Die Universität Ingolstadt im 15. und 16. Jahrhundert: Texte und Regesten [1 ed.] 9783428429790, 9783428029792

143 31 55MB

German Pages 577 Year 1973

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Die Universität Ingolstadt im 15. und 16. Jahrhundert: Texte und Regesten [1 ed.]
 9783428429790, 9783428029792

Citation preview

ARNO SEIFERT

Die Universität lngolstadt im 15. und 16. Jahrhundert

LUDOVICO 1\IAXI.MILIANEA Universität Iogoistadt ·Landsbut·München Forschungen und Quellen

Herausgegeben von Johannes Spörl und Laetitia Boehm Quellen Band 1

Die Universität lngolstadt im 15. und 16. Jahrhundert Texte und Regesten

Bearbeitet von

Amo Seifert

DUNCKER & HUMDLOT I BERLIN

Alle Rechte vorbehalten & Humblot, Berlln 41 Gedruckt 1973 bei Buchdntckerel Alb. Say!faerth, Berlln 61 Prlnted in Germany

© 1973 Duncker

ISBN 3 428 02979 8

Zum Geleit Neben der seit zwei Jahren angelaufenen Forschungs-Reihe, von der soeben die Bände 5 und 6 erscheinen*, kann hiermit nun auch der erste Band der Quellen-Reihe vorgelegt werden. Wie im Geleitwort zum ersten Band der Forschungen (1971) angekündigt, ist im Rahmen der auf längere Sicht geplanten Publikationsreihe beabsichtigt, neben Monographien auch dokumentarische Editionen zentraler Urkunden und Akten zum Bezugsfeld der Universität Ingolstadt-Landshut-München vorzubereiten. Die Folge der Quellen-Bände steht dabei in Koordination, nicht aber in direkter Parallelität zu den ForschungsBänden. Die Quellen-Reihe will keine chronologisch fortlaufende Dokumentation liefern; vielmehr ist ihr Zweck, den bisher mangelhaften Editionsstand auszugleichen und für diejenigen Perioden und Sachbereiche, welche bisher entweder nur lückenhaft und einseitig erschlossen wurden oder überhaupt noch nicht in den Horizont der Forschung getreten sind, das ungehobene, teils auch noch unbekannte Material der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich zu machen, um damit künftig auch für vergleichende Fragestellungen zur bayerischen und deutschen Universitätsgeschichte und Wissenschaftsorganisation eine Grundlage zu liefern. Denn es ist mißlich, daß die heute international breit angelaufene Arbeit zur historischen Hochschulproblematik bei Rückgriffen auf die bayerische Metropole bislang immer noch allein auf die ungenügenden, ergänzungsbedürftigen Materialbereitungen von J. N. Mederer (1782) und C. Prantl (1872) angewiesen war. Wenn der erste Quellen-Band, bearbeitet von Dr. Arno Seifert, dem Zeitraum der Frühgeschichte Ingolstadts gewidmet ist und sich damit sachlich und zeitlich neben einige Bände der Forschungs-Reihe (A. Seifert, J. Real - A. Seifert, H. Wolff) stellt, so erscheint das insofern als eine sinnvolle Fügung, als damit nun die erste Ingolstädter Epoche von verschiedenen Aspekten her grundsätzlich neu bearbeitet vorliegt. Zur Abrundung werden voraussichtlich in Bälde noch Veröffentlichungen zur Geschichte der Artistenfakultät und der Medizinischen Fakultät folgen sowie eine weiterausgreifende Entwicklungsgeschichte der universitären Wirtschaftsstruktur; außerdem hat A. Seifert selbst eine im Manuskript abgeschlossene Darstellung der Seminarpolitik Albrechts V. als Beitrag auch zur staatlichen Kirchen- und Steuerpolitik erstellt, wofür die vorliegende Quellenbearbeitung die Möglichkeit eröffnet hat. '' Bd. 5: H. Wolff, Geschichte der lngolstädter Juristenfakultät 1472-1625; Bd. 6: K. Neumaier, lus Publicum. Studien zur barocken Rechtsgelehrsamkeit an der Universität lngolstadt.

6

Zum Geleit

Seiferts Edition kommt, wie gesagt, einem längst empfindlich spürbaren Desiderat entgegen. Zwar hatten Mederer und Prantl ihren Darstellungen Urkundenbände beigegeben, deren Wert trotz veralteter Editionstechnik und zeitgebundenen Auswahlprinzips bis heute darin beruht, daß sie - abgesehen vcn den Matrikel-Editionen- seit nunmehr 200 bzw. 100 Jahren die einzigen Quellenpublikationen zur Ingolstädter Universitätsgeschichte geblieben sind. Um so dringlicher ist es, diesen fundamentalen Mangel schrittweise zu beheben. Seifert hat es als ersten Schritt unternommen, systematisch alle einschlägigen Materialien in den Bayerischen Staatlichen Archiven sowie im Stadtarchiv Ingolstadt, in der Bayerischen Staatsbibliothek und in der Universitätsbibliothek München zu eruieren, nach ihrem Aussagewert zu edieren und zu kommentieren. An dieser Stelle sei daher an die genannten Archive und Bibliotheken für ihre großzügige Hilfsbereitschaft und Unterstützung ganz besonderer Dank gesagt. Die neu eröffneten Erkenntnis-Dimensionen hat A. Seifert in seiner Einleitung zusammenfassend gekennzeichnet. Es sei eigens vermerkt, daß er abgesehen von manch wichtigen Funden - auch eigene Forschungen mit einbringen konnte, so vor allem zur Personalgeschichte der Artistenfakultät. In vielfacher Korrektur des älteren teils lückenhaften teils einseitigen Bildes werden hier eine Materialübersicht und gleichzeitig neue Einblicke in die Reformperioden des 15./16. Jahrhunderts geboten, wobei vor allem auch die landesherrliche Universitätspolitik deutlicher greifbar wird. Die Edition zieht damit gewissermaßen eine Bilanz der Frühgeschichte lngolstadts. Es wurde erwogen, ob das beigegebene Register ausgeweitet werden solle zu einem die bei Mederer und Prantl vorkommenden Orts-, Personennamen und Stichworte mit einbeziehenden Gesamtregister; indes ist davon aus finanziellen Gründen abgesehen worden, was nicht zuletzt deshalb gerechtfertigt erschien, weil die Bände von Mederer und Prantl nicht ersetzt werden sollten und ihren Informationswert durchaus behalten. Jedoch ist in der vorliegenden Edition versucht worden, eine höchstmögliche Entschlüsselung zu erreichen, indem die Kommentare und der Regestenteil jeweils den Zusammenhang mit den Urkundenbänden Mederers und Prantls herstellen. Die Herausgeber hoffen, daß mit diesem Dokumenten-Band der allgemeinen Forschung gedient ist. Aufrichtiger Dank gilt dem Verleger, Herrn Ministerialrat a. D. Dr. Johannes Broermann, Ehrensenator unserer Alma Mater, der mit seinem steten aufmerksamen Interesse an Geschichte und Existenz der Ludwig-Maximilians-Universität die Herausgabe dieses Bandes ermöglicht hat. München, im August 1973 Prof. Dr. Johannes Spörl

Prof. Dr. Laetitia Boehm

Inhalt Verzeichnis der nicht aufgelösten Textabkürzungen

9

Verzeichnis der benützten Archive und Bibliotheken . . . . . . . . . . . . . . . . . .

10

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

11

Einleitung

13

Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

27

Regesten der gedruckten Dokumente zur Geschichte der Universität Ingolstadt im 15. und 16. Jahrhundert (einschließlich der in diesem Band 515 edierten Texte)

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 563

Verzeichnis der nicht aufgelösten Textabkürzungen b.

vor Namen: beatus, beata

bac.

baccalarius, baccalaureus

c., cels.

celsitudo

d.

vor Namen: doctor, selten dominus

e. (f.) d.

euer (fürstlich) durchlaucht

e. (f.) g.

euer (fürstlich) gnaden

e.h.

euer herrlichkeit

f.

fürst, fürsdich

g.

gnaden, gnädig

h. ill. 1., lic.

herr, herrlichkeit illustrissimus

m.

magister; vor rector: magnificus

licentiatus

m.v.

magnificentia(e) vestra( e)



pater

PP· r.

patres

s.

sein(e); vor Namen: sanctus; an Briefanfängen: salutem

s. c., s. cels.

sua celsitudo

reverendus, reverendissimus

s. (f.) d.

seine (fürstlich) durchlaucht

s. (f.) g.

seine (fürstlich) gnaden

v.

vester, vestra

Verzeichnis der benützten Archive und Bibliotheken BStB GStA HStA StA Ing. StA Nürnberg StAObb UA UB

Bayerische Staatsbibliothek Geheimes Staatsarchiv Bayerisches Hauptstaatsarchiv Stadtarchiv lngolstadt Staatsarchiv Nürnberg Staatsarchiv für Oberbayern, München (jetzt: Staatsarchiv München) Universitätsarchiv München Universitätsbibliothek München

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur ADB = Allgemeine Deutsme Biographie, 1875 ff. Bauch, G.: Die Anfänge des Humanismus in Ingolstadt, 1901 Boehm L. und ]. Spörl (Hrsg.): Ludwig-Maximilians-Universität Ingolstadt, Landshut, Münmen 1472-1972, 1972 Braunsberger, 0. (Hrsg.): Beati Petri Canisii SJ Epistulae et Acta, Bd. 1-7, 18961922 Buxbaum, E. M.: Petrus Canisius und die kirmlime Erneuerung im Herzogtum Bayern (1549-56) (im Drud!:)

Cartas de San Ignacio de Loyola, fundador de Ia Compania de Jesus, 6 Bde. 1874-89 Dollinger, H.: Die Baugesmimte des Wilhelmsgymnasiums in Münmen: Festsmr. z. 400 Jahrfeier des Wilhelmsgymn. (1959) 63 ff. Druffel, A. von: Briefe und Aktenstücke zur Gesmimte des 16. Jh., 4 Bde. 1873-82 Duhr, B.: Gesmimte der Jesuiten in den Ländern deutsmer Zunge, I 1907 Erman, W. und E. Horn: Bibliographie der deutsmen Universitäten, 3 Bde. 1904-5 Freyberg, M. Frh. von: Pragmatisme Gesmimte der bayerismen Gesetzgebung und Staatsverwaltung seit den Zeiten Maximilians I., III 1838 Friedensburg, W.: Zur ersten Festsetzung der Jesuiten in Bayern (1548-49) : Armiv für Reformationsgesmimte 9 (1911/12) 85 ff. Goetz, W.: Briefe und Aktenstücke zur Gesmimte des 16. Jh., V 1898 Hartig, 0.: Die Gründung der Münchener Hofbibliothek durm Albremt V. und Johann Jakob Fugger, 1917 Hemmerle, J .: Die Benediktinerklöster in Bayern: Germania Benedictina II 1970

Ing. Sammelbl. = Sammelblätter des Historismen Vereins Ingolstadt Kink, R.: Gesmimte der kaiserlimen Universität zu Wien, 2 Bde 1854 Knöpfler, A.: Die Keimbewegung in Bayern unter Albrc:mt V., 1891 Kobolt, A. M.: Baierismes Gelehrten-Lexikon, 1795

LThK =Lexikon für Theologie und Kirme 11957 ff. Lukacs, L. (Hrsg.): Menumenta paedagogica Societatis Iesu (MHSJ) I 1965 Lurz, G. (Hrsg.): Mittelsmulgesmimt!ime Dokumente Altbayerns, einsmließlim Regensburgs (MGP 41/2), 1907/8

MHSJ = Menumenta H istorica Societatis Jesu MGP = Menumenta Germaniae Paedagogica Mayer, M.: Leben, kleinere Werke und Briefwemsei des Dr. Wiguleus Hundt, 1892

12

Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur

Mayer, M.: Quellen zur Behördengeschichte Bayerns. Die Neuorganisation Herzog Albrechts V., 1890 Mederer, J. N. : Annales Ingolstadiensis Academiae, 4 Bde. 1782 Metzler, J. (Hrsg.): Johannes Eck, Epistola de ratione studiorum suorum: Corpus Catholicorum 2, 1921

Mon. Ign. = Monumenta Ignatiana Ser. 1. Bd. 1-12, 1903-11 (MHSJ) NB = Nuntiaturberichte aus Deutschland NDB =Neue Deutsche Bibliographie, 1953 ff. Pachtler, G. M.: Ratio studiorum et institutiones scholasticae Societatis Jesu (MGP 2, 5 und 9) 1887-90 Pfeilschifter, G.: Acta Reformationis Catholicae IV/2, 1971 Pfleger, L.: Martin Eisengrein (1535-78). Ein Lebensbild aus der Zeit der katholischen Restauration in Bayern, 1908 Pölnitz, G. Frh. von: Denkmale und Dokumente zur Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität Ingolstadt, Landshut, München, 1942 Pölnitz, G. Frh. von (Hrsg.): Die Matrikel der Ludwig-Maximilians-Universität Ingolstadt, Landshut, München, I-II 1937 Prantl, K. von: Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität in Ingolstadt, Landshut, München, 2 Bde. 1872 (1968) Real, H. J. : Die privaten Stipendienstiftungen der Universität Ingolstadt im ersten Jahrhundert ihres Bestehens, 1972 Romstöck, F. S.: Die Jesuitennullen Prantl's an der Universität Ingolstadt und ihre Leidensgenossen, 1898 Rupprich, H. (Hrsg.): Der Briefwechsel des Konrad Celtis, 1934 Seifert, A.: Das Georgianum (1494-1600): Real, H. J., Stipendienstiftungen (vgl. oben) Seifert, A.: Das Ingolstädter Collegium vetus : HJb 89 (1969) 34 ff. Seifert, A.: Statuten- und Verfassungsgeschichte der Universität Ingolstadt 14721586, 1971 Schottenloher, K.: Bibliographie zur Deutschen Geschichte im Zeitalter der Glaubensspaltung 1517-85, 6 Bde. 2 1956-8; Bd. 7 1966 Stalla, G.: Bibliographie der Ingolstädter Drucker des 16. Jahrhunderts, I-II 1971-2 Bibliotheca Bibliographica Aureliana 34) Verdiere, Ch.-H.: Contre-reforme religieuse et rHorme litteraire. Histoire de l'universite d'Ingolstadt ... jusqu'a Ia paix de 1624, 2 Bde. 1887 Wiedemann, Th.: Dr. Johann Eck, 1865 Wiedemann, Th.: Johann Turmair, genannt Aventinus, 1858 Wolf!, H.: Beiträge zur Geschichte der Juristenfakultät Ingolstadt 1472-1625, Diss. masch. München 1968 (soeben im Druck erschienen, 1973) Ziegler, A.: Die Nominations- und Präsentationsrechte der Universität München, 1929

Einleitung Die Ingolstädter Universitätsgeschichte des 15. und 16. Jahrhunderts kann vergleichsweise für gut dokumentiert gelten: in den Urkundenbänden Prantls und Mederers nimmt diese frühe Periode mit zusammen mehr als 180 Textnummern jeweils drei Viertel der Seitenzahl in Beschlag. Das Vorhaben, durch eine neue Edition weiteres Quellenmaterial der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und den laufenden Forschungsarbeiten als Bezugsgrundlage zur Verfügung zu stellen, mußte sich mit der Existenz dieser Dokumentenbände auseinandersetzen. Dabei war weiter in Rechnung zu stellen, daß Prantls, überdies kürzlich photomechanisch nachgedrucktes "Urkundenbuch" in Hinsicht auf das Transskriptionsverfahren und auf Sorgfalt und Richtigkeit der Lesung moderneren Ansprüchen noch immer in erstaunlichem Maße genügt. Nicht so ohne weiteres ließ sich diese Frage im Falle Mederers bejahen, dessen hundert Jahre älterer "Codex diplomaticus" von Fehlern wimmelt, durch veraltete Schreibung und willkürliche Interpunktion irritiert und obendrein die Quellennachweise durchweg schuldig bleibt. Hier gab die Überlegung den Ausschlag, daß auch dieser Band, so notwendig die Forschung hinter ihn zurückgreifen muß, im ganzen seinen Informationswert behalten hat und daß sich seine Benützbarkeit durch den Nachtrag der archivalischen Daten leicht und wesentlich verbessern läßt. Dieser Erkenntnis verdankt die der vorliegenden Edition beigegebene Regestensammlung ihre Entstehung, die zudem Gelegenheit bot, Prantls Archivsignaturen zu modernisieren, gegebenenfalls auch zu ergänzen, und weitere, in Publikationen unterschiedlichster Thematik verstreute Texte zu registrieren. Der neuen Edition lieferte dieser Anhang einen übersichtlichen, den Kommentar entlastenden Bezugsrahmen; der künftigen Ingolstädter Universitätsgeschichtsforschung wird er vielleicht, indem er den chaotischen Gesamtertrag einer zweihundertjährigen Editionsgeschichte nachträglich organisiert, zugleich als materielle Obersicht und als formaler Schlüssel dienen können. Der Textteil durfte sich danach darauf beschränken, in einer zweiten Nachlese zu dem vorwiegend Urkunden enthaltenden Codex Mederers ergänzendes Quellenmaterial mitzuteilen. Die Überlieferungssituation hat sich seit Prantl durch den kriegsbedingten Verlust wichtiger Bestände des Universitätsarchivs nicht unwesentlich verschlechtert. Sie ist aber andererseits noch durch einen bestenfalls überschaubaren, den Wunsch nach Vollständigkeit aber von vornherein desillusionierenden Reichtum gekennzeichnet, der, durch die räumliche Entfernung der Universität von der Hauptstadt und die daraus folgende Schriftlichkeit der Kommunikation bedingt, diese Neuedition wiederum zwang,

14

Einleitung

eine Auswahl zu treffen. Deren Kriterien, also etwa eine sprachgebundene Mindestrelevanz und -varietät der Aussage, lassen sich leichter formulieren als konkret anwenden. Nicht selten blieb die Grenzziehung eine Sache intuitiven, gegen Kritik nicht gefeiten Ermessens. Immerhin stand der Anmerkungsapparat bereit, ausgeschiedenes Material sekundären Interesses aufzufangen. Abgesehen von Zufallsfunden beruht die vorliegende Sammlung auf einer systematischen Durchsicht aller mit der Universitätsgeschichte direkt oder indirekt in Beziehung stehenden Signaturen der staatlichen Archive, außerdem natürlich des Universitätsarchivs. Die meisten dieser Bestände waren Prant! bekannt und sind offensichtlich auch von Mederer benützt worden, wie sich manchmal beweisen läßt. An versteckterer Stelle wurden gelegentlich Stücke gefunden, von denen als sicher gelten kann, daß Prantl sie gedruckt hätte, wenn sie ihm begegnet wären. Weitaus häufiger greift der neue Band auf Texte zurück, die Prant! in seiner Nachlese zu Mederer beiseitegelassen hat, sei es, daß ihm der Platz fehlte oder daß sie ihm unter Gesichtspunkten, die nicht immer gültig geblieben sind, vernachlässigungswert erschienen. Die Fülle des ungedruckten Materials erlaubte es, ohne beträchtliche Senkung der Relevanzschranke eine neue Auswahl zusammenzustellen, die, obwohl sie ohne die konstitutiven Urkunden und großen Statutenwerke auskommen muß, dennoch eine nicht künstlich aufgebaute Ergänzungsfunktion erfüllt. Einen geschlossenen Eindruck kann diese neue Sammlung naturgemäß nicht erwecken; sie tritt neben ihre beiden Vorgängerinnen und ist nur zusammen mit ihnen oder wenigstens mit dem Regestenanhang voll verständlich und benutzbar. Die neu mitgeteilten Texte verteilen sich zu etwa gleichen Teilen auf die ersten hundert und die letzten dreißig Jahre des Zeitraums und reflektieren damit eine überlieferungslage, die wenigstens zum Teil durch das Anwachsen des Schriftverkehrs zwischen Universität und Hof erklärbar ist. Schwerpunkte bilden nach der Universitätsreform Albrechts IV. (1507-8) die frühen siebziger Jahre mit den Auseinandersetzungen zwischen Universität und Jesuiten, dann die Mitte der achtziger Jahre mit der Universitätsreform Wilhelm V., schließlich das mit der ersten Regierungszeit Herzog Maximilians zusammenfallende Jahrhundertende. Der umfassende Visitationsbericht von 1598 (Nr. 139) bietet eine Statusschilderung am Abschluß des Zeitraums, so wie die Reform von 1497/1507 (Nr. 7-10) an seinem Beginn und der Kommissionsbericht von 1555 (Nr. 45) etwa auf halber Wegstrecke. Es verdankt sich den Zufällen der Überlieferungs- und Editionsgeschichte, daß innerhalb dieses rahmenden Gerüsts außer einzelnen Sachsträngen auch ein skizzenhaftes Gesamtbild der frühen lngolstädter Universitätsgeschichte sichtbar wird.

• Nach vereinzelten Nachträgen zu der so gut wie vollständig dokumentierten Gründungs- und Frühgeschichte (Nr. 1-6) unterrichtet über Habitus und

Einleitung

15

Probleme einer noch typisch spätmittelalterlichen, von frühen Krisensymptomen gezeichneten Universität das Befragungsprotokoll von 1497 (Nr. 7), dann die mit zehnjähriger Verspätung dieser Untersuchung folgende erste landesherrli&e "Reformation", die Nova Ordinatio von 1507 (Nr. 9). Die von ihr getroffenen Regelungen erwiesen sich als wenig tragfähig; bei seinem Tode (1508) hinterließ Albrecht IV. eine mit ihren eigenen Parteikämpfen nicht zu Rande kommende, in heftige Konflikte mit der Stadtgemeinde verstrickte, dringend auf herzogliche Intervention angewiesene Universität (Nr. 12). Verschiedene Umstände wirkten zusammen, aus dem dieser Krise folgenden Jahrzehnt eine Zeit kurzer, in diesem Jahrhundert wohl nicht wieder erreichter Homblüte zu machen: die Berufung des als theologismer Lehrer und artistismer Lehrbumautor (Nr. 17) gleich bedeutenden Johann Eck (Nr. 13); die humanistischen Bestrebungen Aventins und seines um den Hof des jungen Herzogs Ernst gruppierten Kreises; die energische Reformtätigkeit des seit 1515 als Patron der Universität amtierenden Leonhard Eck (Nr. 16); die 1516 zunächst aus eigener herzoglicher Kraft begonnene, sieben Jahre später mit Hilfe päpstlicher Privilegien fortgesetzte Neudotation der Universität; schließlich, und durch all diese Vorgänge mitbedingt, ein lebhafter Anstieg der Immatrikulationsfrequenz. Noch bevor die rege Gesetzgebungstätigkeit des Jahres 1522 diese Erneuerung fixierte, brachte die Pestkatastrophe von 1521 einen Rückschlag, von dem sim die Universität über Jahrzehnte nicht mehr recht erholte. Die beginnende Konfessionsspaltung mag ihren, allerdings nimt zu überschätzenden Beitrag dazu geleistet haben; durch Johann Ecks Bemühungen wurde lngolstadt seit 1520, besonders dann in Auswirkung der Ketzerverfolgungen von 1523, zu einer im lutherischen Deutschland verschrieenen, freilich das ganze 16. Jahrhundert lang doch nur mit Einsmränkungen katholisch zu nennenden Universität. Bei den benambarten Bischöfen galt sie um die Jahrhundertmitte, allerdings in einer Zeit des Niedergangs und der Auflösung und im Zusammenhang mit dem Dezimationsstreit, als häresieverdächtig, und noch nach der Einführung des tridentinischen Promotions- und Professoreneids 1568 und nach der wiederum spektakulären Vertreibung Philipp Apians im folgenden Jahr blieb die Tolerierung, ja die Anziehung andersgläubiger Studenten ein offen proklamiertes Ziel (vgl. Nr. 78), auf das man bei den inneren Reformmaßnahmen immer wieder Rücksicht nahm. Daran änderte auch das Vordringen der Jesuiten nichts, von denen 1585 als unbestritten hingenommen wurde, daß in Ingolstadt in religiöser Beziehung die Studenten immer frei gewesen seien (Nr. 112). Aus der schleichenden Krise wurde um die Mitte der vierziger Jahre durch das Zusammenwirken des Schmalkaldischen Krieges mit einer Pestepidemie eine offene Katstrophe, in der der Untergang der Universität nicht mehr unvorstellbar schien. Die Studenten hatten sim verlaufen; die theologischen Lehrstühle waren verwaist, ohne daß sich Nachwums finden ließ; unter den

16

Einleitung

Kriegsnachwirkungen versiegten die Einkünfte der Universität. Hier setzte noch die späte Regierung Wilhelm IV. und Leonhard Ecks mit einem Erneueruhgsversuch ein, dessen Anlage sich in ihrer ganzen Spannweite aus den eigentlich. universitätsgeschichtlichen Quellen höchstens erahnen läßt. Die hier neumitgeteilten herzoglichen Mandate (Nr. 36, 38) sind sachlich beiläufiger Art, geben sich aber als Bestandteile dieses großen Programms zu verstehen, zu dem auch die Universität mit einem Disziplinarstatut (Nr. 40) ihren Beitrag zu leisten versuchte. Das Vorlesungsprogramm von 1548 (Nr. 39), der erste Ingolstädter Druck dieser Art, zeugt von der bereits gelungenen Neubesetzung der juristischen Fakultät und von den noch nicht abgeschlossenen Bemühungen um Gewinnung theologischer Professoren. Die wichtigen Vorgänge spielten sich in diesem und im folgenden Jahr in den Verhandlungen mit der Kurie ab, die dem um seine "katholische" Universität bemühten Herzog mit einem großzügigen Dezimationsprivileg, mit Interventionen bei den Bischöfen und Orden und schließlich mit der Vermittlung jesuitischer Professoren zu Hilfe kam (Nr. 37). Eine Reihe von Umständen, darunter nicht zuletzt die Unterschiedlichkeit der beiderseitigen Vorstellungen über Gestalt und Funktion des in Ingolstadt aus dem Ertrag der Zehnten zu errichtenden "theologischen Kollegs", ließen die Geschichte dieser ersten Dezimation für den nichteingeweihten Betrachter zu einer Chronique scandaleuse werden. Mit dem vorübergehenden Abzug der jesuitischen Theologieprofessoren erzwang aber Loyola endlich die herzogliche Zustimmung zu einer Kolleggründung nach der Ordensregel, die im Dezember 1555 in lngolstadt förmlich vereinbart wurde. Dieses zukunftsträchtige Ereignis wird durch den Kommissionsbericht von 1555 (Nr. 45) zu einer umfassenden Visitation der Universität, zu der Revision ihrer Statuten und dem Erlaß einer landesherrlichen "Reformation" in unmittelbare Beziehung gesetzt und damit in seiner Bedeutung unterstrichen. Tatsächlich hat der endgültige Einzug der Jesuiten, der 1556 in den Details organisiert wurde (Nr. 47), eine neue Epoche in der Ingolstädter Universitätsgeschichte eröffnet. Die 1563 erhöhte Dotation des lngolstädter (und des Münchener) Jesuitenkollegs (Nr. 62) wurde mit dem größeren Teil des formell der Universität gehörenden (Nr. 43 und 63) Dezimationsenrags bestritten. Dieser Verstoß gegen das Dezimationsbreve von 1548 konnte sich aber auf die Tatsache berufen, daß die Jesuiten seit 1556 die Hälfte der theologischen Lehrstühle verwalteten, mit der Gründung ihres zunächst privaten Pädagogiums der Universität die Vorschulungsaufgaben von den Schultern nahmen und sich überdies in den sechziger Jahren Schritt für Schritt in die artistische Fakultät hinein ausbreiteten, die ihnen zugewendeten Summen also von der Universitätskammer erspart werden konnten. Der auch räumliche Expansionsdrang der Patres stieß in den sech.ziger Jahren auf ersten Widerstand seitens der weltlichen Universität (Nr. 64), die aber durch ihre eigene, durch die Einsetzung eines Superintendenten (Nr. 56) und durch die neue "Reformation" von 1561/

Einleitung

17

62 (Nr. 55-60) nicht behobene Reformbedürftigkeit bei der Regierung um den Kredit gebracht war. Nach der wichtigen Zwischenetappe von 1564 (Nr. 66) verschaffte die Reform vom Januar 1571 (Nr. 73-76) den Jesuiten das Obergewicht in der Artistenfakultät. Ihr vorübergehender Abzug nach München (Nr. 94) brachte nicht die ersehnte Rückkehr zur guten alten Zeit, weil es nicht gelang, die aufgerissene Lücke im artistischen Lehrangebot zu füllen (Nr. 95-97). 1576 wurden die Patres in ihre alten Positionen wieder eingesetzt (Nr. 98-102), 1585 erhielten sie aus unbedeutendem Anlaß (Nr. 115), aber nach grundsätzlichen Überlegungen (Nr. 112), die gesamte Artistenfakultät zugesprochen (Nr. 116). Damit war der Stand der Dinge erreicht, bei dem es während der nächsten zwei Jahrhunderte in Ingolstadt im wesentlichen verblieb. Die Universität erlebte diese Ausbreitung der Jesuiten in erster Linie als Gefahr für ihren korporativen Bestand und für ihre administrativ-jurisdiktioneile Hoheit. In den überaus heftigen, ihrerseits gewiß mit respektgebietender Standhaftigkeit geführten Auseinandersetzungen vertiefte sie den im gleichzeitigen Jurisdiktionskonflikt mit dem Bischof gewonnenen Begriff der akademischen Freiheit über die ihm innewohnende mittelalterlich-restaurative Dimension hinaus zu einem überraschend modern wirkenden Sinnverständnis. Nicht weniger aktuell wirken freilich die Argumente, die dieser gesellschaftlich unverbindlichen, an den Nachwuchsbildungsbedürfnissen von Schule und Kirche vorübergehenden, "so schädlichen Libertät" entgegengehalten wurden (Nr. 112). Bleibt man in der Zeit mit ihrer Notwendigkeit, so befand sich die mit Hilfe der Jesuiten bewerkstelligte "Verschulung" des Studiums, die Reglementierung des Lehrbetriebs und Disziplinierung der studentischen Jugend, ohne Zweifel im Recht. Angesichts der Relevanz dieser Fragestellung erschien es nicht überflüssig, für die schon durch Prantl recht ausführlich dokumentierten Auseinandersetzungen der frühen siebziger Jahre, neu auch für die bisher unbekannten Beratungen des Jahres 1585, ausführliches Material beizubringen, zumal solches, das die Motivation und Argumentation der herzoglichen Seite besser erkennen läßt, als Prantl sie in seiner hier durchaus einseitigen Sehweise dargestellt hat. Unbedachte, vorurteilsvolle Begünstigung der Jesuiten wird man nun der albertinischen und, mit Abstrichen, der frühen wilhelminischen Universitätspolitik nicht mehr so ohne weiteres nachsagen können, wohl aber die entschieden festgehaltene, Rücksichten auf traditionelle Rechte und Empfindlichkeiten hintansetzende Einsicht, daß die unentbehrliche Mitwirkung des neuen, "aus einem besseren Keim des entarteten Jahrhunderts entsprossenen" (Nr. 62) Schulordens an der Reform des bayerischen Schul-, und das hieß vor allem, des Klerusbildungswesens, mit Gegenleistungen erkauft werden wollte. Wo hier die Grenze zu setzen war, blieb freilich umstritten. Wenn sich Erasmus Fend auf der Linie dieser albertinischen, maßgeblich wohl von Sirnon Eck geprägten Politik 1585 gegenüber Herzog Wilhelm V. und einer neuen, radikaleren 2 Seifert

18

Einleitung

Beratergeneration in die Defensive gedrängt fand und nun seinerseits das Banner des ehrwürdigen alten Rechts und der Universitätsfreiheit in die Hände nahm (Nr. 112), so hat man Anlaß, an der Notwendigkeit, wenn auch nicht an der Berechtigung der Reform von 1585/88, die denn auch tatsächlich von der Regierung Maximilians noch einmal kurz in Frage gestellt wurde (Nr. 143-145), zu zweifeln. Gewiß hätte sich die völlige Austilgung des nichtjesuitischen Artes- und Philosophiestudiums vermeiden lassen. Nach der anderen Seite hin war es aber nichts weniger als selbstverständlich, daß es der "weltlichen" Universität, gestützt auf ihre überregional bedeutende, von der Regierung mit besonderer Aufmerksamkeit gepflegte Juristenfakultät, gelang, sich im ganzen zu behaupten, das Jesuitenkolleg als überdimensionale und mit Sonderrechten ausgestattete Teilgliederung in zwar von Fall zu Fall problematischer, auf die Dauer aber praktikabler Weise in sich zu integrieren und dabei ihre überkommenen organisatorischen Strukturen mit erstaunlicher Zähigkeit zu bewahren. Es erscheint weiterhin wichtig, über den diesen Ausgleich vorbereitenden Kämpfen nicht zu übersehen, daß das lngolstädter Studium am Ende dieses Zeitraums sein Lehrangebot beträchtlich erweitert, seine Dotation über den Ausgleich des inflatorischen Wertverlusts des Stiftungsvermögens hinaus erhöht und seinen Gebäudebestand durch die Entstehung des jesuitischen Kollegkomplexes weit über die Ausgangsmaße ausgedehnt hatte. Das präsentiert sich alles in allem als eine durchaus positive Bilanz.

