Die Praxis der spätmittelalterlichen Laiengerichtsbarkeit: Gerichts- und Rechtslandschaften des Rhein-Main-Gebietes im 15. Jahrhundert im Vergleich 9783412218614, 9783412224622

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Die Praxis der spätmittelalterlichen Laiengerichtsbarkeit: Gerichts- und Rechtslandschaften des Rhein-Main-Gebietes im 15. Jahrhundert im Vergleich
 9783412218614, 9783412224622

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FORSCHUNGEN ZUR DEUTSCHEN RECHTSGESCHICHTE Herausgegeben von Peter Oestmann, Jan Schröder und Dietmar Willoweit 30. Band

ALEXANDER KREY

DIE PRAXIS DER SPÄTMITTELALTERLICHEN LAIENGERICHTSBARKEIT Gerichts- und Rechtslandschaften des Rhein-Main-Gebietes im 15. Jahrhundert im Vergleich

2015 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG WORT.

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de abrufbar.

Umschlagabbildung: Tuschezeichnung in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (Kupferstich-Kabinett, Inv.-Nr. C 1910-7, 26,2 x 44 cm) einer verlorenen Darstellung des Weltgerichts für den Gerichtsraum des Frankfurter Römers von Hans Kaldenbach genannt Hess. Siehe hierzu Anmerkung 2779. Foto: Herbert Boswank. Abdruck mit freundlicher Genehmigung.

© 2015 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Korrektorat: Patricia Simon, Langerwehe Gesamtherstellung: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier ISBN 978-3-412-22462-2

Meinen Eltern Dieter und Elisabeth

Inhalt Vorwort ................................................................................................................. 11   A. Einführung: Grundlagen der Untersuchung ............................................... 13  I. Untersuchungsgegenstand: Oberhöfe als spezifisch spätmittelalterliche Rechtsprechungs- und Weisungsinstanzen........................................................ 13  II. Fragestellung: Pluralität lokaler Rechtsordnungen anstelle des einen gemeinen deutschen Rechts? ................................................................................. 19  III. Methode: Vergleichende Untersuchung von Wechselwirkungen................ 21  1. Begrifflichkeiten, insbesondere Bestimmung des Oberhofbegriffs........... 23  2. Vorgehensweise und Instrumentarium .......................................................... 29  IV. Quellen: Typen und Bestand ................................................................................ 32  1. Quellentypen ........................................................................................................ 32  2. Quellenbestand .................................................................................................... 36  3. Zitierweise und Wiedergabe der Quellen ...................................................... 72  V. Forschungsstand ........................................................................................................ 73  B. Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe in den Landschaften des Rhein-Main-Gebiets ............................................. 89  I. Entstehungszeitraum: Oberhoffunktion als Annex der Schöffengerichte ..... 90  1. Oberhof in Frankfurt am Main ......................................................................101  2. Landgericht Bornheimer Berg ........................................................................132  3. Zwischenbilanz für Frankfurt am Main .......................................................155  4. Oberhof in Gelnhausen ...................................................................................161  5. Oberhof in Ingelheim .......................................................................................166  6. Zusammenfassung der Ergebnisse..................................................................177  II. Entstehungsbedingungen: Weitere begünstigende Faktoren ........................181  1. Nähe zu Kaiser und Reich ...............................................................................181  2. Entgeltlichkeit der Rechtspflege.....................................................................208  3. Zusammenfassung der Ergebnisse..................................................................210  III. Ausbau und Blütezeit: Analyse der Gründe für die unterschiedliche Bedeutung der Oberhöfe......................................................................................212  1. Oberhof in Frankfurt .......................................................................................212  a. Forcierter Ausbau des Oberhofs durch den Rat .....................................212 

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Inhalt

b. Bitten auswärtiger Gerichtsherren um regelmäßige Unterweisung ihrer Gerichte .................................................................................................254  c. Einfluss der Stadtrechtsübertragungen auf den Oberhof .....................259 2. Oberhof in Gelnhausen ...................................................................................282 3. Oberhof in Ingelheim .......................................................................................297 4. Zusammenfassung der Ergebnisse..................................................................301 IV. Schöffengerichte und „professionalisierte“ Binnenstruktur: Gradmesser für die Bedeutung der Oberhoffunktion ...................................304  1. Schöffen ...............................................................................................................306 a. Frankfurt .........................................................................................................306 b. Gelnhausen.....................................................................................................320 c. Ingelheimer Grund .......................................................................................345 d. Zusammenfassung ........................................................................................349 2. Schultheißen .......................................................................................................351 a. Frankfurt .........................................................................................................352 b. Gelnhausen.....................................................................................................369 c. Ingelheimer Grund ...................................................................................... 374 3. Gerichtsschreiber.............................................................................................. 376 a. Forschungsstand ........................................................................................... 376 b. Frankfurt ....................................................................................................... 377 c. Gelnhausen .................................................................................................... 403 d. Ingelheimer Grund ...................................................................................... 410 e. Gemeinsamkeiten und Unterschiede ...................................................... 420 4. Fürsprecher ........................................................................................................ 422 a. Einführung und Forschungsstand ............................................................ 422 b. Frankfurt ....................................................................................................... 426 c. Gelnhausen .................................................................................................... 481 d. Ingelheimer Grund ...................................................................................... 484 5. Zusammenfassung der Ergebnisse................................................................. 494 V. Zusammenschau: Krise der spätmittelalterlichen Rechtspflege? ................. 495  C. Rechtslandschaften: Gemeinsame Rechts- und Verfahrensgrundsätze an den Gerichten des Rhein-Main-Gebietes im Lichte der ›vereinheitlichenden Kraft der Oberhöfe‹ ............................................. 505  I. Oberhofverfahren .................................................................................................... 508  II. Art der Oberhofweisung ...................................................................................... 532

Inhalt

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III. Rechtsmaßstab der Oberhofweisung ............................................................... 540 IV. Verhältnis des Oberhofs zu den anfragenden Gerichten ..............................548 V. Rechtsvereinheitlichung durch Oberhofweisungen ....................................... 554  VI. Rechtskonsolidierung im Inneren nach Oberhofanfragen ...........................581 VII. Zusammenschau ..................................................................................................595 D. Rückblick und Ausblick: Funktionen der Oberhöfe in mittelalterlichen Rechts- und Gerichtslandschaften ................................ 599  E. Abkürzungsverzeichnis ................................................................................. 609  F. Literatur- und Quellenverzeichnis .............................................................. 613  I. Ungedruckte Quellen ..............................................................................................613  II. Gedruckte Quellen und Literatur .......................................................................625 G. Namens-, Orts- und Sachregister ................................................................ 739 

Vorwort Das vorliegende Werk stellt die überarbeitete Fassung meiner Promotionsarbeit dar, die von Prof. Dr. Albrecht Cordes in Frankfurt am Main betreut und im Sommer 2013 vom Fachbereich Rechtswissenschaft der Johann Wolfgang Goethe-Stiftungsuniversität unter dem Titel »Die Praxis der spätmittelalterlichen „Laien“gerichtsbarkeit im 15. Jahrhundert. Gerichts- und Rechtslandschaften des Rhein-Main-Gebiets in vergleichender Perspektive« angenommen wurde. Mein Interesse an der Beschäftigung mit den spätmittelalterlichen Oberhöfen wurde im Wintersemester 2005/06 durch ein rechtshistorisches Seminar meines späteren Doktorvaters mit Prof. Dr. Peter Oestmann zur spätmittelalterlichen Laiengerichtsbarkeit geweckt. Die Seminarfahrt führte damals nach Ingelheim, wo ich als fortgeschrittener Student erstmals mit den dortigen Haderbüchern in Berührung kam. Der Anblick der jahrhundertealten Bücher mit bewegter Geschichte faszinierte mich und lies mein Forschungsinteresse erwachen. Diese bis heute anhaltende Begeisterung für die mittelalterlichen Quellen war eine der Antriebskräfte meines Promotionsvorhabens. Zahlreiche Menschen haben den Entstehungsprozess meiner Arbeit begleitet, bei denen ich mich herzlich bedanken möchte. Zuvorderst gilt meinem Doktorvater, Prof. Dr. Cordes, mein tief empfundener Dank, der mich nicht bloß für die Rechtsgeschichte begeisterte, mir die Bearbeitung einer Promotionsschrift ermöglichte und mit viel Rat zur Seite stand, sondern mich auch an seinem Lehrstuhl beschäftigte. Ebenso gilt mein Dank Prof. Dr. Dr. h. c. Bernhard Diestelkamp, der das Zweitgutachten anfertigte und zahlreiche wertvolle Hinweise zur Überarbeitung gab. Zudem ist es mir ein besonderes Anliegen, der Studienstiftung des deutschen Volkes zu danken, ohne deren finanzielle wie ideelle Förderung diese Arbeit nicht entstanden wäre. Die zahlreichen Diskussionen auf den Doktorandenforen wie auch Sommerakademien waren eine wertvolle Gelegenheit zum Austausch. Vielfältige Unterstützung habe ich von den zahlreichen Archiven erfahren, die ich im Laufe der Zeit besuchen durfte und ohne die letztlich eine quellenbasierte Arbeit gar nicht möglich wäre. Zahlreiche freundliche Auskünfte erhielt ich auf meine Anfragen. Diese einzeln aufzuführen, würde das Vorwort überlasten, sie sind jedoch in den Ausführungen genannt und bereits hier mit einem herzlichen Dank versehen. Insbesondere möchte ich für die vielfältige Hilfe Barbara Timm in Ingelheim danken, zu der mich über die Arbeit mit den Haderbüchern hinaus eine Freundschaft verbindet. Darüber hinaus bin ich den Herausgebern der Reihe »Forschungen zur deutschen Rechtsgeschichte« für

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Vorwort

die freundliche Aufnahme dieses Werkes wie auch die Unterstützung bei der Drucklegung sehr dankbar. Abschließend gilt mein ganz besonders herzlicher Dank meiner Familie und meiner lieben Freundin Maria Wagner, die mich stets ermutigte, mir beistand und deren zahlreiches Korrekturlesen in unendlicher Geduld mich vor manchem Fehler bewahrte. Mühlheim am Main, im Januar 2015 Alexander Krey

A. Einführung: Grundlagen der Untersuchung I. Untersuchungsgegenstand: Oberhöfe als spezifisch spätmittelalterliche Rechtsprechungs- und Weisungsinstanzen In der modernen Jurisdiktion Deutschlands sind Laien als Schöffen oder auch Handelsrichter zwar durchaus vorzufinden, doch immer nur beigeordnet unter dem Vorsitz eines studierten Juristen. Im Gegensatz hierzu stand die Lebenswirklichkeit des Alten Reiches im späten Mittelalter. Auch wenn es bereits gelehrte Juristen etwa in großen Städten oder in der geistlichen Rechtsprechung gab, so war die weltliche Gerichtsbarkeit doch bestimmt von Männern ohne ein juristisches Studium. Die Gerichte waren bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich mit nichtgelehrten1 Urteilern besetzt, die meist als Schöffen2 einen Rechtsspruch ausarbeiteten, der erst dann bindend wurde, wenn ihn der Gerichtsherr selbst oder ein vielfach Schultheiß3 genannter Vertreter verkündete.4 Die rechtshistorische Forschung beschrieb diese Funktionstrennung wiederum als grundlegendes Prinzip5 1

Bereits GUDIAN, Ingelheimer Recht (1968), S. 4 machte pointiert darauf aufmerksam, dass der Gegensatz von ›gelehrt‹ nicht ›ungelehrt‹ sondern ›nichtgelehrt‹ ist. 2 Im Mittelalter waren ebenfalls sog. Hubgerichte verbreitet, die sich dann aber teilweise zu Schöffengerichten weiterentwickelten [vgl. hierzu exemplarisch die Ausführungen zum Ingelheimer Grund ab S. 167]. 3 Zum Amt des Schultheißen und dessen geschichtlicher Entwicklung im Früh- und Hochmittelalter vgl. allgemein KRUG, Untersuchungen zum Amt des „centenarius“, Teil 1 (1970), S. 1–31 und Teil 2 (1971), S. 29–109 sowie die Hinweise zum Auftreten in den Quellen DRÜPPEL, Iudex civitatis (1985), S. 5, Fn. 17. Der Schultheiß war bis zum Ende des 15. Jh.s. meist nicht studiert und damit ebenfalls ›Laie‹ [DRÜPPEL 1985 (wie Anm. 3), S. 124]. 4 KREY, Die spätmittelalterliche Rechts- und Gerichtslandschaft des Ingelheimer Reichsgrundes (2010), S. 44. 5 Vgl. etwa KROESCHELL/CORDES/NEHLSEN-VON STRYK, Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 2 (2008), S. 118; WEITZEL, Über Oberhöfe, Recht und Rechtszug (1981), S. 31; WILLOWEIT, Genossenschaftsprinzip und altständische Entscheidungsstrukturen in der frühneuzeitlichen Staatsentwicklung (1986), S. 134; WILLOWEIT, Gesetzgebung und Recht im Übergang vom Spätmittelalter zum frühneuzeitlichen Obrigkeitsstaat (1987), S. 129; WILLOWEIT, Gerichtsherrschaft und Schöffenrecht am Mittelrhein (2000), S. 149. Diese grundlegende Trennung thematisierte die rechtshistorische Forschung vielfach aus den unterschiedlichsten Motiven heraus [vgl. hierzu WEITZEL, Dinggenossenschaft und Recht, Teilbd. 1 (1985a), S. 57–64]. Für JÜRGEN WEITZEL bildete sie den Ausgangspunkt des sog. ›dinggenossenschaftlichen Prinzips‹ der Rechtsfindung mit dem Grundsatz der Trennung von Urteil und Gebot. Im Kern waren hiernach die Urteilsfinder zugleich Genossen der Parteien, wenngleich er betonte, dass keine vollkommene Identität bestanden habe [WEITZEL, Die Bedeutung der „Dinggenossenschaft“ für die Charakterisierung spätmittelalterlicher höchster Gerichtsbarkeit (1985), S. 71; WEITZEL 1985a (a. a. O.),

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Einführung: Grundlagen der Untersuchung

unter dem Begriff der Laiengerichtsbarkeit6. Zwar kann der Begriff des Laien ebenfalls als Anleihe aus dem Kirchenrecht verstanden werden. Jedoch ist die Terminologie in einer anderen Weise irreführend, lässt sie doch zunächst ebenso annehmen, dass es in der weltlichen Gerichtsbarkeit vor Ort wenigstens potenziell gelehrte Personen gab, welche die Aufgabe der Rechtsprechung hätten übernehmen können. Allerdings waren studierte Urteiler bis in die frühe Neuzeit hinein im weltlichen Bereich eine große Ausnahme. Dabei qualifizierte sie das Studium wenigstens bis zum verstärkten Eindringen römischen Rechts in den Prozess der lokalen Gerichte im ausgehenden 15. beziehungsweise beginnenden 16. Jahrhundert auch nicht für die eigentliche Schöffentätigkeit.7 Vielmehr waren die in der Praxis geschulten Urteiler in ihrer Kenntnis der lokalen Gewohnheiten studierten Juristen weit überlegen und damit in dieser Sichtweise keineswegs Laien. Das Alte Reich des späten Mittelalters wurde durch eine äußerst heterogene, stark ausdifferenzierte Herrschafts- und Gesellschaftsordnung geprägt. Die neuere Forschung bezeichnete die neuzeitliche Rechts- und Gerichtsverfassung des Alten Reichs als ›Rechts- und Gerichtslandschaft‹.8 Diese Begrifflichkeit kann gut für das Mittelalter fruchtbar gemacht werden. Denn anders als die Terminologie der ›Rechtskreise‹ suggeriert ›Landschaften‹ keine scharfen Ränder, die das mittelalterliche Recht weder räumlich noch sachlich kannte, und täuscht zudem keine Rechtseinheit vor, die es vielfach erst noch zu belegen gilt. Denn die Landschaften der Zeit waren durch eine große Vielfalt von unterschiedlichen weltlichen wie auch kirchlichen Gerichten gekennzeichnet, die mitunter in Konkurrenz zuei-

S. 56 f.; 89 f.; 124 f.]. Er postulierte hierbei vor allem für das frühe und hohe Mittelalter in einer schriftlosen Rechtskultur die These der Rechtsfindung im Verfahren verbunden mit der Vorstellung einer außerhalb des Gerichts bestehenden rechtlichen Ordnung, die aber im Streitfalle zerbreche [WEITZEL, Dinggenossenschaft und Recht, Teilbd. 2 (1985b), S. 1345 f.; WEITZEL, „Relatives Recht“ und „unvollkommene Rechtsgeltung“ im westlichen Mittelalter (2002), S. 57], was Anlass zu einer Forschungskontroverse bot. NEHLSEN-VON STRYK, Zum „Justizbegriff“ der rechtshistorischen Germanistik (1990), S. 218 bspw. kritisierte, dass die »Funktion des Bildes vom Zerbrechen des Rechts im Streitfall […] offensichtlich darin [bestehe], die im Spätmittelalter keineswegs mehr singulären Zeugnisse materiellrechtlichen Denkens – auch in Schöffenrechten und selbst in Schöffensprüchen – mit der These der Rechtsfindung durch Verfahren in Einklang zu bringen.« Zur Kritik vgl. KANNOWSKI, Rechtsbegriffe im Mittelalter (2002), S. 20–26. 6 Vgl. etwa OESTMANN, Fall 10. Der vergessliche Fürsprecher (2008), S. 149–152. 7 In diesem Sinne stellte BOOKMANN, Gelehrte Juristen im spätmittelalterlichen Nürnberg (1998), S. 214 die Frage, was die Nürnberger Juristen aus ihrem Rechtsstudium in nichtgelehrten Prozessen auch hätten einsetzen können. 8 Zum Forschungsbegriff der Rechts- und Gerichtslandschaft vgl. grundlegend AMEND/BAUMANN/ WENDEHORST/WUNDERLICH, Recht und Gericht im frühneuzeitlichen Frankfurt (2008), S. 9.

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nander traten und keineswegs klar abgegrenzte Kompetenzbereiche hatten.9 Ebenso gab es vielschichtige, mitunter konkurrierende Normenkomplexe10 bei teilweise sehr vielfältigen regionalen Rechtsbildungen11. Der neue Forschungsbegriff will nun den Blick ebenso für Interdependenzen und Wechselwirkungen zwischen den Gerichten öffnen.12 Die bisherige Forschung interessierte sich unter diesen Gesichtspunkten bislang vor allem für die Höchstgerichtsbarkeit des römischdeutschen Reiches, doch lassen sich im Spätmittelalter nicht nur die königlichen Gerichte13 als judizielle Institutionen von zentralem Rang ausmachen, sondern auch die sogenannten Oberhöfe. Mit diesem Begriff bezeichnet die rechtshistorische Forschung im Kern Rechtsbelehrungs- und Rechtsauskunftsstellen zur Unterweisung14 fremder Gerichte und teilweise anfragender Privatpersonen außerhalb eines Prozesses.15 Hierbei müssen die Oberhöfe, so die These dieser Arbeit, als spezifisch spätmittelalterliches Phänomen aufgefasst werden, das zu Umwälzungen in den vielschichtigen Gerichtslandschaften führte, in welche die jeweiligen Oberhöfe eingebettet waren. Diese Wirkungen sind bislang noch nicht näher untersucht worden. Dabei gab es im Alten Reich wahrscheinlich eine große Anzahl als Oberhöfe16 tä9

Gerade für die mittelalterliche Stadt war es typisch, dass verschiedene Institutionen zur Konfliktregulierung bereitstanden, oft aber für begrenzte Bereiche zuständig waren [ARLINGHAUS, Gnade und Verfahren (2004), S. 151 f.; ARLINGHAUS, Genossenschaft, Gericht und Kommunikationsstruktur (2006), S. 156]. Vgl. auch BAUMGÄRTNER, Gerichtspraxis und Stadtgesellschaft (2006), S. 7–9. 10 WEITZEL 2002 (wie Anm. 5), S. 49 f.; 58. 11 COING, Die Rezeption des römischen Rechts in Frankfurt (1939), S. 7 sprach von einer »unendliche[n] Vielfalt besonderer, lokaler Rechtsbildungen«. 12 AMEND/ BAUMANN/ WENDEHORST/WUNDERLICH 2008 (wie Anm. 8), S. 9. 13 Vgl. hierzu für die Zeit vor 1495 OESTMANN, Lübisches und sächsisch-magdeburgisches Recht in der Rechtspraxis (2009), S. 187–191. 14 Unterweisung wird hier zunächst im Anschluss an WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 12 allgemein als Urteil oder Spruch verstanden. Der Urteilsbegriff des Mittelalters wiederum war sehr weit und umfasste letztlich jede verbindliche Rechtsäußerung, gleichgültig ob einzelfallbezogen oder allgemeinverbindlich [KAUFMANN, Urteil (rechtlich) (1998), Sp. 604]. 15 So die Begriffsbestimmung von WERKMÜLLER, Oberhof (1984), Sp. 1134; ähnlich auch WEITZEL, Oberhof (1993), Sp. 1331 f. 16 Bei MAURER, Geschichte der Dorfverfassung in Deutschland, Bd. 2 (1866), S. 144 findet sich der Begriff des ›Überhofs‹, der sich allerdings in der Forschung zur Bezeichnung eines Gerichts nicht durchsetzen konnte, jedoch für die Bedeutungsebene ›Herren- oder Meierhof‹ durchaus Verwendung findet [vgl. SPEER, Oberhof, Überhof (1997–2001), Sp. 130]. Der Begriff des Oberhofs ist vor allem aus Quellen des sog. ›fränkischen Rechtskreises‹ bekannt. Er wurde durch Art. 219 der Peinlichen Halsgerichtsordnung Kaiser KARLS V. von 1532 reichsrechtlich gebräuchlich [EBEL, Rechtsentstehung und Rechtstransfer im Spiegel der Überlieferung (2009), S. 44; vgl. hierzu knapp OESTMANN, Aktenversendung (2008), Sp. 129]. Insbesondere für den Magdeburger Schöffenstuhl wird neuerdings diskutiert, ob der

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tiger Gerichte.17 Allein dies deutet bereits darauf hin, dass die Oberhofzüge ein wesentliches Element der spätmittelalterlichen Rechtspflege, mitunter bis weit in die Neuzeit hinein, waren. Unter dem Gesichtspunkt der Interdependenz besonders bemerkenswert sind hierbei die vielfach überterritorial18 und mitunter mehrgliedrig ausgestalteten Oberhofzüge, bei denen teilweise mittlere Oberhöfe, sogenannte Zwischenhöfe, ihrerseits wieder bei größeren Höfen Rechtsrat suchten.19 Diese Komplexität der Oberhofzüge wurde im 15. Jahrhundert durchaus auch als Problem empfunden und leitete teilweise eine Konsolidierung der Rechtsauskunftszüge und damit zugleich die Blüte größerer Oberhöfe ein. Besonders anschaulich ist ein Schreiben EBERHARDS III. VON EPPSTEIN an den Rat der Stadt Frankfurt aus dem Jahr 1473. Er sah in dem mehrgliedrigen Oberhofzug seines Gerichts in Massenheim über Petterweil und Münzenberg nach Frankfurt den Grund für eine Verzögerung der Rechtspflege und bat eindringlich um Bescheidung: »des aber das gericht zu Massenheym nit geweß geweßt, die urteil an iren oberhof gein Peterwil, furter die von Peterwil solch urteile gein Mintzenberg, und von Mintzenberg uff uch als iren oberhof geschoben und noch nit ussgesprochen ist; wie dem biten wir uch gar gutlich, solch urteil nach allem furbringen ußzusprechen und nit lenger zu vertzihen, damit die armen wissen mogen woran sie sien«.20

Andererseits beschrieb die Forschung die Rechtsweisungstätigkeit der Oberhöfe aber auch als schnell, weshalb die »rechtsuchenden Parteien und Gerichte […] jahrhundertelang ihr ganzes Vertrauen in sie« gesetzt und die Oberhöfe »einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung des Rechtsfriedens« geleistet hätten.21 Bereits der an Begriff in der Forschung Verwendung finden darf, obgleich ihn die Quellen nicht kennen [vgl. LÜCK, Zur Gerichtsverfassung in den Mutterstädten des Magdeburger und Lübecker Rechts (2009), S. 179 f.]. 17 MÜLLER, Oberhof und neuzeitlicher Territorialstaat (1978), S. 39. 18 Allerdings dürfen territoriale Grenzen im Alten Reich bis in die Neuzeit hinein nicht im heutigen Sinne verstanden werden, sondern waren vielfach unbestimmt und derart flüssig, dass sich Hoheitsrechte überlappten [LIERMANN, Rechtsgeschichte in der fränkischen Landschaft (1963), S. 199]. 19 Vgl. hierzu etwa ECKHARDT, Das Stadtgericht als Oberhof (2005), S. 29; LOERSCH, Der Ingelheimer Oberhof (1885), S. XXXV; WINTERFELD, Die stadtrechtlichen Verflechtungen in Westfalen (1955), S. 231. 20 ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 2084 = Eintrag 25 im UB. I bei MERTZ, Der Frankfurter Oberhof (1954), S. 21 ≙ Regest 2084 bei JUNG, Inventare des Frankfurter Stadtarchivs, Bd. 2 (1889), S. 257. 21 MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 40. WEITZEL, Recht und Spruch der Laienurteiler (2000), S. 55 sah sogar allgemein im Anschluss an die für ihn glaubhafte Einschätzung von ENEA SILVIO PICCOLOMINI aus dem Jahr 1438 in Bezug auf die städtische Basler Rechtspflege Einfachheit, Mündlichkeit und geringe Kosten als Kern des deutschrechtlichen spätmittelalterichen Verfahrens an. Jedoch wurde nach HAGEMANN, Zur Krise spätmittelalterlicher Schöffengerichtsbarkeit (1987), S. 90–95 die Basler städtische

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dieser Stelle nur angedeutete Quellenbefund der komplexen Oberhofzüge lässt sich damit nicht leicht in Einklang bringen. Gingen die Oberhofzüge in der Frühzeit vermutlich meist freiwillig von den anfragenden Gerichten aus, so finden sich vor allem in der Neuzeit vermehrt herrschaftlich angeordnete Oberhofzuständigkeiten. Im 16. Jahrhundert sank dann im Lichte der Territorialität der Stern der Oberhöfe immer tiefer und der Rechtszug zu ihnen wurde vielfach, sofern er außerhalb des Territoriums führte, untersagt.22 Bemerkenswerterweise wurde hierbei häufig das Kostenargument bemüht.23 Der Mainzer Kurfürst ALBRECHT VON BRANDENBURG hatte beispielsweise unter Verweis hierauf den Oberhofzug des städtischen Gerichts in Seligenstadt im Jahre 1527, wie für die meisten anderen seiner Gerichte ebenfalls,24 durch eine neue Stadtordnung ausdrücklich untersagt:

Rechtspflege keineswegs ohne Einschränkungen diesem Diktum von ENEA SILVIO PICCOLOMINI gerecht. Darüber hinaus betonte ARLINGHAUS 2006 (wie Anm. 9), S. 155 allgemein, dass die städtischen Gerichte ihrem Ruf nach als »umständlich, ineffektiv und in ihren Entscheidungen wenig sachorientiert« gegolten hätten. 22 Dies sah bereits MAURER, Geschichte der Städteverfassung in Deutschland, Bd. 3 (1870), S. 776. Vgl. vor allem zu den Oberhöfen in Frankfurt und Ingelheim ausführlich MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 243–287. 23 Möglicherweise nicht völlig zu Unrecht, denn bspw. in Ingelheim musste die Partei die kompletten Kosten der Ausfahrt tragen [ERLER, Der Ingelheimer Oberhof (1964), S. 185 unter Verweis auf Eintrag 911 bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 400]. 24 Nicht für alle mainzischen Gerichte lassen sich entsprechende Ordnungen nachweisen, was aber auch ein Überlieferungsproblem sein kann. Nach der Niederwerfung des Bauernaufstandes erließ ALBRECHT VON BRANDENBURG zw. 1526 und 1532 zahlreiche, inhaltlich weitgehend übereinstimmende Stadtordnungen und zwei Landordnungen [FRANZ, Hessen und Kurmainz in der Revolution 1525 (1979), S. 635–640]. Die Forschung sah hier vor allem eine Maßnahme, die Verbindungen zwischen den zuvor aufständischen Städten aufzubrechen [HÖBELHEINRICH, Die „9 Städte“ des Mainzer Oberstifts (1939), S. 136]. In beinahe allen dieser Ordnungen findet sich dieselbe Bestimmung zum Oberhofverfahren [HÄRTER, Policey und Strafjustiz in Kurmainz (2005), S. 132; MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 148– 154 (beide m. w. Nachweisen)]. Bereits die Mainzer Hofgerichtsordnung von 1516 bestimmte zwar das 1515 errichtete Hofgericht zur Appellationsinstanz, ließ die Oberhofzüge aber unangetastet, wobei die Untergerichtsordnung von 1534 schließlich die Oberhofzüge als bestehenden Missbrauch untersagte [MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 146; 154]. Den mainzischen Gerichten in Nieder-Heimbach und Trechtinghausen wurde sogar schon 1515 der Rechtszug nach Ingelheim verboten [GUDIAN, Der Oberhof Ingelheim (1964), S. 292 m. w. Nachweisen] und dies in der Gerichtsordnung von 1529 dann ausdrücklich normiert [BECKER, Die rheinischen Ortschaften Niederheimbach und Trechtingshausen (1912), S. 117 f.; 128 f. (mit Abdruck der Ordnung)]. Diese Bemühungen müssen letztlich im Lichte der umfassenden mainzischen Reformen gesehen werden [vgl. hierzu knapp DEMETER, Studien zur Kurmainzer Kanzleisprache (1919), S. 439–441], doch ließen sich weitere vergleichbare Beispiele zur Reorganisation der Oberhofzüge für andere Territorien dieser Zeit leicht anführen.

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»Wir wollen auch zum ersten es gesein mag ausserhalb der reichs ordnung des hals gerichts unser stat Seligenstat ein sonderlich ordnung zustellen laßen, wie sie sich andern teglichen und zufeligen burgerlichen handelungen mit proceß unnd urtheiln halten sollen unnd darumb zu fur komung merglichen, unnutzen costens, nit gestatten oder merhe zugeben, einich bey oder enturtheyl bey dem oberhoffe zuholen, sonder wo der handel so schweher, das er ferrer rats erfordert, sollen sich das gericht bey uns, unserm vitzthumb unnd fauth25 oder den rechtsgelerten, so bey der handt yeder zeit weren, erholen«.26

Diese einordnenden Ausführungen stecken zugleich den zeitlichen Rahmen dieser Arbeit ab. Hierbei bildet die Wende des hohen zum späten Mittelalter eine zeitliche Begrenzung, weil in dieser Zeit das Phänomen der Oberhöfe vermutlich entstand. Wenngleich sich die Arbeit der spätmittelalterlichen Gerichtsbarkeit widmet, kann nach oben hin nicht dogmatisch im Jahr 1500 das Ende der Betrachtung liegen.27 Vielmehr ist das Einsetzen der Vollrezeption28 entscheidend, mit der römisch-kanonische Rechtsvorstellungen die örtlichen Rechtsbildungen in großem Maße verdrängten. In den Städten liegt der Zeitpunkt der vollumfänglichen Rezeption meist um die Zeit der großen Stadtrechtsreformationen des ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts, die bewusst das gemeine Recht

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Gemeint ist ein Vogt. StadtA Seligenstadt, Urk.n zur Stadtgeschichte (ohne eigene Sig.), fol. 6r = Eintrag 106 bei LOHMANN/WERKMÜLLER, Weistümer und Dorfordnungen aus den kurmainzischen Ämtern (2004), S. 400 f. ≙ Beilage S bei STEINER, Geschichte und Beschreibung der Stadt und ehemaligen Abtei Seligenstadt (1820), S. 370 (ohne Quellenangabe) ≙ Regest 546 bei FIRNER, Regesten zur Geschichte von Seligenstadt (1999), S. 113. Das Gericht von Seligenstadt wiederum scheint im 15. Jh. selbst eine Oberhoffunktion wahrgenommen zu haben, denn in einem Weistum für das Landgericht Krombach im Kahlgrund (Spessart) von 1496 wird erwähnt, dass Geiselbach »sein Oberhoff hat zue Selgenstadt« [StA Marburg, Best. 81, Nr. B 4/399, fol. 34r (Abschrift des 18. Jh.s) ≙ StA Würzburg, Schönborn-Archiv, Ämterarchiv, Amt Aschaffenburg, Urk.n, Nr. 643, fol. 2v (Abschrift von 1663) = Druck bei FLECK/Anonymi, Krombach 1237 bis 1993 (1993), S. 41 ≠ Druck bei GRIMM, Weisthümer, Teil 3 (1842), S. 406–410 (ohne Quellenangabe, wobei der zitierte Passus fehlt)]. 27 Im Ergebnis plädierte ebenso KANNOWSKI 2002 (wie Anm. 5), S. 2 f. dafür, dass die Vollrezeption die Zäsur für die Betrachtung des spätmittelalterlichen nichtgelehrten Rechts darstelle und die Untersuchung nicht apodiktisch mit dem Jahr 1500 enden könne. 28 Die Sichtweise auf die Rezeption war in den letzten Jahrzehnten seit FRANZ WIEACKER einem Wandel unterworfen [vgl. DUVE, Von der Europäischen Rechtsgeschichte zu einer Rechtsgeschichte Europas (2012), S. 52 f.; RANIERI, Römisches Recht, Rezeption (1995), Sp. 1014–1016]. Der Terminus der Vollrezeption ist vor diesem Hintergrund nicht unproblematisch, soll im Rahmen dieser Studie, in der Rezeptionsvorgänge aufgrund des zeitlichen Schwerpunkts im späten Mittelalter nicht im Mittelpunkt stehen, bloß eine Zäsur andeuten. Deshalb wird hierunter vor allem die Rezeption durch gelehrte Gesetzgebung, insbesondere die Stadtrechtsreformationen, gefasst [zum Begriff vgl. WIEACKER, Privatrechtsgeschichte der Neuzeit (1967), S. 114 f., Fn. 47]. 26

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verbreiteten.29 Außerdem ist das zunehmende Erstarken der Landeshoheit in dieser Zeit ein wichtiger Faktor, weil diese zu einschneidenden Veränderungen der Oberhoflandschaft und schließlich vielfach zu deren Erlöschen führte.30 Hierzu kommt die immer wieder in der Forschung betonte Erwägung, dass das deutschrechtliche Gerichtswesen im Verlauf des 16. Jahrhunderts den Übergang zur Moderne vollzog,31 als die Spruchkörper verstärkt eine Domäne ausgebildeter Juristen wurden.32

II. Fragestellung: Pluralität lokaler Rechtsordnungen anstelle des einen gemeinen deutschen Rechts? Diese Untersuchung widmet sich der in den letzten Jahren etwas aus dem Blickfeld geratenen Forschung zu den Oberhöfen und anfragenden Gerichten des späten Mittelalters unter dem Gesichtspunkt von Wechselwirkungen in komplexen Gerichtslandschaften des Spätmittelalters und nimmt diesen Strang wieder auf. Das Ziel der Arbeit liegt in der Rekonstruktion grundsätzlicher Funktionsmechanismen spätmittelalterlicher Gerichtslandschaften am Beispiel der Entstehung und Festigung von Oberhöfen als neuer Verschränkung der Gerichte innerhalb vielschichtiger Landschaften. Hierbei kann angenommen werden, dass Oberhöfe letztlich in zwei Richtungen wirken konnten, das heißt einerseits nach innen, indem sie eine organisierte, binnenstrukturierte Gerichtsbarkeit erforderten und sich die Oberhoftätigkeit so mittelbar auf die eigentliche Schöffengerichtstätigkeit vor Ort auswirkte. Andererseits ist es plausibel, dass die Oberhöfe in ihrem jeweiligen Einzugsgebiet eine Wirkung auf jene Gerichte hatten, die bei ihnen um Rechtsrat anfragten. Hierbei ist aber eine wechselseitige Beeinflussung bei partiellem Austausch33 von Rechtsgewohnheiten eher denkbar als umfassende einseitige Rechtsübertragungen, die ein fixiertes Recht zur Voraussetzung haben und bei in der Hauptsache mündlich tradierten mittelalterlichen Rechtsgewohnheiten kaum 29

COING, Die Frankfurter Reformation von 1578 (1935), S. 1. Knapper Hinweis von MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 6, Fn. 1. 31 BATTENBERG, Dinggenossenschaftliche Wahlen im Mittelalter (1990), S. 298 f.; BLICKLE, Gemeindereformation (1987), S. 174, Fn. 8; RANIERI, Recht und Gesellschaft im Zeitalter der Rezeption (1985), S. 179. 32 BATTENBERG 1990 (wie Anm. 31), S. 321. 33 Die Forschung spricht hier nach einer Begriffsbildung ALAN WATSONS mitunter von ›legal transplant‹, der darunter nicht nur umfassende Übertragungen ganzer Gesetzbücher fasste, sondern ebenso antike und mittelalterliche Beispiele heranzog [vgl. insbesondere WATSON, Legal Transplants (1993), S. 21–30 sowie ferner DUVE 2012 (wie Anm. 28), S. 53 f.]. 30

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

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verbreiteten.29 Außerdem ist das zunehmende Erstarken der Landeshoheit in dieser Zeit ein wichtiger Faktor, weil diese zu einschneidenden Veränderungen der Oberhoflandschaft und schließlich vielfach zu deren Erlöschen führte.30 Hierzu kommt die immer wieder in der Forschung betonte Erwägung, dass das deutschrechtliche Gerichtswesen im Verlauf des 16. Jahrhunderts den Übergang zur Moderne vollzog,31 als die Spruchkörper verstärkt eine Domäne ausgebildeter Juristen wurden.32

II. Fragestellung: Pluralität lokaler Rechtsordnungen anstelle des einen gemeinen deutschen Rechts? Diese Untersuchung widmet sich der in den letzten Jahren etwas aus dem Blickfeld geratenen Forschung zu den Oberhöfen und anfragenden Gerichten des späten Mittelalters unter dem Gesichtspunkt von Wechselwirkungen in komplexen Gerichtslandschaften des Spätmittelalters und nimmt diesen Strang wieder auf. Das Ziel der Arbeit liegt in der Rekonstruktion grundsätzlicher Funktionsmechanismen spätmittelalterlicher Gerichtslandschaften am Beispiel der Entstehung und Festigung von Oberhöfen als neuer Verschränkung der Gerichte innerhalb vielschichtiger Landschaften. Hierbei kann angenommen werden, dass Oberhöfe letztlich in zwei Richtungen wirken konnten, das heißt einerseits nach innen, indem sie eine organisierte, binnenstrukturierte Gerichtsbarkeit erforderten und sich die Oberhoftätigkeit so mittelbar auf die eigentliche Schöffengerichtstätigkeit vor Ort auswirkte. Andererseits ist es plausibel, dass die Oberhöfe in ihrem jeweiligen Einzugsgebiet eine Wirkung auf jene Gerichte hatten, die bei ihnen um Rechtsrat anfragten. Hierbei ist aber eine wechselseitige Beeinflussung bei partiellem Austausch33 von Rechtsgewohnheiten eher denkbar als umfassende einseitige Rechtsübertragungen, die ein fixiertes Recht zur Voraussetzung haben und bei in der Hauptsache mündlich tradierten mittelalterlichen Rechtsgewohnheiten kaum 29

COING, Die Frankfurter Reformation von 1578 (1935), S. 1. Knapper Hinweis von MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 6, Fn. 1. 31 BATTENBERG, Dinggenossenschaftliche Wahlen im Mittelalter (1990), S. 298 f.; BLICKLE, Gemeindereformation (1987), S. 174, Fn. 8; RANIERI, Recht und Gesellschaft im Zeitalter der Rezeption (1985), S. 179. 32 BATTENBERG 1990 (wie Anm. 31), S. 321. 33 Die Forschung spricht hier nach einer Begriffsbildung ALAN WATSONS mitunter von ›legal transplant‹, der darunter nicht nur umfassende Übertragungen ganzer Gesetzbücher fasste, sondern ebenso antike und mittelalterliche Beispiele heranzog [vgl. insbesondere WATSON, Legal Transplants (1993), S. 21–30 sowie ferner DUVE 2012 (wie Anm. 28), S. 53 f.]. 30

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Einführung: Grundlagen der Untersuchung

möglich erscheinen. Wenn die Oberhofzüge, wie es die Forschung mitunter hervorhob, auf Freiwilligkeit auch im Hinblick auf die Befolgung der jeweiligen Weisung fußten,34 so kann der Rechtsaustausch außerdem als Folge eines „Wettbewerbs“ um rechtliche Lösungen verstanden werden, der in beide Richtungen wirken konnte. In diesem Kontext wiederum ist von Bedeutung, dass sich an den Oberhöfen teilweise, bedingt durch eine hohe Arbeitsbelastung infolge der Doppeltätigkeit als Schöffengericht wie auch als Rechtsanfragestelle, ein „Berufsschöffentum“ herausbilden konnte.35 Diese hauptamtlichen Schöffen konnten sich umfassend der Rechtsprechung widmen und auf diese Weise die personellen Voraussetzungen für eine gleichförmige und entwickelte Rechtsprechung erfüllen. Die Forschung betonte hierbei häufig, dass die Schöffen der bedeutenden Oberhöfe ihren Weisungen geformte rechtliche Grundsätze zugrunde legten.36 Die Oberhöfe begünstigten deshalb, so die weitere These, die Ausprägung gemeinsamer Rechts- und Denkformen und damit deutschrechtlicher,37 nichtgelehrter Gewohnheiten prozessualer und materiellrechtlicher38 Art in ihrem Einzugsbereich, die keine anthropologischen oder sozialen Konstanten waren, sondern zum Ausdruck einer gemeinsamen Rechtskultur wurden. Die Oberhöfe können so als ein Motor in einem Prozess verstanden werden, in dessen Verlauf sich abstrakte, das heißt bei gleichartigen Rechtsfällen gleichförmig angewandte Grundsätze herausbildeten. Hierbei stellten die Oberhöfe aber zugleich durch ihren räumlich begrenzten und im Verlaufe ihrer Tätigkeit jeweils wechselnden Einflussbereich einen begrenzenden Faktor dar, denn ihre rechtsvereinheitlichende Wirkung war lokal auf ihren Einzugsbereich beschränkt. Die Folge war keine einheitliche und übergreifende Landschaft, sondern ein Nebeneinander von zersplitterten Gerichtslandschaften und damit letztlich ein Nebeneinander von lokalen Rechtslandschaften. Gleich-

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MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 136 f.; WEITZEL 1985b (wie Anm. 5), S. 1153. Vgl. hierzu knapp EBEL, Statutum und ius fori im deutschen Spätmittelalter (1976), S. 113 f. 36 Vgl. hierzu die Darlegungen zum Forschungsstand ab S. 73. 37 Der Begriff des deutschen Rechts ist keineswegs unproblematisch und seine Bestimmung in der Forschung strittig [vgl. CORDES, Deutsches Recht (2008), Sp. 1003–1007 passim]. 38 Die Ordnungsprinzipien und Einteilungen des modernen Rechts waren dem mittelalterlichen Denken an vielen Stellen noch fremd. Moderne Rechtsbegriffe können deshalb nur Näherungswerte für Zustände der Vergangenheit sein [ebenso WEITZEL 1985a (wie Anm. 5), S. 144 für ›Staat‹ und ›Herrschaft‹]. Wenn hier das materielle vom prozessualen wie auch das Straf- vom Zivilrecht unterschieden wird, dann nur der Darstellung wegen, obwohl damit ein letztlich ungelöstes hermeneutisches Problem einhergeht [vgl. hierzu EBEL, Gesetzgebung und Verwaltungshoheit in ausgewählten mittel- und ostdeutschen Städten (1992), S. 99; HATTENHAUER, „Minne und recht“ als Ordnungsprinzipien des mittelalterlichen Rechts (1963), S. 325 f.]. 35

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

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zeitig waren aber wiederum diese Landschaften nicht isoliert, sondern standen mitunter durch die bereits erwähnten, teilweise mehrgliedrigen Oberhofzüge in Kontakt und hatten vor allem durch zum Teil auch wechselnde Oberhofzugehörigkeiten der anfragenden Gerichte keine starren Ausdehnungen. Hierbei sind ebenfalls untereinander wiederum Wechselwirkungen und Angleichungen vorstellbar. Dieses komplexe Bild von Oberhofstrukturen und Rechtsbeeinflussungsmöglichkeiten steht im Gegensatz zur überkommenen germanistischen Vorstellung von einem übergreifenden, mehrheitlich einheitlichen deutschen Recht.

III. Methode: Vergleichende Untersuchung von Wechselwirkungen Prüfstein dieser Überlegungen ist die Untersuchung der Wechselwirkungen innerhalb der Rechts- und Gerichtslandschaften einer klar begrenzten Region, die zu der Situation eines Oberhofs außerhalb dieser Gegend in Korrelation gesetzt wird. Damit wird KARIN NEHLSEN-VON STRYK Rechnung getragen, die es als Problem beschrieb, »die in zahlreiche grundverschiedene Gerichtsbarkeiten ausgefächerte, […] Justiz im Mittelalter als Gesamtphänomen zu umschreiben oder in ihren Grundzügen charakterisieren zu wollen.«39 Ein Anknüpfungspunkt ist ferner THOMAS DUVE, der jüngst eine ›konsequente Priorisierung des Lokalen‹ in der Rechtsgeschichte einforderte.40 Im Zentrum stehen hierbei zunächst die Oberhöfe und Gerichte der Untermainebene und angrenzenden mittleren Rheinlande sowie der Wetterau,41 einem Gebiet, das heute weitgehend als Teil des Rhein-MainGebiets verstanden wird. Die Auswahl der konkret zu untersuchenden Oberhöfe wie auch der korrespondierenden örtlichen Gerichte ist insbesondere durch das Vorhandensein einer notwendig breiten Überlieferung limitiert. Die ausführliche 39

NEHLSEN-VON STRYK 1990 (wie Anm. 5), S. 190. DUVE 2012 (wie Anm. 28), S. 51. 41 Die Landschaft der Wetterau wird nach modernem Verständnis im Westen vom Rand des Taunus, im Osten durch die Ausläufer des Vogelsberges, im Süden durch die Schwelle der Hohen Straße und das Frankfurter Vorland sowie im Norden durch die Wasserscheide von Gießen umgrenzt, die Lahn und Main trennt [BECHTOLD, Apud castrum Geylnhusen novam villam fundantes (1996), S. 36; DALLMANN, Gelnhausen und die Reichslandschaft Wetterau (2005), S. 165; KROPAT, Reich, Adel und Kirche in der Wetterau (1965), S. 1; SCHNEIDMÜLLER, Wetterau (1998), Sp. 1333; UHLHORN, Grundzüge der Wetterauer Territorialgeschichte (1927), S. 146]. Im Gegensatz hierzu war das mittelalterliche und frühneuzeitliche Verständnis deutlich weiter gefasst und zugleich im Verlauf der Geschichte immer wieder Veränderungen unterworfen [SCHWIND, Die Landvogtei in der Wetterau (1972), S. 1 f.]. Bspw. wird Gelnhausen heute räumlich zum Vorspessart gezählt, im Mittelalter aber zu den Wetterauer Reichsstädten. In dieser Studie wird den mittelalterlichen Raumbezeichnungen mit einem weiten Verständnis Rechnung getragen. 40

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zeitig waren aber wiederum diese Landschaften nicht isoliert, sondern standen mitunter durch die bereits erwähnten, teilweise mehrgliedrigen Oberhofzüge in Kontakt und hatten vor allem durch zum Teil auch wechselnde Oberhofzugehörigkeiten der anfragenden Gerichte keine starren Ausdehnungen. Hierbei sind ebenfalls untereinander wiederum Wechselwirkungen und Angleichungen vorstellbar. Dieses komplexe Bild von Oberhofstrukturen und Rechtsbeeinflussungsmöglichkeiten steht im Gegensatz zur überkommenen germanistischen Vorstellung von einem übergreifenden, mehrheitlich einheitlichen deutschen Recht.

III. Methode: Vergleichende Untersuchung von Wechselwirkungen Prüfstein dieser Überlegungen ist die Untersuchung der Wechselwirkungen innerhalb der Rechts- und Gerichtslandschaften einer klar begrenzten Region, die zu der Situation eines Oberhofs außerhalb dieser Gegend in Korrelation gesetzt wird. Damit wird KARIN NEHLSEN-VON STRYK Rechnung getragen, die es als Problem beschrieb, »die in zahlreiche grundverschiedene Gerichtsbarkeiten ausgefächerte, […] Justiz im Mittelalter als Gesamtphänomen zu umschreiben oder in ihren Grundzügen charakterisieren zu wollen.«39 Ein Anknüpfungspunkt ist ferner THOMAS DUVE, der jüngst eine ›konsequente Priorisierung des Lokalen‹ in der Rechtsgeschichte einforderte.40 Im Zentrum stehen hierbei zunächst die Oberhöfe und Gerichte der Untermainebene und angrenzenden mittleren Rheinlande sowie der Wetterau,41 einem Gebiet, das heute weitgehend als Teil des Rhein-MainGebiets verstanden wird. Die Auswahl der konkret zu untersuchenden Oberhöfe wie auch der korrespondierenden örtlichen Gerichte ist insbesondere durch das Vorhandensein einer notwendig breiten Überlieferung limitiert. Die ausführliche 39

NEHLSEN-VON STRYK 1990 (wie Anm. 5), S. 190. DUVE 2012 (wie Anm. 28), S. 51. 41 Die Landschaft der Wetterau wird nach modernem Verständnis im Westen vom Rand des Taunus, im Osten durch die Ausläufer des Vogelsberges, im Süden durch die Schwelle der Hohen Straße und das Frankfurter Vorland sowie im Norden durch die Wasserscheide von Gießen umgrenzt, die Lahn und Main trennt [BECHTOLD, Apud castrum Geylnhusen novam villam fundantes (1996), S. 36; DALLMANN, Gelnhausen und die Reichslandschaft Wetterau (2005), S. 165; KROPAT, Reich, Adel und Kirche in der Wetterau (1965), S. 1; SCHNEIDMÜLLER, Wetterau (1998), Sp. 1333; UHLHORN, Grundzüge der Wetterauer Territorialgeschichte (1927), S. 146]. Im Gegensatz hierzu war das mittelalterliche und frühneuzeitliche Verständnis deutlich weiter gefasst und zugleich im Verlauf der Geschichte immer wieder Veränderungen unterworfen [SCHWIND, Die Landvogtei in der Wetterau (1972), S. 1 f.]. Bspw. wird Gelnhausen heute räumlich zum Vorspessart gezählt, im Mittelalter aber zu den Wetterauer Reichsstädten. In dieser Studie wird den mittelalterlichen Raumbezeichnungen mit einem weiten Verständnis Rechnung getragen. 40

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Einführung: Grundlagen der Untersuchung

Betrachtung der Rahmenbedingungen und der Rechtsprechung dieser Oberhöfe soll zudem eine möglichst für das spätmittelalterliche Oberhofwesen im Untersuchungsgebiet repräsentative Analyse grundlegender Strukturen gewährleisten, die zwar aufgrund der Beschränkung des Untersuchungsmaterials nicht vollständig sein kann, aber der Gefahr einer Einengung auf isolierte Ergebnisse begegnet und die Vielschichtigkeit von Rechtsanfragezügen berücksichtigt. Wichtig ist hierbei eine gemeinsame Basis für den Vergleich. Aus diesem Grunde werden primär die bedeutenden Oberhöfe in den Blick genommen, das heißt diejenigen, die sich durch einen großen, überterritorialen Einzugsbereich sowie durch eine über längere Zeit belegte Spruchtätigkeit auszeichnen. Nach dem bisherigen Stand der rechtshistorischen Forschung waren dies im oben skizzierten Untersuchungsraum vor allem die Oberhöfe von Frankfurt am Main,42 Gelnhausen43 und Ingelheim44. Zur Absicherung der Ergebnisse soll der weiter entfernt liegende Oberhof in

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Vgl. zusammenfassend MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 51–60. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 29, der die im Zweiten Weltkrieg vernichteten Gerichts- und Urteilsbücher noch untersuchen konnte, charakterisierte den Oberhof als sehr bedeutend. Aufgrund dieser Verluste ist unsicher, ob nicht noch mehr als die 75 von MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 120 nachgewiesenen Gerichte den Frankfurter Oberhof anriefen. Eine Blüte erlebte der Oberhof offenbar im ausgehenden Spätmittelalter, geriet dann aber im Zuge der stärkeren Territorialbildung im Umland zunehmend unter Druck. Bezeichnend ist hier die 1571 vom Frankfurter Stadtsyndikus JOHANN FICHARD [vgl. zu ihm JUNG, Dr. Johann Fichard (1889), S. 209–259; KARG, Fichard, Johann (2008), Sp. 1570–1572; SCHEMBS, Fichard, Patrizierfamilie (1994), S. 203] kompilierte Solmser Gerichts- und Landordnung, die in Art. 33 den Oberhofzug gänzlich untersagte [BSB München, 2 J. germ. 46 Beibd. 4, fol. XXXIv–XXXIIr; vgl. allgemein FUCHS, Über die Quellen des Solmser Landrechts (1857), S. 292–320; FUCHS, Zur Geschichte der Abfassung der Solmser Gerichts- und Landordnung (1869), S. 270–277; KUNKEL, Landrechte des 16. Jahrhunderts, Bd. 2 (1938), S. XXVIII; WELKOBORSKY, Das Solmser Landrecht (1967/1968), S. 1–67]. THOMAS, Der Oberhof zu Frankfurt (1841), S. 106 sah allerdings in der unmittelbar nachfolgenden Bestimmung, wonach Rechtsgelehrte anzurufen waren, die Schöffen eines Oberhofs als solche mitumfasst, was allerdings kaum der Intention der Norm entsprochen haben dürfte. 43 In einer zeitgenössischen Aufzeichnung um 1417 der »Stete und gerichte die urteil bij uns holen« führte HARTMANN BRELL insgesamt 15 namentlich genannte Gerichte und eine ungenannte Reichsstadt nahe Würzburg sowie »viel and(ere) Stede me czu franken die off diese Stad Geilnh(usen) gefriheidt sin« auf [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 1r (moderne Folierung); erwähnt von JUNGHANS, Versuch einer Geschichte der freien Reichsstadt Gelnhausen (1886), S. 161 f. als Auszug aus einem Ratsprotokoll]. Gelnhausen selbst fragte wiederum in Frankfurt an [EULER, Zur Rechtsgeschichte der Reichsstadt Gelnhausen (1874), S. 14; JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 161 f.], war also Zwischenhof. Seine Blüte dürfte im beginnenden 15. Jh. anzusiedeln sein. 44 Vgl. zusammenfassend MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 60–64. In seiner Blütezeit im 15. Jh. riefen bis zu 70 Schöffenstühle den Ingelheimer Oberhof an. Nach GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 268 lassen sich die Protokolle in Bedeutung und Dichte mit denen der Oberhöfe von Iglau, Lübeck, Leipzig und Magdeburg messen.

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

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Nürnberg45 als Kontrastpartner mit Seitenblicken in den Vergleich einbezogen werden. Die Stadt an der Pegnitz lag zwar räumlich in der mittelalterlichen Region Franken, sah sich selbst aber nicht als fränkisch an.46 Zugleich stand Nürnberg als große Handwerker- und Handelsstadt des ausgehenden Mittelalters in vielfältiger Weise auch mit den Main- und mittleren Rheinlanden in Kontakt, was für die im Fokus stehende Beleuchtung von Interdependenzen von Bedeutung ist. Eine rechtliche Verbindung wiederum wird beispielsweise durch ein Privileg LUDWIGS DES BAYERN vom 25. Juni 1341 sichtbar, der den Frankfurter Schöffen, Bürgermeistern, Bürgern und dem Rat gewährte, dass ihre Landsiedel und Landgüter alle Rechte und Freiheiten Nürnbergs haben sollten.47

1. Begrifflichkeiten, insbesondere Bestimmung des Oberhofbegriffs Rechtshistorisch betrachtet zählte eine lange Forschungstradition die hier untersuchte Region oftmals zum sogenannten spätmittelalterlichen ›fränkischen Rechtskreis‹.48 Allerdings ist dieser Forschungsbegriff nicht unproblematisch. Er 45

Der Oberhof Nürnberg erreichte seine Blüte wahrscheinlich im ausgehenden Spätmittelalter [SCHULTHEIß, Die Einwirkung Nürnberger Stadtrechts auf Deutschland, besonders Franken, Böhmen und die Oberpfalz (1936), S. 46 f.]. 46 PETERSOHN, Franken im Mittelalter (2008), S. 335–339. 47 ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 69 ≙ Druck bei BÖHMER, Codex diplomaticus moenofrancofurtanus (1836), S. 574 (ohne Quellenangabe) ≙ Regest 2177 bei BÖHMER, Regesta Imperii inde ab anno mcccxiiii usque ad annum mcccxlvii (1839), S. 136 ≙ Regest 450 bei WETZEL, Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern, Heft 8 (2008), S. 218. Das Landsiedelrecht war eine im Mittelalter weitverbreitete Form der Verpachtung von Grund und Boden an Bauern, wobei der Verpächter grundsätzlich zur Vertretung vor Gericht berechtigt blieb [THIEME, Landsiedelrecht (1978), Sp. 1570 f.]. Vielfach lassen sich solche Verpachtungen durch Frankfurter Bürger und Institutionen nachweisen [ORTH, Stadtherrschaft und auswärtiger Bürgerbesitz (1985), S. 128 f.; vgl. ferner BÜCHER, Die Bevölkerung von Frankfurt (1886), S. 281; 682–684; 692–694 sowie die Untersuchung im Hinblick auf die Güter des Frankfurter Heiliggeistspitals und des Gutleuthofs von MORITZ, Die bürgerlichen Fürsorgeanstalten der Reichsstadt Frankfurt (1981), S. 142–149]. Mit dem Privileg von 1341 wollten die Frankfurter ihren Landbesitz und vor allem ihren Einfluss darauf festigen. Hierbei waren offenbar auch Fragen des Rechtsweges bedeutsam, denn kurz nach der Privilegierung ließ sich der Frankfurter Rat von seinen Nürnberger Kollegen die Freiung der Leute auf ihren Landgütern von geistlicher Gerichtsbarkeit bestätigen [vgl. den Druck der Antwort Nürnbergs vom 12. Juli 1341 bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 575 (ohne Quellenangabe)]. 48 Der Forschungsbegriff ist allgemein zur rechtshistorischen Beschreibung der hier untersuchten Landschaft gebräuchlich [vgl. bspw. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 29; EULER, Rechts-Geschichte der Stadt Frankfurt (1872), S. 18; FUHR, Zur Entstehung und rechtlichen Bedeutung der mittelalterlichen Formel »ane argeliste unde geverde« (1959), S. 101; SCHUMANN, Fränkisches Recht (2008), Sp. 1671; NEHLSEN-VON STRYK, Grenzen des Rechtszwangs (1993), S. 535].

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Einführung: Grundlagen der Untersuchung

suggeriert eine Nähe zur spätmittelalterlichen Landschaft Franken, ohne aber räumlich mit dieser übereinzustimmen, zumal die geographische Ausdehnung des postulierten ›fränkischen Rechtskreises‹ in vielen Punkten unklar bleibt und eine genaue räumliche Beschreibung in der Forschung bislang nie gegeben worden ist. Zudem nivelliert er die stark zeitabhängige Bedeutungsweite des Begriffs ›Franken‹49 als solchem gerade auch in räumlicher und politischer Hinsicht.50 Darüber hinaus nimmt er eine einheitliche oder doch wenigstens sehr ähnliche Handhabung der Rechtsgewohnheiten in diesem Gebiet vorweg, die vergleichend bislang nur in Ansätzen nachgewiesen wurde.51 Letztendlich erscheint mit dem Begriff des ›fränkischen Rechtskreises‹ kein weiterer Erkenntniswert verbunden. Von besonderer Bedeutung für diese Studie ist zudem eine konturierte wissenschaftliche Begrifflichkeit zur Abgrenzung des Phänomens der Oberhoftätigkeit von den anderen gerichtlichen Aufgaben der Urteiler, wenngleich hierbei metho49

Seit dem zweiten Drittel des 10. Jh.s findet sich die Bezeichnung ›Orientalis Francia‹ für die Mainlande [PETERSOHN 2008 (wie Anm. 46), S. 60–65; 68; 217; WENDEHORST, Franken, Landschaft (1989), Sp. 728 f.; HOFMANN/WENDEHORST, Franken (2008), Sp. 1652 f.]. Für dieses Gebiet lässt sich in den spätmittelalterlichen Quellen eine Konstanz von fränkischer Raumvorstellung erkennen [PETERSOHN 2008 (wie Anm. 46), S. 132]. Der fränkische Reichskreis des beginnenden 16. Jh.s wiederum war mit dem spätmittelalterlichen Land zu Franken nur teilidentisch [PETERSOHN 2008 (wie Anm. 46), S. 333; WENDEHORST 1989 (a. a. O.), Sp. 728]. Die Bewohner der rheinfränkischen Gebiete wiederum gaben im Spätmittelalter die fränkischen Bezüge in ihrer Selbstbezeichnung auf, weshalb letztlich hier nicht mehr von fränkischem Recht gesprochen werden sollte [so schon DOLEZALEK, Fränkisches Recht (1971), Sp. 1208]. 50 Ein Beispiel mag dies verdeutlichen. In den Reichsannalen wird beschrieben, dass KARL DER GROßE 774 nach Franken zurückkehrte (»cum magno triumpho Franciam reversus est.«) und sodann Ingelheim erreichte (»Et dum pervenisset in loco, qui dicitur Ingilinhaim«) [nach RAU, Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte , Teil 1 (1974), S. 30], was die Zugehörigkeit zum fränkischen Machtbereich im weiteren Sinne kenntlich macht [SCHMITZ, Pfalz und Fiskus Ingelheim (1974), S. 48]. Im Jahr 941 berichtete LIUTPRAND VON CREMONA, dass König OTTO I. seinen Bruder »ad palatium suum quod in Francia in loco qui Ingelenheim dicitur, constitutum est« habe bringen und in Haft nehmen lassen [nach DÜMMLER, Liudprandi episcopi cremonensis (1877), S. 99 ≙ Regest 97a bei BÖHMER/OTTENTHAL, Regesta Imperii II, Abt. 1 (1893), S. 57], womit er »Francia« wohl räumlich enger auf das Mittelrheingebiet bezog [SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 49 f.]. 51 Wenn EBEL, Berichtung, Transactio und Vergleich (1978), S. 15, Fn. 31 dennoch von fränkischen Rechtsgemeinsamkeiten im Spätmittelalter ausging, übersah er eben dies und postulierte die Zusammenhänge nur. Ebenso geht seine Kritik an GERO DOLEZALEK fehl, der nach FRIEDRICH EBEL die »Existenz fränkischen Rechts im Spätmittelalter leugnet« und dem er nur begrenzt zustimmte, denn dieser hatte lediglich darauf hingewiesen, dass die Reste des fränkischen Stammesrechts im Spätmittelalter gering seien [vgl. DOLEZALEK 1971 (wie Anm. 49), Sp. 1208 f.]. Die Erwähnung ›fränkischen Rechts‹ in zahlreichen Quellen des Mittelalters [vgl. die Nachweise bei SCHRÖDER, Die Franken und ihr Recht (1881), S. 21–24] als solche reicht gewiss als Beleg eines gemeinsamen Rechts eingedenk der terminologischen Unschärfe nicht aus.

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

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dische Schwierigkeiten auftreten können. Im Hinblick auf die Untersuchung des Frankfurter Oberhofs von HELMUT MERTZ merkte FRIEDRICH EBEL an, dass es nicht unproblematisch sei, dessen Tätigkeit an einem allgemeinen Oberhofbegriff zu messen.52 Zwar ist die potenzielle Gefahr nicht zu leugnen, durch die selbst gewählte Begriffsbestimmung dem Ergebnis der Untersuchung vorzugreifen, doch scheint dies in gewisser Weise unvermeidlich. Ohne eine klare Begrifflichkeit kann nicht entschieden werden, was in den Bereich der Oberhoffunktion gehört, und damit letztlich auch das Phänomen als solches nicht wissenschaftlich untersucht werden. Die Gefahr einer Vorwegnahme kann aber minimiert werden, indem die Begriffsbestimmung auf einer vergleichenden Betrachtung der bisherigen Forschung zum Oberhofwesen aufbaut und zudem eine Aktualisierung anhand der Forschungskritik an bereits geleisteten Definitionsversuchen vorgenommen wird. Außerdem müssen die einzelnen Definitionselemente des wissenschaftlichen Oberhofbegriffs zugleich die mittelalterliche Vorstellung des Oberhofrechtszuges widerspiegeln, zu der es durchaus Quellenhinweise gibt. In der bisherigen Forschung wurde betont, dass ein Oberhof als Rechtsbelehrungs- und Rechtsauskunftsstelle zur Unterweisung fremder Gerichte und teilweise auch anfragender Privatpersonen aufzufassen sei.53 Eine eingehende Beschäftigung mit dem Oberhofbegriff auf Basis vergleichender Betrachtungen und vertiefter Quellenstudien legte bislang vor allem HELMUT MERTZ im Jahre 1954 vor, der im Kern fünf Kriterien benannte, nachdem er zuvor als grundsätzliche Typen ›städtische‹ und ›nichtstädtische‹ Oberhöfe unterschieden hatte: 1. Ein ›städtischer‹ Oberhof könne Filiationsstädten und anderen Orten Auskunft zu Fragen des Stadtrechts54 und Privilegien etc. geben, wobei diese Tätigkeit alleine noch nicht zur Annahme eines Oberhofs ausreiche. 2. Ein Oberhof müsse während eines längeren Zeitraums Prozesssachen entschieden oder Rechtsanfragen beantwortet haben, die ein an sich nicht untergeordnetes Gericht vorgelegt habe. 3. Die Beziehung der anfragenden Urteilsgremien zum Oberhof beruhe auf Freiwilligkeit oder andauernder Übung, wobei die als bestehend angenommene Verpflichtung, einen bestimmten Oberhof anzurufen, die Oberhofstellung nicht berühre. 4. Das Anrufen kraft rechtlicher Zuständigkeit, etwa im Rahmen der freiwilligen Ge52

EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 112, Fn. 62. ECKHARDT, Bremer Stadtrechtsfamilie und Oberhof (1995), S. 257; MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 133; WAAS, Das Kernland des alten Reichs an Main und Rhein (1944), S. 27; WEITZEL 1993 (wie Anm. 15), Sp. 1131 f.; WERKMÜLLER 1984 (wie Anm. 15), Sp. 1134. 54 Stadtrecht wiederum kann nach CARL HAASE formal in Freiheiten und Gerechtsame, Verfassung sowie materielles Recht eingeteilt werden [HAASE, Gegenwärtiger Stand und neue Problem der Stadtrechtsforschung (1953), S. 136; HAASE, Probleme der vergleichenden Stadtrechtsforschung (1955), S. 104]. 53

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Einführung: Grundlagen der Untersuchung

richtsbarkeit, kraft Vereinbarung der Parteien oder als Schiedsgericht55 schließe eine Oberhoftätigkeit von vorneherein aus. 5. Bei Oberhöfen, deren Urteiler zugleich als Niedergericht zusammenkamen, seien solche Verfahren, an denen Bürger oder Bewohner des zu diesem Niedergericht gehörenden Gerichtsbezirks beteiligt waren, oder aber solche Sachen, deren Streitgegenstand im Gerichtsbezirk des Niedergerichts gelegen war, keine Oberhofsachen.56 In der darauffolgenden Forschung sind einzelne Elemente in die Kritik geraten, was bei einem neuerlichen Definitionsversuch selbstverständlich berücksichtigt werden muss. Zunächst sollte aber das erste Kriterium konkretisiert werden, indem klar zwischen allgemeinen Anfragen etwa zu Bestimmungen des Stadtrechts oder zu einzelnen Freiheiten auf der einen Seite und der Oberhofweisung mit konkretem Fallbezug auf der anderen unterschieden wird. In der Forschung wird seit Längerem betont, dass Filiationen57 Oberhofbeziehungen nicht zwangsläufig determinierten,58 obwohl viele Tochterstädte mitunter auch lange nach der Stadtrechtsverleihung in zweifelhaften Rechtsfällen Rat bei der Mutterstadt suchten.59 Deshalb müssen Oberhofanfragen von allgemeinen Anfragen der Tochteran die Mutterstadt abgegrenzt werden.60 Ein Oberhof gab keine Auskunft über 55

Vgl. hierzu auch MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 50–52. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 21 f. 57 Stadtrechtsverleihungen dürfen hierbei trotz der in der Forschung etablierten und einheitlich verwandten Begrifflichkeit nicht zu schematisch gesehen werden [DUSIL, Die Soester Stadtrechtsfamilie (2007), S. 319–324]. 58 BASTIAN, Der Freiburger Oberhof (1934), S. 42 f.; 103; BATTENBERG, Schöffenstuhl (1990), Sp. 1475 f.; DUSIL 2007 (wie Anm. 57), S. 253; 278; MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 70; 119 f.. KÜNßBERG, Rechtssprachgeographie (1926), S. 44 formulierte hierzu prägnant: »In der Regel werden Stadtrechtsfamilie und Oberhofgebiet miteinander übereinstimmen. Doch darf man keineswegs ohne weiteres von Rechtsverwandtschaft auf Oberhofbeziehungen schließen oder umgekehrt.« Nach ARMIN WOLF hingegen hatte die Verleihung Frankfurter Rechts regelmäßig eine Oberhofverbindung zur Folge [WOLF, Rodheim im Spätmittelalter (1992), S. 28; WOLF, Zur Ortsgeschichte von Petterweil (2001), S. 116]. Auch WERNER SCHULTHEIß nahm für Nürnberg ausdrücklich an, »daß die Übertragung der Nürnberger Rechte und Freiheiten auch die Anerkennung der Reichsstadt als „Oberhof“ in sich schloß« [SCHULTHEIß 1936 (wie Anm. 45), S. 21]. Dem widersprach aber bereits LEISER, Nürnbergs Rechtsleben (1971), S. 114. PÜTZ, Heischurteile der Reichsstadt Nürnberg für ihr Territorium im Spiegel der Ratsverlässe (1977), S. 51 sah hingegen wieder einen engen Zusammenhang zwischen der Oberhofentstehung und der Herausbildung eines Stadtrechtskreises. 59 DUSIL 2007 (wie Anm. 57), S. 253; LÜCK, Der Magdeburger Schöffenstuhl als Teil der Magdeburger Stadtverfassung (1996), S. 139 f.; MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 40; SCHOTT, Sachsenspiegel und Magdeburger Stadtrecht (2007), Rn. 35. 60 Ebenso betonte UHLHORN, Beobachtungen über die Ausdehnung des sogenannten Frankfurter Stadtrechtskreises (1955), S. 124 »wesentliche Unterschiede zeitlicher und sachlicher Art« zwischen der Abhängigkeit von einem Oberhof und Stadtrechtsverleihungen. 56

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Privilegien, Gewichte oder städtisches Recht,61 was schon daran deutlich wird, dass hierzu meist nicht die Schöffen Auskunft gaben, sondern der Rat.62 Die Übergänge können aber zugleich fließend sein. In Ingelheim beispielsweise, das niemals zur Stadt erhoben wurde, fragten 1411 die Bürgermeister von Wesel bezüglich der Ratsfähigkeit in einem konkreten Streitfall an, der aber wohl nicht am Gericht anhängig war.63 Dennoch behandelten die Ingelheimer Schöffen den Fall wie eine Privatanfrage, entschieden durch Urteil und trugen die Weisung in ihr Oberhofprotokollbuch ein. Trotz dieser möglichen Unschärfen ist aber im Grundsatz eine Unterscheidung sinnvoll, weil diese grundverschiedenen Tätigkeiten auch getrennt zu beurteilen sind. Im Ergebnis ändert sich zur Darstellung bei HELMUT MERTZ hierdurch freilich nichts, sah er doch solche allgemeinen Anfragen nicht als ausreichende Bedingung für die Annahme eines Oberhofs an. Im Hinblick auf das zweite Begriffselement, die lang andauernde Übung, wurde Kritik von HANS SCHMITZ und HANS MÜLLER artikuliert, die beide vor allem einwandten, dass die Schöffen auch einmalige Anfragen als Oberhofsachen behandelt hätten.64 Im Kern besteht bei diesem Merkmal aber, was weder HELMUT MERTZ noch die nachfolgende Kritik berücksichtigten, ein methodisches Problem, denn aufgrund des Überlieferungszufalls65 können einmalige Anfragen in den meisten Fällen gar nicht sicher identifiziert werden, sodass auf dieses Kriterium ganz verzichtet werden sollte. Beim dritten Kriterium wiederum rief vor allem die postulierte Freiwilligkeit der Oberhofbeziehung Widerspruch hervor, wenngleich dieses Begriffselement auf eine lange Forschungstradition zurückblicken kann: Bereits JOHANN CHRISTIAN THOMAS betonte die Freiwilligkeit66 und CARL HAASE beschrieb vor allem aus städtischer Sicht, dass im Spätmittelalter zunächst jede Stadt jede beliebig andere als Oberhof hätte ansprechen und um Rechtsauskunft bitten können, sodass ein Netz von Rechtsbeziehungen, das sich über das ganze Reich erstreckt

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MAURER 1866 (wie Anm. 16), S. 144 schien hingegen eine nicht fallbezogene Auskunft auszureichen, wenn er ausführte, dass bei Oberhöfen Maß und Gewicht hätten geholt werden können. 62 Die Quellenlage ist hier allerdings nicht immer eindeutig. Am 20. Mai 1448 wandten sich bspw. »schultheiß und scheffene des statgerichts zu ha(nau)we« ausdrücklich an Bürgermeister und Rat Frankfurts mit der Bitte um Auskunft zum Wollgewicht [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4380 ≙ Regest 4380 bei GROTEFEND, Inventare des Frankfurter Stadtarchivs, Bd. 1 (1888), S. 190]. 63 Vgl. Eintrag 1713 bei ERLER (Hrsg.), Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes, Bd. 2 (1958), S. 199. 64 MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 134; SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 405. Ebenso folgte GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 267, Fn. 3 HELMUT MERTZ nicht und lehnte dieses Kriterium, wenngleich ohne nähere Begründung, ab. 65 Vgl. hierzu eingehend ESCH, Zeitalter und Menschenalter (1994), S. 39–69. 66 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 54.

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habe, entstanden sei.67 Zuletzt machten sich vor allem HANS MÜLLER und JÜRGEN WEITZEL für den selbstverpflichtenden Charakter der Oberhofbeziehung aus Sicht der anfragenden Gerichte stark.68 Andererseits hatte bereits GEORG LUDWIG VON MAURER beschrieben, dass die Oberhoftätigkeit keine freiwillige Einholung des Rechtsrates kenne, sondern eine Freiwilligkeit der Beziehung auf ein Schiedsgericht hindeute.69 HANS SCHMITZ wiederum wies auf die aus seiner Sicht gegebene Inkonsistenz zur Annahme des Herkommens der Oberhöfe aus der Fiskal- beziehungsweise Reichsvogteigerichtsbarkeit der Pfalz hin.70 Abgesehen von der strittigen Frage der geschichtlichen Gründung der Oberhöfe, die noch zu behandeln sein wird, offenbart sich aber die Problematik des Kriteriums der Freiwilligkeit vor allem auch im Zusammenspiel mit einem weiteren. Denn HELMUT MERTZ forderte zunächst ebenso, dass keine Unterordnung der anfragenden Gerichte gegeben sein dürfte, schwächte dieses Kriterium dann aber bei der Betrachtung der Frankfurter Landgemeinden sogleich wieder ab, indem er dort Oberhofverhältnisse annahm.71 Da Frankfurt die Anbindung an seinen Oberhof mitunter sehr offensiv betrieb, wie ebenso noch zu zeigen sein wird, kann in diesem Kontext auch nicht von Freiwilligkeit gesprochen werden, dennoch aber behandelte das Frankfurter Schöffengericht die Anfragen der Untergerichte aus den Landgemeinden trotz dieser Abhängigkeit selbst als fremde Unterweisungen.72 Dieser Befund, der sich ähnlich zugleich für Nürnberg ergibt,73 sollte ernst genommen und daher das Kriterium der Freiwilligkeit ebenso wie jenes der fehlenden Unterordnung ganz beiseite gelassen werden. Dies schließt aber nicht aus, dass, gerade in der Frühzeit, viele Oberhofbeziehungen auf freiwilliger Basis zustande kamen.74 Zudem diskutierte die Forschung im Hinblick auf das vierte Kriterium, inwiefern schiedsrichterliche Tätigkeiten mit der Oberhoffunktion vereinbar waren. HANS SCHMITZ wandte ein, dass der Ingelheimer Oberhof auch als Schiedsgericht tätig gewesen sei, »wenn eines der in Ingelheim zu Haupte gehenden Gerichte in Streitig67

HAASE 1955 (wie Anm. 54), S. 107 f. Vgl. MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 136 f.; WEITZEL 1985b (wie Anm. 5), S. 1153. 69 MAURER 1870 (wie Anm. 22), S. 770. 70 SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 405. 71 Vgl. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 58. 72 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 83. 73 Vgl. PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 125 f. und WENISCH, Nürnbergs Bedeutung als Oberhof im Spiegel seiner Ratsverlässe (1962), S. 455, wenngleich der Rat Nürnbergs die Weisungen für die eigenen Gerichte im Gegensatz zu denen für auswärtige als verbindlich erachtete. 74 Für Wimpfen betonte dies etwa SCHROEDER, Kaiserliches Landgericht – Stadtgericht – Oberhof (1976), S. 45 und für Frankfurt letztlich HAASE 1955 (wie Anm. 54), S. 107 f. Allgemein wies MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 137–139 darauf hin. 68

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keiten verwickelt war« sowie in solchen Fällen, »in denen Schöffen dieser Gerichte in ihrer Eigenschaft beklagt wurden«.75 HANS MÜLLER erwähnte zwar zunächst ebenso die Funktion der Oberhöfe als Schiedsgericht, beschrieb aber einschränkend, dass sie diese mit den übrigen Gerichten gemeinsam gehabt hätten, weshalb diese Aufgabe nicht ihrer eigentlichen Oberhoftätigkeit zuzurechnen sei.76 Hierbei scheint die Diskussion aber vor allem mit einem unscharfen Schiedsgerichtsbegriff geführt worden zu sein. Natürlich kann die Folge einer Oberhofweisung, gerade einer Privatanfrage, eine außergerichtliche Einigung sein. Dass aber die Oberhöfe als solche zugleich als Schiedsgericht tätig wurden, erscheint jedoch als fernliegend. Vielmehr ist eine weitere Funktion der Urteiler angesprochen, die dementsprechend, beispielsweise in Frankfurt, für diese schiedsrichterliche Tätigkeit sogar eigene Bücher führten.77 Im Ergebnis kann damit letztlich ein Gericht als Oberhof angesehen werden, das anfragenden Gerichten in laufenden Prozesssachen konkrete Auskunft gab oder in der Neuzeit Sachen entschied, beziehungsweise Privatpersonen auch in abstrakter Form Auskunft erteilte und hierbei nicht kraft Vereinbarung der Parteien, kraft Gerichtsstandsprivileg oder als Schiedsgericht tätig wurde.

2. Vorgehensweise und Instrumentarium Diese Studie vergleicht78 grundlegende Strukturen an den Oberhöfen in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim und sichert das Ergebnis durch einen analytischen Seitenblick nach Nürnberg ab. Hierbei sollen in einem ersten Schritt einerseits die strukturellen Rahmenbedingungen der Rechtskultur geklärt und andererseits der Blick für Gemeinsamkeiten abseits der detailreichen Vielschichtigkeit der ausgewählten Gerichte geschärft werden. Der Vergleich soll zu einem Entwicklungsmodell der Oberhöfe verdichtet werden, das deren Leistungsfähigkeit gerade im Hinblick auf Rechtsaustausch- und Angleichungsmechanismen erkennbar werden lässt. Bei diesem Zugriff stehen die Gerichtslandschaft und damit zunächst die justiziellen Institutionen im Vordergrund. Aufbauend auf der bereits entwi75

SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 405 f. MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 133. 77 Die Schöffen führten die ursprünglich von 1492–1622 überlieferten Rachtungsbücher für schiedsrichterliche Entscheidungen [JUNG, Das historische Archiv der Stadt Frankfurt (1909), S. 158]. Die Bücher gingen infolge des Zweiten Weltkrieges restlos unter. 78 Vgl. allgemein zur Methode der vergleichenden Rechtsgeschichte CORDES, Was erwartet die (mittelalterliche) Rechtsgeschichte von der Rechtsvergleichung und anderen vergleichend arbeitenden Disziplinen? (1999), S. 550 f. 76

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ckelten Arbeitsdefinition der Oberhöfe kann das Quellenmaterial im Hinblick auf die zeitliche Einordnung der Oberhofentstehung im Rhein-Main-Gebiet untersucht werden. Hierbei geht es vor allem um die Klärung der zentralen These, dass die Oberhöfe eine spezifisch spätmittelalterliche Modifikation der Gerichtslandschaften unter Herausbildung neuer Verschränkungen der Gerichte darstellen. Dabei sind auch die Personen am Gericht als Träger der Rechtskultur, allen voran die Urteiler, in den Blick zu nehmen und eine Typologie zu entwickeln. Aufbauend auf den zunächst gewonnenen strukturellen Erkenntnissen sollen in einem zweiten Schritt sodann die Rechtslandschaft und damit die materiellen und prozessualen Rechtsgewohnheiten in Tiefenbohrungen exemplarisch auf ein gemeinsames Rechtsverständnis der Urteiler hin untersucht werden. In diesem Schritt soll ein exegetischer Vergleich der Rechtsprechung der Gerichte vor allem anhand der Gerichtsbücher eine weitere Erkenntnisebene im Hinblick auf die Rechtskultur öffnen, wobei hier der Schwerpunkt entsprechend der Überlieferungsdichte deutlich im 15. Jahrhundert liegt. Hatten die Laienurteiler eine Vorstellung von abstrakten Rechtssätzen, müssten sich übergreifende gemeinsame Grundstrukturen finden lassen. Haben sie hingegen das Recht im konkreten Fall aus einem Vergleich mit anderen ähnlich gelagerten Fällen jedes Mal aufs Neue gewonnen, so müssten zwar Gemeinsamkeiten erkennbar, diese aber auf ähnliche Sachverhalte beschränkt sein. Lassen sich weder Strukturprinzipien noch Gemeinsamkeiten in ähnlichen Sachverhaltsgruppen finden, so deutet dies auf ein Weisen nach Rechtsgefühl hin.79 Hierbei kann es nicht darum gehen, jedwede materielle oder prozessuale Fragestellung in den Blick zu nehmen und ein umfassendes Bild der Rechtsgewohnheiten zu zeichnen, sondern bezogen auf das Erkenntnisinteresse erscheinen klare Schwerpunktanalysen bei zentralen Problemen angebracht, die Hinweise auf das Rechtsverständnis ermöglichen. Hierbei stellt aber die notwendig breite Quellenbasis einen limitierenden Faktor dar. Für Ingelheim etwa ist bekannt, dass beinahe einem Drittel aller bekannten Fälle des Oberhofes eine erbrechtliche Fragestellung zugrunde liegt.80 Hierbei besteht zudem die Schwierigkeit, dass sich nicht nur in den in großem Maße überlieferten Ingelheimer Weisungen Hinweise finden lassen müssen, sondern ebenso in den vergleichsweise wenigen erhaltenen Frankfurter und Gelnhäuser Schöffensprüchen. Hierbei wurde zudem nur selten eine eigentliche Begründung des Oberhofes protokolliert, was die Auswertung zu-

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So schon KREY 2010 (wie Anm. 4), S. 48 f. ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 190; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 34. Viele Personen waren zweioder gar dreimal verheiratet, was das Erbrecht mitunter verkomplizierte [GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 65]. 80

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sätzlich erschwert.81 Zu bedenken ist ferner, dass die Quellenbasis bezüglich einzelner, durchaus auch zentraler rechtlicher Aspekte selbst im Ingelheimer Quellenbestand mitunter gering ist und sich Hinweise teilweise nur aus der Zusammenschau vieler Weisungen gewinnen lassen. Methodisch bietet sich hierbei zunächst eine sogenannte vergleichend-exegetische Analyse an, die etwa GUNTER GUDIAN in seiner großen Studie zum Ingelheimer Recht anwandte.82 Doch ist diese dann problematisch, wenn verschiedene Rechtssprüche, denen ein unterschiedlicher Lebenssachverhalt zugrunde liegt, ergänzend zusammen ausgelegt werden, um einen möglicherweise sogar abstrakten Rechtssatz zu destillieren, der in den einzelnen Weisungen so nicht gänzlich fassbar ist.83 Bei schmaler Quellengrundlage erhalten die so gewonnenen Rechtssätze einen sehr konstruktiven Charakter, der wenig über das Rechtsverständnis der Urteiler auszusagen vermag. Dies gilt es in dieser Studie zu vermeiden. Zur Absicherung der gefundenen Ergebnisse ist daher ein Korrektiv notwendig. Deshalb soll in dieser Studie die Analyse zusätzlich durch rechtsterminologische und rechtssymbolische Betrachtungen flankiert werden. Die Rechtssprache ist naturgemäß eng mit dem Rechtsverkehr verbunden, weshalb vielfach Rechtsgrenzen zugleich sprachliche Demarkationen darstellen.84 Dementsprechend können eigenständige Rechtsterminologien Hinweise auf lokal geformte Rechtsgewohnheiten darstellen. Ähnlich ist die methodische Erwägung im Hinblick auf Rechtssymbole, weshalb die in neuerer Zeit verstärkt diskutierten Fragen performativer Handlungen85 weitgehend beiseite gelassen werden können. Vielmehr geht es abermals um zusätzliche Anhaltspunkte für die Verbreitung spezifischer Rechtsgewohnheiten, die nicht nur an Sprache, sondern eben auch an Akte gebunden sein können. Mit ANDREAS HEUSLER kann der Zweck einer rechtssym81

COING 1939 (wie Anm. 11), S. 32 f.; SCHARTL, Gerichtsverfassung und Zivilprozess in Frankfurt (2006), S. 163 f. In Nürnberg bspw. lassen die überlieferten Anfragen vor 1500 kaum die zugrunde liegende rechtliche Problematik erkennen [PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 75]. Die Frage der Notwendigkeit und die Faktoren der Herausbildung von Urteilsbegründungen sind seit Langem Gegenstand der juristischen und rechtshistorischen Forschung [SELLERT, Zur Geschichte der rationalen Urteilsbegründung gegenüber den Parteien (1986), S. 97–101 m. w. Nachweisen]. Nach der Untersuchung von GUDIAN, Die Begründung in Schöffensprüchen (1960), S. 68 f. gaben die Ingelheimer Schöffen vor allem dann eine Begründung, wenn sie neue Rechtsgrundsätze aufstellten. SELLERT 1986 (a. a. O.), S. 100 wiederum sah allgemein im Fehlen von mittelalterlichen Urteilsbegründungen einen Zusammenhang mit dem Prozessformalismus. 82 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 12. 83 So schon die Wertung von KREY 2010 (wie Anm. 4), S. 48. 84 Darauf wies bereits KÜNßBERG 1926 (wie Anm. 58), S. 3 hin. 85 Vgl. zu diesen Diskussionen zusammenfassend ARLINGHAUS, Rituale in der historischen Forschung der Vormoderne (2009), S. 274–291 passim.

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bolischen Handlung in der äußerlichen Versinnbildlichung eines unmittelbar nicht wahrnehmbaren Vorgangs gesehen werden, wobei er Solennitäten, die dem Vorgang nur einen feierlichen Rahmen gaben, von den eigentlichen Rechtssymbolen schied.86 Plastisch kann hier zugleich von einer Inszenierung des Rechts gesprochen werden.87 Deren Bedeutung wiederum ist gerade in schriftarmen Gesellschaften nicht zu unterschätzen.88

IV. Quellen: Typen und Bestand 1. Quellentypen Die für die Untersuchung bedeutsamen Quellentypen wurden in der Forschung nicht immer gleichbedeutend klassifiziert, sodass die Begrifflichkeiten, wie sie in der folgenden Studie verstanden werden, kurz dargelegt werden sollen. Gerichtsbücher werden zunächst als Unterkategorie der Stadt- und Dorfbücher89 aufgefasst.90 Die Protokollbücher werden wiederum als ein eigener Gerichtsbuch-

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HEUSLER, Institutionen des Deutschen Privatrechts, Bd. 1 (1885), S. 72 f. So bspw. KREY/SCHÄFER, Rechtsformen in der Ingelheimer Rechtslandschaft (2011), S. 199–216 passim im Anschluss an einen Tagungstitel. 88 KANNOWSKI 2002 (wie Anm. 5), S. 12; ähnlich SCHULZE, Symbolische Kommunikation vor Gericht (2006), S. 15. 89 Die Bezeichnung Stadtbuch ist in den Quellen vor allem im Norden Deutschlands gebräuchlich [DEBUS, Einführung in die Thematik (1998), S. 13], aber zur Beschreibung der Quellengattung generell anerkannt [KLUGE, Das Stadtbuch als onomastische Quelle (1998), S. 31]. Allgemein kann mit GEUENICH, Was sind eigentlich ‚Stadtbücher’? (1998), S. 19 darunter alles gefasst werden, was die (Stadt-)Schreiber erstellten und besonders gesichert verwahrt wurde. Die Stadtbücher nahmen hierbei neben dem Stadtrecht den städtischen Schriftanfall allgemein auf [BEYERLE, Die deutschen Stadtbücher (1910), S. 146; BRAASCH-SCHWERSMANN/RAMGE, Stadtbücher und vergleichbare Quellen in Hessen (1998), S. 141]. Vgl. aber auch die engere Bestimmung von DEETERS, Amtsbücher (2008), Sp. 215. Dieser Untersuchung wird das weite Verständnis zugrunde gelegt. KRÄMERNEUBERT, Städtische Amtsbücher in Unterfranken (1998), S. 290; 295 f. schlug demgegenüber ›Städtisches Amtsbuch‹ vor und wies richtigerweise zugleich auf die dörflichen Überlieferungen hin, deren Unterschied sie allerdings nur in der Provenienz sah. 90 Vgl. zur systematischen Einteilung GEUENICH 1998 (wie Anm. 89), S. 26; KLUGE 1998 (wie Anm. 89), S. 40; MUNZEL-EVERLING, Dez Keisers Recht, Teil 1 (2003), S. 4. Hiervon abweichend ist das Verständnis von STÖLZEL, Die Entwicklung des gelehrten Richterthums, Bd. 1 (1872), S. 177–179, der Gerichtsbücher als weitere Entwicklungsstufe der Stadtbücher ansah und von den Urteilsbüchern schied, wobei in Erstere vor allem Sachen der freiwilligen Gerichtsbarkeit und in Letztere die Sprüche des Gerichts eingetragen worden seien. LÜCK, Gerichtsbücher (2012), Sp. 148 wiederum übte Kritik an der 87

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bolischen Handlung in der äußerlichen Versinnbildlichung eines unmittelbar nicht wahrnehmbaren Vorgangs gesehen werden, wobei er Solennitäten, die dem Vorgang nur einen feierlichen Rahmen gaben, von den eigentlichen Rechtssymbolen schied.86 Plastisch kann hier zugleich von einer Inszenierung des Rechts gesprochen werden.87 Deren Bedeutung wiederum ist gerade in schriftarmen Gesellschaften nicht zu unterschätzen.88

IV. Quellen: Typen und Bestand 1. Quellentypen Die für die Untersuchung bedeutsamen Quellentypen wurden in der Forschung nicht immer gleichbedeutend klassifiziert, sodass die Begrifflichkeiten, wie sie in der folgenden Studie verstanden werden, kurz dargelegt werden sollen. Gerichtsbücher werden zunächst als Unterkategorie der Stadt- und Dorfbücher89 aufgefasst.90 Die Protokollbücher werden wiederum als ein eigener Gerichtsbuch-

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HEUSLER, Institutionen des Deutschen Privatrechts, Bd. 1 (1885), S. 72 f. So bspw. KREY/SCHÄFER, Rechtsformen in der Ingelheimer Rechtslandschaft (2011), S. 199–216 passim im Anschluss an einen Tagungstitel. 88 KANNOWSKI 2002 (wie Anm. 5), S. 12; ähnlich SCHULZE, Symbolische Kommunikation vor Gericht (2006), S. 15. 89 Die Bezeichnung Stadtbuch ist in den Quellen vor allem im Norden Deutschlands gebräuchlich [DEBUS, Einführung in die Thematik (1998), S. 13], aber zur Beschreibung der Quellengattung generell anerkannt [KLUGE, Das Stadtbuch als onomastische Quelle (1998), S. 31]. Allgemein kann mit GEUENICH, Was sind eigentlich ‚Stadtbücher’? (1998), S. 19 darunter alles gefasst werden, was die (Stadt-)Schreiber erstellten und besonders gesichert verwahrt wurde. Die Stadtbücher nahmen hierbei neben dem Stadtrecht den städtischen Schriftanfall allgemein auf [BEYERLE, Die deutschen Stadtbücher (1910), S. 146; BRAASCH-SCHWERSMANN/RAMGE, Stadtbücher und vergleichbare Quellen in Hessen (1998), S. 141]. Vgl. aber auch die engere Bestimmung von DEETERS, Amtsbücher (2008), Sp. 215. Dieser Untersuchung wird das weite Verständnis zugrunde gelegt. KRÄMERNEUBERT, Städtische Amtsbücher in Unterfranken (1998), S. 290; 295 f. schlug demgegenüber ›Städtisches Amtsbuch‹ vor und wies richtigerweise zugleich auf die dörflichen Überlieferungen hin, deren Unterschied sie allerdings nur in der Provenienz sah. 90 Vgl. zur systematischen Einteilung GEUENICH 1998 (wie Anm. 89), S. 26; KLUGE 1998 (wie Anm. 89), S. 40; MUNZEL-EVERLING, Dez Keisers Recht, Teil 1 (2003), S. 4. Hiervon abweichend ist das Verständnis von STÖLZEL, Die Entwicklung des gelehrten Richterthums, Bd. 1 (1872), S. 177–179, der Gerichtsbücher als weitere Entwicklungsstufe der Stadtbücher ansah und von den Urteilsbüchern schied, wobei in Erstere vor allem Sachen der freiwilligen Gerichtsbarkeit und in Letztere die Sprüche des Gerichts eingetragen worden seien. LÜCK, Gerichtsbücher (2012), Sp. 148 wiederum übte Kritik an der 87

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typ verstanden. Dieser zeichnet sich durch eine unzusammenhängende Darstellung der Prozesse im chronologischen Ablauf der einzelnen Gerichtssitzungen aus, sodass jeder Absatz in der Regel knapp einen Teilakt wiedergibt und die Quellen daher auch als Gerichtstagebücher91 bezeichnet werden können.92 Häufig sind die Einträge hierbei sehr kurz gehalten93 und zudem verlieren sich die Fälle oft unabgeschlossen im Gerichtsbuch,94 was die Interpretation zusätzlich erschwert. Seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts lässt sich dieser überwiegend erstinstanzliche zivilrechtliche Angelegenheiten dokumentierende Gerichtsbuchtyp nachweisen.95 Vielerorts wurden aber bis etwa 1400 in die Gerichtsbücher meist nur Akte der freiwilligen Gerichtsbarkeit eingetragen, wohingegen die streitige Gerichtsbarkeit vorzugsweise in Urteilsurkunden festgehalten wurde.96 Hierbei stellen die Prozessniederschriften meistens die Reinschrift während der Verhandlung gefertigter

gebräuchlichen Einteilung als Untergruppe der Stadtbücher, wobei er aber vor allem auf die ländliche Überlieferung hinwies, der in dieser Studie bereits begrifflich Rechnung getragen wird. 91 KALLMANN (GEB. MÜNZER), Die Ingelheimer Haderbücher (2001), S. 77 charakterisierte diesen Typ in Bezug auf ein Ingelheimer Haderbuch zutreffend als ›Ergebnisprotokoll‹, BLATTMANN, Protokollführung in römisch-kanonischen und deutschrechtlichen Gerichtsverfahren (2007), S. 163 ähnlich als ›Verlaufsprotokoll‹. Erst ein ›Hintereinanderstellen‹ der Haderbucheinträge lässt den Prozessverlauf erkennen [BLATTMANN 2007 (wie Anm. 91), S. 158; ERLER, Ingelheimer Prozesse nach dem Städtekrieg von 1388 (1994), S. 18 f.]. Diese Protokollierungsform war nach ERLER, Drei Ingelheimer Urteile – neu gedeutet (1977), S. 112 Ausfluss der in Ingelheim vorherrschenden strengen Berücksichtigung der zeitlichen Reihenfolge der Anträge. 92 MIHM, Die Textsorte Gerichtsprotokoll im Spätmittelalter (1995), S. 32. 93 Laut KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 15; 138 sind etwa 60 % der Einträge des Ober-Ingelheimer Haderbuchs von 1476–1485 kurze, oft nur einzeilige Vermerke, die Klagen, Zahlungsleistungen, Pfanderhebungen und Vertagungen meist zivilrechtlicher Art dokumentieren. Ebenso beschrieb WEIß, Das äußere Bild der Butzbacher Gerichtsprotokolle (1975), S. 19 in der Hauptsache in einzeiligen Notizen vermerkte zivilrechtliche Angelegenheiten. 94 Ebenso die Beobachtung von KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 141 anhand des Ober-Ingelheimer Haderbuchs von 1476–1485. Dies deutet vermutlich auf eine zwischenzeitliche Erledigung des Falls durch gütlichen Ausgleich der Parteien hin [GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 7], weshalb vermutlich die Mehrzahl aller Verfahren außergerichtlich beendet wurde [GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 21]. Der Ingelheimer Rechtswortschatz kannte hierfür mit ›gutlich rachtung‹ einen eigenen Begriff [ZWERENZ, Der Rechtswortschatz der Urteile des Ingelheimer Oberhofes (1988), S. 182 f. m. w. Nachweisen]. 95 Die frühesten Vertreter dieses Gerichtsbuchtyps sind das Rothenburger Stadtgerichtsbuch ab 1302 sowie das Würzburger Landgerichtsbuch ab 1317 [MIHM 1995 (wie Anm. 92), S. 32]. In diese Reihe gehören ferner die Ingelheimer Haderbücher, deren früheste Fragmente aber erst aus den 1360er-Jahren stammen. Vgl. zu den Haderbüchern allgemein BLATTMANN, Haderbücher (2012), Sp. 648 f. und ERLER, Haderbücher (1971), Sp. 1891 f. 96 BLATTMANN 2007 (wie Anm. 91), S. 152 f.

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Notizen dar97 und wurden daher textlich stark durch den jeweiligen Schreiber formalisiert und komprimiert.98 Oft sollten Randvermerke hierbei die Benutzung erleichtern,99 was die Bedeutung der Bücher im Rechtsalltag unterstreicht. Einem hiervon zu unterscheidenden Gerichtsbuchtyp gehören die Oberhofprotokollbücher an, in denen die eingehenden Anfragen zusammen mit den gegebenen Antworten protokolliert wurden, wozu eine spezielle, zusammenhängende Protokollform entstand.100 In der Regel bestehen die Oberhofprotokolle aus Fallwiedergabe, Fragestellung101 und Rechtsweisung.102 Alle diese Gerichtsbuchtypen zeichnet hierbei eine klare Tendenz zur Formalisierung und gestraffter Darstel-

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GEUENICH 1998 (wie Anm. 89), S. 19 f.; KLUGE 1998 (wie Anm. 89), S. 37; MIHM 1995 (wie Anm. 92), S. 33. In den vernichteten Frankfurter Gerichtsbüchern fanden sich teilweise solche Notizen anstelle der Reinschriften, mitunter in Form von Zetteln [COING 1939 (wie Anm. 11), S. 17 f.]. Zuweilen ließ der Schreiber auch Freistellen für Nachtragungen, etwa von Parteinamen [vgl. bspw. Eintrag 65 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 487]. 98 MIHM 1995 (wie Anm. 92), S. 42. Dies manifestiert sich bspw. in der nur selten bezeugten wörtlichen Rede. Nach MIHM 1995 (wie Anm. 92), S. 32 f. stellen die Gerichtsprotokolle aus linguistischer Sicht deshalb eine schriftliche Kommunikationsform dar, die nur noch selten auf die prägende Mündlichkeit der Verhandlung verweist. Darüber hinaus lässt sich die Einheitlichkeit und formelhafte Rechtssprache des Ingelheimer Haderbuchs von 1476–1485 [KALLMANN (GEB. MÜNZER), Zank im Dorf ([ohne Jahr]), Absatz 56] letztlich mit der vereinheitlichenden Wirkung der Schreiber erklären. 99 Erläuterungen der standardisierten Randvermerke in den Ingelheimer Haderbüchern finden sich bei BLATTMANN, Beobachtungen zum Schrifteinsatz an einem deutschen Niedergericht (2008), S. 77–79 und ERLER, Die Ingelheimer Haderbücher (1950), S. 59 f. 100 MIHM 1995 (wie Anm. 92), S. 34. 101 Nach MIHM 1995 (wie Anm. 92), S. 35 stellen Fallwiedergabe und Fragestellung eine wörtliche Wiedergabe der ›unteren Instanz‹ dar, wobei er zugleich Anzeichen für ausführliche Prozessaufzeichnungen bei den anfragenden Gerichten sah, die einer Rechtfertigungsintention gegenüber dem Oberhof entsprungen sein könnten. Dies dürfte allerdings zu optimistisch sein eingedenk der noch in zahlreichen Untergerichtsordnungen des 16. Jh.s enthaltenen Pflicht zur Anlegung eigener Gerichtsbücher [vgl. etwa MARQUORDT, Vier rheinische Prozessordnungen (1938), S. 20 f.]. Noch die fünfte Auflage der Solmser Gerichtsordnung von 1571 aus dem Jahr 1716 ordnete unverändert an: »So ordnen und wollen wir / daß hinfuͤ ro anbey einem jede Gericht zwey unterschiedliche Buͤ cher von neuem zugericht sollen werden / deren das erste das Gerichts-Buch / intitulirt und genennt / darinn allein was Gerichts-Handlungen seynd / ordentlich von Jahren zu Jahren / von Gerichtstagen zu Gerichtstagen / was darauf von beyden Partheyen muͤ ndlich vorgetragen / oder schrifftlich eingebracht / von Anfang bis zum End / zusambt den Bey- und EndUrtheilen / […] Aber in das ander Buch / so das Contract- und Schoͤ pfen-Buch […]« [FICHARD, Der Graffschafft Solms / und Herrschafften Muͤ ntzenberg / Wildenfels und Sonnenwalt / Gerichts-und LandOrdnung (1716), S. 8]. Daher muss davon ausgegangen werden, dass im späten Mittelalter an zahlreichen, vor allem kleineren Gerichten gar keine eigene Protokollierung geführt wurde, meist noch nicht einmal ein eigener Schreiber zur Verfügung stand. 102 MIHM 1995 (wie Anm. 92), S. 34.

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lung aus,103 waren sie doch primär für den internen Gerichtsgebrauch angelegt worden.104 Allerdings dürfen die Grenzen zwischen den unterschiedlichen Gerichtsbucharten nicht als dogmatisch feststehend angesehen werden, sondern sind vor allem Typisierungen der Forschung. Beispiele aus Ingelheim mögen dies illustrieren, trug doch 1440 ein Gerichtsschreiber eine annalistische Aufzeichnung in ein eigentlich erstinstanzlichen Aufzeichnungen vorbehaltenes Haderbuch ein,105 wurden mitunter Oberhoffälle in Haderbüchern vermerkt106 oder auch die Gerichtsorte bei der Protokollierung durcheinandergebracht.107 HUGO LOERSCH wiederum veröffentlichte Urkunden aus dem Oberhofprotokollbuch III, die eher in das Kopialbuch des Gerichts gehört hätten.108

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MIHM 1995 (wie Anm. 92), S. 34. WERKMÜLLER, Urteilssammlungen (1998), Sp. 624. 105 Vgl. StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1440–1445, fol. 1r = Druck bei SAALWÄCHTER, Die Namen von Frei-Weinheim (1962), S. 132. 106 MEYER, [Besprechung von] Zedler, Kritische Untersuchungen zur Geschichte des Rheingaus (1922), S. 122, Fn. 1 nannte nach einer Mitteilung ANDREAS SAALWÄCHTERS Oberhoffälle in den Haderbüchern »Ober-Ingelheim 1383 Bl. 12 a, 1385 Bl. 41 b, 1385 Bl. 75 b, 92 b, 95 a, 96 b, 102 b, 104 b, Nieder-Ingelheim 1386 Bl. 2 b, 1390 Bl. 88 a, Ober-Ingelheim 1426 Bl. 77 a.« Die meisten Angaben lassen sich aufgrund Quellenverlusts nicht mehr nachprüfen. Einzig im StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1423–1430, fol. 77r sowie Haderbuch Nieder-Ingelheim, 1387–1391, fol. 2v und fol. 88r finden sich die angegebenen Fälle. SAALWÄCHTER, Das Recht des Ingelheimer Oberhofs (1934), S. 103 f.; 106 ließ zudem Oberhoffälle aus den verbrannten Ober-Ingelheimer Haderbuchfragmenten von 1378 (Beilage 6) und zw. 1379 und 1399 (Beilage 11) sowie dem verbrannten Nieder-Ingelheimer Fragment von 1383 (Beilage 19) abdrucken. Bei SAALWÄCHTER, Aus der rheinhessischen Rechtsgeschichte, Teil 1 (1922a) finden sich noch Auszüge aus Haderbüchern, die zum Teil als Privatanfragen zu identifizieren sind. SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 14 gab eine abstrakte Anfrage der Gemeinde (Frei-)Weinheim von 1383 nach dem verlorenen NiederIngelheimer Fragment von 1383 wieder und StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1423– 1430, fol. 79r (mit oberhoftypischer Präsenzliste) ≆ Auszug bei SAALWÄCHTER, Bekannte und unbekannte Wüstungen bei Ingelheim (1915), S. 17, Fn. 2 betrifft eine Schöffenanfrage aus Bergen von 1426. Demgegenüber sah KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 14; 72–76 irrtümlich eine Oberhofprotokollierung im StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 3r– 4r vom 22. Oktober 1476. Vielmehr zeigen sich bspw. mit der ›Eindingung‹ der Fürsprecher typische Elemente eines Haderbucheintrags. Lediglich wurde im Verfahren am Ober-Ingelheimer Ortsgericht auf eine Oberhofsache in Kreuznach verwiesen. KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 74 wollte in diesem Eintrag gar eine Appellation erblicken. Allerdings spricht nichts für ein römischrechtliches Gepräge des erkennbaren Verfahrens. 107 Im StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 163v findet sich bspw. ein Eintrag, der in das Haderbuch von Groß-Winternheim gehört, wie der Schreiber am Rand notierte und ihn deshalb durchstrich. 108 Vgl. LOERSCH, Ueber die Heimsteuer der Margaretha von Geldern (1875), S. 36–56. 104

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2. Quellenbestand Die Quellenlage im Hinblick auf die untersuchten Oberhöfe ist sehr unterschiedlich. Das Stadtarchiv Frankfurt musste im Zweiten Weltkrieg empfindliche Verluste hinnehmen.109 Daraus folgend stellt sich die Basis im Hinblick auf die Tätigkeit des Frankfurter Schöffengerichts, das zugleich als Oberhof fungierte, zunächst als schwierig dar. Zu den Kriegsverlusten zählen die ursprünglich ab 1330 vorhandenen Schöffengerichtsprotokolle110 bis zum Jahre 1508 exklusive des Bandes von 1503 ebenso wie der Gesamtbestand der Urteilsbücher des Schöffengerichts ab 1505.111 Ebenfalls wurden die mittelalterlichen Bedebücher bis auf wenige aus den Trümmern des Stadtarchivs geborgene Reste112 wie auch die mittelalterlichen Re109

MEINERT, Das Stadtarchiv Frankfurt a. M. im zweiten Weltkriege (1948), S. 35. Ursprünglich war das Archiv des Rates ab 1436/37, eingeteilt in das Unter-, Mittel- und Obergewölbe, im eigens errichteten Turm Frauenrode im Römerkomplex untergebracht, wobei die Privilegien lange eigenständig im Turm der Leonhardskirche aufbewahrt [BATTON, Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt, Heft 1 (1861), S. 55; GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. VI; KRIEGK, Frankfurter Bürgerzwiste und Zustände (1862), S. 19 f.; WOLFF/JUNG, Die Baudenkmäler in Frankfurt, Bd. 2 (1898), S. 246–253] und erst 1877 in das neue Archivgebäude am Weckmarkt überführt wurden, welches dann im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde [BUND, 1436–1986. 550 Jahre Stadtarchiv Frankfurt (1986), S. 55–58]. Vgl. zur älteren Archivgeschichte in Frankfurt ausführlich JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 235–402 sowie SCHNEIDER, Das Stadtarchiv von 1933 bis 1945 und seine Katastrophe (2013), S. 78–89. 110 Vgl. hierzu die umfangreiche Würdigung des Quellenmaterials von COING 1939 (wie Anm. 11), S. 16–18 und die Hinweise von KRACAUER, UB. zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Bd. 1 (1911), S. VI sowie zur älteren Überlieferungeschichte RÖMER-BÜCHNER, Die Entwickelung der Stadtverfassung und die Bürgervereine der Stadt Frankfurt (1855), S. IV, Fn. *. Bereits vor der Zerstörung des Archivs fehlten die Bände von 1499, 1504 und 1505 [nach COING 1939 (wie Anm. 11), S. 16]. 111 Vgl. die Auflistung des Bestandes bei JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 158 f. mit der bei BUND 1986 (wie Anm. 109), S. 107. 112 Bis zur Vernichtung waren unvollständige Bände für einzelne Stadthälften aus den Jahren 1320– 1322, 1324, 1326, 1328 sowie ab 1354 die Bücher für die Nieder- und Oberstadt vorhanden [BOTHE, Die Entwicklung der direkten Besteuerung in der Reichsstadt Frankfurt (1906), S. 104 f., Fn. 3 und ISG Frankfurt, S3, Nr. L9417 (jeweils mit Angaben zu allen damals erhaltenen Bänden); BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 52; JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 86 f.]. Nur wenige Bände haben den Weltkrieg überstanden [ANDERNACHT, Einleitung (1955), S. XXV]. Im ISG Frankfurt, Schatzungsamt. Bücher, Nr. 101 findet sich noch heute ein Bedebuch von 1354, das aber deutliche Brandspuren und daraus resultierenden Textverlust aufweist, zumal die Schrift stark verblasst ist. Das Buch ist vermutlich dasjenige der Oberstadt, denn laut ZÜLCH, Frankfurter Künstler (1935), S. 18 f. befand sich in eben jenem auf fol. 6 ein Verweis auf HENNECKEN KANNENGIEßER und im erhaltenen Buch findet sich auf fol. 6v ein solcher, wenngleich dort die von KARL WALTHER ZÜLCH genannte Summe i. H. v. 12 Schilling nicht erwähnt wird, sondern erst an späterer Stelle. Zudem hat sich ein Bedebuch von 14[…] [unleserlich] erhalten, das aufgrund der Kriegseinwirkungen komplett verbacken und unlesbar geworden ist [a.a.O., Nr. 107]. Außerdem haben sich mit deutlichen Brandspuren und daher rührenden Textverlust die Bücher der

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chenbücher ab 1348 exklusive des Bandes von 1428 gänzlich vernichtet.113 Erhalten geblieben sind bloß einige mittelalterliche Diurnale der Rechenmeister, die Vorstufen zu den Rechenbüchern darstellen, aber in großen Teilen kaum lesbar sind.114 Deren Verlust sollte eigentlich durch Verbringung vorgebeugt werden. In einer »Übersicht über die Auslagerung von Archivalien des Stadtarchivs Frankfurt am Main« vom 4. März 1943 wurde eine Sicherung dieser wichtigen Quellen in Schausälen des benachbarten Leinwandhauses vermerkt, darunter »Gerichtsprotokolle von 1320 bis 1616«, »Rechenmeisterbücher 1348 – 1868« sowie »Sämtliche Bedebücher bis 1689«.115 Ab 1943 bemühte sich die Stadt Frankfurt um eine Herrichtung des Kellers des damaligen Amtsgerichts in Windecken in der ehemaligen Burg, was letztlich unter Einsatz von beträchtlichen Mitteln in Höhe von 2.914,90 Reichsmark auch gelang.116 Diese Kellerräumlichkeiten waren wiederum eigens »für die wertvollen alten Gerichtsakten« gedacht.117 Laut einem Schreiben vom 11. Oktober 1945 sind Archivalien 1943/44 dorthin verbracht worden.118 Die Rechenmeister- und Bedebücher hatten nach einem Bericht des damaligen Stadtarchivdirektors HARRY GERBER vom 5. Juli 1944 bereits zum Abtransport bereitgestanden, was aber infolge der Angriffe vom 4. Oktober 1943 nicht mehr geschah, sodass sie am 29. Januar 1944 mit dem Gebäude des Stadtarchivs am Weckmarkt untergingen.119 Die mittelalterlichen Gerichtsakten waren hingegen

Niederstadt von 1484 [a. a. O., Nr. 103], der Oberstadt von 1475 [a. a. O., Nr. 102] und 1497 [a. a. O., Nr. 106] sowie ein Memorialfragment von 1475–1477 [a. a. O., Nr. 105] überliefert. 113 Die Rechenbücher waren für die Jahre 1348, 1352, 1354, 1356, 1357, 1358 sowie 1360 bis 1862 vorhanden [JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 81]. Dem Zweiten Weltkrieg entging nur das Buch von 1428 [nach ROTHMANN, Die Frankfurter Messen im Mittelalter (1998), S. 22]. Exzerpte der Rechenbücher finden sich u. a. im Nachlass von MORITZ JOHN ELSAS in Göttingen im Hinblick auf die Preisgeschichte [ROTHMANN 1998 (wie Anm. 113), S. 22, Fn. 79]. Zahlreiche Auszüge liegen u. a. in den sieben Bänden der ›Oertlichen Beschreibung der Stadt Frankfurt‹ von JOHANN GEORG BATTON gedruckt vor. 114 Vgl. hierzu BURGER, Frankfurt a. M. als jüdisches Migrationsziel (2013), S. 11, Fn. 33 m. w. Hinweisen. Erhalten haben sich einige mittelalterliche Diurnale bzw. Rechenmeisterregister der Jahre 1430– 1437, 1433–1439, 1441, 1441–1453, 1442–1461, 1464–1468 und 1484–1488 [ISG Frankfurt, Rechneiamt. Bücher, Nr. 387–393]. 115 ISG Frankfurt, Altakten des Stadtarchivs, Nr. 21, fol. 64 r. 116 ISG Frankfurt, Altakten des Stadtarchivs, Nr. 21, fol. 67, 87, 123; ISG Frankfurt, Kulturamt, Nr. 448, fol. 115 r. 117 ISG Frankfurt, Kutlturamt, Nr. 448, fol 119 r. 118 ISG Frankfurt, Kutlturamt, Nr. 448, fol. 123 r. 119 ISG Frankfurt, Altakten des Stadtarchivs, Nr. 10, fol. 25v. Vgl. hierzu ferner den Entwurf eines Briefes des Oberbürgermeisters an den Reichsverteidigungskommissar vom 17. Mai 1944, offenbar aus der Feder HARRY GERBERS, im ISG Frankfurt, Magistratsakten, Nr. 8.144 (ohne Folierung). In den Unterlagen

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gar nicht zur Auslagerung vorgesehen worden: »Diese waren zur Benutzung zurückgehalten worden für eine amtlich im Auftrag des Generalgouverneu[rs] Dr. [Hans] Frank unternommene Arbeit über die Handelsbeziehungen zu Polen.«120 In einem »Verzeichnis der ausgelagerten bzw. vernichteten Archivalien« aus dem Oktober/November 1945 heißt es dann bloß noch, dass die Schöffengerichtsprotokolle bis 1500 vernichtet seien, der Rest sich in Windecken befinde.121 HARRY GERBER bemühte sich nach dem 29. Januar 1944 zwar mit seinen Mitarbeitern um Bergung von Archivalien, was allerdings durch die andauernden Angriffe auf Frankfurt erschwert wurde.122 Die eigentlichen Rettungsarbeiten durch Beseitigung der großen Trümmerteile des Gebäude konnten erst nach dem Ende des Weltkriegs begonnen werden, als es für die Archivalien bereits zu spät war. ERNA BERGER berichtet hierzu in ihrer ›Archivgeschichte‹, dass unter den Trümmern erst anderthalb Jahre nach dem Angriff von 1944, der das Archivgebaude zerstörte, habe gegraben werden können: »Wenig erfreulich war das Ergebnis. Unter dem Einfluß von Regen und Schnee sowie Sonne war nicht mehr viel übrig geblieben, das Papier zermürbt und mulmig, das Pergament in Ansehen und Geruch von Kochkäse schwer zu unterscheiden, Pilzbelag in allen Farben: schwarz, grau, braun, rot.«

Die geborgenen Stücke seien dann in einen Keller geräumt worden und nach dessen Aufgabe in den Bunker nach Praunheim, vieles sei aber auch weggetan worden.123 Dort blieben diese sogenannten Brandakten lange Zeit, bis sie Mitarbeiter des Instituts für Stadtgeschichte ab den 1990er-Jahren systematisch sichteten.124 Die Bede- und Rechenbücher hätten insbesondere zu den Schreibern und Fürsprechern wertvolle Hinweise im Rahmen dieser Studie liefern können. Besonders aber die seriellen Quellenverluste der Gerichtsbücher wiegen schwer, da hierin ebenfalls die Oberhofsachen eingetragen und durch Nennung des entsprechenden Ortes

findet sich jedoch kein Hinweis auf eine bereits erfolgte Verladung von Bedebüchern in einen Güterwaggon, wie dies BACHMANN, Die Butzbacher Stadtrechnungen im Spätmittelalter, Bd. 1 (2011), S. 6 f., Fn. 37 schrieb. 120 ISG Frankfurt, Altakten des Stadtarchivs, Nr. 10, fol. 96r, vgl. aber auch fol. 25v. 121 ISG Frankfurt, Altakten des Stadtarchivs, Nr. 47, fol. 23r. In einem »Verzeichnis der Ausweichsstellen des Stadtarchivs Frankfurt a. M. vom 3. September 1945« wurden hingegen ungenau alle Schöffengerichtsbücher als in Windecken befindlich erwähnt [ISG Frankfurt, Kulturamt, Nr. 3 (Stadtarchiv), fol. 6r]. 122 SCHNEIDER 2013 (wie Anm. 109), S. 85. 123 ISG Frankfurt, S6a, Nr. 295, Stück IV, S. 17–19. 124 ADOLPHS, Einzelkämpfer für 16 Regalkilometer Akten (2004), S. 44.

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am Rand häufig besonders hervorgehoben wurden.125 Allerdings wurden umfangreiche Auszüge aus diesen Gerichtsbüchern von HELMUT COING126, JOHANN HENRICH HERMANN FRIES127, ISIDOR KRACAUER128, WERNER SCHNYDER129, JOHANN CHRISTIAN THOMAS130 sowie KARL WALTHER ZÜLCH131 gedruckt. Da125

ISG Frankfurt, Brandakten, Nr. 37 stellt den Rest eines Urteilsbuchs mit Oberhofsachen von 1518– 1521 dar, das am Rand die erwähnten Hinweise auf die Orte der entschiedenen Fälle aufweist. Der Nachweis eines Urteilsbuchfragments ergibt sich aus folgender Überlegung: Im Gerichtsbuch wurde seit Einführung der Urteilsbücher, wenn überhaupt, nur noch auf die Urteile verwiesen. So findet sich im ISG Frankfurt, Schöffengerichtsbücher, 1518, fol. 319v = Eintrag 13 im UB. II bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 39 am 30. Oktober 1518 der Hinweis: »Concepte due ex(tra)nee sententiae versus Ursel et Homb(ur)g«. Im ISG Frankfurt, Brandakten, Nr. 27, fol. 3v finden sich unter eben diesem Datum ein Eintrag für Niederursel. Zu allen Daten im ISG Frankfurt, Brandakten, Nr. 37 (fast nur Samstage) finden sich Einträge im korrespondierenden Gerichtsbuch, wenngleich nur selten auch direkte Entsprechungen. Dies dürfte aber damit zu erklären sein, dass die Schreiber mit Einführung der Urteilsbücher regelmäßig Urteile und Oberhofweisungen überhaupt nicht mehr ins Gerichtsbuch eintrugen. Das Fragment Brandakten, Nr. 37 dürfte aufgrund der samstäglichen Sitzungen der den Unterweisungen fremder Gerichte vorbehaltene Abschnitt eines Urteilsbuchs sein. Jedenfalls wurden anfragende Gerichte regelmäßig samstags unterwiesen [wie Anm. 1100]. 126 Verstreut bei COING 1939 (wie Anm. 11). 127 FRIES, Abhandlung vom sogenannten Pfeifer-Gericht (1752), S. 105–108; 115–133. 128 KRACAUER 1911 (wie Anm. 110) und vor allem KRACAUER, UB. zur Geschichte der Juden in Frankfurt, Bd. 2 (1914), wo allerdings die Einträge meist nicht vollständig, sondern lediglich abgekürzt wiedergegeben wurden. 129 Einträge 127, 148–160, 162, 166, 171, 174, 176, 183 f., 195, 202, 205, 238 f., 285, 321, 374, 415, 422, 487, 575, 584, 1131, 1139 bei SCHNYDER, Quellen zur Zürcher Wirtschaftsgeschichte, Bd. 1 (1937a), S. 66; 88–90; 93–95; 98; 102; 105; 123; 146; 167; 204; 229; 238; 277; 321; 324; 645; 648 sowie die Einträge 1183, 1266, 1287, 1322, 1366 in Bd. 2 (1937b), S. 670; 738; 745; 763; 780. Er gab zudem im Vorwort seiner Edition an, eine sehr umfangreiche Quellensammlung angelegt zu haben, von der nur ein Teil gedruckt werden konnte [SCHNYDER 1937a (a. a. O.), S. V f.]. Nach schriftlicher Auskunft PETER FLEERS vom 18. Oktober 2012 befindet sich im Schweizerischen Bundesarchiv unter der Sig. J1.146 Schnyder Werner der wissenschaftliche Nachlass, in dem sich wiederum eine umfangreiche Abschriftenund Regestensammlung aus oberitalienischen, schweizerischen und süddeutschen Archiven, bestehend aus sieben Din-A4-Ordnern, befindet. Ob sich darunter weitere Exzperte aus Frankfurter Gerichtsbüchern befinden, ist aber ungeklärt. 130 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 299–368; 452–519; 521–578. Allerdings bemerkte LUDWIG HEINRICH EULER in seinem Vorwort, dass JOHANN CHRISTIAN THOMAS nicht mehr die Zeit gehabt habe, die Auszüge nochmals mit den Originalen zu vergleichen und dies auch später nicht nachgeholt worden sei [in THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. XXI f.]. Ebenso beschrieb BÜCHER (Hrsg.), Frankfurter Amts- und Zunfturkunden, Teil 2 (1915), S. 1 im Hinblick auf das bei JOHANN CHRISTIAN THOMAS abgedruckte sog. Schultheißenbuch des SIEGFRIED ZUM PARADIES Transkriptionsfehler und allgemein wies KRACAUER, Geschichte der Juden in Frankfurt, Bd. 1 (1925), S. 428, Fn. 1 darauf hin, sodass die Zuverlässigkeit seiner Abschriften zweifelhaft erscheint. Demgegenüber meinte HELMUT MERTZ, dass eine Nachprüfung anhand der noch zugänglichen Originale die Richtigkeit der Abdrucke bewiesen hätte

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rüber hinaus existieren noch handschriftliche Exzerpte von HEKTOR AMMANN.132 Der Wert der noch erhaltenen Schöffengerichtsbücher des 16. Jahrhun-

derts der Jahre 1503, 1506 bis 1527, 1530 bis 1551133 für diese Untersuchung ist gering. HELMUT COING konnte an vielen Beispielen zeigen, dass in Frankfurt ab den 1490er-Jahren in zunehmendem Maße Begriffe und Verfahrensformen aus dem römisch-kanonischem Recht übernommen wurden,134 sodass die Schreiber schließlich ab 1505 keine Urteile mehr in der alten Fassung protokollierten.135 Die für diese Studie bedeutsame Zäsur ist in Frankfurt damit bereits vor der romanisierten Reformation von 1509 anzusetzen. Dies ist letztlich auch erklärbar, da die Reformation aus der Gerichtspraxis der vorangegangenen Jahre hervorging und offene Fragen zu klären versuchte.136 Zudem wurden seit dem Ende des 15. Jahrhunderts die Protokollierungen in den Schöffengerichtsbüchern aufgrund der Einführung des schriftlichen Prozesses zunehmend inhaltsärmer und nur noch die Verkündung als solche ohne Tenor niedergeschrieben.137 Aufgrund der zahlreichen Verluste konnte HELMUT MERTZ für die Zeit von 1410 bis 1502 nur noch 21 Oberhoffälle nachweisen, die vor den Verlusten des Zweiten Weltkriegs ediert [MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 46; im Anschluss ebenso KRAß, Das Arrestverfahren in Frankfurt (1996), S. 60, Fn. 132]. Dies verwundert aber sehr, da die allermeisten Vorlagen, insbesondere die mittelalterlichen Gerichtsbücher, gänzlich vernichtet wurden. 131 ZÜLCH/MORI (Hrsg.), Frankfurter UB. zur Frühgeschichte des Buchdrucks (1920), wenngleich vielfach nur regestiert. 132 Moderne Fotokopien der Frankfurt betreffenden Teile seines Nachlasses in Münster finden sich im ISG Frankfurt, S1-425. Allerdings hatte er die Gerichtsbücher bloß für eine Karte des Einzugsbereichs der Messe durchgesehen, sodass die Exzerpte meist nur Jahr und Ort ausweisen [ROTHMANN 1998 (wie Anm. 113), S. 22, Fn. 78]. Daneben fertigten ebenfallls GEORG LUDWIG KRIEGK und JOHANN CHRISTIAN THOMAS Auszüge an [JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 217–219; RÖMERBÜCHNER 1855 (wie Anm. 110), S. V], die aber als Teil der Nachlässe ebenfallls 1944 größtenteils zerstört wurden [KÖBLER, Einführung (1984), S. XIX]. Ein kleiner erhaltener Rest des Nachlasses von JOHANN CHRISTIAN THOMAS [UniBibl. Frankfurt, Ms. Ff. J. G. Ch. Thomas] enthält nur noch eine Kapsel und einen Band ohne Abschriften aus den Gerichtsbüchern. Ebenso fehlen solche im Nachlassrest GEORG LUDWIG KRIEGKS [UniBibl. Frankfurt, Ms. Ff. Kriegk]. Lediglich zwei Bände mit Exzerpten befinden sich im ISG Frankfurt, S6a, Nr. 272 und Nr. 273, größere Gerichtsbuchauszüge sind darunter aber keine. Auch wurden die von JOHANN KARL VON FICHARD gefertigten »Miscellanea collecta«, u. a. mit Rechen-, Bede- und Gerichtsbücherauszügen [BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 245, Fn. 1; JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 210–212], bis auf einen kleinen, hier nicht interessierenden Bestandsrest zerstört [Vgl. BUND 1986 (wie Anm. 109), S. 112]. 133 ISG Frankfurt, Best. Schöffengerichtsbücher. Vgl. hierzu MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 45. 134 Vgl. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 102–118. 135 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 116. 136 COING 1935 (wie Anm. 29), S. 3 f.; COING 1939 (wie Anm. 11), S. 147, Fn. 3; 151. 137 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 18.

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worden waren.138 Er entdeckte ferner für die Zeit nach 1500 insgesamt 512 Oberhoffälle in den erhaltenen Gerichtsbüchern.139 JOHANN CHRISTIAN THOMAS wiederum erwähnte für diese Zeit 603 Oberhoffälle.140 Seine Angaben sind aber mit nicht mehr nachprüfbaren Unsicherheiten behaftet.141 Zudem legte er seiner Arbeit einen sehr weiten Oberhofbegriff zugrunde.142 Die etwa 350 Prozessakten, die HELMUT COING für die Jahre bis 1510 im Frankfurter Stadtarchiv, wenngleich vor den Kriegsverlusten, ausfindig machen konnte, sind hier nicht relevant, da regelmäßig keine Entscheidung des Gerichts überliefert wurde, sondern meist nur Verhandlungsprotokolle der Gerichtsschreiber erhalten waren.143 Diese Gerichtsakten wurden zudem erst ab 1490 infolge der Verschriftlichung im Zuge des Eindringens römisch-kanonischen Rechts geführt.144 Erhalten sind hingegen zahlreiche unter den sogenannten Reichssachen verwahrte Urkunden mit Hinweisen auf die Oberhoftätigkeit145 ebenso wie vermischte Schriftstücke im Bestand der sogenannten ›Varia Judicialia‹, die bislang 138

MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 92–114. Vgl. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 92–118 sowie die Auswertung von MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 245, Fn. 624 m. w. Hinweisen. 140 Vgl. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 119–162. 141 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 118 gab an, dass er neben den Gerichtsbüchern auch die ab 1533 vorhandenen Urteilsbücher ausgewertet habe. Da der Gesamtbestand der Urteilsbücher mit Ausnahme eines Fragments vernichtet wurde, ist eine Nachprüfung seiner, meist zudem sehr vagen, nur unter Nennung des Jahres gemachten Angaben nicht mehr möglich. Verwunderlich ist zudem, dass ihm offenbar die Urteilsbücher erst ab 1533 bekannt waren, sie nach dem Archivinventar wie auch den Angaben HELMUT COINGS aber bereits ab 1505 überliefert waren [vgl. COING 1935 (wie Anm. 29), S. 18; JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 158]. Dies könnte damit zu erklären sein, dass die Gerichtsbücher erst nach der Einsichtnahme von JOHANN CHRISTIAN THOMAS in das StadtA kamen [vgl. RÖMER-BÜCHNER 1855 (wie Anm. 110), S. IV, Fn. *] und er möglicherweise nicht alle am ursprünglichen Aufbewahrungsort bei Gericht hatte auffinden können. Außerdem scheint er gewiss nicht alle Unterweisungen mitgeteilt zu haben, denn alleine in dem nur 14 Blätter umfassenden Rest des Urteilsbuchs von 1518–1521 im ISG Frankfurt, Brandakten, Nr. 27 finden sich über 90 Unterweisungen, darunter zahlreiche für die Frankfurter Ratsdörfer, was auf eine hohe Dichte schließen lässt, die ebenso für die späteren Jahre angenommen werden kann. 142 Vgl. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 47–64; SCHUNDER, Das Reichsschultheißenamt in Frankfurt (1953), S. 90, Fn. 678. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 521–580 nahm in den Abschnitt Oberhoffälle eine Vielzahl von Einträgen auf, bei denen er wohl vom Herkunftsnamen der Personen auf den Wohnort außerhalb Frankfurts zu schließen schien und sie so zu externen Fällen machte, obwohl der Name auch bloß andeuten kann, dass die Vorfahren zugezogen waren. 143 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 19 f. 144 MATTHÄUS, Das Frankfurter Patriziat und die Rezeption des römischen Rechts (2000), S. 250. 145 Vgl. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 73–79. Einige gab er in einem UB. wieder. Der Begriff ›Reichssachen‹ für diesen Archivbestand mit auswärtigen Angelegenheiten ist modern und geht auf GEORG LUDWIG KRIEGK zurück [GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. VII]. 139

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weitgehend unberücksichtigt blieben.146 Außerhalb Frankfurts finden sich bei den anfragenden Gerichten mitunter noch weitere Überlieferungen zur Oberhoftätigkeit. AXEL TSCHEPE und PETER WEIß fanden beispielsweise in den Butzbacher Gerichtsprotokollen Hinweise auf das Verfahren am Frankfurter Oberhof.147 Ergänzend können die sogenannten Bürgermeisterbücher Frankfurts mit den Beschlüssen und Beratungen des Rates herangezogen werden.148 Da nach dem Stand der Forschung jeder Oberhofentscheidung, wenigstens im Spätmittelalter, immer nur das Rechtsverständnis der eigenen Schöffen zugrunde lag,149 können statutarische Quellen eine Ergänzung sein. Die hierzu heranzuziehenden sogenannten Gesetzbücher, Ratsbücher mit ausgewählten Ratsbeschlüssen und Ordnungen, liegen für das Mittelalter komplett gedruckt vor.150 Zugleich ist diesbezüglich aber aus methodischer Sicht große Vorsicht geboten, soll hier die Praxis der nichtgelehrten Gerichtsbarkeit untersucht werden, das heißt die Seinsordnung und nicht die Sollensordnung.151 Außerdem sind sie oft im Hinblick auf materiellrechtliche Fragen

146 KRAß 1996 (wie Anm. 130), S. 60 und MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 44 f. sahen irrigerweise den Bestand als kompletten Kriegsverlust an. Heute besteht er noch aus einem Kasten mit unverzeichneten Stücken, die meisten davon in Umschlägen nach Orten sortiert. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 19, Fn. 1 erwähnte jedoch zwei Kästen (wobei es offenbar noch mehr gab), sodass ein Teilverlust anzunehmen ist. Vermutlich handelt es sich bei den erhaltenen Stücken um einen Teil der von ihm als ›Rechtsbelehrungen nach auswärts von 1406 bis 1698‹ bezeichneten Schriftstücke. Der Kasten trägt die Bezeichnung »Oberhof (Varia Judicialia)«, was erklärt, warum ANDERNACHT, Beiträge zur Geschichte des Frankfurter Oberhofes (1961), S. 160–171 Stücke aus diesem Bestand mit der Angabe »A. Frankfurt, Oberhof« zitierte. 147 Vgl. TSCHEPE, Gerichtsverfassung und Prozess des Stadtgerichts Butzbach (1976), S. 107–121; WEIß 1975 (wie Anm. 93), S. 9–13. 148 In den Frankfurter Bmb.n, die von 1436–1625, 1627 sowie 1629–1810 vorhanden sind [BUND 1986 (wie Anm. 109), S. 95], finden sich zunächst notizartig, ab dem 16. Jh. dann ausführlich sämtliche Sachen, die im Rat verhandelt wurden, darunter auch die Bitten auswärtiger Gerichte bzw. auswärtiger Landesherrn, Frankfurt als ihren Oberhof wählen zu dürfen [vgl. ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 160 f.]. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren die Bücher ab 1428 überliefert [vgl. JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 34; RÖMER-BÜCHNER 1855 (wie Anm. 110), S. 35]. 149 SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 136. 150 Bei WOLF (Hrsg.), Die Gesetze der Stadt Frankfurt (1969). Zu den mitunter in den Quellen als »gesecze« bezeichneten Ratsbeschlüssen vgl. WOLF, Gesetzgebung und Stadtverfassung (1968), S. 7 f. Ihre Geltung in der Stadt war letztlich Folge des zu leistenden Bürgereides [BUND, Frankfurt a. M. im Spätmittelalter (1994), S. 109]. Instruktiv zum Charakter und Verständnis mittelalterlicher Ratsordnungen sind die Ausführungen von ISENMANN, Ratsliteratur und städtische Ratsordnungen (2003), S. 230–236 und WEITZEL, Die Konstituierung der Gemeinde aus der Rechtstheorie (1996), S. 171–176. 151 Ähnlich warnte bereits ISENMANN, Gesetzgebung und Gesetzgebungsrecht spätmittelalterlicher deutscher Städte (2001), S. 15. Geschriebene Rechtsnormen beschreiben in der Begrifflichkeit HANS KELSENS meist eine Sollensordnung in dem Sinne, dass festgeschrieben wurde, wie sich Menschen ver-

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unergiebig, da sie, wenn überhaupt, meist nur die Form von Rechtsgeschäften regelten und weniger die Rechtswirkungen thematisieren.152 Ergiebig für das Verfahrensrecht und die Gerichtsorganisation sind aber die bei JOHANN CHRISTIAN THOMAS wiedergegebenen undatierten Schöffengerichtsordnungen A153 und B154 aus dem 15. Jahrhundert sowie C vom 18. November 1475155 wie auch der sogenannte ›baculus iudicii secularis‹,156 der vermutlich in halten sollen, was von der Seinsordnung als gesellschaftlichem Zustand abweichen kann [vgl. KELSEN, Reine Rechtslehre (1960), S. 4–9]. 152 Vgl. ausführlich COING 1939 (wie Anm. 11), S. 43–85. 153 Die undatierte Ordnung A soll zwar nach HENRIK HALBLEIB und INKE WORGITZKI um 1400 entstanden sein [vgl. Einträge 186 f. bei HALBLEIB/WORGITZKI (Hrsg.), Reichsstädte I: Frankfurt a. M. (2004), S. 43]. Jedoch regelt sie ausführlich das Präsenzgeld der Schöffen. Hierzu findet sich erstmals eine knappe Regelung vom 24. Oktober 1398, unter der wiederum in einem der Gesetzbücher vermerkt wurde: »Diese scheffinpresencie ist abegetan circa anno 1411« [Anmerkung zu Ratsgesetz 63 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 173]. Offenbar wurde diese Regelung durch die Ordnung A ersetzt, die deshalb um 1411 entstanden sein dürfte. 154 Die ebenso undatierte Ordnung B bewertete die Forschung unterschiedlich: Wohingegen sie EULER, Die Güter- und Erbrechte der Ehegatten in Frankfurt (1841), S. 1, Fn. 4 allgemein in das 15. Jh. einordnete, nannten RICHARD JUNG den Anfang des 15. Jh.s [vgl. Einträge 13 f. bei JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 24] und COING 1939 (wie Anm. 11), S. 14 im Anschluss an eine Einschätzung HARRY GERBERS die Mitte des 15. Jh.s. Demgegenüber sahen HALBLEIB/WORGITZKI 2004 (wie Anm. 153), S. 42 f. (Einträge 185 und 188) einzelne Teile als um 1400 entstanden an. Nach JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 24 findet sich im ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 13 ein Entwurf der Artt. 1–12 von Ordnung B. Jedoch ergab eine erneute Sichtung, dass es sich bei den stark angegriffenen Blättern mit Textverlust offenbar um Teile eines Gesetzbuchs bzw. um einen Entwurf hierfür handelt. Soweit der Text noch lesbar ist, stimmt er, bei kleinen Abweichungen, mit Absatz I, dem Beginn von Absatz II und Teilen von Absatz IV sowie Absatz V des Ratsgesetzes 229 vom 18. Januar 1439 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 321 f. überein. Demnach können diesen Fragmenten keine Hinweise auf die Entstehung der Ordnung B entnommen werden. Eine Untergrenze für die Datierung ergibt sich aus Art. XXIV, der auf den Fürsprechereid verweist, »der in der Stede buch geschrieben steet« [ISG Frankfurt, Gesetze Nr. 14, fol. 18r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 279]. Gemeit ist der Eid vom 16. Juni 1393 in Ratsgesetz 50 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 163. Da nach der Ordnung B in anderer mittelalterlicher Schrift die Ordnung C von 1475 niedergeschrieben wurde, stellt dieses Jahr zugleich die Obergrenze dar. Die Abschrift der Ordnung B in UniBibl. Frankfurt, Ms. Barth. 96, fol. 74r–86v ist zur Datierung unergiebig, da die einzelnen Teile der Sammelhandschrift vermutlich zunächst einzeln geführt und erst später vereint wurden [so POWITZ/BUCK, Die Handschriften der Stadt- und UniBibl. Frankfurt a. M. II. (1974), S. 208]. 155 Datierung nach der Einleitung [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 14, fol. 26v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 285]. 156 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12 = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 222–254. Der Druck ist sehr zuverlässig, allerdings fehlen ein durchgestrichener Abschnitt zur Klageerhebung [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 11v], weitere Notizen [a. a. O., fol. 13v] sowie ein Personenverzeichnis von 1454– 1464 [a. a. O., fol. 19r-v]. Das Rechtsbuch [so GUDIAN, Baculus iudicii (1971), Sp. 281; WERKMÜLLER, Baculus iudicii (2008), Sp. 401] umfasst insgesamt 88 Artikel.

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verschiedenen Abschnitten im 15. Jahrhundert157 niedergeschrieben wurde. Er diente wahrscheinlich als Nachschlagewerk über die Verfassung und Verfahrensweise des Frankfurter Schöffengerichts für Amtsträger wie Rechtsuchende.158 Aufgrund seines inneren Bezuges zur Gerichtspraxis kann er in diese Untersu157

THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 222 vermutete eine Entstehung im 14. Jh., wohingegen andere das 15. Jh. angaben [EULER 1841 (wie Anm. 154), S. 1, Fn. 4; GENGLER, Deutsche Stadtrechte des Mittelalters (1866), S. 120]. Nach der Untersuchung HELMUT COINGS und HARRY GERBERS sollen die Artt. 1–34 (fol. 1–6) sowie 57–63 (fol. 9) der älteren Textschicht um 1400 und die restlichen Artikel der neueren zw. 1420 und 1430 angehören [COING 1939 (wie Anm. 11), S. 15, Fn. 3; ebenso VOGT, Die Anfänge des Inquisitionsprozesses in Frankfurt (1951), S. 273 f., Fn. 98 und in der Folge GUDIAN 1971 (wie Anm. 156), Sp. 280; ORTH, ‚Baculus iudicii‘ (1978), Sp. 580; WERKMÜLLER 2008 (wie Anm. 156), Sp. 401]. ULRICH-DIETER OPPITZ hingegen ordnete fol. 1–5 und 9 einer Textschicht um 1430 zu, fol. 6–8 und 10–13 einer etwa zw. 1450 und 1460 sowie fol. 19 einer zw. 1454 und 1464 [Eintrag 511 bei OPPITZ, Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 2 (1990), S. 494]. Der Einband der einzig bekannten Niederschrift stellt eine zweitverwendete Urk. des Schultheißen HERMANN VON HOENWISSEL von 1447 dar, die seitlich beschnitten wurde, an vielen Stellen nur noch schlecht lesbar ist und darüber hinaus erheblichen Textverlust aufweist, in der es aber offenbar um ein Freigerichtsverfahren geht. 158 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 14 f.; GUDIAN 1971 (wie Anm. 156), Sp. 280 f.; ORTH 1978 (wie Anm. 157), Sp. 580; WERKMÜLLER 2008 (wie Anm. 156), Sp. 400 f. Der Grund für die Anlage des ›baculus‹ ist unsicher. EULER, Das Frankfurter Gesetz- oder Statuten-Buch (1855), S. 118, Fn. 1 vermutete die Privatarbeit eines Gerichtsschreibers. Allerdings sprechen die verschiedenen Textschichten und Hände der Handschrift dagegen. Auffallend ist, dass die einzelnen Artikel mitunter einen unterschiedlichen Duktus haben. Einige der ältesten Textschichten haben einen deutlich weistumsartigen Charakter: »1. Zum ersten ist zu wissen, […] 3. Es ist auch herekomen […] 5. Es ist auch zu wissen, […] 6. Es ist auch zu mercken, […]« [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 1r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 222 f.]. Bedenkt man zudem den ungenauen Sprachgebrauch im Hinblick auf ›fursprechen‹ in den Artt. 7 und 9–11, so spricht einiges dafür, dass die älteste Schicht eine Kompilation älterer Textteile unterschiedlicher Herkunft darstellt [so im Ergbenis aufgrund der Untersuchung der Frevelsachen ebenso VOGT 1951 (wie Anm. 157), S. 273 f., Fn. 98]. Hierzu passt, dass dieser älteste Teil eine Reinschrift darstellt, die von zwei Schreibern herrührt und wohl vormals eigenständig war [COING 1939 (wie Anm. 11), S. 15, Fn. 5]. Die Zusammenstellung könnte bereits im Hinblick auf die Verwendung zur Unterrichtung in der Prozesspraxis geschehen sein, worauf u. a. der belehrende Beginn von Art. 30 hindeutet: »Wer wissen will, wie mit eygen und erbe umb zu gen sij mit des richsgerichte zu Franckfurt so daß in der termeny daselbs gelegen ist, der mercke underscheide davon als hernach stet: […]« [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 4v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 232]. Zudem findet sich eine Systematisierung des Stoffes, die anfangs sogar mit eigenen Überschriften aufwartet. In den Artt. 36 f. waren darüber hinaus Querverweise auf andere Blätter angedacht, wofür eine Freistelle besteht, in die allerdings die Folioangabe nicht mehr eingetragen wurde [vgl. ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 6r-v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 237]. Auffälligerweise richten sich die Bestimmungen zu Eigen und Erbe der Artt. 30–32 direkt an den Leser [darauf wies bereits GUDIAN 1971 (wie Anm. 156), Sp. 281 hin]: »Item meynestu recht zu haben zu eygen und erbe« [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 4v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 232]. In den späteren Artikeln findet sich keine vergleichbare direkte Ansprache mehr.

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chung gut integriert werden.159 Bislang ist zudem noch keine größere inhaltliche Auswertung erfolgt. Die Schöffengerichtsordnungen A und C sind einzig in einem Pergamentfolianten überliefert, der keinerlei Gebrauchsspuren wie etwa Ergänzungen oder Abnutzungen zeigt, und darüber hinaus ist die Niederschrift der Ordnungen A und B in dieser Abschrift mit großen farbigen Majuskeln prächtig ausgestattet worden.160 Dies spricht zwar zunächst gegen eine Nutzung dieser Handschrift im Gerichtsalltag, auch wenn die Ordnung B ein vorangestelltes Register besitzt. Denkbar erscheint jedoch, dass für die Verwendung im Rechtsleben Abschriften erstellt und die Regelungen durch Aushänge161 oder durch Verkün159

Die Bedeutung für die gerichtliche Praxis und Verwendung im Rechtsleben wird u. a. an einem Vorgang ersichtlich: Nachdem der Nürnberger Rat die Frankfurter Kollegen ab 1477 zur Vorbereitung einer Stadtrechtsreformation um Hilfe gebeten hatte, übersandte dieser eine Abschrift des ›baculus iudici‹, wobei er in Nürnberg aber wegen der Außerachtlassung römischen Rechts als unbrauchbar gegolten haben soll [so COING 1939 (wie Anm. 11), S. 162, Fn. 2; WALDMANN, Die Entstehung der Nürnberger Reformation (1908), S. 22]. Dies überrascht, da die Nürnberger Reformation von 1479/84 gerade auch durch ältere städtische und überregionale deutschrechtliche Gewohnheiten geprägt war [WILLOWEIT, Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen (2001), S. 383]. Außerdem verwandte JOHANN FICHARD den ›baculus iudici‹ bei der Redaktion der Frankfurter Stadtrechtsreformation von 1578 [THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 222]. Aus seinem Nachlass stammt die erhaltene Niederschrift [Eintrag 511 bei OPPITZ 1990 (wie Anm. 157), S. 494; im ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12 wurde auf fol. 1r darüber hinaus unten »FICHARDI« vermerkt]. 160 Vgl. ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 14; Ordnung A: fol. 7r-v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 255–257; Ordnung B: fol. 2r–5v (Inhaltsverzeichnis) und fol. 9v–25r (Textteil) = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 257–284; Ordnung C: fol. 26v–27v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 285–287]. 161 Eine öffentliches Bekanntmachung durch Anschlag ist in anderen Zusammenhängen bezeugt, bspw. im ISG Frankfurt, Bmb., 1441, fol. 95r ≙ Beilage 132 bei SCHULTE, Geschichte der grossen Ravensburger Handelsgesellschaft, Bd. 3 (1923), S. 476 (ohne Quellenangabe): »It(em) als man mit den kauffluden von des saffrans weg(en) gerett hat darnach den zedel an slagen«, ISG Frankfurt, Bmb., 1460, fol. 48r: »It(em) das gesetze uff den bedelstab sich nit zu schetzen, antzuslaen und ußzuruff(en)« und ISG Frankfurt, Bmb., 1488, fol. 82v: »It(em) die ordenunge d(er) recht uff zwo tafeln schreib(en) ünd üff das rathüs henck(en) laißen.« Außerdem wurden die Steuerrollen am Römer bekannt gemacht, wobei sogar in einer Quelle von 1475 eigens darauf verwiesen wurde, dass dort, wegen des Gerichts, jeder Kenntnis erlangen könne: »Und des zwoe taffeln machen das darinne schriben lassen, Und die taffeln uff dem Radthuse, Da man gerichte pleget zu halden, tun hencken. Und sal man die gerichteß stege zytlichen uff thün, Also das eyn iglicher hienuff gehen, Die taffeln lesen oder horen lesen, auch abeschriben oder abeschriben lassen, Uff das menglich sich desterbasz underrichten moge […]« [ISG Frankfurt, Schatzungsamt, Nr. 487, fol. 75r = Druck als Anmerkung bei BÜCHER, Zwei mittelalterliche Steuerordnungen (1894), S. 151]. Wahrscheinlich zu einer Ordnung von 1507 haben sich zudem zwei große handgeschriebene Pergamentblätter im ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 15 erhalten, die Auszüge enthalten, welche offenbar zum öffentlichen Aushang bestimmt waren. Derartige Anschläge am Rathaus waren ebenso andernorts, etwa im nahen Friedberg, üblich [vgl. FERTSCH, Der Rat der Reichsstadt Friedberg (1913), S. 64].

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dung im Rahmen von Gerichtssitzungen162 bekannt gemacht wurden. Zudem erscheint eine Entstehung der Ordnungen vor dem Hintergrund der gelebten Rechtspraxis durchaus wahrscheinlich.163 Darauf deuten unter anderem Verweise in den noch zugänglichen Gerichtsprotokollen hin.164 Weitere mittelalterliche Gerichtsordnungen sind für Frankfurt nicht bekannt, obwohl offenbar kurz nach Erlass der Ordnung C die Arbeiten an einer neuen begannen. Am 5. Mai 1478 wurde im Bürgermeisterbuch die Einsetzung einer Kommission samt deren Mitglieder festgehalten: »It(em) die statut(en) und gewohnh deß gericht(s) zu setzen: doctor gelhuß doctor ludwig wider der alte henne wisse wigel frosche gilbr(echt) holzhuß jost eck joh(ann) brune stattschr(eiber) und joh(ann) rutling(er) ger(icht) schr(eiber)«.165

Den Anstoß bildete offenbar eine Anfrage Nürnbergs im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Reformation von 1479/84, in dessen Zuge wohl eine Gerichtsordnung nach Frankfurt gelangte.166 Hieraus ging aber offenbar keine neue Frank162

So wurde im vernichteten Gerichtsbuch von 1485 die Verkündung einer Verodnung zu Momparn vermerkt: »item nota haben unser Herrn Scheffen by sitzendem gericht offentlichen allen momparn hie an Richs gericht unnd umbstendern thun sagen« [nach COING 1939 (wie Anm. 11), S. 31]. 163 Ebenso die Einschätzung von COING 1939 (wie Anm. 11), S. 15. Die Ordnung B hat sich zudem in einer Sammelhandschrift des 15. Jh.s. erhalten [UniBibl. Frankfurt, Ms. Barth. 96, fol. 74r–86v; vgl. hierzu POWITZ/BUCK 1974 (wie Anm. 154), S. 207–212], die wohl eigens für die Praxis angefertigt wurde [so POWITZ/BUCK 1974 (wie Anm. 154), S. 208]. 164 In einem Gerichtsbucheintrag von 1484 wurde ein Rechtstag nach Ordnung des Reichsgerichts gesetzt [THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 411, Fn. 32], 1485 wurde auf das Klageverfahren einer Gerichtsordnung verwiesen [Eintrag 51 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 413], 1489 auf das Pfändungsverfahren [Eintrag 118 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 367]. Außerdem verweist die Ordnung der Amtspflichten des Obersten Richters, entstanden um 1450 [Datierung nach Eintrag 477 bei HALBLEIB/WORGITZKI 2004 (wie Anm. 153), S. 81], auf die Verfahrensweisen einer Gerichtsordnung [ISG Frankfurt, GRO, Nr. 483, fol. 1r = Eintrag 14 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 48]. 165 ISG Frankfurt, Bmb., 1478, fol. 1r ≆ Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 97, Fn. 1 (modernisiert). 166 Vgl. hierzu bereits die Hinweise in Amm. 159. Die Anfrage löste offenbar weitere Beratungen aus: »It(em) als die von Nur(emberg) geßn han von ordenu(n)ge deß gericht(s) by inz // darby dieß br(ief) berat und doctor gelthuß sal ine wyderschr(iben) umb b(e)rath solicher ir(e) ordenu(n)ge« [ISG Frankfurt, Bmb., 1478, fol. 43v ≙ Regest bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 97, Fn. 1]. DR. JOHANN GELTHAUS war ab 1467 bis zu seinem Tode im Jahr 1480 Stadtadvokat Frankfurts [vgl. das »Verzeichniß der Frankfurter Hauptleute, Stadt-Aristokraten, Syndiker, Stadt-Procuratoren, städtischen Schreiber, Gerichtsschreiber, Oberstrichter und weltlichen Richter von x – 1500. Nach urkundl. Quellen verfertigt von Dr. G. L. Kriegk im Jahre 1864« im ISG Frankfurt, Ratswahlen und Ämterbestellungen, Nr. 72, S. 274–287 ≆ Druck bei EULER, Verzeichniss der Frankfurter Hauptleute, Stadt-Advocaten und Oberstrichter bis zum Jahr 1500 (1869), S. 232; vgl. zu ihm knapp HANSERT, Geburtsaristokratie in Frankfurt (2014), S. 138]. Da 1477 ein bereits fertiggestellter Teil der späteren Nürnberger Reformation von 1479/84 verkündet wurde [vgl.

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furter Ordnung hervor.167 Daneben besaß der Rat möglicherweise eine Augsburger Gerichtsordnung dieser Zeit, denn am 30. April 1480 wandte sich der Rat Frankfurts an seinen Stadtadvokaten DR. LUDWIG ZUM PARADIES, damit dieser »des gericht(es) zu Augspurg statuteabeschrifft uff uns(er) kosten« zur Überarbeitung der Frankfurter Gerichtsordnung beibringe: »Ir wol vernomen gute meynu(n)ge were ettlich artickel und puncte des gerichtes by uns in clare schriffte zu faßen, wente uns in anlange die ubunge und gewonheit des gerichtes zu Augspurg dem gerichte und ubunge by uns einsteils gemeße und zu schriffte sey solle«.168

Diese Ausführungen sind bemerkenswert, denn der Rat sah offenbar eine signifikante Ähnlichkeit der eigenen Rechtsgewohnheiten mit denen in Augsburg.169 Allerdings ist nicht bekannt, ob er erfolgreich war. Die Handschrift eines Augsburger Rechtsbuchs von 1482170 gehörte wohl schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts dem Rat Frankfurts,171 jedoch ist unsicher, wann sie nach Frankfurt kam und ob sie schon bei der Errichtung der Ratsbücherei 1484 zum Bestand gehörte.172 Denkbar erscheint ein Zusammenhang mit dem Auftrag an DR. LUDWIG ZUM PARADIES aber dennoch, auch eingedenk der Zeit, die eine Abschrift sicher benötigte.173 Jedoch entstand offenbar ebenso aus diesen Bemühungen heraus keine neue Frankfurter Gerichtsordnung vor der Reformation von 1509.174 hierzu WALDMANN 1908 (wie Anm. 159), S. 5 m. w. Nachweisen], dürfte dieser übersandt worden sein. Später traf sich dann, wie zuvor beraten, eine Abordnung aus Nürnberg mit DR. GEORG PFEFFER und DR. JOHANN GELTHAUS [WALDMANN 1908 (wie Anm. 159), S. 22 f. m. w. Nachweisen]. 167 Auch COING 1939 (wie Anm. 11), S. 162 f. ging davon aus, dass die Einsetzung der Kommission eine Folge der Zusammenarbeit mit Nürnberg war, aber letztlich keine neue Gerichtsordnung daraus hervorging. 168 Konzept des Briefes im ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 2160 ≙ Regest 2160 bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 262. 169 Hierbei fällt der Blick auf das Kleine Kaiserrecht, in dem u. a. Frankfurter Stadtrecht verarbeitet wurde und das ebenso in Augsburg bekannt war [vgl. MUNZEL, Der Einfluss des Kleinen Kaiserrechtes auf die Rechtsprechung des Ingelheimer Oberhofes (1986), S. 17]. 170 UniBibl. Frankfurt, Ms. Germ. qu. 56. Das Buch hat ein Register und ist in gut lesbarer Handschrift mit roten Majuskeln und teilweise roten Hervorhebungen im Text prächtig ausgestattet. Benutzungsspuren sind nur an wenigen Stellen in Form von Unter- und Anstreichungen [a. a. O., fol. 10r-v, 32r-v] zu finden; auch findet sich eine kunstfertig ausgeführte Hinweishand [a. a. O., fol. 66r]. 171 Auf der Innenseits des Deckels wurde »Ist des Rats zu frankenfort« vermerkt, der Schrift nach im frühen 16. Jh. [so WEIMANN, Die mittelalterlichen Handschriften der Gruppe Manuscripta Germanica (1980), S. 64]. 172 POWITZ, Von der Ratsbücherei zur Stadtbibl. (1984), S. IX; 16. 173 Allerdings erweckt die Einleitung eher den Eindruck, als sei das Buch zur Verwendung in Augsburg selbst verfasst worden [vgl. UniBibl. Frankfurt, Ms. Germ. qu. 56, fol. 10r-v]. Ein Vermerk gibt Auskunft über den Autor des Buches: »Geendet und geschriben ist ditz bůch durch mich Martin Albrecht von keiser-

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Das Schöffengericht von Gelnhausen hatte seinen Oberhof in Frankfurt175 und fungierte damit auch als Zwischenhof.176 Wenig günstig erscheint zunächst lichem gewalt ein Offen Notari und Burger zů Augspurg am Dornstag nach dem Sontag Invocavit In der vasten [28. Februar] Als ma(n) zalt von der geburt Cristi unnsers lieben her(r)en Tausent vierhundert und darnach In zwaii und achtzigosten Jaren.~« [a. a. O., fol. 139v = Druck bei WEIMANN 1980 (wie Anm. 171), S. 65]. Zu seiner Person oder möglichen weiteren Werken ist aber nichts bekannt [vgl. SCHNEIDER, Berufs- und Amateurschreiber (1995), S. 19]. Einzig aus einem erhaltenen Verhör- und Protestationsinstrument von 1494 in einer Reichskammergerichtsakte, verfasst vom Augsburger Kleriker und Notar MARTIN ALBRECHT [Regest 4349 (T 932) bei BRUNOTTE/WEBER, Akten des Reichskammergerichts im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bd. 6 (2005), S. 527], ließe sich, sollte dort die gleiche Person sichtbar werden, folgern, dass er Geistlicher war. 174 Die Reformation nahm allerdings bereits am 28. Juli 1489 ihren Anfang, als der Rat beschloss: »Bis nehst Donerstag der Scheff(en) ordnüge aüch des Rat(es) gesetze zü erst fürhant nemen, damit die unordnung und(er)weg(en) bliben und gemidd(en) wird(en) moge« [ISG Frankfurt, Bmb., 1489, fol. 25r ≆ Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 97, Fn. 1 (modernisiert) ≆ Auszug bei MATTHÄUS 2000 (wie Anm. 144), S. 262, Fn. 68]. Anfang August 1489 gründete er dann eine erste Arbeitsgruppe: »Bürgermeist(er) sal etlichen der scheffen zu ime nem(en) und etlich artickl der buß frevel und anders setz(en) und dan furt(er) den rat hor(en) laißen« [ISG Frankfurt, Bmb., 1489, fol. 28v ≆ Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 97, Fn. 1 (modernisiert)]. Nachdem dies offenbar nicht das gewünschte Ergebnis erbracht hatte, wurden am 26. Januar 1497 die Schöffen abermals gebeten, »und wo alt gewo(n)h(eit) dem recht(en) widderwertig were(n) die mit Rat der gelerte(n) andern« [ISG Frankfurt, Bmb., 1496, fol. 91r]. Am 27. November 1498 wurden sodann die Schöffen beauftragt, eine neue Ordnung zu errichten: »Den scheffen sag(en) nachd(em) manche(r)ley gebrech(en) am Recht(en) lange zyt geswebt, und wid(er) daß Recht gebrucht werden, daß sie mit Rat der gelert(en) ey(n) Reformacion und ordenung dem Recht(en) gemesse fur hant nemen wult(en)« [ISG Frankfurt, Bmb., 1498, fol. 71r ≆ Auszug bei JOHANN, Kontrolle mit Konsens (2001), S. 54 ≆ Auszug bei MATTHÄUS 2000 (wie Anm. 144), S. 263]. Am 3. Januar 1500 wurde schließlich eine Kommission eingesetzt: »Die fründe die gerichte ordenug zu Refomeren mit hilff der gelerten und Nurenberg und worms(er) statüt(en) und reformacion ansehen friederich Johan Reiße, conrat schit, Johan zu(m) Jung(en), hartma(n) greif und den gerichtschreib(er)« [ISG Frankfurt, Bmb., 1499, fol. 81v ≆ Auszug bei JOHANN 2001 (wie Anm. 174), S. 55]. Am 17. November 1500 wurde vermerkt: »Doctor Adamen befelen die gerichtlich ordenung furtzunemen und darnach den verordnet(en) frund(en) furzuh(alten)« [ISG Frankfurt, Bmb., 1500, fol. 65v ≆ Auszug bei COING 1939 (wie Anm. 11), S. 165]. Offenbar verzögerten die Schöffen bewusst die Fertigstellungen der Arbeiten, sodass sie mehrmals angehalten wurden, zur Vermeidung hoher Kosten die Arbeiten abzuschließen [MATTHÄUS 2000 (wie Anm. 144), S. 263 m. w. Quellennachweisen]. Am 18. Januar 1509 konnte die ›Ordnung des Gerichts und der Erbfälle‹ dann beschlossen werden [ISG Frankfurt, Bmb., 1508, fol. 87r, 89r, 93r, 94v, 103r]. Anschließend wurde sie als ›Neue Reformation‹ in der Stadt mehrmals verkündet und bekannt gemacht [ISG Frankfurt, Bmb., 1509, fol. 30v, 33v, 40v]; die wichtigsten Bürgermeisterbucheinträge wurden in das Ratsexemplar der Reformation handschriftlich eingetragen [UniBibl. Frankfurt, Ausst. 144a, Innenseite Deckel und Zusätze, fol. 24v–25r]. 175 EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 14; JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 161 f. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 99 konnte in Frankfurter Archivalien zw. 1430 und 1523 insgesamt acht Oberhofanfragen nachweisen, weitere blieben aber unerwähnt: Die früheste bekannte Sache von 1407 liegt nur im Exzerpt von ORTH, Noͤ thig- und nuͤ tzlich-erachteter Anmerckungen uͤ ber die so genannte erneuerte

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wiederum die Quellenlage für die Oberhoftätigkeit. Eine mittelalterliche Gerichtsordnung wurde nicht überliefert.177 Insgesamt sind nur zwei Entscheidungen für Büdingen,178 eine für Hanau,179 etwa acht für Mergentheim,180 womöglich ein

Reformation der Stadt Frankfurt, Teil 4 (1757), S. 139 vor. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 79 erwähnte schließlich noch einen Fall von 1551, offenbar eine Appellation. Im ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Gelnhausen/1–2 finden sich zudem zwei Anfragen von 1451 und 1508, im ISG Frankfurt, RS I, Nr. 6056/2 ≙ Regest 2683 bei ZIEG, Gelnhäuser Regesten, Bd. 2 (2010), S. 1101 wird noch eine weitere von 1480 erwähnt, der offenbar eine andere Anfrage vorangegangen war, in der die Gelnhäuser Schöffen zu diesem Zeitpunkt bereits in Frankfurt unterwiesen worden waren [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 6056/1 ≙ Regest 6056 bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 275 ≙ Regest 2682 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1100]. 176 Eine Bitte um Unterweisung an die Frankfurter Schöffen von 1430 lässt bspw. erkennen, dass dieser Fall ihnen zuvor in ihrer Eigenschaft als Oberhof vorgelegt worden war [vgl. ISG Frankfurt, RS I, Nr. 3139 = Eintrag 7 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 5 f. ≙ Regest 3139 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 129 ≙ Regest 1923 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 825 f.]. 177 Im StA Marburg, Best. 86, Nr. 26829 findet sich der Entwurf einer Stadtgerichtsordnung für Gelnhausen in der Schrift des 16. Jh.s. mit deutlich romanisierten Zügen. Hierbei zeigen sich inhaltliche Übereinstimmungen zum wesentlich ausführlicheren Entwurf einer Gerichtsordnung für die Grafschaft Hanau [vgl. StA Marburg, Best. 86, Nr. 20307], was bspw. etwa die Regelungen zur ›Citation‹ zeigen [vgl. a. a. O., Nr. 26829, fol. 1r-v mit a. a. O., Nr. 20307, fol. 16v–17v]. 178 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 132r (zwei Fälle, 1433). 179 StA Marburg, Protokolle II (Hanau) B Nr. 7, Bd. 1, fol. 227r = Druck bei ZIMMERMANN, Hanau (1919), S. 112 (irrig 1474 und ohne Folioangabe). 180 Im ersten Mergentheimer Stadtbuch finden sich neben Oberhofweisungen aus Wimpfen zugleich eine Reihe von Weisungen aus Gelnhausen, die aber mitunter nicht datiert und zudem zusammengefasst worden sind, was sowohl ihre Auswertung als auch die Zählung erschwert. Wimpfener Weisungen: StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 1v = Druck bei SCHRÖDER, Oberrheinische Stadtrechte, Abt. 1,2 (1895), S. 144, Fn. 1 (undatiert); a. a. O., fol. 22r-v (1488); a. a. O., fol. 25r–33v (diverse, 1475–1479, 1498, 1500, 1502–1503, 1508–1511, 1514); a. a. O., fol. 49v–50v = Eintrag I bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 153–155 (4. April 1426); a. a. O., fol. 50v–51r, 52r-v = Eintrag II bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 155–157 (1444); a. a. O., fol. 53r = Eintrag II bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 157–159 (1445). Daneben findet sich auf Pergament eine Stadtrechtsmitteilung aus Wimpfen im StadtA Bad Mergentheim, Urk.n, Nr. 76 ≆ Auszug bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 159 f. (31. März 1529). Insgesamt 15 Weisungen aus Wimpfen zw. 1475 und 1516 zählte LÜLLIG, Das älteste Mergentheimer Stadtrecht (1940), S. 35, in der Wimpfener Überlieferung ab 1474 finden sich nach HAFER, Wimpfen (1993), S. 414 insgesamt 22, nach SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 166 23 Weisungen für Mergentheim. Gelnhäuser Rechtsweisungen: StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 2r-v = Druck bei SCHÖNHUTH, II. Urkunden und Ueberlieferungen (1851), S. 59 f. = Eintrag I bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 137 f. (undatiert, um 1411); a. a. O., fol. 2v–3v, 4v–5r = Druck bei SCHÖNHUTH 1851 (wie Anm. 180), S. 60–63 = Eintrag II bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 138–141 (undatiert, um 1469); a. a. O., fol. 3v–4v ≆ Auszug als Eintrag I bei SCHRÖDER, Oberrheinische Stadtrechte, Abt. 1,3 (1897), S. 173–175 (undatiert, um 1411); a. a. O., fol. 8r-v = Eintrag II bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 175 f. (undatiert, um 1444); a. a. O., fol. 10v–11r = Eintrag III bei SCHRÖDER 1897 (wie

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Fall aus Orb,181 einer aus Ortenberg,182 zwei Anfragen aus und zwei Urteile für Münnerstadt,183 ein Fall aus Schweinfurt,184 vier Urteile für Selbold185 und neun Anm. 180), S. 176 f. mit falscher Foliozählung (14. November 1444); a. a. O., fol. 17r–20r = Eintrag IV bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 177–182 (24. Juni 1451); a. a. O., fol. 23r–24v (1499?). Eine weitere Rechtsbelehrung findet sich in der StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 130r (1428). Im StadtA Bad Mergentheim, Ba 3 befindet sich ein zw. 1616 und 1690 geführtes Stadtbuch, ein sog. Artikelbuch, in dem auf fol. 121r ≆ Auszug bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 152 f. eingetragen wurde: »Folgen etliche besatz und articul, so aus dem alten articulbuech gezogen und vorzeiten allhie zu Mergentheimb im brauch geweßen, ietzo aber mehrers theils in abgang kommen, so eins theils von Geilnhausen und Wimpfen, da dann die stadt Mergentheimb vor jahren ihren oberhoff gehabt, geholt und zum theil von der herschaft und rath alhier geordnet und ietzo in erneuerung dießes buchs durch mich Justum Philippum Jerem Roth zu dieser Zeit Stadtschreibern allhero zusammen gesetzt worden auch jeder Articul bey dem Register hiervornen zue finden.« Auf fol. 121v–177r befindet sich dann ein buntes Sammelsurium aus Satzungen von Rat und Herrschaft, dessen Älteste von 1400 datiert [a. a. O., fol. 135v–136r]. Allerdings befinden sich keine konkreten Rechtsweisungen darunter und darüber hinaus kopierte der Schreiber offenbar die älteren Einträge nicht bloß, sondern passte sie sprachlich an [vgl. die Gewohnheiten vom 23. November 1444 im StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 9v = Eintrag X bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 148 mit StadtA Bad Mergentheim, Ba 3, fol. 134r-v]. 181 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 131v (undatiert). Allerdings ist unklar, ob tatsächlich eine Entscheidung Gelnhausens ergangen war, da sich nur die Ankündigung eines Ungenannten erhalten hat, im Falle einer ungünstigen Entscheidung nach Gelnhausen ziehen zu wollen, wobei bemerkenswerterweise von »eins urteils beruffen oder appeleret« die Rede ist. 182 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 132r (1435). Im Inhaltsverzeichnis verwies HARTMANN BRELL hierauf mit den Worten: »It(em) von den von Orthinberg, daz die ire urteil hie holen« [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 12r (moderne Folierung)]. Am Rande wurde in späterer Schrift »125« ergänzt, jedoch findet sich auf diesem Blatt, das bereits von HARTMANN BRELL paginiert wurde, ein Brief Ortenbergs, der mit der Oberhoftätigkeit nicht im Zusammenhang steht, sodass ein Fehler in diesem späteren Verweis zu sehen ist und tatsächlich wohl die Oberhofweisung auf Blatt 132 gemeint war. Die Schrift der Zahl »125« wiederum stimmt mit derjenigen überein, in der auf fol. 1r die Sig. »Ms. germ. fol. 850« angebracht wurde. Daher steht zu vermuten, dass dieser Zusatz erst im 19. Jh. in Berlin erfolgte. 183 StadtA Münnerstadt, I/3, Nr. 2 (Anfrage vom 18. Juni 1481 ohne überlieferte Weisung); StadtA Münnerstadt, I/6, Nr. 16 (Urteil vom 12. Mai 1533); StadtA Münnerstadt, I/3, Nr. 19, fol. 3r–4r (Anfrage vom 20. Juni 1547 ohne überlieferte Weisung) ≆ Auszug bei DINKLAGE, Fünfzehn Jh.e Münnerstädter Geschichte (1983), S. 241, Fn. 858a; StadtA Münnerstadt, I/6, darin Notiz vom 14. Juni 1583 ohne eigene Sig. (Notiz des Münnerstädter Stadtschreibers vom 14. Juni 1583 zur Übersendung von Gerichtsakten an Gelnhausen und Hinweis auf eine Antwort, die aber leider fehlt). 184 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 151v–152r ≆ Auszug in Eintrag 715 bei REIMER, Hessisches UB., Abt. 2,3 (1894), S. 843 ≙ Regest 773 bei ZIEG, Gelnhäuser Regesten, Bd. 1 (2008), S. 347. Die Abschrift im Stadtbuch von HARTMANN BRELL ist undatiert. Er erwähnte nur, dass PETER FUSSECHIN zu dieser Zeit Bürgermeister war. Die Angabe entnahm er aber offenbar einem hierzu gehörigen Brief mit Zettel, den er ebenfalls abschreiben ließ. Da sich Gelnhausen der Antwort offenbar unsicher war, wandte sich PETER FUSSECHIN an Frankfurt. Weder im Brief noch im Zettel wird er allerdings als Bürgermeister bezeichnet, nur als »gefader«. Denkbar erscheint deshalb, dass er als Schöffe fragte. Unabhängig hiervon war er nach den Angaben im Landscheide- und Bürgerbuch 1368/69 [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 17r],

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für Steinau an der Straße186 bekannt.187 Jedoch ist das Tätigwerden als Stadtgericht umfangreich belegt, was hier im Hinblick auf materiellrechtliche und vor allem prozessuale Zusammenhänge fruchtbar gemacht werden kann. Die Schöffengerichtsprotokolle Gelnhausens sind wiederum zwar nur für die Jahre 1411 bis 1419 im Original auffindbar, allerdings sind an die 4.800 Einträge darin erhalten.188 Der langjährige Vorsitzende des Hanauer Bezirksvereins für Hessische Ge1371/72 [a. a. O., fol. 19rr], 1373/74 [a. a. O., fol. 20r] sowie 1380/81 [a. a. O., fol. 24r] jeweils erster Bürgermeister. In Regest 773 datierte ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 347 die Weisung hingegen ohne Erläuterung auf Ende 1375. 185 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 150v–151r (1426), fol. 129v–130r (1429), fol. 130v–131r (1429) ≙ Regest 1897 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 813 f., fol. 131v (1430) ≙ Regest 1913 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 821 f. 186 Ztr. für RegG. MKK, KARL SCHMERBACH, »Das Gerichtsbuch der Stadt Steinau a.d. Strasse aus dem 15. Jahrhundert und Versuch einer Darstellung des zu dieser Zeit in der Obergrafschaft Hanau geltenden Rechts, Schlüchtern 1954« (ohne Sig.), S. 112a (1421); SCHMERBACH 1954 (a. a. O.), S. 109 (1422); StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 129v (1428) ≙ Regest 1875 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 805; SCHMERBACH 1954 (a. a. O.), S. 98 (1432); SCHMERBACH 1954 (a. a. O.), S. 5a (undatiert, nach KARL SCHMERBACH 1440); SCHMERBACH 1954 (a. a. O.), S. 6 (undatiert, nach KARL SCHMERBACH 1440); SCHMERBACH 1954 (a. a. O.), S. 23a (1457); SCHMERBACH 1954 (a. a. O.), S. 123 (1464); SCHMERBACH 1954 (a. a. O.), S. 26a (1468); SCHMERBACH 1954 (a. a. O.), S. 33a (1483). Zu den Oberhofsachen Steinaus vgl. auch HARTMANN, Geschichte der Stadt und des Amtes Steinau, Bd. 1 (1975), S. 241–243. 187 SCHMERBACH, Der Oberhof Gelnhausen (1966), S. 22 f. gab insgesamt 21 Fälle an, von denen sich aber einer als Stadtrechtsanfrage darstellt [vgl. hierzu Anm. 811]. Die Darstellung bei FRICK/FRICK, ubersleyn und zu dem mynnesten gerechent (2003), S. 25–29 folgt derjenigen von KARL SCHMERBACH und geht inhaltlich nicht darüber hinaus. 188 StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56. Dieses Buch dürfte das erste in Gelnhausen geführte Gerichtsbuch sein, da in einem Prozess von 1554 Gerichtsbücher ab 1411 Erwähnung fanden [vgl. REIMER, Hessisches UB., Abt. 2,1 (1891), S. XIV, Fn. 1]. Das 390 Blatt starke Buch liegt nur in wenigen Auszügen bei EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 17–23 gedruckt vor. Der Heimatforscher KARL SCHMERBACH [vgl. zu seiner Person HANNA/STEINBERGER, Karl Schmerbach † (2003), S. 53; KOCKELHORN, Karl Schmerbach † (1979), S. 15 f.; METSCHAN, Karl Schmerbach (1980), S. 28–30] fertigte eine nicht immer fehlerfreie Transkription an, die nur im Manuskript vorliegt [Ztr. RegG. MKK, KARL SCHMERBACH, »Das Schöffengerichtsbuch von Gelnhausen 1411–1418«, undatiert (ohne Sig.) mit ausführlichem Register in der Grimmelshs.-Bibl. Gelnhausen, Gln 2 REG I 18513 und im StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 57]. Diese Übertragung übergab die Witwe GERHARD SCHMERBACHS im März 2010 dem Ztr. für RegG. MKK in Gelnhausen durch Vermittlung von GERHARD BLUMENRÖDER auf Nachfrage des Autors. Das Gerichtsbuch befand sich zunächst zusammen mit den Ratsprotokollen Gelnhausens von 1476–1485 im Besitz LUDWIG HEINRICH EULERS [EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 1 f.; Fn. 1] und gelangte über seinen Nachlass an das GNM in Nürnberg und 1990 schließlich als Abgabe in das StA Marburg [ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 499]. Nach schriftlicher Auskunft von SABINE WINDISCH vom 3. Februar 2010 konnte im GNM nicht ermittelt werden, wie LUDWIG HEINRICH EULER in den Besitz der beiden Bücher gekommen war, da sie keine Zugangsnummern tragen und sich im handschriftlichen Katalog der Bibl. zur Slg. EULER

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schichte und Landeskunde FRIEDRICH WILHELM JUNGHANS gab 1885 seinem umfangreichen Aufsatz zur Gelnhäuser Geschichte zudem 94 Auszüge eines heute verschollenen Gerichtsbuchs der Jahre 1465 bis 1471 bei.189 Ergänzend für die

nicht nachweisen lassen. KREUTER, Beiträge zur Geschichte der Urkunden der Stadt Gelnhausen (1989), S. 27 gab allerdings auf Basis seiner Nachforschungen an, dass FRANZ JOSEPH BODMANN [vgl. zu ihm Anm. 211] die beiden später nach Nürnberg gelangten Bücher und das Weiße Buch der Burg Gelnhausen an sich genommen habe und sie 1827 von seinen Erben versteigert worden seien. Im Verzeichnis der Auktion seines Nachlasses vom 15. August 1823 wurden jedoch Bücher mit Gelnhäuser (oder auch Ingelheimer) Bezug nicht erwähnt [vgl. LEHNE, Verzeichnis der Bibl. des verstorbenen Herrn Franz Joseph Bodmann (1823)], wenngleich dort vor allem Druckwerke angeboten wurden. Er hatte eine ausgeprägte Sammelleidenschaft und viele Archive dafür geplündert [DARAPSKY, Die Verluste der Mainzer Stadtbibl. unter der Amtsführung von F. J. Bodmann (1959), S. 25]. In der Bodmann‘schen Slg. [vgl. hierzu knapp KNAUS, Bodmann und Maugérard (1956/1958), S. 176] befand sich zudem ein Manuskript zur Geschichte der Stadt Gelnhausen [vgl. SCHNEIDERWIRTH/BAUCH, Uebersicht des Inhalts des Bodmann-Habel‘schen Archivs (1888), S. 256 (der Verbleib ist allerdings ungeklärt)], was FRANZ JOSEPH BODMANNS Beschäftigung mit Gelnhausen weiter belegt. Zudem befindet sich in der Bodmann-Habel‘schen Slg. ein einzelnes Blatt des 15. Jh.s vermutlich aus einem Gelnhäuser Kopialbuch [StA Marburg, Urk.n 95, Nr. 670; vgl. die Beschreibung in Eintrag 21 bei GLADISS/GAWLIK, Die Urkunden Heinrichs IV. (1941–1978), S. 26]. Ein weiteres Kopialbuch Gelnhausens mit Privilegienabschriften [StA Marburg, K, Nr. 368 ½] aus dem 14. Jh. wurde 1800 von der Hanauer Regierung aus dem Nachlass BERNHARD HUNDESHAGENS gekauft, gelangte dann aber wieder in den Buchhandel und wurde von Konsul BECKER erworben [KREUTER 1989 (wie Anm. 188), S. 28; ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 13]. Auch dieses Werk soll FRANZ JOSEPH BODMANN benutzt haben [KREUTER 1989 (wie Anm. 188), S. 28]. Jedenfalls teilte er auszugsweise eine Urk. LUDWIGS DES BAYERN von 1332 für Gelnhausen mit [BODMANN, Rheingauische Alterthümer, Abt. 2 (1819), S. 887 ≙ Eintrag 381 bei REIMER, Hessisches UB., Abt. 2,2 (1892), S. 363 f.], die sich auch in dem Kopialbuch findet [vgl. hierzu REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 364], wenngleich er angab, das Original zugrunde gelegt zu haben. 189 JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 451–463 ohne Angabe des Aufbewahrungsorts. In der Besprechung eines von ihm gehaltenen Vortrags wurde aber das StadtA Gelnhausen genannt [Anonymus, Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde (1885), S. LXVI]. HEINRICH REIMER erwähnte in einem Bericht über seinen Besuch im Gelnhäuser Archiv vom 21. September 1885 bloß »Gerichts- und Stadtprotokolle von der Mitte des 15. Jahrh. an« [StA Marburg, Best. 156 e, Nr. 3319, S. 2]. Nach EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 1-2, Fn. 1 waren hingegen bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s im Archiv keine spätmittelalterlichen Gerichts- und Ratsprotokollbücher mehr vorhanden gewesen; zu den Verlusten vgl. JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 118; 141; KREUTER 1989 (wie Anm. 188), S. 26 f.; REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. XIII; SCHREIBER, 800 Jahre Gelnhausen (1969), S. 31. Nach schriftlicher Auskunft des Gelnhäuser Stadtarchivars MICHAEL HEININGER vom 18. Februar 2010 befindet sich das Gerichtsbuch dort nicht mehr. STÖLZEL 1872 (wie Anm. 90), S. 11; 185; 369 wiederum gab 1872 an, dass sich das fragliche Buch in Abt. A des alten StA.s befunden habe, die dann nach Marburg verbracht wurde. Er hatte darüber hinaus weitere, von ihm in örtlichen Archiven aufgefundene Gerichtsbücher in das StA überführen lassen [vgl. STÖLZEL, Die operis novi nunciatio als Keim der Hanauer Ganggerichte (1910), S. 305 (der an dieser Stelle allerdings das Gelnhäuser Buch

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Untersuchung der Stadtgerichtsbarkeit können die Ratsprotokolle von 1476190 bis 1485 herangezogen werden,191 aus denen sich vor allem Hinweise auf die Zusammensetzung des Gerichts ergeben. Einzelne ergänzende Anhaltspunkte finden sich darüber hinaus in den Protokollen der Grenzbegehungen, den sogenannten Landscheiden,192 die für die Jahre 1361, 1383 und 1418 zusammen mit den Bürgeraufnahmen von 1361 und 1530, stadtgeschichtlichen Nachrichten und Ratsordnungen überliefert sind.193 Als weitere Quelle des 15. Jahrhunderts kann das sogenannte Stadtbuch des HARTMANN BRELL,194 das von 1417 bis etwa 1436 als Privataufzeichnung geführt wurde und umfangreiches Urkundenmaterial enthält, ausgewertet werden.195 Weitere Hinweise auf die Gerichtsverfassung enthalten die nicht konkret nannte)]. Das StA Marburg teilte am 27. August 2010 in Person von ANNEGRET WENZHAUBFLEISCH mit, keinen Hinweis auf den Verbleib zu haben. MICHAEL ZIEG wiederum hatte nach schriftlicher Mitteilung vom 3. März 2010 seinerseits erfolglos beim GNM in Nürnberg als auch in der Murhard‘schen Bibl. Kassel nachgefragt. Auf erneute Nachfrage teilte WOLFHARD VAHL am 30. August 2012 schriftlich mit, dass sich das Buch trotz intensivster Suche in der Amtsbuchabteilung des StA Marburg nicht ausfindig machen lasse. 190 JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 158 gab zwar 1467 als Beginn an, doch scheint ihm ein Fehler unterlaufen zu sein, da er auf EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 1 f., Fn. 1 verwies, der aber 1476 nannte. 191 StA.s Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55. Zur Überlieferungsgeschichte vgl. Anm. 188. Auszüge liegen bei EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 31–35 gedruckt vor. Eine leider nicht immer fehlerfreie Abschrift der 16 Blätter aus der Hand KARL SCHMERBACHS liegt im Manuskript vor [StadtA Gelnhausen, KARL SCHMERBACH, »Die Ratsprotokolle der freien Reichsstadt Gelnhausen von 1476–1486, Schlüchtern 1962« (ohne Sig.)]. 192 Vgl. hierzu FRICK/FRICK 2003 (wie Anm. 187), S. 195–244 mit reichem Quellenmaterial zumeist auf Grundlage der Transkriptionen KARL SCHMERBACHS. 193 StA Marburg, S, Nr. 323. Vgl. hierzu FUHS, Gelnhausen, städtebaugeschichtliche Untersuchung (1960), S. 55–64; SCHMERBACH, Wie man in der freien Reichsstadt Gelnhausen Bürger wurde (1967), S. 3; ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 498. Einzelne Einträge liegen gedruckt bei SCHMERBACH 1967 (wie Anm. 193), S. 12 vor. Im Manuskript liegt eine kommentierte Transkription der 92 Blätter von KARL SCHMERBACH vor [Grimmelshs.-Bibl. Gelnhausen, Nr. 90/30 144 D82], die allerdings deutliche Abweichungen vom Original aufweist [ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 498]. 194 Vgl. zu seiner Person die Darstellung von SCHMERBACH, Der Stadtschreiber Hartmann Brell (1977), S. 17–30. 195 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850. Urk.n hieraus liegen nur bis 1400 in HEINRICH REIMERS Hessischem UB. gedruckt vor. Jüngere finden sich nur fragmentarisch und mitunter ins Neuhochdeutsche übersetzt in verschiedenen, vor allem heimatgeschichtlichen ausgerichteten Schriften [bei BOTT, Aus dem „Stadtbuch“ des Hartmann Brelle (1952), S. 61–63; SCHMERBACH 1966 (wie Anm. 187), S. 28; SCHMERBACH 1967 (wie Anm. 193), S. 17; 19 f.; SCHMERBACH, Die freie Reichsstadt Gelnhausen, ein Stand des Reiches (1970), S. 25 f.; SCHMERBACH, Wie die Nachricht von der Jungfrau von Orleans ins Kinzigtal kam (1973), S. 99 f.]. Im Manuskript liegt im StadtA Gelnhausen eine Transkription KARL SCHMERBACHS vor (ohne Sig.), die allerdings im Hinblick auf die Auflösung der Datumsangaben nicht immer zuverlässig ist; MICHAEL ZIEG überarbeitete das Manuskript in Regestenform [ZIEG 2010 (wie

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Einführung: Grundlagen der Untersuchung

Abschriften und Regesten der Urkunden des sogenannten Roten Buchs,196 das von 1435 bis 1444 geführt worden ist.197 Weitaus günstiger stellt sich demgegenüber die Quellenlage für den Ingelheimer Oberhof dar. Die Protokollbände des Oberhofes wie auch die Haderbücher und Urkunden waren jahrhundertelang im sogenannten Ratsgewölbe im Erdgeschoss des Turmes der Ober-Ingelheimer Burgkirche aufbewahrt worden, dessen schwere mittelalterliche Eisentür noch heute erhalten ist.198 1728 wurden Anm. 175), S. 501 f.] und stellte seine Bearbeitung freundlicherweise dem Autor zur Verfügung. Das 179 Blatt starke Buch (die ersten 15 Blätter wurden mit Bleistift in römischen Zahlen foliert, danach beginnt die zeitgenössische römische Folierung von vorne) kaufte BERNHARD VON HUNDESHAGEN 1815 in Höchst a. M. bei einer Versteigerung der Bücher von JOHANN VON TALBERG aus Ladenburg; 1867 kaufte es wiederum die damalige königliche Bibl. in Berlin aus seinem Nachlass [KREUTER 1989 (wie Anm. 188), S. 28]. Vermutlich hatte es zuvor ebenfalls FRANZ JOSEPH BODMANN entwendet. Er gab in seinen Rheingauischen Altertümern ein Stadrechtsauskunftsersuchen von Iphofen wieder, das er einem Gelnhäuser Ratsbuch von 1420 entnommen haben will [vgl. BODMANN 1819 (wie Anm. 188), S. 887 f.]. EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 1 f., Fn. 1 nahm dies ernst und sah dieses Ratsbuch deshalb als verschollen an. Allerdings befindet sich dieser Auszug wörtlich in der StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 150r, weshalb anzunehmen ist, dass FRANZ JOSEPH BODMANN dieses Buch ebenso verwendet hat. Auch BERNHARD HUNDESHAGEN benutzte das Buch. In der Abschriftensammlung UniBibl. Kassel, Landes- und Murhard‘sche Bibl., 2° Ms. Hass. 255 findet sich vor allem namenskundliches Material, darunter »Auszüge des alten Rathsprotokolls der Reichsstadt Gelnhausen. Incipit A. 1417« (fol. 35r-39v), Abschriften aus dem Stadtbuch HARTMANN BRELLS (darin fol. 2v–4v, moderne Folierung). 196 Das Buch mit städtischen Urk.n wurde am 19. Juni 1803 infolge der Huldigung dem hessischen Kommisar VON MEYERFELD übergeben und in das Regierungsarchiv Hanau verbracht; BERNHARD VON HUNDESHAGEN benutzte es und fertigte 1808/09 Abschriften und Regesten an, wobei es seitdem als verschollen gilt und möglicherweise am 30. oder 31. Oktober 1813 bei der Beschießung Hanaus in seiner Wohnung verbrannte [BÖHMER, Die rothe Thuͤ re zu Frankfurt (1844), S. 118; JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 111; KREUTER 1989 (wie Anm. 188), S. 28; REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. XV f.; ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 14 f.; kritisch hingegen KARL KALBFLEISCH, Kasseler Brief (Zeitungsausschnitt aus dem Gießener Tagesanzeiger vom 1. Oktober 1931, vorne eingelegt in UniBibl. Kassel, Landes- und Murhard‘sche Bibl., 2° Ms. Hass. 253)]. FRANZ JOSEPH BODMANN soll auch diese Archivalie benutzt haben [KREUTER 1989 (wie Anm. 188), S. 28]. Die Abschriften BERNHARD VON HUNDESHAGENS (»Auszüge aus dem Gelnhaeuser Privilegienbuch. Zugleich Belege zu dem Werk uber die Baualterthuͤ mer der Stadt Gelnhausen.«) [UniBibl. Kassel, Landes- und Murhard‘sche Bibl., 2°Ms. Hass. 253] sind, anders als REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. XVI dies meinte, nicht gänzlich unbrauchbar [so ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 500]. Der Verlust des Originals kann wohl wenigstens bis 1400 durch sekundäre Überlieferungen kompensiert werden [so REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. XVI; ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 15]. In HEINRICH REIMERS Hessischem UB. wie auch bei JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 443–450 liegen zahlreiche Abschriften gedruckt vor. 197 ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 15. 198 KRÄMER, Die Burgkirche zu Ober-Ingelheim (1960), S. 30 f. m. w. Quellenhinweisen; SAALWÄCHTER, Das Archiv des Ingelheimer Rittergerichts (1958), S. 37. Diese Art der Aufbewahrung war weit verbreitet [vgl. etwa DREHER, Das städtische Archiv zu Friedberg (1910), S. 8; MONE, Kanz-

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

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die Privilegien des Ingelheimer Grundes mitsamt der ritterschaftlichen Urkunden an das Archiv der rheinischen Ritterschaft nach Mainz ausgelagert, wo sie 1793 verbrannten.199 Das Gerichtsarchiv verblieb aber in Ingelheim und kam später in das 1828 erbaute klassizistische Ober-Ingelheimer Rathaus, wo es HUGO LOERSCH200 1870 auffand.201 1885 gab er eine Auswahl von 295 der insgesamt 414 Entscheidungen aus den sogenannten Oberhofprotokollbüchern I bis III 202 der Jahre 1437 bis 1440, 1440 bis 1451 sowie 1452 bis 1464 heraus.203 Er veranlasste zudem ab 1879 die Überführung der Oberhofbände I und III wie auch der von ihm noch aufgefundenen Haderbücher und des Großen Ingelheimer Kopialbuches204 sowie 75 einzelnen Blättern aus den Jahren 1366 und 1385 in das Staatsarchiv Darmstadt.205 Ebenso übergab er Band II noch zu Lebzeiten dem

leiwesen (1864), S. 386]. Der Paramentenschrank der Burgkirche, in dem noch im 19. Jh. die Gerichtsarchivalien verwahrt worden sein sollen [so LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXX f., Fn. 7], hat sich ebenfalls erhalten und wird seit 1899 im HLMD verwahrt [Inv.-Nr. Kg 60:18; vgl. die kurzen Beschreibungen von ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 12; ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 174; VAN ENDERT, Kunst in Ober-Ingelheim in Rheinhessen (1872), S. 21; KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 30; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXX f., Fn. 7; RAUCH, Die Kunstdenkmäler im Volksstaat Hessen (1934), S. 519 sowie ferner ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 174 f. mit Abb. des Schrankes; weitere Abb.en finden sich bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), zw. S. 290 und 291; EMMERLING, Die Bauund Kunstgeschichte von Ingelheim (1949), S. 104; RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 519 f.]. 199 KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 31; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XV; LXV, Fn. 2; CXX f.; PECHLOFF, Ober-Ingelheim (2000), S. 4; SAALWÄCHTER 1958 (wie Anm. 198), S. 37. Vgl. die Auflistung der Urk.n von FRANZ JOSEPH BODMANN im StA Darmstadt, C 1 A, Nr. 76, fol. 382v–383v. 200 Vgl. zu ihm ERLER, Hugo Loersch (1958), S. 75–77; STUTZ, Hugo Loersch (1907), S. VII–XXII. 201 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXXI]. Vgl. zum Ingelheimer Archiv SAALWÄCHTER 1958 (wie Anm. 198), S. 36–41. 202 Nach der Nummerierung von HUGO LOERSCH. 203 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19). Allerdings gab er nur bis 1440 die Einleitung komplett wieder, danach kürzte er u. a. die Beweisführung und Kostenentscheidungen wie auch wiederkehrende Formulierungen und teilweise Parteiausführungen ebenso wie er die zusammenfassende Darstellung des Sachverhaltes nicht immer vollständig abdrucken ließ [vgl. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XII]. Bei LOERSCH 1875 (wie Anm. 108), S. 36–56 und LOERSCH, Urkunden des 14. und 15. Jh.s (1884), S. 243–292 findet sich eine Reihe von Urk.n aus den Protokollbüchern II und III. 204 In der Forschung wird der Begriff des Kopialbuchs mitunter uneinheitlich verstanden [vgl. hierzu ZILLER, Private Bücher des Spätmittelalters (1971), S. 28 f.; 36–41 m. w. Nachweisen]. In dieser Studie wird darunter allgemein jede Abschriftensammlung verstanden. 205 KORNBLUM, Adalbert Erlers Forschungen über die Ingelheimer Gerichtsbücher (1994), S. 93; ERLER 1994 (wie Anm. 91), S. 17; STUTZ 1907 (wie Anm. 200), S. XV. Vgl. ferner die umfangreiche Übersicht der seinerzeit vorgefundenen Ingelheimer Archivalien von LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. I–VI; VIII–XV.

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Einführung: Grundlagen der Untersuchung

Archiv, den er zuvor von EDUARD BÖCKING206 für seinen Privatbesitz erworben hatte.207 In Darmstadt fielen jedoch alle diese Archivalien einem Luftangriff des Jahres 1944 zum Opfer und verbrannten restlos.208 Zugleich vernichtete der Brand ein Großteil der Urkunden zu Ingelheim und zum Ingelheimer Grund.209 Allerdings hatten Ingelheimer Bürger zwischen 1870 und 1879 beinahe die Hälfte der Haderbücher vor der Verbringung bewahrt.210 Im Staatsarchiv Wiesbaden konnten sich im Nachlass von FRANZ JOSEPH BODMANN211 zudem sieben Blätter aus

206

Wie er in den Besitz des Protokollbandes gelangte, ist ungeklärt. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IV teilte nur mit, dass EDUARD BÖCKING das Buch in den 1840ern in Köln gekauft habe, ehe er es selbst aus dem Nachlass erwarb. Bereits MEYER 1922 (wie Anm. 106), S. 123 f. vermutete einen Zusammenhang mit FRANZ JOSEPH BODMANN, da auffällig sei, dass gerade die beiden Ingelheimer Bände, die er ausgiebig benutzt hatte, in Privatbesitz gelangt waren. 207 ADALBERT ERLER vermutete noch 1952, der Band sei verschollen [ERLER (Hrsg.), Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes, Bd. 1 (1952), S. 5; ebenso GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 268], später berichtete er dann allerdings, dass alle drei Bände vernichtet worden seien [ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 176; ERLER, Der Ingelheimer Oberhof (1974), S. 57; ERLER, Der Ingelheimer Oberhof [mit einer Anmerkung von KARL HEINZ HENN] (1994), S. 102]. Nach MEYER 1922 (wie Anm. 106), S. 122 hatte HUGO LOERSCH den Band seinerzeit dem Darmstädter Archiv übergeben, womit er dort ebenso 1944 unterging. 208 ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52. 209 Eine Auflistung in Regestenform von 1844 mit späteren Nachträgen findet sich im StA Darmstadt, C 21, Nr. 488, fol. 103r–120r. 210 BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 55. Nur diesem Umstand ist es letztlich zu verdanken, dass nicht alle Bände im Zweiten Weltkrieg untergingen. Zwar sollen aufgrund der Bemühungen ANDREAS SAALWÄCHTERS [vgl. zu ihm KÖHLER, Andreas Saalwächter (2004), S. 35 f.] alle von HUGO LOERSCH vermissten Haderbücher wieder in Ingelheim aufgefunden worden sein [so MEYER 1922 (wie Anm. 106), S. 122; SAALWÄCHTER, Zur Familiengeschichte Sebastian Münsters (1912), S. 619, Fn. 2], andererseits hatte ANDREAS SAALWÄCHTER aber offenbar selbst keinen rechten Überblick und konnte nicht abschätzen, welche Bücher im Krieg verloren gegangen waren [vgl. SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 251]. 211 Zur Biographie FRANZ JOSEPH BODMANNS und seinem Werk vgl. ERLER, F. J. Bodmann, ein Förderer und Fälscher der Rheinischen Geschichte (1950), S. 473–493 passim; ERLER, Bodmann, Franz Joseph (1955), S. 360 f.; ROTH, F. J. Bodmann, ein Fälscher der Mainzer und Rheingauer Landesgeschichte (1909), S. 133–152 passim; WERKMÜLLER, Bodmann, Franz Joseph (2008), Sp. 629 f. sowie aus der älteren Literatur vor Bekanntwerden des ganzen Ausmaßes der Fälschungstätigkeit FALK, Bodmann (1869), S. 89; SCHWARTZ, Beiträge zur Geschichte des nassauischen Alterthumsvereins (1871), S. 357– 359 und zu seiner Fälschungstätigkeit die bei DARAPSKY 1959 (wie Anm. 188), S. 13, Fn. 1 angeführte umfangreiche Literatur. Speziell zu den Ingelheimer Quellen vgl. ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 12–14; ERLER, Ingelheimer Urteile als Quellen F. J. Bodmanns (1952), S. 74–97; ERLER, Ingelheimer Urteile als Vorlagen F. J. Bodmanns (1960), S. 345–350; LOERSCH, Rheingauische Rechtsquellen (1904), Sp. 74– 77; MEYER, Das sogenannte Rheingauer Landrecht (1903), S. 333–337; MEYER 1922 (wie Anm. 106), S. 125–129 (wenngleich noch ohne genaue Kenntnis des in London aufbewarten Ingelheimer Oberhof-

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

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Band II erhalten.212 ADALBERT ERLER213 schließlich edierte eine Auswahl von 2.489 Einträgen des in London214 aufbewahrten Oberhofprotokollbuchs von 1398 bis 1430215 in den Jahren 1952 bis 1963 und GUNTER GUDIAN veröffent-

bandes). FRANZ JOSEPH BODMANN hatte eine ausgeprägte Sammelleidenschaft und viele Archive dafür geplündert [vgl. Anm. 188]. 212 HStA Wiesbaden, Abt. 1016, Nr. 1, Teil 2 ≙ Druck als Beilagen II und III bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 227–229 und Beilagen 2–4 bei ERLER (Hrsg.), Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes, Bd. 3 (1963), S. 283–288. Vgl. ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 13, Fn. 5. Aufgrund der detaillierten Beschreibung des Bandes mit Fehlstellen bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IV f. konnte ERLER 1960 (wie Anm. 211), S. 346–348 die Weisungen der Blätter zeitlich einordnen. 213 Vgl. zu seiner Person BECKER, In memoriam Adalbert Erler (1993), S. 559–563; PREISER, Nachruf auf Adalbert Erler (1999), S. 339–344. 214 British Library, Add. Ms. 21220 (vormals im British Museum). Schon HUGO LOERSCH berichtete von diesem Band, konnte aber erst spät die Verbindung zu Ingelheim erkennen [vgl. LOERSCH 1904 (wie Anm. 211), Sp. 77 f.; zuvor hatte MEYER, Über die Wiederauffindung eines verschollenen Protokollbuches (1903), S. 390 f. darüber berichtet]. Aufgrund eines Eintrags in der Archivalie ist der Ankauf durch das British Museum am 12. Januar 1856 von EDWIN TROß gesichert, der in Paris mit Handschriften handelte [vgl. BAUERMANN, Eine Handschrift des Rüthener Stadtrechts in London (1968), S. 375; BUSSI, La corte superiore di Ingelheim e le sue sentenze (1959), S. 280, Fn. 4; ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 13]. Möglicherweise hatte FRANZ JOSEPH BODMANN, der erwiesenermaßen den Band für seine Rheingauischen Altertümer zur Fälschung Eltviller Urteile verwendet hatte [BAUERMANN 1968 (wie Anm. 214), S. 376; ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 13], diesen an sich genommen und noch zu Lebzeiten zwecks Verschleierung verkauft [ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 175; MUNZEL, Der Einfluß des Kleinen Kaiserrechts auf die Rechtsprechung des Ingelheimer Oberhofs (1987), S. 29]. Das Buch trägt eine handschriftliche Folierung, die aus seiner Feder stammen könnte [ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 14]. Außerdem fertigte er umfangreiche Exzerpte an und vermerkte hierbei, dass sich das Buch seinerzeit noch im Ingelheimer Archiv befunden habe [vgl. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. VII]. Denkbar ist aber auch, dass der Band über seinen Nachlass ins Ausland gelangte, wie dies mit anderen Stücken geschah [vgl. SCHWARTZ 1871 (wie Anm. 211), S. 385], wenngleich er sich nach LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. VI f. seinerzeit wohl nicht im Nachlass befand. Das British Museum (heute British Library, Add. Ms. 21168) hatte zudem bereits am 13. Oktober 1855 von EDWIN TROß ein Kopialbuch Friedbergs aus dem 14./15. Jh. angekauft [FOLTZ, UB. der Stadt Friedberg, Bd. 1 (1904), S. XVI; vgl. auch Angebot Nr. 1956 im »XIXme Catalogue de M. Edwin Tross« von 1855 in der SUB Göttingen, ALT 2011 A 102:1, Nr. 29, S. 4], das möglicherweise ebenso aus dem Besitz FRANZ JOSEPH BODMANNS stammte [vgl. zum Inhalt HAMPE, Reise nach England vom Juli 1895 bis Februar 1896 (1897), S. 645 f.]. In der Bibliothèque nationale de France in Paris [Fonds Latin, Nr. 17 794], der Wirkungsstätte von EDWIN TROß, befindet sich bemerkenswerterweise darüber hinaus ein Kopialbuch von St. Stephan in Mainz (»Rotulus iurium et bonorum ecclesiae Sancti Stephani Moguntinae«), aus dem FRANZ JOSEPH BODMANN einen Urkundenauszug abdrucken ließ [vgl. BODMANN 1819 (wie Anm. 188), S. 43, Fn. k] und damit offenbar auch entwendet hatte. 215 Schon zu HUGO LOERSCHS Zeiten nicht mehr auffindbar war ein Protokollband der Jahre 1430– 1437, der seitdem als verschollen gilt und möglicherweise FRANZ JOSEPH BODMANN noch vorlag [ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 13].

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Einführung: Grundlagen der Untersuchung

lichte 1968 nochmals 257 weitere hieraus.216 Wie in Frankfurt, so wurden auch in den Oberhofprotokollbüchern durch regelmäßige Randnotizen, die weder HUGO LOERSCH noch ADALBERT ERLER und GUNTER GUDIAN allerdings abdrucken ließen, jeweils der Name des Recht suchenden Ortes vermerkt und darüber hinaus mit dem Wort ›sententia‹ auf die Stelle des Urteils hingewiesen.217 Von den ergänzend heranzuziehenden Protokollen der mit dem Oberhof personenidentisch besetzten Niedergerichte der drei Kernorte des Ingelheimer Grundes, Ober-Ingelheim, Nieder-Ingelheim und Groß-Winternheim,218 sind nach den Vernichtungen im Darmstädter Archiv sowie einigen Verlusten bei der Auslagerung der Ingelheimer Bestände derzeit noch 18 Haderbücher und sechs Haderbuchfragmente vorhanden.219 Von den vernichteten und verschollenen Haderbüchern liegen teilweise an den verschiedensten Stellen gedruckte Auszüge vor, die hier nicht alle einzeln aufgeführt werden können, aber in diese Studie miteinflossen. Tabelle 1: Ingelheimer Überlieferung Haderbücher/Uffgiftbücher Ober-Ingelheim Belegte Jahre/Bezeichnung

Blattanzahl

Verbleib

14.02.1366–03.03./13.06. –04.07.1366

2 Blatt

 1944 in Darmstadt220

Zw. 1375–1378

2 Blatt

 1944 in Darmstadt221

02.04.–25.05.1378

2 Blatt

 1944 in Darmstadt222

Zw. 1372–1375, 11.03.–24.05.

2 Blatt

 1944 in Darmstadt223

Zw. 1375–1378, 27.01.–24.02.

1 Blatt

 1944 in Darmstadt224

Zw. 1360–1399, 17.01.–26.07.

9 Blatt

 1944 in Darmstadt225

216

ERLER 1952 (wie Anm. 207); ERLER 1958 (wie Anm. 63); ERLER 1963 (wie Anm. 212); ERLER (Hrsg.), Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes, Bd. 4 (1963); GUDIAN 1968 (wie Anm. 1) (Urkundenanhang). 217 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XXI. 218 Mittelalterliche Haderbücher sind nur für die drei Hauptorte sowie Wackernheim bekannt. Darüber hinaus hat sich ein Elsheimer Gerichtsbuch von 1650–1720 erhalten [vgl. hierzu HELLRIEGEL, Das Elsheimer Gerichtsbuch (1982), S. 9–11]. 219 Vgl. BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 55–58; 65; ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52; MARZI, Die Ingelheimer Gerichte und ihre Bücher (2010), S. 24 f.; KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 162–164 (mit Zustandsbeschreibung und Angabe der Blattzahl); OPITZ, Kodikologie und Quellenwert der frühen Haderbücher (2010), S. 29–31. 220 Erwähnt bei TILLMANN, Aus dem Prozeß des Ingelheimer Oberhofs (1935) (Quellenverzeichnis). 221 Erwähnt bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 222 Erwähnt bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 223 Erwähnt bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 224 Erwähnt bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis).

59

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

12.10.1378–15.01.1381 (»Liber Primus«)

97 Blatt

 1944 in Darmstadt226

15.06.–23.06.1378

unbekannt

verschollen227

Zw. 1379–1399

14 Blatt

verschollen228

Um 1380

14 Blatt

verschollen229

1383–1386

112 Blatt

verschollen230

09.01.1387–28.06.1391

126 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim231

26.01.1397–27.05.1398 (Uffgiftbuch)

6 Blatt (fol. 97–104)

 1944 in Darmstadt232

1399–1434 (Uffgiftbuch)

405 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim233

225

Erwähnt bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 227 Nach SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 160 seinerzeit im GemeindeA Ingelheim, fehlt aber im heutigen StadtA Ingelheim. 228 Nach SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 160 seinerzeit im GemeindeA Ingelheim, fehlt aber im heutigen StadtA Ingelheim. 229 BLECHER/COMO, Inventare der Gemeindearchive des Kreises Bingen (1921), S. 94 erwähnten Bruchstücke aus einem Haderbuch ca. 1400–1418 im Privatbesitz von Sanitätsrat DR. HÖCHSTENBACH in Ober-Ingelheim. ERLER, Schrifttum (1963), S. 169 wiederum nannte Fragmente von Ingelheimer Haderbüchern zw. 1380 und 1502 beim Mainzer Arzt THEO MÜLLER. Nach der schriftlichen Auskunft der Ingelheimer Stadtarchivarin BARBARA TIMM ist anhand der dortigen genealogischen Daten nachvollziehbar, dass MARIANNE JOHANNA HELENE, eine Tochter von DR. HÖCHSTENBACH, 1930 den Arzt THEODOR MÜLLER geheiratet hatte. Damit verwies ADALBERT ERLER auf eben jene, bereits im Archivinventar von 1921 erwähnten Bruchstücke. Nach ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3 waren dies: »Oberingelheim, um 1380, 14 Blätter, Niederingelheim 1411, 4 Blätter, offenbar Teil des vernichteten Bandes 1397–1411. Niederingelheim 1499, 8 Blätter eines Bandes, der von jeher gefehlt hat. Oberingelheim 1501/02, 53 Blätter, offenbar Teil des vernichteten fragmentarischen Bandes, der 1497 begann.« Der heutige Verbleib ist ungeklärt. Über HEIKE ROLF vom StadtA Mainz konnte ein Sohn von THEODOR MÜLLER ausfindig gemacht werden, der allerdings dem StadtA Mainz am 8. August 2012 telefonisch mitteilte, dass ihm Archivalien gänzlich unbekannt seien, er sich aber vorstellen könne, dass bei der Auflösung des Wohnhauses nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1964 die Fragmente verschwunden seien. 230 Nach BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 160; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252 seinerzeit im GemeindeA Ingelheim, fehlt aber im heutigen StadtA Ingelheim. 231 StadtA Ingelheim, A/1/2013/14 mit den dazugehörigen Fragmenten Nr. 15–34. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 160. 232 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252. 233 StadtA Ingelheim, A/2/2013/1. Erwähnt bei BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161; SAALWÄCHTER/WEYELL, Die Königspfalz zu Ingelheim am Rhein und ihre Mühlen (1963), S. 97, Fn. 96; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 253. BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57 gab irrtümlich an, das Buch ende bereits 1418. 226

60

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

20.05.1398–25.02.1413

303 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim234

1413–1420

234 Blatt

verschollen235

1423 (Fragment)

unbekannt

verschollen236

31.12.1423–18.05.1430

302 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim237

1430–1434

223 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim238

1435–1440

215 Blatt

verschollen239

16.01.1440–30.12.1445

286 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim240

1450–1453

298 Blatt

verschollen241

11.08.1453–08.01.1454 (Fragment)

47 Blatt (fol. 299–356)

Stadtarchiv Ingelheim242

10.01.1454–17.02.1459

328 Blatt

 1944 in Darmstadt243

14.12.1459–16.12.1462 (Fragment)

unbekannt

 1944 in Darmstadt244

234

StadtA Ingelheim, A/1/2013/35 mit den dazugehörigen Fragmenten Nr. 36–48. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 160. 235 Nach BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 160; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252 seinerzeit im GemeindeA Ingelheim, fehlt aber im heutigen StadtA Ingelheim. 236 Nach LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX seinerzeit im GemeindeA Ingelheim, fehlt aber im heutigen StadtA Ingelheim. 237 StadtA Ingelheim, A/1/2013/49 mit den dazugehörigen Fragmenten Nr. 50–52. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161. 238 StadtA Ingelheim, A/1/2013/53 mit den dazugehörigen Fragmenten Nr. 54–57. Erwähnt bei BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5 (mit abweichender Anzahl von 223 Blättern); LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252. 239 Nach BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252 seinerzeit im GemeindeA Ingelheim, fehlt aber im heutigen StadtA Ingelheim. 240 StadtA Ingelheim, A/1/2013/58 mit den dazugehörigen Fragmenten Nr. 59–61. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252. 241 Nach BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161 seinerzeit im GemeindeA Ingelheim, fehlt aber im heutigen StadtA Ingelheim. 242 StadtA Ingelheim, A/1/2013/62. Vermutlich ein Rest des verschollenen Haderbuchs 1450–1453. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5. 243 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 244 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX.

61

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

28.01.1468–19.10.1476

319 Blatt

 1944 in Darmstadt245

22.10.1476–01.01.1485

240 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim246

15.01.1485–10.01.1492

unbekannt

 1944 in Darmstadt247

1492–1497

300 Blatt

verschollen248

1495–1523 (Uffgiftbuch)

unbekannt

verschollen249

1497–1498

238 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim250

1499–1500

117 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim251

245

Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161. StadtA Ingelheim, A/1/2013/63 mit den dazugehörigen Fragmenten Nr. 64–74. Möglicherweise sind hiervon Blätter nach dem Zweiten Weltkrieg verloren gegangen [vgl. KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 55, Fn. 280; 162], denn nach SCHWITZGEBEL, Kanzleisprache und Mundart in Ingelheim (1958), S. 9 bestand das Buch aus 248 Blättern. Allerdings sind die beiden vor 2010 vorgenommenen Folierungen mehrfach fehlerhaft, sodass ein Schwund auch zählungsbedingt zu erklären sein kann. Leider existiert für dieses Buch, anders als für viele andere, keine Sicherungsverfilmung aus den 1950erJahren, anhand derer sich diese Frage klären ließe. ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3 erwähnte zudem einen Ober-Ingelheimer Band mit der Laufzeit 1483–1501. Allerdings sind für diese Jahre Haderbücher zum Teil noch vorhanden oder aber anderweitig wenigstens bekannt geworden, weshalb ADALBERT ERLER vermutlich bezüglich der Laufzeit irrte. Eine Edition liegt vor bei MARZI (Hrsg.), Das Oberingelheimer Haderbuch 1476–1485 (2011). STEFAN GROTHOFF und REGINA SCHÄFER stellten dem Autor freundlicherweise vorab das Manuskript der Übertragung zur Verfügung. 247 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX. 248 Nach BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161 seinerzeit im GemeindeA Ingelheim, fehlt aber im heutigen StadtA Ingelheim. 249 Nach BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 253 seinerzeit im GemeindeA Ingelheim, fehlt aber im heutigen StadtA Ingelheim. SAALWÄCHTER, Ein Hof des Wormser Bischofs in Ober-Ingelheim (1968), S. 37 gab zwar einen Auszug aus diesem Uffgiftbuch als Beilage wieder und vermerkte als Aufbewahrungsort der Archivalie das StadtA Ingelheim. Allerdings erscheint es sehr unwahrscheinlich, dass das Buch nach 1968 verloren ging. Vielmehr dürfte ANDREAS SAALWÄCHTER auf Basis seiner umfangreichen Exzerpte gearbeitet haben und ihm so der mit der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg eingetretene Verlust nicht mehr aufgefallen sein. HENN, Andreas Saalwächter (1966), S. 301 erwähnte jedenfalls »umfangreiches Material« in seinem Offenbacher Haus, das allerdings heute verschollen oder vernichtet ist. Im StadtA Offenbach werden zu ANDREAS SAALWÄCHTER bloß einzelne Zeitungsausschnitte aufbewahrt. Am 11. Februar 2010 teilte ein Neffe ANNA SAALWÄCHTERS dem Autor telefonisch mit, dass alle Unterlagen ANDREAS SAALWÄCHTERS bei einem Wasserschaden unbrauchbar geworden seien. Diese Abschriften standen ADALBERT ERLER noch zur Verfügung [vgl. die Erläuterung zu Beilage 27 bei ERLER 1963 (wie Anm. 216), S. 299]. 250 StadtA Ingelheim, A/1/2013/75. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; BLECHER/ COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 253. 251 StadtA Ingelheim, A/1/2013/76. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5. Auch hierin fehlen möglicherweise heute Blätter, da LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX als Endjahr 1503 angab. 246

62

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

Um 1500 (Fragment)

7 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim252

1501–1502 (Fragment)

53 Blatt

verschollen253

1503–1508

276 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim254

21.08.1506–25.01.1507 (Fragment)

8 Blatt

 1944 in Darmstadt255

1514–1518

292 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim256

1518–1529

294 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim257

1529–1534

261 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim258

Haderbücher/Uffgiftbücher Nieder-Ingelheim Belegte Jahre/Bezeichnung

Blattanzahl

Verbleib

1368–1376 (Uffgiftbuch)

unbekannt

verschollen259

05.12.1371–24.12.1372

14 Blatt

 1944 in Darmstadt260

Zw. 1373–1379, 03.10.–02.12.

1 Blatt

 1944 in Darmstadt261

Zw. 1357–1396 (1374?), 14.11.–11.12.

1 Blatt

 1944 in Darmstadt262

252 StadtA Ingelheim, A/1/2013/11. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57. Die Zuordnung zu Ober-Ingelheim ist unsicher. 253 Nach BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94 war es im Privatbesitz von Sanitätsrat DR. HÖCHSTENBACH in Ober-Ingelheim, nach ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3 dann bei THEODOR MÜLLER in Mainz. ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3 vermutete zudem, dass die Blätter Teil des fragmentarischen Bandes ab 1497 gewesen waren, den er allerdings als vernichtet ansah. Wahrscheinlicher ist eine Zugehörigkeit zu dem heute noch erhaltenen Fragment ab 1499. Der heutige Verbleib ist ungeklärt. Vgl. hierzu Anm. 229. 254 StadtA Ingelheim, A/1/2013/77. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; BLECHER/ COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX. 255 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX. 256 StadtA Ingelheim, A/1/2013/78 mit den dazugehörigen Fragmenten Nr. 79–88. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57. BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX nannten einen Band von 1512–1517, vermutlich eben dieser erhaltene Band, von dem dann Blätter verloren gingen. 257 StadtA Ingelheim, A/1/2013/89. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 253, bei BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94 und ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3 mit der Laufzeit 1520–1529. 258 StadtA Ingelheim, A/1/2013/90. Erwähnt bei BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161. 259 Der letzte Hinweis auf dieses Buch stellen Extrakte aus dem 18. Jh. im StA Darmstadt, E 14 G, Nr. 72, Bd. 9, S. 531–544 dar. 260 Erwähnt bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 261 Erwähnt bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis); SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252 (nannte nur 1373).

63

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

22.09.1376–06.03.1377

9 Blatt

 1944 in Darmstadt263

01.05.–08.05.1378

2 Blatt

 1944 in Darmstadt264

15.–23.06.1378

2 Blatt

 1944 in Darmstadt265

1378–1380

82 Blatt

verschollen266

03.08.–13.11.1383 (»Nr. 13«)

8 Blatt

 1944 in Darmstadt267

02.05.1384–20.02.1385 (»Nr. 14«)

24 Blatt

 1944 in Darmstadt268

26.01.–26.08.1386? (zw. 1356–1396)

4 Blatt

 1944 in Darmstadt269

19.11.1387–17.06.1391

124 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim270

1389 (Fragment)

unbekannt

verschollen271

05.04.1397–14.12.1411

260 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim272

17.06.–14.11.1407 (Fragment)

10 Blatt

 1944 in Darmstadt273

1411–1418 (»Band 6«)

unbekannt

verschollen274

21.05.–22.11.1423 (Fragment)

24 Blatt

 1944 in Darmstadt275

30.05.–14.11.1425 (Fragment)

24 Blatt

 1944 in Darmstadt276

262

Erwähnt bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). Erwähnt bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 264 Erwähnt bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 265 Erwähnt bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 266 Nach BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 159; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252 im GemeindeA Ingelheim, im heutigen StadtA Ingelheim aber nicht mehr vorhanden. 267 Erwähnt bei SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 159; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 268 Erwähnt bei SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 159; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 269 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 270 StadtA Ingelheim, A/1/2013/3. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; BLECHER/ COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 159. 271 Nach SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 159 seinerzeit im GemeindeA Ingelheim, fehlt aber im heutigen StadtA Ingelheim. 272 StadtA Ingelheim, A/1/2013/4. Erwähnt bei BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 159. ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3 erwähnte vier Blätter vermutlich aus diesem Band bei THEODOR MÜLLER in Mainz. Der heutige Verbleib dieses Fragments ist ungeklärt. Vgl. hierzu Anm. 229. 273 Erwähnt bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 274 Nach BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X seinerzeit im GemeindeA Ingelheim, fehlt aber im heutigen StadtA Ingelheim. 275 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 263

64

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

12.04.1426–08.01.1427

36 Blatt

 1944 in Darmstadt277

1423/1424/1426

59 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim278

1435–1454 (Uffgiftbuch)

229 Blatt

verschollen279

04.01.1435–13.02.1441

228 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim280

330 Blatt

 1944 in Darmstadt281

28.02.1449–03.02.1455

327 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim282

03.01.1455–24.06.1499 (Uffgiftbuch)

unbekannt

 1944 in Darmstadt283

29.05.–10.12.1459 (Fragment)

23 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim284

1459–1463 (Fragment)

unbekannt

 1944 in Darmstadt285

05.12.1441–14.02.1449 (»Band 11. hie in fint man der judden eidt in«)

276

Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 277 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 278 StadtA Ingelheim, A/1/2013/6. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5 erwähnte 48 Blätter eines Haderbuchs von 1423–1424 und nochmals 12 Bläter von 1426. 279 Erwähnt bei BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94. Nach SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252 seinerzeit an Dekan WALLER ausgeliehen und bei dessen Einquartierung angeblich verschollen. Sechs Blätter hieraus (fol. 2–7, 12.01.1435–14.10.1435) waren nach LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XI und SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161 in das StA Darmstadt verbracht worden und sind folglich dort 1944 verbrannt. Im StA Darmstadt, E 14 G, Nr. 72, Bd. 9, S. 515–525 finden sich Extrakte des 18. Jh.s aus dem Uffgiftbuch von 1436–1458, vermutlich eben diesem Band. 280 StadtA Ingelheim, A/1/2013/6. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; BLECHER/ COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 159. 281 Erwähnt bei SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 160; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). Laut LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X hatte das Buch mit einem Eintrag vom 17. Februar 1441 begonnen. Nach MENTGEN, Ingelheimer Juden im Mittelalter (1998), S. 53, Fn. 70 soll der Band zwar noch exisitieren, konnte im StadtA Ingelheim aber nicht ausfindig gemacht werden. Nach Auskunft von GERD MENTGEN vom 22. Februar 2012 hatte er aber damals seine Liste der existenten Haderbücher um solche aus der Literatur ergänzt, die er als noch vorhanden ansah, weshalb hier ein Irrtum vorliegt. 282 StadtA Ingelheim, A/1/2013/7. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; BLECHER/ COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 160. 283 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XI. 284 StadtA Ingelheim, A/1/2013/8. Erwähnt bei BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57. TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis) erwähnte ebenfalls dieses Fragment (wenngleich mit 24 Blättern), was aber verwundert, da er es in Darmstadt vorgefunden haben will, wo es 1944 vebrannt sein müsste. 285 Erwähnt bei SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252.

65

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

27.01.1468–22.12.1484

291 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim286

1485–1491/92

190 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim287

1492–1498

302 Blatt

verschollen288

1499 (Fragment)

8 Blatt

verschollen289

1500–1525 (Uffgiftbuch)

48 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim290

1505–1514

328 Blatt

 1944 in Darmstadt291

1514 (Fragment)

8 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim292

1514–1518 (zweifelhaft)

unbekannt

ungeklärt293

1518–1522

147 Blatt

 1944 in Darmstadt294

286 StadtA Ingelheim, A/1/2013/9. Erwähnt bei BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 160. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5 erwähnte lediglich 276 Blätter der Jahre 1468–1484 und auch ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3 nannte ein Buch von 1465–1486, wenngleich ohne Blattanzahl. Vermutlich meinten beide aber das vorhandene Buch. Eine Edition liegt vor bei MARZI (Hrsg.), Das NiederIngelheimer Haderbuch 1468–1485 (2012). 287 StadtA Ingelheim, A/1/2013/10. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; BLECHER/ COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 160. 288 Nach BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 160 im GemeindeA Ingelheim, fehlt aber im heutigen StadtA Ingelheim. 289 Nach BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94 war es im Privatbesitz von Sanitätsrat DR. HÖCHSTENBACH in Ober-Ingelheim, nach ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3 dann bei THEODOR MÜLLER in Mainz. Der heutige Verbleib ist ungeklärt. Vgl. hierzu Anm. 229. 290 StadtA Ingelheim, A/2/2013/2. Erwähnt bei BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3. SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252 gab irrtümlich an, dass der Band in Darmstadt gewesen wäre. 291 Erwähnt LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252. Da beide das Buch in Darmstadt sahen, irrten wohl BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94, die es in Ingelheim wähnten. Dort befindet es sich heute jedenfalls nicht mehr. 292 StadtA Ingelheim, A/1/2013/12. 293 Nach SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252 war es in Darmstadt gewesen, nach BLECHER/ COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94 allerdings in Ingelheim. Dort befindet es sich heute aber nicht mehr. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5 wiederum erwähnte ein Nieder-Ingelheimer Haderbuch mit 192 Blättern dieser Zeit als in Ingelheim befindlich. Da aber das Ober-Ingelheimer Haderbuch 192 Blätter aufweist und noch vorhanden ist, irrte er vermutlich. Ebenso erwähnte SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 52 einen Nieder-Ingelheimer Band dieser Laufzeit, zitierte an der angegebenen Stelle aber offensichtlich aus dem Ober-Ingelheimer Haderbuch [vgl. StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-

Ingelheim, 1514–1518, fol. 139v]. Es sind daher durchaus Zweifel angebracht, ob überhaupt ein NiederIngelheimer Band der Laufzeit 1515–1518 existierte oder aber falsche Zuordnungen stattfanden. 294 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 160; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis).

66

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

05.09.1520–12.09.1530

281 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim295

1525–1528 (Konzept; »Nr. 29«)

12 Blatt

 1944 in Darmstadt296

1530–1531 (Konzept)

unbekannt

 1944 in Darmstadt297

1532–1537 (Konzept)

unbekannt

 1944 in Darmstadt298

09.05.1534–23.11.1535 (Fragment)

9 Blatt

 1944 in Darmstadt299

1554 ff. (Handregister)

unbekannt

verschollen300

Haderbücher/Uffgiftbücher Groß-Winternheim Belegte Jahre/Bezeichnung

Blattanzahl

Verbleib

1410–1421

unbekannt

 1944 in Darmstadt301

1437–1522 (Uffgiftbuch)

unbekannt

ungeklärt302

1463–1489

unbekannt

verschollen303

1490–1501

284 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim304

19.01.1503–25.02.1518

154 Blatt

 1944 in Darmstadt305

1524–1529

78 Blatt

 1944 in Darmstadt306

1530–1534 (Konzept)

78 Blatt

 1944 in Darmstadt307

295

StadtA Ingelheim, A/1/2013/13. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5, SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 160. Eine Edition liegt vor bei MARZI (Hrsg.), Das Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1521–1530 (2014). 296 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252. 297 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X. 298 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X. 299 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). 300 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; SAALWÄCHTER, Vorwort (1958), S. 7 f. 301 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 315. 302 Nach SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252 befand sich das Buch in Damstadt und wäre demnach 1944 verbrannt, nach BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94 war es aber in Ingelheim geblieben und wäre demnach verschollen. 303 Nach SAALWÄCHTER 1958 (wie Anm. 300), S. 7 f. seinerzeit im GemeindeA Ingelheim, fehlt aber im heutigen StadtA Ingelheim. BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94 nannten als Laufzeit 1465–1489. 304 StadtA Ingelheim, A/1/2013/2. Erwähnt bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57; BLECHER/ COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 5. 305 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 315; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 252. 306 Erwähnt bei SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161; SAALWÄCHTER 1958 (wie Anm. 300), S. 7 f. 307 Erwähnt bei SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161; SAALWÄCHTER 1958 (wie Anm. 300), S. 7 f.

67

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

Haderbücher Wackernheim Belegte Jahre/Bezeichnung

Blattanzahl

Verbleib

1472–1501 (Uffgift- und Haderbuch)

189 Blatt

Stadtarchiv Ingelheim308

1502–1516

unbekannt

verschollen309

Oberhofprotokollbücher/Kopialbücher Ingelheim/Sonstige Handschriften Belegte Jahre/Bezeichnung

Blattanzahl

Verbleib

1377–1435 (Kopialbuch)

307 Blatt

 1944 in Darmstadt310

1436–1456 (Fragment Kopialbuch)

2 Blatt

verschollen311

1458–1469 (Fragment Kopialbuch)

16 Blatt

 1944 in Darmstadt312

1366 ff. (Oberhofprotokolle)

unbekannt

verschollen313

308

StadtA Ingelheim, A/1/2013/1. Erwähnt bei BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94; ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 3. 309 Erwähnt von SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 52, Fn. 304. Nach BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94 verblieb das Buch in Ingelheim. Dort befindet es sich aber heute nicht mehr. 310 Nach LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XII f. Vgl. darüber hinaus die knappe Beschreibung im StA Darmstadt, C 21, Nr. 99, S. 44 (dort als Gerichtsbuch bezeichnet). Nach der Beschreibung von LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XII f.; CXV trugen die Schreiber des Ingelheimer Grundes über 3.000 Urk.n aus der Zeit von 1377–1435, die Schultheißen und Schöffen ausstellten und unter ihrem Siegel ausfertigen ließen, hierin ein, wobei teilweise auch ältere Urk.n transsumiert wurden. Deren Anzahl dürfte allerdings zu hoch gegriffen sein, denn ANDREAS SAALWÄCHTER zitierte aus Urk. Nr. 2060 von Blatt 303 von insgesamt 306 Blättern [vgl. SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 26]. Dies spricht für eine bei geringfügig über 2.000 Urk.n anzusiedelnde Anzahl, wenngleich ebenso ANDREAS SAALWÄCHTER 3.000, wohl aber nach HUGO LOERSCH, nannte [vgl. SAALWÄCHTER, Aus der Vergangenheit des Weilers Sporkenheim (1950), S. 24; SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 253]. Zahlreiche Einträge liegen vor allem bei HUGO LOERSCH und an zahlreichen Stellen in der Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins nach Mitteilungen FRANZ JOSEF MONES gedruckt vor. Zudem hatte der Landwirt PHILIPP KRÄMER in Ober-Ingelheim Anfang des 20. Jh.s zahlreiche Regesten angefertigt [KRÄMER, Ober-Ingelheim (2000), S. 3], die ADALBERT ERLER als hilfreich für die Erforschung des Ingelheimer Oberhofs ansah [ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 17, Fn. 1; ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 12]. Durch die Bemühungen WERNER MARZIS sind diese wieder aufgetaucht. Freundlicherweise stellte er sie dem Autor zur Verfügung [»Philipp Krämer, Regesten zu den ehemals freien Reichsdörfern Ober- und Nieder-Ingelheim etc. und der Ingelheimer Landschaft, Ober-Ingelheim 1919« sowie »Philipp Krämer, Beiträge zur Geschichte von Ober-Ingelheim, Ober-Ingelheim 1917«]. Dennoch muss ein Großteil der Einträge des Kopialbuchs als verloren gelten. 311 Nach BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 94 war es im Privatbesitz von Sanitätsrat DR. HÖCHSTENBACH in Ober-Ingelheim. Der heutige Verbleib ist ungeklärt. Vgl. hierzu Anm. 229. 312 Erwähnt bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis). Vgl. ferner die Beschreibung im StA Darmstadt, C 21, Nr. 99, S. 44. Dort wird auch genannt, dass ein Bogen mit Kopien von 1490–1498 eingelegt war. 313 Die Angabe CONRAD EMMERICH SUSENBETHS von 1644 ist der letzte Hinweis auf dieses Buch [Bibl. GNM Nürnberg, Hs. 6194, fol. 2r-v]. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. I hielt es für möglich, dass drei 1944 lei-

68

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

6. April 1375 (Oberhofprotokolle)

1 Blatt

 1944 in Darmstadt314

1379? (Oberhofprotokolle)

1 Blatt

 1944 in Darmstadt315

Zw. 1375–1398 (Oberhofprotokolle)

1 Blatt

 1944 in Darmstadt316

Zw. 1375–1398 (Oberhofprotokolle)

1 Blatt

 1944 in Darmstadt317

1398–1430 (Oberhofprotokolle)

456 Blatt

British Library London318

1437–1440 (Oberhofprotokolle)

83 Blatt

 1944 in Darmstadt319

1440–1451 (Oberhofprotokolle)

313 Blatt

 1944 in Darmstadt320

1452–1464 (Oberhofprotokolle)

296 Blatt

 1944 in Darmstadt321

1490 (Oberhofprotokollfragment?)

1 Streifen

Staatsarchiv Darmstadt322

1489–1531 (Gerichtsbuch der Dreier)

unbekannt

 1944 in Darmstadt323

10 Blatt

 1944 in Darmstadt324

1512 (Eidbuch: »Beschreibung der eidt wie auch satzung ind eynungh, welches in anno 1512 uffgericht worden«)

der verbrannte einzelne Blätter aus einem Buch herausgeschnitten worden waren. Möglicherweise stammten sie aus dem Oberhofprotokollbuch ab 1366. 314 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. I. Das Blatt liegt vollständig gedruckt vor als Einträge 1–6 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 1–5. 315 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. I; 5, Fn. 2. Das Blatt liegt vollständig gedruckt vor als Einträge 7 f. bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 4 f. Da es von der gleichen Hand wie ein Blatt vom 6. April 1375 herrührt und aufgrund der Tagesangaben vermutete HUGO LOERSCH das Jahr 1379. 316 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. I. Das Blatt liegt vollständig gedruckt vor als Einträge 9–11 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 5–7. HUGO LOERSCH verortete es zeitlich im letzten Viertel des 14. Jh.s. 317 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. I. Das Blatt liegt vollständig gedruckt vor als Eintrag 12 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 7. HUGO LOERSCH verortete es zeitlich im letzten Viertel des 14. Jh.s. 318 British Library London, Add. Ms. 21220. Erwähnt bei MEYER 1922 (wie Anm. 106), S. 124, Fn. 3. Es fehlen sechs Blätter, die vermutlich von FRANZ JOSEPH BODMANN herausgerissen wurden [nach ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 13; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 34]. 319 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. II–IV, der auch beschrieb, dass das Buch ursprünglich 118 Blätter gehabt habe und einige Blätter verloren gegangen seien. Möglicherweise war FRANZ JOSEPH BODMANN hierfür verantwortlich. 320 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IV f. 321 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. V f. 322 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. VIII beschrieb, dass er im Oberhofprotokollband III einen kleinen Streifen vermutlich mit dem Beginn einer Oberhofweisung vom 31. August 1490 gefunden habe, auf dem stand: »Forfellt of dinstag nach decollacio Johannis anno etc. xc. Presentes Philip Buser, Philip Hirt, Adam und Hans Wolff von Spanheim, Jorg Hans …… Emerich von Engelstat, Johan«. Bemerkenswerterweise hat der Streifen den Zweiten Weltkrieg, anders als das Protokollbuch III, überstanden [StA Darmstadt, E 9, Nr. 1659]. Vermutlich stammt er aus einem verlorenen Protokollbuch dieser Zeit. 323 Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XI. 324

Erwähnt bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XI f. In der Handschrift CONRAD EMMERICH SUSENBETHS finden sich zahlreiche Eide sekundär überliefert [vgl. Bibl. GNM Nürnberg, Hs. 6194].

