Die Äußerungen des Aristoteles über Dichter und Dichtung außerhalb der Poetik [1 ed.] 978-3-663-11965-4, 978-3-663-11964-7

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German Pages 163 [171] Year 1994

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Die Äußerungen des Aristoteles über Dichter und Dichtung außerhalb der Poetik [1 ed.]
 978-3-663-11965-4, 978-3-663-11964-7

Table of contents :
Front Matter....Pages i-ix
Einleitung....Pages 1-3
Die Natur der Dichtung und ihre Beziehung zur Prosa....Pages 4-48
Der Dichter als “Vater” seines Werkes....Pages 49-63
Die Autorität des Dichters....Pages 64-82
’’Eνθεоν η͗ ποίησις....Pages 83-100
Komödie und Spott....Pages 101-119
Dichterzitate....Pages 120-124
Back Matter....Pages 130-163

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Despina Moraitou Die AuBerungen des Aristoteles tiber Dichter und Dichtung auBerhalb der Poetik

Beitrage zur Altertumskunde Herausgegeben von Ernst Heitsch, Ludwig Koenen, Reinhold Merkelbach, Clemens Zintzen Band 49

Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH

Die AuBerungen des Aristoteles tiber Dichter und Dichtung auBerhalb der Poetik

Von Despina Moraitou

Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 1994

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Moraitou, Despina: Die AUllerungen des Aristoteles tiber Dichter und Dichtung aullerhalb der Poetik / von Despina Moraitou. - Stuttgart; Leipzig: Teubner, 1994 (Beitrage zur Altertumskunde; Bd. 49) Zugl.: Kaln, Univ., Diss., 1990/91 ISBN 978-3-663-11965-4 ISBN 978-3-663-11964-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-11964-7 NE:GT Das Werk einschlielllich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschtitzt. Jede Verwertung aullerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulassig und strafbar. Das gilt besonders fUr VervieWiltigungen, Obersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elcktronischen Systemen. © Springer Fachmedien Wiesbaden 1994 Urspriinglich erschienen bei B. G. Teubner Stuttgart 1994 Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1994

Meinen Eltern

Vorwort

Die vorliegende Untersuchung wurde im Wintersemester 1990-91 von der Philosophischen FakulHit der UniversiUit zu KOin als Dissertation angenommen. Das Rigorosum fand am 2.2.1991 statt. Fili den Druck wurde die Arbeit in einigen Teilen nochmals tiberarbeitet. Mein Dank gilt vor allem Herrn Professor Dr. Rudolf Kassel, der diese Arbeit angeregt und mit kritischem Rat und personlicher Teilnahme begleitet hat. Fili das, was ich bei ihm lemen durfte, bin ich sehr dankbar. Herm Professor Dr. Karl Bormann danke ich fUr die Obemahme des Korreferates und ftir die Forderung durch seine Kritik. Herrn Professor Dr. Clemens Menze danke ich fUr Rat und Ermutigung. Den UniversiUitsprofessoren Dr. Antonios Papanikolaou, Dr. Eleni Kontiades und Dr. Linos Benakis bin ich fUr wichtige Hinweise zu Dank verpflichtet. Den Herausgebem der 'Beitrage zur Altertumskunde' danke ich ftir die Aufnahme der Arbeit in diese Reihe. Das Zustandekommen dieser Arbeit wurde durch ein dreijahriges Promotionsstipendium sowie durch einen DruckkostenzuschuB der staatlichen Stipendienanstalt Griechenlands (IKY) ermoglicht, wofUr ich mich hier bedanken mOehte. SchlieBlich schulde ich meinem Mann Dank daftir, daB er mir wahrend der Arbeit entscheidend beigestanden hat. KOln, im November 1993

Inhaltsverzeichnis

Einleitung ..... .... .... .... .... .... .... .... .... ........ .... .... ........ .... ........ .... ........ ...........

1

I. Die Natur der Dichtung und ihre Beziehung zur Prosa 1. Nachahmung..............................................................................

4

2. Das Dichterwerk als Ganzes......................................................

11

3. Dichterische Lexis .....................................................................

18

i.

Zusammengesetzte Worter .............................................

23

ii. Glosse ...... .... .... .... ........ .... .... .... ........ .... ........ .... ........ .... ...

24

iii. Neugebildete Worter .. .... .... .... .... .... .... .... .... .... ........ .... ...

25

iv. Metapher........................................................................

26

v.

Gleichnis........................................................................

34

vi. Epitheton .... .... ........ .... .... .... .... ........ .... ........ .... .... .... .... ...

36

vii. VersmaB ........................................................................

39

viii. Andere Gemeinsamkeiten zwischen Dichtung und Prosa.......................................................................

45

II. Der Dichter als "Vater" seines Werkes ......... .... .... .... .... ........ .... .... ...

49

III. Die AutoriUit des Dichters.. .... .... .... .... ........ .... ........ .... .... .... .... .... .... ...

64

IV. ''Ev8Eov il1toillcrt~............................................................................ v. KomOdie und Spott ..........................................................................

83

101

VI. Dichterzitate .....................................................................................

120

SchluBfolgerungen ..................................................................................

125

Index der Dichterzitate bei Aristoteles....................................................

130

Literaturverzeichnis ................................................................................

143

Stellenindex.............................................................................................

153

Einleitung Die griechischen Philosophen beschaftigten sich schon seit der Vorsokratik mit der Dichtung als sowohl asthetischem wie auch sozialem Phanomen und mit der Rolle der Dichter als SchOpfer von Kunstwerken und Trager einer Art gesellschaftlicher Erziehung. Diese Tatsache ist sowohl fur den Philosophiehistoriker als auch fur den Philologen von Interesse, der sich mit der Dichtung wissenschaftlich befaBt. Zum einen ist ein vollstandiges Philosophiestudium ohne die .Asthetik der Sprache und des Stils gar nicht moglich, zumal diese .Asthetik - besonders bei Platon und Aristoteles - einen Bestandteil philosophischen Denkens bildet; zum anderen besitzt das Urteil der zeitgenossischen Philosophen uber die griechische Dichtung, soweit sie sich mit ihrer .Asthetik, mit ihrer sozialen Funktion und mit den in ihr enthaltenen metaphysischen und politischen Gedanken eingehend befassen, besonderes Gewicht. Untersucht man Platons Auffassung von der Dichtung, findet man in mehreren seiner Dialoge eine zusammenhangende Behandlung dieses Themas, zugleich aber im ganzen Werk verstreute Anmerkungen. Dieser Umstand liegt in der Natur der platonischen Dialoge als sprachlicher Kunstwerke begriindetl. Fur Aristoteles gilt er nicht. Der Charakter seiner als Niederschlag seiner Vorlesungen auf uns gekommenen Schriften, aber auch die Art dieses Philosophen, Fragen und Themenbereiche zu behandeln2, hat zur Folge, daB man fUr jedes Thema nur die entsprechende Schrift oder Schriftengruppe heranzieht und die Forschung dort enden laBt. So beschrankt man sich denn auch auf die Poetik, will man die Art und Weise erforschen, in der Aristoteles die Dichtung und die Dichter sieht; eine ahnliche Einschrankung ware im Falle Platons kaum denkbar. Die Bedeutung3 der Poetik steht im umgekehrten Verhilltnis zu ihrer Kurze, und bei der elliptischen und andeutungsreichen Ausdrucksweise der aristotelischen Schriften hat man das Gefiihl, niemals genug zwischen den Zeilen gelesen zu haben4. 1 VgL Atkins, Literary Criticism in Antiquity I 76. 2 VgL a.a.O. I 73: "He was the first to realise the importance of ordered knowledge". 3 V gL a.a.O. I 79 " ... the miracle of the Poetics is that it contains so much that is of pennanent and universal interest". 4 VgL a.a.O. I 77: "... what he says is suggestive in the highest degree, and has fonned the starting point of all later literary histories".

2 Mit Recht hat sich daher die Forschung sehr intensiv mit der Poetik beschaftigt. Gibt es aber, gem3.8 der stillschweigenden Ubereinstimmung der bisherigen Forschung, au8erhalb ihrer tatsachlich nichts im tibrigen aristotelischen Werk, was Licht in Aristoteles' Denken tiber Dichtung und Dichter bringen konnte? Die vorliegende Arbeit versucht diese Frage neu und anders zu beantworten. Wie sich zeigt, findet sich eine Menge ntitzlicher Angaben in dieser Hinsicht auch in den tibrigen Schriften des Corpus, vor allem in der Rhetorik, aber auch in den ethischen Schriften, in der Politik, der Metaphysik, selbst in den logischen und naturwissenschaftlichen Abhandlungen. DaB Gedanken tiber die Dichtung in so unterschiedlichen Schriften anzutreffen sind, l3.8t sich auf die Denk- und Darstellungsweise des Aristoteles zuriickfiihren, der zur Verdeutlichung oft und mit Leichtigkeit Elemente aus verschiedenen Bereichen verwendet, aber auch darauf, daB er die Dichtung als ein vielgestaltiges Phanomen betrachtet, das von Natur aus und wegen seiner thematischen Vielfalt auf viele Bereiche des Lebens Bezug hat5 . Einige dieser Gedanken tiber die Dichtung werden in ahnlicher Form auch in der Poetik behandelt und konnen deswegen das dort Gesagte erlautem bzw. erganzen, wahrend einige auf andere Themen Bezug nehmen (v.a. befa8t sich die Poetik kaum mit der Tatigkeit der Dichters an sich). Bei der Abfassung der vorliegenden Arbeit bestand der erste Schritt darin, alle dieses Thema betreffenden Stellen zu sammeln und sie so zu ordnen, daB sie verschiedene Seiten des vielfaltigen Phanomens der Dichtung zu beleuchten vermogen. Notwendig ist die Untersuchung des jeweiligen Zusammenhangs, damit sowohl die Stelle selbst als auch die reichen Verbindungsmoglichkeiten der Dichtung mit anderen Lebensbereichen deutlich werden. Sofem Gedanken tiber solche der Poetik hinausgehen, wird dies besonders hervorgehoben. Zahlreiche Stellen, die sich auf wichtige Nebenfragen im Rahmen der jeweiligen thematischen Einheit beziehen, werden ebenfalls herangezogen. Immer wieder mu8 auch Platon verglichen werden, damit die Abweichungen seines Schiilers gewiirdigt werden konnen. Schlie8lich er-

5 Vgl. a.a.O. 177 n ••• he considers poetry in close relation to man n und 180 n ••• his conception of poetry as a revelation of the permanent and universal characteristics of human life and thought n.

3 scheint es zweckmaBig, einen Index der in den aristotelischen Schriften6 enthaltenen Zitate mit kurzen ErHiuterungen hinzuzufiigen. Ihre groBe Anzahl zeigt die Bedeutung, die Aristoteles sowohl den Dichterworten als auch der Form der Zitate beimiBt; beides wertet er intensiv aus.

6 D.h. der echten (s."Grundriss der Geschichte der Philosophie", hrsg. von H. Flashar (begr. von F. Uberweg ), Die Philosophie der Antike 3). 1m Index sind die Zitate aus den Homeraporien weggelassen ; diese werden ausfiihrlich behandelt bei H. Hintenlang, Untersuchungen zu den Homeraporien des Aristoteles (Diss. Heidelberg 1961).

I.

Die Natur der Dichtung und ihre Beziehung zur Prosa

1.

Nachahmung

Der Begriff der Nachahmung 7 ist von zentraler Bedeutung in der Dichtungstheorie des Aristoteles. Gleich im ersten Kapitel der Poetik8 werden die folgenden Dichtungsarten als Nachahmungen (JllJlftcrEl~) bezeichnet: die Epik, die TragOdie, die KomOdie und die Dithyrambenpoesie. Vnter diese Bezeichnung fallen zum groBten Teil auch zwei musikalische Kiinste, die Auletik und die Kitharistik. Sogar das Spiel der Syrinx und die Kunst der Tanzer werden unter die Nachahmungen eingeordnet9 . Der mimetische Charakter wird auch zwei Prosaarten zugeschrieben, namIich den Mimen des Sophron und des Xenarchos und den sokratischen Dialogen10. Diese Aufzahlung der mimetischen Kiinste dient zur Bestimmung des Rahmens, in dem die Dichtung auftritt, ohne daB sie alle deshalb Arten von Dichtung waren, wie R. Kassel klar zeigt 11 .Alle diese mimetischen Kiinste unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Nachahmungsmittel, namIich Sprache, Rhythmus und Melodie12 . Dithyrambenpoesie und Nomendichtung verwenden alle drei Mittel zugleich (a.lla nacrlv), Tragooie und KomOdie hingegen nach Teilen abwechselnd (K:O"lKaL to t£ yap I1tl1£l0"8at O"Vl1cp'Utov tOle; av8pcl:mote; EK 1tat500v EO"tt Kat tOutcp Otaoov Ott I1tl1'llttKOOtatOV £O'tt Kat ta~ l1aeTtO'£t~ 1totettat ota I1tl1tlO'£~ ta~ 1tpOOta~, Kal to xatp£tV tOle; I1tl1tll1aO't 1tuvtae;. O"Ill1£toV OE tOVto'U to O''UI1~alvov E1tl trov £pyoov' ii yap aUta J...'U1t'Ilproe; Oprol1£V, tOUtooV tae; £iKovae; tac; l1uJ...tO'ta TtKpt~ool1evae; Xatpol1£V 8£oopouvt£e;, OlOV 8'Ilpioov t£ 110pcpae; trov (htl1otutoov Kat V£Kp&V. alttOV OE Kat tOVto'U, Ott l1av8uv£tV ou 110VOV tOle; cptJ...oO"ocpOte; t\OtO"tOV aJ...M Kat tOle; cx')...')...ote; 0110tooe;, aJ...J...' E1tt ~paxu KOtVooVOUO"tV autou. 5ta yap tOUtO xatPO'UO't tae; dKovae; op&Vt£e;, Ott O"'UI1~aiv£t 8£oopouvtae; l1av8uv£tV Kat O''UJ...')...oyiseo-eat tt EKaO'tOv. otov Ott 01l't0e; EKelVOe;' E1te1. EaV Ill] tUXTI 1tpO£oopaKOOe;. OUXn l1il1'lll1a ltot"O'£t tilv i)oovl]v aJ...M 5ta tl]V a1t£pYaO"tav 11 tl]V XPOtaV 11 Ota totavt'llv tWa cxJ...J...'llV aitiav. 22 Cope 1218. 23 Dazu siehe B. Kyrkos, Die Dichtung als Wissensproblem bei Aristoteles. S. 89-108. 24 Cope 1216. 25 Poet. 41448 b 13-15. 26 V gl. Platon, Theaitetos 155 D I1UM yap cptJ...oO"ocpo'U tOUtO to 1tu80e;, to 8a'Ul1us£tv' ou yap CXM'll aprn cp1AoO"ocptae; 11 aut'll. V gl. auch Met. A 982 b 12f. 51a yap to 8a'Ul1us£tV oi cxv8poo1tot Kat VUV Kat to 1tp&tOV i\p~avto cp1AoO"OcpelV, sowie den Anfang desselben Buches: 1tUVt£et, 'tlJV Oe 1tOillcrtV ~CO')'pa'tCl ok KCll Clt f.l.ll'tEpec; qnAo'teKVo'tepClt· £1tt1tOVCO'tEPCl yap Tt YEVV1l0te;, KCll f.l.UAAoV lOClOtV Iht ClU'tOOV. 339 EN vm 14 1161 b 18-24 ot yoveie; J.i.Ev yap O'tEpYOtlOt 'ta 'tEKVCl roe; eCltl'toov n OV'tCl, 'ta ok 'tEKVCl 't01>e; yoveie; roe; a1t' £Keivcov 'tt OV'tCl. f.l.UAAoV 0' lOClOtV ol. yovete; 'ta £~ ClU'tOOV 11 'ta yeVV1l8Ev'tCl on £K 'tot>'tcov, KCll f.l.UAAoV (JtlVq>KeiCO'tClt 'to atAia. In der Nikomachischen Ethik340 heiBt es it ~f:V 1taO"X£tv. Diese Bemerkung folgt der Begriindung der Tatsache, daB die Ausiibung einer Evepy£ta341 angenehmer als ihr Empfangen ist. Die tA~crEt ou A£YE'tat q>tAta, woher zu sehen ist, daB der Begriff q>tAllcrttAta ist. 343 II 12 1211 b 31-33 Ecr'ttV O;)V it q>tAia EV£p)'Eta. 'tt