Unter den vier Fakultäten kommt der Artistenfakultät in Ingolstadt wie in anderen Universitäten dieser Zeit eine Sonderstellung zu. Keine andere hat so reiches protokollarisches Material hinterlassen wie sie, und dies nicht zufällig; denn keine andere hat in diesem Zeitraum ähnlich tiefgreifende und bedeutsame Wandlungen über sich ergehen lassen. Für die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts konnte diese Edition auf einen bislang nicht ausgewerteten Band Dekanatsprotokolle (UA Georg. 111122) verfügen, mit dem verfahren wurde, wie Prantl es mit den älteren Protokollbänden auf überzeugende Weise vorgegeben hat: längere Passagen wurden unter Auslassung der organisationsgeschichtlich irrelevanten Partien, möglichst als Sachkomplexe, in einzelnen Textnummern zusammengefaßt. Zum Zeitpunkt des Einsatzes dieser Protokolle begegnet die lngolstädter Fakultät noch in einer typisch spätmittelalterlichen Gestalt: als Vereinigung einer im Vergleich mit den "höheren" Fakultäten unverhältnismäßig großen Anzahl lehrender Magister, die die öffentlichen Vorlesungen, d. h. die zum Vortrag gelangenden Bücher, allsemesterlieh durch Verlosung und Wahl untereinander verteilten. Frühere Reformen hatten in dieses chaotische Lehrangebot eine gewisse Ordnung gebracht, die den späteren Philosophiekurs in mancher Hinsicht vorausnahmen. Sie wurden jedoch an Radikalität weit von den Neuerungen in den Schatten gestellt, die Leonhard Eck in seiner frühen Patronats-

Einleitung

19

zeit, also in den Jahren nach 1515, in der Fakultät einführte (Nr. 17 und 20). Der Wegestreit, mit dem die Fakultät Jahrzehnte lang die Gesamtuniversität in Unruhe gehalten hatte, wurde von einem Tag auf den anderen beigelegt. Der Aufschwung des Buchdrucks ermöglichte die Herstellung von Lehrbüchern in ausreichender Anzahl und stellte damit die traditionelle Textvorlesung in Frage: Leonhard Eck ließ sie abschaffen und durch die "Resumtion" ersetzen, die wohl zwischen der "lectio" und dem bisher nur zu bestimmten Büchern veranstalteten "exercitium" die Mitte hielt. Johann Eck erhielt den Auftrag, die erforderlichen Aristoteleskommentare, sprich Lehrbücher, auszuarbeiten, die auf Kosten der Fakultät gedruckt wurden. Die starke Frequenz der Fakultät und die große Anzahl der Magister erlaubten es, die Resumtionen parallel in den verschiedenen Bursen einzurichten, die sich dadurch in ihrem Charakter veränderten und den modernen Gymnasien annäherten. Die Bursenregenten stellten das nötige Lehrpersonal ein und besoldeten es aus den von den Studenten pauschal kassierten Gebühren. Die Fakultät als Vereinigung der Bursenvorstände und lehrenden Magister regulierte den einheitlich vorgeschriebenen Kurs, approbierte die "magistri resumentes" und nahm die Promotionen vor. Alle, die Studenten wie die Lehrer, hatten in den Bursen Wohnung zu nehmen. Da das Alte Kolleg mit seinen sechs besoldeten Kollegiaten in der so organisierten Fakultät entbehrlich geworden war, wurden die Kollegiaturen durch Verordnung von 1518 zum größeren Teil in Lekturen der oberen Fakultäten verwandelt (Nr. 22). Dieses System brach unter den Auswirkungen der Pestkatastrophe von 1521 zusammen. Die stark zurückgegangene und in den folgenden Jahrzehnten niedrig bleibende Frequenz brachte im Verein mit einem veränderten studentischen Lebensgefühl die Bursen zum Verschwinden. Zugleich mußte unter dem Konkurrenzdruck der Nachbaruniversitäten das artistische Lehrangebot gebührenfrei gemacht werden, was wiederum die Dotierung von Lekturen voraussetzte. Die Reform von 1526 (Nr. 27, 30-32) gründete sechs solcher Fakultätslekturen, die neben eine Reihe älterer, von der Universität getragener, humanistischer und mathematischer Professuren traten; die Zusammenfassung der alten "libri ordinarii" zu Jahresstoffkomplexen hatte bereits die vorangegangene Reform besorgt. Hinter den ökonomisch-organisatorischen Notwendigkeiten mußten die didaktischen Errungenschaften der jüngsten Vergangenheit zurückstehen: die "lectio publica" beherrschte wieder den Lehrbetrieb, notdürftig ergänzt durch Disputations- und Deklamationsübungen und durch ein diesen Namen nicht recht verdiendes, weil von den anderen Lekturen auf die Dauer kaum zu unterscheidendes "paedagogium". Ersatz für die ausgefallenen Übungen, Repetitionen und Examensvorbereitungen schuf der freie Markt, auf dem ja auch die Masse der brotlos gewordenen früheren "magistri regentes" ihren Unterhalt und die Finanzierung für ihre höheren Studien suchen mußte: aus älteren Wurzeln wucherte das private "Präzeptorat" hervor, das die Fakultät nachträglich zu organisieren und zu disziplinieren suchte. Diese im 2•

20

Einleitung

Vergleich mit den früheren Bursen kleineren und freieren Internats- und Schulbetriebe sah die zusammengeschrumpfte Lektorenfakultät nicht gern, konnte sie aber nicht entbehren, zumal die Lektoren selbst in der Aufnahme von "discipuli" eine Ergänzung für ihre noch schmalen Gehälter fanden. Durch wiederholte Mandate wurde wenigstens versucht, den öffentlichen Vorlesungen das studentische Publikum zu erhalten und die Präzeptoren auf die Abhaltung von Repetitionen und Übungen zu beschränken (Nr. 35). In dieser, den oberen Fakultäten angenäherten, zugleich verkümmerten und, was Studien- und Disziplinarvorschriften betrifft, aufgelockerten Gestalt bot sich die Artistenfakultät um die Jahrhundertmitte dar, als die Jesuiten erschienen und mit ihrer kostenfreien und mehrklassigen "schola privata", dem 1571 zur Universitätsanstalt erhobenen Pädagogium, den von "Disziplin"-Gebühren lebenden Präzeptoren scharfe und auf die Dauer tödliche Konkurrenz machten. Um 1560 fühlten sich die Präzeptoren bereits bedroht (Nr. 55), beim vorübergehenden Abzug des jesuitischen Pädagogiums zeigte sich, daß das private Präzeptorat verschwunden war bzw. sich zu seiner Ausgangsform, dem Hauslehrerturn reicher und adliger Familien, zurückgebildet hatte (Nr. 96). Weniger tiefgreifend erscheinen die Veränderungen, die das Vordringen der Jesuiten der engeren Artistenfakultät zufügte. Der Katalog der 1526 gegründeten Fakultätsickturen blieb im wesentlichen erhalten (vgl. Nr. 54); die traditionellen beiden Philosophie- und die früher zwei Logikvorlesungen wurden im dreijährigen jesuitischen Philosophiekurs zusammengefaßt, die humanistischen Lektionen ins Pädagogium verbannt; Mathematik behielt eine mit Lnker Hand gepflegte Ergänzungsfunktion. Schon um die Mitte der sechziger Jahre war dieses System in den Umrissen ausgebildet; 1571 wurde der jesuit:sche Philosophiekurs komplettiert und für die Promovenden obligatorisch gemacht. Bis 1585 blieben daneben Rhetorik, Poesie, Mathematik und Griechisch in der Hand weltlicher Professoren, dann ging die Gesamtfakultät an die Jesuiten, die im Jahre 1590 ihre erste, jesuitische Regel und lngolstädter Brauchtum vereinigende Statutenredaktion verfaßten (Nr. 125). Aus der Sicht der lngolstädter Tradition hatte diese "reformatio jesuitica" das Verdienst, daß sie das moderne Fächer- und Lekturensystem im wesentlicl:en bewahrte, es aber mit der 1526 mehr oder weniger vollständig preisgegebenen Kursorganisation verband. Durch den vordergründigen Kontinuitätsbruch hindurch werden somit Parallelen sichtbar zwischen der aus dem Pariser Modus abgeleiteten jesuitischen Ratio und der autochthonen lngolstädter Entwicklung, die jedoch eigene frühere Errungenschaften wieder fallen gelassen hatte und mit Lehrstuhlbildung und Studienfreiheit weiter ins Moderne vorgeprellt war, als es die Erfordernisse des katholischen Reformzeitalters erlaubten. Es wird an Hand der neuen Dokumente möglich sein, diese Vorgänge abgewogener und weniger "politisch" zu beurteilen, als es durch Prantl vielfach geschehen ist.

...

Einleitung

21

Die Einordnung der Universität in den Zweckzusammenhang der katholischen Restauration und Reform in Bayern, diese die Ingolstädter Universitätsgeschichte der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entscheidend bestimmende Tatsache, verdichtet sich in einem bishe-r nahezu unbekannten, hier im Vorgriff auf eine monographische Untersuchung nur erst skizzenhaft sichtbar werdenden Teilkomplex: der Seminarpolitik Albrechts V., die ihrerseits wieder engstens mit der staatlichen Kirchen- und Steuerpolitik dieses Zeitraums in Verbindung steht. Die Sorge um den Klerikernachwuchs stand allem Anschein bereits als Movens hinter dem Reformansatz von 1548, und es bedurfte einiger Überwindung, damit die herzogliche Politik als Kaufpreis für die vorrang:ge Gewinnung der jesuitischen Theologieprofessoren ihr Projekt einer Seminargründung im Jahre 1555 für die funktional ganz anderswenige jesuitische Kollegstiftung dahingab. Notdürftiger Ersatz bot sich in der Vergabe von Benefizien und Stipendien an lngolstädter Studenten (Nr. 49), wenig später im Ausbau des Georgianums, das diese "freien" mit den nun straffer kontrollierten "gestifteten" Stipendiaten (Nr. 68) zusammenfassen sollte. Für die Finanzierung dieser Veranstaltung, zugleich zum Zweck der angestrebten Gründung neuer Jesuitenkollegien, erwirkte Albrecht V. 1562 die päpstliche Genehmigung für eine neuerliche, zweifache Dezimation des Klerus (Nr. 61), von der jedoch mit Rücksicht auf den desolaten Zustand der Kirchen vorerst kein Gebrauch gemacht wurde. Nachdem die Neubestiftung der beiden Jesuitenkollegien (Nr. 62) den Ertrag der "alten" Dezimation aufgebraucht und darüber hinaus die aus den vakanten Klöstern gezogenen Einnahmen stark in Anspruch genommen hatte, erfand die Regierung Ende 1569 ein System von freiwilligen Klerusbeiträgen und Kirchenkontributionen (Nr. 71), aus deren Aufkommen der im gleichen Jahr nun doch begonnene Neubau eines Ingolstädter Seminars finanziert wurde. 1571 entstand die Geistliche Kammer, die die verschiedenen Titel des "geistlichen Einkommens" in ihrer Verwaltung zusammenfaßte und auf deren Ausgabenkonto das Ingolstädter "theologische Kolleg" fast eine Monopolstellung einnahm (Nr. 79). In den folgenden Tahren wuchs das ansehnliche Albertinumsgebäude empor, doch fehlten für die Bestiftung und daher für die Eröffnung eine Zeitlang die Mittel (Nr. 92). 1576 wurden entgegen früheren Zusagen die nach lngolstadt zurückkehrenden Jesuiten mit der Leitung des Seminars betraut (Nr. 99), das im folgenden Jahr wirklich seine Pforten öffnete, jedoch nur in bescheidenstem Rahmen und nicht in dem dafür errichteten Gebäude, das vielmehr den Jesuiten als Kolleghaus erst provisorisch, 1590 dann endgültig überlassen wurde. Der Ert~ag der seit 1579 doch noch eingeforderten "neuen" Dezimation wurde in einer Serie neuer Stiftungsakte dem Münchener und (1590, Nr. 126) dem Ingotstädter Jesuitenkolleg zugewendet. Dem 1582 finanziell zunäChst neu organisierten Seminar (Nr. 107), das 1585 aus dem Universitätsgebäude, wo es in den ehemaligen Wohnräumen der Patres untergekommen war, in das neuerbaute jesuitische Konvikt (Nr. 109) umgezogen war, wurde damit die ohnehin unsichere und

22

Einleitung

schmale finanzielle Basis entzogen. 1591 erfolgte durch Wilhelm V. noch einmal eine Neuregelung (Nr. 127). Herzog Maximilian jedoch, der unmittelbar nach dem Antritt der Mitregierung zunächst alle weltlichen Stipendiaten entlassen hatte, liquidierte vier Jahre später (Nr. 141) auch dieses geistliche Alumnat, das die Jesuiten durch die kostenfreie Aufnahme armer Schüler zu ersetzen versprachen. Damit endete zusammen mit der nun aufgelösten Geistlichen Kammer und gleichzeitig mit der endgültigen Vergabe der auf der Landschaft verzinsten Dezimationskapitalien ein halbes Jahrhundert herzoglicher Seminarpolitik, zu deren Aspekten der unermüdliche, vergebliche Versuch gehört hatte, die umwohnenden Bischöfe zum Anschluß ihrer eigenen Klerusausbildungsveranstaltungen an die Ingolstädter Universität zu bewegen. Das folgende Jahrhundert sah die lange versprochenen, vom Tridentinum geforderten bischöflichen Seminargründungen. lngolstadt selbst erhielt im Jahre 1600 durch Stiftung des Regensburger Dompropstes Quirinus Leoninus das für die Bedürfnisse· der Regensburger und allgemein der bayerischen Kirche bestimmte, wiederum den Jesuiten zur Leitung übergebene Hieronymus-Seminar. Die auf der Hand liegenden Zusammenhänge mit diesem seminargeschichtlichen Thema, aber auch mit der allgemeineren Universitätsgeschichte, berechtigten diese Sammlung zur Aufnahme der drei ungedruckten Stiftungsurkunden des lngolstädter Jesuitenkollegs, die weit über ihren dispositioneilen Inhalt hinaus von der herzoglichen Universitätspolitik Zeugnis geben (Nr. 63, 126, 141 ). Für diese letztere bringt die Neuedition eine Reihe weiterer, wichtiger Belege. Leonhard Ecks, dann Sirnon Ecks und Erasmus Fends, schließlich auch Wilhelms V. persönliche Einwirkung auf ihre Richtung und Formulierung (vgl. etwa Nr. 16, 81, 90, 94, 114) werden durch den häufig möglichen Rückgriff auf die Entwurfsphase der Reformationen und Rezesse in neuer Evidenz erkennbar. Hier befand sich diese Sammlung gelegentlich in der Lage, zu den bereits gedruckt vorliegenden Resultaten die vorbereitenden Materialien nachliefern zu müssen. Spätestens seit der Mitte des 16. Jahrhunderts läßt sich die Geschichte der Universität allein aus den ausgefertigten Produkten des landesherrlichen Universitätsregiments, erst recht natürlich aus den eigenen Bekundungen der Universität, nicht mehr befriedigend begreifen. Mit dieser Vorschau ist das Themenspektrum des vorliegenden Bandes nicht annähernd vollständig wiedergegeben; weitere Sachbetreffe erschließt das Register. Ausgeschlossen blieben alle Vorgänge zur Jurisdiktionsgeschichte der Universität, für die ein späterer Band dieser Quellenreihe vorgesehen ist.

... Von den in jüngster Zeit aufgenommenen Forschungen über diesen Zeitraum liegen zur Zeit eine Verfassungsgeschichte (Seifert), eine Geschichte des Stipendienwesens (Real) und zwei Aufsätze über die beiden Kollegien vor (Seifert). Herr Dr. E. M. Buxbaum hat mir den Anhang seiner im Druck befindlichen

Einleitung

23

Untersuchung über die Ingolstädter Wirksamkeit von Petrus Canisius zur Einsicht überlassen. Von den Fakultätsgeschichten konnte nur diejenige der juristischen Fakultät (H. Wolf/) mit ihren sehr exakten biographischen Anlagen im Manuskript benützt werden. Nur im Falle der Artistenfakultät konnten in intensiverer Weise eigene personalgeschichtliche Nachforschungen betrieben werden; bei den übrigen beiden Fakultäten mußte sich der Kommentar im wesentlichen mit den (durchweg nicht nachgewiesenen, weil mühelos über die Register erschließbaren) Daten Mederers und Prantls begnügen, die gelegentlich durch lexikalische Auskünfte ergänzt wurden. Hier konnte und sollte den mehr oder weniger weit gediehenen Spezialuntersuchungen, die den momentanen Kenntnisstand zweifellos ergänzen und korrigieren werden, nicht vorgegriffen werden (für die theologische Fakultät von W. Kausch, für die medizinische von L. Liess und für die artistische von A. Liess). Ein soeben zur Fünfhundertjahrfeier von L. Boehm und J. Spörl herausgegebener Festband enthält vielfältiges Bildmaterial auch für den hier behandelten Zeitraum. Der Kommentar beschränkt sich auf das Unerläßliche, stellt über die Regesten den Zusammenhang mit den Dokumentenbänd en Medercrs und Prantls her, referiert nichtaufgenommene Texte und greift nur, wo es zum Verständnis notwendig schien, in den Vorbemerkungen weiter aus. Grundsätzlich wurde schon bei der Auswahl darauf geachtet, daß sich die Beziehung von für sich selbst stehendem Text und erläuternden Anmerkungen nicht in eine solche zwischen Darstellung und illustrierendem Zitat verkehrte. Wo diese Gefahr deutlich bestand, außerdem im Falle aller personalgeschichtlichen Vorgänge, wurden die betreffenden Texte nicht aufgenommen, sondern den Spezialuntersuchungen zur kommentierenden Darstellung, eventuell auch zur Wiedergabe in einem Dokumentenanha ng überlassen. Bei der Bezeichnung der Vorlagen bin ich der üblichen Norm gefolgt, obwohl die Eigenart der universitätsgeschichtlichen Überlieferung, in der es beispielsweise Kopialbuch- und Registereinträge kaum gibt, gewisse Schwierigkeiten mit sich brachte. Abgesandte Schriftstücke der Universität und der herzo~lichen Zentralstelle werden als Ausf(ertigung) bezeichnet; die Anmerkung der in solchen Fällen durchweg üblichen Besiegelung schien entbehrlich. Bei herzoglichen Briefen, Verordnungen u. ä. wurde die Unterzeichnungsart vermerkt, und zwar mit den Kürzeln mppr. (= manu propria) bzw. ad mand(atum) ducis pr(oprium). Schreiben dritter Stellen und Personen werden im analogen Fall als Originale bezeichnet, ebenso Gutachten und ähnliche Schriftstücke. Abschriften wurden nach Möglichkeit ungefähr datiert. Bei den Quellennachweisen bezeichnet die erste Signatur jeweils die benützte Vorlage. Die Gruß-, Schlußformeln und Datumszeilen wurden in der Regel weggelassen. Universitätsgeschichtliche Dokumente sind in den staatlichen Sammlungen zum Teil weit verstreut und versteckt. Die folgende übersieht stellt daher nicht alle benützten Signaturen, sondern nur die speziell universitätsgeschichtlichen Codices zusammen.

24

Einleitung

1. Die universitäre Überlieferung: Die Universität hat ihre Ausläufe nicht registriert und ihre Einläufe selten kopiert; im Universitätsarchiv sind heute die Entwürfe der ersteren zusammen mit den letzteren lose unter Sachbetreffen gesammelt. Gebunden liegen dagegen die Protokolle vor: Universitätsprotokolle: D III 1, 4-9; diese Bände sind z. T. nachträglich geheftet und enthalten daher gelegentlich Originale von Einläufen. Protokolle der Artistenfakultät: 0 I 1-2, Georg. III/22 und 0 I 4; sie alle sind original geheftet und enthalten daher Einläufe grundsätzlich nur in zeitgenössischer Abschrift. 2. Die staatliche Überlieferung: Die zeitgenössischen Sammlungen haben ausnahmslos gemischten Charakter, binden also Entwürfe und Auslaufkopien der staatlichen Stellen zu den Originalen der Einläufe. HStA Neuburger Kopialbücher Bd. 10: darin ein Bestand von Entwürfen und Reinschriften der Gründungsdokumente von 1472 sowie weiterer Texte staatlicher Provenienz aus dem späteren 15. Jahrhundert. HStA Kurbaiern Lit. 48: Entwürfe und Auslaufkopien herzoglicher Schreiben und Originale der Universität aus den Jahren 1551-69. HStA Jesuiten 1748/I und II: staatliche Sammlung von Jesuitica im weitesten Sinne für den Zeitraum 1550-72 bzw. 1572 bis ins 17. Jahrhundert; Texte staatlicher Provenienz sind hier ausschließlich als Entwürfe oder Auslaufkopien enthalten (vgl. dazu die übersieht von B. Duht in HJb 25, 1904, 138 ff.). StA Obb GL 1477/3 und 4: staatliche Sammlung von Vorgängen zur Universitätspolitik für den Zeitraum 1555-84 bzw. (1562) 1584 bis ins 18. Jahrhundert, ebenfalls mit Originalen der Universität und Dritter und mit Entwürfen und Auslaufkopien der staatlichen Zentralstellen. 3. Abschriftenbände: UA B II 1: Kopialbuch aus dem 18. Jahrhundert mit vier Papstbullen und der herzoglichen Stiftungsurkunde. UA B II 4: Abschriften von Statuten und Ordnungen der Artistenfakultät zwischen 1478 und 1539, zweifelsfrei im 16. Jahrhundert entstanden. UA B II 9: dasselbe in kollationierten Abschriften aus dem Jahre 1725. BStB Clm 1619: der wichtigste Ersatz fiir die verlorenen Originalurkunden, entrält herzogliche und päpstliche Urkunden von 1459 bis 1539. Der Kodex ist wahrscheinlich in den fünfziger Jahren des 16. Jahrhunderts in der Universität geschrieben worden, und zwar im ·Zusammenhang mit der Visitation des Jahres 1555. Der Visitationsbericht (Nr. 45 Anm. 14) etwährtt ein Privilegienbuch mit der Signatur H, in das noch die Privilegien vom 13. 12. 1522 (Regest) urtd 1539 einzutragen seien; eben dies sind die letzten Eihträge in Clm 1619, der die Signatur H oder auch A trägt. Neben die Kot>ie der Statuten von 1522 hat Wiguleus Hund notiert: "an stat diser confirmation unnd der statuta mlies die

25

Einleitung

neue confirmation meins g.h.h. Albrechten zu sampt der reformirten Statuten gepracht, auch dem allen die neu reformation anghenckt werden" (fol. 96). BStB Clm 1620: Abschriften der Statuten von 1556 und verschiedener Stücke aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, wohl wenig später entstanden. BStB Cgm 2205 a: 1-39 Entwürfe und Reinschriften zur artistischen Fakultätsreform von 1585; 40 ff. Abschriften zum Jesuitenstreit von 1572, wohl wenig später von einer Hand geschrieben. BStB Cgm 3018: von Ignaz Dominikus Schmid im 18. Jahrhundert geschriebene Abschriftensammlung mit Korrespondenzen und anderem aus dem 16. Jahrhundert und aus späterer Zeit. Die Transskription bewahrt in beiden Sprachen durchweg die Buchstabenfolge der Vorlagen, führt rigorose Kleinschreibung durch und modernisiert die Interpunktion. Umlaute wurden nur als solche wiedergegeben, wenn sie ganz zweifelsfrei, also durch zwei Striche, als solche gekennzeichnet waren; im anderen Fall wurde aus technischen Gründen auch bei ,u' der volle Vokal gedruckt. ,s' und ,ß' sowie ,z' und ,tz' wurden nach Möglichkeit unterschieden, ,j' und ,w' mit eindeutig vokalischem Wert als ,i' bzw. ,u' transskribiert. In lateinischen Texten wurde das ,e' nur dann als ,ae' wiedergegeben, wenn es durch ein klar erkennbares Zeichen in der Vorlage gefordert wurde. Nicht lesbare Wörter werden mit ... [?] gekennzeichnet. Alle Zeichen und Wörter in eckigen Klammern stammen vom Bearbeiter. Referatpartien in den Texten stehen kursiv. Ich bedanke mich bei den Herausgebern dafür, daß sie mir diese ehrenhafte Aufgabe übertragen haben, und bei Herrn W. Kausch für seine Hilfe bei der Kollation der Textabschriften. München, im Dezember 1972

Arno Seifert

Texte

1. 1472 Aug. 26 Herzog Ludwig an Bürgermeister und Rat von lngolstadt: Tadel wegen Obergriffen gegen Studenten; Anordnungen über die Festsetzung der Wohnungsmieten, über den Bau eines Juristenkollegs und über die Anlage des Bargeldes der Universität. UA D VIII 1 (Ausf.).

[ ... ] Wir vernemen, wie ir negst ainen Studenten zu Ingolstat bey nacht angenomen, und als ir den dem rector in craft unnser freyheit der universitet daselbs gegeben geantwurt, habet ir desselben studenten were, so ir bey im betreten habet, zu ewrn hannden genomen, in meynung euch die zubehallten. Darzu so vermaint ir von dem Studenten, so ir also annemet, von einfurn in die gevencknuss und von den auslassen gellt zuhaben. Wo dem also, verstet ir selbs wol, das solhs wider unnser gemeltn freyheit weret, und darumb schaffen wir mit euch ernstlich, das ir dem gemellten studenten sein genomen were onentgelltnuss wider geben, im noch andern, die ir also furtter annemen wurdet, ir were nicht noch ainich gellt der gevencknuss halben von in nemet, sunder sy mitsambt der habe, so ungeverlich bey im betreten wurdet, dem rector auf lautt der gemellten freyheit on all beswerung uberantwurtet und darinn nichts anders handlet; des verlassen wir uns ganntz zu euch. I tem uns lannget auch an, wie die doctores, maister und studenten von den burgern zu Ingolstat mit den zinssen, so sy von den hewsern, die sy besteen, geben müssen, mercklich gestaigert und übernomen werden. Solhs aber zufurkomen und die universitet an den ende in wurden zu behallten, so ist unnser meynung, das ir, der rat, zwen ewrs rats ordnet, deßgleichs die universitet auch thun sol, und dieselben vier sullen macht haben, wo also zwischen den studenten und burgern des zins halben irrung wern oder wurden, ausspruch darumb zuthun, und was sy also aussprechen, das es dabey beleybe; doch das solhs dermassen nach zimlichkeit furgenomen, damit die studenten noch die burger dardurch nit beswert werden. Item ir der rat sollet auch das haws gegen der Parfuesser kloster übergelegen, davon wir negst mit uch geredt haben, fur der juristen colleigium[ !] furderlich bestellen umb eur cost, doch sol das an ewr cost und darlegen gepawt werden 2 • 1 Vgl. Prantl II 28: ein gefangener Student ist .. mitsambt seiner hab und gut on weyter Verpflichtung oder beswerung" dem Rektor zu übergeben. Den Statuten von 1472 zufolge fielen die einem Studenten abgenommenen Waffen dem Rektor zu (Seifert, Statutengeschichte 456). 2 Das "waghaus bey den parfuessen" hatte die Stiftungsurkunde als Gebäude der Juristenfakultät vorgesehen (Prantl II 13; vgl. auch Seifert, Statutengeschichte 466).

30

Texte

ltem wellet auch vleiss thun, damit umb das par gellt, so bey der benantn universitet vorbannden ist3 , unverzogenlich gullt gekaufft werde. An dem allen tut ir unnsern willen [ . .. ]

2. 1472 Sept. 22 Rektor und Rat an Herzog Ludwig: Beschwerde über den Juristen Johann Therdinger, der seine Studenten nicht zur Immatrikulation anhalte und die Jurisdiktion des Rektors in Frage stelle. HStA Kurbaiern Urk. 639 (Ausf.); StA Obb GL 1477/4, 57 (zeitgenöss. Abschr.). Eine formelle Zitation Therdingers durch Rektor und Konzil unter dem 9. 9. 1472: HStA Kurbaiern Urk. 640 (Or.).

Durchluchtiger hochgeborner furst, gnediger herr! Als wir nach auffrichtung unnd erhebung ewrer furstlichen gnaden universitet nach lawt unnd ionhalt unnserer ordenung, gesatz unnd statut, unns durch ewr f.g. approbirt unnd bestätigt1, den wirdigen hochgelerten Cristoffen Mendl, doctor kayserlichen rechten, der selben universitet zu aynem haubt unnd rector ainem, der des wolwirdig, tüglich unnd darzu nutz ist, auffrichlich unnd redlichen erwelet haben2, hat sich ungevärlich bei ainem monadt nach anfangk seines rectorats begeben, als wir von seiner wirdigkait vernummen haben, das er ainsmalen von Übertretung wegen etlicher der universitet gemainer statut fünfzehen studenten miteinander fürluede, aus denselben allen aber nit mher dann drey gehorsam erschynnen, unnd wann auch sunst in anderen verhanndelungen vil studenten sich understüenden, die gebot unnd statut zuverachten in einem schein, als sie nit wärn intitulirt noch dem rector zu gehorsam verpflicht, unnd so nun der rector sölichs in dem rat der universitet fürhielt, wärde umb gemains nutz unnd merklicher notdurft willen im rate aynheliglich beslossen, der rector solte allen doctorn unnd maystern bei nämlicher pene gebieten, das ir kayner kaynen Studenten, der nit intitulirt wäre, uber drey tage hielt3 , damit man sy zugehorsam unnd erbern weßen bringen mochte. Soliehen gebote dann von allen doctorn unnd maystern gehorsamlieh nachgangen, dann allain von doctor Johannsen Therdinger 4 warde unnd unns der rector fürhilt, wie er yn Es ging aber dann aus unbekannten Gründen nicht in Universitätseigentum über, die Lehrveranstaltungen der Juristen fanden wie die der anderen Fakultäten im Collegium vetus, dem ehemaligen Pfründhaus, statt. 3 Die Universität beerbte das Ingolstädter Liebfrauenstift nicht nur um seine Einkünfte, Gebäude und seinen Verwaltungsapparat, sondern auch um angesammelte Bargeldvorräte; vgl. Seifert, Statutengeschichte 322. 1 Die herzogliche Stiftungsurkunde ist in ihrer Endfassung auf den 26. 6. 1472 datiert (Prantl II 38). Die Statuten des gleichen Jahres weisen in den erhaltenen Fassungen (vgl. Regest) weder eine Datierung noch eine herzogliche Approbation auf (vgl. Seifert, Statutengeschichte 32 ff.). 2 Am 25. 7. 1472 (vgl. Matrikel). 3 Die Statuten (Seifert, Statutengeschichte 450) verpflichteten jeden Studenten, sich binnen 8 Tagen nach seiner Ankunft zu immatrikulieren.

Nr. 2-3 (1472)

31

von eren wegen seines stannds zu erste nit strenng heet furnemen wellen, unnd hette an in freundich begerth, die seinen, so er bei ym hielt 5 , daran zuweißn, damit sy sich intituliren Iiessen unnd andern gehorsamen studenten der universitet geleichtenn, unnd da aber solchs über menig mittel, so der rector darinn versucht habe unnd auch unns furgehaltenn hatt, nit geschehn, ist durch völligen rate der universitet beslossenn, der rector solte doctor Therdinger vordern zehören, was der rector im des vorgeschribn gebotes halben fürzelegen hette, darauff dem rector unnd dem gantzenn rate der universitet diselbs zeit gesambt zeantworten. Da ennbot der vorgenannt doctor der universitet durch denn bedellen, er hette nichte bei yn zuhanndeln, hetten aber sie icht mit ym zuthun, so erbute er sich rechtens für ewr furstlich gnade, für denn bischove zu Eystett ader für unnsern heiligen vatter den babst 6 , und auff des bedellen sage warde abermals mit ainhelligem ratt beslossen, bemelter doctor solt in geschrift citirt werden bej pene mainayds, uber acht tage zuerscheinen, unnd wann aber aber [ !] der oftgemelt doctor Therdinger darinn unghorsam was, unnd wie er unnd die sich da neben gegen dem rector gehalten sullen haben, durch menig mutwillenn, smähe unnd schande im bewysen wirdet ewr f.g. durch den rector ditzmals selbs aigentlicht. Gnädiger herr, getrawen wir underteniglich bittende, ewr f.g. welle genädiglich in gestalt der sehen, das ain rector, unnser aller hawbt, unnd ain ratt ewrer universitet nicht veracht, das auch solichs yetzo unnd hinfuran von andern in ain volg nicht gezogen werde, wan ob sollichs nicht furkümen wurde, fürchten wir, ewr furstlichen genaden universitet möchte unrath unnd grosser schade daraus ersteen, sunder ewr f.g. welle sich hierinn beweysenn, das geschehen werde ewr f.g. mißvallen. Das wellen wir als die da in den sachen zu vörderst ewr genäden unnd der universitet nütz und ere gern betrachten, umb ewr genäde als unnsern genadigen herrn, des zuflucht und hilff wir hirinnen nit unpillichen suchen, allzeit in getrewer gehorsam unnd ganntzem vleys verdynen [ ... ]

3. 1412 Dez. 26 Reversurkunde des Kanonistikprofessors Karl Fromont über seine Anstellung. HStA Pfalz-Neuburg, Bestallungen (Or.).

Ich, Karolus Fromont von Paris, lerer der rechten1, bekenne offenlieh mit dem brief gein allermenigklich, das mich der durchleuchtig hochgeborn furst • ,.Iohannes Tärdinger de Franconia utriusque iuris doctor in iure civili", imm. am 22. 3. 1472; er las bis 1473 Zivilrecht (Wolff). Vgl. zu dem ganzen Vorgang auch Prantl I 66. 5 Therdinger nahm also, wie wohl auch andere Professoren, Studenten, zweifellos Juristen, in Herberge auf. 8 Der Stiftungsurkunde zufolge (Prantl II 28 f.) war der Bischof von Eichstätt nur für Kapitalsachen zuständig; vgl. zum ganzen Problemkomplex Seifert, Statutengeschichte 358 ff. 1 Immatrikuliert am 22. 3. 1472, also kurz nach Eröffnung der Universität, als

32

Texte

und herr herr Ludwig, pfaltzgrave bey Rein, hertzog in nidern und obern Bairn etc., mein genediger herr, zu ainem ordinari in den newen geistlichn rechten zu lngolstat in seiner genaden universitet zu lesen die nagstvolgenden zway jar bestellet und aufgenomen hat, allso das ich alle tag täglich, so man pflegt zulesen, ein ganntze stund daselbs ain stund nach mittags mit ganntzm vleiss in den newen geistlichen rechten lesen, ich sol auch dabey seiner genaden und seiner genaden sone rate und irn genaden gehorsam und gewärtig sein, auch iren genaden, wann sy des an mich begern, getrulich raten nach meiner bessten und höchsten vernufft 2 , und umb solch mein dinst und verpflicht gibt mir sein genade von den ränntten und gülten, so der obgeschribn universität zugeordent und geben ist, hundert guldein reinisch in golld oder sovil münnss, die zu ainer yeden zeit der betzalung gib und hab ist. Ich sol und wil auch alltzeit auf ein yeglich zalung notturftigklich quittiren und mich erberlich und redlich in meinem stannd und wesen hallten, alls ainem frumen erbern doctor und ordinari sölher universitet wol gehurt. Wo ich aber das nit tät oder das ich zu sölhem lesen nicht genugsam wär, so hat der genannt mein genediger herr oder sein erben macht und gwallt, mich von sölhem ordinari ambt eines yeden jars zuentsetzen an mein und menigklichs von meinen wegen widersprechen. Zu ur kund [ ... )3

4. 1482 Juni 3 Herzog Georg an Rektor und Rat: Befehl, gegen Studenten einzuschreiten, die gegen den Rektor Georg Zingel 1 Schmähschriften verbreitet haben, und gegen solche, die, ohne Ingolstadt zu verlassen, ihre Universitätsmitgliedschaft niedergelegt haben. UA D XIII 1 (Ausf.). Bereitsam 26. 4. 1482 hatte der Herzog in einem Schreiben an die Universität den Professoren befohlen, dem eben gewählten Rektor Georg Zingel, der das Amt angesichts des Ungehorsams der Studenten nicht habe annehmen wollen, zu unterstützen (ebd.).

"legum doctor ordinarius in novis iuribus pontificalibus". Es war daher zu erwägen, ob diese Urkunde nicht nach dem Weihnachtsstil datiert ist, also noch ins Jahr 1471 fällt. Bei der Jahresangabe fehlt aber jede der sonst üblichen Erläuterungen, ohne die in Bayern um diese Zeit bereits der Circumcisionsstil unterstellt werden muß. - Fromonts Revers ist die einzige erhaltene Urkunde dieser Art; vgl. aber unten Nr. 8. über die Person Fromonts und seine Vergangenheit ist wenig bekannt. Er amtierte 1472-76 als erster, und einziger nicht theologischer, Vizekanzler der Universität und starb im November 1476 (Wolff). ! Die Universitätsstiftungsurkunde hatte im Entwurf vorgesehen, daß alle theologischen und juristischen Professoren dem Herzog als Räte dienen sollten; diese Bestimmung war dann gestrichen worden (Prantl II 26). 3 Ausstellungsort ist Landshut; ein Landshuter Bürger siegelt, zwei weitere sind als anwesend bezeugt. 1 Ende 1474 als zweiter Thologieprofessor neben Johann Permeter von Adorf aus Wien berufen, seit 1476 als Nachfolger Kar! Fromonts Vizekanzler, gest. 1508.

Nr. 4 (1482)

33

Unsern grus zuvor, hochgelertten und ersamen lieben getruen. Wiewal der wirdig in Gott unnser lieber getruer Georg Zinngel doctor rector etc. negst zu demselben rectorat durch die wale unnser universitet komen ist2 , so was im doch alsdann nit gemairrt das anzenemmen, beswerunghalben seiner gewissen, besorgend, das er bey den ungehorsamen schulern den statuten und ordnung vermelter universitet zuleben nit volg tun mocht, als ir unns dann dazumal in schrift auch zuerkennen geben. Darauf wir im geschriben haben, sich das nicht besweren zulassen, sonnder das rectorat anzunemen und understeen, die statut zuhannthaben, und soverr im das zuswer wurd, wollten wir im mit unnserem beystanndt darinn beholffen sein3 • Dem nach er solich rectorat angenomen hat. Nu werden wir warlieh bericht, das ettlich aus verdrieß der statut und unnser universitet, auch ir selbs ere nachvolgung, wider den genannten rector aus posem erdachtem willen in den kirchen unnder der menig des volhhs schenndtzedeln, zu latein libell famoß genannt, von in vellen, dar:nn sy denselben rector unwarlich understeen zusuechen, des wir pillich kein gevallen haben. Darumb so bevelhen wir euch ernnstlich schaffennde, das ir allen muglichen vleiß ankeret, dieselben person zuerfaren, und ob ir das so aigenntlich nit erfaren konnt, doch auf gleichnuß und indicia inquisicion tut, und welich ir also inquirirt, dieselben gefenncklich annemet, damit sy umb vermelte poshait gestrafft werden, anndern hinfur zu mererem aufsehen dergleichen zuvermeiden, auch unns und uch solieher smach zuvertragen. Mer vermeinen wir, das ettlich studenten aber aus verdrieß ir gehorsam lautt unnser universitet Statuten ir freyhait und Studenten recht mutwilliglieh aufgesagt haben und doch gleichwol nochmals zu Innglstat zeren und nymannd unnderworffen sind4 • Wann aber in vermelter unnser universitet freyhait unnder anndern begriffen, das ain yeder intitulirter student sweren mueß, das er alleweil er student und sich derselben freyhait gebrauchen ist, unns und unnseren erben, auch unnser stat und universitet kainen schaden zufugen wöll 5 und nu vermelte mutwillig aufsag solieher freyhait und aids nit mehr verpflicht sein, auch anndere duch verfurt werden mochten, darumb haben wir mit unnsern pfleger, richter und rate zu Innglstat geschafft, wer dieselben s:nd, so ir in anzaigen werdet, von unnsern wegen ernstlich mit in zu reden, sich widerumb in die gehorsam und pflicht unnser universitet freyhait zugeben und der zuleben. Ob sy es aber nit vermeinten zuthun und ausseehalb des lennger daselbs sein wollten, das wurd nicht geliten. Soverr sy es dannoch daruber taten, alsdann ir abentewr deshalb zu wartten. Wir haben in auch bevolhen, 2 Am 24. 4. 1482. Er war zuvor bereits 1477 und 1479 Rektor gewesen und lehnte nach einer weiteren Amtsperiode (1491) im Jahre 1494 die Wiederwahl ab (Mederer I 43). 3 Vgl. Vorbemerkung. 4 Erst die Statuten von 1522 (Mederer IV 199 f.) trafen genauere Bestimmungen über die "renuntiatio", die mit Angabe von Gründen beim Rektor beantragt werden mußte; vgl. auch Seifert, Statutengeschichte 403-5. 5 Prantl II 18 (Stiftungsurkunde).

3 Seifert

34

Texte

wo sy von rector und uch umb beystanndt in dem, das zu hanthabung der universitet statut und ordnung dint, ersucht werden, des gutwillig zu sein, als wir uch dann des unnseren brief hiebey an sy zuschicken6 , den wollet in uberanntborten und uch in dingen dermassen erzaigen, dabej wir mercken mogen, ir zu loblicher ordnung unnser und ewr selbs ere geneigt, auch zuthun schuldig seyt, auf das wir und ir hernach solichs vertragen bleiben. Wollen wir unns zu uch verlassen.

5. {1484/85 WS] Universität an Herzog Georg: beschwert sich über Mißhandlungen von Studenten durch den Richter und seine Knechte. UA B V 1 (korr. Entwurf). Die angegebene Datierung ergibt sich aus dem Umstand, daß der, zweifellos als Rektor, unterzeichnete Moritzpfarrer und Kanonist Georg Mayer in diesem Semester amtierte. Seine frühere Amtsperiode (1478) kommt nicht in Frage, weil sie noch nicht in die Regierungszeit Herzog Georgs fällt, der hier zwar nicht ausdrücklich, aber zweifelsfrei angesprochen wird. Durchluchtiger hochgeborner furst, gnediger herr! Ewr furstlich genade hat vor zwayen jarn nu vergangen, nächtlich weil die gassen zu Ingolstat zubehutten, ein gemaine ordnung lassen machen, die da undter andern innhielt, wo des nachtes ein Student nach fewrglogken on liecht und mit waffen auf der gassen gefunden, das derselb angenomen und den rector zustraffen geantwurt werden; von demselben Studenten solt der rector den knechten dartzu gesworen und geordent viertzigk pfening und dartzu die waffen bei im gefunden geben. Darein die universitet willigt, doch nit Jenger dann auf ein jar zubeschehen, wie sich die ding schicken wolten. Also warde dieseih ordnung innerhalb eins virtail jars abgelassen und nit mer gehallten, das doch der universitet nit geren sahe. Darnach understuende sich der richter, ettlich knecht auf der gassen zuhaben, der vorigen ordnung nach anzunemen alle, die also on liecht gefunden wurden; und wiewol der universitet verwilligung mit der abgelassen ordnung auch ab was, yedoch das man verstuende, ir nit gemaint sein, den iren ainicherlaj unzimlichs zuverhengen, ließ der rector dennoch des richters knechten das vorig geordent gelt und waffen volgen. Und langte auch daneben mermals an die universitet, wie dieselben vil studenten also gefunden haimlich umb mercklich gellt schatzten. Und nam derselben knecht mutwil sovil überhannd, das sich der nymer verpergen mochte und das sy yetzo umb Galli eins nachts um die sybent stund zwayen studenten fräflich ein liecht ausleschten auf der gassen und in die schergen stuben in ein wueste krichen fuerten, darinn sy ein nacht und !enger dann einen halben tag in abwesen des richters geballten wurden unverschult aller sachen, das erberen Ieuten, die sy die knecht fahen, wissenlieh ist, sy drinngen sy auch an umb gellt und schatzung, sich von in 6

Diese Beilage fehlt.

Nr. 5 (1484/85)

35

zuerledigen, ee sy die hineinfurten. Mit solhem fräfel horten sy nit auf und namen darnach einem studenten in eins kochs hawß, darinn er einen landsman suchte, einen rock fräflich namen, dem er von in lösen müsste umb achzehen krewzer. Nachmals an sand Merteins nacht sind funf studenten in des kochs hawß kumen und ein ganß geessen, und als sy darnach haim in die bursen geen wölen, haben sy besorgt den mutwillen, so den Studenten von des richters knechten vor anderen auf der gassen beweist warde, und in des kochs hawß kurtze claider entlehent in hoffnung, durch schein der layen claider, die dann von den beme!ten knechten münder fräflich angesucht wurden, dest sicher in die bursen zu kumen. Sind sy von ainem genant Jorgen Illsung, des richters swager, und seiner geselschaft uberloffen, geslagen und wider hindersich in des kochs hawß gejagt, und darnach der richter mit seinem son, dem benannten Illsung und seinen knechten ungestuemlich in dasseih haws kumen, der studenten drey, so nit enpfliehen mochten, darinn gefangen und nach der vangknuss, darein sy sich ergaben, der richter selb ir ainen mit einer helmparten in das antlitzgestoßen und plutrunst verwunt, sein son einem andern den swertzknopf in den mund gestoßen, das er plutflussig worden ist, und der Illsung mordlieh nach in gestochen, ir ainen in das augesieht geslagen und darnach mit großer ungestuem in die schergenstuben gefürt, vast herttiklich und erpermblich mit in umbgegangen, die auch dazu des andern tags dem amptman das vängknuß gelt haben geben müssen, das alles wider der universitet freihait und sundre ordnung durch ewr gnaden vatter loblicher gedechtnuss gemacht warliehen ist. Gnediger herr, nu stet es von den genaden Gottes yetzo vast löblich und wesenlieh in ewr gnaden universitet, darinn ewr gnade hat äbbt, prelaten, graven, freyen, tumbherrn und ander gut namhaft edeleut von Bairn, Swaben, Meichsen und anderen lannden, die allenthalben bej den fursten durch ire große treffliche gesiecht hoch gement sind, den da wär, als sy auch offenlieh sagen, solhs unrats von disen ringen, vernichtigen lewten durch hilff und verhengknus des rechts zugewartten, und wo ewr gnad nit darein sehen, die universitet bcj irer freihayt zubeschirmen, wurden wir die guten lewte verliesen, darauß der universitet und erberen stat schad und uner erwuchs und sich ein yeder piderbman scheihe, sein kind zu uns zuschicken. Biten wir ewr f. gnade underteniklich anruffend, in die sachen gnedigklich zusehen und wege und ordnung furzunemen, dardurch solher unrat und merer ubel furkumen werde; das dann nit allain der universitet halben, sunder ein gemaine nutzliehe notdurft ist. Wann ein ersamer rate zu Ingolstat ist erbutig, allen gelimpfen und willig von gemairrer stat ettlich person auf die gassen zuordnen, soverr der richter sein leichtverttig verworffen knecht, der ettlichen die stat vorhin untat halben versagt ist, darzu sich kain gut redlich person vergleichet, verkeren und recht knechte aufnemen wil, und erscheint aller mange! allain an dem richter. Und wo ewr f.g. zweifel hette, das unser clag nit gegrundt wäre, biten wir dieselben underteniklich, sich ab ewr gnaden pf!eger und einem ersamen rate zu Ingolstat zuerfaren. Soverr auch ewren gnaden gevallen wollten,

36

Texte

wir zumal geren vor ewr gnaden räten gegen dem richter in verhorung erscheinen und die ding notdurfftigklicher erzelen, dann in geschrift geschehen mag. Und bevelhen uns hirinn ewern f.g. als unserm gnedigen herrn, warnund gnedigs gescheffts.

6. 1487 März 2 Gisbert von Stolzenburg, Professor der Juristenfakultät 1 , an Herzog Georg: beschwert sich über eine Störung seiner Vorlesung durch angeblich adlige Studenten. HStA Oefeleana 76 (Autograph).

Durchleutigister furst, als ew. genaden clag geschehen ist in name der schaler des adels ew. genaden universiteit zu Ingolstat, gehebt ew. genad zu wissen, das meister Ulrich Habermair unnd einer von Grumpach mit zwen oder drien, die sie zu in gesammelt haben, nit seint der adel der universiteit, unnd darumb haben sie ew. furstlichen genaden die warheit nit bei gepracht, sonder die edel leut gemeinlieh habent irer clag kain wissen. Unnd haben etliche edel leut, zu den sie geschickt habent, nit willen in ir verbuntnus sein, unnd etlich ander beclagen, das man in name der scholer des adels gescreben hant, wann sie nit darumb wissen, sonder die zwen seint die, daruber ich ew. genaden nemlich muß clagen. Genediger herr, der vorgenant meister Habermair unnd der von Grumpach haben sich gesammelt mit noch zwen oder drein gesellen e:ns morgens in eines irer gesellen hauß unnd haben waffen unnd lange deggen an sie gebunden, als sie sich nach beruemt habent, unnd seind nach einander geleich zu meiner Ieezen eingegangen als fremd gest, wann ich die nit meer, außgenomen Habermeir, in der Ieezen gesehen het, unnd haben sich neder gesetzt, da in nit zimpt zu zitzen, unnd haben etlich knecht, als man mir sagt, inden inn collegio lassen haiden als stalbruderen auf vorsorg, unnd haben mit dem gewalt unnd onere die lecz gehindert, unnd bin darum gegangen. Unnd als ich auß der schalen wolt geen, hat Grumpach mit seinem deggen nach mir willen stecken unnd under sein rock nach sein deggen gegriffen, wann er nit gehalden wär wurden. Die ursach ist, genediger herr, das ich meister Habermair heimlich unnd offenbarlieh gebeten hab unnd Grumpach gestrafft offenlich, wann er offenlieh mißtet, das sie in nit zirnlieh stand underwinden sollen unnd da sitzen, da in nit zimp, angesehen, das der meister Habermair nit edel ist unnd kain meister, er sei auch XXX oder XL iar oder langer meister gewesen, unnd ob er auch wol bacularius in der heilig geschrifft wer, der drei oder vier meine lecz horen, sich des understeet, noch auch kein edelman, es gepuer in dan auf ander ursach unnd er wurt da gesetzt; unnd das weder meister Habermair noch Grumpach noch kein edelman die ver1 Der aus Utrecht stammende Stolzenburg war 1483 als Zivilist angestellt und, wie aus dem folgenden Text hervorgeht, Ende 1486 auf eine kanonistische Professur gesetzt worden, die er noch 1490 innehatte. Wenig später muß er nach Leipzig abgezogen sein (Wolff).

Nr. 6 {1487)

37

messenheit, unzuch unnd homut einer unzimlichen stat in keins anderen doctors lecz nie underwunden hat. Unnd fur drein oder vier maneten, ee ew. furstliche genade mich ordinarius machet, die unzucht unnd vermessenheit von unzimlicher stand unnd stat wieder Habermeir noch Grumpach nie in meiner lecz getan hat, wie wol sie zu der zeit mein scholer weren, unnd seint yetz nit mein scholer, wann ich jtz geistlich recht lese unnd der kaiserrecht gelesen hab, dar auß mann nit anders mag vermercken, das sie umb ichtz anders gekomen sein zu meiner letz, dan umb mich zu storen unnd mein scholer. Es ist auch der warheit nit ungeleich, das sie sweigende unnd zuwenckcnde erlaubnus haben etlicher, die nit scholer seint, unnd die es weren, sollen unnd helffen straffen; die beneiden, das ew. furstliche genad mich ordinarius gemacht hat, und betten vil lieber einen ganczen kruppel oder blinden, des schoelmeister sie weren unnd der in ir geprech und mange! hulf decken unnd versweigen, unnd auf das sie under den, die blint seint, mit einem augen die kron trogent. Das es war sei, scheint auch auß dem, das ich drei oder vierthalb iar besseren frid gehabt hab dan yetz drei oder vier manent lang, seid ew. genade mir dise lectur geliehen hat. Auch, genediger herr, so wirt ew. genaden in der warheit erfinden, das die edel leut in ew. genaden universiteit baß und eerlicher gehalten wurden, dan man sie halt in vil universiteiten in teutschen landen oder in welschen landen2, unnd das mag villeist etlichen unzuchtigen unnd unvernunftigen scholeren, die doch benig seint, moetwillig machen. Warumb bit ich demutiglichen, das ew. furstliche genad wil schaffen, das die mißtat, gewalt, unzucht, smach, aufrue, misprauch der wafen, die nemlich den scholeren nit zimen, erstorung der gemeinen nucz, gestrafft werdent, durch welche mißhandlung sie nach alle recht in meniger sweren pene gevallen seind in masen, als solt man sie genusam nach swericheit einer peen straffen, die anderen pene sollent nit stat mugen winden. Etliche doctor einer anderen faculteiten meinent, wann es scholer irer faculteiten iren Ieezen betten getan, so wollent sie die meineidich unnd eerloß declarieren unnd sagen, das sie das muegent thun nit allein nach gemeine recht, sonder auch nach laut unnd inhalt ir statut unnd freiheit. Auch genediger herr, wann smacheit einem geschist, der einige ubericheit hat, die sei kleine oder groß, mit gerichtzwanck, wann er auch ein sunfmeister wer, unnd die smach oder gewalt ist offenbaer, so mach der richter sein in der sach an aller underscheit. Ist auch der mißtat so offenbar, das iener keine weer oder unschuld nit wol mag haben, so darf mann in nit darzu roHen, sonder man mag in in abwesen verurteilen, das doch nit gemein ist; unnd darub het ich sie mügen eerloß declarieren unnd anders muegen verurtelen purglich unnd peinlich, wann die rriißtat ist so offenbar unnd an alle wer oder schirm schembar, das sie in selben kain unschult oder schein einer unschult vorbehalten haben. Auch bid ich, das 2 über die Stellung des Adels an der Ingolstädter Universität vgl. vorläufig Seifert, Statutengeschichte 176 ff. und 245 ff., demnächst R. A. Müller, Universität und Adel. Eine soziostrukturelle Studie ... 1472-1642 (in Druckvorbereitung).

38

Texte

ew. genade mir erlaub die weil nicht zu lesen, so lang sie nit gepuest habent, das auch ew. genaet dise sach mein neideren nit bevel, die mir neiden auß ursach obengemelt, sonder ew. genaden gelerten reten, die die gewonheit wissent der universiteiten oder anderen nach ew. genaten wolbevallen. Das wil ich alzeit mit meinem dinst nach mein arm vermugen verdienen [ ... ] 7.

1497 Sept. 19-22 Protokoll einer Befragung der Universitätsangehörigen durch die herzoglichen Räte Dr. Peter Kraft, Heinrich Ebron und Ulrich Albersdorfer.

HStA Neuburger Kopialbücher 10, 130-49 (Or.-Reinschr.); Prantl li Nr. 28 und Seifert, Statutengeschichte 472 ff. (Teilabdrucke). Am 14. 9. 1497 kündigte Herzog Georg der Universität die Sendung der drei Räte an "sachenhalb, das unns und unnser stathallter angelanngt ist, wie die universitet ettwas in abfall wachssen sölle. Darumb begernwir an uch, ir wellet denselben unnsern reten dißmalls genntzlich gelauben geben und inen davon nichts verhallten, sonnder solhs zuerkennen geben" (UA GI 1). Die Befragung dauerte, wie die bei Prant! gedruckte Überschrift des Protokolls angibt, vier Tage. Prantls Abdruck beschränkt sich auf die Voten der beiden zuerst befragten Theologen Adorf und Zingel, die, den nachfolgenden Rednern die Themen vorgebend, am ergiebigsten sind. Dennoch verdient auch der Rest des reinschriftlichen, offenbar von unkundiger Schreiberhand nach einem Konzept angefertigten Protokolls (darauf deuten verbalharnte Begriffe und verderbte Konstruktionen), mitgeteilt zu werden. Da die einzelnen Voten aus zusammenhanglos untereinander geordneten Sätzen bestehen, empfahl sich anstelle eines mechanischen Abdrucks die Gliederung nach Sachgesichtspunkten, denen jeweils im Regest die Meinung Adorfs oder Zingels vorangestellt wird. Inhaltsleere Zustimmungen oder Ablehnungen werden ausgelassen, gegebenenfalls am Ende eines Absatzes zusammenfassend referiert. Die Befragten mit den Daten ihrer Ingolstädter Lehrtätigkeit: theologische Fakultät: Johann Permeter von Adorf (1473-1505, zugleich Frauenpfarrer) und Georg Zingel (1474-1508, zugleich Vizekanzler); juristische Fakultät: Gabriel Baumgartner (1479-98); Johann Rosa (14841518); Wolfgang Baumgartner (1493-98); medizinische Fakultät: Wolfgang Peisser (1482-1526) und Peter Burkhard (1493-1526); danach folgen im Protokoll: Johann Plümel (lic. theol. 1487, Kollegiat seit 1487; 1506-8 N achfolger Adorfs auf Professur und Pfarrei); Hieronymus de Croaria (Kanonist 1497-1516, soeben aus Tübingen berufen); Johann Ramelspach (lic. iur., Institutionenlektor 1486-99); · artistische Fakultät (Daten und Namensergänzungen aus UA 0 IV 1): Leonhard Gans (Dekan des SS 1497; Mag. 1490); Johann Eckental (Kollegiat seit 1472, gest. 1505); Johann (Haine! oder Fabri) aus Erbendorf (Kollegiat seit 1488, gest. 1505); Leonhard (Arnold) (Mag. 1482, Kollegiat seit 1493); Stefan (Forster) (Mag. 1483); Peter Grünhofer (Mag. 1493, Kollegiat 1495etwa 1508); Johann Parsch (Mag. 1480, Kollegiat 1514, gest. 1514); Georg

Nr. 7 (1497)

39

Schwebermaier (Mag. 1488, Regens des Georgianums 1496-1507, Kollegiat 1506-31, Universitätskämmerer etwa 1515-22, gest. 1531); Sebastian Prentel (Mag. 1487, lic. iur. und Institutionenlektor 1500-9); Andreas Rafaelis (Mag. 1488, Kollegiat 1503, gest. wohl 1505); Peter Kraft (Sohn des herzoglichen Rats, Mag. 1493, Dr. iur. 1500, dann Weihbischof von Regcnsburg); Willibald Krapf (Mag. 1489, Kollegiat 1502) ; Alexius Klayber (Mag. 1489); Johann Kellner (Mag. 1491); Johann Pettendorfer (Mag. 1494; Theologieprofessor und Frauenpfarrer 1508-12, dann Weihbischof von Würzburg); Lconhard Hohmaier (Mag. 1493, gest. 1519); Jakob (Pechlschmid) aus Dinkelsbühl (Mag. 1491); Johann Salzinger (Mag. 1492); Gregor Dachs (Mag. 1492); N ikolaus (Ricker) von Golnhofen (Mag. 1495); Melchior (Granatoris) von Arberg (Mag. 1494); Georg (Wildensinn) von Amberg (Mag. 1495); Christoph Tengler (Mag. 1495, Kollegiat 1504-14, Dr. iur. 1510, später Offizial in Passau); Valemin (Kiffer) (Mag. 1497); nicht zu identifizieren ein Magister "Antoni" und ein Magister Georg von Ulm; die beiden Pedelle Johann Altenheck (1472-1503) und Johann Stein; die beiden Pfarrer von Rain (Andreas Weiss) und Jakob von "Schwarten"; schließlich der juristische "schuller" Georg Sinzenhofer und ein Ulrich Leyher von Heilbronn.

t. Die Universität allgemein

a) Adorf empfiehlt, durch herzogliches Mandat den Besuch fremder Universitäten mit Ausnahme Italiens und mit Dispens für Arme verbieten zu lassen. Zingel hält das für unnütz und erklärt den Frequenzschwund1 mit den vergangenen Pestepidemien. Der Meinung Adorfs schließen sich an G. Baumgartner, Rosa, Burkhard, Schwebermaier, Kraft, Krapf, Plümel u. a. W. Baumgartner: ltem mit dem mandat der schuler wie Adorff, doch verpeent. Peisser: ltem das manndat will er nit raten, sonnder die annderen ordnung vor zuversuechen. Croaria: ltem des manndati halben, rat er, sey gut und sonderlich die, so im furstenthumb verpfrundet und von seinen gnaden versehen, das zu Innglstat studiren. L. Gans: ltem mit dem manndat bedunckt ine nit gut, wol ein vermanung, aber kein gebot zuthun. Haine!: ltem manndat, vermeint nit manndiren, sonder ammaniren. b) Zingel kritisiert scharf die unredliche Amtsführung der Rektoren2 • Rosa: ltem das ain rector allein nit hanndel, sonnder alweg sein beysitzer 1 Gegenüber den achtziger Jahren zeichnet sich in den Immatrikulationszahlen ein gewisser Rückgang ab, der sich aber mit dem wenige Jahre später, vor allem infolge des Landshuter Erbfolgekrieges einsetzenden Frequenzschwund noch nicht vergleichen kann. 2 Zingel hatte 1494 die Wahl zum Rektor abgelehnt und die statutarische Geldstrafe in Kauf genommen. Er bekleidete seit 1476 das Vizekanzellariat (vgl. Nr. 4).

40

Texte

zu ime verordent, mit dem er hanndlen soll 3 , und das rector sein antwort, so zu zeiten einer rector von den maistern wurde, das der selb sein antwort durch einen doctor alls beysitzer gab, und sonnderlieh das ein rector mit sambt den reten der universitet uber all facultet und gebrechen derselben zehanndlen macht haben sollen4 • L. Gans: Item die rectores straffen ungleich, ettlich sehen durch die finger zu, das ine maß gegeben werde. I tem das wenig doctores sein, die das rectorat aufrichten konnen, unnd sey zubesorgen, das vil practicn gemacht werde, rector zemachen, die nach irem willen sein. [ ... ] I tem sagt, alle und gewondlich alle wal der universitet gee mit practict zu und sey ein nachtail, das die universitet in irer wal frey und das vil geschenckt und der tuglich verworffen, der untuglich genomen werde. c) Adorf regt an, ein großes und ein kleines Universitätskonzil zu schaffen 5• G. Baumgartner: Item mit dem klainen rat der universitet wie Adorff geraten. Rosa: Item das der rat der universitet gemyndert werd, und solln in rate genomen werden, so von der camer sein 6 , dechant der artisten, all licenciaten und wacculauri der heyligen schrifft und aller bursen conventor. W. Baumgartner: Item mit der universitet ein klainen rate zemachen, und mit dem dechantdarein zusehen, das er nit zu gratificiren hab 7 • Peisser: Item ein kleinen rate zemachen, wie doctor Rosa, Baumbgartner und Adorff geraten. Plümel: Item mit dem rate der universitet lasst er bleyben, wie Zynngel geraten hats. Croaria: Item ain ersten, ain kleinem rat zemachen, nemblich alle die, so lesen in den hohen faculteten, und ain dechant der artisten und drey collegiaten die ain mutacicn, die anndern drey darnach, so yetz nit darinnen 3 Die Statuten von 1472 verpflichteten den Rektor nicht strikt, Beisitzer in sein Gericht aufzunehmen, sie rechneten aber damit; den Gerichtsakten zufolge (UA D III 1) zogen die Rektoren bei größeren Fällen in der Regel Assessoren bei. 4 Das bezieht sich wohl vor allem auf die umstrittene Aufsicht der Universität über die Artistenfakultät; vgl. das Regest 1492/94 und den Kommentar bei Seifert, Statutengeschichte 229 f. 5 Die Statuten von 1472 ließen neben den Doktoren und Lizentiaten der höheren Fakultäten alle Magister der Artistenfakultät in das Universitätskonzil; vgl. Seifert, Statutengeschichte 189 f. 8 D. h. wohl alle besoldeten Lehrkräfte, also die Doktoren und ein Teil der Lizentiaten der höheren Fakultäten sowie die sechs artistischen Kollegiaten. 7 D. h. wohl, daß der Dekan der Artistenfakultät nicht für die gesamte artistische Konzilsfraktion sprechen solle. 8 Zingel schlug vor, alle aufzunehmen, "wölh in einer facultet rat sein"; das waren aber nach artistischem Fakultätsstatut von 1478 (Prantl II 88) nur die "magistri quatuor annorum", und es wäre damit entgegen Zingels Meinung nicht so geblieben "wie ytz".

Nr. 7 (1497)

41

gewesen 9, und was der merer stimb der genannten person, soll am rector concludirento. Ramelspach: Item mit dem rat kleiner zemachen, w1e doctor Jeronimus, dann all collegiaten zenemen11. Gans: Item mit dem rat zubesetzen, sey er yetz nit bedacht zuraten. [ ... ] ltem myndrung des rats, das man alle die nemb, so besoldnet waren zu der universitet, und darzu das man heraus nemb aus der artisten facultet ein acht oder zehen, damit der ganntz rat bey XXVIII betreff12 • Eckental: ltem in rate zuwelen, wolh maister der dreyen jar maister gewesen, solltn in rat genomen werdents. Haine!: ltem mit mynndrung des rats bevilht er meinem gnedigen herrn. Grünhofer: ltem das der rat kleiner gemacht werde. Prentel: ltem mit einem klainen rate gevall im, mog ine leyden. Rafaelis: ltem den rate lasst er bleyben wie ytzo. Kraft: Item rat zumynderen bedeucht ine das pesst. Krapf: ltem der universitet rate kleiner zemachen, gevall im, werde sonnst zuzeyten geoffnet. Klayber: ltem den rat kleiner zemachen, gefeilt ime wol. Ebenso Stein und Pechlschmid. d) Vorlesungsfleiß der Professoren Adorf schlägt vor, jeder Professor habe eit;.e ausgefallene Vorlesung (außer bei Krankheit oder in herzoglichem Dienst)1 4 entweder nachzuholen oder einen Vertreter zu bestellen, andernfalls ihm sein Gehalt prozentual gekürzt werde. Zingel empfiehlt, zur Kontrolle einen Superintendenten einzusetzen. Adorf erhält Zustimmung von beiden Baumgartner. Peisser: ltem die doctores zulesen on abganng, so sy das schulldig sein, dann die teology juristen zehen letzen, ertzt funfzehen letzen zuversaumen, sonnst die peen zenemen, wie vorstet und geraten ist. Plümel: ltem doctores mit versaumbnus ihrer letzen, das ain yeder in der camer auf den ayde gefragt und darnach sein versaumbnus im am solide abgezogen werden solle. 8 Croaria, soeben aus Tübingen berufen, präsentiert mit leimten 1\nderungen das dortige Modell; die Tübinger Statuten von 1477 ließen neben dem Dekan 4 Magister, darunter jeweils 2 Kollegiaten, in das UniversitätskonziL Vgl. Seifert, Statutengesmimte 190. 10 Nam den Statuten von 1472 "konkludierte" der Rektor nam der Mehrheit der vier Faku!tätsstimmen. 11 Also 7 Artisten; vgl. zu den Kollegiaten unten Absmnitt 6. tz Eine unklare Remnung; besoldet waren von den Artisten die 6 Kollegiaten, dazu der Poet und der Astronom. Die Lehrkräfte der höheren Fakultäten betrugen hömstens 8 bis 10 Mann. 13 Vgl. die ähnlime Regelung in Beziehung auf das artistisme Fakultätskonzil, oben Anm. 8. 14 "Aus krannckhait oder fursten gesmeft"; Prant! las versehent!im "oder sunsten gesmeen".

42

Texte

Croaria: Item mit der doctores versaumbnus der letzen lasst ers bey hertzog Ludwigs gemachten statuten bleybent~. Gans: Item man war aines aufmerckers not, das all letzn fleissig volbracht, oder ein yeder facultet ein sonnderen hetten. Weiss: ltem das die doctores nit solanng stundten in ainer materi und zuzeyten an schulern erfuren, was geren horten. e) Disputationen: Adorf schlägt vor, die Juristen sollten viermal, die Mediziner zweimal im Jahr disputieren . G. Baumgartner: ltem der dißputation rat er nit zu, vermeint, kein doctor umb dissen solid thue, so sein die schuler nit geschickt. Rosa: Item rat dißputation nit on mer belonung, auch von unschicklichait wegen der schuler. Peisser: ltem zu dißputirn, wo es die annderen facultet thun, will er seinthalb willig sein, furcht aber, das an den schulern nit hab. Ebenso Burkhard. Croaria: Item dißputaciones rat er zemachen, das gehaBten werden, doch so war das der weg: das vier im jare geballten wurden, und wolh drey sloß rede oder daruber, so sollt dem selben doctor sechs gld. rh., wellicher hielt ain zirckel, das man dem selben gebe ain gld. und im jare auch nur vier mal hielt. Ramelspach: Item dißputacion zehallten furcht er an schulern nit sey. /) Mangelnde Eintracht unter Professoren und Fakultäten. Rosa: I tem das kein doctor oder maister des annderen facultet vernicht. W. Baumgartner: ltem die theollogy, sonnderlieh Zingel, practicir mit den studenten, nit die recht zustudiren, daßelb an allen faculteten abzestellen. Item es solle kein facultet die annderen sehrnahen oder verhinderen. Peisser: Item auf die frag, wer zwitracht in der schul mache, wissen die verhorer und meniglichen wol. ltem alle schmachwart kein facultet der annderen zuzelegen, sonnder zuvermeyden. Plümel: Item er wiss kein widerwartikeit unnder ine der universitet. Eckental: Item zuverpieten, sich nit zu rottiren in der universitet, und gleichlieh zugieng und keiner kein packt machet. 2. Die theologische Fakultät Gans: Item die schuler in der heyligen schrifft vernemen, das ine nutzer war, das ein yeder doctor der heyligen schrifft ainen doctor les, alls Jeronimum, Scotum etc., dann allso. Parsch: Item wolh doctor der heiligen ain doctor lesen wollten, das sy dasselb vor den schulern verkundten, sich darnach hetten zerichten. 15

Der Bezug ist nicht erkennbar.

Nr. 7 (1497)

43

3. Die juristische Fakultät a) Lehrkräfte. Rosa: ltem doctores der juristen, stet bey der ordnung, oder man pesser den doctoreßen den solide, das sy anhaim bleyben mochten16• Grünhofer: Item doctores juristen, wiss er kein mange!. Rafaelis: ltem schulerde jure klagen uber die doctores. Pettendorfer: ltem wie allwegen die facultet der juristen ... beraubt sey •• ,17 Zum annderen so haben sy manngel am Ramelspach18, sag ine allen in ainem tun, das ainer lieber schlieff, unnd sey nit wol zehoren, und lig vil den jungen schulern daran. I tem doctor J eronimus 19 les spanen lannge wort. Tucher20 hab in einer stundt alls vil gesagt alls er in dreyen, und hab nit gnad zehoren, mog sonnst gelert gnug sein; bitten darein zusehen und ine nit zeglauben, sonnder zuverhorn, und wo man sy unrecht find, soll man sy straffen [ ... ] I tem sy klagen, das doctor W olfganng Baumbgartner21 vil aus reyt; wann sy letzen versaumben, das man sy straffe, so wollten sich die schuler, welhers versaume, auch straffen lassen. Pechlschmid: ltem Ramelspach hallt sich wol; die annderen, so uber ine klagen, horen nit villetzen. Dachs: ltem doctor Jeronimus sey nit angenemb den schuleren. Mag. Antoni: ltem doctor Jeronimus sey gelert und geschickt, her auch sein rarschlag loben, allein geben die schuler aus, er red lanngsam. ltem Ramelspach thue man unrecht, sey sein schuler gewesen, sey fromb und gelert, thue grossen vleis, und ettlich, die clagen, komen uber achttag ainest, konnen sein nit versteen, so clagen sy dann, so die schullde ires unfleyss ist. Georg von Ulm: ltem Ramblspach bedunckt ine nit tuglich, sonnder umb ainen zubesehen, der pas les. ltem doctor Jeronimus sey ine zu gelert, und alle, die gesteren uber ine geclagt, sein wenig, die lesen konnen, und nit zwen, die zu den letzen ganngen sein. Weiss: Idem hat gesagt, das manngelgewesen sey nach Tuchers wegkhzuge22 , und zuzeyten in aygnen sachen ausreyten, und haben sonnst vil vaganntz, sonnderlieh des hofgerichts, und bedeucht ine gut sein, das man disputaciones hiellt, und doctor Jeronimus gevall ime ye lennger ye pas. Pfarrer Jakob: Idem hat gesagt, er hor von annderen, die schuler horen doctor Jeronimus nit geren, les lanngsam, aber er geviel im wol, sey auch D. h., nicht in Privatgeschäften herumreisen müssen. Vgl. Abschnitt 5. 18 Johann Ramelspach, lic. iur., las seit Mitte 1486 über Institutionen, bis Ende 1499 (Wolff). 19 Hieronymus de Croaria, 1497 als Kanonist für den 1496 abgezogenen Sixtus Tueher aus Tübingen berufen, bis 1508 und wieder 1509-16 (Wolff). 20 Sixtus Tucher, Zivilrechtier 1487-8, Kanonist 1488-96, seitdem Propst bei St. Lorenz in Nürnberg (Wolff). 21 Zivilrechder 1493-98 (Wolff). 22 Vgl. Anm. 20. 16 17

44

Texte

gelert, wiss an ime nichts zuverslahen, unnd wann die ordinari gut und angenemb seyen, so sey es dem schuler angenemb und gut. Item die juristen schuler klagen die hofgericht und vil vaganntzen der doctores. Sinzenhofer: Idem hat gesagt, das die zwue facultet juristen und artisten hoch berombt gewesen, und sonnderlieh bey Tucher; yetz sey Croarius, sey gelert gnug, werde aber nit geren gehort, und die gnad nit, das die schuler von ime empfahen mogen, und haben ine nit geren; dergleichen Ramelspach sey schlefferlich und nit annemb; doctor Gabriel 23 sey geschickt gnug, aber seith Margarethe nit gelesen, viileicht seiner krannckhait schullde, und machen vil vaganntz, und wer gut, das man pas procediret. Leyher: ltem Ramelspach sey schlecht gnug. Item doctor Jeronimus sey gut. ltem ain student von Cosstnitz sagt, vil haben ime geschrieben, wie es hye gestallt sey, hab er keinem wollen raten, dahin zu ziehen, dann nach Tuchers absteen hab die lectur lanng gefeyrt, sey große versaumblikeit. ltem ain doctor ist zu unns komen, hat unns im gehaim gesagt, das die letzten der innstitut nit wo! versehen sey24, hab er dannecht aus der pflicht nit wollen verhallten. b) Die Studenten der Juristen fakultät. Zingel beschwert sich über ihre Ungezogenheit und ihre ungehörige Aufmachung. Rosa: Item ordnung der juristen studenten, die ordnung bey dechant zuversehen, so eemals begriffen sey, bedunckt ine gut( ... ] Item einjuristenhause wer not zemachen2~. Peisser: ltem ain juristenhause zemachen rate er nit. Plümel: ltem wo die juristen schuler nit allso ainig inn heusern waren, sonnder mer beyeinander stunden und ein oberen hetten, wer gut und ein notturfft. ltem er sagt, das manneher schickh jung knaben, die kein fundament in der gramatica haben, die werden verordnet, die recht zehoren, sey ein grosse versaumbnus, bring der universitet gross verachtung, und konnen alsdann gar nichts. Gans: ltem die schuler der juristen, das man darein sehe, das die nit so frey mit klaydereh, iren unzimblichen weren und sonnst sein. Eckental: ltem juristen schulerhaben aygenwillig wesen; darein zusehen, wie vor geredt ist. Arnold: ltem sagt, juristen hallten sich unordenlich mit klaydern auf der gassen und sonnst, darein zusehen, sey ein notturfft. Parsch: ltem in die juristen schuler zusehen, verderben die artisten mit irem unwesen. 23 Gabriel Baumgartner, Zivilrechtier seit 1479, kündigte am Ende seines Votums seine Professur auf und ging als Ratskonsulent nach Nürnberg (Wolff). 24 Mit Johann Ramelspach, vgl. Anm. 18. zs Das war von herzoglidler Seite schon 1488 erwogen worden (Prantl li 97).

Nr. 7 (1497)

45

Schwebermaier: Item in juristen schuler sey manngel, sollen iura studiren, konnen den Tonat nit, sein zujung und wissen nichts und steen ausserhalb der bursen. Prentel: Item juristen verderben die artisten, das sy frey und kein zwanng haben, darein zesehen. Rafaelis: Item in die juristen zusehen ires unwesenshalb, wie die annderen, und bringt abbruch den conventores. Kraft: Item juristen schuler einzesehen mit klayderen, weren und annder irer puberej. Mag. Antoni: Item juristen schuler, sey selbst ainer, vermeint aber, vil zu frey sein, furchten kein rector, darein zesehen. c) Verschiedenes. Adorf moniert, daß die Juristenfakultät von Promovenden, die zuvor das Bakkalariat nicht erworben haben, zehn Gulden verlange 26 ; dem Widerspruch Zingels fallen die Juristen Gabriet und Wolfgang Baumgartner und Rosa mit Berufung auf die Fakultätsstatuten bei. Pettendorfer: Item wann ain jurist wacculari werde, mus er zehen gulden, licenciat funffundzwaintzigkh, doctor funfftzigkh, beder rechten hundert gulden zusambt annderm vil, das daruber gee; mach, das keiner da doctorir, ziehen ee in welisch lannde, wer not zu myndern. Adorf hält die Vorlesung über das 4. Buch der Dekretalen als Bedingung für die Promotion im kanonischen Recht für falsch; G. Baumgartner und Rosa widersprechen. Forster: Item dißputationes, wer den juristen nutzlich, wo man den doctoren darumben tat, mach gross mue. Pettendorfer: I tem doctor Werden 27 hab puecher geschafft, sein noch nit gelegt, und man piets zuverkauffen; die artisten haben liberey und geben nyemant keine slussel, und erfaulen die puecher umbsonnst. 4. Die Artistenfakultät a) Der Wegestreit 2B. Adorf zufolge hat das Obergewicht der Moderni, die auch die Kollegiaturen des Alten Kollegs in Beschlag halten, viele Antiqui zum Abzug veranlaßt. Die Moderni begünstigten ihre Anhänger bei den Promotionen, wählten nur Das war ebenfalls schon 1488 beanstandet worden (Prantl II 97). Wilhelm Kyrmann von Werden, Kanonist 1472-82 (Wolff). 18 Nach anfänglicher Trennung waren die beiden Wege durch herzogliche Verordnung von 1478 (Regest) in einer Fakultät zusammengefaßt worden. Das numerische Übergewicht der Modernen verhinderte jedoch, wie das folgende zeigt (vgl. auch Regesten 1488 und 1492), eine wirkliche Gleichberechtigung. Vgl. auch zum Ingolstädter Wegestreit F. Ehrle, Der Sentenzenkommentar des Peter von Candia, 1925, mit Stellungnahmen der beiden Parteien aus einem inzwischen verlorenen Kodex der UB München. Die Parteizugehörigkeit oder -sympathie der einzelnen Befragten läßs sich aus den folgenden Voten mühelos ablesen. 26

27

46

Texte

ihresgleichen zu Examinatoren und trieben verschiedene Praktiken. Gleichheit beider Richtungen sei herzustellen29. G. Baumgartner: I tem er hat gesagt, beder wegehalben gleichait zehallten unnder einem dechant, sey sein rate. Ebenso Rosa. W. Baumgartner: Item sagt beder weghalben, das nye kein anntiquist dechant, dieweil er zu Innglstat gewesen30, worden; man truckh die antiquisten, und konn keiner zue keiner guten lectur komen; und war sein rate, das mans vergleichet, und beruefft in anndern universiteten, bracht furderung der schul, das yedes wegs drey collegiaten warn. Peisser: ltem beder wegehalben ist sein rat, wie die anndern geraten, gleichlieh zemachen; das wurd nutz der schule bringen und vil schueler dahin komen, die allso aussenbleyben. Ebenso Burkhard. Plümel: Item beder wege halb sagt er, weylundt mein g. herrn hertzog Ludwig etc. hab zwischen beder wege ein vertrag gemacht, walherrnassen ain dechant gewelet werden soll 31 , wiss er nit zuverpessern und lass dabey bleiben, mein gnediger herr annders dann. Croaria: Item beder wege gleichlieh zehallten und statut zemachen, sey sein rat. Ramelspach: ltem sagt, er hab nit allwegen gevallen gehabt, das man nit mehr zuzeyten rector und dechant des allten wegs gewelet habe, man habe ine auch darumb gehasst, das ers beredt hab. ltem man hab zwue ordinacion, aine doctor Tucher, die anndren hewr zu Ostern, antreffent beder weg, aber keiner nachkomen32• Gans: ltem beder wege halben besorgt er, sollt mans widerumben vergleichen, so wurdt ein geschray darein kamen und sich die schuler verlauffen, und dieweyls nit ain namen haben, das mans allain artisten nenn und sonnst von keinem wege, so werde kein frid nymmermer; und deßmer, dieweil man den schuleren nit ain anfanng mache, ain ler zu studiren, so kanns nit besteen und sonnst aus vil annderen ursachen, die er anzuzaigen weiss und aufzaichnen wolle. Eckental: Item hat gesagt von ungleichait wegen der schuler beder wege lass er bey itziger meynung bleyben33. 29 Johann Permeter von Adorf, 1472 aus Leipzig nach Ingolstadt gekommen und 1473 hier zum Dr. theol., Professor und Frauenpfarrer befördert (Seifert, Statutengeschichte 67), hat sich auch durch seine Stipendienstiftung (1515, nach seinem Tode 1505) als entschiedener Parteigänger der Antiqui erwiesen (Real). - In seinem Votum ist (Prantl li 132) zu korrigieren : ,.das der allt wege sein rector, dechant und doctor

haben mogen". ao Imm. am 19. 10. 1482; vgl. Anm. 21. at Prantl li Nr. 13 ; dieser Verordnung von 1478 zufolge sollte der Dekan ohne Rücksicht auf seine Parteizugehörigkeit von den Magistern gewählt werden. 32 Beide Ordnungen liegen nicht vor, jedoch Dokumente zu einer während des Rektorats Tuchers im Jahre 1488 vorgenommenen herzoglichen Inquisition (Regest).

Nr. 7 (1497)

47

Haine!: ltem beder wege, wiss von keinem ungleich; bey dem ersten hab man vier regellisten, warn wenig schuler hye gewesen; da man bede wege angefanngen, warn vil schueler komen34 • Arnold: Idem sagt, sey aydleff jar conventor und nun achzehen jar zu lnglstat gewesen, hab sich gelitten mer dann ain jud, und bedunckt ine, wann vil schuler da weren, die etwas lerten, kumb manieher dar; Iigen allein in Prima pars, konn der schuler pas dann der, so resumir, unnd wann man gleichait beder wege hiellt; er sehe vil ungleichs, so er darzu rede, so spott man sein. Und es seyen yetz vil schuler von Leibzig gen Koln zogen, und wo man gleichait hiellt, so weren ir vil zu lnglstat, und sey das gschray, man hab die regeBisten gar wegkh triben. Forster: ltem er mocht leyden, das vil regellista da warn, wiss von keiner ungleichait zu sagen, vermeint, wo man wider die sachen anndern wurde, ein zerruttung bringen und die schuler wegkh ziehen, und wann die ungleichait dannen komb und bed weg unnd anndere notturftig stuckh furgenomen, so wurde in heden wegen mer schuler dahin bringen. Grünhofer: Idem gesagt am ersten beder wege halben, lass bleyben wie ytzo. Parsch: Idem sagt beder wege halben, mocht er raten, das man die regellisten fudret, das ir mer komen, doch das sy alls moderni nit verhindert wurden, es bedeucht ine sonnst ein verhindrung brecht. Kraft: ltem beder wege halb bedeucht ine gut sein, das gleichait geballten wurde bey der universitet nutz; er hab auch von doctor Tueher gehort35, das die von Nurmberg und zu Franncken mit ime gereth, sy schickten ire kinder gern her, so weren sy nit lociret36, darumben vermeyden sy das. Krapf: ltem hat gesagt, erstlieh beder wege halben, wo gleichait beder wege gehallten wurde, brecht vil schuler und nutz; bewegt ine, das bey vier jaren sibenzehen Studenten zu Lips gewesen: wo sy hye hetten mogen promoviret werden, weren sy gern hieher zogen. Klayber: ltem wo gleichait war der person beder wege, aber allso furcht er, kumb der universitet zu nachtail, sonnst mocht er gleichung beder wege wol raten. Kellner: Idem sagt am ersten beder wege halb, lass bleyben wie ytz; wann sy gleich schuler hetten, so war annders gleichait furzenemen. Pettendorfer: ltem beder weg gevil ine gleichait zehallten, ziehen sonnst gen Lips.

33 Johann Eckental war schon 1472 als Modemus ausgewiesen (Seifert, Statutengeschichte 468). 34 Im Sommer 1472 war Eckental (vgl. Anm. 33) unter den aus Leipzig herbeigezogenen Antiqui der einzige Modemus gewesen, bis man seine Partei durch Zuzug aus Wien verstärkte. Die ältesten Statuten der Artistenfakultät setzen dann bereits die Wegetrennung voraus. 35 Vgl. Anm. 20. 36 Vgl. Anm. 37.

48

Texte

Salzinger: ltem bed wege, so sy gleich mit schuler, wers nit unbillich, aber allso mit wenig mocht nit gut sein. Ricker: ltem ain ersten beder wege halb gefeilt ime, gleichait beder wege furzenemen, dann yederman des allten wegs lauff weg, sonnst ziehens gen Lips und Colen, habe sein wissen. Granatoris: ltem von beder wege yetz rat er sein nit, wann je vil vom allten wege wurden, bedorffs keins frags, so wers billich gleich. Tengler: ltem bed wege, wanns von schuleren gemert, wer gleichait gut, aber ytzo nit. Für die Gleichstellung außerdem: Pechlschmid, Dachs, Wildensinn, Leyher, Georg von Ulm, Antoni, die beiden Pfarrer und die beiden Pedelle; dagegen: Schwebermaier, Prentel, Rafaelis, Kiffer, Hohmaier. b) Die Promotionen. Adorf plädiert für die Auslosung der Examinatoren, für Lokation nach dem Studienalter37 und für ein Verbot der Doktorbitten3B. Zingel bestreitet die Richtigkeit dieser Vorwürfe. G. Baumgartner: ltem mit der locatz wacculaureandi, nach dem einschreiben, doch edelleut, doctor sone, briester und münich vorzusetzen; die magistranden nach dem allter und zeyt, alls sy wacculauri worden sein, doch die edelleut, wie obgemelt, furgesetzt. ltem mit der wale der examinator, das die sollen durch die zett!, wie Adorff davon gesagt, und nit uf die stymb gewelet werden. ltem mit der doctor bete der promotzen sols besteen, wie Adorff davon gereth hat. Rosa: ltem locacion halb, sey groblieh gehaBten und gellt darumben genomen worden; rat wie Adorff, auf zettel zuwelen. W. Baumgartner: ltem von der locacion, soll kein doctor bitten, das sey von meins gnedigen herrn reten statut gemacht worden, haben all doctores gehallten, dann Zunge! stels nit abe, vorder ain nach dem annderen hinaus und mach all locum nach seinem willen, und hat gesagt zehallten, wie Adorff 37 Die Plazierung der Neupromovierten, in den Statuten nicht besonders geregelt, spielte offenbar in der Praxis eine große Rolle. Sie erfolgte nach einem "ordo senii et loci" (Prantl II 50), wobei für den "locus" objektive Beurteilungsmaßstäbe anscheinend fehlten. Die Doktorbitten, also Empfehlungen von Promovenden durch Professoren der oberen Fakultäten, sind noch das ganze 16. Jahrhundert über vielfach bezeugt. - Zu jeder der vier Bakkalariats- und zwei Magisterpromotionen wählte die Artistenfakultät vier Examinatoren. Jeder Bakkalariand hatte ihnen für ein Prandium 60 Pfennig, jeder Magistrand einen halben Gulden zu zahlen (Prantl II 112). Hinzu kamen die eigentlichen Promotionskosten, die die Fakultät forderte: 1 fl. von jedem Bakkalarianden, 2 fl. von jedem Magistranden (Mederer IV 92). Einen halben Gulden hatte der Magistrand (d. h. Lizentiand) dem Vizekanzler zu bezahlen (ebd.). Schließlich war es Brauch, nach bestandener Magisterpromotion unter den Magistern Handschuhe und Messer zu verteilen (Prantl II 115). Davon abgesehen, war den Examinatoren die Annahme von Geschenken oder Versprechungen streng untersagt (Prant! II 54, 105 f.). 38 Also die Dispenserteilung für Promovenden auf Fürsprache von Doktoren der höheren Fakultäten.

Nr. 7 (1497)

49

geraten hat. Item mit den examinatoren auf die zettel, wie die annderen geraten, doch wolhers wurde, der sollt zum anndernmall still steen unnd nit eingelegt werden. Peisser: Item der locacion, es war wol gut, das nach der kunst gehallten wurde, beschee nit, sonnder nach gunst, wie Rosa, und sagt auf sein ayde, das die universitet 2000 gulden sollt schulldig sein, das vor 15 jaren abgenomen war39, und ist sein rat wie die anndern, doch der edlen und briester fur zusetzen. ltem examinatoresdurch die zettel, wie doctor Wolfganng Baumgartner, und wolh gewelt wurden, die sollten die annderen quottember feyren. Burkhard: ltem locacion wie die annderen gesagt, man nemb gellt darumb und gee nach gunst zu, wer gellt auszugeben hab. [ ... ] ltem mit der promotzen beschech groblich, wer gelt zugeben hab, bring der schule nachred und verhindrung, rat zehallten wie Adorff und die annderen. Plümel: ltem locacion, mus ain yeder swern vier artickel40 , hab nye von solher conspiracion gehort, das gellt darumb genomen worden und wiss nit zuanderen. ltem mit der wale examinatorum lass ers bey der statut bleyben nach der stymb. Croaria: I tem locacion sol vil mißbraucht werden, haben kurtzlich statut gemacht, aber nit nachkamen. Zingel, hab mit ime gereth, er soll der artisten muessig geen. Gans: ltem der locacion halben hab er nye von sonnderen practicken gehort, und soll furan aufs jurament bescheen, doch noch nit angenomen, sey aber gehalten. ltem wal der examinator gefall ime nach der stymb, sey pesser dann nach der zettel, wie yetz beschee. Eckental: ltem locacionhalb, hab nye gehort, das nye nyemant darumben genomen hab. ltem examinatores das schwurn, zuerwelen nach der kannst, und sonnst nit auf zettelen. Haine!: ltem vermeint, das aufs jurament nach der kunst locirt wurde, und dannacht den adel anzusehen. Arnold: ltem locacion sey zuprobiren, das einer geredt hab zu einem schuler: Gib mir funff gulden, - zu einem annderen maister: Lieber, promovir mir den, so will ich dir auch ainen promoviren; und hat etwovil schenncken angezaigt, die nit geschriben sein, unnd das ein edelman hindter sich geruckt ainen umb schennckung uber ine gesetzt, und jhener het wol des edelmans schuler mogen sein, und ist sein rate wie Adorff gesagt hat. [ ... ] ltem sagt, ain magister hab die dritten stat gehabt, sey zu Rotemburg schulmeister gewesen, hab daselbst wegkh gemusst, das er nichts kann, !es ytz zu lnnglstat, sey aus der practica promovirt und zwen gelert verworffen; man mach magister, die nichts konnen, sey ein grosser abbruch der schule. '9

Bezug und Zusammenhang sind nicht erkennbar.

«o Bei der Aufnahme ins Fakultätskonzil schwur jeder Magister u. a., "quod ..•

velim admittere eos, qui mihi secundum conscientiam meam videbuntur digni, et eiicere eos, qui mihi secundum conscientiae meae dietarnen vidcbuntur indigni" (Prantl li 80). 4 Seifert

Texte

50

Forster: Item der locacion halb, sey gross mißhanndlung mit gescheen, habs gemerckt und ettlich ordnung furgenomen; zeschweren verhellf nit, aygner nutz werde dann geweret; und wo ain gld. dem wacculari, magistrannden zwen gulden gesetzt41 , wurde ein notturfft sein. ltem wann er schuler hab, verhoff er umb sein mue, er habs verdient oder nit, von ainem funf, sechs oder acht gulden zuerlanngen, practicir, lass ine eingeen von des gellts wegen, verhellff ime ain gut stat. Damit werden von aygnes nutz wegen ungelert mayster unnd wacculari, bringe der schul sehrnach und schaden. ltem er rat, wann ainer eingeen wollt und derselbig auf sein ayde bekennt, das ime der maister gnug thun hette und darnach eingieng, so mocht man frey handelen; wer ainer nit gelert, so hett im den schaden, sonnst schlach sich der maister zu, damit ime sein schuler nit verworffen, sonnder durch komben, damit mach man ungelert leut. Schwebermaier: ltem locacionhalben, bring der universitet kein manngel und gefall im, das auf den ayde locirt werde. ltem erwelung der examinator, zuwelen auf den ayde, sols pesser sein; auf zettellass er ime auch gevallen. Parsch: ltem locacion sein sy nit auf geschworen, aber auf das promoviren sein sy geschworen, bedeucht auch zu lociren auf den ayd, doch edlleut dannocht anzusehen. Idem ratt das ain yeder schuler vor dem einganng sein maister bezalet, so mocht man hinach bescheen lassen, was recht ist; sonnst weren nit gut schuler. Prentel: ltem locacion abzethun sub juramento, und das die schueler die maister vor benuegig machen. Item examinator vier zenemen, die allweg verhoren sollen. Rafaelis: ltem locacion auf das jurament sey schwer. ltem examinatores per voces. Kraft: ltem der locacion, bey dem ayde oder nach der konst, dann es sey bishere poßlich locirt. Krapf: ltem locacion, werd nit wo! mit umbganngen, und braucht allein gunst; die gelerten muessen hinab, die ungelerten hinauf; das furan nach alter gehallten werden, wie Adorff gesagt. ltem man hab zwen gelert maister hinab, ainen ungelerten hinauf gesetzt, les ytz und konn nichts, vervollig allein aus der practica. Klayber: ltem locacion, vermeint, das man taxir, wie annders, hett ainer mue gehabt, das vor dem einganng beschee, darnach wer zulociren bey dem jurament, doch briester und adel furgesetzt. Pettendorfer: ltem locacion, wann ainer vil geb, der mus hinfur, und ob er gar nichts konne, und wie Adorff; hab einer ain maister, vermog er siben gld., geh sechs, so feint er ine an; vermag er sechs geh funff gld., so sei er im aber feindt. ltem so trags nichts dann feintschafft, sey alles auf gellt gerichtet. Hohmaier: ltem locacion rat er, wie in anndern universiteten nach dem allter. ltem von der wal examinatorum, nach dem allter, darnach fur und fur.

u V gl. Abschnitt c).

Nr. 7 (1497)

51

Pechlschmid: ltem examinatores daraus zuordnen, nach dem yeder vier gebe in schrifft uberzeanntworten, welher die maysten stymb hab, zenemen. ltem zu lociren nach dem allter. Ricker: ltem locacion die conspiracion zewennden, dann wer gellt hab, sitz oben ane, die annderen mussen herab und muessen sew haben42, die offt mer konnen, dann die oben sitzen, und das gehallten wurde wie Adorff geraten hab. Wildensinn: ltem locacion, sey nit gut, hab in sechs jaren sovil erfaren, das bring gros neyd und has; hab ine selbst uber glerter, die mer konnt haben dan er, gesezt und wol uber ine, er wolt ir schulmeistersein gewesen. Kiffer: ltem mit dem lociren hab man gross practica gehallten, dann der ain examinator hat kein schuler gehabt, erst im examen drey angenomen, und ist Blumbel gewesen, ders gemacht hat; wo er bey Blumbel gewesen, so wollt er die ersten oder anndern stat gehabt und ungezweyfelt nit die saw, wollt noch mit den selben, der vil gewesen sein, urnb die saw disputirn; und gee vasst ubel zu, und wer nit teologus sey, der werde verhindert und konn zu keiner billichen stat komen, und wer nit ein teologus sey, konn zu keiner colligatur komen43. Mag. Antoni: ltem der locacionhalben, sonderlich ettlich brauch, neyd und has und gonnstlichs, wer gellt geben und zu Weyhenachten sich ubel gehallten; eines doctors sone sey gelert gewesen, haben sy hindter sich gesetzt und die ungelerten hinauf, bring nachtayl der schule; sonnst geraten in dem stuckh wie Adorff, die elltisten, doch edlleut und doctors sone furgesetzt. Georg von Ulm: ltem locacion, haben die vom newen weg drey, die vom allten weg ainen, damit mueßen sy getruckt [ ... ] Stein: ltem examinatores, rat das umbgee, yetz vier, abermalls vier. Weiss: ltem locacion, sey bishere gros practiciret gewesen von gellts wegen, damit sy umb gellt locum geben haben. Pfarrer Jakob: ltem examinatores, das man wellte auf zettel, dmh dieselben darnach still steen liess, das anndermal annder angienngen. c) Promotionskosten. Adorf schlägt vor, von jedem Bakkalar einen, von jedem Magister zwei Gulden zu nehmen44 • Das findet allgemeine Zustimmung; nur W. Baumgartner bringt den Zusatz, von Adligen die doppelte Taxe zu verlangen. d) Kleidung der artistischen Studenten. Adorf plädiert für Abschaffung der nach Wiener Beispiel vorgeschriebenen Gürtel, durch die viele Studenten abgeschreckt würden. "Die Sau haben": Bezeichnung für den letzten Platz bei der Lokation. Vgl. zu den Kollegiaturen des Alten Kollegs Abschnitt 6. " Vgl. Anm. 37. 42

43

52

Texte

Plümel: Item gurtel zetragen, laß er bleyben. Item m allen faculteten klaydung, wie die tragen sollten werden, durch meinen gnedigen herrn zuordnen, sey gut. Gans: ltem der gurtel halben ist sein rate, so man sich, warumbs ufgesetzt sey, erfar, erfund man, das nutzer sey, und lass bleyben. Arnold: Item die gurtel sey abzuthun, kamen mehr schuler dahin, mann trags auch nyendert dann da und zu Wyen. Parsch: Item gurtel lasst er bleyben, doch acht er wo!, wo die nit war, so komen mer schuler here. Pettendorfer: ltem gurtel abzethun, sey ein gespot zu tragen. Salzinger: ltem gurtel wer abzuthun, jung leut komen herzu, die trugens billichen, die allten schemen sich und bleyben aus. Weiss: Item gurtel abzuthun, sey zu Lips gewesen, haben die herren abschaffen muessen, habs yederman fur pesser. Dieser Meinung ist die Mehrheit der Befragten. e) Das Vorlesungsprogramm. Adorf schlägt vor, die Beschäftigung mit der Prima und Secunda pars und den Parva logicalia 45 zugunsten der Texte Petrus Hispanus' und Aristoteles' einzuschränken. Plümel: Item in prima secunda parte und parvis loycalibus, was junger knaben, die nit grundt, mussen dest lennger darinnen verhoren, wolh aber gelert weren, must man zesamen ordnen und annders lesen, das nutzlicher were. Haine!: Item in prima secunda parte und parvis loycalibus etc. die jungen horen lassen, die verstendigen ain merers. Forster: Item in prima secunda parte und parvis loycalibus etc. nit lanng zusteen und ein tayl zemachen, wie vor gereth ist, unnd das man !es den text etc. Krapf: Item prima secundaparte und parvis loycalibus etc. sey ime wissent, das er ainen gehabt, habs muessen horen und habs alls wo! konnt, alls er sey kein nutz, war gut einzesehen. Pettendorfer: Item mit dem lesen der maister, so mans austeil, so gefall etwan einem maister etwas, der nichts darinnen konn, war not annders darein zusehen 4 &. 5. Ober den Poeten Konrad Celtis41 Rosa: ltem mit den poeten annderst einzesehen, wo der yetzig nit wolt andern vleis thun, das dann annder alls er sich versehe, zwen tuglich darumben bestellt werden mochten. 45 Die Grammatik des Alexander, gewöhnlich mit "prima" und "secunda pars" bezeichnet (vgl. Mederer IV 94), hatte in den Statuten von 1492 dem "maius" und "minus volumen" des Priscian Platz gemacht, die wohl hier gemeint sind. Sie wurden

Nr. 7 (1497)

53

W. Baumgartner: Item Zelltes poet geburet wol einzesehen, denselben abzethun und zwen umb sein sollde48 zubestellen. Peisser: ltem mit Zelltes darein zesehen, annders vleys mit lesen zethun, aber es must aus not geanndert werden. Plümel: Item Zelltes zesagen, zu rechter zeyt zulesen, wo er geanndert, wurden zwen zubestellen sein umb den solld. Croaria: ltem Zelltes sey gut, aber mit ime zureden, pesseren vleys zuthun, es mecht sonnst nit gelitten werden. Gans: Item Zelltes, wiß nichts von ime, dann wanns silber wer, das er zu golldt verhais, so war er gut. Kraft: ltem Zelltes hat kein mange!, dann das er nit geren !es und vil ausziech. Pettendorfer: Item wie allwegen die facultet der juristen, auch poetrey, beraubt sey; yetz manngel ain Zelltes, ziech vil aus und !es zuzeyten in der heyligen schrifft, und so er anhaim sey, wo mach er der vessta zuvil. ltem poeten, oratores etc. zehallten. Stein: Item Zelltes, wo er les, were er gut4D. 6. Das Alte Kollegso a) Wahl der Kollegiaten: Adorf fordert Gleichheit der Wege und gleichmäßige Berücksichtigung aller höheren Fakultätenst. G. Baumgartner: ltem mit der collegiaten wale, aus anndern faculteten auch zuwelen. Rosa: Item collegiaten zu erwelen, rat, zusetzen ain maister aufs mynst sechs jare gearbait und darnach gleichlieh geballten werde. Peisser: ltem wanns zu fallen kumbt, ein collegiaten erwelen, drey der heyligen schrift, zwen juristen, ain in der ertzney zenemen, sey sein rat. Plümel: ltem collegiaten zuerwelen, lass er bleyben wie die annderensz. zusammen ein volles Semester lang täglich eine Stunde gelesen, ebenso wie die Parva logicalia (Prantl II 109 ff.). 48 Die Vorlesungen wurden in Ingotstadt mit Ausnahme weniger Hauptbücher ausgelost; auch in diesem Fall traf aber der grundsätzliche Einwand Pettendorfers zu. 47 Am 5. 5. 1492 von Herzog Georg als Poet angestellt (Rupprich 55; ebd. seine Vorlesungsankündigung). 48 Er bekam 80 fl., also doppelt soviel wie ein artistischer Kollegiat. " Ein Beschwerdebrief Ingotstädter Studenten an Celtis über seine Nachlässigkeit im Lesen : Rupprich 286 f. Noch im Oktober 1497 zog Celtis nach Wien ab; seine Professur ging Anfang nächsten Jahres an Jakob Locher-Philomusus. 50 Zusammen mit der Universität 1472 für sechs Kollegiaten mit je 40 fl. Gehalt begründet, räumlich mit dem Universitätsgebäude identisch; vgl. gcnauer Seifert, Collegium vetus. 5! Die Universitätsstiftungsurkunde verlangte von den Kollegiaten, die sich ·durch Kooptation ergänzten, nicht, daß sie Theologie studierten; andere Kollegstatuten sind nicht erhalten. 52 Johann Plümel, seit 1486 lic. theol., besaß seit 1487 bis zu seiner Berufung auf eine theologische Professur (1506) selbst eirie Kollegiatur.

54

Texte

Croaria: ltem collegiaten, drey teologie, zween juristen, ain medicum, und von heden wegen gleich zenemen, wie doctor Wolfganng Peysser geraten 53• Gans: ltem collegiaten sollt man welen, die lanng in der universitet gearbait und allt warn, die hettn ir spital, und nit jung, die nichts gearbait; rat, das die jungen collegiaten lesen sollten und die allten feyren, irer verbrachten arbait zugeniessen. b) Die Leseverpflichtung der Kollegiaten: Adorf verlangt, sie sollten gebührenfrei, zum Vorteil zahlungsunfähiger Studenten lesen54 • Alle Exerzitien und Disputationen (mit Ausnahme der "gemeinen" Disputation) sollten in den Bursen und nicht im Kolleg stattfinden. Zingel spricht für die Beibehaltung des jetzigen Zustands. G. Baumgartner: ltem das die letzten allso ausgetailet, das den maistern, so nit collegiaten sein, die pessten letzten mit dem maysten geniess, die geringisten am lone den collegiaten umbsonnst zulassen, und alle exercicia in den bursen gehaBten werden. Rosa: ltem collegiaten zulesen wie Adorff und Baumbgartner geraten. W. Baumgartner: ltem mit dem lesen der collegiaten, wie Adorff. Peisser: Item collegiaten lesen lassen wie doctor Gabriel Baumgartner geraten, und deßmer, das sy die ordinarie nit zu resumiren haben sollen55'. Burckhart: ltem die collegiaten sollen lesen. Plümel: ltem collegiaten, werde im zulesen aufgelegt umbsonnst58, woll ers thun, aber bishere auch gehaBten lautt der statut. Croaria: ltem collegiaten wie ander laut der privilegy zulesen; sey der universitet ein nutz und eer, das sovil Ietzen mogen gehort werden. ltem die exercicia ordinaria sollen geballten werden in den wursen und durch kheinen collegiaten. Ramelspach: ltem das die collegiaten all letzen lesen sollten, und das die resumpciones unnd exercicia durch die maister, die nit collegiaten sein, gehallten werden. Eckental: ltem mit dem lesen der collegiaten setzt er in memen gnedigen herrn und sich seinthalben57 gutwillig zuthun erbotten. Haine!: ltem collegiaten zulesen, lass gescheen, was man guts furnemb, wol seinthalbenss gern lesen und thun, was im aufgelegt werde. 53 Im Unterschied zu der herzoglichen Verordnung von 1518 (vgl. Nr. 22) war bei diesen Vorschlägen zweifellos nicht daran gedacht, die Kollegiaturen der Artistenfakultät als Lekturen der höheren Fakultäten zu entfremden. 54 N ach den Fakultätsstatuten von 1472 waren die Kollegiaten verpflichtet, gebührenfrei artistische Vorlesungen zu halten (Mederer IV 77; Seifert, Collegium vetus 39 f.). 55 Die nicht ausgelosten, sondern durch Wahl vergebenen, gebührenpflichtigen und obligatorischen, wiederholt genau regulierten ,.resumtiones ordinariae" sollten ebenso wie die ,.exercitia" den nicht besoldeten Magistern vorbehalten bleiben. 58 Vgl. Anm. 52. 67 'Kollegiat seit 1472 (gest. 1503). Vgl. auch Anm. 33.

Nr. 7 (1497)

55

Prentel: Item collegiaten wie annder zulesen. Schwebermaier: ltem collegiaten zulesen lasterswie yetz bleyben. Fast alle anderen Magister plädieren für das Lesen der Kollegiaten. 7. Georgianum5 9 und Bursen W. Baumgartner: ltem der studenten im mynnderen collegium60, das die seihen studenten nit gedrungen weren, nach dem sy mayster waren, in der heyligen schrifft61 , sonnder annderen faculteten zuhoren. Peisser: Item das kein schuler aus seiner bursen ziehen soll on erkanntnuse:, wie Adorff geraten. ltem die exercicia soll man haben in burßen und nit im collegium13 • G. Baumgartner: ltem conventor und cosstungshalb wiss er nit mange!. Plümel: Item der conventor und maister mit dem gellt der knaben, das man die procuratores84 furderlich zal, alls vor ain ordnung begriffen gen Landshut geschickt, dergleichen auch der procurator die leut entrichte. Gans: Item allen iren schulern setz man gellt straff auf, gee uber die vatter; vermeint nutzer wer leyb straff im turn, bracht sorig und nit verderben der vatter. ltem das etwan gesetzt sey, das ain maister nit mer in der wursen haben dann zehen, so ine zalen zu der resumpcion65, und mußen die schuler weyter geen etwan zu einem, der nit gut sey, bring gross verhindrung; wer gut, das man geschickt liess haben, sovil ein yeder vermocht. Forster: Idem sagt, im Newen collegium nemb man vil schuler auf, den conventoren zuschaden, sollt sich billich der gestifften benuegen lassen68 • Prentel: Item beswern sich mit den schuleren des Neuen collegium, wie vor auch gesagt ist. 8. Städtische Verhältnisse Adorf und Zingel verlangen eine bessere Marktordnung; den Bürgern solle ebenso wie den Studenten das Waffentragen verboten werden. ss Kollegiat seit 1488 (gest. 1505). 59 1494 gegründet (Regest), 1496 eröffnet, für 11 Stipendiaten, die binnen fünf Jahren das artistische Magisterium erwerben, dann Theologie studieren sollten (Seifert, Georgianum). 60 Im allgemeinen wird das Georgianum im Unterschied zum Alten als das Neue Kolleg, auch herzogliches Kolleg, bezeichnet. 61 Vgl. den Stiftungsbrief, Prant! II 128, der diese Studienlaufbahn vorschrieb. n Nämlich ohne vorhergehende Prüfung seiner Gründe. 63 Im Alten Kolleg, dem Universitätsgebäude, in dem alle Fakultäten ihre öffentlichen Veranstaltungen abhielten. 84 Die mit der Wirtschaftsverwaltung der Bursen beauftragten Bursenangehörigen (wohl meist Magister). Sie besorgten vor allem die Einkäufe auf dem Markt. 65 Begrenzt war statutarisch nicht die Einwohnerzahl der Bursen, sondern die Hörerzahl eines jeden "resumptor". Wie sich hier zeigt, erteilten die Bursenkonventaren ihren .. bursales" in der Regel die Resumtionen. 66 Die Aufnahme zahlender .convictores" war dem Georgianum stiftungsurkundlich gestattet (Prantl TI 129; vgl. Seifert, Georgianum).

56

Texte

G. Baumgartner: Item mit den weren den hanndtwerchsleuten in der stat auch verbieten. ltem mit den pfenberten, visch, brot, fleysch einzesehen. Peisser: ltem das die burger kein studenten bey nacht in iren heuseren setzten, wurde vil unfugs verhuett. Plümel: Item mit den waffen bey den burgern abzustellen, wie die andren, und deßmer die studenten halltens irenthalben auch vil zugrob, und sey gut, das die tailten klayder der Studenten abgestellt werden. Gans: ltem die von der universitet haben vil widerwillens gegen der stat, wider die stat gegen der universitet, sey vasst ursach, das die universitet ain aygen pecken und ain aygen metzgker hett, wer damit zuverkomen. ltem er sagt, vormals sey ordnung gemacht, das die burger die studenten offenlieh nit setzen sollen, werde nit geballten und bring den Studenten großen nachtail. 9. Verschiedenes Zingel: Item die so die studenten lernen, straffen sy nit, darumben furchten sy irer maister nitG7. G. Baumgartner: ltem es sey ein ordinacion gen hove komen, darinnen erfind sich vil guter artickel zu der sachen dinstlich. Rosa: Item sey rat sey[ !], das die doctores nit wegkh gethan, wo ainer nit mer zulesen vermocht, das im dannocht etwas gegeben wurde, dann durch solh anndrung die schuler verhindert und kein gelerter doctor die lenng bleyben moge. ltem wann ain doctor geurlaubt werden oder ainer nit mehr bleyben wolt, das im vor ayn halb jare abgeschriben oder er aufschreib, damit mann einen annderen bestellet und die lectur nit allso ruet und unverhindert wurde. Diesen Vorschlägen schließen sich fast alle Befragten an68 • Arnold: Item zu hove zusuechen, sey bey Tueher ain innquisitz gehallten69, werde innen vil erfunden, das der universitet dinstlich sey. Wildensinn: Item umb gut doctores der ertzney und nit wie ytz 10 fl. furbiet zenemen. Item vil doctor raten, das mein gnediger herr gedacht wer, ain stifft gen Unnser frawen zemachen70, hab wol annder stifft, die nit wol geballten werden, so mocht sein gnade doctores zuwegen bringen, die, wann sy nit mer mochten der pfrunde benuegen, wurde vil nutz bringen seinen gnaden, auch lannd und Ieuten.

8. 1507 Febr. 21 Bestallungsurkunde Herzog Albrechts IV. für den Medizinprofessor Wolfgang Peisser.

HStA Kurbaiern Urk. 11 557 (Insert in einem Revers Peissers gleichen Datums, Or.). Mit dieser Urkunde folgte Herzog Albrecht in Form einer individuellen Privilegierung der 1497 von Johann Rosa gegebenen Anregung (vgl. Nr. 7 Anm. 68).