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

69

Anders als ADALBERT ERLER325 und vor allem GUNTER GUDIAN326 meinten, können die Haderbücher durchaus für die rechtshistorische Forschung fruchtbar gemacht werden.327 Teilweise finden sich ergänzende Informationen zu konkreten Oberhoffällen, etwa wenn Personen nach einer Privatanfrage vor einem der Ortsgerichte klagten.328 Vor allem aber finden sich zu vielen materiellrechtlichen und prozessualen Fragen unmittelbare Hinweise auf die geübten Rechtsgewohnheiten, wohingegen in den Oberhofprotokollen aus der Sachverhaltsschilderung und der meist sehr knappen Weisung nur indirekte Schlüsse gezogen werden können. Zu berücksichtigen sind bei der Auswertung in besonderem Maße Gestalt, Zustandekommen und Anlage der Quellen,329 denn in Ingelheim konnten die streitenden Parteien das Protokollbuch öffnen und sich Niederschriften verlesen lassen,330 womit eine quasiöffentliche Buchführung stattfand. In diese Untersuchung sollen ebenfalls die an den Oberhöfen des Rhein-MainGebiets anfragenden Gerichte einbezogen werden, um der Struktur der Oberhofzüge in der Analyse gerecht zu werden. In diesem Zusammenhang bietet sich das Stadtgericht Steinau an der Straße an, dessen Überlieferung sich hauptsächlich auf das sogenannte Alte Gerichtsbuch, das zahlreiche Einträge der Zeit von 1420 bis 1570 beinhaltet331 sowie die sogenannte Chronik CHRISTOFF FLOHELS, die Ein325

ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 55. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 6. 327 Vgl. bereits die Hinweise von BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 64. 328 BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 64. 329 Vgl. zu dieser Kritik an der älteren Forschung BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 52, Fn. 4. 330 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 20. In Frankfurt ist solch ein Öffnen des Gerichtsbuchs in den gedruckten Auszügen der zerstörten Gerichtsbücher nicht belegt, wohl aber dass die Schöffen ihrerseits nachschlagen ließen [vgl. etwa Eintrag 87 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 342 (1448); Eintrag 92 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 345 (1448); Eintrag 23 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 382 (1452); Eintrag 44 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 404 (1471); Eintrag 84 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 510 (1484); Eintrag 146 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 572 (1484)]. In Gelnhausen wiederum finden sich ebenfalls keine Hinweise für eine ›Öffnung‹ durch die Parteien, wohl aber verwies der Schreiber des Gerichtsbuchs ab 1411 häufig auf andere Einträge des Buchs, sodass es wohl wenigstens gerichtsintern als Nachschlagewerk diente [vgl. StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 15r, 22r, 32v, 33v, 38v, 48v, 50r, 56r, 84v, 86v, 87r-v, 88v, 89v, 90r, 92r, 95r, 100v, 101r, 102r, 104r, 105r, 106r, 107v, 108r, 113v, 118r, 121r, 127v, 129v, 132v, 134r, 135v, 137r-v, 138v, 140r, 141r, 150v, 152r, 160v, 161r, 169v, 170r, 178v]. 331 Das Buch wurde nach HARTMANN 1975 (wie Anm. 186), S. 11 und SCHMERBACH 1966 (wie Anm. 187), S. 33, Fn. 27 im StadtA Steinau aufbewahrt. Nach schriftlichen Auskünften vom 6. Januar 2010 und 2. Oktober 2014 von BURKHARD KLING, dem Leiter des Museums Steinau, in dem ebenfalls die archivalischen Bestände verwahrt werden, ist es dort nicht auffindbar und vermutlich bereits in den 1970er-Jahren verloren gegangen. Allerdings fertigte KARL SCHMERBACH eine Übertragung des 123 Blatt starken Gerichtsbuchs an [SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186)], welche die Witwe GERHARD SCHMERBACHS ebenfalls im März 2010 dem Ztr. für RegG. MKK übergab. Aufgrund der Unzugänglichkeit des Originals wird im Folgenden diese Ab326

70

Einführung: Grundlagen der Untersuchung

träge von 1419 bis 1563 enthält,332 beschränkt. Als Ergänzung ebenfalls miteinbezogen werden können die Stadtgerichtsbücher Hanaus, die im hier interessierenden Zeitraum von 1423 bis 1522 reichen,333 sowie diejenigen Butzbachs, welche

schrift verwendet, deren Paginierung sich an der Archivalie orientiert [vgl. SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. V]. Der Beschreibung nach wurde das Buch 1410 und nochmals 1427 begonnen, wobei die insgesamt zehn Schreiber offenbar mitunter um eine innere Ordnung bemüht waren [a. a. O., S. I– IV]. Dem Inhalt nach stellt das Buch jedoch mehr ein gemischtes Stadtbuch denn ein reines Gerichtsbuch dar. Bspw. enthält es neben einer Gerichtsordnung [a. a. O., S. 113 f.] auch verschiedene Varianten einer Handwerkerordnung [a. a. O., S. 112, 115–118, 120–122a, 129; Übersetzung bei MALDFELD, Eine Steinauer Gewerbeordnung (1928), S. 69–72] sowie von Gelnhausen erfragte Gerichtsgebühren- und bußen [a. a. O., S. 96]. Offenbar reichte im 15. Jh. ein Buch für das gesamte Schriftaufkommen der Stadt aus. Erst in der sog. Chronik CHRISTOFF FLOHELS [vgl. hierzu Anm. 332] wird auf ein Urteilsbuch verwiesen [1541 bspw. StA Marburg, Protokolle II (Steinau), Nr. 4, Bd. 1, fol. 135v], was darauf hindeutet, dass erst spät eine differenzierte Buchführung in Steinau Einzug hielt. Auffällig ist zudem eine deutliche Romanisierung der Rechtsprechung dieser Zeit, die sich bspw. in einem Artikelprozess [vgl. StA Marburg, Protokolle II (Steinau), Nr. 4, Bd. 1, fol. 82v–83r] und einem ausführlichen Gerichtsfall mit deutlich gelehrten Zügen von 1535 offenbart [vgl. StA Marburg, Protokolle II (Steinau), Nr. 4, Bd. 1, fol. 43v–45v]. Vermutlich hatten die Grafen von Hanau im 16. Jh. Verwaltung und Rechtsprechung umfassend modernisiert. Hierzu passt der undatierte Entwurf einer »Gerichtsordnung Satzung Ordenung und Statuta der Gravschafft Hanau«, welche der Schrift nach in das 16. Jh. gehört [StA Marburg, Best. 86, Nr. 20307]. Darin finden sich Regelungen für einen gelehrten Prozess an den Gerichten der Grafschaft Hanau. Hierin wurde auf fol. 13r (neue Folierung) angeordnet, dass jedes Gericht einen Gerichtsschreiber haben soll und auf fol. 13v–14r (neue Folierung) findet sich ein Gerichtsschreibereid. 332 StA Marburg, Protokolle II (Steinau), Nr. 4, Bd. 1. Das Buch enthält auf 142 Blättern gerichtliche und stadtgeschichtliche Nachrichten [vgl. hierzu und zur Person CHRISTOFF FLOHELS SCHMERBACH, Christoff Flohel (1960), S. 80–83]. Im Manuskript liegt eine Transkription KARL SCHMERBACHS seit März 2010 im Ztr. für RegG. MKK vor [KARL SCHMERBACH, »Chronik Christoff Flohels. Bearbeitet und kommentiert, Schlüchtern 1958« (ohne Sig.)]. Die Bezeichnung Chronik, die KARL SCHMERBACH trotz eigener Bedenken wählte [SCHMERBACH 1958 (a. a. O.), S. VIII], ist allerdings unzutreffend, da das Buch zumeist keine chronikalen Aufzeichnunegn enthält. Es dürfte sich vielmehr um eine Privatschrift des Schreibers handeln, in die er ausgestellte Urk.n in Kopie wie auch andere Aufzeichnungen eintrug, die vermutlich für seine Amtsführung hilfreich waren. 333 StA Marburg, Protokolle II (Hanau), B Nr. 7, Bd. 1 (1423–1491) und Bd. 2 (1491–1522); Bd. 3 ist ein Fragment der Jahre 1471/72, das aus Bd. 1 stammt und dessen Einträge bei STÖLZEL 1910 (wie Anm. 189), S. 305–341 gedruckt vorliegen, der wiederum seiner Einlassung nach ein Gerichtsbuch aus Hanau nach dem Jahr 1872 in das StA Marburg verbringen ließ. In Hanau selbst hat sich nur ein Fragment erhalten [StadtA Hanau, Nr. 1577 = Druck als Anhang bei BECKER/DIETRICH, Ursprung und Entwicklung der Hanauer Ganggerichte (1988), S. 427–441]. Offenbar handelt es sich hierbei teilweise um ausführlichere Niederschriften von Gerichtsbucheinträgen. So findet sich dort die ausführliche Protokollierung einer Beleidigungssache vom 15. April 1472 [vgl. StadtA Hanau, Nr. 1577, S. 14 = Eintrag 13 im Anhang bei BECKER/DIETRICH 1988 (wie Anm. 333), S. 438 f.], die im Gerichtsbuch nur knapp wiedergegeben wird [vgl. StA Marburg, Protokolle II (Hanau) B Nr. 7, Bd. 3, S. 10 = Druck bei STÖLZEL 1910 (wie Anm. 189), S. 328]. Insgesamt ist die Überlieferung aber be-

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von 1438 bis 1451334 und 1481 bis 1515335 erhalten sind. Auch die Hinweise der breiten Forschungsliteratur zu den Babenhausener Gerichtsbüchern336 können miteinfließen. In Nürnberg wiederum, das als Vergleichspartner dieser Studie dient, wurden für die Heischurteile genannten Oberhofweisungen337 keine eigenen Protokollbücher angelegt.338 Diese Vorgänge wurden vielmehr neben den anderen Ratsgeschäften in den Ratsprotokollen des Kleinen Rates339 erwähnt,340 der ebenso als Gericht341 und Oberhof fungierte. Diese sogenannten Ratsverlässe sind neben Fragmenten von 1443, 1452, 1458 bis 1461 vollständig für Jahre 1449 bis 1450

dingt durch zw. 1836 und 1856 erfolgte Kassationen eines Großteils des historischen Archivs in Hanau sehr beschränkt [BECKER/DIETRICH 1988 (wie Anm. 333), S. 407]. 334 StA Darmstadt, C 4, Nr. 47/1. 335 StA Darmstadt, C 4, Nr. 47/2. Zudem befinden sich vier Blätter (zw. 1469 und 1472) des offenbar zwischen den beiden erhaltenen Gerichtsbüchern liegenden Buches in der UniBibl. Gießen, HS NF 343 [vgl. hierzu OTT, Die Handschriften des ehemaligen Fraterherrenstifts St. Markus zu Butzbach, Teil 2 (2004), S. 35, Fn. 91; SEELBACH, Katalog der deutschsprachigen mittelalterlichen Handschriften (2007)]. 336 Erhalten haben sich im StA Darmstadt acht Bände der Jahre 1356–1485 sowie ein weiterer von 1513–1530 wie auch Fragmente ab 1530 [AXER, Die Gerichtsverfassung der Stadt Babenhausen (1978), S. 10, Fn. 2; BRAASCH-SCHWERSMANN/RAMGE 1998 (wie Anm. 89), S. 166; der noch von GUDIAN, Recht und Gericht im Alltag einer spätmittelalterlichen Gemeinde (1981), S. 209 und GUDIAN, Zur Funktion des spätmittelalterlichen Ortsgerichts (1986), S. 33, Fn. 3 vermisste Band von 1405–1422 befindet sich im Diözesanarchiv Mainz, im StA Darmstadt in Kopie]. Im StadtA Babenhausen hat sich zudem ein ›Gerichtbuch für Währschaften und Verträge von 1523 bis 1629‹ erhalten [schriftlicher Hinweis von GEORG WITTENBERGER vom 11. Oktober 2012], das aber für diese Studie nicht relevant ist. Eine Herausgabe der mittelalterlichen Babenhausener Gerichtsprotokolle war in Vorbereitung [AXER 1978 (a.a.O.), S. 9, Fn. 9], wurde aber vor dem tragischen Tod GUNTER GUDIANS nicht mehr abgeschlossen. Eine teilweise Transkription GUNTER GUDIANS liegt nur im Manuskript der Dienstbibl. des StA.s Darmstadt vor. Eine genaue Auswertung der Babenhausener Gerichtsprotokolle im Hinblick auf Oberhofanfragen wurde bislang in der Literatur nicht vorgenommen. 337 WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 81. Zum Begriff des ›heischens‹ in den Nürnberger Quellen vgl. PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 52 f. 338 PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 54. 339 Zur Gerichtsverfassung Nürnbergs vgl. ISENMANN, Gelehrte Juristen und das Prozeßgeschehen in Deutschland (2006), S. 305–417; PITZ, Die Entstehung der Ratsherrschaft in Nürnberg (1956), S. 69– 116; PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 11–16. 340 PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 56. 341 Obwohl der Kleine Rat auch als Stadtgericht fungierte, wurde seine Tätigkeit doch getrennt von den anderen Ratsgeschäften wahrgenommen. So wurde bspw. die Wiederaufnahme der Gerichtsbarkeit im Ratsverlass nach einer kriegsbedingten Unterbrechung im Juli 1449 mit den Worten »Item das statgericht wider angeen lassen« protokolliert [nach STAHL (Hrsg.), Die Nürnberger Ratsverlässe, Heft 1 (1983), S. 191].

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sowie ab 1471 überliefert und bis 1471 auch ediert.342 Ergänzend behandeln teilweise Einträge in den ›Ratsbüchern‹343 die Angelegenheiten ausführlicher,344 in denen die wichtigsten Ratsvorgänge nochmals ausführlich aufgezeichnet wurden.345 Diese Bücher sind von April 1400 bis Februar 1415 sowie ab April 1441 bis Dezember 1619 vorhanden.346 Die Gerichtsbücher Nürnbergs hingegen, die sich seit 1349 nachweisen lassen,347 sind weitgehend für den hier interessierenden Zeitraum verloren.348 Die Quellenbedingungen erlauben es, Nürnberg vor allem bei der zentralen Beleuchtung der Gerichtslandschaft miteinzubeziehen.

3. Zitierweise und Wiedergabe der Quellen Die Wiedergabe originalsprachlicher Quellen orientiert sich im Folgenden in Bezug auf Interpunktion und Orthographie an der Vorlage. Einzig ›u‹ und ›v‹ werden dem heutigem Gebrauch nach standardisiert, ›ÿ‹ wird zu ›ij‹ aufgelöst. Die Groß- und Kleinschreibung orientiert sich an der, mitunter willkürlichen, Verwendung im Original. Kürzungen werden in runden Klammern aufgelöst,349 Ergänzungen in eckigen angeführt. Zur Kennzeichnung von Absätzen der Vorlage dienen im Fließext die Zeichen ›[¶]‹, unsichere Lesungen werden mit ›[?]‹ und Auslassungen mit ›[…]‹ gekennzeichnet. Wenn auf Quellen verwiesen wird, dann 342

ANDRIAN-WERBURG, Ein Ratsverlässe-Fragment von 1443 (1989), S. 27–34 (mit Abb.). Edition von STAHL 1983 (wie Anm. 341) und SCHIEBER (Hrsg.), Die Nürnberger Ratsverlässe, Heft 2 (1995). 343 Vgl. hierzu STAHL 1983 (wie Anm. 341), S. IX. 344 SCHIEBER 1995 (wie Anm. 342), S. IX. 345 PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 55. 346 STAHL 1983 (wie Anm. 341), S. IX. Die beiden ältesten Bücher sind sehr knapp gehalten und mit den ausführlicheren Büchern ab 1441 nicht zu vergleichen [MUMMENHOFF, Die Nürnberger Ratsbücher und Ratsmanuale (1910), S. 11 f.; 26 f.]. 347 SCHULTHEIß, Über spätmittelalterliche Gerichtsbücher aus Bayern und Franken (1964), S. 278 f. 348 Der erste erhaltene Band der »libri conservatorii« genannten Gerichtsbücher mit Urteilen in streitiger Gerichtsbarkeit stammt erst von 1484–1487 [SCHULTHEIß 1964 (wie Anm. 347), S. 280]. Demgegenüber meinte ISENMANN, Funktionen und Leistungen gelehrter Juristen für deutsche Städte (2007), S. 291, dass Akten und Urteile des Stadtgerichts im 15. Jh. nur für die Jahre 1480–1483 überliefert seien. Für Vergehen wurden zudem eigene, hier nicht interessierende Hadergerichtsbücher geführt, die ab 1431 erhalten sind [vgl. SCHULTHEIß 1964 (wie Anm. 347), S. 277 f.]. Daneben finden sich unter den 15 Ratschlagbüchern Nürnbergs auch neun mitunter als Gerichtsbücher bezeichnete Bände, die aber nur Abschriftensammlungen und zum Teil Privatarbeiten des Schreibers JOHANN TUCHSCHERER darstellen [ISENMANN, Reichsrecht und Reichsverfassung in Konsilien reichsstädtischer Juristen (1986), S. 556; SCHULTHEIß 1964 (wie Anm. 347), S. 278 f.]. 349 Die Auflösung der Kürzungen orientiert sich an den Grundsätzen von GRATHOFF/SCHÄFER, Zur Transkription und Übertragung des Haderbuchs (2011), S. 20–22.

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im Grundsatz unter Nennung des jeweiligen Stücks im aufbewahrenden Archiv. Einzig bei in kritischen Editionen zugänglichen Quellen wird hierauf mitunter verzichtet und nur der Druck zugrunde gelegt.

V. Forschungsstand Die Oberhöfe als solche sind schon seit dem 18. Jahrhundert Gegenstand der rechtshistorischen Forschung, die sich grob in drei größere zeitliche Abschnitte mit unterscheidbaren Schwerpunkten einteilen lässt. Die erste eigenständige wissenschaftliche Bearbeitung der Oberhöfe erfolgte 1732 durch CHRISTOPH FRIEDRICH HARPPRECHT in seiner Dissertation »De curiis superioribus in germania«.350 In seiner Arbeit nahm er bereits die Edition einiger Quellenauszüge im Hinblick auf den Oberhof Wimpfen vor351 und deutete ebenso die später gebräuchliche Einteilung in Konsultations- und Bewidmungsoberhöfe an.352 Aller-

350 HARPPRECHT, Dissertatio inauguralis juridica de curiis superioribus in germania (1732), später zudem abgedruckt als HARPPRECHT, Dissertatio XII. De curiis superioribus in specie Dem Ober-Hoff in Wimpffen in Schwaben (1757). 351 Vgl. die Thesen V–VII, X, XII, XV–XVII bei HARPPRECHT 1732 (wie Anm. 350), S. 9–12; 14 f.; 20; 22 f. Er stützte sich hierbei auf ein »Wimpfemer Oberhoff-Urthels-Buch de Anno 1474 biß 1608« [HARPPRECHT 1732 (wie Anm. 350), S. 9]. Erhalten ist heute noch zwei Bände von 1474–1509 und von 1510–1566 [StadtA Bad Wimpfen, B1/2 und B1/3; vgl. hierzu EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 117, Fn. 102; SCHROEDER, Der Oberhof zu Wimpfen am Neckar (1974), S. 306–308]. Daneben hat sich auch ein Gerichtsbuch von 1422–1482 erhalten [StadtA Bad Wimpfen, B1/1]. Unklar bleibt, warum CHRISTOPH FRIEDRICH HARPPRECHT die Laufzeit des Oberhofbandes bis 1608 angab. Die Forschung hat seine Angabe bislang immer unkritisch übernommen und deshalb den Oberhof bis 1608 in Funktion gesehen [vgl. HAFER 1993 (wie Anm. 180), S. 416; SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 306; 319; SCHROEDER 1976 (wie Anm. 74), S. 47; SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 163; LAUFS/WADLE/SPIEß/SCHROEDER/DICK/METZNER, Das Wimpfener Rechtsbuch (1972), S. 179; SPEIDEL, Rechtsgeschichte der Stadt Wimpfen (1912–1915), S. 72]. Nahezu ausgeschlossen werden kann, dass dem zweiten Band Blätter abhandengekommen sind. Das Buch ist chronologisch geführt und am Ende sind noch einige unbeschriebene Blätter vorhanden. Aus diesem Grunde erscheint es unwahrscheinlich, dass es weitere, sich anschließende und heute verlorene Bände gab. Da CHRISTOPH FRIEDRICH HARPPRECHT aber auch nur von einem Band sprach und aus dem ersten Buch zitierte, erscheint es sehr wahrscheinlich, dass ihm ein Lesefehler beim Endjahr 1509 unterlief oder aber ein Druckfehler vorliegt. 352 Vgl. These IV bei HARPPRECHT 1732 (wie Anm. 350). Diese Einteilung wird in der Forschung gelegentlich noch immer benutzt [bspw. DIESTELKAMP, Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz (2014), S. 19]. Dabei ist die Bezeichnung Konsultationsoberhof und -rechtszug irreführend, da jede Form des Rechtszuges in gewisser Weise zugleich eine Konsultation darstellt [so bereits WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 13].

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im Grundsatz unter Nennung des jeweiligen Stücks im aufbewahrenden Archiv. Einzig bei in kritischen Editionen zugänglichen Quellen wird hierauf mitunter verzichtet und nur der Druck zugrunde gelegt.

V. Forschungsstand Die Oberhöfe als solche sind schon seit dem 18. Jahrhundert Gegenstand der rechtshistorischen Forschung, die sich grob in drei größere zeitliche Abschnitte mit unterscheidbaren Schwerpunkten einteilen lässt. Die erste eigenständige wissenschaftliche Bearbeitung der Oberhöfe erfolgte 1732 durch CHRISTOPH FRIEDRICH HARPPRECHT in seiner Dissertation »De curiis superioribus in germania«.350 In seiner Arbeit nahm er bereits die Edition einiger Quellenauszüge im Hinblick auf den Oberhof Wimpfen vor351 und deutete ebenso die später gebräuchliche Einteilung in Konsultations- und Bewidmungsoberhöfe an.352 Aller-

350 HARPPRECHT, Dissertatio inauguralis juridica de curiis superioribus in germania (1732), später zudem abgedruckt als HARPPRECHT, Dissertatio XII. De curiis superioribus in specie Dem Ober-Hoff in Wimpffen in Schwaben (1757). 351 Vgl. die Thesen V–VII, X, XII, XV–XVII bei HARPPRECHT 1732 (wie Anm. 350), S. 9–12; 14 f.; 20; 22 f. Er stützte sich hierbei auf ein »Wimpfemer Oberhoff-Urthels-Buch de Anno 1474 biß 1608« [HARPPRECHT 1732 (wie Anm. 350), S. 9]. Erhalten ist heute noch zwei Bände von 1474–1509 und von 1510–1566 [StadtA Bad Wimpfen, B1/2 und B1/3; vgl. hierzu EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 117, Fn. 102; SCHROEDER, Der Oberhof zu Wimpfen am Neckar (1974), S. 306–308]. Daneben hat sich auch ein Gerichtsbuch von 1422–1482 erhalten [StadtA Bad Wimpfen, B1/1]. Unklar bleibt, warum CHRISTOPH FRIEDRICH HARPPRECHT die Laufzeit des Oberhofbandes bis 1608 angab. Die Forschung hat seine Angabe bislang immer unkritisch übernommen und deshalb den Oberhof bis 1608 in Funktion gesehen [vgl. HAFER 1993 (wie Anm. 180), S. 416; SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 306; 319; SCHROEDER 1976 (wie Anm. 74), S. 47; SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 163; LAUFS/WADLE/SPIEß/SCHROEDER/DICK/METZNER, Das Wimpfener Rechtsbuch (1972), S. 179; SPEIDEL, Rechtsgeschichte der Stadt Wimpfen (1912–1915), S. 72]. Nahezu ausgeschlossen werden kann, dass dem zweiten Band Blätter abhandengekommen sind. Das Buch ist chronologisch geführt und am Ende sind noch einige unbeschriebene Blätter vorhanden. Aus diesem Grunde erscheint es unwahrscheinlich, dass es weitere, sich anschließende und heute verlorene Bände gab. Da CHRISTOPH FRIEDRICH HARPPRECHT aber auch nur von einem Band sprach und aus dem ersten Buch zitierte, erscheint es sehr wahrscheinlich, dass ihm ein Lesefehler beim Endjahr 1509 unterlief oder aber ein Druckfehler vorliegt. 352 Vgl. These IV bei HARPPRECHT 1732 (wie Anm. 350). Diese Einteilung wird in der Forschung gelegentlich noch immer benutzt [bspw. DIESTELKAMP, Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz (2014), S. 19]. Dabei ist die Bezeichnung Konsultationsoberhof und -rechtszug irreführend, da jede Form des Rechtszuges in gewisser Weise zugleich eine Konsultation darstellt [so bereits WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 13].

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dings konnte er die weitere Forschung zunächst nicht befruchten. Erst im 19. Jahrhundert als erstem großem Abschnitt der Forschungsgeschichte zum Oberhofwesen entstanden die ersten umfangreicheren Darstellungen,353 denen ein ausführlicher Urkundenanhang gemeinsam ist, obwohl teilweise aufgrund des zu weiten Oberhofbegriffs354 nach neuerer Forschung viele der dort abgedruckten Urkunden nicht zur Oberhoftätigkeit in Bezug stehen.355 Jedoch entstanden die Werke vielfach unter großem Einfluss der Prämissen der damaligen juristischen Germanistik. Diese wiederum proklamierte im Grundsatz ein Konstanzaxiom im Sinne einer Homogenität der deutschrechtlichen Quellen ohne hinreichende zeitliche oder auch räumliche Differenzierung und damit ein ›gemeindeutsches Recht‹.356 Hierbei interessierte sich die Forschung ebenso für die Volkstümlichkeit des in den Sprüchen manifestierten Rechts.357 Diese Arbeiten gaben zwar wertvolle Hinweise auf das Oberhofwesen und Anstöße für die weitere Forschung, aber eine zu romantische Vorstellung des deutschen Rechts engte das Blickfeld vielfach ein. Darüber hinaus beschränkten sich die Darstellungen vielfach auf die 353 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19); MICHELSEN, Der ehemalige Oberhof zu Lübeck und seine Rechtssprüche (1839); SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180); THOMAS 1841 (wie Anm. 42); TOMASCHEK (Hrsg.), Der Oberhof Iglau in Mähren (1868). 354 JOHANN CHRISTIAN THOMAS bspw. setzte für Frankfurt den Oberhofbezirk mit dem Stadtrechtskreis gleich und führte ferner auch Orte mit Frankfurter Burgrecht an, ohne archivalische Belege für eine Oberhoftätigkeit zu fordern [MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 34; 42 f.; 64, Fn. 2; 119; SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 90, En. 678; UHLHORN 1955 (wie Anm. 60), S. 124]. Er bemerkte gar, dass Frankfurt Oberhof »über alle Länder [gewesen sei], wo fränkisches Recht galt« [THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. XXX]. Er kam so auf insgesamt 364 Gerichte, die in Frankfurt ihren Oberhof gehabt hätten [vgl. hierzu MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 34–36]. Eine, wenngleich nicht näher begründete, Liste der in Frankfurt anfragenden Orte gab zuvor schon KIRCHNER, Geschichte der Stadt Frankfurt, Teil 1 (1807), S. 489 f., Fn. b. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 120 zählte schließlich 75, von denen aber nur sieben mit Frankfurter Recht und Freiheiten bewidmet worden waren und elf ganz oder teilweise unter Frankfurter Herrschaft standen. 355 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 38, Fn. 1 sah letztlich etwa nur bei 59 der 372 Seiten des UB.s bei JOHANN CHRISTIAN THOMAS eine Verbindung zum Oberhof. Allerdings wurde er damit JOHANN CHRISTIAN THOMAS nicht völlig gerecht, da dieser der Gesamtanlage seines Buches nach nicht nur den Oberhof, sondern die Gerichtsbarkeit in Frankfurt umfassender betrachtete. 356 GUDIAN, [Besprechung von] Krause, Mittelalterliche Anschauungen vor Gericht (1977), S. 343 f.; SCHÄFER, Juristische Germanistik (2008), S. 346 f.; WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 56. Pointiert fasste GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 287 im Hinblick auf die Darstellungen der Oberhöfe in Ingelheim und Frankfurt den Befund zusammen: »Den Fehler den Thomas und Loersch machten, war der Fehler ihres Jahrhunderts: Sie unterschätzten die fortdauernde Weiterentwicklung des Rechts, wollten vielmehr eine über Jahrhunderte erstreckende Kontinuität sehen. Vor allem unterschätzten sie die rechtsbildende Kraft des Spätmittelalters.« 357 DILCHER, Warum mittelalterliche Rechtsgeschichte heute? (1999), S. 3 f.

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Institutionsgeschichte und gingen nur wenig auf das Verfahren und meist gar nicht auf etwaiges materielles Recht hinter den Weisungen näher ein.358 Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs erschienen in einer zweiten Periode vor allem zu speziellen Ausschnitten der Oberhoftätigkeit sowie bislang nicht erforschten Oberhöfen im sächsischen Rechtskreis einige Beiträge, die aber auch meist die Institution im Blick hatten beziehungsweise einzelne Rechtsweisungen in den Vordergrund stellten.359 Erstmals beschäftigten sich dann ANNA SAALWÄCHTER und WENDELIN TILLMANN in den 1930er-Jahren umfassender anhand der damals bekannten, jüngeren Oberhofprotokolle Ingelheims mit dem materiellen und prozessualen Recht.360 Hierbei orientierten sich beide aber stark an den Kategorien der vielfach auf sächsischen Rechtsquellen fußenden Lehrbücher.361 Nach dem Zweiten Weltkrieg waren es dann vor allem die Forschungen von ADALBERT ERLER362 und GUNTER GUDIAN, mit denen das Oberhofwesen auch im Nachkriegsdeutschland zu einem Schwerpunkt der rechtsgeschichtlichen Forschung wurde.363 Insbesondere auf Grundlage der neu erschlossenen Quellen zum Ingelheimer Oberhof364 entstanden zahlreiche Beiträge zu materiellrechtlichen und prozessualen Themen.365 Aber ebenfalls der Lübecker Oberhof wie die Höfe des sächsischen Rechtskreises wurden weiter erforscht.366 Zu erwähnen ist auch, dass sich abseits der rechtshistorischen Forschungen vor allem die sogenannte 358

Vgl. zu dieser Kritik wiederum MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 34. Etwa BRÜNNECK, Zur Geschichte des kulmer Oberhofes (1913), S. 1–48; GÖRLITZ, Die Oberhöfe in Schlesien (1938); KÖTZSCHKE, Der Hallische Schöffenbrief für Neumarkt (1910), S. 146–182; WEIZSÄCKER, Breslau als Oberhof mährischer Städte (1938). 360 SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106); TILLMANN 1935 (wie Anm. 220). 361 ERLER, Das Urteil Nr. 211 des Neustadter Oberhofes (1967), S. 78. 362 Vgl. zu ihm und seinen Forschungen den Nachruf von MUNZEL, Adalbert Erler (1994), S. 51–58. 363 BLELL, Der Oberhof der Freien Reichsstadt Speyer (1976), S. 245. 364 ERLER 1952 (wie Anm. 207); ERLER 1958 (wie Anm. 63); ERLER 1963 (wie Anm. 212); ERLER 1963 (wie Anm. 216). 365 Eine Auflistung gab KORNBLUM 1994 (wie Anm. 205), S. 92–101. 366 KROESCHELL/CORDES/NEHLSEN-VON STRYK 2008 (wie Anm. 5), S. 120. Vgl. statt vieler zum sächsischen Schöffenrecht aus der umfangreichen Forschungsliteratur: EBEL, Die Spruchtätigkeit des Magdeburger Schöppenstuhls für Niedersachsen (1981), S. 30–55; EBEL, Die Magdeburger Schöppen und die Politik (1998), S. 29–40; LÜCK 1996 (wie Anm. 59), S. 138–151; SCHOTT 2007 (wie Anm. 59); WEITZEL, Zum Rechtsbegriff der Magdeburger Schöffen (1980), S. 62–93 und zu Lübeck: DIESTELKAMP, Der Oberhof Lübeck und das Reichskammergericht (2000), S. 161–182; EBEL, Lübisches Kaufmannsrecht (1952); EBEL, Bürgerliches Rechtsleben zur Hansezeit in Lübecker Ratsurteilen (1954); EBEL, Der Rechtszug nach Lübeck (1967), S. 1–37; EBEL, Lübisches Recht (1971); MÜCKENHEIM, Die Bürgschaft in den Lübecker Ratsurteilen (1965); ULLRICH, Untersuchungen zum Einfluss des lübischen Rechts auf die Rechte von Bergen, Stockholm und Visby (2008) sowie vergleichend angelegt: EBEL 2009 (wie Anm. 16), S. 37–47; OESTMANN 2009 (wie Anm. 13), S. 183–222. 359

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volkskundliche ›Münchener Schule‹ ab den 1950er-Jahren unter anderem auch den spätmittelalterlichen Gerichtsbüchern aus volkskundlicher Sicht mit mentalitäts- und alltagsgeschichtlichen Fragestellungen zuwandte,367 wenngleich dieser Zweig der Forschung für die vorlegte Studie weniger von Relevanz ist. Gleichzeitig eröffnete GUNTER GUDIAN mit einer ganzen Reihe von durch ihn betreuten Dissertationen die systematische Erforschung der mittelalterlichen Stadtgerichte Babenhausens und Butzbachs anhand ihrer Gerichtsprotokolle.368 Diese Arbeiten entstanden meist unter sehr eng gefassten und wenig vergleichend ausgerichteten Fragestellungen.369 Diese erlaubten vielfach kaum eine größere, strukturelle Verwandtschaften offenbarende Analyse der nichtgelehrten Gerichtsbarkeit, da übergreifende Problemzusammenhänge meist nicht in den Blick genommen wurden.370 Deshalb liegt vieles noch im Dunkeln. Stattdessen entstanden sie meist als lokal- oder regionalgeschichtliche Studien auf der Basis unedierten Quellenmaterials und sind in dieser Art typisch für die germanistische Forschung der Nach367

HELLER-KARNETH, Annäherung an die Quelle aus volkskundlicher Sicht (1999), S. 38–42; KALL-

MANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 8. Zum methodischen Ansatz vgl. KRAMER, Zur Erfor-

schung der historischen Volkskultur (1968), S. 7–41, MOSER, Gedanken zur heutigen Volkskunde (1964), S. 208–234 sowie rückblickend KRAMER, Beschreibung des Volkslebens (1989). Die Rechtsgeschichte wurde allerdings von diesen Forschungen nur am Rande gestreift [KRAMER 1989 (wie Anm. 367), S. 7]. 368 Zu Babenhausen vgl. AXER 1978 (wie Anm. 336); BICANSKI, Spätmittelalterliches Bußstrafrecht in Babenhausen (1977); CIRULLIES, Die Rechtsterminologie des Stadtgerichts Babenhausen, Hauptbd. und Anhang (1980a und b); DELORME, Die Gründe der Grundstücksverfügung in der Stadt Babenhausen (1985); ETZBACH, Die Stellung der Parteien im Prozeß (1976); GELKE, Kauf und Tausch in Babenhausen (1981); HEINZ, Prozeßverlauf und materielles Beweisrecht im spätmittelalterlichen Recht Babenhausens (1976); HILGERT, Dienst- und Werkvertrag im Babenhausener Recht (1976); HÜTTEMANN, Die Bürgschaft im Babenhausener Recht (1976); KUNSTEIN, Vollstreckungs- und Pfandrecht in Babenhausen (1976); LENTZ, Grundstücksübertragungsrecht und Vorkaufsrecht des nächsten Erben in Babenhausen (1976); SCHMIDT, Die Prozesse des Adels vor dem Stadtgericht Babenhausen (1985); SCHMIDT-TROJE, Die Grundstücksleihe des Babenhausener Rechts (1978); SCHÜNGELER, Die zivilprozessualen Beweismittel des Babenhausener Rechts (1973); WIRTZ, Die Gülte im Babenhausener Recht (1976). Zu Butzbach vgl. FELLINGER, Das formelle und materielle Beweisrecht des Stadtgerichts Butzbach (1975); TSCHEPE 1976 (wie Anm. 147); WEIß 1975 (wie Anm. 93). GUNTER GUDIAN wollte eine genaue Untersuchung der tatsächlichen Gemeinsamkeiten anregen und damit das alte germanistische Konstanzaxiom bekämpfen [GUDIAN 1977 (wie Anm. 356), S. 343 f.; GUDIAN, Zur Situation der Germanistik (1972), S. 218]. 369 Der Vergleich war möglicherweise erst als nächste Stufe geplant, schrieb er doch auch: »Ob und wenn ja, wie weit ihnen [den lokalen mittelalterlichen Rechten] gemeinsame Prinzipien zugrundeliegen, läßt sich mit letzter Gewißheit nur dadurch feststellen, daß man zunächst die lokalen Rechte so gut wie möglich erforscht und sie dann miteinander vergleicht« [GUDIAN, Gemeindeutsches Recht im Mittelalter? (1969), S. 33]. 370 NEHLSEN-VON STRYK 1990 (wie Anm. 5), S. 202; 209.

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kriegszeit zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gerichtsbarkeit,371 die eine ganze Reihe solcher Untersuchungen hervorbrachte.372 Meist ging es dabei um die Überprüfung der bereits von GUNTER GUDIAN aufgestellten Hypothese, wonach ein nicht kodifiziertes, aber widerspruchsfrei gehandhabtes Recht die gleichen Aufgaben wie ein gelehrtes Recht habe erfüllen können.373 Diese Forschungen rückten methodisch die Justiz in das Zentrum der mittelalterlichen Rechtsentstehung und -konkretisierung.374 Nicht unproblematisch ist hierbei die den meisten dieser Studien zugrunde liegende, der modernen Jurisdiktion entnommene Annahme, dass eine einmal getroffene gerichtliche Entscheidung Teil einer ungeschriebenen materiellrechtlichen Rechtsordnung und deshalb in den Weisungen eine Normenordnung sichtbar werde.375 Diese wiederum sollen die Urteiler bei ihren Rechtssprüchen immer vor Augen gehabt haben, sodass sie von der Forschung, wie ein Puzzle, nur noch aus den Weisungen extrahiert und wieder zusammengesetzt werden musste. GUNTER GUDIAN sprach plastisch von einem Recht, »das nur seinem gedanklichen Inhalt nach bekannt war«.376 Die Forschung war bis in die 1970er-Jahre hinein zu wenig vergleichend ausgerichtet. Sehr knappe vergleichende Betrachtungen finden sich zwar schon 1839 bei ANDREAS MICHELSEN377 sowie später auch 1934 bei JOHANNA BASTIAN.378 Allerdings nahmen beide keine eigenen Quellenstudien im Hinblick auf die nicht primär untersuchten Oberhöfe vor, sondern beriefen sich auf die vorhandene Forschung. Ebenso gab HELMUT MERTZ seiner Untersuchung des Frankfurter Oberhofs 1954 einen vergleichenden Überblick bei, jedoch wiederum nur unter kurzer Auswertung der bisherigen Forschung.379 ADALBERT ERLER öffnete die Forschung schließlich zwar mit der Einbeziehung des Oberhofs von Neustadt an der Weinstraße für quellenbasierte vergleichende Darstellungen, wählte hierzu 371

So die Conclusio von HEUSER, Gerichtsverfassung und Verfahrensrecht an Stadtgericht und Landgericht Alsfeld (1989), S. 4 f. wie auch NEHLSEN-VON STRYK 1990 (wie Anm. 5), S. 202; 208. 372 Einen Überblick über die Forschungen zur mittelalterlichen Gerichtsbarkeit der Nachkriegszeit bis 1990 gab NEHLSEN-VON STRYK 1990 (wie Anm. 5), S. 189–222. 373 SCHLOSSER, Mittelalterliche Gerichtsbücher als Primärquellen der Rechtswirklichkeit (1981), S. 329. 374 NEHLSEN-VON STRYK 1990 (wie Anm. 5), S. 219. Die neuere Forschung relativierte hingegen den Einfluss der Gerichte auf die Normentstehung wieder: Rechtsgewohnheiten »entstehen vielmehr immer da, wo eine hinreichende Kommunikation über als richtig erachtete, äußerlich verpflichtende Regeln stattfindet. Sie sind modellhaft gesprochen stets neben den Bereich der ausdifferenzierten Lebensordnung zu vermuten. Es bedarf dazu noch nicht einmal des Gerichts« [WEITZEL 2002 (wie Anm. 5), S. 56 f.]. 375 Vgl. hierzu NEHLSEN-VON STRYK 1990 (wie Anm. 5), S. 208. 376 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 3. 377 Vgl. MICHELSEN 1839 (wie Anm. 353), S. 1–11. 378 Vgl. BASTIAN 1934 (wie Anm. 58), S. 103–109. 379 Vgl. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 7–20.

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aber einen wenig bedeutenden pfälzischen Oberhof. In der Folge beschrieb GUNTER GUDIAN dann etwa vergleichend die sogenannte Schadensklage380 als prozessuales Standardinstrument sowohl am in Frankfurt anfragenden Babenhausener381 und Butzbacher382 wie auch am Fürther Stadtgericht und am Ingelheimer Oberhof.383 REINHARD ZWERENZ gab schließlich einige Hinweise auf Parallelen in der Frankfurter und Ingelheimer Rechtsterminologie insbesondere in prozessualen, schuld- und sachenrechtlichen Fragen.384 Erst 1978 erschien von HANS MÜLLER385 die erste größere vergleichende Analyse des Oberhofwesens mit dem Hinweis, dass trotz der bis dahin erschienenen vielfältigen Forschungen die Bedeutung der Oberhöfe für die Verbreitung des Stadtrechts und die Ausgestaltung des Verfahrens an den Gerichten noch nicht grundlegend erforscht worden sei.386 Er beschränkte sich aber auf die drei rheinischen geistlichen Kurfürstentümer und kam ebenfalls ohne eigene Quellenarbeit aus. Rechtsvergleichend ist auch JÜRGEN WEITZELS Untersuchung aus dem Jahr 1981387 angelegt. Hierbei ging dieser aber wiederum nur kurz auf das Rechtsverständnis der Schöffen ein. Allerdings schrieb er auch, dass eine »vergleichende Darstellung der Oberhöfe Mitteleuropas, ihrer Verfassung und Rechtsprechung […] noch für lange Zeit ein Desiderat der Rechtsgeschichte bleiben« werde, andererseits aber müssten die »Strukturelemente in ihrer je spezifischen Ausprägung vergleichend erfaßt und erarbeitet werden. Nur so ist eine schrittweise Verbesserung unserer Kenntnisse dieser über mehrere Jahrhunderte das Feld beherrschenden Spruchkörper zu erwarten.«388

380

Vgl. hierzu knapp MUNZEL, Schadensklage (1990), Sp. 1340–1342. Zur Klage mit Schadensformel in Babenhausen vgl. CIRULLIES 1980a (wie Anm. 368), S. 58 f.; HEINZ 1976 (wie Anm. 368), S. 26–30; LENTZ 1976 (wie Anm. 368), S. 13 f. 382 Zur Klage mit Schadensformel in Butzbach vgl. WEIß 1975 (wie Anm. 93), S. 64. 383 Vgl. GUDIAN, Zur Klage mit Schadensformel (1973), S. 121–148. 384 Vgl. ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 53, Fn. 42; 117, Fn. 21; 132, Fn. 60; 132; Fn. 60; 144, Fn 179; 191, Fn. 6; 231, Fn. 67; 248, Fn. 88; 250, Fn. 106; 264, Fn. 42; 271, Fn. 100. Ebenso konnte SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 1 »wesenverwandte Züge« im Recht des Ingelheimer und Frankfurter Oberhofs erkennen, ohne dies allerdings näher auszuführen. Aus diesem Grunde verwundert es, wenn KÜNßBERG 1926 (wie Anm. 58), S. 48 f. feststellte, dass »das Gebiet des landrechtlichen Ingelheimer Oberhofs, eingebettet in das Frankfurter Oberhofgebiet, so gut wie keine gemeinsamen Namen aufweist.« 385 MÜLLER 1978 (wie Anm. 17). 386 MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 39. 387 WEITZEL 1981 (wie Anm. 5). 388 WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 1 f. Ähnlich schrieb er später, dass die Oberhöfe eine für das Spätmittelalter charakteristische, aber noch nicht voll erforschte Erscheinung des deutschen Rechts seien [WEITZEL 1993 (wie Anm. 15), Sp. 1331]. Bereits WAAS, Herrschaft und Staat im deutschen Frühmittelalter (1938), S. 228, Fn. 1 bedauerte das Desiderat, vermutete aber Gemeinsamkeiten: »Die Organisa381

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Dieses Desiderat ist noch immer nicht beseitigt. Die jüngste Forschung um MARITA BLATTMANN389 und PETER OESTMANN390 hat den (rechts-)historischen Wert der mittelalterlichen Schöffensprüche zwar erneut erkannt und die Forschung auf diesem Gebiet wieder aufgenommen, ohne jedoch auf das Oberhofwesen einzugehen. Eine vergleichende Untersuchung, die sowohl überterritorial bedeutsame Oberhöfe anhand der Quellen miteinbezieht als auch die anfragenden örtlichen Gerichte nicht aus dem Blickfeld verliert, fehlt bislang vollkommen, obwohl hier wertvolle Erkenntnisse im Hinblick auf das grundlegende Verständnis der Ausgestaltung und die Wechselwirkungen innerhalb der spätmittelalterlichen Gerichtslandschaften im Alten Reich zu erwarten sind. Die vorliegende Untersuchung des Oberhofwesens berührt daneben in der Analyse einer gemeinsamen Rechtslandschaft mit wechselseitigem Rechtsaustausch auch einen anderen wichtigen Strang der germanistischen Rechtsgeschichte, nämlich die Frage nach dem Wesen des Rechts im Mittelalter.391 Letztlich bietet sich die Möglichkeit, einen weiteren quellenbasierten Zugang zu der nach wie vor sehr umstrittenen Forschungsfrage zu erhalten, inwieweit es objektives Recht im Mittelalter gab, nach dem die nichtgelehrten Urteiler Recht sprachen. Vor allem für die Zeit des Früh- und Hochmittelalters entbrannte eine grundlegende Diskussion um objektives Recht, die mitunter in das Spätmittelalter nachwirkte.392 Immer noch weitgehend streitig ist hierbei die Frage, inwieweit vor Aufkommen des gelehrten Rechts eine Vorstellung von allgemeinen Rechtsregeln objektiver Art bestand, die unabhängig vom konkreten Verfahren existierten und auf die im Prozess rekurriert werden konnte.393 Die Forschungslage hierzu ist geradezu unübersichtlich, doch geht es im Kern um Fragen des mittelalterlichen Rechtsbe-

tion der Oberhöfe bedarf noch einer Untersuchung, die über den einzelnen Hof hinausgeht. Denn hier liegt wohl eine über ganz Deutschland sich erstreckende Gesamtorganisation vor.« Auch HAASE 1955 (wie Anm. 54), S. 102 f. beklagte: »Noch weniger wissen wir darüber, ob die einzelnen Stadtrechtsfamilien oder die einzelnen Oberhöfe im Aufbau einander gleichen, oder ob da nicht – etwa landschaftlich – ganz grundlegende Unterschiede bestehen.« 389 BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 51–91. 390 OESTMANN, Rechtsvielfalt vor Gericht (2002). 391 Vgl. zur hier im Detail nicht weiter nachgezeichneten Forschungsdiskussion den Überblick von KANNOWSKI 2002 (wie Anm. 5), S. 14–19 und ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 4–9. 392 Da sich Rechtsauffassungen innerhalb des langen Zeitraums vom 6. bis 15. Jh. verschoben haben können, merkte WEITZEL 1985a (wie Anm. 5), S. 31 zu Recht an, dass es keine unreflektierte Übertragung frühmittelalterlicher Ergebnisse auf das Hoch- und Spätmittelalter geben dürfe. Die Forschung beherzigte dies allerdings nicht immer, sodass sich manch eine Auseinandersetzung im Nachhinein als »unzulässige Vereinfachung« entpuppte [so KANNOWSKI 2002 (wie Anm. 5), S. 4]. 393 KANNOWSKI 2002 (wie Anm. 5), S. 13.

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griffs394 und der Rechtsfindung. In Entgegnung auf die ältere germanistische Forschung395 bestritt eine Forschungsrichtung die Normqualität des ungelehrten mittelalterlichen Rechts, so etwa FRANZ WIEACKER, für den sich im Urteil der Schöffen keine Norm manifestierte, sondern lediglich der »Sinngehalt des beurteilten Lebensverhältnisses«.396 Andere beharrten darauf, dass es kein subjektives Recht ohne ein es gewährendes objektives geben könne,397 wobei speziell die Privilegien als objektives Recht in den Blick gerieten.398 Insbesondere die Rechtsbücher des hohen und späten Mittelalters hätten gezeigt, dass Recht nicht nur bloß subjektives Verfahrensrecht gewesen sei, sondern dass die deutschen Laienurteiler auch allgemein geltende Sätze materiellen Rechts formulieren konnten.399 Hierbei war und ist insbesondere die Frage einer rechtlichen Systematik hinter den Weisungen mitunter immer noch hochstreitig. So wollte GUNTER GUDIAN in den Ingelheimer Rechtssprüchen »ein geschlossenes, in sich folgerichtiges und so gut wie widerspruchsfrei gehandhabtes Recht«400 entdecken und ADALBERT ERLER 394

So WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 21–23. Bereits STINTZING, Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft (1880), S. 50 betonte die rechtsschöpferischen Leistung der Schöffen: »Der gelehrte Richter unterscheidet sich vom Schöffen nicht bloß durch das Merkmal akademischer Bildung, sondern dadurch, daß dieser in seinem Urtheil das Dasein eines Rechtssatzes bezeugt, den er aus eigenem Bewußtsein und eigener Erfahrung schöpft; jener dagegen ein Recht, welches außer ihm da ist.« 396 WIEACKER 1967 (wie Anm. 28), S. 112. 397 SCHMELZEISEN, Objektives und subjektives Recht (1973), S. 101. Indem die Urteiler einer Klage stattgaben, hätten sie zugleich ein subjektives Recht des Verletzten bejaht, das es zugleich mit dem es tragenden objektiven Rechtssatz gegeben habe, wobei anschließend die Rechtsgrundsätze des Urteils in Umlauf gekommen und so zu Rechtsgewohnheiten geworden seien [SCHMELZEISEN 1973 (wie Anm. 397), S. 107]. 398 KRAUSE, Dauer und Vergänglichkeit im mittelalterlichen Recht (1958), S. 210. 399 WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 58. Für die Zeit zw. 1150 und 1400 lasse sich aus der Spruchtätigkeit heraus über eine Regelhaftigkeit fast nichts sagen, jedoch sei das Verfahren kein Selbstzweck gewesen, sondern habe auf materielle Folgen abgezielt [WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 27]. 400 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 3. Vgl. zum Themenkomplex ferner WILLOWEIT 2000 (wie Anm. 5), S. 151 f. Ähnlich sah aber HAGEMANN 1987 (wie Anm. 21), S. 97 in der Spruchpraxis des Basler Stadtgerichts, bei großer Vorsicht, Anzeichen für »gleichmäßig gehandhabte Entscheidungsregeln« und WIEACKER 1967 (wie Anm. 28), S. 113, Fn. 44a erblickte in den Urteilen des Lübecker Oberhofs ein festes und differenziertes Gewebe gleichmäßiger Regeln und zudem ein Bewusstsein für die Verbindlichkeit der Grundsätze. EBEL 1954 (wie Anm. 366), S. 2 konstatierte hier gar eine »bewundernswerte Kontinuität« und TEUSCHER, Erzähltes Recht (2007), S. 309 f. stellte ebenfalls in seinen Quellenstudien zu Schweizer Weistümern für das Mittelalter eine Tendenz zu mehr Kohärenz fest. Demgegenüber beschrieb ROTTHAUS, Redde und Schult in den Urteilen des Ingelheimer Oberhofes (1959), S. 22; 86 im Hinblick auf das Ingelheimer Beweisrecht den Grund für eine uneinheitliche Terminologie in diesem Kontext in einer unvollständigen logischen und systematischen Durchdringung des Rechts und folglich nur ›elastische Prinzipien‹. 395

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sah in ihnen »das nichtrömische Recht in seiner höchsten aus ihm selbst erreichten Entfaltung«.401 Nach seinem Urteil erlauben die Oberhofprotokolle Ingelheims den Blick auf das mittelalterliche ›fränkische Recht‹, das noch völlig unberührt von der Rezeption römischen Rechts sei.402 Auch ein nicht theoretisch aufgearbeitetes, ungelehrtes Recht könne durch längere praktische Handhabung ein geschlossenes System darstellen.403 Letztlich sei das mittelalterliche Schöffenrecht, anders als das römische Recht, bloß noch nicht genügend aufgearbeitet worden.404 Die theoretische Grundlegung hierzu lieferte später GUSTAV SCHMELZEISEN, der sichtbar aus einer immanenten Systemannahme heraus die Gleichheit des mittelalterlichen Urteils aus der Forderung nach Gerechtigkeit deduzierte und hieraus das stillschweigende Bekenntnis jedes Urteilers ableitete, einen später ihm zur Entscheidung vorgelegten Fall nicht anders als gleichartige zuvor zu beurteilen.405 Das Urteil habe deshalb den Sinn gehabt, um der im Gleichheitsgedanken liegenden Gerechtigkeit willen gleichliegende Fälle auch gleich zu entscheiden.406 Hierzu hätten sich die Schöffen »ein lebendiges Bewußtsein ihrer Spruchpraxis und der in ihr gefundenen Normen bewahrt«, auch ohne immer subsumtionsfähige Regeln aufgestellt zu haben, sodass die Urteilsbücher vor allem Präjudizien verbürgten, selbst »wenn die Rechtssätze den Urteilen nur schwer zu entnehmen waren«.407 401

ERLER, Der Beweis im fränkischen Recht des Spätmittelalters (1965), S. 508. Später dann beschrieb er bildhafter seinen Eindruck des Studiums der Ingelheimer Quellen mit den Worten: »eine ganze versunkene, intakte, geschlossene Ordnungswelt stieg vor mir auf« [ERLER 1967 (wie Anm. 361), S. 78]. In eine ähnliche Richtung gehend formulierte er auch: »In Wahrheit ist aber zwischen den früheren und den späteren Urteilen des Ingelheimer Oberhofs kein Unterschied im materiellen Recht zu erkennen« [ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 187]. 402 ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 174; vgl. ferner FOTH, Gelehrtes römisch-kanonisches Recht in deutschen Rechtssprichwörtern (1971), S. 31, Fn. 97. An anderer Stelle schrieb ERLER, Die Stillegung des Schöffenstuhles im Recht des Ingelheimer Oberhofes (1959), S. 282, dass der Ingelheimer Oberhof vorwiegend nach salischem Recht judiziert habe. 403 GUDIAN, Zur Charakterisierung des deutschen mittelalterlichen Schöffenrechts (1982), S. 125. 404 GUDIAN 1982 (wie Anm. 403), S. 125. 405 SCHMELZEISEN 1973 (wie Anm. 397), S. 106. Der vor Gericht geltende Grundsatz der Gleichheit der Verbandsmitglieder wiederum wurde ebenfalls von HUBERT DRÜPPEL betont [DRÜPPEL 1985 (wie Anm. 3), S. 289]. 406 SCHMELZEISEN, Rechtsfindung im Mittelalter (1974a), S. 79; SCHMELZEISEN, Zum frühen Gewohnheitsrecht (1974b), S. 314. Ergänzend verwies HUBERT DRÜPPEL auf die häufig in den Eiden der Schöffen und Schultheißen vorzufindende Formel, wonach die Gerichtsbarkeit arm und reich gleichermaßen garantiert sein sollte, worin wiederum die »gleichmäßige Handhabung der richterlichen Gewalt« für jedermann im Bürgerverband zum Ausdruck komme [DRÜPPEL 1985 (wie Anm. 3), S. 288]. Ebenso sahen BATTENBERG 1990 (wie Anm. 31), S. 289 und DILCHER, Paarformeln in der Rechtsprache des frühen Mittelalters (1961), S. 48 in dieser Formel einen Hinweis auf eine unparteiische Rechtsprechung. 407 SCHMELZEISEN 1974a (wie Anm. 406), S. 89.

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WOLFGANG SELLERT beschrieb dies als die Schaffung von Vertrauenstatbeständen durch eine anhaltende Rechtsprechung.408 Andere wiedersprachen der Einschätzung GUNTER GUDIANS und ADALBERT ERLERS aber vehement. Beispielsweise schrieb EBERHARD ISENMANN, dass die »mittelalterliche städtische Rechtsordnung […] alles andere als ein einheitliches, widerspruchsfrei logisches und deduktionsfähiges Normensystem« gewesen sei.409 HANS SCHLOSSER konstatierte in seiner Besprechung von GUNTER GUDIANS Habilitationsschrift, dass das Ingelheimer Recht von »einer systematisch, begrifflich-methodisch erfaßbaren oder gar rational erfaßten Rechtsordnung […] noch weit entfernt« gewesen sei.410 Ferner wurden eine fehlende begriffliche Durchdringung betont und eine Urteilsfindung nach Billigkeit und Rechtsgefühl postuliert.411 Bereits 1977 hatte ELMAR WADLE durchaus mit Recht kritisch darauf hingewiesen, dass die »moderne, in der Tradition des Positivismus stehende Rechtswissenschaft […] die Normativität zum wesentlichen Merkmal« erhoben habe, dem praktischen Rechtsverständnis der ungelehrten mittelalterlichen Welt eine solche Sicht aber fremd gewesen sei.412 Beinahe selbstkritisch bemerkte JÜRGEN WEITZEL rückblickend: »Aus einzelnen Rechtsgewohnheiten haben wir jahrzehntelang die umfassende Geltung einer ‚gewohnheitsrechtlichen Rechtsordnung‘ erstehen lassen.«413 Ähnlich stellte KARL KROESCHELL die Frage, ob den Schöffenurteilen tatsächlich eine Überzeugung zugrunde liege, wonach es im Sinne einer aus dem Verfahren gewonnenen Ordnung »einen zwar ungeschriebenen, aber doch vorhandenen Rechtssatz auszusprechen« galt.414 Zugleich vermutete er einen engen Zusammenhang dieser Auffassung mit der von der Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts geprägten Vorstellung des Rechtsfin408

SELLERT 1986 (wie Anm. 81), S. 99. ISENMANN 2001 (wie Anm. 151), S. 25. 410 SCHLOSSER, [Besprechung von] Gudian, Ingelheimer Recht (1971), S. 265 f. 411 Bereits STOBBE, Geschichte der deutschen Rechtsquellen, Abt. 1 (1860), S. 277 meinte, dass Schöffen nicht willkürlich entschieden hätten, aber nach Rechtsgefühl oder Rechtsbewusstsein. Vgl. zur älteren Literatur CIRULLIES 1980a (wie Anm. 368), S. 7–9. Ebenso angedeutet von KRAUSE, Die Vorlesungen „Deutsches Privatrecht“ und „Privatrechtsgeschichte der Neuzeit“ (1957), S. 471 und ausdrücklich beschrieben von KRAUSE 1958 (wie Anm. 398), S. 229. Ferner weist letztlich die Kennzeichnung der Oberhöfe von Teilen der Literatur als Orakel in diese Richtung [so WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 24, Fn. 84]. 412 WADLE, Über Entstehung, Funktion und Geltungsgrund normativer Rechtsaufzeichnungen (1977), S. 504. 413 WEITZEL 2002 (wie Anm. 5), S. 47. 414 KROESCHELL/CORDES/NEHLSEN-VON STRYK 2008 (wie Anm. 5), S. 128. Ähnlich zuvor: »Wie es sich freilich mit der Rechtsfindung der Schöffen im Mittelalter verhielt, ist bisher kaum im Zusammenhang untersucht worden. […] So ist z. B. der Begriff der ‚Rechtsfindung‘ selber dem Mittelalter fremd« [KROESCHELL, Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 2 (1973), S. 123]. 409

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dens.415 Zudem wies HANNA VOLLRATH darauf hin, dass orale Gesellschaften keine abstrakten Rechtsnormen kannten, sondern konkret vorliegende und erfahrbare Einzelfälle, sodass das ›Recht‹ im Fluss, wenngleich allerdings einschränkend das Mittelalter nie rein mündlich gewesen sei.416 Im Kern geht es dabei letztlich um die Frage, inwieweit »Denken im „System“ und in Begriffen«417 zu den Merkmalen der nichtgelehrten Urteiler gehörte.418 Hierbei wiederum wurde vor allem auch der prozessuale Ursprung des ›deutschen Rechts‹ thematisiert.419 Prägnant ist in diesem Zusammenhang die Formulierung JÜRGEN WEITZELS, der Recht als das prozessual in Erscheinung tretende »Regelwissen der Schöffen« beschrieb.420 Streitig blieben allerdings die Reichweite und vor allem die Konsequenz aus diesem prozessualen Wesenszug. Wohingegen es für JÜRGEN WEITZEL jenseits »des im Gericht gesprochenen Wortes […] grundsätzlich keine Konkretisierung der Rechtsordnung«421 gab, betonte etwa GUSTAV SCHMELZEISEN daneben den Rechtsdiskurs außerhalb des gerichtlichen Verfahrens in der Gesellschaft.422 In diesem Zusammenhang bestritten wiederum auch einige eine umfassende gerichtliche Durchdringung des mittelalterlichen Lebens im Sinne einer Vergerichtlichung.423 Außerdem wurde der prozessuale Charakter

415

KROESCHELL, „Rechtsfindung“ (1972), S. 517. VOLLRATH, Das Mittelalter in der Typik oraler Gesellschaften (1981), S. 583 f.; 587. 417 WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 54 unter Verweis auf KROESCHELL 1973 (wie Anm. 414), S. 122–135. 418 WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 54 nannte diesen Punkt als Kern des Streites um die Beurteilung des Rechts der spätmittelalterlichen Urteiler. 419 WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 21–29. 420 WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 24. Später formulierte er: »Recht ist nämlich das, was in der Art und Weise des Rechts geschieht, verhandelt, vereinbart und entschieden wird« [WEITZEL, [Besprechung von] Althoff, Spielregeln der Politik im Mittelalter [und] Althoff, Goetz, Schubert (Hgg.), Menschen im Schatten der Kathedrale]. In einer Diskussion sagte er noch prägnanter, dass Recht das sei, was vor Gerichte gelte [erwähnt von BIRR/BRÜCKNER/FEHN-CLAUS/JANSON, Diskussionsbericht (2000), S. 328]. 421 WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 24. 422 Recht und Gericht seien »nur idealtypisch Anfang von Recht und Rechtsdenken, denn auch außerhalb des gerichtlichen Verfahrens wird es einen gesellschaftlichen Diskurs darüber gegeben haben« [SCHMELZEISEN 1973 (wie Anm. 397), S. 107; ähnlich SCHMELZEISEN 1974b (wie Anm. 406), S. 315]. 423 Konnotiert schrieb NEHLSEN-VON STRYK 1990 (wie Anm. 5), S. 220: »Ferner könnte die weit verbreitete Übung, Rechtssachen von einigem Gewicht durch Schieds- und Vergleichsverfahren zu regeln, immerhin Zweifel aufkommen lassen, ob wir nicht für das Mittelalter – hier wiederum Opfer unreflektierter zeitgebundener Prämissen – eine viel zu hohe Vergerichtlichung der Rechtskonflikte annehmen.« Ähnlich bemerkte GUDIAN 1982 (wie Anm. 403), S. 114, dass »erstaunlich viele Probleme […] aber noch im Spätmittelalter schon im vorrechtlichen Bereich ihre angemessene Lösung [fanden], so daß die damalige 416

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in methodischer Hinsicht in der wissenschaftlichen Diskussion im Hinblick auf die Auswertungsmöglichkeiten der Schöffensprüche angeführt. Pointiert kritisierte beispielsweise KARL KROESCHELL: »Gewiß ist dies der Grund, weshalb dem Versuch, den in dieser Hinsicht so schweigsamen Sprüchen Sätze des materiellen Rechts abzulauschen, etwas so Unwirkliches anhaftet.«424 Andere wiederum wiesen im Gegensatz darauf hin, dass die mittelalterlichen Urteile keinesfalls nur den Beweis verteilt und deshalb auch einen materiellen Charakter gehabt hätten.425 Insbesondere die Oberhofweisungen sind im Gegensatz zu den Gerichtsprotokollen der örtlichen streitigen Gerichtsbarkeit426 häufig gerade nicht als Beweisurteil ausgestaltet.427 Manche Kritik berücksichtigte diesen Unterschied nur unzureichend. Allerdings wird in der neueren Forschung ebenso immer wieder betont, dass das Recht der nichtgelehrten Urteiler eine Rechtslogik gehabt habe. Hierbei wird die besondere rechtsschöpferische Leistung der Schöffen angeführt, die zwar keine Subsumtion unter ungeschriebene Rechtssätze und damit abstrakte Begrifflichkeiten gekannt habe, aber dennoch ein Produkt gedanklicher Arbeit gewesen sei.428

Rechtsordnung gar nicht erst bemüht zu werden brauchte oder sich mit sehr lapidaren Regelungen begnügen konnte.« 424 KROESCHELL 1973 (wie Anm. 414), S. 125 als Bemerkung zu WILHELM EBELS Einschätzung, wonach ein mittelalterliches Urteil die »im Ding, im Gericht gefundene Aussage über die Rechtslage, die Feststellung des in dieser Lage zu beachtenenden Rechts« gewesen sei [EBEL, Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland (1958), S. 15]. Zu einem möglichen Missverständnis KARL KROESCHELLS vgl. WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 58. 425 WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 58. Zuvor hatte auch er allerdings wie KARL KROESCHELL argumentiert: »der Entscheidungsformel des Beweisurteils können wir materielle Rechtssätze in aller Regel nicht entnehmen. Es ist schon schwierig genug, im Zusammenspiel von Parteivortrag und Beweisspruch die verfahrensrechtliche Konsequenz zu erkennen. Soweit der Parteivortrag materielle Vorstellungen mitteilt, ist hier gerade die Frage, ob sie von den Parteien als Ausdruck einer allgemeinen Rechtsregel verstanden worden sind« [WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 27]. Er fügte aber hinzu, dass es im 15. Jh. zunehmend auch gleichwertige materielle Urteile gegeben habe [WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 27]. Hierauf bezieht sich dann wohl sein an anderer Stelle formuliertes Diktum, wonach ein Urteil »Einzelfallentscheidung und Norm« gewesen sei [WEITZEL, Versuch über Normstrukturen und Rechtsbewußtsein (1997), S. 376]. 426 Vgl. hierzu für Frankfurt etwa COING 1939 (wie Anm. 11), S. 32 f.; 43. Einen Eindruck dieser kurzen Frankfurter Protokollierungen vermitteln einige gedruckt vorliegende Einträge bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 521–534. 427 Hierauf wies zu Recht bereits WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 67 f. hin. Allerdings wurde etwa in Ingelheim durchaus häufiger angefragt, wer den Beweis zu erbringen habe [ERLER, „Aequitas“ in Sprüchen des Ingelheimer Oberhofes (1955), S. 57]. 428 Etwa EBEL 1958 (wie Anm. 424), S. 12–15; EBEL, Recht und Form (1975), S. 10–17; GUDIAN 1960 (wie Anm. 81), S. 22 f.; GUDIAN 1982 (wie Anm. 403), S. 121–124; KANNOWSKI 2002 (wie Anm. 5), S. 5 f.; KROESCHELL 1972 (wie Anm. 415), S. 514; WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 26–29.

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Beispielsweise beschrieb DIETMAR WILLOWEIT, beinahe euphorisch, ein in den Oberhofprotokollen Magdeburgs und Ingelheims erkennbares »Maß rationaler Reflexion, daß die Möglichkeit verschiedener Formen von Rechtslogik in Erwägung gezogen werden muß. […] Rechtsprobleme konnten auch in Schöffensprüchen ‚autonom‘, also vom jeweiligen Sachverhalt abstrahierend, in Anlehnung an bisher schon entwickelte Regeln erörtert und entschieden werden.«429

Andere hingegen wollen nur eine Ordnung nach den Bedürfnissen der Lebenswirklichkeit anerkennen. So formulierte etwa JÜRGEN WEITZEL, dass aufgrund des Fehlens einer wissenschaftlichen Durchdringung das mittelalterliche Schöffenrecht »nach rechtlichen Erscheinungsformen des Lebens generalisierend geordnet [sei]. Auch die Begrifflichkeit, mit der die Regeln erfaßt werden, bleibt dem generalisierenden Lebenssachverhalt verbunden. Die Begriffe entwickeln keinen Eigenwert gegenüber dem von ihnen beschriebenen Vorgang […]. Das Recht der jeweiligen Schöffen ist also schon unter dem Gesichtspunkt fehlender Abstraktion von den Lebenssachverhalten kein Normensystem nach heutigem Verständnis, sondern die Summe des gelebten formellen und materiellen regelhaften Rechtswissens. […] Das Recht existiert nicht als eine äußere festgelegte und gebotene Ordnung; da ihm der Träger Schrift fehlt, kann es nicht im heutigen Verständnis „angewandt“ werden. […] Es lebt als erfahrbare Ordnung nur in überschaubaren räumlichen und sachlichen Lebenskreisen.«430

Allerdings hatte er auch betont, dass selbst »wenn die Schöffen mangels Gewohnheit das Urteil nach ihrem Wissen finden, dann tun sie dies nicht frei von Bindungen, nicht subjektiv willkürlich, sondern eingebunden in ihr Rechtswissen und vornehmlich ihr Rechtsgewissen.«431

Hierbei stellte er wiederum vor allem Normverständnis und Normstruktur in den Mittelpunkt der Forschungsbemühungen.432 Zugleich kann mit ALBRECHT CORDES festgehalten werden, dass die dahinterstehende Frage nach dem Phäno429

WILLOWEIT 2001 (wie Anm. 159), S. 370 f. WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 28; 30; 34. Später schrieb er konnotiert: »Akzeptiert der Rechtshistoriker, insbesondere der Mediävist, dass er für den von ihm behandelten Gegenstand Rechtsgeltung nach heutigem Verständnis nicht reklamieren kann, so bleibt es für ihn doch unabdingbar, über Rechtsgeltung im Mittelalter nachzudenken« [WEITZEL 2002 (wie Anm. 5), S. 46]. 431 WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 58. 432 WEITZEL 2002 (wie Anm. 5), S. 43. Er stellte hierbei den Begriff des relativen Rechts zur Diskussion, um zwei unterscheidbare Bereiche zu erörtern, nämlich einerseits die Entstehungsbedingungen von Recht, um es von Nichtrecht zu unterscheiden und andererseits die Kriterien zu finden, nach denen frisch entstandenes Recht als solches in Abgrenzung zu allgemeiner Gewohnheit und Sozialnormen erkannt werde; hierbei gehe es auch um Formen ›unvollkommener Rechtsgeltung‹ [so WEITZEL 2002 (wie Anm. 5), S. 44 f.]. 430

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men der Rechtsfindung bislang noch immer wissenschaftlich nicht gänzlich erfasst wurde.433 Berühmt geworden ist im Zusammenhang mit der Rechtsfindung durch die Oberhofschöffen vor allem FRANZ BEYERLES, durch FRANZ WIEACKER überliefertes Diktum, wonach bei einem Oberhof nur »Orakel statt der ratio decidendi« zu erhalten gewesen seien.434 Letzterer fügte noch hinzu, dass die Spruchpraxis durch logische Schlussfolgerungen nicht zu ergründen gewesen sei.435 Später schrieb FRANZ BEYERLE dann ausdrücklich: »Ratlosigkeit wird offenbar; mit jeder Kleinigkeit geht man an den Oberhof. Dieser aber entscheidet orakelhaft, während man doch zur selben Zeit bei den Juristen bereits rationes decidendi fand.«436

Priestern vergleichbar, so wiederum WOLFGANG SELLERT, seien die Schöffen im Besitz von der Allgemeinheit nicht zugänglichen Erkenntnissen gewesen.437 In der Folge wurde der Vergleich mit einem Orakel in der Forschung an zahlreichen Stellen aufgegriffen. Dabei ist der Vergleich der Oberhöfe mit Orakeln so alt wie die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Oberhofwesen. Bereits CHRISTOPH FRIEDRICH HARPPRECHT gebrauchte 1732 in seiner Dissertation »De curiis superioribus« in These III, die sich mit dem Oberhofbegriff und der Kompetenzbestimmung beschäftigt, das Bild der »oraculis provinciarium«.438 Hierbei berief er sich zwar auf die Kommentierung von Artikel 219 der Peinlichen Halsgerichtsordnung KARLS V. von JOHANN PAUL KRESS, der aber in den Anmerkungen hierzu in § 2 das Orakelbild nicht gebrauchte.439 Später postulierte CHRISTOPH FRIEDRICH HARPPRECHT sodann in These XIX ein »orcaculum celebretur«.440 Diesen Abschnitt wiederum gab auch JOHANN ULRICH VON CRAMER beinahe wörtlich wieder, ohne sich allerdings auf ihn zu berufen.441 Bereits 1752 hatte 433

So CORDES, Auf der Suche nach der Rechtswirklichkeit der mittelalterlichen Lex mercatoria (2001), S. 178. NEHLSEN-VON STRYK 1990 (wie Anm. 5), S. 216 kommentierte diesen Befund mit den Worten: »Stets aufs neue wurde versucht, den Vorgang der Rechtsfindung zu deuten.« 434 Nach WIEACKER 1967 (wie Anm. 28), S. 114, basierend auf einen ungedruckten Vortrag. 435 WIEACKER 1967 (wie Anm. 28), S. 114. 436 BEYERLE, Rezeption, Rezeptionsreife und Überwindung (1978), S. 118. 437 SELLERT 1986 (wie Anm. 81), S. 99. 438 HARPPRECHT 1732 (wie Anm. 350), S. 8. 439 Vgl. KRESS, Commentatio succincta in constitutionem criminalem caroli v. imperatoris (1730), S. 710 f. 440 HARPPRECHT 1732 (wie Anm. 350), S. 25. Hierbei verwies er zwar auf BRUMMER, Exercitatio Historico-Philologica (1662) caput 9 § 4, der aber weder dort noch im Rest dieser Arbeit das Orakel bemühte. 441 Vgl. CRAMER, Vindiciæ regalis iuris vernandi, oppositæ vindiciis iuris vernandi nobilitatis germanicæ (1755), S. 58.

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JUSTUS HENNING BÖHMER den Orakelvergleich bemüht,442 worauf sich dann 1757 JOHANN PHILIPP ORTH berief.443 Möglicherweise hiervon inspiriert schrieb schließlich JOHANN CARL HENRICH DREYER 1769: »Den Ober-Hof in Frankfurt am Mayn […] verehreten die umliegenden Orte wie ein Rechts-Orakel.«444 Im 19. Jahrhundert wurde der Orakelvergleich im Hinblick auf die Oberhöfe weiter bemüht,445 in der modernen Forschung aber ebenso kritisiert. Genannt sei hier nur GUNTER GUDIAN, der FRANZ BEYERLE schließlich pointiert und mit gewisser Berechtigung vorwarf, dass die Forschung schon schon immer auch Schöffensprüche untersucht habe, wenngleich bislang vor allem die der Oberhöfe: »Sehr „orakelhaft“ können diese dann eigentlich nicht mehr gewesen sein.«446 Die anhaltende Diskussion um den Rechtsbegriff der Schöffen hat seinen Ausdruck in der Frage der Bezeichnung des Schöffenrechts gefunden, das mit Rechtsgewohnheit beziehungsweise Rechtsgewohnheiten umschrieben wird.447 Damit soll der Begriff dazu beitragen, die Frage nach einer Rechtsordnung nicht durch Begriffe zu präjudizieren.448 Hierbei begegnen sich in der Diskussion aber mitunter sehr verschiedene Konnotationen des Forschungsbegriffs, die jüngst MARTIN PILCH untersucht hat.449 Die Diskussion um den Rechtsbegriff der Schöffen hat sich dabei mit derjenigen um den Charakter der Rechtsfindung verzahnt und so grundsätzlichen Charakter angenommen.450 Hiervon zu trennen ist

442

BÖHMER, Consultationum et decisionum iuris, Bd. 3,2 (1752), S. V. ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 135. 444 DREYER, Johann Carl Henrich, Einleitung zur Kenntniß der in Geist- Buͤ rgerlichen- Gerichts- Handlungs- Policey- und Kammer-Sachen E. Hochw. Rath der Reichsstadt Luͤ beck von Zeit zu Zeit ergangenen allgemeinen Verordnungen, Mandaten, Normalien, Decreten (1769), S. 273; eine Seite weiter ähnlich für den Lübecker Oberhof. 445 KURZ, Das Churfürstlich Mainz‘sche Land-Recht vom Jahre 1755 (1866), S. 4, Fn. 3 schrieb etwa, dass die als Orakel betrachteten Sprüche der Oberhöfe in Weistümern aufgezeichnet worden seien. 446 GUDIAN 1982 (wie Anm. 403), S. 126. 447 Was allerdings Rechtsgewohnheiten spezifisch ausmachen, bleibt nach wie vor umstritten, sodass dem weitgehenden Konsens im Hinblick auf die Begrifflichkeit keine Einigkeit in der Sache folgt. Bspw. betrachtete JÜRGEN WEITZEL die Diskussion um Rechtsgewohnheiten als Folge der Unbrauchbarkeit der Consuetudo-Lehre und dem damit verbundenen Rechtsdenken, wobei er im Grundsatz den mündlichen Charakter, aber auch das Fehlen eines Systemdenkens als grundlegenden Unterschied von der Schriftkultur römischrechtlicher Prägung betonte [vgl. WEITZEL, Der Grund des Rechts in Gewohnheit und Herkommen (2000), S. 140 f.; 145; WEITZEL 2002 (wie Anm. 5), S. 43]. Andere dürften dem weiterhin widersprechen. 448 Zurückhaltend zu dieser Begrifflichkeit äußerte sich CORDES 2001 (wie Anm. 433), S. 178. 449 Vgl. PILCH, Der Rahmen der Rechtsgewohnheiten (2009), S. 279–355 und zusammenfassend PILCH, Rechtsgewohnheiten aus rechtshistorischer und rechtstheoretischer Perspektive (2010), S. 17–39. 450 Vgl. zur Diskussion NEHLSEN-VON STRYK 1990 (wie Anm. 5), S. 216 f. 443

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die rechtshistorische Diskussion um das Rechtsverständnis der mittelalterlichen Rechtstheorie,451 die sich mit den Rechtsgewohnheiten nicht befasst hat452 und in dieser Studie nicht berührt wird.

451

Im Mittelpunkt stand hierbei vor allem das Dogma FRITZ KERNS vom ›guten alten Recht‹ und dessen Brauchbarkeit für die Forschung. Vgl. zu dieser Diskussion ausführlich LIEBRECHT, Das gute alte Recht in der rechtshistorischen Kritik (1996), S. 185–204 passim und RÜCKERT, Methoden und Forschungspraxis in der Rechtsgeschichte (1994), S. 272–309 passim. 452 WEITZEL 2000 (wie Anm. 447), S. 141.

B. Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe in den Landschaften des Rhein-Main-Gebiets Von zentraler Bedeutung für das Erkenntnisinteresse dieser Arbeit im Hinblick auf die Sichtbarmachung der Funktionsweise spätmittelalterlicher Gerichtslandschaften ist die zeitliche Einordnung des Phänomens der Oberhöfe. Deren Entstehung ist bereits häufig beschrieben und hierbei vielfach eine hochmittelalterliche Gründung angenommen worden.453 An dieser Stelle soll mit konkretem Blick auf die Oberhöfe in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim die Entstehung anhand der zur Verfügung stehenden Quellen neu bewertet werden. Wenn die Oberhöfe nicht mitunter schon im Hochmittelalter entstanden, sondern als spätmittelalterliches Phänomen der Gerichtslandschaft vor allem ab dem 14. Jahrhundert aufgefasst werden müssen, dann wäre der immer vorhandene organisatorische Zusammenhang mit einem städtischen oder dörflichen Schöffengericht kein Zufall, sondern könnte als Ausdruck einer spezifisch spätmittelalterlichen Veränderung und Modifizierung der Gerichtslandschaft unter Ausbildung einer neuen Verschränkung der Gerichte verstanden werden. Weniger geht es an dieser Stelle dabei um die Darstellung der Institutionengeschichten der einzelnen Gerichte im Spätmittelalter, die mitunter schon einzeln in den Blick genommen worden sind,454 als vielmehr um die Sichtbarmachung gemeinsamer Strukturen und Voraussetzungen, die in einem Entwicklungsmodell der Oberhöfe münden und die Funktionsweise wie auch mögliche Träger von Rechtsaustausch erkennbar werden lassen sollen. Einerseits sollen so die strukturellen Rahmenbedingungen einer gemeinsamen Rechtskultur geklärt und andererseits der Blick für Gemeinsamkeiten abseits der detailreichen rechtlichen Vielschichtigkeit an den ausgewählten Gerichten ermög-

453

Nur wenige Schlaglichter mögen dies belegen: Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jh.s beschrieb THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 49–54 die Entstehung der Oberhöfe seit dem 11. Jh., dem LUDWIG HEINRICH EULER in seinem Vorwort ausdrücklich zustimmte [in THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. XII]. JÜRGEN WEITZEL etwa sah eine Ausbildung des Oberhofsystems in den Städten seit dem 12. Jh. [WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 15], an anderer Stelle allgemein etwa seit Beginn des 13. Jh.s, allerdings ohne Hinweis auf Quellen [vgl. WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 41]. WINTERFELD 1955 (wie Anm. 19), S. 197 wiederum betonte, dass die Hauptfahrten zu den Oberhöfen seit alters her bestanden hätten, wobei sie das Jahr 1015 konkret nannte. WAAS 1944 (wie Anm. 53), S. 35; 38 f. vermutete demgegenüber sogar die Entstehung bzw. organisatorische Ausgestaltung der Oberhöfe Aachen, Ingelheim, Frankfurt und Dortmund in der Karolingerzeit. 454 Zu Frankfurt vgl. etwa COING 1939 (wie Anm. 11), S. 27–43; EULER 1872 (wie Anm. 48), S. 1– 56; ZIMMER, Die Zivilgerichtsbarkeit in Frankfurt (1980), S. 87–123. Zu Gelnhausen vgl. JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 155–163 (wenngleich mitunter veraltet); SCHMERBACH 1966 (wie Anm. 187), S. 13–33. Zu Ingelheim vgl. vor allem LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XC–CXXI.

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licht werden. Hierbei folgt die Darstellung dem Konzept der Gerichtslandschaft, das bereits oben kurz skizziert wurde und von seiner Stoßrichtung her dazu anregen will, das durch verschiedene Gerichte geprägte Alte Reich nicht nur in seiner Heterogenität in den Blick zu nehmen, sondern auch die Zusammenhänge verstärkt zu analysieren,455 ohne allerdings grundlegende Unterschiede nivellieren zu wollen.

I. Entstehungszeitraum: Oberhoffunktion als Annex der Schöffengerichte Dreh- und Angelpunkt einer Betrachtung des Oberhofwesens in den folgenden Ausführungen ist zwangsläufig die Begrifflichkeit, steckt diese doch den Rahmen ab. Hierbei sind zwei Herangehensweisen denkbar, das heißt einerseits über einen wissenschaftlichen Oberhofbegriff und andererseits über den hiervon zu unterscheidenden Quellenbegriff. Letzterer kann hierbei zunächst ein Gradmesser sein. Denn es kann angenommen werden, dass zu dem Zeitpunkt, in dem sich eine eigene Terminologie für die Bezeichnung der speziellen Funktion eines Gerichts als Rechtsauskunfts- und Rechtsanfragestelle herausgebildet hatte, das Oberhofwesen auch schon ausgebildet war. Aus den Quellen ergibt sich für die hier interessierenden Gerichte hierzu folgendes Bild: In den gedruckt vorliegenden Schöffengerichtsprotokollen Frankfurts des 14. und 15. Jahrhunderts taucht der Begriff des Oberhofs nicht auf, was jedoch aufgrund der großen Anzahl gänzlich verlorener Einträge nicht repräsentativ ist. Der älteste in der Forschung bekannte Hinweis auf den Begriff könnte ein bei DIETRICH ANDERNACHT in diesem Zusammenhang erwähntes Kelkheimer Weistum456 von 1358 sein, in dem das Frankfurter Bartholomäusstift als Oberhof bezeichnet wurde.457 In diesem heißt es an der entsprechenden Stelle: 455

AMEND/BAUMANN/WENDEHORST, Einleitung (2007), S. 1. Im Folgenden wird der Begriff des Weistums im überkommenen Sinne als Weisung sehr weit gefasst, obwohl sich die neuere Forschung intensiv mit dem Weistumsbegriff beschäftigt hat und sich unterschiedliche Verständnisse herausgebildet haben [vgl. zusammenfassend ARNOLD, Dorfweistümer in Franken (1975), S. 822–826; BADER, Die Rechtsgeschichte der ländlichen Siedlung (1999), S. 163–166; BIRR, Weistümer und „Ländliche Rechtsquellen“ (2004), S. 390–398; BÜHLER-REIMANN, Warnung vor dem herkömmlichen Weistumsbegriff (1977), S. 87–102 passim; SPIEß, Einleitung (1986), S. 1*–7*; REIS, Deutsches Privatrecht in den Weistümern der Zenten Schriesheim und Kirchheim (1987), S. 1–7; SCHMITT, Territorialstaat und Gemeinde im kurpfälzischen Oberamt Alzey (1992), S. 26–34; WERKMÜLLER, Weistümer (1998), Sp. 1239–1245]. Weitgehend anerkannt scheint die Definition von KARLHEINZ SPIEß zu sein, der in den Weistümern »die gemeinschaftsbezogene, weisende Feststellung von wechselweise wirkenden Rechten und Pflichten der Herrschaft und der Genossenschaft in gerichtsverfassungsmä456

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»Item daß Cappittel zu sent Bartholomeus zu franckfurd ist deß obgemelten gerichts obberhoff So sich das gericht dar berůfft So sulten der Schultiß und etlicher scheffen beschrybbe brenge klage und antwort und daß forwerters eymp Capittel antworte So nympt daß Cappittel zyt darzu sich darůff zu besprechen und bescheyden Schultheißn und Scheffen zů komen uff eyn zyt als sie dan eyns werden Aber schicken in eyn boden si heyssen zů komen So gibt daß Capittel daß orteyl auch widd(er) umb den gericht beschrieben«.458

Dieses Weistum zeigt in der Tat ein Oberhofverfahren für das Hofgericht459 in Kelkheim. Für die Mitte des 14. Jahrhunderts wäre diese Weisung in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert, denn es verwundern der für diese Zeit ausgeprägt schriftliche Charakter des Verfahrens ebenso wie der sprachliche Ausdruck. Beides weist eher in das 15. Jahrhundert, aus dem wiederum die Niederschrift des Weistums stammt. Dies gibt Anlass, die Datierung näher zu betrachten. DIETRICH ANDERNACHT nannte, wie erwähnt, das Jahr 1358460 wohl auf Basis eines an anderer Stelle erwähnten Vermerks im Weistum, wonach »Alle obgenente pŭncte und Artickel« von Schultheiß und Schöffen Kelkheims im Stift St. Bartholomäus am 7. Mai 1358 gewiesen wurden.461 Dies ist der einzige Hinweis auf eine Datierung in der ganzen Niederschrift der Weisungen, wobei auffällig ist, dass auf einer neuen Seite nach diesem Hinweis noch weitere Weisungen folgen, diese aber nicht unmittelbar anschließen, sondern ein unbeschriebener Freiraum gelassen und der Text auf der nächsten Seite neu angesetzt wurde. Über der Datierung 1358 stehen wiederum insgesamt drei Weisungen, die alle Bußen und Abgaben betreffen und sprachlich deutlich in das 14. Jahrhundert weisen. Das Datum dürfte sich damit höchstwahrscheinlich nur auf diese Bußen- und Abgabenbestimmungen beziehen. Insgesamt erweckt die Nießiger, d. h. in einer durch die Förmlichkeit des Fragens, des Weisens und des Versammelns bestimmten Weise, gültig für einen bestimmten räumlich abgegrenzten Bezirk«, erblickte [SPIEß 1986 (wie Anm. 456), S. 4*– 5*; als ›klassisch‹ bezeichnet von SCHMITT, Die Haderbücher im Spektrum ländlicher Rechtsquellen (2010), S. 118. 457 ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 170. 458 ISG Frankfurt, Barthalomäus-Stift. Urk.n und Akten, Nr. 2895, fol. 5r. 459 Unklar bleibt, welches Gericht in Kelkheim seinen Oberhof im Frankfurter Bartholomäusstift hatte. Jedoch ist MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 87 zuzustimmen, der hier das Hofgericht erblickte. Das Dorfgericht in Kelkheim hatte ausweislich der, wenngleich späteren, Mainzer Ordnung für Kostheim von 1528 dort seinen Oberhof [vgl. StA Würzburg, Mainzer Ingrossaturbücher, Nr 58, fol. 328r ≙ Druck bei SCHAAB, Kostheim bei Mainz (1835), S. 393 (ohne Quellenangabe) und die weiteren Quellennachweise bei SCHÄFER, Die Herren von Eppstein (2000), S. 296, Fn. 288 sowie inhaltlich MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 86 f. m. w. Nachweisen]. 460 In der Folge ebenso GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 290; MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 87; 140, Fn. 35; 87; SCHALLES-FISCHER, Pfalz und Fiskus Frankfurt (1969), S. 240; WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 77. 461 ISG Frankfurt, Bartholomäusstift. Urk.n und Akten, Nr. 2895, fol. 5v.

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derschrift den Eindruck, als ob ein Schreiber im 15. Jahrhundert Weisungen aus unterschiedlichen zeitlichen Schichten in einer Niederschrift vereinigt hat. Hierbei scheint er ohne textliche Anpassungen im Sinne einer Kompilation nur abgeschrieben zu haben. Damit aber erscheint es sehr wahrscheinlich, dass die Bestimmungen zum Oberhofverfahren, wie dies Inhalt und Sprache andeuten, dem 15. Jahrhundert zuzurechnen sind, auch wenn eine Oberhofverbindung Kelkheims an das Stift durchaus älter gewesen sein dürfte.462 Im 15. Jahrhundert finden sich dann noch weitere Hinweise auf den Begriff des Oberhofs im Zusammenhang mit dem Oberhofzug aus Kelkheim.463 Gerade im 15. Jahrhundert mehren sich in Frankfurt die Hinweise auf ein Aufkommen des Quellenbegriffs ›Oberhof‹: Am 12. April 1442 wurde im Bürgermeisterbuch vermerkt: »It(em) mit dem apt zu sant Jacob und den sch(effen) zu Schwenh(eim) an den Ober hoff komen«.464 Im Dezember 1469 wird ein Streit zwischen dem Frankfurter Bürger KONZ SCHOBBEL VON WASSERLOS aktenkundig, in dessen Verlauf Letzterer erklärte, dass die Urteiler von Wasserlos »sich ann iren oberhoff geyn Selgenstat beruffen hann«465 und auch HANS VON HUTTEN ZU HAUSEN erwähnte in einem Brief in gleicher Sache von 1469 mehrfach den Oberhof in Seligenstadt.466 Darüber hinaus wandte sich 1469 ein Einwohner Kalbachs an die Frankfurter Schöffen ausdrücklich als Oberhof.467 Belege für »oberhoff« als Be-

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KELLNER, Das Reichsstift St. Bartholomäus zu Frankfurt (1962), S. 29; 157, Fn. 296 wies bereits darauf hin, dass die Oberhoffunktion des Stifts für Kelkheim schon in einer knappen lateinischen Weisung vom 17. November 1382 im ISG Frankfurt, Bartholomäusstift. Bücher, II 7, fol. 76v sichtbar wird. Des Weiteren zeigt eine lateinische Zusammenstellung von Rechten aus dem 14. Jh. im ISG Frankfurt, Bartholomäusstift. Bücher, I 19, fol. 34r-v (alte Zählung), bzw. fol. 37r-v (neue Zählung) ein Oberhofverfahren [offenbar ebenso KELLNER 1962 (a. a. O.), S. 29]. 463 Bemerkenswerterweise regelt eine lateinische Zusammenstellung von Rechten aus dem 14. Jh. im ISG Frankfurt, Bartholomäusstift. Bücher, I 19, fol. 34r-v (alte Zählung), bzw. fol. 37r-v (neue Zählung) zwar ein Oberhofverfahren [offenbar ebenso KELLNER 1962 (wie Anm. 462), S. 29], erwähnt aber den Begriff des Oberhofs noch nicht. In einer erweiterten Abschrift des 15. Jh.s im ISG Frankfurt, Bartholomäusstift. Urk.n und Akten, Nr. 2895, fol. 2r–3r findet sich am Rande das Wort »oberhoff« ergänzt [a. a. O., fol. 2r]. Wenn ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 171, Fn. 73 allerdings zu dieser Zusammenstellung bemerkte, dass sie die »gleichzeitige lateinische Aufzeichnung« des oben erwähnten Weistums mit den Bestimmungen zum Oberhofverfahren darstelle, wobei er sich zudem irrtümlich auf fol. 35r berief, so ist dies nicht ganz richtig, da die Bestimmungen des Weistums keine reine Übersetzung darstellen, sondern eine Weiterentwicklung des Verfahrens gerade in Bezug auf die Schriftlichkeit erkennen lassen. 464 ISG Frankfurt, Bmb., 1441, fol. 99v. 465 ISG Frankfurt, Hofgericht Rottweil, Nr. 122/3. 466 ISG Frankfurt, Hofgericht Rottweil, Nr. 122/2. 467 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Kalbach ≆ Auszug bei ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 144 (modernisiert und ohne Quellenangabe).

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zeichnung für eine Rechtsauskunftsstelle in Frankfurt häufen sich dann vor allem seit 1473.468 Auffällig ist hierbei, dass der Begriff zunächst vor allem im Zusammenhang mit den Streitigkeiten um das Landgericht Bornheimer Berg und dessen Oberhofbeziehung zu den anfragenden Dörfern beziehungsweise dessen Verhältnis zum Schöffengericht Frankfurt als seinem Oberhof auftaucht. Die Vermutung liegt nahe, dass sich der Begriff erst in diesen Jahren in Frankfurt verfestigt hat. Möglicherweise boten gerade die erwähnten Streitigkeiten Anlass zu einer klaren Begriffsverwendung, vor allem auch in der Außenkommunikation. Bemerkenswert ist, dass noch im 16. Jahrhundert der Terminus Oberhof in Frankfurt in Benutzung war, nun aber eine Bedeutungserweiterung erfahren hatte, sodass die Schöffen und der Schultheiß des Reichsgerichts Frankfurt 1515 gegenüber einer Prozesspartei »unsern oberhoff, das kaiserliche Cammergericht«469 erwähnen konnten. Das Reichskammergericht als Appellationsinstanz wurde nun unter den Begriff gefasst, wobei aber offenbar ›oberhoff‹ nicht generell ein Appellationsgericht bezeichnen musste. 1581 wurde in einer Prozessakte, deren Fall ursprünglich vor dem Dorfgericht in Bornheim verhandelt wurde, zu der Bemerkung, dass der Anwalt »ann das gericht zu frankfurt als dem oberhoff appelliert« habe, am Rande vermerkt: »nitt oberhoff, sonder obrigkeit und appellation(s) richter«.470 In den bekannten Rechtsweisungen des Gelnhäuser Oberhofs taucht der Oberhofbegriff nicht auf. Dass er aber nicht völlig unbekannt war, zeigt eine undatierte hanauische Gerichtsordnung für Steinau an der Straße,471 die wahrscheinlich in der Zeit vor 1404 erlassen wurde, aber nur in einer zwischen 1487 und 1499 entstandenen Aufzeichnung bekannt ist.472 Dort heißt es, dass sich die 468 ECKHARDT 2005 (wie Anm. 19), S. 26. Vgl. die Quellennachweise bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 164, 165, Fn. 36; 167–170. 469 ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 144 (ohne Quellenangabe). Das bei ihm in einem längeren Auszug abgedruckte Schreiben von Schultheiß und Schöffen Frankfurts dürfte sachlich zu ISG Frankfurt, Reichskammergerichtssakten, Nr. 1397 ≙ Regest 2071 bei KALTWASSER, Inventar der Akten des Reichskammergerichts (2000), S. 949 gehört haben. Dort ließ sich das Schriftstück zwar nicht mehr ausfindig machen, jedoch weist die Akte sehr schwere Schäden u. a. durch Mäusefraß auf. Einige Stücke sind nur noch fragmentiert erhalten und vom teilweisen Verlust ist auszugehen. Häufiger wird dort von Frankfurter Seite erwähnt, dass das Kammergericht ›Oberkeit‹ oder ›Obergericht‹ sei. 470 ISG Frankfurt, Iudicialia J 100, fol. 4v. Der Kläger, HIERON ZUM JUNGEN, ging für den Rat gegen JUDITH SABON, Witwe des JACOB SABON, wegen des Zinses eines Weingartens in Bornheim vor. ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 167 erwähnte dies bereits. 471 SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 113–114. 472 KARL SCHMERBACH konnte die Niederschrift dem achten Schreiber zuordnen, der zw. 1487 und 1499 Eintragungen vornahm [SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. IV]. Zu Beginn der Gerichtsordnung heißt es: »Item von bevelle und ernstlichem geheiß unsers gnedigen hern ulrichen herr zu hanawe« [a. a. O., S. 113]. Welcher der insgesamt fünf regierenden Herren von Hanau mit Namen ULRICH im

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Schöffen bei Unwissenheit »gein geilnhusen an irenn oberhoeffe«473 wenden sollten. Selbst wenn an dieser Stelle eine Aktualisierung der Begrifflichkeit im Verständnis des ausgehenden 15. Jahrhunderts erfolgt sein sollte, deutet dies wenigstens für diese Zeit auf die Bekanntheit des Terminus im Umfeld des Gelnhäuser Gerichts hin. Auffällig ist gleichwohl, dass der Begriff in einem hanauischen Zusammenhang genannt wird, ähnlich wie mehrfach in Frankfurt. Im Ingelheimer Quellenmaterial lässt sich die Bezeichnung »obirhoff« beziehungsweise »obirster hoff« erstmals in einer Weisung von 1430 nachweisen.474 Bereits 1429 fand sich einmal die Wendung »czu hoffe hie an dem obirsten gerichte«.475 Bei näherem Hinsehen wird offenbar, dass der Ingelheimer Schreiber beide Mal die entsprechende Wendung in der Wiedergabe des Begehrens der anfragenden Kostheimer476 Schöffen protokollierte. Im Jahr 1454 wurde in einem Zettel aus Kostheim dann sogar die Bezeichnung ›kaiserlicher Oberhof‹ verwandt477 Zeitraum von 1281–1404 hier gemeint ist, bleibt unklar [vgl. allgemein zu diesen BEHR/SUCHIER, Genealogie des Hanauer Grafenhauses (1880), S. 36–42; ZIMMERMANN 1919 (wie Anm. 179), S. 88–95]. Der Letzte unter ihnen, ULRICH V., dankte 1404 ab [REINHARD, Die Abdankung Ulrichs V. von Hanau (1993), S. 19–25; DIETRICH, Die Landes-Verfaßung in dem Hanauischen (1996), S. 74–78]. Jedenfalls nicht richtig sein kann daher die Ansicht von HARTMANN 1975 (wie Anm. 186), S. 230, wonach die Gerichtsordnung um 1450 erlassen worden sei. Vielmehr könnte sie erstmals unter ULRICH III. aufgerichtet worden sein, denn nach einem wohl vorgeschobenen Brand seines Archivs [vgl. hierzu Anm. 1285] ließ er sich im Jahr 1351 eine Reihe neuer Urk.n anfertigen, darunter eine neuerliche Bewidmung Steinaus. Denkbar erscheint, dass im Zuge dessen auch eine Gerichtsordnung aufgesetzt wurde. In diesem Fall stünde aber wenigstens eine terminologische Aktualisierung des ausgehenden 15. Jh.s in der überlieferten Fassung zu vermuten. 473 SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 113. 474 Vgl. Eintrag 2483 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 271 f. Ebenso ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 178; GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 294; ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 10. STÖLZEL, Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1 (1901), S. 243 irrte folglich, wenn er meinte, dass im Ingelheimer Spruchmaterial niemals die Bezeichnung Oberhof verwendet worden sei. 475 Eintrag 2459 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 137 (1429). 476 Das Dorf Kostheim gehörte seit 1224 dem St.-Stephansstift in Mainz, wobei es bis 1528 eine geteilte Orts- und Gerichtsherrschaft gab, bei der das Stift wichtigster Grund- und zugleich Dorfgerichtsherr, die Herren von Eppstein jedoch Inhaber der Vogtei waren und immer wieder versucht wurde, den Oberhofzug nach Ingelheim zugunsten des Zuges an das Landgericht Mechtildshausen abzuschneiden [MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 85–87; SCHÄFER, Landesherrliche Rechte? (2005), S. 134; SCHÄFER 2000 (wie Anm. 459), S. 283–303]. Das Gericht in Kostheim fungierte wiederum selbst als Oberhof [MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 85–87; SCHMITT, Ländliche Rechtsquellen aus den kurmainzischen Ämtern Olm und Algesheim (1996), S. 349 (beide m. w. Nachweisen)]. Die Bezeichnung als kaiserliches Gericht könnte daher ein gezielter Versuch der Kostheimer Schöffen in dieser Auseinandersetzung sein, die Bedeutung Ingelheims demonstrativ hervorzuheben. Nachdem Kurmainz die Herrschaft erlangt hatte, erließ es 1528 eine Ordnung, die u. a. diesen Oberhofzug aufhob [wie Anm. 459]. 477 Eintrag 326 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 389 (1454).

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und in Kreuznacher Eingaben findet sich 1456 der Terminus ›kaiserliches Gericht‹.478 1454 nannte dann Graf WILHELM ZU WIED als Richter des Erzbischofs von Trier ausdrücklich den Rechtszug aus Wesel »geen Ingelnheim an iren oberhoff«.479 In einem Rechtsfall vor dem Ober-Ingelheimer Ortsgericht vom 22. Oktober 1476 wurde ausdrücklich der Zug »an yren oberhoeff ge(e)n Cruze(n)nach«480 erwähnt. Auch in den beim Ingelheimer Oberhof eingereichten Zetteln anderer Gerichte lassen sich die Bezeichnungen ›oberster Hof‹ beziehungsweise ›Oberhof‹ nachweisen.481 Selten findet sich der Begriff aber in den eigentlichen Weisungen Ingelheims. In diesen Fällen wurde er aber immer zugleich in der eigentlichen Anfrage verwandt und deshalb wahrscheinlich vom Ingelheimer Schreiber hieraus übernommen.482 Es steht daher zu vermuten, dass sich dieser Sprachgebrauch in Ingelheim nicht einbürgern konnte. Üblich war hingegen die Bezeichnung ›Hof‹. Im ältesten erhaltenen Ingelheimer Oberhofprotokollband findet sich erstmals 1399 die Wendung »czu hoffe heischen«,483 die ähnlich später484 oder auch als »czu hoffe furen«485, »czu hoffe holen«486, »czu hoffe 478

Eintrag 357 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 416 (1456); Eintrag 366 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 431 (1456). Leider hat sich im StadtA Kreuznach nach schriftlicher Auskunft vom 11. Mai 2012 von FRANZISKA BLUM-GABELMANN keine Gegenüberlieferung zu den Oberhofanfragen erhalten. 479 LA Koblenz, Best. 1a, Urk.n Nr. 2891 und Nr. 2892 (zwei Ausfertigungen) = Beilage 29 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 515. Vgl. hierzu die knappen Bemerkungen von LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CL f. 480 StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 3v. 481 Eintrag 13 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 8 (in Zettel aus Mosbach, 1437); Eintrag 257 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 306 (in Zettel aus Nieder-Hilbersheim, 1450); Eintrag 320 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 381 (in Zettel aus Wellmich, 1454); Eintrag 408 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 458 (in Zettel aus St. Goarshausen, 1459). ›Obergericht‹ findet sich in Eintrag 62 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 102 (in Zettel aus Rhaunen, 1440); Eintrag 111 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 170 (in Zettel aus Vendersheim, 1443); Eintrag 155 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 216 (in Zettel aus Vendersheim, 1445), ›hohes Gericht‹ in Eintrag 63 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 103 (in Zettel aus Rhaunen, 1440) und ›höchster Hof‹ in Eintrag 277 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 328 (in Zettel aus Wellmich, 1452). 482 Eines der wenigen Beispiele für die Verwendung des Oberhofbegriffs im Spruchmaterial ist eine Weisung von 1459, in dem aber der Terminus zugleich auch im ›Zettel‹ mit der Anfrage auftaucht [vgl. Eintrag 408 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 459]. 483 Eintrag 154 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 110 (1399). 484 Eintrag 276 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 150 (1400); Eintrag 446 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 202 (1402); Eintrag 645 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 35 (1403); Eintrag 892 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 72 (1405); Eintrag 1225 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 131 (1408); Eintrag 1341 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 148 (1408); Eintrag 1705 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 197 (1411); Eintrag 1968 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 246 (1414); Eintrag 1987 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 250 (1415); Beilage 26 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 297 (1415);

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brengen«487, »czu hoffe beruffen«488 und »czu hoffe folgen«489 wörtlich beziehungsweise in Flexionen noch häufiger begegnet. Auffallend ist aber, dass ›Hof‹ zunächst nicht unbedingt den Oberhof benennen musste, denn in einem Eintrag von 1400 scheint damit ein Dinghof gemeint zu sein.490 Danach verdichtete sich die Verwendung der Terminologie aber auf die Bezeichnung der Oberhoftätigkeit. In den weitaus meisten Fällen wurde allerdings nur der Terminus ›Gericht‹ gebraucht.491 Diese knappen Ausführungen zu den drei hier untersuchten Oberhöfen im Rhein-Main-Gebiet zeigen bereits, dass der Begriff vermutlich erst nach Herausbildung der Rechtszüge entstand und in der frühen Neuzeit wenigstens in Frankfurt eine deutliche Öffnung hin zu einer zunächst begrifflich nicht mitumfassten Berufungsinstanz zeigt.492 Dass der Begriff des Oberhofs etwa seit der Mitte des 15. Jahrhunderts ein technischer Begriff für eine Rechtsauskunftsstelle vor allem auch bei Uneinigkeit der Urteiler war, zeigt ein bemerkenswertes Beispiel aus

Eintrag 2215 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 281 (1417); Eintrag 2345 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 102 (1422); Eintrag 2480 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 268 (1430); Eintrag 2484 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 274 (1430); Eintrag 199 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 251 (1447). 485 Eintrag 825 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 63 (1405); Eintrag 1407 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 178 (1409); Eintrag 1759 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 207 (1411); Eintrag 2395 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 162 (1426). 486 Eintrag 1138 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 117 (1407); Eintrag 2244 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 19 (1418); Eintrag 2245 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 19 (1418); Eintrag 2331 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 88 (1422); Eintrag 2351 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 108 (1423). 487 Eintrag 2224 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 285 (1418); Eintrag 2356 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 113 (1423); Eintrag 2377 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 140 f. (1425); Eintrag 2379 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 143 (1425); Eintrag 2460 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 241 (1429). 488 Eintrag 2483 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 272 (1430); Eintrag 37 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 49 (1438); Eintrag 66 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 110 (1440); Eintrag 72 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 120 (1441); Eintrag 314 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 373 (1454). 489 Eintrag 2378 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 141 (1425). 490 Vgl. Eintrag 276 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 149 f. (1400) mit Anmerkung ADALBERT ERLERS. WEIMANN, Das tägliche Gericht (1913), S. 50 beschrieb wiederum, wenngleich für das Hochmittelalter, dass als Oberhof nicht nur Gerichte bezeichnet werden konnten, sondern auch grundherrliche Höfe, deren Meier teilweise umherzogen und Gericht in den zugehörigen Orten abhielten. 491 Vgl. ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 10; 12 m. w. Nachweisen. 492 MAURER 1866 (wie Anm. 16), S. 143 trennte bereits Berufungen und das Rechtholen bei den Oberhöfen. PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 51 wies darauf hin, dass ein Oberhof keine Berufungsinstanz im heutigen Verständnis gewesen sei, weil die Anrufung vor der Urteilsfindung stattgefunden habe.

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Trier, vermerkten doch die dortigen Metzger in einer undatierten, aber wohl aus dem späten 15. Jahrhundert493 stammenden Eingabe an den Erzbischof zur Erteilung eines Zunftbriefes, dass »auch in unsers herren stift etliche stede und dorfere missel und zweydraicht in iren metzler ampten berorende den fleisch und amptshandel zu dickmailen fellet, mircklichen gebrech habent und enstahet, daz sich dieselbigen beruefent vur unser ampt als vur eynen iren oberhof«.494

Offenbar wurde also der Oberhof als eine Art Prototyp einer Stelle zur Entscheidung von Uneinigkeiten angesehen. Es lässt sich festhalten, dass spätestens im 15. Jahrhundert ein technischer Begriff zur Beschreibung der Oberhofgerichtsbarkeit bereitstand, der den eigenen und abgrenzbaren Charakter dieser Tätigkeit in den Augen der Zeitgenossen unterstreicht. Der Begriff implizierte hierbei wenigstens im späten Mittelalter keine Überordnung des Oberhofs über die anfragenden Urteiler. Vielmer galt die von JÜRGEN WEITZEL beschriebene Einstufigkeit der Gerichtverfassung. 495 Aus diesem Grunde führt auch der Begriff des Überhofs in die Irre.496 Der Wortbestandteil ›Ober‹ verweist möglicherweise auf eine strafende Funktion der Gerichte, die zugleich als Oberhof tätig wurden, wie insbesondere am Beispiel des Landgerichts Bornheimer Berg noch zu zeigen sein wird. ›Hof‹ wiederum meint vermutlich allgemein eine Gerichtsstelle.497 Dass die spätmittelalterlichen Urteiler und vor allem Schreiber die Oberhoffunktion tatsächlich als eine eigene und von der allgemeinen Schöffengerichtsbarkeit zu unterscheidende Tätigkeit ansahen, deutet die gesonderte Protokollierung an: In Frankfurt wurden die Oberhofsachen in den Protokollbüchern des Gerichts durch Nennung des Ortes am Rand häufig besonders hervorgehoben.498 Aufgrund der heute fehlenden Überlieferung bleibt aber unklar, seit wann dies geschah. Ab 493

Die Quelle ist undatiert. Zur zeitlichen Einordnung gab RUDOLPH (Hrsg.), Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der rheinischen Städte. Kurtrierische Städte I. Trier (1915), S. 399, Fn. 1 in der Edition nur an, dass der sprachliche Befund noch in das 15. Jh. weise, jedenfalls aber nicht in viel spätere Zeit. Die Datierung 1404 bei MASCHKE, Die Familie in der deutschen Stadt des späten Mittelalters (1980), S. 51 und SPEER 1997–2001 (wie Anm. 16), Sp. 130, jeweils ohne Begründung, erscheint daher hochproblematisch. 494 Eintrag 137 bei RUDOLPH 1915 (wie Anm. 493), S. 403; vgl. auch KÜNßBERG 1926 (wie Anm. 58), S. 48. 495 WEITZEL, Der Kampf um die Appellation ans Reichskammergericht (1976), S. 104; 109; 119 f.; WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 4; 7; WEITZEL 1985b (wie Anm. 5), S. 1157–1169; WEITZEL, Funktion und Gestalt der Gerichtsprivilegien (1999), S. 192 f.; ebenso WELKOBORSKY, Zur Rechtsgeschichte der Wetterau (1986), S. 155. 496 Diesen verwandte bspw. MAURER 1866 (wie Anm. 16), S. 144. 497 Vgl. GÖNNENWEIN/WEIZSÄCKER, Hof (1955-1960), Sp. 1170–1174. 498 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 80. Vgl. auch Anm. 125.

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1527 wurde dann nachweislich auch ein eigenes Register der fremden Unterweisungen geführt.499 Eigene Oberhofbücher gab es jedoch nicht.500 In Gelnhausen wurden in das erhaltene Schöffengerichtsprotokollbuch von 1411 bis 1418 keine Oberhofsachen aufgenommen.501 Darüber hinaus sind eigene Oberhofprotokollbücher nicht bekannt. Jedoch zeigen die von HARTMAN BRELL wiedergegebenen Rechtsweisungen, dass offenbar mitunter sehr ausführliche Niederschriften der Oberhofentscheidungen angefertigt wurden und er selbst die Oberhoftätigkeit deutlich unterschied. In Ingelheim wiederum wurden wahrscheinlich bereits ab 1366 eigene Bücher für die Oberhofweisungen geführt, erwähnte doch 1644 der damalige Schreiber des Rittergerichts CONRAD EMMERICH SUSENBETH in seiner Abhandlung »Special-Extract über das uhralte Rethliche Herkomen auch recht undt gerechtigkeit des adels- und Rittergerichts im Ingelheimber Grundt« solche Bücher: »Item vonn frembte urtheilbücher: weil dies adelich rittergericht von umliegenden stätt und flecken vor ein oberhof erkent und respectirt worde, de anno 1366 bis 1436.«502 Der Terminus der fremden Urteilsbücher ist ebenso für zwei andere 499

Erstmalig im Gerichtsbuch von 1527 erscheint im Register die Rubrik ›Unterweisung›, wobei diese Register erst ab 1553 durchgängig angelegt wurden [MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 82]. Die Rubrik der fremden Unterweisungen wurde nach FRIES 1752 (wie Anm. 127), S. 15 und THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 118 sowohl in den Gerichts- wie auch den Urteilsbüchern bis in das Jahr 1625 fortgeführt. 500 Zwar hatte dies MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 80–82 im Hinblick auf einen Gerichtsbucheintrag vom 11. Januar 1505 vermutet, in dem ein »register oder prothocoll der frembden henndell« Erwähnung fand [nach Eintrag 2 im UB. II bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 30]. Er gab an, den Eintrag einem Blatt mit der Überschrift »Prothocollum causarum judicii imperialis Franckfordensis, anno Xv centum quinto« entnommen zu haben, welches dem Gerichtsbuch von 1534 vorgeheftet gewesen sei. Dieses Blatt befindet sich allerdings nicht mehr im ISG Frankfurt, Schöffengerichtsbücher, 1534. Vermutlich deutet die Überschrift aber nur darauf hin, dass schon vor 1527 eigene Register für fremde Unterweisungen existierten, die aber nicht überliefert sind. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 118 gab jedenfalls an, dass »keine besondere Aufzeichnung der Oberhofsfälle zu finden ist, mithin diese, untermischt mit den übrigen Entscheidungen, ohne besondere Bezeichnung in den Protocollen stehen, oder in eigenen Büchern verzeichnet wurden, die nicht aufzufinden sind oder fehlen.« KIRCHNER 1807 (wie Anm. 354), S. 489 f. führte zwar aus: »Auch fuhr das Schoͤ ffengericht fort, als Oberhof Bescheide zu ertheilen. Noch jetzt sind viele dergleichen in einer langen Reihe Folianten nachzulesen.« Hiermit meinte er aber wahrscheinlich bloß die Schöffengerichtsprotokolle. 501 SCHMERBACH 1966 (wie Anm. 187), S. 23. 502 Bibl. GNM Nürnberg, Hs. 6194, fol. 2r-v. Seine Auskunft ist der letzte direkte Hinweis auf das älteste Urteilsbuch ab 1366, das ihm offenbar noch vorlag. Das Original des Autographen CONRAD EMMERICH SUSENBETHS befindet sich, bislang von der Forschung unbemerkt, in der Bibl. des GNM Nürnberg, Hs. 6194]. Der Schriftvergleich mit einer von ihm verfassten Renovation einer Korngülte von HEINRICH VON OBENTRAUT in Bubenheim zeigt deutlich, dass es sich um seine Handschrift handelt [vgl. StA Darmstadt, A 14, Nr. 875 (moderne Fotographie nach dem Original im GemeindeA Venlo, NL]. Nach Nürnberg ist die Handschrift 1854 durch die Übernahme der Privatbibl. von Freiherr HANS

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Ingelheimer Oberhofbände belegt.503 Dennoch ist die Glaubhaftigkeit mitunter bestritten und seine Notiz verworfen worden.504 Bereits HUGO LOERSCH hatte auf eine Inkonsistenz hingewiesen, denn seltsamerweise hatte CONRAD EMMERICH SUSENBETH die noch im 19. Jahrhundert in Ingelheim verwahrten Protokollbücher ab 1437 unerwähnt gelassen.505 Allerdings erscheint es durchaus denkbar, dass angesichts der damals noch vorhandenen großen Anzahl an gerichtlichen Büchern in Ingelheim einzelne Bände verstellt waren. ADALBERT ERLER folgerte aus der bereits beschriebenen, nicht immer strikt eingehaltenen Trennung der Buchreihen und der Eintragung von Oberhoffällen in die frühen Haderbücher, dass ein Oberhofprotokollbuch erst seit 1398 geführt worden sei.506 Allerdings spricht schon die seit den 1360er-Jahren nachweisbare getrennte Führung von Hader- wie auch Uffgiftbüchern für Ober- und Nieder-Ingelheim507 gegen zunächst thematisch gemischte Bücher. Außerdem lässt sich CONRAD EMMERICH SUSENBETHS in gleichem Zusammenhang gemachte Angabe zu einem heute verlorenen Nieder-Ingelheimer Uffgiftbuch von 1368 bis 1376 anhand einer anderen Quelle validieren,508 was die Glaubhaftigkeit seiner Angaben untermauert. Vor allem aber finden sich im ältesten überlieferten Band ab 1398 Verweise auf ein ›erstes Buch‹,509 womit letztlich Ingelheimer Oberhofbücher ab 1366 als gesichert angesehen werden dürfen. In der Forschung wurde mehrfach spekuliert, dass um 1366 möglicherweise ein Privileg für Ingelheim durch Kaiser KARL IV. ergangen war, der als Reformer des Kanzleiwesens

VON UND ZU AUFSESS gelangt. Wie die Schrift in dessen Bibl. kam, kann nicht mehr aufgeklärt werden.

Da sich in der »Collectanea Moguntina VIII« von FRANZ JOSEPH BODMANN aber eine Teilabschrift findet [StA Darmstadt, C 1 A, Nr. 76, fol. 29r–46r], steht ein Zusammenhang mit seiner Sammelleidenschaft zu vermuten. Eine Abschrift des 18. Jh.s findet sich im StA Darmstadt, F 2, Nr. 13/5 (mit vorgehefteten späteren Nachträgen). 503 Auf dem Umschlag des Protokollbandes von 1398–1430 steht in mittelalterlicher Schrift »Frembte Urtell Buch« [ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 14], und ebenso trug der verbrannte Protokollband III von 1452–1464 den Titel »Fremdeortelbuch des anno lviij« [LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. V]. 504 So sah etwa OPITZ 2010 (wie Anm. 219), S. 39 den erhaltenen Band ab 1398 als Ersten an. 505 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. VI. 506 So die Mutmaßung von ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 60 f. 507 Vgl. Tabelle 1: Ingelheimer Überlieferung (S. 58–68). 508 Wie Anm. 259. 509 Vgl. Eintrag 3 mit Anmerkung bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 38 (Verweis »ut in primo libro«); Eintrag 7 mit Anmerkung bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 41 f.; Eintrag 20 mit Anmerkung bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 50; Eintrag 172 mit Anmerkung bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 116 f. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. I entnahm seinerzeit die Einträge 1–12 mit Oberhofweisungen von 1375 vier einzelnen Blättern, was ebenfalls vor dem Band von 1398 liegende Protokollierungen beweist, wenngleich ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 60 f. und GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 271, Fn. 25 bestritten, dass diese bereits zu einem Band vereinigt waren.

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seiner Epoche bekannt sei510 und mit dem er die Führung eines Gerichtsbuchs gestattet habe, ähnlich wie dies am 18. Oktober 1365 für Friedberg511 geschehen war.512 An einem solchen Zusammenhang sind aber große Zweifel angebracht, denn in Ingelheim findet sich kein einziger Hinweis auf ein angebliches Privileg zur Führung eines Gerichtsbuchs.513 FRIEDRICH SCHUNDER wiederum leitete gar aus dem Friedberger Privileg ab, dass allgemein zur Führung eines Gerichtsbuches die Erlaubnis des Gerichtsherren nötig gewesen wäre.514 Jedoch wies schon HELMUT MERTZ darauf hin, dass in Friedberg die Führung eines Gerichtsbuchs womöglich eine Auflage des Kaisers war, nachdem es am Friedberger Gericht zu Unstimmigkeiten wegen der Nichtführung eines Gerichtsbuches gekommen war.515 Die Annahme eines Privilegs von 1366 für Ingelheim ist daher hochspekulativ. Jedenfalls aber geben die gesonderten Protokollierungen an allen drei Oberhöfen neben der eigenen Bezeichnung einen deutlichen Hinweis auf die herausgehobene Stellung der Oberhofsachen im Bewusstsein der Zeitgenossen. 510

Vgl. hierzu etwa die knappen Ausführungen mit Blick auf das Reichshofgericht von BATTENBERG, Gerichtsschreiberamt und Kanzlei am Reichshofgericht (1974), S. 227 f. 511 Das Privileg Friedbergs vom 18. Oktober 1365 liegt gedruckt vor als Eintrag 530 bei FOLTZ 1904 (wie Anm. 214), S. 240 f. ≙ Regest 4216 bei BÖHMER, Regesta Imperii VIII (1877), S. 343. Marburg wiederum erteilte bspw. Landgraf HEINRICH II. VON HESSEN 1370 seine Zustimmung zur Protokollierung der Gerichtssitzungen [vgl. Eintrag 39 bei KÜCH, Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Marburg (1918), Bd. 1, S. 102 f.]. 512 Vgl. ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 178; GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 294 f.; vorsichtiger jedoch ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 55. 513 Vgl. etwa die Auflistung FRANZ JOSEPH BODMANNS der 1728 nach Mainz überführten und dort 1793 verbrannten Ingelheimer Privilegien im StA Darmstadt, C 1 A, Nr. 76, fol. 382v–383v. 514 SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 42. 515 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 80, Fn. 1. Auffälligerweise ordnete der Kaiser am 11. Februar 1368 nochmals die Führung eines Gerichtsbuches an, »wann uns furkomen ist, daz unser gerichte zu Fridberg etlichen gebresten haben davon, daz nicht beschriben wirt, wie iederman von gerichte scheidet und gevertiget wirt« [Eintrag 551 bei FOLTZ 1904 (wie Anm. 214), S. 254]. Fraglich bleibt zwar, ob solche Missstände ebenso für das Privileg von 1366 angenommen werden können, da dort entsprechende Ausführungen fehlen oder aber Friedberg schlicht die frühere Anordnung missachtet hatte und der Kaiser nun mit starker Begründung die Führung eines Gerichtsbuchs einforderte. Die Auslegung von ECKHARDT, Burggraf, Gericht und Burggrafenregiment im mittelalterlichen Friedberg (1971), S. 52, wonach der Kaiser 1365 zunächst die Führung eines Urteilsbuches gestattet habe, 1368 dann die Führung eines Gerichtsbuches, orientiert sich zwar am Wortlaut der beiden Urk.n. Allerdings stand diese scharfe Trennung den Zeitgenossen vermutlich nicht vor Augen, zumal eigene Urteilsbücher andernorts meist erst später eingeführt wurden. Auch der Wortlaut der Urk. von 1368 deutet darauf hin, dass nicht zwei getrennte Bücherreihen gemeint sind, sondern der Zweck der Protokollierung nun erweiternd verstanden werden sollte: »dorynne [in das Gerichtsbuch] sie beschreiben sullen, wie iederman von gerichte scheidet und gevertiget wirdet, als wir in vormals empfolhen haben in andern unsern briven, daz sie ir urteil in ein buch beschrieben mochten und solten« [Eintrag 551 bei FOLTZ 1904 (wie Anm. 214), S. 254].

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Die Herausbildung einer eigenen Bezeichnung für die Oberhoftätigkeit deutet bereits darauf hin, dass spätestens in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts das Phänomen bereits voll ausgeprägt war, wobei die früher belegte eigenständige Protokollierung in Ingelheim einen Abschluss der Konsolidierung des Oberhofs bereits in der Mitte des 14. Jahrhunderts nahelegt. Im Folgenden soll es nun darum gehen, die Entstehung zeitlich genauer einzuordnen. Das Phänomen der Oberhöfe bekommt eine andere Konturierung, je nachdem, ob die Entstehung in einem hoch- oder spätmittelalterlichen Kontext gesehen werden muss. Hierbei wird die bereits entwickelte Arbeitsdefinition zugrunde gelegt, wonach als Oberhof letztlich ein solches Gericht angesehen werden kann, das anfragenden Gerichten in laufenden Prozesssachen konkrete Auskunft gab oder in der Neuzeit Sachen entschied beziehungsweise Privatpersonen auch in abstrakter Form Auskunft erteilte und hierbei nicht kraft Vereinbarung der Parteien, kraft Gerichtsstandsprivileg oder als Schiedsgericht tätig wurde. Mithilfe dieser Bestimmung kann nun das Quellenmaterial mit Blick auf das Erkenntnisinteresse der zeitlichen Einordnung der Oberhofentstehung im Rhein-Main-Gebiet gesichtet werden.

1. Oberhof in Frankfurt am Main Die bisherige Forschung gab an, dass in den Urkunden in Bezug auf Frankfurt am Main schon seit dem 13. Jahrhundert Oberhofbeziehungen im Zusammenhang mit Stadtrechtsverleihungen fassbar seien.516 Ein erster Hinweis ist eine Urkunde vom 1. April 1261517 für Erfurt. HELMUT MERTZ erkannte in ihr zwar eine Rechtsbelehrung in einem Erbschaftsfall, verwarf sie aber bei seinen Betrachtungen, da in den nachfolgenden Jahrhunderten keine weiteren Hinweise auf Anfragen aus Erfurt bekannt sind und damit in seinen Augen aufgrund fehlender Stetigkeit kein Oberhofverhältnis vorlag.518 Andere sahen zwar durchaus einen Oberhoffall, gaben jedoch keine nähere Begründung für diese Einschätzung an.519 516

ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 161; 164; THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 145; UHL-

HORN 1955 (wie Anm. 60), S. 131. 517

StadtA Erfurt, 0-0/A XXVII – 1 = Eintrag 176 bei BEYER, UB. der Stadt Erfurt, Bd. 1 (1889), S. 103 = Eintrag 232 bei BÖHMER/LAU, Codex diplomaticus mœnofrancofurtanus, Bd. 1 (1901), S. 112 ≙ Eintrag XIV bei LAMBERT, Die ältere Geschichte und Verfassung der Stadt Erfurt (1868), S. 122 f. (nach unspezifizierter Kopie im GStA Weimar) ≙ Regest 87 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 67. 518 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 72 f. 519 Vgl. BUND 1994 (wie Anm. 150), S. 111 (nannte nur 1261); EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 115, Fn. 65; ECKHARDT 2005 (wie Anm. 19), S. 26; HAASE 1955 (wie Anm. 54), S. 107, Fn. 28; LAMBERT 1868 (wie Anm. 517), S. 5; HAASE 1955 (wie Anm. 54), S. 107, Fn. 28; WEITZEL 1981 (wie Anm. 5),

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Ein abermaliger Blick in die Quelle ist daher unumgänglich. Die anfragenden Schöffen gaben zunächst, typisch für einen Oberhoffall, an, rechtsunwissend zu sein: »Facta fuit ad nos consultacio, quid iuris vel consuetudinis haberetur apud nos super infrascripto, qui talis est«.520 Allerdings lag der Grund für die Anfrage der Erfurter Schöffen in Frankfurt offenbar darin, dass die Eheleute im Fall aus Frankfurt kamen.521 Daraus ergibt sich aber auch, dass keine für eine Oberhofanfrage typische Grundkonstellation vorlag, sondern vielmehr die Erfurter Schöffen der Ansicht waren, Frankfurter Rechtsgewohnheiten aufgrund des Fallbezugs zu berücksichtigen und aus diesem Grunde anfragten. Mit anderen Worten, wäre das Ehepaar nicht aus Frankfurt gekommen, hätten sie wahrscheinlich den Fall nach ihren eigenen Rechtsregeln ohne Weiteres entscheiden können. Bemerkenswert ist ferner, dass die Weisung nicht nur vom Schultheißen Frankfurts und zusätzlich mit dem Stadtsiegel besiegelt wurde, sondern Schultheiß und Stadt Gelnhausen wie auch die Burgmannen von Friedberg und einer der dortigen Ritter ihre Siegel darunter setzten.522 Wenn KARL SCHMERBACH hieraus ein zusätzliches Argument für einen Oberhofbezug abzuleiten versuchte,523 so überzeugt dies nicht, weil diese Form der zusätzlichen Besiegelung bei den bekannten Oberhofweisungen nicht belegt ist und rätselhaft bleibt. Nach der Intitulatio sind klar Schultheiß und Schöffen Frankfurts als Aussteller der Urkunde zu erkennen, sodass die zusätzliche Besiegelung durch Friedberger Burgmannen und Gelnhausen nur aus der besonderen Verbundenheit der Wetterauer Reichsstädte zu erklären sein dürfte, die der Urkunde vielleicht mehr Glaubhaftigkeit verleihen sollte. Jedenfalls lässt sich daraus aber nichts im Hinblick auf die Frage des Oberhofzuges ableiten. Damit liegt selbst bei einem Verzicht auf das Kriterium der Dauerhaftigkeit der Anfragen aber kein Oberhoffall vor. Als weiterer Beleg für frühe Oberhofanfragen wurden vor allem zwei Urkunden vom 13. Juli 1277524 und vom 17. Oktober 1279525 im Zusammenhang mit S. 77. Demgegenüber zog MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 58 die Zugehörigkeit Erfurts zum Frankfurter Oberhof im Allgemeinen zwar durchaus in Zweifel, sah aber dennoch die Urk. als Beleg dafür, »daß die Frankfurter Schöffen spätestens seit 1261 für andere Gerichte rechtsbelehrend tätig waren.« 520 Wie Anm. 517. 521 EULER, Archiv (1871), S. 289 f. 522 Vgl. die Aufzählung der Siegler in Eintrag 232 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 113. Irrigerweise ging LAMBERT 1868 (wie Anm. 517), S. 122, Fn. 1 von sechs Schöffen aus, die als Siegler aufgetreten seien. 523 SCHMERBACH, Steinau a. d. Straße, das älteste Mitglied des Gelnhäuser Rechtskreises (1970), S. 17. 524 HStA Wiesbaden, Abt. 115, U 431, fol. 19r-v = Druck bei STRUCK, Zur Verfassung der Stadt Limburg (1988), S. 10–13 ≙ Regest in Eintrag 30 bei WYSS (Hrsg.), Die Limburger Chronik des Tilemann Ehlen von Wolfhagen (1883), S. 137. Im HStA Wiesbaden, Abt. 115, U 431, fol. 30r–31r findet sich eine deut-

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Streitigkeiten in Limburg angeführt. Allerdings ist wiederum fraglich, ob tatsächlich Oberhofanfragen vorliegen. Die Urkunde von 1277 steht im Zusammenhang mit einem Streit GERLACHS VON LIMBURG526 mit den Bürgern der Stadt wegen Überhangbebauungen, den die Schöffen Limburgs nicht einstimmig entscheiden konnten und der Streit so nach Frankfurt getragen wurde.527 Für eine Oberhofanfrage spricht zunächst die Ausgangslage: Die Schöffen waren sich über das Recht uneins und erfragten Rechtsrat bei einer anderen Stadt. Auffällig ist aber, dass in der Urkunde eingangs neben GERLACH, Herr von Limburg, Schultheiß, Schöffen, Ratsleuten und der Bürgerschaft Limburgs auch Schultheiß, Schöffen, Ratsleute und die Bürger Frankfurts Erwähnung fanden. 528 Offensichtlich wandten sich also nicht bloß Schöffen an Schöffen, wie es bei einer Oberhofanfrage typisch ist, sondern die Stadt Limburg als ganze Gemeinschaft wandte sich neben dem Stadtherrn an die Stadt Frankfurt als Ganzheit, nicht etwa nur an das Frankfurter Schöffengericht. Diese Auslegung wird durch eine andere Angabe bestätigt, heißt es doch, dass die beiden nach Frankfurt geschickten Schöffen »p(re)fati d(omi)ni de lympurg et univ(er)sitat(is) loci eiusdem a nobi s(e)nt(entia)m arbit(ra)ntes req(ui)reba(n)t n(ost)ram s(e)nt(entia)m ratam et firmam oberserv(are)«.529 Die beiden erfragten also für Stadtherrn und Bürgerschaft eine Rechtsweisung, die

sche Übersetzung aus der Mitte des 15. Jh.s einer ursprünglich lateinischen Transumtion vom 7. Apil 1385 der Urk. von 1277. In der im letzten Viertel des 18. Jh.s entstandenen Chronik von LUDWIG CORDEN findet sich eine unzuverlässige Abschrift mit dem falschen Jahr 1276 [vgl. hierzu knapp WOLF, Privatrecht, Prozeßrecht und Notariat der Stadt Limburg (1988), S. 30], sodass bspw. BAHL, Beiträge zur Geschichte der Dynasten (1889), S. 9 und WOLF 1988 (a. a. O.), S. 141; 156; 231, der die Urk. als frühesten Limburger Oberhoffall ansah, das Jahr 1276 angaben. 525 HStA Wiesbaden, Abt. 115, U 11 (Vidimus von 1324) ≙ Beilage II bei GRÜSNER, diplomatische Beytraͤ ge, Stück 2 (1775), S. 57–60 (ohne Quellenangabe) ≙ Beilage II bei BAHL 1889 (wie Anm. 524), S. 19–21 (nach Vorlage im StadtA Limburg) ≆ Auszug in Eintrag 422 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 204 (ohne Quellenangabe). Ein »Verzeichnis der im Stadtarchiv zu Limburg a. d. Lahn aufbewahrten Urkunden. Erstmalig repertorisiert von Dr. Becker, Archiv-Sekretär in Idstein, Staatsarchiv im Jahre 1877« führte die fragliche Urk. noch unter der Sig. B 1 mit Regest, am Rande wurde aber später das Wort »fehlt!« ergänzt [im StadtA Limburg (ohne eigene Sig.)]. Nach Auskunft von MONIKA JUNG am 19. Oktober 2011 im StadtA Limburg ging die Urk. vermutlich bei Plünderungen am Ende des Zweiten Weltkrieges verloren. In HStA Wiesbaden, Abt. 115, U 431, fol. 18r-v findet sich eine deutsche Übertragung des 15. Jh.s. 526 Vgl. zu ihm die Angaben von NIEDER, Die Limburger Dynasten und die deutschen Könige (2006), S. 89–91. 527 Vgl. hierzu die Darstellung von STRUCK 1988 (wie Anm. 524), S. 7–9. 528 HStA Wiesbaden, Abt. 115, U 431, fol. 19r = Druck bei STRUCK 1988 (wie Anm. 524), S. 10. 529 HStA Wiesbaden, Abt. 115, U 431, fol. 19r = Druck bei STRUCK 1988 (wie Anm. 524), S. 11.

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aber als »urtdeyl«,530 wie es in der Übersetzung des 15. Jahrhunderts heißt, ergehen sollte. Hierbei mussten sie geloben, sich an dieses Urteil zu halten. Dies ist für einen Oberhof ebenfalls ungewöhnlich. Zwar sind durchaus sogenannte Ausfuhrgelöbnisse der anfragenden Schöffen gegenüber den Urteilern am Ingelheimer Oberhof bekannt,531 jedoch beziehen sich diese immer nur auf die Einholung von Unterweisungen in künftigen Fällen, nicht jedoch auf die Einhaltung der gerade eingeholten Weisung vor Ort. Gegen eine Oberhofanfrage spricht auch, dass kein bei Gericht in Limburg anhängiger Fall nach Frankfurt getragen wurde, sondern ein innerstädtischer Konflikt der Bürgerschaft mit ihrem Stadtherrn. Zwar sind durchaus Oberhoffälle wiederum aus Ingelheim bekannt, in denen beispielsweise im Rahmen einer Privatanfrage nicht die Schöffen selbst vor dem Oberhof erschienen, doch unterscheidet sich die in der Urkunde von 1277 dargestellte Ausgangslage hiervon grundlegend, da die Schöffen zusammen mit Schultheiß und Bürgerschaft ausdrücklich genannt werden. Vielmehr deutet die Urkunde darauf hin, dass die beiden Streitparteien einen Schiedsspruch532 Frankfurts erbeten hatten, was einen Oberhofzug nach den oben angeführten Kriterien ausschließt, da dann ein Anrufen der Schöffen Frankfurts kraft Vereinbarung der streitenden Parteien dem Fall zugrunde liegt. Ähnliches trifft auf eine von ADOLF WAAS533 als Beleg für eine frühe Oberhoftätigkeit angeführte Urkunde von 1225534 zu, die HStA Wiesbaden, Abt. 115, U 431, fol. 30r = Druck bei STRUCK 1988 (wie Anm. 524), S. 13 ≙ Regest in Eintrag 30 bei WYSS 1883 (wie Anm. 524), S. 137. 531 Vgl. bspw. die Einträge 137 und 161 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 103; 112 und hierzu auch ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 27 f. Diese Anfragepflichtigkeit kam mit dem Terminus ›mahlpflichtig‹ zum Ausdruck [vgl. Eintrag 2365 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212) (1424); Eintrag 68 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 111 (1441); Eintrag 78 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 128 (1441); Eintrag 353 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 415 (1456); Eintrag 386 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 450 (1457)]. 532 Ebenso BAHL 1889 (wie Anm. 524), S. 9. Auch STRUCK 1988 (wie Anm. 524), S. 7 ging von einem Schiedsspruch aus, sah aber zugleich eine Oberhofanfrage, die auch SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 400 nannte. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 22, Fn. 1 verneinte zwar das Kriterium der Freiwilligkeit, sah im Limburger Fall jedoch eine Ausnahme, weshalb er letztlich doch eine Oberhofanfrage bejahte. Ihm folgten schließlich EILER/RAUSCHER (Hrsg.), Das Limburger Stadtbuch von 1548 (1991), S. 102, Fn. 5 ohne Begründung. Ferner erblickte WOLF 1988 (wie Anm. 524), S. 156; 231 hier eine Oberhofanfrage, obgleich er fälschlicherweise das Jahr 1276 angab. 533 Vgl. WAAS 1944 (wie Anm. 53), S. 45. Auch THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 74 f. verwies hierauf, jedoch anders als MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 58 dies behauptete, nicht als ersten bekannten Oberhoffall, sondern ausdrücklich als schiedsrichterliche Entscheidung. 534 StA Darmstadt, A 1, Nr. 141/5 = Eintrag 73 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 39 = Eintrag 137 bei ROSSEL, UB. der Abtei Eberbach im Rheingau, Bd. 1 (1862), S. 245 f. ≙ HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 1313/Urk. B (deutsche Übersetzung, um 1400; deutsche Urk.n gab es erst seit 1336 regelmäßig in Frankfurt, BÖHMER/LAU, Codex, diplomaticus moenofrancofurtanus, Bd. 2 (1905), S VI) ≙ Re530

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einen Streit zwischen dem Kloster Eberbach und den Rittern von Wolfskehlen um den Hof Leheim zum Gegenstand hat. Auch in diesem Zusammenhang wurde das Frankfurter Gericht angerufen, um einen Streit als Schiedsgericht zu schlichten: »Convenientes ergo in unu(m) arbit(ri) hoc statuer(unt)«.535 Die Limburger Urkunde von 1277 ist also kein sicherer Beleg für eine frühe Oberhofanfrage. Ähnlich verhält es sich mit der Limburger Urkunde von 1279, die einen Vertrag zwischen Schöffen und Bürgerschaft Limburgs mit GERLACH VON LIMBURG darstellt, »quod nos et dominum nostrum […] dissensionis et discordie materia suborta fuisset«.536 In diesem wurde neben einer Reihe weiterer Regelungen bestimmt:537 »Item si aliqui ex nobis excesserint seu forefecerint, emendam faciant secundum sententiam scabinorum. Si vero ipsi scabini super sententia huiusmodi ferenda inter se discordaverint, ius opidi Frankenvordensis querent.«538

Die Schöffen sollten also bei Uneinigkeit das Recht der Stadt Frankfurts erfragen. Es liegt der Schluss nahe, dass die Urkunde von 1279 ein Verfahren verfestigte und intensivierte, das zwei Jahre zuvor schon zur Entscheidung eines innerstädtischen Konflikts vereinbart worden war, sodass auch sie keinen sicheren Beleg für ein Oberhofverhältnis darstellt.539 Zudem bleibt unklar, was unter dem Erfragen des Stadtrechts zu verstehen ist. Bei einer Oberhofanfrage begehrten die Schöffen eine Rechtsweisung in einer konkreten Angelegenheit, welcher das angefragte Gericht bloß sein eigenes Rechtverständnis zugrunde legte.540 Die Schöffen fragten aber nicht nach dem Stadtrecht als solchem. Wenigstens möglich erscheint es, dass die Limburger Schöffen keine konkrete Rechtsunterweisung erfragen sollten, sondern das geschriebene Stadtrecht, welches sie zur Basis ihrer eigenen Entscheidung gest 185 bei MEYER ZU ERMGASSEN, Der Oculus Memorie, Teil 1 (1981), S. 49 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 209 bei ROTH, Geschichtsquellen aus Nassau, Bd. 1,1 (1880), S. 52. Die Urk. ist nur im Jahr datiert, doch muss der Schiedsspruch vor dem 25. November 1225 ergangen sein, da an diesem Tag der Abt von Eberbach die Beilegung der bestehenden Streitigkeiten durch erwählte Schiedsmänner bekannt gab [vgl. StA Darmstadt, A 1, Nr. 71/3 = Eintrag 136 bei ROSSEL 1862 (wie Anm. 534), S. 243 f. ≙ Regest 180 bei MEYER ZU ERMGASSEN 1981 (wie Anm. 534), S. 48 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 213 bei ROTH 1880 (wie Anm. 534), S. 52]. 535 StA Darmstadt, A 1, Nr. 141/5 = Eintrag 73 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 39 = Eintrag 137 bei ROSSEL 1862 (wie Anm. 534), S. 245. 536 Beilage II bei GRÜSNER 1775 (wie Anm. 525), S. 57. 537 Vgl. hierzu SCHIRMACHER, Limburg a. d. Lahn (1963), S. 269 f. 538 Beilage II bei GRÜSNER 1775 (wie Anm. 525), S. 59 = Druck bei BAHL 1889 (wie Anm. 524), S. 20. 539 Demgegenüber sah STILLE, Limburg a. d. Lahn und seine Geschichte (1971), S. 37 die Urk. wohl als Oberhofbeleg an. 540 SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 136.

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machen konnten. Dies hätte dann möglichweise in der Art und Weise geschehen können, in der Weilburg am 24. Januar 1297 das Recht Frankfurts mitgeteilt wurde.541 Jedenfalls scheint sich in der Folge das Verhältnis Limburgs zu Frankfurt noch weiter intensiviert zu haben. In der Stadtrechtsverleihung vom 2. Februar 1332 heißt es, dass »die stat ze Linppurg vormals von uns(er)n vorfaren kûngen und keis(er)n gefriget ist, als wir v(er)nomen haben, als unser und dez richs stat ze franchenfuro«.542 Da für die Zeit zuvor keine Verleihung mit Frankfurter Recht bekannt ist und auch die Verleihungsurkunde von 1332 keine eigentliche Bestätigung früherer Urkunden darstellt, sondern sehr vage bleibt, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass die Schöffen in der Folgezeit von 1279 möglicherweise häufiger nach Frankfurter Stadtrechtsbestimmungen fragten und sich auf diese Weise faktisch ein Quasifiliationsverhältnis ergab. Die Verbindung Limburgs zu Frankfurt scheint dann im Laufe der Jahre immer intensiver geworden zu sein und sich später zu einem Oberhofverhältnis verdichtet zu haben.543 Am 26. August 1346544 bestimmte Kaiser LUDWIG DER BAYER schließlich, »das die selben Burger gemainlich un(d) besunder, nieman vordern, noch laden mag noch sol, umbe deheinerley sache, oder bruche, Die ieman zu in ze vordern oder ze sprechen het fuͤ r uns noch fuͤ r uns(er) Geriht, noch fuͤ r dehein ander geriht, dann fuͤ r unsern Schultheizzen zu Franchenfurt, also swer hintz in iht zesprechen hab, Das der ze Franchenfurt von in reht nemen sol, wie die Scheffen da ertailent ze gelicher wijs, als von des Richs Burg(er)n da selben, Es wer dann sogetan sache, die uns und das Reiche an růrten und giengen, und auch ob si den clagern reht verziehen und uzgen wollten«.545

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Vgl. hierzu die Ausführungen ab S. 111. HStA Wiesbaden, Abt. 115, Nr. 27 = Eintrag 542 bei WINKELMANN (Hrsg.), Acta imperii inedita saeculi xiii. et xiv., Bd. 2 (1885), S. 341. Nachdem 1344 GERLACH VON LIMBURG die Hälfte seines Lehens über Limburg an den Erzbischof von Trier verpfändet (Kauf auf Wiederkauf) hatte [vgl. hierzu SCHIRMACHER 1963 (wie Anm. 537), S. 10; 276 f.], wurde die Stadt auch in einem Sammelprivileg KARLS IV. vom 25./26. November 1346 für den Erzbischof von Trier zur Bestätigung der Bewidmung mit Frankfurter Recht mit zahlreichen anderen Orten genannt [vgl. den Druck bei LÜDICKE, Die Sammelprivilegien Kaiser Karls IV. für die Erzbischöfe von Trier (1908), S. 350 f.]. 543 UHLHORN 1955 (wie Anm. 60), S. 131 äußerte die allgemeine Beobachtung, wenngleich nicht in Bezug auf Limburg, »daß wir geradezu von einer allmählichen Verdichtung auf Frankfurt sprechen können.« 544 StadtA Limburg, Best. 1, I/A-2 (2) 1346 VIII 26 = Eintrag 2 bei BAHL, Die Kaiserurkunden des Archivs der Stadt Limburg (1878), S. 115 f. ≆ Auszug in Eintrag 361 bei FOLTZ 1904 (wie Anm. 214), S. 156 ≙ Regest XXII bei BAHL, Beiträge zur Geschichte Limburgs in der Zeit der Dynasten (1890), S. 35 f. ≙ HStA Wiesbaden, Abt. 115, U 431, fol. 27r (Abschrift des 15. Jh.s) = Eintrag 28 bei BECKER, Kaiser-Urkunden des Staats-Archivs zu Idstein (1876), S. 116 f. 545 StadtA Limburg, Best. 1, I/A-2 (2) 1346 VIII 26 = Eintrag 2 bei BAHL 1878 (wie Anm. 544), S. 115. 542

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Zur gleichen Zeit hatte Limburg ein Bündnis mit den Wetterauer Reichsstädten und damit wiederum enge politische Verbindungen.546 Dieses Privileg Kaiser LUDWIGS sieht nun ausdrücklich einen Rechtszug nach Frankfurt vor. König KARL IV. bestätigte dieses Recht selbst kurz darauf am 11. Januar 1354, als er auf Bitten des Erzbischofs von Trier Stift und Stadt Limburg in seinen Schutz nahm,547 und bestimmte am 11. Dezember 1356 dann nochmals in der sogenannten Goldenen Bulle für Limburg,548 dass »ipsos opidanos ac opidu(m) […] in quaecu(m)q(ue) causa civili criminali sive mixta« nur »coram n(ost)ro successor(um) n(ost)ror(um) Roman(orum) Imperator(um) et Regum ac Imp(er)ii Judicio«549 zitiert werden durften, es sei denn, die Rechtsfälle betrafen König und Reich. 546

GERLACH II. VON LIMBURG und sein Sohn bestätigten der Stadt Limburg als Stadtherr am 20. September 1346 ihr mit den Wetterauer Reichsstädten abgeschlossenes Bündnis als mit ihrem Wissen und Willen geschehen [StadtA Limburg, Best. 1, B 15 = Beilage XXVI bei BAHL 1890 (wie Anm. 544), S. 39 f. = Eintrag 263 bei FOLTZ 1904 (wie Anm. 214), S. 158]. 547 StadtA Limburg, Best. 1, I/A-5a 1354 I 11 = Eintrag 5 bei BAHL 1878 (wie Anm. 544), S. 119– 121 ≙ Regest 426 bei STRUCK, Quellen zur Geschichte der Klöster und Stifte, Bd. 1 (1956), S. 190 ≙ HStA Wiesbaden, Abt. 115, U 431, fol. 27v (Abschrift des 15. Jh.s) ≙ Regest 21 bei BECKER 1876 (wie Anm. 544), S. 125 ≙ Regest 6094 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 612. Der Wortlaut stimmt aber nicht gänzlich mit der Urk. LUDWIGS überein, denn KARL IV. bestätigte Freiheiten »mit namen, daz die selb(e)n Burgere von Limpurg die itzůnt sein, oder furbaz wird(e)n, und waz in die stat gehoret, gemeinlich oder besunder nyemand ansprechen, vorderin noch laden mag, oder sal von dheinerleie sachen, od(er) Brŭchen, wegen die iimand an sie gemeinlich, oder besunder zesprechen hait, oder zŭ clagen itzůnt, oder furbaz in dheinen zeiten mag gewinnen, fur uns, daz heilige Reich noch fur unser gericht, dan alleine, vor uns(er)n gericht, dan alleine vor unsern Schultheizen zŭ frankenfurt der zŭ zeiten ist und also bescheidelich, Wer iit zŭ sprechen vorde(r)n, oder zŭ clagen habe, an die vorgen(anten) Burgere von Limpurg samentlich oder besunder, daz der, od(er) die, wer sie sein, recht geb(e)n und nemen von iin waz der scheffen zŭ frankenfůrt vor ein recht teilet und wiset als von des Reichs Burge(r)n daselbs Iz enweren dan soliche sach(e)n, die uns daz heilige Reich, oder des Stiftes von Triere Herschaft antrefen und auch, ob sie den claͤ gern wulten ŭzgan unvertzogliches recht(e)n in der Stat zŭ frankenfurt, als oben ist begriffen« [StadtA Limburg, Best. 1, I/A-5a 1354 I 11 = Eintrag 5 bei BAHL 1878 (wie Anm. 544), S. 120]. Auch SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 44 erwähnte diese Urk., scheint dann aber Bestimmungen aus der sog. Goldenen Bulle für Limburg von 1356 [vgl. StadtA Limburg, Best. 1, I/A-7a 1356 XII 11 (Transsumpt) = Eintrag 8 bei BAHL 1878 (wie Anm. 544), S. 124 f.] zu zitieren und gab deren Wortlaut jedoch leicht modifiziert wieder. 548 StadtA Limburg, Best. 1, I/A-7a 1356 XII 11 (Transsumpt) = Eintrag 8 bei BAHL 1878 (wie Anm. 544), S. 123–127 ≆ Auszug in Eintrag 241 im UB. bei WENCK, Hessische Landesgeschichte, Bd. 1 (1783), S. 327, Fn. * ≙ HStA Wiesbaden, Abt. 40, U 353 (Abschrift) ≙ HStA Wiesbaden, Abt. 115, U 431, fol. 5r–6v (Abschrift des 14. Jh.s), fol. 6v–8r (deutsche Übertragung des ausgehenden 14. Jh.s) ≙ Regest bei BECKER 1876 (wie Anm. 544), S. 130 ≙ Regest 6181 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 619 ≙ Regest 450 bei STRUCK 1956 (wie Anm. 547), S. 203 f. 549 StadtA Limburg, Best. 1, I/A-7a 1356 XII 11 (Transsumpt) = Eintrag 8 bei BAHL 1878 (wie Anm. 544), S. 124 f. = Eintrag 241 im UB. bei WENCK 1783 (wie Anm. 548), S. 327, Fn. * ≙ Verzeich-

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JOHANN CHRISTIAN THOMAS sah in dieser Bestimmung vor allem aufgrund seines unscharfen Oberhofbegriffs550 den Beleg dafür, »daß der Oberhof nicht eine willkürliche Gerichtsbarkeit oder nur zum Gutachten ertheilen, sondern auch ein wirklicher Gerichtshof war«.551 Bei Lichte betrachtet betreffen diese Urkunden allerdings keinen Oberhofzug, sondern bestimmten letztlich einen Gerichtsstand.552 In diesem Sinne entschied dann am 14. Juli 1377 das kaiserliche Hofgericht in einem Streit EBERHARDS VON KATZENELNBOGEN mit den Bürgern Limburgs, wie aus einem Schreiben des Hofrichters Herzog HEINRICH VON SCHLESIEN ersichtlich wird: »und wysen di selben burger der selben Stat von Linpurg von uns und dem Hofgericht fur die Burgermeist(er) den Rat der Stat zu Frankenfurt, also waz der obgenant von Katzenelnbogen zu den egenanten Burg(er)n zu Linpurg zu clagen und zu sprechen habe, daz sall er vorderen und nemen vor den selben burgeren und Radt zu Frankenfurt«.553

Obwohl vom Rat der Stadt und nicht vom Schöffengericht die Rede ist, so scheint doch deutlich ein Zusammenhang mit dem Privileg vom 11. Januar 1354 zu bestehen,554 was diese terminologische Ungenauigkeit in den Hintergrund treten lässt. Auf ein Oberhofverhältnis ging das Hofgericht hierbei, anders als GEORG LUDWIG VON MAURER den Eindruck erweckte,555 jedoch nicht ein. Auch ein sachlicher Zusammenhang mit dem Oberhof in Frankfurt besteht nicht. Jedoch ist hier wiederum eine Verdichtung des Verhältnisses zum Frankfurter Schöffengericht erkennbar, da nun regelmäßig bei auswärtigen Streitigkeiten der Stadt oder nung in Eintrag 856 bei FRITZ, Dokumente zur Geschichte des Deutschen Reiches und seiner Verfassung. 1354–1356 (1978–1992), S. 478. 550 Vgl. die Nachweise in den Anm.en 142 und 354. 551 THOMAS, Aeltestes Frankfurter Stadtrecht (1828), S. 265. 552 Zwar sah auch die Forschung hier letztlich eine Regelung des Gerichtsstandes [etwa SCHIRMACHER 1963 (wie Anm. 537), S. 275], zog die Limburger Privilegien aber dennoch mitunter zur Argumentation bei Oberhoffragen heran [vgl. SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 400; STRUCK 1988 (wie Anm. 524), S. 7]. 553 StadtA Limburg, Best. 1, I/A-21 1377 VII 11 ≙ HStA Wiesbaden, Abt. 115, U 431, fol. 28r (Abschrift des 15. Jh.s) ≆ Eintrag 241 im UB. bei WENCK 1783 (wie Anm. 548), S. 327 (ohne Hinweis auf die Quellengrundlage und modernisiert) ≙ Regest 1575 bei DEMANDT, Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1060–1486, Bd. 1 (1953), S. 455 ≙ Regest 15 bei ROTTER, Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts, Bd. 11 (2001), S. 14 ≙ Regest 463 bei WOHLGEMUTH, Das Urkundenwesen des Deutschen Reichshofgerichts (1973), S. 239 f. Vgl. zu dieser Klage ferner die Regesten 1571, 1574 und 1582 bei DEMANDT 1953 (wie Anm. 553), S. 454–456. 554 Ebenso ROTTER 2001 (wie Anm. 553), S. 14, Fn. 1. 555 »Als daher im Jahre 1377 ein Graf von Katzenelenbogen gegen die Stadt Limburg bei dem Kaiserlichen Hofgericht klagte, wurde er mit seiner Klage an den Stadtrath von Frankfurt gewiesen, indem dieser der Oberhof der Stadt sei« [MAURER 1870 (wie Anm. 22), S. 771].

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von Bürgern Limburgs in Frankfurt entschieden wurde und im Gegensatz zur Situation von 1277 beziehungsweise 1279 keine bloße Vereinbarung der Stadt mit ihrem Stadtherrn mehr zugrunde lag, sondern kaiserliche Privilegien angeführt werden konnten. Dieses Verhältnis verdichtete sich wohl weiter zu einem Oberhofverhältnis. In einem Frankfurter Schöffengerichtsprotokoll von 1361 scheint dann ein Oberhoffall zu begegnen: »Unser herren hand gewist Ebirhart von Limpburg und Merkiln von Ditze wedir an gerichte zu Limpburg und sal ir gut virkaufen und sal eyme sin gelt xxxvj lib. auch sole die buch in sime kummer sten mit daz sie in bezalt«.556

Zwar ist kein weiterer Fall aus Limburg aus dem 14. Jahrhundert erhalten,557 was aber durchaus an der Auswahl bei JOHANN CHRISTIAN THOMAS liegen kann. Außerdem wies ADOLF STÖLZEL darauf hin, dass erst in jüngeren Einträgen des 16. Jahrhunderts sichtbar wurde, dass die betreffende Prozesssache auch bei einem Dorfgericht der Umgegend anhängig gewesen war.558 Dies lässt sich womöglich verallgemeinern. Darüber hinaus lässt die Kürze des Eintrags von 1361 keine zweifelsfreie Deutung zu. Eine denkbare Interpretation ist aber, dass die Frankfurter Schöffen gegen das Limburger Gericht respektive gegen einen Urteilsvorschlag entschieden hatten, was ein Hinweis auf einen Oberhoffall darstellt. Der Wortlaut des kurzen Eintrags lässt zwar auch die Deutung zu, dass schon ein Urteil des Limburger Gerichts ergangen war. Jedoch bedeutete dies, dass das Frankfurter Gericht in einer Art Instanzenzug gegen dieses Urteil entschieden hätte, was für diese Zeit im Frankfurter Raum unwahrscheinlich erscheint. Vermutlich hatte deshalb nur ein Urteils556

Eintrag 54 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 532 (ohne genaues Datum), der den Fall in den Bereich der Oberhoffälle einordnete. 557 WOLF 1988 (wie Anm. 524), S. 231 führte zwar noch einen Fall von 1373 aus einem Frankfurter Gerichtsbuch als Limburger Oberhoffall an. Dort ist aber keine Oberhofsituation erkennbar, vielmehr wurde bloß ein Gerichtstermin vor dem Frankfurter Schöffengericht festgesetzt. Lediglich eine der Parteien stammte aus Limburg: »Gotfried Buidesheim uff eine syten und die gewantmecher von Lympurg uff die andern syten sollent ires gerichts warten uff den mondag nach Friedberger markte nu neyst komet, obe gericht wirt; wurde aber nit gericht, an dem neysten gericht darnach, glicher wise als hude zu dage als von des kummers wegen, den Gotfried vorgenant uff die vorgenant gewantmacher getan hatte nach syns bryffes sage« [Eintrag 62 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 534 (ohne genaues Datum)]. AMMANN, Die Friedberger Messen (1951), S. 216, der die Gerichtsbücher noch einsehen konnte, bemerkte interessanterweise, dass Limburg in den Protokollen »zufälligerweise erst ziemlich spät« im 14. Jh. aufgetaucht sei, was aufgrund der aufgezeigten, bis in das 13. Jh. zurückreichenden Verbindung verwundert; denkbar erscheint aber, dass er diese allgemeine Aussage bloß auf die Limburger Gewandmacher bezog, um die es im Kontext geht. 558 STÖLZEL 1901 (wie Anm. 474), S. 245.

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vorschlag vorgelegen. Aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts finden sich sogleich drei Schöffenanfragen in Frankfurt.559 Aus dem Jahr 1492 ist ein Rechtsstreit aktenkundig, der zunächst vor dem Gericht in Mensfelden ausgetragen wurde, welches sich dann an seinen Oberhof in Limburg wandte, dessen Schöffen aber wiederum in Frankfurt um Rechtsrat baten.560 Hierbei erscheint das Stadtgericht in Limburg nun selbst als Zwischenhof, der wohl bis in das 16. Jahrhundert hinein Bestand hatte, wenngleich mit nur geringer Bedeutung.561 Für die Zeit zwischen 1513 und 1525 konnte HELMUT MERTZ schließlich acht Rechtsweisungen des Frankfurter Schöffengerichts an Limburg in den noch erhaltenen Quellen auffinden,562 JOHANN CHRISTIAN THOMAS verwies zwischen 1509 und 1578 auf fünf Fälle,563 was abschließend eine Oberhofbeziehung belegt. Auch Appellationen nach Frankfurt scheint es im 16. Jahrhundert gegeben zu haben.564 Leider sind allerdings Gerichtsbücher in Limburg erst ab 1698 erhalten geblieben,565 sodass die Gegenüberlieferung fehlt. Obwohl die Erzbischöfe von Trier als damalige Stadtherren seit der Mitte des 15. Jahrhunderts verstärkt eine Einbindung Limburgs in die territoriale Gerichtsverfassung forciert566 und den Oberhofzug nach Frankfurt versucht hatten zu unterbinden,567 heißt es etwa im Limburger Stadtbuch von 1548 noch ausdrücklich: 559

Vgl. die drei Briefe von 1411, 1438 und 1447 sowie darüber hinaus ein im Jahr undatiertes Stück, jeweils im ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Limburg (ohne eigene Nr.). 560 HStA Wiesbaden, Abt. 40, U 1007 ≙ Regest 1305 bei STRUCK 1956 (wie Anm. 547), S. 585. 561 Vgl. hierzu WOLF 1988 (wie Anm. 524), S. 152–154, der sich wiederum vor allem auf SCHWENK/ GENSICKE, Mensfelden 775–1975 (1975) stützte, wo knappe Ausführungen zu finden sind, jedoch keine Quellenhinweise für die Oberhoftätigkeit Limburgs, weshalb letztlich auch unklar bleibt, welchen Oberhofbegriff beide zugrunde legten. 562 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 104. WOLF 1988 (wie Anm. 524), S. 157; 231 nannte für den Zeitraum 1276–1578 insgesamt 19 Entscheidungen, scheint hierbei aber einen sehr weiten Oberhofbegriff zugrunde gelegt zu haben. 563 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 146, wenngleich ohne nähere Angaben. 564 So THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 79, der, ohne nähere Angaben, eine Appellation von 1536 aus Limburg nach Frankfurt erwähnte. 565 Vgl. die Auflistung des Bestandes bei BECKER, Das Archiv der Stadt Limburg (1877), S. 313. 566 Am 24. Juli 1492 etwa wies Erzbischof JOHANN II. VON BADEN den Grafen BERNHARD VON SOLMS als Amtmann in Limburg an, den Bürgern zu untersagen, vor dem Gericht in Frankfurt zu appellieren, sondern sich an ihn zu richten [LHA Koblenz, Best. 1, C 108, fol. 112r-v ≙ Regest bei GOERZ, Regesten der Erzbischöfe zu Trier (1969), S. 282; vgl. hierzu und zu Graf BERNHARDS VON SOLMS Tätigkeiten in trierischen Diensten auch die Hinweise von KERBER, Herrschaftsmittelpunkte im Erzstift Trier (1995), S. 254; 411]. Diese Bemühungen des Erzbischofs sind im Zusammenhang mit der Schaffung eines eigenen Hofgerichts als oberste Appellationsinstanz zu sehen [vgl. hierzu KERBER 1995 (a. a. O.), S. 249 f.]. 567 EILER, Einleitung (1991), S. 5. Im Jahr 1537 legte etwa die Untergerichtsordnung des Erzstifts Trier den Oberhofzug nach Trier und Koblenz fest [MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 161–164; WOLF 1988 (wie Anm. 524), S. 158 f.].

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»Und ob sie die scheffenn irer urteyll nit vertragen khůndten sollen sie sich desen bey den scheffen zů franckfůrt erkůndigen, und weß der scheffen dhaselbst weyseyt des sol der here gesetigt sey(n) und es dhabei pleiben lassen«.568

Aus diesen Daten lässt sich im Ergebnis deutlich eine Entwicklung ablesen, wonach die Oberhofbeziehung Limburgs zu Frankfurt aus der Verdichtung und Intensivierung der ursprünglich schiedsgerichtlichen Beziehung entstand. Als einen Beleg für den Oberhof in Frankfurt führten RICHARD SCHRÖDER und EBERHARD FREIHERR VON KÜNßBERG569 noch eine Mitteilung an Weilburg vom 24. Januar 1297 an, bei der es sich aber um die Übermittlung der städtischen Freiheiten und Rechte handelte, die aber keineswegs im Zusammenhang mit einem aktuellen Rechtsfall stand: »Noveri(nt) unive(rs)i p(re)senciu(m) inspectores/ quod Nos .. Scultetus .. Scabini .. Consules ce(ter)iq(u)e cives de Frankenvort lib(er)tatib(us) et iurib(us) infrasc(ri)ptis / in no(stra) civitate utimur ab antiquo // et consuevim(us) observare/ ac observam(us)«.570

Diese Mitteilung ist im Zusammenhang mit der am 29. Dezember 1295 erfolgten Stadtrechtsverleihung für Weilburg zu sehen, mit der König ADOLF VON NASSAU den Burgmannen und Bürgern die Freiheitsrechte Frankfurts verlieh571 und in dessen Folge sich Weilburg dann eben diese Freiheiten von Frankfurt mitteilen ließ. Dass es sich um eine Urkunde im Zusammenhang mit der Stadtrechtsverleihung und nicht um eine Oberhofweisung handelt, wie HANS MÜLLER dies mein568 StadtA Limburg, I/71, Nr. 1 (Stadtbuch 1548), fol. 46r, S. 99 = Druck bei EILER/RAUSCHER 1991 (wie Anm. 532), S. 102. Zwar rügte 1525 die Bürgerschaft die teuren Rechtsanfragen in Frankfurt, jedoch griff der Trierer Erzbischof hier im Vertrag vom 5. August 1525 nicht regulierend ein [vgl. die Hinweise von MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 263 f.]. Entgegen MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 263 f. war der Rechtszug nach Frankfurt mit der Trierer Untergerichtsordnung von 1537 nicht zum Erliegen gekommen, wobei er das Stadtbuch von 1548 offenbar nicht kannte. 569 SCHRÖDER/KÜNßBERG, Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte (1932), S. 750, Fn. 73. 570 HA Weilburg, Nr. 13701. In Frankfurt hat sich nur eine Abschrift vom 2. Februar 1470 erhalten [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 19a, fol. 1r–2r = Eintrag 704 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 348–351 = Druck bei THOMAS 1828 (wie Anm. 551), S. 252–257 = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 217–221 = Eintrag 155 bei KEUTGEN, Urkunden zur Städtischen Verfassungsgeschichte (1901), S. 187–190]. 571 Die Urk. von 1295 hat sich nicht erhalten, wurde aber in der Bestätigung vom 27. November 1302 durch König ALBRECHT I. als Transsumpt mitgeteilt [HStA Wiesbaden, Abt. 160, U 3 = Druck bei EILER, Weilburg wird Stadt (1995), S. 9; 15–17 (mit Faksimile und Übersetzung) ≙ Regest 411 bei BÖHMER, Regesta Imperii inde ab anno mcxlvi usque ad annum mcccxiii (1844), S. 233 ≙ Regest 674 bei SAMANEK, Regesta Imperii VI, Abt. 2 (1948), S. 228 f. ≙ Wiedergabe des Inserts bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 297 ≆ Auszug in Eintrag 686 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 338 f. Vgl. zur Stadtrechtsverleihung an Weilburg insbesondere EILER 1995 (wie Anm. 571), S. 13–19.

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te,572 wird schließlich auch aus einem Kanzleivermerk in Frankfurt deutlich, der am 2. Februar 1470 vor einer Abschrift des Briefs von 1297 anlässlich der Bitte des Weilburger Rates um eine erneute beglaubigte Abschrift der Freiheiten vermerkt wurde: »Copie enis br(ievs) als die von Weilburg han mit d(er) stede fr(ankfurt) inges(iegel) bes(siegelt) uund sie brachten den her und baden yne den zuvers(iegeln) dann das siegel zubrochen ist, solichs zutun hant yne der Rad abeslag(en) dann der artickel sich vil nu verandert han, cir(c)a purificacion(em) marie anno xiiiic lxx°«.573

Hinweise für die Rekonstruktion der Entstehung des Frankfurter Oberhofs ergeben sich hieraus nicht. Für das 14. Jahrhundert nannte DIETRICH ANDERNACHT dann vor allem zwei Urkunden von 1332574 und 1366575 als Beleg für einen Oberhofzug nach Frankfurt. Am 3. März 1332 erklärte Kaiser LUDWIG DER BAYER, »Daz uns die burg(er) zu frankenvord […] kůnt haben getan .. Daz die friheit und die .. gnade .. Die wir etzlichen steten .. markten und Dorfern .. Der Herren getan haben .. anders verstande worde dan wir sie geme͘ynet haben ader me͘ynen .. und ist ir sin sie sollent alle die friheit und bisunder(n) gnate haben .. die unser vorgenante stat zů frankenvord .. und unser und des Riches stete .. von uns und ouch von alter her gehabet han .. von Romischen keisern und konigen .. Daz ist unser me͘ynu(n)ge und sin, an sagetaner vriheit nicht, und ensal ouch nicht sin .. […] und verneme .. Als wir haben .. Daz sie sagetane friheit an wochen markten mogent haben .. Und ir urteil zů suchen nach der stat rechte darnach wir in dan friheit haben gegeben ..«576

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MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 58, Fn. 103 erkannte zwar den Zusammenhang mit der Stadtrechtsverleihung, sah aber dennoch unverständlicherweise in der Rechtsbelehrung die erste bekannte Rechtsweisung des Frankfurter Oberhofs für ein anderes Gericht. 573 ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 19a, fol. 1r = Eintrag 704 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 348–351 = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 157. 574 ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 46 = Eintrag 434 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 332 f. = Druck bei Anonymus, Privilegia et Pacta (1728), S. 20 ≆ Auszug in Eintrag 399 bei KEUTGEN 1901 (wie Anm. 570), S. 498 ≙ Regest 46 bei JUNG, Inventare des Frankfurter Stadtarchivs, Bd. 3 (1892), S. 5 ≙ Regest 253 bei WETZEL 2008 (wie Anm. 47), S. 121. 575 ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 165 = Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 178 = Druck bei ORTH, Ausfuͤ rliche Abhandlung von den beruͤ mten zwoen Reichsmessen so in der Reichsstadt Frankfurt (1765), S. 579 f. ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 162 ≙ Regest 165 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 17 ≙ Regest 4453 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 363. 576 ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 46 = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 20 = Eintrag 434 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 332 f. = Eintrag 235 bei EGGERT, Dokumente zur Geschichte des Deutschen Reiches und seiner Verfassung. 1331–1335 (2003), S. 153 f. = Eintrag 399 bei KEUTGEN 1901 (wie Anm. 570), S. 498 ≙ Regest 46 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 5 ≙ Regest 253 bei WETZEL 2008 (wie Anm. 47), S. 121.

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Beinahe wortgleiche Urkunden wurden am gleichen Tag auch für die anderen Wetterauer Reichsstädte Friedberg,577 Gelnhausen578 und Wetzlar579 ausgestellt. Offenbar gab es also Unstimmigkeiten zwischen Frankfurt und Filiationsstädten über das rechtliche Ausmaß von Stadtrechtsübertragungen, die sich nach Ansicht LUDWIGS DES BAYERN nur auf die Marktfreiheit und die Möglichkeit beziehe, dort »ir urteil zů suchen«.580 Etwa zehn Jahre später findet sich eine ähnliche Formulierung in einem anderen Privileg des Kaisers, der am 22. September 1342 dem Abt von Fulda gestattet hatte, dessen Dorf Diedorf wie eine Stadt zu befestigen, und außerdem die Gnade gab, »das si iriu reht in unsern und des Riches steten nemen und süchen mugen«.581 Die Angaben zum Rechtszug sind in beiden Urkunden spärlich, was die Auslegung erschwert. Unklar erscheint hier, ob es sich um allgemeine Auskünfte zum Stadtrecht oder aber um Oberhofanfragen in laufenden Gerichtsverfahren handeln sollte. Da allerdings 1332 ausdrücklich von Urteilsuchen die Rede ist, spricht dies für Anfragen in einem laufenden Verfahren,582 doch bleiben aufgrund der knappen Angaben Zweifel. Einen ähnlichen Inhalt wie das Privileg von 1332 hat schließlich ein Privileg vom 6. Dezember 1366, in dem Kaiser KARL IV. wie zuvor schon LUDWIG erklärte, dass eine Stadtrechtsverleihung nicht die Übertragung aller Freiheiten und Rechte nach sich ziehe, sondern »daz sie [die Beliehenen] yre recht, und urteil in dem Rate zü frankenfurt suchen mogen und sullen, also daz den luten, die in der fursten, herren, und andern lüten, Steten, merkten, und dorfern sitzen, die die egen(annte) genade haben, nach der Stete recht zü frankenfurt, und als

StA Darmstadt, A 3, Nr. 111/77 ≙ British Library, Add. MS. 21168, fol. 10v (Abschrift) = Eintrag 280 bei FOLTZ 1904 (wie Anm. 214), S. 119. 578 StA Marburg, K, Nr. 368 ½, fol. 3v–4r (Abschrift) = Eintrag 381 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 363 f. ≙ Regest 305 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 160. 579 Eintrag 1190 bei WIESE, UB. der Stadt Wetzlar, Bd. 1 (1911), S. 484 f. = Eintrag 20 bei WIGAND, UB. der Stadt Wetzlar (1851), S. 335 f. 580 Vgl. hierzu UHLHORN 1955 (wie Anm. 60), S. 125 f. 581 StA Marburg, Urk.n 75, Nr. 344 = Eintrag 872 bei DRONKE (Hrsg.), Codex Diplomaticus Fuldensis (1850), S. 437 = Druck bei SCHANNAT, Corpus traditionum fuldensium (1724), S. 414 ≙ Regest 2268 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 142. UHLHORN 1955 (wie Anm. 60), S. 131 sah hier noch die »völlige Freiheit, mit welcher Stadt man sich zu einem Oberhofverhältnis verbinden will« und THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 128 meinte gar, dass nur die wetterauischen Reichsstädte als Oberhof überhaupt infrage kämen. 582 Einen Oberhofzug nahmen etwa HAASE 1955 (wie Anm. 54), S. 106 und MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 54 an. 577

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den Burgern zu frankenfurt, urteil sulle gesprochen werden, in dem rate zü frankenfurt, wann sie da, die urteil suchen wurden«.583

Auffallend ist, dass ein Urteil »nach der Stete recht zu frankenfurt« ergehen sollte. Dies spricht zunächst dafür, hierin keine Beschreibung einer Oberhofbeziehung zu sehen, sondern die Beschränkung der weithin üblichen Erteilung von allgemeinen Auskünften584 unter Herausnahme von Privilegien, was sicher im Interesse der Stadt Frankfurt war, die so ihre Stellung schützen konnte.585 Bemerkenswert ist weiterhin, dass der Rat der Stadt als Auskunftsstelle benannt wurde, nicht aber das Schöffengericht. Dies spricht zunächst dafür, dass allgemeine Auskünfte gemeint waren, war es doch der Rat, der hierbei für gewöhnlich Auskunft gab, wohingegen das Schöffengericht Oberhofanfragen beantwortete. Zwar fragten bereits 1374 die Schöffen Babenhausens ausdrücklich beim Rat Frankfurts um Rechtsrat586 und 1473 findet sich dann durchaus auch der Terminus des »rat(es) oberhoff«,587 obwohl das Schöffengericht die Oberhoffunktion beibehielt.588 Doch hängt dies vermutlich damit zusammen, dass 1372 der Frankfurter Rat von SIEGFRIED ZUM PARADIES die Pfandschaft über das Reichsschultheißenamt erworben und damit vollen gerichtsherrlichen Einfluss auf das Schöffengericht erhalten hatte.589 HELMUT MERTZ ordnete beide Urkunden von 1332 und 1366 schließlich

583

ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 165 = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 178 = Druck bei ORTH 1765 (wie Anm. 575), S. 579 f. ≙ Regest 4453 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 363 ≙ Regest 165 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 17. 584 Es lassen sich zwar nur wenige Auskünfte über Privilegien nachweisen [MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 66], jedoch waren allgemeine Auskünfte zum Stadtrecht etwa zu Steuern oder Judenfragen weiterhin üblich [vgl. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 62–64]. Nicht fallbezogene Fragen zu materiellem Recht sind hingegen selten bezeugt [vgl. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 70 f.]. 585 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 69. 586 StA Darmstadt, C 4, Nr. 23/2, fol. 26v (30. Mai 1374) ≆ Auszug bei AXER 1978 (wie Anm. 336), S. 67, Fn. 1 (ohne Folioangabe): »Ite(m) d(er) scheffen hat gewiset zů de(m) rehten nach de(m) als sie sich des erfaren han zü franckinfürt uff de(m) rade«. 587 ISG Frankfurt, Bmb., 1473, fol. 5r = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 160, Fn. 4. 588 Deutlich wird dies bspw. Anfang September 1480 im ISG Frankfurt, Bmb., 1480, fol. 32r = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 166, Fn. 40, wo ausdrücklich die Schöffen als Urteiler des Oberhofs erwähnt wurden: »It(em) den scheff(en) zu Seckbach ist off hude gesagt so sie sich orteil zu erfaren haben das sie das tun solle an ir(em) oberhoff zu franckf(urt) an den scheffen daselbs«. 589 Vgl. ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 189 = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 732–734 ≙ Regest 189 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 18 ≙ Regest 5060 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 420 und ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 192 = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 734 ≆ Eintrag XIV bei KIRCHNER 1807 (wie Anm. 354), S. 631 (modernisiert) ≙ Regest 5073 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 421 ≙ Regest 192 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 18. Vgl. hierzu aus der Forschungsliteratur ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 167; COING 1939 (wie Anm. 11), S. 23;

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zu den Ausführungen über Auskünfte zu Fragen des Stadtrechts590 und ergänzte, dass beide für sich betrachtet eine Oberhofstellung nicht begründen könnten und tatsächlich nur wenige der mit Frankfurter Recht bewidmeten Städte später sich auch dort ihr Recht weisen ließen.591 HANS MÜLLER demgegenüber sah durch das Privileg von 1366 eine Zuweisung der mit Frankfurter Recht bewidmeten Orte an den dortigen Oberhof, die aber wegen der in dieser Zeit bereits aufstrebenden Territorialitätsinteressen der Landesherren zumeist nicht wirksam geworden sei.592 Allerdings muss die terminologische Ungenauigkeit nicht unbedingt gegen ein Oberhofverfahren sprechen, denn die Urkunde von 1366 erwähnt auch, dass den Frankfurter Bürgern Recht im Rat gesprochen wurde. Hier wiederum ist aber erkennbar das Schöffengericht gemeint. Da die Schöffen wiederum Mitglieder des Rates waren, ist diese Wendung auch erklärbar. Die Formulierung » ir urteil zů suchen nach der stat rechte«, wie sie in der Urkunde von 1332 begegnet, kann durchaus in der Weise gedeutet werden, dass im Rahmen eines Rechtsverfahrens ein Urteil erbeten werden konnte, doch bleiben wiederum Zweifel an der Auslegung bestehen. Die Urkunde von 1366 ist in diesem Punkt etwas genauer, erwähnt sie doch, dass den Leuten Recht gesprochen werden solle, »als den Burgern zu frankenfurt, urteil sulle gesprochen werden«. Dies deutet allerdings weniger auf ein Oberhofverhältnis als vielmehr auf das Privileg einiger Städte mit Frankfurter Freiheiten hin, nur vor dem Frankfurter Schöffengericht verklagt werden zu können, wie es etwa auch Limburg hatte. Möglicherweise im Zusammenhang mit diesen beiden Urkunden steht ein Beschluss des Frankfurter Rates von 1378 im ältesten städtischen Gesetzbuch, in dem er Geleit zusicherte, FROST, Paradies, Familie zum (1996), S. 121; HEITZENRÖDER, Reichsstädte und Kirche in der Wetterau (1982), S. 14 f.; ISENMANN 2007 (wie Anm. 348), S. 270; SCHNEIDMÜLLER, Städtische Territorialpolitik und spätmittelalterliche Feudalgesellschaft (1982), S. 128–130; ZIMMER 1980 (wie Anm. 454), S. 91 f. sowie immer noch lesenswert und quellenreich die Darstellung von FICHARD, Die Entstehung der Reichsstadt Frankfurt (1819), S. 286–300, wenngleich sie in einzelnen Punkten überholt ist, sowie die ausführliche Darlegung von SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 45–64. Vgl. zur Person von SIEGFRIED ZUM PARADIES HANSERT 2014 (wie Anm. 166), S. 75 f. und ROTHMANN, Die Familie der Diplomaten (2010), S. 144–149. Frankfurt befreite sich damit aus einer prekären Lage. Die Herren von Hanau konnten 1320 die Pfandschaft über die ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg, 1349 darüber hinaus diejenige über das Reichsschultheißenamt wie auch den Reichsforst Dreieich sowie einige weitere kleinere Lehen und Rechte innerhalb der Stadt erwerben, womit sie Frankfurt territorial eingekreist hatten und auch großen innerstädtischen Einfluss ausüben konnten [DIETRICH 1996 (wie Anm. 472), S. 14 f.]. Seit der Übernahme der Pfandschaft wurde der Schultheiß vom Rat gewählt [COING 1939 (wie Anm. 11), S. 24]. 590 Vgl. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 66 f. 591 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 69. 592 MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 54.

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»wo eyn gesworn von einer stede wegen odir wegen von eins gerichtes wegen her bii uns in die stad zu Franckenfurt gesand wirt, umb orteil odir umb ander sache zu leren und zu erfarn an dem rade«.593

Deutlich ist von Auskunftsersuchen in Gerichtssachen die Rede, was wiederum auf ein Oberhofverfahren hindeutet. Zweifel an der Auslegung der beiden Urkunden bleiben aber, weshalb diese Urkunden letztlich keine sicheren Belege für eine Oberhofstellung Frankfurts darstellen können. Eine andere Urkunde vom 8. April 1335 mit einem Hinweis auf die Oberhofstellung Frankfurts, die bislang noch nicht in diesem Zusammenhang gesehen wurde,594 findet sich im sogenannten Stadtbuch des HARTMANN BRELL aus Gelnhausen.595 Dort heißt es: »Da Eychorne eines urteils an gerichte begerte, und die Scheff(en) darumb geirret word(en) und die Scheffen des urteyls nicht wisten noch finden konden, und darnoch daz urteil in d(en) Rad getzogen ward und auch da nicht konde w(er)de fünden, und dan(n) die Scheffen zü Geilnh(usen) vo(n) ald(er) daz Recht haben, wan(n) sie eines urteils nicht enwißen noch finden konnen daz sie sich ez an den and(ern) drijen Steten zü rechte erfaren sullen, und sint d(em) mal daz der Scheff(en) ein(er) gesant wart zü den ander(n) drijen Steten, daz urteil zü erfaren, und dem Scheffenn zü dem male, von den drijen Steden, daz urtel nicht konde gewist w(er)de, und zü d(em) and(ern) male, aber gesant ward, noch d(em) urteil zü den Stede, und ijm da alrerst daz urteil gewiset wart, und qwam da her heim und brachte daz urteil, und wolden ez die Scheff(en) Eychorne offene(n) w(ere) er heijm gewest, und wart ez Eychorn v(er)kündet daz her qweme, man wolde ym sin urteil offene(n)«.596

593 Ratsgesetz 15 vom 15. September 1378 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 133. Hierauf verwies ebenfalls THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 94. 594 SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 189 sah in der Urk. zwar einen Beleg dafür, dass die vier wetterauischen Städte eine Rechtsgemeinschaft gewesen seien, ging aber auf den Oberhofbezug nicht ein. WERCKMEISTER, Die Stauferstadt Gelnhausen, Bd. 1 (2010), S. 122 wiederum zitierte zwar einen Teil der Urk. im Zusammenhang mit dem Oberhof Gelnhausen, nannte aber keine Quellenangabe. HELMUT MERTZ schließlich übersah die Urk. offenbar ganz und führte stattdessen eine Anfrage der Schöffen Wetzlars um Geleitgewährung als ersten echten Oberhoffall an [vgl. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 73 unter Verweis auf ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 919 = Eintrag 1 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 1 ≙ Regest 919 bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 189; die Urk. ist im Jahr nicht datiert, nur »Crastino B(ea)ti Galli confessor(is)« wird genannt, wobei HELMUT MERTZ hier um 1410 annahm]. 595 Vgl. hierzu Anm. 195. 596 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 124r-v = Eintrag 435 REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 409 ≙ Regest 327 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 168. Die Vorlage der Abschrift befand sich offenbar seinerzeit im Ratsarchiv, denn HARTMANN BRELL bemerkte hierzu: ».. die vorgeß briefe findet ma(n) noch hind(er) dem Rade, obe des not w(ere) ..« [a. a. O., fol. 128r]. Diese Vorlage wie auch eine anderer Überlieferung sind nicht vorhanden. Da zu einzelnen bei ihm wiedergegebenen Urk.n weitere Überlieferungen

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Das erkennbare Verfahren zeigt alle Anzeichen eines Oberhofrechtsersuchens: die Schöffen Gelnhausens waren nicht in der Lage, ein Urteil zu fällen und fragten deshalb bei einer der drei Wetterauer Reichsstädte597 nach. Bereits HARTMANN BRELL, der eine Reihe älterer Urkunden des 14. Jahrhunderts von seinem Sohn hatte abschreiben ließ,598 erkannte darin offensichtlich einen frühen Oberhoffall, dessen Verfahren gewissermaßen musterhafte Züge zeigte, bemerkte er doch in anderer Tinte darüber: »In diesem h(er)nochgeß uzsprüche findet ma(n) .. wan(n)e die Scheffene ein urteils nit uberkomen mogen, So solln sie sichs berüffen vür einen gemeynen Rad .. mag sie der Rad daruß nit berichten, So mogen sie sichs berüffen in die ande(rn) drij Richsstete in der Wederauwe, oder in ir eine welche sie wollen ..«599

Leider wurde nicht mitgeteilt, wo die Gelnhäuser Schöffen genau angefragt haben.600 Da aber aus späterer Zeit zahlreiche Anfragen aus Gelnhausen nach Frankfurt bekannt sind,601 gibt es eine starke Vermutung, dass diese Konstellation auch hier vorlag. Außerdem ist schon in dieser Zeit eine starke rechtliche Verbindung zwischen Gelnhausen und Frankfurt erkennbar. Diese manifestiert sich etwa in einem Privileg LUDWIGS DES BAYERN von 1324, nach dem die Bürger aufgenommen werden sollten wie in Frankfurt,602 und in einem anderen vom 15. Mai bestehen und sie sich als zuverlässig erwiesen [vgl. Regesten 1638, 1640, 1702, 1761, 1791 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 702 f.; 726; 747; 758 f.], besteht kein Grund, an seiner Lesung zu zweifeln. 597 Namentlich wurden die anderen wetterauischen Reichsstädte Frankfurt, Friedberg und Wetzlar nicht genannt, doch waren diese sicherlich gemeint. Ebenso verstand HARTMANN BRELL diese Stelle im 15. Jh. in seiner Anmerkung hierzu. 598 Vgl. seine eigene Einlassung hierzu in StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 128r. 599 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, S. 124r. 600 Dies dürfte sich aus der prozessualen Einkleidung des Falles ergeben. Nach dem hier nicht wiedergegebenen Anfang und Schluss der Urk. entschied Ritter GERLACH VON ELM als »Oberman(n)«, als Schiedsperson [vgl. CRÖßMANN, Sühneverträge der Stadt Frankfurt (1964), S. 42; 51; GRIMM/GRIMM, Deutsches Wörterbuch, Bd. 7 (1889), Sp. 1097], einen Streit zwischen EICHHORN, der in der ursprünglichen Sache Kläger war, und der Stadt Gelnhausen im Hinblick auf das angesprochene Problem der Zustellung bei Abwesenheit. Er befreite hierbei die Schöffen wie auch die Stadt ausdrücklich von weiteren Verpflichtungen. Die ursprüngliche Klage, zu der ebenfalls kaum Angaben gemacht wurden, erschien aufgrund dieser Einkleidung wohl ebenso wenig im Detail bedeutsam wie die Oberhofanfrage als solche. 601 Wie Anm. 175. 602 Eintrag 283 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 262 ≙ Regest 266 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 145. Beide bezogen sich auf ein städtisches Repertorium des 17. Jh.s, ohne nähere Angaben zu machen. Das Urkundenrepertorium der Stadt im StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 44 enthält jedoch erst Nachweise ab 1339. Anderweitig ist das Privileg nicht bezeugt, was Zweifel aufkommen lässt. 1358 erläuterten Rat und Bürgermeister Gelnhausens der Stadt Mergentheim die Neubürgeraufnahme unter allgemeiner Bezugnahme auf das Recht der Könige und Kaiser, inserierten aber bloß ein Privileg

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1338, wonach im Hinblick auf Gerichtsbußen in Gelnhausen weiterhin wie in Frankfurt zu verfahren war.603 In jedem Fall wurde Frankfurt aber wenigstens neben den anderen beiden wetterauischen Reichsstädten als ein potenzieller Anfrageort angesehen. Damit bestand in den Augen GERLACHS VON ELM,604 der diese Urkunde besiegelte, in Frankfurt bereits ein Oberhof. Hierbei zeigt sich ein bereits weit entwickeltes Verfahren, bei dem in Gelnhausen, nachdem die Schöffen das Urteil nicht hatten finden können, zunächst erfolglos der städtische Rat eingeschaltet werden musste, bevor die Sache zu einer Oberhofanfrage werden konnte. Zusammen mit der oben erwähnten Urkunde Kaiser LUDWIGS von 1332, die alleine betrachtet noch Zweifel aufkommen ließ, sind dies gemeinsam betrachtet sehr deutliche Hinweise darauf, dass in dieser Zeit in Frankfurt das Schöffengericht bereits die Oberhoffunktion wahrnahm. Hiermit wird zugleich wahrscheinlich die älteste Schicht des Einzugsgebietes des Frankfurter Oberhofs sichtbar. Die auch politisch eng miteinander verbundenen Wetterauer Reichsstädte waren in KARLS. IV. von 1350 bezüglich der Befreiung von fremden Gerichten [wie Anm. 811]. Bemerkenswerterweise fehlt das gesuchte Privileg auch in der 1449 auf Bitten des Gelnhäuser Rates angefertigten Slg. [vgl. Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 2291 ≙ Regest 1816 bei BATTENBERG, Isenburger Urkunden, Bd. 2 (1976), S. 479 f.] sowie in den 1474 der Stadt Lohr übersandten Abschriften [vgl. StadtA Lohr, Akten I A 1/1] wie auch in der Bestätigung KAISER KARLS VII. (»sonderlich von Kaijser Lŭdewig dem Vierten verschiedene Privilegie ŭnd Freijheiten gnädigst ertheilet, ŭnd zŭm öffteren confirmiert ŭnd bestätiget wirden; immassen dann solche alle hiernach geschrieben stehen, ŭnd also laŭten« [StA Marburg, Urk.n 68, Nr. 198, fol. 2r-v; vgl. fol. 17v–30v (Nr. 9–19)]. Auch das Rote Buch Gelnhausens enthielt offenbar keine Kopie [vgl. UniBibl. Kassel, Landes- und Murhard‘sche Bibl., 2° Ms. Hass. 253]. 603 StA Marburg, K, Nr. 368 ½, fol. 3r = Eintrag 499 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 478 ≙ Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 2291, fol. 8r-v (neue Folierung) ≙ Regest 440 bei BATTENBERG, Isenburger Urkunden, Bd. 1 (1976), S. 119 f. ≙ Regest 1901 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 119 ≙ Regest 391 bei WETZEL 2008 (wie Anm. 47), S. 188 ≙ Regest 354 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 179. 604 Über seine Person gibt die Urk. nichts preis. Er taucht zwar noch in zwei weiteren des 14. Jh.s zusammen mit seiner Ehefrau GELA auf [vgl. Einträge 643 von 1344 und 685 von 1345 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 631 f.; 685], doch auch aus diesen ergeben sich keine weiterführenden Informationen. Unklar bleibt, ob er möglicherweise selbst als Schöffe oder gar Schultheiß tätig war. Aufgrund seines Namens ist lediglich anzunehmen, dass er oder seine Vorfahren aus Elm bei Schlüchtern stammten. Interessanterweise wird in mehreren Urk.n des 13. Jh.s eine Person gleichen Namens greifbar. Im Jahr 1253 taucht diese erstmals unter den Zeugen in einer Urk. der Stadt Gelnhausen auf [vgl. Eintrag 353 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 259; nochmals in ähnlicher Konstellation 1264 in Eintrag 14 bei SIMON, Die Geschichte des reichständischen Hauses Ysenburg und Büdingen, Bd. 3 (1865), S. 21 = Eintrag 394 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 288 und 1267 in Eintrag 429 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 320 f.], 1263 wird sie dann ausdrücklich als Ritter und Bürger Gelnhausens bezeichnet [vgl. Eintrag 389 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 285]. Wenn hierin ein Vorfahre des zuerst aufgeführten GERLACHS VON ELM zu sehen ist, was plausibel erscheint, ist es möglich, dass jener das Bürgerrecht in Gelnhausen besaß.

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gerichtlicher Hinsicht auf den Oberhof in der Mainstadt ausgerichtet. Neben Gelnhausen sind ebenso für Friedberg605 und Wetzlar606 solche Anfragen in Frankfurt bezeugt, wenngleich erst ab dem 15. Jahrhundert. Die Schöffengerichte in Friedberg607 wie auch in Gelnhausen fungierten wiederum selbst, wenigstens im 15. Jahrhundert, zudem als Oberhof. In Bezug auf das Wetzlarer Stadtgericht ist eine eigene Oberhoftätigkeit bislang nicht beschrieben worden, aber denkbar. Hierbei ist ferner von Bedeutung, dass Frankfurt nicht nur politisch, sondern auch rechtlich mit Friedberg und Wetzlar eng verbunden war. So hatten die Wetzlarer Bürger bereits am 1. April 1180 die Rechte und Freiheiten der Bürger

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MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 99 nannte zw. 1461 und 1526 zehn Oberhoffälle, THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 132 13 zw. 1505 und 1512. SCHARTL, Das Privatrecht der Reichsstadt Friedberg (1987), S. 29 f. machte auf weitere Fälle von 1491 [StadtA Friedberg i. Hessen, Depositum Konv. 12/3, fol. 105v (19. Mai 1491) = Eintrag 219 bei SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 103 f. (ohne Folioangabe)] und 1503 [StA Darmstadt, C 4, Nr. 89/4, fol. 62v = Eintrag 265 bei SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 125 (fälschlich mit fol. 61r angegeben)] aufmerksam. Zudem verwies LERSNER, Der Weitberuͤ hmten Freyen Reichs-Wahl- und Handelsstadt Franckfurt am Mayn Chronica, Bd. 1 (1706), S. 255, allerdings ohne Quellenangabe, auf einen Fall von 1452, in dem Schöffen im Busecker Tal in Friedberg anfragten und die dortigen Urteiler dann in Frankfurt. Diesen Rechtszug bestritt zwar LINDENSTRUTH, Der Streit um das Busecker Tal (1910), S. 127, Fn. 3. Jedoch sind ab 1469 zahlreiche Anfragen aus Großen-Buseck in Friedberg bezeugt [vgl. SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 12–14]. In seinen Notabilien erwähnte JOHANN FRIEDRICH FAUST VON ASCHAFFENBURG [vgl. hierzu DZEJA, Die Geschichte der eigenen Stadt (2003), S. 61–64; 259 f.] den Oberhofzug noch zu Beginn des 17. Jh.s: »Friedberg erkent Frankfurt noch vor ihren Oberhof« [ISG Frankfurt, Chroniken, Nr. 3, fol. 178r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 132]. 606 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 113 nannte zw. etwa 1410 und 1602 insgesamt 19 Oberhoffälle, THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 158 14 zw. 1508 und 1625. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 79 verwies zudem auf eine Appellation von 1536. JOHANN FRIEDRICH FAUST VON ASCHAFFENBURG wiederum bemerkte in seinen Notabilien: »Wetzlar erkannt auch Frankfurt noch vor ihren Oberhof, und da ein Schöff dahin kompt, uf ihren Rechtstag, der gemeinlig uf Donnertags in der Woch begangen wird, mussen sie Im dazu beruffen, und hat der die erste Stimme« [ISG Frankfurt, Chroniken, Nr. 3, fol. 178r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 159]. 1614 wurde die Aktenversendung eingeführt und damit das Oberhofverhältnis aufgelöst [nach THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 158]. 607 Ein Friedberger Protokollband mit 471 Oberhoffällen von 1469–1599 hat sich erhalten [StA Darmstadt, C 4, Nr. 89/4], ein zweiter von 1477–1558 ist 1944 verbrannt [nach SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 38]. Daneben findet sich ein 26 Blatt starkes Gerichtsbuch mit Einträgen der streitigen Gerichtsbarkeit von 1455/56 im StA Darmstadt, C 4, Nr. 89/2. Ein Weiteres von 1418–1528 mit Akten der freiwilligen Gerichtsbarkeit [StA Darmstadt, C 4, Nr. 89/1] gilt als verschollen [BRAASCHSCHWERSMANN/RAMGE 1998 (wie Anm. 89), S. 168] und konnte auch im April 2012 nicht aufgefunden werden. Es existiert aber eine Mikroverfilmung.

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Frankfurts erhalten, wenn sie als Kaufleute reisten,608 worin eine besondere rechtliche Nähe zu Frankfurt zum Ausdruck kommt. Zu Friedberg wiederum dürfte die rechtliche Nähebeziehung jünger sein, wobei die Verpfändung im Mittelpunkt steht. 1436 hatte Frankfurt nach allgemeiner Ansicht Teile der Pfandschaft über die Reichssteuer in Friedberg an sich bringen können.609 REIMER STOBBE hatte hierbei betont, dass bereits die erste ›Verpfändung‹ der Stadt Friedberg vom 26. Mai 1349 an GÜNTHER VON SCHWARZBURG und die Grafen von Hohenstein entgegen dem Wortlaut der Urkunde faktisch nur die Reichssteuer zum Gegenstand gehabt habe, auch weil die Pfandnehmer relativ weit entfernt gewesen seien, schien dann aber für die spätere Entwicklung durchaus eine Pfandschaft über mehr als nur die Steuer anzunehmen.610 Die detaillierte Untersuchung der Reichspfandschaft über Friedberg muss späteren Studien vorbehalten bleiben.611 Jedoch kann an dieser Stelle bereits im Hinblick auf die Eingrenzung der rechtlichen Nähebeziehung zu Frankfurt angedeutet werden, dass der Quellenbefund zur Frage der Reichweite der Pfandschaft und damit letztlich auch das Ausmaß des Einflusses von Frankfurt in Friedberg nicht eindeutig ist: Ihren Ausgang nahm die Verpfändung Friedbergs am 26. Mai 1349, als König KARL IV. an GÜNTHER VON SCHWARZBURG und die Grafen von Hohenstein Stadt und Burg Gelnhausen, die Städte Nordhausen und Goslar sowie die Einkünfte von Mühlhausen verpfändete und zur Sicherung bestimmte: »Auch seczen wir in czu Rehtem pfande fŭr die Stet . Northusen Goslar . und die Nu(r)tz ze Mŭhlhusen . als obgescrib(e)n stet […] Fridwerch die Stat . mit all(e)n Stŭren . nuczen gŭlten . Diensten zinsen . Rehten un(d) gerihten . und allen zugehorunge(n) . die daz Rich da . selbis 608

Im Gegensatz zu den anderen Wetterauer Reichsstädten hatten die Bürger Wetzlars am 1. April 1180, wenn sie als Kaufleuten reisten, die Rechte und Freiheiten der Bürger Frankfurts erhalten [Druck als Eintrag b) I bei GUDENUS, Sylloge i variorum diplomatariorum monumentorumque (1728), S. 470 f. (nach dem später verlorenen Original) = Eintrag 5 bei WIESE 1911 (wie Anm. 579), S. 1 f. ≙ Regest 4 mit Erläuterungen bei BARTHOLOMÄI, Frankfurter Urkunden staufischer Herrscher (2003), S. 42 f. ≙ Regest 2623 bei BÖHMER, Regesta chronologico-diplomatica (1831), S. 140 ≙ Regest 27 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 14 ≙ Regest 439 bei GOERZ, Mittelrheinische Regesten, Teil 2 (1879), S. 123]; am 25. Januar 1352 bestätigt durch Kaiser KARL IV. mit Ausnahme des Geleitsrechts bei Königswahl und Messe [Druck bei WIGAND 1851 (wie Anm. 579), S. 351–353 ≙ Regest 1445 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 115]. Dies stellt den ersten direkten Hinweis auf eine Frankfurter Kaufmannschaft dar, nachdem bereits um 1150 in einer jüdischen Talmudauslegung ein mehrtägiger Frankfurter Markt sichtbar geworden war [BRÜBACH, Die Reichsmessen von Frankfurt a. M., Leipzig und Braunschweig (1994), S. 82 f. (m. w. Nachweisen); ROTHMANN 1998 (wie Anm. 113), S. 48]. 609 JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 59 f.; ORTH 1985 (wie Anm. 47), S. 108, Fn. 55. 610 Vgl. STOBBE, Die Stadt Friedberg im Spätmittelalter (1992), S. 5 f.; 167–169. 611 Vgl. aber aus der neuesten Forschung DIESTELKAMP 2014 (wie Anm. 352), S. 67–73 m. w. Nachweisen.

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hat. Und die selben .. Burger ze Fridw(er)ch . sullen in hulden und Sweren zu ainem rehten phande .«612

Die explizite Aufzählung des Pfandinhalts geht deutlich über die bloße Reichssteuer hinaus, zumal eine Huldigung vorgesehen war. Zudem waren ein Jahr zuvor bereits ¾ der Reichssteuer an den Landgrafen von Hessen als Unterpfand gesetzt worden und damit eigentlich gar nicht mehr für den König verfügbar.613 Noch am 22. Juni 1431 hatten die Grafen von Schwarzburg von denen von Hohenstein ihren Anteil der Pfandschaft erworben, wobei nur allgemein und unspezifisch auf die »pfantschaft und stuwer czu franckenfurt czu frideberg und czu Geilnhusen unde burg darselbist« abgestellt wurde.614 Am 28. Oktober 1436 veräußerten sodann aber die beiden Grafen von Schwarzburg die »Stad friedberg mit allen iren herlichkeiten«615 zur einen Hälfte an die Stadt Frankfurt sowie zur anderen an Kurmainz und die Herren von Eppstein, wobei der Verkauf Ende Januar oder zu Beginn des Februars 1437 dann auch vollzogen wurde.616 Kaiser SIGISMUND wiederum geStA Rudolstadt, Sondershäuser Urk.n, 1349 Mai 26, Reg. 665 ≙ ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 2, fol. 2v ≙ ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 3, fol. 1v–2r ≙ ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 28 (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, RS-Urk.n, Nr. 32 (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 44, fol. 3v (Abschrift) ≙ StA Darmstadt, A 3, Nr. 111/115 (Abschrift) ≙ Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 673 (Abschrift) ≙ StA Marburg, K, Nr. 418, fol. 32r–34r (Abschrift) = Eintrag 776 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 765–769 (nach Original) ≆ Auszug in Eintrag 390 bei FOLTZ 1904 (wie Anm. 214), S. 172 ≙ Regest 538 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 142 f. ≙ Regest 957 BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 78 ≙ Regest 64 bei KÜHN, Dokumente zur Geschichte des Deutschen Reiches und seiner Verfassung. 1349 (1974– 1983), S. 46 f. ≙ Regest 458 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 219 f. Eine ganze Reihe von Urk.n die Pfandschaft betreffend, darunter auch diese, wurden am 27. September 1435 in einem Urkundenrodel, beglaubigt von der Stadt Erfurt, zusammengefasst [StA Marburg, Urk.n 59, Nr. 74; vgl. hierzu die Hinweise von REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 770]. 613 Vgl. WOLF, Die Reichssteuern der Stadt Friedberg (1912), S. 345–348 m. w. Nachweisen. 614 ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 3, fol. 6v (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 2, fol. 10r (Abschrift). 615 ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 14 ≙ ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 15 (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 19 (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 44, fol. 16r–17v (Abschrift). 616 Vgl. den gemeinsamen Brief von Erzbischof DIETRICH VON MAINZ, GOTTFRIED und EBERHARD VON EPPSTEIN sowie Bürgermeistern, Schöffen und Rat Frankfurts vom 29. Januar 1437 über die Bezahlung des Kaufpreises im ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 23 sowie ferner den Brief der beiden Grafen von Schwarzburg vom 1. Februar 1437 im StA Darmstadt, A 3, Nr. 111/501, mit dem sie Friedberg von ihrem bisherigen Eid lossagten. Jene wiederum bekundeten am 2. Februar 1437, dass sie die Briefe über die Pfandschaft an Erfurt treuhänderisch übergeben hätten [ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 26]. Vgl. darüber hinaus STOBBE 1992 (wie Anm. 610), S. 168 m. w. Hin- und Nachweisen. 612

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nehmigte am 25. November 1436 den beiden Grafen von Schwarzburg den Verkauf der ererbten »pfantschafft An der Stat zu ffridberg und dorczu solich rechte An und zu der Burg ffridberg«617 und gebot den Schöffen, Ratsmannen und Bürgern der Stadt Friedberg am gleichen Tag, den neuen Pfandinhabern zu huldigen.618 Wenngleich die genaue Tragweite der Pfandschaft zukünftigen Studien vorbehalten bleiben muss, wird jedenfalls deutlich, dass die sogar über einen Huldigungseid der Stadt Frankfurt verbundenen Friedberger Bürger in einem besonderen rechtlichen Verhältnis zur Mainstadt standen. Allerdings brachte die Burg Friedberg 1455, 1464 und 1535 die meisten anderen Anteile der Pfandschaft an sich619 und wurde damit im Verhältnis zu Frankfurt für die Stadt Friedberg wesentlich bedeutender. Möglicherweise wegen dieses Bedeutungsverlustes verstand Frankfurt vielleicht später die Pfandschaft vor allem als Steueranteil, sodass ein Schreiber auf einer chronologischen Sammlung von Exzerpten die Pfandschaft auf Friedberg betreffend, die vermutlich um 1550 entstanden sein dürfte, auch nur »pfandt-schafft [¶] fridbergStatstwr« vermerkte.620 Jedenfalls aber, und dies ist für die Oberhofentstehung von Bedeutung, war eine vertiefte rechtliche Beziehung zwischen Frankfurt und Friedberg im Gegensatz zu den anderen Wetterauer Reichsstädten eine Folge von Entwicklungen des 15. Jahrhunderts. Zwischen den Wetterauer Reichsstädten war zu diesem Zeitpunkt vermutlich eine Oberhofbeziehung schon in Übung, wie die eingangs erwähnte Urkunde vom 8. April 1335 nahelegt. Als einen weiteren Beleg aus dem 14. Jahrhundert für eine Oberhoftätigkeit Frankfurts sah bereits GUSTAV GEORG KÖNIG VON KÖNIGSTHAL621 ein Privileg ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 13 ≙ ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 2, fol. 9r (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 3, fol. 6r (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 16 (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 17, fol. 1r-v (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 18 (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 44, fol. 18r (Abschrift) ≙ StA Darmstadt, A 3, Nr. 111/497 (Abschrift) ≙ Regest 11533 bei BÖHMER/ALTMANN, Regesta Imperii XI, Bd. 2 (1900), S. 383. Vgl. zur Mainzer Überlieferung SCHÄFER 2000 (wie Anm. 459), S. 436, Fn. 429. Zur Einbeziehung der Burg Friedberg in die Pfandschaft vgl. die Ausführungen von FRITZ, Die angebliche Verpfändung von Burg und Stadt Friedberg 1353 (1963), S. 493–496 sowie STOBBE 1992 (wie Anm. 610), S. 167–169, wobei der Wortlaut der kaiserlichen Urk. entgegen seinen Ausführungen deutlich zwischen der Pfandschaft an der Stadt und den Rechten an der Burg unterscheidet. 618 StA Darmstadt, A 3, Nr. 111/496. 619 Vgl. hierzu DIEFFENBACH, Geschichte der Stadt und Burg Friedberg in Wetterau (1857), S. 155 f. und die Anmerkung zu Regest 428 bei RÜBSAMEN, Regesten Kaiser Friedrichs III., Heft 8 (1993), S. 277 f. 620 ISG Frankfurt, Pfandschaft auf Friedberg, Nr. 1, fol. 9v. 621 KÖNIGSTHAL, Corpus iuris germanici publici ac privati, Bd. 1 (1760), S. XXXVII f., wo allerdings nicht ausdrücklich von einer Oberhoftätigkeit die Rede: »Et cum Wezlaria, Gelnhusa, Friedberga, ut 617

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Kaiser KARLS IV. für Landgraf HEINRICH II. VON HESSEN vom 30. November 1355622 an, mit dem »univ(er)sos et singulos ho(m)i(n)es et subditos suos […] a iurisdicti(one) et iudiciaria p(otes)tate quar(um)cu(n)q(ue) civitatu(m) Imperialium […] in actio(ni)bus civilib(us) du(n)taxac eximin(us) et absolvim(us)«.623

Dem Wortlaut der Urkunde ist allerdings kein Hinweis auf Frankfurt zu entnehmen, nur allgemein befreite der Kaiser von der Jurisdiktion der Reichsstädte. JOHANN CHRISTIAN THOMAS sah lediglich einen indirekten Verweis auf Frankfurt: »Dieses [Privileg] war, nach der Meinung hessischer Geschichtsforscher, hauptsächlich auf Frankfurt zu beziehen, wo der Oberhof der wetterauischen Städte war, dessen sich auch diejenigen hessischen Angehörigen bedienten, die nach fränkischem Rechte lebten.«624

Letztlich aufgrund eines zu weiten und unscharfen Oberhofbegriffs sahen viele Autoren des 18. und 19. Jahrhunderts Frankfurt als regelmäßigen Oberhof für die Orte der Wetterau oder gar diejenigen ganz Hessens an, ohne im Einzelfall Oberhofsprüche nachzuweisen.625 Besonders deutlich wird dies beispielsweise, wenn JOHANN CHRISTIAN THOMAS schrieb:

plurimum Jure nostro Francofurtensi etiam usae sint, totaque fere Wetteravia olim Francofurti curiam superiorem suam habuerit, nemini de usu Caesarei Juris in toto illo tractu dubitare licet« [a. a. O., S. XXXVII]. In der Folge sahen hier aber KOPPS, ausfuͤ hrliche Nachricht von der aͤ ltern und neuern Verfassung der Geistlichen und Civil-Gerichten in den Fuͤ rstlich-Hessen-Casselischen Landen, Bd. 1 (1769), S. 344, MAURER 1870 (wie Anm. 22), S. 777 und THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 202 einen deutlichen Zusammenhang mit der Oberhoftätigkeit. MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 199; 243 wiederum bezog die Urk. zunächst allgemein auf die wetterauischen Reichsstädte, später führte er sie dann nochmals beim Frankfurter Oberhof an, ohne dies näher zu begründen. Ebenso erwähnte sie MORAW, Das späte Mittelalter (1986), S. 215 im Zusammenhang mit dem Frankfurter Oberhof. 622 StA Marburg, K, Nr. 1, fol. 27v = Druck bei SCHMINCKE, Monimenta Hassiaca, Teil 3 (1750), S. 261 f. (ohne Quellenangabe) ≙ Regesten 2300 und 2364 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 186; 191 ≙ Regest 59 bei DEMANDT, Regesten der Landgrafen von Hessen, Bd. 2,1 (1990), S. 87. 623 StA Marburg, Best. 1, Nr. 108 ≙ StA Marburg, K, Nr. 1, fol. 27v = Eintrag 570 be FRITZ 1978– 1992 (wie Anm. 549), S. 325 ≙ Eintrag X bei SCHMINCKE 1750 (wie Anm. 622), S. 261 (ohne Quellenangabe). 624 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 202. 625 Vgl. etwa MAURER 1870 (wie Anm. 22), S. 777; THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 202; ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 134 f.

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»Daß das Reichsgericht zu Frankfurt überall dorthin, wo fränkisches Recht gegolten, auch diese Belehrungen gegeben und Oberhof in dem oben bezeichneten Sinne gewesen, ist wohl kaum zu bezweifeln.«626

Der Wortlaut der Urkunde gibt allerdings noch nicht einmal einen sicheren Hinweis darauf, dass überhaupt die Oberhoffunktion gemeint war627 oder nicht vielmehr gewillkürte allgemeine Gerichtsstände, denn ausdrücklich wurde die Rechtsprechung in zivilrechtlichen Angelegenheiten hervorgehoben. Das Privileg von 1355 kann daher keinen Beleg für eine Oberhofstellung Frankfurts darstellen. Einen weiteren Hinweis auf die Wahrnehmung einer Oberhoffunktion in Frankfurt aus dem 14. Jahrhundert gibt aber ein Artikel aus einer wahrscheinlich zwischen 1371 und 1378 entstandenen Rechtsaufzeichnung628 in einem Hersfelder Kopialbuch: »Wir haben auch herbracht daz dy obg(enenn)t(e) Schepphin orteil gebin und Spr(e)ch(en) sollin myd den man(n)e(n) und burgman(n)e(n)629 umb alle sache dy zu gerichte komme(n) an unßs h(e)ren ubirste gerichte w(e)re ouch diz dy ebena(n)te man(ne) burgman(n)e und Schepphin zweitrechtig wurde(n) recht zu sprechin der Burgman(n)e entteil adir der Schepphin entteil wer myd deme orteil beswert wirt der eyn Burgir zu hersfelde ist der holet sine beruffu(n)ge zu ffranckenfurd«.630

Die beschriebene Ausgangslage, die Uneinigkeit der Urteiler, ist typisch für einen Oberhofzug. Hiernach sollte allerdings die durch das Urteil beschwerte Partei die 626

THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 71. Ebenso hatte FRIEDRICH VON THUDICHUM die Wetterauer Oberhöfe mit einer Rechtsähnlichkeit zu erklären versucht, wenngleich er auf das hier in Rede stehende Privileg nicht einging und offenbar auch keine Vorreiterstellung Frankfurts sah: »Möglich waren solche Raterholungen bei dem „Oberhof“, weil das Privatrecht in dem ganzen Landstrich des Untermains seit alten Zeiten die gleiche Gestalt hatte; […] Die Bedeutung solcher Oberhöfe darf übrigens nicht überschätzt werden, da sie ganz selten angefragt worden sind« [THUDICHUM, Wettereiba (1907), S. 40]. Ganz ähnlich sah auch MERZBACHER, Grundfragen der ostfränkischen Rechtsgeschichte (1951), S. 36 Frankfurt als »Oberhof für den fränkischen Rechtskreis«, an den sich die »Gerichte in Ostfranken für gewöhnlich [gewandt hätten], falls sie nach fränkischem Recht zu fragen sich genötigt sahen«. 627 Dies aber deuteten MORAW, Hessen und das deutsche Königtum im späten Mittelalter (1976), S. 54 und NEHLSEN-VON STRYK, Die Justizpolitik der Landgrafen von Hessen (1993), S. 247 an. 628 Vgl. hierzu BUTTE, Stift und Stadt Hersfeld (1911), S. 110, Fn. 3. 629 Da in Hersfeld keine Burg bestand, erscheint der Terminus Burgmannen zunächst ungewöhnlich. Jedoch steht er wohl im Zusammenhang mit der burgähnlichen Befestigung des Klosterhofes der Abtei und bezeichnet deren Ministerialen [BUTTE 1911 (wie Anm. 628), S. 97; NEUHAUS, Geschichte von Hersfeld (1954), S. 73]. Zudem gab es in Hersfeld, erstmal 1137 greifbar, bis in die zweite Hälfte des 13. Jh.s das Burggrafenamt [BUTTE 1911 (wie Anm. 628), S. 97; RIETSCHEL, Das Burggrafenamt und die hohe Gerichtsbarkeit in den deutschen Bischofsstädten (1905), S. 200]. 630 StadtA Bad Hersfeld, Kopialbuch I, S. 35–36 = Beilage 32 bei DEMME, Nachrichten und Urkunden zur Chronik von Hersfeld, Bd. 1 (1891), S. 136.

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Möglichkeit erhalten, eine Oberhofentscheidung aus Frankfurt zu verlangen. Unklar bleibt nach dem Wortlaut zwar, ob die Urteiler bereits ihr Urteil gefällt hatten und beispielsweise eine Form von Urteilsschelte dagegen möglich sein sollte oder ob die Einholung von Rechtsauskunft in einem schwebenden Verfahren intendiert war.631 Da ausdrücklich von einer Beschwer der Partei durch ein Urteil die Rede ist, spricht dies zunächst für ein Schelteverfahren gegen einen bereits ergangenen Rechtsspruch. Darüber hinaus könnte die Bezeichnung des Rechtszuges als »beruffunge« in diese Richtung weisen. Allerdings finden sich auch in anderen Quellen mit Verbindung zum Frankfurter Oberhof Wendungen wie »zu berufen […] annemen«632 oder »zu erlernen beruffen«633 und sind allgemein als Anrufung des Frankfurter Schöffengerichts durch fremde Gerichte zu verstehen.634 In diese Richtung gehend kommentierte HARTMANN BRELL die weiter oben untersuchte Urkunde von 1335 mit Hinweis auf eine Oberhofstellung der drei Wetterauer Städte mit »So solln sie sichs berüffen«.635 Außerdem spricht die Hersfelder Rechtsaufzeichnung der 1370er-Jahre ausdrücklich eine Zweiung der Urteiler an. Aufgrund der besonderen Lage in Hersfeld mit andauernden Streitigkeiten zwischen Stadt und Abt um die Gerichtsbarkeit dürfte es häufig vorgekommen sein, dass sich Burgmannen und bürgerliche Schöffen nicht auf ein Urteil einigen konnten.636 Daher darf wohl angenommen werden, dass noch kein Urteil ergehen konnte und das Schöffengericht Frankfurt in einem schwebenden Verfahren seine Weisung fällte.637 Weiterhin deutet der Wortlaut der Rechtsaufzeichnung auch darauf hin, dass die Partei selbst nach Frankfurt gehen musste, um die Weisung zu erhalten. Aus einem Schreiben des Rates der Stadt Hersfeld an die Schöffen 631

BUTTE 1911 (wie Anm. 628), S. 113 sprach in diesem Zusammenhang von einem Berufungsverfahren, hatte hierbei aber wohl den Wortlaut der Quelle vor Augen. Bereits ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 143 wies aber richtigerweise darauf hin, dass im Zusammenhang mit Hersfeld das Wort ›Berufung‹ nicht als eigentliche Appellation zu verstehen sei. Demgegenüber werteten NEUHAUS 1954 (wie Anm. 629), S. 74 und ZIEGLER, Das Territorium der Reichsabtei Hersfeld (1939), S. 90 das Verfahren als Appellation, wobei aber für ein römischrechtliches Gepräge keinerlei Anzeichen erkennbar sind. 632 ISG Frankfurt, Reissachen I, Nr. 2.718 = Eintrag 27 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 26 ≙ Regest 6717 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 305. 633 HStA Wiesbaden, Abt. 90, U 452 = Eintrag 26 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 22. 634 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 126. Vgl. zudem die allgemeinen Ausführungen von WEITZEL, Berufung (2008), Sp. 542 sowie ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 26, der allerdings irrig die Urteilsschelte als allgemein verbreitetes Rechtsinstitut ansah. 635 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, S. 124r. 636 Vgl. BUTTE 1911 (wie Anm. 628), S. 111–113. 637 Anders hingegen WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 78, der davon ausging, dass sich eine beschwerte Partei nach Frankfurt habe wenden müssen und andernfalls das ›Mehrerurteil‹ rechtskräftig geworden sei.

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Frankfurts aus dem Jahr 1449, mit dem dieser erfahren wollte, wie eine ›Berufung‹ an das Frankfurter Schöffengericht einzuleiten sei, wird ebenfalls ein Oberhofzug erkennbar, der von den Parteien betrieben wurde: »ab sich eyn p(ar)tige von disme gerichte vor uch beruffende wurde, wij wir dij orteile vor uch wijsen sollen ab wir des gericht(es) briffe uffentlich besigelt gebin sullen und beyde p(ar)tige vor uch wijsen(n), ader ab wi(r) dij orteile uch in eyme v(er)sigltin beslassen brieffe senden sullen(n) und ab ir uwer(e) recht unß widder beschr(iben) und beslassen(n) [senden] sullet, ader ab der ihene der sich beruffet widder unse orteile dij ande(re) p(ar)tige vor uch an gerichte heisch(en) sulle uff ey(n) ne(hst)lichen gericht(s) tag, […], wan(n) ey(n) solichs bij unsern lebetagen(n) und gestzijte(n) nicht mehr noit gewest ist«.638

Demnach sollten die Frankfurter Schöffen also über Urteilsvorschläge entscheiden, was eine typische Ausgangslage für eine Oberhofanfrage darstellt. Allerdings ging das Begehren der Ausfahrt nicht von den Hersfelder Urteilern, sondern von den Parteien aus, was aber etwa in Ingelheim auch eine reguläre Möglichkeit war.639 Jedoch ist zu bedenken, dass die Rechtsaufzeichnung der 1370er-Jahre, in dem sich die oben wiedergegebene Bestimmung befindet, kein Stadtrecht im Sinne einer offiziellen Rechtsaufzeichnung640 ist, sondern als Streitschrift der Bürgerschaft gegen Abt BERTHOLD II. VON VÖLKERSHAUSEN verstanden werden muss641 und damit Anspruch und Wirklichkeit auseinanderlaufen können. In einer Streitschrift Abt BERTHOLDS gegen die Bürger Hersfelds von 1379 wird deutlich, dass die Burgmannen offenbar Friedberg als Oberhof Hersfelds ansahen: »daz sich die orteil zweyen und man sich daruff beruffit und dan des Stifts man . und Borgman den beruff deylen gein frideberg . also he von rechte gen sal . daz dan unß Schepphin zů hersf(eld) . teylen den berŭff gein frankenford . da des Stifts gerichte und beruff nicht hene horet«.642

ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Hersfeld (ohne eigene Nr.) ≆ Auszug bei ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 143 (ohne Quellenangabe und fälschlich 1549) ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 169, der auch angab, dass die Einlassung des Hersfelder Rates hier durchaus verwundere, da für 1445 eine vorherige Unterweisung Frankfurts an Hersfeld überliefert sei und das Verfahren deshalb bekannt gewesen sein sollte [vgl. ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judiciilia), Hersfeld (ohne eigene Nr.)]. Im ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judiciilia), Hersfeld (ohne eigene Nr.) findet sich noch eine weitere Anfrage von 1457, ansonsten nur Stücke des 16. Jh.s. 639 Vgl. hierzu die Ausführungen zum Rechtszug ab S. 526. 640 In diesem Sinne aber missverständlich äußerten sich ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 170; MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 248. 641 BUTTE 1911 (wie Anm. 628), S. 110, Fn. 3. 642 StadtA Bad Hersfeld, Notariatsinstrument vom 15. Juni 1379 (ohne Sig.) = Beilage 43 bei DEMME 1891 (wie Anm. 630), S. 160 f. 638

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Fraglich ist daher, inwieweit die bürgerlichen Schöffen Hersfelds bereits im 14. Jahrhundert das Schöffengericht Frankfurt als ihren Oberhof betrachteten und dieser auch in Funktion war. Wesentlich früher, im Jahr 1307, gibt es zwar in einem Sühnevertrag zwischen Abt SIMON VON HUTTEN und der Stadt Hersfeld Hinweise auf einen Oberhofzug, ohne dass allerdings Frankfurt oder Friedberg explizit genannt wurden: »wurden aber sii [Schöffen und Burgmannen] zweyende an deme rechten, dar an sal uns genüge, daz sii daz recht ir varn da manz von rechte ir varn sol«.643 Gerade der Verweis auf die Zweiung von Burgmannen und Schöffen ähnelt sehr der Ausgangslage der oben wiedergegebenen, jüngeren Bestimmung in der Rechtsaufzeichnung der Bürger wie auch der Streitschrift des Abtes, sodass vermutlich auf einen Oberhofzug verwiesen wird. Möglicherweise ist der Sühnevertrag deshalb ausdrücklich offen in Bezug auf den Oberhofort formuliert worden, weil der Streit, ob Friedberg oder Frankfurt als Oberhof anzusehen war, eben schon bestand.644 Einen weiteren frühen Hinweis auf ein Tätigwerden des Oberhofs in Frankfurt für Hersfeld könnten zwei bei HEINRICH BUTTE erwähnte Urkunden aus dem Stadtarchiv Frankfurt darstellen, zu denen er aber keine Signatur nannte. Hierin sollen 1364 die Landgrafen OTTO und HEINRICH VON HESSEN dem Vorbringen FRITZ VON SCHLITZ widersprochen haben, der wiederum angegeben haben soll, Ansprüche »vor dem Oberhofe des Rates zu Frankfurt ordentlich erklagt«645 zu haben. Aufgrund der Beschreibung von HEINRICH BUTTE steht zu vermuten, dass er auf zwei Briefe vom Juli 1364 im Bestand der ›Reichssachen I‹ abstellte.646 In einem Brief gab der Junge Landgraf OTTO VON HESSEN allerdings nur bekannt, dass »Fritze von der slitese der Junge getan und genome(n) hat den von hersfelde uff unsir strasse« und dies ohne vorherige Klage gegen Hersfeld vor ihm erfolgt sei.647 Auch in dem Schreiben des Landgrafen HEINRICH VON HESSEN an die Frankfurter Schöffen und Ratsleute vom 11. Juli 1364 ist nicht ausdrücklich vom Oberhof die Rede, wie HEINRICH BUTTE den Anschein erweckte. Vielmehr heißt es dort nur, dass Landgraf HEINRICH VON HESSEN vernommen habe, dass FRTZ VON SCHLITZ vor den Schöffen und Räten »gewest sy und sulle gesprochen habn was her an den von Hersfelde getun habe das habe her wol verfolget als recht sy«,648 was sodann bestritten

643

StadtA Bad Hersfeld, Sühnevertrag vom 13. Dezember 1309 (ohne Sig.) = Beilage 6 bei DEMME 1891 (wie Anm. 630), S. 106. 644 So BUTTE 1911 (wie Anm. 628), S. 109, Fn. 3. 645 BUTTE 1911 (wie Anm. 628), S. 109, Fn. 3. 646 ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2214/1–2 ≙ Regest 59b bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 5. 647 ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2214/1. 648 ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2214/2.

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wurde. Insgesamt sind die Angaben sehr spärlich, was die Klärung der Frage, ob hier ein Oberhofverhältnis beschrieben wurde, sehr erschwert. Aus diesem Grunde müssen weitere Indizien gefunden werden. Hierbei könnte es sich bei dem in beiden Urkunden sichtbaren FRITZ VON SCHLITZ um FRIEDRICH VI. VON SCHLITZ GENANNT VON HOMBERG handeln, der wiederum landgräflich-hessischer Burgmann war.649 Möglich erscheint aber auch FRIEDRICH VON SCHLITZ GENANNT HASELSTEIN, der in einer Urkunde des Abtes von Hersfeld vom 13. März 1361 als Getreuer bezeichnet wurde.650 Daneben kann der historische Kontext weitere Hinweise liefern, inwiefern ein Oberhofverhältnis plausibel beschrieben wurde. Landgraf HEINRICH befand sich in dieser Zeit in anhaltenden Kämpfen mit der Ritterschaft, wobei der Abt von Hersfeld bis 1367 hierbei auf landgräflich-hessischer Seite stand.651 Vermutlich war also der durch FRITZ VON SCHLITZ begangene Raub vor allem gegen die Landgrafschaft Hessen gerichtet. Landgraf OTTO erwähnte schließlich in seinem Brief, dass der Raub auf »unsir strasse«, also hessischer Straße begangen worden sei. Der Landgraf musste nun aber, aus Rücksichtnahme auf sein gutes Verhältnis zur Stadt und vor allem zum Abt von Hersfeld, darauf bedacht gewesen sein, den bestehenden Verdacht auszuräumen, FRITZ VON SCHLITZ sei auf ein Urteil des Landgrafen hin gegen Hersfeld vorgegangen. Dies erklärt zugleich, warum sich der Brief des Landgrafen OTTO in seiner Publicatio an alle richtet, die ihn hören oder lesen, denn nach SIGRID RACHOINIG hatten solche Briefe vor allem die Funktion, die allgemeine Öffentlichkeit an dem wichtigen Inhalt teilhaben zu lassen und diese sogleich zu Zeugen zu machen.652 Offenbar nahm auch die Stadt Hersfeld den Übergriff als vor allem gegen Hessen gerichtet auf, denn in einer Streitschrift des Abtes von Hersfeld von 1379 warf dieser den Bürgern vor, dass sie Hauptleute hätten, darunter FRITZ VON SCHLITZ GENANNT VON HOMBERG.653 Jedoch bleibt aber

649

BUTTE 1911 (wie Anm. 628), S. 109, Fn. 3. Vgl. darüber hinaus ECKHARDT, Fuldaer Vasallengeschlechter im Mittelalter (1968), S. 81 f. m. w. Nachweisen. 650 StA Marburg, Urk.n 56, Nr. 428. 651 DEMME 1891 (wie Anm. 630), S. 20 f. ABT BERTHOLD VON VÖLKERHAUSEN wechselte 1367 schließlich auf mainzische Seite, wobei die Stadt Hersfeld allerdings aufgrund ihres eigenen Kampfes gegen den Abt auf landgräflicher Seite verblieb [BUTTE 1911 (wie Anm. 628), S. 55–63; DEMANDT, Geschichte des Landes Hessen (1980), S. 358]. 652 Vgl. RACHOINIG, Wir tun kund und lassen dich wissen (2009), S. 47. 653 StadtA Bad Hersfeld, Notariatsinstrument vom 15. Juni 1379 (ohne Sig.) = Beilage 43 bei DEMME 1891 (wie Anm. 630), S. 161. Im Jahr 1386 befand sich eine Person namens FRITZ VON SCHLITZ dann in einer Fehde mit der Reichsstadt Frankfurt wegen Ansprüchen, die sie gegen das Reich habe, wie sich aus dem knappen, undatierten Eintrag im ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 11, fol. 128v (alt: fol. 102v) ergibt. Vgl. hierzu und zur zeitlichen Einordnung ORTH, Die Fehden der Reichsstadt Frankfurt (1973), S. 59.

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unsicher, ob jener auch den Überfall auf hessischer Straße verübt hatte. Jedenfalls kann mit Sicherheit aus den erwähnten Urkunden keinesfalls auf ein Oberhofverfahren geschlossen werden. Landgraf HEINRICH erwähnte erst einmal nur, dass FRITZ VON SCHLITZ in Frankfurt gewesen sei, jedoch nicht die Befassung des dortigen Schöffengerichts mit der Sache. Der Zusammenhang dieser Streitigkeit mit Frankfurt ist vielleicht eher in einem Landfriedensgericht zu suchen, das in der Reichsstadt zusammenkam und auch für Hersfeld zuständig war. Hierauf deutet ein Brief des Ritters HEINRICH VON SCHLITZ vom 13. Mai 1341 hin, in dem dieser bekannte, dass »die Burge(r) vo(n) Hersfelde geheyschen und geladen wordn vor mines herrn des keysers Lantrichters zu frankenfort«, diese sich allerdings gegen diese Ladung verwahrten.654 Allerdings bleibt unklar, auf welches Landgericht angespielt wird. Das Landgericht des Landfriedens der Wetterau tagte zwar in Frankfurt,655 jedoch bestand im Jahr 1341 kein solcher Landfrieden.656 Ebenso kommt für die Streitigkeiten von 1364 der Wetterauer Landfrieden nicht infrage, reichte der Friede von 1354 selbst nach der Erweiterung von 1359 nicht bis nach Hersfeld657 und war zudem zwischen 1361 und 1369 nicht verlängert worden.658 Der auf dem Reichstag in Frankfurt im Juni und Juli 1382 verhandelte Landfrieden am Rhein wiederum, dem Hersfeld 1389 offenbar unterlag, wie aus einem von Hersfeld abschriftlich mitgeteilten Brief des Landvogtes eben jenes Landfriedens vom 20. Dezember 1389 hervorgeht,659 bestand wiederum 1364 in dieser Form noch nicht. Denkbar erscheint aber auch der Zusammenhang mit einem Schiedsurteil, das die Frankfurter Schöffen gefällt hatten. Hierauf wiederum könnte eine Abschrift des Briefes von Landgraf OTTO im Frankfurter Bestand der ›Rachtungen‹660 hindeuten.661 Allerdings ist zu bedenken, dass dieser Bestand von GEORG LUDWIG KRIEGK im 19. Jahrhundert neu geordnet662 und die Abschrift vielleicht nicht ursprünglich als Schlichtung angesehen worden war. Die genauen Umstände bleiben damit leider unklar. Letztlich wird aber deutlich, dass die 654

StadtA Bad Hersfeld, Brief des Ritters Heinrich von Schlitz vom 13. Mai 1341 (ohne Sig.). Vgl. die Ausführungen von SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 199. Ebenso tagte das Friedensgericht eines 1337 auf Geheiß Kaiser LUDWIGS DES BAYERN vom Landvogt der Wetterau gestifteten Friedensbundes in Frankfurt (und auch in Friedberg) [BRAUN, Friedberg im Spätmittelalter (1966), S. 63]. 656 SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 209. 657 Vgl. die Karte bei SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 220. 658 SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 229 f. 659 ISG Frankfurt, RS I, Nr. 204/2 ≙ Regest 204 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 15. 660 Unter Rachtungen können Schlichtungen oder Vergleiche verstanden werden [SPEER, Rachtung (1997–2001), Sp. 1549]. 661 ISG Frankfurt, Rachtungen, Nr. 29 ≙ Regest 29 bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 23. 662 GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. VIII. 655

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beiden von HEINRICH BUTTE in Bezug genommenen Urkunden keinen Hinweis auf ein Oberhofverhältnis zu Frankfurt geben, wenngleich in den 1370er-Jahren ein solches nachweisbar ist, wie andere Quellen gezeigt haben. Auch wenn die Quellenlage für diese frühe Zeit nicht günstig erscheint, lassen die Hinweise doch vermuten, dass das Oberhofverhältnis Hersfelds nach Frankfurt letztlich auch aus einem Verdichtungsprozess resultierte, wie dies bereits für Limburg sichtbar wurde. In einem undatierten Entwurf des Frankfurter Rats an Hersfeld im beginnenden 16. Jahrhundert heißt es dann, dass »uw(er) oberhoff ab(er) ein zijt lang uß der ubung gewest«,663 doch noch aus dem weiteren 16. Jahrhundert sind Oberhofanfragen Hersfelds in Frankfurt bekannt, die letzte wohl aus dem Jahr 1516.664 In dieser Zeit bildete sich aber auch ein Oberhofzug nach Kassel, wohl auf Druck der Landgrafen, heraus.665 Außerdem gab es offenbar in den Jahren 1507 und 1508 Auseinandersetzungen mit dem hessischen Erbmarschall HERMANN VON RIEDESEL wegen des Rechtszugs aus Hersfeld nach Frankfurt, den dieser als Eingriff in die gerichtsherrliche Hoheit des Abtes auffasste.666 Dies ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Hersfeld (undatierter Entwurf ohne eigene Nr.) ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 169 (datiert um 1500). 664 ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 169, Fn. 68 sah eine Unterweisung von 1523 als Letzte an. Vermutlich meinte er ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Hersfeld (ohne eigene Nr.), wenngleich dieser Entwurf eines Antwortschreibens an den Abt von Hersfeld gerichtet ist und direkt keine Oberhofsituation erkennen lässt. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 100 verwies demgegenüber auf den knappen Hinweis vom 23. Februar 1516 im ISG Frankfurt, Schöffengerichtsbücher, 1516, fol. 40r = Eintrag 11 im UB. II bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 37. An anderer Stelle rekurrierte er jedoch auf eine Anfrage von 1549 [vgl. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 121, Fn. 4], die im Druck bei ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 143 (ohne Quellenangabe) vorliegt und auf die sich ferner THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 141 stützte. Allerdings ist die Jahreszahl 1549 ein Lesefehler anstelle von 1449 [vgl. ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Hersfeld (ohne eigene Nr.) ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 169]. 665 In einem Schreiben zu einem Rechtsfall von 1667/68 wurde nach HOMBERGK ZU VACH, Commentationes iuris hassiaci (1781), S. 31 erwähnt, dass »der Rath zue Cassel, als der Oberhoef schon in ao. 1516 den 21ten Febr. gesprochen« habe. 1553 wurden in Hersfeld verschiedene Zeugen zu den Eherechtsgewohnheiten der Stadt befragt [vgl. HOMBERGK ZU VACH 1781 (a. a. O.), S. 38–44]. Hierbei führte ein Zeuge nach HOMBERGK ZU VACH 1781 (a. a. O.), S. 43 aus, dass die Stadt Hersfeld »ihren Oberhoff zu Cassel gehabt« habe, wohingegen ein anderer anführte, dass vor 45 Jahren »auch die Schöpfen der Stadte Herssfelt sich darumb keynes Urtheils habenn vergleichenn khönnen, unnd derwegen solche Sachenn an ihrenn Oberhof, den sie damals bey den von Frankfurth am Mayn gehabt […] habenn bringen, unnd sich eines rechtlichen Spruchs hierinnen belhernen lassen« [nach HOMBERGK ZU VACH 1781 (a. a. O.), S. 42]. Aus dem Jahr 1685 ist die Abschrift einer Rechtsunterweisung Kassels für Hersfeld aus dem Jahr 1561 bekannt [HOMBERGK ZU VACH 1781 (a. a. O.), S. 44]. 666 ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 141 f. ließ hierzu Briefe des Marschalls HERMANN VON RIEDESEL aus dem Jahr 1507/08 abdrucken (ohne Quellenangabe). 1508 wandte sich dieser nochmals an Frankfurt 663

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dürfte damit zusammenhängen, dass nach anhaltenden Streitigkeiten mit der Stadt Hersfeld die Äbte von Hersfeld bereits im 15. Jahrhundert, vermittelt über zahlreiche Verträge, politisch immer näher an die Landgrafschaft Hessen herangerückt waren.667 Nach der Unterwerfung der Stadt durch Landgraf PHILIPP DEN GROßMÜTIGEN VON HESSEN im Jahr 1525668 wurde das Hersfelder Gericht hessisch, wobei die Landgrafen von Hessen in dieser Zeit alle Gerichte in ihrem Einflussbereich auf das Stadtgericht Kassel als Oberhof ausrichteten.669 Außerdem hatte bereits die hessische Gerichtsordnung Landgraf LUDWIGS von 1455 den Rechtszug zum Landgrafen und dessen Räten normiert, ohne jedoch ausdrücklich extraterritoriale Oberhofzüge zu verbieten, wenngleich dies womöglich beabsichtigt war.670 Ähnlich wie in Limburg hatte im Ergebnis damit auch der Hersfelder Rechtszug nach Frankfurt noch bis weit in das 16. Jahrhundert Bestand. Aus den bislang untersuchten Quellen lässt sich bereits der zeitliche Rahmen für die Entwicklung des Frankfurter Oberhofs abstecken, ließen sich dort erst seit dem mittleren 14. Jahrhundert sichere Hinweise auf sein Tätigwerden finden. In [ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Hersfeld (ohne eigene Nr.)], was umgehend beantwortet wurde [ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Hersfeld (Entwurf ohne eigene Nr.) ≆ Druck bei ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 142 f. (modernisiert und ohne Quellenangabe)]. Bemerkenswerterweise verwies Frankfurt hierbei darauf, von vielen Nachbarn und Fürsten zur Rechtsunterweisung angerufen zu werden, ohne deshalb eine erste oder andere Instanz zu sein. Beachtenswert ist, dass der Abt des Klosters Hersfeld kurz darauf offenbar selbst den Rat Frankfurts als Kommission anrief: 1509 waren dem Abt zwei Briefe des kaiserlichen Kammergerichts zugegangen, in denen die Anwendung ›fremden Rechts‹ durch das Kloster gegenüber den Bürgern Hersfelds untersagt wurde [StA Marburg, Urk.n 56, Nr. 1323]. In diesem Zusammenhang wiederum wurde das Kloster vor eine Kommission in Frankfurt geladen, die dem Kammergericht berichtete [StA Marburg, Urk.n 56, Nr. 1323]. Bemerkenswerterweise war diese Kommission offenbar aber auf Wunsch des Abtes eingerichtet worden, denn 1509 verklagten Bürgermeister, Rat, Schultheiß und Schöffen Hersfelds den Abt, um feststellen zu lassen, dass er nicht berechtigt gewesen war, einen Streit zwischen den Parteien vor einer Kommission, bestehend aus dem Erzbischof von Mainz und dem Rat Frankfurts, anhängig zu machen, sondern die Zuständigkeit des abteilichen Manngerichts hätte wahren müssen [vgl. Regest H153 (H4250) bei HAUSMANN/HELM/ RÖSNER-HAUSMANN, Best. 255. Reichskammergericht, Bd. 2 (1998), S. 204 f.]. 667 LIPPHARDT, Beiträge zur Geschichte Bad Hersfelds und Umgebung (2000), S. 62; NEUHAUS 1954 (wie Anm. 629), S. 127 f.; PIDERIT, Denkwürdigkeiten von Hersfeld (1829), S. 126–128. 668 Vgl. hierzu MERX, Der Bauernkrieg in den Stiftern Fulda und Hersfeld (1904), S. 290–312; NEUHAUS 1954 (wie Anm. 629), S. 141–147; ZIEGLER 1939 (wie Anm. 631), S. 35 f. 669 ECKHARDT 2005 (wie Anm. 19), S. 29; ECKHARDT, Vorarbeiten zu einem Rechtshistorischen Atlas (2001), S. 62]. Kassel war bereits seit dem ausgehenden 13. Jh. zur Residenz ausgebaut worden [NEHLSEN-VON STRYK 1993 (wie Anm. 627), S. 246] und ist selbst seit 1318 als Oberhof bezeugt [vgl. hierzu ECKHARDT 2001 (wie Anm. 669), S. 59–62]. 670 NEHLSEN-VON STRYK 1993 (wie Anm. 627), S. 250–252; MAURER 1870 (wie Anm. 22), S. 777; MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 243; STÖLZEL 1872 (wie Anm. 90), S. 205.

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dieser ältesten Schicht des Frankfurter Oberhofeinzugsgebietes scheint es vor allem gewachsene Strukturen zu geben, die eine evolutionäre Herausbildung der Oberhoftätigkeit vermuten lassen.

2. Landgericht Bornheimer Berg Die Betrachtungen des Frankfurter Gerichts können weiter durch eine Untersuchung des Landgerichts Bornheimer Berg unterstützt werden, das in unmittelbarer Nachbarschaft zu Frankfurt im heutigen Stadtgebiet lag und bereits im Spätmittelalter starke Bezüge zu Frankfurt aufwies.671 In der Literatur wird das Gericht oftmals als Oberhof für 19 Orte672 im heutigen Umland Frankfurts genannt.673 Erstmals Erwähnung findet das Gericht in einer undatierten Bittschrift aus Griesheim,674 die zwischen 1275 und 1303 entstanden sein dürfte,675 als »des koningis geriehte zuo Börnheymer berge«.676 Die Forschung thematisierte aber häufiger ein

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Vgl. zum Landgericht und zur gleichnamigen ›Grafschaft‹ allgemein die Ausführungen von BECKER, Das Gericht Bornheimer Berg (1993), S. 1–21 passim; KOLB 1923 (wie Anm. 672); MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 56 f.; SCHARFF, Die Grafschaft Bornheimerberg (1872), S. 282–360 passim; SCHWIND, Die „Grafschaft“ Bornheimer Berg und die Königsleute des Fiskus Frankfurt (1964), S. 1–21 passim. 672 Vgl. zu der jahrelang in der Forschung umstrittenen, aber seit Langem geklärten Frage der dazugehörigen Dörfer die Ausführungen von KOLB, Die Grafschaft Bornheimer Berg (1923), S. 3–7 und SCHARFF 1872 (wie Anm. 671), S. 285. 673 Vgl. ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 160; SCHARFF 1872 (wie Anm. 671), S. 308; SCHULIN, Die Frankfurter Landgemeinden (1895), S. 30; 32 f. KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 61; 65 und SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 351 setzten sich mit der Oberhoffunktion nur kurz auseinander und gaben im Wesentlichen Art. 18 der Neuen Rolle wieder. 674 Druck bei ROTH/EULER, Beschwerdeschrift der Gemeinde Griesheim (1858), S. 177–179 = Druck bei WOLFF, Die Klageschrift von Griesheim (1906), S. 237. CARL WOLFF gab ohne Sig. bloß das städtische Archiv, FRANZ ROTH ebenso ohne Sig. nur allgemein den Best. des Weißfrauenklosters an. Hiervon ist durch Kriegseinwirkungen bloß noch ein Rest übrig. Gerade Lade 17, in der die Überlieferung zu den einzelnen Dörfern, in denen das Kloster Rechte besaß, aufbewahrt wurde, ist bis auf ein Stück zu Bockenheim restlos verloren. 675 BECKER 1993 (wie Anm. 671), S. 7; ROTH/EULER 1858 (wie Anm. 674), S. 185; SCHALLESFISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 310. Das Bittschreiben ist nach dem Druck undatiert, jedoch erwarb das Marienstift in Mainz erst am 9. Januar 1275 das Dorf [Kaufbrief im HStA Wiesbaden, Abt 106, U 16 = Eintrag 865 bei SAUER, Codex Diplomaticus Nassoicus, Bd. 1,2 (1886), S. 505 f. sowie Bürgenstellung vom gleichen Tage im HStA Wiesbaden, Abt. 106, Nr. 17 = Eintrag 867 bei SAUER 1886 (wie Anm. 675), S. 507 ≙ Regest in Eintrag 346 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 170 ≙ Regest 248 bei LÖFFLER, Die Herren und Grafen von Falkenstein, Bd. 2 (1994), S. 68]. Zudem dürfte die Urk. noch vor der Alten Rolle von 1303 entstanden sein, da auf diese nicht eingegangen wird. 676 ROTH/EULER 1858 (wie Anm. 674), S. 177.

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höheres Alter der ›Grafschaft‹, was aber letztlich in Ermangelung von Quellenhinweisen Spekulationen sind.677 Bedeutsam für die Betrachtung der Oberhoffunktion ist zunächst ein Weistum von 1303,678 die sogenannte Alte Rolle, die of-

677

Wohingegen EULER, Zur Geschichte der königlichen Vogtei (1860), S. 281 f. die Entstehung im Ausgang des 13. Jh.s. sah, beschrieb bspw. SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 305 f.; 351; 354 eine frühmittelalterliche Gründung, da Reste älterer Verfahren in der Alten Rolle zu erkennen seien. Ebenso ging SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 10 f. im Anschluss an KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 124 von einem hohen Alter des Landgerichts aus und sah die Bildung des Stadtgerichts Frankfurts in einer Herauslösung aus der ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg. Vergleichbares beschrieb auch NIESE, Die Verwaltung des Reichsgutes (1905), S. 168–170. Hiergegen wandte sich aber SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 19 f.; 61 f., der einen umgekehrten Prozess beschrieb, nämlich die Herauslösung des Landgerichts Bornheimer Berg aus einem älteren, umfassend zuständigen Reichsgericht. Letztlich bleiben aber alle diese Ansätze sehr spekulativ. KARL KROESCHELL sah hingegen die Entstehung oberhessischer Zentgerichte im Zusammenhang mit der Ausübung der Blutgerichtsbarkeit und schloss so auf eine enge Verbindung zur Landfriedensbewegung im 12./13. Jh. [KROESCHELL, Die Zentgerichte und die fränkischen Centene (1956), S. 357 f.; wohl auch SCHAAB, Die Zent in Franken (1980), S. 360]. Zwar wurde eingewandt, er habe sich in methodischer Hinsicht zu sehr auf ein Schweigen der Quellen verlassen [vgl. CRAMER, Neue These zur althessischen Verfassungsgeschichte (1958), S. 282–291]. Jedoch kann nicht ignoriert werden, dass die oberhessischen Zentgerichte wie auch das Landgericht Bornheimer Berg erst im 13. Jh. urkundlich erwähnt werden und jeweils als Blutgerichte fungierten. 678 Eintrag 833 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 421–425 = Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 481–486 = Eintrag 33 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 29–34 ≙ Druck bei ORTH, Samlung merkwuͤ rdiger Rechtshaͤ ndel, Teil 2 (1767), S. 432–467 (m. w. Hinweisen nach einer zerstörten Uffenbach’schen Abschrift). Auf Grundlage von KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 16; 179; 197 ergibt sich folgende Überlieferungslage: Erhalten haben sich die ältesten Frankfurter Aufzeichnungen mit Zusätzen um 1340 [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 928 f. (alt: Mgb. E 11, Nr. I und II)], Inserte in Notariatsinstrumenten JOHANNES GUFFERS und SIEGFRIED NACHTSCHADES vom 11. März 1423 [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 931 f. (alt: Mgb. E 11, Nr. IV und V) sowie ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 934, fol. 2r–4r (alt: Mgb. E 11, Nr. VII)] und weitere Abschriften [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 935, fol. 2r–4v sowie 20r–21v (alt: Mgb. E 11, Nr. VIII); ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 6, fol. 23v–25r (alt: Kopialbuch Nr. V, darin Urk. 35)]. Die Abschrift im Kopialbuch Mgb. E 12, Nr. 1 ist mit dem gesamten Bestand E 12 ebenso ein Kriegsverlust wie diejenige des Zusatzes in Mgb. E 13, varia 1 mit beinahe dem gesamten Bestand Mgb. E 13. KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 16, Fn. 2 beschrieb zudem eine Abschrift mit Zusatz im »Kopialbuch VIII, fol. 203a« (heute: ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 10). Dies ist aber offenbar ein Irrtum, da in dem schmalen Band kein Blatt 203 existiert und sich darin nur eppsteinische Urkundenabschriften befinden. Vermutlich meinte er ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 8, fol. 203r ≙ Regest 203a bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 193 ≙ Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 584 f. (nach nicht spezifizierter Vorlage in Mgb. E 11), wo allerdings bloß eine Ordnung über die Behandlung der Bürger Frankfurts vor dem Bornheimer Berggericht zu finden ist. ERNST KOLB ließ eine Abschrift von 1721 im ISG Frankfurt, Brandakten, Nr. 35, fol. 10r–13v ebenso wie eine mittelalterliche Kopie des Zusatzes um 1340 im ISG Frankfurt, Schultheißenamt, Nr. 17, fol. 26r–27r unerwähnt. Die Hanauer Ausfertigung findet sich im StA Marburg, Urk.n 64, Nr. 20 mit Zusatz um 1340 und eine beglaubigte Abschrift vom 30. Mai 1448 im StA Marburg, Urk.n 61, Nr. 242. Eine »Registratura literarum orginalium des Bornheimer

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fenbar nach einem Streit679 aufgezeichnet wurde und eine Vielzahl von Weisungen der Zentgrafen genannten Urteiler680 des Gerichts enthält. Die durchaus für diese Studie zentrale Frage der Beteiligung Frankfurts an diesem Weistum wird in der Forschungsliteratur unterschiedlich bewertet. WILHELM EBEL erblickte wohl eine gemeinsame Weisung »von Frankfurter Schöffen und ländlichen Zentgrafen«,681 wohingegen ELSBET ORTH nur eine »Mitwirkung des Frankfurter Schultheißen wie auch des Frankfurter Rates«682 sah. Bei genauem Hinsehen werden zwar im Weistum selbst gleich zu Beginn die Frankfurter Schöffen und der Rat erwähnt, aber nur als diejenigen, zu denen der zugrunde liegende Streit auch getragen worden war: »Dise clage wart geworfen fur die sheffen fon Frankenford unde fur den rad gemeinliche unde darzů fur die cingrefen, die zů Burnheimer berge horen, die daz // lantreht sprechen sollen«.683

Bergs« mit Nachweisen zw. 1303 und 1504 gibt Aufschluss über die Hanauer Registratur [StA Marburg, Best. 86, Nr. 25406 (zwei Abschriften)]. 679 BECKER 1993 (wie Anm. 671), S. 13 f.; KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 15; ROTH/EULER 1858 (wie Anm. 674), S. 177; 184. 680 Zentgrafen wurden die Urteiler genannt, wobei einer aus jedem der 19 Dörfer entsandt wurde [KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 8 f.; 49 f.; SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 275]. Ihre dörfliche Funktion war lange unklar. Die ältere Forschung sah in ihnen Ortsvorsteher [vgl. ROTH/EULER 1858 (wie Anm. 674), S. 177; 183; THUDICHUM, Die Gau- und Markverfassung in Deutschland (1860), S. 48; SCHARFF 1872 (wie Anm. 671), S. 294; WAAS, Zur Frage der Freigrafschaften vornehmlich in der Wetterau (1917), S. 166, Fn. 1]. So schrieb KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 50, Fn. 1, dass »die „Zender“, die im Gebiet des Bornheimer Bergs eben als „Heimburgen“ auftreten, weiter nichts als Ortsvorsteher« gewesen seien. Das örtliche Gericht habe der Schultheiß geleitet [KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 64]. Hierbei hatte er die Moselregion vor Augen, in der ›Zende‹ genannte Personen als örtliche Heimbürgen und zugleich Schöffen am Landgericht fungierten [vgl. hierzu NIKOLAY-PANTER, Entstehung und Entwicklung der Landgemeinde im Trierer Raum (1976), S. 51–57]. Nach SCHWIND 1964 (wie Anm. 671), S. 20 hingegen übten die Zentgrafen des Bornheimer Berges zwar im Dorf die Gerichtsbarkeit über kleinere Vergehen aus, müssten jedoch von den örtlichen Schultheißen als Ortsvorsteher getrennt gesehen werden [so wohl schon THUDICHUM, Zur Rechtsgeschichte der Wetterau (1885), S. 10]. Ähnlich war es offenbar am Landgericht Mechtildhausen [vgl. SCHÄFER 2000 (wie Anm. 459), S. 66 f.]. Demgegenüber war in Nordhessen der dörfliche ›Graf‹ der Ortsvorsteher und bis in das 15. Jh. hinein mitunter auch Gerichtsvorsitzender [vgl. REYER, Die Dorfgemeinde im nördlichen Hessen (1983), S. 38–47], ähnlich wie auch an oberhessischen spätmittelalterlichen Zentgerichten [vgl. KROESCHELL 1956 (wie Anm. 677), S. 346]. An den eppsteinischen und später kurmainzischen Landgerichten südlich des Mains war der Zentgraf bloß Frager [vgl. SCHÄFER 2000 (wie Anm. 459), S. 69]. 681 EBEL 1958 (wie Anm. 424), S. 51; ähnlich WERKMÜLLER, Über Aufkommen und Verbreitung der Weistümer (1972), S. 70. 682 ORTH 1973 (wie Anm. 653), S. 47. 683 Eintrag 833 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 421 = Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 483 = Eintrag 33 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 29.

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Im gesamten nachfolgenden Text tauchen dann aber weder der Rat noch die Schöffen wieder auf, vielmehr ist ausdrücklich nur von den Weisungen der Zentgrafen die Rede. Eine diesbezügliche Entscheidung von Rat und Schöffen, wie sie die Einleitung des Weistums andeutet, ist nicht anderweitig überliefert, und inwieweit sie auf die Weisungen der Zentgrafen Einfluss hatten, bleibt unklar. In einem wohl um das Jahr 1340 entstandenen Zusatz, der die Entstehung des Weistums näher beleuchtet, findet sich jedoch die folgende, ergänzende Darstellung: »Da warff der vorgenante herre her Ulrich von Hanawͤ eyns kůnigis lantfogit, unde her Gotze Beyger, eyn ritter unde eyn schultheize zu Frankinfurd, dyͤ se clage der vorgenanten lehinherren umbe ire lantsydeln zů Bockinheym unde auch die antworte her Margwarts, her Heynrichs, her Winthers unde Erwyns fuͤ r dyͤ scheffin unde fůr den rat zů Frankinfurd unde auch fůr dyͤ cyntgreffin zů Burnheymer berge, daz sie uzdrugen mit rechte, waz dynstis, waz rechtis, waz buzze der kůnig habin solde in synen dorffen in der graschaft zů Burnheymer berge und nyͤ man me, unde weme der plug von syme teile von rechte solde dyͤ nen von wazzer und von weyde. Des wart uzgedragen eynmodecliche umbe dyse vorgenante clage unde antworte von den scheffen unde von dem rade zů Frankinford unde von den cintgreffin zů Burnheymer berge dyse recht«.684

Hier nun entsteht in der Tat der Eindruck, dass das Weistum auf eine einmütige Entscheidung von Rat, Schöffen und Zentgrafen zurückging. Zugleich bleibt aber die zeitliche Unsicherheit, entstand der Zusatz doch etwa 40 Jahre nach der Aufzeichnung des eigentlichen Weistums und es muss als unsicher gelten, inwieweit nach dieser Zeitspanne noch eine tragfähige Auskunft über die Umstände der zurückliegenden Rechtsfindung gegeben werden konnte. Allerdings ist es zugleich bemerkenswert, dass vier Jahrzehnte nach der Weisung auf die Rückseite der Hanauer Ausfertigung eine Ergänzung eingetragen wurde und nochmals vermutlich einige Jahrzehnte später eine wortgleiche in Frankfurt niedergeschrieben wurde.685 Über die Gründe haben sich keine Hinweise erhalten. Im Ergebnis bleibt das Ausmaß der Beteiligung Frankfurts letztlich also unsicher. Das Landgericht Bornheimer Berg scheint wiederum auch nicht in der Hauptsache als Oberhof tätig geworden zu sein, vielmehr war diese Tätigkeit wiederum ein Annex. Über die primäre Funktion gibt zunächst eine kurze Passage in der Alten Rolle Auskunft, in der es heißt,

684

Eintrag 833 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 424 f. = Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 482, Fn. 1 = Eintrag 33 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 33 f. 685 REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 34; BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 424; 425.

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»daz man keinen man nirgen sal laden umme sin lantreht dan an des koneges gerihte zů Burnheimer berge; sit der koneg rihten sal fon rehte ubir hals unde ubir haubit, unde ubir alliz daz, waz clagebere ist in deme lande«.686

Dies muss zunächst vor allem als Gerichtsstandprivilegierung687 der sich königsfrei verstehenden Einwohner der ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg aufgefasst werden, die nur vor das Landgericht geladen werden können sollten. Hierbei ging es zunächst wohl um die Ausübung der Hochgerichtsbarkeit, die nach KARL KROESCHELLS Untersuchung oberhessischer Zentgerichte wenigstens dort sogar die Hauptaufgabe darstellte.688 Hierauf weist für das Landgericht Bornheimer Berg vor allem auch die Wendung »sal laden umme sin lantreht« hin, denn im nahen Frankfurt konnte, nach der Begriffsbestimmung von JAKOB und WILHELM GRIMM, das Landrecht, verstanden als die politischen und rechtlichen Befugnisse des Einzelnen, genommen werden.689 Diese Begriffsbestimmung beruht im Wesentlichen auf der sehr viel jüngeren Stadtrechtsreformation von 1578, die in Teil 10 Titel VI § 4 bestimmte, dass dem der Ladung nicht nachkommenden Totschläger, sofern er Bürger war, durch den Stöcker690 vor dem Zeughaus »sein Bürger und Landrecht offentlich genommen werden«691 sollte. Neben zahlreichen Schöffengerichtsbucheinträgen des 15. Jahrhunderts692 wurde bereits im sogenannten Schultheißenbuch SIEGFRIEDS ZUM PARADIES,693 das ab 1366 verfasst wurde,694 das ›Landrecht nehmen‹ umfassend 686

Eintrag 833 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 422 = Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 484 = Eintrag 29 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 30. 687 Ebenso WAAS 1917 (wie Anm. 680), S. 159 f. 688 KROESCHELL 1956 (wie Anm. 677), S. 337 f.; 345 f. CRAMER 1958 (wie Anm. 677), S. 282–291 bestritt dies. 689 GRIMM/GRIMM, Deutsches Wörterbuch, Bd. 6 (1885), Sp. 128. 690 Der Stöcker war der Gerichtsbüttel Frankfurts im Sinne eines Gerichtsdieners [vgl. DEUTSCH, Büttel (2008), Sp. 798 f.]. Seine Eidesformel aus der Zeit um 1425 ist überliefert im ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 1, fol. 48r (Eintrag 31a) = ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 183r = Eintrag 22 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 60 = Eintrag 7 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 425 f. Vgl. zu den beiden Eidbüchern des 15. und 16. Jh.s BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 19 f. 691 FICHARD, Der Statt Franckenfurt am Mayn erneuwerte Reformation (1578), S. CCLX. 692 Die gedruckt vorliegenden Auszüge der Frankfurter Schöffengerichtsprotokolle des 15. Jh.s offenbaren zudem eine Vielzahl von Fällen, in denen am dortigen Schöffengericht das Landrecht genommen oder aber zurückgegeben wurde [vgl. Einträge 11, 20, 25, 32, 39, 50, 57 und 60 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 377: 381; 386; 398; 402; 412; 416; 417]. Auffälligerweise stammen alle Einträge aus der zweiten Hälfte des 15. Jh.s. Deshalb könnte im ›Landrecht nehmen‹ eine jüngere Rechtstradition zu sehen sein. Vermutlich aber hängt dies bloß mit der Auswahl von JOHANN CHRISTIAN THOMAS zusammen. 693 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 288–298 (unvollständig und mitunter fehlerhaft) ≆ Eintrag 1 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 1–20. Die kritische Edition erfolgte auf Basis dreier Handschriften im

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gewürdigt und wiederum sichtbar, dass der Stöcker für dieses Verfahren zuständig war und es vor den Toren der Stadt vollzog: »Nota wer virzalt wirt umb eynen mort, von dem mag ein schultheizse alse viel nemen, alz er wil. Wann man ym sin lantrecht wiedir gebin sal, daz enmag yme nyeman wiedir gebin dan eyn schultheizse zu Frankf. mit der clegir willin. Dan so sal eyn stockir zu Frankf. vor die porten gen und sal yme sin lantrecht wiedir gebin, do he iz yme genomen hat, alz recht ist […] Nota umb eynen mort sal man eynen vor eyschen und gebadin; komt he dan nicht, so sal man in zu stund virzeln (und sin lantrecht nemen)«.695

Diese Regelung weist einerseits eine deutliche Parallele zu derjenigen in der Stadtrechtsreformation von 1578 auf, lässt andererseits in der ausgeprägten und detaillierten Bestimmung aber auch ein womöglich noch höheres Alter des Verfahrens vermuten.696 Dass die Rückgabe des Landrechts vor den Toren vollzogen wurde, deutet die Nähe zur Verweisung an, die als härteste städtische Buße galt.697 Im Weistum des Bornheimer Berges von 1303 wird gleich zu Beginn erwähnt, dass dies »die lantreht der grashefte zů Burnheimer berge«698 seien, mithin also die zahlreichen nachfolgenden Rechte unter dem Oberbegriff des Landrechts zusammengefasst wurden. Die Begriffsbestimmung der Gebrüder GRIMM führt im Ergebnis auch im Zusammenhang mit dem Bornheimer Landgericht weiter, wenngleich das Verfahren der Stadtrechtsreformation von 1578 ebenso wie das im Schultheißenbuch erkennbare ausdrücklich nur auf Totschläger angewendet wurde. RUDOLF HIS hingegen sah im ›Landrecht nehmen‹ nur eine Bezeichnung für

ISG Frankfurt, Best. Schultheißenamt: • Nr. 16, fol. 1r–3v (alt: Ugb. A 64 (C 22), Nr. 1a, in der Edition aber Nr. 2; fol. 3v–8v abgedruckt als Eintrag 3 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 26–29); • Nr. 17, fol. 1r–21r (alt: Ugb. A 64 (C 22), Nr. 2, in der Editon Nr. 1); • Nr. 18/3a, fol. 1r–2r; 3r–11v; 13v–17v; 21v; 22v–23r (alt: Ugb. A 64 (C 22), Nr. 3). Vgl. hierzu die Beschreibung von BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 1, die aber in sich widersprüchlich ist: Die Handschriften Nr. 2 und 3 (jeweils nach der Zählung der Edition) seien nach Nr. 1 entstanden, wobei Nr. 3 aber Vorlage für Nr. 1 gewesen sei. Im ISG Frankfurt, Schultheißenamt, Nr. 18/3b findet sich noch ein weiteres, in der Edition nicht aufgeführtes Heft, das den Beginn des Schultheißenbuches enthält, dann aber abbricht. 694 BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 1. 695 BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 13 f. Aus der Zeit um 1425 sind im Eidbuch die Wortformeln des Stöckers zu diesem Verfahren überliefert [ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 1, fol. 50r-v (Eintrag 31c) = Eintrag 23 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 62 (mit Varianten aus späterer Zeit)]. 696 Ebenso THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 400, Fn. 26. 697 Vgl. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 25. 698 Eintrag 833 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 421 = Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 481 = Eintrag 33 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 29.

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eine Ächtung.699 Für Ingelheim scheint dieser Bedeutungszusammenhang zutreffend zu sein, bedeutete dort ›Landrecht nehmen‹ doch die Achterklärung selbst.700 Für die Wetterau ist dieses Verständnis aber fraglich. Zwar wird die Nähe zur Acht durchaus im Wetterauer Landfrieden vom 4. Mai 1337701 erkennbar, der in Artikel 30 bestimmte: »Wers auch Das schedliche luͤ de fur das Lantgerichte wuͤ rden geeyschit adir fur geladen .. invirantwurten sich die nicht . un(d) indedin nicht bescheidinheid dru(m)me // Die mogint die Nuͤ ne adir das mer(er) deyl . virzelen un(d) ir Lantrecht nemen un(d) in die achte . un(d) zu der .. achte duͤ n«.702

Jedoch wird zugleich sichtbar, dass »Lantrecht nemen« offenbar die Acht noch nicht implizierte, da diese explizit danach noch erwähnt wurde. In den Frankfurter Schöffengerichtsbuchauszügen des 15. Jahrhunderts wie auch der Alten Rolle von 1303 ist jedoch von der Acht ausdrücklich nicht die Rede. Es spricht daher vieles dafür, dass mit dem Landrecht nach Frankfurter und Wetterauer Verständnis703 zunächst einmal nur die Teilhaberechte genommen werden und Acht zu-

699 HIS, Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Teil 1 (1920), S. 411, ebenso offenbar MUNZEL, Die Innsbrucker Handschrift des Kleinen Kaiserrechtes (1974), S. 94. 700 Für die Achterklärung, aber auch für Todesurteile gebrauchten die Schreiber für gewöhnlich den Terminus ›Verzählen‹ [vgl. SAALWÄCHTER, Der Galgen zu Ingelheim, Teil 1 (1909a); SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 71–73 (m. w. Nachweisen)]. Nach SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 71 sei die ›Verzählung‹ 1401 gleichzeitig als Nehmen des Landrechts bezeichnet worden (»had man ime sin lantrecht gonne«). Hierbei verwies sie auf »StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1387– 1391, fol. 119«, was für einen Eintrag von 1401 verwundert. Weder im Haderbuch Ober-Ingelheim, 1387–1391 noch im zeitlich passenden Haderbuch Ober-Ingelheim, 1398–1413 (StadtA Ingelheim, A1/2013, Nr. 14 und 35) fand sich die zitierte Stelle auf Blatt 119. 701 ISG Frankfurt, RS-Urk.n, Nr. 17 (teilweiser Textverlust durch Wasserschäden) ≙ ISG Frankfurt, RSUrk.n, Nr. 18 (Abschrift) ≆ StA Darmstadt, B 5, Nr. 470 (Friedberger Abschrift mit Zusatz) ≙ Eintrag 611 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 460–464 = Eintrag 481 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 450–455 ≙ Regest 309 bei FOLTZ 1904 (wie Anm. 214), S. 133 f. ≙ Regest 17a, b bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 2 ≙ Regest 2091 bei SAUER, Codex Diplomaticus Nassoicus, Bd. 1,3 (1897), S. 185 f. ≙ Regest 1288 bei SCRIBA, Regesten der bis jetzt gedruckten Urkunden, Abt. 2 (1849), S. 99. 702 ISG Frankfurt, RS-Urk.n, Nr. 17 ≙ ISG Frankfurt, RS-Urk.n, Nr. 18 (Abschrift) ≆ StA Darmstadt, B 5, Nr. 470 (Friedberger Abschrift mit Zusatz) = Eintrag 611 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 463 = Eintrag 481 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 454. 703 Darüber hinaus war das Verfahren Gegenstand in einem Gelnhäuser Oberhoffall von 1425: »Nü han die scheffenn von Orba gebeden sie zu und(er)wijsen obe ma(n) ym da sin lantrecht neme(n) und yn da v(erur)teilen solle moge mit rechte« [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 88r]. Außerhalb der Wetterau gibt es ebenso Hinweise auf das Verfahren [vgl. DINKLAGE, Quellen zur mittelalterlichen Geschichte der Zentgerichte in Franken (1953), S. 45; GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 556, 595; GRIMM/HEUSLER/

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sätzlich ausgesprochen werden konnte. Aufgrund der politischen wie geographischen Nähe des Landgerichts Bornheimer Berg zu Frankfurt gibt es eine starke Vermutung für einen gleichbedeutenden Sprachgebrauch an beiden Gerichten. Im Ergebnis geht daraus hervor, dass das Landgericht zunächst einmal mit der Ausübung der Hochgerichtsbarkeit betraut war. Daneben war es für Dorfmarkangelegenheiten zuständig, wie bereits die vielen Bestimmungen zu Gewässern und Weiden in der Alten Rolle zeigen, aber auch ein 150 Jahre jüngeres Weistum aus Vilbel von 1453 bestätigt, in dem unter anderem die Kompetenz des Landgerichts abgegrenzt wurde: »und wyset man an dem selbe gericht über eigen, über erbe, und über alle scholt und komer, ußgescheiden wonne und waitschar gehört an das gericht zu Bornheimerberge«.704 Das Gericht Bornheimer Berg erscheint damit zunächst vorrangig als Land- und Hochgericht für das Gebiet der ›Grafschaft‹. Die hierbei zentrale Frage der Abgrenzung der Gerichtsbarkeit in den Dörfern und dem Landgericht war jahrelang im Detail strittig geblieben.705 Angesichts des jahrzehntelang zwischen der Stadt Frankfurt und den Grafen von Hanau hinsichtlich des Gerichts Bornheimer Berg geführten Streites706 verwundert dies aber kaum. HÜBNER, Deutsche Rechtsalterthümer, Bd. 2 (1899), S. 331 f.; Eintrag 5 bei OTTO, Das Merkerbuch der Stadt Wiesbaden (1882), S. 11 f.]. 704 GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 471 (ohne Quellenangabe) mit den Korrekturen bei GRIMM/SCHRÖDER/MAURER, Weisthümer, Teil 5 (1866), S. 732, der auf eine Abschrift im Idsteiner Archiv verwies, dessen Bestände später nach Wiesbaden kamen. Dort ließ sie sich aber nach einer schriftlichen Mitteilung von INA HARNISCHFEGER vom 28. November 2011 nicht auffinden. Vgl. zum Inhalt knapp MAURER 1866 (wie Anm. 16), S. 396. 705 In einer wohl undatierten Urk. aus dem Streit mit Hanau hieß es: »das an Bornheimer berg --- gehoren --- hendel und sachen, die hals und heupt, lib und leben beruren und in der zint der xix dorfe sich begeben --item wonden, die man hefften muß, schoße, beinbruche, oder sust dodliche wonden, qweschunge oder schaden, freveliche hußsuchunge, noittzeigen frauwen oder meyden. und uber das sal kein ander sache dahingezogen -- werden --- es were --- dan mit eins obersten richters zu Frankfurt und eines voides der herrschaft zu Hanau -- beider willen« [KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 61 f. nach der Abschrift im zerstörten Frankfurter Kopialbuch Mgb. E 12, Nr. 1]. 706 Die Herren von Hanau besaßen seit dem am 30. September 1320 die Pfandschaft über die ›Grafschaft‹ [StA Marburg, Urk.n 67, Nr. 41 = Eintrag 215 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 199 f. ≙ Regest 149 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 119], erneuert am 18. August 1351 [StA Marburg, Urk.n 64, Nr. 47 = Eintrag 39 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 40 f. ≙ Regest 63 bei LÖWENSTEIN, Quellen zur Geschichte der Juden, Bd. 1 (1989), S. 17]. Zwar hatte Frankfurt vermutlich sehr teuer [so SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 45] 1329 [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 37 = Eintrag 350 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 260 f. = Eintrag 337 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 315 f.], bestätigt 1336 [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 55 = Eintrag 566 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 429 f. = Eintrag 463 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 432 f. = Druck bei ORTH 1767 (wie Anm. 678), S. 425-427, Fn. a] und 1366 [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 161 = Eintrag 547 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 611 f. = Druck bei ORTH 1767 (wie Anm. 678), S. 427 f., Fn. a] das

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Daneben finden sich aber auch Hinweise auf eine Oberhoffunktion in der Alten Rolle,707 die vorrangig von Interesse sind: »Auch ist for den cingrefen uzgedragen unde uzgerihtet, daz man keinen manne an deme lantgerihte kein sondir urteil sagen sal, daz in den dorfen ist gehandelit. Wan geshehit iz also, daz urteil gein urteile in den dorfen wirt gesucht, daz die lude nit finden kunnent adir werdint is selbe widir worfen, daz sal man zwein besheidenen mannen zů des dorfes cingrefen bevelhen, da iz inne geshehit, die sollint iz antwurten an daz lantgerihte fur die cingrefen, die sollint iz uz nach rehte rihtin, sa sie mogint aller best unde also sie deme lande gesworen hant; unde sullint iz danne mit den selben dren mannen widir senden zů dorfe, da iz inne gehandilt ist, unde sweme denne die cintgrefen hant bestanden, des urteil sal furgang habin.«708

Die Interpretation dieser Weisung wird dadurch erleichtert, dass insgesamt fünf der Weisungen der Alten Rolle709 eine vergleichbare logische und sprachliche Struktur aufweisen. Dies ist womöglich ein Hinweis darauf, dass Teile des Weistums auf ältere, heute nicht mehr zugängliche schriftliche Aufzeichnungen zurückgehen.710 In einem ersten Satz wird, negativ formuliert, der Grundsatz ange-

Privileg der Einlösung erkauft. Nochmals 1433 bestätigte der Kaiser der Stadt allgemein »igliche ire gnade, freiheite, Rechte gewonheite, brieffe, privilegia, und hantvesten« [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 329 = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 277 f. ≙ Regest 9842 bei BÖHMER/ALTMANN 1900 (wie Anm. 617), S. 258 ≙ Regest 329 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 32; eine weitere Abschrift befand sich nach KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 1 im vernichteten Frankfurter Kopialbuch Mgb. E 12, Nr. 1]. Jedoch war sie dazu aber nicht in der Lage gewesen, bis schließlich 1434 die Grafen von Hanau das Mannlehen über die ›Grafschaft‹ erhielten [vgl. ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 942]. Allerdings hatten die Einlösungsprivilegien für Frankfurt offenbar weiter Bedeutung, wie mehrere Vidimi von 1434/35 im ISG Frankfurt belegen [vgl. Dörfer, Nr. 936 von 1435 (Privileg von 1329); Dörfer, Nr. 937 von 1434 (Privileg von 1336); Dörfer, Nr. 938 von 1434 (Privileg von 1366)]. Bis zur Auflösung der ›Grafschaft‹ 1485 lagen Frankfurt und die Grafen von Hanau im Dauerstreit. Vgl. hierzu Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 287 f.; BECKER 1993 (wie Anm. 671), S. 9 f.; FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 337–339; HEINIG, Kaiser Friedrich III. und Hessen (1982), S. 67–69; KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 1 f.; 40; 59; 175 f.; MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 56 f.; SCHARFF 1872 (wie Anm. 671), S. 322–329; 351–354; SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 30; 34; 50 f. und speziell zur Erwerbspolitik APPEL, Die politische Tätigkeit Ulrichs III. (1922), S. 7–13. 707 Vgl. auch BECKER 1993 (wie Anm. 671), S. 17; KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 61; SCHARFF 1872 (wie Anm. 671), S. 308. 708 Eintrag 833 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 423 = Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 484 f. = Eintrag 29 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 31. 709 Artt. 6, 7, 9 und 12 f. in der Zählung von Eintrag 833 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 422 = Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 484 f. 710 Im Hinblick auf das Weistum von Wetter von 1239 ist bspw. bekannt, dass die Schöffen auf schriftliche Quellen, in diesem Fall die Dortmunder Statuten, zurückgriffen [ECKHARDT, Das Weistum von Wetter (1990), S. 16]. Dies ist ein weiteres Indiz gegen das berühmte Diktum FRITZ KERNS von einem

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geben, den die Zentgrafen aufgestellt haben. In den beiden oben wiedergegebenen Weisungen ist dies der Fall, an anderer Stelle heißt es gleichförmig beispielsweise »daz in keime dorfe in des koneges grashefte nieman keinen sundir hirten haben sal«.711 Auch in weiteren vier Weisungen,712 die im nachfolgenden Muster abweichen, ist wenigstens im ersten Satz eine vergleichbare Struktur nachweisbar. Dementsprechend wurde oben der Grundsatz niedergelegt, dass das Landgericht keine ›Sonderurteile‹ fällen sollte, wenn ein Dorfgericht bereits mit einer Sache befasst war. Der Grund darf wohl darin gesehen werden, zu verhindern, dass zwei Gerichte in ein und derselben Sache tätig wurden. Eingedenk der noch im 15. Jahrhundert andauernden Streitigkeiten zur Abgrenzung der Hochgerichtsbarkeit von der Niedergerichtsbarkeit der Dörfer erscheint es plausibel, dass hierfür schon früh eine Verfahrensregel getroffen wurde. In den fünf gleichförmigen Weisungen folgt zugleich aber im zweiten Satz eine Einschränkung des Grundsatzes. So heißt es beispielsweise im oben wiedergegebenen Abschnitt, dass niemand einen ›Sonderhirten‹, das heißt Eigenhirten haben sollte, »Kummet iz abir also, daz«. Diese Einschränkung ist hierbei in Bezug auf eine konkrete Fallkonstellation formuliert. So verhält es sich ebenso mit der hier interessierenden Weisung zum ›Sonderurteil‹: Das Landgericht durfte kein Urteil in einer an einem Dorfgericht anhängigen Sache sprechen, es sei denn, »daz urteil gein urteile in den dorfen wirt gesucht, daz die lude nit finden kunnent adir werdint is selbe widir worfen«. Sprachlich ist zwar auch die Deutungsvariante denkbar, dass ein Urteil eines Dorfgerichts gegen ein Urteil eines anderen Dorfgerichts die Ausgangslage darstellen sollte. Aus dem weiteren Verfahren, dass nämlich zwei Männer zum dörflichen Zentgrafen gehen sollten und dann die Sache an das Landgericht überantwortet werden sollte, wird aber deutlich, dass es sich um einen Konflikt der Urteiler eines Dorfes untereinander handelte. Die Passage heißt also frei übersetzt, dass in einem Dorfgericht ein Urteil gesucht wird, das die Urteiler nicht finden können, weil es einen entgegenstehenden Urteilsvorschlag gibt oder aber weil eine Partei widerspricht.713 Dies stellt nach den eingangs genannten Kriterien einen Oberhofzug dar. Allerdings scheint das Oberhofverfahren bei Abfassung der Alten Rolle noch sehr jung in den Weistümern zutage tretendem ›naivem Volksempfinden‹ [vgl. KERN, Über die mittelalterliche Anschauung vom Recht (1916), S. 513]. 711 Eintrag 833 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 422 = Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 484 = Eintrag 29 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 30 f. 712 Art. 5, 8, 14 und 17 in der Zählung von Eintrag 833 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 422 f. = Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 484 f. = Eintrag 29 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 30–32. 713 So wohl ebenfalls die Deutung von THUDICHUM, Geschichte des Freien gerichts Kaichen in der Wetterau (1857), S. 64 f.

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gewesen sein, denn es wurde eigens als Ausnahme zu der Regel, keine ›Sonderurteile‹ zu fällen, ausgestaltet. Für ein noch junges Alter spricht auch, dass die Entstehung des Weistums von 1303 im Zusammenhang mit den Bemühungen der größten Grundbesitzer steht, ihrerseits eine nach oben hin abgeschlossene Gerichtsbarkeit in den zur ›Grafschaft‹ gehörigen Dörfern zu schaffen,714 sodass die Oberhofstellung des Landgerichts Bornheimer Berg zugleich als Klammer erscheint, um die nach Eigenständigkeit strebenden und möglicherweise zuvor aus einer Abspaltung715 hervorgegangenen Dorfgerichte an das Landgericht zu binden. Damit ist der Ursprung der Oberhofbeziehungen der 19 Orte zum Gericht des Bornheimer Berges möglicherweise in einer Form von politischem Kompromiss zwischen den Grundbesitzern einerseits und dem königlichen Gerichtsherrn sowie vor allem auch Frankfurt andererseits zu suchen. Im 15. Jahrhundert kam es schließlich zu einer neuerlichen Rechtsaufzeichnung für die ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg. Die sogenannte Neue Rolle716 von 1421/35 stellte hierbei eine von Frankfurt mitunter als Kompilation älterer Weisungen und Feststellungen zu Verlauf und Art des Gerichts angefertigte und den Zentgrafen in Frankfurt zur Beschlussfassung vorgelegte neuerliche Aufzeichnung des Landrechts dar.717 Trotz dieser Entstehungsumstände hatte diese Rolle den714

SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 351. Dieser Befund spielt in die Hände von HANS HIRSCH, der in seiner Untersuchung eine ab 1300 einsetzende Trennung zwischen Hoch- und Niedergerichtsbarkeit beschrieb [vgl. HIRSCH, Die hohe Gerichtsbarkeit im deutschen Mittelalter (1922), S. 50–59]. 715 SCHWIND 1964 (wie Anm. 671), S. 20. 716 Vollständiger Druck bei KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 179–193 ≆ Druck bei ORTH 1767 (wie Anm. 678), S. 432–467. Auf Grundlage von KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 179; 197 ergibt sich folgende Überlieferungslage: Erhalten haben sich die älteste Aufzeichnung im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 930 (alt: Mgb. E 11, Nr. III), Inserte in Notariatsurkunden JOHANNES GUFFERS und SIEGRFIED NACHTSCHADES vom 16. September 1435 [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 934, fol. 5r–8r (alt: Mgb. E 11, Nr. VII)] sowie JOHANNES GUFFERS, NICOLAUS BRUTLINS und JOHANNES KYPES vom 16. November 1435 [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 933 (alt: Mgb. E 11, Nr. VI)] und kopiale Abschriften [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 935, fol. 7r–11r und 12r–18v (alt: Mgb. E 11, Nr. VIII); ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 8, fol. 199r–201v (alt: Kopialbücher Nr. VII)]. Eine weitere im Kopialbuch Mgb. E 12, Nr. 1, die als Einzige weitere Zusätze enthielt, ist mit dem gesamten Bestand E 12 ein Kriegsverlust. Eine weitere, von ERNST KOLB nicht aufgeführte Abschrift des 15. Jh.s ohne Zusatz findet sich in der UniBibl. Frankfurt, Ms. Barth. 96, fol. 91v–94v [vgl. zu dieser Sammelhandschrift POWITZ/BUCK 1974 (wie Anm. 154), S. 207–212]. Im ISG Frankfurt, Brandakten, Nr. 35, fol. 14r–17r findet sich die neuzeitliche Abschrift eines Notariatsinstruments mit Insert der Neuen Rolle. 717 Vgl. zur Datierung KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 16–18, wonach sich die Neue Rolle als eine Kompilation verschiedener Weisungen darstellt, von denen nur einzelne im Jahr datiert werden können [KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 17, Fn. 2 nannte 1303, 1400 und 1421]. Vor allem aber stützte er seine zeitliche Einordnung auf Vermerke im StadtA Frankfurt, Mgb. E 12, Nr. 4,2 sowie Mgb. E 13, varia 36,

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noch rechtspraktische Bedeutung, denn etwa im November 1442 ließ der Rat Frankfurts etwas darin nachsehen: »It(em) von des Bornheim(er) berg(s) wegen die Rolle ansehen«,718 ebenso am 17. Juni 1449: »It(em) als d(er) oberste Richt(er)719 sagit von den von husen und des Bornheimer gerichtes weg(en) den Richt(er) darby nü rolle ansehn«.720 Die hanauische Seite erkannte die Neue Rolle offenbar aber nicht immer als rechtsgültig an. Am 1. Dezember 1446 wurde ein Notariatsinstrument über eine Sitzung zwischen Frankfurter Ratsleuten, dem Grafen von Hanau und Zentgrafen des Bornheimer Berggerichts aufgezeichnet, laut dem wiederum unter anderem auch beide Rollen herangezogen und verlesen worden waren, ohne dass sich Hinweise auf ein Infragestellen der Gültigkeit vonseiten des Grafen von Hanau finden ließen.721 Kurz darauf im Jahr 1448 kam es dann aber zum Streit um die Anerkennung der Neuen Rolle.722 Diese enthält folgende Regelung zum Oberhofverfahren: »Auch wann in der nunzehn dorfen eim eine sache an gericht berufin und geworfin wird an daz obirste gericht uf Bornheimer berg, so sollen zwene scheffen us dem dorfe, da daz orteyl hanget, daz urteil brengen an Bornheimer gerichte und sagen, wie die urteyl gestalt sin, und daz dan der zinggrave uf den eid besagen sal, daz die urteil also geludit habin. und darumb so sollen die zwo partheyen den zwen scheffin, die die urteyl bringen, ir iglichen I grossin gebin, als dicke sie die urteyl furbringen. und auch wan die zenggreven die urteyl ussprechin, wem dan daz urteil gefellet, der sal den zinggraven gebin ein virteil wins nest dem besten, als man zu Franckfurt feil findet, ane geverde. und daz sal ime der, dem das urteyl enphallen ist, dan widder gebin«.723

die jedoch Kriegsverluste darstellen. Die älteste Aufzeichnung nennt auf der Rückseite zwar »1421 Rollen« [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 930], jedoch wurde dies offenbar später vermerkt, da die Schrift nicht mit derjenigen des Textes der Rolle übereinstimmt. Zudem scheint sich der Vermerk auf die Textfassung ohne spätere Zusätze zu beziehen, denn in der Neuen Rolle heißt es hierzu »Nota diß ist gewyset von heylnhappen obersten werntlichen Richter zu franckfurt Actum Anno d(o)m(ini) m cccc vicesimoprimo« [UniBibl. Frankfurt, Ms. Barth. 96, fol. 94v ≆ leicht abweichender Druck bei KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 192]. Danach folgten aber in einer verlorenen Abschrift weitere Zusätze [vgl. den Druck bei KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 192 f.]. Hierbei scheint der von ERNST KOLB angenommene Zusammenhang zwischen der Kompilation und dem Beginn der Streitigkeiten mit den Grafen von Hanau plausibel, sodass hier dem Datierungsvorschlag 1435 gefolgt wird, wobei zusätzlich aber das 1421 angegeben wird, um die Zusammenstellung ohne Zusätze zu repräsentieren. 718 ISG Frankfurt, Bmb., 1442, fol. 71v. 719 Der Oberste Richter war in Frankfurt der höchste ›Vollzugsbeamte‹ der Stadt [so ausdrücklich COING 1939 (wie Anm. 11), S. 28; vgl. hierzu ferner SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 41 f.]. 720 ISG Frankfurt, Bmb., 1449, fol. 15v. 721 Vgl. StA Marburg, Urk.n 61, Nr. 231. 722 Vgl. die Darstellung bei KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 152 f. 723 KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 188 ≆ Druck bei ORTH 1767 (wie Anm. 678), S. 455 f.

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Die Parallelen zu der Bestimmung von 1303 sind deutlich erkennbar: Wiederum sollten zwei, dieses Mal ausdrücklich als Schöffen bezeichnete Männer an das Gericht Bornheimer Berg wegen eines laufenden Verfahrens kommen, um zu sagen, wie »die urteyl gestalt sin«, also wie sie lauteten. Den Grundsatz, dass das Landgericht kein ›Sonderurteil‹ fällen sollte, erwähnt die Neue Rolle allerdings nicht mehr. Dies deutet darauf hin, dass das Oberhofverfahren den Zeitgenossen nicht mehr als Ausnahme erschien und gefestigt war. Außerdem ist auffällig, dass in der Neuen Rolle nicht bloß die Formulierung von 1303 übernommen wurde, sondern die Regelung in neue Worte gefasst und um Kostenbestimmungen ergänzt wurde. Denkbar erscheint, dass diese Zusätze dann auch der Grund dafür waren, das Oberhofverfahren nochmals darzustellen, denn die Neue Rolle regelt überwiegend Materien, wie etwa ausführlich die Einsetzung und Pflichten der Zentgrafen, die in der Rolle von 1303 keine Entsprechung haben. So wurden nun ausführlich Fragen der Gerichtsorganisation in den Blick genommen und vor allem die Einflussnahme über den Obersten Richter abgesichert.724 Dies kann damit erklärt werden, dass die Neue Rolle auf Bestreben der Stadt Frankfurt niedergeschrieben wurde, die ein großes Interesse daran hatte, eigene Rechte beziehungsweise die des nun in städtischer Pfandschaft befindlichen Reichsschultheißenamtes zu sichern. Auf diese Weise erlaubt die Neue Rolle einen Blick auf die politischen Interessenlagen der Mainstadt. Nun könnte in der oben wiedergegebenen Regelung aufgrund der spärlichen Hinweise zunächst ein frühes Berufungs- oder Revisionsverfahren erblickt werden,725 in dem das »obirste gericht« ein gefälltes Urteil überprüft, zumal von 724

Die Bedeutung des Obersten Richters wurde an zentraler Stelle hervorgehoben: »Zum ersten so sitzet an ein oberster richter von des rychs (und stadt Franckf. wegen)« [nach KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 179]. Nachdem bspw. Klagen aus dem nicht zur ›Grafschaft‹ gehörenden Bonames an das Landgericht gelangt waren, nutzte Frankfurt seinen Einfluss auf den Obersten Richter, um seine Interessen und die der Bürger zu wahren und solche Klagen nicht zuzulassen [vgl. Ratsgesetz 304 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 384 (entstanden vor 1487) und hierzu knapp RÖMER-BÜCHNER, Bonames, Burg und Flecken (1862), S. 241]. Bereits 1398? wurden die Einwohner von Bonames [Ratsgesetz 67 (II) bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 175], später aber ebenso die anderen Landgemeinden per Eid dazu verpflichtet, Rechtstreitigkeiten mit Beteiligung Frankfurter Bürger oder Einwohner anderer Landgemeinden nur vor dem Frankfurter Schöffengericht auszutragen [SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 277 f.]. In einem Instrument von 1443 findet sich ein Hinweis darauf, dass der Oberste Richter im Hinblick auf einen Dortelweiler und einen Nieder-Erlenbacher Einwohner tatsächlich so verfuhr: »Also wurden sie vor dem lantgericht zu Bornheimer berge, darumb geruget, und furbracht, darumb zubussen. So verantwurte sie dielman zu der zyt Oberster Richter zu franckenfurd, nach aldem herkomen, und als die durckelwile, dem Riiche und der Stad franckenfurd gewand sin, und forderte sie vor des Riichs gerichte zu franckenford« [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 24]. 725 In dieser Weise verstand THUDICHUM 1857 (wie Anm. 713), S. 63–65 die Regelung und ebenso BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 475 wie auch KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 53 sprachen von Beru-

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»an gericht berufin« in der Quelle die Rede ist. Doch spricht diese Wendung nicht gegen einen Oberhofzug, was ein Eintrag im Bürgermeisterbuch von 1477 verdeutlicht, in dem es heißt: »als ds gericht zu Bornheim anbrengt von dem beruffen der urtel«.726 Der Eintrag steht im Zusammenhang mit der direkten Anbindung Bornheims, das zur ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg gehörte und dessen Reichslehen der Rat Frankfurts 1475 erwerben konnte,727 an den Frankfurter Oberhof. Wiederum bezeichnet ›berufen‹ wahrscheinlich also nur die Einleitung eines Oberhofzuges, nicht ein Rechtsmittel mit Suspensiv- oder Devolutiveffekt.

fungen. MAURER 1870 (wie Anm. 22), S. 770 gab den Oberhöfen insgesamt gar die doppelte Funktion als Rechtsanfragestelle und Berufungsinstanz. 726 ISG Frankfurt, Bmb., 1477, fol. 2v ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 165, Fn. 36. 727 Nachdem Kaiser FRIEDRICH III. den Ankauf des Reichslehen über Dorf und Gericht Bornheim am 7. Juni 1474 gestattet hatte [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 362 ≙ Regest 363 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 35 ≙ Regest 631 bei HEINIG, Regesten Kaiser Friedrichs III., Heft 4 (1986), S. 322], erwarb Frankfurt am 21. April 1475 vom unmündigen ITEL SCHELM VON BERGEN (in Vormundschaft), von KARBEN SCHELM VON BERGEN und dessen Frau wie auch vom unmündigen PHILIPP SCHELM VON BERGEN (in Vormundschaft) neben deren Halbteil von sieben Teilen an Seckbach auch deren Halbteil an Bornheim [Kaufbrief im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 404 ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 912/1, fol. 1r–5r (Abschrift)]. Am gleichen Tag erwarb Frankfurt zudem den anderen Halbteil Bornheims von GERLACH SCHELM VON BERGEN und dessen Ehefrau [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 369 ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 912, fol. 5v–7v (Abschrift) ≆ Auszug bei SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 48, Fn. 1]. Im ISG Frankfurt, Bmb., 1474, fol. 66r = Druck bei FRONING, Frankfurter Chroniken und annalistische Aufzeichnungen des Mittelalters (1884), S. 187, Fn. 1 heißt es hierzu am 20. April 1475: »It(em) die frunde die Inseczunge zu Bornh(eim) zunemen doctor gelthus Walte(r) der alte Wicker der Junge und peter becker und Joh(an) brune statschr(iber)«. Am 21. Mai 1475 nahm der Rat das Gericht in Bornheim in Besitz: »Anno 75 uf fritag nach jubilate nament min hern der rat inne daz gerichte under der Schelmen gerechtikeit zu Bornheim und ein teil zu Sekpach« [Druck bei FRONING 1884 (a. a. O.), S. 187 (nach dem ›liber gestorum‹ BERNHARD RORBACHS)]. Am 18. September 1475 bestätigte den Kaiser den Ankauf des Reichslehens über Bornheim von den Schelmen von Bergen, wobei ein Weistum der Schöffen von Bornheim weiter gültig sein sollte, wonach die Schelme von Bergen in Dorf und Feld Bornheim die obersten Vögte und Gerichtsherren waren, nun aber Frankfurt in diese Rechte eintrat [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 363 ≙ Regest 363 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 35 ≙ Regest 729 bei HEINIG 1986 (wie Anm. 727), S. 329 f.]. Am gleichen Tag vergab er Dorf und Gericht Bornheim mit Gütern in Dortelweil und Karben an zwei Bürger aus ehrbaren Geschlechtern zu Lehen für die Stadt [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 364 ≙ Regest 364 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 35 ≙ Regest 730 bei HEINIG 1986 (wie Anm. 727), S. 330]; Regelungen zur Nachfolge der Lehensträger wurden am 16. Mai 1476 ergänzt [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 365 ≙ Regest 365 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 35 ≙ Regest 754 bei HEINIG 1986 (wie Anm. 727), S. 337]. BERNHARD RORBACH erwähnte eine neue Belehnung vom 22. Mai 1477 [Druck bei FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 223]. Vgl. ferner KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 166 f.; SCHNEIDMÜLLER 1982 (wie Anm. 589), S. 122 f. sowie SCHARFF 1872 (wie Anm. 671), S. 341–343; SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 48 (beide m. w. Hinweisen aus verlorenen Archivalien)].

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Die Bestimmung der Neuen Rolle erwähnt zudem eigens, dass »daz orteyl hanget« am Dorfgericht. Dies deutet darauf hin, dass noch kein Urteil in der Sache ergangen war, sondern das Verfahren schwebte, also die Regelung keine Berufung oder gar Revision normiert, sondern eine für einen Oberhofzug typische Situation, bei der die Letztentscheidung dem anfragenden Gericht weiter oblag. Die Regelung ist folglich so zu lesen, dass die Schöffen einen Urteilsvorschlag zur Überprüfung an das Gericht Bornheimer Berg bringen konnten. Darüber hinaus konnte KARL KROESCHELL für oberhessische Zentgerichte zeigen, dass dort der Terminus »ubirste gericht« vor allem ein Verweis auf die Blutgerichtsbarkeit darstellt.728 Da das Landgericht Bornheimer Berg ebenso als Hochgericht tätig wurde, erscheint es wiederum denkbar, dass der Ursprung der Bezeichnung »obirste gericht« in diesem Kontext zu suchen ist. Die Bezeichnung ist für einen Oberhof zudem, wie das Beispiel Ingelheims zeigt, nicht ungewöhnlich.729 Dass wiederum das Anrufen eines Oberhofes durch die Schöffen auch von den Parteien ausgehen konnte, belegt ebenso der Blick nach Ingelheim.730 Die Entschädigung der Schöffen für ihre Unkosten ist dabei genauso wenig ungewöhnlich.731 Wenn es später in der Neuen Rolle heißt, dass »die zenggreve die urteyl ussprechin, wem dan das urteil gefellet«, kann dies so gedeutet werden, dass die Zentgrafen die Oberhofweisung als Urteil aussprechen sollten, wie dies beispielsweise mitunter am Ingelheimer Oberhof der Fall war. Die Annahme der Regelung eines typischen Oberhofzugs732 in der Neuen Rolle erscheint damit insgesamt sehr plausibel. Diese Auslegung kann durch einen Vergleich mit Regelungen für das 1293 erstmals urkundlich erwähnte733 Freigericht734 Kaichen in der Wetterau gefestigt 728

KROESCHELL 1956 (wie Anm. 677), S. 336. Wie Anm. 475. 730 Vgl. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 23; GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 272–276. 731 Vgl. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 52; 307. 732 Ebenso KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 54; 65. 733 In einer Schlichtungsurkunde vom 19. Dezember 1293 zu Gütern in Heldenbergen wurde Ritter WERNER GEN. VON TRAIS als »Iudex iudicij sive Comicie in Kouchene« erwähnt. Eine besiegelte Ausfertigung findet sich im Solms-Hohensolms-Lich‘sches Archiv zu Lich, Arnsburger Urk.n, Nr. 337 (Heldenbergen, Nr. 2) = Eintrag XCIV bei GUDENUS, Codex diplomaticus, Bd. 4 (1758), S. 972 (»ex autogr.«), eine zweite ebenfalls besiegelte, aber abweichende Variante im StA Darmstadt, A 3, Nr. 151/4 ≙ LA NRW, Abt. Westfalen, Münster in Westfalen, Msc. II, Bd. Nr. 188, S. 32–33 (Abschrift) = Druck (mit Faksimiles und Übersetzung unter Ausweisung der Abweichungen) bei GELLENBECK, Urkunden der Erstwähnung von 1292/1293 (1993), S. 8–12 = Eintrag 7 bei STEINER, Urkunden (1835), S. 292 (mit Ausweisung der Abweichungen). EIGENBRODT, Urkundliche Nachrichten über die Grafschaft Kaichen (1835), S. 245 ging zwar davon aus, dass die Darmstädter Urk. fehlerhaft gewesen und deshalb eine zweite gefertigt worden sei. Jedoch war die rechtliche Wirkung besiegelter Urk.n im Mittelalter groß. Deshalb wäre bei einem Fehler höchstwahrscheinlich die Urk. durch Abschneiden des Siegels oder 729

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werden,735 das ebenfalls in Verbindung zu Frankfurt stand.736 Ähnlich wie bei der ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg so ist auch im Hinblick auf die ›Freigrafschaft‹ Kaichen das Alter des Gerichts in der Forschung umstritten.737 Die Parallele zum Landgericht Bornheimer Berg sah offenbar bereits der Frankfurter Rat im Mittelalter. Jedenfalls wurde eine, wohl auf eine heimliche Mitteilung738 zurückgehende aber Einschneiden des Pergaments ungültig gemacht worden [vgl. hierzu sehr instruktiv KOPP, Die Ungültigmachung spätmittelalterlicher Privaturkunden (2010), S. 68–81]. Zudem gibt das StA Darmstadt für die dortige Ausfertigung als Vorprovenienz ›Mainz, St. Peter‹ an. Vermutlich kam dieses Kloster infolge von Grunderwerb in den Besitz der Urk., was Rechtswirkungen der Urk. vermuten lässt. DIETER WOLF wiederum ging davon aus, dass beide Urk.n zu verschiedenen Zeiten aufgesetzt worden seien [nach GELLENBECK, Betrachtungen zur Urkunde (1993), S. 13]. Dies dürfte aber falsch sein. Beide sind deutlich erkennbar von der gleichen Hand verfasst worden, was bspw. die gleiche Namensschreibung von Ritter WERNER GEN. VON TRAIS belegt, der auch Siegler beider Ausfertigungen war. Dies deutet auf gleichzeitige Ausfertigungen hin. Vgl. zur Ersterwähnung ferner EIGENBRODT 1835 (wie Anm. 733), S. 244–246; GELLENBECK 1993 (wie Anm. 733), S. 13–16; HARDT-FRIEDERICHS, Das Königliche Freigericht Kaichen in der Wetterau (1976), S. 12; MITTERMAIER, Studien zur Territorialgeschichte der südlichen Wetterau (1933), S. 45–49; SCHILP, Die Reichsburg Friedberg im Mittelalter (1982), S. 157; THUDICHUM 1857 (wie Anm. 713), S. 33–37. 734 WAAS 1917 (wie Anm. 680), S. 147; 149 erblickte hierin ein Femgericht ähnlich denjenigen in Westfalen, was er vor allem aufgrund der von ihm angenommenen rechtlichen Verwandtschaft aller Freigerichte annahm. Durch Quellen lässt sich dieser Befund allerdings nicht erhärten. 735 WAAS 1917 (wie Anm. 680), S. 160 wies bereits auf »eine enge rechtliche Beziehung« der ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg und der ›Freigrafschaft‹ Kaichen hin, führte allerdings vor allem politische Zusammenhänge an, wie bspw. die Zuständigkeit des Landvogts der Wetterau. Dieses Amt war allerdings bereits 1419 nach dem Tode ULRICH V. VON HANAU erloschen [DALLMANN 2005 (wie Anm. 41), S. 186] und konnte damit wenigstens für die Zeit danach keine verbindende Wirkung mehr entfalten. 736 Der Rat Frankfurts übernahm 1384 den Schutz über einige Dörfer und vertrat außerdem die Interessen einer Reihe von Bürgern, die in der ›Freigrafschaft‹ begütert waren; insbesondere mit den Friedberger Burgmannen, die u. a. Schutzrechte am Freigericht geltend machten, war er deshalb in lang anhaltende Streitigkeiten verwickelt, die in der Präsenzpflicht bei Gerichtssitzungen kulminierten [vgl. HARDT-FRIEDERICHS 1976 (wie Anm. 733), S. 13–39; MITTERMAIER 1933 (wie Anm. 733), S. 54–87; STOBBE, Die Geschichte Friedbergs (1997), S. 196]. 737 WAAS 1917 (wie Anm. 680), S. 160 vermutete eine Parallele zum Landgericht Bornheimer Berg und deshalb die Entstehung in der Karolingerzeit. Ebenso sah SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 63–65 ein hohes Alter als wahrscheinlich an, wohingegen GLÖCKNER, Das Reichsgut im Rhein-Maingebiet (1934), S. 211–213 und MITTERMAIER 1933 (wie Anm. 733), S. 45 die zweite Hälfte des 13. Jh.s nannten. Aufgrund der Quellenarmut ist die Entstehungszeit aber letztlich hochspekulativ. Da das Freigericht Kaichen auch als Hochgericht tätig wurde [HARDT-FRIEDERICHS 1976 (wie Anm. 733), S. 56], können letztlich wiederum die Beobachtungen KARL KROESCHELLS [wie Anm. 688] Gültigkeit beanspruchen, wodurch ein Entstehen im 13. Jh. wahrscheinlich ist. 738 Ein wohl nachträglicher, in anderer Schrift verfasster Vermerk unter der Rechtsaufzeichnung in einem Frankfurter Kopialbuch lautet: »diß vorgeßn hat Ernst von Keuchen der vurspreche als er von zyden gein Franckfurt qwam in heimlichkeit gesagit der auch etzwan ein grefe da gewest was« [ISG Frankfurt, Freige-

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Frankfurter Kanzleinotiz739 zu Rechtsgewohnheiten am Freigericht Kaichen vom Beginn des 15. Jahrhunderts740 in einem Frankfurter Kopialbuch eingebettet zwischen eine komplette Niederschrift der Neuen Rolle des Landgerichts Bornheimer Berg741 sowie eine Urkunde zum Verhältnis Frankfurter Bürger und Beisassen zu

richt Kaichen, Urk.n Nr. 71, fol. 2v = Druck bei HARDT-FRIEDERICHS 1976 (wie Anm. 733), S. 60, Fn. 13 (fälschlicherweise Verweis auf Blatt 12)]. Inwieweit er mit den Zuständen am Freigericht vertraut war, ist unklar. Jedes der zugehörigen Dörfer besaß einen ›Dorfgrafen‹ als Gerichtsvorsteher und ›Nachgeburen‹ genannte Urteiler, wobei die ›Grafen‹ unter Vorsitz eines ›Obergrafen‹ als Kaicher Gericht zusammenkamen [HARDT-FRIEDERICHS 1976 (wie Anm. 733), S. 54]. ERNST VON KAICHEN wird allerdings in der, wenngleich nicht vollständigen, Zusammenstellung der Dorf- und Obergrafen bei HARDT-FRIEDERICHS 1976 (wie Anm. 733), S. 70–79 nicht genannt. 739 ISG Frankfurt, Freigericht Kaichen, Urk.n Nr. 70, fol. 1r–2v (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Freigericht Kaichen, Urk.n Nr. 71, fol. 2r-v (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 8, fol. 202r-v (Abschrift) = Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 457–459 ≙ Druck bei ORTH, Samlung merkwuͤ rdiger Rechtshaͤ ndel, Teil 3 (1767), S. 687–707 (ohne Quellenangabe) ≆ Druck bei EIGENBRODT 1835 (wie Anm. 733), S. 235–239 (modernisiert) ≙ Regest 202a bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 193. 740 FRIEDERUN HARDT-FRIEDERICHS datierte die Rechtsaufzeichnung aufgrund paläographischer und inhaltlicher Aspekte auf den Beginn des 15. Jh.s [HARDT-FRIEDERICHS 1976 (wie Anm. 733), S. 50; so schon zuvor GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 458, Fn. 1; MÜLLER, Verzeichnis hessischer Weistümer (1916), S. 210]. THUDICHUM 1857 (wie Anm. 713), S. IV nannte den Zeitraum 1393–1414 und stützte sich dabei auch auf den Umstand der Eintragung in ein Kopialbuch [wie Anm. 741] nach einer Aufzeichnung der Neuen Rolle des Landgerichts Bornheimer Berg in gleicher Schrift. Nach KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 16 f. wurde die Neue Rolle ohne Zusätze aber bis 1421 als Kompilation gewiesen. Zudem diente das fragliche Kopialbuch nach JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. XV als systematisches Nachschlagewerk für wichtige Urk.n und wurde hierzu hauptsächlich von Schreibern des gesamten 15. Jh.s erstellt. Zur Datierung hilft das Kopialbuch deshalb nicht. Allerdings wurde in dem bereits erwähnten Vermerk [wie Anm. 738] angeführt, dass der Fürsprecher ERNST VON KAICHEN die Nachricht überbracht habe, als er nach Frankfurt gekommen sei. In den Bürgerbüchern findet sich im Jahr 1411 die Einbürgerung eines »Ernst von Keuchen wollensleger« [nach ANDERNACHT/BERGER, Die Bürgerbücher der Reichsstadt Frankfurt (1978), S. 28]. Aufgrund der abweichenden Berufsangabe kann aber eine Namensgleichheit mit einer anderen Person vorliegen. Eine absolute Obergrenze der Datierung ergibt sich aus einem Währschaftsbrief vom 13. Januar 1432 mit Erwähnung von »Berbe etzwan eliche husfrauwen ernst von k[euch]en des vorsprechen selgen« [ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 41]. Nach GEORG LUDWIG KRIEGK, »Urkundliche Nachweise über Beamte, Geistliche u. s. w.«, Frankfurt a. M. 1860–1875 [im ISG Frankfurt, Ratswahlen und Ämterbestellungen, Nr. 73, fol. 44r–46v] befanden sich in den Bede-, Gerichts- und Heiligenbüchern Hinweise auf »Ernst vorspreche« ab 1404 bis 1420. BÜCHER, Die Berufe der Stadt Frankfurt (1915), S. 48 fand ihn in den Bedebüchern der Niederstadt von 1404–1419. Wenngleich beide niemals den Nachnamen ›von Keuchen‹ nannten, steht doch zu vermuten, dass er vor 1404 nach Frankfurt gekommen ist und damit auch die Rechtsaufzeichnung aus dieser Zeit stammt. 741 ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 8, fol. 199r–201v ≙ Eintrag 199a bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 193. Einzig die Zusätze fehlen, die KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 192 als Nachtrag nur bei einer einzigen Ausfertigung fand.

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diesem Gericht742 niedergeschrieben.743 In dieser Aufzeichnung finden sich Regelungen, die schon FRIEDRICH VON THUDICHUM mit denjenigen des Bornheimer Landgerichts in Verbindung brachte:744 »Auch weres das sich die nachgebure eins urteils nit verstunden so mogen sie sich des beruffen gein Keuchen an das oberste gerichte, und die zwene nachgebure an den die urteil stunden sulden die urteil da ertzelen als sie geludet hetten und welcher iß anders ertzelte der verlore auch die buße vorg(e)n(ant)«.745

Hierin zeigt sich ein Rechtsanfrageverfahren mit typischen Zügen eines Oberhofzuges: Bei Rechtsunkundigkeit baten zwei Urteiler des Dorfgerichts, sogenannte »nachgebure«, um Rechtsauskunft, indem sie den Urteilsvorschlag am Freigericht in Kaichen vortrugen. Dieses Verfahren erscheint in seiner Struktur vergleichbar mit dem in der Neuen Rolle des Bornheimer Berges von 1421/35 beschriebenen Verfahren, trägt jedoch noch deutlicher die Züge eines Oberhofverfahrens.746 FRIEDRICH VON THUDICHUM wollte allerdings hierin ein Appellationsverfahren747 am Freigericht Kaichen erkennen und nannte für seine These noch eine zweite Regelung dieser Rechtsaufzeichnung, die unmittelbar vor der oben wiedergegebenen niedergeschrieben wurde.748 Dort heißt es: »Auch was vor dem dorffgreven und den nachgeburen gewiset wirt wulde sich ima(n)t des beruffen gein Keuchen an das oberste gerichte der mag iß tun unvertzogelich unberaden und stendes fußes e er hinder sich trede und sal komen zu dem obersten greven, und dem iii schilinge heller geben und Im ein gerichte heissen verboden der gebet auch die iii schilinge des dorffes budel

742 ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 8, fol. 203r ≙ Regest 203a bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 193 ≙ Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 584 f. (nach Vorlage in Mgb. E 11 ohne nähere Angaben). Eine neuzeitliche Abschrift findet sich im ISG Frankfurt, Brandakten, Nr. 35, fol. 17r-v. Wahrscheinlich mit dieser Ordnung im Zusammhang stehen diverse Kundschaften von 1436 [vgl. ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 989-991, zusammengefasst in einem Instrument von Geistlichen des Frankfurter St.Bartholomäusstifts im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 992], womit sich die undatierte Ordnung zeitlich einordnen lässt. 743 Vgl. ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 8, fol. 199r–203r. HARDT-FRIEDERICHS 1976 (wie Anm. 733), S. 60, Fn. 9 gab wenigstens ungenau an, dass sich die Abschrift »hier eingebettet im Weistum vom Bornheimerberg um 1400« befinde. 744 Vgl. THUDICHUM 1857 (wie Anm. 713), S. 63–65. 745 ISG Frankfurt, Freigericht Kaichen, Urk.n Nr. 70, fol. 2r = ISG Frankfurt, Freigericht Kaichen, Urk.n Nr. 71, fol. 2v (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 8, fol. 202v (Abschrift) = Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 458 ≙ Druck bei ORTH 1767 (wie Anm. 739), S. 701–704. 746 Ebenso HARDT-FRIEDERICHS 1976 (wie Anm. 733), S. 53; ROTH, Urkundliche Geschichte des Büdinger Waldes (1852), S. 50. 747 NIESE 1905 (wie Anm. 677), S. 59 sah hier ebenfalls eine Appellation. 748 THUDICHUM 1857 (wie Anm. 713), S. 63–65.

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zu großen Carben der die greven darumb alle verboden sal gein Keuchen […] und sal da des vurspreche der sich beruffen hait die clage und sache ertzelen als iß vorgeludet hat, wo er das anders ertzelte so verloret der iglichem greven mit xx phennyge(n) Wan(n) auch das urteil ußgesprochen wirt, besteet man dem ersten urteil so verluset der, der sich beruffen hat iglichem nachgebure der iß hat helffen sprechen mit xx phennygen«.749

Auf den ersten Blick ergeben sich für ein Urteilsschelteverfahren750 durchaus Anzeichen, insbesondere weil von »beruffen gein Keuchen an das oberste gerichte« die Rede ist. Allerdings zeigte bereits die Untersuchung weiter oben, dass einerseits die Bezeichnung »oberste gerichte« auch für einen Oberhof nicht ungewöhnlich ist und andererseits das Oberhofverfahren durchaus als ›Berufung‹ bezeichnet werden konnte. Die Terminologie alleine mag also ein Urteilsschelte- oder gar Appellationsverfahren nicht begründen. Darüber hinaus wurde auch das Freigericht Kaichen als Hochgericht tätig,751 sodass mit KARL KROESCHELL752 wiederum der Ursprung der Bezeichnung in der Blutgerichtsbarkeit zu suchen sein wird. Außerdem ergeben sich strukturelle Ähnlichkeiten zur nachfolgenden Regelung, die weiter oben bereits ausgelegt wurde. Beide Male sollte wortgleich ein »beruffen gein Keuchen an das oberste gerichte« stattfinden. In der ersten Regelung sollte jemand »clage und sache ertzelen als iß vorgeludet hat«, in der zweiten Regelung sollten die zwei Gerichtsgenossen »die urteil da ertzelen als sie geludet hetten«. Beide Male wurden Bußen fällig, wenn die Vortragenden es abweichend berichteten. Bemerkenswerterweise verweist die zweite Regelung sogar auf diese erste mit der Formulierung »buße vorgenant«. Diese Zusammenhänge weisen darauf hin, dass beide Regelungen in direkter Verbindung zueinander stehen. Deswegen wird auch kein Urteilsschelteverfahren sichtbar. Vielmehr findet sich hier, was sich in der Rolle des Bornheimer Landgerichts von 1421/35 ebenfalls andeutet, ein Hinweis darauf, dass die Anrufung des Oberhofs ebenfalls von den Parteien ausgehen konnte. Hierbei ist die Ähnlichkeit zu der Handhabung des Oberhofzuges in Hersfeld, die oben beschrieben wurde, auffällig, sodass im Ergebnis ein Oberhofzug zum Kaicher Gericht mit deutlichen Paralellen zu den Regelungen des Landgerichts Bornheimer Berg zu erkennen ist.

ISG Frankfurt, Freigericht Kaichen, Urk.n Nr. 70, fol. 1v–2r (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Freigericht Kaichen, Urk.n Nr. 71, fol. 2v (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 8, fol. 202v (Abschrift) = Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 458 = Druck bei ORTH 1767 (wie Anm. 739), S. 700 f. 750 So GRIMM/HEUSLER/HÜBNER 1899 (wie Anm. 703), S. 503; HARDT-FRIEDERICHS 1976 (wie Anm. 733), S. 53 f.; ORTH 1767 (wie Anm. 739), S. 702. 751 HARDT-FRIEDERICHS 1976 (wie Anm. 733), S. 56. 752 KROESCHELL 1956 (wie Anm. 677), S. 336. 749

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Die Auslegung der Frankfurter Rechtsaufzeichnung für das Freigericht Kaichen bestätigt damit letztlich die oben geführte Auslegung der Neuen Rolle des Bornheimer Bergs von 1421/35. Bemerkenswerterweise enthalten jedoch weder ein Weistum vom 13. Juni 1439,753 das vor allem Fragen der Land- und Hochgerichtsbarkeit behandelt, noch ein Weistum vom 21. März 1454754 oder eine Ordnung um 1470 über die Hegung des Freigerichts Kaichen755 Hinweise auf das Oberhofverfahren. Ein in der Literatur erwähntes Weistum um 1400 konnte hingegen nicht mehr überprüft werden.756 Die Gründe für eine Auslassung des Oberhofzuges in den bekannten Weistümern können letztlich nur erschlossen werden. Da diese Weistümer wahrscheinlich von den Friedberger Burgmannen initiiert wurden757 und anzunehmen ist, dass sie im Zusammenhang mit den Streitigkeiten mit dem Frankfurter Rat entstanden, ist dies möglicherweise ein Indiz dafür, dass das Oberhofverfahren anerkannt und nicht streitbelastet war. Jedenfalls hatte der Rat Frankfurts über eine geheime Mitteilung vom Kaicher Oberhofverfahren erfahren, aber offenbar dagegen keine weiteren Maßnahmen unternommen. Eine Erklärung für dieses Verhalten ist möglicherweise, dass es im Wesentlichen mit dem Verfahren in der auf eigene Veranlassung des Frankfurter Rates hin niedergeschriebenen Neuen Rolle für das Landgericht Bornheimer Berg vergleichbar war und damit für den Rat zufriedenstellend gewesen sein dürfte. Für diese These

753

ISG Frankfurt, Freigericht Kaichen, Urk.n Nr. 70, fol. 87r–88v (Abschrift) = Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 459 f. = Druck bei ORTH 1767 (wie Anm. 739), S. 709–711. 754 LA NRW, Abt. Westfalen, Münster in Westfalen, Msc. II, Bd. Nr. 132, S. 302–304 (Abschrift) ≆ Auszug bei MADER, Sichere Nachrichten von der Kayserlichen und des heiligen Reichs-Burg Friedberg, Bd. 1 (1766), S. 328–330 (modernisiert und ohne Quellenangabe). Die von MÜLLER 1916 (wie Anm. 740), S. 211 erwähnte auszugsweise Abschrift des 17. Jh.s im Haus- und StA Darmstadt unter der Sig. »Stifter und Klöster, Konv. 32 b« ließ sich nach schriftlicher Auskunft von CLEMENS UHLIG vom 5. April 2012 nicht mehr im StA Darmstadt ausfindig machen. 755 StA Marburg, Best. 106a, Nr. 50/91, fol. 1r–3v. 756 THUDICHUM 1857 (wie Anm. 713), S. 10, Fn. 4 erwähnte das Weistum, ließ aber bloß einen kleinen Auszug ohne Bezug zum Oberhof abdrucken. Nach MÜLLER 1916 (wie Anm. 740), S. 210 befand sich eine Abschrift im ›Reichsarchiv München‹ unter der Sig. ›Mainzer Urkunden, Welt. Schrank, Lade 65, 4‹. Nach Auskunft von WERNER WAGENHÖFER vom StA Würzburg, in das die älteren Mainzer Archivalien aus München in den 1990er-Jahren überführt worden waren, ließ sich anhand dieser Altsig. allerdings aufgrund zwischenzeitlich erfolgter Umsignierungen kein Dokument mehr im Best. identifizieren. 757 HARDT-FRIEDERICHS 1976 (wie Anm. 733), S. 50; MADER 1766 (wie Anm. 754), S. 328. Wenigstens beim Weistum von 1439 war der Rat der Stadt Frankfurt wohl nicht einmal beteiligt gewesen, wie sich aus einem Frankfurter Kopialbuch ergibt: »Auch diese hernachgeschr(iben) wysunge liessen die Burgman zu Frideberg tzu Keuchen am gerichte tun in abewesen des Rad und ane verbodunge der burger die lehenherren sin« [ISG Frankfurt, Freigericht Kaichen, Urk.n Nr. 70, fol. 86v = Druck bei HARDTFRIEDERICHS 1976 (wie Anm. 733), S. 60, Fn. 13].

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spricht ferner die Überlegung, dass Frankfurt am Landgericht Bornheimer Berg eigene Rechte besaß und die Schutzfunktion758 innehatte, wohingegen die Stadt in der ›Grafschaft‹ Kaichen zunächst einmal nur die Interessen seiner dort begüterten Bürger zu wahren versuchte und in diesem Zusammenhang dann auch seit 1384 einige Dörfer unter seinen Schutz nahm, im Übrigen aber die Burgmannen Friedbergs seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert stärkere Rechte innehatten und diese später gegenüber Frankfurt noch ausbauen konnten.759 Dieser qualitative Unterschied und der Umstand, dass das Landgericht Bornheimer Berg wiederum in Frankfurt seinen Oberhof hatte, das Freigericht Kaichen aber nicht, führten möglicherweise dazu, dass das Oberhofverfahren am Landgericht Bornheimer Berg sehr viel stärker in den Streit geraten konnte als am Kaicher Gericht. Der Oberhofzug dürfte dann noch im 15. Jahrhundert ganz zum Erliegen gekommen sein, denn in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts veränderte sich die Lage grundlegend zugunsten der Friedberger Burgmannen: Bereits um 1450 übte die Burg umfangreiche Rechte im Freigericht aus.760 Kaiser FRIEDRICH III. bestätigte am 9. Juni 1467 zunächst der Burg ihr Schutzverhältnis zum Freigericht samt den dazugehörigen Dörfern, erließ zudem aber eine neue Ordnung für das Burggericht, die folgenschwer der Burg einen großen Einfluss auf die Gerichtsverfassung der Dörfer des Freigerichts gab, indem die Burggrafen und Burgmänner nun jeweils acht Urteiler bestimmen konnten, die neben den Dorfgrafen in den Dörfern

758

In Art. 11 der Alten Rolle von 1303 ist hiervon die Rede: »Me ist auch for den cingrefen uzgedragen unde gedeilit, swanne nit koneges enist, daz die forgenante grashaft der stad fon Frankenford mit aller der maht, die sie fermag, sal dienen, mit sollichime undirsheide, daz die furgenante stat daz lant und die dorf unde auch die lude sal befreden unde beshirmen, also verre alse sie ir craft gedragen mag« [Eintrag 833 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 423 = Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 484 = Eintrag 33 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 31; vgl. zu dieser Auslegung ORTH 1973 (wie Anm. 653), S. 47 f.; SCHWIND 1964 (wie Anm. 671), S. 12]. Ferner verbot König WENZEL 1398 den Herren von Hanau, entgegen den alten Freiheiten Abgaben in der ›Grafschaft‹ zu erheben und befahl Schultheiß und Rat Frankfurts, die »graschaft mit irer zugehorunge by den obgenanten unsern gnaden sunderlichen helfen, schuczen, schuren und hanthaben« [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 268 = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 226 = Eintrag 766 bei REIMER, Hessisches UB., Abt. 2,4 (1897), S. 688 f.]. Dieses Gebot wiederum war von großer Bedeutung für Frankfurt in der Auseinandersetzung mit den Herren von Hanau, wie zahlreiche Abschriften belegen [ein Vidimus von 1434 findet sich im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 939 und nach KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 38 gab es Abschriften in den Kopialbüchern Mgb. E 12, Nr. 1, Nr. 4,1 und 4,2 sowie einzeln in Mgb. E 13, Nr. 1, Nr. 5a und 5b sowie varia 43 (allesamt Kriegsverluste)]. 759 Vgl. die umfassenden Ausführungen von SCHILP 1982 (wie Anm. 733), S. 157–160. 760 SCHILP, Eine Rechnung der Reichsburg Friedberg aus dem Jahre 1443 (1983), S. 32.

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des ›Freigrafschaft‹ Gericht hielten.761 Mit einem Privileg Kaiser FRIEDRICHS III. vom 13. Mai 1475 erhielt die Burg Friedberg dann Herrschaftsrechte über die Dörfer der ›Freigrafschaft‹ zugesprochen und setzte sich damit endgültig gegen Frankfurts Ansprüche durch.762 Nachdem im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts ein Ausschuss von 12 Personen für die Urteilsfindung im Burggericht gegründet worden war,763 verdrängte das Burggericht nun auch zunehmend das Kaicher Gericht aus seiner Rolle als Oberhof für die Dorfgerichte, bis Kaiser FRIEDRICH III. am 18. Juli 1484 einen Appellationszug etablierte und damit den Oberhofzug vermutlich weitgehend ausschaltete.764 761 StA Darmstadt, A 3, Nr. 111/574 ≆ Druck im Drittem Absatz, Zweite Fortsetzung als Eintrag 93 bei LÜNIG, Des Teutschen Reichs-Archivs Partis Specialis Continuatio III., Bd. 12 (1713), S. 118–120 (modernisiert) ≆ Auszug bei Chmel Nr. 5035 ≆ Auszug bei HARDT-FRIEDERICHS 1976 (wie Anm. 733), S. 39 ≙ Regest mit Quellenauszug als Anhang 12 bei ECKHARDT 1971 (wie Anm. 515), S. 69–71 ≙ Regest 1562 bei BATTENBERG, Solmser Urkunden, Bd. 2 (1982), S. 101 (falsche Datierung) ≙ Regest 269 bei RÜBSAMEN 1993 (wie Anm. 619), S. 191 f. (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 1431 bei SCRIBA 1849 (wie Anm. 701), S. 189 (falsche Datierung). Am 26. März 1474 bestätigte der Kaiser diese Bestimmungen in einer weiteren Ordnung für das Burggericht [StA Darmstadt, A 3 Nr. 111/597 ≆ Druck im Dritten Absatz, Zweite Fortsetzung als Eintrag 94 bei LÜNIG 1713 (wie Anm. 761), S. 120– 122 (modernisiert) ≆ Auszug als Anhang 13 bei ECKHARDT 1971 (wie Anm. 515), S. 71–73 ≙ Regest 352 bei RÜBSAMEN 1993 (wie Anm. 619), S. 352 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 1475 bei SCRIBA 1849 (wie Anm. 701), S. 193]. Vgl. hierzu knapp HARDT-FRIEDERICHS 1976 (wie Anm. 733), S. 39 f.; STOBBE 1997 (wie Anm. 736), S. 196. 762 Vgl. StA Darmstadt, A 3, Nr. 111/604 ≙ Regest 371 bei RÜBSAMEN 1993 (wie Anm. 619), S. 246 f. (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 1483 bei SCRIBA 1849 (wie Anm. 701), S. 194. Vgl. knapp HARDTFRIEDERICHS 1976 (wie Anm. 733), S. 40 f. und PRESS, Friedberg (1986), S. 7 sowie ausführlich SCHILP 1982 (wie Anm. 733), S. 162–165. 763 STOBBE 1997 (wie Anm. 736), S. 194 m. w. Nachweisen. Als Urteiler fungierten hierbei offenbar die 12 Burgmannen des Regiments, nachdem 1467 der Kaiser die Zahl der Urteiler auf 12 beschränkt hatte [BATTENBERG/ECKHARDT, Der Richter in eigener Sache (1978), S. 87; RACK, Die Burg Friedberg im Alten Reich (1988), S. 94]. Das Burggericht selbst existierte womöglich schon seit der ersten Hälfte des 13. Jh.s; urkundliche Belege finden sich jedoch erst seit der Mitte des 13. Jh.s [SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 31 m. w. Nachweisen]. 764 BATTENBERG/ECKHARDT 1978 (wie Anm. 763), S. 87; ECKHARDT 1971 (wie Anm. 515), S. 48; STOBBE 1992 (wie Anm. 610), S. 207. Im Privileg Kaiser FRIEDRICHS III. für die Burg vom 18. Juli 1484 [StA Darmstadt, A 3, Nr. 111/638 ≙ Regest 428 bei RÜBSAMEN 1993 (wie Anm. 619), S. 276–278] schuf er schließlich neben einer Bestätigung der Rechte auch einen Appellationszug und wollte damit vermutlich den Oberhofzug ersetzen, der offenbar mit dem Verb »beruffen« zunächst beschrieben wurde: »Und als bisher hy in Iren Obersten gewonheit, und als gehalden gewesen ist, das ein yeder der in dem Keychen freyen gericht, an den dorfgerichten, durch urteil(e)n, die daselbs gesprochen, beswert worden sein, sich fur due dorfgrafen gein Leychenn beruffen, und« die Sachen verzögert und die Einwohner zu ihrem Schaden vor auswärtige Gerichte gezogen würden und Übeltäter wegen der Entfernung zwischen Burg und Dorfgerichten vielleicht ungestraft blieben, wurde »Besezt und geordent das furterhin ewig Zeitt ein

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Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Herausbildung der Oberhofzüge der 19 Dörfer zum Landgericht Bornheimer Berg wahrscheinlich in der Zeit kurz vor 1303 anzusiedeln ist. Der Vergleich der Regelungen von 1303 mit denen von 1421/35 offenbart zudem, dass sich der Oberhofzug intensiviert hat und den Zeitgenossen nicht mehr als Ausnahme erschien. Diese Ausführungen lenken den Blick aber auch auf das Oberhofverhältnis des Landgerichts zu Frankfurt, das bemerkenswerterweise offenbar nicht streitbehaftet war. Die Ursache hierfür ist unklar. Ein Grund könnte gewesen sein, dass sich nach DIETRICH ANDERNACHT bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Herren beziehungsweise ab 1429 die Grafen von Hanau in den Oberhofzug von ihnen kontrollierter Gerichte zwischenzuschalten begannen, sodass ihre Räte letztlich die Oberhofweisung in Frankfurt eingeholt und sie so selbst in gewisser Weise in einem Oberhofverhältnis zu Frankfurt gestanden hätten.765 Jedenfalls scheint das Oberhofverhältnis des Landgerichts Bornheimer Berg nach Frankfurt deutlich jünger zu sein als dasjenige der Dorfgerichte an das Landgericht selbst. Zwar wurden die »sheffen von Frankenfort«766 in der Rolle von 1303 erwähnt, jedoch nur als eine derjenigen, an welche die Klage gebracht worden war, die letztlich den Ursprung des Weistums bildete. Ein Oberhofverfahren in Frankfurt bleibt ebenso wie in der Neuen Rolle von 1421/35 unerwähnt. Dies ist insofern bemerkenswert, als die Neue Rolle auf Veranlassung Frankfurts niedergeschrieben wurde und ein bestehendes Oberhofverhältnis sicherlich Frankfurts Interessen in die Hände gespielt hätte. Es spricht daher viel dafür, dass dieser Zug erwähnt worden wäre, wenn er schon bestanden hätte, sodass zu vermuten steht, dass er sich erst später herausgebildet hat. In den gedruckt vorliegenden Schöffengerichtsbucheinträgen scheint, bei aller Vorsicht aufgrund der Kürze, ein Eintrag von 1447 der erste Hinweis auf einen Rechtszug des Landgerichts Bornheimer Berg nach Frankfurt.767 Es ist also eine zeitliche Abfolge erkennbar, wonach sich im ausgehenden 13. Jahrhundert die Oberhoffunktion des Landgerichts Bornheimer Berg nach der allgemeinen Gerichtsbarkeit yeder so als ob stet in dem keychen freyen Gericht in den dorfgerichten durch orteiln beswertzu sein vermenitt fur den Burggraven und die Zwelf des Regiments zu fridberg Ir Appellacion wie bißher fur die dorfgrafen beschehen ist tun«. MADER, Sichere Nachrichten von der Kayserlichen und des heiligen Reichs-Burg Friedberg, Bd. 2 (1767), S. 60 sprach in Bezug auf eine Quelle von 1487 zum Rechtszug aus Karben an das Burggericht, das dort als ›Obergericht‹ der ›Freigrafschaft‹ bezeichnet wurde [abgedruckt bei MADER 1767 (a. a. O.), S. 60 f.] zwar von ›Appellationen‹, obwohl dort nur von Urteil und Berufung die Rede ist und deshalb möglicherweise der Oberhofzug weiterhin praktiziert wurde. 765 ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 169. 766 Eintrag 29 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 29 = Eintrag 833 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 421. 767 Vgl. Eintrag 130 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 561.

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konstituierte und darüber hinaus die Zwischenhoffunktion erst im 15. Jahrhundert entstand.

3. Zwischenbilanz für Frankfurt am Main Diese zahlreichen Quellenbelege zeigen, dass vor dem 14. Jahrhundert keine sicheren Hinweise auf eine Oberhoffunktion des Frankfurter Schöffengerichts existieren. Ein Schweigen der Quellen bedeutet aber noch nicht zwangsläufig, dass es im 13. Jahrhundert noch keinen Oberhof gab. Das Beispiel Limburgs legt aber den Schluss nahe, dass Oberhofzüge, sofern sie nicht herrschaftlich angeordnet oder unterstützt wurden, was in Frankfurt vor allem ein Phänomen der zweiten Hälfte des 15. und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist,768 nicht ohne vorherige Kontakte entstanden, sondern sich in einem Verdichtungsprozess herauskristallisierten. Allerdings lässt sich die Oberhofentstehung in Frankfurt zeitlich aufgrund der Überlegung weiter eingrenzen, dass zunächst eine lokale Schöffengerichtsbarkeit entwickelt sein musste, bevor diese auch eine Oberhoffunktion wahrnehmen konnte. Die bisherige Forschung konzentrierte sich hier zu sehr auf etwaige Verbindungen zur Pfalzgerichtsbarkeit und vernachlässigte den Zusammenhang zwischen örtlicher Gerichtsbarkeit und Oberhof grundlos. Die Entwicklung soll deshalb zunächst kurz zur Orientierung skizziert werden:769 Um das Jahr 1140 erscheint zum ersten Mal die Bezeichnung ›oppidum‹ für Frankfurt in den Quellen770 und kurz darauf wird ein mehrtägiger Markt erwähnt.771 Der früheste Hinweis auf ein Frankfurter Gericht findet sich wahrscheinlich772 in einer Kaufurkunde um das Jahr 1150: »et abren(un)tiaver(un)t boni(s) istis cora(m) iudicio 768

Vgl. hierzu die Darstellung ab S. 254. Vgl. hierzu im Übrigen die Darstellung von SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 17–20. 770 SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 451 mit Verweis auf eine im Mai 1142 ausgefertigte Urk. KONRADS III. »actum in oppido Frankenevort«, deren Handlung aber im Jahr 1140 anzusiedeln sein dürfte [Abdruck als Eintrag 74 bei HAUSMANN, Die Urkunden Konrad III. und seines Sohnes Heinrich (1969), S. 130–132 m. w. Hinweisen zur Datierung] sowie auf eine chronikale Aufzeichnung SIGEBERT VON GEMBLOUXS (»Cunradus rex in opido, quod Frankenefort dicitur«) [Druck bei PERTZ, [Chronica et annales aevi salici] (1844), S. 388]. Die Deutung des Wortes ›oppidum‹ ist aber umstritten. ROTHMANN 1998 (wie Anm. 113), S. 48, Fn. 18 sah hier eine Stadt mit Marktort, wohingegen KLÖTZER, War Frankfurt wirklich stauferfreundlich? (1979), S. 48 lediglich einen befestigten Ort erblickte. 771 Um 1150 wurde in einer jüdischen Talmudauslegung ein mehrtägiger Markt in Frankfurt genannt, wobei aber bereits 1074 ein Markt bestanden haben dürfte [BRÜBACH 1994 (wie Anm. 608), S. 80, 82 f. (m. w. Nachweisen, der allerdings von einer ›Messe‹ sprach); ROTHMANN 1998 (wie Anm. 113), S. 48]. 772 So die Einschätzung von SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 17. 769

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et civib(us) suis«.773 1189 werden dann erstmals ein Schultheiß774 und 1194 ein kaiserliches Gericht mit Schultheiß und Urteilern in den Urkunden greifbar: »in iudicio d(o)m(ini) imp(er)atoris [Henrici] hui(us) nominis v wolframo sculteto ∙ et reliq(ui)s iudicib(us) p(re)sentib(us)«.775 Noch 1219 findet sich aber neben dem Schultheißen ein Vogt in den Quellen: »H(einricus) Scultet(us), R(ukerus) Advocat(us), Cet(er)iq(ue) Judices et Cives i(n) Franke(n)vord«.776 Im gleichen Jahr werden neben dem Schultheißen auch erstmals »scabini« genannte Urteiler erwähnt,777 1222 und 1223 schließlich die Namen von 12 Schöffen genannt.778 773 HStA Wiesbaden, Abt. 22, Nr. 435, fol. 75r = Eintrag 21 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 13 = Druck bei MEYER ZU ERMGASSEN, Der Oculus Memorie, Teil 2 (1984), S. 240. 774 Im Jahr 1189 (vor dem 25. September) wurde erstmals »Wolfram(us) scultet(us) d(e) f(ra)nkeneford« als Zeuge genannt [HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 21 = Eintrag 525 bei ACHT, Mainzer UB. 2,2 (1971), S. 868 = Eintrag 43 bei ROSSEL, UB. der Abtei Eberbach im Rheingau, Bd. 2 (1870), S. 395]. Zu seiner Person ist aber nichts weiter bekannt [MÖLLER, Die Siegel der ältesten Frankfurter Schultheißen (1922), S. 119; SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 394; 466]. SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 9 sah bereits um 1185 einen Schultheißen, wobei er in einer undatierten Urk. im StA Würzburg, Mainz St. Alban – Urk.n, 1181–1194 (alt: Mainzer Urk.n, Nr. 5707) auf einen namentlich nicht genannten ›villicus‹ von Frankfurt abstellte und diesen als Schultheißen ansah, was aber bei Lichte betrachtet ein unsicherer Hinweis ist, zumal das StA Würzburg die Urk. zw. 1181 und 1194 ansiedelt. 775 StA Darmstadt, A 1, Nr. 72/2 (Original) = Eintrag 32 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 16 ≙ Beilage I bei FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 350 (»ex copia«). 776 HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 670 (Insert) = Eintrag 49 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 25 = Eintrag 568 bei ROSSEL 1870 (wie Anm. 774), S. 406 f. (ohne Zeugen nach Abschrift) ≙ Druck bei GUDENUS, Codex diplomaticus, Bd. 5 (1768), S. 754 f. (»ex autogr.«) ≙ Regest 38 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 12 (nach Vorlage im isenburgischen Archiv zu Birstein) ≙ Regest 312 bei SCRIBA, Regesten der bis jetzt gedruckten Urkunden, Abt. 1 (1847), S. 30 ≙ Regest 2 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 432 (fehlerhaft auf 1210 datiert). 777 HStA Wiesbaden, Abt. 22, Nr. 436, fol. 29r = Eintrag 52 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 27. Vgl. hierzu die Darstellung von HEITZENRÖDER 1982 (wie Anm. 589), S. 13; SCHALLESFISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 400; 470; SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 137. SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 36 f. ging davon aus, dass die Einrichtung des Schöffenamtes noch wesentlich früher anzusetzen sei. 778 ISG Frankfurt, Bartholomäusstift. Bücher, II 7, fol. 67r (Abschrift) = Eintrag 58 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 31 und ISG Frankfurt, Bartholomäusstift. Urk.n und Akten, Nr. 22 = Eintrag 70 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 37. Vgl. HEITZENRÖDER 1982 (wie Anm. 589), S. 14, SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 137 f. und SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 7 f. sowie zum ganzen Komplex die, allerdings in Teilen überholten, Ausführungen von EULER 1872 (wie Anm. 48), S. 5–13, EULER, Ueber die Verfassungs-Geschichte der deutschen Städte (1855), S. 95 f. und EULER, Ueber die Verfassungs-Geschichte der deutschen Städte (1862), S. 392. SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 348 f. und SCHWIND 1964 (wie Anm. 671), S. 20 sahen das Frankfurter Stadtgericht als einen um 1220 herausgelösten Teil der ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg im Zusammenhang mit der Abschaffung der Vogtei an. Demgegenüber nahm DERWORT, Zur Entstehung der Stadtverfassung von Frankfurt (1906), S. 52 eine Umbildung des Frankfurter Landgerichts zu einem Stadtgericht an.

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Erstmals 1225 wurde dann das Frankfurter Gericht als »iudicium civitatis«779 bezeichnet. Unabhängig von der strittigen Forschungsfrage, ob in den »iudices« des 12. Jahrhunderts noch Pfalzministerialen oder bereits bürgerliche Schöffen zu erblicken sind,780 wird deutlich, dass ein Gericht in Frankfurt erst ab der Mitte des 12. Jahrhunderts urkundlich nachweisbar ist und Quellenbelege auf eine Entwicklung hindeuten, an dessen Ende zu Beginn des 13. Jahrhunderts ein »iudicium civitatis« mit Schöffen und Schultheiß stand. Entscheidend für die Herausbildung der eigenen städtischen Gerichtsbarkeit dürfte ferner gewesen sein, dass Kaiser FRIEDRICH II. um 1220 die Vogtei in Frankfurt abschaffte.781 Wenn sich aber bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts hinein zunächst die städtische Schöffengerichtsbarkeit konsolidierte, waren erst dann überhaupt die Voraussetzungen für eine Oberhoftätigkeit gegeben. Nach dieser Konsolidierungsphase in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts begegnen dann, wie erwähnt, in der zweiten Hälfte Gerichtsstände auswärtiger Städte und Bürger als neue Ausbaustufe der Frankfurter Gerichtsbarkeit. Diese Beobachtung wird dadurch flankiert, dass sich zur gleichen Zeit eine vom König anerkannte Bürgerschaft und danach eine feste Ratsverfassung herausbildeten,782 wenn 1219 erstmals von einer »civitas«,783 1225 von 779

Wie Anm. 534. Eine lang anhaltende Forschungskontroverse entbrannte hinsichtlich der »iudices«. EULER 1855 (wie Anm. 778), S. 95 f. sah in ihnen Pfalzministerialen, FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 171 jedoch ›Richter‹, ausgehend aber von einer wohl fehlerhaft [vgl. EULER 1855 (wie Anm. 778), S. 96, Fn. c] gelesenen deutschsprachigen Urk. des ausgehenden 13. Jh.s. ›Richter‹ waren allerdings im Frankfurter Sprachgebrauch städtische ›Vollzugsbeamte‹ [wie Anm. 719]. SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 36 f. demgegenüber betonte, dass die Zeugenliste keinen Hinweis auf die Zusammensetzung des Gerichts bieten könne, sah die Einrichtung des Schöffenamtes aber dennoch vor 1219. SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 19 f.; 282–285 wiederum kam ausgehend von einer intensiven vergleichenden Auslegung des am 3. Dezember 1238 erwähnten »buweding« [StA Marburg, Urk.n 26, Nr. 37 (mit Fehlstellen) ≙ StA Marburg, K, Nr. 234, fol. 33r (Urk. 67) = Eintrag 206 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 159 f. = Eintrag 115 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 59 ≙ Regest 101 bei FRANZ, Kloster Haina, Bd. 1 (1962), S. 66 f.] zu dem Schluss, dass 1194 noch ein für den gesamten Frankfurter Bezirk zuständiges ›Reichsgericht‹ zutage trete. 781 Vgl. DERWORT 1906 (wie Anm. 778), S. 31; EULER 1855 (wie Anm. 778), S. 96; NIESE 1905 (wie Anm. 677), S. 187 f.; KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 114 f.; SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 348; 351; SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 7 f.; SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 13; 82-83. Urkundlich greifbar wird die Auflösung allerdings erst 1257 in einer Privilegienbestätigung König RICHARDS [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 11 = Eintrag 217 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 104 f. = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 6 f.]. 782 Vgl. DILCHER, Zum Bürgerbegriff im späteren Mittelalter (1996), S. 128–130; 135–137; SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 12. 783 Eintrag 46 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 23 = Eintrag 136 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 108 (beide nach einer verlorenen Abschrift in den Uffenbach‘schen Exzerpten, die jedoch 780

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den »universi cives in Frankenford«784 und 1227 dann schließlich von »Eberwinus scultet(us) cum universitate civium de frank(e)nford«,785 1243 dann auch von der »universitas burgensium«786 die Rede ist. Wenig später wird erstmals eine Ratsverfassung greifbar, wenn 1266 die »consules« auftauchen.787 Aus dem Jahr 1297 stammt schließlich eine erste eigene Aufzeichnung des Frankfurter Stadtrechts anlässlich einer Anfrage aus Weilburg, in der Schultheiß, Schöffen, Rat und Bürger gemeinsam feststellten, was für sie selbst galt.788 Die Bildung der Ratsverfassung wurde schließlich zu Beginn des 14. Jahrhunderts mit den Bürgermeistern vollendet.789 Inwieweit allerdings der allgemein vermutete Zusammenhang zwi-

nach KRIEGK 1862 (wie Anm. 109), S. 7, Fn. 2 nicht immer zuverlässig waren). DERWORT 1906 (wie Anm. 778), S. 25; 43 ging hingegen davon aus, dass sich eine Umwandlung von einer Landgemeinde zu einer Stadtgemeinde bis spätestens 1142 vollzogen habe und Frankfurt bereits um 1150 eine ›civitas‹ gewesen sei. In der Literatur wurde auch auf eine Urk. von 1184 rekurriert, deren Auslegung allerdings unsicher ist [vgl. hierzu ZORN, Bündnisverträge der Stadt Frankfurt (1966), S. 10 f. m. w. Nachweisen]. In einer Urk. vom 15. August 1219 findet sich die königliche Anerkennung der Bürger Frankfurts, indem er diese direkt berechtigte [vgl. ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 1 = Eintrag 47 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 23 f. und die knappen Hinweise von KÖBLER 1984 (wie Anm. 132), S. XIII; XV f.]. 784 Wie Anm. 534. 785 ISG Frankfurt, Heiliggeistspital, Nr. 912 = Eintrag 81 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 42. 786 StA Marburg, K, Nr. 234, fol. 32v–33r (Urk. 71) = Eintrag 134 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 68 = Eintrag 228 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 173 f. ≙ Regest 35* bei SCHILP, UB. der Stadt Friedberg, Bd. 2 (1987), S. 17 ≙ Regest 140 bei FRANZ, Kloster Haina, Bd. 2,1 (1970), S. 87. 787 StA Marburg, Urk.n 61, Nr. 2 = Eintrag 263 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 129 = Eintrag 415 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 309 f. 788 Wie Anm. 570. 789 Nach einhelliger Meinung der neueren Literatur bestand das Bürgermeisteramt in Frankfurt seit 1311 [vgl. etwa BUND 1994 (wie Anm. 150), S. 82–84; CRÖßMANN 1964 (wie Anm. 600), S. 29, Fn. 5; GALL, Frankfurt als deutsche Hauptstadt? (1987), S. 7; MATTHÄUS, „Wir, die Bürgermeister, Schöffen unnd Rath zu Franckfurt …“ (2012), S. 11 f.; SCHMIDT, Wandelbare Traditionen – tradierter Wandel (2009), S. 301, Fn. 144]. Der früheste Hinweis auf das Bürgermeisteramt ist die Erwähnung von »Adolfus m(a)gi(ster) civiu(m)« 1311 als Zeuge [Solms-Hohensolms-Lich‘sches Archiv zu Lich, Arnsburger Urk.n, Nr. 525 (Frankfurt 22z) = Eintrag 944 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 489]; ein Jahr später findet sich dann ein »Hertwico Wiusen magistro civium« [ISG Frankfurt, Fichard’s Geschichte der Geschlechter Frankfurts, Nr. 79 (Faust v. Aschaffenburg), fol. 39r, Urk. Nr. 2 (»ex. Copia Bodmanni«)]. Hierbei sahen SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 45 f. und in der Folge ebenso GALL 1987 (wie Anm. 789), S. 7 wie auch KRAß 1996 (wie Anm. 130), S. 51 einen Zusammenhang mit der ersten Gesamtverpfändung des Schultheißenamtes um 1310. Hiergegen wandte sich SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 134 f., Fn. 227, der von einer früheren Schaffung des Bürgermeisteramtes ausging. Nach Ratsgesetz 153 (I) bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 241 f. von 1417 oblag die Wahl einem 12köpfigen Ausschuss. MATTHÄUS 2012 (wie Anm. 789), S. 17–21 untersuchte jüngst die Wahlen statis-

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schen der Schaffung des Bürgermeisteramtes und der Verpfändung des Schultheißenamtes trägt, ist zweifelhaft, denn bei den städtischen Beurkundungen fällt auf, dass erst ab der Mitte der 1330er-Jahre Bürgermeister, Schöffen und Rat als Aussteller üblich wurden und bis dahin der Schultheiß regelmäßig diese mit Schöffen und ab 1315 dann auch mit dem Rat vornahm.790 Wäre das Amt errichtet worden, um den Schultheißen zurückzudrängen, hätte die Stadt doch vermutlich zugleich mit der Schaffung seine Bedeutung in der Ausstellung der städtischen Urkunden manifestiert. Diese knappen Ausführungen können den Rahmen der Oberhofentstehung näher abstecken. Die ersten belastbaren Hinweise auf eine Oberhoffunktion des Frankfurter Schöffengerichts stammen von 1335. Allerdings zeigt sich in dieser Zeit bereits ein ausgebildeter Oberhof, sodass die Ausübung der Oberhoffunktion durch die Schöffen Frankfurts vermutlich älter ist. Wenn in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Konsolidierung der Gerichtsbarkeit und die Herausbil-

tisch. Mit Ausnahme der Jahre 1382 und 1396–1407 gab es bis zum Ende der Eigenständigkeit zwei Bürgermeister [DILCHER 1996 (wie Anm. 782), S. 131; KRIEGK, Deutsches Bürgerthum im Mittelalter (1868), S. 474 f.; 477; ORTH, Die Reichsstädte der Wetterau (1989), S. 86; SANDMANN, Das Bürgerrecht im mittelalterlichen Frankfurt (1957), S. 47; SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 45]. Vgl. hierzu die unterschiedlichen Bürgermeisterverzeichnisse bei HOPF, Historisch-genealogischer Atlas, Abt. 1 (1858), S. 246–252; KRIEGK 1862 (wie Anm. 109), S. 204–234; KRIEGK 1868 (wie Anm. 789), S. 479– 507; LERSNER 1706 (wie Anm. 605), S. 269–276; RÖMER-BÜCHNER 1855 (wie Anm. 110), S. 47–50; JOHANN PETER ROSENBACH um 1771 im ISG Frankfurt, Ratswahlen und Ämterbestellungen, Nr. 70, fol. 1r–30v. Nach MAURER, Geschichte der Städteverfassung in Deutschland, Bd. 1 (1869), S. 625 hingegen entstand das Bürgermeisteramt bereits 1226. In der entsprechenden Urk. vom 26. April 1226 [Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 45 (ohne Quellenangabe)] werden zwar tatsächlich zwei »magistri civitatis« erwähnt, allerdings ist kein Hinweis auf Frankfurt erkennbar. ACHILLES AUGUST VON LERSNER teilte eine Urk. angeblich von 1304 mit [LERSNER, Nachgehohlte, vermehrte, und Continuirte Chronica der Weitberühmten freyen Reichs-, Wahl- und Handels-Stadt Franckfurth am Mayn, Bd. 2,1 (1734), S. 302 f. = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 358 f.] und JOHANN FRIEDRICH BÖHMER eine vom 22. März 1306 [ISG Frankfurt, Bartholomäustift. Urk.n und Akten, Nr. 144 (teilweise schwer lesbarer Text durch Wasserschaden) = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 371 (ohne Quellenangabe) = Eintrag 874 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 451 f.], in denen bereits Frankfurter Bürgermeister erwähnt worden seien. Allerdings erwies sich die Jahreszahl 1304 als Irrtum anstelle von 1404 [vgl. umfassend KRIEGK, Zur Ehrenrettung Fr. Böhmer‘s (1871), S. 304–308 m. w. Nachweisen]. In der Urk. von 1306 wiederum erscheint ein Magister JOHANNES PELLIFEX unter den Schöffen, wobei »magister« als Hinweis auf das Bürgermeisteramt verstanden wurde [vgl. FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 128; 182]. RÖMER-BÜCHNER 1855 (wie Anm. 110), S. 38, 46 versuchte, dies anhand späterer Urk.n zu widerlegen. Entscheidend ist aber, dass nicht der Titel »magister civium« gewählt wurde. 790 Vgl. SCHOENBERGER, Das Geleitswesen der Reichsstadt Frankfurt, S. 11; MATTHÄUS 2012 (wie Anm. 789), S. 11 f. (beide m. w. Nachweisen).

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dung einer verfassten Bürgerschaft abgeschlossen waren, dürfte dies den frühestmöglichen Zeitpunkt für die Oberhofentstehung in Frankfurt darstellen. Hier zeigt sich zudem ein weiteres Indiz gegen einen Zusammenhang zwischen der Entstehung des Oberhofs und der Pfalz. Wenn der Oberhof aus der gerichtlichen Funktion der Pfalz heraus entstanden wäre, dann hätte diese Aufgabe irgendwann ab der Mitte des 13. Jahrhunderts von der schon längst an Glanz eingebüßten Pfalz auf die örtliche Gerichtsbarkeit überspringen müssen. Hierfür gibt es keinerlei Anhaltspunkte in den Quellen. Viel naheliegender ist es, dass der Oberhof am Schöffengericht selbst auch entstand. Vermutlich ist die Entstehung in Frankfurt wie am Landgericht Bornheimer Berg gegen Ende des 13. Jahrhunderts anzusiedeln. In dieser ersten Phase der Oberhofentstehung lassen sich also, bei aller Vorsicht aufgrund der schwachen Quellendecke im städtischen Bereich Frankfurts, zuerst vor allem gewachsene Oberhofbeziehungen finden. Zu nennen sind die Oberhofbeziehungen der politisch eng verbundenen Wetterauer Reichsstädte791 oder aber auch diejenige zu Limburg als Ergebnis eines Prozesses aus Erstarken und Verdichtung einer zunächst nur vertraglichen Gerichtsstandsprivilegierung. Bemerkenswert ist im Zusammenhang mit diesen gewachsenen Oberhofstrukturen, dass das Kleine Kaiserrecht, welches vermutlich in der Zeit der ersten sicheren Hinweise auf eine Frankfurter Oberhoftätigkeit aufgezeichnet wurde, keinen Hinweis auf ein Oberhofverfahren gibt. Wenn es, wie DIETLINDE MUNZELEVERLING vermutete, um 1340 durch RUDOLF VON SACHSENHAUSENPRAUNHEIM verfasst worden war, kann davon ausgegangen werden, dass ihm das Oberhofverfahren vertraut war, schließlich hatte er von 1334 bis 1341 das Frankfurter Schultheißenamt inne und war von 1333 bis 1342 Friedberger Burggraf gewesen.792 Sie ging auf den Frankfurter Oberhof zwar nicht ein, deutete aber an, 791

Diese besondere Verbindung kommt u. a. im Wetterauer Städtebund zum Ausdruck, der mit Unterbrechungen durch eine Serie von Bündnisschlüssen von 1285–1364 bestand [vgl. hierzu DALLMANN 2005 (wie Anm. 41), S. 184 f.; EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 4 f.; JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 141–149; ORTH, Frankfurter Umlandpolitik im späten Mittelalter (1987), S. 43; SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 183–191]. Frankfurt wurde hierbei immer an der Spitze der Wetterauer Reichsstäde genannt [EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 5]. Eine Wechselwirkung zwischen Bündnis und Gerichtsverfassung vermutete bereits THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 35–37, der dem Zusammenschluss zum rheinischen Städtebund 1254 einen bedeutenden Einfluss für die Entwicklung des Gerichtswesens in den verbündeten Städten zumaß. Denkbar, wenngleich noch nicht nachgewiesen, erscheint dies ebenso für den Bereich der Wetterauer Bundes. Diese tiefe politische Verbundenheit wird bspw. ersichtlich, wenn Frankfurt, Friedberg und Gelnhausen noch im 15. Jh. regelmäßig diplomatische Nachrichten, mitunter in Heimlichkeit, austauschten [vgl. etwa Regesten 1350, 1353, 1891, 1932–1935, 2030 f., 2061, 2259, 2362–2364 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 589 f.; 811; 828 f.; 870 f.; 883 f.; 961; 996 f.]. 792 Nach MUNZEL-EVERLING 2003 (wie Anm. 90), S. 8 wurde das Kleine Kaiserrecht wahrscheinlich von RUDOLF VON SACHSENHAUSEN-PRAUNHEIM verfasst, der Frankfurter Schultheiß und Friedber-

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dass das Fehlen von Appellation oder Urteilsschelte im Kleinen Kaiserrecht damit zu erklären sei, dass dies dem Anspruch des Rechtsbuches nach, ein gerechtes Kaiserrecht zu sein, nicht notwendig gewesen wäre, da die Urteiler als Vertreter des Kaisers Anteil an dessen Gerechtigkeit gehabt hätten.793 Abgesehen davon, dass eine römischrechtliche Appellation in dieser Zeit ohnehin kaum im Kleinen Recht zu erwarten gewesen wäre und eine Urteilsschelte in Frankfurt ohnehin nicht üblich war, mutet diese Begründung allerdings sehr schematisch an. Denkbar erscheint vielmehr, dass das Fehlen von Regeln für ein Oberhofverfahren ein weiterer Hinweis auf das noch junge Alter der Oberhofanfragemöglichkeiten in dieser Zeit darstellt. RUDOLF VON SACHSENHAUSEN-PRAUNHEIM könnte ein ihm wahrscheinlich bekanntes Oberhofverfahren bewusst ausgelassen haben, weil es für den Anspruch des Rechtsbuches, altes Kaiserrecht zu sein, schlicht noch zu jung war. Darüber hinaus fällt auf, dass die vernichteten Schöffengerichtsprotokolle offenbar auch erst im beginnenden 15. Jahrhundert Oberhoffälle verzeichneten,794 was im Lichte des in dieser Studie gezeichneten Bildes der Oberhofentstehung in Frankfurt nicht bloß dem Überlieferungszufall geschuldet sein kann.

4. Oberhof in Gelnhausen Ein ähnliches Bild der Ausgangslage, wie es schon für Frankfurt gezeichnet werden konnte und sich im Übrigen ähnlich in Friedberg795 und Wetzlar796 zeigt, ergibt sich ger Burggraf gewesen war; an anderer Stelle wurde JOHANN VON GELNHAUSEN genannt [HATZFELD, Frankenspiegel oder Kaiserrecht? (1958), S. 42; MUNZEL 1987 (wie Anm. 214), S. 35], neuerdings aber wieder verworfen [FASBENDER/MUNZEL-EVERLING/OPITZ, Ein Fragment des ‚Kleinen Kaiserrechtes‘ (2002), S. 76]. Vgl. zu RUDOLF VON SACHSENHAUSEN-PRAUNHEIM EULER, Die Herren von Sachsenhausen und Praunheim (1854), S. 77–84; HOCK, Sachsenhausen, Rudolf, Ritter von (1996), S. 231 f. 793 MUNZEL-EVERLING, Das Verfahrensrecht des Kleinen Kaiserrechtes (2000), S. 109; MUNZELEVERLING 2003 (wie Anm. 90), S. 30. 794 Bereits STÖLZEL 1901 (wie Anm. 474), S. 245 bemerkte, dass erst in den jüngeren Einträgen von JOHANN CHRISTIAN THOMAS, die er eigens im Hinblick auf den Oberhof ausgewählt hatte, zu erkennen ist, dass die betreffende Prozesssache zuvor bei einem Dorfgericht der Umgegend anhängig gewesen war, am frühesten seiner Ansicht nach in Eintrag 108 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 548 f. (1405, Sulzbach). 795 Bereits 1219 lässt sich Friedberg als bestehendes Gemeinwesen fassen [STOBBE 1997 (wie Anm. 736), S. 135]. Erstmals 1232 wurde ein Schultheiß, 1236 dann auch ein Gericht erwähnt [vgl. ausführlich ECKHARDT 1971 (wie Anm. 515), S. 20–23]. ›Consules‹ werden erstmals 1266 fassbar, zu Beginn des 14. Jh.s erscheinen dann Bürgermeister [SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 18; STOBBE 1997 (wie Anm. 736), S. 145 f.], zunächst als ›proconsules‹ [erstmals 1318 nach MENZ, Burg und Stadt Friedberg (1909), S. 77], 1334 dann erstmals als ›Bürgermeister‹.

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auch für Gelnhausen. Bereits in der von Kaiser FRIEDRICH I. am 25. Juli 1170 ausgestellten „Gründungsurkunde“ Gelnhausens797 zeigt sich die Ausübung der Gerichtsbarkeit durch einen königlichen »villicus«.798 Einen entscheidenden Impuls für die weitere Entwicklung der Stadt gab schließlich die Verlegung des Köbeler Marktes nach Gelnhausen durch Kaiser FRIEDRICH II. am 5. August 1220.799 In dieser Urkunde findet sich erstmals die Bezeichnung »cives nostri« für die Einwohner.800 Dies offenbart einen Prozess der städtischen Emanzipation, der auch auf die Ausgestaltung der Gerichtsbarkeit Einfluss hatte.801 Bis 1229 blieb der »villicus« an der Spitze der Stadt.802 Einen Schultheiß erwähnen die Urkunden erstmals kurz nach der Marktverlegung im Jahr 1230803 und 1244804 gleich zwei Mal »scabini«,805 ohne 796

Erstmals 1214 werden Schöffen Wetzlars sichtbar, die gemeinsam mit Vogt und Schultheiß Verwaltung wie Gericht führten, bis 1260 ein Rat errichtet wurde [FELSCHOW, Wetzlar in der Krise des Spätmittelalters (1985), S. 15 f.]. 797 ISG Frankfurt, RS-Urk.n, Nr. 1 (Abschrift) ≙ StadtA Lohr, Akten I A 1/1, fol. 1v ≙ StA Marburg, Urk.n 68 (Stadt Gelnhausen), Nr. 263 (Transsumpt) ≙ StA Marburg, K, Nr. 368 ½, fol. 18v = Eintrag bei 102 REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 81 f. ≙ Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 2291, fol. 2v–3r (neue Folierung) ≙ Regest 17 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 5 ≙ Regest 1895 bei BÖHMER/OPPL, Regesta Imperii IV, Abt. 2,3 (2001), S. 37 ≙ Regest 1 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 33 (m. w. Nachweisen). Vgl. zur Gründung Gelnhausens ACKERMANN, Gelnhausen (2006), S. 9 f.; BECHTOLD 1996 (wie Anm. 41), S. 31–77; BOTT, Die Städte in der Wetterau und im Kinzigtal (1951), S. 22–27; EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 1–3; FUHS 1960 (wie Anm. 193), S. 41–49; SCHREIBER, Die Gründung der Stadt Gelnhausen (1970), S. 1–9. 798 EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 7; SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 23. 799 StA Marburg, K, Nr. 368 ½, fol. 6r (Abschrift mit Übersetzung) ≙ Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 2291, fol. 5v–6r (neue Folierung) = Eintrag 140 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 111 ≙ Regest 40 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 12 ≙ Regest 1150 bei BÖHMER/FICKER, Regesta Imperii V, Abt. 1 (1881), S. 259 ≙ Regest 10 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 37. 1354 wurde das Privileg erneuert [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 2291, fol. 6r-v (neue Folierung) = Eintrag 114 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 128 f. ≙ Regest 6784 bei HUBER, Regesta Imperii VIII (1889), S. 712 ≙ Regest 586 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 156 ≙ Regest 536 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 252]. 800 SCHWIND, Reichsstadt und Kaiserpfalz Gelnhausen (1999), S. 278. 801 SCHMERBACH, Vom Zoll- und Marktrecht in der ehemaligen Reichsstadt Gelnhausen (1965), S. 9 f.; SCHMERBACH 1970 (wie Anm. 195), S. 22; SCHREIBER 1969 (wie Anm. 189), S. 19. 802 BÜTTNER, Die Anfänge der Stadt Friedberg in der Wetterau (1952), S. 53. 803 StA Darmstadt, A 3, Nr. 241/2 ≙ StA Marburg, K, Nr. 234, fol. 86v (Urk. 225) = Eintrag 171 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 132 ≙ Regest 53 bei FRANZ 1962 (wie Anm. 780), S. 37 f. ≙ Regest 19 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 41. 804 Solms-Hohensolms-Lich‘sches Archiv zu Lich, Arnsburger Urk.n, Nr. 70 (Ober-/Nieder-Roßbach, Nr. 2) = Eintrag 230 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 174 ≙ Regest 37 bei BAUR, UB. des Klosters Arnsburg in der Wetterau (1851), S. 25 ≙ Regest 34 ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 47 sowie StA Darmstadt, A 3, Nr. 16/1 = Eintrag 231 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 175 = Eintrag 529 bei SAUER,

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dass jedoch nähere Informationen über den Gerichtsaufbau preisgegeben werden. 1230 wird zugleich erstmals und damit nur drei Jahre später als in Frankfurt der Begriff der »universitas civium«806 in der ersten erhaltenen von der Stadt selbst ausgestellten Urkunde greifbar.807 Wie in Frankfurt ging der Prozess der städtischen Emanzipation und Herausbildung einer Bürgerschaft einher mit der Ausbildung einer eigenen städtischen Gerichtsbarkeit. Im Jahr 1259 zeigt sich schließlich ein vorläufiges Ende dieses Prozesses, als »Hermann(us) scul(te)tus. Consules. Scabini et Communitas civiu(m) Geyl(e)nh(usensium)«808 gemeinsam urkundeten. Mit dieser Aufzählung manifestiert sich schließlich ebenfalls zum ersten Male eine Ratsverfassung. Vollendet wurde diese im 14. Jahrhundert, sodass am 1. August 1338 erstmals in einer in Frankfurt ausgestellten kaiserlichen Urkunde Gelnhausens »burgermeystere« Erwähnung finden konnten.809 Die Entwicklung ist damit vergleichbar mit derjenigen in Frankfurt, wenngleich dort mehr Quellen ein Bild ergaben: Zunächst konsolidierten sich Bürgerschaft und Stadtverfassung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts und anschließend setzte ein Prozess der Konstituierung mit Bürgerschaft und bürgerlichem Gericht ein, an dessen Ausgang seit der Mitte des 13. Jahrhunderts erst die Voraussetzungen für die Herausbildung einer Oberhoffunktion vorgelegen hatten. Oberhofanfragen an das Stadtgericht Gelnhausen sind zugleich später als in Frankfurt bezeugt. Codex Diplomaticus Nassoicus, Bd. 1,1 (1885), S. 340 ≙ Regest 35 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 47 f. In der Umschrift des Siegels aus der gleichen Zeit werden die Schöffen hingegen nicht genannt, obwohl es auch als Gerichtssiegel Verwendung fand [DRÜPPEL 1985 (wie Anm. 3), S. 241, Fn. 117]: »+ SIGILLUM ∙ SCULTETI ∙ ET ∙ CIVIUM ∙ DE ∙ GEILENHUSEN« [der Siegelstempel wird im StadtA Gelnhausen verwahrt (ohne Signatur); vgl. ferner Siegel 15 in der Siegeltafel bei REIMER 1891 (wie Anm. 188); DEMANDT/RENKHOFF, Hessisches Ortswappenbuch (1956), S. 36; RÖMER-BÜCHNER, Der deutsche Adler (1858), S. 26]. Möglicherweise ist dies ein Hinweis auf das noch junge Alter des Schöffenamtes in diesen Jahren. Vgl. zu den Gelnhäuser Siegeln ferner BICKELL, Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Cassel, Bd. 1, Textbd. (1901), S. 105. 805 Vgl. die Ausführungen und weiteren Quellenbelege bei ACKERMANN 2006 (wie Anm. 797), S. 9, Fn. 10; EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 7–9; HEITZENRÖDER 1982 (wie Anm. 589), S. 22; SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 23; SCHWIND 1999 (wie Anm. 800), S. 278. 806 Wie Anm. 803. 807 SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 73, Fn. 505. 808 StA Darmstadt, A 3, Nr. 241/4 ≙ StA Marburg, K, Nr. 234, fol. 82v (Urk. 213) = Eintrag 353 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 259 ≙ Regest 309 bei FRANZ 1962 (wie Anm. 780), S. 174 ≙ Regest 75 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 66. Vgl. hierzu auch den Hinweis von SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 23, Fn. 161. 809 Vgl. StA Marburg, K, Nr. 368 ½, fol. 2v = Eintrag 507 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 484 ≙ Regest 641 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 484 ≙ Regest 359 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 181 sowie die Ausführungen von HEITZENRÖDER 1982 (wie Anm. 589), S. 22. Damit irrte JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 157, der erst 1372 Bürgermeister an der Spitze des Rates sah.

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Aus der Zeit zwischen 1371 und 1381810 lässt sich erstmals811 in mehreren von HARTMANN BRELL mitgeteilten älteren Urkunden eine Rechtsanfrage aus Schweinfurt fassen.812 Darin erklärte der Rat Schweinfurts, »daz ein urteil vür uns kom(m)en ist, darynne wir Irre sin worden, und darumb nit wöl versteen, daz wir daz also für uch brengen solln« und baten deshalb, dass sich der Rat Gelnhausen »darumb an nemet, und uns dar uß richtet«.813 Da leider die Antwort Gelnhausens nicht überliefert worden ist und die Angaben zum Oberhofverfahren insgesamt recht spärlich sind, bleibt unklar, ob bereits ein Urteil ergangen war. Hierfür spricht aber zunächst der Wortlaut. Offensichtlich liegt hier jedoch kein Urteilsschelteverfahren vor, da das Verfahren vom Rat814 der Stadt selbst ausging. Deutlich erkennbar wird aber eine Oberhofanfragesituation, in der wegen eigener Unwissenheit um Rechtsbelehrung gebeten wurde. Diese Oberhofbeziehung zu 810

Vgl. zur unsicheren Datierung Anm. 184. KARL SCHMERBACH nannte als ersten Quellenbeleg für den Gelnhäuser Oberhof eine Urk. von 1358 [Grimmelshs.-Bibl. Gelnhausen, Gln 2 REG I 18513, S. 121; SCHMERBACH 1966 (wie Anm. 187), S. 22]. Mit dieser ersuchte Kurfürst RUPRECHT VON DER PFALZ Gelnhausen, Abschriften ihrer Freiheiten nach Mergentheim zu senden [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 119v–120r = Eintrag 265 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 302 ≙ Regest 583 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 271]. Diese Bitte steht aber keineswegs im Zusammenhang mit der Oberhoftätigkeit, da sie nicht im Rahmen eines Gerichtsverfahrens erfolgte. Vielmehr liegt der Grund in einem Streit des Landgrafen von Leuchtenberg mit dem Deutschen Orden als Stadtherrn von Mergentheim, der das Gelnhäuser Recht als Vorbild für Mergentheim genannt hatte [KLEBES, Der Deutsche Orden in der Region Mergentheim (2002), S. 274]. Bürgermeister, Schöffen, Rat und Bürger Gelnhausens antworteten am 15. August 1358. Hierin behandelten sie ausführlich die Neubürgeraufnahme [StA Ludwigsburg, B 249, U 375] und inserierten die Abschrift eines Privilegs Kaiser KARLS. IV. vom 23. April 1350 zur Befreiung von fremden Gerichten [StA Ludwigsburg, B 249, U 375 (Insert) ≙ Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 2291, fol. 10r-v (neue Folierung) = Eintrag 9 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 8 f. ≙ Regest 551 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 146 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 1276 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 102 ≙ Regest 496 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 237]. Eine Rechtsauskunft des Oberhofs ist dies nicht, wohl aber sah HARTMANN BRELL hierin den Grund der in seiner Zeit bestehenden Oberhofbeziehung: »Diß ist, daz die mergentheim ir Urteil hie holen« [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, S. 119v]. 812 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 151v–152r ≆ Auszug in Eintrag 715 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 843 f. ≙ Regest 773 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 347. 813 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, S. 151v = Eintrag 715 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 843. 814 Auffälligerweise richtete der Rat Schweinfurts seine Anfrage an seine Amtskollegen in Gelnhausen [wie Anm. 812], was für eine Oberhofanfrage zunächst ungewöhnlich ist. Allerdings fungierten in Schweinfurt bis 1450 die Schöffen zugleich als innerer Rat [BORCHARDT, Die Ratsverfassung in Rothenburg, Dinkelsbühl, Weißenburg, Windsheim und Schweinfurt (1987), S. 205; 210 f.; MÜLLER, Reichsstadt Schweinfurt (1993), S. 182 f.]. Der Rat Schweinfurts war es dann auch, der Oberhofanfragen anderer Gerichte seinerseits beantwortete [DIRIAN, Über das Schweinfurter Stadtrecht (1954), S. 87 m. w. Nachweisen]. Unklar bleibt aber, ob eine gänzlich schriftliche Anfrage vorlag, ohne dass Urteiler vor Ort in Gelnhausen gewesen waren. 811

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Schweinfurt, das im Gegensatz zu vielen anderen in Gelnhausen anfragenden Städten nicht in einem Filiationsverhältnis stand815 und zudem wahrscheinlich im 14. Jahrhundert einen eigenen kleinen Oberhof ausbildete,816 könnte aber noch älter sein, gab der Rat Schweinfurts doch an: »Wenne es also herkommen ist von alter, wes wir uns nicht versteen, daz wur daz also fur uch brengen sollen«.817 In diesem Zusammenhang ist aber die neuere Weistumsforschung zu bedenken, wonach der Verweis auf ein altes Herkommen oder eine alte Gewohnheit durchaus ein noch junges Alter nicht ausschließen muss,818 was auch auf die obige Quelle zutreffen könnte. Gelnhausen war offenbar selbst in der Sache unsicher, sodass es in Frankfurt anfragte. Jedenfalls ließ HARTMANN BRELL ebenfalls einen knappen, bereits ihm nicht mehr im Original bekannten Zettel aus Frankfurt mit einer Rechtsantwort abschreiben.819 Der Oberhof in Gelnhausen tritt also bereits als Zwischenhof in Erscheinung. Dieser Vorgang ist allerdings der einzige in den bekannten Urkunden ersichtliche, der ein Oberhofverhältnis des Stadtgerichts Schweinfurt nach Gelnhausen belegt, was aber der Überlieferungslage geschuldet sein kann.820 Jedenfalls führte HARTMANN BRELL die Stadt in seinem Verzeichnis der in Gelnhausen anfragenden Städte und Gerichte.821 Aufgrund der schmalen Quellengrundlage liegt die Oberhofentstehung zwar weitgehend im Dunkeln, möglicherweise aber ist diese später als in Frankfurt anzusiedeln. Damit bildete 815

DIRIAN 1954 (wie Anm. 814), S. 55–58; SCHMERBACH 1966 (wie Anm. 187), S. 28. Vgl. hierzu DIRIAN 1954 (wie Anm. 814), S. 87; 89–91 (m. w. Nachweisen); HEYDENREUTER, Reichsstädtisches Recht (1987), S. 202. 817 Wie Anm. 813. 818 TEUSCHER 2007 (wie Anm. 400), S. 190; 303 f. konnte dies bspw. für den Schweizer Raum zeigen, aber auch die Ausführungen zum Mittelrheingebiet von ALGAZI, Ein gelehrter Blick ins lebendige Archiv (1998), S. 321–332; 344–356 belegen dies. Anders hingegen noch die ältere Forschung um FRITZ KERN, der auf ein ›altes Recht‹ schloss, wobei es theoretisch keine Rechtserneuerung gegeben habe und diese immer nur als Wiederherstellung ›guten alten Rechts‹ möglich gewesen sei [vgl. KERN 1916 (wie Anm. 710), S. 499–503; ihm folgte etwa KRAUSE 1958 (wie Anm. 398), S. 207–209]. Vgl. zum Ganzen ebenso BIRR 2004 (wie Anm. 456), S. 394 f.; WEITZEL 2000 (wie Anm. 447), S. 146; WEITZEL 2002 (wie Anm. 5), S. 43. 819 HARTMANN BRELL bemerkte zu der Abschrift: ».. Dir h(er)nochgeß zedel ist peter füßchin gesant etc. von frankf(urt) ..« [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 152r. Ihm sei aber der Originalbrief nicht bekannt gewesen. 820 Ebenso DIRIAN 1954 (wie Anm. 814), S. 57, Fn. 20. In Schweinfurt wiederum findet sich keine Parallelüberlieferung, da bei einer verheerenden Brandschatzung und Plünderung der Stadt 1554 im zweiten markgräflichen Krieg beinahe das gesamte städtische Archiv verbrannte [vgl. DIRIAN 1954 (wie Anm. 814), S. 87; SCHNEIDER, Stilgeschichtliche Überlegungen zum Wiederaufbau Schweinfurts (1987), S. 356]. 821 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 1r (moderne Folierung); ebenso erwähnt von JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 161 f. als Auszug aus einem Ratsprotokoll. 816

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sich vielleicht zunächst ein eigener Rechtsanfragezug nach Frankfurt heraus, bevor das Stadtgericht in Gelnhausen selbst zum Oberhof wurde. Möglicherweise war dies auch gerade ein Vorteil, weil für alle Anfragenden klar war, dass im Zweifel nochmals in Frankfurt angefragt und damit letztlich die Autorität der dortigen Schöffen für die Weisung Gelnhausens mit in Anspruch genommen werden konnte.

5. Oberhof in Ingelheim Es verbleibt noch der Blick nach Ingelheim. Ein örtliches Gericht lässt sich dort erstmals 1213 mit den Worten »coram judicibus et civibus in Ingelnheim«822 im Rahmen einer Schenkung greifen. Auffallend ist, dass noch kein Schultheiß Erwähnung fand, aber bereits vier Schöffen als Zeugen aufgeführt wurden. Ein namentlich ungenannter Schultheiß Ingelheims zeigt sich zwar schon im Lehnsbuch WERNERS II. VON BOLANDEN zwischen 1194 und 1198,823 doch erst 1243 taucht in einer Urkunde Schultheiß HERBORD als Vorsitzender des Gerichts in Ingelheim auf.824 In dieser werden auch erstmals 14 Schöffen sichtbar.825 Zugleich manifestiert sich in dem Dokument die sich nun herausbildende verwaltungsmäßige Trennung der beiden Ingelheim mit der Nennung eines eigenen Ober822

HStA Wiesbaden, Abt. 22, Nr. 435, fol. 128v = Druck bei MEYER ZU ERMGASSEN 1984 (wie Anm. 773), S. 465 f. ≙ Eintrag 83 bei ROSSEL 1862 (wie Anm. 534), S. 160 (nach einer vermutlich 1944 verbrannten Archivalie in Darmstadt) ≙ Regest 210 bei FALCK, Mainzer Regesten 1200–1250, Teil 1 (2007), S. 114 ≙ Regest 125 bei ROTH 1880 (wie Anm. 534), S. 42. 823 Druck bei SAUER, Die ältesten Lehnsbücher der Herrschaft Bolanden (1882), S. 15. Von 1204/08 ist nochmals ein Befehl an einen namentlich nicht genannten Ingelheimer Schultheißen überliefert [Eintrag 176 bei MEUTHEN, Aachener Urkunden (1972), S. 426 m. w. Hinweisen zur Datierung]. Vgl. hierzu SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 371. Irrig ist hingegen die Ansicht RUDOLF KRAFTS, der bereits in einer Urk. von 835 einen Schultheißen in den Bezeichnungen »venerabilis vir« und »eximus vir« erblicken wollte [vgl. KRAFT, Das Reichsgut im Wormsgau (1934), S. 236 unter Verweis auf Eintrag 62 bei BEYER, UB. zur Geschichte der, jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien, Bd. 1 (1860), S. 70], obwohl für eine solche Begriffsverwendung keinerlei Anzeichen bestehen und ein solch frühes Auftauchen eines Schultheißen beispiellos wäre. 824 Nach SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 395 unter Verweis auf Eintrag 211 bei ROSSEL 1862 (wie Anm. 534), S. 351 f. (nach dem wohl 1944 verbrannten Original in Darmstadt) ≙ HStA Wiesbaden, Abt. 22, Nr. 437, fol. 271r (Abschrift). WIDDER, Versuch einer vollstaͤ ndigen Geographisch-historischen Beschreibung, Teil 3 (1787), S. 316 benannte einen HERBORDUS bereits für das Jahr 1225 als Schultheißen, ohne allerdings eine Quelle anzugeben. Belegt sind hingegen durch eine Urk. vom 12. Mai 1242 HERBORD als Schultheiß in Oppenheim und GOTTFRIED als Ingelheimer Schultheiß [HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 129a = Eintrag 500 bei SAUER 1885 (wie Anm. 804), S. 326 f.]. 825 So die plausible Auslegung der Zeugenliste von SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 396.

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Ingelheimer Schultheißen als Zeugen, wenngleich an mittlerer Stelle hinter HERBORD. Bereits am 30. März 1295 erwähnte König ADOLF VON NASSAU dann die eigenständige Gemeinde der Bürger in Nieder-Ingelheim (»Prudentibus viris .. Sculteto, et univ(er)sis civibus in inf(eri)ori Ingelnheim«)826 und um 1317 wurde auch ein eigenes weltliches Gericht von Nieder-Ingelheim in einer Urkunde des Mainzer Scholasters HEILMANN erwähnt.827 1321 gaben sodann Schöffen und Hübner Nieder-Ingelheims ein Einlagerversprechen828 ab.829 Ein Gericht in GroßWinternheim, dem dritten Hauptort830 des Ingelheimer Grundes,831 tritt in den Urkunden erst Jahrzehnte später am 21. Oktober 1344 in Erscheinung.832 Um die Mitte des 14. Jahrhunderts waren die dortigen Schöffen offenbar in Personalunion auch als Hübnergericht tätig.833 Diese Konstellation war aber nicht unge826

HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 372 = Eintrag 367 bei ROSSEL 1870 (wie Anm. 774), S. 367 f. HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 525. 828 Vgl. zu diesem im Mittelalter gebräuchlichen Sicherungsmittel grundlegend die Ausführungen bei OGRIS, Die persönlichen Sicherheiten im Spätmittelalter (1965), S. 165–176 (m. w. Nachweisen aus der umfangreichen Forschungsliteratur) und die Hinweise bei EGGERT, Die Bürgschaft im süddeutschen Recht (1961), S. 109–114 sowie zusammenfassend SCHULER, Einlager (1986), Sp. 173 und BREßLER, Einlager (2008), Sp. 1298 f. 829 HStA Wiesbaden, Abt. 22, Nr. 437, fol. 273r: scabini e(t) hubarij villa infer(iori) Ingeln(heim). Die Existenz von Hübnern in Nieder-Ingelheim wurde bislang in der Literatur nicht beschrieben. 830 Ober-Ingelheim, Nieder-Ingelheim und Groß-Winternheim werden meist als Hauptorte bezeichnet. Bloß SAALWÄCHTER, Urkunden zur Geschichte des Ingelheimer Grundes (1904), S. 382, Fn. 1 gab an, dass letztgenannter Ort zwar ein Reichsdorf, aber kein Hauptort gewesen sei. 831 ›Ingelheimer Reich‹ und ›Ingelheimer Grund‹ bezeichnen im Grundsatz synonym dasselbe Gebiet [BRAUN, Die Dörfer im Ingelheimer Reich (2006), S. 100; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LIV; LXXXII, Fn. 2; PETRY, Der Ingelheimer Grund (1964), S. 203; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 6; SAALWÄCHTER, Der Name „Ingelheimer Grund“ (1958), S. 35]. Hierzu gehörten Bubenheim, die beiden Ingelheim, (Frei-)Weinheim, Groß-Winternheim und Wackernheim, ferner seit 1382 Elsheim [nach SCHAUFUß, Das ehemalige freie Reichsdorf Elsheim (1972), S. 10] und seit dem 15. Jh. SauerSchwabenheim [vgl. hierzu BRAUN 2006 (wie Anm. 831), S. 100; GEIßLER/SCHÄFER, Der Ingelheimer Grund zur Zeit der Haderbücher (2010), S. 171–186; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LV–LVII; PETRY 1964 (wie Anm. 831), S. 201–274; SAALWÄCHTER 1904 (wie Anm. 830), S. 382, Fn. 1; SCHÄFER, Ingelheim im Spätmittelalter (2012), S. 57–68]. 832 Nach SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 412 unter Bezugnahme auf StadtA Mainz, Kopialbuch 13/282, fol. 99v–100v (nach anderer Folierung fol. 65v–66v oder S. 132–134) ≙ Regest 1258 bei DERTSCH, Die Urkunden des Stadtarchivs Mainz, Teil 2 (1963), S. 143 f. Zwar wurden bereits am 16. Dezember 1314 in einer Urk. Personen »in iudicio ville Wynthernheym predicte publice resignasse coram sculteto et scabinis dicte ville« erwähnt [StA Darmstadt, A 2, Nr. 103/3 = Eintrag 758 bei BAUR, Hessische Urkunden, Bd. 2 (1862), S. 759], doch ist wahrscheinlich das nahe gelegene Klein-Winternheim bei Nieder-Olm gemeint. 833 Nach SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 412, der hier eine Kaufurkunde vom 21. Oktober 1344 anführte, in der ein »scultetus« und zehn »iudiciarii« Erwähnung fanden [StadtA Mainz, Kopialbuch 827

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wöhnlich, wie bereits das Gericht in Nieder-Ingelheim zeigt. Ebenso lassen sich in den zum Ingelheimer Grund gehörigen Dörfern Bubenheim, Elsheim, SauerSchwabenheim und Wackernheim seit dem 14. Jahrhundert Hübner nachweisen, die unter Vorsitz des Ortsschultheißen ein Gericht bildeten, wobei daneben vor Ort aber ferner Schöffen tätig waren.834 Bemerkenswerterweise trafen die Schöffen des Ingelheimer Oberhofs im 15. Jahrhundert hier allerdings keine Unterscheidung und nannten ohne Unterschied anfragende Hübner wie auch Schöffen ›Gericht‹.835 Dasjenige in Winternheim wiederum stand, wie die Gerichte der beiden anderen Hauptorte auch, unter königlicher Gerichtsherrschaft.836 HANS SCHMITZ konnte dann im Verlaufe des 13. Jahrhunderts eine zunehmende Verselbstständigung der einzelnen Gemeinden des Ingelheimer Grundes beobachten, in deren Zuge sich möglicherweise auch die später im Grundsatz bestehende 13/282, fol. 99v–100v (nach anderer Folierung fol. 65v–66v oder S. 132–134) ≙ Regest 1258 bei DERTSCH 1963 (wie Anm. 832), S. 143 f.], wobei zwei Jahre später das Gericht unter demselben Schultheißen und beinahe den gleichen Beisitzern wieder genannt wurde, dieses Mal aber als Hübner: »ville winterheim hubariis ut divebat(ur) iuratis« [StA Darmstadt, C 1 A, Nr. 115, fol. 162v (Urk. 186); HANS SCHMITZ gab fälschlicherweise »fol. 102v f.« an]. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXXV, Fn. 3 erwähnte zudem die Abschrift einer Notariatsurkunde im 1944 verbrannten Groß-Winternheimer Haderbuch 1410–1421, in der am 28. Dezember 1356 ein Schultheiß sowie sieben Schöffen und Hübner aufgeführt wurden: »vor dem kirchofe der parkirchen des dorfes Gross-Winterheims, in der stad, da scholtheiss und scheffen hübener des selben dorfs uszurechten sache, die ane daz gerecht daselbest gehornt« [nach LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CI, Fn. 2]. 834 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXXIV f.; CXI–CXIII; CXXX. Daneben gab es in den Orten Bubenheim, Elsheim, Sauer-Schwabenheim und Wackernheim Hübner im Ingelheimer Grund [vgl. hierzu LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXXIV f.; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 11–15 (m. w. Nachweisen). Nach GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 38 und SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 412 f. (beide m. w. Nachweisen) setzte sich allmählich die Bezeichnung Schöffen durch. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 44 f. mutmaßte zudem, dass im Wechsel der Bezeichnung ein Wandel der grundherrlichen Gerichte zu vollberechtigten Ortsgerichten sichtbar würde, weil möglicherweise die Gerichtsherren zuvor ihre Besetzungsrechte nicht wahrgenommen hätten. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXXXI, Fn. 1 meinte hingegen, dass ein Vorkommen von Hübnern in Winternheim noch im 14. Jh. auf eine später ablaufende Entwicklung hindeute. MONE, Hübnergerichte (1861), S. 194 beschrieb, wenngleich viel zu holzschnittartig, dass Hübner über die nicht geschlossenen Güter, Schöffen hingegen über das geschlossene Gut entschieden hätten. Ähnlich äußerte sich LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXXIV, der Hübner als Überbleibsel der Pfalzverfassung und zuständig in Sachen freiwilliger Gerichtsbarkeit ansah; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 14 sah zusätzlich auch eine Kompetenz in Strafsachen. THUDICHUM 1907 (wie Anm. 626), S. 18 f. sah hingegen die Zuständigkeit der Hubgerichte (bezogen auf diejenigen der Wetterau) nur in Zins- und Gültangelegenheiten. Vgl. zu den Hubgerichten ausführlich die vergleichende Darstellung anhand pfälzischer Quellen von SCHMITT 1992 (wie Anm. 456), S. 167–177. 835 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 36, Fn. 1. 836 SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 413.

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Gleichberechtigung der drei Schultheißen der Hauptorte herausbildete.837 Er sah Anzeichen für einen Abschluss dieser Entwicklung in den ersten beiden Dekaden des 14. Jahrhunderts.838 Wenn ALEXANDER BURGER gegenteilig die Trennung der beiden Ingelheim bereits im 11. Jahrhundert abgeschlossen sah,839 so setzte er diese wahrscheinlich zu früh an, denn noch zu Beginn des 14. Jahrhunderts finden sich Urkunden, in denen mal von Nieder- und Ober-Ingelheim, mal nur von Ingelheim als solches die Rede ist.840 Dies sind Indizien, bei aller gebotenen Vorsicht wegen der dünnen Quellengrundlage, für die Richtigkeit der These von HANS SCHMITZ und eine noch junge verwaltungsmäßige Trennung. Nieder- und OberIngelheim zeigten hierbei, ohne je Städte geworden zu sein, eine stadtähnliche Verfassung.841 Möglicherweise wurden aus den beiden Ingelheim nur deshalb keine Städte, weil die Pfandherrn infolge der Verpfändung ab 1315 jeweils einer Erhebung zur Reichsstadt vermutlich nicht zugestimmt hätten, sodass es für die Ingelheimer womöglich günstiger war, ein, wenngleich verpfändetes, Reichsdorf zu 837

Vgl. hierzu SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 397. SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 397 m. w. Nachweisen. 839 BURGER, Von freien „Reichsmannen“ zu kurpfälzischen Untertanen (1955), S. 32. 840 Im StA Darmstadt, A 2, Nr. 234/34 vom 22. Mai 1304 = Eintrag 642 bei BAUR 1862 (wie Anm. 832), S. 639 ≙ Eintrag 610 bei ROSSEL 1870 (wie Anm. 774), S. 462 (nach einer Abschrift) wurde Ober-Ingelheim genannt, in Eintrag 716 bei BAUR 1862 (wie Anm. 832), S. 716 (nach 1944 verbranntem Original in Darmstadt) vom 24. Januar 1311 hingegen nur Ingelheim. In Eintrag 743 bei BAUR 1862 (wie Anm. 832), S. 744 (nach 1944 verbranntem Original in Darmstadt) vom 5. Juni 1313 wurde dann Nieder-Ingelheim aufgeführt, in der Urk. StA Darmstadt, A 2, Nr. 39/5 vom 16. Juli 1316 = Eintrag 790 bei BAUR 1862 (wie Anm. 832), S. 790 jedoch wieder nur Ingelheim. 841 Vgl. die knappen Hinweise von SCHÄFER, Ein spätmittelalterliches Haderbuch (2010), S. 111 sowie die ausführliche Betrachtung bei SCHÄFER 2012 (wie Anm. 831), S. 58–63, die eine Mischform zwischen Stadt und Dorf sah. Bspw. lassen sich im 15. Jh. Bürgermeister in den Hauptorten Nieder- und Ober-Ingelheim und zudem ein gemeinsamer Rat nachweisen [vgl. SCHÄFER 2012 (wie Anm. 831), S. 53–56]. 1420 wandten sich deshalb Schultheiß, Bürgermeister und Rat von Nieder-Ingelheim an den Rat Frankfurts wegen der Weineinfuhr [ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 2541]. In einer Vergleichsurkunde von Kurfürst FRIEDRICH I. wegen Streitigkeiten zwischen dem Schultheißen und der Gemeinde von Ingelheim vom 23. September 1467 heißt es: »Item von des Portners wegen, soll der portner dem schultesen von unsern wegen, undt dem Burgermeister von des ratts und der gemein wegen, globen und schweren« [Beilage XL bei BÜTTINGHAUSEN, Beytraͤ ge zur Pfaͤ lzischen Geschichte, Bd. 1 (1776), S. 393 (ohne genaue Quellenangabe)]. Es lässt sich hierbei, bemerkenswerterweise durch den Pfandherrn anerkannt, kaum noch ein Unterschied zu einer städtischen Verfassung erkennen. Möglicherweise gerade deshalb ordnete die Forschung mitunter die ländlichen Rechtsgewohnheiten Ingelheims zum städtischen Recht, was DILCHER, „Hell, verständig, für die Gegenwart sorgend, die Zukunft bedenkend“ (1989), S. 40, Fn. 97 als ›eigenartig‹ bezeichnete. Es zeigt sich zugleich eine nicht immer trennscharfe Unterscheidung zwischen Stadt und Land im Mittelalter. DILCHER, Landrecht – Stadtrecht – Territoriales Recht (1992), S. 51 sah ab dem 13. Jh. eine Verbindung und gegenseitige Durchdringung von Stadt- und Landrecht. 838

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bleiben, als vielleicht sogar landesherrliche Stadt zu werden. Die Bewohner wurden jedenfalls seit dem 13. Jahrhundert als »cives« bezeichnet.842 Obwohl mit dem Begriff im dörflichen Bereich gerade auch am Mittelrhein vielfach nur Bewohner bezeichnet werden, ohne Hinweise auf besondere stadtähnliche Vorrechte zu geben,843 so sind in Ingelheim durchaus Freiheiten der Reichsleute gemeint, die nach Urteil von HANS SCHMITZ denen von Stadtbewohnern nahekamen.844 1346 werden dann »scultetus, scabini ac universitas ville Ingilnheim inferioris«845 genannt und seit 1381 lassen sich Bürgermeister nachweisen.846 Zugleich waren die Dörfer reichsfrei. Bereits 1310 sprach König HEINRICH VII. in einer lateinischen Urkunde vom Reichsdorf Ingelheim847 und 1374 nannte Kaiser KARL IV. die Einwohner der beiden Ingelheim, Winternheim und Wackernheim »unsere und des Reichs getrewen«,848 weshalb Pfalzgraf RUPRECHT I. am 22. November 1384 angab, Ingelheim und Winternheim vom Reich innezu-

842 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXXV f.; SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 400 (beide m. w. Nachweisen). 843 KÖBLER, civis und ius civile im deutschen Frühmittelalter (1965), S. 67–69 m. w. Nachweisen insbesondere zum Hochmittelalter. 844 SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 400. Vgl. hierzu BARTL, Sonderfrieden und Friedegebot in Ingelheim (1971), S. 23. Demgegenüber hatte KÖBLER 1965 (wie Anm. 843), S. 69 bei den ›cives‹ im ländlichen Bereich Abhängigkeitsverhältnisse und keineswegs stadtähnliche Freiheiten ausgemacht und hierbei auch auf eine Urk. von 1213 für Ingelheim [wie Anm. 822] abgestellt. 845 Eintrag 1193 bei BAUR, Hessische Urkunden, Bd. 3 (1863), S. 274 (nach 1944 verbranntem Original in Darmstadt). 846 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXXV f. m. w. Nachweisen. 847 HStA Stuttgart, H 51 U 222 = Eintrag 615 bei BÖHMER, Acta Imperii Selecta (1967), S. 431 f. ≙ Regest 276 bei BÖHMER 1844 (wie Anm. 571), S. 278 ≙ Regest 77b bei KNUPFER, UB. der Stadt Heilbronn, Bd. 1 (1904), S. 539. 848 Transsumpt der Urk. vom 8. November 1374 in der Privilegienbestätigung vom 6. Januar 1398 in der Yale University, Beinecke Rare Book & Manuscript Library, Ms. 383 (die zitierte Passage ist im Original wegen Wasserschäden kaum noch lesbar) = Druck bei SAALWÄCHTER 1904 (wie Anm. 830), S. 386. ANDREAS SAALWÄCHTER gab an, die Urk. im GemeindeA Nieder-Ingelheim vorgefunden zu haben, was sich mit der Angabe von BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 89 deckt, wobei sie im heutigen StadtA Ingelheim fehlt. Vermutlich wurde sie ebenso wie die Haderbücher nach Ortenberg ausgelagert und dort gestohlen. BATTENBERG, Die Gerichtsstandsprivilegien der deutschen Kaiser und Könige, Bd. 2 (1983), S. 522 (zu Regest 990) etwa nahm ebenso im Hinblick auf ein anderes Privileg aus dem Ingelheimer Archiv einen Verlust bei der Auslagerung an. Jedenfalls trägt die Archivalie in Yale den von ANDREAS SAALWÄCHTER überlieferten rückseitigen Vermerk. Nach der Beschreibung von SHAILOR, Catalogue of Medieval and Renaissance Manuscripts, Bd. 2 (1987), S. 243 kam die Urk. 1967 durch Ankauf nach Yale.

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haben.849 Auch die anderen Dörfer des Ingelheimer Grundes dürften als Reichsdörfer anzusehen sein.850 Damit lässt sich ähnlich wie auch in den Reichsstädten Frankfurt und Gelnhausen eine Konsolidierungsphase der Gerichtsbarkeit im 13. Jahrhundert, gefolgt von einer Phase der Emanzipation der dörflichen Gemeinschaft im 14. Jahrhundert ausmachen. Motor bei Letzterer war hierbei sicher die Verpfändung von 1375 an die Pfalz,851 in deren Folge die Verwaltungsfunktion aus dem Schultheißenamt herausgelöst wurde und die das Auftauchen des Bürgermeisteramtes 1381 erklären kann. Ähnliches war für Frankfurt bereits in der Forschung für 1311 nach der Verpfändung des Schultheißenamtes von 1310 beschrieben worden,852 wenngleich dort der Zusammenhang unsicher ist. Jedenfalls aber dürften die Voraussetzungen für einen Oberhof in Ingelheim erst im ausgehenden 13. Jahrhundert vorgelegen haben. Die Forschung führte an, dass die Ausgestaltung der Gerichtsbarkeit in Ingelheim starke Bezüge zu Friedberg in Hessen aufweise. Mit der Verleihung Friedberger Rechts im Jahr 1335 sei zugleich die Friedberger Gerichtsorganisation übertragen worden, die sich schließlich in einer Ähnlichkeit des Ingelheimer Gerichtssiegels zum Wappen der Burg manifestiert habe.853 Dies wäre ein entscheidender Hinweis für die Entstehung des Oberhofs in Ingelheim und auf etwaige Verknüpfungen der Gerichtslandschaften, dem es nachzuspüren gilt. LUDWIG PETRY wiederum schloss die am 1. September 1384 gegossene und 1921 zum Einschmelzen

StA Marburg, Urk.n 56, Nr. 599 ≙ Regest 4573 bei KOCH/WILLE, Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 1 (1894), S. 274. 850 Nach SCHAAB, Geschichte der Stadt Mainz, Bd. 3 (1847), S. 440, SCHAUFUß, Elsheim und Stadecken in Vergangenheit und Gegenwart (1968), S. 41 und SCHAUFUß 1972 (wie Anm. 831), S. 10–18 war Elsheim ein Reichsdorf, nach SCHAAB 1847 (wie Anm. 850), S. 432 und HINKEL, Bubenheim (1992), S. 2 auch Bubenheim und nach PORTH, Wackernheims Vergangenheit (1956), S. 15 waren sogar alle Dörfer des Grundes reichsunmittelbar. (Frei-)Weinheim war wiederum nach SCHAAB 1847 (wie Anm. 850), S. 442 ein Reichsdorf, zugleich nach SAALWÄCHTER, Verfassung und Verwaltung der Gemeinde Frei-Weinheim (1958), S. 75 aber verwaltungsmäßig nur untergeordnet, sodass etwa alle Rechtsgeschäfte am Nieder-Ingelheimer Gericht beurkundet und ebenso die Zwangsvollstreckungen durch den dortigen Büttel vorgenommen worden seien. 851 Wie Anm. 977. 852 Vgl. hierzu Anm. 789. 853 So SAALWÄCHTER, Der Glockengießer der Ober-Ingelheimer Glocke von 1384 (1958a), S. 143 unter Bezugnahme auf DREHER, 700 Jahre Friedberger Geschichte (1915), S. 12, der allerdings dort das hochmittelalterliche Wappen der ersten Hälfte des 13. Jh.s beschreibt. Vorsichtiger blieb er hingegen an anderer Stelle [vgl. SAALWÄCHTER, Beiträge zur Geschichte von Nieder-Ingelheim (1910), S. 30; SAALWÄCHTER, Im Wandel der Zeiten (1958b), S. 18]. 849

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verkaufte854 Glocke855 der Ober-Ingelheimer St.-Wigbertskirche, der heutigen Burgkirche, in die Überlegungen ein. Denn mit »vollem Bedacht« habe man den einköpfigen Adler, das Friedberger Burgwappen, auf der Glocke anbringen lassen.856 Obgleich Wappen und Siegel im Grundsatz andere Funktionen haben,857 lässt sich doch bereits anhand der Siegel Friedbergs die Ansicht einer sichtbar manifestierten Beeinflussung widerlegen. Das erste eigene Stadtsiegel Friedbergs ab 1245 zeigte zwar noch einen einköpfigen Reichsadler,858 doch bereits das ab 1328 geführte zweite Stadtsiegel zeigt schon den Doppeladler.859 Das älteste Siegel der Burg Friedberg aus dem beginnenden 13. Jahrhundert zeigt zwar einen heraldisch nach rechts blickenden einköpfigen staufischen Reichsadler, der aber auf einem Berg sitzt860 und stilistisch keinerlei Ähnlichkeiten zum Siegel des Ingelheimer Reichsgerichts aufweist. Die älteste heute noch erhaltene Wappendarstellung eines Reichsadlers in der Burg selbst stammt aus dem Jahr 1496, befindet sich in einem Schild einer St.-Georgs-Darstellung und weist mit einem auf einem Berg 854

Die Glocke war am 16. Januar 1916 gesprungen und 1921 verkauft worden [KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 26 f.; 35]. Vgl. zu der Glocke auch die Ausführungen von KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 33 f.; KRÄMER 2000 (wie Anm. 310), S. 76; KREY/TIMM, Die Glocken der Ober-Ingelheimer Burgkirche (2013), S. 3–15; SAALWÄCHTER 1958a (wie Anm. 853), S. 142–145 passim. Im Jahr 1917 hatte FRIEDRICH WILHELM FREUND einen Abdruck der Inschriften und Darstellungen auf der Glocke anfertigen und in Blei ausgießen lassen [Angaben nach zwei maschinenschriftlichen Blättern von GÜNTER JANTZEN bei den Abgüssen im StadtA Ingelheim, O/1/2013/5], der später in das StadtA Ingelheim gelangte. Nach diesem Abguss [StadtA Ingelheim, O/1/2013/1] trug sie die Inschrift: »† anno ♦ d(omi)ni ♦ m ♦ ccc ♦ lxxxiiii ♦ k(a)l(endar)i ♦ septe(m)bri ♦ eccito ♦ sterte(n)tes ♦ ad ♦ templu(m) ♦ co(n)voco ♦ ge(n)tes⋮ cu(m) ♦ to(n)itru ♦ pestis ♦ in ♦ cedit ♦ fulme(n) ♦ et ▪ hostis ▪ ioh(anni)s«. 855 Die einzig bekannte Abbildung der Glocke findet sich bei SAALWÄCHTER, Glocken und Glockengießer der Burgkirche zu Ober-Ingelheim (1962), S. 39, auch abgedruckt bei KREY/TIMM 2013 (wie Anm. 854), S. 16 (Abb. 16). Er verwies aber fälschlicherweise in der Bildunterschrift auf die RinckerGlocke von 1733. Tatsächlich ist aber deutlich die Kreuzigungsszene mit Reichsadler darunter zu sehen, die nur die Glocke von 1384 trug. Außerdem hat die Rincker-Glocke von 1733 einen mehrzeiligen Inschriftentext, die Glocke von 1384 jedoch trug nur ein einzeiliges Inschriftenband, wie es auf dem Bild zu erkennen ist. Die Fotographie stammt vermutlich von WILHELM HUF aus Nieder-Ingelheim und muss zw. 1918 und 1921 gemacht worden sein, als die Glocke in der Kirche aufgestellt worden war [KREY/TIMM 2013 (wie Anm. 854), S. 15; 45, Fn. 90]. 856 PETRY 1964 (wie Anm. 831), S. 201. 857 RENKHOFF, Stadtwappen und Stadtsiegel (1952), S. 56. 858 Siegel 4 in Siegeltafel I bei RENKHOFF 1952 (wie Anm. 857). 859 Siegel 5 in Siegeltafel I bei RENKHOFF 1952 (wie Anm. 857) und die knappen Ausführungen zu den Siegeln der Stadt Friedberg auf S. 66 f. sowie ferner die Abb. des Siegels der Stadt Friedberg mit Doppeladler nach einer Urk. von 1482 bei STOBBE 1997 (wie Anm. 736), S. 146. 860 Siegel 2 in Tafel I bei RÖMER-BÜCHNER 1858 (wie Anm. 804) (Zeichnung) mit Beschreibung auf S. 48; Siegel 1 in Tafel I SCHILP 1987 (wie Anm. 786) (Abb.) mit Beschreibung auf S. 469; ECKHARDT 1971 (wie Anm. 515), S. 23 (m. w. Nachweisen); SCHILP, … in honore sancti Georgii … (1997), S. 183.

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sitzenden einköpfigen Reichsadler starke Bezüge zum ersten großen Siegel auf.861 Ein zweites erhaltenes, ab 1249862 benutztes großes Siegel zeigt ebenfalls keinerlei Ähnlichkeiten und hat zudem einen heraldisch nach links blickenden bekrönten Adler.863 Die größten Ähnlichkeiten in der bildlichen Darstellung zur Ingelheimer Siegelabbildung864 zeigt noch ein spätmittelalterliches kleines gemeines Burgsiegel, das jedoch einen zweiköpfigen Reichsadler zeigt.865 Der Doppeladler ist aber heraldisch deutlich vom einköpfigen Adler zu unterscheiden, sodass eine Beeinflussung nahezu ausgeschlossen werden kann. ANDREAS SAALWÄCHTER wie auch LUDWIG PETRY gingen bei ihren Betrachtungen offenbar fälschlicherweise von einer anhaltenden Verwendung von einköpfigen Reichsadlern in den Siegel- beziehungsweise Wappenbildern von Burg und Stadt Friedberg aus, wie sie in Ingelheim belegt ist.866 Auch die Abbildung eines Reichsadlers auf der Ober-

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Vgl. die Zeichnung 1 bei BRAUN, Wappensteine und Inschriften in der Burg Friedberg (1950), S. 3–5 mit knapper Erläuterung. Das ursprüngliche Wappen der Burg war nach DREHER, Die ältesten Siegel und Wappen von Burg und Stadt Friedberg (1921), S. 80 ein schwarzer Reichsadler mit roten Krallen in goldenem Feld. 862 Nach ECKHARDT 1971 (wie Anm. 515), S. 24; SCHWIND, Zur Verfassung und Bedeutung der Reichsburgen (1999), S. 493 f. 863 Siegelstempel im HLMD, Kg 55:69 = Abb. mit Beschreibung bei BURKHARDT, Siegelstempel der Burgmannen von Friedberg, S. 264. Vgl. ferner ECKHARDT 1971 (wie Anm. 515), S. 24 m. w. Nachweisen; Siegel 2 in Tafel I SCHILP 1987 (wie Anm. 786) mit Beschreibung auf S. 469; STOBBE 1997 (wie Anm. 736), S. 144. 864 Abb. 3 bei ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 179 nach ANDREAS SAALWÄCHTERS Fotographie einer 1944 verbrannten Urk. aus dem StA Darmstadt von 1393 (ohne nähere Angaben zur Archivalie). Eine Weitere findet sich bei RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 461 als Abb. 375 (wiederum ohne nähere Angaben zur Archivalie). 865 Siegelstempel im HLMD, Kg 55:75. Vgl. ferner Siegel 3 in Tafel I bei SCHILP 1987 (wie Anm. 786) mit Beschreibung auf S. 469; Abb. Nr. 40c mit Erläuterungen bei ADAMY, Kunstdenkmäler im Grossherzogtum Hessen (1895), S. 72 f. Dieses Siegel findet sich bspw. an: StA Darmstadt, A 3, Nr. 331/70 (1347, Siegelfragment) ≙ Regest 270* bei SCHILP 1987 (wie Anm. 786), S. 105; StA Darmstadt, A 3, Nr. 331/65 (1347, Siegel stark beschädigt) = Regest 271* bei SCHILP 1987 (wie Anm. 786), S. 105; StA Darmstadt, A 3, Nr. 300/2 (1371, Siegel leicht beschädigt) ≙ Regest 356 bei SCHILP 1987 (wie Anm. 786), S. 140; StA Darmstadt, A 3, Nr. 242/23 (1371, Siegel beschädigt) = Eintrag 1046 bei BAUR, Hessische Urkunden, Bd. 1 (1860), S. 693 ≙ Regest 361 bei SCHILP 1987 (wie Anm. 786), S. 142 f.; StA Darmstadt, A 3, Nr. 111/192 (1371, Siegel beschädigt) = Eintrag 1050 bei BAUR 1860 (wie Anm. 865), S. 695 f. ≙ Regest 363 bei SCHILP 1987 (wie Anm. 786), S. 143 f. Ab 1455 findet sich dann erstmals ein gänzlich neues gemeines Siegel mit doppelköpfigem Reichsadler [vgl. StA Darmstadt, A 3, Nr. 111/55]. 866 SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 855), S. 24 zog ausdrücklich die Parallele zur Reichsstadt Friedberg, die wie Ingelheim einen einköpfigen Reichsadler im Wappen geführt habe.

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Ingelheimer Glocke von 1384867 ist kein Beleg für eine Verbindung nach Friedberg, zeigte sie doch wie das gemeinsame Ingelheimer Siegel den einköpfigen Reichsadler. Eine derart weitreichende Verleihung des Friedberger Rechts lässt sich ebenso urkundlich nicht fassen, vielmehr wurden den Ingelheimer Edlen, Rittern und Knechten 1335 lediglich die Freiheiten, Gewohnheiten und Rechte der Friedberger Burgmannen verliehen.868 Hierbei ging es vor allem um die ›gelübd‹ genannte Genossenschaft der Adeligen des Ingelheimer Grundes,869 welche sich nun wie die Friedberger Burgmannen organisieren und damit letztlich weiter emanzipieren konnte. In ähnlicher Weise bekamen auch am 26. Juni 1349 die Burgmannen in Gelnhausen die Rechte derjenigen in Friedberg bestätigt.870 Ein Einfluss dieser Verleihung auf die Gerichtsorganisation und damit eine bewusste Entscheidung zur Manifestation dieses Kontextes im Siegelbild oder auf der Glocke ist damit letztlich hochgradige Spekulation. Hinzu kommt, dass die von ANNA SAAL-

867 Abb. 2 bei KREY/TIMM 2013 (wie Anm. 854), S. 4 nach dem Abguss [vgl. hierzu Anm. 854]. Die Darstellung des Reichsadlers war im Original nach KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 34 etwa 8,5 cm hoch und 7,5 cm breit. 868 Der Wortlaut der Urk. hat sich nicht erhalten. SAALWÄCHTER/WEYELL 1963 (wie Anm. 233), S. 40 gaben im Zusammenhang mit der Übertragung Friedberger Rechts an, dass eine Originalurkunde von 1330 (in der dazugehörigen Anmerkung sprachen sie aber von 1335) im Jahr 1725 bei einem Brand in Mainz vernichtet worden und eine Zweite von 1393 ebenfalls verloren sei. Jedenfalls im Hinblick auf die Jahreszahlen der Urk.n irrten sie aber. Bereits 1644 muss das Privileg verschollen gewesen sein, denn der damalige Ingelheimer Schreiber CONRAD EMMERICH SUSENBETH, dem das Archiv mit seinen Privilegien offen stand, erwähnte nur die Bestätigung des Privilegs von 1335 durch König WENZEL vom 19. Januar 1398 [vgl. Bibl. GNM Nürnberg, Hs. 6194, fol. 54v]. Der Wortlaut dieser Urk. ist überliefert [vgl. StA Darmstadt, A 14, Nr. 868 (moderne Fotokopie einer Abschrift des 18. Jh.s im GemeindeA Venlo, NL) ≙ LA NRW, Abt. Westfalen, Münster in Westfalen, Msc. II, Bd. Nr. 132, S. 272–274 (Abschrift) ≙ Druck bei SAALWÄCHTER 1904 (wie Anm. 830), S. 395]. ANDREAS SAALWÄCHTER gab beim Abdruck an, das Original im GemeindeA Nieder-Ingelheim vorgefunden zu haben, was der Inventar von BLECHER/COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 89 bestätigt, doch im StadtA Ingelheim fehlt die Urk. Vermutlich handelt es sich um einen Verlust bei der Auslagerung während des Zweiten Weltkrieges [vgl. hierzu Anm. 848]. 869 Vgl. zum ›gelübd‹ MARZI, … allerhand irrungen und spänn (2012), S. 26–28; SCHÄFER 2012 (wie Anm. 831), S. 56 f. 870 Nachtrag 47 bei REIMER 1897 (wie Anm. 758), S. 827–838 ≙ Regest 284* bei SCHILP 1987 (wie Anm. 786), S. 111 ≙ Regest 481 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 229 sowie ferner Regest 286* bei SCHILP 1987 (wie Anm. 786), S. 112; bestätigt am 16. Oktober 1366 [Eintrag 542 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 603–605 = Eintrag CLXXXI bei SIMON 1865 (wie Anm. 604), S. 186 f. ≙ Regest 741 bie BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 196 f. ≙ Regest 4405 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 360 ≙ Regest 336* bei SCHILP 1987 (wie Anm. 786), S. 131 f. ≙ Regest 711 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 322 (m. w. Nachweisen)].

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angenommene Oberhofverbindung Friedbergs nach Ingelheim871 auf einem Irrtum beruhte.872 Nachweisen lässt sich lediglich, dass das Hubgericht von St. Alban in Bodenheim bei Friedberg nach einem Weistum von 1468 beim Bodenheimer Gericht anfragen sollte, welches wiederum seinerseits in Oppenheim oder Ingelheim zu Haupte gehen sollte:

WÄCHTER

»Item Ob ein Schultheß von gerichts wegen mit eyne hußgnoiße rechten muest, adder ob ein hußgnoiß mit dem anderen rechten wurde umb Sannt Albans erbe und solichs ane die hußgnoißenn zu rechte gestalt wurde weren sie dan solichs urteils nit wyse so mocht(en) sie yr gelt dar umb nemen von den parthyenn und sich des erlernen und erfahren an yrem oberhofe zu Bodenheym by mentz, Solich mochten eß solichs urteil forter holen ane dem Rittergericht zu Ingelnheym adder zu Oppenheym here noch wiße sich ein iglicher zu richten und dar vor zu hutenn«.873

Eine Anfrage aus Bodenheim in Ingelheim ist allerdings in den Quellen nicht belegt.874 Der in der Forschung vielfach angenommene Einfluss Friedbergs auf die Ingelheimer Rechtsverhältnisse ist damit gänzlich unhaltbar. Der früheste Hinweis auf den Ingelheimer Oberhof findet sich in der bereits erwähnten Aufzählung der fremden Urteilsbücher ab 1366 durch CONRAD EMMERICH SUSENBETH.875 Hierbei muss davon ausgegangen werden, dass der Oberhof nicht erst mit dem Beginn der eigenen Protokollierung in Funktion war, sondern schon einige Jahrzehnte zuvor seine Arbeit aufgenommen hatte. Eigene Bücher wurden wahrscheinlich erst dann notwendig, als eine gewisse kritische Masse an Anfragen überschritten worden war. ERICH HINKEL erwähnte zwar bereits ab etwa 1350 Anfragen des Bubenheimer Hübnergerichts am Ingelheimer

871

Vgl. SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 9. Bereits SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 30 f. wies darauf hin, dass das Hubgericht von Bodenheim eben kein städtisches Gericht von Friedberg gewesen war. 873 StA Darmstadt, A 3, Nr. 111/576, fol. 6r ≙ StA Darmstadt, E 9, Nr. 8386, fol. 7r (Abschrift des 18. Jh.s) ≆ § 23 des Weistums von 1468 bei GRIMM/SCHRÖDER/MAURER 1866 (wie Anm. 704), S. 299 (teilweise modernisiert). Vgl. hierzu knapp GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 285 f. und SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 407. Bemerkenswerterweise ist hier bereits vom Ingelheimer Rittergericht die Rede. Dies wiederlegt MARZI 2012 (wie Anm. 869), S. 21 f., wonach das Ingelheimer Gericht erst in der Neuzeit zum Rittergericht geworden und die entsprechende Bezeichnung im Mittelalter nicht nachweisbar sei. Bodenheim gehörte dem Kloster St. Alban [BRÜCK, Der Bodenheimer Oberhof (1975), S. 22 f.; SCHMITT 1996 (wie Anm. 476), S. 176–179; STAAB, Verfassungswandel in rheinhessischen Dörfern (1989), S. 164–167], was die Anordnung des Zuges über eine weite Distanz erklären kann. Im 16. Jh. wiederum lässt sich das Bodenheimer Gericht als Oberhof für bis zu 72 weitere Orte nachweisen [MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 157; SCHMITT 1996 (wie Anm. 476), S. 177 (m. w. Nachweisen)]. 874 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 286; MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 279. 875 Wie Anm. 502. 872

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Oberhof,876 was zeitlich plausibel erscheint, gab jedoch keine Quellen hierfür an und Hinweise aus dieser Zeit lassen sich außerdem nicht anderweitig ausfindig machen. Möglicherweise war die Herausbildung des Oberhofs auch im Ingelheimer Grund die Reaktion auf die Verselbstständigung der einzelnen Dörfer, nachdem die Klammer des Königsgutes infolge der Verpfändungen ab 1315 brüchig geworden war. Hierbei zeigt sich nun eine Parallele zum Landgericht Bornheimer Berg, denn dort bestand ebenfalls wahrscheinlich eine zentrifugale Wirkung der einzelnen Dörfer, die durch den Oberhof zusammengehalten wurden. HANS SCHMITZ wies zudem darauf hin, dass das gemeinsame Ingelheimer Gericht insofern ebenso eine Parallele zum Landgericht Bornheimer Berg aufwies, als dass in beiden Gerichten Urteiler aus den angehörigen Gemeinden tätig wurden, wobei ein Unterschied aber hinsichtlich des Vorsitzes bestand.877 Auffällig ist, dass sich ähnlich früh wie in Frankfurt eine eigenständige Gerichtsbarkeit im Ingelheimer Grund nachweisen lässt, der Oberhof aber vermutlich erst einige Jahrzehnte später in der späten ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden ist. Inwieweit das Ingelheimer Gericht eine Oberhofverbindung zu Frankfurt hatte und damit auch als Zwischenhof fungierte, wie es DIETRICH ANDERNACHT offenbar annahm,878 lässt sich nicht mehr mit Sicherheit klären, da die noch vorliegenden Auszüge aus den vernichteten Frankfurter Gerichtsbüchern keine Ingelheimer Rechtsanfragen enthalten. DIETRICH ANDERNACHT verwies auf einen Bürgermeisterbucheintrag von 1498, aus dem hervorgehe, dass die Ingelheimer Schöffen den Frankfurter Rat um Rechtsauskunft in einem Strafrechtsfall ersucht hätten, aber abgewiesen worden seien. Hierin heißt es: »Als die von Ingelnhey(m) schreibe(n) Inen geraten zü sin Inn eyn peinlichen handel Inen fuglichen abeslagen, und Ine des schriftung geben«.879 Der knappe Eintrag lässt aber kaum erkennen, ob in einem konkreten Rechtsfall angefragt oder nur um eine allgemeine Auskunft erbeten wurde, wofür letztlich spricht, dass der Rat und nicht die Schöffen befasst wurden. Eine allgemeine Anfrage wird ferner in einem anderen Bürgermeisterbucheintrag sichtbar, in dem sich eine Anfrage Ingelheims zum Umgang mit der Verpfändung von beweglichen Kirchengütern manifestiert, die aber offenbar so brisant war, dass der Stadtadvokat um Hilfe gebeten wurde:

876

HINKEL 1992 (wie Anm. 850), S. 4. SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 398. 878 Vgl. ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 168. Diese Oberhofverbindung sah offenbar auch THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 143. 879 ISG Frankfurt, Bmb., 1498, fol. 56v vom 23. Oktober 1498 ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 168. 877

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»Als die gemey(nden) zu Ingelnhey(m) und zü winthe(r)heym begere(n) etlich kirche getzierd(e) ünd anders inne phants wis erlacht hind(er) sich nemen wüllen zu doctor Adams Rat880 Nemen wie die dinge versh(en) werden domit dem Rate künfftinglich key(n) unrat davon entstehe«.881

Hier nun wird deutlich ersichtlich, dass die Gemeinden und nicht die Schöffen anfragten, sodass in jedem Fall kein Oberhoffall vorliegt. In einem bei JOHANN CHRISTIAN THOMAS gedruckt vorliegenden Fall, den die Frankfurter Schöffen 1485 als Schiedsgericht zu entscheiden hatten, berief sich eine der Streitparteien auf das »recht zu Ingelnheim«,882 doch hat der Fall keinen erkennbaren Bezug zu Ingelheim, sodass auch ein Lesefehler vorliegen kann. Im Ergebnis gibt es daher keine belastbaren Quellenbelege für eine Oberhofbeziehung zwischen Ingelheim und Frankfurt.

6. Zusammenfassung der Ergebnisse Die Untersuchung der drei Schöffengerichte in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim in Bezug auf die frühesten Hinweise auf eine Oberhoftätigkeit waren vor allem vom Erkenntnisinteresse getragen, die Entstehung des Phänomens der Oberhoffunktion zeitlich näher einzugrenzen. Da die Oberhoftätigkeit an allen im Rahmen dieser Studie untersuchten Orten immer als zusätzliche Tätigkeit des Stadt- beziehungsweise Dorfgerichts unter Tätigwerden des gleichen Schöffenkollegiums beziehungsweise einer Auswahl hiervon erscheint, konnten die Oberhöfe erst nach der vollen Ausprägung der örtlichen Gerichtsbarkeit entstanden sein. Wenn die Schöffengerichtsbarkeit jedoch erst gegen Mitte des 13. Jahrhunderts an allen drei Oberhofstandorten voll ausgebildet war, wie die vorangegangene Untersuchung zeigte, so markiert dies den frühesten Zeitpunkt der Oberhofentstehung. Für Frankfurt am Main und das Landgericht Bornheimer Berg, wo die Quellenlage für diese frühe Zeit relativ günstig ist, zeigt sich deutlich, dass erst am Anfang 880

Gemeint ist DR. ADAM SCHÖNWETTER, der am 6. Juni 1497 als Stadtadvokat verpflichtet wurde: »Doctor Adam(m) schonwette(r) se(chs) jarlang zü eyne(m) advocate(n) üffneme(n) jaro für ic ünd xxx güldenn üff martini nehstkompt antzüfahen und ey(n) nüwe verschribü(n)g von ime nemen« [ISG Frankfurt, Bmb., 1497, fol. 16r], nachdem seine Aufnahme bereits am 23. Mai 1497 im Rat beschlossen worden war: »Docto(r) Adam schonwette(r) uff vi od(er) x jare ŭffneme(n) zu eyne(m) advocate(n) und jars ic und xx guld(en) fur sinen lon gebe(n)« [ISG Frankfurt, Bmb., 1497, fol. 9v ≆ Druck bei EULER 1869 (wie Anm. 166), S. 232 (modernisiert)]. Vgl. zu seiner Biographie HANSERT 2014 (wie Anm. 166), S. 140 f.; WEYEL, Schönwetter von Heimbach, Adam (1996), S. 326 f. 881 ISG Frankfurt, Bmb., 1504, fol. 43r vom 9. August 1504. 882 Eintrag 148 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 574.

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des 14. Jahrhunderts überhaupt Hinweise auf eine Oberhoffunktion erkennbar werden. Nun lässt sich aus einem Schweigen der Quellen nicht zwangsläufig schließen, dass es zuvor an diesen Orten noch keine Oberhöfe gab. Jedoch vermittelt die Alte Rolle für das Landgericht Bornheimer Berg, in der das Oberhofverfahren als Ausnahme dargestellt wurde, insgesamt den Eindruck, dass es sich um ein junges Verfahren handelte. Die Entstehung des Oberhofs muss deshalb wahrscheinlich in den letzten beiden Dekaden des 13. Jahrhunderts angesiedelt werden, möglicherweise als Reaktion auf die zentrifugale Wirkung der Verselbststständigung der Niedergerichte in der ›Grafschaft‹. Ähnliches kann auch im Ingelheimer Grund, wenngleich erst in der Mitte des 14. Jahrhunderts, der Anlass für die Ausbildung eines Oberhofs gewesen sein. Für Gelnhausen und Ingelheim ist die Quellenlage in Bezug auf diese frühe Phase wenig ergiebig. Zugleich aber zeigte sich eine weitgehend gleichlaufende Entstehung der Schöffengerichte, sodass für Gelnhausen eine ähnliche zeitliche Verortung plausibel erscheint. Damit dürfte GUNTER GUDIANS These, wonach die Oberhöfe mit den Dorfgerichten entstanden seien und teilweise in das Hochmittelalter zurückreichten,883 für die hier untersuchten Gerichte unzutreffend sein. Diese Ausführungen lassen sich durch eine Betrachtung des Oberhofbegriffs in den Quellen flankieren. Es kann angenommen werden, dass die Bezeichnung Oberhof als technischer Begriff erst einige Jahre nach der Herausbildung der Oberhofzüge entstand884 und in den Quellen greifbar sein wird, also im 14. Jahrhundert und vor allem 15. Jahrhundert zu finden sein müsste. Einen ersten Hinweis bietet das Deutsche Rechtswörterbuch, das als früheste Nachweise letztlich nur Ingelheimer Oberhofprotokollierungen der 1430er-Jahre nachweist.885 Wie bereits weiter oben ausgeführt, erscheint der Oberhofbegriff in Frankfurt und im Gelnhäuser Oberhofbezirk auch erst im 15. Jahrhundert. Aus diesen Gründen kann gesagt werden, dass das Oberhofwesen wenigstens im Untersuchungsraum als klar spätmittelalterliche Erscheinung aufgefasst werden muss.886 Hierbei zeigten besonders die frühen Quellen aus Limburg, dass die Wahl eines Schöffengerichts zum Oberhof mitunter auf lang anhaltenden früheren Kontakten aufbauen konnte, ja eine Verdichtung beobachtet werden konnte, die von einem Ad-hoc883

Vgl. GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 293, der aber zugleich die Oberhöfe als spätmittelalterliches Phänomen ansah. 884 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 3 bemerkte etwa: »Erst im Ausgang ihrer Tätigkeit als Oberhof, im späten Mittelalter, taucht dieser Begriff häufiger auf.« 885 Vgl. SPEER 1997–2001 (wie Anm. 16), Sp. 130. Als ersten Hinweis nannte er zwar eine Eingabe der Trierer Metzgerzunft an den Erzbischof von 1404, tatsächlich ist die Quelle aber undatiert und die Datierung unsicher [wie Anm. 493]. 886 So im Ergebnis ebenso SCHUBERT, Fürstliche Herrschaft und Territorium (2006), S. 70.

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Schiedsgericht über einen ordentlichen Gerichtsstand hin zur Ausübung der Oberhoffunktion führte. Dies sind bereits deutliche Hinweise auf die Art und Weise der Herausbildung von Oberhöfen. Die Erwägungen zur zeitlichen Einordnung können auf andere Oberhöfe übertragen werden, denn dort müsste ebenso zunächst die eine Oberhoffunktion tragende örtliche Gerichtsbarkeit entwickelt sein. Die hierfür wichtige Entstehung und anschließende Verfestigung der kommunalen Selbstverwaltung bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts ist keineswegs außergewöhnlich, wie schon die erstaunlich nahe beieinanderliegenden Daten der Ersterwähnungen von Gericht, Rat und Bürgerschaft in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim zeigten. Ein Blick nach Nürnberg bestätigt dies: Erstmals 1173/74 wird ein Schultheiß greifbar und damit vielleicht zugleich ein Stadtgericht.887 Jedenfalls aber stand dem Schultheißen als Vertreter des Königs nach dem sogenannten ersten Stadtprivileg vom 26. November 1219 die Gerichtsbarkeit über die Nürnberger Bürger zu.888 Ab 1240 konnte sich dann die kommunale Selbstverwaltung entfalten, sodass 1245 erstmals die ›universitas civium‹889 erscheint und 1256 zum ersten Mal Ratsleute890 sowie 1263 erstmals die Schöffen891 in Erscheinung traten.892 Bereits mit dem Stadtrechtsprivileg von 1313893 wurde der Schultheiß dann durch eine jährliche Eidesleistung über eine unparteiische Rechtspflege vom Rat abhängig und 1385 ging das

887

Eintrag 79 bei Stadtarchiv Nürnberg, Nürnberger UB. (1959), S. 57. Nach SCHMIED, Die Ratsschreiber der Reichsstadt Nürnberg (1979), S. 9 ist mit der Erwähnung des Schultheißen implizit die Existenz des Gerichts belegt, wenngleich er in der Urk. nur als Zeuge aufgezählt und ein Stadtgericht explizit nicht erwähnt wurde. 888 Eintrag 178 bei Stadtarchiv Nürnberg 1959 (wie Anm. 887), S. 113 ≙ Regest 1069 bei BÖHMER/ FICKER 1881 (wie Anm. 799), S. 245 f. Vgl. hierzu ferner die knappen Ausführungen von SCHIELEIN, Die Entwicklung der Gerichtsverfassung in der Reichsstadt Nürnberg (1953), S. 11 f. 889 Eintrag 322 bei Stadtarchiv Nürnberg 1959 (wie Anm. 887), S. 195 ≙ Regest 4494 bei BÖHMER/ FICKER, Regesta Imperii V, Abt. 2 (1882), S. 817. In dieser Urk. erscheint zudem der ›Butigler‹, ein seit Ende des 12. Jh.s nachweisbarer Reichsbeamter zur Verwaltung des Reichsgutes und in diesem Zusammenhang auch Richter [vgl. hierzu umfassend DANNENBAUER, Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg (1928), S. 77–95]. 890 Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 114 = Eintrag 369 bei Stadtarchiv Nürnberg 1959 (wie Anm. 887), S. 225. 891 Eintrag 399 bei Stadtarchiv Nürnberg 1959 (wie Anm. 887), S. 243. 892 PFEIFFER, Der Aufstieg der Reichsstadt Nürnberg (1953), S. 17; SCHULTHEIß, Geschichte des Nürnberger Ortsrechtes (1957), S. 5–8; SCHULTHEIß 1964 (wie Anm. 347), S. 275. 893 Eintrag 999 bei SCHWALM, [Dokumente zur Geschichte des Deutschen Reiches und seiner Verfassung] inde ab a. mccxcviii. usque ad a. mcccxiii. (1909–1911), S. 1042 f. ≙ Regest 548 bei BÖHMER 1844 (wie Anm. 571), S. 309. Vgl. hierzu knapp SCHIELEIN 1953 (wie Anm. 888), S. 15.

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Schultheißenamt schließlich pfandweise an die Nürnberger Bürger über.894 Dies entspricht in etwa der zeitlichen Abfolge in Frankfurt. Ebenso lassen sich in dieser Zeit in Gelnhausen wie auch im ländlichen Ingelheimer Bereich eine Erstarkung und Konsolidierung der Einwohnerschaft feststellen, wenngleich es nicht zum wichtigen Erwerb von Pfandschaften kam. Damit waren in Nürnberg ebenfalls erst seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert die Voraussetzungen für eine eigene Oberhoftätigkeit als Annex der Stadtgerichtsbarkeit gegeben. Eine allgemeine Stadtrechtsmitteilung von Schultheiß, Schöffen und Ratsleuten Nürnbergs an Weißenburg vom 8. April 1288 über das Judenpfandrecht895 ist schon aus diesem Grunde kaum aus einer Oberhofbeziehung erwachsen.896 Die frühesten Hinweise auf eine Oberhoftätigkeit dürften vielmehr sechs undatierte Mitteilungen Nürnbergs an Eger,897 die in einem dortigen, 1352 begonnenen Stadtbuch unter der Überschrift »Die urteil von Nuerenberg« aufgezeichnet wurden,898 sowie »Rechtserholungen« der Stadt Neumarkt in der Oberpfalz899 in einem Stadtbuch des 14. Jahrhunderts900 und ein Hinweis in einem burggräflichen Landbuch der Herr894

ISENMANN 2007 (wie Anm. 348), S. 273; SCHULTHEIß, Kleine Geschichte Nürnbergs (1966), S. 37 f.; SCHULTHEIß, Nürnberg (1971a), S. 399; SCHULTHEIß, Verfassung und Verwaltung (1971b), S. 33 f. Vgl. hierzu ein Weistum von 1385 über Rechte und Pflichten des Schultheißen [Druck bei SCHULTHEIß, Das Weistum über das Nürnberger Schultheissenamt (1937), S. 64–78; 85–88 (mit umfangreichen Erläuterungen) = Druck bei SCHULTHEIß, Satzungsbücher und Satzungen der Reichsstadt Nürnberg (1965), S. 327–330]. 895 Eintrag 761 bei Stadtarchiv Nürnberg 1959 (wie Anm. 887), S. 445–447. 896 PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 54 verwies auf diese Auskunft (allerdings ohne nähere Quellenangabe) im Zusammenhang mit seinen Ausführungen zu den Rechtsbelehrungen an auswärtige Städte und Gerichte und suggerierte damit wenigstens einen Zusammenhang mit der späteren Oberhoftätigkeit. 897 Eger hatte 1279 ein Stadtrechtsprivileg erhalten, das dem Nürnbergs von 1219 nachgebildet war [SCHULTHEIß 1936 (wie Anm. 45), S. 28; vgl. hierzu KEJŘ, Die mittelalterlichen Städte in den böhmischen Ländern (2010), S. 206–208; KÜRSCHNER, Das Stadtrecht von Eger (1868), S. 197 f.; WEIZSÄCKER, Egerer und Nürnberger Stadtrecht (1930), S. 266–269], sodass eine rechtliche Verbindung zwischen beiden Städten bestand und etwaige Oberhofanfragen an ein bereits bestehendes Band anknüpfen konnten. 898 Druck bei KÜRSCHNER 1868 (wie Anm. 897), S. 198–200. Hierbei scheinen nicht alle Mitteilungen auch auf Oberhofanfragen zu beruhen. Vielmehr könnten allgemeine Stadtrechtsanfragen darunter sein. Aufgrund der sicherlich erfolgten Kompilation durch den Schreiber in Eger, wodurch der ursprüngliche Wortlaut der Mitteilung nicht genau erhalten ist, lässt sich dies aber nicht mehr mit Sicherheit sagen. Jedenfalls ist ein konkreter Fallbezug nicht überall erkennbar. 899 Die Stadt bekam am 13. März 1301 das Recht Nürnbergs verliehen [Beilage II bei LÖWENTHAL, Geschichte des Schultheißenamts und der Stadt Neumarkt (1805), S. 216 ≙ Regest 329 bei BÖHMER 1844 (wie Anm. 571), S. 224]. 900 Erwähnt von SCHULTHEIß 1936 (wie Anm. 45), S. 30. Er verwies auf die Archivalie »Gerichtsliterarien, Obere und Junge Pfalz, Gericht Neumarkt Nr. 12« im HStA München. Nach schriftlicher Aus-

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schaft Plassenberg von 1398901 bezogen auf Kulmbach darstellen. Der Schwerpunkt der Oberhoftätigkeit scheint aber auch hier deutlich im 15. Jahrhundert zu liegen.902 Letztlich untermauert dieser knappe Blick nach Nürnberg damit die Plausibilität der für Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim beschriebenen Argumentation.

II. Entstehungsbedingungen: Weitere begünstigende Faktoren Die Beleuchtung der Entstehungszeit im vorherigen Abschnitt gab erste Hinweise auf die Gründe für die unterschiedliche Entwicklung und damit auch einhergehende verschiedene Bedeutsamkeit der untersuchten Oberhöfe. In einem weiteren Schritt kann nun versucht werden, die Entstehung dieser Oberhöfe mit den in der Literatur beschriebenen Modellen zu konfrontieren, um zusätzliche Hinweise auf begünstigende Einflüsse der Entstehung zu erhalten. Ziel der Untersuchung ist, aus den Gemeinsamkeiten der drei untersuchten Schöffengerichte, zugleich aber auch aus grundlegenden Unterschieden, weitere Faktoren zur Entstehung der Oberhöfe zu identifizieren.

1. Nähe zu Kaiser und Reich Auffallend ist zunächst die Nähe zu Kaiser und Reich. Sowohl Frankfurt, Gelnhausen als auch Ingelheim waren Standort einer Königspfalz. In der Forschung wurde außerdem mehrfach auf enge organisatorische und rechtliche Zusammenhänge in der untersuchten Region hingewiesen. Allen voran kennzeichnete ADOLF WAAS die Rhein-Main-Gegend als königliches Kerngebiet, mit der Wetterau im Nordosten und dem Ingelheimer Grund am westlichen Rand.903 Obgleich sich ein Teil der Forschung mit guten Argumenten gegenüber diesem Ansatz eines dichten Kerngebietes mit umfassenden königlichen Rechten kritisch äußerte und vor allem gegen eine Fortführung bis in das späte Mittelalter hinein

kunft des HStA München durch MONIKA VON WALTER vom 20. März 2012 verbirgt sich hierunter ein seit 1995 im StA Amberg verwahrtes ›Rechtsbuch der Stadt Neumarkt aus den Jahren 1430 bis 1543‹. 901 »Die purger des rates holen ir recht, woran sie unweise were, zu Nuremberg« [nach MEYER, Das Landbuch der Herrschaft Plassenburg (1891), S. 169 ≆ leicht differierende Lesung bei SCHULTHEIß 1936 (wie Anm. 45), S. 34]. 902 Die Auflistung der Nürnberger Heischurteile nach Orten von PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 59–61 enthält keine Weisungen vor 1471. 903 WAAS 1917 (wie Anm. 680), S. 161 f.; WAAS 1944 (wie Anm. 53), S. 32.

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schaft Plassenberg von 1398901 bezogen auf Kulmbach darstellen. Der Schwerpunkt der Oberhoftätigkeit scheint aber auch hier deutlich im 15. Jahrhundert zu liegen.902 Letztlich untermauert dieser knappe Blick nach Nürnberg damit die Plausibilität der für Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim beschriebenen Argumentation.

II. Entstehungsbedingungen: Weitere begünstigende Faktoren Die Beleuchtung der Entstehungszeit im vorherigen Abschnitt gab erste Hinweise auf die Gründe für die unterschiedliche Entwicklung und damit auch einhergehende verschiedene Bedeutsamkeit der untersuchten Oberhöfe. In einem weiteren Schritt kann nun versucht werden, die Entstehung dieser Oberhöfe mit den in der Literatur beschriebenen Modellen zu konfrontieren, um zusätzliche Hinweise auf begünstigende Einflüsse der Entstehung zu erhalten. Ziel der Untersuchung ist, aus den Gemeinsamkeiten der drei untersuchten Schöffengerichte, zugleich aber auch aus grundlegenden Unterschieden, weitere Faktoren zur Entstehung der Oberhöfe zu identifizieren.

1. Nähe zu Kaiser und Reich Auffallend ist zunächst die Nähe zu Kaiser und Reich. Sowohl Frankfurt, Gelnhausen als auch Ingelheim waren Standort einer Königspfalz. In der Forschung wurde außerdem mehrfach auf enge organisatorische und rechtliche Zusammenhänge in der untersuchten Region hingewiesen. Allen voran kennzeichnete ADOLF WAAS die Rhein-Main-Gegend als königliches Kerngebiet, mit der Wetterau im Nordosten und dem Ingelheimer Grund am westlichen Rand.903 Obgleich sich ein Teil der Forschung mit guten Argumenten gegenüber diesem Ansatz eines dichten Kerngebietes mit umfassenden königlichen Rechten kritisch äußerte und vor allem gegen eine Fortführung bis in das späte Mittelalter hinein

kunft des HStA München durch MONIKA VON WALTER vom 20. März 2012 verbirgt sich hierunter ein seit 1995 im StA Amberg verwahrtes ›Rechtsbuch der Stadt Neumarkt aus den Jahren 1430 bis 1543‹. 901 »Die purger des rates holen ir recht, woran sie unweise were, zu Nuremberg« [nach MEYER, Das Landbuch der Herrschaft Plassenburg (1891), S. 169 ≆ leicht differierende Lesung bei SCHULTHEIß 1936 (wie Anm. 45), S. 34]. 902 Die Auflistung der Nürnberger Heischurteile nach Orten von PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 59–61 enthält keine Weisungen vor 1471. 903 WAAS 1917 (wie Anm. 680), S. 161 f.; WAAS 1944 (wie Anm. 53), S. 32.

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Bedenken anbrachte,904 so lässt sich doch vor allem für das Hochmittelalter eine starke königliche Präsenz905 wie auch noch im Spätmittelalter eine besondere Nähe des Herrschers zu den politisch miteinander eng verbundenen Wetterauer Reichsstädten nicht leugnen. DIETMAR WILLOWEIT umschrieb den Raum daher in Anlehnung an PETER MORAW treffender als königsnah.906 Ein Ausdruck dieser königlichen Präsenz waren die Pfalzen. ADALBERT ERLER schrieb deshalb wie selbstverständlich: »Daß der Oberhof zu Ingelheim ebenso wie diejenigen zu Aachen, Frankfurt a. M. und Gelnhausen in Anlehnung an die jeweilige Königspfalz entstanden ist, kann kaum bezweifelt werden«.907

Dennoch sind aber Zweifel an diesem Zusammenhang angebracht, da im späten Mittelalter ein Bedeutungsverlust der Pfalzen nicht zu übersehen ist. Die Bedeutung der Pfalz Frankfurt, die seit dem Ende des 8. Jahrhunderts mit ausgedehntem Fiskalbezirk908 nachweisbar ist,909 nahm bereits in der Salierzeit stark ab und der teilweise Abbruch der Anlagen und übrige Verlehnung erfolgten spätestens ab 904 Vgl. etwa MITTERMAIER 1933 (wie Anm. 733), S. 28–34; SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 446 f. 905 Vgl. etwa BÖHNER, Ingelheim am Rhein (1976), S. 23; SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 2; 65, Fn. 400. 906 WILLOWEIT 2000 (wie Anm. 5), S. 147 m. w. Nachweisen. 907 ERLER 1955 (wie Anm. 427), S. 67. Bei VOLKER HENN heißt es noch finalisierter: »Es ist keine Frage, dass der Ingelheimer Oberhof im engsten Zuammenhang mit der Pfalz stand. […] Es darf als sicher angenommen werden, dass der Oberhof Ingelheim im fränkischen Königsgericht wurzelt« [HENN, Ein Ingelheimer Adelshof und seine Geschichte (1987), S. 22; HENN, Ober-Ingelheim, Groß-Winternheim und ihre adeligen Sippen (1993), S. 61 f.]. Etwas vorsichtiger hingegen die Formulierung bei SCHMOECKEL, Auf der Suche nach der verlorenen Ordnung (2005), S. 131: »Der ab 1366 bezeugte Ingelheimer Schöffenstuhl ging zurück auf die Tradition der karolingischen Pfalz. Dieses Renommee bewog viele aus dem Umland, sich nach Ingelheim als höherem Gericht zu wenden.« Bei SCHNEIDER, Die Ganerbschlösser Stein und Kallenfels (1851), S. 158 heißt es gar zum Gericht von Kellenbach: »Alljährlich wurde Hochgerichtstag gehalten; die Pfalz in Ingelheim war in Appellationsfällen der Oberhof, späterhin bestimmten die Hochgerichtsherren den Oberhof den betreffenden Appellanten.« Dass hier angeblich an die Pfalz gar Appellationsfälle gebracht worden sein sollen, wirkt mehr als anachronistisch, gehörten solche romanisierten Rechtszüge doch deutlich in das späte Mittelalter und vor allem in die Neuzeit. Er verwies lediglich auf ein Weistum für Kellenbach von 1560 (!), das tatsächlich einen Appellationszug nach Ingelheim enthält [vgl. den Druck bei GRIMM, Weisthümer, Teil 2 (1840), S. 144]; aus dem ausgehenden Mittelalter ist aber auch ein Oberhofzug bezeugt [vgl. Beilage 30 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 516 (1480)]. Die Herstellung eines Zusammenhangs zwischen Pfalz und Oberhof ist wiederum keinesfalls auf Ingelheim beschränkt, THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 53 hatte ihn ebenso in Bezug auf den Frankfurter Oberhof artikuliert. 908 Zum Fiskus Frankfurt vgl. PICARD, Königspfalzen im Rhein-Main-Gebiet (2004), S. 37 f. 909 Vgl. SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 87 f.

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dem 13. Jahrhundert.910 Ähnliches gilt für Gelnhausen. Die dortige Pfalz entstand nach baugeschichtlichen Untersuchungen im Zeitraum der Stadtgründung um 1170 mit dem Büdinger Reichswald als Kern des Reichsgutbezirks.911 Der letzte Besuch der Pfalz fällt in die Regierungszeit Kaiser HEINRICHS VII., bis sie schließlich 1349 erstmals verpfändet wurde.912 Wiederum stellte sich also im Spätmittelalter ein großer Bedeutungsverlust ein. Ebenso war Nieder-Ingelheim im frühen und hohen Mittelalter zunächst ein bedeutender Pfalzort mit großem umliegendem Reichsgut, deren ›reichspolitische Glanzzeit‹ aber im 9. und 10. Jahrhundert anzusiedeln ist und die spätestens seit der Absetzung HEINRICHS IV. im Jahr 1105 trotz der Erneuerung der Anlage 1160 unter FRIEDRICH BARBAROSSA ohne Bedeutung war.913 Am 14. Januar 1354 errichtete KARL IV. in der »aula nostra imperiali« schließlich ein Chorherrenstift.914 Mit einem Privileg vom 27. Juli 1402 910

BATTON 1861 (wie Anm. 109), S. 30 f.; PICARD 2004 (wie Anm. 908), S. 42; SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 86; 205–207. Als letzter Besuch eines Königs in der Frankfurter Pfalz gilt derjenige HEINRICHS II. im Jahr 1015, wobei archäologisch nachweisbar in der Mitte des 11. Jh.s die Aula Regia abbrannte [HAMPEL, Archäologie in Frankfurt (1993), S. 73]. Danach sind zwar noch Königsaufenthalte in Frankfurt nachweisbar, allerdings galt der Besuch dann nicht mehr der Pfalz, sondern der Stadt [SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 189]. 911 LENG, Aufstieg und Niedergang mittelalterlicher Pfalzen (2013), S. 152 f.; PICARD 2004 (wie Anm. 908), S. 61 f. 912 LENG 2013 (wie Anm. 911), S. 155; PICARD 2004 (wie Anm. 908), S. 68. 913 BALL, Der Sakralbau der Kaiserpfalz zu Ingelheim (2004), S. 29; SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 277. 914 Vgl. die „Gründungsurkunde“ als Eintrag 27 bei FRITZ 1978–1992 (wie Anm. 549), S. 27–29 (mit Nachweisen zur Überlieferung) ≙ Eintrag CCLXIV bei GUDENUS, Codex diplomaticus, Bd. 3 (1751), S. 377–379 (ohne Quellenangabe) = Beilage 1 bei ERLER, Das Augustiner-Chorherrenstift in der Königspfalz zu Ingelheim (1986), S. 23–25 = Eintrag 34 bei WÜRDTWEIN, Monasticon palatinum, Bd. 2 (1794), S. 157–166. Eine wichtige Quelle zu diesem Stift, das »Copiarium Privilegiorum fratrum canonicorum regularium in Inferiori Ingelheim ab anno 1354–1512« wurde im Zweiten Weltkrieg im StA Darmstadt zerstört [BURGER, Aus der Geschichte von Ingelheim (1949), S. 63, Fn. 6; vgl. auch die Beschreibung im StA Darmstadt, C 21, Nr. 99, S. 45]; zahlreiche Urk.n liegen gedruckt vor bei WÜRDTWEIN 1794 (wie Anm. 914), S. 147–462. Das Buch war über die Bodmann-Habel’sche Slg. nach Darmstadt gelangt, denn die Aufstellung der Slg. von 1888 enthält »Rescripta privilegiorum fratrum canonicorum regularium in inferio I(ngelheim). 1354–1512« [SCHNEIDERWIRTH/BAUCH 1888 (wie Anm. 188), S. 249]. FRIEDRICH GUSTAV HABEL erwarb seinerzeit einen großen Teil des Nachlasses von FRANZ JOSEPH BODMANN, der nach seinem Tod 1867 an seinen Neffen WILHELM CONRADY fiel und nach dessen Tod 1903 von seinen Erben zunächst in München verwahrt und dann veräußert wurde [ROTH 1909 (wie Anm. 211), S. 137 f.]. Die Geschichte des Chorherrenstifts ist bislang vor allem beiläufig erzählt worden [vgl. BALL 2004 (wie Anm. 913), S. 29 f.; BURGER 1949 (wie Anm. 914), S. 61–63; CLASSEN, Die Geschichte der Königpfalz Ingelheim (1964), S. 138–140; KRAFT 1934 (wie Anm. 823), S. 217 f.; PICARD 2004 (wie Anm. 908), S. 28–30; SAALWÄCHTER, Ingelheim zwischen Prag und Aachen (1955), S. 64–67; SAALWÄCHTER, Der Kaiserpalast zu Nieder-Ingelheim als geistliches Stift

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wurde die Besiedelung des Geländes der alten Kaiserpfalz, des sogenannten Saals, schließlich sogar von der Kurpfalz gefördert.915 Deutlich tritt hervor, dass die Pfalzen an allen drei Orten zur Zeit der Herausbildung der Oberhoftätigkeiten am Ende des 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts außer Funktion standen, die baulichen Spuren mitunter sogar beseitigt oder zweckentfremdet waren. Wenn ADOLF WAAS zugleich beschrieb, dass zwar das bloße Vorhandensein von Reichsgut zur Begründung eines Oberhofverhältnisses nicht ausreiche, allerdings der Schlüssel in den Pfalzen liege, in deren Umkreis »die Rechtsgrundlage des Oberhofrechts in königlichem Herrschafts- und Schutzrecht zu suchen ist«,916 so vernachlässigte er doch, dass die Pfalzen längst ihren Glanz verloren hatten und zahlreiche Verpfändungen nachweisbar sind, also die königliche Macht und Präsenz vor Ort geschwächt war, als sich die Oberhofzüge auszubilden begannen. Er stilisierte vielmehr das Rhein-Main-Gebiet zu einem königlichen Kernland,917 in dem noch im 14. Jahrhundert »Königrecht und Königmacht intensiver […] als anderswo« gewesen seien, weil die Könige »hier unmittelbar Herren sind ohne Zwischenschaltung des Adels.«918 Dies kann wenig überzeugen, da schlecht erklärbar ist, dass die Pfalzfunktion einerseits drastisch an Bedeutung verlor, gleichzeitig aber starken begünstigenden Einfluss auf die Oberhofentstehung gehabt haben soll. Wenig plausibel erscheint daher die These HUGO LOERSCHS, der aus der primär wirt(1958), S. 110–114 passim; SAALWÄCHTER/WEYELL 1963 (wie Anm. 233), S. 32 f.; SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 176 f.] und harrt in vielen Punkten noch einer gründlichen Erforschung. ERLER 1986 (wie Anm. 914), S. 7–33 brachte die bislang ausführlichste Darstellung unter Hinweis auf viele bis dahin unbekannte Prager Quellen. Das Karlsstift hatte eine Verbindung zu Frankfurt, denn Baumeister des Karlsstiftes in Ingelheim war seit 1360 der spätere Frankfurter Schöffe und Reichsschultheiß SIEGFRIED ZUM PARADIES [SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 50; vgl. die entsprechende Urk. bei WÜRDTWEIN 1794 (wie Anm. 914), S. 194–197]. 915 Vgl. das Privileg König RUPRECHTS VON DER PFALZ vom 27. Juli 1402, mit dem er den Bürgern Nieder-Ingelheims versprach, dass ein jedermann, der in den Saal ziehe, die gleiche Freiheit wie zuvor in Nieder-Ingelheim haben solle [Druck bei SAALWÄCHTER 1904 (wie Anm. 830), S. 388 (nach Vorlage im damaligen GemeindeA Nieder-Ingelheim) ≆ Auszug bei SCHAAB 1847 (wie Anm. 850), S. 493 (nach Vorlage im damaligen GemeindeA Nieder-Ingelheim) ≙ Regest 1251 bei CHMEL, Regesta chronologicodiplomatica ruperti regis romanorum (1834), S. 72 (nach einem Reichsregisterband in Wien) ≙ Regest 2405 bei OBERNDORFF, Regesten der Pfalzgrafen am Rhein, Bd. 2 (1912), S. 162 ≙ Regest 3571 bei SCRIBA, Regesten der bis jetzt gedruckten Urkunden, Abt. 3 (1851), S. 240]. ANDREAS SAALWÄCHTER gab beim Abdruck an, das Original im GemeindeA Nieder-Ingelheim vorgefunden zu haben, doch im StadtA Ingelheim fehlt die Urk. Vermutlich handelt es sich um einen Verlust bei der Auslagerung während des Zweiten Weltkrieges [vgl. hierzu Anm. 848]. 916 WAAS 1944 (wie Anm. 53), S. 31 vor allem mit Bezug auf Frankfurt. 917 Ebenso sah SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 446 f. in diesem zusammenhängenden königlichen Kernland letztlich eine Fiktion. 918 WAAS 1944 (wie Anm. 53), S. 32; ähnlich SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 46.

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schaftlichen Funktion der Pfalzen eine gerichtliche erwachsen sah, wobei letztlich auch die Anrufung des Königs und seiner Beamten bei Rechtsstreitigkeiten die Entstehung eines Oberhofs beeinflusst habe.919 Angesichts der ersten Hinweise auf eine Oberhoffunktion im späten Mittelalter bei gleichzeitigem Bedeutungsverlust der Pfalzen ist dies aber kaum in der beschriebenen Form denkbar. Für Ingelheim kommt noch hinzu, dass die Oberhofangelegenheiten meist in Ober-Ingelheim verhandelt wurden.920 Vor allem dort und nicht bloß in Nieder-Ingelheim, wo sich die Pfalz befindet, hatten die meisten adeligen Familien Anwesen.921 Ebenso war das gemeinsame Schöffenkollegium im 14. und 15. Jahrhundert mit mehr OberIngelheimer Schöffen als solchen aus Nieder-Ingelheim oder Groß-Winternheim besetzt.922 Bei einem Zusammenhang mit der Pfalzgerichtsbarkeit wäre aber ein Nieder-Ingelheimer Schwerpunkt zu erwarten gewesen. PETER CLASSEN wiederum sah hohes Alter der Ingelheimer Gerichtsverfassung, weil das Ingelheimer Reichsgericht zwar für viele Orte der Umgebung Oberhof geworden sei, nicht aber für Oppenheim, obwohl sich dorthin bereits im 13. und frühen 14. Jahrhundert enge Verbindungen nachweisen ließen.923 Allerdings hinkt der Vergleich mit Oppenheim, weil, auch bedingt durch den weitreichenden Archivverlust im 17. Jahrhundert, unklar ist, wo das städtische Gericht überhaupt seinen Oberhof hatte.924 Darüber hinaus gab es in Ingelheim im 13. und frühen 14. Jahrhundert noch gar keinen Oberhof. GUNTER GUDIAN bezweifelte zwar einen direkten Zusammenhang mit der Pfalz,925 sah aber letztlich doch in gewisser Weise eine Verbindung zum Fiskalbezirk, wenn er für diejenigen Gerichte, die zum Ingelheimer Reichsgrund gehörten, die These äußerte, dass das ehemalige Reichsvogteigericht einen Teil seiner Befugnisse an die Dorfgerichte hätte abgeben müssen, dafür aber deren Oberhof gewor-

919

Vgl. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CCV–CCVII; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 9. SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 408–410 wies aber auch darauf hin, dass dies letztlich aufgrund der Quellenlage eine unbewiesene Hypothese bleiben müsse. 920 Hierauf wies bereits GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 269 f. hin, wenngleich SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 408 hieran Zweifel hatte. 921 SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 44. Vgl. zu den Adeligen in Ober-Ingelheim die Untersuchung von SCHÄFER, Das soziale Gefüge im Ort Ober-Ingelheim (2012), S. 66–69, wonach die meisten aber nicht dauerhaft in Ingelheim wohnten. 922 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 271. 923 CLASSEN 1964 (wie Anm. 914), S. 133; 136. 924 Vgl. Anm. 2345. 925 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 270. Insbesondere in HUGO LOERSCHS Ausführungen zur Oberhofentstehung sah er nur ein »Körnchen Wahrheit« [GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 286]. Ähnlich betrachtete aber WAAS 1944 (wie Anm. 53), S. 27 den Ingelheimer Oberhof als ehemaliges Pfalzgericht.

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den sei.926 Diese Entstehung und Verfestigung habe schließlich im 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts stattgefunden.927 Dies erscheint nicht nur vor dem Hintergrund des Bedeutungsverlustes der Pfalz in Nieder-Ingelheim im Besonderen wie auch der anderen hier interessierenden Pfalzen im 13. und 14. Jahrhundert wenig plausibel, sondern ebenso wegen der allgemein schon im 13. Jahrhundert spürbaren Tendenz der Schwächung und mitunter sogar Auflösung der Vogteien.928 HANS NIESE ging schließlich davon aus, dass um 1215 die Vogtei in Ingelheim aufgelöst worden war.929 Wenn GUNTER GUDIAN mitunter noch im 14. Jahrhundert eine funktionsfähige Vogtei voraussetzt, so verliert seine These weiter an Plausibilität. Insgesamt scheinen sowohl GUNTER GUDIAN als auch ADOLF WAAS die Oberhofentstehung zu früh zu verorten, was unter anderem seinen Ausdruck darin findet, dass GUNTER GUDIAN im Erbeten einer Rechtsauskunft schon ein frühmittelalterliches Institut vermutete.930 Ein direkter Zusammenhang von Pfalzort und Oberhoftätigkeit lässt sich bei Lichte betrachtet den Quellen nicht entnehmen. Außerdem hatte bereits HANS SCHMITZ zeigen können, dass der spätmittelalterliche Einflussbereich des Oberhofs und die frühmittelalterliche Verwaltungseinheit der Pfalz räumlich nie deckungsgleich waren.931 Darüber hinaus fehlt in Frankfurt jeder Hinweis auf eine eigene Gerichtsbarkeit am Pfalzort.932 In Ingelheim kann die Ausübung einer richterlichen Funktion durch die verschiedenen Amtsträger im Ingelheimer Fiskus für das frühe oder hohe Mittelalter keineswegs belegt werden, 933 noch nicht einmal die Beteiligung 926 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 270; 288; zustimmend SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 408. Noch umfassender vermutete ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 178, dass alle in Ingelheim zu Haupte gehenden Schöffenstühle auf ehemaligem Königsgut lagen, was bereits SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 409 als ›unbeweisbar‹ betrachtete. 927 GUDIAN 1969 (wie Anm. 369), S. 42; GUDIAN 1972 (wie Anm. 368), S. 216. 928 Vgl. für Frankfurt und teilweise Gelnhausen EULER 1855 (wie Anm. 778), S. 95; EULER, Ueber die Verfassungs-Geschichte der deutschen Städte (1860), S. 104; MATTHÄUS 2000 (wie Anm. 144), S. 249; SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 7–11. Allgemein wird angenommen, dass die Reichsversammlung 1220 unter Kaiser FRIEDRICH II. die Vogtei in Frankfurt aufgelöst hat [wie Anm. 781]. 929 NIESE 1905 (wie Anm. 677), S. 198; vgl. auch LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXXIX f.]. 930 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 287. STÖLZEL 1901 (wie Anm. 474), S. 253 bezeichnete das Institut der Rechtsbelehrung gar als ›germanischen Ursprungs‹. 931 Vgl. SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 408 f. 932 SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 465. Dies verkannte THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 70, der schrieb: »Das aus den dort gehaltenen Placitis entstandene Pallast (Hof- Pfalz- Reichs-) Gericht gehört daher zu den ältesten königlichen Gerichten. Es hat sich, mit dem Stadtgericht der Gemeinde unter dem Reichsschultheißen verbunden«. 933 SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 141. Später wies er zu Recht darauf hin, dass die vom König im Hochmittelalter selbst in der Pfalz praktizierte Gerichtsbarkeit, für die es wiederum durchaus Quellen-

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dieser Personen an der Rechtspflege innerhalb des Fiskalbezirks lässt sich in den Urkunden nachweisen. HANS SCHMITZ nahm Letzteres dennoch an. Allerdings musste er hierzu Angaben einer Quelle des Jahres 1360 in einer Prozessakte in einem Streit zwischen der Mainzer Kartause und dem Kloster Altenmünster rückprojezieren, in der unter anderem die »scabini curie regis Ingelnheym« erwähnt wurden.934 Da der in zwei Urkunden des 13. Jahrhunderts ebenfalls auftauchende Begriff der ›curia regis‹ dort den königlichen Wirtschaftshof bezeichne,935 scheint er in einer knappen Auslegung weiter zu folgern, dass in diesen Quellen nun die jurisdiktionelle Seite des Königshofes als Fiskalgericht sichtbar werde.936 Doch ist die Basis äußerst unsicher, denn die Schöffen des Ingelheimer Königshofs wurden in dem wiedergegebenen Auszug in einer Zeugenaussage des Edelknechtes GISELBERT sichtbar, wiederum mitgeteilt durch den Kantor der Aschaffenburger Kirche. Zunächst ist davon auszugehen, dass GISELBERT seine Aussage ursprünglich in deutscher Sprache vortrug und der Kantor im Nachhinein seine wie auch die Aussagen von 23 weiteren Zeugen ins Lateinische übersetzte. In dieser Übertragung liegt schon der erste Unsicherheitsfaktor, zumal unklar ist, inwieweit GISELBERT die Ingelheimer Verhältnisse vor Augen standen. Außerdem gehörte es offenbar zur Prozessstrategie des Klosters Altmünster, deutlich zu machen, dass die strittigen Rheinauenberechtigungen schon seit Menschengedenken dem Kloster zustanden,937 sodass der Zeuge gerade im Hinblick auf diese Taktik, möglicherweise bewusst altertümlich, die Schöffen des Königshofes erwähnte. Weitere Quellenbelege aus dem 14. Jahrhundert, die auch nur einen fortbestehenden Wirtschaftshof in Ingelheim belegen könnten, sind nicht bekannt. Auffällig ist jedenfalls, dass 1360 die Glanzzeit der Pfalz schon zurücklag und bereits 1354 im

hinweise gibt, nichts mit der Fiskalgerichtsbarkeit zu tun hat [a. a. O., S. 305]. Bezeichnenderweise gab HUGO LOERSCH wiederum keine Quellen in seiner ansonsten sehr quellenreichen Darstellung an, als er die hochmittelalterliche Gerichtssituation beschrieb [vgl. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXXVII– CXXIX; CXXXI]. 934 StadtA Mainz, Urk. 1360 Juli 28 (Altmünster), darin Zeugenverhör des Edelknechtes GISELBERT ≆ Auszug bei SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 393 ≙ Regest 1732 (36) bei DERTSCH 1963 (wie Anm. 832), S. 317 f. 935 SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 121; 141 unter Verweis auf eine undatierte Abschrift im Eberbacher ›Oculus Memorie I‹ vor 1213 [Druck bei MEYER ZU ERMGASSEN 1984 (wie Anm. 773), S. 428 (§ 11); HANS SCHMITZ nannte allerdings »fol. cxvi« anstelle von fol. 120r] sowie auf eine Urk. vom 25. Oktober 1286 [Eintrag 405 bei BAUR 1862 (wie Anm. 832), S. 388 (nach 1944 in Darmstadt verbrannter Archivalie)]. 936 Vgl. SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 394. 937 Vgl. Regest 1732 (2) bei DERTSCH 1963 (wie Anm. 832), S. 311.

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Saal ein Augustinerchorherrenstift eingerichtet worden war.938 Es ist unwahrscheinlich, dass 1360 noch ein Königshof mit aktiven Schöffen in Ingelheim bestand, von dem GISELBERT berichten konnte. In der Schlussfolgerung von HANS SCHMITZ liegt deshalb letztlich ein großes hermeneutisches Problem, weil er ohne Weiteres annahm, dass sich über einen langen Zeitraum ohne Quellenhinweise in spätmittelalterlichen Urkunden noch Reste der ansonsten schon untergegangenen Fiskalverfassung der Pfalz zeigen konnten, was bei Lichte betrachtet nur schwer anzunehmen sein wird.939 Aus diesem Grund soll auf eine Rückprojektion verzichtet werden. Ebenso irrte daher ERNST KÄHLER, der die These HUGO LOERSCHS aufzugreifen schien und die Rechtskunde der Ingelheimer Schöffen wegen der »traditionellen Nähe zum letztinstanzlichen Königsgericht« hervorhob.940 Zum Zeitpunkt der Oberhofentstehung war eine Königsgerichtsbarkeit in Ingelheim aber schon längst nicht mehr in Übung. Dass die ehemaligen Pfalzfunktionen der jeweiligen Orte einen unmittelbaren Einfluss auf die Ausbildung eines Oberhofs hatten, lässt sich letztlich belastbar nicht behaupten. Im Ergebnis scheint es allenfalls noch denkbar, im Anschluss an JÜRGEN WEITZEL in der ehemaligen Pfalzfunktion des jeweiligen Ortes eine sich aus der Vergangenheit speisende Autorität der Urteiler zu sehen.941 Dies erscheint als möglicher Reputationsfaktor für auswärtige Urteiler sehr plausibel. Naturgemäß ist dieser Schluss aber durch Quellen kaum zu erhärten. Die Beobachtung, dass Oberhöfe vielfach am Standort ehemaliger Pfalzen entstanden, könnte weniger mit der Pfalzfunktion als solcher als vielmehr mit dem Umstand der günstigen Verkehrslage zu tun haben, die für königliche Paläste wie für Oberhofgerichte gleichermaßen bedeutend war. Sowohl Frankfurt wie auch Gelnhausen und Ingelheim lagen an bedeutenden Wasser- oder Landwegen. Für die Mainstadt ist dies offenkundig, lag sie doch nicht nur am Fluss, sondern auch an bedeutenden Handelsstraßen und damit insgesamt verkehrstechnisch sehr günstig.942 Gelnhausen 938

Wie Anm. 914. Trotz der Gründung des Chorherrenstiftes sah SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 141 allerdings einen Fortbestand des königlichen Wirtschaftshofes. 939 In diesem Sinne kann ebenso die Kritik ERNST SCHUBERTS gedeutet werden, der, wenngleich vor allem bezogen auf die Auffassung, die Landesherrschaft sei aus der gräflichen Gewalt des Frühmittelalters entstanden, formulierte: »Von der Annahme einer Traditionsgebundenheit der Rechtsverhältnisse ausgehend, wandte die Forschung […] die rückwirkende Methode an und glaubte aus späterer Überlieferung auf frühere Verfassungszustände schließen zu können« [SCHUBERT 2006 (wie Anm. 886), S. 67]. 940 KÄHLER, Zur Ortsgeschichte von Ober-Ingelheim (2000), S. 24. 941 So WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 60. 942 Vgl. BUND 1994 (wie Anm. 150), S. 54; SCHALLES-FISCHER 1969 (wie Anm. 460), S. 57–78. Eine Visualisierung des Wegenetzes findet sich als Karte III bei PABST, Die Oekonomische Landschaft am Mittelrhein (1930). Zur bedeutenden Fernstraßenverbindung von Frankfurt über Limburg nach Köln

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lag an der im Mittelalter noch schiffbaren Kinzig und zudem an der bedeutenden Handelsstraße Frankfurt/Leipzig.943 Ingelheim wiederum hatte mit dem Rhein einen bedeutenden Flusszugang und lag darüber hinaus an der linken Rheinuferstraße, der wichtigsten nord-südlichen Landverbindung.944 Alle drei Orte lagen mit hervorragender Verkehrsanbindung in einem »alten wirtschaftlichen und kulturellen Kernland«,945 wie es HEKTOR AMMANN treffend formulierte. Ähnliches gilt im Übrigen für die Region um Nürnberg.946 Dennoch lässt sich aber behaupten, dass die königliche Tradition als solche nicht bedeutungslos für die Entwicklung eines Oberhofs war. Deutlich wird dies am Terminus Reichsgericht, der sowohl in Frankfurt, wie auch Gelnhausen und Ingelheim bis in die Neuzeit hinein in den Quellen als Bezeichnung für die jeweiligen Schöffengerichte verbürgt ist. Die Bezeichnung des Reichsgerichts wurde hierbei vielfach geradezu als Kronzeuge für ein altes Herkommen der Oberhöfe und der Gerichtsbarkeit im Allgemeinen herangezogen. In diesem Zusammenhang ließen sich viele Beispiele anbringen. Bereits JOHANN GEORG RÖSSING schrieb 1810: »Es [das Frankfurter Stadtgericht] war zu jenen Zeiten [in Mittelalter und früher Neuzeit] nicht blos ein hiesiges Stadtgericht; sondern zugleich eines jener alten Kaiserlichen-Reichs- oder Landesgerichte, die unmittelbar unter den Kaisern standen[.] Es waren ihm daher nicht nur die hiesigen Einwohner, sondern auch mehrere auswaͤ rtige Staͤ dte und Ortschaften, und zwar diese als ihrem Obergerichtshof, Rechtssachen unterworffen.«947

Ein ähnliches Verständnis deutet sich ebenso bei HUGO LOERSCH an, der 1885 eine »Wurzel der sich ausbildenden Oberhoffunktion des Ingelheimer Reichsgerichtes ist in der Tätigkeit und dem Ansehen des königlichen Gerichtes als Gericht am Vorort eines Krongutbezirkes«948 erblickte. Im Jahr 1980 schrieb schließlich EDUARD ZIMMER:

vgl. umfassend die Darstellung von EICHHORN, Zur Topographie der mittelalterlichen Fern- und Landstraßen (1965), S. 106–120. 943 Vgl. DILCHER, Die Rechtsgeschichte der Stadt (1999), S. 414; FUHS 1960 (wie Anm. 193), S. 109– 111 (m. w. Nachweisen); SCHREIBER 1969 (wie Anm. 189), S. 13-14; 22. 944 SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 12–14. 945 AMMANN 1951 (wie Anm. 557), S. 196 f. 946 AMMANN, Die wirtschaftliche Stellung der Reichsstadt Nürnberg (1970), S. 10 f. 947 RÖSSING, Versuch einer kurzen historischen Darstellung der allmähligen Entwicklung und Ausbildung der heutigen Gerichts-Verfassung der Stadt Frankfurt, Teil 1 (1810), S. 53. Ähnlich bereits ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 132. 948 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CCV.

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»Das Frankfurter Schöffengericht war vom Jahr 1372 ab kein Reichsgericht mehr, sondern ein Stadtschöffengericht. Es benutzte jedoch zunächst die alte Bezeichnung gerne weiter. […] Aber trotz der Vorliebe Frankfurts für die alte Gerichtsbezeichnung, ihr Gericht war kein Gericht des Reiches. Dessen Urteile waren deshalb anfechtbar; insbesondere beim Reichskammergericht nach dessen Gründung im Jahre 1495. […] Die Arbeit des Schöffengerichts änderte sich zunächst gegenüber der Zeit vor 1372 nicht. Es blieb zunächst auch Oberhof. Daß dieser Zweig richterlicher Tätigkeit allmählich zum Erliegen kam, lag wohl nicht […] daran, daß das Frankfurter Gericht kein Reichsgericht mehr war«.949

Möglicherweise war JOHANN CHRISTIAN THOMAS Vater des Gedankens, der 1841 geschrieben hatte, dass Reichsgerichte nur dem König unterstanden hätten.950 Bei näherem Hinsehen wird allerdings sichtbar, dass eine spätmittelalterliche Begriffsneuschöpfung vorliegt, die an allen drei hier untersuchten Orten im Rhein-Main-Gebiet erst nach den dort einsetzenden Verpfändungen der Orte oder wichtiger Reichsämter auftaucht. Deshalb kann die Begriffsbildung nicht nur in den allgemeinen Zusammenhang eines wachsenden Reichsbewusstseins im 14./15. Jahrhundert gestellt werden. Vielmehr sollten vermutlich bewusst die Zugehörigkeit zum Reich und die eigene Freiheit im Hinblick auf den jeweiligen Pfandherrn hervorgehoben werden. Im Einzelnen lässt sich dies durch eine Gegenüberstellung von Verpfändung und erstem Auftauchen der Begrifflichkeit zeigen: In Frankfurt sind Verpfändungen des Reichsschultheißenamtes als Ganzes und nicht bloß einzelner Einnahmen seit etwa 1310 nachweisbar,951 bis SIEGFRIED ZUM PARADIES 1366 schließlich die Pfandschaft mithilfe seiner guten Beziehungen zu Kaiser KARL IV. erblich erwarb und der Rat 1372 diese Pfandschaft mithilfe des Kaisers wiederum an sich brachte.952 Für Frankfurt lag zweifelsohne eine besondere Nähe zum Reich auch in dem in der Goldenen Bulle von 1356 festgelegten Status als Wahlstadt sowie in den regelmäßig stattfindenden Messen mit reichsweiter Bedeutung.953 Die soweit ersichtlich frühesten Hinweise auf den

949

ZIMMER 1980 (wie Anm. 454), S. 92. In ähnlicher Weise sah MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 51 eine Wurzel des Oberhofs in Frankfurt in der »frühere[n] Wirksamkeit des Schöffengerichts als Palast-, Pfalzund Reichsgericht« und zog an späterer Stelle die Verbindung zur Bezeichnung Reichsgericht: »Seiner Entstehung aus dem königlichen Palast- und Pfalzgericht verdankte es jedoch die Bezeichnung „Reichsgericht“, die es auch noch lange Zeit nach dem Erwerb des Schultheißenamtes durch die Stadt (1372) führte und die ihm von keiner Seite bestritten wurde« [a. a. O., S. 59]. 950 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 57. Er war ebenso von einem hohen Alter der Reichsgerichte überzeugt, wenn er schrieb, dass im 13. Jh. in Frankfurt Reichs- und Stadtgericht schon ein- und dasselbe gewesen seien [a. a. O., S. 74]. 951 SCHOENBERGER (wie Anm. 790), S. 13 (m. w. Nachweisen); SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 134 f. 952 Wie Anm. 589. 953 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 23; 25.

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Terminus Reichsgericht finden sich in zwei Briefen des Rates der Stadt Frankfurt an Ulm, die allerdings im Jahr nicht datiert sind954 und in der Literatur bislang zwischen 1360 und 1369 zeitlich eingeordnet wurden.955 Allerdings lässt sich die Korrespondenz kontextual näher einordnen und ihre Entstehungszeit damit präzisieren: Den Ausgangspunkt bildet ein Privileg Kaiser KARLS IV. vom 11. Mai 1360 für die Stadt Ulm, in dem er das Recht verlieh, landschädliche Leuten »nach laute der brief der Stat zu frankenfurt« zu töten.956 Nun wandte sich Ulm offenbar in einem nicht überlieferten Schreiben an Frankfurt, um eine Abschrift eben dieser Privilegien zu erhalten. Allerdings hat sich die Antwort Frankfurts erhalten, wobei in der Forschung unklar blieb, welcher der beiden hierbei möglichen Briefe die unmittelbare Replik darstellt. Plausibel scheint die Nachricht, in der Frankfurt knapp und allgemein ausführte, wie man mit landschädlichen Leuten umging, aber offenbar keine Abschrift des Privilegs sandte.957 Es erscheint auch plausibel, dass Ulm kurz nach Erhalt des kaiserlichen Privilegs erstmals in Frankfurt nach-

954

Wie Anm.en 959 f. Wie Anm.en 957 f. und 961. 956 StA Stuttgart, H 51 U 630 = Eintrag 572 bei VEESENMEYER/BAZING (Hrsg.), Ulmisches UB., Bd. 2,1 (1898), S. 523 f. ≙ StA Ludwigsburg, B 207, Bü. 49, fol. 67r (Abschrift des 15. Jh.s) = Eintrag 181 bei MOLLWO (Hrsg.), Das rote Buch der Stadt Ulm (1905), S. 97 f. ≙ Regest 3114 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 255. 957 Nachweise in Anm. 959. Frankfurt war allgemein sehr sparsam mit Auskünften zu eigenen Privilegien, zumal diese meist teuer erkauft worden waren. Dies betraf selbst die eng befreundeten Wetterauer Reichsstädte; vgl. bspw. die ablehnende Antwort Frankfurts vom 29. April 1466 [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 5516/2 = Eintrag 21 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 17] auf eine Bitte Wetzlars um Abschrift der Frankfurter Privilegien und Freiheiten vom 14. April 1466 [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 5516/1 = Eintrag 20 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 16 f.]. Womöglich antwortete der Rat deshalb hier ausweichend. Allerdings hatte Frankfurt vermutlich auch gar kein entsprechendes Privileg erhalten. Bereits am 18. August 1387 hatte zwar König WENZEL die Strafgewalt der Schöffen anerkannt, aber offenbar nur gegenüber den Bürgern und Einwohnern, wofür der Zusammenhang mit der primär dort geregelten Gehorsamseidpflicht der Bürger und Einwohner spricht [vgl. ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 238 = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 207 f. ≙ Regest 238 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 22]. Wahrscheinlich lag ein Fehler der kaiserlichen Kanzlei vor. Hierfür spricht auch, dass der Rat zw. 1410 und 1433, wenn auch im Ergebnis erfolglos, versucht hatte, ein Privileg von König SIGISMUND zur Bestrafung gefangener Personen im Hinblick auf Raub und andere Übeltaten zu erlangen [vgl. den Entwurf im ISG Frankfurt, Privilegien Ugb., Nr. 67, fol. 2r-v = Druck als Anhang 2 bei ORTH 1985 (wie Anm. 47), S. 155]. Bei einem bereits bestehenden Privileg wäre dieser Versuch wahrscheinlich nicht unternommen, sondern vermutlich gegebenenfalls eine Bestätigung oder Erweiterung ins Auge gefasst worden. BUND 1994 (wie Anm. 150), S. 109, der auf die Korrespondenz mit Ulm knapp einging und hierfür das Jahr 1360 nannte, schien hingegen keine Zweifel am Vorliegen eines entsprechenden Privilegs in Frankfurt vor 1360 zu haben, wohingegen THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 213 in der Zeit bis 1387 nur eine faktische Strafjustiz Frankfurts sah. 955

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fragte, sodass die Annahme des Jahrs 1361 sehr wahrscheinlich ist und das Datum »fe(ria) sexta p(os)t letare« demnach als 12. März aufzulösen wäre.958 In diesem Brief nun schrieb der Rat Frankfurts: »laßin wir uw(er) Ersamkeid wißin daz dez Richs gerichts recht und unßr dez Rades bii uns zu franckenfurd«.959 Da die Antwort sehr allgemein gehalten war, dürfte Ulm nicht viel geholfen gewesen sein, sodass der Rat nochmals in Frankfurt anfragte, wobei Frankfurt dann in einem zweiten Brief etwas ausführlicher antwortete und zugleich erwähnte, »wie wir von Untetigen lute(n) rihten sollen dann dez Riiches gerihtes und unß des Rat(es) reht und herkome(n) ist«.960 Dieser zweite Brief dürfte aber nicht in den 1360er-Jahren, sondern deutlich später zwischen 1381 und 1389 entstanden sein.961 Zugleich ist 958

THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 421 und MOLLWO 1905 (wie Anm. 956), S. 99, Fn. 2 gingen von 1361 aus, RÜBLING, Ulm unter Kaiser Karl IV. (1902), S. 99 f. nannte allerdings den 16. Mai 1360. Hierbei verkannte er aber, dass »letare« als vierter Sonntag der Passionszeit im Jahr 1361 auf den 7. März fiel, folglich der darauffolgende Freitag der 12. März war. 959 Im StA Ludwigsburg, B 207, Bü. 8/2 ≙ Regest in Eintrag 572, Nr. 1 bei VEESENMEYER/BAZING 1898 (wie Anm. 956), S. 524 ≙ StA Ludwigsburg, B 207, Bü. 49, fol. 67v (Abschrift des 15. Jh.s) = Eintrag 184 bei MOLLWO 1905 (wie Anm. 956), S. 99 = Eintrag Nr. 1, I. bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 420 (nach Abschrift des 15. Jh.s). 960 StA Ludwigsburg, B 207, Bü. 8/1 = Eintrag Nr. 1, II. bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 421 (nach dem Original) ≙ Regest in Eintrag 572, Nr. 1 bei VEESENMEYER/BAZING 1898 (wie Anm. 956), S. 524 ≙ StA Ludwigsburg, B 207, Bü. 49, fol. 67v (Abschrift des 15. Jh.s) = Eintrag 183 bei MOLLWO 1905 (wie Anm. 956), S. 98 f. 961 Genannt wurde bloß »do(min)ica die an(te) kiliani« ohne Jahr (wie Anm. 960). Der Kilianstag wurde am 8. Juli begangen [GROTEFEND, Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Bd. 1 (1891), S. 107]. Offenbar vermutete MOLLWO 1905 (wie Anm. 956), S. 99, Fn. 3 die Entstehung noch vor dem hier als Ersten angesehenen Brief von 1361, wahrscheinlich, weil er im Roten Buch unmittelbar vorher niedergeschrieben worden war. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 421 hingegen wies richtigerweise darauf hin, dass er später entstanden sein muss. So zeigt die Einleitung, dass Ulm bereits zuvor um Abschrift der Freiheit gebeten (»alz ir uns fur zijten und ouch nu geschr(iben) hant uch abeschriffte unße fryheite briefe zu senden«), diese dann aber offenbar nicht erhalten hatte und deshalb später nochmals darum bat. Dieses erste Begehren dürfte vor dem Brief von 1361 liegen, der keine derartige Formulierung enthält. Daraufhin erläuterte Frankfurt in Heimlichkeit ausführlicher, wie man mit landschädlichen Leuten umging. Entscheidend zur Datierung ist, dass Frankfurt Ulm als »Eitg(e)no(ssen)« bezeichnete. Beide Reichsstädte waren erst nach dem Zusammenschluss des Rheinischen Städtebundes mit dem Schwäbischen Städtebund am 17. Juni 1381 verbündet [vgl. den Allianzvertrag im ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 14, fol. 2r–4r ≙ Regest bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 160 ≙ Druck in Eintrag 5846 bei CLAVADETSCHER/SONDEREGGER, Chartularium Sangallense, Bd. 9 (2003), S. 499–502 = Eintrag 27 bei FRITZ, UB. der Stadt Straßburg, Bd. 6 (1899), S. 17–20 (beide nach Entwurf im StadtA Straßburg)]. Beide Städtebünde wurden im Mai 1389 mit dem Eger Landfrieden aufgelöst [Eintrag 77 bei JANSSEN, Frankfurts Reichscorrespondenz, Bd.1 (1863), S. 32; KREUTZ, Städtebünde und Städtenetz am Mittelrhein (2005), S. 246–249; 318–323 (m. w. Nachweisen)]. Der Brief wurde also zw. 1381 und 1389 verfasst. Nach THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 419 deutet »do(min)ica die« hierbei auf einen

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ein Verweis auf das Reichsgericht in diesem Brief nicht zweifelsfrei. In der Edition des Roten Buchs, in dem sich Abschriften der Briefe befinden, setzte CARL MOLLWO im Original nicht vorhandene Interpunktionen, die auf einen anderen Sinn des zweiten Briefes schließen lassen. Wenn er »danne dez riches, gerihtes und unzer des rates recht« abdrucken ließ,962 so sah er hier wohl eine Aufzählung im Sinne von ›des Reiches, des Gerichtes und des Rechts des Rates‹. Wenigstens aber im Brief von 1361 schließt die Satzstellung ein vergleichbares abweichendes Verständnis aus, sodass in diesem wohl zweifelsfrei ein Verweis auf das Recht des Reichsgerichts gesehen werden kann.963 Im Jahr 1369 findet sich der Terminus ebenfalls in einem Gerichtsbucheintrag als »hie an des riches gerichte« erwähnt.964 Dies ist, soweit ersichtlich, die früheste Erwähnung in den gedruckt vorliegenden Schöffengerichtsbucheinträgen. JOHANN CHRISTIAN THOMAS irrte daher, wenn er die erste Erwähnung des Terminus Reichsgericht in den Schöffengerichtsprotokollen Frankfurts, die er noch in Gänze einsehen konnte, im Jahr 1396 verortete.965 Aus dem Jahr 1387 liegt schließlich auch ein Brief von Bürgermeistern, Schöffen und Rat vor, in dem eine Klage »vor des Richs gerichte bii uns zu franckford« Erwähnung fand.966 Der ›baculus iudicii secularis‹ spricht ebenso wie die Schöffengerichtsordnung B, beide entstanden im 15. Jahrhundert, schließlich durchgängig vom Reichsgericht.967 Angesichts des ersten Auftauchens des Terminus ›Reichsgericht‹ 1361 muten die oben wiedergegebenen Ausführungen von EDUARD ZIMMER doch sehr anachronistisch an. Die Verwendung des Terminus Sonntag hin (der Kilianstag fiel im hier vermuteten Zeitraum 1386 auf einen Sonntag), wobei sich allerdings diese Begriffsbedeutung von »do(min)ica die« nicht auf alle Heiligentage bezieht und der Kilianstag nach GROTEFEND, Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit (2007), S. 48 f. nicht darunter fällt. Bemerkenswerterweise wurden beide Briefe auf Papier mit gleichem Wasserzeichen, einem (wenngleich nur teilweise) sichtbaren Ochsenkopf mit Stange und darüber liegendem Stern geschrieben. Die unterschiedliche Schrift der beiden Briefe ist dem ausgehenden 14. Jh. zuzuordnen [ebenso VEESENMEYER/BAZING 1898 (wie Anm. 956), S. 524]. 962 Eintrag 183 bei MOLLWO 1905 (wie Anm. 956), S. 98 f. 963 Dieser Terminus ist später durchaus noch weitere Male nachweisbar. Am 15. März 1399 verwies der Rat bspw. in einem Brief an den Jungherrn von Falkenstein auf das »R(ichs) ger(ichts) recht bij uns« [ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 2511/34 ≙ Regest 695* bei SCHILP 1987 (wie Anm. 786), S. 279. 964 Nach KRACAUER 1914 (wie Anm. 128), S. 473 auf Grundlage des vernichteten Gerichtsbuchs. Im Jahr 1376 wurde auch die lateinische Form verwendet: »Ego Rudulffus de Sassinhusen miles, scultetus fran(co)fordensis primo presedi iudicium imperiale civitatis franckinfordensis« [nach KRACAUER 1914 (wie Anm. 128), S. 592]. 965 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 312, Fn. 8. Ein weiterer Beleg aus diesem Jahr findet sich in Eintrag 85 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 538. 966 ISG Frankfurt, Glauburg Urk.n, Nr. 93. 967 Vgl. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 222–254; 257–287.

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Reichsgericht wird vielmehr als Mittel der Selbstbehauptung in Zeiten äußerer Bedrängung sichtbar. Hierfür lässt sich als weiteres Beispiel das kleine Reichsdorf Sulzbach im Taunus bei Frankfurt anführen, dessen Schultheiß sich 1436 in Zeiten größter Bedrohung der Freiheit durch die Herren von Eppstein968 »Scultetus Iudicii Imperialis«969 nannte. Dies zeigt aber exemplarisch deutlich die große Bedeutung der Nähe zu Kaiser und Reich für die eigene Gerichtsbarkeit und deren Autorität, eine Erwägung, die sicherlich auf das Oberhofwesen übertragbar ist. Ähnliches lässt sich in Gelnhausen erkennen. Erstmals 1254, seit 1349 dann häufiger, waren die dortige Pfalz wie auch die Reichsstadt selbst Gegenstand von Verpfändungen, bis schließlich seit 1435 die Kurpfalz und die Grafen von Hanau gemeinsam das Pfand über Burg und Stadt Gelnhausen hielten.970 Hierbei hatte die Verpfändung einschneidende Einschränkungen in der Selbstwahrnehmung der eigenen städtischen Autonomie zur Folge. Der Schultheiß wurde nicht mehr vom Kaiser bestimmt, sondern von den Pfandherren, die sich zudem huldigen ließen.971 Bereits am 27. Juni 1349 hatte König KARL IV. in einem Privileg für Gelnhausen den Terminus »in unseren und des Richs Gerihten«972 gebraucht, wobei Reichsgericht hier aber im Sinne einer Ortsangabe gebraucht 968

Vgl. die Ausführungen von FAY, Sulzbach am Taunus (1983), S. 139–141. Nach einem lateinischen Notariatsinstrument, komplett abgedruckt in HStA Wiesbaden, Abt. 4, Nr. 181, fol. 18v–19v, hier fol. 18v; die Vorlage scheint sich nicht erhalten zu haben. FAY 1983 (wie Anm. 968), S. 157 verwies ebenso auf diese Bezeichnung, allerdings ohne jegliche Quellennennung. Dagegen benutzte Sulzbach offenbar im 15. Jh. nicht, wie MOSER, Die Reichs-Freyheit der Gerichte und Gemeinden Sulzbach und Soden (1753), S. 30 und DEMANDT/RENKHOFF 1956 (wie Anm. 804), S. 252 spekulierten, ein Siegel mit Reichsadler als Zeichen seiner Reichsfreiheit. Vielmehr scheint ein Siegel noch gänzlich gefehlt zu haben, denn am 10. August 1450 stellten Schultheiß, Schöffen und Gemeinde von Sulzbach zwar eine Urk. aus, hängten allerdings kein Gemeinde- oder Gerichtssiegel darunter, sondern baten den Pfarrer von Sulzbach, für sie zu siegeln [vgl. LHA Magdeburg, H 6, VII F Nr. 7]. Vermutlich erhielt das Dorf erst ein Siegel, nachdem dies der Frankfurter Rat am 15. Februar 1508 beschlossen hatte [vgl. ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 527, S. 36 und 41; hierauf bezog sich wohl LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 620 (ohne Quellenangabe)]. Dieses Siegel zeigt das Ortsgemerk ›F‹ mit einem halben Reichsadler [vgl. DEMANDT/RENKHOFF 1956 (wie Anm. 804), S. 252; FAY 1983 (wie Anm. 968), S. 175 f. (mit Abb.); SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 320 (mit Siegeltafel)]. 970 ACKERMANN 2006 (wie Anm. 797), S. 11–17; ACKERMANN, Immediat oder exemt? (2005), S. 3–22 passim; APPEL 1922 (wie Anm. 706), S. 11; EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 6; FRICK/FRICK 2003 (wie Anm. 187), S. 9–12; JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 283–304; PICARD 2004 (wie Anm. 908), S. 68; REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. XIII; THUDICHUM 1907 (wie Anm. 626), S. 38. 971 ACKERMANN 2006 (wie Anm. 797), S. 45 f.; FRICK/FRICK 2003 (wie Anm. 187), S. 39. 972 StA Marbug, Urk.n 68 (Stadt Gelnhausen), Nr. 17 = Eintrag 794 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 786 ≙ Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 2291, fol. 9v–10r (neue Folierung) ≙ Regest 541 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 143 ≙ Regest 483 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 230 ≙ Regest 1033* bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 84. 969

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wurde. Die soweit ersichtliche erste Erwähnung im gerichtinstitutionellen Sinne geschah um 1354 in einem undatierten Urfehdebrief (»bij yn in dez Richs gerichte zu geilnhuß(en)«).973 Dies kann, wenige Jahre nach der ersten Verpfändung von 1349, nicht nur Ausfluss des Überlieferungszufalls sein. Danach findet sich der Terminus häufiger,974 1398 sogar in Bezug auf das Gericht der Burg Gelnhausen.975 Im ältesten Gerichtsbuch Gelnhausens wiederum findet sich bereits am Beginn der Hinweis »Incipit Registrum se(c)ularis Iudicii Imp(er)ialis Opidi Geylnhuß(is) Sub […]«.976 Wieder ist also im Ergebnis den Quellen ein Zusammenhang zwischen der Wortverwendung und der Verpfändung zu entnehmen. Vergleichbar wiederum stellt sich die Lage im Ingelheimer Grund dar. Im Jahr 1300 wurden Ober- und Nieder-Ingelheim erstmals an die Sponheimer Grafen verpfändet, später dann sind verschiedene Verpfändungen nachweisbar, bis 1375 Pfalzgraf RUPRECHT I. VON DER PFALZ das Pfand einlöste, das seit dieser Zeit pfälzisch blieb.977 Aufgrund der Verpfändung wurden die Schultheißen StA Marburg, Urk.n 68 (Stadt Gelnhausen), Nr. 21 ≙ Anmerkung zu Eintrag 120 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 133 ≙ Regest 541 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 253. 974 Bspw 1407 [StA Marburg, Urk.n 68 (Stadt Gelnhausen), Nr. 45 ≙ Regest 1364 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 594], 1419 [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 1733 ≙ Regest 1733 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 98 ≙ Regest 1572 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 680], 1419 im Bürgereid [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 43v] und ferner 1438 [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 3659 ≙ Regest 3659 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 155 ≙ Regest 2106 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 899 f.]. 975 Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 1279 = Eintrag 762 bei REIMER 1897 (wie Anm. 758), S. 685 = Eintrag CCX bei SIMON 1865 (wie Anm. 604), S. 228 f. (falsch datiert) ≙ Regest 980 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 261 ≙ Regest 1078 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 456 f. 976 StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 1v. Danach findet sich der Terminus Reichsgericht noch häufiger, etwa auf fol. 8r, 12v und 118v. 977 Vgl. im Einzelnen die Darstellungen von BURGER 1949 (wie Anm. 914), S. 56–61; CLASSEN 1964 (wie Anm. 914), S. 131–132; 140 f.; ESCHNAUER/STAAB, Weinschank beim Radbrennen im Saal zu Nieder-Ingelheim (2001), S. 76 f.; GERLICH, Interterritoriale Systembildungen zwischen Mittelrhein und Saar (1975), S. 126–129; JANTZEN, Das Ingelheimer Reich und seine Grenzen (1997), S. 39 f.; KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 20–23; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LI–LIII: MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 61; PETRY, Der Ingelheimer Grund (1974), S. 63; REIFENBERG, Die Kurpfälzische Reichspfandschaft Oppenheim Gau-Odernheim Ingelheim (1968), S. 18–32; RÖDEL, Die Reichspfandschaften der Pfalzgrafschaft (2000), S. 91 f.; SCHROHE, Das Mainzer Geschlecht zum Jungen (1933), S. 30–40. Aus Sicht des 1315 und 1375 neben Ingelheim und weiteren Städten mitverpfändeten Oppenheims vgl. KRAUSE, Die Stadt Oppenheim unter der Verwaltung des Reiches (1926), S. 41– 62; RÖDEL, Die Oppenheimer Reichsburgmannschaft (1977), S. 38–44; RÖDEL, Oppenheim als Burg und Stadt des Reichs (1980), S. 76–81. Die Pfalzgrafen häuften insgesamt vermutlich die meisten aller nicht mehr eingelösten Reichspfandschaften an und nutzen diese auch bewusst zur Konsolidierung des 973

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auch im Ingelheimer Grund vom jeweiligen Pfandherrn bestellt,978 was die Selbstwahrnehmung der Einwohner sicherlich tangierte. Obwohl das Gebiet innerhalb des kurpfälzischen Oberamtes Oppenheim immer noch einen fast selbstständigen Verwaltungsbezirk bildete,979 sollte aber die weitere Behauptung der eigenen Freiheit im Ingelheimer Grund nicht überschätzt werden. Jedenfalls war die Verpfändung für die Bewohner des Ingelheimer Grundes offenbar so einschneidend, dass im ausgehenden 16. Jahrhundert der Brauch des Radbrennens gar mit der Verpfändung an das Mainzer Erzstift von 1315 in Verbindung gebracht wurde.980 Im Sinne eines kulturellen Gedächtnisses981 kann die Aussage

Territoriums [vgl. MORAW, Die kurfürstliche Politik der Pfalzgrafschaft (1983), S. 83 (m. w. Nachweisen); SCHAAB, Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1 (2006), S. 104–109; SCHMITT 1992 (wie Anm. 456), S. 22 f.]. 978 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXXX, Fn. 1. Vgl. etwa die Einsetzung von JAKOB HONGER zum Schultheißen in Ingelheim zw. 1376 und 1390 durch Pfalzgraf RUPRECHT I. VON DER PFALZ [StA Darmstadt, E 9, Nr. 1658 = Eintrag 26 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 507 f.]. Wenn HERRMANN HERR ZU HOHENFELS mit seinem Sohn am 21. Januar 1372 »unser eigen Dorf Ingelnheim mit aller siner Zugehorde, als es von uns zu Lehen ruret, es sy Gericht, Schultheißen Amt, Wald, Velt, Wasser und Weide, uzgenommen die Burg daselbist« an CONRAD LANTSCHADE übertrug [Eintrag LXVIII bei GUDENUS 1768 (wie Anm. 776), S. 679 f. (ohne Quellenangabe)], so widerspricht dies der Einsetzung durch die Kurpfalz nicht, da hier wahrscheinlich lediglich auf das Gericht und den Schultheißen des Fronhofs als Reste ursprünglich zur bolandischen Vogtei gehöriger Lehen verwiesen wurde [vgl. KNOBLOCH, Agrar- und Verfassungsgeschichte des Wormsgaues (1951), S. 58; KRAFT 1934 (wie Anm. 823), S. 237; SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 367 f.]. 979 FUHRMANN, Theorie und Praxis in der Gesetzgebung des Spätmittelalters (2001), S. 45; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 4. Die Einteilung der Kurpfalz in 18 Ämter geht auf FRIEDRICH I. im ausgehenden 15. Jh. zurück [SCHMITT 1992 (wie Anm. 456), S. 9]. 980 Diesen Brauch beschrieb JOHANN GEORG REUTLINGER 1587 in seinem Bericht »Ordentliche Beschreibung undt Renovation aller Recht, Oberherrlich- und gerechtigkeiten, auch Zugehörigkeiten des Churfürstlich(en) Ambts Oppenheim« [das Original ist nach BURGER 1955 (wie Anm. 839), S. 30, Fn. 12 ein Kriegsverlust; die älteste datiere Abschrift von 1697 ist im StA Darmstadt C 2, Nr. 398/3; weitere Abschriften finden sich im StA Darmstadt: C 2, Nr. 398/4, C 3, Nr. 137/1 und C 3, Nr. 137/2; eine auszugsweise und unvollständig erhaltene Abschrift, nur den Ingelheimer Grund betreffend, findet sich im GLA Karlsruhe, S Kremer-Lamey, Nr. 61; ein Bericht mit der Jahresangabe 1586 findet sich im GLA Karlsruhe, Abt, 67, Nr. 879; daneben befindet sich eine Abschrift von 1734 im Depositum der Stadt Oppenheim im LA Speyer (vgl. REIFENBERG 1968 (wie Anm. 977), S. 7)]. Er gab an, die ältesten Bewohner befragt zu haben, die auf die Verpfändung von 1315 verwiesen hätten: »Unndt bin ich von alten personen berichtet, daß solch radtbrennen dem Bistumb Maintz Zu gedächtnis geschehe, weil ein bischoff den Ingelheimer grundt pfand weis ingehabt, habe Er selsam den Endts gehaußet, unnd viel schadens gethan, deroweg(en) daß Nimmermehr kein bischoff von Maintz ihr herr werden soll, so werde dies Radt Zu gedächtnus verbrennt« [nach StA Darmstadt, C 2, Nr. 398/3, fol. 165r = Druck bei ESCHNAUER/STAAB 2001 (wie Anm. 977), S. 75 ≙ Beilage 29 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 300 f. (auf Basis von GLA Karlsruhe, S Kremer-Lamey, Nr. 61)]. Obgleich dies wahrscheinlich nicht der historischen Wahrheit ent-

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der Einwohner als Erinnerung an die reichsfreie Zeit verstanden werden, die Teil der eigenen Identität war.982 Zwar behielt Ingelheim unter der Pfandherrschaft der Kurpfalz noch lange seine Oberhofstellung. Anders als bislang angenommen, konnten sich die Ingelheimer Gerichte aber nicht völlig gegen das 1462 gegründete und 1480 reorganisierte Hofgericht in Heidelberg behaupten,983 wenngleich nicht wie andernorts die Gerichtsverfassung vor Ort neu organisiert wurde.984 Die soweit erkennbar früheste Verwendung des Begriffs ›Reichsgericht‹ findet sich in einem Vergleich des Erzbischofs von Mainz mit Bürgermeistern, Rat und Gemeinde von Mainz vom 27. September 1347, in dem unter anderem festgelegt wurde, dass das Gut der Bürger, »das gelegen ist in spricht, sondern eine Verbindung zu regelmäßigen Zinszahlungen am Martinstag [so MÜLLER, Radbrennen, ein alter Gerichtsbrauch im Ingelheimer Grund (1912), S. 155–157] oder auch zum ungebotenen Ding [so SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 18 f.; SAALWÄCHTER, Zur Geschichte des Feuers im Volksbrauche (1958), S. 42 f., der im Spätmittelalter entsprechende Feuer an allen drei Terminen des Dings vermutete] angenommen wurde, so ist die Aussage der Bewohner doch bemerkenswert. 981 Vgl. hierzu ERLL, Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen (2011), S. 30–33. 982 Dass es sich hierbei um eine kurzpfälzische Geschichtslegende handelt, welche die eigene Pfandschaft über den Ingelheimer Grund in der Wahrnehmung relativieren und verschleiern sollte [so KOHL, Das Binger Land (1948), S. 72], darf jedoch bezweifelt werden, wurde doch Jahr für Jahr mit dem Brauch die Bindung an das Reich wieder ins Gedächtnis gerufen, was sicher nicht im Sinne der Kurpfalz gewesen sein dürfte, für welche die Angehörigen des Ingelheimer Grundes im 16. Jh. längst Untertanen waren. 983 BENDER, Die Hofgerichtsordnung Kurfürst Philipps (1967), S. 39 meinte, dass sich der Oberhof von Ingelheim »gegenüber dem Hofgericht seine Unabhängigkeit wahren und sich als selbstständiges oberstes Appellationsgericht« habe behaupten können. Ähnliche Ausführungen finden sich bei COHN, The Government of the Rhine Palatinate (1965), S. 203 f. Beide verwiesen hierzu auf GLA Karlsruhe, Abt. 67, Nr. 952, fol. 83–84 und Abt. 67, Nr. 953, fol. 93–94. Dahinter verbergen sich die Protokollbücher des pfälzischen Hofgerichts von (1472)–1473–(1474) sowie 1477–1478 [vgl. Grossherzogliche Archivdirektion (Hrsg.), Inventare des Grossherzoglich Badischen General-Landesarchivs (1901), S. 153]. Hinter dem erstgenannten Verweis verbirgt sich aber ein Fall aus Neustadt a. d. Kocher [die Protokollierung beginnt schon vorher, vgl. Abt. 67, Nr. 952, fol. 82v–85r]; Ingelheim wird gar nicht erwähnt. Im zweitgenannten Verweis sind die von Alzey Beklagte [vgl. Abt. 67, Nr. 953, fol. 92r–93r], bzw. es geht um eine Apellation aus »Opennen« (Oppenheim?) [a. a. O., fol. 93v–94r]; Ingelheim findet wiederum keine Erwähnung. Allerdings finden sich auch in der Ingelheimer Überlieferung Appellationsfälle an das Hofgericht in Heidelberg, etwa im StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim 1476–1485, fol. 169v, 179v. Ferner scheint die Selbstständigkeit des Oberhofs in dieser Zeit Angriffen ausgesetzt gewesen zu sein, denn in einer Urk. vom 6. Januar 1473 bekannte ELCHIN, Äbtissin des Klosters Rupertsberg bei Bingen, dass »die von Ingelheim alls ein Oberhof« unzutreffend geurteilt hätten und sich das Kloster deshalb an den Pfalzgrafen gewandt habe, der die Sache zur Entscheidung an drei genannte Herren delegiert habe [LA Speyer, B 1, Nr. 421 (Vidimus von 1582)]. 984 SCHMITT 1992 (wie Anm. 456), S. 58 f.; 111–113 (für die Dörfer des Amtes Alzey); SPIEß, Verfassungsentwicklung der Stadt Neustadt (1970), S. 170–172 (für Neustadt a.d. Weinstraße); WAGNER, Stadt Bacharach und Samtgemeinde der Viertäler (1956), S. 11 f. (für Bacharach).

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des Ryches gerichten, die der Stift, in pandes wyse inne hat, ez sie zu Ingelnheim, zu Winterheim«, abgabenfrei bleiben solle.985 Wiederum ist die Angabe aber als Ortsbestimmung zu verstehen. Diese Begriffsverwendung ist ebenso von den Ingelheimer Schöffen mehrfach bis in das 16. Jahrhundert hinein überliefert, erstmals in einem verbrannten Nieder-Ingelheimer Haderbucheintrag vom 19. Dezember 1371 mit den Worten »alliz, daz er in des richis gerichte hat«,986 aber auch in einer Urkunde vom 28. Januar 1381 aus dem verbrannten Ingelheimer Kopiar, in der Güter »in des Riches gerichte«987 erwähnt werden.988 Die Jurisdiktion als solche wiederum wurde erstmals im Ingelheimer Gerichtssiegel als Reichsgericht bezeichnet, das einen Reichsadler mit Krone auf der Brust zeigt

StadtA Mainz, U 1348 September 27 (Stadt Mainz) ≙ Regest 1383 bei DERTSCH 1963 (wie Anm. 832), S. 188 f. ≙ Regest 129 bei SCHAAB, Geschichte des großen rheinischen Städtebundes, Bd. 2 (1843), S. 194 ≙ Regest 2916 bei SCRIBA 1851 (wie Anm. 915), S. 194. 986 Nach Beilage 64 bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220), S. 77 auf Basis eines 1944 in Darmstadt verbrannten Haderbuchfragments. 987 Nach MONE, Zur Geschichte des Privatrechts (1854), S. 400. Bei ihm finden sich noch zwei andere Urk.n aus dem Kopiar vom 9. Mai 1381 und 26. August 1382 mit gleichem Wortgebrauch [vgl. MONE 1854 (wie Anm. 987), S. 398 f.] und zudem bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXXXII, Fn. 1 ein knapper Hinweis auf eine weitere Urk. aus dem Kopiar von 1384 mit Verweis auf »daz gut, daz er hat an deme dorfe und germarke zu Obern-Ingelnheim in des richs gerichte«. HUGO LOERSCH merkte an, dass die Bezeichnung des Gebietes als Reich häufig, vornehmlich zur Bezeichnung der Lage von Grundstücken, vorkomme. Diese Formulierung scheint formularmäßig gebraucht worden zu sein, denn am 15. Dezember 1384 erwähnten Schultheißen und Schöffen Ingelheims in einem Brief »alles sin gut, daz er hatte in deme dorffe und marcke zu Obern Ingilnheim in des Riches gerichte« [Eintrag 1471 bei BAUR 1863 (wie Anm. 845), S. 549 (nach 1944 verbranntem Original in Darmstadt)]. ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 10; 13 wiederum untersuchte die Bezeichnung des Gerichts in Ingelheim ausführlich und wies die Bezeichnung Reichsgericht ebenfalls einige Male nach, wobei in seinen Belegen der Terminus aber immer als Ortsangabe im oben beschriebenen Sinne gebraucht wurde. In dieser Weise muss auch eine Protokollierung im ältesten erhaltenen Haderbuch Nieder-Ingelheims verstanden werden, in dem es 1387 heißt: »It(em) Erke ist eyns vorgeheischen […] umb den mord den den sie er begangen hat in des Riches gericht(e) ane ger(icht) und widd(er) recht« [StadtA Ingelheim, Haderbuch Nieder-Ingelheim, 1387–1391, fol. 4v vom 4. Februar 1387]. Ähnlich wiederum ist die Formulierung in einem Mordfall vom 13. Februar 1391 [vgl. StadtA Ingelheim, Haderbuch NiederIngelheim, 1387–1391, fol. 116r]. Noch in der ersten Hälfte des 16. Jh.s ist dieser Wortgebrauch in Ingelheim vorzufinden, wenn etwa am 19. März 1520 »alle schult die er in deß richß gerichts deß grundß Ingelheym hait« [nach SAALWÄCHTER 1958 (wie Anm. 831), S. 36 auf Basis des verbrannten Nieder-Ingelheimer Haderbuchs 1518–1522] erwähnt wurden. 988 Auch in der älteren Oberhofprotokollierung findet sich diese Wortverwendung [vgl. Eintrag 160 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 111 (1400); Eintrag 166 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 114 (1400)], ebenso wie in den jüngeren Haderbüchern [vgl. etwa StadtA Ingelheim, Haderbuch OberIngelheim 1476–1485, fol. 31v (1477)]. 985

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und die Umschrift »s(igillum) + scult(etorum) et + scabino[r]u(m)989+ imp(er)ialis iudicii in ingelnheim +« trägt.990 Das Petschaft dieses Siegels dürfte, anders als bislang vermutet, wohl nicht schon vor der Verpfändung von 1375 entstanden sein, sondern erst zwischen 1376 und 1381. Zwar stand den Gerichten im Ingelheimer Grund schon 1367 ein eigenes Gerichtssiegel zur Verfügung, denn in einem Brief von Schultheißen und Schöffen von Ingelheim vom 16. Februar 1367 aus dem 1944 verbrannten Ingelheimer Kopiar wurde in der Ankündigung »des gerichts ingesigel zu Ingelnheim« erwähnt.991 Dessen Siegelstempel wiederum dürfte vermutlich erst kurz zuvor entstanden sein, denn ab den 1360er-Jahren lassen sich eigene Gerichtsbücher nachweisen und den Schöffen Ingelheims stand ein eigener Gerichtsschreiber zur Verfügung. In diesem Kontext ergibt ein eigenes Gerichtssiegel Sinn. Auch urkundlich gibt es Hinweise, denn auffälligerweise besiegelten am 27. Mai 1362 eine Auflassung »vor Scholtheißen und Scheffin an dem gerichte zů Nyd(er)n Ingelnheim […] als da selbis zů Ingelnhei(m) recht und gewonlich ist« nur der Schultheiß und zwei Schöffen von Nieder-Ingelheim.992 Allerdings ist dies nur ein Indiz, denn es werden zwar in der später allgemein üblichen Formel die Schultheißen und Schöffen genannt. Jedoch wurde betont, dass die Handlung vor dem Gericht in NiederIngelheim stattfand, sodass möglicherweise deshalb ein vielleicht schon vorhandenes gemeinsames Ingelheimer Gerichtssiegel nicht verwendet wurde. Ferner wurde am 16. November 1366 eine Pfandbestellung vor dem NiederIngelheimer Gericht bloß von drei Schöffen Ingelheims mitbesiegelt, nicht aber mit einem Gerichtssiegel versehen.993 Jedenfalls ist das 1367 erwähnte Siegel nicht überliefert und scheint später verloren gegangen zu sein, denn am 7. Mai 1376 wurde in einer heute verlorenen, anlässlich der Huldigung des pfälzischen Pfandherrn ausgestellten Urkunde von Schultheiß, Schöffen und Gemeinden zu Ober- und Nieder-Ingelheim sowie zu Groß-Winternheim mit inserierter Kai989

RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 462 löste hier »scult et scabini« auf, DEMANDT/RENKHOFF 1956 (wie Anm. 804), S. 132 »SCULT(ETI) ET SCABINONU(M)«. Bereits LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CX wies auf den offensichtlichen Fehler hin, sodass statt ›scabinonum‹ das Wort ›scabinorum‹ zu lesen ist. 990 Vgl. die Beschreibung bei DEMANDT/RENKHOFF 1956 (wie Anm. 804), S. 132 und LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CX. 991 Nach dem Druck bei MONE, Weisthümer des 14. und 15. Jh.s (1851), S. 61; ferner abgedruckt bei GRIMM, Weisthümer, Teil 4 (1863), S. 593. Ebenso lautet die Siegelankündigung in einer Urk. vom 12. Oktober 1367, an der das Siegel aber fehlt [vgl. LA Speyer, F 7, Urk. 715a ≆ Auszug in Eintrag 464 bei BAUR 1863 (wie Anm. 845), S. 435 f. (ohne Siegelankündigung)]. 992 HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 1033a. 993 Vgl. HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 1079.

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serurkunde als Erklärung für die zwölf anhängenden Siegel von Edelleuten und Schöffen genannt, dass sie derzeit kein Siegel hätten: »unsir yglicher sin ingesigel fur uns und unsir nachkomen scheffen und die gemeynden gemeynlichen obgenanten durch ire flißelichen beden willen an disen brieff gehangen, des wir die andere scheffen, Clas an dem Valdor und Clas Judenecke, und die gemeynden gemeynlichen in den obgenanten dorfferen, die darzu gehorint, für uns und unsir nachkomen erkennen undir der obgenanten ingesigel aller stucke, die für geschriben stent, want wir zu dirre zijt keyn gemeyn ingesigel haben«.994

Am 28. April 1378 scheint dann aber nach der Siegelankündigung einer Urkunde von Schultheißen und Schöffen Ingelheims wieder ein Gerichtssiegel vorhanden gewesen zu sein.995 Am 14. Mai 1381 wiederum findet sich zum ersten Mal das bekannte Siegel überliefert,996 danach findet sich am 26. August 1382 in einem Brief von Schultheißen und Schöffen von Ingelheim eine entsprechende Siegelankündigung.997 Damit dürfte das bekannte Siegel gerade nicht schon vor der Verpfändung entstanden sein und wurde zudem auch schon vor dem Jahr 1393 überliefert, das in der Literatur bislang als Jahr der ältesten Überlieferung des Siegels angegeben worden war.998 Aus diesem Grunde ist es kaum ein Zufall, dass die Ingelheimer Schultheißen und Schöffen gerade in dieser für sie gefährlichen Zeit der höchsten Bedrohung ihrer Reichsfreiheit den Reichsadler auf ihrem Siegel abbildeten und auf ihr Reichsgericht verwiesen. Nur wenige Jahre später ließen sie dann eben jenen Reichsadler nochmals in einer parallelen Dar-

Nach Beilage 25 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 507 ≙ Regest 4130 bei KOCH/WILLE 1894 (wie Anm. 849), S. 246 ≙ Regest 2785 bei SPIEGEL, Urkundenwesen, Kanzlei, Rat und Regierungssystem, Teil 2 (1998), S. 414. Nach SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 855), S. 34 befand sich diese Urk. zwar noch 1962 im StA Darmstadt im Best. der Ober-Ingelheimer Urk.n, doch dürfte dies ein Fehler sein. Der Best. ging 1944 fast gänzlich unter und heute befindet sich die Urk. nicht darunter. Auch die in den Pfalzgrafenregesten angegebene Abschrift (»Copb. von Oppenheim u. Lautern 40«) im damaligen Kreisarchiv Speyer verbrannte in dem früher im Kopialbuchbestand mit der Nr. 47 verwahrten Buch mit Urkundenabschriften des 14. und 15. Jh.s zu den kurpfälzischen Ämtern Oppenheim und Lautern nach schriftlicher Mitteilung des LA Speyer durch PAUL WARMBRUNN vom 16. Juli 2012 im Zweiten Weltkrieg. Einzig im sog. »Index archivii Heidelbergensis« im LA Speyer, Best. F 1, Nr. 33 I, fol. 81v wird in einem knappen Regest auf die Huldigung verwiesen. 995 Vgl. Beilage 1 bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220), S. 61 (nach dem verlorenen Kopiar). 996 StA Darmstadt, A 2, Nr. 97/3 (alt: HA GNM Nürnberg, Nr. 8074). 997 HStA Wiesbaden, Abt. 22, Nr. 437, fol. 270v (Abschrift) ≆ Auszug bei BAUR 1863 (wie Anm. 845), S. 182, Fn. * (nach 1944 verbranntem Original in Darmstadt). 998 Vgl. ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 179; in der Folge etwa auch GEIßLER, Ritter Philipp von Ingelheim (2011), S. 19; KALLMANN (GEB. MÜNZER) [ohne Jahr] (wie Anm. 98), Absatz 21; KREY 2010 (wie Anm. 4), S. 44; MARZI 2010 (wie Anm. 219), S. 16; SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 399. 994

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stellung999 auf der 1384 gegossenen Glocke der Ober-Ingelheimer St.Wigbertskirche abbilden, womit sie gewissermaßen die Nähe zum Reich ins Sakrale hinein erweiterten. Die Ingelheimer Schöffen wiederum betonten ihre Nähe zum Reich mit diesem Gerichtssiegel bis in das 16. Jahrhundert hinein.1000 999

Bereits KRÄMER 2000 (wie Anm. 310), S. 76 und SAALWÄCHTER 1958a (wie Anm. 853), S. 143 wiesen auf die parallele Darstellung der Reichsadler hin. 1000 Das Siegel findet sich heute noch an den Urk.n StA Darmstadt, A 2, Nr. 97/3 [14. Mai 1381; größeres Siegelfragment], HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 1213 [27. November 1385; Siegel in halb offenem Leinensäckchen, stark beschädigt], HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 1214 [27. November 1385; Siegel in halb offenem Leinensäckchen, großes Bruchstück], HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 1214a [27. November 1385; Siegel in halb offenem Leinensäckchen, zwei große Bruchstücke], The Schøyen Collection, MS 5348/1 [20. April 1387; Siegel stark beschädigt], StadtA Mainz, U 1391 April 26 (Reichklara) = Eintrag 36 bei SCHAAB, Die Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst, Bd. 2 (1855), S. 182–184 (falsch datiert) ≙ Regest 2396 bei DERTSCH, Die Urkunden des Stadtarchivs Mainz, Teil 3 (1965), S. 223 [26. Apil 1391; zwei kleine Fragmente des Siegels], HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 1297 [28. Juni 1398; Siegelfragmente in halb offenem Leinensäckchen], StadtA Mainz, U 1400 Februar 16 (Reichklara) ≙ Regest 2682 bei DERTSCH 1965 (wie Anm. 1000), S. 320 [16. Februar 1400; Siegelfragment], StA Würzburg, Mainz St. Alban – Urk.n, 1401 ≙ Regest bei SCHMID, Die Abtei St. Alban vor Mainz (1996), S. 334 [1401; Siegel beschädigt], StA Marburg, Urk.n 95, Nr. 672 [20. April 1402; Siegel stark beschädigt], StA Darmstadt, A 2, Nr. 232/5 [9. Januar 1405; Siegel beschädigt], StA Würzburg, Mainz St. Alban – Urk.n, 1406 Juli 7 ≙ Regest bei SCHMID 1996 (wie Anm. 1000), S. 327 [1406; Siegelfragment], StA Darmstadt, A 2, Nr. 60/1 [29. September 1411; Siegel stark beschädigt], StA Darmstadt, A 2, Nr. 209/17 [1413 (ohne genaues Datum) ≙ Regest bei WIDDER 1787 (wie Anm. 824), S. 324; Siegel beschädigt], The Schøyen Collection, MS 5348/2 [22. April 1433; Siegel stark beschädigt], StA Darmstadt, A 2, Nr. 60/2 [27. Juni 1435; Siegel stark beschädigt, zusammengesetzt aus zwei Bruchstücken], StA Darmstadt, A 2, Nr. 60/3 = Druck bei MONE, Die Rheinschiffart (1858), S. 425–427 [11. Januar 1454; Siegel gut erhalten], StA Darmstadt, A 2, Nr. 232/6 [20. Dezember 1469; großes Bruchstück], HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 1735 [19. März 1485; Siegel mit großer Fehlstelle, aus drei großen Bruchstücken wieder zusammengesetzt], HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 1762 [21. November 1488; Siegel mit großer Fehlstelle], HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 1763 [21. November 1488; Siegel leicht beschädigt], HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 1765 [1. Dezember 1488; Siegel gut erhalten mit Fehlstelle am Rand], HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 1785 [6. August 1492; Siegel stark beschädigt], StA Darmstadt, A 2, Nr. 98/1 [30. April 1556; Siegel gut erhalten]. Des Weiteren finden sich zwei Gipsabdrücke des Siegels im HA GNM Nürnberg, Siegelsammlung, Tafel 14, Nr. 11877 und Nr. 17289. In der Marburger Bodmann-Habel‘schen Siegelsammlung wiederum finden sich ein abgeschnittenes komplettes Siegel (auf dem Spressel steht Jahr 1391) sowie zwei beschädigte Siegel und ein Fragment [StA Marburg, Slg. 5, Verzeichnis 7, Schublade 129]. Darmstädter Verluste stellen hingegen Urk.n der Schultheißen und Schöffen Ingelheims vom 15. Dezember 1384 [Eintrag 1471 bei BAUR 1863 (wie Anm. 845), S. 549 f.], vom 19. Mai 1396 [Eintrag 1505 bei BAUR 1863 (wie Anm. 845), S. 576 f.] sowie vom 1. Juni 1391 [Eintrag 1492 bei BAUR 1863 (wie Anm. 845), S. 567 f.] dar, an denen LUDWIG BAUR das Siegel vorgefunden hatte. Als Mainzer Verlust muss wohl eine Urk. vom 7. Februar 1388 mit Siegel gelten [gedruckt als Eintrag 32 bei SCHAAB 1855 (wie Anm. 1000), S. 178 f. nach Vorlage in der Stadtbibl.], da sie in der Auflistung bei DERTSCH 1965 (wie Anm. 1000), S. 196 fehlt.

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Hierbei hatte Nieder-Ingelheim nachweisbar zudem ab 1406 ein eigenes Gemeindesiegel, das im Abdruck erstmals 1454 überliefert ist und ebenfalls den Reichsadler zeigt.1001 Die Zugehörigkeit zum Reich wurde damit nicht nur für das gemeinsame Gericht, sondern auch für die Gemeinde dokumentiert. Die Gemeinde Ober-Ingelheim hatte demgegenüber wohl erst um 1510 ein eigenes Gemeindesiegel, das aber ebenso den Reichsadler darstellt.1002

1001

Erstmals wurde das Gemeindesiegel in einer Urk. vom 1. Mai 1406 aus dem verbrannten Kopiar erwähnt: »Ich der schultheisse und wir die burgermeister und die gesworn […] zu Nidern-I[ngelnheim] […] haben unsers dorfs gemeine ingesiegel vur uns […] gehangen und […] gebeden schultheissen und scheffen des richs gerichts zu I[ngelnheim] daz sie ir gerichts ingesiegel […] gehangen han« [nach LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXXVI, Fn. 4]. Erhalten hat sich ein Nieder-Ingelheimer Gemeindesiegel an einer Urk. vom 12. Januar 1454, ausgestellt durch »Burgermeister Rate und g(em)einde gemeinlich zu Nydern Ingelnheim«, die ihr Siegel auch ankündigten: »gegeben mit des dorffs zu Nyddern Ingelnheim gemeynen anhangenden Ingesiegel« [StA Darmstadt, A 2, Nr. 197/249 ≆ Auszug bei WIDDER 1787 (wie Anm. 824), S. 318 (modernisiert)]. Das Siegelbild zeigt einen nach rechts blickenden Reichsadler, der demjenigen des gemeinsamen Gerichtssiegels fast gleicht, mit der Umschrift » S(IGEL) DER + GEMEINDEN + VAN + NEDER INGELHEYM«. Das Siegel ist im Durchmesser geringfügig kleiner als das 58 mm messende Gerichtssiegel und zeigt im Unterschied als Hintergrund ein Rautenmuster. Offenbar war es unverändert noch um 1600 in Gebrauch [bei PETRY 1964 (wie Anm. 831), S. 225 findet sich eine Abb. eben jenes Siegels nach einer 1944 verbrannten, aber nicht näher bezeichneten Vorlage um 1600; DEMANDT/RENKHOFF 1956 (wie Anm. 804), S. 130 nannte Abdrücke zw. 1454 und 1602]. Ob dessen Petschaft allerdings mit derjenigen des 1406 erwähnten Siegels identisch war, bleibt fraglich, denn am 28. Februar 1420 wandten sich Schultheiß, Bürgermeister und Rat Nieder-Ingelheims an Frankfurt, verwandten hierzu jedoch nicht das Gemeindesiegel, sondern das des Schultheißen: »Gegebin undir myns frederich fülleschüßels Schultheiß(en) Ingeß des die Bürgermeistere und Rat gemynlichen und bede Willen mit mir hierzu gebruchen« [ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 2541 ≙ Regest 1023a bei JUNG, Inventare des Frankfurter Stadtarchivs, Bd. 4 (1894), S. 97 ≙ Regest bei SAALWÄCHTER 1910 (wie Anm. 853), S. 94]. Angesichts der Erklärungsbedürftigkeit in der Siegelankündigung wäre es vermutlich einfacher gewesen, das Gemeindesiegel zu verwenden, was den Schluss erlaubt, dass zu diesem Zeitpunkt keines vorhanden war. Das Gemeindesiegel wiederum scheint nur die Gemeinde bei eigenen Beurkundungen verwendet zu haben, nicht auch das dortige Gericht, denn obwohl bspw. am 27. Juni 1435 eine Handlung ausdrücklich vor dem Nieder-Ingelheimer Gericht vorgenommen wurde, wurde das gemeinsame Gerichtssiegel verwendet [vgl. StA Darmstadt, A 2, Nr. 60/2]. 1002 LUDWIG BAUR erwähnte zwar eines für Ober-Ingelheim im Zusammenhang mit einer Urk. vom 26. August 1382 [vgl. den Auszug bei BAUR 1863 (wie Anm. 845), S. 182, Fn. * (nach 1944 verbranntem Original in Darmstadt, das aber schon im 19. Jh. ohne Siegel war) ≙ HStA Wiesbaden, Abt. 22 Nr. 437, fol. 270v (Abschrift)], übersah jedoch die Ankündigung des Reichsgerichtssiegels [so bereits LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXXXIII, Fn. 1]. Ein Siegel mit der Umschrift »BURGERMAISTER ◦ UND ◦ RADT ◦ ZU ◦ OBERINGELU(M)« [vgl. auch Abb. 376 bei RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 461 (ohne Quellenangabe)] findet sich erstmals überliefert auf einem kleinen Papierblatt mit zwei Abdrücken, das offenbar den Herstellungspreis darunter nennt und deshalb vermutlich ein Muster darstellt: »Abdruck des Großen Oberingelheimer Rath Insigel, so von silber und 3‘/4 loth gewogen« [StadtA Ingel-

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Abb. 1, 2 und 3: Siegel des Reichsgerichts in Ingelheim vom 11. Januar 14541003; Siegel der Gemeinde

Nieder-Ingelheim vom 12. Januar 14541004; Siegel der Gemeinde Ober-Ingelheim, undatiert, frühes 16. Jahrhundert1005.

Auch die späteren, teilweise jeweils parallel verwendeten Siegel der Gemeinden Ober-1006 und Nieder-Ingelheim1007 behielten bis in das 18. Jahrhundert hinein bemerkenswerterweise die Darstellung des einköpfigen Reichsadlers bei, wenn auch mit deutlich sichtbaren Unterschieden zu der mittelalterlichen Abbildung. Für den dritten Hauptort des Ingelheimer Grundes, Groß-Winternheim, ist zwar kein mittelalterliches Siegel bekannt, wohl aber eines von 1620, welches wiederum den nach rechts blickenden Reichsadler zeigt.1008 Für die anderen Orte des Grunheim, Rep. I/3799]. Von DEMANDT/RENKHOFF 1956 (wie Anm. 804), S. 132 wurden Abdrücke dieses Siegels zw. 1508 und 1615 genannt. 1003 Nach StA Darmstadt, A 2, Nr. 60/3 (Fotographie des StA.s Darmstadt). 1004 Nach StA Darmstadt, A 2, Nr. 197/249 (Fotographie des StA.s Darmstadt). Eine weitere findet sich bei RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 417 als Abb. 342. 1005 Nach StadtA Ingelheim, Rep. I/3799 (eigene Fotographie). Eine weitere findet sich bei RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 461 als Abb. 376. 1006

DEMANDT/RENKHOFF 1956 (wie Anm. 804), S. 132 (nach einem nicht näher spezifizierten Stück im HStA Wiesbaden) und RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 462 (ohne Quellenangabe) nannten noch ein »S(IGEL) BURGERMEISTER UND RATH VON OBER-INGELH(EIM)« mit einem Abdruck von 1756. 1007 DEMANDT/RENKHOFF 1956 (wie Anm. 804), S. 130 und RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 417 nannten neben dem mittelalterlichen Siegel, dessen Verwendung bis 1602 nachweisbar ist, noch ein »S(IGILLUM) DE NIEDER INGELHEI(M) 1510« [StA Marburg, Slg. 5, Verzeichnis 7 (Bodmann-Habel), Schublade 131 (auf dem Spressel steht das Jahr 1581)], welches noch 1652 Verwendung fand, sowie eines mit »NIEDER INGELHEIMER KLEINES INSIGEL 1589« (ohne nähere Quellenangabe) wie auch ein »SIGEL ∙ NIDER ∙ INGELHEIM« [StA Darmstadt, F 2, Nr. 23/12, fol. 9r (Renovation vom 8. Juli 1756), fol. 3r (Renovation vom 10. Juli 1756)] mit Abdrücken zw. 1742 und 1790. Ein Siegel mit der Umschrift »BURGER-

MEISTER UND RAT ZU NIDERINGELNHEIM« (im Original ohne Worttrennung) findet sich an einem Geburtsbrief von 1745 [StadtA Speyer, 1U chron., 1745 Sept. 5]. 1008 Das Siegel trägt die Umschrift »SIGILLUM GROS WINTERN A(NNO) D(OMINI) [16]20« [StA Darmstadt, C 2, Nr. 342/2, fol. 1v (Renovation vom 14. Juni 1711); StA Darmstadt, C 2, Nr. 342/3, fol. 5v (Renovation vom 22. Juli 1741); StA Darmstadt, F 2, Nr. 24/23 (Renovation vom 17. Juli 1756), fol. 2r].

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des ist nur für Sauer-Schwabenheim1009 ein mittelalterliches und für Wackernheim1010 ein frühneuzeitliches Gemeindesiegel mit Reichsadlerabbildung bekannt, für die übrigen Orte sind nur neuzeitliche Siegel mit anderen Motiven bezeugt.1011 Die Zugehörigkeit zum Reich wurde also mit dem gemeinsamen Gerichtssiegel des Reichsgerichts und dem Reichsadler auf der Glocke in Ober-Ingelheim gerade in einer Zeit größter Bedrohung der eigenen Freiheit durch die Verpfändung hervor1009

In Sauer-Schwabenheim stellten 1413 (ohne genaues Datum) »Wir Schultheiß und Gemeinde gemeinlich des dorffs zu Swabeheim« einen Brief aus, siegelten aber mit dem Gerichtssiegel Ingelheims [StA Darmstadt, A 2, Nr. 209/17]. Noch am 12. März 1454 stellten der Schultheiß von Schwabenheim »und wir die Scheffen da selbes an deß Riches gerycht« eine Urk. aus, später nannten sie noch ausdrücklich des »Ryches gericht zu Swabheym«, ließen aber den Schultheißen mit seinem persönlichen Siegel siegeln [StadtA Mainz, U 1454 März 12 (Altmünster)]. Dies spricht dafür, dass in dieser Zeit noch kein eigenes Siegel vorhanden war. Das älteste, vermutlich nach 1454 entstandene »s(igel) des gerichttes zu swob[…]« zeigt den einköpfigen Reichsadler [nach RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 551; DEMANDT/RENKHOFF 1956 (wie Anm. 804), S. 143; HUPP/STADLER, Deutsche Wappen, Bd. 2 (1966), S. 57] ebenso wie ein »S(IEGEL) ∙ RADT ∙ZU ∙ SAUER ∙ SCHWOBENUM [darunter:] 15 : 31« [vgl. die Abb. bei BRAUN 2006 (wie Anm. 831), S. 102 sowie Abb. 450 bei RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 551 (beide ohne Quellenangabe)]. Ein jüngeres »S(IEGEL) DES RAT SAUER SCHWABENHEIM« mit Abdrücken ab 1761 zeigt aber den Doppeladler [nach RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 551; DEMANDT/RENKHOFF 1956 (wie Anm. 804), S. 143; HUPP/STADLER 1966 (wie Anm. 1009), S. 57 (alle ohne genaue Quellenangabe)]. 1010

DEMANDT/RENKHOFF 1956 (wie Anm. 804), S. 152 und RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 568 nannten ohne nähere Quellenhinweise ein Siegel von »+ RADT ∙ UNDT ∙ GERICH ∙ ZU ∙ WACKERNHEIM« [StA Darmstadt, A 2, Nr. 232/8] mit Abdrücken von 1586? bis 1760, das einen nach rechts blickenden einköpfigen Reichsadler mit einem ›W‹ zwischen den Beinen zur Unterscheidung zeigt. 1011 • Das erste bekannte »SIGILLUM IUDICII IN BUBENHEIM« zeigt den heiligen Martin zu Pferd mit Bettler [nach RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 197 (ohne Quellenangabe oder Datierung)], ein zweites »PEIDER GERICHTS SIGEL ZU BUBENHEIM« mit Abdrücken zw. 1634 und 1700 zeigt den heiligen Stephan und hinter dem Schild den doppelköpfigen Reichsadler [nach DEMANDT/RENKHOFF 1956 (wie Anm. 804), S. 81; HINKEL 1992 (wie Anm. 850), S. 7]; ein zweites »+ PEIDER  GERICHTS  SIGEL  ZU  BUBENHEIM [darunter:] 17 00« mit ähnlichem Motiv ist ebenfalls überliefert [StA Darmstadt, R 3, Nr. 2 Bubenheim; vgl. auch die Bemerkungen von DEMANDT/RENKHOFF 1956 (wie Anm. 804), S. 81; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 15]. • Das erste bekannte Gerichtssigel Elsheims, erstmals 1549 überliefert, zeigte ein Standbild der heiligen Walpurga mit einem kleinen doppelköpfigen Reichsadler im Schild und der Umschrift »S(IEGEL) DES GERICHT ZU ELSZHEIM« [nach DEMANDT/RENKHOFF 1956 (wie Anm. 804), S. 91; RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 245 (beide ohne genaue Quellenangabe)], ein Jüngeres zeigt das gleiche Motiv mit der Umschrift »S: DES ∙ GERICHTS ∙ ∙ ZU ∙ IELSHEIM ∙ [darunter:] S W« [StA Darmstadt, C 2 Nr. 323/10, fol. 28v (1756); StA Darmstadt, C 2 Nr. 323/11, fol. 27r (1756)]. • Das erste bekannte »GERICHT INSIEGEL IN FREYWEINHEIM ∙ AM ∙ REIN 1715« zeigt den Erzengel Michael im Drachenkampf [StA Darmstadt, F 2, Nr. 23/12 (Renovation vom 10. Juli 1756), fol. 3r; StadtA Ingelheim, Rep. I/1692/2 (1742) = Abb. bei MENDELSSOHN/FATH/DOMES, Schlichten und Richten (2012), S. 26 (dort ist aber fälschlich die Sig. K IX.3.1602 angegeben)].

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gehoben. Auch wenn kein näherer organisatorischer Zusammenhang mehr zwischen dem Reich und dem Gericht nach der Verpfändung an die Kurpfalz bestand,1012 so versuchten die Schöffen und Schultheißen des Grundes doch gerade durch die Selbstbezeichnung als Gericht des Reiches zu betonen, dass sie ihre Jurisdiktion nicht als landesherrliche verstanden, und zugleich brachten sie damit den Anspruch der Fortdauer des alten Privilegienstandes zum Ausdruck.1013 Bereits seit 1379 findet sich dann auch die Selbstbezeichnung »rich« für den Ingelheimer Grund.1014 Die pfälzischen Pfandherren verstanden diesen Hinweis auf die Zugehörigkeit zum Reich wohl durchaus, denn etwa seit 1483 benannten sie die Gegend als ›Ingelheimer Grund‹.1015 Als sie dann im beginnenden 16. Jahrhundert eben diese Unabhängigkeit des Gerichts angriffen und in die Rechtsprechung eingriffen, begann der Stern des Oberhofs schnell zu sinken.1016 Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass offenbar ein Bedürfnis bestand, die Zugehörigkeit zum Reich nach der Schwächung des Reichsbandes aufgrund der vielfältigen Verpfändungen, im Falle Frankfurts sogar nach der Kommunalisierung des Reichsschultheißenamtes, terminologisch zu dokumentieren und auf diese Weise die Würde des Gerichts weiterhin vom Reich abzuleiten.1017 Anders als ein Teil der älteren Forschung meinte, ist das ›Reichsgericht‹ wenigstens in Frankfurt und Gelnhausen kein eigener Zweig der Gerichtsbarkeit, das

1012

Der Erzbischof von Mainz konnte nach der Verpfändung von 1315 zwar u. a. den Schultheißen bestimmen, jedoch war er nicht auch Gerichtsherr geworden; nach der Übernahme der Pfandschaft durch die Kurpfalz änderte sich dies aber, da sie die volle territoriale Herrschaft anstrebte [CLASSEN 1964 (wie Anm. 914), S. 132; 141]. 1013 ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 179; MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 62. 1014 Vgl. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LIV; LXXXII, Fn. 2 (m. w. Nachweisen), der einen Zusammenhang mit der Loslösung vom Reich sah und auf Parallelen in Aachen hinwies. Die Bezeichnung ›Reich‹ wiederum war durchaus üblich für die Bezeichnung eines reichsunmittelbaren Gebietes [MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 95]. Nach REIFENBERG 1968 (wie Anm. 977), S. 16, Fn. 2 findet sich die Ersterwähnung des Terminus in Eintrag 493 bei BAUR, Hessische Urkunden, Bd. 5 (1873), S. 463 von 1379, bemerkenswerterweise verwendet durch die beiden Pfalzgrafen bei Rhein beim vidimieren einer Urk. am 15. September 1379: »Ingelnheim und des Richslant daselbs« [nach StA Darmstadt, C 1 A, Nr. 103, fol. 108r ≙ StadtA Mainz, Kopialbuch 13/268 (U 133b), darin einzelnes loses Papierblatt, fol. 1r (Abschrift des 15. Jh.s) ≙ Regest 2085 bei DERTSCH 1965 (wie Anm. 1000), S. 123 f.]. Ab 1483 wurde offenbar von pfälzischer Seite die Bezeichnung ›Grund‹ verwendet, wobei beide Begriffe aber im Grundsatz synonym zu verstehen sind [BRAUN 2006 (wie Anm. 831), S. 100; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LIV; LXXXII, Fn. 2; PETRY 1964 (wie Anm. 831), S. 203; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 6; SAALWÄCHTER 1958 (wie Anm. 831), S. 35]. 1015 Vgl. PETRY 1964 (wie Anm. 831), S. 203; SAALWÄCHTER 1958 (wie Anm. 831), S. 35 f. 1016 Vgl. MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 269 m. w. Nachweisen. 1017 So für Frankfurt COING 1939 (wie Anm. 11), S. 23 f.

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heißt die Schöffen kamen nicht als Reichsgericht oder als Stadtgericht zusammen,1018 vielmehr ist deutlich erkennbar, dass ›Reichsgericht‹ in den Quellen als Synonym für Schöffengericht gebraucht wird. Infolge der Besonderheiten der Gerichtslandschaft des Ingelheimer Grundes mit einem gemeinsamen Gericht bei formal getrennten Ortsgerichten kann dort noch am ehesten ein getrenntes, eigenständiges Reichsgericht ausgemacht werden, dessen Urteiler sich aber aus dem gleichen Schöffenkollegium wie die Ortsgerichte speisten.1019 Dieses gemeinsame Gericht agierte zugleich als Oberhof. Eingedenk der weiter gepflegten reichsgerichtlichen Traditionen und terminologischen Konstanz sowie ausgehend von einer, wenigstens oftmals zunächst freien Oberhofwahl, erscheint GUNTER GUDIANS für die nicht zum Ingelheimer Reichsgrund gehörenden und am Ingelheimer Oberhof anfragenden Niedergerichte geäußerte These zunächst plausibel, wonach ein Gerichtsherr dafür Sorge getragen hätte, dass sich seine Schöffen bei Unkenntnis bei einer ihm politisch nicht gefährlichen Stelle nach dem Recht erkundigten.1020 Am besten sei es daher für ihn gewesen, ein fähiges eigenes Gericht als Oberhof zu bestellen.1021 Verfügte allerdings der Gerichtsherr über keinen eigenen Oberhof, so sei es wiederum günstig gewesen, einen solchen zu wählen, von dem ihm keine Beeinträchtigung seiner politischen Unabhängigkeit drohte.1022 Dies sei bei Reichsgerichten der Fall gewesen, da bei ihnen der Kaiser Gerichtsherr gewesen sei.1023 Eingedenk der Herausbildung der Oberhofzüge im späten 13. und frühen 14. Jahrhundert verliert GUNTER GUDIANS These aber an Stichhaltigkeit im Hinblick auf die Entstehung des Ingelheimer Hofs, erscheint doch die Territorialbildung, als dessen Phänomen das Dringen auf politische Unabhängigkeit durch Ausgestaltung der Gerichtszüge angesehen werden muss, bei ihm in der Breite zu früh angesetzt. Gerade die 1018

So aber STÖLZEL 1901 (wie Anm. 474), S. 244. KREY 2010 (wie Anm. 4), S. 49–53. 1020 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 289. 1021 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 289. 1022 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 290–292; ähnlich auch die Argumentation von SCHROEDER, Wimpfen (1973), S. 94; SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 317; MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 66. 1023 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 291 f. Zusammenfassend legt er schließlich dar: »Die pfälzischen Besitzungen ausgenommen, liegt die besondere Bedeutung Ingelheims somit darin, daß wir es bei ihm mit einem freien Oberhof zu tun haben, der seine Entstehung nicht der Einsetzung durch seinen Gerichtsherrn, sondern freier Wahl durch die auskunftsbedürftigen Ortsgerichte und deren Gerichtsherren verdankte. Dabei konnte der Oberhof von den Ortsgerichten ursprünglich ebensowenig verlangen, daß sie sich gerade an ihn wandten, wie er verpflichtet war, sie zu bescheiden. Waren die Fäden indes erst einmal geknüpft, so entwickelte sich daraus leicht ein fester Oberhofzug mit gegenseitigen Rechten und Pflichten. Durch die Abforderung dahingehender Verpflichtungserklärungen konnte sich der Oberhof sogar […] zu einer Art Rechtsmittelgericht aufschwingen« [a. a. O., S. 292]. 1019

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Durchtrennung alter Oberhofbeziehungen und Ausgestaltung eigener Oberhofund mitunter sogar Appellationszüge als Folge der Entwicklung stärkerer Territorialansprüche auch in den kleineren Gebieten begegnet erst im späten 15. und 16. Jahrhundert häufig.1024 Nur bei größeren Territorien findet sich diese Tendenz schon im 14. Jahrhundert, die dann aber meist eigene Oberhöfe errichteten beziehungsweise Zuweisungen zu bestehenden Gerichten im eigenen Territorium vornahmen.1025 In Frankfurt beispielsweise mehren sich erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts und noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Gesuche benachbarter Herren an den Rat der Stadt Frankfurt, zu gestatten, dass einzelne Orte am Frankfurter Oberhof ihr Recht holen dürfen.1026 Zu diesem Zeitpunkt bestand der Oberhof aber schon längere Zeit. Für den Ingelheimer Bereich finden sich gar keine solchen Gesuche fremder Gerichtsherren, was bei der großen Anzahl an anfragenden Gerichten nicht nur dem Überlieferungszufall geschuldet sein kann und wiederum gegen die herrschaftliche Anordnung eines Oberhofzuges als ein möglicher begünstigender Faktor der Oberhofentwicklung spricht. Denkbar scheint hingegen, dass die schon in der Selbstbezeichnung Reichsgericht zum Ausdruck kommende Nähe zu Kaiser und Reich vielmehr in den Augen der Zeitgenossen die Rechtskundigkeit und vor allem die Bedeutung der Schöffen hervorhob. Ortsgerichtsschöffen mit ungeklärten Rechtsfragen haben wahrscheinlich vor allem dort angefragt, wo sie auch aufgrund der Stellung des Gerichts davon ausgehen konnten, kundigen Rechtsrat zu erhalten, der bei den Parteien des Rechtsstreites Anerkennung finden konnte und spätere Inregressnahmen vermied. Gerade deshalb war vermutlich eine Verpfändung unschädlich, weil sie zwar das Band zu Kaiser und Reich schwächte, es aber gleichzeitig formal doch weiterhin bestand1027 und mit dem Terminus ›Reichsgericht‹ die Nähe terminologisch weiterhin beibehalten werden konnte. Erwähnt wurde bereits, dass an allen drei hier in der Hauptsache untersuchten Oberhofstandorten mitunter häufig wech1024

Vgl. DIRIAN 1954 (wie Anm. 814), S. 89 f.; SCHUBERT 2006 (wie Anm. 886), S. 69 f. Teilweise gab es dann Oberhöfe, an die Appellationen gebracht werden konnten; sie stellen allerdings territoriale Neuschöpfungen aus neuem Territorialbewusstsein heraus dar, um den Rechtszug im Land zu behalten [SCHUBERT 2006 (wie Anm. 886), S. 70]. 1025 Bspw. hatte Kurmainz schon in der zweiten Hälfte des 14. Jh.s mit dem Aufbau eines eigenen Oberhofsystems begonnen [ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 163], ähnlich wie auch die Landgrafschaft Hessen [UHLHORN 1955 (wie Anm. 60), S. 133]. 1026 Vgl. ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 161–163 sowie die detaillierten Ausführungen ab S. 254 dieser Studie. 1027 KRAUSE 1926 (wie Anm. 977), S. 45 kam für die Verpfändungen Oppenheims im 14. Jh. ebenso zu dem Schluss, dass sie es nicht vermocht hätten, den Zusammenhang mit dem Reich aufzuheben. Vgl. hierzu ferner LANDWEHR, Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte (1966), S. 350–352.

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selnde Verpfändungen nachweisbar sind. Auffällig ist aber auch, dass die erste Verpfändung des Ingelheimer Grundes von 1300 vermutlich sogar noch vor der Herausbildung der Oberhoftätigkeit erfolgte, zugleich dieser aber nicht zu schaden vermochte. Die Verpfändung führte auf diese Weise vielleicht auch zu einer Verfestigung der gerichtlichen Strukturen im Reichsgrund, indem die reichsunmittelbare Herkunft des Gerichts, die nun in den Dienst der gewollten Autonomie gestellt wurden konnte, stärker in das Bewusstsein geriet. Besonders für die im Schöffenkollegium Ingelheims überproportional vertretenen Adeligen war dies sicherlich zugleich ein wichtiges Instrument zur Sicherung ihrer persönlichen Unabhängigkeit, sahen sie sich doch von der Pfandschaft nicht erfasst und ließen sich dies am 5. April 1407 durch Pfalzgraf LUDWIG VON DER PFALZ auch bestätigen.1028 In der Nähe zu Kaiser und Reich kommt damit letztlich eine Ungebundenheit bei der Urteilsfindung zum Ausdruck, die nach GÖTZ LANDWEHR ein Charakteristikum der Oberhofzüge war.1029 In diesem Sinne war die kaiserliche Tradition durchaus von Bedeutung für das Oberhofwesen.

2. Entgeltlichkeit der Rechtspflege Ein wichtiger Aspekt der Oberhofentstehung und vor allem der Verfestigung dürfte sicherlich die Entgeltlichkeit der Weisungstätigkeit1030 und das damit verbundene finanzielle Interesse der Urteiler am Auf- und Ausbau des Oberhofs gewesen sein. Anders ausgedrückt liegt die Vermutung nahe, dass dem Ausbau der eigenen Oberhoftätigkeit auch ein monetäres Moment im Sinne einer Einnahmenaufbesserung beiwohnte. Den Schöffen Frankfurts etwa hatte König WENZEL GLA Karlsruhe, Abt. 67, Nr. 906, fol. 206r-v ≙ StA Darmstadt, A 14, Nr. 869 (moderne Fotokopie einer Abschrift im GemeindeA Venlo, NL) ≙ Regest 4747 bei OBERNDORFF 1912 (wie Anm. 915), S. 350. HUGO LOERSCH meinte noch im Hinblick auf eine Bemerkung von CONRAD EMMERICH SUSENBETH, dem dieses Privileg Pfalzgraf LUDWIGS offenbar noch im Original vorgelegen hatte, dass ihm keine entsprechende Urk. im Wortlaut bekannt sei [LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXX, Fn. 2]. Vgl. hierzu LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXIX–LXXI. 1029 Vgl. LANDWEHR, „Urteilfragen“ und „Urteilfinden“ (1979), S. 28. 1030 Darauf wies bereits WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 67, Fn. 54 hin. Vgl. ferner die Hinweise von EBEL, Aufzeichnung von Ratsurteilen und Schöffensprüchen (1989), S. 134; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 111, Fn. 21; THUDICHUM 1907 (wie Anm. 626), S. 40. Bereits HARPPRECHT 1732 (wie Anm. 350) hatte in 1028

These VIII die Entgeltlichkeit zu Recht thematisiert. In den von ihm ausgewerteten ersten Wimpfener Oberhofprotokollbuch findet sich am Beginn eine entsprechende Regelung, nach der dem Schreiber für den Urteilsbrief Gebühren zu zahlen waren [vgl. StadtA Bad Wimpfen, B1/2, fol. 1v ≆ Druck bei SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 319 (unvollständig) ≆ Druck bei SPEIDEL 1912–1915 (wie Anm. 351), S. 72]. Dies sagt freilich aber noch nichts über die Entgeltlichkeit der eigentlichen Oberhofrechtsprechung aus.

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LUXEMBURG am 18. September 1390 ausdrücklich gestattet, Geld für ihre Tätigkeit zu verlangen:

VON

»Wir gunnen und erlouben euch […] das ir von allen den, den das Orteil zu frankfort empfelt und abgeteilet wirdet Vijer Turnoss alder grosser nemen sullet zuwenden und zuhaben zunutze der Schepfen oder der die zu den tzeite zur gerichte sitzen und Orteil sprechen, von allermeniklich ungehindert«.1031

Die Ingelheimer Schöffen wiederum hatten im ausgehenden 14. Jahrhundert umfangreiche Gerichtskostenregeln erlassen und hierin eine Gebühr für den Oberhofzug statuiert, wenngleich diese nur für den Gerichtsdiener, den Heimbürgen bestimmt war: »4. Auch sal man wissing: Wanne fremde lude komment und die scheffin houfint, so sal man den heimburgen gebin iiijor schillinge.«1032 Nach dem leider nur aus dem 17. Jahrhundert überlieferten Eid des Heimbürgen gab dieser wiederum »den Scheffen ihr angebür«.1033 Für das Mittelalter ist dieser Modus ebenfalls denkbar.1034 Aus diesem Grunde darf in einer Übereinkunft der Ingelheimer Schöffen vom 1. Dezember 1412 im Oberhofprotokollbuch »wer des Richs almusen und orteil geret, die sal man ime gebin«1035 kein Verweis auf eine Unentgeltlichkeit der Oberhoftätigkeit gesehen werden,1036 wie dies die ältere Literatur meinte.1037 Als am 20. November 1425 die Schöffen des auch als Oberhof tätigen Gerichts in Kreuznach wegen der Gerichtskosten für auswärtige Gerichte anfragten, die sie von 5 ½ Schillingen auf 2 Gulden erhöhen wollten, untersagte Ingelheim Gerichtsgebühren keineswegs ganz, sondern wandte sich nur gegen die

1031 ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 246 ≆ Eintrag 22 bei SENCKENBERG, Selecta iuris et historiarum, Bd. 6 (1742), S. 629 (modernisiert) ≆ Auszug bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 95 (modernisiert) ≙ Regest 246 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 23. 1032 Beilage I bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 493 nach einem Eintrag im Deckel des 1944 verbrannten ersten Ober-Ingelheimer Haderbuchs vom 12. Oktober 1378 bis 15. Januar 1381. Vgl. hierzu BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 79–81. 1033 Bibl. GNM Nürnberg, Hs. 6194, fol. 29v = Druck als Beilage 13 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 498. 1034 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XCVIII übertrug die Verhältnisse des 17. Jh.s gar ohne nähere Begründung. 1035 Eintrag 1862 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 226 ≆ Druck bei BODMANN, Rheingauische Alterthümer, Abt. 1 (1819), S. 663 (als Eltviller Weisung) ≆ Auszug hiernach bei GRIMM/HEUSLER/ HÜBNER 1899 (wie Anm. 703), S. 468. 1036 Anmerkung zu Eintrag 1862 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 226; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 11; 111, Fn. 21. 1037 So BODMANN 1819 (wie Anm. 1035), S. 663; GRIMM/HEUSLER/HÜBNER 1899 (wie Anm. 703), S. 463.

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Erhöhung als solche.1038 Für Gelnhausen haben sich in den Quellen keine Hinweise darauf erhalten, ob die Weisung gegen eine Gebühr erteilt wurde, wahrscheinlich ist dies aber dennoch.1039 Wenngleich die Quellengrundlage nicht sonderlich breit ist und vor allem nur Hinweise aus einer kurzen Zeitspanne vorliegen, in welcher die jeweiligen Oberhöfe bereits seit einiger Zeit in Funktion standen, lässt sich doch erkennen, dass die Rechtspflege wenigstens seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert nicht kostenlos war. Angesichts der doch beachtlichen Fallzahlen gerade in Ingelheim und Frankfurt dürfte die Unterweisungstätigkeit ein nicht zu unterschätzender Einnahmefaktor gewesen sein. Die vielfach bemühte These JULIUS WILHELM VON PLANCKS von der Unentgeltlichkeit der mittelalterlichen Rechtspflege1040 ist damit für den untersuchten Bereich wenigstens seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert nicht haltbar.

3. Zusammenfassung der Ergebnisse Im Ergebnis zeigen sich weitere Hinweise auf Begünstigungsgründe zur Oberhofentstehung, die durchaus vielschichtig sind. Die Nähe zu Kaiser und Reich war sicher ein wichtiger Grund. Auch monetäre Interessen dürften durchaus eine Rolle gespielt haben. Deutlich wird aber auch, dass die herkömmliche Qualifizierung der Oberhöfe in der bisherigen Forschung nach stadtrechtlichem oder grundherrschaftlichem Ursprung im Anschluss an die Darstellung von JOHANNA BASTIAN1041 für die hier 1038

Vgl. Eintrag 2382 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 146 f. THUDICHUM 1907 (wie Anm. 626), S. 40 sah dies wohl ebenso. 1428 teilten die Gelnhäuser Schöffen denjenigen in Steinau zwar Gerichtsgebühren und -bußen mit, wonach die Schöffen im regulären Gerichtsverfahren keine Gebühren erhielten [vgl. SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 96]. Da Steinau aber selbst keinen Oberhof ausgebildet hatte, ist es denkbar, dass eine möglicherweise bestehende Gebührenregelung für das Oberhofverfahren Steinau nicht mitgeteilt wurde. 1040 PLANCK, Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 (1879), S. 137; 153; in der Folge etwa auch GERHARDT, Das Alsfelder Stadtrechtsbuch (1993), S. 75; MEYER, Lehrbuch des deutschen Verwaltungsrechts, Teil 2 (1885), S. 185. DRÜPPEL 1985 (wie Anm. 3), S. 365 hingegen sah dies für das Mittelalter in seiner Untersuchung nicht bestätigt. 1041 JOHANNA BASTIAN unterschied die wohl zahlenmäßig größere Gruppe der Oberhöfe stadtrechtlichen Ursprungs, bei denen Tochterstädte infolge der Filiation in zweifelhaften Rechtsfällen Rat bei der Mutterstadt suchten, von den Oberhöfen grundherrschaftlichen Ursprungs, die meist am Standort einer Königspfalz entstanden seien [vgl. BASTIAN 1934 (wie Anm. 58), S. 103–105; in der Folge auch MENDELSSOHN, Die Ingelheimer Rechtsgeschichte als ein Thema des Museums bei der Kaiserpfalz (2000), S. 16. Vgl. zum Ganzen MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 5; MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 40– 43]. Ähnlich differenzierte schon THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 53–68, der u. a. in den Pfalz- oder Reichsgerichten wie auch den Filiationen Wurzeln des Oberhofwesens sah. LUISE VON WINTERFELD 1039

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infrage stehenden Oberhöfe nicht weiterführend ist. Gelnhausen und Frankfurt wären hiernach zu den stadtrechtlichen, Ingelheim aber zu den grundherrschaftlichen Oberhöfen zu zählen. Diese grundlegende Unterscheidung spiegelt sich in den Quellen nicht wider. Zum einen zeigt sich, dass die Zurückführung der Oberhoftätigkeit auf grundherrschaftliche Verhältnisse oder aber die Königspfalz nicht belastbar ist, da die Oberhoftätigkeit selbst ein Phänomen des Spätmittelalters seit dem ausgehenden 13. und vor allem 14. Jahrhundert darstellt. Zum anderen treffen an den untersuchten Oberhoforten verschiedene begünstigende Faktoren zusammen. So standen alle drei Orte in der königlichen Tradition mit einer ehemals bedeutenden Pfalz und sowohl Frankfurt als auch Gelnhausen hatten Filiationsstädte. Letztlich müssten alle drei untersuchten Oberhöfe damit einer Mischgruppe zugeordnet werden, was den Wert der Differenzierung kompensieren würde. In Ermangelung einer ausreichenden Quellenlage bleiben die exakten Entstehungsumstände der untersuchten Oberhöfe mitunter aber im Dunkeln. Die Quellen belegen aber, dass keine monokausalen Entstehungsgründe für die Oberhöfe angenommen werden dürfen. So entstand die Oberhoffunktion des Reichsgerichts in Ingelheim wie auch des Landgerichts Bornheimer Berg vermutlich als Klammer für die auseinanderstrebenden Ortsgerichte im Bezirk. Den Gerichten in Frankfurt und Gelnhausen kam diese Aufgabe nicht zu, vielmehr spielten bei diesen in unterschiedlichem Maße Filiationen eine Rolle. Der Zwischenhof Gelnhausen wiederum wurde zwar offenbar als in der Lage gesehen, selbst kompliziertere erbrechtliche Fragen zu beantworten, fragte seinerseits aber mitunter immer wieder in Frankfurt an. Dies deutet an, dass die Gerichtslandschaft der untersuchten Region komplexe, aufeinander bezogene gerichtliche Strukturen aufwies. Grundlegend kann gesagt werden, dass offenbar im späten Mittelalter die gemeinsame Reaktion auf durchaus verschiedenartige Phänomene die Etablierung einer zusätzlichen Funktion am Stadt- beziehungsweise Landgericht war. In den Augen der Zeitgenossen war mit dem Oberhof ein leistungsfähiges Gerichtsmodell gefunden worden, das gegen Ende des 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts als Lösung für verschiedenartige Problemlagen herangezogen wurde. Deshalb dürfte eine prozessuale Erklärung der Oberhofentstehung in die richtige Richtung weisen.1042 Allerdings lässt sich unterschied wiederum ähnlich Bewidmungsoberhöfe von reichsrechtlichen Oberhöfen und führte an, dass die Unterscheidung nicht geographisch bedingt sei, wie dies JOHANNA BASTIAN mit ihrer Differenzierung angedeutet habe [vgl. WINTERFELD 1955 (wie Anm. 19), S. 199; in der Folge auch HAASE 1955 (wie Anm. 54), S. 109 f.]. 1042 Auf eine prozessuale Erklärung wies u. a. schon GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 286 f. hin, der aber die Entstehung zu früh im Hochmittelalter verortete [vgl. a. a. O., S. 293]. WEITZEL 1976 (wie Anm. 495), S. 106, Fn. 261 demgegenüber sah »aufgrund noch nicht abschließend geklärter Veränderungen der Gerichtsverfassung« eine spätmittelalterliche Entstehungszeit.

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durch Quellen für die untersuchten Oberhöfe nicht erhärten, dass die ›Idee der Oberhöfe‹ aus dem Stadtrecht kommend in den ländlichen Bereich diffundierte, wie dies EBERHARD VON KÜNßBERG postulierte.1043 Vielmehr zeigt die zeitliche Einordnung weitgehend parallel ablaufende Entwicklungen sowohl in den Städten Frankfurt und Gelnhausen wie auch dem ländlichen Ingelheim.

III. Ausbau und Blütezeit: Analyse der Gründe für die unterschiedliche Bedeutung der Oberhöfe Da die Entstehung und Konsolidierung der Oberhoffunktion der Schöffengerichte in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim im 14. Jahrhundert anzusiedeln ist, stellt sich zwangsläufig die Frage nach der Blütezeit. Das Erkenntnisinteresse zielt hierbei auf die Sichtbarmachung von Strategien und Bedingungen, die vor allem Frankfurt und Ingelheim, mit Abstrichen auch Gelnhausen zu bedeutenden Oberhöfen werden ließ, während viele andere Oberhöfe nur sehr unbedeutende Rollen im komplexen Zusammenspiel einnehmen konnten. Die Frage nach der Blütezeit ist damit im Zusammenhang mit dieser Studie vor allem mit der Aufklärung der Funktionsweise der mittelalterlichen Gerichtslandschaft verbunden und im Zusammenhang mit der Rekonstruktion von Bedingungen des Rechtsaustauschs zu sehen.

1. Oberhof in Frankfurt a. Forcierter Ausbau des Oberhofs durch den Rat Die vorangegangene Betrachtung der Oberhofentstehung zeigte zwar, dass es durchaus gewachsene Oberhofbeziehungen zum Schöffengericht in Frankfurt gab, diese aber auf wenige Gerichte beschränkt blieben und deshalb kaum die spätere Bedeutung des Oberhofs erklären können. Auffällig ist aber, dass es vor allem Gerichte des Umlandes von Frankfurt waren, die ihre Rechtsanfragen an das Schöffengericht der Mainstadt richteten. Im Folgenden soll es daher zunächst darum gehen, das Ausmaß dieser Oberhofbeziehungen und deren Ursachen zu ergründen.1044 Ziel ist es wiederum, die Funktionsweise und die komplexen wechselseiti1043

Vgl. KÜNßBERG 1926 (wie Anm. 58), S. 47. Einige Hinweise hierzu finden sich bereits bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 160–171, dessen Quellenbasis hier umfänglich herangezogen wird.

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Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

durch Quellen für die untersuchten Oberhöfe nicht erhärten, dass die ›Idee der Oberhöfe‹ aus dem Stadtrecht kommend in den ländlichen Bereich diffundierte, wie dies EBERHARD VON KÜNßBERG postulierte.1043 Vielmehr zeigt die zeitliche Einordnung weitgehend parallel ablaufende Entwicklungen sowohl in den Städten Frankfurt und Gelnhausen wie auch dem ländlichen Ingelheim.

III. Ausbau und Blütezeit: Analyse der Gründe für die unterschiedliche Bedeutung der Oberhöfe Da die Entstehung und Konsolidierung der Oberhoffunktion der Schöffengerichte in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim im 14. Jahrhundert anzusiedeln ist, stellt sich zwangsläufig die Frage nach der Blütezeit. Das Erkenntnisinteresse zielt hierbei auf die Sichtbarmachung von Strategien und Bedingungen, die vor allem Frankfurt und Ingelheim, mit Abstrichen auch Gelnhausen zu bedeutenden Oberhöfen werden ließ, während viele andere Oberhöfe nur sehr unbedeutende Rollen im komplexen Zusammenspiel einnehmen konnten. Die Frage nach der Blütezeit ist damit im Zusammenhang mit dieser Studie vor allem mit der Aufklärung der Funktionsweise der mittelalterlichen Gerichtslandschaft verbunden und im Zusammenhang mit der Rekonstruktion von Bedingungen des Rechtsaustauschs zu sehen.

1. Oberhof in Frankfurt a. Forcierter Ausbau des Oberhofs durch den Rat Die vorangegangene Betrachtung der Oberhofentstehung zeigte zwar, dass es durchaus gewachsene Oberhofbeziehungen zum Schöffengericht in Frankfurt gab, diese aber auf wenige Gerichte beschränkt blieben und deshalb kaum die spätere Bedeutung des Oberhofs erklären können. Auffällig ist aber, dass es vor allem Gerichte des Umlandes von Frankfurt waren, die ihre Rechtsanfragen an das Schöffengericht der Mainstadt richteten. Im Folgenden soll es daher zunächst darum gehen, das Ausmaß dieser Oberhofbeziehungen und deren Ursachen zu ergründen.1044 Ziel ist es wiederum, die Funktionsweise und die komplexen wechselseiti1043

Vgl. KÜNßBERG 1926 (wie Anm. 58), S. 47. Einige Hinweise hierzu finden sich bereits bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 160–171, dessen Quellenbasis hier umfänglich herangezogen wird.

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gen Beziehungen genauer zu verstehen. In diesem Zusammenhang kann ein vertiefter Blick in die Beziehungen der bereits betrachteten ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg zum Oberhof in Frankfurt weitere Erkenntnisse bringen. Zwar meinte KARL BOSL eine bereits hochmittelalterliche Oberhoffunktion des Pfalzgerichts in Frankfurt über die Dörfer der ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg zu erkennen,1045 verwies aber bezeichnenderweise nicht auf Quellen. Auffällig ist vielmehr, dass sich vor allem aus dem 15. Jahrhundert zahlreiche Hinweise auf eine Oberhoftätigkeit des Frankfurter Schöffengerichts für das Landgericht und einzelne Dörfer finden lassen, als es zwischen den Herren beziehungsweise Grafen von Hanau und der Stadt Frankfurt anhaltende Streitigkeiten über die Oberhofstellung gegeben hatte.1046 Dies betraf vor allem die beiden Dörfer Hausen und Oberrad. Das fuldaische Lehen über Dorf und Gericht Hausen hatte der Rat am 1. Dezember 1428 von DAMME VON PRAUNHEIM erwerben können.1047 Bald nach dem Ankauf begann der Rat dann auch, die Gerichtsorganisation umzugestalten und verwies das veränderte Dorfgericht an den Frankfurter Oberhof.1048 Ein Frankfurter »verzeichenis, wie der rad nu geordent und gesatzt hat das gericht zu Husen zu halden« von 1446 enthielt unter anderem die Bestimmung, dass sich die Hausener Schöffen und der Schultheiß, wenn sie etwas in einer Sache nicht verstünden, an das Schöffengericht Frankfurt als Oberhof wenden sollten.1049 Die Reichspfandschaft über Oberrad wiederum hatte Frankfurt am 17. Januar 1425 eingelöst.1050 Wie in Hau-

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BOSL, Pfalzen und Forsten (1963), S. 13. Vgl. ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 164 f.; BECKER 1993 (wie Anm. 671), S. 12 f. 1047 Verkaufsurkunde im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 314 ≆ Auszug bei SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 44 f. Der Abt von Fulda erklärte als Lehensherr am 1. November 1428 sein Einverständnis zum Kauf und gab Frankfurt das Dorf Hausen mit Gericht zu Lehen [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 316]. Vgl. hierzu LENZ/LERNER, Hausen (1998), S. 17–21; SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 43–45. Kaiser FRIEDRICH genehmigte am 9. Oktober 1476 schließlich die Umgestaltung des Hofgerichts zu einem Schöffengericht: »Wie von Zeitten in dem dorff hausen so sy an sich erkaufft hetten, ein Hoiffigericht gewest, Das nachmals umb fürderung des Rechtens willen verendert und mit einem Schultheissen und Siben Scheffen darzu gelobt und gesworn als gewonlich ist besazt, und also ob dreissig Jarn bisher aufrechtlich gebraucht und gehaltenn worden sey […] Soll oberürt verenndrung und besazung des gemelten Gerichts gnedirlich verwilliget und confirmiret und bestettet« [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 328 ≙ Regest 767 bei HEINIG 1986 (wie Anm. 727), S. 371; vgl. hierzu SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 281]. 1048 ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 164; SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 280 (beide mit Hinweisen zu vernichteten Archivalien); VOELCKER, Wie Hausen zur Reichsstadt Frankfurt a. M. kam (1928), S. 10. 1049 Vgl. SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 280; die diesbezügliche Frankfurter Archivalie Mgb. E 39, Nr. 5, Lit. G ist ein Kriegsverlust. 1050 KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 66, wobei allerdings die entsprechende Frankfurter Urk. Mgb. E 12, Nr. 4,2 ein Kriegsverlust ist. Zuvor hatte König SIEGISMUND am 11. Januar diese Einlösung gestattet 1046

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sen so scheint auch hier der Rat in den 1440er-Jahren den Oberhofzug nach Frankfurt etabliert zu haben, wenngleich aufgrund der großen Verluste an Urkunden zu Oberrad das genaue Vorgehen unklar bleibt.1051 Die Grafen von Hanau waren mit dieser Anbindung keineswegs einverstanden und beschwerten sich am 12. November 1454 darüber, dass Hausen und Oberrad ihr Urteil in Frankfurt holten, woraufhin der Rat noch am gleichen Tag erwiderte, dass es vielmehr Unrecht sei, wenn andere Orte ihr Recht in Hanau holten.1052 Den Rat scheint die Kritik Hanaus unbeeindruckt gelassen zu haben, jedenfalls zeigt ein Bürgermeisterbucheintrag vom 20. Juni 1458, dass der Oberhofzug aus Oberrad weiterhin mit seiner Billigung praktiziert wurde: »It(em) als mestenhenne fur dem gerichte zu Rade gefryt hait und biß donerstag bescheidn ist ludwig darby zu bescheid und die ii scheff(en) die die orteil geholet han«.1053 Ähnlich wie die Grafen von Hanau einen Oberhofzug einzelner Dorfgerichte nach Frankfurt angriffen, protestierte der Rat der Stadt Frankfurt auch gegen einen Rechtszug einzelner hanauischer Orte nach Hanau.1054 In einer Zusammenstellung von hanauischen Beschwerden und Frank[ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 314 = Druck als Urk. XVIII bei FICHARD, III. Sammlung von Urkunden zur Erläuterung der Geschichte Frankfurts (1812), S. 114 f. ≙ Regest 314 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 30 f. ≙ Regest 6041 bei BÖHMER/ALTMANN 1900 (wie Anm. 617), S. 1] und am 17. Januar 1425 Oberrad Gehorsam im Falle der Einlösung geboten [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 315 = Druck bei SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 41 f. = Abdruck mit Faksimile bei LAUF, Oberrad (1978), S. 35 ≙ Regest 6050 bei BÖHMER/ALTMANN 1900 (wie Anm. 617), S. 2 ≙ Regest 315 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 31]. 1051 RUPPERSBERG, Die Erwerbung Oberrads durch Frankfurt (1925), S. 31 schrieb, dass 1449 die Verbindung des Dorfgerichts zum Bornheimer Berggericht gelöst worden sei, wenngleich er sich nicht auf eine konkrete Archivalie bezog. In einer Weisung des Oberräder Gerichts von 1452? wird zwar nichts zur Oberhofzuständigkeit ausgesagt, zugleich aber zeigen die Bestimmungen, dass der Rat Frankfurts offensiv bestrebt war, seine Gerichtsherrschaft auch deutlich sichtbar werden zu lassen: »Item wiseten sie, das jre herren der rate zu Franckenfort jn dorffe und gerichte zu obern Rade zu gebieten und zuverbieten, zu setzen und zu entsetzen haben. […] Item obe sich zwene oder mehe sslugen, schulden oder ander frevele gross oder kleyne teden, und obe der stat zu Franckenfort solich ir vorgenant wysunge zu myndern und zu meren haben, des han sie friste genommen an dass nechst gericht zu wysen und sich mit jren herren davon zu besprechen« [nach GRIMM, Weisthümer, Teil 1 (1840), S. 520 f. (ohne Quellenangabe) ≆ Druck bei SCHARFF, Das Recht in der Dreieich (1868), S. 131 (gekürzt und modernisiert nach Abschrift im vernichteten Frankfurter Kopialbuch Mgb. E 47, Tom. II)]. In beiden Drucken findet sich die Jahresangabe 1452, was angesichts der Datierung am Ende verwundert: »uff hute montag nach conceptionis Maria anno xiiiic [13. Dezember 1400]« [hierauf wies bereits RONNER, Die Herren von Kronberg und ihr Reichslehen (1999), S. 708 in Regest 3177 hin]. 1052 Vgl. hierzu KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 55; die Frankfurter Urk.n Mgb. E 12, Nr. 1 sowie Mgb. E 13, Nr. 63 sind Kriegsverluste. 1053 ISG Frankfurt, Bmb., 1458, fol. 19r. 1054 Vgl. KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 55.

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furter Erwiderungen kurz vor 1481 wurde dann der Oberhofzug der beiden Dörfer abermals thematisiert: »item das die von Husen und Oberrode ir urteil zu Franckefordt und nit uff dem Berge holen etc. ist vormals zu geantwurt, das sie einfeltige onverstendige lude sin, sy ine gerade, wan sie sachen haben, der sie sich nit verstehen, so haben sie doch nit ferne geyn Franckeford, das sie sich dan an den scheffen daselbs erfaren, und ist nit wyt von der billichkeit, dann das zintgericht zu Bornheimer Berge sinen oberhoff zu Franckeford gehabt und noch hant, wie wol man sich zu zyten abekeret und vielleicht in gestalt rades an andern enden sich erferet«.1055

Bemerkenswerterweise standen aber selbst die Grafen von Hanau auf dem Standpunkt, dass das Gericht Bornheimer Berg seinen eigenen Oberhof in Frankfurt hatte, also als Zwischenhof fungierte.1056 Bedeutsam ist aber vor allem auch, dass hinter dem Vorgehen des Rates, der forcierten Anbindung erworbener Ortschaften an seinen Oberhof, eine Strategie stand. Nur so ist zu erklären, dass der Rat bei anderen Orten, an denen er Rechte erwerben konnte, ähnlich wie in Hausen vorging: Erst 1475 und damit gut 50 Jahre später als Hausen und Oberrad hatte der Rat von den Schelmen von Bergen auch die Hälfte ihres Anteils von insgesamt sieben an Seckbach erwerben können.1057 Offenbar entstanden in der Folge große Unsicherheiten im Hinblick auf den Oberhofzug, denn Seckbach hatte diesbezüglich sichtlich irritiert beim Rat angefragt, wie aus einem Bürgermeisterbucheintrag vom 24. April 1477 hervorgeht:

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Nach SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 281 f.; die diesbezügliche Frankfurter Urk. Mgb. E 12, Nr. 1 ist ein Kriegsverlust. 1056 Ebenso BECKER 1993 (wie Anm. 671), S. 17, ohne allerdings auf Quellen zu verweisen. 1057 Die Schelme von Bergen besaßen ein eppsteinisches [vgl. die Hinweise von SCHÄFER 2000 (wie Anm. 459), S. 417, Fn. 313], später dann ysenburgisches Lehen über Seckbach und in der Folge auch die Gerichtsherrschaft über den Ort [vgl. eine Weisung des Gerichts von Seckbach von 1473 im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 860 (Abschrift unter Nr. 861), die der Rat offenbar nach dem Kauf anfertigen ließ, um seine Gerichtsherrschaft über Seckbach zu untermauern, weshalb auf der Rückseite vermerkt wurde: »Instrumenti Wisunge der Schelme gerichtsherren und irez herlichkeit zu Seckbach«]. Am 21. April 1475 erwarben Rat und Bürgermeister von Frankfurt von dem unmündigen ITEL SCHELM VON BERGEN (in Vormundschaft) sowie KARBEN SCHELM VON BERGEN und dessen Frau ebenso wie von dem unmündigen PHILIPP SCHELM VON BERGEN (in Vormunschaft) ihren Halbteil von sieben Teilen an Seckbach sowie ihren Halbteil an Bornheim [wie Anm. 727]. SCHARFF 1872 (wie Anm. 671), S. 341 und USENER, Beiträge zu der Geschichte der Ritterburgen und Bergschlösser (1852), S. 16 nannten zwar das Jahr 1475 für den Verkauf, ohne allerdings auf konkrete Quellen zu verweisen, wohingegen ROCHELMEYER, Was der Chronist über Seckbach berichten kann (1980), S. 19 irrigerweise das Jahr 1477 anführte.

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»It(em) als die von Seckbach anbreng(en) und bitt(en) umb rat, als sich ettlich von ine uff den berg etlich fur den von Hanau ettlich vor die gerichts h(er)r(en) beruff(en) sal man sich bedenck(en) und sich erfaren zu Ovenbach und eschesheim«.1058

Zuvor hatte der Rat wiederum versucht, den Rechtszug an das Landgericht Bornheimer Berg zu unterbinden,1059 jedoch offenbar mit weniger Erfolg als in Oberrad, denn noch in den nächsten Jahren fanden zahlreiche in die gleiche Richtung gehende Beratungen im Rat statt.1060 Möglicherweise wandten sich die Seckbacher Urteiler bewusst, vielleicht beeinflusst von Hanau, gegen eine Monopolisierung des Rechtszuges durch Frankfurt. Bemerkenswerterweise findet sich in den sekundär überlieferten Schöffengerichtsprotokollen bereits ein Fall vom 7. Februar 1449, der zuvor vor dem Dorfgericht von Seckbach verhandelt worden war und

ISG Frankfurt, Bmb., 1476, fol. 73v vom 24. April 1477 ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 165, Fn. 35. 1059 ISG Frankfurt, Bmb., 1477, fol. 10r = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 165, Fn. 38: »It(em) als zu Seckbach geltschulthalb uff Bornheimerberg geappellert wirt dar by komen dwil mer gerichtshern da sin« und a. a. O., fol. 16r = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 165, Fn. 38: »It(em) als sich ein(er) zu bornh(eim) [darüber geschrieben: Seckbach] beclagt daß sin widderparthie sich uff den berg beruffe, nach dem selb(en) schicken und gutlich mit ime ridden solichs abezustellen.« 1060 ISG Frankfurt, Bmb., 1480, fol. 32r = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 166, Fn. 40 von Anfang September 1480: »It(em) den scheff(en) zu Seckbach ist off hude gesagt so sie sich orteil zu erfaren haben das sie das tun solle an ir(em) oberhoff zu franckf(urt) an den scheffen daselbs« und wenig später am gleichen Tag nochmals: »It(em) das gericht von Seckbach diß donestag herinne bescheid«; a. a. O., Bmb., 1480 fol. 34br = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 166, Fn. 40 von Anfang September 1480: »It(em) den von seckbach ist von deß von Solms der schelm(en) und des rat(es) weg(en) gesaget wan die scheff(en) und das gericht sich ort(eil) erfaren soll(en) und wollen daß sie daß tun sollen an den scheff(en) des r(ichs) ger(ichts) zu franckf(urt)«; a. a. O., Bmb., 1481, fol. 1v = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 166, Fn. 41 von Anfang Mai 1481: »It(em) dem schulth(eissen) z seckbach sag(en) so sie sich beruff(en) daß sullen sie sie herinne tun als ine daß auch von den solmsß dem Rate und den schelm(en) gesaget ist«; a. a. O., Bmb., 1485, fol. 88v = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 166, Fn. 43 von Anfang März 1486: »It(em) der von Seckbach handel des grabens zum machens und erfaru(n)ge der orteil«; a. a. O., Bmb., 1486, fol. 55v ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 166, Fn. 44 von Anfang November 1486: »It(em) als der schulth(eiss) von Seckbach anbrengt, […] ds die scheffen ir urtel zu Berge am lantgericht holen sollen […] den scheffen sage ir urteil zu franckfort zu hol(en)«; a. a. O., Bmb., 1491, fol. 43r = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 166, Fn. 45 vom 2. September 1490: »It(em) als d(er) eldest scheff(en) zu Seckbach an stat eins schultheisßen anbrengt das man etlich(er) urteil zu(er)far(en) v(er)meyne zu Berg(en) als am ob(er)hofe die rachtung ansehen«; a. a. O., Bmb., 1501, fol. 22v = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 166, Fn. 46 vom 22. Juni 1501: »Als die von Bornhey(m) anbreng(en) daß die vo(n) Seckebach sich zu(m) schaden halb(er) fur daß lantgericht gein b(er)gen zieh(n) sollen nit doselbst e(r)schinen, sond(ern) iß hald(en) mit der pfendung wie von ald(er) züschen inen gehald(en) ist ward(en)«. 1058

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dann von den dortigen Schöffen an das Schöffengericht in Frankfurt gewiesen wurde: »Item als Hans Fetze schuchwurt zusprache Contzen von Erbestat nach dem der selbe Contze eynen wingarten zu Seckenbach gelegen hatte, daruff er seß schillinge heller gelts hatte, die yme erschienen und unbezahlt ußstunden, darumb er mit gerichte zu Seckbach offe den selben wingarten geclagt und dasselbe gerichte die sachen und parthyen nach gnaden und fryheiden der stede Franckenfurt hergewyset hetten, und forderte yn yme solchen zinß ußzurichten als er hoffte billich were.«1061

Allerdings zeigt die Protokollierung auch, dass der Fall nach Frankfurt nach deren Gnaden und Freiheiten überwiesen wurde. Dies deutet darauf hin, dass Frankfurter Bürger betroffen waren, die privilegiert nur vor dem Frankfurter Stadtgericht verklagt werden konnten. Hier liegt also keine Oberhofanfrage aus Seckbach vor, sondern die dortigen Urteiler überwiesen, gezwungenermaßen, den Fall zur endgülitgen Entscheidung an das Frankfurter Schöffengericht. Weitere Beispiele können die bereits erkennbare Strategie des Rates noch erhellen: Nachdem der Rat Frankfurts am 18. September 1475 von den Schelmen von Bergen auch das Reichslehen an Dorf und Gericht Bornheim hatte erwerben können,1062 kam es in der Folge offenbar dort ebenfalls zu Irritationen über den Rechtszug nach Frankfurt, wie ein Eintrag im Bürgermeisterbuch vom 1. Mai 1477 belegt: »It(em) als ds gericht zu Bornheim anbrengt von dem beruffen der urtel sal ma(n) v(or) den doctor darsen«.1063 Die Sache war offenbar so komplex, dass der Stadtadvokat DR. LUDWIG ZUM PARADIES1064 um Rat gefragt werden sollte. In seiner Antwort vom 13. Mai 1477 verwies der Rat dann politisch geschickt auf das von den Grafen von Hanau unbestrittene Oberhofverhältnis des Bornheimer Berggerichts und versuchte offenbar daraus ein Argument für den direkten Oberhofzug Bornheims nach Frankfurt abzuleiten: 1061

Eintrag 132 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 562. Wie Anm. 727. 1063 ISG Frankfurt, Bmb., 1477, fol. 2v vom 1. Mai 1477 ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 165, Fn. 36. 1064 Er war von 1473–1484 Stadtadvokat der Mainstadt und gehörte dort zu schillernden Persönlichkeiten des 15. Jh.s. Im Jahr 1440 geboren, trat er 1469 in die Dienste FRIEDRICHS I. VON DER PFALZ, danach war er 1470–1473 Ratskonsulent in Nürnberg und ab 1473 schließlich Stadtadvokat Frankfurts, bis er dort ab 1486 auf Empfehlung des Kaisers das Amt des Schultheißen bekleidete [ISENMANN 2007 (wie Anm. 348), S. 271]. Vgl. zu ihm FROST 1996 (wie Anm. 589), S. 122; POWITZ 1984 (wie Anm. 172), S. 16 f.; ROTHMANN 2010 (wie Anm. 589), S. 155–157. In den gedruckten Gerichtsbucheinträgen taucht er 1482 als Fürsprecher des Rates in einem Fall auf [Eintrag 46 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 405–409]. Zu seiner Tätigkeit als Stadtadvokat vgl. die Nachweise bei KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 280–291 ≆ Druck bei EULER 1869 (wie Anm. 166), S. 232. 1062

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»It(em) den von Bornh(eim) sag(en) nach d(em) das gerichte zu Bornh(eimer) berg ir(en) oberhoff hie zu franckf(urt) han und dasß ger(icht) itzu(n)t nit gehalt(en) wirt daß sie ir(en) oberhoff hie haben sullen«.1065

Allerdings schien diese Weisung des Rates den Rechtszug von Bornheim an das Landgericht Bornheimer Berg nicht zu unterbinden, denn im Bürgermeisterbuch wurde kurz darauf am 29. Mai 1477 vermerkt, dass die Schöffen wohl weiterhin am Landgericht anfragten und deshalb ein Kundschafter entsandt wurde: »It(em) Heyl den beryder gen Bornhem an gericht ryden lass(en) zuhoren wie die sachn als etliche uff den berg appelleren wollen gestalt sein und das die scheffen die sachn hinter ine halten«.1066

Dieser Eintrag wiederum ist in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Einerseits deutet die Formulierung darauf hin, dass möglicherweise gerade von Parteien ein Rechtszug zum Landgericht angestrebt wurde. Andererseits verwundert zunächst die Beschreibung dieses Rechtszuges als Appellation, ähnlich wie auch beim Rechtszug aus Seckbach.1067 Ob bereits zu diesem Zeitpunkt am Landgericht Bornheimer Berg ein gelehrtes Rechtsmittel bestanden hatte, darf bezweifelt werden. Angesichts der politischen Querelen dürfte es kaum zu einer einvernehmlichen Einführung des römischen Rechts, einer sicherlich umwälzenden Rechtserneuerung, gekommen sein. Vielmehr deutet die Wortwahl darauf hin, dass die Einbeziehung des Stadtadvokaten durchschlug, der aufgrund seiner Ausbildung einen von den Parteien ausgehenden Rechtszug unabhängig von der konkreten Übernahme gelehrter Rechtsstrukturen als Appellation bezeichnet haben dürfte. Offenbar waren die Bemühungen Frankfurts dann aber wenigstens zum Teil erfolgreich, denn 1479 ist ein Rechtszug von Bornheim nach Frankfurt belegt.1068 Diese Ausführungen zeigen bereits deutlich, dass Frankfurt seine Erwerbspolitik auch über die Festigung und Monopolisierung der Rechtszüge zu sichern versuchte. Vollkommen spekulativ und durch die Quellen nicht zu belegen ist allerdings eine bereits hochmittelalterliche Oberhoffunktion des Pfalzgerichts in Frankfurt über die Dörfer der ›Grafschaft‹ Born-

1065

ISG Frankfurt, Bmb., 1477, fol. 4r vom 13. Mai 1477 = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 165, Fn. 36. 1066 ISG Frankfurt, Bmb., 1477, fol. 8r vom 29. Mai 1477 = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 165, Fn. 37. 1067 Wie Anm. 1059. 1068 »It(em) als Swindelhenne gerteners br(ieff) Wachendorff berur(en) ey(n) beruffunge vom ger(icht) zu Bornheim inhal(ten)de, so die beruffu(n)ge anlanget darzu tun sovil not ist [längerer Freiraum] und mit Bernh(ard) rorbach von dem handel reden« [ISG Frankfurt, Bmb., 1479, fol. 36r von Oktober 1479 ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 165, Fn. 39].

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heimer Berg, denn Quellenhinweise für einen Zug der Dörfer direkt nach Frankfurt finden sich erst ab den 1440er-Jahren.1069 Allerdings wurden die von Frankfurt angestoßenen Oberhofanbindungen, soweit sie bei Auflösung der ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg sodann hanauische Orte betrafen, bald wieder gekappt. Der Grund waren die jahrzehntelangen Streitigkeiten, der unter anderem auch vor dem königlichen Kammergericht ausgetragen wurde1070 und in dem sich die Grafen von Hanau teils erbittert gegen die Oberhofanfragen ihrer Ortschaften in Frankfurt gewehrt hatten. In einer hanauischen Akte der Jahre 1477 bis 1481 zu den Streitigkeiten mit Frankfurt um das Gericht Bornheimer Berg findet sich dann aber offenbar ein Kompromiss in Form eines Weistums vom 23. August: »It(em) von des oberhoeffe weg(en) ist abgeredt / Obe daz gerichte der orteyle bij ime selbst nit wijse were / Do sollen sie ire orteyle zu frankfu(rt) holen / Und sollen die vo(n) frankfu(rt) auch alß dan(n)die scheffene & orteyle wijse mache(n) und ine und(er)rihtu(n)ge thun.«1071

Schließlich schlossen der Graf von Hanau und Frankfurt am 4. April 1481 einen Vertrag,1072 den der Kaiser erst am 18. November 1484 bestätigte.1073 Hiernach wurde die ›Grafschaft‹ aufgelöst und die drei Dörfer Bornheim, Hausen und Oberrad Frankfurt zugeschlagen, die restlichen Hanau, wobei Seckbach erst 1069

Dieser Rechtszug einzelner Orte der ›Grafschaft‹ nach Frankfurt hatte aber offenbar noch lange Bestand, denn in einem dem Druck der Solmser Landordnung erstmals in der vierten Auflage von 1688 beigefügten »Verzeichnuß Deren Puncten / in welchen deß Staat und Landgerichts zu Hanau Ordnung / der Solmischen Ordnung nicht durchauß gleichfoͤ rmig« heißt es: »Am Land-gericht Bornheimerberg werden die Urtheil bey denen Rechtsgelehrten abgeholet. [¶] An den Unter-Gerichten aber des Bornheimerbergs in allen Flecken / werden dieselbe zu Hanau in der Cantzley abgeholet / ohn allein zu Bergen am UnterGericht bey dem Rath zu Franckfurth / doch alles auf der Partheyen Kosten.« [nach der Beilage bei FICHARD, Der Graffschafft Solms / und Herrschafften Mintzenberg / Wilden-Fels und Sonnenwalt / etc. Gerichts- und Land-Ordnung (1688), S. 34; ebenso in der entsprechenden Beigabe in FICHARD 1716 (wie Anm. 101), S. 34]. Dieses Verzeichnis wiederum erstellten Schultheiß und Schöffen des Stadt- und Landgerichts Hanau am 23. Oktober 1681, die festhielten, wo die Landordnung mit dem »Process und Landbrauch […] nicht gleichfoͤ rmig ist« [a. a. O., S. 3]. 1070 Nachweise in Anm. 706. 1071 StA Marburg, Best. 81, D 1/87, fol. 18v. 1072 ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 984 ≆ ISG Frankfurt, Döfer, Nr. 986. 1073 ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 375 = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 342–350 ≙ Regest 375 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 38 ≙ Regest 879 bei HEINIG 1986 (wie Anm. 727), S. 427. Infolge des Vertrages wurde die ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg aufgelöst, 16 Dörfer fielen an Hanau, Frankfurt behielt Bornheim, Hausen und Oberrad, mit denen Kaiser FRIEDRICH III. die Stadt am 20. November 1484 belehnte und zugleich die 16 Dörfer Hanaus der Zent Bergen zuordnete [vgl. ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 376 ≙ Regest 376 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 38 ≙ Regest 880 bei HEINIG 1986 (wie Anm. 727), S. 428].

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1504 endgültig zu Hanau kam.1074 Der Vertrag geht außerdem auf das Oberhofverhältnis zu Frankfurt ein: »Item ist abgerette und beteydingt, Wan die Scheffene odir Urtelsprech(er) der Gerichte in unnser Philips Grave zu Hanowe dorffen von der Zennte, So uns bliben werden, Der urtel und sachen so fur sie komen und an sie zu recht gestalt werden, nit selbst by ine wise were, Das sie dan soliche Urteil an den Scheffene zu Franckenfort holen sollen, die sy sie der so erste sie moge ungeverliche wisen und underrichte solle«.1075

Ob nun der Hintergrund der Regelung war, dass auch zu Hanau gehörende Dörfer ihr Recht direkt in Frankfurt weisen ließen oder aber diese Regelung einen politischen Kompromiss verkörpert, bleibt offen. Jedenfalls war diese Regelung nicht von langer Dauer, da den Grafen von Hanau bald mit dem Landgericht Bergen ein eigener Oberhof zur Verfügung stand.1076 Der Rat von Frankfurt beschäftigte sich in der Folge häufiger mit Verstößen gegen diesen Vergleich,1077 stimmte dann aber 15041078 einem neuen zu, der den Oberhofzug an das Landgericht Bergen festschrieb:

1074

Der Vertrag mit den Grafen von Hanau über die ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg vom 4. April 1481 sah noch vor: »So wir [die Stadt Frankfurt] zu Seckbach unnsers teils deß henegerichts halber, als wir daselbst han behalten, und haben sollen« [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 984 ≙ ISG Frankfurt, Döfer, Nr. 986 ≙ Insert im ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 375 ≙ ISG Frankfurt, RS I, Nr. 6081/2, fol. 1v (alt: fol. 103v) = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 344 ≙ Regest 375 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 38]. In einem weiteren Vertrag vom 4. April 1481, der bezeichnenderweise auf der Rückseite in späterer Schrift mit »Nachvertrag« bezeichnet wurde, traten Bürgermeister und Rat dann aber ihre Ansprüche am Heimgericht wie auch alle von den Schelmen von Bergen erworbenen Zinsen in Bergen, Enkheim und Seckbach an Graf PHILIP VON HANAU ab [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 987 ≙ ISG Frankfurt, RS I, Nr. 6081/3]. Nach KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 175 wurde dieser Vertrag aber offenbar nicht eingehalten und 1499 wurden diesbezügliche Streitigkeiten aktenkundig [vgl. etwa ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 875]. Am 29. Januar 1504 verkauften Bürgermeister und Rat Frankfurts dann aber ihren Anteil an Seckbach an die Grafen von Hanau [Abschrift des Kaufbriefes im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 879]. 1075 ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 984 ≙ ISG Frankfurt, Döfer, Nr. 986 ≙ Insert im ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 375 = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 345 ≙ Regest 375 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 38. 1076 ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 166. 1077 Vgl. ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 166 mit vielen Nachweisen aus Bmb.n sowie ferner ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 145. 1078 Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 354 f.

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»Die urteil zu erfahren, sollen dieselben Gericht im Keiserlichen Vertrag angezeiget, ire Urtel an Unser des Reichs Gericht zu Franckfurt, lut des Vertrags, holen, ußgeschieden unser, Grave Reinharts Lantgericht zu Bergen«.1079

Zwar wurde auf den Vertrag von 1481 verwiesen und dieser formell bestätigt, doch der Nachsatz ist als deutliche Einschränkung zu werten. Dennoch konnte HELMUT MERTZ im 16. Jahrhundert für alle hanauischen Orte der dann ehemaligen ›Grafschaft‹ Oberhoffälle in Frankfurt nachweisen,1080 was die Durchschlagskraft dieses neuerlichen Vergleichs von 1504 wenigstens zweifelhaft erscheinen lässt. Diese letzten Betrachtungen zeigen schließlich, wie der Oberhof Bornheimer Berg ab den 1470er-Jahren zu einem Spielball der Politik wurde und Frankfurt seinen eigenen Oberhof für territoriale Interessen einsetzte ähnlich wie später die Grafen von Hanau das Landgericht Bergen. Wenn sich bemerkenswerterweise aber für die meisten Orte des ehemaligen Landgerichts, auch die hanauischen, im 16. Jahrhundert zahlreiche Hinweise auf Oberhofverbindungen finden lassen,1081 1079 Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 355. In einem Entwurf vom 11. August 1503 heißt es noch deutlicher: »It(em) die Sechßzehen dorff der Zent sollen ire urteil wo sie nit wise sin zu franckfurt holen lude der Rachtung und sol den armen das nit verboten werden, ußgescheiden unser lantgericht zu Bergen mit sinen oberkeit(en)« [ISG Frankfurt, Nachbarliche Beziehungen zu den Reichsständen der Umgebung, Nr. 454, Stück Nr. 32, fol. 1v ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 167, Fn. 52]. 1080 Nämlich für die Orte Bergen, Berkersheim, Bischofsheim, Bockenheim, Eckenheim, Enkheim und Praunheim [vgl. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 93 f.; 98; 108. 1081 • Bergen: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 124 führte 46 Fälle zw. 1533 und 1589 an, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 93 18 Fälle zw. 1526 und 1589. • Berkesheim: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 124 führte vier Fälle zw. 1508 und 1550 an, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 93 fünf Fälle zw. 1525 und 1554. • Bischofsheim: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 124 führte fünf Fälle zw. 1534 und 1555 an, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 94 drei Fälle von 1554, 1555 und 1558. • Bockenheim: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 124 führte drei Fälle von 1534, 1555 und 1556 an, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 94 sieben Fälle der Jahre 1555, 1556 und 1564. • Bornheim: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 124 nannte 18 Fälle zw. 1503 und 1582, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 95 f. 21 zw. 1503 und 1581. • Eckenheim: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 124 nannte einen Fall von 1537, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 98 einen von 1527. • Enkheim: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 124 nannte zwei Fälle von 1567 und 1572, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 98 einen von 1572. • Eschersheim: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 132 nannte 15 Fälle zw. 1533 und 1565, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 99 zehn zw. 1525 und 1565. • Fechenheim: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 124 nannte zwei Fälle von 1542. • Ginnheim: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 125 nannte drei Fälle von 1546, 1547 und 1577, offenbar gemeinsam mit den Schöffen von Eschersheim. • Gronau: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 124 nannte vier Fälle zw. 1538 und 1543. • Hausen: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 124 f. nannte drei Fälle von 1509, 1511 und 1553, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 100 sechs zw. 1519 und 1587. • Massenheim: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 125 nannte zwei Fälle von 1549 und 1550. • Oberrad: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 125; 148 nannte 27 Fälle zw. 1505 und 1551, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 107 f. 18 zw. 1503 und

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dürfte der Oberhofzug nach Frankfurt kaum ohne Wissen und Willen der Grafen von Hanau unterhalten worden sein, wenn er deren Orte betraf. Dies ist ein erstes Anzeichen dafür, dass Frankfurt in dieser Zeit als Reichsstadt mit weithin gescheiterten Expansionsbestrebungen offenbar als ungefährlich für die eigenen Interessen galt und so als Oberhof infrage kam. Wieder spielt also vermutlich die Nähe zu Kaiser und Reich eine Rolle beim Ausbau des Frankfurter Oberhofs. Wahrscheinlich erklärt dies ein Stück weit die Bedeutung des Oberhofs und lässt vermuten, dass die Blüte erst spät im ausgehenden Mittelalter und vor allem der frühen Neuzeit anzusetzen ist. Hierbei sind die bereits sichtbar gewordenen, bewusst von Frankfurt aus strategischen Gründen vollzogenen Oberhofanbindungen aber auch ein weiterer Baustein, der die Bedeutung des Oberhofs erklären kann, was es noch zu erhärten gilt. Besonders deutlich wird diese Strategie der Machtfestigung und Einflusssicherung beim Aufbau eines eigenen Territoriums1082 an den beiden Reichsdörfern Soden und Sulzbach, die bereits im 13. und 14. Jahrhundert eng mit der Stadt Frankfurt als ihrer Schutzherrin rechtlich verbunden waren.1083 Für Sulzbach wird dieses Verhältnis erstmals am 20. Juli 1282 im Gegenzug für Kriegsdienste sichtbar1084 und dasjenige für Soden erstmals in einem Schiedsurteil Frankfurts vom 17. Dezember

1560. Hinzu kommen möglicherweise noch zwei weitere Fälle bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 151 von 1509 und 1510 und einer von 1519 bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 108, wo nur »Rad« genannt wurde, sowie einer von 1585 bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 109 für »Rad am Berg«. • Praunheim: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 125; 148 nannte 11 Fälle zw. 1505 und 1579, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 108 13 zw. 1506 und 1568 und COING 1939 (wie Anm. 11), S. 45 f. eine Unterweisung von 1502. • Preungesheim: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 125 nannte vier Fälle zw. 1533 und 1542. • Seckbach: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 125 nannte einen Fall von 1575, FRIES 1752 (wie Anm. 127), S. 15–17 gab eine Unterweisung von 1569 wieder. 1082 Vgl. zu Frankfurts Territorialpolitik im späten Mittelalter die Ausführungen von ORTH 1985 (wie Anm. 47), S. 102–120, die allerdings weitgehend auf der Sekundärliteratur und gedruckten Quellen aufbauen. 1083 Vgl. zum Schutzverhältnis die Ausführungen von FAY 1983 (wie Anm. 968), S. 121–126; KAUFMANN, Geschichte und Verfassung der Reichsdörfer Sulzbach und Soden (1951), S. 13 f.; SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 247–249. Dennoch gingen aber KARL BÜCHERS Ausführungen zu weit, wonach Frankfurt bereits Ende des 13. Jh.s die beiden Reichsdörfer Soden und Sulzbach besessen habe [vgl. BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 476]. 1084 ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 526 ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 527, S. 1 (Abschrift) = Druck in HStA Wiesbaden, Abt. 4, Nr. 181, fol. 10r = Eintrag 466 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 225 = Druck bei FAY 1983 (wie Anm. 968), S. 121 = Druck bei KROMER, Bad Soden am Taunus (1991), S. 50 = Druck bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 614 = Beilage II bei MOSER 1753 (wie Anm. 969), S. 4 (falsch datiert) = Eintrag 1006 bei SAUER 1886 (wie Anm. 675), S. 594.

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1321 erkennbar.1085 Schon vor der sogenannten Selbstverpfändung1086 vom 26. Oktober 1450,1087 die allgemein als Wendepunkt des Verhältnisses zu Frankfurt verstanden wird,1088 ging die Beziehung weit über ein Schutzverhältnis hinaus, was bislang nicht ausreichend Beachtung fand. Zwischen 1410 und 1433 hatte Frankfurt, wenngleich vergeblich, versucht, ein Privileg von König SIGISMUND zu erlangen, das unter anderem eine Bestätigung des Besitzes an Soden und Sulzbach sowie das Recht der Bestellung von Amtleuten vorsehen sollte.1089 Nichtsdestoweniger verpflichtete Frankfurt aber bereits 1418 den Edelknecht ENDRIS SLEYFRISS als Amtmann von Bonames, Dortelweil und eben auch Sulzbach und Soden.1090 Allein dies zeigt schon die enge Verbindung. In einem Brief der Bürgermeister, Schöffen und des Rates von Frankfurt wegen streitiger Güter und daraus folgender unklarer Gerichtszuständigkeit in den beiden Dörfern erwähnten diese bereits am 20. Februar 1433 »die gude in unsern dorffern und gerichten zu soltzbach und soden«1091 und am 4. August

ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 529 ≙ HStA Wiesbaden, Abt. 4, U 2 (Transsumpt) ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 527, S. 2–4 (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 4, fol. 36v–37r (Urk. 86) = Druck in HStA Wiesbaden, Abt. 4, Nr. 181, fol. 10v–11r = Eintrag 466 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 151 f. = Druck bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 615 = Beilage III bei MOSER 1753 (wie Anm. 969), S. 5. 1086 Rechtstechnisch ein Kauf auf Wiederkauf. 1087 ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 527, S. 78 (Abschrift) = Beilage bei FAY 1983 (wie Anm. 968), S. 208 = Druck bei KROMER 1991 (wie Anm. 1084), S. 67–73 mit Faksimile ≆ Beilage XX bei MOSER 1753 (wie Anm. 969), S. 18–20 (modernisiert); Faksimile bei FAY 1983 (wie Anm. 968), S. 132–135. Zu den Hintergründen vgl. KRAUSKOPF, Soden und Sulzbach unter der Knechtschaft Frankfurts (2001), S. 27–33; KRAUSKOPF, Die Bickenbacher Fehde 1450 (2005), S. 1–25. 1088 Nach KAUFMANN 1951 (wie Anm. 1083), S. 13–21 waren die Einwohner der Dörfer seit der Selbstverpfändung von 1450 quasi als Untertanen der Stadt Frankfurt verbunden, bzw. nach MOSER 1753 (wie Anm. 969), S. 12; 29 und im Anschluss auch KRAUSKOPF 2001 (wie Anm. 1087), S. 31 sogar als Leibeigene. SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 242 hingegen sah ein solches Leibeigenenverhältnis ausdrücklich nicht, KAUFMANN 1951 (wie Anm. 1083), S. 21 ließ diese Frage offen. 1089 Entwurf im ISG Frankfurt, Privilegien Ugb., Nr. 122, fol. 1v–2r ≙ Regest bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 28 f. Letztlich wurde das Privileg aus unbekannten Gründen nicht erlassen, aber es zeigt, dass Frankfurt möglicherweise die Gunst des Antritts von König SIGISMUND nutzen wollte, um die eigene Stellung zu festigen [so FAY 1983 (wie Anm. 968), S. 139]. 1090 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 1223 ≙ Regest bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 134. Der Entwurf hierzu hat sich im ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 1224 ≙ Regest bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 134 erhalten. LERSNER, Nachgehohlte, vermehrte, und Continuirte Chronica der Weitberühmten freyen Reichs-, Wahl- und Handels-Stadt Franckfurth am Mayn, Bd. 2,2 (1734), S. 597 erwähnte sogar, wenngleich ohne Quellenangabe, für Soden und Sulzbach zuständige Frankfurter Amtleute ab 1381. Vgl. zu den Amtleuten Frankfurts knapp ZORN 1966 (wie Anm. 783), S. 46 f. 1091 ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 539 (Text mitunter stark verblasst) = ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 527, S. 10 (Abschrift) = Druck in HStA Wiesbaden, Abt. 4, Nr. 181, fol. 11v–12r ≆ Druck bei KROMER 1991 1085

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1435 ließen sich schließlich Rat und Bürgermeister von den Schöffen und Schultheißen der beiden Orte auf dem Römer die Treue schwören.1092 Wenn EKKEHARD KAUFMANN hingegen hierin in seiner Untersuchung der beiden Dörfer vor 1450 nur einen allgemeinen Treueeid erblickte, jedoch keine Huldigung,1093 so scheint dies den Schwur von 1435 nicht richtig zu erfassen. Allein schon die Tatsache der Schwurabnahme auf dem Römer vor den Bürgermeistern und nicht etwa in den Dörfern vor einem Amtmann spricht eine deutliche Sprache, zumal ausdrücklich von »huldunge« die Rede ist. Am 22. Juni 1459 erklärte Kaiser FRIEDRICH III. schließlich in einem Mandat im Zusammenhang mit vor dem kaiserlichen Kammergericht ausgetragenen Streitigkeiten Frankfurts mit EBERHARD III.

(wie Anm. 1084), S. 60 (modernisiert) ≆ Beilage XI bei MOSER 1753 (wie Anm. 969), S. 9 (modernisiert); im Brief finden sich noch weitere ähnliche Formulierungen. 1092 »It(em) die schultheissen und scheffen der zweyer gerichte zu solczbach und Soden die izunt da sin han inguten truwen gelobet und zun heiligen gesworn dem Rade und Stad zu franckrfurt getruwe und holt zu sin Iren schaden zu warnen ir bestis zu werben und nit widder sie zu tun und yn auch gehorsam zusin als von alder herkom(m)en ist und die vorter da scheffen gekorn werde sollen iz auch tun so dicke sich das gehorte Actum feria qui(n)ta ante Ciriaci Anno xiiiic [¶] Diese huldunge ist gescheen uff dem Romer dem Rathuse in geinwurtikeit Jacob brunen Walther swartzenbergs Burgermeisters Johann breidenbachs und Gilbracht krug« [aus dem vernichteten Bürgermeisterbuch von 1435 nach einer Abschrift des 15. Jh.s im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 527, Zettel zw. S. 30 und 31]. In späterer Schrift wurde zwar »Eydt. Aus dem Burgermeister Buch de anno 1453, fol. 16« nachgetragen, doch weist die Datierung im Eintrag selbst mit »ante Ciriaci Anno xiiic xxxv« etwas anderes aus, sodass eine Permutation der Zahlen zu vermuten ist, zumal die Folioangabe mit dem Regest im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 537, fol. 1r übereinstimmt, wo ebenfalls auf das Buch von 1435 verwiesen wird. Der Abdruck bei KRIEGK, Deutsches Bürgerthum im Mittelalter (1871), S. 342, Fn. 5 ist gekürzt. KAUFMANN 1951 (wie Anm. 1083), S. 33, Fn. 60 gab den Text nach einer Abschrift des 16. Jh.s wieder. 1093 KAUFMANN 1951 (wie Anm. 1083), S. 101; dies kritisierte bereits STRUCK, [Besprechung von] Kaufmann: Geschichte und Verfassung der Reichsdörfer Soden und Sulzbach (1953), S. 204 m. w. Nachweisen. Wenn WOLF-HEINO STRUCK allerdings als weiteres Argument anführte, dass sich »bezeichnenderweise« ein Privileg König WENZELS vom 18. August 1387 für Frankfurt, wonach alle Bürger Schöffen und Rat, so oft dieser es verlange, zu schwören hatten [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 238 = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 207 f. ≙ Regest 238 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 22], auch in einem Kopiar mit Sodener und Sulzbacher Abschriften findet [HStA Wiesbaden, Abt. 3002, XVI, Nr. 1, fol. 43r–35v], so übersah er, dass diese Kopie in der Hand des 17. Jh.s geführt wurde und damit für die mittelalterlichen Zustände kein Indiz darstellt. Vielmehr dürfte der Zusammenhang zwischen der kopialen Abschrift und den im 17. Jh. sogar vor dem Reichskammergericht geführten Auseinandersetzungen zwischen Frankfurt sowie Soden und Sulzbach zu suchen sein [vgl. hierzu ISG Frankfurt, Reichskammergerichtssakten, Nr. 1454 ≙ Regesten 2141–2143 bei KALTWASSER 2000 (wie Anm. 469), S. 986–988 mit weiteren Erläuterungen].

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VON EPPSTEIN,1094 dass »das dorf Sulzbach uns un dem heyligen Reiche gehörig [sei]

und der Statt frankfort bey achtzig oder hundert Jaren und lenger dann yemandt verdenken mocht herkommen«.1095 Dies sind deutliche Hinweise darauf, dass Frankfurt die beiden Reichsdörfer spätestens seit den 1430er-Jahren quasi als Ratsdörfer betrachtete.1096 Die Oberhofverbindung der Gerichte in den Reichsdörfern Sulzbach und Soden zum Schöffengericht in Frankfurt ist wahrscheinlich bereits im 14. Jahrhundert gewachsen1097 und damit vermutlich noch in einer Zeit entstanden, als Frankfurts Einfluss noch zu schwach war, die Oberhofverbindung anzuordnen. Am 4. Oktober 1444 bestätigte Kaiser FRIEDRICH III. schließlich den Rechtszug beider Orte nach Frankfurt: »das die dorffer Saltzpach unnd Soden von alter und vor vil langen Jaren zu uns und dem heiligen Reiche gehort han und noch gehorent und das sye mit unserer und des heiligen Reichs Stat Franckfort herkomen sein sich zu ir gehalten ir urteil recht daselbs geholt und ander ire ordenunge und regerunge von derselben stat empfangen und versehen han«.1098

1094

Vgl. hierzu die Regesten 235 und 294 bei HEINIG 1986 (wie Anm. 727), S. 163; 187 sowie die Regesten 108, 126 f. und 129–131 bei NEUMANN, Regesten Kaiser Friedrichs III., Heft 5 (1988), S. 91; 98– 101 und ferner die knappe Darstellung von KAUFMANN 1951 (wie Anm. 1083), S. 18 f. 1095 ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 540 ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 527, S. 84–86 (Abschrift) ≙ Regest 293 bei HEINIG 1986 (wie Anm. 727), S. 186 f. 1096 Ebenso wohl BRUMM, Das Reichsdorf Sulzbach (1907), S. 57, der seit der Mitte des 15. Jh.s. einen Wandel des Schirmrechts Frankfurts hin zu einem ›wirtschaftlichen Hoheitsrecht‹ sah. 1097 Bereits von 1361 findet sich ein Gerichtsbucheintrag mit Verweis auf ein Urteil der Schöffen von Sulzbach, wenngleich unklar bleibt, ob Frankfurt hier als Oberhof urteilte [vgl. Eintrag 51 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 531]. In einem weiteren Eintrag vom 31. Oktober 1405 findet sich aber ein deutlicher Hinweis auf einen Oberhofzug von Sulzbach nach Frankfurt [vgl. Eintrag 108 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 548 f.]. 1098 ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 340 ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 527, S. 25–26 (Abschrift) = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 306 = Druck in HStA Wiesbaden, Abt. 4, Nr. 181, fol. 2v (auf fol. 3v wird das Jahr des Privilegs mit 1424 allerdings falsch wiedergegeben) ≆ Beilage XIX bei MOSER 1753 (wie Anm. 969), S. 17 (modernisiert) ≙ Druck bei FAY 1983 (wie Anm. 968), S. 205 f. (nach einer beglaubigten Abschrift von 1753) ≙ Regest 86 bei HEINIG 1986 (wie Anm. 727), S. 109 ≙ Regest 340 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 33 ≙ Regest 66 bei NEUMANN 1988 (wie Anm. 1094), S. 71 f. (m. w. Nachweisen). Diese Formulierungen wiederum übernahm die kaiserliche Kanzlei aus einem Brief der Gemeinden von Sulzbach und Soden an den Kaiser vom 1. August 1444 mit der Bitte um ein Privileg, in dem es heißt: »daß unsere Altfedern und wir anderthalb hundert Jare und lenger by dem heiligen Romischen Riche und des heiligen Richs Stad Franckenfurt herkomen sin […], derselben Stad zu des heiligen Richs Reysen und Zugen myde geholffen, unsere Orteil und Recht unser alimende Zugehorunge, unser Irrunge under uns entstanden und andern unsern Gebrechen von yn underwyset, entricht, entscheiden / geordnet und gesatz worden, auch von yn und iren Amptluden von des heiligen Richs undiren wegen verantwurt, versprochen und verthedinget worden syn« [nach LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 619 (ohne Quellenangabe)].

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Im 15. Jahrhundert allerdings nahmen sie dann eine den Ratsdörfern Frankfurts vergleichbare Entwicklung. Hieraus erklärt sich auch, dass der Rat, anders als EKKEHARD KAUFMANN meinte,1099 deutliche Eingriffe in die Gerichtsorganisation vornahm. So lud der Rat die Schöffen der beiden Dörfer im Februar 1450 regelrecht an einem Samstag, dem regelmäßigen Tag zur Unterweisung fremder Gerichte wie auch der Ratsdörfer,1100 vor: »It(em) schulth(eis) & scheff(en) zu Solzpach & sod(en) schr(eiben) uff samstag hierine vor den Scheffen zu sin«.1101 In einem anderen Fall drohte er offenbar im Mai 1450 sogar mit der Absetzung: »It(em) die freunde gein Soden und die scholt fordern und dan mit den scheff(en) redden bii den schulth(eisen) sitzen und gerichte hald(en) wulle die scheff(en) des nit tun and(ere) scheff(en) setzen uff das gerichte gefallen werde«.1102

Im März 1463 befahl der Rat gar, kein Gericht zu halten, sondern die Sache an ihn zu verweisen:

Da Frankfurt die beiden Gemeinden aber regelmäßig vertrat [vgl. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 155], ist anzunehmen, dass auch dieser Brief von Frankfurt verfasst worden war. 1099 KAUFMANN 1951 (wie Anm. 1083), S. 34 meinte, dass Frankfurt selbst nach 1450 keine nachweisbaren Änderungen in der Gerichtsverfassung der beiden Dörfer vorgenommen habe. 1100 Der Samstag wurde lange als regelmäßiger Unterweisungstag anfragender Gerichte beibehalten, seien es nun solche von Ratsdörfern oder fremden. So schrieben bspw. 1485 die Schöffen aus Babenhausen, an einem Samstag zur Unterweisung nach Frankfurt kommen zu wollen [ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Babenhausen/2] und als 1510 die Schöffen aus Butzbach anfragten, wurde dorsual vermerkt: »sint biß Samßtag mit irem handel vor die scheffen bescheiden« [ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Butzbach/4]. Dies deckt sich mit der Untersuchung von MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 80, der anhand der noch erhaltenen Gerichtsbücher zeigen konnte, dass auch tatsächlich die Oberhofsachen im 16. Jh. meist samstags im Schöffengericht behandelt wurden. Samstags wiederum wurden regelmäßig auch alle Sachen aus den Ratsdörfern verhandelt, nicht nur Oberhofangelegenheiten, wie ein Streitfall von 1496 belegt: »Den faut zü Bonemese ünd sine widder parthii uff nehst Samstag« [ISG Frankfurt, Bmb., 1496, fol. 35r]. Noch 1548 war dies so, denn die Gerichtsordnung aus diesem Jahr bestimmte: »Zum dritten Als nhůn etliche Jar herr der praůch geweßen, das die Acten und händell an den Sampstagen referirt worden, und aber gemainlich an solchen tägen der frembden halben, sich vor dem Schoffen Rat, mehr geschafte und handlůngen, [Nachtrag: dann zu den andern Tagen], zůtragen, daraůs dan ervolgt, das das referiren mehrmals unterplieben, und die urteil desto langsamer haben eroffnet werden můssen, So sollen solchs hinfůrter aůch zůvorkomen, an den Sambstagn die Relationes der acten (aůsserhalb was underweisůngen sind, welche noch wie von alter herr uf die Sambstage referirt werden sollen.), underlassen pleiben« [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 27, fol. 2r-v ≆ Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 94 f. (modernisiert); die Gerichtsordnung stammt vom 4. Oktober 1548 und wurde am 1. Januar 1549 publiziert, vgl. Eintrag 1193 bei HALBLEIB/WORGITZKI 2004 (wie Anm. 153), S. 171 m. w. Hinweisen]. 1101 ISG Frankfurt, Bmb., 1449, fol. 86r vom 19. Februar 1450. 1102 ISG Frankfurt, Bmb., 1450, fol. 5v.

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»It(em) an den gespenn(en) von der schutz(en) und des weins wegen zu Soden dem ger(ichte) bey libe und gut verbiedt(en) key(n) gericht und ort(eil) in den sach(en) geen lasß und die p(ar)thien und sach(en) fur den Rat wisen und den schultheiß(e) herinne besch(eiden) und yme das sag(en)«.1103

Die Dorfgerichte dürften damit keineswegs unabhängig geblieben sein, wie dies in der Literatur vorgetragen wurde.1104 Daneben reklamierte der Rat das Besetzungsrecht für die Schultheißen der Dörfer.1105 Dies sind deutliche Hinweise darauf,

1103

ISG Frankfurt, Bmb., 1463, fol. 85r. Vgl. etwa KAUFMANN 1951 (wie Anm. 1083), S. 34; ORTH 1985 (wie Anm. 47), S. 118. 1105 Bereits im Privileg vom 4. Oktober 1444 [wie Anm. 1098] wurde erwähnt, dass die Dörfer ihre ›Regierung‹ aus Frankfurt empfängen. In der Selbstverpfändung vom 26. Oktober 1450 bekam Frankfurt dann das Recht bestätigt, die »dorffe(re) mit aller ordenu(n)ge und regierunge [zu] versehen und [zu] bestellen« [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 527, S. 78 = Beilage bei FAY 1983 (wie Anm. 968), S. 208 ≆ Beilage XX bei MOSER 1753 (wie Anm. 969), S. 19 (modernisiert)]. Zwar meinte FAY 1983 (wie Anm. 968), S. 155 f., dass Frankfurt dieses Recht nicht wahrgenommen habe und es nur bei einer Absicht geblieben sei. Jedoch sprechen die Quellen eine andere Sprache: Seit 1444 wurde das Besetzungsrecht des Schultheißen mehrfach im Rat beraten [vgl. ISG Frankfurt, Bmb., 1444, fol. 89v; Bmb., 1445, fol. 77r, 80r; Bmb., 1447, fol. 37r, Bmb., 1447, fol. 43v = Druck bei FAY 1983 (wie Anm. 968), S. 155 = Beilage LXXVIII bei MOSER 1753 (wie Anm. 969), S. 135]. 1447 übte der Rat dieses dann auch aus, befahl zunächst aber dem Stadtadvokaten LUDWIG ZUM PARADIES, in Erfahrung zu bringen, wann in Sulzbach das Schultheißenamt besetzt werde [ISG Frankfurt, Bmb., 1447, fol. 44r ≆ Druck bei FAY 1983 (wie Anm. 968), S. 155 (modernisiert) ≆ Beilage LXXVIII bei MOSER 1753 (wie Anm. 969), S. 135 (modernisiert)]. Nachdem die Sulzbacher anschließend einen Termin übermittelt hatten und im Rat darüber beraten worden war [ISG Frankfurt, Bmb., 1447, fol. 55v, 59v], sandte der Rat schließlich Ratsherren nach Sulzbach zur Wahl [ISG Frankfurt, Bmb., 1447, fol. 67r] und ließ den Eid nach erneuter Beratung aufzeichnen [ISG Frankfurt, Bmb., 1447, fol. 72r, 73r, 74v; die Eidesformel findet sich im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 527, S. 33]. Am 19. September 1458 beriet der Rat dann erneut die konkrete Besetzung des Schultheißenamtes in Sulzbach [ISG Frankfurt, Bmb., 1458, fol. 51r] und im Kopialbuch wurde unter der Schultheißenbesetzung von 1448, eindeutig im Hinblick auf das fortbestehende Besetzungsrecht des Rates, vermerkt: »Anno […] ist Conz schrod vom Rade zu frank(furt) zu eynem Schultheißen zu Solzbach gekorn und geno(m)men« [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 527, S. 33]. Einige Eidesleistungen von Schultheißen aus Soden und Sulzbach wurden im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 527, S. 38 protokolliert und am 22. Februar 1464 vermerkt, dass der Eid vor dem Rat in Frankfurt geschworen wurde. Später wurde am 3. Juli 1464 festgelegt, dass Schultheißen und Schöffen aus der Gemeinde zu kommen hatten: »It(em) Mogen die von Saltzpach des Schultheiss(en) uß den scheff(en) nit han Ine gonn(en) ein(en) uß der gemeyne mit Willen des Rat(s) zunemen« [ISG Frankfurt, Bmb., 1464, fol. 13v ≆ Beilage LXXVIII bei MOSER 1753 (wie Anm. 969), S. 136 (ohne Folioangabe, modernisiert) = hiernach Druck bei FAY 1983 (wie Anm. 968), S. 155]. Der Rat beschäftigte sich aber weiter mit dem Schultheißenamt in Sulzbach, denn Ende April 1469 führte er erneut Gespräche deswegen »It(em) der Eldest(en) von Soltzbach ein teil herinne verbod mit yne umb eyn(en) stendig(en) Schulth(eissen) und ds die Scheff(en) hie inne sweren« [ISG Frankfurt, Bmb., 1468, fol. 70v]. Die Liste der Schultheißen von Sulzbach und Soden bei LERSNER 1734 (wie Anm. 1090), S. 623 hat nur zwei mittelalterliche Einträge von 1457 und 1498. 1104

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dass sich Frankfurt spätestens seit der Selbstverpfändung von 1450 als alleiniger Gerichtsherr über die Dörfer verstand.1106 Die Eingriffe in die Selbstverwaltung und Gerichtsbarkeit der beiden Dörfer sind ähnlich wie bei den noch zu behandelnden Ratsdörfern hierbei als Instrumente der Machtsicherung zu verstehen. Bloß brauchte der Rat die Anbindung an seinen Oberhof nicht mehr zu vollziehen, weil diese Beziehung schon bestand, sicherte sie aber durchaus weiter ab. Hierbei erließ der Rat offenbar für Soden keine eigene Gerichtsordnung, für Sulzbach hingegen, wo ein Obergericht bestand, erscheint dies möglich.1107 Am Ende des 15. Jahrhunderts etablierte der Rat dann eine Appellation an das Schöffenge-

1106

Unabhängig hiervon bestand ein Dinghofgericht des Abtes des Klosters von Limburg a. d. Haardt und der Herren von Königstein in Sulzbach, wie aus einem Weistum von 1478 zu Beginn des ersten Gerichtsbuchs, in das hauptsächlich Güterübertragungen und güterrechtliche Streitigkeiten eingetragen wurden, hervorgeht [vgl. HStA Wiesbaden, Abt. 4, Nr. 399, fol. 2r–3r = ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 527, S. 37–40 (Abschrift) ≆ Beilage LXXIV bei MOSER 1753 (wie Anm. 969), S. 129–131 (fehlerhaft)]. KARL FRIEDRICH MOSER gab fälschlicherweise aber 1408 an, obwohl in der Quelle deutlich lesbar »Anno d(o)m(inini) m° cccc° lxxviii« steht. Diesen Fehler übernahm GRIMM 1840 (wie Anm. 1051), S. 572–574. Die spätere Korrektur von GRIMM/SCHRÖDER/MAURER 1866 (wie Anm. 704), S. 718 f. wie auch die Quelle selbst wurden nicht mehr wahrgenommen. Deshalb sind viele Darstellungen, insbesondere zur Gerichtsbarkeit, ausgehend von der irrigen Datierung, in vielerlei Hinsicht nicht korrekt [so etwa HEIMPEL, Die Federschnur (1963), S. 473, Fn. 92; KAUFMANN 1951 (wie Anm. 1083), S. 73–80; 92 f. mit ähnlicher Kritik von STRUCK 1953 (wie Anm. 1093), S. 204; SCHÄFER 2000 (wie Anm. 459), S. 65, Fn. 150; SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 249; SPIEß, Herrschaftliche Jagd und bäuerliche Bevölkerung (1997), S. 248]. Vgl. zu diesem Gericht ferner FAY 1983 (wie Anm. 968), S. 187–190. Im städtischen Kopialbuch zu Sulzbach und Soden finden sich noch weitere Schöffenweistümer zum Dinghof in Sulzbach [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 537, S. 48–50 (1435); S. 113–115 (1470)]. Auch in Soden hat ein Dinghof mit Gerichtsbarkeit bestanden, wie ein undatiertes, wohl dem 15. Jh. zuzuordnendes Weistum belegt [Druck bei GRIMM 1863 (wie Anm. 991), S. 561–563 (ohne Quellenangabe)]. Nach anhaltenden Streitigkeiten wurde am 18. November 1518 festgelegt, dass die Gerichtsbarkeit im Dinghof von Soden Graf PHILIPP VON SOLMS zustehen sollte, die hohe und niedere Gerichtsbarkeit im Dorf hingegen der Stadt Frankfurt [StA Darmstadt, B 9, Nr. 891 ≙ Regest 356 bei BATTENBERG, Eppsteiner Urkunden (1980), S. 103 ≙ Regest 2516 bei BATTENBERG, Solmser Urkunden, Bd. 3 (1983), S. 73]. 1107 Am 28. Oktober 1561 beschloss der Rat: »Als anbracht es habenn sich die Nachbarnn zů Sodenn beclagt, wie das sie kain Gerichts ordnůng habenn, unnd so sie Gericht haltenn wollen und die von Sůltzbach umb ir ordnůng ersůche […] Soll mann inenn ein ordnůng aus d(er) Sůlzbecher Gerichtsordnůng zihen lassen unnd dieselbig zustellenn« [ISG Frankfurt, Bmb., 1561, fol. 95r ≆ Druck bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 620 (modernisiert) ≆ Beilage LII bei MOSER 1753 (wie Anm. 969), S. 118 (modernisiert)]. Diese Ordnung war aber schon Mitte des 18. Jh.s nicht mehr auffindbar [vgl. MOSER 1753 (wie Anm. 969), S. 30]. In Sulzbach hingegen gab es offenbar bereits vorher eine Gerichtsordnung, was auch damit zusammenhängen mag, dass dort ein Obergericht bestand [vgl. hierzu KAUFMANN 1951 (wie Anm. 1083), S. 32–35]. Dieses Zuständigkeit in Abgrenzung zum Gericht in Soden wiederum ist wesentlicher Gegenstand einer Streitentscheidung Frankfurts vom 20. Februar 1433 [wie Anm. 1091].

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richt in Frankfurt.1108 Gleichzeitig bestand weiter ein Oberhofverhältnis fort, denn für Soden und Sulzbach sind Fälle des 16. Jahrhunderts bekannt.1109 Das Beispiel der Dörfer Soden und Sulzbach, die an sich reichsunmittelbar waren, zeigt drastisch und zugleich modellhaft, wie der Frankfurter Rat seine Machtinteressen mithilfe der Einflussnahme auf die örtliche Gerichtsbarkeit durchzusetzen versuchte. Um die gleiche Zeit, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, gerieten auch die Gerichtsverfassungen der anderen im Einflussbereich Frankfurts stehenden Dörfer im Umland verstärkt in das Blickfeld des Rates und er verband diese mit seinem Oberhof. Allerdings hatte der Rat Frankfurts im Spätmittelalter nur wenig Dörfer im Umland erwerben können, sodass sein Einflussbereich nirgends weiter als 20 Kilometer in das Umland reichte und er oft nicht einmal in der Lage war, seine Aufwendungen zu decken.1110 Im Vergleich hierzu besaß Nürnberg bereits 1439 Rechte an 670 Ortschaften und soll eines der größten Landgebiete aller deutschen Städte gehabt haben.1111 Bemerkenswerterweise wählte der Rat Frankfurts das Mittel gleichförmiger Gerichtsordnungen, wenngleich die Quellenlage heute aufgrund zahlreicher Kriegsverluste in diesem Bereich schwierig geworden ist. Bislang war in der Forschung allgemein die Erlangung der Gerichtsherrschaft 1108

Zwar behauptete KAUFMANN 1951 (wie Anm. 1083), S. 34, dass eine Appellation nach Frankfurt nicht eingeführt worden sei, doch findet sich ein Notariatsinstrument vom 21. Oktober 1497 mit dem Insert einer Weisung von Schultheiß und Schöffen des Gerichts in Sulzbach, die eine Appellation an das Reichsgericht in Frankfurt zum Gegenstand hat [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 542] und HELMUT MERTZ konnte aus der ersten Hälfte des 16. Jh.s Appellationen aus Sulzbach und Soden in Frankfurter Gerichtsbüchern nachweisen [MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 55, Fn. 3; 110 f.; bereits THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 156 erwähnte eine aus Sulzbach von 1501]. 1109 • Soden: MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 110 nannte zwei Fälle von 1559 und 1570. • Sulzbach: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 156 führte 16 Fälle zw. 1505 und 1616 an, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 111 21 zw. 1506 und 1568. 1110 NAHRGANG, Frankfurts Kampf um seine territoriale Gestaltung (1934), S. 1 f. (mit Karten); ORTH 1985 (wie Anm. 47), S. 117–120; ORTH 1987 (wie Anm. 791), S. 46–48. SCHNEIDMÜLLER 1982 (wie Anm. 589), S. 117 behauptete aber auch, dass »[d]as bescheidene Landgebiet der ansonsten so mächtigen Wahlstadt […] zum großen Teil an der selbst auferlegten Beschränkung einer durch Handelsinteressen motivierten Führungsschicht« lege. Dies dürfte so aber kaum haltbar sein, zeigen doch etwa die Bemühungen Frankfurts zum Bornheimer Berg, wie stark sich die Stadt beim Aufbau eines eigenen Territoriums engagierte, aber auf starken Widerstand der angrenzenden Adeligen stieß und deshalb im Ergebnis weitgehend erfolglos blieb. 1111 WÜLLNER, Das Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg (1970), S. 10 sprach hier vom umfangreichsten Landbesitz einer deutschen Reichstadt, HOFMANN, Die Einrichtung des Nürnberger Landpflegamts (1963), S. 59 bezeichnete das Landgebiet als das zweitgrößte nach Ulm. Vgl. hierzu die Darstellungen zur Erwerbspolitik von PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 4–9 und WÜLLNER 1970 (wie Anm. 1111), S. 10–15 sowie die Ausführungen von SCHOLL, Dorfordnungen im Landgebiet Nürnberg (1958), S. 5–15.

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als wichtiges Mittel zur Herrschaftsverdichtung und ›territorialstaatliche Durchdringung eines Raumes‹ beschrieben worden, die Gerichtsordnungen und vor allem die Anbindung an den eigenen Oberhof aber unbeachtet geblieben.1112 Ein erster Hinweis auf die große Bedeutung eben jener Ordnungen stellt eine Bemerkung von FRIEDRICH SCHULIN dar, der in der Gerichtsordnung für Oberrad, denjenigen für Bonames des 15. Jahrhunderts, den Ordnungen für Dortelweil des 15. und 16. Jahrhunderts und den beiden für Bornheim des 15. und 16. Jahrhunderts gleichförmige Ausführungen zum Oberhofzug nach Frankfurt erblickte: »Was dieses Gericht [das ›Reichsgericht‹ in Frankfurt] als Oberhof der Ortsgerichte betrifft, so hatten – zufolge der Gerichtsordnungen der Landgemeinden – die Schöffen ihrer Gerichte, wenn sie einen Handel gehört hatten, dessen sie sich nicht verständig hielten, die Parteien anzuweisen, daß sie ihren Handel durch den Gerichtsschreiber aufschreiben ließen, und mit dieser schriftlichen Darstellung der Streitsache hatten sich dann zwei der Schöffen an einem Samstag – nachdem sie vorher bei dem Bürgermeister zu Frankfurt Erkundigung eingezogen, wann die Schöffen des Frankfurter Reichsgerichts ihnen würden helfen können – nach Frankfurt zu verfügen und von den Frankfurter Schöffen Unterweisung einzuholen.«1113

Im Detail ergibt sich anhand der noch verfügbaren Ordnungen und gedruckt vorliegenden Informationen nachfolgendes Bild. Hierbei stehen zunächst die drei Orte Bonames, Dortelweil und Nieder-Erlenbach im Mittelpunkt der Betrachtungen, an denen Frankfurt bereits im 13. und 14. Jahrhundert hatte Rechte erwerben können. Die Mainstadt war 1367 durch Kauf an das fuldaische Lehen über Burg und Dinghof in Bonames gekommen.1114 An jenem Hof hatte Frankfurt aber of1112

Vgl. SCHMITT 1992 (wie Anm. 456), S. 106. SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 282. 1114 Bereits am 15. April 1367 hatten JOHANN FAUT ZU BONAMES und sein Bruder MERCKEL dem Abt von Fulda als Lehensherrn den Verkauf durch sie und ihre Geschwister angezeigt und um Belehnung der Stadt Frankfurt gebeten [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 120 ≙ ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 7, fol. 13r (Urk. 14) ≙ Regest bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 152], am 2. Mai 1367 dann auch Ritter HEINRICH FAUT VON BONAMES [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 121 ≙ ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 7, fol. 13r-v (Urk. 15) ≙ Druck bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 591 (ohne Quellenangabe) ≙ Regest bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 152]. Am 11. Juni 1367 öffneten Ritter JOHANN FAUT VON BONAMES und seine Ehefrau Bürgermeistern, Rat und Stadt Frankfurt Hof und Burg in Bonames [ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 7, fol. 12v–13r (Urk. 13) ≙ Druck bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 589 f. (ohne Quellenangabe)]. Am 30. August 1367 bekannten die Brüder JOHANN, HEINRICH und MERCKEL sogleich den Verkauf und die Bezahlung des Geldes [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 118 ≙ Druck bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 591 (ohne Quellenangabe)]. Vom 27. September 1367 datiert der Kaufbrief von den Geschwistern JOHANN, HEINRICH, MERCKEL und DEMUD über Burg, Hof und Zubehör [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 171 ≙ ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 7, fol. 13v–14r (Urk. 16) ≙ Druck bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 590 (ohne Quellenangabe) ≙ Regest 171 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 16]. Am 30. November 1367 belehnte Kaiser KARL IV. Frankfurt mit dem erkauften 1113

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fenbar keine alleinigen Rechte erworben, sodass 1441 die Dingleute in einem Weistum etwa klären mussten, in wessen Namen sie das dortige Gericht hegten.1115 Auch am Dorf Bonames hatte der Rat offenbar Rechte erwerben können, denn bereits 1371 hatte er einen Galgen errichten und damit seine Hochgerichtsbarkeit sichtbar werden lassen.1116 Die Frage der Oberhofzugehörigkeit wurde 1417 erstmals belegbar thematisiert, denn in einem städtischen Kopialbuch wurde eine diesbezügliche Anfrage an das Bonameser Dorfgerichts festgehalten: »Item wurden die menner gefraget obe sie eins Urteils nit wise weren wo man daz von recht holn oder lernen sulle daz han sie etc.«1117 Leider kann aufgrund des Verlustes der Quelle nicht mehr nachvollzogen werden, ob und gegebenenfalls welche Weisung erging. Eine spätere Gerichtsordnung für Bonames hat sich leider im Original nicht erhalten, jedoch lassen sich die relevanten Bestimmungen einem Druck von 1862 entnehmen.1118 Diese Ordnung regelte unter anderem den Oberhofzug nach Frankfurt: Fischwasser zu Bonames in der Nidda [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 172 ≙ ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 7, fol 12v–13r (Urk. 12) ≙ Regest 172 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 17] und am 10. Februar 1368 bestätigte er den Frankfurter Besitz in Bonames [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 175 = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 181 ≙ Regest 175 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 17]. Eine Belehnung zweier Frankfurter Bürger für den Rat durch den Abt von Fulda lässt sich aber erst am 15. Juli 1374 nachweisen [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 197 ≙ ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 7, fol. 49r-v (Urk. 74) ≙ Druck bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 592 f. (ohne Quellenangabe) ≙ Regest 197 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 18; vom gleichen Tag datiert das Lehenrevers Frankfurts im StA Marburg, Urk.n 76, Stadt Frankfurt, Bonames 1374 Juli 15 ≙ ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 7, fol. 49v]. Vgl. ferner RÖMER-BÜCHNER 1862 (wie Anm. 724), S. 171 f. und SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 16 f. (beide m. w. Nachweisen); SCHLICHT, Bonames (1974), S. 44 f.; SCHNEIDMÜLLER 1982 (wie Anm. 589), S. 125–127. In der Folge vertrat der Rat seine Interessen über einen Burggraf genannten Amtmann, der zugleich für Dortelweil und zunächst ebenso für Nieder-Erlenbach zuständig war [ORTH 1985 (wie Anm. 47), S. 104 (m. w. Nachweisen); ZORN 1966 (wie Anm. 783), S. 46 f.]. Die Burg in Bonames konnte in den 1990er-Jahren archäologisch nachgewiesen werden [vgl. hierzu HAMPEL 1993 (wie Anm. 910), S. 25–29 und vor allem HAMPEL, Archäologie in Frankfurt (1997), S. 32–46]. 1115 Vgl. den Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 486 f. (nach Abschrift von JOHANNES NIKOLAUS KINDLINGER) ≙ Beilage VI bei RÖMER-BÜCHNER 1862 (wie Anm. 724), S. 219–222 (nach Abschrift in »Landamtl. Akten, D. 4 no. 3«; der Bestand des Landamtes ging fast zur Gänze im Zweiten Weltkrieg verloren). 1116 »1371. Zahlte man I. £. von einem Galgen zu machen zu Bonemese« [nach LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 593 (ohne Quellenangabe, aber vermutlich aus dem zerstörten Frankfurter Rechenbuch von 1371)]. 1117 Nach Beilage Vb bei RÖMER-BÜCHNER 1862 (wie Anm. 724), S. 219; das diesbezügliche Frankfurter Kopialbuch Ugb. B. 74, Lit. A ist ein Kriegsverlust. 1118 SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 282 bezog sich auf die zerstörte Frankfurter Archivalie Mgb. E 32, Nr. 12. RÖMER-BÜCHNER 1862 (wie Anm. 724), S. 228–232 ließ unter Hinweis auf dieselbe Archivalie eine undatierte Ordnung komplett abdrucken. Im ebenso verlorenen Kopialbuch Ugb. B 74, Lit. A be-

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»9) Item wan die Scheffen Ein Handel gehort haben den sie bedunckt des nit verstendig sien, [sonder holen mussen]1119 Sollen sie den parthien sagen iren Handel noch ein mal Inn die feder zu reden den soll der schreyber uffzeichnen, des belonung soll an Schultheiss und Scheffen steen darnach der Handel gross oder clein ist. 10) Doch sollen die Scheffen umb handel die gering und innen verstentlich sin nit lichtlich am oberhoff urteil holen. 11) Item soll man Urteil zu holen zweyen Scheffen geben zwey alt thornes und dan sechtzehen heller gepuren dem gerichtsschreiber zu frankfurt Clag und antwort zu lesen, Sollen geben yede parthie zum halben teil. 12) Item alssdann sollen die scheffen den parthien sagen das sie am Burgermeister zu frankfurt erlernen sollen wan die Scheffen zu frankfurt uff einen Samstag sitzen und Inen gehelffen konnen das den parthien der Uncost verhut werde und die scheffen nit umb sunst gangen, dan so vil und dick die scheffen geen soll Ire Belonung wie obstet gefallen.«1120

Diese Regelungen zeigen viele, für Frankfurt typische Merkmale des Oberhofzuges. Zu nennen ist hier ein ausgeprägtes Verfahren, bei dem die Parteien eine Niederschrift des Falles zu besorgen hatten, was vermutlich eine Rationalisierungsmaßnahme war. In diese Richtung weist auch die Bestimmung, dass die Schöffen mit kleineren Fällen nicht gleich zum Oberhof kommen sollten, was auf einen vorangegangenen Anstieg der Fallzahlen hindeutet, den die Frankfurter Schöffen offenbar wieder mindern wollten. Dass dies offenbar ein größeres und allgemeines Problem dieser Zeit war, belegt der Entwurf DR. ADAM SCHÖNWETTERS von 1500 zur späteren Reformation von 1509, der später in die endgültige Druckfassung nicht aufgenommenen Regelungen zum Oberhofverfahren enthält und deutlich dieses Problem thematisiert: »Von frembden hendeln So uff Sambstage pfleg(en) zu komen Dwyl aber nu(n) Zur Zyt In schrift(en) viel hendl here komen damit Schultheis und Scheff(en), Advocat(en) und gelert(en) bruchen und Iren Radt In schrifften geben müssen Setzen und ordnen Wir, das dieselben von den großen hendeln Zwolff schilling von den mitteln Sechs schilling und von den cleynen dry schilling, doch uff ermessung der Scheff(en), geben soll(en) unnd sol solich gelt In eyn buchse geworffe, unnd zu yedr fronenfast(ene) uff gethan,

fand sich eine weitere Abschrift der Ordnung, die Zusätze enthielt, welche RÖMER-BÜCHNER 1862 (wie Anm. 724), S. 232 f. ebenfalls mitteilte. 1119 Auslassung im Druck und Ergänzung nach der ansonsten gleichlautenden Ordnung für Dortelweil im StA Darmstadt, C 1 B, Nr. 94, fol. 4r ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 28, S. 3. 1120 Nach RÖMER-BÜCHNER 1862 (wie Anm. 724), S. 229.

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Unnd der halb teyl dem Advocat(en) unnd das andr halb teil halb den Scheff(en) ad convivum unnd der and(er) halben teil dem gerichtschriber gepuren und werden sollen«.1121

Für die Oberhofanfragen war in Frankfurt wiederum, was abermals sichtbar wird, der Samstag reserviert. Zudem wird in der Gerichtsordnung für Bonames sichtbar, dass die Schöffen für die Anfrage eine Gebühr von den Parteien bekamen. Die Ordnung für Bonames ist dem Druck nach undatiert gewesen. BENEDIKT RÖMER-BÜCHNER gab allerdings an, dass sie von 1548 stamme.1122 Er folgerte dies aus dem Umstand, dass sich die Einwohner von Bonames am 17. Januar 1548 mit der Bitte an den Rat Frankfurts gewandt hatten, als Ersatz für eine ältere verbrannte eine neue Ordnung zu erlassen.1123 Allerdings sprechen sowohl der Rechtssprachgebrauch der oben ersichtlichen Ordnung ebenso wie ein Fehlen römischrechtlicher Elemente, die etwa in der Frankfurter Schöffengerichtsordnung von 15481124 oder auch im Entwurf zur späteren Reformation von 1509 deutlich sichtbar sind, eher für ein Entstehen der Bonameser Ordnung im 15. Jahrhundert. Ein weiteres Indiz für diese zeitliche Einordnung ist, dass eine spätere Hand in der Abschrift im vernichteten Frankfurter Kopialbuch Ugb. B 74, Lit. A einen Zusatz hingefügt hatte: »Item der Rat ist uberkommen Nachdem die Scheffen zu Bonemese biss annhere alles das was Inen vonn gerichtswegen worden ist verdrunken unnd verzeret domit Ire arbeit versument unnd etwan mehe dan das gerichtsgelt ertragen hat verthann haben, das nun hinfure alles das gelt was dene Scheffen gepuret alsbalde so das gericht uffstehet under die Ihenen so das verdienet haben geteylet soll werden Unnd mag dan ein iglicher nach synem gefallen mit synem teyl hanndeln unnd thun one Inwas der andern unnd sunst allermänglichs.«1125

Dieser Nachtrag wiederum stimmt beinahe wörtlich mit dem letzten Abschnitt der datierten Gerichtsordnung für Dortelweil von 15551126 sowie einem Abschnitt der Nieder-Erlenbacher Ordnung von 15501127 überein. Dies wiederum lässt es wahrscheinlich erscheinen, dass sich in Frankfurt, unbeschadet des Brandes im 1121 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 18, fol. 68v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 94. Vgl. zudem ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 17, fol. 85v–86r. Auch spätere Konzepte enthalten diese Regelung [vgl. ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 19, fol. 40r und Nr. 20, fol. 57v]. 1122 RÖMER-BÜCHNER 1862 (wie Anm. 724), S. 207. 1123 Bitte im ISG Frankfurt, Bmb., 1547, fol. 132r–132v ≆ Druck bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 593 (modernisiert). 1124 Vgl. Anm. 1100. 1125 Nach RÖMER-BÜCHNER 1862 (wie Anm. 724), S. 233. 1126 Vgl. StA Darmstadt, C 1 B, Nr. 95, fol. 26v–27r = Beilage im UB. III bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 59. 1127 StA Darmstadt, E 13, Nr. 92, fol. 10r-v.

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Dorf, eine Gerichtsordnung der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts1128 für Bonames erhalten hatte, die später ergänzt und so zur Gerichtsordnung von 1548 wurde. Oberhoffälle sind für das 16. Jahrhundert zahlreich überliefert.1129 Festgehalten werden kann daher, dass der Rat Frankfurts im Falle Bonames ab dem 15. Jahrhundert die Anbindung an seinen Oberhof vollzog. Bemerkenswert ist hierbei, dass er schon seit 1367 über die Rechte am Dinghof und spätestens seit 1371 auch am Dorf verfügt hatte, was eine auffällige zeitliche Differenz offenbart. Dies steht aber im Einklang mit der bereits beschriebenen Oberhofentstehung, die zunächst von gewachsenen Oberhofbeziehungen weniger Gerichte zu Frankfurt ausging. Erst im 15. Jahrhundert stellte der Rat seinen Oberhof gezielt in den Dienst seiner politischen Interessen, wodurch die Gerichtsverfassung von Bonames in den Fokus seiner diesbezüglichen Bemühungen geraten war. Dortelweil stand möglicherweise bereits seit 1292 und damit sogar noch früher als Bonames in einem Näheverhältnis zu Frankfurt.1130 Am 30. November 1367 1128

Die genaue Entstehungszeit lässt sich nicht mehr eruieren, allerdings gibt es Hinweise, die vermutlich mit der hier interessierenden Ordnung zusammenhängen: Der Rat hatte Anfang Juni 1478 eine Ordnung für Bonames durch den Amtmann erstellen lassen: »It(em) mit dem amptma(n) zu bonemese reddn und ime gonne(n) die schaffordunge hienezulegen so ds es gehalde(n) werde« [ISG Frankfurt, Bmb., 1478, fol. 10r]. Ende Oktober wurde nochmals an die Fertigstellung erinnert: »It(em) die ordenu(n)ge zu Bonemese vallen ende« [a. a. O., Bmb., 1478, fol. 45v] und Mitte Januar 1479 kam der Rat dem Erlass der Ordnung nach: »It(em) der ordenu(n)ge wie ma(n) eß in Bonemese mit mancherley partey habe(n) sulle, nachkomen« [a. a. O., Bmb., 1478, fol. 61r]. 1482 wurde denen von Bonames gestattet, ein Gerichtsbuch zu führen: »It(em) den von Bonemese gonne(n) ey(n) ger(icht) Buche zuhabn« [a. a. O., Bmb., 1482, fol. 23v]. Ende Januar 1501 war eine Ordnung nochmals Gegenstand: »Die ordenug zu Bonemese wie die begriffen ist ine die also untzeichet gebn doch etlich menner vor hore(n)« [a. a. O., Bmb., 1501, fol. 98r]. 1129 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 121 f. nannte 23 Fälle zw. 1505 und 1568, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 94 f. 36 Fälle zw. 1510 und 1579. Darüber hinaus hat sich eine Anfrage von 1508 erhalten im ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Bonames. 1130 Im Jahr 1612 überreichte ein Ausschuss Dortelweils dem Rat Frankfurts die deutsche Übersetzung einer angeblich von 1292 stammenden Urk. des Frankfurter Schultheißen VOLRAD, in der ein Näheverhältnis sichtbar wird [Abschrift im StA Darmstadt, C 1 B, Nr. 96, fol. 58r–59r (ehemals Teil von StadtA Frankfurt, Mgb. E 38, Tom. IV) = Druck bei SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 9 f. (m. w. Hinweisen); eine weitere Kopie der Urk. in Mgb. E 38, Tom. V ist mit dem gesamten Band ein Kriegsverlust]. Allerdings ist nach SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 10 f. sehr unsicher, ob 1292 eine Urk. diesen Inhalts ausgestellt worden ist. Der erste sichere Hinweis auf ein Näheverhältnis zwischen Dortelweil und Frankfurt stammt erst aus einem Vergleich über Streitpunkte zu Pfahlbürgern zwischen den Herren von Falkenstein, denen von Hanau und denen von Eppstein sowie den Reichsstädten Frankfurt, Friedberg und Gelnhausen vom 21. Dezember 1346: »Auch sint zu genomen. die von Soltzhach. und die von Durkilwil, die stent den von .. frankenford an virantwurtene alse die, sie bis here virantwurtet han« [ISG Frankfurt, RS-Urk.n, Nr. 24 = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 806 = Eintrag 710 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 699 ≙ Regest 364 bei FOLTZ 1904 (wie Anm. 214), S. 158 f. ≙ Regest 434 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 209; hierauf verwies auch ORTH 1985 (wie Anm. 47), S. 103, Fn. 27].

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bestätigte schließlich Kaiser KARL IV. das Recht Frankfurts, Schultheiß und Schöffen zu bestimmen,1131 was den Einfluss des Rates auf die örtliche Gerichtsbarkeit in Dortelweil manifestiert. Ortsherren waren im 15. Jahrhundert aber vermutlich die Herren von Vilbel, denn am 31. August 1401 vergab König RUPRECHT das »dorff zu dorckelweile mit siner zugehorunge« an BERTRAM VON VILBEL.1132 Der erste Hinweis auf einen Oberhofzug nach Frankfurt findet sich erst deutlich später in einem Bürgermeisterbucheintrag vom 31. Mai 1485: »It(em) die p(ar)tien zu durckelwile und die scheff(en) daselbs uff ey(n) samßtag fur die scheff(en) besch(eiden)«.1133 Dies deutet abermals darauf hin, dass die Oberhofzüge der Ratsdörfer erst im 15. Jahrhundert die Aufmerksamkeit des Rates in Frankfurt auf sich zogen, selbst wenn er schon längere Zeit gerichtsherrliche Rechte innegehabt hatte. Bereits PHILIPP FRIEDRICH SCHULIN erwähnte zu der schon behandelten Ordnung für Bonames gleichförmige Dortelweiler Gerichtsordnungen des 15. und 16. Jahrhunderts.1134 Da die auf Dortelweil bezogenen Archivalien des Frankfurter Stadtarchivs zum Teil noch im 19. Jahrhundert an das Staatsarchiv in Darmstadt abgegeben worden waren und dort die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs überdauert haben, lässt sich hier im Hinblick auf die GerichtsordStA Darmstadt, A 3, Nr. 74/1–2 ≙ StA Darmstadt, C 1 B, Nr. 96, fol. 56r-v (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 173, fol. 1r-v (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 1, fol. 83v–84r (Urk. 152) ≙ ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 6, fol. 11r (Urk. 11) ≙ Urk. XII bei FICHARD 1812 (wie Anm. 1050), S. 107 f. (ohne Quellenangabe) ≙ Regest 4571 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 373. 1132 HStA München, Oberster Lehenhof, Nr. 1a, fol. 34r ≙ Regest 1575 bei OBERNDORFF 1912 (wie Anm. 915), S. 107; vgl. zu dem Lehenregister die Ausführungen von MORAW, Kanzlei und Kanzleipersonal König Ruprechts (1969), S. 441–445. SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 11 meinte zwar, dass hier nur der Vilbeler Hof in Dortelweil gemeint gewesen sei. Da ausdrücklich aber vom Dorf die Rede ist, war der Rat Frankfurts in Dortelweil vermutlich lediglich Gerichtsherr, Dorfherr aber die Herren von Vilbel. 1133 ISG Frankfurt, Bmb., 1485, fol. 8r = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 167, Fn. 51. In dieser Zeit befasste sich der Rat Frankfurts offenbar intensiv mit der Gerichtsverfassung, denn auch das Gerichtsbuch Dortelweils von 1483 mit Besitzangaben verweist auf dem Titelblatt auf die Errichtung mit Zutun des Rates: »Uff das die dinge, die da geschehen, nit beflickt werden mit vergesse, so sal man das gedechtnuß sterken und werig machen mit schrifftenn. Darumb ist diss gerichtis buch des dorffs zu Dorckelwil mit zuthun der Ersamen und wijsen burgermeinster und rad der stadt Franckefordt gemacht und angehaben am Montag nehst nach unnserer lieben Frauwen tag als sie zu hymmel fure anno Domini Viertzhehenhundert und driiundachtzigisten jare« [ISG Frankfurt, Holzhausen Urk.n II, Nr. 368]. 1134 SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 282 unter Bezugnahme auf StadtA Frankfurt, Mgb. E 38, Tom. IV [heute: StA Darmstadt, E 13, Nr. 80]. Darin befindet sich nur noch eine »Ordenŭge des gerichts zŭ Dorkelweyll« [a. a. O., fol. 10r–15v]. Im Zuge der Neuordnung des Bestandes im StA kamen aber offenbar weitere Ordnungen aus diesem Band in andere Bestände, wie auch die Lücken in der modernen Folierung vor und hinter dem undatierten Entwurf zeigen, wobei die im StA Darmstadt, C 1 B, Nr. 94 und 95 zu findenden Ordnungen, deren Zählung mit den sichtbaren Lücken im StA Darmstadt, E 13, Nr. 80 harmoniert, ursprünglich Teil des Bandes Mgb. E 38, Tom. IV waren. 1131

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nungen im Gegensatz zu den meisten anderen Ratsdörfern noch ein primärquellenbasierter Befund ermitteln. Hiernach lassen sich mehrere Zeitschichten isolieren. Eine erste undatierte Gerichtsordnung für Dortelweil dürfte dem sprachlichen Befund nach der Mitte des 15. Jahrhunderts zuzuordnen sein.1135 Diese Ordnung wiederum stimmt, abgesehen von Ortsnennung und örtlichen Spezifika wie dem Tag der Gerichtshegung, größtenteils wörtlich mit der ebenfalls undatierten Ordnung für Bonames1136 überein, wobei die Regelungen zum Oberhofverfahren sogar vollkommen identisch sind.1137 Die Ordnung für Dortelweil enthält zu Beginn jedoch einen deutlichen Verweis darauf, dass der Rat sie erlassen hatte, der im Abdruck der Ordnung für Bonames1138 aber fehlt: »Diese nachgeschrieb(en) Ordenungh haben der Radt zu francknfurth dem Nachbarn zu Dorckelwyl geb(en) doch So lang dem Radt eben Ist dan der Radt will Ime her Inn vorbehalten haben disse Ordenü(n)ge zu mynde(r)n zu meren oder gantz abe zu thün wann unnd wilche zeith Ine gelufts one Intrag allermenlichs«.1139

Vgl. StA Darmstadt, C 1 B, Nr. 94, fol. 2r ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 28, S. 1 (Abschrift). MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 53, Fn. 5 sah in der Ordnung hingegen nur eine weitere Abschrift der Ordnung von 1555. Jedoch weist die Sprache klar in die zweite Hälfte des 15. Jh.s. In der heimatkundlichen Literatur wurde zudem eine Ordnung von 1463 erwähnt, wobei aber wegen fehlender Quellenangaben unklar bleibt, ob die hier untersuchte Gerichtsordnung gemeint ist, wenngleich die inhaltlichen Angaben darauf hindeuten [vgl. GIEGERICH, Bad Vilbel (1979), S. 35; GIEGERICH, Dortelweil im Blickfeld seiner Geschichte (1984), S. 33; MUTZ, Zur Geschichte Dortelweils (2001), S. 22 f.]. Einzig bei GIEGERICH, Bad Vilbel (1986), S. 249; 479, Fn. 35 wird ersichtlich, das er auf zwei verschiedene Ordnungen von 1463 und 1555 im ISG Frankfurt verwies. Nach Sichtung der Quellen ergibt sich aber folgende Überlieferungslage: Im StA Darmstadt, C 1 B, Nr. 94 findet sich eine undatierte Ordnung, die mit der abschriftlich aus dem 18. Jh. im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 28 (alt: Mgb. E 37, Nr. 18) überlieferten Ordnung übereinstimmt. Im StA Darmstadt, E 13, Nr. 80, fol. 10r–15v findet sich eine undatierte Abschrift des 16. Jh.s eben dieser Ordnung, die teilweise Ergänzungen enthält und möglicherweise zur Bearbeitung im Hinblick auf die Ordnung von 1555 diente. GIEGERICH 1986 (wie Anm. 1135), S. 249; 479, Fn. 34 verwies noch auf eine Ordnung von 1367, die er im Konv. XIII 4a, Fasz. 9 des StA.s Darmstadt aufgefunden haben will. Dieses Konvolut wiederum ist der alte Band Mgb. E 38, Tom. IV, der sich rekonstruieren [vgl. Anm. 1134] und in dem sich keine solche Ordnung finden ließ. Es steht zu vermuten, dass er eine der undatierten Ordnungen zeitlich viel zu früh einordnete. 1136 Vgl. mit dem Druck bei RÖMER-BÜCHNER 1862 (wie Anm. 724), S. 228–232. 1137 Die wörtlich mit dem Druck der Bonameser Ordnung bei RÖMER-BÜCHNER 1862 (wie Anm. 724), S. 229 übereinstimmenden Regelungen zum Oberhofzug in der entsprechenden Ordnung für Dortelweil finden sich im StA Darmstadt, C 1 B, Nr. 94, fol. 4r-v ≙ StA Darmstadt, E 13, Nr. 80, fol. 11v–12r (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 28, S. 3–4 (Abschrift)]. 1138 Vgl. RÖMER-BÜCHNER 1862 (wie Anm. 724), S. 228. 1139 StA Darmstadt, C 1 B, Nr. 94, fol. 2r ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 28, S. 1 (Abschrift). 1135

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Eine weitere Gerichtsordnung,1140 die ausweislich eines Vermerks am Ende der Ordnung 1555 durch Ratsbeschluss erlassen wurde (»Renovatum et Decretum in Consilio ultima februarii Anno 1555«)1141 und eine modifizierte Variante der undatierten Ordnung des 15. Jahrhunderts darstellt, enthält sprachlich anders gefasste, aber inhaltlich weitgehend gleichförmige Bestimmungen zum Oberhofverfahren: »Diese nachgeschriebene gerichtsordnung hat ain erbar rat zu Franckenfurt dem dorff Dorckelweil gegeben mit vorbehaltung dieselb zu mindern, zu meren, zum tail oder ganz abzuthun, wan und welche zeit inen geliebdt ane intrag allermenniglichs. […] Item wan die schöffen ain handel gehört haben do sie bedünckt, das sie des nit verstendig genug seyen, sondern inen underweisung zu holen not sey, sollen sie den partheien sagen solchen handel noch ainmal doch ordentlich und formlich (nichtgkait und vergeblichen costen zu verhütten) in die fedder zu reden, den soll der schreiber also uftzaichen, des belonung soll an schultes und schöffen stehen, darnach der handel gros oder clain ist. Doch sollen die schöffen umb handel gerin und inen verstentlich sein, nit leichtlich am oberhof urtel holen. Item soll man urtail zu holen zwayen schöffen geben zwen alt tornes, und dan sechtzehen heller gepuren dem gerichtschreiber zu Franckenfurt clag und antwurt zu lesen, sollen jede parthey zum halben tail geben. Item alsdan sollen die schöffen den partheien sagen, daß sie am burgermaister zu Franckenfurt erlernen sollen, wan die schöffen daselbst uf ain Sambstag sitzen und inen gehelffen konnen, das den parteyen der uncost verhütet werde und die schöffen nit umbsonst ghen, dan sovil und dick die schöffen, soll ire belonung wie obsteet gefallen«.1142

Oberhoffälle sind wiederum zahlreich für das 16. Jahrhundert überliefert.1143 Im Ergebnis zeigt sich ebenso für Dortelweil, dass der Rat erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts damit begann, die Gerichtsordnung und vor allem auch den Oberhofzug in seinem Sinne umzugestalten, obwohl er schon viel länger gerichtsherrliche Rechte im Dorf besaß. Ein weiteres Beispiel aus den Frankfurter Ratsdörfern bestätigt den Eindruck der Instrumentalisierung des Oberhofzuges zur Machtsicherung im 15. Jahrhundert. Die Mainstadt hatte bereits am 24. Juni 1376 von Kaiser KARL IV. das Recht StA Darmstadt, C 1 B, Nr. 95 ≆ Auszug als Beilage im UB. III bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 59 f. 1141 StA Darmstadt, C 1 B, Nr. 95, fol. 27r = Beilage im UB. III bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 60. 1142 StA Darmstadt, C 1 B, Nr. 95, fol. 19r; 20r-v = Beilage im UB. III bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 59 f. 1143 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 121 f. nannte 25 Fälle zw. 1512 und 1607, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 106 12 Fälle zw. 1515 und 1585 neben einer Appellationssache von 1518. 1140

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bestätigt bekommen, Schultheißen und Schöffen von Nieder-Erlenbach zu bestimmen, da dort bisher Unordnung geherrscht habe und nun jedermann dort Recht widerfahren solle.1144 Wiederum scheint der Rat Frankfurts aber erst im 15. Jahrhundert die Gerichtsbarkeit umgestaltet zu haben. Mehrere Gerichtsordnungen des 15. und 16. Jahrhunderts haben sich erhalten, weil sie ebenfalls noch im 19. Jahrhundert aus dem Stadtarchiv Frankfurt in das Staatsarchiv Darmstadt überführt worden waren.1145 Eine undatierte »Ordnenünge Des gerichts zu Niddernn Irlenpach« gehört der Schrift und Sprache nach in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts.1146 Diese weist von der Struktur her deutliche Ähnlichkeiten zu den bereits erwähnten undatierten Ordnungen für Bonames und Dortelweil des 15. Jahrhunderts auf, enthält jedoch keine wörtlich übereinstimmenden Regelungen. Die Bestimmungen zum Oberhofverfahren entsprechen sich inhaltlich aber weitgehend, wenngleich beispielsweise nur ein Turnose an die Schöffen zu zahlen sein sollte, zumal die Ausführungen weniger detailliert sind und das Verfahren nur erahnen lassen.1147 Eine weitere Ordnung, die in späterer Schrift mit »1513« und darunter »Nidernn Irlebach Gerichts Ordnung daselbst«1148 beschrieben worden ist, hat den Charakter eines Weistums und enthält, ohne jedwede Einleitung, sieben jeweils mit »Item« eingeleitete Rechtssätze, hauptsächlich Frevelbestimmungen.1149 Diese weisen, sowohl was Sprache als auch was die Schrift anbelangt, deutlich in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts, sodass der Hinweis auf das Jahr 1513 vielleicht den Zeitpunkt des erneuten Erlasses meint. Jedenfalls aber enthält diese Ordnung keine Regelungen zum Verfahren. Allerdings hat sich ferner eine 1144

Vgl. das entsprechende Privileg im StA Darmstadt, A 3, Nr. 251/3 = Druck bei SCHOTTDORF, Aus der Geschichte Nieder-Erlenbachs (1979), S. 19 (mit Faksimile) = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 185 ≙ Regest 173 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 19 ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 255 (Abschrift von 1467, Schrift stark verblasst) ≙ Druck bei SCHARFF, Die Strassen der Frankenfurt (1865), S. 212, Fn. 10 (Abdruck ohne Beglaubigungsvermerk) ≙ ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 1, fol. 47r-v (Urk. 97) ≙ ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 6, fol. 76v (Urk. 110) ≙ Regest bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 157. Dieses Recht ließ sich Frankfurt wiederum 1392 bestätigen, wobei in das Privileg aber neu aufgenommen wurde, dass Schultheißen und Schöffen aus dem Dorf selbst zu kommen hatten [StA Darmstadt, A 3, Nr. 251/4 = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 214 ≙ Regest 173 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 23 f.]. 1145 Im StA Darmstadt, E 13, Nr. 92 (alt: StadtA Frankfurt, Mgb. E 42, Nr. 15) findet sich ein loses Faszikel mit den Gerichtsordnungen. 1146 StA Darmstadt, E 13, Nr. 92, fol. 18r–21r. 1147 Vgl. StA Darmstadt, E 13, Nr. 92, fol. 18v–19r. 1148 StA Darmstadt, E 13, Nr. 92, fol. 3v. 1149 Vgl. StA Darmstadt, E 13, Nr. 92, fol. 2r–3r. Da die Schrift mit derjenigen der undatierten Ordnung des 15. Jh.s auf fol. 18r–21r übereinstimmt, waren die Regelungen auf fol. 2r–3r vielleicht Teil jener Ordnung, wenngleich das Blattformat etwas kleiner ist.

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weitere förmliche Gerichtsordnung für Nieder-Erlenbach erhalten, die wiederum wörtlich übereinstimmende Bestimmungen wie die Gerichtsordnung für Dortelweil von 1555 beinhaltet.1150 Wieder also gehörten standardisierte Gerichtsordnungen zum Instrumentarium des Rates. Ein erster Hinweis auf einen bestehenden Oberhofzug stammt aus dem Jahr 1478, denn am 26. November wurde im Bürgermeisterbuch vermerkt: »It(em) die Scheffe von Irlebach uff eine Samstag herinne fur die Scheff(en) zu bescheiden«.1151 Danach sind Oberhofanfragen zahlreich für das 16. Jahrhundert belegt.1152 Obwohl der Rat Frankfurts bereits seit dem 14. Jahrhundert gerichtsherrlichen Einfluss auf Bonames, Dortelweil und Nieder-Erlenbach hatte, vollzog er offenbar aber dennoch erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts den Anschluss an seinen Oberhof. Hierbei waren wiederum gleichförmige Gerichtsordnungen ein wichtiges Instrument des Rates. Dies ist ein Hinweis darauf, dass der Rat offenbar erst in dieser Zeit die Umgestaltung der Gerichtsverfassung und vor allem die Oberhofbindung als politisch wichtig auffasste. Ein Grund für die Blüte des Oberhofs in Frankfurt gerade in dieser Zeit dürfte damit auch in dieser Politik zu suchen sein, denn in den anderen Ratsdörfern verfuhr der Rat zur gleichen Zeit in ähnlicher Weise, wenngleich seine Rechte dort jünger waren. Zur Sprache kam dies bereits bei den zu Frankfurt gehörigen Dörfern Bornheim, Hausen und Oberrad in der ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg. Auch bei deren Gerichten forcierte der Rat, wie bereits die vorherigen Ausführungen gezeigt haben, intensiv eine Anbindung an seinen Oberhof in den 1440er- beziehungsweise 1470er-Jahren nach dem Erwerb der entsprechenden Rechte in den jeweiligen Dörfern. Hierfür wählte er wieder das Mittel der Gerichtsordnung. Aufgrund der Kriegsverluste lassen sich hierzu aber nur noch vage Feststellungen treffen. Für Bornheim hatten sich offenbar zwei Gerichtsordnungen, eine aus den 1480er-Jahren und eine von 1508, erhalten, die PHILIPP FRIEDRICH SCHULIN als gleichförmig zu den bereits unter-

1150

Vgl. StA Darmstadt, E 13, Nr. 92, fol. 4r–11r. Einzig einige zusätzliche Bestimmungen auf fol. 10v– 11r, die sich auf das Siegel beziehen, finden sich in der Ordnung für Dortelweil von 1555 nicht. Die Bestimmungen zum Oberhofverfahren finden sich auf fol. 6r. Die Ordnung als solche ist in der Schrift des 16. Jh.s ausgeführt, ebenso wie die auch räumlich abgesetzten Zusätze, die aber von der gleichen Hand stammen. Am Ende auf fol. 11r ist die Ordnung mit »Decretum in cosilio Dinstag x. Maii anno 1550« datiert. Ein Entwurf dieser Ordnung von 1550 findet sich auf fol. 12r–17v. Vgl. ferner die Ausführungen von SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 20 f. sowie SCHOTTDORF 1979 (wie Anm. 1144), S. 34 f., der allerdings in beiden Ordnungen Appellationszüge erkennen wollte. 1151 ISG Frankfurt, Bmb., 1478, fol. 51v. 1152 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 106 führte 12 Fälle zw. 1515 und 1585 an, THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 147 f. 20 zw. 1512 und 1607.

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suchten Ordnungen in Dortelweil und Bonames ansah.1153 Leider sind beide Ordnungen im Zweiten Weltkrieg untergegangen, ohne dass sich in der Literatur weitere inhaltliche Angaben hierzu finden ließen. Zu einer vernichteten Gerichtsordnung für Hausen des 16. Jahrhunderts ist nichts weiter bekannt,1154 aber für Oberrad erwähnte PHILIPP FRIEDRICH SCHULIN wiederum eine gleichförmige Ordnung, wenngleich eine Jahresangabe fehlt.1155 Über eine verlorene Oberräder Gerichtsordnung, ohne allerdings ein Jahr derselben oder auch eine konkrete Archivalie zu benennen, schrieb FRITZ SCHUCH 1935: »Hatten die Schöffen eines Ortsgerichts einen Handel gehört, dessen sie sich nicht verständig hielten, dann hatten sie die Parteien anzuhalten, daß sie ihren Handel durch den Gerichtsschreiber aufschreiben ließen. Mit dieser schriftlichen Darstellung hatten sich dann zwei der Schöffen an einem Samstag nach Frankfurt zu verfügen und vor den Frankfurter Schöffen Unterweisung einzuholen, schreibt die Oberrader Gerichtsordnung.«1156

Diese Ausführungen lassen sehr parallele Bestimmungen zu den bekannten Ordnungen für Bonames und Dortelweil vermuten, wenngleich unklar bleibt, ob er die Gerichtsordnung tatsächlich eingesehen hatte oder aber nur die allgemeinen Ausführungen von PHILIPP FRIEDRICH SCHULIN1157 paraphrasierte, denn die Formulierungen sind sehr ähnlich.1158 FRIEDRICH SCHARFF verwies auf eine Gerichtsordnung für die Nachbarn zu Oberrad, die um 1500 entstanden sein soll, ohne allerdings auf eine konkrete Archivalie zu verweisen, und führte hierzu aus: »So ein Rechtssatze geschiehet und die Scheffen dünket daß sie sich eines Handels darüber zu weißen nit verstehen, sondern das am Oberhof holen müssen, sollen sie den Partheien, ihren Handel in die Feder noch einmal zu verzehlen, sagen; soll der scheiber das ufzeichnen, dieselb

1153

SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 282. Diejenige mit der Sig. Mgb. E 35, Nr. 7 ist verloren. ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 393 (alt: Mgb. E 35, Nr. 8) ist zwar noch vorhanden, darin aber keine Gerichtsordnung. Nach SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 283, Fn. 2 stammte die Ordnung Mgb. E 35, Nr. 8 aus dem Jahr 1508 und wurde im ISG Frankfurt, Repertorien, Nr. 45, S. 743 als »Ordnung der nachgeburen zu Bornheim« bezeichnet. In Mgb. E 12, Nr. 5 befand sich nach ISG Frankfurt, Repertorien, Nr. 44, S. 384 ebenfalls eine »Bornheimer Gerichts-Ordnung, vom Rath zu Frankfurt den Nachgeburen zu Bornheim gegeben, mit Vorbehalt deren zu mindern und zu mehren im Jahr 148 [es folgt ein Freiraum], mit späteren Zusätzen«, die aber ebenso ein Kriegsverlust darstellt. 1154 Nach ISG Frankfurt, Repertorien, Nr. 45, S. 915 unter der Sig. Mgb. E 39, Nr. 13. 1155 SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 282 unter Bezug auf eine Ordnung im zerstörten Frankfurter Kopialbuch Mgb. E 47, Tom. II. 1156 SCHUCH, Die geschichtliche Entwicklung von Oberrad (1925), S. 16. 1157 Vgl. SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 282. 1158 SCHUCH 1925 (wie Anm. 1156), S. 25 nannte dann auch, PHILIPP FRIEDRICH SCHULINS Werk benutzt zu haben, gab aber ausdrücklich an, die diesbezüglichen Archivalien eingesehen zu haben, »soviel in der kurzen Zeit bearbeitet werden konnte.«

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schrift soll alsdann vor den Oberhof getragen werden. Doch sollen die Scheffen um Handel die gering und ihnen verständlich sind, nit leichtlich am Oberhof Urtheil holen. Soll man, Urtheil zu holen, geben zweien Scheffen jedem ein alten thornes, der Kläger einen und der Antworter einen: sechszehn Heller gebühren dem Gerichtsschreiber zu Frankfurt Clag und Antwort zu lesen. Alsdann sollen die Scheffen den Partheien sagen, daß sie erlernen sollen wann die scheffen zu Frankenfurt uf einem Samstag sitzen, daß die scheffen (von Oberrad) nit umsonst gehen, dann so viel und dick die scheffen gehen, so dick und viel sollen die bekommen gefälle wie obsteht. […] so einer „appellirt von ihrem Urtheil für die Scheffen zu Frankfurt“, so muss die Parthei, so appellirt hat, dem Schultheißen und iglichem Scheffen einen alten thornes geben.«1159

Diese Ausführungen zum Oberhofverfahren stimmen inhaltlich voll mit den entsprechenden Regelungen in den Gerichtsordnungen für Bonames und Dortelweil überein. Es finden sich meist sogar, bei Außerachtlassung der orthographischen Modernisierung, wörtliche beziehungsweise wenigstens deutlich an der Satzstruktur her erkennbare Übereinstimmungen, die vermutlich auf der nah am Originaltext orientierten Wiedergabe beruhen. Sprachlich und inhaltlich weisen die Regelungen in die Mitte des 15. Jahrhunderts, wobei es dann wahrscheinlich erscheint, dass der letzte Teil zu den Appellationen eine spätere Zutat ist, wenngleich FRIEDRICH SCHARFF dies nicht erwähnte. Das bereits klar erkennbare Bild lässt sich durch weitere Quellenbelege noch abrunden. 1435 hatte Frankfurt von den Herren von Eppstein die Pfandschaft1160 über Harheim und Kalbach erhalten.1161 Nach der Übernahme ließ der Rat 1435 sogleich ein Notariatsinstrument über die Rechte an den Dörfern Harheim und Kalbach bei Übernahme aufsetzen und eine Vereidigung auf Frankfurt vornehmen.1162 Kalbach war offenbar bereits 1469 an den Frankfurter Oberhof angebunden worden, jedenfalls versuchte ein Einwohner des Ortes gegen eine Entscheidung des dortigen Dorfgerichts sich an Schöffen und Schultheiß in Frankfurt »als ann deselben gerichts gepurlichen oberhoff« zu beru-

1159

Nach SCHARFF 1868 (wie Anm. 1051), S. 133. Rechtstechnisch ein Kauf auf Wiederkauf. 1161 Brief von Bürgermeistern und Rat Frankfurts im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 570 sowie den Revers EBERHARDS VON EPPSTEIN vom 30. April 1435 im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 569, fol. 2r–4r (Abschrift). Ferner haben sich Briefe von ihm an Harheim und Kalbach mit der Bekanntgabe des Wiederkaufs an Frankfurt vom 26. Mai 1435 erhalten [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 587/1–2]. 1477 erhöhte PHILIPP VON EPPSTEIN die Pfandsumme nochmals [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 569, fol. 13v–14v]. 1162 ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 571 ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 569, fol. 6r–10v (Abschrift). Hieraus geht hervor, dass ein Hofgericht in Harheim im Namen der Herren von Eppstein gehegt wurde. 1160

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fen.1163 Eine undatierte Gerichtsordnung1164 enthält umfangreiche Bestimmungen zum Oberhofzug: »Item So eynem ader eyner, ein eidt Zŭbehelligenn mitt ertheilt wurde, sym ader yre furgenomen angewednten sachen mit den helgen zu beweren, ader ein ader merer personen sich zum neyn erboidtenn etc. geboirt dem schultheissen von Ampts wegen, den personen due helgen zŭhalten. Denn eidt zubestadtenn unnd die eidtschwerende mit erinnerŭnge wie gewonheit und recht ist zubegrŭessenn ermanŭng zu thŭn Dieselben helgen zuholen gebort dem glocken(e)r deß belonŭng ist drey heller. Dem schult(heissen) die helgenn zuhaltenn unnd den eidt zu bestadtenn ist syn belonŭng ein tornis. Wann ader zu welcher Zyt dieselbenn ader andere ein iglicher eidt furganng adder mitt recht zugelaissen werden sollen, steht zu underwisŭng unserer herenn des fursichtigen wisenn Oberhoiffs zŭ franckenfort. Item So einer ader ein sich ubber eynn gewist urtheill berieffen unnd da von vor unsere herren denn ersamen obernhoiff Appellirtenn, weren darvonn, so ball die appellerŭng, ader beruff von yne gescheen etc. Dem schultheissenn und ydem Scheffen zu geben schuldig ein torniß achtzehenn heller Sum(m)a facit viii schillinge. Wann aber unnd wie auch zu welcher zyt, dieselbenn appellantes Die appellacion ader ire getanen berŭff also volnforenn, mit schultheis und scheffen fur gemelten obernhoiff unsere hernn erschynen sollen, steht auch zu underrichtŭnge gemelter unserer herenn und fursichtigen wi(sen) Raidt zu franckenfort.«1165

DAGMAR WENDLER gab zunächst an, dass diese Ordnung um 1435 entstanden sei,1166 später nannte sie dann unbestimmter die Mitte des 15. Jahrhunderts.1167 Allerdings scheint diese Datierung sehr zweifelhaft, da etwa die Bestimmungen zum Oberhofzug in terminologischer Ausgestaltung als Appellationszug in das 16. Jahrhundert weisen. Wahrscheinlich ist daher, dass sie kurz vor der Wiedereinlösung Harheims durch GOTTFRIED IX. VON EPPSTEIN im Jahr 15111168 im beginnenden 16. Jahrhundert entstand. Belegt sind Oberhoffälle aus den Jahren 1505, 1508 und 1510.1169 Dies dürfte ein Hinweis darauf sein, dass der Rat Frankfurts in Harheim gar erst im 16. Jahrhundert den Anschluss an seinen Oberhof vollzog. Im Jahr 1524 erließ dann EBERHARD IV. VON EPPSTEIN eine neue Gerichtsordnung für Harheim in Form eines Weistums, das aber interessanterweise 1163 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Kalbach ≆ Auszug bei ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 144 (ohne Quellenangabe). 1164 ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 564 = Eintrag 5 bei WENDLER (Hrsg.), Harheimer Rechtsregeln im späten Mittelalter (2001), S. 48–51; 53–56. 1165 ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 564, fol. 2v–3r = Druck bei WENDLER 2001 (wie Anm. 1164), S. 51; 53. 1166 WENDLER, Beiträge zur Harheimer Geschichte (1985), S. 48. 1167 Überschrift bei WENDLER 2001 (wie Anm. 1164), S. 58. 1168 Vgl. hierzu WENDLER 1985 (wie Anm. 1166), S. 52; WENDLER, Harheim (1985), S. 52. 1169 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 100. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 139 nannte darüber hinaus Fälle von 1505 und 1508.

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auf den Oberhofzug nicht eingeht.1170 Da die Herren von Eppstein Anfragen anderer ihrer Gerichte am Frankfurter Oberhof förderten,1171 ist dies möglicherweise ein Hinweis darauf, dass die Oberhofbeziehung Harheims unangetastet bleiben sollte. Bemerkenswert ist jedenfalls, dass die Ordnung für Harheim anders als die bekannten Ordnungen des 16. Jahrhunderts für Bonames oder Dortelweil keine Modifizierung einer Ordnung des 15. Jahhunderts zu sein scheint, da ansonsten die sprachlichen Übereinstimmungen größer wären. Vielmehr liegt offenbar eine Neuschöpfung vor. Instruktiv ist ferner das Vorgehen des Rates im Falle Rödelheims. Zwar ist keine Gerichtsordnung bekannt. Dessen ungeachtet hat sich jedoch ein Brief vom 3. Dezember 1524 an die Stadt Frankfurt erhalten, in dem sich die Gräfin ANNA VON SOLMS darüber beklagte, dass die Stadt trotz ihres nur geringen Anteils am Dorf weitgehende Rechte im Hinblick auf die Annahme von Appellationen und auch Unterweisungen geltend mache, obwohl sie selbst die Oberkeit innehätte.1172 Dies deutet darauf hin, dass der Rat zuvor, ähnlich wie in seinen anderen Ratsdörfern auch, wenngleich erst im 16. Jahrhundert, tätig geworden war. Allerdings verwundert dies zunächst, als die Rechtslage im Hinblick auf Rödelheim mehr als verworren und die Anrechte Frankfurts eher geringwertig waren. Grundsätzlich sind hier zwei Ebenen zu unterscheiden. Zum einen erwarb Frankfurt nachweisbar seit 1389 Anteile oder wenigstens Öffnungsrechte an der alten Burg in Rödelheim,1173 was sicher einem militärischen Interesse der Stadt entsprach. Andererseits war die Stadt auch um den Ankauf von Anteilen am Dorf Rödelheim und dessen Gericht bemüht. Am 13. Dezember 1440 gab König FRIEDRICH III. schließlich seine lehnsherrliche Zustimmung zum Verkauf eines solchen Anteils durch die Herren von Praunheim an die Stadt Frankfurt sowie FRANK DEN ÄLTEREN VON KRONBERG, die es fortan als Reichslehen tragen sollten.1174 Dieser

1170

Vgl. Eintrag 6 bei WENDLER 2001 (wie Anm. 1164), S. 64–69 (nach Vorlage im StadtA Königstein). Vgl. Anm. 1235. 1172 StA Darmstadt, B 9, Nr. 2581 (Abschrift) ≙ Regest 2596 bei BATTENBERG 1983 (wie Anm. 1106), S. 100. 1173 BUDENZ, Rödelheim (1979), S. 16; EULER, Dorf und Schloss Rödelheim (1859), S. 16–20 (m. w. Hinweisen und Urkundenanhang); Abdruck der entsprechenden Urk. bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 650. 1174 StA Darmstadt, B 9, Nr. 2558, fol. 19r (Abschrift des 15. Jh.s) ≙ Regest 1135 bei BATTENBERG, Solmser Urkunden, Bd. 1 (1981), S. 386. Bei EULER, Zwölf Urkunden (1865), S. 48 (Eintrag 9) findet sich der Abdruck der Genehmigung FRIEDRICHS III. nach der vernichteten Abschrift (ehemals StadtA Frankfurt, Mgb. E 24, Nr. 17); LUDWIG HEINRICH EULER gab zwar im Druck das Datum 13. Dezember 1443 (»An St. Lucientag 1443«) an, jedoch war die Abschrift nach dem Frankfurter Altrepertorium undatiert (»sine dato in Copia«) [ISG Frankfurt, Repertorien, Nr. 45, S. 167]. 1171

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Verkauf kam dann am 21. Mai 1443 zustande1175 und die entsprechende Belehnung wiederum geschah am 13. Dezember 1443 durch König FRIEDRICH III.1176 Am 9. Dezember 1463 belehnte dann Kaiser FRIEDRICH III. Graf CUNO VON SOLMS unter anderem mit dem zwischenzeitlich auf ihn gekommenen Kronberger Anteil am Dorf Rödelheim.1177 Im Jahr 1470 waren die Eigentumsverhältnisse an Dorf und Gericht Rödelheim dann derart verworren geworden, dass ein Frankfurter Stadtschreiber eigens eine Skizze in das Rödelheimer Kopialbuch einlegte, nach der zu diesem Zeitpunkt der Jungherr von Solms in Nachfolge der Erben von HARTMUT VON KRONBERG einen Halbteil besaß, das andere sich aufteilte in ein Viertel von Jungherr CUNO VON SOLMS, ein Achtel von HEILMANN VON PREUNGESHEIM, ein Sechzehntel von Jungherr CUNO und ein Sechzehntel des Frankfurter Rates.1178 Obwohl die Gerichtsherrschaft geteilt war und Frankfurt nur einen verhältnismäßig kleinen Anteil im Vergleich zu den Grafen von Solms

StA Darmstadt, B 9, Nr. 524 ≙ StA Darmstadt, B 9, Nr. 2558, fol. 18r-v (Abschrift des 15. Jh.s) ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 678, fol. 8r–9r (Abschrift des 15. Jh.s) ≙ Regest 1164 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 396 f. ≙ Regest 1174 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 400 (m. w. Nachweisen). Nach ORTH 1985 (wie Anm. 47), S. 109 unter Verweis auf Regest 1159 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 395 »mußte Frank [D. Ä. VON KRONBERG] der Stadt Frankfurt im Jahre 1442 die Hälfte des Dorfes […] einräumen.« Allerdings beruht dies auf einer Fehlinterpretation des Regests von FRIEDRICH BATTENBERG, denn König FRIEDRICH erteilte am 14. Oktober 1442 WENZEL VON CLEEN und seiner Frau lediglich seine lehensherrliche Zustimmung zum Verkauf ihres halben Anteils »des flecken der schalen oder kemenaden in dem sloss Rödelnheim«, also eines Anteils an einem Wohnbau, nicht am Dorf [StA Darmstadt, B 9, Nr. 519 ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 678, fol. 13r (Abschrift) ≙ Regest 1159 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 395 ≙ Regest 52 bei HEINIG 1986 (wie Anm. 727), S. 93]. 1176 StA Darmstadt, B 9, Nr. 1816 (Insert) ≙ StA Darmstadt, B 9, Nr. 528 (Insert) ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 678, fol. 10r (Abschrift des 15. Jh.s) ≙ Regest 1171 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 399 ≙ Regest 66 bei RÜBSAMEN 1993 (wie Anm. 619), S. 86 (m. w. Nachweisen) ≙ Regesten 1173, 1175 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 400 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 72 bei HEINIG 1986 (wie Anm. 727), S. 103 ≙ Regest 55 bei NEUMANN 1988 (wie Anm. 1094), S. 65 (m. w. Nachweisen). 1177 StA Darmstadt, B 9, Nr. 643 (Insert) ≙ Regesten 1490, 1722 bei BATTENBERG 1982 (wie Anm. 761), S. 76; 156 (m. w. Nachweisen). 1178 Nach der lose eingelegte Skizze auf einem kleinen Papierzettel im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 678, zw. fol. 15v und 16r. Hierauf rekurrierte vermutlich Euler 1859 (wie Anm. 1173), S. 15 unter allgemeinem Verweis auf das Kopialbuch Mgb. E 25, Nr. 15, der aber für 1471 lediglich ohne Verhältnisangabe Graf CUNO VON SOLMS, die Witwe von HARTMUT VON KRONBERG und Frankfurt als gemeinsame Gerichtsherren in Rödelheim aufführte. Auf jenen Papierzettel wurde bemerkenswerterweise 1567 in der Materialsammlung zur Vorbereitung eines Reichskammergerichtsprozesses explizit verwiesen [vgl. ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 689, fol. 10r]. Vgl. zur Besitzverteilung darüber hinaus die Hinweise im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 678, fol. 16v, 25r. 1175

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aufweisen konnte, verlangte die Stadt nachweisbar ab 14471179 den Schultheißen einen auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnittenen Eid ab: »Des rad schultis zu dorff Redelnheim sal in guten truwen globen und zun heiligen sweren Das gericht zu redelnheim zu hanthaben als von alder herkomen ist ungeverlich auch ein gleicher Richter zu sin Inwendig und ußwendig gericht und allermenlich sunderlich richten als sich geburt doch mit beheltinis dem rade und burgern zu franckenfurt irer friiheid rechten und herkomens und des rades und burgere zu franckfurt schaden zu warnen«.1180

1511 standen Dorf und Gericht Rödelheim dann nur noch den Grafen von Solms mit überwiegendem Anteil wie auch Frankfurt zu, sodass beide am 10. September gemeinsam die Huldigung abnahmen.1181 Trotz seines kleinen Anteils aber nahm der Rat Frankfurts offenbar das Recht in Anspruch, Appellationen und Rechtsunterweisungen an sein Schöffengericht zu leiten. Oberhofanfragen in Frankfurt sind zwischen 1512 und 1537 auch belegt,1182 was den Erfolg der Bemühungen des Rates zeigt. Dies provozierte wahrscheinlich in der Folge weitere Streitigkeiten und im Ergebnis endete der Einfluss Frankfurts in Rödelheim 1572 durch einen Vergleich.1183 1179 Im Bericht des Stadtadvokaten von 1569 wird diese Eidesleistung als Erste überhaupt genannt [vgl. ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 689, fol. 8r]. 1180 ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 678, fol. 10v. Die erste protokollierte Eidesleistung unter der Formel stammt von 1467, die letzte von 1542. 1181 ISG Frankfurt, Bmb., 1511, fol. 59v vom 11. September 1511 (eigens mit einer Hinweishand) ≙ Druck bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 660 (ohne Quellenangabe). 1182 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 152 nannte fünf Fälle zw. 1512 und 1537, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 109 zwei Fälle der Jahre 1520 und 1533. 1183 Ab 1568 kam es zu Streitigkeiten, in denen Frankfurt gegen die Vormünder des Grafen FRIEDRICH MAGNUS VON SOLMS wegen der Beeinträchtigung ihres Anteils am Dorf sowie der Öffnungsrechte an der Burg Rödelheim vor dem Reichskammergericht vorging [Reichskammergerichtsakte im StA Darmstadt, F 24 A Nr. 199/2 ≙ Regest 73 bei KORTE-BÖGER/RÖSNER-HAUSMANN, Reichskammergerichtsakten im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt und im Gräflich Solmischen Archiv in Laubach (1990), S. 43 f. sowie Parteiakten im StA Darmstadt, F 24 A Nr. 198/5]. Diese Klage hatte Frankfurt seit 1567 durch den Stadtsyndicus vorbereiten lassen [vgl. EULER 1859 (wie Anm. 1173), S. 15; 21 f. mit Verweis auf einen Bericht hierzu in Mgb. E 25, Nr. 25 (heute: ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 689)]. Dieser Bericht »Rödelnhaimische Rechtfertigung Zwischen ainen Erbarn Rath unnd den Graven zu Solms [¶] 1567« stellt eine umfangreiche Materialsammlung zu Dorf und Burg Rödelheim dar. Die Nachweise zu Berechtigungen des Rates am Dorf und Gericht finden sich auf fol. 8r–11v, danach aber u. a. auch Schreiben aus dem Prozess vor dem Reichskammergericht, etwa die Citatio mit dem Entwurf der Supplikation von 1568 und die artikulierte Klageschrift. Bereits am 31. Dezember 1569 schlossen die Parteien allerdings einen Vergleich ab, wonach die Stadt auf alle Ansprüche auf das neue wie auch das alte Schloss sowie auf das Dorf Rödelheim unter der Bedingung verzichtete, dass die Schlösser nicht befestigt werden durften, wofür die Vormünder der Grafen von Solms-Münzenberg ¾ des Dorfes Niederrad abtraten [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 409 (Insert) ≙ ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 415 (Insert) ≙ StA

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Das Vorgehen des Frankfurter Rates, selbst bei nur anteiligem Besitz am jeweiligen Dorf dennoch die Gerichtsherrschaft an sich zu ziehen und den Oberhofzug nach Frankfurt zu leiten, lässt sich noch bei anderen Dörfern nachweisen. So hatte der Rat Frankfurts die Pfandschaft1184 über Dorf und Gericht Niederursel zusammen mit FRANK DEM ÄLTEREN VON KRONBERG je zur Hälfte am 27. Oktober 1436 von HENNE VOGT VON URSEL erhalten.1185 Bereits am 28. Oktober Darmstadt, B 9, Nr. 1059 ≙ Regest 3271 bei BATTENBERG 1983 (wie Anm. 1106), S. 307]. Am 31. Januar 1572 wurde der Vergleich von Kaiser MAXIMILIAN II. bestätigt [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 415 ≙ Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 397–400. Vgl. ferner StA Darmstadt, B 9, Nr. 1848 ≙ Regest 3291 f. bei BATTENBERG 1983 (wie Anm. 1106), S. 313; StA Darmstadt, B 9, Nr. 3295 ≙ Regest 3295 bei BATTENBERG 1983 (wie Anm. 1106), S. 314]. 1184 Rechtstechnisch ein Kauf auf Wiederkauf. 1185 Er versprach zugleich, seinen Anteil an Mittelursel zu veräußern, beides aber unter der Bedingung, dass der Kaiser sowie die Grafen von Nassau ihre Zustimmung erteilten, von denen etliche der Güter zu Lehen herrührten [StA Damstadt, B 9, Nr. 463 ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 309, fol. 1r–3r (Abschrift eines Vidimus) ≙ Regest 1044 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 354 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 1507 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 392; StA Darmstadt, B 9, Nr. 448 ≙ Regest 1046 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 355 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 1203 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 327]. Kaiser SIGISMUND erteilte seine Zustimmung am 4. Januar 1437 [StA Darmstadt, B 9, Nr. 453 ≙ StA Darmstadt, B 9, Nr. 1944, fol. 1r (Abschrift des 15. Jh.s) ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 278 (Vidimus) ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 309, fol. 8r–10r (Abschrift eines Vidimus) ≙ Regest 1051 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 357 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 1513 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 393 ≙ Regest 11617 bei BÖHMER/ALTMANN 1900 (wie Anm. 617), S. 389] und Graf PHILIPP VON NASSAU UND SAARBRÜCKEN am 6. Februar 1437 [StA Darmstadt, B 9, Nr. 455 ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 307 (Transsumpt) ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 309, fol. 11r–12r (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 309, zw. fol. 33v–34r (Abschrift auf losem Blatt) ≙ Regest 1052 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 357 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 1514 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 393]. Anschließend wurde am 25. Juni 1437 ein Kaufbrief aufgesetzt [StA Darmstadt, B 9, Nr. 460 ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 306 (Transsumpt) ≙ Regest 1057 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 359 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 1517 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 393] und am 14. November 1438 verkauften schließlich die Gebrüder MARKOLF und EMMERICH RUDEL VON REIFENBERG der Stadt Frankfurt und FRANK D. Ä. VON KRONBERG je zur Hälfte ihren Anteil am Zehnten in Nieder- und Mittelursel [StA Darmstadt, B 9, Nr. 474 ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 308 (Transsumpt) = ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 309, fol. 12v–13v (Abschrift) ≙ Regest 1081 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 368 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 1531 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 396]. Vgl. auch die Darstellung bei GERNER, Werner von Ursel (1998), S. 79 f. wie auch SCHULIN 1895 (wie Anm. 673), S. 23–26, der allerdings nur auf eine heute verlorene Relation des Stadtsyndicus DR. ANTONIUS GLOCK des 17. Jh.s im StadtA Frankfurt, Mgb. E 44, Nr. 29 verwies]. König FRIEDRICH III. gab schließlich am 19. Juli 1442 seine lehnsherrliche Zustimmung [StA Darmstadt, B 9, Nr. 1944, fol. 1v–2r (Abschrift) ≙ Regest 1155 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 393 ≙ Regest 1608 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 411 f. ≙ Regest 37 bei RÜBSAMEN 1993 (wie Anm. 619), S. 69 f. (beide m. w. Nachweisen). Vgl. ferner knapp STAMM, Die Herrschaft Königstein (1952), S. 154 f.

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1436 ließen sich daraufhin die neuen Besitzer von den Einwohnern huldigen.1186 Eine Gerichtsordnung ist für Niederursel nicht bekannt, aber wiederum gibt es Hinweise darauf, dass der Rat auch das dortige Dorfgericht an seinen Oberhof binden wollte, denn am 21. Juli 1489 wurde die Frage der Oberhofzugehörigkeit offenbar zum Thema im Rat: »It(em) die von Niddern orsel h(er)inne bescheide und fragten des obere hoffs halb(en) wo d(er) sin solle«.1187 Aufgrund der notizartigen Kürze des Eintrags lassen sich nur Vermutungen zu den Umständen anstellen. Allerdings ist eine ähnliche Ausgangslage wie die bereits für Bornheim und Seckbach dargestellte, wo der Rat Frankfurts die Anbindung an seinen Oberhof in dieser Zeit vollzogen hatte und es anschließend zu Unsicherheiten und daraus resultierenden Anfragen aus den Gemeinden gekommen war, auch hier denkbar. Jedenfalls findet sich der erste Hinweis auf den Oberhofzug von Niederursel nach Frankfurt aus dem Jahr 1475. Der Erzbischof von Mainz erwähnte in einem Brief an Frankfurt aus diesem Jahr, dass »dasselbe gerichte [zu Niederursel] sich an uch Iren oberhoff beruffn hant«.1188 Die Anbindung könnte also in der Zeit erfolgt sein. Dies würde sich in die bereits dargestellte Politik des Rates dieser Jahre gut einpassen, der vor allem in dieser Hinsicht auf mitberechtigte andere Gerichtsherren in den Dörfern wenig Rücksicht nahm und so Unklarheiten provozierte. In der Folge dieser Anbindung könnte dann auch in Niederursel aufgrund der Berechtigung von FRANK DEM ÄLTEREN VON KRONBERG eine Unsicherheit im Hinblick auf den Oberhofzug entstanden sein. Jedenfalls legt der Eintrag im Bürgermeisterbuch nahe, dass die Urteiler von Niederursel in Frankfurt angefragt hatten und dann offenbar eine Antwort, als Bescheidung bezeichnet, auf ihre Frage erhalten hatten, wo ihr Oberhof sein solle. Selbst wenn dies explizit nicht mehr erwähnt wurde, kann es aber als selbstverständlich für den Rat Frankfurts angenommen werden, geantwortet zu haben, dass ihr Oberhofzug nach Frankfurt führen sollte. Oberhoffälle sind für das 16. Jahrhundert zahlreich belegt.1189 Auch in Schwanheim hatte der Rat keine alleinigen Rechte. Vielmehr hatte der Rat am 1. Januar 1439 zusammen mit dem Bürger JOHANN VON HOLZHAUSEN je zur Hälfte das 14181190 an den Frankfurter Stadtadvokaten und Prokuratoren HEINRICH WELDER auf Wiederkauf veräußerte Dorf samt Gericht und Vogtei in Schwanheim von GOTTFRIED VIII. VON EPPSTEIN eingelöst und erworben, wobei 1186

ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 309, fol. 14r-v. ISG Frankfurt, Bmb., 1489, fol 23v. 1188 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), ohne eigene Sig. 1189 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 148 nannte 16 Fälle zw. 1505 und 1589, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 106 f. 19 Fälle zw. 1519 und 1583. 1190 ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 749. 1187

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sich der Abt des Klosters St. Jakob bei Mainz aber das Recht des Wiederkaufs vorbehielt.1191 Frankfurt setzte sofort zur Sicherung seiner Rechte einen Untervogt, HENNE SCHRIMPE, ein, wobei jedoch der Amtmann von Goldstein mit der Beaufsichtigung im Besonderen betraut wurde.1192 Zwar hatte der Abt nach einigen Weistümern, die zwischen 1438 und 1453 aufgezeichnet wurden, unter anderem ein Besetzungsrecht für das Schultheißenamt,1193 war allerdings dennoch nur Grund-, nicht aber Ortsherr.1194 Im Jahr 1455 kaufte der Rat dann schließlich der

Kaufbrief im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 753 ≙ Regest bei SCHARFF 1868 (wie Anm. 1051), S. 106 f.]. Woher die eppsteinischen Rechte rührten, war für SCHARFF 1868 (wie Anm. 1051), S. 1110 noch unklar. Aus einem Brief GOTTFRIEDS VON EPPSTEIN vom 28. Dezember 1438 wird ersichtlich, dass er Dorf und Gericht Schwanheim als Lehen des St.-Jakobsklosters in Mainz trug [HStA Wiesbaden, Abt. 1098, I, Nr. 68, fol. 1r-v (Abschrift des 15. Jh.s) ≙ Regest 60 bei MENZEL, Regesten der in dem Archiv des Vereins für Nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung aufbewahrten Urkunden (1879), S. 172]; vgl. ebenso das Revers GOTTFRIEDS VON EPPSTEIN zum Verkauf vom 1. Januar 1439, in dem die Zustimmung des Abtes von St. Jakob als Lehensherr Erwähnung fand [HStA Wiesbaden, Abt. 1098, I, Nr. 68, fol. 1v–5r (Abschrift des 15. Jh.s) ≙ Regest 61 bei MENZEL 1879 (wie Anm. 1191), S. 172 f.]. Nach KOBELT, Chronik des Dorfes Schwanheim (1888), S. 4 wiederum waren die Äbte von St. Jakob bereits seit 1350 unbestrittene Oberherren Schwanheims gewesen. 1192 KOBELT 1888 (wie Anm. 1191), S. 8. 1193 Ein Notariatsinstrument von 1438 mit einem Weistum findet sich in einer Abschrift des 16. Jh.s im HStA Wiesbaden, Abt. 106, Quad. 10 (»Schwanheimer weißthumb Instrument de a(nn)o 1438«). Drei identische Notariatsinstrumente vom 8. Mai 1443 enthalten als Insert ein weiteres Weistum [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 756, 757 und 758]. Am 31. August 1453 schlossen dann Abt LUBERT des St.Jakobsklosters zu Mainz und der Frankfurter Rat unter Hinzuziehung der Schwanheimer Schöffen einen Vertrag über ihre beiderseitigen Rechte, der in Form eines Weistums erging [HStA Wiesbaden, Abt. 1098, I, Nr. 88, fol. 10r–14r = Eintrag 77 bei MENZEL 1879 (wie Anm. 1191), S. 178–184 ≆ Druck bei FICHARD, III. Weisthümer von Marken und Doͤ rfern (1828), S. 149–155 (unvollständig) ≆ Druck bei GRIMM 1840 (wie Anm. 1051), S. 521–525 (unvollständig) ≆ Druck bei KOBELT 1888 (wie Anm. 1191), S. 10–15 (unvollständig) ≙ Regest bei SCHARFF 1868 (wie Anm. 1051), S. 111 f.]. Nach SCHARFF 1868 (wie Anm. 1051), S. 123 befand sich eine weitere Abschrift im vernichteten Kopialbuch Mgb. E 22, Lit. S [vgl. ISG Frankfurt, Repertorien, Nr. 45, S. 55]. Eine weitere, heute nicht mehr vorhandene Abschrift gab es in Mgb. E 22, Lit. P [vgl. ISG Frankfurt, Repertorien, Nr. 45, S. 53]. Daneben befand sich eine weitere Abschrift in einer alten Handschrift mit Gewohnheiten und Rechten Niederrads im dortigen GemeindeA [nach EULER, Das Dorfrecht von Niederrad (1854), S. 212], die allerdings nach der Eingemeindung 1900 in das Frankfurter StadtA verbracht und dort mit den meisten anderen Archivalien der vor 1917 eingemeindeten Dörfer im Zweiten Weltkrieg vernichtet wurde. Im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 761 findet sich ein Brief des Abtes von St. Jakob, von Bürgermeistern und Rat Frankfurts sowie der Witwe JOHANN VON HOLZHAUSENS vom 31. August 1453, in dem sie ihren Streit beilegten und anschließend die Rechte des Abtes nach Weisung der Schöffen aufzählten; diese Aufzählung stellt eine Variante des Weistums von 1453 dar. 1194 SCHÄFER 2000 (wie Anm. 459), S. 386, Fn. 121. 1191

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Witwe des JOHANN VON HOLZHAUSEN ihren Anteil ab,1195 wobei dann am 25. Mai 1458 der Abt von St. Jakob nach langjährigem Streit mit Frankfurt seine Rechte am Dorf an das Erzstift und den Erzbischof in Mainz verkaufte.1196 Trotz dieser verworrenen Rechtslage wurde bereits kurz nach dem Kauf im Rat am 12. April 1442 offenbar die Anbindung an den Oberhof im Frankfurter Rat beschlossen: »It(em) mit dem apt zu sant Jacob und den sch(effen) zu Schwenh(eim) an den Ober hoff komen«.1197 Nachdem das Erzstift am 29. Januar 1499 durch Wiederkauf schließlich die Frankfurter Rechte über Dorf, Gericht und Vogtei an sich brachte,1198 verlor Frankfurt allerdings seinen Einfluss in Schwanheim wieder. Ein letztes Beispiel sei noch angeführt, um darauf hinzuweisen, dass der Rat Frankfurts sein Instrumentarium der Machtsicherung vermutlich sehr genau mit seinen politischen Zielsetzungen abwog und deshalb keinesfalls immer in der oben beschriebenen Art und Weise vorging. Zwar wurden für Petterweil Oberhoffälle des 16. Jahrhunderts beschrieben,1199 jedoch sind keine Gerichtsordnungen bekannt und wahrscheinlich nahm der Rat auch keinen Einfluss auf die Gerichtsbarkeit vor Ort. Dies wird vor allem damit zu erklären sein, dass Frankfurt an Petterweil vor allem aus strategischen und handelspolitischen Gründen Interesse hatte, da Petterweil an der wichtigen Heerstraße1200 lag.1201 Für diese Zielsetzungen war vermutlich eine gerichtliche Anbindung nicht das richtige Mittel, da Frank-

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SCHARFF 1868 (wie Anm. 1051), S. 109 f. mit Quellenauszug; die Urk. war wohl nur in dem verlorenen Frankfurter Kopialbuch Mgb. E 22, Lit. S enthalten, in dem sich zahlreiche Urkundenabschriften zu den Rechtsverhältnissen in Schwanheim befanden [vgl. die Auflistung des Inhalts im ISG Frankfurt, Repertorien, Nr. 45, S. 54–56]. 1196 Antworten vom 25. Mai 1458 von Dekan und Kapitel des Mainzer Stifts [HStA Wiesbaden, Abt. 1098, I, fol. 5v–6r ≙ Regest 81 bei MENZEL 1879 (wie Anm. 1191), S. 185] sowie von Abt und Konvent des St.-Jakobsklosters [HStA Wiesbaden, Abt. 1098, I, fol. 6v–7v ≙ Regest 82 bei MENZEL 1879 (wie Anm. 1191), S. 185]. Vgl. zudem Regest 2131 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 558 (nach Vorlage im isenburgischen Archiv zu Birstein). Vgl. ferner die Ausführungen von KOBELT 1888 (wie Anm. 1191), S. 23 f., Fn. * und die weiteren Quellenhinweise insbesondere zur Mainzer Überlieferung bei SCHÄFER 2000 (wie Anm. 459), S. 386, Fn. 121. 1197 ISG Frankfurt, Bmb., 1441, fol. 99v. 1198 ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 764 ≙ Regest bei SCHARFF 1868 (wie Anm. 1051), S. 125. Vgl. ferner die weiteren Quellenhinweise insbesondere zur Mainzer Überlieferung bei SCHÄFER 2000 (wie Anm. 459), S. 386, Fn. 122 und die knappen Ausführungen von WEDEKIND, Verschiedene Herren (1971), S. 31 f., WEDEKIND, Schwanheim im Laufe der Jh.e (1980), S. 47; 52 f. sowie die ausführlicheren von SCHARFF 1868 (wie Anm. 1051), S. 104–125. 1199 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 150 führte aber drei Oberhoffälle von 1505, 1508 und 1509 an, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 108 einen von 1568. 1200 Vgl. hierzu knapp UHLHORN 1927 (wie Anm. 41), S. 147 f. 1201 So WOLF 2001 (wie Anm. 58), S. 31.

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furt vor allem Einfluss auf die Befestigungsanlagen brauchte. Nachdem das Kloster Fulda 1390 das Dorf (Groß-)Petterweil an die Herren von Falkenstein verkauft hatte,1202 befestigten diese den Ort und errichteten wohl auch eine kleine Burg,1203 die sie 1394 Frankfurt öffneten.1204 Diese Öffnung wiederum entsprach der Zielsetzung Frankfurts. DIETER WOLF sah in dieser Öffnung zwar bereits eine Verpfändung des befestigten Dorfes an die Reichsstadt Frankfurt, das er mit dem in der Urkunde von 1394 geöffneten »sloß peterwiil« gleichsetzte.1205 Schon diese Gleichsetzung mit dem befestigten Dorf ist allerdings mit der Wortbedeutung von ›Schloss‹ unvereinbar, weil das Wort im Mittelalter gerade zur Abgrenzung der Burg von der dazugehörigen Siedlung verwendet wurde.1206 Jedenfalls aber entbehrt die Annahme einer Verpfändung aufgrund dieser Urkunde von 1394 bereits deshalb jeder Grundlage, da ausdrücklich von einer Öffnung die Rede ist.1207 Dennoch erlangte Frankfurt aber in der Folgezeit vermutlich anteilige Pfandrechte. Jedenfalls machte die Stadt Ansprüche auf die Pfandschaft über Petterweil in der Erbauseinandersetzung infolge des Aussterbens der Herren von Falkenstein im Jahr 1418 mit den Grafen von Sayn und denen von Ysenburg als Erben geltend,1208 wenngleich erfolglos.1209 Die Grafen von Sayn veräußerten schließlich 1458 ihren Anteil an Petterweil endgültig an FRANK DEN ÄLTEREN VON KRON-

StA Darmstadt, B 9, Nr. 182 ≙ Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Abt. 41, A, Nr. 1, S. 315 f. ≆ Auszug bei GRUNER/RESCH, Petterweil (1967), S. 21 (modernisiert) ≙ Regest 911a bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 243 ≙ Regest 531 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 183. 1203 So noch WOLF 1992 (wie Anm. 58), S. 63. 1204 ISG Frankfurt, Rachtungen, Nr. 342 = Druck mit Faksimile bei WOLF 2001 (wie Anm. 58), S. 32 f. ≙ ISG Frankfurt, Rachtungen, Nr. 343 (Abschrift) ≙ ISG Frankfurt, Rachtungen, Nr. 344 (Transsumpt) ≙ Regest bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 41. 1205 WOLF 2001 (wie Anm. 58), S. 32; 43 f.; 107; WOLF, Zum Bau der Petterweiler Burg (2004), S. 30, Fn. 5; 31 f.; zuvor wohl schon ZORN 1966 (wie Anm. 783), S. 116. 1206 GRIMM/GRIMM, Deutsches Wörterbuch, Bd. 9 (1899), Sp. 771. 1207 In dieser Zeit ließ sich Frankfurt aus strategischem Interesse an zahlreichen Burgen im Umland Öffnungsrechte einräumen [vgl. BUND 1994 (wie Anm. 150), S. 96–98; ORTH 1985 (wie Anm. 47), S. 105–110; 114 f.; SCHNEIDMÜLLER 1982 (wie Anm. 589), S. 130 f.], was jedoch deutlich von Verpfändungen als mitunter territorialpolitischer Maßnahmen zu unterscheiden ist. Ebenso schien SCHMIEDER, Die große Stadt und das kleine Dorf (2004), S. 149 Zweifel an der These der Verpfändung durch die Einräumung eines Öffnungsrechtes zu haben. 1208 Ob beide nachher zu gleichen Teilen Petterweil besaßen, wie WOLF 2001 (wie Anm. 58), S. 107 dies anzunehmen schien, geht aus den Urk.n nicht klar hervor. Allerdings spricht dagegen, dass beim Wiederkauf ausdrücklich von der Hälfte des Halbteils die Rede ist [wie Anm. 1212]. Vgl. zum Falkensteiner Erbanfall in Bezug auf Petterweil knapp DECKER, Zur Ysenburger Mitherrschaft in Petterweil (2001), S. 9 f. 1209 Vgl. SCHMIEDER 2004 (wie Anm. 1207), S. 148–150 m. w. Nachweisen. 1202

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BERG,1210

der in dieser Zeit im Umland Frankfurts ob seines großen Reichtums zahlreiche Rechte ankaufte, und nach dessen Tod 1461 fielen seine Rechte wiederum durch Heirat an Graf CUNO VON SOLMS.1211 Die Grafen von Ysenburg wiederum verpfändeten am 25. August 1446 ihr Viertel an Burg und Tal wiederkäuflich an die Reichsstadt Frankfurt.1212 Bereits kurz nach dem Kauf am 30. September 1446 verpflichtete der Rat DIELE VON RUMPENHEIM als städtischen Amtmann über Petterweil, der bemerkenswerterweise bereits 1443 als ysenburgischer Amtmann im Dorf nachweisbar ist.1213 Seit 1462 besetzte Frankfurt auch das Schultheißenamt.1214 Ungeachtet dieser Stärkung seiner Rechte durch zwischen1210 Erst am 14. Dezember 1422 löste ANNA VON SOLMS GRÄFIN VON SAYN die falkensteinische Pfandschaft über Dorf und Burg Petterweil ein [StA Darmstadt, B 9, Nr. 380 ≙ Regest 911 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 307 ≙ Regest 1176 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 323], um den hälftigen Anteil dann aber bereits am 27. Februar 1444 an FRANK D. Ä. VON KRONBERG zunächst wiederkäuflich [StA Darmstadt, B 9, Nr. 530 ≙ Regest 1178 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 401 ≙ Regest 1622 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 415] und am 29. September 1458 dann endgültig zu verkaufen [StA Darmstadt, B 9, Nr. 614 ≙ Regest 1397 bei BATTENBERG 1982 (wie Anm. 761), S. 46 ≙ Regest 1833 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 456]. Daraufhin erging am 29. September 1458 ein Befehl Graf GERHARDS ZU SAYN an die Einwohner von Petterweil, dem neuen Herren FRANK D. Ä. VON KRONBERG zu huldigen [StA Darmstadt, F 24 C, Nr. 331/1, eingelegter Zettel zw. fol. 3v und 4r (Entwurf)]. 1211 WOLF 2001 (wie Anm. 58), S. 107 f. 1212 Der eigentliche Kaufvertrag hat sich nicht erhalten, wohl aber das Revers Frankfurts über den Wiederkauf vom 29. September 1446 [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 775 ≆ Auszug im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 792, fol. 6r = Druck bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 661 ≙ Regest 2289 bei SCRIBA 1849 (wie Anm. 701), S. 178]. Hierbei geben eine Reihe von erhaltenen, undatierten Entwürfen des Wiederkaufvertrages mit noch erheblichen Streichungen und Veränderungen die wohl schwierigen Verhandlungen wieder [vgl. ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 789, fol. 2r–7r; Dörfer, Nr. 793, fol. 1r–5r; Dörfer, Nr. 795, fol. 1r–3v; Dörfer, Nr. 796, fol. 2r–4v (Fragment)]. Bemerkenswert ist der datierte Entwurf im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 794, fol. 2r–5v, der zwar noch erhebliche Ergänzungen und Streichungen am Ende aufweist, zugleich aber auch ein kleines Oblatensiegel trägt. Die Abschrift im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 792, fol. 1r–4v dürfte den letzten Stand der Verhandlungen repräsentieren, wenn nicht sogar die finale Fassung darstellen, da nur noch kleinere Ergänzungen und Streichungen vorgenommen wurden, die auch Korrekturen von Abschreibfehlern darstellen könnten. 1213 Dienstbrief im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 791. Die kurze Eidesformel des Amtsmanns findet sich im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 792, fol. 9r. Er nahm bereits am 28. August 1446 für den Rat die Huldigung in Burg und Tal entgegen, wobei ausdrücklich vermerkt wurde, dass er vormals ysenburgischer Amtmann gewesen war [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 792, fol. 5v]. Vgl. auch die, wenngleich unvollständigen Auflistungen der Amtleute bei HERZFELDT, Keller, Amtleute, Schultheißen und Verwalter in Petterweil (2004), S. 63 f. und WOLF 2001 (wie Anm. 58), S. 108 f. 1214 ISG Frankfurt, Bmb., 1462, fol. 93r: »Umb das schulth(eißen) Ampt Zu petterwile [¶] peter bane«. Die Eidesformel ist im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 792, fol. 9r überliefert, nach welcher der Schultheiß bemerkenswerterweise vor Gericht »nach des greve doselbs herkom(m)en recht und gewonheid« schwören

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zeitlichen Erwerb eines Teils der Pfandschaft auf Petterweil und der Einsetzung von Amtmann und Schultheiß, schien der Rat in der Folge die Gerichtsverfassung nicht anzugreifen. In den lückenlos ab 1436 überlieferten Bürgermeisterbüchern findet sich kein Hinweis auf eine direkte Einflussnahme des Rates. Dabei zeigte gerade das Beispiel Rödelheims, dass Frankfurt sich selbst von unsicheren Ansprüchen und geringwertigen Rechten nicht abhalten ließ. Frankfurt leitete zudem offenbar aus der Pfandschaft keine Gerichtsrechte ab, denn 1470 klagte der Kronberger Bürger GERLACH FULLE gegen die Gemeinde Petterweil vor dem Hofgericht Rottweil und erlangte die Acht über sie, wobei er gegenüber den Kronberger Stämmen erwähnte, dass er sich zunächst an den Gerichtsherren CUNO VON SOLMS gewandt hatte, um Recht zu erhalten.1215 Dies mag damit zusammenhängen, dass die Hochgerichtsbarkeit in Petterweil bereits am 8. Oktober 1397 an die Herren von Falkenstein verliehen worden1216 und in der Folge wahrscheinlich an die Erben übergegangen war. Zwar kann die Klage von 1470 letztlich kein Beweis für die tatsächlichen gerichtsherrlichen Verhältnisse in Petterweil sein. Allerdings gibt diese Fremdwahrnehmung doch einen deutlichen Hinweis darauf, dass sich Frankfurt vermutlich in Petterweil anders als in den anderen Ratsdörfern in der Umgestaltung der Gerichtsverfassung wenigstens nicht erkennbar nach außen engagierte und als Gerichtsherr gerierte. Dies deutet darauf hin, dass der Rat Frankfurts in Petterweil kein politisches Interesse daran hatte. Eine indirekte Oberhofbeziehung Petterweils nach Frankfurt wird aber dennoch erstmals 1473 in einem musste, wenngleich er mit der üblichen Formel dem Rat Treue zu versprechen hatte. Die erste darunter protokollierte Eidesleistung stammt vom 27. September 1462, wenngleich nicht vom oben erwähnten PETER BANE, sondern von JOHANNES WARKEZBOLD. Danach folgt noch eine weitere bekundete Eidesleistung vom 6. Juni 1480 von HENNE HORNAU. Vgl. ferner die Hinweise zu den Schultheißen bei WOLF 2001 (wie Anm. 58), S. 117. 1215 ISG Frankfurt, Hofgericht Rottweil, Nr. 139/2 vom 26. März 1470. Der Rat Frankfurts setzte sich für Petterweil ein und richtete am 22. März 1470 an die Ganerben von Kronberg die Bitte, mit GERLACH FULLE zu reden, damit dieser die Sache einstelle [ISG Frankfurt, Hofgericht Rottweil, Nr. 139/1 (Entwurf)]. Nochmals am 23. Mai 1472 wurde das Hofgericht in dieser Sache aktiv und stellte die Gemeinde Petterweil abermals unter Acht [ISG Frankfurt, Hofgericht Rottweil, Nr. 158]. Am 7. Juni 1472 wandte sich Petterweil abermals an Frankfurt und berief sich auf einen zuvor abgehaltenen gütlichen Tag in Frankfurt, wonach sie GERLACH FULLE nichts schuldig seien [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 780/1]. Wieder beschäftigte sich der Rat Frankfurts mit der Angelegenheit: »It(em) als die gemey(nde) zu petterwyle in die acht zu Rottweiil verkunt sin gegen clag fuln gerlachs, den von petterwyl zuve(r)kund und Ine schr(iben)« [ISG Frankfurt, Bmb., 1472, fol. 9v vom 11. Juni 1472 ≆ Druck bei WOLF 2001 (wie Anm. 58), S. 34 (fehlerhaft)]. 1216 StA Darmstadt, B 9, Nr. 209 (Insert) ≙ Regest bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 202; ein Faksimile findet sich bei GRUNER/RESCH 1967 (wie Anm. 1202), S. 51 (irrigerweise mit Jahresangabe 1352).

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bereits erwähnten Brief EBERHARDS II. VON EPPSTEIN an den Rat der Stadt Frankfurt sichtbar, wonach die Schöffen Petterweils nach Münzenberg zogen, von wo aus der Oberhofzug nach Frankfurt führte.1217 Frankfurt hatte seinen Anteil an der Pfandschaft über Petterweil bereits am 30. Mai 1484 durch Einlösung der Grafen von Ysenburg verloren.1218 Dennoch finden sich aus dem 16. Jahrhundert zahlreiche direkte Oberhofanfragen aus Petterweil beim Schöffengericht der Mainstadt.1219 Dies deutet wiederum darauf hin, dass diese Oberhofbeziehung auf Betreiben der örtlichen Gerichtsherren ohne ein vorangegangenes Engagement des Rates entstand. Zusammenfassend ergibt sich aus diesen Betrachtungen, dass der Rat Frankfurts ab der Mitte des 15. Jahrhunderts intensiv seinen Oberhof durch die Anbindung zahlreicher in seinem Einflussbereich liegender Dörfer stärkte, wobei die Gerichtsbeziehungen aber vermutlich ein gezieltes Mittel zum bewussten Ausbau des politischen Einflusses gewesen sein dürften. Dies war wiederum keine beispielslose Vorgehensweise, wie der Blick nach Nürnberg zeigt. Für den Rat der Stadt an der Pegnitz hatte eine Ausnutzung der Gerichtshoheit zur Festigung des Territoriums ebenfalls eine Rolle gespielt. Deutlich wird dies etwa daran, dass in Nürnberg ein signifikanter Teil der Oberhofanfragen auf Gerichte des Landgebietes entfällt.1220 Hierbei ging der Kleine Rat durchaus unterschiedlich vor, je nachdem, ob die Anfrage aus dem Landgebiet oder von außerhalb kam. Wohingegen er die Weisung für ein fremdes Gericht als Vorschlag erachtete, dessen Annahme im Ermessen des unterwiesenen Gerichts stand, sah er die Sprüche für Gerichte des Nürnberger Landgebietes als verbindlich an und gab nicht selten in Befehlsform weitere An-

1217

Wie Anm. 20. Obgleich WOLF 2001 (wie Anm. 58), S. 116 hierin allerdings Petterweil als Appellations- und Berufungsinstanz erblicken wollte, so gibt es aber bei Lichte betrachtet keinerlei Anzeichen für einen derartigen römischrechtlichen Instanzenzug in der Quelle. Vielmehr ist Petterweil als Zwischenhof anzusehen. 1218 ISG Frankfurt, Bmb., 1484, fol. 8v mit Hinweis auf die Einlösung der Pfandes »uff hude«. Am 4. Juni 1484 lösten Bürgermeister, Schöffen und Rat Frankfurts dann Bürgermeister, Amtmann, Schultheiß, Schöffen und Gemeinde Petterweils sowie den Pförtner der Burg von ihrem Eid [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 778 (Entwurf)]. Offenbar hatte die Einlösung einen beträchtlichen Vorlauf, vermutlich weil Frankfurt kein Interesse daran hatte. Jedenfalls ließ Graf LUDWIG VON YSENBURG bereits am 19. November 1476 Frankfurt in einem Brief wissen, dass er die Einlösung des Pfandes auf ein Viertel an Schloss und Tal Petterweil beabsichtige [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 801], am 26. November 1477 wurde dann aber die Pfandschaftssumme nochmals erhöht [Entwürfe eines Briefes im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 792, fol. 10ar-v sowie 11r–12r]. 1219 Wie Anm. 1199. 1220 Vgl. die statistische Auswertung der Ratsverlässe und Ratsbücher von WENISCH 1962 (wie Anm. 73), S. 454.

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ordnungen.1221 Auch auf die Besetzung der Gerichte nahm er mitunter Einfluss.1222 Im Jahr 1513 hatte er schließlich das Landpflegamt eingerichtet, um das Landgebiet planvoll zu organisieren.1223 Bemerkenswerterweise forcierte der Rat Frankfurts eine Oberhofbeziehung aber nicht nur bei Dörfern, in denen er alleiniger Gerichtsherr war, sondern wie die Beispiele der Dörfer in der ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg oder aber Niederursel, Rödelheim und Schwanheim zeigen, sogar dort, wo er seine Rechte mit anderen teilen musste. Diese expansive Politik war wahrscheinlich ein Grund für die Bedeutung des Frankfurter Oberhofs im 15. Jahrhundert. Dennoch etablierte der Rat im 16. Jahrhundert dann aber auch zusätzlich Appellationen1224 an sein Schöffengericht. Dies dürfte aufgrund des der Appellation immanenten Über-/Unterordnungsverhältnisses der Versuch einer weiteren Festigung seiner Machtstellung gewesen sein.

b. Bitten auswärtiger Gerichtsherren um regelmäßige Unterweisung ihrer Gerichte Wichtiger aber noch als die eigenen Bemühungen des Rates dürfte für die Bedeutung des Oberhofs gewesen sein, dass im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts bis in das 16. Jahrhundert hinein sogleich eine neue Phase der Entstehung von Oberhofverbindungen folgte. Diese unterscheidet sich von der ersten Phase gewachsener Oberhofbeziehungen und der Expansion im Einflussbereich des Rates grundlegend, weil sich nun im Zuge der Territorialisierung Gerichtsherren des Umlandes an den Frankfurter Rat mit der Bitte um Aufnahme einzelner Gerichte in den Oberhofverband richteten oder auch Gerichte selbst die Initiative ergriffen. Erstmals nachweisbar ist ein solches Ersuchen Anfang September 1464, als das Gericht von Homburg vor der Höhe um Aufnahme bat, der Rat Frankfurts jedoch vor-

1221

PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 125 f. So entsandte der Rat bspw. 1471 einen Ratsmann nach Feucht, um das Gericht zu besetzen [Druck des entsprechenden Ratsprotokolleintrags bei SCHIEBER 1995 (wie Anm. 342), S. 131 m. w. Hinweisen]. 1223 HIRSCHMANN, Das Landgebiet der ehemaligen Reichsstadt Nürnberg (1951), S. 4 f.; HOFMANN 1963 (wie Anm. 1111), S. 59–61; PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 34–45; SCHOLL 1958 (wie Anm. 1111), S. 15 f.; WÜLLNER 1970 (wie Anm. 1111), S. 23–25. 1224 Nach MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 91 lassen sich Appellationen an das Frankfurter Schöffengericht nur von unter Frankfurter Herrschaft stehenden Gerichten nachweisen. Im ISG Frankfurt, GRO, Nr. 51 ≙ Eintrag 717 bei HALBLEIB/WORGITZKI 2004 (wie Anm. 153), S. 112 findet sich der um 1490 entstandene undatierte Entwurf einer Verordnung von Bürgermeistern, Schöffen und Rat zu Klagen vor dem Reichsgericht in Frankfurt, worin Appellationen ausdrücklich thematisiert werden. 1222

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sichtig reagierte und das Einverständnis der Herren von Eppstein1225 und Burgmannen verlangte: »It(em) wolle(n) die von hoemb(ur)g ir ortel hie als yre(m) oberhofe holen mit verwilligu(n)ge und bestetigunge d(er) herre(n) und burgma(n) so will der Rad das den scheff(en) befelhen. Ist ds aber nit also ir meynu(n)ge, so will doch d(er) Rad zu iglicher zyt iren nach gelegenh(eit) und ungebund(en) sin«.1226

Erst 1466 scheint diese Bedingung dann erfüllt gewesen zu sein, sodass der Rat Unterweisungen am 3. Juni zustimmte: »It(em) den von hoemb(ur)g und(e)rwisunge der ortel tun als ande(rn) wann sie auch komen als ander ist zu gesaget«.1227 Im Jahr 1471 folgte die Anfrage PHILIP VON STOCKHEIMS für sein Gericht jenseits der Höhe1228, was der Rat zunächst aber ausschlug.1229 Zwei Jahre 1225

Stadtherren waren zunächst die Herren von Eppstein, seit 1487 dann der Grafen von Hanau und hierauf schließlich im 16. Jh. die Landgrafen von Hessen [LOTZ, Geschichte der Stadt Bad Homburg, Bd. 1 (1977), S. 79–84; 132–155 m. w. Nachweisen]. Dass Homburg allerdings Frankfurter Stadtrechte besaß, wie DÖLEMEYER, Das Homburger Schöffen(Gerichts)buch (2002), S. 6 und LOTZ 1977 (wie Anm. 1225), S. 158 f. dies lediglich aus dem Oberhofverhältnis schlossen, ist durch Quellen nicht zu erhärten. 1226 ISG Frankfurt, Bmb., 1464, fol. 28r ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 161, Fn. 9. 1227 ISG Frankfurt, Bmb., 1466, fol. 7r = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 160, Fn. 3. Homburg selbst war wiederum Zwischenhof [LOTZ 1977 (wie Anm. 1225), S. 114 m. w. Nachweisen] und sein Oberhofverhältnis zu Frankfurt wurde erst 1580 wieder gelöst: »Die Gericht belangennt [¶] Es stehen alle peinlichn und Bürgerliche Gericht der Statt und Amt Hombergk vor der Höhe Unserm gn(ädigen) f(ürsten) unnd Herrn, allein ohne Mittel zŭe, Unnd gehören ahn das Stattgericht, Gonzenheim unnd Oberstedten, ob aber wohl Coipfern unnd Seulbergk zwey eigenne Gericht seinn, haben sie doch ihren Oberhoiff zŭe Hombergk. Hombergk hat sein Oberhoiff bißanhero zŭe frankfŭrth gehabt, Statt jetzt bey Unßerm g(nädigen) f(ürsten) unnd Hern zŭlaßen« [StadtA Bad Homburg v. d. H., A 1,4, Nr. 26, S. 12 = Druck bei LOTZ 1977 (wie Anm. 1225), S. 113]. Die Gerichtsordnung von 1555 sah den Oberhofzug nach Frankfurt noch vor, wenngleich eine spätere Hand den Verweis auf den fürstlichen Hof in Langen anstelle von Frankfurt korrigierend vermerkte [StadtA Bad Homburg v. d. H., A 1,11, Nr. 96, fol. 234v ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 171; vgl. hierzu ferner LOTZ 1977 (wie Anm. 1225), S. 119 f.]. 1228 Mit ›Höhe‹ ist der Taunus gemeint. 1229 ISG Frankfurt, Bmb., 1471, fol. 35v = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 161, Fn. 10 vom 10. September 1471: »It(em) philipps von stockh(eim) von des oberhoff weg(en) gutlichen abeslag(en)«; Bmb., 1471, fol. 69r = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 161, Fn. 10 vom 14. Januar 1472: »It(em) der von stockhey(m) br(ief) von eins Oberhoff wegen eins ireß gericht(es) so ferre sie das gein ire voroberhoff(es) h(er)r(en) abetrag(en), das tun«; Bmb., 1471, fol. 86r vom 15. März 1472 = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 161, Fn. 10: »It(em) als Philips von Stockhem aber gebetten hat sins gerichtes halb hinsyt der Hohe, das soliche gerichte, wan ine not sy, ir ortele hier zu Frankfurt holen und gutlichen underwyset werden, mogen ime darinne willen werden bisz uff widderabesagen«.

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später ersuchten sogleich PHILIPP und HEINRICH GROSZLOCKE um Aufnahme von Messel,1230 1477 erbaten Dekan und Kapitel von St. Peter zu Mainz, deren Stift Bürger Frankfurts war,1231 um Aufnahme von Bürgel und Krotzenburg1232 wie auch ein Jahr später die Ganerben von Reifenberg für ein ungenanntes Gericht.1233 Im Jahr 1491 folgten dann die Herren von Königstein mit der Bitte für Schwalbach1234 und 1493 reihte sich GOTTFRIED IX. VON EPPSTEIN mit seiner Bitte um Aufnahme des Gerichtes von Kirdorf ein, das seinen Oberhof im Ort Homburg gehabt hätte, der nun aber verkauft worden sei.1235 Gemeint ist hier der Hierauf rekurrierte vermutlich JOHANN FRIEDRICH FAUST VON ASCHAFFENBURG in seinen Notabilien zur Frankfurter Geschichte am Beginn des 17. Jh.s: »1471 erkent philip v. stockheim Amptmann ihnenseits der Höhe die statt Frankfurt vor sein Oberhof« [ISG Frankfurt, Chroniken, Nr. 3, fol. 178r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 154]. 1230 ISG Frankfurt, Bmb., 1473, fol. 5r = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 160, Fn. 4 von Mitte Mai 1473: »It(em) als philipps Großlocke und Heinr(ich) sin brud(er) geschr(iben) und gebeten ha(n), die von messel in des rat(es) oberhoff zu nemen ine das zu schr(iben) so lange d(em) rade eben sii«. 1231 Zwei Mainzer Stifte, Mariengrede und St. Peter, besaßen Frankfurter Bürgerrecht [HANSERT 2014 (wie Anm. 166), S. 59]. 1232 Das Aufnahmegesuch vom 26. Mai 1477 findet sich in späterer Abschrift um 1480 im StA Darmstadt, C 1 A, Nr. 114, fol. 85v (Urk. 80) ≙ Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 588 f. (nach einer Abschrift FRANZ JOSEPH BODMANS): »uwerm Schultheißen und etlichen uwern Ratsfrunden gefertiget underwisung eyns orteyls an uns gelangt was tzubidden, und auch etliche anbre(n)gu(n)g zuthun betreffend erholu(n)g der orteyl an unsern dorffgerichten tzu Birgel und krotzenburg gehandelt werden«. Hierauf scheint sich ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 139 berufen zu haben, gab aber fälschlich 1577 an. Der Rat gab dem Begehren Anfang Juni 1477 unter der Bedingung jederzeitigen Widerrufs statt; ISG Frankfurt, Bmb., 1477, fol. 7v = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 160, Fn. 5: »It(em) alß dechan und capit(el) zu mentze z sant pet(er) geschr(iben) han Krotzenburg und Birgel ire ort(el) hie zuholen offzunemen, sie also offfnemen«. Zum Antwortschreiben des Rates ist heißt es in einem Kopialbuch von St. Peter noch: »doch so mag das capittel solichs abestellen tzu sinem wolgefallen und die geriechte iren oberhoff widder by dem capitel inmaiszen als vor oder an dern enden heißen holen, welch tzyt und wo dem capittel eben ist« [StA Darmstadt, C 1 A, Nr. 114, fol. 85v (Urk. 80) ≙ Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 589]. 1233 ISG Frankfurt, Bmb., 1477, fol. 69v von Anfang März 1478 = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 161, Fn. 11: »It(em) als die steme zu Riffemb(er)g geschr(iben) han von ey(m) irer halb(en) ger(ichte) und bitt(en) den zu raden ine wyderschr(iben) und den Oberhoff ruren durch den schulth(eiss) und scheff(en)«. 1234 ISG Frankfurt, Bmb., 1490, fol. 104r vom 5. April 1491 = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 160, Fn.65: »It(em) uff begere d(er) h(er)schafft von Konigstein den von Swalbach gonnen iren ob(er) hofe hir zu besuchen«. 1235 Das Aufnahmegesuch vom 5. Juni 1493 findet sich im ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2718 = Eintrag 27 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 25 f. = Druck bei LOTZ 1977 (wie Anm. 1225), S. 256 f. mit Faksimile auf Tafel XXX ≙ Regest 6717 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 305, das Beratungsergebnis des Rates vom 13. Juni 1493 im ISG Frankfurt, Bmb., 1493, fol. 14v = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 161, Fn. 7 = Faksimile bei LOTZ 1977 (wie Anm. 1225), S. 257: »Als docto(r)

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1487 erfolgte Verkauf Homburgs an die Grafen von Hanau.1236 Diese Gesuche endeten nicht im Spätmittelalter, denn vermutlich zu Beginn des 16. Jahrhunderts baten die Grafen von Nassau-Grävenwiesbach für Neuenweilnau im Hochtaunus in einem nur im undatierten Auszug bekannten Schreiben um Aufnahme1237 und die Grafen von Nassau baten am 27. Mai 1516 für Kettenbach um Unterweisungen.1238 Für beinahe alle diese Orte sind auch Oberhofanfragen überliefert.1239 Offenbar bot Frankfurt als Reichsstadt den aufstrebenden Territorialherren der Region genügend politische Sicherheit, ihnen bei der Konsolidierung ihres Territoriums nicht gefährlich zu werden und deshalb überkommene, mitunter an fremde Gerichte führende Oberhofverbindungen zu kappen. REGINA SCHÄFER bezeichnete diesen Befund in Bezug auf die Herren von Eppstein und deren Gerichte als ›fehlende Mediatisierungswirkung Frankfurts‹.1240 Daneben dürfte die Reputation des Frankfurter Schöffengerichts eine Rolle gespielt haben, scheint doch mitlüdwig anbrengt von unser(s) hern(n) von Epsteins wege(n) das dorff kirchdorff iren obe(r) hoffe hie zü besüchen gonnen(n) wo den scheffe(n) und d(em) gericht nit anhang entstee solichs zugeschee(n) bewilligen(n) so lange iß fuglich ist und dem ger(icht) ebe(n) ist«. 1236 MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 57. 1237 Gesuch und positive Antwort des Rates sind nur in einem undatierten Exzerpt von ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 138 bekannt. 1238 ISG Frankfurt, Bmb., 1516, fol. 12r ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 161, Fn. 8: »Als u(nsere) g(nedigen) h(eren) von Nassauwe bitten die von Kettenbach alhie iren obernhoff zu haben antzunemen inen solichß zu schreiben (sollen unsr Scheffen geretigt sin) so iren oberhoff alhie haben«. 1239 • Bürgel: Sechs Anfragen zw. 1505 und 1530 nach MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 96, eine von 1568 nach THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 144. • Homburg: 19 Anfragen zw. 1516 und 1578 nach MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 101, 11 nach THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 142 zw. 1508 und 1578; ein Urteil von 1516 findet sich im StadtA Bad Homburg v. d. H., A 1,11 (Gerichtsbuch 1516–1703, noch ohne eigene Nr.), fol. 2v = Druck bei DÖLEMEYER 2002 (wie Anm. 1225), S. 6. Anfragen von 1475 und 1479 ergeben sich aus ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Homburg/1–2. • Kettenbach: Eine Anfrage von 1523 nach MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 102, eine Appellation von 1535 nach THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 143. • Kirdorf: 18 Anfragen zw. 1493 und 1566 nach MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 102 f., 18 zw. 1505 und 1561 nach THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 143 (unter Kirchdorf). • Krotzenburg: Neun Anfragen zw. 1510 und 1568 nach MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 100; 104, Fälle von 1505 und 1510, ohne genaue Anzahl, nach THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 143 f. • Messel: Eine Anfrage von 1571 nach MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 105, vier Fälle nach 1505 und 1580 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 146 zw. 1512 und 1540. • Neuenweilnau: Eine Anfrage von 1564 nach MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 106. • Schwalbach: Elf Anfragen zw. 1509 und 1568 nach MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 110, 14 nach THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 153 zw. 1509 und 1568. • Stockheim: Zwei Anfragen von 1506 und 1511 nach MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 110, drei von 1511, 1535 und 1536 nach THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 154. 1240 Vgl. ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 160; SCHÄFER, Machtgleichgewicht und Freundschaft (2000), S. 217 f. Ähnlich in Bezug auf den Oberhof Wimpfen sind die Bemerkungen von SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 317.

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unter in den Bittgesuchen Kritik an den überkommenen, mehrgliedrigen und mitunter schwerfälligen alten Oberhofverbindungen durch. Frankfurt wiederum kam dies sicher nicht ungelegen, konnte es doch so weitere Bindungen in das Umland aufbauen. Andererseits scheint es hierdurch zu einem im Hinblick auf die Arbeitsbelastung der Frankfurter Schöffen nicht unproblematischen Anstieg der Oberhoffallzahlen gekommen zu sein, sodass etwa im bereits angesprochenen Entwurf DR. ADAM SCHÖNWETTERS aus dem Jahr 1500 zur späteren Reformation von 1509 erwogen wurde, die Gebühren zu erhöhen.1241 Die Quellen belegen aber auch die besondere Vorsicht des Rates. Er wollte bei der Aufnahme anderer Gerichte möglichen Konflikten weitgehend aus dem Weg gehen und war deshalb darauf bedacht, dass kein Streit mit dem Gerichtsherren des einzugliedernden Gerichts oder aber des alten Oberhofs entstand und forderte daher regelmäßig deren Einverständnis. Bemerkenswerterweise war die Aufnahme eines Gerichts Sache des Rates, jedenfalls wurden sie regelmäßig in den Bürgermeisterbüchern, also den Protokollen des Rates, festgehalten. Im Jahr 1464 wurde sogar protokolliert, dass der Rat den Schöffen die Aufnahme eines Gerichtes befehlen würde, sollten die Gerichtsherren zustimmen: »It(em) wolle(n) die von Hoemb(er)g ir ortel hie als yre(m) oberhofe holen mit verwilligu(n)ge und bestetigunge d(er) herre(n) und burgma(n) so will der Rad das den scheff(en) befelhen«1242 und 1473 fiel im Hinblick auf das Aufnahmegesuch für Messel der Begriff des »rates oberhoff«.1243 Eine Überordnung des gesamten Rates über die Schöffen und damit auch über den Oberhof scheint sich darin auf den ersten Blick zu manifestieren. In diesem Sinne beschrieb EBERHARD ISENMANN allgemein, dass mit dem Übergang des Schultheißenamtes an die Stadt vielerorts das Gericht zur ›Gerichtshalterei‹, zu einem Vorgang des Rates, geworden sei.1244 Da aber die Schöffen zugleich Teil des Gesamtrates waren, darf dieser Befund nicht überbewertet werden, wenngleich das Verb ›befehlen‹ in der oben wiedergegebenen Protokollierung durchaus aufhorchen lässt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass einerseits die Anstrengungen des Rates um die Anbindung von in seinem Einflussbereich stehenden Dörfern und andererseits sicherlich auch die Bittgesuche anderer Gerichtsherren wichtige Bausteine für die Entwicklung des Frankfurter Schöffengerichts zu einem bedeutenden Oberhof waren. Allerdings darf zugleich nicht verkannt werden, dass das Landge1241

Vgl. ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 18, fol. 68v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 94. ISG Frankfurt, Bmb., 1464, fol. 28r = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 161, Fn. 9. 1243 ISG Frankfurt, Bmb., 1473, fol. 5r = Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 160, Fn. 4. 1244 ISENMANN, Die deutsche Stadt im Mittelalter 1150–1550 (2012), S. 496 unter Verweis auf EBEL 1971 (wie Anm. 366), S. 328. 1242

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biet Frankfurts vergleichsweise bescheiden war und zugleich die Anzahl der überlieferten Bittgesuche insgesamt überschaubar bleibt. Gewiss ist aufgrund des Überlieferungszufalls davon auszugehen, dass nicht alle Bittschriften erhalten geblieben sind.

c. Einfluss der Stadtrechtsübertragungen auf den Oberhof Dennoch muss es noch weitere Faktoren gegeben haben, die für den Ausbau des Frankfurter Oberhofs Bedeutung hatten. Hierbei wird der Blick auf die Stadtrechtsbeziehungen gelenkt, hatten doch zahlreiche Städte Frankfurter Recht verliehen bekommen. Allerdings sind bei der folgenden Betrachtung des Einflusses von Stadtrechtsverleihungen größere Unsicherheiten unvermeidbar, die das Bild zwangsläufig verzerren können. Zum einen lässt sich aufgrund der im Zweiten Weltkrieg zerstörten spätmittelalterlichen Frankfurter Gerichtsbücher bei häufig fehlender Gegenüberlieferung nicht mehr gänzlich erfassen, welche Gerichte überhaupt in Frankfurt anfragten. Zum anderen sind aufgrund des Überlieferungszufalls sicherlich auch nicht alle mit Frankfurter Recht bewidmeten Städte bekannt.1245 Dennoch soll aber der Versuch unternommen werden, ein Bild zu zeichnen. Die Verleihungen Frankfurter Stadtrechts lassen sich in mehrere Phasen untergliedern, die bereits FRIEDRICH UHLHORN beschrieben hat.1246 In einem ersten Abschnitt bis zum Regierungsantritt LUDWIGS DES BAYERN im Jahr 1314 fallen die Stadtrechtsverleihungen an Camberg1247 (27. August 1281 für die Grafen von Diez),1248 Windecken (5. August 1288 für die Herren von Hanau),1249 1245

JOHANN CHRISTIAN THOMAS versuchte, dies zu umgehen, indem er auch Anfragen als Indiz für eine Bewidmung wertete und so auf bis zu 202 mit Frankfurter Recht und Freiheiten bewidmete Städte kam [vgl. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 119–162]. Dieser Zusammenhang kann aber kaum immer angenommen werden. Im Folgenden werden daher nur Bewidmungen berücksichtigt, die urkundlich sicher belegt sind, ausgehend von der beinahe alle bekannten Hinweise berücksichtigenden Auflistung bei UHLHORN/HEBEL, Zur Karte Stadtrechtsfamilien im hessischen Atlas (1960), S. 97–131 mit den Ergänzungen von UHLHORN/HEBEL, Berichtigungen und Ergänzungen (1961), S. 227 f. Die Angaben wurden im Folgenden um die von FRIEDRICH UHLHORN nicht mitgeteilten Archivquellenbelege erweitert. 1246 Vgl. UHLHORN 1955 (wie Anm. 60), S. 126 f. 1247 UHLHORN 1955 (wie Anm. 60), S. 126 nannte irrtümlich die Stadt Cransberg, bezog sich hierbei aber sichtlich auf die Bewidmung Cambergs von 1281. Ohne hierauf direkt zu verweisen, unterlag auch BUS, Verleihung und Bedeutung der Stadtrechte (1988), S. 48 diesem Irrtum. 1248 HStA Wiesbaden, Abt. 170, U 31 = Eintrag 424 bei BÖHMER 1967 (wie Anm. 847), S. 333 = Druck mit deutscher Übersetzung und Faksimile bei GENSICKE, Vom Mittelalter zur Neuzeit (1981), S. 37 ≆ Auszug in Eintrag 448 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 216 ≙ HStA Wiesbaden, Abt. 356,

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Külsheim1250 und Sobernheim1251 (jeweils am 23. Dezember 1292 für den Erzbischof von Mainz), Babenhausen (28. März 1295 für die Herren von Hanau),1252 U 1, fol. 1r (Abschrift des ausgehenden 16. Jh.s) ≙ Regest 1380 bei BÖHMER/REDLICH, Regesta Imperii VI, Abt. 1 (1898), S. 331; bestätigt am 29. Mai 1300 [HStA Wiesbaden, Abt. 170, U 57 = Eintrag 552 bei BÖHMER 1967 (wie Anm. 847), S. 403 ≙ HStA Wiesbaden, Abt. 356, U 1, fol. 1r (Abschrift des ausgehenden 16. Jh.s) ≙ Regest 291 bei BÖHMER 1844 (wie Anm. 571), S. 221] und am 18. Mai 1336 [HStA Wiesbaden, Abt. 170 , U 249 ≙ HStA Wiesbaden, Abt. 356, U 1, fol. 1v (Abschrift des ausgehenden 16. Jh.s) ≙ Regest 3376 bei BÖHMER, Additamentum tertium ad Regesta Imperii (1865), S. 367 ≙ Regest 348 bei WETZEL 2008 (wie Anm. 47), S. 169], aber am 27. Mai 1336 auf Intervention Graf GERLACHS VON NASSAU widerrufen [HStA Wiesbaden, Abt. 150, U 13a und U 13b ≙ Regest 3378 bei BÖHMER 1865 (wie Anm. 1248), S. 367 ≙ Regest 2068 bei SAUER 1897 (wie Anm. 701), S. 181], weil dieser seit dem 31. Oktober 1323 ein Privileg besaß, wonach Freiungen ihm und seinen Leuten nicht zum Nachteil gereichen sollten [HStA Wiesbaden, Abt. 131, U 3 = Eintrag 16 bei BECKER 1876 (wie Anm. 544), S. 105 f.]. Nach ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 168 war die Reichweite der Rücknahme aber beschränkt auf die Wirkung für Nassauer Hörige, sei ansonsten aber intakt geblieben. Dies kann aber kaum überzeugen, da er als Beleg MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 92; 102; 112 anführte, der Oberhoffälle der Orte, meist aus dem 16. Jh., nachwies. Abgesehen von der zeitlichen Lücke müssen Stadtrechtsverleihungen von Oberhofverbindungen getrennt beurteilt werden. Am 15. Juli 1365 gewährte Kaiser KARL IV. aber Graf GERHARD VON DIEZ die Befestigung des Dorfes Camberg und den jetzigen und künftigen Einwohnern alle Freiheiten und Rechte der Bürger Frankfurts [HStA Wiesbaden, Abt. 170, U 618 ≙ HStA Wiesbaden, Abt. 356, U 1 (Abschrift des ausgehenden 16. Jh.s), fol. 1v–2v ≙ Regest 6258 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 626]. Vgl. hierzu GENSICKE 1981 (wie Anm. 1248), S. 36 und LUTHMER, Die Bau- Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Wiesbaden, Bd. 3 (1907), S. 131. Laut der Limburger Chronik wurde der Ort 1356 oder 1357 von GERHARD ZU DIEZ zur Stadt erhoben, wobei er zuvor ein Dorf gewesen sei [Nr. 38 bei WYSS 1883 (wie Anm. 524), S. 44]. 1249 StA Marburg, Urk.n 64, Nr. 15 ≙ StA Marburg, K, Nr. 417, fol. 1r-v (Abschrift des 16. Jh.s) = Eintrag 666 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 476 f. = Druck mit deutscher Übersetzung bei HENß, Festschrift zur 650-Jahr-Feier der Stadt Windecken (1938), S. 9 f. ≆ Auszug in Eintrag 551 bei BÖHMER/ LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 266 ≙ deutsche Übersetzung mit Faksimile der Urk. bei BUS 1988 (wie Anm. 1247), S. 52 f. ≙ Regest 2183 bei BÖHMER/REDLICH 1898 (wie Anm. 1248), S. 474. 1250 StA Würzburg, Mainzer Urk.n, Nr. 3486 = Druck bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 290 f. ≙ Druck mit Faksimile und deutscher Übersetzung bei WEISS, Der Erwerb Külsheims durch Mainz (1992), S. 38–40 ≙ StA Würzburg, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts, Nr. 20, fol. 101v (Abschrift) ≆ Auszug in Eintrag 624 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 311 ≙ Regest 298 bei VOGT, Die Regesten der Erzbischöfe von Mainz von 1289–1396, Abt. 1,1 (1913), S. 52 ≙ Regest 153 bei SAMANEK 1948 (wie Anm. 571), S. 60. Die Urkundenüberlieferung im StadtA Külsheim (aufbewahrt im Archivverbund Main-Tauber beim StA Wertheim) reicht zwar bis in das beginnende 15. Jh. zurück, enthält aber keine Hinweise auf Oberhofbeziehungen. Auch haben sich keine spätmittelalterlichen Gerichtsbücher erhalten [vgl. WEISS, Das Stadtgericht (1992), S. 213]. 1251 StA Würzburg, Domkapitel Mainz, Urk.n, 1292 Dezember 23 ≙ StA Würzburg, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts, Nr. 20, fol. 102v (Abschrift) ≆ Auszug in Eintrag 625 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 311 ≆ Auszug bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 153 ≙ Regest 299 bei VOGT 1913 (wie Anm. 1250), S. 52 ≙ Regest 2106 bei GOERZ, Mittelrheinische Regesten, Teil 4 (1886), S. 470 ≙ Regest 154 bei SAMANEK 1948 (wie Anm. 571), S. 60; bestätigt am 9. Januar 1324 durch LUDWIG

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Weilburg an der Lahn (29. Dezember 1295 für Bürger und Burgmannen),1253 Stolzental (Soden) (am 6. Juli 1296 für den Abt von Fulda),1254 Hanau (2. Februar 1303 für die Herren von Hanau),1255 Münzenberg (13. Januar 1304 durch die Herren von Münzenberg),1256 Staden (4. Juli 1304 für die Herren von YsenburgLimburg),1257 Wertheim (12. November 1306 für die Grafen von Wertheim)1258 DEN BAYERN [LHA Koblenz, Best. 642, Urk.n, Nr. 1 ≙ Regest 673 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47),

S. 39 ≙ Regest 2500 bei VOGT 1913 (wie Anm. 1250), S. 492]. StA Darmstadt, A 1, Nr. 10/2 = Eintrag 750 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 546 ≆ Auszug in Eintrag 669 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 332 ≙ Regest 574 bei SAMANEK 1948 (wie Anm. 571), S. 192. Zur Gründung Babenhausens vgl. BOTT 1951 (wie Anm. 797), S. 53; 55. 1253 Wie Anm. 571. 1254 StA Marburg, Urk.n 75, Nr. 173 = Druck bei SCHANNAT 1724 (wie Anm. 581), S. 389 f. = Eintrag 846 bei DRONKE 1850 (wie Anm. 581), S. 421 f. ≆ Auszug in Eintrag 697 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 344 ≙ Regest 741 bei SAMANEK 1948 (wie Anm. 571), S. 255. Schon kurz darauf wurde der Name Stolzental nicht mehr verwendet, sondern Soden [HANNA, 700 Jahre Stadtrechte Bad Soden (1996), S. 36]. 1255 StA Marburg, Urk.n 64, Nr. 19 ≙ StA Marburg, Urk.n 64, Nr. 198 (Insert) ≙ Urk.n 59, Nr. 76 (Insert) = Eintrag 23 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 18 f. ≆ Auszug in Eintrag 817 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 411 ≙ Regest 421 bei BÖHMER 1844 (wie Anm. 571), S. 234; Druck mit Faksimile und Übersetzung bei ZIMMERMANN 1919 (wie Anm. 179) zw. S. 28 und 29. Zur Gründung Hanaus vgl. BOTT 1951 (wie Anm. 797), S. 55–59. 1256 Solms-Laubach‘sches Archiv zu Laubach, A LXI Originalia VII/81b = Eintrag 22 bei STEINER 1835 (wie Anm. 733), S. 414–416 ≆ Auszug in Eintrag 837 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 426 f. ≙ Regest 79 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 29 ≙ Regest 920 bei SCRIBA 1849 (wie Anm. 701), S. 72. 1257 Eintrag 11 bei SCRIBA, Beiträge zur Ortsgeschichte (1849), S. 131 ≆ Auszug in Eintrag 845 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 430 ≙ Regest 684 bei BÖHMER 1844 (wie Anm. 571), S. 414 ≙ Regest 936 bei SCRIBA 1849 (wie Anm. 701), S. 73; die Originalurkunde gilt als verschollen und das Datum wird meist falsch mit 2. Juli angegeben [nach LEIDECKER, Das Gericht Staden (2004), S. 38]. 1258 Am 12. November 1306 erhielt der Ort zunächst Frankfurter Recht [StadtA Wertheim, S-I, A 1) = Druck bei HAUG, Kaiser Heinrich II. bestätigt dem Bischof Heinrich von Würzburg den Markt in dem Orte Wertheim (1937), S. 91 = Eintrag I bei SCHRÖDER, Oberrheinische Stadtrechte, Abt. 1,1 (1895), S. 5 f. ≆ Auszug in Eintrag 881 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 455 ≆ Eintrag LIX bei ASCHBACH, Geschichte der Grafen von Wertheim, Teil 2 (1843), S. 64 (fehlerhaft) ≙ Regest 639 bei BÖHMER 1844 (wie Anm. 571), S. 395], dann aber am 7. Februar 1333 die Rechte und Gewohnheiten Gelnhausens [StA Wertheim, G-Rep. 8, Lade I–II, Nr. 6 = Eintrag V bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 1258), S. 11 f. ≆ Eintrag LXXVIII bei ASCHBACH 1843 (wie Anm. 1258), S. 88 f. (fehlerhaft) ≙ Regest 181 bei WETZEL, Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern, Heft 1 (1991), S. 78]. Warum diese zweite Stadtrechtsverleihung geschah, bleibt unklar. MADER, Entstehung und Entwicklung der Stadt Wertheim (1952), S. 121 f. und ELLWEIN/ZIMPEL, Wertheim I (1969), S. 31 wiesen aber richtigerweise darauf hin, dass dem Wortlaut nach nun neuentstandene Vorstädte außerhalb der Mauern einbezogen wurden, was die Stoßrichtung der neuerlichen Bewidmung offenbart, nicht aber, warum nun Gelnhausen Bezugspunkt wurde. Die erhaltenen spätmittelalterlichen Gerichtsbücher von 1454–1456, 1481– 1252

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und Königstein (27. Februar 1313 für die Herren von Falkenstein).1259 Aus dieser ersten Schicht wiederum lassen sich nur wenige Städte mit Oberhofbeziehungen nach Frankfurt nachweisen, wobei hier die noch eigens zu behandelnden hanauischen Städte zunächst außer Acht bleiben: Für Camberg sind zahlreiche Fälle zwischen 1439 und 1521 belegt.1260 Münzenberg wiederum fragte ausweislich einer Urkunde vom 4. Juli 1473 in Frankfurt an und nahm auch eine Zwischenhoffunktion war,1261 wobei für das 16. Jahrhundert dann weitere Anfragen bezeugt sind.1262 Schließlich sind ebenso für Weilburg1263 und Königstein1264 zahlreiche

1493 und 1494–1517 [vgl. StadtA Wertheim, Protokolle, Nr. 7–9] enthalten keine Hinweise auf Oberhofbeziehungen. Ebenso lässt die Stadtordnung von 1466 mit Regelungen zum Gerichtsverfahren den Oberhofzug unberücksichtigt [vgl. StadtA Wertheim, Einzelbücher, Nr. 2, fol. 1r–20v = Druck bei MONE, Stadtordnungen (1853), S. 147–164 = Eintrag XIII bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 1258), S. 28–40]. Allerdings hat sich eine Schiedsentscheidung zweier Frankfurter Schöffen vom 14. März 1457 zu einer bau- und nachbarrechtlichen Streitigkeit in Wertheim erhalten [StadtA Wertheim, S-I, M 1], was auf eine gewisse Nähebeziehung zwischen den beiden Städten hindeutet, wenngleich ausdrücklich die Auswahl der Schiedsleute durch die Parteien Erwähnung fand. Allgemein zu den mittelalterlichen Gerichten in der Stadt vgl. ZIMMERMANN, Obrigkeit, Bürgertum und Wirtschaftsformen im alten Wertheim (1975), S. 34–42. 1259 StA Würzburg, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts, Nr. 71, fol. 89v (alt: fol. 56v) = Druck als Anlage bei WAGNER, Das Jahr der Stadtrechtsverleihung an Königstein (1913/1914), S. 11 ≙ Regest 960 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 496 ≙ Regest 1501 bei SAUER 1897 (wie Anm. 701), S. 82. 1260 Nach MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 101 drei zw. etwa 1450 und 1521 für »Kainburg«, womit aber Camberg gemeint ist [ebenso MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 247, Fn. 641]. Weitere Anfragen von 1439, 1447, 1452 und 1457 finden sich im ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Camberg (jeweils ohne eigene Nr.), eine von 1448 im ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4358 ≙ Regest 4358 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 189 (dort allerdings fälschlich als »Fördernisbrief« bezeichnet). Nach schriftlicher Auskunft von ILONA MIEDL und PETRA MAURER befindet sich im StadtA Bad Camberg keine Überlieferung zu Oberhofanfragen. 1261 Wie Anm. 20. Vgl. zum Oberhof Münzenberg knapp WOLF, Zur Geschichte der Stadt Münzenberg (1995), S. 135 f. m. w. Nachweisen. 1262 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 147 nannte 14 Fälle zw. 1505 und 1575, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 105 vier zw. 1517 und 1575. 1263 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 112 nannte fünf zw. 1514 und 1522. Königstein wiederum bildete selbst einen Oberhof aus [vgl. STAMM 1952 (wie Anm. 1185), S. 120 m. w. Nachweisen]. 1264 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 143 nannte 15 zw. 1533 und 1579. Nach RENKHOFF/STRUCK, Königstein (1957), S. 295 bestand die Oberhofbeziehung seit 1440 (ohne Beleg); hierauf berief sich auch MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 257. Bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 103 finden sich 19 Anfragen zw. 1518 und 1579. Weitere Anhaltspunkte hierzu könnten sich aus den im HStA Wiesbaden verwahrten Königsteiner Gerichtsbüchern von 1437–1570 sowie 1539–1604 [nach SCHEIDT, Beitrag zur Geschichte des Gerichtswesens in Königstein (1957), S. 27] ergeben. Vgl. hierzu auch GEYER, Gericht und Verwaltung in der alten Grafschaft Königstein (1906), S. 275. Das Stadtgericht in Königstein war selbst Oberhof für die Gerichte umliegender Dörfer [SCHEIDT 1957 (wie Anm. 1264), S. 25].

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Fälle des 16. Jahrhunderts bekannt. Auffallend ist hierbei eine zeitliche Differenz zwischen Stadtrechtsverleihung und den bekannten Oberhofanfragen, die in allen Fällen nicht vor das 15. Jahrhundert zurückreichen und einen deutlichen Schwerpunkt im 16. Jahrhundert haben. Dabei ist die Überlieferungslage zu berücksichtigten. Weil die Frankfurter Gerichtsbücher heute nur noch ab dem beginnenden 16. Jahrhundert zugänglich sind und bei allen genannten Orten eine Gegenüberlieferung im Hinblick auf Oberhofanfragen nicht bekannt ist, kann der zeitlichen Abfolge keine große Aussagekraft beigemessen werden. Jedenfalls ist es hochgradig spekulativ, wenn beispielsweise HANS MÜLLER schrieb, dass die Oberhofverbindung des Ortsgerichts von Königstein wie auch desjenigen von Eppstein in das beginnende 14. Jahrhundert zurückreiche,1265 da sich diese Behauptung auf die vorhandenen Quellen nicht stützen lässt. Andererseits aber erscheint die These plausibel, dass die Oberhofverbindungen kein unmittelbarer Ausfluss der Stadtrechtsverleihung waren, sondern später jeweils einen Anknüpfungspunkt für die Urteiler bildeten. In diese Richtung weisend hatte schon HELMUT MERTZ betont, dass zu der Filiation als solcher ein weiteres Moment hinzukommen müsse, um eine Oberhofbeziehung zu begründen.1266 Hierfür spricht auch, dass die ersten Stadtrechtsverleihungen in eine Zeit fallen, in welcher der Oberhof in Frankfurt wahrscheinlich gerade erst im Entstehen war. Außerdem fragten in Frankfurt auch solche Gerichte von mit anderen Rechten bewidmeten Städte an, was bei einem regelhaften Zusammenhang von Bewidmung und Oberhofbeziehung kaum denkbar wäre. Zu nennen ist beispielsweise Oberursel, welches am 31. Mai 1444 zur Stadt erhoben und mit Hofheimer Privilegien, Rechten und Gewohnheiten begabt worden war,1267 aber sich dennoch in Frankfurt unterweisen ließ.1268 1265

MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 257. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 17. 1267 StA Würzburg, Erzstift Mainz, Urk.n Weltlicher Schrank, Lade 4, Nr. 5.1 ≆ Auszug mit Abb. bei BAEUMERTH, Oberursel am Taunus (1991), S. 31 f. ≙ Regest 1836 bei CHMEL, Regesta chronologicodiplomatica friderici iii. romanorum imperatoris (regis iv.) (1859), S. 186; zu weiteren Nachweisen vgl. BAEUMERTH 1991 (wie Anm. 1267), S. 320, Fn. 80. Hofheim wiederum hatte am 21. März 1352 einen Wochenmarkt und die Bürger alle Freiheiten und Rechte derjenigen Wetzlars erhalten [HStA Wiesbaden, Abt. 106, U 68 ≙ Regest 1473 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 117; ein Faksimile findet sich bei COLMAR, Das älteste Hofheimer Gerichtsbuch, Bd. 1 (1986), S. 131]. Das Hofheimer Gericht suchte sein Recht im 15. Jh. am Eltviller Oberhof, wie die im Hofheimer StadtA erhaltenen Gerichtsbücher ab 1425 zeigen [vgl. COLMAR 1986 (wie Anm. 1267), S. 13; COLMAR, Das älteste Hofheimer Gerichtsbuch, Bd. 2 (1988), S. 30–40; COLMAR, Das älteste Hofheimer Gerichtsbuch, Bd. 3 (1990), S. 13–15]; COLMAR/FIRLE, Das zweite Hofheimer Gerichtsbuch (2005), S. 24 nannte irrtümlich den Ingelheimer Oberhof. 1268 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 108 nannte zwei Fälle von 1554 und 1581, THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 149 zwei von 1576 und 1581. Hinzu kommt möglicherweise noch ein Fall von 1518 bei 1266

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Deutlich erkennbar ist aber eine räumliche Schwerpunktsetzung der bewidmeten Orte mit zusätzlicher Oberhofbeziehung nach Frankfurt. Dies lässt sich zum einen negativ in Bezug auf die mainzischen Orte feststellen, für die sich keine Oberhofanfragen in Frankfurt nachweisen lassen: Külsheim ließ sich ausweislich einer Miltenberger Ordnung aus der Mitte des 15. Jahrhunderts vor dem dortigen Stadtgericht sein Recht weisen.1269 In den mainzischen Stadtordnungen des beginnenden 16. Jahrhunderts wurde zudem der Rechtszug häufig nochmals eingeschränkt, wie etwa das Beispiel Seligenstadts schon zu Beginn zeigte.1270 Eine beinahe wortgleiche Bestimmung findet sich ebenfalls in der Stadtordnung für Külsheim von 1528.1271 Für das ebenfalls bis 1471 kurmainzische Sobernheim erwähnte DIETRICH ANDERNACHT zwar eine einzige Unterweisung Frankfurts aus dem Jahr 1415,1272 doch handelt es sich hierbei um keinen Oberhoffall, sondern um eine Privilegienanfrage aufgrund der Stadtrechtsverleihung.1273 Einzig ein bei

MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 111 sowie drei von 1509, 1554 und 1566 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 156 für »Ursel«, wobei aber auch Niederursel gemeint sein kann. Ein undatierter Brief der Schöffen von Oberursel aus dem 15. Jh. mit der Bitte um Nennung eines Tages zur Rechtsunterweisung findet sich im ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Oberursel. Das Ortsgericht war offenbar bereits im endenden 14. Jh. Oberhof, wie aus einer in Frankfurt anhängigen Klage wegen fehlerhafter Umsetzung einer Weisung für ein namentlich nicht genanntes Gericht hervorgeht [vgl. Eintrag 92 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 542 f. (1398)]. 1269 StA Würzburg, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts, Nr. 78, fol. 11v = Druck bei HEGEL, Die Chroniken der mittelrheinischen Städte. Mainz, Bd. 2 (1882), S. 234 = Druck als Art. 7 bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 337 f. SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 170 vermutete eine Zugehörigkeit zum Frankfurter Oberhof, was aber bereits MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 53, Fn. 73; 69 in Zweifel zog und stattdessen eine zum Miltenberger Oberhof annahm. Miltenberg selbst suchte ausweislich einer Ordnung des 15. Jh.s sein Recht in Aschaffenburg [Art. 7 im Druck bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 339]. Ein Miltenberger Gerichtsbuch von 1372–1375 [StA Würzburg, Historischer Verein Unterfranken und Aschaffenburg – Abt. 2, Ms. f. 46*] enthält keine Hinweise zu Oberhofverbindungen. Ein anderes von 1340 soll sich in der Habel’schen Slg. befunden haben [vgl. SCHNEIDERWIRTH/BAUCH 1888 (wie Anm. 188), S. 245], ist aber verschollen. Wohl aber findet sich in einem weiteren Gerichtsbuch von 1402–1417 ein Hinweis auf den Rechtszug nach Aschaffenburg: »Nach dem als die Scheffen daz urteil zu Aschaffenburg geholt han und von den Scheffen doselbst und(er)wyset syn« (26. März 1413) [Slg. Wilhelm Otto Keller, Miltenberg, Gerichtsbuch 1402–1417 (ohne Sig.), S. 286; Zwei einzelne Blätter hieraus befinden sich im Stadt- und StiftsA Aschaffenburg, Nachlass Winterhelt, Nr. 15 (darin ohne eigene Nr.)]. 1270 Wie Anm. 26. 1271 StA Würzburg, Mainzer Ingrossaturbücher, Nr. 58, fol. 233r–249r, hier 239v (Abschrift) = Druck bei WEISS, Ordenung der stat Kulßheim 1528 (1992), S. 104. 1272 ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 162 unter Verweis auf ISG Frankfurt, RS I, Nr. 1476 = Eintrag 2 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 1 f. 1273 Ebenso MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 110; MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 82.

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JOHANN CHRISTIAN THOMAS wiedergegebenes Exzerpt von 15381274 deutet zunächst auf einen Oberhofzug aus dem am 9. Januar 13241275 mit Frankfurter Recht bewidmeten mainzischen Oberlahnstein hin. Denkbar erscheint aber auch das am 23. August 13321276 bewidmete trierische Niederlahnstein. Höchstwahrscheinlich ist jedoch der eppsteinische, später dann stolbergische Ort Landstein an der Weil gemeint.1277 Der Grund für diesen Befund, dass offenbar die Gerichte mainzischer Orte den Oberhof in Frankfurt mieden, lässt sich nicht bloß mit dem Überlieferungszufall begründen. Wenigstens für das 16. Jahrhundert ist mit den Frankfurter Gerichtsprotokollen wieder eine aussagekräftige Quelle vorhanden, die aber zu mainzischen Gerichten ebenfalls schweigt. Ein weiteres Beispiel mag dies noch erhärten. Als 1505 das Erzstift Mainz durch Kauf an Rechte in Stadt und Amt Klingenberg gekommen war, bestimmte Kurfürst JAKOB VON LIEBENSTEIN, dass die Oberhofverbindung nach Frankfurt aufzugeben sei und verwies sie an den Oberhof in Miltenberg.1278 Vorgetragen wurde in der Literatur ein Zu1274

Vgl. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 144, der nur von »Lahnstein« sprach, aber zunächst auf die Bewidmung von 1324 für Oberlahnstein verwies, an anderer Stelle jedoch die spätere Geltung churtrierischen Landrechts anmerkte. Jedoch lassen sich für das 15. Jh. bloß gerichtliche Beziehungen nach Braubach, Niederlahnstein und Rhens nachweisen [MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 253]. 1275 Am 9. Januar 1324 bekam (Ober-)Lahnstein die Rechte und Freiheiten Frankfurts verliehen [StA Würzburg, Domkapitel Mainz, Urk.n, 1324 Januar 9 ≙ Eintrag CLVI bei GUDENUS 1751 (wie Anm. 914), S. 215 f. (ohne Quellengabe) ≙ Regest 672 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 39 ≙ Regest 235 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 187 ≙ Regest 1776 bei SAUER 1897 (wie Anm. 701), S. 130 ≙ Regest 2499 bei VOGT 1913 (wie Anm. 1250), S. 492. Vgl. ausführlich hierzu EILER, Die Stadtwerdung von Oberlahnstein (1985), S. 125–141. 1276 Am 23. August 1332 erhielt Niederlahnstein in einem Sammelprivileg Frankfurter Recht [Druck bei HONTHEIM, Historia trevirensis diplomatica et pragmatica, Bd. 2 (1750), S. 118–122 ≙ Regest 1489 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 92; vgl. hierzu umfassend SCHAUS, Die Stadtrechtsverleihungen im Sammelprivileg für das Erzstift Trier (1931), S. 8–18 passim]. Das Gericht in Niederlahnstein wiederum war selbst Oberhof und unterhielt auch eine Oberhofverbindung nach Trier, wie ein Weistum von 1493 belegt [MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 92 f. m. w. Nachweisen]. 1277 MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 253, der u. a. anführte, dass im Exzerpt von »Dreiberg« die Rede sei, womit Treiberg gemeint sei, das im Gerichtsbezirk von Landstein a. d. Weil lag. 1278 PfarrA St. Jakobus Miltenberg, Bücherei III, Aus der Stadtgeschichte von Miltenberg, Nr. 1, fol. 70r-v = Druck bei SCHRÖDER/KOEHNE, Oberrheinische Stadtrechte Abt. 1,4 (1898), S. 337, Fn. 1. Laut dem Druck stammt das Mandat vom 21. Dezember 1504. Jedoch wandte hiergegen bereits MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 73, Fn. 212 ein, dass der Vorgänger Erzbischof JAKOBS VON LIEBENSTEIN am 21. Dezember gestorben war. Eine Nachprüfung ergab »uff Sannt Thomas des heiligen Zwölffboten tag Anno xvto«, womit der 21. Dezember gesichert ist. Das darauffolgende Jahr wiederum ist nicht eindeutig lesbar, »quarto« aber auch »quinto« sind möglich. Da der Bischof aber kaum vor seiner Wahl bereits ein Mandat erlassen haben dürfte, ist 1505 wahrscheinlich. Zudem kam erst 1505 Klingenberg vollständig an das Erzstift Mainz durch Kauf des letzten Viertels [vgl. FEINEIS, Sozialgeschichtliche und soziologische Untersuchungen zu Klingenberg und Röllfeld (1990), S. 271; FEINEIS, Überblick über die Ge-

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sammenhang mit dem frühen Ausbau einer eigenen leistungsfähigen Gerichtsbarkeit durch die Erzbischöfe von Mainz, die einen Oberhofzug nach Frankfurt entbehrlich gemacht habe.1279 Auffällig ist aber, dass in Ingelheim durchaus Mainzer Ortsgerichte anfragten.1280 Möglich erscheinen besondere Konfliktlagen der Mainzer Erzbischöfe mit der Mainstadt, wobei allerdings das nun zu betrachtende Beispiel der Herren beziehungsweise Grafen von Hanau zeigt, dass die Oberhofbeziehungen durchaus von bestehenden Konflikten unterschieden und hiervon ein Stück weit unabhängig gesehen wurden. Vermutlich liegt der Schlüssel zum Verständnis allerdings in besonderen persönlichen Beziehungen, die vermutlich gerade auch auf die Oberhofbeziehungen Einfluss hatten.1281 Für Ingelheimer adelige Schöffen lassen sich hervorragende Beziehungen zu Kurmainz nachweisen,1282 aus denen heraus eine Oberhofbeziehung mainzischer Gerichte entstanden sein könnte. In der Herrschaft beziehungsweise ab 1429 Grafschaft Hanau1283 waren die Städte Babenhausen, Hanau und Windecken in der ersten Phase mit Frankfurter Recht bewidmet worden. Da der Oberhof in Frankfurt am Ende des 13. beziehungsweise zu Beginn des 14. Jahrhunderts gerade erst im Entstehen war, dürfte es sehr unwahrscheinlich sein, dass die Bewidmungen mit dem Ziel erfolgten, direkt eine Oberhofbeziehung zu bewirken. Die Ausgangslage ist zudem sehr komplex, denn keinesfalls alle hanauischen Orte wurden mit Frankfurter Recht bewidmet. Neben Hanau, Babenhausen und Windecken ist auch Steinau an der Straße früh bewidmet worden, allerdings bekam der Ort am 4. Juli 1290 die Freiheiten Gelnschichte der Herrschaft Klingenberg (1992), S. 171–173; MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 73, Fn. 212]. Eine danach durchgeführte Neuorganisation der Gerichtsbarkeit ist plausibel. Wie die meisten anderen kurmainzischen Orte erhielt auch Klingenberg 1527 eine neue Stadtordnung. Jedoch enthält aber die Abschrift der Ordnung im StA Würzburg, Mainzer Ingrossaturbücher, Nr. 58, fol. 85r–104r nicht die bspw. aus der Ordnung für Seligenstadt bekannte einschränkende Regelung zum Oberhofverfahren, sondern nur auf fol. 93r-v ein Verbot der Appellation vom Landgericht Klingenberg nach Ostheim bei Anordnung des Zuges an das Hofgericht. Vermutlich entsprach der Oberhofzug an das mainzische Miltenberg sogar den territorialpolitischen Interessen. Allerdings teilte DAHL, Geschichte und Topographie der alten Herrschaft Klingenberg (1823), S. 100–103 nach einer Abschrift FRANZ JOSEPH BODMANNS eine Fassung der Ordnung auszugsweise mit, welche die bekannte Regelung zum Oberhofverfahren enthält. 1279 Vgl. ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 162 f. sowie ausführlich MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 67–89. 1280 Vgl. die Auflistung bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XLV f. 1281 So bereits die These von SCHMIEDER 2004 (wie Anm. 1207), S. 145. 1282 Vgl. GEIßLER 2011 (wie Anm. 998), S. 15. 1283 Die Erhebung in den Grafenstand erfolgte am 11. Dezember 1429 [vgl. StA Marburg, Urk.n 58, Nr. 696].

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hausens verliehen.1284 Am 18. August 1351 waren die Bewidmungen Hanaus, Babenhausens und Windeckens mit Frankfurter Recht1285 sowie am selben Tag die Filiation Steinaus mit Gelnhäuser Recht erneuert worden.1286 Am 6. Februar 1368 bekamen schließlich Marköbel, Bruchköbel, Dorfelden und Schaafheim Hanauer und Windecker Stadtrecht verliehen.1287 Diese unübersichtliche Lage sollte offenStA Marburg, Urk.n 64, Nr. 16 = Eintrag 694 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 499 f. ≙ Regest 2337 bei BÖHMER/REDLICH 1898 (wie Anm. 1248), S. 507]. 1285 König KARL IV. schrieb gleich zu Beginn »daz fur unse(r)n kunglichen gnaden gewesen ist der edel Ulrich herre zu haynow unsir liebir get(re)wer und hat uns kuntlich undirweist und berichtet, daz im und seinen steten […] ire brieve und hantvesten furbrant sein von den vorgangen Juden uns(er)n Cammerknechten« [StA Marburg, Urk.n 64, Nr. 49 ≙ StA Marburg, Urk.n 64, Nr. 198 (Insert) = Eintrag 42 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 44 ≙ Regest 6306 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 630]. Mit dieser Begründung erfolgten ebenso die Bestätigung der Bewidmung Steinaus [wie Annm. 1286] wie Lehenserneuerungen [vgl. Regest 61 bei LÖWENSTEIN 1989 (wie Anm. 706), S. 17]. Eine chronikale Aufzeichnung aus Gelnhausen bezeugt zwar einen Judenpogrom für das Jahr 1348 [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 69v ≙ Regest 50 bei LÖWENSTEIN 1989 (wie Anm. 706), S. 14], wie es auch in der Herrschaft Hanau 1348/49 Judenverfolgungen gab [MEISE, Kurzer Überblick über die Geschichte der Hanauer Juden (2010), S. 47]. Allerdings sind die Originalurkunden der Bewidmung von Babenhausen, Hanau, Windecken und Steinau a. d. Straße erhalten, sodass die Begründung offenbar nur vorgeschoben war. Ebenso hatte BOTT 1951 (wie Anm. 797), S. 60 Zweifel am Brand, der damit auch kaum mit ein Anlass für den Pogrom gewesen sein dürfte [so aber SCHMIDT, Die jüdische Gemeinde zu Windecken und ihre Bauten (1988), S. 168]. Ein Grund könnte vielmehr sein, dass ULRICH mittels dieses Vorwandes eine umfassende Judenbelehnung in Friedberg, Hanau, Babenhausen, Windecken, Steinau, Assenheim, Münzenberg und Nidda erreichte [vgl. StA Marburg, Urk.n 67, Nr. 48 = Eintrag 40 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 42 f. (18. August 1351) ≙ Regest 303 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 106 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 62 bei LÖWENSTEIN 1989 (wie Anm. 706), S. 17 ≙ Regest 2749b bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 627], obwohl er wohl zuvor nur mit den Juden in Münzenberg, Assenheim und Nidda belehnt war [dieses Lehen wird genannt im StA Marburg, Urk.n 61, Nr. 22 = Eintrag 28 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 24 (4. Mai 1303) ≙ Regest 13 bei BATTENBERG, Judaica im Staatsarchiv Darmstadt, Bd. 1 (1981), S. 3 ≙ Regest 76 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 28 ≙ Regest 14 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1285), S. 3 ≙ Regest 77 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 28 f. ≙ Regest 12 bei LÖWENSTEIN 1989 (wie Anm. 706), S. 3]. Auf diesen Befund wiederum wies bereits MEISE 2010 (wie Anm. 1285), S. 46 hin. Auch die Pfandschaftsumme auf das Landgericht Bornheimer Berg erhöhte sich in der Erneuerung von 3.000 Pfund Heller auf 4.000 Pfund Heller [nach KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 40], wobei ebenso in diesem Fall, anders als ERNST KOLB meinte, der Originalbrief vom 30. September 1320 keineswegs verbrannt ist [vgl. StA Marburg, Urk.n 67, Nr. 41 = Eintrag 215 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 199 f. ≙ Regest 149 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 119]. Die Bewidmungsbestätigungen waren deshalb vermutlich lediglich Teil seiner Legende, um sich anderweitig Vorteile zu verschaffen. 1286 StA Marburg, Urk.n 64, Nr. 48 = Eintrag 41 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 43 f. ≙ Regest 6305 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 630]. 1287 StA Marburg, Urk.n 64, Nr. 89 = Eintrag 569 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 648 f. ≙ Regest 4598 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 375. 1284

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bar zu Beginn des 15. Jahrhunderts vereinheitlicht werden, denn am 20. August 1401 verlieh König RUPRECHT den hanauischen Orten und Städten Babenhausen, Bruchköbel, Hanau, Marköbel, Schaafheim, Steinau an der Straße und Windecken die Freiheiten Gelnhausens und Frankfurts.1288 Inwieweit diese Doppelbewidmung Ausdruck einer Identität der beiden Stadtrechte ist, wie dies etwa LUDWIG HEINRICH EULER vermutet hatte,1289 ist wenigstens solange spekulativ, bis ein ausführlicher Vergleich der geübten Rechtsgewohnheiten dies belegt. Jedenfalls aber lassen sich für hanauische Orte nur Oberhofbeziehungen nach Frankfurt oder Gelnhausen nachweisen: Steinau an der Straße unterhielt bis in das 16. Jahrhundert hinein eine Oberhofbeziehung zum Stadtgericht in Gelnhausen.1290 Für Babenhausen wiederum sind seit 1374 Anfragen in Frankfurt bezeugt, wie die Babenhausener Gerichtsprotokolle zeigen, jedoch bildeten solche Rechtsersuchen insgesamt eine Ausnahme.1291 Ein erhaltener Brief von Schultheiß und Schöffen des Gerichts von Babenhausen vom 14. März 1485 mit der Bitte um Oberhofunterweisung am darauffolgenden Samstag zeigt das noch bestehende Verhältnis am Ende des 15. Jahrhunderts,1292 wenngleich kurz darauf Frankfurt seine Unterweisungstätigkeit offenbar eingestellt hatte. Jedenfalls beklagte sich am 27. Oktober 1487 REINHARD VON HANAU in einem Brief an Bürgermeister und Rat von Frankfurt darüber, dass nun bereits zum zweiten Mal eine Bitte um Unterweisung abgeschlagen worden sei, und bat darum, die Unterweisungen für Babenhausen wieder aufzunehmen.1293 Dies geschah dann offenbar auch, sodass 1288 Regest 869 bei CHMEL 1834 (wie Anm. 915), S. 48 (nach einem Wiener Reichsregisterband; in den Hanauer Urkundenbeständen im StA Marburg findet sich keine entsprechende Urk.), erneuert am 17. Oktober 1404 [HStA München, Oberster Lehenhof, Nr. 1a, fol. 63r ≙ Regest 1869 bei CHMEL 1834 (wie Anm. 915), S. 112 (nach einem Wiener Reichsregisterband ohne Entsprechung in den Hanauer Beständen im StA Marburg) ≙ Regest 3738 bei OBERNDORFF 1912 (wie Anm. 915), S. 266]. 1289 EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 14. FRIEDRICH UHLHORN demgegenüber beschrieb, dass sich in den Wetterauer Städten zunächst wahrscheinlich eigenständige Stadtrechte herausgebildet und dann immer mehr angenähert hätten [vgl. UHLHORN 1955 (wie Anm. 60), S. 124–126; 130]. Er wies auch darauf hin, dass es aufgrund der Verflechtungen »einen Frankfurter Stadtrechtskreis der Art, wie man ihn sich bisher allgemein vorgestellt hat, nicht gibt. Die Verhältnisse liegen vielmehr komplizierter« [a. a. O., S. 134]. 1290 Wie Anm. 186. 1291 Vgl. GUDIAN 1986 (wie Anm. 336), S. 33, Fn. 2 f. sowie AXER 1978 (wie Anm. 336), S. 65–68, dessen ältester Oberhoffall aus dem Jahr 1374 stammt. 1292 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Babenhausen/2. Vermutlich wurde hier auf eine im Babenhausener Gerichtsbuch am 1. März 1485 protokollierte Oberhofanfrage Bezug genommen: »Also han die geswister obg(enant) des ortels sich geyn franck(furt) an oberhoff beruffen d(er) appellac(ion) han die scheff(en) Ine nit gestand« [StA Darmstadt, C 4, Nr. 23/7, fol. 107v ≙ Druck bei AXER 1978 (wie Anm. 336), S. 68, Fn. 1 (ohne Folioangabe)]. 1293 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Babenhausen/1.

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noch um 1550 eine Unterweisung bezeugt ist.1294 Die Quellenlage im Hinblick auf Windecken ist dürftig.1295 Zwar gibt es einen Hinweis auf einen Rechtszug an das Landgericht in Hanau,1296 jedoch ist mehr als fraglich, ob hier ein Oberhofzug stattfand. Günstiger ist die Quellenlage für die Stadt Hanau, dessen Stadtgericht offenbar zwischen den Oberhöfen Gelnhausen und Frankfurt wechselte. Ein Rechtsfall aus einem Hanauer Gerichtsbuch von 1472 zeigt deutlich einen Oberhofzug nach Frankfurt, wenn es dort heißt: »Ist der scheffe [in Hanau] solicher orteiil niit wise gewest und Ire beyder clage antwortd rede widderrede [der Parteien] miit allem vorwenden(en) genug(en)lichn Inne schrifft(en) vor daß Riichsgeriicht zŭ Franckfurtd bracht miit verhorunge deß Insatze buchs, und sie gebetin Ine dar Inne zŭ reden weß sie dar umb recht duncke«.1297

Dies ist umso bemerkenswerter, als Frankfurt in dieser Zeit in harten politischen Auseinandersetzungen etwa um die ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg mit den Grafen von Hanau stand. Zwei Jahre später ist dann ein Rechtszug nach Gelnhausen überliefert:

1294

In einem Babenhausener Gerichtsbuchfragment im StA Darmstadt, C 4, Nr. 23/9, fol. 9v findet sich zudem ein Fall um 1550, zu dem die Frankfurter Schöffen eine Weisung erteilt hatten. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 93 nannte zudem eine Anfrage von 1513 im Frankfurter Gerichtsbuch. 1295 Erhalten haben sich zwar mittelalterliche Bürgermeisterrechnungen, wenngleich mitunter stark verblasst und wassergeschädigt [StadtA Nidderau, Abt. XV, Abschn. 7b, Konv. 338, Fasz. 1 (1465/66), Fasz. 2 (1467/68), Fasz. 3 (1469/70), Fasz. 4 (1470/71), Fasz. 5 (1471/72), Fasz. 6 (1474/75), Fasz. 7 (1475/76), Fasz. 8 (1476/77), Fasz. 9 (1477/78), Fasz. 10 (1481/82), Fasz. 11 (1482/83), Fasz. 12 (1483/84), Fasz. 13 (1484/85), Fasz. 14 (1485/86), Fasz. 15 (1486/87), Fasz. 16 (1488/89) Fasz. 17 (1490/91), Fasz. 18 (1496/97), Fasz. 19 (Jahr schwer lesbar, vermutlich 1497/98 oder 1498/99)]. Daneben werdem im StA Marburg unter Rechnungen II Windecken Nr. 9 mittelalterliche Bürgermeisterrechnungen Windeckens der Jahre 1464/65, 1465/66, 1478/79, 1479/80, 1483/84, 1484/85, 1485/86, 1486/87, 1487/88, 1488/89, 1489/90, 1490/91, 1493/94, 1494/95, 1497/98 und 1498/99 aufbewahrt, die deutlich besser erhalten sind. Es handelt sich hierbei möglicherweise um Zweitschriften für die Hanauer Stadtherren. In den Rechnungen finden sich jedoch keine belastbaren Hinweise auf eine Oberhofbeziehung. Stadtgerichtsprotokolle Windeckens sind erst ab 1663 erhalten. 1296 Nach der Nennung der Vorinstanzen in einem Reichskammergerichtsfall im StA Marburg, Best. 255, M149 ≙ Regest M149 bei HAUSMANN/HELM/RÖSNER-HAUSMANN, Best. 255. Reichskammergericht, Bd. 3 (1999), S. 223. 1297 StA Marburg, Protokolle II (Hanau), B Nr. 7, Bd. 3, S. 13 = Druck bei STÖLZEL 1910 (wie Anm. 189), S. 334. Dieser Fall wurde offenbar in der Forschung bislang nicht beachtet, denn weder ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 169 noch BECKER/DIETRICH 1988 (wie Anm. 333), S. 408, Fn. 9 verwiesen darauf. Deshalb konnte MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 55, Fn. 90 einen Oberhofzug von Hanau nach Frankfurt nicht sicher bejahen. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 139 nannte aber einen Fall von 1505.

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»Nota off hute mitwochin [24. Mai 1475] hait de(r) scheffe ey(n) geholt Orteiil gesprochin, und ist daß selbe orteiil zŭ gelnhuß ane deß Riichß gericht gehoelt worddin, antreffend Henne sentzin und Hen(ne) fedelern(er), und lute also ist die erfarunge Sweret Henne fedelern(er) zŭ got und dene heylig(en), Daß Hen(ne) sentze vormals eyn(en) dep geschuldin habe und das er ine off soliche wortte widder und geschuldin habe eyn(en) truwelofig(er) besewiicht, und inne k(e)yner andern(e) meynünge So ist Henne fedelern(er) Hen(ne) sentzin im(e) recht(en) entbrochin Henne sentze wolde ime dan den(e) eyd brechin als recht ist«.1298

Da Hanau in der Liste von HARTMANN BRELL fehlt,1299 ist dies möglicherweise ein Hinweis darauf, dass zu Beginn des 15. Jahrhunderts die Oberhofbeziehung zu Gelnhausen noch nicht bestand und dementsprechend jung ist. Das Beispiel der Herrschaft beziehungsweise späteren Grafschaft Hanau deutet weiter darauf hin, dass die Filiationen möglicherweise nicht unmittelbar ursächlich für einen Oberhofzug waren, was schon die zeitliche Differenz andeutet. Allerdings lässt sich sagen, dass die Urteiler vor allem dort anfragten, wo es einen irgendwie gearteten Anknüpfungspunkt gab. Dies konnte eine Filiation sein, selbst wenn sie lange zurücklag. Für die Stadt Hanau ist dies sehr plausibel. Dort gab es aufgrund der Doppelbewidmung Berührungspunkte nach Frankfurt und Gelnhausen, was die Schöffen offenbar für die Oberhofanfragen ausnutzten. Dies war aber keineswegs zwangsläufig, denn bei günstiger Quellenlage lassen sich für das ebenfalls doppelbewidmete Babenhausen nur Anfragen in Frankfurt nachweisen. In einer zweiten Phase der Verleihungen Frankfurter Rechts, die im Hinblick auf die Herrschaft und spätere Grafschaft Hanau bereits angeschnitten wurde, verliehen LUDWIG DER BAYER und seine Nachfolger ab 1314 zahlreichen Orten Frankfurter Stadtrecht.1300 Die Forschung diskutierte häufiger, ob die Stadtrechtsverleihungen möglicherweise ein politisches Instrument des Reiches waren, um zwischen der Wetterau und der Saar einen eigenen Rechtskreis abzugrenzen, wobei womöglich auch alte Oberhoftraditionen eine Rolle gespielt haben sollen.1301 Darüber hinaus hoben Untersuchungen die Bedeutung der Filiationen etwa in

1298

StA Marburg, Protokolle II (Hanau) B Nr. 7, Bd. 1, fol. 227r = Druck bei ZIMMERMANN 1919 (wie Anm. 179), S. 112 (fälschlich 1474 und ohne Folioangabe). 1299 Wie Anm. 1367. 1300 Vgl. die Aufstellung bei UHLHORN/HEBEL 1960 (wie Anm. 1245), S. 97–131. 1301 Vgl. EILER 1985 (wie Anm. 1275), S. 132, EILER 1995 (wie Anm. 571), S. 18 (jeweils m. w. Nachweisen), der aber er eine abschließende Beurteilung wegen Fehlens einer vergleichenden stadtrechtsgeschichtlichen Untersuchung für unmöglich erachtete. SCHAUS 1931 (wie Anm. 1276), S. 17 hatte im Hinblick auf ein Sammelprivileg für das Erzstift Trier von 1332 die Wahl Frankfurts als Stadtrechtsvorbild mit dem Bestreben der kaiserlichen Kanzlei, Einfluss im Westen auf die Stadtrechtserhebungen zu nehmen, zu erklären versucht, aber eine daraus resultierende Oberhofbeziehung strikt abgelehnt.

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Unterfranken1302 oder im Erzstift Trier1303 besonders im Hinblick auf die spätmittelalterliche Territorienbildung hervor. Unabhängig von der Zielsetzung der Stadtrechtsverleihungen offenbart aber ein Vergleich mit den Oberhofanfragen, selbst bei Hinzunahme der mitunter unsicheren Hinweise von JOHANN CHRISTIAN THOMAS, dass nur wenige Gerichte der Filiationsstädte auch in Frankfurt ihr Recht suchten.1304 Hieraus lässt sich schlussfolgern, dass einerseits die Filiationen vermutlich nicht erfolgten, um Oberhofbeziehungen zu begründen, und andererseits höchstwahrscheinlich die Bewidmungen nicht unter Anknüpfung an womöglich noch ältere Oberhofbeziehungen zustande kamen. Namentlich sind nur für Altweilnau (1335 für die Grafen von Diez),1305 Butzbach (1321 für die Herren von Falkenstein),1306 Diez (1329 für die Grafen von 1302

Vgl. STRÖMER, Die Gesellschaft (1993), S. 430. Vgl. FLACH, Verfassungsentwicklungen kurtrierischer Städte (1982), S. 357–364, der u. a. die handelspolitischen Beweggründe der Erzbischöfe von Trier hervorhob. 1304 Vgl. hierzu ferner MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 55, Fn. 90, der aber einige der hier verwandten Quellen nicht berücksichtigte und darüber hinaus auch die Wetterauer Reichsstädte hinzunahm. Deren Verbindung untereinander hatte aber, wie bereits gezeigt, eine andere Qualität. 1305 • Am 18. Mai 1336 bekam der Ort die Stadtrechte Frankfurts verliehen [HStA Wiesbaden, Abt. 170, U 248 = Eintrag 770 bei BÖHMER 1967 (wie Anm. 847), S. 520 = Druck mit Faksimile bei PREUßER, Perle des Weiltals. Altweilnau (2008), S. 17 ≙ Regest 556 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 425]; aufgehoben am 27. Mai 1336 zusammen mit der für Camberg und Wehrheim [wie Anm. 1248]. Eine spätere Bewidmung ist, anders als für Camberg, nicht bekannt [vgl. PREUßER 2008 (wie Anm. 1305), S. 16 f.; UHLHORN 1955 (wie Anm. 60), S. 129]. • THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 120 f. nannte drei Fälle von 1511, 1512 und 1588, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 92 welche von 1558, 1582 und 1588. Eine undatierte Anfrage (der Schrift nach 15. Jh.) findet sich im ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Alt-Weilnau. 1306 • Am 10. August 1321 wurden Butzbach die Freiheiten und Gerechtigkeiten Frankfurts verliehen [StA Darmstadt, A 3, Nr. 61/1 = Eintrag CCLXXXI im UB. bei WENCK, Hessische Landesgeschichte, Bd. 2 (1793), S. 280 ≙ Regest 11 bei BATTENBERG 1980 (wie Anm. 1106), S. 4 ≙ Regest 178 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 141 ≙ Regest 717 bei LÖFFLER 1994 (wie Anm. 675), S. 162 ≙ Regest 61 bei WETZEL 2008 (wie Anm. 47), S. 27 f.]. Zur Geschichte Butzbachs vgl. SCHWIND, Zur Geschichte Butzbachs im Mittelalter (1999), S. 295–321 und speziell zur Gründung KRAUSE, Butzbach (2002), S. 61–63. • THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 126 nannte 22 Oberhoffälle zw. 1505 und 1612, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 96 f. 35 zw. 1510 und 1602. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 126 erwähnte zudem einen Hinweis auf das Oberhofverhältnis von 1471, wobei er aber keine näheren Angaben machte. Im Butzbacher Gerichtsbuch von 1438–1451 [StA Darmstadt, C 4, Nr. 47/1] finden sich keine Oberhoffälle, jedoch sieben im zweiten von 1481–1515, bei denen die Einholung einer Oberhofweisung vollzogen und drei weitere, bei denen dies beabsichtigt war [vgl. TSCHEPE 1976 (wie Anm. 147), S. 107–121 mit Nachweisen. WEIß 1975 (wie Anm. 93), S. 10 verwies nur ungenau auf 15 Fälle]. Zu vier Fällen haben sich weitere Schreiben erhalten, nämlich der Jahre 1501 [ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Butzbach/3], 1510 [ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Butzbach/4; hierzu gehört wohl ISG Frankfurt, Schöffengerichtsbücher, 1510, fol. 98r = Eintrag 5 im UB. II bei MERTZ 1954 (wie 1303

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Diez),1307 Eppstein (1318 für die Herren von Eppstein),1308 Gleiberg (1331 für die Grafen von Nassau),1309 Kronberg (1367 für die Herren von Kronberg)1310 und Anm. 20), S. 31], 1514 [ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Butzbach/5 und 6] sowie 1525 [ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Butzbach/7]. Die Stadtgerichtsordnung von 1578 ordnete den Zug nach Frankfurt explizit an [SUB Göttingen, 4 J STAT II, 7731, fol. 28r-v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 126; erwähnt bei MAURER 1870 (wie Anm. 22), S. 780]. JOHANN FRIEDRICH FAUST VON ASCHAFFENBURG wiederum erwähnte das Oberhofverhältnis noch zu Beginn des 17. Jh.s als bestehend: »Butzbach schreibt noch heutigen tags an Frankfurt ihren löblichn Oberhof« [ISG Frankfurt, Chroniken, Nr. 3, fol. 178r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 126]. Erstmals 1499 ist im Butzbacher Gerichtsbuch aber auch eine »appelacion« bezeugt, wenngleich unklar bleibt, ob hier eine Appellation im technischen Sinne gemeint ist, und wenn dem so war, wohin der Rechtszug ging [vgl. WEIß 1975 (wie Anm. 93), S. 11 f. unter Verweis auf StA Darmstadt, C 4, Nr. 47/2, fol. 371r vom 22. Februar 1499 = Druck bei WEIß 1975 (wie Anm. 93), S. 11, Fn. 1]. 1501 ging eine Appellation an den Oberherren, wobei Butzbach in Frankfurt eine Weisung eingeholt hatte [StA Darmstadt, C 4, Nr. 47/2, fol. 423v; vgl. hierzu knapp WEIß 1975 (wie Anm. 93), S. 12 f.]. 1307 • Am 28. April 1329 erhielten der Ort und seine Bürger das Recht Frankfurts und seiner Bürger [HStA Wiesbaden, Abt. 170, U 189 ≙ Regest 1020 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 62 f. ≙ Regest 347 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 259; eine Abb. der Urk. findet sich bei STORTO, Teil I. Zur Geschichte der 650-jährigen Stadt Diez (1979), S. 15], wiederholt am 24. November 1329 [HStA Wiesbaden, Abt. 170, U 194 ≙ Regest 1064 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 65 f.]. • MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 97 nannte einen Oberhoffall von 1441. Das Gericht in Diez war seinerseits ein Oberhof, denn 1448 wurde ein Fall an ihn verwiesen [vgl. HStA Wiesbaden Abt. 116, Nr. 798]. 1469 wurde das Hofgericht zum höchsten Gericht bestimmt und fortan sollten die Schöffen der Grafschaft bei Zweifelsfällen dort anfragen [Druck bei ARNOLDI, Miscellaneen aus der Diplomatik und Geschichte (1798), S. 106–109 (ohne Quellenangabe)]. Nach MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 244 führte diese Ordnung zum Abbruch der Anfragen aus Diez in Frankfurt. Da aber etwa aus Wehrheim, das ebenfalls den Grafen von Diez gehörte, wenngleich zum Teil verpfändet war [vgl. Regest 1089 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 306], noch Fälle aus dem 16. Jh. bekannt sind [vgl. Anm. 1311], darf die Wirksamkeit der Anordnung aber bezweifelt werden. 1308 • Am 30. November 1318 erhielt der Ort die Rechte und Freiheiten Frankfurts [HStA Wiesbaden, Abt. 3002, XIII 2, Nr. 1, fol. 16r (Eintrag 36) = Eintrag XLV bei JOANNIS, Tabularum litterarumque veterum usque huc nondum editarum spicilegium (1724), S. 356 f. = Druck mit Übersetzung und Faksimile bei PICARD, Eppstein im Taunus (1968), S. 89 f.; 204 ≙ Regest 342 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 20 ≙ Regest 120 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 105 ≙ Regest 1664 bei SAUER 1897 (wie Anm. 701), S. 109]. GOTTFRIED IX. VON EPPSTEIN verkaufte 1492 die Hälfte von Burg und Stadt an die Landgrafen von Hessen [PICARD 1968 (wie Anm. 1308), S. 92], wobei die eppsteinische Hälfte 1581 an Kurmainz fiel. • THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 120 f. nannte acht Fälle zw. 1533 und 1570, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 98 fünf zw. 1557 und 1572. 1309 • Am 28. Februar 1331 bekam der Ort für Graf GERLACH VON NASSAU Frankfurter Recht [HStA Wiesbaden, Abt. 3001, Nr. 16, fol. 361r ≙ Regest 403 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 301 ≙ Regest 2991 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 321 ≙ Regest 403 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 301]. • THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 138 nannte einen Fall von 1510. 1310 • Am 31. März 1367 erhielt Kronberg die Rechte, Gnaden und Freiheiten Frankfurts, ein Wochenmarkt nach Frankfurter Recht wie auch ein Schöffengericht wurden erichtet [HStA Wiesbaden, Abt.

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Wehrheim (vermutlich vor 1336 für die Grafen von Diez)1311 Oberhoffälle bekannt. Darüber hinaus ist eine Anfrage von 1555 aus der Stadt Lich bekannt, allerdings über den Oberhof in Butzbach, 1312 die am 30. März 1300 mit dem Recht anderer Reichsstädte begabt worden war1313 und an der Frankfurt zudem 1365 Anteil an der Verwaltung der Stadt hatte.1314 332, U 17 = Druck bei ECKERT, 600 Jahre Stadt Cronberg 1330–1930 (1930), S. 14 f. ≙ Regest 4517 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 368 ≙ Regest 2754 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 628 ≙ Regest bei UHLHORN/HEBEL 1960 (wie Anm. 1245), S. 115]. Bereits am 25. April 1330 war der Ort mit dem Recht der Reichsstädte zur Stadt erhoben worden [HStA Wiesbaden, Abt. 332, Nr. U 9 = Druck bei ECKERT 1930 (wie Anm. 1310), S. 8 = Druck bei RONNER, 1330–2005. Alle die Recht & alle di Friheit (2005), S. 8 mit Faksimile auf S. 9 ≙ Regest 3275 bei BÖHMER 1865 (wie Anm. 1248), S. 360 ≙ Regest 2737 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 624 f. ≙ Regest 1930 bei SAUER 1897 (wie Anm. 701), S. 156]. • THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 127 nannte 13 Oberhoffälle zw. 1505 und 1580, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 104 sieben Fälle zw. 1510 und 1580. Das Oberhofverhältnis wird erstmals 1478 greifbar [vgl. ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Kronberg/1]. Jedoch lässt ein undatierter, der Schrift nach aus dem späten 14. Jh. stammender Brief ULRICHS VON KRONBERG mit der Bitte um Rechtsunterweisung der Kronberger Schöffen auf ein höheres Alter des Rechtszuges schließen [vgl. ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Kronberg/2]. Nach ORTH, Ritter und Burg (1985), S. 52, Fn. 149 bezog sich die Verleihung Frankfurter Rechts 1367 gerade auch auf die Gerichtsbarkeit, ECKERT 1930 (wie Anm. 1310), S. 16 und LUTHMER, Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Wiesbaden, Bd. 2 (1905), S. 84 wiederum sahen einen Zusammenhang zwischen der Oberhofbeziehung und dem Privileg von 1330 bzw. 1367. LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 129 erwähnte zudem einen Hinweis von 1482, wenngleich ohne Quellenangabe: »1482. Erkennen die Schöffen zu Croneberg die Herrn Schöffen zu Franckfurt vor ihren Oberhoff.« 1311 • Der Ort erhielt vermutlich wie Altweilnau und Camberg vor 1336 die Stadtrechte Frankfurts, wenngleich diese Urk. nicht erhalten ist. 1336 wurde die Bewidmung zusammen mit derjenigen der beiden anderen Orte widerrufen [wie Anm. 1248]. Ein kaiserliches Privileg vom 2. Juni 1372 bestimmte, dass Wehrheim eine Stadt sei und bleiben sowie einen Wochenmarkt mit allen Gnaden und Rechten der Reichsstadt Friedberg haben solle [HStA Wiesbaden, Abt. 170, U 669 ≙ Regest 5057 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 420 ≙ Regest 565 bei FOLTZ 1904 (wie Anm. 214), S. 261 f.]. Vgl. knapp WOLFF, Wehrheim (1906), S. 161. • THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 157 nannte 26 Fälle zw. 1505 und 1593, MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 112 23 zw. 1510 und 1593. 1312 ISG Frankfurt, Schöffengerichtsbücher, 1555, fol. 184r, 229r = Eintrag 32 im UB. II bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 48 f. Hierbei ermahnten die Frankfurter Schöffen ihre Butzbacher Kollegen, künftig keine Anfragen mehr an sie zu stellen, die an sie selbst als Oberhof gebracht worden seien. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 144 verwies ebenfalls auf einen Fall von 1555, machte aber keine näheren Angaben. Aus der ersten Hälfte des 16. Jh.s sind zahlreiche weitere Anfragen aus Lich in Butzbach belegt [vgl. StA Darmstadt, E 9, Nr. 1260 (1523/24, vermutlich vom Stadtgericht Lich); StA Darmstadt, E 9, Nr. 1258 (1529); StA Darmstadt, E 9, Nr. 1264 (1529); StA Darmstadt, E 9, Nr. 1259 (1530); StA Darmstadt, E 9, Nr. 1270 (1536)]. 1313 Druck mit Übersetzung und Faksimile der Urk. aus dem Solms-Hohensolms-Lich‘schen Archiv zu Lich bei UHLHORN, Geschichte der Stadt Lich (1950), S. 13 = Druck bei BAUR 1860 (wie Anm. 865), S. 884 ≙ StA Darmstadt, C 1 A, Nr. 39, fol 32v (Abschrift) ≙ Regest 64 bei BATTENBERG 1981 (wie

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Die für Butzbach besonders günstige Quellenlage mit zwei erhaltenen spätmittelalterlichen Gerichtsbüchern ist hierbei besonders anschaulich für das Verständnis der Entwicklungslinien. Denn bemerkenswerterweise findet sich im ersten Buch von 1438 bis 1451 kein einziger Oberhoffall, lediglich dem zweiten Gerichtsbuch von 1481 bis 1515 lassen sich zwischen 1482 und 1503 insgesamt zehn Hinweise entnehmen.1315 Wenn AXEL TSCHEPE hierzu anmerkte, dass dies auch Folge einer ungenauen Protokollierung sein könnte,1316 so erscheint dies wenig wahrscheinlich. Besonders aber die Fälle, bei denen die Schöffen eine Rechtsunterweisung für erforderlich hielten, dürften sorgfältig protokolliert worden sein, gerade auch um bei Inregressnahmen der Parteien gewappnet zu sein. Sehr viel wahrscheinlicher dürfte es vielmehr sein, dass Butzbach in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts noch keine Oberhofbeziehung zu Frankfurt unterhielt, ähnlich wie sich dies für Hanau bereits angedeutet hatte. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass selbst bei Filiationsstädten, die eine Oberhofverbindung unterhielten, nicht ohne Weiteres von der Filiation in einem kausalen Sinne auf das Oberhofverhältnis geschlossen werden darf.1317 Wiederum kann in der lange vor Aufnahme der Oberhofbeziehung erfolgten Bewidmung nur ein Anknüpfungspunkt gesehen werden. Dies erklärt aber auch, warum Oberhofanfragen nicht zwangsläufig aus der Bewidmung folgten. Denn mit der Bewidmung war regelmäßig keine Rechtspflicht zur Anfrage verbunden, vielmehr war sie nur einer von vielen denkbaren Anknüpfungspunkten für einen Oberhofzug. Anm. 1174), S. 24 ≙ Regest 5047 bei BÖHMER 1831 (wie Anm. 608), S. 267 ≙ Regest 446 bei LÖFFLER 1994 (wie Anm. 675), S. 108. 1314 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 144 erwähnte, dass Frankfurt 1365 den siebten Teil der Stadt habe erwerben können, ohne aber auf Quellen zu verweisen. Belegt ist, dass die vier Wetterauer Reichsstädte mit ULRICH VON HANAU, JOHANN VON FALKENSTEIN und KONRAD VON TRIMBERG am 25. April 1365 Vereinbarungen über die gemeinsame Verwaltung der im Krieg eingenommenen Burg und Stadt Lich trafen [StA Darmstadt, A 3, Nr. 220/3 = Entrag 498 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 553–555 (mit ergänzenden Hinweisen aus dem zerstörten Frankfurter Rechenbuch von 1365) = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 594–695 ≙ Regest 1313 bei LÖFFLER 1994 (wie Anm. 675), S. 282 (nach Abschrift im StA Würzburg)]. 1315 Wie Anm. 1306. In den gedruckt vorliegenden Stadtrechnungen Butzbachs von 1371–1419 findet sich zwar aus dem Jahr 1404 ein Eintrag, der auf den ersten Blick auf einen Oberhofzug hindeuten könnte: »Item zcwei fiertel weins mensuram pro 10 h. propinavimus scabinis in Franckfurdia von dem orteil zcuschin Hennen von Wirheim und Brulen« [Eintrag 593 bei BACHMANN, Die Butzbacher Stadtrechnungen im Spätmittelalter, Bd. 2 (2011), S. 393]. Jedoch ist dies wahrscheinlich nicht der Fall. Hierfür spricht vor allem, dass die Parteien immer die Kosten der Ausfahrt zu tragen hatten, also die Stadt Butzbach kaum diese Ausgabe in ihren Stadtrechnungen vermerkt hätte. 1316 TSCHEPE 1976 (wie Anm. 147), S. 109. 1317 Wie Anm. 58.

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Für diese These wiederum, dass die Gerichte vielfach für die Oberhofanfragen an einer irgendwie gearteten Verbindung anknüpften, lassen sich noch weitere Belege finden. Eine Anzahl weiterer Orte mit Oberhofbeziehungen besaß Frankfurter Burgrecht1318 und stand damit insofern in einer Nähebeziehung zur Mainstadt. Allerdings sind wiederum größere Unsicherheiten unvermeidlich. KARL BÜCHER untersuchte die zahlreichen Verzeichnisse, in denen Burgrechte genannt werden und stellte die Ergebnisse zusammen.1319 Seine Arbeit wird hier zugrunde gelegt, obwohl JOHANN CHRISTIAN THOMAS eine wesentlich größere Anzahl von Orten nannte, zu denen bereits KARL BÜCHER noch vor den Kriegsverlusten keine Quellenbelege auffinden konnte.1320 Dennoch werden auch diese Orte in der folgenden Aufzählung, wenngleich mit Fragezeichen, mitangeführt, um die Obergrenze abzubilden. Burgrecht und Oberhofbeziehung trafen demzufolge zusammen bei Dietzenbach,1321 Eschborn (?),1322 Heusenstamm,1323 (Burg-)Holzhausen (?),1324 Idstein (?),1325 Kelkheim (?),1326 Lorsbach (?),1327 Marxheim (?),1328 Neuen-

1318

Das Burgrecht berechtigte die Einwohner von Dörfern im Umland Frankfurts, im Gefahrenfall hinter den Stadtmauern Schutz zu suchen, wofür sie eine regelmäßige Geldabgabe zu leisten und bei der Instandsetzung der Wehranlagen zu helfen hatten [ORTH 1987 (wie Anm. 791), S. 35]. Vgl. hierzu umfassend BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 470–474 sowie knapp ROMEISS, Die Wehrverfassung der Reichsstadt Frankfurt (1953), S. 19 f. 1319 Vgl. BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 430–441 (Kennzeichnung der Orte mit Burgrecht durch »BR«). 1320 Vgl. BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 472, Fn. 1. 1321 BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 440; THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 167. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 128: einer von 1505. • Herrschaft: Vor 1576 ist die Zuordnung der Herrschaftsrechte unsicher, offenbar standen sie aber bereits den Herren bzw. Grafen von Hanau zu [MÜLLER, Hessisches Ortsnamenbuch, Bd. 1 (1937), S. 130]. 1322 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 168 (allerdings nur bis 1438); fehlt bei BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 430. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 125: einer von 1550. • Herrschaft: Seit 1339 zur Herrschaft Kronberg gehörig [BETHKE, Main-Taunus-Land (1996), S. 54]. 1323 BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 438; THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 167. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 141: zwei von 1533; MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 100 einer von 1518. • Herrschaft: Mit Heusenstamm waren seit dem beginnenden 13. Jh. die Herren von Eppstein vom Reich belehnt, im 15. Jh. hatte dann aber offenbar der Erzbischof von Mainz einen Anteil [MÜLLER 1937 (wie Anm. 1321), S. 332 f.]. 1324 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 168 (allerdings nur bis 1438); fehlt bei BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 430. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 141: sieben zw. 1511 und 1561; MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 101: fünf zw. 1511 und 1561 (alle jeweils für Holzhausen). Für Burgholzhausen nannte THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 125 nochmals zwei Fälle von 1542 und 1549. • Herrschaft: Das Reichslehen über Burgholzhausen war eppsteinisch und ab 1455/56 kauften die Herren von Eppstein weitere Besitzrechte am Dorf, die 1535 alle an die Grafen von Stolberg-Königstein fielen [PEILSTÖCKER, 775 Jahre Burgholzhausen (1997), S. 24].

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hain (?),1329 Nieder-Eschbach,1330 Reifenberg (?),1331 Rendel,1332 ›Rodau‹,1333 Steinbach (?),1334 Stierstadt,1335 Usingen (?)1336 und Weiskirchen (?).1337 Darüber 1325

THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 169; fehlt bei BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 432. • Fälle: THO-

MAS 1841 (wie Anm. 42), S. 143: fünf zw. 1503 und 1512; MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 102: 11 zw.

etwa 1440 und 1521. Weitere Anfragen des 15. Jh.s finden sich im ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Idstein (jeweils ohne eigene Nr.). • Herrschaft: Idstein war bis zum Ende des Alten Reiches im Besitz des Hauses Nassau, wenngleich im Verlaufe der Geschichte von verschiedenen Linien [ZIEMER/STRUCK, Idstein, Untertaunuskreis (1957), S. 269]. 1326 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 169; fehlt bei BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 431. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 143: einer von 1579. • Herrschaft: Die Herren von Eppstein hatten als Vögte die hohe Gerichtsbarkeit als Lehen des Bartholomäusstifts in Frankfurt wohl seit 1276/77 bis zu deren Aussterben inne, danach die Grafen von Stolberg als Erben, die 1559 die Kellerei an Kurmainz veräußerten [STRUCK, Kelkheim, Main-Taunaus-Kreis (1957), S. 287]. 1327 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 169; fehlt bei BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 431. • Fälle: MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 104: ein Fall von 1572. • Herrschaft: Ursprünglich eppsteinisch, 1492 dann aber an die Landgrafschaft Hessen verkauft [BETHKE 1996 (wie Anm. 1322), S. 118]. 1328 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 170; fehlt bei BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 431. • Fälle: MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 105: einer von 1565. • Herrschaft: Bis 1581 im Herrschaftsbereich von Eppstein-Königstein, danach kurmainzisch [vgl. BETHKE 1996 (wie Anm. 1322), S. 124]. 1329 BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 431 (für Hain im Amt Königstein, nicht jedoch für Neuenhain); THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 170 (ohne nähere Angabe). • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 147: drei von 1505, 1545 und 1550. • Herrschaft: Bis 1581 im Herrschaftsbereich von EppsteinKönigstein, danach kurmainzisch [BETHKE 1996 (wie Anm. 1322), S. 135]. Möglicherweise hatte auch Frankfurt eine Zeit lang Rechte an Neuenhain [BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 476 m. w. Nachweisen]. 1330 BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 438; THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 171. • Fälle: MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 106: einer von 1506. • Herrschaft: Dorfherren waren bis zu ihrem Aussterben 1418 die Herren von Bolanden-Falkenstein, danach die von Eppstein bis zu deren Aussterben 1535 und darauf schließlich die Grafen von Stolberg, die ihre Dörfer Steinbach, Holzhausen, Ober- und Niedereschbach letztlich 1578 an die Grafen von Hanau verpfändeteten [ROTHHAMMEL, Nieder-Eschbach (1991), S. 45 f.]. 1331 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 172; fehlt bei BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 431. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 151: einer von 1572; MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 109: drei der Jahre 1513 und 1516. • Herrschaft: Burg und Dorf Reifenberg waren bis zum Ende des 16. Jh.s im Besitz der Ganerben von Reifenberg [BEUTH, 1000 Jahre Reifenberg im Taunus (1950), S. 23–37]. 1332 BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 438; THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 172. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 152: einer von 1501. • Herrschaft: Das Dorf gehörte zum Freigericht Kaichen und geriet seit dem 15. Jh. zunehmend unter Einfluss der Burg Friedberg [WALTER, Rendel (1956), S. 54–56]. 1333 BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 441; 472 nannte ein Burgrecht des Ortes »Rodauwe« aus dem Jahr 1380, führte allerdings für »Rodau« noch weitere Nachweise aus dem 14. und 15. Jh. an. Unklar ist aber, welche Ortschaft gemeint ist. BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 441; 472, Fn. 3 sah Nieder- oder Ober-Roden als wahrscheinlich an, für die er auch andere Nachweise nannte. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 109 nannte einen Oberhoffall aus »Rodau« von 1511, THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 152 einen von 1509 aus »Roden«. Seit 1425 besaß das Erzstift Mainz Nieder- und Ober-Roden [MÜLLER 1937 (wie Anm. 1321), S. 515; 537]. Denkbar ist aber auch ein Verweis auf die Ortschaften

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hinaus wurden aber zahlreiche Oberhofverhältnisse vor allem des 16. Jahrhunderts ohne erkennbare vorangegangene Filiation oder anderes Näheverhältnis zu Frankfurt beschrieben. Bei diesen bleibt letztlich unklar, was den jeweiligen Ausschlag für eine Anfrage in Frankfurt brachte. Hierbei fallen eine ganze Reihe von Orten in diese Kategorie, nämlich Anspach,1338 Arnsburg,1339 Boppard,1340 Eberstett,1341 Ernst-

Rodau im Odenwald, Rodau bei Groß-Bieberau oder Rodau bei Zwingenberg, an welchen die Grafen von Katzenelnbogen bzw. später die Landgrafen von Hessen Rechte besaßen [vgl. LOHMANN/ WERKMÜLLER 2004 (wie Anm. 26), S. 298; MÜLLER 1937 (wie Anm. 1321), S. 601 f.]. 1334 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 173; fehlt bei BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 441. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 154: einer von 1505. • Herrschaft: Die Dorfherrschaft hatten die Grafen von Stolberg bis zur Verpfändung an Hanau im Jahre 1578 inne [ROTHHAMMEL 1991 (wie Anm. 1330), S. 45 f.]. 1335 BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 431; THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 173 (allerdings 1438 verloren). • Fälle: Sowohl THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 154 als auch MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 110 nannten einen von 1554. • Herrschaft: Orts- und Gerichtsrechte übten im späten Mittelalter und früher Neuzeit die Herren von Königstein bzw. später dann die Grafen von Stolberg-Königstein aus [KORF, Chronik der Gemeinde Stierstadt (1911), S. 11–19]. 1336 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 172; fehlt bei BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 431. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 156: zwei von 1505 und 1511; MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 111: drei von 1442, 1512 und 1522. Im ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Usingen (jeweils ohne eigene Nr.) finden sich sieben Briefe, die Anfragen der Jahre 1412, 1418, 1433, 1458, 1460, 1477 und 1481 dokumentieren. • Herrschaft: Im 13. Jh. Lehen der Grafen von Diez, seit 1326 dann an die von Weilnau verpfändet und im gleichen Jahr an die Grafen von Nassau übergeben, deren Besitz es in verschiedenen Nebenlinien verblieb [STEINMETZ/GEISEL, Usingen, Kr. Usingen (1957), S. 422 f.]. 1337 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 174; fehlt bei BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 431. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 158: einer von 1572. • Herrschaft: Wohl ursprünglich eppsteinisch, seit 1431 lassen sich aber auch Rechte der Erzbischöfe von Mainz nachweisen [MÜLLER 1937 (wie Anm. 1321), S. 740]. 1338 • Herrschaft: Die Besitzverhältnisse in der Wehrheimer Mark sind vielschichtig; vom 15. Jh. bis 1568 ist Besitz der Grafen von Diez, der Herren von Eppstein, der Grafen von Hanau, der Grafen von Katzenelnbogen sowie Kurtrier nachweisbar [EUGEN, Neu-Anspach. Werden und Wirken (1974), S. 112]. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 121: vier zw. 1505 und 1584; MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 92: einer von 1585. 1339 • Eine Siedlung dieses Namens gab es bis in das 12. Jh. im Bezirk des Klosters Arnsburg bei Gießen, die aber wüst wurde [KUCZERA, Grangie und Grundherrschaft (2003), S. 20 f.]. Hier ist vermutlich eine spätere Siedlung gemeint. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 121: einer von 1560. 1340 • Herrschaft: Seit 1312 waren die Erzbischöfe von Trier Stadtherren [HEYEN, Boppard, Landkreis St. Goar (1964), S. 110; MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 264]. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 121: fünf zw. 1533 und 1553: MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 95: vier zw. 1517 und 1554. 1341 Unklar ist, welcher Ort gemeint ist. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 125: zwei von 1538 und 1540.

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hausen,1342 Esch,1343 Fischbach,1344 Grävenwiesbach,1345 Haunstetten,1346 Herzhausen,1347 Hundsal,1348 Kirberg,1349 Merzhausen,1350 Neustadt,1351 Ober-Erlenbach,1352

Unklar ist, welcher der drei Orte dieses Namens im heutigen Hessen gemeint ist. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 125: zwei von 1538, 1540; MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 98: zwei von 1503. 1343 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 131 nannte einen Fall von 1509 für »Esch« und identifizierte hier das kurtrierische Kaisersesch, das am 17. September 1321 Marktrecht mit freiem Zugang wie Frankfurt und andere Reichsstädte erhielt [vgl. Regest 2647 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 272], 1332 dann in einem Sammelprivileg Frankfurter Recht [vgl. Druck bei HONTHEIM 1750 (wie Anm. 1276), S. 118– 122 ≙ Regest 1489 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 92; vgl. hierzu umfassend SCHAUS 1931 (wie Anm. 1276), S. 8–18 passim]. Gemeint ist aber höchstwahrscheinlich das zu dieser Zeit nassauische Esch bei Idstein [MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 261, Fn. 746 m. w. Nachweisen]. Aus einem Exzerpt bei ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 144 (ohne Quellenangabe) von 1558 geht ebenfalls ein Rechtszug aus »Esch« nach Frankfurt hervor. LERSNER 1706 (wie Anm. 605), S. 255 erwähnte ohne nähere Angaben eine Oberhofbeziehung von »Eygen« nach Frankfurt für 1447. Vermutlich rekurrierte er auf sieben erhaltene Briefe bzw. Entwürfe aus diesem Jahr zum eppsteinischen Gericht »Eichen« im ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), jeweils ohne eigene Sig., obgleich dort eine Oberhofbeziehung keine Erwähnung fand. »Eichen« ist vermutlich ebenfalls Esch bei Idstein. 1344 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 132 nannte einen Fall von 1505 ohne weitere Angaben. Unklar ist, auf welchen der im heutigen Hessen mehrfach nachweisbaren Orte dieses Namens er sich bezog. MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 256, Fn. 723 nahm das trierische Fischbach an. Denkbar erscheint aber auch ein heutiger Stadteil Kelkheims, der bis 1581 eppsteinisch war [BETHKE 1996 (wie Anm. 1322), S. 62]. 1345 • Herrschaft: Der Ort gehörte zu Nassau [MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 246, Fn. 629. • Fälle: MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 100: drei von 1522 und einen von 1567. Ferner sind zwei Fälle des Oberhofs in Ober-Mörlen für Grävenwiesbach von 1489 und 1505 bekannt [vgl. SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 9 m. w. Nachweisen]. 1346 Unklar ist, welcher Ort gemeint ist. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 139: zwei von 1505 und 1508. 1347 Unklar ist, welcher Ort gemeint ist. • Fälle: MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 100: einer von 1520. 1348 Unklar ist, welcher Ort gemeint ist. • Fälle: MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 101: einer von 1520. 1349 • Herrschaft: 1355 wurde Kirberg zw. GERHARD VON DIEZ und JOHANN VON NASSAUMERENBERG geteilt und verblieb auch in der Folge im Kondominat [GRÜN, Kirberg 1355–1955 (1955), S. 16; 18; LUTHMER 1907 (wie Anm. 1248), S. 174]. Laut der Limburger Chronik wurde der Ort 1355 von GERHARD ZU DIEZ zur Stadt erhoben [Nr. 37 bei WYSS 1883 (wie Anm. 524), S. 43]. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 146: zwei von 1572 und 1573; MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 102: einer von 1435. Vier weitere Anfragen des 15. Jh.s sind in vier Briefen im ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Kirberg (jeweils ohne eigene Nr.) überliefert (1430, 1433, 1440 und undatiert). 1350 • Herrschaft: Merzhausen bei Usingen gehörte zur Herrschaft Stockheim [MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 246, Fn. 634. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 146: acht zw. 1534 und 1566; MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 105: acht Fälle zw. 1513 und 1566. 1351 • Herrschaft: Die um 1270 gegründete Stadt fiel 1294 an die Erzbischöfe von Mainz, wurde von diesen aber wiederholt verpfändet und war seit 1550–1583 hessisch [HERZOG/BECHERT, Neustadt, Kr. Marburg (1957), S. 346 f.]. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 147 wie auch MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 105 nannten jeweils einen Fall von 1580. 1342

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Oberjosbach,1353 Obermörlen,1354 Ostheim,1355 Rockenberg,1356 Rotenberg,1357 Walsdorf,1358 Wiesbaden1359 und Wöllstadt.1360 Bereits HANS MÜLLER machte da1352 • Herrschaft: Bis 1403 gehörte der Ort dem Kloster Hersfeld, dann war er falkensteinisch bzw. eppsteinisch und ab 1538 stolberg-königsteinisch [LOTZ 1977 (wie Anm. 1225), S. 325–327]. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 148: zwei von 1505 und 1554. 1353 • Herrschaft: Bis 1581 gehört der Ort zur Herrschaft Eppstein-Münzenberg und war ab 1581 kurmainzisch [BETHKE 1996 (wie Anm. 1322), S. 153]. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 148: einer von 1538. 1354 • Herrschaft: Nach dem Aussterben der Herren von Eppstein war der Ort ab 1535 mainzisch [MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 255, Fn. 720; anders KÖNIG, Kapitel IV (1990), S. 60, der einen Übergang an die Grafen von Stolberg nannte] • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 148: zwei von 1543 und 1593. Obermörlen war seinerseits wieder ein Oberhof, wobei zahlreiche seiner Fälle an den Oberhof in Friedberg in Hessen gelangten [SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 9; 12–13]. 1355 • Herrschaft: Zunächst war der Ort im Besitz des Klosters Fulda und nach diversen Verpfändungen/Besitzwechseln ab 1548 der Grafen von Mansfeld [KÖRNER, Ostheim vor der Höhe (1983), S. 8 f.]. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 149: einer von 1551. 1356 • Herrschaft: 1376 war das Reichslehen über Rockenberg an die Herren von Falkenstein gelangt, 1418 dann an die Herren von Eppstein-Königstein und schließlich an die Grafen von StolbergKönigstein [GESSER, Rockenberg (1950), S. 60; 82]. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 152: einer von 1544, der aber als Lehenssache an den Grafen von Königstein gewiesen worden sei. 1357 • Herrschaft: Nach MÜLLER 1937 (wie Anm. 1321), S. 615 und LOHMANN, Die Weistümer und Dorfordnungen der Herrschaft Hirschhorn (2001), S. 332 seit war der Ort seit 1349 Pfand, dann ab 1353–1632 Reichslehen derer von Hirschhorn, nach MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 246, Fn. 634 hingegen gehörte er zur Herrschaft Stockheim. • Fälle: MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 109: zwei von 1515 und 1522. Eine Ordnung der Herrschaft Hirschhorn von 1521/54 sah ausdrücklich einen Oberhofzug vor [vgl. Art. 1 im Druck als Eintrag 2 bei LOHMANN 2001 (wie Anm. 1357), S. 3]. 1358 • Herrschaft: Graf ADOLF I. VON NASSAU bekam das Kloster Walsdorf am 11. Januar 1358 endgültig zugesprochen und baute anschließend Walstadt aus [vgl. umfassend mit Druck der Nassauer Privilegierungen BUCH, Walsdorfs Freiheitsrechte (1983), S. 16–30]. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 157: einer von 1509. 1359 • Herrschaft: Vermutlich seit der zweiten Hälfte des 13. Jh.s. besaßen die Grafen von Nassau Wiesbaden [vgl. ausführlich RENKHOFF, Wiesbaden im Mittelalter (1980), S. 95–114]. • Fälle: THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 159: drei von 1505, 1510 und 1511; MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 113: sechs zw. 1505 und 1516. Das Oberhofverhältnis bestand allerdings schon vorher: 1492 schrieben die Frankfurter Schöffen an den Grafen von Nassau: »Die euwern von Wißbaden haben bijß here iren oberhoff bij unns gesucht, auch nach unnserm vermogen inn sachen, daruber wir urteil zu sprechen unnd zu wissen haben, bericht unnd underwisung funden, sin ine auch nochmals inn solichen underwisung mitzuteilen willig; aber wir pflegen bij unns an des Richs gericht alleyn uber eigen und erbe, schulde, bussen und geltfrevele unnd der Rat uber pinliche hendele, wo die bij uns furgenommen werden, zu sprechen« [ISG Frankfurt, S6a, Nr. 272, S. 20 (Auszug GEORG LUDWIG KRIEGKS) ≆ Druck bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 167 f. (modernisiert)]. Ein undatiertes Geleitsgesuch zur Rechtsunterweisung aus dem 15. Jh. hat sich ebenso erhalten [ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Wiesbaden (ohne eigene Nr.)] wie auch ein Brief RICHWEINS VON BUBENHEIM, in dem er vormalige Besuche der Schöffen in Frankfurt erwähnte [ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Wiesbaden (ohne eigene Nr.)]. Ein spätmittelalterliches

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rauf aufmerksam, dass sich bei den Orten und Städten mit einer Oberhofbeziehung nach Frankfurt ein deutlicher Schwerpunkt auf hanauische, hessische, nassauische und trierische Orte und auch einige kleinere Herrschaften des Umfeldes von Frankfurt feststellen lässt.1361 Hierbei sind viele der Städte und Orte in einem nahen Umfeld zu Frankfurt angesiedelt. Mainzer Orte hingegen fehlen fast völlig, obwohl sie vielfach in unmittelbarer Nachbarschaft zu Frankfurt liegen. Dies untermauert abermals die These, dass die Wahl des Frankfurter Oberhofs gerade auch durch die jeweiligen Gerichtsherren mitbeeinflusst wurde. Diese sahen in Frankfurt vermutlich einen idealen Oberhof, der reichsnah und anerkannt, aber für ihre politischen Ambitionen wenig gefährlich war. Seit der Niederlage im Ringen um die Vorherrschaft in der ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg 1481 hatte die Reichsstadt Frankfurt ihre expansiven und territorialen Bestrebungen mehr oder weniger aufgegeben. Zudem pflegte Frankfurt, vermutlich gerade im Hinblick auf sein ureigenes Interesse als Messe- und Handelsstadt an sicheren Straßen, meist eine gute Nachbarschaft. Alle Hinweise zusammengenommen, lässt sich ein Bild der Entstehung und Verfestigung des Frankfurter Oberhofs in Schichten nachzeichnen. Zunächst dürften die Frankfurter Schöffen seit dem beginnenden 14. Jahrhundert für die anderen Wetterauer Reichsstädte rechtsunterweisend tätig gewesen sein. Hinzu kamen dann noch in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Stadtgerichte von Limburg und Hersfeld, bei denen sich die Oberhofbeziehung nicht aus der politiMerkerbuch [Druck bei OTTO 1882 (wie Anm. 703)], enthält vor allem Eigentumsübertragungen [OTTO, Das älteste Gerichtsbuch der Stadt Wiesbaden (1900), S. 4; RENKHOFF 1980 (wie Anm. 1359), S. 163]. Weitere Gerichtsbücher sind zwar belegt, aber nicht überliefert [OTTO 1900 (wie Anm. 1359), S. 4 f.; RENKHOFF 1980 (wie Anm. 1359), S. 163]. Das Gerichtsbuch von 1554–1560 enthält keine Hinweise auf Oberhofbeziehungen [vgl. den Druck bei OTTO 1900 (wie Anm. 1359)]. 1360 • Herrschaft: Infrage kommen Ober- wie auch Nieder-Wöllstadt. Beide Orte waren zunächst mehrheitlich falkensteinisch [RUNGE, Ober-Wölstadt (1990), S. 34–37; WOLF, Nieder-Wöllstadt (1990), S. 60–64], dann erhielten die Grafen von Sayn den falkensteinischen Besitz und verkauften Wöllstadt am 29. September 1458 an FRANK D. Ä. VON KRONBERG [StA Darmstadt, B 9, Nr. 614 ≙ Regest 1397 bei BATTENBERG 1982 (wie Anm. 761), S. 46]. Ausweislich des Wortlauts der Urk. wurde das Dorf Wöllstadt veräußert, offenbar aber auch die dortige Burg, denn am 31. Oktober 1458 sagte Graf GERHARD VON SAYN die Burgmannen u. a. in Wöllstadt von ihrem Eid los [StA Darmstadt, B 9, Nr. 623 ≙ Regest 1401 bei BATTENBERG 1982 (wie Anm. 761), S. 47 ≙ Regest 1835 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 457]. Als FRANK D. Ä. VON KRONBERG 1461 ohne männliche Nachkommen verstarb, fiel sein Besitz an Graf CUNO VON SOLMS [BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. VI], weshalb 1470 in einem Brief an Graf CUNO VON SOLMS explizit von dessen Gericht in Wöllstadt die Rede war [StA Darmstadt, B 9, Nr. 1952 ≙ Regest 1597 bei BATTENBERG 1982 (wie Anm. 761), S. 113. • Fälle: MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 114: einer von 1517. 1361 MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 246.

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schen Nähe heraus ergab, sondern in einem Verdichtungsprozess herausbildete. Diese Keimzelle war aber durchaus überschaubar. Der weitere Ausbau und die Verfestigung des Oberhofs lassen sich dann in einer zweiten Schicht ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts fassen. Hier spielte zum einen die Politik des Rates im Hinblick auf die unter seinem Einfluss stehenden Dörfer eine Rolle, die er systematisch an seinen Oberhof anzubinden versuchte. Zum anderen ersuchten in den letzten Jahrzehnten des 15. und im beginnenden 16. Jahrhundert in einer dritten Schicht zahlreiche Adelige des Umlandes Frankfurt um Anschluss ihrer örtlichen Gerichte, was zu einem weiteren Ausbau führte. In diese Zeit fallen dann auch die meisten der Hinweise auf weitere Oberhofbeziehungen. Aufgrund des zeitlichen Abstandes ist hierbei der direkte kausale Zusammenhang zwischen Filiationen und Oberhof zu verneinen. Jedoch kann in den, wenngleich mitunter lange zurückliegenden Bewidmungen, ein Anknüpfungspunkt der Urteiler für Rechtsanfragen in Frankfurt gesehen werden. Dieses Ergebnis überrascht aber insofern, als der städtische Oberhof in Frankfurt damit zu einer Zeit eine Blüte erlebte, das heißt im ausgehenden 15. und noch im 16. Jahrhundert, als viele andere Oberhöfe, etwa der ehemals ebenso bedeutende ländliche Oberhof in Ingelheim längst seine große Bedeutung eingebüßt hatten. Bemerkenswerterweise findet sich zu dieser zeitlichen Auffälligkeit wieder eine Parallele in Nürnberg. RUDOLF WENISCH hatte anhand der Ratsverlässe und Ratsbücher eine statistische Auswertung vorgenommen und hierbei für den Zeitraum von 1471 bis 1638 insgesamt 606 Oberhofrechtsfälle für 40 pfälzische Orte und Städte, 509 Rechtsfälle für Reichsstädte mit Tochterstädten sowie 79 Fälle für 35 andere fremde Orte nachweisen können.1362 Eine erneute Sichtung der ediert vorliegenden Verlässe bis 1471 ergab in der Tat keinen einzigen sicheren Oberhofhinweis für diese Zeit. Obwohl der Oberhof in Nürnberg in dieser Zeit schon in Funktion war, wie etwa die deutlichen Hinweise aus Eger zeigen,1363 können doch Quellenlage und Überlieferungszufall alleine nicht den deutlichen Schwerpunkt der Anfragen im 16. Jahrhundert erklären. Vielmehr kam ein Teil der Anfragen aus dem eigenen Landgebiet, ein größerer aber von anderen reichsstädtischen und vor allem auch Gerichten anderer Territorialherren. Die Gemengelage scheint mit der in Frankfurt vergleichbar. Jedenfalls aber zeigen diese Beispiele, dass sich pauschal der Rechtszug an den Oberhofzug nicht einer ›älteren Rechtsschicht‹ zuordnen lässt, wie dies etwa ADOLF WAAS tat.1364 Obgleich die Gründung des Oberhofwesens an den hier untersuchten Gerichten deutlich im Spät1362

Vgl. WENISCH 1962 (wie Anm. 73), S. 443–467 passim. Wie Anm. 898. 1364 WAAS 1944 (wie Anm. 53), S. 27. 1363

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mittelalter verortet werden konnte, bestand eine Blütezeit doch in Frankfurt und Nürnberg sichtbar noch in der Neuzeit nach Einsetzen der Vollrezeption. Dies eröffnet ein interessantes Spannungsfeld, denn es bleibt zu untersuchen, inwieweit sich mittelalterliche Rechtsgrundsätze erhalten konnten. Im Rahmen der Untersuchung der Rechtslandschaft ist deshalb besonders auf Fragen der Schriftlichkeit und Mündlichkeit wie auch der Berücksichtigung fremden Rechts im Rahmen der Anfragen einzugehen.

2. Oberhof in Gelnhausen Anders stellt sich die Lage für Gelnhausen dar. Im Gegensatz zu Frankfurt hatte die verpfändete Reichsstadt keine umliegenden Dörfer unter ihren Einflussbereich bringen können, sodass sie auf diese Art und Weise ihren Oberhof nicht festigen und ausweiten konnte. Anfragen anderer Dynasten des Umlandes um Aufnahme ihrer Gerichte am Oberhof in Gelnhausen sind ebenfalls nicht bekannt. Dies ist durchaus plausibel, da Gelnhausen bereits früh unter anderem auch an die aufstrebenden Herren beziehungsweise späteren Grafen von Hanau verpfändet wurde. Damit fehlte der Reichsstadt wahrscheinlich die Anziehungskraft eines freien Frankfurt. Dies dürfte für die aufstrebenden Adeligen des Umlandes ein wichtiger Aspekt gewesen sein, zumal sie die Wahl zum nahen Frankfurt hatten. Im Gegenteil könnte sich die hanauische Pfandschaft aufgrund der starken Eigeninteressen der Pfandherren sogar negativ ausgewirkt haben. Diese Ausgangslage kann unter anderem erklären, warum Gelnhausen einen im Vergleich mit Frankfurt, aber auch mit Ingelheim, nur relativ unbedeutenden Oberhof ausbilden konnte. So bleiben für die Stadt an der Kinzig letztlich nur die zahlreichen Stadtrechtsfiliationen als Begünstigungsfaktor übrig, die sich seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert nachweisen lassen. Einen ersten Hinweis auf diesen, wenngleich im Grundsatz nicht zwangsläufigen Zusammenhang zwischen Filiation und Oberhofzugehörigkeit liefert das bereits erwähnte Verzeichnis der »Stete und gerichte die urteil bij unß holen« von HARTMANN BRELL aus dem beginnenden 15. Jahrhundert. Hierin führte er Büdingen, Ebern, Iphofen, »Crumbach«,1365 Mergentheim und 1365

Unklar ist, welchen Ort HARTMANN BRELL mit »Crumbach« meinte. KARL SCHMERBACH gab zunächst Obergrombach, einen heutigen Stadtteil von Bruchsal an [Grimmelshs.-Bibl. Gelnhausen, Gln 2 REG I 18513, S. 118 unter Verweis auf eine Auskunft vom StA Würzburg mit Hinweis auf KRIEGER, Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, Bd. 1 (1904), S. 762]. Dies ist aber unwahrscheinlich, da 1483 ein Rechtszug an das Landgericht in Mingolsheim belegt ist [vgl. OSSFELD, Obergrombach und Untergrombach (1975), S. 142 m. w. Nachweisen]. Ebenso dürften Fränkisch-Crumbach sowie Krombach im Kahlgrund/Spessart ausscheiden [vgl. StadtA Gelnhausen, KARL SCHMERBACH,

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viele andere Städte in Franken, die auf diese Stadt gefreit sind, Münnerstadt, Neustadt unter dem Breuberg, Selbold, Salmünster, Schmalkalden, Schweinfurt, Steinau, Soden, Orb, die von Ortenberg in der Stadt und die am Landgericht vor der Stadt sowie eine noch kleine Reichsstadt nahe Würzburg, vermutlich Heidingsfeld,1366 auf.1367 Tatsächliche Oberhofanfragen haben sich zwar wie erwähnt nur »Das Stadtbuch des Hartmann Brell von 1417–1431, Schlüchtern 1978« (ohne Sig.), S. 2, Fn. 3; MÜLLER 1937 (wie Anm. 1321), S. 193 f. (beide m. w. Hinweisen)]. Jedoch könnte Krombach im Kahlgrund gemeint sein, dessen freie Bauern die Rechte der Wetterauer Reichsstädte besaßen [FISCHER, Das Untermaingebiet und der Spessart (1993), S. 132–134]. In Krombach befand sich zudem ein Landgericht, an dem die Forstmeister von Gelnhausen seit 1430–1483 ¼ des rieneckschen Lehens besaßen [vgl. StA Würzburg, Schönborn-Archiv, Ämterarchiv, Amt Aschaffenburg, Urk.n, Nr. 607 = Druck bei FLECK/Anonymi 1993 (wie Anm. 26), S. 37 mit Faksimile und StA Würzburg, Schönborn-Archiv, Ämterarchiv, Amt Aschaffenburg, Urk.n, Nr. 610 = Druck bei FLECK/Anonymi 1993 (wie Anm. 26), S. 39 sowie ferner FLECK/Anonymi 1993 (wie Anm. 26), S. 34]. Zwar enthalten weder ein Weistum des Dinghofgerichts in Krombach und Königshofen von 1380 [vgl. Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 525 f. (ohne Quellenangabe)] noch ein Weistum des Landgerichts in Krombach von 1496 [vgl. StA Marburg, Best. 87, Nr. 149, fol. 383r–387v (Abschrift des 18. Jh.s) ≙ StA Marburg, Best. 81, B 4/Nr. 399, fol. 33r–39v (Abschrift des 18. Jh.s) ≙ StA Würzburg, Schönborn-Archiv, Ämterarchiv, Amt Aschaffenburg, Urk.n, Nr. 643 (Abschrift von 1663) = Druck bei FLECK/Anonymi 1993 (wie Anm. 26), S. 41 f. ≙ Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 406–410 (ohne Quellenangabe)] Hinweise auf einen Oberhofzug nach Gelnhausen, möglich erscheint dieser Zug aber dennoch. Das Landgericht in Krombach war ausweislich des Weistums von 1496 wiederum selbst Oberhof für einige Untergerichte [StA Marburg, Best. 87, Nr. 149, fol. 384r ≙ StA Marburg, Best. 81, Nr. B 4/399, fol. 34r-v ≙ StA Würzburg, SchönbornArchiv, Ämterarchiv, Amt Aschaffenburg, Urk.n, Nr. 643, fol. 2v (Abschrift von 1663) = Druck bei FLECK/Anonymi 1993 (wie Anm. 26), S. 41 ≙ Druck bei GRIMM 1842 (wie Anm. 26), S. 407; bei GRIMM/HEUSLER/HÜBNER 1899 (wie Anm. 703), S. 463 f. findet sich offenbar eine andere Variante dieser Stelle des Weistums, leider ohne Quellenangabe]. Denkbar erscheint aber auch, dass Burggrumbach, ein heutiger Ortsteil von Unterpleichfeld nahe Würzburg, gemeint war. 1366 Welche Reichsstädte der Region Franken angehörten, war gerade in den Länderbeschreibungen des ausgehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit unklar, wobei Hall, Heilbronn, Rothenburg o. d. T., Schweinfurt und Windsheim infrage kommen [vgl. PETERSOHN 2008 (wie Anm. 46), S. 217; 282]. Hall, Heilbronn, Rothenburg o. d. T. und Windsheim liegen relativ weit entfernt von Würzburg. Schweinfurt wiederum zählte HARTMANN BRELL namentlich auf. Deshalb ist es plausibel, letztlich Heidingsfeld anzunehmen. Die Stadt erhielt am 21. Januar 1367 das Marktrecht Frankfurts [StA Würzburg, Würzburger Urk.n, Nr. 7434 = Druck bei MORYS, Das Stadtrecht von Heidingsfeld (1958), S. 127–129 ≙ Regest 7240 bei HUBER 1889 (wie Anm. 799), S. 753], was womöglich eine umfassende Bewidmung mit Frankfurter Recht vermuten lässt [vorsichtig noch MORYS 1958 (wie Anm. 1366), S. 13–18, wobei MORYS, Stadtrecht, Stadtverfassung und Gerichtswesen in Heidingsfeld (2005), S. 274 von einer solchen Bewidmung ausging]. Eine mitunter postulierte Oberhofverbindung nach Sulzbach erwies sich als nicht tragfähig [vgl. MORYS 2005 (wie Anm. 1366), S. 276–278]. Es sind aber keine Anfragen in Gelnhausen bekannt [MORYS 2005 (wie Anm. 1366), S. 278]. Allerdings wurden die im StadtA Würzburg erhaltenen 27 Gerichtsbücher Heidingsfelds von 1422–1802 [nach MORYS 2005 (wie Anm. 1366), S. 300] bislang noch nicht systematisch ausgewertet.

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für Büdingen, Hanau, Mergentheim, Münnerstadt, womöglich Orb, Ortenberg, Schweinfurt, Selbold und Steinau an der Straße erhalten, was aber dem Überlieferungszufall zuzuschreiben sein mag. Ein Teil dieser Gerichte hatte hierbei nachweisbare mehrfache Oberhofverbindungen: Büdingen suchte nach einem Vermerk von JOHANN CHRISTIAN THOMAS 1437 und 1477 auch in Frankfurt sein Recht1368 ebenso wie Hanau, was bereits erörtet wurde. Münnerstadt fragte wiederum nicht nur in Gelnhausen, sondern ebenso in Würzburg um Unterweisung, sodass eine Gesandtschaft 1474 gleich in drei Gerichtssachen den dortigen Rat um Beratung ersuchte.1369 HARTMANN BRELL erwähnte in seiner Aufzählung der in Gelnhausen anfragenden Orte auch ›viele andere Städte in Franken‹, zu denen ihm vermutlich noch aussagekräftige Quellen vorgelegen haben. Infrage kommen Hammelburg,1370 Hohenburg (Homburg),1371 Laudenbach,1372 (Ober-)Lohr,1373 Neuenthal 1367

StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 1r (moderne Folierung); erwähnt von JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 161 f. als Auszug aus einem Ratsprotokoll. 1368 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 125 (ohne nachprüfbare Quellenangabe); hierauf bezog sich auch THUDICHUM, Rechtsgeschichte der Wetterau (1867), S. 33. 1369 Druck bei SPRANDEL, Das Würzburger Ratsprotokoll (2003), S. 25. 1370 Am 1. August 1303 erhielt der Ort Freiheiten, Rechte und Gewohnheiten der Bürgerschaft und Bürger Gelnhausens [StA Würzburg, Hochstift Fulda, Urk.n, 1356 Dezember 27 (Insert) = Druck bei SCHANNAT 1724 (wie Anm. 581), S. 425 ≙ Regest 442 bei BÖHMER 1844 (wie Anm. 571), S. 235 ≙ Regest 21 bei ENGEL, Urkundenregesten zur Geschichte der Städte des Hochstifts Würzburg (1961), S. 15], bestätigt am 27. Dezember 1356 [StA Würzburg, Hochstift Fulda, Urk.n, 1356 Dezember 27 = Druck bei SCHANNAT 1724 (wie Anm. 581), S. 425 ≙ Regest 2566 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 208 ≙ Regest 142 bei ENGEL 1961 (wie Anm. 1370), S. 84]. 1371 Am 27. August 1332 erhielt der Ort Rechte, Freiheiten, Marktrecht und Gewohnheiten Gelnhausens [StA Würzburg, Historischer Verein Unterfranken und Aschaffenburg – Urk.n, Nr. 92 (alt: Nr. 148) = Druck bei HULLER, Homburgs Stadt- und Marktrechte (1982), S. 64 ≙ Regest 77 bei ENGEL, Würzburger Urkundenregesten (1958), S. 54; Faksimile bei HULLER, Vorwort (1981), S. 9], nochmals am 28. September 1366 [StA Würzburg, Historischer Verein Unterfranken und Aschaffenburg – Urk.n, Nr. 176 (alt: Nr. 149) = Druck bei HULLER 1982 (wie Anm. 1371), S. 65 ≙ Regest 151 bei ENGEL 1958 (wie Anm. 1371), S. 104; Faksimile bei HULLER 1982 (wie Anm. 1371), S. 67]. Vgl. hierzu STÖRMER, Stadt und Amt Homburg/Main (1981), S. 43 f. Oberhofanfragen sind keine bekannt und nach schriftlicher Mitteilung vom 23. August 2011 von WERNER THAMM, dem zweiten Bürgermeister der Gemeinde Triefenstein, deren Stadtteil Homburg heute ist, befinden sich im GemeindeA nur Urk.n und Akten ab 1700. 1372 Am 18. März 1378 wurde das Dorf zur Stadt erhoben und erhielt Rechte Gelnhausens [StA Wertheim, G-Rep. 8, Lade I–II, Nr. 16 = Eintrag CXX a bei ASCHBACH 1843 (wie Anm. 1258), S. 155 f.]. 1373 Am 29. Juli 1333 erhielt der Ort Gelnhäuser Recht [StadtA Lohr, Urk.n I A 2 ≙ StadtA Lohr, Akten I A 1/2, fol. 1v (Abschrift des 18. Jh.s) = Eintrag V bei GUDENUS 1768 (wie Anm. 776), S. 352 (»ex Cop. ant.«) = Druck bei HÖFLING, Beschreibung der Stadt Lohr (1835), S. 9 f. ≙ Druck mit Faksimile des Originals bei RUF, Lohr und die Grafen von Rieneck (1983), S. 10 f. = Druck bei STEIN, Geschichte der

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(Erlenbach)1374 und Wertheim.1375 Eltmann hingegen, das mitunter auch als Stadt nach Gelnhäuser Recht bezeichnet wurde,1376 erhob LUDWIG DER BAYER zwar am Stadt Lohr (1898), S. 31 ≙ Regest 1562 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 97 ≙ Regest 32 bei RUF, Quellen und Erläuterungen zur Geschichte der Stadt Lohr (2011), S. 191 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 413 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 113 (nach Vorlage im isenburgischen Archiv zu Birstein)], bestätigt am 14. Juli 1473 [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 3366 ≆ StadtA Lohr, Akten I A 1/1, fol. 11v (unvollständige Abschrift) ≆ StadtA Lohr, Akten I A 1/2, fol. 15v–17r (vollständige Abschrift) = Eintrag XLIV bei GUDENUS 1768 (wie Anm. 776), S. 453–456 (»ex autogr.«) = Druck bei HÖFLING 1835 (wie Anm. 1373), S. 22–24 ≙ Regest 2802 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 693 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 342 bei RÜBSAMEN 1993 (wie Anm. 619), S. 232 f. ≙ Regest 319 bei RUF 2011 (wie Anm. 1373), S. 337 f. (m. w. Nachweisen)]. Der Kaiser befahl Gelnhausen am 16. Juli 1473, Abschriften ihrer Privilegien nach Lohr zu schicken [StadtA Lohr, Akten I A 1/1, fol. 1r (Abschrift des 15. Jh.s) ≙ StadtA Lohr, Akten I A 1/2, fol. 2r-v (Abschrift des 18. Jh.s) = Druck bei HÖFLING 1835 (wie Anm. 1373), S. 10 f. ≙ Regest 320 (Anmerkung) bei RUF 2011 (wie Anm. 1373), S. 338]. Gelnhausen kam dem am 12. Juli 1474 nach [vgl. StadtA Lohr, Akten I A 1/1, fol. 1v–7v (Abschrift) ≆ Druck bei HÖFLING 1835 (wie Anm. 1373), S. 10–22 (fehlerhaft und unvollständig)]. Weitere Bestätigungen erfolgten am 29. April 1495 [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 4087 = Eintrag LXIII bei GUDENUS 1768 (wie Anm. 776), S. 484–487 (»ex autogr.«) ≙ Regest 3459 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 829 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 395 bei RUF 2011 (wie Anm. 1373), S. 375 ≙ Regest 1620 bei WIESFLECKER, Regesta Imperii XIV, Bd. 1 (1990), S. 174 ≙ Regest 2850 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1151] und am 18. Oktober 1497 [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 4198 = Eintrag LXIX bei GUDENUS 1768 (wie Anm. 776), S. 498–501 (»ex autogr.«) ≙ Regest 3536 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 845 (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 402 bei RUF 2011 (wie Anm. 1373), S. 378]. In Lohr bestand ein aus 12 Ratsherren zusammengesetztes Stadtgericht [STEIN 1898 (wie Anm. 1373), S. 43]. Nach schriftlicher Auskunft von THEODOR RUF vom 14. Juli 2011 befinden sich im StadtA Lohr keine Urk.n zu Oberhofanfragen in Gelnhausen. 1374 Der Ort erhielt am 23. Juni 1402 Freiheiten Gelnhausens [Druck nach Wiener Reichsregisterband C mit Faksimile bei HARTMANN, Vergessene Stadtrechte von Erlenbach (2010), S. 15 ≙ Regest 1226 bei CHMEL 1834 (wie Anm. 915), S. 71 ≙ Regest 2352 bei OBERNDORFF 1912 (wie Anm. 915), S. 158]. Entgegen älteren Meinungen, die eine Wüstung annahmen, identifizierte HARTMANN 2010 (wie Anm. 1374), S. 9–17 (m. w. Nachweisen) in der Bezeichnung Neuenthal den Ort Erlenbach im Spessart. 1375 Wie Anm. 1258. Wenn MADER 1952 (wie Anm. 1258), S. 121 allerdings behauptete, dass Gelnhausen auch an die Stelle Frankfurts in Oberhofsachen getreten sei, so ist dies spekulativ. Denn anders als bei der Umwidmung Mergentheims 1415 [vgl. HStA Stuttgart, H 51 U 1215 = Druck bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 141 f. ≙ Regest 12266 bei BÖHMER/ALTMANN 1900 (wie Anm. 617), S. 436] wurde in der Urk. für Wertheim das Oberhofverhältnis nicht in Bezug genommen. Ähnliches gilt für die Vermutung von HAUG 1937 (wie Anm. 1258), S. 92, wonach die Neubewidmung notwendig geworden sei, weil Wertheim mit der fortschreitenden Rechtsentwicklung in Frankfurt nicht habe mithalten können. 1376 MAIERHÖFER/MAIERHÖFER, Eltmann (1971), S. 182 hingegen führte etwas ungenau an: »E. erhielt Gelnhäuser Recht, das für Einwohner und Marktbesucher galt.« In der Folge sah bspw. UNGER, Grundzüge der Städtebildung in Franken (1999), S. 68, Fn. 73, 81 Eltmann in einer Reihe mit Ebern und Fladungen als mit Gelnhäuser Recht bewidmete Städte. Über Oberhofbeziehungen ist nichts bekannt, die vorhandenen Stadtgerichtsbücher von 1503–1644 sowie möglicherweise auch das Stadtbuch

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10. Januar 1335 zur Stadt, jedoch verlieh er ausweislich des Wortlautes lediglich einen Markt nach Rechten und Freiheiten Gelnhausens.1377 Für Königshofen im Grabfeld wiederum, das ebenso mit Gelnhäuser Recht bewidmet worden sein soll,1378 ist tatsächlich keine ausdrückliche Stadtrechtsverleihung nachweisbar.1379 Für andere unterfränkische Städte mit belegter Gelnhäuser Stadtrechtsverleihung sind anderweitige Oberhofbeziehungen bekannt: Freudenberg, das zunächst mit Gelnhäuser, dann aber mit Wertheimer Recht bewidmet worden war,1380 hatte wenigstens im beginnenden 16. Jahrhundert vermutlich eine Oberhofbeziehung nach Wertheim.1381 Stadtprozelten andererseits hatte ebenfalls Gelnhäuser Recht erhalten,1382 suchte aber ausweislich einer Miltenberger Ordnung des mittleren von 1483 [nach MAIERHÖFER/MAIERHÖFER 1971 (wie Anm. 1376), S. 184 f.] könnten aber hierzu noch weitere Erkenntnisse bringen. 1377 Druck der Urk. bei Anonymus, Streifzug durch die Geschichte Eltmanns (1985), S. 21 (nach Abschrift des 19. Jh.s) ≙ Druck bei DILLER, Die Stadt Eltmann in Geschichte und Gegenwart (2001), S. 32 (m. w. Nachweisen). Nach schriftlicher Auskunft des StadtA.s Eltmann durch THOMAS SCHINDLER vom 15. Dezember 2011 gilt das Original als verschollen. 1378 Etwa MAIERHÖFER/MAIERHÖFER, Königshofen i. Grabfeld (1971), S. 307. ORTMANN, Die Stadt Wertheim (1950), S. 4 f. erwähnte zwar eine königliche Bewidmung von Königshofen im Grabfeld für das Jahr 1335, ohne allerdings auf Gelnhausen einzugehen oder aber eine Quelle zu nennen. 1379 SPERL, Stadt und Festung Königshofen (1974), S. 22; 35, der aber auch eine Bewidmung mit Gelnhäuser oder Schweinfurter Recht vermutete. Einzig die Abschrift einer Marktrechtsverleihung vom 11. August 1323 ist bekannt, die allerdings keinen Bezug zu Gelnhausen aufweist [vgl. ROST, Versuch einer historisch-statistischen Beschreibung (1832), S. 39; SPERL 1974 (wie Anm. 1379), S. 22]. 1380 Am 7. Februar 1333 erhielt der Ort zunächst Gelnhäuser Rechte und Gewohnheiten [StA Wertheim, G-Rep. 8, Lade I–II, Nr. 7 = Eintrag LXXIX bei ASCHBACH 1843 (wie Anm. 1258), S. 89 = Eintrag VI bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 1258), S. 12 ≙ Regest 182 bei WETZEL 1991 (wie Anm. 1258), S. 78], doch schon am 12. August 1376 die Stadtrechte, Gerichtsbarkeit, Freiheit und Gebräuche der Bürger von Wertheim [StA Wertheim, G-Rep. 8, Lade I–II, Nr. 14 = Eintrag CXIV bei ASCHBACH 1843 (wie Anm. 1258), S. 145 f. = Eintrag IX bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 1258), S. 18 ≙ Regest 5665 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 473]. 1381 Eine »Gerichts Ordnŭ(n)g de Anno xviij [1518]« für Freudenberg enthält zwar eine Bestimmung, die auf den ersten Blick einen Oberhofzug normiert, aber bloß im Sinne eines Gebots der Vergerichtlichung von Konflikten zu verstehen sein dürfte: »In allen Zwyfelligen Zufellen sall man an dem statgericht Zu Wertheim bußgericht nemen« [StadtA Wertheim, Einzelbücher, Nr. 1, fol. 6r (loses Heft mit der Überrschrift »Freudenberg«); zwei weitere Hefte mit dieser Gerichtsordnung, allerdings ohne Nennung von Freudenberg, finden sich ebenfalls im StadtA Wertheim, Einzelbücher, Nr. 1, eine weitere, allerdings undatierte »Ordnung des Stadtgerichts fir freydenberg« aus dem beginnenden 16. Jh. mit beinahe wortgleicher Bestimmung im StadtA Wertheim, Einzelbücher, Nr. 11, fol. 8r–9v, hier fol. 8v]. Die Überlieferung im GemeindeA Freudenberg (im Archivverbund Main-Tauber beim StA Wertheim) reicht nur bis 1517 zurück und enthält keine Hinweise auf Oberhofbeziehungen. 1382 Am 12. Mai 1355 erhielt der Ort Befestigungsrecht, Blutgerichtsbarkeit, einen Wochenmarkt sowie Freiheiten und Rechte Gelnhausens [StA Würzburg, Erzstift Mainz, Urk.n Weltlicher Schrank, Lade 28,

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15. Jahrhunderts ebenso wie Obernburg, das zunächst Recht und Freiheiten der Wetterauer Reichsstädte erhalten hatte,1383 1345 dann aber Miltenberger Recht,1384 vor dem Stadtgericht in Miltenberg sein Recht.1385 In den Jahren 1527 beziehungsweise 1528 erließ Kurfürst ALBRECHT VON BRANDENBURG dann aber auch für Stadtprozelten1386 und Miltenberg1387 gleichförmige Stadtordnungen, die Nr. 70 = Eintrag 425 bei FRITZ 1978–1992 (wie Anm. 549), S. 240 = Druck bei GUDENUS 1751 (wie Anm. 914), S. 385 f. (»ex Autogr.«) ≙ Neuhochdeutsche Übersetzung und Abb. der Urk. im Vorsatz und Nachsatz des Einbandes bei Stadt Stadtprozelten (Hrsg.), Stadtprozelten 1355–2005 (2005)]. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 136 nannte irrtümlich »Rotselden«. Im Jahr 1484 wurde Stadtprozelten durch Tausch kurmainzisch [DAHL 1823 (wie Anm. 1278), S. 31; FEINEIS 1992 (wie Anm. 1278), S. 157; FEINEIS, Das Geschlecht der Kottwitze von Aulenbach (1995), S. 114 f.; TREMEL, Chronik der Stadt Stadtprozelten (1992), S. 22]. 1383 Am 27. Juli 1317 erhielt der Ort die Rechte und Freiheiten der Wetterauer Reichsstädte [StA Würzburg, Erzstift Mainz, Urk.n Weltlicher Schrank, Lade 3, Nr. 18 = Druck bei GUDENUS 1751 (wie Anm. 914), S. 152 (ohne Quellenangabe) = Urk. III bei KITTEL, Geschichte der Stadt Obernburg im Regierungsbezirke Unterfranken und Aschaffenburg (1876), S. 365 = Druck bei SCHRÖDER/KOEHNE 1898 (wie Anm. 1278), S. 363 ≙ Regest 263 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 16 ≙ Regest 1930 bei VOGT 1913 (wie Anm. 1250), S. 366]. 1384 Am 21. Februar 1345 erhielt der Erzbischof von Mainz dann nochmals das Recht, das Dorf zu befestigen, wobei dieses Mal das Recht Miltenbergs verliehen wurde [StadtA Obernburg, Urk.n, Nr. 8 (Insert in Privilegienbestätigung vom 28. November 1562) ≙ StadtA Obernburg, IV, C, 13, Nr. 13, fol. 2v–3v (Insert in Privilegienbestätigung vom 20. März 1742, dort irrtümlich mit Jahr 1344) = Urk. IV bei KITTEL 1876 (wie Anm. 1383), S. 366 f. = Druck bei SCHRÖDER/KOEHNE 1898 (wie Anm. 1278), S. 363 f. (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 5264 bei OTTO, Regesten der Erzbischöfe von Mainz, Abt. 1,2 (1934), S. 497]. Daraufhin erteilte er den Bürgern Obernburgs am 2. Dezember 1346 einen Freiheitsbrief [StadtA Obernburg, Urk.n, Nr. 8 (Insert in Privilegienbestätigung vom 28. November 1562) ≙ StadtA Obernburg, IV, C, 13, Nr. 13, fol. 3v–4r (Insert in Privilegienbestätigung vom 20. März 1742) = Urk. VI bei KITTEL 1876 (wie Anm. 1383), S. 368 = Druck bei SCHRÖDER/KOEHNE 1898 (wie Anm. 1278), S. 363 f. Einen fast gleichlautenden Freiheitsbrief gab daraufhin Erzbischof HEINRICH VON MAINZ am 8. August 1347 [StadtA Obernburg, Urk.n, Nr. 1 (Abschrift) ≙ StA Marburg, Urk.n 95, Nr. 202 (Abschrift) ≙ StadtA Obernburg, IV, C, 13, Nr. 13, fol. 4r–6r (Insert in Privilegienbestätigung vom 20. März 1742) = Urk. VII bei KITTEL 1876 (wie Anm. 1383), S. 368 f. ≙ Regest 5605 bei OTTO 1934 (wie Anm. 1384), S. 563]. 1385 StA Würzburg, Mainzer Bücher verschiedenen Inhalts, Nr. 78, fol. 11v = Druck bei HEGEL 1882 (wie Anm. 1269), S. 234 = Druck als Art. 7 bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 337 f. Vgl. zudem die Hinweise von MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 68–73. Die Ansicht von MAIERHÖFER/ MAIERHÖFER, Obernburg a. Main (1971), S. 422, wonach Obernburg von 1403–1527 in Ostheim seinen Oberhof hatte und danachin in Aschaffenburg, dürfte demnach unrichtig sein [ebenso MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 72, Fn. 208 in Entgegnung auf KITTEL 1876 (wie Anm. 1383), S. 296 und STEINER, Altertümer und Geschichte des Bachgaus im alten Maingau, Teil 1 (1821), S. 206]. 1386 StA Würzburg, Mainzer Ingrossaturbücher, Nr. 58, fol. 105r–122v, hier fol. 111r-v ≆ Auszug in Beilage E bei DAHL 1823 (wie Anm. 1278), S. 103 f.] (nach einer Abschrift FRANZ JOSEPH BODMANNS); nach TREMEL 1992 (wie Anm. 1382), S. 33 findet sich im Stadtprozeltener Stadtbuch eine Abschrift der

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ein Verbot der alten Oberhofzüge wie in der bereits erwähnten Ordnung für Seligenstadt1388 enthielten. Eine Ordnung für Obernburg, die in der Literatur erwähnt wurde, ließ sich nicht auffinden.1389 Bei all diesen Orten ist aber zu bedenken, dass mehrfache Oberhofbeziehungen mitunter üblich waren und die Hinweise auf andere Oberhöfe gleichzeitige Rechtsweisungen aus Gelnhausen nicht gänzlich ausschließen. Ein Vergleich der bei HARTMANN BRELL namentlich genannten Städte und Gerichte mit den Freiungen auf Gelnhäuser Recht1390 zeigt nun deutlich, dass die Gemeinwesen der meisten in Gelnhausen anfragenden Gerichte Tochterstädte waren: Im Einzelnen lassen sich für Büdingen,1391 Ebern,1392 Iphofen,1393 Mergentheim,1394 Ordnung. Der Ort wurde 1483/84 durch Tausch kurmainzisch [DAHL 1823 (wie Anm. 1278), S. 31; FEINEIS 1992 (wie Anm. 1278), S. 157; FEINEIS 1995 (wie Anm. 1382), S. 114 f.; TREMEL 1992 (wie Anm. 1382), S. 22]. 1387 StA Würzburg, Mainzer Ingrossaturbücher, Nr. 58, fol. 127r–148v, hier fol. 133v–134r = Druck bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 355–360 (m. w. Nachweisen). 1388 Wie Anm. 26. 1389 Eine solche Ordnung nahmen MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 149, Fn. 39 und ihm folgend HÄRTER 2005 (wie Anm. 24), S. 132, Fn. 63 an, jeweils aber ohne Quellenbeleg. Bei KITTEL 1876 (wie Anm. 1383), S. 323 bleibt unklar, ob er auch für Obernburg eine Ordnung sah. Weder in der Slg. der Ordnungen im StA Würzburg, Mainzer Ingrossaturbücher, Nr. 58 noch im StadtA Obernburg ließ sich ein Hinweis auf eine solche finden. Obernburg selbst war in den für den Erlass der meist gleichlautenden Ordnungen für die Orte im Erzstift Mainz durch ALBRECHT VON BRANDENBURG maßgeblichen Auseinandersetzungen im Bauernkrieg als einer der wenigen Orte neutral geblieben und daher begünstigt worden [MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 148; 151, Fn. 50; STEINER 1821 (wie Anm. 1385), S. 178]. Es ist daher gut vorstellbar, dass aus diesem Grunde gar keine Ordnung erlassen wurde. 1390 Euler 1874 (wie Anm. 43), S. 15 nannte, teilweise basierend auf Thomas 1841 (wie Anm. 42), S. 134–137, bis zu 27 Städte mit Gelnhäuser Recht, Schmerbach 1966 (wie Anm. 187), S. 15–19 hingegen 23. Im Folgenden werden nur diejenigen aufgeführt, deren Stadtrechtsverleihung durch Quellen belegt ist. 1391 Am 26. Juli 1330 bekam der Ort Wochen- und Jahrmarkt, Freiheiten und Rechte Gelnhausens verliehen [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 487 ≙ StA Darmstadt, C 1 A, Nr. 38, fol. 22r-v ≙ Eintrag CIX bei SIMON 1865 (wie Anm. 604), S. 109 ≙ Regest 389 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 106 f. (m. w. Nachweisen)]. HEINRICH VON YSENBURG gab der Stadt dann 1353 Freiheit und Stadtverfassung [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Abt. 41, A, Nr. 1, S. 67–68 (Transsumpt) = Eintrag CL bei SIMON 1865 (wie Anm. 604), S. 151–153 ≙ Regesten 567 f. bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 150 f. (m. w. Nachweisen) ≙ Regest 2 bei HEUSON, Urkunden des Büdinger Stadtarchivs (1970–1971), S. 77 (nach Vorlage im StadtA Büdingen)]. Am 22. Juli 1390 wurden die Rechte auch auf die Neustadt erstreckt [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 1179 (Abschriften) ≙ Regest 907 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 242 ≙ Regest 6 bei HEUSON 1970–1971 (wie Anm. 1391), S. 78 (nach Vorlage im StadtA Büdingen)]. 1392 Am 30. Mai 1335 bekam der Ort Befestigungsrecht, einen Wochenmarkt und das Recht Gelnhausens verliehen [StA Bamberg, Depositum Archiv der Freiherren von Rotenhan zu Rentweinsdorf, Urk.n

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Münnerstadt,1395 Schmalkalden1396 und Steinau an der Straße1397 Stadtrechte Gelnhausens nachweisen. Neustadt unter dem Breuberg wiederum hatte unter dem Na1, Nr. 19 (Vidimus vom 18. Mai 1464) ≙ Regest 2788 bei BÖHMER, Additamentum primum ad Regesta Imperii (1841), S. 283]. Oberhofanfragen in Gelnhausen sind aber nicht bekannt, wohl aber eine Anfrage des Rates in Ebern an den in Würzburg von 1458 in strafrechtlicher Angelegenheit [Druck bei SPRANDEL 2003 (wie Anm. 1369), S. 25 nach einem Würzburger Ratsprotokollbuch]. 1393 Am 1. August 1323 gestattete der Kaiser, den Ort zu befestigen, und verlieh alle Rechte und Freiheiten Gelnhausens [StadtA Iphofen, Urk.n, Nr. 2 = Druck mit Übersetzung bei BROMBIERSTÄUDL, Ippiahoba. Iphahofe. Ypfhofen. Ippehoven. Yphoven. Iphofen (1991), S. 21 ≙ Regest 604 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 35], nochmals verliehen am 25. Mai 1331 zusammen mit dem Marktrecht [StadtA Iphofen, Urk.n, Nr. 3 = Druck mit Faksimile bei BROMBIERSTÄUDL 1991 (wie Anm. 1393), S. 22 f.]. Noch 1732 ließ der Rat Gelnhäuser Privilegien abschreiben [StadtA Iphofen, Bände, Nr. 18, S. 482–58 (alte, eigenständige Paginierung in diesem Abschnitt in der Mitte des Buches); vgl. hierzu knapp ENDRES, Iphofen (2000), S. 40 f.]. Oberhofanfragen sind aber keine bekannt, bloß eine allgemeine Stadtrechtsanfrage zu Fragen des Weinkaufs und des Verkaufs zinshafter Güter [vgl. StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 150r]. Im einzig spätmittelalterlichen Gerichtsbuch Iphofens von 1446–1456 befinden sich vor allem Akte der freiwilligen Gerichtsbarkeit, aber keine Hinweise auf Oberhofanfragen in Gelnhausen; am Ende wurden aber Notizen angefügt, die Oberhofanfragen aus Sulzfeld und Geiselwind in Iphofen dokumentieren [vgl. StadtA Iphofen, Bände, Nr. 3, fol. 161r]. 1394 Am 2. Juli 1340 erhielt der Ort Gelnhäuser Recht [HStA Stuttgart, H 51 U 414a und b = Druck bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 126–128 = Druck bei DIEHM, Geschichte der Stadt Bad Mergentheim (1963), S. 39–41 = Druck bei RENZ, Stadterhebung Mergentheims durch Kaiser Ludwig den Bayern (1940), vor S. 1 ≙ Regest 435 bei BATTENBERG, Die Gerichtsstandsprivilegien der deutschen Kaiser und Könige, Bd. 1 (1983), S. 253 ≙ Regest 313 bei WETZEL 1991 (wie Anm. 1258), S. 134 ≙ Regest 428 bei WETZEL 2008 (wie Anm. 47), S. 208], am 21. November 1347 erneuert [HStA Stuttgart, H 51 U 489 = Druck bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 132 f.]. Erst in der Folge konnte die Stadtherrschaft des Deutschen Ordens in Mergentheim fest verankert werden [SEILER, Der Deutsche Orden als Stadtherr im Reich (1993), S. 182], die Gerichtsherrschaft hingegen hatte er wohl schon vor 1340 inne [DIEHM 1963 (wie Anm. 1394), S. 100]. 1395 Am 3. Juli 1335 verlieh der Kaiser den Bürgern Rechte, Freiheiten und Gewohnheiten der Bürger und Stadt Gelnhausens [StA Würzburg, Hochstift Würzburg, Urk.n, 1335 Juli 3 = Beilage 2 bei DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 247–258 ≙ Regest 1680 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 105 ≙ Regest 1680 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 105]. Münnerstadt war wiederum Oberhof für eine Reihe anderer Gerichte [vgl. DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 125–128 (m. w. Nachweisen); MAHR/SCHIESSER, Geschichte von (Kloster-)Hausen a. d. frk. Saale, Teil 1 (1962), S. 125 f. sowie Regest U 40 bei SCHERZER/NÖLLER, Stadtarchiv Münnerstadt (1973), S. 27, Eintrag 12 bei DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 270 f. ≙ Regest U 42a bei SCHERZER/NÖLLER 1973 (wie Anm. 1395), S. 28 und Eintrag 13 bei DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 271]. 1396 Am 5. Juli 1335 erhielt der Ort Rechte und Freiheiten Gelnhausens [Beilage XI bei WAGNER, Geschichte der Stadt und Herrschaft Schmalkalden (1849), S. 419–421 (offenbar nach dem Original) ≙ Regest 1681 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 105 ≙ Regest 404 bei MENZEL, Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern, Heft 7 (2003), S. 404]. Nach schriftlicher Mitteilung vom 16. November 2011 von UTE SIMON, der Leiterin des Stadt- und Kreisarchivs Schmalkalden, wurde die Originalurkunde wohl im Rathaus der Stadt verwahrt, befindet sich aber dort heute nicht mehr und wurde vermutlich beim Rat-

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men Rosenthal1398 von Kaiser KARL IV. für Graf JOHANN VON WERTHEIM am 22. Juni 1378 lediglich das Marktrecht Gelnhausens verliehen bekommen.1399 Ein weiterer Sonderfall ist Salmünster, das 1320 mit den Rechten Frankfurts, Wetzlars, Friedbergs und Gelnhausens bewidmet worden war.1400 Für das mit Gelnhäuser Recht bewidmete Fladungen1401 ist ein Rechtszug nach Münnerstadt bekannt.1402 Da Münnerstadt seinerseits wieder in Gelnhausen zu Haupte ging, ist eine Zwischenhoffunktion denkbar, die für das Gericht in Kissingen belegt ist.1403 Trotz der etwas verworrenen Gemengelage wird damit deutlich, dass wahrscheinlich die Stadtrechtsverleihungen des späten 13. und vor allem des 14. Jahrhunderts den vermutlich größten Einfluss auf die Entstehung und die Verbreitung des Gelnhäuser Oberhofs hatten, denn nur wenige der bei HARTMANN BRELL namentlich aufgezählten anfragenden Städte waren nicht mit Gelnhäuser Recht bedacht worden. Gleichwohl aber fehlen einige Städte mit nachweisbarer Filiation

hausbrand 1901 zerstört. Hinweise zu einem möglichen Oberhofzug nach Gelnhausen sind nicht bekannt. Ebenso erbrachte eine von UTE SIMON durchgeführte Durchsicht der älteren Stadtgerichtsbücher von 1547 mit Einträgen rückwirkend bis in das 14. Jh. und von 1536 keine Verweise auf Gelnhausen. Offenbar bestand schon im ausgehenden 14. Jh. ein Rechtszug an das hennebergische Hofgericht in Maßfeld [HENNING, Die gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen (1981), S. 137–140 m. w. Nachweisen]. 1397 Wie Anm. 1284. 1398 Vgl. hierzu die Ausführungen von HARTMANN 2010 (wie Anm. 1374), S. 13. 1399 StA Wertheim, R-US, US 1378 Juni 22= Eintrag XCVII im UB. bei SIMON, Die Geschichte der Dynasten und Grafen zur Erbach (1858), S. 97 f. ≙ Regest 5915 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 495. 1400 Am 4. August 1320 bekam der Ort die Freiheiten und Rechte Frankfurts, Wetzlars, Friedbergs und Gelnhausens verliehen [StA Marburg, Urk.n 75, Nr. 243 (großer Textverlust durch Fehlstellen) = Druck bei SCHANNAT 1724 (wie Anm. 581), S. 388 (ohne Fehlstellen) ≆ Druck bei HOFMANN, Salmünster wird zur Stadt erhoben , S. 68 f. (rekonstruierter Text der Fehlstelle mit Übersetzung und Abb. der Urk.) ≙ Regest 403 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 24]. 1401 Am 3. März 1335 erhielt der Ort Wochenmarkt sowie Rechte und Gewohnheiten von Gelnhausen [Druck mit Faksimile bei KIESEL, Chronik der Stadt Fladungen (1985), S. 8–10 = Beilage I bei BENKERT, Nachrichten von dem im Anfange des 16. Jh.s ausgestorbenen Geschlechts der Herren und Frauen von Fladungen (1848), S. 104 f. ≙ StadtA Fladungen (Abschrift vermutlich des 16. oder 17. Jh.s, ohne Sig.)]. Das Original der kaiserlichen Urk., welches HELMUT KIESEL als Abb. seiner Chronik beifügte, befand sich nach seinen Angaben im Rhönmuseum. Nach ALBERT, Ein Stück verloren geglaubter Fladunger Geschichte gerettet (2005), S. 242–245 wurden die Urk.n des Rhönmuseums allerdings 2005 in das StadtA überführt, darunter jedoch nur die Abschrift der Urk. von 1335. Nach mündlicher Auskunft von RIA SCHMITT, Verwaltungsangestellter in Fladungen, vom 22. Dezember 2011 ist aufgrund von Umbauarbeiten der Verbleib der Originalurkunde von 1335 aber ungeklärt. 1402 DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 125 m. w. Nachweisen. 1403 Vgl. DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 127 m. w. Nachweisen.

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in seiner Aufzählung.1404 Die Forschung hat häufig den Unterschied zwischen Oberhofbeziehungen und Filiationen hervorgehoben1405 und so scheint auch hier die Bewidmung nicht direkt eine Oberhofbeziehung nach sich gezogen zu haben, woraufhin schon eine zeitliche Differenz hinweist. Denn die Bewidmungen fallen meist in die Zeit LUDWIGS DES BAYERN, in welcher der Oberhof in Gelnhausen vermutlich aber erst im Entstehen war. Dieses zeitliche Moment zwischen dem Auftauchen von Oberhofbeziehungen und der Bewidmung kann nicht nur mit dem Überlieferungszufall und der schlechten Quellenlage für die Frühzeit des Oberhofs begründet werden. Es ist vielmehr gut vorstellbar, dass wiederum eine zurückliegende Bewidmung für die Urteiler in der Tochterstadt ein Bezugspunkt war, auch dort das Recht zu holen. Demgegenüber ging FRANZ DIEHM im Hinblick auf Mergentheim davon aus, dass die Stadtrechtsverleihung zugleich Gelnhausen zum Oberhof erhob, ohne dies allerdings zu begründen.1406 In ähnlicher Weise sah ebenso KARL DINKLAGE für Münnerstadt diese Verbindung zwischen 1404 • Hünfeld: am 27. Juli 1310 Freiheiten, Rechte und Gewohnheiten der Stadt und Bürger Gelnhausens [StA Marburg, Urk.n 75, Nr. 207 = Druck bei SCHANNAT 1724 (wie Anm. 581), S. 360 f. ≙ Regest 265 bei BÖHMER 1844 (wie Anm. 571), S. 278]. Nach schriftlicher Auskunft von MARGIT STOCK vom 22. Juli 2011 befinden sich im StadtA Hünfeld keine Archivalien, die mit einer Oberhofverbindung im Zusammenhang stehen. • Sesslach: am 12. März 1335 Befestigungsrecht, Wochenmarkt und Rechte Gelnhausens [StA Würzburg, Hochstift Würzburg, Urk.n, 1335 März 12 ≙ Regest 51 bei ENGEL 1961 (wie Anm. 1370), S. 32 f.]. • Wenings: am 29. Mai 1336 Rechte, Freiheiten und Gewohnheiten Gelnhausens [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Abt. 41, A, Nr. 1, S. 144 = Eintrag CXXII bei SIMON 1865 (wie Anm. 604), S. 122 f. ≙ Regest 430 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 117 (m. w. Nachweisen)] • Jagstberg: am 20. September 1340 alle Rechte, Ehren und gute Gewohnheiten der Stadt Gelnhausen [HStA Stuttgart, H 51 U 421 ≙ Regest 323 bei WETZEL 1991 (wie Anm. 1258), S. 139]. • Haltenbergstetten (Niederstetten): am 14. September 1340 Rechte, Freiheiten und guten Gewohnheiten Gelnhausens [Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, NI 5, U 69 (Insert) = Druck mit Faksimile bei MOEGLE-HOFACKER, Zur Entstehung von Land, Herrschaft und Stadt (1991), S. 97–99 ≙ Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, NI 5, U 70 (Insert) ≙ Eintrag 592 bei WELLER (Hrsg.), Hohenlohisches UB., Bd. 2 (1901), S. 495 (ohne Quellenangabe) ≙ Regest 437 bei WETZEL 2008 (wie Anm. 47), S. 212 f. ≙ Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, Ni 5, Bü. 297, Quad. 1, 2 und 4 (Abschriften)] und nochmals am 3. Januar 1367 [Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, Ni 5, Bü. 297, Quad 3 (Abschrift) = Eintrag 344 bei BELSCHNER, Hohenlohisches UB., Bd. 3 (1912), S. 309 f.]; bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 136 unter Verweis auf BENSEN, Historische Untersuchungen über die ehemalige Reichsstadt Rothenburg (1837), S. 481 als Oberstetten bezeichnet. • Dillenburg (Burg und Tal): am 20. September 1344 Rechte Gelnhausens [HStA Wiesbaden, Abt. 171, Nr. Z 3199, fol. 7r (Abschrift) ≙ Regest 2407 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 151]. • Schweinberg: am 18. März 1379 Rechte Gelnhausens [StA Wertheim, G-Rep. 8, Lade I–II, Nr. 17 ≙ Regest CXX b bei ASCHBACH 1843 (wie Anm. 1258), S. 156]. 1405 Wie Anm. 58. 1406 Vgl. DIEHM 1963 (wie Anm. 1394), S. 41.

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Filiation und Oberhofverbindung.1407 Gerade aber das Beispiel Münnerstadts weist in eine andere Richtung, denn bemerkenswerterweise sind Oberhofanfragen erst seit 1481 überliefert.1408 KARL DINKLAGE beschrieb zwar, dass eine alte Oberhofbeziehung zu Gelnhausen wieder aufgenommen worden sei, nachdem die Grafen von Henneberg-Aschbach 1467 in Münnerstadt ein Landgericht errichtet und hierzu das Stadtgericht ausgebaut hatten.1409 Eine allgemeine Stadtrechtsanfrage um das Jahr 14671410 wurde mit der ablehnenden Antwort Gelnhausens1411 auch überliefert. Jedoch ist wahrscheinlich, dass damit das Oberhofverhältnis erst seinen Anfang nahm. Denn bemerkenswerterweise wurde Münnerstadt in der Auflistung von HARTMANN BRELL nicht ausdrücklich erwähnt.1412 Was im konkreten Beispiel für die Münnerstädter Schöffen den Ausschlag für Anfragen in Gelnhausen gab, ist den Quellen nicht zu entnehmen. Denkbar scheint wiederum eine angenommene besondere Rechtskundigkeit der Schöffen in der zwar verpfändeten, aber dennoch reichsunmittelbaren Mutterstadt, möglicherweise auch die Zwischenhofverbindung nach Frankfurt. Jedenfalls aber konnte die, wenngleich lange zurückliegende Bewidmung mit Gelnhäuser Recht einen nötigen Anknüpfungspunkt trotz der erheblichen räumlichen Distanz bieten. Besonders aufschlussreich für die Betrachtung des Zusammenhangs zwischen Bewidmung und Oberhofbeziehung ist das Beispiel Mergentheims, das zunächst am 2. Juli 1340 durch Kaiser LUDWIG DEN BAYERN mit dem Stadtrecht Gelnhausens bewidmet worden war.1413 Der Wortlaut der Urkunde begründete für sich genommen noch keinen Oberhofzug nach Gelnhausen.1414 Zugleich bildete sich ein solcher trotz der erheblichen räumlichen Distanz zwischen beiden Städten heraus, wenngleich im Dunkeln bleibt, wann dies geschah. Im ältesten Stadtbuch Mergentheims finden sich Auskünfte Gelnhausens, die wohl zwi-

1407

DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 82 f. Wie Anm. 183. 1409 DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 123–125. 1410 StadtA Münnerstadt, I/2, Nr. 29 (Entwurf) = Eintrag 9 bei DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 268. 1411 StadtA Münnerstadt, I/6, Nr. 1 vom 18. Juni 1467. Die allgemeine Stadtrechtsanfrage wiederum geschah vermutlich in Vorbereitung der 1468 [zur Datierung vgl. DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 268, Fn. 2] erlassenen Gerichtsordnung Münnerstadts [DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 268, Fn. 1]. Diese Ordnung geht allerdings auf das Oberhofverhältnis zu Gelnhausen nicht ein [vgl. StadtA Münnerstadt, Bände, Nr. 915/1, fol. 2r–3v = Eintrag 10 bei DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 269 f.]. 1412 Wie Anm. 1367. 1413 Wie Anm. 1394. 1414 Ebenso UHLHORN 1955 (wie Anm. 60), S. 130, anders hingegen ASCHBACH, Geschichte der Grafen von Wertheim, Teil 1 (1843), S. 131 für die vergleichbare Stadtrechtsverleihung in Wertheim. 1408

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schen 1411 und 14231415 entstanden sind und damit zu den ältesten bekannten Oberhofentscheidungen für Mergentheim gehören.1416 Auffällig ist allerdings, dass keine Parteien benannt wurden und darüber hinaus kein Fallbezug deutlich wird, sondern nur erwähnt wurde, dass zu wissen sei, »als heinrich knebel Richter zü merge(n)them und drij scheppfen mit namen […] mit ym zu geylnhüsen gewest sint do sint sie gewisen worden von dem Radt do selbst die Reht und ürteil die sie do selbst zü geylnhüß halten als dann geschriben sten.«1417

Die Ausfahrt dreier Schöffen zur Einholung von Recht und Urteil ist zwar typisch für eine Oberhofanfrage, die meist mündlich gegeben wurde. Jedoch spricht der fehlende Fallbezug zunächst eher gegen eine Oberhofweisung und für eine Stadtrechtsanfrage. Auffällig ist aber in der Gesamtanlage des Stadtbuchs die nicht in chronologischer Reihenfolge erfolgte Niederschrift ebenso wie die erkennbare Straffung der meisten Einträge in der Form von Rechtssätzen. So beginnt auch die oben erwähnte Weisung um 1411 mit den Worten »Es ist zu wissen […]« und die nachfolgenden Rechtssätze sind sogar teilweise nummeriert. Selbst bei Einträgen mit erkennbarem Fallbezug ging der Schreiber in eben dieser Weise vor.1418 Deshalb kann der fehlende Fallbezug auch nur ein Ausfluss der kompilierten Niederschrift in Mergentheim sein, bei der die Weisung nicht im Wortlaut überliefert, sondern vermutlich auf den wesentlichen normativen Inhalt reduziert wurde. Jedenfalls kam es im Jahr 1415 zu einer neuerlichen Bewidmung, bei der die Oberhofbeziehung nun ausschlaggebend war und dementsprechend schon bestanden haben muss. Der Komtur des Deutschen Ordens als Stadtherr von Mergentheim brachte hierbei ausdrücklich vor König SIGISMUND an, 1415

In der Überschrift notierte RICHARD SCHRÖDER zwar »um 1511«, doch scheint dies ein Druckfehler zu sein, denn in der ersten Anmerkung verwies er sogleich auf das Jahr 1411, das er aufgrund der Erwähnung von HEINRICH KNEBEL in der Quelle annahm [vgl. SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 137, Fn. 1]. Da dieser zw. 1411 und 1423 als weltlicher Richter in Mergentheim nachweisbar ist [KLEBES 2002 (wie Anm. 811), S. 212], sollte allerdings ein größerer zeitlicher Rahmen für die Weisung angegeben werden. 1416 StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 2r-v = Eintrag I bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 137 f. = Druck bei SCHÖNHUTH 1851 (wie Anm. 180), S. 59 f. Vgl. allgemein zu dem Stadtbuch, dessen erster datierter Eintrag aus dem Jahr 1425 stammt, die Ausführungen von KLEBES 2002 (wie Anm. 811), S. 210, Fn. 92; SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 152]. Ein Gerichtsbuch hat sich aus dem 15. Jh. leider nicht erhalten, das älteste reicht von 1539–1594 [StadtA Bad Mergentheim, Ba 12]. 1417 StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 2r = Eintrag I bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 137. 1418 Vgl. etwa StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 3r–4v ≆ Auszug in Eintrag I bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 173–175. RICHARD SCHRÖDER nivellierte dies allerdings in seinem Druck, ohne darauf hinzuweisen, dass die Weisung im Stadtbuch mit den Worten »Zum ersten« eingeleitet wurde und so die Form eines Artikels erhalten hat.

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»das die Statt tzu Mergethen […] mit iren freyheiten und rechten uf die Stat tzu Geiilnhusen gefreyet und geschriben sey Also wenn sich gebüret, daz man ein recht tzu mergethen nicht enfollen gesprechen kan So můß man das urteyl doruber holen tzu Geylnhůsen das ettwas tzu swäre sy von der verre wegen die tzwischen den vorgen(anten) tzweyen Steten ist«, woraufhin dieser dann bestimmte, »das die stat Mergethen […] tzu ewigen tzyten ire rechte und ürteil, die sii tzu Geilnhüsen vormals geholet hat als sy dann uf deselben Stat Geylnhusen gefreyet ist geweset fürbaß in unser und des Richs Stat Wimpfen nemen und holen sollen«.1419

Mit dieser Bewidmung sollte also der Oberhofzug nach Gelnhausen abgeschnitten und ein neuer zum Oberhof in Wimpfen1420 begründet werden. Im ältesten Mergentheimer Stadtbuch sind seit 1426 Wimpfener Weisungen für Mergentheim überliefert.1421 Dem Privileg entsprechend berief sich der Rat bei Anfragen in Wimpfen auf diese Freiheit, wie etwa 1475 mit den Worten »Als unser getrüwen Burgermaister und Ratt zu Mergetheim Irer fryheit und altem herkomen nach Ir urtel by uch pflegen zu holen«.1422 Dies belegt eine durchaus mögliche Verbindung von Bewidmung und Oberhofverhältnis in den Augen der Zeitgenossen des 15. Jahrhunderts, wenngleich die Konstellation außergewöhnlich ist. Dies ist zudem ein deutlicher Hinweis darauf, dass Oberhofbeziehungen nicht als zu statisch angesehen werden dürfen, wie dies aber die in der Literatur mitunter verwandten Begriffe des Oberhofbezirks1423 oder der Oberhoffamilie1424 implizieren. Ebenso ist beispielsweise für Ingelheim bekannt, dass sich selbst häufig anfragende Schöffenstühle mitunter das Recht an einem anderen Oberhof weisen ließen.1425 Allerdings ist das Beispiel Mergentheims aber für die Gelnhäuser Tochterstädte einzigartig, denn keine andere derart auf die Begründung eines neuen Oberhofverhältnisses abzielende Bewidmung ist bekannt. Zudem ließ sich der Rat Mergentheims weiterhin in Gelnhausen unterweisen. So vermerkte HARTMANN BRELL gleich zu Beginn seines 1417 begonnenen Gelnhäuser Stadtbuchs Mergentheim als eine derjenigen »Stete und gerichte die urteil bij unß holen«1426 und

1419 HStA Stuttgart, H 51 U 1215 = Druck bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 141 f. ≙ Regest 12266 bei BÖHMER/ALTMANN 1900 (wie Anm. 617), S. 436. 1420 Vgl. zu diesem HAFER 1993 (wie Anm. 180), S. 411–416; SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 306–319 passim; SPEIDEL 1912–1915 (wie Anm. 351), S. 71–81. 1421 Die erste Weisung findet sich im StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 49v–50v = Eintrag I bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 153–155. 1422 StadtA Bad Wimpfen, B1/2, fol. 14v = Druck bei SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 310. 1423 Etwa EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 41; WINTERFELD 1955 (wie Anm. 19), S. 200. 1424 Etwa EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 41; EBEL, „Halue bord scrikket nicht“ (1982), S. 49. 1425 Vgl. GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 285 f. 1426 Wie Anm. 1367.

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1428 trug er eine solche Rechtsbelehrung in sein Buch ein.1427 Auch im Mergentheimer Stadtbuch finden sich weiterhin Oberhofentscheidungen aus Gelnhausen,1428 mitunter unmittelbar neben solchen aus Wimpfen protokolliert.1429 Entgegen der Privilegierung hatte sich der Oberhofzug nach Gelnhausen offenbar verselbstständigt. Die inhaltliche Autorität der Gelnhäuser Schöffen war also ungebrochen und offenbar gab es Rechtsfälle, zu denen die Urteiler von Mergentheim trotz der Entfernung weiterhin den Gelnhäuser Rechtsrat erhalten wollten. Dies dürfte ein wichtiges Moment sein. FRIEDRICH EBEL hatte in ähnlicher Weise die einzig auf der inhaltlichen Autorität des Lübecker Rates beruhende Verbindlichkeit der Rechtsweisungen in den Tochterstädten betont.1430 Bemerkenswert ist aber auch, dass es dem König selbst später nicht mehr bewusst gewesen zu sein schien, dass der Rechtszug nach Gelnhausen abgeschnitten sein sollte. Denn 1446 beurkundete FRIEDRICH III. unter anderem für den Mergentheimer Deutschordenskomtur JOST VON VENNINGEN im Zusammenhang mit einem Femgerichtsverfahren,1431 dass man dem Kläger gerecht werden solle »zü mergethem an dem gerichte dor Inne solicher gutter ligen, […] oder zü Geilnhußen da dann die von mergethem ir urtel holn«.1432 Die letzte bekannte Oberhofentscheidung Gelnhausens datiert vermutlich aus dem Jahr 1499,1433 wohingegen 1427

StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 130r. Vgl. StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 8r-v = Druck bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 175 f. (um 1469 nach SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 175), a. a. O., fol. 10v–11r = Druck bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 176 f. mit falscher Folioangabe (14. November 1444), a. a. O., fol. 17r–20r = Druck bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 177–182 (24. Juni 1451) und a. a. O., fol. 23r–24v (1499?). 1429 Vgl. KLEBES 2002 (wie Anm. 811), S. 211, Fn. 93 m. w. Nachweisen. 1430 EBEL 2009 (wie Anm. 16), S. 45. 1431 HEINRICH ÜBELACKER leitete 1446 als Prokurator der Witwe ANNA FREISIN ein Femeverfahren vor dem Freigrafen DIETRICH LIEFFKIND VON DEM CRATZENSTEIN wegen der Hinterlassenschaft von ANNLIN MECKLIN gegen die Komture von Mergentheim, Heilbronn und Horneck sowie eine Reihe von Hintersassen ein. Die Komture verwiesen daraufhin auf die Privilegien des Ordens und FRIEDRICH III. entband daraufhin die Beklagten von der Pflicht des Erscheinens vor dem Freigrafen und delegierte den Rechtsstreit an Pfalzgraf OTTO als Kommissär. In diesem Zusammenhang wurde in Heilbronn Zeugnis von Bürgern eingeholt, woraufhin HEINRICH ÜBELACKER ein weiteres Femeverfahren wegen Geleitbruchs und Beleidigung anstrengte und der König 1447 den Streit der Stadt Heilbronn als Kommissär zuwies. Vor dem Pfalzgrafen erschien er aber nicht, sodass der König bestimmte, dass ein Gerichtsverfahren nur vor dem Oberhof Gelnhausen oder in Mergentheim statthaft sei. 1447 wurden schließlich die Gerichtshandlungen durch den Freigrafen widerrufen [vgl. zum Ganzen allgemein und knapp KLEBES 2002 (wie Anm. 811), S. 449 f. sowie die Überlieferung im StA Ludwigsburg, B 249, U 378 und B 264 U 2a–17 sowie Eintrag 647 bei KNUPFER 1904 (wie Anm. 847), S. 338 f.]. 1432 StA Ludwigsburg, B 249, U 378 (Insert) ≙ StA Ludwigsburg, B 264, U 2a und b (Insert). 1433 StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 23r–24v. 1428

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solche aus Wimpfen noch bis weit in das 16. Jahrhundert hinein bekannt sind.1434 Die weitgehend mit Pfälzer Ordnungen übereinstimmende Appellationsordnung des Deutschen Ordens für Mergentheim von 1481 bis 1491, die den Rechtszug an den Deutschmeister und seine Räte vorsah,1435 vermochte den Oberhofzug nicht abzuschneiden. Im 16. Jahrhundert war Mergentheim dann sogar selbst für eine kleine Anzahl von Gerichten in der Umgegend Oberhof.1436 Inwieweit das Gelnhäuser mit dem Wimpfener Recht auch übereinstimmte und deshalb ein Nebeneinander beider Rechtszüge ein Ausdruck von Kontinuität war,1437 ist bislang noch nicht vergleichend untersucht worden, weshalb sich hierzu keine valide Aussage treffen lässt. Eine Erklärung für das offensichtlich einfach mögliche Wechseln zwischen beiden Oberhöfen könnte sein, dass nach der Literatur Wimpfen wie Gelnhausen jeweils ihren Oberhof im Schöffengericht von Frankfurt am Main gehabt haben sollen,1438 wenngleich sich eine derartige Beziehung Wimpfens nach Frankfurt in den Quellen nicht nachweisen lässt.1439 Im Ergebnis sind die Filiationen damit der einzig nachweisbare Faktor für den Ausbau des Oberhofs in Gelnhausen, der aber offenbar nicht ausreichend war, um einen bedeutenden Hof hervorzubringen. 1434

KLEBES 2002 (wie Anm. 811), S. 210. StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 83r, 84r–85v = Anhang 5 bei KERN, Die Appellation in Kurpfälzer und verwandten Rechtsquellen (1989), S. 139–142. Vgl. hierzu die Ausführungen von KERN 1989 (wie Anm. 1435), S. 131 f.; SPERLING, Appellationsrecht unter dem Deutschen Orden (1986), S. 74–79. 1500 wurde dann noch eine »Ordnung des Appellierens« erlassen [nach LÜLLIG 1940 (wie Anm. 180), S. 34 f.]. 1436 In einer Stadtordnung von 1530 werden Orte genannt, die in Mergentheim ihr Urteil holten; Nachträge stammen von 1553 und 1558 [vgl. StadtA Bad Mergentheim, Ba 2, fol. 15r; nochmals aufgeführt in einer Zusammenstellung älterer Artikel des 17. Jh.s im StadtA Bad Mergentheim, Ba 3, fol. 147v–148r]. 1437 So KLEBES 2002 (wie Anm. 811), S. 210; SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 59. Vater des Gedankens könnte JOHANN CHRISTIAN THOMAS gewesen sein, der Wimpfen im Verzeichnis der mit Frankfurter Recht bewidmeten und zum Oberhofverband gehörenden Städte aufführte, wenngleich er an anderer Stelle daran Zweifel artikulierte [vgl. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 111; 159 f.]. Ebenso zählten REICHARD, Die deutschen Stadtrechte des Mittelalters (1930), S. 23 und SCHEUERBRANDT, Südwestdeutsche Stadttypen und Städtegruppen (1972), S. 227 Wimpfen zum Frankfurter Rechtskreis. 1438 SPEIDEL 1912–1915 (wie Anm. 351), S. 72, der allerdings keine Quelle hierfür angab; ihm folgte EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 117, der noch auf SCHROEDER 1973 (wie Anm. 1022), S. 94 verwies, wo sich aber keine Ausführungen hierzu finden. 1439 HELMUT MERTZ wiederum konnte in den ihm zugänglichen Quellen keine Rechtsweisungen für Wimpfen finden [vgl. die Aufstellung bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 116–118]. Erhalten hat sich nur ein Schreiben Wimpfens von 1478 im ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Wimpfen, wobei hier der Rat Wimpfens aber offenbar um einen gütlichen Tag für ihren in einen Streit verwickelten Alten Bürgermeister anfragte, nicht aber um eine Oberhofweisung. Auch im erhaltenen Gerichtsbuch der Stadt Wimpfen von 1422–1482 [StadtA Wimpfen, B1/1] ließ sich kein Hinweis auf einen Oberhofzug nach Frankfurt finden. 1435

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3. Oberhof in Ingelheim Da die Orte des Ingelheimer Grundes trotz mancher Nähe zu städtischen Verfassungen niemals das Stadtrecht verliehen bekamen,1440 sind Bewidmungen selbstredend ausgeschlossen. Aber auch Landrechtsverleihungen, an die sich vergleichbar mit Stadtrechtsvergaben Oberhofbeziehungen hätten anknüpfen lassen, gab es nicht.1441 Bereits HANS MÜLLER wies zudem darauf hin, dass zugleich in negativer Hinsicht kein Einfluss der Stadtrechtsverleihungen nachzuweisen ist.1442 Die in Ingelheim anfragenden Gerichte der Städte Gau-Algesheim (1355 Frankfurter Recht),1443 Kaub (1324 Bopparder Recht),1444 Kreuznach (1290 Oppenheimer Recht),1445 Oberwesel (bereits 1216 als Stadt genannt),1446 St. Goarshausen (1324 Frankfurter Recht)1447 und Wellmich (1356 Recht der anderen Trierer Städte)1448 1440

Vgl. hierzu Anm. 841. SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 408. 1442 MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 61. 1443 StA Würzburg, Mainzer Urk.n, Nr. 4219 = Eintrag 361 bei FRITZ 1978–1992 (wie Anm. 549), S. 193 f. (fälschlich ›Mainzer Urk.n, Nr. 2911‹ angegeben) ≙ Regest 2758 bei SAUER 1897 (wie Anm. 701), S. 292 ≙ Regest 290 bei VIGENER, Die Regesten der Erzbischöfe von Mainz, Abt. 2,1 (1913), S. 74 ≙ Regest 1985 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 160. 1444 Regest 707 bei BÖHMER 1839 (wie Anm. 47), S. 41 (nach Wiener Reichsregister) ≙ Regest 1779 bei SAUER 1897 (wie Anm. 701), S. 130. 1445 LHA Koblenz, Best. 33, Urk.n, Nr. 15539 = Eintrag 472 bei BÖHMER 1967 (wie Anm. 847), S. 362. Vgl. hierzu eingehend die Ausführungen mit Faksimile der entsprechenden Urk. bei VOGT, Stadtrechte und Verwaltung (1990), S. 1–7. 1446 Eintrag 48 bei ELTESTER/GOERZ, UB. zur Geschichte der, jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien, Bd. 3 (1874), S. 53 (nach Abschrift) ≙ Regest 862 bei BÖHMER/FICKER 1881 (wie Anm. 799), S. 210. Zur Geschichte Oberwesels vgl. HEYEN, Einleitung. Politische Geschichte (1997), S. 1–23 passim. 1447 Auszug in Beilage CCXCII im Anhang zum UB. bei WENCK 1783 (wie Anm. 548), S. 302 (ohne Quellenangabe und fälschlich auf den 18. Januar statt 20. Januar datiert) ≙ Regest 2673 bei BÖHMER 1841 (wie Anm. 1392), S. 274 ≙ Regest 239 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 187 ≙ Regest 643 bei DEMANDT 1953 (wie Anm. 553), S. 220 ≙ Regest 1777 bei SAUER 1897 (wie Anm. 701), S. 130; die stark modergeschädigte Urk. wurde im Samtarchiv, Schublade 22, Nr. 17 im StA Marburg aufbewahrt, dann aber nach einem Eintrag im dortigen Repertorium an das HStA Wiesbaden abgegeben. Nach schriftlicher Auskunft von INA HARNISCHFEGER vom 19. April 2012 konnte sie aber dort nicht ausfindig gemacht werden. Nach den Recherchen WOLFHARD VAHLS, mitgeteilt am 3. September 2012, verlief die Suche im StA Marburg ebenso ergebnislos. Noch 1974 war die Urk. dort aber vorhanden [vgl. MANGES/MICHEL/MORITZ/NASSAU/SCHABACK, 650 Jahre Loreleystadt St. Goarshausen (1974), S. 19]. Im StadtA St. Goarshausen (ohne Sig.) wird eine Fotokopie aus den 1970er Jahren von schlechter Qualität aufbewahrt. Vgl. zur Stadtgründung knapp PFEIFER, Aus der ältesten Geschichte St. Goarshausens (1908), S. 72. Der Oberhofzug von St. Goarshausen nach Ingelheim wurde noch 1492 erwähnt, als Landgraf WILHELM III. VON HESSEN der Gemeinde Bornich, die bislang gerichtlich zu Go1441

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suchten, soweit bekannt, nie in ihren Mutterstädten das Recht. In politischer Hinsicht wiederum lagen die in Ingelheim anfragenden Gerichte in unterschiedlichen Territorien, insbesondere neben der Kurpfalz unter anderem in Kurmainz, Kurtrier, dem Fürstentum Simmern sowie den Grafschaften Katzenelnbogen, Veldenz und Sponheim.1449 Die kurpfälzische Verpfändung des Ingelheimer Grundes scheint daher zunächst keinen negativen Einfluss gehabt zu haben. Einige der zentralen begünstigenden Faktoren für die Oberhöfe in Frankfurt und Gelnhausen können damit die Bedeutung des Ingelheimer Hofes nicht begründen. Dennoch aber lassen sich weitere ausfindig machen. Ein Versuch der Ingelheimer Schöffen in der Verfestigung ihres Oberhofs kann in den sogenannten Ausfuhrgelöbnissen gesehen werden, die im sogenannten Ausheischverfahren bekannt sind. Bei diesem Verfahren ging das Begehren, den Oberhof anzurufen, von einer Partei aus.1450 Die Ingelheimer Schöffen verpflichteten hierbei die anfragenden Urteiler durch einen Eid, auch in Zukunft ihr Recht in Ingelheim weisen zu lassen, wenn eine Partei dies verlangte, unabhängig davon, ob sie selbst glaubten, rechtskundig zu sein.1451 Diese Praxis der Ingelheimer Schöffen, die anfragenden Urteiler durch Eid an sich zu binden, lässt sich bereits im ältesten erhaltenen Oberhofprotokollband nachweisen. So findet sich dort beispielsweise 1398 die Formulierung: »sind komen zur gerichte die scheffin von Lirschit und han bekannt, daz sy eime iglichin gehorsam sin uzczufolgin, der vor

arshausen gehört hatte, ein eigenes Gericht verlieh und sie aus ihrer Oberhofverbindung nach Ingelheim löste [StA Marburg, K, Nr. 17, fol. 94r-v ≙ Regest 2237 bei DEMANDT, Regesten der Landgrafen von Hessen, Bd. 2,2 (1990), S. 861]. Die räumliche Nähe von St. Goarshausen zu Ingelheim mag durchaus eine Rolle für den Oberhofzug gespielt haben, wohl kaum aber dürfte das Ingelheimer Gericht im Vergleich zu Frankfurt den »größeren juristischen Ruf« genossen haben [so aber SCHNEIDER, Geschichte der Loreley-Stadt St. Goarshausen (1989), S. 25]. Das Gericht in St. Goarshausen war selbst Oberhof, u. a. für das auch in Ingelheim anfragende und benachbarte Wellmich, wie aus einem dortigen Schöffenweistum von 1509 über die Rechte des Trierer Kurfürsten als Grund- und Vogteiherr hervorgeht: »Item vor jaren holten die von Husen [vermutlich St. Goarshausen] und Werlenn [Werlau] ire erfarungh an scheffen hie, und die von Wellmich bei inen, und ir recht urthell holten sei zu Ingelheim. Ist beider seits abgangen, und beruffen sich die von Welmich nhun ghen Niederlanstein« [Eintrag D. I. a. bei LOERSCH (Hrsg.), Die Weistümer der Rheinprovinz (1900), S. 88]; bereits eine Trierer Gerichtsordnung von 1493 für Wellmich hatte den Oberhofzug nach Niederlahnstein angeordnet [vgl. KERBER 1995 (wie Anm. 566), S. 255 (mit Hinweisen zur Überlieferung)]. 1448 HStA Wiesbaden, Abt. 119, U 5 = Eintrag 898 bei FRITZ 1978–1992 (wie Anm. 549), S. 506 f. ≙ Regest 2564 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 208. 1449 ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 182. 1450 Vgl. hierzu noch die Ausführungen ab S. 526. 1451 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 274 f.; 282 f. (m. w. Nachweisen); WERKMÜLLER 1984 (wie Anm. 15), Sp. 1137; ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 27 f. (m. w. Nachweisen).

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dem urteil uzheischet«.1452 In einem anderen Eintrag wurden die Schöffen von Kreuznach 1398 mit den Worten wiedergegeben, »als manchir vor in vor gerichte uzheischet und sie deme folgen mussen«.1453 Deutlich tritt der verpflichtende Charakter des Gelöbnisses hervor. Die Forschung sah vor allem den Nutzen der Parteien, denen so ein gefahrloses Ausheischen bei künftigen Verfahren ermöglicht worden sei, zumal sich andernfalls die Schöffen gar dem Vorwurf der Rechtsverweigerung ausgesetzt hätten.1454 In den Ausfuhrgelöbnissen kann aber darüber hinaus ein Instrument der Ingelheimer Urteiler zur Sicherung der Oberhoftätigkeit durch eine Bindung der anfragenden Gerichte gesehen werden, das in dieser Form nur in Ingelheim nachweisbar ist. Zwar ließ sich auch der Rat Frankfurts im regulären Gerichtsverfahren von allen am Schöffengericht Rechtsschutz suchenden Personen versprechen, künftig gegen Frankfurter Bürger nur noch dort zu klagen, jedoch wollte er hierdurch vor allem seine Privilegien wahren.1455 Dies stellte eine andere Ausgangslage wie Zielsetzung gegenüber einem Ausfuhrgelöbnis dar. Die Ausfuhrgelöbnisse führten aber letztlich keineswegs dazu, dass jedes dieser durch Eid verbundenen Gerichte regelmäßig in Ingelheim anfragte. Viele der etwa 70 unterschiedlichen Gerichte1456 kamen nur ein oder zwei Mal in der beinahe 60 Jahre umfassenden seriellen Überlieferung der Oberhofprotokolle nach Ingelheim zur Rechtsunterweisung.1457 Selbst bei häufiger anfragenden Schöffenstühlen lassen sich Anfragen an andere Oberhöfe nachweisen.1458 Die Durchschlagskraft der Ausfuhrgelöbnisse im Hinblick auf den Ausbau des Oberhofs darf also nicht überschätzt werden. Ein weiterer Versuch der Ingelheimer Schöffen, andere Gerichte an ihren Oberhof zu binden, kann darin gesehen werden, dass sie mitunter den Oberhofbezirk geschickt zu einem Quasigerichtssprengel fingierten. In dieser Weise kann die Antwort Ingelheims auf eine Privatanfrage vom 29. Juli 1400 verstanden werden. Dort teilten die Schöffen mit, dass ein Erbvertrag bei allen anfragenden Gerichten Geltung haben sollte: »Dez ist gewiset: die erbeschaffft habe also wole macht czu 1452

Eintrag 34 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 58 f. Eintrag 9 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 43. 1454 ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 185. Vgl. zur Rechtsverweigerung und Stilllegung eines Gerichts im Ingelheimer Einzugsbereich ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 46–48 sowie allgemein aus der neueren Forschungsliteratur SCHLINKER, Rechtsverweigerung nach mittelalterlichen Rechtsquellen (2013), S. 67–99 (wenngleich ohne Blick nach Ingelheim). 1455 SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 44. Vgl. etwa den Eid in Eintrag 35 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 309 (1379). 1456 ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 182. 1457 Vgl. GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 19; 279–282; 285 f. m. w. Nachweisen. 1458 Vgl. GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 285 f. 1453

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Catzenelinbogen alse czu Lauffenselden und an allin den gerichtin, die ire recht hie holen.«1459 Das entscheidende Kriterium war also, ob die Gerichte ihr Recht in Ingelheim holten. Taten sie dies, so galt damit der Erbvertrag. An anderer Stelle wiederum beschränkten die Schöffen eine Rechtsgeltung der Verfügung über Fahrhabe von Todes wegen ausdrücklich mit den Worten »iz were dann, daz daz gerichte sin recht nit hie hole«.1460 Dies war gewiss für das Rechtsleben eine große Erleichterung, sodass die Schöffen Ingelheims auf diese Weise vermutlich über die Parteien, die in den Genuss dieser Vergünstigung kommen wollten, auch Druck auf die anfragenden Schöffen ausüben konnten, in Ingelheim nach dem Recht zu fragen. In Frankfurt wiederum war ein wichtiger Aspekt des Ausbaus des Oberhofs, dass umliegende Gerichtsherren um Aufnahme ihrer Gerichte in die Unterweisungstätigkeit baten. In Ingelheim lassen sich zwar solche auswärtigen Anfragen nicht nachweisen. Wohl aber ist ein Fall bekannt, in dem der Pfalzgraf als Gerichtsherr in Ingelheim kraft Pfandschaft andere seiner Gerichte dem Oberhof zuwies. Am 13. November 1403 schrieb König RUPRECHT an Ingelheim, dass er die Schultheißen und Schöffen der Reichsdörfer Haßloch, Bühl und Iggelheim unterrichtet habe, »furbaßme(r) Ire rechte und orteile der sie sich selber nit versten, vor uch zu Ingelnheim und nyrgent anderswo zuholen«.1461 Anders als in Frankfurt anfragende Gerichtsherren des Umlandes musste RUPRECHT natürlich die Schultheißen und Schöffen Ingelheims als deren Pfandherr nicht bitten, sondern konnte ihnen einfach seine Entscheidung verkünden. Ob solche Anordnungen eine große Rolle für den Ausbau und die Verfestigung des Ingelheimer Oberhofs spielten,1462 kann allerdings nicht valide beurteilt werden, da die oben erwähnte Zuweisung die einzige bekannte dieser Art ist. Zudem war diese konkrete Anordnung nicht erfolgreich.1463 Sowohl die Anstrengungen der Ingelheimer Schöffen

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Eintrag 233 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 135; vgl. hierzu knapp GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 102, Fn. 11. 1460 Eintrag 2151 bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 435; vgl. hierzu knapp GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 142 f. 1461 GLA Karlsruhe, Abt. 67, Nr. 809, fol. 72v–73r (Abschrift mit Textverlust) ≙ GLA Karlsruhe, Abt. 67, Nr. 905, S. 65 = Beilage IV bei ERLER (Hrsg.), Der Oberhof zu Neustadt a. d. Weinstrasse, Bd. 1 (1968), S. 288 ≙ Regest 3228 bei OBERNDORFF 1912 (wie Anm. 915), S. 226 ≙ Regest 424 bei RÖDEL, Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451, Bd. 15 (2009), S. 394 (mit Auszügen). 1462 So die Vermutung von MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 60, Fn. 122. 1463 Die Pfalzgrafen erwarben am 22. Januar 1330 zunächst die Reichspfandschaft über die Dörfer Haßloch und Bühl [Regest 2074 bei KOCH/WILLE 1894 (wie Anm. 849), S. 124], verpfändeten aber bereits am 2. Januar 1370 drei Teile u. a. an den Dörfern Haßloch, Bühl und Iggelheim an Graf EMICH VON

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selbst als auch die Zuweisungen können die große Bedeutung des Ingelheimer Oberhofs bis in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts hinein nicht vollständig erklären. Wahrscheinlich stellte die kaiserliche Tradition, die Ingelheim stets deutlich sichtbar hervorhob, einen weiteren Faktor dar. Daneben dürften vermutlich vor allem die persönlichen Beziehungen der adeligen Ingelheimer Schöffen nicht zu unterschätzen sein. Dies wurde weiter oben bereits im Hinblick auf die kurmainzischen Gerichte vermutet und erscheint auch plausibel, lässt sich aber nicht nachweisen, da die Quellen zu einer solchen Verbindung zwischen persönlichen Kontakten und Oberhofbeziehungen schweigen.

4. Zusammenfassung der Ergebnisse Die Einzelergebnisse lassen sich zu einem Gesamtbild verdichten, mit dem sich die Bedeutung der einzelnen Oberhöfe, aber auch deren Blütezeit erklären lässt. In Frankfurt und Ingelheim sind Strategien der Urteiler greifbar, die auf einen Ausbau und eine Festigung des eigenen Oberhofs abzielten. Obgleich unterschiedliche Mittel gewählt wurden, so zeigt sich doch, dass die Schöffen offenbar ein eigenes Interesse an der Bedeutung des Oberhofs hatten. Hierbei spielten gewiss politische Gründe eine Rolle. Für die Reichsstadt Frankfurt war der Oberhof zugleich ein Mittel zum Zweck der Machtsicherung in den Landgemeinden. Die Ingelheimer Urteiler hatten demgegenüber ein großes Interesse an einem starken ›Reichsgericht‹, waren dieses und seine überregionale Bedeutung doch bedeutsam zur Sicherung der eigenen reichsunmittelbaren Stellung der mehrheitlich adeligen Schöffen trotz der Verpfändung des Ingelheimer Grundes. Die unterschiedliche Blütezeit der Oberhöfe in Frankfurt, aber auch in Nürnberg, im 16. Jahrhundert und Ingelheim im 15. Jahrhundert lässt sich wiederum plausibel erklären. Für alle drei Oberhöfe spielten Anfragen aus dem Umland eine zentrale Rolle. Hierbei war die reichsunmittelbare Stellung Nürnbergs wie Frankfurts im ausgehenden 15. und 16. Jahrhundert gefestigt, Ingelheim hingegen gehörte zwar noch formal LEININGEN [Regest 4264 bei KOCH/WILLE 1894 (wie Anm. 849), S. 254 f.], der aber am 13. Februar 1406 die Pfandschaft der genannten Dörfer mit hoher und niederer Gerichtsbarkeit an REINHARD VON SICKINGEN, Vogt zu Heidelberg, veräußerte [Regest 4330 bei OBERNDORFF 1912 (wie Anm. 915), S. 313 f.], wobei Pfalzgraf REINHARD wenige Tage später am 23. Februar 1406 HAMMANN VON SICKINGEN noch sein Viertel an den genannten Dörfern verpfändete [Regest 4331 bei OBERNDORFF 1912 (wie Anm. 915), S. 314]. Aus welchem Recht heraus der Pfalzgraf die Anordnung vom 13. November 1403 traf, bleibt also fraglich, da er zu diesem Zeitpunkt nur noch ein Viertel an den Dörfern unverpfändet besaß. Möglicherweise war dies auch der Grund dafür, dass die Anordnung letztlich ohne Erfolg blieb [vgl. MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 60, Fn. 122].

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dem Reich, wurde aufgrund der Verpfändung trotz aller Gegenwehr aber immer mehr in die Pfalzgrafschaft eingegliedert. Je mehr nun Ingelheim als pfalzgräflich angesehen wurde, desto mehr dürfte es als Oberhof unattraktiv geworden sein. Hierbei spielt ebenso eine Rolle, dass in dieser Zeit des ausgehenden 15. Jahrhunderts die Gerichtsherren anfragender Gerichte stärker in die Oberhofzüge eingriffen, wie die Frankfurter Quellen exemplarisch gezeigt haben. Für den Ingelheimer Bereich lassen sich ebenfalls vereinzelt derartige Interventionen nachweisen. Ausdrücklich wurde etwa 1459 erwähnt, dass in Oberwesel eine Ordnung erlassen worden war, um den Rechtszug nach Ingelheim bei Buße zu verhindern.1464 Wahrscheinlich ging aber der Eingriff zunächst nicht vom kurtrierischen Pfandherrn1465 aus,1466 wobei dieser dann aber 1488 in einer Ordnung den Rechtszug nach Ingelheim unterband, ähnlich wie am 9. September 1493 für die Gerichte im Amt Wellmich.1467 Insgesamt ist kein Grund ersichtlich, warum die adeligen Gerichtsherren des Frankfurter Umlandes in diesem Zusammenhang andere Interessen verfolgt haben sollten als diejenigen im Umkreis Ingelheims. Sie dürften im ausgehenden 15. Jahrhundert ebenso ein ausgeprägtes Interesse daran gehabt haben, für ihre Gerichte einen für sie ungefährlichen „neutralen“ Oberhof zu haben. Diese Ausgangslage war relativ lange im 15. Jahrhundert noch gegeben, weil das Ingelheimer Gericht, auch bedingt durch die vielen Adeligen im Schöffenkollegium, seine Freiheiten trotz der Verpfändung zunächst bewahren konnte und dies offen kommunizierte, was schon die bewusste Verwendung des Begriffs ›Reichsgericht‹ zeigt. Diese Rahmenbedingungen können die Bedeutung des Ingelheimer Oberhofs im 15. Jahrhundert zum Teil erklären und auch, warum demgegenüber wiederum der Oberhof in Gelnhausen deutlich weniger bedeutsam war. Die Ausgangslage, verpfändet, aber dennoch reichsunmittelbar zu sein, bestand zwar ebenfalls in Gelnhausen. Jedoch konnte die Stadt ihre Freiheit nicht weitgehend be-

1464

Eingekleidet in eine Schadensklage verklagte deshalb OLEPH die Schöffen von Wesel wegen Rechtverweigerung: »Oleph hait uf diese antwert den von Wesel zugesprochen, das sie da gebode gemacht hant über riches recht, das niemant sulte heuschen in den obersten hoif zu I[ngelnheim] und niemant sulde auch des ändern bürge werden, inne das gericht zu I[ngelnheim] zu folligen of eine pene hundert gülden« [Eintrag 408 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 459]. Vgl. hierzu knapp LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CLXLIII; CCXI. 1465 Die Reichsstadt Oberwesel war seit 1309/12 an Kurtrier verpfändet [LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XLVII; MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 281]. 1466 Vgl. hierzu die Darlegungen von MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 281 f. unter Verweis auf LA Koblenz, Best. 1a, Urk.n Nr. 2891 und Nr. 2892 (zwei Ausfertigungen) = Beilage 29 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 515 sowie Eintrag 408 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 457–459 (nach dem verbrannten Oberhofprotokollbuch). 1467 Vgl. hierzu MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 280; 282; 285 f. m. w. Nach- und Hinweisen.

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wahren und damit zugleich den Anschein fortdauernder Reichsunmittelbarkeit noch nicht einmal im beginnenden 15. Jahrhundert aufrechterhalten. Zu berücksichtigen ist bei diesen Betrachtungen sicher auch die Prosperität der Gemeinwesen mehr noch als die eigentliche Größe. Gelnhausens Blütezeit war, wie die Steueraufkommen zeigen, bereits im 14. Jahrhundert vorbei,1468 gerade in der Zeit also, in der sich das Oberhofwesen konsolidierte. Gerade diese schwache Stellung in der wichtigen Anfangszeit des Oberhofs mag für andere Gerichte wenig Attraktivität ausgestrahlt haben, sodass in der Hauptsache die Gerichte der Tochterstädte anfragten. Frankfurt hingegen hatte bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts hinein eine Zeit größten Wohlstandes.1469 Der Ingelheimer Grund wiederum war durch den Weinbau zu gewissem Wohlstand gelangt, darüber hinaus hatte Nieder-Ingelheim bereits am 27. September 1384 zwei, wenngleich in der Folgezeit nicht sehr bedeutende1470 Märkte verliehen bekommen.1471 Wichtiger war aber, dass vor allem in Ober-Ingelheim eine Schicht vermögender Adeliger wohnte,1472 denn sowohl Nieder-Ingelheim als auch die beiden anderen Hauptorte Groß-Winternheim und Ober-Ingelheim blieben Dörfer mittlerer und minderer Größe.1473 Die Reichsstadt Frankfurt hingegen hatte im 14. Jahrhundert zwischen 13.000 und 14.000, im ausgehenden 15. Jahrhundert immerhin noch zwischen 11.000 und 12.000 Einwohner1474 und war damit nach den Kriterien von 1468

DALLMANN 2005 (wie Anm. 41), S. 175. Vgl. BACHMANN 2011 (wie Anm. 119), S. 144–150 im Hinblick auf die Bedepflichtigkeit mit Hinweisen auf die ältere Literatur. 1470 Nach der Einschätzung von SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 36. 1471 PETRY 1964 (wie Anm. 831), S. 202 schrieb, allerdings ohne Quellenangabe, dass Pfalzgraf RUPRECHT I. am 27. September Nieder-Ingelheim einen dienstägigen Wochenmarkt sowie einen Jahrmarkt am ›Sonntag Misericordias Domini‹ gewährt habe. Da er kein Jahr angab, im vorherigen Satz aber das Jahr 1381 behandelte, ging die Literatur in der Folge davon aus, dass die Marktgründungen 1381 vollzogen worden seien [vgl. KREUTZ, Ingelheim (am Rhein) (2005), S. 289; SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 36]. Tatsächlich aber erfolgten sie am 27. September 1384 [GLA Karlsruhe, Abt. 67, Nr. 807, fol. 58v–59r ≙ Regesten 4561 f. bei KOCH/WILLE 1894 (wie Anm. 849), S. 274 ≙ Regesten 3452 f. bei SPIEGEL 1998 (wie Anm. 994), S. 515 f.]. Zu dem in diesem Zusammenhang bedeutsamen Weinbau und -handel vgl. KOWALSKI, Weinbau, Fassbinderhandwerk und Weinhandel (2012), S. 137–163. 1472 Vgl. hierzu die Zusammenfassung und Bewertung der Rahmendaten bei KREUTZ 2005 (wie Anm. 1471), S. 278 f. 1473 MENTGEN 1998 (wie Anm. 281), S. 2. 1474 BOTHE, Frankfurts Wirtschaftsleben im Mittelalter (1932), S. 219. Die Angaben schwanken in der Literatur naturgemäß stark. BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 66; 192 nannte für das Jahr 1387 etwa 8.000 und für 1440 8.700 Einwohner, KÖBLER 1984 (wie Anm. 132), S. X um 1400 etwa 10.000 Einwohner, wohingegen DIETZ, Frankfurter Handelsgeschichte, Bd. 1 (1910), S. 151 zw. 1320 und 1389 einen Anstieg von 4.000 auf 13.000 Einwohner sah. Zur Problematik der Berechnung vgl. die instruktiven Ausführungen von AMMANN, Wie gross war die mittelalterliche Stadt? (1972), S. 416 f. 1469

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HEKTOR AMMANN eine Großstadt dieser Zeit.1475 Zum Vergleich war Nürnberg mit 25.000 Einwohnern nach Köln die zweitgrößte Stadt des deutschen Mittelalters.1476 Demgegenüber war Gelnhausen mit etwa 2.000 Einwohnern1477 lediglich eine mittelgroße Stadt. Die Größe eines Gemeinwesens wiederum dürfte zwar einen gewissen Einfluss auf die Art und Weise der rechtlichen Behandlung von Problemen gehabt haben. GUNTER GUDIAN wies für Ingelheim darauf hin, dass in Gemeinschaften, in denen sich die Einwohner potenziell kannten, eher darauf vertraut werden konnte, dass die Kontrahenten einen Streit nicht derart eskalieren ließen, dass ihr Ansehen Schaden nahm.1478 Für den Oberhof dürften diese Überlegungen jedoch keine Rolle spielen, da die anfragenden Gerichte, wenn sie nicht im Einflussbereich standen, fremde waren. Der Wohlstand seiner Bewohner, nicht die Zahl der Einwohner ist so wahrscheinlich Teil der Erklärung, warum sowohl Ingelheim als auch Frankfurt einen bedeutenden Oberhof mit großem Einzugsgebiet ausbilden konnten, Gelnhausen in der Bedeutung aber deutlich zurückfiel.

IV. Schöffengerichte und „professionalisierte“ Binnenstruktur: Gradmesser für die Bedeutung der Oberhoffunktion Neben den eben referierten Rahmenbedingungen vernachlässigte die Forschung bislang allerdings den ergänzenden Blick in die Organisation der einzelnen Gerichte, die als Oberhöfe fungierten. Denn wenn schon vorhandene und bereits etablierte Schöffengerichte die Oberhoffunktion wahrnahmen, so bedeutet dies auch, dass für die Untersuchung der Oberhöfe auch die jeweiligen dörflichen und städtischen Gerichte in den Blick genommen werden müssen, weil beide Gerichte sehr viel stärker in personeller wie in rechtlicher Hinsicht als Einheit erscheinen. Eingedenk der mitunter dichten Abfolge von Oberhofanfragen darf der zeitliche Aufwand der Schöffen für die Oberhoftätigkeit, die neben der allgemeinen Schöffengerichtsbarkeit ausgeübt wurde, nicht unterschätzt werden. Es erscheint plausibel, dass die Veränderung der Gerichtslandschaft, die sich durch das Hinzutreten von Oberhoffunktionen an etablierten Schöffengerichten vollzog, nicht ohne Folgen für die Binnenstruktur der Gerichte blieb, beziehungsweise die Ausbildung

1475

Vgl. hierzu AMMANN 1972 (wie Anm. 1474), S. 417 f. BURGER 2013 (wie Anm. 114), S. 51 hingegen verneinte den Status einer Großstadt. 1476 AMMANN 1970 (wie Anm. 946), S. 2. Vgl. ferner die Ausführungen von BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 31–48. 1477 Nach AMMANN, Der hessische Raum in der mittelalterlichen Wirtschaft (1958), S. 45. 1478 GUDIAN 1982 (wie Anm. 403), S. 116 und ähnlich OESTMANN 2008 (wie Anm. 6), S. 155.

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HEKTOR AMMANN eine Großstadt dieser Zeit.1475 Zum Vergleich war Nürnberg mit 25.000 Einwohnern nach Köln die zweitgrößte Stadt des deutschen Mittelalters.1476 Demgegenüber war Gelnhausen mit etwa 2.000 Einwohnern1477 lediglich eine mittelgroße Stadt. Die Größe eines Gemeinwesens wiederum dürfte zwar einen gewissen Einfluss auf die Art und Weise der rechtlichen Behandlung von Problemen gehabt haben. GUNTER GUDIAN wies für Ingelheim darauf hin, dass in Gemeinschaften, in denen sich die Einwohner potenziell kannten, eher darauf vertraut werden konnte, dass die Kontrahenten einen Streit nicht derart eskalieren ließen, dass ihr Ansehen Schaden nahm.1478 Für den Oberhof dürften diese Überlegungen jedoch keine Rolle spielen, da die anfragenden Gerichte, wenn sie nicht im Einflussbereich standen, fremde waren. Der Wohlstand seiner Bewohner, nicht die Zahl der Einwohner ist so wahrscheinlich Teil der Erklärung, warum sowohl Ingelheim als auch Frankfurt einen bedeutenden Oberhof mit großem Einzugsgebiet ausbilden konnten, Gelnhausen in der Bedeutung aber deutlich zurückfiel.

IV. Schöffengerichte und „professionalisierte“ Binnenstruktur: Gradmesser für die Bedeutung der Oberhoffunktion Neben den eben referierten Rahmenbedingungen vernachlässigte die Forschung bislang allerdings den ergänzenden Blick in die Organisation der einzelnen Gerichte, die als Oberhöfe fungierten. Denn wenn schon vorhandene und bereits etablierte Schöffengerichte die Oberhoffunktion wahrnahmen, so bedeutet dies auch, dass für die Untersuchung der Oberhöfe auch die jeweiligen dörflichen und städtischen Gerichte in den Blick genommen werden müssen, weil beide Gerichte sehr viel stärker in personeller wie in rechtlicher Hinsicht als Einheit erscheinen. Eingedenk der mitunter dichten Abfolge von Oberhofanfragen darf der zeitliche Aufwand der Schöffen für die Oberhoftätigkeit, die neben der allgemeinen Schöffengerichtsbarkeit ausgeübt wurde, nicht unterschätzt werden. Es erscheint plausibel, dass die Veränderung der Gerichtslandschaft, die sich durch das Hinzutreten von Oberhoffunktionen an etablierten Schöffengerichten vollzog, nicht ohne Folgen für die Binnenstruktur der Gerichte blieb, beziehungsweise die Ausbildung

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Vgl. hierzu AMMANN 1972 (wie Anm. 1474), S. 417 f. BURGER 2013 (wie Anm. 114), S. 51 hingegen verneinte den Status einer Großstadt. 1476 AMMANN 1970 (wie Anm. 946), S. 2. Vgl. ferner die Ausführungen von BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 31–48. 1477 Nach AMMANN, Der hessische Raum in der mittelalterlichen Wirtschaft (1958), S. 45. 1478 GUDIAN 1982 (wie Anm. 403), S. 116 und ähnlich OESTMANN 2008 (wie Anm. 6), S. 155.

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eines Oberhofs auch an den organisatorischen Bezugsrahmen des jeweiligen Schöffengerichts geknüpft war. Möglicherweise machte die durch die Ballung von Gerichtsfunktionen hervorgerufene große Anzahl von Rechtsfällen, so die These, eine „Professionalisierung“ der Tätigkeiten in diesen Gerichten notwendig. Letztlich musste die Organisation des Gerichts so ausgestaltet sein, dass sie eine effektive Rechtsprechung garantieren konnte. Beispielsweise dürfte die Bewältigung des Schriftaufkommens an einem Oberhof kaum ohne einen festen Schreiber zu bewerkstelligen gewesen sein. Hierbei ist teilweise ein reger Wechsel der Schreiber zwischen verschiedenen Anstellungen bereits angedeutet worden,1479 was sie als ein möglicher Träger des Rechtsaustausches plausibel macht. Ebenso erscheint es möglich, dass ein Zusammentreffen von allgemeiner Schöffengerichtsbarkeit und Oberhoftätigkeit in einem Gericht infolge der großen Fallzahlen zu einer Verdichtung der Rechtsprechung führte, die es für die Parteien schließlich notwendig machte, in verstärktem Maße Fürsprecher einzusetzen, welche die materiellen und prozessualen Rechtsgewohnheiten intensiver kannten. Hierdurch könnten sich berufsmäßig agierende Fürsprecher herausgebildet haben, die damit zu einem Gradmesser der „professionellen“ Ausgestaltung der Gerichtsbarkeit insgesamt werden. Dies kann anhand einzelner Vertiefungen näher dargelegt werden. Entsprechend einem Forschungsansatz von ALBRECHT CORDES soll hier zunächst nach einer Typologie der nichtgelehrten Urteiler, Fürsprecher und Gerichtsschreiber gefragt werden, die möglicherweise Hinweise auf den Zusammenhang bestimmter Eigenschaften mit den Gerichtsurteilen als Ergebnisse ihrer Tätigkeiten liefern können, da Ausbildung, Selbstverständnis und gesellschaftliche Stellung möglicherweise wiederum Einfluss auf die Rechtsprechung hatten.1480 Eingedenk des großen zeitlichen Aufwandes für die Rechtsprechung, die sich in der in den Protokollen sichtbaren Fallanzahl widerspiegelt, erscheint es sinnvoll anzunehmen, dass bedeutende Oberhöfe vor allem dort entstanden, wo die Schöffen derart finanziell unabhängig waren, um sich diese intensive Rechtsprechungstätigkeit überhaupt „leisten“ zu können. Hierbei gerät die finanziell unabhängige Elite aus Adeligen oder vornehmen städtischen Bürgern in den Blick, die mancherorts die Rechtsprechung trug. Mit der Herkunft aus der Oberschicht ging gewiss Ansehen einher ebenso wie wertvolle Kontakte bestanden, was beides für die Rechtsprechung nützlich sein konnte. In diese Richtung gehend kann MAX WEBERS berühmtes 1479

Vgl. etwa die Ausführungen zu den Ingelheimer Gerichtsschreibern von ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 18–22. 1480 Vgl. zu diesem Ansatz CORDES, Die Lübecker Ratsherren als Richter (2010), Rn. 1; ähnlich bereits CORDES, Kaiserliches Recht in Lübeck (2009), S. 124 f.

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Diktum der Urteiler als Träger einer ›charismatischen Autorität‹1481 gedeutet werden. Darüber hinaus hatte FRANZ WIEACKER betont, dass die Autorität der Urteiler auf praktischer Erfahrung ebenso wie auf sozialem Prestige beruht habe.1482 In einzelnen Fällen sind daher zum Verständnis prosopographische Vertiefungen angebracht. Die Gerichte des Untersuchungsgebietes bieten ferner die Möglichkeit, das Maß der Einbeziehung von gelehrten Juristen in den Blick zu nehmen, sei es, weil einzelne Schöffen studiert hatten, oder weil das Schöffenkollegium studierte Juristen wie etwa den Stadtsyndikus zur Hilfe nahm. Für EBERHARD ISENMANN waren es dann gerade auch die Oberhöfe, die durch gerichtliche Gutachten und Rechtsweisungen gelehrte Rechtsvorstellungen der Juristen verbreiteten.1483

1. Schöffen a. Frankfurt In einem ersten Schritt sind es die Urteiler selbst, auf die der Blick gerichtet werden soll. Hierbei gilt es, die Schöffen in die organisatorischen Rahmenbedingungen der Rechtspflege einzuordnen. In Frankfurt war das Schöffengericht allumfassend gerichtlich zuständig, wobei nur Bagatellen ausgenommen wurden.1484 Daneben konnten die Parteien die Zuständigkeit des Frankfurter Schöffengerichts aber auch vereinbaren,1485 wobei nach HELMUT COING solche Güteverfahren einen breiten Raum einnahmen und die Schöffen in diesen freier nach Billigkeit entscheiden konnten.1486 Dies zeigt die große Bedeutung der Schöffen im praktischen Rechtsleben Frankfurts ebenso wie die zeitliche Belastung, zu der die Oberhoftä-

1481

Vgl. WEBER, Rechtssoziologie (1967), S. 228. WIEACKER 1967 (wie Anm. 28), S. 112. 1483 ISENMANN 2001 (wie Anm. 151), S. 29. 1484 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 23; 28; ORTH 1973 (wie Anm. 653), S. 9; KRAß 1996 (wie Anm. 130), S. 65–69; SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 143 f. Der Frankfurter Bürger- und Beisasseneid wie auch die Dienstbriefe verpflichteten weitgehend dazu, Recht nur vor dem Frankfurter Schöffengericht zu suchen [SCHMIEDER, „… von etlichen geistlichen leyen wegen“ (2000), S. 146]. Im beginnenden 16. Jh. entstand daneben noch der Schöffenrat als Ratsgericht [RÖSSING 1810 (wie Anm. 947), S. 80; vgl. hierzu auch ROTHMANN, Schulden vor Gericht (2008), S. 287, Fn. 7]. 1485 SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 144. Bereits THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 190 merkte an, dass Frankfurter Schultheißen in den Urk.n des 15. Jh.s häufig als Schiedsrichter auch außerhalb Frankfurts zu greifen sind. Vgl. etwa Eintrag 57 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 533 (1368). 1486 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 42 f. m. w. Nachweisen. 1482

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tigkeit samstags noch hinzutrat. Hierbei waren sie in die Ratsstruktur integriert und bildeten eine eigene Bank. Die Grundlegung der komplexen Ratsbinnenorganisation, die für das Verständnis der Schöffen durchaus von Bedeutung ist, ist nur fragmentarisch schriftlich niedergelegt worden. Aus den Ratsordnungen geht nicht einmal hervor, wie viele Personen dem Rat angehörten, wie lange sie im Rat saßen oder wie die Abstimmungen abliefen.1487 Einzig die Untergliederung in drei Bänke ergibt sich aus den Bestimmungen zur Bürgermeisterwahl in einem Ratsgesetz vom 11. November 1396.1488 An erster Stelle stand die Bank der Schöffen, dann folgte die zweite Bank der ratsfähigen Geschlechter1489 und drittens schließlich die Bank der ratsfähigen Zünfte.1490 Unklar ist allerdings, seit wann es die Dreizahl der Ratsbänke in Frankfurt gab.1491 Gesichert ist jedoch, dass auf ihnen 1487

WOLF 1968 (wie Anm. 150), S. 11. Ratsgesetz 58 (I) vom 11. November 1396 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 168 = Druck bei BOTHE 1906 (wie Anm. 112), S. 89, Fn. 4. Vgl. ferner das spätere Ratsgesetz 153 (I) von 1417 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 241. 1489 Mitunter wurde diese Bank auch als diejenige der Gemeinde bezeichnet [etwa von FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 116; KRIEGK 1862 (wie Anm. 109), S. 98; MASSINGER, Die englische Emigrantengemeinde in Frankfurt (1997), S. 180; RÖMER-BÜCHNER 1855 (wie Anm. 110), S. 43]. Bei MAURER 1870 (wie Anm. 22), S. 175 findet sie sich sprachlich abgewandelt als »Bank der Gemeinde für die rathsfähigen Gechlechter«, bei BÜCHER, Der öffentliche Haushalt der Stadt Frankfurt (1896), S. 7 schließlich nur noch als Bank der Geschlechter. Als 1359 KARL IV. den Frankfurter Reichsschultheißen und Landvogt der Wetterau ULRICH III. VON HANAU infolge des sog. Zunftaufstandes anwies, Ratsstellen zu besetzen, sprach er ausdrücklich von »seezen sechs Scheffen, drei uz den hantw(er)ken und drei uz der Gemeinde zu frankenfurt« [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 116c = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 662 = Druck bei FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 312 ≙ Regest 2910 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 237 ≙ Regest Ugb. A 81 F bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 11], sodass für diese Zeit der Begriff der ›Bank der Gemeinde‹ der Quellenlage entspricht. Hierbei war bis etwa 1400 mit Gemeinde in den Quellen allgemein derjenige Teil der Bürgerschaft gemeint, der nicht zünftig organisiert war, wobei die Grenze durchaus fließend sein konnte [BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 67; KRIEGK 1862 (wie Anm. 109), S. 354–356]. Danach kommt die Unterscheidung von Gemeinde und Handwerkern jedoch nicht mehr in den Urk.n vor, vielmehr meint Gemeinde nun die Gesamtheit der Bürger im Gegensatz zu Schöffen und Rat [BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 188 f.]. Aus diesem Grund wird hier lediglich von zweiter Ratsbank gesprochen. 1490 Nach einer statistischen Analyse von BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 112 f. war vor allem, mit Ausnahmen, die Mitgliedsstärke der einzelnen Zünfte für die Stärke der Vertretung im Rat ausschlaggebend. Zur Binnengliederung der dritten Bank vgl. insbesondere MATTHÄUS 2012 (wie Anm. 789), S. 13, Fn. 34 sowie zu den Aufgaben und dem Verhältnis der Ratsleute zu den Zünften GÖTTMANN, Die Frankfurter Bäckerzunft im späten Mittelalter (1975), S. 95–98. 1491 Nach HANSERT 2014 (wie Anm. 166), S. 71 und KÖBLER 1984 (wie Anm. 132), S. XIII entstand die dritte Ratsbank um 1320, nach GÖTTMANN 1975 (wie Anm. 1490), S. 95 existierte sie wahrscheinlich bereits 1315, nach LENHARDT, Sitze und Zusammenschlüsse der ältesten Frankfurter Handwerke (1937), S. 40 schon um 1300 und nach THOMAS, Der adelichen Gesellschaft Alt-Limpurg angesproche1488

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insgesamt im 14. und 15. Jahrhundert zumeist 43 Mitglieder1492 Platz nahmen, wobei allerdings in der Literatur die Größe der einzelnen Bänke streitig blieb. Vor allem wurde nicht geklärt, ob der seit 1372 vom Rat gewählte Schultheiß mitgezählt wurde, somit Teil des Rates war, und damit jede Bank 14 ordentliche Mitglieder besaß oder aber eine 15 Männer umfasste.1493 Zuverlässig erscheint jedoch die empirische Auswertung des Bürgerverzeichnisses von 1387 durch KARL BÜCHER, der einen Rat bestehend aus insgesamt 43 Mitgliedern, 14 Schöffen, 14 aus der ›Gemeinde‹ und 15 Zunftmitgliedern für dieses Jahr feststellen konnte.1494 Auch für die Zeit nach 1387 dürfte diese Schichtung des Rates weiter unverändert geblieben sein, zumal bis zu 14 amtierende Schöffen in der Forschung als verbreitet angegeben wurden.1495 Diese Anzahl ist zudem durch ein Mandat nes Recht auf eine bestimmte Zahl von Stellen in dem Senate (1817), S. 17 f. sogar ab 1284 an, wohingegen RÖMER-BÜCHNER 1855 (wie Anm. 110), S. 40 bestritt, dass es sie bereits 1395 gegeben habe. 1492 Vgl. zu den Ausnahmezeiten mit mehr Mitgliedern Anm. 1522. 1493 Ein großer Teil ging von Ersterem aus [vgl. ANDERNACHT 1955 (wie Anm. 112), S. XXVI; COING 1939 (wie Anm. 11), S. 24; FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 309 f.; MEINERT, Frankfurt a. M., Franconufurd (1971), Sp. 1205; SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 137–139; SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 38], wohingegen aber auch teilweise 15 Mitglieder der Bank der ratsfähigen Zünfte genannt wurden [vgl. BURGER 2013 (wie Anm. 114), S. 39; FROMM, Frankfurts Textilgewerbe im Mittelalter (1899), S. 2; HEITZENRÖDER 1982 (wie Anm. 589), S. 15; SANDMANN 1957 (wie Anm. 789), S. 46]. EMANUEL FROMM und EBERHARD SANDMANN gaben hierzu keine Quelle an, aber WOLFRAM HEITZENRÖDER schien BOTHE, Geschichte der Stadt Frankfurt (1913), S. 116 falsch zu interpretieren, denn dieser erwähnte nur 42 Ratsherren, die sich auf drei Bänke verteilten und gab beispielhaft 14 Schöffen an. KRIEGK 1868 (wie Anm. 789), S. 89 f. wiederum gab nur den Hinweis, »daß bei den 43 Mitgliedern des alten Rathes und bei den 63 des neu eingeführten der Schultheiß nicht mitgezählt ist, daß also in Beiden eine der drei Abtheilungen des Rathes um ein Mitglied stärker gewesen sein muß, als jede der beiden anderen.« Ebenso nannte BUND 1994 (wie Anm. 150), S. 82 die Gesamtzahl von 42 Mitgliedern, wobei er 12–14 Schöffen zählte und den Schultheißen zu diesen 42 Mitgliedern offenbar als Mitglied des Rates hinzunahm. KELLER, Von verbotenen Feierfreuden (2012), S. 25 kombinierte beide Ansichten und sprach von 42 bzw. 43 Ratsmitgliedern bei 14 bzw. zeitweise 15 pro Bank, ohne dies aber näher zu spezifizieren. HANSERT 2014 (wie Anm. 166), S. 596 wiederum nannte 43 Ratsmitglieder, wobei jede Bank 14 und die der Handwerker zeitweise 15 Mitglieder gehabt habe. In der vom ihm kuratierten Ausstellung zur Familie HOLZHAUSEN im Historischen Museum Frankfurt 2014 nannte er auf der Tafel zur Ratsverfassung einen zusätzlichen 15. Sitz für die Krämer, ohne dies aber zeitlich näher zu spezifizieren. 1494 BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 60. Allerdings gibt es auch Quellen des 15. Jh.s., die von 14 Schöffen sprechen [vgl. die Ausführungen ab S. 434). 1495 Die Einschätzungen in der Literatur differieren naturgemäß. FRIEDRICH BATTENBERG beobachtete, dass die Zahl der Schöffen meist sieben, bei größeren Gemeinden 12 oder 14 betrug [BATTENBERG 1990 (wie Anm. 31), S. 280; BATTENBERG, Schöffen, Schöffengericht (1990), Sp. 1465; ähnlich FUHRMANN 2001 (wie Anm. 979), S. 25; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 39]. SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 141 nannte die Zahl von 14 Schöffen als verbreitet im »fränkisch-hessischem Raum«. ECKHARDT 1990 (wie Anm. 710), S. 12 demgegenüber beschrieb 12 Urteiler als für Hessen üblich, für kleinere Städte und Dör-

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König WENZELS vom 1. Januar 1395 abgesichert, in dem er befahl, die Anzahl der Schöffen wieder auf 14 zu bringen.1496 Der Schultheiß war demnach in Frankfurt nicht Mitglied der Schöffenbank. Auch dies entspricht der Übung in der Region, war doch beispielsweise in gleicher Weise im nahen Friedberg der Schultheiß nicht Mitglied des Rates, sondern nur Vertreter des Burggrafen im Schöffengericht gewesen.1497 Alle Ratsleute wurden grundsätzlich auf Lebenszeit gewählt1498 und waren durch einen Eid gebunden, von dem es eine eigene Fassung für die Schöffen gab.1499 Jene hatten ein Selbstwahlrecht, das sich bereits seit dem 13. Jahrhundert fassen lässt.1500 Alle Ratsleute unterlagen zudem, wenigstens im ausgehenden 15. Jahrhundert, einem Amtszwang,1501 wie er ebenso in anderen Städten üblich fer gar sechs oder vier. Nach MONE, Ueber die Ortsbehörden in kleinen Städten und Dörfern (1856), S. 258; 261 wiederum waren sechs, sieben oder 12 Schöffen verbreitet, nach SCHILDT, Dorf (2008), Sp. 1130 hingegen sieben oder 12. 1496 ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 258 = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 217 = Druck bei FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 312 ≙ Regest 258 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 24. 1497 Vgl. FERTSCH 1913 (wie Anm. 161), S. 49. 1498 SANDMANN 1957 (wie Anm. 789), S. 46. 1499 Ein Schöffen- und Ratsherreneid vom 8. Juli 1373 findet sich als Ratsgesetz A I bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 127 = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 737, eine Schöffeneidfassung von 1398 als Ratsgesetz 46 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 159 f. Hingegen muss eine Variante um 1477 [erwähnt bei COING 1939 (wie Anm. 11), S. 82, Fn. 3] aus den ›Varia Judicialia‹ als verloren gelten. Eine weitere, wesentlich längere Fassung eines Ratsherreneides und eines Schöffeneides von 1541 findet sich in einem Pergamentbuch im ISG Frankfurt, Rathssachen, Nr. 1/Lit. A, fol. 1r–5r und nochmals fol. 12r– 15r. Alle Eidesfassungen äußern sich zu Fragen der Binnenorganisation nicht. 1500 SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 38. Das Selbstergänzungsrecht wird in Ratsgesetz 69 vom 10. Juli 1399 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 176 ersichtlich. Zudem erwähnte es König WENZEL am 1. Januar 1395 mit dem Befehl, die Zahl der Schöffen wieder auf 14 zu bringen: »so gebieten wir euch ernstlichen unnd vesticlichen […] das ir von stadan die zale ewrer mitschepphen kiesen und erfullen« [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 258 = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 217 = Druck bei FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 312 ≙ Regest 258 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 24]. In Ratsbeschlüssen vom 3. und 4. Februar 1492 heißt es dann nochmals deutlich: »Des Rats fründe soll(en) üff Rats fru(n)de zü kiesen üffdenckeüs [≙ uffdenckens] hab(en), doch die Scheff(en) sollen züüo(r) [≙ zuvor] Ire(n) Scheff(en) stule understee(n) zu besetz(en) und zü kies(en)« [ISG Frankfurt, Bmb., 1493, fol. 97r und nochmals beinahe wortgleich auf fol. 97v = Druck bei MATTHÄUS, Hamman von Holzhausen (2002), S. 82, Fn. 260: »Die scheffen sollen zuv(o)r iren scheff(en) stule zü besetzen kiesen ünnd […] mag man dester statlich(er) Rats frunde kiesen«]. 1501 WOLF 1968 (wie Anm. 150), S. 10. Ratsgesetz 283 (I) bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 282 vom 10. August 1475/2. Mai 1476 legte dies für das Schöffen- und Ratsamt ausdrücklich fest. Bei dem einzelnen Blatt im ISG Frankfurt, GRO, Nr. 41 handelt es sich offenbar um einen frühen Entwurf dieses Ratsgesetzes. Auffällig ist, dass hier die Schöffen noch nicht erfasst wurden, sondern nur die Ratsleute und auch die Annahmepflicht des Amtes noch keine Erwähnung fand, sondern bloß die Amtsaufgabe geregelt wurde: Zu Beginn des Ratsgesetzes heißt es »Und wer also in den rat oder zu scheffen gekorn wirt, der

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war.1502 Diese Rahmenbedingungen zeigen insgesamt eine für vergleichbare Städte des Alten Reichs durchaus übliche Ratsstruktur. In gesellschaftlicher Hinsicht lässt sich ebenfalls eine Schichtung des Frankfurter Rates fassen: Die ersten beiden Bänke wurden im Spätmittelalter fast ausschließlich mit vornehmen Bürgern1503 der Stubengesellschaften Alten-Limpurg, Frauenstein,1504 Laderan und Löwenstein besetzt.1505 Nach der Auflösung der Gesellschaften Laderan im Jahr 1479 und Löwenstein im Jahr 1432 traten deren Mitglieder den beiden anderen bei und fortan hatte Alten-Limpurg regelmäßig 14 Mitglieder der beiden ersten Bänke und Frauenstein regelmäßig sechs.1506 Auch die Bürgermeisterämter wurden weitgehend von Mitgliedern dieser Gesellschaften besetzt.1507 Allerdings ist bis in das 15. Jahrhundert hinein unbekannt, nach welchen Gesichtspunkten sich diese Trinkgesellschaften aufgliederten oder zusammenfanden,1508 deutlich wird aber eine Binnenstrukturierung der ersten beiden Bänke, die bereits früh einsetzte. Ein interessantes Dokument ist in diesem Zusammenhang ein Brief des Schöffen HANNEMANN VON HOLZHAUSEN aus dem Jahr 1353, der angab, dass »ich und die andirn middescheffen zu Frankenford, der siddir der zit ein teil // von todis wegen abe ist gegangen, eyne ordenunge und eyne saczunge undir uns han gered und gemacht // um die kure scheffen zu kysene, so des nod ist, alse die bryfe besagint, die wir darubir mit einandir gemacht, und besigeld han; und die erste kure uff mich ist gefallen und irstorben, von todis wegen Johans Frayschis selgen, das ime god gnedig sij: dasselbe scheffenampt und die kure des

sal das thun one widderriden«, wohingegen im Entwurf nur die Worte »Und wer also in den rad gekorn und gesast wirt« zu finden sind. Hierbei stimmen allerdings die Formulierungen an einigen Stellen deutlich mit dem Ratsgesetz überein und sichtbar wird auch, wie einzelne Passagen umgestellt wurden. Dies zeigt möglicherweise, dass die Frage der Amtspflicht wie auch der Erfassung der Schöffen strittig waren. Die Datierung von ISG Frankfurt, GRO, Nr. 41 in Eintrag 641 bei HALBLEIB/WORGITZKI 2004 (wie Anm. 153), S. 103 muss deshalb von 1480 nach unten vor das Jahr 1475 korrigiert werden. 1502 DRÜPPEL 1985 (wie Anm. 3), S. 194–196. 1503 Der Begriff des Patriziats zur Beschreibung der vornehmen Familien ist in jüngster Zeit zunehmend in die Kritik geraten, sodass auf ihn im Rahmen dieser Studie verzichtet wird. Vgl. speziell zu Frankfurt SCHMIEDER, Einigkeit und Adelsferne (2004), S. 75, die stattdessen von Ober- oder Führungsschicht sprach, sowie HANSERT 2014 (wie Anm. 166), S. 26–34, der den Begriff jüngst wieder verwandte und das erste, zweite und dritte Patriziat unterschied. 1504 Vgl. zu Alten-Limpurg und Frauenstein insbesondere HANSERT 2014 (wie Anm. 166), S. 78. 1505 FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 283; 344; HEITZENRÖDER 1982 (wie Anm. 589), S. 15. 1506 LANGE, Geschichte der freien Stadt Frankfurt a. M. (1837), S. 140. HANSERT 2014 (wie Anm. 166), S. 597 nannte sogar zeitweise bis zu 24 Mitglieder Alten-Limpurgs auf beiden Bänken bis zum Fettmilchaufstand 1612. 1507 HANSERT 2014 (wie Anm. 166), S. 90. 1508 HANSERT 2014 (wie Anm. 166), S. 79, SCHMIEDER, Kirchenstiftung und Trinkstube (2003), S. 488.

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selbin scheffenamptis han ich gegeben und gelacht, und gebin es rechtliche und redeliche mit dysem myme uffen bryfe an Lotzen von Holtzhusen, mynes brudir Lotzen son, und han gekorn und kysen mit dysem bryfe den selbin Lotzen zu eyme scheffen an des vorgenant Johannis Frayschis selgen stad und nyemanden andirs«.1509

Unter den Schöffen bestand demnach die Abmachung, jeweils einen der Mitschöffen mit der Besetzung eines vakanten Schöffenamtes zu betrauen, der dann auch Verwandte einsetzen konnte.1510 ANDREAS HANSERT sah hier den Versuch eines Verfassungsumsturzes vonseiten der ersten Bank, bei dem die gemeinschaftliche Kooptation neuer Ratsmitglieder in einen offenen Nepotismus umgewandelt werden sollte.1511 Die Zünfte sahen diese Praxis kritisch1512 und 1359 bestätigte der Kaiser die Selbtkooptation der Bank.1513 Auch unter diesem Modell war eine Begünstigung naher Angehörigen aber weiter möglich, wenn sich die Mitglieder der Bank einig waren. Mitglieder der Familie HOLZHAUSEN gehörten von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts dem Rat an, wobei immer ein Sohn dem Vater nachfolgte, wenngleich teils nicht unmittelbar.1514 Offenbar versuchten Schöffen und Rat dies später aber einzuschränken, wenn sie am 10. Juli 1399 gemeinsam selbst festlegten, dass bei der Wahl kein Vater und Sohn oder auch zwei Brüder gemeinsam gewählt werden sollten: »Scheffen und rat sin gemeinlich und eynmudeclichen ubirkommen, wan daz vorter ein scheffen oder me von todes wegen abegingen oder den scheffenstul uffgeben, daz dan die andern scheffen andere scheffen an der stat kiesen und den scheffenstul erfullen sullen nach lude des richs brieffe und privilegien und sollen doch in der kore also kiesen, daz kein vader oder sin son noch auch kein zwene gebrudere mitein scheffen sin.«1515

Weiterhin folgten aber nahe Verwandte einander im Rat. So berichtete beispielsweise BERNHARD RORBACH in seinem »De Stirpe Rorbachiana«, entstanden vermutlich um 1480,1516 hiervon: 1509

Nach BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 627 = Eintrag 174 bei KEUTGEN 1901 (wie Anm. 570), S. 235 ≆ Druck bei FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 359 f. (mit teilweise abweichender Orthographie). In keinem der drei Drucke wird allerdings die archivalische Quelle angegeben. In den Beständen des ISG Frankfurt ließ sich keine entsprechende Archivalie ausfindig machen. 1510 SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 38. 1511 HANSERT 2014 (wie Anm. 166), S. 71 f. 1512 HANSERT 2014 (wie Anm. 166), S. 72; KRIEGK 1862 (wie Anm. 109), S. 25 f. 1513 ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 116c = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 662 f. = Druck bei FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 361 f. ≙ Regest 2910 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 237 ≙ Regest Ugb. A 81 F bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 11. 1514 MATTHÄUS 2002 (wie Anm. 1500), S. 83. 1515 Ratsgesetz 69 vom 10. Juli 1399 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 176. 1516 Vgl. die Erläuterungen von FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. XXVIII–XXXI.

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»Anno xiiijclxvij° uff dornstag des helg(e)n rytters und martelerers dag sant georgien tag [12. Dezember 1458] wart d(er) obge(nante) heinrich yn den radt zu franckf(urt) gekoren // und waß also viij jare und viij tage des rades und uff montag sant walpürge(n) tag an(n)o xiiijclxxv° [1. Mai 1475] do sagt er den radt uff, und wart ich be(rn)hart syn brüd(er) an syn stat gekoren«.1517

ANTON KIRCHNER schrieb deshalb durchaus mit Berechtigung, dass die Schöffenämter in dieser Zeit quasierblich gewesen seien.1518 Jedenfalls wurde durch das Vergabeverfahren sichergestellt, dass die Ausübung der Gerichtsbarkeit in der Hand einiger weniger Familien im Rahmen der „Schöffenoligarchie“ blieb.1519 Hierbei wurden bei den Verhandlungen des Rates jene Ratsgesellen ausgeschlossen, deren Verwandte betroffen waren,1520 was auch als Reaktion auf diese Wahlpraxis in einem kleinen Kreis vornehmer Familien verstanden werden kann. Bemerkenswerterweise lässt der Wortlaut der hierzu erlassenen Ratsgesetze aber den Schluss zu, dass die Befangenheitsregeln nur für die Verhandlungen des Rates, nicht aber für die der Schöffen bei Gericht galten.1521 Zwar fanden sich schon früh Handwerker im Rat, doch blieben diese, abgesehen von kurzen Ausnahmen,1522 1517

ISG Frankfurt, Chroniken, Nr. 48, S. 22 = Druck bei FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 174. KIRCHNER 1807 (wie Anm. 354), S. 496 f.; auch SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 52. 1519 SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 38; 40 mit konkreten Beispielen. 1520 WOLF 1968 (wie Anm. 150), S. 910. 1521 In Ratsgesetz 62 vom 4. Oktober 1398 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 62 wurde ausdrücklich auf die Funktion der Bürgermeister zur Durchsetzung der Regelung verwiesen. Beide zusammen waren aber nur in der Ratsversammlung anwesend. Darüber hinaus wurde der Austritt aus dem Rat ausdrücklich erwähnt, nicht aber das Schöffengericht (»wan die burgermeistere, einer oder me, einen oder me des rades heiszen treden«). Allerdings ist die Regelung insgesamt sehr knapp gehalten und zur Befangenheit selbst wurde nichts näher ausgeführt. Erst das Ratsgesetz 109 vom 1. Juli 1406 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 200 f. ging ausdrücklich auf eine familiär begründete Befangenheit ein, aber wieder nur für den Rat. Erst in zwei Ratsgesetzen des 17. Jh.s fand das Schöffengericht im Hinblick auf Befangenheitsregeln ausdrückliche Würdigung [Ratsgesetze 425 vom 10. August 1675 und 426 vom 26./29. August 1676 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 471]. Für das nahe mittelalterliche Friedberger Burggericht kamen BATTENBERG/ECKHARDT 1978 (wie Anm. 763), S. 112 zu einem ähnlichen Schluss, da dort bei Befangenheit das Gericht weiterhin mit der Sache befasst blieb. 1522 Am 14. Februar 1359 wies Kaiser KARL IV. den Frankfurter Reichsschultheißen und Landvogt der Wetterau ULRICH III. VON HANAU bezüglich der Besetzung der Schöffenbank an, er solle an »unser und des Reichs stat, und von unse(r) wegen sulle und muge kyesen und seczen sechs Scheffen, drei uz den hantw(er)ken und drei uz der Gemeinde zu frankenfurt« [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 116c = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 662 = Druck bei FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 312 ≙ Regest 2910 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 237 ≙ Regest Ugb. A 81 F bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 11; vgl. hierzu die Einträge XI f. bei KIRCHNER 1807 (wie Anm. 354), S. 626–630]. Diese Änderung infolge des sog. Zunftaufstandes von 1355–1366 [nach ROTHMANN, Die Frankfurter Wirtschaft im Mittelalter (1994), S. 20; ROTHMANN 1998 (wie Anm. 113), S. 57 brachen die Unruhen bereits 1518

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auf die dritte Bank beschränkt, sodass sie regelmäßig an der Rechtspflege keinen Anteil hatten. Dies unterstreicht abermals, dass im spätmittelalterlichen Frankfurt die Schöffengerichtsbarkeit fest in der Hand weniger vornehmer Familien war. Auf deren Schultern wiederum lag eine große zeitliche Belastung zur Sicherstellung der Rechtspflege. Gelindert wurde dies organisatorisch dadurch, dass in Frankfurt meist nicht alle Schöffen als Gericht tätig wurden, sondern nur eine Auswahl, die im Spätmittelalter wohl meist drei bis acht am Gericht anwesende Schöffen umfasste.1523 In einer Schöffen- und Ratsordnung von 1349/52 findet sich die Mindestanzahl von drei Personen: »Zu dem (ersten) machen wir, das allezit die scheffen, dry dem (minne)sten, an gerichte sullen siczen und sullen dry eynen tag siczen und dry den andirn tag.«1524 Später scheinen es dann mehr gewesen zu sein. Als am 27. November 1498 die Schöffen ihr Präsenzgeld verlangten, nahm der Rat dies zum Anlass, eine Anwesenheit von mindestens der Hälfte der Schöffen zu verlangen: »und daby sag(en) daß […] die helffte zu gerichte sitzen und den lut(en) furd(er)lichs rechten zuverhelffen«.1525 HELMUT COING erwähnte schließ1349/50 aus] wurde aber schon 1366 wieder zurückgenommen [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 146 = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 164–166 = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 701–703 = Eintrag 178 bei KEUTGEN 1901 (wie Anm. 570), S. 241 f. ≙ Regest 4254 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 347 ≙ Regest 146 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 14]. Ebenso wurde eine Erweiterung um 20 weitere Ratsleute, darunter jedoch keine Schöffen, vom 5. Februar 1390 infolge der Niederlage bei der Schlacht bei Eschborn 1389 [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 242 = Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 208 f. ≙ Regest 242 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 22 f.; vgl. hierzu KRIEGK, Der Rath der 63 in Frankfurt (1860), S. 314–321 passim; KRIEGK, Geschichte von Frankfurt (1871), S. 85; 89 f.; 151; SPEYER, Die Schlacht bei Cronberg (1882), S. 25; WOLF 1968 (wie Anm. 150), S. 13] am 9. Mai 1408 wieder kassiert und zugleich die Zahl der Ratsmitglieder auf 43 begrenzt [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 296 = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 255 f. ≙ Regest 296 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 28 ≙ Regest 5316 bei OBERNDORFF 1912 (wie Anm. 915), S. 396]. Vgl. zum Ganzen ANDERNACHT, Einleitung (1978), S. VI–VIII; APPEL 1922 (wie Anm. 706), S. 44–58; BECHT, Die Entwicklung der alten Zunft (1954), S. 25–28; BUND 1994 (wie Anm. 150), S. 91–95; 100 f.; EULER 1872 (wie Anm. 48), S. 18; FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 306–321; HEITZENRÖDER 1982 (wie Anm. 589), S. 14 f.; HUSSONG, Das Schneiderhandwerk (1936), S. 11 f.; KRIEGK 1862 (wie Anm. 109), S. 22–103; RÖMER-BÜCHNER 1855 (wie Anm. 110), S. 56–58; ROTHMANN 1994 (wie Anm. 1522), S. 20 f.; ROTHMANN 1998 (wie Anm. 113), S. 57 f.; SCHMIEDER 2004 (wie Anm. 1503), S. 85; SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 149–154; WOLF, Einleitung (1969), S. 19. 1523 SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 140; SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 39 f.; COING 1939 (wie Anm. 11), S. 28. 1524 Ratsgesetz A 1 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 81 = Druck bei SENCKENBERG, Selecta iuris et historiarum, Bd. 1 (1734), S. 2. 1525 ISG Frankfurt, Bmb., 1498, fol. 70v–71r. Eine partielle Unterbesetzung des Schöffengerichts lässt sich häufiger nachweisen. Am 14. Februar 1359 erregte sie sogar die Aufmerksamkeit des Kaisers, der den Frankfurter Reichsschultheißen und Landvogt der Wetterau ULRICH III. VON HANAU infolge des sog.

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lich einen Fall von 1504, in dem ein Urteil vor dem Kammergericht angefochten wurde, weil nur sechs Schöffen bei der Urteilsverkündung anwesend gewesen war.1526 Auch wenn nur ein Teil der Schöffen bei Gericht sitzen musste, darf der zeitliche Aufwand der Schöffentätigkeit dennoch nicht unterschätzt werden. Gerade dies machte das Schöffenamt möglicherweise zeitweise unattraktiv. Jedenfalls finden sich bereits aus dem 14. Jahrhundert deutliche Hinweise auf eine regelmäßige Unterbesetzung der Schöffenbank1527 und 1449 wurde im Bürgermeisterbuch eigens festgehalten, dass den Schöffen ihr Präsenzgeld zu geben sei, »und yne auch sag(en) ds gerichte zu bestelle mit scheff(en) als sich geburte«.1528 Die Herkunft der Schöffen garantierte letztlich eine finanzielle und persönliche Unabhängigkeit der Urteiler im Stadtregiment. FRIEDRICH EBEL ist zuzustimmen, wenn er beschrieb, dass es in Frankfurt spätestens seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert »‚gelernte‘, nicht ‚gelehrte‘ Richter«1529 im Sinne eines „Berufsschöffentums“ gegeben habe. Dies zeigt sich unter anderem in der Bezahlung der Schöffen. Bereits in einer Schöffen- und Ratsordnung von 1349/52 wurde erstmals ein Präsenzgeld der Schöffen und Ratsleute erwähnt.1530 Ein Ratsgesetz von Zunftaufstandes anwies: »Wann unser keyserliche(n) wirdikeit fur komen ist, und ze wizzen getan, daz unß und des Reichs Scheffen ze frankenfurt an der zale nicht gantz gewesen sein, und daz sechs od(er) me der selb(e)n Scheffen von todes wege v(er)farn wern, und ander Scheffen an ir stat nicht mochten gekorn werden, Davon und uf die rede, daz unser und des Reichs gericht, und d(er) Scheffenstul ze frankenfurt gantz und volkomlich besezzen und gehalten w(er)de, So hab(e)n wir mit recht(em) wizzen bevolhen […], daz er [ULRICH] an unser und des Reichs stat, und von unse(r) wegen sulle und muge kyesen und seezen sechs Scheffen, drei uz den hantw(er)ken und drei uz der Gemeinde zu frankenfurt, die in dunken dem Reich, dem gericht und dem Rat nutz und gut sein, und dieselbe(n) sechs Scheffen sulle(n) den Rat und den Scheffenstul ze frankenfurt besitzen in aller der mazze und forme, als die ande(r)n acht Scheffen« [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 116c = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 662 f. = Druck bei FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 361 f. ≙ Regest 2910 bei BÖHMER 1877 (wie Anm. 511), S. 237 ≙ Regest Ugb. A 81 F bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 11]. Hier waren sicher noch die Zunftunruhen dieser Zeit Anlass, doch 1395 war die Zahl der 14 Schöffen nochmals nicht erreicht und wieder erging ein Befehl des Kaisers, da »auch das rechte in derselben Stat gehindert und nicht gefurdert worden davon« [ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 258 = Druck bei Anonymus 1728 (wie Anm. 574), S. 217 = Druck bei FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 312≙ Regest 258 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 24]. 1526 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 28, Fn. 1. 1527 Wie Anm 1525. 1528 ISG Frankfurt, Bmb., 1448, fol. 74r. 1529 EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 113 f. 1530 Ratsgesetz A 1 von 1349/52 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 81 f. = Druck bei SENCKENBERG 1734 (wie Anm. 1524), S. 1–6. In einem Eintrag aus dem zerstörten Rechenbuch von 1382 fand sich die Anschaffung eines Schlosses für die Kiste, in welcher die Präsenzgelder der Abwesenden verwahrt wurden [gedruckt bei BATTON, Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt, Heft 3 (1864), S. 212]. Diese Gelder wurden also offenbar zu jeder Sitzung bereitgehalten [ebenso BATTON 1864 (wie Anm. 1530),

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13981531 sowie die sogenannte Schöffengerichtsordnung A des 15. Jahrhunderts1532 regelten dieses dann für die Schöffen ausführlich. Andererseits statuierte ein Ratsgesetz von 1387 die Unvereinbarkeit von Schöffen- und Ratsamt mit anderen bezahlten städtischen Ämtern.1533 Dies sind deutliche Hinweise auf eine hauptamtliche Tätigkeit der Schöffen und ebenso der Ratsleute allgemein. Nichtsdestoweniger muss aber davon ausgegangen werden, dass das Präsenzgeld nicht mehr als ein Obulus und keinesfalls zur Deckung der Lebenshaltungskosten geeignet war. Wenn die Schöffen jedoch dessen ungeachtet hauptamtlich tätig wurden, dann war dafür sicher ein entsprechender familiärer Hintergrund mit der nötigen materiellen Ausstattung faktische Voraussetzung. Andererseits war diese Oberschicht gut vernetzt, was gewiss ebenfalls für die Befestigung des eigenen Oberhofs von Vorteil gewesen sein dürfte. FELICITAS SCHMIEDER wies bereits darauf hin, dass sich der Einfluss eines Oberhofs »vermutlich typisch mittelalterlich über persönliche Beziehungen und Autoritätsverhältnisse« gestaltete.1534 Anders als FRIEDRICH EBEL meinte,1535 hatte dieses „Berufsschöffenamt“ aber zunächst in Frankfurt nicht zur Folge, dass frühzeitig dem gelehrten Recht der Weg bereitet wurde. Der Rat bediente sich zwar schon seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts der Prokuratoren vor dem geistlichen Gericht in Mainz1536 und stellte wohl 1372 erstmals einen Stadtadvokaten ein.1537 Damit stand ihm ungeS. 212] und nicht etwa in einem Turnus ausgezahlt. Hierfür wiederum gab es offenbar ein eigenes Gefäß zur Aufbewahrung, jedenfalls wurde im vernichteten Rechenbuch von 1552 eine Ausgabe zur Einfassung mit Messing erwähnt [gedruck bei BATTON, Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt, Heft 4 (1866), S. 158]. Eine Übersicht der Kostenentwicklung für den städtischen Haushalt aufgrund der Präsenzgelder ab 1400 findet sich bei BOTHE, Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Reichsstadt Frankfurt (1906), S. 47, Fn. 3. 1531 Ratsgesetz 63 vom 24. Oktober 1398 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 173. 1532 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 14, fol. 7r-v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 255–257. 1533 Ratsgesetz 39 vom 8. August 1387 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 153. 1534 SCHMIEDER 2004 (wie Anm. 1207), S. 145 unter Bezug auf den Frankfurter Oberhof, ähnlich aber betonte auch GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 55, dass die Position der Ingelheimer Schöffen nur auf ihrer eigenen Autorität beruht habe. SELLERT 1986 (wie Anm. 81), S. 100 wiederum fügte noch den Aspekt hinzu, dass der Formalimus des Verfahrens ebenso eine Stütze der Autorität gewesen sei. 1535 EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 113 f. 1536 HEITZENRÖDER 1982 (wie Anm. 589), S. 140 f.; WILLOWEIT 2001 (wie Anm. 159), S. 376. Prokuratoren der Stadt Frankfurt zur Vertretung vor geistlichen Gerichten wurden ab 1361 häufig in den Rechenbüchern sichtbar [vgl. KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 173–307 ≆ Druck bei EULER 1869 (wie Anm. 166), S. 227–233]. 1537 HELMUT COING führte HERMANN ORB GEN. IM BAUMGARTEN als ersten Stadtadvokaten Frankfurts [vgl. die Auflistung bei COING 1939 (wie Anm. 11), S. 156, Fn. 1], ebenso LERSNER 1706 (wie Anm. 605), S. 176, wenngleich er in HERMANN VON ORB und HERMANN VON BAUMGARTEN offenbar zwei verschiedene Personen zu erblicken schien. GEORG LUDWIG KRIEGK nannte ihn in der Katego-

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fähr zur gleichen Zeit ein gelehrter Jurist zur Verfügung wie den Ratskollegen in Nürnberg. Dort wurde bereits vor 1362 mit Magister ERHARD ein Schreiber eingestellt, der ausdrücklich als Jurist bezeichnet wurde, den Bürgern raten und beistehen sollte und einen Schüler hatte.1538 Seit 1366 findet sich zudem ein eigener Stadtjurist.1539 In Frankfurt ist aber erst seit 1467 belegbar, dass die Schöffen den Rat des Stadtadvokaten in laufenden Gerichtsverfahren erfragten.1540 Nach JOHANN CHRISTIAN THOMAS wiederum fand sich erstmals 1484 in einem Gerichtsprotokoll ein technisch-juristischer Terminus protokolliert.1541 Im Vergleich zu Lübeck, wo sich bereits erstmals 1270 neben dem Stadtschreiber ein gelehrter Jurist mit der Folge nachweisen lässt, dass sich schon im 13. Jahrhundert erste Spuren römischen Rechts bei Fragen der Mündigkeit erkennen lassen,1542 erscheint demgegenüber in Frankfurt die Entwicklung zeitversetzt. Zunächst traten die Stadtadvokaten vor allem in politisch brisanten Angelegenheiten nach außen auf.1543 Vergleichbar war aber die Hauptaufgabe der Nürnberger Ratsjuristen zunächst ebenso die Beratung des Rates in diplomatischen Angelegenheiten gewe-

rie der Stadtadvokaten, Stadtprokuratoren und Syndiker ab dem Jahr 1372 und erwähnte, dass er nach den verlustigen Rechenbüchern bis 1399 regelmäßig einen Jahreslohn erhielt [vgl. KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 179–206 ≆ Druck bei EULER 1869 (wie Anm. 166), S. 228 (m. w. Hinweisen)]. Damit hatte die Mainstadt später regelmäßigen Zugriff auf gelehrten Rechtsrat als etwa die nahen Mainzer Bischöfe, die alle mit Ausnahme der Zeit von 1371–1374 seit dem letzten Jahrzehnt des 13. Jh.s nachweislich über gelehrte Juristen in ihren Verwaltungen verfügten, wenngleich eine Graduierung hier meist im Kirchenrecht und nur selten im Zivilrecht erfolgt war [vgl. MÄNNL, Gelehrte Juristen im Dienst deutscher Territorialherren (1998), S. 187 f.]. 1538 SCHMIED 1979 (wie Anm. 887), S. 27 f. (mit Hinweisen zur Datierung); SCHULTHEIß 1971a (wie Anm. 894), S. 399; SCHULTHEIß 1971b (wie Anm. 894), S. 174; WILLOWEIT, Juristen im mittelalterlichen Franken (1996), S. 259. Bei ELLINGER, Die Juristen der Reichsstadt Nürnberg (1950), S. 5 hingegen findet er sich erst ab 1369–1392 als Stadtschreiber. 1539 BOOKMANN 1998 (wie Anm. 7), S. 207 und PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 44 erwähnten ab 1366 Syndici der Stadt, ELLINGER 1950 (wie Anm. 1538), S. 42 und ISENMANN 1986 (wie Anm. 348), S. 551 hingegen erst ab 1431. Jedoch findet sich bei ELLINGER 1950 (wie Anm. 1538), S. 7; 50 ab 1366 ein Ratskonsulent, sodass hier vor allem eine terminologische Verschiedenheit vorzuliegen scheint. Bemerkenswerterweise ließ der Rat bereits um 1370 GYLBERTUS WEYGEL auf seine Kosten in Padua Recht studieren [WACHAUF, Nürnberger Bürger als Juristen (1972), S. 3]. 1540 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 94; 95; 152–155; 159; ISENMANN 2007 (wie Anm. 348), S. 271; JOHANN 2001 (wie Anm. 174), S. 60; WILLOWEIT 2001 (wie Anm. 159), S. 376. 1541 Eintrag 145 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 571, Fn. 27. 1542 ISENMANN 2007 (wie Anm. 348), S. 244 m. w. Nachweisen. 1543 Vgl. BECKER 1993 (wie Anm. 671), S. 20. Bereits WILLOWEIT 1996 (wie Anm. 1538), S. 226 hatte zu Recht darauf hingewiesen, dass ein Vorhandensein von Juristen in einer Institution nicht zwangsläufig bedeutet, dass diese auch juristisch im engeren Sinne tätig geworden waren.

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sen.1544 Die Einbeziehung der städtischen Advokaten vonseiten der Frankfurter Schöffen dürfte vor allem eine Reaktion auf die Bezugnahme der Parteien auf gelehrtes Recht gewesen sein,1545 weniger eine eigenständige Entscheidung der Schöffen zugunsten der Anwendung römischen Rechts. Die bei HELMUT COING wiedergegebenen Quellenauszüge aus den verlorenen Frankfurter Gerichtsbüchern zeigen, dass es zunächst vor allem die Parteien beziehungsweise deren Vertreter waren, die sich auf römischrechtliche Grundsätze beriefen, wohingegen die Schöffen sich diese zunächst nur in wenigen Fällen zu eigen machten.1546 Deutlich trat dann in zunehmender Weise, wenn zugleich immer noch selten, hervor, dass eine Beratung der Schöffen durch den Stadtadvokaten nach einer Vertagung erfolgte.1547 Seit 1483 konnte HELMUT COING dann regelmäßig und in steigendem Maße römisches Recht in der gerichtlichen Überlieferung vorfinden, wenngleich er betonte, dass sich die größte Menge der Prozesse immer noch nach überkommenen Rechtsgewohnheiten ohne erkennbaren Einfluss des gelehrten Rechts abspielte.1548 1488 trat schließlich erstmals ein Stadtadvokat in einem schriftlich geführten Prozess vor dem Schöffengericht in Erscheinung, der sich ab 1493 schließlich ganz durchsetzte.1549 Zunächst zeigten die Gerichtsprotokolle, dass die Schöffen Vorbehalte hatten, ihrerseits Juristen einzuschalten und die Beziehung des Stadtadvokaten bis in die 1490er-Jahre hinein die Ausnahme bildete.1550 Zwar wurde schon 1464 mit DR. LUDWIG ZUM PARADIES erstmals ein promovierter Jurist zum Schöffen gewählt1551 und von 1483 bis 1486 waren schließlich der ge1544

ISENMANN 2007 (wie Anm. 348), S. 278. ISENMANN 2007 (wie Anm. 348), S. 272 hob hervor, dass es vor allem durch Prokuratoren und Anwälte erstellte Einlassungen der Parteien mit Bezug auf das gelehrte Recht zu einer Romanisierung des Prozessgeschehens gekommen sei. 1546 Vgl. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 88–101. 1547 Vgl. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 94; 104. 1548 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 87. HELMUT COING konnte im Hinblick auf die Bezugnahme römischen Rechts in den Gerichtsprotokollen zwei Gruppen ausfindig machen, wobei die erste Prozesse bis 1490 betraf, die sich kaum von den anderen ohne gemeinrechtlichen Bezug unterschieden und bei denen in den allermeisten Fällen nur auf einzelne römische Rechtssätze verwiesen wurde, nicht jedoch als Begründung, sondern meist nur zur Unterstreichung der eigenen Position und ohne gemeinrechtliche Deduktion oder juristische Interpretation. In der zweiten Gruppe hingegen fand er Prozesse mit langen und ausführlichen juristischen Plädoyers der Parteien, in denen die Bedeutung des römischen Rechts sehr viel stärker ausgeprägt war als in der ersten, sodass er hier von Juristenprozessen sprach [a. a. O, S. 102 f.]. 1549 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 97;99; 101; ISENMANN 2007 (wie Anm. 348), S. 272 f. 1550 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 104. 1551 ISENMANN 2007 (wie Anm. 348), S. 271. Allerdings blieb er nicht lange im Schöffenamt, denn 1470 wurde im Bürgerbuch protokolliert: »Doctor Ludwig zum Pradise hait sin burgerschafft offgeschriben und damit sin scheffen- und Ratampt juxta literam« [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), 1545

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lehrte Jurist DR. JOHANN VON GLAUBURG sowie von 1490 bis 1525 der Lizenziat FRIEDRICH VON ALZEY Schöffen gewesen.1552 Eine Pflicht zum juristischen Studium der Schöffen, wie diese etwa seit 1492 in Köln überliefert ist,1553 gab es in Frankfurt nie, aber auch kein Verbot für Doktoren an den Ratssitzungen teilzunehmen, wie es in Nürnberg aus viel diskutierten Gründen seit dem 15. Jahrhundert nachweisbar ist.1554 DIETMAR WILLOWEIT hatte allerdings darauf hingewiesen, dass im Nürnberg des 15. Jahrhunderts durchaus studierte Männer dem Rat angehörten.1555 Obwohl die Nürnberger Stadtjuristen keinen direkten Zugang zu dem ebenfalls als Gericht tätigen Rat hatten, was deren Arbeit sicher erschwert haben dürfte, waren sie im 15. Jahrhundert beratend für das Stadtgericht tätig und erstmals trat ein Stadtadvokat 1488 in einem schriftlich geführten Prozess in Erscheinung.1556 Trotz dieser zunächst schlechteren Rahmenbedingungen in Nürnberg gegenüber Frankfurt, setzte sich dort gelehrter Rechtsrat sogar früher durch. Bereits am 26. November 1449 rief der Rat in einer Rechtsstreitigkeit die Universität von Leipzig an, wie er in den Ratsverlässen festhalten ließ: »Item der universitet zu Leipzig schr(eiben) den handel.«1557 Für die Frankfurter Schöffen ist aus dieser Zeit kein vergleichbarer Vorgang bekannt. Hierbei mag in Nürnberg ebenso eine Rolle gespielt haben, dass sich bereits seit 1413 Gerichtskonsulenten nachweisen lassen,1558 die sogar durchweg promoviert waren.1559 Seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert konnten die Ratsjuristen auf eine Ratsbibliothek mit juristischen Werken zurückgreifen.1560 Im 15. Jahrhundert hatte die Stadt an der Pegnitz dann

S. 353 m. w. Hinweisen]. Vgl. zur Biographie HANSERT 2014 (wie Anm. 166), S. 138 f.; KÖBLER 1984 (wie Anm. 132), S. XIV–XXV. 1552 Vgl. zu beiden die zahlreichen Quellenhinweise bei MATTHÄUS 2000 (wie Anm. 144), S. 262, Fn. 64 f. 1553 Vgl. MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 102. 1554 Vgl. hierzu BOOKMANN 1998 (wie Anm. 7), S. 200; ISENMANN 1986 (wie Anm. 348), S. 560–562; ISENMANN 2007 (wie Anm. 348), S. 254; SCHMIED 1979 (wie Anm. 887), S. 67; WACHAUF 1972 (wie Anm. 1539), S. 4 f. (m. w. Nachweisen). Unklar ist vor allem, ob nicht ebenso Mediziner mitumfasst waren, wenngleich die Literatur hier meist nur Juristen in den Blick nahm. 1555 WILLOWEIT 1996 (wie Anm. 1538), S. 261. 1556 ISENMANN 2007 (wie Anm. 348), S. 272; 284; WILLOWEIT 1996 (wie Anm. 1538), S. 261. 1557 Nach STAHL 1983 (wie Anm. 341), S. 331. 1558 Vgl. ISENMANN 1986 (wie Anm. 348), S. 551. 1559 PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 45–48; WILLOWEIT 1996 (wie Anm. 1538), S. 260. 1560 Vgl. hierzu ISENMANN 1986 (wie Anm. 348), S. 553–555; ISENMANN 2007 (wie Anm. 348), S. 279–282; PETZ, Urkundliche Beiträge zur Geschichte der Bücherei des Nürnberger Rates (1886), S. 123–174 passim. Hierbei stand den Konsulenten ein Formularbuch von 1461 zur Verfügung [ISENMANN 2001 (wie Anm. 151), S. 141, Fn. 473].

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sogar zeitweilig bis zu fünf Juristen in ihren Diensten.1561 In Frankfurt reagierten die Schöffen offenbar zunächst auf die für sie vermutlich nicht verständlichen gemeinrechtlichen Ausführungen der Parteien mit verstärkten Bemühungen, einen gütlichen Ausgleich anzustoßen, um die Entscheidung des Prozesses in der Hand zu behalten.1562 Gerade bei schwierigen Fallkonstellationen wichen sie offenbar in einen gütlichen Ausgleich aus.1563 Aufgrund des damit verbundenen großen Anstiegs der gütlichen Fälle ging die Stadt ab 1492 sogar dazu über, eine eigene Stadtbuchreihe der Vergleichs- und Schiedsentscheidungen der Bürgermeister, einzelner Ratsleute oder Schöffen zu führen, die sogenannten Rachtungsbücher.1564 Eine ähnliche Strategie verfolgte offenbar ebenfalls der Nürnberger Rat, wenngleich offenbar nicht, um der Anwendung römischen Rechts zu entgehen. Beispielsweise in einem Rechtsstreit von 1471 war auch er um gütlichen Ausgleich bemüht, wollte bei Fehlschlagen dieser Bemühungen aber gelehrten Rat einholen.1565 Erst ab den 1490er-Jahren begannen die Frankfurter Juristen verstärkt auf beiden Seiten in den Prozess einzudringen.1566 Dies zeigt eine gewisse Beharrlichkeit der Schöffen in den gewohnten rechtlichen Strukturen trotz ihrer quasiberuflichen Tätigkeit am Gericht. Ob sie allerdings »durch die Künste der gelehrten Juristen paralysiert«1567 worden waren, wie dies WOLFGANG SELLERT sehr drastisch beschrieb, muss hier nicht zwangsläufig angedeutet sein, denn etwa DIETMAR WILLOWEIT beschrieb seinen Eindruck so, dass sich die nichtgelehrten Schöffen erst spät für das gemeine Recht zu interessieren begannen.1568 Jedenfalls aber zeigt sich deutlich das Spannungsfeld zwischen den Frankfurter „Berufsschöffen“ auf der einen Seite und ihrem sichtbaren Verharren im gewohnten rechtlichen Rahmen andererseits.

1561

BOOKMANN 1998 (wie Anm. 7), S. 208. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 103. DIESTELKAMP 2014 (wie Anm. 352), S. 30 f. sah hier letztlich eine ›Anverwandlung traditioneller Gerichtsformen‹. 1563 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 85. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang ein Fall aus Gelnhausen von 1412, in dem ausdrücklich festgehalten wurde, dass die Schöffen nach Klageerhebung um einen gütlichen Ausgleich suchten [StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 30v]. 1564 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 43; 103; die von 1492–1622 überlieferten Bände [nach JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 158] gingen restlos unter. SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 39 vermutete, dass möglicherweise aufgrund der Unterbesetzung des Gerichts der Rat oft Schiedsinstanz geworden sei. 1565 Vgl. den Druck bei SCHIEBER 1995 (wie Anm. 342), S. 58. 1566 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 104. 1567 SELLERT 1986 (wie Anm. 81), S. 101. 1568 WILLOWEIT 2001 (wie Anm. 159), S. 380. 1562

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b. Gelnhausen Ein Vergleich mit den Gelnhäuser Verhältnissen erfordert zunächst eine grundlegende Untersuchung der Zusammensetzung des dortigen Rates. Bislang ist sie noch nicht näher untersucht worden. Die Quellenlage lässt hierbei nur für das ausgehende 15. Jahrhundert konturierte Aussagen im Hinblick auf die Zusammensetzung und Ausgestaltung des Stadtregiments zu. Hierzu kann vor allem das einzig erhaltene Ratsprotokollbuch von 1476 bis 1486 herangezogen werden, in dem bis 1485 im November die alljährlichen Ämterbestellungen durch den Rat neben den neu aufgenommenen Mitgliedern und anderen chronikalen Notizen eingetragen wurden. Da aber nicht alle Ratsleute und Schöffen stets ein spezielles Amt wie etwa das eines Rent- oder Baumeisters ausübten, lassen sich Aussagen über die Größe des Rates nur durch eine serielle Betrachtung treffen. Daneben geben die Bürgeraufnahmen, die wie in Frankfurt mit den Namen der beiden amtierenden Bürgermeister protokolliert wurden, Hinweise auf deren Person von 1362 bis 1443 und 1483 bis 1503. Aus diesen Quellen und einzelnen weiteren Nachrichten ergibt sich folgendes Bild: Tabelle 2: Zusammensetzung des Rates in Gelnhausen in der Zeit von 1476 bis 1485 † im Amt verstorben

→ Kooptation

❶ Schöffe

① Schöffe (erschlossen)

³ Handwerker



ᴮ Bürgermeisterwahl

❷ Ratsmann

② Ratsmann (erschlossen)

Name, Vorname1569

1569

1476

1477

1478

1479

1480

1481

1482

1483

1484

1485

1570

1571

1572

1573

1574

1575

1576

1577

1578

1579

Die mitunter sehr unterschiedlichen Schreibweisen der Namen wurden der Darstellung wegen zumeist entsprechend den Regesten von MICHAEL ZIEG modernisiert und vereinheitlicht. 1570 Ämterbestellung vom 13. November 1476 im StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 1r ≆ Druck bei EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 31 (unvollständig) ≙ Regest 2639 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1083 f. 1571 Ämterbestellung vom 12. November 1477 im StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 1v = Druck bei EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 31 f. ≙ Regest 2647 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1086 f. In diesem Jahr wurde auch vermerkt: »Item Eod(em) Anno han min(e) hern(n) vomn Radt ufgenom(en) meist(er) Hansen den Steynmetz und Ine vier(e) jar(e) an geschoß gefryhet« [a.a.O.]. Die Form der Protokollierung ist unüblich, da ansonsten eine Aufnahme in den Rat ausdrücklich und die Befreiung vom Geschoss, einer Vermögenssteuer [vgl. JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 279 f.; FRICK/FRICK 2003 (wie Anm. 187), S. 91–194], nicht erwähnt wurden. Da zudem Meister HANS sonst nicht mehr auftaucht, wurde er in der Tabelle nicht aufgezählt. Vielmehr dürfte die Steuerbefreiung im Rahmen der Bürgerrechtsverleihung der Grund der Eintragung gewesen sein.

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Ansmalz, Friedrich ³1580

→❷



②1581

1572 Ämterbestellung vom 18. November 1478 im StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 2r = Druck bei EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 32 f. ≙ Regest 2662 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1091. 1573 Ämterbestellung vom 17. November 1479 im StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 2v ≙ Regest 2674 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1096. 1574 Am 5. Februar 1480 wurde in Gelnhausen ein neuer Galgen eingeweiht und dies im Ratsprotokollbuch zusammen mit einer Liste von sechs Schöffen und 12 Ratsleuten einschließlich des Bürgermeisters festgehalten: man habe »eyn Nuwen galgen gehaben dar an diße nachgeschr(riben) Scheffen und Radt gehaben han« [StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 3r = Druck bei EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 32 ≙ Regest 2676 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1097]. JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 162 interpretierte die Stelle derart, dass sämtliche Schöffen und Ratsleute selbst Hand angelegt hätten. Jedoch blieben Personen unerwähnt, die zuvor und ebenso danach noch im Amt belegt sind. Bei einer im Grundsatz auf Lebenszeit erfolgten Wahl in den alten wie jungen Rat [vgl. SCHMERBACH 1962 (wie Anm. 191), S. 11] bleibt nur die Deutung, dass die Liste unvollständig ist. Am 15. November 1480 erfolgte zudem der Eintrag der alljährlichen Ämterbestellung im StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 3v ≙ Regest 2684 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1101. 1575 Ämterbestellung vom 17. November 1481 im StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 4r Regest 2690 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1103 f. 1576 Ämterbestellung vom 13. November 1482 im StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 4v ≙ Regest 2699 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1106 f. 1577 Ämterbestellung vom 12. November 1483 im StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 5v ≙ Regest 2708 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1109 f. 1578 Ämterbestellung vom 17. November 1484 im StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 6r ≙ Regest 2725 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1114 f. 1579 Ämterbestellung vom 16. November 1485 im StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 7v ≙ Regest 2746 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1121 f. 1580 Nach StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 5r ≙ Regest 2706 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1109 war er Metzler, was einen Metzger bezeichnet [vgl. VOLCKMANN, Alte Gewerbe und Gewerbegassen (1976), S. 24]. 1581 Nach StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 57v und StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 8v ≙ Regest 2755 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1124 wurde er am 8. Juni 1486 anstelle des zum Schöffen gewählten PHILIPP KEILBACH junger Bürgermeister. Nach a. a. O., S, Nr. 323, fol. 61v erfolgten die Bürgeraufnahmen 1496 unter ihm. Bei den Bürgeraufnahmen wurde oft vermerkt, welcher der Bürgermeister von den Schöffen (zuerst genannt) und welcher vom Rat (zweitgenannt) gewählt worden war. Im Jahr 1500 vermerkte der Schreiber auch die Titel ›Altbürgermeister‹ und ›Jungbürgermeister‹ in der beschriebenen Reihenfolge explizit [a. a. O., S, Nr. 323, fol. 65r]. Entsprechend dieser Regel führte JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 411–413 in seiner Auflistung der Gelnhäuser Bürgermeister auch solche nach 1486, die er dem Bürgerbuch entnommen hatte, auf, ließ aber die Bürgermeister von 1502 weg, vielleicht, weil das Schema hier nicht passt. In der Protokollierung der Bürgeraufnahmen von 1502 wurde JODOKUS KREBSER als Zweiter genannt [a. a. O., S, Nr. 323, fol. 67r] und wäre damit Jungbürgermeister gewesen, obgleich er bereits 1491 zuerst als Bürgermeister der Schöffen geführt wurde [a. a. O., S, Nr. 323, fol. 59r]. Es ist aber unwahrscheinlich, dass er von den Schöffen wieder in den jungen Rat zurückwechselte, um deren Bürgermeister werden zu können. Der 1502 erstgenannte HERMANN KRUG wurde bereits

322 Birgkler, Konrad ³?1582 Bodenbender, Heinrich ³1584 Bodenheim, Wilhelm von

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

→❷



→❶



1585

1586

→❷









❷→B



❷1583































①1587

1494 als Bürgermeister des Rates genannt [a. a. O., S, Nr. 323, fol. 60v], wenngleich freilich zwischenzeitlich ein Wechsel erfolgt sein könnte. Wahrscheinlich liegt ein Protokollierungsfehler vor. 1582 Möglicherweise war er Weingärtner, denn in der Gelöbnisurkunde von 1431 wurden insgesamt vier Familienmitglieder als äußere Weingärtner geführt [vgl. StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 195v = Druck bei WEYRAUCH, Zunft- und Handwerksurkunden der freien Reichsstadt Gelnhausen (1996), S. 67 ≙ Regest 1942 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 835]. 1583 Nach StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 59r war er 1490 Bürgermeister. 1495 [a. a. O., S, Nr. 323, fol. 61r] und 1499 [a. a. O., S, Nr. 323, fol. 63r] wurden die Bürgeraufnahmen unter ihm durchgeführt. Er wurde jeweils zuerst genannt, war also wohl alter Bürgermeister [vgl. hierzu Anm. 1581] und zwischenzeitlich zum Schöffen aufgerückt. 1584 Nach der Ämterbestellung von 1476 [wie Anm. 1570] und der Ämterbestellung von 1482 [wie Anm. 1576] war er Weingärtner. 1585 Er war zuvor Ratsherr und wurde für den verstorbenen HEINRICH BRELL als Schöffe gewählt [wie Anm. 1570]. Jedoch ergibt sich aus dem entsprechenden Eintrag nicht, dass er auch zugleich Stadtschreiber wurde [so jedoch BRÄHLER, Die Geschlechter Prel/Breler (1964), S. 61]. Zur gleichen Zeit muss es noch einen zweiten HEINRICH BRELL VON GELNHAUSEN gegeben haben, denn am 2. März 1480 erscheint eine Person dieses Namens als kaiserlicher Notar [vgl. StA Marburg, Urk.n 75, Nr. 1163]. 1586 Im Jahr 1477 wird er erstmals in einer Abschrift im Hirzenhainer Kopialbuch [vgl. hierzu die Beschreibung bei HOFMANN †/HAUKE, Die Handschriften der Stiftsbibl. und der Stiftskirche zu Aschaffenburg (1978), S. 181–183] auch als Stadtschreiber Gelnhausens sichtbar [Hof- und Stiftsbibl. Aschaffenburg, Ms. pap. 39, fol. 70r ≙ Regest 207 bei MÜLLER, Das Aschaffenburger Kopialbuch des Klosters Hirzenhain (1916), S. 375]. 1481 bezeichnete er sich in einem Brief als Schöffen und zugleich Stadtschreiber [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 6091 ≙ Regest 6091 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 276 ≙ Regest 2688 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1103]. Diese Personalunion zeigt sich ebenso 1484 [LHA Magdeburg, Rep. H, III/II Nr. 74 ≙ Hof- und Stiftsbibl. Aschaffenburg, Ms. pap. 39, fol. 165r-v (Abschrift) ≙ Regest 267 bei MÜLLER 1916 (wie Anm. 1586), S. 392 ≙ Regest 2719 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1113], 1487 [Hof- und Stiftsbibl. Aschaffenburg, Ms. pap. 39, fol. 70v ≙ Regesten 273 f. bei MÜLLER 1916 (wie Anm. 1586), S. 393 f.] und 1495 [Hof- und Stiftsbibl. Aschaffenburg, Ms. pap. 39, fol. 167v–168r ≙ Regesten 3455 f. bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 828 ≙ Regesten 292 f. bei MÜLLER 1916 (wie Anm. 1586), S. 399 ≙ Regesten 2845 f. bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1150]. Offenbar war er mit dem Schöffen KONRAD KÖNIG verwandt, denn dieser nannte in einem Brief mit seiner Ehefrau vom 28. März 1495 als Siegler den »Ersame(n) Wilhelme(n) bodenheym(er) scheffe und stattschrib(er) zu gelnhuß unser(e) liebe(n) gevatter(n)« [Hof- und Stiftsbibl. Aschaffenburg, Ms. pap. 39, fol. 167v–168r ≙ Regest 293 bei MÜLLER 1916 (wie Anm. 1586), S. 399 ≙ Regest 3456 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 828 ≙ Regest 2846 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1150]. 1587 Nach StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 6v ≙ Regest 2738 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1118 f. war er am 31. Mai 1485 Stadtschreiber; als Schöffe wurde er dort ausdrücklich allerdings nicht bezeichnet.

323

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

Brumann, Bechthold Brumann, Michael ³1589 Bohländer, Johann ³1592 Felkelder, Hermann³1595 Fulsche, Konrad senior Fulsche, Konrad ³1598 Glauburger, Johann ³1600

1588

❶ ?

→❷

→❷ 1601

① ?









① ❶

→B





❶† 1588





1590





❶→B



❶†1591

→❶ 1593













①1594













→❷





❷→B













❷† 1596



②1597

→❷

②1599

❷† 1602

Wie Anm. 1580. Nach der Ämterbestellung von 1482 war er Tuchmacher [wie Anm. 1576]. 1590 In Regest 2682 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1100 erscheint er am 28. August 1480 als Bürgermeister, wohl als Ersatz für den im November 1479 gewählten JOHANN GLAUBURGER, der schon bei der Einweihung des neuen Galgens am 5. Februar 1480 nicht mehr genannt wurde [wie Anm. 1574]. 1481 wurde schließlich auch dessen vakante Stelle als Schöffe neu besetzt [wie Anm. 1575]. 1591 Nach StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 6r ≙ Regest 2729 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1116 starb er als Schöffe am 21. Januar 1485. 1592 Nach der Ämterbestellung von 1482 war er Wirt [wie Anm. 1576]. 1593 Nach StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 1v ≙ Regest 2658 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1090 wurden am 10. August 1478 JOHANN BOHLÄNDER, JODOCUS STRUPP und KONRAD ZIEGENBART für die verstorbenen Schöffen KONRAD RÜDIGER, PETER GRÜNBERGER und JOHANN LUDWIG nachgewählt. 1594 Nach StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 8v ≙ Regest 2755 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1124 verstarb er 1486 und PHILIPP KEILBACH, der zu dieser Zeit junger Bürgermeister war, wurde an seiner statt am 8. Juni 1486 Schöffe. 1595 Nach der Ämterbestellung von 1476 war er Weingärtner [wie Anm. 1570]. 1596 Wie Anm. 1570. 1597 Nach StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 58r wurden die Bürgeraufnahmen 1488 unter ihm als Bürgermeister des Rats durchgeführt. 1598 Nach der Ämterbestellung von 1484 war er Lohgerber [wie Anm. 1578], also Rotgerber [VOLCKMANN 1976 (wie Anm. 1580), S. 152]. 1599 Nach StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 62v wurden die Bürgeraufnahmen 1498 unter ihm als Bürgermeister der Schöffen durchgeführt. Damit muss er vor 1498 zum Schöffen gewählt worden sein. Jedoch wurde seine Wahl 1485 im Ratsprotokoll nicht verzeichnet, weshalb er in diesem Jahr weiterhin Ratsherr gewesen sein dürfte. 1600 In der Gelöbnisurkunde von 1431 wurden gleich drei Familienmitglieder als Fleischer genannt [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 194r = Druck bei WEYRAUCH 1996 (wie Anm. 1582), S. 62 ≙ Regest 1942 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 832], sodass er es möglicherweise auch war. 1589

324

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

Glauburger, Johann ³?1603 Grille,1607 Heinrich ³1608 Grünberger, Peter ³?1611 Hochgemut, Konrad ³1613



❶→B

1604

1605

1601

① ❶

❶†?







→❷















1606



→❶





1614

1615

1609

❶→B



1610



❶1616

❶† 1612



Nach dem Ratsprotokoll von 1476 [wie Anm. 1570] wurde JOHANN GLAUBURGER in den Rat gewählt, gleichzeitig war aber auch eine Person gleichen Namens gewählter Fleischbeschauer vonseiten der Schöffen. Was zunächst wie ein Fehler der Niederschrift anmutet, verweist aber bei genauerem Hinsehen auf zwei Personen. 1481 wurde nämlich KONRAD KÖNIG anstelle von JOHANN GLAUBURGER in die Schöffenbank aufgenommen [wie Anm. 1575] und ein Jahr später HEINRICH SCHELE für den verstorbenen JOHANN GLAUBURGER in den Rat [wie Anm. 1576]. Der 1476 neu aufgenommene Ratsmann JOHANN GLAUBURGER wurde dort als Sohn des verstorbenen Jungbürgermeisters FRIEDRICH GLAUBURGER bezeichnet. Im verschollenen Gerichtsbuch von 1465–1471 wurde bereits 1466 »Henne glauburgers« als einer der Baumeister der St.-Peterskirche genannt [nach JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 453] und 1468 wurden JOHANN und HENNE GLAUBURGER sichtbar [JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 197]. 1602 Wie Anm. 1601. 1603 Vgl. Anm. 1600. 1604 Wie Anm. 1601. 1605 Am 14. November 1477 stellte er als Schöffe und Baumeister der St.-Peterskirche eine Urk. aus [Hofund Stiftsbibl. Aschaffenburg, Ms. pap. 39, fol. 171r-v ≙ Regest 210 bei MÜLLER 1916 (wie Anm. 1586), S. 375]. 1606 Wie Anm. 1601. Als verstorben wurde er im Ratsprotokoll allerdings nicht bezeichnet. Da für die Jahre 1480/81 die Bürgerbucheinträge nicht erhalten sind, ist unklar, ob er möglicherweise sein Bürgerrecht in dieser Zeit aufgegeben hatte. 1607 BRÄHLER 1964 (wie Anm. 1585), S. 61 las in den Ratsprotokollen anstelle von GRILLE den Namen BRELLE. 1608 Nach der Ämterbestellung von 1478 war er Metzler [wie Anm. 1572]. 1609 Am 1. Mai 1483 wurde er anstelle des verstorbenen BECHTHOLD BRUMANN gewählt [wie Anm. 1580]. 1610 Nach StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 8r ≙ Regest 2748 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1123 wurde er am 18. November 1485, zwei Tage nach der Wahl von HEINRICH ZIEGENBART und offenbar an dessen Stelle, als alter Bürgermeister gewählt. Der Grund hierfür bleibt unklar. 1611 In der Gelöbnisurkunde von 1431 wurde ein Familienmitglied als Schuhmacher genannt [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 195r = Druck bei WEYRAUCH 1996 (wie Anm. 1582), S. 64 ≙ Regest 1942 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 834], sodass er es möglicherweise auch war. 1612 Wie Anm. 1593. 1613 Nach der Ämterbestellung von 1482 war er Metzler [wie Anm. 1576]. 1614 Nach StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 5r ≙ Regest 2701 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1107 f. wurde er am 4. Dezember 1482 als Schöffe zum Geschosser eingesetzt. Das Ge-

325

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

Hohlbein, Peter ³1617 Hoppe, Konrad Huffe, Ernst Hutzenröder, Friedrich ³1620 Keilbach, Philipp ³1622 Kistener, Friedrich König, Konrad ³1625

→❷









❷1618

?

?

?

?

?

?

?

1621

?

?



?

?

?

?

?





❷→B







❷ 1619

→❷

→❷

→❷









❷1623





②1624



❶1628

















❷→B

❷→B

→❶



1626

❶→B 1627

schoss war eine regelmäßig eingetriebene Vermögenssteuer [vgl. JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 279 f.; FRICK/FRICK 2003 (wie Anm. 187), S. 91–194]. 1615 Er war darüber hinaus Unterschultheiß [wie Anm. 1580]. 1616 Nach StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 57v wurden die Bürgeraufnahmen 1486 unter ihm als Bürgermeister der Schöffen durchgeführt. 1617 Nach der Ämterbestellung von 1480 war er Weingärtner [wie Anm. 1574]. 1618 Nach StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 58r wurden die Bürgeraufnahmen 1487 unter ihm als Bürgermeister des Rates durchgeführt. 1619 Er wurde am 4. Dezember 1482 als Ratsmann zum Geschosser eingesetzt [wie Anm. 1614]. 1620 Er war Tuchmacher [wie Anm. 1580]. 1621 Wie Anm. 1580. 1622 Nach der Ämterbestellung von 1480 war er zunächst Bäcker, dann Tuchmacher [wie Anm. 1574]. 1623 Am. 31. Mai 1485 wurde er im Rahmen einer Schlichtung des Rats erwähnt, ohne dass allerdings auf seine Stellung als Ratsmann eingegangen wurde [wie Anm. 1587]. Jedoch gehörte er weiterhin dem Rat an, da er erst am 8. Juni 1486 anstelle des verstorbenen JOHANN BOHLÄNDER Schöffe und FRIEDRICH ANSMALZ an seiner statt junger Bürgermeister wurde [StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 55, fol. 8v ≙ Regest 2755 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1124]. Nach StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 57v starb er am 1. Juli 1486. 1624 Nach StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 62r wurden die Bürgeraufnahmen 1497 unter ihm als Bürgermeister des Rates durchgeführt. 1625 Nach der Ämterbestellung von 1482 war er Schneider [wie Anm. 1576]. 1626 Nach Hof- und Stiftsbibl. Aschaffenburg, Ms. pap. 39, fol. 167r-v ≙ Regest 219 bei MÜLLER 1916 (wie Anm. 1586), S. 378 war er am 21. Februar 1480 Schöffe und Rat Gelnhausens. Vermutlich aber wurde die nicht im Original bekannte Urk. fehlerhaft in das Hirzenhainer Kopialbuch eingetragen, da er nach den Ratsprotokollen erst im November 1481 zum Schöffen gewählt wurde. In der Aufstellung zur Galgeneinweihung vom 5. Februar 1480 wurde er zudem ausdrücklich als Ratsmann genannt [wie Anm. 1574]. 1627 Er wurde am 1. Mai 1483 für den verstorbenen JOHANN SCHNEIDER zum Bürgermeister gewählt [wie Anm. 1580]. Bei der regulären Ämterbestellung im November wurde dies dann MICHAEL BRUMANN vonseiten der Schöffen.

326

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

Krebser, Jodocus ³1629 Krug, Hermann³1631



Krug, Peter Ludwig, Johann Ludwig, Michael ³1636 Maienkranz, Peter

1628



❷→B

1633







1634

1635







❶→B











❷1630

→❷

②1632

?

?

?

?

?

?

→❷



❷→B





❶1637

→❷



②1639



1638

Im Rahmen einer Schlichtung wurde er am 31. Mai 1485 als Schöffe genannt [wie Anm. 1587]. Nach StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 58r wurden die Bürgeraufnahmen 1487 unter ihm als Bürgermeister der Schöffen durchgeführt, 1492 abermals [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 59v]. Nach Regest 2844 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1150 war er am 26. Januar und nach Regesten 2845 f. bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1150 ferner am 28. März 1495 wieder nur Schöffe. Im Hirzenhainer Kopialbuch wurde er in den Jahren 1490 [Hof- und Stiftsbibl. Aschaffenburg, Ms. pap. 39, fol. 167v–168r ≙ Regest 284 bei MÜLLER 1916 (wie Anm. 1586), S. 397] und 1495 [Hof- und Stiftsbibl. Aschaffenburg, Ms. pap. 39, fol. 167v–168r ≙ Regesten 292 f. bei MÜLLER 1916 (wie Anm. 1586), S. 399 ≙ Regesten 3455 f. bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 828 ≙ Regesten 2845 f. bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1150] als Schöffe bezeichnet. Offenbar war KONRAD KÖNIG mit WILHELM VON BODENHEIM verwandt [wie Anm. 1586]. 1629 Nach der Ämterbestellung von 1482 war er Gerber [wie Anm. 1576]. 1630 Nach StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 59r war er 1491 Bürgermeister der Schöffen. Damit muss er nach der Ämterbestellung von 1485 zum Schöffen gewählt worden sein. 1631 Nach der Ämterbestellung von 1484 war er Weingärtner [wie Anm. 1578]. 1632 Nach StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 60v wurden die Bürgeraufnahmen 1494 unter ihm als Bürgermeister der Schöffen durchgeführt. 1633 1468 siegelte er als Unterschultheiß [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 3170 (nur noch Abschrift vorhanden) ≙ Regest 2653 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 662 ≙ Regest 2534 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1053 f.]. 1634 Er wurde 1476 zugleich als Vizeschultheiß genannt [wie Anm. 1570]. Bereits 1470 siegelte er als solcher [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 3228 (nur noch Abschrift vorhanden) ≙ Regest 2694 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 671 ≙ Regest 2554 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1060] und BERNHARD RORBACH erwähnte für den 22. Dezember 1468: »und(er)schultheiß und uff die selbige ziit burg(er)meist(er) zu gelnhuß(en) gen(an)t Hanß lodwig« [ISG Frankfurt, Chroniken, Nr. 48, S. 23 = Druck bei FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 177 ≙ Regest 2965 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1193]. 1635 Wie Anm. 1593. 1636 Nach der Ämterbestellung von 1480 [wie Anm. 1574] und der Ämterbestellung von 1482 [wie Anm. 1576] war er Tuchmacher. 1637 Am 31. Mai 1485 wurde er als Schöffe aufgeführt [wie Anm. 1587]. Wann er gewählt wurde, ist unbekannt.

327

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

Marborn, Jörg ³1640 Rabentisch,1643 Nikolaus ³1644 Rüdiger, Konrad Schatz, Johann ³?1648 Schele, Heinrich

1638

① ?

→❷











→❷



❷→B





→❶

?







❷→B 1641

②1642

1645



①1646







②1649

→❷





②1651

❶† 1647

?

1650

Wie Anm. 1580. Nach StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 57v wurden die Bürgeraufnahmen 1486 unter ihm als Bürgermeister des Rats durchgeführt, 1495 abermals [a. a. O., fol. 61r]. 1640 Nach der Ämterbestellung von 1478 war er Tuchmacher [wie Anm. 1572]. 1641 Am 31. Mai 1485 wurde er als Bürgermeister im Rahmen einer Schlichtung genannt [wie Anm. 1587]. 1642 Nach StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 60r wurden die Bürgeraufnahmen 1493 unter ihm als Bürgermeister der Schöffen durchgeführt. Damit muss er vor 1493 zum Schöffen gewählt worden sein. Im Ratsprotkoll wurde seine Wahl jedoch nicht verzeichnet. 1643 JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 201 las hier fehlerhaft »Unbendisch« (UNBESCHEIDEN) statt »raubendische«. 1644 Nach der Ämterbestellung von 1478 [wie Anm. 1572] und der Ämterbestellung von 1482 [wie Anm. 1576] war er Kistner. 1645 Er wurde am 1. Mai 1483 anstelle des verstorbenen JOHANN SCHNEIDER gewählt [wie Anm. 1580]. 1646 Die Bürgeraufnahmen 1488 und 1494 erfolgten unter ihm als Altbürgermeister [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 58r und 60v]. 1647 1478 als Schöffe verstorben [wie Anm. 1593]. Da er 1477 bei den Schöffenwahlen nicht erwähnt wurde, war er es schon. 1648 In der Gelöbnisurkunde von 1431 wurden insgesamt acht Familienmitglieder als Fleischer genannt [wie Anm. 1600], sodass er es möglicherweise auch war. Die Familie war offenbar schon länger in Gelnhausen begütert, denn 1361 findet sich ein HARTMANN SCHATZ [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 3r = Eintrag 393 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 440 ≙ Regest 642 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 294] und 1383 finden sich FRITZ SCHATZ [a. a. O., S, Nr. 323, fol. 77r ≙ Regest 883 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 294; 386 f. ≠ fehlt in Eintrag 343 bei REIMER 1897 (wie Anm. 758), S. 296] sowie HENNE SCHATZ [a. a. O., S, Nr. 323, fol. 78v ≙ Regest 883 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 294; 386 f. ≠ fehlt in Eintrag 343 bei REIMER 1897 (wie Anm. 758), S. 296 f.]. 1649 Nach Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 4080 ≙ Regest 3452 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 827 ≙ Regest 2844 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1150 war er am 26. Januar 1495 noch Ratsherr. 1650 Er wurde 1482 für den verstorbenen JOHANN GLAUBURGER in den Rat aufgenommen [wie Anm. 1576] und am 4. Dezember 1482 als Ratsmann zum Geschosser eingesetzt [wie Anm. 1614]. 1651 Nach StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 59r war er 1491 Bürgermeister des Rats, abermals 1495 wurden die Bürgeraufnahmen unter ihm durchgeführt [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 62v]. 1639

328 Schlegel, Johann ³1652 Schneider, Johann ³1653 Stock, Michael ³1655 Strupp, Jodocus Unbescheiden, Konrad ³1659 Wertheim, Johann Zehe, Konrad

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

→❷ ①



❶→B ❷











❷ ❶

❶→B







❶→B

1654

→❷











→❶ 1657



❶→B







→❷





?

?







❶→B

1662



1663



① ❷







②†1656



❶→B 1658



?

?

?

1660





❶1661



❷†

Ziegenbart, Heinrich ³1664



















Ziegenbart, Konrad

❷→B



→❶ 1666













1652

❶→Bᴮ 1665



Nach der Ämterbestellung von 1482 war er Schmied [wie Anm. 1576]. Nach der Ämterbestellung von 1482 war er Schneider [wie Anm. 1576]. 1654 Wie Anm. 1580. 1655 Nach der Ämterbestellung von 1478 war er Lohgerber [wie Anm. 1572]. 1656 Wie Anm. 1572. 1657 Wie Anm. 1593. 1658 Im Rahmen einer Schlichtung wurde er am 31. Mai 1485 als Bürgermeister aufgeführt [wie Anm. 1587]. Nach StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 57r war er 1484 Bürgermeister der Schöffen, abermals 1489 wurden die Bürgeraufnahmen unter ihm durchgeführt [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 58v]. 1659 Nach der Aufstellung anlässlich der Galgeneinweihung war er Metzler [wie Anm. 1574]. 1660 Er wurde am 4. Dezember 1482 als Schöffe zum Geschosser eingesetzt [wie Anm. 1614]. 1661 Im Rahmen einer Schlichtung wurde er am 31. Mai 1485 als Schöffe aufgeführt [wie Anm. 1587]. 1662 Am 14. November 1477 stellte er als Ratsherr und Baumeister der St.-Peterskirche eine Urk. aus [Hof- und Stiftsbibl. Aschaffenburg, Ms. pap. 39, fol. 171r-v ≙ Regest 210 bei MÜLLER 1916 (wie Anm. 1586), S. 375]. 1663 Nach der Ämterbestellung von 1479 starb er in diesem Jahr [wie Anm. 1573]. 1664 Nach der Ämterbestellung von 1482 war er Weingärtner [wie Anm. 1576]. 1665 Am 16. November wurde er zwar zum Bürgermeisters der Schöffen gewählt [wie Anm. 1579], aber bereits am 18. November wurde HEINRICH GRILLE als alter Bürgermeister berufen, offenbar als Ersatz für ihn [wie Anm. 1610]. Der Grund bleibt unklar. 1666 Wie Anm. 1593. 1653

329

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

Besetzung der Bänke

10 ❷ ② 1ᴮ

10 ❷ ② 1ᴮ

16 ❷ ② 1ᴮ

16 ❷ ② 1ᴮ

19 ❷ ② 1ᴮ

17 ❷ ② 1ᴮ

17 ❷ ② 1ᴮ

16 ❷ ② 1ᴮ

16 ❷ ② 1ᴮ

14 ❷ ② 1ᴮ

11 ❶ ① 1ᴮ

8 ❶ ① 1ᴮ

12 ❶ ① 1ᴮ

12 ❶ ① 1ᴮ

11 ❶ ① 1ᴮ

11 ❶ ① 1ᴮ

11 ❶ ① 1ᴮ

11 ❶ ① 1ᴮ

11 ❶ ① 1ᴮ

10 ❶ ① 1ᴮ

2?

3?

2?

1?

2?

3?

3?

4?

5?

5?

Nach diesen Daten war der junge Rat in den zehn betrachteten Jahren regelmäßig größer als der alte, wobei bis zu 19 Ratsleuten meist elf Schöffen gegenüberstanden.1667 Die Zahl der Schöffen blieb hierbei, bedenkt man zudem die teilweise unsicheren Zugehörigkeiten, relativ konstant. Wahrscheinlich gab es schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts ähnliche Größenverhältnisse von jungem und altem Rat, denn im Jahr 1313 erließen Schultheiß, Schöffen und Rat einen Brief mit diversen Rechtssätzen, wobei am Schluss neben dem Schultheißen zehn Schöffen und 21 Ratsleute aufgezählt wurden.1668 In einer Gelöbnisurkunde von 1431 wurden schließlich neben den Handwerkern der Stadt zehn Schöffen namentlich aufgezählt.1669 Die Zahl von zehn Schöffen gab schließlich LUDWIG HEINRICH EULER bemerkenswerterweise ebenfalls für das Jahr 1662 aufgrund seiner Untersuchung der Ratsprotokolle dieser Zeit an, allerdings bei einem jungen Rat von nur neun Mitgliedern.1670 Dies sind deutliche Hinweise auf eine große Konstanz der Größe des alten Rates. Diese Schöffen wiederum bildeten unter Vorsitz des Schultheißen das Stadtgericht, das umfassend zuständig war.1671 Auch in Gelnhausen war der Schultheiß aber als vom König bezie-

1667

SCHMERBACH 1962 (wie Anm. 191), S. 11 gab hingegen 12 Ratsleute und 12 Schöffen an. Nach THUDICHUM 1907 (wie Anm. 626), S. 38 hingegen gab es 13 Schöffen und später einen Rat von 12 bis 14 Ratsherrn und nach EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 10 einen von entweder 12 oder 14 Ratsherren. 1668 Vgl. StA Marburg, K, Nr. 368 ½, fol. 20r–21r vom 6. Dezember 1313 = Eintrag 131 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 125–128 ≙ Regest 221 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 127. 1669 Wie Anm. 1600. 1670 EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 10. 1671 Wie in Frankfurt, so verpflichtete ebenso der Gelnhäuser Bürgereid zur Anrufung des Stadtgerichts bei Streitigkeiten [vgl. die ältere Eidesformel von 1419 im StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 43v sowie die jüngere, nach 1435 entstandene Formel auf fol. 47r-v ≙ Regest 2906 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1168 f.]. Strukturelle und inhaltliche Ähnlichkeiten zur Frankfurter Eidesformel sind

330

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

hungsweise von den Pfandherren bestellter Amtsträger kein Mitglied des Rates, weshalb er in den Ratsprotokollen regelmäßig keine Erwähnung fand.1672 Was die Wahl der beiden Bänke anbelangt, so wird in den jeweiligen Einleitungen zu den undatierten Eiden von Schöffen und Ratsleuten aus dem Landscheide- und Bürgerbuch vermutlich aus dem mittleren 15. Jahrhundert sichtbar, dass ein Bürger zunächst in den jungen Rat aufgenommen werden konnte:1673 »Eynen Raitman So des noit ist Sal man kiesen uß der gemeinde der ein biderbe, vernu(n)fftig geerbet manne sii«.1674 Aus diesem jungen Rat sollten wiederum die Schöffen gewählt werden: »Die scheffen So den eins oder me gesellen gebrichet So mögen sie uß dem Rade zü Inen nemen weliche sie beduncket nach Irem besten v(er)stentnisse die dartzü dogelich sigen«.1675 Die Mitglieder der Schöffenbank blieben weiterhin Teil des Stadtregiments und keineswegs auf die Rechtsprechung beschränkt, weshalb sich in den Quellen zum Teil die Bezeichnung ›Schöffe und Ratsmann‹ für eine Person findet.1676 Die Eide treffen allerdings hinsichtlich der Dauer der übertragenen Rat- oder Schöffenbürde keine Aussage. Jedoch lässt die Praxis eine Wahl auf Lebenszeit erkennen,1677 die weithin üblich war. Wer die Wahl allerdings vollzog, geht aus den Ratsprotokollen nicht hervor. Zwar wurde meist zu Beginn der Ämterbestellung erwähnt, dass der ganze Rat die jeweiligen Wahlen vorgenommen habe, doch bezieht sich dies er-

unverkennbar. Zudem erhielt Gelnhausen 1324 womöglich von König LUDWIG das Privileg, die Bürger aufzunehmen wie in Frankfurt [wie Anm. 602]. 1672 Aufgrund der Verpfändung besetzten die Pfandnehmer das Reichsschultheißenamt [ACKERMANN 2006 (wie Anm. 797), S. 36]. 1673 Vgl. hierzu knapp FRICK/FRICK 2003 (wie Anm. 187), S. 25 f. 1674 Einleitung zum Eid der Ratsleute [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 52r = Druck bei JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 388 f. ≙ Regest 2908 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1169 f.]. 1675 Einleitung zum Eid der Schöffen [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 52r = Druck bei JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 388 ≙ Regest 2907 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1169]. 1676 1369 wurde bspw. FRITZ HOPPENER ausdrücklich als Schöffe und Ratsmann von Gelnhausen bezeichnet [Eintrag 588 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 678 ≙ Regest 713 bei FRANZ 1970 (wie Anm. 786), S. 280 ≙ Regest 731 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 330; Regest 728 bei FRANZ 1970 (wie Anm. 786), S. 282]; bereits 1366 siegelten er und JOHANN VON BREIDENBACH als Schöffen und Ratsleute [Eintrag 587 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 678 ≙ Regest 703 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 318]. Nach Hof- und Stiftsbibl. Aschaffenburg, Ms. pap. 39, fol. 167r-v ≙ Regest 219 bei MÜLLER 1916 (wie Anm. 1586), S. 378 wurde CONRAD KÖNIG 1480 als Schöffe und Rat aufgeführt. In Frankfurt findet sich ein ähnlicher Terminus bei der Bürgerrechtsaufgabe von DR. LUDWIG MARBURG ZUM PARADIES 1470 [wie Anm. 1551]. Nicht bloß aus diesem Grund sind die Ausführungen von FRICK/FRICK 2003 (wie Anm. 187), S. 16–18 irrig, die eine Art mittelalterlicher Gewaltenteilung zu konstruieren versuchten. 1677 Ebenso SCHMERBACH 1962 (wie Anm. 191), S. 11.

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

331

kennbar auf die besonderen Ämter. Die Protokollierung der Wahl der Ratsleute und Schöffen wird nie mit einem eigenen Zusatz dieser Art eingeleitet. Es kann also nur angenommen werden, dass die entsprechende Bank eine allgemein übliche Selbstkooptation1678 vornahm. Hierbei hatten die Burgmannen Gelnhausens wohl anders als etwa in Friedberg1679 oder Oppenheim niemals Einfluss auf das Stadtregiment und die Besetzung des Rates gewonnen.1680 Eine Quasierblichkeit der Schöffenämter wie in Frankfurt scheint es in Gelnhausen, wenigstens in der hier näher untersuchten Zeit, nicht gegeben zu haben, wie die Nachwahlen zeigen. Die Bürgermeister wiederum wurden jeweils aus der Mitte der entsprechenden Bank bestimmt, was die Ratsprotokolle ausdrücklich belegen. Der Nachwahlmodus bei vorzeitigem Ausscheiden eines Bürgermeisters deutet hierbei darauf hin, dass die Zugehörigkeit zur Schöffen- beziehungsweise Ratsbank während der Amtszeit bestehen blieb, denn nachdem etwa JOHANN GLAUBURGER aus unbekannten Gründen bereits nach kurzer Zeit aus dem Bürgermeisteramt vorzeitig ausgeschieden war, wurde zunächst das Bürgermeisteramt neu besetzt und schließlich ebenfalls seine vakante Schöffenstelle.1681 Ob der alte Bürgermeister aber bei den Stadtgerichtssitzungen mitwirkte, ergibt sich aus den Quellen nicht. Denkbar erscheint immerhin, dass ob seiner Arbeitsbelastungen als Bürgermeister sein Schöffenamt während dieser Zeit ruhte.1682 Da zumeist nur eine Auswahl der Schöffen als Gericht zusammenkam, wäre dies wenigstens praktisch mit der Rechtspflege vereinbar gewesen. Auffälligkeiten zeigt die aus den Quellen ersichtliche personelle Zusammensetzung der Schöffenbank. Anders als in Frankfurt, abgesehen von den kurzen Zwischenzeiten nach dem Zunftaufstand und der verlorenen Schlacht bei Eschborn im 14. Jahrhundert, lassen sich eine ganze Reihe von Handwerkern nachweisen, die Mitglieder waren und sogar Bürgermeister stellten. Da aber die Berufe in den Ratsprotokollen nur sporadisch erfasst wurden, lässt sich in quantitativer Hinsicht nichts Belastbares aussagen. Bei manchen Personen bleibt unklar, ob sie Handwerker waren, sodass einer Ermittlung der Anzahl solcher Mitglieder und ihrem Verhältnis in den beiden Bänken eine hohe Fehlerquote anhaften würde. Die große, wenngleich im Einzelnen unbestimmbare Anzahl an Hand1678

Neben den bereits behandelten Schöffen in Frankfurt hatten bspw. diejenigen im nahen Friedberg im Spätmittelalter ein Selbstkooptationsrecht [vgl. FERTSCH 1913 (wie Anm. 161), S. 37; MENZ 1909 (wie Anm. 795), S. 29 f.]. Auch andernorts war die Selbstergänzung üblich [vgl. BATTENBERG 1990 (wie Anm. 1495), Sp. 1466]. 1679 Vgl. hierzu HEITZENRÖDER 1982 (wie Anm. 589), S. 18 f. 1680 EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 12 f. 1681 Vgl. hierzu Anm. 1590. 1682 So die Vermutung von SCHMERBACH 1962 (wie Anm. 191), S. 18.

332

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

werkern in den Reihen der Schöffen war sicher nicht ohne Bedeutung für die Rechtspflege, wenn davon auszugehen ist, dass diese, anders als Mitglieder vornehmer vermögender Familien etwa in Frankfurt, neben dem Schöffenamt noch einen Beruf zum Lebensunterhalt regelmäßig ausüben mussten. Die Professionalisierung war damit sichtbar geringer ausgeprägt. Es gab eben keine „Berufsschöffen“ in Gelnhausen. Deutlich wird dies auch daran, dass es nach einer statistischen Auswertung des Gelnhäuser Schöffengerichtsbuches von 1411 bis 1419 sogar regelmäßig sitzungsfreie Monate gab.1683 Dies wiederum hatte sicherlich Wechselwirkungen zur Oberhoffunktion des Gelnhäuser Schöffengerichts. Dessen im Vergleich zu Ingelheim und Frankfurt geringere Bedeutung lässt sich gerade aus der sozialen Schichtung der Urteiler und ihren zeitlichen Möglichkeiten zur Ausübung der Rechtspflege heraus erklären. Anders als in Frankfurt lassen sich aber keine Hinweise auf größere mittelalterliche Zunftunruhen erkennen, als dessen Ergebnis sich diese Situation im ausgehenden 15. Jahrhundert darstellen würde.1684 Es muss ungeklärt bleiben, wann die Zünfte Zugang zum jungen und alten Rat bekommen haben.1685 Der Grund aber dürfte darin zu suchen sein, dass Gelnhausen im 15. Jahrhundert einen starken wirtschaftlichen Niedergang erlebte und zwischen 1430 und 1450 die meisten alteingesessenen Familien, darunter einige vermögende Handwerker, auswanderten, oftmals gen Frankfurt.1686 Dies war aber keineswegs ungewöhnlich für die Zeit, so wanderten ebenso vermögende Bürger Friedbergs in der Zeit wirtschaftlichen Niedergangs, vor allem in den 1430er- und 1440er-Jahren, nach Frankfurt aus.1687 Wenn also der Rat Gelnhausens in der hier untersuchten Zeitspanne zu einem großen Teil aus Zunftmitgliedern bestand, dann wahrscheinlich, weil aufgrund der Migrationen ein gewichtiger Teil der alten Führungsschicht nicht mehr in der Stadt war. Dennoch aber lassen sich in den Reihen der Ratsleute und Schöffen in dem betrachteten Zeitraum von 1476 bis 1485 Vertreter einiger alteingesessener Familien Gelnhausens nachweisen, die bereits seit dem 13. oder 14. Jahrhundert in

1683

Vgl. Grimelshs.-Bibl. Gelnhausen, Gln 2 REG I 18513, S. 13. SCHMERBACH 1962 (wie Anm. 191), S. 20. Nur kleinere Streitereien der Zünfte (1433 bspw. der Weingärtner) mit dem Rat, sind bekannt [vgl. StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 132v–139r ≙ Regesten 2008, 2014 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 862 f.; 865]. 1685 Ebenso das Ergebnis von EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 9. WEYRAUCH 1996 (wie Anm. 1582), S. 11 hingegen beschrieb, dass die Zünfte seit der Mitte des 14. Jh.s nach der Zweiteilung der städtischen Verwaltung Zugang zum Rat bekommen hätten, nannte hierfür aber keinen Quellenbeleg. 1686 ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 403. 1687 Vgl. STOBBE 1997 (wie Anm. 736), S. 202 f. und ausführlich STOBBE 1992 (wie Anm. 610), S. 79–85. 1684

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

333

Gelnhausen nachweisbar sind. Hierzu zählen die Familien ANSMALZ,1688 BRUMANN,1689 FULSCHE,1690 HOPPE,1691 SCHELE1692 und UNBESCHEIDEN, auch UN1688

Im Jahr 1336 wurde mit CONTZCHIN erstmals ein Familienmitglied als Bürger Gelnhausens erwähnt [Eintrag 469 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 438 ≙ Regest 338 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 172] und 1340 stellte sie mit BECHTHOLD einen Bürgen im Wetterauer Bündnisbrief [Eintrag 559 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 550 = Eintrag 716 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 529–531 ≙ Regest 367 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 185]. Anders als EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 11 zu meinen scheint, wurden jedoch dem Wortlaut nach keine Schöffen aufgezählt, sondern Bürgen: »De Geylinhusen quoque fideiussores sunt: […]«. Jedoch kann davon ausgegangen werden, dass nur herausgehobene städtische Familien hierfür infrage kamen. 1689 Zwar taucht bereits 1230 in den Urk.n ein »Brunmannus« als Bürger Gelnhausens auf [Eintrag 171 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 133 ≙ Regest 19 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 41], doch ist unklar, ob hier tatsächlich ein Mitglied der Familie BRUMANN in Erscheinung trat. Weitere Nachweise des 13. Jh.s sind nicht ersichtlich. Erst 1336 wird mit WIGEL BRUMANN ein Mitglied der Familie in Gelnhausen sichtbar [Eintrag 476 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 445 ≙ Regest 343 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 174; letztmals 1346 in Eintrag 688 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 677 ≙ Regest 422 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 205]. Zwar scheint er Bürger gewesen zu sein, jedoch wurde er niemals als Schöffe ausgewiesen; 1340 wurde er bspw. nicht in der Reihe der »scheffen« genannt [vgl. Eintrag 544 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 534 ≙ Regest 364 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 183]. Im Rahmen der Protokollierung der Bürgeraufnahmen von 1366 wurde allerdings BERTOLD BRUMANN als jüngerer Bürgermeister erwähnt, wobei danach er und weitere Familienmitglieder noch mehrmals als Bürgermeister belegt sind [vgl. die Auflistungen der Bürgermeister bei JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 411–413, in Eintrag 872 bei REIMER 1897 (wie Anm. 758), S. 801–804 ≙ Regest 1147 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 480–482 und bei KREUTER, Die Namen der Vögte, Schultheißen, Amtleute und Bürgermeister der Stadt Gelnhausen (1908), S. 140–142]. 1690 Die Familie FULDER bzw. FULSCHER scheint aus Roth, einem Nachbarort Gelnhausens, zu stammen. 1332 wurde u. a. »Cunrado dicto Fulder« als »villanis de Rade« bezeichnet [Eintrag 380 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 363 ≙ Regest 302 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 159] und 1362 wurde schließlich u. a. »Heincze fulder de Rode« eingebürgert [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 7r]. 1691 Die Familie ist in Gelnhausen seit 1244 nachweisbar [vgl. ZIEG, Die Familie Ungefuge (2007), S. 50–62]. Im 14. Jh. fand mit FRITZ im Bündnisbrief von 1340 ein Familienmitglied als Bürge Erwähnung [wie Anm. 1688], 1348 wird er als Bürgermeister aktenkundig [Anmerkung zu Eintrag 731 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 717]. Zu Beginn der Landscheide von 1361 wurde FRITZ als Ratsmann bezeichnet [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 1r = Eintrag 393 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 438 ≙ Regest 642 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 293]. Unter den bekannten Bürgermeistern des 14. Jh.s findet sich allerdings erst wieder 1398 (und nochmals 1400) mit HERTE ein Mitglied der Familie [vgl. die Auflistungen der Bürgermeister (wie Anm. 1689)]. 1692 1302/03 wurde die Familie erstmals in den Urk.n in Person der ELISABETH, Tochter des Bürgers GERHARD SCHELE, dem Neffen des Frankfurter Schöffen GERHARD VON GLAUBURG, erwähnt [1302 in Eintrag 19 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 15 f. ≙ Regest 809 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 407 ≙ Regest 195 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 118; 1303 in Eintrag 24 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 19 f. ≙ Regest 818 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 411 ≙ Regest 197 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 119 und Eintrag 25 bei REIMER 1892 (wie

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Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

genannt,1693 und ZEHE.1694 Die Familien ZIEGENBART1695 und GLAUBURGER waren sogar gleichzeitig mit mehreren Personen im Rat vertreten. Ob wie in Frankfurt Befangenheitsregeln bestanden, die diese Situation abmildern konnten, lässt sich nicht nachweisen. Andere Familien, deren Mitglieder früher häufiger in hohen städtischen Positionen sichtbar wurden, fehlen hingegen in der Liste der Rats- und Schöffenmitglieder der näher untersuchten zehn Jahre,

GEFÜGE

Anm. 188), S. 20 ≙ Regest 819 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 412 ≙ Regest 198 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 119]. 1313 wurde schließlich GERHARD als Ratsmann bezeichnet [Eintrag 131 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 127 ≙ Regest 221 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 127]. 1693 Bereits 1244 taucht FRIEDRICH UNGEFÜGE in Eintrag 231 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 176 ≙ Regest 35 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 48 als Schöffe auf, 1251 dann auch als Schultheiß [Eintrag 266 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 197 ≙ Regest 42 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 51; vgl. im Übrigen die Auflistung der Schultheißen in Grimmelshs.-Bibl. Gelnhausen, Gln 2 REG I 18513, S. 88 m. w. Nachweisen]. Ebenso wurde im ersten Bündnisbrief der Wetterauer Reichsstädte von 1285 ein Familienmitglied erwähnt [Eintrag 637 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 458 = Eintrag 503 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 243 ≙ Regest 151 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 102]. Möglicherweise gehörte die Familie zu den Ritterlichen, denn 1258 wurde bspw. der Vizeschultheiß ANSELM ausdrücklich als »dominus« bezeichnet [Eintrag 343 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 253 ≙ Regest 71 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 64]. Am Beginn der Landscheide von 1418 wurden WERNER UNBESCHEIDEN als Schöffe und HEINZ UNBESCHEIDEN als Ratsmann aufgeführt [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 83r ≙ Regest 1553 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 661]. Nach JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 202 war sie die bedeutendste Bürgerfamilie im mittelalterlichen Gelnhausen. Die Zuordnung einzelner Mitglieder vor allem im 13. und 14. Jh. wird durch eine Vielfalt an Namensschreibweisen erschwert. REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 670 erkannte in »Unyzeichen« bspw. die Familie FUSSECHIN, wohingegen JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 202 UNGEFÜGE erblickte. Vgl. zur Familie im Übrigen EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 11 f.; JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 201 f. (beide m. w. Nachweisen). Möglicherweise gab es auch einen Familienzweig in Frankfurt, denn im dortigen Bürgerverzeichnis von 1387 findet sich ein »Henne Ungefuge« [nach ANDERNACHT/STAMM, Die Bürgerbücher der Reichsstadt Frankfurt (1955), S. 172]. 1694 In der ältesten erhaltenen Landscheide von 1361 erscheint HERTE ZEHE als mit einem Weingarten begütert [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 1v = Eintrag 393 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 439]. 1695 Die Familie lässt sich im 13. Jh. noch nicht in Gelnhausen nachweisen. 1332 wurden die Brüder BERTHOLD, JOHANN und HEILMANN GEN. ZIEGENBART neben anderen bei einer Pachtvergabe erwähnt [Eintrag 380 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 363 ≙ Regest 302 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 159]. Keiner der dort Genannten kann im 14. Jh. in Gelnhausen nachgewiesen werden, weshalb dort möglicherweise ein anderer Zweig ansässig war, der 1341 erstmals mit dem Bürger GERNOT ZIEGENBART in Erscheinung tritt [Eintrag 579 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 575 ≙ Regest 373 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 187]. In Frankfurt wurde 1380 »Hans von Geylnhusen genand Zegenbard eyn cremer« eingebürgert [nach ANDERNACHT/STAMM 1955 (wie Anm. 1693), S. 107].

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335

so etwa die VON BREIDENBACH,1696 BRELL,1697 oder FUSSECHIN,1698 was gewiss nur zum Teil mit dem relativ kurzen Zeitraum zusammenhängen mag, der in den Ratsprotokollen sichtbar wird, im Übrigen aber eine Manifestation der Migrationsbewegungen darstellt. Diese lassen sich wiederum in den Bürgerbüchern Frankfurts mitunter nachverfolgen.1699 Zahlreiche Einwohner Gelnhausens, vor allem auch Handwerker, erlangten in dieser Zeit dort das Bürgerrecht. Aber ebenfalls Mitglieder der Führungsschicht Gelnhausens sind darunter. Bereits vor dem wirtschaftlichen Niedergang Gelnhausens wurde im Jahr 1332 beispielsweise »Syfrridus de Breydenbach« Bürger in Frankfurt, zu dem eigens im Bürgerbuch erwähnt wurde, dass er vormals Schöffe Gelnhausens war (»quondam scabinus in Geylnhusen«).1700 1347 folgte ihm »Iunge de Breydinbach de Geylnhusen«1701 in die Bürgerschaft und im Jahr 1384 wurde schließlich im Bürgerbuch vermerkt, dass »Conraid von Breydenbach« das Bürgerrecht erhalten und eine Bürgertochter geheiratet

1696

Die Familie lässt sich in Gelnhausen seit 1240 [erstmals in Eintrag 215 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 167 ≙ Regest 32 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 46] wenigstens bis in das 16. Jh. hinein nachweisen [vgl. EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 11 f.; JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 191 f. (beide m. w. Nachweisen)]. 1260 wird mit SIEGFRIED erstmals ein Schöffe der Familie greifbar [Eintrag 89 bei BAUR 1851 (wie Anm. 804), S. 58; anders als JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 192 meinte, dort allerdings nicht als Bürgermeister]. Auch im ersten Wetterauer Bündnisbrief von 1285 [wie Anm. 1693] wurden zwei Familienmitglieder erwähnt. Ferner entstammten zahlreiche Bürgermeister des 14. und 15. Jh.s der Familie [vgl. die Auflistungen der Burgermeister (wie Anm. 1689)] und auch Schultheißen des 15. Jh.s [vgl. nur die Hinweise in Grimmelshs.-Bibl. Gelnhausen, Gln 2 REG I 18513, S. 88 m. w. Nachweisen]. Zu Beginn seines Stadtbuchs zählte HARTMANN BRELL Mitglieder der Familie VON BREIDENBACH ausdrücklich zu den Edlen [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 3r (moderne Folierung)]. 1697 Vgl. hierzu BRÄHLER 1964 (wie Anm. 1585), S. 16–18; 53–62; SCHMERBACH 1977 (wie Anm. 194), S. 20–23. 1698 Die Familie lässt sich in Gelnhausen seit 1257 [erstmals in Eintrag 328 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 240 ≙ Regest 60 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 58] nachweisen, 1259 erstmals mit einem Schultheißen [Eintrag 352 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 259 ≙ Regest 74 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 66; vgl. Grimmelshs.-Bibl. Gelnhausen, Gln 2 REG I 18513, S. 88 m. w. Nachweisen] und im Wetterauer Bündnisbrief von 1285 [wie Anm. 1693] wurde ein Familienmitglied als Bürge erwähnt. Auch zahlreiche Bürgermeister des 14. und 15. Jh.s entstammten dieser Familie [vgl. die Auflistungen der Bürgermeister (wie Anm. 1689)]. Vgl. ferner EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 12; JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 196 (beide m. w. Nachweisen). 1699 KARL BÜCHER wertete die Bürgerbücher Frankfurts aus, wobei er einen deutlichen Anstieg der Einbürgerungen Gelnhäuser Einwohner bis zum Ende des 15. Jh.s aufzeigen konnte [vgl. BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 164; 428]. 1700 Nach ANDERNACHT/STAMM 1955 (wie Anm. 1693), S. 11. 1701 Nach ANDERNACHT/STAMM 1955 (wie Anm. 1693), S. 45.

336

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habe,1702 womit die Verwurzelung der Familie in der Frankfurter Stadtgesellschaft vollends greifbar wird. Zugleich lassen sich in Gelnhausen bis in das beginnende 15. Jahrhundert hinein Familienmitglieder als Schöffen und Bürgermeister nachweisen.1703 Verwandtschaftliche Beziehungen gab es darüber hinaus nach Wetzlar.1704 Auch Mitglieder der mit der VON BREIDENBACH verwandten Familie IM STEINHAUS kamen nach Frankfurt.1705 Interessant ist hierbei, dass die Verbindung nach Gelnhausen weiterhin aufrechterhalten wurde. So schrieb beispielsweise im Jahr 1434 HENNE VON BREIDENBACH an seinen Vetter JOST ZUM STEINHAUS, der zu diesem Zeitpunkt bereits Schöffe in Frankfurt war, um Informationen auszutauschen.1706 Dieses enge Verhältnis wusste der Rat Gelnhausens wohl durchaus zu nutzen. So war es vermutlich kein Zufall, dass 1437 Rat und Bürgermeister die Stadt Frankfurt baten, ihrem Ratsgesellen EBERHARD IM STEINHAUS den Ankauf von Getreide in der Stadt zu gestatten.1707 Anders als ACHILLES AUGUST VON LERSNER annahm, stellte die Familie jedoch mit JOHANN IM STEINHAUS 1444 keinen Stadtadvokaten in Frankfurt.1708 1438 bat beispielsweise JOHANNES BRELL »mim guden frunde« JOST IM STEINHAUS

1702

ANDERNACHT/STAMM 1955 (wie Anm. 1693), S. 121. Vgl. etwa die Auflistungen der Bürgermeister (wie Anm. 1689). 1704 Vgl. die Hinweise von FELSCHOW 1985 (wie Anm. 796), S. 70. 1705 Im Jahr 1404 wurde im Frankfurter Bürgerbuch vermerkt, dass »Ebirhard vom Steinenhuse von Geilnhusen« Bürger geworden war [ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 10]. Im Bürgerbuch Gelnhausens wiederum wird für die Jahre 1382, 1387, 1391, 1394, 1398 und letztmals 1401 ein EBIRHARD LAPIDEA-DOMO als Bürgermeister aus den Reihen der Schöffen sichtbar [vgl. StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 32r, 33v, 35v, 38v, 39v]. Es ist gut vorstellbar, dass eben dieser Gelnhäuser Schöffe und mehrmalige Bürgermeister nach Frankfurt emigrierte. 1706 Regest 2028 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 860–870. Weitere Schreiben von 1435 [Regest 2055 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 881 ≙ Regest 3442 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 145] und 1437 [Regest 2098 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 895 f. ≙ Regest 3593 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 152] sind ebenfalls erhalten. 1707 Vgl. ISG Frankfurt, RS I, Nr. 3579 ≙ Regest 3579 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 151 ≙ Regest 2095 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 895. 1708 So LERSNER 1706 (wie Anm. 605), S. 276, der ihn als »Patricius Licent. Decret. † 1470« bezeichnete. Allerdings war JOHANN QUENTIN VON ORTENBERG ab dem 28. September 1443 Stadtadvokat [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 385], der erst am 28. September 1462 aus dem Amt schied: »It(em) meister Johann Zum Lemchin orlaup geb(en) und sich gutlich vom yme flißen Rechenmeist(er)« [ISG Frankfurt, Bmb., 1462, fol. 36v]. Da für das Jahr 1444 ein JOHANN IM STEINHAUS auch nicht anderweitig in Frankfurter Urk.n dieser Zeit bekannt ist, bloß ein JOST IM STEINAUS, der aber Schöffe war [vgl. etwa ISG Frankfurt, Holzhausen Urk.n, Nr. 431 vom 15. Januar 1444], ist ein Lesefehler wahrscheinlich, zumal der Vorname mit dem von JOHANN QUENTIN VON ORTENBERG übereinstimmt und dieser tatsächlicher ein Lizenziat war. 1703

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337

in Frankfurt um politische Informationen.1709 Ferner sind zwei Briefe des damaligen Gelnhäuser Bürgermeisters HARTMANN SCHATZ von 1460 an seinen Bruder HEINZ in Frankfurt mit Nachrichten über Feinde Frankfurts überliefert.1710 Ein weiteres Beispiel stellt die Gelnhäuser Familie VON SELBOLD dar, die mit der Frankfurter Familie FROSCH und der IM STEINHAUS verwandt war1711 und aus deren Reihen sich Familienmitglieder im 14. und 15. Jahrhundert in Frankfurter Diensten nachweisen lassen.1712 Mitglieder der Familie NIEVERGELT1713 und BRELL1714 wiederum siedelten im 15. Jahrhundert nach Frankfurt, andere verblieben aber in Gelnhausen. Die Bürgerbücher offenbaren, dass hierbei oftmals Heiratsverbindungen eine Rolle spielten. Diese engen familiären Beziehungen und ein enger Austausch sind vermutlich nicht ohne Einfluss auf die vor Ort geübten Rechtsgewohnheiten geblieben. Gerade durch Migrationen konnten auch Rechtsvorstellungen transportiert werden, obleich sich das im Einzelnen in den Quellen nicht zeigen lässt. Indes lassen sich aus Frankfurt bekannte Familiennamen wie FROSCH1715 und GLAUBURG plötzlich ebenfalls in Gelnhausen nachweisen. Aus dem 15. Jahrhundert finden sich wiederum vermehrt Nachrichten über eine starke Verschuldung der Stadt Gelnhausen unter anderem

1709

ISG Frankfurt, Kaiserschreiben, Nr. 549 = Eintrag 109 bei BECKMANN, Deutsche Reichstagsakten unter König Albrecht II., Abt. 1,13 (1957), S. 163 ≆ Eintrag G V 3 bei BRÄHLER 1964 (wie Anm. 1585), S. 60 f. (modernisiert und nicht ganz fehlerfrei) ≙ Regest 92 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 82 ≙ Regest 2107 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 900. Eine weitere Anfrage aus Gelnhausen an »Joist besunder lieber frund« stammt aus dem Jahr 1448 [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4398 ≙ Regest 4398 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 191 ≙ Regest 2263 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 962 f.]. 1710 ISG Frankfurt, RS I, Nr. 5179/1 ≙ Regest 5179 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 228 ≙ Regest 2425 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1018 sowie ISG Frankfurt, RS I, Nr. 5179/2 ≙ Regest 5179 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 228 ≙ Regest 2427 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1018. 1711 Freundlicher Hinweis von MICHAEL ZIEG. 1712 Im ausgehenden 14. Jh. traten etwa Familienmitglieder als Söldner in Frankfurter Dienste [ZIEG, Die Selbolder (2007), S. 98–102] und zu Beginn des 15. Jh.s war DIETER VON SELBOLD Frankfurter Amtmann [ZIEG 2007 (a. a. O.), S. 166–170]. 1411 wurde »Heinrich Selbold von Geilnhusen« nach Einheirat Bürger Frankfurts [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 27]. 1713 1421 wurden »Hans Nyfergalt« und »Sifried Nyfergalt von Geilnhusen« Bürger Frankfurts [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 49]. HANS NYFERGALT, ein Goldschmied, wohnte seit wenigstens 1411 in Frankfurt [ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 68 f.]. 1714 1406 wurde »Wernher Brell von Geilnhusen« Bürger Frankfurts [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 12]. 1715 Im ältesten Gerichtsbuch findet sich 1418 bspw. PETER FROSCH [StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 176v].

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bei der vornehmen Frankfurter Familie VON HOLZHAUSEN.1716 Dies deutet darauf hin, dass die führenden Familien der Wetterauer Reichsstädte in engem Zusammenhang gesehen werden müssen. Bereits WOLFRAM HEITZENRÖDER hatte etwa betont, dass seit dem Untergang der Staufer eine enge Verbindung der Reichsstädte der Wetterau zu beobachten sei, in deren Folge sich eine nicht bloß durch verwandtschaftliche Zusammenhänge, sondern vor allem durch gemeinsame wirtschaftliche Interessen verbundene, politisch, wirtschaftlich und sozial privilegierte Oberschicht etabliert hatte.1717 Gerade für die Aufdeckung möglicher Wechselwirkungen zwischen den Gerichtslandschaften sind hierbei solche Familien interessant, die in mehreren Städten zugleich Schöffen stellten. Bei der Familie IM STEINHAUS wurde dies bereits angedeutet und vor allem auch die Familie GLAUBURGER kann in diesem Zusammenhang untersucht werden. Nach der älteren Literatur soll die Gelnhäuser Familie GLAUBURGER ein Zweig der in Frankfurt begüterten und dort seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in den wichtigsten städtischen Ämtern nachweisbaren Familie VON GLAUBURG sein.1718 Allerdings scheint hierauf nur aufgrund der Namensgleichheit geschlossen worden zu sein,1719 was methodisch nicht unproblematisch ist.1720 Auffallend ist jedoch zunächst, dass sich vor 1406, als HENNE GLAUBURGER erstmals als Jungbürgermeister sichtbar wird,1721 kein Mitglied der Familie in Gelnhausen in den bekannten Urkunden nachweisen lässt. Bemerkenswerterweise finden sich gleichfalls in den beiden Landscheiden von 1361 und 1383 keine Hinweise auf die Familie GLAUBURGER, was darauf hindeutet, dass zu dieser Zeit noch kein Besitz in Gelnhausen bestand, was aber 1716

HEITZENRÖDER 1982 (wie Anm. 589), S. 22. HEITZENRÖDER 1982 (wie Anm. 589), S. 28. 1718 Die Anfangszeit der Frankfurter Familie behandelte FRIEDERICHS, Herkunft und ständische Zuordnung der Familie von Glauburg (1957), Sp. 129–140 ausführlich. Jedoch ist bei seinen Ausführungen größte Vorsicht geboten, da er sich mitunter auf angeblich 1944 verbrannte Quellen stützte, wie ein Nekrolog ARNOLDS VON GLAUBURG oder Bartholomäusbücher, von denen er Abschriften gehabt haben will, die aber wahrscheinlich Quellenerfindungen darstellen [vgl. hierzu BUND, Untersuchungen zu Chronologie, Quellenproblematik und Quellenwert (1982), S. 50–55; ZIEG 2007 (wie Anm. 1691), S. 49–50, Fn. 53; angedeutet auch bei SCHMIEDER 2004 (wie Anm. 1503), S. 80, Fn. 13]. Die Familie gehörte spätestens seit dem beginnenden 15. Jh. zu den vornehmsten der Stadt Frankfurt und war seit 1406 Mitglied in der Stubengesellschaft Alten-Limpurg, einem Zusammenschluss der einflussreichsten Familien [HOCK, Glauburg, Familie von (1994), S. 250 f.; SCHMIEDER 2004 (wie Anm. 1503), S. 76]. 1719 JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 197. 1720 Zur Problematik wechselnder Beinamen und Namenstransfers im 14. und noch im 15. Jh. vgl. KRIEGK 1871 (wie Anm. 1092), S. 216; SCHMIEDER 2003 (wie Anm. 1508), S. 479. 1721 StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 41r. 1717

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vermutlich für das Bürgerrecht notwendig war.1722 Da die Landscheiden aber vor allem eine Ortsbegehung zur Verhinderung baulicher Willkür waren1723 und daher letztlich nicht alle Begüterungen in den Protokollen festgehalten wurden, lässt sich zugleich aber eine solche der Familie vor 1406 in Gelnhausen nicht ausschließen, zumal es offenbar oberhalb von Roth in der unmittelbaren Nähe zu Gelnhausen ein Flurstück »vocatur de Glauburger«1724 gab, was auf Grundbesitz der Familie hindeuten könnte. Des Weiteren wird in einem Register der Kapelle über dem Hospital in Gelnhausen vom 11. November 1380 ein »frycze vo(n) glaůberg« erwähnt.1725 Allerdings hatte bereits 1287 der Frankfurter Bürger ARNOLD VON GLAUBURG einen Zins von einem Weinberg in der Nähe Gelnhausens vom ehemaligen Gelnhäuser Bürger ANSELM INEPTUS erworben,1726 sodass hier auch Hinweise auf Begüterungen der Frankfurter Familie denkbar erscheinen, ohne dass sich Familienmitglieder bereits dauerhaft in Gelnhausen befunden hätten. Letztlich gibt es nur sehr schwache Hinweise auf eine Präsenz der Familie GLAUBURGER vor dem 15. Jahrhundert in Gelnhausen. Hierbei ist zu bedenken, dass gerade im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts ein reger familiärer Austausch zwischen Frankfurt und Gelnhausen stattfand, wenngleich meist in Richtung Frankfurt. Eine Verbindung der Gelnhäuser GLAUBURGER zur vornehmen Frankfurter Familie VON GLAUBURG könnte entweder durch Heirat oder Emigration entstanden sein. Im ausgehenden 13. und beginnenden 14. Jahrhundert fällt hierbei zunächst der Blick auf die Verbindung zur Gelnhäuser Familie SCHELE.1727 Der schon erwähnte Frankfurter Schöffe ARNOLD VON GLAUBURG hatte 1302 kurzzeitig Grundbesitz in Gelnhausen, weil er als Gegenleistung für Schulden von der Tochter seines Nef-

1722

So war es etwa im nahen Frankfurt, vgl. DILCHER 1996 (wie Anm. 782), S. 147. Nach FUHS 1960 (wie Anm. 193), S. 12. Vgl. ferner die Ausführungen bei FRICK/FRICK 2003 (wie Anm. 187), S. 195–208. 1724 Eintrag 619 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 716 nach einem Gültregister des Klosters Selbold um 1370. 1725 StA Marburg, Best. 330 Gelnhausen, Nr. 25, darin kleines Pergamentheft am Ende eingebunden, hier fol. 8v. 1726 ISG Frankfurt, Holzhausen Urk.n, Nr. 2 vom 30. April 1287 = Eintrag 529 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 254 f. ≙ Regest 155 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 103 f. 1727 Nach FRIEDERICHS 1957 (wie Anm. 1718), Sp. 133 ging diese familiäre Verbindung auf die Heirat WIRADIS VON GLAUBURG mit GERHARD SCHELE zurück, doch rekurrierte er auf angeblich 1944 verbrannte Abschriften der »rotuli civium«, sodass Vorsicht geboten ist [vgl. Anm. 1718]. Im ISG Frankfurt, Fichard’s Geschichte der Geschlechter Frankfurts, Nr. 111 (Glauburg), fol. 160v wurde diese Verbindung allerdings ebenso erwähnt. 1723

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fen GERHARD SCHELE ein Haus übertragen bekommen hatte,1728 das er allerdings 1303 schon wieder dem Deutschen Orden in Sachsenhausen vermachte.1729 Die Familie SCHELE bestand in Gelnhausen aber noch 1482, als HEINRICH SCHELE in den Rat aufgenommen wurde.1730 Sie hatte also zwischenzeitlich nicht ihren Namen in GLAUBURGER verändert. Eine andere Verwandtschaftslinie nach Gelnhausen soll nach FRIEDERUN FRIEDERICHS über den Gelnhäuser HELWIG INEPTUS1731 laufen, dessen Mutter CUNEGUND VON GELNHAUSEN angeblich mit JOHANN VON GLAUBURG verheiratet gewesen sein soll.1732 Hierbei rekurrierte er auf einen Nekrolog ARNOLDS VON GLAUBURG, der allerdings wahrscheinlich eine Quellenerfindung darstellt.1733 Andere Familienverbindungen lassen sich wenigstens den bekannten Quellen nicht entnehmen,1734 können aber zugleich bestanden haben. Bliebe noch, dass ein männliches Familienmitglied aus Frankfurt nach Gelnhausen emigriert war. Hierbei könnte es sich um HENNE GLAUBURGER selbst oder vielleicht seine Eltern gehandelt haben. Allerdings weisen die Bürgerbucheinträge Gelnhausens, die von 1362 bis 1422 lückenlos vorhanden sind, keine solche Einbürgerung aus.1735 Ebenfalls in den ab 1311 vorhandenen Bürgerbüchern Frankfurts findet sich keine entsprechende Ausbürgerung vermerkt,1736 wenngleich allerdings erst in1728

HStA Wiesbaden, Abt. 82, Nr. 44, fol. 56r (Abschrift) vom 29. September 1302 = Eintrag 19 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 15 f. ≙ Regest 809 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 407 ≙ Regest 195 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 118. 1729 DOZA Wien, Urk.n, Nr. 1211 vom 3. März 1303 ≙ HStA Wiesbaden, Abt. 82, Nr. 44, fol. 56v (Abschrift) = Eintrag 24 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 19 f. (nach Abschrift) ≙ Regest 818 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 411 ≙ Regest 1211 bei TUMLER, Die Urkunden des DOZA.s, Teilbd. 1 (2006), S. 383 f. ≙ Regest 197 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 119 sowie DOZA Wien, Urk.n, Nr. 1212 vom 3. März 1303 ≙ HStA Wiesbaden, Abt. 82, Nr. 44, fol. 56r-v (Abschrift) = Eintrag 25 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 20 (nach Original) ≙ Regest 819 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 412 ≙ Regest 1212 bei TUMLER 2006 (a. a. O.), S. 384 ≙ Regest 198 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 119. 1730 Wie Anm. 1576. 1731 Die lateinische Form des Familiennamens UNGEFÜGE. 1732 FRIEDERICHS 1957 (wie Anm. 1718), Sp. 136. 1733 Wie Anm. 1718. 1734 Vgl. die Stammbäume bei FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 421 f., die keine Hinweise auf Querverbindungen nach Gelnhausen im ausgehenden 14. und 15. Jh. offenbaren. 1735 Vgl. StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 5r–45r. 1736 Vgl. die unvollständige Liste der Bürgerrechtsaufgaben von 1391–1406 bei ANDERNACHT/ STAMM 1955 (wie Anm. 1693), S. 146 f. Darüber hinaus wurden einzelne Aufgaben bei den Neubürgeraufnahmen vermerkt, doch auch hier findet sich kein Familienmitglied der VON GLAUBURG namentlich erwähnt. Erst für das Jahr 1469 ist die Bürgerrechtsaufgabe von HANS VON GLAUBURG aktenkundig [ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 352]. Ebenso in den Bürgerlisten fin-

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folge der verlorenen Schlacht bei Eschborn seit 1393 eine regelmäßige Verzeichnung der Bürgerrechtsaufsagen begonnen wurde.1737 Außerdem war es im 14. wie auch beginnenden 15. Jahrhundert noch unüblich, dass sich Bürgersöhne in Frankfurt in das Bürgerbuch eintrugen und ebenso den Bürgereid scheinen sie nicht regelmäßig geschworen zu haben.1738 Ein Sohn der Familie VON GLAUBURG könnte also ohne Weiteres ausgewandert sein, ohne je in den Bürgerbüchern erwähnt worden zu sein. Zu der Verwandtschaft des Gelnhäuser Bürgers JOHANN GLAUBURGER lässt sich einer Urkunde von 1421 entnehmen, dass er ein Onkel des Priesters HERMANN SCHATZ war.1739 Gegen eine Verbindung JOHANN GLAUBURGERS zur Frankfurter Familie VON GLAUBURG spricht zunächst, dass er Metzger war,1740 die Frankfurter Familie aber Großkaufleute.1741 Andererseits übten gleichfalls Mitglieder der in Gelnhausen angesehenen Familien SCHELE1742 und

det sich kein JOHANN VON GLAUBURG, doch muss bedacht werden, dass Bürgersöhne bis in die 1420er-Jahre nur ausnahmsweise und auf Verlangen in das Bürgerbuch eingetragen wurden [vgl. BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 178]. 1737 ANDERNACHT 1955 (wie Anm. 112), S. XXIII. 1738 DILCHER 1996 (wie Anm. 782), S. 142. Erst 1432 forderte der Rat der Stadt schließlich explizit auch alle Bürgersöhne über 14 Jahre auf, den Bürgereid zu leisten [BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 181]. 1739 Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 1603 ≙ Regest 1225 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 327 ≙ Regest 1673 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 715 (Beurkundung der Übertragung eines Hofes von 1421). HENNES Mutter dürfte demnach die 1387 bei einer vorangegangenen Übertragung eben jenes Hofes in Erscheinung tretende ELSE, Ehefrau des HERMANN SCHATZ, gewesen sein [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 1147 = Eintrag 439 bei REIMER 1897 (wie Anm. 758), S. 384–386 ≙ Regest 885 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 236 ≙ Regest 946 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 408]. Auf eine Verwandtschaft zwischen der Famile SCHATZ und GLAUBURGER deutet ebenfalls ein Gerichtsbucheintrag vom 27. Oktober 1412 mit einer Erbschaftsangelegenheit hin [vgl. StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 50v–51r]. 1740 Dies wurde im sog. Stadtbuch des HARTMANN BRELL eigens in einem in anderer Schrift ausgeführten Zusatz erwähnt [vgl. StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 31r ≙ Regest 1638 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 702, Fn. 74]. 1431 wurden die Handwerker der Stadt in einer Gelöbnisurkunde aufgezählt und auch hier wurde HENNE GLAUBURGER zu den Fleischern gezählt [wie Anm. 1600]. Daneben besaß er eine Mühle, wie aus einem 1429 protokollierten Streit vor dem Wassergericht hervorgeht [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 48r–49r ≙ Regest 1903 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 817 f.]. Noch 1469 war die Mühle im Besitz eines Familienmitglieds, FRIEDRICH GLAUBURGERS [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 49v–50v ≙ Regest 2551 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1058 f.]. 1741 KÖRNER/HANSERT, Frankfurter Patrizier (2003), S. 95. 1742 Um 1440 wurde HERMANN SCHELE als Metzger erwähnt [UniBibl. Kassel, Landes- und Murhardʼsche Bibl., 2° Ms. Hass. 253, fol. 85r (alte Folierung) ≙ Regest 2129 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 910].

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SCHATZ1743 das Metzgerhandwerk aus, was in Gelnhausen den Zugang zu den höchsten Ämtern der Stadt nicht behinderte. Auffällig ist zudem die signifikante Häufung des Vornamens Henne beziehungsweise Johann sowohl in der Frankfurter1744 wie auch der Gelnhäuser Familie GLAUBURGER. Die Quellenlage ist aber keineswegs eindeutig, jedoch kann ein Vergleich der Siegelbilder weitere Hinweise auf eine etwaige Verwandtschaft liefern:

Abb. 4 und 5: Siegel des JOHANN GLAUBURGER aus Gelnhausen vom 27. Februar 14331745; Siegel des

HENNE VON GLAUBURG aus Frankfurt vom 29. September 14341746.

Beide Siegel zeigen deutliche Übereinstimmungen in der bildlichen Darstellung im Wappenschild. Form und Winkel des Sparrens stimmen ebenso überein wie die Ausführung der beiden Bildbestandteile in der oberen Hälfte des Schildes. Unterschiedlich ist vor allem die bildliche Darstellung unterhalb des Sparrens, wobei der Ochsenkopf sicherlich beim Gelnhäuser Bürgermeister JOHANN GLAUBURGER auf die Ausübung des Metzgerberufs verweist. In seinem Siegel sah allerdings WOLF-HEINO STRUCK eine dreitürmige Kirchturmfassade in den oberen beiden Bildelementen,1747 was auf einen deutlichen Unterschied zu dem von 1743 Mehrere Familienmitglieder wurden 1431 in einer Gelöbnisurkunde als Fleischer aufgezählt [wie Anm. 1600]. 1744 Darauf wies bereits SCHMIEDER 2000 (wie Anm. 1484), S. 143; Fn. 23 für Frankfurt hin. 1745 Nach PfarrA der kath. Domgemeinde Wetzlar, Urk.n, Nr. 462 (eigene Fotographie). Nach Regest 818 bei STRUCK, UB. der Stadt Wetzlar, Bd. 3 (1969), S. 436 lautet die Umschrift »s(iegel) iohan von glauborch«. Ein stark zerdrücktes Siegel des Gelnhäuser Schöffen JOHANN GLAUBURGER von 1460 findest sich im Ysenburgischen Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 2720 ≙ Regest 2201 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 572. Der Sparren lässt sich noch erahnen und offenbar trägt das Wappenschild eine Helmzier. 1746 Nach ISG Frankfurt, Holzhausen Urk.n, Nr. 356 (eigene Fotographie). 1747 Beschreibung des abgebildeten Siegels in Regest 818 bei STRUCK 1969 (wie Anm. 1745), S. 436.

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zwei Türmen gesäumten zinnenbewehrten Burgtor im Frankfurter Siegel des HENNE VON GLAUBURG hinweisen würde, das ein Verweis auf das Herkommen von der ehemaligen Reichsburg Glauburg auf dem Glauberg in der Wetterau darstellt.1748 Allerdings zeigen Darstellungen der Zinnen dieses Burgtors aus dem späten Mittelalter und der frühen Neuzeit, dass sie durchaus stärker in Richtung einer beinahe dreitürmigen Fassade ausgeprägt sein konnten, wie sie letztlich ebenfalls im Siegel zu sehen sind. Damit unterlag WOLF-HEINO STRUCK wohl einer Fehlinterpretation der kleinen Darstellung im Siegelabdruck. Besonders augenscheinlich wird dies bei einem Vergleich der heraldischen Darstellung in der Durchfahrt des Nürnberger Hofs in Frankfurt, dem ehemaligen Sitz der Frankfurter VON GLAUBURG, die um 1410 nach Entwürfen MADERN GERTHENERS entstand,1749 mit der Wiedergabe etwa 100 Jahre später in einem Wandfresko von JÖRG RATGEB im Kreuzgang des Karmeliterklosters, in dem JOHANN VON GLAUBURG zusammen mit seiner Frau GEUCHIN1750 als Stifter Erwähnung fand. Allerdings zeigt das Siegel des Frankfurter Bürgers KONRAD VON GLAUBURG aus dem Jahr 1351 im Wappenschild einen Sparren mit drei jeweils mit vier Zinnen bewehrten Toren, allerdings ohne seitliche Türme,1751 was die Bandbreite der Darstellungen veranschaulicht. Allein aufgrund des Siegelbefundes kann eine Verwandtschaft der Frankfurter Familie mit der Gelnhäuser gleichen Namens zwar als wahrscheinlich, nicht aber als sicher gelten. Zweifel nährt das Siegelbild des Gelnhäuser Schöffen und Bürgermeisters JOHANN GLAUBURGERS von 1421. Dieses zeigt im Wappenschild nicht die bekannten Burgtore mit Sparren, sondern lediglich einen Ziegenbock.1752 Denkbar erscheint, dass das Siegelbild später bewusst dem Wappen der 1748 Das Siegel der Glauburger Burgmannen (Typ A) zeigt ebenfalls ein zinnenbewehrtes Tor mit zwei Seitentürmen [nach DECKER, Die Glauburger Burgmannen und Ludwig von Ysenburg (1991–1992), S. 77–79 mit Abb. 2 auf S. 87; weitere Beschreibung mit Abb. 70 bei WAGNER, Kunstdenkmäler im Grossherzogthum Hessen (1890), S. 146]. Vgl. zudem die Beschreibungen des Wappens der Frankfurter Familie von KÖRNER/HANSERT 2003 (wie Anm. 1741), S. 95 und LERNER, Die Frankfurter Patriziergesellschaft Alten-Limpurg und ihre Stiftungen (1952), S. 153. 1749 Vgl. speziell zu den heraldischen Darstellungen in der Durchfahrt KEMP, Genealogie und Gewölbe (2000), S. 179 f. und KNIFFLER, Die Grabdenkmäler der Mainzer Erzbischöfe (1978), S. 65–68. Zu MADERN GERTHENER und seinem Œuvre vgl. wiederum HABERLAND, Madern Gerthener »der stadt franckenfurd werkmeister« (1992) und WEYEL, Gerthener (auch Gertener), Madern (1994), S. 248, zum Glauburger bzw. Nürnberger Hof BATTON 1864 (wie Anm. 1530), S. 126–129 (mit zahlreichen Quellenhinweisen) und JUNG/HÜLSEN, Die Baudenkmäler in Frankfurt, Bd. 3 (1914), S. 365–382. 1750 Vgl. zu diesen Personen knapp MATTAUSCH-SCHIRMBECK, Die Wandmalereien im Kreuzgang (1987), S. 118 f. 1751 Vgl. StA Darmstadt, A 3, Nr. 238/5. 1752 Vgl. Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 1603 ≙ Regest 1225 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 327 ≙ Regest 1673 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 715. Die Umschrift des Siegels

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Frankfurter Familie angeglichen wurde. Ähnliches geschah vielleicht auch mit dem Siegel der Familie SCHATZ, Verwandten der GLAUBURGER aus Gelnhausen. Denn 1421 weist das Wappenschild von HERMANN SCHATZ bloß einen Ochsenkopf auf,1753 1460 dann aber das von HARTMANN SCHATZ, wenngleich nicht in gutem Zustand, deutliche Parallelen zu dem der Gelnhäuser Familie GLAUBURGER.1754 Die Gründe, warum Mitglieder einer der vornehmsten Frankfurter Familie entgegen dem allgemeinen Trend dieser Zeit wahrscheinlich nach Gelnhausen kamen, bleiben allerdings im Dunkeln. Jedoch kann angenommen werden, dass bei den männlichen Mitgliedern zu Beginn des 14. Jahrhunderts, die wahrscheinlich zur ersten in Gelnhausen ansässigen Generation oder höchstens zur zweiten gehörten, vertiefte Kenntnisse der in Frankfurt geübten Rechtsgewohnheiten bestanden, da die Familie in Frankfurt schon zu dieser Zeit regelmäßig Frankfurter Schöffen stellte.1755 Im Hinblick auf Zusammenhänge in komplexen Gerichtslandschaften dürfen deshalb im Ergebnis personelle Verflechtungen nicht unterschätzt werden.

Abb. 6 und 7: Wappen der Familie VON GLAUBURG im Nürnbergerhof, um 14101756; Wappen des JOHANN VON GLAUBURG, 1514 bis 1517 (teilrekonstruiert)1757.

ist kaum noch zu lesen, lautet vermutlich aber bloß »s(iegel) iohan von glauborch«. Siegelfragmente finden sich im Ysenburgischen Archiv zu Büdingen [Urk.n, Nr. 1515 ≙ Regest 1148 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 308 (1414) und Urk.n, Nr. 1566 ≙ Regest 1188 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 316 (1417)]. 1753 Wie Anm. 1752. 1754 Vgl. ISG Frankfurt, RS I, Nr. 5179/1 ≙ Regest 5179 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 228 ≙ Regest 2425 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1018. 1755 Nachweise in Anm. 1718. 1756 Eigene Fotographie. 1757 Eigene Fotographie.

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c. Ingelheimer Grund Zuletzt bleibt noch der Blick in die Gerichtsbarkeit des Ingelheimer Reichsgrundes. Diese zeichnete sich zunächst durch die Besonderheit eines gemeinsamen Schöffenkollegiums der drei Hauptorte bei zugleich mehreren Schultheißen aus.1758 Vor allem die drei Hauptorte des Ingelheimer Reichgrundes sind im Hinblick auf die Gerichtsverfassung deshalb aufs Engste miteinander verwoben, wenn nicht gar als Einheit anzusehen.1759 Die Schöffen wurden in wechselnder Auswahl in drei beziehungsweise fünf verschiedenen Erscheinungsformen tätig, je nachdem, ob die drei Ortsgerichte der Hauptorte als eine gemeinsame Erscheinung angesehen werden oder als getrennte: Erstens kamen die Schöffen als jeweiliges Ortsgericht1760 mit einer wechselnden Auswahl des Gesamtkollegiums zusammen.1761 Wie stark die Einheit des Schöffenkollegiums ausgebildet war und wie selbstständig die Lokalgerichte hierbei noch waren, ist nicht leicht zu klären. Ein Teil der Literatur beschrieb, dass beim Zusammenkommen als Ortsgericht das Schöffenkollegium immer auch als übergreifendes ›Reichsgericht‹ tätig geworden sei,1762 ein anderer Teil der Forschung sah aber drei selbstständige Lokalgerichte.1763 Ein Hinweis auf eine gewisse Selbstständigkeit ist die eigene Protokollierung vor Ort in Form eigenständiger Hader- und Uffgiftbücher.1764 Zugleich aber gab es im Ingelheimer Reichsgrund nur einen Schreiber, der für alle Gerichte tätig wurde.1765 Darüber hinaus nutzten die drei Ortsgerichte jeweils das schon genannte gemeinsame Gerichtssiegel ohne Kenntlichmachung des jeweiligen Sitzungsortes und ließen Abschriften in das gemeinsame Kopialbuch eintragen.1766 Aufschlussreich ist hierbei die Form der Beurkundung, wenn beispielsweise 1427 vermerkt wurde: Wir Schultheißen und Schöffen Ingelheims erkennen »daz vor uns kommen sint

1758

ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 179 f. Inwieweit dies eine Folge der Verselbstständigung des Ingelheimer Grundes war und zunächst der Nieder-Ingelheimer Schultheiß den Vorrang hatte, so wie dies NIESE 1905 (wie Anm. 677), S. 170 f. beschrieb, lässt sich den Quellen nicht klar entnehmen. 1759 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LV; LXXIII. 1760 Zu den Sitzungstagen und -orten der Ortsgerichte vgl. BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 52 f.; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CI; SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 402, Fn. 59. 1761 BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 52 f.; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. C; CIX. 1762 So KALLMANN (GEB. MÜNZER) [ohne Jahr] (wie Anm. 98), Absatz 12, LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXXIII; CII und wohl auch ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 60 f. 1763 So wiederum ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 179. 1764 Vgl. Tabelle 1: Ingelheimer Überlieferung (S. 58–68) 1765 Vgl. Tabelle 6: Ingelheimer Gerichtsschreiber (S. 410–415). 1766 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XII.

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für gericht zu W[internheim]«.1767 Da wie in diesem Beispiel regelmäßig nach der einleitenden Formel mit Verweis auf die Gesamtheit der Schöffen und drei Schultheißen des Reichsgrundes sodann das jeweilige Ortsgericht, vor dem die Parteien erschienen waren, als Teil Erwähnung fand, so kommt hier eine tiefe Einheit zum Ausdruck.1768 Die Selbstständigkeit der Ortsgerichte dürfte damit im Wesentlichen nur den Vorsitz durch den jeweiligen Ortsschultheißen und eigene Gerichtsbücher umfasst haben,1769 weshalb die Reichweite der Eigenständigkeit jeweils vor Ort nicht mit der anderer Stadt- und Ortsgerichte zu vergleichen ist.1770 Die Zuständigkeit der Ingelheimer Schöffen als Lokalgericht war hierbei, wenigstens im zivilrechtlichen Bereich, umfassend.1771 Die Personalunion der Schöffen war sicherlich ein wichtiger Faktor für die Rechtsbildung vor Ort, da so eine gute Ausgangslage für eine gleichmäßige Rechtsprechung der Ortsgerichte bestand. Das bedeutendste Gericht des Ingelheimer Reichsgrundes war das übergreifende Zusammenkommen als gemeinsames Gericht, dessen Urteiler stets aus dem gemeinsamen Schöffenkollegium1772 kamen. Hierbei erscheint im Gegensatz zu Frankfurt oder Gelnhausen der Begriff des Reichsgerichts als Bezeichnung für das gemeinsame Gericht durchaus angemessen, weil die Schöffen diese Bezeichnung in ihrem Siegel selbst wählten, wenngleich wiederum durchaus politische Ziele im Vordergrund standen, wie schon gezeigt werden konnte. Dieses Reichsgericht als solches war zunächst zuständig für die Strafrechtspflege1773 und ebenso als Oberhof tätig. Die Bedeutung der Schöffen, aber auch ihr Ansehen spiegelt sich in einer Privilegierung Pfalzgraf LUDWIGS VON DER PFALZ, dem Sohn König RUPRECHTS vom 5. April 1407 wider, der ausdrücklich erklärte, dass die adeligen Schultheißen und Schöffen der Gerichte in den beiden Ingelheim und Groß-Winternheim von der Huldigung nicht erfasst und nicht in die Pfandschaft des Ingelheimer Grundes einbezogen, aber ihren Pflichten dem Reich gemäß ihm gegenüber zu Diensten

1767

LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXI, Fn. 2 (nach dem verbrannten Kopiar m. w. Beispielen). Ebenso LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXI. 1769 So im Ergebnis letztlich ebenfalls ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 180. Im ausgehenden 16. Jh. wurden die Ortsgerichte gänzlich aufgehoben [LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XC], 1680 schließlich das unter einem Oberschultheißen zusammenkommende gemeinsame Gericht des Grundes [SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 7; WIDDER 1787 (wie Anm. 824), S. 316 f.]. 1770 KREY 2010 (wie Anm. 4), S. 50 f. 1771 ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 15. 1772 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 19, Fn. 1 konnte in den Präsenzlisten der Oberhofsprüche nie mehr als 13 gleichzeitig tätige Schöffen nachweisen. 1773 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. C; CV. 1768

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verpflichtet sein sollten.1774 Sowohl die Schöffen als auch der Schultheiß mussten in Ingelheim einen Eid leisten, der auffällige inhaltliche Parallelen in den Amtspflichten, etwa in Bezug auf die Verschwiegenheit, zu den Eidesformeln in Frankfurt aufweist.1775 Anders als an anderen kurpfälzischen Gerichten1776 fehlt aber im Schöffeneid die ausdrückliche Verpflichtung auf die Kurpfalz. Dies ist ein weiterer Hinweis auf die im Spätmittelalter noch fortbestehende größere Unabhängigkeit der Schöffen gegenüber dem Pfandherrn, wie sie bereits im Privileg von 1407 zum Ausdruck kam. Zur Organisation des Schöffenkollegiums selbst sind nur wenige Quellenhinweise überliefert.1777 Das Schöffenamt scheint immer durch Wahl auf Lebenszeit übertragen worden zu sein, wobei diese Kooptation durch die anderen Mitschöffen bei Gelegenheit der gewöhnlichen Gerichtssitzungen durchgeführt wurde.1778 Insofern zeigt sich ein vertrautes Bild, das bereits ähnlich in Gelnhausen und Frankfurt zu sehen war. Wählbar wiederum war nur, wer Grundbesitz im Ingelheimer Grund hatte,1779 und Adelige mussten zudem Mitglied der lokalen Adelsgenossenschaft sein.1780 Hierbei bestand beim Schöffenamt grundsätzlich eine Amtsannahmepflicht,1781 wie diese ebenfalls in Frankfurt nachweisbar ist. Desgleichen war in Ingelheim häufiger das Schöffenkollegium unterbesetzt, weil nicht selten die Wahl wahrscheinlich sogar aufgeschoben wurde, bis mehrere Stel-

1774

Wie Anm. 1028. Mit dieser Eximierung im Zusammenhang steht vermutlich eine Regelung im ›Weistum des Ingelheimer Reiches‹ von 1512, wonach nur, wer keinem anderen Herren zu dienen verpflichtet war, im Reich wohnen durfte [Beilage 24 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 505 f.]. Jenes Weistum sah zudem als weitere Privilegierung der Schöffen vor, dass sie nicht zum Zweikampf herausgefordert werden durften. Vgl. hierzu auch MARZI 2012 (wie Anm. 869), S. 23 f. 1775 Die Eidesformel des Schultheißen FRIEDRICH FULSCHUSSEL ist von 1408 überliefert [Eintrag 1276 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 140 ≆ Auszug bei BODMANN 1819 (wie Anm. 1035), S. 641], die der Schöffen um 1401 [Eintrag 376 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 179 f. ≆ Druck bei BODMANN 1819 (wie Anm. 1035), S. 639 (umgefälscht auf Eltville); eine erweiterte Fassung von 1512 findet sich bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 497 als Eintrag 11 nach dem im Zweiten Weltkrieg verbrannten Ingelheimer Eidbuch]. 1776 Vgl. hierzu SCHMITT 1992 (wie Anm. 456), S. 121 m. w. Nachweisen. 1777 Vgl. die Würdigung der diesbezüglichen Weisungen des Oberhofs durch GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 39–43. 1778 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XCIII. 1779 Dies zeigt eine Antwort auf eine Anfrage aus Kirn aus dem Jahr 1444, wo ein Auswärtiger zum Schöffen gewählt worden war, Ingelheim aber im Hinblick auf die Zulässigkeit energisch antwortet: »Nein, sie mogen niemant getringen, der uswendig des gerichts si« [Eintrag 131 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 193]; vgl. hierzu knapp BATTENBERG 1990 (wie Anm. 31), S. 300. 1780 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XCIII. 1781 BARTL 1971 (wie Anm. 844), S. 59; ERLER 1959 (wie Anm. 402), S. 268 f.

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len besetzt werden konnten.1782 HUGO LOERSCH konnte deshalb beispielsweise in den Präsenzlisten der Oberhofentscheidungen 1441 und 1442 nur zehn Mitglieder statt der sonst üblichen 14 nachweisen.1783 Wie in Frankfurt, so wurde ebenso in Ingelheim regelmäßig nur eine Auswahl der Schöffen tätig, wobei Handlungsfähigkeit bei einer Anwesenheit von mindestens einem Schöffen über der Hälfte der Gesamtzahl gegeben war.1784 Die hier nur zusammengefassten Hinweise auf die Binnenorganisation des Schöffenkollegiums zeigen ein mit Frankfurt durchaus vergleichbares Bild. Entsprechendes gilt im Hinblick auf die Zusammensetzung. Auch in Ingelheim entsandten einige Familien über Generationen verfolgbar Mitglieder in das Schöffenkollegium und häufig bekleideten Schöffen zugleich das Schultheißenamt.1785 LUDWIG PETRY sprach daher richtigerweise von einer Quasierblichkeit des Schöffen- und Schultheißenamtes bei den Adeligen des Ingelheimer Grundes.1786 Selbst nahe Verwandte konnten offenbar ohne Weiteres zur gleichen Zeit das Schöffenamt am selben Gericht ausüben, wenigstens bejahte der Ingelheimer Oberhof eine entsprechende Anfrage der Kreuznacher Schöffen aus dem Jahr 1405 im Hinblick auf zwei Brüder.1787 Die Untersuchungen von HUGO LOERSCH und ADALBERT ERLER haben im Hinblick auf den Ingelheimer Oberhof gezeigt, dass im Spätmittelalter das 14-köpfige Schöffenkollegium ständisch gemischt zusammengesetzt war, aber die adeligen Mitglieder mit etwa ⅔ immer die Mehrzahl bildeten.1788 Bereits GUNTER GUDIAN hatte deshalb richtigerweise darauf hingewiesen, dass die Ingelheimer Schöffen zumeist Adelige und keine Bauern waren und deshalb die notwendige Zeit besaßen, sich intensiv um die Rechtspflege zu kümmern.1789 Die in Oberhofweisungen nachweisbare Bezeichnung des Ingelheimer Gerichts als »der herren gerichte«1790 könnte auf eben diese mehrheitlich 1782

LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XCIII; zusammenfassend GUDIAN, Ingelheimer Oberhof (1971), Sp. 360 f. 1783 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XCIII. 1784 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 40 f. (m. w. Nachweisen); KALLMANN (GEB. MÜNZER) [ohne Jahr] (wie Anm. 98), Absatz 16; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CIV. 1785 Vgl. KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 51–53 (m. w. Nachweisen); LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XCIV; XCVIII–XCIC. 1786 PETRY 1964 (wie Anm. 831), S. 209. 1787 Vgl. Eintrag 825 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 64; hierauf verwies GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 42. 1788 ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 34 f.; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XCI. Die Anzahl der Adeligen im Kollegium nahm über die Jahre hinweg zu. 1789 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 22. 1790 Vgl. die Nachweise bei ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 11. GUNTER GUDIAN hingegen sah in diesem Terminus lediglich den Hinweis darauf, dass der Gerichtsherr das Gericht zu schützen und dem

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adelige Besetzung hindeuten, ebenso wie die Anrede der Ingelheimer Schöffen durch die Schöffen von Vendersheim: »Ersamen lieben herrn! Schultheiss und scheffen, rittere, knecht und burgere des ersamen gerichts zu I[ngelheim]!«1791 Insofern mag es zwar, worauf FRIEDRICH BATTENBERG hinwies, eine Besonderheit gewesen sein, dass die Ingelheimer Schöffen zumeist Adelige waren,1792 strukturell aber ist die Lage in Ingelheim mit der Frankfurts vergleichbar. Beiderorts wurde die Rechtsprechung von der örtlichen, finanziell weitgehend unabhängigen Elite getragen. Diese finanzielle wie persönliche, durch das oben erwähnte Privileg von 1407 abgesicherte, Freiheit war sicherlich notwendig für die zeitintensive Rechtspflege. Denn wie in Frankfurt so war ebenso in Ingelheim das Schöffenamt im Grundsatz nicht auskömmlich besoldet. Einzig zwei Fuder Holz aus dem Ingelheimer Wald standen den Schöffen zu.1793 Dies erforderte schon faktisch Personen im Schöffenamt, die sich diese Tätigkeit auch leisten konnten. In diese Richtung gehend hatte bereits GUNTER GUDIAN darauf aufmerksam gemacht, dass der Oberhof in Ingelheim nur selten eine Antwort schuldig blieb und eine mögliche Erklärung hierfür sein könnte, dass er zu einem großen Teil mit adeligen Schöffen besetzt war, die sich intensiver um die Rechtspflege hätten kümmern können als einfache Bauern.1794 Einzelne Ingelheimer hatten bereits im 14. und beginnenden 15. Jahrhundert studiert, danach lassen sich vor allem Adelige aus Ingelheim in Universitätsmatrikeln fassen, jedoch bislang keine Personen, die sich zugleich als Schöffe oder Schultheiß nachweisen ließen.1795

d. Zusammenfassung Zusammenfassend finden sich bemerkenswerterweise an den ›Reichsgerichten‹ von Ingelheim und Frankfurt große strukturelle Ähnlichkeiten. Wenigstens was die Organisation der Gerichtsbarkeit im Hinblick auf die Urteiler angeht, findet sich kein kategorialer Unterschied zwischen städtischen und ländlichen Schöffen. Die Rechtsprechung lag beiderorts vor allem in den Händen einer Elite. Hierbei Schultheißen seine Zwangsgewalt zur Verfügung zu stellen hatte [GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 59]. Diese Auslegung erscheint jedoch zweifelhaft, da schon nicht zu erklären ist, weshalb andere Gerichte auf die Aufgaben des Gerichtsherren hinweisen sollten. 1791 Eintrag 78 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 127 (1441) und Eintrag 155 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 214 (1445). 1792 BATTENBERG 1990 (wie Anm. 58), Sp. 1476. 1793 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XCVIII. 1794 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 291, Fn. 123a. 1795 Vgl. SAALWÄCHTER 1958b (wie Anm. 853), S. 19 f.; 22–24.

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finden sich in den untersuchten Gerichten keine Hinweise darauf, dass die Schöffen besondere objektive Qualifikationen hätten vorweisen müssen.1796 Auffällig ist ferner, dass regelmäßig nur eine Auswahl der Schöffen als Gericht zusammenkam, was ein Hinweis auf eine dem großen Umfang der Rechtsprechung angepasste Organisation darstellt. Demgegenüber fällt Gelnhausen deutlich ab, waren es doch dort vor allem Handwerker, in deren Händen die Rechtsprechung lag, nachdem die Führungselite infolge einer anhaltenden wirtschaftlichen Schwäche der Stadt zum großen Teil abgewandert war. Auffallend sind aber ebenso die Familiendynastien von Schöffen, die sich an allen hier untersuchten Gerichten, auch in Gelnhausen, nachweisen lassen. Offenbar ist die Ausrichtung auf wenige Familien im Stadtregiment beziehungsweise Gericht alleine noch kein Merkmal besonders entwickelter und „professionell“ organisierter Gerichte, sondern es kommt entscheidend auf den Hintergrund der Familien an. Eine Abschottung der Schöffen und Ausrichtung auf wenige Familien ist ebenfalls andernorts, etwa in Darmstadt1797 und Nürnberg nachweisbar. Dort hatten sich, anders als in Frankfurt oder Gelnhausen, zwischen 1313 und 1323 die 13 Schöffen und 13 Ratsleute zu einem inneren Rat verschmolzen.1798 Dieser innere oder kleine Rat war grundsätzlich für alle Geschäfte zuständig und vereinte Verwaltung wie Rechtsprechung und Gesetzgebung in sich.1799 Damit gab es dort im eigentlichen Sinne keine Schöffen, welche die Gerichtsbarkeit ausübten, bis es 1497 wieder zu einer Trennung von Rat und Zivilgerichtsbarkeit1800 kam. Bereits JÜRGEN WEITZEL hatte darauf hingewiesen, dass dies nicht ohne Einfluss auf die Gerichtsbarkeit bleiben konnte, da das Verfahren eines zugleich als Gericht fungierenden städtischen Ra1796

Ebenso das Ergebnis der vergleichenden Studie bis in die 1670er-Jahre von BATTENBERG 1990 (wie Anm. 31), S. 276; 289–301. 1797 BATTENBERG 1990 (wie Anm. 31), S. 296. 1798 SCHULTHEIß 1966 (wie Anm. 894), S. 45; SCHULTHEIß 1971a (wie Anm. 894), S. 399; SCHULTHEIß 1971b (wie Anm. 894), S. 35. Spätestens seit 1461 besaß der Nürnberger Rat eine Ratsordnung (»Ratspüchlin«) [ediert als Anhang II bei ISENMANN 2003 (wie Anm. 150), S. 461–479 mit späteren Nachträgen]. Hieraus sind die Organisation und die umfassenden Kompetenzen deutlich ablesbar [vgl. hierzu ISENMANN 2003 (wie Anm. 150), S. 412 f.]. Aus dem inneren Rat gingen seit 1392 die beiden Bürgermeister mit jeweils 28 Tagen Amtszeit hervor, wobei der ältere die Ratssitzungen und der jüngere die Gerichtssitzungen leitete [ENDRES, Grundzüge der Verfassung der Reichsstadt Nürnberg (1994), S. 409; MUMMENHOFF 1910 (wie Anm. 346), S. 8; PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 13; SCHIELEIN 1953 (wie Anm. 888), S. 54. Ausführlich schilderte CHRISTOPH SCHEUERL 1516 die Ratsverfassung Nürnbergs [vgl. den Druck bei HEGEL, Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürnberg (1874), S. 786–803 sowie hierzu MEYER, Die Stadt als Thema (2009), S. 323–326]. 1799 SCHMIED 1979 (wie Anm. 887), S. 16 m. w. Nachweisen. 1800 MUMMENHOFF 1910 (wie Anm. 346), S. 7; PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 23; SCHULTHEIß 1971a (wie Anm. 894), S. 399; SCHULTHEIß, Altnürnberger Rechtspflege und ihre Stätten (1974), S. 190.

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tes alle Nichtratsmitglieder von der Entscheidung ausschloss.1801 Die Zusammensetzung dieses inneren Rates zeigt nun eine deutliche Abschottung, denn von den später 42 Mitgliedern konnten 34 nur aus den vornehmen, ratsfähigen Geschlechtern kommen, von denen sich bis 1348 etwa 30 herausgebildet hatten und zu denen im Laufe des 15. Jahrhunderts nochmals etwa 21 hinzukamen.1802 Die übrigen acht Mitglieder stellten ab 1370 infolge des Handwerkeraufstandes von 1348 ratsfähige Handwerker, allerdings ausdrücklich nicht als Vertreter ihrer Zunft.1803 Wiederum bildete sich also eine Elite heraus, welche die Aufgaben des städtischen Regiments und insbesondere die Gerichtstätigkeit wahrnahm. Aufgrund der großen Arbeitsbelastung infolge der Verdichtung des Stadtregiments auf einen nicht ausdifferenzierten allzuständigen Rat dürfte wieder eine besondere faktische Notwendigkeit für eine finanziell unabhängige Schicht bestanden haben, die das Stadtregiment führte.

2. Schultheißen Neben den Schöffen spielte der Schultheiß eine zentrale Rolle für die Gerichtsbarkeit.1804 Nach der Einrichtung des Bürgermeisteramtes wurden die Schultheißen zunehmend aus ihrer Bedeutung in der Verwaltung verdrängt, sodass sie fortan vor allem in der Gerichtsbarkeit wirkten.1805 Dennoch blieben aber weiterhin Verwaltung und Rechtsfindung auf das Engste miteinander verbunden,1806 weil die Schöffen Anteil am städtischen beziehungsweise dörflichen Regiment hatten.

1801

WEITZEL, Gerichtsöffentlichkeit im hoch- und spätmittelalterlichen Deutschland (1998), S. 76. ENDRES 1994 (wie Anm. 1798), S. 408 f.; MUMMENHOFF 1910 (wie Anm. 346), S. 2; PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 13; SCHMIED 1979 (wie Anm. 887), S. 16. 1803 DILCHER 1999 (wie Anm. 943), S. 567; MUMMENHOFF 1910 (wie Anm. 346), S. 4; SCHMIED 1979 (wie Anm. 887), S. 15, Fn. 78. 1804 FRED SCHWIND wies darauf hin, dass vor allem aufgrund der Eigenart der Quellen die Stellung als Vorsitzender des Gerichts gegenüber der Verwaltungstätigkeit in den Vordergrund gerückt werde, wenngleich diese in den Städten mit dem Aufkommen der Bürgermeister zurückgegangen sei, infolge von Verpfändungen aber auch habe wachsen können [SCHWIND 1972 (wie Anm. 41), S. 83; vgl. für Frankfurt etwa KRIEGK 1868 (wie Anm. 789), S. 474]. 1805 BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 315. 1806 BATTENBERG 1990 (wie Anm. 31), S. 276; EULER, Der Vogt und Schultheiss zu Wetzlar (1860), S. 119. 1802

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a. Frankfurt In Frankfurt zeigen die Dienstbriefe der Schultheißen deutlich die im Vordergrund stehende gerichtliche Tätigkeit.1807 Allerdings wurden in Frankfurt, auch nachdem der Rat nach Übernahme der Pfandschaft ab 1372 die Wahl selbst vollzogen hatte, regelmäßig keine Bürger, sondern oftmals Ritter aus dem Umland zu Schultheißen gewählt.1808 Durch die vielfache Bestellung Auswärtiger ergaben sich personelle Verflechtungen mit der Region, die für einen Rechtsaustausch hilfreich gewesen sein könnten, wenngleich über die meisten Schultheißen zu wenig bekannt ist, um hierzu gesicherte Aussagen treffen zu können. Bekannt ist etwa, dass der Frankfurter Schultheiß BERNHARD KREYß VON LINDENFELS1809 Schwager des Ritters HANS VON INGELHEIM war.1810 Letzterer wiederum war in Ingelheim kein Unbekannter und lässt sich dort etwa als Schöffe nachweisen.1811 Ein weiteres Beispiel mag die Verflechtungen noch deutlicher werden lassen. 1807

Vgl. etwa die Aufgabenbeschreibung im Dienstbrief WINTERS VON VILMAR vom 2. Dezember 1378 im ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 2 = Eintrag 7 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 39–42. 1808 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 27; FICHARD 1819 (wie Anm. 589), S. 301; ZIMMER 1980 (wie Anm. 454), S. 92. Vgl. ferner die Übersicht über die Frankfurter Schultheißen bei KRIEGK 1868 (wie Anm. 789), S. 508–520; die Liste bei RÖMER-BÜCHNER 1855 (wie Anm. 110), S. 71–73 reicht nur von 1189–1333. Von JOHANN PETER ROSENBACH findet sich ein handschriftliches Verzeichnis aus der Zeit nach 1771 im ISG Frankfurt, Ratswahlen und Ämterbestellungen, Nr. 70, fol. 68r–71v und im ISG Frankfurt, Lersner-Urk.n, Nr. 165, fol 1r–110r ein solches aus der Zeit um 1556. Die generalisierende Feststellung von WILLOWEIT 2000 (wie Anm. 5), S. 149, wonach die verfahrensleitenden Schultheißen meist bürgerlich oder bäuerlich gewesen seien, trifft hier nicht zu. 1809 Er war relativ lange Stadtschultheiß in Frankfurt. Ein erster Dienstbrief datiert vom 30. April 1465 [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 45/1], darauffolgende Erneuerungen finden sich vom 22. Februar 1471 [a. a. O., Dienstbriefe, Nr. 45/2] sowie vom 21. Februar 1475 [a. a. O., Dienstbriefe, Nr. 45/3]. 1810 Als solcher bezeichnete ihn HANS VON INGELHEIM ausdrücklich in einem Brief vom 12. Juni 1465 [ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade I, Nr. 92]. Die Verwandtschaft ergab sich über seine Mutter MARIA WERBERG VON LINDENFELS, deren Grabplatte [vgl. GEIßLER, Adelsfamilien in Ingelheim (2011), S. 26 f.; KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 37; PECHLOFF 2000 (wie Anm. 199), S. 17 f.; RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 502] ebenso wie das Epitaph seines Vaters PHILIPP VON INGELHEIM [vgl. KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 37; PECHLOFF 2000 (wie Anm. 199), S. 18; RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 502 und die biographischen Informationen von GEIßLER 2011 (wie Anm. 998), S. 9–16; GEIßLER 2011 (wie Anm. 1810), S. 22 f.] noch heute in der Burgkirche von Ingelheim erhalten ist. Die Inschriften mit bildlicher Wiedergabe der heute zerstörten Wappen finden sich in der Martinus-Bibl. Mainz, Hs. 225, S. 360 ≆ Druck bei SCRIBA, Grabdenkmäler aus dem literarischen Nachlaß des Georg Helwich (1855), S. 332 (ohne bildliche Wiedergabe der Wappen). 1811 Von seiner Wahl zum Schöffen berichtete eine Inschrift im Deckel des 1944 verbrannten Ingelheimer Kopiars: »Anno domini m cccclj, uf dem dinstage vor sanct Lucien tage (1451, Dezember 7.), da wart juncher Hans von Ingelnheim, hern Pfilips seligen son, zu eime scheffen gekorn, und mit ime Clese Raup. Und darnach in anno domini etc. lxxx of dem grüne dornstage (1480, März 30.) starbe der obbedacht

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In den Jahren 1449 und 1450 ist in Frankfurt der Schultheiß KARL BUSER belegt, wenngleich zu seiner Tätigkeit in Frankfurt nur wenig aus der bisherigen Forschung bekannt ist. Interessant im Zusammenhang mit dieser Studie ist er, weil die Familie BUSER1812 auch in der Rechtspflege des Ingelheimer Reichsgrundes eine bedeutende Rolle spielte. In den Verzeichnissen der im Ingelheimer Reichsgrund tätigen Schöffen und Schultheißen von HUGO LOERSCH1813 und GUNTER GUDIAN,1814 die auf den in den meisten Fällen den Ingelheimer Oberhofprotokollen vorangestellten Präsenzlisten der anwesenden Schöffen1815 und weiteren Urkunden basieren, lassen sich ab 1376 eine ganze Reihe von Mitgliedern der Familie als Schöffen und Schultheißen nachweisen, obVON INGELHEIM

her Hanß von Ingelnheim selige, ein loibelicher, strenger ritter, gott der almechtig woll siner selen gnedig und barmherzig sin« [Beilage 34 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 528 f.]. Sein Epitaph hat sich bis heute in der Burgkirche Ober-Ingelheim erhalten [vgl. GEIßLER 2011 (wie Anm. 1810), S. 24 f.; HENN 1987 (wie Anm. 907), S. 23; PETRY 1974 (wie Anm. 977), S. 74; PECHLOFF 2000 (wie Anm. 199), S. 16 f.; RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 505; Martinus-Bib. Mainz, Hs. 225, S. 360 ≆ Druck bei SCRIBA 1855 (wie Anm. 1810), S. 332 (ohne bildliche Wiedergabe der Wappen)]. Die Inschrift lautet: »anno ∙ d(omi)ni ∙ m ∙ cccc ∙ lxxx ∙ penultima ∙ die ∙ martij [30. März 1480] ∙ starb ∙ der ∙ holtselig ∙ loiblich ∙ strenge ∙ her∙ hanß ∙ von ∙ Ingelnhey(m) ∙ rytter ∙ de(m) ∙ gott ∙ gnade«. Vgl. auch die knappen biographischen Informationen von GEIßLER/SCHÄFER 2010 (wie Anm. 831), S. 176 f. 1812 Nach SCHAAB 1847 (wie Anm. 850), S. 512 ging sie 1323 aus einer Aufteilung der Familie VON INGELHEIM in zwei Linien hervor und erlosch 1580 wieder. JOHANN MAXIMILIAN HUMBRACHT erwähnte einen CARL VON INGELHEIM als Stammvater der BUSER für das Jahr 1323 [HUMBRACHT, Die hoͤ chste Zierde Teutsch-Landes (1707), Tafel 43]. Da aber schon 1293 ein »Nicolaus miles d(ic)tus Busere de Ingelnheim filius olim Joh(ann)is milites ibid(em)« nachweisbar ist [StA Darmstadt, C 1 A, Nr. 107, fol. 152r (Abschrift) = Eintrag 492 bei BAUR 1862 (wie Anm. 832), S. 475], ist dies zweifelhalft [im Ergebnis ebenso STRAMBERG, Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius, Abt. 2,10 (1861), S. 647, wenngleich er auf eine Quelle von 1305 verwies, nämlich Eintrag 648 bei BAUR 1862 (wie Anm. 832), S. 647 (nach 1944 verbranntem Original in Darmstadt)]. 1813 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXXXIV–CXL. 1814 GUDIAN, Verzeichnis der am Oberhof zwischen 1398 und 1430 tätigen Schöffen (1963), S. 57–59. 1815 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XX f. erwähnte, dass es ab Beginn des Oberhofbandes II meist Präsenzlisten gegeben habe, die er aber nicht abdrucken ließ. Auch in der Edition ADALBERT ERLERS fehlen sie meist im Druck. Selten finden sich in den Haderbüchern solche Listen [ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 57]. In Frankfurt wiederum finden sich Präsenzlisten häufig im regulären Gerichtsverfahren [vgl. etwa Eintrag 24 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 459 (1391); Eintrag 30 bei THOMAS 1841 (a. a. O), S. 462 (1396); Eintrag 37 bei THOMAS 1841 (a. a. O), S. 465 (1399); Eintrag 41 bei THOMAS 1841 (a. a. O), S. 467 (1399); Eintrag 46 bei THOMAS 1841 (a. a. O), S. 470 (1401); Eintrag 47 bei THOMAS 1841 (a. a. O), S. 471 (1401); Eintrag 48 bei THOMAS 1841 (a. a. O), S. 472 (1401); Eintrag 101 bei THOMAS 1841 (a. a. O), S. 547 (1401); Eintrag 63 bei THOMAS 1841 (a. a. O), S. 486 (1429); Eintrag 74 bei THOMAS 1841 (a. a. O), S. 496 (1457); Eintrag 136 bei THOMAS 1841 (a. a. O), S. 565 f. (1457); Eintrag 75 bei THOMAS 1841 (a. a. O), S. 497 (1460); Eintrag 139 bei THOMAS 1841 (a. a. O), S. 568 f. (1466); Eintrag 148 bei THOMAS 1841 (a. a. O), S. 575 (Schiedsentscheidung von 1485)].

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wohl aufgrund von Namensgleichheiten im Einzelnen unsicher bleibt, wie viele Personen hier insgesamt genannt werden. Nachweisen lassen sich hierbei die nachfolgenden unterschiedlichen Personen:1816 Tabelle 3: Mitglieder der Familie BUSER als Schöffen und Schultheißen in Ingelheim Belegte Jahre

Amt

22. Februar 1422 bis 1430

Schöffe

Nach 1430

Schultheiß in Nieder-Ingelheim1817

7. Mai 1376

Schöffe

Karl Buser (1)1818

† 24. August 1443

Kein Amt bekannt

Karl Buser (2)1819

Schöffe

Karl Buser (3)1820

1497

Schultheiß in Ober-Ingelheim1821

Karl Buser (4)

1398 bis 31. März 1429

Schöffe

Philipp Buser (1)1822

Schöffe

Philipp Buser (2)

26. Februar 1429 bis 25. Oktober 1459

27. April 1459 bis 7. Januar 1464

Name

}

Heincze Buser

1816

Basierend auf LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXXXV; CXXXVII; CXXXIX; GUDIAN 1963 (wie Anm. 1814), S. 57. Zur Unterscheidung namensgleicher Personen wurden die Stammbäume der BUSER VON INGELHEIM herangezogen, die aber nicht alle in den Gerichtsprotokollen sichtbaren Personen erwähnen [vgl. HUMBRACHT 1707 (wie Anm. 1812), Tafel 43 (ausführliche Angaben); KOHTZ, Von Ingelheim (1974), S. 309 (eher rudimentär); SCHNEIDER, Die Grafen von Ingelheim (2002), S. 12– 14 (ausführliche Angaben)]. 1817

Im 1944 verbrannten Haderbuch von Nieder-Ingelheim 1441–1449 wurde am 24. Mai 1443 vermerkt, dass der Mitschöffe HEINZ BUSER zu einem Unterschultheißen bestellt worden war [Druck des Eintrags bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXXVIII, Fn. 5]. 1818 Bei HUMBRACHT 1707 (wie Anm. 1812), Tafel 43 findet sich ein »Carl von Ingelheim, genant Beusser« in den Jahren 1371 und 1394, bei SCHNEIDER 2002 (wie Anm. 1816), S. 12 ein »Carl Beusser« 1370 und 1372. 1819 Ein Rechnungsbuch der Pfarrkirche Ober-Ingelheim enthielt den Hinweis auf die Stiftung eines Jahrgedächtnisses des Junkers KARL BUSER VON INGELHEIM, der am 24. August 1443 verstorben und mit AGNES VON SELTZEN verheiratet gewesen war [vgl. die Hinweise von KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 15]. Die Rechnungsbücher umfassten die Jahre 1418–1517, verbrannten aber bis auf den Band der Jahre 1483–1501 in Darmstadt 1944 [nach KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 10; 17], sodass der Eintrag verloren ist. Bei JOHANN MAXIMILIAN HUMBRACHT fand er als CARL BEUSSER VON INGELHEIM DER JÜNGERE neben dem oben erwähnten KARL Erwähnung [HUMBRACHT 1707 (wie Anm. 1812), Tafel 43], der auch die Ehe mit der 1464 verstorbenen AGNES VON SELTZEN angab, aber keine Quellen nannte. 1820 Bei HUMBRACHT 1707 (wie Anm. 1812), Tafel 43 findet sich ein »Carl Beusser v. I.« mit dem Todesjahr 13. Juli 1460, der mit einer 1450 gestorbenen »Lugetrudis Hofvvartin« verheiratet war. 1821 Nach WIDDER 1787 (wie Anm. 824), S. 316. 1822 Die Daten deuten auf mehrere namensgleiche Personen hin, was aber nur vermutet werden kann, da die veröffentlichten Stammbäume im fraglichen Zeitraum keine Personen diesen Namens ausweisen [vgl. HUMBRACHT 1707 (wie Anm. 1812), Tafel 43; KOHTZ 1974 (wie Anm. 1816), S. 309].

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355

1477

Schultheiß in Nieder-Ingelheim1823

Philipp Buser (2)

31. August 1490

Schöffe

Philipp Buser (3)

1498

Schöffe

Philipp Buser der Junge

13921824 und 29. Mai 1405 bis 19. August 1428 1407 und 1418

Schöffe

}

Wernher Buser

Schultheiß in Ober-Ingelheim1825

Demnach sind vermutlich drei Personen mit dem Namen KARL BUSER im späten Mittelalter nachweisbar. Fraglich bleibt aber zunächst, ob eine dieser Personen personenidentisch mit dem Schultheißen gleichen Namens in Frankfurt ist. Hierzu muss zunächst dessen Biographie etwas erhellt werden. Nach GEORG LUDWIG KRIEGK war KARL BUSER vom 3. Juni 1449 bis April 1450 Stadtschultheiß Frankfurts.1826 Demgegenüber gaben ACHILLES AUGUST VON LERSNER1827 ebenso wie JOHANN PETER ROSENBACH1828 und HEKTOR WILHELM VON GÜNDERRODE1829 das Jahr 1448 für die Bestellung an. Allerdings legten sie ihre Quellen nicht offen. Erhalten ist jedoch der Dienstbrief des Edelknechtes KARL BUSER VON INGELHEIM als Frankfurter Stadtschultheiß, der am 10. Juni 1449 für die Dauer von drei Jahren ausgestellt wurde.1830 HUGO LOERSCH erblickte allerdings bereits in einem bei JOHANN CHRISTIAN THOMAS mitgeteilten Frankfurter Schöffengerichtsbucheintrag vom 8. Januar

1823

Nach SAALWÄCHTER, Die Sporkenheimer Höfe (1958), S. 170 war er zw. 1478 und 1482 Schultheiß in Ober-Ingelheim. 1824 Nach MONE, Verbreitung des landfähigen Adels am Oberrhein (1857), S. 403. 1825

Bei SAALWÄCHTER 1958 (wie Anm. 1823), S. 170 wurde er ohne nähere Angaben als Schultheiß zw. 1398 und 1418 geführt, bei SCHNEIDER 2002 (wie Anm. 1816), S. 12 als Schultheiß mit den nachgewiesenen Jahren 1407 und 1418. 1826 Nach KRIEGK 1868 (wie Anm. 789), S. 514. 1827 LERSNER 1706 (wie Anm. 605), S. 267; ebenso ZIMMER 1980 (wie Anm. 454), S. 92. Vgl. zu ihm DZEJA 2003 (wie Anm. 605), S. 83–88; 256 f. Er dürfte die Angabe aus ISG Frankfurt, LersnerUrk.n, Nr. 165, fol. 56v aus der Zeit um 1556 übernommen haben, in der KARL BUSER nur für das Jahr 1449 Erwähnung fand, wiederum allerdings ohne Quellenangabe. In dem Verzeichnis im ISG Frankfurt, Ratswahlen und Ämterbestellungen, Nr. 84, S. 6, Nr. 85, S. 5, Nr. 88, fol. 6r, Nr. 90, fol. 1r wurde er ebenfalls nur für das Jahr 1449 angeführt, im ISG Frankfurt, Ratswahlen und Ämterbestellungen, Nr. 27, fol. 2r hingegen lediglich für 1448. 1828 ISG Frankfurt, Ratswahlen und Ämterbestellungen, Nr. 70, fol. 69v. 1829 Beilage 8 bei GÜNDERRODE, Erlaͤ uterungen zu der Geschichte des teutschen Staͤ dteadels (1787), S. 509 (dort allerdings fälschlicherweise als »Carl Bruser von Ingelheim«). 1830 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 43.

356

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1449,1831 in welchem der »Schultheiß Karlin Buser von Ingelnheim« Erwähnung fand,1832 einen Verweis auf den Nieder-Ingelheimer Schultheißen.1833 Dies hieße, dass er möglicherweise noch kurz vor seinem Dienstantritt in Frankfurt als Schultheiß in Nieder-Ingelheim tätig war. Allerdings ist die Interpretation des Eintrags durch HUGO LOERSCH nicht zweifelsfrei. Zunächst wird in dem betreffenden Eintrag Nieder-Ingelheim nicht erwähnt, vielmehr heißt es in dem von JOHANN CHRISTIAN THOMAS deutlich sprachlich modernisierten Eintrag lediglich: »Ebenso der Schultheiß Karlin Buser von Ingelnheim dem Sydenkrolle, welcher Jeckel Hesse auf des Reichs Straße in des Königs Gericht ermordet hatte.«1834

Offenbar brachte also der Schultheiß eine Mordsache zur Anklage, wobei HUGO LOERSCH die »Reichs Straße in des Königs Gericht« kurzerhand als Hinweis auf den Ingelheimer Grund verstand. Doch ist dies nicht plausibel, denn dieser Schöffengerichtsbucheintrag steht mit zwei anderen unmittelbar davor von JOHANN CHRISTIAN THOMAS mitgeteilten vom gleichen Tage in Verbindung. Dort heißt es: »Der Schultheiß hat irfolgt Gineman Kompgenger, Sydenkrolle und Contzchin von Frankfurt wegen auf des Reichsstraße begangenen Mordes, denen nach dreimaliger Fürheischung das Lantrecht genommen wird.«1835 »Der Schöffe Walter von Schwarzenberg zu der Zeit Schultheiß spricht von Gerichtswegen Contzchen von Wonnecken, genannt Contzchen von Frankfurt, wegen dem von ihm ermordeten Stöcker zu.«1836

Alles deutet darauf hin, dass die genannten drei Personen wegen Mordes angeklagt wurden und ihnen dann das Landrecht genommen wurde. Da sich sogar einmal der Schultheiß von einem Frankfurter Schöffen vertreten ließ, wie dies durchaus üblich war,1837 wird KARL BUSER VON INGELHEIM keinesfalls als 1831

JOHANN CHRISTIAN THOMAS teilte die Originaldatierung »Fer. IV post diem S. Valentini Episc.« mit. Im Gegensatz zum Tag des Heiligen Valentin, der am 14. Februar begangen wird, wurde der Tag des Bischofs Valentin am 7. Januar begangen [nach GROTEFEND, Handbuch der historischen Chronologie des deutschen Mittelalters und der Neuzeit (1872), S. 97]. Dies übersah LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CVI, Fn. 1 und nannte so fälschlich den 19. Februar 1449. 1832 Eintrag 22 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 381. 1833 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CVI, Fn. 1. 1834 Eintrag 22 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 381. 1835 Eintrag 20 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 381. 1836 Eintrag 21 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 381. 1837 Seit der Übernahme der Pfandschaft wählte der Rat den Schultheißen [COING 1939 (wie Anm. 11), S. 24]. Zugleich scheint die Trennung vom städtischem Rat schon vor der Pfand-

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Nieder-Ingelheimer Schultheiß sichtbar, denn als solcher hätte er sich kaum von einem Frankfurter Schöffen vertreten lassen, sondern augenscheinlich wurde er in seiner Funktion als Frankfurter Stadtschultheiß erwähnt. Wenn die von JOHANN CHRISTIAN THOMAS mitgeteilten Jahres- und Datumsangaben korrekt sind, was sich anhand des Originals nicht mehr nachprüfen lässt, aber durchaus zweifelhaft sein kann,1838 hieße dies, dass er bereits vor seiner Bestallung durch den Dienstbrief die Aufgabe des Schultheißen in Frankfurt wahrnahm.

schaftsübernahme nicht scharf gewesen zu sein. 1332 vertrat der vornehme Bürger HERMAN VON OFFENBACH den Schultheißen, 1325–1329 dann der Schöffe RULMAN WEIß VON LIMPURG und 1334 HEINRICH VON HOLZHAUSEN [LERNER, Beiträge zur Geschichte des Frankfurter Patriziergeschlechts von Holzhausen (1953), S. 36]. 1341 wurde bspw. im Gerichtsbuch vermerkt: »Gypel von Holzhusen, gesezin an das Schultheyzin stad« [Eintrag 1 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 452. 1343 vertrat er den Schultheißen nochmals [Einträge 3 und 7 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 300; 452], ebenso wie 1345 und 1346 [Einträge 95, 96, 102 und 104 bei KRACAUER 1911 (wie Anm. 110), S. 32; 33; 35; 36]. LERNER 1953 (wie Anm. 1837), S. 37 listete für die Jahre 1342/43, 1345/46 und 1348–1350 noch weitere 13 Vertretungen in ungedruckten Urk.n auf und folgerte daraus, dass für die Jahre 1343 und 1345/46 eine ständige Vertretung nicht ausgeschlossen sei, wozu aber die Quellendichte nicht ausreichend sein dürfte. Mit GIPEL vertrat hierbei ein vornehmer Bürger der ersten Reihe den Schultheißen. Er kam wohl 1330 in den Rat und wurde 1331 Schöffe [LERNER, Gestalten aus der Geschichte des Frankfurter Patrizier-Geschlechts von Holzhausen (1953), S. 30; vgl. ferner KRIEGK 1862 (wie Anm. 109), S. 210; 211; LERSNER 1706 (wie Anm. 605), S. 269; RÖMER-BÜCHNER 1855 (wie Anm. 110), S. 47 und ISG Frankfurt, Ratswahlen und Ämterbestellungen, Nr. 70, fol. 2v, 3r]. Wenn eine Ratsverordnung vom 2. August 1402 festlegte, dass der Schultheiß bei Verhinderung durch den ältesten Schöffen zu vertreten war [Ratsgesetz 92 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 91 = Eintrag 9 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 42 f.] und ebenso Art. I der aus dem ausgehenden 15. Jh. stammenden Schöffengerichtsordnung B [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 14, fol. 9v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 263; zur Datierung vgl. Anm. 154], so scheint hiermit nur eine bereits anhaltende Übung schriftlich niedergelegt worden zu sein, keine echte Neuerung infolge der Übernahme der Pfandschaft. 1838 Nach einem freundlichen Hinweis von DAVID SCHNUR, der sich in seiner 2014 in Trier abgeschlossenen Dissertation mit dem Arbeitstitel ›Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Juden in Frankfurt a. M. und in der Wetterau während des 14. Jh.s‹ intensiv mit den gedruckten Exzerpten von ISIDOR KRACAUER aus Frankfurter Gerichtsbüchern befasst hat, lassen sich in einigen Fällen falsche Jahresauflösungen in den Auszügen von JOHANN CHRISTIAN THOMAS aus dem Vergleich heraus nachweisen. Zu den Hinweisen auf Juden in Frankfurter Gerichtsbüchern vgl. ferner SCHNUR, Juden und Gerichtsbücher am Beispiel der Reichsstadt Frankfurt (2014), S. 217–273.

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Abb. 8: Bewerberliste um das Frankfurter Schultheißenamt von 14491839.

Wann die Wahl KARL BUSERS zum Stadtschultheißen stattfand, lässt sich mit genauem Datum nicht ermitteln, da ein eigener Eintrag hierzu im entsprechenden Frankfurter Bürgermeisterbuch fehlt. Allerdings wurden auf den letzten Seiten der Bürgermeisterbücher regelmäßig die Bewerbungen auf die verschiedenen Ämter in der Stadt mit den dazugehörigen Stimmen im Rat verzeichnet.1840 So findet sich im Buch von 1449 die Bewerberliste um das Amt des Schultheißen mit KARL BUSER VON INGELHEIM und seinen Mitbewerbern.1841 Da jedes Bürgermeisterbuch seit 1433 das Verwaltungsjahr ab dem 1. Mai bis zum 30. April des Folgejahres abbildet,1842 muss er irgendwann zwischen dem 1. Mai und 10. Juni 1449 ge-

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Ausschnitt von ISG Frankfurt, Bmb., 1449, fol. 124v (eigene Fotographie). Vgl. die weitergehenden Ausführungen von MORITZ 1981 (wie Anm. 47), S. 126. 1841 ISG Frankfurt, Bmb., 1449, fol. 124v. 1842 BURGER 2013 (wie Anm. 114), S. 14, Fn. 45; JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 34. Nach RAU, Beiträge zum Kriminalrecht der Freien Reichsstadt Frankfurt (1916), S. VI waren von 1428–1432 in den verlo1840

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wählt worden sein, andernfalls hätte man die Bewerberliste im Bürgermeisterbuch von 1448 geführt, in dem eine solche aber für das Schultheißenamt gänzlich fehlt. Sollte die Datierung der oben wiedergegebenen Schöffengerichtsbucheinträge zutreffend sein, wäre KARL BUSER mit der Amtsführung noch vor der Wahl betraut gewesen, was sehr ungewöhnlich erscheint. In Ingelheim etwa wurde nach einer Weisung des Nieder-Ingelheimer Gerichts vom 26. Januar 1452 jedwede Handlung des Schultheißen vor der Bestallung als unwirksam angesehen.1843 Allerdings findet sich ein weiteres Indiz für die Ausübung der Tätigkeit vor der eigentlichen Bestallung in einem Bürgermeisterbucheintrag vom 21. Juli 1449, in dem vermerkt wurde: »It(em) des schulth(eißen) zyt sal angeen off den tag als er globe und gesworn hat«.1844 Da der Dienstbrief KARL BUSERS VON INGELHEIM bereits am 10. Juni 1449 ausgestellt worden ist, darf angenommen werden, dass er am 21. Juli bereits geschworen hatte und damit der Eintrag ihn nicht direkt betrifft. Auffällig ist zudem, dass er sehr allgemein gehalten ist. Zwar könnte er auf den Schultheißen eines der Dörfer im Einflussbereich des Rates, für das er den Schultheißen bestimmen konnte, abzielen, doch wurde dies für gewöhnlich eigens mit der Ortsangabe deutlich gemacht. Denkbar erscheint daher die Deutung, dass, eben weil KARL BUSER bereits vor dem Schwur das Amt ausgeübt hatte, nun für die Zukunft festgelegt wurde, wie verfahren werden sollte. Künftig sollten dann eben erst Handlungen nach dem Schwur vollzogen werden können. Ab wann KARL BUSER tatsächlich als Schultheiß in Erscheinung trat, lässt sich leider nicht mehr genau ermitteln, da die Schöffengerichtsbücher dieser Zeit Kriegsverluste darstellen. GEORG LUDWIG KRIEGK, der die Frankfurter Überlieferung noch ungeschmälert hatte einsehen können, führte ihn ab dem 3. Juni 1449, gab jedoch hierfür keinerlei Quellen an.1845 Die letzte erhaltene Erneuerung des Dienstbriefes seines Vorgängers im Amte, des Edelknechtes HERMANN VON HOENWISSEL, datiert vom 7. Mai 1443 und wurde auf zwölf Jahre geschlossen.1846 Am 25. Januar 1447 wur-

renen Büchern mehrere Jahrgänge zusammengefasst, ab 1433 wurde dann für jedes Verwaltungsjahr ein eigenes Buch angelegt. 1843 StadtA Ingelheim, Haderbuch Nieder-Ingelheim, 1449–1455, fol. 147r–148r ≆ Auszug in Beilage 157 bei SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 138 f. Vgl. hierzu knapp SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 4. 1844 ISG Frankfurt, Bmb., 1449, fol. 28v. 1845 KRIEGK 1868 (wie Anm. 789), S. 514 Insgesamt haben sich nur wenige Archivalien erhalten, in denen er als Frankfurter Schultheiß in Erscheinung tritt [vgl. etwa ISG Frankfurt, Schultheißenamt, Nr. 4, Stück 50 (Briefentwurf vom 4. November 1449)]. 1846 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 42/2. Wahrscheinlich wurde er bereits 1441 Schultheiß. Jedenfalls wurde ihm nach dem Entwurf eines Antwortschreibens von 1441 an KARL BUSER VON INGELHEIM ab-

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den dann nochmals in einer Urkunde seine Gefälle verbessert.1847 Nach GEORG LUDWIG KRIEGK trat er letztmals am 24. Januar 1449 in diesem Amt in Erscheinung.1848 Kurz darauf starb er dann wahrscheinlich.1849 In den Bürgermeisterbüchern sind allerdings weder die Amtsaufgabe beziehungsweise der Tod HERMANN VON HOENWISSELS noch das Datum der Wahl KARL BUSERS VON INGELHEIM protokolliert. Indes könnte der Tod des Amtsvorgängers verbunden mit der Notwendigkeit der Amtsführung eines Schultheißen einen vielleicht übereilten Amtsbeginn KARL BUSERS erklären. Auffallend ist, dass sich in den Bürgermeisterbüchern von 1449, 1450 und 1451 an zahlreichen Stellen Hinweise auf namentlich nicht benannte Stadtschultheißen finden lassen, auch in den Zwischenzeiten vor der Ausstellung eines neuen Dienstbriefes, was auf die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Amtsführung hinweist. Vielleicht griff der Rat sogar aus der Not heraus, kurzfristig einen neuen Schultheißen zu benötigen, auf KARL BUSER zurück. gesagt, da der Rat bereits mit HERMANN VON HOENWISSEL übereingekommen war [ISG Frankfurt, Schultheißenamt, Nr. 1, Stück Nr. 17]. 1847 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 42/3. 1848 KRIEGK 1868 (wie Anm. 789), S. 514; 596, Fn. 508 unter Verweis auf Eintrag 96 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 347. 1849 BOYNEBURG-LENGSFELD, Hohenwiesel (1832), S. 413, der allerdings nur das Todesjahr 1449 ohne nähere Spezifizierung nannte. Ein Hinweis auf dessen Tod findet sich in einem Brief des Grafen PHILIPP VON NASSAU an den Rat Frankfurts vom 29. Oktober 1449 mit der Bitte, »hermann von Hoenwißel der eldeste hermanns seligen son« eine Zeit lang bei ihm zu belassen [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4537 ≙ Regest 4537 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 198]; am 30. Dezember wiederholten dann nochmals HEINRICH VON BELDERSHEIM und EMMRICH VON RYNBERG (oder RIFFENBERG) für ihren Schwager HERMANN VON HOENWISSEL diese Bitte [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2288 ≙ Regest 4463b bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 194]. Dieser HERMANN war der Sohn des Frankfurter Stadtschultheißen gleichen Namens [BOYNEBURG-LENGSFELD 1832 (a. a. O.), S. 414; HUMBRACHT 1707 (wie Anm. 1812), Tafel 282], der als selig bezeichnet wurde und dementsprechend vor dem 20. Oktober 1449 verstorben sein musste. HERMANN VON HOENWISSEL (junior) war ab 1443 Amtmann in NiederErlenbach [vgl. die Auflistung bei SCHOTTDORF 1979 (wie Anm. 1144), S. 31]. Da Nieder-Erlenbach wiederum nachweisbar seit 1376 unter der Herrschaft der Stadt Frankfurt stand [SCHOTTDORF 1979 (wie Anm. 1144), S. 18 m. w. Nachweisen], die ihre Interessen über einen Amtmann geltend machte, der wiederum von 1402–1541 mit reisigen Knechten in der dortigen Burg beheimatet war [SCHOTTDORF 1979 (wie Anm. 1144), S. 18], stand HERMANN VON HOENWISSEL (junior) in Frankfurter Diensten. Jener trat damit in gewisser Weise in die Fußstapfen seines Vaters. Auch der spätere Frankfurter Schultheiß hatte offenbar zuvor in Diensten des Grafen von Nassau gestanden, denn 1430 trat ein Junker HERRMAN VON HOENWISSEL als Amtmann des Grafen von Nassau in Erscheinung [vgl. Regesten 1325 f. bei STRUCK, Quellen zur Geschichte der Klöster und Stifte, Bd. 2 (1959), S. 536]. Zahlreiche Briefe des Grafen von Nassau an Bürgermeister und Rat in Frankfurt haben sich zudem erhalten, in denen es um eine Tätitgkeit HERMANN VON HOENWISSSELS für ihn geht [vgl. ISG Frankfurt, Schultheißenamt, Nr. 1, Stück Nr. 14; Nr. 2, Stücke Nr. 10, 15 f., 19, 21 f., 31, 48; Nr. 4, Stücke Nr. 54–56, 60, 62, 65 f., 70, 83 f.].

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Jedenfalls hatte er sich bereits 1441 auf das Amt beworben. Erhalten hat sich der Entwurf eines Antwortschreibens des Rates der Stadt Frankfurt an ihn aus diesem Jahr, aus dem hervorgeht, dass dieser zuvor vom Frankfurter Schöffen JOST IM STEINHAUS im Vertrauen für das Schultheißenamt vorgeschlagen worden war, ihm aber abgesagt werden musste, da der Rat bereits mit HERMANN VON HOENWISSEL übereingekommen war.1850 Durchaus bemerkenswert ist hierbei, dass ein Mitglied der ursprünglich aus Gelnhausen stammenden, dann zum Teil nach Frankfurt emigrierten Familie IM STEINHAUS den Personalvorschlag anbrachte. KARL BUSER und JOST IM STEINHAUS müssen sich demnach gekannt haben, was abermals die personellen Verflechtungen in der hier untersuchten Rhein-MainRegion zum Vorschein kommen lässt. Vermutlich erinnerte sich der Rat Frankfurts acht Jahre später an KARL BUSER, als er kurzfristig Ersatz brauchte. Zugleich aber bleiben Unsicherheiten wegen der schwierigen Quellenlage. Der Dienstbrief KARL BUSERS ist zwar vom 10. Juni 1449 an für drei Jahre ausgestellt worden, jedoch scheint er aber nicht die volle Zeit im Amt gewesen zu sein, denn bereits vom 2. Dezember 1450 rührt der Dienstbrief des Edelknechtes WENZEL VON CLEEN als Frankfurter Schultheiß, wiederum ausgestellt für die Dauer von drei Jahren.1851 Damit ist jedenfalls der Rahmen des kurzen Zwischenspiels in Frankfurt abgesteckt. Es bleibt noch die Frage offen, ob der Frankfurter Stadtschultheiß KARL BUSER zuvor oder gar noch während seines Gastspiels in der Mainstadt in Ingelheim als Schöffe tätig war. Nach der oben geführten Zusammenstellung lassen sich wahrscheinlich drei verschiedene Personen dieses Namens in Ingelheim als Schöffen nachweisen. Der 1376 als Ingelheimer Schöffe verbürgte KARL BUSER kommt aufgrund der langen Zeitspanne zur Tätigkeit in Frankfurt hierbei nicht infrage,1852 ebenso wie der 1497 verbürgte KARL. In den Zeitraum gut passt allerdings

1850

ISG Frankfurt, Schultheißenamt, Nr. 1, Stück Nr. 17. ISG Frankfurt, Dienstbriefe Nr. 44. Am 26. November 1450 bestimmte der Rat: »It(em) wenzel von Cleen zum Schulth(eißen) ampt offneme(n)« [ISG Frankfurt, Bmb., 1450, fol. 63r]. KRIEGK 1868 (wie Anm. 789), S. 514 bezog sich auf eben jenes Datum, ab dem er als Schultheiß tätig gewesen sei, gab jedoch keine Quelle an. Bereits am 29. September 1450 wurde er in einer von ihm besiegelten Urk. als »schultheis zu franckfurd« bezeichnet [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 2333 ≙ Regest 1862 beiBATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 490]. Vgl. zu ihm knapp BATTON 1861 (wie Anm. 109), S. 218 f. 1852 Ein weiteres Indiz hierfür ist, dass 1372 der Knappe »Karl Bůser von Ingelenheim« in einer Lehenurkunde greifbar wird und dort auch seine Frau GRETE [vgl. Regest 513 bei ANDERNACH, Die Regesten der Erzbischöfe von Köln, Bd. 8 (1981), S. 129, 1435]. Letzte Zweifel sind dennoch nicht ausgeräumt, da eine Person ein zweites Mal geheiratet und lange gelebt haben könnte. Bei HUMBRACHT 1707 (wie Anm. 1812), Tafel 43 findet sich ein CARL VON INGELHEIM GEN. BEUSSER in den Jahren 1371 1851

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der zwischen dem 26. Februar 1429 und dem 25. Oktober 1459 als Ingelheimer Schöffe belegte KARL BUSER. Seine Biographie lässt sich zum Teil erhellen. Ein erster Hinweis ergibt sich aus dem Grabstein eines »Carolus Buser de Ingelheim Armiger«, der sich in der Mainzer Kirche St. Quintin befand und zwar kein Geburtsdatum aufwies, aber das Todesdatum 13. Juli 1460.1853 Diese Angabe harmoniert mit dem Umstand, dass die Oberhofprotokolle ab dem 25. Oktober 1459 KARL BUSER nicht mehr verzeichneten.1854 Bekannt ist ferner die Grabplatte von »Ingetrudis Hoffwardin quondam uxor Karoli Beuser de Ingelheim«, die bereits am 25. Oktober 1450 verstarb.1855 Beide traten wiederum in einer Verpfändungsurkunde über ein Haus vom 23. Juni 14351856 sowie bei der Stiftung eines jährlichen Glockengeläuts am 14. April 14501857 gemeinsam auf. Die Hausverpfändung in Ingelheim deutet darauf hin, dass KARL in den 1420er- und 1430er am Beginn seiner Laufbahn stand. und 1394. MEDING, Nachrichten von adelichen Wapen, Teil 2 (1788), S. 280 erwähnte sogar einen CARL BEUSSER VON INGELHEIM, der vom Begründer dieser Linie abstammen soll. Die Bedenken beseitigt aber ein Eintrag im Lehnsbuch des Grafen HEINRICH VON SPONHEIM-DANNENFELS von 1370– 1387 mit der Erwähnung eines Lehens WERNER BUSERS VON INGELHEIM nahe Ober-Ingelheim, das zuvor sein Vater KARL BUSER inne gehabt hatte [Regest 4745 Nr. 102 bei MÖTSCH, Regesten des Archivs der Grafen von Sponheim, Teil 4 (1990), S. 353], er also zwischenzeitlich verstorben war. 1853 Nach ARENS, Die Inschriften der Stadt Mainz (1958), S. 460. Nach schriftlicher Auskunft von WINFRIED WILHELMY vom Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum in Mainz vom 25. November 2010 befindet sich der Grabstein nicht mehr in oder an der Kirche. Er könnte während der schwedischen Besatzung 1632–1636 entfernt worden sein, als St. Quintin protestantisch war. 1854 Nach LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXXXV. 1855 Die vollständige Inschrift lautet: »anno do(mi)ni mcccl ∙ die xxv m[ensis Octobris obiit domicella Ingetrudis Hoffwardin quondam uxor Karoli Beuser de Ingel]heim ∙ cu[ius anima] requiescat i(n) ∙ pace ∙ amen«. Entgegen der Darstellung von RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 512, ist die Platte nicht verloren gegangen, sondern befindet sich noch heute im Seitenschiff der Ober-Ingelheimer Burgkirche. Allerdings war der Stein vermutlich in der Vergangenheit in den Boden eingelassen, weshalb er stark abgetreten und die Inschrift heute größtenteils verloren ist. Allerdings hatte der Mainzer Domvikar GEORG HELWICH 1611 die Kirche aufgesucht [vgl. hierzu die Hinweise von KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 17 f.] und die komplette Inschrift abgeschrieben [Martinus-Bibl. Mainz, Hs. 225, S. 359 ≙ Druck bei SCRIBA 1855 (wie Anm. 1810), S. 332 (ohne bildliche Wiedergabe der Wappendarstellung) ≙ Druck bei KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 37 und RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 512]. GEORG HELWICH vermerkte zudem, dass sich an der Platte die Wappenschilde ihres Sohnes PHILIPP BUSER und von ADELHEID VON HELMSTATT befanden. Nach HUMBRACHT 1707 (wie Anm. 1812), Tafel 43 kam INGETRUDIS HOFFWARDIN ursprünglich aus Kirchheim. 1856 Nach KRÄMER 2000 (wie Anm. 310), S. 31; die Urk. befand sich im 1944 verbrannten Ingelheimer Kopialbuch. 1857 StadtA Ingelheim, Rep. I/3285 (großer Textverlust durch Feuchtigkeitsschäden an den Seiten) = Druck bei KREY/TIMM 2013 (wie Anm. 854), S. 11 (mit Abb.) ≆ Druck bei KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 34 (sprachlich modernisiert) ≙ Regest bei BLECHER/ COMO 1921 (wie Anm. 229), S. 92.

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Hierzu passt auch, dass sich vom 2. Mai 1429 eine Urkunde des Knappen KARL BÜSER VON INGELHEIM erhalten hat, in der er ein Lehen gegenüber dem Erzbischof von Köln reversierte.1858 In einem Mann-Lehenbuch der Wild- und Rheingrafschaft des 15. Jahrhunderts, das auch den Ingelheimer Bereich umfasst, wurde wiederum ein KARL BÜSER mehrfach aufgeführt, das letzte Mal 1434.1859 Danach lässt er sich als Schultheiß von Nieder-Ingelheim und als Schöffe fassen, etwa wenn am 12. Februar 1443 ein »Karle Buser unser mitscheffengeselle, schultheiss zu Niedern Ingelnheim« Erwähnung fand,1860 im gleichen Jahr am 24. Mai aber auch ein KARL VON INGELHEIM als Mitschöffe in Ober-Ingelheim.1861 Der Grund für diese Doppelung ist aber vermutlich im gemeinsamen Schöffenkolleg zu suchen, weshalb hier wahrscheinlich die gleiche Person erwähnt wurde. Ein Dienstbrief für seine Ingelheimer Schultheißentätigkeit hat sich, obgleich es dort wohl Bestallungsurkunden gab,1862 nicht erhalten. Dass es sich hierbei tatsächlich um den 1460 verstorbenen KARL handelt, darauf verweist eine Urkunde vom 19. Juni 1461, in der PHILIP BUSER ein Lehen seines verstorbenen Vaters KARL gegenüber dem Erzbischof von Köln nannte.1863 Aufgrund der zeitlichen Nähe kommt wiederum sehr wahrscheinlich nur der am 13. Juli 1460 verstorbene KARL BUSER infrage, nicht jedoch der bereits am 24. August 1443 Verstorbene und mit AGNES VON SELTZEN Verheiratete.1864 Einen direkten Hinweis darauf, dass der am 13. Juli 1460 verstorbene KARL BUSER personenidentisch mit dem Frankfurter Stadtschultheißen ist, gibt es nicht. Allerdings sind biographische Erwägungen ein deutlicher Hinweis. Die Anfangszeit der Karriere markieren der Lehenrevers von 1429 sowie die Hausverpfändung von 1435. Es folgte ein erster Karriereschritt, denn 1435 wird in den Quellen ein KARL BÜSER VON INGELHEIM als Amtmann des Erzbischofs von

1858

LHA Koblenz, Best. 2, Urk.n, Nr. 712 (Abschrift). Vgl. Einträge 24, 164, 217 und 225 bei FABRICIUS, Ein Mannbuch der Wild- und Rheingrafschaft (1907), S. 450; 471; 478 f. 1860 Beilage 7 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 495 nach dem verbrannten Ingelheimer Oberhofprotokollbuch II, nicht nach einem Haderbucheintrag, wie ERLER, Ingelheimer Urkunden im Frankfurter Stadtarchiv (1949), S. 1 schrieb. ANDREAS SAALWÄCHTER führte ihn bereits um 1429 als NiederIngelheimer Schultheißen [vgl. SAALWÄCHTER 1910 (wie Anm. 853), S. 79; SAALWÄCHTER 1958 (wie Anm. 1823), S. 170]. 1861 StA Marburg, Best. 1, Rotulus Nr. 15/55 ≙ Regest 4086 bei DEMANDT, Regesten der Grafen von Katzenelnbogen, Bd. 2 (1954), S. 1149. 1862 SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 4 unter Verweis auf StadtA Ingelheim, Haderbuch NiederIngelheim, 1449–1455, fol. 147v–148r = Beilage 157 bei SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 138 f. 1863 LHA Koblenz, Best. 2, Urk.n, Nr. 713 (Abschrift). 1864 Vgl. zu ihm Anm. 1819. 1859

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Mainz in Nieder-Olm greifbar.1865 Danach finden sich 1442 mit einem Lehenrevers gegenüber dem Pfalzgrafen1866 sowie nochmals 1443,1867 14461868 und 14471869 Hinweise auf eine Tätigkeit als pfälzischer Rat. Ferner zeugt eine annalistische Aufzeichnung aus Mainz von der Tätigkeit KARL BUSERS im Dienste des Pfalzgrafen.1870 Darüber hinaus lässt sich KARL BUSER zwischen 1430 und 1451 als Burgmann von Sponheim1871 und 1456/57 als pfälzischer Oberschultheiß von Oppenheim fassen.1872 Da aufgrund der Verpfändung auch die Ingelheimer Schultheißen in pfälzischen Diensten standen, wird damit letztlich ein Karriereweg sichtbar, der seinen Abschluss im Amt des Ober-Schultheißen von Oppenheim fand. Dessen Zuständigkeit als oberster Amtmann des Reiches umfasste seit 1865

VOSS, Dietrich von Erbach (2004), S. 250 f. LHA Koblenz, Best. 33, Urk.n, Nr. 17143. 1867 StA Ludwigsburg, B 113 I, U 709. 1868 Eintrag 186 bei HANSEN, Westfalen und Rheinland (1888), S. 174 f. 1869 Regest 2222 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 949. 1870 Vgl. HEGEL, Die Chroniken der mittelrheinischen Städte. Mainz, Bd. 1 (1881), S. 191; 194 f.; 200; 258. 1871 Vgl. Regest 4453 bei MÖTSCH 1990 (wie Anm. 1852), S. 131–133 (1430); LHA Koblenz, Best. 33, Urk.n, Nr. 16321/1 (1447) ≙ Regest 6777 bei WITTE, Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg, Bd. 3 (1907), S. 196; LHA Koblenz, Best. 33, Urk.n, Nr. 20131 (1450); LHA Koblenz, Best. 33, Urk.n, Nr. 16328 (1451); LHA Koblenz, Best. 33, Urk.n, Nr. 16327 (1451). Das Burglehen erhielt er im Februar 1429 [vgl. Regesten 4407 f. bei MÖTSCH 1990 (wie Anm. 1852), S. 107]. 1872 Vgl. ISG Frankfurt, Judenakten, Nr. 630 (1) vom 11. Oktober 1456 ≙ Regest 1098 bei ANDERNACHT, Regesten zur Geschichte der Juden in der Reichsstadt Frankfurt, Teil 1 (1996), S. 280; ISG Frankfurt, Bmb., 1456, fol. 57r vom 14. Oktober 1456 ≙ Regest 1098 bei ANDERNACHT 1996 (wie Anm. 1872), S. 280; ISG Frankfurt, Bmb., 1457, fol. 37v vom 16. August 1457 ≙ Regest 1125 bei ANDERNACHT 1996 (wie Anm. 1872), S. 286. Wann er Oberschultheiß geworden ist, geht aus den Quellen nicht hervor. Lediglich eine Untergrenze lässt sich angeben, denn am 22. September 1451 [StA Darmstadt, A 2, Nr. 197/234 und /235] und am 23. September 1451 lässt sich PHILIP VON UDENHEIM als Amtmann und Oberschultheiß in Oppenheim nachweisen [StA Darmstadt, A 2, 197/236 = Eintrag 190 im UB. bei FRANCK, Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Oppenheim (1859), S. 491–494] wie auch 1449 (ohne genaues Datum) [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4550 ≙ Regest 4550 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 198]; am 30. September 1452 [StA Darmstadt, A 2 Nr. 197/245 = Eintrag 191 im UB. bei FRANCK 1859 (wie Anm. 1872), S. 495] sowie am 25. November 1455 bezeichnete er sich selbst lediglich als Amtmann [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4877 ≙ Regest 4877 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 214]. 1458 (ohne genaues Datum) war JOHANN BOß VON WALDECK Oppenheimer Amtmann [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 5075 ≙ Regest 5075 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 223]. Möglicherweise waren Amtmann und Oberschultheiß deshalb getrennte Tätigkeiten. Das das Archiv in Oppenheim mit den Archivalien des Oberamtes bei einem Brand 1621 sowie der Zerstörung der Stadt 1689 beinahe gänzlich unterging [KILIAN, Das Stadtarchiv Oppenheim als familiengeschichtliche Quelle (1965), S. 35; das StadtA Oppenheim wird als Depositum im LA Speyer verwahrt], ist die Quellenlage insgesamt sehr dünn. 1866

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dem 14. Jahrhundert auch die Verwaltung des Ingelheimer Grundes.1873 Zuletzt wurde am 6. Juni 1459 ein KARL BUSER VON INGELHEIM bei der Vidimierung von Urkunden erwähnt.1874 In diese Eckdaten wiederum passt sich gut der zwischenzeitliche Aufenthalt in Frankfurt als Stadtschultheiß ein. Einen letzten Hinweis auf die Personenidentität bringt ein Siegelvergleich. Der Siegelabdruck am Dienstbrief vom 10. Juni 1449 hat sich zwar vollständig erhalten, die Abformung des Petschaft blieb aber unvollkommen. Das Siegelbild zeigt ein Wappenschild mit dem typischen geschachteten Kreuz, das ebenso auf dem Grabstein seiner Ehegattin zu sehen ist, und angebrachter Helmzier. Die Umschrift lautet vermutlich lediglich »karle : buser vo(n) : ingelheim«.

Abb. 9 und 10: Siegel KARL BUSERS VON INGELHEIM am Dienstbrief vom 10. Juni 14491875; Siegelrest an einer Urkunde KARL BUSERS VON INGELHEIM vom 1. Oktober 14561876.

Eben dieses Siegel hat sich beschädigt noch weitere Male an einer Urkunde vom 24. September 1451 der Burgmannenrichter und übrigen 21 Burgmannen von Sponheim1877 sowie an Vidimi vom 6. Juni 14591878 erhalten. Allerdings haben sich in Zusammenhängen mit der Ingelheimer Gerichtsbarkeit keine intakten Siegelabdrücke erhalten. Ebenso wenig ließen sich solche für die letzte Phase in KARL 1873

KRAUSE 1926 (wie Anm. 977), S. 95 f. StA Marburg, Urk.n 1, Nr. 1330 (modergeschädigt, Siegel KARL BUSERS hängt beschädigt ein) ≙ Regest 5043, Nr. 2 bei DEMANDT, Regesten der Grafen von Katzenelnbogen, Bd. 3 (1956), S. 1414 f.; StA Marburg, Urk.n 1, Nr. 4213 (modergeschädigt, Siegel KARL BUSERS hängt beschädigt ein) ≙ Regest 5043, Nr. 5 bei DEMANDT 1956 (wie Anm. 1874), S. 1414 f. 1875 Nach ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 43 (eigene Fotographie). 1876 Nach ISG Frankfurt, Judenakten, Nr. 630 (eigene Fotographie). 1877 LHA Koblenz, Best. 33, Urk.n, Nr. 16328. 1878 Wie Anm. 1874. 1874

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BUSERS Laufbahn als Oberschultheiß in Oppenheim finden. Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass das Oppenheimer Archiv im 17. Jahrhundert große Verluste hinnehmen musste1879 und dort die Urkunden und Akten Ingelheim betreffend aufbewahrt wurden. Jedoch hat sich in Frankfurt ein Siegelrest an einem Brief vom 1. Oktober 1456 überliefert,1880 der vom Oppenheimer Oberschultheißen KARL BUSER ausgestellt worden war. Zwar ist das aufgedrückte Siegel vollständig abgegangen, aber die sichtbaren Reste, insbesondere die helleren Stellen unter der abgelösten Helmzier, zeigen deutliche Übereinstimmungen zum Siegel im Dienstbrief von 1449 und ebenso der Durchmesser von ungefähr 2,7 cm stimmt überein. Die Schrift des Dienstbriefes von 1449 ist dagegen nicht identisch mit der des Schreibens vom 1. Oktober 1456, obwohl beide mit den Worten »Ich Karle Busser von Ingelnheim« beginnen. Dies heißt aber zunächst nur, dass er sich für eine der Urkunden oder auch für beide eines Schreibers bedient haben könnte. Allerdings finden sich in beiden Urkunden KARL BUSERS entsprechende Siegelankündigungen auf das persönliche Siegel des Ausstellers. Da weder für das Jahr 1449 noch 1456 ein zweiter KARL BUSER bekannt ist,1881 ist sehr wahrscheinlich, dass ein und derselbe KARL BUSER von Ingelheim zunächst Schultheiß in Ingelheim, später Schultheiß in Frankfurt und danach Oberschultheiß in Oppenheim wurde und bemerkenswerterweise die ganze Zeit über ein Schöffenamt in Ingelheim innehatte.1882 Dies zeigt sich etwa an einer Präsenzliste der Ingelheimer Schöffen vom 13. September 1457, in der neben einem KARL VON INGELHEIM vermutlich aus der Hauptlinie auch KARL BUSER als Schöffe erscheint.1883 Selbst wenn aber in 1879

Wie Anm. 1872. ISG Frankfurt, Judenakten, Nr. 630. 1881 Vgl. Tabelle 3: Mitglieder der Familie BUSER als Schöffen und Schultheißen in Ingelheim (S. 354). 1882 Vgl. die nachgewiesene Zeitspanne der Schöffentätigkeit bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXXXV. 1883 Abdruck der Präsenzliste bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CIII f., Fn. 2. Er bezog sich dabei auf das Nieder-Ingelheimer Haderbuch vom 10. Januar 1454 bis 17. Februar 1459 und auch in den folgenden Ausführungen rekurrierte er auf das Gericht in Nieder-Ingelheim. Seltsamerweise fehlt dieses Buch aber in seiner eigenen Aufzählung der Haderbücher [vgl. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX f.]. Im StadtA Ingelheim hat sich dieses Buch nicht erhalten. Allerdings erwähnte LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX ein Haderbuch mit dieser Laufzeit aus Ober-Ingelheim, das allerdings nach Darmstadt verbracht und dort 1944 vebrannt ist. Es lässt sich daher nicht mehr klären, ob der Eintrag tatsächlich aus Nieder-Ingelheim stammte. Aufgrund des gemeinsamen Schöffenkollegiums ist diese Frage aber sekundär. 1458 wird bei der Transsumierung von Urk.n Pfalzgrafs FRIEDRICH VON SIMMERN wiederum ein KARL BUSER als Mitglied des Schöffenkollegs sichtbar [vgl. LOERSCH 1875 (wie Anm. 108), S. 41 (nach 1944 verbranntem Oberhofbuch)], der aber im Gegensatz zum mitgenannten HEINRICH WOLF nicht als Ritter bezeichnet wurde. Ob dies allerdings ein Hinweis darauf ist, dass hier ein anderer KARL BUSER, 1880

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den referierten Verweisen eine weitere, bislang unbekannt gebliebene Person dieses Namens sichtbar würde und dieser KARL BUSER wiederum zuvor kein Schöffen- oder Schultheißenamt in Ingelheim ausgeübt hätte, darf angenommen werden, dass er doch aufgrund der lang anhaltenden Familientradition mit den Rechtsgewohnheiten des Ingelheimer Grundes in Berührung gekommen war, bevor er in Frankfurt sein Amt antrat. HUBERT DRÜPPEL beschrieb es als typisch, dass ein späterer Schultheiß schon früh durch Teilhabe am Rechtsleben eigene vertiefte Rechtskenntnisse erworben hatte.1884 Gewiss dürfte er dann in Kontakt mit seinen Verwandten im Ingelheimer Grund gestanden haben. Wenn aber die gleiche Person in den Quellen sichtbar wird, was sehr wahrscheinlich ist, so bleibt zu eruieren, inwieweit sein Wirken als Schöffe und Schultheiß in Ingelheim Einfluss auf seine Tätigkeit in Frankfurt hatte und möglicherweise Letztere auch auf seine beibehaltene Schöffentätigkeit zurückwirkte. Naturgemäß lassen sich solche Wechselwirkungen schwer nachweisen. Allerdings fand KARL BUSER als Partei in einer Anfrage des Wörrstädter Gerichts an den Ingelheimer Oberhof Erwähnung, zu der zwischen dem 14. Dezember 1451 und dem 17. März 1452 eine Weisung erging. In dieser nun verlangten die Ingelheimer Schöffen in der Weisung ausdrücklich statt der geforderten sieben Eide nur zwei.1885 Bereits ADALBERT ERLER erblickte hierin eine Rechtserneuerung im Hinblick auf die Anzahl der zu leistenden Eide, die nach seiner Vermutung mit KARL BUSER zusammenhängen könnte.1886 Jedenfalls erging die Weisung nach KARL BUSERS Frankfurter Zeit, sodass er vielleicht gerade vor dem Hintergrund der dortigen Rechtsgewohnheiten argumentiert hatte. Denn in Frankfurt scheint es keine Verpflichtung zu sieben Eiden gegeben zu haben.1887 Bemerkenswerterweise lässt sich noch ein weiterer Ingelheimer Schultheiß nachweisen, der nach Frankfurt wechseln wollte. In der Frankfurter Bewerberliste von 1449 findet sich neben KARL BUSER VON INGELHEIM auch WILHELM VON

eben kein Ritterlicher, genannt wurde, darf bezweifelt werden. Viel eher könnte eine ungenaue Niederschrift der Grund sein. 1884 DRÜPPEL 1985 (wie Anm. 3), S. 131 f. 1885 HStA Wiesbaden, Abt. 1016, Nr. 1, Teil 2, fol. 6r, 7r = Beilage II bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 227 f. Das Blatt mit der Oberhofweisung entnahm FRANZ JOSEPH BODMANN, in dessen Nachlass es sich befindet, dem verbrannten Protokollbuch II von 1440–1451 [ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 13, Fn. 5]. Aufgrund der detaillierten Beschreibung des Bandes inklusive der Fehlstellen bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IV f. konnte ERLER 1960 (wie Anm. 211), S. 346–348 die Weisungen der Blätter zeitlich einordnen. 1886 ERLER 1955 (wie Anm. 427), S. 59 f. 1887 Vgl. die knappen Hinweise zur Eidesleistung in Frankfurt von COING 1939 (wie Anm. 11), S. 33 f.

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INGELHEIM.1888 Letzterer war in Frankfurt nicht unbekannt, hatte er doch zusammen mit dem späteren Schultheißen WENZEL VON CLEEN, seinem Mitganerben, Lehen in Frankfurt und Sachsenhausen.1889 Jener WILHELM bezeichnete sich in einem Brief von 1461 an den Rat Frankfurts selbst als WILHELM VON OCKENHEIM1890 und war mit KARL BUSER nicht näher verwandt, was etwa an den unterschiedlichen Siegelbildern beider Familien deutlich wird.1891 WILHELM VON OCKENHEIM war zwischen 1443 und 1455 Ober-Ingelheimer Schultheiß,1892 aber anders als ADALBERT ERLER meinte, nicht mit CHRISTINE VON SACHSENHAUSENPRAUNHEIM, einer Verwandten des Frankfurter Schultheißen RUDOLF VON SACHSENHAUSEN-PRAUNHEIM, verheiratet.1893 Er bekam zwar die Stelle als Schultheiß in Frankfurt nicht, stand aber offenbar mit seinem Reiterknecht

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Vgl. Abb. 8: Bewerberliste um das Frankfurter Schultheißenamt von 1449 (S. 358). Privilegienbestätigungen von 1440 und 1442 in den Einträgen 32 und 709 bei CHMEL 1859 (wie Anm. 1267), S. 5; 85; vgl. hierzu BATTON 1861 (wie Anm. 109), S. 218–221; EULER 1854 (wie Anm. 792), S. 100 f; FRIESE, Die Vikarien St. Thomas und St. Martin im Reichsstift St. Bartholomäus zu Frankfurt (1953), S. 245. 1890 ISG Frankfurt, Schultheißenamt, Nr. 3, Stück Nr. 39. In der Burgkirche von Ober-Ingelheim wiederum hat sich bis heute der Epitaph des am 6. Juni 1465 verstorbenen WILHELM VON OCKENHEIM erhalten [KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 36; Abb.n finden sich bei HENN 1987 (wie Anm. 907), S. 23; PETRY 1974 (wie Anm. 977), S. 74; PECHLOFF 2000 (wie Anm. 199), S. 16 f.; RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 505; eine bildliche Wiedergabe der heute vollständig zerstörten Wappen findet sich bei GEORG HELWICH in der Martinus-Bibl. Mainz, Hs. 225, S. 362 ≆ Druck bei SCRIBA 1855 (wie Anm. 1810), S. 333 (ohne bildliche Wiedergabe der Wappen)]. 1891 Vgl. den Hinweis von BATTON 1861 (wie Anm. 109), S. 219, Fn. 39. Eine Abb. des Siegels WILHELMS VON OCKENHEIM aus dem Jahr 1452 findet sich bei KRÄMER 2000 (wie Anm. 310), S. 29 (nach 1944 verbrannter Vorlage im StA Darmstadt). 1892 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XCVII, Fn. 3. 1893 So ERLER 1949 (wie Anm. 1860), S. 2. Vielmehr war EMMERICH VON OCKENHEIM mit CHRISTINE VON SACHSENHAUSEN-PRAUNHEIM verheirat [EULER 1854 (wie Anm. 792), S. 98; KRÄMER 2000 (wie Anm. 310), S. 78 f.]. Diese wurde wiederum in der Literatur entweder als Tochter [so etwa BATTON, Oertliche Beschreibung der Stadt Frankfurt, Heft 7 (1875), S. 17 f.; ERLER 1949 (wie Anm. 1860), S. 2; KRÄMER 2000 (wie Anm. 310), S. 78 f.], Enkeltochter [so etwa MENDELSSOHN/FATH/DOMES 2012 (wie Anm. 1011), S. 37] oder Schwester [so etwa EULER 1854 (wie Anm. 792), S. 98] des Frankfurter Schultheißen RUDOLF VON SACHSENHAUSEN-PRAUNHEIM angesehen. In Ober-Ingelheim wurden nach WILHELM VON OCKENHEIMS Tod Prozesse um sein Erbe geführt, aus denen hervorgeht, dass er mit MARGRET WINTERBECHER verheiratet war [vgl. etwa StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim 1476–1485, fol. 116r und hierzu KREY, Fallbeispiele aus den Bereichen des Sachenrechts, Erbrechts und der Streitigkeiten mit Handwerkern (2012), S. 130–134; dies deckt sich mit den Angaben im Stammbaum der Familie VON OCKENHEIM bei KRÄMER 2000 (wie Anm. 310), S. 78 f.]. 1889

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GAPHENNE in einem Sold- und Treueverhältnis zu Frankfurt.1894 In der Bewerberliste von 1449 findet sich neben WILHELM VON OCKENHEIM und KARL BUSER sogar noch ein weiterer Ingelheimer Schöffe, WILHELM WINTERBECHER.1895 Dies ist auch deshalb bemerkenswert, da WILHELM VON OCKENHEIM mit MARGARETA WINTERBECHER, offenbar einer Verwandten, verheiratet war.1896 Die Bewerberliste belegt jedenfalls, neben den bereits seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert nachweisbaren politischen Beziehungen,1897 abermals die engen personellen Verflechtungen, die in Frankfurt im Amt des Schultheißen kulminieren konnten.

b. Gelnhausen Auch in Gelnhausen hatte der Schultheiß1898 eine zentrale Stellung inne, da er als Vorsitzender mit den Schöffen das Gericht hegte.1899 Bei aller Vorsicht angesichts 1894

Vgl. hierzu die Ausführungen von ERLER 1949 (wie Anm. 1860) passim im Zusammenhang mit einer Raub- bzw. Fehdesache, in die sein Reiterknecht gegen Frankfurt verwickelt war. 1895 Dass er Schöffe in Ingelheim war, zeigt wiederum die Präsenzliste vom 13. September 1457 [wie Anm. 1883]. 1896 Vgl. hierzu Anm. 1893. 1897 Im Zusammenhang mit dem Städtekrieg schlossen bspw. 1388 die beiden Städte Frankfurt und Mainz mit den beiden Ingelheim und Groß-Winternheim einen Vertrag zur Sicherung der beiderseitigen Angehörigen im Streit mit dem Herzog von Bayern [ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 14, fol. 45v–46r (Urk. 54 vom 6. Oktober 1388) ≙ Regest bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 182]. Die Ingelheimer Folgeprozesse des Städtekrieges beleuchteten ERLER, Kriegsschäden Neutraler im Städtebundkrieg 1388 (1983), S. 33–43 und ERLER 1994 (wie Anm. 91), S. 16–50. 1898 Im Hinblick auf die Benennung in den Quellen bemerkte KARL SCHMERBACH, dass nach der Verpfändung von 1349 wechselnd zunächst Schultheiß und Amtmann als Bezeichnung parallel verwendet worden seien, bis sich Letztere durchgesetzt habe [Grimmelshs.-Bibl. Gelnhausen, Gln 2 REG I 18513, S. 87]. An dieser Einschätzung sind aber Zweifel angebracht, denn HERZOG/BOTT, Gelnhausen, Kr. Gelnhausen (1957), S. 184 beschrieben, dass es seit dem 16. Jh. neben dem Schultheißen auch einen Amtmann gegeben habe. Die Quellen deuten in der Tat auf zwei unterschiedliche Ämter hin: 1472 wurden bspw. BALTHASAR als Amtmann und KASPAR FORSTMEISTER VON GELNHAUSEN als Schultheiß eingesetzt [Regest 2591 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1069], 1474 wurde BALTHASAR dann wieder nur als Amtmann genannt [Regest 1613 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1076], kurz darauf aber auch als Amtmann und Schultheiß [Regest 1622 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1078]. Möglicherweise war er zwischenzeitlich zum Schultheißen ernannt worden, wobei eine synonyme Wortverwendung anhand dieser Beispiele aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. In Frankfurt hingegen scheinen Amtmann und Schultheiß tatsächlich sinngleich gebraucht worden zu sein, jedenfalls findet sich etwa im Dienstbrief WENZEL CLEENS als Schultheiß vom 2. Dezember 1450 die Formulierung »als ich ir Schultheiß und Amptmann bin« [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 44], ohne dass ersichtlich wird, dass er neben dem Schultheißenamt noch eine weitere Funktion wahrnahm. Ebenso ist in Ingelheim eine gleichbedeutende Wortverwendung belegt, etwa in Eintrag 566 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 24.

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der Quellengrundlage scheint es zunächst aber kaum Adelige in diesem Amt gegeben zu haben. Vielmehr wurde es offenbar früh von den städtischen Eliten besetzt. 1251 wurde etwa der zuvor als Schöffe erwähnte FRIEDRICH UNGEFÜGE als Schultheiß erwähnt,1900 1259 dann ein Mitglied der Familie FUSSECHIN.1901 Im beginnenden 14. Jahrhundert änderte sich dies aber und es finden sich überwiegend Adelige des Umlandes als Schultheißen,1902 häufig solche aus der Familie der FORSTMEISTER VON GELNHAUSEN1903 und regelmäßig Gelnhäuser Burgmannen.1904 Nur noch vereinzelt werden Mitglieder alteingesessener Familien in diesem Amt in den Quellen genannt.1905 Hierbei konnte es aber durchaus zu Ämterhäufungen kommen, beispielsweise von Bürgermeister- und Schultheißenamt.1906 Im Stadtbuch des HARTMANN BRELL wurde eigens bei der Wiedergabe einer Urkunde von 1420, in der JOHANN VON BREIDENBACH als Schultheiß sichtbar wird, in einem nachträglichen Zusatz in anderer Schrift darauf hingewiesen: »NB dieser schŭltes Johann von Breidenbach ist hernach in A° 1422 laŭt alten Pergamentbŭchs in qŭart eingebŭnden aŭch zŭ einem Burgermeister erwelet worden, wie Johann v˘. Glaŭburg aŭch schultes ŭnd Bürgermeister ŭnd sonst seines handwercks ein Metziger allhie gewesen.«1907

Wahrscheinlich ist mit dem alten Pergamentbuch das Bürgerbuch gemeint, in dem auf seine Wahl 1422 ausdrücklich hingewiesen wurde.1908 Beim ebenso er1899

Vgl. JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 159 unter Verweis auf seine Untersuchung des verschollenen Gerichtsbuchs von 1465–1471. 1900 Wie Anm. 1693. 1901 Wie Anm. 1698. 1902 Vgl. die sicherlich nicht vollständige Auflistung der Schultheißen in der Grimmelshs.-Bibl. Gelnhausen, Gln 2 REG I 18513, S. 88 (m. w. Nachweisen) sowie die Liste der Amtmänner bei ACKERMANN 2006 (wie Anm. 797), S. 167. 1903 Vgl. zu dieser Familie auch JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 193–196; SCHÄFER, Das Geschlecht der Forstmeister v. Gelnhausen (1963), Sp. 99–106 passim. 1904 HERZOG/BOTT 1957 (wie Anm. 1898), S. 184. 1905 Im Dezember 1408 wird bspw. HENNE RORBACH als solcher sichtbar [Vermerk vom 13. Dezember 1408 unter einer Privilegienabschrift im ISG Frankfurt, RS I, Nr. 1124/2 ≙ Regest 1124 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 64 ≙ Regest 1390 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 602 f.] und im verschollenen Gelnhäuser Schöffengerichtsbuch von 1465–1471 wurde 1466 CONTZ SCHATZEN als Schultheiß genannt [nach JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 451]. 1906 In Frankfurt hingegen ist die erste Häufung beider Ämter 1612 belegt [MATTHÄUS 2012 (wie Anm. 789), S. 22]. 1907 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 31r ≙ Regest 1638 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 702, Fn. 74. 1908 StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 44v. Im Jahr 1427 wird JOHANN VON BREIDENBACH nochmals als Bürgermeister sichtbar, allerdings neben JOHANN VON BÜNAU als Schultheiß [StBibl. Berlin,

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wähnten JOHANN GLAUBURGER muss die Ämterhäufung allerdings vor 1420 bestanden haben.1909 Seine Karriere in Gelnhausen lässt sich in den Quellen nachvollziehen. Erstmals fand er 1406 überhaupt als erstes Mitglied der Familie GLAUBURGER in Gelnhausen und hierbei sogar als Jungbürgermeister Erwähnung,1910 1407 dann auch als Ratsmann.1911 Im Jahr 1408 wurde er dann als erster Bürgermeister bei den Bürgeraufnahmen genannt,1912 sodass er offenbar zwischenzeitlich zum Schöffen gewählt geworden war, wenngleich er erst ab 1411 ausdrücklich als solcher mehrfach genannt wurde.1913 In den Jahren 1415 bis 1418 tauchte er schließlich als Schultheiß in den Quellen auf.1914 Im Jahr 1418 wurde er zudem als Bürgermeister genannt1915 und HARTMANN BRELL vermerkte in einem Gerichtsfall am 4. Januar 1418 »von geheiße des Schulth(eißen) d(er) auch darzu itzund Burg(er)meist(er) ist mit name(n) Johann von Glauburg(er) vorg(enant)«,1916 bis er 1419 dann als der alte Schultheiß bezeichnet wurde.1917 Anfang 1418 war JOHANN GLAUBURGER aber lediglich als Vizeschultheiß bezeichnet worden.1918 Es bleiben daher mögliche Unsicherheiten aufgrund von Namensgleichheiten, denn in den Ms. germ. fol. 1850, fol. 133r ≙ Regest 1861 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 793], sodass er dieses Amt zwischenzeitlich wohl aufgegeben hatte. 1909 Nach JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 197 war er 1412, 1417 und 1420 Schultheiß, nach KARL SCHMERBACH von 1415–1417 [Grimmelshs.-Bibl. Gelnhausen, Gln 2 REG I 18513, S. 88]. 1910 StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 41r. 1911 ISG Frankfurt, RS I, Nr. 1015 ≙ Regest 1015 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 59 ≙ Regest 1359 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 592. 1912 StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 41v. Als erster Bürgermeister wurde er zudem genannt in den Jahren 1412 [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 42r], 1417 [a. a. O., fol. 42v] und 1420 [a. a. O., fol. 42r], daneben 1418 auch nur als Bürgermeister [StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 181r]. 1913 StA Darmstadt, C 1 A, Nr. 47, fol. 25r-v (alt: fol. 20r-v; Urk. 39) ≙ Regest 1432 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 618 (1411); StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 49v (1412) und fol. 79r (1413). 1914 StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 118v (1415) und fol. 141v (1416); Regest 1522 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 651 (1416); StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 172v, 176r, 176v, 177r (1417); UniBibl. Kassel, Landes- und Murhard‘sche Bibl., 2° Ms. Hass. 253, fol. 78r–79v (alte Folierung) = Druck bei JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 444 ≙ Regest 1540 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 658 (1417); StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 180r, 187v (1418). 1915 Wie Anm. 1912. 1916 StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 176v; zuvor am 20. Dezember 1417 auch als »Schultheiß und Burg(er)meist(er)« [a. a. O., fol. 176r]. 1917 StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 195v, 196v. Im gleichen Jahr taucht HENNE VON BÜNAU als Schultheiß auf [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 1733 ≙ Regest 1733 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 98 ≙ Regest 1572 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 680 sowie StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 194v]. 1918 StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 177v.

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Schöffengerichtsprotokollen von 1411 bis 1419 werden neben HEINCZ und HERMANN auch JOHANN und HENNE GLAUBURGER erkennbar.1919 Ebenso wurden in der Gelöbnisurkunde von 1431 neben HERTHE und FRITZ GLAUBURGER die Herren HENNE und JOHANN GLAUBURGER als Metzger aufgeführt.1920 Da die Namen HENNE und JOHANN aber in der Überlieferung für die gleiche Person mitunter abwechselnd verwandt wurden, könnten in den oben referierten Quellen zwei unterschiedliche Personen sichtbar werden, ohne dass eine Unterscheidung heute noch zweifelsfrei möglich wäre. Darüber hinaus war er oder eine namensgleiche Person auch 1426,1921 14301922 und 1433 Bürgermeister Gelnhausens.1923 Im Stadtbuch des HARTMANN BRELL wiederum wurde in anderer Schrift zu einem Eintrag von 1433 am Rande notiert: »NB. Johann glaŭbŭrger Schŭltes ŭnd burg(er)meister.«1924 Leider ist für das Jahr 1433 in anderen Urkunden keine Schultheißennennung verbürgt, aber im Januar 14361925 wird HENNE VON BÜNAU als Schultheiß genannt, sodass 1433 vielleicht eine Vertretung vorlag, die sich, wie in Frankfurt häufig auch, in der Niederschrift nicht von der eigentlichen Amtsträgerstellung unterscheiden lässt. Gänzlich ausgeschlossen werden kann aber dennoch nicht, dass JOHANN GLAUBURGER 1433 nochmals kurzzeitig beide Ämter in sich vereinte. Im September 1436 schließlich wurde er als selig bezeichnet, sodass er zwischenzeitlich verstorben sein musste.1926 Schultheiß und Schöffe war er demnach vermutlich wohl von 1415 bis 1418, zugleich alter Bürgermeister in den Jahren 1417 und 1418. Hinweise auf eine Regelwidrigkeit der Häufung, wie dies KARL SCHMERBACH beschrieb, finden sich in den Quellen dabei nicht.1927 Häufiger noch als beim Schultheißenamt, das mehrfach im 15. Jahrhundert nicht mehr von Bürgern besetzt wurde, finden sich Ämterhäufungen allerdings beim Vize- oder Unterschultheißen. In den Ratsprotokollen wurde etwa erwähnt, dass der Schöffe KONRAD HOCHGEMUT 1483 auch Unter-

1919

Vgl. die Auswertung in Grimmelshs.-Bibl. Gelnhausen, Gln 2 REG I 18513, S. 43. StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 194r ≙ Regest 1942 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 832. 1921 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 86v, 155v ≙ Regesten 1835, 1837 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 776 f. 1922 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 190r ≙ Regest 1915 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 822. 1923 PfarrA der kath. Domgemeinde Wetzlar, Urk.n, Nr. 462 ≙ Regest 818 bei STRUCK 1969 (wie Anm. 1745), S. 436 ≙ Regest 1999 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 858. 1924 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 136v. 1925 StA Marburg, Urk.n 61, Nr. 210 ≙ Regest 2074 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 888. 1926 ISG Frankfurt, RS I, Nr. 3515 ≙ Regest 3315 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 138 ≙ Regest 2081 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 890. 1927 So aber SCHMERBACH 1962 (wie Anm. 191), S. 18. 1920

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schultheiß war.1928 Aus den Quellen lässt sich zudem erschließen, dass PETER KRUG 1468 als Unterschultheiß1929 sowie JOHANN LUDWIG 1470 und 1476 als Vizeschultheiß1930 fungierten. Zwar fällt auf, dass KONRAD HOCHGEMUT dieses Amt neben seiner Funktion als Schöffe ausführte sowie die anderen beiden wenigstens später als Schöffen belegt sind und es möglicherweise auch schon während der Ausübung des Vize- beziehungsweise Unterschultheißenamtes waren. Jedoch lässt sich aus diesen wenigen Belegen nicht ableiten, dass es einen regelmäßigen Zusammenhang gegeben hätte.1931 Allerdings finden sich weitere Belege aus dem 13. und 14. Jahrhundert, die darauf hindeuten, dass wenigstens häufig das Amt des Unterschultheißen mit Bürgern besetzt wurde.1932 So erwähnte etwa BERNHARD RORBACH in seiner familiengeschichtlichen Abhandlung um 1480 für den 22. Dezember 1468 »und(er)schultheiß und uff die selbige ziit burg(er)meist(er) zu gelnhuß(en) gen(an)t Hanß lodwig«.1933 Jener hatte diese Ämterhäufung offenbar ebenso auch 1476 inne.1934 Dass Schöffen zugleich als Schultheißen tätig wurden, mag möglicherweise in ihrer Nähe zur gerichtlichen Tätigkeit begründet liegen, was sie vielleicht für dieses Amt besonders qualifizier1928

Wie Anm. 1580. Wie Anm. 1633. 1930 Wie Anm. 1634. 1931 Wie es aber bei EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 10 anklang. Im nahen Friedberg entstammte der Schultheiß bspw. regelmäßig der städtischen Oberschicht der Schöffen [PRESS 1986 (wie Anm. 762), S. 10]. 1932 Im Jahr 1248 wurde »Wortwino viceculteto filio Bertoldi Magni« erwähnt [Eintrag 251 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 187 ≙ Regest 40 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 50]; 1244 wurde bereits »Wortwinus subsculthetus« genannt [Eintrag 230 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 175 ≙ Regest 34 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 47 ≙ Regest 37 bei BAUR 1851 (wie Anm. 804), S. 25 und Eintrag 231 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 176 ≙ Regest 35 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 47 f.]. Die Familie GROß erlangte schon früh Bedeutung in Gelnhausen, was auch daran ersichtlich wird, dass ein Familienmitglied bereits im ersten Wetterauer Bündnisbrief von 1285 auftaucht [wie Anm. 1693]. 1258 wurde ANSELM UNGEFÜGE, Bruder des Schultheißen FRIEDRICH UNGEFÜGE, als Unterschultheiß bezeichnet [Eintrag 334 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 244 ≙ Regest 67 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 62 und Eintrag 343 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 253 ≙ Regest 71 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 64]. Im gleichen Jahr wurde ein ansonsten nicht weiter beschriebener ANSELMUS nebst seinem Vater als Schöffe aufgeführt [Eintrag 344 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 253 ≙ Regest 69 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 63], wahrscheinlich der oben Genannte, denn in Eintrag 346 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 255 ≙ Regest 72 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 65 wurde wieder »Heinricus filius Anshelmi« genannt und diesmal ANSELM mit Nachnamen INEPTUS geführt, der Latinisierung von UNGEFÜGE. Die Familie ist in Gelnhausen seit 1244 nachweisbar [vgl. ZIEG 2007 (wie Anm. 1691), S. 50–62]. 1933 ISG Frankfurt, Chroniken, Nr. 48, S. 23 = Druck bei FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 177. 1934 Wie Anm. 1634. 1929

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te. Im Großen und Ganzen ergibt sich jedoch ein ähnliches Bild wie in Frankfurt, wo zwar die Bürger regelmäßig das Schultheißenamt nicht besetzten, dafür aber häufig Schöffen den Schultheißen vertraten.1935 Dies deutet erneut darauf hin, dass Schultheiß und Schöffen in engem Zusammenhang gesehen werden müssen, was die Einsetzung durch die Pfandherren in Gelnhausen wie auch in Frankfurt bis 1372 zunächst nicht vermuten lässt.

c. Ingelheimer Grund Im Ingelheimer Reichsgrund gab es ebenfalls vom König benannte Schultheißen als Vertreter vor Ort, unter deren Vorsitz die Schöffen zusammentraten. Ähnlich wie in Gelnhausen gab es zunächst bis ins 14. Jahrhundert hinein nichtadelige Schultheißen, doch schon im 15. Jahrhundert war das Amt ganz den Adeligen vorbehalten.1936 Infolge der Verpfändungen ging das Einsetzungsrecht auf die jeweiligen Pfandinhaber über, die sich meist adeliger Männer zur Besetzung des Schultheißenamtes bedienten. Da in Ober-Ingelheim allerdings eine ganze Reihe von adeligen Familien ansässig war, tauchen in den Quellen häufig Schultheißen aus einer dieser eingesessenen Familien auf.1937 Vergleichbar mit Gelnhausen wurden mitunter ebenso im Ingelheimer Grund Schöffen zu Schultheißen ernannt.1938 Bereits für das 14. Jahrhundert lässt sich dies zeigen. In NiederIngelheim wurde beispielsweise 1336 »Voltzo dictus Spansheymere, scultetus et scabinus«1939 unter den Schöffen aufgeführt und 1356 JOHAN SIBODE als »schultheiss und scheffen«1940 bezeichnet. Es kommt sogar der Eindruck auf, dass diese Verbindung die Regel wurde. Im Jahr 1443 wurden in einem Weistum etwa sowohl der Ober-Ingelheimer als auch der Nieder-Ingelheimer Schultheiß als »mitscheffengeselle« bezeichnet.1941 Aus dem ebenfalls 1375 an die Kurpfalz verpfändeten Nierstein ist bekannt, dass die Schöffen ein Vorschlagsrecht für den Schultheißen besaßen,1942 was in gleicher Weise für Ingelheim vorstellbar ist. Ein Ober1935

Vgl. zu Frankfurt insbesondere Anm. 1837. Vgl. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XCVIII f. 1937 CLASSEN 1964 (wie Anm. 914), S. 126 f.; 136 f.; ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 179. 1938 Vgl. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XCIX. 1939 Eintrag 1059 bei BAUR 1863 (wie Anm. 845), S. 122 (nach 1944 verbranntem Original in Darmstadt). 1940 Nach LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XCV, Fn. 2 (nach einer Urk. aus dem 1944 verbrannten Ingelheimer Kopiar). 1941 Beilage 7 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 495 (nach dem verbrannten Protokollbuch II). 1942 SCHMITT, Nierstein in kurpfälzischer Zeit (1992), S. 71. 1936

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hofurteil aus dem Jahre 1454 ging sogar eigens auf das Spannungsverhältnis dieser Ämterdopplung ein und stellte klar: »ist der scholtheiss ein scheffen, so benimpt sichs dan of den eit, den er dem scheffenstule getan hait […]; ist er aber kein scheffen, benimpt er sichs dan of den eit, den er den gerichtshern getan hait.«1943

Offenbar konnte es also zu Kollisionen der Amtspflichten kommen. Daneben gab es Unterschultheißen im Ingelheimer Grund. Zunächst konnte der jeweilige Schultheiß seinen Unterschultheißen vermutlich frei bestimmen, worauf einige Haderbucheinträge aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts hinweisen.1944 Ein Vergleich des Pfalzgrafen als Pfandherren in einem Streit zwischen dem Schultheißen und der Gemeinde von Ingelheim vom 23. September 1467 zeigt jedoch, dass es wenigstens in dieser Zeit wohl regelmäßig Unterschultheißen gab, die dem Rat zu entnehmen waren, den es in Ober- und Nieder-Ingelheim trotz fehlender Stadtqualitäten gab: »Item von des unterschultesen wegen, soll der schultes einen aus dem ratt nennen undt den sezen als recht ist.«1945 Möglicherweise, so vermutete bereits HUGO LOERSCH, war eine Art Kompensation eingetreten. Je mehr das Amt des Schultheißen adeligen Personen vorbehalten blieb, desto mehr drängten die nichtadeligen in das Unterschultheißenamt.1946 Der Vergleich von 1467 des Pfalzgrafen gab dem möglicherweise Ausdruck. Die personellen Verflechtungen zwischen Urteilern und Schultheißen waren in Ingelheim deshalb im Ergebnis vermutlich noch stärker ausgeprägt als in Gelnhausen oder Frankfurt. Zwangsläufig war das Zusammentreffen beider Ämter in einer Person aber auch am Ingelheimer Gericht nicht.1947

1943

Eintrag 319 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 380. Ebenfalls in der Anfrage in Eintrag 568 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 25 (1403) ist diese mögliche Kopplung erkennbar. 1944 Vgl. die Exzerpte bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXXVIII, Fn. 5. 1945 Beilage XL bei BÜTTINGHAUSEN 1776 (wie Anm. 841), S. 392 (nach Abschrift, ohne genaue Quellenangabe). In dieser Urk. wurden daneben weitere Rechte und Pflichten des Schultheißen in Ingelheim aufgezählt. 1946 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XCIX. 1947 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XCIX.

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3. Gerichtsschreiber a. Forschungsstand In ihrer Bedeutung für die Gerichtsbarkeit nicht unterschätzt werden dürfen schließlich die fest angestellten Stadt- beziehungsweise Gerichtsschreiber. Im Folgenden werden im Anschluss an MANFRED SCHMIED hierunter solche Schreiber gefasst, die in einem festen Anstellungsverhältnis mit der entsprechenden Institution standen, das heißt nicht nur gelegentlich tätig wurden, ihr durch einen Eid verbunden waren und für diese Tätigkeit einen Sold erhielten.1948 Die Bedeutung der Gerichtsschreiber gerade für die Oberhoftätigkeit ist bereits häufiger in der Literatur herausgehoben worden. So vermutete EBERHARD ISENMANN sogar, dass es vorwiegend dem Gerichtsschreiber oblegen habe, Oberhofanfragen zu beantworten.1949 ADALBERT ERLER wiederum führte in Bezug auf den Ingelheimer Oberhof aus, dass der Schreiber die Urteile selbstständig formuliert habe und selbst rechtskundig gewesen sei, sodass sein Rat die Weisungen des Gerichts nicht selten beeinflusst haben dürfte.1950 Für KLAUS-PETER SCHROEDER hob sich der Schreiber eines Gerichtes mit Oberhoffunktion dann auch von anderen Schreibern, besonders in Bezug auf seine Bildung, ab.1951 Wenngleich sich diese Annahmen mit Quellen kaum erhärten lassen, so ergab sich die große Bedeutung des Gerichtsschreibers doch vermutlich schon aus der geringen Alphabetisierung der Bevölkerung,1952 mitunter sogar der Urteiler.1953 Ein Indiz für die große Bedeutung des Schreiberamtes ist die Besoldung, denn in größeren Städten wurde das Stadtschreiberamt im Gegensatz zu den meisten anderen Ämtern früh auskömmlich 1948

Vgl. SCHMIED 1979 (wie Anm. 887), S. 4. ISENMANN 2007 (wie Anm. 348), S. 256. 1950 ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 181. Ähnlich SCHULTZE-PETZOLD, Das älteste Gerichts- und Protokollbuch des halbschöffenbaren Niedergerichts zu Flörsheim (1973), S. 23: »Er [der Gerichtsschreiber] war meistens das durch seine Ausbildung in geistlichen Schulen einzige Mitglied des Gerichts, welche theoretische Rechtskenntnisse im eigentlichen Sinne besitzen konnte und auch besaß. Er war oft der lateinischen Sprache mächtig und stellte damit eine Art Katalysator zwischen den Einflüssen gelehrten Rechts von Seiten der geistlichen Gerichtsherrschaft und der Gerichtspraxis der Laienrichter im Schöffengericht dar.« 1951 SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 308 f. (in Bezug auf Wimpfen). 1952 Zu Recht wies etwa WADLE 1977 (wie Anm. 412), S. 503 f. darauf hin, dass über Jh.e hinweg nur ein kleiner Personenkreis alphabethisiert war. 1953 Ebenso ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 181. Noch in der fünften überarbeiteten Auflage der Solmsischen Landordnung JOHANN FICHARDS von 1716 ist im IV. Titel zum Gerichtsschreiber zu lesen: »Derweil auch an eines Gerichts-Schreibers Person sonderlich viel gelegen / nach dem die Schoͤ pffen an den Untergerichten offtmals mehrertheils weder schreiben noch lesen können / und also dem Gerichts-Schreiber alles / so in die Gerichts-Buͤ cher soll eingeschrieben werden« [nach FICHARD 1716 (wie Anm. 101), S. 5]. 1949

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entlohnt.1954 Plausibel erscheint zudem, dass die Stadtschreiber bedeutenden Einfluss auf die Ausgestaltung der Schriftform der Verwaltung gehabt haben,1955 dementsprechend analog die Gerichtsschreiber auf die Ausformung der gerichtlichen Urkunden und Bücher. Die große Bedeutung der Schreiber zeigt exemplarisch das Vorgehen des Nürnberger Rates, der trotz der Verpfändung des Schultheißenamtes beziehungsweise Stadtgerichts zwischen 1323 und 1339 sowie von 1369 bis 1385 seinen Einfluss auf die Kanzleiführung im Stadtgericht sicherte.1956 Hierbei bildeten nicht alle Städte neben dem Stadtschreiber einen eigenen Gerichtsschreiber aus, was möglicherweise ein Gradmesser für die Bedeutung der Gerichtsbarkeit darstellt.1957 Obgleich die Oberhofweisung von Mündlichkeit geprägt war,1958 so kann dennoch als These angenommen werden, dass sich vor allem an denjenigen Schöffengerichten bedeutende Oberhöfe ausbilden konnten, die schon früh über einen eigenen Schreiber verfügt haben, weil im Verfahren durchaus Schriftlichkeit erforderlich war. Der Gerichtsschreiber ist damit als Teil der notwendig „professionellen“ Organisation des als Oberhof tätigen Schöffengerichts zu verstehen.

b. Frankfurt Auffallend ist zunächst, dass in den Städten der Wetterau Stadtschreiber im Vergleich zum Süden des Reiches erst relativ spät urkundlich nachweisbar sind,1959 wenngleich durchaus nicht immer angenommen werden darf, dass ein Auftauchen in den Quellen mit dem Zeitpunkt der Schaffung des städtischen Amtes zusammenfällt. In Frankfurt ist der erste in den Quellen greifbare1960 Stadtschreiber der seit 1954

DRÜPPEL 1985 (wie Anm. 3), S. 386. KLUGE 1998 (wie Anm. 89), S. 35. WILLOWEIT 2001 (wie Anm. 159), S. 376 wiederum hob hervor, dass die Rationalisierung von Verwaltung und Gericht durch schriftliche Aufzeichnungen in der Regel nicht auf die direkte Einflussnahme von Juristen zurückgeführt werden könne. 1956 SCHULTHEIß 1964 (wie Anm. 347), S. 276. 1957 STEIN, Deutsche Stadtschreiber im Mittelalter (1895), S. 44 sah demgegenüber die Personalunion von Stadt- und Gerichtsschreiber als Regelfall an. 1958 Vgl. hierzu die detaillierten Ausführungen ab S. 517. 1959 Vgl. hierzu WIENKER-PIEPHO, „Je gelehrter, desto verkehrter“? (2000), S. 34, die allerdings unter Bezug auf ELSENER, Notare und Stadtschreiber (1962), S. 9 in Frankfurt erst ab 1300 einen Stadtschreiber sah. Jener allerdings nahm an der entsprechenden Stelle, ohne eine Quelle zu nennen, auf das Auftreten öffentlicher Notare Bezug, nicht auf öffentliche Stadtschreiber und Notare, wie bei SABINE WIENKERPIEPHO zu lesen ist. 1960 GEORG LUDWIG KRIEGK begann sein Verzeichnis der Schreiber in Diensten der Stadt 1232 mit »Berhdold(us) notari(us). canon(ici) frank(en)vorden(ses)« [nach Solms-Hohensolms-Lich‘sches Archiv zu Lich, Arnsburger Urk.n, Nr. 42 (Wickstadt, Nr. 3) = Eintrag 97 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie 1955

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1288 häufiger in Zeugenlisten städtischer Urkunden genannte »Theodericus notarius«,1961 der 1295 und 1310 ausdrücklich als »notarius Frank(envordensis)«1962 bezeichnet wurde. Die Schaffung eines eigenen Schreiberamtes könnte mit dem Schöffengericht zusammenhängen, das seit den 1220er-Jahren in Frankfurt verbürgt ist. Vermutlich stieg schon bald die Schriftlast derart an, dass noch im 13. Jahrhundert ein städtischer Schreiber notwendig wurde. Leider geben die Urkunden über die

Anm. 517), S. 50 ≙ Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 57 (ohne Quellenangabe) ≙ Regest 30 bei BAUR 1851 (wie Anm. 804), S. 203 (angeblich nach Urk. in Darmstadt) ≙ Regest 3276 bei SCRIBA 1849 (wie Anm. 701), S. 261 ≙ Regest 7 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 433], meldete aber selbst Zweifel daran an, ob hier wirklich ein städtischer Schreiber genannt wurde [KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 322]. Diese Bedenken sind berechtigt, geht aus der Quelle doch nur hervor, dass er Schreiber war, nicht aber, in wessen Diensten er stand. 1961 Erstmals erwähnt am 3. September 1288 nur als »Th. notar(ius)« [Solms-Hohensolms-Lich‘sches Archiv zu Lich, Arnsburger Urk.n, Nr. 293 (Frankfurt 22s) = Eintrag 552 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 267], ab 1291 als »Theodericus notarius« [Eintrag CCXV bei GUDENUS, Codex Diplomaticus, Bd. 2 (1747), S. 266 vom 25. Januar (ohne Quellenangabe) = Eintrag 590 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 287 ≙ Regest 1853 bei GOERZ 1886 (wie Anm. 1251), S. 415], zudem 1292 [Eintrag 606 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 296 vom 10. April (nach einer neuzeitlichen Abschrift) ≙ Regest 312 bei DERTSCH, Die Urkunden des Stadtarchivs Mainz, Teil 1 (1962), S. 112 f. und Solms-Hohensolms-Lich‘sches Archiv zu Lich, Arnsburger Urk.n, Nr. 325 (Frankfurt, Nr. 11) vom 25. November = Eintrag 620 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 309], 1293 [SolmsHohensolms-Lich‘sches Archiv zu Lich, Arnsburger Urk.n, Nr. 329 (Eschenheim, Nr. 6a) vom 13. April = Eintrag 632 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 316 = Eintrag 733 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 534 ≙ Regest 250 bei BAUR 1851 (wie Anm. 804), S. 176 f.], 1294 [ISG Frankfurt, Deutschordenskommende. Urk.n, Nr. 44 vom 29. September = Eintrag 659 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 327], 1295 [HStA Wiesbaden, Abt. 86, U 39 vom 25. Januar = Eintrag 667 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 331 ≙ Regest 1189 bei SAUER 1886 (wie Anm. 675), S. 703], 1296 [HStA Wiesbaden, Abt. 86, U 40 vom 1. März = Eintrag 690 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 340 ≙ Regest 1206 bei SAUER 1886 (wie Anm. 675), S. 713], 1305 [StA Marburg, K, Nr. 234, fol. 2v–3r (Urk. 6) vom 30. September = Eintrag 865 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 444], 1307 [StA Marburg, K, Nr. 234, fol. 3v–4r (Urk. 8) = Eintrag 891 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 462 und ISG Frankfurt, Heiliggeistspital, Nr. 46 vom 7. Dezember = Eintrag 893 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 463] und letztmals 1310 [ISG Frankfurt, Dominikaner-Kloster. Bücher, Nr. 2, fol. 70v–71r (alt: fol. 58v–59r) vom 29. Mai = Eintrag 929 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 480]. 1962 Am 25. Januar 1295 [HStA Wiesbaden, Abt. 86, U 39 = Eintrag 667 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 331 ≙ Regest 1189 bei SAUER 1886 (wie Anm. 675), S. 703] und am 29. Mai 1310 [ISG Frankfurt, Dominikaner-Kloster. Bücher, Nr. 2, fol. 70v–71r (alt: fol. 58v–59r) = Eintrag 929 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 480]. SCHMIEDER 2000 (wie Anm. 1484), S. 135, Fn. 7 gab hier fälschlicherweise 1299 an.

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Ausbildung von THEODERICUS nichts preis.1963 Er tritt bis Mai 1310 in den Quellen in Erscheinung.1964 1311 findet sich dann ein »m(a)gi(ster) Ebirhardus civitatis frankenvorden(sis) notarius«1965 und nochmals 1316.1966 Er könnte studiert gewesen sein, sicher lässt sich dies freilich aus dem Titel nicht ableiten.1967 Der nächste Stadtschreiber wird erstmals am 7. Januar 1320 als »Gumprach Pungnus unse Stede Schrib(er)« in einem Brief von Schultheiß, Schöffen und Rat Frankfurts als Verkäufer einer Rente erkennbar.1968 Er hatte das Amt offenbar sehr lange inne, denn letztmals erwähnen ihn die Quellen am 17. Oktober 1341 in Funktion.1969 Wahrscheinlich war er Geistlicher, denn 1312 wurde ein GUMBRECHT PUGNUS als Kanoniker des Kapitels der Frankfurter Kirche der Heiligen Maria erwähnt.1970 1342 wurde er in einigen Urkunden dann als Vikar des St. Peterstifts in Mainz im Zusammenhang mit seinem Haus in Frankfurt genannt1971 sowie ein weiteres Mal

1963

SCHMIEDER 2000 (wie Anm. 1484), S. 135, Fn. 7 machte ihn zum »magister«, was, soweit ersichtlich, den bekannten Quellen nicht entspricht. Deutlich wird nur aus den Zeugenlisten, dass er Bürger Frankfurts war [SCHMIEDER 2000 (wie Anm. 1484), S. 135, Fn. 7]. 1964 Nachweise in Anm. 1961. 1965 Solms-Hohensolms-Lich‘sches Archiv zu Lich, Arnsburger Urk.n, Nr. 525 (Frankfurt 22z) = Eintrag 944 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 489 vom 29. August 1311. Die Auflistung der Stadtund Ratsschreiber bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 833 beginnt mit ihm, aber bereits 1310. Die Bezeichnung ›notarius civitatis‹ war bis zum Ende des 14. Jh.s im ganzen Reich üblich [UHDE, Die Lüneburger Stadtschreiber (1977), S. 188; WIENKER-PIEPHO 2000 (wie Anm. 1959), S. 38]. 1966 StA Darmstadt, C 1 A , Nr. 39, fol. 26r vom 1. August 1316 ≙ Regest 122 bei BATTENBERG 1981 (wie Anm. 1174), S. 44. 1967 WILLOWEIT 1996 (wie Anm. 1538), S. 259, Fn. 198 wies bereits darauf hin, dass der mitunter in der Literatur vorgenommene Schluss aus dem Magistertitel auf ein Universitätsstudium bis zur Mitte des 13. Jh.s und auch darüber hinaus unsicher ist. In Ingelheim etwa bezeichnete das deutsche Äquivalent ›Meister‹ einen Handwerksmeister [ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 266]. 1968 HStA Wiesbaden, Abt. 5, U 3 = Eintrag 130 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 110. Am 2. August 1329 wurde er dann als »Notario opidi Frankenfordenses« bezeichnet [Abschrift im ISG Frankfurt, Fichard’s Geschichte der Geschlechter Frankfurts, Nr. 79 (Faust v. Aschaffenburg), fol. 39r, Urk. Nr. 1 (Abschrift »ex. Copia Bodmanni«) = Eintrag 360 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 267 f.]. Bei KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 332 findet sich hingegen als erster Hinweis auf seine Tätigkeit als Stadtschreiber ein heute nicht mehr zugänglicher Bedebucheintrag von 1328. 1969 StA Marburg, Urk.n 37, Nr. 1348 = Eintrag 708 bei WYSS, Hessisches UB., Abt. 1,2 (1884), S. 501. Offenbar hatte er 1338 einen Schüler: »Pungn(us) Schriber Heinr(ich) sin Schuler« [ISG Frankfurt, Insatzbücher, 1328–1341 (I), fol. 18v]. 1970 Abschrift im ISG Frankfurt, Fichard’s Geschichte der Geschlechter Frankfurts, Nr. 79 (Faust v. Aschaffenburg), fol. 39r, Urk. Nr. 2 (Urk. vom 2. September 1312 »ex. Copia Bodmanni«). 1971 HStA Wiesbaden, Abt. 5, U 5 vom 2. Mai 1342; HStA Wiesbaden, Abt. 5, U 7 vom 17. September 1342; HStA Wiesbaden, Abt. 5, U 8 vom 17. September 1342; HStA Wiesbaden, Abt. 5, U 9 vom 24. Oktober 1342 = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 580.

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1347.1972 Die Nachweise hierzu liegen zeitlich allerdings nach der belegten Zeit als Stadtschreiber, sodass vielleicht auch eine weitere Person gleichen Namens Erwähnung fand. Wie auch andernorts,1973 so setzte der Frankfurter Rat noch im späten 14. Jahrhundert geistliche Schreiber ein.1974 Unter Magister EBERHARD und vor allem GUMBRECHT PUGNUS entstanden die ältesten Bücherreihen der Stadt,1975 die zunächst noch vollständig in Latein verfasst worden sind, wie die Bedebücher von 1320 bis etwa 1328,1976 das Insatzbuch ab 1328 bis 1340,1977 die Schöffengerichtsbücher wahrscheinlich ab 1330 bis 13541978 und das Bürgerbuch ab 1311 bis 1352.1979 Dies belegt, dass die ersten Schreiber über eine gehobene Ausbildung verfügt haben müssen, wenngleich die Form des Lateinischen durchaus einfach gehalten und nicht fehlerfrei war.1980 Die Eintragungen im ersten Insatzbuch ab 1328 wurden zudem, vermutlich von GUMBRECHT PUGNUS, mit unsicherer Schrift geführt.1981 Der Oberhof, der in Frankfurt ebenfalls in den letzten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts StA Darmstadt, A 2, Nr. 163/25 = Eintrag 1205 bei BAUR 1863 (wie Anm. 845), S. 289 f. ≙ Regest 582 bei BATTENBERG, Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts, Bd. 5 (1987), S. 362 ≙ Regest 5619 bei OTTO 1934 (wie Anm. 1384), S. 567 f. 1973 Vgl. STEIN 1895 (wie Anm. 1957), S. 67; KÜNZEL, Die Schweinfurter Stadtschreiber und Ratsadvokaten (1974), S. 192; 282, Fn. 337 (m. w. Nachweisen). 1974 Der bis 1398 als Unterschreiber in Frankfurt tätige JOHANNES MEISCHEIT VON FRITZLAR bspw. war »clericus Magutinensus dioceseos« [ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 21]. 1975 Vgl. die Übersicht der ältesten Bücherreihen vor den Kriegsverlusten bei JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 236. 1976 Vgl. die detaillierten Hinweise von BOTHE 1906 (wie Anm. 112), S. 104 f., Fn. 2. 1977 Bereits FRANCK, Geschichtliche Darstellung des Waͤ hrschafts-, Transscriptions-, Hypotheken- und Restkaufschillings-Wesens zu Frankfurt a. M. (1824), S. 71 machte darauf aufmerksam, dass die ersten Einträge mit »Item« eingeleitet und auf Latein verfasst wurden. Vgl. ISG Frankfurt, Insatzbücher, 1328–1341 (I), fol. 1r–26v ≆ Druck bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 542–571 (unvollständig). Ab 1336 finden sich deutsche Einträge, welche die lateinischen bis 1340 schließlich komplett verdrängen [BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 539]. 1978 Nach KRACAUER 1914 (wie Anm. 128), S. 455, Fn. 1; KRACAUER 1925 (wie Anm. 130), S. 428. Die Bücher des 14. und 15. Jh.s sind Kriegsverluste. Vgl. daher die ersten Einträge bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 299–304, wo jedoch nur wenige der ältesten Einträge gedruckt vorliegen, sodass Unsicherheiten bleiben. KRACAUER 1914 (wie Anm. 128), S. 322–454 gab aus diesen Jahren meist nur die Namen von Gläubiger und Schuldner wieder. Wie im Insatzbuch scheinen aber die deutschen Einträge zunehmend die lateinischen verdrängt zu haben. 1979 Das erste Bürgerbuch von 1311–1352 ist fast vollständig in Latein verfasst, wenngleich sich zum Ende hin einzelne deutsche Bezeichnungen mehren [vgl. ANDERNACHT/STAMM 1955 (wie Anm. 1693), S. 1–55]. Das daran anschließende zweite Bürgerbuch ist hingegen komplett deutsch. Vgl. zu diesem Quellentyp allgemein BRAASCH-SCHWERSMANN/RAMGE 1998 (wie Anm. 89), S. 146–148. 1980 So für das Insatzbuch ausdrücklich BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 540, für die Gerichtsbücher KRACAUER 1914 (wie Anm. 128), S. 319 und KRACAUER 1925 (wie Anm. 130), S. 428. 1981 BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 539. 1972

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entstanden ist, konnte damit von Anfang an auf eine „professionelle“ im Sinne einer von hauptamtlichen städtischen Schreibern geführten Kanzlei aufbauen, was sicherlich ein großer Vorteil für das interne Verfahren war, auch wenn die eigentliche Weisung mündlich erteilt wurde. Im ausgehenden 14. und vor allem 15. Jahrhundert scheint das Schriftaufkommen dann nochmals stark angestiegen zu sein, jedenfalls finden sich nun regelmäßig mehrere Schreiber in städtischen Diensten1982 und um 1425 wurde schließlich erstmals die Eidesformel für den Stadtschreiber festgehalten.1983 Die Organisation der Schreiberei ist bislang nicht untersucht worden und steht hier auch nicht im Zentrum der Untersuchung, weshalb nur einige Hinweise zur Einordnung in den Kontext der „professionellen“ Organisation der Kanzlei gegeben werden sollen. ARMIN WOLF deutete für das 15. Jahrhundert eine Ordnung der städtischen Schreibstube an, wonach es neben dem formal getrennten Gerichtsschreiber vier Schreiberämter gegeben habe, das heißt an der Spitze den Stadtschreiber, ebenso als obersten Schreiber oder ältesten Schreiber bezeichnet, den Ratsschreiber, auch Rechenschreiber genannt, sowie den Unterschreiber und den Jungschreiber.1984 KARL BÜCHER schrieb demgegenüber in seiner Untersuchung der Berufe der Stadt Frankfurt zunächst, dass es an der Spitze der städtischen Schreibstube den »stede schriber« gegeben habe, der sich später zum »statschriber« und dann »ratschriber« verändert, und dieser einen

1982

Vgl. KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 321–579 (Abschnitt der städtischen Schreiber). ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 1, fol. 15r (Eintrag 5a); Datierung nach Eintrag 341 bei HALBLEIB/ WORGITZKI 2004 (wie Anm. 153), S. 62. Auf einem losen Blatt hat sich eine weitere, in einzelnen Formulierungen mitunter abweichende Fassung des Eides erhalten, auf dessen Rückseite seitenverkehrt »Der Schriber Eyd« vermerkt wurde [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 289]. Darunter wurde der 6. August 1426 als Zeitpunkt der Niederschrift festgehalten, was dem Datum des Dienstbriefes von NIKLAS OFFSTEINER VON WORMS entspricht, und dass ein nicht näher spezifizierter JOHANN diesen Eid 1430 geschworen hat. Die Schrift stammt erkennbar von NIKLAS OFFSTEINER. Bemerkenswerterweise wurden im Text zwei kurze Zusätze in gleicher Schrift notiert, die in der Aufzeichnung im ersten Eidbuch bereits Teil des Fließtextes sind. Dies deutet darauf hin, dass die Fassung auf dem losen Blatt die ältere Variante ist. Im ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 89r findet sich eine dritte Aufzeichnung, die aber identisch mit der im ersten Eidbuch ist. 1984 WOLF 1969 (wie Anm. 1522), S. 22–26 wohl im Anschluss an die Aufzählung von GEORG LUDWIG KRIEGK im ISG Frankfurt, Gesetze Nr. 72. Ähnlich schrieb STEITZ (Hrsg.), Aufruhrbuch (1875), S. V für das 15. Jh.: »In der Reichsstadt Frankfurt bestand damals ein Rathschreiber- und ein Stadtschreiberamt. Jenes war die niedere, dieses die höhere Stufe des Canzleidienstes.« Vergleichbar stellte die neuere Forschung die Binnenstrukturierung der Nürnberger Kanzlei dar. Dort gab es zwar schon seit dem beginnenden 14. Jh. Stadtschreiber, doch mit dem Auftauchen der Ratsschreiber ab 1419 wurden nur noch Schreiber einer niedrigeren Gehaltsstufe auch als Stadtschreiber bezeichnet [SCHMIED 1979 (wie Anm. 887), S. 2–4]. 1983

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Gehilfen, »junger schriber« oder »underschriber« genannt, gehabt habe.1985 Später beschrieb er dann aber, dass der erste Schreiber ›Stadtschreiber‹ und der zweite ›Ratsschreiber‹ genannt worden seien.1986 Allgemein beschrieb schließlich WALTHER STEIN, dass die Bezeichnung ›Protonotarius‹ oder ›oberster Schreiber‹ andeute, dass es mehrere Schreiber in der städtischen Schreibstube gab und dieser der höchste sei, wobei sich in größeren Städten diese Bezeichnung erst im 14. Jahrhundert herausgebildet habe.1987 Diese Einteilungsversuche der Literatur werden allerdings nur zum Teil von den Frankfurter Quellen gestützt. Für eine Führung der Schreiberei durch den ältesten Schreiber finden sich Hinweise im Folgedienstbrief für NIKLAS OFFSTEINER VON WORMS von 1431: »Und wer‘ es sache, das die obgenannten herren mir hernach bynnen vorgeschriben jarzale ire schriberij befelhen und mich mit fortern sachen beladen wulden und des an mich gesonnen, so sulde ich mich soliches annemen und tun und einen jungen schuler oder schriber bij mir in myner kost halden und sulde dieselben myn herren alsdan nit nodigen oder drangen, mir darumb forter zu lonen, dan sie Sifrid Smalze, irme obersten schriber, myn sweher, itzunt datum diß brieffs darumb tun und lonen, sie teden iß dan mit willen gerne.«1988

Dieser Fall scheint dann schließlich 1440 eingetreten zu sein, denn in seinem Dienstbrief aus diesem Jahr zur lebenslänglichen Anstellung wurde zwar der Begriff des ältesten Schreibers nicht genannt, dafür aber sein Gehalt aufgebessert1989 und er verpflichtet, einen Schüler oder Jungschreiber zu unterhalten.1990 Dies spricht dafür, dass er mit diesem Brief auch die Führung der Schreiberei übernahm. Im Dienstbrief von JOHANNES BRUNE VON HERSFELD von 1470 zur Anstellung als ältester Stadtschreiber heißt es sodann: »und wand die vorgenanten myn herren mir nur ire schribery befolhen und mit dem ampt des eldesten schribers beladen, ire schribery zu regeren und im besten zu versehen befolhen«.1991 Damit kann es wenigstens für das 15. Jahrhundert als gesichert angesehen werden, dass ein oberster oder ältester Stadtschreiber die Schreibstube führte. Die Unterscheidung zwischen einem Stadtschreiber und einem darunter angesiedelten Ratsschreiber lässt sich nur vage belegen. So wur-

1985

BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 107. BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 120 f. 1987 STEIN 1895 (wie Anm. 1957), S. 35. 1988 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 226 = Eintrag 30 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 73. 1989 Zur Besoldung der Frankfurter Stadtschreiber, wenngleich vor allem für die Neuzeit, vgl. die zahlreichen Hinweise von ELSAS, Umriss einer Geschichte der Preise und Löhne, Bd. 2 (1940), S. 617–619. 1990 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 167 = Eintrag 31 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 74 f. 1991 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 168 = Eintrag 32 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 77. Im ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 169/1 findet sich ein Entwurf dieses Briefes, der im hier wiedergegebenen Passus aber unverändert ist. 1986

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de auf der Rückseite des Dienstbriefes für NIKLAS OFFSTEINER VON WORMS von 1431 in späterer, heute sehr blasser Schrift »Rathschreibers« vermerkt,1992 wohingegen dorsual auf dem Dienstbrief von 1440,1993 mit dem ihm wahrscheinlich die Schreiberei anbefohlen wurde, in gleicher Schrift »Stattschreiber« vermerkt wurde. In den Bürgerbüchern wird ein Ratsschreiber erstmals 1455, in den verlorenen Bedebüchern wurde er ab 1484 regelmäßig sichtbar,1994 was wiederum darauf hindeutet, dass dieser Begriff jünger als der des Stadtschreibers ist. Vermutlich gab es in der Schreiberei mehrere Stadtschreiber, wobei einer als ältester Schreiber die Geschäfte leitete und die Übrigen auch Ratsschreiber genannt wurden. Daneben gab es in Frankfurt Auszubildende, sogenannte Jungschreiber. Hierbei wies ARMIN WOLF im Hinblick auf die Unter- und Jungschreiber selbst auf eine begriffliche Austauschbarkeit hin,1995 sodass beim derzeitigen Stand der Forschung kaum zwei verschiedene Ämter gesehen werden können. Der Jungschreiber war wiederum immer einem Stadtschreiber zugeordnet. Allerdings traf die Verpflichtung, einen solchen zu unterhalten, vermutlich nur den ältesten Schreiber. Beispielsweise wurde NIKLAS OFFSTEINER erst im Dienstbrief von 1440 auf den Unterhalt eines Jungschreibers verpflichtet.1996 Neben den städtischen Schreibern hatten aber offenbar ebenfalls die Gerichtsschreiber Auszubildende.1997 Diese Position war durchaus als Karriereeinstieg geeignet. Mitunter wurden die von den Schreibern ausgebildeten Jungschreiber1998 wie auch Auszubildende bei den Stadtadvokaten1999 später durchaus in ein

1992

ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 226 = Eintrag 30 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 73. Auf dem nur wenig älteren Dienstbrief für JOHANNES BECHTENHENNE vom 5. Oktober 1437 findet sich rückseitig ebenso »Ratschribers verschribüng«, wohingegen in der Urk. bloß von »meyn(er) lieben herren schriber und diener« die Rede ist [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 294]. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, dass den Begriffen Rats- und Stadtschreiber wahrscheinlich keine Hierarchisierung innewohnt. 1993 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 167 = Eintrag 31 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 74 f. 1994 Vgl. die Hinweise von BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 97. 1995 WOLF 1969 (wie Anm. 1522), S. 24. 1996 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 167: »Junge schriber oder schuler der my knechte sy«. 1997 Ein »Des gerichtsschr(eiber) knechte Eit« hat sich im zweiten Eidbuch mit zahlreichen darunter beurkundeten Eidesleistungen erhalten [vgl. ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 92r]. Hierunter sind alleine vier Knechte JOHANNES BLAROCKS. Der Eid dürfte um 1478 aufgezeichnet worden sein, da die Schrift mit der Kopie seines Dienstbriefes aus diesem Jahr unmittelbar davor übereinstimmt. Darüber hinaus ist bekannnt, dass die Gerichtsschreiber PETER VON GELNHAUSEN [vgl. Anm. 2023] und FRITZ VON GYSELA Knechte hatten. Bspw. wurde am 26. August 1447 »Johannes Wineheim schriber, Friczchin gerichtsschreibers knecht« eingebürgert [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 215]. 1998 Für den Gerichtsschreiber JOHANNES KREMER etwa ist dessen vorhergehende Tätigkeit als Jungschreiber in Frankfurt gut belegt [vgl. hierzu Anm. 2029]. Im ersten Eidbuch wurde der Eid eines namentlich ungenannten Jungschreibers des Stadtschreibers NIKLAS OFFSTEINER VON WORMS vermerkt [ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 1, fol. 16r (Eintrag 5b) = Eintrag 31a bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130),

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städtisches Amt übernommen.2000 Damit lässt sich für Frankfurt die These DIETMAR WILLOWEITS, wonach sich die Stadtschreiber ihre Rechts- und Schreibfähigkeiten vor Ort in Lehrverhältnissen aneigneten,2001 erhärten und um die Gerichtsschreiber erweitern. Außerdem zeigte die kurze Betrachtung der Frankfurter Schreiberei, dass sich dort bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine ausdifferenzierte, mit mehreren Schreibern besetzte Schreibstube bestand, die sicherlich den großen Schriftaufwand der Reichsstadt widerspiegelt. Hiervon formal getrennt war das Gerichtsschreiberamt, worauf schon die üblichen Klauseln in den Dienstbriefen der Gerichtsschreiber hindeuten, wonach er in der Schreiberei bei Bedarf auszuhelfen hatte.2002 Nach der statistischen Auswertung KARL BÜCHERS befanden sich im Jahr 1440 insgesamt drei Rats- und ein Gerichtsschreiber neben neun öffentlichen Schreibern (Stuhl- und Buchschreiber)2003 in der Stadtbevölkerung.2004 Dies deutet auf ein großes Schriftaufkommen in der städtischen Verwaltung hin. S. 75 f.], der wiederum in seinem Dienstbrief von 1440 ausdrücklich verpflichtet worden war, einen Jungschreiber oder Schüler bei Tragung der Verpflegungskosten zu unterhalten [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 167 = Eintrag 31 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 75]. BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 76, Fn. 2 datierte den Jungschreibereid um das Jahr 1440, da er auf den Dienstbrief NIKLAS OFFSTEINERS Bezug nehme. Deshalb deute der unter dem Eid vermerkte Schwur eines namentlich Ungenannten von 1452 darauf hin, dass zu diesem Zeitpunkt ein anderer Jungschreiber seinen Dienst angetreten habe. Jedoch wurde dieser Vermerk in gleicher Schrift verfasst wie der Eid. Möglichweise wurde die Eidesformel erst anlässlich des Schwurs von 1452 abgeschrieben. Im ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 89v ist die Eidesformel etwas umfänglicher und ohne Hinweis auf NIKLAS OFFSTEINER überliefert, darunter sowie auf fol. 90r finden sich zahlreiche Vermerke zu weiteren Schwurleistungen. 1999 Im zerstörten Bürgermeisterbuch von 1431 stand hierzu: »mit meyster Heinrich zu oberkommen uff 4 oder 5 jare und nach einem jungen zu stehen, der [der] stede advocait wer und bij ime lernt und anqueme« [nach BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 3]. 2000 Dies musste aber nicht unbedingt der Ausbildungsberuf sein, denn am 6. Februar 1494 wurde etwa festgehalten: »It(em) den viserern befehlen philips(en) vo(n) wachbache(n) deß stattschrib(er) dien(er) waß, zu lern(en) zu visere(n) und zu rechen(en) wie hie gewonlich ist, und mit ey lere gelt benug(en) laiß(en), obe er hernachmals an das ampt so eyn(er) abegee(n) und er an sin stat uffgenom(en) wurde« [ISG Frankfurt, Bmb., 1493, fol. 99v]. 2001 Vgl. WILLOWEIT 2001 (wie Anm. 159), S. 376, der allerdings auch davon sprach, dass dies »ganz überwiegend« der Fall gewesen sei. Diese Wertung lässt sich anhand des Frankfurter Quellenmaterials nicht bekräftigen. 2002 Vgl. etwa den Dienstbrief JOHANNES BLAROCKS ZUM KRACHBEIN im ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 569 = Eintrag 12 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 44–46 = Beilage II bei GERBER, Die Notariatsurkunde in Frankfurt (1916), S. 86. 2003 Aufgrund des weitgehenden Verlustes der Bedebücher bleibt hier vieles im Dunkeln. KARL BÜCHER setzte Stuhl- und Buchschreiber aufgrund seiner Beobachtung, dass in den Quellen ein und dieselbe Person mitunter abwechselnd als Stuhl- und Buchschreiber bezeichnet wurde, gleich [vgl. BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 222, Fn. 4; BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 34; 69; 91; 125]. Buchschreiber fanden sich demnach seit 1364 in den Bedebüchern, seit 1463 zudem Gültenschreiber, wahrscheinlich spezialisierte

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Ein eigenes Gerichtsschreiberamt war noch vor 1341 geschaffen worden.2005 Zunächst wurde dieser vom Schultheißen eingesetzt und hatte damit ein vom Stadtregiment getrenntes Amt inne. Im Schultheißenbuch SIEGFRIEDS ZUM PARADIES, angefangen um 1366, wird dies dokumentiert: »Auch hat ein schultheizse eynen schriber an das gerichte zu seczin, der yme (und der stadt)2006 globin und sweren sal.«2007 Wie die Stadtschreiber2008 bekamen die Gerichtsschreiber nicht bloß ein städtisches Gehalt, sondern ebenso Gebühren für Nachschlage- oder Schreibtätigkeiten.2009

private Schreiber, die Gülten niederschrieben [BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 34; 54]. BATTON 1864 (wie Anm. 1530), S. 115, Fn. 112 setzte hierbei Stuhlschreiber irrig mit Gerichtsschreiber gleich. Im Hinblick auf JOHANNES DRINGSTOBE deuteten BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 125 und ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 93 f. an, dass die Tätigkeit des Buchschreibers wörtlich vor allem als Anfertigung und Vertrieb von handgeschriebenen Büchern zu verstehen sein könnte, wohingegen Stuhl- oder Kathedralschreiber primär Urk.n und Briefe ausgefertigt hätten und darüber hinaus Kathedralschreiber regelmäßig Leiter einer Privatschule gewesen seien. BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 222, Fn. 3 hingegen sah Kathedralschreiber lediglich als latinisierte Form des Begriffs Stuhlschreiber an. Allerdings wurde bspw. JOHANNES DRINGSTOBE, den KARL WALTHER ZÜLCH als Buchschreiber nannte, im Bürgerverzeichnis von 1440 als »Johannes Dringstobe kathedralis« geführt [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 157]. Auch im Zusammenhang mit dem Raub eines von ihm geschriebenen Buchs auf Burg Kleberg wurde er offenbar als Kathedralschreiber bezeichnet, obwohl er nach der oben beschriebenen Begriffslogik ja gerade als Buchschreiber in Erscheinung trat [vgl. Regest 3520 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 149 ≙ Regest bei ZÜLCH/MORI 1920 (wie Anm. 131), S. 55 f. (unter Bezug auf mehrere Frankfurter Archivalien in Reichssachen I, Nr. 3520; heute befindet sich dort nur noch ein hier nicht relevanter Brief GERNANDS VON SCHWALBACH vom 18. Oktober 1436)]. Jedenfalls gab es offenbar verschiedene Bezeichnungen, wenngleich eine trennscharfe Scheidung der Berufsbilder möglicherweise nicht bestand. Gleichwohl deutet dies auf eine Ausdifferenzierung privater Schreibtätigkeiten hin, die sich parallel zu derjenigen der städtischen Schreibämter vollzog. 2004 Nach BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 222. 2005 Vgl. Tabelle 4: Frankfurter Gerichtsschreiber (S. 386–391). 2006 Zusatz aus der Zeit nach 1372, nachdem der Rat das Schultheißenamt erworben hatte [BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 26*]. 2007 Eintrag 1 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 5. 2008 Im ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 5, fol. 47v (Urk. 62) = Druck bei ANDERNACHT/STAMM 1955 (wie Anm. 1693), S. 92, Fn. 109 ≙ Regest bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 190 findet sich bspw. ein Ratsbeschlusses vom 25. Juli 1398, der eine Schreibergebühr für die Neubürgeraufnahme in das Bürgerbuch vorsah. SANDMANN 1957 (wie Anm. 789), S. 22 vermutete die erstmalige Einführung dieser Gebühr Ende des 14. Jh.s. 2009 Eine solche Gebühr für den Gerichtsschreiber erwähnten etwa der ›baculus iudicii‹ gleich an mehreren Stellen in den Artt. 25, 71, 79, 80 und 84 [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 3v, 11r, 12r-v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 230; 248; 250; 252] sowie die Schöffengerichtsordnung B in den Artt. I und II [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 14, fol. 9v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 263; 264]. Auch im Rechtsanfrageverfahren auswärtiger Schöffen wurden Gebühren fällig. Eine solche erwähnt etwa die vom Rat der Stadt Frankfurt für Bonames erlassene Gerichtsordnung in Art. 11 [gedruckt bei RÖMER-

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Nach der Übernahme der Pfandschaft über das Reichsschultheißenamt 1372 kam der Gerichtsschreiber in städtische Dienste, weshalb nun im Schultheißenbuch ergänzt wurde, dass der Gerichtsschreiber auch dem Rat schwören solle. Einen ersten Eid ließ der Rat bereits 1396 aufzeichnen.2010 Der ›baculus iudicii‹ aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts behandelt schließlich die Pflichten des Gerichtsschreibers etwa bei der Ausfertigung von Urteilsabschriften oder im Hinblick auf die Verschwiegenheit.2011 1450 ließ der Rat dann nochmals eine erweiterte Eidesformel aufzeichnen.2012 GEORG LUDWIG KRIEGK wertete in den 1860er-Jahren die ihm bekannten Quellen des Frankfurter Stadtarchivs aus und entdeckte vor allem in den nicht mehr zugänglichen Gerichts-, Rechen- und Bedebüchern,2013 wenngleich mitunter spärliche, Hinweise auf Gerichtsschreiber.2014 Insgesamt ergibt sich, ergänzt durch weitere Angaben aus den Quellen, folgendes Bild für das späte Mittelalter: Tabelle 4: Frankfurter Gerichtsschreiber Belegte Jahre

Name

1341

Nicolaus von Hohinberg2015

1351–1355

Johann Butteler2016

1356

Nicolaus Buch2017

Weitere Charakteristika

BÜCHNER 1862 (wie Anm. 724), S. 229 (die diesbezügliche Frankfurter Archivalie Mgb. E 32, Nr. 12 ist ein Kriegsverlust)]. 2010 Ratsgesetz 57 vom 23. Oktober 1396 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 167. 2011 Vgl. die Artt. 15–17 im ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 2v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 227. 2012 ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 1, fol. 76r (Eintrag 54) ≙ Eintrag 11 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 43 f. Unter der Eidesformel folgt die Protokollierung des Schwurs von JOHANNES BEHEIMER GEN. REUTLINGER von 1450. Am 6. Oktober 1450 hatte ihm der Rat die Anweisung zur Aufzeichnung dieser Eidesformel erteilt: »It(em) des gericht(s)schriber eid zu registere« [ISG Frankfurt, Bmb., 1450, fol. 50r]. Darunter befindet sich ein großer unbeschriebener Freiraum. Eine in Inhalt und Aufbau ähnliche Formel der Friedberger Gerichtsschreiber liegt gedruckt vor bei FERTSCH 1913 (wie Anm. 161), S. 53. 2013 Nach BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 50 befanden sich in den Bedebüchern zahlreiche Hinweise auf Gerichtsschreiber. 2014 KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 527–603 (Abschnitt der Gerichtsschreiber). 2015 Im Gerichtsbuch von 1341 stand: »Feria sexta p. Assumpt. beate virg. sub Nicolao de Hohinberg scriptori huius judicii« [nach KRIEGK 1868 (wie Anm. 789), S. 594, Fn. 489]. Vgl. ferner KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 528 (m. w. Nachweisen). 2016 Nach KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 529–531 wurde er lediglich im Gerichtsbuch 1355 mit vollem Namen genannt, davor immer nur ein JOHANNES in unterschiedlichen Schreibweisen. Höchstwahrscheinlich wird hier aber ein und dieselbe Person sichtbar. 2017 Im Gerichtsbuch von 1356 stand: »Fer. VI. proxima ante Martini episc. advenit Nicolaus Buch judicio tamquam scriptor« [Eintrag 15 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 304; KRIEGK 1864 (wie

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1368

Johann Wenner2018

1371–1372

Johann Errdon2019

1374–1378; 1379?; 1381?

Grumann2020

1393–1395

Loczn (von Wetzlar) 2021

1397–1398

Jacob2022

1398–1405; 1407–1409

Peter von Gelnhausen gen. Vorkauf

387

Bürger

2023

Anm. 166), S. 531]. Kurze Zeit später war er selbst Partei und wurde als »Niculaus unse schriber« [Eintrag 17 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 304], bzw. »Clas schriber« [Eintrag 18 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 305] bezeichnet. 2018 Das Gerichtsbuch von 1368 vermerkte einen »Johan, der an dem gerichte schribet« als Partei [Eintrag 22 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 305], an anderer Stelle ihn aber mit vollem Namen [Exzerpt bei KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 537]. 2019 KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 539. 2020 KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 540–544. 2021 KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. S. 550–551. Für das Jahr 1395 führte ihn auch LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 835 als Gerichtsschreiber. Offenbar wurde er zw. 1387 und 1389 für andere Schreibaufgaben eingesetzt, wobei für diese Jahre der Namenszusatz »von Wetzfler« belegt ist [KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 375–377]. Nach ERLER, Ein Frankfurter Testament von 1433 (1948), S. 48, En. 30 schrieb ein Urteilsschreiber LOTZ das Minorwährschaftsbuch 1432–1434, auf dessen Pergamentumschlag »orteilsch Lotz« vermerkt worden sei. Allerdings ist bloß der Name LOTZ deutlich zu lesen, wobei danach ein weiteres verblasstes Wort folgt und die Lesung des darauffolgenden »orteilsch« sehr fraglich ist [vgl. ISG Frankfurt, Minorwärschaftsbücher, 1432–1434; der Umschlag ist eine zweitverwendete Frankfurter Urk. von 1412]. Außerdem ist der Terminus Urteilschreiber in Frankfurt anderweitig nicht bezeugt. 2022 1397 im Gerichtsbuch [KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 552] und 1398 im Bedebuch als »Jacob des gerichts schriber« [BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 50]. 2023 1398 erstmals als Gerichtsschreiber im Gerichtsbuch [KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 552]; Ende November 1399 als Frankfurter Schreiber [Eintrag 770 bei FOLTZ 1904 (wie Anm. 214), S. 489–492 ≙ Regest 763b bei FOLTZ 1904 (wie Anm. 214), S. 483]; 1400 im Gerichtsbuch als »Petr(us) gerichts Schriber« [KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 553]; 1400 war er auf diplomatischer Reise zu König WENZEL [Einträge 178–180 bei JANSSEN 1863 (wie Anm. 961), S. 61 f.]; 1401 in einem Kronberger Kopialbuch als Gerichtsschreiber [Regest 112a bei STOTZINGEN, Cronberg‘sches Diplomatarium (1907), S. 202]; 1402 richtete SIGFRIED BRUNE aus Gelnhausen im Zusammenhang mit einem Streit einen Brief an den »ersamen und wis(en) pet(er) von geilnhuß des Richs gerichts schrib(er) zu franckford my lieben swag(er)« [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2248/2 (Rückseite) ≙ Regest 729b bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 44 ≙ Regest 1190 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 530 f.; 1403 geriet er mit seinem Knecht in Gefangenschaft des Gelnhäuser Burgmannen HERMANN SCHELRIS [Regest 264 bei JANSSEN 1863 (wie Anm. 961), S. 111; Regest 736 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 44 ≙ Regesten 1200– 1221, 1223–1243, 1245, 1255, 1264 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 533–541;543–551; 554 f.; 558; Regest bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 48 ≙ Regest 1222 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 541–543; Regest 732 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 44 ≙ Regesten 1262 f. bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 557 f.]; 1404 im verlorenen Heiligenbuch als Gerichtsschreiber [KRIEGK 1864 (wie

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Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

1412

Johannes von Schlüchtern2024

Zuvor freier Schreiber

1413?; 1415?;

Siegfried Nachtschade2025

Notar

Anm. 166), S. 555–558]; 1405 im Konzept eines Gerichtsbriefes [ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.006]; 1407–1409 in den Gerichtsbüchern [KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 555–558]. Ab 1409 war er dann als Stadtschreiber tätig [KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 400–407]. 1413 wurde er erstmals ausdrücklich Bürger genannt [Regest 128 bei ANDERNACHT 1996 (wie Anm. 1872), S. 39], war dies wohl aber bereits seit 1396, denn in diesem Jahr verzeichnet das Bürgerbuch: »Petrus von Geilnhusen hat eyne burgerssin und hat gehuldet und gesworn« [nach ANDERNACHT/STAMM 1955 (wie Anm. 1693), S. 137]. 1415–1420 lässt er sich als Oberstrichter nachweisen [KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 697–700 ≆ Druck bei EULER 1869 (wie Anm. 166), S. 234]. Sein Ansehen wird u. a. daran ersichtlich, dass sich sowohl 1402 im Streit mit seinem Schwager in Gelnhausen [vgl. ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2248/3 ≙ Regest 1196 ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 531] als auch bei seiner Gefangennahme 1403 [vgl. die Nachweise oben] der König persönlich einschaltete. Er hatte einen Sohn, denn im Bürgerverzeichnis 1387 findet sich »Iohan, Peder schrybers son« [nach ANDERNACHT/STAMM 1955 (wie Anm. 1693), S. 165]. Seine Familie lässt sich seit 1356 in Frankfurt fassen [vgl. ISG Frankfurt, Fichard’s Geschichte der Geschlechter Frankfurts, Nr. 314 (Vorkauf von Gelnhausen), fol. 1v–2r]. Im Bedebuch der Oberstadt von 1420 wurde schließlich seine Witwe erwähnt [KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 697–700 ≆ Druck bei EULER 1869 (wie Anm. 166), S. 234], sodass er vor diesem Zeitpunkt verstorben sein muss. LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 835 nannte ihn bloß 1399 als Gerichtsschreiber, wobei er fälschlicherweise zuvor Oberstrichter gewesen sein soll. 2024 1391 im Rechenbuch als »Johannes Wibel von Sluchtern der schriber« [KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 381 (Nachtrag)]; 1398 im Gerichtsbuch als »Johannes, schriber von Sluchtern« [nach KRACAUER 1914 (wie Anm. 128), S. 857]; 1399 im Gerichtsbuch allgemein als »Johannes von Sluchtern, schriber« [Eintrag 46 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 314]. Wohl aus diesem Grunde führte ihn LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 835 1399 als Gerichtsschreiber. Als solcher ist er jedoch ausdrücklich erst im März 1412 in einem Brief belegt, in dem er zusammen mit dem Frankfurter Stadtschreiber HEINRICH VON GELNHAUSEN eine Geldforderung bezeugte [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 1289 ≙ Regest 1289 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 74]. Da bis 1409 PETER VON GELNHAUSEN als Gerichtsschreiber verbürgt ist, war JOHANNES VON SCHLÜCHTERN vermutlich seit 1391 Stadtschreiber. Hierfür spricht vor allem der Rechenbucheintrag von 1391, da dort die städtischen Ausgaben verzeichnet wurden und er demnach wohl einen Sold erhielt, wenngleich für den infrage kommenden Zeitraum keine weiteren Nachweise als städtischer Schreiber bekannt sind. 2025 1420 wurde er erstmals im Zusammenhang mit einer Fehde ausdrücklich als Gerichtsschreiber erwähnt [Druck bei FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 321] wie auch in den Gerichtsbüchern der Jahre 1421, 1426 und 1428 sowie in einem nicht näher bezeichneten Währschaftsbrief von 1419 [KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 453–564; 566 f.]. Bereits seit 1408 bis 1426 trat er in zahlreichen Urk.n als Notar auf [vgl. die Nachweise bei GERBER 1916 (wie Anm. 2002), S. 114–117 sowie die Urk. von 1413 bei RITSERT, Geschichte der Herrn und Grafen von Heusenstamm (1884), S. 50 f., Fn. 103 ≙ Regest 6342 bei DEMANDT 1956 (wie Anm. 1874), S. 2320 f.]. 1413 und 1415 vertrat er Frankfurt zudem in Femeverfahren, wenngleich er nicht Gerichtsschreiber genannt wurde [vgl. GIMBEL, Die Reichsstadt Frankfurt a. M. unter dem Einfluß der Westfälischen Gerichtsbarkeit (1990), S. 113; 151; 175–188; SEIBERTZ, Zur Topographie der Freigraffschaften (1866), S. 22]. Vermutlich war er demnach bereits ab 1413 Gerichtsschreiber.

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1419–1421; 1426; 1428 1432; 1436; 1440;

Fritz von Gysela2026

Bürger, zuvor freier Schreiber

Johannes Beheimer gen.

Bürger, Almosenschreiber

1443–1448 1450; 1461–1478

Reutlinger

2026

2027

Erstmals nannte das Rechenbuch von 1432 »Frizchin der gerichtsschriber« [KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 569], an anderer Stelle »Friczchin schribern« [KRIEGK 1868 (wie Anm. 789), S. 546, Fn. 171]. 1436 bezeugte »fritze von Gysela Gerichtschriber« mit namhaften anderen Frankfurter Bürgern und Dienern im Streit mit den Herren von Hanau um das Landgericht Bornheimer Berg die Position der Stadt [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 930; vgl. hierzu KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 32 f.]. 1440 wurde er im Gerichtsbuch als Schreiber unter den Gläubigern [ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 72] und zudem als »Fricze von Gisela gerichtsschreiber« in der Liste der vereidigten Bürger genannt [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 136]. Ferner ist er 1443 [ISG Frankfurt, BartholomäusStift. Urk.n und Akten, Nr. 3050], 1444, 1447 und 1448 als Gerichtsschreiber belegt [ISG Frankfurt, Bmb., 1448, fol. 12v; 1447, fol. 35r; 1444, fol. 4r; BATTON 1875 (wie Anm. 1893), S. 181 nannte zwei Rechenbucheinträge von 1448/49]. LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 835 führte ihn darüber hinaus für die Jahre 1437–1448. Das Bürgerrecht bekam er bereits am 11. November 1420 verliehen: »Fricze von Gisela ein schriber hat die burgerschafft enphangen« [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 46]. Allerdings war er offenbar noch nicht in städtischen Diensten, sondern als freier Schreiber tätig. 1427 stellte er eine private Urk. als »friederich von Gysela Schriber« und erhielt hierfür einen Lohn [ISG Frankfurt, Holzhausen Urk.n Nachträge, Nr. 14.272]. Wohl am Ende seiner städtischen Tätigkeit stiftete er 1448 seine Chorbücher und Graduale der Bartholomäuskirche und 1464 wurde seine verstorbene Witwe erwähnt [ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 177 f.]. 2027 Im ersten Eidbuch wurde seine Schwurleistung als Gerichtsschreiber am 4. November 1450 vermerkt [wie Anm. 2012], die der Rat am 31. Oktober 1450 angeordnet hatte: »It(em) den gericht schrib(er) ein eyt machen und uff den nehst Rad tag daruff lasse(n) globn und sweren« [ISG Frankfurt, Bmb., 1450, fol. 55v]. Bereits am 20. August 1450 wurde er aber als Gerichtsschreiber bezeichnet: »It(em) Joha(nnes) der gericht schrib(er) sal wachen als ein ander« [ISG Frankfurt, Bmb., 1450, fol. 35r = Druck bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 50]. Für die Jahre 1461–1464, 1466 und 1468–1475 ist er mehrfach belegt [KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 584–591]. Nach BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 50 wurde er in den Bedebüchern bis 1477 als Gerichtsschreiber geführt, nach FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 196, Fn. 2 hingegen war er es bis November 1478. LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 835 hingegen führte nur 1457 JOHANNES BEHEIMER und 1465 JOHANN REUTLINGER als Gerichtsschreiber auf. 1467 [Regest 1505 bei ANDERNACHT, Regesten zur Geschichte der Juden in der Reichsstadt Frankfurt, Teil 2 (1996), S. 386] und 1468 [ISG Frankfurt, Holzhausen Urk.n, Nr. 572 (mit Wiedergabe eines Gerichtsbucheintrags vom 10. Dezember 1453)] trat er als Gerichtsschreiber zusammen mit seiner Frau GREDE in Erscheinung. Spätestens seit 1479 war er Bürger Frankfurts, als JÖRG ZIECHLIN VON WÜRZBURG eine Bürgertochter heiratete und eingebürgert wurde [ISG Frankfurt, Bürgerbücher, 1440–1500 (Bd. IV), S. 388, bzw. fol. 131v]. Nach ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 221 war dies wiederum MARGARETHE, die Tochter JOHANNES BEHEIMERS. 1478 war er Mitglied einer Kommission zur Abfassung einer neuen Ordnung [ISG Frankfurt, Bmb., 1478, fol. 1r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 97, Fn. 1]. 1464–1469 war er zudem Almosenschreiber [vgl. MORITZ 1981 (wie Anm. 47), S. 140 f.

390 1478–1487

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

Johannes Blarock zum

Bürger, Notar?, Almosen-, Gutleut-

Krachbeyn2028

und später Ratsschreiber

m. w. Nachweisen], was der Rat am 7. Februar 1464 beschloss: »It(em) Joh(ann) den gerichtsschr(iber) zu(m) zinsen der almosen und sine(n) k(necht) z(um) viesir(er) Ampt komen lasß mit undersch(eiden) und das mit ine rede wycker frosch heinr(ich) wisse und claß thomas« [ISG Frankfurt, Bmb., 1463, fol. 77r] und am 28. Juli 1469: »It(em) Joh(an) visir(er) zu der Almuß schr(iber) nemen« [ISG Frankfurt, Bmb., 1469, fol. 19r]. Er starb 1481 [ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 221]. Bemerkenswerterweise gehörte seine Witwe 1495 zu den Personen der Oberstadt, die eine der höchsten Steuern entrichtete [BOTHE 1906 (wie Anm. 112), S. 157, Fn. 1], was auf einen gewissen Wohlstand, möglicherweise noch zu seinen Lebzeiten hindeutet. Seine Schwester war mit JOHANN GENSFLEISCH verheiratet [ZÜLCH/MORI 1920 (wie Anm. 131), S. 17 m. w. Nachweisen]. Vgl. ferner KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 484; 582; 584– 591; 593. 2028 Der Rat behandelte am 14. Juli 1478 seine Bewerbung um das Gerichtsschreiberamt: »It(em) als Johanns blarocke umb das ger(icht)schr(eiber) Ampt geschr(iben) hat, mit dem ger(ichts)schr(eiber) red(en) Wyck(er) der alte Heinr(ich) wisse und Joh(an) kemppe« [ISG Frankfurt, Bmb., 1478, fol. 20r; auf fol. 90r wurde die Bewerberliste eingetragen]. Er trat am 29. Oktober 1478 in städtische Dienste [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 569 = Eintrag 12 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 44–46 = Beilage II bei GERBER 1916 (wie Anm. 2002), S. 85–87 ≙ ISG Frankfurt, Eidbücher Nr. 2, fol. 91r-v (Abschrift mit zusätzlichem Hinweis auf seine Gerichtsschreibertätigkeit)]. Seine Schwurleistung wurde am 29. Oktober 1478 vermerkt: »It(em) Joh(ann) blarocke hat off hude dan(n) uber ds gerichtschr(eiber) Ampt globet und gesworn inhalt des br(iefs) er geben sal des ime ey(n) nottel furgehalt(en) wart« [ISG Frankfurt, Bmb., 1478, fol. 46r]. Im gleichen Jahr wurde er zudem als Bauschreiber an der Bartholomäus-Kirche vereidigt [Vermerk in Urk. 13 bei WOLFF, Der Kaiserdom in Frankfurt (1892), S. 122]. Zuvor war er Jungschreiber, was bei seiner Einbürgerung 1471 vermerkt wurde: »Johannes Blarock zum Krachbeyn eines burgers son und des obersten schribers diener« [ISG Frankfurt, Bürgerbücher, 1440–1500 (Bd. IV), S. 340, bzw. fol. 180v]. 1470 wurde seine Vereidigung hierzu beurkundet [ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 89v]. 1480 tauchte er oder eine Person gleichen Namens als Notar auf [vgl. GERBER 1916 (wie Anm. 2002), S. 14 f.]. Zahlreiche Belege für seine Tätigkeit als Gerichtsschreiber finden sich in den Jahren 1481 und 1483–1487 [KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 594–597]. LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 835 hingegen führte ihn nur 1478 als Gerichtsschreiber und 1433 als Almosenschreiber, wobei hier aber vermutlich ein Druckfehler anstelle von 1483 vorliegt. Denn dieses Amt übernahm er zu Beginn des Jahres 1484: »It(em) Joh ger(ich)tschr(iber) czur Almuß schrib(er) nemen« [ISG Frankfurt, Bmb., 1483, fol. 61r]. Mit Dienstbrief vom 6. Dezember 1487 wurde er schließlich Ratsschreiber: »als ich ettliche vergangen Jahre und zyte der Ersame(n) fursichtigen und wysen herren […] der Stat franckenfort myner lieben hern Schreiber und Diener gewest byn […] und als die vorgemelten myne lieben herren das gerichtsschrib(er) ampt von mir gonstlich zu sich getzogen und mich zu irem Diener und Rateschriber eynem inne irer Stede Schribery uffgnomen han« [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 229 = Beilage III bei GERBER 1916 (wie Anm. 2002), S. 87]. Zudem war er Gutleutschreiber [wie Anm. 2041]. Sein Ansehen wird u. a. daran ersichtlich, dass annalistische Nachrichten zu seinen beiden Hochzeiten 1490 und 1495 berichten [Druck bei FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 233 (Vorlage ist ein Kriegsverlust) sowie ISG Frankfurt, Chroniken, Nr. 39, fol. 15v = Druck bei FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 246], er Letztere sogar auf dem Römer feiern durfte: »It(em) dem statschreiber sin hochzyt off dem Romer, dwil er zu Lewenstein kochen will, zu halten und die dhore zu offenen vergonnen« [ISG Frankfurt, Bmb., 1495, fol. 53r]. 1495 wurde er im Rechenbuch auch als Rechenschreiber erwähnt [KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 128v]. 1509

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

1488–1502

Johannes Kremer2029

391

Almosen- und Bedeschreiber

starb er: »Johannes Blarock obiit 15 octobris 1509« [ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 135 nach ISG Frankfurt, Bürgerbücher, 1440–1500 (Bd. IV), S. 29, bzw. fol. 1r; in gleicher Schrift nachgetragen hinter dem Eintrag seiner Einbürgerung von 1471 im ISG Frankfurt, Bürgerbücher, 1440– 1500 (Bd. IV), S. 340, bzw. fol. 180v]. Deshalb irrte WOLF 1969 (wie Anm. 1522), S. 23, wenn er ihn noch bis 1512 als Schreiber ansah. Er stützte sich hierbei u. a. auf seine Schriftanalyse, wonach ein Schreiber das Gesetzbuch bis 1510 geführt habe und im Gesetzbuch III darauf hingewiesen wurde, dass JOHANNES BLAROCK am 24. November 1509 in der Stadtschreiberei tätig war [Anmerkung bei Ratsgesetz 136 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 225]. Da aus der Zeit nach dem belegten Tod am 15. Oktober 1509 eine Person gleichen Namens als kaiserlicher Notar bezeugt ist [vgl. ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.459 (beglaubigte Abschrift vom 11. Dezember 1509 eines Währschaftsbriefes von 1431)], war vermutlich ein Verwandter gleichen Namens Notar und ebenso Stadtschreiber. KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), 593 nannte 1480 zudem EVERADUS GLAUBURG als Gerichtsschreiber, verwies aber nur auf das Gerichtsbuch von 1476. Hier wurde deshalb auf eine Aufnahme verzichtet, zumal dies die einzig bekannte Doppelbesetzung des Gerichtsschreiberamtes wäre. 2029 Seit 1479 war er Jungschreiber [FREISE, Geistliche Spiele in der Stadt des ausgehenden Mittelalters (2002), S. 175 f. mit zahlreichen Quellenhinweisen; am 29. Januar 1494 erwähnte er im ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 571, im 15. Jahr Diener der Stadt zu sein]. Auf diese Tätigkeit wurde auch gleich zu Beginn seines Dienstbriefes von 1488 hingewiesen [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 570]. Zugleich wurde am 31. Oktober 1488 protokolliert: »It(em) nach dem Joha(nnes) kremer der junge schriber das gerichtsschriber ampt annympt, sal der statschriber nach eym ander(n) knecht sehen« [ISG Frankfurt, Bmb., 1487, fol. 52r = Druck bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 64]. Nach dem Dienstbrief wurde JOHANNES KREMER 1488 Gerichtsschreiber [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 570], aber offenbar zunächst als Bedeschreiber eingesetzt [FREISE 2002 (wie Anm. 2029), S. 176, Fn. 344 mit zahlreichen Quellenhinweisen]. Sein Dienstbrief enthält die in den Briefen der Frankfurter Gerichtsschreiber allgemein übliche Klausel, wonach er bei Bedarf in der städtischen Schreiberei auszuhelfen habe, die hier offenbar griff. Wohl aufgrund dieses Briefes listete ihn LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 835 nur für das Jahr 1488 als Gerichtsschreiber. 1479 leistete »Johannes kremer des Statschr(iber) diener Jungschr(iber)« den Bürgereid [ISG Frankfurt, Bürgerbücher, 1440–1500 (Bd. IV), S. 399, fol. 136r ≆ Auszug bei SCHMIEDER 2000 (wie Anm. 1484), S. 135, Fn. 7 (fälschlicherweise Verweis auf S. 379)]. Ab 1492 war er Vertreter im Vorstand der Passionsspielgesellschaft und zeichnete für die Niederschrift des Spiels von 1493 verantwortlich [FREISE 2002 (wie Anm. 2029), S. 174–178]. Offenbar forderte er bereits kurz nach seiner Anstellung am 8. Januar 1489 mehr Geld: »It(em) als d(er) gerichtsschreib(er) bittet umb besserůnge sines amptis. Die scheff(en) ey(n) male od(er) zwey züsame(n) verbotten(n) und ratslage(n), umb zuversuche(n) wie ime besserunge gedey moge« [ISG Frankfurt, Bmb., 1488, fol. 88r]; am 29. Januar 1494 bat er schließlich in einem Brief nochmals um eine Verbesserung seines Solds, »alleyn uß notturfftiger meynung« [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 571]. Ab 1499 gehörte er der vom Rat eingesetzten Kommission zur Erarbeitung der Stadtrechtsreformation an [FREISE 2002 (wie Anm. 2029), S. 177]. Offenbar war er zugleich als Almosenschreiber tätig, denn am 21. Juli 1502 wurde vermerkt: »Die pflegere d(er) alemusen sollen rechenung von Joha(n) Cremers gericht schribers selig(en) wittw(e) uffnem(en)« [ISG Frankfurt, Bmb., 1502, fol. 34v]. Er blieb bis zu seinem Tod 1502 Gerichtsschreiber: »Obiit post Corporis Christi anno xvcii°« [ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 91v (Nachtrag) = Druck bei FREISE 2002 (wie Anm. 2029), S. 177, Fn. 349]. Vgl. im Übrigen die zahlreichen Quellenhinweise bei KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 482–494, 597–603.

392

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

Über die ersten Gerichtsschreiber geben die Quellen zur Person nichts weiter preis. Doch für das 15. Jahrhundert ist erkennbar, dass mitunter freie Schreiber und Notare in städtische Dienste traten, was auf deren Erfahrung schließen lässt. Hierunter finden sich mitunter Bürger. Darüber hinaus sticht die teils sehr lange Dienstzeit der Gerichtsschreiber ins Auge, die mitunter Jahrzehnte diese Tätigkeit ausübten. In anderen Städten war die Dienstzeit im Schnitt deutlich kürzer.2030 Bemerkenswert ist die Verbindung zu Gelnhausen. Im Spätmittelalter kam nicht nur PETER VON GELNHAUSEN GENANNT VORKAUF zunächst als Gerichtsschreiber und dann Stadtschreiber in städtische Dienste und machte später als Oberster Richter Karriere. Ebenso lässt sich HEINRICH (ARNOLDI) VON GELNHAUSEN,2031 2030

In Lüneburg bspw. betrug die Dienstzeit der Stadtschreiber etwa zehn Jahre [UHDE 1977 (wie Anm. 1965), S. 191]. 2031 Er war nach KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 387–423 zw. 1394 und 1428 Frankfurter Stadtschreiber, nach LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 256 hingegen erst seit 1416. Der einzig erhaltene Hinweis auf seine Dienstverpflichtung stammt von 1422 [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 166 = Eintrag 28 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 71]. Zu diesem Zeitpunkt war er allerdings schon, wie es dort ausdrücklich heißt, »schriber und diener« der Stadt. Hierbei handelt es sich bloß um einen Kanzleivermerk, keinen eigentlichen Dienstbrief. So ist das Schriftstück nicht in der ersten Person Singular verfasst und es fehlt die bei Frankfurter Dienstbriefen übliche Einleitung ›Ich erkenne öffentlich mit diesem Brief‹. Stattdessen wird eine Übereinkunft zweier Schöffen mit ihm bekannt gegeben. Auch erfolgte die Ausführung in Papier ohne Besiegelung, was für einen Dienstbrief sehr unüblich ist. So wurden bspw. alle Dienstbriefe für HEINRICH WELDER in Pergament mit Besiegelung ausgeführt [vgl. ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 414, 417–419, 421, 424], ebenso wie die für NIKLAS OFFSTEINER VON WORMS [vgl. ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 167, 226 und 228] und JOHANNES BECHTENHENNE [vgl. ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 294, Nr. 227 und Nr. 228/1]. Nach den bereits erwähnten Angaben GEORG LUDWIG KRIEGKS stand HEINRICH VON GELNHAUSEN zwei Jahre neben NIKLAS OFFSTEINER VON WORMS in Diensten der Stadt. Von 1426 [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 288 = Eintrag 29 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 71 f.] und erneut von 1431 [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 226 = Eintrag 30 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 72–74] haben sich Dienstbriefe von Stadtschreiber NIKLAS OFFSTEINER VON WORMS erhalten, der 1440 schließlich lebenslänglich angestellt wurde [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 167 = Eintrag 31 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 74 f.]. Auch wurde in der Dienstanweisung des Zöllners von Vilbel um 1430 ein Zettel von »herr Heinrich, der alte schriber« erwähnt [ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 1, fol. 551v (Eintrag 34a) = Eintrag 252 BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 416; der erwähnte Zettel wurde offenbar im ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 1, fol. 552v oben eingeklebt], sodass er also zu diesem Zeitpunkt außer Dienst war. Vor seiner Tätigkeit in Frankfurt war HEINRICH Stadtschreiber in Mainz, denn um 1412, also während der Amtszeit von HEINRICH ANROLDI VON GELNHAUSEN als Stadtschreiber in Frankfurt, wandte sich der Mainzer Rat an seine Frankfurter Amtskollegen mit der Bitte, ihnen HEINRICH, ihren einstigen Stadtschreiber zu schicken, um ihnen in Angelegenheiten aus seiner Amtszeit in Mainz behilflich zu sein [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 1325 ≙ Regest 1325 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 76]. Ob er zugleich Notar war, lässt sich nicht mehr klären. In einem Notariatsinstrument vom 19. Dezember 1413 wurde zwar »heinricus Arnoldi de Geilnhusen Scriptor sue notarius opidi franckeforden« erwähnt [ISG Frankfurt, Hausurk.n,

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der als städtischer Diplomat Ansehen erwarb,2032 als Stadtschreiber nachweisen und daneben noch BECHTHOLD (SCHERER) VON GELNHAUSEN, seit 1411 in

Nr. 1.786], doch verweist dies vermutlich auf seine Tätigkeit als Stadtschreiber. In der Auflistung der Frankfurter Notariatsinstrumente von GERBER 1916 (wie Anm. 2002), S. 92–135 taucht er nicht als Aussteller auf. Zwischen 1425 und 1452 ist ein HEINRICH VON GELNHAUSEN als Geistlicher des Mainzer Bistums und zugleich kaiserlicher Notar greifbar, wobei aber unklar bleibt, ob hier ebenfalls der Frankfurter Stadtschreiber in anderer Funktion oder aber eine zweite Person gleichen Namens sichtbar wird [vgl. Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 1683 ≙ Regest 1289 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 346 ≙ Regest 1803 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 763 (1425); Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 1691 ≙ Regest 1297 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 348 (1425); Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 1715 ≙ Regest 1330 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 356 f. (1426); Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Abt. 41, A, Nr. 1, S. 195–197 ≙ Regest 1346 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 360 ≙ Regest 1870 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 803 (1428); Regest 1391 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 372 (nach Vorlage im Isenburgischen Archiv zu Birstein) ≙ Regest 1906 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 819 (1429); Regest 2128 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 908 (um 1440); Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 2193 ≙ 1727 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 458 (1446); entgegen der Regestierung stammen die Instrumente im Ysenburgischen Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 2195 ≙ 1735 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 461 (1446) und im Ysenburgischen Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 2431 ≙ Regest 1928 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 509 ≙ Regest 2358 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 995 (1452) hingegen nicht von HEINRICH VON GELNHAUSEN, sondern von JOHANNES MÖLNER VON MÜHLHAUSEN]. Der Stadtschreiber HEINRICH ANROLDI VON GELNHAUSEN unterhielt weiterhin Verbindungen nach Gelnhausen. Nach der Erbschaft eines Hauses erhob er am 18. August 1403 im eigenen wie im Namen seiner nicht namentlich genannten Miterben beim Rat von Gelnhausen Einspruch gegen ein in der Nachbarschaft geplantes Backhaus [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 764 ≙ Regest 764 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 46 ≙ Regest 1250 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 552; vgl. auch das Kaufangebot der Stadt Gelnhausen im ISG Frankfurt, RS I, Nr. 1653 (1417) ≙ Regest 1653 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 93 ≙ Regest 1538 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 657]. HARTMANN BRELL wiederum beschrieb in einen Streit der »kedd(er) des schribers swe(ster) von franckf(urt), mijn vorfare« [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 130v]. Dieser Schreiber wurde später von ihm als »Heinrich« benannt. Dass beide tatsächlich verwandt waren und ›Vorfahre‹ nicht nur im Sinne einer gemeinsamen Herkunft aus Gelnhausen zu verstehen ist, wird aus einem um 1420 von WILHELM RUPERTIS VON MAINZ an HEINRICH VON GELNHAUSEN gerichteten Antwortbrief ersichtlich, in dem er Auskünfte zu »h(art)manno Brell uw(er) nefe« erwähnte [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 1809 ≙ Regest 1809 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 102]. 2032 Vgl. hierzu WOLF 1969 (wie Anm. 1522), S. 26 f. m. w. Nachweisen. Am 23. April 1416 wurde HEINRICH VON GELNHAUSEN bspw. bei König SIGISMUND zur Verhandlung in städtischen Angelegenheiten autorisiert [ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 8, fol. 92r ≙ Regest bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 200]. Vgl. exemplarisch für seine Tätigkeiten die Einträge 564 f., 567, 569 und 572 bei JANSSEN 1863 (wie Anm. 961), S. 325-328; 330-335. Diplomatische Aufgaben wiederum gehörten andernorts ebenfalls zu den Aufgaben der städtischen Schreiber [vgl. SCHMIED 1979 (wie Anm. 887), S. 86; UHDE 1977 (wie Anm. 1965), S. 194].

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Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

Frankfurter Bedebüchern als Buchschreiber genannt,2033 JOHANNES GENANNT BEHEIM VON GELNHAUSEN 13872034 sowie JOHANNES VON GELNHAUSEN 1465 als Stuhlschreiber2035 und 1451 JOHANNES LOSINGK VON GELNHAUSEN als offener Schreiber.2036 Zudem stammte JOHANNES (CONRADI GENANNT REICHMUT) VON GELNHAUSEN, der ab 1365 als kaiserlicher Notar, dann ab 1379 als Stadtschreiber in Brünn und ab 1397 in Iglau nachweisbar ist, aus der Barbarossastadt.2037 Offenbar bestand also in Gelnhausen im 14. und beginnenden 15. Jahrhundert eine förderliche Schreiberausbildung. Möglicherweise steht hiermit im Zusammenhang, dass sich bereits seit 1292 eine offenbar von Selbolder Klosterbrüdern betriebene Knabenschule in der Stadt nachweisen lässt.2038 2033

ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 68. In diesem Jahr wurde in der Bürgerliste vermerkt: »Iohannes genand Beheym von Geilnhusin eyn schribir had eynes burgers dochter und had gehuldit und gesworn« [nach ANDERNACHT/STAMM 1955 (wie Anm. 1693), S. 126]. 2035 ZÜLCH/MORI 1920 (wie Anm. 131), S. 59. 1465 wurde er dann in einem Rechnungsbuch des Baus der Pfarrkirche Rödelheims, der heutigen evangelischen Kirche St. Cyriakus, als »stoilschriber Johannes Geilnhusen zu Frankfurt« erwähnt [Druck bei HERRMANN, Die Erbauung der Pfarrkirche zu Rödelheim (1910), S. 288]. 2036 In drei Notariatsinstrumenten im Zusammenhang mit dem pfälzischen Geleit um Oppenheim fand er am 22. September 1451 [StA Darmstadt, A 2, Nr. 197/234 und 235] sowie am 23. September 1451 [StA Darmstadt, A 2, 197/236 = Eintrag 190 im UB. bei FRANCK 1859 (wie Anm. 1872), S. 491–494] Erwähnung. In den jeweiligen Notariatsformeln bezeichnete er sich als ›Kleriker des Mainzer Bistums und offenen Schreiber von kaiserlicher Gewalt‹. 2037 Vgl. zu ihm umfassend die Darstellung bei BRETHOLZ, Johannes von Gelnhausen (1903), S. 1–34, wonach die Ausführungen von TOMASCHEK 1868 (wie Anm. 353), S. 20–27 in vielen Punkten fehlerhaft sein sollen. 2038 JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 337, ohne allerdings auf konkrete Quellen zu verweisen; vgl. ferner die knappen Hinweise bei FRICK/FRICK 2003 (wie Anm. 187), S. 41 f. Aus den Quellen wiederum ergibt sich folgendes Bild: Bereits 1272 wurde der Aschaffenburger Kanoniker WERNHER Rektor der Schule in Gelnhausen genannt (»in manus Wernheri Canonici Aschaffinb., Rectoris Scolarum Geylenhusen«) [Eintrag CCCXXXV bei GUDENUS, Codex diplomaticus, Bd. 1 (1743), S. 743 (ohne Quellenangabe) ≙ Regest 103 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 81]. 1292 wurde ein ungenannter »Rector puerorȗm in Gelnnhaȗß« als Zeuge aufgeführt [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Abt. 29, Fasz. 77, Nr. 510, S. 68 = Eintrag 729 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 531 = Eintrag LX (eigentlich LXI) bei SIMON 1865 (wie Anm. 604), S. 63 = Eintrag 544 bei WELLER (Hrsg.), Hohenlohisches UB., Bd. 1 (1899), S. 375 ≙ Regest 209 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 60 ≙ Regest 169 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 109], 1331 dann Magister HERMANN »R(ec)tor pueror(um) in Geylnhusen« genannt [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Abt. 41, A, Nr. 1, S. 368 ≙ Eintrag LXXXIII bei WÜRDTWEIN, Dioecesis Moguntina (1774), S. 122 (ohne Quellenangabe) ≙ Regest CVIII Anm. 3 bei SIMON 1865 (wie Anm. 604), S. 108 ≙ Regest 395 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 108 f.]. 1352 wurde dann Magister JOHANN, Rektor der Gelnhäuser Schule, als Zeuge benannt (»magistro Iohanne rectore scolarum ibidem«) [Eintrag 58 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 65 ≙ Regest 562 bei 2034

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Bereits zeitlich gesehen liegt die Vermutung nahe, dass die Einführung des Gerichtsschreiberamtes im Zusammenhang mit der Einführung von Gerichtsbüchern zu sehen ist. Das zusätzliche Schriftaufkommen dürfte einen eigenen Schreiber erfordert haben. Auffallend ist hierbei, dass immer nur ein einziger Schreiber als Gerichtsschreiber tätig war. Obwohl in Frankfurt durch die Führung der Gerichtsbücher aber auch infolge der Anfertigung von Gerichtsbriefen zusätzliche Schreibarbeit angefallen sein musste, reichte offenbar seine Arbeitskraft aus. Als im 15. Jahrhundert2039 eine weitere Ausdifferenzierung der städtischen Schreibtätigkeiten in Frankfurt einsetzte und nun weitere spezialisierte Schreiberämter geschaffen wurden, waren es bezeichnenderweise mitunter die Gerichtsschreiber, die zusätzliche Aufgaben bekamen. Zu nennen sind hier der nach 1437 eingeführte Almosenschreiber2040 wie auch der 1471 errichtete Gutleutschreiber.2041 Beide Schreibtätigkeiten betrafen Fürsorgeanstalten der Stadt. Weshalb alBATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 149 ≙ Regest 516 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 244 f.]. 1377 bezeugte THEODOR, Rektor der Gelnhäuser Schule, als kaiserlicher Notar eine Landscheide (»Theod(er)icus olim re(ct)or scolar(um) in Geylinh(usen) Cle(r)ic(us) coniugat(us) mogunt(ine) dyoc(esis). Publicus Imperiali auc(toritat)e no(ta)ri(us)«) [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 1049 = Eintrag 50 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 50 f. ≆ Eintrag CXCIII bei SIMON 1865 (wie Anm. 604), S. 200–203 (gekürzte Wiedergabe des Notariatssignets ohne Nennung von THEODOR) ≙ Regest 823 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 218] und 1452 vidimierte Schulmeister JOHANN MOLNER neben Pfarrer CONRAD BRELL eine Urk. [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 2414 ≙ Regest 1919 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 507 ≙ Regest 81 bei RÜBSAMEN 1993 (wie Anm. 619), S. 94 ≙ Regest 2349 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 992]. 2039 VOLCKMANN 1976 (wie Anm. 1580), S. 254 f. und WIENKER-PIEPHO 2000 (wie Anm. 1959), S. 35 gaben an, dass sich bereits seit dem 13. Jh. der Bedarf an Schreibkundigen vermehrt und sich so die Notwendigkeit besonderer Ratsschreiber sowie eigener Schreiber für Zins-, Bede-, Erb- und Ingrossationsbücher etc. ergeben habe. In Frankfurt lässt sich so früh eine derartige Ausdifferenzierung noch nicht fassen. 2040 Im Jahre 1428 übergab der aus Idstein stammende Arzt JOHANN WIESEBEDER in Form eines Testamentes dem Rat eine Stiftung zur Armenpflege, der später noch weitere folgten und aus der 1437 der Almosen von St. Nikolai geformt wurde, den drei Ratsherren als Pfleger verwalteten [vgl. hierzu MORITZ 1981 (wie Anm. 47), S. 101–114]. Die Schreibaufgaben, vor allem die Verzeichnung von Ein- und Ausgaben, nahmen im späten Mittelalter vielfach die Gerichtsschreiber vor. So lassen sich JOHANNES BEHEIMER GEN. REUTLINGER, JOHANN BLAROCK und auch JOHANNES KREMER als Almosenschreiber nachweisen [MORITZ 1981 (wie Anm. 47), S. 140 f. m. w. Quellennachweisen]. Bereits am 16. März 1479 wurde vermerkt: »It(em) den alten gerichtschr(iber) fragen wieviel ma(n) kornß die wuche uff der almußen verback« [ISG Frankfurt, Bmb., 1478, fol. 72v]. KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 3r begann seine Auflistung demgegenüber erst 1481. Eine Eidesformel ist nicht überliefert. Unter der Überschrift »Der almŭsen Schriber eidt zu Sant Nyclas« in der Schrift des beginnenden 16. Jh.s im zweiten Eidbuch blieb die Seite ansonsten unbeschrieben [vgl. ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 338r]. 2041 Der Gutleuthof war ein außerhalb der Stadt gelegenes Anwesen, seit 1283 nachweisbar, das zur Aufnahme von leprosen Menschen diente [vgl. hierzu MORITZ 1981 (wie Anm. 47), S. 60–78]. Gegen Ende des 15. Jh.s wurde ein Reformbedarf der Organisation immer drängender, weshalb der Rat am 28. April

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lerdings die Gerichtsschreiber verpflichtet wurden, lässt sich den Quellen nicht direkt entnehmen. Offenbar ließ ihre Arbeitsbelastung dies zu und in rechtlicher Hinsicht wurde bereits im ersten erhaltenen Gerichtsschreibereid von 1396 festgelegt, dass der Gerichtsschreiber in der städtischen Schreibstube bei Bedarf auszuhelfen habe: »Und auch wan man zu noden von der stede wegen in der notarii vil zu schriben hette, daz er [der Gerichtsschreiber] dan uff die ziit darinne helffen sulde, als verre er daz vor unmuszen des gerichtes getun kunde ane alle geverde.«2042

Ganz ähnliche Bestimmungen finden sich in den erhaltenen Dienstbriefen der Gerichtsschreiber,2043 wohingegen interessanterweise ein entsprechender Passus umgekehrt zur Aushilfe bei gerichtlichen Schreibtätigkeiten in den Dienstbriefen der Stadtschreiber gänzlich fehlt. Die Gerichtsschreiber übernahmen aber nicht alle Schreibaufgaben in den Fürsorgeanstalten. Die vermutlich um 1460 eingeführten Spitalschreiber des Hospitals zum Heiligen Geist, das seit 1267 in Frankfurt nachweisbar ist und seit dem 1471 nach einigen Beratungen übereinkam, einen Schreiber zu bestellen: »It(em) ey(n) schr(iber) bestell(en) zu(n) guden lud(en) umb ii g(ulden) Jare« [ISG Frankfurt, Bmb., 1470, fol. 97r; vgl. MORITZ 1981 (wie Anm. 47), S. 68 f. m. w. Quellennachweisen]. Hierzu wurde zunächst der Gerichtsschreiber eingesetzt und erst später ein eigener Schreiber bestellt: »Umb einen schriber zun guden luden an des gerichtsschribers: Hert thomas schriber« [ISG Frankfurt, Bmb., 1484, fol. 74v; vgl. hierzu MORITZ 1981 (wie Anm. 47), S. 69]. Dieser Gerichtsschreiber muss JOHANNES BLAROCK ZUM KRACHBEYN gewesen sein, der 1478–1487 im Dienst war. Als erster hauptamtlicher Gutleutschreiber lässt sich HERTHE THOMAS, seit 1490 bis zu seinem Tode 1512 dann CONRAD VON GLAUBURG fassen [ISG Frankfurt, Bmb., 1490, fol. 38v (17. August 1490): »It(em) Conraden glauburg zu eynem schreiber zum guden luden uffnem(en)«; vgl. MORITZ 1981 (wie Anm. 47), S. 139 (m. w. Nachweisen) und ferner die Quellenhinweise im ISG Frankfurt, Ratswahlen und Ämterbestellungen, Nr. 7, fol. 52v]. CONRAD GLAUBURG war ein unehelicher Sohn der vornehmen Familie VON GLAUBURG, zeitweilig gar wegen eines Mordes verbannt. Nach ISG Frankfurt, Bmb., 1485, fol. 75v hatte er zehn Jahre zuvor einen Diener zu Tode gebracht, konnte aber begnadigt werden, wenn er sich mit der »wyderparty« vertrage [vgl. knapp FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 421; MONNET, Les Rohrbach de Francfort (1997), S. 298]. Im Bedebuch von 1475 erschien er auch als »stulschriber« [BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 125]. 2042 Ratsgesetz 57 vom 23. Oktober 1396 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 167. In einer Dienstanweisung im ersten Eidbuch, die der Gerichtsschreiber JOHANN BEHEIMERS 1450 beeidet hatte, heißt es ähnlich: »Und obe man in der schriberij zu zijden ernstlich zu schreiben gewonne, das er dan darinne helffen sulde schriben« [ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 1, fol. 76r (Eintrag 54) = Eintrag 11 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 44]. 2043 Bspw. findet sich im Dienstbrief JOHANNES BLAROCKS von 1478 die Regelung: »Und ob inne der vorgenanten myner herren statschribereye sachen anfielen und ich erfordert wurde, iren schribern darinne zu helffen, oder obe irgent geschickt wurde, das sollen und wullen ich und myn knecht, ob ich eynen hette, mit allem fliße one widderrede thun« [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 569 = Eintrag 12 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 45].

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14. Jahrhundert unter der alleinigen Verantwortung des Rates stand,2044 wurden eigens hierfür angestellt.2045 Daneben finden sich im 15. Jahrhundert noch eine Reihe weiterer besonderer Schreibämter. Hierzu zählen die vermutlich seit 1442 vorhandenen Bauschreiber, die im Mittelalter wiederum besonders mit der Schreibstube verbunden waren, da abermals regelmäßig ein Stadtschreiber tätig wurde.2046 Für 2044

Vgl. hierzu MORITZ 1981 (wie Anm. 47), S. 31–59. Über eine Aufnahme in das Spital entschied seit dieser Zeit der Rat und deshalb wurden diese Entscheidungen in die ab 1428 geführten Bürgermeisterbücher eingetragen [MORITZ 1981 (wie Anm. 47), S. 47]. 2045 Eine Eidesformel, vermutlich um 1460, findet sich im ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 279v = Eintrag 63 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 114 f. Die Formel erwähnt zwar nicht, wem gegenüber der Eid zu leisten war, doch gibt es keinen Zweifel, dass der Spitalschreiber dem Rat verplichtet war, erhielt er doch von diesem nach dem letzten Satz »ime iars 18 fl. zu lone, […] solange dem rade eben ist«. Die Bezeichnungen Spitalschreiber und Spitalmeister wurden mitunter abwechselnd gebraucht: »It(em) Johannen schuarn zu eynem spitalmeist(er) uffnemen, mit Joha(n) hellern dem alt(en) zu redd(en) de(n) nuw(en) schrib(er) die regist(er) und slosßel zu ub(er)liebern« [ISG Frankfurt, Bmb., 1491, fol. 87r; vgl. hierzu MORITZ 1981 (wie Anm. 47), S. 132]. Nach BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 119 erschienen sie in den 1944 vernichteten Bedebüchern 1476 und 1484. Mit WIGAND VOGT ZU REICHSELSHEIM lässt sich ein Spitalschreiber nachweisen, der zuvor als Ratsschreiber in städtischen Diensten stand [MORITZ 1981 (wie Anm. 47), S. 133 f. m. w. Nachweisen]. Vgl. die Auflistung bei KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 133v, 134v ab 1444. 2046 Die Baumeisterbücher mit den Rechnungen existierten zwar bis 1944 ab dem Jahr 1379 [vgl. JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 97. Heute sind im ISG (Best. Bauamt, Nr. 45–53) nur die Jahrgänge 1435 bis 1440, 1446 (dieses jedoch im Best. Schatzungsamt. Bücher, Nr. 107) und 1515 erhalten, allerdings stark beschädigt], doch wurde das Amt des Bauschreibers vermutlich erst 1442 zu Entlastung der Baumeister eingeführt [so HEITZENRÖDER 1982 (wie Anm. 589), S. 173]. Die Angabe bei JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 42, wonach Dienstbriefe der Bauschreiber ab 1385 vorhanden seien, ist offenkundig ein Druckfehler, da das Repertorium des 19. Jh.s diese erst ab 1585 ausweist [ISG Frankfurt, Repertorien, Nr. 155, S. 150]. Der erste Schreiber dürfte JOHANNES BECHTENHENNE gewesen sein, der sein Amt 45 Jahre vom 19. März 1442 bis zum 20. Oktober 1487 ausführte [ISG Frankfurt, Bartholomäusstift. Urk.n und Akten des Rats, Nr. 148] und offenbar kurze Zeit später starb [PASSAVANT, Das Geschichtliche des Pfarrthurm-Baues (1844), S. 44; vgl. ISG Frankfurt, Bmb., 1487, fol. 69v (27. Dezember 1487)]. Er war zugleich seit 1437 Stadtschreiber [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 294; Folgedienstbriefe von 1441 (a. a. O., Dienstbriefe, Nr. 227) und 1470 (a. a. O., Dienstbriefe, Nr. 228/1, ein Entwurf hierzu in Nr. 228/2); vgl. ferner die Hinweise bei KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 436–493]. Am 19. November 1487 leistete dann JOHANNES BLAROCK den Eid als Bauschreiber, der direkt unter dem Eid um 1487 vermerkt wurde [Nachweis unten] und der im gleichen Jahr auch als Stadtschreiber bestallt worden war [wie Anm. 2028]. Er blieb bis zu einem Streit mit dem Stiftskapitel 25 Jahre im Amt [ISG Frankfurt, Bartholomäusstift. Urk.n und Akten des Rats, Nr. 148; vgl. HEITZENRÖDER 1982 (wie Anm. 589), S. 173 f. m. w. Nachweisen]. Im Eid um 1487 wurde bemerkenswerterweise die Verbindung zur städtischen Schreiberei betont: »Des buwes schr(iber) der von den buwemeiste(rn) von Capitel Rat und des buwes weg(en) so dicke des not wirt uß des Rates schribery oder ein(es) ingesess(en) werntlich(er) burg(er) zu franck(ford) gekorn sal werd(en)« [ISG Frankfurt, Bartholomäusstift. Urk.n und Akten des Rats, Nr. 292 (Entwurf) = Beilage 13 bei WOLFF 1892 (wie Anm. 2028), S. 122]. Ein früherer Entwurf stammt aus

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weitere spezielle Schreibtätigkeiten wurden wiederum eigene Schreiber bestellt und keine Schreiber der städtischen beziehungsweise gerichtlichen Kanzlei verpflichtet, so für die 1459 eingeführten Frucht- oder Kornschreiber,2047 die vermutlich bereits im beginnenden 15. Jahrhundert geschaffenen Schreiber im Leinwandhaus2048 und die bereits 1394 nachweisbaren Schreiber auf der Waage.2049 Eine spezielle Aufgabe betraf die Steuerhebung mit Unterstützung besonderer Bedeschreiber, die sich bereits im Jahr 1395 nachweisen lassen.2050 Diese Schreibtätigkeit war aufgabenbedingt

dem Jahr 1440 [nach HEITZENRÖDER 1982 (wie Anm. 589), S. 173 mit kurzer Beschreibung des Inhalts; das entsprechende Schriftstück ist im ISG Frankfurt, Bartholomäusstift. Urk.n und Akten des Rats, Nr. 10 nicht mehr enthalten]. 2047 Eine Eidesformel um 1470 findet sich im ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 193v = Eintrag 175 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 264 f. Diese Schreiber unterstützten die städtischen Kornmeister bei ihrer Tätigkeit [BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 47; 73] als »des rats schriber irer fruchte«, wie es in der Eidesformel heißt. Die Einführung des besonderen Schreiberamtes dürfte um 1459 erfolgt sein, denn am 22. Mai 1459 wurde den Kornmeistern die Registerführung angetragen: »It(em) kornmeister(e) ein Register zumach(en) was der Rat jerlichs fallende hat an fruchte(n)« [ISG Frankfurt, Bmb., 1459, fol. 7v]. KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 80v listete den ersten bekannten Schreiber für das Jahr 1475. Im ISG Frankfurt, Bmb., 1475, fol. 20v heißt es hierzu: »It(em) merkelerhenne ist des Rat(s) kornschr(iber) word jar umb v achtel korns«. 1481 wurde dann ein »Joh(annes) kornschriber« erwähnt [ISG Frankfurt, Bmb., 1481, fol. 27v]. 2048 Diese Schreibtätigkeit und zugleich ihr hoheitlicher Bezug wird im Eid des Leinwandmessers von 1417 greifbar: »und von keim duche zu geen, das sie gemessen han, sie haben dann vor dem schriber geruffen und gesaget, wievil des sii, uff das er isz geschriben moge, das dem rade und stad ir gelt gefalle, daz davon geborit« [Ratsgesetz 157 (XI) bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 245 ≙ ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 1, fol. 22r (Eintrag 9b; Abschrift um 1430 inklusive Absätze XII und XIII des Ratsgesetzes) ≙ ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 46v–47r (Abschrift) = Eintrag 181 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 272 = Druck bei FROMM 1899 (wie Anm. 1493), S. 134]. Das Leinwandmesseramt wurde seit dem 14. Jh. „verpachtet“ [BOTHE 1906 (wie Anm. 1530), S. 9; DIETZ 1910 (wie Anm. 1474), S. 232], 1397 bspw. an LUDWIG ZUM PARADIES [BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 79], was möglicherweise ein Hinweis auf Bedeutung und Ansehen des Amtes darstellt. Vgl. zu dieser Schreibtätigkeit BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 108, der allerdings irrig auf eine Dienstanweisung verwies, die nur den Hausmeister des Leinwandhauses betrifft [vgl. ISG Frankfurt, Eidbuch, Nr. 1, fol. 21v (Eintrag 9a) = Eintrag 180 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 270]. 2049 BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 107 erwähnte, allerdings ohne Quellenangaben, Schreiber für die Jahre 1394, 1431 und 1439. 2050 Eine Eidesformel, entstanden vor 1487, findet sich in Ratsgesetz 303 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 384 = Druck bei BOTHE 1906 (wie Anm. 112), S. 91, Fn. 1. Hierin ist nur allgemein von ›Schreibern und Richtern‹ die Rede, die den Eid zu leisten hatten, doch ist ARMIN WOLFS Einordnung als Bedeschreiber- und Richtereid zutreffend, da die Bedemeister als Bezugspunkt Erwähnung fanden. Das Schreiberamt scheint aber älter als der überlieferte Eid zu sein, denn bereits im verlorenen Bedebuch der Oberstadt von 1394 wurde die Besoldung eines Bedeschreibers erwähnt [vgl. den Druck bei BOTHE 1906 (wie Anm. 112), S. 93, Fn. 2].

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nicht ganzjährig notwendig. Wiederum ist der Einsatz eines Gerichtsschreibers in den Quellen belegt.2051 Mit der Steuereintreibung betraut waren auch die Visierer, städtische Bedienstete, die vor allem die Weinfässer zu Steuerzwecken vor dem Inverkehrbringen in den Handel vermaßen und das entsprechende Ungeld einzogen.2052 Die gute Quellenlage in Bezug auf das Visiereramt lässt sichtbar werden, dass der Rat im 15. Jahrhundert die Verwaltung „professionalisierte“. Die Tätigkeit der Visierer als solche ließ sich zwar bereits ab 1320 oder 1348 in den 1944 größtenteils vernichteten Bedebüchern nachweisen.2053 Jedoch kam offenbar erst 1488 eine spezielle Schreibaufgabe hinzu, denn Ende Dezember wurde im Rat beraten: »It(em) sollen hinfur uff die fareporte zu des Rats frund(en) die viserer gesetzt wird(en) die alle gefelle eige(nt)lich uff schreib(en) solle«.2054 Im zwischen 1454 und 1456 errichteten Rententurm findet sich unter anderem ein kleines Dienstzimmer für die Visierer, das noch heute erhalten ist. Offenbar erforderte die Einführung einer regelmäßigen Protokollierung sogar eine Veränderung, denn JOHANN HEISE, der bereits seit 1484 Visierer war,2055 2051 Bspw. wurde der mit Dienstbrief vom 3. Januar 1488 als Gerichtsschreiber angestellte [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 570] und an diesem Tag auch vereidigte JOHANNES KREMER [ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 91v] zunächst als Bedeschreiber eingesetzt [vgl. die Quellenhinweise bei FREISE 2002 (wie Anm. 2029), S. 146, Fn. 344]. 2052 Vgl. hierzu BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 45; BÜCHER, Das städtische Beamtentum im Mittelalter (1915), S. 14; DIETZ 1910 (wie Anm. 1474), S. 231 f.; KRIEGK 1868 (wie Anm. 789), S. 324 f.; ROTHMANN, Die Frankfurter Messe als Weinhandelsplatz (1997), S. 394; ROTHMANN 1998 (wie Anm. 113), S. 122; 130; ZÜLCH, Martin Caldenbach genannt Heß und Nikolaus Nyfergalt (1916), S. 148; ZÜLCH, Eine Fehlforschung (1926), S. 119; ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 214r–215v (ausführliche Dienstanweisung) = Eintrag 218 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 335–340 ≆ Ratsgesetz 123 von 1409 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 213–216 (im Gesetzbuch unvollständig wiedergegeben). 2053 Unterschiedliche Angaben machten BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 45 und DIETZ 1910 (wie Anm. 1474), S. 231. Nach KRIEGK 1868 (wie Anm. 789), S. 324 f. gab es im 14. Jh. zwei bis drei solcher Visierer, im 15. Jh. dann vier. 2054 ISG Frankfurt, Bmb., 1488, fol. 83r ≆ Auszug bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 45. Außerdem findet sich im sog. Pfortenbuch, einem Folianten mit zollrechtlichen Bestimmungen hinsichtlich der Tätigkeit auf der Fahrpforte, diesbezüglichen Eiden und Dienstanweisungen [vgl. die knappe Beschreibung von BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 21*], um 1489 eine Bestimmung, welche die neue Schreibaufgabe der Visierer dokumentiert: »Item die viserer sollen auch […] und soliche wyne von stunt Inne Ire buch schreiben« [ISG Frankfurt, GRO, Nr. 376, fol. 13r = Beilage 10 bei BOTHE 1906 (wie Anm. 1530), S. 126]. 2055 FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 236, Fn. 5 (nach verlorenem Bedebuch). Er wurde auch als erster Visierer dieses neuen Zuschnitts am 12. Mai 1489 vereidigt: »It(em) Johan(es) visere(r) hait sinen eit der fare porte(en) halb(er) hut vore Rate gesworene« [ISG Frankfurt, Bmb., 1489, fol. 3r]. Noch im Dezember 1492 bezeichnete er sich selbst als Visierer [FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 236 (Vorlage ist ein

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berichtete in seinen annalistischen Aufzeichnungen, dass er als Baumeister den Umbau der Dienststube 1489 geleitet habe.2056 Für die Einführung der regelmäßigen Protokollierung ab 1488 spricht ferner, dass die Fahrpforten-Zollbücher, auch Gefäll- oder Fahrpfortenbücher genannt, erst ab 1489 bis 1610 vorhanden waren.2057 Vom 21. November 1499 datiert sodann eine gemeinsame Eidesformel für Schreiber und Visierer.2058 Die Tätigkeit als Visierer war wenigstens im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert offenbar sehr begehrt, sodass sich beispielsweise 1504 u. a. ein Prokurator um die Stelle bewarb.2059 Dies zeigt eine Entwicklung von einer einfachen Tätigkeit der Steuereintreibung hin zu einer komplexeren, die besser ausgebildetes, eben schreibkundiges Personal erforderte. Auch andere Zöllner und Pförtner der Stadt wurden in dieser Zeit mit Schreibaufgaben versehen.2060 Kriegsverlust)]. Er starb vor 1495 [FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 236, Fn. 5 (nach verlorenem Bedebuch)]. 2056 Druck bei FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 233 (Vorlage ist ein Kriegsverlust). 2057 JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 117]. Nach den Verlusten 1944 sind heute nur noch die Bücher der Jahre 1514–1519 sowie 1542 vorhanden [eigener Best. im ISG Frankfurt. ROTHMANN 1997 (wie Anm. 2052), S. 394, Fn. 168; ROTHMANN 1998 (wie Anm. 113), S. 130, Fn. 67 nahm fälschlicherweise einen Totalverlust an]. KARL ZÜLCH, der die Bücher noch gänzlich einsehen konnte, gab an, dass in jedem Band die Jahresrechnung über die Gefälle von Salz, Mahlgeld, Weinniederlage usw. durch einen der vier dortigen Schreiber aufgezeichnet und deren Namen auf der jeweils ersten Seite vermerkt worden war [ZÜLCH 1926 (wie Anm. 2052), S. 119; die entsprechende Seite aus dem Buch von 1514 ist reproduziert bei ZÜLCH 1916 (wie Anm. 2052), S. 152]. Eine gewisse Aufmerksamkeit in der Forschung bekamen die Bücher, weil der Maler MARTIN KALDENBACH GEN. HESS (Sohn des Fürsprechers und Malers HANS KALDENBACH) von 1507–1518 als Visierer auf der Fahrpforte tätig war [vgl. BRINKMANN, Hans Caldenbach, gen. Hess [und] Martin Caldenbach, gen. Hess (2005), S. 113 f.; GEBHARDT, Martin Hess (1908), S. 437–445; HÜNEKE, Der Maler Martin Caldenbach (1958), S. 30–37; SCHILLING, Zur Kunst des Frankfurter Malers Martin Kaldenbach (1933), S. 140–150 (mit fotographischer Reproduktion zweier Federzeichnungen aus den verlorenen Büchern von 1509/10); ZÜLCH 1916 (wie Anm. 2052), S. 148–152 (mit Reproduktionen eben jener Federzeichnungen sowie einer Schriftprobe aus Fahrpfortenbüchern); ZÜLCH 1926 (wie Anm. 2052), S. 119 f.; ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 262–264 (m. w. Quellennachweisen)]. 2058 Ratsgesetz 367 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 426 (hier ist diese Datierung im Jahr noch fraglich, in Eintrag 820 bei HALBLEIB/WORGITZKI 2004 (wie Anm. 153), S. 125 aber nicht mehr) ≙ ISG Frankfurt, Rentenamt. Ugb.-Akten, Nr. 1, fol. 2r-v (Abschrift). Außerdem hat sich ein wohl eigenhändiges Notizbüchlein eines Visierers um 1500 erhalten, in dem er dienstliche Bestimmungen und Anmerkungen vermerkt hatte [ISG Frankfurt, Glauburg Akten, Nr. 8; in der Pergamenthülle steht »Johannes | viserer« und darunter in gleicher Schrift: »Johan(n)es Cappes ab Esbach«]. 2059 Vgl. die Hinweise bei ZÜLCH 1916 (wie Anm. 2052), S. 147. 2060 Im sogenannen Pfortenbuch heißt es bspw.: »Und sol der zolner oder portener do Solichs uszgeet Inne eyn tafel oder buch ufftzeichnen« [ISG Frankfurt, GRO, Nr. 376, fol. 7v = Beilage 10 bei BOTHE 1906 (wie Anm. 1530), S. 123]. Mitte Januar 1497 wurde ein Zöllner gar wegen Analphabethismus aus dem Dienst entfernt: »It(em) als Cuntz von Synne, zol(ner) uff der Brucken nit schriben oder lesen kan und

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Auffällig ist weiterhin, dass die Visierer zur Unterstützung der sogenannten Kistenherren, Ratsleuten mit speziellen Aufgaben,2061 tätig wurden.2062 Aber auch andedarumb unschicklich ist erfarung haben umb einen and(ern) benach [?] ime zu tun dar zu etwas uß der Rechenung gebn und nach eym and(ern) sehn« [ISG Frankfurt, Bmb., 1496, fol. 87r ≆ Auszug bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 141]; kurz zuvor war er allerdings mit überragender Mehrheit im Rat gewählt worden [vgl. ISG Frankfurt, Bmb., 1496, fol. 121v]. 2061 Die Erhebung der wichtigsten regelmäßigen Einnahme der Stadt, des sog. Ungeldes, einer Weinverbrauchssteuer, oblag den vier Kistenherren, die einen besonderen Ratsausschuss bildeten [vgl. hierzu umfassend HABICH, Das Weinungeld der Reichsstadt Frankfurt (1966), S. 7–89]. Im Übrigen unterstanden die städtischen Bediensteten, die Abgaben einzogen, dem Ausschuss der sechs Rechenmeister [ROTHMANN 1998 (wie Anm. 113), S. 61 f.]. Vgl. den Eid der Kistenherren, der in der ältesten Variante vom 1. Mai 1383 überliefert ist als Ratsgesetz 25 (XIV) bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 142 und in dieser Form auch von den Visierern, Pförtnern, Schrödern und Stangenträgern zu schwören war; eine spätere Variante um 1450 [Datierung nach Eintrag 476 bei HALBLEIB/WORGITZKI 2004 (wie Anm. 153), S. 81] hat sich im ISG Frankfurt, GRO, Nr. 14, fol. 11r erhalten; davon sprachlich leicht abweichend findet sich eine Variante im ISG Frankfurt, GRO, Nr. 376, fol. 1r = Beilage 10 bei BOTHE 1906 (wie Anm. 1530), S. 119 = ISG Frankfurt, GRO, Nr. 378, fol. 1r. Sowohl GRO, Nr. 376 als auch GRO, Nr. 378 wurden vom gleichen Schreiber erstellt. Obgleich GRO, Nr. 378 mit »Kistenbuch de anno 1503« überschrieben ist, handelt es sich um eine zeitgenössische Kopie des Pfortenbuches GRO, Nr. 376, offenbar zum Gebrauch bestimmt, wie zahlreiche Hinweispfeile und Registerfahnen am Rand für den leichten Zugriff belegen. Spätere Nachträge wurden gleichförmig in beide Bücher eingetragen. Das Kistenbuch GRO, Nr. 377 scheint demgegenüber ein Vorgängerbuch aus der ersten Hälfte des 15. Jh.s zu sein [BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 21*]. Die Fassung der Eidesformel aus diesen Büchern findet sich darüber hinaus in Ratsgesetz 309 (I) bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 390 und im ISG Frankfurt, GRO, Nr. 15, fol. 1r (alte Zählung: fol. 15r) = ISG Frankfurt, GRO, Nr. 42, fol. 13r (alte Zählung: fol. 14r). Eine Abschrift dieser Variante findet sich im ISG Frankfurt, Rentenamt. Ugb.-Akten, Nr. 1, fol. 1r, wo eigens auf die entsprechenden Seiten im Gesetz- wie auch Eidbuch verwiesen wurde. Diese Variante dürfte um 1450 entstanden sein, wobei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 390 das Ratsgesetz hingegen nur vage vor 1487 datierte. 2062 Im Pfortenbuch heißt es etwa: »Item Eyn iglicher viserer sal viertzehn tage uff der fare porten […] uff die kisten herren warten und alle dinge eigentlich und gesetzlich uff schreiben« [ISG Frankfurt, GRO, Nr. 376, fol. 14r = Beilage 10 bei BOTHE 1906 (wie Anm. 1530), S. 127 ≙ Ratsgesetz 325 (III) vom 1. Mai 1489 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 406]. Um 1500 wurde zudem im zweiten Eidbuch vermerkt: »Nachdem unsere herren der rat gut und nutze sind angesehen und betrachtet und daruff geordent haben, daß hynfur eyn schriber by deß rats frunden uff der stede rentkisten zu yeder zyt, als sich gepurt, sitzen [soll]« [ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 212v = Druck bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 342]. Vielleicht deshalb nannte SCHILLING 1933 (wie Anm. 2057), S. 142 die Visierer Kistenschreiber. Im 18. Jh. war dann diese Bezeichnung üblich geworden [so etwa beschrieben bei GAUDELIUS, Beitrag zur Geschichte der älteren und neueren Verfassung der Reichs-Stadt Frankfurt, Bd. 2 (1806), S. 120 sowie erwähnt in einer bei BEYERBACH, Sammlung der Verordnungen der Reichsstadt Frankfurt (1798), S. 382 abgedruckten Verordnung von 1764]. Im Mittelalter hatte der Begriff des Kistenschreibers jedoch vermutlich eine andere Bedeutung. So wurde bereits 1429, also zu einer Zeit, in der die Schreibaufgabe der Visierer noch nicht bestand, ein ›Kistenschreiber‹ eingebürgert: »Johannes Wulnstad kistenschreiber ist burger worden« [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 78]. Vermutlich ist hier ein

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re der bereits aufgeführten speziellen Schreibertätigkeiten wurden offenbar gezielt zur Unterstützung besonderer Ratsämter geschaffen, so bei den Almosenherren,2063 Baumeistern, Bedemeistern,2064 Kornmeistern2065 und den Spitalpflegern.2066 Damit ist die Schaffung der neuen Schreibämter vermutlich im Lichte der intensiver werdenden Arbeitsbelastung der Ratsmitglieder im Zuge ausgreifender Schriftlichkeit in der Verwaltung zu sehen. Dies ist wiederum ein wichtiger Aspekt im Rahmen dieser Studie, da auch die Schöffen als Teil des Rates im 15. Jahrhundert bedingt durch die intensiver werdende Oberhoftätigkeit stärker beansprucht wurden und damit vermutlich von allen Männern der ersten und zweiten Bank eine hauptamtliche Tätigkeit in dieser Zeit verlangt wurde. Ebenso erhielten einzelne Zünfte im ausgehenden 15. Jahrhundert einen eigenen Schreiber. So ist die Eidesformel des Wollweberschreibers überliefert, der auch gegenüber den Bürgermeistern zu leisten war.2067

privater Lohnschreiber gemeint [BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 256 setzte Kisten- und Stuhlschreiber gleich]. 2063 Für die Verwaltung des Almosens war von Anbeginn 1437 ein Ratsausschuss mit einem Vertreter jeder Bank zuständig [vgl. MORITZ 1981 (wie Anm. 47), S. 121–124]. 2064 Vgl. deren Eidesformel in Ratsgesetz 154 von 1417, erneuert 1477 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 242 = Druck bei BOTHE 1906 (wie Anm. 112), S. 89, Fn. 5. 2065 In den beiden Verzeichnissen der Ratsämterbestellungen finden sich drei Kornmeister erst ab 1443 verzeichnet [vgl. ISG Frankfurt, Ratswahlen und Ämterbestellungen, Nr. 1, fol. 10r = ISG Frankfurt, Ratswahlen und Ämterbestellungen, Nr. 2, fol. 27r ≙ ISG Frankfurt, Glauburg-Akten, Nr. 2, fol. 22v]. Nach BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 73 wurde 1476 die Zahl der Kornmeister auf zwei reduziert, weshalb sich wahrscheinlich hierauf der Eintrag im ISG Frankfurt, Bmb., 1475, fol. 13v vom 29. Juni 1475 bezieht und nicht auf die Einführung des Amtes als solches, wie es zunächst der Wortlaut nahelegt: »It(em) die scheff(en) etlich(er) Ampte erlasß wie davon geratslagt ist, dem folge tun, und sal man Walpurgis nest komende anfahen und sonderlich ein schuzmeist(er) und kornmeist(er) und guden lud(en) Ampt(e)«. 2066 Im späten 14. Jh. war die Spitalpflege eine Aufgabe des Schultheißen gewesen, ab dem 15. Jh. dann die eines Schöffen und eines Ratsherren als Spitalpfleger [vgl. hierzu MORITZ 1981 (wie Anm. 47), S. 121– 124]. 2067 ISG Frankfurt, Handwerker-Bücher, Nr. 201, fol. 36v (mit zwei darunter protokollierten Eidesleistungen) = Eintrag 127 bei SCHMIDT (Hrsg.), Frankfurter Amts- und Zunfturkunden, Teil 1,2 (1914b), S. 209 = Druck bei FROMM 1899 (wie Anm. 1493), S. 106. Vgl. hierzu BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 108. Die Formel entstand zw. 1440 und 1479 [so FROMM 1899 (wie Anm. 1493), S. 106] oder 1489 [so SCHMIDT 1914b (a. a. O.), S. 209 nach der ersten darunter vermerkten Eidesleistung]. Dem Wortlaut lässt sich zwar nicht die Ableistung vor den Bürgermeistern entnehmen. Allerdings sind zwei Eidesleistungen unter der Niederschrift vermerkt, aus denen dies ersichtlich wird. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass der Rat bereits seit der Mitte des 14. Jh.s zunehmend die Zünfte unter seine Aufsicht gebracht [vgl. hierzu SCHMIDT (Hrsg.), Frankfurter Amts- und Zunfturkunden, Teil 1,1 (1914a), S. 45– 47]. In gewisser Weise wurde damit der Schreiber der Wollweberzunft wiederum für den Rat tätig. Ein eigener Schreiber der Wollweber mag auch damit zu erklären sein, dass sie im 14. und in der ersten Hälfte

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Diese ausdifferenzierten Schreibtätigkeiten in der Verwaltung dieser Zeit spiegeln letztlich die arbeitsteilige Organisation und damit die zunehmende „Professionalität“ der städtischen Ämterführung wider.

c. Gelnhausen Zu Gelnhausen fehlen bislang ebenfalls Untersuchungen zu den Stadtschreibern.2068 Eine zeitgenössische Auflistung der Schreiber, wie sie etwa für Ingelheim bekannt ist, fehlt leider in Gelnhausen und auch Dienstbriefe sind, wenngleich sie wohl angefertigt wurden,2069 nicht erhalten geblieben. Für das späte Mittelalter ergibt sich aus zahlreichen weiteren Quellenhinweisen folgende Zusammenstellung, die aber lückenhaft ist: Tabelle 5: Gelnhäuser Stadtschreiber Belegte Jahre 1255; 1258; 1264; 1267; 1279; 1282

Name Werner

Weitere Charakteristika 2070

Freier Schreiber?

des 15. Jh.s die größte Zunft darstellten [vgl. BOTHE 1932 (wie Anm. 1474), S. 203 f.; 214 f.; FROMM 1899 (wie Anm. 1493), S. 64 f.]. 2068 Eine Auflistung der Stadtschreiber findet sich bei SCHMERBACH 1977 (wie Anm. 194), S. 18 f. KARL SCHMERBACH ging allerdings irrtümlich davon aus, dass Wendungen wie »publicus notarius imperiali auctoritate« in den Quellen auf die Einsetzung der Stadtschreiber durch den Kaiser hinwiesen [so ausdrücklich SCHMERBACH 1977 (wie Anm. 194), S. 19] anstatt auf einen öffentlichen Notar. Ferner sah er in der Bezeichnung »procuratorius« irrtümlich einen Stadtschreiber [so in Grimmelshs.-Bibl. Gelnhausen, Gln 2 REG I 18513, S. 106], weshalb seine Liste fehlerhaft ist und zudem, wie sich aus der Nummerierung der Fußnoten ergibt, unvollständig abgedruckt wurde. Eine weitere, abweichende Liste, die aber auf den gleichen Irrtümern beruht, findet sich in Grimmelshs.-Bibl. Gelnhausen, Gln 2 REG I 18513, S. 90–91. Die knappen Bemerkungen von FRICK/FRICK 2003 (wie Anm. 187), S. 40 f. fußen auf eben jenen mitunter fehlerhaften Ausführungen KARL SCHMERBACHS. 2069 Jedenfalls wird in der Eidesformel des Stadtschreibers auf solche Briefe verwiesen: »Item ein schriber gibt dem Raitd uber sin glubde und eyde einen versigelten brieffe als von alter gewonlich und herkomen ist Soliche glubde und eyde nach Innhalt solichs brieffes sal er halden one alle geverde« [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 53v = Beilage I bei JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 389 ≙ Regest 2909 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1170]. 2070 Erstmals 1255 [StA Marburg, K, Nr. 420, fol. 60v (Urk. 51) = Eintrag 310 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 228 ≙ Regest 56 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 56], sodann 1258 [StA Darmstadt, C 1 A , Nr. 47, fol. 85r (alt: fol. 80r, Urk. 113) = Eintrag 346 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 255 ≙ Regest 72 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 65], 1263 [DOZA Wien, Hs.en 214, fol. 183v (Urk. 530) = Eintrag 196 bei WYSS, Hessisches UB., Abt. 1,1 (1879), S. 151 ≆ Auszug in Eintrag 389 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 285 ≙ Regest 84 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 70], 1264 [Eintrag 14 bei SIMON 1865 (wie Anm. 604), S. 21 = Eintrag 394 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 288 ≙ Regest 93

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bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 26 f. (nach Vorlage im isenburgischen Archiv zu Birstein)], 1267 [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 106 = Eintrag 426 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 319 = Eintrag 17 bei SIMON 1865 (wie Anm. 604), S. 23 ≙ Regest 106 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 30 f. ≙ Regest 95 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 78], 1279 [Eintrag 574 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 412 ≙ Regest 158 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 46 (nach Vorlage im isenburgischen Archiv zu Birstein) ≙ Regest 137 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 95], 1282 [StA Würzburg, Kloster Schmerlenbach – Urk.n, Nr. 23 ≙ Eintrag CLXVII bei WÜRDTWEIN, Diplomataria moguntina (1788), S. 317 (ohne Angabe der Vorlage) = Eintrag 604 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 431 (nach dem Druck) ≙ Regest 429 bei WELLER 1899 (wie Anm. 2038), S. 295 ≙ Regest 95 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 98 f.]. Ebenso nannte EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 9 WERNER als ersten Stadtschreiber, wenngleich erst ab 1264. Daneben taucht in den Urk.n ein »Wernherus notarius« auf [1263 in Eintrag 196 bei WYSS 1879 (wie Anm. 2070), S. 151 ≙ Regest 389 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 285; 1279 in Eintrag 581 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 417 = Eintrag 400 bei WELLER 1899 (wie Anm. 2038), S. 273 ≙ Regest 159 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 46 (nach Vorlage im isenburgischen Archiv zu Birstein) ≙ Regest 139 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 96; 1293 im Ysenburgischen Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 263 = Eintrag 741 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 538 ≆ Eintrag LIV bei SIMON 1865 (wie Anm. 604), S. 65 (Transsumpt) ≙ Regest 211 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 61 ≙ Regest 173 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 110]. Unklar ist, ob hier zwei Personen gemeint sind oder aber WERNER nicht nur als Stadtschreiber tätig wurde, sondern auch als öffentlicher Schreiber [so SCHMERBACH 1977 (wie Anm. 194), S. 18 sowie REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 673, der ihn als Stadtschreiber und Notar von 1255–1293 aufführte, seltsamerweise aber »Wernherus notarius« in Eintrag 196 bei WYSS 1879 (wie Anm. 2070), S. 151 ≙ Regest 389 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 285 als eigenständigen Notar auffasste, was inkonsistent ist]. Denkbar erscheint, dass er nicht nur als Stadtschreiber, sondern auch als freier Schreiber arbeitete, denn im späten Mittelalter war es in vielen Städten üblich, freie Schreiber oder Notare als Stadt- oder Gerichtsschreiber zu beschäftigen [vgl. KÜNZEL 1974 (wie Anm. 1973), S. 35 f. m. w. Nachweisen]. Aus den bekannten Quellen lässt sich aber nicht zweifelsohne entnehmen, ob auf zwei oder nur eine Person verwiesen wurde. Einzig in einem wohl gefälschten Weistum angeblich von 1262 bzw. 1294 wurde WERNER VON BREIDENBACH als Geistlicher, Stadtschreiber und kaiserlicher Notar zugleich bezeichnet [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 91 (Transsumpt) = Eintrag 382 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 278–282 (mit Hinweisen zur Fälschung) ≙ Regest 90 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 26; Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Abt. 29, Fasz. 77, Nr. 510, S. 255–260 ≙ Regest 222 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 63]. In den Quellen taucht daneben ein »Wernherus plebanus Geylenhusensis« auf [zw. 1259 und 1262 in Eintrag 386 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 284; 1264 in Eintrag 398 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 292 ≙ Regest 88 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 73] sowie ein »W(er)nh(erus) sac(er)dos celebrans in hospitali« [1267 im Ysenburgischen Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 109 = Eintrag 426 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 319 = Eintrag 17 bei SIMON 1865 (wie Anm. 604), S. 23 ≙ Regest 106 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 30 f. ≙ Regest 95 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 78]. 1260 wird zudem ein Schöffe gleichen Namens sichtbar [Eintrag 367 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 268 ≙ Regest 76 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 67]. Jedoch kann nicht angenommen werden, dass der Stadtschreiber zugleich Gelnhäuser Bürger und Geistlicher war, da 1267 in der erwähnten Urk. »W(er)nher(us) pleban(us) Geyl(e)nh(usensis)«, »W(er)nh(erus) sac(er)dos celebrans in hospitali« und »W(er)nher(us) notari(us) civitatis« gemeinsam testierten [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 109]. Wahrscheinlich

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1293

Reimbold2071

1345; 1348

Conrad von Ertal2072 2073

1363; 1364; 1367

Heinrich Fulsche

1382; um 1388

Conrad Rorbach2074

405

Notar? Geistlicher Geistlicher, später Notar?

wurde hier ein Bürger erwähnt, der 1288 ausdrücklich »Wernherus civis Geilnusen[sis] dictus Futzechin« [Eintrag 662 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 474 ≙ Regest 156 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 104] genannt wurde. 2071 Er taucht in den Quellen nur ein einziges Mal als »Reimboldȗs, Notariȗs Gelnhȗsensis« im Ysenburgischen Archiv zu Büdingen, Abt. 29, Fasz. 77, Nr. 510, S. 68 = Eintrag 52 bei SIMON 1865 (wie Anm. 604), S. 63 = Eintrag 742 bei REIMER 1891 (wie Anm. 188), S. 538 ≙ Regest 213 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 61 ≙ Regest 174 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 110 f. auf. 2072 Er wird erstmals 1345 als Stadtschreiber greifbar [Solms-Hohensolms-Lich‘sches Archiv zu Lich, Arnsburger Urk.n, Nr. 932 (Gelnhausen, Nr. 8) = Eintrag 668 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 658 ≆ Auszug in Eintrag 724 bei BAUR 1851 (wie Anm. 804), S. 453 f. ≙ Regest 405 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 199], dann nochmals 1348 [StA Marburg, Urk.n 26, Nr. 841 ≙ StA Marburg, K, Nr. 234, fol. 74r = Eintrag 760 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 745 ≙ Regest 576 bei FRANZ 1970 (wie Anm. 786), S. 223 ≙ Regest 450 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 215]. 1349 [Eintrag 802 bei REIMER 1892 (wie Anm. 188), S. 797] und 1352 wurde schließlich ein »Cunradus quondam […] publicus imperiali auctoritate notarius« erwähnt [Eintrag 58 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 65 ≙ Regest 562 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 149 (nach Vorlage im isenburgischen Archiv zu Birstein) ≙ Regest 516 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 244 f.]. Möglicherweise war der Gelnhäuser Stadtschreiber also neben bzw. nach seiner städtischen Tätigkeit als öffentlicher Notar tätig. 2073 Erstmals 1363 als »Heinr(ich) fulschen der Stede Schriber zu Geylnh(usen)« [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 894 = Eintrag 436 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 483 ≙ Regest 702 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 287 ≙ Regest 663 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 303], sodann 1364 [StA Marburg, Urk.n 37, Nr. 1667 = Eintrag 450 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 503 = Eintrag 1039 bei WYSS, Hessisches UB., Abt. 1,3 (1899), S. 39 f. ≙ Regest 672 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 307; am gleichen Tag auch erwähnt im StA Marburg, Urk.n 37, Nr. 1668], 1367 [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 965 = Eintrag 564 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 635 ≙ Regest 748 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 198 ≙ Regest 717 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 324 (»Her Heinr(ich) der Stede Schriber zu Geylnh(usen)«)]. In einem Zinsbuch des Gelnhäuser Spitals wurde gleich zu Beginn eine Einnahme verzeichnet von »hern hey(n)rich fultßen […] der da Capplan zu ydengesiße [Eidengesäß] waz und schriber zu geilnhusen« [StA Marburg, Best. 330 Gelnhausen, Nr. 26, fol. 1r (alt: fol. ixr) = Beilage II bei JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 413 (ohne genaue Quellenangabe)]. In der Landscheide von 1383 findet sich auch ein »her Heynrich Fulsche« [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 78r]. 2074 1382 wurde er in Gelnhausen eingebürgert und in einem stark abgekürzten und deshalb schwer auflösbaren Latein erwähnt, dass er alle Privilegien abgeschrieben habe: »Conrad(us) rorbach no(tari)u(s) fac(tus) e(st) civis su(b) p(re)di(ct)is quia d(e)sc(ri)psit [¶] p(r)ivilegia n(ostra) om(n)ia« [StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 26v ≙ Eintrag 872 bei REIMER 1897 (wie Anm. 758), S. 803, Fn. 1 (unvollständig)]. 1385 [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 1125 = Eintrag 407 bei REIMER 1897 (wie Anm. 758), S. 353 ≙ Regest 874 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 233 ≙ Regest 926 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 402] und um 1388 [ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 447 = Eintrag 465 bei REIMER

406

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

1402; um 1405

Nikolaus Brendel2075

1412; 1413

Dietrich Otte2076

1415; 1416; 1417

Enulf Schneiß von Grenzau

1417–1436

Hartmann Brell2078

Zuvor Friedberger Stadtschreiber 2077

Adeliger, später Schreiber Diether von Ysenburgs Bürger, Schöffe

1897 (wie Anm. 758), S. 409 (datiert 1388?) ≙ Regest 447 bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 162 (datiert ca. 1390) ≙ Regest 967 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 416 f. (datiert 1388)] wird er auch als Stadtschreiber sichtbar. Im Jahr 1393 wurden »dem erbern prister h(er)ren Conrad Rorbach Cappellan zů Ettengeseße [Eidengesäß] und zů dirre zyt Schriber der stat zů Geylnhusen« Haus und Garten verkauft [StA Marburg, Urk.n 68 (Stadt Gelnhausen), Nr. 35 = Eintrag 637 bei REIMER 1897 (wie Anm. 758), S. 566 ≙ Regest 1039 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 444]. 1401 schließlich trat ein CONRAD RORBACH als Geistlicher des Mainzer Bistums und kaiserlicher Notar auf [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 1338 ≙ Regest 1025 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 273 ≙ Regest 1148 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 517]. Vermutlich stammte seine Familie aus Rohrbach bei Büdingen. 2075 Im Jahr 1402 wurde ein Streit zwischen ihm und dem Frankfurter Stadtschreiber HEINRICH ARNOLDI VON GELNHAUSEN in zahlreichen Urk.n aktenkundig [Regest 494 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 31 ≙ Regesten 1166, 1169, 1171–1175 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 522–526] und um 1405 taucht er dann nochmals im Zusammenhang mit der Ankündigung eines gütlichen Tages in dieser Sache auf [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 921 ≙ Regest 921 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 54 ≙ Regest 1285 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 566]. 2076 In den Schöffengerichtsprotokollen wurde er 1412 als »schribir« [StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 48v] und 1413 als »schrib(er) d(er) stede« erwähnt [a. a. O., fol. 79r]. Zuvor war er Schreiber der Stadt Friedberg, denn 1399 wurde »diederich Otte d(er) stede zu Friedeb(erg) schr(iber) und dien(er)« genannt [ISG Frankfurt, Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 2511/21–22 vom 13. Januar 1399 ≙ Regest 760 f. bei FOLTZ 1904 (wie Anm. 214), S. 479 ≙ Regest 685* bei SCHILP 1987 (wie Anm. 786), S. 275 f.]. 2077 In den Schöffengerichtsprotokollen wurde ein ENULFF 1415 bis Anfang 1417 mehrmals erwähnt [StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 119v, 124v, 135v, 136v, 137v, 145r, 146v, 154r, 155v (»Enulffs fraw«)]. Doch nur 1415 [a. a. O., fol. 124r] und 1416 [a. a. O., fol. 148r] wurde er als Schreiber bezeichnet und nur ein einziges Mal 1416 mit vollem Namen erwähnt [a. a. O., fol. 135r]. Dass er jedoch Stadtschreiber und nicht bloß freier Schreiber war, geht letztlich nur aus der Bemerkung HARTMANN BRELLS hervor, der Urk.n von »Enulff von Grensa d(er) unß Schrib(er) waz und gude sin hüsfr(aw)« erwähnte, wobei er ihn interessanterweise zu den Edlen zählte [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 3r (moderne Folierung)]. ENULF SCHNEIß VON GRENZAU und seine Frau GUDE traten bereits 1405 [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 1413 ≙ Regest 1079 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 288], 1410 [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 1485 ≙ Regest 1123 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 301] und 1412 [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 1501 ≙ Regest 1137 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 305] gemeinsam in Erscheinung. 1419 ist ein ENOLF [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 4v (alte Folierung) ≙ Regest 1593 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 687] und 1423 ENULF SCHNEIß VON GRENZAU als Schreiber DIETHERS VON YSENBURG-BÜDINGEN verbürgt [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr. 1651 ≙ StA Darmstadt, B 11, Nr. 162/3 (Abschrift) ≙ Regest 331 bei BATTENBERG, Stolberger Urkunden (1985), S. 87 ≙ Regest 1260 bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 603), S. 338].

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

1438?

Johannes Brell2079

1447; 1448

Peter2080

2078

407

Später? Bürger, Ratsmann

In seinem sog. Stadtbuch erwähnte er zu Beginn, dass er 1417 das Amt angetreten habe [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 1r (alte Folierung)]. Ebenso findet er sich in den Gerichtsprotokollen erstmals 1417 als »not(arius)« [StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 172v], als Schöffe bereits kurz zuvor [a. a. O., fol. 164r]. Da nur Ratsherren zu Schöffen gewählt werden konnten, ist davon auszugehen, dass er als Mitglied des jungen Rates und vor allem auch als Bürger Stadtschreiber wurde. Er entstammte einer seit 1361 in Gelnhausen nachweisbaren Familie, die Verbindungen zu den schon früh dort nachweisbaren Familien VON BÜNAU und GROß aufwies [vgl. SCHMERBACH 1977 (wie Anm. 194), S. 20– 23]. Mit dem Pfarrer CONRAD BRELL ist einer seiner Vorfahren als geschworener Schreiber nachweisbar, der etwa 1449 zahlreiche Privilegien und Urk.n der Stadt abschrieb [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Urk.n, Nr 2291, fol. 2r (neue Folierung) ≙ Regest 1816 f. bei BATTENBERG 1976 (wie Anm. 602), S. 479 f. ≙ Regest 2282 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 969]. Zu seiner Person vgl. im Übrigen die Ausführungen von SCHMERBACH 1977 (wie Anm. 194), S. 23–28. Keiner der Einträge in seinem Stadtbuch reicht über das Jahr 1436 hinaus [ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 893, Fn. 151], sodass er wenigstens bis zu diesem Zeitpunkt Stadtschreiber war. SCHMERBACH 1977 (wie Anm. 194), S. 18 hingegen sah ihn nur bis zum Jahr 1431 im Amt. 2079 In einem Schreiben an JOST IM STEINHAUS vom 27. April 1438 nannte er sich selbst zwar nicht Stadtschreiber, erwähnte aber seine Herren im Rat, was darauf hindeutet, dass er in städtischen Diensten stand [ISG Frankfurt, Kaiserschreiben, Nr. 549 = Eintrag 109 bei BECKMANN 1957 (wie Anm. 1709), S. 162 ≆ Eintrag G V 3 bei BRÄHLER 1964 (wie Anm. 1585), S. 60 f. (modernisiert und nicht ganz fehlerfrei) ≙ Regest 92 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 82 ≙ Regest 2107 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 900]. Eine Schreibertätigkeit ist wahrscheinlich, denn HARTMANN BRELL erwähnte in seinem Stadtbuch, dass er seinen Sohn JOHANNES habe Briefe abschreiben lassen [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 128r]. Im Jahr 1446 wurde er schließlich als Ratsmann aktenkundig [BRÄHLER 1964 (wie Anm. 1585), S. 61], womit er spätestens zu dieser Zeit Bürger gewesen war. Bei BRÄHLER 1964 (wie Anm. 1585), S. 61 wurde sodann noch für die Jahre 1466–1476 ein HEINRICH BRELL als Stadtschreiber erwähnt, doch geben die angegebenen Quellen keinen Hinweis auf diese Tätigkeit. Vielmehr scheint das Missverständnis vorzuliegen, dass WILHELM BODENHEIMER, der auch als Stadtschreiber bezeugt ist, HEINRICH BRELL nicht nur im Schöffenamt nachfolgte, sondern auch im Stadtschreiberamt. Dies gibt der Wortlaut des Eintrags in den Ratsprotokollen nicht her, heißt es doch dort lediglich: »It(em) illa die Electus fuit in Schabinu(s) wilhelmu(s) Bodenheym(erus) Consi(liarius) […] in locu(m) Heinrich Brells felic(is) recordat(ionis)« [wie Anm. 1570]. 2080 Er wird 1447 [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4341/1 ≙ Regest Nr. 4341 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 188 ≙ Regest 2237 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 954] und 1448 [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4371/1 ≙ Regest 4371 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 190 ≙ Regest 2246 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 957; ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4398 ≙ Regest 4398 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 191 ≙ Regest 2263 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 962 f.] als Gelnhäuser Schreiber sichtbar. Möglicherweise ist er auf einer Gesandtschaft 1448 ums Leben gekommen, denn der Rat Gelnhausens schrieb am 2. August 1448 besorgt an JOST IM STEINHAUS in Frankfurt, dass er seinen Schreiber PETER zum König gesandt habe, nun aber keine Nachricht von ihm erhalten hätte und ihn deshalb bat, ob er sich bei den Frankfurter Gesandten über PETER erkundigen könne [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4398

408

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

1448?; 1453; 1457

Johannes Kohlhase2081

1477; 1481; 1484; 1487; 1495

Wilhelm von Bodenheim2082

Bürger, Schöffe

Der Rat Gelnhausens verfügte demnach ebenfalls früh über einen eigenen städtischen Schreiber, wenngleich zu Person und Ausbildung von WERNER die Quellen keine weiteren Hinweise geben. Anders als in Frankfurt hatte sich in Gelnhausen aber nie das Amt eines eigenen Gerichtsschreibers herausgebildet. Am Beginn des 15. Jahrhunderts wird dies beispielsweise an HARTMANN BRELL deutlich, der als Stadtschreiber auch das Schöffengerichtsbuch führte. 2083 Für kleinere Städte war dies aber nicht unüblich.2084 Zugleich aber spiegelt es das etwa im Verhältnis zu ≙ Regest 4398 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 191 ≙ Regest 2363 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 962 f.]. 2081 Bereits 1448 erwähnten Bürgermeister und Rat Gelnhausens »Johannes unß schriiber« [ISG Frankfurt, RS I, 4384/7 ≙ Regest 2273 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 966], womit wahrscheinlich JOHANNES KOHLHASE gemeint war. Im Stadtbuch des HARTMANN BRELL wiederum wurden beim Rat aufbewahrte Urk.n von »ditterich und jorge kolhaß etwan unsers schrib(er)s son« (in anderer Schrift nachgetragen) erwähnt [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 4v (moderne Folierung)]. Demnach war bereits zuvor ein Mitglied der Familie KOHLHAS Stadtschreiber, wobei Näheres aber die Quellen nicht preisgeben. In den Jahren 1453 [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4790 ≙ Regest 4790 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 209 ≙ Regest 2366 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 997] und 1457 [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4988/1 ≙ Regest 2391 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1007 (unterschrieben mit »Joh(annes) Statschr(eiber) zŭ G.«); ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4988/2 ≙ Regest 2394 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1008 (unterschrieben mit »Johannes kolhase Imp(er)iali opidi notarius«); ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4988/4 ≙ Regest 2395 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1008 (an »Joh(annes) kolhasen Stadtschr(eiber) zu Geilnhusen«); ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4988/5 ≙ Regest 2396 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1008 (unterschrieben mit »Johannes kolhase Statschr(eiber) zŭ G.«) ist JOHANNES KOHLHASE dann mehrfach als Stadtschreiber bezeugt. 1436 und 1439 wurde ein JOHANN KOLHASE als Kammerschreiber des Mainzer Erzbischofs genannt [vgl. Regesten 295 f., 307 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 82 f.]. 2082 Vgl. Anm. 1586. Nach Regest 2824 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1144 wird HANS WORZE in einem Brief vom 20. Juni 1493 als Stadtschreiber sichtbar. Dies wäre bemerkenswert, weil 1495 WILHELM VON BODENHEIM als Stadtschreiber belegt ist. Jedoch unterlief MICHAEL ZIEG eine Fehlinterpretation von ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2715/1 ≙ Regest 6720 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 305, unterschrieb HANS WORZE doch mit »burger worcze hans« und in einem weiteren Brief mit ähnlichem Inhalt vom 1. Juli 1493 wurden »Worcze hans und andere burg(er) itzunt zu Gelnhuß(en)« [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2715/2 ≙ Regest 6720 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 305] genannt. Er war also Bürger Frankfurts, der seine Heimatstadt vor Truppenbewegungen warnte, als er sich mit anderen Bürgern in Gelnhausen aufhielt. 2083 SCHMERBACH 1977 (wie Anm. 194), S. 25. 2084 Bspw. beschäftigte ebenso Schweinfurt, das in Gelnhausen seinen Oberhof hatte [SCHMERBACH 1966 (wie Anm. 187), S. 22], nur einen Stadtschreiber, der bis in die zweite Hälfte des 16. Jh.s hinein auch die Gerichtsprotokolle führte [KÜNZEL 1974 (wie Anm. 1973), S. 115], ähnlich wie Babenhausen,

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

409

Frankfurt deutlich geringere Schriftaufkommen der Stadt wider, da in Gelnhausen die Arbeitskraft eines Schreibers für alle Aufgaben ausreichte. Hierbei ist zu bedenken, dass der Frankfurter Rat im Verlaufe des 15. Jahrhunderts aufgrund des großen Anstiegs an Schriftlichkeit infolge einer durchgreifenden weiteren „Professionalisierung“ der Stadtverwaltung sogar eine ganze Reihe weiterer Schreiberämter geschaffen hat, um der Schriftführung Herr zu werden. In Gelnhausen lässt sich all dies nicht nachweisen, was wiederum Rückschlüsse auf die weniger entwickelte Binnenorganisation und -strukturierung des Stadtregiments erlaubt. Zu den einzelnen Stadtschreibern und ihren Verhältnissen geben die Quellen nur wenig preis. Augenfällig ist, dass im Gegensatz zu Frankfurt keine dieser Personen ausdrücklich als Magister bezeichnet wurde, wenngleich große Vorsicht geboten ist, daraus zu schließen, dass in Gelnhausen keine studierten Personen in das Amt eingesetzt wurden. Ähnlich wie in Frankfurt wurden die städtischen Bücher zunächst in Latein verfasst, wie das Landscheide- und Bürgerbuch2085 zeigt. Das Schöffengerichtsbuch ab 14112086 wiederum repräsentiert gerade die Wendezeit, finden sich dort zwar hauptsächlich deutschsprachige Einträge, daneben aber viele lateinische Wendungen und mitunter sogar gänzlich in Latein gehaltene Einträge. Dies deutet auf eine gewisse Bildung der Schreiber hin. Ebenso wie in der Mainstadt finden sich in Gelnhausen im 14. Jahrhundert Geistliche als Stadtschreiber. Mit ENULF SCHNEIß VON GRENZAU ist indessen ein Adeliger greifbar, der später in ysenburgische Dienste trat. Bemerkenswert ist ferner, dass HARTMANN BRELL selbst zugleich Schöffe war2087 und als Begründung für die Eintragung von alten Rechtsweisungen in seinem Stadtbuch angab: »und han dit darumb getan, daz sich jünge lude etwaß nach den alden mogen wißen zu richten, dann ma(n) bij der alden handelünge wöl mag gelernen, und auch obe ma(n) der vorgeß alden sache umer hörte gedenken, od(er) des glichen me queme(n) daz ma(n) sich etwaz heruz darynne gerichten mochte ..«2088

Dies ist ein bemerkenswertes Bekenntnis, das eine besondere Funktion des Stadtbuchs im Sinne der Herstellung einer Konstanz der Rechtsprechung sichtbar werden lässt. Mit WILHELM VON BODENHEIM ist wenigstens noch ein weiterer Schreiber nachweisbar, der ebenfalls während seiner Amtszeit als Schöffe in Erscheinung Friedberg und Wimpfen [FERTSCH 1913 (wie Anm. 161), S. 52; SCHMIDT 1985 (wie Anm. 368), S. 63; SPEIDEL 1912–1915 (wie Anm. 351), S. 65]. 2085 StA Marburg, S, Nr. 323. 2086 StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56. 2087 Vgl. SCHMERBACH 1977 (wie Anm. 194), S. 23–28. Als Schöffe tritt er in den Quellen erstmals 1420 in Erscheinung [StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 31r]. 2088 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 128r.

410

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

trat. Insgesamt liegen aber zu wenige Informationen über die einzelnen Schreiber vor, um sagen zu können, ob die Stadtschreiber in der Regel das Bürgerrecht besaßen und zugleich regelmäßig Schöffen waren. In den Quellen werden aber auch gute Verbindungen der Stadtschreiber nach Frankfurt sichtbar, was sicherlich mit den engen politischen Beziehungen zusammenhängt. Wenigstens zwei Frankfurter Stadtschreiber, PETER VON GELNHAUSEN2089 und HEINRICH ARNOLDI VON GELNHAUSEN2090 hatten zudem Wurzeln in Gelnhausen. Die besondere Nähe wird beispielsweise daran deutlich, dass letztgenannter im Dezember 1422 HARTMANN BRELL »consa(n)g(uineo) suo dil(ec)to« in »sünd(er)lich(er) heijmelichk(eit)« die Kopie eines an den Rat der Stadt Frankfurt gerichteten Schreibens übersandte.2091 GERHART BURGER konnte in süddeutschen Zusammenhängen das Phänomen von Schreiberfamilien aufzeigen, das für die Beteiligten zu durchaus nützlichen zwischenstädtischen Verflechtungen führte.2092 Diese deuten sich im hier untersuchten Raum ebenfalls an, wie etwa die aufgezeigten Verbindungen zwischen den Schreibern Gelnhausens und Frankfurts belegen.

d. Ingelheimer Grund Im Hinblick auf die Schreiber des Ingelheimer Reichsgrundes kann eine nahezu vollständige Übersicht gegeben werden, da sich in dem im Zweiten Weltkrieg vernichteten Großen Ingelheimer Kopialbuch zu Beginn ein lateinisches Verzeichnis der Ingelheimer Gerichtsschreiber befand,2093 woraus sich, ergänzt um weitere Hinweise aus den Quellen, folgende Übersicht ergibt: Tabelle 6: Ingelheimer Gerichtsschreiber Dienstzeit Um 1361–?

2089

Name Peter Slich aus Ingelheim

Weitere Charakteristika 2094

Vgl. zu ihm Anm. 2023. Vgl. zu ihm Anm. 2031. 2091 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 50r-v. 2092 BURGER, Die südwestdeutschen Stadtschreiber im Mittelalter (1960), S. 48; 50–52; 65; vgl. ferner die Zusammenfassung bei WIENKER-PIEPHO 2000 (wie Anm. 1959), S. 71. 2093 Beilage 35 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 530; Übersetzung bei ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 181. 2094 Im Ingelheimer Kopiar wurde er als erster Schreiber geführt: »Nota primus scriptor regalis iudicii in Ingelnheim fuit Petrus Slich nacione huius ville« [wie Anm. 2093]. In welchem Jahr er seinen Dienst in Ingelheim antrat, blieb unerwähnt. Da aber die Gerichtsbücher Ingelheims 1366 einsetzten [vgl. Tabelle 1: Ingelheimer Überlieferung (S. 58–68)], ist dies ein erster Anhaltspunkt. Ver2090

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

?-1375?/1378?

Lambert2095

1375?/1378?-1398

Siegfried von Amöneburg2096

411

Geistlicher

mutlich aus diesem Grunde führte KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 51 ihn ab 1366, wenngleich ohne nähere Begründung. SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 14 hingegen sah ihn erst nach 1364 als Gerichtsschreiber unter Hinweis auf eine Urk. vor dem 11. März 1364 [Eintrag 1353 bei BAUR 1863 (wie Anm. 845), S. 438 f. (nach 1944 verbranntem Original in Darmstadt)], in der ein Schreiber ULRICH genannt wurde. Diese lässt sich aber kaum als Argument ins Feld führen, handelt es sich doch um ein Notariatsinstrument, ohne dass dort Schöffen oder Schultheißen Ingelheims überhaupt auch nur Erwähnung fänden, sodass kaum auf einen Gerichtsschreiber geschlossen werden kann. Allerdings stand am oberen Rand der entsprechenden Seite im Kopiar noch zusätzlich: »Anno domini m°ccc° sexto, ipso die Aurei et Justini, post horam sextam mane et in prima parte istius hore fuit eclipsis solis quod oculis videbatur« [nach LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 530, Fn. 1], weshalb ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 181 ihn um 1360 als Gerichtsschreiber führte. Noch 1361 wurde zur Protokollierung einer offenen Gerichtssitzung in Nieder-Ingelheim allerdings der freie Schreiber HEINRICH VON ARNSPURG eingesetzt [StA Darmstadt, C 1 A, Nr. 121, fol. 12v–14r ≆ Beilage III (1) bei ZILLER 1971 (wie Anm. 204), S. 213 (ohne Notariatssignet)], weshalb PETER SLICH wahrscheinlich erst danach ins Amt kam. Nach SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 14 war er höchstens bis 1383 Gerichtsschreiber, was verwundert, weil er selbst LAMBERT als zweiten Schreiber zw. 1378 und 1383 führte. Da SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161 aber zw. 1375 und 1378 entstandene einzelne Blätter eines Haderbuchs bereits der Hand des dritten Schreibers SIEGFRIED VON AMÖNEBURG zuordnen konnte, kann HELMUT SCHWITZGEBEL nicht richtig liegen. Hieraus folgt aber, dass er höchstens bis um das Jahr 1375 im Amt gewesen sein kann. In der Literatur wurde zudem erwähnt, dass er ab 1377 bis 1432 Priester in Ober-Ingelheim gewesen sein soll [KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 51 (m. w. Nachweisen); SAALWÄCHTER, Stiftung eines Heilig-Kreuz-Altares in Sankt Wigbert zu Ober-Ingelheim (1958), S. 141]. Zwar findet sich in der Burgkirche von Ingelheim tatsächlich eine Grabplatte mit der nur noch schwer lesbaren Inschrift: »[pet]rus  slych  olim  plebanus  huius  ecc[l]esie +  Anno  d(omi)ni   M cc[c]c  xlii  feria  quarta  post  d(omi)nica [Rest verloren]« [abgedruckt bei RAUCH 1934 (wie Anm. 198), S. 509 ohne Kenntlichmachung der Fehlstellen]. Dies dürfte aber kaum der Grabstein des Gerichtsschreibers PETER SLICH sein, da dieser andernfalls, angenommen er trat sein Amt bereits mit 20 Jahren an, das hohe Alter von über 100 Jahren erreicht hätte. 2095 Im Ingelheimer Kopiar stand: »Secundus nomine Lampertus« [wie Anm. 2093]. SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 14 vermutete, dass er zw. 1378 und 1383 als Schreiber in Ingelheim war, was aber nicht zutreffend sein kann, da SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161 zw. 1375 und 1378 entstandene einzelne Blätter eines Haderbuchs der Hand des dritten Schreibers SIEGFRIED VON AMÖNEBURG zuordnen konnte. Er war deshalb höchstens bis 1375/78 im Amt. 2096 Im Ingelheimer Kopiar stand: »Tercius Sifridus de Ameneburg« [wie Anm. 2093]. Zwar trat er bereits ab dem 17. März 1379 als Käufer von Weinbergen im 1944 verbrannten Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1378–1381 in Erscheinung [nach LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXVIII], doch wurde er erst 1383 auch als Gerichtsschreiber erwähnt [nach SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 14 unter Verweis auf die ungedruckten Regesten PHILIPP KRÄMERS]. Bei ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 181 findet er sich hingegen als Gerichtsschreiber zw. 1379 und 1398. Da

412 1398–1418

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

Johann Meischeit von Fritzlar2097

Geistlicher, zuvor Frankfurter Unterschreiber

1418–1434

Heinrich2098

aber SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 161 zw. 1375 und 1378 entstandene einzelne Blätter eines Haderbuchs seiner Hand zuordnete, dürfte er in dieser Zeit sein Amt angetreten haben. In den noch vorhandenen Ingelheimer Gerichtsbüchern findet sich seine Schrift bis April 1398 [SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 15]. Bis 1391 wurde er nur als Schreiber in den Haderbüchern erwähnt, danach trat er aber noch häufiger bis 1421 vor allem als Mompar in verschiedenen Prozessen in Erscheinung [SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 14]. Vermutlich nach dem Tode seiner Frau wechselte er ab 1391 in den geistlichen Stand. Zw. 1395 bis 1403 war er Priester in Ober-Ingelheim [erstmals erwähnt nach LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXIX, Fn. 1 in einer Urk. vom 17. Juli 1395 im verlorenen Kopiar als »Her sifrit, unsers gerichts schriber, prister«; vgl. KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 52 m. w. Nachweisen]. Danach war er ab 1412 Altarist des Liebfrauenaltars zu Ober-Ingelheim, dann Priester in Heidesheim [ESCH, Aus Wackernheims Geschichte (1956), S. 42; KREBS, Beiträge zur Geschichte der Heidesheimer Pfarrer (1949), S. 26 f.] und später Schaffner des Altmünsterklosters in Mainz [LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXIX]. Im Jahr 1416 machte er sein Testament [KREBS 1949 (wie Anm. 2096), S. 27 (mit Abdruck, aber ohne Quellenangabe)]. Vgl. zu seiner Person BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 67, Fn. 51; KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 50 f.; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXVIII f.; SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 14 f. (alle m. w. Nachweisen). 2097 Im Ingelheimer Kopiar stand: »Quartus Johannes de Friczlar, quondam subnotariorum civium Franckenfortensium« [wie Anm. 2093]. Von 1393–1398 ließ er sich in den vernichteten Rechenbüchern als Frankfurter Unterscheiber nachweisen und wechselte dann als Schreiber nach Ingelheim; in den Frankfurter Archivalien wird er auch mit seinem vollen Namen JOHANN MEISCHEIT VON FRITZLAR genannt [vgl. die umfangreichen Nachweise bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 20–22]. Im Kopiar stand bei einer Urk. vom 30. April 1398: »Hic incepit Johannes de Friclar notarius Ingelnheimensis« [LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXIX, Fn. 4], tatsächlich war er jedoch erst seit Anfang Juni 1398 in Ingelheim als Schreiber tätig [BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 67, Fn. 51]. Er bekleidete das Amt bis März 1418 [ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 19; ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 181; SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 15]. 1398 wurde er zudem als »clericus Magutinensus dioceseos« bezeichnet [ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 21]. SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 15 vermutete eine eigene Rechtskenntnis, weil er neben einem Oberhofurteil von 1398 »sententia specialis et rara« [Eintrag 142 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 105] vermerkte. Die Familie MOISCHEID stellte in Fritzlar im 13. und frühen 14. Jh. eine ganze Reihe von Schöffen und Bürgermeistern [DEMANDT, Einleitung (1939), S. 32; 38]. 2098 Im Ingelheimer Kopiar stand nur: »Quintus Heinricus« [wie Anm. 2093]. Bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 19; ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 181 findet er sich als Gerichtsschreiber zw. 1418 und 1434. ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 19 und SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 16 wiederum konnten seine Hand in den Ingelheimer Büchern von März 1418 bis Juli 1434 nachweisen. Im verschollenen Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1435–1440 fand sich der Vermerk auf die Schlussrechnung des Schreibers von 1435: »Item Heinrice, der eyn gericht schryber gewest ist, ist hude czu tage vor gericht gestanden und hat mit dem gericht gerechnet in geinwurtikeit Jeckel von Heimbach schultheissen czu Eltvil […] also das eyns gein dem andern geglicht wart, daran

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

1434–um 1438

Sigfried Sternberg gen. Gotsmann2099

?

Nicht namentlich bekannt2100

1438–1468

Johann Faud von Montzingen2101

1468–1480

Peter von Ober-Olm2102

413

Zuvor Frankfurter Unterschreiber

auch Heinrice eyn gnugen hat gehabt, und die scheffen begernt yn czu fördern und nit czu hindern. das han sie ym gesaget, wo er sich moge gebessern, daran wullen sie yn nit hindern, und ist damidde gescheiden von yn« [nach dem Auszug bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 22, Fn. 3]. ADALBERT ERLER mutmaßte deshalb, dass er unter Differenzen Ingelheim verlassen hatte und möglicherweise als Schreiber an den Eltviller Oberhof gewechselt war [ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 22; ERLER 1952 (wie Anm. 211), S. 97; ebenso SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 16]. Es kann aufgrund dieser Belege nicht richtig sein, wenn LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXIX ihn nach einer leider nicht wiedergegebenen Urk. des Kopiars bereits 1433 als verstorben ansah [so dann auch ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 19]. Die Herkunft des Schreibers ist unklar, da er immer nur mit dem Rufnamen in den Quellen erwähnt wurde. Jedoch war er der Sprache nach kein Ingelheimer, sondern vermutlich süddeutscher Herkunft, wobei seine Schrift auf große Übung schließen lässt [so SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 16; 22]. ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 10 vermutete allerdings in HEINRICH den Frankfurter Schreiber HEINRICH VON ODERNHEIM, da sowohl sein Nachfolger als auch sein Vorgänger aus Frankfurt gekommen seien. Durch Quellen erhärten lässt sich diese Hypothese aber nicht. 2099 Im Ingelheimer Kopiar stand: »Sextus Sifridus Sternberg dictus Gotsman, quondam subnotariorum civium Franckenfortensium, nacione eiusdem civitatis« [wie Anm. 2093]. Nach ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 19 war er von 1434 bis etwa 1438 Schreiber in Ingelheim. In der Frankfurter Überlieferung finden sich seit 1398 bis 1437 zwar zahlreiche Hinweise auf einen Schreiber mit Namen SIEGFRIED [vgl. ISG Frankfurt, Ratswahlen und Ämterbestellungen, S. 389–435]. Allerdings wurde zumeist der Nachname nicht genannt und in dieser Zeit lässt sich mit SIGFRIED SCHMALZ noch ein weiterer Frankfurter Schreiber mit diesem Vornamen nachweisen. Aus diesem Grund ist es nicht möglich, zu ermitteln, wann genau SIEGFRIED STERNBERG in Frankfurt tätig war. 2100 Im Ingelheimer Kopiar wurde die siebte Stelle freigelassen [wie Anm. 2093], sodass anzunehmen ist, dass die Aufzählung hier unvollständig blieb und noch ein weiterer Schreiber existierte. Die Überlieferung der Ingelheimer Bücher zw. 1434 und 1438 ist leider gänzlich verloren [SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 16], weshalb sich nichts weiter in Erfahrung bringen lässt. 2101 Im Ingelheimer Kopiar stand: »Octavus Johannes Faud de Montzigen« [wie Anm. 2093]. In den Ingelheimer Gerichtsbüchern findet sich seine Hand ab 1438 bis Mai 1468 [SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 16 f.; bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 19 und ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 181 hingegen bis etwa 1464]. Noch in seiner Zeit als Gerichtsschreiber taucht er als Mompar auf [bspw. StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1440–1445, fol. 31r (6. Dezember 1440): »Item Johannes unser gerichts schriber von h(er)n Johann Passels wege(n) Dechan«; auch LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXX wies darauf hin, dass er häufig als Vertreter von Parteien bei Rechtsstreitigkeiten erwähnt worden sei]. Vgl. zu ihm die Nachweise bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LXVIII, Fn. 3; CXX. Sein Sohn war Fürsprecher in Ingelheim [SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 17 m. w. Nachweisen]. 2102 Im Ingelheimer Kopiar stand: »Nonus Petrus de Olmena superiori« [wie Anm. 2093]. Bei GRATHOFF/SCHÄFER 2011 (wie Anm. 349), S. 19 wurde er dem widersprechend aber als ›Peter von Nieder-Olm‹ bezeichnet. Vor seiner Tätitgkeit in Ingelheim war er in Diensten des Klosters Hersfeld [SCHÄFER 2010 (wie Anm. 841), S. 100, Fn. 9; vgl. StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-

414

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

1480–1483

Sibelin Alsenz2103

1483–1491?

Stephan Grunwalt aus Deidesheim2104

Zuvor Schreiber in Worms Zuvor Gerichtsschreiber in Deidesheim und Mainz sowie Schreiber in Leiningen

1491–1503

Johann von Dieburg2105

Kaiserlicher Notar

Ingelheim 1476–1485, fol. 48v]. Seine Schrift lässt sich im Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1476–1485, in dem er wiederholt als PETER DER SCHREIBER wie auch seine Frau ELSE und sein Sohn HEINRICH auftauchen, von Anbeginn bis zum 4. November 1480 nachweisen [GRATHOFF/ SCHÄFER 2011 (wie Anm. 349), S. 19 f.]. Ebenso wurde am 13. Dezember 1477 »peter vo(n) von ylm(en) gericht schriber zu Ingelnheim« genannt [HStA Wiesbaden, Abt. 22, U 1699]. Nach SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 17 war er zw. 1468 und 1480 im Amt. Vermutlich starb er 1480 [GRATHOFF/SCHÄFER 2011 (wie Anm. 349), S. 20]. 2103 Im Ingelheimer Kopiar stand: »Decimus Sibelinus Alsentz, quondam copyst civitatis Wormaciensis« [wie Anm. 2093]. Zusätzlich steht im StadtA Ingelheim, Haderbuch 1476–1485, fol. 2r = Beilage 36 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 531: »Decim(us) scriptor Sibelin(us) Alsentz, quond(am) copijsta civitat(is) Wormatie(n)s(is) anno d(omi)ni etc. lxxx primo.« Seine Handschrift lässt sich im Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1476–1485 vom 9. November 1480 bis zum 31. August 1482 nachweisen [GRATHOFF/SCHÄFER 2011 (wie Anm. 349), S. 20; SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 17 nannte hier irrtümlich November 1483]. 2104 Im Ingelheimer Kopiar stand: »Undecimus Stephanus Grunwalt de Dydeßheim, notarius et quondam secretarius etc. nobili viri domini Emichonis comitis zu Lyningeu Dayßberg, anno 148 iijo« [wie Anm. 2093]. Zusätzlich steht im StadtA Ingelheim, Haderbuch 1476–1485, fol. 2r = Beilage 36 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 531: »Undecimus scriptor Steffanus Grunwalt de Diideßheym quonda(m) secreta(r)ius comitu(m) de Lynynge(n) notarius anno d(omi)ni m cccclxxx tertio sexta p(ost) Elisabeth etc. [21. November 1483]«. KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 57 und SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 17 f. schrieben übereinstimmend, dass er bis höchstens 1491 Gerichtsschreiber gewesen sein könne, denn im Dezember 1491 sei er von einem Ingelheimer Schöffen wegen unehrbaren Lebenswandels vor Gericht belangt worden und in diesem Prozess habe er berichtet, dass er aus Deidesheim stamme und dort zunächst als Gerichtsschreiber und Steuereintreiber tätig gewesen sei, dann mehrere Jahre Vogt in Ochsenfeld zu Hochfelden bei Hagenau und schließlich längere Zeit als Kanzleischreiber und Sekretär im Dienste der Grafschaft und Herrschaft von Leiningen gestanden und zuletzt das Gerichtsschreiberamt in Mainz ausgeübt habe. Hierzu verwiesen beide übereinstimmend auf fol. 167r-v im Haderbuch von Nieder-Ingelheim von 1485–1491. Auf dem angegebenen Blatt findet sich aber kein Prozess diesen Inhalts, zumal die Einträge dort vom September 1491 stammen. Später im Buch findet sich dann zwar tatsächlich ein Prozess vom 2. Dezember 1491, an dem STEPHAN GRUNWALT beteiligt war, dort wurden aber nicht die erwähnten Informationen zu seiner Person protokolliert [vgl. StadtA Ingelheim, Haderbuch Nieder-Ingelheim, 1485–1491, fol. 187r-v (Textverlust durch Moderschaden)]. Auffällig ist noch, dass sich im Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1476–1485 nach GRATHOFF/SCHÄFER 2011 (wie Anm. 349), S. 20 mehrere unterschiedliche Handschriften von namentlich nicht bekannten und offenbar in der Aufzählung des Kopiars ungenannten Schreibern finden lassen.

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

1503–1518

Volkmar Kellner von Meiningen2106

415

Zuvor Treuhänder des Vikars des Mainzer Liebfrauenstifts

Zunächst fällt auf, dass in Ingelheim meist erfahrene Schreiber zum Einsatz kamen. Die noch erhaltenen ältesten Haderbücher bestätigen diesen Eindruck, waren sie doch erkennbar das Werk von professionellen Schreibern auf Basis von während der Gerichtssitzung gemachten Notizen,2107 wenngleich möglicherweise zunächst noch allein als Gedächtnisstütze der Schöffen oder gar des Schreibers gedacht.2108 Aufgrund der seriellen Überlieferung der Haderbücher lässt sich eine große Anzahl feststehender Termini in gleichbleibender Wortverwendung über eine längere Zeit hinweg nachweisen.2109 Dies belegt die formalisierende und vereinheitlichende Tätigkeit der Gerichtsschreiber über Generationen hinweg. Vermutlich wurden sie also vor ihrer Tätigkeit in Ingelheim eingewiesen beziehungsweise konnten die geübte Form anhand der Bücher 2105

Im Ingelheimer Kopiar stand: »Duodecimus Johannes [Freiraum] de Diepurg, notarius imperialis« [wie Anm. 2093]. Er führte die Ingelheimer Bücher von Ende 1491 bis Ende 1502 und starb in dieser Zeit offenbar [SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 18]. Wenn SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 18 aus dem Kopialbucheintrag allerdings folgerte, dass er als kaiserlicher Notar zuvor nur am Reichskammergericht in Frankfurt tätig gewesen sein könne, so irrte er, denn als kaiserliche Notare wurden vor allem freie Schreiber bezeichnet, die über eine kaiserliche Erlaubnis verfügten [SCHMIED 1979 (wie Anm. 887), S. 75]. 2106 Im Ingelheimer Kopiar stand: »Tredecimus Volckmarus Kelner de Meiningen, notarius, quondam procurator Maguntinus« [wie Anm. 2093]. Er leistete 1503 seinen Eid als Schreiber [StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1503–1508, fol. 1v (vom 12. Dezember) = Druck bei KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 59 = Druck bei SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 152]. 1473 war er Treuhänder des Stiftsvikars der Mainzer Liebfrauen [SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 18 f.]. Er schrieb die Ingelheimer Bücher 1503–1518; die Aufzeichnungen bis 1530 stammen von verschiedenen, namentlich nicht bekannten Schreibern [SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 19]. SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 53 f.; 80 f.; 142 konnte zeigen, wie er eine Mainzer Kanzleisprache nach Ingelheim brachte, wobei die neuhochdeutsche Diphtongierung erst kurz zuvor zw. 1480 und 1490 durch den Einfluss der sächsischen Kanzleisprache nach Mainz gelangt war. 2107 Vgl. BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 66; 69–76. 2108 Vgl. die Hinweise bei BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 57 f.; OPITZ 2010 (wie Anm. 219), S. 33; 39 sowie zu den frühen Protokollierungen die Ausführungen von OPITZ 2010 (wie Anm. 219), S. 33–45 mit Beispielen. Ähnlich die Vermutung bei LENTZ 1976 (wie Anm. 368), S. 5 für die Babenhausener Protokolle. 2109 KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 15; 32; 36; 138 wies ebenso auf die uniforme Struktur und eine Reihe feststehender Termini des von ihr untersuchten Ober-Ingelheimer Haderbuchs 1476–1485 hin, an dem immerhin drei verschiedene Schreiber mitwirkten. Ähnlich war das Ergebnis von CIRULLIES 1980a (wie Anm. 368), S. 21 für die Babenhausener Gerichtsprotokolle, die ebenfalls in großer Seriellität erhalten sind.

416

Gerichtslandschaften: Wechselwirkungen verbundener Oberhöfe

nachvollziehen. Auch fällt ins Auge, dass zwei Schreiber zuvor in Frankfurt am Main beschäftigt waren, was abermals ein Hinweis auf Verflechtungen der Gerichtslandschaften durch den Austausch von Schreibern darstellt. Auf einen gewissen Bildungsgrad der Schreiber lässt die Kanzleisprache schließen, die nach der Untersuchung von HELMUT SCHWITZGEBEL kaum mundartliche Färbungen, sondern vorwiegend urkundensprachliche Formen aufweist.2110 Das Gerichtsschreiberamt als solches dürfte in Ingelheim erst vergleichsweise spät in den 1360er-Jahren geschaffen worden sein.2111 Zu dieser Zeit waren in Frankfurt und Gelnhausen schon länger hauptamtliche Schreiber beschäftigt. Neben der Aufzählung der Schreiber im Kopiar sprechen hierfür noch weitere Gründe. So finden sich vor 1361 Urkunden der Ingelheimer Gerichte, die von öffentlichen Schreibern ausgestellt wurden.2112 Daneben beobachtete HUGO LOERSCH, dass erst um 1366 die Beurkundungsform formalisiert und danach ohne Rücksicht auf das einzelne Ortsgericht die Urkunden meist mit ›Wir Schultheißen und Schöffen von Ingelheim‹ ohne Nennung der Namen der anwesenden Gerichtspersonen eingeleitet wurden.2113 Als Letztes ist noch auffallend, dass sich erst seit 2110

SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 139; 149. Im Detail gab es aber durchaus Unterschiede. So nahmen etwa bei SIEGFRIED VON AMÖNEBURG, den HELMUT SCHWITZGEBEL nicht als ausgebildeten Berufsschreiber ansah, und ferner bei solchen, die aus kleineren Kanzleien kamen, wie etwa JOHANNES FAUD VON MONZINGEN, mundartliche Sprachfärbungen mehr Raum ein; bei SIEGFRIED VON AMÖNEBURG fällt die großflächige Wiedergabe des Sachverhalts auf [SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 21; 150]. 2111 Deshalb ist die Vermutung HUGO LOERSCHS, der die Schaffung eines ständigen Schreiberamts auch als eine bewusste Reaktion auf die Verpfändungen zur Verbesserung der eigenen Stellung ansah [LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXIV], durchaus fraglich. Immerhin lag in den 1360er-Jahren bei Schaffung des Schreiberamtes die erste Verpfändung von 1315 schon einige Zeit zurück und die einschneidende an die Kurpfalz stand noch bevor. 2112 Vgl. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CVIII; SAALWÄCHTER, Aus der Geschichte der Kirche und Pfarrei (1958), S. 16 (beide m. w. Nachweisen). 1356 war dies bspw. der Fall, denn in einer transsumierten Urk. vom 29. Februar aus dem Ingelheimer Kopiar bedienten sich Schultheiß und Schöffen von Nieder-Ingelheim »Sifride […] eime uffenbaren scriber« [nach LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XCV, Fn. 2] und 1361 wurde zur Protokollierung einer offenen Gerichtssitzung in Nieder-Ingelheim der offene geschworene Schreiber HEINRICH VON ARNSPURG genutzt [StA Darmstadt, C 1 A, Nr. 121, fol. 12v–14r ≆ Beilage III (1) bei ZILLER 1971 (wie Anm. 204), S. 213 (ohne Notariatssignet)]. 2113 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CVIII f., der als eines der ersten Beispiele einen Brief der Schultheißen und Schöffen Ingelheims vom 16. Februar 1367 aus dem 1944 verbrannten Ingelheimer Kopiar erwähnte [gedruckt bei MONE 1851 (wie Anm. 991), S. 61 und GRIMM 1863 (wie Anm. 991), S. 593]. Erhalten hat sich ein Brief vom 12. Oktober 1367 mit eben diesen Merkmalen [LA Speyer, F 7, Urk. 715a ≆ Auszug in Eintrag 464 bei BAUR 1863 (wie Anm. 845), S. 435 f. (ohne Siegelankündigung)]. Bekannt ist diese Form aus zahlreichen anderen gedruckt vorliegenden Urk.n aus dem vernichteten Kopiar [vgl. MONE, Rechtsalterthümer (1838), Sp. 469 und MONE 1838 (a. a. O.), Sp. 470 (beide 1378); Beila-

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1366 Hinweise auf Ingelheimer Gerichtsbücher finden.2114 Der neue Schriftanfall, der sich durch die regelmäßige Protokollierung in seriellen Buchreihen ergab, dürfte kaum durch einen offenen Schreiber2115 zu bewältigen beziehungsweise auch zu bezahlen gewesen sein. Für den eigenen Schreiber lässt sich bereits in einem Beschluss der Ingelheimer Schöffen zwischen 1378 und 1381 eine Schreibergebühr nachweisen.2116 Vieles spricht deshalb dafür, dass in Ingelheim ge 1 bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220), S. 61 (28. April 1378); MONE 1838 (a. a. O.), Sp. 468 f. und MONE 1838 (a. a. O.), Sp. 469 f. (beide 1379); MONE 1854 (wie Anm. 987), S. 400 (28. Januar 1381); MONE 1854 (wie Anm. 987), S. 398 (9. Mai 1381); Beilage 2 bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220), S. 61 (28. Juni 1381); MONE 1854 (wie Anm. 987), S. 399 (26. August 1382); MONE 1854 (wie Anm. 987), S. 397 (22. Juni 1383); MONE 1854 (wie Anm. 987), S. 397 (1. Juli 1383); MONE 1854 (wie Anm. 987), S. 396 (12. August 1383); Beilage 4 bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220), S. 62 (26. November 1383); MONE, Finanzwesen (1857), S. 409 f. (12. Juli 1385), MONE, Mainzer Urkunden (1866), S. 54 (17. April 1385); MONE, Beiträge zur Geschichte des Eherechts (1866), S. 65 f. (26. Dezember 1385); Beilage 3 bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220), S. 61 f. (5. März 1386); MONE 1866 (a. a. O.), S. 66 f. (4. Mai 1389); MONE 1838 (a. a. O.), Sp. 470 (1396); MONE, Ueber das Forstwesen (1851), S. 21 f. (15. April 1398); MONE 1851 (wie Anm. 991), S. 61 (1409); MONE 1857 (a. a. O.), S. 412 f. (25. September 1411); SAALWÄCHTER/WEYELL 1963 (wie Anm. 233), S. 82 (15. Mai 1415); LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. LVII, Fn. 7 (30. Juni 1419); Beilage 128 bei SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 130 (25. August 1527); Beilage 137 bei SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 132 f. (20. Mai 1430); SAALWÄCHTER/WEYELL 1963 (wie Anm. 233), S. 83 (2. März 1434)]. Vgl. im Übrigen die Nachweise in Anm. 1000, da die gesiegelten Urk.n auch diese Form aufweisen. 2114 Wenn CONRAD EMMERICH SUSENBETH 1644 Oberhofgerichtsbücher ab 1366 erwähnte [wie Anm. 502], so kann dies noch dem Überlieferungszufall geschuldet sein, doch fanden sich im 1944 verbrannten Kopiar Hinweise auf Register und Bücher aus den 1360er-Jahren [vgl. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXV, Fn. 4]. Dennoch begann das 1944 verbrannte erste Haderbuch Ober-Ingelheims, im Deckel als »liber primus« bezeichnet, erst im Jahr 1378 [LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IX], was sich wiederum mit den Hinweisen bei CONRAD EMMERICH SUSENBETH deckt, der aber ebenfalls ein schon im 19. Jh. nicht mehr auffindbares Uffgiftbuch Nieder-Ingelheims ab 1368 beschrieb: alte Haderbücher »antreffent OberIngelheimb de Anno 1378 bis ad Annum 1483. [¶] Ingleichen NiederIngelheimb, Hader Bücher de anno 1378 bis 1485. [¶] Item an Uffgift: de Anno 1368 bis 1433. [¶] Groszewinternheimber Hader Bücher de anno 1410 bis 1436« [Bibl. GNM Nürnberg, HS. 6194, fol. 2r]. Das Uffgiftbuch ab 1368 ist zudem anderweitig bezeugt, denn in einer Akte wegen eines Lehens zu Ingelheimerhausen findet sich ein »Extraxt NiederIngelheimer Ufgift Buch 1368 bis 1376« [StA Darmstadt, E 14 G, Nr. 72, Bd. 9, S. 531–544]. Die Angaben von CONRAD EMMERICH SUSENBETH sind deshalb als glaubhaft einzuschätzen. HUGO LOERSCH fand zudem Reste eines Haderbuchs von 1366 [LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. X; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220) (Quellenverzeichnis) nannte zwei Blätter eines OberIngelheimer Haderbuchs zw. dem 14. Februar bis 3. März und 13. Juni bis 4. Juli 1366], die 1944 verbrannten. Vgl. ferner LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXIV f. 2115 Nach VOLCKMANN 1976 (wie Anm. 1580), S. 254 hatten offene Schreiber eigene Rechtskenntnisse, doch lässt sich dies anhand der Quellen der hier untersuchten Region nicht sicher belegen. 2116 Beilage 1 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 493 (nach 1944 verbranntem Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1378–1381). Ferner war die Urteilsöffnung, das Nachschlagen im Gerichtsbuch, für die Par-

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ein festes Gerichtsschreiberamt erst in den 1360er-Jahren geschaffen wurde. Aus dieser Zeit wiederum stammen ebenfalls die ersten Hinweise auf eine Oberhoftätigkeit in Ingelheim. Hierbei muss zwar davon ausgegangen werden, dass der Oberhof nicht erst seit dem Beginn der eigenen Protokollierung in Funktion stand. Vielmehr dürfte er schon schon einige Jahrzehnte zuvor seine Arbeit aufgenommen haben. Denn eigene Bücher waren wahrscheinlich erst dann notwendig, als eine gewisse kritische Masse an Anfragen überschritten wurde. Dennoch drängt sich ein Zusammenhang zwischen der Gründung des Hofs und der Schaffung eines Schreiberamtes auf. Denn sowohl in Gelnhausen wie auch in Frankfurt konnten die Schöffen von Anbeginn der Tätigkeit als Oberhof auf einen angestellten Stadtschreiber, in Frankfurt bald danach zudem auf einen eigenen Gerichtsschreiber zurückgreifen. In Ingelheim hingegen war zunächst ein freier Schreiber nötig, wenn im Verfahren Schriftaufkommen anfiel, etwa Beratungsergebnisse festzuhalten waren. Deshalb könnte gerade die stärkere Belastung durch die Oberhoftätigkeit die Anstellung eines eigenen Schreibers gerechtfertigt haben.2117 Die Ingelheimer Schreiber wiederum führten nicht nur die Gerichtsbücher des Oberhofs sowie die Haderbücher der drei Hauptorte und darüber hinaus die Kopial- und Uffgiftbücher, sondern auch das einzig heute noch erhaltene Haderbuch Wackernheims von 1472 bis 1501, wie die Schrift belegt.2118 Dies weist auf eine beachtliche Arbeitsbelastung hin, die mit der an bedeutenderen städtischen Gerichten durchaus vergleichbar gewesen sein dürfte. Gerade bei Terminüberschneidungen, aber vielleicht ebenso bei anderen unterstützenden Tätigkeiten, konnte der Ingelheimer Schreiber auf Gehilfen zurückgreifen.2119 Eigene Schüler hingegen sind nicht bezeugt. Die Bedeutung der Schreiber sollte nicht unterschätzt werden. In Ingelheim lassen sich beispielsweise in der Orthographie zwar durchaus Unterschiede der einzelnen Schreiber nachweisen, jedoch kann auch eine große terminologische

teien gebührenpflichtig, wobei das Geld dem Gerichtsschreiber zustand, worauf ein Haderbucheintrag vom 7. Dezember 1446 aus dem vernichteten Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1441–1149 hinweist: »Iohannes unser gerichtsschriber hait Drossellen zugesprochen, er habe ime in dem buche gesuchte und lone ime nit, daz schade ime xx gulden. Drossellen spricht, er wulle sich mit sime liebe mit ime richten. Und sals dun in xiiij dagen, si non, pande irfolgt. Das hait Iohannes alles verbot als recht ist« [Druck bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXVII, Fn. 8]. 2117 So die Vermutung von GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 295. 2118 SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 9. Die Ingelheimer Schreiber hatten nachweisbar aber nur im Schöffenhaus von Ober-Ingelheim eine kleine Schreibstube [vgl. hierzu wie zum Schöffenhaus SCHÄFER 2012 (wie Anm. 831), S. 52 f.]. 2119 KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 58; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXVII.

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Konstanz beobachtet werden.2120 Für Gelnhausen wiederum wies bereits ANTON FUHS darauf hin, dass über lange Zeit hinweg ähnliche Formulierungen der ebenfalls vom Stadtschreiber protokollierten Landscheiden2121 zu beobachten sind.2122 Dies deutet die große formale Vereinheitlichungsleistung der Schreiber an. Die in den Gerichtsbüchern von Frankfurt, Gelnhausen wie auch Ingelheim belegbaren und mitunter sehr häufig verwandten lateinischen Termini lassen auf ein Grundmaß an Bildung schließen, wenngleich die Funktion dieser weitverbreiteten Verweise in fremder Sprache in der Forschung bislang unklar geblieben ist.2123 Gerade für die noch zu behandelnden Fragen einer rechtlichen Konstanz dürfte dieser Befund nicht ohne Bedeutung sein. Stadt- beziehungsweise Gerichtsschreiber, die über eine längere Zeit hauptberuflich tätig 2120

Vgl. die Ergebnisse von SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 139–150 und ferner ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94) passim, der an vielen Stellen eine einheitliche Rechtsterminologie in den Ingelheimer Sprüchen nachweisen konnte. ERLER, Sprache und Recht in den Urteilen der Oberhöfe (1981), S. 114 hingegen vernachlässigte die Unterschiede im Detail und sagte nur allgemein: »Mir persönlich scheint es freilich, daß alle diese Schreiber dieselbe einheitliche Kanzleisprache schreiben.« 2121 Die Landscheide war das Ergebnis einer Grenzbegehung, bei der zwei Schöffen, zwei Ratsmänner und vier Bürger teilnahmen und die strukurelle Ähnlichkeiten zu einer Gerichtsverhandlung aufwies [FUHS 1960 (wie Anm. 193), S. 59 f.]. 2122 FUHS 1960 (wie Anm. 193), S. 58, Fn. 104. 2123 CIRULLIES 1980a (wie Anm. 368), S. 18 wollte im Hinblick auf die Babenhausener Gerichtsprotokolle den Versuch der Schreiber erkennen, ihre Bildung zu dokumentieren. In ähnlicher Weise beschrieb ARLINGHAUS, Sprachformeln und Fachsprache (2006), S. 70 für das 16. und 17. Jh., dass die Verwendung fremdsprachlicher Fachtermini ihren Grund vor allem darin gehabt habe, den Rechtsdiskurs als solchen sichtbar zu machen, weniger die Materie präziser zu fassen. Demgegenüber sah ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 288 für Ingelheim Spuren eines geringen Eindringens gelehrten Rechts dokumentiert. ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 60 schloss aus den mitunter lateinischen Randbemerkungen, die aber nicht nur um 1430 nachweisbar sind, wie er dies behauptete, dass dies Vorboten der Rezeption seien. ISENMANN 2007 (wie Anm. 348), S. 252 formulierte schließlich beide Stränge verbindend und zugleich verallgemeinernd, dass Spuren römischen Rechts in die Aufzeichnungen gelangt seien, indem die Schreiber ihrer Gelehrsamkeit durch lateinische oder ins Deutsche übertragene ursprünglich lateinische Formeln aufzeigten. Zugleich sei durch die häufige Verwendung solcher Formeln bei einem Wechsel die Gestaltungsfreiheit im Sinne der Einheitlichkeit vielfach faktisch, teilweise sogar ausdrücklich eingeschränkt worden [ISENMANN 2007 (wie Anm. 348), S. 252 f. m. w. Nachweisen]. Schließlich befasste sich KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 31 f. anhand der Ingelheimer Haderbücher mit der Thematik und gab den lateinischen Hinweisen die Funktion der Strukturierung des Textes und damit der Orientierung. Abgesehen von den einleitenden, aber in unzähligen Rechtstexten der Zeit vorkommenden »Item« untermauern die von ihr gewählten Beispiele (etwa »sententia«, »ut prima« oder die lateinische Datumsangabe) ihre These kaum, zumal sie selbst erwähnte, dass für das lateinische »sententia« auch deutsche Bezeichnungen gebräuchlich gewesen waren. Plausibel erscheint hingegen, dass sich Latein besser abkürzen ließ und weniger Anlass für Verwechslungen bot [WEIß 1975 (wie Anm. 93), S. 84 für die Butzbacher Gerichtsprotokolle].

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waren, hatten vermutlich infolge der Formalisierung einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die inhaltliche Konstanz der lokalen Rechtsgewohnheiten.

e. Gemeinsamkeiten und Unterschiede Auffallend ist, dass sich in Frankfurt und Gelnhausen nur wenige Schreiber nachweisen lassen, die dort zugleich Bürger waren. In Ingelheim war nur ein einziger Gerichtsschreiber bereits zuvor ortsansässig, wohingegen die meisten aus größeren Kanzleien kamen und Berufsschreiber waren.2124 Irgendwelche persönlichen Voraussetzungen für das Stadt- beziehungsweise Gerichtsschreiberamt, die gehäuft hätten zutage treten müssen, lassen sich aber nicht finden.2125 Da es in OberIngelheim bereits im 15. Jahrhundert nachweisbar eine Schule gab,2126 überrascht der überwiegende Einsatz Auswärtiger ebenso wie in der Reichsstadt Frankfurt durchaus. Anders stellte sich beispielsweise die Lage in Schweinfurt dar, wo alle bekannten Stadtschreiber zugleich Bürger gewesen waren.2127 Aber etwa auch in Nürnberg mussten die Ratsschreiber womöglich ab 1447 vor ihrer Bestallung Bürger werden.2128 Dort ist aber im Mittelalter keine räumliche Bindung festzustellen, vielmehr bildeten die aus Nürnberg stammenden Ratsschreiber die Minderheit.2129 Ebenfalls bemerkenswert ist der bis an das Ende des Betrachtungszeitraums reichende Einsatz von Geistlichen als Schreiber, manifestiert sich doch etwa in der von einem anonymen Autor2130 verfassten Streitschrift, der sogenannten Reformation Kaiser SIGISMUNDS von 1438, eine stark ablehnende Haltung der 2124 Ebenso das Ergebnis bei SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 20. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXVIII beschrieb hingegen, dass der einzelne Schreiber oft nur eine kurze Verweildauer in Ingelheim gehabt habe, regelmäßig erfahrene Schreiber eingesetzt worden seien und das Schreiberamt mitunter nur eine Vorbereitung auf andere Tätigkeiten gewesen und ein häufiger Wechsel zu beobachten sei. Dem widerspricht aber teilweise das hier gezeichnete Bild der mitunter langen Dienstzeiten in Ingelheim. 2125 BURGER 1960 (wie Anm. 2092), S. 52 hingegen schrieb: Als »Voraussetzung für die Erlangung eines Stadtschreiberamtes galt der freie Stand der Bewerber, bei größeren Städten mindestens die Zugehörigkeit zu angesehenen oder wohlmöglich reichen Zunftkreisen. In besonderem Maße wurde in wichtigen Reichsstädten die Abstammung aus dem Geschlechtertum und dem niederen Adel gewertet.« 2126 Vgl. SAALWÄCHTER, Das Ingelheimer Schulwesen zur Zeit Sebastian Münsters (1952), S. 13–32 passim mit zahlreichen Exzerpten aus mitunter verlorenen Archivalien. Ob es in Nieder-Ingelheim eine Schule gab, ist umstritten [SCHÄFER 2012 (wie Anm. 831), S. 61]. 2127 KÜNZEL 1974 (wie Anm. 1973), S. 52. 2128 SCHMIED 1979 (wie Anm. 887), S. 61 f. 2129 Vgl. SCHMIED 1979 (wie Anm. 887), S. 55 f. 2130 Vgl. KOLLER (Hrsg.), Reformation Kaiser Siegmunds (1964), S. 5.

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Zeit hierzu.2131 Der zeitliche Rahmen der Ausbildung einer „professionellen“ Kanzlei in Frankfurt wie auch in Gelnhausen scheint wiederum für den süddeutschen Raum typisch zu sein und deckt sich beispielsweise mit dem in Nürnberg. Dort wurde ein eigenes städtisches Schreiberamt um 1299 geschaffen, ab der Mitte des 14. Jahrhunderts gab es dann zusätzlich einen eigenständigen Stadtgerichtsschreiber.2132 Ab 1326 lassen sich bereits gleichzeitig zwei Stadtschreiber namentlich feststellen2133 und ab dem beginnenden 15. Jahrhundert wird schließlich ein eigener Ratsschreiber fassbar.2134 Die städtischen Bücher setzen bereits mit dem Achtbuch von 1285 bis 13372135 ein, seit 1302 sind ferner Gerichtsbücher in Form eines gemischten Stadtbuchs belegt.2136 Diese frühe städtische Buchschriftlichkeit hatte allerdings keinen rein kommunalen Ursprung, sondern ging auf die königliche Gerichtsbarkeit zurück.2137 Seit 1335 sind darüber hinaus Gerichtstafeln nachweisbar, seit 1349 schließlich eigene Schöffengerichtsbücher.2138 Im Großen und Ganzen zeigt sich damit eine vor allem mit Frankfurt vergleichbare Entwicklung mit zunehmender Schriftlichkeit, die wiederum zunehmend mehr Personal erforderte und schon früh zur Anstellung eines eigenen Gerichtsschreibers führte. Abermals wird im Vergleich zudem die Verzögerung der Entwicklung im ländlichen Ingelheim deutlich, die jedoch bemerkenswerterweise auf die spätere Bedeutung des Oberhofs keinen Einfluss hatte.

2131

Vgl. den Abdruck der entsprechenden Passage bei KOLLER 1964 (wie Anm. 2130), S. 308 f. SCHMIED 1979 (wie Anm. 887), S. 23–27; SCHULTHEIß 1964 (wie Anm. 347), S. 276. Zw. 1253 und 1270 lassen sich dort bereits zwei Notare nachweisen, die SCHULTHEIß 1964 (wie Anm. 347), S. 275 als Stadtgerichts- und Ratsschreiber ansah, woran SCHMIED 1979 (wie Anm. 887), S. 19–22 allerdings zweifelte. 2133 SCHULTHEIß 1957 (wie Anm. 892), S. 8. 2134 SCHMIED 1979 (wie Anm. 887), S. 29 f. 2135 Die Einträge des ersten Achtbuchs liegen gedruckt vor bei SCHULTHEIß, Die Acht-, Verbots- und Fehdebücher Nürnbergs (1960), S. 1–55. Das Acht- und Verbannungsbuch von 1285 wurde angelegt, um sich gegen Übergriffe des Reichslandvogtes zu schützen [SCHULTHEIß 1966 (wie Anm. 894), S. 37]. 2136 SCHULTHEIß 1964 (wie Anm. 347), S. 277. 2137 ISENMANN 2012 (wie Anm. 1244), S. 436. 2138 SCHULTHEIß 1971a (wie Anm. 894), S. 399. 2132

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4. Fürsprecher a. Einführung und Forschungsstand Die These, wonach sich vor allem dort Oberhöfe herausbildeten, wo die Gerichte „professionell“ organisiert waren, lässt sich durch eine Untersuchung der Fürsprecher flankieren. Deren Auftauchen kann gewissermaßen als Gradmesser einer „professionellen“ Organisation der Rechtspflege dienen, denn zu Recht ordnete FRIEDRICH EBEL das Auftreten entgeltlich tätig werdender Fürsprecher in den Zusammenhang mit der Entstehung eines „Berufsrichtertums“ ein.2139 Wenn der verbindliche Ausspruch der Schöffen zugleich das prozessual in Erscheinung tretende Regelwissen der Urteiler darstellte,2140 dann war es vermutlich bei den „Berufsschöffen“ in Frankfurt und Ingelheim aufgrund ihrer stetigen und häufigen Beschäftigung mit den Rechtsgewohnheiten besonders vertieft. Sie hatten eben eine große Falldichte, die ihnen die Bandbreite der rechtlichen Probleme vor Augen führte und die ihnen möglicherweise gerade eine regelhafte, vielleicht systematisch anmutende Rechtsweisungstätigkeit erlaubte. In der Folge kann auch eine stärker asymmetrische Verteilung des Rechtswissens, der Kenntnis um die Rechtsgewohnheiten zwischen den Urteilern einerseits und den Parteien andererseits angenommen werden.2141 Gerade aufgrund des „Berufsschöffentums“ könnten dann berufsmäßig arbeitende Fürsprecher notwendig geworden sein, mit denen die Parteien diese asymmetrische Verteilung des Rechtswissens kompensieren konnten. Denn „professionelle“ Fürsprecher hatten tendenziell ebenfalls die notwenige Fallzahl, um vertiefte Kenntnisse der örtlichen Gewohnheiten erwerben zu können. Bedeutsam dürfte hierbei zudem sein, dass die Parteien mithilfe von Fürspre-

2139

Vgl. EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 113 f. KANNOWSKI, Die Ritter der Gerichte (2011), S. 8 sah in den Fürsprechern sogar »Anwälte, die ohne Universitätsstudium professionell mit dem Recht umgingen«. 2140 WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 34 meinte, dass aufgrund der Mündlichkeit das ›Recht‹ nicht habe ›angewandt‹ werden können, sondern vielmehr als ›regelhaft-verbindliches Rechtswissen‹ in der Weisung der Schöffen sichtbar werde. WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 25 sprach deshalb von ›Schöffenrecht‹. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 22, Fn. 9 wiederum bemerkte, dass das mittelalterliche Recht ›Juristenrecht‹ in dem Sinne gewesen sei, dass es in seinen Einzelheiten nur den Schöffen bekannt gewesen sei, was daran ersichtlich werde, dass die Parteien häufig gegenteiliger Ansicht gewesen seien. Aufgrund dieses Befundes erscheint es artifiziell, wenn WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 76 beschrieb, »daß auch die Parteien das recht kennen, daß ihnen im Regelfall klar ist, daß und warum der Oberhof nicht der von ihnen gewünschten Alternativen gefolgt ist.« 2141 Ebenso bspw. WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 25.

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chern Sprachbarrieren überwinden konnten, die zwangsläufig durch eine bei Gericht geübte „Gerichtssprache“2142 auftreten mussten.2143 Plausibel wird dies bereits am Beispiel der kleinen Stadt Steinau: Im Alten Gerichtsbuch findet sich in keinem der Einträge ein Hinweis auf das Tätigwerden eines Fürsprechers.2144 Offenbar war, wenigstens im späten Mittelalter, kein solches Amt notwendig. Die bisherige Forschung betonte vor allem die wichtige Funktion der Fürsprecher im nichtgelehrten Prozess als Vertreter der Partei im Worte.2145 In einem stark formalisierten Verfahren2146 habe die Partei so ihr Prozessrisiko minimieren können, indem sie über das in vielen Rechtstraditionen bekannte Institut der ›Erholung und Wandelung‹ die Formulierungen des Fürspre-

2142

Im Anschluss an BADER, Recht – Geschichte – Sprache (1984), S. 148, der, wenngleich eher mit Blick auf die Frühzeit, empfohlen hatte, von ›Gerichtssprache‹ anstelle von ›Rechtssprache‹ zu reden. Vgl. hierzu ferner ERLER 1981 (wie Anm. 2120), S. 122. Ebenso sprach CIRULLIES 1980a (wie Anm. 368), S. 25; 48 für Babenhausen von einer »„Gerichts“-Sprache«, wobei er aber zugleich auf viele im Mittelalter vorhandene kleinste Rechtssprachkreise hinwies. 2143 Zur Sprachbarriere vor Gericht vgl. BAUSINGER, Sprachschranken vor Gericht (1976), S. 14–16; 24–27. 2144 Ähnlich ist der Befund von BRUNNER, Das älteste Fürther Gerichtsbuch (1948), S. 26 f. anhand des Fürther Gerichtsbuchs von 1439–1447. KARL SCHMERBACH beschrieb zwar in seinem Kommentar zu einer Stelle des Alten Gerichtsbuchs von Steinau einen Fürsprecher, doch verweist hier die Wendung »Ir vater von der mede wegen« wohl eher auf eine Momparschaft für ein unmündiges Kind [vgl. Transskription und Kommentar von SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 11]. Diese Momparschaften werden dann auch an anderen Stellen ganz ähnlich sichtbar, etwa durch die Formulierung »Beclagt als von siner dichter wegen« [SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 24a] oder »Von sins kinds hengins« [SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 33a]. Erst in der sog. Chronik CHRISTOFF FLOHELS aus dem 16. Jh. wird an einer einzigen Stelle 1520 nach einer durchgreifenden Modernisierung von Rechtsprechung und Verwaltung [vgl. hierzu Anm. 331] ein Fürsprecher sichtbar, wenngleich bezeichnend ist, dass ein naher Verwandter als solcher auftrat: »meins vetter Contz Fursprech« [StA Marburg, Protokolle II (Steinau), Nr. 4, Bd. 1, fol. 41v]. Die Hegungsformel des Gerichts von 1549 nennt ebenso Fürsprecher [vgl. SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 176]. 2145 Allgemein wird beschrieben, dass Fürsprecher die Vertretung im Wort und nicht der Partei übernahmen. ADOLF WEIßLER schien hierbei vor allem zu verkennen, dass Vertretung ebenso bedeuten kann, sich von dieser zu distanzieren, wenn er schrieb: »der Vorsprecher ist nicht Vertreter der Partei. Auch nicht im Worte; vielmehr im Worte erst recht nicht, weil die Partei durch sein Wort eben nicht gebunden sein will« [WEIßLER, Geschichte der Rechtsanwaltschaft (1905), S. 50]. Nach ihm tat der Vorsprecher keineswegs Fürsprache, sondern wurde im öffentlichen Interesse bestellt [WEIßLER 1905 (a. a. O.), S. 37]. Dieser letzte Gedanke hingegen scheint durchaus plausibel, bedenkt man die Bedeutung der Fürsprecher für die öffentliche Rechtspflege. 2146 Vgl. etwa EBEL 1975 (wie Anm. 428), S. 14; KANNOWSKI 2002 (wie Anm. 5), S. 5 f.; KROESCHELL 1972 (wie Anm. 415), S. 511–515. Zur rechtshistorischen Forschungsdiskussion um Form und Recht vgl. OESTMANN, Die Zwillingsschwester der Freiheit (2009), S. 11–24.

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chers haben ablehnen können.2147 FRANZ-JOSEF ARLINGHAUS wiederum sah diesen Formalismus im spätmittelalterlichen Prozess in drei Ausprägungen, erstens als Notwendigkeit, bei bestimmten Rechtsakten wie etwa einem Eid den exakten Wortlaut zu sprechen, zweitens in der Bindung an das eigene Vorbringen etwa bei Beweisangeboten und drittens in wichtigen Formerfordernissen, deren Verletzung aber nicht immer drastische Folgen gehabt habe.2148 Hierbei sah er eine quasievolutionäre Herausbildung als wahrscheinlich an.2149 Anhand der spätmittelalterlichen Ordnungen des Kölner Hochgerichts versuchte er zu zeigen, dass die starke Formalisierung vor allem auch den Zweck gehabt habe, in einem nicht ausdifferenzierten Rechtssystem2150 die Diskursautonomie herzustellen, das heißt den Rechtsdiskurs als solchen im Gegensatz zum Alltäglichen erkennbar werden zu lassen.2151 Andererseits habe ein den Akteuren bekannter Formalismus die Transaktionskosten gesenkt, die bei der in jedem Einzelfall notwendigen Darlegung der Bedeutung von Erklärungen und Handlungen angefallen wären.2152 Ein Teil der Forschung sah den strengen Formalismus der mittelalterlichen Gerichte hingegen kritischer. Zwar hatte UDO KORNBLUM das Beweisrecht am Ingelheimer Gericht in seiner Untersuchung als »in erheblichem Maße von formalen Gesichtspunkten

2147

Vgl. etwa ARLINGHAUS 2006 (wie Anm. 2123), S. 58; CARLEN, Fürsprecher (1989), Sp. 1029; CORDES, Die Helfer vor Gericht in der deutschen Rechtsgeschichte (1998), S. 183; CORDES, Anwalt (2008), Sp. 256; FAILENSCHMID, Anwald und Fürsprech (1981), S. 75–80; SCHWERIN, Die Anwaltschaft im deutschen Recht (1929), S. 460; SIEGEL, Die Gefahr vor Gericht und im Rechtsgang (1866), S. 6 f.; LANDWEHR 1979 (wie Anm. 1029), S. 31; MARQUORDT 1938 (wie Anm. 101), S. 26; OESTMANN, Erholung und Wandel (2008), Sp. 1410; OESTMANN, Fürsprecher (2008), Sp. 1883–1886; PLANCK 1879 (wie Anm. 1040), S. 194 f.; WINTERBERG, Der Sachwalter (1966), S. 298 f.; ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 64–67. SCHULZE 2006 (wie Anm. 88), S. 21 sah in der Forschung unterschiedliche Betonungen der Formenstrenge und äußerte sich besonders zum strengen Formalismus kritisch. Vgl. hierzu die Aufbereitung des Forschungsstandes von OESTMANN, Erholung und Wandel am Ingelheimer Oberhof (2006), S. 30–34. 2148 ARLINGHAUS 2006 (wie Anm. 2123), S. 59. 2149 ARLINGHAUS 2006 (wie Anm. 2123), S. 67. 2150 Hierbei beschrieb FRANZ-JOSEF ARLINGHAUS in Anlehnung an NIKLAS LUHMANN als Kriterium für ein voll ausgebildetes Rechtssystem die Fähigkeit des Gerichts, nach eigenen Kriterien Einflüsse von außen zu selektieren und zu verarbeiten. Nach HERMANN KANTOROWICZ wiederum ist das Gericht bzw. der Richter eine »autoritative Person (authoritative person), die Einzelfälle von Streitigkeiten oder Zweifel dadurch entscheidet, daß sie bewusst allgemeine Regeln des Verfahrens und der Entscheidung anwendet, oder wenigstens (de facto) nach solchen Regeln vorgeht oder entscheidet« [KANTOROWICZ, Die Rechtswissenschaft (1962), S. 91; vgl. hierzu WEITZEL 1985a (wie Anm. 5), S. 45–50]. 2151 ARLINGHAUS 2006 (wie Anm. 2123), S. 57–65. 2152 OESTMANN 2009 (wie Anm. 2146), S. 28.

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beeinflusst«2153 angesehen, doch konnte PETER OESTMANN jüngst anhand einer genauen Analyse von Ingelheimer Sprüchen zeigen, dass Formalismus weit weniger eine Rolle spielte.2154 Er machte vor allem deutlich, dass keineswegs ein notwendiger Zusammenhang zwischen Formverstoß und Prozessverlust bestanden haben muss2155 und das Mittelalter im Ergebnis »womöglich formfreier [war] als man denkt«.2156 Die neuere Literatur hob auch die Bedeutung der Fürsprecher im Rahmen der Konfliktlösung hervor, in der die Fürsprecher als eine Art Puffer fungierten, der sich vergleichsweise teilnahmslos äußern und so deeskalierend wirken konnte.2157 Gerade bei neuartigen Rechtskonflikten sei dem Fürsprecher die bedeutsame Rolle der Formulierung der Urteilsfrage zugekommen, wodurch er der sachgerechten Urteilsfindung und nicht bloß dem Schutze der gerichtsunerfahrenen Partei gedient habe.2158 Dieser knappe Abriss der Forschungslage macht bereits deutlich, dass die Fürsprecher in vielfältiger Weise als bedeutsam für den nichtgelehrten Prozess angesehen werden können. Das Fürsprecherwesen an den Gerichten in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim ist bislang noch nicht genauer untersucht worden, weshalb zunächst für das hier verfolgte Erkenntnisinteresse eine zeitliche Einordnung des Berufsfürsprecherwesens notwendig ist. Allgemein wird angenommen, dass seit dem 13. Jahrhundert zunächst im Norden auch berufsmäßige Fürsprecher auftauch2153

KORNBLUM, Das Beweisrecht des Ingelheimer Oberhofes (1960), S. 110, wobei er aber später meinte, dass »von einer eindeutigen Vorherrschaft des formalen Rechtsdenkens in Ingelheim im Grunde genommen nicht gesprochen werden kann« [a. a. O., S. 111]. KAUFMANN, Das spätmittelalterliche deutsche Schadensersatzrecht (1961), S. 115 wiederum wandte gar ein: »Aus den Oberhofurteilen wird sich der Klageformalismus dieses Rechts nicht befriedigend entwickeln lassen, weil vollständige Klagen nur ausnahmsweise gegeben werden«. Für den Bereich des Butzbacher Stadtgerichts machte FELLINGER 1975 (wie Anm. 368), S. 67 gerade für die Zeit des zweiten erhaltenen Protokollbandes von 1482–1503 eine ähnliche Beobachtung, wenn er ein »aufgelockerteres und flexibleres Bild auch bezüglich der Verfahrensweise« beschrieb und ähnlich HEINZ 1976 (wie Anm. 368), S. 9 für Babenhausen im ausgehenden Spätmittelalter. HELMUT COING wiederum beschrieb für Frankfurt, dass sich keine ›ganz festen Grundsätze‹ im ausgehenden 15. Jh. feststellen ließen [COING 1939 (wie Anm. 11), S. 33] und sah allgemein eher den »Geist eines Kaufmannsgerichts […] ohne allzu beengenden Formalismus« [COING 1939 (wie Anm. 11), S. 81]. BULST, Richten nach Gnade oder nach Recht (2006), S. 466 f. schließlich sprach, vor allem mit Blick auf das Strafrecht, von einer ›rechtskonformen Flexibilität‹ der Gerichte. 2154 OESTMANN 2009 (wie Anm. 2146), S. 39–42; OESTMANN 2006 (wie Anm. 2147), S. 54; vgl. OESTMANN, Formstrenge (2008), Sp. 1628. 2155 OESTMANN 2009 (wie Anm. 2146), S. 38 f. 2156 OESTMANN 2009 (wie Anm. 2146), S. 53. Bereits KULESSA, Ladungsungehorsam und prozessuale Säumnis in den Urteilen des Ingelheimer Oberhofes (1964), S. 70 wies darauf hin, dass die Parteien im Prozess erhebliche Beeinflussungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Formstrenge gehabt hatten. 2157 ARLINGHAUS 2006 (wie Anm. 2123), S. 66; ähnlich bereits CORDES 1998 (wie Anm. 2147), S. 183. 2158 LANDWEHR 1979 (wie Anm. 1029), S. 31 f.

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ten,2159 die sich seit dem 15. Jahrhundert schließlich zu ›frei plädierenden Beiständen‹ fortentwickelten2160 und die überflüssig wurden, als infolge der Rezeption eine Vertretung in Person allgemein üblich wurde.2161

b. Frankfurt Im Hinblick auf die Fürsprecher des spätmittelalterlichen Frankfurts beschrieb KARL BÜCHER nur, dass sich in den Bedebüchern, den städtischen Steuerbüchern, ab 1378 regelmäßig ein bis drei Fürsprecher, höchstens vier in den Jahren 1440 sowie 1486 und 1488 nachweisen ließen.2162 Da die Bedebücher bis auf wenige Reste und die Schöffengerichtsprotokolle bis 1503 gänzlich Kriegsverluste sind, lässt sich dies seriell nicht mehr nachvollziehen. Ergänzend findet sich bei JOHANN CHRISTIAN THOMAS der Hinweis, dass in den Schöffengerichtsprotokollen erstmals 1399 ein Fürsprecher erwähnt worden sei.2163 Aus dem 15. Jahrhundert finden sich dann zahlreiche gedruckt vorliegende Schöffengerichtsbucheinträge, in denen Fürsprecher genannt wurden.2164 Der erste annähernd datierbare Hinweis auf entgeltlich tätige Fürsprecher in Frankfurt findet sich im sogenannten Schultheißenbuch SIEGFRIEDS ZUM PARADIES, entstanden um 1366, in dem Anweisungen für die Bezahlung der Fürsprecher enthalten sind, die bereits unterschiedliche Tarife in und außerhalb der Messezeiten2165 vorsahen: »Nota die vorsprechin sollint nicht nemen dan eynen Engelschin eyme yclichen von sime worte zu sprechin uzwendig den messen und in der messe zwene Engelsche.«2166

In einem im Jahr nicht datierten Ratsbeschluss des 14. Jahrhunderts wird ebenfalls eine Tarifregelung sichtbar: 2159

OESTMANN 2008 (wie Anm. 2147), Sp. 1884. WINTERBERG, Fürsprecher (1971), Sp. 1336, der interessanterweise auf den Einfluss der Oberhöfe hierbei hinwies. 2161 OESTMANN 2008 (wie Anm. 2147), Sp. 1886; SCHWERIN 1929 (wie Anm. 2147), S. 463. 2162 BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 48. Vgl. ferner die chronologisch leider nicht geordnete Auflistung von KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 44r–46v, der bspw. auch die Gerichtsbücher zu Rate zog. 2163 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 466, Fn. 6 in Eintrag 40 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 466. 2164 Vgl. Einträge 10 (1418), 58 (1420), 116 (1433), 88 (1448), 23 (1452), 29 (1473), 38 (1480), 85 f. (beide 1483) bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 375 f.; 480 f.; 552 f.; 343; 382 f.; 392–395; 401; 510– 515. 2165 Die Gerichtsbarkeit des Schöffengerichts änderte sich in Messezeiten hin zu einem beschleunigten Verfahren [COING 1939 (wie Anm. 11), S. 28; ROTHMANN 1998 (wie Anm. 113), S. 67; ROTHMANN 2008 (wie Anm. 1484), S. 286]. 2166 Eintrag 1 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 19. 2160

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»no(ta) die vorsprechin nicht me dan ie van d(er) sache i s(chilling) alt(er) hell(er), we(r) aber die sach(e) alse crŭdelichin und groz, daz sie dŭchte daz In me da vone we(r)din soll(en) daz sollen sie bri(n)gen an die Bŭrg(er)meiste(re) waz die heizsin solle(n) sie nemen und dar ubir nicht«.2167

Diese ersten Quellenbefunde deuten bereits darauf hin, dass es schon im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts entgeltlich arbeitende Fürsprecher am Schöffengericht in Frankfurt mit eigenem Tarifsytem gab. Diese Fürsprecher waren bereits beruflich oder wenigstens nebenberuflich tätig. Ansonsten wären sie in den Bedebüchern, in denen die Steuerzahler regelmäßig mit ihrem Beruf aufgeführt wurden, nicht als Fürsprecher bezeichnet worden. Damit lassen sich in Frankfurt Berufsfürsprecher später als im Norden des Reiches fassen, wo sie schon seit der Mitte des 13. Jahrhunderts belegt sind.2168 REINHARD SCHARTL verwies sodann im Hinblick auf eine frühe Frankfurter Normierung der Fürsprechertätigkeit auf ein Ratsgesetz von 1386.2169 Hierbei setzte er die dort ausdrücklich nur Prokuratoren genannten Herren JOHANNES VON GELNHAUSEN, HEINRICH VON ASCHAFFENBURG und NIKOLAUS DRINGSTOBE mit Fürsprechern gleich und kam so zu dem Schluss, dass die Genannten die drei seinerzeit in Frankfurt beschäftigten Fürsprecher gewesen seien.2170 Allerdings kommen Zweifel an dieser Gleichsetzung von Prokurator und Fürsprecher für das 14. Jahrhundert auf.2171 In der ganzen Ratsverordnung von 1386 ist niemals von Fürsprechern, sondern immer nur von Prokuratoren die Rede, weshalb auch Prokuratoren vor dem Mainzer geistlichen Gericht gemeint sein könnten, derer sich Frankfurt ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bediente.2172 Auffallend sind der Bezug zu geistlichen Gerichten sowie die Betonung der Ortsansässigkeit: »alle unser procuratores, die hie bii uns in disser stad siczin mit namen […] hand globit […], daz sie keinen unsern burger odir biisessen an geistlich gerichte laden sollen umb werntliche sache.«2173 Demgegenüber erwähnte der Fürsprechereid von 1393 ausdrücklich den Bezug zum Reichsgericht in Frankfurt, wenn dort »ein vorspreche an des 2167 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 1155. Der Beschluss ist im Jahr nicht datiert, es wurde lediglich »actu(m) in (con)sil(io) f(eri)a qu(ar)ta p(os)t r(e)mi(ni)sce(re)« vermerkt. Die Schrift weist aber deutlich in die zweite Hälfte des 14. Jh.s. 2168 Vgl. OESTMANN 2008 (wie Anm. 2147), Sp. 1884. 2169 SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 144. 2170 Vgl. SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 144. 2171 DIETZ 1910 (wie Anm. 1474), S. 48 nannte vier Prokuratoren am Frankfurter Schöffengericht im Jahr 1395. 2172 Wie Anm. 1536. 2173 Ratsgesetz 32 vom 4. Januar 1386 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 148 (Datierung nach Eintrag 134 bei HALBLEIB/WORGITZKI 2004 (wie Anm. 153), S. 37).

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riichs gerichte«2174 angesprochen wurde. Außerdem sollte nach der Ordnung von 1386 der Eid »dem riche und dem rade getan« werden, wohingegen in der Eidesformel von 1393 wahrscheinlich Schultheiß und Schöffen Adressaten waren. Außerdem lassen sich die drei namentlich genannten Prokuratoren mitunter näher bestimmen. JOHANNES VON GELNHAUSEN findet sich bereits im Bürgerverzeichnis von 1387 als »Iohannes von Geilnhusen procurator«.2175 Daneben wurden er in den Jahren 1391, 1392, 1400, 1402 und 1409 sowie HEINRICH VON ASCHAFFENBURG 1391, 1406 und 1409 in den 1944 zerstörten Bede- und Rechenbüchern als Prokuratoren genannt.2176 Von NIKOLAUS DRINGSTOBE hat sich der Dienstbrief von 1399 erhalten, mit dem dieser als Prokurator zur Vertretung in »allen iren geistlichen sachen« bestallt wurde.2177 Im Dienstbrief von Meister HEINRICH WELDER2178 als Prokurator von 1399 heißt es ausdrücklich sogar, dass er bekenne, »ir procurator und diener zu sin und in, […] in iren sachen, die sie von geistliches gerichts unde sache wegen in der stat zu Menze zu schicken hetten«.2179 Bereits dieser Befund macht eine Gleichsetzung von Prokuratoren und Fürsprechern unwahrscheinlich. Auffällig ist ferner, dass der bereits zuvor nachweisbare NIKO-

2174

Ratsgesetz 50 vom 18. Juni 1393 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 163 (Datierung nach Eintrag 152 bei HALBLEIB/WORGITZKI 2004 (wie Anm. 153), S. 39). 2175 Nach ANDERNACHT/STAMM 1955 (wie Anm. 1693), S. 156. 2176 Hinweise bei KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 198–199 ≆ Druck bei EULER 1869 (wie Anm. 166), S. 229 sowie bei KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 124v (jeweils mit zahlreichen Quellenhinweisen). KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 125r nannte auch einen »Heincze Aschaffinburger« als Prokurator nach 1420. Aufgrund des großen zeitlichen Abstandes erscheint es unwahrscheinlich, dass hier die gleiche Person sichtbar wird. 2177 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 379. KARL BÜCHER folgerte aufgrund der niedrigeren Bezahlung im Vergleich zum im gleichen Jahr angestellten HEINRICH WELDER, dass es sich bei NIKOLAUS DRINGSTOBE um »eine Kraft minderen Ranges gehandelt« habe [BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 90, Fn. 1]. Nach den Hinweisen bei KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 206–216 ≆ Druck bei EULER 1869 (wie Anm. 166), S. 230 bezog er bis 1409 städtischen Lohn. Vgl. ferner die Quellenhinweise bei KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 124v. 2178 Darüber hinaus wurde er später auf Vorschlag von Schöffen und Rat zu einem Altaristen der Katharinenkapelle bestimmt [nach BATTON 1861 (wie Anm. 109), S. 216]. Vgl. zu ihm KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 206–247 ≆ Druck bei EULER 1869 (wie Anm. 166), S. 229 f., wonach er bis 1440 in städtischen Diensten stand. In diesem Jahr starb er, denn am 26. Juli wurde auf sein Begräbnis hingewiesen: »It(em) biß Dienstag bii meist(er) heinrichs begengnis der Rat doch nit mit der processien zugeen« [ISG Frankfurt, Bmb., 1440, fol. 24r]. 2179 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 378 = Eintrag 43 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 90. Vgl. zu ihm KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 206–247 ≆ Druck bei EULER 1869 (wie Anm. 166), S. 228.

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offenbar erst 1399 in feste städtische Dienste trat.2180 Zudem wurde beispielsweise JOHANNES FUL bereits 1382 im Bedebuch als Prokurator genannt,2181 wohingegen sein erster städtischer Dienstbrief von 1395 stammt.2182 Dies deutet letztlich allerdings nur darauf hin, dass die Prokuratoren zunächst ebenfalls freiberuflich tätig gewesen sein könnten. Eine weitere Überlegung mag noch stützen, dass 1386 keine Fürsprecher gemeint sind. Am 29. Oktober 1494 war Meister EBERHARD ROSENACKER als Stadtsyndicus in Frankfurt dienstverpflichtet worden2183 und darüber hinaus am 4. November 1494 auch als Prokurator in städtische Dienste gelangt.2184 Als die letztgenannte Tätigkeit am 30. September 1499 nochmals um zwei Jahre verlängert wurde, vermerkte der Schreiber auf der nach unten umgeschlagenen Rückseite dieses Dienstbriefes eine Abmachung, die für den hier betrachteten Zusammenhang Relevanz hat, weil die Vertretung von Bürgern in der Stadt als absolute Ausnahme neben der Prokuratorentätigkeit erscheint: LAUS DRINGSTOBE

»It(em) üff dinstag der heiligen drye(r) konig obent anno d(omi)ni xv primo [5. Januar 1501]. Geben unserr herren der Rat uff begeren meister Eberhart(en) uß sonderm gonst zugelaßen daß Er hie inn der stat franckfort eynen burger oder eynen andern Burger alhie umb gewonlich belonung zu dienen macht han, solle ünd süst usßerhalb dieser stat nit p(ro) ut in manuali magistroru(m) Civiu(m).«2185

Im diesbezüglichen Bürgermeisterbucheintrag wiederum wurde hierzu vermerkt:

2180

Hierfür spricht vor allem die Formulierung des Dienstbriefes, denn bei Folgedienstbriefen wurde meist erwähnt, dass der Diener schon in städtischen Diensten war [vgl. ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 379]. 2181 Hinweis bei KRIEGK 1864 (wie Anm. 166), S. 189 ≆ Druck bei EULER 1869 (wie Anm. 166), S. 229. 2182 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 377. Am 23. Juli 1400 trat er offenbar schon wieder aus städtischen Diensten, wie ein Forderungsverzicht anlässlich seiner Amtsaufgabe aus diesem Jahr belegt [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 380]. Offenbar besaß er bei seinem Amtsantritt noch kein eigenes Siegel, weshalb der Schultheiß für ihn siegelte. Bei seiner Amtsaufgabe verwandte er dann allerdings sein eigenes, wie in der Urk. eigens vermerkt wurde. Dieses wiederum weist in der bildlichen Darstellung große Ähnlichkeiten mit dem Siegel der Familie GLAUBURG auf. Beide haben einen Sparren und drei stilisierte Burgtore in ähnlicher Ausführung. Ob diese Ähnlichkeit möglicherweise auf einer Verwandtschaft oder Einheirat beruhte, ist unklar, da zu JOHANNES FUL keine weiteren Informationen zu finden sind. 2183 »Als meister Eberharten um dass sindicat bitt, uffczunemen dwile Doctor Ludwig inen berompt togelich und geschickt sy, 6 jare lange das jare xxiv gulden« [ISG Frankfurt, Bmb., 1494, fol. 64r]. 2184 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 387. 2185 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 388.

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»Dem sindico gonne(n) hie ain Burger widd(er) burger zü dien(en) und sal der artickel zu sine(r) verschreibung deß sindici nit wid(er) ve(r)stand wech dan am geistlich(em) gericht zu mentz«.2186

Am 23. November 1502 wurde er dann formell als Fürsprecher dienstverpflichtet: »It(em) Eb(er)harte Rosenack(er) eyn jarlang zu eym furesprechen uff nem(en) im x achtel korns zur steu(er) geb(en) und da by sagen sich d(er) warheit zu beflißigen«.2187

Bereits an dieser Stelle wird deutlich, dass noch im beginnenden 16. Jahrhundert ›Prokurator‹ und ›Fürsprecher‹ keineswegs synonyme Bezeichnungen der gleichen Tätigkeit waren, sondern deutlich voneinander geschieden wurden. Wohingegen es die Aufgabe der Fürsprecher war, vor allem die Bürger vor dem städtischen Gericht zu vertreten, agierten die Prokuratoren vor geistlichen Gerichten. Dabei war die bestimmt lukrative Kombination von Fürsprecher- und Prokuratorenamt noch im ausgehenden 15. Jahrhundert keineswegs zur Regel geworden. Dem Rat selbst war diese Ämterhäufung von Prokuratortätigkeit, Stadtadvokatur und Fürsprecheramt offenbar nicht ganz geheuer, weshalb er ihm das Stadtsyndicat wieder nehmen und nur im Fürsprecheramt belassen wollte, was EBERHARD ROSENACKER aber ablehnte.2188 Als der seit Anfang Januar 1502 in städtischen Diensten stehende Fürsprecher BERNHARD HUSLIN2189 1509 Stadtsyndicus werden wollte, richtete er am 13. Januar 1509 einen Brief an Meister FRIEDRICH VON ALZEY2190 und stellte die Forderung auf, »In was gestalt ich des sindicats begern: Ist mein will das sindicat allein anzu nemen in sold vone Eberhart Rosenacker das gehebt hat nemlich […] dwil ich mich by solichem sold allein nit behelffen mag das mire daby vergundt wird in des heylig(en) richs gericht so die parthien mein begern […] in gelaßen wer«.2191

Offenbar versuchte er also, ähnlich wie EBERARD ROSENACKER es zuvor erreicht hatte, die im Grundsatz bestehende Inkompatibilität zwischen Fürsprecher- und Stadtadvokatenamt zu überwinden. Dies sind nun deutliche Hinweise darauf, dass erst mit Meister EBERHARD ROSENACKER eine bis dahin feste Grenze zwischen der Tätigkeit als Prokurator, Stadtsyndicus und Fürsprecher bei Streitigkeiten von Bürgern mit Bürgern in der Stadt verschwamm. EBERHARD ROSENACKER schien 2186

ISG Frankfurt, Bmb., 1500, fol. 81v. ISG Frankfurt, Bmb., 1502, fol. 84r ≆ Druck bei KIRCHNER 1807 (wie Anm. 354), S. 500, Fn. x (modernisiert und ohne Quellenangabe). 2188 Vgl. seine Eingabe im ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 15 vom 22. November 1502. 2189 Vgl. hierzu die Ausführungen in diesem Abschnitt ab S. 469. 2190 Vgl. zu ihm die biographischen Informationen von KÖBLER 1984 (wie Anm. 132), S. XXVI. 2191 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 394. 2187

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sodann eine Weile lang die Tätigkeiten als Prokurator, Fürsprecher und Stadtsyndicus in sich vereint zu haben2192 und hat auf diese Weise möglicherweise zu einem Verschwimmen der Terminologien beigetragen, was im 16. Jahrhundert etwa in dem vom Frankfurter Stadtsyndikus JOHANN FICHARD entworfenen Solmser Landrecht von 1571 deutlich zu sehen ist.2193 Ein weiterer Beleg für eine spätere synonyme Verwendung findet sich auf einem Entwurf für einen Dienstbrief für Meister JOHANNES ZWYG VON SPEYER vom 8. Mai 1509 (das Datum 15. Juli 1508 wurde gestrichen), in dem ausdrücklich vom Fürsprecheramt die Rede ist, eine spätere Hand des 16. Jahrhunderts auf der Rückseite aber »Procuratore bestallunge« vermerkte.2194 Dies legt aber den Schluss nahe, dass in der Ratsverordnung von 1386 entgegen der Ansicht von REINHARD SCHARTL keine Frankfurter Fürsprecher behandelt wurden, sondern vielmehr die Prokuratoren vor dem Mainzer geistlichen Gericht. Ein letzter gewisser Unsicherheitsfaktor ergibt sich jedoch zunächst daraus, dass es gerade in Mainz möglicherweise bereits in den 1420er-Jahren eine synonyme Verwendung von Fürsprecher und Prokurator gegeben hat und dieses Verständnis, sollte es älter sein, in einem Mainzer Zusammenhang auch früh in Frankfurt verwandt worden sein könnte. Ausgangspunkt dieser Überlegung ist eine von VALENTIN FERDINAND VON GUDENUS mitgeteilte Fassung des sogenannten Weistums des Kämmerers2195 in Mainz, in der es 2192

Noch im Mai 1502 wurde er als »meist(er) Eberhart Rosenack(er) der Sindicus« bezeichnet, der mit einer Appellation des Rates befasst war [ISG Frankfurt, Bmb., 1502, fol. 12r], und in einem Brief vom 9. Oktober 1508 mit der Bitte um Verlängerung seiner Dienstzeit erwähnte er »den usgang oder ende mynes lezten dinst Jares« [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 389/9], war also offenbar noch im Amt. Fürsprecher blieb er wiederum wenigstens bis 1504 [vgl. KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 46r, wo er als »Eberhart (Rosenacker) unser hern (des Rats) furspreche« bezeichnet wurde]. Gleichzeitig blieb er aber offenbar Stadtsyndicus. Möglicherweise aufgrund dieser Häufung verstand THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 222, Fn. 2 die Begriffe Fürsprecher und Advokat im Sinne von Stadtsyndicus synonym. Zudem war er Geistlicher und als offener Schreiber tätig. Bspw. rührt das Instrument ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 542 vom 21. Oktober 1497 von ihm her und im Notariatssignet gab er an, Geistlicher des Würzburger Bistums und offener Schreiber von kaiserlicher Gewalt zu sein. Bemerkenswerterweise war seine Familie in Wertheim ratsfähig, denn 1454 wurden HANS ROSENACKER als Schöffe [StadtA Wertheim, Protokolle, Nr. 7, S. 7] und am 20. April 1517 EBERHARD ROSENACKER als Ratsherr in Wertheim genannt [ISG Frankfurt, Alten-Limpurg, Nr. 19]. 2193 BSB München, 2 J. germ. 46 Beibd. 4, fol. Xr: »In Summa es sollen die Procuratores oder Fürsprechen«. In den rheinischen Prozessordnungen von Mainz, Trier, Köln und Jülich des 16. Jh.s wurden wiederum nach MARQUORDT 1938 (wie Anm. 101), S. 23 f. die Begriffe Anwalt und Prokurator synonym für jede Form der Vertretung gebraucht. Deshalb könnte sich auch die Sache gewandelt haben. 2194 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 403, fol. 2v. 2195 Der Kämmerer war der oberste erzbischöfliche Beamte in der Stadt Mainz und bildete zusammen mit dem Schultheißen und vier Richtern das weltliche Gericht [FALCK, Rechtsprechung und Verwaltung im spätmittelalterlichen Mainz (1966), S. 266–268; FALCK, Rechtsprechung und Verwaltung im

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heißt: »Item Ein Cam. hat zu geben die Vorsprechen. Procuratoren zu setzen etc.«2196 Allerdings hat es den Anschein, als ob er den Text verkürzt wiedergab. Jedenfalls findet sich in der kritischen Edition von ARTHUR WYSS an der entsprechenden und wesentlich längeren Stelle keine Fassung, die auf Prokuratoren verweist.2197 Der Abdruck von VALENTIN FERDINAND VON GUDENUS ging zwar auf eine Fassung des Weistums in einem bereits im 19. Jahrhundert nicht mehr zugänglichen Buch von Erzbischof JOHANN II. VON MAINZ zurück,2198 sodass die Vorlage nicht mehr überprüft werden kann. Allerdings spricht viel dafür, dass der Hinweis auf die Prokuratoren von VALENTIN FERDINAND VON GUDENUS selbst aus seinem synonymen Verständnis heraus als eine Art Erläuterung der Stelle stammt. Im Ergebnis kann damit das Frankfurter Ratsgesetz von 1386 kein Beleg für eine Fürsprechertätigkeit in dieser Zeit darstellen. Des Weiteren scheint es unrichtig, wenn KARL BÜCHER den Dienstbrief von HERMANN VON ORB GENANNT IM BAUMGARTEN vom 25. Mai 13772199 als solchen über das Fürsprecheramt beschrieb.2200 Denn auch in diesem taucht die Bezeichnung Fürsprecher kein einziges Mal auf, vielmehr gab er dort allgemein an, »daz ich paffe und diener worden bin der ersamen unser lude des rades und der stad zu Franckinford und daz ich in getruwelichen und mit allem vlizse raden und dienen sal und mynen rad middeteylen nach mynen besten synnen, die mir god virluhen hat, in iren sachen,2201 wanne und wo sie des an mich gesynnen«,2202

spätmittelalterlichen Mainz (1978), S. 69 f.; HALLEIN, Mainzer Civilrecht (1891), S. 9; MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 83]. 2196 GUDENUS 1747 (wie Anm. 1961), S. 462. 2197 Vgl. WYSS, Die Weisthümer des Kämmerers, der Waltboten und des Marktmeisters (1884), S. 157. 2198 Vgl. GUDENUS 1747 (wie Anm. 1961), S. 460; WYSS 1884 (wie Anm. 2197), S. 144 f. (m. w. Nachweisen). 2199 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 413 ≙ ISG Frankfurt, Kopialbücher, Nr. 7, fol. 93v–94r (Urk. 158) Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 755 (ohne Quellenangabe) Eintrag 40 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 85 f. (nach dem Dienstbrief). 2200 So die Überschrift zu Eintrag 40 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 85. 2201 Im Dienstbrief von HEINRICH WELDER von 1399 heißt es in einem Einschub, bei ansonsten fast gänzlich übereinstimmender Formulierung, noch »geistlichen oder werntlichin« [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 414 = Eintrag 41 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 87]. In späteren Dienstbriefen wurde diese Formel auf alle geistlichen Gerichte ausgedehnt. Im Dienstbrief für JOHANN QUENTIN VON ORTENBERG vom 28. September 1443 wurde bspw. bestimmt: »als ich ir procurator und diener bin yne und der Stad franckfurt in allen und iglichen sachen die den rad oder das gerichte oder die gemeyne Stad antreffende sin oder wurden in geistlichen und werntlichen sachen an allen und iglichen geistlichen gerichten da yne des noit ist« zu dienen [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 385]. 2202 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 413 = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 755 (ohne Quellenangabe) = Eintrag 40 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 85 f.

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ohne seine Tätigkeit ansonsten näher zu umschreiben. Erwähnt wurde nur, dass er auf diplomatische Reisen für die Stadt geschickt werden konnte.2203 Auffällig ist aber gleich zu Beginn der Hinweis, dass HERMANN VON ORB GENANNT IM BAUMGARTEN »eyn licenciate in geistlichem rechte« sei.2204 Dennoch scheint er nicht als Prokurator zur Vertretung vor geistlichen Gerichten, sondern als Stadtadvokat zur Beratung eingestellt worden zu sein,2205 denn der Brief zeigt auffällige Übereinstimmungen in den Formulierungen wie auch den Inhalten zu einem weiteren Dienstbrief von HEINRICH WELDER von 1399.2206 In diesem findet sich ebenfalls die oben wiedergegebene Wendung, »daz ich paffe und diener worden bin«,2207 die im Folgedienstabkommen von 1417 durch »advocate und phaffe«2208 2203

»Und wer‘ es sache, daz sie mich wolden senden in iren bodschefften, war daz were, verre oder nahe« [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 413 = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 755 (ohne Quellenangabe) = Eintrag 40 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 86]. 2204 Nach SCHMIEDER 2000 (wie Anm. 1484), S. 151, Fn. 38 wiederum stehen bis in das 15. Jh. hinein grundsätzlich alle Prokuratoren im starken Verdacht, Kleriker gewesen zu sein. 2205 Vgl. Anm. 1537. 2206 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 414 = Eintrag 41 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 87. 2207 Der Dienstbrief datiert vom 27. Dezember 1399. Offenbar sollte er aber ursprünglich zeitgleich mit der Bestallung als Prokurator [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 378] am 15. Januar 1399 auch als Stadtadvokat angestellt werden, denn vom gleichen Tag stammt ein Entwurf eines solchen Dienstbriefes. Hierin wurde interessanterweise bereits eingangs »Ich hein(rich) Welder bekennen off(entlich) mit diessem brieffe daz ich advocat und paffe worden bin« vemerkt [a. a. O., Dienstbriefe, Nr. 415], wobei er ansonsten aber textlich sehr nah am Dienstbrief vom 27. Dezember 1399 ist. Im korrespondierenden Entwurf eines Zusatzabkommens, wurde eingangs genannt: »Ich hein(rich) Welder irkennen offenlich mit diessen brieffe alp als ich mit den ersamen wissen den Rade zu franck(furt) von der selben stede wegen uberkomen bin ir Advocat zu sin« [a. a. O., Dienstbriefe, Nr. 416]. Zum eigentlichen Dienstbrief von 1399 hat sich kein solches Abkommen erhalten, wohl aber zu Dienstbriefen von 1423 [a. a. O., Dienstbriefe, Nr. 420] und 1427 [a. a. O., Dienstbriefe, Nr. 422], die wiederum eine ähnliche Formulierung eingangs mit Verweis auf das Advokatenamt aufweisen. Am 11. November 1418 wurde eigens in Ratsgesetz 166 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 253 festgehalten, dass der Stadtadvokat HEINRICH WELDER auch zur Vertretung am geistlichen Gericht in Mainz aufgrund einer diesbezüglichen Rachtung zugelassen wurde, womit die Doppelung der Anstellung als Stadtadvokat und Prokurator wohl überflüssig wurde. Wenn HEITZENRÖDER 1982 (wie Anm. 589), S. 140 f. hingegen in diesem Gesetz die förmliche Zulassung der Frankfurter Prokuratoren vor dem Mainzer Gericht sah, überzeugt dies nicht und übersieht zudem die Stellung HEINRICH WELDERS als Stadtadvokat. Im Jahr 1440 bezeichnete er sich dann selbst, offenbar beides vermengend, sogar als erzbischöflich Mainzer sowie Frankfurter Stadtadvokaten und starb offenbar kurz darauf [ISG Frankfurt, Minorwährschaftsbücher, 1438–1440, fol. 143r ≙ Regest bei ZÜLCH/MORI 1920 (wie Anm. 131), S. 56 m. w. Angaben]. Erwähnt sei noch, dass es möglicherweise Differenzen im Hinblick auf die Ausgestaltung der Dauer der Anstellung gab, denn in zwei Entwürfen wurde die entsprechende Zahl getilgt [a. a. O., Dienstbriefe, Nr. 415 und Nr. 416]. 2208 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 418. Auf diesen Umstand wies bereits BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 87, Fn. 1 hin. Im Folgedienstbrief von 1411 hingegen blieb es noch bei der Formulierung

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ersetzt wurde. Damit scheint es wahrscheinlich, dass HEINRICH WELDER von Beginn an ab 1399 als Stadtadvokat bestallt war, zumal ein zweiter Dienstbrief mit ihm aus dem gleichen Jahr als Prokurator existiert,2209 also offenbar in den Augen der Zeitgenossen beide Tätigkeiten getrennt zu sehen waren und eigene Dienstabkommen erforderten. Erst ein Ratsgesetz von 1418 hob diese Trennung für HEINRICH WELDER auf, in dem es bestimmte, dass er fortan als Stadtadvokat nach einem Abkommen mit dem Bischof von Mainz auch am geistlichen Gericht zugelassen sein sollte.2210 Letztlich ist daher anzunehmen, dass HERMANN VON ORB GENANNT IM BAUMGARTEN im Jahr 1377 als Stadtadvokat eingestellt wurde. 1396 tritt er als solcher schließlich in einer Urkunde ausdrücklich hervor.2211 Fürsprecher war er hingegen nicht. Es bleibt zu eruieren, welche Bedeutung die spätmittelalterlichen Fürsprecher des 14. und 15. Jahrhunderts am Schöffengericht in Frankfurt hatten, sollen doch hier deren Auftauchen und berufliche Tätigkeit in den Kontext der „Professionalisierung“ des Gerichts gestellt werden. Ein erster Hinweis auf die besondere Bedeutung der Fürsprecher ist die Verpflichtung zur Vereidigung. Der erste bekannte Fürsprechereid stammt aus dem Jahr 1393 und ist im städtischen Gesetzbuch überliefert.2212 In der Schöffengerichtsordnung B des 15. Jahrhunderts wird in Artikel XXXIV wahrscheinlich auf diesen Eid von 1393 verwiesen: »Doch in allen vorgschriben sachen mit beheltnis des Eydes, den sie von des fürsprechen amtis wegen gesworn han, nach dem der in der Stede buch geschriben steet.«2213 Dass die Fürsprecher dem Gericht einen Eid leisten mussten und damit »gesworn« waren, tritt wiederum auch indirekt im ›baculus iudicii secularis‹2214 hervor, der in verschiedenen Abschnitten im 15. Jahrhundert niedergeschrieben worden ist.2215 Dort heißt es etwa in Artikel 73: »so sal der schultheis den fursprechen fragen off den eyd,

von 1399 [vgl. a. a. O., Dienstbriefe, Nr. 417]. In den Dienstbriefen von 1423 [a. a. O., Dienstbriefe, Nr. 419], 1427 [a. a. O., Dienstbriefe, Nr. 421] und 1431 [a. a. O., Dienstbriefe, Nr. 424] erscheint eine Kombination: »paffe diener und advocate«. 2209 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 378 = Eintrag 43 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 90–92. 2210 Vgl. Anm. 2207. 2211 Im ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 1.967 = Druck bei BÖHMER 1836 (wie Anm. 47), S. 776 wurde »meister h(er)man von orba genant ym Baůmgarthen der stede franckenf(urt) advocaten« erwähnt. 2212 Ratsgesetz 50 vom 16. Juni 1393 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 163. Eine Ordnung von 1507 [vgl. hierzu Anm. 2394] sowie wörtlich übereinstimmend die Reformation von 1509 [UniBibl. Frankfurt, Ausst. 144a, fol. 43r] enthalten einen weiteren Fürsprechereid, der erkennbar auf dem von 1393 aufbaut, aber bspw. um Pflichten gegenüber den Parteien erweitert wurde. 2213 ISG Frankfurt, Gesetze Nr. 14, fol. 19r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 279. 2214 Vgl. ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12 = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 222–254. 2215 Wie Anm. 158.

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den er zum gerichte getan hat«.2216 Der ›baculus iudicii‹ erwähnte Fürsprecher zudem bemerkenswerterweise gleich im ersten Artikel: »Zum ersten ist zu wissen, das des rijchs gerichte zu Franckfort als von alter herekomen ist, besast sal sin mit xiiij scheffen und mit eym schultheis, die sollent haben eynen schriber der an dem gerichte schribe, wes sich darinne gehoret und sieben richtere, drij fursprechen oder vier, wie die scheffene nach gelegenheit bedunckt dem gerichte nottorftig sin.«2217

Die Fürsprecher werden hierin bereits als integraler Bestandteil des Schöffengerichts erkennbar. Ob sie allerdings vom Gericht ausgewählt und zugelassen worden waren, lässt sich aus diesen Belegen nicht entnehmen,2218 erscheint aber möglich. Die Angabe von drei bis vier deckt sich wiederum mit der empirischen Untersuchung von KARL BÜCHER, wonach in den 1944 zerstörten Bedebüchern Fürsprecher ab 1378 verzeichnet gewesen seien und deren Anzahl meist zwischen einem und drei, 1440 sowie 1486 und 1488 jeweils vier betragen habe.2219 Ebenso weist die entgeltliche und damit zugleich berufsmäßige Ausübung der Fürsprechertätigkeit, wie sie bereits im mittleren 14. Jahrhundert in rudimentären Regelungen zu erblicken ist,2220 auf die Bedeutung ihrer Tätigkeit bei Gericht hin. Bereits der Fürsprechereid von 1393 enthält Angaben zur Entlohnung.2221 Der ›baculus iudicii‹ wiederum bestimmte für Messestreitigkeiten eigens in Artikel 57 einen Tarif2222 sowie in Artikel 78 einen weiteren für das Feiltragen von Gut durch Fürsprecher,2223 worauf noch einzugehen sein wird. Neben den leider nicht mehr zugänglichen Einträgen in den verlorenen Bedebüchern dokumentieren für das mittlere 15. Jahrhundert schließlich auch die Bürgerbücher den Beruf des Fürsprechers. Im Jahr 1440 wurde eine Vereidigung der männlichen Bürger durchgeführt und hierzu die Vereidigten mit Beruf namentlich aufgeführt. Hierin finden sich bereits »Maderne Geilnhusen furspreche«,2224 »Glockhenne furspreche«2225 2216

ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 12r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 248. ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 1r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 222. Hierauf bezog sich wohl WEIßLER 1905 (wie Anm. 2145), S. 67, der aber ohne konkreten Quellenbeleg verfälschend eine Besetzung des Oberhofs mit mit drei oder vier Vorsprechern angab. 2218 So allgemein SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 43. 2219 BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 222; BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 48. 2220 Vgl. Eintrag 1 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 19 und ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 1155. 2221 Vgl. Ratsgesetz 50 vom 16. Juni 1393 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 163. 2222 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 9r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 243. 2223 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 12r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 249 f. 2224 Nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 145. Bei KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 45r finden sich Hinweise auf ihn als Fürsprecher für die Jahre 1440 und 1442. 2225 Nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 156. 1443 wurde er dann offenbar im Bann aus der Stadt verwiesen: »It(em) Glockehenne fursprechen uß der stad wißen als er ym banne sy« [ISG 2217

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sowie »Heile Findeisen furspreche«.2226 Im Jahr 1462 wurde zudem die bereits am 6. Dezember 14422227 erfolgte Vereidigung von »Clais Meye furspreche« im Bürgerbuch protokolliert.2228 Am 28. August 1465 erfolgte sodann die Einbürgerung von »Gerhard von Soden furspreche«.2229 Ein weiteres Beispiel ist ERNST VON KAICHEN, der in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts mehrfach ausdrücklich als Fürsprecher, wahrscheinlich zur Abgrenzung von anderen Personen, bezeichnet wurde.2230 In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden die Bedeutung und das Ansehen der Fürsprecher durch den Rat dokumentiert. Zur Behauptung seiner Vorrechte am Bornheimer Berggericht im Streit mit den Grafen von Hanau ließ er 1436 seine Rechtsauffassung nicht nur durch den Schultheißen, 13 amtierende Schöffen,2231 vier ehemalige Schöffen,2232 den Obersten Richter sowie durch die sechs weiteren weltlichen Richter und den Gerichtsschreiber bezeugen, sondern auch durch drei amtierende und einen ehemaligen Fürsprecher.2233 Diese drei Frankfurt, Bmb., 1443, fol. 34v]. Bei KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 44v–45r; 46v wurde jedoch mehrfach eine Person dieses Namens als Fürsprecher zw. 1428 und 1446 nachgewiesen, sodass er wahrscheinlich nach Aufhebung des Bannes wieder zurückkehren durfte. 2226 Nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 175. Bei KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 44v–45r, 46v finden sich zw. 1419 und 1440 mehrfach Hinweise auf einen nicht näher konkretisierten Fürsprecher HEILE, jedoch nur 1440 für HEILE FINDEISEN. 2227 Zu diesem Zeitpunkt war er aber offenbar noch kein Fürsprecher, denn im Bürgerbuch steht bloß: »Clas Meye, Henne schr(ibers) eiden, von Schweinheim ist burger worden« [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 191]. Der Rat beriet die Einbürgerung am 6. Dezember 1442: »It(em) Clas meye von sweinheim uffneme(n) zu eyme burg(er) als ein ander und yme sag(en) die notbede also lassen ansteen« [ISG Frankfurt, Bmb., 1442, fol. 74r = Druck bei ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 191, Fn. 3]. 2228 Nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 292. 2229 Nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 306. Bei KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 44r–46v finden sich keine Verweise auf ihn als Fürsprecher. ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 306, Fn. 3 ließen jedoch auch einen ergänzenden Hinweis aus dem ISG Frankfurt, Bmb., 1465, fol. 20r vom 20. August 1465 abdrucken: »It(em) den fursprechen von seligenstad der burgerschaff erlaißen«. Jedoch ist unsicher, ob sich dieser Eintrag tatsächlich auf die Einbürgerung von GERHARD VON SODEN bezieht, denn am 2. September wurde ein »Rynhensel von Selgenstadt« eingebürgert, dessen Eintrag allerdings keine Berufsbezeichnung aufweist [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 307]. 2230 Vgl. Anm.en 738 und 740. 2231 ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 991. 2232 ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 989. 2233 »hene Glock, heil Findysen, henne Sturtzisen itzunt fürsprechen, und Tyle metzentielen son der ettwie manig jar fürspreche gewest ist, an des heiligen Richs gericht franckfurt« [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 990]. HEILE FINDEISEN, ein Bürger, war wahrscheinlich zw. 1419 und 1440 Fürsprecher [wie Anm. 2226], HENNE GLOCK, ebenfalls Bürger, war es zw. 1428 und 1446 [wie Anm. 2225] und HENNE STURTZISEN zw. 1439 und 1456 [vgl. KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 45r-v, 46v]. Ein TIELE, DIELE oder

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wiederum waren vermutlich alle damals am Gericht amtierenden Fürsprecher, denn sie wurden als »fursprechen semptliche« bezeichnet.2234 Aufgrund des Vorhandenseins einer Reihe von berufsmäßig agierenden Fürsprechern konnte den Schöffen in Frankfurt, im Gegensatz zu vielen anderen Rechtstraditionen,2235 wohl leicht untersagt werden, die Parteien rechtlich zu beraten, wie es sich in Artikel 11 des ›baculus iudicii‹ andeutet: »Item die scheffene sollent den partijen, noch iren vorsprechen mit anwysunge tun odir geben, eß sij am gerechte ader ußwendig des gerechtes, obe sie anders die orteil wollent helffen scheffen odir fellen.«2236

Sie wurden wahrscheinlich in dieser Funktion, anders als etwa an kleineren Gerichten ohne Berufsfürsprecher,2237 vermutlich nicht benötigt. Die Schöffen waren außerdem selbst quasihauptamtlich mit der Rechtspflege beschäftigt, weshalb sie womöglich für die zusätzliche Tätigkeit als Fürsprecher auch gar keine Zeit hatten. Zur Beurteilung der Bedeutung der Fürsprecher am Stadtgericht können darüber hinaus weitere Bestimmungen des ›baculus iudicii‹ herangezogen werden.2238 Ein

auch DIELMAN lässt sich zw. 1411 und 1439 als Fürsprecher nachweisen [vgl. KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 44r–45r]. Zum Kontext der Urk. vgl. KOLB 1923 (wie Anm. 672), S. 32 f., der allerdings die Fürsprecher unerwähnt ließ. Im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 992 findet sich zudem ein Instrument von Geistlichen Frankfurter Bartholomäusstifts mit Insert aller vier Briefe [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 989-991]; einer der sechs weltlichen Richter urkundete alleine [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 993]. 2234 ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 990. 2235 Vgl. SCHWERIN 1929 (wie Anm. 2147), S. 462; WEIßLER 1905 (wie Anm. 2145), S. 50. 2236 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 2r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 226. 2237 In Münnerstadt etwa, einer Stadt mit Gelnhäuser Recht, enthielt erst die hennebergische Stadtordnung von 1468 eine Inkompatibilität von Schöffenamt und Fürsprechertätigkeit, wobei vorher diese Verbindung offenbar üblich war: »Item habenn einmutiglich geordent das die schepffen hinfur stil siczenn und ingericht nymant sein worte reden sollenn weder clagern oder anwertten inmassen sie vormals getan habenn […] Item ein iglicher sul hinfur sein fursprechen mit laube des richters vorgericht und nit ehe gewynne oder neme in massen die schepffen vormals gewonnen worden sein« [StadtA Münnerstadt, Bände 915/1, fol. 2r-v = Eintrag 10 bei DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 10]. Vgl. hierzu die knappen Anmerkungen von DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 124. Ob es hingegen am Stadtgericht in Babenhausen, das in Frankfurt anfragte, Schöffen als Fürsprecher gab, konnte CIRULLIES 1980a (wie Anm. 368), S. 17 nicht mit Quellen belegen. 2238 Bislang ist noch keine größere Auswertung dieser Bestimmungen im Hinblick auf die Fürsprecher erfolgt. HELMUT COING nahm zwar auf den ›baculus‹ an einigen Stellen Bezug [vgl. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 14 f.; 30; 37; 58; 162, Fn. 2], erwähnte aber die Fürsprecher nicht. ADOLF WEIßLER bezog sich in seiner Untersuchung zwar auf den ›baculus iudicii‹, beschränkte sich aber auf wenige Aussagen und nannte vor allem in keinem Fall die konkrete normative Grundlage seiner Schlussfolgerung [vgl. WEIßLER 1905 (wie Anm. 2145), S. 63; 80; 87].

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Hinweis auf die Fürsprechereinbindung in den Schöffengerichtsprozess könnte sich aus dem Abschnitt zum Schultheißen ergeben, wo es heißt: »7. […] Und er [der Schultheiß] ensal nymands die fursprechen erleiden oder gonnen mit ußgesprochenen worten, er sieze dan uff dem richterstule. Und er sal auch einen iglichen alsdan fragen, wes er zu vorsprechen begere, den sal derselbe ym nemmen.«2239

Auf den ersten Blick kann der einleitende Satz dieses Ausschnitts so verstanden werden, dass der Schultheiß niemandem einen Fürsprecher versagen sollte. Dann wäre der Schultheiß derjenige gewesen, der die Fürsprecher vor Gericht den Parteien zuordnete und sie einsetzte, wie es allgemein HELMUT COING für Frankfurt beschrieb2240 und beispielsweise eine spätmittelalterliche Stadtordnung Wertheims in ähnlicher Weise bestimmte.2241 Allerdings erscheint es in der Zusammenschau auch denkbar, dass mit »fursprechen« allgemein das Vorsprechen vor Gericht gemeint sein kann, das nicht versagt werden sollte. Die Regelung beträfe dann das rechtliche Gehör. Insgesamt wird die Auslegung des gesamten ›baculus‹ dadurch erschwert, dass »fursprechen« erkennbar vor allem in den ersten Artikeln der älteren Textschicht2242 nicht einheitlich zur Kennzeichnung von Fürsprechern gebraucht wurde. Im Abschnitt zu den Schöffen wird dies besonders deutlich: »9. Item abe die vorsprechen ire sache so irre furgeben, daß dar durch das recht vorblent mochte werden, so ist noit, daß die schefphene frage dar inne tun, off daß sie underscheit deß rechten destedaß finden mogen. 10. Item den scheffen ist nit noit, sie die parthien zu ermanen irer gespenne zur fruntlichkeit an sie zu geen. Wurde es aber durch die fursprechen oder andere furgenomen, so mogen sie sich dar ine zu fruntlichkeit bewijsen, so sie beste mogen, doch dem rechten bij. 11. Item die scheffene sollent den partiien, noch iren vorsprechen nit anwysunge tun odir geben«.2243

In Artikel 9 waren mit »vorsprechen« wohl allgemein diejenigen gemeint, die sich vor Gericht äußerten, wobei in Artikel 10 jedoch deutlich wird, dass »fursprechen« einen Vertreter der Partei bezeichnete, da zunächst auf die Partei selbst Bezug genommen wurde. Artikel 11 bestätigt diesen Befund, wurde doch hier der »vorsprech« neben der Partei genannt. Damit bleibt die Einsetzung der Fürsprecher durch den Schultheißen unsicher. Insgesamt fällt bei den Regelungen aber auf, dass verglichen mit der älteren Textschicht, in der das Wort »furspreche« 2239

ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 1v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 225. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 31. 2241 Vgl. Art. 40 im Druck bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 1258), S. 35 f. 2242 Nach HELMUT COING um 1400, nach ULRICH-DIETER OPITZ um 1430 [wie Anm. 157]. 2243 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 2r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 226. 2240

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nicht bloß als Bezeichnung für einen Fürsprecher vorkommt, in der jüngeren Schicht eine terminologische Festigung eingetreten war. Ein Fürsprecher scheint nun regelmäßig für die Parteien tätig geworden zu sein, weshalb die jüngeren Regelungen des ›baculus‹ an vielen Stellen davon ausgehen, dass die Parteien regelmäßig einen solchen gehabt haben. Die deutlich ersichtliche Bedeutung der Fürsprecher für das Rechtsleben kann als hoch eingeschätzt werden. Eine zentrale Frage im Hinblick auf die „Professionalisierung“ des ›Reichsgerichts‹ in Frankfurt ist, inwieweit die Einbeziehung eines Fürsprechers obligatorisch war. Allgemein war ein Fürsprecherzwang weitestgehend vor dem 15. Jahrhundert unbekannt geblieben.2244 An den oben wiedergegebenen Stellen wird deutlich, dass im Verständnis des ›baculus iudicii‹ durchaus auch die Parteien selbst ihr Anliegen artikulieren konnten, ansonsten wäre die oben sichtbare Differenzierung etwa in Artikel 11 unnötig gewesen. Diese Auslegung wird bestätigt durch eine ältere Regelung im Fürsprechereid von 1393, in welcher ausdrücklich der Partei die Wahl gelassen wurde, selbst vorzusprechen oder sich eines Fürsprechers zu bedienen: »und auch eins andern vurspreche widir die sache nit zu sin, iz were dann, daz daz dem cleger nit gefuglich were und der sin wort selbir sprechen wolde oder einen andern vursprechen, sin wort zu sprechen, gewynnen wulde.«2245

Andererseits zeigt die Struktur des ›baculus iudicii‹, dass im beginnenden 15. Jahrhundert wenigstens regelmäßig ein Fürsprecher einbezogen worden war, heißt es doch etwa: »Darnach sal der cleger fragen durch sinen fursprechen«2246 und später im Hinblick auf Verfahren zu Eigen und Erbe: »Darnach am nesten gerichte lasse den fursprechen den komer offen und diner ansprache«.2247 Einige weitere Beispiele ließen sich noch anführen.2248 Ebenso wurde in Artikel XL der undatierten Schöffengerichtsordnung B aus dem 15. Jahrhundert der Fürsprecher als regelmäßiger Vertreter der Parteien vorausgesetzt.2249 Später heißt es im Hinblick auf Freveltaten im ›baculus iudicii‹ noch deutlicher: 2244

OESTMANN 2008 (wie Anm. 2147), Sp. 1883. Ratsgesetz 50 vom 16. Juni 1393 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 163. 2246 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 11r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 247. 2247 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 5r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 233 f. 2248 Etwa ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 6v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 237: »Wie die zedele geschrieben und vom fursprechen feyl getragen werden sollent findet man an dem [Freiraum] blade« oder ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 11r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 247: »Darnach sal der cleger fragen durch sinen fursprechen«. 2249 »So sulde sin fürspreche daruff antworten« [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 14, fol. 20r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 280]. 2245

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»26. Item obe aber der die gewisunge tud, also daß der scheffen wiset, daß er gewist habe, daß er sin billich genysse, so sal der durch sinen fursprechen zu ortel stellen lassen nach dem er also bekuntschafft oder gewiset habe ob es der dan it billich verbusse […] So er [der Schultheiß] besaget hat so stellet deß cleger fursprechen zu ortel dem der scherer off den eyd besaget habe waß dan der busse sij damit der verfallen sij.«2250

Bemerkenswerterweise wurde hier ausdrücklich auf ein Urteilbegehren verwiesen, denn in einem Schöffengerichtsbucheintrag vom 27. Mai 1483 kam es eben auf dieses Begehren an, wenn die Schöffen auf die Bitte einer Partei hin, alleine sprechen zu wollen, antworteten, »er mochte syn sache noitdorft selbs personlich wole ertzelen / so aber die sache zu ortel und recht gestalt solle werden / so gewonheyt des Richs gericht […] daß yns durch eyn gesworn fuorsprechen desselben gerichts gescheen solle.«2251

Ganz ähnlich wiederum bestimmte die Schöffengerichtsordnung B in Artikel XX: »als von gezugnisß wegen an des Richs gerichte zufuren, daruff ist der Scheffen clerunge und meynu(n)ge, als viel und als verre ein iglicher von gudes, zinse, schulde, geldes odir ander(er) sache wegen gewiset als recht ist, daz er daz billich gemesee, daruff auch die fursprechen daz urteil stellen und fordern sollen«.2252

Darüber hinaus deutet sich in anderen Einträgen aus den Schöffengerichtsprotokollen bei JOHANN CHRISTIAN THOMAS bei aller Vorsicht wegen der bruchstückhaften Überlieferung an, dass ab der Mitte des 15. Jahrhunderts das Urteilsbegehren regelmäßig durch den Fürsprecher gestellt wurde. 1436 beispielsweise konnten die Parteien noch, ohne dass eine Rüge der Schöffen protokolliert wurde, selbst vortragen.2253 In einem Schöffengerichtsbucheintrag aus dem Jahr 1452 übernahmen hingegen Fürsprecher jeweils für beide Parteien diesen Antrag: »Daruff Tielmann durch sinen fursprechen zu ortel tet stellen« und später »Und Joist durch sin fursprechen dar geyn auch zu ortel tet stellen«.2254 Gewiss ist die Quellenlage unzureichend, um sichere Schlüsse ziehen zu können. Jedenfalls sahen es schließlich die Schöffen 1483 im oben wiedergegebenen Schöffengerichtsbucheintrag als »gewonheyt des Richs gericht« an, dass Fürsprecher eingeschaltet wurden. Hierbei deutet sich an, dass die Fürsprecher durchaus dem öffentlichen Inte-

2250

ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 3v–4r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 230 f. Nach COING 1939 (wie Anm. 11), S. 31. 2252 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 14, fol. 17r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 276. 2253 Vgl. Eintrag 69 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 327–329. 2254 Eintrag 23 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 383. 2251

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resse des Gerichts entsprachen,2255 vermutlich weil sie zu einem effektiven Verfahren beitrugen, und eben nicht bloß die Parteien vertraten. Die enorme Bedeutung der Fürsprecher in dieser Zeit zeigt sich auch in einem anderen Schöffengerichtsprotokoll des Jahres 1480: »Dar uff Hans Kaldenbach, sin furspreche, der ime sin wort zu thun von gerichts wegen vergonnet was, von des Armen wegen an unser Herren die Scheffen begerte: […]«.2256 Offenbar gab es also bei Mittellosigkeit die Möglichkeit, einen Fürsprecher von Amts wegen zuzuordnen, was die herausgehobene Stellung im Prozess im ausgehenden 15. Jahrhundert nochmals unterstreicht. Dies könnte eine bemerkenswerte Parallele des angewandten Schöffenrechts in Frankfurt am Main zum Kleinen Kaiserrecht sein, das nach der Auslegung von HANS JÜRGEN GERHARDT den Grundsatz kannte, dass »jedem der seine Interessen vor Gericht nicht selbst wahrnehmen konnte, ein Fürsprecher gestellt werden [musste]. Fand sich niemand, der gegen Entgelt dazu bereit war, mußte der Richter einen Fürsprecher bestellen.«2257

Jedoch ergeben sich starke Zweifel an dieser Interpretation, denn im 12. Kapitel des ersten Buches, auf das er sich berief, heißt es wie folgt: »Der keyser haid erloubt eyme iglichin unbeffleckedin manne eynes andirs mannes worth czü sprechin abe er rechte sache ffüre und vor en brynge dar umb daz alle lude nit glich konnen reddin Sint geschrebin steed wer vor dem keiser nicht woil reddin kan der sail eynen vorsprechin nemen und dar umb haid er erloubeth daz eyn iglich vor spreche dryewerbe eyn worth haid macht czü reddin ob er ez bedarff bis daz ez die scheiffin szo genczlichin virnemen Sint geschrebin steed Man sail den scheiffin die sache genczlichin irgründin bis daz szie die sache gar woil virnemen und sich daer nae moigin wissen czü richten Jst abir sache daz eyn man daz worth ein anderm thüed umb loen der warthe da er recht habe daz worth daz er da sprichet vor des keysirs oygin wan haid unrecht und wiel em dan sin unrecht czü rechte wyel machin und befindeth man die warheid und daz er feldig wirth szo maig er nummir keyns mans worth me gesprechin vor des keysirs ougin Sint geschrebin steed […]. [Es folgt die Androhung eines Tätigkeitsverbots]. Ouch maig eyn richtir ein iglichen manne gebydin und erleybin das er des andern worth thu abir andirs nirgen wan wor des keysirs ougin Sint geschrebin steed […].« [Es folgt eine Strafandrohung.]2258

2255

Bereits WEIßLER 1905 (wie Anm. 2145), S. 37 betonte, wenngleich in anderem Zusammenhang, die Bestellung der Vorsprecher im öffentlichen Interesse. 2256 Eintrag 37 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 400. 2257 GERHARDT 1993 (wie Anm. 1040), S. 77. 2258 Nach MUNZEL-EVERLING, Dez Keisers Recht, Teil 3 (2003), S. 7 auf Basis einer Niederschrift des Kleinen Kaiserrechts im Flörsheimer Gerichtsprotokollbuch. Vgl. ferner den Abdruck der inhaltsgleichen Überlieferungen in den Innsbrucker, Kreuznacher und Eschweger Handschriften bei MUNZEL 1974 (wie Anm. 699), S. 170–172.

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Ersichtlich nahmen die Fürsprecher im Kleinen Kaiserrecht eine wichtige Rolle ein, um eine Gerechtigkeitslücke zu schließen, die der Autor in den unterschiedlichen Redetalenten der Menschen erblickte. Hierbei sollte jedermann im Grundsatz die Möglichkeit haben, einen Fürsprecher zu verpflichten. Das Kleine Kaiserrecht setzt bemerkenswerterweise zudem gegen Entgelt arbeitende Fürsprecher voraus. Jedoch waren dies offenbar noch keine berufsmäßig agierenden, denn die entgeltliche Tätigkeit erscheint vielmehr als Ausnahme, die strengeren Regeln unterworfen wurde. Zwar sollte der Richter einen geeigneten Mann dazu bestimmen können, als Fürsprecher tätig zu werden, doch die Mittellosigkeit einer Partei wird nicht erwähnt und erscheint zudem nicht als innerhalb der Wortlautgrenze zulässiges Auslegungsergebnis.2259 Da die Forschung vermutet, dass das Kleine Kaiserrecht um 1346 in Frankfurt, womöglich sogar vom auch als Reichsschultheißen nachweisbaren RUDOLF VON SACHSENHAUSEN-PRAUNHEIM niedergeschrieben wurde,2260 bietet sich vielleicht hier der Blick in die Frankfurter Verhältnisse einer Zeit, in der andere Quellen zu den Fürsprechern weitgehend fehlen. Doch ist größte Vorsicht geboten, da mit dem Kleinen Kaiserrecht auch eine politische, pro-kaiserliche Intention verbunden war2261 und die Regelungen deshalb nicht ohne Weiteres die Rechtspraxis widerspiegeln müssen. Die oben erwähnten Frankfurter Quellen des 15. Jahrhunderts deuten auf einen einschneidenden Wandel im Prozess, letztlich einen weiteren Schritt der „Professionalisierung“ und Effektivierung des Gerichtsverfahrens noch vor der Vollrezeption hin, an dessen Ende die Fürsprecher letztlich im Prozess unverzichtbar wurden. Dieser Wandel scheint sich innerhalb weniger Jahre vollzogen zu haben. Hiermit muss nicht im Widerspruch stehen, dass der erwähnte Schöffengerichtsbucheintrag von 1483 auf eine Gewohnheit des Gerichts abstellte, denn die jüngere Forschung hat zeigen können, dass der Verweis auf eine Gewohnheit ein noch junges Alter derselben keinesfalls ausschließt.2262 Wenn nun allerdings REINHARD SCHARTL aus diesem Eintrag von 1483 offenbar ersehen wollte, dass die gleichzeitige Tätigkeit für den Prozessgegner angesprochen worden sei,2263 so überzeugt dies nicht. Deutlich wird vielmehr, dass es seinerzeit »gesworn fuorsprechen« am Schöffengericht gegeben hat, mithin ein bestimmter Personenkreis angesprochen wurde, der in das Amt des Fürsprechers eingeführt und durch einen 2259

Vgl. im Übrigen die Auslegung der Regelungen durch MUNZEL-EVERLING 2003 (wie Anm. 90), S. 27. 2260 Wie Anm. 792. 2261 Vgl. MUNZEL-EVERLING, Das Kleine Kaiserrecht – eine Einführung (2008), S. 5 f. 2262 Wie Anm. 818. 2263 SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 145.

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Eid mit dem Gericht verbunden war. Der Eintrag von 1483 deutet hierbei darauf hin, dass die Vertretung durch einen Fürsprecher in dieser Zeit wenigstens beim Stellen förmlicher Anträge von den Schöffen sogar als Verpflichtung angesehen wurde.2264 Hierbei ist aber vor einer Überinterpretation bei schmaler Quellengrundlage wegen der Kriegsverluste zu warnen, denn ein erhaltener Schöffengerichtsbucheintrag zeigt, dass in der Praxis womöglich danach noch Anträge vor Gericht ohne Fürsprecher gestellt wurden.2265 Jedoch könnte hier die Vertretung durch einen Fürsprecher lediglich durch den Gerichtsschreiber nicht verschriftlicht worden sein.2266 Bei aller Vorsicht lässt sich, wenigstens normativ, ein Wandel von einer freiwilligen Vertretung durch einen Fürsprecher bei Bedarf hin zu einer vom Schöffengericht angenommenen Gewohnheit der regelmäßigen Vertretung fassen. In diese Linie fügt sich dann auch ein, dass in einem Fall von 1483 gar der Schultheiß selbst einen Fürsprecher vor Gericht hatte, als er von Amts wegen tätig wurde: »Daruff der Schultheiß vonn ampts und gerichts wegen durch sinen fursprechen uff die frage«.2267 Dieser Eindruck der großen Bedeutung der Fürsprecher im Rechtsleben wird durch weitere gedruckt vorliegende Schöffengerichtsprotokolle noch unterstützt, wenn etwa 1486 gar die Fürsprecher zu Prozessrechtsgewohnheiten durch den Schultheißen befragt wurden: »Daruff der Schultheiß von Amptßwegen die fursprechenn des Richsgericht thet fragen: Ober der genant Niclas furgeheischen, als deß Richsgerichts recht und herkomen were. Daruff sich die fursprechen mit eyn unnderretten und der eldest fursprech unnder yne dem Schultheisen antwort: […]«.2268

Ein politisch hochbrisanter Fall aus der Zeit um 1480 mag die Bedeutung der Fürsprecher im ausgehenden 15. Jahrhundert in Frankfurt exemplarisch noch weiter belegen, auch wenn dieser nur kurz skizziert werden kann:2269 BERNHARD INCUS,

2264

Unverständlich sind deshalb die Ausführungen von KRAß 1996 (wie Anm. 130), S. 71 f., der meinte, dass sich eine Pflicht zur Stellung von Anträgen vor dem Schöffengericht durch Fürsprecher den Urk.n nicht entnehmen lasse. Die Quellenbelege sprechen eine andere Sprache. 2265 Vgl. Eintrag 149 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 575 von 1485. 2266 In Eintrag 118 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 368 von 1489 ist die Sachlage in diesem Sinne nicht eindeutig, denn die Formulierung »Dar widder Hermann [der Prozessgegner] redden ließ« könnte auch darauf hindeuten, dass ein Fürsprecher eingeschaltet war, aber der Gerichtsschreiber dies in seiner Protokollierung nicht eigens kenntlich machte. 2267 Eintrag 47 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 410. 2268 Eintrag 58 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 416. 2269 Vgl. im Übrigen zu den nur skizzierten Vorgängen in Basel und Freiburg die Darstellungen bei ALBERT, Zur Geschichte des deutschen Buchhandels (1900), S. 215 f.; FLAMM, Ein Prozeß des Buchdruckers Peter Schöffer (1912), S. 89–124, die beide allerdings die Frankfurter Überlieferung nicht

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der vermutlich Frankfurter Bürger war,2270 hatte vor dem Hofgericht in Rottweil auf seine Klage hin einen Verbietbrief des Hofrichters Graf JOHANN II. VON SULZ vom 7. November 1478 erwirkt, in dessen Folge unter anderem die Stadt Mainz und hochrangige Miltenberger Bürger in die Acht genommen wurden.2271 Auf Basis dieses Briefes hatte er zunächst vor dem Stadtgericht in Basel versucht, Bücher von Mainzer Bürgern zu pfänden.2272 Die Brisanz ergab sich aus der Wegnahme von Büchern der Drucker PETER SCHÖFFER2273 und KONRAD HENCKIS.2274 In kannten. Dementsprechend sind ihre Ausführungen unvollständig. Auch KAPP, Geschichte des Deutschen Buchhandels, Bd. 1 (1886), S. 73 erwähnte die Vorgänge in wenigen Worten. 2270 Es gibt keine ausdrücklichen Hinweise auf sein Bürgerrecht in Frankfurt. Vielfach wurde er in den Freiburger und Basler Urk.n aber als BERNHARD INCUS VON FRANKFURT bezeichnet, was jedoch auch bloß seine Herkunft im Sinne von Wohnort andeuten kann. Da der Rat Frankfurts im Grundsatz keine ständigen Einwohner duldete, die nicht Bürger oder wenigstens Beisassen waren [vgl. etwa ISG Frankfurt, Bmb., 1467, fol. 28v vom 27. August 1467 = Druck bei ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 314, Fn. 1: »It(em) welche nit burg(er) sin soll(en) burg(er) werden oder nit hie sin«], darf ein solcher Status wohl angenommen werden. Die vornehme Frankfurter Familie VON SCHWANAU führte den Beinamen INKUS, sodass er, wenn er dieser entstammte, gewiss ein Bürger war; BATTON 1861 (wie Anm. 109), S. 89, Fn. 24 schien dies, wenngleich ohne nähere Ausführungen, anzunehmen. Allerdings gab es in Frankfurt auch andere Bürgerfamilien mit Namen INCUS, so wurden etwa am 8. Juli 1443 »Siibold Incus von Mencze« und »Henne Incus, sin vetter« eingebürgert [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 194]. Im Bürgerbuch Frankfurts findet sich kein Hinweis auf BERNHARD INCUS, allerdings wird 1476 »Eberhart Incus eyns burgers son« angeführt [ISG Frankfurt, Bürgerbücher, 1440–1500 (Bd. IV), fol. 124r, S. 373]. Aus einem Währschaftsbrief von 1474 wiederum geht hervor, dass es Geschwister mit Namen EBERHARD und BERNHARD INCUS gab [ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.586]. Wenn diese Hinweise auf die gleichen Personen verweisen, was anzunehmen ist, dann war BERNHARD INCUS als Bürgersohn selbst Bürger. 2271 ISG Frankfurt, Hofgericht Rottweil, Nr. 205/1. Eine undatierte Ausfertigung für den Freiburger Rat findet sich bei FLAMM 1912 (wie Anm. 2269), S. 123 f., wo allerdings nur von der Acht der Stadt Mainz die Rede ist. 2272 Zunächst machte er durch seinen Bevollmächtigten JOHANNES FRY aus Freiburg i. Br. vor dem Stadtgericht in Basel geltend, dass ULIN WARTENBERG ihm anzugeben habe, was er von Personen aus Mainz in Besitz habe, dem das Gericht in Bezug auf solche Güter, die sicher von Mainzer Bürgern stammten, stattgab [Regest 89 bei STEHLIN, Regesten zur Geschichte des Buchdrucks (1888), S. 21 f.]. FLAMM 1912 (wie Anm. 2269), S. 114 f. vermutete, dass BERNHARD INCUS selbst Drucker war, doch ist dies durch die Quellen nicht gedeckt. 2273 Vgl. zu ihm knapp CORSTEN, Schöffer, Peter, Druckerverleger (1995), Sp. 1517 f. 2274 Am 3. April 1479 wurde BERNHARD INCUS in einem Verfahren vor dem Basler Stadtgericht vorgeworfen, von einem Priester Bücher mit Gewalt an sich genommen zu haben; zwar wurde er freigesprochen, musste aber beweisen, dass die Bücher tatsächlich Mainzer Bürgern gehörten [Regest 100 bei STEHLIN 1888 (wie Anm. 2272), S. 23; vgl. hierzu die Regesten 1141 f. bei STEHLIN, Regesten zur Geschichte des Buchdrucks (1899), S. 13]. Offenbar war BERNHARD INCUS wegen dieser Streitigkeiten in Haft geraten und am 5. April 1479 bei Schwören einer Urfehde wieder freigelassen worden [Regest 1143 bei STEHLIN 1899 (wie Anm. 2274), S. 13], was eine übliche Verfahrensweise war [vgl. CRÖßMANN

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dieser Frühzeit des Drucks waren die Interessen der Drucker in besonderer Weise im Blickfeld der Städte und Territorien. Dies erklärt auch, warum sich noch im Januar 1479 der Mainzer Erzbischof DIETHER VON YSENBURG einschaltete, wie aus einem Antwortschreiben des Basler Rates an ihn in dieser Sache vom 30. Januar ersichtlich wird.2275 Später verlangte er in einem Schreiben an den Basler Rat sogar die Inhaftierung, bis dieser die Bücher der beiden Drucker herausgegeben habe, was BERNHARD INCUS aber ablehnte und in Basel auch obsiegte.2276 Die besondere Sprengkraft für Frankfurt ergab sich aber nicht nur aus dem vermutlich bestehenden Bürgerrecht von BERNHARD INCUS. Vielmehr hatten auch die beiden Drucker ihr Mainzer Bürgerrecht gegen ein Frankfurter gewechselt.2277 Damit 1964 (wie Anm. 600), S. 85]. Schließlich ging BERNHARD INCUS durch seinen Prozessbevollmächtigten CONRAD TREMEL VON BABENBERG gegen den Geistlichen Meister JOHANNES VON DURLACH vor, der ihn wegen der Wegnahme der Bücher zuvor verklagt und wegen dem er zwischenzeitlich in Basel im Gefängnis gesessen hatte [Regest 1150 bei STEHLIN 1899 (wie Anm. 2274), S. 14 und Regest 147 bei STEHLIN 1888 (wie Anm. 2272), S. 31 f.]. Jene Bücher wiederum, die er von dem Geistlichen an sich genommen hatte, gehörten offenbar PETER SCHÖFFER und KONRAD HENCKIS, wie aus einem Schreiben des Basler Schultheißen vom 24. April 1479 an diese hervorgeht [vgl. Regest 101 bei STEHLIN 1888 (wie Anm. 2272), S. 23]. 2275 Regest 1140 bei STEHLIN 1899 (wie Anm. 2274), S. 12 f. 2276 Regest 1144 bei STEHLIN 1899 (wie Anm. 2274), S. 13. In der Folge trug das Basler Gericht am 15. Mai 1479 BERNHARD INCUS sowie HANNS RODER als Bevollmächtigten von PETER SCHÖFFER und KONRAD HENCKIS auf, zu beweisen, dass die beiden Mainzer seien oder eben nicht, weil beide geltend gemacht hatten, nur gastweise in Mainz zu sein, sodass sie die Ächtung der Stadt nicht beträfe [Regest 103 bei STEHLIN 1888 (wie Anm. 2272), S. 24]. Nachdem die Beweismittel am 1. Juli 1479 vorgelegt worden waren, entschied das Gericht auf Antrag des Rottweiler Fiskals HEINRICH RONNER als Bevollmächtigten von BERNHARD INCUS zu dessen Gunsten [Regest 106 bei STEHLIN 1888 (wie Anm. 2272), S. 24 f.]. BERNARD INCUS wiederum hatte den Rat von Basel vor dem Hofgericht in Rottweil verklagt, offenbar wegen seiner Gefangennahme, wobei das Gericht am 16. September 1479 einen Rechtstag festgesetzt hatte [Regest 579 bei THOMMEN, UB. der Stadt Basel, Bd. 8 (1901), S. 456]. Nachdem der Rat BERNARD INCUS am 27. Juli 1479 geschrieben hatte, dieser möge die Herausgabe gerichtlich erzwingen [Regest 1145 bei STEHLIN 1899 (wie Anm. 2274), S. 13 f.], entschied das Basler Gericht auf seinen Antrag hin am 21. August 1479, dass die Güter infolge des Rottweiler Urteils herauszugeben seien [Regesten 110 f. bei STEHLIN 1888 (wie Anm. 2272), S. 25 f.]. BERNARD INCUS wiederum verkaufte diese Bücher direkt in Basel weiter [Regesten 117, 121, 130 und 149 bei STEHLIN 1888 (wie Anm. 2272), S. 26–29; 32]. Das Urteil des Hofgerichts Rottweil gegen die Stadt Basel erging am 16. Mai 1480 [Quellenauszug in Eintrag 591 bei THOMMEN 1901 (wie Anm. 2276), S. 461], in dessen Folge der Rat am 23. Juni 1480 BERNHARD INCUS anschrieb und einen Rechtstag gegen JOHANNES VON DURLACH festsetzte [Regest 1150 bei THOMMEN 1901 (wie Anm. 2276), S. 14]. 2277 Zwar wurden beide in einer Urk. des französischen Königs LUDWIG XI. vom 21. April 1475 als Mainzer Bürger bezeichnet [Beilage 3 bei LANGE, Beiträge zur Geschichte des Buchhandels (1864), S. 15–17], jedoch war KONRAD HENCKIS bereits am 3. Mai 1470 in Frankfurt eingebürgert worden [ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 328: »Conrad Honckis von Gudensperg juravit den

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standen sich wahrscheinlich Frankfurter Bürger vor einem fremden Gericht gegenüber. Doch damit nicht genug, denn zwischen dem 5. und 8. Januar 1479 begann BERNHARD INCUS ferner in Freiburg im Breisgau im Hinblick auf Bücher von PETER SCHÖFFER und KONRAD HENCKIS prozessual vorzugehen.2278 Abermals ergriff Erzbischof DIETHER VON YSENBURG Partei für die beiden Drucker2279 und darüber hinaus nun ebenfalls der Pfalzgraf bei Rhein.2280 In Freiburg war BERNHARD INCUS offenbar nicht erfolgreich.2281 Er versuchte sich schließlich wohl noch in Worms und verklagte letztlich sogar die Stadt Frankfurt vor dem Hofgericht wegen fehlender Unterstützung.2282 Zwischenzeitlich hatte er aber den Bogen offenbar weit überspannt und DIETHER VON YSENBURG bannte ihn am 3. März 1480 unter Berufung auf eine Bulle Papst SIXTUS IV. vom 13. März 1478, wonach sich der Erzbischof und seine Untertanen nicht vor dem Hofgericht oder burgereit«] und PETER SCHÖFFER am 17. September 1479 [ISG Frankfurt, Bürgerbücher, 1440–1500 (Bd. IV), S. 396, fol. 135v ≆ Druck bei LANGE 1864 (wie Anm. 2277), S. 11, Fn. *** (fehlerhaft) ≆ Eintrag 310 bei SCHAAB 1855 (wie Anm. 1000), S. 484 (fehlerhaft): »pet(er) schaffer von gernsheim buchdrucker hait den burg(er)eit getan glopt und gesworn«; vgl. den Abdruck eines korrespondierenden Eintrags im zerstörten Rechenbuch von 1479 bei ZÜLCH/MORI 1920 (wie Anm. 131), S. 27]. 2278 Beilage 2 bei FLAMM 1912 (wie Anm. 2269), S. 117 f. Am 18. Januar 1479 forderte der Freiburger Schultheiß die beiden auf, das Gut zu lösen [Beilage 3 bei FLAMM 1912 (wie Anm. 2269), S. 118]. KONRAD HENCKIS nahm in einem Brief vom 8. Februar 1479 an Schöffen und Schultheiß in Freiburg hierauf Bezug und gab zugleich an, dass er keine Kenntnis von den Gründen und Forderungen des BERNHARD INCUS habe [Eintrag 1 bei ALBERT 1900 (wie Anm. 2269), S. 216 f.]. 2279 Er schrieb am 9. Februar 1479 an Schultheiß, Bürgermeister und Rat von Freiburg, dass weder PETER SCHÖFFER noch KONRAD HENCKIS Mainzer Bürger seien und deshalb eine Pfändung gegen diese nicht rechtens sei [Eintrag 2 bei ALBERT 1900 (wie Anm. 2269), S. 218]. Bemerkenswerterweise war er in ähnlicher Weise auch in einem anderen Fall im März 1478 für PETER SCHÖFFER und KONRAD HENCKIS eingetreten [vgl. Beilage 1 bei FLAMM 1912 (wie Anm. 2269), S. 116 f.]. 2280 Eintrag 3 bei ALBERT 1900 (wie Anm. 2269), S. 219. 2281 Schließlich ging BERNHARD INCUS seit März 1479 gegen die Stadt Freiburg vor dem Hofgericht in Rottweil vor, weil er in seinen Rechten behindert worden sei [Beilage 4 bei FLAMM 1912 (wie Anm. 2269), S. 118 f.]. Nachdem Freiburg erst am 16. April seine Vertreter bestellt hatte [Beilage 5 bei FLAMM 1912 (wie Anm. 2269), S. 119], machte der Rat Freiburgs in der Verhandlung im Mai 1479 schließlich geltend, dass weder PETER SCHÖFFER noch KONRAD HENCKIS Mainzer Bürger und daher von der Acht nicht betroffen seien [Einträge 4–7 bei ALBERT 1900 (wie Anm. 2269), S. 219–229]. Die Klage scheiterte letztlich am 18. Januar 1480 [Eintrag 8 bei ALBERT 1900 (wie Anm. 2269), S. 229 f.]. 2282 Am 21. Februar 1480 wandte sich HEINRICH RONNER, Prokurator und Fiskal des Hofgerichts, an den Rat der Stadt Frankfurt, weil er BERNHARD INCUS unter Hinweis auf ein schwebendes Verfahren vor dem geistlichen Gericht in Worms nicht bei der Aneignung unterstützt habe und deshalb Frankfurt vor dem Hofgericht verklagt werde [ISG Frankfurt, Hofgericht Rottweil, Nr. 205/2, fol. 1r]. Der Rat Frankfurts erklärte daraufhin, dass man eine gütliche Einigung versucht habe herbeizuführen, BERNHARD INCUS aber ohne Klage abgereist und eine Klage gegen Frankfurt nicht notwendig sei [ISG Frankfurt, Hofgericht Rottweil, Nr. 205/2, fol. 1v].

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einem Freigericht verantworten müssten.2283 Daraufhin hatte ihn der Rat Frankfurts am 12. März 1480 in der Kirche St. Bartholomäus festgesetzt.2284 Trotz dieser hochpolitischen Umstände, trotz der Klage von BERNHARD INCUS gegen Frankfurt vor dem Hofgericht verbunden mit weiteren Unannehmlichkeiten wegen der Gefangensetzung,2285 trotz hoher Kosten für die Stadt2286 und trotz des Bannes durch den Mainzer Erzbischof, ließ der Rat ihm einen Fürsprecher ins Gefängnis kommen, um seine Rechte zu wahren, wie ein Bürgermeisterbucheintrag belegt: »und begert Incus ime ey(n) fursprech(en) fur gefengnis komen lasß«.2287 Dies zeigt abermals eindrucksvoll die Bedeutung der Fürsprecher in dieser Zeit, denn offenbar war vor dem Frankfurter Schöffengericht gar kein Verfahren gegen BERNHARD INCUS anhängig, sodass der Fürsprecher außergerichtlich tätig werden sollte. Ob er ihn tatsächlich in Anspruch nahm, lässt sich nicht mehr nachweisen. Für BERNHARD INCUS indes gab es indes kein glückliches Ende mehr. Er starb am

2283

ISG Frankfurt, Hofgericht Rottweil, Nr. 205/5, fol. 1r–5r. ISG Frankfurt, Hofgericht Rottweil, Nr. 205/5, fol. 5v. Im ISG Frankfurt, Bartholomäusstift. Bücher, II 14c, fol. 17v = Druck bei FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 33 f. findet sich der Vorgang in einer lateinischen Zusammenfassung. 2285 Nachdem die Gefangenschaft weiter angehalten hatte, sandte JOHANN WOLFSKEHL, in dessen Diensten BERNHARD INCUS stand, im September 1480 einen Juden nach Frankfurt, um die Freilassung zu erwirken [ISG Frankfurt, Bmb., 1480, fol. 35V ≙ Regest 2076 bei ANDERNACHT 1996 (wie Anm. 2027), S. 532 vom 12. September 1480]. Am 22. Februar 1481 versuchte KONRAD TREMEL, ein Diener von BERNHARD INCUS, in dessen Namen Klage gegen den Rat wegen der Festnahme zu erheben, wobei die Klage aber wegen fehlender Legitimation nicht zugelassen wurde [ISG Frankfurt, Hofgericht Rottweil, Nr. 205/6]. Allerdings klagte daraufhin das Hofgericht seinerseits von Amts wegen gegen Bürgermeister, Schultheiß und Rat Frankfurts wegen der Gefangennahme BERNHARD INCUS und lud sie zu einem Gerichtstag am 4. September 1481 [ISG Frankfurt, Hofgericht Rottweil, Nr. 205/7]. Die Klage gegen den Frankfurter Stadtschultheißen RUß VON THUNGEN ZUM RUßENBERG wurde sogleich am 4. September 1481 fallen gelassen, nachdem dieser geschworen hatte, BERNHARD INCUS nicht verhaftet zu haben; ein Freispruch von Bürgermeistern und Rat erfolgte am 11. Oktober 1481 [ISG Frankfurt, Hofgericht Rotttweil, Nr. 205/18]. Nach dem Tod in der Gefangenschaft erklärte letztendlich JOHANN WOLFSKEHL am 18. Juni 1482 RUß VON THUNGEN ZUM RUßENBERG die Fehde [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 6121/2 ≙ Regest 6121 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 278] und zugleich der Gemeinde bzw. Rat und Bürgermeistern der Stadt Frankfurt in zwei Briefen am 17. Juli 1482, dass er sich wegen der Gefangennahme von BERNHARD INCUS gütlich an den Rat gewandt habe, nun aber der Stadt die Fehde erkläre [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 6121/6 ≙ Regest 6121 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 278]. 2286 Das ganze Verfahren war für den Rat offenbar mit großen Kosten verbunden, jedenfalls erwähnte FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 34, Fn. 1, dass zahlreiche Rechenbucheinträge unter »Ußgebin zu zerunge« hierzu vorgelegen hatten. Vgl. hierzu knapp DIETZ, Frankfurter Handelsgeschichte, Bd. 3 (1921), S. 7; RUPPEL, Peter Schöffer aus Gernsheim (1937), S. 45 f. 2287 ISG Frankfurt, Bmb., 1480, fol. 14v von Anfang Juni 1480. 2284

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3. Mai 1482 und wurde, immer noch exkommuniziert, im Gänsegraben, dem späteren Holzgraben,2288 verscharrt: »Item anno domini etc. lxxxii circa festum crucis invencionis idem Bernhard in excommunicacione mortuus est et post dies aliquos in nocte sepultus durch die pertschinder in den Gensegraben uf dem Fehemart, facti sui condignam mercedem recipiens.«2289

In diesem Fall war die Vertretung durch einen Fürsprecher auf Initiative des Rates gewiss aufgrund der Umstände keineswegs selbstverständlich. Der Rat bot aber auch in anderen Fällen Gefangenen einen Fürsprecher an. So wurde etwa Anfang April 1483 vermerkt: »It(em) die gefang(en) an ger(icht) komen lasß und off den abent des gericht(es) // hesß d(en) fursprechen bii sie komen lasß«.2290 Bereits zuvor im Jahr 1460 setzte sich der Fürsprecher KLAUS MAYE für den Gefangenen HOCKENHENNE ein, der unfähig sei, sich zu verteidigen.2291 Ebenso finden sich Beispiele für eine Einbindung von Fürsprechern in außergerichtliche zivilrechtliche Streitigkeiten. Nachdem im Juli 1488 ein Streit zwischen den Ganerben der vornehmen Frankfurter Familie KNOBLAUCH mit ihrem Nachbarn VELTIN VON NESEN im Saalhof begonnen hatte und eine erste Rachtung am 31. Juli 1488 offenbar keine Befriedung herbeiführen konnte, kam es am 8. September 1489 zur Aufzeichnung einer zweiten Rachtung, bei der auch die Fürsprecher HANS KALDENBACH GENANNT HESS sowie PETER WISSE anwesend waren.2292 Auch zu dieser Rachtung gab es Meinungsverschiedenheiten, sodass die Parteien am 23. Oktober 1489 nochmals zusammenkamen, wobei VELTIN VON NESEN zunächst bemerkenswerterweise ausführte, den Werkleuten aufgetragen zu haben, den strittigen Bau nur nach der Erlaubnis der beiden Fürsprecher PETER WISSE und HANS KALDENBACH GENANNT HESS auszuführen.2293 Schließlich schlug er vor, die beiden Fürsprecher in der Sache zu hören, was die Gegenpartei akzeptierte, sodass HANS KALDENBACH seine Aufzeichnungen der Verhandlung vorlegte und die Aussage von PETER WISSE protokolliert wurde.2294 In einem Bür-

2288

LANGE 1837 (wie Anm. 1506), S. 84. ISG Frankfurt, Bartholomäusstift. Bücher, II 14c, fol. 17v = Druck bei BATTON 1861 (wie Anm. 109), S. 89 f. (m. w. Hinweisen) = Druck bei FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 34. 2290 ISG Frankfurt, Bmb., 1483, fol. 26v. 2291 ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 1939 vom 31. Mai 1460 ≙ Regest 1215 ANDERNACHT 1996 (wie Anm. 2027), S. 306 f. ≙ Regest 1939 bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 249. 2292 Vgl. zu dem Streit umfassend MATTHÄUS 2000 (wie Anm. 144), S. 257–259. Die Anwesenheit der Fürsprecher wurde in der Aufzeichnung der neuerlichen Rachtung vom 8. September 1489 im ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 662/4, fol. 1v protokolliert. 2293 ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 662/5, fol. 1r. 2294 ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 662/5, fol. 1r. 2289

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germeisterbucheintrag zu einer anderen Angelegenheit wiederum wird sichtbar, dass der Rat wohl gezielt einen Fürsprecher ansetzte, um eine aufkommende Streitigkeit zu schlichten: »It(em) als Jost Ecke anbracht hat von ey(n) hendel zw Juden und ey(m) steinhauw(er) in der scheffer gasß somit berur(t) die von Hochheim / darnach erlern(en) // peter furspreche«.2295

Offenbar hatte der Ratsherr JOST ECK im Rat vom Streit berichtet, woraufhin dieser den Fürsprecher PETER ansetzte. Dies zeigt exemplarisch, wie tiefgreifend die Einbeziehung der Fürsprecher im 15. Jahrhundert in außergerichtliche Streitigkeiten sein konnte. Der Eindruck entsteht, dass die Fürsprecher nicht mehr klassischerweise als Vertreter im Wort tätig wurden, sondern offenbar als umfassende Interessenvertreter, die Vergleiche aushandelten und sogar im Interesse ihrer jeweiligen Parteien den streitigen Baufortschritt überwachten. In gewisser Weise ähnelte ihre Tätigkeit daher durchaus der von modernen Anwälten. Dieser umfassende Tätigkeitsbereich der Fürsprecher scheint sich auch im ›baculus iudicii‹ abzubilden. In Artikel 69 aus der jüngeren Schicht2296 wurde zunächst geregelt, dass der Richter der obsiegenden Partei helfen sollte, »daz ym fur sine ergangen scholt pande werden, obe sie da sin, und nemlich sal er im zu erste richten an der farndehabe, obe aber der farndehabe nit genug were, so sal er im furter richten an eigen und erbe.«2297

Hier ergibt sich also zunächst ein vertrautes Bild, denn für die Schuld sollte mithilfe eines städtischen Beamten zunächst in bewegliche Sachen und bei Erschöpfung darüber hinaus in Eigen und Erbe vollstreckt werden. In Artikel 70 wird sogleich das Verfahren für bewegliche Sachen beschrieben, wonach der Gläubiger eigenhändig die Güter 14 Tage »versetzen oder verkauffen« durfte, wobei er aber dem Schuldner weitere 14 Tage Zeit geben musste, um das Pfand einzulösen.2298 Nach Artikel 71 sollten aber sodann für die subsidiäre Vollstreckung in Eigen und Erbe bemerkenswerterweise Fürsprecher eingeschaltet werden, die 14 Tage lang die vom Gerichtsschreiber in einen Zettel eingetragenen Immobiliargüter feiltragen sollten. 2299 Aus den weiteren Artikeln ergeben sich Details dieses Verfahrens:

ISG Frankfurt, Bmb., 1474, fol. 3r vom 12. Mai 1474 ≙ Regest 1799 bei ANDERNACHT 1996 (wie Anm. 2027), S. 463. 2296 Nach HELMUT COING etwa 1420 bis 1430, nach ULRICH-DIETER OPITZ etwa ab 1450 [wie Anm. 157]. 2297 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 11r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 247. 2298 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 11r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 247. 2299 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 11r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 247 f. 2295

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»73. Die guter inne dem zedel sal der furspreche, der mit syme namen dajnn verzeichnet steet xiiij tage von stuben zu stuben feile tragen […] obe ymands sy, der es fur das ußsteende gelt und gerichts schaden zu im nemen wulde versatzes wyse. Mocht ers nit versetzen, so mocht ers verkauffen […]. 75. Item aber der furspreche das gut nit mochte versetzen oder verkeuffen, als hoch als die somme were und fur den gerichts schaden, das er off sinen eyd besagen sal, in massen vorgerort ist, so mag der cleger es selbs behelden fur als viel yn bedkunket es wert sy und fur den gerichts schaden und […]« [Es folgen noch weitere Voraussetzungen.]2300

Erkennbar wird ein mehrstufiges Verfahren, das mit dem 14-tägigen Feilbieten zunächst Parallelen zum Verfahren bei beweglichen Sachen2301 aufweist. HELMUT COING nahm auf diese Regelungen im ›baculus iudicii‹ Bezug, gab aber an, dass Unterkäufer2302 Immobilien angeboten hätten,2303 womit er in dem Quellenbegriff »furspreche« Unterkäufer erblickte. Dies erscheint aber mit der Wortverwendung von »furspreche« im ›baculus iudicii‹ unvereinbar, denn die kontextuale Verwendung des Wortes in der neueren Textschicht weist regelmäßig auf den Fürsprecher der Parteien als Prozessvertreter hin. Zudem kannte der Frankfurter Rechtswortschatz mit »underkeuffer« einen eigenen Begriff, wie etwa in den von HELMUT COING mitgeteilten Gerichtsbucheinträgen2304 sowie aus den entsprechenden Einträgen der Gesetzbücher2305 ersichtlich wird. Andererseits wird im Konzept eines Gerichtsbriefes vom 29. August 1405 das Verfahren des ›baculus‹ bereits in groben Zügen sichtbar.2306 Hier wurde auf Antrag des Gläubigers eine Immobilie mit einem Komer belegt und anschließend durch einen »gesworn unde(r)keuff(er)« feilgeboten, was scheiterte und der Gläubiger die Immobilie bekam, aber den Schuldnern 14 Tage Zeit zur Einlösung geben musste. Fürsprecher wurden nicht erwähnt, vielmehr ausdrücklich Unterkäufer. HELMUT COINGS

2300

ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 12r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 248 f. Hier werden ebenso die Fürsprecher zum Feiltragen in Art. 36 erwähnt [vgl. ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 6r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 236 f.]. 2302 Im spätmittelalterlichen Frankfurt gab es unterschiedliche Unterkäufer für verschiedene Warengruppen als Vermittler bei Käufen [BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 34*–35*; SCHUBERT, Unterkauf und Unterkäufer in Frankfurt (1962), S. 16; 28–36]. Leider sind die Unterkäufer Frankfurts aber schlecht erforscht [IRSIGLER, Messen, Jahrmärkte und Stadtentwicklung in Europa (2007), S. 17]. 2303 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 37. 2304 Vgl. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 37 f. 2305 Vgl. etwa die Gesetze von 1349/52 [Ratsgesetz A 6 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 86 = Druck bei SENCKENBERG 1734 (wie Anm. 1524), S. 12 f.], vom 1. März 1384 [Ratsgesetz 28 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 145 f.] und 20. August 1406 [Ratsgesetz 114 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 205–207]. 2306 Vgl. ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.006. 2301

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Gleichsetzung hat seinen Grund wahrscheinlich auch darin, dass sich ebenfalls in der Schöffengerichtsordnung B aus dem 15. Jahrhundert Regelungen mit Bezug auf die Vollstreckung in Eigen und Erbe finden, die gleichförmig die 14-TagesFrist enthalten, jedoch in Übereinstimmung mit der im Gerichtsbrief von 1405 sichtbaren Praxis die Einschaltung von Unterkäufern vorsahen.2307 Bei genauerem Hinsehen offenbart sich ein gestuftes Verfahren, bei dem zunächst die obsiegende Partei das Gut feil bieten durfte und bei Scheitern Unterkäufer einbezogen werden sollten: »VII. Auch weris sache, das der cleger solichs Eigen und Erbe, daruff er gekommert und das mit gerichte und rechte erclaget hette, nit versetzen oder verkeuffen konde, und das die gesworn Underkeuffer hette lassen feil tragen, und die das uff den Eit besageten vor dem Schultheisen vor gerichte, das sie das nit virsetzen oder verkeuffen konden«.2308

Dieser offenkundige Widerspruch ist nicht leicht aufzulösen. Auffallend ist der obrigkeitliche Bezug der Vollstreckungshandlung in beiden Regelungen, denn sowohl Fürsprecher als auch Unterkäufer2309 waren durch einen Eid der Stadt beziehungsweise ihren Würdenträgern verbunden.2310 Allerdings wurde die Beteiligung der Unterkäufer später nicht mehr normiert, denn die Frankfurter Reformation von 1509, die im Grundsatz eine Prozessordnung darstellt,2311 nimmt auf sie in diesem Kontext keinen Bezug, weist aber im Verfahren des Feilbietens ansonsten

2307

Vgl. hierzu SCHUBERT 1962 (wie Anm. 2302), S. 33. Ähnlich war auch die Lage in Nürnberg [vgl. SCHORR, Zwangsvollstreckung und Konkurs im Recht der freien Reichsstadt Nürnberg (1961), S. 24–27]. 2308 Nach THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 268. 2309 Der früheste Eid von 1349/52 ist wiedergegeben bei SENCKENBERG 1734 (wie Anm. 1524), S. 12 f. = Ratsgesetz A6 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 86 f.; vgl. hierzu SCHUBERT 1962 (wie Anm. 2302), S. 40–43. Ein allgemeiner Eid der »unterkeuffere an gemeiner kauffmanschafft« von 1465 findet sich im ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 63v = Eintrag 132 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 213 f. Dieser wiederum ist im Wesentlichen eine etwas längere Fassung des Eides vom 20. August 1406 in Ratsgesetz 114 (IV) bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 206; vgl. darüber hinaus den Hinweis bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 213. Ein Eid der Unterkäufer über Eigen und Erbe um 1425 wiederum ist überliefert im ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 1, fol. 22v–23r (Eintrag 10) ≙ ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 55r (um 1460) = Eintrag 135 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 217. 2310 Mit guten Argumenten wies aber SCHUBERT 1962 (wie Anm. 2302), S. 48–57 darauf hin, dass die Unterkäufer keine städtischen Beamten waren; abweichend hingegen wohl das Verständnis von BÜCHER 1915 (wie Anm. 2052), S. 13. 2311 KUNKEL, Landrechte des 16. Jahrhunderts, Bd. 1 (1938), S. XXIV. Allerdings bemerkte COING 1939 (wie Anm. 11), S. 147, dass in der Reformation nur solche Punkte geregelt wurden, die einer Erklärung im Lichte der Rezeption römischen Rechts beduften, wozu möglicherweise das Feilbieten von Eigen und Erbe nicht gehörte.

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deutliche Ähnlichkeiten zu den Regelungen im ›baculus iudicii‹ auf.2312 Dort ergeben sich aber erste Ansatzpunkte dafür, dass in der neueren Textschicht des ›baculus‹ der Fürsprecher nicht bloß als Vertreter der Partei im Prozess angesehen wurde, sondern darüber hinaus in die Vollstreckung eingeschaltet wurde und dafür eine Vergütung erhielt,2313 was konträr zur überkommenen Auffassung der Funktion des Fürsprechers im Prozess steht. Einzig CLAUDIUS VON SCHWERIN wies kurz darauf hin, dass Fürsprecher mitunter auch an Rechtshandlungen außerhalb des Prozesses teilnahmen.2314 Allerdings erwähnen die gedruckt vorliegenden Gerichtsbucheinträge des 14. und 15. Jahrhunderts die Fürsprecher in diesem Kontext nicht, was zunächst das hermeneutische Problem aufwirft, inwieweit die Regelungen der jüngeren Textschicht auch tatsächlich der damaligen Rechtspraxis entsprachen, beziehungsweise der Begriff des Fürsprechers hier vielleicht doch auf die Unterkäufer verweist. Allerdings haben sich eine Reihe von Urteils- und Gerichtsbriefen des ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts erhalten, in denen ARNOLD FLADE,2315 MICHEL GABELER,2316 HANS KALDENBACH GENANNT HESS,2317 2312 Vgl. die Regelungen in UniBibl. Frankfurt, Ausst. 144a, fol. 42r-v und hierzu SCHUBERT 1962 (wie Anm. 2302), S. 34. 2313 Art. 78: »Item dem fursprechen gehoret von dem feile tragen von ydem gulden dry heller alse dure als daz gut versast oder verkeufft ist« [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 12r = THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 249]. 2314 SCHWERIN 1929 (wie Anm. 2147), S. 460. 2315 7. Dezember 1472: ARNOLD FLADE, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Glauburg Urk.n, Nr. 314]. Er lässt sich zw. 1469 und 1479 mehrfach als Fürsprecher nachweisen [vgl. KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 44r, 45v, 46r]. Möglicherweise war er Bürger, denn am 26. Juli 1454 ist die Einbürgerung einer Person dieses Namens im Bürgerbuch verzeichnet, wenngleich aber mit anderem Beruf: »Arnold Flade kannegiszer ist burger worden, gehult und gesworn« [ANDERNACHT/ BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 251]. 2316 30. Mai 1496: MICHEL GABELER, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.272]; 9. Juni 1505: MICHEL GABELER, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 1.412]; 30. Juli 1509: MICHEL GABELER, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Leonhardstift. Urk.n und Akten, Nr. 349]. Er lässt sich nochmals 1496 als Fürsprecher nachweisen [vgl. KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 46r]. Möglicherweise war er Bürger, denn am 2. Mai 1466 findet sich die Einbürgerung eines »Michel Gabeler von Monchen riemensniider« [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 309], auch wenn dies aufgrund des zeitlichen Abstandes und des angegebenen Berufs unsicher ist. 2317 5. September 1491: HANS KALDENBACH GEN. HESS, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.461]; 2. Mai 1492: HANS KALDENBACH GEN. HESS, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Holzhausen Urk.n, Nr. 740]; 3. März 1494: HANS KALDENBACH GEN. HESS, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.411]; 17. März 1494: HANS KALDENBACH GEN. HESS, Fürsprecher und geschworener Unterkäu-

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MICHEL RIMENSCHNEIDER,2318 HEINZ SCHATZ,2319 PETER WISSE2320 und Meister JOHANNES ZWYG2321 als Fürsprecher und Unterkäufer bezeichnet wurden und fer [ISG Frankfurt, Glauburg Urk.n, Nr. 414]; 12. August 1499: HANS KALDENBACH GEN. HESS, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Leonhardstift. Urk.n und Akten, Nr. 330]; 18. Januar 1503: HANS KALDENBACH GEN. HESS, Mompar, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Glauburg Urk.n, Nr. 449]; 10. Mai 1505: HANS KALDENBACH GEN. HESS, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Leonhardstift. Urk.n und Akten, Nr. 336]. Hierbei bekam er 1476 das Amt eines geschworenen Unterkäufers und 1478 das Amt des Fürsprechers verliehen, bevor er 1502 wegen Krankheit das Fürsprecheramt aufgab und schließlich um 1504 starb [vgl. SCHEDL, Eine Gruppe von sechs Tafelbildern (2009), S. 158 f. sowie ZÜLCH 1916 (wie Anm. 2052), S. 146; ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 186–189 (jeweils m. w. Nachweisen)]. Bereits 1475 wurde er eingebürgert [ISG Frankfurt, Bürgerbücher, 1440–1500 (Bd. IV), fol. 120r, S. 365: »It(em) Hanns Caldebach maler«]. Demnach war er wie sein Sohn MARTIN KALDENBACH GEN. HESS Maler. Nach KARL BÜCHER war in den 1944 zerstörten Bedebüchern HANS KALDENBACH GEN. HESS als Fürsprecher in den Jahren 1495/97 verzeichnet gewesen [BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 48]. Zw. 1478 und 1499 lässt er sich mehrfach als Fürsprecher nachweisen [vgl. KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 44r– 46v]. 2318 15. März 1501: MICHEL RIMENSCHNEIDER, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Stalburg Archiv. Urk.n, Nr. 118]. 2319 17. Dezember 1470: HEINZ SCHATZ, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Stalburg Archiv. Urk.n, Nr. 88]. Er lässt sich mehrfach zw. 1447 und 1475 als Fürsprecher nachweisen [vgl. KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 45r]. 2320 1. April 1500: PETER WISSE, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.445]; 15. März 1501: PETER WISSE, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Glauburg Urk.n, Nr. 439]. Es ist aber unklar, ob möglicherweise nicht mehrere Personen gleichen Namens als Fürsprecher tätig waren. Nach ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 237 war der 1456 eingebürgerte »Peter Weyse von Grieszheym sniider« [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 258] 30 Jahre lang bis 1502 als Fürsprecher tätig gewesen, sein Sohn möglicherweise als Maler. Allerdings begründete er diese Annahmen nicht. Aufgrund der verlorenen Gerichtsbücher lässt sich kein abschließendes Bild mehr gewinnen. Da aber 1474 im Gerichtsbuch der Maler PETER WISSE als Fürsprecher genannt wurde [Regest bei ZÜLCH/MORI 1920 (wie Anm. 131), S. 27], liegt die Vermutung nahe, dass der Schneider PETER WEYSE nicht als Fürsprecher tätig wurde. Bei KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 44r–46r finden sich Quellenhinweise zw. 1479 und 1499 auf die Tätigkeit einer bzw. mehrerer Personen dieses Namens als Fürsprecher. 2321 6. August 1507: Meister JOHANNES ZWYG, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Leonhardstift. Urk.n und Akten, Nr. 346]; 4. März 1508: Meister JOHANNES ZWYG, Fürsprecher und geschworener Unterkäufer [ISG Frankfurt, Glauburg Urk.n. Nr. 468]. Bei KRIEGK 1860– 1875 (wie Anm. 740), fol. 46v findet sich nur ein Hinweis, wonach er bereits 1507 die Tätigkeit als Fürsprecher ausübte. Ein Entwurf zu einem Dienstbrief vom 8. Mai 1509 (15. Juli 1508 wurde gestrichen) hat sich erhalten, aus dem aber hervorgeht, dass er zu diesem Zeipunkt das Fürsprecheramt bereits geraume Zeit innegehabt hatte [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 403]. Ein weiterer undatierter Entwurf scheint eine ältere Fassung zu sein, in der zwar auch von seiner bereits ausgeübten Tätigkeit die Rede ist, viele Formulierungen aber abweichen und der Text zudem wesentlich kürzer ist [vgl. ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 404].

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unbewegliche Sachen feiltrugen. Die Unterkäufer über Eigen und Erbe wiederum wurden in ihrem Eid, der um 1425 erstmals in das Eidbuch eingetragen wurde, ausdrücklich darauf verpflichtet, ebenso für das Gericht tätig zu werden: »und auch was yn von gerichtes wegen oder sust befolhen wirt, zu virkeuffen«.2322 Augenfällig ist bei den oben erwähnten Urkunden, in denen Personen als Fürsprecher und Unterkäufer zugleich bezeichnet wurden, die Häufung einiger Namen. Dies ist ein weiterer deutlicher Hinweis auf eine berufliche Ausübung der Tätigkeit. Der Quellenbefund lässt die Folgerung zu, dass im ausgehenden 15. Jahrhundert regelmäßig Fürsprecher zugleich als Unterkäufer über Eigen und Erbe auftraten, weshalb für die Schreiber des ›baculus‹ wahrscheinlich die Grenzen beider Ämter in der Wahrnehmung der Gerichtspraxis verschwammen. Hierzu passt, dass nach KARL BÜCHERS Untersuchung der Bürgerschaft und Berufe Frankfurts im Mittelalter die Tätigkeit als Unterkäufer vor allem eine Nebenbeschäftigung war.2323 Zugleich sah er in den Unterkäufern aber ›Halbbeamte‹, die das Amt gepachtet hatten oder wenigstens hierfür Abgaben abführten.2324 Bereits seit dem 14. Jahrhundert sind hierbei solche „Verpachtungen“ des Unterkäuferamtes nachweisbar.2325 Dies zeigt letztlich, dass Fürsprecher wohl nicht zwangsläufig auch als Unterkäufer tätig wurden, sondern nur dann, wenn sie diese Aufgabe zusätzlich übernommen hatten. Andernfalls hätte dies wenigstens faktisch zu einer Freigabe des Unterkäuferamtes über Eigen und Erbe geführt, womit der Stadt Einnahmen entgangen wären und was damit letztlich nicht anzunehmen ist. Offenbar war aber das Fürsprecheramt in der Regel nicht ertragreich genug, um allleine aus dieser Tätigkeit die Lebenshaltungskosten bestreiten zu können. Ab der Mitte des 15. Jahrhunderts scheinen sich Fürsprecher dann in Diensten der Stadt befunden zu haben. Aufgrund einer bruchstückhaften Überlieferung bleibt aber unklar, ob tatsächlich alle Fürsprecher in städtische Dienste übernommen wurden oder es weiterhin auch noch freiberuflich Tätige gab. Allenfalls eine systematische Analyse der heute größtenteils verlorenen Rechenbücher2326 hätte Klarheit bringen können. Ein Indiz ergibt sich aus einem Schreiben der Fürsprecher MICHEL GABLER, JOHANNES ZWYG und CONRAD KREMER vom 16. September 1505, die den Rat darauf hinwiesen, dass EBERHARD ROSENACKER weiISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 1, fol. 22v–23r (Eintrag 10) ≙ ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 55r (um 1460) = Eintrag 135 bei BÜCHER (wie Anm. 130), S. 217. 2323 BÜCHER 1886 (wie Anm. 47), S. 252; BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 127. 2324 BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 14. 2325 Eine solche „Verpachtung“ des Unterkaufs an Eigen und Erbe wird etwa in einem Vermerk vom 18. Juli 1388 sichtbar [ISG Frankfurt, Rechnei-Ugb., Nr. 655, fol. 5v (im Original durchgestrichen) = Eintrag 134 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 216]. 2326 Vgl. zur Überlieferung Anm. 113. 2322

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terhin vor Gericht auftrete.2327 Dieser hatte bereits am 20. August 1504 sein Fürsprecheramt aufgegeben und war als Sekretär zum Grafen von Hanau gewechselt.2328 Offenbar musste er also kein städtisches Amt haben, um als Fürsprecher vor Gericht erscheinen zu können. Allerdings ist dies der einzige Hinweis dieser Art in den Quellen. Im ausgehenden 15. Jahrhundert befanden sich dann vier Fürsprecher in städtischen Diensten, wie etwa ein Bürgermeisterbucheintrag von 1496 belegt: »Den vier fürsprech(en) die vorig(en) iii £ uß der Rechenung ve(rg)nŭgen ünd den ubergeb(en) zetel widd(er) fordern«.2329 Der Grund für die Übernahme einzelner oder vielleicht aller Fürsprecher in städtische Dienste ist unklar. Denkbar erscheint eine Verbindung mit den bereits angesprochenen schlechten Verdienstmöglichkeiten. Denn auch in anderen Zusammenhängen übernahm der Rat Personen in städtische Dienste, um deren Versorgung zu sichern.2330 Da die Fürsprecher eine wichtige Rolle bei Gericht einnahmen, dürfte die anhaltende Funktionsfähigkeit des Amtes von großem Wert gewesen sein. Jedenfalls sprechen eine Reihe von Hinweisen für eine prekäre Situation der Fürsprecher im 15. Jahrhundert. So gewährte der Rat am 2. Oktober 1459 der Tochter eines ansonsten nicht näher bekannten Fürsprechers LEONHART zehn Gulden aus den Almosen.2331 Dem ersten in städtischen Diensten nachweisbaren Fürsprecher KLAUS MAYE erließ der Rat am 2. Oktober 1459 bei Dienstantritt das Bürgergeld, 2332 wobei er bemerkenswerterweise bereits am 6. Dezember 1442 einge-

2327

ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 27. ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 26b. 2329 ISG Frankfurt, Bmb., 1496, fol. 77v; hierauf rekurrierte auch BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 48. Die Anzahl von vier Fürsprechern wiederum findet sich auch in einer Fassung des sog. Mainzer Kämmererweistums aus dem »Liber ordinationum Alberti« von 1520, die auf eine Fassung des Kämmerers EBERHARD SCHENK ZU ERBACH (1410–1440) zurückgeht [so WYSS 1884 (wie Anm. 2197), S. 145; vgl. den Druck bei WYSS 1884 (wie Anm. 2197), S. 157 Fn. 4]. In den rheinischen Prozessordnungen von Mainz, Trier, Köln und Jülich des 16. Jh.s wurde nach MARQUORDT 1938 (wie Anm. 101), S. 26 f. sogar eine bestimmte Zahl von Vorsprechern an den Untergerichten vorgeschrieben. 2330 Vgl. MORITZ 1981 (wie Anm. 47), S. 109, der bspw. lahme und blinde Turmwächter nachweisen konnte. 2331 »It(em) leonhart furspreche(rs) docht(er) die x g(ulden) von der Almuse zu gebe(n)« [ISG Frankfurt, Bmb., 1459, fol. 61r]. 2332 »Clais Meye furspreche hait den burgereyt vormals und iczunt uff der bede getan und ist des geldes erlaiszen, als her zum dinste quam« [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 292]. Nach SANDMANN 1957 (wie Anm. 789), S. 28 wurden städtische Bedienstete grundsätzlich ohne Bürgergeld aufgenommen. 2328

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bürgert worden war,2333 offensichtlich aber in der Zwischenzeit nicht hatte zahlen können. Auch dem am 28. August 1465 eingebürgerten Fürsprecher GERHARD VON SODEN erließ der Rat das Bürgergeld2334 und als am 11. Juni 1465 ARNOLD MEYER das Fürsprecheramt verliehen wurde, verschaffte der Rat ihm noch eine Zusatzeinnahme neben der Zusage des Bürgerrechts: »It(em) Arnolt meyer ist zum fursprechen uffgeno(m)men und yme das winsticher ampt zugesagt so lange dem Rade eben ist. It(em) ii g(ulden) zud(er) zer(ung) zu geben und die burg(er)schaff schenck(en)«.2335

Dies sind Hinweise darauf, dass die Bedürftigkeit und die damit zusammenhängende Gefahr für die Funktionsfähigkeit der Rechtspflege eine Rolle gespielt haben dürften. Daneben scheint aber bedeutsam gewesen zu sein, dass der Rat durch die städtische Anstellung einen besseren Zugriff auf die Fürsprecher erhielt. Jedenfalls lassen sich im 15. Jahrhundert einige Fälle nachweisen, in denen Fürsprecher nach inkorrektem Verhalten zur Ordnung gerufen wurden. Hierbei waren es offenbar vor allem Beschimpfungen, 2336 die den Unmut der Schöffen und des Rates auf sich zogen, die auch aufgrund der städtischen Anstellung hart durchgreifen konnten. Im Jahr 1481 traf es etwa ARNOLD KANNGIEßER, der sogar sein Amt verlor: »1481 Arnold Kangießer sines Amts als Fürsprach entsetzt, da er sin unförmliches

2333 Zu diesem Zeitpunkt war er aber möglicherweise noch kein Fürsprecher, denn das Bürgerbuch nannte nur einen »Clas Meye, Henne schr(ibers) eiden, von Schweinheim ist burger worden« [nach ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 191]. 2334 ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 306. 2335 ISG Frankfurt, Bmb., 1465, fol. 11r. Im Bürgerbuch findet sich allerdings kein korrespondierender Eintrag. Außerdem hat sich ein Brief des pfälzischen Amtsmanns von Kreuznach vom 30. Juli 1465 erhalten, der von der Anstellung des ARNOLD MEYER abriet, da er Untertan des Pfalzgrafen sei und ohne dessen Wissen handele [ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade I, Nr. 94]. Diese Untertanenstellung verhinderte wahrscheinlich eine Einbürgerung in Frankfurt und auch die Anstellung, denn dorsual vermerkte der Schreiber in Frankfurt: »Amptma(n) zu Cruzenach zuliebe Arnolt meyer des fursprech(en) ampt(es) ledig gesagt«. Bemerkenswert hieran ist, dass sich zuvor am 12. Januar 1465 der Ritter HANS VON INGELHEIM bei seinem Schwager, dem Schultheißen von Frankfurt, für die Bestallung ARNOLD MEYERS mit dem Fürsprecheramt nachhaltig eingesetzt hatte [ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade I, Nr. 92] und der Rat ihn daraufhin aufgefordert hatte, sich in Frankfurt vorzustellen [ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade I, Nr. 94 (Entwurf) vom 18. Juni 1465]. 2336 Beleidigungen und Verunglimpfungen durch Fürsprecher waren offenbar kein spezifisch Frankfurter Problem dieser Zeit, denn bspw. auch in Basel lassen sich ähnlich gelagerte Fälle nachweisen [vgl. HAGEMANN 1987 (wie Anm. 21), S. 92].

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Fürnehmen nicht abstellen wollte.«2337 Zu Beginn des Jahres 1485 hatte HANS KALDENBACH GENANNT HESS den Fürsprecher PETER WISSE beleidigt und wurde deshalb einige Tage eingesperrt.2338 Ein weiteres Beispiel ist BERNHARD HUSLIN, der 1509 Unmut auf sich zog: »Actu(m) feria Quinta in vigilia Bartholomei Anno xvc nono Als Henrich knottel schreibt Bernhart Hußelin, die furesprechen alle samentlich biß nehst Samstag fure die Scheffen verboten, un ynen zu wege sagen sich scheltenn zu enthalten, dan wo sie daß uberfaren, will man die vom gericht zu gefengnŭsß furen lasßen«.2339

Ein letztes Beispiel betrifft den Fürsprecher JOHANN HENCKMANTEL, der in einem Brief vom 19. August 1514 um Verzeihung für unbesonnene Reden bat.2340 Die Überlieferung ist aber zu bruchstückhaft, um klare Schlüsse auf die Gründe der städtischen Anstellung der Fürsprecher ziehen zu können. Trotz der städtischen Anstellung gewährte der Rat aber den Fürsprechern vielfach, außerhalb der Stadt tätig zu werden, was sich in zahlreichen Bürgermeisterbucheinträgen widerspiegelt. Es liegt die Vermutung nahe, dass hierdurch den Fürsprechern zusätzliche Einnahmemöglichkeiten verschafft werden sollten. In jedem Fall aber geraten damit auch die Fürsprecher in den Fokus des vermuteten Rechtstransfers, wenn sie an verschiedenen Gerichten tätig waren. Bereits für den ersten in städtischen Diensten nachweisbaren Fürsprecher haben sich Hinweise auf eine auswärtige Tätigkeit erhalten. GEORG LUDWIG KRIEGK erwähnte in seiner sicher nicht vollständigen Aufzählung der Fürsprecher erstmals für das Jahr 1458 einen Rechenbucheintrag zu dem Fürsprecher KLAUS MAYE.2341 In diesen Büchern wurden die Ausgaben und Einnahmen der Stadt eingetragen, weshalb anzunehmen ist, dass KLAUS MAYE als städtischer Diener in diesem Jahr einen Lohn empfing. Er ist damit der erste Fürsprecher, der sich in städtischen Diensten nachweisen lässt. Dies belegt darüber hinaus ein Brief vom 22. Juli 1458, in dem

2337

KIRCHNER 1807 (wie Anm. 354), S. 500, Fn. y (ohne Quellenangabe), der noch hinzufügte: »Er hatte sich vor dem Richter so ungzogener Ausdrücke bedient, daß sie selbst in dieser rohen Zeit unerträglich waren.« 2338 ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 187. Im Bürgermeisterbuch wurde sodann vermerkt: »It(em) als pet(er) wiße furspreche geschr(iben) hat van hessen hessen straff(en)« [ISG Frankfurt, Bmb., 1484, fol. 51v]. Kurz darauf wurde er nach Schwören einer Urfehde, wenngleich auf Widerruf, nach einem Beschluss des Rates wieder aus dem Turm entlassen [ISG Frankfurt, Bmb., 1484, fol. 52r]. Der entsprechende Eintrag im Urfehdebuch von 1485, auf den ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 188 verwies, ist mit dem ganzen Buch ein Kriegsverlust. 2339 UniBibl. Frankfurt, Ausst. 144a, Zusätze, fol. 25r (handschriftlicher Nachtrag). 2340 ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 67. 2341 Vgl. KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 44r.

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der Oppenheimer Bürger WALTHER MOLSBERG,2342 dem ein Gerichtstag in Oppenheim gesetzt worden war, eine Bitte an die Frankfurter Bürgermeister richtete, »das ir mir leyen wolltent clais meye uwerne forsprechen steit mir alezyt umbe rich zu verdine auch so wißent das mir meye in den selben sachen zu gesaget hat eje er sich zu uch versprochen hait […] so solde mane yme laube geben«,2343

also die Ausreise zu erlauben. Diese Anfrage lässt sich nur aus einem Anstellungsverhältnis heraus erklären. Hierbei hatte KLAUS MAYE ihm schon zuvor als Fürsprecher gedient, offenbar noch ehe er in den Dienst der Stadt getreten war, und dürfte erfahren gewesen sein, wie aus den weiteren Ausführungen WALTHER

2342

WALTHER MOLSBERG hatte zwar am 24. Oktober 1447 das Bürgerrecht Frankfurts erhalten [ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 216], war dann vor dem Schöffengericht von Oppenheim in Streitigkeiten um wiederfällige Güter verwickelt worden und hatte deshalb am 12. April 1450 sein Bürgerrecht wieder aufgesagt [ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 341]; sein Vater JOHANN MOLSBERG, seines Zeichens Bürger von Mainz, schilderte den Sachverhalt am 19. August 1452 dem Rat Frankfurts ausführlich [ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade I, Nr. 68 = Druck bei ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 244, Fn. 1], woraufhin der Rat erklärte: »Im d(er) burg(er)sch(aft) wid(er) zu gon(n)en also ds darumb tuwe als and(ere) des glichen da(n) nach gelegenh(eit) und als er die offgeschr(iben) hat jar(e) und tag ußgewest ist so moge(n) wir iß mit fugen umb nachfolgend(er) sache wille(n) ubel ander(s) furgeneme(n)« [ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade I, Nr. 69 (Entwurf) = Druck bei ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 244, Fn. 1]. Offenbar wohnte er trotz der Ausbürgerung weiter in Frankfurt, weshalb der Rat ab 1451 erheblichen Druck auf ihn ausübte: »It(em) nach molsb(er)g schick(en) und yne heiss(en) burg(er) zu werd(en) oder henweg ziehen Rechenmeiste(re)« [ISG Frankfurt, Bmb., 1450, fol. 77v vom 28. Januar 1451 = Druck bei ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 245, Fn.]; »It(em) molsberg noch ein mandt hie liiden« [ISG Frankfurt, Bmb., 1450, fol. 79r vom 9. Februar 1451 = Druck bei ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 245, Fn.]; »It(em) Walther molsberg wil der burger widd(er) werd(en) von yme nemen als von eym andern« [ISG Frankfurt, Bmb., 1452, fol. 31v vom 24. August 1452 = Druck bei ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 245, Fn.]. Am 13. Januar 1453 nahm ihn dann der Rat wieder als Bürger gegen Zahlung der beachtlichen Summe von 10 Pfund 4 Schillingen auf [ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 244]. Doch die Streitigkeiten flammten offenbar wieder auf. Erhalten hat sich ein Brief des Oppenheimer Amtmannes PHILIPP VON UDENHEIM vom 25. November 1455, in dem dieser WALTHER MOLSBERG Geleit für einen Gerichtstag in Oppenheim gab [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4877]. Deshalb gab er offenbar am 10. Dezember 1455 erneut sein Bürgerrecht auf [ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 344] und wurde Bürger Oppenheims [als solchen bezeichnete er sich ausdrücklich im ISG Frankfurt, RS I, Nr. 5050 ≙ Regest 5050 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 222]. Doch wieder war der Rat bereit, ihn beizeiten erneut aufzunehmen: »It(em) so Walth(er) molsp(er)g sin burgers(chafft) umb redelich(er) orsache offsaget yne hernach gnediclich wyder offnemen so er des begert« [ISG Frankfurt, Bmb., 1455, fol. 61r vom 9. Dezember 1455 = Druck bei ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 344]. Eine weitere Bürgeraufnahme verzeichnet allerdings das Bürgerbuch nicht. 2343 ISG Frankfurt, RS I, Nr. 5050 ≙ Regest 5050 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 222.

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MOLSBERGS ersichtlich wird. Jedenfalls hatte der Rat bereits am 30. Mai einem ähnlichen Ansinnen stattgegeben: »It(em) Walther molßb(er)g meyen den fursprechen zu lijhen«.2344 Der Brief bietet damit einen weiteren Hinweis auf die Zusammenhänge in der Gerichtslandschaft, denn Oppenheim stand zwar in Kontakt mit Frankfurt, war aber entgegen der älteren Forschungsmeinung nicht mit dessen Recht im Allgemeinen bewidmet worden und hatte wohl auch nicht seinen Oberhof im Gericht der Mainstadt.2345 Umso bemerkenswerter ist das Auftreten eines Frankfurter Fürsprechers vor dem dortigen Gericht, der sicherlich vor allem in den Rechtsgewohnheiten des Frankfurter Stadtgerichts geschult war. Anfang September 1458 wurde er dann offenbar nochmals von einer anderen Person angefragt: »It(em) der frauwe meye(n) den fursp(re)ch(en) diesen tag liihe das er morne widd(er) kome«.2346

2344

ISG Frankfurt, Bmb., 1458, fol. 11v. JOHANN CHRISTIAN THOMAS und in der Folge ebenso FRANZ JOSEF MONE waren davon ausgegangen, dass Oppenheim durch ein Privileg König HEINRICHS VII. vom 11. September 1234 [Eintrag 104 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 53 f. = Druck bei HUILLARD-BRÉHOLLES, Historia diplomatica friderici secundi, Bd. 4,2 (1855), S. 489 ≙ Regest 4350 bei BÖHMER/FICKER 1881 (wie Anm. 799), S. 760; ein Faksimile findet sich bei KLOCK, Stadtrecht – Die Entwicklung bis 1524 (1975), S. 41] mit Frankfurter Recht bewidmet worden war und in der Folge auch seinen Oberhof dort hatte [THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 149; MONE 1853 (wie Anm. 1258), S. 138; ferner bspw. SCHRÖDER/KÜNßBERG 1932 (wie Anm. 569), S. 750, Fn. 73; NOHL, Die freie Reichsstadt Oppenheim (2006), S. 107]. FRANZ JOSEF MONE wiederum fügte noch hinzu: »und wegen Oppenheim ist zu bemerken, daß Kaiser Max im Jahr 1494 der Stadt eine erneuerte Verfassung verlieh, welche diese von Frankfurt als ihrem Oberhofe vidimieren ließ (Pfälzer Cop. Buch Nr. 18 fol. 502 zu Karlsruhe).« Die Vidimierung einer Urk. kann aber kaum als Argument für eine Oberhofbeziehung herangezogen werden. Bspw. ließ Frankfurt im Zusammenhang mit dem Streit um die ›Grafschaft‹ Bornheimer Berg in Oppenheim Urk.n vidimieren [ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 936]. Nach der überzeugenden Darlegung von PAUL KRAUSE bezog sich das Privileg nur auf die Steuererhebung [KRAUSE 1926 (wie Anm. 977), S. 127 f.; im Anschluss KLOCK 1975 (wie Anm. 2345), S. 43; UHLHORN/HEBEL 1960 (wie Anm. 1245), S. 123]. Auf dieses Verständnis deutet ferner eine Paraphrase dieser Urk. im Oppenheimer Stadtbuch ab 1510 hin, wo es heißt: »Item er hatt den Bürgern zu Oppenheym gnad gethan und hatt yne geben alle fryheit unnd ere die Franckfurt hatt Dere selben fryheit glych den Burgeren zu Franckfurt efrewt zu werden Alß wie si zu franckfurt Stuwer unnd bete pflegen zu geben das die zu Oppenheim Die der selben glychen sind auch mit yn geben. Welch aber dort Stuwer unnd bede uberhoben sind der glychen sollent sie auch fry syn« [StA Darmstadt, C 1 B, Nr. 51, fol. 29v (alt: fol. 21v) = Druck bei KLOCK 1975 (wie Anm. 2345), S. 43]. Für einen Oberhofzug nach Frankfurt fand KRAUSE 1926 (wie Anm. 977), S. 127 f. keine Anhaltspunkte. 2346 ISG Frankfurt, Bmb., 1458, fol. 46r. Drei Jahre später wurde er dann nochmals verliehen, dieses Mal an PETER MARBURG in einer Auseinandersetzung mit dem Erzbischof von Mainz [ISG Frankfurt, Bmb., 1461, fol. 59v]. 2345

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Die Bitte um Leihe eines städtischen Dieners war an sich keineswegs ungewöhnlich, denn Frankfurt verlieh auch andere, etwa den Stadtadvokaten2347 oder ebenso den Henker2348 regelmäßig auf Anfrage. Allerdings entsprach der Rat dem Ersuchen nicht immer. Ende Juni 1486 wurde der Fürsprecher HANS KALDENBACH GENANNT HESS angefragt (»It(em) Budelhennoh hessen den fursprech(en) gen Aschaffemb(ur)g lihen biß frijtag«)2349 und dies anscheinend auch genehmigt, aber am 20. September 1487 die Bitte der »kelnern« um Leihe von HANS KALDENBACH GENANNT HESS abgeschlagen.2350 Am 25. Januar 1489 wandte sich PHILIPP VON DORFELDEN an Bürgermeister und Rat der Stadt Frankfurt, »das ir mir wollet lyhen hannsze hessenn den fursprechen by uch zu frankfurt wonende mire my Wort zuthun zu hanauwe der my gnedigen herrenn deselbst antreffende Philippsen von Wasenn und bittenn uch nir soliche bite ni zuve(r)sagen«.2351

Doch der Rat lehnte ebenfalls dieses Ersuchen am 27. Januar 1489 wegen Arbeitsüberlastung ab, »want wire nŭn etliche parthien fur uns in recht(en) swebende bescheiden hab(en), dißhalb die p[a]thien desselben fursprech(en) zu entraden nit stat

2347

Der Friedberger Rat etwa entlieh häufig den Frankfurter Stadtadvokaten HEINRICH WELDER für diplomatische Tätigkeiten, der zudem noch ursprünglich aus der Friedberger Oberschicht stammte [STOBBE 1992 (wie Anm. 610), S. 240; 244 f. m. w. Nachweisen]. Aus dem Jahr 1497 ist andererseits eine Anfrage aus Gelnhausen um Rechtsbeistand durch einen ›Doktor‹ überliefert [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2428/2 ≙ Regest 7013 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 317 ≙ Regest 2877 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1160]. 2348 Gelnhausen beschäftigte bspw. im späten Mittelalter keinen eigenen Henker und fragte deshalb regelmäßig nach dem Frankfurter [vgl. Regesten 2119, 2133, 2301, 2447, 2458, 2570, 2665, 2675, 2704, 2712, 2749, 2853, 2871 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 904 f.; 913; 976 f.; 1025; 1029 f.; 1064; 1094; 1096 f.; 1108; 1111; 1123; 1152 f.; 1158]. In der Stadt Hanau bspw. lässt sich erst um 1532 ein eigener Scharfrichter nachweisen, weshalb er zuvor aus Frankfurt oder Mainz ›entliehen‹ wurde [ZIMMERMANN 1919 (wie Anm. 179), S. LVI; 123]. Andere Städte und sogar Adelige des Umlandes verfuhren ähnlich. So fragten bspw. 1427 die Ganerben von Kronberg nach einem Richter, meinten damit aber offenbar einen Henker, wie der Frankfurter Vermerk auf der Rückseite »Cronb(er)g umb d(en) henck(er)« offenbart [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2159 ≙ Regest 3145 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 705]. Vgl. hierzu die Ausführungen von RAU 1916 (wie Anm. 1842), S. 239 f. Der Vollständigkeit halber sei aber erwähnt, dass Frankfurt selbst häufig keinen eigenen Züchtiger zur Hand hatte und einen ›entleihen‹ musste, wie die heute leider nicht mehr zugänglichen Rechenbücher zeigten [vgl. RAU 1916 (wie Anm. 1842), S. 211 f.]. 2349 ISG Frankfurt, Bmb., 1486, fol. 15v. 2350 ISG Frankfurt, Bmb., 1487, fol. 40v: »It(em) den kelnern | hesß den fursprech(en) zu lihen abeslag(en)«. 2351 ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2999/1 ≙ Regest 6434 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 292.

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gab(en) moge«2352 und sie deshalb, auch wenn sie es gerne täten, den Fürsprecher nicht ausleihen könnten. Anderen Bitten gab der Rat wieder statt und hierbei zeigen die Anfragen, dass die Fürsprecher durchaus im weiten Umkreis tätig wurden. Am 14. Juli 1489 lieh der Rat etwa einem Sekretär von Köln den Fürsprecher HANS HESS für einen Streit mit JOHANN VON BELDERSHEIM,2353 einem Raubritter,2354 und vom 25. September 1489 hat sich der Brief des hanauischen Amtmanns von Nidda und Liebsberg, ASMUS DORING, erhalten, der den Rat für einen Untertanen um den Fürsprecher HANS KALDENBACH GENANNT HESS für einen Gerichtstag in Hanau bat.2355 Am 6. September 1491 wurde er dann offenbar von JOHANN HELPRONN für einen Gerichtstag in Steinheim angefragt, dem der Rat wiederum stattgab,2356 und um das Jahr 1495 bat schließlich der Rat der Stadt Friedberg um Überlassung dieses Fürsprechers, wobei Frankfurt dem, nach Beratung mit ihm, abermals nachkam, gleichzeitig aber wegen einer Fehde Geleit für ihn einforderte.2357 Weitere derartiger Leihen ließen sich noch anführen.2358 HANS KALDENBACH GENANNT HESS war offenbar im Umkreis sehr geschätzt und wurde an vielen Gerichten tätig. Zwar gab GEORG LUDWIG KRIEGK keine Hinweise auf HANS KALDENBACH GENANNT HESS in den Rechenbüchern,2359 doch darf wohl davon ausgegangen werden, dass er in städtischen Diensten stand und nach den weiteren Quellenhinweisen von 1478 bis 1502 als Fürsprecher tätig war.2360 Die Fürsprecher wiederum waren möglicherweise auch ein wichtiger Motor der Einspeisung gelehrter Rechtselemente in den deutschrechtlichen Prozess, denn 2352 ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2999/2 (Entwurf des Antwortschreibens). Die Ausschlagung der Bitte wurde auf der Rückseite von Nr. 2999/1 eigens vermerkt. Am gleichen Tag wurde im Rat beraten: »It(em) als philips von dorfeld(en) bitt hans hessen den fursprech(en) ime gutlich abeßl[agen], nachdem p[a]thien beschidd sin denselben nit entrad(en) mag« [ISG Frankfurt, Bmb., 1488, fol. 93v]. 2353 ISG Frankfurt, Bmb., 1489, fol. 22v: »It(em) hansen hessen den fursprechen d(em) secretario von colle gege johann von Beldershe(im) gonne«. 2354 Als solcher wird er bspw. in einem Rechtsstreit zw. 1490 und 1494 wegen eines Straßenraubes sichtbar [Regest 6518 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 296]. 2355 ISG Frankfurt, Hofgericht Rottweil, Nr. 286. Ob der Rat der Bitte entsprach, ist unklar. In den Bmb.n findet sich kein Verweis auf die Anfrage und auf der Rückseite des Briefes wurde nur allgemein vermerkt: »Asmus Doring bitt umb den Hessen fursprech(en)«. 2356 ISG Frankfurt, Bmb., 1491, fol. 46r: »It(em) Johann helpronn hanns hessen den fursprechen geyn Steynheym off den tag desz gonnen«. 2357 ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 2411 ≙ Regest 2411 bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 277. Hierbei handelt es sich um den Entwurf eines Frankfurter Antwortbriefes. 2358 Vgl. etwa ISG Frankfurt, Bmb., 1483, fol. 48v und Bmb., 1486, fol. 8r. 2359 Vgl. KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 44r–46v. 2360 Vgl. Anm. 2317.

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bereits 1482 lässt sich etwa DR. LUDWIG ZUM PARADIES als solcher in den gedruckten Schöffengerichtsprotokollen fassen.2361 Bemerkenswert ist hieran, dass er zu diesem Zeitpunkt bereits Stadtadvokat in Frankfurt war.2362 Nach ihm lassen sich mit Meister JOHANNES ZWYG2363 und Meister EBERHARD ROSENACKER VON WERTHEIM, der zudem auch Advokat und Prokurator der Stadt gewesen war,2364 weitere gelehrte Juristen als Fürsprecher nachweisen. Da die neuere Forschung deutlich gemacht hat, dass die Rezeption weniger als ein Vorgang der Anwendung ganzer Rechtssysteme zu verstehen ist als vielmehr in der Verbreitung juristischer Kenntnisse liegt,2365 dürften gerade die gelehrten Fürsprecher ein wichtiger Baustein zum Verständnis der Rezeption in Frankfurt noch vor der Reformation von 1509 sein. Als weiterer dienstverpflichteter Fürsprecher der Stadt lässt sich später WERNER HUCHELMEYER nachweisen, der nach GEORG LUDWIG KRIEGK ab 1489 in den städtischen Rechenbüchern auftauchte.2366 Erhalten geblieben ist nur sein Dienstbrief von 1496, in dem er »uff myn bittlich ansuchen hiervor mit dem fursprechen-ampt an deß Richs gericht allhie versehen« wurde und hierfür ein Gehalt bezog.2367 Am 18. März 1494 beschloss der Rat schließlich, ihn nach Oppenheim zu senden: 2361

Vgl. Eintrag 56 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 405–409. Wie Anm. 1064. 2363 Vgl. Anm. 2321. 2364 Vgl. Anm.en 2183 f. 2365 WILLOWEIT, Rezeption und Staatsbildung im Mittelalter (1987), S. 20. 2366 Vgl. KRIEGK 1860–1875 (wie Anm. 740), fol. 44r–46v, wo er auf Rechenbucheinträge der Jahre 1489 sowie 1491–1493 verwies, in denen ein »Worner« als Fürsprecher genannt wurde, auf solche der Jahre 1494 und 1501, in denen WERNER HUCHELMEYER als Fürsprecher auftauchte, und schließlich auf welche der Jahre 1495, 1498 und 1500, in denen »Werner« als Fürsprecher auftauchte. In all diesen Einträgen dürfte ein und dieselbe Person sichtbar geworden sein. Alle anderen Quellenverweise bei GEORG LUDWIG KRIEGK hinzugenommen, kann er von 1489–1507 als Fürsprecher nachgewiesen werden. 2367 Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 399 = Eintrag 42 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 89. Ein Entwurf in Papier zu diesem Dienstbrief hat sich erhalten, der in einzelnen Punkten Streichungen und Ergänzungen des ursprünglichen Textes aufweist, aber in seiner korrigierten Fassung mit dem späteren pergamentenen Dienstbrief übereinstimmt [vgl. ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 400]. Da er offenbar schon vorher als Fürsprecher in städtischen Diensten stand, war der Grund des Dienstbriefes wohl eine Verbesserung seines Gehaltes, denn eben dieses wurde im Rat verhandelt, woraufhin am 12. April 1496 zunächst im Bürgermeisterbuch vermerkt wurde: »Wernhern Huchelmeyern jars xv achtl korns und ey(n) cleit als ander(n) des rat werglut(en) vi elen Londisch duch geb(en) solang er im vorsprechen ampt ist, wurde er ab(er) im dinst mit kranckheit bereit(en) würde ime daß korne sin leptage wird(en) laißen und nit daß cleit und verschreybug(e) von ime nem(en)« [ISG Frankfurt, Bmb., 1495, fol. 125v–126r ≆ Auszug bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 740), S. 48]. Noch am gleichen Tag wurde etwas später dann protokolliert: »It(em) Wernher(n) Huchelmeyer als lange er fursprech ist jerlichs 15 achtel korns geben und eyn kleyt 2362

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»It(em) wernh(er) hüchelmayern den furesprechen gein Oppeheym mit eyne(r) Credentze fertig(en), Hansen Blannk(en) halber, und bitten ernsten fliß antzuker(en) somit der mißhandel ungerechtfertiget nit plibe«.2368

Dies deutet darauf hin, dass der Rat die Fürsprecher nun in seinem Sinne und für seine Interessen gezielt einsetzte und auch außerhalb der Stadt eigene Bürger vertreten ließ. Bemerkenswerterweise erscheint WERNER HUCHELMEYER in der Folgezeit zudem in einigen Urkunden, in denen er im Auftrage des Gerichts Güter feiltrug.2369 Zwar war bsp. HANS KALDENBACH bereits ab 1476 als Unterkäufer über Eigen und Erbe tätig,2370 sodass wahrscheinlich auch WERNER HUCHELMEYER dieses Feiltragen lediglich als solcher betrieben hatte, und wie erwähnt hatte der Eid von 1425 die Unterkäufer darauf verpflichtet, auch für das Gericht Güter feilzutragen.2371 Zudem wurde bereits ausgeführt, dass die jüngere Textschicht des ›baculus‹ ein Feiltragen vorsah und hier offenbar die Grenzen zwischen Fürsprechern und Unterkäufern in der Wahrnehmung zu verschwimmen begannen. Allerdings erhielt das Ganze nun offenbar eine neue Qualität, wurden doch die städtischen Fürsprecher HANS KALDENBACH GENANNT HESS, PETER WISSE und WERNER HUCHELMEYER, die zugleich Unterkäufer waren, nun regelmäßig mit einem sogenannten Feiltragungsbefehl vom Gericht hierzu verpflichtet.2372 Beispielhaft sei ein solcher Befehl vom 10. Mai 1501 im Wortlaut wiedergegeben:

duchs wo er ab(er) kranck od(er) gebrechlich worde und des Ampts nit gewarten mochte solt man ime die xv achtel korns doch sin lebtag geben und nit den rock od(er) kleyd. Neme er ab(er) selbst urlob so soll man ime nichts mere geben und verschreybung(e) von ime nemen« [ISG Frankfurt, Bmb., 1495, fol. 126r]. 2368 ISG Frankfurt, Bmb., 1493, fol. 116v von 13. März 1494. 2369 Vgl. ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr, 1.531/1 [zwei verschiedene Befehle auf einem Blatt]; Hausurk.n, Nr. 2.136 und Hausurk.n, Nr. 2.014 [beide undatiert, möglicherweise 1501]; Hausurk.n, Nr. 2.168, Hausurk.n, Nr. 2.785, Hausurk.n, Nr. 2.997 und Hausurk.n, Nr. 2.371 [Feiltragungsbefehle an WERNER HUCHELMEYER von 1501]; Hausurk.n, Nr. 896 [Feiltragungsbefehl an WERNER HUCHELMEYER von 1517]. 2370 Vgl. Anm. 2317. 2371 Wie Anm. 2322. 2372 Vgl. neben den in Anm. 2369 genannten Verweisen auch ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.497 [Feiltragungsbefehl an HANS KALDENBACH GEN. HESS von 1500]; Hausurk.n, Nr. 2.528 [Feiltragungsbefehl an HANS KALDENBACH GEN. HESS von 1501]; Hausurk.n, Nr. 2.738 [Feiltragungsbefehl an HANS KALDENBACH GEN. HESS von 1501]; Hausurk.n, Nr. 2.465 [Feiltragungsbefehl an PETER WYSS von 1501]; Hausurk.n, Nr. 2.558 [Feiltragungsbefehl an PETER WYSS von 1501]; Hausurk.n, Nr. 1.531/2 [Feiltragungsbefehl für PETER WYSS, undatiert, möglicherweise von 1501]; Hausurk.n, Nr. 2.544 [Feiltragungsbefehl an HANS KALDENBACH GEN. HESS von 1501]; Hausurk.n, Nr. 2.224/1 [Feiltragungsbefehl an HANS KALDENBACH GEN. HESS von 1501]; Hausurk.n, Nr. 2.224/2 [Feiltragungsbefehl an MICHEL GABLER von 1501]; Hausurk.n Nr. 2.223/2 [Feiltragungsbefehl an HANS KALDENBACH GEN.

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»Peter wisse du salt feile tragen Von gerichts wegen Die besserung und recht eines huses mit siner zugehorunge gelegen uff dem ort der giler gassen und der schuppen gassen und stosse uff der Stede graben Und gebe jerliches zu Zinse Zweyn gulden und eyn phunt heller gebe den luden die den zinse daruff han sine funff gulden purificationis maren nehstvoregangen [2. Februar 1501] erschinen int der Stede versatzbuch und den gerichts kosten daruff gange und furter geverde als Jorg von Agerßheym das mit gerichtlich ordenug so ferer ergangen und vernomme hat zugehorende Ewaldin von bretta und siner elichen huß frauwen.«2373

Alle bekannten Feiltragunsgbefehle sind in dieser Art gleichförmig formuliert worden. Zunächst wurde der Adressat des gerichtlichen Befehls genannt und ihm angetragen, eine genau bezeichnete Liegenschaft gerichtlich feilzutragen. Die Befehle sind wiederum als solche allesamt im Text nicht datiert, nur auf der Rückseite findet sich meist klein und oft schwer lesbar ein Datum vermerkt, das aber vermutlich nicht das Ausstellungsdatum des Befehls bezeichnet.2374 Auffällig ist, dass die Adressaten teilweise als Fürsprecher bezeichnet werden, niemals aber als Unterkäufer. Diese Befehle wiederum sind erst seit 1500 bekannt, was möglicherweise darauf hindeutet, dass das Schöffengericht die Fürsprecher erst in dieser Zeit verstärkt als städtische Bedienstete ansah und in seinen Dienst nahm. Dies ist einerseits ein weiterer Hinweis auf ein Verschwimmen der beiden Tätigkeiten in der Wahrnehmung der Zeitgenossen, andererseits aber möglicherweise auch darauf, dass das Gericht sie in ihrer Eigenschaft als städtische Diener, eben als Fürsprecher, verpflichtete und das verliehene Unterkäuferamt nur ein rechtlicher Anknüpfungspunkt war. Es sind jedenfalls nur Feiltragungsbefehle an solche Personen überliefert, die nicht nur als Unterkäufer, sondern ebenso als städtische Fürsprecher nachweisbar sind. Sachlich wurden die Fürsprecher als Unterkäufer tätig, wie ein Gerichtsbrief vom 24. Mai 1501 zeigt, in dem erwähnt wird, dass der Fürsprecher HANS HESS als Unterkäufer ein Haus 14 Tage ohne Erfolg feilgetragen habe: »Daruff […] Hannsen Hessenn fursprech(en) unnd geswornen underkauffer fur die benannte zwenzig gulden und den gerichts coste virzehen tag hat lassen feile tragen. Und als er das darfur nit hat mogen versetzen odir verkauffen. Als dan ds selb underkauffer uff Montag nach Sontag Quasimodogenti [19. April 1501] off den eit besagt hat«.2375

Der entsprechende Feiltragungsbefehl hat sich ebenfalls erhalten, was den Vergleich erlaubt. Er ist so formularhaft wie die anderen formuliert und an »Hanns HESS von 1501]. Nach COING 1939 (wie Anm. 11), S. 37, Fn. 2 fand sich noch ein weiterer Zettel von 1501 an eine nicht namentlich genannte Person im vernichteten Gerichtsbuch von 1494/95. 2373 ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.558. 2374 Vgl. Anm. 2376. 2375 ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.223/1.

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Caldenbach fursprech« adressiert worden.2376 Möglicherweise hing dies mit dem Ansehen des Fürsprecheramtes zusammen. Deshalb könnte die Anrede als Fürsprecher ehrenvoller gewesen sein, auch wenn er beim Feiltragen de jure als Unterkäufer tätig wurde. Die entsprechende Protokollierung in den Gerichtsbüchern ist weitgehend ungedruckt verloren gegangen, allerdings teilte HELMUT COING einen Schöffengerichtsbucheintrag vom 31. Januar 1480, also einer Zeit vor der Überlieferung der Zettel, mit, in dem die Feiltragung durch PETER WISSE Erwähnung fand: »Item als Peter wyss der gesworne underkeuffer von gerichts wegen hait feile getragen die besserung und recht eins huses«.2377 Bemerkenswerterweise trug PETER WYSS das Haus von Gerichts wegen feil, wurde aber ausdrücklich als Unterkäufer bezeichnet, obwohl er schon früher als Fürsprecher belegt ist2378 und spätere Feiltragungszettel2379 an ihn in der bekannten Art und Weise ohne Verweis auf die Unterkäufertätigkeit ausgestellt wurden. Bei aller Vorsicht aufgrund der Überlieferungslage ist dies ein weiteres Indiz für einen späteren Wandel, bei dem die Fürsprecher stärker vom Gericht als städtische Diener in die Pflicht genommen wurden und das Unterkäuferamt in den Hintergrund geriet. Es spricht viel dafür, dass die Unterkäufertätigkeiten zunächst vor allem eine Möglichkeit waren, neben dem nicht auskömmlichen Fürsprecheramt weitere Einnahmen zu erzielen. Hier spiegeln die bereits angedeuteten finanziellen Schwierigkeiten unter dem Gesichtspunkt der „Professionalisierung“ des Gerichts eine interessante Situation wider. Denn einerseits stellen berufsmäßig agierende Fürsprecher, die seit den 1480er-Jahren offenbar regelmäßig auch von den Schöffen im Prozess vorausgesetzt wurden, den Versuch einer Effektivierung der Rechtspflege dar. Andererseits waren offenbar vier Fürsprecher für die Anzahl der Prozesse zu viel und der Versuch der Effektivierung kehrte sich in sein Gegenteil, da die Fürsprecher ihren Lebensunterhalt nicht mit ihrer Tätigkeit bestreiten konnten. Dies war sicherlich eine verfahrene Situation, zumal die Schöffen in dieser Zeit die Vertretung der Parteien durch einen Fürsprecher als Gewohnheit an2376

ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.223/2. Auf der Rückseite wurde wie bei Feiltragungsbefehlen üblich ein Datum vermerkt, das hier allerdings auch »2a post quasim(odogenti) xvci« lautet. Da an diesem Tag aber nach ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.223/1 der Unterkäufer auf seinen Eid bekannte, dass die Feiltragung fehlgeschlagen sei, musste der Befehl zwingend minimal 14 Tage vorher ergangen sein, weshalb das dorsual auf dem Feiltragungsbefehl vermerkte Datum nicht den Tag repräsentieren kann, an dem er ergangen ist. Da dies der einzig bekannte Fall ist, in dem zu einem Gerichtsbrief auch der entsprechende Feiltragungsbefehl erhalten ist, bleiben Zweifel, ob die rückseits vermerkten Daten bei den anderen erhaltenen Befehlen vielleicht doch den Tag der Ausstellung bezeichnen. 2377 Nach COING 1939 (wie Anm. 11), S. 37. 2378 ZÜLCH/MORI 1920 (wie Anm. 131), S. 27. 2379 Wie Anm. 2372.

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sahen. Dahinter konnten sie gewiss nicht mehr zurück, sodass nur der Weg blieb, ihnen zusätzliche Tätigkeiten zu gestatten oder sie sogar zu alimentieren. In diesen Zusammenhang lassen sich die vielfach verbürgten gerichtlichen Vertretungen außerhalb der Stadt ebenso wie das Tätigwerden als Unterkäufer einordnen. Ferner stand vermutlich die Überführung der Fürsprecher in städtische Dienstverhältnisse mit der prekären wirtschaftlichen Lage in Verbindung. Doch selbst mit der Übernahme in Frankfurter Dienste scheint sich die Versorgungssituation nicht ausreichend verbessert zu haben, denn die neben dem Fürsprecheramt ausgeübte Tätigkeit als Unterkäufer war keineswegs die einzige in den Quellen erwähnte Möglichkeit, zusätzlich Geld zu verdienen. 1474 wurde im Gerichtsbuch der Maler PETER WISSE als Fürsprecher genannt2380 und ebenfalls war HANS KALDENBACH GENANNT HESS als solcher tätig.2381 KLAUS MAYE wiederum ist als Weinhändler nachweisbar, wenngleich der Rat ihm diese Nebentätigkeit verbot.2382 Dies sind Hinweise darauf, dass das Fürsprecheramt trotz der Übernahme in städtische Dienste weiterhin alleine nicht ertragreich genug war. Es verwundert daher nicht, wenn mehrfach eine Verschuldung von WERNER HUCHELMEYER2383 2380

ZÜLCH/MORI 1920 (wie Anm. 131), S. 27. Vgl. Anm. 2317. 2382 ISG Frankfurt, Bmb., 1464, fol. 53v vom 12. März 1465: »It(em) Meyen den vosprechen sag(en) von seins Wins handels weg(en) abezustelle(n) als vor dem uberkomen isz vor dem Rade«. 2383 Vgl. etwa ISG Frankfurt, Bmb., 1494, fol. 66r vom 4. November 1494: »Item werne(r) dem fürsprech(en) xx gülden lih(en)«. Bis Mai 1498 hatten sich offenbar bereits einige Schulden angehäuft, deren Rückzahlung noch bis in den Herbst gestundet wurde: »werne(r) fŭrsprech sin schulde an stee(n) laisßen bis in den herbst« [a. a. O., Bmb., 1498, fol. 9r]. Zugleich wurde ihm aber ein Kreditgeschäft mit einer Stiftung untersagt, durch das er sich für zwei Gulden jährlich wahrscheinlich weitere 40 Gulden leihen wollte [a. a. O., Bmb., 1498, fol. 9r]. Im Jahr 1489 diente WERNER HUCHELMEYER der Stadt offenbar in Flandern, wohin der Schöffe JOHANN VON GLAUBURG seit Februar 1488 ein Frankfurter Aufgebot als Teil eines Reichsheeres zur Befreiung König MAXIMILIANS I. geführt hatte [vgl. hierzu KIRCHNER 1807 (wie Anm. 354), S. 381 f.; LANGE 1837 (wie Anm. 1506), S. 92; vgl. ferner die zahlreichen Quellenabdrucke bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 400–405 (ohne Quellenangabe) sowie den kurzen Hinweis in den annalistischen Aufzeichnungen des JOHANN HEISE bei FRONING 1884 (wie Anm. 727), S. 228 (Vorlage ist ein Kriegsverlust)], was der Rat zum Anlass für Geldgeschenke nahm, sicherlich auch in Ansehung seiner Bedürftigkeit: »It(em) wernern dem fursprech(en) d(er) in flandern Johann glauburgs schreib(er) gewest ist vi gulden zu dem vorgegeb(en) vii guld(en) zum erunge schenken« [a. a. O., Bmb., 1489, fol. 3r vom 12. Mai 1489 ≙ Druck bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 405 (ohne Quellenangabe)]. Auf diese Tätigkeit WERNER HUCHELMEYERS als Schreiber in Flandern scheint sich die knappe Bemerkung von KIRCHNER 1807 (wie Anm. 354), S. 500, Fn. w zu beziehen. Am 1. April 1490 wurde ihm zwar dieser Dienst erlassen: »It(em) wernher den fürsprechen des zügis inn flanderen erlaißen« [a. a. O., Bmb., 1489, fol. 101r]. Doch am 5. Mai 1490 wurde sie nochmals zum Anlass einer temporären Aufbesserung der Gefälle genommen: »It(em) x achtel kornes wernheren dem füresprech(en) dry jare lang uß sondern gunst geb(en), angeseh(en) die gutwillige dinst die Er d(er) Stat in nid(er)lant bewiset hait also 2381

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und HANS KALDENBACH GENANNT HESS2384 bei der Stadt aktenkundig geworden ist. Sicherlich auch aufgrund der schwierigen Verdienstlage bat WERNER HUCHELMEYER am 9. März 1496 um das Amt des Obersten Richters in Frankfurt, im Ergebnis aber wohl vergeblich.2385 Am 11. Juli 1498 wiederum bat der Fürsprecher PETER WISSE gar um Aufnahme in das Spital, weil er alt sei und nicht mehr genug zum Leben verdiene,2386 was der Rat aber dennoch ablehnte.2387 Sicher aus finanziellen Gründen wollte er dann 1507 Wachtdienste an der Pforte für andere Bürger übernehmen.2388 Am 24. August 1504 beschwerte sich schließlich EBERHARD ROSENACKER, dem schon weitläufige Zugeständnisse eingeräumt worden waren, in einer harschen Eingabe an den Rat, dass eine Einkommenszusage nicht gehalten und der Rat ihm noch eine Menge an Korn schuldig sei, seine Amtstätigkeit erschwert, er verdächtigt und verfolgt werde und der Rat sich erklären solle, ob er etwas gegen seine Person habe.2389 Die Nerven lagen bei ihm offenkundig blank. Es ist leicht vorstellbar, dass derart Not leidende und wenig motivierte Fürsprecher eine Gefahr für die geordnete Rechtspflege darstellen konnten. Die Gerichtsbarkeit wurde aber offenbar nicht nur dadurch beeinträchtigt, dass die Fürsprecher mitunter in Armut lebten und zusätzliche Aufgaben übernehmen mussten. Offenbar gab es ferner aus dem großen wirtschaftlichen Druck heraus daro Er die zyt(e) d(as) fůrsprechen ampt mit fliß ube« [a. a. O., Bmb., 1490, fol. 3r]. Kurz darauf, im Oktober 1490, wandte er sich offenbar erneut mit der Bitte um zusätzliches Korn an den Rat, der aber mit Verweis auf die kurz zuvor beschlossene Aufbesserung der Gefälle ablehnte [a. a. O., Bmb., 1490, fol. 57r]. Am 9. Januar 1500 überließ der Rat ihm schließlich Holz, vermutlich zum Heizen: »wernhern dem fursprech(en) ein buchen uß deß rats walt nach laißen umb siner bite willen« [a. a. O., Bmb., 1499, fol. 83r]. 2384 Etwa am 5. November 1489: »It(em) hanß hesßen ii gülden lih(en) und zu monat abeßlagen« [ISG Frankfurt, Bmb., 1489, fol. 54r]. 2385 In ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade I, Nr. 137 führte er an, eine Berufung in das Amt des Stadtschreibers in Aschaffenburg erhalten zu haben, »mit Redlichen solt«, wie er eigens erwähnte, schrieb aber auch, gerne in Frankfurt bleiben zu wollen. Da er nach dieser Eingabe noch einige Zeit als Fürsprecher in Frankfurt nachweisbar ist [vgl. Anm. 2366], waren seine Bemühungen um das Richteramt wohl vergeblich. 2386 Seine Eingabe an den Rat findet sich im ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade I, Nr. 146. 2387 ISG Frankfurt, Bmb., 1498, fol. 22v: »als peter wyß fürsprech schreibt und bitt umb den spital gutlich abeßlagen«. Im Februar und Mai 1502 bat er erneut darum und wurde wiederum beide Male abgewiesen [ISG Frankfurt, Bmb., 1501, fol. 108v; Bmb., 1502, fol. 8r; Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 13a]. Vermutlich in diesem Jahr hatte er auch um eine Beihilfe als Anerkennung seiner Dienste gebeten, nachdem er wegen seines Alters nach 31 Jahren das Amt niedergelegt hatte [ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 13b]. Am 15. Oktober wurde dann seine Krankheit aktenkundig [ISG Frankfurt, Bmb., 1504, fol. 67r]. 2388 ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 32. 2389 ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 26a. Das Korn bekam er, wie auf der Rückseite von ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 26c eigens vermerkt wurde.

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erklärbare, überteuerte Konditionen, die sie ihren „Mandanten“ abverlangten. Auffällig ist jedenfalls, dass Artikel XXX der Schöffengerichtsordnung B ausdrücklich mit den Worten eingeleitet wurde: »Item umb die fürsprechen, als die zu viel geldes nemen, von Momperschafft, tageleisten, umb auch andern sachen«.2390 In den Artikeln XXX bis XXXIV2391 ergriffen die Schöffen aufgrund der Missstände schließlich umfangreiche Regulierungen, unter anderem die Einsetzung durch Schöffen und Schultheiß2392 sowie die Empfehlung von Gebühren für die außergerichtliche Vertretung.2393 Im Jahr 1507 wurde im zweiten städtischen Eidbuch eine umfangreiche »Ordenuge wie sich Gerichtsschreiber fürsprechen unnd montpar am gericht gegen Clager und Antworter unt der belonung unnd sunst halten sollen von unns dem Rat ofgerichtet«.2394 Sie enthält einen ausführlichen Fürsprechereid, der eigens auf Streitigkeiten der Fürsprecher mit den Parteien wegen der Entlohnung eingeht2395 und zudem detaillierte Bestimmungen über die Bezahlung der Fürsprecher bereithält. Die Bestimmungen der Ordnung von 1507 wurden wiederum womöglich eigens durch handschriftliche Aushänge in der Stadt bekannt gemacht2396 und anscheinend weitgehend wörtlich2397 in die eigentliche Reforma2390

Nach THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 278. ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 14, fol. 18v–19r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 279. 2392 Art. XXXII [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 14, fol. 18v–19r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 279]. 2393 Art. XXXIII [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 14, fol. 19r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 279]. 2394 ISG Frankfurt, Eidbücher Nr. 2, fol. 291r–306r. Die Datierung ergibt sich aus der Eintragung der Eidesleistung von BERNHARD HUSLIN zum Fürsprecher vom 9. September 1507 in gleicher Schrift am Ende [auch erwähnt bei HALBLEIB/WORGITZKI 2004 (wie Anm. 153), S. 137, Fn. 180]. 2395 »obe soldes und lones halbe zwuschen ime und den parthyen Irrunge oder Spenne enstunden desselben zu pleiben by den Scheffen des Reichs gerichte oder dem oder den sie das bevelhen wurden« [ISG Frankfurt, Eidbücher Nr. 2, fol. 292v ≙ UniBibl. Frankfurt, Ausst. 144a, fol. 43r (kleinere orthographische Unterschiede); darunter wurden vier Eidesleistungen von 1522, 1529, 1532 und 1538 vemerkt. 2396 Nach COING 1939 (wie Anm. 11), S. 14, Fn. 5 enthalten die beiden Pergamentblätter im ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 15 Auszüge aus der Reformation von 1509, u. a. den Fürsprechereid und die Regeln zur Entlohnung, offenbar zum öffentlichen Aushang bestimmt. Jedoch erscheint es eher denkbar, dass die beiden Blätter zur Bekanntmachung der erwähnten Ordnung aus dem zweiten Eidbuch bestimmt waren, denn von der Reformation von 1509 wurden offenbar in großem Umfang Exemplare gedruckt, die eben jene Materien behandelten und so einen Aushang entbehrlich machen konnten. Jedenfalls wurde im zerstörten Rechenbuch von 1509 am 21. Juli eingetragen: »Gerichtordenung bücher. 110 gl. geben dem buchdrucker zu mentz für 738 bücher, darinne die ordenunge des Richsgerichts, auch der Erbfelle, momparschaft u. Testament besagende. 9 heller zu krangelt die kiste mit den büchern zu heben. 3 heller zu füren. 12 heller den stangenknechten die bücher off die Rompelkammern zu tragen« [ZÜLCH 1916 (wie Anm. 2052), S. 155; in den vorgehefteten handschriftlichen Notizen im ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 31c, fol. 2v ist von 700 Büchern für 100 Gulden die Rede]. Der Auftrag hierzu wurde Ende März 1509 erteilt: 2391

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tion von 1509 übernommen.2398 Gerade im ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert spitzte sich die Lage offenbar zu, gerade in einer Zeit also, in welcher der Oberhof in Frankfurt eine neue Blüte erlebte und die Schöffen vermutlich ein besonders großes Interesse an einer funktionierenden und effektiven Gerichtsbarkeit hatten, um den steigenden Fallzahlen gerecht werden zu können. Das Beispiel des Mainzer Notars und Klerikers BERNHARD HUSLIN, zu dem besonders viele Quellen vorliegen, mag die prekäre Situation der Fürsprecher in dieser Zeit illustrieren, da er häufig versuchte, das Amt wieder zu wechseln, aber dann doch immer wieder zurück nach Frankfurt kam. Schon als er sich am 18. Dezember 1501 auf das Fürsprecheramt bewarb, wies er eigens darauf hin, dass er von diesem Amt alleine nicht werde leben können.2399 Obwohl er vermutlich »Als die Rats fründe zü mentze gewest sin, und bii dem buch drucker doselbst gewest […] für die gerichte ordenug drücken zü laisßen, siebenhodert bücher für eyn hondert güld« [ISG Frankfurt, Bmb., 1508, fol. 114v]. Unklar ist, ob der obige Rechenbucheintrag so zu verstehen ist, dass nur Auszüge gedruckt wurden. Hierfür spricht, dass eigens eine Anzahl von Rechtsmaterien ausdrücklich benannt wurde. Allerdings wurde auch der Druckort Mainz genannt und genau hier entstanden bei PETER SCHÖFFER die vollständigen Exemplare. Zudem wurde am 3. November 1509 im 1944 vernichteten städtischen Rechenbuch der Druck der Exemplare für die Stadt festgehalten, wo nun ausdrücklich von Reformation die Rede ist: »Reformacionsbücher. 1 £ 6 h für 2 bücher dess Rats Nu reformacion inzubinden, zu planieren u. mit ketten zu verwaren, eyns an das gericht u. das ander in der undern Ratstoben« [ZÜLCH 1916 (wie Anm. 2052), S. 155]. Schließlich wurde Anfang August 1509 beschlossen: »It(em) der Nuwen Reformacion halber sal man iglichem Ratsfrundtt und Schrybere eyne gebe [¶] It(em) der glychen sal man iglicher zünffte und iglichem furesprech(en) eyne geben« [ISG Frankfurt, Bmb., 1509, fol. 33v ≆ Auszug bei ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 7; in Bezug auf die Zünfte nochmals a. a. O., fol. 55r]. Dies dürfte die hohe Anzahl der Drucke erklären. Insgesamt harrt leider die Entstehung der Reformation von 1509, zu der reichhaltige Quellen vorhanden sind, noch der genauen Erforschung, sodass hier vorläufig vieles im Dunkeln bleibt [vgl. die knappen Ausführungen von COING 1939 (wie Anm. 11), S. 147; HOLZBORN, Die Geschichte der Gesetzespublikation (2003), S. 57; JOHANN 2001 (wie Anm. 174), S. 54–57; MATTHÄUS 2000 (wie Anm. 144), S. 262 f.; ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 6–8; STOBBE, Geschichte der deutschen Rechtsquellen, Abt. 2 (1864), S. 315–317]. 2397 Nur wenige Hinweise können hier gegeben werden. Auffallend ist, dass einzelne Bestimmungen der Ordnung von 1507 von späterer Hand gestrichen oder ergänzt wurden. Als Beispiel sei hier eine Streichung im Abschnitt »Vonn denn Bekenntnissen« angeführt [ISG Frankfurt, Eidbücher, Nr. 2, fol. 299r]. Dieser Textteil findet sich auch nicht in der Reformation von 1509, wohingegen die Absätze zuvor und danach wörtlich übernommen worden sind [vgl. UniBibl. Frankfurt, Ausst. 144a, fol. 47r]. 2398 Vgl. UniBibl. Frankfurt, Ausst. 144a, fol. 44r. Denkbar erscheint aber, dass die Ordnung von 1507 aus den Beratungen zur Reformation von 1509 hervorging und gewissermaßen eine Vorabveröffentlichung darstellte. 2399 ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 12a; hierauf verwies wohl auch ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 187. Bereits am 26. Dezember 1501 hatte er seine Bitte wiederholt [ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 12b]. Im Rat wurde seine Bewerbung Ende Dezember 1501 beraten: »Als Bernhardus hußlin notarius zu mentz bitt umb daß fursprechen ampt ine uff ey(n) rat tag alh(er) zu suchen

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erst Ende 1501 oder zu Beginn des Jahres 1502 das Fürsprecheramt verliehen bekommen hatte, wurde schon am 2. Juni 1502 im Rat eine Bewerbung um das Gerichtsschreiberamt in Frankfurt zur Kenntnis genommen.2400 Das angestrebte Amt bekam er aber nicht verliehen.2401 Am 21. Juli 1502 wurde dann die Bitte des dieses Mal ausdrücklich als Fürsprecher bezeichneten BERNHARD HUSLIN, ihn als Stadtschreiber nach Bingen gehen zu lassen, beraten und abgeschlagen: »Als bernhardus Hußlin dr vorsprecher schribt, im züvergünd nach dem gerichtStat schriber ampt zu bing(en) zu biet(en) im das gutlich abslagen«.2402 Am 2. August 1502 bat er schließlich um Urlaub vom Fürsprecheramt und erneut um die Erlaubnis zur Bewerbung in Bingen,2403 allerdings auch wieder ohne Erfolg: »Als Bernharde hußlin fursprech schribe und bit im urlaub zu geben im das gutlich abslage«.2404 Daraufhin bat er am 4. August um ein anderes Amt, da er vom Fürsprecheramt nicht leben könne.2405 Am 8. Februar 1504 wandte er sich abermals an den Rat, dieses Mal mit der Bitte, darüber hinaus Momparschaften2406 wegen eines besseren Auskommens annehmen zu dürfen,2407 eine Tätigkeit, die nach dem Stadtrecht inkompatibel mit dem Fürsprecheramt war.2408 Am 6. Februar 1505 gab er schließlich in einer erneuten Supplikation an den Rat an, dass ihm seine schriftliche Bitte »drey oder virdhalbe morhen ze erloben ist abgeschlagen«, und erklärte sodann, sein Fürsprecheramt aufzugeben, aber, sofern dies nötig sei, bis Palmsonntag

schreiben« [ISG Frankfurt, Bmb., 1501, fol. 90r; vgl. ferner den Entwurf eines Antwortbriefes an ihn vom 26. Dezember 1501 im ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 12c mit gleichem Inhalt] und im Januar 1502 wurde seiner Bewerbung dann offenbar stattgegeben: »Die fründe zu Bernhart hüßlin de(r) umb daß fürsprech(en) ampt bitt« [ISG Frankfurt, Bmb., 1501, fol. 93r]. 2400 ISG Frankfurt, Bmb., 1502, fol. 15r: »Niclaus bursing [¶] Bernharde hußlin als die umb das gerichtschriber ampt byt(en) } zu den andern uffzrihen«. 2401 Er selbst erwähnte im ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 15/2 und Nr. 43a, dass ihm das Gerichtsschreiberamt abgeschlagen worden sei. 2402 ISG Frankfurt, Bmb., 1502, fol. 35r. Vgl. hierzu seine vorherige Eingabe im ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 15/1. 2403 ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 15/2. 2404 ISG Frankfurt, Bmb., 1502, fol. 40r. 2405 ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 15/3. 2406 Ein Mompar war im Gegensatz zum Fürsprecher ein vollumfänglicher Vertreter. Zur sprachlichen Verbreitung von Mompar vgl. KÜNßBERG 1926 (wie Anm. 58), S. 39 f. Anders als BRÜBACH 1994 (wie Anm. 608), S. 155, Fn. 270 zu meinen scheint, waren Momparschaft und Fürsprechertum rechtlich getrennte Ämter. 2407 ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 24. 2408 Vgl. Art. XXXI der Schöffengerichtsordnung B [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 14, fol. 18v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 278 f.].

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(16. März 1505) den Dienst weiter zu versehen.2409 Im Rat wurde seine Amtsaufschreibung am 11. Februar 1505 positiv beraten: »Als Bernhart hŭselin sin fürsprechen Ampt üffschribt biß üff palmarn dwile sich B. weiß zu besseren ime ey(n) gonstigliche orlaup und abeschenk gonnen«.2410 Doch bereits am 20. Juli 1507 bat er erneut um Aufnahme in das Fürsprecheramt,2411 was der Rat wiederum in seinem Sinne beschied: »Als Bernhart hüselin schreibt und bitt widder zü dem fürsprech(en) ampt üffzünem(en) […] inen zu(m) ampt komm(en) laisß(en)«.2412 Offenbar im Zusammenhang mit der Fürsprecheraufnahme verlieh der Rat dieses Mal zugleich das Bürgerrecht Frankfurts,2413 wie es als zusätzlicher Anreiz auch bei anderen Fürsprechern belegt ist. Aus einem Brief vom 13. Januar 1509 an Meister FRIEDRICH VON ALZEY wird sodann ersichtlich, dass er offenbar Stadtsyndicus werden wollte und hierbei, ähnlich wie EBERART ROSENACKER es zuvor erreicht hatte,2414 eine Verwischung der Grenzen zwischen Fürsprecher und Stadtadvokat begehrte.2415 Hierbei dürften die zu erwartenden Mehreinnahmen ein Grund gewesen sein. Sein Gesuch selbst ist nicht erhalten, wohl aber ein Brief vom 6. Februar 1509 mit der Bitte um Antwort auf seine Bewerbung, in dem er zudem abermals den schlechten Verdienst im Fürsprecheramt beklagte: »Nach dem ich nŭn vergangenen Jars by dreyssig gulden mynder gehebt hab, dann als ich vor hier gewesen bin, Deß halb viel ingebießt«.2416 Am 20. März 1509 schrieb er dann an den Bürgermeister FRIEDRICH VON ALZEY, nachdem er abermals keine Antwort erhalten hatte, Fürsprecher bleiben zu wollen, falls er das Syndicat übertragen be2409

ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 401. ISG Frankfurt, Bmb., 1504, fol. 100r. 2411 ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 35, wo er auch erwähnte, zwischenzeitlich weggezogen zu sein. 2412 ISG Frankfurt, Bmb., 1507, fol. 25r. Im ISG Frankfurt, Eidbücher Nr. 2, fol. 306r findet sich seine Eidesleistung als Fürsprecher am 9. September 1507 unter einer neuen Ordnung protokolliert [dies erwähnte auch HALBLEIB/WORGITZKI 2004 (wie Anm. 153), S. 137, Fn. 180]. Im Bürgermeisterbuch wurde am 9. September 1507 hierzu protokolliert: »Bernhart hŭselin sin fŭrspreche(n) eyt hat der Nüwen ordenu(n)ge sweren laisßen, ünd eyne(n) halb(en) schilling gütlichen lihen« [ISG Frankfurt, Bmb., 1507, fol. 45v]. 2413 »Bernhart Huselin hait den Burg(er) Eit gelobt und gesworn feria quinta post Nativitare ma(rie)n anno xvc septio [9. September 1507] und ist fure eyne fursprech(en) an deß Richs gericht uffgnome(n)« [ISG Frankfurt, Eidbücher Nr. 2, fol. 306r]. Zwar findet bereits im Jahr 1500 die Einbürgerung eines »Bernhardus Hüselin von Nyssen« [ISG Frankfurt, Bürgerbücher, 1500–1540 (Bd. V), fol. 15r] und nochmals 1523 [ISG Frankfurt, Bürgerbücher, 1500–1540 (Bd. V), fol. 161r], doch ist wahrscheinlich eine andere Person gemeint. 2414 Vgl. ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 388 und ISG Frankfurt, Bmb., 1500, fol. 81v. 2415 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 394. 2416 ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 43a. 2410

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komme und zu Terminen nach Mainz fahren könne, gegebenenfalls aber auch auf das Amt des Stadtsyndicus zu verzichten bereit zu sein, falls seine Bezüge als Fürsprecher aufgebessert würden.2417 Die Nichtbeantwortung seiner Eingaben zeigt vielleicht zugleich das Bestreben des Rates, die Fürsprecher möglichst am Gericht zu halten und nicht in andere städtische Ämter zu übernehmen. Dies erkannte wohl BERNHARD HUSLIN und gab sich möglicherweise auch deshalb mit einer Aufbesserung des Lohnes zufrieden. Ob er die Stadtadvokatur zu diesen Konditionen letztlich bekam, bleibt unklar. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, da ein pergamentener Dienstbrief vom 8. Mai 1509 als Fürsprecher herrührt, in dem er erwähnte, schon »ettlich zeyt byß anher« das Amt versehen zu haben.2418 In diesem Brief wurde bemerkenswerterweise zudem erwähnt, dass er offenbar mehrfach auf Drängen anderer Personen das Amt wechseln wollte: »Und nach dem etliche mine gunstige furdere, mich zu andern ampten und und diensten usserhalb franckenfurt zu forden gedriben [im Entwurf: bearbeit]« dann »Aber inne bertrachtunge der gonstige neygung mire von egemelten minen heren dem Rat alhie begegent ist mich one der selben miner Herren des Rats sonderlich güt wissen und erleubniß andere ende zu dienste usserhalb franckenfurt mir erwogen laißen wullen« und wegen einer Aufbesserung seiner Bezüge auf 18 Achtel Korn geblieben sei.2419

Diesem Dienstbrief nach durfte BERNHARD HUSLIN also außerhalb der Stadt als Fürsprecher tätig werden, was aber viele andere ebenso taten und daher kaum eine weitere Gunsterweisung des Rates dargestellt haben dürfte. Vor dem Juni 1513 schrieb er dann offenbar abermals sein Fürsprecheramt auf und verließ wohl auch die Stadt.2420 Vorangegangen war wohl ein Streit mit einem anderen Fürsprecher.2421 Bis zum 30. März 1515 war er nicht wieder in die Dienste der Stadt zurückgekehrt, denn in einem Brief mit der Erklärung eines Forderungsverzichts von 2417

ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 43b. Am 22. März wurde daraufhin den Bürgermeistern offenbar ein Verhandlungsmandat gegeben, um ihn zu halten [vgl. ISG Frankfurt, Bmb., 1508, fol. 116r]. 2418 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 405; ein Entwurf hierzu findet sich im ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 406. 2419 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 405; bemerkenswerterweise enthält ein Entwurf zu einem Dienstbrief für Meister JOHANNES ZWYG VON SPEYER vom 8. Mai 1509 (15. Juli 1508 wurde gestrichen) die beinahe wörtlich übereinstimmende Formulierung (mit einigen Streichungen im ersten Teil) auch, wobei ihm aber zehn Achtel Korn versprochen werden sollten [vgl. ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 403, fol. 1r]. 2420 In einem Brief vom 30. Juni 1513 erwähnte er, Urlaub genommen zu haben, und erbat Hilfe bei der Eintreibung von Schulden [ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 62a]. 2421 Vgl. UniBibl. Frankfurt, Ausst. 144a, Zusätze, fol. 25r (handschriftlicher Nachtrag); ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 62b.

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diesem Tag erwähnte er, nun Hofgerichtsschreiber zu sein.2422 Außerdem legte er offen, dass ihm während seiner Zeit als Fürsprecher und Mompar sechs nun erlassene Gulden geliehen und zudem zwei Gulden in Gold in Verehrung vermacht worden waren.2423 Allerdings wollte er bereits 1523 wieder nach Frankfurt zurückkehren, denn in einem Brief vom 12. Juli diesen Jahres bat er um eine Prokuratorenstelle und wollte zugleich wieder Bürger werden, nachdem er wegen des Wechsels in das hessische Hofgerichtsschreiberamt das Bürgerrecht aufgegeben, nun aber wiederum diese Stelle aufgesagt habe.2424 Offenbar gewährte ihm der Rat aber wenigstens das Bürgerrecht nicht sogleich wieder, denn nochmals am 21. Juli 1523 begehrte er es und erwähnte hierbei seinen Grunderwerb.2425 Im entsprechenden Bürgerbuch findet sich aber auch nach dieser Eingabe kein korrespondierender Eintrag.2426 Die gut nachzeichenbare Karriere und Lebensgeschichte BERNHARD HUSLINS mag ein extremes Beispiel sein, zeigt aber sicherlich die schwierigen Einkommensverhältnisse der Fürsprecher exemplarisch und untermauert in den vielen Bemühungen des Rates das eingangs erwähnte Spannungsverhältnis. Einerseits wurden die Fürsprecher seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert zunehmend unverzichtbar für die Rechtspflege vor Gericht wie auch außerhalb eines streitigen Verfahrens. Andererseits aber hatte der Rat größere Probleme, die Fürsprecher länger zu halten und musste offenbar beträchtliche Mühen auf sich nehmen. Unter dem Gesichtspunkt der „Professionalität“ des Gerichts ist dies ein bemerkenswerter Gesichtspunkt, da aufgrund der beruflichen Tätigkeit offensichtlich ganz neue Problemfelder entstanden, die Tätigkeit eben auskömmlich sein musste. Gerade dies war aber weiträumig nicht der Fall, was sich zu einem großen Problem für den Rat entwickelte. Denn BERNHARD HUSLIN war nicht der Einzige, der in dieser Zeit aus wirtschaftlichen Gründen das Amt aufgeben wollte beziehungsweise dies sogar tat. Am 20. August 1504 gab EBERHARD ROSENACKER das Amt auf, weil er davon nicht leben könne, und wechselte zum Grafen von Hanau als dessen Sekretär.2427 In einem Brief an den Rat vom 17. Juni 1505 wies er, sicher mit Blick auf die schlechten Einkommensbedingungen im Fürsprecheramt und als Vorwurf auf den Tod des Fürsprechers WERNER HUCHELMEYER, auf die Krankheit von HANS KALDEN-

2422

ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 411. ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 411. 2424 ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 94. 2425 ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 110. 2426 Wie Anm. 2413. 2427 ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 26b. 2423

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HESS sowie seine eigene Geschichte hin.2428 Die Verbitterung in seinen Ausführungen ist deutlich wahrzunehmen. Vor Gericht in Frankfurt trat er offenbar aber immer noch auf, wie aus einer Beschwerde der Fürsprecher MICHEL GABLER, JOHANNES ZWYG und CONRAD KREMER vom 16. September 1505 hervorgeht.2429 Vermutlich hatte deren Eingabe wiederum monetäre Hintergründe, denn die beiden Letztgenannten baten kurz darauf am 20. April 1506 um Kostenerstattung für Kleidung und Korn,2430 was auf deren Bedürftigkeit hinweist. Am 4. Februar 1507 schrieb dann ANTONIUS REIN sein Fürsprecheramt gegenüber dem Rat wegen schlechter Verdienste auf, obwohl ihm zahlreiche Streitfälle zugefallen seien.2431 1507 erhielt der Fürsprecher Meister JOHANNES ZWYG VON SPEYER einen Zuschuss vom Rat.2432 Am 3. April 1509 wandte er sich erneut an den Rat und gab sein Amt wegen Krankheit auf, erklärte aber, weiter der Stadt gegen ein Entgelt von zehn Gulden jährlich oder andere Beihilfen dienen zu wollen.2433 Wieder waren also offenbare finanzielle Beweggründe ausschlaggebend. Am 25. Juni 1510 gab dann CONRAD KREMER das Fürsprecheramt nach nur einem halben Jahr wieder auf, weil er »alle jar müßt lx güld zu meiner nothurfft für atzung und hauszins haben für mich und mein wybe und zwey kinder zusambe einer dinstmagt«, er aber am Gericht im Jahr nur zwölf und höchstens 30 Gulden verdienen könnte.2434 Dies mag auch erklären, wieso es trotz der städtischen Besoldung nicht immer einfach gewesen zu sein scheint, Fürsprecher für das städtische Gericht zu finden und 1487 sogar Schultheiß und Schöffen im Rat verpflichtet wurden, sich nach Fürsprechern umzusehen: »It(em) nach fursprech(en) seen / unße h(erren) die scheff(en) und der schulth(eiß)«.2435 BACH GENANNT

2428

Vgl. ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 26c. Vgl. ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 27. 2430 Vgl. ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 30. 2431 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 402. 2432 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 166. Vgl. zu ihm Anm. 2321. 2433 ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 44/2. 2434 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 410. Vgl. auch ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 45/2 vom 27. Juli 1510 mit der Bitte um seine Entlassung aus dem Bürgerrecht und Bestätigung der ordnungsgemäßen Aufschreibung des Amtes, weil er in die Dienste des Bischofs von Worms treten wolle. Er war am 15. Januar 1510 gerade erst wieder in das Amt aufgenommen worden [ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 407; ein erster Entwurf ist Dienstbriefe, Nr. 409, ein zweiter Dienstbriefe, Nr. 408]. Bemerkenswert an ihm ist, dass er Bürger und schon zuvor als Fürsprecher tätig gewesen war, dann aber wegen eines Streites einige Jahre nicht tätig sein durfte und mit diesem Dienstbrief erneut in ein Dienstverhältnis trat [vgl. ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 407; vgl. auch ISG Frankfurt, Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 45/1 vom 8. Januar mit der Bitte um erneute Bestallung]. 2435 ISG Frankfurt, Bmb., 1487, fol. 41v vom 18. September 1487. 2429

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Die Amtsaufgaben lassen deutlich erkennen, dass die hohe Spezialisierung der Tätigkeiten, gerade ein wichtiger Aspekt eines „professionell“ organisierten Gerichts, im 15. Jahrhundert zu einem Problem geworden war. Erhalten haben sich ferner die Briefe zur Amtsaufgabe der Fürsprecher BERNHARD VON SODEN von 1471,2436 MICHEL KOLER von 14832437 und HANS VON BONN von 1484.2438 Während BERNHARD VON SODEN einen kurzen Brief mit wenigen Zeilen aufsetzte, machten die beiden anderen deutlich längere Ausführungen. HANS VON BONN schilderte hierbei unverblümt: »Hett ich gemeynt solich ampt mir bessern verdinst bracht habin sule«, er aber kein Auskommen habe und deshalb das Amt aufgebe.2439 MICHEL KOLER gab demgegenüber bemerkenswerterweise an: »So als uwer ersame fursichtikeit durch myner gutten gonner und freunden furbete auch myner selbst flißigk anruffen und begerung wegen mich mit dem fursprechen ampt begnadigent und versehen und zu eyne(n) uwerm gerichts diener uffgenomme(n) gehabt habent, solicher ertzeugten begnadigunge ich uwer Ersamkeit allezyt dwil ich leben danckber zu syn und zuverdienen schuldig byn auch gerne thun wulle unnd dwil nŭ ich armes blodikeit myner uffmerckung unnd unvermogenteit myns libes entphind deßhalb ich solich ampt als mir von rechtes und ampts wegen billich gepuret nu versteen mag auch myner sele selikeit dar ynne zuverwaren in sorgen stee als ich durch myn selbst verfrentenis auch underwisung erberer personen underrichtung habe Herromb so sagen ich uwer Ersamkeit solich fursprechen ampt uff«.2440

Allerdings war seine geistige und körperliche Schwäche offenbar nicht so weit fortgeschritten, dass er nicht noch als Mompar arbeiten konnte, ähnlich wie HANS VON BONN nach seiner Amtsaufgabe als Fürsprecher auch.2441 Grund

2436

ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 396. ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 397. Zugleich wurde am 1. November 1483 protokolliert: »It(em) als michel koler Im padenßhuß hoff daß fursprech(en) ampt offgeschrib(en) hat, daby lasß und nach ande(rn) fursprechen gedenke(n) haben« [ISG Frankfurt, Bmb., 1483, fol. 44v]. 2438 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 398. Auf der Rückseite wurde vermerkt »als Hanns von Bonn das fursprechen Ampt abprecht«. Zugleich wurde am 6. April 1484 protokolliert: »It(em) als Hanns von Bonne von dem fursprechen ampt urlaub bit, geben« [ISG Frankfurt, Bmb., 1483, fol. 76r]. 2439 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 398. 2440 ISG Frankfurt, Dienstbriefe, Nr. 397. 2441 HANS VON BONN ist als Mompar zahlreich belegt: ISG Frankfurt, Glauburg Urk.n, Nr. 393 (1489); ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.210/1 (1493); ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.272 (1496); im zerstörten Gerichtsbuch nach COING 1939 (wie Anm. 11), S. 109, Fn. 1 (1496); ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.014 (undatiert, möglicherweise 1501); ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.224/1 (1501); ISG Frankfurt, Bmb., 1504, fol. 21r (1503); ISG Frankfurt, Glauburg Urk.n, Nr. 462 (1506); ISG Frankfurt, Glauburg Urk.n, Nr. 468 (1508). Als »anwalt« (hiermit dürfte sachlich ein Mompar gemeint sein [vgl. CORDES 2008 (wie Anm. 2147), Sp. 255, anders hingegen BENDER 1967 (wie Anm. 983), S. 32]): ISG Frankfurt, Heiliggeistspital, Nr. 847 (1505/06). Als Vormund: ISG Frankfurt, Bmb., 1505, fol. 42r. MI2437

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hierfür dürfte deshalb vielmehr gewesen sein, dass in Frankfurt eine Inkompatibilität beider Ämter statuiert war und offenbar die Ertragsaussicht als Mompar besser war. Die Schöffengerichtsordnung B enthielt erstmals in Artikel XXXI das weitgehende Verbot für Fürsprecher, als Mompar tätig zu werden: »Item von der momperschafft wegen, als vor irludet, das vorter die fursprechen furter me nymant momper werden oder sin sulen, umb sunderlicher sache und unrads willen, die dem gerichte davo(n) entstanden ist, und vort(er) entsteen mochte, als dan die Scheffen das sunderlich gewegen han.«2442

Der Norm nach waren wohl Missstände ausschlaggebend für die Regulierung, aber hierin kann auch ein Anzeichen der Spezialisierung der Tätigkeiten am Schöffengericht gesehen werden, die in eine Zeit fällt, in der beispielsweise ebenso die Schreibertätigkeiten in Frankfurt ausdifferenziert wurden. Das Verbot war hierbei eine echte Rechtsneuerung, denn noch zu Beginn des 15. Jahrhunderts scheinen beide Tätigkeiten miteinander vereinbar gewesen zu sein, wenn etwa in einem Gerichtsbrief von 1416 »Ernst furspreche als ein mompar« erwähnt wurde.2443 Diese Ausdifferenzierung der Vertretungstätigkeiten wurde vermutlich überhaupt erst möglich, weil nicht nur die Fürsprecher, sondern auch die Momparn mitunter berufsmäßig tätig wurden.2444 Die Momparschaft war hierbei in Frankfurt wie vielerorts eine mit Ausnahme von Eidesleistungen vollumfängliche Vertretung einer Person.2445 Hierbei finden sich, ähnlich früh wie für die Fürsprecher, städtische Normierungen. So bestimmt ein Ratsgesetz von 1354, dass derjenige, der einen »muntpar seczen will, der sal sie seczen vor schultheizse und scheffen an gerichte«.2446 Ein Privileg König WENZELS von 1395 bestätigte, dass die Einsetzung nur mit Wissen und Willen des Rates geschehen konnte.2447

CHEL KOLER ist als Mompar belegt: ISG Frankfurt, Alten-Limpurg, Nr. 185 (1489); ISG Frankfurt, Holzhausen Urk.n II, Nr. 273 (1494). 2442 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 14, fol. 18v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 278 f. 2443 ISG Frankfurt, Glauburg Urk.n, Nr. 173. 2444 Bereits KIRCHNER 1807 (wie Anm. 354), S. 501 sah in ihnen einen eigenen Berufsstand, den er allerdings zwischen Juristen und Mäklern einordnete. 2445 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 31 f. 2446 Ratsgesetz A 31 vom 1. Mai 1354 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 97. 2447 ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 260 ≆ Druck bei SENCKENBERG 1734 (wie Anm. 1524), S. 564 f. (modernisiert) ≙ Regest 260 bei JUNG 1892 (wie Anm. 574), S. 24: »Durch soelch Burger oder ynwoner zu franckenfurt besetzunge oder giftunge einer truwenhenderschaft, einer mu(n)parschaft oder sust bestellen oder besetzen wolde, der sol das tun mit willen und wissen des Rates zu franckenfurt«. Der Rat erließ im Anschluss an dieses Privileg offenbar ein Statut und bestimmte, dass die Einsetzung vor drei oder mehr

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Diese Bestellung wurde regelmäßig in das Gerichtsbuch eingetragen.2448 Hierbei müssen zwei Ebenen unterschieden werden. Zum einen gab es Vertreter nicht voll geschäftsfähiger Personen, die als Momparn bezeichnet und regelmäßig unentgeltlich tätig wurden. So wurde außerhalb einer beruflichen Tätigkeit die Ausübung der ehelichen Muntgewalt als Momparschaft aufgefasst, die in Ansätzen noch im 15. Jahrhundert in Frankfurt vor allem in güterrechtlichen Zusammenhängen erkennbar wird.2449 Darüber hinaus bekamen verwaiste minderjährige Kinder einen Mompar zugeteilt, der primär ein Verwandter sein sollte.2450 Aber auch Aussätzige, die in einem eigenen Gutleuthof außerhalb der

Schöffen oder Ratsleuten geschehen sollte [Druck bei SENCKENBERG 1734 (wie Anm. 1524), S. 566 f. (ohne Quellenangabe)]. 2448 SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 43. Nach COING 1939 (wie Anm. 11), S. 31 enthielten die Gerichtsbücher zahlreiche Vermerke hierzu. 2449 Im Jahr 1440 erklärte ein Ehemann vor Gericht etwa ausdrücklich, »das er siner husfrauwe nit befohlen habe, burge zu werden fur solche gelt […] und auch das nit gewilliget habe, nach dem er dan derselben siner husfrauwen mompar ist und sie nit der sin« [Eintrag 70 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 491]. Beinahe wortgleich wird im ›baculus iudicii in Art. 34 hierauf verwiesen, wenn etwa bei einer Klage gegen Eheleute die Zustellung an den Ehegatten genügte: »want er ist der frauwen momp(er) und sie ist sin momp(er) nicht« [ISG Frankfurt, Gesetze 12, fol. 5v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 235]. In einem Gerichtsbucheintrag von 1484 wiederum trug der Ehegatte vor, dass er seiner Hausfrauen Mompar »vom rechts wegen sy« [Eintrag 85 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 512]. 2450 Bereits im sog. Schultheißenbuch von SIGFRIED ZUM PARADIES, entstanden ab 1366, wurde eine Pflegschaft des Schultheißen für elternlose Kinder erwähnt, die durch die Setzung eines Mompars vor dem Schultheißen umgangen werden konnte [Eintrag 1 bei BÜCHER 1915 (wie Anm. 130), S. 6]. In den Jahren 1428–1430 beratschlagte der Rat intensiv, wie Kinder zu versorgen und ihnen Momparn zu setzen seien, was sich in den 1944 vernichteten Bürgermeisterbüchern dieser Jahre niederschlug. Dies zeigen Einträge von 1428 (»Item zu Ratslagen eyn gesecze zu machen so eyn frauwe iren wydenstul verrucket, iren Kindern mompar zu seczen etc.«) und von 1430 (»Item zu ratslagen Kinde zu versorgen nach der eldern abegange und frau etc. sich zuverandern und neuer Kinde«) [beide nach ISG Frankfurt, S6b-57, S. 9]. Laut dem Bmb. von 1430 kam der Rat dann überein: »Wan eyn man oder eyn frauwe abegingen und Kinde liessen, begerten des Kindes frunde den Kindern monpare zu seczen, daß sulde man tun. Nota wer die Kinde halden fater oder muder reden. Item die Kinder nit zuverandern ane die tru« [ISG Frankfurt, S6b57, S. 10]. Im Jahr 1438 wurde diese Pflegschaft in einem Ratsgesetz eigens geregelt [Ratsgesetz 228 vom 23. Oktober 1438 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 320 f. ≆ ISG Frankfurt, GRO, Nr. 15, fol. 10r (alte Zählung: fol. 27r; Abschrift mit kleineren Auslassungen und Abschreibeungenauigkeiten)]. Der hier u. a. sichtbare Grundsatz, zunächst engste Verwandte als Momparn einzusetzen, hatte wiederum lange Bestand, denn noch 1502 wurde im Hinblick auf eine konkrete Momparbestellung eigens vermerkt, dass nahe Verwandte nicht zu Verfügung gestanden hätten [ISG Frankfurt, Bmb., 1502, fol. 12v]. Der ›baculus iudicii‹ wiederum regelte in Art. 54, dass minderjährigen Kindern ein Mompar bei Verfügungen über Eigen und Erbe zu setzen sei [ISG Frankfurt, Gesetze 12, fol. 8v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 242] und die Schöffengerichtsordnung B normierte schließlich in Art. XXXVIII den Spezialfall, dass der Mompar eines Kindes Geldschulden einklagen wollte [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 14,

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Mauer untergebracht waren und die Stadt nicht betreten durften, bekamen einen Mompar bestellt.2451 Vermutlich wurden wiederum Verwandte eingesetzt. Daneben gab es ferner aber entgeltliche Vertretungen als Mompar für auswärtige oder abwesende Personen. Dies soll an dieser Stelle aber nur zur Abgrenzung und Verdeutlichung der Ausdifferenzierung der Tätigkeiten bei Gericht angedeutet werden. Da einige der entsprechenden Gerichtsbucheinträge gedruckt vorliegen, lassen sich Grundsätze erkennen.2452 Die Einsetzung zu Gewinn und Verlust war üblich.2453 Soweit der Mompar Auswärtige vertrat, haftete er dem Prozessgegner sogar persönlich und musste ihm deshalb Rückbürgen stellen.2454 Der Umfang der Vertretungsmacht wiederum war offenbar variabel, denn 1436 wünschte der Frankfurter Münzmeister STEFAN SCHERFF2455 eine generelle Vertretung,2456 wohingegen 1447 der Mainzer HENNE GENSFLEISCH nur eine Vertretung vor Gericht wollte: »Item Henne Gensfleisch von Menze hat zu mompar gesast Hansen Beyer den scherer, yme sin sache hie an des Rychs gerichte zu Franckenfurt ußzutragen und da inne zu thun zu gewynne und zu verluste als er selbs thun mochte, obe er geynwortig were, daruff der Schultheis denselben

fol. 19v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 280]. Im ISG Frankfurt, GRO, Nr. 40 findet sich noch der undatierte Entwurf einer Ratsverordnung über die Pflichten von ›Tutoren‹, der um 1480 entstanden ist. Hiernach sollten die Fürmünder vor Schultheißen und Schöffen darum bitten, wenn sie Güter des Mündels verkaufen wollten. Von Momparn ist hier nicht mehr die Rede. Inhaltlich entspricht dieser Entwurf den Regelungen der Reformation von 1509 [vgl. UniBibl. Frankfurt, Ausst. 144a, fol. XXXIIIr]. Vgl. ferner die Ausführungen mit Beispielen aus verlorenen Gerichtsbüchern von COING 1939 (wie Anm. 11), S. 46–48. 2451 Bspw. ISG Frankfurt, Bmb., 1459, fol. 11v vom 28. Mai 1459: »Ite(m) Ruprecht(en) dem schnyd(er) als der enreyne ist er moge sine(n) momp(ar) here schick(en) sine schulde intzufordern schr(iben)«. 2452 Ein frühes Beispiel vom 1. März 1357 liegt gedruckt vor als Eintrag 44 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 530, wo die vorangegangene Einsetzung eines Mompars zu Gewinn und Verlust vor Schultheiß und Schöffen Erwähnung fand. Ein weiteres Beispiel von 1436 zeigt hierbei, wie der Mompar zur Vertretung in allen Angelegenheiten bestellt wurde [vgl. Eintrag 68 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 326 f.]. 2453 Ebenso SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 145; SCHUNDER 1953 (wie Anm. 142), S. 43. 2454 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 31. 2455 STEFAN SCHERFF war in Frankfurt seit 1426 als Meister der verpfändeten Münze nachweisbar, musste jedoch im Frühjahr 1437 aus Frankfurt hastig wegen behaupteten Ehebruchs fliehen [ERLER 1948 (wie Anm. 2021), S. 41; ROTHMANN 1998 (wie Anm. 113), S. 228, Fn. 153; 239 f. (m. w. Nachweisen)]. Vgl. im Übrigen auch die ausführlichen Ausführungen zur Frankfurter Münzprägestätte im 15. Jh. von ROTHMANN 1998 (wie Anm. 113), S. 206–255. Das Testament seiner Frau von 1433 hat sich als Einband eines Ingelheimer Haderbuchs erhalten [vgl. ERLER 1948 (wie Anm. 2021), S. 41–48 mit Druck des Testaments]. 2456 Vgl. Eintrag 68 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 326 f.

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Hansen in solicher massen in die momparschaf gesast hat als recht ist, doch weres, das sich Eyde geborten zu thun in den sachen so muste Henne Gensfleische selber tun.«2457

Die Bedeutung des Momparamtes für den Rat wird wiederum unter anderem daran ersichtlich, dass die Momparn die Steuer für die Vertretenen zu entrichten hatten.2458 Auf eine „professionelle“ Tätigkeit deutet hierbei neben den bereits erwähnten Hinweisen auch hin, dass sich einige Personen mehrfach als Mompar nachweisen lassen.2459 Insgesamt war die Momparschaft aber offenbar weniger reguliert als das Fürsprecheramt und kein allgemeiner Eid band sie an das Gericht. Für eine gewisse Verbindung zum Reichsgericht spricht aber dennoch, dass die Schöffen etwa 1485 eine Ordnung »allen momparn hie am Richs

2457

Eintrag 83 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 337. Vgl. die mitunter beinahe wortgleichen Bestimmungen in Ratsgesetz 145 (IIX) von 1415 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 234, in Ratsgesetz 170 (V) von 1419 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 256, in Beilage 16 von 1422 bei BOTHE 1906 (wie Anm. 112), S. 21, in Beilage 19b von 1462 bei BOTHE 1906 (wie Anm. 112), S. 26, in Beilage 2 von 1475 bei BÜCHER 1894 (wie Anm. 161), S. 152 (m. w. Nachweisen) ≙ Ratsgesetz 315 (VII), (XXIV) bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 394; 396 ≙ ISG Frankfurt, GRO, Nr. 368, fol. 14v, 18r (Datierung nach fol. 22r, das Ratsgesetz ist undatiert) und Beilage 20 von 1495 bei BOTHE 1906 (wie Anm. 112), S. 32 f. 2459 Der in Eintrag 68 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 326 f. von 1436 als Mompar erwähnte PETER RABEN ist bspw. auch in einem Währschaftsbrief von 1443 als Mompar des HANS MUTINGEN VON AUGSBURG und seiner Gesellschaft verbürgt [ISG Frankfurt, Hausurk.n, Nr. 2.585]. Ebenso lassen sich für den Schreiber PHILIPP RYNHEIM mehrfach Tätigkeiten als Mompar nachweisen: 1471 für HANS VON HEDERDORF und PHILIPP VON HIRßBERG [Eintrag 140 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 569], 1471 für ERWIN VON STEGE und DIELCONTZ [Regest 1073 bei FRANZ 1970 (wie Anm. 786), S. 429 f.], 1473 für BARTHOLOMÄUS HEIDELBERGER, offenbar, weil dieser eine Reise unternahm [Druck der Gerichtsbucheinträge bei ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 156; 205 und ZÜLCH/MORI 1920 (wie Anm. 131), S. 57]. Zw. 1466 und 1475 wurde er offenbar für ERWIN VON STEGE und FRIEDRICH NACHTRABE als Mompar tätig [vgl. die Hinweise bei ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 163, der hier seine Tätigkeit wohl fälschlicherweise als Ausübung eines Fürsprecheramtes einordnete, denn in den mitgeteilten Quellenexzerpten ist immer von »mompar« die Rede]. Er lässt sich zudem 1466/67, 1471, 1481 und 1483 auch als Notar in Frankfurt nachweisen [vgl. GERBER 1916 (wie Anm. 2002), S. 127; 132; Regest 1535 bei BATTENBERG 1982 (wie Anm. 761), S. 92 ≙ Regest 1950 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 483; Regest 1828 bei BATTENBERG 1982 (wie Anm. 761), S. 194 ≙ Regest 1989 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 491]. Offenbar war er ein Geistlicher der Mainzer Diözese [vgl. Regest 1535 bei BATTENBERG 1982 (wie Anm. 761), S. 92 ≙ Regest 1950 bei RONNER 1999 (wie Anm. 1051), S. 483], KARL WALTHER ZÜLCH führte ihn ferner als Buchschreiber [vgl. ZÜLCH 1935 (wie Anm. 112), S. 163 f.]. Zudem finden sich in den noch erhaltenen Bedebüchern des 15. Jh.s eigene Verzeichnisse der Momparn, was ebenfalls auf eine Tätigkeit hindeutet, die in den Augen der Zeitgenossen beruflich ausgeübt wurde [vgl. ISG Frankfurt, Schatzungsamt. Bücher, Nr. 103 (1484), S. 103–106 (»Mompae und truenhend(er)«) und Bücher, Nr. 102 (1475), fol. 69r–70r (»Truwenhend(er)schafft«)]. 2458

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gericht«.2460 bekannt machten. Die Inkompatibilität zwischen Fürsprecheramt und Mompartätigkeit scheint im beginnenden 16. Jahrhundert zunächst in der Praxis aufgehoben worden zu sein. Denn in einer Urkunde von 1503 wird beispielsweise der »Mompar Hannsen Kaldenbachenn furrsprechenn und geschworenenn unterkeuffer« genannt2461 und 1508 war der als Fürsprecher verbürgte JOHANNES ZWYG ferner als Mompar tätig.2462 Ausdrücklich hob die Reformation von 1509 das Verbot auf: »Als aber montpar un(d) fürsprech(en) bißher zwey ampt gewest / da durch die parthyen des costens und expenß halber beschwert gewest sein / So woͤ lle (n) ds hinfür die fürsprechen auch mo(n)tpar moͤ gen sein.«2463

Die Rezeption wiederum berührte die hergebrachten Tätigkeiten von Momparn und Fürsprechern nicht, wie HELMUT COING zeigen konnte.2464 Im Ergebnis lässt die trotz des Verlusts der spätmittelalterlichen Schöffengerichtsprotokolle Frankfurts immer noch sehr günstige Quellenlage ein umfassendes Bild erkennen. In Frankfurt gab es bereits im 14. Jahrhundert entgeltlich arbeitende Fürsprecher, was neben den zu dieser Zeit bereits nachweisbaren „Berufsschöffen“ ein weiterer Hinweis auf ein früh „professionell“ arbeitendes Gericht in Frankfurt ist. Allerdings gab es zunächst noch keine Pflicht, einen Fürsprecher im Prozess zu haben, was umgekehrt darauf hindeutet, dass die Fürsprecher einen anderen Hauptberuf gehabt haben dürften. Im 15. Jahrhundert änderte sich dies dann grundlegend. Die Fürsprecher waren im Rechtsleben zunehmend unverzichtbarer und vermutlich in diesem Zusammenhang fand eine weitere Spezialisierung statt, in der die Mompartätigkeit isoliert und sogar inkompatibel zur Fürsprechertätigkeit wurde. Hierbei dürfte sich auch der Schwerpunkt verschoben haben. Das Fürsprecheramt entwickelte sich zum Hauptberuf und die immer noch nachweisbaren und vermutlich notwendigen

2460

COING 1939 (wie Anm. 11), S. 31 nach dem 1944 zerstörten Schöffengerichtsbuch von 1485. Kurz darauf erließ dann allerdings auch der Rat eine Verordnung: »It(em) eß sal keyn mo(m)p(ar) alhie mit den Richtern ey(n) besund(er) ub(er)komens mach(en), od(er) auch ey(n) Richt(er) von keyn(em) mo(m)p(ar) myd(er) [?] dan sich nach gerichtlicher ordenug(e) zu nem(en) gepurt und in d(er) Recht(en) ordenug(e) […] [?]« [ISG Frankfurt, Bmb., 1497, fol. 9v vom 23. Mai 1497]. 2461 ISG Frankfurt, Glauburg Urk.n, Nr. 449. 2462 Regest bei ZÜLCH/MORI 1920 (wie Anm. 131), S. 46. 2463 UniBibl. Frankfurt, Ausst. 144a, fol. 35r. Auf diesen Umstand wies bereits COING 1939 (wie Anm. 11), S. 32 hin. In das Ratsexemplar der Reformation von 1509 wurden zahlreiche Vereidigungen von Momparn eingetragen und in den Jahren 1519 sowie 1523 wurden zwei Personen gleichzeitg als Mompar und Fürsprecher vereidigt [vgl. UniBibl. Frankfurt, Ausst. 144a, Zusätze, fol. 25r]. 2464 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 118.

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weiteren Erwerbstätigkeiten sanken zur Nebenbeschäftigung ab. Dies führte vermutlich zwar zu einer weiteren „Professionalisierung“, in der Fürsprecher beispielsweise außerhalb Frankfurts auftraten. Gleichzeitig kam es aber auch zu einer Krise der Rechtspflege, weil das Fürsprecheramt offensichtlich zum hauptsächlichen Broterwerb nicht auskömmlich genug war. Da die Fürsprecher aber unverzichtbar geworden waren, musste der Rat finanziell stark unterstützend eingreifen und große Zugeständnisse eingehen.

c. Gelnhausen Eine derart günstige Quellenlage lässt sich in dieser Form für Gelnhausen leider nicht finden. Dort gab es aber ebenfalls das Institut des Fürsprechers.2465 Der Blick richtet sich zunächst auf den undatierten Eid des Gelnhäuser Richters aus dem ausgehenden 14. oder beginnenden 15. Jahrhundert, in dem es heißt: »Item die tzwen richter sollen mit hantgebenden truwen geloben […] furderlichen und getruwelichen zutun und zu richten nach iren besten synnen den armen als dem Richen und einne iglichen, und were ire zu furesprechen an dem gerichte begert dem getruwelichen sin wort zutun, als ferre einer rechte hait wo aber ir einer verstunde das einer unrechte hette oder das einer ein sache anders vurnemen wolde dann an ime selbst were und under steen unrechte behentlichen vur zu nemen, da sollen sie einen ieden gutlichen von wiisen und die sachen uff das glichest [der Text bricht ab]«.2466

Die Stelle ist nicht leicht zu interpretieren, aber der Wortlaut legt nahe, dass die Richter als Fürsprecher vor Gericht berufen werden konnten.2467 Dies ist ein erstes Indiz für ein Fehlen einer berufsmäßig agierenden Fürsprecherschicht, wohingegen zur gleichen Zeit in Frankfurt bereits entgeltlich arbeitende Fürsprecher zu sehen waren. Fürsprecher fandern darüber hinaus in einer undatierten Kampfgerichtsordnung Gelnhausens,2468 die wohl aus dem späten 14. Jahrhundert oder aber frühen 15. Jahrhundert stammt,2469 Erwähnung. Dort heißt es: 2465 Auch SCHMERBACH 1966 (wie Anm. 187), S. 25 erwähnte das Institut des Fürsprechers in Gelnhausen, führte aber nichts hierzu aus. 2466 StA Marburg, S, Nr. 323, fol. 52v ≙ Regest 2910 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1171. 2467 So wohl auch MICHAEL ZIEG, der in seinem Regest übersetzte: »Wenn einer sie zu Fürsprechern vor Gericht begehrt« [nach Regest 2910 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 1171]. Auch KARL SCHMERBACH sah hier eine Fürsprechertätigkeit belegt [in seinem Kommentar in Grimmelshs.-Bibl. Gelnhausen, Nr. 90/30 144 D82, S. 111 (Eintrag 421)]. 2468 BSB München, Cgm 2011, fol. 2r–5r (Uffenbach’sche Abschrift des 18. Jh.s) = Eintrag 330 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 373–375 ≙ Druck bei EULER, Nachtrage zu dem Neujahrsblatt des Vereins für 1874 (1875), S. 297–300. LUDWIG HEINRICH EULER gab an, die Handschrift ›Cgm 200‹

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»Ist, das eyner den anderen kampflichen ansprechen will, der drit vur das Gericht und bidt den Richter, daß er ym einen Vürsprechen erlaube das tut er. Wenn ym der dann erlaubet ist, so drit er in das Gericht züschen Scheffen und Schirmer. So spricht ym sin Vürspreche vor, und er ym noch.« [Es folgt eine Sprachformel.]2470

Offenbar sollte der Richter den Fürsprecher zuordnen, dessen Tätigkeit aber hier rein fakultativ gewesen zu sein scheint. Aus beiden Quellen lässt sich erahnen, dass es am Stadtgericht Gelnhausen offenbar im frühen 15. Jahrhundert noch keine fest verorteten und durch Eid gebundenen Fürsprecher gegeben hat, wenngleich die Quellenbasis sehr schlecht ist und keine weiteren normativen Hinweise aus dieser frühen Zeit vorliegen. Ein weiteres Indiz für die Verbreitung und die Bedeutung der Fürsprecher am Gelnhäuser Gericht könnte sich aus einer Rechtsmitteilung für Mergentheim, niedergeschrieben zwischen 1411 und 14232471 im dortigen Stadtbuch, ergeben, in der es unter anderem heißt: »Item, wer eins fürsprechen bedarf, der mag einen nehmen wo er will, üßgenommen ein scheppfen. und welicher einen fürsprechen für gericht bringt, demselben mag man sin fürsprechen mit reht nit genemem.«2472

Allerdings ist insoweit Vorsicht vor einer unreflektierten Übertragung auf die Verhältnisse in Gelnhausen geboten, da nicht die ursprüngliche Mitteilung wörtlich in das Stadtbuch eingetragen worden zu sein scheint, sondern vielmehr eine des 17. Jh.s in der Hof- und Staatsbibl. München zugrunde gelegt zu haben. Unter dieser Sig. lässt sich eine Gelnhäuser Kampfgerichtsordnung zwar nicht mehr ermitteln [vgl. die Beschreibung bei PETZET, Die deutschen Pergamenthandschriften (1920), S. 360], doch verwies er vermutlich auch auf die Uffenbach’sche Abschrift, worauf die orthographischen Übereinstimmungen hindeuten. 2469 EULER 1875 (wie Anm. 2468), S. 297 gab an, dass sie dem sprachlichen Befund nach in die Mitte des 14. Jh.s gehöre. Er vermutete einen Zusammenhang mit einem Privileg Kaiser KARLS IV. von 1350 für die wetterauischen Reichsstädte: »Wer abir, daz sie [die Reichsstädte] ymant darumbe ubirfaren wulde an irn fryheiten und gnadin, die sie von uns unde von unsern vorfarn seligen, von keysern unde künigen, habin, so mügen sie darumbe dieselben wol laden unde kemplich ansprechin vor irm amptmanne, den sie von uns unde dem riche habin« [StA Marburg, K, Nr. 368 ½, fol. 9v = ≙ StadtA Lohr, Akten I A 1/1, fol. 3r = Eintrag 9 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 8 ≙ Regest 496 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 496]. Bemerkenswert sind Parallelen zu einer Kampfgerichtsordnung Nürnbergs von 1410, wenngleich die Gelnhäuser kürzer und einfacher gehalten ist [EULER 1875 (wie Anm. 2468), S. 297]. ZIMMERMANN, Der Zweikampf in der Geschichte der westeuropäischen Länder (1879), S. 275; 280 wiederum sah Ähnlichkeiten im Verfahren zu Rechtsaufzeichnungen aus Würzburg des mittleren 15. Jh.s. Dies spricht beides dafür, die Gelnhäuser Ordnung im 15. Jh. zu verorten. 2470 BSB München, Cgm 2011, fol. 2r (Abschrift des 18. Jh.s) = Eintrag 330 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 373 f. ≙ Druck bei EULER 1875 (wie Anm. 2468), S. 298. 2471 Vgl. hierzu Anm. 1415. 2472 StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 3r = Druck bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 139.

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Bearbeitung. Bereits LUDWIG HEINRICH EULER bemerkte deshalb mit Recht, dass kaum zu erkennen sei, was Gelnhausen an Weisung erteilt und was der Schreiber in Mergentheim selbst hinzugefügt hatte.2473 Unklar bleibt bereits, ob Gelnhausen ursprünglich eine allgemeine Rechtsauskunft aufgrund einer Stadtrechtsanfrage erteilt oder aber in einem konkreten Verfahren als Oberhof tätig geworden war. Das älteste Gelnhäuser Schöffengerichtsprotokollbuch von 1411 bis 1419 wiederum enthält bemerkenswerterweise keine Protokollierung von Vertretungen durch Fürsprecher vor dem Stadtgericht.2474 Zwar könnte die Tätigkeit der Fürsprecher schlicht nicht protokolliert worden sein,2475 doch erscheint es plausibel anzunehmen, dass es in den meisten Fällen auch keine solchen gab. Zum Vergleich kann das erste erhaltene Gerichtsbuch der Stadt Hanau, das 1423 beginnt und damit nach dem Gelnhäuser liegt, herangezogen werden, denn darin tauchen zwar Fürsprecher auf, aber nur höchst selten.2476 Dies deutet auf eine strukturelle Unterentwicklung hin. Im sogenannten Stadtbuch des HARTMANN BRELL wiederum findet sich die Wiedergabe eines Gelnhäuser Gerichtsbriefes vom 17. Oktober 1429, in dessen zugrunde liegendem Fall sich eine der Parteien eines Fürsprechers vor dem Gelnhäuser Gericht bediente.2477 Deren Namen bleiben aber ungenannt, sodass unklar bleibt, ob nicht eventuell Verwandte auftraten, wie an weniger binnenstrukturierten Gerichten üblich. Dies zeigt zwar wiederum, dass es durchaus die Vertretung durch Fürsprecher gab. Jedoch lässt die Gesamtschau der Quellen, wenngleich die Dichte sehr gering ist, vermuten, dass es am Gelnhäuser Stadtgericht im späten Mittelalter keine Berufsfürsprecher gab. Daneben finden sich auch Unterkäufer in Gelnhäuser Quellen. Beispielsweise wurden in den bei FRIEDRICH WILHELM JUNGHANS mitgeteilten Exzerpten aus dem ver2473

EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 15. Nur ein einziges Mal taucht ein Fürsprecher auf. Die Protokollierung von 1417 ist äußerst knapp gehalten, was die Auslegung erschwert. Möglicherweise klagte der Fürsprecher aber einen eigenen Lohn dafür ein, dass er die Gründauer Schöffen für eine Partei zum Ausheischen an ihren Oberhof gedrängt hatte: »darfur he fur yn gesproch(en) hat den scheffen zu Grinda, als sie vo(n) sin(en) wegen ey(n) urteil hol(en) solden« [StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 165v]. Leider fehlt die Gegenüberlieferung, da das Gründauer Gerichtsbuch erst ab 1484 (bis 1512) erhalten ist [Ysenburgisches Archiv zu Büdingen, Stadt und Land, Fasz. 106, Nr. 748b]. 2475 So nahm etwa CIRULLIES 1980a (wie Anm. 368), S. 17 für das Stadtgericht Babenhausen durchaus plausibel an, dass dort weit häufiger Fürsprecher in den Prozess einbezogen waren, als sich dies aus den Protokollierungen ergebe. Vgl. zu den Fürsprechern in Babenhausen ETZBACH 1976 (wie Anm. 368), S. 51–53. 2476 So wurde etwa in einem Fall von 1436 ausdrücklich hervorgehoben, dass Partei und Fürsprecher vor Gericht öffentlich etwas bekannten [StA Marburg, Protokolle II (Hanau), B Nr. 7, Bd. 1, fol. 50v]. 2477 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 104r-v ≙ Regest 1902 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 81–816 f. 2474

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loren gegangenen Schöffengerichtsbuch von 1465 bis 1471 »gesworen underkeuffer« bei Zwangsverkäufen sichtbar.2478 Allerdings ist, anders als in Frankfurt, keine Verbindung zur Fürsprechertätigkeit ersichtlich. Der Begriff des Mompars wiederum als umfänglicher Vertreter scheint dem Gelnhäuser Sprachgebrauch fremd zu sein, wohl aber finden sich Vormundschaften.2479 Wiederum ist aber keine berufliche Tätigkeit in diesem Bereich fassbar. Letztlich korrespondiert dieses Bild eines nicht „professionell“ organisierten Gerichts mit dem Eindruck einer schwächeren Leistungsfähigkeit des Gerichtes, die etwa im fehlenden „Berufsschöffentum“ wie auch der unbedeutenderen Oberhoftätigkeit ihren sichtbaren Ausdruck fand.

d. Ingelheimer Grund Für den Ingelheimer Bereich wiederum ist die Quellenlage sehr viel günstiger. Bereits im 14. Jahrhundert noch vor Einsetzen der Oberhof- oder Haderbuchüberlieferung lassen sich Fürsprecher im Prozess greifen. Im Jahr 1361 fragte etwa vor einem offenen Nieder-Ingelheimer Gericht der Vertreter des Stifts St. Stephan in Mainz »mit sinem vorsprechen die vorgen(anten) Scholtheizze(n) und Scheffen, als ein gericht«.2480 Wer der Fürsprecher war und ob er beruflich als solcher auftrat, geht aus der Quelle allerdings nicht hervor. REINHARD ZWERENZ schlussfolgerte aus dem Nachweis von lediglich drei Fürsprechern in den frühen Oberhofurteilen, dass später ein Berufsfürsprechertum entstanden sei.2481 Dies überzeugt aber nicht. Denn die Oberhofprotokolle verstellen hier den Blick, da verfahrensbedingt am Oberhof selbst keine Fürsprecher tätig werden konnten.2482 Die Bedeutung der Fürsprecher im spätmittelalterlichen Prozessgeschehen belegen aber dennoch auch einige Ingelheimer Oberhofweisungen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang eine Anfrage der Schöffen aus Kirn, die der Ingelheimer Oberhof am 28. Mai

2478

JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 159; 454. Vgl. etwa StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 72r, 81r, 86v, 94r, 107v, 114r, 125r, 131v, 134r, 140v, 175r. 2480 StA Darmstadt, C 1 A, Nr. 121, fol. 13v = Beilage III (1) bei ZILLER 1971 (wie Anm. 204), S. 214. 2481 ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 64 m. w. Nachweisen. 2482 Dies hatte seinen Grund darin, dass bei Gerichtsanfragen die Parteien selbst nicht vor dem Oberhof erschienen und auch keine Parteivorladungen im Oberhofverfahren bekannt sind. Bei Privatanfragen wiederum war ein Fürsprecher nicht notwendig, da keine rechtlich verbindlichen Handlungen vollzogen wurden. In Frankfurt hingegen sind zwar zwei Vorladungen im Oberhofverfahren bekannt, aber erst nach Einführung der Rezeption im zweiten Jahrzehnt des 16. Jh.s [vgl. ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 167 unter Verweis auf das UB. II bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 32; 39]. 2479

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1422 beantwortete.2483 In Kirn hatte eine Prozesspartei offenbar drei dort ansässige Fürsprecher verpflichtet, nachdem es dort bisher Gewohnheit gewesen war, »wer eyns fursprechen bedorfft habe, der habe yn geesst unde gedrenckt.«2484 Daraufhin wollte sich der Prozessgegner durch Gerichtsbeschluss einen der Fürsprecher zuteilen lassen, weil er ansonsten gar keinen gehabt hätte. Nachdem sich einer der Fürsprecher geweigert hatte, dem nachzukommen, wurde er des Gerichtes verwiesen und beschwerte sich bei den Gerichtsherren, den Herren von SteinKallenfels. Aus der gleichen Weisung geht ferner die Möglichkeit der Entlohnung der Fürsprecher durch das Reichen von Speisen und Getränken hervor. Der Oberhof entschied schließlich in einem der seltenen Fälle mit Urteilsbegründung, dass die Gerichtsverweisung wegen Arglist (»mit geverden«) des Fürsprechers mit Recht geschehen sei, andernfalls könne das Gericht keine solche Entscheidung treffen. Das Begehren der Prozesspartei unterstreicht eindrucksvoll die Bedeutung der Fürsprecher im Prozess. Zudem gab es offenbar zu dieser Zeit drei gewerbsmäßige Fürsprecher in Kirn,2485 wie auch an anderen in Ingelheim anfragenden Gerichten.2486 In einer anderen Weisung für Wellmich zeigt sich aber sogar ein Tätigwerden der Schöffen als Fürsprecher, weshalb es vermutlich dort noch keine Berufsfürsprecher gab.2487 Bereits dies zeigt deutlich die Notwendigkeit, zwischen der Situation am Ingelheimer Gericht selbst und der an den anfragenden Gerichten im Verfahren vor Ort zu unterschieden, da hier mitunter sehr unterschiedlich entwickelte Gerichte zu erkennen sind. Andernfalls lässt sich nur ein Zerrbild der Fürsprecher in Ingelheim zeichnen.2488 Bereits in einem der ältesten Haderbücher findet sich in den Prozessen um Folgen des Städtekriegs von 1389 der Fürsprecher »Jeckile scheffiner« erwähnt.2489 Die knappen Eintragungen deuten bereits auf ein berufliches Tätigwerden hin. Die Haderbücher geben hierbei auch den Blick in den Prozessalltag frei. Aufgrund der Vielzahl der immer noch vorhandenen Haderbücher war eine Beschränkung im Hinblick auf die detaillierte Auswertung angezeigt. Da die Analyse der Fürsprecher in Frankfurt vor allem für das ausgehende 15. Jahrhun2483

Eintrag 2333 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 89; Übersetzung und kurze Erklärung bei ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 197 f. 2484 Eintrag 2333 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 89. 2485 ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 198. 2486 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CLXXVIII f. 2487 In Eintrag 1004 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 94 (1406) wurde ein Schöffe aus Wellmich zugleich als Fürsprecher tätig; vgl. hierzu knapp BARTL 1971 (wie Anm. 844), S. 66, Fn. 81. 2488 Vgl. etwa die Ausführungen bei ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 64, der diesen Unterschied nicht sah. 2489 Auszug bei ERLER 1994 (wie Anm. 91), S. 30.

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dert entscheidende Veränderungen offenbarte, bot sich das nun edierte OberIngelheimer Haderbuch von 1476 bis 1485 an. In dessen Einträgen zeigt sich nun, dass in vielen Prozessen Fürsprecher eingebunden waren.2490 Der Schreiber vermerkte dann im Schöffengerichtsbuch formelhaft zunächst: Der Fürsprecher »hat sich v(er)dingt« der Partei »das wo(r)t zu thu(n) unnd hat sin und(er)dinge v(er)bott alß recht ist«.2491 Dieses ›Verdingen‹ verweist auf eine vertragliche Abrede zur Vertretung zwischen der Partei und dem Fürsprecher.2492 Es finden sich hierbei für die Ortsgerichte in Ingelheim keine Hinweise für eine Zuweisung der Fürsprecher durch den Schultheißen.2493 Aber ebenso geht aus den Haderbuchprotokollierungen nicht hervor, ob das Gericht die Inanspruchnahme eines Fürsprechers genehmigen musste.2494 Besondere Bedeutung kommt hierbei der ›Verbotung‹ in diesen Einträgen zu,2495 die in dem oben wiedergegebenen Beispiel an zentraler Stelle auftaucht. Die bisherige Forschung betonte anhand der Oberhofprotokolle, dass diese ein Rechtsakt gewesen sei, um die Schöffen gegen Gebühr zu verpflichten, sich einen Vorgang genau einzuprägen und später auf Verlangen mündlich kundzutun.2496 Gegenstand der ›Verbotung‹ habe hierbei alles sein können, was die Parteien für besonders erheblich hielten, etwa ein Verhalten der Parteien, des Gerichts oder anderer Beteiligter.2497 Die ›Verbotung‹ wurde hierbei im Zusammenhang mit dem sogenannten Botenwein2498 gesehen und deshalb vor allem als eine orale Rechtsgewohnheit aufgefasst, die auf ein im Prozess besonders wertiges Gerichts-

2490 Vgl. bereits die Auswertung von KREY, Nichtgelehrte Konfliktlösungsstrategien (2010), Rn. 2 und KREY/SCHÄFER 2011 (wie Anm. 87), S. 205–208. 2491 KREY/SCHÄFER 2011 (wie Anm. 87), S. 205. Bspw. StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 172v. 2492 Ebenso ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 68 f. 2493 So aber WINTERBERG 1966 (wie Anm. 2147), S. 298, Fn. 8, der auf einige Oberhofprotokollbucheinträge verwies, die aber letztlich nur belegen, dass die Zuweisung durch den Schultheißen an einigen der in Ingelheim anfragenden Gerichten üblich war. Dies zeigt abermals die Notwendigkeit, die Haderbücher miteinzubeziehen, da die in den Oberhofprotokollen sichtbaren Gewohnheiten nicht zwangsläufig auch in dieser Form in Ingelheim selbst bekannt gewesen sein müssen. 2494 So aber allgemein ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 67 f. 2495 Vgl. hierzu KREY 2010 (wie Anm. 2490), Rn. 43–62 und KREY/SCHÄFER 2011 (wie Anm. 87), S. 213–215. 2496 EIGEN, Die Verbotung in den Urteilen des Ingelheimer Oberhofes (1966), S. 21; EMMERLING, Radbrennen und Verbotung in Ingelheim (1969), S. 88; ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 126. 2497 EIGEN 1966 (wie Anm. 2496), S. 22. 2498 Vgl. hierzu zusammenfassend MAASER, Botenwein (2008), Sp. 652.

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zeugnis2499 der Schöffen abzielte. Allerdings wird die Forschung mit dieser Interpretation den Quellen nicht gerecht. Gerade die ›Verbotung‹ der Verdingung eines Fürsprechers vermag sie nicht zu erklären. Denn warum sollte den Schöffen eine Gabe gegeben worden sein, um sich die Verdingung des Fürsprechers einzuprägen, wenn sie doch regelmäßig in das Gerichtsbuch aufgenommen wurde? In den Quellen des 14. Jahrhunderts findet sich zwar die Hingabe von Botenwein zum Gedächtnis tatsächlich in einigen Urkunden mit Ingelheimer oder wenigstens rheinhessischem Bezug2500 und auch an einigen in Ingelheim anfragenden Gerichten gab es die Gabe von Botenwein offenbar noch im 15. Jahrhundert.2501 Für die Hauptorte des Ingelheimer Grundes findet sich aber bereits seit dem mittleren 14. Jahrhundert kein sicherer Beleg mehr. Hierbei bedingt die Eigenart der Protokollierung des Oberhofs letztlich, dass vor allem die Schilderung der anfragenden Urteiler beziehungsweise bis 1418 auch Privatpersonen aufgenommen wurde, die Rechtsmeinung der Ingelheimer Schöffen dagegen meist nur in einem kurzen Urteil ohne eigentliche Begründung sichtbar wird.2502 Dies führt im Hinblick auf die ›Verbotung‹ im Ergebnis dazu, dass sich anhand der Oberhofprotokolle etwas über die Ausgestaltung dieser Gewohnheit an den anfragenden Gerichten aussagen lässt, weniger aber über die Handhabung in Ingelheim selbst. Demgegenüber kamen die Rechtsuchenden bei den Ortsgerichtsverfahren der Hauptorte persönlich vor das Gericht, um mündlich zu verhandeln,2503 sodass ihr Vortrag beziehungsweise der ihres jeweiligen Vertreters die Grundlage der Protokollierung bildete.2504 In den Ha2499 Vgl. hierzu BARTL 1971 (wie Anm. 844), S. 63; KORNBLUM 1960 (wie Anm. 2153), S. 51; 73–75. Mit dem häufig verwandten Terminus »gerichts kuntschaft« war allerdings der Beweis durch das Gerichtsbuch bzw. mit einem besiegelten Auszug gemeint [KORNBLUM 1960 (wie Anm. 2153), S. 51 f.]. 2500 Vgl. etwa Eintrag 211 bei ROSSEL 1862 (wie Anm. 534), S. 352 (nach 1944 verbranntem Original in Darmstadt): »Ad confirmationem igitur omnium premissorum fratres vinum testimoniale dederunt sollempniter. et testes pui vulgo boden dicuntur«.; StA Darmstadt, A 2, Nr. 40/14 von 1325 = Eintrag 926 bei BAUR 1862 (wie Anm. 832), S. 911: »que Bodewine seu Orkunde wlgarit(er) nu(n)cupant(ur)«; Eintrag 1176 bei BAUR 1863 (wie Anm. 845), S. 248 von 1345 (nach 1944 verbranntem Original in Darmstadt): »Super quibus omnibus dictus Conradus sua memorialia, que wlgariter urkunde siue bodwein dicuntur, tradit.« 2501 Vgl. die Hinweise von ERLER, Die Haftung für rechtes Gericht (1961), S. 141. 2502 WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 66 dachte hier zu einseitig, wenn er schrieb, dass die Oberhofweisungen »über das vor den eigentlichen Gerichten ablaufende Verfahren allenfalls mittelbar Auskunft« geben könnten. Gerade die Rechtsmeinung des Oberhofs hingegen lässt sich oft wegen der Kürze der eigentlichen Weisung nur schwer fassen. 2503 Der Prozess am Ingelheimer Ortsgericht war trotz der Protokollierung weiterhin ein mündlicher [ERLER 1950 (wie Anm. 99), S. 56 f.; KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 30]. 2504 KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 30.

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derbüchern gibt es kaum einen Eintrag, in dem eine ›Verbotung‹ fehlt. Dieser Rechtsbrauch hat ein hohes Alter, denn die Formel »das hat verbot« ist seit Beginn der bekannten Haderbuchprotokollierung feststehend und reichte möglicherweise noch weiter zurück.2505 Die Haderbücher zeigen hierbei mehrere Facetten der ›Verbotung‹, die als herrschaftliche Handlung des Schultheißen, als gemeinschaftliche beider Parteien oder als einseitige eine der Parteien beziehungsweise eines Fürsprechers unterschieden werden kann.2506 Die erste Variante einer ›Verbotung‹ von Amts wegen wird womöglich bereits 1379 in einem Nieder-Ingelheimer Haderbucheintrag erkennbar, wenn mit Amtmann hier der Schultheiß selbst gemeint ist: »Das hat Judenecke [der Schultheiß von NiederIngelheim] verbot von des amptmanns wegen.«2507 Im Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1476 bis 1485 findet sich, um ein zweites Beispiel zu nennen, etwa in einem Prozess von JECKEL MÜNSTER2508 gegen BEIERHENNE VON ALGESHEIM eine vergleichbare Protokollierung.2509 Da hier die ›Verbotung‹ sogar auch von Gerichts wegen stattfand, kann sie nicht nur ein Mittel der Verstetigung einer Handlung im Gedächtnis der Schöffen gewesen sein kann. Für die zweite Variante wiederum finden sich sehr viele Verweise in den Haderbüchern des 15. Jahrhunderts. Standardmäßig heißt es dann: »Das hant sie alle verbot.«2510 In ähnlicher Weise vermerkte der Schreiber häufig die ›Verbotung‹ durch eine der Parteien. Die Einträge zeigen hierbei, dass die ›Verbotung‹ infolge eines wichtigen Verfahrensschritts geschah.2511 Ebenso konnte die Verlesung von 2505 SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 89 stellte fest, dass ansonsten in den ältesten Aufzeichnungen bereits der Artikel »dat« vorzufinden sei, sich bei der Rechtsformel der Verbotung aber der Artikel »das« der Verdrängung durch »daz« mitunter entzogen habe. 2506 KREY 2010 (wie Anm. 2490), Rn. 2; KREY/SCHÄFER 2011 (wie Anm. 87), S. 214 f.; KREY, Rechtsbräuche am Ingelheimer Gericht (2012), S. 103 f. Dieser disparate Befund ist keineswegs ungewöhnlich. In der mittelalterlichen Rechtssprache der Schöffen hatten einzelne Rechtsbegriffe ein mitunter weites Bedeutungsfeld, das erst kontextual auflösbar ist [GUDIAN 1977 (wie Anm. 356), S. 343]. 2507 Nach SAALWÄCHTER/WEYELL 1963 (wie Anm. 233), S. 95, Fn. 64 (Original verschollen). 2508 Im Haderbuch wird der Name zwar »monster« geschrieben [StadtA Ingelheim, Haderbuch OberIngelheim, 1476–1485, fol. 12r], jedoch wird hier ein Mitglied der Familie MÜNSTER sichtbar, der auch SEBASTIAN MÜNSTER entstammte [vgl. SAALWÄCHTER 1912 (wie Anm. 210), S. 621]. Zu JECKEL MÜNSTER vgl. auch KRÄMER, Ein Beitrag zur Familiengeschichte Sebastian Münsters (1952), S. 11 f. 2509 StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 12r. 2510 Etwa StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 3r. 2511 KREY/SCHÄFER 2011 (wie Anm. 87), S. 214. Bspw., wenngleich eher selten, nach einer gerichtlichen Terminfestsetzung: »Des ist yne tag gestalt das nehste gericht / Des haint sie verbot(en)« [StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 20r]. Häufig bei einer Vertagung auf ein vollbesetztes Gericht: »Das ist gelengt ad socios. Das haint sie beide v(er)bot« [a. a. O., fol. 21v]. Zumeist auch nach einer Beweisaufnahme: »Die sage hait Conczgin verbot« [a. a. O., fol. 33r; auf diese Möglichkeit einer

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Schriftstücken im Prozess ›verbotet‹ werden, so beispielsweise am 7. Juli 1481 die eines Briefes.2512 Auffällig ist hierbei, dass sich praktisch keine Gerichtszeugnisse nachweisen lassen, mit denen etwas zuvor ›Verbotetes‹ in den Prozess eingeführt wurde, dafür aber umso häufiger die Parteien das Buch öffnen ließen. Am 31. Januar 1478 ließ in dieser Weise etwa HENNE VON ELTVILLE als Fürsprecher von HANS VON ISENACH eine dort eingetragene Klage und Erwiderung öffnen und dies wiederum ›verboten‹: »Und hait das büch wie dan(n) ansprache und antwort zusch(e)n Johan dem poller(er) und yme gelut(en) laißen offe(n) und das verbot.«2513 Im 15. Jahrhundert stellte die ›Verbotung‹ damit keinen mündlichen Akt dar. Vielmehr begehrten die Parteien beziehungsweise Gerichtspersonen die Protokollierung im Gerichtsbuch.2514 Besonders augenfällig wird dies etwa, wenn eine der Parteien 1477 einen Kerbzettel2515 verboten ließ, Verbotung nach der Beweisaufnahme wies auch KORNBLUM 1960 (wie Anm. 2153), S. 107 hin] oder nach einem Urteil der Schöffen: »Das ortel haint sie beide verbot« [a. a. O., fol. 85r]. 2512 StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 185r. 2513 StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 57v; die hiermit korrespondierende, vorangegangene Eintragung findet sich auf fol. 55r. 2514 So bereits KREY/SCHÄFER 2011 (wie Anm. 87), S. 215. 2515 Der Beweis durch Kerbzettel war ein weitverbreiteter Gerichtsbrauch. Ursprünglich dienten sog. Kerbhölzer der Beweissicherung, indem durch das Einritzen von spezifischen Zeichen in ein Stück Holz, das anschließend geteilt wurde, eine Information verstetigt wurde [SCHMIDT-WIEGAND, Kerbholz (1984), Sp. 701 f.]. Möglicherweise dokumentierte ein beiliegender Zettel zusätzlich die Umstände des Rechtsaktes [bei ARNDT, Aus den Schätzen des Hessischen StA.s Marburg (2009), S. 72 f. findet sich etwa die Abb. eines Kerbholzes von 1558, dem ein erklärender Zettel beiliegt]. Damit kam letztlich den Kerbhölzern die Funktion zu, einen an sich unsichtbaren Rechtszustand zu manifestieren. In dieser Form lassen sie sich lange in den Ingelheimer Quellen nachweisen [vgl. KREY/SCHÄFER 2011 (wie Anm. 87), S. 209–211; KREY 2012 (wie Anm. 2506), S. 101–103; SAALWÄCHTER, Aus der rheinhessischen Rechtsgeschichte, Teil 4 (1922b) passim; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 96 f.; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220), S. 50 f.]. So wurde bereits in einem zw. 1375 und 1378 niedergeschriebenen Ober-Ingelheimer Haderbuchfragment ein »kerbe« erwähnt wie auch 1519 im Nieder-Ingelheimer Haderbuch von 1518–1522 [nach SAALWÄCHTER 1922b (a. a. O.) (beide Bücher sind 1944 verbrannt)]. Häufig findet sich das schriftliche Funktionsäquivalent, der sog. Kerbzettel oder auch Chirograph, der in den Haderbüchern als »ußgesnytten zyttel« oder »ußgesnieden brieffe« [bspw. StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1440–1445, fol. 197v; Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 12v, 176r] oder auch »geschreben kerben« [bspw. StadtA Ingelheim, Haderbuch Nieder-Ingelheim, 1449–1455, fol. 217r; vgl. hierzu MENTGEN 1998 (wie Anm. 281), S. 63, Fn. 539] bezeichnet wird. Ebenso waren in Frankfurt Kerbhölzer wie -zettel bekannt, wobei der Terminus »ußgesnitten zettel« ebenfalls gebräuchlich war [vgl. Eintrag 105 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 356 (1471); ISG Frankfurt, Bmb., 1477, fol. 81r]. Um 1440 erwähnten etwa die Schöffen aus Idstein in einer Anfrage, dass Personen miteinander »gekerbet haben, ein kerbe uß der andern gesniiden, und dye yder partye ein kerbe behalden habe« [ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 1558 = Eintrag 10 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 8 f. ≙ Regest 1558 bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 227]. Leider ist die Antwort Frankfurts nicht bekannt. Auch

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den der Schreiber dann auch wörtlich in das Gerichtsbuch übernahm.2516 Aus diesem Grunde überzeugt auch MARITA BLATTMANNS Verweis auf das Fehlen einer expliziten Gebühr für die ›Verbotung‹ als Argument für die überkommene Auffassung kaum,2517 denn für Eintragungen in das Gerichtsbuch gab es sehr wohl eine allgemeine Gebühr.2518 Mit der einseitigen ›Verbotung‹ wurde zugleich aber auch ein Vorgang öffentlich gemacht, im Falle der Verdingung eines Fürsprechers eben diese Vertretung vor Gericht.2519 Verständlich ist daher auch, dass die ›Verbotung‹ nur vor Ort, nicht aber an anderen Gerichten wirken konnte, was der Oberhof 1410 auf eine Privatanfrage hin deutlich zum Ausdruck brachte.2520 Bei beiderseitigen ›Verbotungen‹ nach einem prozessualen Vorgang scheint zudem das Element einer konsensualen Zustimmung durch.2521 Im streitigen Verfahren konnte so eine Grenze gezogen werden, wodurch der Streit weiter kanalisiert und verdichtet werden konnte, was aus prozessökonodie Stadt selbst vertraute auf Kerbzettel. Im Diurnal der Rechenmeister 1441–1453 liegt lose ein solcher bei [ISG Frankfurt, Rechneiamt. Bücher, Nr. 391, Bl. 20a] und im ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 468 (beide ohne eigene Nr.) finden sich städtische Kerbzettel von 1508 und 1511. Für Steinau a. d. Straße wiederum, um ein Beispiel aus dem Gelnhäuser Umfeld zu nennen, ist dieser Rechtsbrauch ebenfalls nachweisbar, etwa wenn in einer Pfandsetzung von 1537 das Vorgehen des ›kerbens‹ beschrieben wurde [StA Marburg, Protokolle II (Steinau), Nr. 4, Bd. 1, fol. 7r]. Der Terminus des ›ausgeschnittenen Zettels‹ findet sich ebenso in Steinau a. d. Straße [vgl. SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 37a und 38], aber auch in Wertheim [StadtA Wertheim, Potokolle, Nr. 7, S. 84 vom 21. April 1456: »nach lude zweyer ußgesnyden zettel«]. Ein weiteres Beispiel bildet ein in den Windecker Bürgermeisterrechnungen eingelegter Zettel von 1478 [StadtA Nidderau, Abt. XV, Abschn. 7b, Konv. 338, Fasz. 8, fol. 4a bzw. 8], dessen Gegenstück ebenso erhalten ist [StadtA Nidderau, Abt. XV, Abschn. 7b, Konv. 338, Fasz. 9, fol. 3 bzw. 4]. 2516 StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 15v. 2517 Vgl. BLATTMANN 2008 (wie Anm. 99), S. 80 f. Ebenso übersah dies KORNBLUM 1960 (wie Anm. 2153), S. 51, der die ›Verbotung‹ bloß als Begehren der Eintragung in das Gerichtsbuch und deshalb den Botenwein als eine an den Gerichtsschreiber zu entrichtende Gebühr auffasste, was durch Quellen aber nicht zu erhärten ist. 2518 Ein Beschluss der Schöffen über die Gerichtskosten aus dem 1944 verbrannten Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1378–1381 enthält ausdrücklich eine Gebühr bei Klageerhebung, die an den Schreiber zu zahlen war [vgl. Beilage 1 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 493]. Da die Klageerhebung als erste Heischung im Gerichtsbuch protokolliert wurde, ist der Grund der Gebühr sowie der Zahlung an den Schreiber sicherlich in der Eintragung zu suchen. 2519 KREY 2010 (wie Anm. 2490), Rn. 3. 2520 Eintrag 1622 bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 420. 2521 So bereits die bei KREY/SCHÄFER 2011 (wie Anm. 87), S. 214 f. und KREY 2012 (wie Anm. 2506), S. 104 formulierte These. KANNOWSKI 2002 (wie Anm. 5), S. 11 hatte in anderen Zusammenhängen die Geltung des Rechts vor allem im Konsens gesehen, ähnlich wie auch WEITZEL 2002 (wie Anm. 5), S. 60. Im Rahmen dieses notwendigen Konsenses kann die Verbotung als zentrales Element in Ingelheim verstanden werden, das letztlich den Rechtsfrieden zu sichern half.

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mischen Gründen gewiss sinnvoll war. PETER OESTMANN sah in der ›Verbotung‹ zudem auch die Funktion, die Erklärungen des Fürsprechers rechtsverbindlich werden zu lassen, indem die Partei sie förmlich mit der ›Verbotung‹ anerkannte.2522 Wenn die Rechtssprache beziehungsweise die „Gerichtssprache“ mit KARL SIEGFRIED BADER zugleich Ausdruck eines vom Recht geformten Denkens ist,2523 so lässt die deutlich akzentuierte ›Verbotung‹ zugleich ein wenigstens prozessual geformtes Rechtsdenken vermuten. Jedenfalls wurde die vertragliche Verpflichtung eines Fürsprechers regelmäßig über eine ›Verbotung‹ im Gerichtsbuch notiert. Gerade im Zusammenspiel mit dem Verständnis als Akt des Öffentlichmachens erinnert das ›Verdingen‹ der Fürsprecher in Ingelheim sehr an die sogenannte Eindingung, die ADOLF WEIßLER als regelmäßigen Akt am Beginn der Fürsprechertätigkeit beschrieb und mit der er seine Prozessrechte durch Urteil habe feststellen lassen.2524 Inwieweit die ›Verbotung‹ und Verdingung in dieser Form aber ein Ingelheimer Spezifikum darstellte, lässt sich nur noch schwer beurteilen. In den noch überlieferten spätmittelalterlichen Frankfurter Schöffengerichtsbucheinträgen findet sich keine Bestellung von Fürsprechern, obwohl es sie aber gab. HELMUT COING erwähnte in den Schöffengerichtsbüchern »Vermerke über die Bestellung und Abberufung von Vormündern und Prozeßvertretern«.2525 Vermutlich gab ebenfalls eine vertragliche Abrede zwischen der Partei und dem Vertreter. Ob eine solche in irgendeiner Weise öffentlich gemacht werden musste, lässt sich nicht mehr nachweisen, da keiner der oben erwähnten Vermerke über die Bestellung für das Mittelalter sekundär überliefert ist. Den Rechtsbegriff der ›Verbotung‹ als solchen wiederum gab es auch in Frankfurt,2526 wenngleich nicht in Bezug auf die Verpflichtung der Fürsprecher. Das Gelnhäuser Gerichtsbuch von 1411 bis 1419 enthält demgegenüber keine vergleichbaren Einträge, es fehlt so-

2522

OESTMANN 2008 (wie Anm. 2147), Sp. 1885. BADER, Rechtssprache und Rechtskultur (1984), S. 215. Allerdings ist es in der Forschung nicht unumstritten, dass es im Mittelalter eine Rechtssprache gab [vgl. die Darstellung bei THUM, ÖffentlichMachen, Öffentlichkeit, Recht (1980), S. 34–36]. KULESSA 1964 (wie Anm. 2156), S. 9 wies allerdings bereits richtigerweise darauf hin, dass die Untersuchung einer Rechtssprache desto eher gelingt, je kleinräumiger das Untersuchungsgebiet gewählt wird. 2524 Vgl. WEIßLER 1905 (wie Anm. 2145), S. 34; auch OESTMANN 2008 (wie Anm. 2147), Sp. 1884 f. 2525 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 16. 2526 ›Verboten‹ im Sinne von Verkünden findet sich auch in Frankfurter Quellen [vgl. etwa Eintrag 71 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 331 (1438); ANDERNACHT/BERGER 1978 (wie Anm. 740), S. 133 (1440) = Druck bei SCHMIEDER 2000 (wie Anm. 1484), S. 132, Fn. 2; Eintrag 54 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 414 (1486)]. Ebenso findet sich im nahen Friedberg »verböten« im Sinne von Vorladen [nach DIEFENBACH, Aus Archivalien der Stadt Friedberg in der Wetterau (1879), S. 506]. 2523

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gar wie bereits beschrieben jeder Hinweis auf den Einsatz von Fürsprechern im praktischen Prozessgeschehen am Schöffengericht. Das Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1476 bis 1484 zeigt aber auch, dass sich die Parteien in dieser Zeit keinesfalls immer eines Fürsprechers bedienten und deshalb angenommen werden darf, dass es auch keine Pflicht hierzu gab. In Frankfurt hatte sich zur gleichen Zeit vermutlich eine Pflicht herausgebildet, jedenfalls wenn es um das Stellen von Anträgen ging. In Ingelheim hingegen zeigen die Protokollierungen, dass die Parteien vor allem in komplizierten Streitfällen Fürsprecher engagierten. Mitunter vertraten Personen selbst bei mehreren anhängigen Sachen am gleichen Tag einmal eine Sache persönlich vor Gericht und ließen bei der anderen einen Fürsprecher vortragen.2527 Teilweise waren die Fürsprecher in Ingelheim aber auch als Eidstaber tätig.2528 Hierbei nahmen die unterschiedlichsten Personengruppen einen Vertreter in Anspruch. Neben einfachen Dorfbewohnern bemerkenswerterweise ebenso die Schöffen und andere Amtleute. Dies zeigt, dass eigene Rechtskenntnis womöglich kein ausschlaggebendes Moment war. Die Bedeutung der Fürsprecher für die Parteien wird an einem bemerkenswerten Fallbeispiel deutlich. 1484 erhob STERREN CLES eine Schadensklage, weil der Fürsprecher HENNE RÜDIGER ihm zugesagt habe, »daz wort widd(er) yne nit zuthun und darůmb genom(m)e habe und daz nit helt«.2529 Offenbar konnte es also vertragliche Zusicherungen der Fürsprecher geben, nicht gegen eine Partei vor Gericht aufzutreten. Dies belegt, welch hohen Stellenwert die Zuhilfenahme eines Fürsprechers im Prozess haben konnte. In personeller Hinsicht wiederum zeigen sich deutliche Häufungen,2530 wenn zunächst ANTZ DUPPENGIEßER,2531 HENNE VON ELTVILLE,2532 DRUBEIN 2533 und HANS

2527

Bspw. handelte an einem Tag HENNE SLYDDORN einmal direkt und ein andermal ließ er einen Fürsprecher reden [vgl. Stadt Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 8v]. Vgl. ferner die Hinweise zu den Fürsprechern von SCHÄFER, Frieden und Ruhe im Ort (2012), S. 84 f. 2528 KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 93; KORNBLUM 1960 (wie Anm. 2153), S. 27; 42–45 (m. w. Nachweisen). Eidstaber halfen dem Schwörenden im Prozess, indem sie den Eid vorsprachen [ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 72 f.]. Insgesamt war der Einsatz von Eideshelfern am Ingelheimer Ortsgericht aber selten [MENKE, Eid und Gerichtspraxis (2012), S. 119]. 2529 StadtA Ingeheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 224r. 2530 KREY/SCHÄFER 2011 (wie Anm. 87), S. 206. 2531 Erstmals StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 3r. SAALWÄCHTER 1958 (wie Anm. 2112), S. 21 wiederum erwähnte, dass sich zw. 1459 und 1480 in Nieder-Ingelheim ein kurpfälzischer Hühnerfaut ANCZE DUPPINGIEßER nachweisen lasse. Ob diese Person mit dem OberIngelheimer Fürsprecher identisch ist, bleibt allerdings unklar. 2532 Erstmals StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 3r. 2533 Erstmals StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 15r.

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SNIDER2534 als Fürsprecher genannt wurden, ab 1478 dann JOHANN ERK2535 möglicherweise als Ersatz für den dann nicht mehr aufgeführten DRUBEIN und ab 1479 auch HENNE RÜDIGER.2536 Hieraus lässt sich folgern, dass, ähnlich wie in Frankfurt auch, bis zu vier Personen gleichzeitig als beruflich agierende Fürsprecher am Gericht tätig waren. Es zeigt sich damit letztlich eine mit Frankfurt vergleichbare Form von „Professionalisierung“ der Rechtspflege. Es darf hierbei eine vertiefte Rechtskenntnis der Fürsprecher, wenigstens der prozessualen Gepflogenheiten vor Gericht, angenommen werden, die gerade in komplizierten Fällen der Durchsetzung zuträglich war. Sicherlich wegen ihrer Erfahrung und vermutlich auch ihrer Redegewandtheit versuchten Parteien, gegenerische Fürsprecher zu verhindern, wie der referierte Fall von STERREN CLES zeigt. Inwieweit die Fürsprecher Ingelheims zudem außerhalb auftraten, lässt sich den Quellen nicht entnehmen. Aus einer Sachverhaltsschilderung der Kreuznacher Schöffen vom 17. Januar 1426 geht aber hervor, dass dies wenigstens dort wohl der Fall bei einer offenbar zugleich beruflich ausgeübten Tätigkeit war: »er sy ein furspreche unde duwe hie und anderswo der lude worte unde neme sin gelt darumbe«.2537 Denkbar erscheint dies für Ingelheim auch. Daneben gab es in Ingelheim ebenfalls die Momparschaft,2538 wobei aber keine Inkompatibilität zur Tätigkeit des Fürsprechers aus den Quellen ersichtlich ist. Dennoch waren beide Tätigkeiten aber grundsätzlich voneinander zu unterscheiden, sodass sich etwa ein Mompar durchaus auch von einem Fürsprecher vertreten ließ.2539 Auch in Ingelheim fand die Bestellung der Momparn vor Gericht statt,2540 wobei es grundsätzlich beschränkte Tätigkeiten auf Widerruf und unbeschränkte auf Gewinn und Verlust gab.2541 Hierbei konnte grundsätzlich jeder als Mompar tätig werden.2542 Daneben gab es aber zudem Pflegschaften für verwaiste Kinder mit der Bezeichnung Momparschaft, wobei aber hier Verwandte bevorzugt wur-

2534

Erstmals StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 3r. Erstmals StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 82r. 2536 Erstmals StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 103v. 2537 Eintrag 2386 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 150. 2538 Vgl. hierzu vor allem die Bemerkungen von KREY/SCHÄFER 2011 (wie Anm. 87), S. 204 f. 2539 Etwa StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 131r: »Dar off hait Nickelnhe(ne) als vo(n) m(m)p(ar)schafft wegen h(er)n Copparts durch sinen fursprechen reden laißen«. Vgl. die Hinweise von SCHÄFER 2012 (wie Anm. 2527), S. 85. 2540 TILLMANN 1935 (wie Anm. 220), S. 27, Fn. 97 m. w. Nachweisen. Zur Momparschaft vgl. KORNBLUM 1960 (wie Anm. 2153), S. 26. 2541 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 79 f.; KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 62; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 25; ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 60 f. 2542 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 78. 2535

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den.2543 All dies zeigt inhaltlich deutliche Parallelen in der Ausgestaltung der Momparschaft zu den Gewohnheiten in Frankfurt, wenngleich es keine gewerbsmäßige Ausübung gegeben zu haben scheint.

5. Zusammenfassung der Ergebnisse Der Vergleich der Fürsprechertätigkeiten überrascht zunächst: Das Dorfgericht in Ober-Ingelheim zeigt im Hinblick auf den Fürsprechereinsatz erhebliche Gemeinsamkeiten zum Stadtgericht der bedeutenden Reichsstadt Frankfurt. An beiden Gerichten gab es beruflich tätige Fürsprecher, wenngleich in Frankfurt die Tätigkeit offenbar stärker reguliert war, beispielsweise im Hinblick auf die Inkompatibilität mit der Mompartätigkeit. Demgegenüber gab es in der Reichsstadt Gelnhausen wahrscheinlich nicht einmal Berufsfürsprecher. Allerdings ermöglicht die Quellenlage in einigen zentralen Bereichen keinen direkten Vergleich. So lassen beispielsweise die Hinweise auf Fürsprecher in Gelnhausen kaum eine konturierte Bewertung zu. Aber auch für Ingelheim hat sich lediglich die gerichtliche Überlieferung zum Teil erhalten. Ob die Fürsprecher ein Salär der Gemeinden erhielten, ob sie ausgeliehen wurden oder aber ob sie wirtschaftliche Probleme hatten, wie sich dies bei sehr günstiger Überlieferungslage für das Frankfurt des ausgehenden Mittelalters nachweisen lässt, ist nicht mehr zu erschließen. Die Gemeinderechnungen Ober-Ingelheims von 1492 bis 14982544 wie auch die dortigen Bederechnungen von 1434 bis 1516,2545 aus denen sich dies hätte ergeben können, verbrannten 1944 restlos im Darmstädter Depositum. Insgesamt lässt sich deshalb nur eine Tendenz beschreiben. Eine Korrelation zwischen dem Grad der „professionellen“ Organisation der Gerichtsbarkeit, für welche Berufsfürsprecher ein gewichtiges Indiz darstellen, und der Bedeutung 2543

SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 59 f., die auf eine Ähnlichkeit zu Regeln des Kleinen Kaiserrechts verwies. Im nahen Mainz wiederum findet sich im Kämmererweistum aus der ersten Hälfte des 15. Jh.s eine vergleichbare Regelung, bei der einem vollverwaisten Kind durch den Kämmerer ein Fürmund zu setzen war, der aber auch als solcher und nicht als Mompar bezeichnet wurde [WYSS 1884 (wie Anm. 2197), S. 150; vgl. auch knapp HALLEIN 1891 (wie Anm. 2195), S. 42]. Bemerkenswerterweise findet sich dort auch eine Regelung, die bei Kindeswohlgefährdung (»ir mutter ader ander ire frunte ungetruwelichen mit dem kinde oder kinden ummegingen«) nach dem Tod des Vaters eine Fürmundsetzung durch den Kämmerer vorsah [WYSS 1884 (wie Anm. 2197), S. 150]. Vgl. ferner GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 72 f.; ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 62 f. 2544 Nach KRÄMER 1960 (wie Anm. 198), S. 5, Fn. 1; 10 umfassten sie 200 Blätter. 2545 Nach SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 105), S. 60; KILIAN, Ingelheim am Rhein (1961), S. 27. Im Nachlass ANNA MARTINS haben sich Ausleihzettel des StA.s Darmstadt sowie handschriftliche Aufzeichnungen hierzu von KARL NIEDECKEN erhalten, wonach die Bederechnungen 34 Blätter umfassten [StadtA Worms, Abt, 170/8, Nr. 1 (in zweitverwandtem blauem Bucheinband)].

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des Oberhofs ist nachzuvollziehen. Gerade im Hinblick auf das Gericht Gelnhausens zeigt sich dies bei der Würdigung der Einzelergebnisse. Hier gab es eben nicht nur Schöffen, die zumeist zugleich als Handwerker ihren Lebensunterhalt verdienen mussten und nicht hauptamtlich tätig waren, sondern eben auch nur einen Stadtschreiber ebenso wie wahrscheinlich keine Berufsfürsprecher. Es verwundert daher kaum, dass dieses Gericht mit wenigen Sitzungstagen auskam und keinen bedeutenden Oberhof ausbilden konnte. Dieser Zusammenhang zeigt sich beispielsweise ebenfalls am bedeutenden Gericht der Friedberger Reichsburg, an dem sich schon seit dem späten 14. Jahrhundert gewerbsmäßig tätige bürgerliche Prozessvertreter nachweisen lassen, die zwar nicht als Fürsprecher bezeichnet wurden, funktional aber hierzu zu zählen sind.2546

V. Zusammenschau: Krise der spätmittelalterlichen Rechtspflege? Die Analyse der Gerichtslandschaften half zunächst, die Oberhofentstehung an den untersuchten Gerichten in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim zu verstehen. Bemerkenswerterweise muss hierbei entgegen vielen Stimmen in der Literatur eine hochmittelalterliche Gründung verworfen und stattdessen die Entstehung im Kontext des beginnenden 14. Jahrhunderts gesehen werden. Es gibt hierbei keinerlei Anzeichen für einen engeren Zusammenhang mit den Pfalzen, die sowohl in Frankfurt wie auch Gelnhausen und Ingelheim im Spätmittelalter ihre Bedeutung bereits größtenteils verloren hatten. Vielmehr zeigte sich eine Ausbreitung in Stufen, die in Frankfurt aufgrund der Quellenlage am deutlichsten zu erkennen ist: Zunächst waren die Oberhofzüge auf wenige anfragende Gerichte beschränkt, vor allem diejenigen der drei anderen Wetterauer Reichsstädte. Nur wenige andere Gerichte lassen sich im 14. Jahrhundert in einer Anfragesituation nachweisen, zu nennen sind hier vor allem Hersfeld und Limburg. Da beide in keiner Filiationsbeziehung zu Frankfurt standen und auf der anderen Seite keine der vielen vor allem unter LUDWIG DEM BAYERN bewidmeten Städte im 14. Jahrhundert in einer Oberhofbeziehung nachweisbar sind, deutet dies darauf hin, dass die Bewidmungen in dieser Zeit keinen Einfluss auf die Begründung von Oberhofzügen hatten. Dies wiederum bestätigt der Blick nach Gelnhausen. Wenn hingegen im 15. Jahrhundert zahlreiche bewidmete Städte bei der Mutterstadt anfrag2546

Vgl. BATTENBERG/ECKHARDT 1978 (wie Anm. 763), S. 91; ECKHARDT 1971 (wie Anm. 515), S. 36. Die Friedberger Burggerichtsbücher sind heute noch für die Jahre 1369–1384, 1391–1399 und 1400–1429 erhalten [ECKHARDT 1971 (wie Anm. 515), S. 51; ZIEG 2007 (wie Anm. 1712), S. 152, Fn. 548], weshalb hier in Zukunft eine genauere Analyse der „Fürsprecher“ möglich erscheint.

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des Oberhofs ist nachzuvollziehen. Gerade im Hinblick auf das Gericht Gelnhausens zeigt sich dies bei der Würdigung der Einzelergebnisse. Hier gab es eben nicht nur Schöffen, die zumeist zugleich als Handwerker ihren Lebensunterhalt verdienen mussten und nicht hauptamtlich tätig waren, sondern eben auch nur einen Stadtschreiber ebenso wie wahrscheinlich keine Berufsfürsprecher. Es verwundert daher kaum, dass dieses Gericht mit wenigen Sitzungstagen auskam und keinen bedeutenden Oberhof ausbilden konnte. Dieser Zusammenhang zeigt sich beispielsweise ebenfalls am bedeutenden Gericht der Friedberger Reichsburg, an dem sich schon seit dem späten 14. Jahrhundert gewerbsmäßig tätige bürgerliche Prozessvertreter nachweisen lassen, die zwar nicht als Fürsprecher bezeichnet wurden, funktional aber hierzu zu zählen sind.2546

V. Zusammenschau: Krise der spätmittelalterlichen Rechtspflege? Die Analyse der Gerichtslandschaften half zunächst, die Oberhofentstehung an den untersuchten Gerichten in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim zu verstehen. Bemerkenswerterweise muss hierbei entgegen vielen Stimmen in der Literatur eine hochmittelalterliche Gründung verworfen und stattdessen die Entstehung im Kontext des beginnenden 14. Jahrhunderts gesehen werden. Es gibt hierbei keinerlei Anzeichen für einen engeren Zusammenhang mit den Pfalzen, die sowohl in Frankfurt wie auch Gelnhausen und Ingelheim im Spätmittelalter ihre Bedeutung bereits größtenteils verloren hatten. Vielmehr zeigte sich eine Ausbreitung in Stufen, die in Frankfurt aufgrund der Quellenlage am deutlichsten zu erkennen ist: Zunächst waren die Oberhofzüge auf wenige anfragende Gerichte beschränkt, vor allem diejenigen der drei anderen Wetterauer Reichsstädte. Nur wenige andere Gerichte lassen sich im 14. Jahrhundert in einer Anfragesituation nachweisen, zu nennen sind hier vor allem Hersfeld und Limburg. Da beide in keiner Filiationsbeziehung zu Frankfurt standen und auf der anderen Seite keine der vielen vor allem unter LUDWIG DEM BAYERN bewidmeten Städte im 14. Jahrhundert in einer Oberhofbeziehung nachweisbar sind, deutet dies darauf hin, dass die Bewidmungen in dieser Zeit keinen Einfluss auf die Begründung von Oberhofzügen hatten. Dies wiederum bestätigt der Blick nach Gelnhausen. Wenn hingegen im 15. Jahrhundert zahlreiche bewidmete Städte bei der Mutterstadt anfrag2546

Vgl. BATTENBERG/ECKHARDT 1978 (wie Anm. 763), S. 91; ECKHARDT 1971 (wie Anm. 515), S. 36. Die Friedberger Burggerichtsbücher sind heute noch für die Jahre 1369–1384, 1391–1399 und 1400–1429 erhalten [ECKHARDT 1971 (wie Anm. 515), S. 51; ZIEG 2007 (wie Anm. 1712), S. 152, Fn. 548], weshalb hier in Zukunft eine genauere Analyse der „Fürsprecher“ möglich erscheint.

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ten, so ist diese Entwicklung einer neuen Phase der Oberhofentwicklung zuzurechnen, in der die Bewidmung allenfalls einen Anlass für die Aufnahme einer derartigen Beziehung bot. In Frankfurt kamen im 15. Jahrhundert noch die Bemühungen des Rates um Anbindung der Ratsdörfer hinzu, die vor allem im politischen Kontext zu sehen sind. Der Ingelheimer Oberhof wiederum kann nicht vor dem Jahr 1366 nachgewiesen werden, wobei Filiationen naturgemäß ebenso wenig eine Rolle spielten wie eigene territorialpolitische Interessen der verpfändeten Dörfer. Hier fällt aber die für die anfragenden Schöffen günstige Risikoverteilung auf, bei der sie keinerlei Kosten zu tragen hatten und zugleich die Regressmöglichkeiten abschnitten, was gewiss auch ein wichtiges Moment für eine Ausfahrt gewesen sein wird. