Die Osmanen vor Wien: Die Meldeman-Rundansicht von 1529/30. Sensation. Propaganda und Stadtbild [1 ed.] 9783205210542, 9783205210528

215 30 112MB

German Pages [425] Year 2020

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Die Osmanen vor Wien: Die Meldeman-Rundansicht von 1529/30. Sensation. Propaganda und Stadtbild [1 ed.]
 9783205210542, 9783205210528

Citation preview

Die Osmanen vor Wien

Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Band 74

2020 Böhlau Verlag Wien

Die Osmanen vor Wien. Die Meldeman-Rundansicht von 1529/30. Sensation, Propaganda und Stadtbild Herausgegeben von Ferdinand Opll und Martin Scheutz

2020 Böhlau Verlag Wien

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

© 2020 by Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Zeltgasse 1, 1080 Wien Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung: Umschlaggestaltung: Michael Haderer, Wien Satz: Bettina Waringer, Wien

Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-21054-2



Inhalt Hinweise zur Benutzung des Bands und Danksagungen. . . . . . . . . . . . . . . .

9

Ferdinand Opll–Martin Scheutz Sensation, Kommerz und Medialität in der „Rundansicht“ des Niclas Meldeman Zur Einordnung eines polysemantischen Druckwerks. . . . . . . . . . . . . . . 11 Walter Öhlinger Die „Meldeman-Rundansicht“ – eine Zimelie des Wien Museums Anmerkungen zu Überlieferungslage und Kolorierung. . . . . . . . . . . . . . . 21 Ferdinand Opll – Martin Scheutz Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht: Papier, Kolorierung, Beschriftungselemente. . . . . . . . . . . . . 27 S E K T I O N 1: DI E M E L DE M A N -RU N DA N S IC H T VO N 153 0 – Z U R QU E L L E N K U N DE U N D Ü B E R L I E F E RU N G S ­G E S C H IC H T E E I N E R Z I M E L I E DE S W I E N M U S E U M S Ursula Timann Sebald Beham (1500–1550) und Jacob Seisenegger (1505–1567), die geheimnisvollen „Schöpfer“ der Meldeman-Rundansicht?. . . . . . . . . . . 61 Martin Scheutz Die Meldeman-Rundansicht als illustrierte „Zeytung“. Der Druckort Nürnberg und die kommunikative Strategie des Planes in seinen textlichen Mitteilungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

6 Inhaltsverzeichnis

Ferdinand Opll Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen: Die Meldemansche Rundansicht. . . . . . . . . 109 Martina Stercken Raumdarstellung in Kreisgestalt. Beobachtungen zur Kartographie um 1500. . . . . . . . . . . . . . . . . . .

147

S E K T I O N 2: DI E M E L DE M A N -RU N DA N S IC H T: E I N N Ü R N B E RG E R PRO DU K T I M W I E N E R KO N T E X T Antonia Landois Zum Entstehungshintergrund der Meldeman-Rundansicht in Nürnberg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

167

Wojciech Iwańczak Nürnberg als europäisches Zentrum der Kartographie und der Geographie um 1500. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179 Petra Svatek Die Wiener Kartographie im 15. und 16. Jahrhundert Eine Analyse im Kontext der „Cultural Turns“. . . . . . . . . . . . . . . . . .

187

S E K T I O N 3: DI E O S M A N E N U N D DI E R E S I DE N Z S TA D T W I E N Christoph K. Neumann Wie wichtig war Wien? Versuch einer Einordnung der Belagerung in die osmanische Geschichte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 Karl Fischer Die Meldeman-Rundansicht im Rahmen der zeitgenössischen Darstellungen der bedrohten Stadt. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 Yiğit Topkaya Eingekreiste Zeugen, auf den Kopf gestellte Märtyrer: Bilder des Grauens in Niclas Meldemans Rundansicht. . . . . . . . . . . . . .

241

Inhaltsverzeichnis 7

S E K T I O N 4: DI E M E L DE M A N -RU N DA N S IC H T – DI E „V E R Z E IC H N U N G “ DE R S TA D T U N D M Ö G L IC H K E I T E N DE R AU S W E R T U N G Heike Krause Realität versus Fiktion. Die Befestigungen von Stadt und Vorstädten in der Meldeman-Rundansicht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259 Barbara Schedl Die innerstädtische Sakraltopographie auf der Meldemanschen „contrafactur“ von 1529/30. . . . . . . . . . . . . . . . . .

287

Christoph Sonnlechner Taugt die Meldeman-Rundansicht als Quelle für die Umweltgeschichte? Eine Quellenkritik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 299 AU S B L IC K Johannes Feichtinger und Johann Heiss 1529 im Wiener Stadtgedächtnis. Eine Gedächtnisgeschichte der ersten Türkenbelagerung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

317

Peter Barber Niclas Meldeman’s round view of the 1529 siege of Vienna. Summary and suggestions for future research.. . . . . . . . . . . . . . . . . .

331

Abstracts. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339 Verzeichnis der Abbildungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

347

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . 354 Ferdinand Opll, Martin Scheutz Orts- und Personenregister. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 403 Adressen der AutorInnen.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 404

Hinweise zur Benutzung des Bands und Danksagungen Zur Vereinfachung des Anmerkungsapparats sowie zur Vermeidung unterschiedlicher Zitierweisen, insbesondere bei den frühen Druckwerken, die im Band in größerer Zahl Berücksichtigung finden, haben sich die Herausgeber dazu entschlossen, eine Gesamtbibliographie zu sämtlichen Beiträgen zu erstellen. Dem Band liegen drei verkleinerte Faksimiles bei: eines des kolorierten Exemplars der Rundansicht des Niclas Meldeman im Wien Museum, eines der SW-Version dieser Auflage in der Albertina zu Wien und eines der SW-Version der Zweitauflage des Werks in der Bibliothèque nationale de France in Paris. Über den Band verstreut finden sich Zitate aus der Beschriftung der MeldemanRundansicht (etwa 5/32) – diese Beschriftungen wurden ediert in einem eigenen Beitrag1. Die Drucklegung des Bandes wurde – erfreulicherweise – durch den Fund einer zweiten Auflage der Meldeman-Rundansicht durch Peter Barber (siehe sein Resümee der Referate dieser Tagung) verzögert – dieser wichtige Nachweis wurde den Autoren des Bandes noch mitgeteilt und fand Eingang in deren Darstellung. Zuletzt noch einige Worte des Dankes an die am Zustandekommen von Tagung und Band beteiligten Kolleginnen und Kollegen: Auf bereitwillige Unterstützung und stete Hilfsbereitschaft stießen die Herausgeber seit der ersten Idee zu diesem Projekt bei den veranstaltenden Institutionen und ihren Verantwortlichen. Dabei seien in alphabetischer Reihenfolge das Institut für Österreichische Geschichtsforschung, der Verein für Geschichte der Stadt Wien, das Wiener Stadt- und Landesarchiv und das Wien Museum und namentlich Thomas Winkelbauer, Susanne Pils, Brigitte Rigele und Matti Bunzl angeführt. Dass die Eröffnung der Tagung am Abend des 27. März 2019 noch im Vortragssaal des Wien Museums stattfinden konnte, stellte angesichts der bereits zuvor erfolgten Schließung des Museums wegen Umbaus ein ganz außerordentliches Entgegenkommen dar. Herzlicher Dank gilt des weiteren den angesprochenen Referentinnen und Referenten, die allesamt mit großem Engagement mitwirkten und deren Beiträge erst die Tagung wie den hier vorgelegten Band haben Gestalt annehmen lassen. Dass durch Hinweise auf an entlegenerem Ort veröffentlichte Arbeiten sowie auch auf archivalische Überlieferungen dem Wissensstand um die Meldemansche Rundansicht einige wichtige neue Erkenntnisse haben hinzugefügt werden können, ist nicht nur an den entsprechenden Stellen ausdrücklich vermerkt, sondern zählt auch zu den höchst erfreulichen Nachweisen solidarischen Verhaltens innerhalb der Scientific Community unserer Zeit. Wien, 21. April 2020

1 Ferdinand Opll–Martin Scheutz, Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht: Papier, Kolorierung, Beschriftungselemente, S. 27–57.



Sensation, Kommerz und Medialität in der „Rundansicht“ des Niclas Meldeman Zur Einordnung eines polysemantischen Druckwerks Ferdinand Opll–Martin Scheutz

Am 14. Oktober 1529 zogen die Osmanen nach einer erfolglosen Belagerung der Stadt Wien ab, rund 200 Tage später, Ende April 15301, erschien in Nürnberg, von Niclas Meldeman gefertigt, eine aus sechs Holzschnitten bestehende Rundansicht der von einer Zeltstadt umlagerten Residenzstadt Wien, auf der die Belagerung der Stadt in mehreren Bildern simultan dargestellt ist. Diese sechs Holzschnitte bedienten im Sinne von politischer Propaganda die Sensationslust, die „Türkenfurcht“, zugleich implizierte die Rundansicht aber auch einen Appell an das geeinte christliche Abendland. Die Holzschnitte waren darüber hinaus ein kommerzielles Produkt, das den Gesetzen des Marktes (Verkaufsbedingungen, Preis, inhaltliche Aufbereitung des Geschehens) gehorchen musste, wenn der Verleger Gewinne erzielen wollte. Die Berichterstattung über die Wiener Belagerung verlief über ein breites Medienensemble: sowohl illustrierte Flugblätter als auch Flugschriften berichteten darüber – Meldeman musste, wenn er auffallen und kommerziell erfolgreich sein wollte, eine ungewöhnliche Form wählen. Diese 1530 gedruckte Rundansicht der Belagerung – heute eine Zimelie des Wien Museums – erscheint als ein Musterbeispiel frühneuzeitlicher Intertextualität und Medialität. Die Rundansicht vereint intermedial verschiedene Versatzstücke, etwa die 1502 gedruckte Ansicht des Stephansdoms, die Verortung der verschiedenen Wiener Kirchen nach dem Albertinischen Plan von 1421/222 und die Skizze/Vorzeichnung eines unbekannten Malers vom Stephansdom aus. Die Medialität der Meldemanschen Rundansicht war hoch, die Darstellung Meldemans im Holzschnitt strukturierte zeitgenössische Inhalte und vermittelte „Wirklichkeit“: In einer unglaublich raschen Umsetzung konnte Meldeman das Ereignis der Belagerung in ein hochwertiges künstlerisches und vermutlich auch kommerziell erfolgreiches Produkt (in zwei Auflagen) mit einer politischen Botschaft umsetzen: Meldeman gelang es, der Rundansicht Züge einer authentischen Darstellung der Stadt Wien zu verleihen, die Wiener Raumeindrücke über mehrere hundert Kilometer Entfernung zu speichern und in Nürnberg als Serie von Holzschnitten in eine endgültige Form (wohl aus mehreren Vorzeichnungen kompilierend) umzusetzen. In der Wahrnehmung der Zeitgenossen bedrohten   Der wichtigste Beitrag zu dieser Ansicht stammt von Timann, Untersuchungen.   Siehe die Beiträge von Barbara Schedl und von Ferdinand Opll und Martin Scheutz in diesem Band.

1 2

12

Ferdinand Opll–Martin Scheutz

die Osmanen unmittelbar das Heilige Römische Reich – so das Resultat der offiziösen Darstellung Meldemans. Karten bzw. kartenähnliche Darstellungen wie die vorliegende Rundansicht gelten als eine „maßstabsgerechte, graphische Veranschaulichung raumbezogener Daten“3. Diese Darstellungen von Raum ermöglichen eine Bereitstellung von Informationen über die Erdoberfläche, über thematische Fragestellungen und über eine räumliche Ordnung. Der Raumbezug der auf Karten dargestellten Objekte ergibt sich einerseits durch die relative Lage der eingezeichneten Merkmale zueinander und andererseits durch den Bezug auf ein absolutes Koordinatensystem von waagrechten und senkrechten Achsen. Jede Karte muss daher als ein Modell und eben nicht als Repräsentation (Abbild) der Wirklichkeit verstanden werden. Karten sind daher (wie jedes historische Dokument) der Quellenkritik als Denkmal, Landnahme und Wissensspeicher unterworfen, weil jede Karte „gliedernd und ordnend in den Raum des gesellschaftlichen Zusammenlebens eingreift“4. Raum wird auf den komplexen Karten als „Bezugsrahmen für die Anordnung und Abbildungen materieller und geistiger Gegenstände mithilfe von Positionen, Distanzen, Nachbarschaften und Verbindungen“5 hergestellt. Die Raumkonstitution von Karten erweist sich daher vor dem Hintergrund einer interdisziplinären Diskussion als fragwürdig und als epistemologisches Problemfeld. Die Wiener Rundansicht des Niclas Meldeman6, gerne auch als „Rundplan“ bezeichnet, ist ein außerordentlich faszinierendes Bilddokument, repräsentiert ein breites Bündel älterer Bildtraditionen und ist zugleich ein Vertreter der sich seit dem 15. Jahrhundert im Gefolge der Neuinterpretationen der Werke des Claudius Ptolemäus ausbildenden Methoden der Erfassung der Umgebung, von der Landschaft über das, was im Englischen prägnant mit „townscape“ bezeichnet wird, bis hin zum großen Raum und schließlich zur Welt. Metaphorisch gesprochen, wird die große Welt bei dieser Rundansicht in eine Nuss gespiegelt, ein überregional bedeutsames Ereignis wird in eine alt-neue Form7 gegossen und für die Zeitgenossen aufbereitet. Vom 27. bis 29. März 2019 fand in Wien sowohl im damals für den Umbau fast schon leergeräumten Wien Museum als auch im gut besuchten Vortragssaal des Wiener Stadt- und Landesarchivs die internationale Tagung „Die Osmanen vor Wien. Die Meldeman-Rundansicht von 1529/30: Sensation, Propaganda und Stadtbild“ statt. Innovativ, auch im Sinne des „material turn“8, stand ein konkretes Artefakt im Fokus verschiedener Disziplinen, Diskurse und disziplinärer Blickwinkel. Insgesamt siebzehn Referentinnen und Referenten aus Deutschland, Großbritannien, Österreich, Polen und der Schweiz steuerten Beiträge zu dieser Konferenz bei. Verschiedene historische bzw. kulturwissenschaftliche Subdisziplinen waren bei der Tagung vertreten: Geschichtsforschung, Kunst-, Kartographie-, Medien- wie Umweltgeschichte, Archäologie, aber auch die Wiener und Nürnberger Stadtgeschichtsforschung und die Rezeptions- bzw. Erinnerungsforschung. Wichtige Player der österreichischen Geschichtsforschung, der internationalen Archivund Museumslandschaft fanden hier zusammen. Der vorliegende Band ist eine Art „joint   Bauer, Karte 198.   Ebd. 199. 5  Pápay, Kartographie 180. 6  Die Tätigkeit des Briefmalers Niclas Meldeman wurde mustergültig von Ursula Timann aufgearbeitet; siehe auch den Beitrag von Ursula Timann in diesem Band. 7  Siehe den Beitrag von Martina Stercken in diesem Band. 8  Die materielle Kultur der Stadt. 3 4



Sensation, Kommerz und Medialität in der „Rundansicht“ des Niclas Meldeman 13

venture“ verschiedener historischer Zugangsweisen zur Geschichte: Das Institut für Österreichische Geschichtsforschung veranstaltete diese Tagung gemeinsam mit dem Verein für Geschichte der Stadt Wien, dem Wiener Stadt- und Landesarchiv und dem Wien Museum. Intention der für die Tagungskonzeption Verantwortlichen, zugleich Herausgeber des vorliegenden Bandes, war es, anhand eines der herausragenden frühen Bildzeugnisse zu einem der prägendsten Ereignisse in der Wiener Stadtentwicklung die aus diesem Bildwerk ableitbaren Erkenntnisse zu kontextualisieren. Dazu richtete sich der Blick auf das durch dieses Bilddokument vertretene Genre von Ansicht, Bild und Stadtplan sowohl auf die Hintergründe von dessen Entstehung wie zugleich auf den von ihm markierten, es zugleich umgebenden politisch-gesellschaftlichen Rahmen. Der aus sechs Bildstöcken bestehende Holzschnitt9 mit der Rundansicht von Wien zur Zeit der osmanischen Belagerung von 1529 („Erste Wiener Türkenbelagerung“), ist einzig und allein im Wien Museum in einem kolorierten Exemplar überliefert. Schwarz-Weiß-Versionen finden sich im Berliner Kupferstichkabinett10 und in der Wiener Albertina11 und als weiteres Exemplar in Form einer weiteren Auflage – erkennbar am geänderten Titel – in der Bibliothèque nationale zu Paris12 und als Fragment (zwei Holzschnitte) wohl derselben Auflage im Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg13. Es gelang darüber hinaus, Informationen zu weiteren, verlorenen Exemplaren zusammenzustellen – durchaus ein wichtiges Ergebnis der Wiener Tagung: eines in den Sammlungen („Biblioteca Colombina“) des unehelichen ColumbusSohnes Fernando (1488–1539), eines wohl im Besitz Martin Luthers und eines in dem des niederösterreichischen Stiftes Göttweig, zu dem – als ganz große Besonderheit – auch der hohe Preis für den Ankauf in der Höhe von 2 Pfund 2 Schilling überliefert ist14. Die Rundansicht gehört ohne Zweifel zu den bedeutendsten Stadt- und Belagerungsdarstellungen nordalpiner Provenienz aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die Rezeptionsbedingungen der Meldemanschen Rundansicht bleiben, wie bei vielen kommerziellen Druckprodukten15 der Frühen Neuzeit, unklar. Weder über das Zielpublikum noch über die Auflage oder gar den Absatz lassen sich wirklich valide Aussagen treffen. Und Ähnliches gilt ja auch für den Produktionsprozess und die daran beteiligten Personen: Niclas Meldeman selbst, Briefmaler, Drucker und Verleger zu Nürnberg, trat ganz offenkundig in erster Linie als Organisator des Gesamtwerks auf. Nur mit dem kryptischen Hinweis auf die Erwerbung einer Bildvorlage von einem „berühmten Maler“, der von der Höhe des Südturms von St. Stephan zu Wien eine Darstellung angefertigt und ihm käuflich überlassen habe, weist er darauf hin, dass das fertige Werk nicht von ihm selbst bzw. von ihm allein stammt, sondern es sich letztlich um ein Compositum handelt. Nimmt man die auf dem sechsten Blatt (die Rundansicht besteht aus sechs geklebten Blättern) selbst rechts unten gebotene Angabe wörtlich, so wurde die Rundan  WM, Inv. Nr. 48.068. – Siehe dazu den Beitrag von Walter Öhlinger in diesem Band, S. 21f.   Kupferstichkabinett (Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz), Inv.-Nr. 848-100. – Siehe dazu den Beitrag von Walter Öhlinger in diesem Band, S. 22. 11   Albertina, Inv.-Nr. DG1960/1197. – Siehe dazu den Beitrag von Ferdinand Opll, unten S. 27–30. 12   BNF, Reserve AA-6: Beham, Hans Sebald (in Paris Beham zugeschrieben). – Siehe dazu den Beitrag von Ferdinand Opll sowie das Summary von Peter Barber in diesem Band, S. 31 und S. 335f. Anm. 6. 13  GNM, Inv.-Nr. HB215. – Siehe dazu den Beitrag von Walter Öhlinger in diesem Band, S. 22. 14  Den Hinweis auf diesen Göttweiger Rechnungsvermerk verdanken wir Andreas Zajic (ÖAW). Siehe dazu den Beitrag von Ferdinand Opll in diesem Band, S. 144 mit Anm. 183. 15  Siehe den Beitrag von Martin Scheutz in diesem Band. 9

10

14

Ferdinand Opll–Martin Scheutz

sicht jedenfalls „Gemacht / zu Nurenberg durch / Niclaßen Meldeman brif/maler bey der langen prucken / wonhofft nach Christi ge/burt. M.CCCCC.XXX.Jar. / NM“, doch stand hinter diesem „machen“ eben nur ein – zwar gewichtiger – Anteil am Produktionsprozess, keinesfalls aber die alleinige Verantwortung für diesen in seiner Gesamtheit. Die Nennung der Wohnadresse16 Meldemans wies interessierten Käufern zugleich den Weg zum Erwerb des Druckwerkes. Nimmt man seine nachweisbare Berufsbezeichnung als „brifmaler“ gleichfalls wörtlich, so wäre es sogar denkbar, dass sein eigener Anteil am Werden der Rundansicht im Bereich des „Ausstreichens“, der Kolorierung, gelegen gewesen sein könnte17. Freilich ist zu betonen, dass Meldeman in jedem Fall der eigentliche Initiator des Gesamtunternehmens war, hatte er sich doch bereits unmittelbar nach dem Bekanntwerden des Endes der Bedrohung Wiens – der Abzug der osmanischen Truppen vom belagerten Wien begann am 14. Oktober 1529 – am 25. Oktober 1529 vom Nürnberger Rat ein Privileg ausstellen lassen, „die belegerung Wienn aufzureissen und zu drucken, auch den andern verpieten, nit nachzudrucken in 1 Jar“, und sich im November/Dezember persönlich nach Wien begeben18. Vielleicht wird man für den Entstehungsprozess dieser attraktiven Rundansicht der mit der osmanischen Belagerung ins Zentrum eines räumlich weit gespannten Interesses gerückten Stadt Wien nicht anders als bei der vier Jahrzehnte zuvor veröffentlichten Weltchronik des Nürnberger Arztes und Humanisten Hartmann Schedel (1440–1514) am ehesten von einer höchst arbeitsteiligen „Gemeinschaftsleistung“ sprechen dürfen. Dabei ist allerdings zu konstatieren, dass sich im Falle von Schedels „Liber chronicarum“ die Persönlichkeiten, die Anteil an dessen Entstehung hatten, sehr viel besser fassen lassen, nämlich neben Hartmann Schedel selbst, auf den die Konzeption zurückgeht, die für die Vorlagen der mehr als 1.800 Holz­schnitte verantwortlichen Künstler Michael Wolgemut (1434–1519) und dessen Stiefsohn Wilhelm Pleydenwurff (1460–1494) und der Drucker Anton Koberger (1440–1513)19. Dies ist für „den Meldeman“ anders, da nicht einmal der „berühmte Maler“, von dem die zeichnerische Vorlage stammte, eindeutig zu identifizieren ist. Dieser Anonymus wurde bislang vermutungsweise entweder mit Barthel/Bartholomäus Beham (1502–1540), von dem sich eine wohl nach dem Ende der Belagerung verfertigte Ansicht Wiens mit dem Feldlager der Osmanen von 1529 erhalten hat20, oder mit dessen Bruder Hans Sebald Beham (1500–1550), der 1530 in Kooperation mit Niclas Meldeman eine Darstellung des Einzugs Kaiser Karls V. in München vorlegte, identifiziert. Im vorliegenden Band hat nun die wohl beste Kennerin Niclas Meldemans, Ursula Timann, mit dem aus anderen Kontexten bestens bekannten Jacob Seisenegger (1505–1567), der als Schwiegersohn des Wiener Ratsherren und Festungsspezialisten Johann Tschertte († um 1552) nicht zuletzt wohl am einfachsten Zugang in die Türmerstube von St. Stephan hätte erhalten können, einen neuen Namen und einen neuen Identifizierungsvorschlag ins Spiel gebracht. Die detaillierte Autopsie der Rundansicht lässt darüber hinaus aber weitere Vorbilder bzw. Vorlagen ausmachen, an denen sich der Nürnberger Briefmaler orientierte und 16  Zur Langen Brücke, später ABC-, heute Karlsbrücke vgl. die online zugängliche Ausgabe von Diefenbacher–Endres, Stadtlexikon Nürnberg, s. v. „Karlsbrücke“. 17   Timann, Untersuchungen 102, erwähnt, dass er 1520 Briefmalerwerkzeug kaufte, was es möglich macht, dass er zumindest teilweise seinen Lebensunterhalt mit dem Kolorieren von Holzschnitten als Massenarbeit verdiente. 18  Timann, Untersuchungen 127. 19  Posselt, Konzeption. 20  Siehe den Beitrag von Karl Fischer in diesem Band.



Sensation, Kommerz und Medialität in der „Rundansicht“ des Niclas Meldeman 15

die er für die Erstellung seines eigenen Werks verwendete. Völlig eindeutig ist dies der Fall bei der Darstellung der Stephanskirche, für die er sich der Vorlage des bereits 1502 im Druck erschienenen Wiener „Heiligtumbuches“21 bediente. Die Kirche hätte ja der anonyme „berumbte maler“ von seinem Standort in der Türmerstube des Südturms der Wiener Domkirche gar nicht sehen können. Wie umsichtig Meldeman dabei auf der Grundlage seines persönlichen Augenscheins während seines Aufenthalts in Wien selbst im November/Dezember 1529 vorging, zeigt freilich nicht zuletzt der Umstand, dass er eben keine originalgetreue Kopie der Darstellung im „Heiligtumbuch“ für sein eigenes Werk erstellte, sondern im Hinblick auf die erst seit 1519 neu angebrachte Turmbekrönung mit Sonne und Mond den 1529 aktuellen Zustand darbot. Dieser hohe Grad an Realität kann nicht für sämtliche der innerhalb der Stadtmauern dargestellten Gebäude, hauptsächlich Kirchen und Kapellen, gelten, gleichwohl trifft er auf einige weitere Objekte, darunter die landesfürstliche Burg (Hofburg) sowie Teile der Befestigungen, ja wohl auch den im Bereich der Wieden südlich der Stadt gelegenen Laßlaturm, einen Teil der Vorstadtbefestigung, zu. Im Vergleich mit älteren Stadtdarstellungen Wiens, darunter vor allem dem Albertinischen Plan aus den beginnenden 1420er Jahren und der Ansicht von der Donauseite im Werk des Hartmann Schedel, lässt sich gut erkennen, dass im Meldemanschen Werk beachtliche Anleihen an vorliegendem Bildmaterial in Verbindung mit einer vor Ort durchgeführten Autopsie den Gesamteindruck und die Gesamtwirkung herstellen. Da sich der Blick außerhalb der Mauern weit ausdehnt, dabei auch Gebiete und Orte erfasst, die selbst vom Stephansturm aus nicht hätten gesehen werden können, wird man wohl davon ausgehen dürfen, dass Meldeman oder einer bzw. mehrere seiner Gewährsmänner nach dem Ende der Belagerung auch das verwüstete Umland der Stadt aufgesucht haben müssen. Der Blick auf Wien von Süden mit den Verwüstungen des „Türkenjahres“, den Barthel Beham vorgelegt hat, kann ja – wie bereits ausgeführt – gleichfalls erst nach dem Ende der Kämpfe entstanden sein. – Insgesamt liegt somit ein auf etlichen Vorlagen beruhendes, auf der Grundlage einer Überprüfung der Situation vor Ort in seinen wesentlichen Zügen konzipiertes Bildwerk vor, das dann in Nürnberg mit der Anfertigung von sechs aufeinander abgestimmten Holzbildstöcken, der Drucklegung und der zumindest für einige der vorgelegten Exemplare durchgeführten Kolorierung an die Abnehmer gelangte.

Themenfelder der Forschungen zur Meldemanschen Rundansicht Die Rundansicht des Niclas Meldeman ist ein polysemantisches, vielfältige Interpretationsmöglichkeiten zulassendes Kunstwerk, das verschiedene Auswertungsebenen eröffnet. (1) Breite Motivik hinter der Rundansicht: Die Bandbreite denkbarer Motive zur Produktion des Bildwerks mit seinen sechs Druckstöcken ist jedenfalls groß: kommerzielle, ideologische oder etwa reichs-/realpolitische Gründe ließen sich anführen. Sie reichen auf der Mikroebene von der nicht zuletzt ökonomisch motivierten Initiative Niclas Meldemans selbst, der sich angesichts des Sensationsgehalts des Geschehens selbstverständlich Hoffnungen auf guten Absatz und kaufmännischen Gewinn machte, bis hin 21

  VD16 H 3283 und VD16 H 3284.

16

Ferdinand Opll–Martin Scheutz

zu den politischen Absichten der Reichsstadt Stadt Nürnberg auf der Makroebene. Die Reichsstadt, euphemistisch als „Venedig Deutschlands“ bezeichnet, stellte sich militärisch mit eigenen Truppenkontingenten demonstrativ hinter den habsburgischen Herrscher und positionierte sich damit gerade in Zeiten zunehmender konfessioneller Spannungen (Nürnberger Religionsgespräch vom März 1525) auf der Seite des Stadtherrn. Obwohl sich der Stadtrat entschieden der Reformation zuwandte22, suchte man reichspolitisch und symbolisch einen Einklang zum Stadtherrn herzustellen. Die in den vier Zwickeln der Rundansicht angebrachten Wappen unterstreichen nicht zum Wenigsten diese „demonstrative Loyalität“23: oben die Wappenschilde der Königreiche Ungarn (links) und Böhmen (rechts) als der beiden Länder, in denen Ferdinand I. nach der Schlacht von Mohács (1526) König war, unten die des Erzherzogtums Österreich (links) und der Stadt Wien (rechts), wobei gleichfalls am unteren Rand in Lorbeerkränzen links das Nürnberger Wappen und rechts der Hinweis auf Niclas Meldeman als „Macher“, dessen Wohnort und das Entstehungsdatum 1530 beigefügt sind. (2) Rezeptionshintergrund der Meldemanschen Rundansicht: Schon zuvor wurde angemerkt, dass sich aus den wenigen auf uns gekommenen oder aus Erwähnungen bekannten Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht nur schwer valide Aussagen über deren Rezipienten bzw. Käufer ablesen lassen. Dazu kommt, dass die vorliegenden Drucke ihren ursprünglichen Besitzern nur annäherungsweise zuzuordnen sind, vielfach erst sehr spät in den Besitz der sie verwahrenden Museen und Sammlungen gelangt sind. Bedauerlicherweise ist nicht bekannt, wie viele Exemplare Meldeman dem Auftraggeber, dem Nürnberger Rat, übergeben hat bzw. auch überlassen musste. Dass er dieser nicht zuletzt aus seinem Auftrag resultierenden Verpflichtung freilich nachkam, ist durchaus bezeugt, und aus den Belegen, dass man ihm im Gegenzug Geldbeträge „verehrte“, ist zu erkennen, dass auch damit finanzieller Profit verbunden war24. Aus etwas späterer Zeit wissen wir für Nürnberg davon, dass man für das Rathaus und die Räte sehr gezielt Darstellungen der eigenen Stadt herbeischaffen ließ, und auch aus anderen Städten, darunter etwa Preßburg, ist dies bekannt25. Da wir über den Preis eines Exemplars der Rundansicht – er war für ein koloriertes Blatt sicherlich deutlich höher – nichts wissen bzw. sich dieser ausschließlich für das verlorene Exemplar im Besitz des Stiftes Göttweig angeben lässt 26, lässt sich schwer beurteilen, ob die nachweisbare Absicht Meldemans, mit der Ansicht etwas für den „gemeinen Mann“ anbieten zu können, tatsächlich ein breites Publikum im Blick hatte. Dass Meldeman mit der Aufnahme von auch namentlich genannten Adeligen in sein Bildwerk durchaus auf einen Absatz bei diesen Persönlichkeiten selbst rekurriert haben könnte, erscheint mehr als plausibel. Im Hinblick auf den Rezipientenkreis wird man freilich auch zu bedenken habe, dass dieser weitaus größer sein konnte, als dies bloß mit den Empfängern bzw. Käufern von Exemplaren anzugeben ist. Freunde und Bekannte derselben, im Fall der Nürnberger Stadtväter etwa die mit den inneren Bereichen der Stadtregentschaft verbundenen Kreise aus humanistischen Intellektuellen und Gelehrten, mochten Gelegenheit gehabt haben, die Ansicht zu betrachten, und im Fall von Samm22  Vgl. dazu jetzt die einschlägigen Beiträge des Tagungsbandes: Krakau – Nürnberg – Prag. Stadt und Reformation. 23  So die Formulierung von Antonia Landois in diesem Band. 24  Timann, Untersuchungen 129. 25  Siehe den Beitrag von Ferdinand Opll in diesem Band. 26  Siehe dazu oben S. 13 Anm. 14.



Sensation, Kommerz und Medialität in der „Rundansicht“ des Niclas Meldeman 17

lungen wie etwa der des Fernando Columbus wird man wohl ebenso damit rechnen dürfen, dass auch weitere Personen Zugang zu diesem Bildwerk haben konnten. Schließlich bietet das Wissen um die Veröffentlichung einer Zweitauflage – wohl um die Mitte des 16. Jahrhunderts, da später das Interesse am Ereignis verebben sollte – einen markanten Hinweis darauf, dass der Absatz gut gewesen sein muss. Besondere Attraktivität hatten sicherlich die „ausgestrichenen“, d. h. die kolorierten Exemplare, von denen jedenfalls eines an den Nürnberger Rat übergeben wurde27, aber wohl auch weitere hergestellt wurden. Das Wiener Exemplar – heute die einzige erhaltene kolorierte Ausgabe – stammt aus der königlichen Sammlung in Dresden, wo die Fürsten bereits im 16. Jahrhundert durch ein großes Interesse für Kartographie und im weitesten Sinne kartographische Produkte auffielen28. Mangels entsprechender Nachweise für die Produktionskosten, die Kosten für Lagerung und Vertrieb, ja selbst die Preisgestaltung eines Exemplars der Rundansicht (schwarzweiß oder koloriert) lässt sich schwer eruieren, welchen Gewinn/Verlust Niclas Meldeman tatsächlich damit machte. Die dem Nürnberger Rat gleichsam als „Pflichtexemplare“ überlassenen Drucke wurden Meldeman jedenfalls, wie dies bei solchen Fällen durchaus üblich war, mit einem „Geschenk“ von „6 gulden rheinisch“ entgolten. Der Umstand, dass der Verleger nach seiner Rückkehr aus Wien zu Ende Dezember 1529 ein Darlehen in der Höhe von 50 rheinischen Gulden über den Ratsschreiber Lazarus Spengler im Auftrag des Nürnberger Rates erhielt, mochte die Herstellung vereinfacht haben, zurückgezahlt hat Meldeman diese Summe dann jedenfalls lange nicht29. (3) Narrativität und politische Instrumentalisierung der Rundansicht: Die Frage, wie man das mit seinen Ausmaßen von 81,2 x 85,6 cm zwar nicht extrem große, aber doch beachtliche Bildwerk lesen und präsentieren konnte, ist ein weiteres Enigma im Rahmen der Auseinandersetzung damit. Für eine Affichierung auf einer Wand dürfte er sich nicht zuletzt wegen seiner gemeinsam mit dem Rundbild „wandernden“ Beschriftung kaum geeignet haben. Dennoch gibt „der Meldeman“ mit seinen Wappendarstellungen in den Zwickeln und mit St. Stephan ganz eindeutig eine Blickrichtung vor, nämlich eine Leserichtung von unten nach oben bzw. von Norden nach Süden. Das Auffällige ist nun aber freilich die Art und Weise, wie die zahlreichen, in einem mit den sechs Holzstichen gedruckten Beschriftungen30, die sich in großer Zahl sowohl innerhalb der Stadtmauern, bei deren Toren und auch außerhalb der Befestigungen finden und zum Teil regelrechte Narrative zu bestimmten Szenen abgeben, ins Bild eingefügt sind. Sie sind nämlich nicht durchgehend waagrecht ins Bild gesetzt. Sie orientieren sich innerhalb der Stadt zwischen der Burg und St. Stephan an der Hauptblickrichtung von Nord nach Süd, folgen aber sonst im Regelfall der vom Gesamtwerk vorgegebenen runden Form, womit sie die Betrachter dazu zwingen, entweder den Holzschnitt zu drehen oder sich selbst darum herum zu bewegen – im Zentrum steht aber St. Stephan. Im Falle der Hinrichtungsszene und eines Truppenkontingents im Inneren der Stadt ist sogar ein leichtes Abweichen davon zu konstatieren, verlaufen die Beschriftungen dabei doch senkrecht, was vielleicht darauf zurückgeht, dass der vorhandene Platz für eine Beschriftung in dieser Form am besten   Timann, Untersuchungen 129.   Opll–Krause–Sonnlechner, Wien als Festungsstadt 76f. 29  Timann, Untersuchungen 128, 138f. 30  Siehe die Transkription der Beschriftungen im Beitrag von Ferdinand Opll und Martin Scheutz in diesem Band. 27 28

18

Ferdinand Opll–Martin Scheutz

genutzt werden konnte. Vieles spricht dafür, dass man die Rundansicht liegend auf einem Tisch zu präsentieren pflegte, machte dies doch ein Umschreiten des Belagerungsbildes und damit das Eindringen in dessen reichen Bildinhalt am einfachsten möglich. Die Betrachtung der Rundansicht lässt sich damit auch als körperliche Praxis beschreiben. Diese Darstellungsweise war im zeitgenössischen Kontext nicht ungewöhnlich, das zeigt sich nicht zuletzt am Umstand, dass Augustin Hirschvogel (1503–1553) zwanzig Jahre nach Meldeman seinen Grundriss von Wien – ein Werk, das vornehmlich im Kontext des Ausbaus der Wiener Befestigungen 1547 entstanden war – im Jahre 1549 in Form eines Rundgemäldes auf einem Tisch platzierte, den er der Stadt Wien übergab und der sich bis heute im Wien Museum erhalten hat31. Auch auf dieser runden Darstellung lässt sich feststellen, dass die Beschriftungen den Möglichkeiten der Betrachtung während eines Umschreitens Rechnung tragen. (4) Nürnberg als Zentrum der europäischen Kartographie und Einbettung der Rundansicht in die europäische kartographische Tradition: Die Meldeman-Rundansicht der Stadt Wien 1529 lässt sich auch als Ergebnis eines Wissenstransfers von Wien nach Nürnberg und retour verstehen. Die Reichsstadt verstand sich in der zweiten Hälfte des 15. und in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts als europäisches Zentrum der Kartographie32. Anders als in Wien waren die Nürnberger Drucker mit der Herstellung von Karten und kartenähnlichen Darstellungen vertraut. Kartographisches Grundwissen, verlegerisches Können und ein aufnahmebereiter Markt verhießen gute Rahmen- und Absatzbedingungen für die ungewöhnliche Darstellung Meldemans. Das große Nürnberger Wissen floss in die zentraleuropäische Kartenproduktion ein33. (5) Quellenwert der Meldemanschen Rundansicht: Für die Wiener Stadtgeschichtsforschung ist die Rundansicht von 1530 eine ebenso wichtige wie ambivalent bewertete Quelle. Die Bedeutung der Belagerung Wiens 1529 wurde damit unter anderem europaweit gespiegelt, die habsburgischen Herrscher erhielten mit den sechs „Bildern des Grauens“34 ein wichtiges Propagandamedium an die Hand gereicht, weil damit das habsburgische „buon governo“ im Sinne einer erfolgreichen Verteidigung der Residenz unterstrichen wurde. Die Wiener Stadtgeschichte und vor allem auch die hiesige Stadtarchäologie bewerten den Quellenwert der Rundansicht ambivalent, Stimmigkeit der Darstellung und bildliche Fabulierkunst stehen in diesem kommerziellen Produkt unvermittelt nebeneinander35. Die Darstellungsqualität der Wiener Stadtmauer, die umweltgeschichtliche Präzision der mäandrierenden Donau oder die Darstellung der Bewaffnung von Verteidigern wie Angreifern oder andere topographische Konkretisierungen wurden und werden am Beispiel der Meldemanschen Rundansicht erörtert, aber auch hinterfragt. Die Rundansicht ist zwar eine der wichtigsten Quellen zur Wiener Stadtgeschichte aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, sie bietet aber auch methodisch große Schwierigkeiten bei der Interpretation.   Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 60 (Nr. 35).   Siehe den Beitrag von Wojciech Iwańczak in diesem Band. 33  Siehe den Beitrag von Petra Svatek in diesem Band. 34  Siehe den Beitrag von Yiğit Topkaya in diesem Band. 35  Siehe die Beiträge der vierten Sektion, namentlich die Beiträge von Heike Krause, Barbara Schedl und Christoph Sonnlechner in diesem Band. 31 32



Sensation, Kommerz und Medialität in der „Rundansicht“ des Niclas Meldeman 19

(6) Osmanisch-habsburgische Alteritätsbeziehungen: Ohne die Geschichte der Ersten Wiener osmanischen Belagerung im Detail nachzuzeichnen, wird im vorliegenden Band dennoch ein höchst facettenreiches Bild der Geschehnisse – fokussiert auf das wohl attraktivste Bilddokument, das davon Zeugnis abgibt – gezeichnet. Der Einbettung in das größere Geschehen, unter dezidierter Einbeziehung der gleichsam „anderen“ Seite, nämlich der osmanischen Geschichte, zeigt, dass das Beispiel Wien 1529 eindeutig einer Re-Dimensionierung in der westlichen Geschichtsschreibung bedarf36. Die höchst ungenügende Rüstung, das Fehlen entsprechender Artillerie zum Einsatz gegen die belagerte Stadt auf Seiten der Osmanen mahnen zur Vorsicht vor einer Überbewertung der Abläufe 1529. Aus einer Reihe von Beobachtungen lässt sich zudem der vergleichbar geringe Stellenwert Wiens für die Osmanen gerade im frühen 16. Jahrhundert ablesen. Umgekehrt wird die Belagerung von 1529 immer in der Spiegelung des alles überstrahlenden Geschehens der Zweiten Belagerung im Jahre 1683 gesehen37. Wien hatte als Stadt schon unter Maximilian I. einen Rückgang an Bedeutung hinnehmen müssen. Zudem erlitt die Donaustadt mit ihrem Bemühen um Positionierung gegenüber dessen Enkel Ferdinand I. zu Anfang der 1520er Jahre völligen Schiffbruch38. Die Katastrophe des schweren Stadtbrandes von 1525 sowie die herbe Herabstufung ihrer früheren politischen Position durch die Stadtordnung von 1526 bedeuteten einen weiteren markanten Bedeutungsverlust. Die Nichteinnahme der Stadt war sicherlich den ungenügenden Vorbereitungen der Angreifer sowie den äußerst ungünstigen Witterungsverhältnissen des Spätsommers und Frühherbstes 1529 zu verdanken. Die kolorierte Meldeman-Rundansicht des Wien Museums, ein zwischen Wien und Nürnberg angesiedeltes Medienprodukt, zählt zu den überragenden Artefakten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Viele Aspekte von Kartographie-, Kunst-, Kriegs-, Medien-, Propaganda-, Regional-, Stadt-, Umweltgeschichte oder beispielsweise der Osmanistik und der Wissensgeschichte lassen sich mit dieser kartographischen Darstellung der Belagerung Wiens von 1529 beleuchten – das vorliegende Buch stellt dieses Druckwerk in den Mittelpunkt einer interdisziplinären Betrachtungsweise und unterstreicht den Mehrwert, den eine multidisziplinäre Annäherungsweise zu erzeugen vermag. Das mediale Europa der Frühen Neuzeit in der Nussschale von sechs Nürnberger Holzschnitten erwies sich als lohnendes Forschungsobjekt!

  Siehe den Beitrag von Christoph Neumann in diesem Band.   Zur Rezeptionsgeschichte der Belagerungen Wiens siehe den Beitrag von Johannes Feichtinger und Johann Heiss in diesem Band. 38  Im Überblick vgl. dazu Opll, Ferdinand I. 36 37

Die „Meldeman-Rundansicht“ – eine Zimelie des Wien Museums Anmerkungen zu Überlieferungslage und Kolorierung Walter Öhlinger

Vom 4. bis 6. Mai 1927 fand im Vortragssaal des Leipziger „Museums für bildende Künste“ am Augustusplatz eine vom Auktionshaus C. G. Boerner veranstaltete Versteigerung einer „Sammlung kostbarer alter Holzschnitte des 15. bis 19. Jahrhunderts“ statt. Als Nr. 977 wurde unter Zitierung des Originaltitels angeboten: „ ‚Der stadt Wien belegerung / wie die auff dem hohen Seffansthurn allenthalben gerings vm die gantze stadt / zu wasser vnd landt mit allen dingen anzusehen gwest ist.‘ […] Eine höchst seltene, wohl nur in wenigen Exemplaren erhaltene große Ansicht von Wien und Umgebung, mit zahlreichen Einzelheiten, die durch kurze und längere Beischriften in Typendruck erklärt werden; gleichzeitig ein wichtiges Dokument als eine nach der Natur aufgenommene Belagerungsdarstellung vom Anfang des 16. Jahrhunderts. Der vorliegende Abdruck ist fast vollständig erhalten, nur wegen verschiedener Risse aufgezogen. Das alte Kolorit ist von schönster Erhaltung und verleiht der Ansicht einen eigentümlichen Reiz.“1 Das Historische Museum der Stadt Wien, das heutige Wien Museum, konnte das Objekt für 1.937,60 Reichsmark (was der heutigen Kaufkraft von rund 7.000 Euro entspräche) erwerben. Es wurde unter der Inventarnummer 48.068 und dem Titel „Nikolaus Meldemann. Ansicht der Stadt Wien zur Zeit der ersten Türkenbelagerung. Kolorierter Holzschnitt, Nürnberg 1530, bez(eichnet)“ ins Inventar des Museums aufgenommen. Zum Zeitpunkt dieser Erwerbung war der „Meldemann-Plan“2 – so die gängige museumsinterne Bezeichnung – in Wien längst bekannt. Ein deutliches Indiz dafür ist nicht zuletzt die Benennung einer Straße im Jahr 1899 im damaligen zweiten Wiener Gemeindebezirk (nach der Teilung des Bezirks im darauffolgenden Jahr kam sie im zwanzigsten Bezirk zu liegen) nach dem Nürnberger Verleger. Man kannte die Ansicht in Wien als Reproduktion: Der Historiker, Kunsthistoriker und grafische Künstler Albert Camesina (1806–1881), der Kunstwerke und historische Quellen aus dem Wiener Raum in Abbildungen und Faksimiles veröffentlichte, hatte 1851 eine Lithographie der Rundansicht angefertigt, aber zunächst nicht publiziert. Erst 1863 wurde sie im Auftrag des Wiener   Sammlung alter Holzschnitte (Versteigerungskatalog) 157.   Wie im 16. Jahrhundert durchaus üblich, wurde der Name des Nürnberger Verlegers von Zeitgenossen nicht einheitlich geschrieben. Das Museum verwendete meist die Variante „Meldemann“ (und nicht, wie auf der Ansicht selbst, „Meldeman“). 1 2

22

Walter Öhlinger

Gemeinderats von Karl Weiß (1826–1895) herausgegeben. Weiß war damals städtischer Archivar, er sollte später zum Direktor von Archiv und Bibliothek, 1888 auch des neugegründeten Historischen Museums der Stadt Wien aufsteigen. Er versah die Edition mit einem erläuternden Text und ergänzte sie durch den Nachdruck von Meldemans eigenem Begleittext und zwei kurz nach dem Ereignis erschienene Berichte über die osmanische Belagerung Wiens von Stern von Labach bzw. Hans Lutz. Weiß zählt in seinem Begleittext die überlieferten Exemplare von Meldemans Rundansicht auf: „Von den drei noch erhaltenen Exemplaren ist das eine in der Sammlung des Vicepräsidenten der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Herrn Theodor von Karajan in Wien, das zweite war in der Sammlung des verstorbenen Staatsministers Herrn von Nagler zu Berlin und ist wahrscheinlich mit den übrigen kostbaren Holzschnittwerken in den Besitz des Berliner Museums übergegangen, und das dritte Exemplar ist in der königlichen Sammlung zu Dresden. Das letztgenannte unterscheidet sich von den beiden Ersteren darin, dass es colorirt ist, und zwar wurde die Illuminirung wahrscheinlich zu der Zeit vorgenommen, als der Holzschnitt im Drucke erschien. Zwei Blätter des Holzschnittes endlich erhielt vor mehreren Jahren das germanische Museum in Nürnberg zum Geschenke.“3 Der Verbleib der von Weiß aufgezählten drei vollständig erhaltenen (d. h. aus sechs Blättern zusammengesetzten) Exemplare und zweier Fragmente ist bekannt, darüber hinaus kennen wir heute ein weiteres vollständiges Exemplar einer zweiten Auflage: (1) Das Exemplar Theodor von Karajans (1810–1873) – auch er ein großer Name der Wiener Stadthistoriographie und wie Camesina und Weiß ebenfalls Gründungsmitglied des „Alterthums-Vereines“ zu Wien – befindet sich heute in der Albertina in Wien. Es war die Grundlage für Camesinas Faksimile, der dieses dann „nach dem Muster des in Dresden befindlichen Exemplares von kundiger Hand illuminiren“ ließ4. (2) Das Exemplar aus dem Besitz Karl Ferdinand Friedrich von Naglers (1770–1846) – er ist vor allem als Organisator der preußischen Post im Vormärz bekannt – wird heute im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin aufbewahrt. (3) Das einzige kolorierte Exemplar aus der königlichen Sammlung in Dresden ist eben jenes, das – wie oben dargestellt – 1927 vom Historischen Museum der Stadt Wien erworben wurde. (4) Die beiden Einzelblätter liegen auch heute noch im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Ihre Beschriftung weicht von den bisher genannten Exemplaren ab, was auf eine zweite Auflage schließen lässt. (5) Ein vollständiges Exemplar dieser zweiten Auflage mit dem Titel „Wahrhafftige Contrafactur der Löblichen vnd Weitberühmbten Hauptstadt Wienn …“ befindet sich in der Bibliothèque nationale de France, Paris5. Angesichts dieser Überlieferungslage handelt es sich bei dem Exemplar im Wien Museum um ein Unikat: Als einziges ist es koloriert oder, um den entsprechenden Begriff aus dem 16. Jahrhundert zu verwenden, „ausgestrichen“. Doch stammen die Farben tatsächlich aus der Entstehungszeit? Um diese Frage zu beantworten, ließ das Wien Museum die Ansicht durch das „Institut für Naturwissenschaften und Technologie in der Kunst“ an der Akademie der bildenden Künste Wien materialanalytischen Untersuchun  Weiss, Rundansicht XII, zu Karl Weiss (1850–1901) ÖBL 16 (2019) 95f.   Ebd. XII. 5  Abgebildet bei Pollak, Cities 112; Signatur BNF, Reserve AA-6 (Beham, Hans Sebald). Der Hinweis auf diese zweite Ausgabe stammt von Peter Barber (London). 3 4



Die „Meldeman-Rundansicht“ – eine Zimelie des Wien Museums 23

gen unterziehen. Es wurden eine Röntgenfluoreszenzanalyse und eine Fourier-TransformInfrarotspektoskopie im Reflexionsmodus durchgeführt6. Beide Methoden erlauben es, zerstörungsfrei (d. h. ohne Veränderungen an den untersuchten Objekten vorzunehmen), chemische Elemente zu bestimmen bzw. funktionelle Gruppen bei organischen und anorganischen Verbindungen nachzuweisen. So kann etwa auf die Verwendung bestimmter Farbstoffe geschlossen werden. Das Ergebnis: Es wurden keinerlei Hinweise auf die Verwendung von Farbmitteln gefunden, die es zur Entstehungszeit der Ansicht nicht schon gegeben hätte. Das Ergebnis dieser Analyse schließt also eine Kolorierung unter Verwendung von Farbmaterialien, wie sie ab den 1850er Jahren entwickelt wurden, aus – was ohnehin auch auf Grund der Tatsache, dass das kolorierte Exemplar in Dresden schon 1851 Vorlage für die Farbgebung von Camesinas Faksimiles gewesen war, nicht in Betracht kam. Deutlichere Indizien liefert die genaue Betrachtung der Farben an jenen Stellen der Ansicht, an denen die Einzelblätter zusammengefügt wurden. Ich folge hier Hinweisen von Andreas Gruber, Papierrestaurator am Wien Museum: An der Schnittstelle des linken und des mittleren Blattes der oberen Reihe findet sich die Darstellung des Laßla-Turms (auf der Ansicht bezeichnet als „K. latzlas thurn“), eines Torturms an der äußeren Grenze der Vorstadt Wieden. An prominenter Stelle im oberen Bereich der Ansicht, etwas links der Mitte, platziert, fällt der Turm, dessen Dach in Flammen steht, dem Betrachter auch als größter unter allen dargestellten vorstädtischen Bauten sofort ins Auge, Nun ist gerade an dieser Stelle eine Inkonsequenz in der Farbgebung zu bemerken: Der linke Teil des Dachs, der noch am oberen linken Einzelblatt zu liegen kommt, ist grün, der rechte, der bereits am oberen mittleren Einzelblatt liegt, ist rot ausgemalt (Abb. 1). Ähnliches findet man in der unteren Hälfte der montierten Gesamtschau am Zusammenstoß des mittleren und des rechten Blattes: Dreht man die Ansicht um 180o, sodass dieser Teil – der das weitläufige Gebiet der Donauarme zeigt – oben zu liegen kommt, findet man dort an einer Insel angelandete osmanische Schiffe mit der Bezeichnung „Nassern schiff“ (gemeint sind Nassadisten, eine Bezeichnung für die osmanischen Flussmatrosen auf der Donau). Auf der in Grün- und Brauntönen kolorierten Insel sieht man einen osmanischen Bogenschützen, einen Reiter mit Lanze sowie mehrere, um ein Feuer lagernde Türken. Unmittelbar daneben und genau an der Grenze zum nächsten angefügten Einzelblatt bricht die grüne Farbe abrupt ab. Der Rest der Insel ist blau ausgemalt, sodass eine ganze Reihe von Figürchen in osmanischer Kleidung gleichsam im Wasser zu stehen kommt. Der Kolorist des mittleren Blatts hatte beim Ausmalen der Donau („der groß fluß der Thonaw“ lautet der Text in Typendruck gleich daneben) „seinen“ Teil der Insel versehentlich mit blauer Farbe mitkoloriert (Abb. 2). Ein drittes Detail sind Varianten bei der Kolorierung der großen, auffälligen Rauchwolken über den brennenden Gebäuden. Zunächst fällt auf, dass die Farbgebung der in der Linienführung des Holzschnitts recht ähnlich gestalteten Wolken in der unteren Hälfte des Blattes deutlich blässer ausgefallen ist. Am anschaulichsten wird das im äußeren rechten Teil des Rundblicks nahe der mittleren Horizontale. Die über Ottakring

6  Institut für Naturwissenschaften und Technologie in der Kunst, Akademie der bildenden Künste Wien, DI Dr. B. Frühmann, Mag. Dr. W. Vetter, O. Univ.-Prof. DI Dr. M. Schreiner: Untersuchungsbericht Nr. 2018/15. Materialanalytische Untersuchungen an Objekten des Wien Museums mittels Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) und Fourier Transform Infrarot (FTIR) Spektroskopie (interner Bericht), Wien, April 2018.

24

Walter Öhlinger

Abb. 1: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: LaßlaTurm (WM, Inv. Nr. 48.068).

(„otekrin“) und der Alszeile („das dorff Alls“ im Bereich der heutigen Reichsratsstraße7) aufsteigenden Wolken sind wie alle weiter oben in einem dunkleren, die über den nur 7

 Vgl. Düriegl, Rundansicht 107.



Die „Meldeman-Rundansicht“ – eine Zimelie des Wien Museums 25

Abb. 2: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Donau mit Nassadisten (WM, Inv. Nr. 48.068).

wenig darunter verorteten Dörfern Dornbach („d[…]bach“, das Exemplar des Wien Museums weist hier eine Fehlstelle auf ) und Döbling („Töbling“) wie alle weiter unten in einem helleren Grauton „ausgestrichen“ (Abb. 3, der Ausschnitt ist um 45o gedreht). Noch aufschlussreicher ist jedoch ein zweiter Blick auf den Laßla-Turm: Nicht nur das Dach ist entlang der Trennlinie zwischen dem oberen rechten und dem oberen mittleren Blatt unterschiedlich koloriert, sondern auch die Rauchwolken darüber. Während sie links gleichmäßig grau erscheinen, ist rechts die graue Farbe getupft aufgetragen, sodass sich eine Hell-Dunkel-Schattierung ergibt (Abb. 1). Der Unterschied mag für den Betrachter geringfügig erscheinen, aber er spricht nicht nur für eine separate Kolorierung der Einzelblätter, sondern auch dafür, dass hier mehrere Hände am Werk waren. Ganz offensichtlich wurden also die Einzelblätter vor dem Zusammenfügen koloriert. Kaum anzunehmen, dass dem Besitzer eines kompletten Satzes von Einzelblättern, der diese vor dem Zusammensetzen koloriert hätte, solche Versehen unterlaufen wären. Viel eher gehen sie auf eine serielle Arbeit zurück, ausgeführt von mehreren Koloristen in ­einer Werkstatt, vermutlich eben jener Meldemans. Diese beschriebenen Abweichungen wurden übrigens nicht in das Faksimile Camesinas übernommen, was aber nicht gegen die Feststellung spricht, die Farbgebung der Chromolithografie wäre nach dem Dresdner Original erfolgt. Die Unstimmigkeiten sind wohl als Fehler aufgefallen und wurden korrigiert. Die Kolorierung, die, wie hier gezeigt werden konnte, mit höchster Wahrscheinlichkeit aus der Entstehungszeit stammt, hebt das Exemplar des Wien Museums unter den

26

Walter Öhlinger

Abb. 3: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Döbling und Ottakring (WM, Inv. Nr. 48.068).

erhaltenen heraus, sie macht es zu einem Unikat und unbestritten zu einem „Highlight“8 der Sammlung. Andererseits ist es gerade diese Farbigkeit, die die Ansicht zu einem höchst fragilen, nur temporär ausstellungsfähigen Objekt macht. Eine Lichtbelastung von höchstens 50 Lux, eine ununterbrochene Ausstellungsdauer von allerhöchstens drei Monaten – so lauten die Regeln, die es einzuhalten gilt, wenn die Farben nicht verblassen sollen. In der Dauerausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien bzw. seit 2001 des Wien Museums war daher meist ein Faksimile zu sehen. Bis Ende der 1980er Jahre griff man dafür übrigens auf die Chromolithografie Albert Camesinas zurück9. Das Original wird in eigenen Sonderausstellungen10 und als temporäre Leihgabe in Ausstellungen anderer Museen11 gezeigt.  Vgl. Öhlinger, Rundansicht 48f.  Vgl. Düriegl, Rundansicht (1984). 10  Zuletzt in: Wien von oben. 11  Zuletzt in: Global:lab. Kunst als Botschaft. 8 9

Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht: Papier, Kolorierung, Beschriftungselemente Ferdinand Opll – Martin Scheutz

Über den vorliegenden Sammelband verteilt finden sich immer wieder Bemerkungen zur Überlieferungssituation der Meldemanschen Rundansicht, doch scheint es der Bedeutung dieses herausragenden Bildwerks mehr als angemessen, dies gleichsam konzentriert an einer Stelle zusammenzufassen. Darüber hinaus sollen hier aber auch Angaben geboten werden, die aus der Möglichkeit persönlicher Einsichtnahmen in die beiden in Wien – im Wien Museum (Inv. Nr. 48.068) wie in der Albertina (Inv.-Nr. DG1960/1197) – verwahrten Exemplare erwachsen sind. Zuletzt werden die Beschriftungselemente sämtlicher vorliegender Überlieferungen einer vergleichenden Untersuchung unterzogen. In einem Anhang schließlich wird ein Vergleich der Inhalte des Meldemanschen Werkes und des Albertinischen Stadtplans von Wien angestellt. Dank der kollegialen Unterstützung von Christof Metzger, Chefkurator an der Wiener Albertina, war es den beiden Autoren möglich, eine eingehende Autopsie1 des zweiten in Wien erhaltenen Exemplars der Erstauflage der Rundansicht des Niclas Meldeman durchzuführen. Maßgebliche neue Einsichten und Erkenntnisse sind dieser Begutachtung zu verdanken. Augenfällig wurde dabei zunächst, dass das Lineament der gesamten Darstellung an der Rückseite des Blattes an etlichen Stellen leicht erhaben hervortritt. Dies resultiert aus der Art des Druckvorgangs per Bürstenabrieb, wobei die Blätter auf den Druckstock gelegt wurden und der Druck selbst mittels Bürste gleichsam auf das Papier aufgebürstet wurde. Das Exemplar in der Albertina ist – im Gegensatz zu dem kolorierten im Wien Museum und genauso wie das im Kupferstichkabinett in Berlin (Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Inv.-Nr. 848-100) – jedenfalls vollständig erhalten, weist insbesondere auch die Beschriftungen am unteren Rand des Blattes auf, die in der einzigen von Hand kolorierten Überlieferung fehlen2. Dennoch zeigt die unterschiedliche Höhe der oberen drei Teilblätter 1−3 gegenüber den die untere Hälfte der Darstellung bildenden drei Teilblättern 4−63, dass man wohl auch hier Beschneidun  Durchgeführt am 14. Februar 2020.   Siehe dazu unten die Beschriftung betreffs des Bisambergs auf dem 5. Teilblatt und dazu unten S. 50f. bei Nr. 5/32. 3   Die oberen Blätter sind 388 mm, die unteren 407 mm hoch, womit sich eine Differenz von knapp 20 mm ergibt. Diese Abweichungen sind nicht zuletzt deshalb von Interesse, weil sie zeigen, dass man bei der späteren Auflage, wie sie sich als Fragment im GNM in Nürnberg, als vollständiges Exemplar in der BNF er1 2

28

Ferdinand Opll – Martin Scheutz

Abb. 1: Wasserzeichen Ochsenkopf auf den Blättern des Albertina-Exemplars der Meldeman-Ansicht (Entwurf: Alois Haidinger unter Verwendung eines Fotos von Ferdinand Opll).

gen der Blätter – zumindest bei den drei oberen Teilblättern – vorgenommen hat. Dass die einzelnen Teilblätter außerhalb des Lineaments und allfälliger Beschriftungen jedenfalls unbedruckte Überstände aufwiesen, ergibt sich nicht zuletzt auch aus der beim Zusammenkleben der sechs Teilblätter zum Gesamt-„Bild“ befolgten Methode. Diese ist ebenfalls bei der Autopsie des Albertina-Exemplars gut zu erkennen, wobei die für das Kleben verwendeten Überstände auch noch durch aufgeklebte Falzstreifen gefestigt wurden. Auf den Blättern des Albertina-Exemplars sind zwei verschiedene Wasserzeichen zu sehen, ein Ochsenkopf mit Schlange und eine hohe Krone mit Kreuz und Stern. Das erste Wasserzeichen zählt nach dem online verwendbaren „Wasserzeichen-Informationssystem“ (WZIS) zur Motivgruppe „Fauna – Ochsenkopf – frei, mit Oberzeichen – mit zweikonturiger Stange – Schlange (aufrecht) – an Stange mit lateinischem Kreuz – Kreis – darunter – mit Augen und Nasenlöchern“ und ist in einem aus dem baden-württembergischen Gengenbach stammenden Papier im Generallandesarchiv Karlsruhe aus dem Jahr 1529 belegt4 (Abb. 1). halten hat (siehe dazu unten S. 31 Anm. 7), jedenfalls die Möglichkeit hatte, die sich quer über alle drei oberen Teilblätter ziehende neue Titelzeile zu drucken. 4  WZIS: DE4215-PO-77696 – 1529, Gengenbach, https://www.wasserzeichen-online.de/wzis/detailan-



Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht 29

Abb. 2: Wasserzeichen Krone auf den Blättern des Albertina-Exemplars der Meldeman-Ansicht (Entwurf: Alois Haidinger unter Verwendung eines Fotos von Ferdinand Opll).

Das zweite auf dem Albertina-Exemplar der Meldeman-Rundansicht vorkommende Wasserzeichen gehört nach dem WZIS zur Motivgruppe „Symbole/Herrschaftszeichen – Krone – Bügel zweikonturig – frei, mit Beizeichen – Stern (einkonturig) über der Krone – ohne weiteres Beizeichen – Stern ohne Perle am Schaftfuß – Bügel mit Kreuz (zweikonturig) – Bogen mit Perlen außen und auf dem Bogen – Reif mit Perlen und fünf Zacken“ und kommt in einem aus Speyer stammenden Papier im Stadtarchiv Memmingen aus dem Jahr 1529 vor.5 (Abb. 2). Beide Wasserzeichen – und zwar beim Ochsenkopf die sicht.php?id=28604&gamma=&spiegeln=1 [25. 2. 2020]. Alois Haidinger, renommierter Spezialist auf dem Gebiet mittelalterlicher Handschriften sowie der Wasserzeichen, ist hier für seine Expertise großer Dank abzustatten. Er hat in seiner an Ferdinand Opll gerichteten Mail vom 24. Februar 2020 ausgeführt: „Zu […] den beiden Wasserzeichen [siehe dazu auch die folgende Anmerkung] gibt es […] meiner Meinung nach je ein einziges identisches Zeichen. Zwar sind diese mit den gesuchten WZ nicht in allen Details völlig deckungsgleich, doch sind die Unterschiede so minimal, dass man die beiden Paare wohl als Abdrucke derselben Drahtfigur betrachten darf. Ob die sehr geringfügigen Unterschiede auf unvermeidliche Ungenauigkeiten bei der Durchzeichnung der Papiermarken entstanden sind oder ob sie auf – gleichfalls unvermeidliche – Veränderungen der Drahtfigur durch den Schöpfprozess zurückzuführen sind (mit hoher Wahrscheinlichkeit trifft beides zu) lässt sich nicht eruieren.“ Zu Gengenbach (Baden-Württemberg, nördlich von Freiburg im Breisgau) Schultz, Papierherstellung im Deutschen Südwesten 244f. 5 WZIS: DE5400-PO-54204 – 1529, Speyer, https://www.wasserzeichen-online.de/wzis/detailansicht.

30

Ferdinand Opll – Martin Scheutz

Version mit dem nach links gewendeten Schlangenkopf, bei der Krone ist nur der untere Teil bis zum oberen Ende des zweikonturigen Bügels zu erkennen – erscheinen auch auf den Blättern des kolorierten Exemplars der Ansicht im Wien Museum6. Ein weiteres Beobachtungsdetail fällt am Exemplar in der Albertina auf, das in der bisherigen Forschung unbeachtet geblieben ist und in seiner Erkenntnis der Kooperation mit Christof Metzger von der Albertina zu verdanken ist. Auf den beiden Teilblättern 3 und 6 (rechts oben bzw. rechts unten) haben sich nämlich Spuren einer Kolorierung erhalten, deren Interpretation nicht ganz einfach ist. Auf Teilblatt 6 (rechts unten) findet sich eine hellbraun-ockerfarbene Kolorierung für die Abhänge des den Horizont markierenden Wienerwaldes, namentlich des hier als Kahlenberg bezeichneten heutigen Leopoldsberges, des nach Süden anschließenden Bergzuges und abermals weiter nach Süden vor allem für die hier im Bild festgehaltenen Bäume und Sträucher. In besonderer Weise gilt dies für den Baum-/ Strauchbewuchs, der sich rund um Grinzing, Währing und Dornbach gruppiert. Nur ein einziges Zelt des osmanischen Lagers nahe dem Buchstaben „F“ unterhalb von Heiligenstadt ist teilweise mit ebendieser Farbe koloriert und bloß ein Farbtupfen ist auch auf einem Baum unweit dieses Zelts zu sehen. Ein eindeutiger Befund wird noch komplizierter, wenn man die Bereiche betrachtet, die auf Blatt 3 (rechts oben) koloriert sind. Hier wird nämlich mit einer hellbraun-rötlichen Farbe ein anderes Kolorit verwendet, und es werden damit auch – vergleichbar dem kolorierten Exemplar im Wien Museum – die im Lineament dargestellten Flammen als Hinweise auf das Niederbrennen der Orte Hietzing, Penzing und (Ober-)St. Veit farblich hervorgehoben. Interessanterweise geschieht dies nicht bei den ebenfalls auf demselben Teilblatt vermerkten Flammendarstellungen bei Hütteldorf, Ottakring und Hernals, und auf Teilblatt 6 – wie bereits angemerkt – wird den auch hier reichlich abgebildeten Flammen eben keine farbliche Hervorhebung zuteil. Auf den anderen Teilblättern finden sich nur in ganz wenigen Fällen mögliche Hinweise auf Ansätze zu einer Kolorierung – so etwa bei der Mühle an der Wien, in der viel Mehl verbrannt wurde (Teilblatt 2). Ob all dies auf den Abbruch einer begonnenen Kolorierung der gesamten Ansicht weist, oder ob hier bloß Versuche zu einer solchen unternommen worden sind, lässt sich nicht klären. Neben diesen Beobachtungen zu einer Reihe von technischen Details gilt unser Inter­ esse aber in besonderer Weise den Inhalten der Rundansicht, und hier vor allem den Beschriftungselementen. In einer Art Referenzkapitel zu den im vorliegenden Sammelband so vielfältig gebotenen Annäherungen an das Werk Meldemans wird hier – gegliedert nach den sechs Teilblättern des Gesamtholzschnitts, und zwar in der Abfolge, dass Nr. 1−3 die drei oberen Teilblätter von links nach rechts und Nr. 4−6 die drei unteren Teilblätter von links nach rechts sind – eine Auflistung sämtlicher Beschriftungen sowie der außerhalb der eigentlichen Darstellung befindlichen graphischen Elemente (Wappen sowie Angabe zur Erwerbung des Werks in Nürnberg an der Adresse Meldemans) geboten. Als Grundlage dient das kolorierte Exemplar im Wien Museum, obwohl es eine Beschneidung bei der Beschriftung (siehe 5/32) aufweist. Zum Vergleich herangezogen wurden die weiteren zwei Exemplare dieser Erstauflage, die in der Albertina (Inv.-Nr. DG1960/1197) und in Berlin aufbewahrt werden. php?id=43960&gamma=&spiegeln=1 [25. 2. 2020]. Der Dank für diese wesentlichen Informationen gilt Alois Haidinger (wie vorige Anm.) und Maria Stieglecker, ÖAW. 6  Walter Öhlinger hat den beiden Autoren am 17. 2. 2020 Skizzen dieser beiden Wasserzeichen übermittelt, wobei sich der Ochsenkopf im Bereich des Stephansplatzes zwischen der Fassade des Doms und dem unweit davon befindlichen Galgen befindet, die Krone bei der Beschriftung „hie seind die Janitschern“ (siehe dazu unten S. 51 Nr. 6/14). Die Edition der Texte der Meldeman-Rundansicht folgt der Zählung der Blätter.



Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht 31

Von einer weiteren (zweiten) Auflage der Rundansicht waren bislang nur das obere linke und mittlere Teilblatt durch ein im Germanischen Nationalmuseum (Inv.-Nr. HB 215, Kapsel 1033) verwahrtes Fragment bekannt. Dank des Hinweises von Peter Barber7 konnte ein vollständig erhaltenes Exemplar dieser späteren Auflage in der Bibliothèque nationale de France in Paris (BNF, Reserve AA-6: Beham, Hans Sebald) in die hier gebotene Autopsie einbezogen werden. Dabei zeigt sich, dass es nicht nur im Hinblick auf die Überschrift, die mit dem Pariser Exemplar nun auch zur Gänze bekannt ist, sondern auch im Hinblick auf orthographische Details der Beschriftungen im Blatt selbst markante Unterschiede zur Erstauflage gibt, ja diese gehen mehrfach sogar so weit, dass in der Erstauf­ lage vorhandene Beschriftungen zur Gänze fehlen. Ohne bestimmen zu können, aus welcher Zeit diese spätere Auflage stammt, das Interesse am Geschehen und damit wohl auch am Bildwerk des Niclas Meldeman hielt jedenfalls länger an8. Die eingehende Autopsie, die hier geboten wird, zeigt an einer Stelle9 eine markante graphische Abweichung im Bild der Beschriftungstexte zwischen dem Fragment im GMN und dem vollständigen Exemplar in der BNF (Abb. 3a und 3b). Ob man daraus freilich auf zwei verschiedene spätere Auflagen der Meldemanschen Rundansicht schließen darf, bleibt unsicher, da es ebenso gut denkbar ist, dass man bei der späteren Auflage eben nur sehr viel geringere Sorgfalt auf das Erscheinungsbild der Beschriftungstexte gelegt hat.

Abb. 3a und 3b: Ausschnitt der Beschriftung „platz vorm graben“ im Exemplar des GNM sowie im Exemplar der BNF (jeweils Teilblatt 1); Abbildungen um 90 Grad nach rechts gedreht.

Der Autopsie werden Abbildungen der sechs Teilblätter in der soeben erwähnten Abfolge (1−6) beigegeben, einige Detailabbildungen aus den beiden späteren Auflagen verdeutlichen Abweichungen und Unterschiede. Bei der Wiedergabe der Beschriftungen wird im Folgenden dem Modell gefolgt, das Günter Düriegl10 in seinem Überblicksbeitrag zur Meldeman-Rundansicht erstmals vorgelegt hat. Abkürzungen im Text (etwa Strich über dem n und m, oder etwa vn) wurden in Klammer aufgelöst, ebenso Abteilun  Siehe dazu im Beitrag von Barber, hier im Band, S. 335f. mit Anm. 6.   Siehe dazu auch die Hinweise im Beitrag von Ferdinand Opll in diesem Band, S. 137f. 9  Dazu siehe unten S. 34 Anm. 16. 10   Düriegl, Rundansicht; einige Lesefehler, die sich vor allem aufgrund der Druckqualität der Rundansicht im Wien Museum ergeben, konnten durch Abgleich mit dem Berliner Exemplar bzw. dem Exemplar der Albertina behoben werden. 7 8

32

Ferdinand Opll – Martin Scheutz

gen am Zeilenende in ganze Worte umgeformt. – Im Zusammenwirken mit dem Beitrag von Walter Öhlinger ergibt sich somit eine Gesamtautopsie der Rundansicht. Teilblatt 1 (Abb. 4): 1/1 Der stadt Wien belegerung / wie die auff / dem hohen sant Steffans thurn allenthalben gerings vm die gantze stadt / zu wasser vnd landt mit allen dingen anzusehen gswest [!] ist / Vn(d) von einem berumpten mler / der on das auff s. Steffans thurn in derselbe(n) belegerung verordent gewest ist / mit gantzem fleiß verzeychnet vnd abgemacht / gescheen nach Christi geburt .M.CCCCC.XXIX. vnd im .XXX. in truck gepracht. Spätere (zweite) Auflage Teilblatt 1 und 2 (GNM): Warhafftige Contrafactur der Lblichen vnd weitberhmbten Hauptstadt Wienn in Osterreich / sampt der selbigen gelegenheit / […] Keyser Soliman in eigner Person mit einem mechtigen Volck vnd Gewalt / Anno 1529. an S. Matthie Abend belegert / vmb vnd umb / zu Wasser vnd Land / Auch wo er sich vnd seine Wascha allenthalben in die Landschafft gelegert / die Stadt mit grossem Schiessen / Strmen / Graben / Tag vnd […] Hülff / auch Manlichen Widerstand / so sie dem Erbfeind gethan / erhalten haben / Ist auß dieser Contrafactur sampt dem Bericht so dazu gehrt / gnugsam zuvernemen. Spätere (zweite) Auflage, vollständiges Exemplar (BNF): Warhafftige Contrafactur der Lblichen vnd weitberhmbten Hauptstadt Wienn in Osterreich / sampt derselbigen gelegenheit / wie sie damals befestiget und gestalt gewesen / da sie der Trckische Keyser Soliman in eigner Person mit einem mechtigen Volck vnd Gewalt / Anno 1529. an S. Matthie Abend belegert / vmb vnd umb / zu Wasser vnd Land / Auch wo er sich vnd seine Wascha allenthalben in die Landschafft gelegert / die Stadt mit grossem Schiessen / Strmen / Graben / Tag vnd Nacht beenstiget / Auch was vor Obriste damals in der Stadt gewesen / welches Quartir ein jeder innen gehabt hat / und wie sie sich durch Gottes Hülff / auch Manlichen Widerstand / so sie dem Erbfeind gethan / erhalten haben / Ist auß dieser Contrafactur sampt dem Bericht so dazu gehrt / gnugsam zuvernemen. (Abb. 5) 1/2 Ungarisches Wappen 1/3 der Sunenberg (GNM und BNF: Sonenberg) [der Sonnenberg, die höchste Erhebung des Leithagebirges] 1/4 Symering [Simmering, heute Wien 11] 1/5 medling [Mödling] 1/6 der Wienerberg [Wienerberg, heute Wien 10] 1/7 Reder an der straß 1/8 B [schräg unterhalb des Namens „Symering“11, wie 1/4] 1/9 Sichanß [!] (GNM und BNF: Sichhauß) [das Siechenhaus am Klagbaum, Bereich Wien 4, Wiedner Hauptstraße/Klagbaumgasse] 1/10 der wascha auß Natalia [Beglerbeg von Anatolien, osmanischer Heerführer12] 11  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [6]: Standort von Truppen des Ibrahim Pascha (wie 1/16). – Ebenso wie innerhalb der Stadtmauern mit den Buchstaben „A“ bis „F“ (wie 2/17, 2/18, 2/21, 5/12, 6/1 und 6/11) Hinweise auf die Standorte einzelner Truppenteile der Verteidiger geboten werden, bietet Meldeman in seinem die Rundansicht erläuternden „bericht“ auch Angaben über die Verteilung der osmanischen Angreifer im Umland von Wien. 12   Siehe hier in diesem Band S. 104.



Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht 33

Abb. 4: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Teilblatt 1 (links oben) (WM, Inv. Nr. 48.068).

34

Ferdinand Opll – Martin Scheutz

Abb. 5: Niclas Meldeman Rundansicht: Teil der Titelzeile der späteren (zweiten) Auflage nach dem vollständig erhaltenen Exemplar in der BNF (auf Teilblatt 3).

1/11 Das gros leger des Turckischen Keisers Selleyman / do er in eine(n) sonderen grossen roeten gezelt perschnlich gelegen ist (GNM und BNF: Das gros leger des Turckischen Keysers Soliman / da er in einem sonderen grossen roten gezelt Persnlich gelegen ist) [Das Zeltlager des Sultans befand sich außerhalb von St. Marx unweit der Donau, womit auch die spätere Legende, das Neugebäude sei an der Stelle von Süleimans Zelt errichtet wurde, korrespondiert] (Abb. 6a und 6b) 1/12 Eberstorff [Kaiserebersdorf, heute Wien 11] 1/13 s. marx (GNM und BNF: s. Marx) [Siechenhaus St. Marx, heute Wien 3] 1/14 der Brachim wascha (GNM und BNF: diese Beschriftung fehlt) [osmanischer Heerführer] 1/15 hie treibt der Turck sein volck an sturm (GNM und BNF: diese Beschriftung fehlt) 1/16 der Ibram wascha hcher vexilifer (GNM und BNF: der abram wascha hcher vexilifer)[der Serasker Makbul Ibrahim Pascha, Großwesir und osmanischer Heerführer13] 1/17 spitel mll [Mühle des Bürgerspitals am Mühlbach, einem natürlichen Arm des Wienflusses südöstlich vor der Stadt] 1/18 Janitschern (steht auf einem Gebäude mit Giebel außerhalb des Stadtgrabens) [Janitscharen, osmanische Reichstruppen] 1/19 A [neben dem roten Zelt, wohl dem des Sultans14, siehe 1/11] 1/20 Thonaw [Donau(arm)] 1/21 der scharmtzel do Graff hans vo(n) hardeck fendrich vnd andere gefangen warden (Der scharmtzel / do Graff hans vo(n) hardeck fendrich vnd andere gefangen warden [Graf Hans von Hardegg war innerhalb der Stadt als Befehlshaber der Verteidiger tätig, siehe 5/8] 1/22 der wolff hana (GNM und BNF: Wolf Hana15, auf dem Exemplar BNF teilweise abgerieben) 1/23 die verpre(n)t vorstad (GNM und BNF: die verprente vorstat) [Bereich am Wienfluss östlich außerhalb der Stadt] 1/24 platz vorm graben16 [Bereich außerhalb des Stadtgrabens südöstlich vor der Stadt]

  Siehe hier in diesem Band S. 210.   Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [6]: „des Türckischen Kaysers leger“ (Lager Sultan Süleymāns; siehe dazu oben Nr. 1/11. 15  Pfandl, Die Berichterstattung 64: Ein Flugblatt aus Würzburg zeigt Sultan Soliman mit der Unterschrift „Wolff Hanna/Türckischer Keyser“. 16  Wiewohl alle untersuchten Exemplare bei diesem Text denselben Wortbestand aufweisen, ist hier zwischen dem Fragment der späteren Auflage im GNM und der vollständigen Version derselben in der BNF eine Abweichung zu erkennen, insofern das „m“ des Wortes „vorm“ nicht an das Wort anschließt, sondern schräg unterhalb desselben steht (Abb. 3a und 3b), siehe bereits oben S. 31. 13 14



Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht 35

Abb. 6a und 6b: Eintragung des Textes über das Lager Sultan Süleimans (wie 1/11) in den unterschiedlichen Schreibweisen der Exemplare im WM (oben) und in der BNF (jeweils Teilblatt 1).

36

Ferdinand Opll – Martin Scheutz

Teilblatt 2 (Abb. 7): 2/1 Petersdorff ist gar verprent allein der thurn pliben / darauff sich etlich paurn des Turcken lang erwert haben (GNM und BNF: Beschriftung fehlt) [Perchtoldsdorf südl. bei Wien] 2/2 Bildseul beim gericht (GNM und BNF: bild seul beim gericht) [die so genannte „Spinnerin am Kreuz“, heute Wien 10, Triester Straße bei 52] 2/3 K(önig) latzlas thurn [der so genannte „Laßlaturm“ der spätmittelalterlichen Vorstadtbefestigung, heute Wien 4] 2/4 Kerner vorstat (GNM und BNF: diese Beschriftung wird umgekehrt – also vom Laßlaturm in Richtung auf die Stadt zu laufend – dargeboten) [Bereich der heutigen unteren Wiedner Hauptstraße, Wien 4] (Abb. 8a und 8b) 2/5 Spittall [das Wiener Bürgerspital, heute: Grenzbereich zwischen Wien 1 und Wien 4] 2/6 Anfang des Wi[ener] (3/4) waldts (GNM und BNF: diese Beschriftung fehlt) [Hinweis auf den im Südwesten von Wien am Horizont gleichsam beginnenden Wienerwald, siehe 6/18] 2/7 S. Margarethen (GNM und BNF: S. Margareten) [das Margaretner Schloss, heute Wien 5, Margaretenplatz] 2/8 ein grosse Mülen darin ist vil [mel] verprent (GNM und BNF: ein grosse Mülen darin ist vil mel verprent) [wahrscheinlich die Hofmühle an der Wien, heute Wien 6, Hofmühlgasse/Mollardgasse/Turmburggasse] 2/9 die wien fl(uss); die wien fl(uss) [Bezeichnung von zwei Armen des Wienflusses an der Grenze der heutigen Bezirke 6 und 5] 2/10 s. Kolman (GNM und BNF: s. kolman) [Kolomankirche bzw. -kapelle, seit 1338 im Besitz des Bürgerspitals, heute Wien 1, etwa im Bereich der Abzweigung der Elisabeth­ straße von der Kärntner Straße] 2/11 Gotzacker [der Kolomanfriedhof bei der gleichnamigen Kirche, siehe 2/10] 2/11a C [oberhalb osmanischer Zelte bei St. Theobald17, wie 2/12] 2/12 s. diebolt [Theobaldkirche des gleichnamigen Klosters, heute: Wien 6, Bereich der Theobaldgasse] 2/13 vorstat [Bereich außerhalb des Burgtors und der Hofburg, heute: Grenzraum Wien 1 und Wien 6] 2/14 der Zantsches (GNM und BNF: der Zantsches) [Beschriftung verläuft vom oberen Blattrand nach unten; Bedeutung?] 2/15 Kerner thurn (GNM und BNF: Kernerthurn) [Kärntner Turm neben dem gleichnamigen Südtor der Stadtmauer, heute: Wien 1, Bereich Kärntner Straße 51] 2/16 dy burg [Schweizertrakt der Hofburg, Wien 1] 2/17 D [auf dem Dach des südöstlichen Traktes des Schweizertraktes der Hofburg18] 2/18 C [auf dem Dach der Augustinerkirche19] 17  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [7]: osmanische Truppen zwischen der Wien und St. Theobald (Kommandant = der Pascha bzw. Beglerbeg von Anatolien, wie 1/10). 18  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530), Digitalisatseite 9: Ende des dritten Verteidigungsabschnitts, der beim Buchstaben „C“ (auf dem Dach der Augustinerkirche, wie 2/18) beginnt (Kommandant = Abel von Holneck, wie 2/26); zugleich Beginn des vierten Verteidigungsabschnitts, der bis zum Buchstaben „E“ (wie 6/1) reicht (Kommandant = Leonhard von Völs, wie 2/27). 19  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [4f.]: Ende des zweiten Verteidigungsabschnitts, der beim Buchstaben „B“ (zwischen Stubentor und Kärntner Tor, wie 2/21) beginnt (Kommandant = Eiteleck von Reischach,



Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht 37

2/19 burgthor [das so genannte “Widmertor” der Stadtmauer neben dem Schweizertrakt der Hofburg] 2/20 statgraben [außerhalb der Stadtmauer östlich des Kärntner Turms, wie 2/15] 2/21 B [auf der Innenseite der südöstlichen Stadtmauer20] 2/22 s. Johans [Johanniterkirche, heute: Wien 1, Kärntner Straße bei 37] 2/23 B. ander quartir [Beschriftung westlich der Johanniterkirche, wie 2/22] 2/24 s. Clara [Klarissenkirche des gleichnamigen Klosters, heute: Bereich Wien 1, Maysedergasse 5/Albertinaplatz 2] 2/25 augustiner (GNM und BNF: augstiner) [Augustinerkirche, Wien 1, Augustinerstraße bei 3] 2/26 her Abel von holneck [Beschriftung nördlich der Augustinerkirche; Abel von Holleneck († 1545) (bei Schwanberg/Bezirk Deutschlandsberg, Befehlshaber steirischer Truppen21] 2/27 h. linhart freiherr zu velß [Beschriftung unweit des Burgtors, wie 2/19; Leonhard von Völs, Heerführer der Verteidiger22] 2/28 h. eck vo(n) reyschach (GNM und BNF: h. eck von reyschach) [Beschriftung nördlich der Johanniterkirche, wie 2/22; Eiteleck von Reischach aus schwäbischem Adelsgeschlecht, Heerführer der Verteidiger23] 2/29 C. drit quartir (GNM und BNF: Beschriftung in nach oben verlaufender Bogenform) [Beschriftung zwischen St. Michael, wie 2/30, und St. Clara, wie 2/24] 2/30 s. michel (GNM und BNF: s. Michel) [Michaelerkirche, Wien 1, Michaelerplatz] 2/31 die mindern Brder (GNM und BNF: die mindern brdern) [Minoritenkirche, Wien 1, Minoritenplatz] 2/32 s. Jacob [Klosterkirche St. Jakob auf der Hülben, heute: Bereich Wien 1, Riemergasse/Zedlitzgasse/Jakobergasse] 2/33 s. Jeronimus (GNM und BNF: Beschriftung fehlt) [Kirche des Büßerinnenhauses St. Hieronymus, heute: Franziskanerkirche, Wien 1, Franziskanerplatz] 2/34 himelporte(n) (GNM und BNF: himel porten) [Kirche des Klosters St. Agnes zur Himmelpforte, heute: Bereich Wien 1, Himmelpfortgasse 7] 2/35 mit dise panir ward loß gebe(n) wo der Turck anlauffen wolt (GNM und BNF: mit dise panir ward loß gebe(n) / wo der Turck anlauffen wolt) [Beschriftung zwischen dem Turm der Stephanskirche und der Georgskapelle, wie 2/36, womit die auf dem Stephansturm aufgesteckte Fahne ihrer Funktion nach erläutert wird] 2/36 s. jorg (GNM und BNF: Beschriftung fehlt) [Georgskapelle des Freisinger Hofs, heute: Bereich Wien 1, Graben 29−29A] 2/37 s. peter (GNM und BNF: s. Peter) [Peterskirche, Wien 1, Petersplatz] wie 2/28); zugleich Beginn des dritten Verteidigungsabschnitts, der bis zum Buchstaben „D“ beim Burggarten bzw. auf dem Dach der (Hof )burg reicht (Kommandant = Abel von Holleneck, wie 2/26). 20   Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [4f.]: Ende des ersten Verteidigungsabschnitts (Kommandant = Pfalzgraf Philipp bei Rhein, Herzog in Bayern, wie 5/2), der bei „A“ am Roten Turm (wie 5/12) beginnt; zugleich Beginn des zweiten Verteidigungsabschnitts, der von hier bis zum Buchstaben „C“ (beim Augustinerkloster, wie 2/18) reicht (Kommandant = Eiteleck von Reischach, wie 2/28). 21  Hammer[-Purgstall], Wien’s erste aufgehobene türkische Belagerung 11; siehe auch hier im Buch, S. S. 104. 22  Vgl. zu ihm hier im Buch, S. 104 mit Anm. 120, sowie Hye-Kerkdal, Leonhard Freiherr von Völs. 23  Siehe hier im Buch, S. 104.

38

Ferdinand Opll – Martin Scheutz

Abb. 7: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Teilblatt 2 (Mitte oben) (WM, Inv.-Nr. 48.068).



Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht 39

Abb. 8a und 8b: Eintragung der Beschriftung der Kärntner Vorstadt (wie 2/4) in den unterschiedlichen Richtungen dieser Texte auf den Exemplaren im WM (oben) und in der BNF (jeweils Teilblatt 2).

40

Ferdinand Opll – Martin Scheutz

2/38 D. virt quartir (GNM und BNF: Beschriftung fehlt) [Beschriftung östlich neben der Minoritenkirche, wie 2/31] 2/39 h. Johan scherte (GNM und BNF: h. Johan schertes) [Johann Tschertte24] 2/40 graff niclas vo(n) salm (GNM und BNF: Beschriftung fehlt) [Niklas Graf Salm, Kommandant der Verteidiger25] 2/41 her wilhelm freiher zu rosendorff (GNM und BNF: Herr wilhelm freyherr zu rosendorff26) [Wilhelm Freiherr von Rogendorf und Mollenburg, Heerführer der Verteidiger27] 2/41a s. niclas28 [Kirche St. Niklas, Bereich Wien 1, Singerstraße/Grünangergasse/ Nikolaigasse] 2/42 s. pangtatz [!] (GNM und BNF: s. pangratz) [Pankrazkapelle, Bereich Wien 1, Am Hof 4, Naglergasse 24] Teilblatt 3 (Abb. 9): 3/1 heyteltorff (BNF: sehr schlecht zu lesen) [Hütteldorf, heute Wien 14] 3/2 Aschenhamer zigelstadel (BNF: Aschenhamer zigelstaddel, schlecht zu lesen) [unbekannt] 3/3 der Turcken backofen in die vfer / oder reyne gemacht (BNF: der T rcken backofe(n) in di vfer / oder reyne gemacht) [unbekannt, wohl am Ufer bzw. der Geländestufe beim Ottakringer Bach, siehe auch weitere türkische Backöfen bei 6/13] 3/4 waldts (zu 2/6) 3/5 der sansaco [Sandschakbeg (von Semendria = das heutige Smederevo unterhalb Belgrad an der Donau, Serbien), osmanischer Heerführer29] 3/6 zeymessers30 Sitzs (BNF: zeymessers sitzs) [unbekannt] 3/7 Böhmisches Wappen 3/8 In disem waldt / haben die Turcken etlich tausent / von man weib vnnd kindern erbermlich erwürgt / die man an vil orten hin vnd wider also ligent gefunden hat / vn(d) was in gefallen hinweg gefürt (BNF: Beschriftung fehlt) 3/9 hietzing [Hietzing, Wien 13] 3/10 pentzing [Penzing, Wien 14] 3/11 S. Veit [Ober-St. Veit, Wien 13]31 3/12 D [zwischen 3/11 und 3/13 eingetragen32]   Vgl. Wien Geschichte Wiki s. v. Johann Tscherte.   Siehe zu ihm hier im Buch, S. 104 mit Anm. 128. 26  Schrift in GMN und BNF anders umgebrochen als in der Erstauflage. 27  Siehe zu ihm hier im Buch, S. 104 mit Anm. 122. 28  Dieses Beschriftungsdetail ist Düriegl, Rundansicht 97, entgangen, weshalb es hier unter Hinzufügung eines kleinen „a“ ergänzt wird. 29  Der Begriff des Sandschakbeg bezeichnet den militärischen Kommandanten (Bey) einer Provinz, der eine Standarte (Sandschak) erhielt, vgl. dazu Ágoston–Masters, Encyclopedia 14 (s. v. „administration, provincial“). Im Übrigen ist auch der Pascha von Semendria/Smederevo unter den vor Wien eingesetzten Heerführen, siehe 6/23. – Siehe auch hier im Buch, S. 104 mit Anm. 129. 30   Düriegl, Rundansicht 98, liest „zcymessers“. 31   Die Einzeichnung der drei Orte Hietzing, Penzing, (Ober-)St. Veit stimmt in ihrer Abfolge von Süd nach Nord nicht mit der Realität überein; sie müsste – gesehen vom Stephansturm her – lauten: Hietzing, (Ober-)St. Veit, Penzing. 32  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [7]: osmanische Truppen im Tal von St. Ulrich, d.h. am Ottakringer Bach (Kommandant = Pascha „auß wassen“ bzw. „obern wessan“, wie 3/13). 24 25



Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht 41

Abb. 9: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Teilblatt 3 (rechts oben) (WM, Inv. Nr. 48.068).

42

Ferdinand Opll – Martin Scheutz

3/13 der wascha auß Wassen [Pascha eines nicht-identifizierten Verwaltungsbereiches, osmanischer Heerführer, Bosnien] 3/14 S. Vlrich [Ulrichskirche, Wien 7, St.-Ulrichs-Platz] 3/15 ein alter Thurn an der straß [unbekannt; Lage an der nach St. Ulrich, wie 3/14, führenden Straße, wohl der Vorläuferin der Burggasse] 3/16 otekrin [Ottakring, Wien 16] 3/17 das dorff Alls [Hernals, Wien 17] 3/18 die pleychwisen (BNF: Beschriftung fehlt) [Wiese zum Bleichen von Leinwand im Bereich Wien 9, Währinger Straße/Sensengasse] 3/19 die vorstat zwischen de(n) zweyen mauren (BNF: Beschriftung fehlt) [ummauerter Teil der Vorstadtbefestigung vor dem Schottentor33, Bereich Wien 9, Votivpark] 3/20 schotten Thor (BNF: Beschriftung fehlt) [Schottentor, Bereich Wien 1, Schottengasse 2, Schottengasse 3A] Teilblatt 4 (Abb. 10): 4/1 S. Niclas porten [Tor der Niklasvorstadt34 im Zug der Landstraße, im Bereich von Wien 3, Rochusplatz] 4/2 die new schdt oder wal get gerings vm die vorstat (BNF: die new schüt oder wal / get gerings vm(m) die vorsta[!]) [Befestigung der Niklasvorstadt, siehe 4/1] 4/3 die wien wasser (BNF: Wienn Wasser) [Wienfluss, Beschriftung oberhalb der hier nicht bezeichneten Stubentorbrücke] 4/4 Erping [Erdberg, Wien 3] 4/5 S. Nicolae [Kirche des Nikolaiklosters, wie 4/6, Bereich Wien 3, Salm- und Rasumofskygasse] 4/6 vnser frawen closter [Zisterzienserinnenkloster St. Maria bei St. Niklas vor dem Stubentor35, wie 4/5] 4/7 vorstat [Beschriftung im Zug der heutigen Landstraße, Hinweis auf die Niklasvorstadt, wie 4/1] 4/8 prediger kir(chen) [Dominikanerkirche, Wien 1, Postgasse 4] 4/9 Hainburg (BNF: Beschriftung fehlt) [dargestellt ist die „Heimenburg“ bzw. „Hainburg“, die Ruine einer Höhenburg oberhalb der Stadt Hainburg an der Donau] 4/10 Thonaw [Donau] 4/11 die wien wasser [Wienfluss, Beschriftung knapp vor der Einmündung in die Donau] 4/12 Thonaw [Donau] 4/13 stube(n)thor (BNF: Beschriftung fehlt) [Stubentor, östliches Stadttor am Ende der Wollzeile, Wien 1; auf der abgebildeten, stadtseitig gelegenen Torfassade befindet sich in deren südlicher Ecke eine Darstellung des hl. Christophorus] (Abb. 11) 4/14 Das vngerisch gebirg (BNF: Beschriftung fehlt) [Höhenzug der Kleinen Karpaten] 4/15 hie sind etliche welsche Schif versenckt worden dz sie die turckischen nassern nit vberkmen (BNF: hie sind etliche welsche Schiff versenckt worden dz sie die turckischen  Vgl. Brauneis, Vorstadt.   Vgl. zu dieser Vorstadt zuletzt die Darstellung der Ergebnisse der vor wenigen Jahren gemachten archäologischen Ausgrabungen bei Krause, Vorstadt 146f. 35  Siehe dazu im Beitrag von Barbara Schedl in diesem Band, S. 290 Anm. 20. 33 34



Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht 43

Abb. 10: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Teilblatt 4 (links unten) (WM, Inv. Nr. 48.068).

44

Ferdinand Opll – Martin Scheutz

Abb. 11: Das Stubentor mit Christophorus-Darstellung (WM, Inv. Nr. 48.068); Abbildung um 90 Grad nach links gedreht.

nassern nit vberkmen) [Hinweis auf Versenkung italienischer Schiffe, um die Durchfahrt für die „Nassern“36 zu sperren] 4/16 Österreichisches Wappen [Bindenschild] 4/17 Nürnberger Wappen (BNF: Wappen fehlt; der als Lorbeerkranz gestaltete Rahmen rings um das auf der Erstauflage vorhandene Wappen ist allerdings eingezeichnet37) (Abb. 12a und 12b)

36 Nach Zedler, Universal-Lexicon, Bd. 1 696 handelt es sich bei „Nasaden“ bzw. „Nassaden“ um Flussschiffe, unter „Nasaden“ bzw. „Naßadisten“ versteht man ein ungarisches Kriegsvolk, das auf derartigen Flussschiffen eingesetzt wird; Hummelberger, Wiens erste Belagerung 46 Anm. 55a, spricht von osmanischen Flussmatrosen. – Für weiterführende Hinweise ist Frau Kollegin Heike Krause herzlich zu danken. 37   Siehe dazu unten S. 55 Anm. 59.



Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht 45

Abb. 12a und 12b: Eintragung des Nürnberger Stadtwappens (wie 4/17) im Exemplar im WM (oben), während an dieser Stelle im Exemplar der BNF nur der rahmende Lorbeerkranz zu sehen ist (jeweils Teilblatt 4).

46

Ferdinand Opll – Martin Scheutz

Teilblatt 5 (Abb. 13): 5/1 her hans katzianer riter (BNF: H(er) Hans katnaner [!]) [Hans Katzianer,38 Heerführer der Verteidiger] 5/2 Pfaltzgraff Philips obrister vber das kriegßvolck der stat (BNF: Pfaltzgraff Philips oberster vber das kriegßvolck der Stadt) [Philipp der Streitbare von Pfalz-Neuburg, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog in Bayern39, Befehlshaber der städtischen Verteidigungstruppen] 5/3 Weyssenbrüder (BNF: Weissenbrüder) [Karmeliterkloster, Wien 1, Am Hof 1, Kirche zu den neun Chören der Engel] 5/4 S. Steffans thumkirche(n) mit dem hochen thurn / auff welchem man scheinbarlich gesehen hat / die gantz belegerung des Turcken geringß vm die stat zu wasser vn(d) landt / Vn(d) also auff dem thurn / dise visirung abgemacht vn(d) verzeichent ist worden in zeit solcher belegerung (BNF: S. Steffans thumkirche(n) mit dem hochen thurn / auff welchem man scheinbarlich gesehen hat / die gantz belegerung des Turcken geringß vm die stat zu wasser vn(d) landt / Vnd also auff dem thurn / dise visirung abgemacht vnd verzeichent ist worden in zeit solcher belegerung. Gegenüber der Erstauflage auch Abweichungen im Zeilenspiegel dieses Textes und die letzten vier Worte in kleineren Lettern) [St. Stephan, Wien 1, Stephansplatz] 5/5 hie seindt die verreter gericht worden (BNF: hie seindt die verreter gericht worde(n)) [Diese Hinrichtung dreier Trossknechte fand erst nach dem Abzug der Osmanen am 16. oder 17. Oktober 1529 statt40] 5/6 A. erst quartir [Beschriftung östlich der Lorenzerkirche, wie 5/7] 5/7 s. lorentz (BNF: S. lorentz) [Kirche des Laurenzerinnenklosters, Bereich von Wien 1, Fleischmarkt 19] 5/8 graff Hans vo(n) hardeck (BNF: Graff Hans von hardeck) [Graf Hans von Hardegg41, dessen Fähnrich von den Osmanen außerhalb der Stadt gefangen genommen wurde, siehe 1/21] 5/9 s. oth heim (BNF: s. otheim) [Rathauskapelle mit dem bereits 1515 von Papst Leo X. abgeschafften, irrigen Patrozinium St. Ottenheim als Reminiszenz an die Gründer aus der Familie der Haimonen, die 1529/30 eigentlich schon als Salvatorkapelle zu bezeichnen gewesen wäre42] 5/10 E. funfft quartir (BNF: Beschriftung fehlt) [Beschriftung vor der Innenseite des Elendturms, wie 6/10] 5/11 biber thurn [Biberturm an der nordöstlichen Ecke der Stadtmauer, Bereich Wien 1, zwischen Dominikanerbastei und der Biberstraße vor dem Auwinkel] 5/12 A [Beschriftung direkt vor der Innenseite des roten Turms43, wie 5/19]   Zu ihm siehe hier im Buch, S. 104 Anm. 123.   Zu ihm siehe hier im Buch, S. 104 Anm. 124. 40  Siehe hier im Buch, S. 101 mit Anm. 103, S. 72 und S. 247f. 41   Zu ihm siehe hier im Buch, S. 104 mit Anm. 125. 42  Siehe dazu die Ausführungen im Wien Geschichte Wiki s. v. Salvatorkirche. 43  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [4f.]: Beginn des ersten Verteidigungsabschnitts (Kommandant = Pfalzgraf Philipp bei Rhein, Herzog in Bayern, wie 5/2) zwischen dem Roten Turm und dem Buchstaben „B“, wie 2/21 (siehe dort); zugleich Ende des sechsten (und letzten) Verteidigungsabschnitts, der beim Buchstaben „F“ (wie 6/11) beginnt (Kommandant = Oberst Ernst von Brandenstein, wie 5/17, und die Böhmen mit Herrn Wilhelm von Wartenberg, wie 5/13, und Graf Hans von Hardegg, wie 5/8). 38 39



Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht 47

5/13 her wilhelm vo(n) warttemburg (BNF: Herr Wilhelm von Warttemberg) [Wilhelm Zwirzeticzky von Wartenberg, Heerführer der Verteidiger aus böhmischem Geschlecht] 5/14 S. Ruprecht (BNF: s. Ruprecht) [Ruprechtskirche, Wien 1, Ruprechtsplatz] 5/15 vnser fraue(n) (BNF: vnser frawen) (Kirche Maria am Gestade, Wien 1, Salvatorgasse bei 12] 5/16 F. sechst quartir [Beschriftung schräg vor der Innenseite des Salzturms, wie 5/22] 5/17 Ernst vo(n) brandenstein [Ernst von Brandenstein, Heerführer der Verteidiger aus thüringischem Geschlecht] 5/18 die schlag pruck (BNF: die schlag prck) [Schlagbrücke über den stadtnahen Donauarm, Bereich Wien 1, Schwedenbrücke] 5/19 drr [!] rot thurn (BNF: der rote thurn) [Turm der Stadtbefestigung beim Rotenturmtor, Bereich Wien 1, Rotenturmstraße/Franz-Josefs-Kai] 5/20 vndern vischern [Bezeichnung der der nördlichen Stadtmauer gegenüberliegenden Seite des Donauarms, Bereich Wien 2, Obere Donaustraße44] 5/21 die Thonaw [Beschriftung innerhalb des Donauarms vor der nördlichen Stadtmauer, heute des Donaukanals] 5/22 saltz thurn (BNF: Saltz thurn) [Salzturm an der Nordseite der Stadtmauer, Bereich Wien 1, Rabensteig/Franz-Josefs-Kai; an der Innenseite dieses Turms befinden sich oberhalb des verschlossenen Torbogens innerhalb eines Doppelbogens mit kapitellbekrönter Mittelsäule links eine Darstellung des österreichischen Wappens in Form des Bindenschildes, rechts eine solche des Wiener Wappens in Form des markanten Kreuzes, beide auf spitz nach unten zulaufenden Schilden, die von zwei Schildhaltern zu ihren Füßen gehalten werden45] (Abb. 14) 5/23 Arsinal [Standort der kaiserlichen Flussschiffe, Bereich Wien 2, östlich der Taborstraße] 5/24 vogel stang (BNF: Vogelstang) [vielleicht ein zur Befestigung eines hölzernen Vogels bei Vogelschießen dienendes Utensil?] 5/25 Dise knecht seind auff die Nassern geschickt worden [Beschriftung östlich von heute Wien 2, Taborstraße; Einsatz von Landsknechten gegen die osmanischen Flussmatrosen] 5/26 ein scharm tzel mit den Nasseren vom wasser ab zu treiben (BNF: ein scharmtzel mit den Nasseren vom wasser abzureiben; Text steht gegenüber der Erstauflage auf dem Kopf ) [Beschriftung an einem damaligen Donauarm südlich des Salzturms, wie 5/22; Hinweis auf Kämpfe zur Vertreibung der osmanischen Flussmatrosen] 5/27 Schottnaw (BNF: Schotnaw) [Schottenau46, eingetragen östlich der Taborstraße nahe dem damals nächstfolgenden Donauarm, Bereich Wien 2] 44   Diese Bezeichnung bezieht sich sonst auf den im heutigen 9. Bezirk vor dem Werdertor (etwa Wien 9, Roßauer Lände) gelegenen Uferbereich am Donauarm – siehe dazu Wien Geschichte Wiki s. v. Unter den Fischern (9) sowie Fischerdörfel (9) −, sodass hier auf der Rundansicht offenkundig ein Irrtum vorliegt. 45  Erst die gemeinsam mit Christof Metzger durchgeführte Autopsie des in der Albertina verwahrten Exemplars der Rundansicht am 14. Februar 2020 hat auch dieses Detail der so überreichen Darstellung erkennen lassen. Herrn Metzger ist dafür ausdrücklich zu danken. 46  Auch hier liegt – vergleichbar der Platzierung der Bezeichnung „Unter den Fischern“, wie 5/20 (siehe die vorige Anm.) − wohl ein Irrtum auf der Rundansicht vor. Eine „Schottenau“ ist nämlich im Bereich von Wien 9 wie auch in der Brigittenau (Wien 20, Schottenaustraße) bezeugt, siehe dazu Wien Geschichte Wiki s. v. Schottenau (9, Alsergrund) sowie Schottenaustraße.

48

Ferdinand Opll – Martin Scheutz

Abb. 13: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30: Teilblatt 5 (Mitte unten) (WM, Inv. Nr. 48.068).



Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht 49

Abb. 14: Salzturm mit Darstellung von Schildhaltern, die (links) das österreichische Wappen (Bindenschild) und (rechts) das Wiener Stadtwappen (Kreuz) halten (WM, Inv. Nr. 48.068); Abbildung um 180 Grad nach rechts gedreht.

5/28 die lang pruck sampt dem deiber von Nassern abgeprent (BNF: Diese lang pruck sampt dem deiber von Nassern abgeprent /; Text in unterschiedlich großen Lettern) [Teil der aus insgesamt 12 Brückenbauten über die diversen Donauarme führenden, 1441 fertiggestellten ersten Donaubrücke, wobei die Nennung des „deiber“, des „Alten Tabors“, auf den Bereich von Wien 2, Taborstraße/Nordbahnstraße hinweist47 (Abb. 14)] 47   Zur topographischen Situation des gesamten Bereichs im 16. Jh. vgl. Sonnlechner−Hohensinner– Haidvogl, Floods; als wichtiger Überblick Lessacher, Verwaltung der Wiener Brücken.

50

Ferdinand Opll – Martin Scheutz

Abb. 15a und 15b: Eintragung des Textes über den Wachtposten auf dem Bisamberg (wie 5/32), der im Exemplar im WM beschnitten, in den Exemplaren in der Albertina und in Berlin erhalten und im Exemplar in der BNF in veränderter Form erhalten ist (jeweils Teilblatt 5); Abbildungen um 180 Grad nach rechts gedreht.

5/29 der grost fluß dsr [!] Thonaw (BNF: der grst flus der Tonaw) [größter Arm der Donau/Taborarm48, Bereich Wien 20] 5/30 im Wolff [Bezeichnung einer Wiese innerhalb eines Auwalds nördlich der langen Brücke beim Alten Tabor, wie 5/28, Wolfsarm49, Bereich von Wien 20] 5/31 Nußdorff do die Nassernn ir leger / vnnd das wasser in verwarung gehabt, damit / der statt nichts zu khum (BNF: Nußdorff do die Nassern ir leger vnd das wasser in verwarung gehabt, damit / der Statt nichts zukomme) [Nussdorf, Wien 19, wo die osmanischen Flussmatrosen stationiert waren, um jeglichen Zufuhr in die belagerte Stadt zu unterbinden] 5/32 der Pysenkerg [!] auff dem hat Pfaltzgraff Fridrich sein heimliche wach gehabt   Hohensinner, Wild, aber nicht ursprünglich 47 (Karte).  Ebd.

48 49



Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht 51

sich zu erkhundigen / wie der Turck mit / der stat handel [Text im kolorierten Exemplar im Wien Museum beschnitten, auf den Exemplaren der Albertina und in Berlin aber ersichtlich] (BNF: Auff dem Berg hat der Pfaltzgraff Fridrich sein heimlich wach gehabt) [Bisamberg mit einem Beobachtungsposten) [Friedrich II. der Weise, Pfalzgraf und Kurfürst der Pfalz, Befehlshaber der Reichstruppen unter den Verteidigern] (Abb. 15a und 15b) Teilblatt 6 (Abb. 16): 6/1 E (BNF: Bezeichnung fehlt) [Bezeichnung steht auf dem Schottentor50, das im Exemplar der BNF gleichfalls nicht beschriftet ist, wie 3/20] 6/2 s. jörgen thurn (BNF: s. Jörgen thurn) [Georgsturm, Teil der Befestigung der Vorstädte, Bereich Wien 9, Währinger Straße/Hörlgasse] 6/3 Töbling [Döbling, Wien 19] 6/4 dornbach [Dornbach, Wien 17] 6/5 schotten (BNF: schlecht leserlich, abgenutzt) [Schottenkirche, Wien 1, Freyung] 6/6 Reinprecht vo(n) Eberßdorff (BNF: Bezeichnung fehlt) [Reinprecht von Ebersdorf51, Befehlshaber der Verteidiger] 6/7 Juden thurn (BNF: schlecht leserlich, abgenutzt) [Judenturm, Teil der Stadtmauer, Bereich Wien 1, Ecke Wipplingerstraße/Rockhgasse] 6/8 s. maria madale(n)a (BNF: s. maria madalena) [St. Maria Magdalena, Klosterkirche, Bereich Wien 9, Währinger Straße/Hörlgasse/Kolingasse] 6/9 siech heusle [Siechenhaus St. Johannes in der Siechenals, Bereich Wien 9, ArneCarlsson-Park] 6/10 thurn im elend (BNF: Bezeichnung fehlt) [Elendsturm, Teil der Stadtbefestigung, Bereich Wien 1, unteres Ende des Tiefen Grabens] 6/11 F [Bezeichnung auf dem Elendsturm52, wie 6/10] 6/12 auff disem thurn im elend ist ein treflich polwerck gewest von dem mit schisse de(n) nassern grosser schad gethan (BNF: Auff diesen thurn im elend ist ein treflich polwerck gewest von dem mit schisse den nassern grosser schaden gethan) [Beschriftung außerhalb des Elendsturms, wie 6/10] 6/13 meer Turckich pachoffen (BNF: meer Tirkisch pachoffenn) [Bezeichnung bei einer Geländestufe im Bereich von Wien 9; das „meer“ bezieht sich auf türkische Backöfen beim Ottakringer Bach, wie 3/3] 6/14 hie seind die Janitschern mit rot vn(d) weissn fenlen auff teutshe [!] monir eine(n) gantzen tag in jrer ordnung gestanden (BNF: hie seind di Janitschern mit rot vnd weissn fenlen auff teutsche monir ein gantzen tag in jrer ordnung gestanden) [Eintragung im Bereich Wien 9, nahe der Porzellangasse; Hinweis auf die einen Tag lang eingehaltene 50   Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [5]: Ende des vierten Verteidigungsabschnitts, der beim Buchstaben „D“ (auf dem Dach der Hofburg, wie 2/17) beginnt (Kommandant = Leonhard von Völs, wie 2/27); zugleich Beginn des fünften Verteidigungsabschnitts, der bis zum Buchstaben „F“ (wie 6/11) reicht (Kommandant = Reinprecht von Ebersdorf, wie 6/6). 51  Zu ihm siehe hier im Buch, S. 104 mit Anm. 126. 52  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [5]: Ende des fünften Verteidigungsabschnitts, der beim Buchstaben „E“ (auf dem Schottentor, wie 6/1) beginnt (Kommandant = Reinprecht von Ebersdorf, wie 6/6); zugleich Beginn des sechsten (und letzten) Verteidigungsabschnitts, der bis zum Buchstaben „A“ (wie 5/12) reicht (Kommandant = Oberst Ernst von Brandenstein, wie 5/17, und die Böhmen mit Herrn Wilhelm von Wartenberg, wie 5/13, und Graf Hans von Hardegg, wie 5/8).

52

Ferdinand Opll – Martin Scheutz

Abb. 16: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30: Teilblatt 6 (rechts unten) (WM, Inv. Nr. 48.068).



Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht 53

Abb. 17a und 17b: Eintragung des Textes über den Pascha von Mostar (wie 6/20) in den unterschiedlichen Schreibweisen der Exemplare im WM (links) sowie in der BNF (jeweils Teilblatt 6); Abbildungen um 270 Grad nach rechts gedreht.

Ordnung der osmanischen Elitetruppen unter ihren rot-weiß-gestreiften Fahnen] 6/15 E [Bezeichnung etwas östlich des Sporkenbühels53, wie 6/16] 6/16 der Sporcke(n) bühel (BNF: der spercke(n) bühel) [Sporkenbühel, Flur im Bereich von Wien 9, Himmelpfortstiege zwischen Nussdorfer Straße und Liechtensteinstraße] 6/17 wäring [Währing, Wien 18] 6/18 Endt des Wiener waldts (BNF: Bezeichnung fehlt) [Hinweis auf den im Nordwesten Wiens gegen die Donau zu gleichsam auslaufenden Wienerwald, siehe 2/6] 6/19 werner thor (BNF: schlecht leserlich, abgenutzt) [Werdertor der Stadtbefestigung, Bereich Wien 1, Ruprechtssteig] 6/20 der wascha Mosstarßki (BNF: der wascha Mostarffa) [Pascha von Mostar = heute: Bosnien] (Abb. 17a und 17b) 6/21 der flötz hoff (BNF: schlecht leserlich, abgenutzt) [Hof der Flötzer = Flößer, Bereich Wien 9?54] 6/22 Nassern schiff [Ruderschiffe der osmanischen Flussmatrosen] 6/23 der wascha auß Simedray (BNF: der wascha aus Simedrey) [Pascha von Semendria55 = das heutige Smederevo unterhalb Belgrad and der Donau, Serbien] 53  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [7]: osmanische Truppen zwischen dem Sporkenbühel, wie 6/16, und Heiligenstadt, wie 6/28 (Kommandant = Pascha „Mosstarßki“ = von Mostar, wie 6/20). 54  Aus dem 17. Jh. ist der Bestand eines Herberghauses für Flößer mit dem Hausschild „Zum weißen Hahn“ im Bereich Wien 9, Hahngasse/Berggasse bezeugt, das vielleicht auf den bei Meldeman eingetragenen Hof zurückgeht, siehe dazu Wien Geschichte Wiki s. v. Zum weißen Hahn (9). 55  Auch der Sandschakbeg von Semendria/Smederevo war unter den vor Wien eingesetzten osmanischen

54

Ferdinand Opll – Martin Scheutz

Abb. 18a und 18b: Eintragung des Herstellervermerks des Niclas Meldeman (wie 6/31) im Exemplar im WM (oben), während an dieser Stelle im Exemplar der BNF nur der rahmende Lorbeerkranz zu sehen ist (jeweils Teilblatt 6).

6/24 Grintzing (BNF: grintzing; abgenutzt) [Grinzing, Wien 19] 6/25 ober siffring (BNF: partiell schlecht leserlich, abgenutzt) [Obersievering, Wien 19] 6/26 der Nassern leger (BNF: partiell schlecht leserlich, abgenutzt) [Lager der auf den Befehlshabern, siehe 3/5.



Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht 55

osmanischen Ruderschiffen eingesetzten Flussmatrosen] 6/27 F [Bezeichnung beim Lager der osmanischen Flussmatrosen56, wie 6/26] 6/28 heylig stat (BNF: heiligstat) [Heiligenstadt, Wien 19] 6/29 hie hat man vil kinder an die zeun gespist (BNF: Beschriftung fehlt) [Bereich oberhalb von Heiligenstadt, wie 6/28, in Richtung Wienerwald] 6/30 der Kalenberg auff dem die Turckishe [!] hussern ir kuntschafft oder wach gehab(t) (BNF: Beschriftung fehlt) [Burg auf dem Leopoldsberg57, Wien 19, wo osmanische Husaren einen Beobachtungsposten hatten] 6/31 Medaillon: Gemacht zu Nurenberg durch Niclaßen Meldeman brifmaler bey der lange(n) prucken wohnhvfft [!] / nach Christt [!] geburt. M.CCCCC.XXX. Jar. NM.58 (BNF: Beschriftung fehlt59) [Herstellervermerk mit Hinweis auf Meldemans Adresse60 sowie seiner Namensabkürzung] (Abb. 18a und 18b) 6/32 Wiener Wappen

Anhang: Konkordanz der topographischen Elemente zwischen dem Albertinischen Stadtplan und der Meldemanschen Rundansicht61 Vorbemerkung: Von den Elementen des Albertinischen Plans, die auf der Meldemanschen Rundansicht fehlen, liegen zwei Objekte innerhalb und fünf Objekte außerhalb der Mauern; kursiv = Elemente der Meldemanschen Rundansicht, die auf dem Albertinischen Plan fehlen (innerhalb der Mauern: −; außerhalb der Mauern: 15 Objekte). – Zur Lokalisierung der genannten Bauten und Objekte siehe die Hinweise oben S. 32−55. Albertinischer Stadtplan Antonskirche, Kirche des Heiligengeist­spitals („Sant Anthoni“) − Augustinerkirche („zw den augustiner“) (ohne Bezeichnung) − Burg („das ist dy purck“) Bürgerspital („zum spital“) Bürgerspitalmühle siehe Spitalmühle

Meldemansche Rundansicht − „Aschenhamer zigelstadel“ Augustinerkirche („augustiner“) Biberturm („biber thurn“) Bleichwiese („die pleychwisen“) = außerhalb des Georgsturms Burg („dy burg“) Bürgerspital („Spitall“)

56  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [7]: Lager der osmanischen Flussmatrosen im Bereich der Donau in einer Au gegenüber dem Neubruch (unbekannte Lokalisierung) bis nach Nussdorf, wie 5/31 (Kommandant = Pascha „Naßstarßki“ = wohl: von Mostar, wie 6/20). 57   Der Name „Kahlenberg“ bezog sich damals auf den Leopoldsberg, siehe dazu Wien Geschichte Wiki s. v. Leopoldsberg. 58   Die für Niclas Meldeman stehende Sigle hat die Form einer in Capitalis ausgeführten Ligatur. 59   Der als Lorbeerkranz gestaltete Rahmen rings um diese Beschriftung ist allerdings – genauso wie bei der Erstauflage – auch im Pariser Exemplar eingezeichnet; siehe auch oben S. 44 Anm. 37. 60  Wahrscheinlich zu lokalisieren mit der Adresse Nürnberg, An der Karlsbrücke 6 (Vorkriegsnummerierung), siehe dazu im Beitrag von Timann in diesem Band, S. 64. 61  Zu diesem Vergleich siehe insbesondere auch die Ausführungen von Barbara Schedl in diesem Band.

56

Ferdinand Opll – Martin Scheutz

Albertinischer Stadtplan Burgtor („widner tor“) Clarakirche („zw sant claren“) Deutschordenskirche („deuczsch“) Dominikaner siehe Prediger (ohne Bezeichnung) Georgskapelle („Sant Jörg“) − − Heiligengeistspital („zwm heiligengeist“) Hieronymuskirche („Sant Jeronimus“) Himmelpfortkirche („dy himel portt“) Jakoberkirche („Sant Jacob“) Johanneskirche („zw sant Johanns“) = Johanniter − Karmeliterkirche („zw den weissen brüdern“) Kärntner Tor („kernter tor“) (ohne Bezeichnung) − Kolomanskirche („Sant colman“) − − Lorenzerkirche („zw sant Lorenczen“) Michaelerkirche („zw sant michaell“) Minoritenkirche („zw den mynn brüdern“) Maria am Gestade („zw vnser lieben frawen“) Maria Magdalena-Kirche („Zu sant marie magdalen“) = hier zu weit von Stadtmauer platziert Marienkloster („vnser frawen closter“) = St. Maria bei St. Niklas vor dem Stubentor Martinskirche, Kirche des Martinsspitals („S. Mertein“) Niklaskirche („Sant Nicolas“) in der Stadt Niklaskirche („zw sand nicklas (!)“) = außerhalb der Mauern Otthaimenkapelle siehe Salvatorkapelle − Pankrazkapelle („zw sant pangracz“) Paradiesgarten („Paradeyß“) Peterskirche („zw sant peter“) Predigerkirche („prediger“) Roter Turm (“zw rotten turn”)

Meldemansche Rundansicht Burgtor Clarakirche („S. Clara“) − Elendturm („thurn im elend“) Georgskapelle („S. Jorg“) Georgsturm („s. jörgen thurn“) Gottesacker („Gotzacker“) = bei St. Koloman − Hieronymuskirche („S. Jeronimus“) Himmelpfortkirche („himelporten“) Jakoberkirche („S. Jacob“) Johanneskirche („S. Johans“) = Johanniter Judenturm Karmeliterkirche („Weissen Bruder“) (ohne Bezeichnung) Kärntner Turm Kärntner Vorstadt („Kerner vorstat“) Kolomanskirche („S. Kolman“) Landstraße („vorstat“/ohne weitere Bezeichnung) Laßlaturm („K. latzlas thurn“) Lorenzerkirche („S. Lorentz“) Michaelerkirche („s michel“) Minoritenkirche Maria am Gestade („vnser frauen“) Maria Magdalena-Kirche („s. maria madalena“) Marienkloster („vnser frawen closter“) = St. Maria bei St. Niklas vor dem Stubentor − Niklaskirche („S. Niclas“) in der Stadt Niklaskirche („S. Nicolae“)

Niklastor („S. Niclas porten“) Pankrazkapelle („s. pangracz“) − Peterskirche („s. peter“) Predigerkirche („prediger kir.“) Roter Turm („der roth thurn“)



Technisch-inhaltliche Beobachtungen zu den Exemplaren der Meldemanschen Rundansicht 57

Albertinischer Stadtplan Ruprechtskirche („zw sant Ruprecht“) Salvatorkapelle („zw sant otten vnn hayman“) = zum Namen siehe den Beitrag in Wien Geschichte Wiki Salzturm („salcz turn“) −

Schottenkirche („zw den schotten“) Schottentor („Schotten tor“) Siechenhaus St. Johannes („zw sant johanns“) = in der Siechenals; zu nahe an Stadtmauer − − − Stephanskirche („zw sant Steffan“)

Stubentor („stubener (!) tor“) Theobaldskirche („Sant tibolt“) − Universität („Das ist dy hoch schul“) − − Werdertor („wirder tor“) Widmertor siehe Burgtor − Wolfgangkapelle vor dem Stubentor (ohne Benennung als Gebäude eingezeichnet)

Meldemansche Rundansicht Ruprechtskirche („S. Ruprecht“) Salvatorkapelle („s. oth heim“) Salzturm („saltz thurn“) Schlagbrücke („die schlag pruck“) = unweit von Rotenturmtor und Biberturm über die Donau (heute: Donaukanal) Schottenkirche („schotten“) Schottentor („schotten Thor“) Siechenhaus (St. Johannes in der Siechenals) („siech heusle“) Siechenhaus zum Klagbaum („Sichanß“) – wohl Verschreibung durch Meldeman Spitalmühle („Spitel mull”) = am Wienfluss außerhalb der Stadtmauern St. Marx („s. marx“) = unter osmanischer Fahne Stephanskirche („S. Steffans thumkirchen mit dem hochen thurn / auf welchem man scheinbarlich gesehen hat / die gantz belegerung des Turcken gerings um die stat zu wasser vnn landt / Vnd also auf dem thurn / diese visierung abgemacht vnn verzeichent ist worden in zeit solcher belegerung“) Stubentor (“stubenthor”) Theobaldkirche („S. diebolt“) Ulrichskirche („s. ulrich“), dorthin am Weg „ain alter Thurn an der straß“ − Unter den Fischern („vndern vischern“) = gegenüber des Rotenturmtors Vorstadt zwischen den zwei Mauern = außerhalb des Schottentors Werdertor („Wernerthor“) Wienfluss (mit zwei bezeichneten Armen) −

SEKTION 1: DIE MELDEMAN-RUNDANSICHT VON 1530 – ZUR QUELLENKUNDE UND ÜBERLIEFERUNGS­ GESCHICHTE EINER ZIMELIE DES WIEN MUSEUMS

Abb.: Die „Meldemannstraße“ in Wien befindet sich heute im 20. Wiener Gemeindebezirk und wurde nach einem Stadtratsbeschluss vom 17. Februar 1899 so benannt. Besondere Berühmtheit erlangte diese Straße, weil sich dort das Männerwohnheim (1905–2003) befand, wo Adolf Hitler (1889–1945) zwischen 1910 und 1913 seinen Wohnsitz hatte (Foto: Martin Scheutz, 3. 1. 2020).



Sebald Beham (1500–1550) und Jacob Seisenegger (1505–1567), die geheimnisvollen „Schöpfer“ der Meldeman-Rundansicht? Ursula Timann

Am 21. Oktober 1529 traf die Nachricht vom Ende der Belagerung Wiens durch die Türken in Nürnberg ein, abgesandt von Pfalzgraf Friedrich, damals Oberster Feldhauptmann des Reichs im Krieg gegen die Türken, an den Nürnberger Rat1. Bereits am 25. Oktober erteilte der Rat dem Briefmaler Niclas Meldeman ein Privileg, dass er die Belagerung zeichnen und drucken durfte und es allen anderen verboten sein sollte, dies vor Ablauf eines Jahres nachzudrucken2. Aus der Erklärungsschrift, die Meldeman später mit seinem Holzschnitt herausgab („Ein kurtzer bericht vber die recht warhafftig Contrafactur Türckischer belegerung der Stat Wien“), geht hervor, dass er dem Rat versprochen hatte, „ein ware rechtgeschaffne contrafactur derselbigen belegerung zuerlangen“3. Auf seine Reise nach Wien, die er kurz darauf („von stund an“) antrat, bereitete sich Meldeman gut vor und ließ sich mit einem Empfehlungsschreiben des Nürnberger Rats versehen. Er brachte in Erfahrung, dass ein „berümbter Maler zu Wien“ vom Turm von St. Stephan aus während der Belagerung aus eigenem Antrieb die kriegerischen Vorgänge um die Stadt abgezeichnet hatte. Nach einigen Verhandlungen, bei denen Meldeman das Schreiben des Nürnberger Rates an die Wiener Stadtobrigkeit vorlegte, konnte er dem zunächst widerstrebenden Maler die Zeichnungen abkaufen. Zudem hatte sich Meldeman ein Empfehlungsschreiben des Vikars bei St. Sebald, Mathematikers und Herstellers astronomischer Instrumente, Georg Hartmann, an den Bau- und Brückenmeister Hans Tschertte besorgt. Dieser sollte den Briefmaler bei seinen Nachforschungen zur Wiener Belagerung unterstützen. Aus dem Schreiben Tscherttes an Hartmann vom 6. Dezember 1529 (Abb. 1 und 2) geht hervor, dass sich Meldeman damals in Wien aufhielt4. Im Laufe des Monats kehrte Meldeman nach Nürnberg zurück. Nachdem die Vorarbeiten abgeschlossen waren, bewilligte ihm der Rat am 29. Dezember ein Darlehen von 50 fl. zu verfertigung und drucken der aufgerissen belegerung Wienn, das er in einem halben   Näheres bei Timann, Untersuchungen 124–127.   Hampe, Nürnberger Ratsverlässe 1 Nr. 1731. 3  VD16 M 4443. Exemplare der Erklärungsschrift befinden sich in Wien, ÖNB, 64.H.29.(10) und in München, Bayerische Staatsbibliothek, Res. 4° Turc 81/23. 4  Tscherttes Schreiben befindet sich in Nürnberg, Stadtbibliothek, Pirckheimer-Papiere (PP) Nr. 522. Ich danke Frau Dr. Antonia Landois vom StA Nürnberg und Frau Dr. Christine Sauer von der Stadtbibliothek Nürnberg für die Recherche nach dem Brief. Er ist ediert bei Leisching, Johann Tscherte 295f. Das Schreiben ist bereits ohne weitere Angaben erwähnt bei Will, Nürnbergische Münz-Belustigungen 254. 1 2

62

Ursula Timann

Abb. 1, 2: Brief von Hans Tschertte an Georg Hartmann, Wien, 6.12.1529 (Nürnberg, Stadtbibliothek, Pirckheimer-Papiere 522/Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg, PP 522).

Jahr zurückzahlen sollte. Als offizieller Geldgeber sollte aber nicht der Rat, sondern der Ratsschreiber Lazarus Spengler auftreten5. Die Arbeit am Holzschnitt zog sich über vier Monate hin. Zu diesem gab Meldeman die erwähnte, von Hieronymus Andreae gedruckte Erklärungsschrift heraus, die er dem Nürnberger Rat widmete. Am 30. April 1530 beschloss der Rat: Niclas Meldeman, der einen rathe   Hampe, Nürnberger Ratsverlässe 1 Nr. 1740; Spengler, Schriften 1529–1530 219 (Anm. 14).

5



„Schöpfer“ der Meldeman-Rundansicht?

63

mit einer contrafacten belegerung (sauber ausgestrichen), wie der turk Wienn belegert, verert und daneben selbige etliche mehrs für meine hern die eltern, auch die tugent des alters mitverert hat, soll man dagegen ein halbs tutzet gulden schenken6. Meldeman hatte also kurz zuvor dem Rat u. a. einen sorgfältig kolorierten Holzschnitt von der Wiener Belagerung geschenkt sowie weitere sieben Abzüge an die Herren Älteren7. Das einzige erhaltene kolorierte Exemplar des Holzschnitts befindet sich heute im Wien-Museum (Abb. siehe Beilage).   Nürnberg, Staatsarchiv, Rst. Nbg., Rep. 60b, Nr. 16, fol. 105r.   Die Herren Älteren, auch Septemvirat genannt, bildeten die eigentliche reichsstädtische Regierung. Näheres siehe Diefenbacher–Endres, Stadtlexikon Nürnberg 974. 6 7

64

Ursula Timann

Meldemans Stolz auf seine Arbeit ist dem Holzschnitt anzusehen. Neben den vier Wappen in den Ecken (Österreich, Ungarn, Böhmen und Wien) präsentierte er unten links das Nürnberger Wappen in einem Lorbeerkranz mit losen Bändern und unten rechts in einem gleichartigen Kranz seinen Autorenvermerk, zusammen mit seiner Adresse an der langen Brücke. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um das Anwesen, das Meldemans Schwiegermutter Anna Steigel zusammen mit seinem Schwager, dem Schneider Jacob Dreer, 1521 erworben hatte. Es befand sich an der Südseite der heutigen Karlsbrücke (alte Nr. L. 148, Vorkriegsnummerierung An der Karlsbrücke 6)8.

1. Zu Meldemans Arbeitsweise Wie aus dem Holzschnitt zu ersehen ist, hat Meldeman das in Wien erworbene Zeichnungsmaterial zu den Vorgängen, die der Maler „auf dem hohen sant Steffans thůrn zu den vier fenstern herauß“ (so der Text in der Begleitschrift zu dem Holzschnitt) aufgenommen hatte, in Nürnberg einer redaktionellen Bearbeitung unterzogen, bevor die Umzeichnung auf die Druckstöcke vorgenommen werden konnte. So konnte der Maler von seinem Standpunkt aus nicht die Stephanskirche wiedergeben. Wie Heinrich Kábdebo schon 1875 feststellte, behalf sich Meldeman mit dem Holzschnitt aus dem von Johann Winterburg gedruckten Wiener „Heiligtumbuch“ von 1502 als Vorlage, von dem 1514 eine erweiterte Ausgabe erschienen war9. Indem Meldeman die Ansicht des Stephansdoms von Norden mit dem Stumpf des nicht fertiggestellten Nordturms an der Vorderseite in seinen Holzschnitt übernahm, musste die Rundansicht zwangsweise „gesüdet“ werden (wenn der Stephansdom nicht auf dem Kopf stehen sollte), was aber keinen Nachteil darstellte, weil die wichtigsten Kämpfe im Süden der Stadt stattfanden. Abweichend von der Vorlage aus dem „Heiligtumbuch“ fügte Meldeman den mittlerweile an der Turmspitze angebrachten Stern und den Halbmond hinzu; in der Vorlage befand sich an dieser Stelle ein Kreuz. Bekanntlich baten nach der Belagerung Bürgermeister und Rat mit Schreiben vom 15. Februar 1530 König Ferdinand, Stern und Halbmond durch ein christliches Zeichen ersetzen zu dürfen, da man diese Embleme an den türkischen Zelten der Belagerung gefunden habe10. Zu den Ergänzungen Meldemans gehörte außerdem die Darstellung der Hinrichtung dreier Spione vom 16. Oktober, als die Türken die Belagerung bereits aufgegeben hatten und abgezogen waren. Es war etwas Ungewöhnliches, dass Meldeman zum Holzschnitt der Wiener Belagerung eine Begleitschrift mit Erklärungen zu den Entstehungsumständen und zur Darstellung herausgab. Er hielt es für notwendig, die Wahl der Rundansicht, die „villeycht für frembd oder seltzam angesehen werden mag / auch vor nicht vil gesehen ist“, für die Darstellung der Kampfhandlungen um die Stadt zu rechtfertigen, ebenso den Verzicht auf die Darstellung der „heuser / stöck vnd gassen“ in der Stadt. Diese Weglassung begründete Meldeman auch damit, dass eine solche Wiedergabe des Stadtinneren mit einem so hohen Papierverbrauch einhergegangen wäre, dass der Holzschnitt nicht mehr für jedermann erschwinglich gewesen wäre. Er versprach aber: „Jn kürtze aber wil ich die stat allein on   Freundlicher Hinweis von Karl Kohn, Nürnberg.   VD16 H 3283 und VD16 H 3284. Siehe Kábdebo, Antheil 100. 10  Schuster, Regesten 41 Nr. 1374; vgl. auch Ertl, Sonne und Mond. 8 9



„Schöpfer“ der Meldeman-Rundansicht?

65

die belegerung abconterfett auch (ob Gott will) außgeen lassen“. Von einem solchen Plan ist freilich nichts bekannt. Ob dies ein leeres Versprechen war oder ob Meldeman weiteres Material aus Wien mitgebracht hatte, bleibt bis heute offen. Eine frühe Rundansicht einer Stadt von einem Aussichtspunkt innerhalb der Mauern ist die Ansicht von Straßburg, aufgenommen vom Turm des Münsters, die Conrad Morant 1548 schuf. Dabei stammt die Darstellung des Straßburger Münsters von einem separaten Holzschnitt, der an der unteren Kante aufgeklebt war und hochgeklappt werden konnte11. In dem erwähnten Schreiben Hans Tscherttes an Georg Hartmann vom 6. Dezember 1529 wurde Meldeman als formbschneyder vnd Briefmaler12 bezeichnet, was darauf hindeuten könnte, dass er auch die Druckstöcke für die Wiener Belagerung geschnitten hat. In Frage käme aber auch der früher für Kaiser Maximilian I. tätige Hieronymus Andreae, der die Begleitschrift zu der Belagerung gedruckt hat. Andreae, der einst an Albrecht Dürers Ehrenpforte für Maximilian sowie an Darstellungen aus dessen Triumphzug gearbeitet hatte, stand als Typograf und als Formschneider in hohem Ansehen13. Auf einem Abzug der Ehrenpforte im Museum of Fine Arts in Boston stehen zwei Vermerke Meldemans; zum einem mit seinem bekannten Signet: „Niclas Meldeman von Nürmberg NM“ und zum anderen mit dem Satz „Diesse Ehrenporten ist hiemit Irer stucken alls beyeinander“14. Henry Preston Rossiter vermutet, dass Meldeman Hieronymus Andreae bei der Herstellung der Druckstöcke geholfen hat. Das Signet NM, das Meldeman für seine Druckerzeugnisse verwendet hat, weist aber darauf hin, dass er eher als Drucker oder Verleger des Abzugs auftrat. Bekanntlich fertigte der noch nicht bezahlte Andreae nach Kaiser Maximilians Tod Separatausgaben von einzelnen Druckstöcken der Ehrenpforte, um so auf seine Kosten zu kommen15.

2. Sebald Beham Als erster Forscher wies Heinrich Röttinger (1869–1952) 1921 die in Nürnberg geschaffene Zeichnung für die Endfassung dem Nürnberger Maler Sebald Beham zu16. Diese Zuweisung übernahm er 1927 in sein Werk mit Ergänzungen zu Gustav Pauli17. Zugleich machte Röttinger deutlich, dass der Maler auf dem Stephansturm nicht mit Beham identisch war. Die Zuschreibung der Wiener Belagerung an Beham, wie sie Meldeman letztendlich gedruckt hat, ist in der späteren Forschung akzeptiert worden. Der stets als Maler bezeichnete Sebald Beham ist vor allem als Druckgrafiker bekannt geworden. Sein Geburtsjahr lässt sich anhand der Inschrift auf einem von Matthes Gebel geschaffenen Modell einer Medaille von 1540 errechnen, wonach Beham damals 40 Jahre alt war; er müsste somit 1499 oder 1500 geboren sein. Verheiratet war er in erster Ehe mit Anna, von der es eine Medaille als Gegenstück zu der des Malers gibt. Ihr Alter ist 11  Ein Exemplar in Nürnberg, GNM, SP 3224. In neuerer Zeit wurde der Holzschnitt besprochen von Dahlberg, Mapping the Law; zum Werk Morants siehe auch die Hinweise im Beitrag von Ferdinand Opll in diesem Band, S. 140. 12  Leisching, Johann Tscherte 295. 13  Zur Biografie Andreaes vgl. Timann, Untersuchungen 56–63. 14  Zitate nach Rossiter, Maximilian’s Triumphal Arch 96f.; siehe auch Schauerte, Ehrenpforte 454. 15  Timann, Untersuchungen 57f.; Schauerte, Ehrenpforte 462. 16  Röttinger, Zeichner 6. 17  Röttinger, Ergänzungen 28.

66

Ursula Timann

mit 45 Jahren angegeben, ihr Geburtsjahr somit um 1494/95 anzusetzen18. Sie war eine Schwester des Malers Hans Beheim, der sie 1537 in seinem Testament erwähnte19. Sebald Beham hatte einen jüngeren Bruder Barthel (um 1502–1540), der ebenfalls Maler war20. Die früheste nachweisbare Arbeit Sebald Behams, ein Kupferstich mit dem Brustbild eines jungen Mädchens, der deutlich von Albrecht Dürer beeinflusst wurde, stammt bereits von 151821. In den darauffolgenden Jahren kam Beham mehrfach in Konflikt mit der Nürnberger Obrigkeit. Vermutlich ist er identisch mit Sebolt, malergesellen, der laut Ratsbeschluss vom 28. November 1521 wegen Beleidigung eines Predigers bei den Dominikanermönchen (prediget daz ewangelium als ein poßwicht) bis Weihnachten eine viertägige Gefängnisstrafe antreten sollte. Allerdings hielt der Rat auch die Ansprache des Predigers, es handelte sich um Thomas Herzog, der 1504 in Heidelberg immatrikuliert war22, für strafwürdig, die er als unzeittig red, damit er den maler bewegt hat, bezeichnete, und verlangte Maßnahmen, damit solches künftig nicht mehr vorkomme23. Das bekannteste Ereignis aus Behams Biografie ist seine Verbannung aus Nürnberg im Januar 1525 als einer der drei so genannten gottlosen Maler, die beiden anderen waren sein Bruder Barthel und Georg Pencz. Ihnen war die Verbreitung von radikalreformatorischen Ideen u. a. von Andreas Bodenstein, gen. Karlstadt, und Thomas Müntzer vorgeworfen worden sowie aufrührerische Betätigung und Nichtanerkennung der Stadtobrigkeit. Die Rückkehr wurde den drei Malern im November des Jahres auf Fürsprache von Melchior Pfinzing erlaubt24. In einen erneuten Konflikt mit der Obrigkeit geriet Sebald Beham 1528, nachdem er trotz Verbots sein in Zusammenarbeit mit dem Formschneider Hieronymus Andreae erstelltes Büchlein über die Proportion der Rosse25 herausgegeben hatte, bevor Dürers Proportionswerk (an dem Andreae ebenfalls beteiligt war) erschienen war26. Am 1. September 1528 ordnete der Rat Behams Festnahme an, erneuerte das Verkaufsverbot und verlangte die Rückholung der bereits nach Frankfurt (zur bevorstehenden Herbstmesse) versandten Bücher. Beham entzog sich der Verhaftung durch Flucht aus der Stadt. Am 3. Dezember 1529 beschloss der Rat, ihn zurückkommen zu lassen, wenn er sich einer bürgerlichen Strafe unterwarf. Schließlich gab der Rat nach, Beham durfte mit Beschluss vom 6. Februar 1529 zurückkehren und erhielt nur eine mündliche Verwarnung27. Später trat Beham mit dem Frankfurter Drucker Christian Egenolff in Verbindung, für den er 1533 Holzschnitte entwarf. Am 24. Juli 1535 gab er das Nürnberger Bürgerrecht auf und leistete am 14. Oktober 1540 in Frankfurt den Bürgereid. Der dortige Rat überließ ihm am 28. April 1547 eine Wohnung über der Leonhardspforte zur Miete von vier Gulden pro Jahr. Am 16. Oktober 1549 ging „Sebold Behem, ein Kunstmaler“ eine neue Ehe ein mit Elisabeth, Tochter des Schuhmachers Matthes Wolff von Büdingen, 18  Medaillen des Ehepaars Beham befinden sich im Münzkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin, vgl. Habich, Schaumünzen 1 Nr. 1181, Taf. 137,3. 19  Nürnberg, Stadtbibliothek, Amb. 173.2°, S. 162,c. 20  Zu ihm siehe Löcher, Barthel Beham. 21  Pauli, Hans Sebald Beham 6 und 207 Nr. 207. 22  Bock, Predigerkloster 186. 23  Zitate nach Hampe, Nürnberger Ratsverlässe 1 Nr. 1332; auch veröffentlicht bei Bauch, Aufenthalt 199f. (Anm. 16). 24  Ausführlich dazu Zschelletzschky, Die drei gottlosen Maler. 25  VD16 B 1483. 26  VD16 D 2859; Verlegerin war Dürers Witwe Agnes. 27 Vgl. Bauch, Aufenthalt 200f. Dürers Werk erschien erst Ende Oktober 1528.



„Schöpfer“ der Meldeman-Rundansicht?

67

starb aber bereits am 22. November 1550; seiner Witwe wurde das Wohnrecht auf der Leonhardpforte verlängert28. Signiert hat Beham in der Frühzeit seine Arbeiten mit den ligierten Buchstaben „HSP“, die er später zu „HSB“ veränderte29. In den Quellen wurde er stets mit dem Vornamen Sebald, niemals Hans Sebald genannt. Eine Ausnahme, die nicht mehr überprüfbar ist, könnte ein Eintrag in den Frankfurter Stadtrechnungen darstellen. In einem 1549 begonnenen Band soll vermerkt worden sein: Joh. Sebolten Behamen vf des Rats Beschluß 12 Taler verert für die gemahlt Tafel, so oben in der alten Ratstuben angehefft vnd mit Reimen verfaßt ist30. Leider ist dieser Band heute verschollen31 und der Eintrag nur durch das 1862 erschienene Werk Philipp Friedrich Gwinners über die Frankfurter Künstler überliefert.

3. Stilkritik Als Argument dafür, dass die Vorzeichnung für den Holzschnitt bzw. die Zeichnung auf den Druckstöcken Sebald Beham zuzuschreiben sei, verweist Heinrich Röttinger auf Behams signierten Holzschnitt mit der Darstellung der Belagerung von Rhodos durch die Türken 1522. Er meint, dass „auch nicht in einem Strichelchen des großen Blattes eine andere Persönlichkeit zu Worte kommt als eben die Behams“32. Aus der Zeit vor der Wiener Belagerung gibt es noch einen nicht signierten Holzschnitt mit einer kriegerischen Handlung, dessen Vorlage Sebald Beham zugeschrieben wird, nämlich die Einnahme von Griechisch Weißenburg/Belgrad 1521, gedruckt von Wolfgang Resch 152233. Resch, der wie Hieronymus Andreae früher als Formschneider für Kaiser Maximilian gearbeitet hatte, könnte auch den Holzschnitt gefertigt haben34. Das Blatt scheint sich einiger Nachfrage erfreut zu haben und wurde in Augsburg von Jost de Negker, ebenfalls einem früheren kaiserlichen Formschneider, nachgedruckt35. Während dieser Holzschnitt einen Text im Typendruck aufweist, handelt es sich bei der Belagerung von Rhodos um einen Holztafeldruck, bei dem die Texte in die Druckplatte geschnitten wurden. Diese Technik wurde in Sebald Behams frühen Jahren noch gelegentlich verwendet. Dies war bei einer Kanontafel, deren Vorlage Beham zugeschrieben wird, der Fall, von der sich ein Exemplar in der Kunsthalle in Hamburg erhalten hat. Obwohl die zugehörigen Texte einem Typendruck täuschend ähnlich sehen, handelt es hier in Wirklichkeit um einen Holztafeldruck36. Etwa in diese Zeit dürfte auch die erste Zusammenarbeit Sebald Behams mit Niclas Meldeman fallen. Meldeman hatte 1518 das Nürnberger Bürgerrecht erworben und   Gwinner, Zusätze 6–8; Seibt, Hans Sebald Beham 24f.; Bauch, Aufenthalt 204f.   Die Initialen HSB sind erstmals 1531 nachweisbar, vgl. Stewart, Before Bruegel 16. 30  Gwinner, Kunst 65. 31   Freundliche Mitteilung von Hrn. Dr. Michael Matthäus, Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, vom 18.1.2019. 32   Röttinger, Zeichner 6. Zum Holzschnitt mit der Belagerung von Rhodos siehe Pauli, Hans Sebald Beham 387 Nr. 1113. Abb. bei Geissberg, The German Single Leaf Woodcut 1 268. 33  Pauli, Hans Sebald Beham 387 Nr. 1114. 34  Zu Resch vgl. Timann, Untersuchungen 45–55. 35  Pauli, Hans Sebald Beham. Nachträge 40 Nr. 1114b. 36  Merkl, Buchmalerei 209 (mit Anm. 112) und 212 Abb. 73; Schmidt, Liturgische Einblattdrucke 31–33 mit Abb. 5. 28 29

68

Ursula Timann

1520 Hans Steugels (Steigels) Witwe, seiner Schwiegermutter, Briefmaler-Werkzeug abgekauft37. 1522 gab er einen Holzschnitt „Die Todesstunde“ (auch „Tod und Liebespaar“) heraus, als dessen Entwerfer Sebald Beham gilt38. Als einzige Signatur enthält das Blatt eine in den Druckstock geschnittene Beschriftung: „NICLAS MELDEMAN ZV NVRMBERG“, die Jahreszahl 1522 ist unten rechts eingeschnitten. Ähnlich wie die im selben Jahr erschienene „Belagerung von Griechisch Weißenburg“ scheint auch dieser Holzschnitt eine größere Nachfrage gefunden zu haben, da es hiervon einen Nachschnitt gibt. Dieser wurde auch für eine Chiaroscuro-Ausgabe verwendet39. Bei kleinfigurigen Werken wie der Wiener Belagerung besteht eine besondere Schwierigkeit, stilkritisch einen Künstler der Vorlage zu bestimmen, zumal Sebald Beham mit Erhard Schön und Niclas Stör in Nürnberg sehr produktive Nürnberger Zeitgenossen hatte, die ebenfalls viele Holzschnitte entwarfen. So müssen wir bei der Wiener Belagerung auf Details in für Beham gesicherten Arbeiten achten und darauf schauen, ob sie auch in den ihm zugeschriebenen vorkommen. Wir wollen bei der von Beham signierten Belagerung von Rhodos die Darstellung von Flammen und Rauch ansehen und diese mit Ähnlichem bei der Wiener Belagerung vergleichen. Sowohl bei der Wiener Belagerung (z. B. der Brand von Hietzing) als auch bei der Belagerung von Rhodos werden die aufsteigenden Rauchwolken als parallele, leicht gekurvte Striche wiedergegeben, die oben als wolkenförmige, sich nach vorne neigende Gebilde enden. Für solche Formationen scheinen Werke Dürers Vorbild gewesen zu sein, vergleicht man die Holzschnitte mit dessen Darstellung von der Zerstörung Sodoms und Gomorrhas auf der Rückseite der so genannten Haller-Madonna40 oder dem Brand im Hintergrund bei „Hiob auf dem Misthaufen“ auf einem Flügel des so genannten Jabach-Altars in Frankfurt am Main41. Fritz Schnelbögl verweist bei der Wiener Belagerung auf den Einfluss Dürers bei der „Behandlung der Truppenkader“, der „Ballung der Flammen“ und der „Zeichnung der Baumkronen“, wie sie bei dessen Holzschnitt mit der Belagerung einer befestigten Stadt zu finden sind, enthalten in Dürers Buch „Etliche underricht zu befestigung der Stett, Schloß und flecken“ von 1527. Zudem verweist Schnelbögl auf den Autorenvermerk Meldemans bei der Belagerung Wiens, der wie das Nürnberger Stadtwappen von einem Kranz mit losen Bändern umschlossen ist, wie er ähnlich auf Dürers Weltkarte des Johann Stabius in Globusform vorkommt42. Am besten erkennt man Behams Handschrift, wenn man Details der Wiener Belagerung mit den Vorzeichnungen zur Tischplatte für Kardinal Albrecht von Mainz von 1531 vergleicht. Die wie die Zeichnungen heute im Louvre aufbewahrte Platte, auf der sich Beham auch selbst abgebildet hat, datiert von 153443. Die Art, wie die zu Fähnlein gruppierten Landsknechte, wie 37 38

215.

  Timann, Untersuchungen 99.   Pauli, Hans Sebald Beham 396f. Nr. 1122. Abb. bei Geissberg, The German Single Leaf Woodcut 1

  Pauli, Hans Sebald Beham 397 Nr. 1122a.   Washington, National Gallery of Art, Kress Collection Inv. Nr. K 1835 a, b. Siehe Dürer 2012 337 Kat. Nr. 337 mit Abb., dort um 1498 datiert. 41  Frankfurt am Main, Städel-Museum, Nr. 890. Siehe Dürer 2012 422 Kat. Nr. 109 mit Abb., dort um 1503/05 datiert. 42  Schnelbögl, Zur Geschichte 224. 43  Zur Tischplatte siehe Kardinal Albrecht von Brandenburg 1, Katalog, Kat. Nr. 144 und 144 (Thomas Schauerte); Kremb, Bemalte Tischplatten 125–135. 39 40



„Schöpfer“ der Meldeman-Rundansicht?

69

Bäume und Architektur wiedergegeben sind, zeigt an, dass hier wohl derselbe Zeichner bzw. Vorzeichner am Werk war.

4. Zwei weitere Holzschnitte Meldemans und Sebald Behams von 1530 Außer der Wiener Belagerung hat Niclas Meldeman im Jahre 1530 zwei weitere große Holzschnitte herausgegeben, die als Werke von Sebald Beham anzusehen sind. Dies ist zum einen eine Holzschnittfolge zu den zehn Patriarchen des Alten Testaments44, die im Ratsbeschluss vom 30. April 1530 als tugent des alters bezeichnet wurde. Meldeman hatte zugleich mit der Wiener Belagerung auch davon dem Rat der Stadt Nürnberg ein Exemplar geschenkt. Vorangestellt ist der Folge ein Blatt mit einer Widmung Meldemans an den Rat und einem einleitenden Text, unten ist der Nürnberger Wappendreiverein zu sehen. Den Holzschnitten sind Verse von Hans Sachs hinzugefügt, die bei den Bildern und am Schluss auf einem weiteren Blatt abgedruckt sind. Dort hat Meldeman seine Signatur „NM“, ebenso wie bei der Wiener Belagerung, von einem Lorbeerkranz umschlossen platziert. Auf dem Blatt mit der Darstellung des Lamech ist eine Glocke mit der seitenverkehrt wiedergegebenen Signatur „AHSP“ zu sehen. Das A dürfte für lateinisch „von“ stehen. Die darauffolgenden Buchstaben „HSP“ sind allerdings nicht, wie bei Sebald Beham üblich, ligiert, sondern stehen nebeneinander, eine für den Künstler sonst nicht bekannte Signatur45. Der dritte große Holzschnitt Meldemans nach Behams Vorlage aus dem Jahr 1530 zeigt den militärischen Empfang Kaiser Karls V. vor München46. Dieser fand am 10. Juni 1530 statt, als Karl V. von seiner Krönung in Bologna nach Deutschland zurückkehrte. Auf dem Weg zum Reichstag in Augsburg, den er am 20. Juni 1530 eröffnete, war er nach München gekommen. Den Holzschnitt widmete Meldeman den Herzögen Ludwig X. und Wilhelm IV. von Bayern; in den beiden oberen Ecken sind die Wappen Bayerns und Badens (für Maria Jakobäa von Baden, seit 1522 Gemahlin Herzog Wilhelms IV.) zu sehen. Als Begründung für die Wiedergabe des feierlichen Empfangs gab Meldeman an, „damit solchs auch an andere orth vnd zu andern zeyten außgebrait vnd kunt gemacht würd“. Dennoch scheint der Briefmaler überwiegend die Münchner als Käufer angesehen zu haben, da er nicht, wie bei den anderen zwei Holzschnitten von 1530, seine Adresse bei der langen Brücke in Nürnberg nennt. Auch hier erscheint das Signet „NM“ des Briefmalers, allerdings ohne Lorbeerkranz. Einen kolorierten Abzug des Holzschnitts erhielt der Historische Verein von München 1860 vom Augsburger Antiquar Fidelis Butsch47. Bei diesem Blatt ist die Autorschaft Behams als Entwerfer nie angezweifelt worden. Schon Pauli hat 1901 festgestellt, dass Beham mehrere Motive daraus für seine   Pauli, Hans Sebald Beham 325–327 Nr. 691–700.   Bereits 1531 signierte Beham mit den ligierten Initialen HSB, vgl. Stewart, Before Bruegel 16. 46  Pauli, Hans Sebald Beham 388f. Nr. 1115. Abb. bei Geissberg, The German Single Leaf Woodcut 1 272–277. 47  Abendblatt zur Neuen Münchner Zeitung Nr. 187, 7. August 1860 (kein Verfasser genannt); Nagler, Monogrammisten 767f. Nr. 29; Stewart–Roberts, Fireworks; Bujok, Lustgarten 185–190. Beim Badischen Wappen ist irrtümlich der rote Schrägbalken nicht auf gelbem (goldenem) Grund dargestellt, sondern auf weißem (silbernem) Grund. 44 45

70

Ursula Timann

späteren Grafiken wiederverwendet hat, darunter für seinen Kupferstich mit den zwei „Wetterbauern“48. Das unter einer Überdachung als Sonnenschutz liegende Fass, an dem sich ein Bauer bedient, erscheint auf Behams Dorfkirchweih von 153549. Von dem Fähnlein Soldaten hat Beham mehrere Figuren für seine für Kardinal Albrecht von Mainz 1534 gemalte Tischplatte im Louvre wiederverwendet. Wie die genaue Wiedergabe der Stadt München im Hintergrund zeigt, wurden auch hier zeichnerische Aufnahmen vor Ort gemacht; es wurde die Beteiligung von Sebald Behams in München ansässigem Bruder Barthel vermutet, der 1527 Hofmaler bei Herzog Wilhelm geworden war. Ähnlich wie bei der Wiener Belagerung sind beim Münchner Empfang Kaiser Karls V. an mehreren Stellen Erklärungen im Typendruck eingefügt worden. Sie erscheinen fast alle bei der Bestimmung der wichtigsten Gebäude der Stadt München im Hintergrund; nur an einer Stelle ist in der Szenerie ein solcher Text zu finden, und zwar beim vordersten Geschütz: „Die hültzen büxen den Baurn vor Rastat genomen“. Das mit Eisenringen verstärkte hölzerne Geschütz, nach alter Beschreibung 18 Fuß lang, war ein Beutestück aus den Kämpfen gegen die aufständischen salzburgischen Bauern bei der erfolglosen Belagerung von Radstadt an der Enns 1526; Herzog Ludwig X. hatte Truppen geschickt, um den belagerten Erzbischof von Salzburg zu unterstützen. Die Verwendung des Geschützes bei den Festivitäten zum Empfang des Kaisers ist in Quellen überliefert50. Dementsprechend erscheint der Kanonier auf dem Holzschnitt in bäuerlicher Kleidung, während das Bedienungspersonal bei den übrigen Geschützen in der üblichen Landsknechtstracht auftritt51. Noch 1611 berichtet der Augsburger Kunstagent, Nachrichtenkorrespondent und Diplomat Philipp Hainhofer, dass er bei seinem Besuch in München hölzerne Geschütze mit eisernen Reifen zu sehen bekam, mit denen die Bauern vor Jahren geschossen hätten52. Meldeman hat nicht nur mit Sebald Beham zusammengearbeitet. Für mehrere Einzelblätter mit Landsknechten verwendete er auch Vorlagen, die Erhard Schön zugeschrieben werden. Zu ihnen gehört die Darstellung des böhmischen Hauptmannes Peter Perschyna (Petr Opith, jinak Peřina z Maličína) mit Versen von Hans Sachs. Er hatte während der Wiener Belagerung zwei Fähnlein unter sich und ist im Bericht des Kriegssekretärs Peter Stern von Labach unter den Verteidigern aufgeführt, die sich während der Belagerung hervorgetan hatten. Heinrich Röttinger weist darauf hin, dass dies das einzige von den zahlreichen in dieser Zeit erschienenen Landsknechtsblättern ist, das direkt auf die Belagerung Wiens Bezug nimmt53. Die drei großen Holzschnitte, die Meldeman 1530 nach Behams Vorlagen herausgab, zeugen von einem außergewöhnlichen künstlerischen Anspruch, was die Komposition, Raumaufteilung und Übersichtlichkeit betrifft, der einen besonders befähigten Entwerfer voraussetzte. Signierte Werke des reifen Sebald Beham weisen genau diese Qualitäten auf, beispielsweise auch sein Holzschnitt mit dem Dorffest von 1535. Hingegen ist derartiges für Erhard Schön und Niclas Stör nicht festzustellen, man vergleiche nur die Wiener Belagerung von Schön54 mit der von Meldeman herausgegebenen Arbeit.   Pauli, Hans Sebald Beham 388.   Ausführlich besprochen bei Stewart, Hans Sebald Beham. 50  Gram, Zeit der Erfindung 105; Luther und die Reformation 137f. Kat. Nr. 158 (Horst Rabe). 51  Dopsch, Geschichte Salzburgs 39–53. 52  Häutle, Reisen 112f. 53  Röttinger, Zeichner 5. 54  Abb. bei Geissberg, The German Single Leaf Woodcut 4 1196f. Zu den Qualitätsunterschieden zwi48 49



„Schöpfer“ der Meldeman-Rundansicht?

71

Von den großen Holzschnitten Meldemans von 1530 war die Wiener Belagerung sicher das aufwändigste Unternehmen. Vom Aufwand her vergleichbar wäre nur die im selben Jahr in Nürnberg herausgegebene Wandkarte von Johann Haselberg und Christoph Zell mit dem Türkenzug von 1529, die wie die Wiener Belagerung aus sechs Blättern zusammengesetzt ist. Zur ihr gab es eine von Johann Haselberg verfasste Erklärungsschrift, in der an vier Stellen auf die beiliegende Karte verwiesen wird. Von der Karte, deren Reinzeichnung Erhard Schön zugeschrieben wird, ist heute nur noch ein Abzug in der Schlossbibliothek von Holkham Hall bekannt, der erst vor wenigen Jahren dort wiederentdeckt wurde55. Von der zugehörigen Erklärungsschrift „Des Türckischẽ Kaysers Heerzug“ sind hingegen mehrere Exemplare erhalten56. Zwei kolorierte Abzüge der Wandkarte könnten sich im Nachlass des Nürnberger Buchführers Lienhard von Eich befunden haben, deren Wert (zusammen) auf anderthalb Gulden geschätzt wurde57.

5. Peter Stern von Labach und sein Bericht Neben dem Holzschnitt mit der Wiener Belagerung hat Meldeman auch den bereits erwähnten Bericht des Kriegssekretärs Peter Stern von Labach überarbeitet und in Nürnberg neu herausgegeben, ergänzt mit Informationen, die Ergebnis seiner Erkundigungen in Wien waren („auß angeben deren / so von anfang mit vnd dabey gewesen sind“). Erschienen ist diese bei Kunigunde Hergot und Georg Wachter gedruckte Fassung zugleich mit dem Holzschnitt, da am Schluss der Begleitschrift zum Holzschnitt auf den Bericht Sterns verwiesen wird („Dieweyl ich aber ein sonders büchlein von der Türckischen belegerung hab lassen außgeen“) und am Ende des Berichts von Stern in einem gesonderten Absatz ausdrücklich der beim Briefmaler beziehbare Holzschnitt, der Ende April 1530 fertiggestellt war, erwähnt ist58. Dabei ist der Text so formuliert, als habe Peter Stern seinen Bericht bei Meldeman drucken lassen. Er verweist auf die „recht warhafftig Contrafactur“, die man bei Meldeman kaufen könne „mit sampt disem Büchleyn/ das jch hab lassen trucken/ bey Niclas Meldeman Brieffmaler zů Nürmberg/ bey der Langen prucken wonhafft“. Als Werbung für die Authentizität der Darstellung wird hinzugefügt: „hab auch dieselben gemelt Contrafactung zum teýl selber gesehen vnd erfaren“. Dies scheint darauf hinzuweisen, dass Niclas Meldeman und der Kriegssekretär Peter Stern sich in Wien persönlich getroffen hatten und Stern sogar Zeichnungen des Malers auf dem Stephansturm zu Gesicht bekommen hatte. In der Erstfassung war Sterns Bericht am 12. November 1529 von Hieronymus Vietor in Wien herausgegeben worden59; er gilt als eine der besten Schilderungen der Belagerung. Als Hans Lutz60 in seinem 1530 in Regensburg von Paul Kohl (Khol) gedruckten Bericht („Grundige vnd warhafftige bericht der geschichten vnnd kriegshandlung“) den Zug des Reichsheers unter Pfalzgraf Friedrich von Regensburg nach Krems und die schen den Arbeiten Behams einerseits und denen von Erhard Schön und Niclas Stör andererseits vgl. Röttinger, Zeichner 3f. 55  Siehe Meurer–Schilder, Wandkarte (2009). 56  VD 16 H 704. 57  Im Nachlassinventar Lienhards zur Eich vom 24. November 1530 sind aufgeführt: Item zwen türckenzüge, gemalt, ye ain umb drey ortt, thut annderthalben gulden, zitiert nach Hampe, Beiträge 138. 58  VD16 S 8928. 59  VD16 S 8927. 60  Zu Hans Lutz siehe Černý, Die awerků 123–140.

72

Ursula Timann

Ereignisse auf dem flachen Land außerhalb Wiens zur Zeit der Belagerung schilderte, vermerkte er, dass über die Vorgänge in Wien selbst „gnug geschriben / vnd in druckh gepracht“ worden sei und verwies dabei auf den Bericht von Peter Stern61. Sterns Erstfassung könnte bereits Ende 1529 auch in Nürnberg erhältlich gewesen sein, da Hans Sachs in seinem am 21. Dezember des Jahres abgeschlossenen, aber erst 1558 in einer Ausgabe der gesammelten Werke publizierten, 400 Zeilen langen Gedicht über die Türkenbelagerung auf Informationen aus Sterns Bericht zurückgriff62. Allerdings fügte er in das Gedicht die Schilderung über die drei von den Türken gedungenen „bößwicht“ ein, „Die Wien die statt wollten anzünden“ und grausam hingerichtet wurden63. Hierfür muss Sachs anderes Informationsmaterial verwendet haben, da dieses Ereignis nicht in der ersten Ausgabe von Sterns Bericht enthalten ist. Ferner schildert Sachs das Glockengeläut in der Stadt nach dem Abzug der Türken, die abgefeuerten Freudenschüsse und das Saitenspiel, das vom Stephansturm aus zu hören war64. Solches findet sich erst in den Ergänzungen Meldemans zum Bericht von Peter Stern, wobei allerdings nicht von Saitenspiel die Rede ist, sondern von Schalmei- und Flötenspiel. Über Peter Stern ist wenig bekannt. Im Sommersemester 1515 war Petrus Stern Labacensis an der Artistischen Fakultät in Wien immatrikuliert, der im Sommersemester 1517 Baccalaureus wurde und im Wintersemester 1519 das Lizenziat erlangte65. Er war zur Zeit der Belagerung Wiens lateinischer Kriegssekretär des Königs (Ferdinand I.). In der „Bibliotheca Carniolae“ des Marcus Pochlin wird er bezeichnet als „Regius belli Secretarius a secretis epistolis latinis“66. Sterns Urfassung und die von Meldeman überarbeitete Ausgabe hat Albert Camesina abgeglichen und die Hinzufügungen Meldemans durch eckige Klammern kenntlich gemacht67. Zu den Ergänzungen gehörte die Schilderung von drei „teutsch“ Personen, die in die Stadt gekommen waren und sich als ehemalige Gefangene der Türken ausgegeben hatten. Sie machten sich verdächtig, weil sie sich „prechtlich gehalten mit zerung vnd alleweg türckische müntz / als Asper außgeben“ hatten. Unter der Folter gestanden sie am 15. Oktober, dass sie von den Türken beauftragt worden seien, die Stadt an fünf Orten anzuzünden und anschließend die Türken, die hinter dem Wiener Berg lagerten, über die Verteidigungsanlagen der Stadt zu informieren. Ihre Hinrichtung am Tag danach ist wie erwähnt auf dem Meldemanschen Holzschnitt zu sehen (Abb. 3). Die „drey bößwicht“ waren, so die Mitteilung Meldemans, aus Preßburg, Kärnten und Wien gebürtig gewesen. Während Meldeman die Herkunft der Delinquenten offensichtlich korrekt angegeben hatte, erregte ein Gedicht („Ein schöner Spruch von dem Thürcken gemacht Durch Sebastian Thaw vnd Valten Sparhack“) über die Wiener Belagerung, das der Regensburger Paul Kohl druckte, den Zorn der Wiener. Das Gedicht war als Anhang an eine 1529 erschienene Beschreibung der Wiener Belagerung („Warhafftige Newe zeyttung von der Stat Wienn / wie sie von der erschröckenlichen vnd Graussamen Macht der Thürcken auff

  VD16 L 7663. Vgl. Camesina, Rundansicht VII–VIII; Kábdebo, Bibliographie 12f.   Kábdebo meinte, dass Hans Sachs durch Meldeman den aus Wien mitgebrachten Bericht von Peter Stern kennengelernt haben könnte, vgl. Kábdebo, Dichtungen 4. 63  Zitate nach Kábdebo, Dichtungen 17. 64  Vgl. ebd. 18. 65  Simoniti, Humanismus Anhang 2: Wiener Bakkalaurei und Magistri Artium 1447–1550, 304, 311. 66  Dimitz, Bibliotheca Carniola 53. 67  Camesina, Rundansicht Anhang 1–21. 61 62



„Schöpfer“ der Meldeman-Rundansicht?

73

Abb. 3: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Hinrichtung von drei Spionen (WM, Inv. Nr. 48.068).

wasser vnd Landt belegert etc jm M.D.xxviiij. Jar“) abgedruckt worden68. In dem Gedicht heißt es: „Nu mercket weytter zu diser frist, / Der falschen burger pösen list / Die Wienn mit jren falschen thaten / Verkauffen wolten vnd verraten“. Diese Formulierung sahen die Wiener Bürger als so ehrverletzend an, dass sie sich 1530 darüber beim damals auf dem Reichstag zu Augsburg befindlichen König Ferdinand beschwerten. Dieser ließ den Drucker durch die Regensburger Obrigkeit verhaften. Am 8. Oktober 1530 musste Kohl Abbitte leisten und seine Entschuldigung in 300 Abzügen drucken69. Die eine Hälfte wurde an die kaiserliche Kanzlei in Augsburg, die andere nach Wien geschickt, wo sie öffentlich angeschlagen werden sollten70. Laut einem Schreiben von Kämmerer und Rat der Stadt Regensburg vom 16. November 1530 an König Ferdinand, dem Probedrucke des Entschuldigungsschreibens beigelegt waren, hatten die Verfasser Sebastian Thaw und Valten Sparhack, der später in Nürnberg als deutscher Schreiber und Schulmeister tätig war71, Kohl aufgefordert, ihr Gedicht zu drucken. Zum Fauxpas war es aufgrund einer   VD16 ZV 15079.   VD16 K 1918. 70   Abendblatt der Oesterreichisch Kaiserlichen Wiener Zeitung ([Samstag] 17. Oktober 1857) 950f. (kein Verfasser genannt); Schottenloher, Regensburger Buchgewerbe 16f., 93 (Abdruck des Entschuldigungsschreibens) und 188 Nr. 49. 71  Valten Sparhack dürfte identisch sein mit Valentinus Sporhack de Swartzach, der 1520 in Wien immatrikuliert war, vgl. Matrikel der Universität Wien 3, ed. Gall–Szaivert 397. Er war später „teutscher Schreiber“ und Schulmeister in Nürnberg, vgl. Beer, Eltern und Kinder 486; Endres, Schulwesen 204. Am 9. April 1536 heiratete er in Nürnberg Anna Kentzin (Ehebuch St. Lorenz) und ließ mit ihr am 11. Juni 1536 einen Sohn Jörg taufen (Taufbuch St. Lorenz). 68 69

74

Ursula Timann

falschen Berichterstattung von bei Kohl logierenden Kriegsleuten gekommen72. Angesichts dieses Vorfalls hatte sich die sorgfältige Recherche vor Ort für Meldeman ausgezahlt, der sich nicht auf Erzählungen durchreisender Landsknechte verlassen hatte. Es war den Wiener Bürgern sicher auch nicht unrecht, dass Meldeman den Bericht Peter Sterns um die Namen der Ratsherren ergänzte, die während der Belagerung in der Stadt geblieben waren: Bürgermeister Wolfgang Treu, der Stadtrichter Paulus Bärenfus (Pernfuß) sowie Sebastian Eyseler, Sebastian Schrantz und Wolfgang Mangoldt. Bei seinen Ergänzungen scheint Meldeman aber besonders auf sein Nürnberger Käuferpublikum geachtet zu haben. So fügte er in den Bericht von Peter Stern ein, dass die beiden von Nürnberg entsandten Fähnlein als „die letzten knecht vom Reich“ am 25. September in Wien ankamen. Sie unterstanden den Hauptleuten Caspar Zaummacher und Hans Gundelfinger73. Ferner ergänzte Meldeman, dass am 10. Oktober „ein Nürmberger mit namen Lorentz Frey von eynem Wiener burger erstochen worden“ sei. Zu Lorenz Frey findet sich im Nürnberger Schuldverbriefungsbuch ein Eintrag wegen einer Erbeinigung vom 1. Dezember 1529, wonach er zu Wien im Türkenkrieg umgekommen sei. Da seine Ehe kinderlos geblieben war, hatten seine Mutter Margaretha Frey und seine Schwester Barbara Leyerin gegenüber Dorothea Frey, der Witwe von Lorenz Frey, Ansprüche auf ein Viertel von dessen Erbe erhoben74. Lorenz Frey ist vermutlich identisch mit dem gleichnamigen Nürnberger Maler, der wegen der Bürgschaft für den Frankfurter Plattner Jacob Scharpf am 1. Dezember 1525 versprechen musste, an dessen Stelle dem Hanns Taubenesser, der wohl ebenfalls Plattner war, fünf Gulden zu zahlen, deren Empfang ihm Taubenesser am 23. Juli 1526 bestätigte75. In einem Ratsverlass vom 30. August 1525 wurde Lorenz Frey im Zusammenhang mit einem Totschlag am Bierbrauer Hans Lauer (Laurer) erwähnt; er erhielt, weil offensichtlich unschuldig, eine „Sicherung“76. Er dürfte mit dem Hans Frey genannten Maler identisch sein, der wegen einer Schlägerei im Haus des Hans Streit am Heumarkt vorübergehend in Haft kam und am 28. August 1525 nach Leistung der Urfehde wieder entlassen wurde77, und wahrscheinlich resultierte der Tod des Bierbrauers aus der Schlägerei. Am 16. November 1528 trat der Maler Lorenz Frey als einer der beiden Bürgen für Barbara, Witwe des erwähnten Hanns Laurer, auf, die das ihren Kindern zustehende Erbe treuhänderisch verwaltete78, und am 11. Jänner 1529 stimmte er zu, dass die Witwe das angelegte Geld an sich nehmen durfte, um davon die Kinder zu versorgen79. Der in Wien getötete Lorenz Frey kommt allerdings für den Maler, der die Belagerung vom Turm von St. Stephan aus festhielt, nicht in Betracht. Denkbar wäre, dass er nicht wegen künstlerischer Aufgaben nach Wien gekommen war, sondern sich als Landsknecht hatte anwerben lassen.   Schuster, Regesten 44 Nr. 1380.   Lazarus Spengler sprach in seinem Brief vom 6. Oktober 1529 an Peter Butz, Stadtschreiber zu Straßburg, von 600 Nurmbergern und zwen meiner herrn treffenlich, best hauptleut, vgl. Spengler, Schriften 1529– 1530 220. 74   Nürnberg, StA, Rep. B 14/II, Nr. 30, fol. 25r–v. 75  Ebd. Nr. 22, fol. 5v, 95v. 76  Lochner, Personen-Namen 16. 77  Gümbel, Meisterlisten 170. Das Haus des Hans Streit befand sich laut freundlicher Mitteilung von Karl Kohn, Nürnberg, in der Theresienstraße 21/Tetzelgasse 8 (Vorkriegsnummerierung). 78  Nürnberg, StA, Rep. B 14/II, Nr. 27, fol. 118v. 79  Ebd. Nr. 27, fol. 139r. 72 73



„Schöpfer“ der Meldeman-Rundansicht?

75

Abb. 4: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Hans Tschertte zu Pferd (WM, Inv. Nr. 48.068).

6. Zu Hans Tschertte Besonders gewürdigt wurde in Meldemans Holzschnitt der spätere königliche Bauund Brückenmeister Hans Tschertte, der sich als Fachmann des Festungsbauwesens große Verdienste bei der Abwehr der türkischen Belagerung erworben hatte80. Er ist im Stadtinneren zu Pferd sitzend zu sehen und namentlich bezeichnet; diese Zutat erfolgte erst während der Bearbeitung des Holzschnitts in Nürnberg (Abb. 4). Meldeman fügte Tscherttes Namen auch in den überarbeiteten Bericht Peter Sterns bei den Personen hinzu, die sich während der Belagerung besonders ausgezeichnet hatten. Hans Tschertte, der zu Nürnberg gute Kontakte besaß, war hier 1522 in den Ausschuss gewählt worden, der sich mit Verteidigungsstrategien gegen die Türkengefahr befasste81. Er korrespondierte mit Albrecht Dürer, der ihm ein Wappen-Exlibris entwarf und mit dem er freundschaftlich verbunden war82, und mit Georg Hartmann, der den Empfehlungsbrief für Meldeman verfasst hatte. Hartmann war besonders bekannt als Hersteller von Instrumenten wie Quadranten, Kompassen, Sonnenuhren, Erd- und Himmelsgloben, Astrolabien, Geschützaufsätzen und Kaliberstäben. Auf einem Holzschnitt   Zur Biografie von Hans Tschertte (Tscherte) siehe Leisching, Johann Tscherte; Weiss, Art. Tscherte.   Leisching, Johann Tscherte 283. 82  In einem möglicherweise während des Reichstags in Nürnberg 1522 verfassten Schreiben lud Tschertte Dürer, den er am Abend zuvor besucht hatte, zum Frühmahl zu sich ein, vgl. Leisching, Johann Tscherte 283. In seinen Briefen an Willibald Pirckheimer ließ er immer wieder Grüße an Dürer ausrichten, vgl. ebd. 288, 291, 294. 80 81

76

Ursula Timann

als Modellbaubogen für eine Sonnenuhr in Form eines Kruzifixes, von dem der einzige bekannte Abzug sich im Germanischen Nationalmuseum befindet, ist als Datum Anno obsidionis vermerkt, das Jahr der Belagerung Wiens. Im selben Jahr schuf Hartmann einen Kupferstich zum Bekleben eines Trägers für eine „türkische“ Sonnenuhr mit arabischer Beschriftung, zur Verwendung in Konstantinopel (Istanbul) auf dem 42. Breitengrad. Auch dieser Stich ist signiert und datiert mit „Georgius Hartman Norembergae faciebat Anno obsidionis“83. 1539 widmete Hartmann (latinisiert: Cratander) Hans Tschertte und seiner Frau einen Kupferstich für eine waagrechte Sonnenuhr, verwendbar auf dem für Wien zutreffenden Breitengrad 48°20‘84. Ferner widmete er Tschertte das von ihm in Druck gebrachte Buch „Perspectiva Commvnis“ zur Optik bzw. zur Perspektive von Johannes Peckham85. Des weiteren korrespondierte Hans Tschertte mit dem Nürnberger Humanisten Willibald Pirckheimer. Besonders bekannt geworden ist der mehrfach edierte, als Konzept erhaltene, undatierte Brief Pirckheimers an Tschertte, in dem Pirckheimer seine Abneigung gegen Albrecht Dürers Witwe Agnes kundtat, der er die Schuld am frühzeitigen Tod ihres Mannes aufgrund ihres Verhaltens zuschob86. Er gestand zwar ihr und ihrer Schwester Katharina Zinner persönliche Frömmigkeit zu. Es solt aber eyner lieber eyn pubin, die sich sunst freundlich hielt, haben dan solch nagent, argwenig und kifend fromm frauen, pey den er weder dag noch nach rue oder frid haben kont87. Dem Schreiben verdankt Agnes Dürer ihren schlechten Ruf in späterer Zeit, und Georg Wolfgang Karl Lochner meinte bereits 1879, dass „Mohren weiss zu waschen eher gelingen möchte, als die Unbilligkeit von Pirkheimers Vorwürfen der Welt einleuchtend zu machen“88. Während ein früher Herausgeber, Christoph Gottlieb von Murr, Pirckheimers Brief in das Jahr 1528, bald nach dem Tod von Albrecht Dürer, datierte89, vermutet die Forschung heute meist, dass Pirckheimer den Brief erst im November 1530, kurz vor seinem Tode, verfasst habe. Moritz Thausing90 und Georg Wolfgang Karl Lochner91 wiesen darauf hin, dass in dem Brief mehrere Ereignisse aus dem Jahre 1529 erwähnt sind. Dazu gehören das Marburger Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli (1.–4. Oktober 1529) und die Belagerung Wiens durch die Türken. Wegen der Formulierung (Und wie wol sich Augs­purg auf dem reychstag erpoten hat weysen zu lassen, ist doch pis auf disen dag eyn erger wesen dar dan an keynem anderen ort; machen die zunft, vor den der rat weder leybs noch gutes sicher ist92) vermuteten Thausing und Lochner, dass hier vom Reichstag zu Augsburg die Rede sei, der am 19. November 1530 zu Ende ging. Augsburg hatte sich nach   Lindner Haigis−Nievergelt–Engelhardt, Ein Sonnenuhr-Kruzifix 11–36.   Von Georg Hartmann geschaffene Geräte sind aufgeführt bei „Astronomie in Nürnberg“, https://www. astronomie-nuernberg.de [24. 6. 2019]. Abzüge der Tschertte gewidmeten Sonnenuhr befinden sich in München, Bayerische Staatsbibliothek, Rar 434, fol. 27r, 68r, sowie in Wolfenbüttel, Herzog-August-Bibliothek, 15 Astron. 2° (1). 85  VD16 J 678. 86  Im Folgenden zitiert nach der Edition von Scheible, Willibald Pirckheimers Briefwechsel 431–441 Nr. 1331. 87   Scheible, Willibald Pirckheimers Briefwechsel 435. 88  Lochner, Pirkheimers Brief 47. Zu Agnes Dürer siehe vor allem Schleif, „Das pos weyb“; dies., Albrecht Dürer. 89  Murr, Schreiben. 90  Thausing, Dürer’s Hausfrau 81. 91  Lochner, Pirkheimers Brief 42. 92  Scheible, Willibald Pirckheimers Briefwechsel 438. 83 84



„Schöpfer“ der Meldeman-Rundansicht?

77

Verlesung der „Confutatio“ als Antwort des Kaisers auf die „Augsburger Confession“ am 24. September 1530 Bedenkzeit erbeten. Da der Kaiser jedoch auf einer schnellen Entscheidung bestand, wurde der größere Rat, die Vertreter der Zünfte, zusammengerufen. Die Versammlung verwarf den Reichstagabschied, ebenso eine zweite Versammlung des großen Rats. Dafür soll Pirckheimer den Zünften die Schuld gegeben haben. Gegen Ende des Briefes meint Pirckheimer: Wir warten deglich mandat von keyserlicher Mt. zu abstellung der neuen leer93. Dies bezog Thausing auf den Reichstagabschied, der am 19. November 1530 in Augsburg erfolgte94. Dass Pirckheimer in seinem Brief wiederholt auf Ereignisse des Jahres 1529 eingeht, erscheint für eine Datierung auf Ende 1530 etwas spät. Zu ihnen gehört neben dem Marburger Religionsgespräch vor allem die Wiener Belagerung. So schrieb Pirckheimer: Hab auch sonderlich euer person halb sorg getragen, die weyl ich gewust, das ir zu Wien gewest seyt95, was darauf hinweist, dass die Belagerung zum Zeitpunkt, als Pirckheimer den Brief verfasste, nicht allzu lange zurückgelegen haben kann. Pirckheimer erwähnt zweimal den Aufenthalt von Tscherttes Frau in Nürnberg; es wäre denkbar, dass diese sich dort angesichts der Gefahr durch die Türken in Sicherheit gebracht hatte. Außerdem berichtet Pirckheimer von einem Landsknecht, so ietz zu Wyen gelegen ist96, der dort besonders schöne Hirschgeweihe gesehen habe, an denen Erwerb er sehr interessiert war. Pirckheimer berichtet über die neue letania, die angesichts der Türkengefahr gesungen werden sollte. Nach dem Abzug der Türken ist sy auch in den prunnen gefallen97. Laut einem Ratsverlass vom 9. Oktober 1529 war eine deutsche Litanei angeordnet worden, die nach den Predigten und an den Werktagen abends gesungen werden sollte. Noch am 26. Oktober wurde jeder Angehörige des Rates aufgefordert, daran teilzunehmen. Als die Gefahr nicht mehr akut war, wurde die Litanei auf den 28. Dezember beschränkt98. Am Schluss seines Briefs bedankte sich Pirckheimer für die Zusendung eines Büchleins über die Wiener Belagerung. An einer früheren Stelle erwähnte er, dass ein einstiger Freund, mit dem er gebrochen hatte, von Tschertte ebenfalls ein solches Büchlein zugesandt bekommen hatte. Diesen ehemaligen Freund hat die Forschung mit dem Ratsschreiber Lazarus Spengler identifiziert99. Bei dem Büchlein könnte es sich um die Erstfassung des Berichts von Peter Stern handeln. Die Formulierung (Und wie wol sich Augspurg auf dem reychstag erpoten hat weysen zu lassen) muss nicht unbedingt auf die Ereignisse auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 Bezug nehmen. Eher dürfte an den Reichstag zu Speyer zu denken sein, der vom 15. März bis zum 22. April 1529 dauerte. Dort wurde das Wormser Edikt erneut in Kraft gesetzt, woraufhin die evangelischen Stände eine Protestschrift einreichten (daher der Begriff Protestanten). Diese wurde von 14 Reichsstädten, darunter Nürnberg, unterzeichnet. Hingegen schloss sich Augsburg dem Protest nicht an und akzeptierte den Be  Ebd. 439.   Thausing, Dürer’s Hausfrau 81. 95   Scheible, Willibald Pirckheimers Briefwechsel 436. 96   Ebd. 434. 97   Ebd. 439. 98   Nürnberg, Staatsarchiv, Rst. Nbg., Rep. 60b, Nr. 15, fol. 63r–v; Scheible, Willibald Pirckheimers Briefwechsel 441. 99   Erstmals bei Thausing, Dürer 122 (Anm. 1), der sich für den Hinweis durch Georg Wolfgang Karl Lochner bedankte. 93 94

78

Ursula Timann

schluss der katholischen Mehrheit, ließ sich also weisen. Ausschlaggebend dafür war der Einfluss der Patrizierfamilien wie der Fugger und Welser, die es sich nicht mit dem Kaiser verderben wollten100. Die Augsburger Bürger hingegen forderten die ungehinderte Ausbreitung des evangelischen Glaubens. Der Patrizier Willibald Pirckheimer, der mittlerweile der lutherischen Lehre kritisch gegenüberstand, beklagte sich über die Zünfte. Seine Bemerkung, dass er täglich mit einem kaiserlichen Mandat zu abstellung der neuen leer rechne, könnte sich auf die zu erwartenden Folgen des Reichstags zu Speyer beziehen. Pirckheimer bedankte sich für zwei Hirschgeweihe, die Tschertte für ihn bei Hartmann von Liechtenstein besorgt hatte. Dabei beklagte er sich über Agnes Dürer, weil sie ihm ein schönes Geweih aus dem Nachlass ihres Mannes nicht hatte überlassen wollen, sondern für einen Spottpreis verkauft habe. Es könnte sich hier um die beiden Hirschgeweihe handeln, die Tschertte laut seinem Schreiben an Georg Hartmann vom 6. Dezember 1529 von Hartmann von Liechtenstein erhalten hatte und Meldeman mitgeben wollte. Diese sollte der Briefmaler auf ein Schiff verbringen, auf dem Geschütze des Pfalzgrafen transportiert werden sollten. Anschließend sollten sie nach Nürnberg zu Hieronymus Prambeck geschafft werden, bei dem sie dann abgeholt werden konnten101. Diese Indizien lassen den Schluss zu, dass Pirckheimer sein Schreiben nicht erst im November 1530 verfasst hat. Eher einleuchtend erscheint die Datierung durch Bernward Deneke102 und Jörg Rasmussen103 auf Ende 1529 oder Anfang 1530. Pirckheimer erwähnt einen Brief Tscherttes an Georg Hartmann, in welchem ir meyn nit allein in guet gedenkt, sonder mest mir auch meer lobs und eren zu, dan ich mich selbs wirdig erken104; dieses Schreiben habe ihm Hartmann gezeigt. In Tscherttes Brief vom 6. Dezember 1529 wird Pirckheimer nur im Zusammenhang mit den ihm zugedachten Hirschgeweihen erwähnt (meinem gunnstigen Herrn dem Pirkhamer), somit ist es nicht ganz sicher, dass es dieses Schreiben war, auf das sich Pirckheimer bezog. Andererseits ist zu beachten, dass Georg Hartmann den an ihn gerichteten Brief Tscherttes offensichtlich Pirckheimer überlassen hat; er befindet sich heute unter den Pirckheimer-Papieren in der Stadtbibliothek Nürnberg.

7. Der Maler auf dem Turm des Stephansdoms Niclas Meldeman rühmte sich in seiner Begleitschrift zu dem Holzschnitt, er habe „keinen fleyß gespart mich allenthalben befragt vnd raths gepflegen/ ein rechtgeschaffne visierung aller geübten handlung zuwegen zubringen“. Zur Qualität seiner Vorlage äußerte er, „das hinach kein gründlicher visierung / dero gleych hat mögen gestelt werden“. Hans Tschertte bedauerte in seinem Brief an Georg Hartmann vom 6. Dezember 1529, dass er wegen seiner Arbeitsbelastung nicht so viel Zeit für Maister Niclasen Melldeman,   Schwarz, Schwaben 290.   Leisching, Johann Tscherte 295f. (dort Pranbeck statt Prambeck gelesen). Hieronymus Prambeck (auch Pronbeck, Branpeckh) ist erstmals 1518 als Hausbesitzer „unter den Hutern“ (Vorkriegsnummerierung Kaiserstraße 20, alte Nr. L. 137) erwähnt, freundliche Auskunft von Karl Kohn, Nürnberg. Er wohnte ganz in Nähe von Niclas Meldeman. Am 7. Dezember 1547 wurde er beigesetzt (Totenbuch St. Lorenz). 102  Dürer 1971 212 Kat. Nr. 416 (Bernward Deneke). 103  Rasmussen, Zu Dürers 71. 104  Scheible, Willibald Pirckheimers Briefwechsel 434. 100 101



Schöpfer“ der Meldeman-Rundansicht?

79

formbschneyder vnd Briefmaler, gehabt habe, wie es wünschenswert gewesen wäre. Er versicherte aber, er habe sich alle Mühe gegeben, Meldeman behilflich zu sein, der seiner Meinung nach ein guter fromber Man sei. Wenn Meldeman tatsächlich, wie vermutet worden ist, sogar Kenntnisse vom Albertinischen Plan gehabt hat, könnte der Zugang über einen Mann wie Tschertte ermöglicht worden sein. Zu Meldemans Bemühungen gehörte insbesondere der Erwerb der Zeichnungen des Malers auf dem Turm von St. Stephan. Den Namen des Malers hat er nicht genannt. In der Forschung sind dazu Vorschläge gemacht worden. Nagler brachte 1864 in seinem Monogrammistenlexikon Hans Lautensack, der allerdings erst um 1524 geboren wurde, ins Spiel sowie Augustin Hirschvogel105. Kábdebo wollte den Maler mit dem Zeichner identifizieren, der die Vorlage für die Abbildung der Stephanskirche im „Heiligtumbuch“ von 1502 geliefert hatte106. Ebenfalls genannt wurden der Passauer Hofmaler Wolf Huber und Sebald Beham107. Ein weiterer Vorschlag war Behams Bruder Barthel, von dem eine lavierte Federzeichnung von der Belagerung Wiens erhalten ist108. Auch Hans Tschertte wurde von Heinrich Röttinger, wenn auch sehr vage, auf Grund einer Unterhaltung mit dem Wiener Kunsthistoriker Moriz Dreger als möglicher Kandidat für den Maler auf dem Turm angeführt109. Dies wurde in der Forschung abgelehnt; Tschertte war ein fähiger Baumeister, aber sicher kein berühmter Maler. Er hatte jedoch einen Schwiegersohn, auf den dieses Prädikat sehr wohl zutraf: Jacob Seisenegger, der spätere Hofmaler König, dann Kaiser Ferdinands I. Über Seiseneggers Herkunft ist nur bekannt, dass er in den österreichischen Landen geboren wurde. Nach einer Medaille von Mathes Gebel von 1543, die ihn im Alter von 38 Jahren zeigt, lässt sich Seiseneggers Geburtsjahr um 1504 oder 1505 erschließen110. Als früheste Werke gelten die Porträts des Adam von Neuhaus, oberster Kanzler von Böhmen, dessen Frau und dessen Kinder, die in das Jahr 1529 datiert sind (Telč, Schloss, und Červená Lhota)111. Die älteste Schriftquelle zu Seisenegger ist der ihm von König Ferdinand auf dem Reichstag zu Augsburg am 5. August 1530 ausgestellte Dienstbrief, von dem das Konzept überliefert ist112. Schon im Einleitungssatz wird seine Kunst als berühmt bezeichnet. Der Dienstbrief beginnt mit den Worten (die Titulatur Ferdinands ist weggelassen): bekennen, das wir unsern getrewen meister Jacoben Seÿßnegkher umb seiner sonnderlichen berumbten kunsst und schiklicheit willen zu unnserm dienner und hofmaler auffgenomen haben. Der Maler durfte furnemlich in unnsern konigkreichen, furstenthumb und landen allenthalben sein und seines handtwerckhs notdurfft und gelegenheit nach mit dem jenigen ime, seiner hausfrau, kinder und dienstpoten und seinem handwerch zugehörig frey, ane bezalung ainicher maut, zol und dergleichen beschwernus hin und wieder sicher ziehen und paßieren. Seisenegger könnte zu diesem Zeitpunkt bereits verheiratet gewesen sein und eine   Nagler, Monogrammisten 766f. Nr. 36.   Kábdebo, Antheil 100. 107  Zu den verschiedenen Vorschlägen vgl. Kratochwill, Maler 84f.; Schedl, Klosterleben 294. 108   WM, Inv. Nr. 97.022. Zum Vorschlag Barthel Behams als Maler auf dem Stephansturm vgl. Röttinger, Zeichner 6. Kurt Löcher attestierte Barthel Behams Zeichnung äußerste Detailtreue, was nur bei einem Aufenthalt vor Ort möglich gewesen wäre, vgl. Löcher, Barthel Beham 110. 109  Röttinger, Zeichner 6. 110  Löcher, Jakob Seisenegger, Hofmaler 66 (Anm. 110). 111  Löcher, Jakob Seiseneggers Bildnisse, hier 72; ders., Jakob Seisenegger, Hofmaler 104f. 112  Innsbruck, TLA, Kunstsachen III, 20.7. 105 106

80

Ursula Timann

junge Familie gehabt haben, somit also schon 1529 Schwiegersohn von Hans Tschertte gewesen sein. Bekanntlich war Seisenegger überwiegend als Porträtmaler tätig, meist für die Habsburger. Unter den während des Reichstags zu Augsburg 1530 für Ferdinand geschaffenen Gemälden, die er 1535 auflistete mit der Bitte um Bezahlung, ist aber auch eine Perspektivmalerei mit einer Landschaft aufgeführt: Item zu end des reichstag zu Augspurg hat mir di kö. Mt. [K. Ferdinand] mein genedigister herr zwo lang tafl, darinen zway perspectifische angesicht nach stetlicher auscziehung sambt ainem durchsehunden venster in ain lanndtschafft geund, ime die in seiner rechten gröss, wie die seind, abczuconterfeten zugestellt vnd aigentlich also abczumachen beuolhen113. Seisenegger besaß eine Affinität zur Architektur und zur Geometrie. So schreibt Pieter Coecke van Aelst in der Einleitung der von ihm 1542 herausgegebenen Übersetzung des 4. Buches (Das vierte Buch über die allgemeinen Regeln) des Architekturtheoretikers Sebastiano Serlio, dass ihn Jacob Seisenegger „durch vil mündtlich vnd schriftlich vermanen verstoltzt, dasselbig auch in hochteutscher sprach zu trucken“ und dieses König Ferdinand zu widmen114. Der aus Nürnberg gebürtige, später in Wien ansässige Geometer und Kartograf Augustin Hirschvogel berichtet 1543 in der Einleitung seines Buchs „Ein aigentliche vnd gründtliche anweysung, in die Geometria“, dass er dieses Werk auf Seiseneggers Wunsch verfasst habe115. In seinem Adelsdiplom von 1558 wurde Seisenegger gewürdigt wegen seiner khunst der illuministrey vnd abconterfethur, darinnen er diser zeit für den beruembtisten erkhent vnd befunden, sich auch in der hochberuembten khunst der geometria von weegen seines in sonderhait darzue tragenden grossen lusst vnd begierde vilfeltigclich geuebet vnd erfaren ist116. Es wäre daher in Erwägung zu ziehen, ob sich nicht der junge Seisenegger zur Zeit der Belagerung in Wien aufhielt und ob nicht er der Maler sein könnte, der vom Turm von St. Stephan aus die Belagerungsszenen festhielt. Sein Interesse an der Perspektivmalerei könnte ihn zur Aufzeichnung der Vorgänge um die Stadt Wien angeregt haben, wozu ihn sogar sein Schwiegervater motiviert haben könnte. Der Maler hat während der Belagerung nicht allein auf dem Turm gestanden, der als Beobachtungsposten diente. Nach dem Bericht des Ehrenholds Paul Pesel (Pessel), der laut Vorrede vom 10. November 1529 fertiggestellt war, habe man während der gesamten Dauer der Belagerung „auff S. Steffans Thurn vnnd S. Claren platz / mit Heerpaucken / Trummetten / Pusaunen vnd Schalmeyen gehofiert; auch Drummel vnd Pfeiffen stündtlich / nach Kriegs ordnung / gebraucht: das die Feind doch verdrossen / vnd haben ohn zweiffel ein sonder entsetzen ab solchem Trutz gehabt“117. Der Stephansturm kann in dieser Zeit auf keinen Fall für die Allgemeinheit zugänglich gewesen sein. Einem Jacob Seisenegger, dessen Schwiegervater eine wichtige Position bei den Verteidigungsaktivitäten bekleidete, war es sicher eher möglich, während der dramatischen Ereignisse um die Stadt Wien dorthin zu gelangen als jedem anderen Maler. Selbstverständlich bleibt die vorgeschlagene Identifikation des Malers mit Seisenegger eine Vermutung. Ein stilkritischer Vergleich mit gesicherten Arbeiten des Malers und dem   Zitiert nach Birk, Jakob Seisenegger 3f.   VD16 XL 125. Siehe auch Löcher, Jakob Seiseneggers Bildnisse 103. 115  VD16 H 3843. 116  Zitiert nach Birk, Jakob Seisenegger 88. 117  Pesel, Kurtzer Begriff 465 (VD16 L 1366). Siehe auch Kábdebo, Bibliographie 21f. 113 114



„Schöpfer“ der Meldeman-Rundansicht?

81

Holzschnitt der Belagerung ist nicht möglich, da letzterer das Produkt einer Bearbeitung durch mehrere Hände ist, wodurch irgendwelche stilistische Eigenheiten des Zeichners, der die Belagerungsszenen vom Stephansturm aus festhielt, nicht mehr erkennbar sind. Im Unterschied zu Seisenegger ist jedoch von allen anderen bisher vorgeschlagenen Künstlern bekannt, dass sie in anderen Orten ansässig waren, etwa Sebald und Barthel Beham in Nürnberg bzw. München oder Wolf Huber in Passau. Wenn sie nach Wien kamen, dann wohl eher nicht während der Belagerung mit den damit einhergehenden Gefahren für Leib und Leben der Stadtbewohner. Keiner von ihnen kann als „ein berümbter Maler zu Wien“ bezeichnet werden. Bei Seisenegger wäre es hingegen vorstellbar, dass er sich in der ersten Zeit nach seiner Heirat in Wien aufhielt, wo sein Schwiegervater wohnte, und dort die Belagerung miterlebte. Hinzu kommt, dass sich Meldeman wegen seiner Recherchen mit einem Empfehlungsschreiben direkt an Hans Tschertte wandte. Es erscheint plausibel, dass Tschertte den Kontakt zu seinem Schwiegersohn hergestellt haben könnte.

8. Zu Niclas Meldeman Zumindest in seinen besten Jahren war Niclas Meldeman ein umtriebiger und engagierter Briefmaler. Er sorgte dafür, dass der Holzschnitt mit der Wiener Belagerung auch außerhalb Nürnbergs erworben werden konnte. So sandte Philipp Melanchthon von Augsburg aus dem auf der Veste Coburg weilenden Martin Luther, der aufgrund der gegen ihn verhängten Reichsacht das Kurfürstentum Sachsen nicht verlassen konnte, mit Schreiben vom 22. Mai 1530 ein Exemplar zu (Mitto tibi picturam obsessae Viennae)118. Im Nachlassinventar des Buchführers Lienhard zur Eich vom 24. November 1530 sind vier ungemalte Wien, ye aine umb fünffundzwainzig pfennig aufgeführt. Dies könnte sich auf Meldemans Holzschnitt beziehen, dessen Wert mit 25 Pfennig pro Abzug (unkoloriert) veranschlagt wurde. Meldeman hatte zudem 14 Gulden Außenstände beim verstorbenen Buchführer119. Der Holzschnitt Meldemans von der Belagerung Wiens fand beim Nürnberger Rat Beifall. Auch in späterer Zeit war diesem daran gelegen, „authentische“ Darstellungen von auswärtigen Kriegshandlungen zu bekommen. So ist in den Stadtrechnungen vom 2. November 1541 eine Zahlung an Jeronimus von Hall und Philipp Herman aufgeführt, in der auch eine Honorierung enthalten war, dass sie die Belagerung vor Ofen besichtigt und davon eine warhaftige conterfettung mitgebracht hatten120. Am 25. Mai 1548 befahl der Rat, die ihm vererte mappa der belegerung vor Wittenberg zu besichtigen und zu beratschlagen, was man dem in kaiserlichen Kriegsdiensten stehenden Schenker Sebastian Schwindenbach dafür geben sollte121. Mit Ratsbeschluss vom 20. August 1567 sollten dem Maler Paulus Reinhart umb sein contrafet Gota und Grimenstein drei Taler gezahlt werden122.   Melanchthons Briefwechsel, ed. Loehr 188.   Hampe, Beiträge 143, 152. 120   Nürnberg, Staatsarchiv, Rst. Nbg., Rep. 54, Nr. 183, fol. 146v. 121  Timann, Untersuchungen 146. Die Brüder Georg Christoph, Sebastian und Christoph Schwindenbach erhielten am 22. November 1555 in Brüssel für geleistete Kriegsdienste die Verleihung des rittermäßigen Adelsstandes (Wien, ÖStA, AT-OeStA/AVA Adel RAA 387.56, online). 122   Hampe, Nürnberger Ratsverlässe 1 Nr. 4140. Ein Abzug des Holzschnitts mit der Belagerung von Gotha und Grimmenstein nach der Vorlage von Paulus Reinhart befindet sich im Bestand der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha. Reinhart nahm die Belagerung im Kurfürstlich Diefstetterischen Plochhaus auffm Kronberg 118 119

82

Ursula Timann

Das Jahr 1530 stellte einen Höhepunkt in Meldemans Schaffen dar, als er die Gelegenheit hatte, in Zusammenarbeit mit einem der besten in Nürnberg verfügbaren Zeichner drei Holzschnittwerke mit repräsentativem Anspruch hervorzubringen, die alle mindestens eine Neuauflage oder einen Nachdruck erlebten. Bei der Wiener Belagerung sind Exemplare einer zeitnahen Neuauflage der Erklärungsschrift bekannt123, was vermuten lässt, dass sich auch der zugehörige Holzschnitt gut verkaufte. Es sind heute allerdings mehr Exemplare der Begleitschrift als Abzüge des Holzschnitts erhalten. Später müssen die Druckstöcke der Wiener Belagerung nach Prag gelangt sein, denn es existiert ein vom dort ansässigen Michael Peterle herausgegebener, undatierter Nachdruck der zugehörigen Erklärungsschrift mit etwas verändertem Text124. Dabei weist Peterle auf die mittlerweile große Seltenheit des Holzschnitts hin. Er lässt die von Meldeman beschriebenen Entstehungsumstände der Druckgrafik weg und beschränkt sich auf dessen Erklärungen zum besseren Verständnis des Holzschnitts. Zum Schluss verweist Peterle nicht auf den von Meldeman neu herausgegebenen Bericht des Peter Stern von Labach, sondern bemerkt, dass weitergehende Informationen zur Belagerung „in andern Historien gnugsam zufinden“ seien. Ein Nachdruck des Holzschnitts mit Peterles Impressum ist nicht erhalten. In der Graphischen Sammlung des Germanischen Nationalmuseums befindet sich das in der Forschung seit langem bekannte Fragement einer späteren Ausgabe der Belagerung mit veränderter Überschrift125. Bisher kaum beachtet ist hingegen ein kompletter Abdruck der Belagerung aus der Bibliothèque Nationale de France in Paris, den Martha Pollak 2010 mit Abbildung publiziert hat126. Die Überschrift stimmt mit dem Fragment im Germanischen Nationalmuseum überein, beide Blätter dürften somit derselben Ausgabe der Belagerung angehören. Insgesamt erwecken die Abzüge in Nürnberg und Paris den Eindruck, dass die Druckstöcke mittlerweile ziemlich abgenutzt waren, was darauf schließen lässt, dass die Zahl der Abdrücke von der Meldemanschen Belagerung recht hoch gewesen sein dürfte. Die Texte im Typendruck sind im Holzschnitt anders gesetzt als in der Erstfassung. Einige fehlen beim Pariser Blatt, beispielsweise die beiden Zeilen beim Kahlenberg im Wienerwald („der Kalenberg auff dem die Turckishe / hussern ir kuntschafft oder wach gehab“). Zudem sind die Texte in den beiden Lorbeerkränzen unten links und rechts nicht mehr vorhanden, die das Nürnberger Wappen bzw. das Impressum Meldemans und sein Monogramm „NM“ enthielten. Wahrscheinlich wurde die spätere Ausgabe nicht in Nürnberg gedruckt. Die Herausgeberschaft des Prager Druckers Peterles wäre bei dem Blatt in der Bibliothèque Nationale zwar denkbar, ist aber keineswegs gesichert.

auf. Vgl. Schenk zu Schweinsberg, Neues vom Grimmenstein 82. 1577 zeichnete Paulus Reinhart im Auftrag des Nürnberger Rates einen Rundprospekt von der Umgebung Nürnbergs zur Erfassung der Landwehr und der umliegenden Grundstücke, wobei er die Meldemansche Rundansicht zum Vorbild nahm. Von dem Rundprospekt fertigte Stefan Gansöder einen Holzschnitt an, der 1581 fertiggestellt war; die vier Druckstöcke befinden sich heute im Germanischen Nationalmuseum. Vgl. Timann, Rundprospekt; Fleischmann, Handgezeichnete Karten 84. 123   Davon befinden sich Exemplare in Regensburg, Staatliche Bibliothek, 999/Caps. 46/19 und in Wien, ÖNB, 64.H.29.(10). 124   VD16 XL 56, Exemplare in der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz und in der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik Prag. 125  Inv. Nr. HB 215, Kapsel 1033. Vgl. Luther, Kolumbus und die Folgen 189 Kat. Nr. 106 (Stephanie Armer). 126  Pollak, Cities 112. Freundlicher Hinweis auf diesen Druck durch Peter Barber.



„Schöpfer“ der Meldeman-Rundansicht?

83

Den von Meldeman bearbeiteten Bericht des Peter Stern von Labach druckte der Dresdner Matthias Stöckel 1595 neu ab, wobei er aber nicht mehr wie einst Meldeman auf die Darstellung der Belagerung verwies127. Auch die von Meldeman herausgegebene und dem Nürnberger Rat gewidmete Folge mit den zehn Patriarchen des Alten Testaments erschien erneut bei Michael Peterle 1580, jetzt versehen mit einer tschechischen Übersetzung der Texte, die der Drucker dem Rat von Kuttenberg widmete128. Nach 1535 muss Meldeman die Herausgabe von Holzschnitten eingestellt haben, denn es sind von ihm seitdem keine Arbeiten mehr bekannt. Ihn löste sein Konkurrent Stephan Hamer ab, der einen großen Holzschnitt von fünf Druckstöcken mit der Belagerung von Ofen 1541 (142,2 cm lang und 44,5 cm hoch) nach einer Erhard Schön zugeschriebenen Vorlage, versehen mit einem Gedicht von Hans Sachs publizierte129. In den darauffolgenden Jahren gab Hamer weitere Einblattholzschnitte zu kriegerischen Ereignissen heraus, darunter die Belagerungen von Wolfenbüttel 1542 und von Magdeburg 1551130. Meldemans Tätigkeit beschränkte sich seitdem auf den Verkauf von Briefmaler-Erzeugnissen in seinem Laden an der langen Brücke und das Kolorieren von Holzschnitten. Seine Reisefreudigkeit kommt in einem Eintrag in den Schuldverbriefungsbüchern vom 12. März 1546 zur Sprache, als Meldeman von der Vormundschaft für die Kinder des verstorbenen Buchführers Lienhard zur Eich entbunden und durch den Buchdrucker Hans Stuchs ersetzt wurde. Der Grund dafür war, dass er wegen seines Gewerbes selten anwesend war und die Last der Vormundschaft auf den Mitvormund, den Goldschläger Anthoni Creutzer, fiel131. Zu Wohlstand hat es Meldeman nicht gebracht, auch mit der Rückzahlung des vom Rat erteilten Darlehens für die Wiener Belagerung geriet er in Verzug. 1535 drohte ihm die Zwangsvollstreckung, und im Dezember 1536 standen immer noch 43 Gulden aus. Im Dezember 1537 beschloss der Rat, dass, wenn Meldeman jetzt die Hälfte seiner Schulden begleiche, er den Rest in monatlichen Raten zu einem Gulden abzahlen könne. Laut Eintrag in den Schuldverbriefungsbüchern im Januar 1538 konnte der Briefmaler mit seinem von seiner Schwiegermutter Anna Steigel erhaltenen Erbteil 19 Gulden zahlen132. In seinen letzten Lebensjahren ging es ihm materiell und gesundheitlich schlecht. Laut Ratsbeschluss vom 16. September 1549 durfte Dr. Johann Berthold Heupel, der den an Hauptsichtigkeit erkrankten Meldeman behandeln wollte, dies nur in seinem Haus tun, aber nicht in der Apotheke133. Der Patrizier Lienhard Tucher schenkte am 11. Dezember 1548 Nicklas Meldemann, so kranck und arm ist, zwei Gulden und ließ ihm am 7. August 1550 über seine Frau in seiner armuth einen weiteren Gulden zahlen134. In seinem Beruf blieb Meldeman bis zum Schluss tätig. Sein letzter Lehrling Johann Jacob Schöner hatte bei ihm erst ein halbes Jahr gelernt, als Meldeman (1552) starb. 1564   VD16 W 692.   Spina, Beiträge 218; ders., Spruchgedicht. Die tschechische Ausgabe war in einem Sammelband aus dem Besitz des Stiftes Strahov in Prag eingebunden. Laut Spina handelt es sich um einen Nachschnitt; auch hier erscheint die seitenverkehrte Signatur Sebald Behams „AHSP“ auf der Glocke bei Lamech. 129   Mehnert, Der Türk 277; Nagler, Monogrammisten 767 Nr. 28. 130 Vgl. Timann, Untersuchungen 145. 131  Nürnberg, StA, Rep. B 14/II, Nr. 55, fol. 66r. 132  Timann, Untersuchungen 101f. 133  Nürnberg, Staatsarchiv, Rst. Nbg., Rep. 60a, Nr. 1041, fol. 6r. 134  GNM, Nachlass Hampe, Hs 130714, Mappe IV, Fasz. 2: Exzerpte aus Lienhard Tuchers Ausgabenbuch 1545–1551. 127 128

84

Ursula Timann

ersuchte Schöner, mittlerweile Familienvater und Mitbürger135 in Augsburg, den dortigen Rat, die Augsburger Malerzunft zu veranlassen, dass er dort das Meisterrecht kaufen könne. Als Begründung gab er an, er habe nach Meldemans Tod ungefähr 16 (!) Jahre als Flachmaler gearbeitet. Die Malerzunft lehnte ihn jedoch ab, weil Schöner nicht die für das Meisterrecht verlangten vier Lehrjahre als Flachmaler nachweisen konnte und nur das Luminiren (Kolorieren von Holzschnitten) und Briefmalen (Tätigkeit als Briefmaler) erlernt hatte136. Dass die Briefmalerei oft wenig einbrachte, zeigt das Schicksal von Meldemans Kindern. Sein Sohn Lorenz (getauft 23. Juni 1537, begraben 14. Juni 1578) arbeitete seit 1573 auch als Totengräber für die Pfarrei St. Sebald137. Daniel Meldeman (getauft 10. Mai 1533) wurde Bürger in Wien, wo er zwischen 1563–1595 als Maler und Kolorist nachweisbar ist138.

Schluss Meldemans Wiener Belagerung hat mehrere Schöpfer. Wenn Sebald Beham in Nürnberg in Absprache mit dem Briefmaler die Endfassung für den Druck erarbeitet hat, dann war er das drittletzte Glied in der Kette vor dem Schneiden der Druckstöcke und dem Druck. Auch wenn ihm die Rundansicht wegen der fehlenden Signatur nur zugeschrieben werden kann, gibt es wahrscheinlich keine erheblichen Einwände gegen Sebald Beham. Als Zeichner auf dem Kirchturm von St. Stephan in Wien kommt Beham nicht in Betracht, da es keinen Sinn macht, dass ihm Meldeman die Zeichnung in Wien abkaufte und dazu ein Empfehlungsschreiben des Nürnberger Rates vorlegte. Bereits Röttinger hat darauf hingewiesen, dass der Maler auf dem Turm von St. Stephan ein anderer war als derjenige, der die Zeichnung in Nürnberg auf den Druckstock aufgebracht hat. Es erscheint plausibel, dass die Zeichnung von einem in Wien ansässigen Maler gemacht worden ist, der sich während der Belagerung und auch danach in der Stadt aufhielt, so dass ihn Meldeman hier Wochen später persönlich kontaktieren konnte. Dafür spricht die vom Briefmaler gebrauchte Formulierung „ein berümbter Maler zu Wien“. Als Kandidaten möchte ich Hans Tscherttes Schwiegersohn Jacob Seisenegger vorschlagen.

135   Hans Jacob Schöner, Illuminist und Briefmaler, Bürger in Augsburg, erhielt am 28. Mai 1564 den Konsens zur Heirat mit Barbara Freyman aus „Bödelskirchen“, vgl. Augsburg, StA, Hochzeitsamtsprotokolle, fol. 53v, Nr. 563. 136  Augsburg, StA, Malerakten. 137  Hampe, Nürnberger Ratsverlässe 2 Nr. 117. 138  Czeike, Wien und sein Altes Rathaus 456.

Die Meldeman-Rundansicht als illustrierte „Zeytung“. Der Druckort Nürnberg und die kommunikative Strategie des Planes in seinen textlichen Mitteilungen Martin Scheutz

Der so genannte „Meldeman-Plan“, eine handkolorierte Zimelie des Wien Museums1, lässt sich als ein umfangreich beschriftetes illustriertes Flugblatt, das eindeutig außerhalb der erwartbaren Norm dieser am Beginn der Frühen Neuzeit zunehmend populären Text-Bild-Gattung stand, bezeichnen. Der Nürnberger Briefmaler Niclas Meldeman (um 1490–1552) war sich der Ungewöhnlichkeit seines darstellerischen Vorgehens in sechs zusammenhängenden Holzschnitten bewusst, als er ein Ereignisbild (Belagerung 1529) mit einer Stadtansicht (Vogelschau) und einer Landschaftsschau2 samt vergleichsweise viel kommentierendem Text kombinierte. Meldeman gibt in seinem zeitgleich zur Rundansicht erschienenen kurzen „bericht vber die recht warhafftig Contrafactur / Trckischer belegerung der stat Wien“3 deshalb darüber explizit Nachricht. Der Nürnberger Briefmaler führt nicht nur jenen unbekannten Maler auf dem Stephansdom als Schöpfer der Belagerungszeichnung – der „Contrafactur“ bzw. des Risses – an, sondern Meldeman erklärt auch das ungewöhnliche Format seines Druckwerkes, das schon dem Briefmaler selbst „fremd“ und „seltzam“ erschien und das die potentiellen Kaufwilligen „[da]vor nicht vil gesehen“. Meldeman musste in diesem textlichen „Beipackzettel“ zu seinen sechs illus­ trierten Druckblättern zur Erklärung des Blickwinkels und des Formats breiter ausholen. „Die weil solch werck in die rnde gestelt / vnd aber alle andere werck sonst nach halben zirckel / oder nach der lenge gestelt werden / das solchs darumb bescheen / das die belegerung gerings vmb die gantz stat Wien gewesen ist / vnd solt die contrafactur nach lenge / oder halben zirckel gemacht worden sein / were vil dings vnd villeicht das ntigest / das sich an der andern seytten / oder an vil ortten der stat begeben het / wrde auß not verdeckt vnd ungesehen bleyben mssen“4. Also nicht eine klassische Stadtansicht in Längssicht oder eine halbe Rundschau ausgehend von einem erhöhten Punkt war das Ziel der Meldemanschen Darstellung, sondern vor dem Hintergrund eines Sachzwanges, nämlich der um die Stadt angeordneten Belagerungsarmee und des erbitterten Ringens um die Wiener Stadtmauern, stellte der Nürnberger Drucker die totale Stadtansicht und das 1   Das Interesse an diesem Plan entstand im Kontext schon längere Zeit vor dem 350-Jahr-Jubiläum von 1879: Camesina, Rundansicht. 2  „Landschaft“ war in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nicht unbedingt Gegenstand der Chorographie: Michalsky, Medien 325, 330f. 3  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530). 4  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [3].

86

Martin Scheutz

Belagerungsgeschehen „in die runde“, das Rundformat. Darstellungen dieser Art waren um 1529/30 noch selten, lediglich 1524 hatte der Nürnberger, aus Schlesien stammende Drucker Friedrich Peypus (um 1485–1535)5 eine Ansicht der mexikanischen Stadt Tenochtitlan vorgelegt6. Wenige Jahre später, 1542, folgte eine Darstellung der vom Schmalkaldischen Bund bewerkstelligten „Eroberung Wolfenbüttels“7 durch den älteren Lucas Cranach (1472–1553), wo der „Sieg der Reformation“ in Gestalt Johann Friedrichs I. von Sachsen (1503–1554) und des Landgrafen von Hessen Philipp I. (1504–1567) über den letzten katholischen Fürsten in Norddeutschland, Heinrich den Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg (1489–1568), in acht Holzschnitten in Szene gesetzt wurde. Der rund siebzigjährige Cranach selbst war vor Ort, skizzierte und scheint auch den Riss des „Simultanbildes“ auf Holz vorgenommen zu haben8. Die Rundansicht Meldemans versteht sich als neuartige Rundansicht – fast nach Art der frühen, sensationellen Alpenballonfahrten ab 1898 und der kolorierten Bilder des in Oberösterreich verstorbenen Flugpioniers Eduard Spelterini (1852–1931), der seinen Zeitgenossen „Bekanntes aus unbekannter Perspektive“ bot9. Illustrierte Flugblätter der Frühen Neuzeit waren „Holzschnitt-Bilddrucke auf einseitig bedruckten, losen Blättern“ im Zeitraum zwischen 1400 und 1700, die als „fliegende Blätter“ im Gegensatz zu dem als Buchillustration verwendeten, technisch gleichartig hergestellten Holzschnitt standen10. Diese Text-Bild-Produkte stellten Ereignisse und Handlungen in zeitlich verschobenen Handlungsphasen in einem Bild dar. Thematisch umfasste diese spezifische, kommerziell vertriebene Mediengattung verschiedene Bereiche: Ereignisbilder, Pläne, Karten oder Ansichten11, aber auch beispielsweise mysteriöse/ sensationelle Ereignisse, wie etwa Himmelserscheinungen (wie beispielsweise Kometen, ­astronomische Ereignisse), Missbildungen des menschlichen Körpers und der Tierwelt, weiters Katastrophen (wie etwa Unwetter, Erdbeben, Feuersbrünste, apokalyptische Plagen) und die Darstellung von Kriegshandlungen. Am auffälligsten erscheinen die illustrierten Flugblätter im religiösen Bereich, wo sie in teilweise sehr scharfer kontroverstheologischer Zuspitzung altgläubige, lutherische, reformierte oder antijüdische Inhalte wiedergaben12. Aber auch die ab dem 16. Jahrhundert deutlich zunehmenden, als Inbegriff des Ephemeren zu verstehenden Kalender, Wappendarstellungen, Stadtansichten   Reske, Buchdrucker 722f.   Timann, Untersuchungen 131. 7  Siehe diese unwirkliche „Vogelschau“ von Lucas Cranach dem Älteren 1542 (acht Holzschnitte 74,6 x 108,9 cm, einige kolorierte Exemplare, aber auch gemalte Bilder nach diesem Holzschnitt haben sich erhalten). Der Sieg des sächsischen Kurfürsten wird darin als Sieg der Reformation über die „alte Kirche“ interpretiert; Mennecke, „Eroberung Wolfenbüttels“; Berendt, Darstellung; Aram, Bild als Träger 72. Abbild http://art-inspace.blogspot.com/2016/09/lucas-cranach-ii-siege-of-wolfenbuttel.html [27. 2. 2019]. 8  Berendt, Darstellung 27, 30. 9  Holzer, Spektakel 142. Spelterini finanzierte seine Ballonfahrten nicht nur durch Passagiere, sondern auch durch handkolorierte Bilder, ab 1893 fotografierte er aus dem Ballon. 10  Brückner, Einblattdruck 118. 11  Als Auswertungsversuch auf der Grundlage der Edition von Strauss, The German Single Leaf Woodcut, etwa Aram, Bild als Träger 49–99. Einige Dissertationen zu diesem Thema liegen vor, etwa Folkmann, Natur- und Wundererscheinungen; Lenk, Die Wiener „Neuen Zeitungen“; Seethaler, Kalenderwesen; Ders., Das Wiener Kalenderwesen des 15. bis 17. Jahrhunderts. 12  Als immer noch guter Überblick Moeller, Flugschriften; zur Entwicklung nach 1525 Schwitalla, Flugschriften 290–296: Die Flugschriften nach 1525 zeigten einen Zug zur Innerlichkeit, zunehmende theologische Auseinandersetzung mit anderen konfessionellen Richtungen (wie den Täufern, Hutterern), Sozialkritik in neuer Form und verstärkt Nutzung durch die Regierungen als „offizielle Flugblätter“. 5 6



Die Meldeman-Rundansicht als illustrierte „Zeytung“ 87

oder Ankündigungen von Festen, wie etwa Freischießen, die Darstellung von Krönungsfeierlichkeiten lassen sich als „dankbare Sujets“ für illustrierte Flugblätter verstehen. Die sechs „Riesenholzschnitte“ von Niclas Meldeman mit dem Gesamtmaß 81,2 x 85,6 cm reihen sich trotz ihrer ungewöhnlichen Größe und der außergewöhnlichen Darstellungsform in diese Kategorie des illustrierten Flugblattes ein 13. Die Gattung des Riesenholzschnittes mit dem Motiv der Stadtansicht begegnet seit Ende des 15. Jahrhunderts, etwa mit Erhard Reuwichs Ansicht von Venedig (1486, aus Breydenbach, Die Reise ins Heilige Land), mit Jacopo de’ Barbaris, in Kooperation mit dem Nürnberger Händler Anton Kolb hergestelltem „Plan von Venedig“ (1500), mit Lucantonio degli Ubertis Florenzansicht (1500) oder mit der Ansicht von Antwerpen (1515)14. Exzeptionen in dieser Gattung waren Hans Burgkmairs siebenteiliger „Fries der Planetengottheiten“ oder – „natürlich“ – die aus 195 Holzschnitten zusammengesetzte „Ehrenpforte“ Maximilians (oder dessen mit 137 Holzblöcken verfertigter „Triumphzug“)15. Wichtig im Kontext der Meldemanschen Rundansicht ist auch der von Albrecht Dürer aus zwei Folioseiten zusammengefügte, idealtypische Druck „Belagerung einer Festung“ von 152716.

1. Mediengeschichte Die Auseinandersetzung „europäischer“ Reiche mit dem Osmanischen Reich besitzt neben der realen Kriegs-, der Technologie-, der Wissenstransfers- oder etwa der Wirtschaftsgeschichte auch eine in ganz Europa wahrnehmbare mediengeschichtliche Dimension. Nicht nur die Reformation, sondern ebenso die zahlreichen Kriegs- und Feindbilddiskurse der Frühen Neuzeit – allen voran die Auseinandersetzung mit den „Türken“ – trieben die Druckerpressen an. Die Frühe Neuzeit kann dabei als Wegbereiter einer modernen Medienlandschaft begriffen werden, worin die als Teil der Sozial- und Kulturgeschichte verstandenen Medien zu Informations- und Kommunikationsmitteln eines neuen Öffentlichkeitsbegriffes wurden17. Für die rasante frühneuzeitliche Veränderung des Leseverhaltens steht die Tatsache, dass neben der Bibel und den allerorts zu findenden Kalendern18 verstärkt auch andere Medienformate in den Besitz der „kleinen“ Frauen und Männer gelangten – der Zugang zu Information vereinfachte sich im Laufe des 16. Jahrhunderts beträchtlich19. Die für den Markt produzierten Druckwerke wurden, abhängig von Umfang, Inhalt und Aufmachung, erschwinglich und öffentlich käuflich hergestellt, umgekehrt nahmen die Kontrollen durch städtische und landesfürstliche Zensur zu 20, 13   Timann, Untersuchungen. Zur Gattung der Riesenholzschnitte (Begriff nach Max Geissberg, 1875– 1945) siehe etwa auch die aus 16 Holzschnitten hergestellte Stadtansicht von Ingolstadt (1549) im Schmalkaldischen Krieg bei Dagit, Heerlager. – Zu der hier vorgenommenen Einordnung des Meldemanschen Werks vgl. auch den Beitrag von Ferdinand Opll in diesem Band. 14   Appuhn–von Heusinger, Riesenholzschnitte 39–55. 15  Eichberger, Neue Wege 29f.; am Beispiel der gewandelten Medialität der Stadteinzüge von der Malerei zum Druck (Brügge, Bologna), wo Maximilian I. neue Wege beschritt dies., Illustrierte Festzüge 89–93. Ebenfalls am Beispiel Friedrichs III. und der heraldischen Fiktion (etwa auch bei der Wiener Neustädter Wappenwand) Schauerte, Größe. 16  Eichberger, Neue Wege 34. 17  Als Überblick etwa Oggolder–Vocelka, Flugblätter; Schiewe, Öffentlichkeit 103–135. 18  Kremer, Incunable Almanacs. 19  Im Kontext der Reformationsforschung Blickle, Gemeindereformation 128–133. 20  Am Beispiel des loyal zum Kaiser stehenden Nürnberg Creasman, Censorship 63–68; die Augsburger Zensurpolitik war weniger rigid als in Nürnberg, ebd. 69–108.

88

Martin Scheutz

wobei die Stadträte vor allem Frieden und „gute Ordnung“ innerhalb der Stadt erhalten wissen wollten. Eigene „Ämterbüchlein“ verbuchten etwa in Nürnberg die Namen der vom Rat genau beobachteten Formschneider und Briefmaler21. Niclas Meldeman argumentiert in seinem „kurzen Bericht“ selbst, dass sich auch „kleine Leute“, also Handwerker, Wirte, Ratsbürger, die Rundansicht kaufen können sollten. Er habe deshalb bewusst die Straßen und Häuser der Wiener Residenzstadt nicht ausgeführt, „man het auch noch sovil papier darzu prauchen mßen / vnd were also nit yedermans kauff / vnd für den gemeinen man gewesen“22. Wir wissen nicht, über welche Vertriebskanäle Meldemans Rundansicht an die Kunden gelangte, doch dürften auch hier Wanderhändler, Kolporteure, Buchführer, aber auch die Verleger/Briefmaler selbst eine große Rolle gespielt haben. Handelsorte der Druckwaren dürften die Jahr- und Wochenmärkte, die Kirchen und Wallfahrtsorte oder natürlich auch die Offizine und die Buchgewölbe selbst gewesen sein. Illustrierte Medienprodukte konnten dabei mit einem größeren Zielpublikum rechnen als bildlose Medien – in dieser Zeit entstand die „zweite Sprache der Bilder“23, indem die Bilder zu selbstständigen, autonomen Bestandteilen der Flugblätter avancierten. „Ain gründlicher vnd warhaffter bericht / Was sich vnder der belegerung der Stat Wien / Newlich im M. D. XXIX. Jahr / zwyschen denen inn Wien vnd Türken / verlauffen / begeben vnd zugetragen hat“24 benötigte selbst als Flugschrift25 zur Verdeutlichung des Inhalts eine schematische Belagerungsdarstellung mit den dargestellten Osmanen und den christlichen Verteidigern vor Wien am Titelblatt26. Medientypologisch lässt sich der illustrierte Einblattdruck von der breiter angelegten (meist bildlosen) Flugschrift, der regulär ab 1605 bzw. 1609 erscheinenden Zeitung (in Wien erstmals ab 1621) und den Sammelwerken zum Zeitgeschehen (etwa die halbjährlich erscheinenden „Diarien“, die Jahresbände und die Messrelationen) unterscheiden. Illustrierte Einblattdrucke bieten unter Verwendung von Typendruck (Frakturschrift) zu einem meist aktuellen Thema Bild- und Textinformationen in einem ausgewogenen Verhältnis. Niedrige Gestehungskosten, rasche Herstellung, große Auflage und schwere Kontrollmöglichkeit durch die Obrigkeit machten die illustrierten Einblattdrucke zu interessanten, mit größeren Gewinnmargen versehenen, aktuellen Produkten für Verleger. Der potentielle Leser und Käufer sollte durch die graphische Gestaltung des zur Information, zur Erziehung und zur Unterhaltung dienenden Flugblattes unmittelbar angesprochen werden. Die illustrierten, kurzen Flugblätter als kommerzielle Produkte richten sich deshalb im Sinne eines Plakates an den Leser, der oft im Titel bzw. im Text appellativ angesprochen wird27. Den Bildern kam eine autonome Funktion zu, so dienten die Bilder zu den häufig als „Zeitungslieder“ angelegten Türkendrucken vor allem der antiosmanischen   Sporhan-Krempel, Nürnberg 73.   Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [4]. Zum Preis für ein Exemplar von Meldemans Rundansichtt siehe die Hinweise bei Opll in diesem Band, S. 144f. 23  Zum Sinnbildsystem als Begriff und zum „Sprachcharakter“ der Bilder Warncke, Symbol 8, 11–14. 24  Siehe die Nachdrucke der Ausgaben Wien 1529–1532: Zehn Berichte über die Wiener Türkenbelagerung, dort auch weitere Beispiele. 25   Brückner, Flugschrift; als breiter Definitionsversuch Köhler, Flugschriften 50: „Eine Flugschrift ist eine aus mehr als einem Blatt bestehende, selbständige, nichtperiodische und nicht gebundene Druckschrift, die sich mit dem Ziel der Agitation (d.h. der Beeinflussung des Handelns) und/oder der Propaganda (d.h. der Beeinflussung und Überzeugung) an die gesamte Öffentlichkeit wendet“. 26  Zur Kommerzialisierung von Nachrichten Pettegree, Invention 9–11. 27  Als Übersicht Harms–Schilling, Das illustrierte Flugblatt 23–32; als instruktive Zusammenfassung Brückner, Einblattdruck. 21 22



Die Meldeman-Rundansicht als illustrierte „Zeytung“ 89

Überzeichnung und der Affektsteigerung28. Erstinformationen in Vers und Prosa blieben für Flugblätter zwar wichtig, traten aber dann mit dem Aufkommen der Zeitungen zu Beginn des 17. Jahrhunderts hinter die davor herrschende meinungsbildende Propagierung und Kommentierung des Zeitgeschehens zurück29. Politische Umbrüche wie die Reformation, der Dreißigjährige Krieg, die englische Revolution und die Revolutionen von 1789 und 1848 stellten Höhepunkte der europäischen Flugblattproduktion dar. Der mit einer geschätzten Auflage von durchschnittlich 1.000 bis 2.000 Stück erscheinende Einblattdruck30 selbst war ein hochspezialisiertes Gemeinschaftsprodukt zwischen einem Texter (mitunter in Personalunion mit dem Drucker), dem für den Entwurf zuständigen Maler/Reißer, dem für die Holzdruckherstellung verantwortlichen Formschneider und Holzstockhersteller bzw. Kupferstecher und einem Endveredler (Illuminator, Schablonier, Kolorist/Ausstreicher) und schließlich dem Verleger – mitunter fielen mehrere Funktionen in einer Person zusammen (etwa einem Briefmaler). Neben den illustrierten Flugblättern mit ihren Tendenz- bzw. Nachrichtenbildern gab es noch eine Fülle an weiteren Einblattdrucksorten; worunter etwa Drucke mit Ablassbriefen, Andachtsbildern, Kalenderblättern, Karten, Liedern, Patenten, Pasquillen, Porträts und Städteansichten subsumiert werden können. Aus dieser Vielfalt an Typen resultierte auch die thematische Breite: Die ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zirkulierenden Einblattdrucke als Textmedium dienten der politischen und religiösen Propaganda (mit einer Tendenz hin zur mehrseitigen Flugschrift). Als Bildmedium (ab dem 16. Jahrhundert der Kupferstich) öffneten sie den Markt für die Massenbilderkommunikation. Der Preis eines Flugblattes lag abhängig von Größe und Ausführung bei 2 bis 4 Kreuzern, was einem Stundenlohn eines unselbstständigen, gutverdienenden Handwerkers in einer freien Reichsstadt entsprach; vor allem Wirte, Lehrer, Handwerker und Bauern stellten das Zielpublikum dar31. Die ab der Reformation („Flugschriftenboom“) in großer Zahl selbstständig, nichtgebunden und vor allem nicht periodisch erscheinenden Flugschriften als „fliegende Blätter“ umfassten zumindest mehrere Paginae. Als kommerzielle Produkte und als Mittel der Massenkommunikation dienten diese Druckschriften häufig der Agitation und der Propaganda in der sich bildenden frühneuzeitlichen Öffentlichkeit. Thematische Schwerpunkte konnten konfessionelle, aber auch außenpolitische Fragestellungen bilden32.

2. Die „Türkengefahr“ Die „Türkengefahr“ als Konfrontation mit den Osmanen fand sich auf verschiedenen thematischen Ebenen dargestellt: als reale Auseinandersetzung, als ideologische Konfron  Gerber, Imago Turci 68–93.   Harms, Flugblatt 622f.; Faulstich, Medien 117–124. 30   Zu den auch methodischen Schwierigkeiten dieser Zahlen Eisermann, Auflagenhöhe 145f.; zu Ablassdrucken 147–157, zu Amtsschreiben 158–173. 31   Bangerter-Schmid, Herstellung 786. 32  Formal-inhaltlich könnte man zwischen offiziösen, oft von der Obrigkeit direkt herausgegebenen (1) Flugschriften und Manifesten, (2) den sachlichen und berichtenden „Relationen“, (3) den tagesaktuellen, mitunter satirischen Streitschriften und Traktaten und schließlich (4) der fachspezifischen, oft recht scharf geführten Gelehrtenpublizistik unterscheiden; nach einem Ansatz von Johannes Haller (1892) Schumann, Die andere Sonne 42f. Argumentativ-agitatorische (eher politische) Flugschriften standen den vor allem zu moralischen und naturwissenschaftlichen Gegenständen verfassten, dokumentierend-konstatierenden Texttypen gegenüber; Harms, Flugblatt 623. 28 29

90

Martin Scheutz

tation, als politische Problemlage, als mentale und kulturelle Beeinflussung, als Kulturtransfer und als Reflexion in der Historiographie33. Der Kontakt mit den Osmanen bestand nach der Vermittlung der verschiedenen Medienprodukte seit dem 14. Jahrhundert (Schlacht von Nikopolis 1396) maßgeblich in kriegerischen Handlungen: Die Eroberung von Konstantinopel als wichtiger Meilenstein der europaweit rezipierten „Türkengefahr“ 1453, das Vordringen der Osmanen im südlichen Bereich der habsburgischen Länderkomplexe, die Belagerung Wiens 1529, die Türkenkriege 1541/42 und 1566 bis 1568 und der lange Türkenkrieg (1592/93–1606) boten für die Publizistik ein gewinnbringendes Feld, wobei die Osmanen hier vor allem als antichristliches Feindbild dargestellt wurden34. Den Schriften über die „Türken“ und einen „gerechten Krieg“/Kreuzzug35 kam in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts große Bedeutung zu. Viele Drucker konnten neben den reformatorischen Schriften, den Flugblättern zum Bauernkrieg in den 1520er Jahren auch gut von den Kriegen gegen die Pforte leben. Die Publikationen über das Osmanische Reich – ob als „Türkenbüchlein“, als Türkenlieder, als Türkenpredigten, als Zeytung oder als Reisebericht – erlebten deshalb ab dem Beginn des 16. Jahrhunderts eine große Konjunktur36. Nach der medial breit rezipierten Eroberung von Konstantinopel stellten vor allem die Eroberung von Rhodos (1522), der Zeitraum zwischen der Schlacht von Mohács (1526) und der Belagerung von Wien (1529), die Belagerung von Ofen (1542), die Belagerung von Malta (1565/66) und schließlich die Schlacht von Lepanto37 (1571) eindeutige Publikationsspitzen dar. In den 1590er Jahren kam es vor dem Hintergrund des langen Türkenkrieges (1592/93–1606) nochmals zu einer großen Welle an Türkenpublikationen. Das multimediale Bild der als „Erbfeind“ und „Geißel Gottes“ konstruierten „Türken“38 blieb im 16. Jahrhundert von großer Grausamkeit geprägt, indem die topisch und exemplarisch dargestellten „Türken“ in die Tradition des bethlehemitischen Kindermordes eingereiht und als Kinder-, Frauenmörder und -schänder, als Tyrannen, als Mordbrenner und als Sklaventreiber christlicher Gefangener dargestellt wurden. Die „Türkengefahr“ avancierte zum Standardrepertoire der Flugblätter und -schriften ab dem 16. Jahrhundert, erschien in den Flugblättern als Ausdruck der strafenden Gerechtigkeit Gottes, der damit auf die Sünden und Verfehlungen der Gläubigen reagierte39. Der türkischen Grausamkeit und der Strafe Gottes werden in den Flugschriften wie Flugblättern ambivalent die Eintracht des Reiches wie der Christenheit, die Beispielhaftigkeit der türkischen Zustände, die Verbesserungsfähigkeit der eigenen Armee und allgemein der christliche Sittenverfall und die reformatorischen Wirren gegenübergestellt. Die Moti  Vocelka, Erblande 41–54.   Als Überblick Schilling, Aspekte. Zu neueren Feindbilddiskursen, die über Ethnie, Gruppenbildung bzw. über Inklusions- und Exklusionsprozesse geführt werden, Schlee, Wie Feindbilder entstehen. 35  Gut dargestellt am Beispiel von Sebastian Brant und den oberrheinischen Humanisten bei Niederberger, Bild des Türken; am Beispiel des Hofprediger Urban Sagstetter (Maximilian II.) Gigler, „Gaistliche Kriegsrüstung“. 36  Siehe die Grafik bei Göllner, Turcica III 19 (Zahlen 18). – Zur Biographie von Carl Göllner (1911– 1995), der auch für die „Securitate“ arbeitete, Sienerth, In den Fängen. 37  Mit einer beeindruckenden Schau der europäischen Publikationen dazu Hanss, Lepanto. Zu Kriegsblättern und „Türkengefahr“ im Einblattdruck siehe Marr, Kriege und Seuchen 240–261. 38  Zum propagandistischen Bild des Erbfeindes, das letztlich die in der Frühneuzeit erfolgte Integration des Osmanischen Reiches in das europäische Diplomatiesystem verstellt, Gräf, „Erbfeind“ 37–51; Müller, „Erbfeind“ 251–279. 39  Hollenbeck, Türkenpublizistik 111–130. 33 34



Die Meldeman-Rundansicht als illustrierte „Zeytung“ 91

vik der „Türkengefahr“ des 16. Jahrhunderts blieb noch im 17. Jahrhundert prägend, wenn sich auch leichte Veränderungen (etwa die „Sorglosigkeit“ der Reichsstände) abzeichneten. Die lange durch Stereotype bestimmte Tradition des 16. Jahrhunderts erlebte durch Neuauflagen antitürkischer Schriften im 17. Jahrhundert eine Fortsetzung. „Martin Luthers erschreckliche Türcken-Propheceyung: darinnen zugleich Deutschlandes jämmerl[icher] Untergang wegen allzugrosser Sicherheit und überhäufften Sünden“40 – eine mahnende-warnende Kompilation aus Luthers Schriften – erlebte danach mehrere Auflagen. Die Wahrnehmung des osmanischen Vordringens stand in der Tradition mittelalterlicher, eschatologisch-strafender Deutungsschemata, sollte aber eine diskursive Wiedergeburt Europas aus dem Geist eines neuen Christentums und vor allem ein Sammeln der christlichen Streitkräfte bewirken41. Aus einer reichspolitischen Perspektive fungierten diese publizistischen Schriften42 sozialdisziplinierend, indem die Rezipienten zu größerer Gottesfurcht angeregt wurden. Diese textliche Drohung sollte auch als Aufforderung gelten, einerseits die Einheit des Reiches nicht zu gefährden und andererseits die Reichssteuern in gefordertem Ausmaß zu zahlen43. „Türkengefahr“ und das Interesse der habsburgischen Kaiser44 gingen Hand in Hand, indem die dargestellte Grausamkeit der „Türken“ konsolidierend die Herausbildung des frühmodernen Staates (mit seiner funktionierenden Steuerpolitik) befördern half45. Der „Türkenfurcht“ – ein Produkt von medialer Exklusions-/Inklusionsrhetorik – mit dem Bild der metzelnden-schlachtenden Erbfeinde des 16. Jahrhunderts stand aber auch die von den Lutheranern thematisierte und Religionsfreiheit verheißende „Türkenhoffnung“ gegenüber46. Das mediale Bild der Türken blieb aber von Feindbildkonstruktionen47 und von der kontrastierenden Funktion gegenüber den eigenen Denk- und Sozialstrukturen der bäuerlichen, bürgerlichen und adeligen Leserinnen und Leser geprägt. Als kulturell-konfessionelles Feindbild wurden die Osmanen als „Erbfeind christlichen Namens“ hinsichtlich ihrer Religion, ihrer Gesellschaftsform, ihrer Rechtstradition und ihrer Lebensform konstruiert. Hochmut, Gewalt und Wollust waren neben der Grausamkeit (etwa über fiktive „Absagebriefe“ ventiliert) Teil des diskursiven, nicht nur religiös, sondern auch moralisch konstruierten Türkenbildes. Der mitunter auch ob seiner absolutistischen Machtfülle bewunderte Sultan galt als Tyrann, als Despot und als unumschränkter Besitzer eines Reiches, dem große, nahezu unerschöpfliche Ressourcen aufgrund der Unterdrückung seiner Untertanen zur Verfügung standen48. Neben der Brutalität im Feld agierte „der“ Türke 40  Zum Bild der Türken bei Luther Ehmann, Luther, Türken 445–449: Türken als Feinde christlichen Glaubens, Türken als Rute Gottes, Türken als legitimer militärischer Gegner, als endzeitliche Feinde, als Anhänger einer vernunftbestimmten, gewalttätigen Religion. Zum Motiv der Inversion von positiven Bildern (Antichrist) Slanicka, Feindbilder 97–99. 41   Höfert, Den Feind beschreiben 51–87; zu Krieg als „Strafe Gottes“ Marr, Kriege und Seuchen 261– 274. 42   Göllner, Turcica III 11–31. 43   Schulze, Reich und Türkengefahr 297–301. Zur eschatologischen Komponente der „Türkenfurcht“ siehe Andermann, Geschichtsdeutung. 44   Zum ritterlichen Image von Leopold I. etwa Wrede, Türkenkrieger. 45   Schumann, Das politisch-militärische Flugblatt 229f. 46   Kissling, Türkenfurcht 1–18; als Grundlage immer noch Ebermann, Die Türkenfurcht. 47   Zu den Feindbildstereotypen Türken und Juden Harms, Feindbilder 148f. Thomas Müntzer rief 1525, mitten im endenden Bauernkrieg, zum Kampf gegen die „Türken“ auf, Irmscher, Türkenbild 140. 48   Wrede, Reich und Feinde 66–110; Wrede, Feindbild 886–888; zum Streit zwischen Montesquieu und

Grafik 1: Publikationen (einschließlich Flugblätter, aber ohne Amtsschrifttum) der Buchdrucker in ausgewählten Städten Martin 1501–1550 92 Scheutz auf der Grundlage des USTC/Universal Short Title Catalog, https://ustc.ac.uk/index.php/search [18. 2. 2019]

Publikationen im Druck /Einzeltitel 15011550 5000 4500 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 Breslau

Würzburg

Speyer

Tübingen

Wien

Zürich

Basel

Frankfurt/Main

Köln

Wittenberg

Leipzig

Nürnberg

Augsburg

Straßburg

Druck Publikationen/Einzeltitel

Grafik 2: Publikationen (einschließlich Flugblätter) der Buchdrucker in ausgewählten Städten Grafik 1: Publikationen (einschließlich Flugblätter, aber ohne Amtsschrifttum) der Buchdrucker in ausgewähl1529–1532 auf auf derder Grundlage Grundlage des USTC/Universal Short Title Catalog, ten Städten 1501–1550 des USTC/Universal Short Title Catalog, https://ustc.ac.uk/index. https://ustc.ac.uk/index.php/search [18. 2. 2019] php/search [18. 2. 2019]

Publikationen im Druck /Einzeltitel 15291532 700 600 500 400 300 200

Druck Publikationen/Einzeltitel

100

Breslau

Würzburg

Speyer

Tübingen

Wien

Frankfurt/Main

Zürich

Leipzig

Basel

Straßburg

Wittenberg

Augsburg

Köln

Nürnberg

0

Grafik 2: Publikationen (einschließlich Flugblätter) der Buchdrucker in ausgewählten Städten 1529–1532 auf der Grundlage des USTC/Universal Short Title Catalog, https://ustc.ac.uk/index.php/search [18. 2. 2019]

in der Darstellung der Medien als brutales, triebgesteuertes „Untier“. Der Türkenkrieg galt als eschatologische Notwendigkeit (als Kampf von Gog und Magog gegen Christus) und damit als „bellum iustum“ – mit dieser „geistigen Mobilmachung“ sollte Einigkeit unter den christlichen Reichsständen hergestellt werden. Erst mit dem Nachlassen Voltaire über die despotische Qualität orientalischer Reiche Grothaus, Zum Türkenbild 84. Als Überblick Grothaus, „Erbfeind“.



Die Meldeman-Rundansicht als illustrierte „Zeytung“ 93

der osmanischen Bedrohung schlug die Angst vor dem Erbfeind, auch aufgrund regen Di­plomatenaustausches, ab dem beginnenden 17. Jahrhundert49 in das Bild des lächer­ lichen, schwächlichen und exotischen Buffo-Türken des 18. Jahrhunderts um50.

3. Die Türkenschriften Meldemans im Kontext der Nürnberger Drucker Vermutlich die wichtigste Schrift über die Belagerung der Stadt Wien entstammt der Feder des lateinischen Kriegssekretärs Peter Stern von Labach51, die vom Wiener, aus Krakau stammenden Drucker Hieronymus Vietor (Doliarius) (um 1480–1546/47) – dem bedeutendsten polnischen Drucker des 16. Jahrhunderts – gedruckt wurde52. Stern von Labachs Schrift53 und die darin vermittelte Innensicht der Belagerung Wiens stellt eine unmittelbare textliche Vorlage für Meldemans Rundansicht dar. Wichtige Flugschriften über die Belagerung Wiens wurden vor allem im süddeutschen Raum gedruckt. In Regensburg druckte etwa die Offizin Paul Khol (in Betrieb 1522–1531) nach einer ersten „Warhafftige[n] Newe[n] zeytung“ von 1529 auch den wichtigen Bericht des Herolds des Pfalzgrafen Friedrich, Hans Lutz von Augsburg, aus dem Jahr 153054. Drucker verschiedener Städte legten schon im Jahr 1529 (zumindest am Titelblatt derart ausgewiesen) Flugschriften nach Art der „Turckhen belegerung der statt Wien“ oder eine „Newe Zeyttung vom Türcken“ vor – die Sensation der Belagerung machte die Runde in den größeren Städten des Heiligen Römischen Reiches wie Augsburg, Frankfurt/Main, Leipzig, Speyer, Tübingen, Würzburg, Zürich oder dem Luther seine Wichtigkeit verdankenden Wittenberg55, aber auch in den benachbarten Territorien (etwa Breslau/Wrocław)56. Der Druckort Nürnberg – das „Venedig Deutschlands“, wie der venezianische Gesandte Alvise Mocenigo 1548 formulierte57 – erlebte nicht erst seit der mit der „Reformation“ verbundenen Medienrevolution58 einen bedeutenden Aufschwung. Dieser herausragende Medienstandort mit der ersten deutschen Papiermühle geriet durch den Schwabenkrieg 1499, durch den Landshuter Erbfolgekrieg 1504/05 und die 1505/06 in Nürnberg wütende Pest in Schwierigkeiten – die Druckproduktion brach von 44 Pu­   Mit einem Überblick Petritsch, Angst.   Barbarics-Hermanik, Reale oder gemachte Angst? 69–72; zum Umschlagen der Furcht in Exotik an Beispielen literarischer Texte Kleinlogel, Exotik 301–414; mit einem Längsschnitt Konrad, „Türkengefahr“. 51  Stern von Labach, Belegerung (1529); dazu Pfandl, Die Berichterstattung 50–54; Hoffmann, Propagandaaspekte 113–128; Wien 1529 74. 52   Bułhak, Wiener Offizin; Drewelowsky, Ausgaben. 53   Sturminger, Bibliographie 3–59, 337–349. 54   Lutz von Augsburg, Grundige und warhafftige bericht; Warhafftige Newe zeyttung von der Stat Wienn (Regensburg 1529). 55   Die Universitätsstadt Wittenberg besaß seit 1502 eine Druckerpresse und entwickelte sich innerhalb von 50 Jahren zu einem der Zentren des Buchdruckes, Pettegree, Marke Luther 23f. 56   Türkendrucke aus 1529: Augsburg [Drucker Heinrich Steiner von Augsburg] VD16 ZV 7094; VD 16 G 3590, VD16 G 3589; Breslau/Wrocław [Drucker Adam Dyon] VD16 ZV8872, VD16 ZV 8872; Erfurt [Drucker Melchior Sachse d. Ä.] VD 16 T2230; Speyer [Drucker Anastasius Nolt] VD16 B 1586; Landshut [Drucker Johann Weißenburger] VD16 B 1876; Leipzig [Drucker Nickel Schmidt] VD16 T 2231; Tübingen [Drucker Ulrich Morhart d. Ä.] VD 16 B1587; Wittenberg [ohne Druckernennung] VD16 ZV 15080; Würzburg [Drucker Balthasar Müller] VD16 T 2244, VD16 B 1582; Zürich [Drucker Christoph Froschauer] VD 16 B 1588; Zwickau [Drucker Gabriel Kantz] VD16 Z 340. 57  Iwańczak, Kartenmacher 20. 58  Zu den Nürnberger Reformationsdrucken (Hieronymus Höltzel, Friedrich Peypus, Jobst Gutknecht, Johann Petreius, Hans Hergot, Kunigunde Hergot, Georg Wachter) Radlmaier, Ohne Buch. 49 50

Grafik 3: Publikationen (einschließlich Flugblätter, aber ohne Amtsschrifttum) der Buchdrucker in Nürnberg und Wien 1490–1532 auf der Grundlage des USTC/Universal Short 94 Martin Scheutz Title Catalog, https://ustc.ac.uk/index.php/search [18. 2. 2019].

Publikationen Einzeltitel 1490-1532 Nürnberg und Wien 350 300 250 200 Nürnberg

150

Wien

100 50 1532

1530

1528

1526

1524

1522

1520

1518

1516

1514

1512

1510

1508

1506

1504

1502

1500

1498

1496

1494

1492

1490

0

Grafik 3: Publikationen (einschließlich Flugblätter, aber ohne Amtsschrifttum) der Buchdrucker in Nürnberg und Wien 1490–1532 auf der Grundlage des USTC/Universal Short Title Catalog, https://ustc.ac.uk/index. Grafik 4: [18. Flugblattproduktion ausgewählter Druckorte 1501–1550 (ohne Amtsschrifttum), php/search 2. 2019].

https://ustc.ac.uk/index.php/search [18. 2. 2019] 120 100 Wien Nürnberg

80

Augsburg Straßburg

60

Wittenberg Regensburg

40

Zürich Köln

20 0 1501-1510

1511-1520

1521-1530

1531-1540

1541-1550

Grafik 4: Flugblattproduktion ausgewählter Druckorte 1501–1550 (ohne Amtsschrifttum), https://ustc.ac.uk/ index.php/search [18. 2. 2019]

blikationen im Jahr 1501 bzw. 30 im Jahr 1502 auf 13 Publikationen im Jahr 1504 bzw. 15 im Jahr 1505 ein. Anders als das nicht so weit entfernte Augsburg59, das vor allem zwischen 1518 und 1525 mit reformatorischen Flugblättern sein Druckgeschäft machte, 59   Als immer noch beeindruckender Überblick Künast, „Getruckt zu Augspurg“ 217–250; zur katholischen Literatur 228–231; zur protestantischen Literatur 231–234.



Die Meldeman-Rundansicht als illustrierte „Zeytung“ 95

lukrierte Nürnberg mit großformatigen lateinischen Büchern sein Geld. Paradigmatisch dafür steht der buchdruckerische Großunternehmer und Taufpate von Albrecht Dürer Anton Koberger († 1513): Der später am Johannisfriedhof bestattete Verleger von Schedels Weltchronik (1493) druckte Ende des 15. Jahrhunderts auf 1.500 Quadratmetern mit 24 Druckpressen und insgesamt 100 Mitarbeitern. Den schon vorreformatorischen Wandel des Buchdrucks nach 1500 hin zu kleinformatigem, vermehrt volkssprachigem Druckgut bzw. zu Einblattdrucken machte er nicht mehr mit, sondern stieß sein folglich weniger lukratives Geschäft 1504 ab60. Anders als Frankreich mit seinen Druckzentren Lyon und Paris oder England mit London als monopolistischem Druckort war das Heilige Römische Reich durch ein „Modell der Gleichverteilung“ von Druckorten gekennzeichnet, wo es kein dominantes Druckzentrum gab61. Nürnberg erscheint vor diesem Hintergrund als eines der wichtigsten Druckzentren im Heiligen Römischen Reich – nach der Aufstellung des „Universal Short Title Catalog“ (USTC) druckte diese Reichsstadt (ohne Amtsschrifttum) zwischen 1501 und 1550 rund 3.900 Druckwerke. Während Augsburg bis 1550 – vor allem aufgrund des großen Ausstoßes zwischen 1518 und 1525 – mehr Drucke pro Jahr vorlegen konnte als Nürnberg, setzte sich Nürnberg schließlich in der zweiten Jahrhunderthälfte gegen den südlichen reichsstädtischen Konkurrenten durch. Anders als Augsburg respektierte Nürnberg unter dem Regime des Ratsschreibers Lazarus Spengler (1479–1534) die Bestimmungen des Wormser Ediktes von 1521 und das gravierende Verbreitungsverbot lutherischer Schriften von 1524. Der Stadtrat erließ eigene Zensurbestimmungen in den Jahren 151362 und 151863, die durchaus auch im Sinne der unautorisierte Nachdrucke fürchtenden Drucker und Herausgeber waren64. Vor allem zu Zeiten der Reichstage 1522/23 und 1524 unterband der Nürnberger Stadtrat energisch sowohl Handel mit als auch Druck von Reformationsschrifttum – bezeichnend erscheint auch, dass der Nürnberger Rat bei der Hinrichtung des Nürnberger Druckers Hans Hergot 1527 nicht intervenierte, der in Leipzig „vffrurisch buchlein“ verkauft hatte65. Mit Vehemenz schritt der streng lutherische Stadtrat auch bei Pasquillen oder Schmähbildern ein, etwa bei Schriften von Caspar Schwenckfeldt, Andreas Bodenstein und „natürlich“ Thomas Müntzer66. Im lutherfreundlichen Nürnberg wurden im Vergleich zum plurikonfessionellen Augsburg weniger Flugschriften und deutlich mehr Bücher gedruckt – Nürnberg stieg ab der Mitte des 16. Jahrhunderts zum wichtigen Druckort der Fachbücher und mit dem zwischen 1576 und 1597 tätigen Drucker Leonhard Heußler67 zum Druckort der „Neuen   Zur „Druckmanufaktur“ Sauer, Anton Koberger 78–82; als Überblick Dies., Medienwandel.   Pettegree–Hall, Buchdruck 352–355 (Zitat 354). 62   Der Wortlaut des Patents vom 15. April 1513 bei Sporhan-Krempel, Nürnberg 68. 63   Müller, Zensurpolitik 73; zum Wormser Edikt ebd. 74–77. Der Nürnberger Rat vermied vor allem offene Angriffe gegen den Papst und die „alte Kirche“, Hans Guldenmund wurde 1527 wegen der „schändliche[n] und gemalte[n] Briefe wider den Papst“ verwarnt, ebd. 85. 64  Pettegree–Hall, Buchdruck 356. 65   Reske, Buchdrucker 726f. Der Nürnberger Rat teilt der Ehefrau Hergots mit, dass eine Intervention „mehr hinderlich den fürderlich sei“. 66   Viele Beispiele bei Pfeiffer, Quellen 20: 1524: Die Luterischen püchlein, darinnen die kaiserlichen mandata inserirt sein und kaiser und fursten narren genennt werden, soll man verpieten, fail ze haben; Druck eines Buches von Thomas Müntzer 25; Buchdrucker ins Lochgefängnis 32; 95: 1525 – Aller puchtrucker setzer beschicken und auf die ordnung schweren lassen, das sy kainerley werck setzen und trücken wollen, es sey dann zuvor nach der ordnung besichtigt und zu trücken zugelassen worden. 67   Vor allem 1578–1580, 1589, 1595/96 erschienen bei ihm viele Flugschriften mit politischen Inhalten (vor allem auch die Kämpfe gegen die Türken), Bezzel, Leonhard Heußler 56–82; auch das Amtsschriftgut (vor allem der Fraischprozess 1584/86) versprach eine gute Auslastung, ebd. 44–55; wichtig in diesem Kontext auch Sporhan-Krempel, Nürnberg 74–76. 60 61

96

Martin Scheutz

Zeytungen“ auf. Schon davor wirkten Hieronymus Höltzel († um 1532) und der zwischen 1502 und 1513 in Nürnberg agierende Johann Weißenburger († 1536) als Drucker von Neuigkeitsberichten. Nur mit großem Aufwand ist dies für das gedruckte Amtsschrifttum des Stadtrates zu erheben68, doch stellte gerade dieses Amtsschriftgut eine wichtige Einnahmequelle für die (Nürnberger) Drucker dar69, weil die Obrigkeit alle Drucke verlässlich abnahm. Andererseits beschäftigten die Amtsdrucke die Drucker meist nur kurzfristig. Das streng lutherische religöse, zunehmend im Kleinformat gedruckte Schrifttum katechetischer und homiletischer Ausrichtung, darunter die Kirchenordnungen, Kinderkatechismen, Gebets- und Erbauungsschriften, Liederbücher/musikalische Schriften70 nahmen rund ein Drittel der Druckwerke im 16. Jahrhundert ein. Unter den weltlichen Autoren kam dem Werk des Meistersingers Hans Sachs (1494–1576) neben den geistlichen Schriften Luthers eine überragende Bedeutung zu. Die deutschsprachigen Publikationen nahmen in Nürnberg, einem Zentrum auch des internationalen Buchhandels, ab 1518 deutlich zu71. Schon 1519 stellten die lateinischen, stark für den internationalen Handel bestimmten Drucke nur mehr ein Drittel gegenüber den deutschsprachigen Druckwerken – im Jahr des Meldeman-Planes 1530 kamen beispielsweise auf 20 lateinische Titel 96 deutschsprachige Publikationen. Die Produktion in der Gelehrtensprache umfasste also nur mehr ein Fünftel der Nürnberger Gesamtproduktion. Im Jahr 1531 standen dann 31 lateinische beeindruckenden 288 deutschsprachigen Titeln gegenüber. Die neuen deutschsprachigen Drucke sahen zudem durch das Quart- und Oktav-Format deutlich anders aus als die älteren, in eindrucksvollem Folio gedruckten lateinischen Bücher72. Es besteht kein Zweifel, dass Nürnberg neben Augsburg das süddeutsche Druckerzentrum par excellence darstellt. Auch hinsichtlich der Flugblattproduktion war Nürnberg eines der Zentren im Heiligen Römischen Reich. Augsburg (27 %) und Nürnberg (32 %) stellten gemeinsam mit Frankfurt/Main und Straßburg zwischen dem 15. und dem 17. Jahrhundert 72 % aller bekannten Flugblätter her73. Gestützt auf eine hervorragende Gruppe von Reißern, Formschneidern und Briefmalern, konnte Nürnberg auch bei der raschen Verbreitung der Nachricht von der Belagerung Wiens 1529 eine Sonderstellung einnehmen74: Allein 1529 erschienen dort vier verschiedene Türkendrucke75 von Druckern wie Friedrich Peypus (um 1485–1535), Kunigunde Hergot (Witwe von Hans Hergot, hingerichtet 1527 in Leipzig), Jobst Gut68   Zum städtischen Amtsschrifttum (das Pettegree neben dem religiösem Schrifttum als frühen Impuls für die Flugblätter sieht) Pettegree, Broadsheets 17–19; siehe die breit illustrierte Übersicht (Ablass-, Bruderschaftsbriefe, weltliche und geistliche Formulare) bei Eisermann, Zu den Anfängen 12–25. 69  Zur Bedeutung des Amtsschrifttums für die Drucker exemplarisch Keunecke, Herstellung 157 (Mandate, Kirchenordnungen), 159 (Sterbeordnung), 160 (Feuerordnung), 161 (Pestordnung), 169 (Gerichtsordnung); am Beispiel von Wien (unter Auswertung der Oberkammeramtsrechnungen) Pauser, Amtsdrucksachen. Leider nicht greifbar ist die von Andrew Pettegree betreute Dissertation von Saskia Limbach, Government Use of Print in the Holy Roman Empire in the Sixteenth Century (Diss. St. Andrews 2017). 70   Zur Bedeutung musikalischer Flugschriften etwa Pettegree, Broadsheets 29–31. 71  Pettegree, Book in the Renaissance 36–38, 40–42, 76–78. 72   Zur Bedeutung der lateinischen Drucke (vor allem für Druckorte wie Antwerpen, Basel, Lyon, Paris) Pettegree–Hall, Buchdruck 357–361. 73   Würgler, Medien 18. 74  Kábdebo, Antheil 97–106. 75   Nürnberg: 1529: Ein neues Lied in welchem ausz angebung (Nürnberg 1529); 1529: Lied gemacht wie es im Osterland (Nürnberg 1529); Türckische belegerung der stat Wienn (Gutknecht 1529); 1529: Türckhen belegerung der statt Wien (Petreius 1529).

Grafik 5: Verteilung der deutsch- und lateinischsprachigen Titel in Nürnberg (1500–1532),

Die Meldeman-Rundansicht als illustrierte „Zeytung“ 97

https://ustc.ac.uk/index.php/search [18. 2. 2019].

Deutsch/Latein - Publikationen Einzeltitel 1500-1532 in Nürnberg 350 300 250 200 Latein

150

Deutsch

100 50 0

Grafik 5: Verteilung der deutsch- und lateinischsprachigen Titel in Nürnberg (1500–1532), https://ustc.ac.uk/

index.php/search [18. 2. 2019]. Grafik 6: Formate der

deutschsprachigen

Drucke

in

Nürnberg

(1510–1534),

https://ustc.ac.uk/index.php/search [18. 2. 2019] 200 180 160 140 2o

120

4o

100

8o

80

16o

60

Flugblätter

40 20 1510 1511 1512 1513 1514 1515 1516 1517 1518 1519 1520 1521 1522 1523 1524 1525 1526 1527 1528 1529 1530 1531 1532 1533 1534

0

Grafik 6: Formate der deutschsprachigen Drucke in Nürnberg (1510–1534), https://ustc.ac.uk/index.php/ search [18. 2. 2019]

knecht († 1542) und Johann P. Petreius (1497–1550)76. Im Jahr 1530 folgten weitere Türkendrucke durch Christoph Zell († 1544)77 und erneut durch Jobst Gutknecht78 (Nach  Reske, Buchdrucker 722–726, 732–733.   Haselberg, Des Türckischen Kaysers Heerzug, dazu vgl. Meurer−Schilder, Wandkarte (2009), sowie dies., Wandkarte (2019); Wahrhafftige new Zeitung von der Statt Wien (Nürnberg 1530). 78  Sachs, Ein newes Lied. 76 77

Grafik 7: Inhaltliche Ausrichtung der deutschsprachigen Drucke in Nürnberg (1510–1534), 98 Martin Scheutz https://ustc.ac.uk/index.php/search [18. 2. 2019] 350 300 Medizin 250

Recht Anderes

200

Reisebericht Bibel

150

Kalender/Prognostik 100

Text und Musik Religion

50

Neuigkeiten 1532

1531

1530

1529

1528

1527

1526

1525

1524

1523

1522

1521

1520

1519

1518

1517

1516

1515

0

Grafik 7: Inhaltliche Ausrichtung der deutschsprachigen Drucke in Nürnberg (1510–1534), https://ustc. ac.uk/index.php/search [18. 2. 2019]

druck durch Valentin Neuber 1566)79. Der in einem gewalttätigen Umfeld lebende Niclas Meldeman80 setzte bei seinen deutschsprachigen Druckwerken81 – meist als Gattung Flugblätter und formal das Quartformat nutzend – einerseits auf die bewährten Dichtungen des Nürnberger Meistersingers Hans Sachs und druckte Dichtungen wie „Die neun getrewesten heydenischen Frawen, mit yhren wunder getrewen thaten“ oder „Nymandt prech sich hoher dann seinem stand gepiirt, er wirdt sunst zu schanden“. Daneben kam dem vermutlich nicht der lateinischen Sprache kundigen Meldeman die erste Belagerung der Residenzstadt Wien gelegen – in seinen im Quartformat vorgelegten Publikationen setzte er vehement auf dieses ökonomischen Gewinn versprechende Thema. So druckte er 1530 neben seinem Begleitbuch zur Rundansicht („Ein kurtzer bericht“82) auch den Bericht des Wiener Kriegssekretärs Peter Stern von Labach aus 1529 (Drucker in Wien: Vietor) nach. Eine recht ähnliche Strategie verfolgte Hans Guldenmund: Neben Flugblättern mit Texten von Hans Sachs thematisierte er in seinem „Verlagsprogramm“ Darstellungen türkischer Krieger bzw. druckte Flugblätter mit den ambivalent besetzten Landsknechtmotiven, worin sich prächtige, in geschlitzte Pluderhosen nach Adelsmanier gewandete Söldner zeigten83. Im Jahr 1521 kam Guldenmund, nachdem er einen Landsknecht („Pöl-

  Türkisch belegerung (Nürnberg 1566).   Meldemans Sohn wurde vom Nürnberger Nachrichter gerichtet: Die Henker von Nürnberg 57, 354: 1546 Hinrichtung des Hans Meldeman, der den benachbarten Huter Erasmus Reuter tötete und selbst gerichtet wurde. Meldeman selbst scheint auch wiederholt mit der Strafjustiz in Kontakt gekommen zu sein, Reske, Buchdrucker 732: 1539 wurde er durch Sebastian Zelter verwundet, zeigte dies aber nicht dem Rat an. 1522 scheint er an einem Diebstahl beteiligt gewesen zu sein. 81  Um lateinische Texte zu drucken, mussten Drucker mehrere Schriftsätze (vor allem Antiqua-Typen) besitzen, was größeres Kapital voraussetzt, Künast, „Getruckt zu Augspurg“ 58. 82  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530). 83  Irler, Heroisierung. 79 80



Die Meldeman-Rundansicht als illustrierte „Zeytung“ 99

derlein“) als „Kuhschweizer“ wenig schmeichelhaft dargestellt hatte 84, erstmals mit der Druckzensur und dem Nürnberger Rat in Konflikt. Wenige Jahre später wurde das von Guldenmund verlegte Buch „Eyn wunderliche Weyssagung von dem Bapstumb“ (Verse Hans Sachs) am 27. März 1527 am Nürnberger Markt beschlagnahmt. Aber „in ansehung seyner armut und menge der claynen kyndleyen, das er auch unschuldig hinter diese sach kumen“85, ging Guldenmund straffrei. Meldeman und Guldenmund bedienten das gleiche, umkämpfte Marktsegment: Auch Meldeman setzte neben der Darstellung von Bauern86 auf das Landsknechtthema, als er 1532 ein illustriertes Flugblatt von Hans Sachs mit dem Titel „Wie ein Gsell mit einer Hauszmayd degt“ druckte, worin eine Dienstmagd einen liederlichen Landsknecht abweist. Besonders die Rivalität von Hans Guldenmund (um 1490–1560) und Niclas Meldeman in Sachen der Türkendrucke vor dem Hintergrund der Belagerung von 1529 erscheint ökonomisch ausgeprägt, das Thema wurde zudem in Nürnberg kontrovers diskutiert. Der gut lutherische Nürnberger Rat hatte „in einem Loyalitätskonflikt gegenüber dem Kaiser und den evangelischen Ständen“87 in Sachen der Türkenpolitik klar die Position des Kaisers übernommen, der nicht ganz uneigennützige Nürnberger Rat besserte nicht nur seine Stadtmauern aus, sondern rüstete 1529 auch Soldaten und Geschütze aus, die am 10. Oktober von Nürnberg nach Regensburg gebracht werden sollten, was insgesamt 5.604 Gulden rheinisch verschlang. Guldenmund hatte schon 1529 den „Sendbrieff, so Ibraym Wascha“, den Kriegskommissarien geschickt hatte, im Druck vorgelegt88. Nach der Nachricht vom Ende der Belagerung suchte der Nürnberger Rat offenbar auch medial ein Zeichen zu setzen. Der Nürnberger Rat stellte Niclas Meldeman ein Privileg aus, dass nur er allein eine illustrierte Darstellung der Belagerung von Wien in Nürnberg drucken dürfe, alle Nachdrucke sollten zudem für ein Jahr verboten sein89. In Wien – Meldeman dürfte Ende Oktober oder zu Beginn November dorthin aufgebrochen sein, allein die Reise nahm Zeit in Anspruch – besorgte sich der Briefmaler den mit 1. November 1529 datierten Bericht des Peter Stern von Labach und erwarb die Zeichnung/en bzw. Risse eines unbekannten Malers, der die Belagerung aus der Perspektive des Stephansdoms gezeichnet hatte90. Nach seiner Rückkehr aus dem kriegsverwüsteten Wien Ende Dezember 152991 erhielt der finanzschwache Briefmaler Meldeman einen auf ein halbes Jahr terminisierten Vorschuss von 50 Gulden für die Drucklegung seiner Publikation der Belagerung von Wien vorgestreckt92. Der Vorschuss des Rates an den Briefmaler hat seinen Grund vermutlich im hohen Geschäftsrisiko und den häufigeren Konkursen der Buchdrucker. Viele Buchdrucker mussten sich als Lohndrucker in die Abhängigkeit der Buchführer und Großsortimenter begeben, waren aber andererseits auch bei den Papiermachern verschuldet. Lediglich die in den Gestehungskosten nicht allzu hoch liegen  Timann, Untersuchungen 93–97.   Ebd. 109; Creasman, Censorship 76f. 86  Timann, Untersuchungen 116. 87   Ebd. 122. 88  Warhafftiger grundt vnnd bericht (Nürnberg 1529). 89   Dem briefmaler zulassen, die belegerung Wienn aufzureissen und zu drucken, auch den andern verpieten, nit nachzudrucken in 1 Jar. H. Jr. Ebner, Timann, Untersuchungen 127. 90   Siehe dazu den Beitrag von Ursula Timann in diesem Band. 91   Timann, Untersuchungen 128. 92  Ebd.: Niclas Meldeman dem maler soll man zu verfertigung und drucken der aufgerissen belegerung Wienn uf verschreibung, das er die in einem halben jare wider zalen wolle, funfzig gulden leyhen. Sollich anlehen soll Larzarus Spengler ratschreiber als für sich selbs thun und doch bei einen rath schadloß gehalten werden. 84 85

Grafik 8: Die Nürnberger Briefmaler Hans Guldenmund (um 1490–1560) und Niclas Meldeman 100

(um

1490–1552)

in ihrer Martin Scheutz

Druckproduktion

(Einzeltitel),

https://ustc.ac.uk/index.php/search [18. 2. 2019]. 45 40 35 30 25 20

Guldenmund Meldeman

15 10 5 0

Grafik 8: Die Nürnberger Briefmaler Hans Guldenmund (um 1490–1560) und Niclas Meldeman (um 1490– 1552) in ihrer Druckproduktion (Einzeltitel), https://ustc.ac.uk/index.php/search [18. 2. 2019].

den, für den lokalen Markt produzierten Flugschriften und andere Kleindrucke versprachen schnellen Rückfluss des eingesetzten Kapitals, zudem wurden diese Druckprodukte für den lokalen Markt produziert und verlangten keinen Großsortimenter, keine Messe als Verkaufsort, und Transportkosten mussten nicht vorfinanziert werden93. Nach vier Monaten Arbeit – und bereits vom Nürnberger Rat angetrieben94 – waren die sechs Riesenholzschnitte mit Ende April 1530 fertiggestellt und „sauber ausgestrichen“95. Während der Produktionszeit von Meldemans Rundansicht scheint Hans Guldenmund gegen die Absicht des Rates, und wohl gute Geschäfte witternd, eine eigene Version der Belagerung Wiens gedruckt zu haben, doch zog der Nürnberger Rat am 15. Februar 1530 die bereits fertigen Druckstöcke Guldenmunds mit dem Argument ein, dass Niclas Meldeman […] mit schweren costen96 nach Wien gezogen sei. Am 28. Mai 1530 befahl der Rat schließlich: Dem Guldenmund soll man seinen form der belegerten stat Wien wider zustellen, doch das er das in dem jar, wie hievor verlassen, nit nachtrucken oder außgeen lassen soll97. Guldenmund wollte offenbar, gestützt auf eine Wien-Ansicht aus der Schedelschen Weltchronik, einem Spitzenprodukt Nürnberger Druckkunst, ebenfalls ein illustriertes Flugblatt vorlegen98. Die schematische Darstellung der belagerten Stadt, entworfen von Erhard Schön, sollte   Am Beispiel von Augsburg überzeugend dargestellt bei Künast, „Getruckt zu Augspurg“ 57f.   Timann, Untersuchungen 129: Am 2. April 1530: Hansen Guldemund sein begern zu laynen und dem Meldeman sagen, das werk zu furdern. 1 95  Ebd. 129: In den Ratsbüchern steht unter dem 30. April 1530: Niclas Meldeman, der einen rathe mit einer contrafacten belegerung (sauber ausgestrichen), wie der turk Wienn belegert, verert und daneben derselbige etliche mers für meine hern die eltern, auch die tugent des alters mitverert hat, soll man dagegen ein halb tutzet gulden schenken. 96  Ebd. 129. 97  Ebd. 130. 98  Dieses Flugblatt ist offenbar im 16. Jahrhundert als Bild nicht ausgedruckt worden, ein Abzug findet sich im WM, Inv. Nr. Nr. 31.089. 93 94



Die Meldeman-Rundansicht als illustrierte „Zeytung“ 101

mit einem Spruchgedicht von Hans Sachs „Historia der türkischen belegerung der Stat Wien“ (1529) kombiniert in den Druck gelangen. Guldenmund druckte zudem eine rund zehn Seiten umfassende Flugschrift „Wahrhafftig Grund vnnd bericht vom Thürkischen Krieg“. Der Briefmaler Guldenmund bedient noch andere Felder des Publikumsgeschmackes. Er druckte 1530 insgesamt 15 Holzschnitte, die nicht nur Sultan Suleyman, Ibrahim Pascha und osmanische Soldaten („Eyn. Hayd“; türkische Reiter), sondern auch Gräueltaten der türkischen Krieger darstellen99.

4. Inhaltliche Analyse der Texte der Meldemanschen Rundansicht Die zahlreich erschienenen Flugblätter waren Recyclingprodukte, die vielfach bereits vorhandene Texte und vorhandene Bilder in neue Kontexte stellten und damit oft auch verfremdeten100. Den Wiederverwertungscharakter der illustrierten Flugblätter verdeutlicht auch die Meldeman-Rundansicht von 1530, der als Vorlage für den mittig gesetzten und gleichsam als Kompassrose dienenden Stephansdom auf die Darstellung des Wiener Domes im Heil(ig)tumbuch von 1502 (Drucker Johannes Winterburger) zurückgriff101. Die Erzählzeit von Niclas Meldemans Rundansicht reicht vom 23. September bis zum 17. Oktober 1529102 mit der Hinrichtung der drei „Verräter“, also drei wegen angeblich geplanter Mordbrennerei hingerichteter Trossknechte103. Im Sinne einer „Zeytung“ erwähnt Meldeman, extrahiert aus dem Bericht von Peter Stern von Labach, in diesen 25 Erzähltagen insgesamt sechs verschiedene Ereignisse der Belagerung: den Ausfall von 500 schweren Reitern in Richtung St. Marx und die Gefangenschaft des Fähnrichs Christoph Zedlitz (23. September)104; die versuchte Zerstörung der Taborbrücke (24. September); die Zerstörung der Donau- und der Taborbrücke und das Standlager der türkischen Schiffer in Nussdorf (27. September)105; die versuchte Landung der „Nassadisten“ in den Donauauen (28. September): den vierten Sturm der Osmanen auf die Stadt beim Kärntnertorturm; die Hinrichtung der drei Trossknechte (17. Oktober)106. Die Rundansicht um Wien von Meldeman – in gewisser Weise die erste gedruckte Militärkarte einer Stadtbefestigung in der Habsburgermonarchie107, auch vor dem Hintergrund der Nürnberger Geographenschule gesehen – gliedert sich in drei verschiedene Kreiszonen mit dem Stephansdom in der Mitte108: (1) die christliche, von einer Mauer umgebene Stadt, mit dem Stephansdom im Sinne einer Schutzmantelmadonna in der   Camesina, Fliegende Blätter 107–116 (mit Nachdrucken der Darstellungen); Wien 1529 63–69.   Bellingradt, Flugblatt. 101   Heuperger, Jn Disem Puechlein. 102   Wendet man den rund 50 Jahre später eingeführten Gregorianischen Kalender an, so hätte die Belagerung von Wien gar erst im Oktober begonnen und gegen Ende Oktober geendet; der Winter mit Schneefall stand vor der Tür. 103  Stöller, Soliman vor Wien 58; Öhlinger, Kriegsbericht 136f. 104   Hummelberger, Wiens erste Belagerung 20; Stöller, Soliman vor Wien 36f.; als Überblick auch Düriegl, Die erste Türkenbelagerung. 105   Hummelberger, Wiens erste Belagerung 21; Stöller, Soliman vor Wien 42. 106  Hummelberger, Wiens erste Belagerung 29f.; Stöller, Soliman vor Wien 58. 107  Iwańczak, Kartenmacher 34: Der Autor führt das Nürnberger Stadtmodell von Hans Behaim aus 1540 als Vorgänger an, der Nürnberger Stadtrat verbot Behaim weitere Modelle zu fertigen; weiters den 1540 herausgegebenen Plan von Gent sowie den von Hans Guldenmund herausgegebenen Plan von Algier aus 1542. Ebd. 33, siehe auch die Vogelschau Nürnbergs von Erhard Etzlaub: „Nürnberg in den Reichswäldern“. 108  Topkaya, Kulturelle Praktiken 304f. 99

100

102

Martin Scheutz

Abb. 1: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30: Der innere Bereich der Stadt (erster Kreis): Der Rote Turm mit den verschiedenen Truppenteilen (WM, Inv. Nr. 48.068).

Mitte, (2) die zwischen Osmanen und den Verteidigern umkämpfte, vier Kilometer109 lange, rund sechs Meter hohe und zwei Meter breite Stadtmauer110 als Kampfzone und (3) das nähere Umland von Wien mit den eingezeichneten Ortschaften der Umgebung wie etwa fernsichtig Hainburg, Mödling, dem Sonnenberg als höchstem Gipfel des Leithagebirges und Perchtoldsdorf111 bzw. nahsichtig etwa Bisamberg, Döbling, Dornbach, Heiligenstadt, Kaiserebersdorf oder Simmering112. Dort finden sich die polemisch angeführten Grausamkeiten der „Sackmänner“, der Renner und Brenner, dargestellt. Die Meldeman-Rundansicht von Wien wird dem Leser/der Leserin in einer herrschaftlich-obrigkeitlichen Rahmung präsentiert. Neben dem Wappen des Druckortes Nürnberg und damit verbunden der stadträtlichen Approbation finden sich auch die seit 1526 für die Habsburgermonarchie relevanten Wappen von Böhmen und Ungarn und naturgemäß auch Österreich, implizit sind hier auch die Neuordnung von Hofstaat und zentralen Regierungsgremien angesprochen113.

  Krause, Stadtmauer 80.   Ebd. 82. 111  Düriegl, Rundansicht 108. 112  Ebd. 107f. 113  Zum Hintergrund Winkelbauer, Ständefreiheit und Fürstenmacht 123–130. 109 110



Die Meldeman-Rundansicht als illustrierte „Zeytung“ 103

Abb. 2: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30: Der Kampf um die Mauern (zweiter Kreis): Das Stubentor und die Vorstädte (WM, Inv. Nr. 48.068).

Das Stadtinnere als erster Kreis ist neben den Söldnern und deren Waffen geprägt von einer zwischen Klöstern, Kapellen und Kirchen differenzierten christlichen Landschaft: Neben elf Klöstern114, die zwar teilweise vom Stadtbrand von 1525115 betroffen, aber von Meldeman unversehrt dargestellt wurden, finden sich drei Kapellen (Georgs-, Ott[en]haim-, Pankrazkapelle) und alle Wiener Kirchen (Maria am Gestade, Michaeler-, Peters-, Ruprechtskirche, Stephansdom). Von den 18 Türmen116 der Wiener Stadtmauer117 vor dem Ausbau ab 1530 nennt Meldeman in seiner Rundansicht nur sechs der stark umkämpften Wiener Stadttürme: Biberturm, vor allem den Kärntnerturm, Judenturm, Turm im Elend, Salzturm, Roter Turm. Daneben finden von den sieben selbstständigen Wiener Stadttoren (die nicht in Türme eingearbeitet waren) vier Erwähnung: Burg-, Schotten-, 114  Augustiner-, Klarissen-, Dominikaner-, Himmelpfortkloster, Johanniterkommende, Karmeliter-, Minoriten-, St. Hieronymuskloster, St. Jakob an der Hülben, St. Laurenz, Dominikaner, Schottenkloster. 115  Zum Stadtbrand von Wien siehe den offiziellen Bericht an Ferdinand I.: Camesina, Urkundliches; Voigt, Schreiben 416f., mit neuen Quellen und einer Rekonstruktion der Brandschneise Lengyel, Wiener Stadtbrand. 116   Vor dem Umbau der Stadtmauer nach 1529 gab es folgende Türme: Biber-, Stuben-, Kärntner-, Augustiner-, Widmer-, Schotten-, Judenturm, Turm im Elend, Würfel-, Durchgangs-, Goldschmied-, Werder-, Spengler-, Salzturm, Turm bei Fischerturm, Roter Turm, Hafner-, Krotenturm, Düriegl, Rundansicht 111f.; vgl. auch die Hinweise bei Opll, Alte Grenzen. 117  Gerade die Forschungen zu den Wiener Stadtmauern haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen: zur Mauer um 1529 Krause–Reichhalter–Gaisbauer–Mader–Sakl-Oberthaler–Ranseder, Mauern um Wien 15–27; Mader–Gaisbauer–Jäger-Wersonig–Jeitler–Schön, Die Residenzstadt Wien; Opll– Krause–Sonnlechner, Wien als Festungsstadt.

104

Martin Scheutz

Stuben-, Werdertor – das Fischer-, Bibertürlein und (das freilich mit dem Burgtor identische) Widmertor bleiben unerwähnt. Auch die Vorstadtbefestigung118, der „Stadtzaun“, findet bei Meldeman breitere Erwähnung, etwa der „K(önig) latzlas thurn“ (2/3) oder „die new schdt oder wal get gerings um die vorstat“ (4/2)119. Die Meldeman-Rundansicht als vor allem auch militärischer Plan wird deutlich bei der Betrachtung der reichisch-landesfürstlich-Wiener und der osmanischen Verteidigungslinien. Mit Buchstaben von A bis F gekennzeichnet schildert Meldeman sowohl die christlichen Verteidiger als auch die muslimischen Angreifer. Insgesamt elf verschiedene Kommandanten der belagerten Truppen werden sechs, so genannten „Quartieren“ zugeordnet genannt: Abel von Holleneck und der „steirische Haufen“, der Tiroler Landeshauptmann und nachmals Obersthofmeister Leonhard von Völs (geb. 1497)120 und der „Alte Haufen“, Eiteleck von Reischach und 3.000 österreichische Knechte, Niklas zu Salm (1459– 1530)121, der Reitergeneral und Obersthofmeister Wilhelm zu Rogendorf und Mollenburg (1481–1541)122, Hans Katzianer (1491–1539)123, Philipp Pfalzgraf bei Rhein (1503– 1548)124, Hans/Johann von Hardegg125 († 1535) und 200 Reiter, Wilhelm Zwirzeticzky von Wartenberg und Reinprecht von Ebersdorf († 1554)126 mit zwei Fähnlein der niederösterreichischen Städte. Besondere Bedeutung besaßen die spanischen Truppen, die anfänglich beim Schottentor und später direkt beim Kärntnertor positioniert waren127. Gesonderte Erwähnung findet der für Wien in den 1520er Jahren bedeutsame, mit Albrecht Dürer in Kontakt stehende Festungsbaumeister Johann Tschertte (um 1480–1552)128. Auch das bei Feuersbrünsten zur Anwendung kommende Alarmsystem der Stadt Wien beachtet Meldeman: „mit dise panir ward loß gebe(n) wo der Turck anlauffen wolt“ (2/35). Auch die osmanischen Kommandanten finden bei Meldeman große Beachtung: Der Beglerbeg von Anatolien („der wascha aus Natalia“), Sultan Süleyman (1494–1566), der „Serasker“ Makbul Ibrahim Pascha (1493–hingerichtet 1536) und dessen Fahne, der Sand­ schakbeg von Rum und Semendria, der Pascha von Belgrad, Bosnien, Mostar – insgesamt aber neun osmanische Befehlshaber – werden verzeichnet129. Anders als bei den christlichen Truppen verzeichnet man bei den osmanischen Truppen aus Gründern der Alterität auch besondere Truppenteile bzw. besondere Ereignisse130: die Janitscharen, das „gros leger des Turckischen Keisers Selleyman / do er in eine(n) sonderen grossen roeten gezelt perschnlich gelegen ist“ (1/11), „der Turcken backofen in die vfer / oder reyne gemacht“; „hie treibt der Turck sein volck an sturm“ (1/15). Auch der Minenkrieg um das Kärntnertor finden bildlich Beachtung, indem die Sprengung einer Mine angedeutet wird.   Krause, Wien wird Festungsstadt 148; siehe etwa die Karte bei Krause, Stadtmauer 79.   Zur Vorstadtbefestigung Opll, Alte Grenzen 41−58; Sonnlechner, Festungsbau 230–234. 120   Zu diesem neben Wilhelm von Rogendorf und Hans Hofmann wichtigsten Rat Ferdinands Kohler, Ferdinand I. 144f. 121   Zu dem aus den Ardennen stammenden Niklas Graf Salm Newald, Niclas Graf zu Salm. 122  Zum zentralen Berater Ferdinands Wilhelm von Rogendorf, der schon 1511 im Venezianerkrieg kämpfte (oder etwa 1517 Statthalter in Friesland) war, Zajic, Große Herren 25–32; Kohler, Ferdinand I. 144. 123   Kohler, Katzianer 338f.; Rill, Fürst und Hof 107. 124   Salzer, Art. Philipp; Wien 1529 38 125  Rill, Fürst und Hof 252. 126  Janko, Art. Ebersdorf. 127  Sellés Ferrando, Türkenbelagerung 175f. (Ausfall am 29. September 1529). 128  Opll, Der frühneuzeitliche Festungsbau 138. 129  Zur Lagerverteilung siehe die guten Karten in: Wien 1529 60f. 130  Zur Rezeption des osmanischen Heeres Göllner, Turcica III 279–298. 118 119



Die Meldeman-Rundansicht als illustrierte „Zeytung“ 105

Abb. 3: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30: Das Umland von Wien (dritter Kreis): Ermordete Bewohner des Umlandes im Bereich von Dornbach und Währing (WM, Inv. Nr. 48.068).

Abb. 4: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30: Das Umland von Wien (dritter Kreis): Ermordete Kinder im Bereich von Heiligenstadt (WM, Inv. Nr. 48.068).

Vor allem die dritte Zone der Meldeman-Rundansicht ist sowohl von den gezeichneten als auch verschriftlichten Kriegsgräueln geprägt – die Taten der in deutschen Quellen so genanten „Sackmänner“ (also der Renner und Brenner) werden drastisch dargestellt: „In disem waldt / haben die Turcken etlich tausent / von man weib und kindern erbermlich erwürgt / die man an vil orten hin vnd wider also ligent gefunden hat / un(d) was in gefallen hinweg gefürt“ (3/8) und „hie hat man vil kinder an die zeun gespist“ (6/29). Auch Perchtoldsdorf war „gar verprent allein der thurn pliben / darauff sich etlich paurn des Turcken lang erwert haben“ (2/1). Hier nähert sich Meldeman der „Gräuelpropaganda“ der Guldenmundschen Flugblätter mit den osmanischen Kriegern an, die einerseits gefangene Bauern ins Osmanische Reich abführen, aber auch aufgespießte Kinder auf den Lanzen als Zeichen „unchristlicher Grausamkeit“ mitführen.

106

Martin Scheutz

Fazit Das 16. Jahrhundert brachte die „Kommerzialisierung der Nachrichten“131, indem sich eine eigenständige Gruppe von Novellanten, also von professionellen Nachrichtenkopisten, etablierte und Nachrichten zielgruppenspezifisch an bestimmte Adressatenkreise weitergab. Nürnberg kam in diesem ausgefeilten Nachrichtennetzwerk auf der Grundlage von Postverbindungen eine wichtige Funktion zu, die Weitergabe von Informationen war ein „bewusster Akt der Informationspolitik“132, auch die Finanzierung von aufwändigen Druckwerken gehörte zu diesem Informationsnetzwerk. Die mit Vorfinanzierung des Nürnberger Rates gedruckte Meldeman-Rundansicht – eine „recht warhafftig Contrafactur / Trckischer belegerung der stat Wien“133 – lässt sich als multifunktionaler, antiosmanischer Bild-Text-Träger verstehen:134 Als Stadtansicht gibt er mehr oder minder genau die Topographie der Stadt Wien wieder; als Militärkarte verzeichnete er die Befestigung der Stadt und die unternommenen Verteidigungs- bzw. Angriffsbemühungen der Belagerten und der Belagerer; als Ereignisbild wird, gestützt auf den Bericht des Kriegssekretärs Peter Stern von Labach, ein Querschnitt des Belagerungsgeschehens geboten. Illustrierte Einblattdrucke verstanden sich als nachrichtenorientiert und/oder als meinungsbeeinflussend, Meldemans Rundansicht bedient beide Stränge, indem die Belagerung der Stadt nüchtern, die Tätigkeit der „Sackmänner“ dagegen als Gräueltaten dargestellt werden135. Die durch den Nürnberger Rat offiziell unterstützte Abbildung der belagerten Stadt Wien „vereinfacht und verzerrt entsprechend der herrschenden Wahrnehmungs- und Darstellungskonventionen“136 das komplexe Geschehen um die Stadt. Die mehrfache Bestürmung der im Wesentlichen mittelalterlichen Mauern (9. Oktober/1. Sturm, 11. Oktober/2. Sturm, 12. Oktober/3. Sturm) konnte beispielsweise nicht detaillierter in dem als Simultandarstellung angelegten Holzschnitt eingefangen werden, sondern das lodernde Feuer rechts vom Kärntnertor verdeutlicht das dort intensive Kampfgeschehen und symbolisiert die drei Hauptstürme der osmanischen Truppen. Den Verkaufspreis des Meldeman-Holzschnittes kennen wir nicht exakt137, doch kosteten acht kolorierte Holzschnitte der „Belagerung Wolfenbüttels“ von 1542 beim älteren und im Vergleich zu Meldeman ungleich bekannteren Lucas Cranach die hohe Summe von zwei Talern138. Der Meldeman-Holzschnitt der Belagerung Wiens als Simultanbild   Pettegree, Invention 5.   Hanss, Lepanto 496. Am Beispiel der Nachrichten über die Seeschlacht von Lepanto wurde diese von Hanss breit und überzeugend erarbeitet, Nürnberg spielt in diesem Informationsnetzwerk eine wichtige Rolle, ebd. 429, 463, 465. 133   So die Bezeichnung Meldemans selbst für seine Rundansicht, Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [Titelblatt]. 134   Siehe dazu hier im Band den Beitrag von Opll–Scheutz, Beschriftungselemente, S. 32–55. 135   Schnurr, Religionskonflikte 154. 136   Messerli, Überlegungen 27. 137   Im Rechnungsbuch des Stiftes Göttweig findet sich für 1530 ein Hinweis auf den Ankauf eines Planes: umb ain mappen und gunderfettung oder belegerung der stat Wienn um 540 Pfennig (2 lb. 2 s.). Unser Dank für diesen Hinweis gilt Andreas Zajic, ÖAW Wien. Ein Blatt der aus sechs Teilen bestehenden Meldemanschen Rundansicht könnte demnach 80–90 Pfennig gekostet haben. Als Vergleich kostete ein in Wien gedrucktes Blatt eines Amtsdruckes (ohne Grafik) rund 2 Pfennig pro Blatt in der Verrechnung der Stadt Wien gegenüber den Druckern, Pauser, Amtsdrucksachen 129f. Siehe dazu auch im Beitrag von Opll in diesem Band, S. 144 mit Anm. 183. 138   Berendt, Darstellung 40. Die Belagerung Wolfenbüttels wurde übrigens bald in Nürnberg von Stefan 131 132



Die Meldeman-Rundansicht als illustrierte „Zeytung“ 107

hat sich in drei Exemplaren der Auflage von 1530 (Wien Museum, Albertina, Berliner Kupferstichkabinett) sowie in einer kompletten und einer fragmentarisch erhaltenen Version einer Zweitauflage (Bibliothèque nationale de France; Germanisches Nationalmuseum) erhalten – häufig wurden diese Stadtansichten (oder auch Belagerungen) darstellenden Riesenholzschnitte als Wandschmuck auf Holzwände oder Paneele von Innenräumen aufgeklebt und gingen im Zuge von Umbauten dann verloren139. Der unter der Führung von Lazarus Spengler vorsichtig agierende, prolutherische Nürnberger Rat hatte angesichts der Reformation im Heiligen Römischen Reich ein deklariertes Interesse daran, dem Kaiser auf dem politischen Feld der „Türkenfurcht“ entgegenzukommen. Die belagerte Stadt Wien – gerahmt von den seit 1526 machtpolitisch relevanten Wappen von Böhmen, Ungarn und Österreich – sieht bei Meldeman einen übermächtigen Stephansdom als Zeichen kämpferischer Christenheit in der Mitte stehend. Der in der Meldemanschen Rundansicht manifest gewordene Diskurs überspielt die innerchristlichen/reformationsbedingten Gegensätze und konstruiert eine essentialistische Dichotomie von „Türken“ und christlichem Abendland. Meldemans Rundansicht, schriftliche und bildliche Überlieferung zusammenführend, versteht sich als Fremd- und Selbstdarstellung von Wien, Heiligem Römischen Reich und der Stadt Nürnberg: Die auch von Nürnberg unterstützten, geeinten, unter dem Signum der Christenheit stehenden Truppen des Heiligen Römischen Reiches konnten den gut bewaffneten Belagerern standhalten. Das vom Zerfall bedrohte Kirchenschiff nahm angesichts der Bedrohung von außen nochmals Fahrt auf, die „Confessio Augustana“ war zum Zeitpunkt der Drucklegung der Meldeman-Rundansicht noch nicht formuliert. Der Stephansdom als eine Art von einem Mauerring umgebene Schutzmantelmadonna wird konfrontiert mit einer visuell machtvollen osmanischen Belagerungsarmee – die Meldemansche Rundansicht versucht damit auch eine einheitsstiftende Reichspolitik zu forcieren. Das von Meldeman gebotene Türkenbild und die Rezeption von 1529 in der Wiener Erinnerungskultur 140 reiht sich in einen erwartbaren Rahmen ein – es werden erst im Weichbild der Stadt die wirklichen/angeblichen Gräueltaten der „Sackmänner“ gezeigt, rund um die Stadt findet diese propagandistische Vorstellung in vergleichsweise nüchtern-idealtypischen, kriegerischen Belagerungsszenen weniger Repräsentation.

Hamer (tätig 1543–1553) nachgedruckt. 139  Appuhn–von Heusinger, Riesenholzschnitte 87–103. Meldeman stellte gemeinsam mit Hans Sebald Beham eine „Granatapfeltapet auf dunklem Grund“ (1520/25) her, ebd. 18; zu Beham als „Tapetenproduzenten“ (die Meldeman druckte) Stewart, Woodcuts 73–86, zur Tapete „Nymphe mit Satyr“ 78–80. 140  Bisanz, Wien 1529; Csendes, Erinnerungen; Opll, Wiener Türkenbelagerungen 174–177, 185; siehe auch den Beitrag von Johannes Feichtinger und Hans Heiss in diesem Band.

Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­ graphischer Traditionen: Die Meldemansche Rundansicht Ferdinand Opll

Der im Wien Museum in einem einzigen kolorierten Exemplar überlieferte Holzschnitt1 der Rundansicht von Wien zur Zeit der osmanischen Belagerung von 1529, von der komplett erhaltene Schwarz-Weiß-Versionen auch im Berliner Kupferstichkabinett2 und in der Albertina in Wien3 verwahrt werden, gehört ohne Zweifel zu den bedeutendsten Stadt- und Belagerungsdarstellungen nordalpiner Provenienz aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Von einer späteren Auflage – erkennbar am geänderten Titel – ist ein vollständiges Exemplar in der Bibliothèque nationale de France in Paris, ein Fragment im Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg4 auf uns gekommen. Das Werk wurde von dem Nürnberger Briefmaler Niclas Meldeman zu Ende April 1530 in seiner Heimatstadt veröffentlicht5. Die Rundansicht, deren Zuweisung zu einem bestimmten Genre alles andere als einfach ist, sondern, im Gegenteil, heftig diskutiert wird und durchaus umstritten 1   WM, Inv. Nr. 48.068. Vgl. zuletzt Öhlinger, Kriegsbericht 136f., sowie sein Beitrag in diesem Band. Aus einem mir heute völlig unerklärlichen Grund habe ich vor einigen Jahren – siehe Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 47 Nr. 2 – irrtümlich von einer „kolorierten Federzeichnung“ gesprochen. 2   Kupferstichkabinett (Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz), Inv.-Nr. 848–100. Vgl. zuletzt Kranz, Rundansicht der Stadt Wien. Die Angaben zur Erwerbung des Berliner Exemplars verdanke ich Herrn Kollegen Michael Roth (Kupferstichkabinett: Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz), der mich mit Mail vom 26. November 2018 über den folgenden Sachverhalt informiert hat: Gemäß dem Erwerbsstempel der Sammlung von Nagler (Lugt [Frits Lugt, Les Marques de Collections de Dessins & d’Estampes] 2529) auf dem Berliner Meldeman-Exemplar stammt es aus der Sammlung Karl Ferdinand Friedrich von Naglers (1770−1845), wurde 1835 für das erst 1831 eröffnete Kupferstichkabinett erworben und bildet mit den eigentlichen Gründungsbestand des Hauses. Herr Roth hat mich dankenswerterweise auch auf weiterführende Informationen hingewiesen: http://www.marquesdecollections.fr/detail.cfm/marque/9623/ total/1 (27.11.2018). 3  Albertina, Inv.-Nr. DG1960/1197. Vgl. dazu den Beitrag von Walter Öhlinger in diesem Band, S. 22. 4  Zur Pariser Überlieferung [BNF, Reserve AA-6 (Beham, Hans Sebald)] vgl. den Beitrag von Peter Barber in diesem Band, S. 335f. mit Anm. 6; das Nürnberger Fragment (GNM, Inv.-Nr. HB 215) gelangte nach den Informationen in: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit N. F. III (1856) 43, „vor nicht allzu langer Zeit“ als Geschenk an das heutige GNM, wobei bereits darauf hingewiesen wurde, dass hier eine spätere Auflage des Werks vorliegt. Zu Dank verpflichtet bin ich der Leiterin der Graphischen Sammlung des GNM, Yasmin Doosry, die mir per Mail am 1. Dezember 2018 mitgeteilt hat, dass der „Rundansicht von Meldemann […] keine Zugangsregister-Nummer zugewiesen [ist, was] bedeutet, dass sie zum Altbestand gehört und vor 1886 in die Graphische Sammlung gekommen sein muss.“ 5   Die wichtigste Untersuchung zu dieser Ansicht stammt von Timann, Untersuchungen, und es ist Martin Scheutz und mir als Herausgebern des vorliegenden Bandes eine besondere Freude, dass Frau Timann sich auch an der dem Band zugrundeliegenden Tagung mit einem eigenen Beitrag in diesem Band (S. 61−84) beteiligt hat.

110

Ferdinand Opll

ist6, steht seit langem im Fokus höchst unterschiedlicher Forschungsdisziplinen, insbesondere der historischen, der medien-, der kunst-, der kultur- und der kartographiehistorischen Forschung, doch hat etwa auch die Architekturgeschichte maßgebliche Beiträge geliefert. Wenn sich der Historiker im vorliegenden Beitrag aus seinem angestammten Forschungsfeld hinausbegibt, so hängt das zum einen damit zusammen, dass die historisch begründete Analyse der Meldemanschen Rundansicht schon seit längerem gründlich geleistet worden ist7. Zum anderen ist dies dem in den letzten Jahrzehnten vermehrt anzutreffenden und höchst begrüßenswerten Bemühen um gelebte, nicht bloß als Label verwendete Interdisziplinarität geschuldet. Gerade die anderen, soeben hier angesprochenen Disziplinen wurden von Seiten der historischen Forschung für unseren Untersuchungsgegenstand bislang nicht in adäquater Weise für den Erkenntnisgewinn und -ausbau herangezogen, wenngleich schon vorweg zu unterstreichen ist, dass hier auf einer beachtlichen Anzahl von Vorarbeiten aufgebaut werden kann. Ohne an dieser Stelle eine wirklich vollständige Übersicht zur vorliegenden einschlägigen Literatur geben zu können, seien doch zumindest schlagwortartig einige wichtige Tendenzen und Errungenschaften derselben vermerkt: Die kunsthistorische Forschung widmet den Phänomenen des Ereignisbildes wie – etwas allgemeiner und unter Einbeziehung der zeitlichen Dimension – des Historienbildes8 seit langem hohe Aufmerksamkeit, wobei in methodischer Hinsicht auch heute noch auf die bereits vor 80 Jahren vorgelegte Arbeit von Werner Hager9 zu verweisen ist. Als Überblickswerke aus den 1990er Jahren ist sowohl auf Hales Werk „Artists and Warfare in the Renaissance“10 wie auf den von Francis Haskell vorgelegten Band „Die Geschichte und ihre Bilder“11 mit einem allerdings abweichenden Zugang zu nennen. Zur selben Thematik legten dann der in Zürich lehrende Historiker Bernd Roeck 2004 und der deutsche Kunsthistoriker Norbert Schneider 2010 einschlägige Untersuchungen vor12. Aus der Zeit nach der Jahrtausendwende, als ganz generell eine markante Zunahme der zuvor apostrophierten interdisziplinär ausgerichteten Forschungsansätze zu erkennen war, ist etwa jüngst auf den Sammelband „Mars und die Musen“ von 2018 hinzuweisen13, der von einem fruchtbaren Austausch von Militär- und Kunstgeschichte charakterisiert wird. Ausgehend von einer architekturgeschichtlichen Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Stadt“ hat die US-amerikanische Forscherin Martha Pollak mit ihrem Buch „Cities at War in Early Modern Europe“ 2010 wichtige neue Erkenntnisse beisteuern können.14 Höchst anregend und für die einschlägige Forschung sehr belebend sind die Arbeiten der deutschen Kunsthistorikerin Tanja Michalsky, seit 2014 Direktorin der Bibliotheca Hertziana in Rom, die – ausgehend von ihrer eigenen Disziplin und ihrem Interesse an der Landschaftsmalerei – maßgebliche, auf die Frühe Neuzeit fokussierte Beiträge zu einem eingehenderen Verständnis der Wechselwirkungen von Landschaft(sdarstellungen) mit   Siehe dazu insbesondere den Beitrag von Martina Stercken in diesem Band, S. 147−164.   Düriegl, Rundansicht. 8   Als knappe Einführung vgl. Kirchner, Historienbild. 9  Hager, Ereignisbild. 10  Hale, Artists; siehe auch ders., Warfare. 11  Haskell, Geschichte. 12  Roeck, Auge; Schneider, Historienmalerei. 13  „Mars und die Musen“. 14  Pollak, Cities. 6 7



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 111

Geographie und Malerei vorgelegt und sich auch aus mediengeschichtlicher Sicht mit dem „Verhältnis von Kartographie, Topographie und Landschaftsmalerei“ auseinandergesetzt hat15. Ein ähnliches Forschungsinteresse mit markanter Fokussierung nicht zuletzt auf umwelt- und kulturhistorische Fragestellungen ist Leitthema des in Salzburger lehrenden Martin Knoll in seiner Studie „Die Natur der menschlichen Welt“, wobei zwar vor allem die historisch-topographische Literatur der Frühen Neuzeit im Mittelpunkt steht, in vieler Hinsicht jedoch die Brücke zur kartographiegeschichtlichen Forschung geschlagen wird16. Die zuletzt angesprochenen Disziplinen, die medien- wie kartographiegeschichtliche Forschung, haben nicht zuletzt unter massiver Anregung des „visual/iconic/pictorial turn“ in den Geisteswissenschaften wichtige neue Zugänge gerade auch zu bildlichen Überlieferungen geschaffen. Auch in diesen Hinsichten ist es freilich völlig ausgeschlossen, an dieser Stelle den Entwicklungsverlauf auch nur annähernd komplett wiederzugeben. Bedeutende Anregungen sind in jedem Fall dem schweizerischen Nationalen Forschungsschwerpunkt „Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen. Historische Perspektiven“ zu verdanken, der in seinen drei Abschnitten von 2005/9, 2009/13 und 2013/17 eine große Zahl an wichtigen Ergebnissen erbracht hat17. Unter den zahlreichen Bänden der unter dem Projekttitel seit 2007 erschienenen Serie sind mehrere Veröffentlichungen, die sich in ganz besonderer Weise mit kartographischen Überlieferungen befassen18. Der wissenschaftliche Zugang zu kartographischen Überlieferungen und Dokumenten hat vor allem seit den wegweisenden Arbeiten des britischen Geografen sowie Kartographiehistorikers John Brian Harley (1932−1991)19 eine markante Dynamisierung erfahren. Seine Verdienste liegen nicht zuletzt in der Mitbegründung des Projekts der „History of Cartography“, von dessen Arbeiten seit 1987 insgesamt vier umfangreiche Bände eindrucksvoll Zeugnis ablegen20. Insbesondere in den Beiträgen zu dem 2001, posthum erschienenen Sammelband von Harleys Studien21 schlägt sich deutlich nieder, in welcher Form er darauf Einfluss genommen hat, dass aus einem nicht selten und durchaus lange vor allem antiquarisch geprägten Forschungsfeld eine in den Rahmen stark gesellschaftlicher und politischer Kontextualisierung eingebettete Forschungsrichtung werden konnte22. Wir brechen hier dieses – zugegeben – höchst unvollkommene Resümee zu den Forschungsdisziplinen ab, die bei einer eingehenderen Beschäftigung mit der Meldemanschen Rundansicht ins Auge zu fassen sind. Bereits jetzt dürfte klargeworden sein, dass dieses äußerst attraktive Bilddokument zu ganz unterschiedlichen Bildtraditionen in   Michalsky, Medien; dies., Projektion.   Knoll, Natur. 17   Informationen unter der jetzt nicht mehr ajourierten Website: http://www.mediality.ch/ [8. 11. 2018], die jedoch seit dem Beginn des Jahres 2018 eine Fortsetzung mit der Einrichtung des „Zentrums für historische Mediologie“ gefunden hat (siehe dazu: https://www.zhm.uzh.ch/de.html [8. 11. 2018]). 18  Herrschaft verorten; Schöller, Wissen speichern; Ruch, Kartographie; Fuchs, Herrschaftswissen. 19  Siehe zu John Brian Harley den Beitrag in wikipedia [20.4.2020]. 20  Der University of Chicago Press ist höchste Anerkennung dafür zu zollen, dass diese Standardwerke der Öffentlichkeit kostenlos online zur Verfügung stehen, siehe: https://www.press.uchicago.edu/books/HOC/ index.html [8. 11. 2018]. 21  Harley, New Nature. 22 Zu diesem Wandel siehe insbesondere Stercken, Repräsentation; dies., Herrschaft verorten; auch Knoll, Natur 78, betont die mit der „kritische(n) Kartografiegeschichte im Gefolge John B. Harleys“ verbundenen Erkenntnisse. Der Auseinandersetzung mit den im engeren Sinn kartographischen Traditionen der Rundansicht des Niclas Meldeman widmet sich Martina Stercken, unten S. 147−164. 15 16

112

Ferdinand Opll

enger Beziehung steht. Im Folgenden wollen wir versuchen, uns mit unterschiedlichen Annäherungsmöglichkeiten an diese technisch wie künstlerisch herausragende bildliche Überlieferung zum Jahr 1529 auseinanderzusetzen. In jedem Fall liegt in der Rundansicht auch ein Versuch vor, die Stadt bildlich zur Gänze, ja sogar unter Einschluss ihres Umlandes zu erfassen. Vom Inhaltlichen her zählt „der Meldeman“ dagegen unzweifelhaft zu Darstellungen von Ereignissen, zu geschichtlichen Ereignisbildern, auch zur Historienmalerei, und bei dieser wäre insbesondere das Genre des Belagerungsbildes zu nennen. Anliegen des vorliegenden Beitrags ist es, eine Ein- und Zuordnung in diese bzw. zu diesen hier zunächst nur knapp angesprochenen Bildtraditionen vorzunehmen, zugleich aufzuzeigen, in welcher Weise bei dieser Rundansicht höchst verschiedenartige und unterschiedlich lange bestehende Traditionsstränge aufgegriffen, verwendet und umgesetzt wurden.

1. Das Ereignisbild Ein ganz maßgeblicher dieser Traditionsstränge leitet sich unzweifelhaft vom Ereignisbild her, das ja in vieler Hinsicht zu den ältesten Formen menschlicher Bildproduktion überhaupt gehört. Ob man hier bereits prähistorische Höhlenbilder mit ihren Darstellungen von Jagdszenen erwähnen darf, wurde – soweit zu sehen – zwar noch nie erörtert, in jedem Fall lassen sich ereignisbezogene Bilder aber ab der Epoche der ägyptischen Pharaonenherrschaft, des assyrischen Königtums und aus der griechischen und römischen Antike in beachtlicher Zahl benennen. Es möge genügen, hier exemplarisch auf Darstellungen von Schlachten zu verweisen, etwa auf Ramsesʼ II. Feldzüge gegen die Hethiter mit den Auseinandersetzungen bei Kadesch und Dapur (13. Jahrhundert v. Chr.)23, das Relief der assyrischen Belagerung und Eroberung des judäischen Lachisch um 700 v. Chr.24, aus der griechischen Antike die als Mosaik des 2. Jahrhunderts v. Chr. erhaltene Alexanderschlacht, die vielleicht auf ein verlorenes Werk des Philoxenos von Eretria zurückgeht25, aus der Römerzeit die Reliefs auf den Ehrensäulen für die Kaiser Trajan und Mark Aurel in Rom. Als weitaus bescheidener ist die mittelalterliche Entwicklung auf diesem Feld zu bezeichnen, wenngleich etliche Verluste einen falschen Eindruck ergeben könnten. Wir wissen jedenfalls von bildlicher Ausstattung der Pfalzen mit Wandgemälden seit der Karolingerzeit, wobei deren Inhalte freilich nicht mit Sicherheit zu bestimmen sind26. Dass man Fresken zu Ereignissen dann im hohen Mittelalter auch auf adeligen Burgen und im Spätmittelalter sogar in Freihöfen adeliger Herren finden kann, dafür bieten die Bildzeugnisse auf Burg Gamburg aus dem frühen 13. Jahrhundert mit Beziehung auf den Kreuzzug Friedrich Barbarossas27 und die ältesten Wandmalereien mit der Darstellung der Belagerung und Erstürmung einer Burg mit freilich nicht so klarer inhaltlicher Zuschreibung28 gute Beispiele. Ein ganz exzeptionelles Ereignisbild liegt mit dem so genannten „Teppich von Bayeux“ aus dem 11. Jahrhundert vor, allerdings steht es in der Überlieferung ohne jedes Vergleichsbeispiel da (Abb. 1).29   Zu diesen vgl. die weiterführenden Hinweise zur Schlacht von Kadesch und Dapur in wikipedia.   Siehe zum Lachisch-Relief den Beitrag in wikipedia; Caygill, The British Museum 178. 25  Hager, Ereignisbild 15; siehe zum Alexandermosaik den Beitrag in wikipedia. 26  Ebd. 38−41. 27  Hinweise darauf zuletzt bei Opll, Regesten 82 zu Regg. 3274 und 3367 (1189 Mai 25–28). 28  Gotik, hg. Brucher 453f. Nr. 208 (Fritz Koreny). 29  Vgl. dazu jüngst Logemann, Gestickte Geschichte. 23 24



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 113

Abb. 1: Beisetzung König Edwards in der Westminster Abbey, 1066 (Detail aus dem Teppich von Bayeux, 11. Jahrhundert, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bayeux_Edward_Funeral.jpg [1. 7. 2019, gemeinfrei]).

Federzeichnungen von historischen Ereignissen in Handschriften sind seit dem 12. Jahrhundert, freilich eher selten, zu fassen. Der „Liber ad honorem Augusti“ des Petrus de Ebulo von 119630 kann – wie der Teppich von Bayeux – nicht anders denn als exzeptionell bezeichnet werden. Erst aus dem 14. Jahrhundert hat sich dann nördlich der Alpen mit der so genannten „Romfahrt Kaiser Heinrichs VII.“ eine ausschließlich ereignisbezogene Bilderhandschrift erhalten31. Beachtung ist in jedem Fall auch den höchst unterschiedlichen Bildträgern von Ereignisbildern zu schenken. Hier spannt sich der Bogen von in Stein oder Metall eingeritzten oder eingeschnittenen Bildern (Reliefs) über Mosaiken, Wandschmuck in Form von Gemälden (Fresken), Teppichen, zu denen nach dem Teppich von Bayeux ab dem 14./15. Jahrhundert die sich entwickelnden Tapisserien kommen sollten, selbstverständlich Handschriften auf Pergament oder auch Papier mit Illuminationen oder Miniaturen, regelrechten Ölgemälden, Federzeichnungen und zuletzt zu Druckwerken in Form einzelner Blätter oder auch gebunden in Buchform. Letzteren sollte, ausgehend von Holzschnitten und Kupferstichen, ab dem 15. Jahrhundert die Zukunft gehören. Dieser so großen Vielfalt an Bildträgern kommt nicht zuletzt deshalb grundlegende Bedeutung zu, weil mit ihnen ja auch je-unterschiedliche Zugangs- wie Verwendungsmöglichkeiten verbunden sind. Dies gilt in ganz besonderer Weise für Gemälde – man denke etwa an die Tafelbilder in Kirchen mit ihren seit dem 15. Jahrhundert nachweisbaren Ansichten im Hintergrund religiöser Szenen – und Druckwerke. Diese beiden Bildträger waren durchaus einem größeren Publikum, Interessenten- wie Nutzerkreis zugänglich, ihre Kenntnis war verbreitet, ihre Inhalte bekannt. Vergleichbares gilt für die nicht allzu häufigen Ereignisbilder in Form regelrechter Skulpturen – in diesem Zusammenhang ragen Neapel und Venedig hervor. Aus dem Königreich Neapel lassen sich – entstanden vermutlich unter dem Einfluss aragonesischer Vorbilder – Beispiele schon ab dem 15. Jahrhundert finden32.   Petrus de Ebulo, Liber ad honorem Augusti.   Hager, Ereignisbild 59f.; vgl. des Weiteren: Weg zur Kaiserkrone. 32   Visone, Siege Views 49f. Der Autor weist auf Schlachtendarstellungen auf dem nach 1465 entstandenen Doppelbronzetor des neapolitanischen Castel Nuovo und für das 16. Jahrhundert auf Grabdenkmäler für spanische Vizekönige hin. 30 31

114

Ferdinand Opll

Abb. 2: Diebold Schilling d. Ä., Brand von Bern, kolorierte Federzeichnung von 1405, aus: Ders., Berner Chronik, 1478−83, https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Diebold_Schilling_Berner_Chronik_Brand_von_ Bern1405.jpg, gemeinfrei [10. 4. 2019].

Bei Handschriften verhielt sich das im Regelfall deutlich anders, sie standen nur wenigen für Einsicht und Benutzung offen, und das galt sowohl für Handschriften mit religiösem Charakter33 als auch für Bilderchroniken, wie sie insbesondere aus Schweizer Städten im 15. und 16. Jahrhundert mit den Werken der beiden Diebolde Schilling, des Älteren wie des Jüngeren (Abb. 2)34, erhalten geblieben sind. Ebenso verhält es sich übrigens mit in adeligem Auftrag oder in höfischem Umfeld entstandenen Handschriften. Dabei ist etwa auf die freilich mit keinen Ereignisbildern versehenen „Très Riches Heures du Duc de Berry“ zu verweisen, welche die Brüder von Limburg im zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts für ihren Dienstherrn Jean von Valois 33

stadt.

  Ein für Wien relevantes Beispiel aus dem 15. Jahrhundert bei Opll–Roland, Wien und Wiener Neu-

34  Im breiteren Überblick vgl. Pfaff, Welt, und die Hinweise in Historisches Lexikon der Schweiz. Zur Einordnung in den Kontext der städtischen Historiographie vgl. Schmid, Geschichte im Dienst der Stadt.



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 115

Abb. 3: Maître du Cardinal de Bourbon, Eintreffen der osmanischen Flotte vor Rhodos, kolorierte Federzeichnung von 1483/84 (Ausschnitt), aus: Guillaume Caoursin, Gestorum Rhodie obsidionis commentarii (La Geste de Rhodes), BNF Lat.6067, fol. 18r, https://fr.wikipedia.org/wiki/Maître_du_Cardinal_de_ Bourbon#/media/File:Gestorum_Rhodie_obsidionis_commentarii_-_BNF_Lat6067_f18_(vue_ du_d%C3%A9barquement_des_Turcs_%C3%A0_Rhodes).jpg, Gemeinfrei/Domaine public [10. 4. 2019].

anfertigten und mit realistischen Ansichten ausstatteten35, oder auch auf die Chroniken des Hofhistoriographen König Karls VII. von Frankreich, Jean Chartier, aus der Mitte des 15. Jahrhunderts36. Dass sich unter solchen Zeugnissen ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Darstellungen von durchaus zeitgenössischen Ereignissen nachweisen lassen, 35  Siehe zu den „Très Riches Heures“ den mit umfassenden Literaturangaben versehenen Artikel in der wikipedia [20.4.2020]. 36  Zum Chronisten Jean Chartier siehe den Beitrag in wikipedia; ein schlechtes SW-Digitalisat https:// archivesetmanuscrits.bnf.fr/ark:/12148/cc49172w [beides: 8. 11. 2018].

116

Ferdinand Opll

etwa von der Eroberung von Rhodos (1480) in einer durch den anonymen Maître du Cardinal de Bourbon bebilderten Chronik (Abb. 3)37, ist hervorzuheben. Gleichwohl gilt auch für solche Bilddokumente das im Hinblick auf kaum vorhandene, jedenfalls geringe Breitenwirkung bereits Gesagte. Im Bereich von Öl- und Wandgemälden hatte sich dies schon ab dem 14. Jahrhundert zunächst in Italien grundlegend geändert. Dort statteten nicht zuletzt Städte ihre öffentlichen Gebäude mit Bildern ihrer großen politischen wie militärischen Erfolge aus. Diese Bilder konnten aber auch allegorische Inhalte und damit Mahnungen an die Stadtbewohner bzw. deren Regenten zum Inhalt haben. Zu nennen sind dabei insbesondere die Werke im Sieneser Palazzo Pubblico, die im Auftrag des Stadtregiments der Nove geschaffen wurden. Ob dabei Duccio di Buoninsegna und/oder Simone Martini38 tätig waren, kann hier auf sich beruhen bleiben, trägt letztlich nichts zu der hier im Vordergrund stehenden Phänomenologie der Entwicklung der Bildzeugnisse bei. Um bei Siena zu bleiben, ist auf die eindeutig von Ambrogio Lorenzetti geschaffenen Darstellungen der Auswirkungen des guten und des schlechten Regiments auf Stadt und Land hinzuweisen39. Diese Vorreiterrolle Italiens ist zur Genüge bekannt, in ihren Grundzügen hier auch nicht weiter zu diskutieren. Sie sollte sich im Zeitalter der Renaissance weiter fortsetzen. Allerdings konzentrierten sich die wirklich herausragenden Maler – ein Paolo Uccello oder ein Leonardo da Vinci40 – eher auf die künstlerische Umsetzung des Schlachtengeschehens, als dass man auf eine Einbindung des tatsächlichen topographischen Umfelds gesteigerten Wert gelegt hätte. Freilich begegnen auch Gemälde, die sich gerade durch die Einbettung eines historischen Geschehens in den eigentlichen Geschehensraum auszeichnen41. Selbst bei diesen bloß kursorischen Hinweisen fällt erneut ein besonderes, gleichsam strukturelles Element solcher bildlichen Überlieferungen auf, das im Kontext der vorgelegten Studie zu beachten ist: nämlich die unterschiedliche Fokussierung der Künstler auf zeitgenössische, höchstens einige wenige Jahre zurückliegende und damit noch immer aktuelle Ereignisse zum einen; zum anderen aber auf Geschehnisse einer wirklich vergangenen Epoche. Gerade letztere sollten in Verbindung mit Bestrebungen zur Herausstellung der eigenen Leistungen, ja einer regelrechten Heroisierung der eigenen Vergangenheit markante Bedeutung gewinnen. Dafür bieten etwa bereits die ab 1319 fast ein ganzes Jahrhundert lang durch den Großen Rat von Venedig vorangetriebenen Maßnahmen ein Beispiel, die Memoria des Abschlusses von Frieden bzw. Waffenstillstand zwischen Kaiser, Papst, Königreich Sizilien und dem Lombardenbund im Jahre 1177 in Bildwerken im

37  Zu Maître du Cardinal de Bourbon und seinen Werken vgl. den französischen Beitrag in der wikipedia [20.4.2020]. 38   Es geht hier um die Darstellung des Heerführers Guidoriccio da Fogliano bei der erfolgreichen Belagerung der Burg Montemassi (unweit Massa Marittima) im Jahre 1328, vgl. dazu den italienischen Beitrag in wikipedia [20.4.2020]. 39  Siehe die mit umfassenden Literaturverweisen ausgestatteten Hinweise bei Smurra, The communal palaces 105 Anm. 223. 40  Siehe die Darstellungen der 1432 geschlagenen „Schlacht von San Romano“ durch Paolo Uccello (nach 1435) oder der im Jahre 1440 stattgefundenen „Schlacht von Anghiari“ von Leonardo da Vinci von 1503; dazu die Hinweise auf den englischen und italienischen Beitrag zur Battle of San Romano/ Battaglia_di_Anghiari. Die Entscheidung, welche Sprachversion der Wikipedia-Artikel angeführt wird, ergibt sich im Übrigen aus den jeweils gebotenen Hinweisen auf einschlägige Literatur. 41  Hinzuweisen ist dabei auf die sog. Tavola Strozzi in der italienischen wikipedia; Opll–Krause–Sonnlechner, Wien als Festungsstadt 117 Anm. 69.



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 117

Dogenpalast aufrechtzuerhalten42. Ein ungleich späteres, freilich noch viel extremeres Beispiel bildet ein Kupferstich, den Guillaume du Tielt (ca. 1585/90−1653) im Jahre 1610 von der mehr als 200 Jahre zuvor (!) im Zuge des Hundertjährigen Krieges vorgefallenen Belagerung von Ypres (1383) vorlegte. Diese vom eigentlichen Ereignis zeitlich deutlich getrennte Darstellung ergibt sich daraus, dass der Stich in ein Druckwerk des Adriaan van Schrieck (ca. 1559−1621) integriert werden sollte, in dem die Erinnerung an dieses Ereignis, insbesondere die Befreiung von der Belagerung dank des Eingreifens der Muttergottes von Tuine (Onze-Lieve-Vrouw van Tuine), maßgeblicher Teil für ein neu zu schaffendes, „Tuindag“ genanntes, jährliches Stadtfest von Ypern werden sollte43. Richtet man den Blick auf den deutschen Raum, so lassen sich einer breiteren Öffentlichkeit zugängliche, auf Ereignisse abzielende Bildwerke nicht vor dem 15. Jahrhundert nachweisen. Hinzu kommt hier ein Phänomen, auf das man bei kunsthistorischen Analysen zumal deutscher Kunstwerke des Spätmittelalters, bisweilen auch der Frühen Neuzeit gar nicht selten trifft und das gerade für Historikerinnen und Historiker bisweilen verstörend wirken kann: nämlich die mit einer exakten Datierung, einer sicheren Inhaltsbeschreibung, einer unzweifelhaften Zuschreibung an einen bestimmten, biographisch gut fassbaren Künstler verbundene Problematik. Die aktuelle kunsthistorische Forschung hat darauf hingewiesen, dass das „Historienbild“ im 15. Jahrhundert die wichtigste Bildaufgabe wird und dennoch die am schwersten zu fassende ist. Zugleich wurde zum einen mit einer gewissen Selbstkritik, zum anderen aber gegenüber den neueren Entwicklungen mit Recht durchaus zurückhaltend und kritisch herausgestellt, dass das Erzählen in Bildern von Kunsthistorikern lange Zeit nicht ausreichend und angemessen berücksichtigt wurde und dass in dieses Vakuum eine eigene Fachrichtung, die „Narratologie“ mit ihren Wurzeln in der Semiotik und den „cultural studies“, gestoßen ist. Längere Entwicklungsstränge – weit über Alberti hinaus – wurden aufgezeigt, zugleich betont, dass diese Entwicklung von Brüchen und divergenten Wegen charakterisiert ist. Man wird durchaus zu beachten haben, in welcher Weise etwa schon im 11. Jahrhundert durch die einsetzende Vertiefung der Christus- und Marienfrömmigkeit Tendenzen eines Erzählens in Bildern erkennbar werden44. Frühe Beispiele von Ereignisbildern stammen aus der Zeit um 1430, wobei schon die ältere Forschung auf die Votivtafel des anonymen Meisters von St. Lambrecht mit der Darstellung einer Reiterschlacht bei einer Burg verwiesen hat, die mit einer Schlacht König Ludwigs von Ungarn von 1377 verbunden wird45. Dieser gleichsam dokumentarische Charakter wird von Seiten der US-amerikanischen Forschung zurückgewiesen46, während die österreichische kunsthistorische Forschung an der inhaltlichen Deutung als Schlacht Ludwigs des Großen festhält47. Auch noch deutlich später sollte das Ölgemälde für ereignisbezogene Darstellungen einen beachtlichen Stellenwert einnehmen, wenngleich der mit ihrer Herstellung verbundene Aufwand wohl vor allem in Kreisen entsprechend finanzkräftiger Auftraggeber geleistet werden konnte. Beispiele aus dem frühen 16. Jahrhundert sind etwa das mit Maßen von 162 x 232 cm besonders eindrucksvolle   Hager, Ereignisbild 106.   Vgl. dazu Vannieuwenhuyze, Siege. 44  Anregungen verdanke ich hier insbesondere den Ausführungen von Suckale, Erneuerung 1 425−428. 45  Hager, Ereignisbild 72f.; zur St. Lambrechter Votivtafel vgl. den deutschen Beitrag in wikipedia [20.4.2020]. 46  Hale, Artists 169f. 47  Gotik, hg. Brucher 545f. Nr. 286 (Irma Trattner). 42 43

118

Ferdinand Opll

Gemälde mit der Schlacht von Orscha (heute in Weißrussland), in der die Streitkräfte der Polnisch-Litauischen Union 1514 die Truppen des Großfürstentums Moskau besiegten. Stilistisch den Arbeiten Lucas Cranachs des Älteren nahe, lässt sich seine Entstehung aufgrund der Kleidung, der Rüstungen und der Waffen zeitnah am Geschehen datieren48. Annähernd auf dieselben Jahre bezieht sich ein Ereignisbild, das ausnahmsweise einmal keine Schlacht, sondern das Treffen der Könige Heinrich VIII. von England und Franz I. von Frankreich vom Juni 1520 im so genannten Val d’Or bei Guînes südlich von Calais im Bild festhält, wahrscheinlich für Heinrich VIII. gemalt wurde, allerdings erst retro­ spektiv angefertigt wurde und um 1545 entstand49. Und nur wenige Jahre vor der Veröffentlichung der Meldemanschen Rundansicht war die Schlacht von Pavia, in der am 24. Februar 1525 der französische König in Gefangenschaft der Habsburger geriet, ein Ereignis, das in vielfältiger medialer Weise zeitnah dargestellt und memoriert wurde. Das Ölgemälde des Ruprecht Heller von 1529 in Stockholm50 bildet dabei zwar einen Höhepunkt, doch waren ihm 1526 ein sechsteiliger Holzschnitt von Hans Schäufelein und 1526/27 ein weiterer Holzschnitt von Jörg Breu vorausgegangen. Wolf Huber hatte um 1530 eine Federzeichnung des Ereignisses angefertigt, und nach Entwürfen von Bernard van Orley (1491/92−1542) wurden als Geschenk für Kaiser Karl V. sieben Episoden dieser Schlacht zum Thema von Tapisserien51. Die Kupferstich- wie die Holzschnitttechnik52 sollten schon seit dem frühen 15. Jahrhundert als Grundlage von vervielfältigbaren Druckwerken geradezu eine Revolution auf dem Felde der Verbreitung und damit der Zugänglichkeit bildlicher Darstellungen, darunter selbstverständlich auch Ereignisbildern, entfachen. Einem tatsächlich zeitgenössischen Ereignis, nämlich der so genannten „Großen Schlacht“, in der Herzog Johann von der Pfalz im Herbst 1433 beim Dorf Hiltersried gegen die Hussiten kämpfte, widmet sich ein in Regensburg im selben Jahr – somit äußerst früh – entstandener Kupferstich, der heute im Pariser Louvre aufbewahrt wird53. Dennoch kann für das 15. Jahrhundert nicht davon gesprochen werden, dass es zu einem merklichen Aufschwung gedruckter Ereignisbilder kam54. Spätestens ab dem beginnenden 16. Jahrhundert sollte sich dies nachhaltig verändern, dabei spielten mehrere Faktoren eine Rolle: Zum einen war es die zwar bereits im Spät Vgl. Hale, Artists 179; zur Schlacht bei Orscha siehe den Betrag in der deutschen wikipedia [20.4.2020].   Bekannt ist die Darstellung unter der Bezeichnung „The Field of the Cloth of Gold“, siehe dazu die Hinweise auf der Website der Royal Collection, https://www.rct.uk/collection/405794/the-field-of-the-clothof-gold [8. 11. 2018]; jüngst vgl. Richardson, The Field. 50 Die prosopographische Zuordnung von Ruprecht Heller zu der in Wasserburg am Inn ansässigen, gleichnamigen Familie ist Timann, Ruprecht Heller, zu verdanken, die darauf hinweist, dass der auf dem Rahmen des in Stockholm aufbewahrten Ölgemäldes der „Schlacht von Pavia“ sehr viel eher als Besitzvermerk denn als Künstlersignatur gelten muss. Die Forschung hat bislang, soweit ich sehe, von dieser an doch recht entlegener Stelle publizierten Erkenntnis noch keine Notiz genommen. Ich verdanke eine Kopie der Arbeit der Liebenswürdigkeit von Frau Kollegin Timann selbst. 51   Zu den Darstellungen der Schlacht von Pavia vgl. neben der älteren Arbeit von Steinberg, Bilder; Hale, Artists 184−192; Pollak, Cities 116; Schneider, Historienmalerei 57. 52   Vgl. dazu Koschatzky, Kunst. 53  Schmidt, Große Schlacht; vgl. dazu Arnold, Bilder des Krieges 564. 54  Zu erwähnen ist etwa die Belagerung von Neuss (1477), ein Holzschnitt in dem 1477 in Straßburg gedruckten Werk des Konrad Pfettisheim über die Burgunderkriege (zwischen Karl dem Kühnen und den Schweizer Städten), der praktisch zeitgleich mit dem Geschehen veröffentlicht wurde, vgl. dazu https://www. geschichtsquellen.de/repOpus_03912.html [20.4.2020]; zu Konrad Pfettisheim vgl. den deutschen Beitrag in wikipedia; eine Abbildung des Holzschnitts im Beitrag zur Belagerung von Neuss in der deutschen wikipedia. 48 49



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 119

Abb. 4: Wolfgang Resch, Belagerung von Belgrad durch die Osmanen, Holzschnitt von 1521, https:// de.wikipedia.org/wiki/Belagerung_von_Belgrad_(1521)#/media/File:Wolfgang_Resch_Eroberung_Belgrads_1521.png; gemeinfrei [10. 4. 2019].

mittelalter vorhandene, seit dem Fall von Konstantinopel (1453) aber deutlich stärker als zuvor wahrnehmbare osmanische Bedrohung, die sich nicht nur zu einer wahren Gefahr für das traditionelle europäische Herrschaftsgefüge auswuchs, sondern auch die Aufmerksamkeit und das Interesse zusehends breiterer Kreis auf sich zog. Zum anderen boten die Drucktechniken, nun auch im Bereich des Buchdrucks und bei den zahllosen Einblattdrucken55, ungeahnte Möglichkeiten der Informationsverbreitung, eine regelrechte mediale Revolution setzte ein. Und schließlich bildeten die im süddeutschen Raum sich entwickelnden, an der Produktion derartiger „Bilder“ beteiligten Kreise aus Künstlern, Malern wie Zeichnern, Druckern, Formschneidern, Briefmalern, Verlegern und vor allem auch Gelehrten sowie Intellektuellen – vor allem in Augsburg und Nürnberg, dann auch in weiteren süddeutschen Handelsstädten – ein personales Substrat, innerhalb dessen sozusagen die Saat aufging. Bleiben wir weiter bei Ereignisbildern, so ist nun in gewisser Weise sogar eine Art Gleichklang zwischen Nord und Süd zu konstatieren, wenn etwa die Niederlage der Habsburger zu Marignano 1515 in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum Thema eines 1515/16 bei Zoan Andrea (eigentlich: Zuan Andrea de Vavassore, auch: Giovanni Antonio [!] di Vavassore) in Venedig gedruckten, achtteiligen Holzschnitts wurde56. Wenige Jahre danach wurden Belagerung und Einnahme von Belgrad durch die Osmanen 1521 auf einem von dem Nürnberger Wolfgang Resch (Abb. 4)57 noch im selben Jahr herausge  Dazu vgl. Einblattdrucke des 15. Jahrhunderts; Eisermann, Verzeichnis.   Hale, Artists 143f. mit Abb. 189. Zum Verleger vgl. Wendland, „Zoan Andrea“. 57  Zu ihm Braun, Art. Resch. 55 56

120

Ferdinand Opll

Abb. 5: Ansicht von Tenochtitlan, Holzschnitt von 1524, aus: Praeclara Ferdina[n]di Cortesii de noua maris oceani Hyspania narratio sacratissimo, ac inuictissimo Carolo Romanoru[m] Imperatori semper Augusto, Hyspaniaru[m] &c. Regi anno Domini M.D.XX. transmissa (Friedrich Peypus: Nürnberg 1524), https:// picryl.com/media/praeclara-ferdinandi-cortesii-de-noua-maris-oceani-hyspania-narratio-sacratissimo; public domain [10. 4. 2019].

brachten Holzschnitt mit topographisch durchaus zutreffenden Details ins Bild gerückt58, und die gleichfalls osmanische Einnahme von Rhodos im Jahr darauf (1522) sollte geradezu zu einem frühen Medien“hype“ führen59. Kein Geringerer als Albrecht Dürer war es, der einer vergleichsweise nur regional bedeutsamen Belagerung, nämlich der von Hohenasperg durch Truppen des Schwäbischen Bundes im Jahre 1519, eine Federzeichnung widmete. Dürer konnte dabei freilich aus direkter Kenntnis schöpfen und nutzte dies offenkundig sowohl in einer Art von lehrbuchmäßigem Kontext wie zugleich als Exempel für die künstlerische Umsetzung solch eines Geschehens 60. Und an dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass es – beginnend etwa mit der Einnahme von Konstantinopel durch die Osmanen (1453) – in der Frühen Neuzeit insbesondere Belagerungen waren, die im Rahmen sowohl des Schlachtengeschehens generell als auch hinsichtlich der davon Zeugnis ablegenden bildlichen Darstellungen dominierten61. Wie weit hinaus in die Welt offenkundig das Interesse möglicher Käufer derartiger Produkte reichte, bzw. umgekehrt, was alles deren Produzenten als verkaufsfähig ansahen, 58  Eine Abbildung findet sich auf der Website des Stadtmuseums Belgrad, http://www.mgb.org.rs/en/collections/history/history-belgrade-1521-1918/1456-siege-and-capture-of-belgrade [8. 11. 2018]. 59 Vgl. Mager, Krisenerfahrung 52−72 (zu deutschsprachigen und italienischsprachigen Flugschriften über dieses Ereignis). 60  Hale, Artists 16f.; Pollak, Cities 120; Schoch, Der strategische Blick 240f. Sowohl Hale als auch Schoch sprechen irrig von Hohenaspern, doch handelt es sich tatsächlich um die bei Asperg (!) gelegene Festung Hohenasperg im Landkreis Ludwigsburg nördlich von Stuttgart, siehe zu Hohenasperg den deutschen Beitrag in wikipedia. 61  Siehe dazu den Lexikonartikel von Martens, Siege warfare.



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 121

das belegt die Veröffentlichung der von Hernando Cortes und Peter Martyr verfassten „Praeclara Ferdinandi Cortesii de Nova Maris Oceani Hispanica Narratio“ durch Friedrich Peypus 1524 in Nürnberg. Diesem Bericht, der auf dem zweiten Brief des Eroberers aus Mexiko vom 30. Oktober 1520 fußt, ist eine anonyme Rundansicht von Tenochtitlan, der Hauptstadt des Aztekenreiches, aufgenommen wohl von der Spitze des im Zentrum dargestellten Haupttempels, beigegeben. Sie kann zwar nur bedingt als Ereignisbild gelten, gleichwohl stellt sie die älteste Stadtansicht von Tenochtitlan (Abb. 5) in Europa dar62. Große und dramatische militärische Geschehnisse, ebenso wie alles Neue im Zug der Ausweitung des europäischen Blicks hinaus über den Kontinent gegen Westen boten in der bereits vonseiten des 1519 verstorbenen Kaisers Maximilian so bewusst gestalteten Medienwelt63 Stoff für Bildwerke in Hülle und Fülle. Dies sollte sich parallel zur osmanischen Expansion nach Westen in einer wahren Bilderflut süddeutscher, vor allem Nürnberger Provenienz niederschlagen – genau in diesen Kontext gehört ja auch die im Brennpunkt unseres Interesses stehende Meldemansche Rundansicht von 1529/30. Sie ist in jedem Fall eines der ganz herausragenden Ereignisbilder, zeigt sich vor allem bestrebt, nicht zuletzt die Schwierigkeiten solcher Bilder, bei denen ja das vielfach parallel an verschiedenen Orten verlaufende Kampfesgeschehen wie dessen chronologischer Verlauf ja kaum in den Griff zu bekommen war, durch die Wahl eines zentral gelegenen Blickpunkts von oben zu vermeiden64. Ein solcher Blickpunkt war bereits von Leon Battista Alberti mit Hinweis auf das Kapitol in Rom präferiert worden65, und auch der Uhrmacher und Instrumentenbauer Benvenuto della Volpaia wählte – gleichsam in umgekehrter Blickrichtung – für sein Modell (Relief?) von Florenz, das er gemeinsam mit Pericoli (genannt Triboli) im Auftrag Papst Clemens VII. aus Anlass der Belagerung der Arnostadt 1529/30 durch kaiserliche Truppen für die Zwecke der Belagerer anfertigte, die Kuppel des Florentiner Domes als den zentralen Blickpunkt66. Als Zwischenfazit ist jedenfalls festzuhalten, dass das von Niclas Meldeman veröffentlichte Bildwerk nachhaltig in eine ebenso reiche wie lange Tradition der bildlichen Darstellung von Ereignissen eingebettet erscheint. Derartige Ereignisbilder sind – mit Ausnahme des ganz spezifischen Zugangs herausragender Künstlerpersönlichkeiten67 – generell bestrebt, dynamische Prozesse, regelrechte Dynamiken, eingebunden in das gegebene topographische Umfeld, festzuhalten.

62   Eine Abbildung findet sich https://www.loc.gov/resource/rbc0001.2004rosen0654/ [8. 11. 2018]; ein Exemplar wird seit einiger Zeit vom Londoner Antiquariat Maggs Bros. Ltd. zum Preis von 30.000 Pfund angeboten, https://www.maggs.com/praeclara-ferdinadi-cortesii-de-nova-maris-oceani-hyspania-narratio_212217. htm%20/ [29. 5. 2020]. Zum Nürnberger Drucker Peypus vgl. Keunecke, Peypus. Zur Bedeutung dieser Stadtansicht für die Meldemansche Rundansicht siehe unten S. 162. 63  Ohne auf diese Entwicklungen hier näher einzugehen, sei doch auf das exemplarisch anhand des Theuerdank entwickelte Werk von Füssel, Theuerdank, Maximilians Ruhmeswerk, und jüngst die Drucklegung der Dissertation von Kagerer, Macht und Medien, verwiesen. 64  Zu dieser von Franz Wickhoff (1853−1909) als „kontinuierend“ bezeichneten Darstellungsweise vgl. Schoch, Der strategische Blick 238. 65  Vgl. dazu Boutier, L’affirmation 111f. 66  Ebd. 112f. 67  Zu Paolo Uccello und Leonardo da Vinci siehe oben S. 116 mit Anm. 40.

122

Ferdinand Opll

2. Kartographische Stadtdarstellungen Die Wiener Rundansicht von 1529/30 ist allerdings nicht nur ein durchaus künstlerisch gestaltetes Ereignisbild, sie steht auch in einer zweiten, ganz maßgeblichen Tradition, nämlich derjenigen von Städteansichten sowie von kartographischen Stadtdarstellungen68. In gewisser Hinsicht treffen wir bei dieser Art von „Bildern“ auf die Dokumentation von statischen Elementen, von Land- und „Stadtschaften“ – dies als Versuch, das gut eingeführte englische Begriffspaar von „landscape“ und „townscape“ ins Deutsche69 zu übertragen – in ihrer jeweiligen, zeitgebundenen Erscheinungsform. Dabei stellt gerade das für die „altniederländische Malerei“70 kennzeichnende Bemühen um eine möglichst realistische Erfassung der Umgebung von zumeist im liturgisch-religiösen Bereich angesiedelten Szenen71 einen großen Beschleunigungsfaktor dar. Frühe Beispiele finden sich dazu nicht zuletzt aus dem österreichischen Raum, und hier insbesondere für Wien selbst. Beginnend ab dem zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts sind etliche Stadtporträts im Hintergrund von religiösen oder auch historisierenden Tafelbildern sowie in der Buchmalerei – genannt sei der Albrechtsaltar, die Ansichten in einer Concordantiae caritatis-Handschrift um 1460, der Schottenmeisteraltar und der Babenbergerstammbaum in Klosterneuburg72 – auf uns gekommen. Im Übrigen hat die rezente Forschung zum Schottenretabel – nicht zuletzt im Kontext des äußerst spannenden Ringens um die Frage der Identifizierung des anonymen (Haupt)Meisters mit Hans Siebenbürger († 1483) sowie einer Datierung zu 1469 oder eben doch auf die Jahre zwischen 1469 und vor 147873 – zeigen können, dass man sehr wahrscheinlich weniger an eine direkte Rezeption von Einflüssen der niederländischen und auch oberrheinischen Kunst als an eine Übernahme solcher Anregungen aus Nürnberg zu denken hat, wo die Werkstatt des Hans Pleydenwurff († 1472) große Ausstrahlung hatte74. Das Aufkommen von stärker im profanen Umfeld verwurzelten Stadtansichten75 in der zweiten Jahrhunderthälfte war dann zunächst in anderen Bereichen des Heiligen Rö68   Für den Raum nördlich der Alpen vgl. dazu den Sammelband Bild der Stadt, für die Schweiz im Speziellen vgl. Schweizer Städtebilder. Einen auf Wien fokussierten Überblick bietet zuletzt Opll, Die Wiener Stadtansicht vom späten Mittelalter 23−52. 69   Den gängigen Begriff der „Stadtlandschaft“ halte ich für wenig geeignet. 70  Vgl. dazu das Begriff-prägende Werk von Panofsky, Die altniederländische Malerei. 71   Zu diesem Phänomen vgl. das bahnbrechende Werk von Baxandall, Wirklichkeit. Ein frühes Beispiel aus dem Bereich der Buchmalerei sind die „Tres riches Heures“, das Stundenbuch des Herzogs Jean de Berry aus dem zweiten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts mit seinen Monatsbildern, siehe dazu schon oben S. 115 mit Anm. 35. 72  Eine Auflistung sämtlicher Wien-Ansichten und -Pläne bis ins frühe 17. Jahrhundert findet sich bei Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 46−82. 73  Die maßgeblichen Untersuchungen zum Schottenretabel: Reiter, Schottenaltar, sowie Koller, Schottenaltar; Opll, Antlitz; Suckale, Siebenbürger; Saliger, Schottenmeister; Suckale, Erneuerung 1 185−198; Ebert, Schottenaltar; zu diesem Werk die Rezension von Ferdinand Opll. WGBll 71/2 (2016) 140−142 (dort auch die bislang unbeantwortete Replik auf die von Suckale, Siebenbürger 381f. Anm. 26, formulierte Ablehnung der Datierung des Gemäldezyklus nach dem auf der Heimsuchung dargestellten Bauelement des hölzernen Gangs Friedrichs III. von der Burg nach St. Stephan). Künftig siehe die Ausführungen bei Opll, Wien um 1500. 74  Diese von Suckale, Siebenbürger, sowie dems., Erneuerung 1, überzeugend vorgetragene Interpretation hat sich durchgesetzt (Ebert, Schottenaltar); gegenüber Suckales Argumenten für eine Identifizierung des anonymen Schottenmeisters mit Hans Siebenbürger regen sich aber immer noch – m. E. allerdings keineswegs überzeugend begründete – Zweifel. 75  Zu dieser Entwicklung vgl. Roeck, Säkularisierung.



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 123

Abb. 6: Erhard Reuwich, Eingang zur Heiliggrabkirche in Jerusalem, kolorierter Holzschnitt von 1483/86, aus: Bernhard von Breydenbach, Peregrinatio in Terrram sanctam (Mainz 1486), https://en.wikipedia.org/wiki/ Erhard_Reuwich#/media/File:Inkunabel.Breyden.Peregrin.kol.jpg; public domain [10. 4. 2019].

mischen Reiches zu beobachten. Dabei lässt sich eine Entwicklung von zunächst standardisierten Darstellungen, wobei ein und dieselbe Ansicht zur Illustration höchst verschiedener Städte Verwendung fand, hin zu einer immer deutlicheren Orientierung am tatsächlichen Aussehen konstatieren76. Frühe Beispiele liegen mit Erhard Reu(ch)wichs insgesamt 28 Holzstichen (Abb. 6) vor, davon sechs nach der Natur (!), die er im Kontext seiner Teilnahme an der Jerusalemfahrt des Mainzer Domkanonikers Bernhard von Breydenbach (um 1440–1497) anfertigte, wobei gleichsam als Hommage an den Reisegrund eine Schrägansicht von Jerusalem77, aber auch eine überaus prächtige Ansicht Venedigs vom Meer her besonders hervorzuheben sind78.   Vgl. dazu Doosry, „Also muss es von oben“ 97f.   Aus genau diesen Jahren stammt auch die älteste Ansicht von Jerusalem auf einem Ölgemälde, und zwar in Form einer nach oben gekippten Vogelschau auf dem Bild der „Beweinung Christi“ des Epitaphs für die 1482 verstorbene Adelheid Tucher, vgl. Suckale, Erneuerung 1 82, 374 (Abb. 629); Krämer, Zwischen Ideal und Utopie 51; Bräm, Schönheit der Stadt 235f. Anm. 79. 78  Vgl. Solar, Panorama 53−58, wobei die Ansichten allerdings als Beispiele für Solars Interesse am „Panorama“ Behandlung finden, während Krämer, Zwischen Ideal und Utopie 50f., von „Schrägaufsicht“ spricht. Zum Pilgerbericht Breydenbachs, der – ablesbar von seinen Übersetzungen – schon vor 1500 weite Verbreitung 76 77

124

Ferdinand Opll

Einen echten Meilenstein stellt sodann das nur zehn Jahre später veröffentlichte Nürnberger Gemeinschaftsunternehmen der Schedelschen Weltchronik mit ihren mehr als 1.800 von Michael Wolgemut (1434/37−1519) und Wilhelm Pleydenwurff (um 1450−1494) stammenden Illustrationen in Form von Holzschnitten, darunter zahlreichen Städtebildern, dar79. Dieses in vieler Hinsicht nicht anders denn als „Großtat“ zu bezeichnende Druckwerk war nicht zuletzt Ausdruck der weit gespannten Handelsbeziehungen Nürnbergs, wobei etwa der Nürnberger Anton Kolb in Venedig u. a. Exemplare des „Schedel“ vertrieb80. Und dieser Anton Kolb war es, der – ähnlich wie einige Jahre zuvor Hartmann Schedel in Nürnberg – die Initiative zur Herstellung einer in ihrer Größe und ihrem Detailreichtum bislang noch nicht vorhandenen Ansicht von Venedig aus der Vogelschau ergriff81. Mit Jacopo de’ Barbari verstand er es, einen hoch talentierten Mann für seine Zwecke heranzuziehen und zu finanzieren. Exakt im Jahr 1500 war der Holzschnitt mit seiner so eindrucksvollen Größe von 134 x 282 cm vollendet und auf dem Markt. Es wurde um 1514 und auch später im 16. Jahrhundert mit kleinen Aktualisierungen neuerlich aufgelegt, dürfte seinem hohen Preis zufolge freilich hauptsächlich von betuchteren Kreisen erworben worden sein82. Die hier erkennbare Verbindung nach Nürnberg war nicht nur durch den Verleger Anton Kolb, sondern auch dadurch gegeben, dass der Schöpfer der Ansicht, Jacopo de’ Barbari, am 1. April 1500 in die Dienste König Maximilians trat und fortan bis zu seinem Tod um 1516 nördlich der Alpen, in Nürnberg, aber auch anderswo, in Kursachsen, am mecklenburgischen wie am brandenburgischen Hof und zuletzt in Burgund, wirkte und lebte83. Auch der nach der Ansicht von Antwerpen auf zwölf Holzstöcken (!) von 1515 bzw. 152184 zeitlich nächste Riesenholzschnitt nun völlig deutscher Provenienz, der 1521 durch den Augsburger Goldschmied Jörg Seld in Kooperation mit Hans Weiditz nach eingehenden Vermessungen vorgelegte Prospekt von dessen Heimatstadt85, steht in engstem Zusammenhang mit einer der führenden Handelsstädte der Epoche, selbstverständlich mit ebenso engen Kontakten nach Venedig. Diese Tradition sollte sich nach 1530 weiter fortsetzen, wobei derartige Riesenholzschnitte86 mit Stadtansichten gerne als Präsent der betreffenden Stadt für den Monarchen dienten87. fand (Hinweise im Online-Repertorium „Geschichtsquellen des Mittelalters“, https://www.geschichtsquellen. de/repOpus_00605.html?mss=Venedig [12. 11. 2018]), siehe jetzt Breydenbach, Peregrinatio. 79   Siehe dazu die Hinweise unten S. 125 mit Anm. 91. 80   Vgl. dazu Böckem, Jacopo de’ Barbari 34. 81   Vgl. dazu Schulz, Jacopo de’ Barbari‘s View, die Literaturhinweise bei Opll–Krause–Sonnlechner, Wien als Festungsstadt 118 mit Anm. 76, und zuletzt das Buch von Böckem, Jacopo de’ Barbari. 82  Zum Preis des Werks mit 3 Gulden, den vermutlichen Entstehungskosten und dem Absatz an eher betuchte Käufer vgl. Böckem, Jacopo de’ Barbari 35−37, 48. Nachzuweisen ist ein Exemplar im Besitz des großen Sammlers Ferdinando Columbus, des Sohnes des Entdeckers Amerikas, vgl. dazu neben Böckem, ebd. 49, insbesondere Barber, The Maps 254 mit Anm. 70. 83   Zu de’ Barbaris Leben vgl. umfassend Böckem, Jacopo de’ Barbari 87−321. 84   Zur Antwerpen-Ansicht vgl. künftig die Hinweise bei Opll, Wien um 1500. 85  Meurer, Cartography 1203f.; Doosry, „Also muss es von oben“ 106. 86  Zu diesem Typus vgl. Appuhn, Ikonographie 35–86. 87   Weitere Beispiele bilden Anton Woensam, Ansicht von Köln (1531), oder Cornelis Anthonisz, Vogelschau von Amsterdam, Gemälde (1538)/Holzschnitt (1544), siehe dazu Opll–Krause–Sonnlechner, Wien als Festungsstadt 118f. Wirkliche Großformate dienten ohne Zweifel der Repräsentation, womit ja auch der Zweck als Geschenk an hohe Herren verbunden war; sie waren durchaus schwer herzustellen, mussten aus etlichen Teildrucken montiert werden. Kleinere Formate wie auch eine stärkere Nutzung der Kupferstichtechnik sind für die weitere Entwicklung kennzeichnend, und es möge hier als Beispiel genügen, auf die Ansicht von



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 125

Dieser zweite für die Entstehung der Meldemanschen Rundansicht maßgebliche Traditions- wie Entwicklungsstrang steht im Hinblick auf das Feld kartographischer Dokumente im Fokus einer weiteren Studie der hier veröffentlichten Beiträge der Tagung zu Niclas Meldeman, auf die somit hinzuweisen ist88. Aus diesem Grund sollen hier nur einige wenige Überlegungen zu diesem hoch interessanten Feld geboten werden. In jedem Fall ist auf die vielfach anzutreffende Doppelung, die für die frühe Entwicklung kartographischer Dokumente so schwer durchführbare Scheidung zwischen Ansicht und Kartenbild, aufmerksam zu machen89. Das Bestreben, eine Stadt im Bild darzustellen, äußert sich schon seit den mittelalterlichen Anfängen vielfach in beiden Formen, wobei die Ansicht neben dem Stadtplan steht, nicht selten aber finden sich beide Darstellungsformen in ein und derselben Darstellung miteinander vereint, ja regelrecht verzahnt.

3. Darstellungsmodi – Typologie Tatsächlich hat ja die hier erkennbare Problematik einer wirklich feinen und säuberlichen Scheidung zwischen verschiedenen Darstellungsmodi eine durchaus als bezeichnend anzusprechende Parallele in den häufig so vielfältigen Begabungen der eigentlichen Produzenten vor allem des 16. Jahrhunderts, ein Phänomen, dem man gerne mit dem Begriff des „Universalgenies“ bzw. der „Universalbegabung“ gerecht zu werden sucht. Die Hersteller derart früher Stadtansichten und -pläne verfügten über ein unglaublich breites Begabungsspektrum, das in der Epoche vom späten 15. bis weit hinein ins 17. Jahrhundert den Zeichner, den Maler, den Stecher und Formschneider, den Vermesser, nicht selten auch den Architekten und Bausachverständigen umfassen und einschließen konnte. Gerade die Stadt Nürnberg90 war es, in der sich, beginnend mit dem Großunternehmen der bereits genannten Schedelschen Weltchronik (1493)91, ein regelrechtes Zentrum auf dem Gebiet der Herstellung von vervielfältigbaren Bildern und Texten wie auch für deren Verbreitung mittels eines höchst dynamisch agierenden Druck- und Verlagswesens entwickelte. Es möge reichen, hier neben Niclas Meldeman (um 1490−1552) in einer Art von „name-dropping“ Bildproduzenten unterschiedlichster Prägungen anzuführen, selbstverständlich Albrecht Dürer (1471−1528), aber auch viele weitere Zeitgenossen, darunter etwa die Brüder Barthel und Hans Sebald Beham (um 1502−1540 bzw. um 1500−1550), Hans Guldenmund (um 1480/90−1560), Wolfgang Resch († 1534), Hans Schäufelein (1485−1539) und Erhard Schön (um 1491−1542)92. Welch komplexer Arbeitsprozess bei Antwerpen zu verweisen, die Hieronymus Cock 1557 (36 x 44,5 cm) veröffentlichte und die dann im Gefolge der Kopierung wie Weiterverwendung von Platten interessanterweise einen Weg aus dem niederländischem Raum nach Italien nahm, vgl. dazu Martens, Hieronymus Cock’s view. 88   Siehe dazu den Beitrag von Martina Stercken in diesem Band, S. 147−164. 89  Zu diesen beiden Annäherungsmöglichkeiten an die Stadtdarstellung vgl. etwa auch Boutier, L’affirmation 107−127. 90   Vgl. dazu das für ein breiteres Publikum konzipierte Buch von Iwańczak, Kartenmacher, sowie jetzt die Ausführungen von Wojciech Iwańczak in diesem Band, S. 179−186. 91   Aus der reichen vorliegenden Literatur vgl. den Nachdruck: Schedel, Weltchronik; Posselt, Konzeption. Unter den zahlreich vorhandenen Digitalisaten vgl. vor allem Schedels persönliches Exemplar in der Bayerischen Staatsbibliothek, http://daten.digitale-sammlungen.de/~db/0003/bsb00034024/images/ [12. 11. 2011]. Einen guten Einstieg bietet Reske, Schedelsche Weltchronik. 92   Weiterführende Hinweise zu den hier angeführten Persönlichkeiten bieten sich mittels der online-Recherche im Nürnberger Stadtlexikon: Diefenbacher–Endres, Stadtlexikon Nürnberg.

126

Ferdinand Opll

der Herstellung derartiger Produkte ablief, ist an der Beteiligung des Zeichners, des Reißers der Holzstöcke, des Formschneiders, des Druckers und mitunter auch des Koloristen abzulesen93. Schwierigkeiten94 bereitet somit nicht zum Wenigsten die Zuordnung der Meldemanschen Rundansicht zu einem bestimmten Typus von bildlicher Stadterfassung. Wir verwenden mit Bedacht den Begriff der „Rundansicht“, kommt dies doch den von Meldeman selbst gemachten Beschreibungen viel näher die Bezeichnung als „Rundplan“: Auf dem Blatt selbst heißt es nämlich: „Der stadt Wien belegerung, wie die auff dem hohen sant Steffans thurn […] anzusehen gewest ist, […]“; sein an den Nürnberger Rat gerichteter „kurzer Bericht“ von 153095 spricht von „ein ware rechtgeschaffne contrafactur derselbigen belegerung“, im Hinblick auf die von ihm als Grundlage seines Holzschnitts in Wien von einem „berumbten maler“ erworbene Zeichnung ist von einer „visierung“ die Rede. Fest eingebettet ist das Meldemansche Werk jedenfalls in die technische Entwicklung des Bilddrucks – verwendet wurde vorrangig der Holzschnitt –, und diese war spätestens im frühen 16. Jahrhundert so weit fortgeschritten, dass die Herstellung wirklich großer und damit repräsentativer Stadtansichten kein Problem mehr darstellte. Sehr rasch war man dabei von den zunächst standardisierten Stadtansichten, wobei ein und dasselbe Bild für ganz verschiedene Städte verwendet wurde, zu der „wahren“96, der jeweiligen Realität wenn schon nicht absolut entsprechenden, so doch möglichst wirklichkeitsnahen Darstellung der Stadt, zum regelrechten Stadtporträt, weitergegangen. Mit diesen Produkten ließ sich zusehend auch ein Geschäft machen, und das ist trotz der mangelnden Überlieferung zu Auflagenhöhen und Verkaufszahlen zu unterstreichen97. Die Produkte fanden bei dem im Detail kaum zu qualifizierenden Publikum, den Käufern wie auch an deren Anschaffungen möglicherweise partizipierenden Personen sowie Sammlern Anklang und damit Absatz; ihre hohe Attraktivität ließ sie als repräsentative Geschenke für den Herrscher Verwendung finden.

4. Die Wiener Rundansicht des Niclas Meldeman In alle diese Entwicklungen, sowohl die der Darstellung von Ereignissen als auch die der Stadtdarstellung in Form von Plänen wie Ansichten, lässt sich „der Meldeman“ aufs Beste einfügen. Dennoch gilt es, sich der außerordentlichen Spezifität dieses Bildwerks noch eingehender zu stellen. Dass die sogar vor allem deshalb so schwer zu bewerten ist, weil ja das Verhältnis zwischen der von Meldeman im November 1529 in Wien von einem „berumbten maler“ erworbenen Zeichnung und dem von ihm im Frühjahr 1530 dann in Nürnberg veröffentlichten Holzschnitt nicht wirklich zu qualifizieren ist, sei hier 93 Vgl. dazu das Kapitel über die Preise von Einblattdrucken bei Timann, Untersuchungen 185−206; Böckem, Jacopo de’ Barbari 54. 94  Dazu ausführlicher im Beitrag von Martina Stercken in diesem Band, S. 147–164. 95   Siehe dazu unten S. 127 Anm. 99. 96  Der Wahrheitsgehalt wurde auf Ansichten der hier behandelten Epoche mehrfach durch Einfügung der Figur des Zeichners unterstrichen, so etwa auf dem „Kettenplan“ von Florenz – siehe dazu Schulze Altcappenberg, Disegno | Ich zeichne 7−14 sowie ders., Die Große Ansicht von Florenz 56−59 Kat.-Nr. 1 −, dem Schlachtenbild von Orscha (oben S. 117f. mit Anm. 48) oder auf der Ansicht von Norwich in Cunningham, The Cosmographical Glasse. Zum letztgenannten Beispiel vgl. Nuti, The Perspective Plan 117. 97  Vgl. dazu Besing, Produktion.



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 127

gleich vorweg angefügt98. Die Überlieferung zur Entstehung der Rundansicht ist allerdings sowohl durch Texte auf der Ansicht selbst als auch durch die gleichfalls von Meldeman unter dem Titel „Ein kurzer Bericht uber die recht warhafftig Contrafactur …“ im Druck veröffentlichte Beschreibung99, beides im April 1530 im Druck erschienen, als wirklich gut und aussagekräftig zu bezeichnen100. Im Übrigen hat der geschäftstüchtige Nürnberger 1530 auch noch einen weiteren Bericht über die Kämpfe um Wien in Form einer erweiterten Ausgabe des am 12. November 1529 in Wien bei Hieronymus Vietor gedruckten Berichtes des Peter Stern von Labach veröffentlichen lassen, auf die er in dem soeben genannten „Bericht“, d. h. der Erläuterung zu seiner Rundansicht, gleichfalls, und zwar durchaus verkaufsfördernd, verweist101. In dem zu seinem Bildwerk gehörenden „kurzen Bericht“102 erklärt Meldeman, dass er für seine bildliche Darstellung die „runde Gestalt“ bewusst gewählt habe, weil nur diese es zugelassen habe, das Geschehen umfassend zu schildern103. Zu beachten bleibt entgegen bzw. in Ergänzung zu dieser Behauptung gleichwohl die Abhängigkeit von der leider nicht überlieferten, vom Stephansturm aus angefertigten Zeichnung, deren Erwerb es Meldeman ja erst möglich gemacht hat, das Werk zu veröffentlichen. Ob der Anonymus sein Werk „für sich selbst … verzeychent und abgemacht“ hat, wie es im Bericht heißt, oder dabei doch einem Auftrag nachkam, wie die auf der Rundansicht selbst stehende Beschriftung nahelegt: „von einem berumpten maler, der on das auf s. Steffansthurn in derselben belegerung verordent gewest ist“, ist kaum zu klären. Ein erhöht gelegener Standpunkt galt in dieser Epoche insbesondere für die Vornahme von Vermessungen ganz grundsätzlich als erstrebenswert104. Ob man Auffassungen folgen darf, die aus der Wahl des Blickpunkts auf dem Stephansturm (wohl in der Türmerstube) einen gleichsam religiösen Blick auf die Stadt ableiten wollen und aus der run  Siehe dazu insbesondere den Beitrag von Ursula Timann in diesem Band, S. 61−84.   Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530). Bei Düriegl, Rundansicht 92, ist hier von einer gedruckten Broschüre die Rede, während Timann, Untersuchungen 127, 131f., und ihr folgend Doosry, „Also muss es von oben“ 115f., im Kontext der einleitenden Widmung an die Reichsritterschaft und den Rat der Stadt Nürnberg zutreffender von einem „Widmungsschreiben“ sprechen. 100  Vgl. Timann, Untersuchungen 120−147; Doosry, „Also muss es von oben“ 113−118. 101   Dieses weitere der osmanischen Belagerung Wiens gewidmete Druckwerk weist in seinem Titel dezidiert auf den Umstand hin, dass Meldeman dabei auf dem zuvor erschienenen Bericht des Peter Stern von Labach aufbaut, vgl. Stern von Labach−Meldeman, Warhafftige handlung. Erhalten ist dieses Meldeman-Sternsche Werk in einem 1595 in Dresden erschienenen Nachdruck des Matthes Stöckl, vgl. dazu unter Verweis auf die Arbeit von Kábdebo, Antheil 102; Hoffmann, Propagandaaspekte 128−130 (zur Frage, wo Meldeman drucken ließ), hier 130. Online einzusehen ist der unpaginierte Druck von 1595 unter dem Suchbegriff „Labach“: http://digitale.bibliothek.uni-halle.de [12. 11. 2018]; er zeigt auf dem Titelblatt das Motto Kaiser Karls V. („Plus ultra“, hier als „PLVS VLTRE“), und darauf könnte sich am ehesten der wohl auf Hale, Artists 118, zurückgehende, irrige Hinweis bei Pollak, Cities 114, beziehen, die Meldemansche Rundansicht wäre ein Geschenk an Kaiser Karl V. gewesen. 102   Die Erläuterungen zu den in der Rundansicht selbst nicht ganz einfach zu findenden Großbuchstaben A−F, mit denen innerhalb der Stadt die Verteidigungsabschnitte entlang der Stadtmauer und – abermals mit A−F – außerhalb der Mauern die Lager der Osmanen bezeichnet werden, zeigen, dass ein Verständnis der so außergewöhnlichen Darstellung nur im Falle der Verfügbarkeit sowohl eines Exemplars der Ansicht als auch eines des „kurzen Berichts“ möglich war. 103  Vgl. dazu Düriegl, Rundansicht 101f. Zur runden Form vgl. insbesondere auch den Beitrag von Martina Stercken hier im Band, S. 147−164. 104  Nuti, Perspective Plan 116, unterstreicht mit Hinweis auf entsprechende zeitgenössische Abhandlungen zum Vermessungswesen, dass man damals den „surveyor“ mit dem „overseer“ gleichsetzte, womit die Vorteile eines erhöhten Standpunktes klar betont werden. 98 99

128

Ferdinand Opll

den Form der Ansicht auf eine Vorbildwirkung kreisförmiger Mappae mundi schließen wollen, stellt hier eine das rein Faktische durchaus überschreitende, durchaus anregende Hypothese dar105. Darüber hinaus scheint es freilich gut denkbar, dass hier ganz konkrete Vorbilder und Anregungen wirksam wurden, hat doch die Auffassung viel für sich, dass sich Meldeman u. a. von der wenige Jahre zuvor in seiner Heimatstadt veröffentlichten Ansicht von Tenochtitlan hat anregen lassen106. Was ebenfalls zu beachten bleibt, ist das Erfordernis für den Betrachter, beim Blick auf diese Rundansicht dieselbe um ihren Mittelpunkt, also St. Stephan, drehen zu müssen107. Die so auffällige runde Form, wobei die Darstellung einer Inselkarte gleicht und am Horizont des vom Stephansturm aus ringsum Blickenden endet, lässt es durchaus zu, hier von einem Panorama, und das sehr viel eher als von einer Vogelschau108, zu sprechen109. Ausgesprochen innovativ, freilich zugleich wohl ebenso von Vorbildern geprägt, ist nicht zuletzt die Art der Darstellung des Stadtinneren auf „dem Meldeman“. In seinem „kurzen Bericht“ erklärt er das Weglassen von Häusern und Gassen so, dass es ihm um die Sichtbarmachung der innerhalb der Stadt zur Verteidigung weilenden Truppen gegangen sei, die man sonst nicht hätte sehen können110. Aus diesem Grund beschränkt er sich auf die Wiedergabe von bis auf die Ansicht von St. Stephan selbst einander durchaus ­ähnliche, bis auf den Turmhelm von Maria am Gestade111 und die Präsentation der Augustinerkirche mit ihrem charakteristischen Türmchen an der Westfassade112 eher schematisch wiedergegebenen Kirchenbauten und auf mehrere auf die Kämpfe selbst, aber auch die Vierteilung eines Verurteilten bezogene Szenen. Sowohl diese Hinrichtung, die auf ein tatsächliches Geschehen zurückgeht, das sich erst nach dem Abzug der Osmanen 105  So Doosry, „Also muss es von oben“ 118. Die anregende Hamburger literaturwissenschaftliche Dissertation von Reiffers, Das Ganze im Blick 80−100 („Überblicke“ im Mittelalter“) sowie 100−133 („Erste Perspektiven“; dabei etwa, 100−119, die Besteigung des Mont Ventoux durch Petrarcas) bietet eine Reihe von beachtenswerten Überlegungen, die in ebendiese Richtung weisen, wobei freilich eine sehr breit angelegte, kulturwissenschaftliche Annäherung an die Thematik geboten wird und eben nicht bloß Beispiele aus dem Bereich von Kartographie und Ansicht herangezogen werden. 106  Dies hat erstmals Timann, Untersuchungen 131, ins Spiel gebracht. Freundlicherweise hat mir Peter Barber, der frühere Leiter des Map Department der British Library und international höchst renommierte Kartographiehistoriker, in einer Mail vom 4. Mai 2018 mitgeteilt, dass er dies ganz genauso sieht. Zu dieser ältesten Darstellung einer Stadt in den neuentdeckten „Amerikas“ (siehe dazu schon oben S. 121 mit Anm. 62) vgl. Mundy, Mapping. 107  Ganz ähnlich verhielt es sich übrigens anderthalb Jahrzehnte nach dem Meldeman-Werk mit dem auf Vermessungen basierenden, ältesten Grundrissplan von Wien aus dem Jahre 1547, den dessen Nürnberger Schöpfer, Augustin Hirschvogel, zwei Jahre danach in einer kolorierten Version auf eine runde Tischplatte bannte, siehe dazu die Hinweise unten S. 138 mit Anm. 153. 108   Zur Anfertigung von Vogelschauen vgl. die Hinweise bei Opll–Krause–Sonnlechner, Wien als Festungsstadt 115f. (Anm. 64), insbesondere auf den Ausstellungskatalog A volo d’Uccello, und den Sammelband Punti di vista. 109  Zum Panorama vgl. neben Solar, Panorama; Opll, Panorama 25 (ausdrücklicher Verweis auf die Meldemansche Rundansicht); Doosry, Von der Gesamtschau 173−191, setzt den Typus des „Panoramas“ dagegen erst deutlich später an. 110   Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [4]: „Nun mchte aber yemand der stat halben fragen / warumb die heuser / stck und gassen nit auch verzeichent worden wern. Dem antwort ich / das dieselben mit sondern fleyß vnd darumb außgelassen sein / das man dester baß anzeygen vnd sehen mag wie sich das kriegßuolck in der stat zu der gegenwer gestelt […]“. 111  Dazu siehe unten S. 133 Anm. 126 und S. 136 Anm. 134. 112  Siehe dazu die Ausführungen und Rekonstruktionen zur Augustinerkirche von Günther Buchinger− Doris Schön, in: Hofburg im Mittelalter 195−249 und 480−503.



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 129

Abb. 7: St. Stephan, Holzschnitt von 1502, aus: Wiener Heiligtumbuch („In disem Puechlein ist verzaichent das Hochwirdig Heyligtumb …, Wien 1502), Ausschnitt: Turmbekrönung (Privatbesitz).

Abb. 8: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Turmbekrönung von St. Stephan (WM, Inv. Nr. 48.068).

130

Ferdinand Opll

Abb. 9: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Die landesfürstliche Burg (WM, Inv. Nr. 48.068).

(14. Oktober 1529) zutrug113, als auch die Gebäudedarstellungen, insbesondere den für einen auf dem Stephansturm befindlichen Zeichner in dieser Form gar nicht erkennbaren Dom, dürfte Meldeman selbst hinzugefügt haben. Dabei griff er für die Domkirche bis ins Detail auf die Darstellung im so genannten Heiligtumbuch aus dem frühen 16. Jahrhundert zurück114, fügte jedoch in völlig korrekter Weise die in der Vorlage nicht vorhandene, erst 1519 aufgesetzte Turmbekrönung des Südturms in Form von Sonne und Mond hinzu (Abb. 7 und 8)115. Ohne wirklich zu erkennende Vorlage ist auch die Darstellung des einzigen Profangebäudes in der Stadt, der Burg. Vor allem der fehlende Nordturm der Anlage wie auch die Präsentation des Chores der Burgkapelle weisen darauf hin, dass Meldeman (oder die ihm vorliegende Zeichnung?) hier die tatsächlichen Gegebenheiten abbildete (Abb. 9)116. 113  Düriegl, Rundansicht 123, nennt den 17. Oktober, Timann, Untersuchungen 130, den 16. Oktober 1529 als Tag dieser Hinrichtung. 114  Deutlich zu erkennen ist dies an der Platzierung des Krans auf dem Nordturm von St. Stephan, siehe dazu schon Kábdebo, Antheil 99f. Eine kolorierte Ansicht dieser Darstellung von St. Stephan bei Heuperger, Jn disem Puechlein. 115   Zu dieser Turmbekrönung vgl. Ertl, Sonne und Mond 65−81. Dort ist einleitend (ebd. 65) von einer achtstrahligen Sonne die Rede, und so erscheint sie auch auf einem Kupferstich von 1687 (ebd. 79 Abb. 3). Die im Wien Museum selbst erhaltene Bekrönung hat nur sechs Strahlen (ebd. 67 Abb. 1). Auf der Meldemanschen Rundansicht ist sie mit dem Halbmond nach links gewendet mit sieben (!) Strahlen zu sehen, die WienAnsicht des Hans Guldenmund bietet mit einem gleichfalls nach links gewendeten Halbmond, aber einer nur vierstrahligen Sonne eine wohl von Meldeman hergeleitete, zudem schlechte Kopie, siehe dazu die Ansicht des Guldenmund unten S. 136 Anm. 134. 116  Vgl. dazu Mitchell–Buchinger, Rekonstruktion 426f.



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 131

Die übrigen, bildmäßig eher zitierten als realistisch dargestellten kirchlichen Gebäude im Inneren der Stadt – sie wurden nach Meldemans eigener Aussage nicht zuletzt zur Orientierung aufgenommen117 – weisen nach der gebotenen Auswahl mit großer Gewissheit auf eine Kenntnis des Albertinischen Stadtplans hin. Da es sich dabei um kein Druckwerk, sondern um eine Federzeichnung handelt, muss der Nürnberger entweder Zugang zu dem ja nicht mehr erhaltenen Original aus den 1420er Jahren, dem heute im Wien Museum verwahrten Exemplar, das ja selbst eine Kopie aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ist, oder einer weiteren, heute nicht mehr vorhandenen Kopie gehabt haben118. Dass man in solch einem Fall dann wohl davon ausgehen muss, dass Meldeman in Wien auf ein Exemplar des damals bereits 100 Jahre alten Stadtplans gestoßen sein muss, liegt nahe – freilich bewegt man sich dabei im Spekulativen119. Auffällig bei einem eingehenderen Vergleich120 der beiden Opera ist für den ummauerten Stadtraum in jedem Fall die Einzeichnung der in ihren Anfängen auf das hohe Mittelalter zurückgehenden beiden Kapellen St. Georg (Graben) und St. Pankraz (Am Hof/ Naglergasse) in beide Darstellungen. Das Fehlen von St. Dorothea und St. Anna121 hier wie dort bietet gleichfalls ein weiteres Indiz für die Verwendung des Albertinum durch Meldeman. Wenn es innerhalb der Befestigungen Unterschiede zwischen den beiden Bilddokumenten gibt, so lassen sich dafür gleichfalls Argumente finden: So fehlt etwa auf der Meldemanschen Rundansicht die auf dem Albertinum mit eigener umrahmter Darstellung hervorgehobene Universität, was sich für letzteres wohl aus der Entstehung des frühen Stadtplans im Umfeld der damaligen Blüte der einschlägigen naturwissenschaftlichen Disziplinen an der Wiener Universität122 ableiten und begründen lässt. Dass auf dem Plan die Deutschordenskirche eingetragen ist, bei Meldeman dagegen fehlt, lässt sich dagegen nicht so einfach erklären. Ebenfalls nicht auf der Rundansicht zu sehen sind die im Albertinischen Plan außerhalb der Befestigungen ohne Beschriftung eingetragene Wolfgangkapelle unweit nördlich des Stubentores und die etwas außerhalb des Werdertores gelegene als zw sant Johanns bezeichnete Gottsleichnams- bzw. Johanneskapelle des im frühen 14. Jahrhundert von Friedrich dem Schönen gestifteten Spitals vor dem Werdertor123. In beiden Fällen ist es durchaus denkbar, dass die Gebäude zum Zeitpunkt der Aufnahme durch den Anonymus bereits zerstört worden waren oder – was für die Johanneskapelle zutreffen könnte124 – zumindest schweren Schaden genommen hatten und eben deshalb auf dem Meldemanschen Werk nicht erscheinen. Die auf dem Stadtplan des 15. Jahrhunderts als prächtiges, mit einem Turm versehenes Gotteshaus und einer  Vgl. Düriegl, Rundansicht 102.   Zum Albertinischen Plan vgl. Kratochwill, Zur Frage; ders., Neues; Härtel, Inhalt; sowie Harvey, Cartography 473. Künftig siehe auch Opll, Wien um 1500. 119  Denkbar wäre es, dass die Stadt selbst, dann wohl im Rathaus, über das „Albertinum“ verfügte, beinahe noch wahrscheinlicher ist es, dass die Universität über solch ein Exemplar verfügte. Im Übrigen hat sich auch Kratochwill, Zur Frage 11, 17 sowie 29−33, mit den Parallelen zwischen dem Albertinischen Plan und der Meldemanschen Rundansicht intensiv auseinandergesetzt und ist zu folgendem vorsichtig formulierten Ergebnis gekommen (ebd., 33): „Meldeman (oder ein etwaiger Gewährsmann desselben) kann im Zuge seiner Erhebungen den AP [= Albertinischen Plan] kennengelernt und da und dort für seine Zwecke herangezogen haben.“ 120  Dazu siehe im Beitrag von Ferdinand Opll und Martin Scheutz in diesem Band, S. 27−57. 121  Vgl. dazu auch Kratochwill, Zur Frage 32. 122  Vgl. dazu immer noch Durand, The Vienna-Klosterneuburg map. 123  Darauf weist Kratochwill, Zur Frage 18, 31, dezidiert hin. Zu den beiden Kapellen vgl. Perger– Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen 92f., 89−92. 124   Perger–Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen 91. 117 118

132

Ferdinand Opll

Abb. 10: Michael Wolgemut, Ansicht von Wien (Vienna Pannoniae), Ausschnitt mit Maria am Gestade, Holzschnitt von 1493, aus: Hartmann Schedel, Liber chronicarum (Nürnberg 1493) (Privatbesitz).

Abb. 11: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Maria am Gestade (WM, Inv. Nr. 48.068).



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 133

Abb. 12: Albertinischer Stadtplan, ca. 1421/22, kolorierte Federzeichnung (Kopie zweite Hälfte 15. Jahrhundert), Ausschnitt: die Stadtmauer (WM, Inv. Nr. 31.018).

dort befindlichen Häuserzeile, wohl des Passauer Hofes125, eingetragene Kirche Maria am Gestade (zw unser lieben frawen) wird dagegen bei Meldeman sogar mit ihrem so markanten Turmhelm dargestellt. Hier hat es durchaus den Anschein, als habe der Nürnberger zusätzlich auch auf die Wien-Darstellung in Schedels Weltchronik (Abb. 10 und 11)126 als Vorlage zurückgegriffen, wo der charakteristische Turm dieses Kirchengebäudes in einem Nürnberger Druckwerk schon seit Jahrzehnten visuell greifbar war. Nicht nur die Präsentation des ummauerten Stadtraums, sondern noch viel mehr die der Stadtmauern, die hier einschließlich ihrer Tore in einer Innensicht, gleichsam nach außen geklappt, wiedergegeben werden, könnte einen weiteren Hinweis darauf abgeben, dass Meldeman der etwa hundert Jahre zuvor entstandene Albertinische Plan von Wien bekannt gewesen war (Abb. 12 und 13). In der vorliegenden Literatur wird die Art der Darstellung der Stadtmauer auf der Rundansicht mit einem durch den Zeichner der Vorlage noch hoch über den Stephans­

125  Dieses Detail auf dem Albertinischen Plan dürfte am ehesten auf den Passauer Hof, heute Wien 1, Passauer Platz 2 und 6 sowie Salvatorgasse 12), hinweisen, siehe dazu Kratochwill, Zur Frage 31, und Wien Geschichte Wiki s. v. Passauer Hof. 126  Darauf wurde in der vorliegenden Literatur bislang noch nie hingewiesen.

134

Ferdinand Opll

Abb. 13: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: die Stadtmauer zwischen dem Turm im Elend und dem Rotenturm (Donaufront) (WM, Inv. Nr. 48.068).

turm hinaus erhobenen Blickpunkt verbunden127. Dagegen erscheint jedenfalls eine weitere Übernahme der Darstellung auf dem Albertinischen Stadtplan viel näher zu liegen. In diesem Fall – und solch eine Hypothese sei gewagt – könnte Meldemans eigener Anteil an dem Werk insbesondere für den Bereich innerhalb der Befestigungen, aber auch für diese selbst128, durchaus markant gewesen sein. Die hohe Präzision der gesamten Rundansicht lässt sich darüber hinaus an einem Phänomen ablesen, das – soweit zu sehen – bislang noch nie Beachtung gefunden hat. Als Reit-, vor allem aber als Lasttiere der durch das Wiener Umland streifenden Osmanen sind nämlich neben Pferden vielfach auch einhöckrige Kamele, entweder Dromedare oder Kreuzungen zwischen solchen und Trampeltieren, so genannte Tulus, dargestellt129. Besonders eindrucksvoll ist eine Karawane aus insgesamt zehn solcher Tiere, darunter zweien als Reit- und acht als Lasttiere, die sich von Penzing in Richtung auf Margareten130 zu bewegt. Sie, diese Präzision, wird – bei weiterer Analyse der topographischen Elemente – generell noch deutlicher, wenn man in die Analyse das Gebiet außerhalb der Mauern mitein127   Hale, Artists 18, spricht davon, dass der Künstler, den er dezidiert mit Hans Sebald Beham identifiziert, die Stadtmauern gleichsam umgelegt („flattened“) habe. Zu dieser Art der Darstellung von Stadtmauern auf mittelalterlichen Cartographica vgl. künftig Opll, Wien um 1500. 128  Im Unterschied zum Albertinischen Stadtplan, von dem Meldeman sich sehr wahrscheinlich zur Art der Darstellung der Stadtmauern hat anregen lassen (siehe dazu die vorige Anm.), bietet der Nürnberger vor allem im Hinblick auf das Abbild der Stadttore sehr viel mehr an Details. 129   1485 im Februar hatte König Matthias Corvinus von Ungarn bei Korneuburg von einer Delegation des osmanischen Sultans Geschenke, darunter zehn Kamele und Dromedare, erhalten, bei seinem feierlichen Einzug nach Wien am 1. Juni desselben Jahres war der Schatz des Königs auf 24 Kamelen geladen, vgl. dazu Opll, Nachrichten 213, 217. – Während archäologischer Ausgrabungen in Tulln wurde 2006/07 das vollkommen erhaltene Skelett eines männlichen Trampeltieres gefunden, wobei die Fundumstände auf die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts weisen und das Tier in den Kontext der zweiten osmanischen Belagerung von Wien setzen, vgl. dazu Galik−Mohandesan−Forstenpointner−Scholz−Ruiz−Krenn−Burger, A Sunken Ship. 130   Hier stimmt allerdings die Situierung der Orte im städtischen Umland nicht, ist doch bei einem Blick vom Stephansturm Hütteldorf (heute: Wien 14) keinesfalls links, d. h. südlich von Hietzing (Wien 13) zu sehen.



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 135

Abb. 14: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Spinnerin am Kreuz und Perchtoldsdorf (WM, Inv. Nr. 48.068).

bezieht – und insbesondere dorthin dürfte sich der Blick des Zeichners, dessen Werk Meldeman für seine Zwecke erwerben konnte, gerichtet haben. Mit großer Lagegenauigkeit werden die hier vorhandenen bedeutenderen Baulichkeiten131 ins Bild aufgenommen: vom Zisterzienserinnenkloster St. Maria vor dem Stubentor, der dortigen Kirche St. Niklas, dem Niklastor der hiesigen Vorstadt, außerhalb derselben dem Siechenhaus St. Marx unter osmanischer Flagge, über die Mühle des Bürgerspitals an der Wien, das Bürgerspital selbst, das Laßlator der Vorstadtbefestigung, etwas außerhalb das Siechenhaus zum Klagbaum, St. Koloman mit seinem Friedhof, St. Theobald, St. Margareten, den nicht näher bekannten Ziegelstadel des Aschenhamer, die Ulrichskirche (heute: Wien 7), die Vorstadt zwischen den zwei Mauern132 mit dem Jörgenturm und der Kirche des Maria-Magdalena-Klosters bis zu dem schon deutlich außerhalb gelegenen Siechenhaus St. Johann an der Siechenals; weiter nach stadtaußen bzw. bereits gegen den Horizont zu sieht man dann Mödling, den Wienerberg mit einem Galgen, die als „Bildseul beim gericht“ bezeichnete Spinnerin am Kreuz, Perchtoldsdorf (Abb. 14), Hütteldorf, Hietzing, Penzing, (Ober-) St. Veit, Ottakring, Hernals, Dornbach, Döbling, Währing, den Sporkenbühel, Grinzing und Obersievering – Orte und Objekte, die vielfach von den Auseinandersetzungen in Mitleidenschaft gezogen wurden und mit lodernden Flammen abgebildet sind133. Vergleicht man die Topographica auch für diese Gebiete mit dem Albertinischen Stadtplan, so ergeben sich für die Zone nahe der Stadtmauer bzw. in den vorstädtischen Siedlungen, die sich außerhalb des Stubentors und des Kärntner Tors entwickelten, abermals eine Reihe von inhaltlichen Berührungen. Die Rundansicht von 1529/30 fasst frei131   Zu den im Folgenden angeführten Baulichkeiten Perger–Brauneis, Kirchen und Klöster, und die in Wien Geschichte Wiki gebotenen Erläuterungen. 132  Wesentliche Erkenntnisse sind zu diesem Bereich Brauneis, Vorstadt, zu verdanken. 133  Die bis ins Detail gehende Analyse des topographischen Inhalts der Meldemanschen Rundansicht bildet den Kern der Studie von Düriegl, Rundansicht.

136

Ferdinand Opll

lich ein ungleich größeres Gebiet ins Auge, was kaum anders als mit der intensiven Nutzung der Zeichnung, die Meldeman für seine Zwecke hatte erwerben können, erklärt werden kann. Tatsächlich müssen nach den überlieferten Bildzeugnissen mehrere auswärtige Künstler während der osmanischen Belagerung in Wien gewesen sein. Der Nürnberger Hans Guldenmund, der seine Ansicht der von den Osmanen belagerten Stadt zwar schon vor Meldeman vollendet hatte, sich aber gegen diesen und dessen vom Nürnberger Rat gewährtes Privileg vom 25. Oktober 1529 nicht hatte durchsetzen können, legte eine wohl von Erhard Schön stammende, topographisch ungleich weniger exakte Darstellung vor, die zwischen Vogelschau und Schrägansicht changiert – ein persönlicher Augenschein durch ihn ist kaum anzunehmen134. Anders sieht es bei Werken des Barthel Beham und des Wolf Huber135, letzterer aus Feldkirch, nicht aus Nürnberg gebürtig, aus. Von beiden sind einschlägige Federzeichnungen erhalten, wobei Beham das osmanische Feldlager in feiner Ausführung mit einem Blick auf das im Hintergrund gelegene Wien vom Süden her mit etlichen der Wirklichkeit entsprechenden Details und einer Datierung zu 1529 zeigt136, Huber dagegen eine auf 1530 datierte Skizze der Situation beim Kärntner Tor bietet, wobei neben diesem Tor St. Stephan und die Augustinerkirche als Orientierungspunkte zu erkennen sind137. Nicht zuletzt diese topographischen Details lassen durchaus vermuten, dass ihre Angaben auf persönlichem Augenschein, somit ihrer Anwesenheit in Wien zur Zeit der dramatischen Geschehnisse, beruhen138. Und dies führt abermals zur Frage nach dem „berumbten maler“, der von Niclas Meldeman, der sich im November 1529 gleichfalls nach Wien begeben hatte, nur unter Aufbietung aller Überredungskünste dazu bewogen werden konnte, ihm seine „visierung“ zu überlassen. Die neueste For-

134   Die Ansicht selbst ist online einzusehen: http://www.deutschefotothek.de/documents/obj/90008884/ df_dk_0011133 [12. 11. 2018]. Zu Guldenmunds Werk und seiner Person vgl. die einschlägigen Abschnitte bei Timann, Untersuchungen 79−99 und 105−119. Zur Autorschaft Schöns siehe die Hinweise bei Mielke, Schön 374f.; angesichts der bis auf St. Stephan und – vielleicht – Maria am Gestade (Dies könnte genauso, wie wir es für Meldeman vermuten, auf eine Kenntnis der Wien-Ansicht im Werk des Hartmann Schedel weisen, siehe dazu oben S. 133 mit Anm. 126) absolut mit der Realität inkompatiblen Darstellung ist das Verdikt von Hale, Artists 13, der diese Ansicht gleichfalls Erhard Schön zuweist und sie topographisch sehr gewissenhaft, aber künstlerisch als „a cynical piece of hack journalism“ bezeichnet, nicht aufrecht zu erhalten. 135  Zu Barthel Beham vgl. die Hinweise bei Diefenbacher–Endres, Stadtlexikon Nürnberg; zu Wolf Huber zuletzt Hille, Phantasie. Herrn Kollegen Hille/Universität Passau danke ich herzlich für die Zusendung dieser Publikation. 136   Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 56f. Nr. 26: Die Zeichnung zeigt Kärntner Tor, Stephanskirche, landesfürstliche Burg, Roten Turm, Donaubrücke und eine wohl als Spinnerin am Kreuz zu deutende gotische Säule im Vordergrund, das Lagerleben der Osmanen wird mit genrehaften Szenen dargestellt; auch hier ist im Übrigen (vgl. die vorige Anm.) die Auffassung von Hale, Artists 17, der meint, Beham habe wahrscheinlich „from his imagination“ geschöpft, kaum zutreffend. Klar ist in jedem Fall, dass diese Zeichnung erst nach dem Ende der Belagerung angefertigt worden sein kann, hätte es doch während derselben keine Möglichkeit gegeben, eine Aufnahme außerhalb der Stadtbefestigungen anzufertigen. 137   Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 57 Nr. 27; eine Abbildung auf der Website der Albertina (Inv.-Nr. 26159) sub voce „Sebald Beham/Nicolaus Meldemann“, http://sammlungenonline.albertina. at/#9c381c41-62e3-4d7a-8a0c-7c9fba0600bf [12. 11. 2018]. 138  Timann votiert in ihrem Beitrag (hier im Band, S. 81) eher gegen einen Aufenthalt dieser Künstler in Wien, da dies wohl zu gefährlich gewesen sei. Angesichts der dargestellten Szenen außerhalb der Stadtmauern – sowohl bei Barthel Beham als auch bei Wolf Huber – sieht es freilich so aus, als hätten beide nach dem Ende der Belagerung Gelegenheit gehabt, das zerstörte Vorfeld der Befestigungen persönlich in Augenschein zu nehmen, siehe schon oben Anm. 136.



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 137

schung139 hat hier zudem mit dem Hinweis auf Jacob Seisenegger (1505–1567)140, den Schwiegersohn des Wiener Ratsherrn und Festungsspezialisten Johann (Hans) Tschertte und berühmten Maler141, einen durchaus bedenkenswerten neuen Namen ins Spiel gebracht. Angesichts der zeitlichen Abfolge – bereits im Druckprivileg vom 25. Oktober ist Meldemans Absicht zur Anfertigung eines Risses, d. h. der Übertragung einer Zeichnung auf Holz142, und danach der Veröffentlichung einer Darstellung der Belagerung Wiens im Druck dokumentiert – scheint es nicht undenkbar, dass der Nürnberger Briefmaler bereits zu diesem Zeitpunkt, also vor seiner eigenen Reise nach Wien, von der Existenz einer vorhandenen Zeichnung der Geschehnisse Kenntnis erlangt hatte.

5. Zweitauflage, Epigonen, Deperdita Wiewohl insgesamt nur fünf Exemplare des Werks, drei der Erstauflage und zwei einer Zweitauflage, auf uns gekommen sind, wird man nicht zuletzt aus der neuerlichen Auflage durchaus auf einen gewissen Verkaufserfolg schließen dürfen. Von der zeitlich leider nicht mit Sicherheit einzuordnenden Zweitauflage143 ist im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg ein seit langem bekanntes Schwarzweiß-Fragment (die beiden linken oberen Druckstöcke) erhalten. Die Bibliothèque nationale de France verwahrt ein komplett erhaltenes Exemplar dieser Zweitauflage mit leichten textlichen Abweichungen vom Nürnberger Fragment, dessen Existenz in der bisher zu Meldeman vorgelegten Forschung nicht bekannt war144. Diese zweite Auflage zeichnet sich durch eine vom Erstdruck von 1530 abweichende Überschrift sowie eine Reihe weiterer Abweichungen bei den Beschriftungen145 aus: Die Ansicht wird im Titel als „Warhafftige Contrafactur“ bezeichnet, und es wird auch eine exakte Datierung der Belagerung, nämlich der „S. Matthie Abend“ genannt146. Zum Jahr 1566 ist überliefert, dass der Nürnberger Paulus Behaim für die Kolorierung einer „Belagerung Wiens“ bezahlte, nach der Bezeichnung als „Belagerung“,   Siehe dazu nun die Überlegungen von Ursula Timann in diesem Band, S. 79−81.   Zu Jacob Seisenegger (1505−1567) vgl. Löcher, Seisenegger (2010) 198f. 141   Zu Johann Tschertte (um 1480−1552), der in den 1520er Jahren über enge Kontakte nach Nürnberg verfügte, vgl. Wien Geschichte Wiki s. v. Johann Tscherte. 142   Zum Herstellungsprozess vgl. insbesondere die Erläuterungen bei Böckem, Jacopo deʼ Barbari 54. 143   Die Bezeichnung als „Warhafftige contrafactur …“, ein Begriff, den Meldeman selbst bereits 1530 in seinem die Rundansicht begleitenden Bericht an den Nürnberger Rat (wie oben S. 127 Anm. 101) verwendete, vgl. Timann, Untersuchungen 127, könnte darauf hinweisen, dass die Zweitauflage noch zu Lebzeiten des Niclas Meldeman, d. h. vor 1552 (zu seiner Biographie vgl. Timann, ebd. 179−184), veröffentlicht wurde. Ursula Timann verweist in ihrem Beitrag (in diesem Band, S. 82f.) auf eine weitere Möglichkeit hin, nämlich dass diese Zweitauflage von Michael Peterle aus Annaberg in Sachsen, der 1562 in Kooperation mit dem Prager Drucker Jan Kozel die erste detaillierte Ansicht von Prag herausbrachte (vgl. Kozák–Szykula, Prag 1562), herausgegeben worden sein könnte. 144   Es ist das Verdienst von Peter Barber, auf dieses Exemplar, von dem Pollak, Cities 112 fig. 3.1., eine Abbildung bietet, aufmerksam gemacht zu haben, siehe dazu im Beitrag von Barber, S. 335f. Anm. 6. 145   Siehe dazu die Autopsie der Rundansicht im Beitrag von Opll–Scheutz, Beschriftungselemente, S. 32−55. 146  Bei dieser Datumsangabe liegt in jedem Fall ein Irrtum vor. Das Fest des hl. Matthias fiel nämlich auf den 24. Februar, sodass hier wohl eher der hl. Matthäus gemeint ist, dessen Fest am 21. September begangen wird. In diesem Fall würde Meldeman den 20. September 1529 („S. Matthie Abend“) als Beginn der Belagerung nennen. An diesem Tag war die Niederbrennung der Vorstädte Wiens beschlossen worden. Die osmanischen Truppen trafen dann am 25./26. September vor der Stadt ein, und die Kampfhandlungen begannen tags darauf, siehe dazu Wien Geschichte Wiki s. v. Erste Türkenbelagerung. 139 140

138

Ferdinand Opll

wie sie auf der Version von 1530 verwendet wird147, mit großer Wahrscheinlichkeit der Rundansicht von 1529/30148. Ob es sich dabei um das heute im Wien Museum aufbewahrte kolorierte Exemplar gehandelt hat149 ist nicht zu entscheiden. Probleme bereitet schließlich nicht zum Wenigsten, dass die Provenienz der erhaltenen Meldeman-Holzschnitte in keinem Fall lückenlos von deren Drucklegung bis zum heutigen Verwahrungsort rekonstruiert werden kann150. Man fragt sich natürlich, wie denn das von Seiten der Nürnberger Stadtväter beauftragte und nachhaltig geförderte Druckwerk in der Pegnitzstadt selbst aufgenommen wurde, ob es dort etwa nicht nur von Sammlern gekauft wurde, sondern in einer – letztlich unbestimmbaren – Zahl von Exemplaren eben auch im Rathaus, beim Rat verfügbar war. Einige Jahrzehnte später wissen wir ja dann genau darüber Bescheid, dass man eine gleichfalls vom Rat in Auftrag gegebene kartographische Aufnahme der Nürnberger Landwehr im dortigen Rathaus verwahrte, und zwar in der Kriegsstube hinter einem Vorhang – offensichtlich aus Gründen der Geheimhaltung151. Aus derselben Epoche erfahren wir auch aus anderen Städten von Bemühungen, für die Zwecke des Rates – kaum als bloße Dekoration für das Rathaus, sondern als Ausdruck eines breiteren Interesses – Karten zu erwerben. So ließ der Preßburger Rat 1539 für sein Rathaus eine Mappa mundi, zwei Jahrzehnte später eine Karte von Ungarn, wohl die 1556 im Druck erschienene des Wolfgang Lazius, ankaufen152. Die Stadt Wien zeigte sich gleichfalls schon im 16. Jahrhundert bemüht, insbesondere im Kontext des Ausbaus der Befestigungen entsprechende Planunterlagen, allerdings solche zum eigenen Stadtbild, zu besitzen. Gerade bei Augustin Hirschvogels Wien-Plan aus dem Jahre 1547 ist dies aufs Beste bekannt153, wobei die bis heute erhaltene Version auf einem runden Tisch bzw. einer runden Platte aus dem Jahre 1549 (Abb. 15) besonders hervorgehoben werden muss. Im 17. Jahrhundert sollte die habsburgische Residenzstadt dann 1609 neben König Matthias von Ungarn, dem späteren Kaiser Matthias, als Widmungsträger der Hoefnagel147   Der Titel auf der Version von 1530 beginnt mit den Worten „Der stat Wienn belegerung …“, während er auf der Zweitauflage in Nürnberg und Paris (zu diesen siehe oben Anmm. 143 und 144) mit den Worten „Warhafftige Contrafactur …“ anfängt. 148   Timann, Untersuchungen 194. 149   Das Exemplar im Wien Museum kam aus den königlichen Sammlungen in Dresden (siehe dazu im Beitrag von Öhlinger, S. 21f.), war somit höchstwahrscheinlich eine Fassung, die von den sächsischen Kurfürsten angekauft worden war (siehe dazu oben in der Einleitung von Opll–Scheutz, S. 17). 150   Im Fall des Albertinischen Stadtplans reicht der Nachweis bis 1825 zurück, bevor er 1876 aus dem Nachlass des Theodor Georg von Karajan in den Besitz der Stadt Wien gelangte, vgl. dazu Fischer, Vermessung 182. Zur Erwerbung/Provenienz der heute noch erhaltenen Exemplare der Meldemanschen Rundansicht siehe oben S. 21f. mit Anm. 1−5. 151  Doosry, „Also muss es von oben“ 119. Einen weit gespannten Überblick zu Nürnberger Plänen bietet Schiermeier, Stadtatlas. 152  Ich verdanke die Kenntnis dieser Fakten der Teilnahme an einem Workshop zum Forschungsprojekt „Dynastie, Stände, Städte“ in Budapest am 14. November 2018 und dem dort gehaltenen Referat von Szabolcs Serfőző, Habsburgische Repräsentation im Preßburger Rathaus. Herr Serfőző hat mich im Anschluss in einer Mail vom 20. November 2018 auf die einschlägigen Überlieferungen aufmerksam gemacht und auch Literaturhinweise geboten. Die Quellenangaben stammen aus den Preßburger Stadtrechnungen, genannt „Kammerbücher“, im dortigen Stadtarchiv, die für die Zeit von 1434−1595 digitalisiert wurden und online eingesehen werden können, https://www.crarc.findbuch.net/ [22. 11. 2018]. Wichtige Hinweise bietet auch Rakovszky, Pressburger Rathhaus bes. 11−15. Ich bin Herrn Kollegen Serfőző für seine uneigennützige und liebenswürdige Unterstützung sehr dankbar. 153  Zu diesem Werk vgl. vor allem Fischer, Hirschvogels Stadtplan; zu den erhaltenen Exemplaren vgl. Opll, Wiener Stadtansicht 27−30.



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 139

Abb. 15: Augustin Hirschvogel, Plan von Wien, 1547/49, Gemälde auf runder (Tisch-)Platte (WM, Inv. Nr. 31.022).

schen Vogelschau auftreten154. Und viele Jahrzehnte später ließ sie nach der glückhaften Abwehr der zweiten Belagerung durch die Osmanen im Jahre 1683 zu Ende der 1680er Jahre eine Wien-Ansicht durch den italienischen Maler Domenico Cetto anfertigen, der sich dabei als Vorlage des Kupferstichs des Folbert van Ouden-Allen bediente155. Doch nochmals zurück zur Meldemanschen Rundansicht und ihrer Wirkungsgeschichte: Dass angesichts der großen Anzahl von zudem lange währenden kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa bis weit hinein ins 17. Jahrhundert156 bildliche Dar154  Auf dem einzigen vollständig erhaltenen Exemplar dieser Vogelschau in Stockholm, http://libris.kb.se/ bib/17389166 [1. 7. 2019], lautet die Widmung: „SERENISSIMO […] MATTHIAE II REGI HVNGARIAE … atque S(enatui) P(opulo) Q(ue) V(iennensi) […]“, wobei die beim Habsburger genannte Ordnungszahl „II“ sich im Übrigen auf den Ungarnkönig Matthias Corvinus als „I.“ bezieht. Zu Hoefnagel siehe zuletzt Opll, Älteste Vogelschau. 155   Vgl. dazu Opll, Wiener Stadtansichten 170−172. 156   Dem Werk von Knoll, Natur 303, verdanke ich den Hinweis auf den treffenden Begriff der „Bellizität“ als bestimmendem Faktor der Ansichten- und Karten- bzw. Planproduktion der frühen Neuzeit, der von Burkhardt, Friedlosigkeit, ins Spiel gebracht worden ist.

140

Ferdinand Opll

stellungen von Belagerungen und Kämpfen in dieser Zeitspanne geradezu eine Hausse erlebten, muss hier nicht eigens betont werden, kann vor allem auch nicht (mehr) Gegenstand der vorliegenden Studie sein157. Nachzuspüren ist dagegen weiteren Vertretern für die von Meldeman wegen der Verwendung der von ihm erworbenen Zeichnung, aber auch seiner Beeinflussung durch ältere Darstellungsmodi von Städten ganz generell gewählte Form der Rundansicht als einem dem Panorama nahestehenden Versuch, gleichsam „das Ganze“ zu erfassen und abzubilden. Dass auch seine auf vergleichbarem Felde tätigen Zeitgenossen diese Form zu schätzen wussten, konnte mit dem Hinweis auf den Wiener Stadtplan des Augustin Hirschvogel auf einer Tischplatte gezeigt werden158, wobei in diesem Fall von einem dezidierten Wunsch des ungenannten, aber wahrscheinlich städtischen Auftraggebers ausgegangen werden darf. Nur ein Jahr nach Hirschvogels Wien-Plan wurde 1548 ein Rundprospekt der Stadt Straßburg in Form eines Holzschnitts auf vier Druckstöcken veröffentlicht, für dessen Inhalt der Maler Conrad Morant in Zusammenarbeit mit dem Rat der Stadt verantwortlich zeichnete. Diese in zwei Einblattdrucken überlieferte Ansicht bietet eine breit angelegte Darstellung der elsässischen Stadt vom Dach des dortigen Münsters, und dessen Fassade ist sogar als eigener Holzschnitt aufklappbar auf dem Werk montiert159. Die runde Form, freilich hier als eine Aufnahme von einem fiktiven Blickpunkt über der Stadt her, kennzeichnet auch die zunächst als Federzeichnung des Paulus Reinhart 1577 angefertigte Darstellung der Nürnberger Landwehr, des unter städtischer Herrschaft stehenden, mit Grenzbewehrungen versehenen Landgebietes um die Stadt. Grundlage war dabei das Ergebnis einer in städtischem Auftrag durchgeführten Inspektion und Kartographierung. Die Innenstadt blieb – ähnlich wie bei Meldeman – leer, wurde hier allerdings mit dem Nürnberger Stadtwappen in Form des Wappendreipasses gefüllt. Auf Initiative des Nürnberger Formschneiders Steffan Gansöder ließ der Rat 1577−1581 davon einen aus vier Druckplatten bestehenden, meisterhaften Holzschnitt anfertigen. Wie sehr der Rat hier offenkundig eine allzu weite Verbreitung dieser letztlich geheimen Informationen zu verhindern bestrebt war, lässt sich aus dem Umstand ableiten, dass insgesamt nur 17 Exemplare hergestellt wurden160. Als letzter, wegen des gewählten Sujets sogar einzig wahrer Epigone der Meldemanschen Wien-Darstellung ist hier zuletzt auf eine Rundansicht der Zweiten Wiener osmanischen Belagerung von 1683 hinzuweisen. Sie stammt von dem biographisch leider nicht zu fassenden, aus dem an der Maas gelegenen belgischen Geldern stammenden Heinrich Schmidts161, der sie gegen Ende des Jahres 1683 und damit Monate nach dem Ende der Belagerung mit einer Widmung an Rüdiger Ernst Graf von Starhemberg, den Komman157  Vgl. dazu insbesondere das Werk von Pollak, Cities, bzw. als Einzelstudien zu einer herausragenden einschlägigen Darstellung Engelen, Jacques Callot, zum Ölgemälde desselben Ereignisses siehe Warnke, Auf der Bühne; Schneider, Historienmalerei 148−151; Michalsky, Projektion 313f. 158  Siehe oben S. 138 Anm. 153. 159  Zu Morants Werk vgl. Châtelet-Lange, Strasbourg; Kintz, Strassburg; Doosry, „Also muss es von oben“ 116−118. 160  Vgl. zu diesem Werk Büttner, Erfindung 104, und Doosry, „Also muss es von oben“ 119. 161  An dieser Stelle bedanke ich mich vielmals für die kollegiale Hilfe, die ich von mehreren der international renommiertesten Kartographiehistoriker, nämlich von Peter Barber (London), Peter van der Krogt (Amsterdam) und Peter H. Meurer im September/Oktober 2018 sowie von Pieter Martens (Vrije Universiteit Brussel) im Dezember 2018 per Email erhalten habe: Der Name des Verfassers der Rundansicht von 1683 ist leider viel zu verbreitet, als dass er sich auf eine bestimmte Person beziehen ließe. In dem 2011 erschienenen einschlägigen biographischen Lexikon: Bragard, Dictionnaire, wird er nicht genannt, und auch Nachforschungen von Herrn Meurer im Stadtarchiv Geldern haben nichts ergeben.



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 141

Abb. 16: Heinrich Schmidts, … VIENNA AUSTRIAE cum sua vicinia. Nuper â Turcis oppugnatam […], Faksimile durch Albert Camesina (1864) (Opll, Wien im Bild historischer Karten Tafel 12).

danten der Verteidigung Wiens in diesem dramatischen Jahr, vorgelegt hat162. Auch hier bleibt die Innenstadt bis auf die Widmung samt Autorennennung leer, selbst die städti162   Der Verfasser bezeichnet sich auf dem in Form eines Faksimiles von Albert Camesina aus dem Jahre 1864 erhaltenen Rundplans als „Humillimus Servus Henri(cu)s) Schmidts (!) Geldriensis Belga“. Exemplare des Faksimiles befinden sich im WStLA, Kartographische Sammlung 3.2.1.1.P1.1444, vgl. dazu Hohensinner, Bibliografie 73 Nr. 104, und in der Universitätsbibliothek Trier (siehe: https://www.dilibri.de/ubtr/content/ titleinfo/1983764 [13.11.2018]). Ein koloriertes Fragment befindet sich in der Kartensammlung des ÖStA, Kriegsarchiv, Genie- und Plan-Archiv Inland C I Env. Dα 3 Nr. 1, und davon eine Abbildung in: Opll, Wien im Bild historischer Karten Tafel 13. In der Anzeige eines seit einiger Zeit im Wiener Antiquariat Meindl & Sulzmann OG zum Verkauf angebotenen Exemplars des Faksimiles von Camesina, https://www.antiquariat. de/navigation/tigross.jsp;jsessionid=580CBD495397162E99A6527B06270CC2?id=34708105 [29. 5. 2020], wird darauf hingewiesen, dass die Bezeichnung des Widmungsträgers als Inhaber des Ordens vom Goldenen Vlies („AVREI VELLERIS EQVITI“) erst nach dem 7. Dezember 1683 zutrifft, als Graf Starhemberg diesen Orden vom spanischen König erhielt. Es handelt sich somit auch bei Schmidts Rundansicht um ein nach den Ereignissen veröffentlichtes Werk.

142

Ferdinand Opll

schen Befestigungen werden nur eher schematisch wiedergegeben. Außerhalb derselben freilich sind die Belagerungsgräben der Osmanen im Bereich zwischen der Burg und dem Schottentor – wohl unter Verwendung der entsprechenden Darstellung durch Daniel Suttinger163 – detailliert verzeichnet. Jenseits davon weitet sich der Blick in das freilich viel weniger präzis als bei Meldeman abgebildete städtische Umland (Abb. 16). Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass das Belagerungsbild des Niclas Meldeman in vieler Hinsicht an einem Schnittpunkt höchst unterschiedlicher künstlerischer Traditionen steht, ja diesen Schnittpunkt geradezu verkörpert. Es ist in die lange zurückreichenden Entwicklungen von Ereignisbildern, dabei insbesondere solchen, die Belagerungen im Fokus haben, eingebettet. Der Briefmaler, wohl auch der Zeichner der Vorlage, wussten um die kartographischen Trends und Fortschritte seiner Zeit, insbesondere um die offenkundig zunehmende Beliebtheit von Stadtansichten bei einem kaum fassbaren, aber wohl größer werdenden Publikum. Meldeman selbst bediente sich mit großem Geschick vorliegender Darstellungen, des Bildes des Stephansturms im Heiltumbuch, des Albertinischen Stadtplans und der Schedelschen Weltchronik, verstand es dabei aber, eine in vieler Hinsicht geradezu revolutionierende Neuheit des Blicks einzufangen. Derartige Darstellungen resultieren nicht zuletzt aus der so markanten Bellizität164 der Epoche. Die Rundansicht dürfte ohne Zweifel beim interessierten Publikum gut angekommen sein. Meldeman selbst „verehrte“ dem Nürnberger Rat ein sauber ausgestrichen[es] (koloriertes) Exemplar, etlichen Herren des Rates eigene Exemplare und mehrere auch den so genannten Älteren, eines seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts daraus nominierten kleineren Gremiums der „sieben älteren Herren“ (Geheimer Rat)165. Im Gegenzug erhielt der Briefmaler sechs Gulden „geschenkt“166. Unklar bleibt, ob das eine oder andere der noch heute in Berlin und Wien erhaltenen Exemplare der Erstauflage ursprünglich den Mitgliedern des Nürnberger Stadtregiments gehört hat, bei der kolorierten Version im Wien Museum ist wohl eher an eine Erwerbung durch den sächsischen Kurfürsten zu denken167. In der Stadt an der Pegnitz zeigte man sich offenkundig nicht nur wegen der in diesem Kontext aufgewendeten Mittel an Meldemans Holzschnitt interessiert. Nicht anders als mit der Stellung von Truppen zur Unterstützung des belagerten Wien konnte sie mit diesem Bildwerk, das ja in den vier Ecken die für Ferdinand I. vor seiner Wahl zum römisch-deutschen König im Jahre 1531 maßgeblichen Wappen – diejenigen der Königreiche Ungarn und Böhmen, des Erzherzogtums Österreich und der Stadt Wien – zeigte, wenige Jahre nach ihrem geschlossenen Übertritt zum Luthertum ihre Reichstreue her  Zu Suttinger und seinem Werk vgl. Fischer, Kartograph Suttinger.   Zu diesem Begriff siehe schon oben S. 139 Anm. 156. 165 Zur Nürnberger Stadtverfassung vgl. neben den Hinweisen in https://www.nuernberg.de/internet/ stadtrecht/entfaltung_verfassung.html [4. 12. 2018] aus der jüngeren Literatur die Habilitationsschrift von Fleischmann, Rat und Patriziat. 166   Diese Informationen aus den Ratsbüchern und den Ratsverlässen der Stadt Nürnberg sind Timann, Untersuchungen 129, zu verdanken. Wörtlich heißt es in den Ratsbüchern: Niclas Meldenman, der einen rathe mit einer contrafacten belegerung (sauber ausgestrichen), wie der turk Wienn belegert, verert und daneben derselbige etlich mers für meine hern die eltern, …, soll man dagegen ein halb tutzet gulden schenken.; in den Ratsverlässen lautet der Eintrag: Item 6 gulden rheinisch Niclaus Meldeman für etlich contrafactür des turken belegerung vor Wien etlichen herrn des rats damit verert. 167  Siehe dazu oben mit Anm. 149 und 150. – Wiewohl Rutz, Beschreibung 266, betont, dass Karten bis ins frühe 17. Jahrhundert grundsätzlich als Schwarz-Weiß-Druck verkauft wurden und die Kolorierung anschließend durch den Besitzer des Werks oder in dessen Auftrag erfolgte, scheint dies hier zumindest nicht der Fall gewesen zu sein. 163 164



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 143

vorstreichen168. Im Übrigen sollte die Stadt wenige Jahre später mit dem Ankauf des 1536 in Augsburg gedruckten Riesenholzschnitts mit der Belehnung Ferdinands I. mit den österreichischen Erblanden durch Kaiser Karl V. auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 – die Belehnung selbst fand auf dem Erzbischof Matthäus Lang von Salzburg gehörenden Schloss Wellenburg (heute: im Augsburger Stadtteil Bergheim) statt – ganz genauso handeln, indem sie diese ungemein große Darstellung (ca. 200 x 230 cm) fortan im Nürnberger Rathaus den engeren Kreisen des städtischen Regiments auf Dauer präsentierte169. Sie befindet sich jetzt im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg170. Bei den im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg verwahrten Teilstücken einer Zweitauflage der Meldemanschen Rundansicht wie auch bei dem komplett erhaltenen Exemplar dieser Zweitauflage in Paris ist jedenfalls eher an eine andere Provenienz zu denken171. Von drei (oder mehr?172) weiteren Exemplaren, allesamt solchen der Erstauflage von 1530, wissen wir schließlich, ohne dass sie selbst überliefert wären: Davon dürfte das eine gleich nach Erscheinen des Werks – zum 30. April 1530 steht in den Nürnberger Ratsbüchern und den Ratsverlässen, dass dem Rat Exemplare der contrafacten belegerung (sauber ausgestrichen), wie der turk Wienn belegert übergeben worden seien 173 – an Philipp Melanchthon gekommen sein174, für den sich jedenfalls zum 28. April dieses Jahres die Anwesenheit in der Pegnitzstadt belegen lässt175. In einem Schreiben, das Melanchthon am 22. Mai 1530 aus Augsburg an den seit Mitte April auf der Coburg weilenden Martin Luther richtete, erwähnt er in einem lapidaren Satz, dass er ihm ein Bild des belagerten Wien zusende176. Dabei handelte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit177 um ein Exemplar des Holzschnitts von Niclas Meldeman, der erst zu Ende des Vormonats erschienen war.   Zu diesen Überlegungen vgl. den Beitrag von Antonia Landois in diesem Band, S. 167−178.   Die Kenntnis dieses von Hans Tirol verlegten Holzschnitts, der auf eine Zeichnung von Jörg Breu d. Ä. zurückgehen dürfte – sein Monogramm findet sich auf einem der 18 Druckstöcke, vgl. dazu Cuneo, Art and Politics 71 (Anm. 160) – und 1536 bei Heinrich Stayner in Augsburg gedruckt wurde, verdanke ich dem Hinweis meines lieben Freundes Wolfgang Hilger. Im Detail hat Essenwein, Hans Tirols Darstellung 1−22 (mit fünf Tafeln und neun Abbildungen), eine eingehende Untersuchung dazu vorgelegt; aus der jüngeren Literatur vgl. insbesondere Geissberg, The German Single Leaf Woodcut 1 338–362; Cuneo, ebd., die davon ausgeht, dass das mit ausführlichen textlichen Erläuterungen versehene Bildwerk von der Stadt Nürnberg in Auftrag gegeben wurde und zugleich auf ein Exemplar in der Stadtbibliothek von Nürnberg aufmerksam macht. Zuletzt vgl. auch Völlnagel, Prachtminiaturen 74 mit Anm. 6. 170  GNM, Inv. Nr. H 7379, 1-25 Kapsel 1452c. Für freundliche Auskünfte danke ich Frau Kollegin Yasmin Doosry vielmals. 171   Zu dieser Zweitauflage siehe oben S. 137 Anm. 144−146. Es erscheint jedenfalls eher unwahrscheinlich, dass der Nürnberger Rat auch von der Zweitauflage Exemplare „verehrt“ erhielt. 172   Vier ungemalte „Wien, ye aine umb fünffundzwainzig pfennig“ werden im Nachlassinventar des Nürnberger Buchführers Lienhard zur Eich vom 24. November 1530 genannt, und dabei muss es sich wohl um Exemplare der Meldeman-Rundansicht gehandelt haben, siehe dazu im Beitrag von Timann hier im Band, S. 81. 173  Timann, Untersuchungen 129, und oben Anm. 166. 174  Dabei lässt sich nicht sagen, ob das Exemplar von Melanchthon käuflich erworben wurde, oder ob man es ihm – seitens des Nürnberger Rates (?) oder von Meldeman selbst (?) − „verehrte“. 175  An diesem Tag schrieb er in Nürnberg einen Brief an den auf der Coburg weilenden Martin Luther, vgl. Melanchthons Briefwechsel, ed. Loehr 128 Nr. 892. 176  Brief Philipp Melanchthons an Martin Luther von (1530) Mai 22, Augsburg, an Martin Luther: ebd. 185 Nr. 915 (hier 188 [7]): Mitto tibi picturam obsessae Viennae. Den Hinweis auf diesen Beleg verdanke ich Frau Ursula Timann, die mir freundlicherweise die entsprechenden Angaben am 1. April 2019 per Mail übermittelt hat, siehe dazu jetzt auch in ihrem Beitrag in diesem Band, S. 81. 177  Das Konkurrenzprodukt des Hans Guldenmund konnte ja wegen des von Meldeman vorsorglich schon im Oktober 1529 erlangten Druckprivilegs zunächst nicht im Druck erscheinen, vgl. Timann, Untersuchungen 129. Zudem weist der Begriff pictura wohl eher auf die Rundansicht als auf irgendein Flugblatt. 168 169

144

Ferdinand Opll

Das einzige Exemplar, das mit großer Sicherheit gleichsam „in den Handel“ geriet, war bis vor kurzem das – leider verlorene – in der Sammlung des Columbus-Sohnes Ferdinand178. Dieser uneheliche Sohn des großen Entdeckers baute sich in Sevilla seit den 1520er Jahren eine umfassende Bibliothek auf und hatte während eines Aufenthalts in Nürnberg um die Jahreswende 1521/1522 in diesem europaweit wichtigen Druckerzentrum eine große Anzahl von Büchern erworben179. Das Exemplar der Rundansicht Wiens während der Belagerung durch die Osmanen kann freilich dann erst nach deren Veröffentlichung im Frühjahr 1530 und vor dem Tod des Sammlers im Jahre 1539 in die so bedeutende Bibliothek von Ferdinand Columbus gelangt sein, ohne dass sich sagen lässt, wann, wie und wo die Erwerbung zustande kam. Jüngst ist nun noch ein weiteres, gleichfalls verlorenes Exemplar der Rundansicht bekannt geworden, und durch dieses Deperditum wissen wir erstmals auch über die Kosten für den Ankauf eines Exemplars der Rundansicht Bescheid. Der Hinweis ist Nachforschungen von Herrn Kollegen Andreas Zajic nach Eintragungen zu Kriegsrüstungen und Befestigungsaufwendungen des Stiftes Göttweig gegen die Osmanen zu verdanken, von denen er Martin Scheutz und den Verfasser dieser Zeilen in höchst freundschaftlich-kollegialer Weise in Kenntnis gesetzt hat180. Im Rechnungsbuch des Stiftes für das Jahr 1530 findet sich nämlich die Nachricht über die Erwerbung einer mappen und gunderfettung der belegerung der stat Wienn um den Betrag von 2 lb 2 s (= 18 s = 540 d) (Abb. 17). Der Begriff „Contrafactur“ war damals für bildliche Darstellungen dieser Art durchaus gebräuchlich und findet sich auch beim Konkurrenzprojekt Meldemans, der WienDarstellung des Hans Guldenmund181. Meldeman selbst nannte seinen Holzschnitt in dem von ihm parallel zum Bildwerk ebenfalls 1530 veröffentlichten „kurtzen bericht“ gleichfalls eine „recht warhafftig Contrafactur Türckischer belegerung der stat Wienn“182. Abgesehen von der Bezeichnung sind es aber vor allem zwei Beobachtungen, welche die Göttweiger Nachricht auf Meldeman und kein anderes Bildwerk beziehen lassen: zum einen der dezidierte Hinweis darauf, dass es sich um eine Mappa, also ein kartographisches Produkt, und eine bildliche Darstellung, eine Ansicht, gehandelt hat, was eben ausschließlich auf Meldeman zutrifft; zum anderen der durchaus beachtliche Preis.183 Der Jahressold eines städtischen Dieners in Wien betrug um 1530 26 Pfund (= 208 s = 6.240 d), der eines Meisters im Baugewerbe 29,2 Pfund (= 233,6 s = 7.008 d), ein Stück Scharlachtuch als Preis für den Sieger im Pferderennen, genannt „Scharlachrennen“, eines der größten Spektakel des spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Wien, kostete 1522 47  Vgl. Barber, The Maps 254.   Vgl. dazu Schiffauer, Sohn 66−69. 180   Stiftsarchiv Göttweig, GA/b-R4, Rechnungsbuch 1530 (Registrum manuale reverendissimi in Christo patris et domini domini Mathie de Znaim abbatis […] 1530), fol. 140v; Mail von Andreas Zajic (ÖAW) an Martin Scheutz und Ferdinand Opll vom 8. Mai 2019. 181  Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 55 Nr. 24. 182  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530). 183   Stiftsarchiv Göttweig, GA/b-R4, Rechnungsbuch 1530 (Registrum manuale reverendissimi in Christo patris et domini domini Mathie de Znaim abbatis […] 1530), fol. 140v (Hinweis von Andreas Zajic, ÖAW). Der hier fassbare hohe Preis steht im Gegensatz zu Meldemans eigener Intention, dass sich auch der „kleine“ Mann ein Exemplar leisten können sollte (vgl. dazu den Beitrag von Martin Scheutz in diesem Band, S. 88 bei Anm. 22), und man wird daraus vielleicht schließen dürfen, dass man sich im Stift Göttweig ein koloriertes Exemplar geleistet hat. Da Preisangaben in älteren Zeiten freilich schwer zu interpretieren sind, bewegt man sich dabei auf unsicherem Boden. Zum Herbst 1530 hören wir jedenfalls von einem Preis von bloß 25 Pfennig für eine nicht kolorierte Wien-Ansicht, siehe dazu im Beitrag von Ursula Timann in diesem Band, S. 81 Anm. 119. 178 179



Am Schnittpunkt vielfältiger künstlerischer wie karto­graphischer Traditionen 145

Abb. 17: Eintragung im Rechnungsbuch des Stiftes Göttweig von 1530 (Stiftsarchiv Göttweig, GA/b-R4, Rechnungsbuch 1530 (Registrum manuale reverendissimi in Christo patris et domini domini Mathie de Znaim abbatis […] 1530), fol. 140v: umb ain mappen und gunderfettung oder belegerung der stat Wienn 2 t. 2 s d. (Foto: Andreas Zajic).

Pfund. Mangels entsprechender Quellen ist ein Vergleich mit den Lebenshaltungskosten dieser Epoche nicht möglich, doch wendete die Stadt Wien für die Verpflegung von Gefangenen im Kärntner Turm, die auch Fleisch und Fisch sowie Wein erhielten, wöchentlich 10 Pfennig auf184. Daraus ist abzuleiten, dass ein städtischer Diener für ein Exemplar des „Meldeman“ rund einen Monatslohn, ein Meister des Bauhandwerks immer noch beinahe 90 % seines Monatslohnes hätte aufwenden müssen, und dass für den Preis eines Exemplars 54 Gefangene eine Woche oder ein Gefangener etwa ein Jahr lang im städtischen Gefängnis hätte verpflegt werden können. Meldemans Produkt verkaufte sich, kam bei potenziellen Käufern an, war zu erwerben freilich nur betuchteren Persönlichkeiten oder eben Einrichtungen wie einem Kloster möglich. Wiewohl man kaum davon sprechen kann, dass Meldemans künstlerisch-bildlicher Zugriff wirklich Schule gebildet hätte, bleibt zuletzt dennoch zu betonen, dass es eine Reihe von Beispielen gibt, in denen sein Einfluss auch später noch deutlich spürbar ist.

184  Die Belege finden sich bei Brunner, Finanzen 30, 34f. Zum Scharlachrennen vgl. Opll, Wiener Scharlachrennen Event; ders., Wiener Scharlachrennen Kontext.

Raumdarstellung in Kreisgestalt. Beobachtungen zur Kartographie um 1500 Martina Stercken

Niclas Meldeman gehört zu den Kartenmachern des 16. Jahrhunderts, die explizit über die Machart und den Charakter ihrer Werke nachdenken: In einem Kommentar von 1530 erläutert er seine Darstellung der türkischen Belagerung von Wien im Jahr 1529 und geht dabei auch auf deren besondere Gestalt ein1. Er betont, dass sein Werk „in die ründe gestelt“ – im Unterschied zu halbrunden oder rechteckigen Darstellungen – alles angemessen sichtbar machen würde. Demjenigen, der von oben auf die Verhältnisse schaue, könne nicht viel verborgen bleiben. So hätte der Maler, dessen Zeichnungen vom Schlachtengeschehen er auf eigene Kosten für sein Rundbild verarbeitet habe, die Ereignisse der Belagerung soweit eben möglich vom Turm der Stephanskirche her aufgezeichnet. Zugleich ist sich Meldeman, zumindest ein Stück weit, des imaginativen Charakters seiner Darstellung bewusst. Sein Bild zeige, wie man die Stadt und die Landschaft mit ihren Dörfern, Schlössern, Gewässern, Feldern, Bergen und Tälern sähe, wenn man von einem hohen Turm herunterschaue. Es ermögliche dem Betrachter die Erfahrung, „als ob er selbs zu Wien auffm thrn gewest / vnnd solche ding vor ym gesehen het“. Andere Aspekte kartographischer Bildlichkeit kommen allerdings nicht zu Sprache: Weder wird angesprochen, dass sich Orte, Ereignisse und Personen wohl kaum derartig detailliert vom Stephansturm her erkennen lassen, dass der Turm nicht Fluchtpunkt und zugleich Gegenstand des Bildes sein kann, noch dass nicht nur dieses rund konzipiert ist, sondern auch die Stadt Wien mit dem Stephansdom als Zentrum. Als auffälliges Charakteristikum der Darstellung Wiens und seines Umlands ist die runde Form auch in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung immer wieder angesprochen worden2. Dabei wurde zum Teil Meldeman gefolgt und die Anschaulichkeit des beschrifteten und kommentierten Rundbilds als ereignisgeschichtliche Quelle zu den Türkenkriegen hervorgehoben3. Betont worden ist ferner das Innovative dieser Darstellungsform, die als Frühform der vor allem im 19. Jahrhundert entwickelten Panoramen verstanden wurde4. Vorgeschlagen wurde aber auch, die Anlage der Meldeman-Rundansicht politisch zu deuten, etwa als Ausdruck eines Herrschaftsblicks, dem sich das Geschehen unterordnet, oder auch als Triumph des christlichen Abendlands über das Osmanische   Meldeman, Der stadt Wien belegerung (1530) pag. 4; vgl. dazu: Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530).   Vgl. dazu: Wien 1529; Düriegl, Rundansicht 101f.; Timann, Untersuchungen 120–147. 3 Vgl. Camesina, Rundansicht X, XIII; Doosry, „Also muss es von oben“ 113–118. 4  Doosry, „Also muss es von oben“ 116; Wien von oben 9, 30f., 136f. 1 2

148

Martina Stercken

Reich5. Diese Deutungsperspektive wird noch verstärkt, wenn man Meldemans Darstellung als rechteckig begreift und die um das Kartenbild herum in den Ecken platzierten Wappendarstellungen miteinbezieht, die es mit den Habsburgern und ihrem Kaisertum, aber auch mit seinem Herstellungsort Wien und dem Herkunftsort Meldemans Nürnberg verbinden6. Vor allem aber hat Meldemans runde Darstellung der Türkenbelagerung an kreisförmige Karten des Mittelalters erinnert. Damit wird das Rundbild in eine Tradition durch Bildlichkeit geprägter Karten gestellt, die über ihre Kreisgestalt antike Auffassungen der Welt als ein in sich geschlossenes, auf Ewigkeit hindeutendes Ganzes mit Vorstellungen von der idealen Ordnung der göttlichen Schöpfung verknüpft und die physische Gestalt der Welt in den göttlichen Heilsplan einbettet7. Dabei wird offenbar an zwei Modelle der Verschränkung von physischem Raum und Heilsgeschichte gedacht, die für das mittelalterliche Welt- und Geschichtsbild stehen: Zum einen an die kreisrunden, in der Regel geosteten Mappae Mundi, die im frühen Mittelalter entwickelt werden und im Gefolge der Kreuzzüge Jerusalem ins Zentrum eines differenzierten, enzyklopädisch organisierten Weltenraums setzen8, zum anderen rund angelegte Kartierungen Jerusalems, die dieses vor allem seit dem 12. Jahrhundert als Idealstadt nach dem Ende der Zeiten konzipieren9 (Abb. 1). Obschon die bildlich angelegten Muster mittelalterlicher Karten als Referenz für die Meldemansche Rundansicht gelten, so ist der Frage bisher nicht systematischer nachgegangen worden, welche Bedeutung der runden Form an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert zukam und in welchen Kontexten davon Gebrauch gemacht wurde. Dies lässt sich wohl vor allem darauf zurückführen, dass gerade diese Periode generell weniger mit Blick auf eine Kontinuität älterer Traditionen betrachtet, sondern vielmehr mit Aufbruch, Umbrüchen und Innovationen konnotiert worden ist10: so mit überseeischen Entdeckungen und der Erweiterung des geographischen Wissens, mit der Möglichkeit drucktechnischer Vervielfältigung und insbesondere mit der wachsenden Abbildungsgenauigkeit von Karten und der Systematisierung ihres Zeichensystems. Zumal der Fortschritt im Wissen über geographische Räume lange Zeit als Hauptbewertungskriterien kartographischer Darstellungen galt, ist die traditionelle runde Form als altertümliches und anachronistisches Relikt einer Zeit betrachtet worden, in der Karten noch stark bildlich angelegt waren11. Mit dem folgenden Beitrag soll eine andere Perspektive eingenommen werden. Nicht die kartographische Innovation, die technologischen Neuerungen und der Wissensfortschritt sollen im Vordergrund stehen; vielmehr wird neueren Beobachtungen zur Per  Topkaya, Kulturelle Praktiken 306f.   Herbert Karner und Werner Telesko sei gedankt für ihre anregenden Diskussionsbeiträge in dieser Frage. 7  Vgl. Kugler, Hochmittelalterliche Weltkarten; Edson–Savage-Smith–von den Brincken, Kosmos; Wieland, Ordnung 21; Moffitt Watts, European Religious Worldview 382–400. 8   Vgl. dazu Edson, Mapping time; dies., World Map; Baumgärtner, Wahrnehmung Jerusalems; Wolf, Jerusalem. 9  Vgl. dazu Konrad, Jerusalem 523–540; Kugler, Vorstellung; Elm, Jerusalem; Wolf, Jerusalem; Melville, Zeichen der Stadt; Vorholt, Herrschaft; vgl. unten S. 158 Anm. 29. 10  Vgl. dazu Grafton, New Worlds; Herkenhoff, Vom langsamen Wandel; Gautier Dalché, Der „mittelalterliche“ Mercator; Stercken, Kartographie – Historiographie; dies., Medial Experiments; dies., Mapping Time. 11  Vgl. dazu etwa Edson, World Map 173–175; Worm, Konkurrierende Weltbilder 397. 5 6



Raumdarstellung in Kreisgestalt 149

Abb. 1: Psalterkarte (British Library London, Add MS 28681, fol. 9r).

150

Martina Stercken

manenz mittelalterlicher Modelle kartographischer Wissensvermittlung gefolgt12 und die Verwurzelung der Kartenmacher um 1500 in der mittelalterlichen Kultur zum Thema gemacht. Ausgehend von Überlegungen zu Karten als hybriden Imaginationen, Konstitutionen und Aneignungen von Raum im Austausch mit anderer schriftlicher und bildlicher Tradition13, gilt das Interesse dem Mehrwert, den die Kreisgestalt als kartographisches Ordnungsprinzip bei der Generierung von Vorstellungen und Wissen über den Raum um diese Zeit besass. Eingeschätzt werden soll zum einen der Gebrauch, der von der Kreisform als bedeutungsvoller Kartenkonzeption in einer Zeit gemacht wurde, in der die geometrisch-mathematischen Darstellungskonventionen der Geographie des Claudius Ptolemäus greifen und zunehmend halbrunde, trapezförmige oder rechteckige Karten und überdies Globen von einem neuen Schub des Nachdenkens über die Gestalt und Darstellbarkeit der Erde zeugen14. Zum anderen wird der Bedeutung nachgegangen, die der runden, mit idealer Ordnung und heilsgeschichtlicher Einbettung der Welt verbundenen Form bei der kartographischen Erzeugung von Sinn zukam. Dazu werden drei Beobachtungen zur Diskussion gestellt, die unterschiedliche Konstellationen der Verwendung runder Formen um 1500 betreffen. Die erste gilt der Präsenz mittelalterlicher Weltdarstellungen zu Beginn des Druckzeitalters, die zweite geht Formen der Übertragung des Mappa Mundi-Schemas auf Länder-Darstellungen nach, und die dritte befasst sich mit kreisförmig angelegten Stadtdarstellungen und ihrer Popularität.

1. Präsenz autoritativer Kartenschemata Dass der Kreis über das Mittelalter hinaus als adäquate Form der Darstellung für die Kugelgestalt der Erde gilt, erscheint nicht weiter bemerkenswert. Auffällig hingegen ist, wie lange im frühen Mittelalter entwickelte Muster der Konzeption des Erdenrunds auch noch im frühen Druckzeitalter und damit in einer Zeit präsent waren, in der sie immer mehr durch empirisches Wissen modifiziert und überholt wurden15. Durch den Druck autoritativer Werke systematischer Wissensvermittlung wurden nämlich eingängige, im frühen Mittelalter entwickelte und im 13. Jahrhundert enzyklopädisch ausgebaute Modelle der Verknüpfung von Weltdarstellung und Heilsgeschichte wieder aktualisiert und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Beispiel dafür bieten die Etymologien des Isidor von Sevilla, ein enzyklopädisches Werk aus dem beginnenden 7. Jahrhundert, das mit über 1.000 Handschriften nicht nur im Mittelalter erfolgreich war, sondern das überdies zwischen 1472 und 1499 auch in Augsburg, Straßburg, Köln, Basel, Venedig und Paris sowie erneut an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert gedruckt wurde16 (Abb. 2). Hier wurde eine alte Konzeption der Weltdarstel12 Vgl. Gautier Dalché, Der „mittelalterliche“ Mercator; Stercken, Kartographie – Historiographie; Stercken, Repräsentieren. 13  Baumgärtner, Welt als Erzählraum; Text – Bild – Karte; Aufsicht – Ansicht – Einsicht; Dünne, Karte; ders., Imagination; Stercken, Herrschaft verorten. 14  Gautier Dalché, The Reception; Mittenhuber–Klöti, Ptolemaios-Rezeption; zu den Globen vgl. Sumira, Der Globus; vgl. auch Dekker, Globes. 15 Vgl. Neddermeyer, Von der Handschrift, vgl. ebd. 2 784–791; Herkenhoff, Darstellung 28f., 36f.; Edson, World Map 13, 173–175; Cosgrove, Images of Renaissance Cosmography; Herkenhoff, Vom langsamen Wandel; Wawrik, Deutsche Weltkarten; Focus-Behaim Globus 2 579, 649f., 671; Hiatt, Terra Incognita 216. 16  Isidor von Sevilla, Die Enzyklopädie, zu den frühen Ausgaben vgl. ebd. 16.



Raumdarstellung in Kreisgestalt 151

Abb. 2: Weltkarte, in: Isidorus, Etymologiae, Günter Zainer, Augsburg 1472, fol. 189v (Bayerische Staatsbibliothek München, 2 Inc.c.a.129).

152

Martina Stercken

Abb. 3: Weltkarte, in: Rudimentum noviciorum sive Chronicarum et historiarum epitome, 1475, Lucas Brandis, Lübeck, 175f. (Anna Amalia Bibliothek Weimar, Inc 47).

lung im Druck neu aufgelegt, die eine in Asien, Afrika und Europa aufgeteilte Welt mit der biblischen Geschichte ihrer Besiedlung durch die Söhne Noahs – Sem, Ham und Jafet – verschränkt. Ebenso lassen die gedruckten Versionen dieses Werkes deutlich werden, wie sehr sich der Buchdruck des ausgehenden 15. Jahrhunderts an der mittelalterlichen Handschriftenkultur orientierte: Dies lässt etwa ein Vergleich des Layouts der entsprechenden Seite in den gedruckten Etymologien – zum Beispiel in der Ausgabe von Günther Zainer in Augsburg 1472 – mit derjenigen in einer frühmittelalterlichen Handschrift – etwa einem St. Galler Manuskript aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts – erkennen17. Präsenz und Autorität mittelalterlicher Schemata zu Beginn des Druckzeitalters werden aber ebenso mit gedruckten Weltkarten greifbar, die sich an das Layout der Mappae Mundi des 13. Jahrhunderts und mithin an Vorstellungen von einer in die Heilsgeschichte eingebauten physischen Gestalt der Oekumene anlehnen. Auch sie werden im Rahmen von Schriften tradiert, die insbesondere im Lehrbetrieb Verwendung fanden. Dazu gehört das „Rudimentum noviciorum“, eine für Anfänger zusammengestellte, anonym überlieferte Weltchronik mit offenbar nicht unbeträchtlicher Popularität, die 1475 bei Lucas Brandis in Lübeck gedruckt wurde18. Die kolorierte Radkarte aus dem „Rudi17  Weltkarte, in: Isidorus, Etymologiae, Augsburg 1472, fol. 189v (Bayerische Staatsbibliothek); vgl. dazu Woodward, Cartography 301f., Fig. 18.11; vgl. TO-Schema, Isidor von Sevilla (ca. 560–636), Etymologien, 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts (Stiftsbibliothek St. Gallen, Cod. Sang. 236, 89); Stercken–Ruch, Noachidenkarte 244f. 18  Vgl. Rudimentum noviciorum, http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_04149.html [3. 6. 2019]; von den Brincken, Universalkartographie; Brown, World Image; Rathmann Lutz, Vide infra. Vgl. dazu auch Worm, Konkurrierende Weltbilder.



Raumdarstellung in Kreisgestalt 153

mentum“ orientiert sich deutlich an der mittelalterlichen Tradition, indem sie das Schema der in drei Kontinente aufgeteilten Welt aufnimmt, Regionen bezeichnet und durch eine große Fülle an Stadtsignaturen charakterisiert ist. Kartenzentrum ist auch hier das Heilige Land mit Jerusalem als Burganlage und den Toponymen „Judea“ und „palestina“ (Abb. 3). In vergleichbarer Weise knüpft ein Einblattdruck von Hans Rüst an die Tradition enzyklopädischer Radkarten des Mittelalters an, nämlich die „mapa mundi von alle land und kunigkreich wie sie ligend in der ganze welt“, circa 1480 hergestellt und dann durch Hans Sporer offenbar weiterbearbeitet und erneut gedruckt19. Hier werden die durch Legenden jeweils bezeichneten Länder und Königreiche in einem TO-Schema präsentiert, das mit dem Paradies und den Paradiesflüssen, mit Jerusalem im Kartenzentrum und mit den Säulen des Herkules auf den Gang der Heils- und Weltgeschichte verweist. Wie bereits für andere Kontexte gezeigt worden ist, vollzieht sich die Entwicklung im ausgehenden 15. Jahrhundert allerdings nicht linear vom Manuskript zum Druck. Stehen die zuvor angesprochenen Beispiele für das Faktum, dass kreisförmige kartographische Weltdarstellungen als autoritatives Wissen aus Handschriften in gedruckte Bücher übernommen wurden, so lässt sich auch der umgekehrte Weg nachweisen. Dies zeigt etwa die Übertragung des Schöpfungsbilds aus der Lutherbibel im Druck von 1534 in die handschriftliche thüringische Chronik eines anonymen Autors aus dem späteren 16. Jahrhundert20. Diese übernimmt die Darstellung einer kreisrund angelegten, durch Adam und Eva, aber auch verschiedene Tierarten belebten Welt als Produkt göttlicher Schöpfung und tradiert sie handschriftlich weiter.

2. Übertragung von Welt- und Geschichtsbildern Eine zweite Beobachtung gilt Momenten um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert, in denen das heilsgeschichtlich aufgeladene Schema der Mappae Mundi auf Kartierungen von Ländern übertragen wurde. Offenbar steht der Rückgriff auf diesen Kartentyp hier im Zusammenhang des seit dem ausgehenden Mittelalter wachsenden Interesses, Städte und Länder in ihrer Raumbezogenheit und Geschichtlichkeit darzustellen und politische Entitäten dicht zu beschreiben21. Ein besonderes Beispiel für einen solchen Übertragungsvorgang ist die erste Darstellung der Eidgenossenschaft durch den Einsiedler Mönch und Dekan Albrecht von Bonstetten von 1479/1480. Nach den für die Eidgenossen erfolgreichen Burgunderkriegen zielte diese darauf ab, gegenüber europäischen Herrschaftsträgern – nämlich dem französischen König, dem Papst, dem Dogen von Venedig – das neue, heterogene, durch verschiedene Verträge zusammengehaltene und aus Städten und Talschaften bestehende politische Gebilde als Größe mit gemeinsamer Geschichte und Herkunft zu entwerfen22 (Abb. 4).

  Vgl. dazu: Shirley, The Mapping 5–7 Nr. 6; Edson, World Map 173–175.   Bode, Chroniken 98. 21  Vgl. dazu z. B. Studt, Fürstenhof; Graf, Ursprung. 22 Vgl. dazu Sieber-Lehmann, Eidgenossenschaft; ders., Bonstettens geographische Darstellung; Schweers, Albrecht von Bonstetten; Stercken, Regionale Identität. 19 20

154

Martina Stercken

Abb. 4: Karte der Eidgenossenschaft, in: Albrecht von Bonstetten, Superioris Germanie Confoederationis Descriptio, 1479/1480, fol. 8r (BNF, Lat. 5656).



Raumdarstellung in Kreisgestalt 155

Eng mit dem Text über die Eidgenossenschaft und ihre Mitglieder verbunden ist dabei eine Folge von vier, jeweils auf das TO-Schema der Mappae Mundi zurückgreifenden kartographischen Darstellungen, die sich zoomartig vom Allgemeinen ins Spezielle – von einer Darstellung des Atlas, der dreigeteilten Welt, der Lage eidgenössischen Gebiets in Europa – der Eidgenossenschaft selbst nähert. Mit der Übertragung des Mappa MundiSchemas wird die Eidgenossenschaft als geschlossener, auf ewig angelegter Weltenkreis konzipiert, der aus den geographisch korrekt platzierten, acht aktuellen Mitgliedern besteht. Diese wiederum sind um den Berg Rigi herum angeordnet, der damit die Position erhält, welche auf den Mappae Mundi des 13. Jahrhunderts Jerusalem einnimmt. Aber nicht nur die Karte dient dazu, der Eidgenossenschaft heilige Ursprünge zu vermitteln; dies tut auch der zugeordnete Text. Hier werden die kartographischen Darstellungen detailliert erklärt und dabei auch die Rigi als Mittelpunkt der Eidgenossenschaft sowie alter Ort des Gotteslobs und der Verkündigung beschrieben23. Während Albrecht von Bonstettens erste kartographische Darstellung der Eidgenossenschaft aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert das Schema mittelalterlicher Weltkarten klar dazu nutzt, um eine eingängige Vorstellung vom jungen politischen Gebilde und seiner in der Heilsgeschichte wurzelnden Legitimität herzustellen, so ist dieser Bezug bei anderen Länderkartierungen weniger offensichtlich24. Dies zeigt ein Einblattdruck, den Sebastian Münster 1525 dem Grafen Georg (II.) zu Wertheim widmet, der als „Sonneninstrument“ mit einer Landtafel der „Teütschen Nation“ bezeichnet wird25 (Abb. 5). Wenn auch weder die kartographische Darstellung, noch der dieser 1528 beigefügte Text auf die mittelalterlichen Mappae Mundi Bezug nimmt, so steht doch das Blatt offensichtlich in der Tradition älterer Modelle der Verschränkung räumlicher und zeitlicher Dimensionen der Welt. Hier nämlich wird eine kreisförmige Darstellung der „Deutschen Nation“ ins Zentrum eines kalendarischen Systems zum Gang von Gestirnen und Zeiten in den Ecken gestellt. Die vier ebenfalls kreisrunden astronomischen Diagramme, die Tages- und die nächtliche Zeit, Zyklen der christlichen Zeitrechnung und im Jahr aufsteigende Tierkreiszeichen darstellen, und ebenso die ringförmig um die Kartierung des Reichs angeordnete Angaben zu Sternzeichen, Monaten und Heiligen-Tagen beziehen sich deutlich auf ältere Ordnungsmodelle von Himmelsformationen, die rund gedacht und in konzentrischen Kreisen angelegt sind26. Das ebenfalls kreisrund konzipierte Reich wird als Darstellung von Städten, Gewässern und Landschaften präsentiert, die offensichtlich den mathematisch-geometrischen Erfordernissen des beginnenden 16. Jahrhunderts genügen möchte. Darauf verweist nicht nur das kartographische Zeichensystem, sondern auch ein unterhalb der Karte mittig platzierter Sonnenkompass zwischen zwei Zirkelschenkeln sowie der Text in der Fussleiste des Einblattdrucks, der erläutert, wie Distanzen zwischen Städten bestimmt werden können.

  Vgl. Bonstetten, Superioris Germanie Confoederationis descriptio bes. 229–231.  Vgl. Stercken, Regionale Identität; dies., Kartographie – Historiographie. 25  Auf freundlichen Hinweis von Dr. Jost Schmid (Zürich); vgl. dazu Dürst, Sebastian Münsters Sonneninstrument; vgl. die eindeutige politische Aussage bei Tilemann Stella, der Sebastian Münsters „Sonneninstrument“ offensichtlich zitiert, unten S. 164 mit Anm. 47. 26   Vgl. dazu zum Beispiel den Katalanischen Weltatlas mit Tafel 1: Mapamundi, oder die kosmographischen Schriften des Johannes von Gmunden, dazu Durand, The Vienna-Klosterneuburg Map Corpus 54–56; Focus Behaim Globus 2 509–512, 515; vgl. auch Simek, Johannes von Gmunden. 23 24

156

Martina Stercken

Abb. 5: Sebastian Münster, Eyn New lüstig und kurzweilig Instrument der Sonnen mit yngesetzter Landtafel Teütscher nation gemacht un gericht uff viel iare (Oppenheim 1525) (Universitätsbibliothek Basel, Km XI 13: 3 Tafel).



Raumdarstellung in Kreisgestalt 157

Abb. 6: Erhard Etzlaub, Nürnberger Umgebungskarte, um 1492 (in: Hartmann Schedel, Weltchronik 1493, fol. 331r, Bayerische Staatsbibliothek München, Rar. 287).

158

Martina Stercken

Wenn dies auch nicht explizit kommentiert wird, so kann man doch davon ausgehen, dass auch die Kreisform für die Darstellung der „Teütschen Nation“ bewusst gewählt wurde, und zwar nicht nur aus ästhetischen Gründen. In einer Zeit, die durch Glaubensstreitigkeiten und regionale bäuerliche Aufstände geprägt war, erlaubte diese, die politische Heterogenität und die Außengrenzen zu homogenisieren und das Reich als in sich geschlossene, geordnete und ideale Entität zu präsentieren. Mit dem Rundbild des Reiches greift Sebastian Münster jedoch nicht unmittelbar auf die Mappa Mundi-Tradition und ihre heilszeitliche Dimension zurück, sondern bezieht sich darauf, augenscheinlich vermittelt durch die Nürnberger Kartenproduktion um 1500, genauer gesagt die ebenfalls kreisförmigen und gedruckten Karten Erhard Etzlaubs. Vorbilder waren offenbar nicht nur die gesüdete, ins Jahr 1500 datierte Romwegkarte und ihr Distanz-Schema mit Nürnberg als Zentrum, sondern auch die kreisrunde Karte der Umgebung von Nürnberg aus dem Jahre 1492, die offensichtlich in der Tradition der Mappae Mundi seit dem 13. Jahrhundert mit Jerusalem im Mittelpunkt steht27 (Abb. 6). Eingerahmt durch die Bezeichnung der Himmelsrichtungen, mit dichterisch und mathematisch formuliertem Anspruch auf geographisch genaues Vorgehen und Messbarkeit, wird hier die um 1500 wirtschaftlich und kulturell höchst erfolgreiche Reichsstadt Nürnberg, ausgezeichnet durch Namen und Wappen, zum Jerusalem eines regionalen Kosmos gemacht, in dem Reichsstädte und Bischofsstädte, aber auch Zugehörigkeiten zum brandenburgischen sowie wittelsbachischen Besitz ausgezeichnet und Flüsse wie auch Grenzen markiert werden28. Mit Erhard Etzlaubs Karten, die Nürnberg zum Nabel der Welt machen, ist gleichzeitig noch ein anderer Kontext angesprochen, in dem das kreisrunde Ordnungsmodell um 1500 verwendet wird, nämlich Stadtdarstellungen.

3. Ideale Stadtgestalt Die dritte und letzte Beobachtung betrifft das Nachwirken von kreisrunden, durch biblische Vorstellungen von der himmlischen Stadt geprägte Darstellungen Jerusalems, die – neben geometrisch angelegten – seit dem Hochmittelalter entwickelt wurden, als Jerusalem mit den Kreuzzügen ins Blickfeld rückte und gleichzeitig die europäische Stadt als neue Lebensform greifbar wurde29. Bereits früh auf Rom und weitere alte Städte übertragen30, sind um 1500 augenscheinlich vor allem zwei Typen dieses heilsgeschichtlich aufgeladenen Modells rezipiert worden: Der eine präsentiert die Stadt individualisiert durch einzelne, aufrecht in den ringförmig begrenzten Stadtplan eingestellte Bauten im Aufriss. Ein frühes Beispiel dafür ist etwa die Abbildung von Rom auf der um 1300 hergestellten Ebstorfer Weltkarte, die die ummauerte Stadt beidseits des Tibers und einzelne Kirchenbauten im Rahmen des kartographisch angelegten, christlichen Geschichtsbilds zeigt31. Der andere Typ entwirft die Stadt als runde, kompakte und dicht bebaute Stadt,  Vgl. Schnelbögl, Life and Work; Miedema, Etzlaubs Karten 125; vgl. S. 157 Abb. 6.   Fuchs, Herrschaftswissen 304f. 29  Konrad, Jerusalem; Kugler, Vorstellung; Mentré, Jérusalem Céleste; Michalski, Vom Himmlischen Jerusalem; Jerusalem, du Schöne 9–32; Bogen–Thürlemann, Rom; Wolf, Jerusalem; Baumgärtner, Wahrnehmung Jerusalems; Imagining Jerusalem; vgl. oben S. 148 Anm. 9. 30  Vgl. dazu: Konrad, Jerusalem 525–530; Wolf, Jerusalem 64, zusammenfassend: 261–270; vgl. vielzählige Beispiele bei Bogen–Thürlemann, Rom 26, 35, 38f., 52f.; Haverkamp, „Heilige Städte“ 119–156. 31  Ebstorfer Weltkarte 2, hg. Kugler 264f.; vgl. Vorholt, Herrschaft; Bogen−Thürlemann, Rom. 27 28



Raumdarstellung in Kreisgestalt 159

Abb. 7: Albertinischer Plan (1421/22), Kopie aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts (WM, Inv. Nr. 31.018).

in deren Mittelpunkt das zentrale Gotteshaus platziert ist. Eine derartige Stadtkonzeption findet sich bereits mit der Darstellung Londons auf dem Itinerar des Matthew Paris aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, die die St. Pauls-Kathedrale in die Mitte der ummauerten Stadt setzt und über Schriftzüge nicht nur Bauten bezeichnet, sondern auch eine Kurzfassung der städtischen Geschichte bietet32. Im 15. Jahrhundert lässt sich der so genannte Albertinische Plan aus dem Wien-Klosterneuburg-Karten-Korpus der erstgenannten Tradition zuordnen, ein Bestand, der im 15. Jahrhundert produzierte gelehrte Schriften und eine heterogene Sammlung an kartographischen Darstellungen umfasst, die frühe Zeugnisse der Rezeption der Geographie des Claudius Ptolemäus sind33 (Abb. 7). Diese Darstellung zeigt die Städte Wien und Preßburg, also Bratislava, als jeweils kreisförmige, durch eine Mauer stark befestigte Anlagen und markiert gleichzeitig den Stadtraum durch einzelne Bauten. Gilt sie einerseits aufgrund der spärlichen Wiedergabe von bebauter Fläche als defizitär, so ist sie andererseits als „kartographisch gefaßte Anleitung zum Besuch der Kirchen in und um Wien“34 interpretiert und in den Kontext des Pilgerwesens gestellt worden. Dieser Zugang lässt sich durchaus nachvollziehen, denn sowohl die Kartierung von Wien wie auch diejenige von Preßburg sind in erster Linie durch kirchliche Bauten charakterisiert. Zudem deutet ein Maßstab, der über Pünktchen und Striche Schritte beziehungsweise Schuhe ausweist, auf den Anspruch des Kartenmachers hin, die beiden Städte in ihrem Ausmaß präzis zu   Matthew Paris, Itinerar (British Library Royal MS 14 C VII, fol. 4r); vgl. Stercken, Schriftbilder 86.   Vgl. dazu die Beispiele bei Durand, The Vienna-Klosterneuburg Mapus Corpus; Edson, World Map 179, 184. 34  Härtel, Inhalt; Wien von oben 19; Fischer, Textkommentar; vgl. den Beitrag von Ferdinand Opll in diesem Band, S. 131–142. 32 33

160

Martina Stercken

Abb. 8: Fabio Calvo, Antiquae urbis Romae cum regionibus simulachrum (Rom 1527), nach: Bogen–Thürlemann, Rom 65.

erfassen und Wege in den Städten einschätzen zu können. Gleichzeitig aber ist festzuhalten, dass die Städtebilder nicht nur Kirchen und das Spital als zentrale Orte für allfällige Pilger in perspektivischer Darstellung festhalten, sondern auch andere Gebäude, nämlich Bauten der Herrschaft (Preßburg/Bratislava: „das Haus ob Prespurck“, Wien: „das ist dy purck“), in Wien auch die Universitat (Wien: „das ist dy hoch schul“). Anfang des 16. Jahrhunderts allerdings findet dieser womöglich in der Tradition von Pilgerführern konzipierte Darstellungstyp auch in anderen Kontexten Gebrauch. Dieses Ordnungsmodell scheint zum Beispiel auch auf Karten in nunmehr entstehenden Geschichtswerken übertragen zu werden, die historische Situationen wiedergeben. Als Beispiel dafür kann eine Abbildung aus dem 1527 gedruckten Buch von Marco Fabio Calvo zum antiken Rom angeführt werden35 (Abb. 8): Im Erscheinungsbild architekturtheoretischer Werke seiner Zeit präsentiert dieser die Stadt unter Kaiser Augustus als eine geometrisch aus dem Kreis konstruierte, durch einzelne Bauten akzentuierte, ideale Anlage und zugleich als geordnetes Gemeinwesen. Für das zweite offenbar wirkmächtige kreisrunde Stadtmodell sind um 1500 augenscheinlich vor allem Jerusalem-Darstellungen einschlägig. Damit findet ein ikonisch verdichteter Darstellungstyp Verbreitung, der die Stadt um den Tempel Salomons (Felsendom) als bedeutende religiöse Stätte im Mittelpunkt konzipiert. Drei kurz hintereinander gedruckte Darstellungen Jerusalems des ausgehenden 15. Jahrhunderts, die offensichtlich miteinander in Beziehung stehen, lassen dies deutlich werden: im bereits zitierten   Bogen−Thürlemann, Rom 65.

35



Raumdarstellung in Kreisgestalt 161

Abb. 9: Jerusalem, in: Weltchronik Hartmann Schedels 1493, fol. XVIIr, nach: Stefan Füssel, Begleitband zu Hartmann Schedel, Das Buch der Chroniken. Kolorierte und kommentierte Gesamtausgabe der Weltchronik von 1493 (Köln 2001) 42.

162

Martina Stercken

„Rudimentum Noviciorum“, 1475 in Lübeck erschienen36, im Pilgerbericht des Mainzer Domherrn Bernhard von Breydenbach, 1486 in Mainz publiziert mit Bildern des niederländischen Malers Erhard Reuwich37, und in der Weltchronik des Nürnberger Stadtarztes Hartmann Schedel, die 1493 in deutscher und lateinischer Sprache vorliegt38 (Abb. 9). Es erscheint auffällig, dass dieser Typus der Jerusalem-Darstellung jeweils in Texten abgebildet und verbreitet wird, die das physische Ziel einer Pilgerfahrt in die Heilige Stadt und zugleich die Idealstadt und das Habitat des Christen nach dem Ende der Zeiten vergegenwärtigen39. Das Jerusalembild im „Rudimentum Noviciorum“ etwa ist an den Anfang der Lehrschrift und in den Kontext einer ausführlichen Genealogie Christi gestellt; es bildet den Endpunkt eines Itinerars, das beim Hafen von Jaffa beginnt. Hingegen steht die betreffende Darstellung von Jerusalem in Breydenbachs Pilgerbericht im Zentrum einer großformatigen, gefalteten Heilig Land-Karte, die Ziele der Pilger veranschaulicht. In der Schedelschen Weltchronik wird die Jerusalem-Darstellung (ähnlich wie im „Rudimentum“) an den Endpunkt einer „Linea Christi“ gesetzt und im Rahmen des alttestamentarischen „Zweiten Weltalters“ präsentiert. Wie sehr die heilsgeschichtliche Dimension in der Weltchronik mitgedacht wird, lässt Schedels Text zur JerusalemDarstellung erkennen: Dieser hebt unter anderem hervor, dass der Tod Christi die Stadt geheiligt habe, weil sich hier der Tempel seiner Lehre befände, weil hier die Stätte seines Leidens, seiner Auferstehung und des zukünftigen Gerichts sei, weil es der Ort sei, an dem Wunder verübt worden seien40. Beide religiös unterlegten Muster kreisförmiger Stadtkonzeption, sowohl die auf einzelne Bauten fokussierte Schrägansicht als auch die kompakte, mit einem wichtigen Heiligtum im Zentrum, scheinen zumindest jeweils partiell in einem Holzschnitt der Stadt Tenochtitlan nachzuwirken, der fünf Jahre vor der Meldeman-Rundansicht veröffentlicht wurde und diese womöglich beeinflusst hat41. Offensichtlich nach europäischen Konventionen konzipiert, ist der Raum der aztekischen Insel-Stadt rund und mit einer bedeutenden religiösen Stätte, dem Haupttempelbezirk, im Mittelpunkt angelegt. Aber nicht nur Layout und – in den kolorierten Fassungen – auch die Farbigkeit der Darstellung stützen den Eindruck von Verwandtschaft zwischen dem Stadtbild von Tenochtitlan und Niclas Meldemans Wien-Bild, sondern ebenso der Umstand, dass Ersteres in der Heimatstadt Meldemans im Druck erschien. Der Holzschnitt von Tenochtitlan wurde nämlich 1524 in Nürnberg bei Friedrich Peypus als Teil der „Praeclara de Nova maris Oceani Hyspania Narratio“, der lateinischen Übersetzung eines Berichts von Hernando Cortez an Karl V., publiziert.

36 Rudimentum noviciorum sive Chronicarum et historiarum epitome 26 (Anna Amalia Bibliothek, Weimar), https://haab-digital.klassik-stiftung.de/viewer/!image/914979566/26/ [6. 8. 2019]; vgl. oben S. 148 Anm. 11 und S. 152 Anm. 18. 37  Timm, Der Palästina-Pilgerbericht 242–260. 38  Schedel, Weltchronik XVII. 39  Inwieweit dieser Typ auch als authentische Darstellung betrachtet werden kann – vgl. etwa Herkenhoff, Darstellung 206–209 − wäre genauer zu überprüfen. 40  Schedel, Weltchronik fol. XVIvf. 41  Vgl. dazu und zum Folgenden: Timann, Untersuchungen 131; Anders, Plan.



Raumdarstellung in Kreisgestalt 163

4. Die Kreisgestalt als Ordnungsmodell Die vorangegangenen Beobachtungen zum Phänomen kreisförmiger Karten um 1500 ließen sich in viele Richtungen hin erweitern und präzisieren. Bereits jetzt zeichnet sich jedoch ab, dass diese in der kartographischen Literatur vielfach als rückständig begriffene, heilsgeschichtlich aufgeladene mittelalterliche Kartenkonzeption durchaus auch noch in einer Zeit Relevanz besaß, die mit Innovationen, Entdeckungen und Territorialisierung verbunden wird. Auch im beginnenden Druckzeitalter zirkulierten noch autoritative Muster der Verschränkung von Raum und Zeit aus dem Mittelalter, und dies in unterschiedlichen, teilweise populären Überlieferungszusammenhängen. Gleichzeitig wurde die Kreisform nicht nur als ästhetisches Moment, sondern offenbar mit Bedacht verwendet, um die nunmehr nach ptolemäischen Grundsätzen der Verortung verfahrenden Kartierungen mit dem auf den göttlichen Heilsplan verweisenden kartographischen Ordnungsmodell des Mittelalters zu verknüpfen. Dies geschieht in besonderer Weise, wenn dieses Muster unmittelbar auf die Darstellung von Reichen, Ländern oder Städten übertragen und so heilsgeschichtliche Dimension sowie Legitimation in die Karte einlagert wird; in anderen Fällen besteht die Verbindung zur mittelalterlichen Tradition eher als vage Spur. Zwar lassen sich allgemeine Befunde zum Verschwinden kartographischer Bildlichkeit zugunsten einer mathematisch-abstrakten Konzeption von Räumen seit dem 15. Jahrhundert nachvollziehen, die mit einer zunehmenden Zirkulation von Wissen in nichtklösterlichen Gelehrten-Netzwerken, mit einem wachsenden Gebrauch von Karten in administrativen, politischen und militärischen Kontexten, mit einer Professionalisierung der Kartographie und einer mehr und mehr getrennten Betrachtung von Geographie und Geschichte verbunden war42. Doch vollzieht sich diese Entwicklung hin zu einer Versachlichung kartographischer Konventionen offenbar nicht linear und zielgerichtet. Vielmehr bleiben erprobte bildliche Muster kartographischer Sinnstiftung noch lange in Gebrauch, um vielschichtige und zugleich memorable Vorstellungen von Räumen zu erzeugen. Meldemans Darstellung der osmanischen Belagerung von Wien, die den Anfang der Beobachtungen zur Kreisgestalt von Karten um 1500 bildete, lässt sich als ein solches zeitspezifisches Experiment mit alten, heilsgeschichtlich verortenden und neuen, abbildungsgenau positionierenden Modellen kartographischer Sinnstiftung verstehen. Obschon als authentisches Bild örtlicher Verhältnisse deklariert, so ist sie doch komplex konstruiert und partizipiert an einer wichtigen Tradition der Kartenkonzeption. Offenkundig kenntnisreich werden unterschiedliche Muster kartographischer Darstellung zu einem eigenständigen Kartenbild verarbeitet und dabei der Anspruch auf Abbildungsgenauigkeit gekonnt mit dem Wissen um die Möglichkeit kombiniert, über eine kreisrunde Anlage des Raumes den in der Heilsgeschichte verankerten Bedeutungshorizont eines einschneidenden Ereignisses mit ins Bild einzuschreiben. Ein Experimentieren mit Kombinationen von alten und neuen Modellen des Kartierens lässt sich auch im weiteren Verlauf des 16. Jahrhunderts beobachten. Es wird greifbar mit Weltkarten, die mittelalterliche Kartenkonzeptionen zitieren, wie die von Giuseppe Rosaccio dem Großherzog Cosimo II. de’ Medici gewidmete Karte von 1610, die neben neueren Darstellungsformen der Welt auch eine runde, bildlich konzipierte Darstellung der besiedelten „TERRA“ und ebenfalls kreisförmig konzipierte Klimakar42

  Dazu vgl. Woodward, Cartography and the Renaissance 11f.; Ballon–Friedman, Portraying the City.

164

Martina Stercken

ten präsentiert43, oder mit Schriftlichkeit durchdrungene kreisrunde Weltdarstellungen, wie die kosmologische Weltkarte von Antonio Saliba, die – dem Marcantonio Colonna, Vize­könig von Sizilien, gewidmet – 1582 in Neapel erschien und weiter rezipiert wurde44. Aber auch Stadtdarstellungen bedienen sich der runden Form noch bis weit ins 16. Jahrhundert hinein. Dafür stehen zwei Darstellungen mit politischem Anspruch, die – in Wien beziehungsweise in Nürnberg produziert – offenbar das Meldemansche Rundbild zum Vorbild nehmen: Dies ist die auf eine runde (Tisch-)Platte gemalte Karte von Augustin Hirschvogel aus den Jahren 1547/49, die im Zusammenhang mit dem Ausbau der Befestigung Wiens im Auftrag des Bürgermeisters hergestellt wurde45 und ein gemalter (und dann von Stefan Gansöder gedruckter) Rundprospekt der Stadt Nürnberg und ihres Umlands von Paulus Reinhart aus dem Jahr 1577, der Nürnberg durch die kreisförmig angelegte Form der Stadtdarstellung als Mittelpunkt einer weitläufigen, vielfältig genutzten ländlichen Umgebung überhöht46. Und schließlich wird die runde Form auch weiter bei der Konzeption von Ländern genutzt: Tilemann Stella etwa stellt 1560 eine kreisförmige Deutschlandkarte in der Tradition von Sebastian Münsters „Sonneninstrument“ her und dies explizit, um das Reich als Haupt der Christenheit zu verherrlichen47. Aber auch die „Imago Flandriae“ lässt vermuten, dass die Kreisgestalt als in sich geschlossene Ordnung selbst noch um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert gebraucht wurde, um politische Entitäten heilsgeschichtlich zu legitimieren48. Dieses von Matthias Quad von Kinckelbach verfasste und von Johannes Jannson 1604 gedruckte Flugblatt, das zwölf flandrische Städte durch Stadttore repräsentiert und in Kreisform um eine Personifikation der Grafschaft Flandern gruppiert, geht auf eine Prophezeiung des flämischen Augustiners Lubertus Hautscilt aus der Zeit um 1400 zurück, die im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert in unterschiedlichen Situationen politisch instrumentalisiert wurde. Der Beitrag hat von zahlreichen Gesprächen im Rahmen meines Fellowships am Max Weber Kolleg in Erfurt (DFG Kolleg-Forschungsgruppe 2779: Urbanität und Religion. Wechselseitige Formierungen) profitiert.

  Woodward, Cartography and the Renaissance 4, 23 Fig 1.1.   Ebd. Plate 1; Cosgrove, Images of Renaissance Cosmography 72, 85–87; Shirley, The Mapping 169. 45   August Hirschvogel Wien 1547 (Tischplatte, 1549, WM, Inv. Nr. 31.022); vgl. Fischer, Kartographische Darstellung; Timann, Untersuchungen 141f.; Wien von oben 135. 46  Reinhart, Rundprospekt; Gansöder (nach Paulus Reinhart), Rundprospekt; vgl. Schnelbögl, Zur Geschichte 222–225; Fuchs, Herrschaftswissen 118. 47  Auf freundlichen Hinweis von Dr. Jost Schmid (Zürich). Vgl. Meurer, Cartography 1213f. Vgl. auch das Fragment eines Astrolabs von 1575 (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv.Nr. WI 138), in: Focus Behaim Globus 2 597f. Nr. 1.82, das sich offenbar auch auf Münsters „Sonneninstrument“ bezieht; vgl. oben S. 155 Anm. 25. 48  Imago Flandriae (GNM, Inv.-Nr. HB 312); Blume–Haffner–Metzger–Glanz, Sternbilder 165–169 Nr. 4; Openbare Bibliotheek Brugge: Abt Lubert Hautscilt en de Imago Flandriae, https://lib.ugent.be/nl/ catalog/rug01:001700946 [6. 8. 2019]; vgl. Beispiele mit ähnlicher Konzeption aus dem 14. Jahrhundert bei Morse, Role Fig. 2.9., 2.10. 43 44

SEKTION 2: DIE MELDEMAN-RUNDANSICHT: EIN NÜRNBERGER PRODUKT IM WIENER KONTEXT

Abb.: Die U-Bahnstation „Tscherttegasse“ (Wien XII): Diese Gasse wurde gemäß einem Beschluss vom 23. September 1940 nach dem Brünner Festungsbaumeister Johann Tschertte (um 1480–1552) benannt, der während der Belagerung 1529 in Wien blieb und ab 1531 am Neubau der Befestigung in Wien entscheidend mitwirkte. Seine Tochter heiratete den Hofmaler Jacob Seisenegger. Die in der Nähe des Altmannsdorfer Friedhofs befindliche U-Bahnstation „Tscherttegasse“ wurde am 15. April 1995 im Zusammenhang mit der Verlängerung der U-Bahn-Linie 6 nach Siebenhirten eröffnet (Foto: Ferdinand Opll, 3. 1. 2020).



Zum Entstehungshintergrund der Meldeman-Rundansicht in Nürnberg Antonia Landois

Die Meldeman-Rundansicht entstand in einer Zeit des reformatorischen Umbruchs, als sich die Reichsstadt Nürnberg aus konfessionellen Gründen am Beginn einer Entfremdung von ihrem kaiserlichen Stadtoberhaupt befand, die sich als dauerhaft und nachhaltig erweisen sollte. In dieser Phase der religiösen Differenzen kam der Positionierung in der so genannten Türkengefahr – so die hier vertretene These – und damit auch einem Medium wie der Meldeman-Rundansicht eine Schlüsselrolle zu1. Mit der rigorosen Ablehnung der päpstlichen Ablasspraxis, mithin auch der Kreuzzugspropaganda gegen „die Türken“, und Luthers frühen, theologisch begründeten Äußerungen gegen einen Türkenkrieg ging von päpstlicher Seite der Vorwurf einher, die Reformatoren betrieben die Sache der Osmanen2. Verblieben diese Anwürfe zunächst auf recht abstrakter Ebene, ergab sich mit dem expansiven Vorrücken der Osmanen in den 1520er Jahren nach Ungarn und schließlich nach Wien die Notwendigkeit der erneuten Stellungnahme von Seiten Luthers und weiterer Wittenberger Theologen wie Philipp Melanchthon und Justus Jonas zum Türkenkrieg. Der Verteidigungskampf des Kaisers gegen die „Feinde der Christen“ wurde nun auch von dieser Seite vollumfänglich legitimiert, und die bereits der neuen evangelischen Lehre angehörende Reichsstadt Nürnberg setzte diese Leitlinie umgehend mit politischer Pragmatik um. Da Nürnberg zudem nicht von ungefähr ein Druckzentrum der „Turcica“, der so genannten Türkenschriften, war, ist überdies besonderes Augenmerk auf die Frage zu richten, ob der Rat der Stadt Nürnberg im Falle des Werkes von Niclas Meldeman, zu dem neben der Rundansicht ein umfangreiches historiographisches Werk gehört, Herstellung und Druck nicht nur erlaubt, sondern sogar ausdrücklich beauftragt hat, um so eine Form der halboffiziellen Geschichtsschreibung zu betreiben3. 1  Vgl. dazu z. B. die Ausführungen bei Kaufmann, „Türckenbüchlein“; Ehmann, Luther, Türken. Kaufmann, ebd. 70, etwa stellt fest, dass die Türkenfrage „den Erfolg des reformatorischen Programms christlicher Identitätsvergewisserung“ begünstigt habe, jedoch ohne die politische Pragmatik dahinter mit in den Blick zu nehmen. 2  Dieser Vorwurf hielt sich hartnäckig und findet sich z. B. noch 1530, also nach der Wende Luthers in dieser Frage, vgl. z. B. den Brief von Hieronymus Walter an Lazarus Spengler vom 27. Februar 1530, in dem er betonte: Was ist aber die ursach, das sich dieselbigen knecht [gemeint sind die bezahlten Landsknechte, die kaum mehr zu rekrutieren waren] so unartick gehalten, dan das Luther geschrieben und gelernt hat, man sol wider den Türcken nicht fechten, dan es sei ein straf Gottis, der man nicht widerstehen solle?, Spengler, Schriften 1529−1530 357f. 3  Zu Nürnberg als Druckzentrum von Einblattdrucken und Türkenschriften siehe auch den Beitrag von Martin Scheutz in diesem Band, S. 85−107.

168

Antonia Landois

Um den kulturellen, politischen und religiösen Entstehungshintergrund von Meldemans Werk auszuleuchten, soll zunächst das Verhältnis zwischen dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und der Reichsstadt Nürnberg in den 1520er Jahren kurz umrissen werden. Sodann wird betrachtet, wie sich das Stadtregiment in Bezug auf die so genannte Türkenfrage positionierte. Die Zensurpolitik gegenüber Briefmalern, Druckern und Buchführern sowie die Konkurrenz unter ihnen sind weitere wichtige Aspekte, um den Versuch zu unternehmen, die konkrete Produktion von Meldemans Rundansicht und Traktat – unter Privilegierung des Rates und mit der Hilfe einer in Nürnberg und darüber hinaus damals sehr bekannten Persönlichkeit, des Ratsschreibers Lazarus Spengler – einzuordnen. Die Person Niclas Meldeman hingegen wird in diesem Beitrag nur sehr oberflächlich in den Blick genommen, da hierzu wie auch zur Konkurrenz zwischen Guldenmund und Meldeman die akribische Studie von Ursula Timann nach wie vor einschlägig ist4.

1. Verhältnis zum Kaiser, Einigkeit im Volk: Der Innere Rat Nürnbergs, der reformatorische Umbruch und die „Türkengefahr“ Die so genannte Türkengefahr, also die Wahrnehmung einer mittelbaren und unmittelbaren Bedrohung des christlichen Abendlandes durch die Expansion unter den Osmanen, beschäftigte die Papstkirche, diverse Reichsstände und lokale Herrschaften bereits seit dem 14. Jahrhundert. Eine Intensivierung erfuhr die Auseinandersetzung mit diesem Thema seit der Mitte des 15. Jahrhunderts, als mit der Eroberung Konstantinopels das byzantinische Kaiserreich endete5. Auch der patrizische Rat der Reichsstadt Nürnberg war – wie andere Herrschaftsträger – meistens im Kontext päpstlicher Ablasspredigten und der Reichstage wiederholt mit Aufforderungen zur so genannten Türkenhilfe konfrontiert und leistete verschiedentlich konkrete Unterstützung, so z. B. 1521, als 50 Zentner Schießpulver, zwei Büchsen und vier Büchsenmeister zur Türkenabwehr entsandt wurden6. Auch 1527 hatte der Rat der Stadt auf Begehren König Ferdinands etliche Büchsenschützen nach Ungarn geschickt und damit aktiv zum Kampf gegen die Türken beigetragen7. Auf kaiserliche Mandate hin wurden zudem unter anderem anlässlich von Reichstagen große, feierliche Prozessionen zur Abwendung der Türkengefahr abgehalten8. Jedoch war die osmanische Expansion bei weitem nicht der einzige und auch nicht der gewichtigste Kriegsschauplatz des Kaisers: die Kämpfe in und um Oberitalien und um den Kirchenstaat banden seit Jahren Kräfte des Reichsheers und waren von akuter machtpolitischer Bedeutung. Vor diesem außenpolitischen Tableau hatte sich die Reichsstadt Nürnberg, vertreten von Christoph Tetzel, Christoph Kress und Bernhard Paumgartner, auf dem Reichstag in   Timann, Untersuchungen.   Vgl. allgemein etwa die Beiträge in dem Sammelband Europa und die Türken. 6   Einen Überblick über den Einsatz Nürnbergs gibt Müllner, Annalen 74, 163, 464, 476f., 487, 501. 7  Müllner, Annalen 586. In diesem Beitrag wird abwechselnd von „Türken“ und „Osmanen“ gesprochen, da dies dem zeitgenössischen, weitestgehend undifferenzierten europäischen Wortgebrauch entspricht. Gemeint sind stets die Ereignisse, die mit der Landnahme unter den osmanischen Herrschern vom 14. bis zum 17. Jahrhundert in Zusammenhang stehen. Zur „Türkengefahr“ und der Reflexion dieses Begriffs vgl. z. B. BarbaricsHermanik, Türkengefahr. 8  Müllner, Annalen 471 (1522), 501 (1524). 4 5



Zum Entstehungshintergrund der Meldeman-Rundansicht in Nürnberg 169

Speyer am 20. April 1529 jener von 20 Reichsständen getragenen „Protestation“ gegen den Kaiser angeschlossen, durch die der konfessionelle Dissens erstmals deutlich zu Tage trat. Neben sechs Fürsten und 13 Reichsstädten, darunter Straßburg und Ulm, schloss sich Nürnberg in der Folge auch dem Reichstagsabschied vom 24. April 1529 nicht an9. Der Protest der Reichsstände wandte sich gegen den kaiserlichen Plan, das Wormser Edikt von 1521 wiederum überall wirksam werden zu lassen. Erst 1526 jedoch war dieses Edikt, das Luther in die Reichsacht gesetzt und die Verbreitung und Lektüre seiner und seiner Anhänger Schriften verboten hatte, vor dem Hintergrund der Türkengefahr in Ungarn maßgeblich relativiert worden – womit das Vorgehen Nürnbergs, das sich bereits 1525 offiziell auf die neue Lehre Luthers verpflichtet und Messen nach altem Ritus verboten hatte, nachträglich legitimiert worden war. Im Gegensatz zu anderen Reichsstädten war die vom Kaiser 1529 verlangte Restitution des Wormser Edikts für Nürnberg nicht nur aus religiösen und theologischen, sondern auch aus ganz pragmatischen Gründen unannehmbar. Seit vier Jahren war die Stadt Anhängerin der lutherischen Lehre – den kaiserlichen Willen zu akzeptieren hätte eine neuerliche Wende im Kirchenregiment nach sich gezogen, hätte mithin auch Konsequenzen für die Verwaltung gehabt und wäre in der Lage gewesen, die Herrschaft des Rates nachhaltig zu destabilisieren und in der Bevölkerung Uneinigkeit und Spannungen herbeizuführen. Das Verhältnis Nürnbergs zu seinem Stadtherrn litt schwer unter diesen Vorgängen. Besonders ersichtlich wird dies aus der Verweigerung des Besuchs Nürnbergs durch Kaiser Karl V. im Vorfeld des Reichstages in Regensburg 1532. Der Kaiser lehnte diesen Besuch trotz intensiver Werbung ab, da die Stadt sich dem neuen Glauben zu- und von kaiserlichen Edikten abgewandt habe. Da half es auch nichts, dass die Reichsstadt ein kostbares Geschenk überreichte, sich schön herausgeputzt und Wein in Fülle bereitgestellt hatte10. Für Nürnberg wiederum hatte das Verhältnis zum Kaiser größte Bedeutung, schließlich stand die Reichsstadt durch die Festlegungen der Goldenen Bulle von 1356 und die Verwahrung der Reichskleinodien seit 1424 in besonders enger Beziehung zum Reichsoberhaupt und war Versammlungsort des jeweils ersten Reichstages eines römisch-deutschen Königs. Entsprechend intensiv wurde in der Stadt vor dem Hintergrund der konfessionellen Differenzierung darüber diskutiert, wie weit der Gehorsam gegenüber dem Kaiser gehen musste. Das Stadtregiment fand in dieser Frage zu einer einheitlichen Meinung, wonach dem Kaiser gegenüber außer in Fragen des Gewissens Gehorsam und Gefolgschaft zu üben seien – eine durch und durch lutherische Auffassung, die von den Herren des Rates beschlossen und von Personen wie Lazarus Spengler verfochten wurde. Bei aller Eindeutigkeit der Haltung Nürnbergs in dieser Zeit sollte jedoch nicht vergessen werden, dass eine dauerhafte konfessionelle Spaltung nicht das Ziel, sondern das Ergebnis all dieser Einzelprozesse war. Denn bekanntlich wurde die Türkengefahr gerade von jenen Reichsständen, die eine gründliche Reform des Kirchenwesens anstrebten, schon seit 1522/23 instrumentalisiert, um das Reichsoberhaupt und die der neuen Lehre abgeneigten Stände dazu zu bewegen, ihnen in konfessionellen Angelegenheiten entgegenzukommen. Doch auch die umgekehrte Betrachtung der Vorgänge lässt einen interessanten Schluss zu: Die Einigkeit unter 9  Es wird hier darauf verzichtet, die zahlreichen Schritte hin zur Protestation zu paraphrasieren. Für den quellennahen Nachvollzug der Geschehnisse sei verwiesen auf Deutsche Reichstagsakten, ed. Kühn 478–880. Zur Türkenhilfe vgl. Deutsche Reichstagsakten, ed. Steglich 823–907. 10  Deutsche Reichstagsakten, ed. Aulinger 125, 255–258 (Bericht der Nürnberger Gesandten).

170

Antonia Landois

den Christen und der Einsatz für die Interessen des christlichen Reiches konnten anhand der Türkengefahr besonders gut unter Beweis gestellt werden. Die Türkenfrage war Ende der 1520er Jahre, als sich die Spaltung in Glaubensfragen immer deutlicher abzeichnete, zu einem Feld der Bewährung der Christenheit in Zeiten der Zerrissenheit geworden. In der Phase der konfessionellen Differenzen kam der Positionierung hinsichtlich der Türkengefahr also besondere Bedeutung zu. Wie als ob bewiesen werden sollte, dass die Wahl der neuen Lehre und die Veränderungen in der Kirchenordnung die Loyalität gegenüber dem Reichs- und Stadtoberhaupt nicht beeinträchtigen könnten, und um die eigene christianitas als einigendes Element zu bezeugen, ließ sich Nürnberg in Bezug auf die Türkenfrage stark in die Pflicht nehmen – und zwar stärker als alle anderen Reichsstädte. Dies zeigte sich sowohl in der zügig geleisteten so genannten Türkensteuer als auch in der Tatsache, dass Nürnberg eine von zwei Städten im gesamten Reich war, die sich – parallel zu fortwährenden Kontakten mit den protestierenden Ständen – aktiv mit hunderten von Landsknechten in mehreren Fähnlein an der Beendigung der Belagerung Wiens beteiligten. Das für Wien eingesetzte Heer bestand einesteils aus Streitkräften der Infanterie (40 Fähnlein à ca. 400 Mann, also ca. 16.000 Mann) und der Kavallerie (ca. 2.800 Pferde) König Ferdinands aus Niederösterreich, der Steiermark und Kärnten, aus Spanien, Mähren und Böhmen. Anderenteils wurden Reichstruppen entsandt, die dem Befehl des wittelsbachischen Herzogs und Pfalzgrafen bei Rhein, Philipp, unterstanden. Unter ihm befahlen die beiden Regimenter des Kunz Gotzman und Jakobs von Werdenau wiederum über jeweils sieben Fähnlein. Zwei der insgesamt 14 Reichsfähnlein wurden von den Nürnberger Hauptleuten Hans Gundelfinger und Caspar Altmülsteiner, genannt Zaummacher, angeführt11. Ein Fähnrich Jörg Schmidt von Nürnberg unterstand zudem dem Hauptmann Hans von Riedlingen. Zum 25. September 1529 berichtet die spätere Geschichtsschreibung: „Wenig Stunden vor der Tuerckischen Avengarde [Vorhut] Ankunfft sind noch 2 Faehnlein Nuernberger Soldaten zu ihrem und der Stadt Glueck hineingekommen, welche dann in guter Ordnung, wol geputzter Ruestung und trefflicher Mundirung [Ausrüstung, militärische Kleidung] mit fliegender Fahn und Trummelschlag praechtig ihren Einzug gehalten, sich auch in waerender Belaegerung ruehmlich und tapffer gehalten“12. Nürnberg hatte sogar noch ein drittes Fähnlein unter dem Hauptmann Hans Beck entsandt, das jedoch erst in Wien ankam, nachdem die osmanischen Belagerer bereits wieder abgezogen waren13. In Wien hatte Pfalzgraf Philipp mit seinen Hauptleuten und deren Truppenteilen, also auch den Nürnberger Fähnlein, das Quartier vom Stubentor im Osten der Stadt bis südlich etwa in die Hälfte des Kärntner Viertels hinein und nördlich bis zum Biberturm, von diesem aus nach Westen bis zum Roten Turm zu bewachen und zu verteidigen14. In der ausführlichen Beschreibung der Kampfeshandlungen durch Peter Stern von Labach, den Kriegssekretär der königlichen Truppen, wird das Areal immer wieder benannt. Die Annalen des Nürnberger Ratsschreibers Johann Müllner, der Anfang des 17. Jahrhunderts zur Abfassung seines umfangreichen und detaillierten Werkes auf das reichsstädtische Archiv zurückgreifen konnte, vermerken das loyale Verhalten des Rates auch 11  Vgl. die Ausführungen des Kriegssekretärs Stern von Labach−Meldeman, Warhafftige handlung [bes. 14f.] sowie, auf diesen beruhend, bei Stöller, Soliman vor Wien 11–76, bes. 74. 12  Han, Die Jetzt-lebende Türckey 629–635. 13  Stern von Labach−Meldeman, Warhafftige handlung [35]. 14  Ebd. [12].



Zum Entstehungshintergrund der Meldeman-Rundansicht in Nürnberg 171

schon im Sommer 1529, als auf Ansuchen König Ferdinands in Ungarn 1.000 einfache Handfeuerwaffen, Stangenbüchsen, auch Handrohre genannt, 200 Zentner Schießpulver sowie etliche Hauptleute und Büchsenmeister von Nürnberg auf den Weg gebracht wurden15. Als nach und nach die Nachrichten von dem riesigen anrückenden Heer der Osmanen nach Nürnberg gelangten, „hat der Rath in der Eil ein Fendlein Knecht geworben und dasselb sambt zweyen Notschlangen16 auff Regenspurg und Lintz geschickt, daselbs Pfaltzgraff Fridrich auff der Reichsstend Hülf gewartet, die Belägerte [Wien] damit zu entsetzen“17. In der gesamten Historiographie der Türkenkriege bis zum vorläufigen Höhepunkt der Belagerung von 1529 ist Nürnberg die einzige Stadt des gesamten Heiligen Römischen Reiches, die vor Ort aktiv in die Verteidigung involviert war. Neben Nürnberg hatte nur noch die Reichsstadt Augsburg zwei Fähnlein entsandt, die aber ebenfalls erst nach dem Ende aller Kampfhandlungen in Wien eintrafen18. Wohl keineswegs zufällig waren Nürnberg und Augsburg damals überdies – neben Wittenberg – auch Zentren des Druckes von Türkenschriften. Doch dieser Aspekt soll unten noch ausführlicher thematisiert werden. Das Stadtregiment Nürnbergs erwies sich 1529 in der Türkenfrage also als durchaus gehorsam und loyal gegenüber dem kaiserlichen Stadtoberhaupt, unterließ jedoch auch nicht den deutlichen Hinweis darauf, dass dies angesichts der instabilen Lage im Reich (Karl V. kämpfte seit Jahren gegen die Liga von Cognac unter der Führung Franz’ I. von Frankreich) eine besondere Anspannung aller Kräfte bedeute. Man könnte dieses Verhalten also als demonstrative Loyalität bezeichnen – an Selbstbewusstsein mangelte es der Stadt gewiss nicht19. In Nürnberg selbst verbot der Rat im Herbst 1529 öffentliche Tänze und Vergnügungen. Darüber hinaus traf er aufgrund des königlichen Mandats Ferdinands vom 28. August Anordnungen zum Türkengebet. Jeweils am Sonntag nach der Predigt sollte in allen Hauptkirchen der Reichsstadt die so genannte „Deutsche Litanei“ gesungen werden20. Bei dieser erst im März 1529 unter dem Eindruck des Vorrückens der Osmanen gegen Wien durch Luther selbst verfassten Litanei, die durch ihren Eingang in das Evangelische Gesangbuch bis heute in Gebrauch ist, handelt es sich um eine inständige Bitte an Christus als Erlöser von allen Gefahren und Beschützer aller Christenmenschen21. In Nürnberg   Müllner, Annalen 606.   Das sind Kanonen mit 11–16 Pfund Kugelgewicht in Eisen, Rohrlänge ca. 5 m, mit einem Vorspann von 24–30 Pferden. 17   Müllner, Annalen 606. 18  Stern von Labach−Meldeman, Warhafftige handlung [35]. 19  Vgl. z. B. Deutsche Reichstagsakten, ed. Steglich 887, wonach Nürnberg im Juni 1529 auf die Bitte König Ferdinands um Unterstützung beim Türkenfeldzug erwiderte: Erst auf dem Reichstag in Speyer im selben Jahr sei Türkenhilfe beschlossen worden; Nürnberg habe dem König bereits viel vorgestreckt; und außerdem stehen die leufft im reich ye lenger ye sorglicher und auffrurig, kurzum: darum beschwerlich einem rathe sein welle, dem begern statzuthun. Nichtsdestoweniger werde man sich, sollte sich die Lage weiter verschärfen, nochmals, soverren inen solchs die leuffd yemer zulassen, gutwillig erzeigen. 20   Vgl. Deutsche Reichstagsakten, ed. Steglich 895. 21  Evangelisches Gesangbuch Nr. 192:1 (Sprache normiert): „Kyrie eleison. Christe eleison. Kyrie eleison. Christe erhöre uns. Herr Gott Vater im Himmel, erbarm dich über uns. Herr Gott Sohn, der Welt Heiland, erbarm dich über uns. Herr Gott Heiliger Geist, erbarm dich über uns. Sei uns gnädig, verschon uns, lieber Herre Gott. Sei uns gnädig, hilf uns, lieber Herre Gott. Vor allen Sünden, vor Verirrung und allem Übel behüt uns, lieber Herre Gott. Vor des Teufels Trug und List, vor bösem, schnellem Tod, vor Krieg und Blutvergießen, vor Gewalt und Feindschaft, vor Feuers– und Wassersnot, vor dem ewigen Tod behüt uns, lieber Herre Gott. Durch deine heilige Geburt, durch dein Kreuz und deinen Tod, durch dein Auferstehn und Himmelfahrt hilf 15 16

172

Antonia Landois

Abb. 1: Aufruf zum Türkengebet (Nürnberg, StA, A 6 Nr. 99).

uns, lieber Herre Gott. In unserer letzten Not, im Jüngsten Gericht hilf uns, lieber Herre Gott. Wir bitten dich in unsern Nöten: du wollst uns hören, lieber Herre Gott. Und deine heilige christliche Kirche regieren und führen, alle Diener der Kirche im heilsamen Wort und heiligen Leben erhalten, erhör uns, lieber Herre Gott. Allen Ärgernissen wehren, alle Irrenden und Verführten wiederbringen, den Satan unter unsere Füße treten, erhör



Zum Entstehungshintergrund der Meldeman-Rundansicht in Nürnberg 173

sollte zudem am Montag, Mittwoch und Freitag bei St. Sebald und an den anderen Tagen bei St. Lorenz jeweils eine Stunde vor Sonnenuntergang für eine Viertelstunde das so genannte Türkenläuten erfolgen. In den Kirchen wurde sodann wiederum die Deutsche Litanei „wider den Erbfeind“ gebetet22. Ein Aufruf zum Türkengebet, wie er durch die Geistlichen ergehen sollte, hat sich beispielsweise im Stadtarchiv Nürnberg erhalten23. Nicht nur in der Organisation dieses öffentlichen Gebetes war die protestantische Reichsstadt damals hochmodern.

2. Die Türkenfrage als opportunes öffentliches Thema Kann man die Positionierung in der Türkenfrage wie oben umrissen also einerseits als politisches Bewährungsfeld ansehen, so ist andererseits festzustellen, dass das Thema aus der Sicht der Herrschenden als für den öffentlichen Diskurs opportun, da weitestgehend ungefährlich galt. Bereits Arnd Müller und Lore Sporhan-Krempel stellten bei ihren Untersuchungen zur Zensur- und Nachrichtenpolitik des Nürnberger Rates fest, dass dieser bei der Verbreitung von Druckwerken aller Art in der Regel nicht zur Zensur griff, solange sensationelle, aber harmlose Themen wie Wunderzeichen, Missgeburten, Naturkatastrophen, Milieudarstellungen (z. B. Landsknechte, Bauern) im Mittelpunkt standen. Auch die propagandistische und polemische Darstellung der Türkengefahr zählte darunter. Während also etwa die politischen Ereignisse in Frankreich, Oberitalien und den Niederlanden als heikel galten, waren „Neue Zeitungen“ zur Türkengefahr in Ungarn und Österreich aus Sicht des Rates weitestgehend risikolos – das Feindbild war klar, die christliche Einigkeit wurde beschworen, der in der Regel moralisierende Ton der Schriften und Darstellungen rief zur Einhaltung von Zucht und Ordnung auf und trug damit gegebenenfalls zur Steigerung der Autorität der Obrigkeiten bei. Anders sah dies aus bei Druckwerken, die die Autorität der Obrigkeit zu gefährden in der Lage waren, und solchen, die in geistlichen, kirchlichen und religiösen, außenpolitisch heiklen Belangen wie dem Konflikt mit Frankreich Stellung bezogen und Meinung bildeten. Diesbezüglich gab es seit 1513, also lange vor der Reformation, die Vorgabe, dass sämtliche Druckwerke vor der Drucklegung zensiert werden müssten, indem die Drucker und Formschneider die ihnen vorgelegten Werke bei der Zensurbehörde anzeigten24. Doch nicht nur Drucker und Buchhändler, sondern auch die so genannten Kleinmeister, also Briefmaler (und intrinsisch kombiniert mit den Formschneidern) bzw. uns, lieber Herre Gott. Treue Arbeiter in deine Ernte senden, deinen Geist und Kraft zum Worte geben, allen Betrübten und Verzagten helfen und sie trösten, erhör uns, lieber Herre Gott. Den Völkern Frieden und Eintracht geben, alle, die uns regieren, leiten und schützen und unsere Stadt segnen und behüten, erhör uns, lieber Herre Gott. Allen, die in Not und Gefahr sind, mit Hilfe erscheinen, allen Schwangeren und Stillenden gesunde Kinder und Gedeihen geben, allen Kranken, Einsamen und Gefangenen beistehn, erhör uns, lieber Herre Gott. Aller Menschen dich erbarmen, den Verfolgern deiner Gemeinde vergeben, die Lästerer zur Wahrheit bekehren, erhör uns, lieber Herre Gott. Die Früchte auf dem Feld bewahren, (unsere Deiche und Schleusen in Obhut nehmen, unsere Bergwerke erhalten und segnen) und uns gnädig schützen, erhör uns, lieber Herre Gott. O Jesu Christ, Gottes Sohn, erhör uns, lieber Herre Gott. O du Gotteslamm, das der Welt Sünde trägt, erbarm dich über uns. O du Gotteslamm, das der Welt Sünde trägt, erbarm dich über uns. O du Gotteslamm, das der Welt Sünde trägt, verleih uns steten Fried. Christe, erhöre uns, Kyrie eleison. Christe eleison. Kyrie eleison. Amen.“ 22  Müllner, Annalen 606. 23  Nürnberg, StA, A 6 Nr. 99. 24  Müller, Zensurpolitik 66–169; Sporhan-Krempel, Nürnberg 67–74. Vgl. auch Timann, Untersuchungen 65–78.

174

Antonia Landois

Illuministen, wurden aufgrund der hohen Verbreitungszahl ihrer meist als Einblattdruck erscheinenden Produkte der Zensur durch den Rat unterzogen. Seit 1527 erschienen die Namen der Formschneider als von der Rubrik der Buchdrucker eigens abgesetzte Tätigkeit in den reichsstädtischen Ämterbüchlein, im selben Jahr wurde beschlossen, dass sie ohne behördliche Genehmigung überhaupt nichts schneiden, also keine Modeln mehr anfertigen durften25. Ab Mitte der 1540er Jahre erfolgte eine weitere Differenzierung, die Briefmaler wurden dann ebenso wie die Buchführer eigens aufgeführt26. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass Nürnberg, das in dieser Zeit ohnehin als Nachrichtenzentrum, nach Luther sogar als „Deutschlands Auge und Ohr“ galt, insbesondere in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts das Zentrum so genannter Türkendrucke war – nur Augsburg und Wittenberg konkurrierten mit der Stadt. Drucke, die sich mit der Türkengefahr beschäftigten, waren in ganz Europa verbreitet, sie wurden von Carl Göllner bereits in den 1960er Jahren zusammengetragen und ausführlich erläutert. Für die Zeit von 1501 bis 1550 konnte er die beeindruckende Zahl von insgesamt 901 europäischen Türkendrucken ermitteln27. Dank der Analysemöglichkeiten, die Datenbanken bieten, sind heute wesentlich präzisere Aussagen über die Verteilung auf einzelne Druckorte zu treffen. Ein gutes Drittel der Türkendrucke erschien demnach im deutschsprachigen Raum: das VD 16 verzeichnet 332 entsprechende Titel für das gesamte 16. Jahrhundert, davon 173 Stück für dessen erste Hälfte. Von jenen 332 Drucken im gesamten deutschen Sprachbereich entstanden 52 in Nürnberg, 50 in Augsburg und 25 in Wittenberg, von den 173 Drucken in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts jeweils 41 in Nürnberg und Augsburg und 20 in Wittenberg. In Wittenberg setzte der Druck anders als in den anderen Orten erst 1529 auf einem ersten Höhepunkt der Türkengefahr ein, weil Martin Luther persönlich in den Diskurs eingriff und ihn beispielsweise durch seine Schriften „Eine Heerpredigt wider den Türcken“ und „Vom kriege wider die Türcken“ theologisch und teleologisch zuspitzte 28. Diese Schriften stellten eine Wende in der Gesinnung des Reformators und seiner Anhänger dar, die einem kriegerischen Einschreiten gegen die Osmanen bis dahin überwiegend ablehnend gegenübergestanden hatten. Auch dieser Befund untermauert die These, dass die Türkengefahr ein Thema war, mit dem sich gerade die Anhänger der neuen evangelischen Lehre profilieren konnten, um ihre Identifikation mit dem Christentum und der Christenheit besonders deutlich unter Beweis zu stellen und auf die Bedeutung der Einigkeit unter den Christen hinzuweisen. Das Thema lag damals jedoch auch einfach „in der Luft“ und war allgegenwärtig. In allen Schichten der Bevölkerung fand eine Form der Meinungsbildung, z. B. über das damalige Massenmedium Einblattdruck, dazu statt, Gelehrte versuchten alle verfügbaren Druckschriften dazu zu erhalten. So besaß zum Beispiel der Nürnberger Rechtsgelehrte, Ratskonsulent und vielseitig interessierte Christoph II. Scheurl (1481–1542), der u. a. als Moderator des Nürnberger Religionsgesprächs von 1525 wirkte, rund 110 Türkenschriften, darunter nur einige wenige ausländische. Die Türkenfrage bildete einen seiner   Sporhan-Krempel, Nürnberg 73; Grieb, Nürnberger Buchgewerbe 573–588.   Grieb, Nürnberger Buchgewerbe 582f. 27   Göllner, Turcica I. 28  Luther, Heerpredigt wider den Türken, und ders., Vom Kriege wider die Türken. Beide Schriften waren Philipp Landgraf von Hessen gewidmet. Eine besonders scharfe Stimme im Diskurs war auch Justus Jonas, der in Wittenberg 1530 seine Schrift: Das siebend Capitel Danielis, von des Türken Gottes lesterung und schrecklicher morderey, zum Druck brachte (VD 16 J 897). 25 26



Zum Entstehungshintergrund der Meldeman-Rundansicht in Nürnberg 175

Sammelschwerpunkte. All diese Schriften sind noch heute in seiner Bibliothek zu finden, die sich erstaunlicherweise fast geschlossen erhalten hat und somit ein einzigartiges Zeugnis von Scheurls Sammelleidenschaft für Bücher ablegt. Dank dieses seltenen Glücksfalls kann man feststellen, dass Scheurl beinahe alle im deutschen Sprachbereich damals zum Thema verfügbaren Schriften sein Eigen nannte29.

3. Personelle Netzwerke: Niclas Meldeman, Lazarus Spengler und Georg Frölich Um den Entstehungshintergrund des besonderen Werks von Niclas Meldeman weiter zu beleuchten, sollen nun – jedoch ohne Anspruch auf Vollständigkeit – die personellen Netzwerke in den Blick genommen werden. Es ist an dieser Stelle nicht nötig, die auf akribischen Quellenstudien beruhenden Forschungsergebnisse von Ursula Timann zu Niclas Meldeman, Hans Guldenmund und deren Netzwerken ausführlich darzulegen. Sie hat die zahlreichen Quellennennungen in der seriellen Überlieferung der Reichsstadt zu Beiden systematisch ausgewertet und konnte so unter anderem zeigen, dass die beiden herausragenden Nürnberger Briefmaler trotz ihrer Anpassung an die sich wandelnden Gegebenheiten, ihrer Zusammenarbeit mit den besten Künstlern ihrer Zeit und ihrer Versuche, sich auf dem Markt zu behaupten, weder zu Reichtum noch zu anhaltendem gesellschaftlichen Ansehen gelangten30. Obwohl beide durch diverse Werke versuchten, die Obrigkeit für sich zu gewinnen und auch verschiedentlich Privilegien erhielten, blieb der Rat der Stadt der Tätigkeit von Formschneidern und Briefmalern gegenüber insgesamt skeptisch. Das „Bild als Waffe“ entfaltete damals eine bis dahin nicht dagewesene propagandistische Wirkung, weshalb die Produktion von Bildern – wie oben bereits umrissen – immer strenger überwacht wurde. Die Darstellung der Belagerung Wiens, die schließlich Niclas Meldeman 1529/30 herstellte, ist ein Beispiel für eine solche Empfehlungsarbeit an den Rat. In dieser Angelegenheit wird auch die direkte Konkurrenz zwischen Meldeman und Guldenmund besonders deutlich. Denn bekanntlich wollten beide Briefmaler die Ereignisse des Herbstes 1529 im Bild zum Druck bringen. Warum der Rat damals Niclas Meldeman den Zuschlag gab? Darüber kann nach wie vor nur spekuliert werden, denn der Rat protokollierte zu dieser Zeit ausschließlich die Ergebnisse seiner Verhandlungen, nicht oder nur ganz selten aber den Prozess der Entscheidungsfindung – da ließ er sich nicht in die Karten schauen. Eine gut zu begründende Vermutung ist freilich die, hinter dem Handeln des Nürnberger Rates stets eine gewisse Pragmatik zu vermuten – um Guldenmunds Person und Wirken hatte es in der Vergangenheit schon mehrfach Ärger gegeben, so dass man den damals bereits seit Jahren etablierten und insgesamt mit gutem Leumund versehenen Briefmaler Niclas Meldeman wohl bevorzugte31. Niclas Meldeman ist bereits seit 29   Vgl. den Bandkatalog zur Scheurlbibliothek im Germanischen Nationalmuseum. Auch der briefliche Austausch zwischen Humanisten in ganz Europa zeugt von der Bedeutung des Themas für den damaligen Zeitgeist. Durch seine Stellung als kulturelles Zentrum ist das für Nürnberg ein eigenes Thema und kann hier nicht behandelt werden. Selbstverständlich waren auch die Auswirkungen auf die Handelsmetropole Nürnberg deutlich. So waren vom Vorrücken der Osmanen beispielsweise Safranrouten und der Ochsenhandel unmittelbar betroffen. In der umfangreichen Geschäftskorrespondenz der Patrizierfamilie von Tucher (Nürnberg, StA, E 29/IV) beispielsweise finden sich zahlreiche Reflexe auf die Problematik. Auch hierauf kann hier jedoch nicht näher eingegangen werden. 30   Timann, Untersuchungen 213f. 31   Zum Wirken Guldenmunds vgl. Timann, Untersuchungen 89–97, 109–119; Grieb, Nürnberger Buch-

176

Antonia Landois

1527 in den reichsstädtischen Ämterbüchlein belegt, Guldenmund jedoch erst ab 1532 und ohne Einschränkung von 1536 bis 1558. Zuvor war er seit 1518 vereinzelt als Kolorist in Erscheinung getreten, hatte als Briefmaler immer wieder für Aufsehen gesorgt und drängte um 1529 offenbar erneut auf den Markt. Im Falle der Meldeman-Rundansicht griff der Rat sogar zu zusätzlichen Maßnahmen. Um den aufwändigen Druck auf sechs Blättern zu ermöglichen, gewährte auf Anordnung des Rates der hochpolitische, meinungsstarke und streitbare Ratsschreiber Lazarus Spengler (1479–1534) ein Darlehen an Meldeman in Höhe von 50 fl., das dieser nie vollständig zurückzahlen konnte32. Als dieser Beschluss zur Unterstützung bei der Erstellung des Werkes fiel, hatte sich Lazarus Spengler bereits seit Jahren sowohl auf reichspolitischer Ebene als auch in der Reichsstadt als besonders eifriger Verfechter der reinen evangelischen Lehre profiliert und sich auch in der Türkenfrage eindeutig positioniert. Schon anlässlich des 1522 in Nürnberg stattfindenden Reichstags, auf dessen Tagesordnung aufgrund der akuten Bedrohung Ungarns durch die Osmanen prominent die Türkenfrage stand, hatte der Ratsschreiber eine Stellungnahme verfasst, wie sich die Obrigkeit angesichts der Gefahr verhalten solle33. Spengler stellte darin den Einfall der Türken zunächst in eine Reihe mit vielen weiteren Übeln, die als Gericht und Strafe Gottes für alle öffentlichen Laster, insbesondere Hurerei, Ehebruch, Wuchern, Gotteslästern, Völlerei und dergleichen mehr anzusehen seien34. Die Übel, so Spengler, seien aber immer auch Strafe für die fehlende innere Umkehr der Menschen, für ihre ausbleibende Hinwendung zu Gott. Aus dieser gänzlich an Luther orientierten und auf moralische Besserung abzielenden Argumentationslinie erwächst seine Einstellung, dass äußere Zeichen der Buße, wie Prozessionen, Wallfahrten, Glocken, Reliquienverehrung und die Anrufung von Heiligen, überflüssig seien. Entscheidend für die Abwendung göttlicher Bestrafung sei der aufrichtige Glaube allein: Got will gewislich das hertz haben35. Der kriegerische Einsatz gegen die Osmanen wird in dem Text zwar nicht ausdrücklich ausgeschlossen, ist aber auch nicht dezidiert Gegenstand der Auseinandersetzung, sondern nur einer unter etlichen Vorschlägen zum Umgang mit der Türkenfrage. Das Manuskript eignete Spengler seinem Mitarbeiter in der Ratskanzlei, dem humanistisch gebildeten Georg Frölich (genannt Laetus, um 1500–1575) zu, den Spengler in dieser Sache offenbar zu überzeugen oder aber in dessen Argumentation theologisch zu bestärken suchte36. Frölich war damals noch neu und nur vorübergehend in der Ratskanzlei der Reichsstadt beschäftigt. Nach einem Studium an der Universität Leipzig war er zunächst in den Kanzleidienst der Pfalzgrafen bei Rhein getreten und war anschließend 1521/22 erstmals in Nürnberg tätig. Am 10. Oktober 1526 beschloss der Rat der Reichsstadt, ihn dauerhaft in seine Dienste zu übernehmen. Frölich wirkte unter Lazarus Spengler als Registrator und seit 1529 bis 1536 als Kanzleischreiber. 1536 erfolgte sein gewerbe 573–587. Meldeman war nur einmal, im Jahr 1522, nachweislich mit dem Rat in Konflikt geraten und entging nach Fürsprache einflussreicher Personen einer Strafe, wohl für Diebstahl; insgesamt ist Meldeman von 1518 bis 1552 in Nürnberg belegt, vgl. Timann, ebd. 103f. 32   Zu Spengler vgl. Hamm, Spengler. 33   Hamm, Spengler 193–196; Spengler, Schriften 1509−1525 244–254 (Stellungnahme zum rechten Verhalten angesichts der Türkenbedrohung). 34   Hamm, Spengler 194. 35  Spengler, Schriften 1509−1525 251f. 36   Das Manuskript liegt als Autograph Spenglers im StA Nürnberg unter der Signatur E 1/1731 Nr. 32. Zu Frölich vgl. Spengler, Schriften 1529–1530 367–371, mit Verweis auf weitere Literatur, sowie Hamm, Spengler 271–276.



Zum Entstehungshintergrund der Meldeman-Rundansicht in Nürnberg 177

Wechsel nach Augsburg, wo er zum Stadtschreiber ernannt wurde. Bereits 1530 hatte er sich erstmals aufgrund von theologischen Differenzen mit Spengler – Frölich war wohl Anhänger der in Nürnberg seit 1526 verworfenen Lehre Zwinglis und hatte ein anderes Verständnis von den Aufgaben der weltlichen Obrigkeit – darum bemüht, in augsburgische Dienste übernommen zu werden. Über diese Auseinandersetzung innerhalb der Nürnberger Ratskanzlei ist einiges bekannt, sie kann hier allerdings nur sehr grob umrissen werden37. Eine Stellungnahme Spenglers vom Frühjahr 1530 richtete sich jedenfalls dezidiert gegen ein Traktat Frölichs vom selben Jahr38, in dem dieser die Ansicht vertrat, die Obrigkeit dürfe gegen Andersgläubige aller Art nicht gewaltsam vorgehen, sondern habe in geistlichen Dingen und bezüglich der Religionsausübung völlige Toleranz zu üben, solange kein Aufruhr entstehe39. Frölich begründete dies mit dem Reich Christi, das nach dem Zeugnis der Bibel nicht von dieser Welt sei, und in dem weltliche Machtausübung deshalb nicht legitimiert sei40. Man ersehe daraus, wie Got die zwey reich unterscheiden [!] haben will41. Im Mittelpunkt des Diskurses stand die damals akute Problematik des Umgangs mit der Bewegung der Täufer. Jedoch umfasste das Toleranzverständnis Frölichs sogar die „Tuercken“, was angesichts der zeitgenössischen kriegerischen Bedrohung durch die Osmanen und der aufgeladenen, oft polemischen Atmosphäre rund um die Türkenfrage bemerkenswert und sicherlich nicht im Sinne der Nürnberger Obrigkeit war. Die Macht der weltlichen und mit dem Kirchenregiment betrauten Obrigkeit derart zu beschneiden – dies war unvereinbar mit der grundsätzlich am Gehorsam orientierten Interpretation der so genannten Zwei-Reiche-Lehre, wie ihr Spengler in der Folge Luthers anhing42. Demgemäß befand er die Gesinnung Frölichs für ain zerstörung deß weltlichen regiments und gemaines fridens43.

Fazit: Meldemans offiziöse Historiographie zu den Türkenkriegen Die überaus große Nähe der Entstehung von Meldemans Werk zum Nürnberger Rat und die finanzielle Abhängigkeit des Druckprojekts von Lazarus Spengler lassen durchaus   Spengler, Schriften 1529–1530 365–412.   Frölichs Autorschaft des Traktats „Ob ein weltliche oberkeit recht habe in des glaubens sachen mit dem schwerdt zu handeln“ ist zwar nicht zweifelsfrei erwiesen, jedoch sprechen zahlreiche Indizien für ihn, vgl. Spengler, Schriften 1529–1530 367–371. 39  Als wenig es nun recht ist oder sein kan, das ein weltliche oberkeit durch ir scepter des schwerdts yemant den rechten glauben und heiligen geist geben wolte, so wenig ist es auch recht oder zu thun möglich, mit dem schwerdt falschen glauben, ketzerei oder den teuffel auszutreiben, also das die turckischen, heydnischen, christlichen und pabstlichen oberkeit eine eben so vil rechts hat al die ander. Autograph in StA Nürnberg, E 1/1731 Nr. 29, ediert: Spengler, Schriften 1529–1530 377–390, hier 382. 40   Joh 18,36: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. 41   Spengler, Schriften 1529–1530 381. 42   Bereits im Jahr 1525 hatte Lazarus Spengler gegenüber den so genannten „gottlosen Malern von Nürnberg“, Georg Pencz und den Brüdern Sebald und Barthel Beham, eine rigorose Haltung eingenommen und sich für den Verweis der drei Künstler aus der Reichsstadt ausgesprochen. Dabei argumentierte er – neben dem von den Befragten deutlich geäußerten Zweifel an der Heiligen Schrift, an Christus, an Sakramenten sowie ihrer Anhängerschaft an Ideen Andreas Karlstadts, Thomas Müntzers, Sebastian Francks sowie des Sebalder Schulmeisters Hans Denck – auch damit, dass die Delinquenten neben den geistlichen Autoritäten auch die weltliche Obrigkeit zu wenig achteten. Mithin seien Aufruhr und Aufwiegelung von ihnen zu befürchten. Vgl. Schwerhoff, Wie gottlos waren 41f. 43   Spengler, Schriften 1529–1530 393. 37 38

178

Antonia Landois

den Schluss zu, dass bezüglich der bildlichen Darstellung der Belagerung Wiens durch die Osmanen nicht nur eine routinemäßige, einfache Genehmigung durch die Obrigkeit vorliegt, sondern gezielt Geschmack und politische Intention der Obrigkeit bedient wurden. So großartig das uns überlieferte Bild jedoch ist, vielleicht liegt eine Antwort auf die Frage „Warum Meldeman?“ darin, dass er sein Bildwerk vorbildlich kontextualisiert hat. Vor bzw. parallel zu dem Vertrieb des Bildwerkes nämlich hatte er zwei Druckschriften publiziert. Zunächst veröffentlichte er Peter Stern von Labachs ausführlichen Bericht über die Kriegshandlungen in Wien44. Wenig später ging seine Beschreibung und Gebrauchsanweisung zu dem Planwerk unter dem Titel „Ein kurtzer bericht vber die recht warhafftig Contrafactur / Trckischer belegerung der stat Wien“ in den Druck45. Letztere Schrift widmete Niclas Meldeman den ruhmreichen Truppen und dem Nürnberger Rat. In der Existenz all dieser Werke zusammen, nicht allein in der berühmten MeldemanRundansicht, dürfte die entscheidende Empfehlung für den Rat enthalten gewesen sein. Denn Meldemans Druckwerke lieferten nichts weniger als die offiziöse Historiographie der Stadt Nürnberg zu den Türkenkriegen. Sie ließen das Feindbild ganz deutlich erkennen, verzichteten aber auf allzu reißerische Polemik, ausführliche Propaganda, dezidierte Verteufelung des Gegners oder auch die Ausschmückung von Kriegsgräueln. Stattdessen boten sie einen weitgehend sachlichen Bericht für die Gelehrten und Interessierten und zudem ein einzigartiges Bildmedium, mit dem der kühne Versuch unternommen wurde, Raum und Zeit gemeinsam ins Bild zu setzen, um die Dramatik des Geschehens in Wien zu illustrieren. Und schließlich stellten Meldemans Werke den Gehorsam der Stadt gegenüber ihrem königlichen Oberhaupt – versinnbildlicht durch die vier Wappen in den Ecken der Rundansicht, Königreich Ungarn, Königreich Böhmen, Erzherzogtum Österreich und Stadt Wien – in vorbildlicher Weise unter Beweis und entsprachen damit vollständig der berühmten politischen Pragmatik des Nürnberger Rates.

44 45

  Stern von Labach−Meldeman, Warhafftige handlung.   Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [Titelblatt].

Nürnberg als europäisches Zentrum der Kartographie und der Geographie um 1500 Wojciech Iwańczak

Die Stadt Nürnberg, deren Anfänge man sogar mit dem antiken Rom zu verknüpfen versuchte, erlebte im ausklingenden Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit eine echte Blüte1. Ihr Rang im Heiligen Römischen Reich war hoch, wovon u. a. die Verlegung der Kleinodien und der Reichsreliquien 1424 durch Sigismund von Luxemburg von Prag nach Nürnberg zeugt2. Diese Kleinodien wurden jedes Jahr nach Weihnachten öffentlich ausgestellt und lockten endlose Menschenströme aus der Umgebung und aus dem ganzen Heiligen Römischen Reich an, welche die Machtinsignien Karls des Großen und anderer ehemaliger Monarchen „schauen“ wollten. Der Symbolik folgte schließlich auch die Praxis. In den Jahren 1521–1523 residierte in Nürnberg die ständige Reichsregierung. Die Stadt stellte damals also fast die eigentliche Hauptstadt des Heiligen Römischen Reiches dar3. Eine wichtige Säule dieser umfassenden Entwicklung war sicherlich die äußerst dynamische Ausweitung des Handels. Die Entstehung dieser Handelsmacht wurde durch verschiedene Ursachen bedingt: Die ungünstigen Bedingungen für eine Entfaltung der Landwirtschaft wurden durch die außergewöhnlich günstige geographische Lage an der Kreuzung eines ganzen Netzes von Handels- und Verkehrswegen wettgemacht. Es wird davon ausgegangen, dass Nürnberg und Augsburg die beiden wichtigsten Zentren in Süddeutschland waren, durch die die Handelswege führten: Norddeutschland wurde mit Italien durch das Nadelöhr Nürnberg verbunden. Das Betätigungsfeld der Nürnberger Kaufleute war wahrhaft imposant. In einer Urkunde aus dem Jahr 1322 finden wir eine Zusammenstellung von 69 Städten und Bezirken in verschiedenen Teilen Europas, in denen die Nürnberger von Zollbefreiungen profitiert haben4. Diese mannigfaltigen Aktivitäten beeindruckten auch zeitgenössische Beobachter. Der Verfasser des 1512 erschienenen Buches „Brevis Germaniae Descriptio“, Johannes Cochlaeus (1479–1552), ein erbitterter Gegner Luthers, notierte: „Überall in Europa begegnet man den Kaufleuten aus Nürnberg. Der Reichtum der Nürnberger ist nicht nur den Deutschen, sondern auch den weit entfernt lebenden Spaniern in Lissabon und den Skythen am Don sowie den Polen und Ungarn und ganz Europa bekannt. Gibt es einen Fleck, der von den Kaufleuten aus Nürnberg nicht mit Geld und Waren beliefert würde? Sie wohnen in Lissabon, 1  Mehr über die Rolle Nürnbergs in Wissenschaft und Kultur im ausklingenden Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit siehe Iwańczak, Kartenmacher. 2  Beschreibung der sämtlichen Reichskleinodien (1790); Schnelbögl, Reichskleinodien. 3 Vgl. Seyboth, Reichsstadt. 4  Hirschmann, Nürnbergs Handelsprivilegien.

180

Wojciech Iwańczak

Lyon, Venedig, Buda, Krakau, Wien, Köln, Antwerpen und an anderen Orten in Europa, wo man Handel betreibt. Durch den Warenaustausch bereichern sie die dortigen Bewohner und bewirken, dass diese keinen Mangel erlitten“5. Bei der Analyse der Ursachen für den Wohlstand Nürnbergs im ausklingenden Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit ist die Tatsache, dass diese Stadt nicht nur in der Mitte Deutschlands, sondern auch im Zentrum Europas lag, nicht ohne Bedeutung. Der Reichtum und die wirtschaftliche Macht spiegelten sich auch in geographischen und symbolischen Begriffen wider. Die zentrale Position Nürnbergs unterstreichen sowohl kosmographische Beschreibungen als auch Landkarten. Der hervorragende Gelehrte und Dichter, Humanist Conrad Celtis (1459–1508) notierte: „[…] die Stadt befindet sich inmitten Deutschlands und Europas, sie ist ebenso weit entfernt von der Ostsee und der Adria wie vom äußeren Ozean Atlantischen Ozean und vom Don“6. Diese geographische Argumentation von Celtis erweiterte der bereits erwähnte Johannes Cochlaeus, indem er schrieb: „Nürnberg liegt im Zentrum Europas wie auch Deutschlands […] die Stadt Nürnberg ist ein zentraler Punkt mit Blick auf die geographische Lage, die Sprache und die Tüchtigkeit. Was die Lage anbetrifft, scheint sie nicht nur das Zentrum von Deutschland, sondern auch von ganz Europa zu sein“7. Die steigende Mobilität der Menschen während der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit nahm verschiedene Formen an. Neben der kaufmännischen Aktivität der Nürnberger ist auch die Teilnahme an Wallfahrten zu erwähnen. Diese enthielten neben dem religiösen auch ein sehr deutliches kognitives Element und trugen zur Erweiterung des geographischen Horizonts bei, was durch verschiedene Berichte und Beschreibungen dokumentiert wurde. Als Beispiel ist hier der Nürnberger Stadtarzt Hans Lochner (†1491) zu nennen. Im Jahre 1435 begleitete er zwei brandenburgische Markgrafen, Johann und Albrecht, auf deren Pilgerfahrt nach Palästina. Der auf Deutsch verfasste Reisebericht Lochners ist einer der ersten dieser Art und unterscheidet sich positiv von diversen Vademecums für die Pilger, die reich an sehr unrealistischen Beschreibungen einzelner Wallfahrtsstationen sind. Der scharfe Blick des Verfassers erlaubte ihm, viele interessante Details des Pilgerzugs festzuhalten8. Man kann ihn als einen Vorläufer der späteren, vom Geist der Renaissance durchdrungenen Reiseberichte bezeichnen, zum Beispiel des 1482 erschienenen Werks des Nürnberger Patriziers Hans Tucher (1428–1491). Der Wissenshunger, der auf nahe und ferne Gegenden zielte, führte im Laufe der Zeit zur Regionalisierung geographischer und kartographischer Interessen. In diesem zweiten Bereich wich man von den Mustern ab, die durch die mittelalterlichen Mappae Mundi kreiert worden waren, welche eher ein Symbol der Welt als ihre wahrheitsgemäße Widerspiegelung sein sollten. Das Interesse galt jetzt der Geschichte, der Landschaft und 5   Cochlaeus, Brevis Germaniae Descriptio 76: „Ubique in Europa Norici mercatores. Quippe Norinbergensium opulentia nedum Germanis, sed et extremis Hispanis Vlyxbone habitantibus, extremis quoque Scythis ad Tanain degentibus Polonis, Hungaris totique Europe percognita est. Quis est enim angulus, in quem pecuniam mercesque non tulissent? Habitant Vlyxbone, Lugduni, Venetiis, Bude, Cracovie, Vienne, Agrippine, Antverpie atque in reliquis Europe emporiis, ubi mutuis mercibus ditant gentes suosque a penuria vindicant“. 6   Werminghof, Conrad Celtis 147f.: „ut urbs non modo universae Germaniae, sed totius Europae medio centro condita sit, quippe quae tantum a Codano et Adriatico sinu distat et ab Oceano externo et Tanais ripis pari fere spatio“. 7  Cochlaeus, Brevis Germaniae Descriptio 74: „Norinberga centrum Europe simul atque Germanie […] urbs Norinberga centri rationem subit, quandoquidem media ferme est et situ et lingua ac virtute. Situ inquam nedum Germaniae, verum etiam totius Europe media comperitur.“ 8  Lochners Bericht über die Reise ist veröffentlicht in Geisheim, Hohenzollern.



Nürnberg als europäisches Zentrum der Kartographie und der Geographie um 1500 181

der Topographie der eigenen Region. Die Geographie und die Kartographie entwickelten damals noch nicht ein eigenes, spezifisches Instrumentarium, sie zeichneten sich nicht als eigener wissenschaftlicher Zweig aus. Gelehrte, die ihre Zeit der Untersuchung und Beschreibung der Oberfläche der Erde, der Zeichnung von Karten widmeten, vertraten unterschiedliche Disziplinen: Darunter gab es Astronomen und Mathematiker, aber auch klassische Philologen und Mediziner, Seefahrer und Kaufleute. In Mitteleuropa begann die Regionalisierung der Kartographie zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Volle Entfaltung erreichte sie in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts. Diese letzte Phase kann man (unabhängig von der außerordentlichen Erweiterung des geographischen Horizonts in der ganzen Welt) ohne Zögern als eine Epoche lokaler Karten bezeichnen, denn derartige Produkte entstanden in vielen Ländern9. Diese weit verbreitete Aktivität war nicht imstande, die sich jahrelang anhäufenden Fehler zu nivellieren und – aus strikt geographischer Perspektive – dem auf präzise mathematische Grundlagen gestützten Wissen zu einem radikalen Durchbruch zu verhelfen. Es darf daher nicht wundern, dass es manchmal an die soziale Elite gerichtete Forderungen gab, in denen man nach Maßnahmen verlangte, welche die Situation verbessern würden. Der hervorragende Nürnberger Kosmograph Johannes Schöner (1477–1547), dem man die Herstellung vieler Globen verdankt, schrieb in seinem 1533 erschienenen Werk „Opusculum geographicum“: „Die in den deutschen Städten, in der Bevölkerung und in der Nomenklatur erfolgenden Veränderungen sind in der Welt kaum bekannt. Die deutschen Fürsten könnten für ihr Land sehr nützlich sein, wenn sie geographische Längen und Breiten für Deutschland oder sogar für ganz Europa bestimmen würden. Es wäre bestimmt kaum möglich, eine genaue und strikte Beschreibung der ganzen Welt anzufertigen, jeder Fürst könnte aber ohne Mühe die astronomischen Daten seines eigenen Landes bestimmen, indem er erfahrene Spezialisten dieser Disziplin engagiert“10.

1. Die Rolle Nürnbergs in der Kartographie Die Rolle Nürnbergs als wichtiges Wirtschafts-, Handels- und Gewerbezentrum deckte sich mit der Bedeutung der Stadt als ein Zentrum der Wissenschaft und der Kultur. In der Zeit, von der wir sprechen, lassen sich diese (voneinander scheinbar entfernten) Betätigungsfelder kaum getrennt betrachten. In gewisser Weise hängt das mit der für die Periode der Renaissance typischen Vielseitigkeit von Interessen zusammen. Die exakten Wissenschaften (Astronomie, Mathematik, Erdkunde, Kartographie etc.) waren eng mit verschiedenen Bereichen der Kunst und Literatur verbunden. Viele hervorragende Vertreter der Geographie und der Kartographie waren Ärzte. Das lässt sich dadurch erklären, dass die Medizin ein exakter und überprüfbarer Bereich des Wissens war. Eines steht außer Zweifel: In Nürnberg wirkt um 1500 ein sehr interessanter intellektueller   Vgl. Gallois, Les géographes 237f.; Jäger, Ostdeutschland 103.   Schoneri Opusculum Teil 1, Kapitel IX: „Nam videmus a Ptolemaei libro nomina mutata, et vix dici potest, quam incognita sit nostra Germania propter mutatas urbes, gentes atque nomina. Et possent profecto principes Germani nulla re magis nomini Germanio consulere, quam si huc publice universi et privatim singuli animum adjicerent ut, quam fieri posset diligentissime observarent cum longitudinis tum latitudinis Germaniae gradus vel etiam Europae totius, universi enim orbis descriptionem justissimam ac novam tradere dificillimum fuerit: atqui patriae suae quisque facillime longitudinis et latitudinis deprehendere poterit gradus ubi harum rerum doctos sibi adhibuerit viros.“ 9

10

182

Wojciech Iwańczak

Kreis, der Vertreter verschiedener Disziplinen vereinte und neuen Strömungen, Ideen und Nachrichten aus der Welt aufgeschlossen war. Die Angehörigen dieses Kreises wiesen auch wichtige Verdienste um die Erweiterung des Wissens über die Welt sowie um die Überschreitung von immer neuen geographischen und psychologischen Schranken auf. Einer der hervorragendsten Gelehrten jener Zeit war Johannes Regiomontanus (1436–1476)11, der den Beinamen „Fürst der Astronomen und Mathematiker“ trug. Er war ein sehr mobiler Zeitgenosse, der in Leipzig und in Wien, in Ungarn und Italien lebte und Anfang der 1470er Jahre nach Nürnberg kam. Hier verbrachte er nur vier Jahre. In seinem kurzen Leben war dies aber in wissenschaftlicher Hinsicht wohl seine fruchtbarste Periode. Regiomontanus schrieb: „Ich siedelte mich in Nürnberg wegen Bequemlichkeiten und Erleichterungen bei der Konstruktion von astronomischen Instrumenten an, die für meine Forschungen unabdingbar waren. Auch wegen der Kontakte, die ich mit Gelehrten aus allen Ländern anknüpfen konnte. Dank des Handels ist diese Stadt nämlich quasi das Zentrum Europas“12. Dieses Lob Nürnbergs war im Lichte des bereits Gesagten keinesfalls eine Übertreibung. Die Stadt besaß zwar keine Universität, aber fand dennoch kaum ihresgleichen. Es gab hier andere Schulen mit hohem Unterrichtsniveau und (was wichtig ist) ein starkes Patriziat, das bereit war, wissenschaftliche Forschungen zu finanzieren. Unter den Nürnberger Medizinern, die sich für Reisen und Erdkunde interessierten, war Hieronymus Münzer (1447–1508), der eigentlich aus Feldkirch im heutigen Vorarlberg stammte13, eine interessante Persönlichkeit14. Er war ein typischer Humanist mit vielseitigen Interessen, der eine reiche Bibliothek besaß und – mit guten Ergebnissen – Landkarten fertigte. Zwei Mal begab er sich selbst auf eine Reise, in den Jahren 1483–1484 und zehn Jahre später. Interessant ist sein Ausgangspunkt: Er floh vor der Pestepidemie in Nürnberg. Die erste Reise führte durch Schwaben nach Mailand, Florenz, Rom und Neapel. Auf dem Rückweg besichtigte er Venedig, Verona, Brixen und die Gegend, wo sich die Rheinquellen befinden. Die zweite Expedition führte unseren Mediziner nach Westen, über Frankreich und Spanien nach Portugal und endete in Lissabon15. Er bewegte sich meist entlang der damals in Europa populären Wallfahrtsrouten. Die zweite Reise absolvierte er teilweise als „Tourist“, teilweise als Forscher. Auf dem Weg machte er Notizen. Er besuchte verschiedene Gelehrte, stattete dem König von Portugal einen Besuch ab. Münzer interessierte sich für die portugiesischen Entdeckungen in Afrika. Seine Reisebeschreibung unterscheidet sich ziemlich deutlich von den Standardtexten der mittelalterlichen Reisenden, die ihr Interesse für die Welt und dabei meist naive Verwunderung zum Ausdruck brachten. Bei Münzer überrascht der nüchterne Blick. Hohe Anerkennung verdienen seine Überlegungen über den Zustand der Wirtschaft in Spanien und in Portugal. Er interessiert sich für die Qualität der Böden, für die Preise von Wein, Öl und Südfrüchten, für die Seidenraupenzucht und die Zuckerrohrplantagen. 11  Vgl. als Auswahl aus der reichen Bibliographie dazu: Zinner, Leben; Regiomontanus-Studien; Hamann, Johannes Regiomontanus; Folkerts−Kühne, Regiomontanus 270f. 12  von Aschbach, Universität 1 547: „Nuperrime Norimbergam mihi delegi domus perpetuam, tum propter commoditatem instrumentarum maxime astronomicorum quibus tota sideralis innititur disciplina, tam propter universalem conversationem facilius habendam cum studiosis vicis hic vitam degentibus, quod locus ille perinde centrum Europae, propter excursum mercatorum habeatur.“ 13  Burmeister, Münzer. 14 Vgl. Fischer, Nürnberger Arzt; Vasconcelos, Itinerario; Goldschmidt, Hieronymus Münzer; ­Rücker, Nürnberger Frühhumanisten. 15  Pfandl, Itinerarium Hispanicum.



Nürnberg als europäisches Zentrum der Kartographie und der Geographie um 1500 183

Die Daten, die er präsentiert, sind dermaßen genau, dass man auf ihrer Grundlage recht zutreffend die wirtschaftliche Situation Spaniens beschreiben kann. Der Kosmograph, Kartograph und Geograph vergisst aber nicht seinen primären Beruf, und als Arzt widmet er Heilquellen, Wurzeln, Rohstoffen für die Herstellung von Arzneien und Farbstoffen viel Platz in seinem Bericht. Er erwähnt auch Apotheken, Hospitäler und besonders interessante Krankheitsfälle. Geographische Mitteilungen über die besuchten Städte, Entfernungen zwischen ihnen, Richtungen der Flussströme und der Gebirgsketten werden durch historische und ethnographische Exkurse bereichert. Hier gilt sein besonderes Interesse der arabischen Kultur, die er aufrichtig bewundert. Darüber hinaus fehlt es nicht an Informationen über Reliquien und sakrale Denkmäler, die der Verfasser besuchte, über botanische und zoologische Sehenswürdigkeiten, die aus den neu entdeckten Ländern in Übersee stammten. Einen noch größeren Ruhm als Münzer erlangte ein anderer Nürnberger, Martin Behaim (1459–1507)16. Er ist eine berühmte Person, und in seiner Biographie entdeckt man neben Tatsachen viele phantastische Elemente. Nach dem Tod des Vaters 1476 begab er sich wegen kaufmännischer Angelegenheiten nach Holland. Seit 1484 hielt er sich in Portugal auf und verband für lange Zeit sein Schicksal mit diesem Land. Er zeichnete sich durch großes astronomisches Wissen aus und verfügte über diverse nautische Geräte. Aus diesem Grund erhob ihn der König von Portugal in den Ritterstand und schlug ihm 1484 die Teilnahme an der zweiten Expedition von Diego Cão in Richtung Süden, entlang der afrikanischen Küste vor. In Portugal diskutierte man damals intensiv über die Entdeckung des Seeweges nach Indien17. Ein Konzept ging davon aus, dass man das andere Ufer des Atlantiks erreichen sollte, was den Weg bedeutend abkürzen würde. Das zweite Konzept schlug die Exploration der afrikanischen Küste vor – man sollte Land und Leute kennen lernen und möglichst viele Informationen sammeln, die als Ausgangspunkt für weitere Schritte dienen würden. König João II. bevorzugte entschieden die zweite Lösung. Die Expedition von Diego Cão, an der Martin Behaim als fachlicher Berater teilnahm, gelangte zwar in die Nähe des Kaps der Guten Hoffnung, aber erreichte es nicht. Das tat ein wenig später Bartolomeo Diaz. Behaim kehrte Anfang der 1490er Jahre für kurze Zeit nach Nürnberg zurück. Er entwickelte dort, wie es scheint, eine Propagandaaktion, um finanzielle Unterstützung für die portugiesischen Pläne einer Expedition nach Ostindien über den Atlantik zu finden. Bekannterweise stieß die Sache in kaufmännischen Kreisen (u. a. bei der mächtigen Familie Fugger) auf erhebliches Interesse18. Nach einem abenteuerlichen Leben starb Martin Behaim in einem Armenhaus in Lissabon. In die Geschichte ging er hauptsächlich durch die Schaffung des ältesten heute noch erhaltenen Globus im Jahr 1492 ein. Er ist ein inhaltlich interessantes Objekt, enthält aber viele Fehler. Unter vielen auf ihm zu findenden Legenden findet sich die Information, dass Behaim ein Drittel der Welt umsegelte19 und bis zum südlichen Rand 16  Die Literatur über Behaim ist sehr umfangreich, vgl. Berninger, Behaim; Brandt, Martin Behaim; Focus Behaim Globus; Bräunlein, Behaim; Iwańczak, „Jablko ziemskie“. 17  Fontoura da Costa, La science nautique; Iria, Descobrimentos Portugueses; Ferro, Le conoscenze; Gil Fernández, Mitos; Kenntnis beider „Indien“; Małowist, Konkwistadorzy portugalscy. 18  Zu den Verbindungen der reichen Kaufmannsfamilien mit der Iberischen Halbinsel in Zusammenhang mit Expeditionen nach Indien siehe Häbler, Geschichte; Oliveira Marques, Hansa; Kellenbenz, Fremde Kaufleute; ders., Fugger. 19  Dreyer-Eimbcke, Kolumbus Entdeckungen 132: „... in dieser Kunst Cosmographia viel erfahren hat und bey einem drittel der Welt umfahren hat“.

184

Wojciech Iwańczak

des afrikanischen Kontinents gelangte. Beide Mitteilungen sind nicht wahr. Dennoch bezeichnete ihn Kaiser Maximilian I. als großen deutschen Weltreisenden, der die entferntesten Weltregionen besuchte20. Da der Globus im Jahr der ersten Amerika-Seefahrt von Christoph Kolumbus erstellt wurde, besteht die Vermutung, dass Behaim und der große Entdecker einander kannten. Auf dem Globus befinden sich ca. 1.100 Namen, zahlreiche Aufschriften, Bilder von Menschen und Tieren. Da der Globus ein Werk eines hervorragenden Seefahrers ist, bewog die bedenklich große Zahl von Fehlern und Unstimmigkeiten manche Forscher zur Entwicklung von diversen Hypothesen. Man stellte Behaims Qualifikationen in Frage. Es erschien auch eine „Verschwörungstheorie“, nach der die Fehler Folge einer bewussten Entscheidung des Nürnbergers sind. Angeblich wollte er das Staatsgeheimnis, die Entdeckungen in Westafrika, nicht verraten, da er um sein Leben fürchtete21. Eine andere These setzte einen politischen Hintergrund voraus und sah das Werk von Behaim im Kontext des Wettbewerbs zwischen Portugal und Spanien auf dem Gebiet geographischer Entdeckungen. Die Absicht der Portugiesen war dementsprechend bewusste Irreführung der spanischen Konkurrenten bei der Unterwerfung der Welt. Sie sollten es für nicht lohnend halten, Expeditionen nach dem Süden zu organisieren22. Mittel dieses „psychologischen Krieges“ sollten abschreckende Erzählungen über unerträgliche Hitze und siedendes Meer unterhalb des Äquators und die Warnung sein, dass in diesen Gegenden auf den Kompass kein Verlass sei und man sich daher des Astrolabiums oder des Jakobsstabs bedienen müsse. Es sind selbstverständlich nur Hypothesen. Es ist aber nicht zu vergessen, dass die Geheimhaltung bestimmter Informationen damals an der Tagesordnung war. Kolumbus behauptete z. B., dass er Ostasien erreichte, und bestritt, dass Kuba eine Insel ist. Bei seiner zweiten Expedition ließ er am 12. Juni 1494 im Beisein des Notars Fernando Perez de Luna alle Mannschaften schwören, dass Kuba und andere Inseln Teil eines Kontinents, also Asiens, seien23. Alles in allem scheint es aber, dass die rationalste Erklärung der zahlreichen Fehler auf dem Globus Behaims das mittelalterliche Verhältnis zur Kartographie ist. Der Grundimperativ war dabei keinesfalls das Streben nach der Übermittlung von exakten und aktuellen Informationen, es ging eher um eine moralische und didaktische Botschaft24.

2. Nürnberg als Verlagszentrum Der beschleunigte Wissenserwerb über die Welt hing eng mit seiner Verbreitung zusammen. Nürnberg war damals ein bedeutendes Verlagszentrum. Man reagierte hier umgehend auf alle Neuigkeiten, besonders diejenigen aus der Neuen Welt. 1507 erschien in Vicenza die Sammlung von Berichten über die Entdeckungsreisen nach Afrika und Amerika „Paesi novamente retrovati et novo mondo da Alberico Vesputio florentino intitulato“. Sie wurde international bekannt, und bereits ein Jahr darauf erschien in Nürnberg eine deutsche Übersetzung. Ihr Verfasser war ein weiterer Arzt und Erdkundler – Jobst   Ebd. 134.   Schultheiss, Entdeckung 186. 22  Diese Meinung äußerte der portugiesische Forscher Bensaúde, Estudos 173–259. 23  Favier, Les grandes découvertes 82–85. 24 Vgl. Iwańczak, Kilka 51–61. 20 21



Nürnberg als europäisches Zentrum der Kartographie und der Geographie um 1500 185

Ruchamer (vor 1486–um 1515). Erwähnenswert ist die Begründung, die Ruchamer in der Einleitung zu dieser Übersetzung gegeben hat. Der Übersetzer behauptet, dass er in der Sammlung „imposante und bisher unbekannte Dinge“25 gefunden hat, Informationen über „herrliche, schöne und anmutige Inseln, wo schwarze nackte Menschen mit seltsamen und außergewöhnlichen Sitten und Lebensart wohnen. Es leben dort auch seltsame und ungewöhnliche Tiere, Vögel, es gibt dort wertvolle Bäume, Gewürze, viele Edelsteine, Perlen und Gold, die bei uns sehr geschätzt werden und dort überall anzutreffen sind“26. Sehr schnell gelangten Nachrichten über die Expedition von Hernando Cortez nach Deutschland, die in den Jahren 1519–1520 stattfand. Wir wissen das dank einer Anspielung in einem kleinen, 1520 in Nürnberg herausgegebenen, Buch27. Der Bericht von Cortez, mit einer Karte des Golfs von Mexiko, erschien im Jahre 1524 in Nürnberg28. Aktualität und das Streben nach immer größerer Präzision wurden zu einem Signet der Zeit. Der bereits erwähnte, bedeutende Produzent von Globen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, Johannes Schöner29, ist auch Verfasser eines Werks, das gewissermaßen ein geographischer Kommentar zum Globus aus dem Jahr 1515 ist. Der Titel des Werkes lautet „Luculentissima quedam terrae descriptio“. Neben interessanten Beschreibungen einzelner Weltteile und Regionen enthält das Buch auch eine Zusammenstellung von knapp 1.900 Orten mit genauer Angabe ihrer geographischen Lage. Die angegebenen Daten enthalten zwar Fehler, aber stellenweise sind sie überraschend genau. Bei der Beschreibung Afrikas befindet sich eine Liste mit vielen neuen Punkten an der Küste. Der Verfasser fügt im Kommentar hinzu, dass es ganz aktuelle, in den Jahren 1508–1513 gemessene Breiten sind. Ein weiteres Beispiel für den Fortschritt auf dem Gebiet der Datengenauigkeit und Genauigkeit der Berechnungen sind Karten eines anderen Nürnbergers, Erhard Etzlaubs (um 1460–1531/32)30. Den größten Ruhm erlangte wohl seine Landkarte für Wallfahrer, die sich im Jubiläumsjahr 1500 nach Rom begaben31. Die Absicht des Verfassers war die Zeichnung einer Straßenkarte. Da aber die Benutzung von Landkarten damals keine verbreitete Fertigkeit war, versah er sein Werk mit genauer Anleitung. Es zeigte die Wallfahrtsrouten, die ausgehend von wichtigen Orten Deutschland durchqueren und zur „Ewigen Stadt“ führen. Die Wege bündeln sich und passieren die Alpen an drei Punkten: Semmering, Brenner und Splügen. Die Wallfahrtsrouten korrelierten übrigens mit den Handelswegen – dieselben Wege benutzte man also für verschiedene Zwecke. Die Berechnungen von Etzlaub und die von ihm angegebenen Entfernungen sind sehr genau, die Fehlertoleranz beträgt lediglich ca. 2–3 %. Etzlaub wurde für lange Jahre zum Modell für die deutsche Kartographie, praktisch bis zum dritten Viertel des 16. Jahrhunderts32.   Böhme, Reisesammlungen 31: „so wunderbarliche und bysshere unerhörte Dinge“.   Ebd.: „wunderbarliche schöne und lustige inseln mit nackenden schwartzen lewten seltzamer und unerhörten sitten und weyse, auch seltzame wunderlichen thyieren, geflügeln köstlichen bawmen, spetzereyen mancherley edeln gestayne, berlen und golde, welche bey uns hoch geacht, und daselbst bey jne gemayn sein.” 27   Auszug ettlicher Sendbrieff (Nürnberg 1520). Vgl. Harisse, Bibliotheca 179. 28  Cortés, Narratio. 29   Varnhagen, Johannes Schöner; Gallois, Les géographes 70–73; Astronomie im frühen Buchdruck; Iwańczak, Johannes Schöner. 30  Vgl. Wolkenhauer, Nürnberger Kartograph; Krüger, Straßenkarte; Schnelbögl, Life and work; Englisch, Erhard Etzlaub’s projection 115–117. 31   Krüger, Romweg-Karte; ders., Etzlaub’s Romweg; Campbell, The woodcut map; ders., Etzlaub’s „Rom Weg”. 32  Wolkenhauer, Reisekarte 11; Krüger, Straßenkarte 22. 25 26

186

Wojciech Iwańczak

Das Ende des 15. Jahrhunderts und die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts sind in der Erdkunde und Kartographie eine Zeit vieler Strömungen und Richtungen. Man berief sich auf die antike Tradition von Ptolemäus und Strabon. Es setzten sich aber nach und nach auch praktische Richtungen durch, die sich auf die Präzision der Berechnungen und Genauigkeit der Daten stützten. Sie sollten es den zahlreichen Pilgern, Kaufleuten, Seefahrern, Diplomaten und allerlei Weltenbummlern leichter machen, sich zu bewegen. Die Rolle Nürnbergs und seiner intellektuellen Kreise bei diesem Prozess muss hierbei unterstrichen werden. Nicht ohne Grund schenkte der berühmte Abraham Ortelius (1527–1598) noch am Ende des 16. Jahrhunderts als Anerkennung seine Landkarte dem Bürger Nürnbergs Ludwig Haller von Hallerstein33. Auch Nikolaus Kopernikus fand es angemessen, sein epochales Werk 1543 in Nürnberg, in der Verlagsanstalt von Johannes Petrejus erscheinen zu lassen.

Fazit Im Blick auf die hier ohnehin nur knapp skizzierten Entwicklungen und Phänomene lässt sich mit Fug und Recht behaupten, dass die Stadt an der Pegnitz an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert einen der maßgeblichsten Brennpunkte für Wissenschaft, Literatur, aber auch Kartographie, insbesondere des Druckwesens und damit der Verbreitung neuer Erkenntnisse im gesamten Heiligen Römischen Reich bildete. Hier waren Grundlagen gelegt worden und wurden weiter gepflegt, welche einen ganz entscheidenden Nährboden nicht nur für die Ausbreitung von gelehrtem Wissen, sondern eben auch die von Nachrichten aller Art abgaben. In einem höchst eigentümlichen, in seinen Einzelheiten kaum wirklich fass- und darstellbaren Zusammenwirken zwischen geschäftlicher und intellektueller Sphäre, zugleich maßgeblich geprägt und geformt von einem höchst aktiven, im gegebenen Fall durchaus wendigen Stadtregiment wurde Nürnberg europäisches Zentrum der Kartographie und der Geographie um 1500. Nicht zuletzt die auf dem Felde des hier ansässigen Druckgewerbes tätigen Spezialisten – von Künstlern über Spezialisten im graphischen Gewerbe bis hin zu Verlegern – verstanden es, die sich dabei und hier bietenden Chancen zu nutzen. Ein derart aufschlussreiches und interessantes graphisches Werk wie die Rundansicht des Niclas Meldeman stellt damit geradezu eine Art von zwangsläufigem Höhepunkt dar.

33

  Schnelbögl, Dokumente 20.

Die Wiener Kartographie im 15. und 16. Jahrhundert Eine Analyse im Kontext der „Cultural Turns“ Petra Svatek

1. Die Anfänge der Wiener Kartographie Die Anfänge der österreichischen wie auch der Wiener Kartographie gehen in das 15. Jahrhundert zurück und sind zunächst eng mit dem Gelehrtenkreis rund um die so genannte „Erste Wiener mathematisch-astronomische Schule“ verbunden. Dieser Kreis etablierte sich im Stift Klosterneuburg wie an der Universität Wien und bestand aus Wissenschaftlern, die bereits ein großes Interesse an den Naturwissenschaften zeigten. So führte zum Beispiel Johannes von Gmunden (ca. 1385−1442) eine der ersten Breitenbestimmungen Wiens durch. Georg Müstinger, Propst des Stiftes Klosterneuburg (1418–1442), förderte astronomische Forschungen. In diesem Kontext entstanden in den 1420er Jahren vermutlich auch die ersten beiden auf heutigem österreichischen Boden hergestellten Landkarten: der „Albertinische Plan“ von Wien und die „Fridericuskarte“1. Der „Albertinische Plan“, der auch eine Nebenkarte zu Preßburg/Bratislava enthält, zeigt vor allem diverse Sakralbauten, die Stadtmauer, die Hofburg und die Universität. Anlass der Entstehung war wohl die Hochzeit von Herzog Albrecht V. mit Elisabeth von Luxemburg, die 1422 in Wien stattfand. Heute ist nur mehr eine Kopie aus der Mitte des 15. Jahrhunderts erhalten, die auch eine Maßstabsangabe zeigt. Von der „Fridericuskarte“ kennen wir lediglich Koordinatenlisten und Skizzen von Flüssen, die eine Rekonstruktion der Karte möglich machten. Sie stammte wahrscheinlich von Reinhard Gensfelder oder einem Frater Fridericus, die beide in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Klosterneuburg wirkten2. Zudem sind aus dem 15. Jahrhundert auch Stadtansichten von Wien erhalten, wie zum Beispiel jene aus der Schedelschen Weltchronik (1493). Eine Ansicht, die in Wien hergestellt wurde, stammt vom so genannten Meister des Schottenaltars. Er war ein Maler, der unter anderem den Flügelaltar im Wiener Schottenstift schuf. Der Hintergrund des Bildes „Flucht nach Ägypten“ zeigt Wien mit seinen typischen Bauten und Stadtmauern. Andere Wien-Ansichten sind zum Beispiel auf dem so genannten Albrechts-Altar (um 1440) und dem Babenbergerstammbaum (um 1490) des Stiftes Klosterneuburg zu finden3. 1  Zur „Ersten Wiener mathematisch-astronomischen Schule“ siehe Johannes von Gmunden; Grössing, Naturwissenschaft. 2  Wawrik, Von den Anfängen 25, 63; Wien von oben 19. 3  Opll, Vienna 28f. Siehe zum Beispiel auch ders., Antlitz 101−145. Eine Liste mit allen Ansichten und Karten der Stadt Wien von 1400 bis zum beginnenden 17. Jahrhundert befindet sich in: Opll−Stürzlinger, Wiener Ansichten.

188

Petra Svatek

Im 16. Jahrhundert erreichte die Kartographie in Wien ihre erste große Blüte. Verschiedene Gelehrte setzten sich mit dem Kartenmachen auseinander, wie zum Beispiel Johannes Cuspinian (1473−1529), Georg Tannstetter (1482−1535), Augustin Hirschvogel (1503−1553) oder Wolfgang Lazius (1514−1565). Doch sind nicht mehr alle Karten erhalten. So soll zum Beispiel Tannstetter zusammen mit Johannes Cuspinian und Johannes Stabius (ca. 1468−1522) während der 1520er Jahre eine Karte von Österreich herausgegeben haben, über deren Verbleib heute nichts bekannt ist. Aber auch namhafte Kartographen anderer Länder studierten zu dieser Zeit in Wien, wie zum Beispiel Johannes Aventinus (1477−1534), der die früheste Regionalkarte Bayerns publizierte (1523), und Peter Apian (1495−1452)4. So manche der damals in Wien erarbeiteten Karten standen in Verbindung mit der Ersten Wiener Türkenbelagerung (1529). Neben der Rundansicht von Wien durch Niclas Meldeman (1530), die in diesem Artikel nicht näher beschrieben werden soll, da diese ohnehin den Schwerpunkt des vorliegenden Bandes darstellt, entstanden ab den 1540er Jahren einige Pläne von Wien. Im Jahre 1547 erteilte die Wiener Stadtregierung dem aus Nürnberg stammenden Kartographen und Geometer Augustin Hirschvogel5 den Auftrag, einen neuen Stadtplan herzustellen. Dieser sollte als Basis zum Ausbau der Wiener Befestigungsanlagen herangezogen werden. Noch im selben Jahr erschienen ein handgezeichneter Plan, der auf Vermessungen beruhte, sowie zwei Ansichten, die Wien von Norden und Süden aus zeigen. Nach weiteren Versionen des Stadtplanes druckte man schließlich 1552 eine südorientierte Ausgabe im Maßstab 1:2.000, die das Straßennetz, die Kirchen und Profanbauten im Grundriss sowie die Befestigungsanlagen und die Brücken im Aufriss wiedergab6. Zur selben Zeit entstand auch ein gemalter, von Hirschvogel unabhängiger Stadtplan von Bonifaz Wolmuet (ca. 1510−1579), der unter anderem beim Ausbau der Befestigungsanlagen mitwirkte und Hirschvogel als Gehilfe zur Seite stand7. Auch Karten von Wolfgang Lazius standen im Kontext der Auseinandersetzungen mit den Osmanen. Lazius zählt zu den bedeutendsten Kartographen des 16. Jahrhunderts. Er wurde 1514 in Wien geboren, studierte an den Universitäten Wien wie Ingolstadt Medizin und war Professor für Medizin an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, Leibarzt von Ferdinand I., Hofhistoriograph sowie Leiter der kaiserlichen Münzen- und Antiquitätensammlung. Während Lazius auf dem Gebiet der Medizin kaum Forschungen durchführte, wurde er mit seinen Karten und historischen Studien umso berühmter. Er verfasste unter anderem die erste gedruckte Geschichte der Stadt Wien sowie umfangreiche Bücher zur Geschichte der Habsburger, zur Völkerwanderungszeit und zur Antike8. Zudem fertigte Lazius 24 Karten und Skizzen an, die Gebiete zwischen Brandenburg im Norden und Kreta im Süden sowie der Zentralschweiz im Westen und Siebenbürgen im Osten zeigen. Mit seinen drei Geschichtskarten über das antike Griechenland und seinen Karten zu zeitgenössischen Kriegen (Schmalkaldischer Krieg, Feldzug der kaiserlichen Truppen gegen die Osmanen 1556) gilt er heute auch als Pionier der thematischen   Wawrik, Von den Anfängen 14f.   Ein kurzer Lebenslauf von Hirschvogel bei Pilz, Hirschvogel 231f. 6  Wawrik, Von den Anfängen 16f., 33; Wien von oben 54. Zur Vermessungsmethode Hirschvogels ­Fischer, „Mit schüessen“. 7  Opll, Vienna 33. 8   Zu seiner Biographie siehe unter anderem: Svatek, Wolfgang Lazius 5−10. Zudem soll auf den Tagungsband über Wolfgang Lazius hingewiesen werden, der 2020 erscheinen soll (Programm der Tagung von 2014 siehe: https://www.oeaw.ac.at/imafo/veranstaltungen/detail/article/wolfgang-lazius-1514-1565/ [09.07.2019]). 4 5



Die Wiener Kartographie im 15. und 16. Jahrhundert 189

Kartographie. Zudem fertigte Lazius eine Manuskript- und zwei gedruckte Karten von Österreich und im Auftrag Ferdinands I. eine Karte von Ungarn („Regni Hungariae descriptio“, 1552/56) an, um für die Auseinandersetzungen mit den Osmanen eine exaktere Karte zur Verfügung zu haben. Sie löste die Karte von Georg Tannstetter und Johannes Cuspinian ab, die eine verbesserte Ausgabe der Ungarnkarte des Lazarus publiziert hatten („Tabula Hungariae ad quator latera“, 1528). Lazius’ kartographisches Hauptwerk stellen ohne Zweifel die elf Karten der „Typi chorographici provinciarum Austriae“ (1561) dar. Sie können als der erste „Atlas“ der österreichischen Lande bezeichnet werden9. Nach Lazius kam es zu einem Niedergang der Wiener Kartographie. Ein neuerlicher Aufschwung erfolgte im Zug der Zweiten Türkenbelagerung von 1683. Während die Grundzüge der Wiener Kartographie bereits bekannt sind, fehlt in den letzten Jahren vor allem eine eingehende Analyse der Karten im Kontext der „Cultural Turns“, durch die seit den 1990er Jahren in den Kulturwissenschaften viele neue Forschungsansätze entstanden waren. Dieser Artikel setzt sich nach einer kurzen allgemeinen Einführung im speziellen mit dem „Iconic Turn“ auseinander und geht am Beispiel der Wiener Kartographie unter besonderer Berücksichtigung der Karten des Wolfgang Lazius der Frage nach, wie alte Karten in diesem Kontext neu zu betrachten wären.

2. Cultural Turns Die „Cultural Turns“ sind vielfältig und reichen vom „Spatial“ und dem „Iconic Turn“ über den „Postcolonial“ und den „Interpretative Turn“ bis hin zum „Practical“ und „Linguistic Turn“. Die Kartographie(geschichte) hat sich bis jetzt wenig mit diesen neuen Ansätzen auseinandergesetzt10. Doch durch die „Wiederkehr des Raumes“11 in den Kultur- und Sozialwissenschaften zu Ende der 1980er Jahre und der damit verbundenen „gesteigerten Aufmerksamkeit für die räumliche Dimension geschichtlichen Handelns und Geschehens“12 wären gerade Karten prädestiniert, um neue Interpretationsmöglichkeiten zu erschließen. So bestimmt zum Beispiel die Lagegenauigkeit von topographischen Eintragungen zueinander nicht immer den tatsächlichen Wert einer Karte, da „Karten eben nicht bloß natürliche Verhältnisse abbilden“, sondern auch „symbolische Codierungen zum Ausdruck bringen, bis hin zu Manipulationen, womit sie nicht zuletzt auch als Instrument politischer Herrschaften eingesetzt werden“13. Zudem erhielt die Kartographie durch die „Cultural Turns“ auch „eine zunehmende interdisziplinäre Ausrichtung“14, da sich durch die neuen Interpretationsansätze nun viele verschiedene Disziplinen dem Medium „Karte“ zuwenden können. Eine Gemeinsamkeit der Ansätze ist, dass Karten nicht mehr als neutrale Informationsträger angesehen werden, sondern als „epistemische Medien, die maßgebliche herrschende Vorstellungen über den Raum erzeugen, Wahrnehmungen von Räumen modellieren und damit kulturelle Ausstattungs- und Aneignungs9   Zu den Karten des Lazius siehe Svatek, Wolfgang Lazius 10–31; dies., „Austriae Chorographia“; dies., „Rei contra Turcas“; dies., „Typi chorographici provinciarum Austriae“. Siehe dazu künftig auch den Artikel über „Die Österreichkarten des Wolfgang Lazius“ im Tagungsband über Wolfgang Lazius (wie vorige Anm.). 10   Dünne, Karte 49−69; Schlögel, Kartenlesen 261−282. 11   Zu diesem Thema erschienen in den letzten Jahren einige Artikel und Bücher, so zum Beispiel: Osterhammel, Wiederkehr 374f.; Schröder−Höhler, Welt-Räume 9; Döring, Spatial Turn 90−99. 12   Schlögel, Kartenlesen 264. 13   Bachmann-Medick, Cultural Turns 300. 14   Pápay, Kartographie und Abbildung 187.

190

Petra Svatek

prozesse von Räumen beeinflussen“15. Während zum Beispiel der „Linguistic Turn“ Karten als Text betrachtet, so wendet sich der „Practical Turn“ der Geschichte der Forschungspraxis zu. Dabei erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die praktische Dimension der jeweiligen Wissenschaft, inklusive ihrer Objekte, Instrumente und Interaktionen. Wissenschaft wird „als ein Ensemble von Praktiken und als eine Geschichte der Dinge“16 betrachtet. Dieser Ansatz ist vor allem in den Natur- und Technikwissenschaften praktiziert worden, wurde in den letzten Jahren aber auch immer wieder von Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftlern übernommen17. Beim „Practical Turn“ sind in der Kartographiegeschichte zwei verschiedenen Ebenen zu unterscheiden: Erstens geht es um die Frage, mit welchen Praktiken Karten überhaupt entstanden sind. Welche Methoden wurden angewandt? Wir haben über die Jahrhunderte hinweg in Deutschland und Österreich genügend Beispiele vor uns, die uns über die Praxis des kartographischen Arbeitens Auskunft geben. Dabei können vor allem zwei verschiedene Forschungspraktiken unterschieden werden: die Feld- und die Archivforschung. Das für die Kartenherstellung benötigte Wissen wird zunächst einmal durch Dokumentieren und Experimentieren ermittelt, danach systematisiert und geordnet18. Lazius kombinierte für seine Karten die Feld- und die Archivforschung. Er nutzte Archivquellen und Bücher diverser Bibliotheken ebenso wie bereits vorhandene Karten anderer Kartographen. Darunter befanden sich zum Beispiel Werke antiker Autoren wie Plinius, Pausanias und Strabon sowie die Bayern-Karte des Johannes Aventinus, die Oberösterreich-Karte des Augustin Hirschvogel und die Salzburg-Karte des Markus Secznagel (ca. 1520−1580). Zudem verwendete Lazius für die Lokalisierung von Bergen, Gewässern und Siedlungen Namensverzeichnisse. Aber auch auf Forschungen von zeitgenössischen Gelehrten griff Lazius zurück. So gibt uns zum Beispiel eine Kartusche der „Regni Hungariae descriptio“ darüber Auskunft, dass unter anderem der Propst der Zisterzienserabtei Bernau Anton Verantius, der in Hermannstadt/Sibiu und Kronstadt/Brașov wirkende Stadtschreiber Christian Baumgartner und der Klausenburger Richter Johannes Bornemissa Lazius wichtige Informationen zur Verfügung stellten. Zudem dürfte er während seiner vielen Reisen auch Geländebegehungen durchgeführt haben, bei denen er Skizzen angefertigt und sich die Lage von Orten und Landschaften genau eingeprägt hatte. Vermessungen führte er im Gelände hingegen keine durch 19. Eine ähnliche Arbeitsweise dürften wohl auch Georg Tannstetter und Johannes Cuspinian bei der Überarbeitung der Karte „Tabula Hungariae ad quator latera“ angewandt haben. Einen völlig anderen Forschungsansatz verfolgte Augustin Hirschvogel bei seinen Wien-Plänen und -ansichten. Er war in Wien und auch in Österreich der erste Kartograph, der im Gelände Vermessungen durchführte. Früher wurde vermutet, er hätte mit seinen Quadranten bereits eine Form der Triangulierung durchgeführt. Doch wäre für diese Methode eine freie Sicht zu den Zielpunkten notwendig gewesen, was sicher nicht der Fall war20. Vielmehr scheint Hirschvogel „den Umfang entlang der Mauern“ gemes  Schmoll, Wie kommt das Volk in die Karte? 233.   http://www.hsozkult.de/event/id/termine-3833 [1. 6. 2019]. 17  Siehe dazu zum Beispiel Hagner−Rheinberger, Experimentalisierung; Rheinberger, Kulturen des Experiments 135−144; ders., Experimentalsysteme 394−404. 18  Siehe dazu auch Sarasin, Was ist Wissensgeschichte? 167. 19  Zur Arbeitsweise des Lazius Svatek, Wolfgang Lazius 10−13. 20  Wawrik, Von den Anfängen 33. 15 16



Die Wiener Kartographie im 15. und 16. Jahrhundert 191

sen zu haben, indem er „die Länge der einzelnen Abschnitte mit einer markierten Messschnur und die Richtung mit einem Kompass“ eruiert hatte. Analog dazu maß er „zwei möglichst aufeinander normal stehende Durchmesser“21. Die zweite Ebene bezieht sich schließlich auf die Frage, wie bereits fertiggestellte Karten selbst ein Teil der Forschungspraxis für andere Kartographen wurden. Denn auch Karten sind Dinge, „an denen der Prozess der wissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung in Gang gesetzt sowie in Gang gehalten wird.“22 So haben zum Beispiel die Karten des Lazius unzählige Kartographen als Vorlage für ihre Karten über Österreich herangezogen, sie in irgendeiner Form umgezeichnet und zum Teil auch verbessert. Die Karte „Austriae Ducatus Seu Pannoniae Superioris Chorographia Germana“ geht auf seine ÖsterreichKarte „Austria Chorographia“ (1545)23 und wurde von Gerard de Jode (1509−1591) in veränderter Form nachgedruckt. Sie hat vom Aussehen nur mehr wenig mit den Karten des Lazius gemeinsam. Doch waren seine Karten eine Quelle für Siedlungsnamen, Flüsse, Seen und Gebietsbezeichnungen, einschließlich ihrer Verortung im Kartenbild. Doch wie sind nun Karten im Rahmen des „Iconic Turn“ zu betrachten?

3. Iconic Turn Der Idee des „Iconic Turn“ geht auf das Jahr 1992 zurück, als der amerikanische Literaturwissenschaftler William J. T. Mitchell einen „Pictorial Turn“ vorstellte. Zwei Jahre später beschrieb der deutsche Kunsthistoriker und Philosoph Gottfried Boehm in seinem Artikel über „Die Wiederkehr der Bilder“ einen „Iconic Turn“, wodurch sich auch im deutschsprachigen Raum eine allgemeine Bildwissenschaft etablieren konnte24. Wie bereits Doris Bachmann-Medick formulierte, sollte durch den „Iconic Turn“ „die zunehmende Flut der Bilder durch kritische Bildanalysen in den Griff“ bekommen werden25. Karten werden dabei weniger als Orientierungsmedium wahrgenommen. Maßstabsgenauigkeit und ein genaues Abbild der topographischen Verhältnisse spielen bei der Analyse kaum eine Rolle. Stattdessen stehen zum Beispiel bildsemiotische und ikonographische Untersuchungen im Vordergrund. Die topographischen Karten des 16. Jahrhunderts beinhalten vielfach Bilder, sei es in Form von Signaturen oder irgendwelchen allegorischen Darstellungen. Diese sind zum großen Teil nicht als Schmuck zu verstehen, sondern ein Teil der Karteninformation. Besonders viele Bilder kommen in den Lazius-Karten vor. Dabei haben wir zumindest bei

  Wien von oben 54; siehe auch Fischer, „Mit schüessen“.   Rheinberger, Historische Epistemologie 11. 23 Die Karte ist abgebildet in: http://sammlung.woldan.oeaw.ac.at/search/?keywords__slug__in=16jahrhundert&limit=100&offset=0 [1. 6. 2019]. 24  Bachmann-Medick, Cultural Turns 329. 25  Ebd. 333f. 21 22

192

Petra Svatek

den „Typi“-26 und den Griechenland-Karten27 Beispiele vor uns, die bezüglich ihrer maßstabs- und lagegetreuen Wiedergabe der Eintragungen beträchtliche Mängel aufweisen. Doch ist es Lazius wirklich auf eine Genauigkeit der Eintragungen zueinander angekommen, oder liegt die wahre Bedeutung der Karten nicht eher in der symbolischen Aussage ihrer Bildinhalte? Bereits 1907 formulierte der deutsche Geograph Albrecht Penck (1858−1945)28, dass Lazius „vielmehr zu jenen Kartenzeichnern“ gehören würde, „welche sich bemühen, auf einer gegebenen Fläche innerhalb eines bestimmten Rahmens eine möglichst große Summe von Daten unterzubringen, so wie die Zeichner der Eisenbahnkarten in unseren Kursbüchern die Eisenbahnen eines Landes durch möglichst einfache Linienangaben, ohne sich viel um deren wirklichen Verlauf zu kümmern, und nahe dem Rand noch alles Wissenswerte in absonderlichen Verkürzungen hineinzeichnen“29. Diese Sichtweise würde von einer geometrischen Visualisierung von Orten ausgehen, mit der sich heute unter anderem der „Topological Turn“ auseinandersetzt. Karten geben bei dieser Betrachtungsweise lediglich eine räumliche Anordnung von etwas, aber kein genaues Abbild der Wirklichkeit wieder30. Um die wahre Bedeutung der Lazius-Karten zu sehen, ist eine ikonographische Betrachtung der Bildinhalte unumgänglich. Die elf Karten der „Typi“ sind alle von ovaler Form, wobei gerade an den Rändern viele topographische Details visualisiert wurden, die normalerweise nicht mehr innerhalb des Kartenbildes zu verorten gewesen wären. Friedrich Sonnleitner konnte im Rahmen einer Genauigkeitsanalyse der Bayern-Karten einen verhältnismäßig großen Punktfehler von circa 23 Kilometern ermitteln, der zum Beispiel ungefähr doppelt so groß ist wie bei „Ober und Nidern Baiern bey den alten im Latein und Kriechischen Vindelicia“ (1523) des Johannes Aventinus31. Auch die Autorin des vorliegenden Artikels machte bereits auf Lageungenauigkeiten aufmerksam. So sind auf der Niederösterreich-Karte zum Beispiel Wiener Neustadt, Neunkirchen und Spital am Semmering irrtümlich auf derselben geographischen Breite verortet. Gestalt und Größe der Salzkammergutseen stimmen mit der Wirklichkeit nur selten überein. Auch die Flussläufe entsprechen kaum der Wirklichkeit32. Im Vergleich mit den meisten anderen im 16. Jahrhundert entstandenen Karten erscheinen jene des Lazius als äußerst mangelhaft. Doch haben sie eine besonders dekorative Ausgestaltung erfahren, indem sie vom österreichischen Doppeladler gehalten werden. Auf den Adlerschwingen visualisierte Lazius die Wappen der Nachbargebiete und 26   Die elf „Typi“-Karten sind: „R. Austrasia ad Rhenum cum Edelsassia et ducat. Alemaniae“ (Vorderösterreich-Karte), „Regni Francorum orientalis sive Austriae ad Danubium alterius descriptio“ (Karte über Nieder- und Oberösterreich), „Marcha orientalis“ (Niederösterreich-Karte), „Austria supra Anisum“ (Oberösterreich-Karte), „Boiorum Regni una cum Comitatibus suis descriptio“ (Karte über Bayern), „Regni veteris Suevorum una cum pagis descriptio“ (Schwaben-Karte), „Rhetiae alpestris in qua Tirolis com: descriptio“ (Karte über Tirol), „Carinthiae ducatus cum palatinatu Goricia“ (Kärnten mit Görz), „Ducatus Stirae [!] marchiae“ (Steiermark-Karte), „Ducatus Carniolae et Histriae una cum Marcha Windorum“ (Karte über Krain und Istrien mit Windischer Mark) und „Principat Goricens. cum Karstio et Chaczeola descriptio“ (Görz-Karte). Siehe dazu Svatek, „Typi chorographici provinciarum Austriae“. 27  Die drei Griechenlandkarten sind: „Chorographia Helladis“, „Peloponnesus peninsula“ und „Peloponnesus ex Pausania et Strabone descriptus“. Siehe dazu: Svatek, Wolfgang Lazius und sein Buch. 28  Zu Albrecht Penck siehe unter anderem: Henniges, Spur; Schultz, Albrecht Penck. 29  Penck, Lazius’ Karten 80. 30  Zu diesem Gedanken siehe zum Beispiel: Günzel, Spatial Turn 226. 31  Wolff, Cartographica Bavariae 205. 32  Zu den topographischen Fehlern der „Typi“-Karten Svatek, Wolfgang Lazius 18−21.



Die Wiener Kartographie im 15. und 16. Jahrhundert 193

Abb. 1: Die Steiermark-Karte der „Typi chorographici provinciarum Austriae“ (1561), Oberhummer–von Wieser, Wolfgang Lazius’ Karten, Anhang (Sammlung Petra Svatek, Wien).

zwischen den Köpfen jenes der dargestellten Region. Unten sind die Wappen der Gönner, denen jede Karte gewidmet wurde, und sein eigenes zu sehen33. Die Steiermark-Karte (Abb. 1), die von Lilienfeld im Norden bis Cilli im Süden und von den Murquellen im Westen bis Westungarn im Osten reicht, enthält auf den Adlerschwingen die Wappen von Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Österreich, Ungarn und Cilli. Im unteren Bereich zieren die Wappen der Familie Seld und von Erasmus Heidenreich das Kartenblatt. Im „Inhaltsverzeichnis“ („Elenchus operis invictiss: et gloriosiss. DN: DN: Ferdinando Rom: Imp: P. F. & Maximiliano Hung: & Bohemorum Regi consecrati“)34 nannte Lazius 33  Das Wappen des Lazius war in seinen späteren Lebensjahren geviert mit einem silbernen Stern in eins und vier und drei goldenen Lerchen in zwei und drei, vgl. Gall, Wappenkunde 381. 34  Dieses Inhaltsverzeichnis enthält erste Informationen über die im Buch abgebildeten Karten und über

194

Petra Svatek

ausdrücklich Georg Sigmund Seld, der zu dieser Zeit gerade als Reichsvizekanzler unter Ferdinand I. diente35. Erasmus Heidenreich war Hofkammerrat in Innsbruck36. Mit Ausnahme der Bayern-Karte wollte Lazius mit der Kombination von Kartenbild und Doppeladler wohl die Zugehörigkeit der dargestellten Region zum Habsburgerreich versinnbildlichen. Die Karten weisen daher eine politische Bedeutung auf und repräsentieren den Herrschaftsraum der Habsburger, was in manchen Ausgaben der „Typi“ auch durch die Kolorierung zum Ausdruck kommt. So erscheinen im Exemplar der Österreichischen Nationalbibliothek alle Gebiete des Habsburgerreiches in Gelb, während jene der Nachbarstaaten mit roter oder grüner Farbe versehen wurden. Bezüglich ihrer topographischen Eintragungen enthalten auch die GriechenlandKarten viele Ungenauigkeiten. Die Flussläufe haben mit der Wirklichkeit nur wenig gemeinsam. Auch die Küsten weisen teilweise einen ungenauen Verlauf auf. Die ägäische Inselwelt ist außerdem ganz schön durcheinandergeraten. Auf der „Chorographia Helladis“ kommen einzig und alleine die nördlicher gelegenen Inseln einigermaßen an richtiger Stelle zu liegen. Die meisten Fehler können bei den Südlichen Sporaden und den Kykladen entdeckt werden37. Doch ergibt sich bei der Betrachtung der Bildinhalte auch hier eine ganz andere Bedeutung der Karten, die über den topographischen Inhalt weit hinausgeht. Lazius veranschaulichte die antike griechische Sagenwelt. Abb. 2 zeigt mit Kreta einen Teil der „Peloponnesus peninsula“, wo Theseus mit Minotaurus kämpft und das Labyrinth in Form einer Münze dargestellt ist. Westlich davon ist der Raub der Helena, der den Trojanischen Krieg auslöste, zu sehen. Zudem bildete Lazius östlich von Argolis die Perseussage und südlich der Insel Euböa Poseidon und Athene bei ihrem Kampf um die Vorherrschaft in Attika ab. Kleine Schilde und Münzen sind ebenfalls in die Karten integriert worden. Bei der Insel Thassos erkennt man beispielsweise auf dem mehr rechts platzierten Schild Herakles mit seinen Attributen Keule und Löwenfell. Herakles besiedelte der Sage nach diese Insel mit Einwohnern der Insel Paros38. Auch Tempelanlagen kommen in der Karte vor, die von der antiken Bevölkerung zur Verehrung ihrer Götter erbaut wurden. Lazius wählte für sie die Signatur in Form eines Tholos, eines Rundbaus mit Säulenkranz39. Vor allem die dritte Karte „Peloponnesus ex Pausania et Strabone descriptus“ fällt aus dem Rahmen, da sie analog zu den „Typi“-Karten vom Doppeladler gehalten wird und einen ovalen Rahmen aufweist. Zwischen den beiden Köpfen visualisierte Lazius einen Lorbeerkranz mit dem österreichischen Wappen und zwei Münzen, die auf Archaia und Troas hindeuten sollen. Zudem sind im unteren Bereich der Karte der habsburgische Doppeladler und die Wappen von Österreich, Kärnten, Tirol, Krain, Steiermark, Österreich ob der Enns, Görz, Elsass, Böhmen, der Windischen Mark und Kyburg zu sehen40. Die Deutung dieses Kartenbildes, in dem Lazius Griechenland scheinbar mit der Habsburgermonarchie in Beziehung setzen wollte, kann hier lediglich mit Hilfe der Begleittexte erfolgen. Wir die Gönner, denen jede Karte gewidmet ist, siehe Svatek, „Typi chorographici provinciarum Austriae“ 46. 35  Vogel, Reichsvizekanzler. 36   https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Hans_Adam_Gienger_von_Wolfseck [1. 6. 2019]. 37   Delos müsste zum Beispiel unmittelbar neben Mykonos liegen. Auf der „Chorographia Helladis“ hat Lazius aber noch die Inseln Syros und Kos dazwischen eingetragen. Zudem stellt Andros in Wirklichkeit die nördlichste Kykladeninsel dar. Bei Lazius ist sie eine der südlichsten; Svatek, Wolfgang Lazius und sein Buch. 38  Zu Herakles Tripp, Reclams Lexikon der antiken Mythologie 229f. 39  Zu den Griechenlandkarten Svatek, Wolfgang Lazius und sein Buch; Wawrik, Von den Anfängen 72f. 40  Die Karte ist abgebildet in: Wawrik, Informationen 211f.



Die Wiener Kartographie im 15. und 16. Jahrhundert 195

Abb. 2: „Peloponnesus peninsula“, Ausschnitt Kreta, Lazius, Commentariorum rerum Graecarum libri II (UBW III-302215ES).

haben hier ein schönes Beispiel vor uns, dass auch beim „Iconic Turn“ Bilder ohne Zweifel Texte nicht restlos ablösen können und auf sprachliche Interpretationen angewiesen sind41. Im Text der Titelkartusche (Abb. 3), die ebenfalls vom österreichischen Doppeladler gehalten wird und auf den Flügeln die Wappen von Österreich, Oberösterreich, Kärnten, Görz, Steiermark, Tirol, Cilli und der Windischen Mark zeigt, berichtet Lazius vom Raub der Helena und vom Trojanischen Krieg, der siegreich für die Griechen endete. Anschließend stellte er eine Analogie zu den Türkenkriegen her, denn die Habsburger sollten ebenso wie die Griechen gegen Troja einen Sieg über die Osmanen erringen42. Dabei sollten wohl die Habsburger auch Griechenland unter ihre Herrschaft bringen43, das damals von den Osmanen beherrscht wurde. Bekräftigt wurde diese Intention mit der Integration der Karte in manche Ausgaben der „Typi“44. Eine Geschichte erzählen auch die Bildinhalte der Karten zum Schmalkaldischen Krieg und zum Feldzug der Habsburger gegen die Osmanen 1556. Die Westungarnkarte, die das Gebiet zwischen den Flüssen Donau im Osten und Norden, Drau im Süden und Raab im Westen umfasst, wurde 1557 in Basel im Verlag von Johannes Oporinus (1507−1568) gedruckt. Sie soll den Feldzug der Habsburger gegen die Osmanen des Jahres 1556 visualisieren, der von der Familie Fugger finanziell und mit einigen selbstausgerüsteten Streitern unterstützt wurde. Daher integrierte Lazius über der Kartusche das Wappen der Familie Fugger. Der große Wert der Karte bezieht sich auf die vielen Eintra  Bachmann-Medick, Cultural Turns 351.   Siehe dazu auch: Svatek, Wolfgang Lazius und sein Buch 302f.; dies., „Typi chorographici provinciarum Austriae“ 55. 43  Wawrik, Informationen 210. 44  Zum Beispiel das Wiener Exemplar der UBW: Sig. III-259182. 41 42

196

Petra Svatek

Abb. 3: Titelkartusche der Karte „Peloponnesus ex Pausania et Strabone descriptus“, Lazius, Typi chorographici provinciarum Austriae (UBW III-259182).

gungen rund um den Feldzug (Abb. 4)45. In dieser Karte wird im Kontext eines Krieges sowohl Herrschafts- wie auch Anspruchsraum der Habsburgermonarchie symbolisiert. Lazius hat unter anderem in Form punktierter Linien die Marschrouten der Heere sowie durch Illustrationen die Lager und das Kampfgebiet zwischen Nagykanizsa und Pécs eingetragen. Das habsburgische Versorgungslager zeigt zum Beispiel zwölf Zelte, Hand45

  Allgemeines zum Feldzug bei Theuer, Blutiges Erbe 444f.



Die Wiener Kartographie im 15. und 16. Jahrhundert 197

Abb. 4. Der Feldzug der Habsburger gegen die Osmanen 1556, Ausschnitt Lager der Habsburger und Kampfgebiet, Oberhummer−von Wieser, Wolfgang Lazius’ Karten 52 (Sammlung Petra Svatek, Wien).

werker, Fässer und bewaffnete Reiter, während das Militärlager mit 19 Zelten, unzähligen Soldaten und einigen Kanonenkugeln und Kanonenrohren versehen worden ist. Daran anschließend folgen das Kampfgebiet und die Lager der Osmanen46. Nach heutigem Wissensstand hat Lazius den Feldzug korrekt in der Karte wiedergegeben. Ähnliches gilt für die Karte über den Süddeutschen Feldzug des Schmalkaldischen Krieges 1546/47, die Lazius zusammen mit einer Karte über den Sächsischen Feldzug seiner Schrift „Historia Austriaca de rebus a Carolo V et Ferdinando I. longe invictiss. et clementissimis Caesaribus adversus coniurationem Schmalcaldensium“ beigab. Sie erstreckt sich von Regensburg im Osten bis nach Stuttgart im Westen und von den Nordtiroler Kalkalpen im Süden bis zur Fränkischen Schweiz im Norden. An Bildinhalten kommen goldene Kreuze für die Heerlager der kaiserlichen Armee und ein rotes Zelt für die Lager der Schmalkalder vor. Außerdem zeigen Kampfesszenen die Schlachten bei Ingolstadt und zwischen Ulm und Lauingen, wo tatsächlich die entscheidenden Kämpfe des Süddeutschen Feldzuges stattgefunden haben47. Dennoch waren die Karten des Lazius nicht die ersten in Wien entworfenen Karten mit bildhaften Schlachtenszenen. Im Kontext der Auseinandersetzungen mit den Osmanen visualisierte bereits die Ungarnkarte „Tabula Hungariae ad quator latera“ (1528) von Georg Tannstetter und Johannes Cuspinian die Schlachten von Golubac und Mohács in Form kleiner Heerhaufen samt Textblöcken48. Doch erzählt diese Karte keine durchgehende Bildgeschichte, wie es bei den oben beschriebenen Lazius-Karten der Fall ist. Vielmehr war sie eine topographische Karte, die verschiedene thematische Elemente aufweist und gemäß der Zeit Illustrationen und Legenden zu den Türkenkriegen beinhaltet. In diese Kategorie können auch andere Karten des Lazius eingeordnet werden, wie zum Beispiel seine Ungarnkarte „Regni Hungariae descriptio“ (1552/56). Als topographische Karte zur besseren Orientierung entworfen, hatte sie primär einen Genauigkeitsanspruch. Doch enthält auch sie diverse Illustrationen, welche die Herrschaft beziehungsweise den Herrschaftsanspruch der Habsburger untermauern. Die Huldigung an   Zur Karte Svatek, „Rei contra Turcas“.   Zur Karte Svatek, Geschichtskarten 38f.; Wawrik, Von den Anfängen 70f.; ders., Informationen 205. 48  Svatek, Geschichtskarten 35−37; Wawrik, Informationen 195f. 46 47

198

Petra Svatek

Abb. 5: Ausschnitt aus der Karte „Regni Hungariae descriptio“, Oberhummer−von Wieser, Wolfgang Lazius’ Karten, Anhang (Sammlung Petra Svatek, Wien).

Ferdinand I. und Maximilian II. ist mit einem Lorbeerkranz, dem Symbol für Sieg und Ruhm, umgeben. Ein Adler mit dem ungarischen Wappen symbolisiert die ungarische Reichshälfte. Außerdem ist ein Gebet abgedruckt, das von Maria mit dem Jesuskind und zwei Königen bekrönt wird. Möglicherweise bildete Lazius hier die Ungarnkönige Stephan I. (1000−1038) und Ladislaus I. (1077−1095) ab, die bereits im Mittelalter intensiv verehrt wurden49. Denn Maria und die Könige sollten dem Land beim Kampf gegen die Osmanen zur Seite stehen (Abb. 5)50. Doch ist gerade diese Karte auch ein schönes Beispiel dafür, dass bei der Analyse von Bildinhalten möglicherweise die Gefahr einer Überinterpretation gegeben ist. Besonders die Kartusche des Widmungsschreibens wird mit Weintrauben und verschiedenen Fabeltieren wie Einhorn und drei Greifen gekrönt. Das Einhorn symbolisiert Stärke und war in frühchristlicher Zeit als Sinnbild gewaltiger Kraft auf Christus bezogen, später auch Attribut der Jungfrau Maria51. Der Greif versinnbildlicht Christus und die Weintraube Fruchtbarkeit52. Ikonographisch haben die Ausschmückungen vor allem eine religiöse und fruchtbarkeitsbringende Bedeutung. In Kombination mit dem Gebet wäre eine religiöse Interpretation naheliegend. Doch war das wirklich die Intention des Lazius? Die Ansichten der Stadt Wien hatten zumindest im 15. Jahrhundert kaum eine wirklichkeitsgetreue Wiedergabe der Stadt zum Ziel. Im Rahmen von religiös-liturgischen   Knapp−Tüskés, Volksfrömmigkeit.   Zu den Bildinhalten und Kartuschen Svatek, Wolfgang Lazius 13f. 51  LCI 1 (1990) 590. 52  LCI 2 (1990) 202; ebd. 4 494. 49 50



Die Wiener Kartographie im 15. und 16. Jahrhundert 199

Kunstwerken sollte den Menschen vielmehr ein Gefühl der Vertrautheit weitergegeben werden, wobei keineswegs auf jedes Detail bei der Abbildung der Stadt geachtet wurde. Während beim „Albrechts-Altar“ Wien lediglich durch wenige Kirchturmspitzen identifiziert werden kann53, so weist das Abbild der Stadt vom so genannten Meister des Schottenaltars bereits wesentlich größere Ähnlichkeiten auf. Zu erkennen sind unter anderem der Leopoldsberg mit der Burg, diverse Kirchen, die Hofburg mit der Burgkapelle, die Stadtmauer und Stadttore. Die bürgerlichen Häuser lassen sich hingegen kaum identifizieren, was eindeutig auf die religiöse und herrschaftliche Symbolik des Bildes hindeutet54. Einen Anspruch auf eine wirklichkeitsgetreue Abbildung kann hingegen den WienAnsichten von Augustin Hirschvogel zugesprochen werden, die unter anderem bereits kurz zuvor erbaute Bastionen wiedergeben und daher ohne Zweifel das aktuelle Stadtbild zu einem gewissen Zeitpunkt illustrieren.

4. Die Karte als Bild im politischen Kontext Die oben dargelegten Beispiele verdeutlichen, dass Karten nicht nur aufgrund ihrer topographischen Eintragungen und deren maßstabsgetreuen Wiedergabe analysiert werden sollten, sondern die Aussage ihrer Bilder vielfach eine ebenso große Bedeutung besitzt oder sogar den topographischen Karteninhalt in ihrer Relevanz übertrifft. Dabei ist schön zu sehen, dass Karten durch ihre Bildinhalte vielfach keine politisch neutralen und objektiven Darstellungsmedien sind55, „sondern auch als Machtinstrumente“56 zu gelten haben. Kartographie und Politik greifen in den Kartenillustrationen ineinander. Im 16. Jahrhundert waren es unter anderem die Karten des Lazius, die die habsburgischen Herrschaftsund Machtansprüche repräsentieren. Vor allem die Bildinhalte der „Regni Hungariae descriptio“, der „Rei contra Turcas anno MDLVI brevis descriptio“ und der „Peloponnesus ex Pausania et Strabone descriptus“ symbolisieren sozusagen den christlichen Traum von einer Herrschaft über die Osmanen. Doch wer waren die Auftraggeber der Karten? Eine Kartusche der „Regni Hungariae descriptio“ gibt uns Auskunft, dass Lazius den Auftrag von Ferdinand I. erhalten hatte. Bei den „Typi“-Karten kann hingegen davon ausgegangen werden, dass die Initiative zu den Karten von Lazius gekommen war. Daher kann bereits bei der Wiener Kartographie des 16. Jahrhundert davon ausgegangen werden, dass eine alleinige „Indienstnahme“57 der Wissenschaften durch die Politik ausgeschlossen werden kann. Vielmehr haben wir es zwischen Lazius und den Habsburgern mit einer auf Gegenseitigkeit aufgebauten Beziehung zu tun, um ineinandergreifende „Handlungsfelder“58.

53   Zu sehen ist eine schematische Skizze der Befestigungsanlagen einschließlich der Namen der Haupttore. Die eigentliche Stadt weist bildliche Abkürzungen der bedeutendsten Kirchen auf, wobei lediglich der Stephansdom mit der Realität übereinstimmt; Opll, Vienna 27f. 54  Zu den Wien-Ansichten siehe Opll, Antlitz 102−127; ders., Vienna 28f. 55  Im Vergleich die Aussage „the map is never neutral“ von John Brian Harley (1932−1991): Harley, Deconstructing 163. 56  Pápay, Kartographie und Abbildung 187. 57  Ash, Wissenschaft und Politik (2010) 17. 58  Ebd. 34.

SEKTION 3: DIE OSMANEN UND DIE RESIDENZSTADT WIEN

Abb.: Die „Türkenstraße“ als Seitenstraße der Währingerstraße (Wien IX) liegt im neunten Wiener Gemeindebezirk und wurde 1862 in Erinnerung an die „Türkenzeit“ so benannt. Der Straßenname erinnert an die beiden Belagerungen der Stadt und steht für die zunehmende, sich den „Türken“ zuwendende Erinnerungskultur des 19. Jahrhunderts (Foto: Martin Scheutz, 3. 1. 2020).

Wie wichtig war Wien? Versuch einer Einordnung der Belagerung in die osmanische Geschichte Christoph K. Neumann*

Die Bedeutung der Belagerung Wiens 1529 für die Geschichte der Stadt und des Habsburgerreiches ist unmittelbar einleuchtend. Weniger deutlich ist, was für einen Platz die Belagerung und ihr Abbruch in der osmanischen Geschichte einnehmen und wie die Osmanen des 16. Jahrhunderts über sie dachten. Diese beiden Punkte zu beleuchten, ist Absicht dieses Beitrages. Dabei ist mit einer Beschränkung und einer Schwierigkeit zu rechnen. Die Beschränkung bezieht sich auf die Quellenlage. Dieser Beitrag bezieht sich ausschließlich auf schon bekannte, von der Forschung zuvor bereits verwendete Quellen. Tatsächlich ist die Quellenlage am Anfang des 16. Jahrhunderts für den Osmanisten relativ dünn1. Das Jahr 1529 gehört noch in diese Zeit. Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt bessert sich die Quellenlage durch das 16. Jahrhundert, aber eine systematische und genaue Übersicht über die administrativen und politischen Vorgänge haben Osmanisten erst seit der Mitte des 16. Jahrhunderts. Deswegen fehlen administrative Quellen zur Organisation der frühen Feldzüge Süleymāns weitgehend, und ebenso Archivalien zur Entscheidungsfindung während der militärischen Operationen, an denen der Sultan ja persönlich teilnahm. Was man auf osmanischer Seite hat, sind Texte politischer, legitimatorischer und propagandistischer Natur, die von zentralen politischen Akteuren stammen: Edikte (im Namen) des Sultans, Schreiben des Großwesirs İbrāhīm Pascha, Hof-Historiographie, Vertragstexte, von lateineuropäischen Gesandten schriftlich festgehaltene Äußerungen ihrer Verhandlungspartner und so weiter. Diese Texte ergeben ein reiches Bild, das aber immer ein Element der Selbst-Repräsentation Außenstehenden gegenüber hat. Sie enthalten deswegen stets ideologische und normative Stellungnahmen, die für ihre Adressaten und heutige Historiker nur schwer von deskriptiven Elementen und persönlichen Äußerungen zu trennen sind – vermutlich wäre es auch für ihre Urheber kaum anders gewesen. Jedenfalls machen sie es dem Leser ausgesprochen schwer, zwischen der Eroberungsideologie der Osmanen und ihren konkreten politischen oder militärischen Absichten zu unterscheiden2. Ähnliches gilt ja für Historiker Karls V., was nicht weiter erstaunlich ist3. Sowohl * Ich danke Sarah Kiyanrad (LMU München) für die Durchsicht der persischen Zitate. 1  Faroqhi, Approaching Ottoman History 50−60. 2  Zur osmanischen Ideologie zur Zeit Süleymāns existiert eine reiche Literatur. Dabei ist zu bedenken, dass sich die Legitimation des Sultans in seiner Zeit stark verändert hat. Zur Einführung: İnalcık, State and Ideology; vor allem für die spätere Regierungszeit Fleischer, The Lawgiver as Messiah; Şahin, Empire and Power 186–213; Yılmaz, Caliphate Redefined. 3  Tracy, Emperor Charles V.

204

Christoph K. Neumann

das Habsburgische als auch das Osmanische Reich teilten ja den gleichen politischen Raum und gingen auf gemeinsame antike nahöstliche und römische imperiale Traditionen zurück. Wenn die Beschränkung eine historische ist, dann ist die Schwierigkeit historiographisch. Auch wegen der bescheiden fließenden Quellen zu 1529 ist die Belagerung von 1683 viel besser bekannt. Auf beiden Seiten fließen Quellen reichlich. Darüber hinaus ist nicht zu bestreiten, dass das Scheitern der Belagerung 1683 auch für das Osmanische Reich wirklich wichtig war. Selbst wenn man die Schlacht am Kahlenberg nicht als Beginn eines angeblichen osmanischen Niedergangs annimmt und damit als ein „weltgeschichtliches Ereignis“ postuliert, sind die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Konsequenzen der Belagerung und der sich an sie anschließenden Kriegsjahre unübersehbar4 und tatsächlich von großer Bedeutung. Das hat dazu geführt, dass 1529 als eine frühere Parallele zu 1683 erzählt wird. Diese Sichtweise ist schon in der kleinen Monographie deutlich, die 1829 Joseph von Hammer zur ersten Belagerung Wiens durch die Osmanen vorgelegt hat, und der er Kapitel zum Schädel und „talismanischen Hemde“ Ḳara Muṣṭafā Paschas, des bei der zweiten Belagerung 1683 befehlenden Großwesirs, beigelegt hat5. Teile der Geschichtsschreibung über die zweite Belagerung sind immer noch von der zutiefst gestrigen Rhetorik des 19. und frühen 20. Jahrhunderts geprägt: Da geht es um die Vertreibung des Islams aus Europa, die Rettung des Abendlandes, den Niedergang des Osmanischen Reichs, um „Österreicher“ gegen „Türken“ (und nicht Habsburger gegen Osmanen), und die Vorstellung von Wien ist eben die einer kaiserlichen Metropole, wie sie es 1683, aber auch zu dem Zeitpunkt immer noch war, als diese Narrative erfunden wurden, aber eben 1529 noch nicht – und heute ja auch nicht mehr. Hier soll versucht werden, die Belagerung von 1529 nicht in Analogie oder als eine Vorstufe zu der von 1683, zu betrachten, sondern aus den Entwicklungen der 1520er Jahre heraus. Damit berührt sich die hier gestellte Frage mit der so genannten Mohács-Debatte vor allem ungarischer Historiker. Diese Debatte hat sich an der Frage entfacht, inwiefern und seit wann die Eroberung Ungarns ein strategisches Ziel der Osmanen gewesen ist, oder ob die osmanische Politik in Ungarn eher pragmatisch und den Umständen geschuldet war6. Im Folgenden sollen drei Schritte gemacht werden: Zunächst geht es um einen Überblick über die außenpolitische Lage des Osmanischen Reiches in den frühen Jahrzehnten der Herrschaft Süleymāns. Dabei skizziere ich so etwas wie seine damalige „große Strategie“, also die Grundlagen seines militärischen Handelns in seinem institutionellen, sozioökonomischen und ideologischen Kontext7. Der zweite Schritt ist eine Rekapitulation des Feldzuges von 1529 mit seinen wichtigsten Ereignissen. Abschließend wird der Versuch unternommen, einige osmanische Texte zum Feldzug, die bereits im zweiten Teil begegnen, neu zu deuten und zwar nicht als Quelle zur Ereignisgeschichte, sondern als politische Stellungnahmen.   Kara Mustafa; Türken vor Wien.   Hammer[-Purgstall], Wien’s erste aufgehobene türkische Belagerung 119–136, 165–170. 6   Fodor, Ottoman Policy 274–279, fasst die Debatte zusammen. Fodor selbst vertritt in diesem Artikel die Ansicht, dass die Osmanen „from the beginning, but especially from the age of Süleyman“ (ebd. 271), die Eroberung Ungarns beabsichtigt haben. Eine Zusammenfassung der Kriege Süleymāns nach Westen unter diesem Gesichtspunkt bei Káldy-Nagy, Suleimans Angriff 163–212. Ein Vergleich Fodor, Unbearable Weight 74–93, zeigt, wie wenig sich die Position in den letzten Jahrzehnten verändert hat. 7   Der Begriff wurde in osmanischen Studien zuerst von Ágoston, Information, Ideology, and Limits, verwendet und systematisch erstmals von Şİmşek, The Grand Strategy 1–13, angewandt. Ich danke Veysel Şİmşek dafür, mir seine Dissertation zur Verfügung gestellt zu haben. 4 5



Wie wichtig war Wien? 205

1. Das Osmanische Reich in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts Es ist geradezu eine Binsenweisheit, dass das Osmanische Reich unter Süleymān zwischen zwei Großreichen lag, die mit ihm rivalisierten: den Safaviden im Osten, den Habsburgern im Westen. Diese Feststellung ist richtig, aber doch nicht ganz richtig. Aus osmanischer Perspektive gab es drei Hauptbereiche des Konfliktes, nicht zwei. Der wichtigste war aus osmanischer Sicht der Konflikt mit den Safaviden. Es gibt eine ganze Reihe von Gründen für die überragende Bedeutung dieser Konfrontation. Zum einen umfasste sie nicht nur wirtschaftliche, territoriale und militärische Aspekte, sondern auch eine religiöse Rivalität, die tatsächlich die Legitimität des osmanischen Sultans bedrohen und immer noch seine militärische Basis untergraben konnte. Denn die Safaviden als Vertreter der Zwölfer-Schia vertraten einen Glauben, der eine Alternative zum sunnitischen Islam bot, auf den sich die Osmanen stützten8. Das unterschied den religiösen Konflikt zwischen Osmanen und Safaviden von dem zwischen Osmanen und Habsburgern: Die osmanischen Heere, wenn man von regionalen, aus Christen rekrutierten Hilfstruppen von Südosteuropa absieht, bestanden aus Muslimen9. Selbstverständlich war sich Süleymān bewusst, auch eine Art römischer Kaiser zu sein10, aber er musste nicht befürchten, dass ihm sein Heer von der Stange ging, weil die Habsburger den Kaisertitel geschickter beanspruchten. Die ideologische Bedrohung durch die Safaviden war viel gefährlicher. Das war für die Osmanen möglicherweise umso schlimmer, als sich schon zu Beginn der Regierung Süleymāns abzeichnete, dass dieser Konflikt nicht durch den endgültigen Sieg einer Seite entschieden werden würde. Die Osmanen hatten zu Zeiten seines Vaters Selims I. im Jahre 1514 die safavidische Hauptstadt Täbris erobert. Sie versuchten aber nicht einmal, diese zu halten11. Unter den Bedingungen des 16. Jahrhunderts war es einerseits nötig, zentrale Kontrolle durch das Herrschaftszentrum durchzusetzen, um ein territorial weit aufgespanntes Imperium aktionsfähig zu halten; andererseits aber setzten die infrastrukturellen Mittel einer solchen zentralen Kontrolle auch Grenzen. Von Istanbul aus ließen sich Gebiete östlich des Kaukasus und seiner Ausläufer nicht effizient kon­trollieren. Auch der erste große Feldzug Süleymāns gegen die Safaviden sollte das nur allzu deutlich zeigen. 1533 machten sich die Osmanen auf, den Irak und besonders Bagdad zu erobern. Das gelang, aber der Feldzug dauerte nicht ein, sondern zwei Jahre12. Und das eigentliche Ziel, die safavidische Dynastie entweder ganz zu beseitigen oder einen schwachen Angehörigen dieser Familie als Marionette einzusetzen, wurde nicht erreicht. Der safavidische Staat hatte den Angriff überstanden und würde auch weitere überstehen. 8   Neuere Beiträge zur reichen Literatur über den osmanisch-safavidischen Konflikt: Posch, Osmanischsafavidische Beziehungen; Minadoi, War. Die Osmanen entwickelten eine ausgeklügelte, aber effiziente antisafavidische Propaganda, die auf Überlegungen des obersten Rechtsgutachters („şeyḫ ül-islām“) Ebū’s-Suʽūd aufbaute: Imber, Ebu’s-Suʿud 74–75, 85–89. 9  Vasić, Die Martolosen; Ercan, Osmanlı İmparatorluğunda; Cvetkova, Les Institutions Ottomanes. 10  Necİpoğlu, Süleyman the Magnificent; Özbaran, Bir Osmanlı Kimliği. 11  Stattdessen setzten die zahlreichen Künstler und Handwerker, die Selīm I. nach Istanbul verschleppte, dort eine Transformation zunächst der Hofkultur in Gang, die das Osmanische Reich künstlerisch und intellektuell mit den alten Zentren des islamischen Ostens zu integrieren half: Persophonie und iranische Formensprache bildeten ein transkulturelles Idiom: Kafescioğlu, The Visual Arts 490f. 12   Die berühmte, durch topographische Miniaturen ergänzte Feldzugschronik liegt inzwischen in zwei guten Editionen vor: Matrakçı Nasuh, Beyān-ı Menāzil-i Sefer-i ʿIrāḳeyn-i Sulṭān Süleymān Ḫān; [ders.,] Swordsman.

206

Christoph K. Neumann

Ein zweijähriger Feldzug, also einer, in der das Heer im Winter nicht aufgelöst wird, so dass vor allem die Kavalleristen ihre Pfründen betreuen können, bedeutete eine geradezu ungeheure logistische und finanzielle Anstrengung. Die ganze Armee musste über den Winter im Feld gehalten und ernährt werden; die Pferde durften auch nicht verhungern – und dennoch war für eine einigermaßen geregelte Steuererhebung auf den Pfründen der Kavalleristen im Hinterland zu sorgen. Der zweijährige Feldzug von 1533 und 1534 war keine Übung, die so bald wiederholt werden sollte. Möglich war sie nur, weil kein Angriff aus dem Westen zu erwarten war und keine inneren Unruhen oder eine Palastrevolution zu befürchten waren13. Auch das eine Situation, auf die nicht immer zu rechnen war. Dass sich die Osmanen und die Safaviden bis tief in das 17. Jahrhundert in teuren, ja verheerenden Kriegen geradezu ineinander verkrallten, hatte nicht nur Gründe in religiöser Differenz und dynastischer Konkurrenz. Im Osten gab es für die Osmanen ungeheuer viel zu gewinnen – und umgekehrt auch für die Safaviden Richtung Süden und Westen. Bagdad und Täbris waren wirtschaftliche, religiöse und kulturelle Zentren größter Wichtigkeit und größten Reichtums, umgeben von wohlhabenden Regionen, die zentral für die islamische Kultur waren. Für die Osmanen ging es auch um Handelswege, welche die syrischen urbanen Zentren, allen voran Aleppo, mit der Seidenstraße und mit Indien verbanden. Bagdad war für die Osmanen weiterhin deswegen so wichtig, weil es neben Damaskus und Kairo der dritte Ausgangspunkt für Pilgerrouten nach Mekka war. Die Kontrolle, der Schutz und die Organisation der Pilgerfahrt war ein wesentliches Element der Legitimation der Osmanen als führende Dynastie des Islams und Quelle großen Prestiges14. Erst 1555, also noch einmal ein Vierteljahrhundert nach der ersten Belagerung Wiens und zwanzig Jahre nach der osmanischen Eroberung des bis heute weitgehend schiitischen Iraks, hatten sich Osmanen und Safaviden auf eine Grenze geeinigt, die im Groben bis heute erkennbar ist: Aserbaidschan blieb den Safaviden, Ostanatolien und der Irak den Osmanen15. Für beide Seiten war es nur naheliegend, mehr zu wollen. Aber für beide Seiten war auch deutlich, dass der jeweilige Gegner zu stark war, um ihn ganz zu vernichten. Hier ist es sinnvoll, auf eine Leerstelle in der osmanischen großen Strategie der 1520er und 1530er Jahre einzugehen: den Indischen Ozean. Der spielte zu der Zeit für sie, eigentlich sehr überraschend, keine Rolle. Denn die Lateineuropäer, vor allem die Portugiesen, waren dort ja längst angekommen. Dass die Osmanen auf die Verlagerung der Handelswege aus dem Mittelmeerraum nach der Umsegelung des Kaps der Guten Hoffnung keine Antwort fanden, lag auch daran, dass sie den Persisch-Arabischen Golf nie ganz unter ihre Kontrolle bekamen. Hier wäre ein osmanischer Zugang zum Indischen Ozean gewesen. Gegen Ende der Regierung Süleymāns scheiterte eine Flottenexpedition unter Seydī ʽAlī Reʼīs nach Gujarat. Dies sind allerdings Überlegungen, die erst in eine spätere Phase der süleymānischen Herr13  Zum Zusammenhang zwischen Architektur und Staatsstruktur im 16. Jahrhundert Necİpoğlu, Architecture. Palastrevolutionen kreisten vor allem um die Nachfolge des Sultans, da es keine feste Thronfolgeregelung gab: Peirce, The Imperial Harem 79–86. Ein Beispiel für die Sprengkraft solcher Auseinandersetzungen ist ein emotionales und satirisches Loblied auf Muṣṭafā, einen auf Süleymāns Befehl 1553 hingerichteten Prinzen: Yahyâ Beğ. 14  Faroqhi, Herrscher über Mekka. 15 Boyar, Ottoman Expansion 126–132.



Wie wichtig war Wien? 207

schaft fallen, als vom Roten Meer und eben dem Golf aus die Osmanen recht zaghaft und nicht besonders erfolgreich versuchten, im Indischen Ozean eine Rolle zu spielen16. In den 1520er und 1530er Jahren lag die zweite wesentliche Konfliktzone der Osmanen woanders. Es handelte sich um das Mittelmeer, das über die ganze Regierungszeit Süleymāns hinweg umstritten blieb. Schon 1522 hatte der junge Sultan die Eroberung Rhodos’ geleitet17, bis dahin gehalten von den Johanniter-Rittern, einem Orden, der sich ursprünglich dem Schutze der als Heiliges Grab verehrten Stätte in Jerusalem gewidmet hatte, nach seiner Vertreibung aus Palästina aber als Pilgerorden und christlicher Korsarenverband in Rhodos agierte. Aus ihm wurden dann nach 1530 die Malteser 18. Für die Osmanen war Rhodos äußerst wichtig, weil mediterrane Schifffahrt zumeist immer noch Küstenschifffahrt auf Galeeren war. Damit war von Rhodos aus die Seeverbindung zwischen Ägypten, der reichsten Provinz der Osmanen, und der Hauptstadt ohne großen Aufwand zu gefährden. Allerdings ging es nicht nur um diese Insel. Das „Āṣāfnāme“ des Luṭfī Pascha, ein Fürstenspiegel oder eigentlich ein Handbuch für Wesire, geschrieben während der Altersruhe des Autors in den 1540er Jahren, reflektiert das sehr gut. Im Rückblick schildert Luṭfī, wie schon Selīm I., der Vater Süleymāns, plante, eine Werft mit 300 Docks an der Nordseite des Goldenen Horns zu bauen. Das wäre ein riesiger Industriekomplex gewesen. Ziel dabei war die Sicherung und vor allem auch die Versorgung der Hauptstadt, mit einer runden Viertelmillion Einwohner Anfang des 16. Jahrhunderts bei weitem die größte Siedlung Europas. Luṭfī kommt zu dem Schluss, dass Seekrieg größere Aufmerksamkeit verdiene als Landkrieg19. Das Mittelmeer der Frühen Neuzeit wird als politischer Raum oft etwas vernachlässigt, vielleicht weil seine Bedeutung nach Erschließung der interkontinentalen Seeverbindungen unterschätzt wird, vielleicht auch, weil die unübersichtliche politische Lage dieser maritimen Welt sich einfachen Analysen entzieht. Sicher ist, dass sich die Osmanen im Mittelmeer mit ganzer Kraft engagierten und systematisch am Ausbau ihrer Macht arbeiteten. Dabei gelang es ihnen schon in den späten dreißiger Jahren, das östliche Mittelmeer, wenn man von einzelnen Inseln wie dem bis 1566 genuesischen Chios20 und dem erst 1571 eroberten Zypern21, vor allem aber Kreta absieht, ziemlich durchgehend zu kontrollieren. Kreta war ja venezianisch; und die venezianisch-osmanischen Beziehungen stehen schon wegen der reichen Archive in Venedig im Mittelpunkt der historischen Aufmerksamkeit22. So wichtig Venedig aber auch war, es wäre falsch, das Mittelmeer als eine osmanisch-venezianische Konfliktzone zu begreifen. Stattdessen ist es eine Verflechtungszone par excellence, in der zahlreiche Akteure in Konflikt, Wettstreit, Austausch und Zusammenspiel miteinander standen23. Die dritte Konfliktzone war selbstverständlich Südosteuropa, vor allem die Balkanhalbinsel. Die herrschende Meinung vieler angesehener Historiker wie Tayyıb Gökbilgin oder Pál Fodor ist, dass Süleymān auf dem Balkan von Anfang an eine uneingeschränkt   Seydi Ali Reis, Mir’âtü’l-Memâlik.   Vatin, L’Ordre de Saint-Jean-de-Jérusalem. 18   Fontenay, Les chevaliers de Malte 361–384. 19 Luṭfī Paşa 88f. 20  Soucek, The Strait of Chios 141–163. 21  Costantini, Old Players; dies., Il sultano. 22  Immer noch wegweisend Pedani, In nome del Gran Signore; Theunissen, Ottoman-Venetian Diplomatics. 23  Fleet, Ottoman Expansion. 16 17

208

Christoph K. Neumann

expansionistische Politik betrieb und plante, Ungarn zu erobern24. Zur Begründung verweisen sie auf die zahlreichen Feldzüge des Sultans, der tatsächlich die meisten seiner Kampagnen in Südosteuropa durchführte, und die universalistische und deshalb expansionistische Ideologie seiner Herrschaft. Tatsächlich begann Süleymān seine militärischen Aktivitäten schon 1521 mit der Eroberung Belgrads25. Und tatsächlich ist das Osmanische Reich sehr viel mehr eine südosteuropäische als eine anatolische Herrschaft. Zwar befindet sich das erste osmanische Ursprungsgebiet in Bithynien, also in der Nähe Bursas im westlichen Anatolien, aber die zentrale Machtbasis der Osmanen lag von frühester Zeit an und vor allem nach der Niederlage gegen Timur 1402 eindeutig in Südosteuropa. Hier wurde der auf den herrscherlichen Haushalt zugeschnittene Staat geformt; und nur hier war das möglich, denn in Anatolien gab es unter der türkischen Aristokratie potentielle und tatsächliche Konkurrenten der osmanischen Familie26. Die Einnahme Belgrads und das Vorschieben des osmanischen Territoriums an die Donau erscheint da tatsächlich wie der nächste Schritt einer systematischen Expansion27. War Ungarn genauso logisch der nächste? Wenn man nachliest, wie der führende Religionsgelehrte, Staatsmann und Hofhistoriker Kemālpaşazāde in seiner Chronik über den Feldzug 1526 berichtet, so beschreibt er die Motive dafür allerdings primär als solche europäischer Politik, vor allem als eine konzertierte Aktion der Osmanen mit Franz I., dem König von Frankreich, gegen Karl V.28. Wenig spricht dafür, dass der Feldzug von 1526 mit der Absicht durchgeführt wurde, Ungarn zu erobern oder das Königreich zu zerstören. Ziel war eher, den osmanischen Einflussbereich zu vergrößern und mit Frankreich zusammen den habsburgischen Einfluss zu begrenzen. Die Schlacht von Mohács und vor allem der Tod Ludwigs II. verursachte eine neue Situation, die vermutlich weder Süleymān noch sonst jemand so vorausgesehen hatte: den Zusammenbruch des Königreichs Ungarn. Nach der Schlacht und nur durch die dadurch entstandene Situation wurde dieses Königreich von nun an tatsächlich zur Beute zweier Großreiche, zwischen denen es in den folgenden Jahrzehnten zerrieben wurde: seinem alten Rivalen, den Osmanen, und dem der Habsburger, das sich seit einigen Jahrzehnten und nun unter Karl V. neu formierte. Diese Entwicklung hat auf Historiker stets naheliegend gewirkt: zwei mächtige Reiche mit universalem Anspruch, die „aufeinander zu“ expandieren und dabei ein zwischen ihnen liegendes Land schlucken. Genaueres Hinsehen zeigt, dass es, wenn Ludwig II. eine andere Politik verfolgt und vor allem 1526 überlebt hätte, es auch anders hätte kommen können. Nach dem Tode von Süleymāns Vater Selīm I. (reg. 1512−20) lag die Priorität für die osmanische Regierung zunächst darin, das in den letzten Jahren ungeheuer ausgeweitete Reich zu stabilisieren: Syrien und Ägypten waren in seine Strukturen zu integrieren, die Verhältnisse an der Grenze zum safavidischen Reich zu stabilisieren und   Gökbİlgİn, Kanunî Sultan Süleyman.   Histoire, ed. Tauer. 26  Uzunçarşılı, Çandarlı Vezir Ailesi; Lowry, Nature of the Early Ottoman State; ders., Ottoman Realities; Gheorghe, Infiltration versus Eroberung. 27  Tracy, Balkan Wars 69, hält eine solche Interpretation für möglich, auch wenn er (ebd. 93), die in seinen Augen vor allem islamisch legitimierte Expansionsideologie der Osmanen in den Kontext einer pragmatischen Politik setzt. 28   Kemalpaşazade Şems ed-Din Ahmed 218–222. Der bereits genannte Luṭfī Paşa schreibt den europäischen Feinden der Osmanen kreuzzugsmotivierten Fanatismus zu: Luṭfī Paşa, Tevārīḫ-i Āl-i ʽOsmān li-Luṭfī Paşa 333. 24 25



Wie wichtig war Wien? 209

– gerade unter den nicht sunnitischen Türken Kleinasiens, oft Anhängern Schah Ismāʽīls – Aufstände niederzuschlagen, Regionen zu befrieden. Selbst die schon erwähnte Eroberung von Rhodos 1522 diente ja vor allem der inneren Stabilität, sicherte sie doch die wichtigste Seeverbindung zwischen den größten urbanen Zentren des Reichs, Istanbul und Kairo. In Südosteuropa hat der Osmanist Rhoads Murphey die Periode zwischen 1520 und 1540 als eine Zeit „der verfeinerten Kunst der Eindämmung“29 bezeichnet, in der intern die Bürokratisierung der Herrschaft vorangetrieben, außenpolitisch aber allgemein – also nicht nur in Südosteuropa – die „vassalization“ der Ausweitung direkter Herrschaft vorgezogen wurde30. Das erklärt auch das Friedensangebot Süleymāns an König Ludwig II. von 1524, das Ungarn zu einem de facto Vasallen gemacht hätte, weil es für osmanische Truppen ein Durchmarschrecht auf habsburgisches Territorium vorsah31. Die Ablehnung dieses Angebots, kombiniert mit den habsburgischen Absichten und Ansprüchen auf Ungarn, provozierte den Feldzug von 1526. Nach dessen Abschluss, so ist eine Äußerung Süleymāns an die Witwe Ludwigs II. überliefert, hätte dieser seinen Thron behalten können, wenn er Tribut zu zahlen bereit gewesen wäre32. Auch Karl V. war selbst an Ungarn kaum interessiert. Seines Bruders Erzherzog Ferdinands Anspruch auf die ungarische Krone war im Wesentlichen ein dynastischer, allerdings durch Verträge untermauert. Das Prinzip der Königswahl durch die Adelsversammlung war auf der anderen Seite konstitutionell fundiert. János Szapolyai/Zápolya wurde ja als Repräsentant einer Adelskoalition gewählt, die versuchte, das Königreich in seiner Unabhängigkeit zu erhalten. Die Osmanen versuchten, Jan Szapolyai als einen Monarchen zu etablieren, der ihnen einerseits Tribut zahlte, ihre Politik den Habsburgern gegenüber unterstützte – also ein schwacher König war –, andererseits aber stark genug, um in Ungarn einigermaßen unangefochten zu regieren und vor allem die Habsburger auf Distanz zu halten – also zugleich über ziemliche Macht verfügen sollte. Diese paradoxe Anforderung erforderte einige genaue Kalibration; und die Entschlossenheit Ferdinands I., selbst expansionistisch zu handeln und seinen eigenen Anspruch auf die Krone Ungarns durchzusetzen, durchkreuzte den osmanischen Plan. So wurden erst Szapolyai, dann Ferdinand zum König von Ungarn gekrönt; und von einer einigermaßen unangefochtenen Regierung von Jan Szapolyai konnte keine Rede sein. Im Gegenteil; er musste nach Polen fliehen und konnte sich dann nur in Siebenbürgen, wo er Wojwode gewesen war, halten33. Die Osmanen hatten ihr Hauptheer 1526 zurückgezogen, die von ihnen eroberten Burgen und vor allem die Hauptstadt Buda an Jan Szapolyai übergeben. Auch das kann als ein Zeichen verstanden werden, dass die Strategie Süleymāns eben nicht war, die Annektierung Ungarns anzustreben, sondern das Land zu einem Teil des Ringes abhängiger Herrschaften um das eigentliche osmanische Gebiet zu machen. Auch wenn nach 1526 das Osmanische Reich in seiner Außenpolitik einen Anspruch auf Ungarn erhob, so hatte Süleymān weder 1526 noch 1529 bei der Belagerung Budas dort ein Freitagsgebet in seinem Namen lesen lassen, was eine formale (und prinzipiell unwiderrufliche) Integration 29   „The period 1520 to 1540, in the Ottoman’s long imperial evolution and in Süleyman’s own development as a ruling persona, was one not of determined Ottoman expansion, but rather of refinement of the arts of containment”: Murphey, Süleyman I and the Conquest of Hungary 202. 30  Ebd. 210. 31  Tracy, Balkan Wars 55. 32  Fodor, Ottoman Policy 293. 33  Barta, A Forgotten Theatre of War.

210

Christoph K. Neumann

von Stadt und Land in das „dār al-islām“, den Herrschaftsbereich des Islams, bedeutet hätte34. Jan Szapolyai war in seinem Wirken nicht besonders erfolgreich. 1527 und 1528 kam es zu einem Kleinkrieg im südlichen Ungarn, in dem er sich nicht durchsetzen konnte. Im Gegenteil: eigentlich waren die Habsburger erfolgreicher. 1528 wurde deutlich, dass die Osmanen im nächsten Jahr wiederkommen würden35. Für Jan Szapolyai war klar: heraushalten konnte er sich nicht. Wenn er sich gegen die Osmanen stellte, würde er besiegt. Also kooperierte er mit ihnen, wenn auch so zurückhaltend wie möglich.

2. Der Feldzug 1529 und die Belagerung von Wien In der Historiographie, auch schon in derjenigen der Osmanen des 16. Jahrhunderts, heißt der Feldzug von 1529 selbstverständlich der „Wiener Feldzug“. Trotzdem muss es erlaubt sein zu fragen, ob tatsächlich von Anfang an die Belagerung und natürlich Einnahme Wiens das Ziel dieser Kampagne gewesen ist. Es gibt eine ganze Reihe von osmanischen Quellen; und die meisten von ihnen hat schon Joseph, damals noch Ritter und nicht Freiherr, von Hammer (und auch noch nicht „Hammer-Purgstall“) 1829 in einer Monographie zu dieser Belagerung nicht nur ausgewertet, sondern auch in Original und Übersetzung präsentiert36. Hammer war ein ungemein fruchtbarer und fleißiger, kundiger Mensch, aber auch ein eiliger Arbeiter; und deswegen unterliefen ihm immer wieder Fehler, die ihm besser nicht passiert wären. Trotzdem: Hätte er diese Quellen nicht erschlossen, hätten Historiker wie etwa Walter Hummelberger37 und in Anlehnung an ihn Günter Düriegl38, die im Wesentlichen habsburgische Zeugnisse verwenden, bei ihrer ausführlichen Auseinandersetzung mit der Belagerung ganz ohne Quellen der „anderen Seite“ auskommen müssen – ehrlich gesagt, waren sie in der Benutzung auch sehr zurückhaltend. Besondere Bedeutung hat meines Erachtens eine anonyme, auf Persisch und offenbar in osmanischen Hofkreisen verfasste Chronik des Feldzugs (der hier übrigens ausnahmsweise der „ungarische“ heißt, also nicht der nach Wien). Der tschechische Iranist Felix Tauer (1893–1981) hat sie im „Archiv Orientální“ 1935/36 herausgegeben und 1956 übersetzt39. Diese Chronik schildert nicht nur detailliert den Feldzug; sie gibt auch Einblick in politische Entscheidungen und Handlungen des Sultans und seines Großwesirs Dāmād Maḳbūl İbrāhīm Pascha, der gerade vor diesem Feldzug mit außergewöhnlichen Kompetenzen ausgestattet worden war, mit dem expliziten Hinweis, dass eine effiziente Herrschaft über das größer und komplexer gewordene Reich mit einer einzelnen Person nicht mehr gewährleistet sei40. Diese Chronik ergänzt ein Feldzugstagebuch, das in einer schön gestalteten Wiener Sammelhandschrift aus Joseph von Hammer-Purgstalls Sammlung enthalten ist, und das   Fodor, Ottoman Policy 279 Anm. 18.   Barta, A Forgotten Theatre of War 128. 36  Hammer[-Purgstall], Wien’s erste aufgehobene türkische Belagerung 97–119, 137–170. 37   Hummelberger, Wiens erste Belagerung. 38   Düriegl, Die erste Türkenbelagerung. 39   Soliman’s Wiener Feldzug [2]–[120]; Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer. 40  Dazu auch GOR VIII, 81–95; für den Feldzug: 79–81, mit Übersetzung der Ernennungsurkunde nach einer Textfassung aus der Chronik Ḳoca Nişāncı Celāl-zāde Muṣṭafās, deren Verfasser auch für den Text der Urkunde verantwortlich war; GOR2 11, 67–77, für den Feldzug; ebd., 66f. (Ernennungsurkunde). Celālzāde Muṣṭafā fol. 180a–182b; Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 514–516. 34 35



Wie wichtig war Wien? 211

tägliche Notizen zu den militärischen Operationen enthält. Darin sind in aller Kürze die zurückgelegten Wegstrecken des Heeres, der Aufenthaltsort des Sultans und der des Großwesirs sowie gegebenenfalls die wesentlichsten militärischen Auseinandersetzungen oder Audienzen vermerkt41. Dieser Text war Hammer beim Verfassen seiner 1829 gedruckten Monographie zur Belagerung noch nicht zugänglich; er hat sie aber in seiner Geschichte des Osmanischen Reiches benutzt42. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde von Walter F. A. Behrnauer eine Edition mit deutscher Übersetzung vorgelegt43. Ein Verständnis der Belagerung kann nicht gelingen, ohne den Feldzug als Ganzes zu begreifen. Dabei fällt zunächst auf, dass er sehr spät im Jahr begann: Erst Mitte Mai brach man von Istanbul auf. Mobilisiert wurden neben den zentralen Streitkräften, also den Janitscharen, der Pfortenreiterei und der Artillerie, nur jene Kavalleristen, die ihre Pfründe auf dem Balkan oder in Westanatolien hatten. Ferner wurden Hilfstruppen wiederum aus den rumelischen, also südosteuropäischen, Gebietsteilen mobilisiert. Truppen aus den östlichen Reichsteilen waren also gar nicht dabei44. Als Ziel des Feldzuges schildert die Chronik des Anonymus Tauer, wie die osmanische Regierung nach der Entscheidung, Jan Szapolyai gegen Erzherzog Ferdinand zu unterstützen, beschloss, dem Habsburger „das Ergebnis seines Übermuts vor sein Auge zu bringen“ und „jene Länder in Besitz zu nehmen,“ wobei letztere Formulierung eher auf eine Disziplinierung als eine Neueroberung abzuzielen scheint45. Es war ein außerordentlich regnerisches Jahr, und der Zug kam, wie vor allem das Feldzugstagebuch belegt, nur mühsam, unter erheblichen Verlusten an Tieren und Tross vorwärts46. Die Osmanen erreichten Belgrad gar erst Mitte Juli. Dort kam es zu einer letzten Begegnung mit Botschaftern Ferdinands. Die Chronik des Anonymus Tauer hält eine erstaunliche Aussage Süleymāns fest: ein Angebot, Ungarn zu einem tributpflichtigen Pufferstaat zu machen, hätte den Sultan zum Abzug bewegen können; Jan Szapolyai wäre dann anderweitig entschädigt worden47. Ferdinand hatte derlei bekanntlich nicht angeboten; aber 41

451.

 Münšeʾāt. – Zu der Handschrift und ihrer Zuschreibung an Ferīdūn Beg siehe Holter, Studien 430–

  GOR² 2 11, 67–77.   Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer. 44  Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 513f. 45  Ebd. 513 [9f.]. Im Original ist zunächst die Rede von … ke natīǧe-ye baṭar-e ūrā dar naẓar-e ū āvarand [„dass ihm die Folgen seiner Überhebung vor Augen geführt werden“, Übers. d. Verf.]. Das Wort „baṭar“ ist vielleicht noch besser mit „Überhebung“ wiederzugeben, dann von ḍabṭ o rabṭ-e ān vilāyāt, also von „Zucht und Ordnung jener Länder“. Es ist einzuräumen, dass Celālzāde Muṣṭafā fol. 183b, die Eroberung Wiens als Ziel des Feldzugs benennt. Andererseits betont er noch mehr als der Anonymus (Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer), dass es sich um eine defensive Maßnahme gehandelt habe, die durch die habsburgische Besetzung großer Teile Ungarn und vor allem Budas notwendig geworden sei (fol. 182b–183b). Für eine sehr sorgfältige Analyse, wie Celālzāde Muṣṭafā, der als langjähriger Vorsteher der osmanischen Kanzlei einflussreiche „Ḳoca Nişāncı“, den Feldzug von 1529 beurteilte, siehe Şahİn, Empire and Power 76–80. Auch Luṭfī, Tevārīḫ-i Āl-i ʽOsmān li-Luṭfī Paşa 333, schreibt, die Osmanen hätten sich zum Feldzug entschlossen, als Jan Szapolyai ihnen Tribut angeboten habe. 46  So konnte wegen Unwetters am höchsten islamischen Feiertag, dem Opferfest (das 1532 auf den 15. August fiel), keine offizielle Zeremonie stattfinden, ein Ereignis, das die Chroniken übergehen: Münšeʾāt fol. 117r–118r, 10-Z-935, auch Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 16/{10}; zum Vergleich Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 528. 47  Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 526; Soliman’s Wiener Feldzug [38]: agar ber hamān ʽarż-e tażarruʽ ve ṭalab-e tašaffoʽī ke dar avvale maktūb eẓhār namūde būd eḫteṣār mīnamūd nazd-e morovvat-e šāhāne lāzem mīnamūd ke taḥmīl-e ḫarāǧī-e moʽayyan ber-ū namūde taʽarroż bā-deyāre ū namīrāsānīdīm va Yānōš bevaǧh-e dīgar tasallī namūde [„Wenn er insgesamt sich darauf beschränkt hätte, wie am Anfang seines Briefs bloß untertänig um Gnade und Vermittlung anzusuchen, wäre es sultanischer Großzügigkeit angemessen gewesen, 42 43

212

Christoph K. Neumann

auch dieser Vorfall legt nahe, dass zu diesem Zeitpunkt die Eroberung Wiens kein definitives Kriegsziel der Osmanen war. Die nächsten Schritte der Osmanen lassen sich stattdessen ganz im Sinne der in Istanbul und Belgrad geäußerten Absichten verstehen: der Vormarsch durch Syrmien (Srem/Sirem), das „Zweistromland“ („cezīre“) zwischen Sava und Donau, hatte den ausdrücklichen Zweck, diese Gegend der osmanischen Kontrolle zu unterwerfen48. Sirem sollte mit diesem Feldzug zu einer regelrechten osmanischen Provinz werden49. Nachdem die Drau nur unter großen Mühen überschritten werden konnte, erreichte das Heer die Ebene von Mohács. Der Sultan empfing dort am 19. August Jan Szapolyai und nahm gnädig seine Huldigung an. Anonymus Tauer macht ganz klar, dass der Ort bewusst wegen seiner Symbolkraft, die er drei Jahre zuvor bei der Schlacht gewonnen hatte, gewählt worden war: In einem äußerst prachtvoll zwischen den Überresten der Schädelpyramiden von 1526 aufgeschlagenen sultanischen Kriegslager wurde mit allem Pomp einem ungarischen Herrscher in einem auf seinen Status als abhängigen Vasallen genau zugeschnittenen Zeremoniell Schutz zugesprochen50. Damit waren alle Vorbereitungen für den geregelten Abschluss des Feldzuges abgeschlossen: die Einsetzung Szapolyais als osmanischen Vasallen über Ungarn und die Sicherung seiner Position dort. Der wichtigste Schritt war sicher, Buda/Ofen erneut zu erobern und Szapolyai dort zu installieren. Die Osmanen hatten Grund zu der Annahme, dass Erzherzog Ferdinand versuchen würde, die Stadt zu entsetzen51. Auch insofern war Eile geboten. Der Aufmarsch allerdings kostete Zeit, und so gelang İbrāhīm Pascha, der immer einen oder einige Stationen vor dem sultanischen Heer operierte, die Einnahme erst am 8. September, nach einer Belagerung allerdings von gerade einmal fünf Tagen. Ferdinand war weder mit einem Heer erschienen, noch hatte er Entsatz geschickt. Dass die Eroberung Budas so etwas wie der selbstverständliche Höhepunkt und Abschluss dieses Feldzuges hätte sein können, lässt sich an der Reaktion der osmanischen Truppen, vor allem der Janitscharen, ablesen. Die revoltierten nämlich auf verschiedene Weise. Das Feldzugstagebuch und Anonymus Tauer berichten von Massakern, ungenehmigten Plünderungen und der Versklavung von Besatzung und Bevölkerung, denen İbrāhīm Pascha freien Abzug zugesichert hatte52. Luṭfī Pascha schreibt darüber hinaus, die Janitscharen hätten İbrahīm Pascha in eine Kirche gesperrt, bis ihnen Belohnungen zugesagt worden seien53. Die Situation war so angespannt, dass Szapolyai sich auf das andere Ufer der Donau zurückzog. Erst nach dem Eintreffen des Sultans wurde Szapolyai am 14. September die Burg übergeben – als Eroberer Budas konnte er sich sicher nicht präsentieren54. Auch nach Auferlegung einer gewissen Kopfsteuer sein Land nicht zu angreifen; Jan (Szapolyai) wäre auf andere Art getröstet worden.“ Übers. d. Verf.]. 48  Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 529; Münšeʾāt fol. 119r–120r, 16–28-Z-935, auch Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 17–19/{12f.}; Celālzāde Muṣṭafā fol. 186a–186b. 49   MacGowan, Defter, zeigt, wie diese Provinz ausgeformt dann aussah. 50  Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 529; Münšeʾāt fol. 118r–119r, 14-Z-935, auch Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 16f./{11}; Celālzāde Muṣṭafā fol. 186a-b; mit einer Unterwerfungsrede Szapolyais, siehe Luṭfī, Tevārīḫ-i Āl-i ʽOsmān li-Luṭfī Paşa 335f. 51   Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 534. 52   Ebd., 541–544; Münšeʾāt fol. 120v–121r, 4-M-936; auch Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 20/{14}. 53 Luṭfī, Tevārīḫ-i Āl-i ʽOsmān li-Luṭfī Paşa 337. 54  Es scheint sogar so, als ob der einflussreiche Magnat Péter Perényi von den Osmanen als eine Art Ersatzkandidat auf den ungarischen Thron in der Hinterhand (und zu der hier in Frage stehenden Zeit in ehrenvoller Haft) gehalten worden sei: Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 536, 545, 561. Siehe auch Fodor, Ottoman



Wie wichtig war Wien? 213

seine Inthronisierung erfolgte auf bewusst niedriger Stufe des Zeremoniells: Wer ihm auf den Thron verhalf, war lediglich der „segbānbaşı“, der zweithöchste Offizier des Janitscharenkorps55. Zusammen mit einer Janitscharengarnison sollte der Vasall erst einmal kommissarisch das Land verwalten und osmanischen Truppen den Durchzug ermöglichen56. Die genauen Umstände, unter denen Sultan Süleymān und İbrāhīm Pascha beschlossen, nach Wien weiterzuziehen, sind aus den vorhandenen Quellen nicht zu rekonstruieren. Der späte Zeitpunkt in diesem vom Wetter nicht begünstigten Jahr hätte große Eile nahegelegt; trotzdem fand der Hof noch einen Tag Zeit für die Jagd, bevor der Großwesir sich nach Wien aufmachte, wieder vor dem Sultan57. War das ein Versuch, die Gemüter nach den Übergriffen von einigen Tagen zuvor zu beruhigen? Schließlich mussten die Truppen nach ihrer Revolte wieder diszipliniert werden. Wieder scheint den Osmanen nicht klar gewesen zu sein, wo sich Ferdinand aufhielt, in Linz oder doch in Wien; und implizit scheint es, dass die Hoffnung, ihn in Wien zu stellen, dafür ausschlaggebend war, den Feldzug zu verlängern58. Das Ganze macht einen gründlich improvisierten Eindruck; die schwere Belagerungsartillerie war in der verbliebenen Zeit nicht mehr nach Wien zu transportieren und wurde auf der Donau nach Istanbul zurückgeschickt; andere Teile des Trosses verblieben in Buda59. Das Feldzugstagebuch vermerkt am 17. Muḥarrem, dass nach dem Sonnenkalender dies drei Jahre zuvor der Tag gewesen sei, an dem das osmanische Heer 1526 aus Buda aufgebrochen sei, um nach Istanbul zurückzukehren60. Zu diesem Zeitpunkt war der Großwesir noch auf halbem Wege nach Wien; der Sultan selbst sollte erst anderntags aufbrechen. Die Belagerung der Stadt durfte also nur kurz dauern; die Eroberung musste sehr bald gelingen oder gar nicht. Tatsächlich haben die Osmanen vom 25. September, als İbrāhīm Pascha vor Wien eintraf, bis zum Abbruch der Belagerung am 15. Oktober, sich fast drei Wochen um die Einnahme der Stadt bemüht. Die militärischen Einzelheiten, gut aufgearbeitet durch die militärhistorische Literatur61, zeigen ein ambivalentes Bild: Auf der einen Seite die große Verbissenheit und Grausamkeit, mit der auf beiden Seiten gekämpft wurde, auf der anderen die geringen Mittel, die zur Verfügung standen. Den Osmanen fehlte, wie erwähnt, die schwere Belagerungsartillerie, die etwa 17.000 Verteidiger warteten hinter zum Teil nur notdürftig instand gesetzten Mauern vergeblich auf ein Entsatzheer unter Erzherzog Ferdinand oder dem Befehlshaber der Reichstruppen, Pfalzgraf Friedrich bei Rhein62. Die Belagerung war deshalb von Ausfällen der Verteidiger, Plünderungen der Umgebung durch die leichte „aḳıncı“-Kavallerie der Osmanen sowie durch das Graben von Gängen gekennzeichnet, die es den Belagerern ermöglichen sollten, Minen unter die Befestigungen zu legen, sowie der Anlage von Gräben von der Befestigung her, die genau dieses zu durchkreuzen Policy 277, 341–345. Murphey, Süleyman I and the Conquest of Hungary 213, interpretiert die Festsetzung Perényis als „public display of the Ottoman determination to lend active support to their newly-adopted client.” Möglicherweise ist beides wahr. 55 Münšeʾāt fol. 121v, 10-M-936, auch Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 20f./{15}; Celālzāde Muṣṭafā fol. 188a. 56  Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 545. 57 Münšeʾāt fol. 121v, 9-M-936, auch Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 20/{15}. 58  Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 544. 59  Ebd. 546. 60 Münšeʾāt fol. 122v, 17-M-936, auch Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 22/{16}. 61  Gut zusammengefasst bei Hummelberger, Wiens erste Belagerung, dazu Sturminger, Bibliographie. 62  Hummelberger, Wiens erste Belagerung 8–13.

214

Christoph K. Neumann

versuchten. Die erste Detonation osmanischer Minen ist auf den 9. Oktober zu datieren. Durch weitere Minen und von der Artillerie geschlagene Breschen versuchten die Osmanen Wien am 13. und 14. Oktober zu stürmen. Tatsächlich stand die Stadt kurz vor der Einnahme; eine der Breschen war bereits 80 Meter weit und konnte nur mit großer Mühe von den Verteidigern gehalten werden63. Als die Eroberung trotzdem nicht gelang, beschloss ein Diwan noch am Abend des 14. Oktober den Aufbruch und die Rückkehr. Solche Versammlungen hatten ja auch die Aufgabe, für Konsens zu sorgen64; und tatsächlich wurde der Abmarsch zunächst auch vor den Truppen geheim gehalten. Diese erfuhren erst am 16. Oktober, dass, was eine Verlegung des Lagers hätte sein können, tatsächlich der Rückmarsch war, und erhielten an dieser Stelle eine Belohnung. Tatsächlich rechtfertigte sich der Abbruch der Belagerung schon dadurch, dass nach einigen Wochen ohne Regen (was das Minieren erleichtert hatte) es schon auf der ersten Etappe zu schneien begann65. Gleich nach dem Aufbruch wurde an der Deutung des Feldzugs als Sieg gearbeitet, und „Siegesbriefe“ („fetiḥnāmeler“) wurden verfasst, die aber vor allem für innerosmanischen Gebrauch bestimmt waren66. Tatsächlich sollte sich der Rückmarsch als verlustreich und schwierig erweisen. Das Feldzugstagebuch berichtet von Verlusten an Tieren und Gepäck, aber auch von Hunger im Lager67, und der Sultan sollte erst am 16. Dezember Istanbul wieder erreichen68. Der Feldzug von 1529 kann nicht hinreichend gedeutet werden, ohne eine Maßnahme zu erwähnen, die in den Quellen recht unterschiedlich dargestellt wird, aber, wie Anonymus Tauer schreibt, „die Angelegenheit des Königs Johann und der Übergabe des Landes Ungarn zur Entscheidung“ brachte69. Erst auf dem Rückweg und beim Aufenthalt in Buda wurde nämlich eine Regelung zu Ungarn getroffen, die nicht mehr so vorläufig wirkt wie die früheren Maßnahmen. Die Osmanen waren sich, wie sowohl aus dem Anonymus Tauer als auch aus Celālzādes Tabaḳāt ül-Memālik hervorgeht, sehr klar, wie wichtig die Stephanskrone für das ungarische Königtum war70.   Ebd. 28.   Neumann, Das indirekte Argument 253–256. 65   Hummelberger, Wiens erste Belagerung 29f.; Münšeʾāt fol. 126v–127r, 11–14-S-936, auch Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 26f./{21f.} 11-14-S-936; Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 556–558; Murphey, Süleyman I and the Conquest of Hungary 204 schreibt, dass auch Sorgen über Unruhen in Anatolien ein Motiv für die Aufhebung der Belagerung gewesen sein mögen. 66  Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 558. Das persische Original verwendet die Formulierung bešārat nāmehā-ye moşʽer bar fotūḥ-e ḥoṣūn u qelāʽ-e šadīdat ol-benā („Gutes verkündende Briefe, die die Eroberung fester Burgen und Schlösser anzeigten“); Soliman’s Wiener Feldzug [111]. Dass die damals verbreitete Deutung des Feldzuges und vor allem der Spott auf den fliehenden Gegner Widerhall bei osmanischen Untertanen fand, zeigt eine wohl außerhalb von Hofkreisen verfasste Dichtung, die sonst vor allem Vorgängen in Istanbul zu Süleymāns Zeit Raum gibt: Eyyûbî Menâḳıb-ı Sulṭān Süleymān 76–81. 67  Münšeʾāt fol. 129r, 29-S-936, auch Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 30f./{25}; Murphey, Ottoman Warfare 69. 68  Münšeʾāt fol. 132r, 14-R-936, auch Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 33/{28} 14R-936; Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 563. 69   Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 560. Die Formulierung ist aus einem Satz, der im Original dar pāye-ye taḫt-e ʽālī-baḫt ḥażer šode dar šaʾn-e Yānūş va roǧūʽ-e ayālat-e mamālek-e Ongorūs ve taqdīm-e šaraf-e dastbūs esteẕān namūd lautet. In meiner Übersetzung: „Er [der Großwesir İbrāhīm Pascha] begab sich an die Stufe des Throns von hohem Glück bezüglich des Ranges von Jan Szapolyai, der Überlassung des Landes des Königreichs Ungarn und zur Unterbreitung der Ehre des Handkusses.“; Soliman’s Wiener Feldzug [115]. 70   Sehr ausführlich Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 559–562; Celālzāde Muṣṭafā fol. 193a–193b; Şahİn, Empire and Power 77, lässt die Krönung irrtümlich schon im September geschehen. Siehe Münšeʾāt fol. 128r–128v, 22–25-S-936, und auch Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 29/{23f.}. Die 63 64



Wie wichtig war Wien? 215

Die Krönung von Jan Szapolyai wird in den osmanischen Quellen in den Einzelheiten sehr unterschiedlich beschrieben. Erkennbar ist aber, dass die Osmanen einerseits darauf bedacht waren, sich selbst vom christlich aufgeladenen Symbol dieser Krone zu distanzieren, sie aber andererseits als legitimatorisches Mittel einzusetzen. Ersteres wurde zum Beispiel durch die zeitweilige Entfernung des Artefakts aus seinem Aufbewahrungsort in der Burg Visegrád erreicht, ob nun, wie Celālzāde schreibt, zur Aufbewahrung im Staatsschatz, oder, wie Anonymus Tauer ausführlich schildert, durch Aufbewahrung in Buda, dann Transfer in İbrāhīm Paschas Besitz und schließlich Rückgabe an die Ungarn. Letzteres geschah selbstverständlich durch die Krönung selbst, die wiederum andererseits von Szapolyais Huldigung und Unterwerfung räumlich und zeitlich getrennt wurde: Sie geschah erst, als das osmanische Heer auf dem Weitermarsch nach Peterwardein/Petrovaradin war. Vorgenommen wurde sie weder durch den Sultan oder einen Wesir, noch durch einen christlichen Geistlichen. Ausersehen dazu war Alvise oder auch Lodovico Gritti, unehelicher Sohn des Dogen Andrea Gritti, Vertrauter İbrāhīm Paschas und für einige Jahre eine Art osmanischer Sonderbeauftragter für Ungarn, der auch in Buda blieb und dort ein sehr spannungsreiches Verhältnis zu Szapolyai entwickelte, das ihn 1534 sein Leben kostete71.

3. Wie wichtig war Wien? Zurück zur Ausgangsfrage dieser kurzen Studie: wie wichtig war Wien für die Osmanen, wie wesentlich ihr Scheitern, die Stadt 1529 einzunehmen? Zunächst ist festzustellen, dass die Eroberung der Stadt tatsächlich nicht von Anfang an das Ziel dieses Feldzuges gewesen ist. Diese Behauptung findet sich erst in Chroniken, die erhebliche Zeit nach dem Ereignis verfasst wurden. Der Schlüsseltext für diese Überlieferung sind die bereits häufiger zitierten Ṭabaḳāt ül-Memālik, denen Celālzāde Muṣṭafā ihre heutige Gestalt um 1560 gab72. Zu dieser Zeit war die Ideologie Süleymāns bereits eine andere als zu Anfang seiner Herrschaft und hatte messianische Züge angenommen73. Die Benennung des Feldzugs als „Wiener“ geht von hier über Chronisten wie Peçevī/Peçūʼī zu modernen Historikern wie Tayyıb Gökbilgin74, wobei mit wachsendem zeitlichen Abstand tendenziell die dargestellte Aggressivität der süleymānischen Absichten zunimmt. Die Verbissenheit, mit der die Belagerung vom osmanischen Heer betrieben wurde, muss allerdings ernst genommen werden. Sie ist mit den gewöhnlichen Faktoren der Motivation in der osmanischen Kriegsführung allein nicht ohne weiteres zu erklären, etwa den ausgelobten BeFrage, inwiefern die osmanischen Deutungen mit denen von Ungarn im 16. Jahrhundert übereinstimmten und woher sie diese bezogen hatten (Der Anonymus bei Tauer, ebd., etwa behauptet, die Stephanskrone gehe auf Justinian zurück), müsste eigens untersucht werden. Die Literatur ist ausgesprochen reich, kürzlich etwa Zupka, Power of Rituals. 71   Auch über ihn existiert inzwischen eine ansehnliche Literatur, etwa Kumrular, Osmanlı Sarayında 39– 59. In dem Zusammenhang hier auch Tracy, Balkan Wars 99–101. Celālzāde Muṣṭafā fol. 193a, und Münšeʾāt fol. 128v, 27-S-936, auch Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 30/{24f.}, lassen ihn noch von einem angesehenen ungarischen Aristokraten begleiten, den sie als „Erşek“ bezeichnet. Unklar scheint, ob die Osmanen tatsächlich auch einen „Richter“ oder im persischen Original „ḥākem“ (also nicht ausdrücklich „Kadi“) in Buda zurückließen, wie in der späteren Version des Anonymus Tauer geäußert: Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 562; Soliman’s Wiener Feldzug [117]. 72   Die neueste Diskussion dieses Werks Şahİn, Empire and Power 166–178, hier besonders 177. 73   Siehe die Literatur in Anm. 2. 74  Gökbİlgİn, Kanunî Sultan Süleyman 19.

216

Christoph K. Neumann

lohnungen75, religiösen Motiven oder der Erbitterung nach einem besonders langen Feldzug76. Offenbar scheint der Feldzug gegen Ungarn und Wien zunehmend zu einem gegen Erzherzog Ferdinand geworden sein, zumindest in den Teilen des osmanischen Heeres, die an der sultanischen Propaganda Teil hatten. Zu den oben bereits genannten Stellen, die eine Konfrontation mit Ferdinand auf dem Schlachtfeld als eigentliches Anliegen des osmanischen Kommandos identifizieren, kommt einerseits eine Übergabeaufforderung hinzu, in der Wien im Falle einer Kapitulation angeboten wurde, die Osmanen würden die Stadt nicht besetzen, die Bevölkerung in Ruhe lassen und „nur den Künig suchen“77. Noch ihr Abzug wurde intern damit begründet, es sei deutlich geworden, dass sich der Erzherzog nicht in seiner Stadt befinde78. Das war sicherlich ein Vorwand; denn dieselbe Quelle, der Anonymus Tauer, berichtet, dass Süleymān bereits am 6. Oktober sichere, also ihn überzeugende Nachricht erhalten hatte, Ferdinand sei in Linz oder gar Prag, woraufhin sogar erwogen wurde, den Erzherzog dorthin zu verfolgen – ein dann wegen offensichtlicher Undurchführbarkeit aufgegebener Plan79. Dass die Osmanen die Konfrontation mit Ferdinand derart hartnäckig suchten, ist eher politisch als militärisch zu erklären. Denn ein Sieg in einer Feldschlacht hätte ja die Ressourcen der habsburgischen Gegner nicht ein für alle Mal erschöpft; so etwas wie den Zusammenbruch des ungarischen Königtums nach dem Tode Ludwigs II. in Mohács war wohl auch in osmanischer Sicht nicht wahrscheinlich. Aber auf den Verlust an Prestige (und Rückhalt in Ungarn), der mit einer derartigen Niederlage einhergegangen wäre, mögen die Osmanen gesetzt haben. Vor allem aber scheint die zu Anfang des Sultanats Süleymāns noch ganz dominierende Auffassung von Herrschaft als etwas Persönlichem eine Rolle gespielt haben. Die politische Sprache der Osmanen kannte sogar bis zum Ende des 16. Jahrhunderts kein „Imperium“ entsprechendes Wort, das ihre „politeia“ als Staat benannte80. Die Suche nach der Konfrontation mit dem „Hauptfeind“81 betrieb Süleymān nicht nur auf diesem Feldzug. Auch der Kriegszug von 1532 diente erklärtermaßen diesem Zweck, auch wenn es begründete Zweifel an der Aufrichtigkeit dieses erklärten Kriegsziels gibt82. Vor allem aber versuchten die Osmanen im Osten immer wieder, durch einen Sieg in offener Feldschlacht, vergleichbar dem von Çaldıran, den Safaviden einen tödlichen Schlag zu versetzen – zu solch einer Feldschlacht aber kam es nach 1514 nie wieder zwischen einem iranischen Schah und einem osmanischen Sultan83. Die erklärte Suche nach einer offenen Konfrontation in offener Feldschlacht war aber offensichtlich ideologisch und legitimatorisch erfolgversprechend in einer Zeit, in der etwa Karls V. „grand strategy“ darin bestand, seine „Ehre und Reputation“ zur Grundlage seines politischen Wirkens und seiner Wirksamkeit zu machen84.  Münšeʾāt fol. 126r–126v, 10-S-936, auch Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 26/{20f.}.   Zu ihnen Murphey, Ottoman Warfare 133–168. 77   Hummelberger, Wiens erste Belagerung 20. 78  Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 555. 79   Ebd. 551f. 80  Neumann, Devletin Adı Yok bes. 277. 81   Ferdinand sei für die Osmanen nach 1527 der „main foe“ gewesen, schreibt Fodor, Ottoman Policy 296. 82  Ágoston, Information, Ideology, and Limits 100f.; Tracy, Balkan Wars 93f., schreibt dagegen, dass „unaccountably“ Süleymān 1532 drei Wochen auf die Belagerung von Güns (Kőszeg) verschwendete, statt Karl V. im Felde zu treffen. 83  Zu den militärischen Beziehungen in Süleymāns Regierungszeit bis zum Frieden von Amasya 1555 Posch, Osmanisch-safavidische Beziehungen; Boyar, Ottoman Expansion 114–125. 84  „Honor and Reputation“: Tracy, Emperor Charles V 20–38. 75

76



Wie wichtig war Wien? 217

Auch wenn es den Osmanen eher um Erzherzog Ferdinand als Hauptfeind ging als um die Stadt Wien, ist nach ihrer Bedeutung zu fragen. Die aber war sicherlich, anders als 1683, nicht die eines „Goldenen Apfels“ („ḳızıl elma“), eines symbolisch wie materiell höchst wertvollen Zieles85. Es handelte sich zwar um eine Residenzstadt, die seit 1526 landesfürstlich dominiert wurde, aber keineswegs um die einzige oder wichtigste Hauptstadt Ferdinands: Linz und Prag waren mindestens genauso erheblich86. Um 1520 hatte Wien 30.000 Einwohner, von denen nach der Belagerung ganze 12.000 übrig waren. Erst um 1600 sollten es wieder an die 30.000 sein87. Der Ausbau von Institutionen erfolgte in den Jahren nach 1529, vor allem nach der Krönung Ferdinands zum deutschen König 1531, hinter neuen, starken Befestigungen. Erst Ferdinand II. verlegte seine Hauptresidenz nach Wien88. Zu fragen (allerdings seriös nicht zu beantworten) ist deshalb, was die Osmanen getan hätten, wenn sie denn Wien erobert hätten: Mit dem Hauptheer in einer von ihnen selbst ausgeplünderten, ihnen feindlichen Gegend, in der sie sich nicht gut auskannten, überwintern? Die Stadt dem Erdboden gleichmachen und abziehen? Eine Garnison zurücklassen, in der Hoffnung, sie über Nachschublinien zu halten, die Tausende von Kilometern lang waren? Diese Alternativen dürften damals nicht sehr viel attraktiver geklungen haben als heute. Mit der Belagerung von Wien war das Osmanische Reich an seine infrastrukturellen Grenzen geraten. Vielleicht hat die eingangs angesprochene „Mohács-Debatte“ insofern die richtigen Fragen nicht ganz so richtig gestellt, als sie politische Absichten, politische Dynamiken und strukturelle Möglichkeiten in eins dachte. Pál Fodor, einer der wesentlichen Vertreter der These, Ziel der Osmanen sei von jeher die Eroberung Ungarns gewesen, identifiziert etwa Ideologie, politische Traditionen, die soziale Dynamik der militärischen Eliten und das Bewusstsein eigener Stärke als Elemente, die dazu führten, dass Süleymāns Politik aggressiv und expansionistisch sein musste89. Nun ist eine expansionistische Ideologie geradezu unausweichliche Folge jedes imperialen Universalismus und seiner Traditionen; und starke militärische Kräfte neigen dazu, ihre Macht ausüben zu wollen. Nichts davon ist spezifisch osmanisch. Eher schon gilt das für die systematische Allmählichkeit, mit der die Osmanen im 15. und 16. Jahrhundert ihre Eroberungen vor allem in der Fläche durchführten. Fodor benutzt dieses Argument unter Berufung auf Halil İnalcik, der 1954 in einem vielbeachteten Aufsatz von der graduellen, fortschreitenden Methode osmanischer Eroberung schrieb, die von der Gewährung von Gunst und Schutz an sich unterwerfende Teile der Bevölkerung und Eliten über die Assimilation der Unterworfenen zur Reorganisation des eroberten Gebiets fortschritt90. Die hier geschilderten Vorgänge in Syrmien etwa passen in dieses Muster recht genau. Allerdings sagt İnalcık nichts über Gegenden, die nicht erobert wurden oder die über eine frühe Stufe dieser Entwicklung nie hinauskamen. Handelte es sich in diesen Fällen um osmanische Misserfolge? Um unvollständig Gebliebenes? Oder um die bewusste Errichtung einer mehr oder weniger indirekten Herrschaft? Bei der Kampagne von 1529 scheint es um einen solchen Fall gegangen zu sein. Ganz offenbar improvisierten die Osmanen, entschieden sich erst auf dem Rückmarsch dazu, 85   Teply, Türkische Sagen; Gökyay, Kızıl Elma [zusammenfassender Nachdruck von vier 1986 in der Zeitschrift Tarih ve Toplum erschienenen Aufsätzen]. 86   Vocelka, Stadt und die Herrscher 13−18; Pauser, Verfassung und Verwaltung 47–63. 87   Weigl, Bevölkerungswachstum 109–112. 88  Vocelka, Stadt und die Herrscher 16–18, 24. 89   Fodor, Ottoman Policy 283. 90   İnalcık, Methods of Conquest; zitiert bei Fodor, Ottoman Policy 278.

218

Christoph K. Neumann

Jan Szapolyai zum König von Ungarn zu krönen. Das sah nach dem Versuch einer dauerhaften Regelung aus, auch wenn die Habsburger aus Ungarn nicht vertrieben worden waren. Diesem Zweck diente der Feldzug von 1532. Dieser führte zur Stabilisierung der osmanischen Oberherrschaft, die allerdings unter, wie Murphey zu Recht bemerkt, neuen Bedingungen nach 1538 scheiterte91. Die osmanische Annektierung Ungarns geschah also ohne Stufe einer Assimilation; und auch Gunst und Schutz wurden nur wenigen gewährt, waren in ihrem eigenen Anfang sozusagen zu einem Halt gekommen: Jan Szapolyai war kein Agent der Osmanisierung Ungarns, sondern ein Gewährsmann des Sultans. In der Folge eroberten die Osmanen 1541 große Teile Ungarns noch einmal und integrierten sie dann als regelrechte, wenn auch (was eigentlich nicht vorgesehen war) defizitäre Provinzen in ihre direkte Militäradministration92. Aus dieser Sicht erscheint die „Machtdemonstration“ 1529 von Wien93 als ein Versuch, die infrastrukturellen, technischen, aber auch politischen Beschränkungen des Reiches zu überwinden, dessen Ideologie und Militärmacht an uneingestandene Grenzen gestoßen war. Oder vielleicht waren sie nicht ganz so uneingestanden. Die hier genauer betrachteten Texte, das Feldzugstagebuch, der Anonymus Tauer und Celālzāde Muṣṭafās Chronik schenken einer Person besondere Aufmerksamkeit: dem Großwesir İbrāhīm Pascha, gerade vor dem Feldzug mit außergewöhnlichen Kompetenzen ausgestattet. Durch die Texte hindurch wird seine Position gegenüber dem Sultan, aber auch Jan Szapolyai genau austariert. Die neue Rolle des Großwesirs kann auch als Versuch gelesen werden, auf die Herausforderungen der nach 1526 entstandenen neuen Situation in Ungarn nicht ad hoc, sondern institutionell einzugehen. Um Ungarn ging es den Osmanen 1529, nicht um Wien. Das Scheitern der Belagerung war deswegen auch keine Katastrophe für sie und änderte wenig oder nichts an ihrer Politik in Südosteuropa.

Kleine Schlussbemerkung Ein letztes Mal: und Wien? Nachdem sie die Belagerung von 1529 überstanden hatte, erholte sich die Stadt nur langsam. Nicht als Handels- und Bürgerstadt, sondern als eine des Hofes und der Verwaltung, finanziert nicht durch Einnahmen aus Handwerk und Handel, sondern durch Transferleistungen eines frühmodernen Staates. Das dauerte, aber es handelte sich um eine fast stetige, langanhaltende Entwicklung. Warum Wien? Auch deswegen, weil seine Lage, die, wie sich 1529 und 1532 zweimal gezeigt hatte, gerade außerhalb der osmanischen Reichweite war, aber nahe an Ungarn, dazu an der Donau, Wien zum optimalen Platz machte, nach Südosteuropa hinein und gegen die Osmanen Einfluss auszuüben, zugleich aber nach Süddeutschland eine organische Verbindung zu halten. Ohne die Osmanen wäre Wien nicht, was es wurde. Nicht wegen Kaffee und Kipferln, sondern wegen der Auseinandersetzung mit dem Osmanischen Reich.

  Murphey, Süleyman I and the Conquest of Hungary 216–219.   Ágoston, Costs. 93  „Ottoman show of force against Vienna“: Murphey, Süleyman I and the Conquest of Hungary 214. 91 92

Die Meldeman-Rundansicht im Rahmen der zeitgenössischen Darstellungen der bedrohten Stadt Karl Fischer

Am Tag nach dem Opernball 2019 erschien die Tageszeitung Die Presse mit einem Foto unter dem Titel „Der Einzug der Debütanten beim Opernball“. Da die Eröffnung des Balles erst ab 21 Uhr des Vortages stattfand, wäre es vermutlich schwierig gewesen, ein Foto davon noch vor Andruck der Papierversion der Zeitung in das Blatt zu bringen. Tatsächlich beweist die Kleidung der abgebildeten Paare (die Damen trugen keine Handschuhe, nicht das „Tiara“ genannte Diadem und hatten auch nicht die erstmals eingeführte Einheitsfrisur, die Herren waren nicht im Frack), dass es wohl kein Bild der Balleröffnung vom Vortag gewesen sein kann. Vermutlich stammte es von der Generalprobe. Sicherheitshalber hieß es auch am Schluss des Bildtextes: „144 Paare und sieben Ersatzpaare trainierten wochenlang für den großen Auftritt“1. Das Bedürfnis, mit Foto zu erscheinen, muss aber derart groß gewesen sein, dass man eine kleine „Unschärfe“ in Kauf nahm. Hauptsache, ein Bild!

1. Hauptsache, ein Bild! Als nach der Belagerung Wiens durch das osmanische Heer 1529 – zumeist als Erste Türkenbelagerung bezeichnet – und nach einem zweiten osmanischen Vorstoß 1532 eine Reihe von Relationen und Flugschriften erschien2, deren Zweck durchaus nicht nur Berichterstattung, sondern vor allem auch Gräuelpropaganda gegen die Türken war3, werden manche Herausgeber ganz ähnlich gedacht haben. Wie einige folgende Beispiele zeigen sollen, war der Realitätsgehalt einer Abbildung nicht das Wichtigste – Hauptsache, ein Bild! So konnte eine von Erhard Schön gezeichnete, aber natürlich niemals stattgefundene Begegnung von „Karolus Römischer Kayser Ertzherzog vonn Osterreich etc. Beschyrmer der Christenhait“ und „Suldan Soleyman Türckischer Kayser ain erbfeind des Christlichen glaubens etc.“ jeweils an der Spitze ihres Heeres und vor einer nicht spezifizierten Ortschaft oder Bergfestung als Titelbild dienen4. Wie schon die den beiden   Die Presse (1. März 2019) 1.   Für einen Überblick über die erschienenen Publikationen und Abbildungen nach wie vor unverzichtbar Sturminger, Bibliographie. Einige reproduziert in: Zehn Berichte über die Wiener Türkenbelagerung. 3   Siehe dazu etwa den einleitenden Teil der Arbeit von Pühringer, „Christen contra Heiden?“, mit umfangreichen Literaturangaben. 4   Haselberg, Des Türckischen Kaysers Heerzug; Sturminger, Bibliographie Nr. 155, der Titelholzschnitt Nr. 3310. 1 2

220

Karl Fischer Abb. 1: Türkengräuel oder bethlehemitischer Kindermord? Titelbild aus: Des Turcken Erschreckliche belagerung / vnd Abschiedt der Stat Wien. 1529 (Wittenberg 1529), VD16 ZV 15080 (Wienbibliothek im Rathaus, Druckschriftensammlung, A-75670).

zugeordneten Appositionen verdeutlichen, geht es einfach um die symbolische Darstellung der Auseinandersetzung zwischen Christenheit und den Osmanen bzw. dem Islam. Dass der propagandistische Wert eines Bildes wichtiger als sein konkreter Inhalt war, wird besonders deutlich bei der anonymen Broschüre „Des Turcken Erschreckliche belagerung / vnd Abschiedt der Stat Wien. 1529“ (Wittenberg 1529)5. Während sonst die Angehörigen des osmanischen Heeres zumeist durch ihre Kleidung und Ausrüstung als solche erkennbar waren, wurde hier einfach eine vermutlich aus anderem Zusammenhang schon vorhandene Abbildung verwendet; Hauptsache, man konnte besondere Grausamkeiten zeigen. Im gegenständlichen Fall ermorden drei Kriegsknechte, deren Rüstung durchaus mitteleuropäisch anmutet, drei Kinder (Abb. 1). Der Holzschnitt „ist sichtlich von Darstellungen des bethlehemitischen Kindermords inspiriert“6, oder er war vielleicht sogar ursprünglich unter diesem Titel angefertigt worden und wurde nun in der Eile zur Illustrierung der „Türkengräuel“ zweitverwendet. Als Titelbild eignete sich alles, was Krieg, unerbittlichen Kampf und Grausamkeit signalisierte. So verwendete der Verleger Heinrich Steiner in Augsburg beispielsweise für seine „Newe zeyttung“ über den türkischen Streifzug 1532 einfach ein stilisiertes Reiter5  VD16 ZV 15080; Wienbibl. 75670A, Digitalisat dort; Sturminger, Bibliographie Nr. 19, der Titelholzschnitt Nr. 3341. 6  Wien 1529 79 Nr. 174; danach auch Wasner-Peter in: Zehn Berichte über die Wiener Türkenbelagerung 197; in anderem Zusammenhang ähnlich auch Pühringer, „Christen contra Heiden?“ 112 Anm. 64.



Die Meldeman-Rundansicht im Rahmen der zeitgenössischen Darstellungen der bedrohten Stadt 221 Abb. 2: Sturmversuch und Minenkrieg. Titelbild aus: Ain gründtlicher vnd warhaffter bericht, Was sich vnder der belegerung der Stat Wien, Newlich im M.D.XXIX. Jar, zwyschen denen inn Wien vnd Türcken, verlauffen, begeben vnd zgetragen hat, von tag z tag klerlich angezeigt vn[d] verfaßt (Augsburg 1529), VD16 ZV 7094 (Wien­ bibliothek im Rathaus, Druckschriftensammlung, A-11373).

gefecht als „Aufhänger“7. Das Reitergefecht konnte natürlich auch vor einer Stadtkulisse stattfinden, wobei die Darstellung der Stadt ebenfalls nur als Symbol ohne konkreten Bezug zu den topographischen Gegebenheiten zu werten ist8. In ähnlicher Weise zeigt eine von Hans Guldenmund in Nürnberg gedruckte Flugschrift auf dem Titelblatt ein Fußgefecht zwischen Landsknechten bzw. Pikenieren (rechts) und Türken, dahinter links in Andeutung das türkische Lager und rechts die Stadt Wien. In diesem Fall ist die sonst sehr allgemein dargestellte Stadt aber eindeutig identifiziert durch den hohen gotischen Turm, der eindeutig den Stephansturm und damit das Wahrzeichen Wiens darstellt9. Inwieweit die dargestellten Gefechte auf beiden Holzschnitten Ausfälle der Verteidiger oder lediglich allgemein eine Kampfsituation zeigen sollen, muss dahingestellt bleiben. Eine andere Abbildung (Abb. 2) zeigt einen Abschnitt einer Stadtmauer mit einem Torturm rechts und dahinter Türme, mit denen die Hofburg gemeint sein könnte, die aber mit den tatsächlichen Gegebenheiten kaum übereinstimmen. Links davon sieht man die Zelte des osmanischen Lagers und davor den Versuch eines Sturms auf die Mauern, der aber abgewiesen wird. Im Vordergrund wird die Anlage einer Mine gezeigt, in Fässern ist bereits die Ladung vorbereitet. Ein kleines Feldgeschütz links vorne scheint nicht in   Newe zeyttung, vnd warhafte anzaygung (Augsburg 1532).   Belägerung der Statt Wien; Kábdebo, Bibliographie Nr. I 53; siehe auch Wien 1529 78f. Nr. 175. 9  Warhafftiger grundt vnnd bericht (Nürnberg 1529); Sturminger, Bibliographie Nr. 149, der Titelholzschnitt Nr. 3367 (dort der Hinweis „Niclas Stör del.“); siehe auch Wien 1529 77f. Nr. 170; Timann, Untersuchungen 140. 7 8

222

Karl Fischer Abb. 3: Vernichtung des Feindes durch Eingreifen des Himmels. Kleinformatiger Holzschnitt aus Nürnberg 1534 (WM, Inv. Nr. 55.803).

das Geschehen einzugreifen10. Es dürfte hier die Situation beim Kärntner Tor und westlich davon gemeint sein, wo sich tatsächlich das Schwergewicht der Kampfhandlungen befand11. Eine Allegorie auf die Abwehr der Türken (Abb. 3), ein kleinformatiger Holzschnitt aus Nürnberg aus dem Jahr 153412, zeigt vor der Ansicht einer Stadt vermutlich den Sultan, der samt Gefolge durch ein aus einer Wolke mit Blitzen herabstürzendes Ungeheuer vom Pferd geschleudert wird. Im Hintergrund ergreift das türkische Heer die Flucht. Zur Verdeutlichung ist die Stadtmauer mit „WIEN“ beschriftet, links ist ganz offensichtlich der Turm von St. Stephan wiedergegeben, während mit dem Turm rechts in der sonst unspezifischen Stadtansicht mit etwas Phantasie jener von Maria am Gestade gemeint sein könnte. Um die Rolle des Sultans und des osmanischen Heeres richtig – im Sinne der antitürkischen Propaganda – zu charakterisieren, ist ein Türkenzelt rechts oben im Bild 10   Ain gründtlicher vnd warhaffter bericht (Augsburg 1529); Sturminger, Bibliographie Nr. 34, der Titelholzschnitt Nr. 3302; Wien 1529 74 Nr. 161. 11  Zum militärischen Ablauf der Belagerung siehe Hummelberger, Wiens erste Belagerung; Wien 1529 60f., 99–104. 12  WM, Inv.-Nr. 55.803; siehe Wien 1529 78f. Nr. 176.



Die Meldeman-Rundansicht im Rahmen der zeitgenössischen Darstellungen der bedrohten Stadt 223

mit „GOG“ und „MAGOG“ bezeichnet, jenen biblischen Völkern vom Ende der Welt, die unmittelbar vor dem Weltgericht vom Satan in den Kampf geführt werden, die „geliebte Stadt“ (Jerusalem) umzingeln und gemeinsam mit ihm durch Feuer vom Himmel vernichtet werden13.

2. Bemerkungen zur Meldeman-Rundansicht Neben diesen Beispielen von eher allgemeintypischen Abbildungen entstand jedoch auch eine Reihe von topographischen Darstellungen, deren „Realitätsgehalt“ höher zu veranschlagen ist14. Natürlich ist hier an erster Stelle die Meldeman-Rundansicht zu nennen, fast die einzige, die auch im Druck veröffentlicht wurde15. Ihre Entstehungsgeschichte wurde mehrfach geschildert16. Meldeman stellt expressis verbis den Anspruch, die „Realität“ wiederzugeben. So heißt schon der Titel des Rundplans: „Der stadt Wien belegerung, wie die auff dem hohen sant Steffansthurn allenthalben gerings um die gantze stadt, zu wasser und landt mit allen dingen anzusehen gewest ist […]“. In seiner Begleitbroschüre zur Rundansicht, einer Widmungsschrift an den Nürnberger Rat, erläutert Meldeman, dass er sich bemüht habe, „ein ware rechtgeschaffne contrafactur der selbigen belegerung zuerlangen“ bzw. „ein rechtgeschaffne visierung aller gebten handlung zuwegen zubringen“. Er erfuhr dann von einem berühmten Maler, der während der Belagerung „auff dem hohen sant Steffans thrn die gantz belegerung gerings vmb zu landt und wasser / herwiderumb auch deß kriegsvolcks gegenwer inn der stat wider die Trcken / alles wie es […] augenscheinlich gewest ist / verzeichent vnnd abgemacht hab / Also das hinach kein gründlticher visierung dero gleich hat mgen gestelt werden.“ Und dessen so verlässliche Arbeit habe Meldeman dann als Grundlage seines Rundplans gekauft17. In derselben Broschüre begründet Meldeman auch die Wahl seiner Darstellungsweise. Dass er das Werk „in die runde gestelt“ habe und nicht wie sonst üblich halbkreisförmig oder „nach der lenge“, liege daran, dass die Belagerung ja rund um die ganze Stadt stattge  Offenbarung des Johannes, 20, 7–10.   Die Literatur dazu ist umfangreich, einige wichtige Arbeiten seien angeführt: Czeike, Wiener Stadtbild; Pick, Türkengefahr; Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten; Krause, Bildquellen der Neuzeit; Opll– Krause–Sonnlechner, Wien als Festungsstadt (mit umfangreichem Literaturverzeichnis und insbesondere Auflistung der zahlreichen Arbeiten Oplls). Auch der Verfasser des vorliegenden Aufsatzes hatte Gelegenheit, sich überblicksartig mit der Thematik zu befassen: Fischer, Kartographische Darstellung; ders., Blickpunkt Wien; ders., Stadtpläne und Veduten; ders., Vermessung. Speziell zur Frage des „Realitätsgehaltes“ siehe Opll, Wiener Stadtansichten. 15  Niclas Meldeman, Der stadt Wien belegerung […] (Nürnberg 1530), VD16 M 4443; Sturminger, Bibliographie Nr. 3390; Fauser, Repertorium Nr. 15347. Der Plan, ein Holzschnitt von sechs Stöcken, ist in drei Exemplaren überliefert, von denen sich heute eines in Berlin und zwei in Wien befinden (Albertina Inv.Nr. DG1960/1197, Digitalisat dort, Abfragemaske unter http://sammlungenonline.albertina.at/; WM, Inv. Nr. 48.068). Das Exemplar des Wien Museums ist koloriert und wurde u. a. reproduziert in: Historischer Atlas von Wien 4. Lief. (1990) Karte 5.1/1529, sowie in elektronischer Form auf einer DVD: ebd. (2010) mit knappem Textkommentar von Karl Fischer. Er wurde detailliert beschrieben und seine Inschriften wurden transkribiert von Düriegl, Rundansicht; seine Entstehungsgeschichte im Wesentlichen bereits geschildert von Weiss, Rundansicht X; jetzt siehe dazu vor allem Timann, Untersuchungen; einen kulturgeschichtlichen Zugang sucht Topkaya, Kulturelle Praktiken; zuletzt kurz charakterisiert bei Fischer, Vermessung 185f.; Wien von oben 136f. Es handelt sich nicht um eine „kolorierte Federzeichnung“, wie irrig in Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 55f. Nr. 25; Opll–Krause–Sonnlechner, Wien als Festungsstadt 483f. Nr. 2, angegeben wird. 16  Weiss, Rundansicht; siehe auch Timann, Untersuchungen 127–129. 17  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [2]; Sturminger, Bibliographie Nr. 276. 13 14

224

Karl Fischer

funden habe und bei einer Längsabbildung oder einem „halben zirckel“ (gemeint sind damit wohl vogelschauartige Ansichten) vieles, was sich etwa auf der anderen Seite der Stadt zugetragen habe, verdeckt gewesen wäre und „ungesehen bleyben müssen“. Man müsse die Zeichnung so verstehen, dass der berühmte Maler „auf dem hohen sant Steffans thurn zu den vier fenstern herauß“ alles gesehen und festgehalten habe, sodass man sie nun so betrachten müsse, als ob man „selbs zu Wien auffm thrn gewest / vnnd solche ding vor ym geschen het.“ Schließlich folgt noch eine ausführliche Legende mit Erklärung der in der Rundansicht verwendeten Buchstaben18. In diesem Zusammenhang wurde auf die große inhaltliche Abhängigkeit der Meldeman-Rundansicht zur Relation des Peter Stern von Labach19 verwiesen. Meinte Weiss, dass sie (und die beiden anderen von ihm edierten Relationen) „zum Theile auch eine Ergänzung und Erläuterung der Meldeman’schen Rundansicht“ bilden20, so legen die Formulierungen Topkayas21 geradezu den Gedanken nahe, dass es sich auch umgekehrt verhalten haben und die Rundansicht als Illustration zu Sterns Relation aufgefasst werden könnte. Jedenfalls hat Meldeman im selben Jahr wie die Rundansicht auch die Relation Sterns von Labach in bearbeiteter und ergänzter Form herausgebracht und sowohl im Titel als auch am Ende dieser Druckschrift Bezug auf seine „contrafactur der stat Wienn“ genommen. Die Formulierung des Titels bedeutet ja, dass die Rundansicht gemeinsam mit der Relation erschienen ist22. Ebenso hat er in seinem „kurtze[n] bericht“ am Ende auf sein „sonders bchlein von der Trckischen belegerung“ hingewiesen23. Die drei Publikationen bilden also eine Einheit. Stern von Labach berichtet, dass der Sultan am 26. September 1529 „mit aller seiner macht / auff lanndt vnnd wasser / fr die Statt Wienn gelassen / vnd dieselb Ringßumb belegert / sein leger so weitt / braitt / und dikh in einannder geslagen / das man dasselb auf dem hohen sannd Steffan thurn nit vbersehen hat mgen / bei zwo meil wegs perg vnd tall vol zeltn in einannder gestekht / gestannden“24. Das veranlasste Topkaya zu der Ansicht, Meldeman „nahm die Angabe Peter Sterns, man habe das ganze Geschehen rund um die Stadt aus dem Stephansturm beobachten können, als künstlerische Herausforderung an“. Doch in seiner Widmungsschrift („Kurzer Bericht“) „gibt Meldemann nicht den Bericht Sterns als eigentliche Referenz und Quelle seiner Rundansicht an. Stattdessen schreibt der Nürnberger Briefmaler, er habe von einem berühmten Maler in Wien, dessen Namen er jedoch verschweigt, Zeichnungen erworben, die dieser während der Belagerung vom Turm der Stephanskirche aus angefertigt haben soll“25. Der Gedanke, dass Meldeman die Anregung zu seiner Darstellung vom Stephansturm aus, also als Rundansicht, von Stern von Labach erhalten habe, ist durchaus bestechend, wenn auch nicht zwingend. Jedoch wird damit der „berühmte Maler“26 keinesfalls als Hauptquelle ausgeschlossen. Im Gegenteil, Stern von Labach referiert zwar die Geschehnisse und Ortsangaben, doch für die Ansicht, für das Aussehen und die Lage der dargestellten Objekte wurden den Ebd.; Weiss, Rundansicht XIIIf.   Stern von Labach, Belegerung (1529); Sturminger, Bibliographie Nr. 444 20   Weiss, Rundansicht XII. 21  Topkaya, Kulturelle Praktiken 299–303. 22  Stern von Labach−Meldeman, Warhafftige handlung [Titelbild]; Sturminger, Bibliographie Nr. 281. 23  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [8]. 24  Stern von Labach, Belegerung (1529) [17]. 25  Topkaya, Kulturelle Praktiken 300, 302f. 26  Siehe dazu den Beitrag von Ursula Timann in diesem Band, S. 61−84. 18 19



Die Meldeman-Rundansicht im Rahmen der zeitgenössischen Darstellungen der bedrohten Stadt 225

noch grafische Informationen welcher Art auch immer benötigt, die dann in eine „recht ordenliche form gebracht“27 wurden. Es handelt sich bei der Rundansicht also um die Zusammenführung von zumindest zwei „Hauptquellen“. Dass Meldeman über weitere Quellen verfügte, ergibt sich schon allein aus dem Umstand, dass er die Relation Sterns von Labach bearbeitet und ergänzt hatte. Es wurden auch Parallelen und Differenzen der Rundansicht zum so genannten Albertinischen Plan festgestellt28, wobei offenbleiben muss, wie Meldeman diesen Plan kennengelernt hätte, da über dessen Verbleib vor dem 19. Jahrhundert nichts bekannt ist. Es gibt nicht den geringsten Grund, anzuzweifeln, dass der „berühmte Maler“ vom Stephansturm aus skizziert haben sollte. Natürlich ist der Turm ein Beobachtungsplatz par excellence, seit der Fertigstellung des Südturms 1433 gab es dort Türmer, die Gefahren aller Art rechtzeitig erkennen sollten, und bis heute wird dort das „Starhembergbankerl“ gezeigt, von dem aus Ernst Rüdiger Graf von Starhemberg während der zweiten Belagerung 1683 seine Beobachtungen vorgenommen haben soll29. Wie auch immer der Gedanke der Rundansicht zustande gekommen ist, wenn man von einem gegebenen Punkt aus die Umgebung im Bereich von 360° um diesen Punkt als Ansicht darstellen will, gibt es praktisch nur die Möglichkeit des Panoramas mit im Wesentlichen drei Varianten: das Vertikalpanorama (zentralperspektivische Abbildung auf einen lotrechten Zylindermantel, der in die Ebene abgewickelt wird – lange Panoramastreifen), das Horizontalpanorama (Abbildung auf eine drehbare lotrechte Scheibe, die dann in die Ebene umgeklappt wird) und das Vogelschaupanorama (schräge Bildebene, kommt hier nicht in Betracht)30. Meldeman (oder der Zeichner der Druckvorlage) entschied sich – theoretisch – für das, was später als Horizontalpanorama bezeichnet wurde. Praktisch allerdings wurde die Ansicht wahrscheinlich kompiliert, da starke Lageunrichtigkeiten und Verzerrungen vorhanden sind und manche dargestellte Orte vom Stephansturm aus gar nicht gesehen werden können. Der erst kürzlich verwendete Begriff „proiezione ad occhio di pesce“ („Fischaugenprojektion“) erscheint dagegen völlig unzutreffend, da er ganz anders definiert ist31.

3. Der von Erhard Schön entworfene Holzschnitt des Hans Guldenmund Der bedeutende Nürnberger Briefmaler, Formschneider und Buchdrucker Hans Guldenmund brachte im Zusammenhang mit der Türkenbelagerung eine ganze Anzahl von Graphikblättern heraus, wobei Sebald Beham, Michael Ostendorfer, Erhard Schön und Niclas Stör als Zeichner aufscheinen32. Auch eine Relation verlegte er33. Anscheinend wollte er zu einem Druck eines Historiengedichts von Hans Sachs34 eine große „con  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [2].   Kratochwill, Zur Frage. Siehe den Beitrag von Barbara Schedl in diesem Band, S. 287−297. 29   Siehe Türkengedächtnis, ein Projekt der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, https://www. tuerkengedaechtnis.oeaw.ac.at/ort/starhemberg-bankerl-im-stephansdom/ [15. 1. 2019]. 30   Kretschmer–Dörflinger–Wawrik, Lexikon 578f. 31   Opll, Raum 121 Anm. 97, nach Juergen Schulz. Siehe dazu den Artikel „Perspektive“ in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Perspektive [16. 9. 2019]. 32  Sturminger, Bibliographie Nr. 3367–3389; Camesina, Fliegende Blätter; Wien 1529 63–69 Nr. 151/1–14. 33  Warhafftiger grundt vnnd bericht (1529). 34  Sachs, Historia Der Türkischen Belägerung; Sturminger, Bibliographie Nr. 366; siehe Timann, Untersuchungen 139f. 27 28

226

Karl Fischer

Abb. 4: Erhard Schön (Zeichner) und Hans Guldenmund (Drucker und Verleger): Die belagerte Stadt Wien (kopiert von Albert Camesina) (ÖNB Wien, Pk 2598, 4).

trafactur der belegerung Wienn“ veröffentlichen, doch wurde ihm dies im Februar 1530 vom Nürnberger Rat wegen des Privilegs für Meldeman untersagt, ja er musste sogar seine bereits angefertigten Druckstöcke abliefern35. Anscheinend hatte er das Projekt danach nicht mehr verfolgt, jedenfalls gibt es keine entsprechende Publikation. Hingegen haben sich in der Sammlung Derschau vier entsprechende Holzstöcke erhalten, von denen keine Abzüge aus dem 16. Jahrhundert bekannt sind36. Ein späterer Abzug befindet sich heute im Wien Museum37. Diesen hat Albert Camesina 1869 kopiert, als er sich noch im Besitz von Theodor von Karajan befand. Die lithographischen Abzüge dieser Kopie (Abb. 4) wurden den Mitgliedern des „Altertumsvereins zu Wien“ anlässlich der Generalversammlung 1869 überreicht38. Als Zeichner der Abbildung gilt der auch sonst vielfach mit Guldenmund zusammenarbeitende Erhard Schön39. Die vogelschauartige Darstellung fand wenig Zustimmung. Bereits Karl Lind konstatierte, dass ihr Wert „nur durch den Mangel jeder Correctheit in der Darstellung geschmälert wird“. Er ging von einer Südansicht aus, vermutete den Standort der Aufnahme „von einer bedeutenden Höhe, wahrscheinlich südöstlich der Spinnerin am Kreuze“, kritisierte die große Verzerrung, wodurch auch die Donau dargestellt wurde, und stellte   Timann, Untersuchungen 128f.   Ebd. 139f. 37  Ebd. 140 mit Anm. 186; Wien 1529 63 Nr. 149; WM, Inv. Nr. 31.089. 38  Lind, Vortrag VIIIf. 39  Timann, Untersuchungen 140, nicht Eberhard Schön, wie bei Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 55 Nr. 24. Siehe zu ihm Mielke, Schön. 35 36



Die Meldeman-Rundansicht im Rahmen der zeitgenössischen Darstellungen der bedrohten Stadt 227

bei der Kirche des St. Nikolausklosters, der Kirche Maria Stiegen und dem Stephansdom „große Ähnlichkeit“ mit der bekannten Wien-Ansicht der Schedelschen Weltchronik fest40. Bei Kábdebo heißt es dann schon, Guldenmund „begnügte sich nach dem Vorbilde, welches ihm Schedl’s Chronik bot, ein Bild der Stadt Wien zu entwerfen, und schmückte dieses mit solchen Darstellungen, wie sie ihm bei Durchlesung der gleichzeitigen Relationen die Phantasie vormalte“. Auch er ging von einem Blick „von der Südseite aus; den Standpunkt der Aufnahme hat sich der Künstler auf einer Höhe, etwa der heutigen Matzleinsdorferkirche gedacht“, und betonte die „verschobene Perspektive“. Die Gebäude entsprängen der Phantasie und wären willkürlich angeordnet, „so sind auch die Thürme von St. Stephan und Maria Stiegen am verkehrten Standorte eingezeichnet“41. In der Folge blieb die Literatur im Wesentlichen bei der Meinung, die Abbildung beruhe auf dem Holzschnitt in der Schedelschen Weltchronik42. Vieles an der Kritik ist richtig, vor allem die Wiedergabe der Bebauung entspricht kaum den Gegebenheiten, sondern ist rein schematisch ausgeführt. Anderes kann aber zumindest relativiert werden, wenn man sich etwas auf die Darstellung einlässt. Es ist davon auszugehen, dass es sich nicht um eine Naturstudie, sondern wie bei den meisten Stadtdarstellungen um eine „konstruierte“ Abbildung handelt, was Lageverzerrungen von vornherein impliziert. Im gegenständlichen Fall wird der Bereich von der Hofburg links über Kärntner-, Stuben- und Rotenturmtor bis etwa zum Salzturm rechts vor Augen geführt, was zwar „nach der Natur“ nicht möglich ist, aber der vermutlichen Absicht entspricht, die besonders umkämpften Partien der Befestigung ebenso zu zeigen wie den Donauabschnitt und die türkischen Kriegsboote. Man muss sich daher die in der Natur verdeckten Bereiche gewissermaßen „herausgeklappt“ vorstellen. In der Mitte der dargestellten Stadtmauer, etwas unterhalb von St. Stephan, sieht man das Stubentor, und damit ist gewissermaßen die Blickrichtung angegeben: Die „Contrafactur“ zeigt Wien nicht von Süden, sondern eher von Osten bzw. eigentlich Ostsüdost43. Dem entspricht auch ungefähr die Ausrichtung von Chor und Schiff von St. Stephan sowie jene von Maria Stiegen (Maria am Gestade), und die beiden Kirchen sind nun auch nicht mehr „am verkehrten Standorte eingezeichnet“. Allerdings sind bei St. Stephan Nord- und Südturm vertauscht (in der Schedelschen Abbildung ist überhaupt nur der Südturm erkennbar), und Maria Stiegen ist seitenverkehrt dargestellt (das mag tatsächlich vielleicht auf ein rasches Kopieren der Schedelschen Abbildung zurückzuführen sein). Auch der grobe Verlauf der Donau entlang des rechten Bildrandes und die Lage des Kahlenberges (heute Leopoldsberg) gewinnen an „Richtigkeit“. Das große Gebäude links, das wohl die Hofburg zeigen soll, hat überhaupt keine Übereinstimmung mit den tatsächlichen Gegebenheiten, andererseits gibt es kleine Details, die doch eine gewisse Ortskenntnis vermuten lassen: Links des Rotenturmtores erkennt man ein kleines Rondell vor der Stadtmauer und davor die Zwingermauer. Mit dem Kirchlein rechts des Stubentors könnte (bei aller Vorsicht!) eventuell die Wolfgangkapelle gemeint sein44. Links im Vorstadtbereich kann man erkennen, 40  Lind, Vortrag IX. Ich kann auf beiden Blättern das Nikolauskloster gar nicht eruieren und erkenne beim Stephansturm geringe, aber bei Maria Stiegen durchaus „große Ähnlichkeit“ (K. F.). 41   Kábdebo, Antheil 103f. 42  Siehe Czeike, Wiener Stadtbild 1. Teil, II/34f.; auch Timann, Untersuchungen 140. 43  Ich muss mich hier korrigieren, als ich früher den fiktiven Standort des Betrachters weiter rechts, etwa im Osten bis Nordosten der Stadt angenommen habe: Fischer, Kartographische Darstellung 13; ders., Blickpunkt Wien 104. 44  Siehe zu dieser Perger–Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen 92f.

228

Karl Fischer

wie durch Schießscharten, die in das stehende Mauerwerk der Brandruinen gebrochen worden waren, mit Handfeuerwaffen aus der Deckung herausgeschossen wird, ein Motiv, das – von der Stadt her gesehen – Meldeman in seinem Plan ebenfalls zeigt und auch in seinem „kurtze[n] bericht“ erwähnt45. Wie bei Meldemans Rundansicht ist auch hier das Blatt gefüllt mit Türkenzelten und den verschiedensten Szenen, von Ausfällen und Sturmversuchen über die Abriegelung von Breschen, Feuergefechte und streifende Reiter bis zu Lagerszenen und herumliegenden Kadavern. Manche Details werden auch in dem Gedicht von Hans Sachs erwähnt, zu dem der Holzschnitt ja erscheinen sollte46. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Guldenmunds Holzschnitt zwar einen gewissen Realitätsgehalt aufweist, aber keinesfalls den Quellenwert der Rundansicht Meldemans hat. Er ist weitgehend schematisch gezeichnet und enthält relativ wenige topographische Informationen. Er weist aber auch nur wenige Parallelen zur Wien-Ansicht aus der Schedelschen Weltchronik auf und kann nicht nur nach dieser entstanden sein. Schön und Guldenmund dürften also sehr wohl über zusätzliche Informationen, vielleicht auch über örtlich angefertigte Skizzen verfügt haben.

4. Eine Federskizze des Kärntner Tors von Wolf Huber Als wesentlich informativer zu bezeichnen ist dagegen eine Federzeichnung, die Wolf Huber47 1530 in Wien angefertigt hat. Huber war einerseits „fürstbischöflicher Hofmaler“ des Herzogs Ernst von Bayern, der 1517–1540 das Bistum Passau administrierte. Andererseits war er im Februar 1529 von Graf Niklas II. von Salm, dem Sohn des Verteidigers von Wien, zum Baumeister für den Umbau des Schlosses Neuburg am Inn bestellt worden. In dieser Doppelfunktion dürfte er 1530 im Gefolge des Herzogs nach Wien gekommen sein, als dieser der Beisetzung des am 4. Mai 1530 verstorbenen Grafen Niklas I. von Salm beiwohnte48. Es hat sich eine mit „1530“ bezeichnete Federzeichnung Hubers erhalten, die sich heute in der Wiener Albertina befindet49. Sie zeigt einen Ausschnitt Wiens von Süden, etwa vom Bereich der Wiedner Hauptstraße aus gesehen. Deutlich sind das Kärntner Tor und der dazugehörige Turm zu erkennen, dahinter der Stephansdom mit Südturm und Heidentürmen. Das Türmchen davor könnte zur Maria-Magdalena-Kapelle oder vielleicht doch eher zur Kirche der Johanniter (heute: Malteserkirche) gehören50. Links erblickt man die Kirche des Clarissenklosters St. Clara (später Bürgerspitalskirche), der große Platz rechts davon ist der Neue Markt51. Bei der Kirche links im Hintergrund könnte es sich um Maria am Gestade handeln, allerdings weist sie nicht den markanten Turmhelm auf. Beiderseits des Kärntner Tors ist die stark beschädigte Stadtmauer zu erkennen. Im Vordergrund sieht man die zwischen zwei Gebäuden aufgeworfenen Schan  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [7] lit. F.   Timann, Untersuchungen 140. 47   Siehe zu ihm Winzinger, Wolf Huber. 48   Ebd. 1 20f., 108f. 49   Albertina, Wolf Huber, Ansicht von Wien 1530, Inv.-Nr. 26159; Digitalisat dort, Abfragemaske unter http://sammlungenonline.albertina.at/. Beschreibung bei Winzinger, Huber 1 108f. Nr. 86, Abbildung ebd. 2 Nr. 86; siehe auch Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 56f. Nr. 27. 50  Eher nicht St. Anna, wie bei Winzinger, Huber 1 108, vermutet wird. 51  Ebd. 1 108 hatte er den Platz Am Hof angenommen, der aber viel weiter entfernt liegt. 45 46



Die Meldeman-Rundansicht im Rahmen der zeitgenössischen Darstellungen der bedrohten Stadt 229

zen und Geschütze, doch ist zu bezweifeln, dass rund ein halbes Jahr nach der Belagerung dort noch Geschütze standen, die ja einen beträchtlichen – sowohl militärischen als auch materiellen – Wert hatten. Es ist schwer zu entscheiden, ob damit jene schwere Batterie angedeutet werden sollte, die ostwärts des Laßlaturms gestanden war und vor allem den Kärntner Turm bekämpft hatte52, und die auch in der Meldeman-Rundansicht eingezeichnet ist. Dann wäre das Vorgelände sehr stark verkürzt dargestellt worden. Es handelt sich bei der Federzeichnung um eine rohe Skizze, eine „ganz ohne künstlerische Absicht gefertigte Bildnotiz“53. Umso mehr kann man daher die Wiedergabe des zentralen Bildmotivs, des Kärntner Tors samt Turm und angrenzenden Stadtmauern für realistisch halten.

5. Das Grabmal des Niklas Salm Ferdinand I. ließ seinem Obersten Feldhauptmann Niklas Graf Salm54 ein prächtiges Grabdenkmal in der Dorotheerkirche errichten, das nach mehrfacher Transferierung 1879 durch den „Altertumsverein zu Wien“ in der Wiener Votivkirche aufgestellt wurde55. Das Werk gilt als Arbeit des Loy Hering bzw. seiner Werkstatt. An den Seitenwänden der Tumba befinden sich zwölf Reliefplatten, welche die Kriegstaten Salms darstellen. Zwei davon sind der Belagerung Wiens gewidmet. Eine davon an der Schmalseite der Tumba (Abb. 5)56 zeigt die Stadt und Sturmangriffe auf die Breschen in der Stadtmauer beiderseits des Kärntner Tors. Vielleicht sollte der vierte und letzte Sturm am 14. Oktober dargestellt werden. Es ist aber auch erwägenswert, dass dieser Abschnitt für Salm persönlich von besonderer Bedeutung war, da er ja am 9. Oktober 1529 gerade in diesem Bereich seine Verwundung erhalten hatte, an der er später starb57. Die zweite Platte (da die Tumba nahe an die Wand gestellt wurde, leider nicht zugänglich)58 zeigt eine ähnliche Ansicht Wiens wie die erste, im Vordergrund links jedoch das Zelt des Sultans und in der Mitte diesen selbst zu Pferde (er hatte am 13. Oktober die Breschen besichtigt)59. Die Frage nach dem Entwerfer der Vorlagen für die Reliefplatten beantwortete Franz Winzinger mit: Wolf Huber. Es läge ja nahe, dass der Sohn des verstorbenen Niklas I. die Ausführung der Arbeit überwachte und seinen „Hofkünstler“ mit dem Entwurf beauftragte60. Überdies habe sich zum Relief der Schlacht von Pavia eine entsprechende Vorzeichnung erhalten61, die Wiener Skizze Hubers erweist sich als Studie für die Reliefs, und es sei zu schließen, dass mehrere Aufnahmen von verschiedenen Standorten aus gemacht   Hummelberger, Wiens erste Belagerung 23, 63.   Winzinger, Huber 1 108. 54   Siehe zu ihm Johann Newald, Niclas Graf zu Salm; Hummelberger, Wiens erste Belagerung 50–54. 55   Schikola, Wiener Plastik 85–87; Hummelberger, Wiens erste Belagerung 53f.; Winzinger, Huber 1 66–68, 189–191; Wien 1529 38–41 Nr. 94/1–5; siehe auch den Beitrag „Salmgrab“ bei Wien-GeschichteWiki. 56   Eine Abbildung auch in Wien Geschichte Wiki s. v. Salmgrab. 57   Hummelberger, Wiens erste Belagerung 26. 58   Ein Bildausschnitt dieser Platte in Wien Geschichte Wiki s. v. Salmgrab. 59  Das Wien Museum besitzt bronzierte Gipsabgüsse der beiden Reliefplatten, Inv.-Nr. 31.570 und 17.619, siehe Wien 1529 40 Nr. 94/4–5. Zu den Ereignissen siehe Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 26f.; Hummelberger, Wiens erste Belagerung 27–30. 60   Winzinger, Huber 1 67. 61   Ebd. 1 34–38, 107f. 52 53

230

Karl Fischer

Abb. 5: Reliefplatte an der Schmalseite der Tumba des Niklas von Salm aus der Votivkirche (Foto: Karl Fischer 2019).

worden seien62. Es ist aber – auch wenn man eine Gesamtplanung durch Wolf Huber für wahrscheinlich hält – denkbar, dass man pragmatisch vorging und verschiedene, vielleicht schon vorhandene Vorlagen nutzte, die von unterschiedlichen Händen stammten. So wurde etwa für das Relief des venezianischen Krieges eine Zeichnung von Melchior Feselen als mögliche Vorlage ins Spiel gebracht63. Vergleicht man nun die Wien-Skizze Hubers mit der Relieftafel und zieht die im Folgenden besprochene Zeichnung von Barthel Beham hinzu, hält man eher letztere für die Vorlage der beiden Reliefs.

6. Barthel Behams Federzeichnung als Vorlage für die beiden Wien-Reliefs des Salm-Epitaphs und Parallelen zur Meldeman-Rundansicht Das Wien Museum besitzt eine lavierte Federzeichnung des Barthel Beham, bezeichnet rechts unten Bertholome Behem und links oben Vienna Obsessa a Solimanno anno domini 1529, also eine Darstellung der „Belagerung Wiens durch die Osmanen“64 oder das „Feldlager der Türken vor Wien“65, beides fingierte Titel (Abb. 6). Sie zeigt die Stadt und den Vorstadtbereich etwa von Süden, links im Hintergrund der Kahlenberg, rechts die Stubentorbrücke über den Wienfluss und die Vorstadt Landstraße. Im Großen ist die   Ebd. 1 67, 108f.   Schikola, Wiener Plastik 86f. 64 So Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 56f. 65  So Wien 1529 62f. Nr. 150, mit Abbildung; siehe auch May, Wien in alten Ansichten 14f., Tafel 6; Czeike, Wiener Stadtbild 1. Teil, II/35f. 62 63



Die Meldeman-Rundansicht im Rahmen der zeitgenössischen Darstellungen der bedrohten Stadt 231

Abb. 6: Barthel Beham (lavierte Federzeichnung): Feldlager der Türken vor Wien (WM, Inv. Nr. 97.022).

232

Karl Fischer

Darstellung recht stimmig, im Detail ist natürlich manches fragwürdig (z. B. St. Stephan) bzw. schematisch dargestellt. Vor dem deutlich erkennbaren Kärntner Tor sieht man den Laßlaturm im Bereich der Wieden, weiter im Vordergrund (Süden) die Bildsäule „Spinnerin am Kreuz“ und rechts davon das Hochgericht. Den ganzen Vorder- und Mittelgrund nehmen Darstellungen des ausgedehnten Zeltlagers und des Lagerlebens bzw. der Kampfhandlungen und auch Gräueltaten ein. Links im Vordergrund die Zeltburg des Sultans, rechts ein Kirchturm voll mit Zuflucht suchenden Menschen. Hier wird eine örtliche Zuordnung jedoch schwierig. Wenn an Inzersdorf gedacht wurde, das natürlich südlich der Spinnerin am Kreuz liegt66, verhindert der Wienerberg den Blick auf die Stadt, da Inzersdorf südlich unterhalb davon liegt. Zudem lag die Zeltburg des Sultans ja im Bereich (Kaiser-)Ebersdorf. Das heißt, entweder haben wir es hier mit einer völlig willkürlichen Konstruktion ohne Realbezug zu tun, oder das Blatt setzt sich motivisch aus zwei Teilen zusammen, die zeichnerisch ineinander übergehen: oben die Stadtansicht, unten das Lager des Sultans. Ähnliches gilt für den Kirchturm. Timann vermutete, er gehöre zu Petersdorf (Perchtoldsdorf )67, doch auch hier stimmt die Lage nicht, und der dortige Turm sieht völlig anders aus. Anscheinend wurden wichtig erscheinende Motive gefällig arrangiert68. Vergleicht man den oberen Teil der Federzeichnung mit der Reliefplatte von der Schmalseite des Salm-Grabes, fallen einige Ähnlichkeiten ins Auge. Vor allem ist die Blickrichtung gleich. Dann ist die Komposition des Bereichs St. Stephan, Kärntner Tor mit Turm, Wienflussbrücke und Laßlaturm fast identisch, wenn auch im Detail unterschiedlich ausgeführt. Links ist die Hofburg mit ihren Türmen in beiden Fällen etwas phantasievoll ausgeführt, dahinter wird die Stadtmauer etwas Richtung Stadt eingezogen und springt danach wieder heraus (wofür sich in der Realität keine Entsprechung findet), mit einem mächtigen Turm an der äußeren Ecke (Judenturm oder Turm im Elend?). Die zweite Reliefplatte ist ähnlich ausgeführt, die dort links unten dargestellte Zeltburg des Sultans hat wiederum große Ähnlichkeiten mit der auf der Federzeichnung (aber auch mit der auf der Meldeman-Rundansicht, was auch ganz einfach daran liegen kann, dass sie vielleicht so aussah). Insgesamt scheint die Federzeichnung Behams doch wesentlich mehr Ähnlichkeiten mit den Darstellungen auf den Reliefplatten zu haben als jene Wolf Hubers, sodass eine Beteiligung Barthel Behams am Entwurf für diese Platten anzunehmen ist69. Schließlich sei noch exemplarisch auf einige Detailmotive hingewiesen, die sowohl in der Meldeman-Rundansicht als auch in der Zeichnung Behams vorkommen und offenbar besonders beeindruckt haben oder typisch waren (Abb. 7). So waren die in Uferböschungen oder Erdhügel eingegrabenen Backöfen anscheinend besonders bemerkenswert. Aber vor allem sind es die Grausamkeiten, die faszinierten. Das Hochgericht neben der Spinnerin am Kreuz hängt voller Leichen. Gefangene werden erschlagen, Kinder auf Zäunen gepfählt. Czeike schrieb dazu: „Natürlich dürfen auf dem Plan die Greueltaten der Türken nicht fehlen, ja, Meldemann hat, wie es scheint, auf deren Abbildung außerordentliche Sorgfalt verwendet. War es die Spekulation auf ein sensationslüsternes Publikum, von dem man erwarten konnte, es werde mit leichtem Schauern, doch befriedigt, weit genug   Czeike, Wiener Stadtbild 1. Teil, II/35; Wien 1529 63 Nr. 150.   Timann, Untersuchungen 140. 68  Siehe auch ebd. 137f. 69  So schon Fischer, Kartographische Darstellung 12; ders., Blickpunkt Wien 106. 66 67



Die Meldeman-Rundansicht im Rahmen der zeitgenössischen Darstellungen der bedrohten Stadt 233

Abb. 7: Bemerkenswerte Motive als Stereotype (links Federzeichnung Barthel Behams, rechts MeldemanRundansicht, Details): eingegrabene Backöfen, Hochgericht und Spinnerin am Kreuz, Gräueltaten wie Ermordung Gefangener und Pfählung von Kindern (WM).

vom Schuß zu leben, zerstückelte christliche Gefangene und aufgespießte Kinderleiber betrachten? Wir haben sicherlich kein Recht, uns mit moralischer Entrüstung ein Urteil anzumaßen.“70

7. Überblick über spätere Darstellungen Die Herausgabe von Abbildungen, die auf die Türkenbelagerung Bezug nehmen, blieb nicht auf den Zeitraum 1529/1530 beschränkt. Hier soll nun noch ein gedrängter Überblick über die spätere Produktion gegeben werden, ohne dass Vollständigkeit angestrebt wird.

70

  Czeike, Wiener Stadtbild 1. Teil, II/33.

234

Karl Fischer

Der zweite Vorstoß des osmanischen Heeres 1532 war Thema einer 1539 in Nürnberg von Hieronymus Formschneider bzw. Hieronymus Andreae herausgebrachten „Relation“, der mehrere Holzschnitte Michael Ostendorfers beigegeben wurden. Einer davon stellt die Musterung der Reichstruppen im Marchfeld am 3. Oktober 1532 durch Karl V. dar, allerdings seitenverkehrt71. In der rechten Bildhälfte findet sich Wien. Es handelt sich um eine Ansicht von Norden, die trotz schematischer Darstellungsweise etliche topographische Gegebenheiten treffend wiedergibt. Erkennbar sind vor allem die Stadtmauer mit vorgelegter Zwingermauer, Rotenturm-, Salz- und Werdertor sowie St. Stephan und Maria am Gestade. 1544 erschien in Basel die erste Ausgabe der „Kosmographie“ Sebastian Münsters 72. Als dieser 1550 bereits die fünfte Ausgabe herausbrachte73, wies der langatmige Titel auch darauf hin, dass sie 46 Stadtansichten enthielt, davon „bey dreissig auß Teutscher nation“. Auch eine Abbildung Wiens befindet sich darunter, wobei der Titel des Blattes ausdrücklich auf die überstandene Belagerung hinwies: „Wien die hauptstatt im ertzhertzogthumb Osterreich, aller weldt wol bekandt, des gewaltigen widerstandshalb, so sie zu unsern zeiten hat wider den grimmigen fyend [!] der Christenheit gethan.“ Innerhalb des Bildrahmens wird der Himmel oberhalb der Stadt von einem übermächtigen Schriftband bedeckt: „Anno Domini 1548. Vienna Austriae hunc habuit situm“74. Das Monogramm „HRMD“ unten in der Mitte verweist auf den Zeichner Hans Rudolf Manuel Deutsch, weiter rechts das „HH“ auf den Formschneider Heinrich Holzmüller75. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine ziemlich genaue Kopie einer von zwei Ansichten, die Augustin Hirschvogel 1547 veröffentlicht hatte76. Hirschvogel war von der Stadt im Zusammenhang mit dem anlaufenden Ausbau der Fortifikation mit der Erstellung eines Stadtplans beauftragt worden77, und in diesem Zusammenhang sind wohl auch die beiden Ansichten entstanden78. Dabei handelte es sich um je eine panoramaartige Ansicht aus Norden und aus Südwest (es hat sich eingebürgert, von Südansicht zu sprechen). In beiden Fällen hat Hirschvogel nur die topographischen Gegebenheiten abgebildet und die Namen der wesentlichen Kirchen angegeben. Dabei kann man erstmals von wirklicher topographischer Exaktheit sprechen. Von den Türken war bei Hirschvogel nirgends die Rede. Als jedoch Wolfgang Lazius79 im Folgejahr die Nordansicht an Münster über71   Warhafftige beschreibung des andern Zugs (Nürnberg 1539); Lind, Heerschau; Fischer, Blickpunkt Wien 105f.; Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 59 Nr. 32; Wien von oben 138f., mit großer Abbildung. 72  Ein erster Überblick über dieses umfangreiche Projekt mit Literaturangaben in Wikipedia: https:// de.wikipedia.org/wiki/Cosmographia_(Sebastian_Münster) [17. 9. 2019]. 73  Münster, Cosmographei Oder beschreibung. 74   Ebd. 823–825; Fauser, Repertorium Nr. 15353; Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 61f. Nr. 38. 75   Siehe dazu in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Cosmographia_(Sebastian_Münster)# Vorlagenzeichner_und_Stecher [13. 6. 2020]. 76  Fauser , Repertorium Nr. 15352 und 15353; Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 59f. Nr. 33–34. 77  Es ist hier nicht die Gelegenheit, in diesem Zusammenhang auf die regelrechten Stadtpläne einzugehen, die ab 1547 in größerer Anzahl erschienen sind. Auf die Auflistung bei Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 46–82, wurde ja bereits mehrfach verwiesen. Nach dieser auch eine „Liste von Plänen und Ansichten von Wien“ in Wien-Geschichte-Wiki. 78  Zu Hirschvogels Stadtplan und seinen Langansichten Fischer, „Mit schüessen“; ders., Hirschvogels Stadtplan; ders., Hirschvogels Stadtansichten; Wien von oben 54, 134f.; die beiden Ansichten sind abgebildet in: Historischer Atlas von Wien (2007) Karte 5.1/1547, sowie in: Opll–Krause–Sonnlechner, Wien als Festungsstadt 316f., Tafeln 4–5; siehe auch ebd. 484 Nr. 3–4. 79  Zu ihm siehe zuletzt Svatek, Wolfgang Lazius.



Die Meldeman-Rundansicht im Rahmen der zeitgenössischen Darstellungen der bedrohten Stadt 235

mittelte80, scheint – wohl von Lazius selbst – der Hinweis auf die Türkenabwehr hinzugefügt worden zu sein. Auch mit der Bezeichnung „Vienna Austriae“ dürfte er im Übrigen den Titel seiner 1546 erschienenen Stadtgeschichte aufgreifen81. Etwas später hatte die Ansicht aus Südwest („Südansicht“) ein gleiches Schicksal. Sie diente 1572 als Vorlage für die Wien-Ansicht im Städtebuch von Braun und Hogenberg82 und erhielt den Titel „Vienna Austriae Metropolis, urbs toto orbe notissima celebratissimaq(ue) unicum hodie in oriente contra saevissimum turcam invictum propugnaculum“. Auch hier wurde das Türkenmotiv also deutlich hervorgehoben. Die Darstellung wurde vermutlich von Georg Hoefnagel gezeichnet und von Frans Hogenberg graviert. Da die Ansicht in den Proportionen etwas „höher“ werden sollte als die Hirschvogelsche Vorlage, wurde im Vordergrund eine Landschaft mit Pferdewagen und Reiter hinzugefügt83. Diese Darstellung fand mit dem Braun–Hogenbergschen Städtebuch weite Verbreitung und wurde daher mehrfach nachempfunden. In diesem Zusammenhang sei hier noch verwiesen auf die „Conterfactur wie die Hauptstad Wien in Österreich vom Turcken ist belegert gewest. Anno 1529“84, die in der Ausgabe von 1604 der „Chronologia“ des Hieronymus Ortelius erscheint85. Die Stadtansicht aus Südwesten sieht man hier nunmehr bereits aus dritter Hand (nach Hirschvogel und der Abbildung bei Braun–Hogenberg). Der Vordergrund vor der Stadtansicht wird nochmals stark erweitert, um dort das osmanische Heer in Aktion treten zu lassen und das Lager zu zeigen. Dabei spielt die Lagegenauigkeit, die ja bei Hirschvogel sehr hoch war, nun keinerlei Rolle mehr. Ein Fluss, den man von seiner Lage her für den (sehr breit dargestellten) Wienfluss halten könnte, wird mittels des Buchstabens „R“ und der beigefügten Legende als „Ein Arm von der Thonau“ ausgegeben, und ganz links, mit „S“ ausgewiesen, findet sich die Zeltburg des Sultans („Turckis: Keysers Gezelt“). Das wäre dann, geht man von der ursprünglichen Ansicht Hirschvogels aus, ziemlich im Westen der Stadt, während sie sich tatsächlich ja weit im Osten befand. Wie sehr das Image Wiens um die Mitte des 16. Jahrhunderts bereits mit dem „Türkenmotiv“ verbunden war, zeigt auch ein erst vor wenigen Jahren in das Bewusstsein der Wiener Forschung gerücktes Fresko im Palazzo Lantieri zu Görz/Gorizia, das die Belagerung Wiens durch die Osmanen zum Inhalt hat. Es zeigt Wien von Norden, durch den Stephansdom eindeutig identifiziert. Besonderes Augenmerk wurde auf die Stadtbefestigung und auf Truppendarstellungen gelegt. Dennoch ist das Fresko von einer topographischen Genauigkeit weit entfernt86. Das Gegenteil ist der Fall bei der von Hanns Lautensack87 1558 angefertigten Radierung „Der Untergang von Sanheribs Heer. Allegorie auf den Sieg über die Türken   Münster, Cosmographei 823.   Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 18. 82   Braun–Hogenberg, Civitates Karte 41; Fauser, Repertorium Nr. 15355. 83   van der Krogt, Stadtansichten und Pläne 89 Nr. I-1, mit Hinweisen auf die ältere Literatur; Opll– Stürzlinger, Wiener Ansichten 72 Nr. 53 (mit irriger Angabe „Georg Braun – Frans Hogenberg“ als Urheber der Ansicht). 84   Fauser , Repertorium Nr. 15348; Sturminger, Bibliographie Nr. 3319; Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 79f. Nr. 61. 85   Ortelius [Oertl], Chronologia (vor S. 49); Sturminger, Bibliographie Nr. 297. 86  Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 30–45 (unter dem Titel: Eine bislang unbekannte Ansicht der Wiener Türkenbelagerung von 1529 im Palazzo Lantieri zu Gorizia/Görz aus der Mitte des 16. Jahrhunderts) und 62 Nr. 39. 87  Nicht Hans Sebald Lautensack, siehe dazu Schmitt, Lautensack 729. 80 81

236

Karl Fischer

vor Wien“88. In der Literatur kommt ab 1854/1856 die Form „Sennacherib“ vor89, beispielsweise als „Untergang des Assyrerkönigs Sennacherib“90 oder „Strafgericht gegen den Assyrerkönig Sennacherib“91 bezeichnet. „Die deutsche Namensform ‚Sanherib‘ ist aus dem Hebräischen der Bibel übernommen. Luther übertrug ‚Sennacherib‘“92. Gemeint ist jene alttestamentarische Episode, in welcher der Engel Gottes bei der Belagerung Jerusalems über Nacht 185.000 Mann aus dem Heer Sanheribs erschlug, sodass die Belagerung aufgehoben werden musste93. In Wien sind drei Exemplare der Radierung bekannt. In der Albertina befindet sich ein Exemplar mit der Jahreszahl 155894. Dieses scheint vollständig zu sein. Die untere Hälfte der Darstellung zeigt im Vordergrund das ausgedehnte Lager mit zahlreichen (türkisch anmutenden) Zelten und dem Heer in wilder Panik, „inmitten Sennacherib auf seinem Kriegswagen“95, vor dem Hintergrund der Stadt Wien, die in dieser Allegorie Jerusalem verkörpert96. Die obere Hälfte gehört der Himmelszone, von dort fährt der Engel Gottes mit gezücktem Schwert aus einem von Wolken umgebenen Strahlenkranz auf das Heer herab. Ansonsten finden sich dort drei reich gezierte Textkartuschen, die aber allesamt leer sind. Das zweite Exemplar der Albertina ist unvollständig: Die obere Hälfte ist weggeschnitten und auch das rechte Drittel fehlt, als Jahreszahl ist nun 1559 angegeben97. Vielleicht hat hier dreißig Jahre nach der Belagerung der „Jubiläumsgedanke“ mitgespielt98. Ein weiteres Exemplar der Ausgabe von 1558 befindet sich im Wien Museum99, doch auch bei diesem ist die obere Hälfte weggeschnitten, sodass der Racheengel, der ja wesentlicher Teil der Handlung ist, fehlt. Es ist bezeichnend für das antiquarische Interesse des 19. Jahrhunderts, dass Albert Camesina, als er die Stadtansicht nach dem Exemplar des Wien Museums reproduzierte, gleich auch das Heerlager im Vordergrund wegließ, da dessen Darstellung „bei ihren zahllosen Anachronismen nicht die geringste Belehrung bietet“100. Jedoch druckte er zwei Texte des Wolfgang Lazius ab, die zu dieser Ansicht gehören101. Die Ansicht wurde von Süden aufgenommen, vermutlich von einem etwas östlicher liegenden Standort als bei der Ansicht Behams, und ist äußerst detailliert. Die einzelnen Objekte werden sehr präzise wiedergegeben, das geht bis hin zur Darstellung der Erdanschüttungen an der noch nicht ausgebauten Stadtmauer beiderseits des Kärntner Tores oder zur Wiedergabe des Maßwerks am Friedrichsgiebel des Stephansdoms neben den 88   So der fingierte Titel bei den „Sammlungen Online“ der Albertina, Abfragemaske: http://sammlungenonline.albertina.at/. 89  Feil, Publication; Camesina, Über Lautensack’s Ansicht. 90  Czeike, Wiener Stadtbild 1. Teil, II/40f.; Czeike spricht fälschlich von einer Stadtansicht aus Südwesten. 91  Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 63 Nr. 41. 92   Deutsche Ausgabe der Wikipedia, https://de.wikipedia.org/wiki/Sîn-aḫḫe-eriba [16. 9. 2019]. 93  2 Könige 19. 94  Albertina, Inv.-Nr. DG1933/2281, Digitalisat dort, Abfragemaske http://sammlungenonline.albertina. at/ [16. 9. 2019]. 95 So Feil, Publication 5. 96  Unwillkürlich denkt man an die Wien-Darstellungen des 15. Jahrhunderts, bei denen die Stadt ebenfalls als Staffage biblischer oder historischer Szenen diente. 97  Albertina, Inv.-Nr. DG1964/178, Digitalisat dort, Abfragemaske http://sammlungenonline.albertina. at/ [16. 9. 2019]. 98  Fischer, Blickpunkt Wien 110. 99  WM, Inv. Nr. 31.041. 100  Camesina, Über Lautensack’s Ansicht 8. 101  Ebd. 18–23.



Die Meldeman-Rundansicht im Rahmen der zeitgenössischen Darstellungen der bedrohten Stadt 237

leeren Langhausgiebeln, die erst 1853/1856 ausgebaut wurden102. Man wird aber vorsichtig sein müssen, wenn man diese Genauigkeit auch im Vorstadtbereich erwartet, da hier vermutlich doch auch gestalterische Zwänge hinsichtlich der Darstellung des Heerlagers bestanden. Auf zwei weitere Arbeiten Lautensacks sei nur pauschal hingewiesen103.

8. Der ganze osmanische Feldzug auf einer Landkarte Im Jahr 2007 entdeckte Günter Schilder, Doyen der Kartographiegeschichte, in einem Sammelatlas einer englischen Adelsbibliothek104 eine „Wandkarte des Türkenzuges 1529“105. Eine spätere Ausgabe dieser Karte, erschienen in Antwerpen nach 1538, war zwar in einer Auflistung von Kartenautoren und ihren Hauptwerken bei Abraham Ortelius in seinem Atlas „Theatrum Orbis Terrarum“ (Antwerpen 1570ff.) angeführt, doch wurde bisher kein Exemplar dieses Drucks gefunden. Die nunmehr entdeckte Ausgabe wurde bereits 1530 bei Christoph Zell in Nürnberg gedruckt, ihr Autor ist Johann (Johannes) Haselberg. Verschiedene Merkmale sprechen dafür, dass Erhard Schön nach dem Entwurf Haselbergs die Reinzeichnung als Vorlage für den Formschneider angefertigt hat. Schön wurde ja auch der Entwurf des Titelbildes des Beiheftes zu dieser Karte106 zugeschrieben, das ebenfalls bei Christoph Zell erschienen ist und in dem vier Mal auf die „bey ligende Charta“ verwiesen wird107. Bei der Karte handelt es sich um einen großformatigen Holzschnitt von sechs Druckstöcken (98,5 x 62 cm), wobei alle Beschriftungen in Typendruck angefertigt wurden. Den langatmigen Titel übersetzten Meurer und Schilder folgendermaßen: „Beschreibung des türkischen Feldzuges gegen die Christenheit im Jahre 1529, nämlich wie der Kaiser der Türken mit Kriegsgerät und einer grossen Menge Reiter und Fusssoldaten zu Lande und zu Wasser von Konstantinopel nach Belgrad gelangt ist und danach den Königssitz Buda belagert und erstürmt hat. Anschliessend hat er Wien in Österreich mit allen Mitteln eingeschlossen und belagert, jedoch ohne Erfolg. Nach unermesslicher Verwüstung im Umland hat er am 15.Oktober die Belagerung aufgehoben und sich zurückgezogen. In den angrenzenden Ländern und Königreichen hätte er sich, wie leicht einzusehen ist, nach und nach in die Herrschaft der Christen hineingedrängt.“ Eine Widmung Haselbergs erfolgte an den Kaiser und alle Könige, Fürsten und Stände der christlichen Welt, durch die leicht ein Entschluss zur Zurückdrängung des Feindes gefasst werden könnte. Die Karte ist genordet, dargestellt wird Mittel- und Südeuropa bis hin zu Jerusalem und zu Teilen der nordafrikanischen Küste, wobei Haselberg keine gedruckte Europakarte als Vorbild nutzte, sondern die Karte aus verschiedenen Vorlagen kompilierte. Dadurch und auch, weil der Feldzug als Hauptthema der Karte im Vordergrund stehen   Kunstdenkmäler Österreichs. Wien I. 188.   Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 63f. Nr. 42–43. 104   Bibliothek in The Coke Estates in the possession of The Earl of Leicester at Holkham Hall, Norfolk/ England. 105   Haselberg, Descriptio Expeditionis. Siehe dazu: Meurer–Schilder, Wandkarte (2009); dies., Wandkarte (2010). Die folgenden Ausführungen basieren auf diesem Artikel. Siehe auch Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 57f. Nr. 29. 106  Haselberg, Des Türckischen Kaysers Heerzug. 107   Für Zell war das der Einstieg in die Kartenproduktion. Es sind vier weitere Landkarten bekannt, die er als Verleger herausgebracht hat, alle in der gleichen Technik (Holzschnitt mit Typendruck), aber von besserer Qualität als das Erstlingswerk. 102 103

238

Karl Fischer

sollte, kamen verschiedene Verzerrungen und Fehler zustande. Der Inhalt kann hier nur sehr auszugsweise und kursorisch vorgestellt werden. Der Zug der Armee ist sowohl im Vormarsch wie im Rückzug bildlich dargestellt, die großen Städte werden durch mehr oder weniger stilisierte Miniaturveduten verkörpert, die wichtigen Ereignisse durch Texte erläutert. Es geht von Konstantinopel über Belgrad bis Budapest, das belagert und eingenommen wird, dann weiter nach Wien, wo im Süden der Stadt um das Zelt des „Capitaneus Turcae“ das Lager errichtet wird, und schließlich – das Heer ist nun bedeutend kleiner – über Budapest wieder zurück. An verschiedenen passenden Stellen sind die in der Widmung angesprochenen Könige mit Listen der Städte ihrer Reiche dargestellt. Entsprechend der Widmung befindet sich am oberen Kartenrand ein Wappenfries mit den Wappen des Kaisers, der Könige und der Kurfürsten. Maßstab ist keiner angegeben, die Himmelsrichtungen sind teils durch Beschriftung, teils durch Windköpfe bezeichnet, zwischen Italien und Griechenland befindet sich eine unbeschriftete Windrose. Insgesamt ordnen Meurer und Schilder die Karte dem Typus der bildhaften Kriegstheater-Karte zu. Hier interessiert natürlich besonders die Darstellung der Belagerung Wiens besonders. Da sie überproportional viel Platz beansprucht, kommt es hier zu besonders starken Verzerrungen. So befinden sich Krems, Znaim/Znojmo und Freistadt östlich, Deggendorf (!) nördlich sowie Linz, Passau, Ingolstadt und Nürnberg gleich westlich der Stadt. Wenn östlich der Donau, im Marchfeld, Wiener Neustadt, Eisenstadt, Baden, St. Pölten und Klosterneuburg angeführt werden, dürfte es sich nicht um falsche Einzeichnung, sondern um eine Städteliste „Österreichs“ handeln. Wien selbst in seinem Mauerring wird von Süden gezeigt, umflossen von der Donau und im Westen vom Wienerwald begrenzt. Klar erkennbar sind der Kahlenberg (Leopoldsberg) mit seiner Burg, der Stephansturm (obgleich sehr stilisiert gezeichnet), südlich davor das Kärntner Tor samt Turm und wiederum südlich davor der Laßlaturm sowie im Osten das Stubentor, die übrige Stadt sowie der Vorstadtbereich (Kärntner Vorstadt) sind schematisch dargestellt. Das Zelt des „Capitaneus Turcae“ befindet sich ganz im Süden, zahlreiche Zelte, Truppenformationen zu Fuß und zu Pferd, Geschützbatterien und Donauboote werden gezeigt108. Vergleicht man nun die Landkarte von Haselberg und Zell mit der Rundansicht Meldemans, ergeben sich einige formale Parallelen. Natürlich sind das Thema und das Grundschema unterschiedlich: hier gesamter Feldzug auf genordeter Landkarte über weite Teile Europas, dort nur Darstellung der Belagerung in grob nach Süden ausgerichteter panoramaartiger Rundansicht eines kleinen topographischen Bereichs. In beiden Fällen wird der Inhalt aber gleich, nämlich bildhaft und vogelschauartig dargestellt. Beide Arbeiten sind im selben Jahr in Nürnberg veröffentlicht worden, beide sind Holzschnitte (in beiden Fällen von sechs Stöcken) mit Texterläuterungen in Typendruck. Beide zeigen zeitlich verschiedene Phasen des historischen Geschehens nebeneinander. Bei beiden hat die inhaltliche Darstellung Vorrang vor topographischer Genauigkeit (sofern eine solche überhaupt möglich war). Beide ehren die Widmungsträger durch Wiedergabe ihrer Wappen: bei Haselberg-Zell letztlich die europäischen christlichen Herrscher, bei Meldeman die Stadt Nürnberg, doch wird bei letzterem auch der Stadtherr der belagerten Stadt, Ferdinand I., durch die Wappen seines (beanspruchten) Herrschaftsbereiches direkt apostrophiert: Ungarn, Böhmen, Österreich und Wien. Schließlich sind beide Arbeiten mit erläuternden Begleitschriften herausgekommen. 108

  Siehe auch Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 58.



Die Meldeman-Rundansicht im Rahmen der zeitgenössischen Darstellungen der bedrohten Stadt 239

Zusammenfassung Die Belagerung Wiens durch das osmanische Heer rief überregionales Interesse hervor. Daher kam es rasch zu einer großen Anzahl von Publikationen: Relationen, Flugblätter und graphische Einblattdrucke erschienen in rascher Folge. Viele davon kamen in Nürnberg oder Augsburg heraus. Vielen der damals erschienenen Broschüren ist gemeinsam, dass sie auf der Titelseite eine meist nur symbolische Abbildung zum Kampfgeschehen oder zur Belagerung zeigen. Davon abgesehen gibt es einige Darstellungen, die einen höheren Realitätsgehalt für sich in Anspruch nehmen können. Als erstes ist hier die Rundansicht Meldemans zu nennen, bei der sowohl im Titel als auch in einer der beiden Begleitschriften dieser Realitätsanspruch ausdrücklich erhoben wird. Die runde Darstellungsform ergibt sich aus der Aussage, die Abbildung (bzw. die Vorlage dazu) sei vom Stephansturm aus „zu den vier fenstern herauß“ – sprich: in alle vier Himmelsrichtungen gesehen – aufgenommen worden. Ein Holzschnitt nach Entwurf von Erhard Schön, den Hans Guldenmund einer Reimchronik des Hans Sachs beigeben wollte, wurde zwar fertiggestellt, durfte aber wegen eines Privilegs für Meldeman nicht verbreitet werden. Er ist nicht so falsch, wie in der Literatur vielfach behauptet, sondern eine konstruierte Ansicht von Osten bzw. eigentlich Ostsüdost, nicht sichtbare Bereiche der Stadtmauer wurden herausgeklappt. Vieles ist aber tatsächlich nur schematisch dargestellt. Zwei Federzeichnungen aus 1529 bzw. 1530 von Barthel Beham und Wolf Huber wurden nicht veröffentlicht, stehen aber in Beziehung zu zwei Reliefplatten des Grabdenkmals für Niklas Salm, das aus der Werkstätte Loy Herings stammt. Dabei dürfte eher die Zeichnung Behams als Vorlage gedient haben. Von wirklicher topographischer Exaktheit kann man erst bei den beiden Stadtansichten des Augustin Hirschvogel sprechen, der selbst zwar nicht auf die Belagerung Bezug nahm, sehr wohl aber seine Kopisten in den Städtewerken von Sebastian Münster 1550 (Nordansicht) und von Braun und Hogenberg 1572 (Südwestansicht, von dort mehrfach weiter kopiert). Ebenfalls topographisch höchst exakt war die Wien-Ansicht im Hintergrund der Allegorie auf die Belagerung „Untergang von Sanheribs Heer“ bzw. „Strafgericht gegen den Assyrerkönig Sennacherib“ von Hanns Lautensack 1558 bzw. 1559. Im selben Jahr wie Meldemans Rundansicht von Wien erschien auch eine von Johann Haselberg und Christoph Zell herausgegebene Wandkarte des Türkenzuges 1529, die sich zwar inhaltlich und in der Darstellungsweise deutlich von der Rundansicht unterscheidet, aber dennoch eine ganze Reihe von formalen Parallelen aufweist. Schließlich kann konstatiert werden, dass die vorgeführten Abbildungen Wiens – so sehr sie auch mit Mängeln im Einzelnen behaftet sein mögen – doch jeweils voneinander unabhängige Darstellungen sind. Kopien kommen praktisch nur in der Nachfolge der Hirschvogel-Ansichten vor. Es hatte sich aber schon seit dem 15. Jahrhundert gewissermaßen ein Schema herausgebildet, woran man Wien erkennt: Im Wesentlichen handelt es sich dabei um den Turm von St. Stephan, umgeben vom Mauerring der Stadt. Gegebenenfalls kommen noch der Turm von Maria am Gestade und die Hofburg dazu, fallweise auch das Kärntner Tor und der Laßlaturm. Das gilt letztlich auch für die MeldemanRundansicht.

Eingekreiste Zeugen, auf den Kopf gestellte Märtyrer: Bilder des Grauens in Niclas Meldemans Rundansicht Yiğit Topkaya

1. Der runde Blick des Allessehenden „In den Wlden / pergn / vnd auf den Strassen“ hat man die „kinder von einander gehawn oder auf den Spissen stekhendt“, sowie den „Swangern weibern die frücht aus dem leib geschnittn“. Diese grausamen Taten seien Gottes Strafe für die „zwitrachtigkait und unainigkhait“ unter den Christen, damit die Frommen unter ihnen die „straf vnd verhengnus gottes zuherzen vnd ainem Ebenpildt“1 nehmen und sich wieder im Glauben einigen. Die Worte stammen aus der Feder des Kriegssekretärs Peter Stern von Labach. Er war in Wien, als die Stadt 1529 von Sultan Süleyman und dessen Heer für drei Wochen belagert wurde, aber letztlich nicht eingenommen werden konnte. Wenige Wochen nach der Aufhebung der Belagerung publizierte Stern einen Bericht, der zu den wichtigsten schriftlichen Quellen des Ereignisses zählt. Die eingangs zitierten Worte handeln von den Gräueltaten der Türken, die diese im Umland der Stadt, insbesondere im Wiener Wald begangen haben sollen. Dabei greift Stern auf tradierte Grausamkeitstopoi und Gewaltdarstellungen zurück, die nicht nur in Texten und Bildern über Türkenkriege populär waren2. Den Bericht Sterns nutzte auch Niclas Meldeman als Informationsquelle für seine Rundansicht der Belagerung Wiens. Nebst vielen vertrauten Einzelgeschichten nimmt die Visualisierung des Ereignisses auch hinsichtlich Standpunkt und Perspektive die schriftliche Darstellung des Kriegssekretärs als Referenz3: Etwa die Bemerkung Sterns, dass die Stadt ringsum belagert worden sei und man das ganze Geschehen vom Stephansturm aus habe beobachten können4. Diesen Hinweis zur Belagerungsform machte Meldeman zur künstlerischen Herausforderung und übertrug die Darstellung des Ereignisses in ein kreisförmiges Horizontalpanorama. In der konzentrisch gestalteten Rundansicht bildet Wien, repräsentiert durch die überproportional und von der Seite abgebildete Stephanskirche sowie die Stadtmauer, den inneren Kreis. Daran schliesst sich der mittlere Kreis an, in dem die Kampfhandlungen dargestellt sind und das Lager des osmanischen Heeres, auch   Stern von Labach, Belegerung (1529) [26].  Vgl. Tammen, Gewalt im Bilde. 3  Vgl. dazu Topkaya, Augen-Blicke 193. 4  Stern von Labach, Belegerung (1529) [15]. 1 2

242

Yiğit Topkaya

Abb. 1: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Vierteilung der Renegaten im inneren Kreis der Rundansicht (WM, Inv. Nr. 48.068).

hier sich an Sterns Angaben orientierend, im Wiener Umland geordnet platziert ist. Als äußerster Kreis ist der Rand der Rundansicht auszumachen, wo u. a. entlang des Wieners Waldes die Gräueltaten zu sehen sind, von denen Stern berichtet. Es scheint jedoch so, als ob Meldeman Sterns bußtheologische Begründung der türkischen Gräueltaten gleichsam als gedankliche Vorlage für die Visualisierung des Ereignisses von 1529 verwendete: So ist innerhalb der Stadtmauern eine Hinrichtung zweier Figuren zu sehen, um die sich eine Menschenmenge im Kreis versammelt hat, während zwei Geistliche im Inneren des Kreises der Hinrichtungsszene beiwohnen. Der entsprechende Textkommentar lautet: „hie seindt die verreter gericht worden“ (5/5) (Abb. 1). Sterns Bericht zufolge handelte es sich dabei um deutsche Renegaten, welche die Verteidigung der Stadt sabotiert hatten, wofür sie zur Strafe viergeteilt wurden5. Zwar stützt sich die Rundansicht auch in diesem Punkt auf die schriftliche Quelle. Doch die Übertragung der chronologischen Erzählstruktur des Berichts in die synchronisierte Visualisierung des Geschehens aus der Vogelperspektive verleiht der Darstellungsform des Bildwerks eine andere mediale Sinnstruktur. Letztere ist Meldemans Ausführungen über 5

  Ebd. fol. 10v.



Eingekreiste Zeugen, auf den Kopf gestellte Märtyrer 243

die Darstellungsform der Rundansicht in der Widmungsschrift an den Nürnberger Rat zu entnehmen6: Darin ist zu lesen, dass die Anfertigung der Rundansicht auf zeichnerische Vorlagen eines berühmten Malers zurückginge, der vor Ort die Ereignisse der Belagerung vom Stephansturm aus abgebildet habe. Diese Vorlagen habe er, so Meldeman, in eine „recht ordenliche form gebracht“7. Doch für die Begründung der kreisförmigen Darstellung begnügt sich Meldeman nicht mit dem Hinweis auf die zeichnerischen Vorlagen, sondern gibt weitere Erläuterungen zum Verständnis der Rundansicht. Dabei fordert er den Leser und Betrachter auf, sich den Blick auf die Stadt und auf die Landschaft von „einem hohen thrn“ aus vorzustellen, um die runde Form der Darstellung nachvollziehen zu können. Wer diesen Vogelblick verstehe, der werde, ähnlich wie die Sicht des Malers aus den vier Fenstern des Stephansturmes, das dargestellte Ereignis so wahrnehmen, „als ob er selbs zu Wien auffm thrn gewest / vnnd solche ding vor ym gesehen het“8. Der Betrachter der Rundansicht soll also zum geistigen Augenzeugen des Ereignisses werden. Dass jedoch die Wahl auf ein kreisförmiges Horizontalpanorama nicht allein aus der künstlerischen Absicht fiel, für die Visualisierung der Belagerung eine realistische Darstellungsform zu finden, zeigt die auffällige Ähnlichkeit des Bildwerks mit mittelalterlichen „mappae mundi“, so dass der Turmblick vielmehr dem „Bildtypus eines Allessehenden“9 entspricht und mithin heilsgeschichtlich überzeichnet ist. Mit anderen Worten erschöpft sich die Bilderfahrung nicht im Nachvollzug der Ereignisse während der dreiwöchigen Belagerung Wiens. Ebenso wenig dient der Hinweis auf die zeichnerischen Vorlagen des unbekannten Malers einzig und allein einer Authentifizierungsstrategie, da die abgebildeten Szenen bekannte Geschichten aus früheren Darstellungen der Belagerung Wiens, insbesondere aus Peter Sterns Bericht, wiedergeben. So gesehen, liegt die Vermutung nahe, dass die Aufforderung Meldemans, sich das Ganze vom Turm der Stephanskirche aus vorzustellen, als eine Botschaft des Künstlers zu verstehen ist, die sich an das Imaginationsvermögen der Betrachter richtet. Diesbezüglich könnte man Meldemans Rundansicht in die Reihe der „imaginationsbildenden Macht“10 kartographischer Darstellungen der Frühen Neuzeit einordnen. Darüber hinaus ließe sich die Bemerkung Meldemans, dass der Maler das Geschehen aus den vier Fenstern des Stephansturms beobachtet und abgebildet habe, auch als ein Bekenntnis des Nürnberger Druckers zur „neue(n) Bildkultur der Perspektive“11 betrachten, stellte schließlich das Fenster eine Metapher für den Standort des Betrachters in der Renaissance-Kunst dar12: Diese neue Bildkultur zeichnete sich gemäß Hans Belting durch die Vermessung des Blicks aus, in der das Bild der Perspektive einen Blick darstellte, „den der Betrachter für seinen eigenen Blick“ hielt13. So naheliegend diese Überlegungen auch sind, außer Acht gelassen wäre damit, dass sich das Werk an mittelalterliche Darstellungstraditionen anknüpfend auf Seh- und Bildtheorien bezieht, welche den Bildern eine „dem Gehörten überlegene, sich dem Herzen bildhaft einprägende Wirkmacht auf die Augen des Betrachters“14 zuschrieben. Es wäre daher zu   Die Widmungsschrift ist publiziert in: Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530/1863) 22−26.   Ebd. 23. 8  Meldeman, Der stadt Wien belegerung (1530) pag. 4. 9 Vgl. Kiening, Mediologie 26. 10  Dünne, Imagination 12. 11  Belting, Florenz und Bagdad 229. 12  Vgl. dazu meine eigenen Überlegungen Topkaya, Augen-Blicke 200f. 13  Belting, Florenz und Bagdad 229. 14  Tammen, Gewalt im Bilde 309. 6 7

244

Yiğit Topkaya

kurz gefasst, die runde Form des Werks als ein Plädoyer für eine topographisch genaue Abbildung oder gar realistische Darstellung der Ereignisse deuten zu wollen. Stattdessen soll im Folgenden gezeigt werden, dass der kreisförmigen Visualisierung der Belagerung Wiens eine gleichnishafte Erzählung inhärent ist, die den Betrachter dazu bewegen soll, zum Zeugen eines heilsgeschichtlichen und erinnerungswürdigen Ereignisses zu werden und mithin daran teilzuhaben.

2. Gleichnis einer Zeugenschaft im Bildvollzug Die damit angesprochene imaginationsbildende Wirkung der Rundansicht lässt sich als eine „Zeugenschaft im Bildvollzug“ beschreiben: Eine solche Zeugenschaft entsteht gemäß Heike Schlie „nur, wenn durch eine bildliche Strategie unsere (körperliche, emotionale etc.) Teilhabe oder Partizipation aktiviert wird“15, so dass die damit einhergehende Bilderfahrung in einem Zeugenwissen resultiert. Dass Meldeman mit der Kreisform und dem Turmblick tatsächlich eine Bilderfahrung anvisierte, die auf Zeugenschaft ausgerichtet war, geht nicht zuletzt aus dem Hinweis hervor, die Erläuterungen zur Rundansicht als ein „gleichnus“16 zu verstehen. In Gleichnissen zu reden bedeutete, sich auf die Reden Christi im Neuen Testament zu beziehen. Und es bedeutete auch, die Bilderfahrung in eine Relation zur Gotteserfahrung zu setzen. Gemäß der mittelalterlichen Christologie erfolgte die Vermittlung des Wissens um Gott und um das Heil „mittels einer imago, die nicht mit Gott zu identifizieren sei“17. Nikolaus von Kues entwickelte daraus den Gedanken, dass in der Bilderfahrung, einem geistigen Erkenntnisprozess gleich, „die eingeschränkte Form menschlichen Sehens überschritten (wird) im Hinblick auf das absolute Sehen Gottes“18. Die sichtbaren Dinge in der Welt, so nahm Cusanus an, waren „in Wahrheit Bilder der unsichtbaren Dinge“ – und das Verhältnis zwischen Bild- und Gotteserfahrung ein Gleichnis, das dem erkennenden Blick einen Zugang zum Schöpfer ermöglichte19. Ein Gleichnis stellte, so gesehen, eine Bilderfahrung dar, die das erkennende Auge am Heilsgeschehen teilhaben ließ, während es letzteres zugleich in die sichtbare Nähe rückte. Diese Nähe des Heilsgeschehens ist gemäß Giorgio Agamben nicht nur zeitlicher, „sondern auch und gerade räumlicher Natur: Es ist buchstäblich ‚zum Greifen nah‘“20. Wendet man diese Überlegungen auf die Bilder des Grauens in der Rundansicht an, so liegt es nahe, auch sie als Teil einer gleichnishaften Erzählung zu betrachten. Dabei verleiht die Platzierung innerhalb der konzentrisch gestalteten Rundansicht den Bildern des Grauens eine heilsgeschichtlich bedeutsame Sinnstruktur. Die aus der Raumordnung, Kreisform und dem imaginierten Standpunkt des Betrachters hervorgehende Bilderfahrung beruht auf tradierten Unterscheidungen von Innen und Außen, Gnade und Ungnade, Leib und Seele, während die Referenz auf biblische Urszenarien und Zeugenfiguren – in diesem Fall: die Christenverfolgung und die Figur des Märtyrers – dazu dient, der Bildbetrachtung ein Zeugenwissen einzuschreiben.   Schlie, Testimoniale Szenarien 29.   Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530/1863) 23. 17  Kiening, Mediologie 19. 18  Ebd. 26. 19  Nikolaus von Kues, De docta ignorantia 41. 20  Agamben, Erzählung. 15 16



Eingekreiste Zeugen, auf den Kopf gestellte Märtyrer 245

3. Blutzeugen im dunklen Wald – pervertierte Märtyrer im Höllenkreis Seit Gregor dem Großen wurde zwischen zwei Arten des Martyriums unterschieden: Zum einen das rote Martyrium als Blutzeugenschaft, in welcher der Märtyrer die Leidensgeschichte Christi am eigenen Leib nachvollzieht und an der Erlösungsgeschichte partizipiert. Zum anderen das weiße bzw. geistlich-seelische Martyrium in Form der christlichen Askese und monastischen Praxis als innere Erfahrung der Leidensgeschichte. Die Visualisierung des seelischen Martyriums zielte dabei auf die „compassio“, so dass der Betrachter emotional bewegt und zur religiösen Selbsterkenntnis animiert werden sollte21. Nebst diesen beiden Arten des Martyriums lässt sich im Weiteren die Figur des pervertierten Märtyrers aufzählen, der analog zur „Zeugenschaft ex negativo durch die Gegner Christi“22 als Zeuge der eigenen Sünde seinen Verrat an Gott bezeugte. Meldemans Rundansicht bedient sich aller drei Märtyrerfiguren. Dabei bestimmt das Zusammenspiel von Gesamtkomposition und Platzierung der Bilder des Grauens innerhalb der Rundansicht sowohl Bildprogramm als auch Bildbetrachtung auf entscheidende Weise. So widerspiegelt bereits die Gesamtdarstellung der Belagerung Wiens eine Bedrohungssituation, in der die vom Feind umzingelte Stadt in einer ausweglosen Situation gefangen zu sein scheint. Dieses Bild einer räumlich zurückgedrängten bzw. in den letzten Winkel der Erde zurückgewichenen Christenheit, auch als Angulus-Syndrom bekannt23, ist ein seit der Frankfurter Reichstagsrede (1454) des Humanisten Enea Silvio Piccolomini und späteren Papstes Pius II. populärer Topos. Angewendet wird er in der Folgezeit verbreitet in Kriegsberichten, in denen, mit Jerusalem beginnend, die gefallenen christlichen Städte aufgezählt werden, um dem Leser das Bild der räumlich zurückgedrängten Christenheit vor Augen zu führen24. Heilsgeschichtlich überzeichnet als symbolisch bedeutsame und sinnstiftende Orte der Christenheit sind die Städte auch in jenen Kriegsberichten, die über eine erfolgreiche Türkenabwehr berichten. Ein Beispiel ist der Bericht Guillaume Caoursins über die erfolgreiche Verteidigung von Rhodos 1480: Der Vizekanzler des Johanniterordens schreibt dabei der Verteidigung des St. Nikolaus-Turms eine über die strategische Bedeutung hinaus weisende religiöse Symbolik zu, indem er vermerkt, dass „all unser hayl lage an behaltung des thurmes“. Schließlich hätten „die halter des rechten waren christenlichen glaubens“ in Eintracht gekämpft, im Wissen darum, dass der Turm „ein gemeine zuofluocht der cristenheit“ dargestellt habe.25 An diese soteriologisch-eschatologische Turmmetaphorik schließt Meldemans Bildwerk in zweierlei Hinsicht an: Die zentrale Platzierung und überdimensionale Darstellung der Stephanskirche demonstriert auf ostentative Weise ihre identitätsstiftende Symbolik, während der imaginierte Turmblick den heilsgeschichtlichen Zufluchtsort vor der Gewalt des Türken repräsentiert. Indes, um die Szenen des Grauens zu erblicken, muss der Betrachter näher an die Darstellung heranrücken. Dabei sind die am rechten Bildrand entlang des Wiener Waldes abgebildeten Szenen der Verfolgung und Ermordung von Christen durch die so ge  Vgl. dazu Largier, Medialität.   Schlie, Testimoniale Szenarien 21−23. 23   Zur Verwendung des Angulus-Syndroms in der humanistischen Rhetorik in Auseinandersetzung mit der osmanischen Expansion vgl. Mertens, Europäischer Friede. 24  Vgl. Topkaya, Augen-Blicke 177f. 25   Adelphus, Historia von Rhodis 41. 21 22

246

Yiğit Topkaya

Abb. 2: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt (gedrehte Wiedergabe): Gräueltaten der Türken an den Abhängen des Wienerwaldes (rechtes oberes Teilblatt, Bereich Penzing, [Ober-]St. Veit, heute: Wien 14) (WM, Inv. Nr. 48.068).

nannten Renner und Brenner bzw. Akindschi – aufgespießte Kinder, vergewaltigte und ermordete Frauen sowie flüchtende bzw. um Gnade bittende Figuren (Abb. 2) – auch in anderen Darstellungen der Belagerung zu finden. So hatte bereits der Nürnberger Drucker Hans Guldenmund eine Serie von 15 Einblattdrucken publiziert, in denen ebenfalls Szenen türkischer Gräueltaten im Wiener Wald zu sehen sind. Auf einem der Blätter ist ein Türke zu sehen, der mit einem Säbelschwert ein Kind entzweit, während im Hintergrund ein anderes gepfählt wird und an einem dritten die grausame Tat bereits vollzogen wurde26 (Abb. 3). Zweiteilung von Kindern ist in zeitgenössischen Darstellungen ein häufig anzutreffendes Motiv, womit der Gegner als Anti-Christ gekennzeichnet wird. Massaker an Kindern verweisen dabei auf die Erzählung der Gefangenen zu Babel, so dass dem Betrachter die Zeugenschaft einer biblischen Geschichte suggeriert wird27. Im gleichen Einblattdruck aus der Guldenmund-Offizin liegen im Weiteren zwei Personen auf dem Boden: Während der Pfeil im Rücken der älteren Frau einen hinterhältigen Angriff symbolisiert, womit der Türke als verweiblichter, feiger Krieger charakterisiert wird, deutet der empor gerutschte Rock der im Vordergrund liegenden Frau eine Vergewaltigung an. Die Platzierung der Gräueltaten im Wald als Refugium unzivilisierten Verhaltens28 und Wirkungsbe  Geissberg, The German Single Leaf Woodcut 4 Nr. 1243.   Vgl. dazu Cilessen, Massaker. 28 Vgl. Schade, Schadenzauber 69. 26 27



Eingekreiste Zeugen, auf den Kopf gestellte Märtyrer 247 Abb. 3: Erhard Schön (Zeichner) und Hans Guldenmund (Drucker und Verleger): Die belagerte Stadt Wien (ÖNB Wien, Pk 2598, 4).

reich irrationaler und, wie noch zu zeigen sein wird, diabolischer Kräfte verstärkt mithin die mediale Präsentation christlicher Opfer als Märtyrer. Von den Gräueltaten im Wiener Wald ist, wie bereits erwähnt, die Vierteilung im Stadtinneren als ein weiteres Bildmotiv zu unterscheiden, das sich der Figur des Märtyrers bedient. Das Vierteilen galt seit dem Spätmittelalter im Reich als Strafe für Hoch- und Landesverrat. Sie wurde jedoch selten vollzogen29. Die Anwesenheit der beiden Geistlichen in der Hinrichtungsszene der Rundansicht ist zudem eine Anspielung auf das seit dem 14. Jahrhundert zu konstatierende Bemühen der Kirche, sich vermehrt um das Seelenheil der von weltlichen Gerichten zum Tod Verurteilten zu kümmern30. Vergleicht man die Hinrichtungsszene im Inneren der Stadtmauern mit den Gräueltaten am Rande der Rundansicht, so lässt sich im Hinblick auf Martyrium und Zeugenschaft eine Differenzierung vornehmen: Während die verfolgten und ermordeten Christen am Rand der Darstellung als Blutzeugen figurieren, repräsentieren die viergeteilten Überläufer im

 Vgl. Schuster, Verbrecher 166−170.   Ebd. 48.

29 30

248

Yiğit Topkaya

Stadtinneren die Figur des pervertierten Märtyrers31. Der Kreis, den die Menschenmenge um die Hinrichtung bildet, erinnert dabei an das Inferno in Dantes Komödie, wo im letzten und tiefsten Höllenkreis „diejenigen Betrüger (vereint sind), die ein besonders heiliges Band des Vertrauens missbraucht haben: die Verräter“32. Eine solche Assoziation mit dem Höllenkreis mag angesichts der Platzierung der Hinrichtungsszene innerhalb der Stadtmauern und in unmittelbarer Nähe zur Kirche zunächst irritieren. Allerdings ist die Hinrichtung der Überläufer letztlich die bildliche Inszenierung der aus den Türkenkriegsberichten vertrauten Stilisierung und bußtheologischen Deutung der Renegaten als Zeichen der Zwietracht. Überläufergeschichten fungieren, so gesehen, als mediale Präsentation einer sichtbaren Gefahrenquelle innerhalb der christlichen Glaubensgemeinschaft. Die Nähe der Hinrichtungsszene zur Stephanskirche, Symbol christlicher Einheit, inszeniert damit eine Spannung zwischen Gnade und Ungnade. Zwischen der Hinrichtung innerhalb der Stadtmauern und den Gräueltaten am äußeren Rand besteht ein weiteres Spannungsverhältnis, das mit der Raumordnung und der medialen Präsentation der Märtyrerfiguren einhergeht. Repräsentieren nämlich die wilden Gräueltaten im Wiener Wald eine teuflische Potenz, die den Leib der Christen bedroht, so spielt das Bild der ausgeweideten christlichen Leiber im Inneren der Stadtmauern auf die Uneinigkeit im Glauben an, vor der bereits Peter Stern seine Leser gewarnt hatte. Die Vierteilung der Renegaten im symbolisierten Höllenkreis knüpft damit an die spätmittelalterliche Antichristlehre und an das Motiv einer verkehrten Welt als gleichsam pervertiertes Heilsgeschehen an, das im „Zeichen einer Herrschaft der Imitation“33 steht. Auch in dieser Hinsicht ist insbesondere jener Figur in der Hinrichtungsszene, an deren Leib der Scherge das Messer angesetzt hat, um das Ausweiden zu vollziehen, eine ikonologische Referenz auf Dantes Inferno inhärent: Die Figur steht im Vergleich zur Stephanskirche auf dem Kopf. Das Kopfstehen repräsentiert das Prinzip des Bösen, in dem das Gesetz der Torsion herrscht. Dabei symbolisiert der Kreis der Versammelten jene zirkuläre Bewegung des Infernos, die bereits bei Dante in einem antagonistischen Verhältnis zur vertikal ausgerichteten göttlichen Ordnung steht34. Dieses antagonistische Verhältnis zwischen vertikaler göttlicher Ordnung und zirkulärem Prinzip des Bösen kann der Betrachter der Rundansicht im Blick auf Stephanskirche und Hinrichtungsszene nachvollziehen, indem er entweder sich selber um die Darstellung bewegt oder diese im Kreise dreht. Das Auf-dem-Kopfstehen als körperliche Extremlage repräsentiert im Weiteren einen ambivalenten Zustand, der mit Sinnestäuschung einhergeht35. Von diesem Schwebezustand zwischen Verirrung und Erkenntnis handelt der erste Gesang des Infernos in Dantes Göttlicher Komödie, in dem die Jenseitswanderung geschildert wird: „Grad in der Mitte unserer Lebensreise, / Befand ich mich einst in einem dunklen Walde, / Weil ich den rechten Weg verloren hatte. / Wie er gewesen, wäre schwer zu sagen, / Der wilde Wald, der harte und gedrängte, / Der in Gedanken noch die Angst erneuert. / Fast gleichet seine Bitternis dem Tode, / Doch um des Guten, das ich dort gefunden, / Sag ich die andern Dinge, die ich schaute. / Wie ich hineinkam, kann ich kaum berichten, / So war ich schwer vom Schlaf zu jener Stunde, / Da ich den wahren Weg verlassen hatte.“36.  Vgl. Söffner, Zeuge des Jenseits bes. 232f.   Gemeint sind Judas, Brutus und Cassius, vgl. Auerbach, Mimesis 136. 33  Groebner, „Abbild“ 233. 34  Vgl. dazu Kasper, Raum 233−236. 35  Ebd. 235. 36  Dante Alighieri, Die Göttliche Komödie (1949) [Die Hölle. Erster Gesang]. 31 32



Eingekreiste Zeugen, auf den Kopf gestellte Märtyrer 249

Es ist bezeichnend für das spätmittelalterliche Konzept der Hölle, dass Dante einerseits den „dunklen Wald„ als diabolischen Raum der Verirrung charakterisiert, während er zugleich eine Perspektive auf das Gute, „das ich dort gefunden“, eröffnet37. Die Hölle bedeutet in Dantes Werk als eine Inversion der göttlichen Ordnung, steht jedoch nicht außerhalb letzterer, sondern ragt in das Purgatorio und Paradiso hinein38. Dantes Inferno korrespondiert solchermaßen mit der scholastischen Konzeption der Hölle als Teil des „theologischen Ordnungssystems„39.

4. Die visuelle Erfahrung zwischen Trugbildern und „Augen des Glaubens“ Dass auch Meldeman mit dieser Deutungstradition vertraut war und sie bildlich zu inszenieren wusste, zeigt ein Einblattdruck, der 1532 in seiner Offizin mit dem Titel „Wie die Türcken mit den gefangenen Christen handlen so sie die kauffen oder verkauffen“40 erschien (Abb. 4). Im zweigeteilten Blatt wird in der oberen Hälfte der türkische Sklavenhandel mit christlichen Gefangenen illustriert, während in der unteren Hälfte ein dreispaltiger Text zu lesen ist, der von der Geschichte eines ehemaligen Gefangenen mit Namen „Marx Eysenkern“ handelt. Visualisiert das Bild einen besonderen Moment aus der Geschichte des Augenzeugen, der die Grausamkeit des Türken „personlich mit grossem schmerzen erfaren vn(d) erstanden“ habe, so ist im Textabschnitt, der auf das Bild verweist, zu lesen, dass in jeder türkischen Stadt ein „sonderer platz“ für den Verkauf von Gefangenen existiere, wo diese vor türkischen Kaufleuten „gantz mter nacket abgezogen“ und ohne Rücksicht auf „weyb, man“ oder „Junckfawen“ [!] vorgeführt werden würden. Die Bildkomposition besitzt indes jenseits des Textbezugs eine weitere, ikonographische Referenz: Die nackten Körper, die im rechten Bildrand liegenden Kleider auf dem Boden, die Fluchtbewegung des in der Bildmitte sich befindenden Mannes vor seinem Peiniger sowie die ihre Scham verhüllenden Frauen visualisieren den biblischen Sündenfall und verweisen auf die Vertreibung aus dem Paradies. In der Forschungsliteratur ist diesbezüglich bemerkt worden, dass die Darstellung des türkischen Sklavenmarktes eine „verkehrte Vertreibung aus dem Paradies“41 präsentiere. Dadurch, dass im Bild keine Fluchtwege zu erkennen sind und somit die Situation der gefangenen Christen als ausweglos erscheint, legt dies den Gedanken nahe, dass im Wirkungsbereich des Antichristen kein sichtbarer Weg zum Heil zu finden ist. Es stellt sich damit jedoch die Frage, welche Wirkungsintention einer Inszenierung der biblischen Urszene inhärent ist, die diese als diabolische Imitation und Verkehrung visualisiert? Oder anders gefragt: Welche Zeugenschaft soll aus einer Bilderfahrung resultieren, die den Betrachter auf eine geistige Reise in den sichtbaren Raum des Antichristen ohne sichtbare Heilserfahrung mitnimmt? Diese Fragen lassen sich beantworten, wenn man das Originalwerk des im Einblattdruck abgedruckten Textes zu Rate zieht: Es handelt sich dabei um den „Tractatus de moribus“ des aus Siebenbürgen stammenden Dominikaners Georg von Ungarn. Das Werk erfuhr dank Sebastian Franck und Martin 37  In der Übersetzung von Philaletes wird die gleiche Stelle übersetzt mit „Doch eh‘ vom Heil, das drin mir ward, ich handle“. Siehe Dante Alighieri, Die Göttliche Komödie (2012) [Die Hölle. Erster Gesang]. 38  Kasper, Raum 235. 39 Vgl. Kablitz, Zeichen 145−199. 40  Geissberg, The German Single Leaf Woodcut 4 Nr. 1274. 41  Messerli, Bilder verstehen 173.

250

Yiğit Topkaya

Abb. 4: Erhard Schön, Türkischer Sklavenmarkt (Niclas Meldeman: Nürnberg 1532) (Geissberg, The German Single Leaf Woodcut 4 Nr. 1274).

Luther, die es sowohl in lateinischer Originalfassung als auch in deutscher Übersetzung um 1530 publizierten42, eine Popularität, die sich offensichtlich auch Meldeman zunutze machte. Der „Tractatus“, verfasst 1480/81, handelt von der zwanzig Jahre währenden türkischen Gefangenschaft, die den Angaben des Autors zufolge von 1438 bis 1458 dauerte, bevor ihm die Flucht glückte. Bereits im Vorwort setzt der Autor den Erzählrahmen fest, indem er auf die biblische Endzeitprophezeiung verweisend feststellt, dass diese nun Wirklichkeit geworden sei. Schließlich habe er während seiner Gefangenschaft die schrecklichen Taten der Türken „mit eigenen Augen mitangesehen“43 und berichte daher aus eigener Anschauung und Erfahrung. Georg präsentiert sich damit als Zeuge der apokalyptischen Vorsehung und ihrer Verwirklichung. Dabei bezieht er sich, um die eigene Leidensgeschichte heilsgeschichtlich einzuordnen, auf die „figura“ im 13. Kapitel der Apokalypse und deutet die darin enthaltene Rede von zwei Tieren als eine Allegorie für eine zeitlich aufeinanderfolgende und sich zuspitzende Christenverfolgung: Greife das erste Tier nur den Körper der Christen an, zielten die Angriffe des zweiten Tieres, das einem Lamm gleiche, auf die „Gottesverehrung in ihrem Wesen“ und damit auf die Seele. Dabei statte es sich mit „geistigen Waffen“ aus und täusche „Tugendhaftigkeit 42  Zur Überlieferung und Rezeptionsgeschichte des Werks siehe Georgius de Hungaria, Tractatus de moribus, ed. Klockow 30f. 43  Ebd. 193.



Eingekreiste Zeugen, auf den Kopf gestellte Märtyrer 251

und Heiligkeit“44 vor. Auf diese diabolische Täuschungsgewalt und wie sie sich im Alltag manifestiert, geht Georg im Folgenden näher ein, indem er die Sitten und Bräuche der Türken beschreibt und gleichzeitig, hierin der scholastischen Tradition der skeptischen Debatten folgend, die sinnlichen Täuschungsgründe theologisch begründet. Ausgangspunkt seiner Erörterungen ist die Feststellung, dass von allen sinnlichen und diabolischen Versuchungen „jene, die über die visuelle Erfahrung ausgelöst werden“, am wirkmächtigsten seien45. Am Beispiel der Vorbildhaftigkeit der türkischen Sitten und Bräuche, die er zu Beginn seiner Gefangenschaft erstaunt zur Kenntnis genommen, letztlich aber als vom Teufel motivierte, äußere Trugbilder entlarvt habe, beschreibt Georg, wie er selbst, wenn auch nur vorübergehend, Opfer der visuellen Täuschungsgewalt geworden sei. Dabei habe er nach mehrmaligen, jedoch erfolglosen Fluchtversuchen angefangen, am christlichen Glauben zu zweifeln: „Wahrlich, wenn die Religion, an der Du bis jetzt festgehalten hast, Gott wohlgefällig wäre, hätte er dich doch nicht so im Stich gelassen, sondern hätte dir geholfen, freizukommen und zu ihr zurückzukehren. Aber weil er dir alle Wege der Befreiung verbaut hat, gefällt es ihm wohl besser, wenn du diese Religion aufgibst und dich jener Sekte anschließt und in ihr selig wirst.“46 Diese Deutung der gescheiterten Fluchtversuche als Absenz einer sichtbaren Erlösung in der türkischen Gefangenschaft korrespondiert auf auffällige Weise mit der Ausweglosigkeit der christlichen Gefangenen im Meldeman-Blatt. Georg bekennt sich gar der vorübergehenden Apostasie und präsentiert sich somit als Überläufer, lässt jedoch der leiblich-sinnlichen Verirrung alsbald die Erweckung folgen: Denn dank göttlicher Intervention habe er „plötzlich“ einen Sinneswandel erlebt, wodurch er von den Riten der Türken abgelassen und wieder zum katholischen Glauben („fidem catholicam“) zurückgekehrt sei. Fortan, d. h. die nächsten 15 Jahre, habe er alle Tugendhaftigkeit der Türken als „Wahngebilde und Vorspiegelungen des Teufels“ wahrgenommen47. Georgs Geschichte der türkischen Gefangenschaft spannt sich auf zwischen sinnlichvisuellem Erleiden diabolischer Verführungskunst einerseits und der geistig-seelischen Erweckung und Erlösung dank göttlicher Intervention andererseits. Dass ihm die Gnade Gottes und damit die Gewissheit über sein Seelenheil inmitten des Machtbereiches ­diabolischer Gewalt zuteilwurde, zeigt an, dass auch Georg, wie bereits die Scholastiker, die Hölle bzw. den diabolischen Raum in das theologische Ordnungssystem zu inte­ grieren und einzuordnen bemüht ist. Dies versinnbildlicht insbesondere der Höhepunkt seiner Leidensgeschichte, die Apostasie, deren Beweggründe Georg auf Gottes Ratschluss zurückführt, „jene Religion als Mittel zum Heil“48 zu erkennen und anzunehmen. Damit geht der Gedanke einher, dass auch in der diabolischen Imitation des Heilsgeschehens, die sich in der Vorbildhaftigkeit der türkischen Sitten und Bräuche äußert und von Georg als eine „Verkehrung der Ordnung“49 beschrieben wird, der göttliche Heilsplan wirksam ist, den es als solchen zu erkennen gilt. Im Prinzip wendet damit Georg einen Gedanken an, der auch in Dantes Komödie zu finden ist: Den Weg aus der Hölle finden Vergil und Dante, indem sie den „Kopfstand in der allerintimsten Nähe zum Teu  Ebd. 179−183.   Ebd. 221. 46  Ebd. 301. 47  Ebd. 303. 48  Ebd. 305. 49  Ebd. 263. 44 45

252

Yiğit Topkaya

fel vollziehen“50. Damit nutzen sie das Prinzip des Bösen, um sich aus der Hölle heraus zu bewegen, während Georg den äusseren Trugbildern zunächst zum Opfer fällt, um, nachdem er sie als verkehrte Heilszeichen demaskiert hat, zur Erkenntnis Gottes zu gelangen. Der „Tractatus“ fungiert solchermaßen als ein Wortzeugnis, das dem Leser die eigene Leidensgeschichte als persönliche Erfahrung und Zeugenschaft des Heilsgeschehens präsentiert und damit zum Vorbild für ein geistiges Erkennen Gottes in der Konfrontation mit der „imitatio diaboli“ wird. Dabei richteten sich seine Ausführungen über die sinnlichen Trugbilder an die „einfachen Gemüter (simplices), die sich von Äußerlichkeiten bestimmen lassen und danach urteilen“51 würden. Diese stellten unter den christlichen Gefangenen die größte Gruppe dar; diese würden sich auf das „Treiben der Türken“ einlassen, aber mangels Verstands vom christlichen Glauben abfallen, „den sie ohnehin nur vortäuschten“52. Der „Tractatus“ vermittelt somit Wissen über sinnliche Täuschungsgründe als Gefahrenquelle für den Glauben der Christen. Ein Wissen, das dem Autor durch eigene Erfahrung und Augenzeugenschaft zwischen Täuschung und Erlösung zuteilwurde. Im Unterschied zum „Tractatus“ ist der Einblattdruck, der den türkischen Sklavenmarkt darstellt, kein Dokument, das dem Betrachter und Leser Wissen vermitteln will. Letzteres setzt es vielmehr voraus, so dass die bildliche Inszenierung erst dank des Vorwissens ihre Wirkung überhaupt erst entfalten kann. Diese Wirkung zielt auf das seelenleibliche Bezeugen des dargestellten leiblichen Martyriums, das zugleich die biblische Ursünde in ihrer diabolischen Inversion zur Schau stellt. Als zugleich wissender Betrachter, der die im „Tractatus“ geschilderten, gescheiterten Fluchtversuche heilsgeschichtlich-apokalyptisch einzuordnen weiß, transformiert er die sichtbare Ausweglosigkeit der christlichen Gefangenen in eine geistige Erkenntnis der unsichtbaren Erlösungserfahrung. Die Sklavenmarktszene überführt solchermaßen Georgs Wortzeugnis der biblischen Endzeitprophezeiung in eine Bildstrategie, in der das Auge des Betrachters im Bildvollzug zum Medium einer ästhetischen Zeugenschaft wird. Dieser Gedanke geht auf die Diskussion in der Scholastik über das Verhältnis zwischen sinnlicher Erfahrung und geistig-intellektuellem Erkennen zurück. Der scholastischen Lehrtradition nach bildete die sinnliche Wahrnehmung die Grundlage jeder Erkenntnis, ohne die nichts intellektuell verstanden oder erkannt werden konnte, woraus mithin eine mittelalterliche Seh- und Wahrnehmungstheorie hervorging, die u. a. die bildliche Darstellung der Passion Christi beeinflusste53. Doch während im Zuge der scholastischen Aristoteles-Rezeption der „Stellenwert des auf Zeugenschaft beruhenden Wissens abgewertet“54 wurde, stehen im „Tractatus“ der Erfahrungsbegriff und das Konzept des Zeugenwissens im Zentrum der Argumentation. Georgs skeptische Auseinandersetzung mit der visuellen Erfahrung als Einfallstor für diabolische Verführungskunst strebt letztlich danach, das sinnliche Auge zu „Augen des Glaubens“55 zu transformieren, die wirklich sehen und die Trugbilder des Sichtbaren zu entlarven vermögen.   Kasper, Raum 234.  Georgius de Hungaria, Tractatus de moribus, ed. Klockow 331. 52   Ebd. 349. 53  Vgl. Camille, Before the Gaze 200. 54  Drews–Schlie, Zeugnis 11. 55   Ein Ausdruck, den Daniel Weidner für den protestantischen Märtyrerkult und Bilderdiskurs im 16. Jahrhundert veranschlagt, doch den Gedanken findet man bereits bei Georg von Ungarn. Siehe Weidner, Sagen 188f. 50 51



Eingekreiste Zeugen, auf den Kopf gestellte Märtyrer 253

** * Was sieht nun das Auge des Betrachters, wenn es die Rundansicht des Niclas Meldeman anschaut? Zunächst einmal eine belagerte, christliche Stadt. Rückt der Betrachter näher an die Darstellung heran bzw. dreht die Darstellung im Kreis, wird er viele Szenen entdecken, die ihm sowohl aus Berichten und Einblattdrucken über die Belagerung Wiens als auch aus früheren Türkenkriegsdarstellungen bekannt und vertraut sind. Dies gilt nicht zuletzt für die Bilder der Gewalt. Diese sind mehr als den Gegner als Glaubensfeind stilisierendes, stereotype Darstellungsmodi wiederverwendendes Propagandamaterial. Sie sind eingebunden in Kontexte – diskursive, ikonographisch-ikonologische und, besonders für die Zeit um 1530, religiöse. In der einschlägigen Literatur gilt als Konsens, dass die Auseinandersetzung mit den Osmanen innerhalb der katholischen Kirche und der lateinischen Christenheit seit der Eroberung Konstantinopels (1453) eine Intensivierung erfuhr, die sich in medialen Konjunkturen niederschlug. Es handelte sich dabei jedoch nicht um einen homogenen Diskursraum. Vielmehr reagierten die Bilder und Texte über den Türken stets auf Entwicklungen innerhalb der christlichen Welt und bedienten sich dabei sowohl tradierter Darstellungsformen als auch neuer Technologien, um letztlich die Türkenfigur in den eigenen Horizont, d.h. in die christliche Vorstellungswelt zu integrieren. Im Unterschied zum „Tractatus“, der vor dem Hintergrund spätmittelalterlicher Frömmigkeitsbewegungen verfasst wird, entsteht die Meldemansche Rundansicht im Kontext der reformatorischen Bewegung und des damit entfachten konfessionellen Streits. Die Türkentexte und -bilder dieser Zeit reagieren nicht nur auf die binnenchristliche Auseinandersetzung, die längerfristig zur konfessionellen Spaltung führen wird. Sie bilden vielmehr einen produktiven Teil der theologischen Differenzierung und Profilierung. Dies gilt insbesondere für Luthers Türkenschriften, in denen deutlich wird, wie sehr die Türkenthematik die zeitgenössische politische Theologie bewegt. Bereits in „Vom Kriege wider die Türken“56, erschienen kurz vor der Belagerung Wiens, nimmt Luther den Türkenkrieg zum Anlass, der eigenen reformatorischen Lehre in Abgrenzung von der katholischen Glaubens-, Herrschafts- und Kriegslehre schärfere Kontur zu verleihen. Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist, dass der Türke „Gottes rute und des Teuffels diener“57 sei, womit dieser sowohl bußtheologisch als Strafe Gottes gedeutet, als auch als Antichristfigur identifiziert wird. Knüpft der Reformator damit an tradierte Türkenbilder an, so geht er mit der Parallelisierung von Papst und Türke als geistige respektive leibliche Antichristerscheinung deutlich weiter58. Im Unterschied zum Türken, der aufgrund seiner äußerlichen, muslimischen Erscheinung als Feind der Christen „leichtlich“ als diabolische Figur zu erkennen sei, handle der Papst als eine innere, verborgene Anti-Kirche, so dass seine „falsche(n) zeichen viel ferlicher und daher auch schwerer zu erkennen seien, weil sie bey uns als bey den Christen und unter dem namen Christi als von seinen Christlichen heiligen geschehen“59. Damit modifiziert Luther Georgs apokalyptische Deutung, indem er den Türken als leibliche Endzeiterscheinung bestimmt, während der Papst nunmehr die Stelle der geistigen Antichristfigur einnimmt. Freilich trägt diese Differenzierung vor   Luther, Vom Kriege wider die Türken.   Ebd. 116. 58  Vgl. dazu auch die zweite Türkenschrift Luthers, die nach der Belagerung Wiens erscheint, Luther, Heerpredigt wider den Türken. 59  Ebd. 189. 56 57

254

Yiğit Topkaya

allem aus binnenchristlicher Sicht Bedeutung, während Luther unter Verweis auf eine mögliche türkische Gefangenschaft und in Anlehnung an den „Tractatus“, die Christen vor den äußeren Trugbildern warnt60. Es ist jedoch die Blickrichtung, die Luthers apokalyptische Deutung vom „Tractatus“ unterscheidet: Sie schränkt sich nicht auf die Auseinandersetzung mit fremdreligiösen Sitten und Bräuchen als sinnliche Erscheinungen einer diabolischen Potenz zur Verführung christlicher Seelen ein, sondern richtet den Fokus zugleich auf die christliche Kirchengemeinschaft, in der Luther eine potentiell wirkmächtigere Gefahr für den christlichen Glauben zu erkennen glaubt. Diese Sicht gründet auf der Unterscheidung der äußeren und sichtbaren christlichen Kirche von der unsichtbaren und verborgenen, wobei Luther die Zugehörigkeit zur ersteren als Voraussetzung, wenn auch nicht als hinreichende Bedingung dafür begreift, „auch zum inneren Kreis zu gehören“61. Die Parallelisierung von Türke und Papst als antichristliche Figuren verhält sich dazu in einem Spiegelverhältnis, so dass der Macht- und Wirkungsraum des Teufels solchermaßen über die Grenze religiöser Differenz hinaus erweitert wird, indem der Reformator die äußere, sichtbare diabolische Imitation durch die innere, verborgene, bzw. als christlich maskierte, ergänzt. In einem Spiegelverhältnis steht Luthers Parallelisierung von Türke und Papst auch zu Georgs Leidensgeschichte: Wenn die Gnade Gottes außerhalb des Wirkungsbereiches der Kirche und inmitten des diabolischen Imitationsraumes mittels einer fremden Religion erfahrbar ist, so ist umgekehrt möglich, dass inmitten der christlichen Gemeinschaft die diabolische Gewalt mittels christlicher Imitation des Heils wirkmächtig werden kann. Luthers Auseinandersetzung mit der Türkenkriegsthematik kennzeichnet somit eine doppelte Blickrichtung von Innen und Außen: Der gläubige Christ soll sich nicht allein auf den physischen Kampf mit dem Türken als äußerem Feind und „leihafftige(m) Teuffel“ konzentrieren, sondern auch den inneren Feind, den Papst als dem „Endechrist“, im Blick behalten62. Allerdings betrachtet Luther nicht nur den Papst als maskierten Christen: Vielmehr bestehe die Welt zum allergrössten Teil aus „unchristen, ob sie gleich alle getaufft und Christen heyssen“63.

Fazit Auch wenn in Meldemans Rundansicht keine (eindeutige) Positionierung im konfessionellen Streit auszumachen ist, was angesichts der Loyalität Nürnbergs gegenüber Kaiser Karl V. in der Türkenfrage auch schwierig zu vermitteln gewesen wäre, so scheinen doch Luthers Überlegungen zum Türkenkrieg für die auf Zeugenschaft ausgerichtete Bilderfahrung des Bildwerks eine Rolle gespielt zu haben. Diese Bilderfahrung betrifft vor allem die mit der konzentrischen Gestaltung einhergehende sichtbare Unterscheidung zwischen Innen und Außen: Die Vierteilung der Überläufer, die, inmitten Wiens und auf dem Kopf stehend, Höllenqualen erleiden, bringt den Gedanken Luthers ins Bild, dass sich der Wirkungsbereich des Teufels auch auf den sichtbaren inneren Kreis der Christenheit erstreckt. Wirkt damit der christliche Kosmos, der durch die Stadt Wien, die Peter Stern als „Portten vnd slüssel“64 der Christenheit bezeichnet, repräsentiert wird, nicht nur von   Ebd. 187.   Schneider, Ius reformandi 594. 62  Luther, Vom Kriege wider die Türken 125. 63  Luther, Von weltlicher Oberkeit 251. 64  Stern von Labach, Belegerung (1529) [3]. 60 61



Eingekreiste Zeugen, auf den Kopf gestellte Märtyrer 255

außen bedroht, sondern auch im Inneren gefährdet, so stimmt dies mit der Beobachtung überein, dass in der Rundansicht weder der Ausgang des Ereignisses visualisiert, noch ein sichtbarer Weg der Erlösung angezeigt wird. Damit schließt sich der Kreis, der in der Tat mit der Kreisform des Riesenholzschnitts einhergeht: Fängt das räumliche Arrangement und Bildregime der Meldemanschen Darstellung nicht nur die Ereignisse der dreiwöchigen Belagerung, sondern auch die unmittelbare Nähe von Gnade und Ungnade in einem Augenblick ein, so korrespondiert der synchronisierte Blick des Betrachters mit den Eigenschaften des Kreises als geometrische Figur ohne Anfang und Ende. Als „eine figürliche Darstellung der unendlichen Einheit Gottes“ 65 hatte Cusanus den Kreis charakterisiert – dem Gedanken begegnet man auch im protestantischen Märtyrerkult Ende des 16. Jahrhunderts. Ebenso der Frage nach dem Verhältnis von visueller Erfahrung und geistiger Erkenntnis, womit die Sichtbarkeit und Darstellbarkeit des Martyriums problematisiert wird: „Was man sieht, ist immer nur die Aussenseite, nur die Augen des Glaubens verstehen wirklich das Martyrium.“66 So gesehen, zeigen die Bilder des Grauens in Meldemans Rundansicht die kreisförmige Außenseite des Martyriums im Kampf mit dem Türken an. Es obliegt jedoch letztlich den Augen des Gläubigen, im Bildvollzug zum partizipierenden Zeugen eines endzeitlichen Geschehens zu werden.

65 66

  Nikolaus von Kues, De docta ignorantia 47.   Weidner, Sagen 189.

SEKTION 4: DIE MELDEMAN-RUNDANSICHT – DIE „VERZEICHNUNG“ DER STADT UND MÖGLICHKEITEN DER AUSWERTUNG

Abb.: Diese aus der Frühen Neuzeit stammende Reiterfigur befindet sich am Palais Montenuovo an der Ecke zur Strauchgasse. Nach einer populären Überlieferung hätten 1529 Bäckerjungen in der Nähe der Stadtmauer die osmanischen Mineure bemerkt und Alarm geschlagen. Doch lässt sich diese Bezeichnung schon 1365 nachweisen: „do der Haiden scheusst [schießt]“ (spätere Erwähnungen etwa 1426 in der Oberkammeramtsrechnung), siehe Simon Hadler, Strauchgasse, Zum Heidenschuss, www.tuerkengedäechtnis.oeaw.ac.at [21.4.2020] (Foto: Martin Scheutz, 23. 12. 2019).

Realität versus Fiktion. Die Befestigungen von Stadt und Vorstädten in der Meldeman-Rundansicht Heike Krause

Zur Zeit der Ersten Belagerung Wiens durch die Osmanen war die aus dem Mittelalter stammende Stadtbefestigung noch intakt. Von ihr hat sich oberirdisch allerdings nichts erhalten. Daher ist es notwendig, für die Bewertung ihrer baulichen Gestalt einerseits auf historische Ansichten, Pläne und Fotografien, andererseits auf zeitgenössische Schriftquellen zurückzugreifen. Die Oberkammeramtsrechnungen der Stadt nennen zwar einzelne Elemente der Fortifikationen, hinsichtlich ihres Aussehens und ihrer Verortung sind jedoch oft nur vage Schlüsse zu ziehen. Daher ist die Rundansicht des Niclas Meldeman für die Frage ihrer Beschaffenheit, für die Rekonstruktion ihres Verlaufs, aber auch für die Verortung von Bauten der Vorstadt von großer Bedeutung. Und für manche Bereiche, vor allem für die Vorstädte und ihre Befestigungen, ist sie sogar die einzige Bildquelle jener Zeit. Dass die Rundansicht keine große kartographische Genauigkeit aufweist, dürfte durch einen vergleichenden Blick auf historische Stadtpläne bald zu erkennen sein. Folgenden Fragen soll nachgegangen werden: Wie realitätsnah ist die Darstellung der Befestigungen, wie genau sind Lage, Details und Dimensionen der Objekte wiedergegeben? Besaß die Darstellung der Stadtbefestigung über weite Strecken eher Symbolcharakter, und ist sie somit ein reines Konstrukt? Oder ist sie tatsächlich als wichtige Quelle zu werten1? Durch Vergleiche mit archäologischen, schriftlichen und bildlichen Quellen soll an ausgewählten Beispielen der Realitätsgehalt der MeldemanRundansicht überprüft werden, wobei die Beschreibungen des Kriegssekretärs Peter Stern von Labach, des Herolds Ferdinands I., Paul Pesel, sowie des Niclas Meldeman selbst von besonderer Relevanz sind2.

1. Die Stadtbefestigung des Mittelalters aus bauarchäologischer und historischer Sicht Um die in der Meldeman-Rundansicht dargestellte Befestigung auf Realitätsnähe prüfen zu können, ist eine Auseinandersetzung mit den archäologischen Befunden in Kombination mit den schriftlichen und bildlichen Überlieferungen unerlässlich. Die gegen Ende des 12. Jahrhunderts begonnene Befestigung bestand im Wesentlichen aus einer Ring  Kutzlnigg, Befestigungs- und Kriegswesen 338.   Stern von Labach, Belegerung (Weiss 1863) 1–21; Pesel, Historia germanica obsidionis urbis Viennensis, fol. 111r–156v; Stern von Labach–Meldeman, Warhafftige handlung. 1 2

260

Heike Krause

Abb. 1: Rekonstruktion des Verlaufs der mittelalterlichen Stadtbefestigung auf Grundlage archäologischer Ergebnisse und historischer Pläne unter Vernachlässigung der Vorstadtbefestigungen des 15. Jahrhunderts (Plan: Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Wien) (Abbildung nach Krause, Zur Entstehung 331).

mauer mit Toren und Türmen und einem vorgelagerten Graben (Abb. 1). Die wichtigsten Tore waren das Widmertor neben der Burg, das Schottentor beim Schottenkloster, das Rotenturmtor am Donauarm, das Stubentor im Osten und das Kärntner Tor im Süden. Die Mauer wurde zumindest an der Donauseite wohl im Zuge einer Neukonzeption im 13. Jahrhundert durch eine Zwingermauer verstärkt, die einen oder mehrere später errich-



Realität versus Fiktion 261

Abb. 2: Wien 1, Wollzeile/Dominikanerbastei. Freigelegtes Fundament des Stubentorturms (Foto: WM, Inv. Nr. MV 97.803).

tete polygonale Flankierungsbauten aufwies, wie sie sowohl aus historischen Plänen und Ansichten als auch aus anderen Städten wie Regensburg oder Wiener Neustadt bekannt sind. Der Verlauf der Stadtmauer war von topographischen Gegebenheiten abhängig. Er orientierte sich am Hang der Donau und des Wienflusses3. Der stadtnahe Donauarm verlagerte sich seit dem 13. Jahrhundert allmählich immer mehr nach Osten, so dass vor der Zwingermauer Landflächen als Nutzungs- und Siedlungsareal entstanden4. Mit Ausnahme des später angelegten Turms beim Augustinerkloster befanden sich Stadtmauertürme ohne Torfunktion nur auf der der Donau zugewandten Seite. Insgesamt waren es hier 14 Tore und Türme. Möglicherweise sollte die Befestigung an diesem wichtigen Transportweg besonders repräsentativ wirken. Bereits beim Ausbau Wiens zur Festung, aber letztlich durch ihre Demolierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zur Abtragung noch vorhandener Überreste der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Daher sind wir auf archäologische Untersuchungen angewiesen, um Aufschlüsse über ihre bauliche Beschaffenheit, ihre exakte Lage, Dimension und mögliche Bauphasen zu erhalten. Entsprechende Erkenntnisse liegen an einigen wenigen Stellen vor: Im Zuge des U-Bahn-Baus traf man 1985 auf die Fundamente des Stubentorturmes mit Maßen von 11,5 x 11,5 m (Abb. 2)5.

  Zum Verlauf am Hang des Wienflusses siehe Krause, Stadtgraben 33, Abb. 1, 2.   Sakl-Oberthaler–Mosser–Krause–Reichhalter, Stadtmauer 143f. 5  Pohanka, Stadtbefestigung. 3 4

262

Heike Krause

Abb. 3: Wien 1, Wipplingerstraße 33. Freigelegtes Fundament der Zwingermauer auf der Donauseite (Foto: Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie).

Bei der Errichtung des Tiefspeichers für die Albertina wurden 1999 die Reste des Turms beim Augustinerkloster mit Außenmaßen von ca. 10 x 10 m freigelegt. Der mittelalterliche Stadtgraben konnte im Querschnitt dokumentiert werden. Er dürfte ca. 20 m breit gewesen sein6. Eine Urkunde aus dem Jahr 1354 bezeugt die nachträgliche Errichtung dieses Turms als gemauerter Latrinenturm hinter dem Kloster – über die Ringmauer hinaus in den Graben7. Dies bedeutete, dass der Turm der Mauer vorgesetzt wurde. Die Nutzung als Abort wurde archäologisch bestätigt8. Die Stadtarchäologie Wien konnte in den vergangenen Jahren weitere Überreste der mittelalterlichen Stadtbefestigung freilegen, jedoch häufig nur in kleinen Ausschnitten. In der Wipplingerstraße 33 kamen ein Abschnitt der Ringmauer aus Bruchsteinen und ein vorgelagerter Zwingerbereich zutage, der durch eine Zwingermauer aus Bruchsteinen abgeschlossen war (Abb. 3). Der ihr vorgelagerte Graben konnte aufgrund von oberflächlich dokumentierten Sedimenten lokalisiert werden9. Eine in einer Rohrleitungstrasse südlich des Burgtheaters auf dem JosefMeinrad-Platz aufgedeckte 2,65 m starke, feste Bruchsteinmauer mit geringem Anteil an mittelalterlichen Ziegeln könnte der Rest der zu 1441 überlieferten Neuanlage eines Abschnitts zwischen Schottentor und Widmertor gewesen sein10. In weiteren Künetten für die Verlegung neuer Rohrleitungen traf man lediglich auf geringe Reste der Stadtmauer, und zwar im Straßenbereich der Seilerstätte, der Dominikanerbastei und in der Hohen­ staufengasse11. Im Keller des Hauses Mölkerbastei 8 wurde ein Fundament einer Bruch-

  Huber, Der „Augustiner-Turm“; dies., Albertina.   WStLA, Hauptarchiv-Urkunde Nr. 446, 1354 I 21. 8  Huber, Albertina 208; Fritsch–Czeika–Thanheiser, Essen im Augustinerkloster. 9  Sakl-Oberthaler–Mosser–Krause–Reichhalter, Stadtmauer 125, Abb. 42; 143f. 10  Krause, Löblbastion 168f. 11  Mosser, Wien 1, Seilerstätte; ders., Wien 1, Dominikanerbastei; Krause–Öllerer, Wien 1, Hohen­ staufengasse. 6 7



Realität versus Fiktion 263

steinmauer in den bestehenden Keller integriert, das wohl zur Stadtmauer gehörte12. Die archäologisch ermittelten Maße und Koordinaten ermöglichen uns unter Hinzuziehung historischer, georeferenzierbarer und Abschnitte der Stadtbefestigung wiedergebenden Pläne, wie der Stadtplan von Werner Arnold Steinhausen aus dem Jahr 1710, eine Rekonstruktion des Verlaufs, nicht jedoch des Aussehens des aufgehenden Mauerwerks. Einige Strecken, die im 16. Jahrhundert bereits abgetragen wurden, sind nicht genau lokalisierbar. Hier können nur archäologische Evidenzen weiterhelfen. Anhand dieser genannten Grundlagen wurde der Verlauf der Stadtbefestigung kartiert (Abb. 1). Dieser Rekonstruktionsplan ist für die Beurteilung der Darstellungen auf der Meldeman-Rundansicht eine wichtige Basis. Aus der schriftlichen Überlieferung des späten Mittelalters lassen sich ebenfalls Erkenntnisse über Bautätigkeiten an der Stadtbefestigung gewinnen13. Aus dem 14. Jahrhundert liegen Nachweise über Ausbesserungen vor14. Verschiedene Bedrohungen – wie Familienzwistigkeiten und Machtkämpfe der Habsburger sowie ungarische Einfälle – führten ab den 1440er Jahren dazu, auch die vor den Toren der Stadt gelegenen suburbanen Siedlungen mit Türmen, Gräben, Wällen, Bollwerken, zum Teil auch mit Mauern und Zäunen zu befestigen15 und die Stadtmauer außen und innen durch Erdwälle zum Schutz gegen Feuerwaffen und Belagerungsgeschütze zu verstärken. Es wurden zudem Bollwerke zum Aufstellen von Artillerie für die Verteidigung errichtet, denn die Möglichkeiten, große Geschütze auf der mittelalterlichen Befestigung zu postieren, waren ziemlich begrenzt. Diese Bauten, deren Aussehen weitgehend unbekannt bleibt, befanden sich hinter der Stadtmauer bzw. vor Toren und in den Vorstädten16. Die Oberkammeramtsrechnungen der Stadt17 überliefern auch Instandhaltungs- und Erneuerungsarbeiten an der bereits bestehenden Befestigung. Die Ringmauer wurde 1424 beim Roten Turm ausgebessert18, 1441 zwischen Schotten- und Widmertor erneuert und 1445 beim Dominikaner- und Augustinerkloster durch Erdanschüttungen verstärkt. Außerdem wurde eine neu inner mauer vom Kärntner Tor bis zu den Augustinern aufgeführt19. 1458/59 wurden zehn Wehrerker auf der Mauer samt umlaufendem Wehrgang neu errichtet20. Diese dürften dem Bau auf der Stadtmauer linker Hand vom Kärntner Tor entsprechen, der im Tafelbild „Flucht nach Ägypten“ des um 1469/1480 entstandenen Hochaltars des Wiener Schottenklosters erkennbar ist21. Auf der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbauten Zwingermauer vor der Hofburg wird auf einer Skizze der Wiener Hofburg vor/um 1530 ebenfalls ein derartiges Objekt dargestellt22. Bereits seit 1435 entstanden vor Toren gelegene Bollwerke wie beim Salzturm23 und ab 1438 vor dem Stubentor24 sowie   Krause–Mitchell–Mosser, Das Pasqualatihaus 48f., Abb. 5.   Krause, Historische und archäologische Quellen. 14  Kutzlnigg, Befestigungs- und Kriegswesen 291f. 15  Opll, Alte Grenzen 41–51; Kutzlnigg, Befestigungs- und Kriegswesen 307–319. 16  Kutzlnigg, Befestigungs- und Kriegswesen 292f., 317, 319. Die Quellenlage ist vom beginnenden 16. Jahrhundert bis 1529 aufgrund nur weniger erhaltener Stadtrechnungen eher schlecht. 17  Brunner, Finanzen 66f. 18  Kutzlnigg, Befestigungs- und Kriegswesen 292. 19  Brunner, Finanzen 363. 20  Ebd. 364; WStLA, Oberkammeramt, B1/1, Reihe – Oberkammeramtsrechnung 16, 1458, fol. 95r–99v. 21  Krause, Bildquellen des späten Mittelalters 85–88. 22  Mitchell, Baugeschichte 149f., Abb. 13. 23  Kutzlnigg, Befestigungs- und Kriegswesen 293. 24  Brunner, Finanzen 364. 12 13

264

Heike Krause

Abb. 4: Altar des Schottenmeisters. Tafelbild „Flucht nach Ägypten“ (Ausschnitt) (Wien, Museum im Schottenstift).

1449 vor dem Schottentor25. Im ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert kam es mehrfach zur Reparatur der Vorstadtzäune und Bollwerke, 1486 war eine neue Mauer bei der Stubenbrücke und in der Scheffstraße in Entstehung26. Eine Zwingermauer vor der Hofburg muss ebenfalls schon vor 1500 entstanden sein27. Eneas Silvius Piccolomini (1405–1464), der zeitweise in Diensten Kaiser Friedrichs III. stand, beschrieb 1454/55 das Aussehen der Stadtbefestigung wie folgt: Vienna igitur ambitu murorum cingitur duorum milium passuum, sed habet suburbia maxima et ambitiosa, fossa et vallo cincta. Urbs autem fossatum magnum habet, inde aggerem prealtum, menia deinde et spissa et sublimia frequentesque turres et propugnacula ad bellum prompta28. Er nennt die die Stadt umgebende Ringmauer, die 2.000 Schritte umfasste, und ausgedehnte bedeutende Vorstädte, die mit Gräben und Wällen umgeben waren. Die funktionale Bedeutung, die genaue Situierung und das Aussehen der in lateinischer Sprache genannten Wehrelemente werden daraus jedoch noch weniger deutlich als aus den Eintragungen in den Oberkammamtsrechnungen. Zudem sind zeitgenössische Abbildungen   WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe – Oberkammeramtsrechnung 10, 1449, fol 74v.   Kutzlnigg, Befestigungs- und Kriegswesen 317f. 27  Mitchell, Baugeschichte 149f., Abb. 12 und 13. 28  Eneas Silvius Piccolomini, Historia Austrialis, ed. Wagendorfer 2 254, 256 (2. Redaktion). 25 26



Realität versus Fiktion 265

von Bedeutung, von denen es aber nur wenige gibt. Einige von ihnen stammen bereits aus dem 15. Jahrhundert. Es handelt sich – bis auf den so genannten Albertinischen Plan – um Stadtansichten als vertraute, wiedererkennbare Kulisse religiöser oder profaner Szenen29. Sie prägen unsere Vorstellung vom Aussehen der Stadt zu jener Zeit, fokussieren zumeist auf signifikante Motive, können aber im Detail durchaus realitätsgetreu sein30. Drei von ihnen sind für unsere Fragestellung besonders hervorzuheben. Das bereits erwähnte Tafelbild „Flucht nach Ägypten“ (Abb. 4) zeigt mit bemerkenswerter topographischer Genauigkeit im Hintergrund die Stadt Wien von Süden aus, die sich durch Kirchen und Klöster, die landesherrliche Burg (Schweizertrakt der Hofburg), Bürgerhäuser und eben auch durch die Stadtbefestigung präsentiert. Vor ihr liegt die Vorstadt Wieden, welche durch einen Flechtwerkzaun mit Holzschindelabdeckung und einen vorgelagerten Graben geschützt wird. Die Unterzeichnungen, die mittels Infrarotfotografie sichtbar gemacht werden konnten, weisen deutliche Differenzen in der Darstellung der Vorstadtbefestigung auf: Anstelle des hölzernen, niedrigen Rundturms ist etwa ein einfacher, niedriger Flechtwerkzaun mit Schlagbaum zu erkennen31. Hier wäre der Standort des in den 1450er Jahren in Mauerwerk ausgeführten Neuen Turms außerhalb des Heiligengeistspitals32, auch Laßlaturm genannt, zu erwarten. Möglicherweise dürfte dieser verändernde Eingriff aus bildkompositorischen Gründen erfolgt sein33. Diese Tatsache evoziert einmal mehr den kritischen Umgang mit visuellen Darstellungen. Neben diesem Rundturm aus Flechtwerk sind noch drei weitere derartige Bauwerke mit Schießscharten zu erkennen, die jeweils in der Flucht von Vorstadtzäunen liegen. Diese dürften als die in den Rechnungen erwähnten Bollwerke oder Basteien anzusehen sein, die aus Erde und Flechtwerk bestehen konnten, wohl aber kein Dach besaßen. Die im Tafelbild wiedergegebenen Objekte wirken dagegen ausgesprochen ephemer und hätten im Angriffsfall kaum Schutz für die Verteidiger bieten können. Das Rundbild mit Friedrich dem Streitbaren des in der Zeit von 1489 bis 1492 als Triptychon angelegten, großformatigen Babenberger-Stammbaums vermittelt ebenfalls eine plastische Vorstellung vom Aussehen der Stadt Wien34. Das Bild des in der Schlacht an der Leitha im Jahr 1246 von einer Lanze tödlich getroffenen Herzogs zeigt im Hintergrund die Stadt Wien mit stattlichen Wohnhäusern, Türmen und Kirchen. Von Nordosten aus sind die Ringmauer mit Zinnen und ein vor die Mauer springender, über den Zwingerbereich reichender Torbau mit vor ihm gelegenem, geöffnetem Schlagbaum sichtbar. Unmittelbar links hinter ihm zurückgesetzt steht der hohe Rote Turm mit rot-weißem Schachbrettdekor, Zinnenkranz und hochgestrecktem Walmdach. Die vor der Ringmauer befindliche, niedrigere Zwingermauer mit breit gelagerten, niedrigen Zinnen setzt rechts vom Torbau an. Vor der Ringmauer links vom Tor sind stattdessen Häuser angebaut. Ganz rechts ist ein etwas vor die Ringmauer springender Stadtmauerturm zu sehen. Zuletzt sei das um 1480/90 entstandene Altarbild „Kreuzigung Christ“ im Stift St. Florian genannt. Das Stadtinnere besteht lediglich aus einer spiegelbildlichen, vergrößer  Opll, Festungsbau 136.   Opll, Wiener Stadtansichten 161f. 31   Zur Untersuchung der Unterzeichnungen mittels Infrarotfotografie und den Unterschieden zwischen jener und der malerischen Ausführung siehe Koller, Schottenaltar 196f. und Abb. S. 197 (links). 32   WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe – Oberkammeramtsrechnung 13, 1455, fol. 88r, 94r; ebd. 15, 1457, fol. 81r. 33   Opll, Antlitz 124f. 34   Röhrig, Babenberger-Stammbaum; Opll, Antlitz 137–143. 29 30

266

Heike Krause

ten und überhöhten Ansicht der Hofburg und des Stephansdomes. Eine ebenso überhöht erscheinende, zinnenbekrönte Stadtmauer mit Spähscharten, vereinzelten Schüssellochscharten und Stadtmauertürmen schützt die Stadt. Der vorgelagerte Graben erscheint als trockene, grüne Wiesenfläche und ist mit einer Mauer mit Strebepfeilern nach außen hin gestützt. Spiegelt man die Ansicht, so stimmt die Lage der sichtbaren Bauten, und im Verlauf der Stadtmauer sind der so genannte Augustinerturm und wohl auch der Kärntner Turm zu identifizieren. Ob die Darstellung der Stadtmauer und des Grabens der Wirklichkeit entsprach, kann aufgrund fehlender Vergleiche jedoch nicht beurteilt werden. Die drei hier vorgestellten Stadtansichten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zeigen von außen verschiedene Abschnitte der Befestigung und sind als Analogien für die Beurteilung der Relevanz der Darstellungen in der Meldeman-Rundansicht von Bedeutung. Abschließend kann festgehalten werden, dass sowohl in den narrativen Quellen, die über die Stadtbefestigung berichten, als auch in den Stadtansichten des 15. Jahrhunderts das Symbolische der Stadtmauer deutlich im Vordergrund steht. Sie wird mit Zinnen, Toren, Türmen und Graben charakterisiert. Visuelle Vergleichsmöglichkeiten bieten sich anhand weiterer bildlicher Zeugnisse, die aus der Zeit der Belagerung bis nach der Mitte des 16. Jahrhunderts stammen. Hier sind vor allem die Skizzen von Barthel Beham und Wolf Huber, die Ansichten und der Rundplan der Stadt Wien von Augustin Hirschvogel oder die von Hanns Sebald Lautensack stammende Radierung „Strafgericht gegen den Assyrerkönig Sennacherib“ als Allegorie auf die Überwindung der Osmanischen Belagerung im Jahr 1529 zu nennen35. Im Detail bestehen Unterschiede zwischen ihnen allen, wie noch zu zeigen sein wird.

2. Die Befestigungen zur Zeit der Ersten Belagerung durch die Osmanen Nach der Schlacht bei Mohács im Jahr 1526, in der das Heer des Königreichs Ungarn von den Osmanen bezwungen wurde, sorgten sich Ferdinand I. und die Stadt ernsthaft um die Verteidigungsfähigkeit Wiens. Sie bemühten sich nun um Verbesserungen an der dem mittelalterlichen Typus verhafteten Befestigung, aber auch um Adaptierungen an den Vorstadtbefestigungen. Ferdinand I. rief im September desselben Jahres die Untertanen der Umgebung auf, Bauholz für die Befestigung der Stadt zu schlagen 36. Laut Oberkammeramtsrechnung von 1527 gab es höhere Ausgaben für die Arbeitsleistungen zum paw der pastein, graben und befestigung der statt37, insbesondere für Anschüttungen, Gräben und für Baumaterial für Basteien. Herangeführt wurden damals auch große Eichenstämme für die Schießluken der Basteien und Baumaterial insbesondere für die Bastei bei St. Niklas vor dem Stubentor auf der Landstraße. Aber auch für andere Basteien wurden unter anderem für die Schießluken und die Beschüttung Ziegel, Steine, Kalk sowie Holz geliefert. Die genannten Basteien dürften zumindest teilweise auch gemauert gewesen sein38. Wie man sich die in den Schriftquellen genannten Befestigungselemente wie Basteien oder Bollwerke vorzustellen hat, bleibt dennoch unklar: Es könnten Ron35   Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 56f. Nr. 26 und 27; 59–61 Nr. 33–36; 63 Nr. 41; Albertina: Wolf Huber, Ansicht von Wien 1530, Inventarnummer 26159. Albertina Online (Permalink), http://sammlungenonline.albertina.at/?query=Inventarnummer=[26159]&showtype=record [30. 6. 2019]. 36  Wien, ÖStA, Finanz- und Hofkammerarchiv, Alte Hofkammer, Gedenkbuch 27, fol. 102v. 37  WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe – Oberkammeramtsrechnung 64, 1527, fol. 57r–58v, 83r–87r. 38  Ebd. fol. 88v, 93v–99r.



Realität versus Fiktion 267

delle, vorgelagerte gemauerte Plattformen oder auch reine Erdbollwerke zur Aufstellung von Geschützen gewesen sein, wie sie die Meldeman-Rundansicht in der Vorstadtbefestigung der Landstraße und neben der Spitalmühle allerdings in überhöhter und recht grober Form zeigt. Die exakte Lage, die Beschaffenheit und Dimension der Objekte bleiben unbekannt. 1529 bemühte sich die Stadt um Adaptierungen an der Vorstadtbefestigung in der Landstraße, insbesondere um die Bastei beim St. Niklas Tor. Der so genannte Permansturm wurde mit Erde „ausgeschüttet“39. Von dieser Seite, also vom Südosten her, erwartete man die Bedrohung. Ferdinand I. wiederholte im August 1529 noch einmal seinen Aufruf, möglichst rasch Holz nach Wien zu führen, um die Stadt mit Zäunen, Basteien, Bollwerken und dergleichen Gebäuden zur Notwehr zu versehen40. Doch war diese wohl eher als aktionistisch zu bezeichnende Maßnahme angesichts der osmanischen Übermacht wirkungslos. Die Vorstädte wurden schließlich kurz vor dem Vordringen des Heeres geräumt, Gebäude angezündet41, manche von ihnen auch demoliert. Doch war die Zeit dafür zu knapp. Den Belagerern blieben ausreichend Deckungsmöglichkeiten, und sie konnten die aufgeschütteten Wälle, Türme und erhöhten Bollwerke sogar für ihre Zwecke nutzen, um die Stadt anzugreifen42. Zu Beginn der Belagerung ging man auch von einem Angriff im Abschnitt um das Schottentor aus43. Daher richtete sich die Verteidigung zunächst auf das nordwestliche Vorfeld. Unter dem königlichen Hauptmann Reinprecht von Ebersdorf bewachten das Kontingent der niederösterreichischen Städte, das Aufgebot des zehnten Mannes im Land Niederösterreich und zunächst auch die „im Elend“ aufgestellten spanischen Knechte den Bereich zwischen Schotten- und Werdertor. Letztere wurden jedoch bald in den Hauptabschnitt verlegt44, denn die Angreifer konzentrierten sich letztlich auf den nur schwer zu flankierenden Abschnitt des Kärntnertors45. Diese Situation wird auch in der Meldeman-Rundansicht besonders hervorgehoben.

3. Die Befestigungen in der Meldeman-Rundansicht Peter Stern von Labach verfasste als Augenzeuge noch 1529 die erste offizielle Druckschrift über die Ereignisse. Niclas Meldeman griff auf seine Publikation zurück. Für ihn war es wesentlich, wie er selbst formulierte, übersichtlich die Kampfhandlungen und nicht die gesamte Stadt in ihren Einzelheiten zu zeigen. Innerhalb der Stadt sind die Quartiere der Truppen mit ihren Befehlshabern wichtig. Tore, Türme und Bauwerke werden von Peter Stern von Labach, Niclas Meldeman und Paul Pesel dabei als Orientierungshilfe genannt. Da die Befestigung während der Belagerung eine wesentliche Rolle spielte, wird die Beschaffenheit in den Texten beschrieben, und sie wird im Plan auch prominent dargestellt. Meldeman schrieb selbst: „Also ist die statmaur allein mit den namhafftigen thorn vnd thrnen / vnd waz in denselbigen verfast / in den grundt gelegt   WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe – Oberkammeramtsrechnung 65, 1529, fol. 89v–90r.   Wien, ÖStA, Finanz- und Hofkammerarchiv, Alte Hofkammer, Gedenkbuch 33, fol. 42v. 41   Pesel, Historia germanica obsidionis urbis Viennensis fol. 117v, spricht von 800 verbrannten Häusern in den Vorstädten. 42  Opll, Alte Grenzen 48f. 43  Pesel, Historia germanica obsidionis urbis Viennensis fol. 141r. 44  Hummelberger, Wiens erste Belagerung 22; Stern von Labach, Belegerung (Weiss 1863) 5. 45  Stern von Labach, Belegerung (Weiss 1863) 11f. Die SO-Seite der Stadtbefestigung wies nämlich nur wenige Türme (Widmertor, Augustinerturm, Kärntner Tor und Stubentor) auf. 39 40

268

Heike Krause

/ vnd ein yedes mit seinem namen verzeychent vnd angezeygt“46. Die Fortifikation wird von innen her dargestellt, d. h. wir sehen lediglich die der Stadt zugewandten Seite. Darin gleicht die Rundansicht dem Albertinischen Plan. Die – durch Paul Pesel überlieferten – Bollwerke dienten zur Aufstellung von verschieden großen Geschützen. Diese sowohl an der Innenseite als auch unmittelbar vor der Befestigung gelegenen Objekte fehlen in der Meldeman-Rundansicht. Wie detailgetreu sind Mauern, Türme, Tore und Bollwerke in den Vorstädten dargestellt? Tragen sie individuelle Züge, sind sie eindeutig aufgrund spezifischer Details identifizierbar? Welche Elemente werden hervorgehoben? Um diese Fragen beantworten zu können, sind eine Autopsie verschiedener Pläne und Karten, Stadtansichten oder auch Fotografien und Vergleiche miteinander angebracht. In diesem Rahmen kann dies allerdings nur exemplarisch erfolgen. Zunächst fällt der kreisförmig-elliptische Grundriss der Stadt auf, der nicht der Realität entspricht. Ob die Kreisform als Symbol für die göttliche Vollkommenheit zu deuten ist, wobei die bedeutungsgeladene, propagandistische Inszenierung Wiens als „Bollwerk der Christenheit“ mitschwingt47, oder es reine Vereinfachung für die Erzählung war, wird letztlich nicht zu klären sein. Dieser Mauerring mit verriegelten Toren scheint die Stadt fest zu umschließen, sie konstituiert sich durch die fast ausschließliche Wiedergabe der Kirchenbauten vornehmlich als ein sakraler Raum48, in der die Verteidiger ihren Platz haben. Lediglich die im dazugehörigen Text genannten Türme und Tore der Ringmauer sind in der Rundansicht dargestellt und beschriftet worden: Der Kärntner Turm („Kerner thurn“ [2/15]), das Burgtor („burgthor“ [2/19]), das Schottentor („schotten Thor“ [3/20]), der Judenturm („Juden thurn“ [6/7]), der Turm im Elend („Thurn im elend“ [6/10, 6/12]), das Werdertor („werner thor“ [6/19]), der Salzturm („saltz thurn“ [5/22]), der Rote Turm („der rot thurn“ [5/19]), der Biberturm („biber thurn“ [5/11]) und das Stubentor („stubenthor“ [4/13]) (Abb. 5). Alle wichtigen Tore – abgesehen von kleineren Türen oder Pforten – kommen vor, nicht jedoch alle Stadtmauertürme ohne Torfunktion. Die Rundansicht zeigt im Groben zwar die richtige Abfolge der Tore und Türme, ihr Aussehen ist allerdings nicht unbedingt immer detailgetreu, wie an bestimmten Objekten zu zeigen sein wird. Die in der Kammeramtsrechnung von 1527 genannten Tore der Vorstädte waren: Der St. Georgsturm vor dem Schottentor, das Tor bei St. Niklas auf der Landstraße, der Turm auf der Wieden, in der Meldeman-Rundansicht „K. latzlas thurn“ [2/3] (nach König Ladislaus) genannt, und der Turm bei St. Theobald vor dem Widmertor49, der 1501 von Grund auf neu erbaut und die Mauer daselbst saniert worden war50. Genau diese vier Tore werden in Meldemans Rundansicht prominent und annähernd lagerichtig wiedergegeben. 3.1 Die Stadtmauer

In der Meldeman-Rundansicht erscheint die rundgeführte Ringmauer mit Zinnen mit giebelförmigem Abschluss und senkrechten Spähscharten. Diese Art der Zinnen ist   Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [4].   Opll, Festungsbau 138. 48  Siehe auch den Beitrag von Barbara Schedl in diesem Band, S. 287−297. 49  WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe – Oberkammeramtsrechnung 64, 1527, fol. 30r. 50  Kutzlnigg, Befestigungs- und Kriegswesen 317. 46 47



Realität versus Fiktion 269

Abb. 5: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Ringmauer mit Toren und Türmen (WM, Inv. Nr. 48.068).

in keiner der anderen Ansichten des 15./16. Jahrhunderts sichtbar, die allesamt breit gelagerte, eher symbolhafte Zinnen zeigen. Nur auf dem Tafelbild „Kreuzigung Christi“ im Stift St. Florian sind ebenfalls Zinnen mit Spähscharten wiedergegeben. Die Ansicht von Jakob Hoefnagel aus dem Jahr 1609 stellt die Stadtmauer an der Donaufront mit senkrechten Scharten unterhalb der Zinnen dar. Andernorts wie in Hainburg oder Wiener Neustadt gibt es Zinnen mit Spähscharten (Abb. 6), so dass diese auch in Wien denkbar wären. Da sich die Scharten zur Außenseite hin verjüngen, sind sie von außen aus der Ferne kaum sichtbar und könnten daher vielleicht in den anderen Ansichten weggelassen worden sein. Unklar ist, ob es in Wien wie auch in Wiener Neustadt Bautätigkeiten an der Mauer gab, durch die diese im zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts nochmals deutlich erhöht wurde. In den Zwischenräumen der Zinnen wurden hier in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts gemauerte Öffnungen für Feuerwaffen eingesetzt51. Eine derartige Adaptierung könnte im Babenberger-Stammbaum an der Donauseite angedeutet worden sein. In der Meldeman-Rundansicht sind solche Details aber nicht erkennbar. Peter Stern von Labach betont den unzureichenden Zustand der Stadtmauer, indem er sie als eine baufällige Ringmauer, nicht sechs Schuh (ca. 1,90 m) dick, beschreibt52. Die 51 52

  Gröninger, Stadtbefestigung 147f.   Stern von Labach, Belegerung (Weiss 1863) 8.

270

Heike Krause

Abb. 6: Wiener Neustadt. Stadtmauer mit rekonstruiertem hölzernem Wehrgang und Reckturm (Foto: Heike Krause).

archäologisch nachgewiesenen Mauerstärken liegen – bis auf die Ausnahme südlich des Burgtheaters – zwischen 1,60 und 2 m53. Zwischen dem Schotten- und Burgtor wurde 1544 ein Abschnitt der Stadtmauer abgetragen, deren Höhe hier inklusive Fundament mit über 11 m angegeben wurde54. Für das hohe Mittelalter waren Höhen um rund 6 m üblich, im späten Mittelalter sogar bis über 13 m, wie in Wiener Neustadt55. Die Mauer in der Meldeman-Rundansicht wirkt im Verhältnis zur Größe der dargestellten Personen jedoch deutlich niedriger, äußerst schmal und in gewisser Weise auch baufällig. Die Verteidiger stehen geradezu wagemutig auf einem durch Leitern zugänglichen, gezimmerten Wehrgang ohne sichernde Brüstung (Abb. 7). Dass dies den Tatsachen entsprach, dürfte anzuzweifeln sein, ist aber wohl der klareren Darstellung und der Betonung der Heldenhaftigkeit geschuldet. Paul Pesel berichtet von verschiedenen Adaptionen wie von Schützenlöchern für die Verteidigung mit Kanonen, die durch die Stadtmauer gebrochen wurden, von Geschützen, die auf Reuelinen56 bzw. Bollwerken bei Türmen bzw. vor Toren aufgestellt wurden.   Krause, Stadtmauer 82.   Wien, ÖStA, Finanz- und Hofkammerarchiv, Alte Hofkammer, Vizedomamtshauptrechungen Steuerbücher 579, 1544, fol. 336v. 55  Gröninger, Stadtbefestigung 146–149 und Abb. 2 und 3. Allgemein zu Maßen von Stadtmauern im deutschsprachigen Raum siehe Biller, Stadtbefestigungen 1 70–72. 56  Von italienisch „rivellino“; hier möglicherweise in seiner ursprünglichen Bedeutung als kleines Uferwerk bzw. Brückenkopf. 53 54



Realität versus Fiktion 271

Abb. 7: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Stadtmauer, Wehrgang und eine gepölzte Bresche (WM, Inv. Nr. 48.068).

Abb. 8: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Vom Predigerkloster bis zum Augustinerkloster mit den Schützenlöchern (Kreis) und den Breschen (Quadrat) (WM, Inv. Nr. 48.068).

Im Bereich des Gartens des Predigerklosters sollen es vier Schützenlöcher in der Stadtmauer gewesen sein. Derartige Öffnungen sind in der Meldeman-Rundansicht nur sporadisch und eher symbolisch dargestellt. Auf sie sind die Rohre der Kanonen gerichtet, die auf gezimmerten Podesten stehen (Abb. 8). Ihre Anzahl stimmt mit der in Pesels Bericht genannten nicht überein57. Dieser erwähnt zudem Anschüttungen v. a. vom Stuben- bis zum Kärntner Tor, einen neu gemachten Graben sowie Bollwerke innerhalb der Stadtmauer, die nicht erkennbar sind. Dagegen ist eine mit einer niedrigen Mauer umgebene, 57

  Pesel, Historia germanica obsidionis urbis Viennensis fol. 142r–143r.

272

Heike Krause

erhöhte und angeschüttete Fläche in diesem Stadtmauerabschnitt sichtbar, auf die beim Kärntner Turm Stufen hinaufführen und die eventuell auf die beschriebene Situation anspielt, obwohl der von Pesel genannte, hinter der Mauer angeschüttete Wall dadurch nicht deutlich wird. Er sollte im Falle der Sprengung der Stadtmauer als zusätzliches Hindernis dienen58. Die Breschen in der Stadtmauer beiderseits des Kärntner Tores finden sich auch in anderen Abbildungen sowie in der schriftlichen Überlieferung. Die linke von ihnen wird von Meldeman bereits mit großen Baumstämmen gepölzt gezeigt (Abb. 7, 8). Die Federzeichnung des Barthel Beham von 1529 stellt das Feldlager der Osmanen von Süden aus mit der abgebrannten Vorstadt Wieden und der Stadt Wien in der Ferne – mit dem Kärntner Tor und den zwei breiten Breschen in der Stadtmauer bzw. die Explosionen – dar. Auch das 1530 von Peter Gärtner angefertigte Porträt des Pfalzgrafen Philipp des Streitbaren, der während der Belagerung die Reichstruppen befehligte, zeigt im Hintergrund deutlich breite Breschen. Die skizzenhafte Zeichnung des Wolf Huber von 1530 macht diese Situation am Kärntner Tor von der Vorstadt aus ebenfalls deutlich59. Daniel Specklin (1536–1589) hatte für seine Beschreibung der Belagerung in seinem Codex Mathematicus (um 1575) ganz offensichtlich die Meldeman-Rundansicht als Vorlage verwendet, denn er illustriert sie mit dem entsprechenden Ausschnitt um das Kärntner Tor60. Noch 1537 thematisierten der Bürgermeister und der Rat der Stadt gegenüber Ferdinand I. die baufällige Stadtmauer beim Kärntner Tor. Sie wurde zunächst mit einem Erdwall geschützt und später durch eine massive Kurtine ersetzt61. 3.2 Die Tore und Türme

Die in der Rundansicht wiedergegebenen Tore und Türme von rechteckigem bzw. quadratischem Grundriss sind mittig in die Mauer eingebunden und ragen daher innen wie außen vor die Stadtmauer vor. Vier Türme der Stadtmauer weisen Walmdächer auf: das Burgtor, der Judenturm, das Werdertor und der Rote Turm. Der Torbau neben dem Kärntner Turm hat ein Pultdach, und die anderen Tore und Türme sind nur mit einem Zinnenkranz ohne Dachaufbau abgeschlossen. Ob diese Wiedergabe den Tatsachen entsprochen hat, kann nicht beurteilt werden. Die Dächer der nahe an der Mauer gelegenen Häuser wurden wegen Brandgefahr abgetragen62. Wahrscheinlich betraf dies auch den einen oder anderen Mauerturm, insbesondere an der Hauptangriffsseite. Dem Biberturm wurde 1426 ein neuer Dachstuhl aufgesetzt, in der Rundansicht weist er dagegen keinen auf63. In der Meldeman-Rundansicht stehen Geschütze auf der Plattform des Kärntner Turms, des Schottentors und des Turms im Elend. Paul Pesel berichtet aber auch, dass auf anderen Türmen Geschütze in Stellung gebracht waren. Auf dem Schottentorturm seien zwei Falkhenel positioniert gewesen64. Sowohl Stern von Labach, Pesel als auch Meldeman selbst betonen, dass bis auf das Salztor, das für Ausfälle genutzt werden sollte, alle Tore verbollwerkt und verschanzt worden seien65. Dementsprechend sind stadtseitig   Ebd. fol. 143v.   Opll–Stürzlinger, Wiener Ansichten 55‒58 Nr. 26–27, 30–31. 60  Specklin, Codex Mathematicus Bl. 8r. 61  Krause, Wien wird Festungsstadt 157, 180f. 62  Pesel, Historia germanica obsidionis urbis Viennensis fol. 143r. 63  Kutzlnigg, Befestigungs- und Kriegswesen 292. 64  Pesel, Historia germanica obsidionis urbis Viennensis fol. 142r–143v. 65  Stern von Labach, Belegerung (Weiss 1863) 5. 58 59



Realität versus Fiktion 273

Abb. 9: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Hofburg und Burgtor (WM, Inv. Nr. 48.068).

Abb. 10: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Judenturm, Turm im Elend und Werdertor (WM, Inv. Nr. 48.068).

274

Heike Krause

Abb. 11: Ansicht der Stadt Wien von Norden des Augustin Hirschvogel, 1569. Ausschnitt mit dem Bollwerk und dem Turm im Elend (WM, Inv. Nr. 303.518/2).

Erdanschüttungen und aufgestellte Baumstämme vor den Tordurchgängen zu sehen, nur das Salztor und das Rotenturmtor sind mit Holztüren verschlossen, wobei bei letztem Holzbalken horizontal vorgelagert sind (Abb. 15). Eine große, doppelbögige Öffnung im Biberturm ist lediglich im unteren Bereich vermauert. Das Burgtor, auch Widmertor genannt, befand sich neben der Hofburg (Abb. 9) und dürfte in seinen Proportionen nicht korrekt dargestellt worden sein. Dies ist durch bauhistorische Untersuchungen festgestellt worden. Es ist viel zu schmal dimensioniert. Die zwei erkennbaren Obergeschoße dürften allerdings der Realität entsprochen haben. Vergleichbare zeitgenössische Ansichten dieses Tors gibt es nicht. Im Rahmen des Forschungsprojektes zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg wurden daher Details aus Meldemans Rundansicht für die Rekonstruktion um 1500 – wie der Erker und ein Ecktürmchen – übernommen66. Zwischen Judenturm und Werdertor zeigt die Rundansicht statt vier der historisch überlieferten nur einen einzigen dazwischenliegenden Turm, den „thurn im elend“ [6/12] – bezeichnet nach dem gleichnamigen Viertel in der nördlichen Stadtmauerecke (Abb. 10). Darüber gibt Meldeman Folgendes an: „auff disem thurn im elend ist ein treflich polwerck gewest von dem mit schisse de(n) nassern67 grosser schad gethan“ [6/12]. Auf dem Turm sieht man Flammen und Rauchwolken sowie ein Kugeln abfeuerndes Geschütz, dessen Schusslinien bis zu den Nassaden auf der Donau reichen. Man wird wohl davon ausgehen können, dass damit der so genannte Haunoldsturm als Eckturm der Stadtbefestigung an der Donauabbruchkante gemeint ist, der nördlich vom Judenturm positioniert war68. Im Bericht von Paul Pesel ist zudem von einem innen an den Judenturm anschließenden, von den Spaniern errichteten Bollwerk die Rede, auf dem Geschütze in Form einer Kartaune und einer großen langen Notschlange positioniert   Mitchell, Stadtmauer 44; ders.–Buchinger, Rekonstruktion 430 (Abb. IV.123).   Auch Nassaden: Matrosen/Besatzung von flachen Ruderschiffen der Angreifer. 68  Krause, Historische und archäologische Quellen 66f. 66 67



Realität versus Fiktion 275

Abb. 12: Fotografie von August Stauda, um 1880. Werdertor von außen. Blick nach Südwesten (WM, Inv. Nr. 29.331). Abb. 13: Zeichnung von Emil Hütter, 1877. Das Werdertor von außen nach Abbruch des Arsenals. Blick nach Südosten (WM, Inv. Nr. 79.724).

276

Heike Krause Abb. 14: Rundplan des Augustin Hirschvogel, 1549. Ausschnitt mit dem Werdertor. Blick nach Südwesten (WM, Inv. Nr.: 31.022).

gewesen sein sollen69. Dieses ist auf dem Rundplan nicht dargestellt, dagegen aber in der Ansicht der Stadt Wien von Norden von Augustin Hirschvogel (Abb. 11) und im Plan des Bonifaz Wolmuet aus dem Jahr 1547. Dieser Hügel wurde erst im Vorfeld der Errichtung der Ringstraße abgetragen. Dabei fanden sich Reste von Bauten. Das zeugt davon, dass man hier während der Belagerung in aller Schnelle die Häuser aufließ, teilweise abbrach und einfach zuschüttete70. Diese Vorgangsweise deckt sich mit der schriftlichen Überlieferung71. Die Darstellung und Beschreibung Meldemans von einem starken Bollwerk auf dem Turm im Elend dürfte wohl eher auf den großen Erdhügel zutreffen, auf dem schwere Geschütze aufgestellt werden konnten. Hier hat Meldeman vielleicht die Funktion des Bollwerks auf den Turm übertragen, der in der Hirschvogel-Ansicht deutlich kleiner erscheint. Das erst 1880 für die Stadterweiterung abgebrochene Werdertor ist das einzige Tor, von dem genaue Pläne vor bzw. Zeichnungen und sogar Fotos während seines Abbruchs angefertigt wurden. Wir sehen auf dem Foto von August Stauda nur noch die Außenseite des unteren Geschoßes des Turms mit Buckelquadern, die für das 13. Jahrhundert typisch sind, und einen spitzbogigen Tordurchgang (Abb. 12). Eine Zeichnung Emil Hütters zeigt das über die Jahrhunderte stark veränderte Tor vor dem Abbruch (Abb. 13). Ein im Wiener Stadt- und Landesarchiv aufbewahrter Plan72 gibt den annähernd quadratischen Grundriss von 10,3 x 9,4 m mit einem schmäleren Anbau auf der Stadtseite wieder – möglicherweise ist dieser eine spätere Hinzufügung aus jüngerer Zeit, als der Turm für andere Zwecke genutzt und in ein Gebäude integriert wurde. Besondere Ähnlichkeiten in der Wiedergabe bestehen zwischen der Meldeman-Rundansicht und den Darstellungen von Augustin Hirschvogel, wobei hier keine Zinnen zu sehen sind (Abb. 10, 14). Der Spitzbogen des Tordurchgangs und die Buckelquader, die fotografisch dokumentiert wurden, sind nicht erkennbar. Daraus ist zu schließen, dass für derartige Details – wie Mauerwerksstrukturen, Formen und Dimensionen von Fenster- und Toröffnungen – die Meldeman-Rundansicht keine zuverlässige Quelle sein kann.  Pesel, Historia germanica obsidionis urbis Viennensis fol. 142r.   Krause, Stadtmauer 85 und Abb. 3. 71  Pesel, Historia germanica obsidionis urbis Viennensis fol. 143v: […] vill heüser zu erweitterung der plötz bei der maur halbe, vnnd ainstailß gar nider gebrochen […]. 72  Siehe unter dem Stichwort Werdertor in Wien Geschiche Wiki. 69 70



Realität versus Fiktion 277

Abb. 15: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Rotenturmtor (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 16: Rundplan des Augustin Hirschvogel, 1549. Ausschnitt mit dem Rotenturmtor und dem teilweise abgebrochenen Roten Turm links neben jenem, Blick von Norden (WM, Inv. Nr. 31.022).

Das Rotenturmtor ist hoch und mehrstöckig mit hohem Walmdach mit Dachgaupen sowie kleinen Ecktürmchen dargestellt (Abb. 15). Der eigentliche, neben dem Torbau, stadteinwärts gelegene Rote Turm fehlt. Zum Vergleich bieten sich der HirschvogelRundplan von 1549 und die Hoefnagel-Ansicht von 1609 an. Hier ist der 1511 von Maximilian I. umgestaltete73, der Ringmauer vorgelagerte Rotenturmtorbau als gedrungener 73  Opll, Alte Grenzen 35. Diese Datierung geht offenbar auf die Überlieferung von Matthias Fuhrmann zurück, der den Bau des Rotenturmtores in einem Kupferstich wiedergibt. Darauf ist eine Supraporte erkennbar, die neben einer Inschrift und Wappen auch die Jahreszahl 1511 zeigt: Fuhrmann, Historische Beschreibung 153.

278

Heike Krause

Bau mit hohem, spitz zulaufenden Dach und Ecktürmchen dargestellt, wobei in letzterer auch ein spitzbogiger Durchgang zu sehen ist. Hirschvogel gibt den eigentlichen Roten Turm als Ruine wieder (Abb. 16), möglicherweise hatte man ihn bereits zum Teil abgetragen. Aufgrund dieser Abbildungen lässt sich vergleichend feststellen, dass Meldeman den Torbau überhöht dargestellt haben dürfte, aber durch die charakteristischen Ecktürmchen sowie das spitze Dach eindeutig individuelle, wiedererkennbare Details zeigt. Am Stubentor begann die Fernstraße nach Ungarn. Bei diesem Torturm ist ein Quadermauerwerk angedeutet, die Durchfahrt ist verschlossen und mit einer Anschüttung und großen Holzpfählen abgeriegelt (Abb. 17). Den Abschluss bildet ein Zinnenkranz ohne Dachaufbau. Bemerkenswert ist der auf der rechten stadtseitigen Front des Torturms dargestellte Christophorus mit Stab und Jesuskind, der von der katholischen Kirche als Heiliger und Märtyrer verehrt wird. Er ist der Patron der Reisenden, aber auch der Flussübergänge, was für den wichtigen Verkehrsweg mit dem Brückenübergang über den Wienfluss zutreffen kann. So konnte jemand, der die Stadt verließ, vor seiner Reise noch einen Blick auf den Heiligen werfen. Auch an anderen mittelalterlichen Stadttoren gibt bzw. gab es stadtseitig Wandmalereien mit diesem Heiligen, zum Beispiel in Brixen oder in Bern (Christoffeltor)74. Daher wäre eine Existenz des Bildes am Stubentor durchaus wahrscheinlich. Es wäre noch zu fragen, ob sich in der schriftlichen Überlieferung ebenfalls Hinweise darauf finden. Denn auch eine bewusste Ergänzung in der Ansicht – als Hinweis auf das katholische Christentum – wäre denkbar. Für Instandhaltungsarbeiten am Tor, das 1300 und 1316 erstmals als Stubenburgtor vorkommt, wurden 1457 unter anderem große Mauerziegel, Kalk, große Ziegelnägel (wohl für Dachziegel), Klampfen, Nägel zum Glockengestell und ein kleines Glöcklein gekauft75. Der Turm dürfte seinerzeit ein Dach gehabt haben. Das Tafelbild „Flucht nach Ägypten“ gibt den Turm mit einem ziegelgedeckten Walmdach wieder. Auch Ansichten der 1540/50er Jahre weisen ihn mit einem Dach aus. Von außen zeigt uns der auf eine Tischplatte gemalte Plan von Augustin Hirschvogel aus dem Jahr 1549 (Abb. 18) und die Radierung Lautensacks von 1558/59 das Stubentor, allerdings mit breiteren Zinnen und wiederum einem Dach als Abschluss. Möglicherweise wurde vor der Belagerung das hölzerne Dach wegen Brandgefahr entfernt, so wie man auch mit denen der Vorstadthäuser verfahren war76. Die Fundamentreste des Turms wurden beim U-Bahnbau in den 1980er Jahren freigelegt. Somit sind die genaue Lage und die Dimensionen des Turms bekannt (Abb. 2). Der Bereich um das Kärntner Tor war der am stärksten umkämpfte Bereich. Der Kärntner Turm ist in Quadermauerwerk mit Eckbetonungen und Zinnenbekrönung dargestellt (Abb. 19). Der Turm weist im oberen Geschoß ein Doppelfenster mit Entlastungsbogen auf, darunter wiederum ein kleines, schmales Rechteckfenster. Rechts neben ihm ist ein niedrigerer, offenbar verputzter Torbau mit einer breiten, verbarrikadierten Durchfahrt zu sehen, der ebenfalls durchfenstert ist und einen Wehrerker mit Dreiecksgiebel aufweist. Eine derartige Disposition von Tor und Turm ist selten, aber auch an der Stadtmauer in Bruck/Leitha oder Hainburg in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts belegt77. Auf dem Tafelbild „Flucht nach Ägypten“ des Schottenmeister-Altars um 1469/1480, sind das Kärntner Tor nebst Turm annähernd gleich hoch von außen, d. h.   Bittmann, Standort 35–38; Biller, Stadtbefestigungen 2 19, 36.   WStLA, Oberkammeramt, B1/1. Reihe – Oberkammeramtsrechnung 15, 1457, fol. 98r. 76  Kutzlnigg, Befestigungs- und Kriegswesen 339. 77  Biller, Stadtbefestigungen 1 200. 74 75



Realität versus Fiktion 279 Abb. 17: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Stubentor, Darstellung des Hl. Christophorus rechts oberhalb des Torbogens (WM, Inv. Nr. 48.068).

Abb. 18: Rundplan des Augustin Hirschvogel, 1549. Ausschnitt mit dem Stubentor. Blick von Osten (WM, Inv. Nr. 31.022).

vom Blickpunkt der Vorstadt aus zu sehen (Abb. 4). Der Torbau ist in Ansichten des 16. Jahrhunderts und auch in Meldemans Rundansicht deutlich niedriger dargestellt, wobei in letztgenannter der obere Abschluss einem Pultdach gleicht. Eventuell wurde seine Höhe sekundär reduziert. Der Kärntner Turm mit dem Torbau wirkt in der Rundansicht im Vergleich zu den anderen Torbauten besonders groß. Seine Bedeutung in der Abwehr sollte sicherlich betont werden. Er war aber in Realität nicht sonderlich größer als andere Haupttorbauten. Laut Paul Pesel waren oben auf dem Turm Geschütze, und zwar eine große Notschlange, eine Halbschlange und ein Falkonett, stationiert78. Zieht man nun weitere Ansichten zu Rate, so fallen Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede in der 78

  Pesel, Historia germanica obsidionis urbis Viennensis fol. 143r.

280

Heike Krause

Abb. 19: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Kärntner Turm und Tor (WM, Inv. Nr. 48.068).

Abb. 20: Hans Sebald Lautensack, „Strafgericht gegen den Assyrerkönig Sennacherib“. Ausschnitt mit dem Kärntner Turm und Tor. Blick von Süden (WM, Inv. Nr. 31.041).



Realität versus Fiktion 281

Wiedergabe auf: In der Skizze von Wolf Huber ist ein Zinnenabschluss ohne Dachaufbau am Torbau und am Turm dargestellt, in der Zeichnung von Barthel Beham lediglich am Torbau79. Der Rundplan von Augustin Hirschvogel von 1549 und die Ansicht von Hans Sebald Lautensack von 1558/59 (Abb. 20) zeigen eine nach außen abgeflachte Brustwehr mit zwei breiten Schussöffnungen und flachem Dach – offensichtlich eine Adaptierung aus der Zeit nach der Belagerung. 3.3 Der Stadtgraben und die Grabenmauer

Die Meldeman-Rundansicht zeigt nur an der für seinen Bericht wichtigsten Stelle einen trockenen Stadtgraben (als „statgraben“ [2/20] bezeichnet), und zwar zwischen Stubentor und Kärntner Tor, dort, wo sich die Angreifer bis zur Stadtmauer vorarbeiten konnten (Abb. 8). Der bogenförmige Verlauf der äußeren Grabenfuttermauer ist allerdings anzuzweifeln, ist doch anzunehmen, dass der Graben bis auf die Donauseite die gesamte Stadtmauer begleitete (Abb. 1). Archäologisch konnte er bisher an zwei Stellen nachgewiesen werden: Im Bereich der Albertina beim so genannten Augustinerturm und in der Wipplingerstraße 33. Hier konnte ein ca. 17 m breiter Graben aufgrund von abgelagerten Sedimenten rekonstruiert werden. Eine Mauerausrissgrube könnte von einer ehemaligen äußeren Grabenfuttermauer herrühren80. Das Altarbild von St. Florian aus der Zeit um 1480/90 zeigt eine Grabenfuttermauer mit Stützpfeilern. Eine Stadtgrabenmauer, die Reparaturen benötigte, wird mehrfach in den Schriftquellen des 15. Jahrhunderts genannt. Ob hiermit in jedem Fall eine äußere Grabenfuttermauer oder auch eine Zwingermauer gemeint sein könnte, ist unklar. 1426 wurde die Mauer im Stadtgraben zwischen Biberturm und Stubentor saniert, 1449 die Mauer im Graben beim Stubentor nach Einsturz wiedererrichtet81. Um 1500 erhöhte man Abschnitte der Grabenmauer. Die auf der Rundansicht dargestellte Mauer könnte dieser entsprechen. Sie wird von Meldeman als „meuerlein des stattgrabens“ bezeichnet82. Die Darstellung der Angriffssituation von der Vorstadt vor dem Kärntner Tor aus deckt sich mit Meldemans Beschreibung: Die Janitscharen hätten in den verbrannten Vorstadthäusern kleine Schützenlöcher gemacht und durch diese geschossen. Auch die Minen auf dem „Platz vorm Graben“ werden verdeutlicht. 3.4 Die Befestigung der Scheffstraße

Auf der linken Seite ist hinter dem Stubentor eine Mauer mit Zinnen sichtbar, die die Vorstadt Scheffstraße zusätzlich schützte (Abb. 21). Diese ist auch schriftlich bezeugt83. In ihrem Verlauf ist ein halbrunder Flankierungsbau, ein Torturm – offensichtlich das Tor in das Vorstadtgebiet von Alttunau – und ein Bollwerk (wohl der schriftlich überlieferte Scheiblingturm) zu sehen84. Mangels bildlicher Analogien und archäologischer Erkenntnisse können zur Darstellung dieser die Vorstadtbefestigung verstärkenden Objekte keine   Siehe dazu im Beitrag von Christoph Sonnlechner hier im Band, S. 310 Abb. 8.   Sakl-Oberthaler–Mosser–Krause–Reichhalter, Stadtmauer 143f. 81  Krause, Historische und archäologische Quellen 62f. 82  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530) [6]. 83  Kutzlnigg, Befestigungs- und Kriegswesen 317f. 84  Opll, Alte Grenzen 52, 55. 79 80

282

Heike Krause

Abb. 21: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Befestigung der Scheffstraße vor dem Stubentor diesseits des Wienflusses und der Vorstadt St. Niklas (Landstraße) jenseits der Stubentorbrücke (WM, Inv. Nr. 48.068).

Aussagen getroffen werden. Die Befestigung wurde nach der Belagerung geschleift, so dass auch in den Ansichten und Plänen jener Zeit keine Spur von ihr blieb. 3.5 Die Vorstadt St. Niklas vor dem Stubentor – Landstraße

Die Meldeman-Rundansicht ist eine der wenigen Ansichten, die das Aussehen der Vorstadtbefestigungen jener Zeit zeigt. Durch den Rundblick vom Standort des Stephansdoms aus ist eine Gesamtsicht auf die Umgebung Wiens gegeben, jedoch bleiben die unmittelbar vor der Stadtmauer liegenden Bereiche im toten Winkel. In diesem Beitrag sei beispielhaft auf die besonders gut sichtbare, befestigte Vorstadt St. Niklas vor dem Stubentor fokussiert, die sich entlang der Landstraßer Hauptstraße erstreckte (Abb. 21). Die Straße wird von größtenteils dachlosen, eher schematisch wirkenden Häusern begleitet. Im Hintergrund liegt der aus mehreren Gebäuden bestehende Komplex des schon vor 1228 errichteten Zisterzienserinnenklosters – bezeichnet mit „unser frawen closter“ [4/6]. Die Kirche ist mit „S. Nicolae“ [4/5] bezeichnet. Ihr Chor ist uns zugewandt, d. h. er weist nach Westen, was nicht der Realität entsprochen haben dürfte. Eine hohe Befestigungsmauer mit Zinnen verbindet den Klosterkomplex mit einem großen Gebäude mit Stufengiebel und endet am St. Niklas-Torbau am östlichen Ende der Vorstadt, die rundum mit einem Wall geschützt war. Dieser beginnt auf der zur Donau gewandten Seite an einem hoch aufgeschütteten, unförmigen Hügel, der wohl ein Bollwerk sein soll,



Realität versus Fiktion 283

Abb. 22: Rekonstruktion der Befestigungen und des Verlaufs der Gewässer um 1529 (Plan: Severin Hohensinner, Ders., Wild, aber nicht ursprünglich 55).

führt bis zum Klosterareal, erstreckt sich hinter ihm – in der Ansicht nicht sichtbar – weiter, setzt sich rechts des Niklastorturmes („S. Niclas porten“ [4/1]) fort und endet schließlich wieder an einem Erdhügel (Bollwerk) vor dem Wienfluss. In seinem Verlauf ist auch ein Turm zu sehen. Man könnte dabei an den in den Oberkammeramtsrechungen von 1529 erwähnten Permansturm denken. Allerdings wird er eher unweit des Wienflusses auf der Nordseite lokalisiert85. Dort, auf der anderen Seite der Landstraße am Wienfluss bei der Stubenbrücke, ist in der Rundansicht dagegen ein sehr großer, breiter Erdhügel zu sehen. Bezeichnet ist der Wall mit die „new schdt oder wal get gerings um die vorstat“ [4/2]. Ein neu aufgeschütteter Wall, der um alle Vorstädte verlaufen sein soll, wird auch von Pesel genannt.86 Aus der Überlieferung wissen wir, dass dem Wall auch ein Graben vorgelagert war, der im Plan nicht deutlich wird. Hinter dem Niklasturm gabelt sich die Landstraße in zwei Wege, wobei der linke nach Erdberg führt. Das Kloster ist jedenfalls 85 86

  Opll, Alte Grenzen 55.   Pesel, Historia germanica obsidionis urbis Viennensis fol. 117v.

284

Heike Krause Abb. 23: Wien 3, Rasumof­ skygasse 29–31. Freigelegter Vorstadtgraben. Blick nach Südwesten (Foto: Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie).

östlich der Landstraße nahe der Vorstadtbefestigung wiedergegeben. Es war nachweislich im Bereich zwischen Salm-, Siegel- und Rasumofskygasse situiert, was somit in etwa mit der Lage in der Rundansicht übereinstimmt87. Die St. Niklas-Kapelle, die „in der Landstraße in dem Weg lag“, fehlt, was vermutlich der besseren Darstellung der Geschehnisse geschuldet sein dürfte. Die Rundansicht bietet wichtige Anhaltspunkte über die Disposition der Gebäude und Erdbollwerke, die für die Rekonstruktion der Lage der Befestigung und des Klosters wichtig sind, denn nach der Belagerung wurden die Befestigung, das Kloster und die St. Niklas-Kapelle abgetragen. Inwieweit das Aussehen der Objekte der Wirklichkeit entsprach, muss mangels Vergleichen offenbleiben. Die jüngste Rekonstruktion des Verlaufes der Befestigung erfolgte durch Severin Hohensinner auf Grundlage der heutigen Stadtkarte, des Historischen Atlasses von Wien, flussmorphologischer Untersuchungen, schriftlicher Überlieferungen und eben auch der Meldeman-Rundansicht (Abb. 22)88. Berücksichtigt wurden dabei auch die Ergebnisse zweier Ausgrabungen. Im Haus Siegelgasse 1/Salmgasse 17 kamen Gräber zutage, die laut Radiokarbondatierung mit hoher Wahrscheinlichkeit nach 1150 und vor 1275 angelegt worden sein müssen. Daher kann man davon ausgehen, dass wir hier den Friedhof des Zisterzienserinnenklosters vor uns haben. Auch in den Grundbüchern des 16. Jahrhun-

87 88

  Krause, Vorstadt.   Hohensinner, Wild, aber nicht ursprünglich 55 (Abb. 2.17).



Realität versus Fiktion 285

derts ist notiert, dass auf diesen Parzellen das Kloster stand89. An einer Stelle gelang der archäologische Nachweis eines Grabens als Teil der Befestigung der Vorstadt St. Niklas vor dem Stubentor, in einem Abschnitt, der in der Meldeman-Rundansicht hinter dem Kloster nicht sichtbar ist. In der Rasumofskygasse 29–31 wurde auf 90 m Länge ein Abschnitt eines 20 m breiten und noch 3 m tiefen Sohlgrabens entdeckt, der Teil der Vorstadtbefestigung gewesen sein muss90 (Abb. 23). Ebenso wurde eine Straßenschotterung dokumentiert, die als Oberfläche des Weges nach Erdberg interpretiert wurde. Demnach liegt der Verlauf der Erdbergstraße heute ca. 18 m südlich von jenem91. Die Meldeman-Rundansicht zeigt die Vorstadtbefestigung eher symbolisch, ihre Elemente erscheinen deutlich überhöht und plump, ihre Positionierung in der Landschaft dürfte dagegen doch recht realitätsnah sein.

Resümee Das negative Urteil Peter Sterns von Labach über den Zustand der Ringmauer und des Grabens wurde von vielen Autoren übernommen. Die Stadtbefestigung war aber sicherlich zu jener Zeit nicht schlechter als andere mittelalterliche Befestigungen in der Region. Ihre für Wien archäologisch nachgewiesene Mauerstärke zwischen 1,60 und 2 m ist in Ostösterreich ein eher überdurchschnittliches Maß. Den seit dem späten Mittelalter vermehrt verwendeten Kanonen konnten derartige Mauern auf Dauer nicht standhalten. Das heißt, die Befestigung war nicht mehr zeitgemäß. Daher hat die Stadt – neben der kostspieligen, aber nur bedingt tauglichen Befestigung der Vorstädte – schon seit dem 15. Jahrhundert wichtige Maßnahmen gesetzt, wie die Stabilisierung der Ringmauer mittels Erdanschüttungen und das Errichten von Bollwerken und Flankierungsbauten vor den Toren. Einfach für die Belagerer war es letztlich aus mehrerlei Gründen nicht, die Stadt zu erstürmen. Mehrmals gruben sie Minengänge, um sich zur Ringmauer vorzuarbeiten und diese zu sprengen. Doch blieben sie bei der Einnahme erfolglos und zogen sich schließlich zurück. Ohne eine ausreichende Befestigung wäre dies einfacher und schneller erfolgt. Ist das Narrativ der schlechten Befestigung etwa Bestandteil des heroischen Mythos der Türkenabwehr? Sollte vielleicht der Erfolg der Verteidigung erhöht werden? In diesem Sinne könnte auch das in den meisten Berichten weitgehende Verschweigen der äußerst schlechten Wetterlage zu interpretieren sein, mit der die Angreifer große Schwierigkeiten hatten92. Was die Rundansicht zeigt, ist nicht einfach nur eine Belagerung der Stadt. Hier wird das Christentum gegen den „Tyrannen“ und „Erbfeind“, den „Türken“ mit ihrem Sultan Süleyman I. verteidigt93. In diesem Zusammenhang sei auf den von Martin Luther verfassten, 1529 erstmals gedruckten Text des Psalmliedes „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen.“ hingewiesen, dessen Entstehungskontext jedoch nicht eindeutig überliefert und dessen Deu  Krause, Vorstadt.   Adler-Wölfl–Mosser, Archäologie 5, Abb. 1, 42. 91   Ebd. 5 Abb. 1, 42. 92 Siehe dazu die Beiträge von Christoph Sonnlechner, S. 299−313, und Christoph Neumann, S. 203−218, in diesem Band. 93 Stern von Labach–Meldeman, Warhafftige handlung; Pesel, Historia germanica obsidionis urbis ­Viennensis fol. 112r. 89 90

286

Heike Krause

tung umstritten ist94. Befestigung und Bewaffnung werden von Luther als schützendes Sinnbild Christi gebraucht. Das Lied könnte als Mahnung zu interpretieren sein, indem man sich bei der Verteidigung nicht auf die Befestigungen und Waffen, sondern auf Gott verlassen sollte95. Wendete demnach die Gnade Gottes die Gefahr ab? Wien wird in der eigenen Historiographie selbst zum Symbol der „höchsten Hauptbefestigung der Christenheit“, das Wolfgang Schmeltzl in seinem Lobspruch der Stadt Wien 1547 aufnimmt96. Beide Bilder – sowohl das der unzureichenden Befestigung als auch das des Bollwerks der Christenheit – konnten jedenfalls dem habsburgischen Herrscherhaus zur Legitimierung der geplanten, außerordentlich kostspieligen städtebaulichen Veränderung hervorragend dienen, für die das ganze Reich zu zahlen hatte: Wien zu einer Festung auszugestalten97. Richtet man die Meldeman-Rundansicht nach Norden aus, so stimmt annähernd die Lage der Tore, Vorstädte und anderer dargestellter Objekte. Allerdings sind diese im Verhältnis zur Größe der Innenfläche der Stadt zu groß und häufig überhöht dargestellt. Daher kann von einer detailgetreuen Wiedergabe der Befestigungen keine Rede sein. Manche Einzelheiten dürften stimmen, andere vereinfacht bzw. verändert oder viele Objekte wie Wälle, Bollwerke, Türme und temporäre Adaptierungen für eine bessere Sichtbarkeit und Erzählung der Geschehnisse weggelassen worden sein. Nur im Vergleich mit anderen Bildquellen und unter Hinzuziehung schriftlicher Überlieferungen sowie archäologischer Dokumentationen kann der Wahrheitsgehalt im Detail überprüft werden. Die Meldeman-Rundansicht zeigt Realität und Fiktion zugleich und ist trotz dieser Erkenntnis und aller Ungenauigkeiten und Auslassungen eine äußerst bedeutende, für manche Bereiche sogar die einzige Bildquelle für das Aussehen der Umgebung der Stadt jener Zeit. Deshalb ist sie – neben dem Historischen Atlas der Stadt Wien und archäologischen wie geomorphologischen Erkenntnissen – eine maßgebliche Quelle für den rekonstruierten Stadtplan von Wien (Abb. 22) mit seiner Befestigung und den Vorstädten um das Jahr 152998.

  Neumann, „Ein feste Burg“ 125f.   Staats, „Ein feste Burg“. 96 Opll, Festungsbau 138. 97  Opll–Krause–Sonnlechner, Wien als Festungsstadt. 98  Hohensinner, Wild, aber nicht ursprünglich. 94 95

Die innerstädtische Sakraltopographie auf der Meldemanschen „contrafactur“ von 1529/30 Barbara Schedl

Zweifellos gehört die so genannte Rundansicht mit der Illustration der Wiener Türkenbelagerung im Jahr 1529, die der in Nürnberg ansässige Drucker und Verleger Niclas Meldeman herausgegeben hat, zu den instruktivsten Medienprodukten des 16. Jahrhunderts1. Dem aus sechs Blättern zusammengesetzten Holzschnitt ist eine informative Beschreibung des Herausgebers beigegeben, die Motivation, Bildinhalt und -format erläutert. Beide Quellen, sowohl die Illustration als auch der Begleittext, bilden den Ausgangspunkt vorliegender Studie, welche die innerstädtische Sakraltopographie Wiens im 16. Jahrhunderts in den Blick nehmen möchte. Gefragt wird nach Beschaffenheit, Funktion und Qualität der vermittelten Sakralbauten auf die Wahrnehmung der Rezipienten. Welche Strategien verfolgte der Berichterstatter im bildlichen Entwurf und wie wurden diese umgesetzt? Welche Handlungen und Praktiken werden transportiert?

1. Meldemans „kurtzer bericht“ zu Vorlage und Entwurf Für die aufgeworfenen Fragestellungen sind Meldemans Angaben über den Urheber der Vorlage, die Beschreibung des Herstellungsprozesses, der Komposition und des Inhaltes des Bildmediums sowie die Erläuterungen über das Zielpublikum relevant. Wie dem Begleittext zu entnehmen ist, veranschaulicht die Darstellung vom „hohen S. Steffans thurn die gantz belegerung gerings umb zu landt und wasser sowie auch deßs kriegsvolcks gegenwer in der stat wider die Türcken“2. Allerdings ist nicht Niclas Meldeman der Urheber, sondern ein „berühmter“ Maler zu Wien hat eine „gründtliche visierung“ erstellt, „alles wie es an im selbst ergangen und augenscheinlich gewesen ist verzeichnet“3. Nach ausgiebigen Verhandlungen kaufte der Nürnberger Verleger dem Künstler in Wien den Entwurf ab, reiste zurück nach Nürnberg und brachte die „visierung von berürtem Maler“ auf eigene Kosten in ein passendes Druckformat, „eygen kosten in ein recht ordentlich form“4. Da sich das Geschehen nicht nur in Wien, sondern auch rund um die Stadt ereignete und Meldeman eine möglichst umfassende „contrafactur“ erstellen wollte, gab er, wie er darlegt, einer Rundansicht den Vorzug. Mit dem Blick aus den vier Fenstern der   Meldeman Rundandsicht, WM, Inv. Nr. 48.068.   Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530); Bericht abgedruckt bei Weiss, Rundansicht 22–26. 3  Ebd. 22f. 4  Ebd. 23. 1 2

288

Barbara Schedl

Turmwächterkammer, so berichtet Meldeman, soll der ortskundige Maler „auff alle örter gerings umb“ die Stadt, die Landschaft, Brandstätten, feindliche Lager, Scharmützel usw. portraitiert haben. Dementsprechend muss das „was dann allenthalb in der figur verzeichnet und angezeigt ist“ von oben herab verstanden und gelesen werden, so als wäre man selbst auf dem Hohen Turm gewesen5. In dem Begleittext weist Meldeman darauf hin, dass alle Kirchen der Stadt erfasst, eine „igliche mit yhrem namen“ versehen an ihrem gebührlichen Ort dargestellt seien. Wiedergegeben wurde die Stadtmauer sowie ihre „namhafftigen thore und thurnen“. Nicht verzeichnet sind hingegen die Häuser und Straßenzüge, und zwar aus zwei Gründen: Zum einen, um Platz für die Darstellungen innerstädtischer Geschehnisse zu gewinnen und zweitens, um Papier zu sparen. Würde man zu viel an „papier darzu verbrauchen müßen, wäre das nit yedermans kauff für den gemeine man gewesen“6.

2. Zu den Stilmodi der Gotteshäuser auf Meldemans „contrafactur“ Nach dem Begleitschreiben war es die Intention des Verlegers, eine detailreiche, lückenlose Berichterstattung über die Scharmützel, Kampf- und Verteidigungshandlungen in und um Wien zu geben. Das Medienprodukt – Holzschnitt und Textband – war preislich so gestaltet, dass es für jedermann erschwinglich sein konnte. Angesprochen wird der „gemeine man“, der besonders im 16. Jahrhundert im Zuge der Reformation mit seinen religiösen und politischen Forderungen in den Fokus rückt und hier bei Meldeman wohl in Abgrenzung zu den gelehrten, herrschenden Eliten verstanden werden soll7. Um das gesamte Geschehen abbilden zu können, wählte Meldeman ein besonderes Format. Er stellte „das werck in die runde“, gruppierte Sakralbauten, Stadtbefestigung, das Wiener Umland, das feindliche Zeltlager sowie zahlreiche, lebhaft gestaltete Einzelszenen von Kampfhandlungen bis zur Folter in und außerhalb der Stadt kreisförmig um das Zen­ trum, von dem die Aufnahme von oben herab erfolgte. Meldemans „contrafactur“ verschweigt allerdings nicht den schräg über der Stadt gelegenen Augenpunkt von dem die Aufnahme erfolgte, wie das bei einer Vogelschau zu erwarten wäre. Der Stephansdom mit dem Hohen Turm, also die Aussichtsplattform, wird prominent in einer detaillierten realitätstreuen Aufrisszeichnung in die Bildmitte gesetzt8. Der Dom präsentiert sich von seiner Nordseite: Deutlich sind das Bischofstor und der unausgebaute Turm mit Baukran zu erkennen. Dahinter erscheint der hochaufragende Südturm mit Oktogongeschoß, in dem sich die Turmwächterstube befindet, und die in den Himmel ragende Turmpyramide. Dazwischen schiebt sich das steile Dach mit seiner charakteristischen Musterung. Die Position des Domes nutzt Meldeman gleichzeitig als kompositorisches Motiv, deutet dieser doch mit der Turmspitze den Verlauf der Kärntner Straße an. Unweigerlich erinnert Meldemans Abbildung von St. Stephan an den Holzschnitt der Kirche in dem 1502 erschienen und 1514 nochmals aufgelegten Wiener Heiligtumbuch, das der Ratsherr Matthäus Heuperger herausgegeben hat9 (Abb. 1).   Ebd. 23.   Ebd. 23. 7   Kink, Armer Mann. 8  Pfarrkirche, seit 1365 Kollegiatkirche, seit 1469 Bischofssitz, 1220 erste Nennung, ab 1320 Erweiterung des romanischen Chores, ab 1359 Ausbau des Langhauses und Baubeginn der Türme, 1513 Einstellung des Baues; Schedl, St. Stephan in Wien. 9  Wiener Heiligthumbuch (Ausgabe 1882). 5 6



Die innerstädtische Sakraltopographie

289 Abb. 1: Stephansdom aus dem Wiener Heiligtumbuch, Holzschnitt 1502 (Ausgabe 1882).

Zwischen der kreisförmig angelegten, nach außen gekippten Stadtbefestigung ordnet Meldeman die Sakralbauten der Stadt an. Hier ist zu erkennen, dass er um eine korrekte topographische Aufteilung bemüht ist. Die Gotteshäuser sind beschriftet, um sie einwandfrei identifizieren zu können. Verortet werden neben St. Stephan die zweite Pfarrkirche der Stadt, St. Michael10, sodann die Peterskirche11, die Ruprechtskirche12 und Maria am Gestade13, die Kirchen 10   Vikariatskirche von St. Stephan; romanischer Bau im 14. Jh. erweitert; Perger–Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen 76–88; Wiener Hofburg im Mittelalter 250–284 und 504–521; Zinnhobler, Passauer Bistumsmatrikeln V 336, 338. 11  Erstnennung 1137, zwischen 1160 und 1200 in den Besitz des Schottenklosters übergegangen. Seit 1267 beschränkte Pfarrrechte. 1544 landesfürstliche Patronanz; Zinnhobler, Passauer Bistumsmatrikeln V 346. 12 Zwischen 1160 und 1200 in den Besitz des Schottenklosters übergegangen. Seit 1267 beschränkte Pfarrrechte. 1544 im Besitz des Landesfürsten, der St. Ruprecht dem Salzamt übergab; Zinnhobler, Passauer Bistumsmatrikeln V 341. 13   Zwischen 1160 und 1200 in den Besitz des Schottenklosters übergegangen. Seit der zweiten Hälfte des 13. Jhs. bis auf einige Unterbrechungen im 14. Jh. im Besitz des Passauer Bischofs; Zinnhobler, Passauer Bistumsmatrikeln V 343–345.

290

Barbara Schedl

der Männerklöster (Augustiner-14, Schotten-15, Prediger-16, Minoriten-17 und Karmeliterkirche18), die Kirchen der religiösen Frauen (Jakober-19, Niklas-20, Himmelpfort-21, Lorenzer-22, Clara-23 und Hieronymuskirche24), die Kirche der Johanniterkommende25 sowie drei Kapellen (Georgskapelle des Freisinger Hofes26, Pankrazkapelle27, Salvatorkapelle im Rathaus28). Die genannten Sakralbauten stehen nicht durchwegs aufrecht wie die Stephanskirche, sondern sie sind gekippt. Ihr Neigungswinkel bezieht sich auf den Standpunkt, von dem die Aufnahme erfolgte, also die gegen die vier Himmelsrichtungen geöffneten Fenster der Turmwächterstube des Domes. Die westlich von St. Stephan liegenden Sakralbauten St. Georg, St. Peter, St. Pankraz und die Karmeliterkirche durchbrechen dieses logische 14   Ab 1330 Ansiedelung der beschuhten Augustiner-Eremiten; Stiftung des Habsburgerkönigs Friedrich III., der Schöne (1289–1330), 1349 erste Weihe, 1399 vermutliche Fertigstellung des Kirchenbaues; Perger– Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen 155–164; Zinnhobler, Passauer Bistumsmatrikeln V 318. 15   1155 Gründung des Babenbergerherzogs Heinrich II. (1107–1177), 1200 Weihe, zwischen 1265 und 1269 Pfarrrechte für den Bereich des Schottenklosters und Pfarre Laab im Walde, 1481 iroschottische Mönche verlassen Kloster, ab nun deutsche Benediktiner; Perger–Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen 95–122; Zinnhobler, Bistumsmatrikeln V 312, 315. 16   Seit ca. 1225 Dominikaner in Wien, 1237 Weihe der Kirche, um 1300 Erneuerung des Chores, im 15. Jh. Erneuerung des Langhauses; Perger–Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen 146–154; Zinnhobler, Bistumsmatrikeln V 314, 318. 17  Vor 1234 Minoriten in Wien, 1251 Weihe der Kirche, 14. Vergrößerung der Kirche und Klostergebäude; Zinnhobler, Bistumsmatrikeln V 314, 318; Schedl, Herzoghof. 18  1364 bekamen die Karmeliten (bis dahin vor dem Werdertor) die ehemalige landesfürstliche Münzstätte und dortige Hofkapelle St. Johannes, ab 1400 Neubau der Klosteranlage; Perger–Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen 126–133; Zinnhobler, Bistumsmatrikeln V 314, 318. 19   Augustiner Chorfrauen, vermutlich unter dem Babenbergerherzog Leopold VI. (1176–1230) etabliert, 1236 erstmals genannt, Ausbau im 13. und 14. Jh.; Schedl, Klosterleben 161–183. 20   Vor 1228 Zisterzienserinnenkloster St. Maria bei St. Niklas vor dem Stubentor gegründet; 1272 Hausankauf für ein Stadthaus(-kloster) in der Singerstraße; ab 1385 werden die Klostergebäude in der Singerstraße für eine Schule des Zisterzienserordens verwendet; 1529 Klostergebäude vor dem Stubentor demoliert; Schedl, Klosterleben 95–143. 21  Prämonstratenserinnen, 1267 Schenkungsurkunde von König Ottokar II. von Böhmen (1232–1278); Schedl, Klosterleben 185–207. 22   Dominikanerinnen, ab 1445 Augustiner-Chorfrauen, 1302 erste Nennung, Ausbau im 13. und 14. Jh., Schedl, Klosterleben 209–234. 23   Klarissen, Stiftung des Habsburgerpaares Herzogin Blanche von Valois (1285–1305) und Herzog Rudolf III. (1281–1307), um Beginn des Klosterbaues 1305; nach 1529 Klarissen ins Pilgrimhaus St. Anna verlegt; Gebäude des Klosters ab 1530 an das Wiener Bürgerspital; Schedl, Klosterleben 209–234. 24   Vor 1383 bürgerliche Stiftung eines Büßerinnenhauses, 1384 Freibrief Herzog Albrechts III. (1349/50– 1395), 1571 aufgelassen, 1589 werden die Gebäude den Franziskanern übergeben; Schedl, Klosterleben 257–273. 25   Johanniter oder „kreutzer“ seit Beginn des 13. Jhs. in Wien, Kapelle gegen Ende des 13. Jhs. errichtet, Ausbau im 14. Jh.; Perger–Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen 237–239; Zinnhobler, Bistumsmatrikeln V 317. 26   1256 erstmals eine im Freisinger Hof genannt; Zinnhobler, Bistumsmatrikeln V 354; Katzler, Freisinger Hof 226–229. 27   Hofkapelle des Babenberger Hofes; zwischen 1227 und 1237 an das Schottenstift, seit 1267 beschränkte Pfarrrechte; Perger–Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen 123–136; Zinnhobler, Bistumsmatrikeln V 356. 28   1298 als Liebfrauenkapelle der Brüder Otto und Haimo in ihrem Hof errichtet, 1316 Haus und Kapelle im Besitz der Stadt, 1515 Patrozinium St. Salvator; Perger–Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen 275; Zinnhobler, Bistumsmatrikeln V 342.



Die innerstädtische Sakraltopographie

291

Bezugssystem: Sie sind nicht wie die ebenfalls westlich gelegene Schottenkirche um 90 Grad gedreht, sondern in aufrechter Position dargestellt. Nahezu vertikal angeordnet sind die vom Südfenster des Hohen Turmes aufgenommenen Bauten, wie St. Hieronymus, St. Johannes und St. Clara. Tabelle 1: Angaben der Längenmaße in Metern innerstädtischer Sakralbauten auf der Meldemanschen Rundansicht

  Stephanskirche Augustinerkirche Schottenkirche Predigerkirche Minoritenkirche Karmeliterkirche Michaelerkirche Maria am Gestade Clarakirche Hieronymuskirche Peterskirche Himmelpfortkirche Jakoberkirche Niklaskirche(Stadt) Lorenzerkirche Ruprechtskirche Georgskapelle Johanneskirche Pankrazkapelle Salvatorkapelle

Bezeichnung in der Meldeman-Rundansicht „S.Steffans thumkirchen“ [5/4] „augustiner“ [2/25] „schotten“ [6/5] „prediger kir(chen)“ [4/8] „die mindern Brder“ [2/31] „Weyssenbrüder“ [5/3] „s. michel“ [2/30] „unser frauen closter“ [4/6] „s. Clara“ [2/24] „s. Jeronimus“ [2/33] „s. peter“ [2/37] „himelporten“ [2/34] „s. Jacob“ [2/32] „S. Nicolae“ [4/5] „s. lorentz“ [5/7] „S. Ruprecht“ [5/14] „s. jorg“ [2/36] „s. Johans“ [2/22] „s. pangratz“ [2/42] „s. oth heim“ [5/9]

Gesamtlänge 107 m 80 m 80 m 74 m 72 m 65 m 63 m 60 m 49 m 44 m 40 m 34 m 33 m 32 m 29 m 27 m – – – –

Im Gegensatz zu dem exakten Abbild der Stephanskirche sind die übrigen innerstädtischen Sakralbauten in einem abstrakt reduzierten Entwurf gezeichnet (Abb. 2). Bis auf St. Hieronymus haben alle Kirchen und Kapellen einen Turm oder Dachreiter. Etliche besitzen einen architektonisch gesondert ausgeformten Choranbau, zumeist in Form eines niedrigen Polygons. Bei allen Gotteshäusern der Stadt wird die Eingangssituation wiedergegeben, auch wenn diese nicht in der Sichtachse des Malers lag. Dafür wurden die Baukörper verschoben und in gedrehter Perspektive gezeigt, um mehrere Außenfronten abzubilden. Zum Beispiel ist die Schottenkirche sowohl von Osten, Norden als auch von Westen wiedergegeben. Deutlich erkennt man den Chor mit Chorquadrat, Querschiff, Vierungsturm sowie das über Eck gestellte massive Westwerk mit Eingangsportal. Es gibt aber auch Darstellungen von Kirchenbauten, die deren charakteristische Merkmale betonen. So ist die Kirche Maria am Gestade mit ihrem für die Gotik äußerst markanten gekuppelten Turmhelm dargestellt. Die Abbildung der Augustinerkirche zeigt die hohe durchfensterte Süd- und Westfront und das steile Dach, eine Baustruktur, die am heutigen Bau noch deutlich ablesbar ist.

292

Barbara Schedl

Abb. 2: Zusammenstellung der innerstädtischen Sakralbauten von Meldemans „contrafactur“ (Entwurf: Barbara Schedl).

Zuletzt soll noch darauf hingewiesen werden, dass die Bauten in unterschiedlicher Größe wiedergegeben sind. Neben dem größten dargestellten Bauwerk, dem Stephansdom, lassen sich drei Größenkonzepte feststellen. Das ausgedehnteste Format weisen die Augustiner-, die Prediger-, die Karmeliter- und die Minoritenkirche auf. Zu dem mittleren Größenmaß zählen Peters-, Jakober-, Ruprechts-, Schotten-, Lorenzer- und Himmelpfortkirche sowie Maria am Gestade. Kleinformatig dargestellt sind Pankraz-, Salvator- und Georgskapelle, sodann die Johannes-, Michaeler-, Niklas-, Clara- und Hieronymuskirche. Schon auf ersten Blick ist zu erkennen, dass die Bauwerke nicht maßstabsgetreu wiedergegeben sind oder dass deren Darstellung auf Grundsätzen der Per­ spektive beruht (siehe Tabelle 1). Widersprüche zeigen sich bei der Clarakirche, die mit 49 m Länge die größte weibliche Klosterkirche Wiens war, gefolgt von der Hieronymuskirche, die ehemals eine Länge von 44 m aufwies. Beide Bauten sind bei Meldemans „contrafactur“ kleinformatig wiedergegeben. Auch die Michaelerkirche, die zweite Pfarrkirche Wiens, war mit 63 m Gesamtlänge einer der größten Sakralbauten der Stadt; auf der Rundansicht entspricht St. Michael dem Größenverhältnis der Kapellen St. Georg, St. Pankraz oder St. Salvator. Die Schottenkirche, die ehemals eine Länge von fast 80 m aufwies, hätte demnach zu den von Meldeman großformatig dargestellten Objekten, wie Augustiner-, Prediger- oder Minoritenkirche, gehört. Die Beispiele ließen sich weiterverfolgen, doch schon der oberflächliche Vergleich macht deutlich, dass bei Meldemans „contrafactur“ nicht auf räumliche Bezüge und Proportionen Rücksicht genommen wurde. Vielmehr geht es darum, ausgewählte Sakralbauten der Stadt gemäß einer – noch zu definierenden – Bedeutsamkeit ins Bild zu setzen.



Die innerstädtische Sakraltopographie

293

3. Zur Lesbarkeit der Sakraltopographie auf Meldemans contrafactur Nimmt man Meldemans kurzen „bericht“ wörtlich, so sind alle Kirchen der Stadt abgebildet und – wie gezeigt werden konnte – im Sinne einer Bedeutungsperspektive dargestellt. Meldeman dürfte zumindest zwei Vorlagen benutzt haben, um sein Bildwerk zu gestalten. Zum einen den Entwurf, den er dem Wiener Maler abkaufte, und zweitens die Aufrisszeichnung der Stephanskirche, die – wie erwähnt – 1502 und dann 1514 in dem Wiener Heiligtumbuch des Matthäus Heuperger abgedruckt wurde. Diese Vorlage wurde nicht 1:1 übernommen. So ist der Meldemansche Stephansdom wesentlich großzügiger in der Wiedergabe der gotischen Baustruktur; das Oktogongeschoß des Südturms, aber auch die Turmpyramide, sind gedrungener dargestellt (Abb. 1). Die Wiedergabe des unfertigen Turms mit dem Baukran entspricht nicht der Sachlage von 1529, denn der Baukran war damals bereits abmontiert29. Auffällig ist aber, dass die Südturmbekrönung der aktuellen Situation angepasst wurde. Seit 1519 zierte ein Stern mit Halbmond auf einem goldenen Knauf, der die Sonne symbolisierte, die Turmspitze und nicht mehr das doppelte Kreuz, wie noch auf dem früheren Holzschnitt zu sehen ist. Die Himmelskörper waren aus reflektierendem Material angefertigt und sollten den Kosmos darstellen oder das Erdreich, über das der 1519 zum römischen Kaiser gewählte Karl (1500–1558; reg. 1506/1515–1556) gemeinsam mit seinem Bruder Ferdinand (1503–1564; reg. 1521–1564) glücklich herrschte, wie auf der bis 1860 an der Turmspitze angebrachten Inschriftentafel zu lesen war30. Die Wienerinnen und Wiener erkannten, als der „Türk vor der Stadt war“, darin das Symbol des Feindes. Der Wiener Rat stellte (1530 Februar 15) ein Ansuchen beim Landesfürsten, man möge die Turmbekrönung abnehmen und durch ein christliches Zeichen ersetzen, da man die genannten Zeichen an den türkischen Zelten gefunden habe. Dem Antrag wurde aber damals nicht entsprochen. Erst nach der Zweiten Türkenbelagerung wurde der Schmuck der Turmspitze gewechselt31. Die Vorgaben zu den anderen dargestellten Sakralbauten dürften der Visierung des „berühmten“ Wiener Malers entstammen. Bei ihrer Auswahl bzw. Anzahl gibt es jedoch Unklarheiten; hier wiederspricht der Text der bildlichen Wiedergabe. So sind nicht durchwegs alle Sakralbauwerke der Stadt abgebildet, wie Meldeman angibt. Es fehlen die Oratorien der Stiftshöfe, die des Propstei- und des Bischofshofes, die Hof- und Hauskapellen, sowie die Beträume der Universität. Ausnahmen bilden die Georgskapelle des Freisinger Stifthofes und St. Pankraz, die Hofkapelle der ehemaligen babenbergischen Landesfürsten. Beide Bauwerke werden prominent in Meldemans „contrafactur“ vermerkt. Hingegen sind die Deutschordenskirche, die Maria Magdalena-Kapelle am Stephansfreithof, die Dorotheakirche und die Kirche des Asylheimes St. Anna nicht eingezeichnet. Formale Gründe des meldemanschen Bildaufbaues könnten ausschlaggebend dafür gewesen sein, die der Stephanskirche unmittelbar benachbarte Deutschordenskirche und die am Stephansfreithof liegende Maria Magdalena-Kapelle in der „contrafactur“ nicht zu berücksichtigen, würde doch der große Dom die Bauwerke verdecken. Unklar bleibt hingegen an dieser Stelle weiterhin, warum die Dorotheakirche und St. Anna nicht abgebildet werden.

  Schedl, St. Stephan 124–132.   Schedl, „Abmeßung“. 31  Ertl, Sonne und Mond. 29 30

294

Barbara Schedl

Abb. 3: Albertinischer Plan (Federzeichnung), Kopie des 15. Jahrhunderts (WM, Inv. Nr. 31.018).

In diesem Kontext stellt sich die Frage, ob die scheinbar undifferenzierte Zusammenstellung der 20 innerstädtischen geistlichen Einrichtungen wie sie 1529 im Entwurf festgehalten bzw. 1530 gedruckt wurde, möglicherweise auf weiteren Vorlagen oder gar Musterkonzepten beruht und hier generell auf tradiertes Wissen zurückgegriffen wird. Stellvertretend für eine mögliche weitere Vorlage soll der Albertinische Planes herangezogen werden und auf gemeinsame Bildinhalte geprüft werden. Die Federzeichnung ist eine Kopie32. Sie ist beschnitten und dürfte im späteren 15. Jahrhundert entstanden sein. Dargestellt ist die Stadt Wien mit ihren wichtigsten baulichen und topographischen Merkmalen. Im linken oberen Eck findet sich eine Abbildung von Preßburg, was den Datierungsansatz des Originals in die Regierungszeit des Habsburgers Albrecht V. (1397– 1439; römisch-deutscher König 1438) unterstreicht, heiratete er doch im Jahr 1422 Elisabeth, die Tochter Sigismunds, des römisch-deutschen Königs und Königs von Böhmen und Ungarn (Abb. 3). Beide Darstellungen, sowohl Meldemans „contrafactur“ als auch der Albertinische Plan, verzichten innerstädtisch auf die Wiedergabe von Straßen und Häusern. Sie verzeichnen jedoch die identen Sakralbauwerke in differenzierter stilistischer und formaler Ausführung. Die Gebäudedarstellungen am Albertinischen Plan sind nicht auf ein Zentrum zentriert; die Baukörper wiederholen stereotype Formen; es finden sich keine typischen Merkmale, die eine Identifikation des Bauwerkes zulassen. Einzig durch die Beschriftung und die Verortung am Plan wird das Objekt erkennbar. Zudem wird die Ausdehnung des jeweiligen Sakralbezirkes, die Einfriedung, angegeben. Dargestellt werden wie bei Meldeman ebenso 20 Sakralbauwerke wie St. Stephan, St. Michael, die 32

  Albertinischer Plan, WM, Inv. Nr. 31.018; Kratochwill, Zur Frage; Härtel, Inhalt.



Die innerstädtische Sakraltopographie

295

Peters- und die Ruprechtskirche, Maria am Gestade, die Kirchen der Männerklöster (Augustiner-, Schotten-, Prediger-, Minoriten- und Karmeliterkirche), die Frauenklosterkirchen (Jakober-, Niklas-, Himmelpfort-, Lorenzer-, Clara- und Hieronymuskirche), St. Johannes sowie die drei Kapellen St. Georg, St. Pankraz und St. Salvator im Rathaus. Die Rathauskapelle wird hier richtig mit zw sant otten vn(d) hayman beschriftet. Der Albertinische Plan verzeichnet im Gegensatz zu Meldemans „contrafactur“ auch die Deutschordenskirche. Bei der Auswahl handelt es sich offenbar – bis auf die Georgskapelle – um damals allgemein zugängliche Gotteshäuser der Stadt. Nicht wiedergegeben sind bei beiden Bilddokumenten das Augustinerchorherrenstift St. Dorothea, das Pilgrimhaus St. Anna und die Maria Magdalena-Kapelle am Stephansfreithof. Bei den erstgenannten Institutionen, St. Dorothea und St. Anna, sollte das Fehlen auf dem albertinischen Plandokument nicht verwundern, da es sich um sehr junge Stiftungen handelt. So konsolidierte sich das Augustiner Chorherrenstift St. Dorothea erst im Jahr 141433. Der Ausbau von Klosterkirche und Gebäuden erfolgte allmählich in den darauffolgenden Jahrzehnten. Das Pilgrimhaus St. Anna wurde ab 1418 baulich erweitert, dürfte damals aber keine architektonisch gesondert ausgestaltete Kapelle besessen haben; eine solche ist erst Anfang des 16. Jahrhunderts nachweisbar34. Die Maria Magdalena-Kapelle nicht darzustellen könnte mit ihrer Lage im Zusammenhang stehen, da sie sich auf dem eingefriedeten Bereich, dem Freithof der Stephanskirche, befand. Sie wurde gleichzeitig mit dem Chor der Stephanskirche errichtet35. Die Schreiberzeche stand hinter dem Ausbau. Im 14. wie auch im 15. Jahrhundert erfuhr die Kapelle großzügige Zuwendung von der Wiener Stadtbevölkerung und wurde baulich erweitert. Auf den ersten Blick unkonventionell ist die Gleichstellung der Georgskapelle und St. Pankraz mit den allgemeinzugänglichen Sakralbauten Wiens. Ein bislang nicht beachtetes Indiz dafür, die Entstehung des Albertinischen Planes in gelehrtem Umfeld zu vermuten, wie das bereits konstatiert wurde, ist die Aufnahme der Freisinger Hofkapelle36. 1256 wird die Georgskapelle das erste Mal in den Schriftquellen erwähnt37. Der Hof war Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude des Hochstifts für dessen Besitz in der Umgebung von Wien und bot den Freisinger Bischöfen und diplomatischen Vertretern bei Aufenthalten in Wien Unterkunft. In der vermutlich zweijochigen Kapelle gab es nach den Passauer Konsistorialmatrikeln von 1429 zwei Altäre, einen Georgs- und einen Marienaltar, sowie einen Kaplan38. Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts dürfte der Freisinger Hof, respektive seine Kapelle, eine gewisse Bedeutung in der Stadt erlangt haben. So lassen sich ab den 1360er Jahren Kapläne der Georgskapelle namentlich fassen39. Besonders im 15. Jahrhundert finden sich kirchenpolitisch sehr verdiente Personen in dieser Funktion, hervorzuheben ist Heinrich Fleckel von Kitzbühel († 1437). Er war 1408 Rektor sowie 1407 und 1410 Dekan der Juridischen Fakultät in   Perger–Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen 169–176.   Ebd. 252–257. 35  Schedl, St. Stephan 136–147. 36  Kratochwill, Zur Frage 35f. 37  Katzler, Freisinger Hof 226f. 38  Zinnhobler, Bistumsmatrikeln V 354. 39  Katzler, Freisinger Hof 226–229; Magister Nikolaus Ricardi von Krems († 1368); danach folgt ein nicht näher identifizierbarer Johannes/Hans († ca. 1385); danach – lediglich im Jahr 1400 erwähnt – ein gewisser Peter; sein Nachfolger dürfte der 1403 erwähnte Kanoniker von St. Stephan Jakob Leubmann gewesen sein. Der Freisinger Hof befand sich in der ersten Hälfte des 16. Jhs. in einem baulich schlechten Zustand; er wurde 1581–1583 von Bischof Ernst von Lüttich, Administrator der Stifte Hildesheim und Freising, restauriert. 33 34

296

Barbara Schedl

Wien. Zwischen 1409 und 1415 wird er wiederholt als Inhaber des Kaplanbenefiziums an der Georgskapelle genannt. Belegt für ihn sind u.a. Stellen als Passauer Domdekan, Propst von St. Andreas in Freising sowie als Kanoniker in Freising, Konstanz, Olmütz/ Olomouc und Breslau/Wrocław. Er nahm am Konzil von Konstanz teil, wo er die Delegation des österreichischen Herzogs Albrecht V. – dessen Kanzler er auch später werden sollte – anführte. So könnte die Darstellung der Georgskapelle am Albertinischen Plan mit der einflussreichen Position und verdienstvollen Karriere des Heinrich Fleckel von Kitzbühel begründet sein40. Die historisch gewachsene Rechtsstellung von St. Pankraz dürfte dazu beigetragen haben, dass die Kapelle auf dem Albertinischen Plan vertreten ist. Zwischen 1227 und 1237 übernahm das 1155 von dem Babenberger Herzog Heinrich II. gegründete Schottenkloster das Patronat über die ehemalige Kapelle des Babenberger Hofes41. Im Jahr 1265 beziehungsweise 1267 bestätigt, erhielt das Schottenkloster beschränkte Pfarrrechte, die auch von den dem Kloster zugehörigen Kirchen St. Peter, St. Ruprecht und eben St. Pankraz ausgeübt wurden. Die Seelsorge in St. Pankraz wurde von einem Weltgeistlichen versehen. Erst 1461 wurde das gesamte Vermögen der Kapelle dem Schottenstift inkorporiert. Zu Beginn des 16. Jahrhundert war die Kapelle baufällig und existierte schon 1547 nicht mehr. Ob nun der Albertinische Plan direkt als Vorbild für die inhaltliche Zusammenstellung der abzubildenden Kirchenbauten auf Meldemans „contrafactur“ diente, oder ein anderer Vorlagenkatalog herangezogen wurde, wird an dieser Stelle nicht entschieden werden können42. Jedenfalls funktionierte die um 1420 erstmals bildlich überlieferte Ordnung von den 20 allgemein zugänglichen innerstädtischen Bauwerken, die das sakrale Wien präsentierten, auch (ohne Wiedergabe von St. Dorothea und St. Anna) noch hundert Jahre später. Die am Albertinischen Plan vermerkten Gotteshäuser existierten auch im Jahr 1529 im Stadtbild von Wien, wenn auch nicht in bestem Bauzustand, wie bei den beiden Kapellen St. Georg und St. Pankraz bereits erläutert wurde. Generell hatte man aufgrund der reformatorischen Einflussnahme wenig Interesse an der Restaurierung und Instandhaltung katholischer Gotteshäuser. So waren die Gebäude der Frauenkommunitäten St. Jakob, das Himmelpfortkloster und St. Hieronymus sowie die Institution St. Niklas seit dem großen Stadtbrand von 1525, der sich auf das Stubentorviertel ausbreitete, baufällig43. Die Predigerkirche galt im Jahr 1528 nach einem Augenzeugenbericht als alte zerbrochene Kirche44. Auch der Weiterbau von St. Stephan wurde – wie bereits erwähnt – eingestellt. Während der Belagerung im Herbst 1529 dienten die Klostergebäude der Prediger, der Augustiner und der Klarissen als Abwehrstützpunkte. Vor dem Chor der Predigerkirche war durch Erdaufschüttungen ein Bollwerk errichtet worden, das mit Kanonen bestückt war45. Auf der Nonnenempore der Clarakir-

40   Zu Fleckel (Studium ab 1387 in Wien, 1408 Rektor der Wiener Universität) Traxler, Firmiter velitis resistere 23. 41   Vgl. oben Anm. 27. 42   Vgl. dazu in jedem Fall die Konkordanz der topographischen Elemente zwischen dem Albertinischen Stadtplan und der Meldemanschen Rundansicht im Beitrag von Ferdinand Opll–Martin Scheutz in diesem Band, S. 55–57. 43  Schedl, Klosterleben 136, 176f., 205, 271. 44  Perger–Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen 151. 45  Ebd. 152.



Die innerstädtische Sakraltopographie

297

che sowie am Dach waren während der Belagerung Kanonengeschütze aufgestellt46. Die Soldaten unter dem Kommando von Herrn Eiteleck von Reischach hielten das Kloster während des Angriffs für die Feindesabwehr besetzt, hatten doch die Türken in der Stadtmauer gegenüber dem Clarakloster „ein trefflich loch ynn die maur“ gesprengt47. Von der schadhaften Bausubstanz der Kirchen und deren Nutzung als Abwehrstützpunkte ist auf Meldemans „contrafactur“ jedoch nichts zu sehen. Die Sakralbauten präsentieren sich in einwandfreiem Zustand. Neben der Darstellung intakter Kirchenfassaden und -dächer fallen die stark differenzierten Größenverhältnisse der Gotteshäuser auf. Offenbar ging es darum, nicht die abgebildeten, sondern andere Gegebenheiten der Stadt aufzuzeigen. In diesem Zusammenhang soll auf das Stiftungs- und Schenkungsverhalten der Wiener Stadtbevölkerung im Spätmittelalter hingewiesen werden. Eine systematische Auswertung der Testamentsbücher aus der Zeit von 1395 bis 1417 zeigt eine vergleichsweise hohe Dichte an Testamentsstiftungen an die Pfarrkirche St. Stephan, gefolgt von den unter der Patronanz der Stadt stehenden Einrichtungen wie Bürgerspital und St. Hieronymus48. Eine hohe Anzahl an letztwilligen Verfügungen gilt den Minoriten, Predigern sowie den Karmeliten, wohingegen die von den Landesfürsten gegründeten Klöster, das Schottenkloster, die Augustinerer-Eremiten oder das Clarissenkloster, kaum in den Testamenten der Wienerinnen und Wiener erwähnt werden. Unter diesem Gesichtspunkt verwundert es wohl kaum, dass die Clarakirche oder die Schottenkirche weitaus kleinformatiger dargestellt sind, als dies der Realität entsprach. Der bildliche Entwurf vermittelt offenbar Gemeinschaftsvorstellungen der spätmittelalterlichen Wiener Gesellschaft zur Stiftungstätigkeit und zu religiösen Praktiken, was sich sowohl an der Auswahl und der Größendarstellung der 20 innerstädtischen Sakralbauten festmachen lässt. Das Medienprodukt von Meldeman wäre somit nicht allein schriftlicher und bildlicher Bericht der Türkenbelagerung, sondern es galt auch der Vermittlung der seit Generationen in Wien geübten Frömmigkeitspraxis. Damit ist eine divergierende Wiedergabe der Sakralbauten inkludiert. Reflektiert wird nicht allein ein reales Abbild, sondern Bedeutungskonstruktionen spätmittelalterlicher Gemeinschaftsvorstellungen.

Conclusio Niclas Meldemans Rundansicht mit der Illustration der Türkenbelagerung um Wien gehört zu den instruktivsten Bildquellen für das mittelalterliche Wien. Die Darstellung verortet innerstädtisch 20 Sakralbauten, die in unterschiedlichen Detaillierungsgraden aufgenommen wurden. Dafür dürften ihm mehrere Vorlagen oder Musterkataloge über Wiens Sakraltopographie zur Verfügung gestanden haben. Für die Umsetzung bemühte Meldeman mehrere Modi. Er wechselt zwischen realistischer Wiedergabe örtlicher Bauwerke, einer Kennzeichnung der Objekte mit deren markanten Merkmalen und schematischen, fast abstrakten Skizzen. Darüber hinaus kommen unterschiedliche Konzepte perspektivischer Darstellungen zum Einsatz. Die unterschiedlichen Visualisierungsstrategien gehen über eine Berichterstattung zu den Handlungen wie dem Stadtbild hinaus und vermitteln über Generationen in Wien geübte Stiftertätigkeit und Frömmigkeitspraxis.   Ebd. 227.   Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530/1863) 24. 48  Fröschl, Testamente; Lutter, Donatorsʼ Choice? 46 47

Taugt die Meldeman-Rundansicht als Quelle für die Umweltgeschichte? Eine Quellenkritik Christoph Sonnlechner

1529 war in Hinblick auf das Wetter ein Extremjahr. Der Schweizer Umwelt-, Sozialund Wirtschaftshistoriker Christian Pfister fasst es in seinem Buch „Wetternachhersage“ folgendermaßen zusammen: „Mit einem grossen Wärmedefizit in den Frühjahrsmonaten und hohen Niederschlägen im Hoch- und Spätsommer entspricht der Witterungsverlauf des Jahres 1529 jenem in anderen ‚Jahren ohne Sommer‘ wie 1618, 1675 und 1816, deren verheerende Konsequenzen für die Landwirtschaft und die Versorgungslage gut belegt sind.“1 Umweltgeschichte im weitesten Sinn behandelt die Beziehungen von Gesellschaft und Natur, von Menschen und Umwelt. Sie untersucht Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Natur über lange Zeiträume hinweg. Landschaften und Klima sind ebenso Untersuchungsgegenstand. Umweltgeschichte ist aber auch Verschmutzungs- und Belastungsgeschichte2. In Bezug auf die Meldeman-Rundansicht sollen zwei Fragestellungen bzw. methodische Zugänge in den Mittelpunkt gerückt werden: Erstens soll die dargestellte Landschaft in den Blick genommen werden, schreibt doch Niclas Meldeman in seiner Broschüre „Ein kurzer bericht uber die recht warhafftig Contrafactur tuerkischer belegerung der stat Wien“3, dass sein Rundplan so zu verstehen sei, als wäre er aus der Beobachtung vom Stephansturm zustande gekommen: Wenn der Beobachter in die „landschafft“ hinein sehe („des gleichen in die stat hinumb“) „so sihet er doerffer, schloesser, wasser, veldt, berg und thal etc. und was in der ganzen landschafft (so anders sichtig ist) umb die selb stat herum ligt“4. Daran anschließend ist zu fragen, wie die Topographie des Umlandes dargestellt ist, was berücksichtigt und was weggelassen wird, aber auch welche Arrangements und Praktiken des sozionaturalen Schauplatzes5 Wiener Umland ausgemacht werden können. Zweitens muss die Frage gestellt werden, ob der Plan in irgendeiner Weise wiedergibt, was Pfister und andere Klimahistoriker über das Jahr 1529 schreiben. Für beide Fragestellungen steht das Studium des Plans im Mittelpunkt bzw. ist der 1  Pfister, Wetternachhersage 161. Für Korrekturen und Anregungen bedanke ich mich bei Verena Winiwarter vom Institut für Soziale Ökologie/Zentrum für Umweltgeschichte, Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien. 2  Winiwarter–Knoll, Umweltgeschichte. Eine Einführung 43–70, insbesondere Kapitel 3: Themen der Umweltgeschichte. 3  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530/1863) 22−26. 4  Ebd. 23. 5  Winiwarter−Schmid, Umweltgeschichte.

300

Christoph Sonnlechner

Plan der Ausgangspunkt. Allerdings bildet der Plan eine Quelleneinheit mit der bereits zitierten Broschüre Meldemans6 und der auf Peter Stern von Labach aufbauenden Schrift Meldemans „Warhafftige handlung Wie vnd welchermassen der Türck die stat Ofen und Wienn belegert“7. Diese Dreiheit soll zusätzlich mit zeitnah entstandenen Quellen der christlichen Seite wie der osmanischen Seite konfrontiert werden8. Schließlich sollen ergänzend weitere Bildquellen herangezogen werden.

1. Die bildliche Darstellung Die Meldeman-Rundansicht stellt vornehmlich die Vorstädte und Befestigungsanlagen dar9. Nach außen, gegen den Horizont hin, wird die Darstellung zunehmend ungenauer. Manche topographischen Merkmale sind übertrieben groß dargestellt und dadurch hervorgehoben. Der wichtigste Abschnitt der Darstellung ist von St. Marx bis nach Nussdorf. Der nordöstliche Bereich der Donauauen ist zusammengeschoben. Trotz mancher Lageverzerrungen sind große Partien aber relativ „korrekt“ getroffen10. Meldemans Werk ist Kriegsberichterstattung. Es sind Reiterangriffe, wilde Verfolgungsjagden, Brandschatzungen, Überfälle, Kanonaden, Minenkämpfe, Landungsversuche, Ausfälle, Sturmangriffe und Breschierungen festgehalten. Die anschauliche Schilderung der Ereignisse steht im Mittelpunkt, nicht die kartographische Genauigkeit. Er versucht, alle bedeutenden Ereignisse während der Belagerung darzustellen und mit begleitenden, erläuternden Texten zu ergänzen. Meldeman selbst war sehr darauf bedacht, seinen Plan gegen den Vorwurf der Ungenauigkeit abzusichern und die gewählte außergewöhnliche Darstellungsart zu verteidigen. Es sei die einzige, welche eine Darstellung der Dichte der Ereignisse ermögliche11. Vom Menschen gemachte Arrangements wie die Wälle um die Vorstädte beispielsweise im Bereich der Vorstadt Landstraße, aber auch ein von den Türken aufgeworfener Erdhaufen für eine Artilleriestellung bei der Spitalsmühle, sind graphisch festgehalten (Abb. 1). Es gelingt ihm ebenso gut, die Weite der Heidelandschaft im Osten, gegen Simmering hinaus abzubilden. Dort stand unter anderem das Zelt des Sultans. Eine nach der Belagerung erschienene Flugschrift klärt darüber auf, warum ein großer Teil des Heeres dort lagerte und Aktivitäten vor allem dort zu erkennen waren, „dann sye mochten inn den weingaerthen nicht so wol raum haben als gen Schwechat hinab auff den weitten haiden“12. Der im Süden und Westen des Wiener Umlandes weit verbreitete Weinbau behinderte die Türken in Hinblick auf Lager- und Aufmarschmöglichkeiten. Weingärten   Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530/1863).   Stern von Labach–Meldeman, Warhafftige handlung [Titelblatt]. 8  Zehn Berichte über die Wiener Türkenbelagerung. Da der Nachdruck keine Seitenzählung aufweist, werden die Seitenzahlen der einzelnen Berichte in eckigen Klammern angeführt; Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer; Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer. Zu Vergleichszwecken ebenfalls nutzbringend heranzuziehen, weil zeitnahe (1521 und 1526): Schaendlinger, Feldzugstagebücher. Schaendlinger bietet zudem eine kontextualisierende Einleitung. Für den Hinweis auf die Bedeutung der letzteren beiden Zitate bin ich Christoph Neumann vom Institut für den Nahen und Mittleren Osten – Fachbereich Turkologie der LMU München dankbar. 9  Siehe den Beitrag von Heike Krause in diesem Band. 10  Fischer, Kartographische Darstellung 15. 11  Düriegl, Rundansicht 103. 12  Flugschrift: Ain gründtlicher und warhaffter bericht (Augsburg 1530) [6]. 6 7



Taugt die Meldeman-Rundansicht als Quelle für die Umweltgeschichte? 301

Abb. 1: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Wälle und Aufschüttungen zum Schutz der Vorstadt Landstraße (WM, Inv. Nr. 48.068).

Abb. 2: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Vom Lehmabbau herrührende Geländekante, die von den Türken zum Brotbacken genutzt wurde (WM, Inv. Nr. 48.068).

302

Christoph Sonnlechner

weist Meldeman zwar nicht aus, sehr wohl aber deutet er Rainstrukturen auf Hügeln an. Im Süden und Westen stellt er das Terrain dann auch gleich nach den unmittelbar an die Stadtmauer angrenzenden Vorstädten bis in den Wienerwald hügeliger dar. Er gibt nicht nur Anhöhen und natürliche Geländekanten wieder wie jene bei St. Theobald (St. Diepold, Wien 6)13, sondern auch künstliche wie jene im Bereich des heutigen Spittelberg (Wien 7). Dabei dürfte es sich um einen von Menschen, nämlich durch den Lehmabbau, zumindest verstärkten Abbruch handeln. Im Hintergrund erkennt man einen Ziegelstadel („Aschenhamer Ziegelstadel“) (Abb. 2). Die Türken nutzten derartige Abbrüche, indem sie darin einfache Backöfen anlegten und Brot buken. Das Arrangement des Brotbackens stellt der Plan auch an den Ufern der Donau am Fuße des Sporkenbühels14 in der Roßau dar.

2. Flusslandschaften Damit sind wir an der Donau angelangt. Die unregulierte, vielarmige Donau bildete eine Barriere gegenüber den Gebieten im Norden bzw. Nordosten der Stadt. Erst mit der Errichtung eines permanenten Brückenzuges in den Jahren nach 1439 erfolgte eine dauerhafte Anbindung der jenseits der Donau gelegenen Gebiete an die Stadt. Dabei ist zu bedenken, dass der Hauptstrom der Donau 1529 noch stadtnäher verlief, nämlich als Taborarm zwischen Unterem Werd und Wolfsau. Erst 1565/66 erfolgte die Verlagerung im Zuge der erhöhten Niederschläge in der extremsten Phase der Kleinen Eiszeit gegen Nordosten in den Wolfsarm15. Ein ganzer Brückenzug mit drei Hauptbrücken war notwendig, um die Verbindung herzustellen. Meldeman zeigt diese Situation. Außerhalb der Stadtmauer beginnend, spannt sich die Schlagbrücke über den so genannten Wiener Arm, den heutigen Donaukanal. Über den Unteren Werd führte der Weg dann nordwärts zur Taborbrücke, die Meldeman ebenfalls darstellt. Sie war zu diesem Zeitpunkt die Brücke über den Hauptstrom und ist als in Brand befindlich dargestellt (Abb. 3). Es handelt sich um die Geschehnisse des 27. September 1529. Nachdem am Tag davor die Stadt auf der Landseite durch den von Osten stattfindenden osmanischen Truppenaufmarsch von der Außenwelt abgeschnitten worden war, erfolgte am 27. September die Schließung der Donaufront durch die von geschätzten 400 Schiffen16 aus operierenden türkischen Matrosen bzw. Nassadisten. Die gesamte Donau war von flussabwärts der Stadt bis Nussdorf mit Schiffen der osmanischen Flottille besetzt, die Stadt damit komplett vom Nachschub abgeschnitten17. Auf der Meldeman-Rundansicht heißt es dazu: „Die lang pruck sampt dem deiber von Nas-

13  Kloster und Klostergarten befanden sich auf dem Grund, auf dem heute die Häuser Wien 6, Windmühlgasse sowie Theobaldgasse 15−19, Fillgradergasse 10−16 und Capistrangasse 1−4 stehen. Vgl. Wien Geschichte Wiki s. v. Theobaldkirche. 14  Siehe Wien Geschichte Wiki s. v. Sporkenbühel. 15  Sonnlechner−Hohensinner–Haidvogl, Floods 175−178. 16  Peter Stern und von ihm übernommen Stern von Labach–Meldeman, Warhafftige handlung [9]; der persische Anonymus gibt an, dass 230 Schiffe von Ofen nach Wien „gefahren“ wären, der Rest der Flotte in Ofen verblieb bzw. von dort nach Konstantinopel zurückgeschickt wurde: Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 545f. 17  Stern von Labach–Meldeman, Warhafftige handlung [7]: „Die Nassarn sein von der statt nebn dem wasser auch schir biss auff Nußdorff weitt gelegen.“



Taugt die Meldeman-Rundansicht als Quelle für die Umweltgeschichte? 303

Abb. 3: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Die umkämpfte und in Brand gesteckte Taborbrücke, 1529 die Brücke über den Hauptstrom (WM, Inv. Nr. 48.068).

Abb. 4: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Kampfszene in der Aulandschaft. Nassadisten versuchen die Landung bei der Brücke, werden aber durch Artilleriefeuer vom Werderturm und spanische Reiter mit Hakenbüchsen daran gehindert (WM, Inv. Nr. 48.068).

304

Christoph Sonnlechner

Abb. 5: Rekonstruktion der Ausdehnung von Stadt, Vorstädten, Wienflussverlauf und stadtnahem Donauverlauf 1529 (Rekonstruktion: Severin Hohensinner)

sern abgeprent“18. Bereits am Tag zuvor hatten Nassadisten versucht, ein Lager bei der langen Brücke zu errichten, waren aber von spanischen Truppen mit Hakenbüchsen sowie durch massives Artilleriefeuer vom Werderturm aus daran gehindert worden19. Meldeman rückt diese Szene ebenfalls prominent ins Bild (Abb. 4): „ein scharmuetzel 18  Meldeman, Der stadt Wien belegerung (1530); Stern von Labach, Belegerung [17]: „Am xxvij tag Septembris / sein des Türkhn Nassarn Schüff all biss in die fünffhundert / herauff z der lanngn Prügkhn gerükht / dieselb sambt der Prügkhn im Wolff vnd dem Thber angezindt vnd abgebrennt / vnd sich oberhalb derselbn an das lanndt gelegert: das dann warlich z abschrikhung vnd nemmung der Profanndt / auch niderlegung aller posst vnnd hilff / nicht ain klainer schadn / sonnder mergkhlichist unnd grsst nachtail gewesst.“ 19   Ain gründtlicher und warhaffter bericht (Augsburg 1530) [5]: „Auff den selbigen tag umb .II. ur nach mittag kamen herab gefaren vom Kalenberg bey acht schiffen voller türcken mit püchsen vnnd anderm gewr / wolten ein lgerschaft auffgericht haben bey der langen prucke / es ward jn aber als bald ein paßwort gegebenn / Dann die Hispanier kamend hinder sy mit jren roren, die dann wol traffen das sy die rder liessen fallen vnd in die thonaw burtzelten / etlich flen von den schiffen und ertranckten sich selbs / msten auch also jr fürnemenn hin stellen / vnnd widerumb gegenn dem fluß hinauff faren mit grossem schaden.“



Taugt die Meldeman-Rundansicht als Quelle für die Umweltgeschichte? 305

Abb. 6: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Szene mit dem Haupt- bzw. Sturmangriff der Osmanen gegen den Bereich um das Kärntnertor. Man erkennt das Überschreiten des Wienflusses bei der Spitalsmühle (WM, Inv. Nr. 48.068).

mit den Nassern vom wasser ab zu treiben“. Auch von einem Aufeinandertreffen in der Schottenau am 28. September weiß Meldeman zu berichten: „seyn auch denselben tag siben Hussern am schermitzel in der Schottenaw durch die reter erstochen worden / auff unser seyten vnter den Lantzknechten nit mer dann siben mann vmbkummen“20. Die Aulandschaft war also Aufmarschort und Kriegsschauplatz. Wenngleich nicht von   Stern von Labach–Meldeman, Warhafftige handlung [14f.]; Hummelberger, Wiens erste Belagerung 22.

20

306

Christoph Sonnlechner

Meldeman thematisiert, wissen wir aus den Reflexionen der Kriegsräte im Verlauf des 16. Jahrhunderts, dass dieses schwierige Terrain ein strategisches Problem der Verteidigung darstellte. Die Räte drängten als Folge der Ereignisse von 1529 auf eine Befestigung der Taborinsel. Für die Angreifer bot die Aulandschaft Möglichkeiten, aber auch Probleme. Weite Teile waren zu nass und sumpfig, um dort ein Lager aufzuschlagen, aber auch der Einsatz von Reiterei und Artillerie war vielfach aufgrund des Terrains unmöglich21. Ein weiterer Fluss spielte bei der Belagerung eine wichtige Rolle: der Wienfluss (Abb. 5). Er näherte sich von Westen kommend der Stadt zweiarmig, wie bei Meldeman dargestellt. Beim zweiten Arm handelte es sich um einen Mühlbach. Der Fluss bildete im Bereich des heutigen Karlsplatzes eine breite Sand- und Schotterbank – den Ochsengries – aus, wo er den Verlauf Richtung Norden veränderte, um schließlich nach einigen hundert Metern parallelen Verlaufs zur Stadtmauer in die Donau zu münden. Zentral bei Meldeman ist jene Partie, die mit einem großen „B“ bezeichnet ist (Abb. 6). Diese Hauptszene spielt bei der Bürgerspitalmühle, wo einerseits türkische Artillerie stationiert war, die gemeinsam mit jener beim Laßlaturm unaufhörlich auf das Kärntnertor bzw. den Abschnitt um den Kärntnerturm feuerte, von wo aus andererseits ab dem 9. Oktober die Sturmangriffe auf die Stadt ihren Ausgang nahmen: „Hier treibt der Turck sein volk an sturm“. Meldeman beschreibt, dass die Janitscharen über die Heerstraße von ihrem Lager bei „B“ kommend zum Angriff auf die Stadt ansetzten22. Dass der Wienfluss mit seinem tief eingegrabenen, weiten Bett eine strategisch wichtige Rolle bei der Belagerung spielte, ist bekannt23. Hellhörig werden sollte man allerdings, wenn Meldeman die Maßnahmen beschreibt, die zur Überquerung des Flusses getroffen wurden. Hier wird es umwelthistorisch besonders interessant. Der Wienfluss ist im Gegensatz zur Donau ein Flüsschen, das im Spätsommer/Frühherbst ohne jeden Aufwand zu Fuß durchschritten werden kann; nicht so im Falle der Sturmangriffe. Meldeman schreibt, dass die Angreifer „mit heerßkraft unnd gantzer macht heraber und bueschel von weyden, weinreben, holtz etc. gemacht biß zu der Spittelmuel an die Wien (ein wasser so genant) geloffen, die selbigen bueschel ins wasser und pretter darauff geworffen und so also herueber kummen. Hinach seind sie gleich in der vorstat gewest“24. Man benötigte also Faschinen und Bretter, um den Fluss queren zu können. Was soll bzw. kann das bedeuten? An dieser Stelle müssen wir die Frage des Wetters während der Belagerung noch einmal aufwerfen, um zu verstehen, was wir in den Quellen lesen können und vielleicht auf der Meldeman-Rundansicht sehen könnten und sollten.

3. Die Witterung im Jahr 1529 Der eingangs zitierte Christian Pfister schreibt von 1529 als einem Extremjahr. Ein bedeutender Zeuge für dieses Extremjahr 1529 in Mitteleuropa ist der Prior des Klosters Rebdorf bei Eichstätt in Bayern, Kilian Leib. Betrachtet man seine Wetteraufzeichnungen, so fallen die langen Regenperioden, die Anfang Mai einsetzten und bis Ende des Jahres andauerten, ins Auge. „Abgesehen von einer viertägigen Phase Anfang Juli und   Sonnlechner, Umgebung bes. 245−250.   Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530/1863) 25. 23  Sonnlechner, Umgebung 229. 24  Meldeman, Ein kurtzer bericht (1530/1863) 25. 21 22



Taugt die Meldeman-Rundansicht als Quelle für die Umweltgeschichte? 307

Ende August fehlten längere Hochdruckperioden völlig.“25 Die Haupterntezeit dürfte in Süddeutschland erst Anfang August gewesen und in eine elftägige Regenperiode gefallen sein. Auch im September und Oktober war es nass und kalt. In allen Flussgebieten kam es zu Hochwässern: Rhein und Neckar traten bereits im Juni über die Ufer. Die Elbe hat sich laut Quellen sechzehn Mal „ergossen“. Für den Wein war es ein Katastrophenjahr. In Deutschland erfror er vielerorts. Man sprach seither von „Türkenwein“, wenn man sauren Wein meinte26. Diese lokale Witterung hing mit einer Großwetterlage zusammen, wie Pfister ausführt: „Kalte Anomalien in den Sommermonaten sind an den Vorstoss kühlfeuchter polarer oder arktischer Luftmassen gebunden. Diese erfolgten meistens an der Ostflanke eines weit nach Norden reichenden atlantischen Hochdruckkeils.“27 Das daraus resultierende Wetter hatte verheerende Konsequenzen für die Landwirtschaft und die Versorgungslage. Rekordniederschläge führten zu Ernteeinbußen, regional wurde auch von völligem „Misswachs“ gesprochen. Die Getreidepreise stiegen auf ein Vielfaches. Alle Zweige der Landwirtschaft verzeichneten massive Verluste. Wie äußert sich diese Großwetterlage des Jahres 1529 nun in den Quellen zur Ersten Wiener Türkenbelagerung? Die Quellen von Seiten der Verteidiger erwähnen das Wetter selten oder lassen nur indirekt Schlüsse darauf zu. Eine Flugschrift hält zum 29. September fest: „Es regnet auch die selbigen nachtt für unnd für, es sollten billich die hundskoepff daraussen erfroren sein, aber unkraut verdürbt nicht.“28 Daraus lässt sich wohl ableiten, dass es nicht der einzige Tag bzw. die einzige Nacht mit Schlechtwetter war. Für den 1. Oktober berichtet dieselbe Flugschrift, dass man von St. Stephan ins Feld gesehen habe und die Größe des Belagerungsheeres, das überall, soweit das Auge reichte, lagerte, ermessen konnte. Diese Passage kann man so deuten, dass es offenbar tagelang so bewölkt und nebelig war, dass sich erst durch die Wetterbesserung ein Fernblick ergab, der das ganze Ausmaß des Problems für die Verteidiger eröffnete. Eine andere Episode, diesmal bei Meldeman, schildert die Schwierigkeiten der letzten noch aus dem Reich nach Wien kommenden Truppen am 25. September. Es handelte sich um ein Nürnberger Kontingent, das von Traismauer auf der Donau in die Stadt gelangen wollte, aber wegen stürmischen Wetters den Weg zu Fuß antreten musste und die Schiffe lediglich flussabwärts treiben lassen konnte29. Viel eindrücklicher ist die Dokumentation der Witterungsverhältnisse hingegen in osmanischen Quellen, insbesondere in Süleymans Tagebuch des Feldzugs. Er beschreibt vom Aufbruch aus Istanbul am 10. Mai alle Stationen der Reise, mit allen Schwierigkeiten, die das Heer zu meistern hatte. Schlechtwetter in Form von Kälte und Nässe begleitete den Zug von Anfang an. Im Mai ist von Regen und Kälte die Rede. Es war zu kalt zum Schreiben und Menschen erfroren, Maultiere konnten nicht von der Stelle. Anfang Juni regnete es tagelang weiter. Mitte Juni kam es zu Überschwemmungen, die Menschen, Pferde und Kamele mitrissen. Menschen mussten auf Bäume steigen und dort tagelang ausharren. Im Juni und Juli hatten die Osmanen wegen starken Regens und Überschwemmungen immer wieder Probleme, Flüsse zu queren. An einer Station vor der Festung bei Osijek sah man sich mit noch nie dagewesenen Getreidepreisen konfrontiert.   Pfister, Wetternachhersage 161.   Glaser, Klimageschichte 105. 27  Pfister, Wetternachhersage 161. 28  Flugschrift: Ain gründtlicher und warhaffter bericht (Augsburg 1530) [5]. 29  Stern von Labach–Meldeman, Warhafftige handlung [10]. 25 26

308

Christoph Sonnlechner

Am Zusammenfluss von Drau und Donau hatte man es erneut mit einem Hochwasser zu tun und konnte keine Brücke schlagen. Man musste ein Lager aufschlagen und verlor Zeit. Mit Regen, Starkregen, Gewittern, vielen Morasten ging es dann im Juli und August weiter. Mitte August war man in Ofen angekommen. Auch dort regnete es stark30. Am 20. September erreichte das Heer schließlich Bruck an der Leitha. Auch dort regnete es31. Während der Belagerung hält das Tagebuch fest: „In der Nacht von 28. September auf 29. regnete es sehr stark. Es war so kothig geworden, dass viele Lastthiere einige Tage hindurch weder am Tage noch in der Nacht liegen und ruhen konnten.“ Am 30. September herrschte Tag und Nacht starke Kälte: „der Wind ging stark und es regnete so, dass es nicht beschrieben werden kann.“32 Die ganze Nacht vom 3. auf den 4. Oktober regnet es in einem fort. Am 5. Oktober schließlich erging der Befehl, die Mauern zu untergraben. Zur Füllung des Grabens sollten die Leibgarden und das anatolische Heer Faschinen herbeibringen33. Das türkische Wort ist „chibuq“ und bedeutet junges Holz, Triebe, Schösslinge34. Somit finden wir in der osmanischen Quelle die idente Vorgangsweise wie in Meldemans Beschreibung betreffend die Querung des Wienflusses. Die Belegung des Grabens mit Faschinen bzw. Jungholz macht nur Sinn, wenn der Graben wasserführend oder zumindest äußerst stark versumpft war. Betrachtet man die von den Klimahistorikern Pfister und Glaser ausgewerteten Quellen für Mitteleuropa gemeinsam mit den Schriftquellen zur Wiener Belagerung, verdichtet sich das Bild eines Extremjahres mit überdurchschnittlichem Niederschlag und Kälte. Auch in Wien machten sich diese Witterungsverhältnisse bemerkbar und hatten Einfluss auf den Belagerungsverlauf. Aufgrund der Schilderungen Meldemans ist jedenfalls zum 30  Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 9: Aufbruch von Konstantinopel am 10. Mai, bereits am 11. Mai: „regnete es sehr stark und es war so kalt, dass man nicht schreiben konnte. Die Leibgarden litten viel Noth und Beschwerde“, 15. Mai wieder sehr starker Regen und Kot, 10: Maultiere kommen nicht von der Stelle, Luft so kalt, dass Menschen vor Kälte erfroren und starben. 11: Im ersten Monat (= Ramadan) am Ende fast durchgehend Regen: 25., 28., 29., 30. Nächster Monat (= Schawwal) geht so weiter. Am 2. (= 9. Juni) Regen, 12: 10. und 11.: Tag und Nacht unaufhörlicher Regen, Überschwemmungen, Menschen Pferde und Kamele fortgerissen und ertrunken. Menschen stiegen auf Bäume und verweilten dort zwei Tage und Nächte. 9. Schawwal Regen, 14. (= 21. Juni) starker Regen, 13: 27. Sehr starker Regen, 14: Monat Dsulka: 20. (26. Juli) es regnet sehr stark, 22.: starker Regen, Brückenprobleme. Erwähnung enormer Getreidepreise (hoch wie noch nie vorgekommen), 30.: Regen bei Osijek (Esseg); 15: Monat Dulhigga: 1. (= 6. August) Lager, weil Drau und Donau über die Ufer getreten, sumpfige Stellen mit Holz ausgefüllt (mehrfach), 5. Unzahl von Brücken zu schlagen notwendig, hohe Verluste an Maultieren. Schwierigkeiten. 6. Regen; 16: wieder Brücken. 9. auf 10. Regen. 10. Heftiges Gewitter, unbeschreiblich, neun Janitscharen vom Blitz getroffen, 12. Moraste umgangen, 13. (= 18. August) Lager bei Mohács; 17: so auch in den nächsten Tagen „viel Noth“, 15. (= 20. August) heftiger Sturmwind und starker Regen; 18: 19. leichter Regen, 27. (Anfang September), an der Donau, Moraste und enge Wege; 19: Monat Muharram; 20. (14.) September Eroberung Ofens, es regnet stark. 21. (11.−16.): Komorn, Raab: Brückenproblematik; 22: Brücken und Moraste; deutsche Lande, 20.: Preßburg, Muhammed Beg geht auf Wien los. 31   Ebd. 23: 21. (= 20. September) Lager zu Bruck. Nacht auf den 21. September Regen, 27. September heftiger Regen. 32   Ebd. 23. Auch der persische Anonymus berichtet von Schlechtwetter: Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer: gleich zu Beginn des Feldzugs 520f. Von tagelangem Regen und Überschwemmungen ist die Rede, weiters 552f. und 557, wo es zur Situation in Wien, dass es „unmöglich schien, infolge der Unmenge an von Kot und Schlamm an jenem Ort zu verbleiben“. Wetterprobleme hatten die Osmanen im Übrigen auch bei ihrem Feldzug 1526, als sie vor allem in Serbien mit recht feuchter Witterung konfrontiert waren: Schaendlinger, Feldzugstagebücher 20, 36, 61, 64, 80, 83 und 92. 33   Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 24. 34  Für die Hilfestellung bezüglich der Begriffsklärung im Türkischen bedanke ich mich bei Sibylle Wentker, Leiterin der Abteilung Bibliothek, Archiv, Sammlungen: Information & Service (BAS:IS) der ÖAW.



Taugt die Meldeman-Rundansicht als Quelle für die Umweltgeschichte? 309

Abb. 7: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Entlang der Donau sind keine Schotterbänke zu erkennen, was auf eine relativ hohe Wasserführung hindeutet (WM, Inv. Nr. 48.068).

Zeitpunkt der Sturmangriffe mindestens von einem kleinen Hochwasser des Wienflusses auszugehen. Der Blick auf den Plan (Abb. 7) zeigt auch, dass Schotterbänke am Wienfluss, wie im Übrigen auch an der Donau fast gänzlich fehlen. Solche sind in ähnlichen Darstellungen meist sehr wohl anzutreffen35. Das könnte ein Hinweis auf hohe Wasserführung sein. Die Ausführungen Süleymans wiederum könnten darauf hindeuten, dass der Graben entgegen dem allgemeinen Lamento des Kriegskommissärs Peter Stern von Labach36 zur Zeit der Belagerung nicht größtenteils trocken lag, sondern aufgrund der starken Regenfälle zumindest teilweise gefüllt war und die anstürmenden osmanischen Truppen behinderte, weswegen man eben Reisig und anderes Jungholz zusammenband und lose in den Graben einbrachte, um den Untergrund zu stabilisieren37. Eine Skizze Wolf Hubers aus 1530, die genau den Abschnitt des Grabens aus der Sicht der Angreifer in den Blick nimmt, könnte einen bildlichen Beleg für die Wasserführung des Grabens darstellen38. Barthel Beham, der möglicherweise bei der Belagerung vor Ort war, bildet den Wienfluss ebenfalls ungewöhnlich breit und stark wasserführend ab (Abb. 8). Bei ihm kann man auch die Donau als sehr voll, geradezu Wasser in den Wienfluss zurückdrückend wahrnehmen39. Kommen wir zurück zur Meldeman-Rundansicht und betrachten wir   Vgl. Tafeln 2, 3, 4, 7, 8, 9 und 10 in Opll–Krause–Sonnlechner, Wien als Festungsstadt.   Stern von Labach, Belegerung [18]: „Vnd sonnderlich nachdem berrt stat Wienn / wie jetztgemellt / vbel und pßlich befestigt / nur ain geslechte / alte pawfellige Ringkhmawr / nit sechs Schuech dikh / auff ainem auffgeworffnem wall / mit kainen straich weernd durch aus versehen / aufgefürt / vnd ain slechtn drukhn grabn vmb sich hat.“ 37  Die Vorgangsweise, sumpfige Stellen bzw. niedrig wasserführende Flüsse mit Holz aufzufüllen, um sie für das Heer passierbar zu machen, finden wir im Feldzugstagebuch auch andernorts, die Drau bei Osijek betreffend: Sulaiman des Gesetzgebers Tagebuch, ed. Behrnauer 15. 38 Albertina: Wolf Huber, Ansicht von Wien 1530, Inventarnummer 26159. Albertina Online (Permalink), http://sammlungenonline.albertina.at/?query=Inventarnummer=[26159]&showtype=record [30. 6. 2019]. 39 Barthel Beham, Darstellung des Feldlagers der Türken (WM, Inv. Nr. 97.022). 35 36

310

Christoph Sonnlechner

Abb. 8: Barthel Beham bildet Wienfluss und Donau mit hoher Wasserführung ab. Das Wasser der Donau wird geradezu in den Wienfluss drückend dargestellt (WM, Inv. Nr. 97.022).

noch einmal die Donau. Meldeman zeigt sehr schön die zu erwartenden Uferstrukturen, wie zum Beispiel das flache Gleitufer am Oberen Werd und das erodierte Prallufer gegenüber am Unteren Werd. Beide sind flussmorphologisch sehr gut nachvollziehbar und deuten darauf hin, dass er nicht nur symbolisch gezeichnet hat, sondern durchaus danach trachtete, kleinräumige topographische Situationen „korrekt“ wiederzugeben. Diese beiden Stellen – wie auch andere im Plan – könnte man abgesehen von einer möglichen vereinfachten Darstellungsweise hydrologisch so interpretieren, dass zum Aufnahmezeitpunkt ungefähr ein erhöhtes sommerliches Mittelwasser, aber weitgehend noch kein Hochwasser, herrschte. Schotterbänke sind, wie erwähnt, kaum mehr zu erkennen. Meldeman stellt aber eher kein, nicht einmal ein kleines Hochwasser dar. Ein solches wäre erst zu konstatieren, wenn die Uferkanten überflutet werden, was bei den besagten Stellen nicht der Fall ist. Erkennen kann man leichte Überflutungen, wenn man will, im Bereich vor der Schlagbrücke, wo Anlegestellen und Ufer leicht überspült wirken (Abb. 9). Kommen wir noch einmal auf die von Pfister zitierten Wetteraufzeichnungen des Propstes von Rebdorf zurück. Abgesehen von den vermutlich ohnehin schon äußerst gesättigten Böden kamen im September 13 Regentage dazu, auch von 2. bis 5. Oktober regnete es in Bayern zum Teil stark. Forschungen zu den Witterungsverhältnissen in für die österreichische Donau entscheidenden Regionen in den Einzugsgebieten der Zubringer Inn, Enns und Traun fehlen. Das macht die Einschätzung der tatsächlichen Situation schwieriger. Aber allein die Kenntnisse aus Bayern machen ein von dort kommendes Hochwasser möglich bis wahrscheinlich. Ein sich aus dem Raum Eichstätt nach Wien bewegendes Hochwasser hätte im Falle der unregulierten Donau laut Flussmorphologen eine Laufzeit von ca. zehn Tagen40. Die durchgehenden und zum Teil sehr starken Regenfälle von Anfang Oktober und ihre Folgen könnten sich jedenfalls in Wien ausgewirkt haben. Ausgewirkt haben muss sich die Wasserführung der Donau und ihrer Nebenflüsse auch auf die osmanische Armee. Wesentliche Teile der Ausrüstung, des Proviants, vor al40   Ich bedanke mich bei Severin Hohensinner vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement (IHG) der BOKU Wien für entsprechende Hinweise und Überlegungen.



Taugt die Meldeman-Rundansicht als Quelle für die Umweltgeschichte? 311

Abb. 9: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Das jenseits der Stadt stromaufwärts gelegene Donauufer wirkt leicht überspült (WM, Inv. Nr. 48.068).

lem aber die Artillerie wurden auf der Donau flussaufwärts gebracht, worüber der bereits mehrfach erwähnte persische Anonymus auch ausführlich berichtet41. Die Wasserstände müssen den Aufmarsch stark beeinträchtigt haben. Zu Lande wissen wir von den hohen Verlusten durch die Witterungsbedingungen; im Hinblick auf Wasser ist in den Quellen von einigen Hochwässern der Donau und Drau die Rede. Die Verteidiger fragten sich, warum die Türken lediglich leichte Feldartillerie mitgebracht hatten und auf schwere verzichtet wurde. Spekulationen in christlichen Quellen besagten, dass diese in Ofen belassen wurde, andere meinten, sie sei beim Transport Richtung Wien durch die Artillerie von Preßburg versenkt worden, wieder andere vermuteten, der Sultan hätte geglaubt, mit seiner gewaltigen Armee derartigen Eindruck zu machen, dass sich Wien ohnedies kampflos ergeben würde und daher schwere Artillerie nicht vonnöten sein werde42. Es ist aber auch möglich, dass der Wasserstand der Donau über weite Zeiträume des Spätsommers 1529 schlicht den Transport verunmöglichte. Schließlich hatte der Herzog von Bayern selbst beim Truppentransport donauabwärts mit Problemen zu kämpfen43. Die Erfolglosigkeit der Feldgeschütze und des Anrennens hatte dann zur Folge, dass Süleyman am 5. Oktober Befehl gab, die Mauern zu untergraben. Der Minenkrieg begann. Aber auch hier ist zu fragen, warum sich der Erfolg nicht wirklich einstellte. Stern von Labach und in der Folge auch Meldeman berichten von vielen Misserfolgen beim Sprengen: „Aber das puluer auß schikhung des Almechtigen nit allenthalben angehn vnd jnen geraten wllen“44. Die Verteidiger führten den Misserfolg auf die Hilfe Gottes zurück, vielleicht wurde das Pulver aber schlicht nass und zündete deshalb oftmals nicht. 41  Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 520f., 535. Auf Seite 536 wird die schwierige Passage des Eisernen Tores durch die Flotte beschrieben; ebd. 537, 545−547. 42  Des Turcken Erschreckliche belagerung (o. O. 1529) [6]; Hummelberger, Wiens erste Belagerung 14, 23. Der persische Anonymus führt aus, dass man aufgrund einer angeblich geringeren Tiefe der Donau oberhalb von Ofen lediglich mit 230 kleineren Schiffen Richtung Wien zog: Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 545f. Diese Schiffe transportierten den Artilleriepark, ebd. 547. Das Argument der geringeren Wassertiefe ab Ofen erscheint zweifelhaft. – Siehe im Beitrag von Christoph K. Neumann, oben S. 211−213. 43  Stern von Labach–Meldeman, Warhafftige handlung [10]. 44  Ebd. [19].

312

Christoph Sonnlechner

Das Wetter blieb jedenfalls schlecht. Neben der Nässe waren es vor allem die Kälte und die überaus schlechte Versorgungssituation des Heeres, die schließlich nach mehr oder weniger offener Verweigerung weiterer Angriffe durch die Janitscharen, zum Abbruch der Belagerung und zum Rückzug zwang 45. Nicht nur die Türken hatten die Lebensmittelversorgung durch Brandschatzung und Verwüstung für sich selbst massiv erschwert. In erster Linie waren es die katastrophalen Witterungsverhältnisse, die zu Misswuchs und in der Folge Missernten führten und schließlich allerorten Hunger verursachten. Dieser Mangel in Kombination mit Verlusten im Vorfeld, Kälte und Nässe machten eine weitere Belagerung aussichtslos, zumal der Herbst bevorstand und außerdem mit Entsatztruppen gerechnet wurde46. Der persische Anonymus berichtet jedenfalls davon, dass der Sultan erwogen habe, Ferdinand nach Linz nachzuziehen, man aber zwei weitere Monate mit Belagerungsmaterial und Kanonen gebraucht hätte. Ein Vormarsch über das ausgekundschaftete schwierige Terrain „in diesen Tagen der fortdauernden Regengüsse“ wurde jedoch als „widersinnig“ bewertet und unterlassen47. Die Wetterverhältnisse des Jahres 1529 haben den gesamten Feldzug in Mitleidenschaft gezogen. Welche gravierenden Auswirkungen beispielsweise Donauüberschwemmungen in Europa haben konnten, wurde erst jüngst von einem interdisziplinären Team unter der Führung des Klimahistorikers Rudolf Brázdil für das Jahr 1783/84 dargestellt48. Der Misserfolg bei der Belagerung Wiens als Endpunkt des osmanischen Feldzugs von 1529 steht im Zusammenhang mit dem Wetter dieses Jahres, wenngleich dieses nicht der einzige Grund dafür gewesen sein mag.

Resümee Die Witterung spielte 1529 eine entscheidende Rolle – beim Anmarsch des osmanischen Heeres und bei der Versorgung. Es stellt sich die Frage, warum Berichte und Darstellungen darüber in christlich-abendländischen Quellen inklusive der Meldeman-Rundansicht trotz gewisser Spuren deutlich unterrepräsentiert sind. Ein Grund könnte darin liegen, dass die Betonung des schlechten Wetters die Heldenhaftigkeit der Verteidiger geschmälert hätte. In den osmanischen Quellen tritt es deutlich klarer heraus. Vermutlich liegt der Grund aber auch in den unterschiedlichen Quellentypen und ihren jeweiligen Absichten. 45   Ebd. [27]: „Ursach seynes eylenden abzugs / wie leychtlich z bedenken gewesen der groß hunger vnd mangel am profandt / so seyn volkh / Roß vnd Camel thier vnglaublich vor diser statt vnd sonnst am herauff ziehen erliten / auch die streng winter zeyt vnd hertigkeyt dis lands / die seyn volk / so merer teyl vber das meer auß den warmen landen kumen seyn / nit gewont vnd keyns wegs erleyden mgn / sonderlich seyne Janitscharn / vnangesehen das er z jnen gesagt / er wlle so lang da ligen / bis man den schnee knye tieff von seynen zelten weg scharren mß / nicht lenger / vnd wen er jn alle tag hundert Aspern sold gebe / bleyben wllen.“ 46   Hummelberger, Wiens erste Belagerung, schätzt die Situation bezüglich des Wetters allerdings falsch ein, wenn er auf Seite 28 meint: „Nach wie vor begünstigte das Wetter alle Aktionen der Belagerer; seit der Nacht vom Sonntag auf den Montag, den 4. Oktober hatte es nicht mehr geregnet. Bei einem Andauern der Regenperiode in den letzten Septembertagen wäre durch das rasche Steigen des Grundwassers in der Nähe des Wienflusses das Minieren enorm behindert, wenn nicht größtenteils undurchführbar geworden; ebenso wäre bei dem damaligen Stand der Schußtechnik das Artilleriefeuer erlahmt, und die Feuerwaffen hätten ihre Treffsicherheit eingebüßt.“ 47  Solimans Wiener Feldzug, bearb. Tauer 552. 48  Brázdil–Demarée–Deutsch–Garnier–Kiss–Luterbacher–Macdonald–Rohr–Dobrovolný– Kolář–Chromá, European floods.



Taugt die Meldeman-Rundansicht als Quelle für die Umweltgeschichte? 313

Die Meldeman-Rundansicht ist jedenfalls eine ernstzunehmende Quelle für die Umweltgeschichte. Zu bedenken gilt es – wie immer –, in welchem Kontext sie entstand und was sie darstellen wollte. Meldeman wollte Kriegsgeschehen zeigen – möglichst gerafft und Nicht-Zeitgleiches zugleich auf einem Plan. Dadurch ergaben sich gewisse Zusammenschiebungen. Ebenso ist zu berücksichtigen, dass die Quelle an einem Mythos mitbaute, dem die schlechten Witterungsverhältnisse abträglich waren, weswegen die Auswirkungen derselben auch nur angedeutet werden. In Summe kann aber festgehalten werden, dass Meldeman die Umgebung Wiens als Landschaft durchaus wirklichkeitsnahe trifft und auch der Lauf der Donau nicht reine Phantasie ist, sondern plausibel erscheint. Insofern kann diese Quelle, die für Vieles die erste bildliche Repräsentation ist, als sehr wertvoll für umwelthistorische Belange insbesondere in Bezug auf die Landschaftsgeschichte bewertet werden.

AUSBLICK

1529 im Wiener Stadtgedächtnis. Eine Gedächtnisgeschichte der ersten Türkenbelagerung Johannes Feichtinger–Johann Heiss

Am 18. April 1879 wurde in der Votivkirche in Wien noch vor ihrer Einweihung ein Denkmal enthüllt. Das neue Denkmal war – wie es in einer Inschrift heißt – das „Grabmal des Vertheidigers von Wien i.J. 1529, Niclas Grafen zu Salm. Mit Zustimmung Sr. Durchlaucht des Fürsten Hugo zu Salm-Reifferscheidt, durch den Alterthums-Verein zu Wien aus Anlass seines 25jährigen Bestehens, aus Raitz in Mähren zurückgebracht und hier aufgestellt, 1879“1. Dieses Hauptwerk der Renaissance in Wien, geschaffen 1530 bis 1533 von Loy Hering, war nicht zufällig wieder in dieser Stadt aufgestellt worden. 1879 jährte sich nämlich zum 350. Mal die erste Türkenbelagerung2. Niclas Graf zu Salm war Erzherzog Ferdinands I. oberster Feldhauptmann in den österreichischen Provinzen gewesen und hatte – wie es in der Deckplatte des Grabmals in lateinischer Inschrift heißt – „dem Staate durch 46 Jahre in Krieg und Frieden eifrig und kräftig gedient, dann im Jahre 1529, während Solyman, der Tyrann der Türken, das belagerte Wien heftig bedrängte, und als er bei zerstörten Mauern die ungebeugte Kraft seines hochherzigen Geistes statt der Mauer dem Sturme des Feindes entgegenstellte, von einem Steine getroffen, die Todeswunde erhalten“3. Der Landesfürst Ferdinand hatte Salm, den Vorsitzenden des die Verteidigung der Stadt Wien leitenden Kriegsrates, zum „Ruhme seiner Tapferkeit und seiner Thaten“4 dieses Denkmal in der später unter Joseph II. 1787 säkularisierten Dorotheerkirche errichten lassen, bevor es 1879 in der als „österreichisches Pantheon“ geplanten Votivkirche neu aufgestellt wurde5. Die Initiative zur Wiedererrichtung des Salm-Denkmals   Newald, Niclas Graf zu Salm 3.   Wenn wir – strikt historisch unrichtig – von Türken und Türkenbelagerung sprechen, verwenden wir die zeitgenössisch oft gebrauchte und durch die Erinnerung gefestigte populäre Terminologie. 3  Newald, Niclas Graf zu Salm 3. Im lateinischen Original lautet die Stelle: „REIP. ANNIS. XLVI. FORTEM. ATQ. STRENVAM. OPERAM. DOMI. MILITIAEQ. NAVAVIT. ANNO. PORRO. DNI. MDXXIX. SOLYMANO. TVRCARVM. TYRANNO. VIENNAM. OBSESSAM. ATROCITER. OPPVGNANTE. DVM. DIRVTIS MOENIB: INVICTVM. GENEROSI. ANIMI. ROBVR. PRO. MVRO. HOSTIVM. MINIS. OPPONIT. SAXO. PERCVSSVS. LAETALE. VVLNVS. ACCEPIT.“ 4  Ebd. Im lateinischen Original lautet die Stelle: „VIRTVTIS. RERVMQ. GESTARVM. GLORIAE.“ 5  Newald, Niclas Graf zu Salm 1–6; Votivkirche in Wien 51f.; Salm-Reifferscheidt, Graf Niklas Salm 4. Zu der als „österreichische Ruhmeshalle“ geplanten Votivkirche heißt es in der Denkschrift „Die Votivkirche in Wien“: „So erfüllt die Votivkirche schließlich noch eine Bestimmung über die bereits verzeichneten hinaus, die nämlich einer Denkmälerkirche, einer österreichischen Ruhmeshalle. In diesem Gedanken begegnen sich die Wünsche vieler Guten und Edeln. Wie die Westminsterabtei in London, wie das Panthéon in Paris, wie Santa Croce in Florenz oder Santa Maria gloriosa dei Frari und San Giovanni e Paolo in Venedig soll es auch 1 2

318

Johannes Feichtinger–Johann Heiss

Abb. 1: Das Salm Monument in der Votivkirche zu Wien (Newald, Niclas Graf zu Salm 2).

(Abb. 1) kam von unerwarteter Seite, nicht vom Hof und seinen Institutionen, sondern von einem explizit bürgerlichen Verein, dem 1853 gegründeten „Alterthums-Verein zu Wien“, dessen Aktionsradius sich bis 1918 auf die gesamten Gebiete der Habsburgermonarchie erstreckte6. Den merkwürdigen Umstand der Wiederaufstellung des Grabmals erklärte der stellvertretende Vereinspräsident Eugen Freiherr von Ransonnet (1838–1926) in seiner Eröffnungsansprache anlässlich der Übergabe des Denkmals an das Exekutiv-Comité für den Votivkirchenbau. Das Denkmal sollte zwar „noch späteren Geschlechtern Zeugenschaft geben von den Grossthaten eines kaiserlichen Feldherren“, zugleich sollte es aber ebenso Zeugnis ablegen „von der glänzenden Tapferkeit der Bürger Wiens in Zeiten schwerster Bedrängniss“7. Nun war Salm ein Adeliger, ein Graf, gewesen, der als treuer Anhänger der Dynastie die Truppen des Hauses Habsburg befehligt hatte, aber mitnichten ein Wiener Bürger. in Wien eine Stätte geben, an welcher ein Plätzchen zu finden noch eine Ehre sein soll für diejenigen, die einer anderen irdischen Ehre nicht mehr bedürfen.“ Votivkirche in Wien 89; vgl. dazu Riesenfellner, „Alles mit Gott“ 333. 6  Der Alterthums-Verein zu Wien war auf Initiative eines 1853 gebildeten Gründungskomitees, dem Persönlichkeiten wie Alois II. Fürst von Liechtenstein, Akademievizepräsident Theodor von Karajan sowie Rudolf Eitelberger, der erste Professor für Kunstgeschichte an der Universität Wien, angehörten, konstituiert worden. Bereits im Juli 1848 hatte das wirkliche Mitglied Joseph Chmel der historisch-philologischen (später philosophisch-historischen) Klasse einen Plan zur Errichtung eines historisch-archäologischen Vereines in Wien vorgelegt. Die Gesamtsitzung hatte die Frage, ob eine Anregung zur Bildung des vorgeschlagenen historischen Vereins von der Akademie ausgehen sollte, mit 8 zu 7 Stimmen abgelehnt, s. Protokoll der Gesamtsitzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften vom 29. Juli 1848. Wien, Archiv der ÖAW (A 15). Der erste Vereinspräsident Theodor von Karajan war von 1851 bis 1866 Vizepräsident und von 1866 bis 1869 Präsident der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. 7  N., Die Übergabe des Salm-Monumentes IV.



1529 im Wiener Stadtgedächtnis 319

1. Die Pflichtverletzung der Wiener Bürger durch Flucht Wie kam es also, dass der vom Herrscher beauftragte adelige Verteidiger der Stadt Wien, Salm, später, im ausgehenden 19. Jahrhundert, von der Wiener Bürgerschaft als „bürgerliche“ Heldenfigur entdeckt wurde? Untersucht man Salm als historischen Akteur8, so erscheint diese Frage keineswegs vordergründig. Wird Salm aber im Rahmen der Wiener Gedächtnisgeschichte untersucht9, so erweist sie sich aber als zentral. Unsere Untersuchung der aufgefrischten Erinnerung an den historischen Niclas Grafen zu Salm kann paradigmatisch Einblick geben in die Funktionsweise des Türkengedächtnisses in Wien und darüber hinaus. Vorweggenommen sei, so unsere zentrale These, dass die erste Türkenbelagerung Wiens von 1529 nur aus einem Versagen über die Jahrhunderte hinweg einer breiteren Öffentlichkeit in Erinnerung blieb. Folgt man der historischen Überlieferung, hatten die Wiener Bürger bei der Verteidigung Wiens größtenteils versagt. Sie waren nämlich in der Mehrzahl aus der Stadt geflüchtet und hatten das Weite gesucht. Nach der Belagerung war es Niclas Graf zu Salm gelungen, größeren Schaden, der den Bürgern für ihr Fehlverhalten gedroht hatte, von ihnen abzuwenden. Spätestens ab dem 19. Jahrhundert versetzten die öffentlichen Auseinandersetzungen über die den Vorfahren der Wiener Bürger vorgeworfene Pflichtverletzung ihre Nachfahren in ständigen Rechtfertigungsdruck. Damals wurde das Verhalten der Vorfahren auch in anderen Belagerungsfällen auf den Prüfstand gestellt, sei es durch den ungarischen König Matthias Corvinus oder durch Napoleon. Immer wieder wurde das Handeln der Bürger kontrovers diskutiert und neu bewertet. Das 350-Jahr-Jubiläum der ersten Türkenbelagerung im Jahr 1879 und das 200-Jahr-Jubiläum der zweiten Türkenbelagerung 1883 waren Schlüsseljahre, in denen bürgerliche Pflichterfüllung oder Pflichtverletzung öffentlich debattiert, neu bewertet und damit auch geschichts- und erinnerungspolitisch wirksam wurden10. In den Jahren um diese beiden Jubiläen mehrten sich die öffentlichen Debatten um die Rolle der einzelnen Akteure bei der Verteidigung bzw. dem Entsatz von Wien. Die Absicherung des Anteils der Wiener Bürger am Sieg von 1683 war zweihundert Jahre später ein Hauptanliegen der offiziellen Geschichtsschreibung der liberal verwalteten Stadt Wien. Der Historiker und Lehrer Viktor von Renner (1846–1943), Absolvent des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, legte noch 1883 im Auftrag des liberalen Wiener Gemeinderates eine voluminöse Geschichte der zweiten Türkenbelagerung vor. Auf den Legitimationsbedarf der Wiener Bürger gegenüber dem Hof und den von ihm eingesetzten Verteidigern der Stadt weist Renner hin, wenn er wie folgt schreibt: Der Bürgermeister von Wien Andreas Liebenberg habe „in die Hände des HofkriegsratsPräsidenten [Ernst Rüdiger von Starhemberg] gewissermaßen im Namen der gesammten Bürgerschaft das feierliche Gelöbnis ab[gelegt], dass sie ausharren wolle auf ihrem Posten, treu ihrer Pflicht gegen den Kaiser mit Aufopferung von Gut und Blut!“11. Der liberale Historiker Renner stellte für 1683 dezidiert fest: „Es muß hier schon hervorgehoben werden, daß die Bürgerschaft und ihr Bürgermeister dieses Wort gehalten haben bis an’s Ende. Es muß erwähnt werden, daß, während der weitaus größte Teil des Adels mit seiner Dienerschaft, die meisten kaiserlichen Beamten sammt ihren Ämtern, ein großer Teil der   Vgl. Wien. Geschichte 187–190; Csendes, Erinnerungen.  Vgl. Opll, Wiener Türkenbelagerungen. 10  Vgl. Heiss–Feichtinger, Wiener „Türkengedächtnis“. 11  Renner, Wien im Jahre 1683 231. 8 9

320

Johannes Feichtinger–Johann Heiss

Geistlichkeit mit dem Bischof von Wien an der Spitze, sich aus Wien entfernten, ja nicht einmal vom geheimen Deputierten-Collegium alle durch den Kaiser Ernannten in der Stadt verblieben, vom Stadtrate, sowol vom inneren, wie vom äußeren, vom Stadtgerichte und von den städtischen Beamten auch nicht ein Fall bekannt ist einer Pflichtverletzung durch die Flucht.“12 Um die Leistungen der Wiener Bürger im Jahr 1683 gebührend zu würdigen, verglich Renner deren Verhalten mit jenem ihrer Vorfahren des Jahres 1529: „Damals finden wir unter den Verteidigern Hunderte von Freiwilligen aus dem Adelsstande von Nah und Fern herbeigeeilt zum Schutze der Stadt Wien, während von den Stadträten außer dem Bürgermeister Wolfgang Treu, dem Stadtrichter Pernfuß nur drei Mitglieder des Rates und von 3500 bewaffneten Bürgern 300 bis 400 zurückgeblieben waren“13. Im Jahr 1529 waren die Türken abgezogen, Sieg war keiner errungen worden. Ferdinand Opll schreibt: „1529 hatte es sich nicht um einen Sieg, sondern eine glückliche Errettung aus der Gefahr gehandelt, [...].“14 Deshalb konnte der bürgerliche Wiener Historiker Victor Renner auch den Adeligen die Hauptrolle in der Verteidigung der Stadt 1529 leicht zugestehen. Historische Quellen zeigen, dass die Zahl der in der Stadt verbliebenen Bürger noch weitaus geringer war15. Welch eine Schmach für die Nachwelt, die für die Geschichtsschreiber der Zukunft erklärungsbedürftig war!

2. Wie funktioniert das Türkengedächtnis in der Wiener Erinnerungskultur? Der Sieg von 1683 durch Verteidigung und Entsatz ließ den nicht militärisch erzwungenen Rückzug der Osmanen im Oktober 1529 als unbedeutende Episode erscheinen. Felix Czeike schrieb in seiner 1981 erschienenen Geschichte der Stadt Wien: „Über die Bedeutung der Türkenbelagerung [von 1529] sind die Historiker geteilter Meinung. Keineswegs wird die Gefahr, in der sich die Stadt befunden hat, bagatellisiert, aber man hört doch immer wieder den Einwand, den Kämpfen habe es an jener dramatischen Spannung gefehlt, wie sie vom Jahre 1683 überliefert ist. War demnach die erste Türkenbelagerung eher eine Episode? Dies ist wohl eine Frage des Standpunkts. […] Etwas […] darf nicht unberücksichtigt bleiben: Im Gegensatz zur zweiten Belagerung war die Verteidigung 1529 weniger von Wiener Bürgern getragen als von einer fremden Besatzung; nur etwa tausend Bürger – an ihrer Spitze der zu Unrecht in Vergessenheit geratene Wolfgang Treu – standen ihr kämpfend zur Seite.“16 Tatsächlich wurde die „Episode“ der ersten Türkenbelagerung von der Nachwelt unverhältnismäßig weniger häufig als die zweite in Erinnerung gerufen17. Anlässlich von Zentenarien, wie 1829 oder 1929, wurden keine Denkmäler gesetzt und auch keine Fei Ebd.   Renner, Wien im Jahre 1683 231. 14   Opll, Wiener Türkenbelagerungen 175. 15  Bericht des Kriegsrates an König Ferdinand vom 26. September 1529, auszugsweise abgedruckt in Newald, Niclas Graf zu Salm 84. 16  Czeike, Geschichte der Stadt Wien 75f. 17  Während die zweite Türkenbelagerung von 1683 bereits zweihundert Jahre danach Gegenstand der ersten Großausstellung im neuen Rathaus der Stadt Wien war, widmete die Stadt Wien erstmals 1979 der ersten Türkenbelagerung eine Ausstellung im Historischen Museum. 1983 stand wiederum die zweite Türkenbelagerung im Mittelpunkt einer Großausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Vgl. Opll, Wiener Türkenbelagerungen 193f. 12 13



1529 im Wiener Stadtgedächtnis 321

erlichkeiten abgehalten. Hingegen ist die Stadt voll von Erinnerungszeichen für den Sieg von 168318. 1529 manifestiert sich im öffentlichen Raum bis heute nur durch Monumente des 19. Jahrhunderts. Sämtliche damals gesetzten Denkmäler beziehen sich dezidiert auf Niclas Graf zu Salm. Seit 1871 steht die von Franz Erler (1829–1911) gestaltete lebensgroße Salm-Statue in der Feldherrnhalle im damals neu errichteten Arsenal, dem Heeresgeschichtlichen Museum19. Die Stadt Wien erinnerte an den königlichen Verteidiger Niclas Grafen zu Salm als ihren Helden. Im Waffensaal des bürgerlichen Zeughauses wurde eine Salm-Büste zur Schau gestellt20. 1862 wurde die Gemeindegasse im 3. Bezirk in Salmgasse umbenannt21. Im Bereich des ehemaligen Kärntner Tores (Walfischgasse 2) wurde 1868 eine bis heute erhaltene Gedenktafel angebracht mit folgender Aufschrift: „Hier stand der Kärntnerturm. Donnerstag, den 14. Okt. 1529, wiesen an dieser Stelle Salm und Reischach auch den letzten und heftigsten Angriff Suleimans zurück“22. 1867 wurde auf der Elisabethbrücke, die zwischen Kärntner Straße und Wieden den WienFluss überbrückte, u. a. ein von der Stadt mitfinanziertes und vom steirischen Bildhauer Matthias Purkarthofer (1827–1893) geschaffenes Standbild Salms errichtet, das nach Abbruch der Brücke 1902 auf dem Rathausplatz wieder aufgestellt wurde23. Von zehn Standbildern, die den Festsaal des neuen Wiener Rathauses schmücken, sind vier den Verteidigern Wiens 1529 und 1683 gewidmet. Niclas Graf zu Salm und Bürgermeister Treu bezeugen die Verteidigung Wiens 1529, Rüdiger Graf Starhemberg und Bürgermeister Andreas Liebenberg Wiens Verteidigung 168324. Man sieht, durch Denkmalsetzungen werden vergangene Ereignisse in Erinnerung gerufen. Auf den Holocaust bezogen, meinte der Münchner Althistoriker Christian Meier, die Erinnerung daran sei „eine Erinnerung […] an Geschehnisse, an die bald keiner sich mehr erinnern, an die man nur mehr erinnert werden kann“25. Die Türkenkriege waren im 19. Jahrhundert schon Geschichte. Keiner konnte sich an sie erinnern. Sie gewannen wieder an Bedeutung, als sie eine neue, für Politik und Gesellschaft relevante Funktion erfüllten. Um eine breitere Öffentlichkeit für die unterschiedlichsten Ziele zu gewinnen, mussten sich die jeweiligen Akteure Zugang zu den jeweils aktuellen Medien verschaffen. Doch warum unternimmt es jemand, an längst vergangene Ereignisse zu erinnern? Die Funktionen der Türkenerinnerung zeigen eindrucksvoll, dass das Gedächtnis eine Tochter der Zeit ist, sich den jeweiligen Anforderungen unterwerfen lässt und formbar bleibt.

18  Vgl. die Bestandsaufnahme der Türkendenkmäler in Wien und darüber hinaus auf der ÖAW-Website: www.tuerkengedaechtnis.oeaw.ac.at [17. 7. 2019], wo nahezu 200 Erinnerungszeichen an 1683 aufgelistet sind und deren Entstehung erklärt wird. 19 Vgl. Riesenfellner, Steinernes Bewußtsein II 74. 20 Vgl. Scheidl, Denkmale 84. 21  Autengruber, Lexikon 213f. 22  Weyrich, Geschichtsunterricht 217. 23  Kapner, Ringstraßendenkmäler 29, 75, 91. 24  Wiener Communal-Kalender und Städtisches Jahrbuch N. F. 10 (1882) 362f.; Scheutz, In steter Aus­ einandersetzung 357. 25  Meier, Gebot 77.

322

Johannes Feichtinger–Johann Heiss

3. Funktionen der Türkenerinnerung 3.1 Stiftung von Wir-Gefühl

Das Feindbild der „Türken“ wurde in Zentraleuropa über einen erstaunlich langen Zeitraum ständig neu belebt. Es erwies sich nämlich vergleichsweise als ideales Mittel, Abgrenzungen herzustellen und Unterschiede zu betonen. In Zeiten verunsichernder Wandlungen von sozialen und politischen Ordnungen wurde das Türkenfeindbild wiederholt eingesetzt mit dem Ziel, ein gerade in solchen Situationen notwendiges Wir-Gefühl zu erzeugen. Abgrenzungen und Wir-Gefühl konnten leicht durch die unterschiedliche Religion sowie durch das barbarische Image, das den „Türken“ vor allem durch ihre Darstellung als Gräueltäter zugeschrieben worden war, geschaffen oder verstärkt werden. In der Erinnerung an die Türkengefahr wurde später auf die historische Abwehrleistung idealisierend Bezug genommen, indem die Handlungen der Vorväter als richtig und vorbildhaft, als nachahmenswert hingestellt wurden. Durch die Identifikation mit letzteren wurde in der Gegenwart eine „Erinnerungsgemeinschaft“26 konstruiert, in der ein Einverständnis darüber erzeugt wurde, wie man Feinden in Gegenwart und Zukunft entgegentreten sollte. Erinnerung stiftet Einigkeit als Voraussetzung für die Abwehr neuer Feinde27. Durch Erinnerung wird die Vergangenheit gemeinsam aktualisiert und neu erlebbar gemacht. Zwei Formen der Aktualisierung der Vergangenheit lassen sich erkennen: durch Rede, Bild und Schrift bzw. durch die Teilnahme an kirchlichen Prozessionen, weltlichen Umzügen und Aufmärschen. Vor allem aktive Partizipation übt die Erinnerung nachhaltig ein und stärkt damit das Wir-Gefühl. In Wien wurden Belagerung und Entsatz von 1683 ein Jahrhundert lang durch Prozessionen und Umzüge in Erinnerung gehalten28. Der Sieg wurde von Kirche und Herrscherhaus den göttlichen Mächten zugeschrieben, vor allem der Gottesmutter Maria. Aus ihrer Hilfe war für die Bevölkerung der Stadt eine kollektive Dankesschuld erwachsen, die von ihr auch kollektiv abgetragen werden musste und damit ihrerseits zum sozialen Zusammenhalt beitrug29. 3.2 Hoffnung auf neue Siege

Der Sieg über den so genannten Erbfeind wirkte noch in der Nachwelt integrativ: Anlass für die Aktualisierung der Erinnerung (vor allem an die zweite Wiener Türkenbelagerung) war die Furcht vor neuen bedrohlichen Feinden und die Hoffnung auf neue Siege. Zur Bewältigung neuer Bedrohungsszenarien, sei es durch innere oder äußere Feinde, wurde das Verhalten von historischen Vorbildern in Erinnerung gerufen. Wer so handelte wie die Vorfahren, dem war der Sieg gewiss. Um die Funktionalität des Türkenfeindbildes sicherzustellen, lebt individuelles wie kollektives Erinnern von weithin bekannten Topoi und Narrativen sowie zugleich von formbaren Elementen, die eine Anpassung an jeweils aktuelle Erfordernisse gewährleisten. Die Osmanen waren im ausgehenden 18. Jahrhundert dauerhaft besiegt30, sie waren für den habsburgischen Herrschaftsbereich keine Be  Assmann, Erinnerungsräume 275.  Vgl. Heiss–Feichtinger, Einleitung. 28  Feichtinger–Heiss, Einleitung 7–21. 29  Feichtinger, Maria Hilf! 24–57; Heiss, Ereignisse 61–64. 30  Feichtinger–Heiss, Bilder von der Front. 26 27



1529 im Wiener Stadtgedächtnis 323

drohung mehr. Im ausgehenden 19. und 20. Jahrhundert waren – je nach politischem Standpunkt – Konservativ-Klerikale und Slawen oder Deutsche, Liberale und Juden (1883), Kommunisten und Nationalsozialisten (1933), der real existierende Sozialismus (1983) sowie – wie in Zeiten der größten Türkengefahr – wieder der Islam (seit 2001, „nine-eleven“) die neuen Bedrohungen, die eine Aktualisierung der Erinnerung an die Türkengefahr erforderlich machten. Der historische Sieg gab Hoffnung, auch diese neu anstürmenden Feinde besiegen zu können31. 3.3 Legitimation von Machterhalt und -zugewinn

Die Bürger Wiens und ihre Vereine verwiesen 1879 und 1883, in der Zeit zunehmend bedrohter liberaler Bürgerlichkeit, mit dem Anspruch auf Machterhalt auf die Heldentaten der Vorfahren32. Die heroischen Taten der Vorfahren mussten in Wort, Bild und Monument in Szene gesetzt und öffentlich zur Schau gestellt werden. Die Akteure, denen am Erhalt von Macht lag, waren üblicherweise auch jene, die über Medien verfügten, mit deren Hilfe sie ihre Ziele in einer breiten Öffentlichkeit bewarben. Die sich ausdifferenzierende Medienlandschaft trug wesentlich zur Erhaltung und Aktualisierung der Erinnerung an die Türkenbelagerungen bei. Was die Erinnerung an die erste Türkenbelagerung über drei Jahrhunderte wachhielt, waren zwei der oben erwähnten Funktionen, die sie noch bis ins ausgehendende 19. Jahrhundert erfüllte, nämlich die Stiftung eines WirGefühls und die der Legitimation von Machterhalt und -zugewinn.

4. These – Rechtfertigungsdiskurs Ausgehend von diesen beiden Funktionen der Erinnerung an die erste Türkenbelagerung möchten wir folgende zugespitzte These zur Diskussion stellen: Wenn die Türkenbelagerung von 1529 geschichts- und erinnerungspolitisch wirksam wurde, so nur, weil die Wiener Bürger ob des Versagens ihrer Vorfahren ständig Rechenschaft ablegen mussten. Im Wesentlichen handelt es sich daher um einen spätestens ab dem 19. Jahrhundert geführten Rechtfertigungsdiskurs, der immer in Zeiten neuer Bedrohung der Stadt, sei es durch Napoleon (1806), Windischgrätz (1848) oder die Regierung Taaffe (ab 1879) aktualisiert wurde. Davon legen die Geschichtsschreibung, die damaligen Massenmedien und die Denkmalpolitik beredt Zeugnis ab. Das unbotmäßige Verhalten der Wiener Bürger im Jahr 1529 hinterließ weder in der höfischen noch in der klerikalen Geschichtsschreibung deutlich sichtbare Spuren. Bezeichnenderweise war es die liberale Stadtgeschichtsschreibung des ausgehenden 19. Jahrhunderts, welche die Flucht der Bürger aus Wien vor den anstürmenden Osmanen im Jahr 1529 nachdrücklich in Erinnerung rief und offensiv thematisierte. Die erste Erwähnung des schändlichen Verhaltens der Bürger in einer historischen Darstellung lässt sich im 1784 erschienenen Werk des Historikers, Dramatikers und Lehrers Gottfried Uhlich (1743–1794) über die erste Türkenbelagerung finden. Uhlich hatte im Jahr davor eine erfolgreiche Geschichte der zweiten Türkenbelagerung zu deren 100. Jahrestag verfasst: „Schon den 17. Sept. war alles rege, und auf die Flucht bedacht. Ein jeder trachtete sich aus einer Stadt zu retten, der eine schreckliche 31 32

  Feichtinger, „Auf dem Zauberhaufen“.  Vgl. Hanisch–Urbanitsch, Prägung 59–62.

324

Johannes Feichtinger–Johann Heiss

Belagerung, oder was sich bey dem schlechten Zustande der Festungswerker leicht vermuthen ließ, eine gänzliche Zerstöhrung bevorstand. Selbst einige Bürger, deren Pflicht es gewesen wäre, zur Vertheidigung zurückzubleiben, flüchteten sich unter dem Vorwande ihre Weiber und Kinder in Sicherheit zu bringen, ohne je wieder zurückzukehren, deren Abwesenheit aber nachher schwer geahndet wurde.“33 Für die Kirche war 1529 nicht erinnerungswürdig, für dem Hof nahestehende Historiker war das bürgerliche Missverhalten kein nennenswertes Problem: Joseph Ritter von Hammer (1774–1856) bezog sich in seinem grundlegenden Werk „Wien’s erste aufgehobene türkische Belagerung“34 aus dem Jubiläumsjahr 1829 nicht auf die schändliche Flucht der Wiener Bürger. Ein knappes Jahrzehnt später erwähnte die „Österreichische National-Enzyklopädie“ 1838 zwar die Bürger nicht, erklärte aber, dass die Nachricht vom schnellen Vorrücken der Feinde in Wien allgemeinen Schrecken verbreitete, und „jedermann auf die Flucht bedacht [war], und trachtete sich aus der Stadt zu flüchten, da dieser eine bedeutende Belagerung, und was sich bei dem schlechten Zustande der Festungswerke leicht vermuthen ließ, eine gänzliche Zerstörung bevorstand“35. Andere wie z. B. Anton Ziegler (1793–1869) in seiner berühmten „Vaterländischen Bilderchronik“ aus dem Jahr 1846 verloren darüber kein Wort36. Im Vorfeld des 200-Jahr-Jubiläums von 1683 wurde die unterschiedliche Zugangsweise zwischen bürgerlicher und hofnaher Geschichtsschreibung deutlich sichtbar: Anscheinend hofnahe Historiker suchten weiterhin Formulierungen, die das Versagen der Bürger nicht explizit machten, wie z. B. Sigmund Berger 1882 in seiner Broschüre über „Österreichs geschichtliche Jubiläumstage“: „Die bewaffneten Bürger Wiens stellten sich mit Eifer und Begeisterung unter ihren Bürgermeister Wolfgang Treu und den Stadthauptmann Hanns Greisenegger.“37 In der städtischen Geschichtsschreibung wurde die unbotmäßige Flucht der bürgerlichen Verteidiger aus Wien durch Johann Newald (1817–1886), der 1879 anlässlich des 350-Jahr-Jubiläums im Auftrag des „Alterthums-Vereines zu Wien“ ein grundlegendes Buch veröffentlichte, zu einem zentralen Thema38. Im Rückblick werden zwei Traditionslinien im Umgang mit dieser schwierigen Vergangenheit sichtbar, eine unkritische und eine kritische. Für die unkritische stehen Moriz Bermann (1823–1895) und Heinrich Kábdebo (1853–1881). Berman popularisierte im Jahr 1880 in seinem Buch „Alt- und Neu-Wien. Geschichte der Kaiserstadt und ihrer Umgebungen“ die Türkenbelagerungen Wiens und vergaß nicht, „die wackeren Bürger Wiens“ des Jahres 1529, die „kühnen Bürgermuth“ bewiesen und die mit „heldenmüthiger Tapferkeit und todesmuthiger Aufopferung die furchtbarsten Stürme abgeschlagen“ hätten, als Verteidiger der Stadt zu erwähnen39. Anlässlich des 350-Jahr-Jubiläums der ersten Türkenbelagerung schrieb Hein33   Uhlich, Geschichte der ersten türkischen Belagerung 34f. Seine Hauptquellen nennt Uhlich im Vorwort seines Buches. 34  Hammer[-Purgstall], Wien’s erste aufgehobene türkische Belagerung. 35  Oesterreichische National-Encyklopädie 6 95f. Im gleichen Jahr erschien auch Karl August Schimmers populärwissenschaftliches Werk „Das Kaiserthum Oesterreich“, in dem diese an Uhlich erinnernde Formulierung beinahe wortgleich vorhanden ist. Anzunehmen ist seine Autorenschaft des Lemmas Wien in der National-Encyklopädie. Vgl. Schimmer, Das Kaiserthum 118. 36 Ziegler, Vaterländische Bilder-Chronik 39–44. 37  Berger, Jubiläumstage 3. 38  Newald, Niclas Graf zu Salm. 39 Bermann, Alt- und Neu-Wien 671, 676.



1529 im Wiener Stadtgedächtnis 325

rich Kábdebo, der erste Bibliograph beider Türkenbelagerungen, in der „Österreichischen Kunst-Chronik“: „Wiens treue Bürgerschaft hielt aber fest zusammen in dieser, wie in jeder Zeit der Noth.“40 Kábdebo lässt sich in der Tradition der 1848er verorten: Im Dezember des Revolutionsjahres hatte das Oesterreichische Volksblatt für Verstand, Herz und gute Laune den Artikel „Die Belagerung Wien’s im Jahre 1529“ veröffentlicht, dessen Botschaft darin bestand, zu zeigen, „wie sich die wackeren Wiener zur Zeit der ersten TürkenBelagerung im Jahre 1529 benommen haben“. Der Autor schließt den Artikel mit folgendem Satz: „Das geschah vor 319 Jahren in demselben Monat, in dem das rebellische Wien von den eigenen Landestruppen mit Waffengewalt eingenommen werden mußte.“41 Das war also der Dank für das vorgeblich tapfere Verhalten der wackeren Wiener 1529. Die kritische Traditionslinie, die das Verhalten der Wiener Bürger tadelte, zugleich aber Ersatzhelden fand, begründete der Wiener „Alterthums-Verein“ anlässlich des 350-Jahr-Jubiläums der ersten Türkenbelagerung. Im Vorfeld hatte der Archivar und Bibliothekar der Stadt Wien Karl Weiss (1826–1895) in seiner 1872 erschienenen Stadtgeschichte offensiv auf die Flucht der Stadträte im Jahr 1529 Bezug genommen, noch nicht jedoch auf die der Bürger. Weiss im Wortlaut: „Nun ergriffen auch viele angesehene Stadträthe uneingedenk ihrer Pflichten feige die Flucht, so daß Bürgermeister Treu nur auf die Unterstützung dreier Rathsherren angewiesen war.“42 Im Anschluss an das 350-Jahr-Jubiläum von 1529 wurde das Narrativ der Flucht auf die bislang verschonten Bürger ausgedehnt und vertieft. Es wurde besonders durch den städtischen Jubiläumsgeschichtsschreiber Viktor Renner 188343 und in der mehrbändigen „Geschichte der Stadt Wien“, herausgegeben vom Alterthumsvereine zu Wien zwischen 1897 und 1918, gepflegt44. In der Wien-Geschichtsschreibung hielt sich diese kritische Traditionslinie zumindest eine Zeit lang. Im Jahr 1911 sprach die „Geschichte der Stadt Wien“ des „Alterthums-Vereines“ von einer „kleinlich zaghaften Gesinnung“ der Wiener Bürger von 1529. In dieser „Geschichte der Stadt Wien“ heißt es: „Die Ratsherren waren selbst mit dem erbärmlichen Beispiele vorangegangen; alle, bis auf drei […] waren entflohen. […] Selbstverständlich hatten die reichen Bürger auch wohlweislich alle ihre Schätze in Sicherheit gebracht, so daß an eine Beisteuer, wie sie Erzherzog Ferdinand verlangte, nicht zu denken war“45. Im selben Band der Alterthums-Vereins-„Geschichte der Stadt Wien“ spitzte der Autor Max Vancsa das erbärmliche Verhalten der Wiener Bürger weiter zu: Man „darf […] doch nicht verschweigen, daß diese Episode kein Ruhmesblatt der Wiener bildet. Nicht diese, sondern die fremde militärische Besatzung unter dem heldenmütigen Kommandanten Grafen Niklas Salm, oberstem Feldhauptmann von Niederösterreich, haben die Stadt gehalten, den Feind abgewehrt.“46 Was in der bürgerlichen Wien-Historiographie ab 1879 offensiv behandelt wurde, hatte sich in der hofnahen Wien-Historiographie bereits seit längerem abgezeichnet. Schließlich veröffentlichte 1875 der k.k. Beamte im Archiv des Ministeriums des Inneren Victor Reuterer in den Blättern des Vereines für Landeskunde von Nieder-Oesterreich seinen entlarvenden Aufsatz „Die flüchtigen Rathsherren und Bürger von Wien anno   Kábdebo, Kunst und Dichtung 177.   H., Die Belagerung Wien’s 819. 42  Weiss, Geschichte der Stadt Wien 25. 43  Renner, Wien im Jahre 1683 231. 44  Geschichte der Stadt Wien, 6 Bände. 45 Vancsa, Politische Geschichte 115. 46 Ebd. 40 41

326

Johannes Feichtinger–Johann Heiss

1529“47. Reuterer bezichtigte die Wiener Bürger des „Verbrechens an der Gesellschaft“. Der „Bürger“ wäre „mit dem Eide verpflichtet [gewesen], bei Feindesgefahr auf seinem Posten auszuharren, Gut und Blut an die Verteidigung und Erhaltung des heimatlichen Heerdes zu wenden“. Sie aber „flüchteten sich unter dem Vorwande, ihre Weiber und Kinder in Sicherheit zu bringen, ohne je wieder zurückzukehren“. Diese „arge Pflichtverletzung, welche die Mehrzahl der Stadträthe und einzelne Bürger im J. 1529 sich zu Schulden kommen liessen“, war für Reuterer umso gravierender, „je grösser die Verluste der pflichtgetreuen, zurückgebliebenen Bürger sich herausstellten“. Reuterer stellte lapidar fest: „Das Heldentum ist, obwol der sicherste Weg zur Unsterblichkeit, eben nicht Jedermanns Sache.“48

5. Die Einweihung des Salm-Denkmals in der Votivkirche Vor diesem Hintergrund schritten 1879 die Wiener Bürger zur Tat: Sie stellten das eingangs erwähnte Salm-Denkmal wieder auf. Die Neuaufstellung in der Votivkirche zu Wien erfüllte eine Funktion, die leicht zu entschlüsseln ist. Sie bestand darin, mit dem Verteidiger Salm einen Ersatzhelden aufzubauen, der zwar kein Wiener Bürger war, sich aber große Verdienste um die Wiener Bürger unmittelbar im Anschluss an die Belagerung Wiens von 1529 erworben hatte. Folgende Hintergründe sind hierfür zu beachten: Im Monatsblatt des Alterthums-Vereines vom April 1884 wird das „für alle Zeiten […] grosse Verdienst des Alterthums-Vereines“ gewürdigt, „dass er das nahezu verschollene SalmDenkmal nach Wien zurückbrachte. Er konnte sein fünfundzwanzigjähriges Bestehen nicht besser feiern als durch diesen in gleicher Weise patriotischen wie pietätvollen Act; – patriotisch, weil dadurch eines der wichtigsten Ereignisse der vaterländischen Geschichte in steter Erinnerung gehalten bleibt, und pietätvoll, wie damit den Manen eines um Wien hochverdienten Helden das ihnen geweihte Denkmal gleichsam zurückgegeben wurde.“49 Johann Newald veröffentlichte am 15. Oktober 1879, „als dem 350ten Jahrestage der Aufhebung der türkischen Belagerung 1529“, seine quellengesättigte Studie über Niclas Graf zu Salm50. Hatte der Archivar und Historiker Joseph von Hormayr (1782–1848) ein halbes Jahrhundert davor durch seine Mitteilungen über Salm „die Erinnerung an den nahezu in Vergessenheit gerathenen Vertheidiger von Wien im Jahr 1529 und an das Grabdenkmal desselben neu belebt“, so hatte Newald, der Bruder des liberalen Wiener Bürgermeisters, Hormayrs Angaben als völlig unzuverlässig eingestuft51. Newald griff auf die Quellen zurück. Er stützte seine Studie auf die Berichte und Meldungen des die Verteidigung Wiens leitenden Kriegsrates, dessen Vorsitzender Niclas Graf zu Salm gewesen war, und Newald scheute nicht vor Urteilen zurück52. Erstens zeigte er, dass „der grösste Theil der Bürger die Stadt bereits mit Weib und Kind verlassen hat, und sie auch ihre Gold- und Silbersachen mitgenommen haben“53. Zweitens stellte er – Originalquellen zitierend – fest, dass von den Bürgern „khaum in die hundert und wenig darüber“ zu  Reuterer, Rathsherren 303–306.   Ebd. 303. 49  O. A., Das Salm-Denkmal 13f. 50  Newald, Niclas Graf zu Salm, Vorwort (ohne Paginierung). 51  Ebd. Vgl. auch Opll, Wiener Türkenbelagerungen 180. 52  Newald, Niclas Graf zu Salm, Vorwort (ohne Paginierung). 53 Ebd. 47 48



1529 im Wiener Stadtgedächtnis 327

rückgeblieben, „sonnder all gewichen“ waren, mit dem Nachsatz: „das ettwas spottlich zu hören“54. Von angeblich „über 700 Bürgern“, die gefallen waren55, wie es in der Überlieferung hieß, konnte keine Rede sein. Schließlich würdigte Newald Niclas Graf zu Salm nicht nur als den obersten Verteidiger der Stadt, sondern auch als Verteidiger der Bürger Wiens von 1529: Salm hatte Ferdinand I. um Begnadigung der Wiener Bürger ersucht und hinzugefügt56, „dass sie zur Bezahlung von Geldstrafen ganz willig wären, wenn nur ,Ir Eer erhalten‘ bliebe“57. In Bezug auf die Wiener Bürger befindet sich im Originalbericht folgende Resolution Ferdinands I: „Auf den letzten Artikl ist Ku. Mt. entschlossen die gemein Burgerschaft vngestraft zu lassen. Aber die in Aembtern gewest wird ku. Mt. nach gelegenhait ein straff auflegen, doch an iren Eeren vnschedlich. 6. December 29.“58 Aus seinen Untersuchungen zog Newald die Schlussfolgerung: „Wir sehen somit, wie sehr sich Graf Niclas zu Salm in dieser für den grössten Theil der Wiener Bürger sehr heiklen Frage von einer rücksichtsvollen Würdigung der durch ausserordentliche Verhältnisse geschaffenen Nothlage leiten liess.“59 Der Wiener Alterthums-Verein fand somit eine Möglichkeit, mit Hilfe ihres historischen Fürsprechers Salm, der Ferdinand um Begnadigung der geflohenen Bürger gebeten hatte, den Bürgern des Jahres 1529 erneut Aufmerksamkeit zu schenken. Salm hatte dem König empfohlen, „er möge aus genedigem gemuet die burger von Wien umb ihres schendtlichen fliehens wegen begnaden“, darauf hinweisend, dass sie zur Bezahlung von Geldstrafen ganz willig wären, wenn nur „Ir Eer erhalten“ bliebe60. So hatte Salm den Ehrverlust der Bürger verhindert und sich damit 350 Jahre später im liberalen Wien denkmalwürdig gemacht. Die „Geschichte der Stadt Wien“ aus dem Jahr 1911 kreidete den Wiener Bürgern der Zeit um 1529 zwar – wie erwähnt – aufgrund ihrer Flucht eine „kleinlich zaghafte Gesinnung“ an, ließ aber nicht unerwähnt, dass die in die Stadt zurückgekehrten Flüchtlinge „mit einer milden Strafe – einem Geldbeitrag zur Herstellung der Festungswerke“ davongekommen waren61. Hervorgehoben wird, dass die Stellen der Ratsherren zur Neuwahl ausgeschrieben und die alten Inhaber der Stellen nicht wiedergewählt worden wären. Im Jubiläumsjahr 1929 spart die städtische Geschichtsschreibung die Bestrafung der Bürger gänzlich aus62. Auch Felix Czeike erwähnt in seiner „Geschichte der Stadt Wien“ 1981 und im „Historischen Lexikon der Stadt Wien“ die Bestrafung der Bürger nicht63. Auch in der im Jubiläumsjahr 1979 gezeigten Ausstellung im Historischen Museum der Stadt Wien anlässlich des 450-Jahr-Jubiläums der Ersten Türkenbelagerung wurde das im bürgerlichen Zeitalter Wiens Gedächtnis stiftende Moment des Versagens des Bürgertums im Jahr 1529 nicht mehr erwähnt. Es war erkaltet, es war Geschichte und somit politisch funktionslos geworden.

 Ebd.  Schimmer, Die Belagerungen Wiens 103. 56  Newald, Niclas Graf zu Salm 97. 57  Ebd. 97f. 58  Ebd. 98. 59 Ebd. 60  Ebd. 97f. Vgl. Hummelberger, Wiens erste Belagerung 37. 61 Vancsa, Politische Geschichte 115. 62  Vgl. Stöller, Soliman vor Wien 11−76. 63  Czeike, Geschichte der Stadt Wien 74–85; ders., Historisches Lexikon Wien 5 489. 54 55

328

Johannes Feichtinger–Johann Heiss

6. Legitimation von Machterhalt und -zugewinn als erinnerungspolitische Funktion Im Jahr 1884 konnte der „Alterthums-Verein“ über zwei neue Denkmäler, die der Verteidigung Wiens gewidmet waren, berichten. Im Monatsblatt des Vereines heißt es: „In der Geschichte von Wien ergänzen sich wechselseitig beide Monumente. Jenes im StephansDome wird erzählen von der ruhmreichen Vertheidigung Wiens im Jahre 1683, das Denkmal in der Votivkirche ist gewidmet dem Vertheidiger unserer Stadt im Jahre 1529“64. Es ist bemerkenswert, dass vor dem Hintergrund des politischen Machtwechsels im Staat vom Liberalismus zum Konservativismus Taaffes im noch liberalen Wien die Verteidigung Wiens 1529 und 1683 stark erinnert wurde. Mit Taaffes staatssozialistischer und slawenund arbeiterfreundlicher Politik65, die in eine Ausweitung des Wahlrechts mündete, erschienen die drei Fundamente des Altliberalismus bedroht – der Antiklerikalismus, der bürgerliche Kapitalismus und der deutsche Zentralismus. Der deutschliberalen Wiener Bürgerschaft saß vor allem die Angst vor einer „Decentralisation“ des Staates durch die Regierung Taaffe im Nacken. Die Stadt Wien drohte „von ihrer im Laufe der Jahrhunderte erklommenen Höhe als Capitale eines großen Reiches herabgestürzt“ zu werden, und mit ihr der Einheitsstaat sowie die Vormachtstellung des deutschen Volksstamms in ihm66. Bürgertum und klerikale Partei befanden sich in einem Streit, der medial und durch Denkmalsetzungen inszeniert wurde. Jede Streitpartei schickte ihre historischen Helden ins Feld, um in der Gegenwart Machtansprüche zu stellen. Dem Bürgermeister von 1683 Liebenberg widmete die gleichnamige Bürgervereinigung ein Monumentaldenkmal vor der Universität. Hof und Kirche errichteten dem kaiserlichen Verteidiger Starhemberg im Stephansdom das erwähnte Monumentaldenkmal. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde den Wiener Bürgern viel zugemutet. Ihnen wurde Flucht im Jahre 1529 vorgeworfen und obendrein das ruhmvolle Verhalten ihrer Vorfahren im Jahr 1683 in Zweifel gezogen. Der hofnahe Historiker Onno Klopp (1822–1903) bezichtigte die Bürgermiliz von 1683 sogar des Verrats. Klopp richtete zwei öffentliche Sendschreiben an den Wiener Bürgermeister. Unter Berufung auf den Historiker und Wiener Bürger Albert Camesina (1806–1881) argumentierte Klopp, dass der Wiener Bürgerschaft in der historischen Überlieferung zu viel Ruhm zuerkannt worden wäre. Die angeblich so tapfere Bürgerschaft Wiens hätte Anfang September 1683 „gewackelt“, als der Burgravelin aufgegeben und die Stadtmauer unterminiert gewesen wäre67. Die Wiener Bürger hätten Kara Mustapha die Kapitulation angetragen und an die „Uebergabe der Stadt“68 gedacht, während diese der Soldat Starhemberg hartnäckig „bis zum letzten Blutstropfen“ verteidigt hätte69. Diesen Angriff musste der Bürgermeister selbst – unterstützt vom Stadtarchivar Karl Weiss – in einer Stellungnahme im Gemeinderat zurückweisen. Das Gemeinderatsprotokoll wurde in den Zeitungen veröffentlicht70.   O. A., Das Salm-Denkmal 14.  Vgl. Hanisch–Urbanitsch, Prägung 69–72; vgl. Feichtinger, „Auf dem Zauberhaufen“ 111. 66   Neue Freie Presse (13. 9. 1883) 1. 67  Klopp, Offenes Sendschreiben 8. 68  Camesina, Wien’s Bedrängniß 64: „[…], so scheint es, dass damals wirklich schon eine Parthei in Wien bestand, die auf die Uebergabe der Stadt dachte“. 69  Klopp, Offenes Sendschreiben 8; ders., Abermaliges offenes Sendschreiben 13. 70   Communal-Zeitung. Wiener Gemeinderath. Neue Freie Presse (21. 10. 1882) 6; vgl. Weiss, Onno Klopp. 64 65



1529 im Wiener Stadtgedächtnis 329

Der Vorwurf, dass das Wiener Bürgertum in der Vergangenheit seine Pflichten verletzt habe, wurde immer in politisch krisenhaften Zeiten laut. So überprüfte 1851, im nachrevolutionären Wien, Karl August Schimmer in einem großen Artikel im „Austria-Universal-Kalender“ das Verhalten der Wiener Bürger während der historischen Belagerungen Wiens. Schimmer erinnerte daran, dass bereits 1485 Bürgermeister und Rat die Schlüssel der Stadt Wien Matthias Corvinus freiwillig übergeben hätten und 1529 „ungeachtet eines Aufrufes an alle waffenfähigen Männer […] doch mancher feige Bürger“ geflüchtet sei71. Auch 1805 hätten Wiens Bürger die Stadt Napoleon übergeben, in die daraufhin die französischen Truppen einzogen, die Wien 62 Tage lang besetzt hielten72. Die Erzählung von der schändlichen Flucht der Bürger wurde in Wien in Zeiten der Bedrohung bürgerlicher Macht erinnert und neu belebt. Der Historiker Gottfried Uhlich griff sie zur Zeit der Herrschaft Josephs II. erstmals auf. Im postrevolutionären Wien nach 1848 wurde sie wiederbelebt, in der Zeit der Krise liberaler Herrschaft im Staat durch den sich abzeichnenden Konservativismus Taaffes manifestierte sich das lange Zeit latente Narrativ durch eine zentrale Denkmalsetzung für Niclas Graf zu Salm. Die Wiener Bürger verwiesen besonders in Krisenzeiten im Sinne bürgerlicher Selbstbehauptung auf das Fehlverhalten ihrer Vorfahren und schützen sich so vor den Angriffen ihrer Gegner. Zugleich machten sie ihren Fürsprecher Niclas Graf zu Salm zum Helden, der, obwohl nicht einer von ihnen, 1529 ihre Ehre gerettet hatte. Diese erinnerungspolitische Strategie erschien den Bürgern offensichtlich geeignet, ihre gefährdete Machtstellung im Staat zu sichern. Sogar als sie ihre Machtstellung in Wien zur Zeit des angefeindeten Bürgermeisters Karl Lueger verloren hatten, ließen sie von dieser Strategie nicht ab, wie die vom Alterthums-Verein zu Wien herausgegebene mehrbändige „Geschichte der Stadt Wien“ zeigt.

7. Schluss Das Ergebnis unserer Untersuchung lautet: Um sich trotz des Vorwurfs der Pflichtverletzung selbst zu behaupten, lag es im ausgehenden 19. Jahrhundert im besonderen Interesse der Wiener Bürgerschaft, die erste Türkenbelagerung in Erinnerung zu halten. Geschichtsschreiber und Denkmalsetzer arbeiteten hart, durch die Heroisierung Salms die 1529 verletzten Bürgerpflichten zum Vorteil der Bürger Wiens seiner Zeit einzusetzen. Die umgekehrte Strategie wählte 1806 der bürgerliche Historiker Aloys Groppenberger von Bergenstamm (1754–1821). Er versuchte, die Pflichtvergessenheit der Bürger während der Napoleonischen Besatzung Wiens 1805/06 durch ein Buch mit dem Titel „Denkmal rühmlich erfüllter Bürgerpflichten in der Geschichte der Bürger und Einwohner Wiens“ vergessen zu machen. Entgegen der historischen Überlieferung behauptete Groppenberger darin, dass sich die Bürger Wiens „auch vorzüglich im Jahre 1529 in der ersten türkischen Belagerung mit Muth und Tapferkeit auf eine höchst ruhmwürdige Art“ ausgezeichnet hätten73. Und weiter: „Danke! Ewigen Dank nun jenen dreyhundert sechzig vier Bürgern, welche zur Behauptung dieser Tugend, ihr Leben bey der Belagerung Wiens eingebüsset haben.“74 Obwohl das Fehlverhalten der Bürgerschaft von 1805 nur  Schimmer, Die Belagerungen Wiens 98.   Vgl. ebd. 123. 73  Groppenberger von Bergenstamm, Denkmal 32. 74  Ebd. 35. 71 72

330

Johannes Feichtinger–Johann Heiss

Monate zurücklag, sah sich Groppenberger gezwungen, die für alle offensichtliche Unwahrheit zu sagen. Sein Verweis auf das ruhmvolle Verhalten der Bürger Wiens 1529 vergrößerte seine Glaubwürdigkeit keineswegs. Die Wiener Bürger von 1879 hatten durch ihren strategischen Umgang mit der schwierigen Vergangenheit ihrer Vorfahren dem Glaubwürdigkeitsproblem vorgebaut: Als spätere Historiker zeigten, dass 1529 kein Heldenjahr der Bürger war, stilisierten sie ihren historischen Fürsprecher, den vom Landesfürsten eingesetzten Verteidiger Niclas Graf zu Salm, zur Heldenfigur hoch. Salm hatte Ferdinand 1529 um Begnadigung der Bürger gebeten und ihnen damit die Ehre gelassen. So kam es dazu, dass dem adeligen Verteidiger Wiens im ausgehenden 19. Jahrhundert von liberal-bürgerlicher Seite ab 1862 Standbilder, Gedenktafeln und Straßenbezeichnungen gewidmet wurden und 1879 die Rückführung und Aufstellung seines Grabmals in der Ruhmeshalle der Votivkirche zu Wien veranlasst wurde. Als Dank für seinen Einsatz für die pflichtvergessenen Bürger Wiens von 1529 sicherten deren Nachfahren Niclas Graf zu Salm einen dauerhaften Platz im Wiener Stadtgedächtnis.

Niclas Meldeman’s round view of the 1529 siege of Vienna. Summary and suggestions for future research Peter Barber

Niclas Meldeman’s round view of the 1529 siege of Vienna, was published in Nu­ remberg in in the year after the retreat of the Turkish forces1. A large part of the woodcut print’s fascination lies in its multi-faceted nature – as a work of art, as a news item, as a town view and (to some extent) a town plan, as a siege map, as a bird’s-eye regional map, as a cultural mirror of its time and and even as a religious allegory. How successfully are these aspects investigated in the book? The essays are grouped under four broad headings, corresponding to the questions that it was hoped that they would, collectively, answer. The first is centred on the plan’s sources and its publication history. The next section is devoted to the plan as a Nuremberg product in a Viennese context. The third section supposedly deals with the plan from the Ottoman angle but though there is an excellent essay devoted to this specific topic, the other essays discuss contemporary depictions of the 1529 siege from the topographical to the symbolic meaning of the overall image and particularly of the figures (many, though by no means all, Turkish). The fourth and last section discusses the accuracy of the plan’s depiction of Vienna and the research possibilities stemming from this analysis and lastly there is a thoughtful essay on the memory and interpretation of the siege in the minds of the Viennese in the late nineteenth century. Some of the information contained in the essays has already appeared elsewhere, and in places the placing of an essay in one section rather than another seems arbitrary.

Sources and Content Superficially one might question whether much needed to be said about Meldeman’s sources. After all, in the text on the map and in the separate explanatory text, Meldeman says more about his sources than any other sixteenth-century map or print maker that I am aware of. He specifically asserts, for instance that the round view is derived from a panoramic drawing by ‘a famous painter’ taken from the spire of the Stephansdom, gives the rationale behind his depiction and indeed is explicit about the market for which he intended his print (i. e. ‘everyman’) and the consequences of this for the size and content of his print. 1   Peter Barber’s synthesis summed up the presentations at the conference. Mr Barber’s written comments offered an important indication of a second edition of the Meldeman View (Bibliothèque Nationale de France in Paris). This finding was communicated to the authors of the volume and was included in their texts.

332

Peter Barber

Most of the contributors to this volume accept what Meldeman says about the famous painter. Indeed Ursula Timann not only gives a detailed account, based on her familiarity with Nuremberg archival sources, of the publication history of the print and details of Meldeman’s life and career and those of his Nuremberg contemporaries, notably Guldenmund. She also suggests that the famous artist was Jacob Seisenegger, the son-in-law of the architect and military engineer, Hans Tschertte, while accepting – and indeed giving fresh evidence for – Hans Sebald Beham as the creator of the revised drawing that was the basis for the wood engraving. Yiğit Topkaya and Martina Stercken, however, beg to differ. Dismissing the famous artist as an artistic fiction, they suggest, with Karl Fischer, that the original concept of the round view stems from the pen of Meldeman’s principal source, Peter Stern von Labach who argued that a circular view would be the best way of understanding the course of the siege. Going still further back they argue that Meldeman’s round view belongs to a tradition of circular images stretching back to medieval mappaemundi and plans of Jerusalem which had an inherent moral/religious symbolism. They point out that such maps continued to form part of the popular world view well into the sixteenth century as testified by the publication of schematic printed mappaemundi, derived from medieval prototypes, alongside world maps showing the Great Discoveries. Indeed the inventories of Henry VIII’s possessions, drawn up following his death in 1547 distinguish explicitly between mappae mundi (of continuing spiritual validity) and [modern] maps of the whole worlde (primarily of geographical interest)2. The circular format gained renewed popularity from the fifteenth century with the Albertinian round plan of Vienna and Bratislava (the importance of which is also mentioned by Opll, Scheutz and Schedl) but also Etz­ laub’s 1492 plan of the environs of Nuremberg and the 1524 circular plan of Tenochtitlan, both also published in Nuremberg. Ferdinand Opll also mentions these ‘modern’ circular maps, and indeed, with Martin Scheutz, contributes a detailed comparison between the topographical features on the Albertinian plan and in the Meldeman round view. In addition they provide a transcription and detailed analysis of the texts on the round view, drawn from the examples in Vienna, Berlin and Nuremberg/Paris. Opll takes a middle course over the ‘famous painter’. While accepting the existence of a drawing taken from the spire of the Stephansdom, he argues convincingly that Meldeman made considerable revisions, influenced not only by the Albertinian plan but also a printed view of the Stephansdom of 1512 and even the view of Vienna in the Weltchronik/Nuremberg Chronicle. Martin Scheutz demonstrates that these ‘history prints’ and illustrated news sheets which appeared in profusion in the early sixteenth century were by the late 1520s largely created and published on Meldeman’s doorstep in Nuremberg which became the leading centre for news in Germany and to a lesser extent throughout Europe3. Nuremberg’s importance in this respect, as Scheutz and Landois point out, was largely due to its strategic geographical position and consequent European-wide economic and commercial power. As Wojciech Iwańczak explains, these same factors underlay Nuremberg’s importance as a centre for geographical knowledge and cartography in late fifteenth and early sixteenth century Europe. It should, however, be pointed out that Meldeman’s 2  The Inventory of King Henry VIII nos. 10749, 11052, 10761, 10762, 10775, 12298, 13804, cf. nos 12334, 14554; and Barber, Cartography, topography. 3  And see Quasi Centrum Europae 273–319, 365–389.



Niclas Meldeman’s round view of the 1529 siege of Vienna 333

round view, with its pictorial emphasis, has nothing in common with the scientific and mathematical approach to cartography of the leading Nuremberg map, globe and scientific instrument makers. As Petra Svatek shows, the Viennese cartographic background was similarly scientific and mathematical, though with the exception of the interesting, early fifteenth century Klosterneuburg School (from which, however, no maps survive if they were ever created), all the impressive Viennese mapping developments under Augustin Hirschvogel and Wolfgang Lazius that she cites postdate the 1529 siege. The closest parallels with Meldeman’s work, as Opll and Fischer imply, are to be found in late fifteenth- and early sixteenth-century printed illustrations, pictorial town plans and prints of military events. Turning now to the content of the round view, Meldeman himself stated that he had omitted houses and streets from the interior of Vienna in order to make space for depiction of the important events while enabling the view to remain of a size which was affordable to the ordinary citizen. Martin Scheutz, Heike Krause, Barbara Schedl and Christoph Sonnlechner discuss the accuracy of the depiction, respectively of the defences and suburbs, of the churches and religious buildings and of the landscape. All, but particularly Scheutz, agree that the depiction of the city and suburbs is essentially schematic and divided into at least three distinct zones. Heike Krause on the basis of the archaeological, documentary and pictorial sources, points out the omissions, exaggerations and distortions in the shape and size of the town walls and bastions and the erroneous circular depiction of the defences, within a broadly realistic framework. She suggests, in common with several other authors, like Yiğit Topkaya and Christoph Sonnlechner, that this was intentional and aimed at emphasising the achievements of the defenders by exaggerating the weakness of the defences. Barbara Schedl sees a similar selectivity in the depiction of the churches, despite Meldeman’s claim to have depicted them all. She interestingly demonstrates that the size of the churches depicted related to their perceived importance in the eyes of the Viennese as reflected in the size and number of donations made to them, as ascertained from the registers of such donations, and not to their actual size. Sonnlechner concludes that the depiction of the landscape, tested against other sources, is relatively reliable. However the round view probably intentionally downplays the importance of the appallingly bad weather of 1529 as a factor in the failure of the siege (something mentioned in Turkish accounts) again with the intention of magnifying the achievements of the city’s defenders.

Context, Meaning and Significance The historical, pictorial, political contexts of the round view are thoroughly examined. Ferdinand Opll provides the iconographic context by discussing illustrations of historic events, extending from carved Assyrian friezes of victories by way of medieval world maps, paintings of towns, particularly of Vienna, to depictions, in tapestries, frescoes and wall paintings, manuscript illustrations, panel painting, and sculptured reliefs of military and other historical events, some created in circular format, to within a few years of 1529. Karl Fischer discusses other depictions of the 1529 siege, drawn and printed, including Guldenmund’s unpublished four-sheet view of Vienna of 1530. Much is written of the Nuremberg context for the round view. Martin Scheutz discusses the economic factors that influenced the size and nature of Meldeman’s round view.

334

Peter Barber

He argues that as simultaneously a siege report, town view, landscape and as a moral and religious exhortation to support the (Christian) status quo, it would attract greater sales than if Meldeman had published a more conventional depiction. Ursula Timann’s focus is more narrowly on Meldeman, the artists and scholars with whom he worked and on his competitors, notably Guldenmund. Antonia Landois, however, takes a broader view of the constitutional, political and particularly the religious context. She demonstrates that in the final analysis, for Nuremberg’s town council, the tradition of loyalty to the Emperor and alarm at the advance of Islam and the Turks, and their demonization, took precedence over the town’s increasing Lutheran loyalties which put it at odds with the Habsburg dynasty (though Luther himself was also concerned at the Turkish threat). Their alarm and loyalty manifested themselves not only in the generous military aid in terms of men and military specialists provided for the defence of Vienna but also in its readiness not only to give official sanction to Meldeman’s proposals for the round view but also, indirectly, to provide financial support and – through the grant of the privilege – civic protection. This was at least in part, she argues, because the view embodied their own collective view of the siege. Yiğit Topkaya argues that there was a Lutheran subtext in Meldeman’s depiction of the events of the siege through the emphasis on the occurence of the siege and particularly the atrocities committed by the Turks during it as representing God’s punishment for the sins of and the divisions within Christendom, and the unending struggle between good and evil with, despite this, the hope of eventual salvation. Topkaya also shows that aspects of the depiction reflect some of Luther’s writings at the time. Evidence that the round view was indeed perceived in such terms is demonstrated by both Timann and Opll who mention that the Nuremberg town council presented a copy to Philipp Melanchthon who forwarded it, or perhaps another copy, to Luther himself. The significance and legacy of Meldeman’s round view are considered from several angles. Opll identifies several later civic views and military depictions, notably Conrad Morant’s 1548 view of Strasbourg, Paul Reinhart’s round view of Nuremberg of 1577 and, much later, Heinrich Schmidt’s circular map of the 1683 siege of Vienna, which he argues were influenced by it. Krause, Schedl and Sonnlechner too believe that despite its distortions, omissions and exaggerations, the round view is of great importance for the study of the history of Vienna, in terms of fortifications, its churches and the sixteenth century appearance of the suburbs and the landscape as well as for the study of the events of the siege itself. However a view shared by several of the authors, even where this is only incidental to their main arguments, is that the round view was perhaps primarily intended as a spiritual allegory, with the church, represented by the Stephansdom and the lesser churches around it at the centre and with the events of the siege – and the victory of Christianity over Islam – unfolding around it. In this deeper way, it is indeed similar to medieval mappaemundi, with the Stephansdom taking the place of Jerusalem just as the Rigi, as Stercken mentions, takes its place in Albrecht von Bonstetten’s late fifteenth century allegorical map of the Swiss Confederation, the Superioris Germanie Confoederationis descriptio, of the 1470s. Indeed in this broader sense, the relatively detailed depiction of some of the lesser churches, the realistic rendering of the landscape surrounding Vienna and the depiction of atrocities resembles the large and detailed Anglo-French world maps created in about 1300. Within a strongly Christian moral setting the texts identify cities associated with important biblical events and combine the (occasional) realistic depictions of geograph-



Niclas Meldeman’s round view of the 1529 siege of Vienna 335

ical features – such as Cleve Hill near Hereford or Lincoln on its hill on the Hereford World Map – with pictures of cannibalism among the fabled peoples of the Indies and botanical depictions4. The essays also give revealing information about the perception of the importance of the siege at the time and later. It is a commonplace that the siege has suffered through comparison with the later siege of 1683. As is suggested by Christoph Sonnlechner and Christoph Neumann who have utilised Turkish sources, part of the reason is that this siege came to a quiet end with the withdrawal of the besiegers, whose lines of communication had been overstretched and who were defeated by the awful weather. There was no heroic relief action by Christian defenders sweeping down from the heights as in 1683. This – and the apparent cowardice of most of the Vienna town council at the time – may explain, as Johannes Feichtinger and Johann Heiss suggest, the low profile of 1529 in the popular memory in the West. Christoph Neumann reveals that the 1529 siege was, moreover, never more than a side-show for the Sultan and his advisers, whose attention was focussed on their eastern border with the Safavids and on the maritime link in the eastern Mediterranean with Egypt, their wealthiest province. Nevertheless, as Scheutz, Topkaya and Opll show, the publicity created in western Europe by the siege, in the form of printed news sheets, popular prints of Turkish atrocities and leaflets and not least by the round view turned out to be the ‘making’ of Vienna as a city of European importance. This was reflected and increased by the programme of re-fortification in accordance with the latest military thinking that followed soon after the withdrawal of the Turkish forces. The memory of the 1529 siege, however, remained a dim and even shameful one until 1879 at the time of the 350th anniversary of the 1529 siege. In that year Feichtinger and Heiss show that the memory of Salm, who continued to be honoured, and particularly his pardon of the cowardly conduct of most Viennese town councillors, was utilised by the traditional conservative bourgeois parties that then governed Vienna, as part of their defences against the policies of Count Taaffe and the more radical parties which were seen as a threat to the national and international standing of German-speaking Vienna.

Suggestions for future research Despite the comprehensiveness with which these questions are discussed there are nevertheless areas which could still be explored further. The first is the ‘materiality’ of the round view, in other words its very nature as a physical object and its intended use: a way of looking at images which has been much studied by English-speaking scholars in recent years5. This is not to say that there is not some discussion of the round view as an artefact in these essays. As has already been said, Ferdinand Opll and Martin Scheutz transcribe all the inscriptions on the round view as well as analysing their relationship to the Albertinian Plan. Walter Öhlinger discusses the provenance of the coloured Wien Museum copy and of the three other examples known to him. The Cabinet des Estampes of the Bibliothèque nationale de France possesses another, probably later state which seems hitherto to have escaped the notice of Meldeman scholars6. Ferdinand Opll mentions   See for example Westrem, The Hereford World Map; Ebstorfer Weltkarte, hg. Kugler.   See for example Fiorani, The Marvel of Maps; della Dora, Performative Atlases; Barber–Harper, Magnificent Maps; Rosen, The Mapping of Power; Brückner, The Social Life; Gregg, City Views. 6  This seems to be the second edition of Meldeman, Der stadt Wien belegerung (1530): Wahrhaftige con4 5

336

Peter Barber

what was almost certainly a now-lost coloured example purchased by Göttweig Abbey at a price suggesting that – at least in its coloured state – the round view, despite Meldeman’s hopes, was far too expensive for the man in the street. With other authors, notably Ursula Timann, he cites copies being formally presented to the Nuremberg town council as well as to Charles V himself and to individuals like Melanchthon and Luther, and the acquisition of a copy by Ferdinand Columbus. He mentions generically multi-sheet engravings of military events being used as wall decoration and, soon after, perishing as a result of exposure to light, dirt and damage. However there is no extended discussion in any of the essays of how the round view specifically was actually ‘used’. Close examination of the Vienna example makes it clear that it would have been next to impossible to read all the inscriptions if the round view were displayed vertically on a wall. But neither would they have been easily read – despite Martha Pollak’s suggestion that the image could have been rotated like a volvelle before a large number of onlookers7 – on a table. The texts are wrongly aligned in that while a few at the centre can easily be read from left to right if displayed at eye level, most face towards the centre unlike other large early sixteenth century maps meant for viewing on a table, like Pierre Descelier’s magnificent manuscript world map in the British Library8 or Hirschvogel’s table map of Vienna, mentioned by Petra Svatek, where the texts face outwards. The only way in which all the texts in the round view could have been read by a viewer is if the individual sheets had been bound into a medium sized volume which could have been manipulated without difficulty. Yet it is clear that the round view, when its six sheets were assembled, was intended for display. This display would almost certainly have been symbolic – rather like the large medieval mural wall maps like the Ebstorf world map or the Hereford or Duchy of Cornwall world maps all of about 1300. Although, in theory, the texts on these maps could have been studied when hanging in situ, in practice their location and distance from all but the most privileged viewers would have precluded this9. Instead the explanation of the map would have been found in separate texts, which would have facilitated understanding when viewed from a distance: rather like Meldeman’s accompanying text and his version of Peter Stern von Labach’s description of the siege. Indirect confirmation that it was the overall image rather than the detailed text that was of primary importance may be deduced from the fact that in the early 1540s Henry VIII owned the description of the Siege of Vienna of staynid cloth sett vpon bourde: in trafactur der Loblichen vnd Weltberühmbten Hauptstadt Wienn in Osterreich/ sampt der selbigen gelegenheit / wie sie damals befestiget vnd gestalt gewesen […] 1529, see Hébert, Inventaire des gravures des Écoles du Nord 79 (n. 1914). I am grateful to my colleague Catherine Hofmann for this reference. The cataloguer seems however to have been unaware that this copy differs considerably from the other known examples. The Paris copy is reproduced in Pollak, Cities 112 (fig.3.1). Like the example in the Germanisches Nationalmuseum, whose title is quoted by Opll and Scheutz, it would seem to be a reissue dating from later in the century. By the time the Paris example was printed the wood blocks had lost much of the movable type (and therefore the texts) seen on the copies in Vienna and Berlin as well as the arms of Nuremberg and the publication statement by Meldeman in the laurel wreaths at the bottom. However, it contains what would seem to have the round view’s original title in slightly amended form at the very top of the image (a space that no longer survives on the other known complete copies). 7  Pollak, Cities 113s. Pollak’s comments interestingly complement the arguments in these essays. 8  British Library Add MS 24065. For which see most recently, Duzer, The World for a King. 9  See e. g. Kupfer, The Lost Mappamundi; Kupfer, The Lost Wheel Map; Barber, Duchy of Cornwall Fragment 19–23.



Niclas Meldeman’s round view of the 1529 siege of Vienna 337

other words a painted cloth – a cheaper alternative to tapestry – for display in Whitehall Palace10. This would almost certainly have been copied from Meldeman’s round view but it is extremely unlikely that the English copyists would have been able to reproduce the German lettering. Even so it was evidently considered to be worthy of display even to those who had little or no knowledge of the siege itself and, except in a few exceptional cases, any knowledge of German. It would, in short, have served an iconic purpose, side by side with the other images owned by the King of his own victories and those of his Habsburg allies. In Göttweig, even though at least some of the texts might have been decipherable to visitors, the image was probably also intended to serve an iconic purpose. Almost certainly there are other similar references to the round view to be found in sixteenth-century royal, aristocratic and ecclesiastical inventories. Contemporary correspondence (particularly if already edited and published) might also be profitably searched for references to the round view. Cumulatively they would shed light on how the round view was actually used, regardless of Meldeman and the city of Nuremberg’s aspirations for it, both at the time and subsequently, when the 1529 siege was no longer in the news. There is further indirect support for this interpretation by analogy with the so-called ‘Dauphin’ World Map of about 1545 in the British Library11. Probably made by a member of the Dieppe school of chart-makers for the future Henri II of France, whose interest in colonial projects was well known, the lettering and inscriptions on the map, as is common with portolan-style charts, have no particular orientation. However the positioning of the coats of arms suggests that it was intended to be displayed with West at the top. Viewed in this way the viewer’s attention is immediately drawn to South America and to the East Indies – precisely the regions which we know from other sources leading courtiers and merchants wished to see an expansion of French influence. But perhaps the round view did not work successfully as an icon for some owners. The near perfect state of preservation of the colouring of the Wien Museum’s example, which Walter Öhlinger revealed was likely to be original, suggests that it was not displayed for extensive periods (otherwise it would have faded). Perhaps for the map’s original owner, conceivably the then elector of Saxony, the fact that the inscriptions could not be read weakened it as a tool of propaganda, forcing this copy’s relegation from the picture gallery to the relative safety of the library. The essays in this book do not perhaps take sufficient account of the wider perspective. There is no detailed comparison between the stylistic similarities and differences between the round view and the printed depictions, tapestries and paintings, of historical and military events of the preceding three decades and of recently created town maps and views, notably Jacopo de Barbari’s much-studied bird’s-eye view of Venice and Seld and Weiditz’s lesser known but amazing map-view of Augsburg, all of them mentioned in passing by Opll. It seems likely that many if not most of the printed maps and views (together with others that are now lost) would have been known to Meldeman and would have influenced the detail as well as the general concept of his round view. 10  Hayward, The 1542 Inventory of Whitehall no. 857. Since the item is mentioned – and presumably therefore was inspected – again in the 1547 inventory (The Inventory of King Henry VIII no 10767) it seems likely to have been a painting on cloth, though it the possibility cannot be entirely excluded that it was a copy of the woodcut mounted on board. 11  Reproduced (but with North and not West at the top) and discussed by Marica Milanesi in: Segni e Sogni della Terra; L’Age d’or des Cartes Marines 172s., no. 99; King, The mysterious ‘Jave la Grande’.

338

Peter Barber

Moreover little attention is paid to the place of the visual publicity relating to the 1529 siege in a European-wide as opposed to a purely German-language context. Its place in the overall context of early sixteenth century Habsburg propaganda, both commissioned by the dynasty and commissioned by others but re-purposed by them – has been little studied.12 In the late 1990s no less than seven copies of a single hitherto unknown woodcut map, probably printed in Basel, of the siege of Pavia were found as stuffing in the binding of a book published in Basel 153013. The print had clearly been very influential at the time, acting as a source for other better-known prints and for paintings, but the fact that so many copies were re-used for a binding provides strong evidence that by 1530 the news of the 1529 siege of Vienna had pushed the siege and battle of Pavia of 1525 from the headlines. When did the publicity of prints, views and maps of the siege of Vienna suffer a similar fate? Was it Charles V’s conquest of Tunis in 1535, which inspired a host of prints, drawing and later prints and tapestries by Vermeyen and Pannemacker or earlier? Again, a study of inventories could shed light on this – it is clear that Henry VIII’s interest in commemoration was historic with depictions of victories from early in his reign also on display in Whitehall in the 1540s. Was the apparently careless later publication of defective copies of Meldeman’s round view no more than an attempt by the cynical later owner of the woodblocks to eke them out to bring in some money? Certainly this was a common practice among publishers in early modern Western Europe. Despite the very thorough and enlightening treatment in this book, much remains yet to be discovered about Niclas Meldman’s fascinating round view of the siege of Vienna.

12  See for instance, Trevor-Roper, Princes and Artists. Paintings of battles and tapestries are well studied: Eisler, Impact of the Emperor Charles V; Eisler, Charles V. 905-908; Horn, Jan Cornelisz. Vermeyen; Balisde Jonge-Delmarcel-Lefebure, Chasses; Cerri (Red.), Bataille de Pavie; Kriegszug Kaiser Karls V. gegen Tunis; Wilson, Battle of Pavia. 13   Barber, The Maps 256, 262 (fn 97).

Abstracts Walter Öhlinger, The Meldeman View: A treasure of the Wien Museum. Notes on tradition and coloration The Wien Museum’s version of the panoramic view of besieged Vienna—also known as the “Meldeman View”—was acquired by the museum in 1927 at an auction in Leipzig. It had previously been part of the royal collections in Dresden and is one of only three fully preserved examples of the first edition of this woodcut originally consisting of six sheets—and the only one featuring color. The second copy, now part of the collection of the Albertina, was originally owned by Viennese historian and librarian Theodor von Karajan. The third copy was in the possession of Prussian minister Karl Ferdinand Friedrich von Nagler and was later transferred to the Kupferstichkabinett, part of the Staatliche Museen zu Berlin. The Bibliothèque nationale de France owns a complete preserved example of another edition with changed title. In addition, two single sheets of this edition are preserved in the Germanisches Nationalmuseum in Nuremberg. A material analysis of the colors used in the copy kept at the Wien Museum was performed to determine whether it was colored at the time of its production or thereafter. The analysis provided no indication that the coloring did not occur during the same period in which the map itself was produced. Investigation of the colors in the sections where the individual sheets meet produced interesting findings, however: In at least three places where motifs extend beyond the edge of one sheet and onto the next, different colors were used. This suggests that the sheets were colored one after the other by multiple colorists in a workshop, probably Meldeman’s.

Ferdinand Opll–Martin Scheutz, Considerations on questions of technique and content of the copies of the Meldeman View: Paper, Illumination, Inscriptions This chapter contains the results of a detailed autopsy of the Albertina copy of the Meldeman View together with a listing of all the inscriptional elements on the Meldeman woodcut, arranged according to the six sheets of the artwork, that serves as a reference for all the contributions collected in this volume. The main sources for the list are the colored copy kept at the Wien Museum and—for purposes of comparison—the other two preserved copies at the Albertina and the Kupferstichkabinett in Berlin. The complete copy of the later (second?) edition in Paris and the two fragments of the same edition in the Germanisches Nationalmuseum in Nuremberg are also included in this comparison to show the differences of its inscriptional elements vis-à-vis the woodcut’s first edition. An appendix provides a concordance list of the topographical elements of the Albertinian Map of Vienna and the Meldeman Map.

340 Abstracts

Ursula Timann, Sebald Beham (1500–1550) and Jacob Seisenegger (1505–1567): The mysterious creators of the Meldeman View? In the booklet accompanying his woodcut of the siege of Vienna, Niclas Meldeman states that he bought sketches showing the fighting as seen from the tower of St. Stephen’s Cathedral from an unnamed painter. It has long been accepted that Sebald Beham is the artist who revised this material for the woodcut, but a possible candidate for the artist of the original sketches made on the tower of St. Stephen’s has not yet been identified. We know from a letter sent by the Viennese builder and bridge master Johann Tschertte to the Nuremberg clergyman Georg Hartmann on 6 December 1529 that Meldeman was collecting information on the siege of Vienna at the time. In his woodcut, the artist portrayed Tschertte as an equestrian within the city walls. Furthermore, Meldeman added Tschertte’s name to a list of persons who had earned special merit during the siege; the list was part of a report by Peter Stern von Labach that Meldeman revised and supplemented. Tschertte’s letter is kept amongst the Pirckheimer papers in the Nuremberg municipal library. Willibald Pirckheimer’s final letter, of which only an undated draft has been preserved, was addressed to Tschertte. In it, Pirckheimer mentions a letter sent by Tschertte to Georg Hartmann, which the latter had shown him. This could be the aforementioned letter from 6 December. It is known that Tschertte’s son-in-law was the famous Jacob Seisenegger, who became a court painter to King Ferdinand I in 1530, and it seems plausible that Seisenegger stayed in Vienna for some time during 1529. While there, he may have gained access to the tower of St. Stephen’s Cathedral—which was used for military purposes during the siege—with the help of his father-in-law and created the sketches of the military operations. The proposal is therefore made for the first time that Jacob Seisenegger was the unknown artist on the tower of St. Stephen’s.

Martin Scheutz, The Meldeman View as illustrated “news”: The printing location Nuremberg and the communicative strategy of the map’s textual messages The 16th century brought the “commercialization of news”, in which independent news writers were established by their professional novellists and news was passed on to specific target groups. Nuremberg played an important role in this sophisticated news network based on its function as a postal hub. The sharing of information was a “conscious act of information policy”, and the financing of elaborate printed works likewise formed part of the information network. The Meldeman View, printed with advance funding from the Nuremberg Council, can be understood as a multifunctional, anti-Ottoman carrier of images and text. As a city view, it more or less accurately depicts the contemporary topography of the city of Vienna; as a military map, it records the fortifications of the city as well as the offensive and defensive efforts of the besiegers and the besieged; and as an event image, it offers a snapshot of the unfolding action based on the report by war secretary Peter Stern von Labach. Meldeman’s panoramic view serves the interest for news by portraying the siege of the city unemotionally while depicting the activities of the Ottomans as atrocities.

Abstracts 341

Ferdinand Opll, At the intersection of diverse artistic and cartographic traditions: The Meldeman View This paper’s attempt to clarify the significance of the panoramic woodcut by Niclas Meldeman as a summary of various artistic and cartographic traditions begins with an overview of pictorial representations of events from the earliest known examples to the early 16th century. These types of works are among the oldest evidence of human pictorial production. The various types of images—from reliefs and drawings through oil paintings and frescos to printed works—are discussed with a focus on portrayals of battles and sieges. The second strand of tradition, namely that of city views and cartographic representations of towns, saw increased importance from the 15th century onwards, and Nuremberg as a center of production plays a decisive role in this context. An analysis of the different modes of representation and an attempt to establish a typology lead directly to the panoramic view of Vienna created in 1529/30. The final section of the paper is dedicated to the second edition of Meldeman’s view, to epigones, and to several recently emerged but nevertheless lost copies of the piece that allow a number of recent discoveries to be introduced.

Martina Stercken, Circular maps around 1500 Niclas Meldeman’s view of the Turkish siege of Vienna in 1529 is often thought to be connected to medieval cartographic traditions visualizing the ideal divine order and the embeddedness of the world in salvific history—in particular to the circular mappae mundi from around 1300 and representations of Jerusalem from the 12th century onwards. This paper takes a closer look at the figurative medieval traditions that may have influenced Meldeman’s specific cartographic concept. It argues that the round shape was not uncommon in cartography around 1500 and allowed a dense depiction of the world, of countries, and of towns by combining topographically more and more detailed representations with ideas of a perfect entity and a history grounded in Christian salvation. Mapmakers apparently experimented with this cartographic model in particular to create memorable images of political space.

Antonia Landois, The background of the Meldeman View in Nuremberg Shortly after the Ottomans were forced to abandon their siege of Vienna in the autumn of 1529, the patrician councilmen of the imperial city of Nuremberg permitted the printing of the so-called Meldeman View documenting the triumph of the allied imperial forces against the troops of Sultan Suleiman I. But why Nuremberg, why the patrician councilors, and why Niclas Meldeman rather than his rival Hans Guldenmund? This paper focuses on the complex cultural, political and religious backgrounds of the unique Meldeman View as well as on the particular role of Nuremberg in the context of the siege of Vienna.

342 Abstracts

Wojciech Iwańczak, Nuremberg as a European center of cartography and geography around 1500 The end of the Middle Ages denoted a tremendous acceleration in the acquisition of knowledge about the world. Europe conquered the globe, with the German Empire—and especially Nuremberg, which was one of its most important centers and even one of its capitals for a short time—playing a crucial role in this process. Nuremberg established a lively trade network and maintained extensive contacts throughout the contemporary world, lending it considerable international prestige. Various types of travel like mercantile expeditions, pilgrimages and military campaigns contributed to the collection of knowledge on lands near and far. Besides its economic power, Nuremberg also became an important hub for culture and science. Many eminent figures of the period came from Nuremberg or worked in its environs, like physician and traveler Hans Lochner; Hans Tucher, another wayfarer from Nuremberg; geographer and cartographer Johannes Schöner; Erhard Etzlaub, who created maps for pilgrims to Rome; the well-known mathematician Regiomontanus; physician, humanist and traveler Hieronymus Münzer; Martin Behaim, a legendary sailor and designer of the oldest surviving globe; and of course, the famous graphic artist and painter Albrecht Dürer. Nuremberg also played a pivotal role in the dissemination of knowledge about new discoveries since it was an important center of the printing and publishing trade—Copernicus’ famous work, for example, was published by one of the local printers.

Petra Svatek, Viennese cartography in the 15th and 16th century: An analysis in the context of the “cultural turns” The origins of Austrian as well as Viennese cartography date back to the 15th century. While the basic features of Viennese cartography have become quite well known in recent years, we do not yet have a detailed analysis of these maps in the context of the socalled “cultural turns”. After a brief general introduction, this paper deals specifically with the “iconic turn” and explores how old maps would be researched in this context. The image contents of the maps are often more important than their topographic statements, and cartography and politics in particular overlap in them. During the 16th century, for example, the maps by Wolfgang Lazius represented the Habsburg claim to power. The image contents of Lazius’ maps “Regni Hungariae descriptio”, “Rei contra Turcas anno MDLVI brevis descriptio” and “Peloponnesus ex Pausania et Strabone descriptus” symbolize the Christian dream of domination over the Ottomans.

Christoph K. Neumann, How important was Vienna? An attempt to categorize the siege of 1529 within Ottoman history The Ottomans failed to conquer Vienna in 1529. For the city, the siege clearly represented a turning point in its history—but how important was the incident from the Ottoman perspective? This short study first examines the “grand strategy” of the Ottoman

Abstracts 343

Empire in the 1520s before offering a close reading of various Turkish sources pertaining to the Hungarian campaign in 1529, especially the campaign diary and an anonymous Persian chronicle published by Felix Tauer. The Southeast European front was one of three main theaters of international interaction for the Ottoman Empire at the time. The ongoing and irresolvable conflict with the Safavids in Iran was considered particularly important due to its ideological and economic relevance. In the Mediterranean, the Ottomans were busy building up their naval power and trying to safeguard the route between their capital Istanbul and their richest province, Egypt. In Southeast Europe, the Ottoman and Habsburg interests were clashing after the Turkish capture of Belgrade in 1521 and the collapse of the Kingdom of Hungary following its defeat in the Battle of Mohács in 1526. The sources on the military campaign of 1529 show that it evolved slowly. In its beginnings, it had a more defensive character, aiming only to secure control over the Ottoman territories south of and in the southern regions of Hungary—especially Syrmia— and to reestablish Jan Szapolyai as King of Hungary against the Habsburg pretensions. With Archduke Ferdinand avoiding all-out battle, however, Sultan Suleiman I set out for ­Vienna to confront his Hungarian rival. He did not succeed in this endeavor, nor was he able to conquer Hungary due to time and weather constraints. The Ottomans eventually decided to install Szapolyai as a vassal once more, hoping that their suzerainty would end the problem permanently. In conclusion, since the conquest of Vienna itself was not the main goal of the campaign, the failure of the siege was by no means catastrophic for the Ottomans. The city, however, was deeply transformed in the aftermath of 1529 and would become the capital of the emerging Habsburg Empire.

Karl Fischer, The Meldeman View in the context of contemporary depictions of a threatened city The siege of Vienna by the Ottoman army aroused international interest, which quickly led to a large number of publications: Relations, leaflets and graphic single-leaf prints appeared in rapid succession, with many of them published in Nuremberg or Augsburg. Many of the brochures published at the time also shared the common feature of a title page showing a mostly symbolic illustration of the battle or siege. There exist several other such depictions of the siege of Vienna besides Meldeman’s: A woodcut based on a design by Erhard Schön, which Hans Guldenmund wanted to add to a rhyming chronicle by Hans Sachs, was completed but could not be distributed owing to a privilege for Meldeman. It is not as incorrect as has often been claimed in literature; in fact it is a constructed view from the east—or actually the east-southeast—with invisible areas of the city wall folded out. Much is only depicted schematically, however. Two pen drawings from 1529 and 1530 by Barthel Beham and Wolf Huber were not published, but are in fact related to two relief panels on the tomb of Niklas Salm created by the Loy Hering workshop. It is likely that Beham’s drawing served as a model for these plates. Only in the case of the two city views by Augustin Hirschvogel we can truly speak of topographical accuracy. Although Hirschvogel did not refer to the siege, copyists for the

344 Abstracts

city views by Sebastian Münster (1550, northerly view) and by Braun and Hogenberg (1572, southwesterly view, itself copied several times) did. Considerable topographical precision was also achieved in the view of Vienna in the background of the allegory of the siege entitled “Fall of Sanherib’s army” or “(Divine) Judgement on the Assyrian king” and created by Hanns Lautensack in 1558 and 1559 respectively. In the same year as Meldeman’s view of Vienna, a wall map of the Turkish campaign of 1529 published by Johann Haselberg and Christoph Zell was printed that differs significantly from the panoramic view in content and presentation while still exhibiting a series of formal parallels. Ultimately, it can be said that the depictions of Vienna presented in this paper—however much they may be afflicted with individual deficiencies—are largely independent representations, since copies were essentially only made of the Hirschvogel views. However, a pattern by which Vienna could be recognized had already been developing since the 15th century: In essence, it featured the tower of St. Stephen’s Cathedral surrounded by the ring formed by the city walls. If necessary, the tower of the church known as Maria am Gestade and the imperial castle were also added, as were occasionally the Kärntner Tor and the Laßlaturm. The Meldeman View features all of these buildings.

Yiğit Topkaya, Encircled witnesses, inverted martyrs: Images of horror in the Meldeman View Based on the concept of aesthetic testimony, this paper argues that the circular map by Niclas Meldeman represents more than just a realistic depiction of the siege of Vienna in 1529. Rather, it is a parable intending to evoke specific impressions in the viewer. This is especially true for the images of violence and horror representing evil and positioned both at the outer edges and at the very center of the map. This placement corresponds to the visual strategy of the circular map, which refers to the emblematic meanings of the cathedral steeple as the imagined viewpoint and the circle as a symbolic shape in the tradition of the mappae mundi. Both the steeple and the circle are parts of an image experience that transforms viewers’ gazes and lets them participate as eyewitnesses of an eschatological event. For this purpose, the seemingly stereotypical gruesome scenes make use of a traditional figure of testimony: the martyr. With the concept of martyrdom having been differentiated during the Middle Ages, the circular Meldeman View uses the diverse figures of martyrs to structure the representation by locating the atrocities at different positions within the concentrically designed image. Hence the circular visualization of the siege of Vienna becomes the scene of a battle between good and evil, or between God and Satan. In the end, however, it is up to the individual believer to understand and recognize the true martyrdom and thus to become a participating witness of an eschatological event.

Heike Krause, Fact versus fiction: The urban and suburban fortifications in the Meldeman View This paper evaluates archaeological, documentary and pictorial sources in order to test the accuracy of the portrayal of the Vienna fortifications in the aerial panorama by Niclas Meldeman. The analysis shows that certain architectural details are identifiable and rela-

Abstracts 345

tively accurate, albeit somewhat oversized. Other features are changed, and various walls, bulwarks, and towers mentioned in written sources are excluded. Meldeman’s city wall looks diminutive and weak compared to the mighty towers and gates, but in reality it was no less massive than those of other towns in the region at the time. The fortifications are criticized in reports on the first Ottoman siege, and this narrative may have served to underline the heroism of the defenders who were nevertheless successful, and/or as reference to the repulsion of the danger through the grace of God. Meldeman’s aerial panorama mixes fact and fiction but is still an important, and for some suburban areas unique pictorial source for the period.

Barbara Schedl, Niclas Meldeman’s view of 1529/30: The sacral topography within the city walls The portrayal of the Ottoman siege of Vienna by Nuremberg printer and publisher Niclas Meldeman includes representations of 20 churches within the city walls. Meldeman had purchased a picture of the city said to have been created atop the taller steeple of St. Stephen’s Cathedral during the siege. The depicted churches are labelled to allow them to be identified more easily. Closer examination reveals that not all 16th-century Viennese churches were included, and the ones that were are depicted in different degrees of detail and perspectives. This paper pursues the theory that these different visualization strategies also served to convey donor activities and the practice of piety in Vienna over the centuries. Christoph Sonnlechner, The Meldeman View: A good source for environmental history? This paper attempts to determine the source value of the Meldeman View in terms of environmental history by means of two different approaches. On the one hand, the depicted landscape is examined with regard to its “resemblance of reality”. Recent studies, among others on the Viennese Danube floodplain, provide a good starting point for comparative analyses. On the other hand, the weather conditions in 1529 are examined based on findings from climate history research. Christian as well as Islamic narrative and pictorial parallel sources provide information about the weather in Vienna and Europe during the year in question. The combination of landscape and climate history approaches allows a number of source-critical statements about the map itself as well as content-related statements on topography and weather as factors in the progress of the siege.

Johannes Feichtinger–Johann Heiss, 1529 in the memory of the City of Vienna: A mnemohistory of the first Ottoman siege This article examines how and why the first siege of Vienna was retained in public memory. The actual memory-creating occasion only came when the late 19th-century liberal Viennese bourgeoisie suddenly found itself under pressure to prove its historical achievements. It was unable to present a heroic figure among its ancestors for the 350 th

346 Abstracts

anniversary of the first siege, however, and therefore stylized the aristocratic defender of the city, Count Niklas von Salm, as their hero. Salm had campaigned for the pardon of the bourgeois ancestors after they had incurred guilt by fleeing the approaching Turks. All of the statues, plaques and street names commemorating 1529 in Vienna were placed or introduced during the second half of the 19th century and dedicated to Salm—including a tomb newly erected in 1879 in the baptistry of the Votive Church.

Verzeichnis der Abbildungen Die Bildrechte wurden von den jeweiligen Autorinnen und Autoren eingeholt. Beitrag Walter Öhlinger Abb. 1: Ausschnitt aus der Meldeman-Rundansicht: Laßla-Turm (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 2: Ausschnitt aus der Meldeman-Rundansicht: Donau mit Nassadisten (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 3: Ausschnitt aus der Meldeman-Rundansicht: Döbling und Ottakring (WM, Inv. Nr. 48.068). Beitrag Ferdinand Opll/Martin Scheutz Abb. 1: Wasserzeichen Ochsenkopf auf den Blättern des Albertina-Exemplars der Meldeman-Ansicht (Enwurf: Alois Haidinger unter Verwendung eines Fotos von Ferdinand Opll). Abb. 2: Wasserzeichen Krone auf den Blättern des Albertina-Exemplars der MeldemanAnsicht (Entwurf: Alois Haidinger unter Verwendung eines Fotos von Ferdinand Opll). Abb. 3a: Ausschnitt der Beschriftung „platz vorm graben“ im Exemplar des GNM (GNM, Inv.-Nr. HB215; Teilblatt 1); Abbildung um 90 Grad nach rechts gedreht. Abb. 3b: Ausschnitt der Beschriftung „platz vorm graben“ im Exemplar der BNF (Signatur: BNF, Reserve AA-6; Teilblatt 1); Abbildung um 90 Grad nach rechts gedreht. Abb. 4: Teilblatt 1 der Meldemanschen Rundansicht (links oben) (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 5: Teil der Titelzeile der späteren (2.?) Auflage nach dem vollständig erhaltenen Exemplar in der BNF (Signatur: BNF, Reserve AA-6; Teilblatt 3). Abb. 6a: Eintragung des Textes über das Lager Sultan Süleimans im Exemplar des WM (WM, Inv. Nr. 48.068; Teilblatt 1). Abb. 6b: Eintragung des Textes über das Lager Sultan Süleimans im Exemplar der BNF (Signatur: BNF, Reserve AA-6; Teilblatt 1). Abb. 7: Teilblatt 2 der Meldemanschen Rundansicht (Mitte oben) (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 8a: Eintragung der Beschriftung der Kärntner Vorstadt im Exemplar des WM (WM, Inv. Nr. 48.068; Teilblatt 2). Abb. 8b: Eintragung der Beschriftung der Kärntner Vorstadt im Exemplar der BNF (Signatur: BNF, Reserve AA-6; Teilblatt 2). Abb. 9: Teilblatt 3 der Meldemanschen Rundansicht (rechts oben) (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 10: Teilblatt 4 der Meldemanschen Rundansicht (links unten) (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 11: Das Stubentor mit Christophorus-Darstellung (WM, Inv. Nr. 48.068); Abbildung um 90 Grad nach links gedreht.

348

Verzeichnis der Abbildungen

Abb. 12a: Eintragung des Nürnberger Stadtwappens im Exemplar des WM (WM, Inv. Nr. 48.068; Teilblatt 4). Abb. 12b: Eintragung des Lorbeerkranzes zur Rahmung des hier nicht eingetragenen Nürnberger Stadtwappens im Exemplar der BNF (Signatur: BNF, Reserve AA-6; Teilblatt 4). Abb. 13: Teilblatt 5 der Meldemanschen Rundansicht (Mitte unten) (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 14: Salzturm mit Darstellung von Schildhaltern, die (links) das österreichische Wappen (Bindenschild) und (rechts) das Wiener Stadtwappen (Kreuz) halten (WM, Inv. Nr. 48.068); Abbildung um 180 Grad nach rechts gedreht. Abb. 15a: Eintragung des Textes über den Wachtposten auf dem Bisamberg, der im Exemplar des WM beschnitten ist (WM, Inv. Nr. 48.068; Teilblatt 5); Abbildung um 180 Grad nach rechts gedreht. Abb. 15b: Eintragung des Textes über den Wachtposten auf dem Bisamberg im Exemplar der BNF (Signatur: BNF, Reserve AA-6; Teilblatt 5); Abbildung um 180 Grad nach rechts gedreht. Abb. 16: Teilblatt 6 der Meldemanschen Rundansicht (rechts unten) (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 17a: Eintragung des Textes über den Pascha von Mostar im Exemplar des WM (WM, Inv. Nr. 48.068; Teilblatt 6); Abbildung um 270 Grad nach rechts gedreht. Abb. 17b: Eintragung des Textes über den Pascha von Mostar im Exemplar der BNF (Signatur: BNF, Reserve AA-6; Teilblatt 6); Abbildung um 270 Grad nach rechts gedreht. Abb. 18a: Eintragung des Herstellervermerks des Niclas Meldeman im Exemplar im WM (WM, Inv. Nr. 48.068; Teilblatt 6). Abb. 18b: Eintragung des Lorbeerkranzes zur Rahmung des hier nicht eingetragenen Herstellervermerks des Niclas Meldeman im Exemplar der BNF (Signatur: BNF, Reserve AA-6; Teilblatt 6). Sektion 1, Titelblatt: Abb.: Die „Meldemannstraße“ in Wien 20 (Foto: Martin Scheutz, 3. 1. 2020). Beitrag Ursula Timann Abb. 1, 2: Brief von Hans Tschertte an Georg Hartmann, Wien, 6. 12. 1592 (Nürnberg, Stadtbibliothek, Pirckheimer-Papiere 522/Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg, PP 522). Abb. 3: Sebald Beham und Niclas Meldeman, Belagerung Wiens durch die Türken, Detail: Hinrichtung von drei Spionen (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 4: Sebald Beham und Niclas Meldeman, Belagerung Wiens durch die Türken, Detail: Hans Tschertte zu Pferd (WM, Inv. Nr. 48.068). Beitrag Martin Scheutz Abb. 1: Der innere Bereich der Stadt (erster Kreis): Der Rote Turm mit den verschiedenen Truppenteilen (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 2: Der Kampf um die Mauern (zweiter Kreis): Das Stubentor und die Vorstädte (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 3: Das Umland von Wien (dritter Kreis): Ermordete Bewohner des Umlandes im Bereich von Dornbach und Währing (WM, Inv. Nr. 48.068).



Verzeichnis der Abbildungen 349

Abb. 4: Das Umland von Wien (dritter Kreis): Ermordete Kinder im Bereich von Heiligenstadt (WM, Inv. Nr. 48.068). Beitrag Ferdinand Opll Abb. 1: Beisetzung König Edwards in der Westminster Abbey, 1066 (Detail aus dem Teppich von Bayeux, 11. Jahrhundert; https://commons.wikimedia.org/wiki/ File:Bayeux_Edward_Funeral.jpg [ 1. 7. 2019, gemeinfrei]). Abb. 2: Diebold Schilling d. Ä., Brand von Bern, kolorierte Federzeichnung von 1405, aus: Ders., Berner Chronik, 1478−83, https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Diebold_ Schilling_Berner_Chronik_Brand_von_Bern1405.jpg, gemeinfrei [10. 4. 2019]. Abb. 3: Maître du Cardinal de Bourbon, Eintreffen der osmanischen Flotte vor Rhodos, kolorierte Federzeichnung von 1483/84 (Ausschnitt), aus: Guillaume Caoursin, Gestorum Rhodie obsidionis commentarii (La Geste de Rhodes), BNF Lat.6067, fol. 18r, https://fr.wikipedia.org/wiki/Maître_du_Cardinal_de_Bourbon#/media/ File:Gestorum_Rhodie_obsidionis_commentarii_-_BNF_Lat6067_f18_(vue_ du_d%C3%A9barquement_des_Turcs_%C3%A0_Rhodes).jpg, Gemeinfrei/Domaine public [10. 4. 2019]. Abb. 4: Wolfgang Resch, Belagerung von Belgrad durch die Osmanen, Holzschnitt von 1521, https://de.wikipedia.org/wiki/Belagerung_von_Belgrad_(1521)#/media/ File:Wolfgang_Resch_Eroberung_Belgrads_1521.png; gemeinfrei [10. 4. 2019]. Abb. 5: Ansicht von Tenochtitlan, Holzschnitt von 1524, aus: Praeclara Ferdina[n]di Cortesii de noua maris oceani Hyspania narratio sacratissimo, ac inuictissimo Carolo Romanoru[m] Imperatori semper Augusto, Hyspaniaru[m] &c. Regi anno Domini M.D.XX. transmissa (Friedrich Peypus: Nürnberg 1524), https://picryl.com/media/ praeclara-ferdinandi-cortesii-de-noua-maris-oceani-hyspania-narratio-sacratissimo; public domain [10. 4. 2019]. Abb. 6: Erhard Reuwich, Eingang zur Heiliggrabkirche in Jerusalem, kolorierter Holzschnitt von 1483/86, aus: Bernhard von Breydenbach, Peregrinatio in Terrram sanctam (Mainz 1486), https://en.wikipedia.org/wiki/Erhard_Reuwich#/media/ File:Inkunabel.Breyden.Peregrin.kol.jpg; public domain [10. 4. 2019]. Abb. 7: St. Stephan, Holzschnitt von 1502, aus: Wiener Heiligtumbuch („In disem Puechlein ist verzaichent das Hochwirdig Heyligtumb …, Wien 1502), Ausschnitt: Turmbekrönung (Privatbesitz). Abb. 8: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Turmbekrönung von St. Stephan (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 9: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Die landesfürstliche Burg (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 10: Michael Wolgemut, Ansicht von Wien (Vienna Pannoniae), Ausschnitt mit Maria am Gestade, Holzschnitt von 1493, aus: Hartmann Schedel, Liber chronicarum (Nürnberg 1493) (Privatbesitz). Abb. 11: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Maria am Gestade (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 12: Albertinischer Stadtplan, ca. 1421/22, kolorierte Federzeichnung (Kopie zweite Hälfte 15. Jahrhundert), Ausschnitt: die Stadtmauer (WM, Inv. Nr. 31.018). Abb. 13: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: die Stadtmauer zwischen dem Turm im Elend und dem Rotenturm (Donaufront) (WM, Inv. Nr. 48.068).

350

Verzeichnis der Abbildungen

Abb. 14: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Spinnerin am Kreuz und Perchtoldsdorf (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 15: Augustin Hirschvogel, Plan von Wien, 1547/49, Gemälde auf runder (Tisch-) Platte (WM, Inv. Nr. 31.022). Abb. 16: Heinrich Schmidts, … VIENNAM AUSTRIAE cum sua vicinia. Nuper â Turcis oppugnatam […], Faksimile durch Albert Camesina (1864) (Opll, Wien im Bild historischer Karten Tafel 12). Abb. 17: Eintragung im Rechnungsbuch des Stiftes Göttweig von 1530 (Stiftsarchiv Göttweig, GA/b-R4, Rechnungsbuch 1530 (Registrum manuale reverendissimi in Christo patris et domini domini Mathie de Znaim abbatis […] 1530), fol. 140v (Foto: Andreas Zajic). Beitrag Martina Stercken Abb. 1: Psalterkarte (British Library London, Add MS 28681, fol. 9r). Abb. 2: Weltkarte, in: Isidorus, Etymologiae, Günter Zainer, Augsburg 1472, 189v (Bayerische Staatsbibliothek München, 2 Inc.c.a.129). Abb. 3: Weltkarte, in: Rudimentum noviciorum sive Chronicarum et historiarum epitome, 1475, Lucas Brandis, Lübeck, 175f. (Anna Amalia Bibliothek Weimar, Inc 47). Abb. 4: Karte der Eidgenossenschaft, in: Albrecht von Bonstetten, Superioris Germanie Confoederationis Descriptio, 1479/1480, fol. 8r (Bibliothèque Nationale de France Paris, Lat. 5656). Abb. 5: Sebastian Münster, Eyn New lüstig und kurzweilig Instrument der Sonnen mit yngesetzter Landtafel Teütscher nation gemacht un gericht uff viel iare (Oppenheim 1525) (Universitätsbibliothek Basel, Km XI 13: 3 Tafel). Abb. 6: Erhard Etzlaub, Nürnberger Umgebungskarte, um 1492 (in: Hartmann Schedel, Weltchronik 1493, fol. 331r (Bayerische Staatsbibliothek München, Rar. 287). Abb. 7: Albertinischer Plan (1421/22), Kopie aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts (WM, Inv. Nr. 31.018). Abb. 8: Fabio Calvo, Antiquae urbis Romae cum regionibus simulachrum, Rom 1527 (Bogen–Thürlemann, Rom 65). Abb. 9: Jerusalem, in: Weltchronik Hartmann Schedels 1493, fol. XVIIr (Stefan Füssel, Begleitband zu Hartmann Schedel, Das Buch der Chroniken. Kolorierte und kommentierte Gesamtausgabe der Weltchronik von 1493 [Köln 2001] 42). Sektion 2, Titelblatt: Abb.: Die U-Bahnstation „Tscherttegasse“ (Wien XII) (Foto: Ferdinand Opll, 3. 1. 2020). Beitrag Antonia Landois Abb. 1: Aufruf zum Türkengebet (Nürnberg, StA, A 6 Nr. 99). Beitrag Petra Svatek Abb. 1: Die Steiermark-Karte der „Typi chorographici provinciarum Austriae“ (1561; Oberhummer–von Wieser, Wolfgang Lazius’ Karten, Anhang (Sammlung Petra Svatek, Wien). Abb. 2: „Peloponnesus peninsula“, Ausschnitt Kreta (Lazius, Commentariorum rerum Graecarum libri II, UBW III-302215ES).



Verzeichnis der Abbildungen 351

Abb. 3: Titelkartusche der Karte „Peloponnesus ex Pausania et Strabone descriptus“ (Lazius, Typi chorographici provinciarum Austriae, UBW III-259182). Abb. 4. Der Feldzug der Habsburger gegen die Osmanen 1556, Ausschnitt Lager der Habsburger und Kampfgebiet (Oberhummer−von Wieser, Wolfgang Lazius’ Karten 52) (Sammlung Petra Svatek, Wien). Abb. 5: Ausschnitt aus der Karte „Regni Hungariae descriptio“ (Oberhummer−von Wieser, Wolfgang Lazius’ Karten von Österreich und Ungarn aus den Jahren 1545−1563 [Innsbruck 1906] Anhang (Sammlung Petra Svatek, Wien). Sektion 3, Titelblatt: Abb.: Die Türkenstraße als Seitenstraße der Währingerstraße (Wien IX) (Foto: Martin Scheutz, 3. 1. 2020). Beitrag Karl Fischer Abb. 1: Türkengräuel oder bethlehemitischer Kindermord? Titelbild aus: Des Turcken Erschreckliche belagerung /vnd Abschiedt der Stat Wien. 1529 (Wittenberg 1529), VD16 ZV 15080 (Wienbibliothek im Rathaus, Druckschriftensammlung, A-75670). Abb. 2: Sturmversuch und Minenkrieg. Titelbild aus: Ain gründtlicher vnd warhaffter bericht, Was sich vnder der belegerung der Stat Wien, Newlich im M.D.XXIX. Jar, zwyschen denen inn Wien vnd Türcken, verlauffen, begeben vnd zugetragen hat, von tag zu tag klerlich angezeigt vn[d] verfaßt (Augsburg 1529), VD16 ZV 7094 (Wienbibliothek im Rathaus, Druckschriftensammlung, A-11373). Abb. 3: Vernichtung des Feindes durch Eingreifen des Himmels. Kleinformatiger Holzschnitt aus Nürnberg 1534 (WM, Inv. Nr. 55.803). Abb. 4: Erhard Schön (Zeichner) und Hans Guldenmund (Drucker und Verleger): Die belagerte Stadt Wien (kopiert von Albert Camesina) (ÖNB Wien, Pk 2598, 4). Abb. 5: Reliefplatte an der Schmalseite der Tumba des Niklas von Salm aus der Votivkirche (Foto: Karl Fischer 2019). Abb. 6: Barthel Beham (lavierte Federzeichnung): Feldlager der Türken vor Wien (WM, Inv. Nr. 97.022). Abb. 7: Bemerkenswerte Motive als Stereotype (links Federzeichnung Barthel Behams, rechts Meldeman-Rundansicht, Details): eingegrabene Backöfen, Hochgericht und Spinnerin am Kreuz, Gräueltaten wie Ermordung Gefangener und Pfählung von Kindern (WM). Beitrag Yiğit Topkaya Abb. 1: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt: Vierteilung der Renegaten im inneren Kreis der Rundansicht (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 2: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30, Ausschnitt (gedrehte Wiedergabe): Gräueltaten der Türken an den Abhängen des Wienerwaldes (rechtes oberes Teilblatt, Bereich Penzing / [Ober-]St. Veit, heute: Wien 14) (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 3: Erhard Schön, Türkische Gräueltaten (Hans Guldenmund: Nürnberg 1530) (Geissberg, The German Single Leaf Woodcut 4 Nr. 1243). Abb. 4: Erhard Schön, Türkischer Sklavenmarkt (Niclas Meldeman: Nürnberg 1532) (Geissberg, The German Single Leaf Woodcut 4 Nr. 1274.

352

Verzeichnis der Abbildungen

Sektion 4, Abb.: Reiterfigur am Palais Montenuovo, Ecke zur Strauchgasse (Wien I) (Foto: Martin Scheutz, 23. 12. 2019). Beitrag Heike Krause Abb. 1: Rekonstruktion des Verlaufs der mittelalterlichen Stadtbefestigung auf Grundlage archäologischer Ergebnisse und historischer Pläne unter Vernachlässigung der Vorstadtbefestigungen des 15. Jahrhunderts (Plan: Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Wien). Abb. 2: Wien 1, Wollzeile/Dominikanerbastei. Freigelegtes Fundament des Stubentorturms (Foto: WM, Inv. Nr. MV 97.803). Abb. 3: Wien 1, Wipplingerstraße 33. Freigelegtes Fundament der Zwingermauer auf der Donauseite (Foto: Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie). Abb. 4: Altar des Schottenmeisters. Tafelbild „Flucht nach Ägypten“ (Ausschnitt) (Wien, Museum im Schottenstift). Abb. 5: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30. Die Ringmauer mit Toren und Türmen. Ausschnitt (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 6: Wiener Neustadt. Stadtmauer mit rekonstruiertem hölzernem Wehrgang und Reckturm (Foto: Heike Krause). Abb. 7: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30. Ausschnitt mit der Stadtmauer, dem Wehrgang und einer gepölzten Bresche (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 8: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30. Ausschnitt vom Predigerkloster bis zum Augustinerkloster mit den Schützenlöchern (Kreis) und den Breschen (Quadrat) (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 9: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30. Ausschnitt mit Hofburg und Burgtor (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 10: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30. Ausschnitt mit dem Judenturm, Turm im Elend und dem Werdertor (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 11: Ansicht der Stadt Wien von Norden des Augustin Hirschvogel, 1569. Ausschnitt mit dem Bollwerk und dem Turm im Elend (WM, Inv. Nr. 303.518/2). Abb. 12: Fotografie von August Stauda, um 1880. Werdertor von außen. Blick nach Südwesten (WM, Inv. Nr. 29.331). Abb. 13: Zeichnung von Emil Hütter, 1877. Das Werdertor von außen nach Abbruch des Arsenals. Blick nach Südosten (WM, Inv. Nr. 79.724). Abb. 14: Rundplan des Augustin Hirschvogel, 1549. Ausschnitt mit dem Werdertor. Blick nach Südwesten (WM, Inv. Nr. 31.022). Abb. 15: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30. Ausschnitt mit dem Rotenturmtor (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 16: Rundplan des Augustin Hirschvogel, 1549. Ausschnitt mit dem Rotenturmtor und dem teilweise abgebrochenen Roten Turm links neben jedem, Blick von Norden (WM, Inv. Nr. 31.022). Abb. 17: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30. Ausschnitt mit dem Stubentor, Darstellung des Hl. Christophorus rechts oberhalb des Torbogens (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 18: Rundplan des Augustin Hirschvogel, 1549. Ausschnitt mit dem Stubentor. Blick von Osten (WM, Inv. Nr. 31.022).



Verzeichnis der Abbildungen 353

Abb. 19: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30. Ausschnitt mit dem Kärntner Turm und Tor (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 20: Hans Sebald Lautensack, „Strafgericht gegen den Assyrerkönig Sennacherib“. Ausschnitt mit dem Kärntner Turm und Tor. Blick von Süden (WM, Inv. Nr. 31.041). Abb. 21: Niclas Meldeman, Rundansicht der osmanischen Belagerung von Wien, 1529/30. Ausschnitt mit der Befestigung der Scheffstraße vor dem Stubentor diesseits des Wienflusses und der Vorstadt St. Niklas (Landstraße) jenseits der Stubentorbrücke (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 22: Rekonstruktion der Befestigungen und des Verlaufs der Gewässer um 1529 (Plan: Severin Hohensinner). Abb. 23: Wien 3, Rasumofskygasse 29–31. Freigelegter Vorstadtgraben. Blick nach Südwesten (Foto: Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie). Beitrag Barbara Schedl Abb. 1: Stephansdom aus dem Wiener Heiligtumbuch, Holzschnitt 1502 (Wiener Heiligthumbuch [Ausgabe 1882]). Abb. 2: Zusammenstellung der innerstädtischen Sakralbauten von Meldemans „contrafactur“ (Entwurf: Barbara Schedl). Abb. 3: Albertinischer Plan (Federzeichnung), Kopie des 15. Jahrhunderts (WM, Inv. Nr. 31.018). Beitrag Christoph Sonnlechner Abb. 1: Wälle und Aufschüttungen zum Schutz der Vorstadt Landstraße (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 2: Vom Lehmabbau herrührende Geländekante, die von den Türken zum Brotbacken genutzt wurde (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 3: Die umkämpfte und in Brand gesteckte Taborbrücke, 1529 die Brücke über den Hauptstrom (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 4: Kampfszene in der Aulandschaft. Nassadisten versuchen die Landung bei der Brücke, werden aber durch Artilleriefeuer vom Werderturm und spanische Reiter mit Hakenbüchsen daran gehindert (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 5: Rekonstruktion der Ausdehnung von Stadt, Vorstädten, Wienflussverlauf und stadtnahem Donauverlauf 1529 (Rekonstruktion: Severin Hohensinner) Abb. 6: Szene mit dem Haupt- bzw. Sturmangriff der Osmanen gegen den Bereich um das Kärntnertor. Man erkennt das Überschreiten des Wienflusses bei der Spitalsmühle (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 7: Entlang der Donau sind keine Schotterbänke zu erkennen, was auf eine relativ hohe Wasserführung hindeutet (WM, Inv. Nr. 48.068). Abb. 8: Barthel Beham bildet Wienfluss und Donau mit hoher Wasserführung ab. Das Wasser der Donau wird geradezu in den Wienfluss drückend dargestellt (WM, Inv. Nr. 97.022). Abb. 9: Das jenseits der Stadt stromaufwärts gelegene Donauufer wirkt leicht überspült (WM, Inv. Nr. 48.068). Beitrag Johannes Feichtinger/Johann Heiss Abb. 1: Das Salm Monument in der Votivkirche zu Wien (Newald, Niclas Graf zu Salm 2).

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis Siglen und Abkürzungen ADB Allgemeine Deutsche Biographie; siehe auch online-Ausgabe Beih. Beiheft/-e BlldtLG Blätter für deutsche Landesgeschichte Blätter für Landeskunde von Niederösterreich BlLkNÖ Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich BMÖ BMWien Berichte und Mitteilungen des Alterhums-Vereines zu Wien Bibliothèque Nationale de France, Paris BNF Dipl. Diplomarbeit Diss. Dissertation EdN Enzyklopädie der Neuzeit Fasz. Faszikel FB Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte FS Festschrift Fundort Wien. Berichte zur Archäologie, hg. v. Museen der Stadt Wien – FW Stadtarchäologie GNM Germanisches Nationalmuseum Nürnberg GOR Josef Hammer[-Purgstall], Geschichte des Osmanischen Reiches, grossentheils aus bisher unbenützten Handschriften und Archiven. Bd. 3: Vom Regierungsantritte Suleiman des Ersten bis zum Tode Selim’s II., 1520–1574 (Pest 1828). GOR² Josef Hammer[-Purgstall], Geschichte des Osmanischen Reiches, grossentheils aus bisher unbenützten Handschriften und Archiven. Bd. 2: Vom Regierungsantritte Suleiman des Ersten bis zur zweyten Entthronung Mustafa des Ersten. 1520–1623 (Pesth ²1834). Historisches Lexikon Wien Felix Czeike (Bearb.), Historisches Lexikon Wien, 6 Bde. (Wien 1992–2004). Hs. Handschrift/-en Jahrbuch für fränkische Landesforschung JfL JbVGStW Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien LCI Engelbert Kirschbaum (Bearb.), Lexikon der christlichen Ikonographie, 4 Bde. (Rom u. a. 1990). MA Masterarbeit MGH Monumenta Germaniae Historica SS Scriptores



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 355

MIÖG Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung MSW Monografien der Stadtarchäologie Wien MVGW Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien MVGN Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg NDB Neue Deutsche Biographie; siehe auch online-Ausgabe N. F. Neue Folge ÖAW Österreichische Akademie der Wissenschaften ÖBL Österreichisches Biographisches Lexikon Österreichische Nationalbibliothek, Wien ÖNB ÖStA Österreichisches Staatsarchiv, Wien ÖZKD Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege SB Sitzungsberichte (allgemein) SOF Südostforschungen StA Stadtarchiv StuF Studien und Forschungen aus dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde Theologische Realenzyklopädie TRE TLA Tiroler Landesarchiv UBW Universitätsbibliothek Wien Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des VD16 XVI. Jahrhunderts VIEG Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz Veröffentlichungen der Kommission für Neuere Geschichte ÖsterVKNGÖ reichs VMPIG Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte VuF Vorträge und Forschungen wikipedia https://www.wikipedia.org/ Wiener Geschichtsblätter WGBll WienBibl. Wienbibliothek Wien Geschichte Wiki https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Wien_Geschichte_Wiki WM Wien Museum WNzB Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte WStLA Wiener Stadt- und Landesarchiv ZHF Zeitschrift für Historische Forschung

Bibliographie O. A., Das Salm-Denkmal in der Votivkirche zu Wien. Monatsblatt des Alterthums-Vereines zu Wien (April 1884) 13f. Johannes Adelphus, Historia von Rhodis. Wie ritterlich sie sich gehalten mit dem Tyrannischen Keiser Machomet uss Trückyen / Lustig und lieplich zuo lessen, in: Ders., Ausgewählte Schriften 2, hg. von Bodo Gotzkowsky (Ausgaben deutscher Literatur des 15. bis 18. Jahrhunderts 86, Berlin−New York 1980) 5−246. Kristina Adler-Wölfl–Martin Mosser, Archäologie am Rochusmarkt – Die Grabungen in Wien 3, Rasumofskygasse 29–31. FW 18 (2015) 4–48.

356

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Giorgio Agamben, Die Erzählung und das Feuer (Frankfurt/Main 2017). L’Age d’or des Cartes Marines – L’Age d’or des Cartes Marines: Quand l’Europe Découvrait le Monde [Exposition Bibliothèque Nationale de France, 23 octobre 2012–27 janvier 2013], hg. von Catherine Hofmann–Hélène Richard–Emmanuelle Vagnon (Paris 2012). Gabor Ágoston, The Costs of the Ottoman Fortress-System in Hungary in the Sixteenth and Seventeenth Centuries, in: Ottomans, Hungarians, and Habsburgs in Central Europe: The Military Confines in the Era of Ottoman Conquest, hg. von Pál Fodor–Géza Dávid (The Ottoman Empire and its Heritage 20, Leiden–Boston 2000) 195–228. Gabor Ágoston, Information, Ideology, and Limits of Imperial Policy: Ottoman Grand Strategy in the Context of Ottoman-Habsburg Rivalry, in: The Early Modern Ottomans: Remapping the Empire, hg. von Virginia H. Aksan−Daniel Goffman (Cambridge 2007) 75–103. Gabor Ágoston–Bruce Masters, Encyclopedia of the Ottoman Empire (New York 2009), auch http://psi424.cankaya.edu.tr/uploads/files/Agoston%20and%20Masters,%20Enc%20of%20Ott%20Empire.PDF [19. 5. 2020]. Ain gründtlicher und warhaffter bericht / Was sich under der belegerung der Stat Wien newlich im MDXXIX jar zwyschen denen inn Wien und Türcken verlauffen begeben und zugetragen hat von tag zu tag klerlich angezaigt und verfaßt (Augsburg 1529), VD16 ZV 7094, Wienbibl. A 11.333, Digitalisat dort; abgedruckt in: Zehn Berichte über die Wiener Türkenbelagerung (ohne Paginierung). Albrecht von Bonstetten, Superioris Germanie Confoederationis descriptio / Der Obertütschheit Eidgnosschaft stett und lender gelegenheit, in: Albrecht von Bonstetten, Briefe und ausgewählte Schriften, hg. von Albert Büchi (Quellen zur Schweizer Geschichte 13, Basel 1893) 228–267. Als Frieden möglich war. 450 Jahre Augsburger Religionsfrieden. Begleitband zur Ausstellung im Maximilianmuseum Augsburg 2005, hg. von Carl A. Hoffmann (Regensburg 2005). Ulrich Andermann, Geschichtsdeutung und Prophetie. Krisenerfahrung und -bewältigung am Beispiel der osmanischen Expansion im Spätmittelalter und in der Reformationszeit, in: Europa und die Türken in der Renaissance, hg. von Bodo Guthmüller– Wilhelm Kühlmann (Frühe Neuzeit 54, Tübingen 2000) 29–53. Ferdinand Anders, Plan der Stadt Mexiko – Tenochtitlan, in: Focus Behaim-Globus 2 900f. Horst Appuhn, Zur Ikonographie der Riesenholzschnitte in Deutschland und den Niederlanden, in: Ders.–Christian von Heusinger, Riesenholzschnitte und Papiertapeten der Renaissance (Unterschneidheim 1976) 35–86. Hans Appuhn–Christian von Heusinger, Riesenholzschnitte und Papiertapeten der Renaissance (Unterschneidheim 1976). Alfred Aram, Das Bild als Träger der Nachricht. Eine Untersuchung der deutschen illustrierten Einblattdrucke von 1550 bis 1600 (Diss. Wien 1991). Klaus Arnold, Bilder des Krieges – Bilder des Friedens, in: Träger und Instrumentarien des Friedens im hohen und späten Mittelalter, hg. von Johannes Fried (VuF 43, Sigmaringen 1996) 561−586. Joseph von Aschbach, Geschichte der Wiener Universität 1 (Wien 1877). Mitchell G. Ash, Wissenschaft und Politik. Eine Beziehungsgeschichte im 20. Jahrhundert. Archiv für Sozialgeschichte 50 (2010) 11−46.



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 357

Mitchell G. Ash, Wissenschaft und Politik als Ressourcen für einander, in: Wissenschaften und Wissenschaftspolitik. Bestandsaufnahmen zu Formationen, Brüchen und Kontinuitäten im Deutschland des 20. Jahrhunderts, hg. von Rüdiger vom Bruch− Brigitte Kaderas (Wiesbaden 2002) 32−51. Aleida Assmann, Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses (München 1999). Astronomie im frühen Buchdruck. Austellung der Staatsbibliothek Bamberg aus Anlass des 500. Geburtstages von Johannes Schöner (Bamberg 1977). Erich Auerbach, Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur (Tübingen 1946). Aufsicht – Ansicht – Einsicht. Neue Perspektiven auf die Kartographie an der Schwelle zur Frühen Neuzeit, hg. von Gisela Engel–Tanja Michalsky–Felicitas Schmieder (Frankfurter kulturwissenschaftliche Beiträge 3, Berlin 2009). Ein auszug ettlicher Sendbrieff (Nürnberg 1520). Peter Autengruber, Lexikon der Wiener Straßenamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen (Wien 52004). A volo d’Uccello. Jacopo de’ Barbari e le rappresentazioni di città nell’Europa del Rinascimento, hg. von Giandomenico Romanelli et al. (Venezia 1999). Doris Bachmann-Medick, Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften (Reinbek bei Hamburg 2006). Arnout Balis−Krista de Jonge−Guy Delmarcel−Amaury Lefébure, Les Chasses de Maximilien (Paris 1993). Hilary Ballon–David Friedman, Portraying the City in Early Modern Europe. Measurement, Representation, and Planning, in: Cartography in the European Renaissance 3/1 680–704. Eva-Maria Bangerter-Schmid, Herstellung und Verteilung von Flugblättern und Flugschriften in ihrer geschichtlichen Entwicklung, in: Medienwissenschaft. Ein Handbuch zur Entwicklung der Medien und Kommunikationsformen, hg. von Joachim Felix Leonhard–Hans Werner Ludwig–Dietrich Schwarze–Erich Strassner (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 15/1, Berlin 1999) 785–789. Zsuzsa Barbarics-Hermanik, Reale oder gemachte Angst? Türkengefahr und Türkenpropaganda im 16. und 17. Jahrhundert, in: Türkenangst und Festungsbau 43–75. Zsuzsa Barbarics-Hermanik, Art. Türkengefahr (Spätmittelalter/Frühe Neuzeit), in: Historisches Lexikon Bayerns, http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/ Türkengefahr_(Spätmittelalter/Frühe Neuzeit) [19. 8. 2019]. Peter Barber, Cartography, topography and history paintings, in: Commentary on the Inventory vol. lll, ed. Maria Hayward (2020, forthcoming). Peter Barber, The Duchy of Cornwall Fragment, c.1290 (?), in: Harvey, Hereford World Map 19−23. Peter Barber, The Maps, Town-Views and Historical Paintings in the Columbus Inventory, in: The Print Collection of Ferdinand Columbus (1488−1539). A Renaissance Collector in Seville 1: History and Commentary, hg. von Mark P. McDonald (London 2004) 246−262. Peter Barber–Tom Harper, Magnificent Maps. Power, Propaganda and Art (London 2010). Gábor Barta, A Forgotten Theatre of War 1526−1528: Historical Events Preceding the

358

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Ottoman-Hungarian Alliance of 1528, in: Hungarian-Ottoman Military and Diplomatic Relations in the Age of Süleyman the Magnificent, hg. von Géza Dávid−Pál Fodor (Budapest 1994) 93–130. Alfred Bauch, Der Aufenthalt des Malers Sebald Beham während der Jahre 1525–1535. Repertorium für Kunstwissenschaft 20 (1897) 194–205. Matthias Bauer, Karte, in: Lexikon der Raumphilosophie, hg. von Stephan Günzel– Franziska Kümmerling (Darmstadt 2012) 198–200. Ingrid Baumgärtner, Die Wahrnehmung Jerusalems auf mittelalterlichen Weltkarten, in: Jerusalem im Hoch- und Spätmittelalter. Konflikte und Konfliktbewältigung Vorstellungen und Vergegenwärtigungen, hg. von Dieter Bauer–Klaus Herbers–Nikolaus Jaspert (Campus Historische Studien 29, Frankfurt/Main–New York 2001) 271–334. Ingrid Baumgärtner, Die Welt als Erzählraum im späten Mittelalter, in: Raumkonzepte. Disziplinäre Zugänge, hg. von ders.–Paul Gerhard Klumbies–Franziska Sick (Göttingen 2009) 53–98. Michael Baxandall, Die Wirklichkeit der Bilder. Malerei und Erfahrung im Italien der Renaissance (Berlin 1999). Mathias Beer, Eltern und Kinder des späten Mittelalters in ihren Briefen. Familienleben in der Stadt des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit mit besonderer Berücksichtigung Nürnbergs (1400–1550) (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte 44, Nürnberg 1990). Die belägerung der Statt Wien in Österreych von dem aller grawsamesten Tyrannen vnnd verderber der Christenheit dem Türckischen Kayser, genan[n]t Sultan Solimayn, Newlich beschehen, Im Monat September des 1529 (Augsburg 1529), VD16 B 1584; ÖNB 23.C.30, Digitalisat dort. Daniel Bellingradt, Das Flugblatt im Medienverbund der Frühen Neuzeit: Bildtragendes Mediengut und Recycling-Produkt, in: Das illustrierte Flugblatt im 16. Jahrhundert. Protestantische Profilbildung am Beispiel der Gothaer Sammlung. Akten der internationalen Tagung vom 4.–6. April 2016 in Gotha, hg. von Martin Eberle–Kathrin Paasch–Christopher Spehr (Frankfurt/Main 2019). https://www.hsozkult.de/ conferencereport/id/tagungsberichte-6700 [24. 6. 2019]. Hans Belting, Florenz und Bagdad. Eine westöstliche Geschichte des Blicks (Beckʼsche Reihe 6019, München 2008). Joaquim Bensaúde, Estudos sobre D. João II, in: Academia Portuguesa da Historia, II. Serie, Bd. 1 (Lisboa 1946) 173–259. Iris Berendt, Die Darstellung der Belagerung Wolfenbüttels 1542 von Lucas Cranach d. Ä. Untersuchung von Gehalt, Funktion und Wirkung eines Bildmotivs. WNzB 32/1 (2007) 25–44. Sigmund Berger, Österreichs geschichtliche Jubiläumstage in den Jahren 1882 und 1883 (Wien 1882). Otto Berninger, Martin Behaim. Zur 500. Wiederkehr seines Geburtstages 1459 (Erlangen 1960). Moriz Bermann, Alt- und Neu-Wien. Geschichte der Kaiserstadt und ihrer Umgebungen. Seit dem Entstehen bis auf den heutigen Tag und in allen Beziehungen zur gesammten Monarchie (Wien–Pest–Leipzig 1880). Beschreibung der sämtlichen Reichskleinodien und Heiligtümer, welche in der des H. R. Reiches freyen Stadt Nürnberg aufbewahrt werden (Nürnberg 1790).



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 359

Thomas Besing, Produktion und Publikum – Aspekte der Herstellung, Verbreitung und Rezeption frühneuzeitlicher Stadtdarstellungen, in: Bild der Stadt in der Neuzeit 1400−1800 94−100. Irmgard Bezzel, Leonhard Heußler (1548–1597). Ein vielseitiger Nürnberger Drucker und geschickter Verbreiter von Neuigkeitsberichten (Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem deutschen Bucharchiv München 62, Wiesbaden 1999). Das Bild der Stadt in der Neuzeit 1400−1800, hg. von Wolfgang Behringer–Bernd Roeck (München 1999). Bild und Wahrnehmung der Stadt, hg. von Ferdinand Opll (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 19, Linz 2004). Bilder machen Geschichte: Historische Ereignisse im Gedächtnis der Kunst, hg. von Uwe Fleckner (Studien aus dem Warburg-Haus 13, Berlin 2014). Thomas Biller, Die mittelalterlichen Stadtbefestigungen. Ein Handbuch, 1. Systematischer Teil (Darmstadt 2016). Thomas Biller, Die mittelalterlichen Stadtbefestigungen. Ein Handbuch, 2. Topographischer Teil (Darmstadt 2016). Ernst Birk, Jakob Seisenegger. Kaiser Ferdinand I. Hofmaler 1531–1567. Eine Studie zur österreichischen Kunstgeschichte aus bisher unbenützten Quellen (Wien 1864). Hans Bisanz, Wien 1529 – Vom Ereignis zum Mythos, in: Wien 1529 83–91. Yvonne Bittmann, Standort und Funktion von Christophorusfiguren im Mittelalter (Magisterarbeit Heidelberg 2003). Peter Blickle, Gemeindereformation. Die Menschen des 16. Jahrhunderts auf dem Weg zum Heil (München 1987). Dieter Blume–Mechthild Haffner–Wolfgang Metzger–Katharina Glanz, Sternbilder des Mittelalters und der Renaissance, Bd. 2/1 (Berlin–New York 2016). Friedrich Bock, Das Nürnberger Predigerkloster – Beiträge zu seiner Geschichte. MVGN 25 (1924) 145–213. Tina Bode, Chroniken, in: Welt-Zeit. Christliche Weltchronistik aus zwei Jahrtausenden in Beständen, hg. von Martin Walraff (Berlin 2005) 90–99. Beate Böckem, Jacopo deʼ Barbari. Künstlerschaft und Hofkultur um 1600 (Studien zur Kunst 32, Köln–Weimar–Wien 2016). Max Böhme, Die grossen Reisesammlungen des 16. Jahrhunderts und ihre Bedeutung (Leipzig 1904). Steffen Bogen–Felix Thürlemann, Rom. Eine Stadt in Karten von der Antike bis heute (Darmstadt 2009). Jean Boutier, L’affirmation de la cartographie urbaine à grande échelle dans l’Europe de la Renaissance, in: Per un atlante storico del Mezzogiorno e della Sicilia. Omaggio a Bernard Lepetit, hg. von Enrico Iachello–Biagio Salvemini (Napoli 1997) 107−127. Ebru Boyar, The Ottoman Expansion in the East, in: Ottoman Empire as a World Power 74–140. Andreas Bräm, Die Schönheit der Stadt – Topographische Veduten in der deutschen Tafelmalerei 1440–1480, in: Stadtgründung und Stadtplanung. Freiburg/Fribourg während des Mittelalters/Fondation et planification urbaine. Fribourg auf moyen âge, hg. von Hans-Joachim Schmidt (Wien–Zürich–Berlin 2010) 203–245. Peter J. Bräunlein, Martin Behaim. Legende und Wirklichkeit eines berühmten Nürnbergers (Bamberg 1992).

360

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Philippe Bragard, Dictionnaire biographique des ingénieurs des fortifications. Pays-Bas espagnols, principauté de Liège, Franche-Comté, 1504−1713 (Namur 2011). Armin M. Brandt, Martin Behaim. Seefahrer – Entdecker – Kosmograph (Regensburg 1989). J. Braun, Art. Resch Hieronymus. ADB 28 (1889) 235–237. Walther Brauneis, Die Vorstadt zwischen den Mauern vor dem Schottentor. WGBll 29 (1974) 153−161. Rudolf Brázdil–Gaston R. Demarée–Mathias Deutsch–Emmanuel Garnier–Andrea Kiss–Jürg Luterbacher–Neil Macdonald–Christian Rohr–Petr Dobrovolný– Petr Kolář–Kateřina Chromá, European floods of the winter 1783/84: scenarios of an extreme event during the „Little Ice Age“. Theoretical and Applied Climatology 100/1−2 (2010) 163−189. Georg Braun–Frans Hogenberg, Civitates orbis terrarum (Köln 1572). Bernhard von Breydenbach, Peregrinatio in terram sanctam. Eine Pilgerreise ins Heilige Land. Frühneuhochdeutscher Text und Übersetzung, hg. von Isolde Mozer (Berlin– New York 2010). Wesley A. Brown, The World Image Expressed in the Rudimentum Novitiorum (Philip Lee Phillips Society, Occasional Paper Series, No. 3, Washington 2000). Martin Brückner, The Social Life of Maps in America, 1750–1850 (Raleigh North Carolina 2017). Wolfgang Brückner, Art. Einblattdruck. EdN 3 (2006) 118–120. Wolfgang Brückner, Art. Flugschrift. EdN 3 (2006) 1027–1032. Otto Brunner, Die Finanzen der Stadt Wien von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien 1/2, Wien 1929). Nils Büttner, Die Erfindung der Landschaft. Kosmographie und Landschaftskunst im Zeitalter Bruegels (Rekonstruktion der Künste 1, Göttingen 2000), https://digi. ub.uni-heidelberg.de/diglit/buettner2000 [13. 11. 2018]. Elke Bujok, Der Lustgarten Wilhelms IV. am heutigen Marstallplatz in München. Bayerische Vorgeschichtsblätter 83 (2018) 175–204. Henryk Bułhak, Die Wiener Offizin von Hieronymus Vietor, dem bedeutendsten polnischen Buchdrucker der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, in: Quellenstudien zur polnischen Geschichte aus österreichischen Sammlungen, hg. von Walter Leitsch– Jan Pirożyński (Wien 1988) 72–82. Johannes Burkhardt, Die Friedlosigkeit der Frühen Neuzeit. Grundlegung einer Theorie der Bellizität Europas. ZHF 24 (1997) 509−574. Karl Heinz Burmeister, Die Brüder Hieronymus und Ludwig Münzer. Montfort 53 (2001) 11−28. Albert Camesina, Fliegende Blätter über das türkische Heer vor Wien im Jahre 1529. Von Hans Guldenmundt herausgegebene Blätter mit Darstellungen von Heerführern und Kriegern aus dem Türkischen Heere. BMWien 15 (1875) 107–116. Albert Camesina (Bearb.), Niclas Meldemans’s Rundansicht der Stadt Wien während der ersten Türkenbelagerung im Jahre 1529, herausgegeben von dem Gemeinderathe der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien auf Stein gezeichnet von Albert Camesina, mit einem erläuternden Vorworte von Carl Weiss (Wien 1863, Wien 21869). Albert Camesina, Über Lautensack’s Ansicht Wien’s vom Jahre 1558 mit dem von Wolfgang Laz hierzu gelieferten Texte und Beiträgen zur Lebensgeschichte des letzteren. BMWien 1 (1856) 7–23.



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 361

Albert Camesina, Urkundliches zu dem grossen Brande in Wien am 18. Juli 1525. BlLkNÖ 12 (1878) 139–144. Albert Camesina, Wien’s Bedrängniß im Jahre 1683. BMWien 8 (1865) Anhang I– CCXXVI. Michael Camille, Before the Gaze. The Internal Senses and Late Medieval Practices of Seeing, in: Visuality Before and Beyond the Renaissance. Seeing as others saw, hg. von Robert S. Nelson (Cambridge studies in new art history and criticism, Cambridge 2000) 197−223. Tony Campbell, Erhard Etzlaub’s „Rom Weg” Map. A Postscript. Imago Mundi 33 (1981) 71. Tony Campbell, The woodcut map considered as a physical object, a new look at Erhard Etzlaub’s Rom Weg map of ca 1500. Imago Mundi 30 (1978) 79–91. Genevieve Carlton, Worldly Consumers. The Demand for Maps in Renaissance Italy (Chicago 2015). Cartography in the European Renaissance, hg. von David Woodward (History of Cartography 3/1, Chicago 2007). Marjorie Caygill, The British Museum A−Z Companion (London 82006). Celālzāde Muṣṭafā (gen. Ḳoca Nişāncı), Geschichte Sultan Süleymān Ḳānūnīs von 1520 bis 1557 oder Ṭabaḳāt ül-Memālik ve Derecāt ül-Mesālik [ed. Petra Kappert] (Verzeichnis der orientalischen Handschriften in Deutschland, Suppl. 21, Wiesbaden 1981). Jiři Černý, Die awerků. Das Festschießen in St. Joachimsthal von Hans Lutz, in: Amici amico III. Festschrift für Ludvik E. Václavek, hg. von Ingeborg Fiala-Fürst–Jaromir Czmero (Beiträge zur deutsch-mährischen Literatur 17, Olomouc 2011) 123–140. Pierliuigi Cerri (Red.), La Bataille de Pavie (Éditions de la Réunion des Musées Nationaux, Paris 1999). Liliane Châtelet-Lange, Strasbourg en 1548. Le plan de Conrad Morant (Strasbourg 2001). Wolfgang Cilessen, Massaker in der niederländischen Erinnerungskultur: Die Bildwerdung der Schwarzen Legende, in: Bilder des Schreckens. Die mediale Inszenierung von Massakern seit dem 16. Jahrhundert, hg. von Christine Vogel (Frankfurt/Main− New York 2006) 93−135. Johannes Cochlaeus, Brevis Germaniae Descriptio [1512], hg. von Karl Langosch (Darmstadt 1976). Hernán Cortés, Praeclara Ferdinandi Cortesii de Nova maris Oceani Hyspania Narratio (Nürnberg 1524), VD16 C 5309. Denis E. Cosgrove, Images of Renaissance Cosmography 1450–1650, in: Cartography in the European Renaissance 3/1 55–98. Vera Costantini, Old Players and New in the Transition of Cyprus to Ottoman Rule, in: Living in the Ottoman Ecumenical Community: Essays in Honour of Suraiya Faroqhi, hg. von ders.–Markus Koller (The Ottoman Empire and Its Heritage 39, Leiden–Boston 2008) 373–388. Vera Costantini, Il sultano e l’isola contesa: Cipro tra eredità veneziana e potere ottomano (Torino 2009). Allyson F. Creasman, Censorship and Civic Order in Reformation Germany, 1517– 1648. Printed Poison and Evil Talk (Farnham 2012).

362

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Peter Csendes, Erinnerungen an Wiens Türkenjahre (Wiener Bezirkskulturführer 29, Wien 1983). Pia F. Cuneo, Art and Politics in Early Modern Germany. Jörg Breu the Elder and the Fashioning of Political Identity, ca. 1475−1536 (Studies in medieval and Reformation thought 67, Leiden–Boston–Köln 1998). William Cunningham, The Cosmographical Glasse, conteinyng the Pleasant Principles of Cosmographie, Geographie, Hydrographie, or Nauigation (London [John Day] 1559). Bistra Cvetkova, Les Institutions Ottomanes en Europe (Veröffentlichungen der Orientalischen Kommission 32, Wiesbaden 1978). Felix Czeike, Geschichte der Stadt Wien (Wien–München–Zürich–New York 1981). Felix Czeike, Das Wiener Stadtbild in Gesamtansichten. 1. Teil: Die Darstellungen der gotischen Stadt; 2. Teil: Von der Gotik zur Barockstadt. Handbuch der Stadt Wien 88 (1974) II/13–II/43; 89 (1975) II/17–II/32. Felix Czeike, Wien und sein Altes Rathaus. WGBll 27 (1972) 446–457. Gerald Dagit, Der Heerlager Kaiser Karls V. vor Ingolstadt 1546. Militärische Dokumentation und politische Repräsentation am Beispiel von Hans Mielichs Riesenholzschnitt, in: Michael Ostendorfer und die Reformation in Regensburg, hg. von Christoph Wagner–Dominic Eric Delarue (Regensburg 2017) 175–189. Leif Dahlberg, Mapping the Law – reading old maps of Strasbourg as representing and constituting legal spaces and places, in: Bioethics and Biolaw through Literature, hg. von Daniela Carpi (Law & Literature 2, Berlin–Boston 2011) 333–373. Dante Alighieri, Die Göttliche Komödie. Italienisch und Deutsch, Bd. 1, übers. und kommentiert von Hermann Gmelin (Stuttgart 1949−1957). Dante Alighieri’s Göttliche Comödie, aus dem Italienischen von Philalethes [Johann von Sachsen] (Nachdruck Frankfurt/Main 2012). Elly Dekker, Globes in Renaissance Europe, in: Cartography in the European Renaissance 3/1 135–173. Veronica della Dora, Performative Atlases: Memory, Materiality, and Co-Authorship. Cartographica 44/4 (2009) 240–255. Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V. Der Reichstag in Regensburg und die Verhandlungen über einen Friedstand mit den Protestanten in Schweinfurt und Nürnberg 1532, ed. Rosemarie Aulinger (Deutsche Reichstagsakten Jüngere Reihe 10/1, Göttingen 1992). Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V., Die Tagungen von 1527–1529, ed. Johannes Kühn (Deutsche Reichstagsakten Jüngere Reihe 7/1, Stuttgart 1935). Deutsche Reichstagsakten unter Kaiser Karl V. Die Bereitstellung der Reichshilfe zum Türkenkrieg und zur Rettung Wiens 1529, ed. Wolfgang Steglich (Deutsche Reichstagsakten Jüngere Reihe 8/2, Göttingen 1971). Die Enzyklopädie des Isidor von Sevilla. Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Lenelotte Möller (Wiesbaden 2008). Michael Diefenbacher–Rudolf Endres, Stadtlexikon Nürnberg (Nürnberg 2 2000), http://online-service2.nuernberg.de/stadtarchiv/dok_start. fau?prj=verzeichnungen&dm=Lex_Internet [12. 11. 2018]. August Dimitz (Bearb.), Marci A. S. Paduano Er. Aug. Disc. Ord. Prof. Bibliotheca Carniolae, in qua reperiuntur scriptores, qui vel ipsi, vel eorum opera in Carniola primam lucem aspexerunt (Beilage der Mittheilungen des historischen Vereins für Krain [1862]).



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 363

Disegno. Der Zeichner im Bild der Frühen Neuzeit, hg. von Hein-Th. Schulze Altcappenberg−Michael Thimann (München−Berlin 2007). Jörg Döring, Spatial Turn, in: Raum. Ein interdisziplinäres Handbuch, hg. von Stephan Günzel (Stuttgart–Weimar 2010) 90−99. Yasmin Doosry, „Also muss es von oben herab verstanden werden“. Topographische Vogelschauansichten, in: Von oben gesehen. Die Vogelperspektive. Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Nürnberg vom 20. November 2014 bis 22. Februar 2015, hg. von Yasmin Doosry (Nürnberg 2014) 96–125. Yasmin Doosry, Von der Gesamtschau zum Blick auf das Detail, in: Von oben gesehen 172−205. Heinz Dopsch, Geschichte Salzburgs, Stadt und Land 2/1: Neuzeit und Zeitgeschichte (Salzburg 1991). André Drewelowsky, Die lateinisch-polnisch-deutschen Ausgaben der „Disticha Catonis“ aus dem 16. Jahrhundert, gedruckt in Krakau bei Hieronymus Vietor und Mathias Wirzbięta, in: Mehrsprachigkeit im Mittelalter. Kulturelle, literarische, sprachliche und didaktische Konstellationen in europäischer Perspektive. Mit Fallstudien zu den „Disticha Catonis“, hg. von Michael Baldzuhn (Berlin 2011) 363–407. Wolfram Drews–Heike Schlie, Zeugnis und Zeugenschaft. Perspektiven aus der Vormoderne. Zur Einleitung, in: Zeugnis und Zeugenschaft 7−21. Oswald Dreyer-Eimbcke, Kolumbus. Entdeckungen und Irrtümer in der deutschen Kartographie (Frankfurt/Main 1991). Jörg Dünne, Die kartographische Imagination. Erinnern, Erzählen und Fingieren in der Frühen Neuzeit (München 2011). Jörg Dünne, Die Karte als Operations- und Imaginationsmatrix. Zur Geschichte eines Raummediums, in: Spatial Turn. Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften, hg. von Jörg Döring−Tristan Thielmann (Bielefeld 2009) 49−69. Albrecht Dürer 1971. Ausstellung des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg 21. Mai bis 1. August 1971 (München 1971). Der frühe Dürer. Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum vom 24. Mai bis 2. September 2012, hg. von Daniel Hess–Thomas Eser (Nürnberg 2012). Günter Düriegl, Die erste Türkenbelagerung, in: Wien 1529 7–33. Günter Düriegl, Die Rundansicht des Niklas Meldeman zur ersten Belagerung Wiens durch die Türken im Jahre 1529 – Interpretation und Deutung, in: Studien 79/80 aus dem Historischen Museum der Stadt Wien, hg. von Robert Waissenberger (Wiener Schriften 44, Wien 1980) 91–126. Günter Düriegl, Rundansicht der Stadt Wien zur Zeit der Ersten Türkenbelagerung 1529. Chromolithographie von Albert Camesina (1851) nach dem in der Studiensammlung des Museums verwahrten kolorierten Holzschnitt, in: Schausammlung. Historisches Museum der Stadt Wien, hg. von Robert Waissenberger (Wien 1984) 61–63. Arthur Dürst, Sebastian Münsters Sonneninstrument und die Deutschlandkarte von 1525. Sebastian Münster, Eyn New lůstig vnd kůrtzweilig Jnstrumēt der Sonnē/mit yngesetzer Landtavel Teütscher nation, 1525. Begleittext zum Faksimiledruck des Sonnensystems der Öffentlichen Bibliothek der Universität Basel (Basel 1988). Dana Bennett Durand, The Vienna-Klosterneuburg Map Corpus of the 15th Century: A Study in the Transition from Medieval to Modern Science (Leiden 1952).

364

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Richard Ebermann, Die Türkenfurcht. Ein Beitrag zur Geschichte der öffentlichen Meinung in Deutschland während der Reformationszeit (Halle a. S. 1904). Anja Ebert, Der Wiener Schottenaltar. Das ehemalige Hochaltar-Retabel des Schottenstifts zu Wien (Weimar 2015). Die Ebstorfer Weltkarte. Kommentierte Neuausgabe in zwei Bänden. Bd. 1: Atlas, Bd. 2: Untersuchungen und Kommentar, hg. von Helmut Kugler–Donja Glauch–Antje Willing (Berlin 2007). Evelyn Edson, Mapping time and space. How medieval mapmakers viewed their world (London 1997). Evelyn Edson, The World Map, 1300–1492. The Persistence of Tradition and Transformation (Baltimore 2007). Evelyn Edson–Emilie Savage-Smith–Anna-Dorothee von den Brincken, Der mittelalterliche Kosmos. Karten der christlichen und islamischen Welt (Darmstadt 2005). Johannes Ehmann, Luther, Türken und Islam. Eine Untersuchung zum Türken- und Islambild Martin Luthers (1515–1546) (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 80, Gütersloh 22015). Dagmar Eichberger, Illustrierte Festzüge für das Haus Habsburg-Burgund. Idee und Wirklichkeit, in: Hofkultur in Frankreich und Europa im Spätmittelalter/La culture de cour en France et en Europe à la fin du Moyen Âge, hg. von Christian Freigang– Jean-Claude Schmitt (Passagen 11, Berlin 2005) 73–98. Dagmar Eichberger, Neue Wege in der Kunst des Hochdrucks: der Riesenholzschnitt, in: Albrecht Dürer. Das Druckgraphische Werk. Holzschnitte und Holzschnittfolgen 2, hg. von Rainer Schoch–Matthias Mende–Anna Schwerbaum (München 2002) 28–36. Einblattdrucke des 15. Jahrhunderts 1−100, hg. von Paul Heitz (Straßburg 1899−1942). Falk Eisermann, Auflagenhöhe von Einblattdrucken im 15. und frühen 16. Jahrhundert, in: Einblattdrucke des 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Probleme, Perspektiven, Fallstudien, hg. von Volker Honemann–Sabine Griese–dems.–Marcus Ostermann (Tübingen 2000) 143–177. Falk Eisermann, Verzeichnis der typographischen Einblattdrucke des 15. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation/VE 15, 3 Bde. (Wiesbaden 2004). Falk Eisermann, Zu den Anfängen des gedruckten Formulars, in: Formulare. Von der Wiege bis zur Bahre. Formulare im Corporate Design, hg. von Rayan Adullah–Karsten Henze (München 2007) 12–25. William Eisler, Charles V. The Dictionary of Art XIII (1996) 905−908. William Eisler, The Impact of the Emperor Charles V upon the Visual Arts’ (Ph. thesis University Park/Pennsylvania State University 1993). Kaspar Elm, Jerusalem. Die irdische und die himmlische, die verworfene und die heilige Stadt, in: Ders., Umbilicus Mundi. Beiträge zur Geschichte Jerusalems, der Kreuzzüge, des Kapitels vom Heiligen Grab in Jerusalem und der Ritterorden (Instrumenta Canonissarum Regularium Sancti Sepulcri 7, Brügge 1998) 3–22. Eneas Silvius Piccolomini, Historia Austrialis, ed. Martin Wagendorfer–Julia Knödler (MGH SS rer. Germ. N. S. 24/1–2, Hannover 2009). Rudolf Endres, Das Schulwesen in Franken im ausgehenden Mittelalter, in: Studien zum städtischen Bildungswesen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, hg. von Bernd Moeller–Hans Patze–Karl Stackmann (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Phil.-hist. Klasse 3/137, Göttingen 1983) 173–214.



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 365

Beate Engelen, Jacques Callot – Die Belagerung von Breda. Kunst über den Krieg als Apotheose und Sinnbild, in: „Mars und die Musen“ 133−150. Brigitte Englisch, Erhard Etzlaub’s projection and methods of mapping. Imago Mundi 48 (1996) 103–123. Yavuz Ercan, Osmanlı İmparatorluğunda Bulgarlar ve Voynuklar [Bulgaren und Voynuken im Osmanischen Reich] (Türk Tarih Kurumu VII/88, Ankara 1989). Birgit und Thomas Ertl, Sonne und Mond. Die Turmbekrönung am Stephansdom zwischen den zwei Türkenbelagerungen. WGBll 52 (1997) 65−81. A(ugust) Essenwein, Hans Tirols Darstellung der Belehnung Ferdinands I. mit den österreichischen Erblanden durch Kaiser Karl V. auf dem Reichstage zu Augsburg 1530. Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum II, Jahrgänge 1888/1889 (1889) 1−22. Europa und die Türken in der Renaissance, hg. von Bodo Guthmüller–Wilhelm Kühlmann (Frühe Neuzeit 54, Berlin 2012). Eyyûbî Menâḳıb-ı Sulṭan Süleymān: Risâle-i Pâdişâh-nâme [Die Legenden Sultan Süleymāns. Abhandlung über den Allherrscher], ed. Mehmet Akkuş (Kültür Bakanlığı yayınları 1277, Ankara 1991). Suraiya Faroqhi, Approaching Ottoman History: An Introduction to the Sources (Cambridge–New York 1999). Suraiya Faroqhi, Herrscher über Mekka: Die Geschichte der Pilgerfahrt (Zürich–München 1990). Werner Faulstich, Medien zwischen Herrschaft und Revolte. Die Medienkultur der frühen Neuzeit (1400–1700) (Die Geschichte der Medien 3, Göttingen 2002). Alois Fauser, Repertorium älterer Topographie. Druckgraphik von 1486 bis 1730, Bd. 2 (Wiesbaden 1978). Jean Favier, Les grandes découvertes. D’Alexandre à Magellan (Paris 1991). Johannes Feichtinger, „Auf dem Zauberhaufen“. Der Burgravelin und die Funktionalisierung des Gedächtnisses an den Entsatz Wiens von den Türken 1683, in: Wiener Stadt- und Burgbefestigung, hg. von Markus Jeitler–Richard Kurdiovsky–Anna Mader-Kratky (ÖZKD 64/1/2, Wien 2010) 108–115. Johannes Feichtinger, Maria Hilf! Türkengedächtnis und Marienkult in Wien (16.–21. Jahrhundert), in: Geschichtspolitik und „Türkenbelagerung“ 24–57. Johannes Feichtinger–Johann Heiss, Einleitung, in: Geschichtspolitik und „Türkenbelagerung“ 7–21. Johannes Feichtinger–Johann Heiss, Bilder von der Front. Berichterstattung vom letzten österreichischen Türkenkrieg, in: Hieronymus Löschenkohl. Sensationen aus dem Alten Wien, hg. von Monika Sommer (357. Sonderausstellung des Wien Museums, Wien 2009) 138–155. Joseph Feil, Über die erste Publication des Alterthumsvereins in Wien. Bei der ersten Generalversammlung am 29. Mai 1854 vorgetragen. BMWien 1 (1856) 1–6. Gaetano Ferro, Le conoscenze geografiche del medioevo. I Portoghesi sulla via delle Indie (Genova 1972). Francesca Fiorani, The Marvel of Maps. Art, Cartography and Politics in Renaissance Italy (Yale 2005). Joseph Fischer, Der Nürnberger Arzt Dr. Hieronymus Münzer [† 1508] aus Feldkirch als Mensch und Gelehrter. Stimmen der Zeit 96 (1919) 148–168.

366

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Karl Fischer, Blickpunkt Wien. Das kartographische Interesse an der von den Türken bedrohten Stadt im 16. Jahrhundert. JbVGStW 52/53 (1996/1997) 101–116. Karl Fischer, Augustin Hirschvogels Stadtansichten von 1547 (Wien-Edition WE 1130, Wien 1998). Karl Fischer, Augustin Hirschvogels Stadtplan von Wien, 1547/1549, und seine „Quadranten“. Cartographica Helvetica 20 (1999) 3–12. Karl Fischer, Der Kartograph Daniel Suttinger (1640–um 1690). Sein Leben und sein Werk im Rahmen der frühen Wiener Stadtkartographie. JbVGStW 47/48 (1991/1992) 51–91. Karl Fischer, Die kartographische Darstellung Wiens bis zur Zweiten Türkenbelagerung, in: „Das ist die stat Wienn“. Vom Albertinischen Plan zur Computerstadtkarte: Ein halbes Jahrtausend Wiener Stadtkartographie, hg. von dems. (WGBll Beih. 4/1995, Wien 1995) 8–28. Karl Fischer, „Mit schüessen oder feuerwerckhen vom sturm abtreiben ...“. Augustin Hirschvogels Vermessungsmethode und die Funktion seiner „Quadranten“ (1547/1549). JbVGStW 54 (1998) 79−104. Karl Fischer, Stadtpläne und Veduten Wiens im 16. Jahrhundert (Bericht), in: 8. Kartographiehistorisches Colloquium Bern 3.–5. Oktober 1996. Vorträge und Berichte, hg. von Wolfgang Scharfe (Murten 2000) 185–190. Karl Fischer, Textkommentar zum Albertinischen Plan, in: Wien. Stadtpläne und Ansichten ab dem 15. Jahrhundert (Historischer Atlas von Wien, 13. Lfg., Wien 2010). Karl Fischer, Vermessung der Stadt: Der Stadtplan, in: Die Vermessung Wiens. Lehmanns Adressbücher 1859−1942, hg. von Sylvia Mattl-Wurm–Alfred Pfoser (Wien 2011) 180−209. Kate Fleet, Ottoman Expansion in the Mediterranean, in: Ottoman Empire as a World Power 141–172. Cornell H. Fleischer, The Lawgiver as Messiah: The Making of the Imperial Image in the Reign of Süleyman, in: Süleyman the Magnificent and his Time: Acts of the Parisian Conference, Galeries Nationales du Grand Palais, 7−10 March, 1990, hg. von Gilles Veinstein (Rencontres de l’École Française, Paris 1992) 159–177. Peter Fleischmann, Die handgezeichneten Karten des Staatsarchivs Nürnberg bis 1806 (München 1998). Peter Fleischmann, Rat und Patriziat in Nürnberg. Die Herrschaft der Ratsgeschlechter vom 13. bis zum 18. Jahrhundert. 3 Bde. (Nürnberger Forschungen 31, Nürnberg 2008). Focus Behaim-Globus. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, 2. Dezember 1992 bis 28. Februar 1993, 2 Bde., hg. von Wolfgang Pülhorn (Ausstellungskataloge des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 1992). Pál Fodor, Ottoman Policy Towards Hungary, 1520−1541. Acta Orientalia Academiae Scientarum Hungaricae 45/2–3 (1991) 271–346. Pál Fodor, The Unbearable Weight of Empire: The Ottomans in Central Europe – a Failed Attempt at Universal Monarchy, 1390–1566 (Budapest 2016). Menso Folkerts−Andreas Kühne, Art. Regiomontanus, Johannes. NDB 21 (2003) 270f. Ulgard Folkmann, Natur- und Wundererscheinungen in der Berichterstattung des 16. Jahrhunderts (Diss. Wien 1968). Michel Fontenay, Les chevaliers de Malte dans le „Corso“ méditerranéen au XVIIe siècle. Revue d’histoire moderne et contemporaine 35 (1988) 361–384.



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 367

Abel Fontoura da Costa, La science nautique des Portugais a l’epoque de decouvertes (Lisboa 1935). Susanne Fritsch–Sigrid Czeika–Ursula Thanheiser, Essen im Augustinerkloster in Wien (Spätmittelalter/Frühe Neuzeit) – Rekonstruktionsversuch der klösterlichen Ernährung mit Unterstützung schriftlicher Quellen und bioarchäologischer Funde. FW 6 (2003) 188–197. Michael Fröschl, Spätmittelalterliche Wiener Testamente als Quellen von Zugehörigkeit: Bürgerspital, Zisterzienser und St. Stephan als Stiftungsempfänger (Dipl. Wien 2012). Stefan Fuchs, Herrschaftswissen und Raumerfassung im 16. Jahrhundert. Karten und Landesaufnahmen im Dienste des Nürnberger Stadtstaates (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen 35, Zürich 2018). Stephan Füssel, Der Theuerdank von 1517: Kaiser Maximilian und die Medien seiner Zeit. Eine kulturhistorische Einführung (Köln 2003). Matthias Fuhrmann, Historische Beschreibung und kurz gefaste Nachricht von der Römisch. Kaiserl. und Königlichen Residenz-Stadt Wien, und ihren Vorstädten 1 (Wien 1766). Alfred Galik−Elmira Mohandesan−Gerhard Forstenpointner−Ute Maria Scholz− Emily Ruiz−Martin Krenn−Pamela Burger, A Sunken Ship of the Desert at the River Danube in Tulln, Austria. PLOS ONE 10(4) (1. April 2015): e0121235. https:// doi.org/10.1371/journal.pone.0121235 [12. 8. 2019]. Franz Gall, Österreichische Wappenkunde. Handbuch der Wappenwissenschaft (Wien– Köln–Weimar 1992). Lucien Gallois, Les géographes allemands de la renaissance (Paris 1890). Steffan Gansöder nach Paulus Reinhart, Rundprospekt der Umgebung der Stadt Nürnberg (Die Landwehr der Reichsstadt Nürnberg 1581, Stadtarchiv Nürnberg). Patrick Gautier Dalché, Der „mittelalterliche“ Mercator, in: Mercator. Wissenschaft und Wissenstransfer 285–300, 363–372. Patrick Gautier Dalché, The Reception of Ptolemy’s Geography. End of the Fourteenth to Beginning of the Sixteenth Century, in: Cartography in the European Renaissance 3/1 285–364. Felix Geisheim, Die Hohenzollern am heiligen Grabe zu Jerusalem, insbesondere die Pilgerfahrten der Markgrafen Johann und Albrecht von Brandenburg im Jahre 1435 (Berlin 1858) 205–253. Max Geissberg, The German Single Leaf Woodcut 1500−1550, 4 Bde, Revised and edited by Walter E. Strauss (Hacker Art Books, New York 1974). Georgius de Hungaria, Tractatus de moribus, condictionibus et nequicia turcorum, ed. Reinhard Klockow (Köln−Weimar−Wien 21994). Ursula Gerber, Imago Turci. Das Türkenbild in illustrierten Flugblättern des 16. Jahrhunderts (Dipl. Wien 1993). Geschichte der Stadt Wien, hg. vom Alterthumsvereine zu Wien. 6 Bde. (Wien 1897– 1918). Geschichtspolitik und „Türkenbelagerung“, hg. von Johannes Feichtinger–Johann Heiss (Kritische Studien zur „Türkenbelagerung“ 1, Wien 2013). Gewalt im Mittelalter. Realitäten – Imaginationen, hg. von Manuel Braun−Cornelia Herberichs (München 2005). Adrian Gheorghe, Infiltration versus Eroberung oder die osmanischen Anfänge im süd-

368

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

osteuropäischen Raum: Versuch einer komplementären Analyse der byzantinischen und osmanischen historiographischen Diskurse, in: Şehrâyîn: Die Welt der Osmanen, die Osmanen in der Welt Wahrnehmungen, Begegnungen und Abgrenzungen/Illuminating the Ottoman World Perceptions, Encounters and Boundaries. Festschrift Hans Georg Majer, hg. von Yavuz Köse (Wiesbaden 2012) 209–236. Christine Gigler, „Gaistliche Kriegsrüstung“. Die Türkenpredigten des Gurker Bischofs Urban Sagstetter (1566/67), in: Osmanisches Reich und die Habsburgermonarchie 213–227. Juan Gil Fernández, Mitos y utopias del Descubrimiento, Bd. 1: Colon y su tempo (Madrid 1989). Rüdiger Glaser, Klimageschichte Mitteleuropas. 1000 Jahre Wetter, Klima, Katastrophen (Darmstadt 2001). Global:lab. Kunst als Botschaft. Asien und Europa 1500–1700. Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst Wien, 3. Juni bis 27. September 2009 (Wien 2009). M. Tayyip Gökbİlgİn, Kanunî Sultan Süleyman’ın Macaristan ve Avrupa Siyasetinin Sebep ve Âmilleri, Geçirdiği Safhalar [Ziele, Elemente und Phasen der Ungarn- und Europa-Politik Sultan Süleymāns des Prächtigen], in: Kanunî Armağanı, hg. von Uluğ İğdemİr (Türk Tarih Kurumu Yayınları VII/55, Ankara 1970) 5–40. Carl Göllner, Turcica. Die europäischen Türkendrucke des XVI. Jahrhunderts 1: 1501– 1550 (Bukarest–Berlin 1961). Carl Göllner, Turcica, III: Die Türkenfrage in der öffentlichen Meinung Europas im 16. Jahrhundert (Bibliotheca Bibliographica Aureliana 70, Bucureşti–Baden-Baden 1978). Ernst Philip Goldschmidt, Hieronymus Münzer und seine Bibliothek (Studies of the Warburg Institute IV, London 1938). Gotik, hg. von Günter Brucher (Geschichte der Bildenden Kunst in Österreich 2, Wien–München–London–New York 2000). Holger Gräf, „Erbfeind der Christenheit“ oder potentieller Bündnispartner? Das Osmanenreich im europäischen Mächtesystem des 16. und 17. Jahrhunderts – gegenwartspolitisch betrachtet, in: Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie 37–51. Klaus Graf, Ursprung und Herkommen. Funktionen vormoderner Gründungserzählungen, in: Geschichtsbilder und Gründungsmythen, hg. von Hans-Joachim Gehrke (Identitäten und Alteritäten 7, Würzburg 2001) 23–36. Anthony Grafton, New Worlds, Ancient Texts. The Power of Tradition and the Shock of Discovery (Cambridge 1992). Hans Gram, Die Zeit der Erfindung des Pulvers in Europa und das Alter desselben in Dänemark (Historische Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Kopenhagen 1, Dessau–Leipzig 1782). Ryan E. Gregg, City Views in the Habsburg and Medici Courts. Depictions of Rhetoric and Rule in the Sixteenth Century (Leiden 2019). Manfred Grieb, Das Nürnberger Buchgewerbe, Buch- und Zeitungsdrucker, Verleger und Druckhändler vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, hg. von Michael Diefenbacher–Wiltrud Fischer-Pache mit einem Beitrag von Peter Fleischmann (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 31, Nürnberg 2003).



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 369

Valentin Groebner, „Abbild“ und „Marter“. Das Bild des Gekreuzigten und die städtische Strafgewalt, in: Kulturelle Reformation. Sinnformationen im Umbruch 1400−1600, hg. von Bernhard Jussen-Craig Koslofsky (VMPIG 145, Göttingen 1999) 209−238. Ralf Gröninger, Die Stadtbefestigung von Wiener Neustadt: Bauhistorische Ersterfassung, in: Kasematten und St. Peter an der Sperr. Schutz und Glaube für Wiener Neustadt, hg. v. Land Niederösterreich (Menschen und Denkmale, St. Pölten 2019) 145–155. Helmuth Grössing, Humanistische Naturwissenschaft: Zur Geschichte der Wiener mathematischen Schulen des 15. und 16. Jahrhunderts (Saecvla spiritalia 8, BadenBaden 1983). Aloys Groppenberger von Bergenstamm, Denkmal rühmlich erfüllter Bürgerpflichten in der Geschichte der Bürger und Einwohner Wiens, Abteilung 2 (Wien 1806). Maximilian Grothaus, Der „Erbfeind christlichen Nahmens“. Studien zum TürkenFeindbild in der Kultur der Habsburgermonarchie zwischen 16. und 18. Jahrhundert (Diss. Graz 1986). Maximilian Grothaus, Zum Türkenbild der Habsburgermonarchie in der Adels- und Volkskultur der Habsburgermonarchie von 1650 bis 1800, in: Das Osmanische Reich und Europa 1683 bis 1789: Konflikt, Entspannung und Austausch, hg. von Gernot Heiss–Grete Klingenstein (Wiener Beiträge zur Geschichte der Neuzeit 10, Wien 1983) 63–88. Albert Gümbel, Altfränkische Meisterlisten (Fortsetzung). Repertorium für Kunstwissenschaft 39 (1916) 52–63, 165–176. Stephan Günzel, Spatial Turn – Topographical Turn – Topological Turn. Über die Unterschiede zwischen Raumparadigmen, in: Spatial Turn. Das Raumparadigma in den Kultur- und Sozialwissenschaften, hg. von Jörg Döring−Tristan Thielmann (Bielefeld 2009) 219−237. Hans Guldenmund, Contrafactur, wie der Turck Wien belagert, Anno 1529 (Lithographie durch Albert Camesina, hg. vom Alterthumsvereine, Wien 1869). Philipp Friedrich Gwinner, Kunst und Künstler in Frankfurt am Main vom 13. Jahrhundert bis zur Eröffnung des Städel‘schen Kunstinstituts. Mit zwei Bildnissen und einer Stammtafel (Frankfurt/Main 1862). Philipp Friedrich Gwinner, Zusätze und Berichtigungen zu Kunst und Künstler in Frankfurt am Main (Frankfurt/Main 1867). H., Die Belagerung Wien’s im Jahre 1529. Oesterreichisches Volksblatt für Verstand, Herz und gute Laune 30/204 (23. 12. 1848) 819. Georg Habich, Die deutschen Schaumünzen des XVI. Jahrhunderts (München 1929). Konrad Häbler, Geschichte der Fuggerschen Handlung in Spanien (Socialgeschichtliche Forschungen 1, Weimar 1897). Reinhard Härtel, Inhalt und Bedeutung des „Albertinischen Planes“ von Wien. Ein Beitrag zur Kartographie des Mittelalters. MIÖG 87 (1979) 337–362. Christian Häutle, Die Reisen des Augsburgers Philipp Hainhofer nach Eichstädt, München und Regensburg in den Jahren 1611, 1612 und 1613. Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg 8 (1881) 1–205. Werner Hager, Das geschichtliche Ereignisbild. Beitrag zu einer Typologie des weltlichen Geschichtsbildes bis zur Aufklärung (München 1939).

370

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Michael Hagner−Hans-Jörg Rheinberger, Die Experimentalisierung des Lebens: Experimentalsysteme in den biologischen Wissenschaften 1850/1950 (Berlin 1993). J(ohn) R(igby) Hale, Artists and Warfare in the Renaissance (New Haven–London 1990). J(ohn) R(igby) Hale, Warfare and Cartography, ca. 1450 to ca. 1640, in: Cartography in the European Renaissance 3/1 719−737. Günther Hamann, Johannes Regiomontanus 1436–1476. Die Schauplätze seines Lebens und Wirkens, in: Die Welt begreifen und erfahren, hg. von Johannes Dörflinger–dems. (Perspektiven der Wissenschaftsgeschichte 1, Wien/Köln/Weimar 1993) 285–315. Berndt Hamm, Lazarus Spengler (1479–1534) (Spätmittelalter und Reformation, Neue Reihe 25, Tübingen 2004). Josef Hammer[-Purgstall], Geschichte des Osmanischen Reiches, grossentheils aus bisher unbenützten Handschriften und Archiven. Bd. 3: Vom Regierungsantritte Suleiman des Ersten bis zum Tode Selim’s II., 1520–1574 (Pest 1828). Joseph Ritter von Hammer[-Purgstall], Geschichte des Osmanischen Reiches, grossentheils aus bisher unbenützten Handschriften und Archiven. Bd. 2: Vom Regierungsantritte Suleiman des Ersten bis zur zweyten Entthronung Mustafa des Ersten. 1520–1623 (Pesth ²1834). Joseph Ritter von Hammer[-Purgstall], Wien’s erste aufgehobene türkische Belagerung zur dreyhundertjährigen Jubelfeyer derselben, zum Theil aus bisher unbekannten christlichen und türkischen Quellen erzählt (Pest 1829). Theodor Hampe, Beiträge zur Geschichte des Buch- und Kunsthandels in Nürnberg. I. Lienhard zur Eich und das Inventar seines Bücherlagers (1530). Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum (1912) 109–157. Theodor Hampe (Bearb.), Nürnberger Ratsverlässe über Kunst und Künstler im Zeitalter der Spätgotik und Renaissance Teil 1: (1449) 1474–1570, Teil 2: 1571–1618 (1633), Teil 3: Personen-, Orts- und Sachregister (Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Neuzeit N. F. 11, Wien–Leipzig 1904). Paul Conrad Balthasar Han, Die Jetzt-lebende Türckey oder Schauplatz der Ottomanischen Pforte, Das ist: Kurtz-verfaßte Chronologische Beschreibung aller und jeder Türcken-Käyser […] (Nürnberg 1678). Ernst Hanisch–Peter Urbanitsch, Die Prägung der politischen Öffentlichkeit durch die politischen Strömungen, in: Die Habsburgermonarchie 1848–1918, Bd. 8/1: Politische Öffentlichkeit und Zivilgesellschaft, hg. von Helmut Rumpler−Peter Urbanitsch (Wien 2006) 15–111. Stefan Hanss, Lepanto als Ereignis. Dezentrierende Geschichte(n) der Seeschlacht von Lepanto (1571) (Berliner Mittelalter- und Frühneuzeitforschung 21, Göttingen 2017). Henry Harisse, Bibliotheca americana vetustissima. A description of works relating to America published between the years 1492 and 1551 (New York 1921). John Brian Harley, Deconstructing the Map, in: John Brian Harley, The New Nature of Maps: Essays in the History of Cartography, hg. von Paul Laxton (Baltimore–London 2001) 149−168. John Brian Harley, The New Nature of Maps: Essays in the History of Cartography, hg. von Paul Laxton (Baltimore–London 2001). Wolfgang Harms, Feindbilder im illustrierten Flugblatt der Frühen Neuzeit, in: Feind-



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 371

bilder. Die Darstellung des Gegners in der politischen Publizistik des Mittelalters und der Neuzeit, hg. von Franz Bosbach (Bayreuther Historisches Kolloquium: Bayreuther Historische Kolloquien 6, Köln 1992) 141–177. Wolfgang Harms, Art. Flugblatt, in: Lexikon des gesamten Buchwesens 2, hg. von Severin Corsten–Günther Pflug–Friedrich Adolf Schmidt-Künsemüller (Stuttgart 21989) 622f. Wolfgang Harms–Michael Schilling, Das illustrierte Flugblatt der frühen Neuzeit. Traditionen – Wirkungen – Kontexte (Stuttgart 2008). P. D. A. Harvey, Local and Regional Cartography in Medieval Europe, in: Cartography in Prehistoric, Ancient and Medieval Europe, hg. von J. B. Harley−David Woodward (History of Cartography 1, Chicago–London 1987) 464−501. P. D. A. Harvey, The Hereford World Map. Medieval World Maps and their Context (London 2006). Johann Haselberg, Descriptio Expeditionis turcicae contra Christianos Anno Domini M.D.XXIX […] (Nürnberg [Christoph Zell] 1530). Johann Haselberg, Des Türckischen Kaysers Heerzug, wie er von Constantinopel [...] gen [...] Weyssenburg kummen, vnd fürter, für die [...] Stat Ofen [...] vnd Wien [...] gezogen [etc.] (Nürnberg 1530), VD16 H 704; ÖNB 77.F.129, Digitalisat dort. Francis Haskell, Die Geschichte und ihre Bilder: Die Kunst und die Deutung der Vergangenheit (München 1995). Alfred Haverkamp, „Heilige Städte“ im hohen Mittelalter, in: Mentalitäten im Mittelalter. Methodische und inhaltliche Probleme, hg. von František Graus (VuF 35, Sigmaringen 1987) 119–156. Maria Hayward, The 1542 Inventory of Whitehall. The Palace and its Keeper (London 2004). Michèle Hébert, Inventaire des gravures des Écoles du Nord, vol. 2: 1440–1550 (Bibliothèque nationale, Département des estampes, Paris 1983). Johann Heiss, Die Ereignisse zum hundertjährigen Jubiläum 1783, in: Geschichtspolitik und „Türkenbelagerung“ 58–88. Johann Heiss–Johannes Feichtinger, Einleitung. Die „Türken“ als Stellvertreter für neue Feinde, in: Der erinnerte Feind, hg. von dens. (Kritische Studien zur „Türkenbelagerung“ 2, Wien 2013) 7–24. Johann Heiss–Johannes Feichtinger, Wiener „Türkengedächtnis“ im Wandel. Historische und anthropologische Perspektiven. Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 2 (2009) 249–263. Die Henker von Nürnberg und ihre Opfer. Folter und Hinrichtung in den Nürnberger Ratsverlässen 1501–1806, hg. von Michael Diefenbacher (Nürnberg 2010). Norman Henniges, Die Spur des Eises. Eine praxeologische Studie über die wissenschaftlichen Anfänge des Geologen und Geographen Albrecht Penck (1858–1945) (Beiträge zur regionalen Geographie 69, Leipzig 2017). Michael Herkenhoff, Die Darstellung außereuropäischer Welten in Drucken deutscher Offizinen des 15. Jahrhunderts (Berlin 1996). Michael Herkenhoff, Vom langsamen Wandel des Weltbilds. Die Entwicklung von Kartographie und Geographie im 15. Jahrhundert, in: Focus Behaim-Globus 1 (Nürnberg 1992) 143–155. Michael Herkenhoff, Vom langsamen Wandel des Weltbildes. Die Entwicklung von

372

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Kartographie und Geographie im 15. Jahrhundert, in: Focus Behaim-Globus 2 (Nürnberg 1992) 665–668. Herrschaft verorten. Politische Kartographie im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, hg. von Ingrid Baumgärtner–Martina Stercken (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen 19, Zürich 2012). Matthäus Heuperger, Jn Disem Puechlein ist Verzaichent das Hochwirdig Heyligtu[m]b so man Jn der Loblichen stat Wienn Jn Osterreich alle iar an sontag nach dem Ostertag zezaigen pfligt (Wien 1502), VD16 H 3283. Alfred Hiatt, Terra Incognita (London 2008). Martin Hille, Zwischen Phantasie und Wirklichkeit – Der Passauer Renaissancemaler, Baumeister und Graphiker Wolf Huber, in: Ostbairische Lebensbilder 4 (Veröffentlichungen des Instituts für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen der Universität Passau 54/IV, Passau 2013) 9−28. Gerhard Hirschmann, Nürnbergs Handelsprivilegien, Zollfreiheiten und Zollverträge bis 1399, in: Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte Nürnbergs 1 (Nürnberg 1967) 1–48. Histoire de la campagne du Sultan Suleyman Ier contre Belgrade en 1521, ed. Felix Tauer (Facultas Philosophica Universitatis Carolinae Pragensis, Práce z vědeckých ústavů 7, Prague 1924). Historischer Atlas von Wien, 3. Lieferung (Wien 1987, Neuauflage 2004). Historischer Atlas von Wien, 11. Lieferung (Wien 2007). Historischer Atlas von Wien (DVD), 13. Lieferung (Wien 2010). Historisches Lexikon der Schweiz, http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D11210.php [8. 11. 2018]. Almut Höfert, Den Feind beschreiben. „Türkengefahr“ und europäisches Wissen über das Osmanische Reich 1450–1600 (Campus Historische Studien 35, Frankfurt/ Main–New York 2003). Die Wiener Hofburg im Mittelalter. Von der Kastellburg bis zu den Anfängen der Kaiserresidenz, hg. von Mario Schwarz (ÖAW Denkschriften der philosophisch-historischen Klasse 443/Veröffentlichungen zur Kunstgeschichte 13/Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg 1, Wien 2015). Werner Hoffmann, Propagandaaspekte der Belagerung Wiens 1529 durch die Osmanen. Eine inhaltsanalytische Untersuchung des Kriegsberichtes von Peter Stern von Labach anhand der Prinzipien der Kriegspropaganda nach Anne Morelli (MA Wien 2013). Severin Hohensinner, Bibliografie historischer Karten und Literatur zu österreichischen Flusslandschaften (Materialien zur Umweltgeschichte Österreichs 03, Wien 2015), ww.umweltgeschichte.aau.at/media/media/download/25747 [13. 11. 2018]. Severin Hohensinner, Wild, aber nicht ursprünglich. Wiens Gewässer vor 1683, in: Gertrud Haidvogl–Friedrich Hauer–Severin Hohensinner–Erich Raith–Martin Schmid–Christoph Sonnlechner–Christina Spitzbart-Glasl–Verena Winiwarter, Wasser Stadt Wien. Eine Umweltgeschichte (Wien 2019) 45–64. Meike Hollenbeck, Die Türkenpublizistik im 17. Jahrhundert – Spiegel der Verhältnisse im Reich? MIÖG 107 (1999) 111–130. Kurt Holter, Studien zu Ahmed Ferîdûns’ Münše’ât es-selâṭîn, in: Festschrift Hans Hirsch (MIÖG Ergbd. 14, Wien 1939) 430–451. Anton Holzer, Das Spektakel der Bilder. Der Ballonpionier und Fotograf Eduard Spelterini [Zeppelin-Museum-Friedrichshafen 21. Mai bis 29. August 2010], in: Eduard



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 373

Spelterini und das Spektakel der Bilder. Die kolorierten Lichtbilder des Ballonpioniers, hg. von Hilar Stadler (Zürich 2010) 130–149. Hendrik J. Horn, Jan Cornelisz. Vermeyen: Painter of Charles V and his Conquest of Tunis (Doornspijk 1989). Elfriede H. Huber, Der „Augustiner-Turm“ – ein Vorbericht. WGBll 54 (1999) 316– 319. Elfriede H. Huber, Wien 1, Albertina. FW 3 (2000) 206–209. Walter Hummelberger, Wiens erste Belagerung durch die Türken 1529 (Militärhistorische Schriftenreihe 33, Wien 1976). Franz-Heinz Hye-Kerkdal, Leonhard Freiherr von Völs der Jüngere (1497−1545). Ein Tiroler Türkenkämpfer. Südostdeutsche Semesterblätter 16 (1966) 12−21. Imagining Jerusalem in the Medieval West, hg. von Lucy Donkin–Hanna Vorholt (Proceedings of the British Academy 175, Oxford 2012). Colin Imber, Ebu’s-Su‘ud: The Islamic Legal Tradition. (Jurists: Profiles in Legal Theory, Stanford California–Edinburgh 1997). Halil İnalcık, Ottoman Methods of Conquest. Studia Islamica 2 (1954) 103–129. Halil İnalcık, State and Ideology under Süleyman I, in: Ders., The Middle East and the Balkans under the Ottoman Empire. Essays on Economy and Society (Indiana University Turkish Studies 9, Bloomington 1993) 70–94. The Inventory of King Henry VIII – The Inventory of King Henry VIII. Society of Antiquaries MS 129 and British Library MS Harley 1419, ed. David Starkey (London 1998). Alberto Iria, Descobrimentos Portugueses 2 (Lisboa 1956). Hans Irler, Heroisierung – Ironisierung – Verspottung. Landsknechtflugblätter und ihr historischer Erkenntniswert, in: Wahrnehmungsgeschichte und Wissensdiskurs 85– 108. Johannes Irmscher, Das Türkenbild Thomas Müntzers, in: Der deutsche Bauernkrieg und Thomas Müntzer, hg. von Max Steinmetz (Leipzig 1976) 137–142. Wojciech Iwańczak, „Jablko ziemskie” Martina Behaima, in: Imago narrat. Obraz jako komunikat w społeczeństwach europejskich [Das Bild als Botschaft in europäischen Gesellschaften], hg. von Stanisław Rosik–Przemysław Wiszewski (Acta Universitatis Wratislaviensis 2478, Wrocław 2002) 29–51. Wojciech Iwańczak, Die Kartenmacher. Nürnberg als Zentrum der Kartographie im Zeitalter der Renaissance (Darmstadt 2009). Wojciech Iwańczak, Kilka uwag o dawnej mapie jako źródle historycznym [Einige Anmerkungen zu alten Karten als historische Quelle], in: Dawna mapa źródłem wiedzy o świecie [Alte Karten als Quelle des Wissens über die Welt], hg. von Stanisław Alexandrowicz–Radosłwaw Skrycki (Szczecin 2008) 51–61. Wojciech Iwańczak, Johannes Schöner – twórca globusów [Johannes Schöner – Schöpfer des Globus], in: Źródło. Teksty o kulturze średniowiecza ofiarowane Bronisławowi Geremkowi [Quelle und Texte zum Mittelalter. Festschrift für Bronisław Geremek], hg. von W. Brojer (Warszawa 2003) 189–215. Eckhard Jäger, Ostdeutschland und die deutschen Siedlungsgebiete Ostmitteleuropas in der Kartographie der Renaissance, in: Deutsche Kunst aus dem Osten, hg. von Stephan Waetzoldt (Würzburg 1989) 101–116. Wilhelm von Janko, Art. Ebersdorf, Reinprecht von. ADB 5 (1877) 578f.

374

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Jerusalem, du Schöne. Vorstellungen und Bilder einer heiligen Stadt, hg. von Bruno Reudenbach (Vestigia Bibliae 28, Bern 2008). Johannes von Gmunden, hg. von Rudolf Simek–Manuela Klein (Studia medievalia septentrionalia 22, Wien 2006). Heinrich Kábdebo, Der Antheil der Nürnberger Briefmaler Meldemann und Guldenmundt an der Literatur der Ersten Wiener Türkenbelagerung. BMWien 15 (1875) 97−106, 197f. Heinrich Kábdebo, Bibliographie zur Geschichte der beiden Türkenbelagerungen Wienʼs 1529 und 1683 (Wien 1876). Heinrich Kábdebo, Die Dichtungen des Hans Sachs zur Geschichte der Stadt Wien (Wien 1878). Heinrich Kábdebo, Kunst und Dichtung anlässlich der Türkenbelagerung Wiens im Jahr 1529. Zum dreihundertfünfzigsten Jubeltage der Befreiung Wiens. Kunst-Chronik 2/12 (15. 10. 1879) 177–180. Andreas Kablitz, Die Zeichen des Alltags und die Zeichen der Hölle. Dantes Inferno und der mittelalterliche „Realismus“, in: Sprachlicher Alltag. Linguistik – Rhetorik – Literaturwissenschaft, hg. von Annette Sabban−Christian Schmitt (Tübingen 1994) 145−199. Çiğdem Kafescioğlu, The Visual Arts, in: Ottoman Empire as a World Power 457–547. Alexander Kagerer, Macht und Medien. Selbstinszenierungen und Legitimationsstrategien von Habsburgern und Fuggern (Deutsche Literatur. Studien und Quellen 23, Berlin–Boston 2017). Gyula Káldy-Nagy, Suleimans Angriff auf Europa. Acta Orientalia Academiae Scientiarum Hungaricae 28/2 (1974) 163–212. Gerhardt Kapner, Ringstraßendenkmäler. Zur Geschichte der Ringstraßendenkmäler. Dokumentation (Wiesbaden 1973). Kara Mustafa vor Wien. 1683 aus der Sicht türkischer Quellen, ed. Richard Franz Kreutel–Karl Teply (Osmanische Geschichtsschreiber N. F. 1, Graz ²1982). Der Kardinal Albrecht von Brandenburg. Renaissancefürst und Mäzen. Eine Ausstellung anlässlich des 1200jährigen Jubiläums der Stadt Halle an der Saale, hg. von Thomas Schauerte (Regensburg 2006). Judith Kasper, Der traumatisierte Raum. Insistenz, Inschrift, Montage bei Freud, Levi, Kertész, Sebald und Dante (Mimesis. Romanische Literaturen der Welt 63, Berlin− Boston 2016). Günter Katzler, Der Freisinger Hof in Wien und seine Georgskapelle. Zur bischöflichen Residenz und ihrer Versorgung durch das Umland im Mittelalter, in: Wien und Niederösterreich – eine untrennbare Beziehung? FS für Willibald Rosner zum 65. Geburtstag, hg. von Elisabeth Loinig–Stefan Eminger–Andreas Weigl (StuF 70, St. Pölten 2017) 214–234. Thomas Kaufmann, „Türckenbüchlein“. Zur christlichen Wahrnehmung „türkischer Religion“ in Spätmittelalter und Reformation (Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte 97, Göttingen 2008). Hermann Kellenbenz, Fremde Kaufleute auf dem Iberischen Halbinsel (Kölner Kolloquien zur internationalen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 1, Köln–Wien 1970). Hermann Kellenbenz, Die Fugger in Spanien und Portugal bis 1560, Bd. 1 (Studien zur Fuggergeschichte 33, München 1990). Kemalpaşazade Şems ed-Din Ahmed [ed. Şefaettin Severcan]. Tevarih-i Âl-i Osman. X.



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 375

defter [Chroniken der osmanischen Dynastie, Heft X] (Türk Tarih Kurumu Basımevi, Ankara 1996). Die Kenntnis beider „Indien” im frühneuzeitlichen Europa. Akten der Zweiten Sektion des 37. deutschen Historikertages in Bamberg 1988, hg. von Urs Bitterli–Eberhard Schmitt (München 1991). Hans-Otto Keunecke, Die Herstellung amtlicher Drucksachen durch Christoph Gutknecht (1542–1548). MVGN 74 (1987) 151–170. Hans-Otto Keunecke, Friedrich Peypus (1485−1535). Zu Leben und Werk des Nürnberger Buchdruckers und Buchhändlers. MVGN 72 (1985) 1−65. Christian Kiening, Mediologie – Christologie. Konturen einer Grundfigur mittelalterlicher Medialität. Das Mittelalter. Perspektiven mediävistischer Forschung 15/2 (2010) 16−32. Robert King, The mysterious ‘Jave la Grande’ in: Mapping our World. Terra incognita to Australia. Exhibition catalogue, National Library of Australia, ed. Nat Williams (Canberra 2013) 78–81. Barbara Kink, Art. Armer Mann/Gemeiner Mann. Historisches Lexikon Bayerns (6. 7. 2016), http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Armer Mann/Gemeiner Mann [5. 7. 2019]. Jean-Pierre Kintz, Strassburg, die wunderschöne. Der Schauplan von Conrad Morant, in: Bild und Wahrnehmung der Stadt 67−83. Thomas Kirchner, Historienbild, in: Handbuch der politischen Ikonographie, 2 Bde., hg. von Uwe Fleckner–Martin Warnke–Henrik Ziegler (München 2011) 1 505−512. Hans Joachim Kissling, Türkenfurcht und Türkenhoffnung im 15./16. Jahrhundert. Zur Geschichte eines „Komplexes“. SOF 23 (1964) 1–18. Cornelia Kleinlogel, Exotik – Erotik. Zur Geschichte des Türkenbildes in der deutschen Literatur der frühen Neuzeit (1453–1800) (Bochumer Schriften zur deutschen Literatur 8, Frankfurt/Main u. a. 1989). Onno Klopp, Abermaliges offenes Sendschreiben an den Herrn Bürgermeister Uhl, 6. November 1882, in: Ders., Zur Zweiten Säcular-Feier des 12. September 1683. Wiederabdruck der Anfrage des Herrn Bürgermeisters Uhl und der zwei offenen Sendschreiben von Onno Klopp an denselben, mit einem Votum für die Säcularfeier (Graz 1882) 11–16. Onno Klopp, Offenes Sendschreiben an Herrn Bürgermeister Uhl, 24. Oktober 1882, in: Ders., Zur Zweiten Säcular-Feier des 12. September 1683. Wiederabdruck der Anfrage des Herrn Bürgermeisters Uhl und der zwei offenen Sendschreiben von Onno Klopp an denselben, mit einem Votum für die Säcularfeier (Graz 1882) 6–11. Éva Knapp−Gábor Tüskés, Volksfrömmigkeit in Ungarn. Beiträge zur vergleichenden Literatur- und Kulturgeschichte. Quellen und Forschung zur europäischen Ethnologie 18 (1996) 17−23. Martin Knoll, Die Natur der menschlichen Welt. Siedlung, Territorium und Umwelt in der historisch-topografischen Literatur der Frühen Neuzeit (Histoire 42, Bielefeld 2013). Joachim Köhler, Die Flugschriften. Versuch der Präzisierung eines geläufigen Begriffes, in: Festgabe für Ernst Walter Zeeden, hg. von Horst Raabe (Münster 1976) 36–61. Alfred Kohler, Ferdinand I. 1503–1564. Fürst, König und Kaiser (München 2003). Alfred Kohler, Art. Katzianer, Hans. NDB 11 (1977) 338f.

376

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Manfred Koller, Der Wiener Schottenaltar – Befund und Restaurierung, in: Museum im Schottenstift 191−199. Felix Konrad, Von der „Türkengefahr“ zu Exotismus und Orientalismus: Der Islam als Antithese Europas (1453–1914)?, http://www.ieg-ego.eu/de/threads/modelle-undstereotypen/tuerkengefahr-exotismus-orientalismus (2010) [6. 3. 2019]. Robert Konrad, Das himmlische und das irdische Jerusalem im mittelalterlichen Denken. Mythische Vorstellung und geschichtliche Wirkung, in: Speculum Historiale. Geschichte im Spiegel von Geschichtsschreibung und Geschichtsdeutung, hg. von Clemens Bauer–Laetitia Boehm–Max Müller (München 1965) 523–540. Walter Koschatzky, Die Kunst der Graphik: Technik, Geschichte, Meisterwerke (München 131999). Jan Kozák–Krystyna Szykula, Prag 1562. Das Prager Stadtpanorama aus dem Jahre 1562. Nach dem Exemplar der Universitätsbibliothek Wrocław/Breslau (Weißenhorn 1994). Lena Krämer, Zwischen Ideal und Utopie. Geometrische Stadtvisionen aus der Vogelschau, in: Von oben gesehen 49−69. Krakau – Nürnberg – Prag. Stadt und Reformation: Krakau, Nürnberg und Prag (1500– 1618), hg. von Michael Diefenbacher–Olga Fejtová–Zdzisław Noga (Doumenta Pragensia Monographia 33/2, Prag 2019). Anette Kranz, Rundansicht der Stadt Wien zur Zeit der ersten Türkenbelagerung, in: Als Frieden möglich war 306 Nr. I.6. Max Kratochwill, Niclas Meldemans „berühmter Maler“. WGBll 33 (1978) 84f. Max Kratochwill, Neues zum „Albertinischen Plan“ von Wien (mit einem Bild auf Falttafel XXVIII). Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft 116 (1974) 202−206. Max Kratochwill, Zur Frage der Echtheit des „Albertinischen Planes“ von Wien. JbVGStW 29 (1973) 7−36. Heike Krause, Bildquellen der Neuzeit – Eine Auswahl, in: Sakl-Oberthaler–Mosser–Krause–Reichhalter, Stadtmauer 222–281. Heike Krause, Bildquellen des späten Mittelalters, in: Sakl-Oberthaler–Mosser– Krause–Reichhalter, Stadtmauer 83–91. Heike Krause, Historische und archäologische Quellen zur jüngeren hochmittelalterlichen Stadtbefestigung, in: Sakl-Oberthaler–Mosser–Krause–Reichhalter, Stadtmauer 53–68. Heike Krause, Löblbastion, Kurtine und angrenzende Häuser – eine archäologische Baubegleitung in Wien 1, Josef-Meinrad-Platz/Löwelstraße. FW 16 (2013) 162–179. Heike Krause, Der Stadtgraben und das Glacis der Festung Wien. Die Grabung Wien 1, Weihburggasse. FW 14 (2011) 32–70. Heike Krause, Die mittelalterliche Stadtmauer von Wien. Versuch einer Rekonstruktion ihres Verlaufs, in: Stadt – Land – Burg. FS für Sabine Felgenhauer-Schmiedt zum 70. Geburtstag, hg. von Claudia Theune-Vogt (Internationale Archäologie, Studia honoraria 34, Rahden 2013) 79–88. Heike Krause, Die Vorstadt St. Niklas vor dem Stubentor und das Zisterzienserinnenkloster St. Maria. Ausgrabungen in Wien 3, Siegelgasse 1 und Rasumofskygasse 29– 31. FW 22 (2019) 138−167. Heike Krause, Wien wird Festungsstadt – Der Ausbau nach der Belagerung von 1529 bis



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 377

in die Mitte der 1560er Jahre, in: Opll–Krause–Sonnlechner, Wien als Festungsstadt 147–196. Heike Krause, Zur Entstehung der Stadt Wien und ihrer Befestigung aus historischarchäologischer Sicht, in: Gertrud Haidvogl–Friedrich Hauer–Severin Hohensinner–Erich Raith–Martin Schmid–Christoph Sonnlechner–Christina SpitzbartGlasl–Verena Winiwarter, Wasser Stadt Wien. Eine Umweltgeschichte (Wien 2019) 328–331. Heike Krause–Paul Mitchell–Martin Mosser, Das Pasqualatihaus auf der Bastei – Bauhistorische Untersuchung im Keller des Hauses Wien 1, Mölker Bastei 8. FW 21 (2018) 48–81. Heike Krause–Christoph Öllerer, Wien 1, Hohenstaufengasse (Künette). FW 19 (2016) 157f. Heike Krause–Gerhard Reichhalter–Ingeborg Gaisbauer–Ingrid Mader–Sylvia SaklOberthaler–Christine Ranseder, Mauern um Wien. Die Stadtbefestigung von 1529 bis 1857 (Wien Archäologisch 6, Wien 2014). Jens Kremb, Bemalte Tischplatten des Spätmittelalters (Studien zur Kunst 34, Köln–Weimar–Wien 2016). Richard L. Kremer, Incunable Almanacs and Practica as Practical Knowledge Produced in Trading Zone, in: The Structures of Practical Knowlegde, hg. von Matteo Valleriani (London 2017) 333–369. Ingrid Kretschmer–Johannes Dörflinger–Franz Wawrik, Lexikon zur Geschichte der Kartographie von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg 2 (Wien 1986). Der Kriegszug Kaiser Karls V. gegen Tunis. Kartons und Tapisserien, ed. Wilfried Seipel (Wien 2000). Herbert Krüger, Erhard Etzlaub’s Romweg Map and its Dating in the Holy Year of 1500. Imago Mundi 8 (1951) 17–26. Herbert Krüger, Die Romweg-Karte Erhard Etzlaubs in ihren verschiedenen Ausgaben seit 1492. Petermanns Geographische Mitteilungen Heft 7 (1942). Herbert Krüger, Des Nürnberger Meisters Erhard Etzlaub älteste Straßenkarten von Deutschland. JfL 18 (1958) 1–287, 379–407. Hans-Jörg Künast, „Getruckt zu Augspurg“. Buchdruck und Buchhandel in Augsburg zwischen 1468 und 1555 (Studia Augustana 8, Tübingen 1997). Hartmut Kugler, Hochmittelalterliche Weltkarten als Geschichtsbilder, in: Hochmittelalterliches Geschichtsbewusstsein im Spiegel nichthistoriographischer Quellen, hg. von Hans-Werner Goetz (Berlin 1998) 179–200. Hartmut Kugler, Die Vorstellung der Stadt in der Literatur des deutschen Mittelalters (Münchener Texte und Untersuchungen zur deutschen Literatur des Mittelalters 88, München 1986). Kulturelle Funktionen von städtischem Raum im Wandel der Zeit/Cultural Functions of Urban Spaces through the Ages, hg. von Ferdinand Opll–Martin Scheutz (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 29, Innsbruck–Wien–Bozen 2019). Özlem Kumrular, Osmanlı Sarayında ve Avrupa Siyasi Sahnesinde Venedikli bir Sınır Diplomatı: ‘Mir-i Venedik Oğlu‘ Alvise Gritti [Ein venezianischer Grenzdiplomat im osmanischen Palast und der politischen Bühne Europas: Alvise Gritti, „Sohn des Herrn von Venedig“]. Tarih ve Toplum: Yeni Yaklaşımlar 6 (2007/2008) 39–59. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien I. Bezirk – Innere Stadt, bearb. Günther Buchinger (Dehio-Handbuch, Horn–Wien 2003).

378

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Marcia Kupfer, The Lost Mappamundi at Chalivoy-Millon. Speculum 66 (1991) 540– 571. Marcia Kupfer, The Lost Wheel Map of Ambrogio Lorenzetti. Art Bulletin 78 (June 1996) 286–310. Adolf Kutzlnigg, Das Befestigungs- und Kriegswesen, in: Geschichte der Stadt Wien II/1 (Wien 1900) 284–351. Niklaus Largier, Medialität der Gewalt. Das Martyrium als Exempel agonaler Theatralisierung, in: Gewalt im Mittelalter 273−291. Wolfgang Lazius, Typi chorographici provinciarum Austriae (Vienna 1561). Wolfgang Lazius, Commentariorum rerum Graecarum libri II, in quibus tam Helladis quam Peloponnesi, quae in lucem antea non venerunt, explicantur (Vienna 1558). Julius Leisching, Johann Tscherte, königlicher Baumeister der niederösterreichischen Lande (†1552). Zeitschrift des deutschen Vereines für die Geschichte Mährens und Schlesiens 4 (1900) 279–316. Madeleine Alexandra Lengyel, Der Wiener Stadtbrand von 1525 und seine Auswirkung auf den Stadtraum (Dipl. Wien 2020). Irene Lenk, Die Wiener „Neuen Zeitungen“ 1571–1600. Ihre mediengeschichtliche Entwicklung und ihre Bedeutung als Quelle zur Zeitgeschichte (Diss. Wien 1978). Sonja Lessacher, „Über die prugken ze hanndeln oder ze wanndeln“. Die Verwaltung der Wiener Brücken im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, in: Verwaltetes Wasser im Österreich des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, hg. von Martin Scheutz– Herwig Weigl (Forschung zur Landeskunde von Niederösterreich 37, Wien 2015) 149–178. Lexikon des gesamten Buchwesens, http://dx.doi.org/10.1163/9789004337862__ COM_260219 [8. 11. 2018]. Ein Lied gemacht wie es im Osterland ergangen ist / Jn dem thon / Es geet ein frischer summer daher. Darnach ein gebet zů Got wider den Tuercken (Nürnberg [Drucker Kunigunde Hergot] 1529), VD16 D115. Ein neues Lied in welchem ausz angebung deren so von anfang mit vnd darbey gewesen/ Die gantz handlung des Tuercken / in Vngern vnd Osterreych nemlich der belegerung der stat Wien begryffen ist (Nürnberg [Drucker Friedrich Beypus] 1529), VD16 Z339. Saskia Limbach, Government Use of Print in the Holy Roman Empire in the Sixteenth Century (Diss. St. Andrews 2017). Karl Lind, Kaiser Karls V. Heerschau über die Reichstruppen am Marchfelde bei Wien im Jahre 1532. BMWien 10 (1869) 38–44. [Karl Lind,] Vortrag des Geschäftsleiters über das an die Vereinsmitglieder aus Anlass der Generalversammlung übergebene Gedenkblatt. BMWien 11 (1870) VIIIf. Constanze Lindner Haigis–Dieter Nievergelt (unter Mitarbeit von Ludwig Engelhardt), Die frühesten Modellbaubogen. Ein Sonnenuhr-Kruzifix von Georg Hartmann (1489–1564) aus Nürnberg, in: 25 Tagungen Arbeitskreis Bild Druck Papier. Tagungsband Ravenna 2006, hg. von Wolfgang Brückner (Münster u. a. 2007) 11–36. Georg Wolfgang Karl Lochner, Die Personen-Namen in Albrecht Dürerʼs Briefen aus Venedig (Nürnberg 1870). Georg Wolfgang Karl Lochner, Pirkheimers Brief an Tzerte. Aus dem Originalconcept auf der Stadtbibliothek in Nürnberg. Repertorium für Kunstwissenschaft 2 (1879) 35– 50.



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 379

Kurt Löcher, Barthel Beham. Ein Maler aus dem Dürerkreis (München–Berlin 1999). Kurt Löcher, Jakob Seisenegger, Hofmaler Kaiser Ferdinands I. Neue Funde und Stand der Forschung. Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst 3/63 (2012) 103−146. Kurt Löcher, Jakob Seiseneggers Bildnisse Kaiser Karls V. in ganzer Figur, in: Tizian versus Seisenegger. Die Portraits Karls V. mit Hund. Ein Holbeinstreit, hg. von Sylvia Ferino-Pagden (Wien 2005) 69–76. Kurt Löcher, Jakob Seisenegger, Hofmaler Kaiser Ferdinands I. (Kunstwissenschaftliche Studien 31, München–Berlin 1962). Kurt Löcher, Art. Seisenegger. NDB 24 (2010) 198f. Cornelia Logemann, Gestickte Geschichte. Der Teppich von Bayeux als Visualisierung zeitgenössischer Ereignisse, in: Bilder machen Geschichte 19−30. Heath W. Lowry, Fourteenth Century Ottoman Realities: In Search of Hâcı-Gâzî Evrenos/On Dördüncü Yüzyıl Osmanlı Gerçekleri: Hacı-Gazi Evrenos’un İzinde, übers. von M. Alper Öztürk (Occasional Papers in History 5, İstanbul 2012). Heath W. Lowry, The Nature of the Early Ottoman State (SUNY series in the social and economic history of the Middle East, Albany 2003). Luṭfī Paşa: Mübahat S. Kütükoğlu, Luṭfi Paşa Âsafnâmesi: Bir Metin Tesisi Denemesi, in: Prof. Dr. Bekir Kütükoğlu’na Armağan [Das Wesirsbuch Luṭfī Paschas: Versuch einer Texterstellung], hg. von ders. (İstanbul 1991) 49–99. Luṭfī Paşa, Tevārīḫ-i Āl-i ʽOsmān li-Luṭfī Paşa: 961 Senesine Ḳadar Vuḳūʽātdan Baḥsėder [Die Chroniken der osmanischen Dynastie von Luṭfī Pascha: bis zum Jahr 1554] [ed. Kesbi ʽĀlī] (İstānbūl 1341 [1922−1923]). Martin Luther, Heerpredigt wider den Türken, in: Ders., Schriften/Werke. Kritische Gesamtausgabe 2/30 (Weimar 1909) 149−197; VD 16 L 4914. Martin Luther, Vom Kriege wider die Türken (1529), in: Ders., Werke. Kritische Gesamtausgabe 30 (Weimar 1883−1986) 81−148; VD 16 L 7044. Martin Luther, Von weltlicher Oberkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei, in: Ders., Schriften/Werke. Kritische Gesamtausgabe 11 (Weimar 1953) 229−281. Martin Luther und die Reformation in Deutschland. Ausstellung zum 500. Geburtstag Martin Luthers. Veranstaltet vom Germanischen Nationalmuseum Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem Verein für Reformationsgeschichte, hg. von Gerhard Bott (Frankfurt/Main 1983). Luther, Kolumbus und die Folgen. Welt im Wandel 1500–1600. Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg vom 13. Juli bis 12. November 2017, hg. von Thomas Eser–Stephanie Armer (Nürnberg 2017). Christina Lutter, Donatorsʼ Choice? How Benefactors Related to Religious Houses in Medieval Vienna, in: Entscheiden über Religion: Religiöse Optionen und Alternativen im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit, hg. von Sita Steckel (Tübingen 2020) (im Erscheinen). Hans Lutz von Augsburg, Grundige und warhafftige bericht der geschichte vnnd kriegshandlung: so sich / neben und vsser der Stat Wien belegerung heruß vff dem Lande / von des heyligen Ro. Reichs Obersten Veldthaubtman meinem genedigen Fürsten vnnd herrn Hertzogen Friderichen Pfaltzgrauen etc. bederseyts gegen vnd mit den vheinden / den Türckhen gepraucht zu getrgen / begirlich zuhören (Regensburg 1530), VD16 L 7663. Bruce W. MacGowan, Sirem Sancağı Mufassal Tahrir Defteri [Das detaillierte Steuerregister der Provinz Syrmien] (Türk Tarih Kurumu Yayınları XIV/2, Ankara 1983).

380

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Ingrid Mader–Ingeborg Gaisbauer–Sabine Jäger-Wersonig–Markus Jeitler–Doris Schön, Die Residenzstadt Wien an der Donau. Die Geschichte der Stadtbefestigung am Beispiel der Neutorbastei (Festungsforschung 10, Regensburg 2018). Mathis Mager, Krisenerfahrung und Bewältigungsstrategien des Johanniterordens nach der Eroberung von Rhodos 1522 (Münster 2014). Marian Małowist, Konkwistadorzy portugalscy [Portugiesische Konquistadoren] (War­ szawa 1992). Mapamundi, hg. und kommentiert von Georges Grosjean (Zürich 1977). Jan Marr, Kriege und Seuchen. Spätmittelalterliche Katastrophen und ihre Reflexion in den deutschen Einblattdrucken von 1460 bis 1520 (ungedruckte Diss. Trier 2010). https://ubt.opus.hbz-nrw.de/opus45-ubtr/frontdoor/deliver/index/docId/381/file/ KriegeSeuchen_online.pdf [12. 12. 2019]. „Mars und die Musen“. Das Wechselspiel von Militär, Krieg und Kunst in der Frühen Neuzeit, hg. von Jutta Nowosadtko–Matthias Rogg (Herrschaft und soziale Systeme in der Frühen Neuzeit 5, Berlin 2008). Pieter Martens, Hieronymus Cock’s view of Antwerp (1557): its genesis and offspring, from Antwerp to Italy. Simiolus. Netherlands Quarterly for the History of Art 39/3 (2017) 171−196. Pieter Martens, Siege warfare (early modern), in: The Encyclopedia of War, 4 Bde., hg.von Gordon Martel (Malden, MA–Oxford 2012) 4 1987−1994. Die materielle Kultur der Stadt in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, hg. von Sabine von Heusinger–Susanne Wittekind (Städteforschung A/100, Münster 2019). Matrakçı Nasuh, Beyān-ı Menāzil-i Sefer-i ʿIrāḳeyn-i Sulṭān Süleymān Ḫān: Önsöz, Giriş, Çevriyazı, Notlar ve Dizinler ile Tıpkıbasımı [Erklärung der Etappen des Feldzugs in das Zweistromland von Sultan Süleymān: Vorwort, Einführung, Transliteration, Anmerkungen, Register und Faksimile], ed. Hüseyin G. Yurdaydın (Türk Tarih Kurumu Yayınları I/3, Ankara 1976). Matrakçı Nasuh, Swordsman, Historian, Mathematician, Artist, Calligrapher Matrakçı Nasuh and his Menazilname: Account of the Stages of Sultan Süleyman Khan’s Iraqi Campaign, 2 Bde., ed. Nurhan Atasoy (İstanbul 2015). Die Matrikel der Universität Wien 3: 1518/II–1579/I, ed. Franz Gall–Willy Szaivert (Graz 1971). Maximilians Ruhmeswerk. Künste und Wissenschaften im Umkreis Kaiser Maximilians I., hg. von Jan-Dirk Müller–Hans-Joachim Ziegeler (Berlin–Boston 2015). Alfred May, Wien in alten Ansichten. Das Werden der Wiener Vedute (Wien 31985). Gottfried Mehnert, Der Türk ist der Lutherischen Glück ... . Die Reformation in Südosteuropa: Luther – der Papst – der Kaiser – der Sultan (Arbeiten zur historischen und systematischen Theologie 23, Münster 2019). Christian Meier, Das Gebot zu Vergessen und die Unabweisbarkeit des Erinnerns. Vom öffentlichen Umgang mit schlimmer Vergangenheit (München 2010). Melanchthons Briefwechsel. Kritische und kommentierte Gesamtausgabe T 4/1: Texte 859−1003a (Januar–Juli 1530), ed. Johanna Loehr (Stuttgart–Bad Cannstatt 2007). Niclas Meldeman, Ein kurtzer bericht vber die recht warhafftig Contrafactur / Trckischer belegerung der stat Wien / wie dieselbig anzusehen vnnd zuuersteen sey / welche zu rhům / preyß / lob vnd ehr gantzem Rmischem Reich / gemeyner Ritterschafft / vn(d) in sonderheyt einem Erbern Rath der stat Nrmberg / durch Niclaus



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 381

Meldeman yetzt verfertigt / getrckt vnnd außgangen ist (Nürnberg 1530), VD16 M 4443; ÖNB 64.H.29(10), siehe das Digitalisat dort. [Niclas Meldeman,] Ein kurzer bericht uber die recht warhafftig Contrafactur tuerkischer belegerung der stat Wien, wie dieselbig anzusehen unnd zuversteen sey, welche zu rhuom, preyß, lob und ehr gantzem Roemischen Reich gemeyner ritterschaft und in sonderheyt einem erbern rath der stat Nuermberg durch Niclas Meldeman yetz verfertigt, getrueckt unnd außgangen ist, in: Niclas Meldeman’s Rundansicht der Stadt Wien während der Türkenbelagerung im Jahre 1529, hg. von Albert Camesina–Karl Weiss (Wien 1863; Wien 21869) 22−26. Niclas Meldeman, Der stadt Wien belegerung, wie die auff dem hohen sant Steffans­ thurn allenthalben gerings vm die gantze stadt, zu wasser und landt mit allen dingen anzusehen gwest ist, Vnd von einem berumpten mler der on dass auff s. Steffans thurn in derselben belegerung verordent gewest ist, mit gantzem fleiß verzeychnet und abgemacht, gescheen nach Christi geburt. M.CCCCC.XXIX vnd im XXX in truck gepracht (Wien Museum, Inv. Nr. 48.068). Gert Melville, Zeichen der Stadt. Zum mittelalterlichen „Imaginaire“ des Urbanen, in: Was machte im Mittelalter zur Stadt?, hg. von Kurt-Ulrich Jäschke–Christhard Schenk (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Heilbronn 18, Heilbronn 2007) 9–24. Ute Mennecke, Lukas Cranachs „Eroberung Wolfenbüttels“. Ein Holzschnitt im Dienste der Reformation. BlldtLG 118 (1982) 137–159. Mireille Mentré, Jérusalem Céleste, in: Jerusalem, Rome, Constantinopole. LʼImage et le Mythe de la Ville (Cultures et civilisations médiévales, Paris 1987) 17–32. Gerhard Mercator. Wissenschaft und Wissenstransfer, hg. von Ute Schneider–Stefan Brakensiek (Darmstadt 2015) Ulrich Merkl, Buchmalerei in Bayern in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Spätblüte und Endzeit einer Gattung (Regensburg 1999). Dieter Mertens, Europäischer Friede und Türkenkrieg im Spätmittelalter, in: Zwischenstaatliche Friedenswahrung in Mittelalter und früher Neuzeit, hg. von Heinz Duchhardt (Münstersche historische Forschungen 1, Köln−Wien 1991) 45−90. Alfred Messerli, Bilder verstehen, so gut es geht: Frühneuzeitliche Bildrezeption zwischen visueller Vorgabe und individuellem Erwartungshorizont, in: Modernisierung des Sehens. Sehweisen zwischen Künsten und Medien, hg. von Matthias Bruhn−KaiUwe Hemken (Bielefeld 2008) 159−177. Alfred Messerli, Überlegungen zu einem Paradigmenwechsel in der Erforschung seiner Rezeption, in: Wahrnehmungsgeschichte und Wissensdiskurs 23–31. Peter H. Meurer, Cartography in the German Lands, 1450–1650, in: Cartography in the European Renaissance, hg. von David Woodward (History of Cartography 3/2, Chicago 2007) 1172−1245. Peter H. Meurer−Günter Schilder, Die Wandkarte des Türkenzuges 1529 von Johann Haselberg und Christoph Zell. Cartographia Helvetica 39 (2009) 27−42. Peter H. Meurer−Günter Schilder, Die Wandkarte des Türkenzuges 1529 von Johann Haselberg und Christoph Zell. WGBll 65 (2010) 21−46 [Nachdruck]. Sergiusz Michalski, Vom Himmlischen Jerusalem bis zu den Veduten des 18. Jahrhunderts. Symbolik und Darstellungsparadigmen der Stadtprofilansichten, in: Bild der Stadt in der Neuzeit 1400−1800 46–55. Tanja Michalsky, Medien der Beschreibung. Zum Verhältnis von Kartographie, Topo-

382

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

graphie und Landschaftsmalerei in der Frühen Neuzeit, in: Text – Bild – Karte: Kartographien der Vormoderne, hg. von Jürg Glauser–Christian Kiening (Rombach Wissenschaften/Reihe Litterae 105, Freiburg/Breisgau 2007) 319−349. Tanja Michalsky, Projektion und Imagination. Die niederländische Landschaft der Frühen Neuzeit im Diskurs von Geographie und Malerei (München 2011). Nine Miedema, Erhard Etzlaubs Karten. Ein Beitrag zur Geschichte der mittelalterlichen Kartographie und des Einblattdrucks. Gutenberg-Jahrbuch 71 (1996) 99–125. Ursula Mielke, Art. Schön, Erhard. NDB 23 (2007) 374f. Marica Milanesi, Harleyan Map nota anche come Dauphin Map, in: Segni e sogni della terra 152. Thomas Minadoi, War between the Turks and the Persians: Conflict and Religion in the Safavid and Ottoman Worlds (London–New York ²2017). Paul Mitchell, Die Baugeschichte der Wiener Hofburg im Mittelalter. Neue Ergebnisse im Bau und Boden. BMÖ 34 (2018) 137–153. Paul Mitchell, Die Stadtmauer im Bereich der Burg, in: Die Wiener Hofburg im Mittelalter 38–44. Paul Mitchell–Günther Buchinger, Die Rekonstruktion der Burg um 1458/62 und am Ausgang des Mittelalters, in: Die Wiener Hofburg im Mittelalter 424−436. Florian Mittenhuber–Thomas Klöti, Ptolemaios-Rezeption in der Kartographiegeschichte, in: Ptolemaios, Handbuch der Geographie, Ergänzungsband mit einer Edition des Kanons bedeutender Städte, hg. von Alfred Stückelberger–Florian Mittenhuber (Basel 2009) 383–401. Bernd Moeller, Art. Flugschriften der Reformationszeit. TRE 21 (1983) 240–246. Pauline Moffitt Watts, The European Religious Worldview and its Influence on Mapping, in: Cartography in the European Renaissance 3/1 382–400. Pauline Moffitt Watts, The World Map, 1300–1492. The Persistence of Tradition and Transformation (Baltimore 2007). Victoria Morse, The Role of Maps in Later Medieval Society. Twelfth to Fourteenth Century, in: Cartography in the European Renaissance 3/1 25–52. Martin Mosser, Wien 1, Seilerstätte/Singerstraße/Liebenberggasse (Künettengrabung). FW 18 (2015) 266−269. Martin Mosser, Wien 1, Dominikanerbastei 2–12. FW 19 (2016) 154f. Arnd Müller, Zensurpolitik der Reichsstadt Nürnberg von der Einführung der Buchdruckerkunst bis zum Ende der Reichsstadtzeit. MVGN 49 (1959) 66–169. Ralf C. Müller, Der umworbene „Erbfeind“. Habsburgische Diplomatie an der Hohen Pforte vom Regierungsantritt Maximilians I. bis zum „Langen Türkenkrieg“ – ein Entwurf, in: Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie 251–279. Johannes Müllner, Die Annalen der Reichsstadt Nürnberg von 1623, ed. Michael Diefenbacher unter Mitwirkung von Walter Gebhardt (Quellen und Forschungen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 32, Teil III: 1470–1544, Nürnberg 2003). Münšeʾāt ve Baʿż-ı Vāqiʿa-ı Sulṭān Süleymān Ḫān [Korrespondenzstücke und einige Begebenheiten Sultan Süleymāns des Prächtigen] (Wien ÖNB, H. O. 50, fol. 112r–132v, http://data.onb.ac.at/rep/1000E509, Nr. 237–278 [6. 9. 2019]). Sebastian Münster, Cosmographei Oder beschreibung aller länder, herschafften, fürnemsten stetten, geschichten, gebreuchen, hantierungen etc. […] (Basel 1550), VD16 M 6693.



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 383

Barbara E. Mundy, Mapping the Aztec Capital: The 1524 Nuremberg Map of Tenochtitlan, Its Sources and Meanings. Imago Mundi 50 (1998) 11−33. Rhoads Murphey, Ottoman Warfare: 1500–1700 (London 1999). Rhoads Murphey, Süleyman I and the Conquest of Hungary: Ottoman Manifest Destiny or a Delayed Reaction to Charles V’s Universalist Vision. Journal of Early Modern History 5 (2001) 197–221. Christoph Gottlieb von Murr, Schreiben Herrn Willibald Pirkheimers, von Dürers Absterben, und von seiner gottlosen Xanthippe an Johann Tscherte, K. Karls V. Bau- und Brückenmeister in Wien 1528. Journal zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Litteratur 10 (1781) 36–46. Museum im Schottenstift. Kunstsammlungen der Benediktinerabtei zu den Schotten in Wien (Wien 1994). N. N., Die Übergabe des Salm-Monumentes. BMWien 18 (1879) III–V. Georg Kaspar Nagler, Die Monogrammisten und diejenigen bekannten und unbekannten Künstler aller Schulen 4 (München 1864). Gülru Necİpoğlu, Architecture, Ceremonial, and Power: The Topkapı Palace in the Fifteenth and Sixteenth Centuries (New York–Cambridge–London 1991). Gülru Necİpoğlu, Süleyman the Magnificent and the Representation of Power in the Context of Ottoman-Hapsburg-Papal Rivalry. The Art Bulletin 71/3 (1989) 401–427. Uwe Neddermeyer, Von der Handschrift zum gedruckten Buch. Schriftlichkeit und Leseinteresse im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Quantitative und qualitative Aspekte, 2 Bde. (Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem Deutschen Bucharchiv München 61, Wiesbaden 1998). Burkhard Neumann, „Ein feste Burg ist unser Gott“. Ein katholischer Blick auf Luthers Lied. Geist & Leben. Zeitschrift für christliche Spiritualität 82 (2009) 122–136. Christoph K. Neumann, Das indirekte Argument: ein Plädoyer für die Tanẓīmāt vermittels der Historie. Die geschichtliche Bedeutung von Aḥmed Cevdet Paşas Taʾrīḫ (Münster–Hamburg 1994). Christoph K. Neumann, Devletin Adı Yok: Bir Amblemin Okunması [Der Staat hat keinen Namen: Lektüre eines Emblems]. Cogito 19 (1999) 268–283. Johann Newald, Niclas Graf zu Salm. Eine historische Studie. BMWien 18 (1879) 1–122; 22 (1883) 127–167. Johann Newald, Das Grabmal des Grafen Niclas zu Salm in der Votivkirche (Wien 1879). Newe zeyttung, vnd warhafte anzaygung, wie die streiffend rott des Türckischen Tyrannen vnd verfolger des Christlichen plůts, auß hilff vnd gnad des almechtigen Gots, durch die vnsern erlegt vnd vmbgebracht, Am 18. Septembris geschehen (Augsburg 1532), VD16 N 823; ÖNB 299.293-B ALT RARA, Digitalisat dort. Antje Niederberger, Das Bild des Türken im deutschen Humanismus am Beispiel der Werke Sebastian Brants (1456–1521), in: Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie 181–204. Nikolaus von Kues, De docta ignorantia/Die belehrte Unwissenheit [Übersetzung Paul Wilpert], in: Ders., Philosophisch-theologische Werke 1 (Hamburg 2002). Lucia Nuti, The Perspective Plan in the Sixteenth Century. The Invention of a Representational Language. The Art Bulletin 76/1 (1994) 105−128. Eugen Oberhummer−Franz von Wieser, Wolfgang Lazius’ Karten von Österreich und Ungarn aus den Jahren 1545−1563 (Innsbruck 1906).

384

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Walter Öhlinger, Kriegsbericht als Rundpanorama, in: Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick, hg. von Sándor Békési–Elke Doppler (414. Sonderausstellung des Wien Museums, Wien 2017) 136f. Walter Öhlinger, Rundansicht der Stadt Wien zur Zeit der Ersten Türkenbelagerung 1529, in: 100 x Wien. Highlights aus dem Wien Museum Karlsplatz, hg. von Wolfgang Kos (Wien 22011) 48f. Oesterreichische National-Encyklopädie, oder alphabetische Darlegung der wissenswürdigsten Eigenthümlichkeiten des österreichischen Kaiserthumes 6 (Wien 1838). Salih Özbaran, Bir Osmanlı Kimliği: 14.–17. Yüzyıllarda Rûm, Rûm Aidiyet ve İmgeleri [Eine osmanische Identität. „Rom“, die Zugehörigkeit zu „Rom“ und ihre Symbole vom 14. zum 17. Jahrhundert] (Tarih ve coğrafya dizisi 29, İstanbul 2004). Christian Oggolder–Karl Vocelka, Flugblätter, Flugschriften und periodische Zeitungen, in: Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.–18. Jahrhundert). Ein exemplarisches Handbuch, hg. von Josef Pauser–Martin Scheutz–Thomas Winkelbauer (MIÖG Ergbd. 44, Wien 2008) 860–874. António Henrique de Oliveira Marques, Hansa e Portugal na Idade Média (Lisboa 1959). Ferdinand Opll, Älteste Vogelschau von Wien, in: Wien von oben 20f. Ferdinand Opll, Alte Grenzen im Wiener Raum (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien 4, Wien–München 1986). Ferdinand Opll, Das Antlitz der Stadt Wien am Ende des Mittelalters. Bekanntes und Neues zu den „Wien-Ansichten“ auf Tafelbildern des 15. Jahrhunderts. JbVGStW 55 (1999) 101−145. Ferdinand Opll, Ferdinand I. und seine Stadt Wien. Versuch einer Neubewertung des Verhältnisses zwischen Herrscher und Stadt. JbVGStW 61 (2005) 73–98. Ferdinand Opll, Der Festungsbau als Initiator des Stadtplanes. Zur Entwicklung der Wiener Stadtpläne im 16. Jahrhundert, in: Urbanität. Formen der Inszenierung in Texten, Karten, Bildern, hg. von Martina Stercken–Ute Schneider (Köln–Weimar– Wien 2016) 133‒155. Ferdinand Opll, Der frühneuzeitliche Festungsbau in Theorie und Praxis, in: Opll– Krause–Sonnlechner, Wien als Festungsstadt 127–145. Ferdinand Opll, Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitgenossen berichten (Wien−Köln−Weimar 1995). Ferdinand Opll, Das Panorama als Sichtweise des 19. Jahrhunderts, in: Wien wird Weltstadt. Die Ringstraße und ihre Zeit, hg. von Michaela Pfundner (Wien 2015) 23‒31. Ferdinand Opll (Bearb.), Die Regesten des Kaiserreiches unter Friedrich I. 1152 (1122), 5. Lieferung: Einleitung und Nachwort, Nachträge zu den Lieferungen 1–4, Bibliographie, Abkürzungs- und Siglenverzeichnis, Namenregister, Konkordanztafeln (J. F. Böhmer, Regesta Imperii IV/2/5, Wien–Köln–Weimar 2018). Ferdinand Opll, Der ungarische Raum und die Stadt Wien in frühen kartographischen Zeugnissen, in: Opll–Krause–Sonnlechner, Wien als Festungsstadt 101–126. Ferdinand Opll, Vienna from the 15th to the Middle of the 16th Century: Topography and Townscape, in: World of Innovation 27−39. Ferdinand Opll, Wien im Bild historischer Karten (Wien−Köln−Weimar 22004). Ferdinand Opll, Wien um 1500 – Das Antlitz der Stadt in Stadtbildern und Stadtplä-



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 385

nen im internationalen Kontext (Beitrag zur Tagung „Wiens erste Moderne. Visuelle Konstruktion von Identität im 15. Jahrhundert“, Internationale Tagung zu den Bildkünsten in Wien zwischen dem Meister von Heiligenkreuz und Lucas Cranach, Wien, 11.–13. April 2019) (in Vorbereitung). Ferdinand Opll, Das Wiener Scharlachrennen. Ein Pferderennen als Event in der mittelalterlichen Stadt. JbVGStW 72/73 (2016/17) 109−154. Ferdinand Opll, Das Wiener Scharlachrennen im überregionalen Kontext. Zu mittelalterlichen städtischen Pferderennen nördlich und südlich der Alpen, in: Kulturelle Funktionen von städtischem Raum 115−145. Ferdinand Opll, Die Wiener Stadtansicht vom späten Mittelalter bis zum Aufkommen der Fotografie, in: Od veduty k fotografii inscenování města v jeho historii/From veduta to photography. The staging of the city and its history, hg. von Olga Fejtová– Václav Ledvinka–Martina Maříková–Jiří Pešek (Documenta Pragensia XXXVI, Praha 2017) 23−52. Ferdinand Opll, Wiener Stadtansichten im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit (15.–17. Jahrhundert), in: Bild und Wahrnehmung der Stadt 157–187. Ferdinand Opll, Die Wiener Türkenbelagerungen und das kollektive Gedächtnis der Stadt. JbVGStW 64/65 (2008/09) 171–197. Ferdinand Opll–Heike Krause–Christoph Sonnlechner, Wien als Festungsstadt im 16. Jahrhundert. Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini (Wien 2017). Ferdinand Opll–Martin Roland, Wien und Wiener Neustadt im 15. Jahrhundert. Unbekannte Stadtansichten um 1460 in der New Yorker Handschrift der Concordantiae caritatis des Ulrich von Lilienfeld (FB 45, Innsbruck–Wien–Bozen 2006). Ferdinand Opll–Martin Stürzlinger, Wiener Ansichten und Pläne von den Anfängen bis 1609. Mit einem Neufund aus Gorizia/Görz aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (WGBll Beih. 4, Wien 2013). Hieronymus Ortelius [Oertl], Chronologia oder Historische beschreibung aller Kriegsempörungen unnd belagerungen der Stätt und Vestungen und Schlachten, so in Ober und Under Ungern auch Sibenbürgen mit dem Türcken von A. 1395 biß auff gegenwertige Zeit gedenckh würdig geschehen (Nürnberg 1604). Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie. Akten des internationalen Kongresses zum 150-jährigen Bestehen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, hg. von Marlene Kurz–Martin Scheutz–Karl Vocelka–Thomas Winkelbauer (MIÖG Ergbd. 48, Wien–München 2005). Jürgen Osterhammel, Die Wiederkehr des Raumes: Geopolitik, Geohistorie und historische Geographie. Neue Politische Literatur XLIII/3 (1998) 374−397. The Ottoman Empire as a World Power, 1453−1603, hg. von Suraiya Faroqhi–Kate Fleet (The Cambridge History of Turkey 2, Cambridge–New York 2013). Erwin Panofsky, Die altniederländische Malerei. Ihr Ursprung und Wesen 1−2, übersetzt und hg. von Jochen Sander−Stephan Kemperdick (Köln 2001). Gyula Pápay, Kartographie, in: Raumwissenschaften, hg. von Stephan Günzel (Frankfurt/Main 2009) 175–190. Gyula Pápay, Kartographie und Abbildung, in: Bild: Ein interdisziplinäres Handbuch, hg. von Stephan Günzel−Dieter Mersch (Stuttgart–Weimar 2014) 187−194. Gustav Pauli, Hans Sebald Beham. Ein kritisches Verzeichniss seiner Kupferstiche, Ra-

386

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

dirungen und Holzschnitte (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 33, Straßburg 1901). Gustav Pauli, Hans Sebald Beham. Nachträge zu dem kritischen Verzeichnis seiner Kupferstiche, Radierungen und Holzschnitte (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 134, Straßburg 1911). Josef Pauser, Amtsdrucksachen des 16. Jahrhunderts. Ein Beitrag zum frühneuzeitlichen Gesetzesdruck der Wiener Offizinen von Johann Winterburger, Johann Singriener d. Ä., den Singriener’schen Erben und Johann Singriener d. J. (MA Wien 2015). Josef Pauser, Verfassung und Verwaltung der Stadt Wien, in: Wien. Geschichte 2 47–90. Maria Pia Pedani, In nome del Gran Signore: Inviati ottomani a Venezia dalla caduta di Costantinopoli alla guerra di Candia (Venezia 1994). Leslie P. Peirce, The Imperial Harem: Women and Sovereignty in the Ottoman Empire (Studies in Middle Eastern History, New York–Oxford 1993). Albrecht Penck, Wolfgang Lazius’ Karten von Österreich und Ungarn. Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 2 (1907) 76−86. Richard Perger–Walther Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens (Wiener Geschichtsbücher 19/20, Wien/Hamburg 1977). Paul Pesel, Kurtzer Begriff welchermassen der grausam wütende Tyrann. vnd Erbfeindt der gantzen Christenheit der Türck/ etc. die Christlich weitberühmbt vnnd Fürstlich Statt Wien in Oesterreich / im Jar nach Christi Geburt 1529 belägert, in: Johannes Löwenklau (Bearb.), Neuwe Chronica Türckischer nation (Frankfurt/Main 1590) 442–467. Paulus Pesel, Historia germanica obsidionis urbis Viennensis tentatae a Solymano Turcarum Imperatore anno 1529, fol. 111r–156v (ÖNB Cod. 8019). Ernst D. Petritsch, Angst als politisches Instrument der Osmanen?, in: Türkenangst und Festungsbau 15–42. Petrus de Ebulo, Liber ad honorem Augusti, http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_03859.html [8. 11. 2018]; Digitalisat der Handschrift http://www.e-codices.ch/ de/list/one/bbb/0120-2 [8. 11. 2018]. Andrew Pettegree, The Book in the Renaissance (New Haven–London 2010). Andrew Pettegree, Broadsheets. Single-Sheet Publishing in the first Age of Printing. Typology and Typography, in: Broadsheets, hg. von dems. (Leiden 2017) 3–32. Andrew Pettegree, The Invention of News. How the World came to know about itself (New Haven–London 2015). Andrew Pettegree, Die Marke Luther – Wie ein unbekannter Mönch eine deutschen Kleinstadt zum Zentrum der Druckindustrie und sich selbst zum berühmtesten Mann Europas machte – und die protestantische Reformation lostrat (Berlin 2016). Andrew Pettegree–Matthew Hall, Buchdruck und Reformation – eine Neubetrachtung, in: Bücher, Drucker, Bibliotheken in Mitteldeutschland. Neue Forschungen zur Kommunikations- und Mediengeschichte um 1500, hg. von Enno Bünz (Schriften zur sächsischen Geschichte und Volkskunde 15, Leipzig 2006) 343–371. Carl Pfaff, Die Welt der Schweizer Bilderchroniken (Schwyz 1991). Helmuth Pfandl, Die Berichterstattung über die erste Wiener Türkenbelagerung 1529 (Diss. Wien 1957). Ludwig Pfandl, Itinerarium Hispanicum Hieronymi Monetarii 1494–1495. Revue Hispanique 48 (1920) 1–179. Gerhard Pfeiffer, Quellen zur Nürnberger Reformationsgeschichte. Von der Duldung



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 387

liturgischer Änderungen bis zur Ausübung des Kirchenregiments durch den Rat (Juni 1524–Juni 1525) (Einzelarbeiten zur Kirchengeschichte Bayern 65, Nürnberg 1968). Christian Pfister, Wetternachhersage – 500 Jahre Klimavariationen und Naturkatastrophen (1496–1995) (Bern 1999). Ingeburg Pick, Die Türkengefahr als Motiv für die Entstehung kartographischer Werke über Wien (Diss. Wien 1980). Kurt Pilz, Art. Hirschvogel Augustin. NDB 9 (1972) 231f. Reinhard Pohanka, Die mittelalterliche Stadtbefestigung am Wiener Stubentor. BMÖ 3 (1987) 33–45. Political Functions of Urban Spaces and Town Types through the Ages. Making Use of the Historic Towns Atlases in Europe/Politische Funktionen städtischer Räume und Städtetypen im zeitlichen Wandel. Nutzung der Historischen Städteatlanten in Europa, hg. von Roman Czaja–Zdzisław Noga–Ferdinand Opll–Martin Scheutz (Cracow– Toruń–Wien 2019). Martha Pollak, Cities at War in Early Modern Europe (New York 2010). Walter Posch, Osmanisch-safavidische Beziehungen, 1545−1550: Der Fall Alkâs Mîrzâ (ÖAW, SB der phil-hist. Klasse 841, Wien 2013). Bernd Posselt, Konzeption und Kompilation der Schedelschen Weltchronik (MGH Schriften 71, Wiesbaden 2015). Andrea Pühringer, „Christen contra Heiden?“ Die Darstellung von Gewalt in den Türkenkriegen, in: Das Osmanische Reich und die Habsburgermonarchie 97–119. I punti di vista e le vedute di città, secoli XIII–XVI, hg. von Ugo Soragni–Teresa Colletta (Storia dell’Urbanistica 1.I/2010, Roma 2011). Quasi Centrum Europae – Europa kauft in Nürnberg 1400–1800. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, 20. Juni bis 6. Oktober 2002, hg. von Hermann Maué–Thomas Eser–Sven Hauschke–Jana Stolzenberger (Nürnberg 2002). Dominik Radlmaier, Ohne Buch keine Reformation – Nürnberger Buchdrucker der Reformationszeit, in: Deutschlands Auge & Ohr. Nürnberg als Medienzentrum der Reformation, hg. von Thomas Schauerte (Schriftenreihe der Museen der Stadt Nürnberg 8, Petersberg 2015) 35–45. Stephan Rakovszky, Das Pressburger Rathhaus und der Stadtrath, dessen Geschichte, Entwickelung (Pressburg 1872). Jörg Rasmussen, Zu Dürers unvollendetem Kupferstich „Die Große Kreuzigung“. Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums (1981) 56–79. Anja Rathmann Lutz, Vide infra […] vide supra: Flipping through Times in the Rudimentum Novitiorum (1475), in: Temporality and Mediality 177–196. Regiomontanus-Studien, hg. von Günther Hamann (ÖAW, SB der phil-hist. Klasse 364/ Veröffentlichungen der Kommission für Geschichte der Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin 28–30, Wien 1980). Moritz Reiffers, Das Ganze im Blick. Eine Kulturgeschichte des Überblicks vom Mittelalter bis zur Moderne (Bielefeld 2013). Paulus Reinhart, Rundprospekt der Umgebung der Stadt Nürnberg (Die Landwehr der Reichsstadt Nürnberg 1577), Staatsarchiv Nürnberg, Reichsstadt Nürnberg, Karten und Pläne Nr. 202 Cornelia Reiter, Der Wiener Schottenaltar – Geschichte, Stil und Charakteristika seiner Bildsprache, in: Museum im Schottenstift 173−190. Victor von Renner, Wien im Jahre 1683. Geschichte der Zweiten Belagerung der Stadt

388

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

durch die Türken im Rahmen der Zeitereignisse. Aus Anlass der zweiten Säcularfeier, verfaßt im Auftrage des Gemeinderates der k.k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien (Wien 1883). Christoph Reske, Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet. Auf der Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Benzing (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 51, Wiesbaden 22007). Christoph Reske, Art. Schedelsche Weltchronik, in: Historisches Lexikon Bayerns, http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Schedelsche_Weltchronik [12. 11. 2018]. Victor Reuterer, Die flüchtigen Rathsherren und Bürger von Wien anno 1529. BlLkNÖ N. F. 9 (1875) 303–306. Hans-Jörg Rheinberger, Experimentalsysteme, In-vitro-Kulturen, Modellorganismen, in: Kulturgeschichte des Menschenversuchs im 20. Jahrhundert, hg. von Birgit Griesecke (Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 1936, Frankfurt/Main 2009) 394−404. Hans-Jörg Rheinberger, Historische Epistemologie zur Einführung (Zur Einführung 336, Hamburg 2007). Hans-Jörg Rheinberger, Kulturen des Experiments. Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 30 (2007) 135−144. Glenn Richardson, The Field of Cloth of Gold (New Haven, CT–London 2014). Stefan Riesenfellner, „Alles mit Gott für Kaiser und Vaterland!“ Der maria-theresianische und franzisco-josephinische Denkmalkult rund um das Beispiel des „nationalen“ österreichischen Denkmalraumes der k.u.k. Militärakademie in Wiener Neustadt, in: Bewußtsein I 333–363. Stefan Riesenfellner, Steinernes Bewußtsein II. Die „Ruhmeshalle“ und die „Feldherrnhalle“ – das k.(u.)k. „Nationaldenkmal“ im Wiener Arsenal, in: Bewußtsein I 63–75. Gerhard Rill, Fürst und Hof in Österreich von den habsburgischen Teilungsverträgen bis zur Schlacht von Mohács (1521/22 bis 1526). Bd. 1: Außenpolitik und Diplomatie (Forschungen zur europäischen und vergleichenden Rechtsgeschichte 7, Wien 1993). Bernd Roeck, Das historische Auge. Kunstwerke als Zeugen ihrer Zeit. Von der Renaissance zur Revolution (Göttingen 2004). Bernd Roeck, Die Säkularisierung der Stadtvedute in der Neuzeit, in: Bild und Wahrnehmung der Stadt 189−198. Floridus Röhrig, Der Babenberger-Stammbaum im Stift Klosterneuburg (Wien 1975). Heinrich Röttinger, Ergänzungen und Berichtigungen des Sebald-Beham-Katalogs Gustav Paulis (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 246, Straßburg 1927). Heinrich Röttinger, Die Zeichner der nürnbergischen Flugblätter zur Wiener Türkenbelagerung von 1529. Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst (1921) 3–7. Mark Rosen, The Mapping of Power in Renaissance Italy. Painted Cartographic Cycles in Social and Intellectual Context (Cambridge 2015). Henry Preston Rossiter, Maximilian’s Triumphal Arch. Bulletin of the Museum of Fine Arts 49 (1951) 95–98. Ralph A. Ruch, Kartographie und Konflikt im Mittelalter. Manuskriptkarten aus dem oberrheinischen und schweizerischen Raum (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen 33, Zürich 2015). Elisabeth Rücker, Nürnberger Frühhumanisten und ihre Beschäftigung mit Geographie. Zur Frage einer Mitarbeit von Hieronymus Münzer und Conrad Celtis am Text der



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 389

Schedelschen Weltchronik, in: Humanismus und Naturwissenschaften, hg. von Rudolf Schmitz–Fritz Krafft (Beiträge zur Humanismusforschung 6, Boppard 1980) 181–192. Andreas Rutz, Die Beschreibung des Raums. Territoriale Grenzziehungen im Heiligen Römischen Reich (Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit 47, Köln–Weimar–Wien 2018). Hans Sachs, Ein newes Lied der gantz handel der türckischen belegerung der Stadt Wienn und ist in bruder veytten thon (Nürnberg 1530), VD16 S 276. Hans Sachs, Historia Der Türkischen Belägerung der statt Wien mit handlung beyder teyl, auff das Kürtzest ordentlich begriffen (Nürnberg 1529), in: Hans Sachs, Bd. 2., hg. von Adelbert von Keller (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart 103, Stuttgart 1870) 408–418. Kaya Şahİn, Empire and Power in the Reign of Süleyman: Narrating the Sixteenth-Century Ottoman World (Cambridge Studies in Islamic Civilization, Cambridge 2013). Orhan Şaik Gökyay, Kızıl Elma [Der Goldene Apfel]. Kim Etti Sana Bu Kârı Teklif: Seçme Makaleler 2 (İstanbul 1997) 71–152. Sylvia Sakl-Oberthaler–Martin Mosser–Heike Krause–Gerhard Reichhalter, Von der mittelalterlichen Stadtmauer zur neuzeitlichen Festung Wiens. Historisch-archäologische Auswertung der Grabungen in Wien 1, Wipplingerstraße 33–35 (MSW 9, Wien 2016). Arthur Saliger, Der Wiener Schottenmeister (München–Berlin–London–New York 2005). Robert Altgraf Salm-Reifferscheidt, Graf Niklas Salm der Verteidiger Wiens im Jahre 1529 und sein Denkmal in der Votivkirche. Oesterreichische Wehrzeitung (11. 10. 1929) 4. Robert Salzer, Art. Philipp, der jüngere Bruder des Kurfürsten Ottheinrich. ADB 26 (1888) 18–27. Große Sammlung alter Holzschnitte (Versteigerungskatalog C. G. Boerner Nr. 154, Leipzig 1927). Philipp Sarasin, Was ist Wissensgeschichte? Internationales Archiv für Sozialgeschichte der Deutschen Literatur 36/1 (2011) 159−172. Christine Sauer, Anton Koberger und seine „Manufaktur“ – (k)ein Forschungsthema? WNzB 42 (2017) 77–96. Christine Sauer, Den Medienwandel meistern. Krise und Aufschwung des Nürnberger Buchgewerbes in der Reformationszeit, in: Krakau – Nürnberg – Prag. Stadt und Reformation 189–214. Sigrid Schade, Schadenzauber und die Magie des Körpers. Hexenbilder in der Frühen Neuzeit (Worms 1983). Anton C. Schaendlinger, Die Feldzugstagebücher des ersten und zweiten ungarischen Feldzugs Suleymans I. (Beihefte zur Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 8, Wien 1978). Thomas Ulrich Schauerte, Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I. Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers (Kunstwissenschaftliche Studien 95, München–Berlin 2001). Thomas Schauerte, Größe als Argument. Genealogie als Movens der neuen Gattung Riesenholzschnitt im 16. Jahrhundert, in: Neue Modelle im Alten Europa. Traditions-

390

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

bruch und Innovation als Herausforderung in der Frühen Neuzeit, hg. von Christoph Kampmann–Eva-Bettina Krems–Anuschka Tischer (Köln 2012) 67–85. Hartmann Schedel, Weltchronik. Nachdruck der kolorierten Gesamtausgabe von 1493. Einleitung und Kommentar von Stephan Füssel (Augsburg 2004). Barbara Schedl, Von der „Abmeßung Sanct Stefans Thurm“. Der Hohe Turm des Wiener Stephansdomes im 16. Jahrhundert. RIHA Journal 0244 (20 May 2020), https:// www.riha-journal.org/articles/2020/0244-schedl [13. 6. 2020]. Barbara Schedl, Herzoghof und Frauenkloster. Repräsentative Bettelordensarchitektur im Herzogtum Österreich, in: Bettelorden in Mitteleuropa. Geschichte, Kunst und Spiritualität, hg. von Heidemarie Specht–Ralph Andraschek-Holzer (Beiträge zur Kirchengeschichte Niederösterreichs 15/Geschichtliche Beilagen zum St. Pöltner Diözesanblatt 32, St. Pölten 2008) 433–448. Barbara Schedl, Klosterleben und Stadtkultur im mittelalterlichen Wien. Zur Architektur religiöser Frauenkommunitäten (FB 51, Wien–Innsbruck 2009). Barbara Schedl, St. Stephan in Wien, Der Bau der gotischen Kirche (Wien–Köln–Weimar 2018). Helga Scheible, Willibald Pirckheimers Briefwechsel 7 (München 2009). Franz Scheidl, Denkmale und Erinnerungszeichen an die Türkenzeit in Wien (Wien 1908). Eberhard Freiherr Schenk zu Schweinsberg, Neues vom Grimmenstein. Mitteilungen des Vereins für Gothaische Geschichte und Altertumsforschung 31 (1939/1940 [1941]) 76–87. Martin Scheutz, In steter Auseinandersetzung mit mächtigen Nachbarn. Das Alte und Neue Wiener Rathaus. WGBll 70/4 (2015) 343–363. Franz Schiermeier, Stadtatlas Nürnberg. Karten und Modelle von 1492 bis heute (München 2006). Jürgen Schiewe, Öffentlichkeit. Entstehung und Wandel in Deutschland (Paderborn 2004). Georg Schiffauer, Ein Sohn des Kolumbus in Nürnberg. Ein Beitrag zu den Beziehungen zwischen Nürnberg und dem spanischen Humanismus. MVGN 53 (1965) 60−69, https://periodika.digitale-sammlungen.de/mvgn/Band_bsb00000969.html [30. 3. 2019]. Gertraut Schikola, Wiener Plastik der Renaissance und des Barocks, in: Geschichte der bildenden Kunst in Wien: Plastik in Wien (Geschichte der Stadt Wien, N.R. VII/1, Wien 1970) 83–162. Michael Schilling, Aspekte des Türkenbildes in Literatur und Publizistik der Frühen Neuzeit, in: Das illustrierte Flugblatt der frühen Neuzeit. Traditionen – Wirkungen – Kontexte, hg. von Wolfgang Harms–dems. (Stuttgart 2008) 227–244. Karl August Schimmer, Das Kaiserthum Oesterreich, in seinen merkwürdigen Städten, Badeorten, seinen Domen, Kirchen und sonstigen ausgezeichneten Baudenkmälern, alter und neuer Zeit, historisch-topographisch dargestellt 1 (Wien–Darmstadt 1838). C[arl] A[ugust] Schimmer, Die Belagerungen Wiens. Austria. Oesterreichischer UniversalKalender für das gemeine Jahr 1851/12. Jahrgang (1851) 97–104. Günther Schlee, Wie Feindbilder entstehen. Eine Theorie religiöser und ethnischer Konflikte (Beckʼsche Reihe 1720, München 2006). Corine Schleif, „Das pos weyb“ Agnes Frey Dürer: Geschichte ihrer Verleumdung und Versuche der Ehrenrettung. MVGN 86 (1999) 47–79.



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 391

Corine Schleif, Albrecht Dürer between Agnes Frey and Willibald Pirckheimer, in: The Essential Dürer, hg. von Larry Silver–Jeffrey Chipps Smith (Philadelphia 2010) 85–205. Heike Schlie, Testimoniale Szenarien im Bildvollzug der Malerei – Rubensʼ Epitaphien und die biblischen Urszenen der Zeugenschaft, in: Zeugen in der Kunst, hg. von Sybille Krämer−Sibylle Schmidt (Paderborn 2016) 19−46. Karl Schlögel, Kartenlesen, Augenarbeit. Über die Fälligkeit des spatial turn in den Geschichts- und Kulturwissenschaften, in: Was sind Kulturwissenschaften? 13 Antworten, hg. von Heinz Dieter Kittsteiner (München 2004) 261−282. Regula Schmid, Geschichte im Dienst der Stadt. Amtliche Historie und Politik im Spätmittelalter (Zürich 2009). Peter Schmidt, Die Große Schlacht. Ein Historienbild aus der Frühzeit des Kupferstichs (GRATIA. Bamberger Schriften zur Renaissanceforschung 22, Wiesbaden 1992). Peter Schmidt, Liturgische Einblattdrucke. Neue Funde und Überlegungen zur Frühgeschichte der Kanontafel im 15. und 16. Jahrhundert. Gutenberg-Jahrbuch 85 (2010) 25–42. Annegrit Schmitt, Art. Lautensack, Hanns. NDB 13 (1982) 729. Friedemann Schmoll, Wie kommt das Volk in die Karte? Zur Visualisierung volkskundlichen Wissens im „Atlas der deutschen Volkskunde“, in: Der Bilderalltag. Perspektiven einer volkskundlichen Bildwissenschaft, hg. von Helge Gerndt−Michaela Haibl (Münchener Beiträge zur Volkskunde 33, München 2005) 233–250. Bernd Christian Schneider, Ius reformandi. Die Entwicklung eines Staatskirchenrechts von seinen Anfängen bis zum Ende des Alten Reichs (Tübingen 2001). Norbert Schneider, Historienmalerei. Vom Spätmittelalter bis zum 19. Jahrhundert (Köln–Weimar–Wien 2010). Fritz Schnelbögl, Dokumente zur Nürnberger Kartographie (Nürnberg 1966). Fritz Schnelbögl, Life and work of the Nuremberg Cartographer Erhard Etzlaub (†1532). Imago Mundi 20 (1966) 11–26. Fritz Schnelbögl, Zur Geschichte der älteren Nürnberger Kartographie, Teil III: Nürnberger Meister des 16. Jahrhunderts. MVGN 51 (1962) 214–230. Julia Schnelbögl, Die Reichskleinodien in Nürnberg 1424–1523. MVGN 51 (1962) 79–159. Eva-Maria Schnurr, Religionskonflikte und Öffentlichkeit. Eine Mediengeschichte des Kölner Krieges (1582 bis 1590) (Rheinisches Archiv 154, Köln–Weimar–Wien 2009). Rainer Schoch, Der strategische Blick. Die Militärperspektive, in: Von oben gesehen 234−245. Bettina Schöller, Wissen speichern, Wissen ordnen, Wissen übertragen. Schriftliche und bildliche Aufzeichnungen der Welt im Umfeld der Londoner Psalterkarte (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen 32, Zürich 2015). Johannis Schoneri Carolostadii opusculum geographicum (Nürnberg 1533). Karl Schottenloher, Das Regensburger Buchgewerbe im 15. und 16. Jahrhundert. Mit Akten und Druckverzeichnis (Mainz 1920). Iris Schröder−Sabine Höhler, Welt-Räume: Annäherung an eine Geschichte der Globalität im 20. Jahrhundert, in: Welt-Räume. Geschichte, Geographie und Globalisierung seit 1900, hg. von Dens. (Campus historische Studien 39, Frankfurt/Main– New York 2005) 9–50.

392

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Werner Schultheiss, Die Entdeckung Americas und Nürnberg. Beiträge zur Kulturund Wirtschaftsgeschichte der Reichsstadt. JfL 15 (1955) 171–199. Hans-Dietrich Schultz, Albrecht Penck: Vorbereiter und Wegbereiter der NS-Lebensraumpolitik? E&G Quaternary Science Journal 66 (2018) 115−129. Sandra Schultz, Papierherstellung im Deutschen Südwesten. Ein neues Gewerbe im späten Mittelalter (Berlin–Boston 2018). Juergen Schulz, Jacopo deʼ Barbari’s View of Venice: Map Making, City Views, and Moralized Geography before the Year 1500. The Art Bulletin 60/3 (1978) 425−474. Winfried Schulze, Reich und Türkengefahr im späten 16. Jahrhundert. Studien zu den politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen einer äußeren Bedrohung (München 1978). Hein-Thomas Schulze Altcappenberg, Die Große Ansicht von Florenz, in: Disegno. Der Zeichner im Bild der Frühen Neuzeit. Eine Ausstellung des Kupferstichkabinetts – Staatliche Museen zu Berlin [Kulturforum Potsdamer Platz, 23. 11. 2007−24. 2. 2008, hg. von dems.−Michael Thimann (Berlin 2007) 56−59. Hein-Thomas Schulze Altcappenberg, Disegno ǀ Ich zeichne. Zur großen Ansicht von Florenz, zum Bild des Zeichners, in: Disegno. Der Zeichner im Bild der Frühen Neuzeit. Eine Ausstellung des Kupferstichkabinetts – Staatliche Museen zu Berlin [Kulturforum Potsdamer Platz, 23. 11. 2007−24. 2. 2008, hg. von dems.−Michael Thimann (Berlin 2007) 7−14. Jutta Schumann, Das politisch-militärische Flugblatt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Nachrichtenmedium und Propagandamittel, in: Das illustrierte Flugblatt in der Kultur der Frühen Neuzeit, hg. von Wolfgang Harms–Michael Schilling (Mikrokosmos 50, Frankfurt/Main 1998) 227–258. Jutta Schumann, Die andere Sonne. Kaiserbild und Medienstrategie im Zeitalter Leopolds I. (Colloquia Augustana 17, Berlin 2003). Peter Schuster, Verbrecher, Opfer, Heilige. Eine Geschichte des Tötens 1200−1700 (Stuttgart 2015). Richard Schuster, Regesten aus dem Archive des K. K. Ministeriums des Innern, in: Quellen zur Geschichte der Stadt Wien I/2 (Wien 1896) 1–96. Reinhard Schwarz, Schwaben. Handbuch der Geschichte der Evangelischen Kirche in Bayern. Von den Anfängen des Christentums bis zum des 18. Jahrhunderts 1 (St. Ottilien 2002). Regine Schweers, Albrecht von Bonstetten und die vorländische Historiographie zwischen Burgunder- und Schwabenkriegen (Studien und Texte zum Mittelalter und zur frühen Neuzeit 6, Münster–New York 2005). Schweizer Städtebilder. Urbane Ikonographien (15.−20. Jahrhundert)/Portraits de villes suisses. Iconographie urbaine (XV e−XXe siècle)/Vedute delle città svizzere. L’iconografia urbana (XV−XX secolo), hg. von Bernd Roeck–Martina Stercken– François Walter–Marco Jorio–Thomas Manetsch (Zürich 2013). Gerd Schwerhoff, Wie gottlos waren die „gottlosen Maler“? Zur Rekonstruktion des Nürnberger Verfahrens von 1525 und seiner Hintergründe, in: Die gottlosen Maler von Nürnberg. Konvention und Subversion in der Druckgrafik der Beham-Brüder, hg. von Jürgen Müller–Thomas Schauerte (Berlin 2011) 33–48. Johannes Schwitalla, Deutsche Flugschriften 1460–1525. Textsortengeschichtliche Studien (Germanistische Linguistik 45, Tübingen 22017). Josef Seethaler, Das Wiener Kalenderwesen von seinen Anfängen bis zum Ende des 17.



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 393

Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Geschichte des Buchdrucks, 2 Bde. (Diss. Wien 1982). Josef Seethaler, Das Wiener Kalenderwesen des 15. bis 17. Jahrhunderts. JbVGStW 41 (1985) 62–112. Segni e Sogni della Terra. Il disegno del mondo dal mito di Atlante alla Geografia delle reti, ed. Alberto Dragone [Mostra, Palazzo Reale, Milano] (Novara 2001). G. K. Wilhelm Seibt, Hans Sebald Beham. Maler und Kupferstecher (Frankfurt/Main 1882). Xavier Sellés Ferrando, Die erste Türkenbelagerung Wiens in der spanischen Literatur, in: 1492–1992: Spanien, Österreich und Iberoamerika. Akten des Siebten SpanischÖsterreichischen Symposions 16.−21. März 1992, hg. von Wolfram Krömer (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft Sonderh. 86, Innsbruck 1993) 169–181. Reinhard Seyboth, Reichsstadt und Reichstag. Nürnberg als Schauplatz von Reichsversammlungen im späten Mittelalter. JfL 52 [FS für Alfred Wendehorst zum 65. Geburtstag ] (1992) 209–221. Seydi Ali Reis, Mir’âtü’l-Memâlik: İnceleme, Metin, İndeks [Spiegel der Länder: Untersuchung, Text, Index] [ed. Mehmet Kİremit] (Türk Dil Kurumu Yayınları 557, Ankara 1999). Rodney W. Shirley, The Mapping of the World. Early Printed World Maps 1472–1700 (London 1998). Claudius Sieber-Lehmann, Albrecht von Bonstettens geographische Darstellung der Schweiz von 1479. Cartographica Helvetica 16 (1997) 39–46. Claudius Sieber-Lehmann, Die Eidgenossenschaft 1479 und Europa am Ende des 20. Jahrhunderts. Zur Erfindung und Repräsentation von Ländern. Traverse 3 (1994) 178–194. Siege Views and the Representation of Cities in Early Modern Europe, hg. von Hilde Heynen−Janina Gosseye (Proceedings of the 2nd International Conference on the European Architectural History Network. Brussels, 31 May–2 June 2012, Brussels 2012). Stefan Sienerth, In den Fängen des Geheimdienstes. Ein Beitrag zur Biographie des Historikers Carl Göllner, in: Zwischen Tauwettersozialismus und Neostalinismus. Deutsche und andere Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1953–1964, hg. von Rudolf Gräf–Gerald Volkmer (Veröffentlichung des Instituts für Deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas 119, München 2011) 157–207. Rudolf Simek, Johannes von Gmunden, die Weltmaschine („Machina mundi“) und das astronomische Weltbild des späteren Mittelalters, in: Johannes von Gmunden – Astronom und Mathematiker, hg. von Rudolf Simek–Katrin Chlench (Studia Medievalia Septentrionalia 12, Wien 2006) 23–36. Primož Simoniti, Humanismus bei den Slovenen. Slovenische Humanisten bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts (Zentraleuropa-Studien 11, Wien 2008). Veysel Şİmşek, The Grand Strategy of the Ottoman Empire, 1826−1841 (PhD, McMaster University 2015), https://macsphere.mcmaster.ca/bitstream/11375/18232/2/Veysel%20Simsek%2C%20PhD%20thesis.pdf [13. 9. 2019]. Simona Slanicka, Feindbilder. Die Darstellung des Kriegsgegners als negatives Spiegelbild, in: Kriegs-Bilder in Mittelalter und Früher Neuzeit, hg. von Birgit Emich–Gabriela Signori (ZHF Beih. 42, Berlin 2009) 93–119. Rosa Smurra, The communal palaces of medieval Italian cities, in: Political Functions of Urban Spaces 55−109.

394

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Jan Georg Söffner, Zeuge des Jenseits. Dante und die „Divina Commedia“, in: Zeugnis und Zeugenschaft 221−245. Gustav Solar, Das Panorama und seine Vorentwicklung bis zu Hans Conrad Escher von der Linth (Zürich 1979). Soliman’s Wiener Feldzug: Anonyme persische Darstellung nach den Istanbuler Handschriften Selim Aga 769 (A) und Aja Sofja 3392 (B), ed. Felix Tauer. Archiv Orientální 7–8/Erg. (1935–1936) [2]–[120]. Solimans Wiener Feldzug. Gekürzte Übersetzung des persischen Anonymus Selim Aga 769 und Aja Sofja 3392, bearb. Felix Tauer. Archiv Orientálni 24 (1956) 507−563. Christoph Sonnlechner, Die unmittelbare Umgebung der Stadt, in: Opll–Krause– Sonnlechner, Wien als Festungsstadt 228−250. Christoph Sonnlechner, Der Festungsbau aus umwelthistorischer Perspektive, in: Opll–Krause–Sonnlechner, Wien als Festungsstadt 197–220. Christoph Sonnlechner−Severin Hohensinner–Gertrud Haidvogl, Floods, fights and a fluid river: the Viennese Danube in the sixteenth century. Water History 5 (2013) 173−194. Svat Soucek, The Strait of Chios and the Kaptanpaşa’s Navy, in: Halcyon Days in Crete IV: The Kapudan Pasha, His Office and His Domain. A Symposium Held in Rethymnon, 7−9 January 2000, hg. von Elizabeth Zachariadou (Rethymnon 2002) 141– 163. Daniel Specklin, Codex Mathematicus, Handschrift, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Handschriften, Cod. Math., http://www.deutschefotothek.de/gallery/ freitext/Specklin+Codex+mathematicus [10. 7. 2019]. Lazarus Spengler, Schriften der Jahre 1509 bis Juni 1525, ed. Berndt Hamm–Wolfgang Huber, unter Mitarbeit von Claus Bachmann–Katrin Berger (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 61/1, Gütersloh 1995). Lazarus Spengler, Schriften der Jahre Mai 1529 bis März 1530, ed. Berndt Hamm–Felix Breitling–Gudrun Litz–Andreas Zecherle (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte 84/3, Gütersloh 2010). Franz Spina, Beiträge zu den deutsch-slawischen Literaturbeziehungen. I. Die alttschechische Schelmenzunft „Frantova Práva“ (Prager deutsche Studien 13, Prag 1909). Franz Spina, Ein unbekanntes Spruchgedicht Hans Sachsens: „Die zehen alten Ertzueter Christi des alten Testaments“. Euphorion Beih. 8 (1909) 1–5. Lore Sporhan-Krempel, Nürnberg als Nachrichtenzentrum zwischen 1400 und 1700 (Nürnberger Forschungen 10, Nürnberg 1968). Reinhart Staats, „Ein feste Burg ist unser Gott“. Die Entstehung des Lutherliedes im Abendmahlsstreit 1527. Theologische Literaturzeitung 123/2 (1998) 115–126. Sigfrid H. Steinberg, Die zeitgenössischen Bilder der Schlacht von Pavia. Zeitschrift für schweizerische Geschichte/Revue dʼhistoire suisse 15 (1935) 167−172. Steinernes Bewußtsein I. Die öffentliche Repräsentation staatlicher und nationaler Identität Österreichs in seinen Denkmälern, hg. von Stefan Riesenfellner (Wien–Köln– Weimar 1998). Martina Stercken, Herrschaft verorten. Einführung, in: Herrschaft verorten 9−24. Martina Stercken, Kartographie – Historiographie. Mercator und die mittelalterliche Tradition, in: Mercator. Wissenschaft und Wissenstransfer 82–95. Martina Stercken, Mapping Time at the Threshold of Modernity, in: Temporality and Mediality in Late Medieval and Early Modern Culture, hg. von Christian Kiening–



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 395

ders. (Cursor Mundi 32, Turnhout 2018) 147–176. Martina Stercken, Medial Experiments. Exploring Cultural Practices in Premodernity. NCCR Mediality. Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen. Newsletter 14 (2015) 10–19. Martina Stercken, Regionale Identität im spätmittelalterlichen Europa. Kartographische Zeugnisse, in: Europa im Weltbild des Mittelalters. Kartographische Konzepte, hg. von Ingrid Baumgärtner–Hartmut Kugler (Orbis medievalis 10, Berlin 2007) 279–300. Martina Stercken, Repräsentation, Verortung und Legitimation von Herrschaft. Karten als politische Medien im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit, in: Wilhelm Dilich. Landtafeln hessischer Ämter zwischen Rhein und Weser 1607−1625, hg. von Ingrid Baumgärtner–ders.–Axel Halle (Kassel 2011) 37−52. Martina Stercken, Repräsentieren mit Karten als mediales Modell. Das Mittelalter 15,2 [Modelle des Medialen im Mittelalter] (2010) 96–113. Martina Stercken, Schriftbilder der Stadt, in: Schweizer Städtebilder 85–95. Martina Stercken–Ralph Ruch, Noachidenkarte, in: SchriftRäume. Dimensionen von Schrift zwischen Mittelalter und Moderne, hg. von Christian Kiening–Martina Stercken (Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen 4, Zürich 2008) 244–245. Peter Stern von Labach, Belegerung der Statt Wienn im jar, Als man zallt nach Cristi geburt tausent fünffhundert unnd im newnund zwaintzigisten beschehn kürzlich angezaigt (Wien [Vietor] 1529), VD16 S 8927; Wienbibl. 12.033 A, Digitalisat dort. Peter Stern von Labach, Belegerung der Statt Wienn: im jar, Als man zallt nach Cristi geburt, tausend fünffhundert unnd im newnundzwaintzigisten beschehn kürzlich angezaigt (Wien 1529), in: Karl Weiss, Niclas Meldeman’s Rundansicht der Stadt Wien während der Türkenbelagerung im Jahre 1529 (Wien 1863) 1–21. Peter Stern von Labach–Niklas Meldeman, Warhafftige handlung Wie vnd welchermassen der Türck die stat Ofen und Wienn belegert / Erstlich durch K. Ma. z Hungern und Behem etc. kriegß secretari / herrn Peter Stern von Labach kuͤrtzlich begriffen und beschriben. Nachuolgend durch Niclausen Meldeman, burger z Nrenberg mit merer anzeigung, was von tag z tag sich zutragen hat / auß angeben deren / so von anfang mit vnd dabey gewesen sind / gemert und erlengert / sampt einer contrafactur der stat Wienn außgangen (Nürnberg 1530), VD16 S 8928; Wienbibl. 12.034 A, Digitalisat dort; Nachdr. auch in: Zehn Berichte über die Wiener Türkenbelagerung (ohne Paginierung). Alison G. Stewart, Before Bruegel. Sebald Beham and the Origins of Peasant Festival Imagery (Ashgate 2008). Alison G. Stewart–Nicole Roberts, Fireworks for the Emperor. A new hand-colored impression of Sebald Beham’s „Military Display in Honor of the Visit of Emperor Charles V to Munich“. Oberbayerisches Archiv 140 (2016) 22–37. Alison G. Stewart, Woodcuts as Wallpaper. Sebald Beham and Large Prints from Nuremberg, in: Grand Scale. Monumental Prints in the Age of Dürer and Titian, hg. von Larry Silver–Elizabeth Wyckoff–Lilian Amstrong (New Haven 2008) 73–86. Ferdinand Stöller, Soliman vor Wien. MVGW 9/10 (1929/30) 11–76. Walter L. Strauss, The German Single Leaf Woodcut. A pictorial Catalogue, 1550– 1600, 3 Bde. (New York 1975). Walter Sturminger, Bibliographie und Ikonographie der Türkenbelagerungen Wiens 1529 und 1683 (VKNGÖ 41, Graz–Köln 1955).

396

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Studien zur Geschichte Wiens im Türkenjahr 1683, hg. von Peter Csendes (JbVGStW 29, Wien 1983). Birgit Studt, Fürstenhof und Geschichte. Legitimation durch Überlieferung (Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und Früher Neuzeit 2, Köln– Weimar–Wien 1992). Robert Suckale, Die Erneuerung der Malkunst vor Dürer, 2 Bde. (Petersberg 2009). Robert Suckale, Der Maler Johannes Siebenbürger (um 1440−1483) als Vermittler Nürnberger Kunst nach Osteuropa, in: Die Länder der Böhmischen Krone und ihre Nachbarn zur Zeit der Jagiellonenkönige (1471−1526). Kunst – Kultur – Geschichte, hg. von Evelin Wetter (Studie Jagellonica Lipsiensia 2, Ostfildern 2004) 363−384. Sulaiman des Gesetzgebers (Kanūnī) Tagebuch auf seinem Feldzuge nach Wien im Jahre 935/6 d. H. = J. 1529 n. Chr.: zum ersten Male im türkischen Originaltexte herausgegeben, mit einer deutschen Übersetzung und Anmerkungen versehen von W[alter] F. A. Behrnauer (Wien 1858). Sylvia Sumira, Der Globus. 400 Jahre Geschichte, Macht, Entdeckungen (Mainz 2016). Petra Svatek, Die „Austriae Chorographia“ des Wolfgang Lazius, in: Die Leidenschaft des Sammelns. Streifzüge durch die Sammlung Woldan, hg. von Gerhard Holzer−Thomas Horst−ders. (Edition Woldan 3, Wien 2010) 485−504. Petra Svatek, Die Geschichtskarten des Wolfgang Lazius. Die Anfänge der thematischen Kartographie in Österreich. Cartographica Helvetica 37 (2008) 35−43. Petra Svatek, „Rei contra Turcas anno MDLVI brevis descriptio“: Eine Geschichtskarte des Wolfgang Lazius aus dem Jahre 1557, in: FS für Univ.-Prof. Dr.-Ing. Kurt Brunner anlässlich des Ausscheidens aus dem aktiven Dienst, hg. von Dieter Beineke− Otto Heunecke−Thomas Horst (Schriftenreihe des Instituts für Geodäsie, Universität der Bundeswehr München 87, Neubiberg 2012) 237−248. Petra Svatek, The „Typi chorographici provinciarum Austriae“ (1561) by Wolfgang Lazius, in: World of Innovation 40−62. Petra Svatek, Wolfgang Lazius und seine kartographischen Werke. Kartenanfertigung – künstlerische Kartenelemente – wissenschaftlicher Stellenwert der Karten im internationalen Vergleich. Mensch – Wissenschaft – Magie. Mitteilungen Österreichische Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte 25 (2008) 1−39. Petra Svatek, Wolfgang Lazius und sein Buch „Commentariorum rerum Graecarum“ unter besonderer Berücksichtigung der beiden Griechenlandkarten, in: Johannes Cuspinian (1473−1529). Ein Wiener Humanist und sein Werk im Kontext, hg. von Christian Gastgeber−Elisabeth Klecker (Singularia Vindobonensia 2, Wien 2012) 287−306. Petra Svatek, Wolfgang Lazius. Leben und Werke eines Wiener Gelehrten des 16. Jahrhunderts. WGBll 61 (2006) 1–22. Silke Tammen, Gewalt im Bilde: Ikonographien, Wahrnehmungen, Ästhetisierungen, in: Gewalt im Mittelalter 307–339. Tauer siehe Histoire de la campagne; Soliman’s Wiener Feldzug. Temporality and Mediality in Late Medieval and Early Modern Culture, hg. von Christian Kiening–Martina Stercken (Cursor Mundi 32, Turnhout 2018) Karl Teply, Türkische Sagen und Legenden um die Kaiserstadt Wien (Graz–Wien–Köln 1980). Text – Bild – Karte. Kartographien der Vormoderne, hg. von Jürg Glauser–Christian Kiening (Rombach Wissenschaft, Reihe Litterae 105, Freiburg–Berlin–Wien 2007).



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 397

Moritz Thausing, Dürer. Geschichte seines Lebens und seiner Kunst (Leipzig 1876). Moritz Thausing, Dürer’s Hausfrau. Ein kritischer Beitrag zur Biographie des Künstlers. Zeitschrift für bildende Kunst 4 (1869) 33–42, 77–86. Franz Theuer, Blutiges Erbe. Die Habsburger im Kampf mit Franzosen, Päpsten, Ungarn und Türken um die Vorherrschaft in Italien und Ungarn – Die Reformation – Der Untergang Ungarns im Türkensturm und seine Eingliederung in das Osmanische Reich (Eisenstadt 1999). Hans Theunissen, Ottoman-Venetian Diplomatics: The ͑Ahd nāmes. The Historical Background and the Development of a Category of Political-Commercial Instruments together with an Annotated Edition of a Corpus of Relevant Documents. EJOS: Electronic Journal of Oriental Studies I/2 (1998) 1−698, http://web.archive.org/ web/20041106030212fw_/http://www2.let.uu.nl/Solis/anpt/ejos/EJOS-I.2.html [13. 9. 2019]. Ursula Timann, Der Rundprospekt der Nürnberger Landwehr 1577. Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums (1987) 195–204. Ursula Timann, Ruprecht Heller, Bürgermeister von Wasserburg, und seine Frau Barbara. Die Familien Heller und von Hirnkoffen und die „Schlacht von Pavia“ in Stockholm. Heimat am Inn 14–15 (1994/95) 107−148. Ursula Timann, Untersuchungen zu Nürnberger Holzschnitt und Briefmalerei in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit besonderer Berücksichtigung von Hans Guldenmund und Niclas Meldeman (Münster 1993). Friderike Timm, Der Palästina-Pilgerbericht des Bernhard von Breidenbach und die Holzschnitte Erhard Reuwichs. Die Peregrinatio in Terram sanctam als Propagandainstrument im Mantel der gelehrten Pilgerschrift (Stuttgart 2006). Yiğit Topkaya, Augen-Blicke sichtbarer Gewalt? Eine Geschichte des „Türken“ in medientheoretischer Perspektive (1453−1529) (Paderborn 2015). Yiğit Topkaya, Kulturelle Praktiken der Herrschaftsrepräsentation und ihre Zirkulationsräume. Panorama einer historischen Belagerung, in: Herrschaft verorten 293–310. James D. Tracy, Balkan Wars: Habsburg Croatia, Ottoman Bosnia, and Venetian Dalmatia, 1499−1617 (Lanham, MD 2016). James D. Tracy, Emperor Charles V, Impresario of War: Campaign Strategy, International Finance, and Domestic Politics (Cambridge–New York 2002). Christina Traxler, Firmiter velitis resistere. Die Auseinandersetzung der Wiener Universität mit dem Hussitismus vom Konstanzer Konzil (1414–1418) bis zum Beginn des Basler Konzils (1431–1449) (Schriften des Archivs der Universität Wien. Fortsetzung der Schriftenreihe des Universitätsarchivs 27, Wien 2019). Hugh Trevor-Roper, Princes and Artists: Patronage and Ideology at four Habsburg Courts (London 1976). Edward Tripp, Reclams Lexikon der antiken Mythologie (Stuttgart 1999). „Türckhen belegerung der statt Wien“ (Nürnberg 1529), VD16 T 2232. Des Turcken Erschreckliche belagerung und Abschiedt der stat Wien (o. O. 1529), in: Zehn Berichte (ohne Paginierung). „Türckische belegerung der stat Wienn“ (Gutknecht 1529) – „Türckische belegerung der stat Wienn“ (Nürnberg 1529), VD16 T 2243. Die Türken vor Wien: Europa und die Entscheidung an der Donau 1683. 82. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, hg. von Günter Düriegl–Robert Waissenberger (Wien 1983).

398

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Türkenangst und Festungsbau. Wirklichkeit und Mythos, hg. von Harald Heppner– Zsuzsa Barbarics-Hermanik (Neue Forschungen zur ostmittel- und südosteuropäischen Geschichte 1, Frankfurt/Main 2009). Die Türkisch belegerung der Stadt Wien, mit sampt seiner Tyrannischen handlung (Nürnberg 1566). P. Gottfried Uhlich, Geschichte der ersten türkischen Belagerung Wiens im Jahre 1529. Aus gleichzeitigen Schriftstellern und Tagebüchern gesammelt (Wien 1784). İsmail Hakkı Uzunçarşılı, Çandarlı Vezir Ailesi [Die Wesirsfamilie der Çandarlı] (Türk Tarih Kurumu yayınları VII/66, Ankara 1974). Max Vancsa, Politische Geschichte, in: Geschichte der Stadt Wien 4 (Wien 1911) 109– 158. Peter van der Krogt, „Das ist das Auge von Österreich, das stolze und mächtige Wien.“ Niederländische Stadtansichten und Pläne von Wien. JbVGStW 64/65 (2008/2009) 83–149. Chet van Duzer, The World for a King: Pierre Desceliers’ Map of 1550 (London 2015). Bram Vannieuwenhuyze, The Siege of Ypres (1383) engraved by Guillaume du Tielt: A Seventeenth-Century View of Fourteenth-Century Urban Space, in: Siege Views 56−60. Francisco Adolfo de Varnhagen, Johannes Schöner e Petrus Apianus (Benewitz) influencia de um e outro e de varios de seus contemporaneos na adopcão do nome America (Wien 1872). Basílio de Vasconcelos, Itinerario do Dr Jeronimo Munzer [Excertos] (Coimbra 1932). Milan Vasić, Die Martolosen im Osmanischen Reich. Zeitschrift für Balkanologie 2 (1964) 172–189. Nicolas Vatin, L’Ordre de Saint-Jean-de-Jérusalem, l’Empire ottoman et la Méditerranée orientale entre les deux sieges de Rhodes, 1480−1522 (Collection Turcica 7, Louvain– Paris 1994). Massimo Visone, Siege Views and the Genius Militant in Venice and the Kingdom of Naples, in: Siege Views 48−52. Karl Vocelka, Erblande gegen Erbfeinde. Die österreichischen Länder und das Osmanische Reich in der Frühen Neuzeit, in: Repräsentationen der islamischen Welt im Europa der Frühen Neuzeit, hg. von Gabriele Haug-Moritz–Ludolf Pelizaeus (Münster 2010) 41–54. Karl Vocelka, Die Stadt und die Herrscher, in: Wien. Geschichte 2 13−45. Jörg Völlnagel, Prachtminiaturen für die Habsburger und die Freie Reichsstadt Augsburg: Beobachtungen und neue Erkenntnisse zum sogenannten Etoncodex aus der Breu-Werkstatt. Jahrbuch der Berliner Museen 49 (2007) 73−84. Walter Vogel, Der Reichsvizekanzler Georg Sigmund Seld, sein Leben und Wirken (Leipzig 1933). Johannes Voigt, Schreiben Cuspinian’s an den Markgrafen Albrecht von Brandeburg (1525 August 19). Notizenblatt. Beilage zum Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen 6 (1856) 416f. Anna Dorothee von den Brincken, Universalkartographie und geographische Schulkenntnisse im Inkunabelzeitalter (1983), in: Anna Dorothee von den Brincken, Studien zur Universalkartographie des Mittelalters, hg. von Thomas Szabo (VMPIG 229, Göttingen 2008) 263–297.



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 399

Von oben gesehen. Die Vogelperspektive. Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg, vom 20. November 2014 bis 22. Februar 2015, hg. von Yasmin Doosry (Nürnberg 2014). Hanna Vorholt, Herrschaft über Jerusalem und die Kartographie der heiligen Stadt, in: Herrschaft verorten 211−228. Die Votivkirche in Wien. Denkschrift des Baucomités veröffentlicht zur Feier der Einweihung am 24. April 1879 (Wien 1879). Wahrnehmungsgeschichte und Wissensdiskurs im illustrierten Flugblatt der Frühen Neuzeit (1450–1700), hg. von Wolfgang Harms–Alfred Messerli (Basel 2002). Warhafftige beschreibung des andern Zugs in Osterreich wider den Turcken gemeyner Christenheit Erbfeinde, vergangens funffzehenhundert zwey vnd dreissigsten jares, thatlich beschehen […] (Nürnberg 1539), VD16 W 208; ÖNB 66.A.11, Digitalisat dort. Warhafftige Newe zeyttung von der Stat Wienn / wie sie von den erschrckenlichen vnd Graussamen Macht des Thrck auff wasser vnd Landt belegert etc. jm MDxxviiij. Jar. Item ein Sentbrieff so Emerich Wascha des Thurcken brister velt haubtman (Regensburg 1529), VD16 ZV 15079. Wahrhafftige new Zeitung von der Statt Wien, wie sie von der erschrecklichen macht des Türcken auf wasser vnd Landt belegert (Nürnberg 1530), VD16 ZV 21787. Warhafftiger grundt vnnd bericht […] Mit sampt dem absagbrieff / So der Thürckisch Keyser / Künig Ferdinando etc. vberschickt (Nürnberg o. J. [1529]), VD16 W 713; ÖNB 43.518-B, Digitalisat dort. Carsten-Peter Warncke, Symbol, Emblem, Allegorie. Die zweite Sprache der Bilder (Köln 2005). Martin Warnke, Auf der Bühne der Geschichte. Die „Übergabe von Breda“ des Diego Velázquez, in: Bilder machen Geschichte 159−170. Wasner-Peter siehe Zehn Berichte über die Wiener Türkenbelagerung. Franz Wawrik, Deutsche Weltkarten und Globen zwischen 1480 und 1520, in: Focus Behaim Globus 1 131–142. Franz Wawrik, Historische und kulturhistorische Informationen in den Werken österreichischer Kartographen des 16. Jahrhunderts, mit besonderer Berücksichtigung des Wolfgang Lazius, in: Geschichtsdeutung auf alten Karten. Archäologie und Geschichte, hg. von Dagmar Unverhau (Wolfenbütteler Forschungen 101, Wiesbaden 2003) 193−212. Franz Wawrik, Von den Anfängen der österreichischen Kartographie bis zur Zweiten Türkenbelagerung Wiens (1683), in: Österreichische Kartographie. Von den Anfängen im 15. Jahrhundert bis zum 21. Jahrhundert, hg. von Ingrid Kretschmer−Johannes Dörflinger−dems. (Wiener Schriften zur Geographie und Kartographie 15, Wien 2004) 11−73. Der Weg zur Kaiserkrone. Der Romzug Heinrichs VII. in der Darstellung Erzbischof Balduins von Trier, hg. von Michel Margue–Michel Pauly–Wolfgang Schmid (Publications du CLUDEM 24, Trier 2009). Daniel Weidner, Sagen, Glauben, Zeigen. Politik der Repräsentation in Martyrologien der Reformation, in: Zeugnis und Zeugenschaft 167−194. Andreas Weigl, Frühneuzeitliches Bevölkerungswachstum, in: Wien. Geschichte 2 109−132.

400

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Karl Weiss, Geschichte der Stadt Wien (Wien 1872). Karl Weiss, Herr Onno Klopp und das Verhalten der Bürger Wiens im Jahre 1683 (Wien 1882). Karl Weiss, Niclas Meldeman’s Rundansicht der Stadt Wien, in: Niclas Meldeman’s Rundansicht der Stadt Wien während der Türkenbelagerung im Jahre 1529. Nachgebildet von Albert Camesina, hg. von dem Gemeinderathe der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien (Wien 1863). Karl Weiss, Art. Tscherte, Hans. ADB 38 (1894) 716–718. Henning Wendland, Art. “Zoan Andrea”, in: Lexikon des gesamten Buchwesens; auch https://referenceworks.brillonline.com/entries/lexikon-des-gesamten-buchwesensonline/zoan-andrea-COM_260219?s.num=2 [19. 11. 2018]. Albert Werminghof, Conrad Celtis und sein Buch über Nürnberg (Freiburg im Breisgau 1921). Scott Westrem, The Hereford World Map: A Transcription and Translation of the Legends with Commentary (Turnhout 2001). Edgar Weyrich, Anschaulicher Geschichtsunterricht. Straße und Museum, Sprache und Alltag als Geschichtsquelle. Eine Handreichung zur Belebung (Vergegenwärtigung) und Veranschaulichung des geschichtlichen Lehrstoffes (Wien 1910). Georg Wieland, Die Ordnung des Kosmos und die Unordnung der Welt, in: Ordnungskonfigurationen im hohen Mittelalter, hg. von Bernd Schneidmüller–Stefan Weinfurter (VuF 64, Ostfildern 2006) 19–36. Wien. Geschichte einer Stadt 1: Von den Anfängen bis zur Ersten Türkenbelagerung (1529), hg. von Peter Csendes−Ferdinand Opll (Wien–Köln–Weimar 2001). Wien. Geschichte einer Stadt 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert), hg. von Peter Csendes−Ferdinand Opll−Anita Traninger−Karl Vocelka (Wien– Köln–Weimar 2003). Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick, hg. von Sándor Békési–Elke Doppler (Sonderausstellung des Wien Museums 414, Wien 2017). Wien 1529. Die erste Türkenbelagerung. Katalog, red. von Günter Düriegl (Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 62, Wien 1979). Das Wiener Heiligthumbuch nach der Ausgabe vom Jahre 1502 samt den Nachträgen von 1514 (Wien 1882). Georg Andreas Will, Nürnbergische Münz-Belustigungen aufs Jahr 1767 (Altdorf 1767). Timothy Wilson, The Battle of Pavia (Oxford 2003). Verena Winiwarter–Martin Knoll, Umweltgeschichte. Eine Einführung (UTB 2521, Köln 2007). Verena Winiwarter−Martin Schmid, Umweltgeschichte als Untersuchung sozionaturaler Schauplätze? Ein Versuch, Johannes Colers „Oeconomia“ umwelthistorisch zu interpretieren, in: Umweltverhalten in Geschichte und Gegenwart. Vergleichende Ansätze, hg. von Thomas Knopf (Tübingen 2008) 158−173. Thomas Winkelbauer, Ständefreiheit und Fürstenmacht. Länder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter, 2 Bde. (Österreichische Geschichte 1522–1699, Wien 2003). Franz Winzinger, Wolf Huber. Das Gesamtwerk, 2 Bde. (München–Zürich 1979). Beat Wolf, Jerusalem und Rom. Mitte, Nabel – Zentrum, Haupt. Die Metaphern „Umbilicus mundi“ und „Caput mundi“ in den Weltbildern der Antike und des Abendlands bis in die Zeit der Ebstorfer Weltkarte (Berlin u. a. 2010).



Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis 401

Hans Wolff, Cartographica Bavariae. Bayern im Bild der Karte (Bayerische Staatsbibliothek, Ausstellungskataloge 44, Weißenhorn 1988). August Wolkenhauer, Der Nürnberger Kartograph Erhart Etzlaub. Deutsche Geographische Blätter 30 (1907) 1–23. Wilhelm Wolkenhauer (Bearb.), Erhard Etzlaubs Reisekarte durch Deutschland 1501 (Berlin 1919). David Woodward, Cartography in Medieval Mappae Mundi, in: Cartography in pre­ historic, ancient, and Medieval Europe and the Mediterranean, hg. von John B. Harley–David Woodward (The History of Cartography 1, Chicago 1987) 286–370. David Woodward, Cartography and the Renaissance: Continuity and Change, in: Cartography in the European Renaissance 3/1 3–23. A World of Innovation. Cartography in the Time of Gerhard Mercator, hg. von Gerhard Holzer−Valerie Newby−Petra Svatek−Georg Zotti (Cambridge 2015). Andrea Worm, Konkurrierende Weltbilder an der Schwelle zur Frühen Neuzeit. Die Weltkarten im Rudimentum Novitiorum und im Liber Chronicarum Hartmann Schedels, in: Dialog – Transfer – Konflikt, hg. von Wolfgang Augustyn–Ulrich Söding (Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte München 33, München 2014) 385–414. Martin Wrede, Art. Feindbild. EdN 3 (2006) Sp. 878–890. Martin Wrede, Das Reich und seine Feinde. Politische Feindbilder in der reichspatriotischen Publizistik zwischen Westfälischem Frieden und siebenjährigem Krieg (VIEG 196, Mainz 2004). Martin Wrede, Türkenkrieger, Türkensieger. Leopold I. und Ludwig XIV. als Retter und Ritter der Christenheit, in: Bourbon – Habsburg – Oranien. Konkurrierende Modelle im dynastischen Europa um 1700, hg. von Christoph Kampmann (Köln–Wien u. a. 2008) 149–165. Andreas Würgler, Medien in der frühen Neuzeit (EdG 85, München 2009). Yahyâ Beğ in Şehzâde Mustafa Mersiyesi Yahut Kanunî Hicviyesi [Yaḥyā Begs Elegie auf Prinz Muṣṭafā oder die Verspottung Süleymāns des Gesetzgebers], ed. Ahmet Atillâ Şentürk (Enderun Yayınları 52, İstanbul 1998). Hüseyin Yılmaz, Caliphate Redefined: The Mystical Turn in Ottoman Political Thought (Princeton 2018). Andreas Zajic, Große Herren und Aufsteiger, Fürstendiener und Hochverräter – Bausteine zu einer Nutzergeschichte von Schloss und Herrschaft Pöggstall, in: Schloss Pöggstall. Adelige Residenz zwischen Region und Kaiserhof, hg. von Peter Aichinger-Rosenberger–dems. (Weitra 2017) 13–51. [Zedler,] Grosses vollständige Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste … 1−64 (Johann Heinrich Zedler: Halle und Leipzig 1731−1754), https://www.zedlerlexikon.de/ [25. 1. 2020]. Zehn Berichte über die Wiener Türkenbelagerung des Jahres 1529. Wien 1529 bis 1532, hg. von Sylvia Mattl-Wurm–Walter Obermaier–Andreas Weigl mit einem Nachwort von Isabella Wasner-Peter (Wien 2005). Zeugnis und Zeugenschaft. Perspektiven aus der Vormoderne, hg. von Wolfram Drews– Heike Schlie (München 2011). Anton Ziegler, Vaterländische Bilder-Chronik aus der Geschichte des österreichischen Kaiserstaates. Von seinen ältesten Bewohnern bis auf die gegenwärtige Zeit 3 (Wien 1846) 39–44.

402

Gesamtbibliographie und Abkürzungsverzeichnis

Ernst Zinner, Leben und Wirken des Johannes Müller von Königsberg genannt Regiomontanus (Schriften zur bayerischen Landesgeschichte 31, München 1938). Rudolf Zinnhobler (Bearb.), Die Passauer Bistumsmatrikeln V. Das östliche Offizialat/ Die Dekanate südlich der Donau (Neue Veröffentlichungen des Institutes für Ostbairische Heimatforschung 45b, Passau 1989). Herbert Zschelletzschky, Die drei gottlosen Maler von Nürnberg. Sebald Beham, Barthel Beham und Georg Pencz. Historische Grundlagen und ikonologische Probleme ihrer Graphik zur Reformations- und Bauernkriegszeit (Leipzig 1975). Dušan Zupka, Power of Rituals and Rituals of Power: Religious and Secular Rituals in the Political Culture of Medieval Kingdom of Hungary, in: Historiography in Motion: Slovak Contributions to the 21st International Congress of Historical Sciences, hg. von Roman Holec–Ratislav Kožiak (Banská Bystrica 2010) 29–42, https://www. ceeol.com/search/chapter-detail?id=590667 [6. 9. 2019].

Orts- und Personenregister (ohne Fußnoten)

Verwendete Kürzel: B = Burgenland; Bel = Belgien; CH = Schweiz; D = Deutschland; E = Spanien; Eng = England; F = Frankreich; GR = Griechenland; HU = Ungarn; I = Italien; NÖ = Niederösterreich; OÖ = Oberösterreich; P = Polen; Rum = Rumänien; S = Salzburg; SL = Slowenien; Slow = Slowakei; Stmk = Steiermark; SY = Syrien; T = Tirol; Tsch = Tschechien; TÜ = Türkei; USA = Vereinigte Staaten von Amerika -AAbel von Holleneck, Befehlshaber steirischer Truppen der Verteidigung von Wien: S. 37, 104 Adam siehe Bibel Aelst, Pieter Cock van, flämischer Künstler und Autor: S. 80 Afrika: S. 152, 182–185, 237 Agamben, Giorgio, italienischer Philosoph: S. 244 Ägypten: S. 187, 207, 209, 263–265, 278, 335, 343 Akindschi (Renner und Brenner): S. 246 Albertina, Albertinaplatz siehe Wien Albertinischer Stadtplan von Wien: S. 11, 15, 27, 55−57, 79, 131, 133, 135, 142, 159 Albrecht - V. (II.), Herzog, dann König (im Kontext Albertinischer Stadtplan): S. 187, 225, 268, 294–296, 332, 339. – Ehefrau siehe Elisabeth - von Mainz, Kardinal: S. 68, 70 Albrechtsaltar, frühe Wiener Stadtansicht: S. 122 Aleppo (SY): S. 206 Alexanderschlacht, Mosaik: S. 112 Alszeile siehe Wien Altmannsdorf siehe Wien, Altmannsdorf Alttunau siehe Wien Altmülsteiner, Caspar (Zaummacher), Nürnberger Hauptmann: S. 170 Am Hof siehe Wien Anatolien (TÜ): S. 32, 104, 206, 208, 211, 308 - Beglerbeg von (osmanischer Heerführer): S. 32, 104 Andreae, Hieronymus, Nürnberger Drucker, Formschneider: S. 62, 65–67, 234 Angelpeckenturm siehe Wien Anonymus Tauer, persischer Chronist: S. 211–212, 214–216, 218, 312, 343 Antonskirche siehe Wien, Heiligengeistspital Antwerpen (Bel): S. 180, 237 - Ansicht von: S. 87, 124 Apian, Peter, Ingolstädter Mathematiker und Kartograph: S. 188 Arabische Beschriftung: S. 76 Aragon (E), Königreich: S. 76, 113 Argolis, Teil der Halbinsel Peloponnes (GR): S. 194 Arne-Carlsson-Park siehe Wien Arsenal siehe Wien Aschenhamer Ziegelstadel siehe Wien

Asien: S. 152 Assyrer: S. 112 Athene, griech. Mythologie: S. 194 Atlantik: S. 180, 183, 307 Augsburg (D): S. 67, 69, 73, 76–81, 93–96, 119, 143, 150–152, 171, 174, 177, 179, 220–221, 239, 337, 343 - Bürger: S. 78 - Confession: S. 77, 107 - Malerzunft: S. 84 - Rat: S. 84 - Stadtansicht: S. 124 - Stadtteil Bergheim: S. 143 - Augsburger, Bürger, Mitbürger siehe Butsch, Fidelis; Fugger; Hainhofer, Philipp; Lutz, Hans; Schöne, Johann Jacob; Seld, Jörg; Weiditz, Hans; Welser - Verleger siehe Steiner, Heinrich Augustinerkirche, -straße siehe Wien Augustinerturm siehe Wien Augustus, römischer Kaiser: S. 160 Auwinkel siehe Wien Aventinus, Johannes, bayerischer Humanist: S. 188, 190, 192 Aztekenreich: S. 120, 162 -BBabenberger, Herrschergeschlecht: S. 122, 187, 265, 269, 293, 296 Herzöge siehe Friedrich der Streitbare; Heinrich II. Babenbergerstammbaum in Klosterneuburg, frühe Stadtansicht von Wien: S. 122 Baden (D), Wappen: S. 69 - siehe Maria Jakobäa Baden (NÖ): S. 238 Bagdad (Irak): S. 205–206 Balkan: S. 208 Barbari, Jacopo de’, italienischer Kupferstecher und Kartograph: S. 87, 124, 337 Bärenfus siehe Pernfuß Basel (CH): S. 150, 195, 234, 338 - Universitätsbibliothek: S. 156 Battista, Leon Alberti, Humanist: S. 120 Baumgartner, Christian, Stadtschreiber von Sibiu und Braşov: S. 190

404

Orts- und Personenregister

Bayern (D): S. 46, 69, 188, 190, 192, 194, 228, 306, 310–311 - Wappen: S. 69 - Bayerische Staatsbibliothek siehe München - Herzog siehe Ernst; Johann von der Pfalz (-Neumarkt); Ludwig X.; Philipp der Streitbare; Wilhelm IV. Bayeux (F), Teppich von: S. 112–113 Beck, Hans, Nürnberger Hauptmann: S. 170 Behaim, Paulus, Nürnberger: S. 137 Beham - Anna, aus Nürnberg, Frau des Sebald Beham: S. 65. – Bruder siehe Beham, Hans - Barthel, Nürnberger Maler und Kupferstecher: S. 14–15, 66, 70, 79, 81, 125, 135, 230–233, 239, 266, 272, 281, 343. – Hofmaler Herzog Wilhelms IV. von Bayern: S. 70. – Bruder siehe Beham, (Hans) Sebald - Elisabeth, zweite Ehefrau des (Hans) Sebald Beham: S. 66f. – Vater siehe Wolff, Matthes - Hans, aus Nürnberg: S. 66. – Schwester siehe Beham, Anna - (Hans) Sebald, Nürnberger Maler und Kupferstecher: S. 14, 31, 61, 65–70, 79, 81, 84, 125, 225, 332, 340. – Bruder siehe Beham, Barthel. – Ehefrau siehe Anna; Elisabeth. – Wohnadresse siehe Frankfurt (am Main), Leonhardspforte Beheim, Martin, Nürnberger Tuchhändler und Astronom: S. 183–184, 342 Behrnauer, Walter Friedrich Adolf, Orientalist: S. 211 Belgrad (Serbien; auch Griechisch Weißenburg): S. 208, 211, 237–238, 343 - Eroberung: S. 67–68, 104, 119 Berger, Sigmund, Lehrer in Wien: S. 324 Bergheim (D), Stadtteil von Augsburg: S. 143 Berlin (D), Kupferstichkabinett (Exemplar der Meldemanschen Rundansicht): S. 13, 22, 27, 30, 51, 107, 109, 142, 332, 339 Bermann, Moriz, Wiener Schriftsteller und Kunsthändler: S. 324 Bern (CH): S. 114, 278 - Berner Chronik: S. 114 Bernau (D): S. 190 Bibel: S. 152 - Adam und Eva: S. 153 - Gog und Magog: S. 92, 223 - Sem, Ham und Jafet, Söhne des Noah: S. 152 - Sodom und Gomorrha: S. 68 Biberstraße, Bibertürlein, Biberturm siehe Wien Bisamberg: S. 50f., 102 Bithynien (Kleinasien): S. 208 Bleichwiese siehe Wien Bodenstein, Andreas, genannt Karlstadt, Reformator: S. 66, 94 Boehm, Gottfried, deutscher Philosoph: S. 191 Böhmen (Tsch): S. 16, 64, 79, 102, 107, 142, 170, 178, 194, 238, 294

- Adelige: S. 47 - Wappen: S. 16, 40, 64, 102, 107, 142 - König siehe Ferdinand I. - siehe Perschyna, Peter Boerner, Carl Gustav, Leipziger Auktionshaus: S. 21 Bologna (I): S. 69 Bonstetten (CH), Albrecht von, Mönch und Dekan von Einsiedeln, Frühhumanist, Kartograph: S. 153–155, 334 Bornemissa, Johannes, Richter in Cluj: S. 190 Bosnien siehe Wassen Boston (USA), Museum of Fine Arts: S. 65 Bourbon, Maître du Cardinal de: S. 115–116 Brachim Pascha, osmanischer Heerführer: S. 34 Brandenburg (D): S. 124 - Johann und Albrecht von, Markgrafen: S. 180 - brandenburgischer Besitz: S. 158 Brandenstein, Ernst von, Heerführer der Verteidiger Wiens: S. 47, 49 Brandis, Lucas, Drucker: S. 152 Braşov/Kronstadt (Rum): S. 190 Bratislava siehe Preßburg Braun, Georg, Kanoniker in Köln: S. 235, 239, 344 Braunschweig-Lüneburg, Heinrich der Jüngere von, Fürst: S. 86 Breslau/Wrocław (P): S. 93, 296 Brenner (I), Pass: S. 185 Breu, Jörg (d. Ä.), Maler und Zeichner: S. 118 Breydenbach, Bernhard von, Domkanoniker von Mainz: S. 87, 123, 162 Brixen (I): S. 182, 278 Bruck/Leitha (NÖ): S. 278, 308 Budapest/Buda siehe Ofen Büdingen siehe Wolff, Matthes Buoninsegna, Duccio di, Maler: S. 116 Burg (Hofburg), Burggasse, Burgkapelle, Burgtor siehe Wien Bürgerspital siehe Wien Burgkmair, Hans, Maler, Zeichner: S. 87 Burgund (F): S. 124 - Burgunderkriege: S. 153 Bursa (TÜ): S. 208 Büßerinnenhaus siehe Wien, St. Hieronymus Butsch, Fidelis, Antiquar aus Augsburg: S. 69 -CÇaldıran (TÜ): S. 216 Calvo, Marco Fabio, Humanist: S. 159 Camesina, Albert, Wiener Grafiker und Altertumsforscher: S. 21–23, 25–26, 72, 226, 236, 328 Cão, Diego, portugiesischer Seefahrer: S. 183 Caoursin, Guillaume, Vizekanzler des Johanniterordens, Historiograph: S. 115, 245 Celālzāde Muṣṭafā Celebi, osmanischer Chronist 215, 218



Orts- und Personenregister

Celtis, Conrad, Humanist: S. 180 Červená Lhota/Rothlhotta, Schloss in Böhmen: S. 79 Cetto, Domenico, Maler: S. 139 - Ansicht von Wien: S. 139 Chartier, Jean, Historiograph: S. 115 Chios (GR): S. 207 Christophorus, Heiliger: S. 41, 44, 278–279 Christus: S. 92, 117, 171, 198, 244–245, 278, 286 - Christusfrömmigkeit: S. 117 Cilli (SL): S. 193–194 Clemens VII., Papst: S. 120 Cluj/Klausenburg (Rum): S. 190 Coburg (D), Veste: S. 81, 143 Cochlaeus, Johannes, deutscher Humanist: S. 179 Cognac (F): S. 171 Colonna, Marcantonio, Vizekönig von Sizilien: S. 164 Columbus (auch Kolumbus) - Christoph, Seefahrer: S. 184 - Fernando, Humanist, Kosmograph, Sohn des Christoph Columbus: S. 13, 17, 144, 336 Concordantiae caritatis-Handschrift, frühe Stadtansicht von Wien: S. 122 Cornwall (Eng): S. 336 Cortes (Cortez), Hernando, spanischer Eroberer: S. 119f., 162, 185 Corvinus, Matthias, ungar. König: S. 319 Cranach, Lucas d. Ä., Maler: S. 86, 106, 118 Cratander siehe Hartmann Creutzer, Anthoni, Nürnberger Goldschläger: S. 83 Cuspinian, Johannes, Humanist: S. 188–190, 197 -DDamaskus (SY): S. 206 Dante, ital. Humanist: 248–249, 251 Dapur (SY), Schlacht: S. 112 Deggendorf (D): S. 238 Derschau, Hans Albrecht, Nünrberger Kunstsammler: S. 226 Descelier, Pierre, französ. Kartograph: S. 336 Deutsch, Hans Rudolf Manuel, Schweizer Maler: S. 234 Deutschland: S. 12, 69, 164 - Teutsche Nation: S. 155–156, 158 Deutschordenskirche siehe Wien Dieppe (F): S. 337 Döbling siehe Wien Doliarius siehe Vietor Dominikanerbastei siehe Wien Dominikanerkirche und -kloster siehe Nürnberg; Wien

405

Don (Fluss): S. 179–180 Donau (Fluss, bei Wien): S. 23, 34, 41, 47, 49–50, 53, 195, 208, 212, 218, 227, 261, 269, 282, 300, 302, 308–312, 345 - Donaubrücke: S. 101 - Taborarm, Taborinsel, Wolfsarm, Wolfsau, Donauarme bei Wien: S. 50, 302, 306 - siehe Wien, lange Brücke (auch Taborbrücke); Wien, Schlagbrücke; Wien, Schwedenbrücke; Wien, Taborbrücke Donaukanal: S. 47, 57, 302 Dornbach siehe Wien Drau/Drava (Fluss): S. 195, 308, 311 Dreer, Jacob, Schneider in Nürnberg, Schwager des Niclas Meldeman: S. 64 Dresden (D): S. 339 - königliche Sammlungen: S. 17, 22–23, 25 - Buchdrucker siehe Stöckel, Matthias Dürer - Agnes, Ehefrau und Witwe des Albrecht Dürer: S. 76, 78. – Schwester siehe Zinner, Katharina - Albrecht, Nürnberger Maler: S. 65–66, 68, 74, 76, 87, 95, 104, 125, 342. – Haller Madonna: S. 68. – Hiob auf dem Misthaufen: S. 68. – Jabach Altar: S. 68. – Taufpate siehe Koberger, Anton. – Weltkarte des Johann Stabius: S. 68. – Witwe siehe Dürer, Agnes -EEbersdorf (Kaiserebersdorf ) siehe Reinprecht; Wien, Kaiserebersdorf Ebstorfer Weltkarte: S. 158, 336 Ebulo, Petrus von: S. 113 Edward, englischer König: S. 113 Egenolff, Christian, Drucker aus Frankfurt: S. 66 Eich, Lienhard von, Buchführer aus Nürnberg: S. 71, 81. – Kinder: S. 83 Eichstätt (D): S. 306, 310 Eidgenossenschaft siehe Schweiz Einsiedeln (CH) siehe Bonstetten Eiseler siehe Eyseler Eisenstadt (B): S. 238 Eiteleck von Reischach, schwäbischer Adeliger, Befehlshaber der Verteidiger Wiens: S. 37, 104, 297, 321 Elendturm siehe Wien Elisabeth, Königin, Tochter König Sigismunds, Gemahlin König Albrechts II.: S. 187, 294 Elisabethstraße siehe Wien Elsass (F): S. 140, 194

406

Orts- und Personenregister

England: S. 95 - König siehe Edward; Heinrich VIII. Enns (Fluss): S. 310 Erdberg siehe Wien Eretria (GR), Philoxenos von: S. 112 Erler, Franz Christoph, österr. Bildhauer: S. 321 Ernst, Herzog von Bayern: S. 228 Etzlaub, Erhard, Nürnberger Astronom, Kartograph: S. 157–158, 185, 342 Euböa (GR): S. 194 Europa: S. 87, 91, 120, 139, 152–153, 155 Eva siehe Bibel Eyseler (Eiseler), Sebastian, Wiener Ratsangehöriger: S. 74 „Eysenkern, Marx“, Autor eines Flugblattes: S. 249 -FFeldkirch (Vorarlberg): S. 136 Ferdinand - I., König: S. 16, 19, 64, 72–73, 79–80, 142–143, 168, 171, 188–189, 194, 197–199, 208–209, 211–213, 217, 229, 259, 266–267, 293, 317, 325, 327, 340. – Ehrenhold (Herold) siehe Pesel. – Hofmaler siehe Seisenegger, Jacob - II., Kaiser: S. 217 Feselen, Melchior, deutscher Maler: S. 230 Fischern, Unter siehe Wien Fischertürlein siehe Wien Flandern (Bel): S. 164 - „Imago Flandriae“: S. 164. – siehe Quad, Matthias siehe Hautscilt, Lubertus Fleckel, Heinrich, österr. Kanzler, 15. Jh.: S. 295 Fleischmarkt siehe Wien Florenz (I): S. 182 - Belagerung: S. 120 - Darstellung von: S. 87, 120 - Kuppel des Domes: S. 120 - Großherzog siehe Medici Flötzhof siehe Wien Franck, Sebastian, Nürnberger Theologe, Geograph: S. 249 Franken (D): S. 197 Frankfurt (am Main, D): S. 68, 93, 96 - Bürgerrecht: S. 66 - Herbstmesse: S. 66 - Künstler: S. 67 - Leonhardspforte, Wohnung des (Hans) Sebald Beham: S. 66f. - Rat: S. 67 - Ratsstube: S. 67 - Stadtrechnungen: S. 67 - siehe Egenolff, Christian; Scharpf, Jacob Frankreich: S. 95, 173, 182 - Königreich: S. 153 - König siehe Franz I.; Heinrich II.; Karl VII.

Franz I., König von Frankreich: S. 118, 171, 208 Franziskanerkirche und -kloster siehe Wien Franz-Josefs-Kai siehe Wien Freistadt (OÖ): S. 238 Freising (D): S. 295–296 Frey - Dorothea, Ehefrau des Nürnbergers Lorenz Frey: S. 74 - Lorenz (Hans), Maler (?) in Nürnberg: S. 74. – Ehefrau siehe Frey, Dorothea. – Mutter siehe Frey, Margaretha. – Schwester siehe Leyerin, Barbara - Margaretha, Mutter des Nürnbergers Lorenz Frey: S. 74 Fridericus (Amann), Frater, deutscher Astronom: S. 187 Friedrich - Barbarossa, Kaiser, Kreuzzug: S. 112 - der Schöne, König, Stifter des Spitals vor dem Werdertor: S. 131 - III., Kaiser: S. 264 - der Streitbare, Herzog von Österreich: S. 265 - Friedrich II. der Weise von Pfalz, Pfalzgraf bei Rhein, Kurfürst, Befehlshaber der Reichstruppen unter den Verteidigern Wiens: S. 50f., 61, 71, 171, 213. – Herold siehe Lutz, Hans Frölich, Georg (Laetus), Nürnberger Stadtschreiber: S. 176–177 Fugger, Augsburger Händler und Patrizierfamilie: S. 78, 183, 195 -GGamburg (D), Burg, Fresken: S. 112 Gansöder, Steffan, Formschneider in Nürnberg: S. 140, 164 Gärtner, Peter, deutscher Maler: S. 272 Gebel, Matthes, Nürnberger Medailleur: S. 65, 79 Geldern (D): S. 140 Gengenbach (D): S. 28 Gensfelder, Reinhard, Nürnberger Kartograph: S. 187 Georg von Ungarn/Georgis de Hungaria, „Rumeser Student“, Dominikaner: S. 250–253 Georgskapelle siehe Wien Georgsturm siehe Wien Gibraltar siehe Herkules Glaser, Rüdiger, deutscher Klimaforscher: S. 308 Gmunden (OÖ), Johannes von, österr. Astronom: S. 187 Gog siehe Bibel Goldenes Horn siehe Istanbul Goldschmiedturm siehe Wien Golf, Mexikanischer: S. 185 Golf, Persischer: S. 206–207 Göllner, Carl, rumän. Osmanist: S. 174 Golubac (HU): S. 197



Orts- und Personenregister

Gomorrha siehe Bibel Gorizia/Görz (I): S. 194–195, 235 - Palazzo Lantieri: S. 235 Gotha (D), Belagerung: S. 81 Gottsleichnamskapelle siehe Wien Göttweig (NÖ): S. 13, 16, 144–145, 336–337 - Rechnungsbuch des Stiftes: S. 144–145 - Abt siehe Znaim, Matthias von Gotzman, Konrad/Kunz, Hauptmann in Wien: S. 170 Graben siehe Wien Greisenegger, Hanns, Wiener Stadthauptmann: S. 324 Gregor der Große, Kirchenvater, Papst: S. 245 Griechenland: S. 188, 192, 194–195, 238 Griechisch Weißenburg siehe Belgrad Grimmenstein (D), Burg in Gotha, Belagerung: S. 81 Grinzing siehe Wien Gritti - Alvise, venezianischer Händler: S. 215 - Andrea, Doge: S. 215 - Lodovico, unehelicher Sohn des Dogen: S. 215 Groppenberger von Bergenstamm, Aloys, österr. Lokalhistoriker: S. 329–330 Großbritannien: S. 12 Grünangergasse siehe Wien Gujarat (Indien): S. 207 Guldenmund, Hans, Nürnberger Briefmaler, Drucker: S. 98–101, 105, 125, 136, 144, 175–176, 221, 225–228, 239, 246–247, 332–334, 341, 343 Gundelfinger, Hans, Nürnberger Hauptmann bei der Verteidigung Wiens: S. 74, 170 Gutknecht, Jobst, Drucker in Nürnberg: S. 96f. -HHabsburger: S. 16, 18–19, 80, 91, 118–119, 148, 195, 208, 211, 318, 334, 337, 342 - Habsburgermonarchie 194, 204, 318 - siehe Albrecht V.; Elisabeth; Ferdinand I.; Ferdi­nand II.; Friedrich der Schöne; Friedrich III.; Joseph II.; Karl V.; Matthias; Maximilian I.; Maximilian II. Hafnerturm siehe Wien Haimonen, mittelalterliche Wiener Bürgerfamilie: S. 46 Hainburg (NÖ): S. 42, 102, 269, 278 Hainhofer, Philipp, Augsburger Kunstagent, Nachrichtenkorrespondent und Diplomat: S. 70 Hall, Jeronimus von, Nürnberger: S. 81 Haller von Hallerstein, Ludwig, Nürnberger Bürger: S. 186 Ham siehe Bibel Hamburg (D), Kunsthalle: S. 67 Hamer, Stephan, Nürnberger Buchdrucker: S. 83 Hammer(Purgstall), Joseph von, österr. Osmanist: S. 204, 210–211, 324

407

Hardegg (NÖ), Graf Hans von, Befehlshaber der Verteidiger in Wien: S. 34, 46, 104. – Fähnrich siehe Zedlitz, Christoph Hartmann - von Liechtenstein: S. 78 (latinisiert: Cratander), Georg, Vikar bei St. Sebald/Nürnberg, Mathematiker, Hersteller astronomischer Geräte: S. 61–62, 65, 75–76, 78, 340 Haselberg, Johann/Johannes, deutscher Verleger und Autor: S. 71, 237–239, 344 Haunoldsturm siehe Wien Hautscilt, Lubertus, flämischer Augustiner und Gelehrter: S. 164 Heidenreich, Erasmus, Hofkammerrat in Innsbruck: S. 194 Heidenschuss siehe Wien, Heidenschuss Heiligengeistspital siehe Wien Heiligenstadt siehe Wien Heiliges Land (Israel): S. 87, 153, 162 Heiliges Römisches Reich: S. 12, 93, 95–96, 107, 122f. - Truppen: S. 107 - Kaiser, König(in) siehe Albrecht V.; Elisabeth; Ferdinand I.; Ferdinand II.; Friedrich I. Barbarossa; Friedrich der Schöne; Friedrich III.; Heinrich VII.; Joseph II.; Karl V.; Matthias; Maximilian I.; Maximilian II.; Sigismund Heiligtumbuch siehe Wien Heinrich - VII., Kaiser: S. 113 - II., König von Frankreich: S. 337 - VIII., König von England: S. 118, 332, 336, 338 - II. (Jasomirgott), Herzog von Österreich: S. 296 Helena, griech. Mythologie: S. 194–195 Heller, Ruprecht, Maler: S. 118 Herakles (auch Herkules), griech. Mythologie: S. 194. – Säulen des (Gibraltar): S. 153 Hereford (Eng): S. 335–336 Hergot - Hans, Buchdrucker in Nürnberg: S. 95. – Witwe siehe Hergot, Kunigunde - Kunigunde, Witwe des Hans Hergot, Buchdruckerin in Nürnberg: S. 71 Hering, Loy, deutscher Bildhauer: S. 229, 239, 317, 343 Herkules siehe Herakles Herman, Philipp, Nürnberger: S. 81 Hernals siehe Wien Herzog, Thomas, Prediger im Nürnberger Dominikanerkloster: S. 66 Hessen, Landgraf siehe Philipp I. Hethiter: S. 112 Heumarkt siehe Nürnberg Heupel, Johann Berthold, Dr., Nürnberger Arzt: S. 83 Heuperger, Matthäus, Händler, Bürger in Wien: S. 288, 293

408

Orts- und Personenregister

Heußler, Leonhard, Buchdrucker in Nürnberg: S. 95 Hietzing siehe Wien Hiltersried (D): S. 118 Himmelpfortgasse, Himmelpfortkloster, Himmelpfortstiege siehe Wien Hirschvogel, Augustin, Nürnberger Kartograph und Kupferstecher: S. 79–80, 188, 190, 199, 234–235, 239, 274, 276–279, 281, 333, 336, 343–344. – Plan von Wien: S. 18, 138–140, 164 Hitler, Adolf: S. 59 Hofburg siehe Wien, Burg Hofmühle siehe Wien Hofmühlgasse siehe Wien Hoefnagel - Georg, flämischer Illuminator: S. 235 - Jacob, Kartograph und Kupferstecher: S. 138f. – - Vogelschau von Wien: S. 138f., 269 Hogenberg, Frans, niederl. Kupferstecher, Radierer: S. 235, 239, 344 Hohensinner, Severin, österr. Hydrobiologe: S. 284 Hohenstaufengasse siehe Wien Holkham Hall (Eng), Schlossbibliothek: S. 71 Holleneck (heute: Hollenegg, Stmk) siehe Abel Höltzel, Hieronymus, Drucker in Nürnberg: S. 96 Holzmüller, Heinrich, Schweizer Goldschmied, Formschneider: S. 234 Hormayr, Joseph von, österr. Historiker: S. 326 Huber, Wolf, Passauer Maler: S. 79, 81, 118, 136, 228–230, 239, 266, 272, 281, 309, 343 Husaren siehe Osmanen Hütteldorf siehe Wien Hütter, Emil, Wiener Aquarellist: S. 275–276 Hussiten: S. 118

Jagellonen - Ludwig II.: S. 208–209, 216 Jakobergasse siehe Wien Janitscharen, osmanische Reitertruppe: S. 34, 51, 104, 211–213, 281, 306, 312 Jansson, Johannes, Drucker: S. 164 Jerusalem (Israel): S. 148, 153, 155, 158, 160–162, 207, 223, 236, 334, 341 - Heiliges Grab: S. 207 - Heiliggrabkirche: S. 123 - Schrägansicht: S. 123 - Jerusalemfahrt: S. 123 - Tempel Salomons: S. 160 João II., König von Portugal: S. 183 Jode, Gerard de, niederl. Kartograph: S. 191 Johann - (János) Szapolyai/Zápolya, König von Ungarn: S. 209–215, 218, 343 - von der Pfalz (-Neumarkt), Herzog in Bayern: S. 118 Friedrich I., Kurfürst von Sachsen: S. 86 Johanneskapelle siehe Wien, Gottsleichnamskapelle Johannisfriedhof siehe Nürnberg Johanniter: S. 207 - Kirche siehe Wien, Johanniterkirche Jonas d. Ä., Justus, Wittenberger Theologe: S. 167 Jörgenturm siehe Wien, Georgsturm Josef-Meinrad-Platz siehe Wien Joseph II., Kaiser: S. 317, 329 Judea (Judäa, Israel): S. 153 Judenturm siehe Wien

-I-

Kábdebo, Heinrich, österr. Historiker: S. 227, 324–325 Kadesch (SY), Schlacht: S. 112 Kahlenberg siehe Wien Kairo (Ägypten): S. 206, 209 Kaiserebersdorf siehe Reinprecht; Wien, Kaiserebersdorf Kanizsa siehe Nagykanizsa Kärnten: S. 72, 170, 193–195 - Kärntner Straße, Turm, Tor, Vorstadt siehe Wien Kap der Guten Hoffnung: S. 183, 206 Kara Mustafa, siehe Mustafa Kara Karajan, Theodor von, österr. Germanist, Historiker: S. 22, 226, 339 Karl - V., Kaiser: S. 14, 69–70, 77–78, 118, 143, 162, 169, 171, 197, 203, 208–209, 217, 219, 234, 254, 293, 336, 338 - VII., König von Frankreich: S. 115 Karlsbrücke siehe Nürnberg Karlsplatz siehe Wien, Karlsplatz Karlsruhe (D), Generallandesarchiv: S. 28

Ibrahim Pascha (Dāmād Maḳbūl İbrāhīm), Serasker (General), Großwesir: S. 34, 99, 101, 104, 203, 210, 212–213, 215 Indien: S. 183, 206–207, 337 Indischer Ozean: S. 206 Ingolstadt (D): S. 188, 197, 238 Inn (Fluss): S. 310 Inzersdorf siehe Wien Irak: S. 205–206 Istanbul (Konstantinopel) (TÜ): S. 76, 90, 119, 168, 205, 209, 211–214, 237–238, 253, 307 - Goldenes Horn: S. 207 Italien: S. 44, 116, 139, 168, 173, 179, 182, 238 - italienische (welsche) Schiffe: S. 41, 44 -JJafet siehe Bibel Jaffa (Israel): S. 162

-K-



Orts- und Personenregister

Karlstadt siehe Bodenstein Karmeliterkloster siehe Wien Kärntner Tor, Kärntner Turm siehe Wien Karpaten, Kleine siehe Ungarn, Ungarisches Gebirge Katzianer, Hans, Heerführer der Verteidiger Wiens: S. 46, 104 Kemālpaşazāde (İbn-i Kema), osmanischer Hofhistoriker: S. 208 Khol siehe Kohl Kitzbühel (T): S. 295 Klagbaum, Siechenhaus siehe Wien Klarissenkirche und -kloster siehe Wien Kleinasien (TÜ): S. 209 Klopp, Onno, österr. Historiker: S. 328 Klosterneuburg (NÖ): S. 187, 238, 333 - Wien-Klosterneuburg-Karten-Korpus: S. 159 - siehe Babenbergerstammbaum Koberger, Anton, Buchdrucker und Verleger aus Nürnberg: S. 14, 95 (Taufpate Albrecht Dürers) Kohl (Khol), Paul, Buchdrucker in Regensburg: S. 71–74, 93 Kolb, Anton, Buchdrucker und Verleger aus Nürnberg: S. 87, 124 Kolingasse siehe Wien Köln (D): S. 150, 180 Kolomanfriedhof, -kapelle, -kirche siehe Wien Kolumbus siehe Columbus Konstantinopel siehe Istanbul Konstanz (D): S. 296 Kopernikus, Nikolaus, poln. Astronom: S. 186, 342 Krain (SL): S. 194 Krakau (P): S. 93, 180 Krems (NÖ): S. 71, 238 Kress von Kressenstein, Christoph, Nürnberger Bürgermeister: S. 168 Kreta (GR): S. 188, 194–195, 207 Kuba (Insel): S. 184 Kursachsen siehe Sachsen Kues, Niolaus von (Cusanus), Humanist: S. 244, 255 Kuttenberg (Kutná Hora, Tsch), Rat der Stadt: S. 83 Kyburg (CH): S. 194 Kykladen (GR): S. 194 -LLachisch (Judäa, Israel)), Eroberung von: S. 112 Ladislaus, König von Ungarn: S. 198 Laimgrube siehe Wien Landshuter Erbfolgekrieg: S. 93 Landstraße siehe Wien Lang, Matthäus, Erzbischof von Salzburg: S. 70, 143 Laßlaturm siehe Wien Lauer (Laurer) - Barbara, Witwe des Nürnberger Bierbrauers Hans Lauer: S. 74 - Hans, Bierbrauer in Nürnberg: S. 74

409

- Ehefr. und Witwe: Lauer (Laurer), Barbara Lauingen (D): S. 197 Lautensack, Hanns (Sebald), deutscher Kupferstecher: S. 79, 235, 237, 266, 278, 280–281, 344 Lazius, Wolfgang, Humanist, Kartograph: S. 138, 188–199, 234–236, 333, 342 Leib, Kilian, Prior des Klosters Rebdorf: S. 306 Leipzig (D): S. 93, 95, 176, 182 - Museum für bildende Künste: S. 21 - siehe Boerner, Auktionshaus Leithagebirge (B, NÖ): S. 102 Leo X., Papst: S. 46 Leonardo da Vinci: S. 116 Leonhardspforte siehe Frankfurt Leopoldsberg siehe Wien Lepanto (GR), Schlacht von: S. 90 Leyerin, Barbara, Schwester des Nürnbergers Lorenz Frey: S. 74 Liebenberg, Andreas, Wiener Bürgermeister: S. 319, 321, 328 Liechtenstein siehe Hartmann Liechtensteinstraße siehe Wien Lilienfeld (NÖ): S. 193 Limburg (Bel), Brüder von, Miniaturmaler: S. 114 Lincoln (Eng): S. 335 Lind, Karl, österr. Kunsthistoriker: S. 226 Linz (OÖ): S. 171, 213, 216–217, 238 Lissabon (Portugal): S. 179 Litauen siehe Polnisch-litauische Union Lochner, Hans, Nürnberger Stadtarzt: S. 180, 342 Lombardenbund: S. 116 London (Eng): S. 95, 159 - St. Pauls-Kathedrale: S. 159 Lorenzerkirche siehe Wien, St. Laurenz Lorenzetti, Ambrogio, Maler: S. 116 Louvre siehe Paris Lübeck (D): S. 152, 162 Ludwig - der Große, König von Ungarn: S. 117 - II., König von Ungarn: S. 208−209, 216 - X., Herzog von Bayern: S. 69–70, 311 Lueger, Karl, Wiener Bürgermeister: S. 329 Lüneburg siehe Braunschweig Luṭfī Pascha, General, Großwesir: S. 207, 212 Luther, Martin, deutscher Theologe: S. 13, 76, 78, 81, 86, 91, 93, 95–96, 99, 107, 142–143, 153, 167, 169, 171, 174, 176–177, 179, 236, 249– 250, 253–254, 285–286, 334, 336 - Lutherbibel: S. 153 - Luthertum: S. 142 Lutz, Hans, Herold des Pfalzgrafen Friedrich, aus Augsburg, Autor einer Flugschrift über die Erste osmanische Belagerung von Wien: S. 22, 71, 93 Luxemburg: S. 179 - siehe Sigismund I. Lyon (F): S. 95, 180

410

Orts- und Personenregister

-MMaas (Fluss): S. 140 Magdeburg (D), Belagerung von: S. 83 Magog siehe Bibel Mähren (Tsch): S. 170 Mailand (I): S. 182 Mainz (D): S. 162 - siehe Albrecht von; Breydenbach, Bernhard von Makbul siehe Ibrahim Malta, Belagerung von: S. 90 - Malteser: S. 207 Mangoldt, Wolfgang, Wiener Ratsangehöriger (?): S. 74 Marburg (D), Religionsgespräch: S. 76–77 Marchfeld (NÖ): S. 234, 238 Margaretenplatz siehe Wien Margaretner Schloss siehe Wien Maria - (Heilige): S. 198, 322 - Marienfrömmigkeit: S. 117 - Jakobäa von Baden, Ehefrau Herzog Wilhelms IV. von Bayern: S. 69 - am Gestade siehe Wien, Maria am Gestade Marignano (I): S. 119 Mark Aurel, römischer Kaiser, Ehrensäule in Rom: S. 112 Martini, Simone, Maler: S. 116 Martinsspital mit -kirche siehe Wien Matthew Paris, Itinerarkarte: S. 159 Matthias - Festtag des hl.: S. 32, 137 - König von Ungarn, dann Kaiser: S. 138 Maximilian - I., Kaiser: S. 19, 65, 67, 120, 124, 184, 277. – Ehrenpforte, Druckwerk: S. 87. – Triumphzug, Druckwerk: S. 87 - II., Kaiser: S. 198 Maysedergasse siehe Wien Mecklenburg (D): S. 124 Medici, Cosimo II. de’, Großherzog von Florenz: S. 163 Mekka (Saudi-Arabien): S. 206 Melanchthon, Philipp, deutscher Theologe: S. 81, 143, 167, 334, 336 Meldeman - Daniel, Sohn des Niclas Meldeman, Maler und Bürger in Wien: S. 84 - Lorenz, Sohn des Niclas Meldeman, Totengräber für die Pfarrei St. Sebald in Nürnberg: S. 84 - Niclas, Briefmaler, Drucker: S. 9, 11–19, 21–22, 24–31, 33–34, 38, 41, 43, 48, 52, 54–57, 59, 61–65, 67–69–75, 78–79, 81–88, 93, 96, 98–107, 109–112, 118, 121, 125–140, 142–145, 147–148, 162–165, 167–168, 175–178, 186, 188, 219, 223–226, 228–229, 232–233, 238– 239, 241–246, 249–251, 253–255, 257, 259,

263, 266–274, 276–277, 279–282, 284–289, 291–297, 299–306, 309, 311, 313, 331–332– 334, 337, 339–341, 343–345. – Wohnadresse: S. 14, 16, 30, 54–55, 64, 69, 71, 82. – Lehrling siehe Schöner, Johann Jacob. – Schwager siehe Dreer, Jacob. – Schwiegermutter siehe Steigel, Anna. – Sohn siehe Meldeman, Daniel; Meldeman, Lorenz - Rundansicht des Niclas Meldeman, Preis: S. 13, 16–17, 81, 88, vgl. 89, 106, 144f. - Rundansicht des Niclas Meldeman, Wasserzeichen: S. 28−30 - Rundansicht des Niclas Meldeman, erhaltene Exemplare siehe Berlin, Kupferstichkabinett; Dresden, königliche Sammlungen; Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum; Paris, Bibliothèque nationale de France; Wien, Albertina; Wien, Wien Museum Meldemannstraße (!) siehe Wien Memmingen (D), Stadtarchiv: S. 29 Michaelerplatz siehe Wien Minoritenkirche und -kloster, Minoritenplatz siehe Wien Minotaurus, griech. Mythologie: S. 194 Mitteleuropa: S. 181, 220, 306, 308 Mittelmeerraum: S. 206–207 Mocenigo, Alvise, venezianischer Gesandter: S. 93 Mödling (NÖ): S. 32, 102, 135 Mohács (HU), Schlacht: S. 16, 90, 197, 204, 208, 212, 217, 266, 343 Mollardgasse siehe Wien Mollenburg, Freiherr zu siehe Wilhelm Montenuovo (Familie): S. 257 Morant, Conrad, Straßburger Drucker: S. 65, 140, 334 - Ansicht von Straßburg: S. 65, 140 Moskau (Russland), Großfürstentum: S. 118 Mostar (Bosnien), Pascha von, osmanischer Heerführer: S. 53, 104 Mühlen siehe Wien, Hofmühle; Wien, Spitalsmühle Müller, Arnd, Lehrer, deutscher Historiker: S. 173 Müllner, Johann, Nürnberger Ratsschreiber: S. 170 München (D): S. 14, 69–70, 81 - Bayerische Staatsbibliothek: S. 157 - Historischer Verein von München: S. 69 - Münchner: S. 69 Münster, Sebastian, Humanist, Kosmograph: S. 155–156, 158, 164, 234, 344 Müntzer, Thomas, Reformator: S. 66, 95 Münzer, Hieronymus, Nürnberger Humanist, Arzt: S. 182, 342 Müstinger, Georg, Propst von Klosterneuburg: S. 187 Mustafa, Kara Pascha, Großwesir: S. 204, 328



Orts- und Personenregister

-NNagler, Karl Ferdinand Friedrich von, preußischer Generalpostmeister, Sammler: S. 22, 339 Naglergasse siehe Wien Nagykanizsa/Kanizsa (HU): S. 196 Napoleon, franz. Kaiser: S. 319, 323, 329 Nassadisten, osmanische Flussmatrosen: S. 23, 41, 44, 47, 49–51, 53–55, 101 Neapel (I): S. 113, 164, 182 - Königreich: S. 113 Neckar (Fluss): S. 307 Negker, Jost de, Drucker: S. 67 Neuber, Valentin, Drucker in Nürnberg: S. 98 Neuberg am Inn (D): S. 228 Neuer Markt siehe Wien Neugebäude siehe Wien Neuhaus, Adam von, oberster Kanzler von Böhmen: S. 79 Newald, Johann, Agrarfachmann, Historiker: S. 326–327 Niederlande: S. 173, 183 Niederösterreich: S. 13, 104, 170, 192, 267, 325 Niklastor, Niklastorturm siehe Wien Niklasvorstadt siehe Wien Nikolaigasse, -kirche und -kloster siehe Wien Nikopolis (heute Nikopol, Bulgarien), Schlacht von: S. 90 Noah siehe Bibel Nordbahnstraße siehe Wien Nürnberg (D), auch Pegnitzstadt: S. 11, 15–16, 18–19, 21, 61, 64−66, 68, 71−75, 77–78, 80–82, 84–85, 88, 93−99, 102, 106–107, 119−122, 124–126, 136–137, 143–144, 148, 158, 162, 164, 167–171, 173–174, 176–186, 221–224, 226, 237–238, 243, 287, 307, 331–334, 337, 339–343, 345 - ABC-Brücke: S. 14 - Ältere bzw. Septemvirat (Stadtregierung): S. 63, 142 - Ämterbüchlein: S. 88 - Bürgerrecht: S. 66, 67 - Dominikanerkloster, -mönche: S. 65. – siehe Herzog, Thomas - Germanisches Nationalmuseum (Exemplar der Meldemanschen Rundansicht): S. 13, 22, 31, 76, 82, 107, 109, 137, 143 - Heumarkt: S. 74 - Johannisfriedhof: S. 95 - Karlsbrücke: S. 14, 64 - Kartenproduktion: S. 158. – siehe Etzlaub, Erhard; Gansöder, Steffan; Reinhart, Paulus; Schedel, Hartmann - Landwehr: S. 138, 140 - lange Brücke: S. 14, 64, 69, 71, 83 - Rat: S. 14, 16–17, 61–62, 66, 69, 77, 81, 83–84, 88, 95–96, 99–100, 107, 136, 138, 140, 142–143

- - - - - - - - - - - - - -

-

- - - -

411

Rathaus: S. 16, 138, 143 Ratsbücher: S. 143 Ratsverlässe: S. 143 Religionsgespräch (1525): S. 16 Schuldverbriefungsbuch, -bücher: S. 74, 83 Stadtmauern: S. 99 Stadtobrigkeit: S. 66 Venedig Deutschlands: S. 16, 93 Staatsbibliothek: S. 78 Umgebungskarte: S. 157–158 Wappen: S. 16, 44–45, 64, 68–69, 82, 102, 140 Nürnberger: S. 74 Nürnberger Truppen: S. 99, 107. – siehe Zaummacher, Caspar Drucker siehe Andreae, Hieronymus; Petreius, Johann P.; Peypus, Friedrich; Resch, Wolfgang; Sporer, Hans; Stuchs, Hans; Wachter, Georg; Weißenburger, Johann; Zell, Christoph Künstler siehe Beham, Barthel; Beham (Hans) Sebald; Frey, Lorenz; Pencz, Georg; Pleydenwurff, Hans; Pleydenwurff, Wilhelm; Schäufelein, Hans; Schön, Erhard; Schöner, Johann Jacob; Stör, Niclas; Wolgemut, Michael; Zell, Christoph St. Sebald, Vikar siehe Hartmann Stadtarzt siehe Lochner, Hans Stadtschreiber siehe Frölich, Georg (Laetus); Müllner Johann; Spengler, Lazarus Nürnberger siehe Andreae, Hieronymus; Behaim, Paulus; Beham, Anna; Beham, Barthel; Beham, Hans; Beham, (Hans) Sebald; Creutzer, Anthoni; Dreer, Jacob; Dürer, Agnes; Dürer, Albrecht; Eich, Lienhard von; Etzlaub, Erhard; Frey, Dorothea; Frey, Lorenz (Hans); Frey, Margaretha; Gansöder, Steffan; Gebel, Matthes; Guldenmund, Hans; Gundelfinger, Hans; Gutknecht, Jobst; Hall, Jeronimus von; Hamer, Stephan; Hergot, Hans; Hergot, Kunigunde; Herman, Philipp; Herzog, Thomas; Heupel, Johann Berthold; Heußler, Leonhard; Hirschvogel, Augustin; Höltzel, Hieronymus; Koberger, Anton; Kolb, Anton; Lauer, Barbara; Lauer, Hans; Leyerin, Barbara; Meldeman, Daniel; Meldeman, Lorenz; Meldeman, Niclas; Neuber, Valentin; Pencz, Georg; Petreius, Johann P.; Peypus, Friedrich; Pfinzing, Melchior; Pirckheimer, Willibald; Pleydenwurff, Hans; Pleydenwurff, Wilhelm; Prambeck, Hieronymus; Reinhart, Paulus; Resch, Wolfgang; Ruchamer, Jobst; Sachs, Hans; Schedel, Hartmann; Scheurl, Christoph II.; Schmidt, Jörg; Schön, Erhard; Schöner, Johann Jacob; Sparhack, Valten; Sporer, Hans; Steigel, Anna; Steigel, Hans; Stör, Niclas; Streit, Hans; Stuchs, Hans; Taubenesser, Hanns; Tucher, Hans; Tucher, Lienhard; Wachter, Georg; Weißenburger, Johann; Wolgemut, Michael; Zaummacher, Caspar; Zell, Christoph; Zinner, Katharina

412

Orts- und Personenregister

Nussdorf siehe Wien Nussdorfer Straße siehe Wien -OOberösterreich: S. 86, 190, 193–195 Obersievering siehe Wien Ober-St.-Veit siehe Wien, St. Veit Ochsengries siehe Wien Ofen (Buda, Teil von Budapest, HU): S. 81, 83, 90, 209–210, 212–215, 238, 300, 311 Olmütz/Olomouc (Tsch): S. 296 Oporinus, Johannes, Schweizer Humanist: S. 195 Oppenheim (D): S. 156 Orley, Bernard van, Maler: S. 118 Orscha (Weißrussland), Schlacht von: S. 118 Ortelius, Abraham, flämischer Kartograph: S. 186, 237 Osijek (Kroatien): S. 307 Osmanen, auch Türken: S. 11–12, 14, 19, 23, 32, 36–37, 40, 46, 50–51, 61, 64, 71–72, 76, 85, 87–91, 101–102, 104, 119–120, 128, 134, 136, 139, 142, 144, 167–168, 171, 174, 176–178, 188–189, 195, 197–199, 201, 203–218, 220, 230, 235, 253, 259, 266, 272, 305, 307, 320, 322–323 - Flotte: S. 116 - Husaren: S. 55 - Münzen: S. 72 - Reich: S. 87, 90, 105, 147f., 203–205, 208, 211, 217, 342–343 - Sultan siehe Selim; Süleiman - Osmanen siehe Anatolien, Beglerbeg aus; Brachim Pascha; Janitscharen; Makbul Ibrahim Pascha; Mostar, Pascha von; Nassadisten; Smederevo, Sandschakbeg von; Türken; Wassen (Bosnien), Pascha aus Österreich (Herzogtum, Erzherzogtum): S. 16, 44, 47, 49, 64, 79, 102, 104, 107, 122, 142–143, 173, 178, 188–189, 191–195, 235, 237–238, 296, 310, 317, 324–325 - Wappen: S. 16, 44, 47, 49, 64, 102, 107, 142 Ostendorfer, Michael, deutscher Maler: S. 225, 234 Ottakring siehe Wien Ottakringerbach siehe Wien Ouden-Allen, Folbert van, Kupferstecher: S. 130 - Ansicht von Wien: S. 139 -PPalästina (Israel): S. 153, 180 Pankrazkapelle siehe Wien Papst: S. 116, 153 siehe Clemens VII.; Gregor der Große; Leo X. Paradiesgarten siehe Wien

Paris (F): S. 95, 150, 332 - Bibliothèque nationale de France (Exemplar der Meldemanschen Rundansicht): S. 13, 22, 31, 82, 107, 109, 137, 143 - Louvre: S. 68, 70, 118 - siehe Matthew Paris Paros (GR): S. 194 Passau (D): S. 79, 228, 238, 295–296 Passauer Hof siehe Wien Paumgartner, Bernhard, Nürnberger Ratsmitglied: S. 168 Pausanias, antiker Reiseschriftsteller: S. 190 Pavia (I): S. 118, 229, 338 Peçevī/Peçūʼī, Chronist: S. 215 Peckham, Johannes, Optiker: S. 76 Pécs (HU): S. 196 Pegnitzstadt, Nürnberg: S. 138, 142–143. – siehe auch Nürnberg Peloponnes (GR): S. 194 Pencz, Georg, Maler aus Nürnberg: S. 66 Penzing siehe Wien Perchtoldsdorf (Petersdorf ) (NÖ): S. 36, 102, 105, 135, 232 Perez de Luna, Fernando, portugiesischer Notar: S. 184 Pericoli (genannt Triboli), Modellbauer: S. 120 Permansturm siehe Wien Pernfuß (Bärenfuß), Paul, Wiener Stadtrichter: S. 74, 320 Perschyna, Peter, Kommandant böhmischer Truppen bei der Verteidigung Wiens 1529: S. 70 Persisch-Arabischer Golf, siehe Golf, Persischer Perseus, griech. Mythologie: S. 194 Pesel (Pessel), Paul, Ehrenhold, Herold Ferdinands I.: S. 80, 83, 259, 267–268, 270–272, 274, 279, 283 Peterle, Michael, Verleger in Prag: S. 82–83 Peterskirche, Petersplatz siehe Wien Peterwardein/Petrovaradin (Serbien): S. 215 Petreinsturm siehe Wien Petrejus/Petreius, Johannes, Nürnberger Drucker, Holzschnitzer: S. 97, 186 Peypus, Friedrich, Drucker in Nürnberg: S. 86, 96, 119f., 162 Pfalz siehe Friedrich II. der Weise Pfalz-Neuburg siehe Philipp der Streitbare Pfalz (-Neumarkt) siehe Johann Pfinzing, Melchior, Patrizier und Geistlicher aus Nürnberg: S. 66 Philipp - der Streitbare von Pfalz-Neuburg, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog in Bayern, oberster Feldhauptmann im Krieg gegen die Osmanen und Befehlshaber der städtischen Verteidigungstruppen Wiens: S. 37, 46, 104 - I., Landgraf von Hessen: S. 86 Piccolomini, Enea Silvio (später Pius II.), ital. Humanist: S. 245, 264



Orts- und Personenregister

Pirckheimer, Willibald, Nürnberger Humanist: S. 76–78, 340 Pleydenwurff - Hans, Maler in Nürnberg, Vater des Pleydenwurff, Wilhelm: S. 122 - Wilhelm, Maler in Nürnberg, Sohn des Pleydenwurff, Hans: S. 14, 124 Plinius d. Ä., röm. Gelehrter: S. 190 Pochlin, Marcus, slowenischer Autor: S. 72 Polen: S. 12, 93, 209 Polnisch-litauische Union: S. 118 Portugal/Portugiesen: S. 182–183, 206 - König siehe João II. Porzellangasse siehe Wien Poseidon, griech. Mythologie: S. 194 Prag (Tsch): S. 92, 179, 216–217 - siehe Peterle, Michael Prambeck, Hieronymus, Nürnberger: S. 78 Predigerkirche und -kloster siehe Wien, Dominikanerkirche Preßburg Bratislava (Slow): S. 72, 159–160, 294, 311 - Rat: S. 138 - Rathaus: S. 16, 138 Ptolemäus, Claudius, antiker Geograph: S. 12, 150, 159, 163, 186 -QQuad, Matthis - von Kinckelbach, Kupferstecher, Geograph, Autor der „Imago Flandriae“ S. 164 -RRabensteig siehe Wien Radstadt an der Enns (S): S. 70 Ramses II., Pharao: S. 112 Ransonnet, Eugen Freiherr, österr. Diplomat, Maler: S. 318 Rasumofskygasse siehe Wien Rathauskapelle siehe Wien Rebdorf bei Eichstätt (D), Kloster: S. 306, 310 - Prior siehe Leib, Kilian Regensburg (D): S. 93, 99, 118, 169, 171, 197 - Kämmerer und Rat: S. 73 - Stadtobrigkeit: S. 73 - siehe Kohl, Paul Regiomontan, Johannes, deutscher Mathematiker, Astronom: S. 182, 342 Reichsratsstraße siehe Wien Reinhart, Paulus, Maler und Kartograph in Nürnberg: S. 81, 140, 334 Reinprecht von (Kaiser-)Ebersdorf, Befehlshaber der Verteidiger Wiens): S. 51, 104 Reischach siehe Eiteleck Rennweg siehe Wien

413

Resch, Wolfgang, Buchdrucker aus Nürnberg: S. 67, 119, 125 Reuwich, Erhard, Grafiker, Maler und Zeichner: S. 87, 123, 162 Rhein (Fluss): S. 182, 307 - Pfalzgraf bei siehe Friedrich II. der Weise; Philipp der Streitbare Rhodos (GR): S. 67–68, 90, 115–116, 207, 209, 245 Riedlingen, Hans von, Nürnberger Hauptmann: S. 170 Riemergasse siehe Wien Rigi (Berg, CH): S. 155, 334 Rochusplatz siehe Wien Rockhgasse siehe Wien Rogendorf, Freiherr zu siehe Wilhelm Rom (I): S. 112, 158, 160, 182, 185, 342 - Kapitol: S. 120 - Romfahrt: S. 113 - Romkarte: S. 160 - Romwegkarte: S. 158 - Kaiser siehe Augustus; Mark Aurel; Trajan Rosaccio, Giuseppe, Kosmograph: S. 163 Roßau siehe Wien Rotenturmtor, -straße siehe Wien Roter Turm siehe Wien Rotes Meer: S. 207 Ruchamer, Jobst, Nürnberger Arzt, Humanist: S. 184–185 Rum, Sandschakbeg von siehe Smederevo Ruprechtskirche, -platz siehe Wien Ruprechtssteig siehe Wien Rüst, Hans, Drucker in Augsburg: S. 153 -SSachs, Hans, Nürnberger Dichter: S. 69, 70, 72, 83, 96, 98–99, 101, 225, 227, 239, 343 Sachsen (D): S. 337 - Kurfürstentum, auch Kursachsen: S. 81, 124 - Kurfürst siehe Johann Friedrich I. Safaviden: S. 205–206, 209, 335 Saliba, Antonio, maltesischer Gelehrter: S. 164 Salm - Niklas I. Graf, Stadtkommandant von Wien 1529: S. 40, 104, 227, 229–230, 239, 317–319, 321, 326–327, 329–330, 335, 343, 346 - Niklas II. Graf: S. 228 Salm-Reifferscheidt, Hugo, Industrieller, Politiker: S. 317 Salmgasse siehe Wien Salomon, Tempel siehe Jerusalem Salvatorgasse siehe Wien Salzburg: S. 190, 193 - Erzbischof siehe Matthäus Lang - Ratsmitglied siehe Secznagel, Markus Salzkammergut: S. 192

414

Orts- und Personenregister

Salzturm siehe Wien Sanherib/Sennacherib, assyrischer König: S. 235– 236, 239, 280, 344 Sankt siehe unter St. Sankt Florian (OÖ): S. 265, 269, 281 Sankt Pölten (NÖ): S. 238 Sava (Fluss): S. 212 Schah Ismāʽīl, Begründer der Safaviden: S. 209 Scharlachtuch, Scharlachrennen siehe Wien Scharpf, Jacob, Plattner in Frankfurt: S. 74 Schäufelein, Hans, Druckgrafiker in Nürnberg: S. 118, 125 Schedel, Hartmann, Nürnberger Humanist: S. 187, 227–228 - Liber chronicarum, Weltchronik: S. 14–15, 95, 100, 124–125, 133, 142, 157, 161–162 Scheffstraße siehe Wien Scheurl, Christoph II., Nürnberger Jurist, Humanist: S. 14–15, 95, 162, 174–175 Schilling, Diebold d. Ä., Chronist: S. 114 Schilling, Diebold d. J., Chronist: S. 114 Schimmer, Karl August, österr. Topograph: S. 329 Schlagbrücke siehe Wien, Schlagbrücke Schlesien: S. 86 Schmalkaldischer Bund: S. 86 Schmeltzl, Wolfgang, Wiener Schulmeister: S. 286 Schmidt, Jörg, Nürnberger Fähnrich: S. 170 Schmidts, Heinrich, Kartograph aus Geldern: S. 140–141, 334 - Ansicht von Wien: S. 140–141 Schön, Erhard, Nürnberger Druckgrafiker: S. 68, 70–71, 83, 100, 125, 136, 225–226, 237, 239, 247, 250, 343 Schöner, Johann Jacob, letzter Lehrling des Niclas Meldeman in Nürnberg, dann Mitbürger in Augsburg: S. 83–84 Schöner, Johannes, Nürnberger Kosmograph: S. 181, 185, 342 Schottenau siehe Wien Schottengasse siehe Wien Schottenkirche und -kloster siehe Wien Schottenmeister, Maler: S. 187, 278 - Schottenmeisteraltar, frühe Stadtansicht von Wien: S. 122 Schottentor, Schottentorturm siehe Wien Schottenvorstadt siehe Wien Schrantz, Sebastian, Wiener Ratsangehöriger: S. 74 Schrieck, Adriaan van, Autor: S. 117 Schwabenkrieg: S. 93 Schweiz (auch Eidgenossenschaft): S. 12, 114, 153–155 - Karte der Eidgenossenschaft: S. 153–154 - Schweizertrakt siehe Wien - Berg siehe Rigi - siehe Bonstetten, Albrecht von Schwenckfeldt, Caspar, Reformator: S. 95

Schwindenbach, Sebastian, Schenker in kaiserlichen Diensten: S. 81 Secznagel, Markus, Ratsmitglied von Salzburg: S. 190 Seidenstraße: S. 206 Seilerstätte siehe Weien Seisenegger, Jacob, Hofmaler Ferdinands I.: S. 14, 61, 79–81, 84, 137, 165, 332, 340 - Ehefrau (Susanne, Tochter des Hanns Tschertte): S. 79f. - Porträt des Adam von Neuhaus: S. 79 Seld - Georg Sigmund, Jurist, Reichsvizekanzler: S. 194 - Jörg, Goldschmied und Stecher in Augsburg: S. 124 Selim I., Sultan: S. 205, 207–208 Sem siehe Bibel Semendria siehe Smederevo Semmering (NÖ): S. 185 Serlio, Sebastiano, Architekturtheoretiker: S. 80 Sevilla (E): S. 144 Isidor von -: S. 150–151 Seydī ʽAlī Reʼīs, osmanischer Admiral, Seefahrer: S. 207 Sibiu/Hermannstadt (Rum): S. 190 Siebenbürgen (Rum): S. 209, 249 Siebenbürger, Hans, Maler: S. 122 Siebenhirten siehe Wien, Siebenhirten Siechenals siehe Wien, St. Johannes Siechenhäuser siehe Wien, Klagbaum; Wien, St. Johannes in der Siechenals; Wien, St. Marx Siena (I) - Palazzo Pubblico: S. 116 - Stadtregiment der Nove: S. 116 Sigismund I., siehe Kaiser, Luxemburger Simmering siehe Wien Singerstraße siehe Wien Sizilien (I), Königreich: S. 116 - Vizekönig siehe Colonna, Marcantonio Smederevo (Semendria; unterhalb Belgrads an der Donau, Serbien), Sandschakbeg von Rum und -, osmanischer Heerführer: S. 40, 53 Sodom siehe Bibel Sonnenberg (Leithagebirge, B, NÖ): S. 32, 102 Spanien: S. 170 - Truppen aus - bei der Verteidigung Wiens: S. 104 Sparhack, Valten (Valentin), Spruchdichter, später Schulmeister in Nürnberg: S. 72–73 Specklin, Daniel, elsässischer Festungsbaumeister: S. 272 Spelterini, Eduard, Flugpionier: S. 86 Spengler, Lazarus, Nürnberger Ratsschreiber: S. 17, 62, 77, 95, 107, 169, 176–177 Speyer (D): S. 29, 77–78, 93, 168 Spiegelstraße siehe Wien Spinnerin am Kreuz siehe Wien Spital siehe Wien, Bürgerspital; Wien, Heiligengeistspital; Wien, Martinsspital; Wien, Werdertor



Orts- und Personenregister

Spitalsmühle siehe Wien Spittelberg siehe Wien Splügen (CH): S. 185 Sporaden (GR): S. 194 Sporer, Hans, Drucker in Nürnberg: S. 153 Sporkenbühel siehe Wien St. Agnes siehe Wien, Himmelpfortkloster St. Anna siehe Wien St. Dorothea siehe Wien St. Gallen (CH): S. 152 St. Hieronymus, Büßerinnenhaus siehe Wien St. Jakob auf der Hülben siehe Wien St. Johannes in der Siechenals siehe Wien St. Lambrecht (Stmk), Meister von: S. 117 St. Laurenz siehe Wien St. Margareten siehe Wien St. Maria siehe Wien, Maria am Gestade St. Maria bei St. Niklas, Zisterzienserinnenkloster siehe Wien St. Maria Magdalena siehe Wien St. Marx siehe Wien St. Michael siehe Wien St. Niklas (Wien 1 bzw. 3) siehe Wien St. Ottenheim siehe Wien, Rathauskapelle St. Paul siehe London St. Peter siehe Wien, Peterskirche St. Ruprecht siehe Wien, Ruprechtskirche St. Salvator siehe Wien, Rathauskapelle St. Sebald siehe Nürnberg St. Stephan siehe Wien St. Theobald, Kirche und Kloster, Turm siehe Wien St. Ulrich, St.-Ulrichs-Platz siehe Wien St. Veit siehe Wien Stabius, Johannes, österr. Humanist: S. 68, 188 Stadtgraben siehe Wien Stadtmauer siehe Nürnberg; Wien Starhemberg, Ernst Rüdiger Graf, Kommandant der Verteidiger Wiens 1683: S. 140, 225, 319, 321, 328 Stauda, August, österr. Fotograf: S. 275–276 Steiermark: S. 170, 193–195 - Truppen: S. 37, 104 - siehe Abel von Holleneck Steigel (auch Steugel) - Anna, aus Nürnberg, Schwiegermutter des Niclas Meldeman: S. 64, 67f., 83. – Ehemann siehe Steigel, Hans - Hans, aus Nürnberg: S. 68 Steiner, Heinrich, Augsburger Verleger: S. 220 Steinhausen, Werner Arnold, Kartograph, Festungsbaumeister: S. 263 Stella, Tilemann, Kartograph: S. 164 Stephan I., König von Ungarn: S. 198 Stephansturm siehe Wien Stern von Labach, Peter, Hofkriegsratssekretär: S. 22, 70–72, 74–75, 77, 82–83, 93, 98–99, 101, 106, 127, 170, 178, 224–225, 241–243, 248, 254, 259, 267, 269, 272, 285, 300, 309, 332, 336, 340

415

Steugel siehe Steigel Stockholm (Schweden): S. 118 Stöckel, Matthias, Buchdrucker in Dresden: S. 83 Stör, Niclas, Nürnberger Zeichner, Druckgrafiker: S. 68, 70, 225 Strabon, antiker Geograph: S. 186, 190 Straßburg (F): S. 65, 96, 140, 150, 169, 334 - Münster (Dom): S. 65, 140 - Rat: S. 140 - Ansicht siehe Morant Strauchgasse siehe Wien Streit, Hans, Nürnberger: S. 74 Stubentor siehe Wien; Wien, St. Maria bei St. Niklas Stubentorbrücke, Stubentorturm siehe Wien Stuchs, Hans, Nürnberger Buchdrucker: S. 83 Stuttgart (D): S. 197 Südamerika: S. 337 Südosteuropa: S. 205, 208–209, 211, 218, 343 Süleiman der Prächtige, Sultan (Soliman, Suleyman), Sultan: S. 32, 34–35, 101, 104, 203–205, 207– 211, 213, 216–217, 219, 235, 241, 285, 309, 311, 317, 321, 343 (Susanne) Tschertte, Tochter des Hans Tschertte, Ehefrau des Jacob Seisenegger: S. 79f., 165 Suttinger, Daniel, Kartograph: S. 142. – Plan von Wien: S. 142 Syrien: S. 209 Szapolyai siehe Johann Syrmien (Srem, Sirem) (Serbien/Kroatien): S. 212, 217 -TTaafe, Eduard, österr. Ministerpräsident: S. 323, 328–329, 335 Tabor, Alter siehe Wien Taborarm siehe Donau Taborinsel siehe Donau Taborstraße siehe Wien Täbris (Iran): S. 205–206 Tannstetter, Georg, Humanist: S. 188–190, 197 Taubenesser, Hanns, Plattner in Nürnberg: S. 74 Tauer, Felix: S. 210, 343. – siehe auch Anonymus Tauer Telč (Tsch), Schloss: S. 79 Tenochtitlan, aztekische Hauptstadt von Mexiko: S. 119f., 128, 162 Tetzel, Christoph, Nürnberger Ratsherr: S. 168 Teutsche Nation siehe Deutschland Thassos (GR): S. 194 Thaw (auch: Thon, Tan), Sebastian, Spruchdichter: S. 72–73 Theseus, griech. Mythologie: S. 194 Thüringen (D), Adelige: S. 47 Tiber (Fluss): S. 158 Tiefer Graben siehe Wien

416

Orts- und Personenregister

Tielt, Guillaume de, Kupferstecher: S. 117 Tienen siehe Tuine Timur, zentralasiatischer Militärführer: S. 208 Tirol: S. 194–195 - Landeshauptmann siehe Völs, Leonhard von Trajan, römischer Kaiser, Ehrensäule in Rom: S. 112 Traun (Fluss): S. 310 Treu, Wolfgang, Wiener Bürgermeister: S. 74, 320–321, 324–325 Triboli siehe Pericoli Triester Straße siehe Wien Troja: S. 195 Tschertte, Hans, Wiener Festungsbaumeister: S. 14, 40, 61–62, 65, 75–76, 78−81, 84, 104, 137, 332, 340 - Ehefrau: S. 77 - Schwiegersohn siehe Seisenegger, Jacob - Tochter (Susanne): S. 79f., 165 Tscherttegasse siehe Wien, Tscherttegasse Tucher - Hans, Nürnberger Patrizier: S. 180, 342 - Lienhard, Nürnberger Patrizier: S. 83 Tübingen (D): S. 93 Tuine (heute Tienen, Bel), Muttergottes von: S. 117 Tunis (Tunesien) 338 „Türken“: S. 11, 13, 15, 21, 23, 61, 64, 67, 71–72, 74–77, 87–93, 97, 99, 107, 147–148, 167–174, 176–178, 188–189, 195, 197, 201, 204, 209, 219–222, 225, 228, 230–235, 237, 239, 241, 245–246, 248–255, 285, 287, 293, 297, 300– 302, 307, 311–312, 317, 319–329 - Türkengefahr: S. 75, 77, 89–91, 322, 323 - Türkenkrieg: S. 92 - Türkenmotiv: S. 235 - Türkenstraße siehe Wien - Türkische Sonnenuhr: S. 76 - siehe auch Osmanen Turmburggasse siehe Wien

Universität siehe Wien Unter-St.-Veit siehe Wien, St. Veit

-U-

Wachter, Georg, Buchdrucker in Nürnberg: S. 71 Währing siehe Wien Wappen siehe Baden; Bayern; Böhmen; Nürnberg; Österreich; Ungarn; Wien Wartenberg von siehe Wilhelm Zwirzeticzky Wassen (Bosnien), Pascha aus, osmanischer Heerführer: S. 41, 104 Weiditz, Hans, Grafiker in Augsburg: S. 124 Weimar (D), Anna Amalia Bibliothek: S. 152 Weiß (Weiss), Karl, Wiener Archivar, Historiker: S. 22, 325, 328 Weiße Brüder siehe Wien, Karmeliterkloster Weißenburg siehe Belgrad Weißenburger, Johann, Drucker in Nürnberg: S. 96 Wellenburg, Schloss (heute in Augsburg-Bergheim, D): S. 143 Welsche Schiffe siehe Italienische Schiffe Welser, Augsburger Patrizierfamilie: S. 78

Uberti, Lucantonio degli, Drucker: S. 87 Uccello, Paolo, Maler: S. 116 Uhlich, Gottfried, Schriftsteller: S. 323, 329 Ulm (D): S. 169, 197 Ungarn (Königreich): S. 16, 64, 102, 107, 117, 138, 142, 167–169, 171, 173, 176, 178–179, 182, 189, 191, 193, 195, 197–198, 204, 208–212, 214–218, 238, 249, 266, 278, 294 - Gebirge, Ungarisches (= Kleine Karpaten, Slow): S. 41 - Karte von - des Wolfgang Lazius: S. 138 - Wappen: S. 16, 32, 64, 102, 107, 142 - König siehe Ferdinand I.; Johann Szapolyai; Ladislaus; Ludwig der Große; Ludwig II.; Matthias; Stephan I. - siehe Georg

-VVal d‘Or (bei Guînes südlich von Calais): S. 118 Valois, Jean von, Duc de Berry: S. 114. – Stundenbuch: S. 114 Vavassore, Zuan Andrea de (auch: Giovanni Antonio), Drucker in Venedig: S. 119 Venedig (I): S. 16, 93, 113, 116, 119, 124, 150, 180, 182, 207, 230, 337 - Ansicht von: S. 87, 123 - Doge: S. 153 - Dogenpalast: S. 116 - Großer Rat: S. 116 - Venedig siehe Mocenigo, Alvise; Vavassore, Zuan Verantinus, Anton, Propst von Bernau: S. 190 Vergil, antiker Schriftsteller: S. 251 Verona (I): S. 182 Vespucci, Amerigo, Seefahrer: S. 184 Vicenza (I): S. 184 Vietor (Doliarius), Hieronymus, Buchdrucker aus Krakau, tätig in Wien: S. 71, 93, 98, 127 Vinci (I) siehe Leonardo da Visegrád (Burg, HU): S. 215 Volpaia, Benvenuto della, Uhrmacher und Instrumentenbauer: S. 120 Völs (am Schlern, Südtirol, I), Leonhard von, Tiroler Landeshauptmann, Befehlshaber der Verteidiger Wiens: S. 37, 104 Vorstadt zwischen den zwei Mauern siehe Wien Vorstadtbefestigung siehe Wien Votivpark siehe Wien -W-



Orts- und Personenregister

Werd (Oberer, Unterer) siehe Wien Werdenau, Jakob von, Hauptmann vor Wien: S. 170 Werdertor, Werderturm siehe Wien Wertheim (D), Graf Georg (II.) zu: S. 155 Westminster Abbey (Eng): S. 113 Whitehall Palace (Eng): S. 337–338 Widmertor siehe Wien Widmer Vorstadt siehe Wien Wieden siehe Wien Wiedner Hauptstraße siehe Wien Wien: S. 9, 11–19, 21–27, 30, 32–34, 36–38, 40–43, 46–55, 57, 59, 61–109, 122, 126–148, 159–160, 162–165, 167, 170–171, 175, 177, 180, 182, 187–190, 197–199, 201, 203–204, 206, 210–224, 227–231, 234–239, 241–247, 253–254, 259, 261–262, 265–267, 269, 271– 274, 276–277, 279, 282, 284–288, 292–297, 299–300, 303, 307, 311, 317–318, 320, 322– 323, 326, 329, 332, 338, 341–342 - Albertina (Exemplar der Meldemanschen Rundansicht): S. 13, 27−30, 51, 107, 109, 236, 260, 262, 281, 339 - Albertinaplatz: S. 37 - Altmannsdorf (Wien 12): S. 165 - Alsbach (Umleitung): S. 283, 304 - Alszeile: S. 24 - Alttunau: S. 281 - Am Hof: S. 40, 46, 131 - Angelpeckenturm: S. 260 - Annakirche siehe Wien, St. Anna - Ansicht siehe Albrechtsmeister; Babenbergerstammbaum; Cetto, Domenico; Concordantiae caritatis; Hoefnagel, Jacob; Meldeman, Niclas, Rundansicht; Ouden-Allen, Folbert van; Schmidts, Heinrich; Schottenmeister - Arne-Carlsson-Park: S. 51 - Arsenal (Wien 2, östl. der Taborstraße): S. 47, 283, 304 - Arsenal (Wien 1): S. 275 - Arsenal (Wien 3): S. 321 - Aschenhamer Ziegelstadel (?): S. 40, 55, 135, 302 - Augustinerkirche, -kloster: S. 36–37, 55, 136, 261–263, 271, 290–292, 295–297 - Augustinerstraße: S. 37 - Augustinerturm: S. 260, 266 - Auwinkel: S. 46 - Bastei bei St. Niklas: S. 266 - Basteien siehe Wien: Bastei bei St. Niklas; Dominikanerbastei; Mölkerbastei - Befestigungen siehe Wien, Stadtmauer - Belagerung von 1529: S. 11, 13–14, 19, 21, 32, 61, 63–65, 67–72, 74–77, 80–85, 88, 90, 93, 98, 101, 107, 126, 137, 139, 142–144, 147, 163 - Belagerung von 1683: S. 19, 140 - Bewohner (Wiener) siehe Camesina, Albert; Haimonen; Karajan, Theodor; Katzianer, Hans; Lazius, Wolfgang; Meldeman, Daniel; Treu,

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

- - - -

417

Wolfgang; Vietor, Hieronymus; Winterburg(er), Johann; Zantsches; Zeymesser Biberstraße: S. 46 Bibertürlein: S. 104 Biberturm: S. 46, 57, 103, 170, 260, 268, 281 Bleichwiese: S. 41, 55 Brücken siehe Wien: Lange Brücke; Stubentorbrücke; Wienflussbrücke Burg (Hofburg): S. 15, 17, 36, 55, 130, 142, 232, 239, 260, 263–265, 272, 274, 283, 304 Bürger: S. 73, 74 Bürgermeister: S. 64. – siehe Liebenberg, Andreas; Treu, Wolfgang Bürgerspital: S. 34, 36, 55, 135, 297 Bürgerspitalkirche (neu): S. 228 Burggasse: S. 41 Burgkapelle: S. 130 Burgtheater: S. 262, 270 Burgtor, auch Widmertor: S. 36–37, 55, 57, 103, 260, 268, 270, 272–274 Deutschordenskirche: S. 55, 131, 293 Döbling (Wien 19): S. 25, 51, 102, 135 Dominikanerbastei: S. 46, 260–262 Dominikanerkirche und -kloster, auch Predigerkirche und -kloster: S. 41, 56–57, 263, 271, 290–292, 295–297 Donau siehe Donau Dornbach (Wien 17): S. 25, 30, 51, 102, 105, 135 Elendturm: S. 46, 51, 56, 103, 134, 232, 260, 268, 272–274 Elisabethstraße: S. 36 Erdberg: S. 41, 283, 285 Fischern, Unter den - (Bereich der heutigen Oberen Donaustraße): S. 47, 57 Fischertürlein: S. 104, 260 Fleischmarkt: S. 46 Flötzhof (?): S. 53 Flüsse siehe Wien: Alsbach; Donau; Donaukanal; Mühlbach; Ottakringer Bach; Wienfluss Franziskanerkirche: S. 37 Franziskanerplatz: S. 37 Franz-Josefs-Kai: S. 47 Freisinger Stiftshof: S. 293, 295, - siehe auch Georgskapelle Friedhöfe siehe Wien, Kolomanfriedhof; Wien, Stephansfreithof Gebäude, Häuser siehe Wien: Albertina; Arsenal (3x); Aschenhamer Ziegelstadel; Burg; Burgtheater; Bürgerspital; Heumühle; Neugebäude; Oper; Spital(s)mühle; Zantsches; Zeughaus, bürgerliches; Zeymessers Sitz Georgskapelle (Freisinger Hof ): S. 37, 56, 103, 131, 290, 292, 295–296 Georgsturm: S. 51, 55, 135 Goldschmiedeturm: S. 260 Gottsleichnams- oder Johanneskapelle des ehemaligen Spitals vor dem Werdertor: S. 131

418 - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

- - -

Orts- und Personenregister

Graben (Wien 1): S. 37, 131 Grabenfuttermauer: S. 281 Grinzing (Wien 19): S. 30, 54, 135 Grünangergasse: S. 40 Hafnerturm: S. 260 Haunoldsturm: S. 274 Heidenschuss: S. 257 Heiligengeistspital mit Antonskirche: S. 55–56 Heiligtumbuch (Heiltumbuch): S. 15, 64, 79, 101, 130, 142 Heiligenstadt (Wien 19): S. 30, 55, 102, 105 Hernals (Wien 17): S. 30, 41, 135 Heumühle: S. 283, 304 Hietzing (Wien 13): S. 30, 40, 68, 135 Himmelpfortgasse: S. 37 Himmelpfortkloster St. Agnes: S. 37, 56, 290– 292, 295–296 Himmelpfortstiege: S. 53 Hochgericht siehe Wien, Spinnerin am Kreuz Hofburg siehe Wien, Burg Hofmühle am Wienfluss (Wien 6): S. 36 Hofmühlgasse: S. 36 Hohenstaufengasse: S. 262 Hörlgasse: S. 51 Hütteldorf (Wien 14): S. 30, 40, 135 Institut für Naturwissenschaften und Technologie in der Kunst an der Akademie der bildenden Künste: S. 22 Institut für Österreichische Geschichtsforschung: S. 13 Inzersdorf (Wien 23): S. 232 Jakobergasse: S. 37 Jörgenturm siehe Wien, Georgsturm Johanniterkirche (später Malteserkirche): S. 37, 56, 228, 290–293, 295 Josef-Meinrad-Platz: S. 260, 262 Judenturm: S. 51, 103, 232, 260, 268, 272–274 Kapellen/Kirchen/kirchliche Gebäude/Klöster siehe Wien: Augustinerkirche und -kloster; Bürgerspitalkirche (neu); Burgkapelle; Büßerinnenhaus siehe St. Hieronymus, Deutschordenskirche; Dominikanerkirche und -kloster; Freisinger Stiftshof; Himmelpfortkloster; Johanniterkirche; Karmeliterkloster; Klarissenkirche und -kloster; Maria am Gestade; Minoritenkirche und -kloster; Rathauskapelle; Schottenkirche und -kloster; St. Anna; St. Dorothea; St. Hieronymus; St. Jakob; St. Koloman; St. Laurenz; St. Maria Magdalena (2x); St. Maria bei St. Niklas; St. Marx; St. Michael; St. Niklas (2x); St. Pankraz; St. Peter; St. Ruprecht; St. Stephan; St. Theobald; St. Ulrich; St. Wolfgangkapelle; Votivkirche Kärntner Straße: S. 36 Kärntner Tor: S. 36, 56, 104, 106, 135–136, 222, 228–229, 232, 236, 238–239, 260, 263, 267, 271–272, 278, 280–281, 283, 304–305, 321, 344 Kärntner (Tor-)Turm: S. 36–37, 56, 101, 103,

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

145, 227, 229, 232, 238, 260, 266, 268, 272, 279–280, 306 Kärntner Viertel: S. 170 Kärntner Vorstadt: S. 36, 39, 56, 238 Kahlenberg (Name für den Leopoldsberg, Wien 19): S. 30, 55, 82, 204, 227, 238 Kaiserebersdorf (Wien 11): S. 34, 102, 232. – siehe auch Ebersdorf Karlsplatz: S. 306 Karmeliterkloster (Weiße Brüder), Kirchen zu den neun Chören der Engel: S. 46, 56, 290–292, 295, 297 Klagbaum, Siechenhaus (Wien 4): S. 32, 57, 135 Klarissenkirche und -kloster: S. 37, 56, 228, 290–292, 295–297 Klarissenplatz (bei der Klarissenkirche, heute Bereich Lobkowitzplatz): S. 80 Kolingasse: S. 51 Kolomanfriedhof: S. 36, 56, 135 Kolomankapelle bzw. -kirche siehe St. Koloman: S. 36, 56, 135 Laimgrube: S. 283, 304 Landstraße: S. 41, 56, 230, 266–267, 282–284, 300–301, 304 Lange Brücke (auch Taborbrücke): S. 47, 101, 304 Laßlaturm und -tor: S. 15, 23, 25, 36, 56, 104, 135, 229, 232, 238–239, 265, 268, 344 Laurenzerkloster siehe Wien, St. Laurenz Leopoldsberg siehe Wien, Kahlenberg Liechtensteinstraße: S. 53 Lorenzerkirche siehe Wien, St. Laurenz Malteserkirche siehe Wien, Johanniterkirche Margaretenplatz: S. 36 Margaretner Schloss (Wien 5): S. 36 Maria am Gestade (Maria Stiegen), Kirche: S. 47, 56, 103, 128, 132–133, 222, 227–228, 234, 239, 283, 289, 291–292, 295, 344 Martinsspital mit -kirche: S. 56 Maysedergasse: S. 17 Meldemannstraße: S. 21, 59 Michaelerkirche siehe Wien, St. Michael Michaelerplatz: S. 37 Minoritenkirche und -kloster: S. 37, 40, 56, 290–292, 295, 297, 304 Minoritenplatz: S. 37 Mölkerbastei: S. 260, 262 Mollardgasse: S. 36 Mühlbach: S. 304, 306 Münzgraben: S. 283, 304 Naglergasse: S. 40, 131 Neuer Markt: S. 228 Neugebäude (Wien 11): S. 34 Niklaskirche siehe Wien, St. Niklas Niklastor: S. 41, 56, 135, 267–268, 282 Niklastorturm: S. 283 Niklasvorstadt (Wien 3): S. 41 Nikolaigasse: S. 40

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Orts- und Personenregister Nikolaikirche und -kloster siehe St. Niklas Nordbahnstraße: S. 49 Nussdorf (Wien 19): S. 50, 101, 300, 302 Nussdorfer Straße: S. 53 Obersievering (Wien 19): S. 54, 135 Ochsengries: S. 306 Oper: S. 219 Ottakring (Wien 16): S. 23, 30, 41, 135 Ottakringer Bach: S. 40, 51, 283 Pankrazkapelle siehe St. Pankraz Paradiesgarten (vor dem Kärntner Tor): S. 56 Passauer Hof: S. 133 Penzing (Wien 14): S. 30, 40, 134–135 Permansturm: S. 283 Peterskirche siehe Wien, St. Peter Petersplatz: S. 37 Petreinsturm: S. 260 Pilgrimhaus siehe Wien, St. Anna Porzellangasse: S. 51 Predigerkirche und -kloster siehe Wien, Dominikanerkirche und -kloster Rabensteig: S. 47 Rasumofskygasse: S. 284–285 Rat: S. 64 Ratsangehörige: siehe Eyseler, Sebastian; Mangoldt, Wolfgang; Schrantz, Sebastian Rathauskapelle St. Salvator (fälschlich verwendetes Patrozinium St. Ottenheim): S. 46, 56–57, 103, 290–292, 295 Reichsratsstraße: S. 24 Rennweg: S. 283 Riemergasse: S. 37 Rochusplatz: S. 41 Rockhgasse: S. 51 Roßau: S. 302 Rotenturmstraße: S. 47 Rotenturmtor: S. 47, 57, 227, 234, 260, 274, 277 Roter Turm: S. 46–47, 56, 102–103, 134, 170, 227, 263, 265, 268, 272, 277–278 Ruprechtskirche siehe Wien, St. Ruprecht Ruprechtsplatz: S. 47 Ruprechtssteig: S. 53 Salmgasse: S. 284, 321 Salvatorgasse: S. 47 Salztor, -turm: S. 47, 49, 57, 103, 227, 234, 260, 263, 268, 272, 274 Scharlachtuch und Scharlachrennen: S. 144 Scheffstraße: S. 264, 281–282, 304 Schlagbrücke (über die Donau, heute Donaukanal): S. 47, 57 Schottenau (Bereich Wien 2 östl. Taborstraße): S. 47, 305 Schottengasse: S. 41 Schottenkirche und -kloster: S. 51, 57, 187, 260, 263, 283, 290–292, 295–297, 304 Schottentor: S. 41, 51, 57, 103–104, 142, 260, 263–264, 267–268, 270, 272

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

419

Schottentorturm: S. 272 Schottenvorstadt: S. 283, 304 Schwedenbrücke: S. 47 Schweizertrakt der (Hof-)Burg: S. 36–37 Seilerstätte: S. 260, 262 Sensengasse: S. 41 Siebenhirten (Wien 23): S. 165 Simmering (Wien 11): S. 32, 102, 300 Singerstraße: S. 40 Spenglerturm: S. 260 Spiegelstraße: S. 284 Spinnerin am Kreuz, Bildsäule am Wienerberg, Hochgericht: S. 36, 135, 232−233 Spitäler siehe Wien: Bürgerspital; Heiligengeistspital; Martinsspital; Werdertor, Spital vor dem Spitalsmühle (des Bürgerspitals) am Wienfluss: S. 34, 55, 57, 135, 267, 283, 300, 304–305 Spittelberg: S. 302 Sporkenbühel (Flur in Wien 9): S. 53, 135, 302 St. Anna (Pilgrimhaus): S. 131, 293, 295–296 St. Diebold siehe Wien, St. Theobaldkirche und -kloster St. Dorothea: S. 131, 229, 293, 295–296 St. Georg siehe Wien, Georgskapelle St. Hieronymus, Büßerinnenhaus: S. 37, 56, 290–292, 295–297 St. Jakob auf der Hülben, Klosterkirche: S. 37, 56, 290–292, 295 St. Johannes in der Siechenals, Siechenhaus: S. 51, 57, 135 St. Johannes siehe Johanniterkirche St. Kolomankapelle, -kirche: S. 36, 56, 135 St. Laurenz (auch Lorenzerkirche, -kloster), Nonnenkloster: S. 46, 56, 290–292, 295 St. Margareten (Wien 5): S. 36, 134–135 St. Maria am Gestade siehe Maria am Gestade St. Maria bei St. Niklas vor dem Stubentor, Zisterzienserinnenkloster (ehemals Wien 3): S. 41, 56, 135 St. Maria-Magdalena-Kapelle (bei St. Stephan, Wien 1): S. 228, 293, 295 St. Maria Magdalena, Klosterkirche (ehemals Wien 9): S. 51, 56, 135 St. Marx, Siechenhaus (Wien 3): S. 34, 57, 101, 135, 300 St. Michael (Michaelerkirche): S. 37, 56, 289, 291–292, 294 St. Niklaskirche (Wien 1): S. 40, 56, 292, 296 St. Niklaskirche und -kloster (Wien 3): S. 41, 56, 135, 227, 282–285, 290, 295, 304 St. Ottenheim siehe Wien, Rathauskapelle St. Pankraz, Kapelle: S. 40, 56, 103, 131, 290– 293, 295–296 St. Peter (Peterskirche): S. 37, 56, 103, 289–292, 295–296 St. Ruprecht (Ruprechtskirche): S. 47, 56, 103, 289, 291–292, 295–296 St. Salvator siehe Wien, Rathauskapelle

420

Orts- und Personenregister

- St. Stephan (auch Stephansdom): S. 11, 13–15, 17, 21, 32, 37, 46, 57, 64, 79, 101, 103, 107, 128, 136, 147, 222–225, 227–228, 232, 234, 236, 238, 241, 243, 248, 266, 282–283, 288–291, 293–297, 299, 307, 329, 331–332, 340, 344– 345. – siehe auch Wien, Stephansturm - St. Theobaldkirche und -kloster (St. Diebold, Wien 6): S. 36, 57, 135, 269, 302 - St. Theobald (Turm): S. 268 - St. Ulrich: S. 41, 57, 135, 304 - St.-Ulrichs-Platz: S. 41 - St. Veit (Ober-, Unter-, Wien 13): S. 30, 40, 135 - St. Wolfgangkapelle vor dem Stubentor: S. 57, 131, 227 - Stadtansicht siehe Albrechtsaltar; Babenbergerstammbaum; Concordantiae caritatis-Handschrift; Schottenmeisteraltar - Stadtgraben: S. 34, 37, 281 - Stadtmauer (auch Befestigungen): S. 15, 17–18, 36–37, 57, 85, 102–103, 106, 133–134, 138, 164–165 - Stadtplan siehe Albertinischer Plan; Hirschvogel, Augustin; Hoefnagel, Jacob; Suttinger Daniel - Stadtregiment, Stadtobrigkeit: S. 61, 64 - Stadtrichter siehe Pernfuß, Paul - Stephansdom siehe Wien, St. Stephan - Stephansfreithof: S. 293, 295 - Stephansturm: S. 15, 37, 46, 61, 64, 71–72, 74, 78–80, 84, 99, 126–127, 129–130, 142, 147. – siehe auch Wien, St. Stephan - Straßen/Gassen/Märkte/Plätze siehe Wien: Albertinaplatz; Alszeile; Am Hof; Augustinerstraße; Biberstraße; Burggasse; Elisabethstraße; Fleischmarkt; Franziskanerplatz; Franz-Josefs-Kai; Grünangergasse; Heidenschuss; Himmelpfortgasse; Hofmühlgasse; Hohenstaufengasse; Hörlgasse; Jakobergasse; Josef-Meinrad-Platz; Karlsplatz; Kärntner Straße; Klarissenplatz; Kolingasse; Landstraße; Liechtensteinstraße; Margaretenplatz; Maysedergasse; Meldemannstraße; Michaelerplatz; Minoritenplatz; Mollardgasse; Naglergasse; Neuer Markt; Nikolaigasse; Nordbahnstraße; Nussdorfer Straße; Petersplatz; Porzellangasse; Rasumofskygasse; Reichsratsstraße; Rennweg; Riemergasse; Rochusplatz; Rockhgasse; Rotenturmstraße; Ruprechtsplatz; Ruprechtssteig; Salmgasse; Salvatorgasse; Scheffstraße; Schottengasse; Seilerstätte; Sensengasse; Singerstraße; Spiegelstraße; St.-Ulrichs-Platz; Strauchgasse; Taborstraße; Tiefer Graben; Triester Straße; Tscherttegasse; Türkenstraße; Turmburggasse; Währinger Straße; Wiedner Hauptstraße; Wipplingerstraße; Wollzeile; Zedlitzgasse - Strauchgasse: S. 257 - Stubentor: S. 41, 56–57, 103–104, 131, 135, 227, 238, 260, 263, 266, 268, 271, 278–279, 281–282, 285 - Stubentorbrücke: S. 41, 230, 264, 282–283

- - - - - - - - - - - - -

- - - - - -

- - - - - - - - - - - - - -

-

Stubentorturm: S. 261, 277 Tabor, Alter: S. 49–50 Taborbrücke (auch lange Brücke): S. 101, 302–303 Taborinsel siehe Donau Taborstraße: S. 47, 49 Theobaldkirche siehe Wien, St. Theobald Tiefer Graben: S. 51, 283 Triester Straße: S. 36 Tore siehe Wien: Burgtor; Fischertürlein; Kärntner Tor; Rotenturmtor; Salztor; Niklastor; Schottentor; Stubentor; Werdertor; Widmertor Tscherttegasse: S. 165 Türkenstraße: S. 201 Turmburggasse: S. 36 Türme siehe Wien: Angelpeckenturm; Augustinerturm: Biberturm; Elendturm; Goldschmiedturm; Hafnerturm; Haunoldsturm; Judenturm; Kärntner Turm; Laßlaturm; Niklastorturm; Permansturm; Petreinsturm; Roter Turm; Salzturm; Schottentorturm; Spenglerturm; St. Theobald (Turm); Stubentorturm; Werderturm; Würfelturm Universität: S. 57, 131, 160. – Artistische Fakultät: S. 72 Verein für Geschichte der Stadt Wien: S. 13 Vogelschau siehe Hoefnagel, Jacob; Schmidts, Heinrich Vorstadt zwischen den zwei Mauern: S. 41, 57, 135 Vorstadtbefestigung: S. 15, 36, 42, 104, 135, 260, 265–267, 281–282, 284–285. – siehe Wien, Georgsturm; Wien, Laßlaturm Vorstädte siehe Wien: Alttunau; Erdberg; Kärntner Vorstadt; Laimgrube; Landstraße; Ochsengries; Roßau; Schottenau; Schottenvorstadt; Spittelberg; Taborinsel; Werd (Oberer Unterer); Widmer Vorstadt; Wieden Votivkirche: S. 229–230, 317, 345 Votivpark: S. 41 Währing (Wien 19): S. 30, 53, 105, 135 Währinger Straße: S. 41, 51, 201 Wappen der Stadt: S. 47, 49, 55, 64, 142 Werd (Oberer, Unterer): S. 283, 302, 304, 310 Werdertor: S. 53, 57, 104, 131, 234, 260, 267– 268, 272–275 Werdertor, Spital vor dem -: S. 131. – Stifter siehe Friedrich der Schöne Werderturm: S. 303–304 Widmertor (auch Burgtor): S. 37, 57, 104, 260, 263, 268, 274 Widmer Vorstadt: S. 283, 304 Wieden (heute: Wien 4): S. 15, 23, 232, 272, 283, 304 Wiedner Hauptstraße: S. 32, 36, 228 Wien Museum (früher: Historisches Museum der Stadt Wien; Exemplar der Meldemanschen Rundansicht): S. 11, 13, 17–19, 21–22, 25f., 27, 29–30, 51, 59, 63, 85, 107, 109, 138, 142 Wiener Stadt- und Landesarchiv: S. 12–13



Orts- und Personenregister

- Wienflussbrücke: S. 232 - Wipplingerstraße: S. 51, 260, 262, 281 - Wolfgangkapelle vor dem Stubentor siehe Wien, St. Wolfgang - Wollzeile: S. 41, 261 - Würfelturm: S. 260 - Zantsches (?): S. 36 - Zeughaus, bürgerliches: S. 321 - Zeymessers Sitz (?): S. 40 - Zedlitzgasse: S. 37 - Zwingermauer: S. 234 Wienerberg (Wien 10): S. 32, 135, 232 Wiener Neustadt (NÖ): S. 238, 269–270 Wiener Wald, Wienerwald: S. 36, 40, 53, 248 Wienfluss: S. 30, 34, 36, 41, 57, 230, 235, 261, 278, 282–283, 305–306, 309 Wilhelm - IV., Herzog von Bayern: S. 69. – Ehefrau siehe Maria Jakobäa von Baden. Hofmaler siehe Beham, Barthel - Freiherr zu Rogendorf und Mollenburg, Wilhelm Freiherr zu, Heerführer der Verteidiger Wiens: S. 40, 104 - Zwirzeticzky von Wartenberg, Heerführer der Verteidiger Wiens: S. 46f., 104 Windische Mark: S. 194–195 Windischgrätz, Alfred Candidus Ferdinand, Fürst, Militär: S. 323 Winterburg(er), Johann, Drucker des Wiener Heiligtumbuchs: S. 64, 101 Wipplingerstraße siehe Wien Wittelsbach, (D) wittelsbachischer Besitz: S. 158 Wittenberg (D): S. 92, 167, 174, 220 - Belagerung: S. 81 Wolf Hana: S. 34 Wolfenbüttel (D), Belagerung von: S. 83, 86, 106 Wolff, Matthes, aus Büdingen: S. 66. – Tochter: siehe Beham, Elisabeth Wolfgangkapelle siehe Wien, St. Wolfgang Wolgemut, Michael, Nürnberger Künstler: S. 14, 124

421

Wollzeile siehe Wien Wolmuet, Bonifaz, Wiener Baumeister: S. 188, 276 Worms (D): S. 169 - Edikt: S. 77, 95 Wrocław siehe Breslau Würfelturm siehe Wien Würzburg (D): S. 93 -YYpres (Bel) - Belagerung: S. 117 - Stadtfest (genannt „Tuindag“): S. 117 -ZZainer, Günter, Drucker in Augsburg: S. 151–152 Zantsches siehe Wien Zápolya siehe Johann Zaummacher, Caspar, Nürnberger Hauptmann (Nürnberger Truppen bei der Verteidigung Wiens 1529): S. 74, 170 Zedlitz, Christoph, Fähnrich des Grafen Hans von Hardegg: S. 46, 101 Zedlitzgasse siehe Wien Zell, Christoph, Nürnberger Drucker: S. 71, 97, 237–239, 344 Zeymessers Sitz siehe Wien Ziegler, Anton, österr. Schriftsteller: S. 324 Zinner, Katharina, Schwester der Agnes Dürer: S. 76 Znojmo/Znaim (Tsch): S. 145, 238 - siehe Matthias von Znaim, Abt von Göttweig Zürich (CH): S. 93 Zweistromland: S. 212 Zwingli, Ulrich, Reformator: S. 76 Zwirzeticzky siehe Wilhelm Zypern: S. 207

Adressen der AutorInnen Peter Barber 16 Tivoli Road London N 8 8 RE, Great Britain [email protected] Johannes Feichtinger Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Postgasse 7/4 1010 Wien, Österreich [email protected] Karl Fischer Irenental, Schulgasse 8/4 3011 Tullnerbach, Österreich [email protected] Johann Heiss Institut für Sozialanthropologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Hollandstraße 11–13 1020 Wien, Österreich [email protected] Heike Krause Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie Obere Augartenstraße 26–28 1020 Wien, Österreich [email protected] Wojciech Iwańczak Akademia Ignatianum Kopernika 26 31-501 Kraków, Polen [email protected] Antonia Landois Stadtarchiv Nürnberg Marientorgraben 8 90402 Nürnberg, Deutschland [email protected]



Adressen der AutorInnen 423

Christoph K. Neumann Ludwig-Maximilians-Universität, Institut für den Nahen und Mittleren Osten, Fachbereich Turkologie Veterinärstr.1 80539 München, Deutschland [email protected] Walter Öhlinger Wien Museum Felderstraße 6–8 1010 Wien, Österreich [email protected] Ferdinand Opll Franz-Garnhaft-Gasse 3 2380 Perchtoldsdorf, Österreich [email protected] Barbara Schedl Universität Wien, Institut für Kunstgeschichte Spitalgasse 2, Hof 9 (Campus) 1090 Wien, Österreich [email protected] Martin Scheutz Universität Wien, Institut für Österreichische Geschichtsforschung/Institut für Geschichte Universitätsring 1 1010 Wien, Österreich [email protected] Christoph Sonnlechner Wiener Stadt- und Landesarchiv Guglgasse 14 1110 Wien, Österreich [email protected] Martina Stercken Universität Zürich, Historisches Seminar/ZHM Schönberggasse 2 8001 Zürich, Schweiz [email protected]

424

Adressen der AutorInnen

Petra Svatek Sammlung Woldan der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Dr. Ignaz Seipel-Platz 2 1010 Wien, Österreich [email protected] Ursula Timann Kappengasse 8 90402 Nürnberg, Deutschland [email protected] Yiğit Topkaya Steinbühlallee 114f 4123 Allschwil, Schweiz [email protected]