Nr. 8 (1507)

57

Von Gottes genaden wir Albrecht [, .. ] bekennen alls regirennder furst für unns, unnser erben unnd nachkernen unnd thun khundt allermänigklich mit dem offenn brief: Nach dem der hochgelert, unnser lieber getreuer Wolfganng Peisser1, der erzney phisicus unnd doctor ordinari unnser universitet zu Inglstat, etwovil jare derselben seiner lectur mit sonnderm vleys ausgewartt und dartzu lanng zeit alls ein artzet practicirt hat, deshalben er seiner kunsst unnd erfarung berombt unnd für geschickt gehallten wirdet, darauf wir ime nit unpillich mit sonndrn gnaden unnd sein leben lanng zu fursehen genaigt sind, domit annder doctores unnser vermelten universitet nach ime solhs zuthun dester mer verursacht unnd des ein ebenpild bey ime empfahen, demnach so haben wir aus gemellten unnd anndern treflichn ursachen unns bewegennde dem gedachten doctor Peisser die hundert gulden reinisch, so ime aus unnser universitet camer von obgemellter seiner lectur ettliche jare gegeben sind worden, sein lebenlanng und nachvollgennder massen verschriben unnd verordennt, verschreiben unnd ordnen ime die mit unnd incraft diss briefs, darumb er der lection in der facultet der ertzney in unnser universitet alhie allermassen wie bishere mit allem vleys außwarten unnd die valbringen so!, doch wo er allters, auch schwachhait unnd krannckait oder ander eehaffter not halben seins leibs solich Ieerion taglieh in dem gewonndlichn colegium medicorum2 wie bisher nit mehr mocht thun, so haben wir ime zuegelassen, nach dem die antzal der schueler in der ertzney nit gros, sonnder die merer zeit klain ist, das er darauf in seiner behausung solich lection valbringen und deshalb die schueler zu im berueffen mag. Wo er auch, das Got verhueten well, mit krannckait dermassen beladen wurd, das er in seinem haus auch nit mer lesen mocht, so wellen, ordnen unnd maynen wir, das ime nichtzweniger die hundert gulden reinisch provision sein lebenlanng dannoch ains yeden jars, wie vorstet, geben werden sollen. Soverr er aber bedacht wurde, sein sach in annder weg zukern, sich von Inngolstat zuthun oder der lectur gutwilligklich aus aigner bewegnus abzetreten und nit mehr zu verwesen, so! er des macht haben unnd in seinem willen steen, doch das er unns alßdann solchs davor ain halb jar zuwissen thue unnd zueschreib, domit ain annder an sein stat verordennt unnd unnser universitet mit ainem anndrn tauglichn docor darnach wider versehen mog werden [ ... ] Dieser Satz fehlt bei Prantl. Vgl. dann Nr. 8. 89 Vgl. Anm. 32. 70 Die Errichtung eines Kollegiatstifts an der Liebfrauenkirche war 1465 vom Papst genehmigt worden (Regest). Noch die herzogliche Stiftungsurkunde von 1472 spricht von dieser Möglichkeit (Prantl li 26), der aber die zu geringe Dotation der Kirche entgegenstand. 1 Medizinprofessor 1483-1526 (gest.); vgl. über ihn L. Buza~ , Die Bibliothek des Ingolstädter Professors Dr. Wolfgang Peysser in der UB München: Ingolst. Sammdblätter 71 (1962) 77 ff. 2 D. h. einem Hörsaal im Alten Kolleg, dem Universitätsgebäude. 87

88

58

Texte

9. 1507 März 19 Reformverordnung Herzog Albrechts IV. (Nova Ordinatio).

BStB Clm 1619, 77'-89' (Abschr., um 1550); Seifert, Statutengeschichte 474 ff. (Teilabdruck). Seit Prantl galt die, von ihm nach dem Sprachgebrauch der zeitlich anschließenden Protokolle so genannte Nova Ordinatio für verloren; Rotmar (Mederer I 73 ff.) hatte jedoch ihren Inhalt, wie sich nun nach Auffindung der sehr guten Kopie feststellen läßt, im ganzen zuverlässig referiert. Die Bedeutung dieser ersten landesherrlichen .Reformation" bedarf keines Nachweises. Über ihre Vorgeschichte ist wenig bekannt, veranlaßt wurde sie jedenfalls durch den Regierungsantritt Albrechts IV. im Jahre 1504 (vgl. Seifert, Statutengeschichte 76 ff., dort auch Näheres zur verfassungsgeschichtlichen Einordnung). Materiell griff sie vielfach auf das Befragungsprotokoll von 1497 zurück (Nr. 7). Auf ihrer Grundlage führte die Universität zwischen dem 7. April und dem 9. August 1507 befehlsgemäß Beratungen durch, über die nach dem Verlust des Protokollbandes UA D III 2 nur bekannt ist, was von Prantl (II 137143 und I 104 ff., 117 f. und 124 f.), Bauch (77 ff.) und Loew (151) mitgeteilt wurde. Den vorläufigen Abschluß dieser Reformbemühungen bildete die herzogliche Verordnung Nr. 10; Resultate der universitären Statutenrevision sind nicht überliefert.

Die furgenomen ordnunng der universitet allhie. Nach dem dieselbig universitet bitt, das wir hertzog Albrecht etc. ire statut confirmiren unnd, ob menge! darinn weren, die reformiren sollen 1, ist unnß auf auffzeichnung einer reformation vonn ettlichen der universitet verwandten geschechenn2 , darauß wir nachvolgende etwo vil menge! und gebrechen gezogen und die reformirt haben auff meinung, wie bärnach volgt. Erstlieh sollenn der collegiaten furan drey deß altten unnd drey deß neuwen wegs sein3 , und die alle sollenn one belonung der schuler unnd allein von irs gewondlichen soldts wegenn lesen, wie inen dan die büecher, die sy lesen söllenn, durch den rector und der universitet rate angezeigt werden•. Es sollen auch von beeden wegenn in gleicher anzal examinatores unnd verhörer der schuler oder studenten, so baccalauri, auch der, so magister werden wellen, zu solchem examiniren erwe!t werdenn5 und die ir jurament thun, wie dann das steet und laut, und auch darzu, das sy khainen auß gunst fur den

1 Ein solches Gesuch ist nicht erhalten. Die Universität hatte dem neuen Landesherrn bereits am 24. 5. 1504 gehuldigt (Mederer I 67) und möglicherweise dabei die Bitte um Konfirmation ihrer Privilegien und Statuten vorgebracht. ! Nicht erhalten. Ein vergleichbares Gutachten von (nichtstudentischen) . Universitätsverwandten" vgl. Regest 1524. - Das den Satz störende .auf" ist von anderer Hand hineinkorrigiert. 3 Vgl. Protokoll 1497 (Nr. 7 Anm. 28 ff.); der Herzog folgt dem Verlangen Adorfs. 4 Das entsprach den Stiftungsbestimmungen; vgl. Nr. 7 Anm. 54. 5 Das Paritätsprinzip bei der Wahl der Examinatoren und des Dekans (unten Anm. 7) ging über die Forderungen der "antiqui" (vgl. Nr. 7 Anm. 37 ff.) noch hinaus; die letzteren stellten ja eine Minderheit dar. Die 1478 durch den Zusammenschluß der Wege hergestellte Fakultätseinheit wurde damit wieder gelockert.

Nr. 9 (1507)

59

anndern lociren unnd setzen sollenn, sonnder allein eines jeden kunst darinn ansechenn, dan darauß bishäre vil unwillens ervolgt hatt. Damit aber alle geverde auffhörten, were gutt, das jeder nach der zeit, darinn er intituliert ist, locirt wurde, außgeschiden die edlen unnd beneficiatenn; den möcht man ein höchere stat gebenn 6 , wie auch anderstwo geschieht. Aber das zu erwegen, bevelchen wir der universitet rath. Es soll auch das decanat der artisten umbgen von dem altten wege an den neuwen und widerumb, also das es gleich zugehee7. ltem das füran der rector auß denen, so in der universitet ratte gehören, und durch dieselben, doch auß einer facultet nach der annderen unnder inen gewelt werde8 , doch erstlieh in der annderen facultet (nach dem die erst iren rector jetz hatt) 9 anzufachen unnd laut der statut darinn zegefarn; und derseih erwelt das rectorat anzenemen schuldig und ein ganntz jar rector sey, wie auch bey annderenn schulen geschicht10• Also söll es auch mit den vier dechanten der zeitt halben gehalttenn werden11, aber die wal soll irn halben geschechen wievor. ltem nach dem ein jeder weitter rat nicht so geheim, auch nit so beschliesslich unnd fürderlieh hanndlen mag als ein rat, darinn minder personn send, darauff ist gerathschlagt, das der universitet weitleuffiger rat, so bishär gehaltten ist12, füran enger sein unnd also soll besetzt werdenn, das darinn der rector die erst person sey, nach ime die vier dechannt auß allen facultetenn, darnach der annder doctor in der theologii, dan einer auß ine auch dechannt ist, nachvolgenndt die die[!] drey annderen doctores in der juristerej, darzu der Vgl. Nr. 7 Anm. 37 ff. Nach herzoglicher Verordnung von 1478 (Regest) sollte der Dekan unabhängig von seiner Parteizugehörigkeit gewählt werden. 8 Der Fakultätenturnus war seit 1472 in Geltung (Mederer IV 60). Die Beschränkung des passiven Rektorwahlrechts auf die Mitglieder des Universitätskonzils nahm aber ein Statut von 1486 zurü.X, demzufolge unter gewissen Bedingungen auch Studenten zu Rektoren gewählt werden konnten; vgl. Seifert, Statutengeschichte 239 ff. 9 Rektor des WS 1506/7 war der Theologe Johann Plümel; ihm folgte im SS 1507 der Jurist Georg Barth. 10 Als Vorbild für die Verlängerung der bisher halbjährigen Amtsperiode kommt nur Tübingen in Betracht, wo seit 1506 die Rektoren jeweils für ein ganzes Jahr gewählt wurden. Tübingen kehrte 1515 zur Semestrialperiode zurü.X, Ingolstadt folgte ihm am Ende desselben Jahres. Vgl. Seifert, Statutengeschichte 259 f. sowie für den Einfluß Tübingens auf Ingotstadt ebd. 98 ff. 11 Eine ganzjährige Dekanatsperiode hatte der Entwurf der Stiftungsurkunde vorgesehen, nicht mehr jedoch ihre Endfassung (Prantl II 18). Die Rü.Xkehr der Artisten zum halbjährigen Dekanat zog 1515 das Rektorat mit (vgl. Seifert, Statutengeschichte 260). 12 Vgl. Nr. 7 Anm. 5 ff. Die Stiftungsurkunde hatte im Entwurf nur Magister zulassen wollen, die zwei Jahre in der Universität gelesen hätten; die Statuten von 1472 ließen diese Einschränkung aber fallen. Seit 1478 verlangte die Artistenfakultät von ihren Konzilsmitgliedern die Absolvierung einer vierjährigen Regenz. Neupromovierte Magister waren seitdem also noch in der Universität, aber nicht mehr in der Fakultät konzilsfähig; vgl. Seifert, Statutengeschichte 188 ff. fl

7

60

Texte

institutist13, darnach der annder lesenndt doctor in der ertznej unnd zween auß den collegiaten, einer von dem altten, der annder von dem neuwen hievor gemeldten wegen, nach inen der Ieetor in der poeteri 14, auch der so in der astronomey lisst1 ~>, unnd darzu auch der oberst oder regent in dem Neuwen collegi, der dann in dem Altten füran khein collegiat mehr sein solJ1 6 , also das ir aller nit mehr an der zal im ratt sein sollenn, dann mit sambt dem rector funffzechenn; und die alle sollen den gewonlichen rats aid schweren17 unnd hinfuran nicht nach der faculteten, sonnder nach anzal irer person den rat beschliessen, auch der merer theil auß inen die volg deß rathschlags habenn1B. Also soll auch durch sy und aus inen, wie obsteet, füran ein rector gewelt werden, und nit wie bißhäre geschechen ist19, damit in allweeg ein geschickhte person, der dem stannde vorzuseinn weiß und ein ansechenn hab, rector sej. Unnd die collegiaten beider weg sollenn durch ir mit collegiaten nach dem alter irs angens järlich erwelt werdenn, also das es umb gehe von demm erstenn biß an die lettsten, und darnach wider anzufachenn, unnd also fur unnd fur die wal zuhalttenn2o. Wir mögen auch wol leiden, wo das jetzo oder furbaß mit fug sein mag, das die doctores der theologej auch in gleicher tailung deß allten und neuwen wegs widerumb khomen21 und dergestalt füran auffgenomen werden, damit allenthalben gleicheit beeder weg in unnser universitet allhie beleib; dann den allten weg außzetreibenn, dieweil darinn sovil hohgelerter doctores von christenlieber kirchenn, als wir glaublich bericht sein, in iren leren angenomen und hohberuembt, auch ettlich darunder canonisiert und fur heylig gehalttenn synnd, auch inen von den heiligen ordenn der Paarfuesser, Prediger und Gewöhnlich ein Lizentiat. 1498 war an die Stelle des nach Wien abgezogenen Konrad Celtis Johann Locher-Phiiomusus gesetzt worden. 1 ~ Bis 1507 Hieronymus Rud, dann Johann Ostermaier (Prantl I 137). Der Poet und der Astronom wurden von der Universität besoldet und standen außerhalb der Artistenfakultät. 18 Georg Schwebermaier, Regens seit 1496, war 1506 auf die durch die Anstellung Johann Plümels als Theologieprofessor freigewordene Kollegiatur gewählt worden. Er gab noch im gleichen _Tahre 1507 die Regenz des Georgianums an Johann Zaler ab. 17 Prantl II 17 f. und Mederer IV 68 f. 18 Den Statuten von 1472 zufolge besaß jede Fakultät im Universitätskonzil eine Kuriatstimme. Nachdem nun der Anteil der Artisten reduziert war, konnte diese schwerfällige Regelung aufgehoben werden. Vgl. Seifert, Statutengeschichte 21 ff. .19 Auch der Rektor war bisher nach dem Fakultätsstimmverfahren gewählt worden; vgl. außerdem Anm. 8. zo Das Collegium vetus ergänzte sich stiftungsgemäß durch Kooptationswahl. Neu war nun die 1497 verschiedentlich geforderte (vgl. Nr. 7 Anm. 50 ff.) BerücksichtiP:ung des Seniums; angesichts der starken Mitgliederzahl der Artistenfakultät allerdings eine kaum zu befolgende Bestimmung. !1 Nach Adorfs Tod (1505) lehrten in der theologischen Fakultät die beiden "moderni• Georg Zingel und Johann Plümel. Zingel starb im folgenden Jahr, Plümel verließ Ingotstadt wenig später; vorübergehend war daraufhin die theologische Fakultät ganz ohne Professoren. 13

14

Nr. 9 (1507)

61

Augustiner in iren loblichenn leren nachgevolgt wirdt, finnden wir bej unnß selb und niemandt hochverseendigen in rat; sunder den neben dem neuen wege zulobenn, zu ehren und in würd zehalten ursachen unnß nit wenig die lobliehen doctores vor angeregt als christenlieh und hochbewart haltter, berüemer unnd !ober desselbigen wegs. Item so der rector auß noturfft, daran im gelegenn ist, sich auff ein zeit auß der statt alhie thonn muesste, das soll er an der universitee rat bringen unnd von ganntzem rate oder dem merern theil aus in erlauben, bitten unnd erlanngen, und so im deß erlaubt und deß ein benanthe zirnliehe zeite ernannth wirdt, soll er dem nächsten rector vor im bevelch gebenn, an seiner stat die zeit seines ausseins das rectorat zu verwaltten, ime auch das, so darzu gehört, zuschickhenn und uber die zeit ime zugelassen nit außbleiben, bey der straff und peen, so im der rath deßhalb aufsetzt. Es soll auch der nächst rector vor ime solchen bevelch annemen, aber bey eins raths straff und peen dagegenn, wie vorsteeth, fürzunemen22 • ltem die doctores unnd annder, so in der universitet lesen unnd auß der camer iren sold habenn, sollen dem rector einen aid schweren, ir lectiones mit vleiß unnd getreulich laut der statut personlieh zuvolbrinngen, unnd nit durch substituten. Es soll auch ir keiner on erlauben23 oder deß rats der universitet ausserhalb der gewonnlichen vacantzen, sich in abwesen auß der universitet mit versaumung seiner Ieeeionen ehun, und das bey einer peen, so neben yberfarung der obgemeldten pflicht der universitet rat dem verbrecher auffsetzen solle24. Damit aber die doctores unnd annder, so wie obsteet lesen, solchs irs vleiss unnd gehaltener müe in irem lesen merer belonung gewarteen seyen, wöllen wir als lanndtsfürsten gedacht sein, die rännt der universitet in fueglich wege, so wir vor unnß habenn, zemeren unnd pessern25, auch dabej den selben doctorn unnd Iesern gnädig fürsechung thun, damit sy dardurch zu mererm vleiß irs lesens bewegt werden, dergestalt, ob ir einer oder mer alters oder zufallennder ungeschickhlicheit halber nit mer lesen möchten, das der oder die dannoch irs Iebens narung ir lebenlang haben mögen26. So auch wir einen doctor oder anndern, so lesen unnd von der camer besoldent sind, sein lectur auss beweglichen ursachen aufsagen wöllen, sol im die ein halb jar davor aufgeschriben werden; also soll sich auch der doctor oder Ieser hievor gemelt mit seinem auffsagen auch halten, wo einer auß ursachen 22 Dieses Vizerektorat fehlt noch in den Statuten von 1472, ist aber in der Ingolstädter Praxis schon seit früher Zeit bezeugt (Seifert, Statutengeschichte 277 f.). 23 Danach folgt eine Lücke in der Zeile; sinngemäß zu ergänzen: des Rektors. 24 Vgl. Nr. 7 Anm. 14 f. Die Statuten von 1522 bestimmen dann, daß jede versäumte Stunde mit prozentualen Gehaltsabzügen zu ahnden sei (Mederer IV 194). 25 Dazu scheint Herzog Albrecht in dem ihm verbleibenden Regierungsjahr nicht mehr gekommen zu sein; vgl. dann die Inkorporationen von 1516/18 und 1523/24 (Regesten). 26 Vgl. Nr. 7 Anm. 68 und Nr. 8.

62

Texte

von seiner lectur steen unnd abschaiden wolte, damit jeder theil sich dazwüschen in dem weitter versechen möge. Wir achten auch nit unzimlich, das die doctores und annder, so lesen unnd von der camer besoldent werdenn, von iren eigen heusern, darinn sy wonen, in die stat camer khein steur zugeben schuldig sein sollenn. Was sy aber mer heuser in der stat an sich brechtenn, davon sollenn sy wie annder burger steur gebenn. Doch freienn wir sy auß gnadenn aller personlieber burde als scharwerch, wacht unnd annders, so sy von irer person oder der heuser wegen, darinn sy wonen, zethun schuldig sein möchten; allein außgenomen, was in den aufruren zu rettung der stat lngolstadt zethon fürgenomen würd unnd gemeingklich ein jeder zethun schuldig ist: darzu sollen sy sich zu rettung derselben unnd also ir seih unnd deß iren haltten und beweisen wie annder27. ltem es soll der universitet ir freiung gehallten werden laut weilundt unnsers vettern hertzog Ludwigs brieff darüber außganngen, derhalb einen artigkel in sich halttende, also sich anfachende: "ltem ob sich begebe das ein lay etc.28 " Nach dem aber die universitet sollich freiung und auff einen jedenn ubelthätter zestreckhen vor hatt, ist unnß nit gemaint, auch gemeinen nutz wider und für die universitet selb nit, das also zugeschechen, sonnder es soll die freiung bleiben in maß, wie obsteet, und weitter nit gestreckht noch ghaltten werden2.9. ltem nach dem unnß auch fur khombt, das vil aufrur, rumor und beschedigung bey tag und nacht zwuschen ettlichen Studenten und handtwerchern oder iren knechten sich begeben, ist unnser ernstlich meinung und wellen, das solchs der studenten halber bey dem rector unnd seinem zugeordneten rat, auch durch bürgermaister und einen rat der stat alhie mit allem vleiß und ernst füran nit mehr gestat, sunder fürkomen und verhiet werde, das auch die uberfarer unnd verbrecher schwerlich ungestraft keins wegs bleiben. Und nach dem die studenten von studirens unnd nit von fechtens wegen alher von iren freundten geschickht werdenn, soll der rector mit seinem zugeordneten rat zum besten darein sechen, wie es mit den Studenten irer waffenn unnd were halber gehaltten soll werden. Unnß gedeucht aber byllich sein, sy trüegen khein wehr bey inen, damit würd auffrur desto stattlicher verhüett. Aber einem burger 27 Die Stiftungsurkunde hatte die Universitätsangehörigen von allen Steuern befreit, ausgenommen auf käuflich erworbene H äuser und "aufligend gut" (Prantl II 19 f.). Mit der Exemtion der Doktorenwohnhäuser und mit dem weiter unten verliehenen Weinprivileg erweiterte Herzog Albrecht die steuerlichen Vorrechte der Universität beträchtlich. Auf den heftigen Protest der Stadt hin beraumte der Herzog am 27. 10.1507 für den 21. 11. 1507 eine Beratung in München an (StA lngolstadt A VI 1, 22). Ein herzoglicher Entscheid stand noch am 20. 1. 1508 aus; der Herzog forderte die Stadt vorläufig zum Stillhalten aus (ebd. 25). Vgl. über den Fortgang des Konflikts die Vorbemerkung zu Nr. 12. 28 Prantl II 28 (Stiftungsurkunde). 29 Das Asylrecht im Universitätsgebäude galt stiftungsgemäß nur für Laien bei Totschlagsdelikten gegenüber anderen Laien, also nicht Universitätsangehörigen

(Prantl II 28).

Nr. 9 (1507)

63

oder iren knechten die were zuverbietten, will sich nach gemeinem brauch annder unnser stett nit schickhenn30 . Doch soll burgermayster unnd ratte auch zum besten darein sechen, damit furan, wie obsteet, angeregt rumor gentzlich unnderlassen bleyben, unnd ir unnderthonen bey geburlichen straffen darzu haltten. Item so ein burgermeister unnd rat gemeine gebott zu erbarkheit und gemeinem nutz dienende in der stat außgeen lassenn, sollen sy die studentenn unnd annder glider der universitet darein nit ziechenn, dann sy auß fürstlicher ine gegebner freiheit iren rector zu einem obern und richter habenn, sunder sollen ir gebott dem rector einn wissen machen, mit beger, bei seinen unnderthonnen mit ernst zuverfuegen, sich den außgangenen gebotten zuvergleichen unnd inen der gleich auch zuthun, damit ungleid1eit zu widerwillenn unnd auffrur dienende darauß nit entsthee, sunder in allweg verhuett werd und pleib. Wir wollen auch das der rector unnd sein zugeordnete räth uber annder statut unnd decret aller facultet, auch der zwaien collegien, sovil der hievor durch unnß selb nit reformirt sein, sitzen, darein mit allem vleiß sechenn, die erwegen, unnd was darinn zu reformiren sey, nach irem guttbedunckhen besseren und reformiren; unnd was also durch sy alle oder den merern theil auß inen fürs best beschlossen wirdet, unnß in schrifft zuschickhen. So wöllen wir mit vleiß darein sechen und als dann uns gegen ine mit unser fürstlichenn bestättung gepürlicher weise gnadigkhlich haltten unnd beweisen, wie auch hernach volgt31. Es sollenn auch rector unnd der rat in die decreta, so zu zeitten in den faculteten unnd collegien geschehen, auch mit vleiß sechenn und die, so nit zu guttem dienten, pesseren unnd reformirn, unnß die alsdann zu bestetten auch zuschickhen; dann statut oder decret, so wir den statuten gleich achten, on eines lanndtfursten willen aufzurichten, finndet sich auß der universitet freiheitten, das es nit sein söl, sonnderlieh in ansechung das durch solchs statut oder decret der universitet gemeinem nutz leuchtlich abbruch zugefüegt werden mag, auff das der lanndtfurst byllich davon wissen haben unnd solchs hinnder ime unnd on sein bestattung nit gesdledlen soll3 2 • Nach dem unnß aum angezeigt ist, der universitet erlich unnd den Studenten in den redlten nutz und gutt sein solle, das noch ein doctor, der im decret lese, aufgenomen werde33 , darauf wollen wir mit derzeit, so wir das auffheben Vgl. Nr. 7 Abschnitt 8. Dieses Waffenverbot setzte sich aber nicht durch. Infolgedessen beriet die Universität im anschließenden Sommer ausgiebig über die Erneuerung ihrer Statuten; neue Textfassungen brachten aber weder sie noch die Fakultäten zustande. Vgl. die Vorbemerkung sowie Seifert, Statutengeschichte 82 ff. 32 Die Konfirmationsbedürftigkeit der Universitäts- und Fakultätsstatuten war bereits durch die Stiftungsurkunde von 1472 festgestellt worden: Prantl II 17. Vgl. dazu Seifert, Statutengeschichte 414 ff. ss Kanonisten waren z. Zt. Johann Rosa (1484-1518) und Hieronymus de Croaria (1497-1516); vgl. Wolff. 30

31

64

Texte

der universitet, wie obsteet, zu pessern furnemen, gedacht sein, das unnd annders, so zu guttem dienet, nit zu unnderlassen; deßgleich den dritten doctor in der theologey, sovil sich das inndert fuegen will, den zwaien, so jetzundt sennd34, auch zu zesetzen. ltem es seche unnß auch für sunnder gutt an, ist auch unnser meinung, damit es in allweg dester fürderlieber zwuschen den glidern der universitet gehaltten werd, das ein jeder von der universitet, so zu einem annderen glid derselben ichts zeclagen unnd zusprechenn hette oder gewunne oder daselbs vor dem rector unnd dem ratt, wo guett!ich hinlegung deß spanns versucht wurde und nit stat habenn woltte, enddich unnd ungewaigert recht zunemen unnd zugeben, doch mit vorbehalt, das wir als lanndtfurst macht habenn sollen und wöllenn, solchen span beder seit fur unß oder unser rathe zufordern, die theil derhalb guet!ich oder rechtlich, wie uns geliebt, zuhören unnd on weitter waigerung, wie sich gehurt, zuentschaiden35. Auß dem grundt wollenn wir auch bey unnserm freundt, dem von Eystet, als ordinarien unnd canntzler unnser universitet guten vleiß fürkheren, damit sein freundtschafft einem doctor der universitet alhie gewalt gebe, die glider der selben, wo ir einer oder mer in die peen deß bansoder annder censur fielen, nach form deß geschribnen rechtens zuabsolvirn, als hievor, wie wir bericht sinnd, der gebrauch auch gewesenn seinn solle36, Wir wollenn auch, das der rector unnd sein rat mit allem vleiß auff der universitet camer ir gult, rennt, zinnß, frünnd unnd zustend ir getrewe aufsechenn habenn söllenn, damit recht unnd nutzlieh zuenthaltung unnd auffnemung derselben gehanndlet werde; das auch in den rechnungen, so järlich geschechen sollenn, vleissig auffmerckhen durch die, so vom rector unnd rat darzu verordnet werden, gescheche, dabey auch füran unnser pfleger an stat unnser sein soll, dem wir das hiemit thun bevelchenn. ltem damit aber die universitet noch mer freiheitt von unnß hab, so Iassenn wie hiemit zu, das ire glider, was stanndts sy send, in ire heuser und wonung zu iren eigen gebreuchen wein und pier on bezalung deß umbgelts khauffen und einlegen mögenn; doch sollenn sy khein gewerb noch weitter khauffmanschafft damit treiben, auch davon umbgelt nicht vergebenn umfärlich37, Es dient auch zu gemainem nutz nit allein der universitet, sonnder auch der ganntzen stat unnd den innwonern derselbenn, das burgermaister unnd rat u Vgl. oben Anm. 21.

85 Durch die Stiftungsurkunde von 1472 hatte sich der Landesherr aller Gerichtshoheit über die Universität begeben. Das hier ausgesprochene herzogliche Evokationsrecht fand 1556 Eingang in die Statuten und wurde nach langwierigen Auseinandersetzungen 1605 von Herzog Maximilian in aller Form bestätigt. Vgl. Seifert, Statutengeschichte 358 ff. 36 Ein solches bischöfliches Indult ist anscheinend 1511 erlangt worden; vgl. Seifert, Statutengeschichte 364 und Regest Frühjahr 1523 Anm. 13. 87 Auch dieses Privileg (vgl. Anm. 27) stieß auf heftigen Widerstand seitens der Stadt und wurde 1509 von Herzog Wolfgang auf die Professoren der höheren Fakultäten, die sechs artistismen Kollegiaten, das Georgianum, vier freie Kosthalter und die hornadligen Studenten eingeschränkt (Mederer IV 178).

Nr. 9 (1507)

65

alhie darob mit ernst und allem vleiß seien, das gemeine pfennwert, fleisch, brot, wein, pier unnd annders, in rechtem failen kauf alhie gefunden unnd niemandt gestatt werd, sundern unnd aignen nutz, dem gemeinen nutz zuwider, damit zu suchen noch zuyebenn3 8 • Wir wöllen auch das zegeschechenn unnd also zehalten dem burgermaister unnd rat deß unnsern ernstlichen bevelch gebenn. Unnd nach dem die doctores, so im collegio lesen, sich von zwaien unwesenliehen heusern, so ine zunachent ligenn unnd vil rauchs in die Ieetori zu der zeitt, so man lißt, davon koment beclagenn, mit bitt die abzethun, wollenn wir darein zesechen auch bevelchen, unnd wo es mit fug seinn mag, soll darinn, was leidenlieh ist, gehanndelt werden. ltem nach dem hievor unnser mainung in einem artigkhel gemerkht ist, das rector unnd sein zugeordneter rat uber die statuta unnd decret, sovil wir selb der nit geänndert und gemessigt habenn, mit vleiß sytzen unnd die, wo nott ist, reformiren sollenn, so wöllenn wir ine nichts destominder ett!ich nachvolgenndt punck artikgkhel weiß, darin unnsers versteens versechung zethun not sein will, anzeigen. Unnd erstlieh in die vacantzen, darinn man nit !isst und die studenten gar zuvil zeit verlieren unnd also die selb unnutz zeit ir geltt umbsunst alhie verzeren, mit allem vleiß durch den rector unnd seinem rat zusechen unnd die, wie sich gezimbt, mit minderung derselben zumesigen, damit den Iegenten nit nachred auß irem nit lesen entstee, unnd an annderen ortten von irem vleisigenn lesenn alhie gutt geruch unnd der universitet lob unnd eer dardurch gesagt, auch dester mehr Studenten alher zekommen bewegt werdenn. Es soll auch rector unnd rath ordnung machen, was furderlichen proceß unnd fürfarung in dem lesenn der puecher bey allen faculteten geschechen solln, damit die Iegenten lob unnd ehr unnd die audientenn nutz, khunst unnd lere davon tragen mögen; dabey auch ordnen, zu welchen stunden wann unnd wie lang ein jeder lesen solle, damit ein lesen das annder nit irre; auch wo einer seinen audientenn in die feder ichts lesen wolte, wie lang unnd zu welcher zeit das zuzelassen sey, damit die recht lection, so in die feder nit geschieht, dardurch nit verhinndert noch gekhurtzt werde. Unnß wurdt auch fürtragen, das in allen facultetenn von denen, so doctores, licentiaten, magister oder baccalary werden, zuvil gelts erfordert unnd genomen werdt39 . Von wem das geschieht, ist unverporgen; wellen wir solchen mange! dem rector und dem rath zu messigen und zureformiren hiemit auch bevolchenn habenn, dergestalt das sy darein sechen, damit es also gehaltten, das sollichs geltts halbenn die Studenten von dieser in annder universitet nit gejagt unnd nemandt unbüllicher weise in disem fal beschwert werde. as Vgl. Nr. 7 Abschnitt 8. 39 Vgl. Nr. 7 Anm. 26 und 44 sowie die juristische Promotionskostenordnung bei Prantl li 143 f. 5 Seifert

66

Texte

Wie auch unnd welcherlay klaidung 40 ain jeder, er sey doctor, licentiat, magister, baccalauri oder student, füran tragen sollenn, wöllen wir auch durch den rector unnd seinen rath zeordnen unnd fürzenemen, auch also zusatzen sein, das ein stanndt von dem annderen der klaidung halber wol erkhant unnd dabej erbarkheit derselbenn klaidung der universitet zu eren scheinbarlieh gemerckht werde. Wir vernemen auch gutt sein unnd das bej anndern universiteten auch Zugeschechen, das in allen faculteten in fueglichenn zeitten disputation gehaltten werden41 ; davon sollen rector und rath auch ordnung fürnemen, unnd was sich gezimmen und dienlich sein wölle, beschliessen, setzen unnd ordnen. Wir achten auch für unnß selbs gutt nutz und zu fridlichem wesen dienlich sein, das die studenten oder schuler in der juristej, so es die merung derselbenn leidenn will, ein besannder hauß unnd bursch, darinn sy bey ain unnd nit also zerstret wie jetzo wonen mögen, füran haben42 , unnd das rector und der rath iren vleiß darauff ankheren, so beldest sy mügen, das zuverfuegenn, unnd so sollich hauß darzu bestelt wirt, darob zu sein, das all der juristey schuler bey ain darinn steen; sy auch mit einem erbarn conventor versechenn und inen nit gestatt werd, das sy füran wie jetzo besannder wonung haben, es weren dann ettlich vom adel oder beneficiaten, die besannder wonung habenn woltten; damit mögen rector unnd rat nach gestalt eines jeden wesen beschaidenlich dispensiren. Es wurdt auch angezeigt, das nit fürtreglich sey, das deß Neuwen collegi obrister, der regennt, für unnd für ein formirter baccalauri in der theologej, als vielleicht des ain statut sej, dann man die nicht zu aller zeitt fueglich darzu habenn möge; das bevelchen wir auch dem rector unnd seinem rath zubedenckhenn unnd das best darinn fürzenemen unnd zu statuiern, ob man khainen derselben baccalari in der theologi mit fug darzu finnden mochte, das als dann ein annder wolgeschickhter unnd gelerter maister darzu erfordert unnd im solch collegi zu regiren, wie sich gebürth, bevolchenn werde43. Wir wöllenn auch, das rector unnd sein rath in deßelbenn collegi statut und wesen auch sechen unnd, was zepessern unnd reformiren sei, nach irem besten versteen reformiren unnd also stellen, darauß volgenn möge das jhen, darzu es fürgenomen, auffgericht, gestifft und als wir vernemen, wol begabt ist. Wir werden auch ermant gutt zusein, das wir ein treffenlichen, der auff all stende einer jeden facultet mit allem vleiß seche, fürnemen und verordnen soltten; der selb soll all gebrechen, mengel und was sich ungeschickht in der universitet halt und begebe, auffschreibenn, solchs dem rector und dem rat anVgl. Nr. 7 Abschnitt 4 d. Vgl. Nr. 7 Abschnitt 1 e. 42 Vgl. Nr. 7 Anm. 25. 43 Die Kollegstiftungsurkunde hatte verlangt, daß der Regens "maister oder baccalarius der heiligen geschrifft" und Priester sei (Prantl II 123). Zur Zeit amtierte der theologische Bakkalar Georg Schwebermaier (vgl. oben Anm. 16) ; ihm folgte noch im selben Jahr Johann Zaler, der keinen theologischen Grad besaß. 40

41

Nr. 9-10 (1507)

67

bringen, furter auch unnß als landtfürsten deß zuberichtenn, damit also das wesen in guttem stande gehalten unnd nit so leucht!ich wider in abfall khum. Solch mainung bevelchen wir im rat auch zuerwegen, ob ein geschickte person darzu zefinnden sey, was auch deß soldt unnd belonung seinn soll unnd mueß44 • Unnd so in dem allen, was wir seih hievor nit gemessigt unnd reformirt, sunder dem rector mit sambt der universitet rath ine zemessigen unnd reformiren bevolchen habenn, sy all oder merer theil auß ine mit zeittlichem rat messigen unnd reformiren werdenn, sollenn sy unnß all ir hanndlung die universitet berurende, was sy gutts nach irem besten bedunckhen finnden, betrachtenn und beschlyessen, auffs fürderliehst unnd sy deß stat haben mögen, zuschickhenn, auch wo sy all einer einnhellige mainung nit sein wurden, unnß aller thail auß ine rats unnd guttbedenckhen grunddich berichten, damit wir auß allen iren mainungenn das beste suchenn unnd inen, was unnß darinn für das nutzest anseche, widerumb eröffen mögen, unnd so das also geschieht, wollen wir nachvolgendt alles, so beschlossen und durch unnß angenomen würdet, gnädigkhlich, wie auch hievor gemeldt, bestätten und furan also bleiblich zehalttenn, sovil müglich unnd gutt sein will, mit allem ernst verfüegenn, hanndthaben unnd zugeschechen bestellen, doch in allweg mit vorbehalttung, solchs alles in kunfftig zeitt nach verennderung der leuff und geschieht zu bessern, mehren und mindern, wie sich dann nach gelegenheit unnd gestaltt kunfftiger zeitt zugeschechen gezimen und die notturfft erfordern will. So unnß auch sollich mässigung unnd reformation vom rector unnd rat zukhombt unnd wir inen unnser gemueth darauf eröffnet haben, sovil wir dann aller messigung und reformation zulassenn und bestatten, wöllen wir als dann nach laut der universitet freiheittenn mit unsern ambtleutten, pflegern, auch anndern, auch einem burgermaister unnd rat unser stat alhie unnd irem richter unnd anndern ambtleuttenn die notturfft hanndlen lassenn, damit die all sich füran haltten sollenn, wie inen lautt angeregter freiheit zethun gebürt und wol zusteet. Das soll dann rector mit sambt seinen zugeordneten rath irs theyls gleicher weiß auch thunn unnd den mange! an inen ir verwalttung halbenn nit erscheinen lassen, damit es allenthalbenn auffrecht, fridlich, nachpürlich unnd in allweg gleich zugehe und gehalten werd, als wir dann unnß des unnd alles gutten zu inen allenn unnd jedenn besunder genedigklich unnd gänntzlich versechenn wöllen ( . . .] _~..-} ~• . --~ -- :;_:~t..~ -:.,_

10.

1507 Verordnung Herzog Albrechts IV. über die Parität der artistischen "Wege" und die Leseverpflichtung der Kollegiaten.

-

-

BStB Clm 1619, 89'-92 (Abschr., um 1550). Diese Verordnung steht sachlich am Ende der von der Universität zwischen April und August 1507 veranstalteten Beratungen über die Nova Ordinatio

---

Vgl. Nr. 7 Abschnitt 1 d. Erst 1560 erhielt aber die Universität in Friedrich Staphylus ihren ersten "superintendens". Vgl. Seifert, Statutengeschichte 294 ff. 44

68

Texte (vgl. Vorbemerkung zu Nr. 9); sie ist daher in den Spätsommer oder Herbst 1507 zu datieren. Die Abschrift nennt nur die Jahreszahl.

Unnser hertzog Albrechts abschid, so wir unser universitet zu Ingolstat biß auff weytter unnser hanndlung geben haben. Nach dem wir als lanndtsfurst nach einnemung unnser stat Ingolstat auff hoch ersuchen etlicher angeregter universitet verwonter, auch auff vil schrifftenn, unnß von vyl derselben universitet glider uberanthwurt 1, darinn unnß mergkhliche menge! unnd gebrechen fürtragen sind, darein zusechenn und wie die in besser wesen zustellen sein, darauf wir dann auß erhaischung der notturft bewegt seind, ettlich ordnung furzenemen, die einsteils durch unnß selbs in schrift außgedruckt unnd der universitet verordneten rat uberanthwurt, und ettlich demselben rat bei inen selb, das best darinnen fürzenemen unnd verordnen, bevelch gebenn habenn 2 , darauf sy dan in unnser cantzlej zwo schrifftenn gelegt, darinn sy ir meinung, was sy für gutt in solchem allen ansieht, außdruckhenn 3 ; welch schrifften, nach dem die nit kurtz, sunder lanng unnd wol darein zusechen not ist, habenn wir neben annderem unsern mergkhlichen geschefften, darumb wir alhie seinnd, derhalb wir auch nit lennger bleibenn, nach notturft darein nit sechenn mögen, sonnder wöllen solch schrifften mit unnß gen München füeren lassen unnd mit zeittigern rate daruber sitzen, das best und nutzliehst darinn furnemen und das furderlich in die universitet alher schreiben unnd inen unser gemuet deßhalb eröffen lassen. Nach dem aber unoder anndern etlich menge! und gebrechenn, so durch unnß zu pessern hievor fürgenomen sinnd, khein hawr [?] füeglich leiden wollen, so haben wir betracht gutt und nutz zu sein, ist auch unnser ernstlich meynung unnd wöllen, nach dem unnder den funff collegiaten, so jetzo sind, noch nit mer dann einer deß altten wegs ist\ das noch einer deßelben wegs darzu jetzo von stundan eingenomen, damit die anzal der sechs collegiaten erfült werde, unnd soll nemlich der eingenomen werdenn, den wir vor gutter zeit darzu presentirt habenn unnd doch bißhär noch nit angenomen ist, maister Engelhart genant 5 , unnd die zwen deß bestimpten alten wegs sollenn also bey den anderen vieren, auch die vier gegen ine in gutter einigkheit sich halttenn, biß wir weitter nach der noturft in die ordnung all sechenn und ine in dem und anndern unser meinung zuerkhennen geben 6 • Unnd nach dem wir je genaigt sinnd, auff treffennlichen rate der glider angeregter unnser universitet den vorgemeldten altten wege alher in die universitet, nach dem auch der vor hie gewesen unnd in andern universiteten

Vgl. Nr. 9 Anm. 2. Also eben die Nova Ordinatio (Nr. 9). 3 Sie sind nicht erhalten. 4 Kollegiaten waren zur Zeit Michael Putersaß, Georg Schwebermaier, Christoph Tengler, Johann Salach und Peter Grünhofer. Der "antiquus" war Putersaß (vgl. Mederer I 34 und Prantll 126). 5 Nicht näher bekannt. 8 Einstweilen war also die von der Nova Ordinatio verkündete Parität zugunsten der "moderni" eingeschränkt worden. 1

1

Nr. 10 (1507)

69

neben dem neuwen wege gelitten und gehaltten würdet, mit der zeit statlich zebringen, unnd wir aber vernemen, das jetz ein verhör unnd examen der, so baccalauri unnd maister werden wellen, angeet, so ist unnser ernstlich mainung, das zween deß mergemeldten altten wegs aus den maystern so alhie sinnd, zu verhören unnd examiniren neben den anndern zwaien deß neuwen wegs fürgenomen, erwelt unnd gesetzt werdenn, damit die schuler baider wege gleichmassige fürderung oder verhinnderung nach eins jeden geschickhlicheit der kunst in baiden wegen, on verdacht neids unnd haß, haben unnd erlanngen mögen7 • Dann der location halben, wie ein jeder nach seiner zulassung zum grad locirt werden solle, ist dißmal biß auff weitter bedacht unser mainung, das ein jeder nach seiner kunst vor oder nach lociert werde, unnd das schimpffwort, "den letsten mit der saw zubeschamen", soll ganntz hin unnd ab unnd deß füran nit mer gedacht werdens. Damit aber im examen unnd der location ungefärlich furan gehanndelt werde, so wollen wir unnd ist unnser ernstlich meinung, das ein jeder auß den vier examinatarn einen leiblichen eid auf das heilig evangeli dem rector in und vor der universitet rath zu Gott schwere, das er khein geferde im examen unnd der location gebrauchenn, sonnder weil einen jedenn mit allem vleiß examiniren und darinn khein gurrst, neid oder haß ainich, khein mieth, gab oder einich versprechenn, sunder allein die kunst der person unnd zufordrist darinn Gott vor augen habenn, deßgleich in dem lociren sich auch ha!tten unnd allwegen den kunstreichen für den minder gelerten setzen unnd locirn, biß wir unnß weitter in allen vorgemeldtenn schrifften, unnß von dem rector und universitet uberanthwurt, stattlich ein sechenn mögen. Item nach dem wir den collegiaten ett!iche büecher on sunder belonung zulesen in unser fürgenomen ordnung inhalt der ersten offt gemeldten universitet statuten auferlegt habenn 9 , darob dann rector unnd der universitet rat auß unnserm bevelch gesessen unnd von den püechern, so sy lesenn sollenn, gerathschlagt, aber nit einhellige, surrder mer dan ein meinung unnß deshalb fürgetragen haben, will unnß gefallenn unnd achten byllich, das die collegiaten iren stipendi nach die größern büecher zulesen für sich nemen, unnd nemlich di so licentiat Prentl institutist10 inen zulesenn seinem guttbedunckhen nach, dem auch ettlich anndere im rath zugefallenn sind, zugeordnet hatt. Was aber jettliebem auß inen solche püecher zu zetheilen sind, auch wie lanng ir jeder jars lesenn, das soll bey rectors unnd rats beschid unnd un.nser bestättung darüber besteen. Nach dem aber ettlich auß inen rattenn, das ir drey ein halb jare unnd die annderen drey auch so lanng ire zugeordnete büecher lesen, und 7 Vgl. Nr. 7 Anm. 37 ff. s Vgl. Nr. 7 Anm. 42. 9 Vgl. Nr. 7 Anm. 54 f. 10 Sebastian Prentel, 1497 noch unter den Artisten, seit 1500 Professor für Institu· tionen (bis 1509; Wolff). Sein Gutachten ist nicht erhalten.

70

Texte

nachvolgendt, alda sy es lassen, wider anfachen sollenn, unnd also fur unnd fur zefaren 11 , will unnß nit ungeschickht bedunkhen, sunder lassen unnß des auch wolgefallenn. Item nach dem aber, als wir vernemen, ett!ich maister, auch schuler deß altten wegs alher zu der universitet stellenn, ist unnser ernstlich meinung, das sy deß in kheinen weg von jemant verhindert, sonnder guettlich angenomen werden, gleicher weiß als weren sy deß neuwen wegs, und soll hier inn ganntz khein besünderung noch vonheil gesucht oder gebraucht werden in einigen wege. Würd aber in dem einich ungleicheit durch jemandt gebraucht, deß mochtenn wir khein gefallenn tragenn, sunder müessten auß erhaischung der notturfft dagegen mit ernst hanndlen. Das wölle ein jeder zugescheeben verhüetten. Deß alles habenn wir zu urkhundt unnser secrete hieunden für druckhen lassen [ ... ]

11. 1508 Juli 31 Verhandlung des Eichstätter Domkapitels mit Universitätsgesandten über die finanzielle Ablösung des Universitätskanonikats.

StA Nürnberg Eichstätcer Archivalien nr. 1812 (kollationierte Abschrift von 1786 aus den Kapitelprotokollen). Mit diesem, von Mederer (I 79, 82, 87) nach den inzwischen verlorenen Universitätsprotokollenreferierten Vorgang beginnt der Streit um das 1467 einem Universitätstheologen zugestandene Kanonikat (Regest), der sich über neue Auseinandersetzungen im Jahre 1561 hinweg (Regest) bis ins hohe 18. Jahrhundert hinzog (vgl. Seifert, Statutengeschichte 280 ff.). Am 26. 4. 1508 war Georg Zingel gestorben, der seit 1476 mit dem Vizekanzellariat das Kanonikat innegehabt hatte. Da wenig später der zweite Theologieprofessor, Johann Plümel, Ingolstadt verließ, war die theologische Fakultät verwaist, bis im folgenden Jahr Johann Pettendorfer in Perrara den Doktorgrad erwarb und als Professor nach Ingolstadt zurückkehrte. Das Vizekanzellariat aber wurde zusammen mit dem Kanonikat erst mit Johann Eck neu besetzt (Nr. 13).

Auf heut sind erschienen vor mein heren uff vorbeschehen handlung die geschickten anweld der universitet zu Ingolstat, nemlich h. Conrad von Swappach legum doctor, Sebastianus Prentl lizentziat und meister Christoph Tengler collegiat zu Ingolstadtt, und haben in irer werbung den handl et!ichermasen erzelt und zu Ietzt das canonicat und prebend einem lesenden doctor in theologia gein Ingolstadt zu geben fallen lasen, und allein ir begeren dahin gestellt uff einen quot[tember], den man jerlich in die camer der universitet geben solt, davon einem doctorem theologiae zu bestellen, nemlich hundert und sechßig gulden begert, das mein herren von capittul nit annemen haben wöllen und den geschickten vier weeg furgeslagen, derselben emen zu 11 So entsprach es den Stiftungsbestimmungen (Prantl II 24), nicht aber den Fakultätsstatuten von 1472 (Mederer IV 77). 1 Konrad von Schwabach, Professor der Juristenfakultät 1508-10; Sebastian Prentel, Institutionenprofessor 1500-1509; Christoph Tengler, Kollegiat 1504-14.

Nr. 11-12 (1508-9)

71

erwehlen: erstlieh so einem capitl on iren schaden nothdurftig brief vom babst erlangt wurden, das sy das canonicat in utroque mense leihen möchten, wie dann ihr vorfordern will gewesen ist, so wollten sy nach laut der vorigen verschreibung, wie vor mit doctor Zingl geschehen, das canonicat und prebend einem lesenden doctor in theologia vollgen lasen; zum andern, wo man zu Rom impetrirt, daß das canonicat und prebend hinfür de jure patronatus laicarum personarum were und die herzogen in Bayrn, die Ingolstadt innhätten, allso dazu einen doctor in theologia zu praesentiren hätten, wern allsdann mein herren aber erbuttig, einem doctor in theologia ein canonicat und prebend zu raichen durante universitate, doch das die impetration on meiner herren cost und schaden geschehen sollt. Der drit und vierdt weeg sind gewest, daß ein capitl für das canonicat und prebend jerlich geben will doctori theologiae legenti in universitate Ingolstadia na observatis aliis clausulis et conditionibus in litteris primi contractus expressis, videlicet durante universitate etc. 2, hundert gulden rheinisch pro stipendio et quotta oder soviel als corpus praebendae eins jeden jars lauft. Dagegen soll man on meiner herren cost und schaden expensis ducum Bavariae oder universitatis Ingolstadianae die prebende zu Rom extinguiren lasen und brief darüber impetriren. Darauf die geschickten zue antwort geben, ihr befehl erstreckt sich nit weiter dann wie sy begert hätten C und LX fl., wolltens aber an die universitet langen lassen und verfügen, das aufs fürterlichst antwort geben werd. Daneben hat inen mein herr dechand zu versteen geben die beswerd, so einem capitl des verzugs halben drauf stee, wo der jhenig, der die pfründ jetzund tregt, in mense papali sterben wurde, darum sich die universitet fürtedich zu den sachen schicken sollt, was sy thun und annemen wollten. 12.

1509 Juni 15 Universität an Herzog Wilhelm IV: bittet dringend um Hilfe gegen die Stadt und um Beilegung ihrer inneren Konflikte.

HStA Oefeleana (Ausf.). Der Verlust der Senatsprotokolle aus diesem Zeitraum läßt die genaue Rekonstruktion der den herzoglichen Steuerordnungen von 1508 und 1509 (Regesten) zugrundeliegenden Vorgänge nicht zu, doch deuten viele Anzeichen darauf hin, daß sich die Universität unter der ihr nicht wohlgesonnenen Vormundschafts· regierung Herzog Wolfgangs (vgl. dazu auch Seifert, Statutengeschichte 87 Anm. 46) in einer kritischen Lage befand (vgl. die Bitte um die Wiencr

2 Das Kapitel hatte durch Urkunde vom 29. 9. 1466 (Regest) versprochen, einem durch den Herzog präsentierten Theologen ein Kanonikat zu verleihen, vorbehaltlich der dann am 13. 7. 1467 (Regest} ergangenen päpstlichen Bestätigung, jedoch ohne weitere Bedingung. Der Versuch, diese Konzession nun auf die Papstmonate abzuwälzen, entbehrte also der rechtlichen Begründung, wie auch umgekehrt die von der Universität begehrte Pensionszahlung durch die Urkunde nicht gedeckt war. Vgl. zu der ganzen Frage Seifert, Statutengeschichte 282 ff.

72

Texte Privilegien, Nr. 15 Anm. 2). Herzog Albrecht hatte den durch die §§ 13 und 22 der Nova Ordinatio (Nr. 9) ausgelösten Steuerkonflikt zwischen Universität und Stadt vor seinem Tode (10. 3. 1508) nicht mehr beizulegen vermocht. Am 5. 6. 1508 wurde vor Herzog Wolfgang darüber verhandelt, am 8. 6. 1508 erging ein herzoglicher Entscheid (Regest), der die Steuerfreiheit der Universität einschränkte. Unter dem gleichen Datum versprach der Herzog den Städtern seine uneingeschränkte Unterstützung gegen die Ansprüche der Universität (StA lngolstadt A VI 1, 28). - In der Universität hatte die Nova Ordinatio mit ihren Paritätsbestimmungen im Wegestreit die Parteienkämpfe in der Artistenfakultät verschärft (Regest Juni 1508). In dieser Situation erhoffte sich die Universität von einem Hilfegesuch an den jungen Herzog Wilhelm IV. eine Verbesserung ihrer Lage.

[ ... ] G. h., in sachen uns auff einen und ainen ersamen ratt alhie zu Ingolstat betreffent, was weylend durch e.f.g.herrn und vater hochloblicher gedachtnus, hertzog Albrechten, und vor seiner f.g. der zeit ratent, auch nachmals vor e.f.g. vormundern und raten2, und junngst, da e.f.g. hie waren, erstlieh vor etlichen desselbigen vormunder und ratt, darnach in gegenburtigkait e.f.g. gehandelt ist3 , zweifel wir nicht, e.f.g. und der gantz e.f.g.hofe haben solchs gut wissen. Und nemlich di weil wir samentlieh unser grosse not und besorgnus, so uns bisher von gedachten den von Ingolstat zugestanden, clagend e.f.g. furgetragen und dabej erzelt, wie vorgerneher e.f.g. herr und vater, so mit grossem gnadigen willen unser freihait vernent erklert und merers zu geben zugesagt\ in ansehung, dise unser universitet wurde dardurch gemert und dise stat zunemen, auch dem gantzen furstenthumb zu Baiern grosse ere und nutz erwachsen. Auff solchs und dergleichen unser furbringen haben e.f.g. dur[ch] e.g. hoffmaistern uns gantz genedig zu sagen gethan, als wolt e.f.g. aufs eist, so e.g. wider gen Munchen kem, etlich treflich erfaren und gelert ret her schikhen und nicht allayn der irrung, so zbischen unns und gedachten den von Ingolstat schwebt, entschafft machen, sonnder auch in andere und unser menge! und prechen sehen lassen, die selbigen hin legen und ordnung furnemen, damit furhin in freudt und ainikait wir leben und fursehen wurden. Disen abschid, also in e.f.g.gegenwurtigkait uns gegeben, haben wir mit sunderlichen freiden und trost empfangen. Darauff, als wir glaubten, e.f.g.weren anhaim, haben wir e.f.g. angerufft und gebeten, das solchem e.f.g. zusagen gelebt wurde. Ist uns zu antwurtt worden, wie e.f.g.bej caiserlicher m. sej, aber so e.f.g., als mann sich versehen, schir wider haim kummen, alsdann wolt mann, inmassen wie obengemelt, herschiken. Darumb wir untertanigklich und gedultigklich verzogen haben. Aber so yetz vonn den gn. Gottes e.f.g.wider anhaim kumen, wie wol wir uns etlicher mass schamen, so oft und dikh e.g., Am 21. 11. 1507, vgl. Nr. 9 Anm. 27. Im Juni 1508, vgl. Vorbemerkung. 3 In den Ostertagen, wie aus dem Anm. 6 Zitterten Schreiben hervorgeht. Dabei war beschlossen worden, beide Seiten sollten bis zur Wiederkunft des H erzogs und einer endgültigen Regelung stillha!ten. 4 Vgl. Nr. 9 Anm. 27 und 37. 1

2

Nr. 13 (1510)

73

desgeleichen derselben loblieh rate zuermanen und zucrsuchen, so konnen und mogen wir doch nicht umbgeen, wan viileicht e.f.g.uns nicht gnediklich bedenken und zu hilff kumen wurdt, in massen obengeme!t und uns zugesagt, des wir uns mit nichten, sunder grosser gnaden bej e.f.g.versehen, on zweifel wurde dise ganze universitet zergeen, das immer schad und schand were, solt ain solhe lobliehe stiftung und e.f.g. furstenthumb klamer, mit grosser mue, costung und vorbenachtung erhebt, verderben. Wir mugen auch allain on e.f.g. hilf angezogen menge! und brechen nit erheben. Deshalben haben wir wider ain hertz genomen und bedacht, das manchenmal ain petler sein geschraj hilff. Hierum rueffen und schreiben wir mit hochstem vleiss zu e.f.g., dieselben untertanigklich und diemuetigklich biten, das sy uns zuvor in ansehung des gnedigen furnemmen weilend e.f.g. herren und vatters nicht also verlass, sunder obgemelte irrung und spen, die von Ingolstat und unser freihait, auch unsere zeitliche guter, mit weihen wir grossen mange!, darumb das wir vil schuldig, das die sold und ander ausgeben hocher lauffen, dan unser einnemen ist, desgeleichen all anderer menge!, prechen, unainikait, auch statut und ordnung, verainigung alts und neus wegs betreffen, in mass e.f.g. vormals zugeschikt und seidher widerumb dieseih zwischen inen verneuert haben, conformieren und bestaten, in massen deß abschids, so e.f.g.uns alhie gegeben, gcnedigklich und on !enger verzug sehe; auch diese unser schrift, di wir warlieh in grossen noten tuen, uns nicht verargen, sunder unser gnediger furst und herr sein. Auch g.herr, wir haben aus vil mercklicher ursachen doctor Dietrich Reisach5 sein ungewonlich merung des solds, nemlich LX gld. reinisch, furhin nit zu geben wolbewechlich furgenomen, jedoch auff e.f.g. gevallen oder widerruffung, wo er sich solhs bej e.f.g. viileicht beschweren, wollen wir dise und ander ursach bas erleutern, in hofnung, e.f.g. werden gleich billich und recht darein sehen, das die universitet nit verderb, ainem gegeben wird, das vier oder funfen, auch entlieh uns allen schaden bringen mocht. Wollen wir in aller untertanigkait gegen e.f.g. zuverdienen geflissen sein 6 [ • • • ]

13. 1510 Sept. 23- [Nov.J Die Berufung Johann Ecks.

Die beiden folgenden Briefkopien gehören als Beilagen zu einem Bericht der Universität an den Herzog vom 21. 10. 1551 (Regest). Seit 1509 lehrte in der theologischen Fakultät allein Johann Pettendorfer, provisorisch unterstützt durch den Karmelitenprovinzial Johannes Fortis. Verschiedene Berufungs· bemühungen waren bislang gescheitert.

----

Dietrich Reisach (Risicheus), Zivilist seit 1498, 1509 Assessor am Reichskammergericht (vgl. aber Nr. 16 Anm. 3). 6 Am 6. 7. 1509 wandte sich die Universität erneut mit einer dringlichen Beschwerde gegen die Städter, die beim Universitätskastner mit Gewalt ein eingelegtes Faß Wein beschlagnahmt hätten, an Herzog Wolfgang und die übrigen Vormünder (UA B V 1, Entwurf). Aus dem Schreiben geht hervor, daß die Ankunft Wilhelms für die Zeit 5

74

Texte

a) 1510 Sept. 23 Herzog Wolfgang an die Universität

HStA Kurbaiern Lit. 48, 53 f. (Abschr. von 1551).

[ ... ] Als ir jetzt eweren rector, doctor Symon R ybeisen1 , bey uns gehabt unnd uns in mancherley gestalt der universitet noturft anbringen habt lassen, unnd unter anderem ains licentiaten halben, so bey euch gewesen unnd sich in disputation zue Iatein, auch in eyner preedig zue teutsch hören hat lassen2 , der auch euch unnd gemainigklich gantzer universitet des alten unnd neuen wegs sonder wolgefallen, auch beyder jetzt gerneher weg woll bericht unnd für ander geubt sein soll, mit unterteniger bitt, unss den auch gefallen zuelassen; dieweyl ir uns den angeregten licentiaten so hoch beriembt, so ver dan eher doctor in der heyligen schrift werden mag unnd die lectur des alten wegs lesen unnd in gebrauch fieren, auch sich des verpflichten will, so megen wur leyden, das ir ime die lectur3 , so weylandt doctor Zingel gehabt\ zueschreibt unnd ine zue euch erfordert. So eher dan khumbt unnd die der gestalt annumbt, auch uns das von euch zuegeschriben wurdet, so wellen wur uns als dan bey dem capitell zue Eystet der thumbherren pfrüendt halben 5 auch in ubung geben, ungezweifelt zuerlangen, ime die seihen thumbherren pfrüendt gleich doctoren Zinglen volgen zuelassen unnd ine zue irem thumbherrn aufzunemen; nachvolgendt auch bey unserem freundt dem bisehoff daselb vleiss ankeren, dem selben kunftigen Ieetoren sein stathaltung der vicecancellej auch zuerlangen 6 • Ime soll auch die meß, so noch vacirt unnd uf ine wartet, auch volgen wie weylendt doctoren Zingeln7 • [ ••• ] b) [1510 Nov.J Universität an Herzog Wolfgang

HStA Kurbaiern Lit. 48, 55 f. (Abschrift von 1551).

[ ... ] Als wur e.f.g. in kurz verschiner zeit etlich mercklich mengell e.f.g. universitet betreffendt, unnd nennlieh unter anderen der lectur in der theologei halben, so weylandt doctor Georg Zingell gehabt, durch mich rector anbringen nach Jakobi (25. 7.) angekündigt worden war. Am 15. 8. 1509 erneuerte und modifizierte dann Herzog Wolfgang den Steuerrezeß vom 8. 6. 1509 (Regesten). - In dem Beschwerdeschreiben heißt es: "Dabey was sollen ander unnser studenten furchten oder hoffen, die von tag zu tag abnemen und hinweg ziehen, inmassen wir eigentlich bericht sind, das in trefflichen reichsteten und andern der gemain ruff sey, wie der universitet freyhaiten alhie gantz ab, vergeweltigt und zerstert seyen". Man werde sich gegebenenfalls an die Konservatoren wenden müssen. 1 Sirnon Ribeisen, Zivilrechtsprofessor 1509-11 (Wolff), Rektor 1510. 2 Am 7. 9. 1510 hatte Eck über den Stand der ohne Taufe gestorbenen Kinder disputiert, am Tag darauf in der Frauenkirche gepredigt (Metzler 47). 3 Hiernach gestrichen: "des alten wegs". 4 Georg Zingel, gestorben am 26. 4. 1508 (vgl. Nr. 4 Anm. 1). 5 Vgl. Nr. 11. 6 Seit Zingels Tod wurde das Vizekanzellariat vertretungsweise von Fall zu Fall verliehen. 7 Die Katharinenmesse im Alten Kolleg (vgl. J. Greving, Ecks Pfründen und Wohnung in lngolstadt : Beitr. z. Gesch. d. Ren aissance u. Reformation, Festschr. J. Schlecht (1917) 142 f.).

Nr. 14 (1513)

75

haben lassen, unnd in der seihen unser furbit fur einen licentiaten in der heiligen schrift, mayster Hans Eckius genant, so bey uns sich in disputation zue Iatein unnd einer predig zue theutsch hern hat lassen, daruf uns e.f.g. gar ein genedig zueschreyben gethan, nemblich der mainung [ ... ] Demnach so haben wur benanten licentiaten die selben lectur mit zueschikkung e.g. brieve copeyen zuegeschriben, daruf eher dan mit aller seiner hab unnd guet sich alher gethan unnd doctor worden8 , auch nachvolgendt e.f.g. willen im bevelich begriffen aller maß geleben sich bey seynen hanndtgebenden treuen an aydts stat verpflicht. Daruf, genediger herr, ist unser untertenig vleissig bit, weil der universitet gemainer christenlieber khirchen zue guet mit obgenanten doctor Johann Ecken genedigklich versechen, damit ime soliehe changezeigte condition volge9 • [ ••• ]

14. 1513 ]an. 17 Eichstätter Domkapitel an Herzog Wolfgang: weist die Ansprüche ]ohann Ecks zurück.

StA Nürnberg, Eimstätter Armivalien Nr. 1812 (kollationierte Absmrift von 1786). Am 16. 11. 1510, dem gleimen Tag, an dem Bismof Gabriel Eck das Vizekanzellariat übertragen hatte, war durm das Kapitel besmlossen worden, Eck das Präbendenkorpus des Universitätskanonikats ausfolgen zu lassen, ihm aber erst dann die Possession zu erteilen, wenn Herzog Wolfgang, wie er aum durm Hieronymus de Croaria zugesagt habe, in Rom eine der drei 1508 durm das Kapitel vorgesmlagenen Regelungen (vgl. Nr. 11) erreimt habe (beglaubigte Kopie aus dem Kapitelprotokoll ebd.). Dies ist allem Anschein nach nimt geschehen. Mit seinem Anspruch auf die vollen Reimnisse des Kanonikats antizipierte Eck die Auseinandersetzungen des 18. Jahrhunderts (vgl. Seifert, Statutengeschimte 293). - Das Eichstätter Kanonikat galt seit der Amtszeit Georg Zingels (1476-1508) als Annex des Vizekanzellariats.

Gnediger herr, e.f.g. schrift uns than, antrefend doctor Johann Eck zu lngolstadt, haben wir samt desselben eingeschlosner supplication alles innha!ts vernehmen, und befremt uns sollichs seins begerens, daß er, wo er die handlung seins aufnemens und abschieds bey uns, auch die ursach aufgerichts vertrags und desselben innha!t recht bedacht, on zweivel unterlasen hätt, dann er waiß, daß ihm in kraft gdt. union ein domicelln pfründt, wie sich gebürt, geraichet worden, die er schuldig, zu Ingolstadt mit lesen in der schul! die heiligen schrifft und mit cheiner seiner residenz hie zu verdienen, deshalb ihme die presenz, die man allein den jhenen, die ihr pfründt bey der kirchen ver-

Nom in Freiburg am 22. 10. 1510 (Metzler 47). Am 16. 11. 1510 ernannte Bischof Gabriel von Eichstätt Eck zum Vizekanzler (Regest), am 13. 11. 1510 begann Eck mit seinen Vorlesungen (Metzler 48). - Reden aus der frühen Ingolstädter Zeit Ecks, darunter eine als Vizekanzler beim Promotionsakt gehaltene Ansprache, druckt Th. Virnich, Johannes Eck, Disputatio Viennae Pannoniae habita (Corpus Catholicorum 6, 1923) 57 ff. 8 9

76

Texte

dienen, gibt, nicht zugehört, er wurde dann durch uns gein Aystett gefordert, alsdann ist uns nit wider, daß ihme wie andern thumbherrn in der kirchen presentz geben werde, doch nit um seiner residenz oder chorstehens willen, sonder aus gunsten, dann ob er die presenz hie verdienen, mocht e.f.g. zu nachtheil der universitaet und abbruch der schullern kommen, die zu zeiten ihrer lection durch des Ieetors residenz, dazu ihne bezalung der praesentz ziehen, beraubt wurden. Das wolten wir e.f.g. nit verhalten, den wir uns unterthenigclich befelchen . [ ... ]

15. 1513 Nov. 30 Universität Wien an Universität lngolstadt: verweigert die Mitteilung ihrer Privilegien.

UA D VII 4/1 (Ausf.). Vgl. zu den Bemühungen der Universität Ingolstadt, beglaubigte Abschriften der Wiener Universitätsprivilegien zu erlangen, Seifert, Statutengeschichte 59 ff. und 470 ff. Sie nahmen von der päpstlid1en Gründungsbulle ihren Ausgang, der zufolge Ingotstadt die gleimen Rechte haben sollte wie die Universität Wien (Mederer IV 16 ff.).

Salutern et felicitatem, magnifice, insignes, humanissimi ac prestantes viri, fratres et amici dilectissimi. Litteras ex gimnasio vestro nobis directas in consistoriali nostro consessu accepimus et easdem una cum mandato vestri sindici, sollicitatoris et nuncij 1 legi fecimus. In quibus continebatur, quatenus in sublevamen et necessitudinem vestre universitatis iuxta priora promissa anno et nono factaz. ad expensas vestrarum claritudinum dignaremur mittere copias privilegiorum nostrorum pontificalium auscultatas et autenticas. Fatemur equidem (uti rescriptum litterarum ab universitate nostra missum pre se fert, significat et ostendit) nos pollicitos fuisse, vestro sindico mandatum sufficiens habenti ad expensas vestras exhibituros huiusmodi privilegiorum pontificalium copias collacionatas, auscultatas et fidedignas. Sed quia ob multiplices pregnantes, arduas et notorias causas interea temporis emersas ad illas expediendas ac iudicialiter tractandas universitas nostra ne dum in cesareo regimine, ubi et causam satis notabilern agit, sed eciam alibi in locis quam plurimis hys semper et ferme omni die ac hora opus nunc habet, hinc est gravi necessitudine compulsi ac coacti eadem privilegia pontificalia pro nunc exhibere minime potuimus. Qua propter sincero pectore et equo animo suscipite, viri et amici nostri amantissimi, si modo propria urgente et compellente causa ardua vestris desiderijs et peticionibus satisfacere presertim nunc non potuimus. 1 Ulrich Wolf, bac. art.; das vom 13. 10. 1513 datierte Kredenzschreiben (UA B III 1) bat um Mitteilung sowohl der päpstlichen wie der landesherrlichen Privilegien; vgl. Seifert, Statutengeschichte 470. 2 Von dieser ersten Ingotstädter Initiative ist nur der Entwurf des Bittgesuchs (UA B III 1), nicht die Wiener Antwort erhalten.

Nr. 15-16 (1513-15)

77

Nihilominus vestris claritudinibus et egregijs dominacionibus devovemus nos semper amicos et in rei publice incrementum adiutores vestros paratos et promptissimos. Valete felicissimi diu. Rector, decani et procuratores universitatis studij Austriaci Viennensis.

16. 1515 Dez. 4 Leonhard Eck aus Ingolstadt an Herzog Wilhelm IV.: bittet um Bewahrung der soeben durch Eck durchgeführten Universitätsreform gegen die Gehaltsansprüche der Juristen Reisach und Croaria.

HStA Hochstift Passau Lit. 83/ II, 2 f. (Autograph) . Im Mai 1515 hatte Eck zusammen mit den Räten Sebastian Ilsung, Johann Aventin und Augustin Kölner eine Visitation der Universität vorgenommen, als deren Ergebnis von den Universitätsprotokollen eine nicht erhaltene "Reformation" bezeugt wird; vgl. Seifert, Statutengeschichte 88 ff. und 430 ff. Seit Ende 1515 war Eck, dessen Entlassung die Landschaft im Vorjahr verlangt hatte, als Hofmeister des jungen Herzog Ernst für längere Zeit in Ingolstad t.

[ ... ] Ewr f.g.wissen, wie ich hievor auß sondern ewr f.g. bevelch mit grosser muhe ain reformation in der universitet alhie gemacht hab und mit solher schickligkayt (dess ich mich mit warhayt beromen mag), das der gleichen gute ordnung zulesen und studiren in gedachter universitet von irem anfang untzher nit gewest ist 1 • Und wiewol niemantz solche ordnung verwerfen mag, sonder jhene, die mir auch feint sein, loben muessen, nichtsdestweniger so understeen sich, als an mich gelangt ist, doch doctor Jheronimus 2 und ytzt doctor Reysacher 3 , des Peringers ay[dam], pej ewern f.g. ire solde, so inen auß mercklichen guten ursachen geringert, und namlich darumben, das die universitet durch ire grosse besoldung, die sy mit iren hinterlisten uber den geprau[ch] der alten solde erlangt, und also stilgeschwigen und iren aygen mer dann ewr f.g. gemainen nutz angesehen und so lang eingenomen, das die universitet in groß schulden gewachsen, und so ewr f.g. nit einsehen darinen gehebt, so were die universitet dermassen erarmet, das nach ... [?] jaren ain ganze zerrittung darinen erstanden und on sonder ewr f.g.camergut und 1 Vgl. die Vorbemerkung sowie das bei Prantl I 115 zitierte Druckprivileg Herzog Wilhems für den Dialektikkommentar Johann Ecks. Leonhard Eck hatte offenbar die Leseverpflichtungen und Gehaltsansprüche der Lehrkräfte genau festgelegt; Vorlesungsversäumnisse wurden bei der Kammer registriert und mit Gehaltsabzügen geahndet. Vgl. Seifert, Statutengeschichte 89. 2 Hieronymus de Croaria, Kanonist seit 1497, mit Unterbrechung 1508/9, bis 1516 (Wolff; vgl. auch Nr. 7). 3 Dietrich Reisach (Risicheus), Zivilist 1498-1509, seitdem am Reichskammergericht. Seine Professur wurde ihm also noch immer reserviert (vgl. Wolff; Rupprich 240). In einem hier ausgelassenen Postskriptum erklärt Eck, er wolle mit dem durch Reisachs Entlassung gesparten Geld dem "jungen Schwabach" eine Lektur verschaffen (wohl Johann Schwabach, als Professor in Ingolstadt 1519 bezeugt (UA EI 1)).

78

Texte

darstecken nit erhebt noch widerpracht hete werden mögen. Solchs alles zayge ich ewrn f.g.zu unterriebt an, so die guten leut ewr f.g. anlauffen und practiciren werden, das ewr f.g., die mit gressern sachen beladen ist, inen irs begerens nit stat theten, und pite ewr f.g., so doctor Reysacher und d.Jheronimus Croaria ewr f.g. ersuchen werden, ewr f.g. welle sich nit bewegen lassen, sonder ob der reformation genedigklich halten undt handthaben, wie dann ewr f.g. zue Munchen in ewr g.garten mir genedigklich zugesagt haben, und mögen ewr f.g. die piter mit diesen worten abfertigen, ewr f.g. lassen es pej der außgangnen reformation unter ewr f.g. hanndzaychen und secrete beleyben, ewr f.g. habe mir auch allenthalben bevelch geben, dene megen sy pej mir suechen4 • Dann beschlieslich, lassen sich ewr f.g. mit ire ainem erwaychen und machen ändrung, so ist die gantz ordnung zerproeben [ ... ] Genediger furst und h., ich pite ewr f.g.nochmals, wollen die furgenomen ordnung nit ändern und den aygennutzigen Ieuten irs begerens statthon, kombt warlieh ewrn g.zu guten und gemainer universitet zu aufnemung. Und sonderlich wellen ewr f.g. dem doctor Reysacher die lectur nit lenger aufhalten, sonder mögen ewr f.g. ine an mich weysen als jhenen, der von ewr f.g. wegen hievor gehandelt habe, und ewr g. trage dess auf das mal nit wissen. Mit dem so laden ewr f.g. die purde ab ir und fertigen sy mit guter gelimpfen ab.

17. 1514 Febr. 1 - 1517 Dez. 29 Protokoll der Artistenfakultät: Beratungen und Beschlüsse, vornehmlich über die durch Leonhard Eck seit 1515 eingeführten Reformen des Lehrsystems.

UA Georg. III/22, 3-24' (Or.). Mit dem hier ausgezogenen, Prantl unbekannten Protokollband endet die zwanzigjährige Lücke (seit 1494) in den Aufzeidmungen der Fakultät. Der soeben noch heftige Wogen 5chlagende Wege5treit (Regest 19. 6. 1514) war wenig später beigelegt, in den Protokollen fehlen jetzt schon die Parteinamen. Der Lehrbetrieb war zunächst noch auf die alte Weise organisiert: jeweils zu Semesterbeginn vergab die Fakultät die zu lesenden Bücher an die Magister, und zwar die meisten durch Verlosung, einige wichtige durch Wahl. Von diesem Ausgangspunkt her werden die auf die Statutenfassung von 1519/20 (Regest) hinführenden Reformen in ihrer Bedeutung erkennbar. Die Herstellung und der Druck der Aristoteleskommentare Johann Ecks, deren technische Seite die Fakultät stark beschäftigte, erlaubte und veranlaßte die Preisgabe der bisherigen öffentlichen Vorlesungen im Alten Kolleg; an ihre Stelle traten Bursen-.,Resumtionen", die von den Bursenvorständen nach Billigung durch die Fakultät an die strikt zum Wohnen in den Bursen verpflichteten Magister vergeben wurden; ein System paralleler Lehrkurse also, jedoch vorerst unter Beibehaltung der von Anfang an nur in der Artistenfakultät erhobenen

' Seit 1515 war Eck Patron der Universität, d. h. mit der Wahrnehmung der landesherrlichen Aufsicht betraut (vgl. zu dieser Funktion Seifert, Statutengeschichte 429 ff.).

Nr. 17 (1514-15)

79

Hörgebühren. Dieses System, an die Voraussetzung emer starken Fakultätsfrequenz gebunden, bestand bis zum Pestjahr 1521; dann erzwang der nicht mehr aufzuhaltende Frequenzschwund die Rückkehr zu den, nun aber gebührenfreien Kolleglektionen.

1514 Febr. 1: [ ... ] Facultas artium condonavit, ut magister Andreas Heindll diucius continuet lectionem librorum ethicorum, ne baccalarij conquerantur, ut non habeant illam lectionem. 1514 Juli 13: [ ... ] comparuit Petrus Ratknecht Saltzburgensis wacc [alarius] et petivit a facultate secum dispensari, ut extraordinarie stare possit, allegans paupertatem; et quia non fuit pedagogus, facultas iniunxit eidem, ut infra hinc et Michael[is] bursam ingrediatur, si saltim a facultate promotionem expectet. Eodem die David Rotmund de Buchorn2 petivit coram facultate secum dispensari, ut possit extra bursas habitare, quia pedagogus quorundam iuvenum; quod facultas annuit, quamdiu famulatur, cessante pedagogio bursas intret. 1514 Sept. 28: [ ... ] inclita facultas conclusit quoddam decretum antea per eandem facultatem conditum de pauperibus observari debere, scilicet ut nullus pro paupere vel med[io] recognoscatur, qui bursam ponere vel alibi expensas solvere habet, nisi fuerit famulus doctoris vel magistri vel nobilis aut alterius honesti viri et per facultatem admissus. Ceteri vero volentes haberi pro pauperibus, certis documentis, literis vel testibus fidedignis se tales esse sufficienter probent. 1514 Okt. 28: [ .. . ] fuit perlatum, quod duo sacerdotes non waccalarij arcium petierunt admitti ad audiendum resumptiones phisicales, quas waccalarij volentes promoveri ad magisterij gradum soliti sunt audire. Sed pensatis pluribus rationibus et ne daretur via fraudibus, conclusit facultas, quod non debeant admitti ad illas speciales resumptiones philosophie. Admisit tarnen, quod si vellent, possent lectiones publicas, que fiunt in collegio, visitare. 1514 Dez.:[ ... ] coram consilio inclite facultatis arcium tredecim baccalawrei petentes admitti ad tentamen, qui prestito corporali iuramento surrt irrscripti ad temtamerr, servatis eciam alijs statutis ac solemrritatibus in huiusmodi actibus corrsuetis. Quo temptamine firrito per eorum temptatores ac decanum surrt vicecancelario3 presentati, qui sub sigillo vicecarrcelariatus ad examen publice eos ac solemniter vocavit, ac deinceps in ecclesia beate Virginis publice ipsis ad recipierrdum insignia magistralia licenciam tradidit. Qua adepta statim sequerrti die petiverunt admitti, qui in eorum peticione surrt exauditi, servatis statutis et decretis desuper editis. 1515 März 5: [ ... ] comparuerunt decemseptem scholares petentes ad examen admitti; qui prestito corporali iuramento inscripti sunt cum recitacione defectuum eorum; premissis alijs eciam consuetis solemnitatibus, omnes surrt 1 Andreas Hainlin (Hainlein), Magister seit 1509, Konventor der Adlerburse; vgl. Nr. 19 Anm. 1. 2 Vgl. Wiedemann, Aventin 22. 3 Johann Eck

so

Texte

admissi atque locati ab eorum examinatoribus, ut manifeste cerm potest m veteri actorum libro. 1515 Juni 25: [ ... ] comparuit coram facultate Matheus Lucz waccalaureus Wyennensis4 , pecijt admitti, ut probaret waccalaureatum suum testibus, qui etiam admissi sunt. Primus itaque testis d. Petrus Hemler ex Suessum sacerdos dixit sub bona fide et conscientia, eundem novisse Wienne habitum ut artistam et vidisse eum ingredi et egredi ad Parva loycalia et qui[ dem] ad integrum annum eum complevisse pro gradus adeptione; asseruit preterea, eum intitu!atum sub d. rectore m.Sebastiano Denk stetisseque secum in eadem bursa sc.Haiden, imo interfuisse sue depositioni et quid plura; ex toto affirmavit eundem promotum. Secundus testis Joannes Pfaffenhafer ex Lanczperg sub juramento deposuit, quod steterit secum Wyenne, non tarnen in eadem bursa, sed tarnen complessc secum Parva et Perotum etc. Respandit omnino cum promotum. Quibus auditis preclara arcium facultas solita pietate (nedum in suos alumnos, verum etiam in alienigenas) freta prefatum Matheum Lucz wacc[alareum] recognovit ac approbavit, utque hic magistralia insignia nancisci valeat consensit. 1515 Juli 17: [ ... ] obtu!it se Urbanus Rieger5 waccalarius N.petens dispensari super habitu suo, quem non ut artista hactenus gessit, pollicens tarnen se in futurum conformare nostris scolasticis, ut gradum magisterij nancisci valeat; cui petitioni inclita facultas ;cures pias ac consentaneas prebuit dispensando protunc; de alijs tarnen excessibus, si quos habet, facultas eum non certificat. Supervenit tarnen petitio satis mandatoria clarissimi ac nobilis viri d.doctoris Leonardi Ekij de Ek, quod facu!tas eundem de omnibus inpune admittat, ut infra [ ... ] 1515 Sept. 1: [ ... ] congregata fuit solito more inclita facultas ad consulendum, an ad distributionem lectionum procedendum esset necne, et propter Iiteras missas inhibitorias ab locum tenentibus illustrissimi principis d.d.Wilhelmi6 conclusit facu!tas ad quindenam adhuc differendum, et interea sollicitet de nova ordinatione sepe pollicitam in futuram estatem erigendam7. 1515 Nov. 11: [ ... ] senatus facultatis frequens conclusit et decrevit compositionem et compilationem novarum processuum tarn super Petro Hispano quam super textibus Aristotelis devolvendam esse a magistris ad hoc a facultate delectis ad dominum doctorem Joannem Eckium, qui quidem, cum salutatus esset et ad id operis per facu!tatem rogatus, paraturn se exhibuit suscepitque componendi provinciam, modis et conditionibus infra annotandis. In Ingolstadt imm. am 29. 11. 1514; vgl. über ihn weiter Nr. 25. Urban Rieger (Rhegius), 1512 im Gefolge Johann Ecks aus Freiburg nach Ingolstadt übergewechselt; vgl. Anm. 28. 6 Anfang Mai 1515 hatte Wilhelm IV. die Räte Leonhard Eck, Sebastian Ilsung, Augustirr Kölner und den Präzepter Herzog Ernst Johann Aventin (Anm. 27) nach Ingolstadt gesandt (Seifert, Statutengeschichte 88). 7 Eine solche Ordinatio war seit 1513 angekündigt (Seifert, Statutengeschichte 88). -Von jetzt an wird im Dekanatsbuch keine Bücherverteilung mehr registriert. 4

5

Nr. 17 (1515)

81

In animo autem erat facultati tune, quod doctor Eckius elaborasset, sms impensis imprimi facere ac suo nomine in publicum edere, verum postea facultas aliter deliberavit ut infras. Eodem die conclusit facultas vetera statuta et decreta, presertim novae ordinationi non adversantia, servanda esse immutata. Preterea iniunxit decano, ut novam ordinationem e lingua vernacula verteret in latinam, quod et decanus fecit indilateu. Eodem etiam die conclusum est servandam esse octavam horam nec transponendam a quovis ad placitum sub pena privationis lectionis; nec esse sub ea hora instituendam lectionem in grammatica pro rudioribus, donec nova ordinatio ali ter declararet. [ ... ] Eodem die decrevit facultas feria sexta post prandium esse resumendum, nec observandum esse pristinum morem, quo sextis ferijs ob disputationem ante meridiem habitam postea lectio nulla habebatur saltem bursalis, et hoc ea de causa, quoniam hoc pacto lectiones die balneandi neglectas contingeret suppleri. Eodem quoque die concorditer et consiliariter conclusum est, ut amodo nullus habeatur pauper, id est ad audiendas lectiones gratis admittatur, nisi famulus existat et nisi evidens et notoria sit eius paupertas adminus his, quibus cum conversatur et qui sumptuum eius certiorem possunt habere scientiam, quod antea facultas ipsa multifarie decepta est a quibusdam, qui nomine paupertatem metiebantur falsoque pretendebant, re autem ipsa devitibus erant sumptuosiores. Preterea maturo consilio deliberavit et conclusit, nulli alumnerum suorum posthac licere extra domos approbatas, hoc est bursas et collegia10, habitare, quinpocius omnes publico edicto, quoties opus fuerit, esse admonendos, in bursas commigrent, tales alioquin frustra promotionem ex facultate sperare comminando. 1515 N ov. 22: [ ... ] placuit facultati consiliariter congregate, ut doctor Egkius postulet, quantum mercedis ex facultate pro laboribus suis compositioni novarum processuum et commentari[orum] impendendis habere 8 Vgl. über die Kommentare Ecks zusammenfassend Metzler 50 f. Am 17. 4. 1516 schrieb Eck an Nikolaus Ellenbog, er sei gerade beschäftigt "in novo cursu totius philosophiae excudendo, quem Iaborern facultatis artium rogatu ego desumpsi, non tarnen sine laboris mercedula . . . Cursus erit omnino ad theologiam paratissimus resectis sophismaturn quisquiliis. Stilus erit paulo elatior quam hactenus philosophi nostrae aetatis habuerunt" (A. Bigelmair- F. Zoepfl, Nikolaus Ellenbog Briefwechsel, 1938, Corpus catholicorum 19/21, 145 f.). 9 Die unbekannte Ordinatio (Anm. 7) lag also jetzt vor. Ihr Inhalt wird in den folgenden Protokollen ungefähr erkennbar und erscheint dann zusammengefaßt in der neuen Statutenredaktion von 1519/20 (Regest), die wohl schon 1517 abgeschlossen wurde (Anm. 44). Neben der Neuregelung des Vorlesungsbetriebs ging vor allem auch die Abschaffung der Parteispaltung in der Fakultät auf diese Ordinatio zurück. 10 Das Alte Kolleg, in dem die sechs Kollegiaten auch Schüler hielten, und das Georgianum.

6 Seifert

82

Texte

desideret, quo facto facultas bonorum virorum arbitrio secum concordare deliberavit. 1515 Dez. 9: [ ... ] referebatur ad faeultatem ad eommissionem nobilis et clarissimi viri doctoris Leonardi de Eck de Wollffseck, illustrissimi principis Arionisti magistri curiae11, consultum videri, si locatio tarn bacc [ alariand] orum quam magistrandorum 12 tolleretur, ut que plus incommodi quam commodi, plus odij et discordiarum pareret quam benevolentie et amoris, nee quo deberet modo fieret. Contra autem videbatur facultati, locationem non esse tollendam, quod locatio ipsa calcar esset, stimulus et incitamentum quoddam atque pronotamentum ad bonas literas accuratiori studio capessendas. Quo magistro curie relato, facile facultati assensit. 1515 Dez. 13: [... ] facultati consiliariter eongregatae plaeuit, presente etiam magistro euriae illustrissimi prineipis Arionisti doetore Leonardo de Eck, ut dominus doetor Joannes Eckius theologus suo nomine ederet, que tune parturiebat, faeultas autem ipsa per Eckium faeta et edita suis sumptibus imprimi euraret; et quod predictus magister curiae salarium seu honorarium a faeultate d. Eckio pro laboribus suis dandum suo tempore dietaret boni functus viri officio. In quem etiam d. Eckius haud gravate consentiebat. 1516 März 11: [ ... ] magistri juniores juraverunt in verba nove ordinationis, nam magistri seniores et qui in facultate sunt, antea in eandem juraverunt. 1516 Mai 4: [ ... ] concorditer et consiliariter facultas conclusit texturn Petri Hispani dumtaxat una hora legendum esse, que secundum novam ordinationem illustrissimi principis Guilhelmi prius duabus horis legebatur mane et tempore serotino, presente et consentiente clarissimo doctore Eckio magistro curie. Ammodo vero Petrus Hispanus legatur tantum una hora mane hora quinta13 • Eodem die conclusit facultas qualibet hebdomada duas disputationes in bursis observandas loco conversationis quarta et sexta ferijs, in quibus duo sophismata, unum in grammatica et alterum in dyalectiea, censuit eontrovertenda ad unam horam integram; in qua quidem disputatione omnes magistri resumentes14 sint astricti presidere suo ordine. Statuit preterea inclita facultas magistrum negligentem presidere puniendum 4 grossis, respondentern vero aut opponentem 3 er., seolasticos autem reliquos aut baccalaureos uno er. deerevit mulctandos, que pena eommunitati eedat. 11 Wilhelms IV. jüngerer Bruder Ernst, 1516-40 Administrator von Passau, 154054 von Salzburg, hatte sich am 27. 11. 1515 in Ingolstadt immatrikulieren lassen. Leonhard Eck bekleidete in seinem Hofstaat die offizielle Funktion eines Hofmeisters und wird von der Universität längere Zeit als solcher apostrophiert. - Eine Rede Ernsts an die Ingolstädter Studenten vom 18. 10. 1516: Aventins Werke I 576 f. 12 Vgl. darüber Nr. 7 Anm. 37. 13 So auch nach den neuen Statuten (Prantl II 161). 14 "Resumptio" hieß nun die Bursenveranstaltung, die die abgeschaffte öffentliche "lectio" und das "exercitium" zusammenfaßte. Die Resumptoren wurden von den Bursenkonventaren mit Billigung der Fakultät angestellt und pauschal semesterweise aus den Hörgebühren ent!ohnt (vgl. auch Prantl II 160).

Nr. 17 (1515-16)

83

Eodem die ordinavit baccalarios et provectiores scolasticos astrictos esse pro audienda logica Aristotelis hora septima mane, rudes vero, qui non dum prima fundamenta sat hauseeint grammatice, exercitamenta eadem hora a magistro huic negotio idoneo percipiant1•. In Novo collegio ob lectionem theologicam, cui interesse debent16, horam quintam deligere magistris datur facultas. Eodem die conclusum est, ut magistri a principio lectionum auditores suos diligenter inscribant eisque in fine mutationis dent testimonia de lectionibus auditis, et servetur consuetudo hactenus in lectionibus publicis introducta. Eodem die conclusum est, quod magister negligens lectionem ordinariam17 pro pena det 4 grossos, quam penam conventor pro tempore existens tenetur exigere, et scolasticus 4 d., uti prius erat consuetum. Prefato etiam die concorditer placuit senatui libros Petri Hispani ab Ekio editosts 20 er. vendendos et id negotij Erhardo SampachU committi debeat iuxta modum dandum a facultate. Eodem die fuit iniunctum conventoribus, ut pecunias resumptionibus obvenientes summa opera colligant, que in fine lectionum per facultatem d[istri]buantur, quid cuique resumptori cedere debeat20• [ ... ] ltem latinitas inter scolasticos et baccalarios servanda relicta est arbitrio conventorum et magistrorum, ut illi nedum verbo, verumetiam exemplo eosdem ad romanam linguam cohortentur. 1516 Mai 15: [ .•. ] ordinavit facultas secundum sententiam doctoris Ekij magistri curie cenam hora quinta esse sumendam. 1516 Juni 15: [ . .. ] comparuerunt coram me decano!l procuratores omnium bursarum22, quibus indicavi conclusum facultatis artistice super prestando iuramento fidelis administrationis ac non pluris vendendis victualibus communitati, quam ipsi in foro emerint. Qui matura deliberatione habita ad manus decani iuraverunt in presentia dominorum conventorum in stuba magna universitatis [ .•• ] 15 Ebenso Prantl II 161. Im Winter verschoben sich die angegebenen Zeiten jeweils um eine Stunde. 16 Nämlich diejenigen Stipendiaten, die das Magisterium bereits besaßen und nun stiftungsgemäß Theologie studierten, dabei aber in der Artistenfakultät als Lehrer tätig waren. 11 Identisch mit "resumptio", aber zu unterscheiden von "lectio publica", die es nun nicht mehr gab. 18 Am 19. 5. 1516 erschien in Augsburg der Hispanus-Kommentar Ecks (Metzler 50). 19 Kastner der Universität. Er wurde am 9. 6. 1516 mit 150 fl. Anzahlung und der Anordnung, je 200 Exemplare nach Freiburg und Tübingen schicken zu lassen, zu Müller nach Augsburg gesandt (ebd. 15'). Am 16. 7. 1516 beschloß die Fakultät, weitere 100 Exemplare nach Wien senden zu lassen (ebd. 16). 20 Nach den Statuten von 1519/20 (Prantl II 160) hatte jeder Student bis zum Bakkalariat 6, jeder Bakkalar bis zum Magisterium 8 fl. zu zahlen. Die Einnahmen wurden jedes Semester unter den Magistern verteilt. 21 Nikolaus Appel, vgl. Nr. 22 Anm. 3. 22 Also im Unterschied zu den "conventores" die mit der Wirtschaftsverwaltung der Bursen beauftragten Bursenangehörigen (wohl Magister).

84

Texte

1516 Juni 29: [ ... ] facultas consiliariter congregata consensit, ut 4 fl. renenses contemplatione laborum, quos subit in logica Aristotelis 23 , dentur d. Ekio, tandem nihil pecuniarum recipiat, nisi facta conventione per clarissimum doctorem Ekium magistrum curie. [ ... ] ltem magister Mathias Kretz Tubingensis 24 die prefato petivit recipi ad gremium facultatis; consilium decrevit probare honestatem vite sue usque ad Egidij, quod si interea temporis honeste se rexerit, assignabit eidem pro veteri more materiam questionum disputandarum, quam disputationem ante festurn Michaelis confecturus est. 1516 Aug. 13: [ ... ] convocatis magistris de facultate proposui defectum ex parte grammatice Nycolai Peroti 25 , que resumptoribus visa est in aliquibus nimis succincta, obscura et aliquando superflua. Placuit senatui assumendam Aventini grammaticam hac conditione, si eam reddiderit locupletiorem et [m]agis succosam, ut ommes grammatice partes complectatur, praesertim eciam prosodiam, hoc est sillaharum quantitates 26 • 1516 Sept. 1: [ ... ] facultas consiliariter congregata decrevit in posterum magistrum alterius universitatis emolimentis nostris gaudere valentem astrictum esse facultati in tribus florinis, bidello vero in 64 d. more filiorum nostrorum; in alijs sese priori decreto alias facto conformabit [ ... ] ltem eodem die magister Joannes Aventinus 27 comparuit in consilio facultatis petens nomine illustrissimi principis Arionisti novam bursam erigendam, cui preesse debeant m. Urbanus Rieger 2s et m. Mathias Kretz 29 • Exposuit con23 Der dreibändige Dialektikkommentar Johann Ecks erschien bei Müller in Augsburg zwischen dem 10. 6. 1516 und dem 27. 4. 1517 (Metzler 50 f.). 24 Mathias Kretz hatte in Wien das artistische Bakkalariat, in Tübingen das Magisterium erworben und war seit 1513 Präzeptor im Kloster Polling gewesen; vgl. über ihn ADB 9, 645; Hist.-pol. Blätter 114 (1894) 1 ff.; L ThK 6,604; weiter unten den Eintrag unterm 1. 9. 1516 sowie Nr. 19 Anm. 3. 25 Sie war 1507 anstelle des Priscian eingeführt worden (Prantl I 124) und galt noch 1519/20 offiziell als Lehrbuch (Prantl II 160). 26 Aventins "Grammatica omnium utilissima" war 1512 in München erschienen; eine erweiterte Fassung unter dem Titel "Rudimenta grammaticae" erschien mit Widmung des Verfassers an die Ingolstädter Philosophen am 8. 1. 1517 bei Müller in Augsburg (Aventins Werke I 373 ff.; Wiedemann, Aventin 218 f.). Am 16. 11.1516 erteilte Herzog Wilhelm IV. Erhard Sampach (vgl. Anm. 19) ein Verkaufsprivileg (Werke I 375). ! 7 Avcntin hatte 1495 in Ingolstadt unter Ce!tis studiert, sein Magisterium aber 1504 in Paris erworben. 1507/8 hatte er in Ingolstadt private Vorlesungen gehalten, nun war er 1515 mit Herzog Ernst, dessen Lehrer er seit 1508 war, wieder nach Ingolstadt gekommen. 28 Vgl. Anm. 5. Rhegius hatte im gleichen Jahr das Magisterium erworben, wurde 1517 zum Dichter gekrönt und ging 1519 nach Basel ab. Vgl. über ihn Wiedemann, Aventin 28; Stephan Randlinger, Vorlesungsankündigungen von Ingolstädter Humanisten aus dem Anfang des 16. Jh.: Beiträge z. Gesch. d. Renaissance u. Reformation, Festschr. ]. Schlecht, 1917, 353 ff.; LThk VIII, 1305; ]. Schlecht, Lob- und Spottgedichte Ingolstädter Humanisten: HJb 41/2 (1921) 217 f. -Im Februar 1516 hatte sich Rieger im Auftrag Herzog Ernsts und Leonhard Ecks vergeblich um die Berufung

Nr. 17 (1516)

85

sensum princ1p1s accessisse, cupientis etiam nostram auctoritatem apponi. Quicquid facultas in ea re deccrneret, magistro curie Ekio insinuandum voluit. Consilium facultatis matura deliberatione prehabita conclusit tandem magistrum curie aut principem bene esse informandum, ibi nullam rationabilern causam subesse, cum alie burse non sint tarn referte scolasticis, quin locus eis communis [?] relinquatur. Preterea id vergere in destructionem bursarum, que per egressum magistrorum cum discipulis desolabuntur. Subinde maxima orietur discordia inter magistros nostre universitatis, qui egreferent aliarum universitatum magistrumao ad hunc honorem sibi preferri, occasionemque accipient alij ad eligendum novas domos, quod fiet cum maxima iactura facultatis. Si tarnen nihil ab illustrissimo principe obtineri possit, saltem alij magistri, duobus ijs prefatis exceptis, in locis suis se contineant, ne contuberniorum rectores paciantur detrimentum. [ ... ] Item questio fuit facta de pauperibus, qui sepe facultatem in aureo fallunt, an futuris temporibus debeant satisfacere. Placuit facultati veris pauperibus benignitatem pristinam nequaquam claudendam; dcbent tarnen dare cirographa, se ad biennium exoluturos facultatem; et rigore procedatur contra eos, bene examinando eorum facultates, nec omnes indiscriminatim pro pauperibus habeantur, nisi sit evidens testimonium sue paupertatis, magistris id affirmantibus. Cyrographa examinentur, mittaturque nuncius pro exquirerida pecunia. Item in resumptionibus ordinarijs quo ad precium percipiendum ex lectionibus placuit consilio facultatis equalitatem servandam, ut quicunque resumptor sive in grammatica, dialectica aut philosophia equalem mercedem sit percepturus. 1516 Sept. 2: [ ... ] conveni magistrum curie doc. Ekium nomine facultatis allegans gravamina imminentia bursis per erectionem nove burse, ut supra annotata sunt. Respondit in hunc modum, non esse contra facultatem multitudinem bursarum, seque pro totis viribus cooperaturum, ne alie burse eoipso iacturam paciantur. Quod si facultas velit approbare id factum, bonum quidem; sin minus, ipse velit confirmare [ ... ] Erasmus' nach Ingolstadt bemüht; in seinem diesbezüglichen Schreiben an den Konstanzer Kanzler Johann Faber heißt es, es sei bekannt, ,.quanto amore et benignitatc plusquam paterna Dux Hernestus ... gymnasium nostrum Angelipolitanum confoveat, excolat, ditet suaeque praesentiae splendore illustret, ut vel cum summis academiis literariis contendere audeat: estque ei in animo doctissimos passim, ubiubi in Germania fuerint, conducere suave liberalitate magnifice exornare, quo tandem suo auspicio omnes bonae literae, quae utroque cornu hactenus laborarunt, profligata barbarie reflorescant nativoque restituantur nitori". Ernst und Eck ("cui sum familiarissimus"), in deren Auftrag er schreibe, hielten die Sache für so wichtig, daß sie den Brief durch einen eigenen Boten befördern ließen (P. S. Allen, Opus epistularum Des. Erasmi Roterodami, II 1910, 188 ff. und 204 f.). 29 Vgl. Anm. 24. 30 Also den Tübinger Magister Kretz.

86

Texte

1516 Sept. 15: [ ... ] ad petitionem doctoris Ekij conclusit facultas bursam novam approbandam, si aliquis magister idoneus regimen illius burse a facultate petiverit, dummodo regere iuraverit more aliorum conventorum nec alium modum vel in habitu scolasticorum aut resumptionibus inducat quam is, qui ab alijs observaturst. 1516 Dez. 19: [ ... ] conclusit facultas unanimiter et consiliariter, quod quilibet magister existens in gremio aut facultate, eciam iuniores, in primis duobus annis quod quilibet eorum teneatur presidere, cum ordo ipsum tetigerit, sub pena privationis et gremij et facultatis ac alimentorum. [ ... ] Eodem die conclusum est, quod causa scolarium in Novo collegio deferatur ad magistrum curie, qui conquerelantur de gravamine ipsis imminente ex parte pastus exerciciorum contra Iiteras fundationis huiusmodi collegij32, et quicquid dictaverit, huic standum erit. Eodem die unanimiter conclusit eadem facultas, quod omnes magistri teneantur resumere aut exercere diebus eciam illis, cum habetur disputatio theologica; poterint tarneneo die aliquem alium in locum suum substituere. 1516 Dez. 27: [ ... ] deductum fuit in medium per magistrum curie coram facultate de futuro mathematico conducendo et de salario eiusdem, et conclusum fuit a maiori parte facultatis, quod defalcanda esset quinta pars precij a baccalar[iand]is et ipsi de ea satisfaciendum. 1517 Juni 4: Magister Joannes Vischer33 admissus est ad legendum mathematicam baccharalijs hora quarta, cui per annum de pecunijs per bedellum ex auditoribus colligendis annuatim 18 fl. cedent, residua parte fisco facultatis applicata. Magistri omnes habituati argumententur, alioquin argumentandi locus inter ordinarios disputatores nulli concedetur iuxta decreti cuiusdam tenorem. [ ... ] Immutacio horarum quo ad lectiones ordinarias omnibus magistris denegata est, hijs dumtaxat seclusis, quibus ob stipendia completio lectionis theoloyce incumbit34• 1517 Juni 23: [ ... ] plene congregata facultas conclusit ignes circa bursas in festo divi Joannis non esse accendendos sub pena retardationis quantum ad 31 Die Errichtung dieser "Lilienburse•, zu der die Fakultät also durchaus nicht "gern• ihre Zustimmung gab (Prant! I 134), steht mit der Gründung der unter Leonhard Ecks Patronat und unter Aventins Leitung stehenden Ingotstädter humanistischen "Sodalitas litteraria" in Zusammenhang (vgl. Wiedemann, Aventin 19 ff.). Die Gesellschaft ging 1517 nach dem Wegzug Herzog Ernsts und Aventins wieder ein, die Burse aber bestand zunächst weiter, und zwar bis Dezernher 1517 unter Kretz' Leitung. - Vgl. auch Aventins Werke I 578 ff. ein Smreiben Urban Riegers an Aventin vom 28. 10. 1516 "ex iustamato Liliorum contubernio•. 32 Die Stipendiaten des Georgianums waren durch die Kollegstiftungsurkunde von der Zahlung der Hörgelder bei den Lektionen, nicht aber bei den Resumtionen befreit worden (Prantl II 124). Diese Unterscheidung entfiel jetzt. 33 Er muß an die Stelle Johann Würzburgers (seit 1513) getreten sein, den Prant! (I 137) allerdings bis 1519 verzeichnet. 34 Vgl. Anm. 16.

Nr. 17 (1516-17)

87

scolasticos, suspensionis ab emolumentis quo ad magistros, et non admissionis ad tabulam quantum ad iuristas cibum in bursis sumentes85• Simili pena eos decrevit esse mulctandos, qui timpanis aut quisbuscumque musicalibus instrimentis tempore fontanalium in egressu aut ingressu oppidi utuntur. Conclusit eodem die cum impressione Phisice per d. Eckium edende differendum esse quo ad plus pecuniarum nostro siet erario3 6 • Decrevit insuper cum venditione domus per doctorem Joannem Megersheymer facultati donate usque ad religioserum per monasteria Baioarie destinandorum adventum differendum esses7. 1517 Juli 1: [ ... ] d. doctori Eckio opera Hjeronimi, ipso tres aureos contribuente, fore emenda, quo ipse ab impressione Elementarij38 desistat atque privilegium eiusdem gratia obtentum facultati obsignet. Eidern doctor Joanni Eckio, si facultatem indemnem servare voluerit, omnia tocius Logice exemplaria tribuenda una cum iure desuper atque Phisices impressione obtento fore. Quo rennuente, aliqua ipsi commitenda esse exemplaria, de quarum solutione facultatem reddat certiorem. 1517 Aug. 2: [ ... ] exemplar unum Nove logice Aristotelis vigintiquinque cruc. esse vendendum atque vendicionis onus Erhardo Sampachio fore commitendum. 1517 Sept. 1: [ ... ) conclusit eodem die [facultasl sacerdotes ad magisterium complentes debere et hora secunda poeticam audire lectionem. 1517 Sept. 13: Conclusit facultas Logicam Eckij minorem3V non iam, sed aliquando oportunitate habita imprimendam. Doctori Joanni Eckio 24 exemplaria Logices fore tribuenda ea lege, quod pro 21 infra hinc et festurn Pasce satisfaciat, reliqua tria pro Iabore vendictionis aliorum habeat. Decretum est eodem die Alckovicij lectionem40 esse obmittendam, inque locum eius quid bacchalarijs utilius assumendum, puta quadrivium Heidelvergense41 aut introductorium mathematices ex Margarita philosophica42. 35 Ein interessantes Zeugnis für die Lebensform der Mehrheit der juristischen Studenten; vgl. auch Nr. 7 Anm. 25 ff. 3& Ecks Physik-Kommentar erschien erst im Juni 1518 (Metzler 51). 37 Johann Megersheimer, Medizinprofessor 1483-1516, dann Leibarzt des Bischofs von Würzburg, wollte in die von Herzog Ludwig 1456 im Pfründhaus (dem jetzigen Alten Kolleg) gestiftete Kapelle eine Messe stiften (Mederer I 98 f.). Die Angelegenheit zog sich hin, weil besonders Leonhard Eck die Stiftung anderen Zwecken zuzuführen suchte. - Über den wohl nicht ausgeführten Plan, in lngolstadt ein Mönchsseminar zu gründen, heißt es 1522, er sei noch von Herzog Albrecht IV. gefaßt worden (Nr. 23 Anm. 13). 38 Ecks .,Eiementarius dialectice", ein Auszug aus dem großen Dialektikkommentar (Anm. 23), war bereits am 12. 2. 1517 bei Miller in Augsburg erschienen (Metzler 51). 39 Also der .. Eiementarius", vgl. Anm. 38. 40 Die Astrologie des Alkabitius (S. Günther, Geschichte des mathematischen Unterrichts im deutschen Mittelalter, MGP 3, 1887, 189 und öfter). 41 Nicht identifiziert. 42 Des Gregor Reysch, 1503 erschienen.

88

Texte

1517 Okt. 13: [ ... ] Ex omnibus veteribus statutis et decretis ea que nove non contrariantur ordinationi 43 in unum colligenda esse atque nove ordinationi principis Guilhelmi iungenda fore, quo principis auctoritate confirmentur singula, atque pro eo munere subeundo elegit magistros Joannem Salach, Nicolaum Apell et Georgium Boemum Collegij veteris collegiatos. 1517 Okt. 28: [ ... ] Veteribus statutis novis adunatis primo ingrossentur, post facultati videnda presententur. [ ... ] Dispensaturn est cum monacho, pro quo d. Joannes Eckius intercessit, ne grammaticam audire cogatur; pecunias tarnen de lectione eadem debitas facultati exolvat. [ ... ] Decanus vigilanti cura advertat, ne magistri desides in lectionibus ordinarijs existant, sed utilitati scolasticorum intendant ac decentem processum faciant. Statutis in unum redactis decanus bacchalarijs ac scolasticis convocatis eadem publice legat44. 1517 Aug. 1[!]: [ ... ] vector Steynkircher attulit ex Augusta 184 exemplaria Nove logices, que Erhardo Sampachio sunt oblata. 13. Augusti denuo sunt ducenta exemplaria allata atque ad lectorium Boecij reposita. 23. Septembris tertio allata sunt 184 exemplaria et ad prefatum lectorium reposita. 15. Octobris quarto allata sunt 250 exemplaria pari pacto ad lectorium Boecij reposita. 1517 Nov. 11: [ ... ] profundissimus doctor Joannes Eckius per Iiteras facultati manifestavit, si facultas non Elementaria sua imprimere vellet, ipse suis expensis imprimi faciat; conclusit concorditer facultas, quod huiusmodi Elementaria imprimenda sint facultatis expensis, meliori etiam modo quo fieri queant45. Eodem die unanimiter magister Joannes Kneißlin Angelopolitanus in archibibliopolam facultatis artium assumptus est, ut liberam vendendi ac imprimendi librorum potestatem habeat. Eodem die facultas concluist, 24 Cursus logice doctori Eckio theologo dandos, eo tarnen pacto, ut tantum 20 solvat; de horum solutione suum facultati tribuat chirographum. Eodem die censuit acceptare a doctore Egkio theologo 8 fl. 4 s. pro annuo censu, ea tarnen lege, qua communiter laici seu prophani utuntur, videlicet pro 20 nummis 1 nummus ematur. Eodem die magister Mathias Kretz sibi 6 fl. mutuari petebat, sed propter aera aliena, quibus facultas gravata est, non consensit eius petitioni. Idem Vgl. Anm. 9. Hiermit war also wohl die neue Statutenfassung von 1519/20 (Regest) abge· schlossen. Sie wurde wenig später dem Herzog zur Konfirmation vorgelegt, die aber unterblieb; vgl. Seifert, Statutengeschichte 93 f. 45 Vgl. Anm. 38. 43

44

Nr. 17 (1517)

89

horam octavam mutari postulabatque dispensationem, ut ipse ac monachi eius lectionem visitantes ea hora theologicam lectionem comode audire valeant, quod facultas admisit. Eodem die magister David Rottmundi comparuit coram facultate petens secum dispensari ut ipse extra bursam habitando unam lectionem providere possit. Facultas non aliter consensit, nisi ipse consensum et licentiam a nobili viro doctore Leonhardo de Eck impetret. Eodem die facultas famulo Eckij theologi pro laboribus habitis scribende Nove logice texturn unam Novam logicam donavit. Eodem die censuit facultas famulis calcographi Miller nihil pro bibalibus sit donandum. 1517 Nov. 15: [ ... ) assessores et ego munivimus libros in Boetij lectorio positos et reperti sunt P. Hisp. 225, Veteris artis 459, Logica Aristotelis 562 cum aliquot complementis. Eodem die assessores et ego prenominatos libros magistro Joanni Kneißlin presentavimus cum clavibus ad huiusmodi, ut ipse liberam habeat potestatem tractandi, vendendi, mutandi, ut libet, pro comodo tarnen facultatis. 1517 Dez. 18: [ ... ) referebatur ad facultatem ad commissionem clarissimi doctoris Ioannis Eckij, si facultati consultum videretur, unum in mathematica ac in toto quadrivio epitoma, quod pro scolasticis legendum sit, componere ac edere velit, quod summe placuit facultati, ita tarnen componat, ut idipsum epitoma demonstrationes sparsim in libris Aristotelis positas declarat principiaque mathematicalia clare ac dilucide tradat. Eodem die magister Joannes Kneißlin sua sponte facultati promisit, idipsum mathematicale epithoma suis expensis imprimi facere velle, ita ut dimidium lucri facultati cedat; damnum ipse magister Joannes solus patiatur, ac doctorem Joannem Eckium de laboribus contentum reddat. Eandem promissionem facultas gratanter acceptavit4&, 1517 Dez. 29: [ ... ) ad facultatem referebantur ad commissionem nobilis ac clarissimi viri doctoris J oannis [ !) de Eck de Wolffseck aliqui articuli, ad quos venerabilis senatus maturo concilio conclusit sequentia: Primo revisit statuta tarn nove quam veteris ordinationis concordata ac superflua resecata et huiusmodi doctori Leonhardo Eckio per decanum et assessores obtulit. 2us articulus fuit de impressione Phisice Eckij tamdiu suspensa; conclusit facultas Phisicam esse imprimendam et magister Joannes Kneißlin id laboris accepit eo modo quo supra epithoma mathematicale, videlicet ut dimidium lucri cum facultate dividat suisque expensis imprimat etc.47 Jus articulus: voluit Leonhardus de Eck, quod quidam mathematicus qui appellatur Pheniseca48 assumeretur in locum doctoris Joannis Vischer, non Die "Epitome in arithmeticam" Ecks gilt als verschollen (Metzler 45). Vgl. Anm. 36. 48 Johannes Foeniseca aus Augsburg (vgl. Hartig 126); er wurde aber wohl nieht berufen. 46

47

90

Texte

obstante huiusmodi volitione; conclusit facultas quod doctor Joannes Vischer in sua lectura maneat, legat tarnen ea que videntur pro scolasticis utilia. 4us articulus propositus ad commissionem Eckij: magister Conradus 4 ~ amovendus sit a stipendio. Respondebat facultas, ipse rite et legitime electus esset et sibi ius ex electione acquisitum, quod non vellet arripere nec eum amovere. Si autem illustrissimus princeps expellere eum nec Novo collegio pati inesse [?), facultas nihil vu!t agere contra eius potentiam ac potestatem. Dicebat doctor Leonhardus de Eck talia illustrissimo principi velle detegere; si princeps sustineat et eius assumptionem confirmat, sibi quoque contentus sit. [ ... ) Eodem die facultas ordinavit, doctor Leonhardus de Eck precandus sit, ut facultatem in suo privilegio conservet, videlicet illo, ut eaipsa consiliarios suos ad consilium universitatis pertinentes eligat et non ipsi doctores 50 • Licet hoc magistro curie propositum fuerit, nullum tarnen ad hoc dedit responsum. Magister curie vu!t, ut fiat strictum statutum baccalaureis de precio mathematico persolvendo, ita quod nulla fraus committatur, ut per aliquos iuniores magistros fertur factum esse. Idem magister curie vu!t, quod facultas cum magistris sive senioribus seu iuvenibus in delictis et in inobedientia stricte agat.

18. 1517 Mai 15 Universität Wien an Universität lngolstadt: verweigert ihr unter bestimmten Vorwänden die Mitteilung ihrer Privilegien.

UA D VII 4/1 (Ausf.). Nach der Absage von 1513 (Nr. 15) hatte die Universität Ingolstadt erneut 1515 (Briefentwürfe in UA B III 1), dann durch Vermittlung ihres früheren Mitglieds, jetzigen Passauer Offizials Christoph Tengler versucht, zum Ziel zu kommen.

Salutern et felicitatem in Domino sempiternam, magnifice domine rector, humanissimi ac praestantes fratres et amici dilectissimi. Accepimus litteras vestre universitatis nobis superioribus diebus transmissas 1, unde et ex quibus sane intelleximus repetitam illam sollicitacionem de et super exhibendis privilegijs nostrae universitatis, nuper officio et opera reverendi patris domini Cristoferi Tengler, reverendissimi domini episcopi Pataviensis infra Onasum officialis 2, transsumptis et exemplatis. Cum autem in hac eadem transsumpcione iuxta peticionem d.v. primam modus non sit observatus et ultra petita ad 49 Konrad Schaider, der am 3. 12. 15 auf das 1513 von Johann Widmann gestiftete, von der Fakultät vergebene Stipendium gesetzt worden war. Gegen ihn unterstützten der Herzog bzw. Eck Johann Schröttinger. Vgl. dazu Vorbemerkung zu Nr. 19. 50 Seit dem Frühjahr 1516 war die Artistenfakultät im Universitätssenat durch ihren Dekan und drei gewählte Magister vertreten. Vgl. dazu Nr. 9 Anm. 12 und Nr. 25 sowie Seifert, Statutengeschichte 190 ff. 1 Dieser Brief ist nicht erhalten. 2 Christoph Tengler, von 1491 bis 1514 in Ingolstadt, 1494 Magister, 1510 Dr. iur., 1504-14 Kollegiat, 1511 Rektor; vgl. schon Nr. 7 und Nr. 11 Anm. 1.

Nr. 18-19 (1517)

91

maiora processum in rescriptis et transsumptis ne dum privilegijs pontificalibus solum et dumtaxat petitis et concessis, sed eciam sacri concilij, imperialibus, ducalibus pariter et statutis ac generali conflatu et tota massa universitatis contra rescripta et non petita, quarum gracia et occasione tota ipsa universitas propterea specialiter congregata et collecta huiusmodi transsumptionis librum ex causis tune racionabilibus motis, deductis et allegatis dandum et exhibendum recusavit pariter et denegavit. Quocirca cum amplius in potestate nostra quitpiam decernere et in hoc casu dare non sit, plurimum vestras exinde rogamus dominaciones, eamipsam rem equo et pacienti sufferre animo. Notificamus denique vestrum tabellarium plurimum nobis fuisse molesturn et importunum ipsumque in hac causa decretum nostrum cum sibi id in scriptis tradidissemus, temerario ausu lacerasse et ipsum laceratum in lutum proiectum pedibus calcasse. Postremo premissis non obstantibus devovemus nos in alijs vestris dominacionibus semper amicos et reipublice vestre paratos et promptissimos (si aliqua in nobis suffragij et patrocinij erit facultas) adiutores. Valete in domino felicissime et diu. Rector, decani et procuratores universitatis Viennensis.

19. 1517 Dez. 31- 1518 März 5 Protokoll der Artistenfakultät: Herzog Wilhelm IV. (bzw. Leonhard Eck) erkennt die Wahl johann Schröttingers zum Regens des Georgianums nicht an und zwingt der Fakultät an seiner Stelle den Magister Mathias Kretz auf.

UA Georg. III/22, 24'-26 (Or.). Der Regens des Georgianums sollte der Stiftungsurkunde von 1494 zufolge (Prantl II 122 f.) durch das Konzil der Artistenfakultät gewählt werden. Am 3.12. 1517 hatten sirh die Magister Konrad Srhaider und Johann Srhröttinger, beide mit Empfehlungssrhreiben des Herzogs, um ein freies Stipendium des Georgianums beworben; Schaider war von der Fakultät gewählt worden, dorh hatte der Herzog am 18. 12. srhriftlich und am 29. 12. mündlirh durch Leonhard Eck die Annullierung dieser Wahl zugunsren Schröttingers gefordert. Auf lebhaften Widerspruch der Fakultät hin hatte sirh Eck bereiterklärt, dem Herzog die Entscheidung erneut anheimzustellen (Nr. 14 Anm. 36). Die Fakultät mußte also glauben, im Sinne des Herzogs zu handeln, als sie Schröttinger zum Regens wählte. Die folgenden Vorgänge offenbaren das Maß, in dem die Fakultät und mit ihr die Universität bereits dem "Patronat" Leonhard Ecks ausgeliefert war.

1517 Dez. 31: [ ... ] praeclara artium facultas conciliariter et unanimiter conclusit, ut una nominatio Novi colegij regentis, cum antiquus regens doctor Andreas Henlin non sit amplius permansurus 1, ut ipsemet retulit et credidit iam

1 Andreas Hainlein (vgl. Nr. 17 Anm. 1), Regens des Georgianums seit Februar 1516, war im Oktober 1517 zum Baroberger Weihbischof bestellt und zum Dr. theol. promoviert worden.

92

Texte

vacare regentiam, et ne subitanea regentis assumptio sit damnosa Novo collegio, videbatur facultati consultum, iam nominare aliquem, qui interim possit se providere de lanione, pistore et cum scolasticis, procuratore et alijs necessarijs. Eodem die coram facultate magistri Joannes Schrötinger2, Mathias Kretz3 comparuerunt petentes pro Novi collegij regentia. Facultas matura deliberatione pensitavit Iiteras ducis commendaticias ipsi Schrötinger datas, promissionem sibi a facultate prius factam consideravit4 et non minus mente devolvit suos Iabores, quos in Solis contubernio habuit, et eum unanimiter nullo discrepante in regentem Novi collegij nominavit et nominaturn proclamavit. Magistro Mathie Kretz promisit se esse memorem suarum precum. 1518 ]an. 2: [ ... ] coram facultate per plene congregata ut moris cst illo die congregari clarissimus vir doctor Thomas Rumelspach5 comparuit nomine magistri Joannis Schröttinger, quamvis ipse esset nominatus a facultate pro novo regente, putaret modicum ius sibi esse per nominationem acquisitum, quapropter facultatem precaretur, ut ipsum etiam eligerent, cum ipsa regentia iam vacaret [ ... ] Propterea ipsa facultas processit ad electionem et concorditer magistrum Joannem Schrötinger prius nominaturn iam elegit et electum pronunciavit ac possessionem cum notario et decano tradidit, ipso doctore Hendlin iam negante, que prius decano ,et magistro Joanne Zaller6 presentibus dixit, et postea cum suis literis minabatur procedere iuridice contra decanum, si talia plus de eo revelaret, nam ipse promisit magistro curie7 non velle resignare nisi ad iussionem suam. 1518 ]an. 7: [ ... ] facultati collegialiter convocate magister Joannes Schrötinger supplicavit, ut ipsa facultas suam electionem legitime, rite secundum privilegium facultatis factam ipsi universitati detegat et eius auxilium ac defensionem implorat, ne a iure suo cadat. Idipsum facultas annuit faciendum et magistras videlicet Joannem Zaller, Joannem Kneißlin una cum duobus unioribus [ !] magistris ad vicerectorem8 et decanos direxit, quatenus huiusmodi electionem [ defen] dant. [ ... ] Eodem die facultati a unioribus [!] magistris una scheda ipsis subscriptis in ea missa, qua supplicabant facultati, ut facultas eorum iura ac privilegia manuteneret defenderet, nam illis ablatis nulla spes provisionis ipsis magistris remaneret. I psa facultas non conqueri posset de eorum negligentia erga 2 Johann Schröttinger, imm. 1506, Magister 1511, Konventor der Sonnenburse 1515. 3 Mathias Kretz, im Oktober 1516 von Leonhard Eck zum Konventor der neugegründeten Lilienburse bestellt (vgl. Nr.. 17 Anm. 29). 4 Nämlich bei der Vergabe des Fakultätsstipendiums an Konrad Schaider; vgl. Vorbemerkung. 5 Ramelspach, Kollegiat 1510-17, Theologieprofessor 1516, Dr. theol. 1517, 1518 als Prediger nach Passau, gestorben 1530. e Vorgänger Hainleins in der Regenz des Georgianums (1507-1516). 7 Leonhard Eck, Hofmeister des Herzogs Ernst. 8 Michael Marstaller, Prof. iur., Vizerektor des Rektors Kar! Schenk von Limburg.

Nr. 19 (1518)

93

scolasticos et bursas, cum ipsi diligentissimi essent; post tarnen magnos Iabores nichil comodi seu lucri mererentur9• Promissit tarnen eis facultas omnem diligentiam adhibere velle. 1518 Jan. 9: [ ... ] facultas solenniter et consiliariter congregata conclusit concorditer, quod decanus 10 cum omnibus suis consiliaribus una cum unioribus [!] coram rectore et universitate compareat et sua gravamina ac impedimentum sue electionis regentis detegat ac universitatis auxilium imploret, et ipse decanus ut decet loquatur. Eodem die prandio facto comparuit decanus cum tota facultate et iunioribus magistris coram generoso barone Carolo Schenck de Limpurg Semper Frey rectore magnifico et tota universitate et proposuit primo, quomodo iuste, rite ac legitime secundum Iiteras Novi collegij fundationis facultatis artium privilegium et ius condentes [?] ac electionem regentis ad facultatem spectantem eiegisset Schröttinger. 2 ° proposuit facultas lamentabiliter et querulose contra quendam qui se magistrum Mathiam Kretz solet appellare, qui nititur sua temeritate preclaram facultatem in sua legitima electione impedire et proprio ausu seipsum in Novum collegium contra ius intrudere, oblito, pro dolor, suo iuramento facultati prestito eam promovere, non impedire velle iuramento in admissione ad gremium confirmavit, cuius iam non memor est. Quapropter facultas artium ab universitate asistentiam ac defensionem, ut mater suos defendere natos solet, enixe petijt, ne a suo iure cadat. Ipse vero Kretz ex parte adversa gloriabatur se habere Iiteras a principe illustrissimo Guilhelmo, quibus dux doctori Andree Henlin preciperet, ut sibi possessionem Novi collegij, claves et omnia alia que ad officium regencie pertinerent, resignaret ac offerret. Idem Kretz renuit et recusavit huiusmodi Iiteras universitati manifestare. Eodem die universitas facultati assistentiam auxiliumque addixit et ipsa de iure electionis et fundatione Novi colegij principem informare literis promisit, et ne aliquis contra legitimam electionem intruderet[ ur]. Eodem die una supplicatio ad principem magistro Joanni Schrötinger a facultate concessa ac decreta est. Magister Ybanus Ott est sibi pro adiutore a facultate ordinatus datusque, ut ipsi etiam oretenus principem melius informent. Eodem die inclita facultas censuit magistrum Joannem Schröttinger non debere inire in concordiam et pactum cum Mathia Kretz, ut ipse Kretz habeat proximam collegiaturam vacantem et a regentia desistat magistroque Joanni Schrötinger dimittatu. 8 Das war offenbar gegen Kretz gemeint, der 1516 nach Ingolstadt gekommen war und daher als "advena" galt. to Magister Johann Vener. 11 Diesen Kompromißvorschlag hatte die Universität gemacht; die Kollegiaten des Alten Kollegs hatten sich bereit erklärt, Kretz auf die nächst vakante Kollegiatur zu wählen. Mit 40 fl. Jahreseinkommen stand die Regenz den Kollegiaturen finanziell gleich.

94

Texte

1518 ]an. 14: [ ... ] coram facultate comparuit egregius doctor Andreas Henlin antiquus regens Novi collegij et suam regentiam facultati resignavit, quam facultas acceptavit. Idem doctor dominis de consilio facultatis artium existentibus 1 fl. pro valete donavit et facultas eandem donationem grato animo acceptavit. Idem doctor facultati non cum resignatione clavium festinare velle promisit. 1518 ]an. 16: [ ... ] facultati conciliariter convocate sunt lecte litere ab illustrissimo principe misse, quibus dux prohibet, ne facultas nec verbo nec facto ullomodo impediat magistrum Mathiam Kretz in sua regentia sub pena relegationis et amissionis tarn provincie quam civitatis Ingolstadt, ut clare patet in literis cista seu armario facultatis positis. Censuit tarn universitas quam facultas in hoc negotio quiescendum esse, cum ipsi de universitate et facultate fecerint ea que eorum conscientia ac iuramenta dictabant. Princeps ergo faciat cum collegio quicquid velit et cum regente, ipsi sint securi et quieti. 1518 ]an. 17: [ ... ] magister Joannes Schrötinger coram facultate gesta et facta in Monachio coram principe narravit, quomodo princeps non audiverit supplicationes, sed ipse magister curie solus recepisset et legisset, maledixisset. Conclusit facultas deliberatione prehabita, quod copia literarum a duce missarum cum doctore Georgio Bohemo medicot 2 ad Monachium sit mittenda et inquirat, an princeps cum suis consiliaris [ !] facultati prebere audientiam velit ad excusandum se, putat enim facultas ducem hoc in negotio non esse bene instructum, ut perlucide ex literis facultati ac universitati missis percipi potest. 1518 Febr. 9: [ ... ] magister Mathias Kretz suo regimini Lilij renunciavit, quam resignationem facultas cum conditione acceptavit, videlicet illa ut suo patrono de domus censu satisfaciat et alium, qui vicem eius usque ad mutationis finem gerat constituat. Nolebat autem facultas alium ad regimen contubernij statim acceptare, ne sibi cum bursa contingeret quid cum stipendiato et regente contigit. 1518 März 5: [ ... ] facultati solenniter congregate nobilis ac doctus vir Leonhardus de Eck proponi iussit primum, contubernium Lilij alteri conventori conferatur. Desuper facultas consuluit intimationem huius vacationis fieri, ut moris est facultatis bursas vacantes prius proclamare 13 •

20. 1519 ]an. 9 - 1520 Apr. 3 Protokoll der Artistenfakultät: ergänzende Beschlüsse zu der seit 1515 eingeführten Reform des artistischen Lehrbetriebs. UA Georg. III/22, 30-44 (Or.). Mit den folgenden, teils informellen Ratsbeschlüssen, teils formellen Statuten, 12 Georg Beheim (Boemus, Spies), Medizinprofessor seit 1504; zu unterscheiden von dem gleichnamigen Kollegiaten und Juristen. t3 Zum neuen Konventor der Lilienburse wurde wenig später Schröttinger bestellt.

Nr. 20 (1519)

95

wurde die seit 1515 Schritt für Schritt eingeführte Reform des artistischen Lehrbetriebs abgeschlossen. Ihre wesentliche Neuerung bestand (vgl. oben Nr. 17) in der Ersetzung des traditionellen Regenzsystems mit öffentlichen Kollegvorlesungen und Bücherauslosung durch Bursenveranstaltungen ("resumptiones"), die für jede Burse gesondert durch angestellte Magister auf der Grundlage der gedruckten Aristoteleskommentare Johann Ecks durchgeführt wurden.

1519 ]an. 9: Prirno proposui facultati puncta, que ipsa 18. Decernbris concluserat, et quod eadern Leonhardo Eck nobili ego et assessores denudavirnus1 ; eciarn nonnulla dubia, que facultas tune rnovit circa conclusa, presertirn de filijs civitatis : an scolastici possint audire lectiones privatas ab alienis rnagistris, et an stantes extraordinarie sint prornovendi. Respondit Eckius: prirno quod filij civitatis possint curn parentibus habitare, preceptiones tarnen sint in locis approbatis; 2° scolares prohibeantur, ne audiant lectiones privatas eciarn extra contubernia; 3° quod isti 28 non prornoveantur. Circa hec tria puncta facultas nil conclusit, sed voluit et conclusit, ut rnitterern nornine facultatis litteras et eciarn ornnia ista puncta, conclusa et non conclusa ad clarissirnurn d. Leonardurn de Eck et in litteris ei indicarern, quod facultas in his tribus punctis haberet difficultatem; vellet tarnen curn sua dominacione mature super his et alijs deliberare. Et has litteras et puncta destinavi ad d. Leonardum Eck 14. Januarij. Voluit eciam facultas, ut ad puncta adderern et illud, quod facultas habeat plenarn iurisdictionern puniendi excedentes ornnes et singulos conventores, rnagistros, scolasticos etc., in omnibus quoque alijs rebus inclitarn facultatem tangentibus. 1519 Febr. 9: [ ... ] conclusit facultas, ut conscribi facerern omnes bacc [ alario] s so! ventes et his rnandarern, ne pecuniarn facultati ex parte mathernatici debitam2 resurnptoribus darent, sed facultati aut ad hanc pecuniam exigendarn deputato. Eodern concilio conclusit facultas, ut ob inordinatarn vitam rnoresque incornpositos contubernalium et rnagistrorum et scolasticorurn ego cum assessoribus et alijs, quos velirn vocare, examinarernus ornnes et singulos conventores, per hos quoque recitata facultati detegerern. Et eodern die vocari feci omnes et singulos conventores quos omnes et singulatirn ego in presentia assessorurn et Georgij Swemermayr3, notario universitatis nostre presente, sufficienter exarninavi de singulis excessibus per se rnagistrosve quoque scolasticorurn contingentibus.

1 Ebd. 29': 1518 Dez. 18 "facultas conclusit nonnulla puncta secundum mentem m. curiae, quae ad statuta sunt ponenda, et voluit quod ego (Dekan Wolfgang Lotter) et assessores hec et aliqua dubia, quae tune facultas movebat, eidem magistro curie detegeremus". 2 Vgl. Nr. 17, 27. 12. 1516. 3 Georg Schwebermaier, Kollegiat seit 1506.

96

Texte

1519 Febr. 14: [ ... ] notarins coram facultate legit ea, que conventores in presencia mei et assessorum recitaverant. Voluit facultas, ut mitterem notarium ad singula contubernia, qui nomine decani mandaret singulis conventoribus publice in mensa, ut regerent iuxta statutorum contubernalium tenorem, rebelies vero et magistros et scolasticos decano presentarent, ut condignam luerent penam. · 1519 März 13: [ ... ] mandavi omnibus resumptoribus et alijs sub pena privacionis omnium emolumentorum, ut nullus deferat decetero arma publice in contubernio. Item prohibui sub pena arbitraria, ut nullus recipiat pecuniam ab ipsis baccalarijs facultati ex parte lectionis mathematice debitam. Item eodem consessu prohibui conventoribus, ut nullus sine magna causa eminente pernoctet extra contubernium sub maxima pena contrafacienti infligenda. 1519 Mai 6: [ ... ] placuit facultati pro incremento et bono regimine bursarum repetitio iuramenti conventorum et magistrorum conregentium, ut regant secundum statuta bursalia et legant iuxta nove ordinationis dispositionem sub pena ipsis a facultate infligenda; hoc publicavi per notarium Dominica die sequenti. Decrevit quoque facultas4, ut singulis annis cursus Eckianus ex integro legatur tarn in logica, tarn in philosophia. Et quia clarissimus et nobilis doctor Eckius Leonardus ordinavit legendos hos tractatus Petri Hispani pro scholasticis pro una mutatione: primo secundum, dein tertium primum et quartum, et pro baccalarijs liber Physicorum integre legatur (ut ipse voluit) pro una hora mane, et pomeridiana lectione statuit idem legendos libros De anima et Parvorum naturalium, et quia voluit idem magister curie, ut simul unica mutatione legeretur Vetus logica unacum libris Priorum, statuit facu!tas pro scholasticis docendos pro altera mutatione tractatus Petri Hispani quintum, sexturn et septimum, et pro baccalarijs legatur singulis mutationibus liber Physicorum ob sui difficu!tates et principia aliarum partium philosophie naturalis, que in ipso continentur, et post meridiem legantur unica mutatione libri De celo et mundo, De generatione et corruptione, Metheororum. Preclara artium facu!tas statuit hora octava vel septima secundum temporis qualitatem, hoc est secundum quod mutatio est hiemalis vel estivalis, legendos et interpretandos libros nove logice Posteriorum, Topicorum et Elenchorum, ita quod semper vicissim et a!ternatim legantur Vetus ars et libri Priorum et suprascripti, videlicet Posteriorum etc. [ ... ] Tarnen magister Blasius Cotterlin exemptus est pro hac mutatione quo ad Petrum Hisparrum propter pueros instituendos a novo et lecturus est primum et septimum tractatus, alias tarnen lectiones servabit sicut in alijs bursis [ ... ] Voluit preterea facultas fieri inhibitonem per omnes bursas, ne extraneus legeret lectionem bursalem. 4

Vgl. dazu die Statutenredaktion Prantl II 161.

Nr. 20 (1519)

97

1519 Juni 10: [ ... ] Conclusit et decrevit facultas eodem die propter negligentiam tarn magistrorum legentium, tarn scholasticorum auditorum, quod decanus in fine mutationis debeat simul cum suis assessoribus vocare et lectores et auditores ad inquirendum de eorum negligentia. Potest quoque (similiter facultati placuit) decanus requirere de defectibus assignandis magistros, eosdem sub iuramento prestito facultati, quando fuerunt recepti ad gremium, si necessitas postulaverit, tempore vero, quando admittuntur scholares ad examen, debent puniri duplici pena; magister enim legens, qui assignat defectus, habebit suam penam alias statutam, facultas vero punitura est pro arbitrio. [ ... ] Conclusit eodem die unanimiter consilium nostrum, quod magister Conradus Thüman omnino debeat inhabitare contubernium Parisiense aut lectiones bursales relinquere. Item prohibuit eciam facultas magistro Conrado predicto et magistro Carolo, ne amplius legant hora sexta mane sub pena privationis mercedis laborum suorum. 1519 Sept. 15: De transgressoribus ad examen vel tentamen non admittendis. Volumus sub pena non admissionis ad aliquem gradum nostros studentes non visitare dimicatorum scholas nec tabernas publicas neque alia loca suspecta. Nolumus etiam quempiam nostre facultatis studentem luxuriosum, ebrium, noctivagum, furem, lenocinantem, magistris aut alijs injurantem aut publice aut privatim quoquomodo detractorem promovere, [ne] infamibus siquidem et indignis portas dignitatum quis aperiet. (Hoc est antiquum statutum, sed ex ordinatione facultatis per bursas publicatum.) De conversationibus equaliter in omnibus contubernijs servandis. Anno decimonono die vero Egidij facultatis artium consilium plene congregatum unanimiter et concordibus suffragijs decrevit et conclusit omni die habendam conversationem6 , excepto profesto, die vero Jovis et diebus feriatis nullo modo pretermittendam; et decrevit magistrum hanc contumaciter negligentem his diebus privandum lectionibus et mercede ex ea accipienda, scholarem vero contumacem et rebellem retardandum. Si vero ex contumatia non fuerit negligentia facta, punientur pena solita. De distributione librorum facienda per conventorem ante festa Gregorij et Egidij et a facultate approbanda. Eodem die statuit et conclusit concorditer pro nova ordinatione conservanda, quod conventores futuris temporibus magistras lecturos, quos elegerunt, facultati in zeda conscriptos in die Egidij et Gregorij ostendant ad approbandum doctos et dignos. Jam vero, quoniam dies Egidij abierat, voluit hoc fieri ad futuram angarie congregationem. De solvenda mercede pro lectionibus7 •

5 Die folgenden Statuten sind schönschriftlich in einem Zug geschrieben; die Datierung ergibt sich aus dem zweiten Statut. 6 Vgl. zu dieser alten Einrichtung schon Prantl II 50 f. (1473). 7 Vgl. Prantl II 162.

Seifert

98

Texte

Eodem die nullo Contradieente conclusit inviolabiliter observandum, prima, quicumque fuerit intitulatus, si inceperit audire bursales lectiones nove ordinationis mutatione estivali post festurn Joannis Baptiste et mutatione hyemali post Conceptionis Marie, ijs non obtinebit a magistro Iegente recognitionem de integra mutatione, nec magister legens integrum pasturn ex auditore recipiet, sed equitate suadente secundum ratum temporis. Secundo quicumque non fuerit intitulatus ad lectiones bursales nec eas inceperit audire mutatione estiva ante festurn Egidij, hyemali ante festurn Gregorij, ijs audire potest nullam daturus mercedem. Tertia quicumque fuerit inscriptus ad lectiones bursales tempore medio, scilicet inter festurn Joannis Baptiste et Egidij mutatione estivali, et festurn Conceptionis Marie et Gregorij mutatione hyemali, ijs sit inscriptus tarnen expressione diei et materie lecte; hinc quoque magistri legentes de lectionibus ad aliquot temporis auditis et non de integra mutatione testimonia dabunt, nec integrum pasturn solvet auditor, sed secundum ratum temporis. 1519 Sept. 6: [ ... ] convocato consilio nostro sub debita obedientia omnes et singuli de nostro consilio concluserunt et decreverunt concorditer, eos esse astrictos ad quinquies argumentandum in disputationibus ordinarijs ut sequitur: primo collegiati omnes; regens Novi collegij, conventores omnes, sive legant vel non; legentes in contubernijs seu resumentes; examinator vel tentator pro sua mutatione. 1519 Okt. 16: [ . .. ] convocata facultas approbavit magistras lecturos futura mutatione hiemali, ut sequitur: prima omnes in contubernio Lilij, dempto magistro David, qui non admissus est, eo quod habeat discipulos stans extra contubernium, cum sit contra decretum, et quia prius, ut patet in superioribus actis meis, erat admissus cum conditione, cui non satisfecit; non enim obtinuit dispensationem a magistro curie. Item eodem die admisit facultas per dispensationem, quod pedagogiums et logica Aristotelis legerentur hora nona propter magistras complentes theologiam. ltem secundo omnes in Novo collegio fuerunt approbati, dempto magistro Martino Keller, qui non erat de gremio. Magister Joannes Scherding admissus ad lectionem, non tarnen publice deferat arma sicut detulit. In contubernio Aquilae omnes admissi. In Angelica bursa sunt omnes approbati, magister tarnen Jacobus Weber summam adhibeat diligentiam legendo, ne querela contra eum oriatur. In contubernio Draconis omnes admissi, tarnen legant diligenter non omittendo lectiones; magister Nicolaus non fuit presens in approbatione. In contubernio Parisiensium omnes approbati. 1520 Apr. 3: [ .. . ] facultas arcium ad requisicionem doctoris Leonardi de Wolfseck ad consilium suum recepit dominos conventores' magistrum Matheum 8 8

D. h. der grammatikalische Anfängerunterricht. Die nach den Statuten konzilsfähig waren (Prantl II 154 f.).

Nr. 21 (1520)

99

Lucz burse Angeliceto, magistrum Johannem Modler Lilij burse et Anthonium Praw burse Parisiensium11, illa tarnen condicione, quod hij venerabiles magistri sint in consilio dum sunt in actuali regencia, si autem aliquis conventorum non est amplius in actuali regencia alicuius burse et eciam non complevisset quatuor annos in magisterio12, sicut eciam de illis quatuor annis ... [?] defretum, ille magister qui fuit conventor sua sponte et voluntarie, sine requisicione alicuius consilium exeat et complecionem quatuor annorum sicut alij magistri debet facere et hoc idem se facturum iuravit quilibet eorum.

21. 1520 Juni 25 Senatsprotokoll: der Senat erteilt den Bursenkonventaren disziplinarische Auflagen. UA D Ill 4, 58 (Or.).

ltem rursum ex concluso universitatis comparuerunt omnes conventores bursarum et cum quolibet senior et junior ex magistris bursalibus. Illis omnibus et singulis decreto rectoris et consilij mandato sub penis infra descriptis injunctum est, quod videlicet quilibet ex eis estivo jam temporis curriculo bursam suam claudere faciat hora cene, et ea finita rursum evestigio aperire, ut juvenes spatium pro recreatione habere valeant. Deinde habeatur conversatio hora septima, ad eandem fiat pulsus solito more et claudatur bursa evestigio sub pena duorum florenorum per conventores, ubi Contrafactum fuerit, irremissibiliter solvendorum. Et habeat quilibet conventor unacum magistris suis bursalibus singularem advertentiam ad eos, qui clauso contubernio conversationi non interfuerint, eosdemque stricte puniant. Si vero contingeret aliquem ex suppositis extra bursam absque licentia et rationabili causa per noctem unam vagari aut bursam non inhabitare, ille immediato sequenti die per conventorem denuntietur rectori sub pena arbitraria contrafacientibus infligenda. Neque liceat alicui ex magistris preter consuetas horas bursas in et egredi. ltem etiam conventores et magistri bursarum summis viribus studeant Factiones precavere et omnes occasiones seditionum, precique illa nomina factionaria de d. Phiiomuso et Longicampiano 1 elidere. Pacem et tranquillitatem inter se ipsos et eorum subditos quoscunque etiam alias habeant et quanto melius potuerint, procurent. Ea omnia singulari studio facere omnes conventores stipulatis manibus domino rectori promiserunt. Mathäus Luchs, vgl. Nr. 17 Anm. 4 und Nr. 25. Anton Braun, Magister seit 1520; 1522-29 Regens des Georgianums, dann Weihbischof von Eichstätt. n Diese Bedingung für die Konzilsmitgliedschaft stammt aus dem Jahre 1476 (Prantl II 54 sowie 154). 1 Jakob Locher (Philomusus), Poet in Ingolstadt 1498-1503 und wieder 1506-28. - über Johann Gussubelius (Longicampianus) ist nur bekannt, daß er 1520 die Begrüßungsrede für Reuchlin hielt (Erman-Horn Nr. 14 107). Über die hier gemeinte Humanistenfehde vgl. Schlecht (Nr. 17 Anm. 28) 231 ff. 10

11

i•

100

Texte

22. 1520 Okt. 12 - 1522 ]an. 24 Protokoll der Artistenfakultät: Auseinandersetzungen um die Kollegiaturen des Alten Kollegs.

UA Georg. III/22, 46'-61' (Or.). Am 3. 5. 1518 hatte Herzog Wilhelm angeordnet, daß künftig von den sechs Kollegiaten zwei in der theologischen und je einer in der juristischen und medizinischen Fakultät als Lehrkräfte eingesetzt werden sollten (Regest). Die Artistenfakultät hatte dieses "rescriptum" unter Protest zur Kenntnis genommen; da jedoch einstweilen keine Vakatur eintrat, kam der fällige Konflikt erst zwei Jahre später zum Ausbruch. Auf die Nachricht vom bevorstehenden Eintreffen herzoglicher Kommissare hin hatte die Fakultät im Juni 1520 Beschwerdeartikel aufsetzen lassen und sie am 14. Juli bestätigt (ebd. 45'). Vgl. zu der folgenden Auseinandersetzung Seifert, Collegium vetus 42 ff.

1520 Okt. 12: [ ... ] consilio plene congregato posui 1 in consultationem incl:ti collegii artistarum, cum in articulis propositis consiliariis principis nostri illustrissimi hucusque nihil actum sit nec etiam facultati responsum, an illi veniant, etiam proponendum clarissimo viro domino doctori Eckio de Bolseck, et precipue articuli statuta facu!tatis concernentes et etiam collegiaturas, ut hec maneant apud facultatem ex privilegio principum Baioariae predefunctorum, accedente etiam confirmatione summi pontificis 2 • Placuit hoc ipsi facultati et ad hoc munus exequendum delegit venerabiles viros magistrum Gereonem Wigeslai, Matheum Lucz et Anthonium Praun conventores contuberniorum, qui eodem die prefatum Eckium aceesserum et munus ipsis iniunctum adimpleverunt. Eodem die magister Nicolaus Apel 3 proposuit negocium suum ratione lecturae in theologia, asserens se nihil acturum contra privilegia facultatis artium. Placuit facultati, ut publice coram universitatis consilio quo ... [ ?] illam conditionem acceptare velit, salvo tarnen iure facultatis ratione collegia [ turarum]. 1520 Okt. 54 : [ ••• ] consilium consiliariter congregatum audivit relationem missorum ad magistrum curie5 , ut eciam pateb[it] infra, et eam in omnibus approbavit, secundo articulo excepto de collegiaturis, nam idem immobilis in ea stat sententia, ut rescriptum a principe nostro illustrissimo emanatum vigorem suum habeat, cui facultas inclita duxit reluctandum, cum se casus obtulerit sive per cessionem sive per mortem alicuius collegiati. Dekan war Johann Salach, Konventorder Adlerburse, bac. theol. seit 1503. Gemeint ist die herzogliche Stiftungsurkunde, hier Prantl II 24, der zufolge die Kollegiaturen für Magister der Artistenfakultät bestimmt waren. Eine päpstliche Bestätigung der Stiftungsurkunde ist nie erfolgt. 3 Nikolaus Appel, Kollegiat seit 1514, Cursor seit 1518, war kraft des Reskripts von 1518 zum theologischen Lektor bestimmt worden. Er promovierte erst 1521 zum Lizentiaten, 1522 zum Dr. theol. Vgl. auch Nr. 33. 4 "3. nonas Octobris", wohl ein Datierungsirrtum, da der vorhergehende Eintrag "duodecima Octobris" datiert ist. 5 Leonhard E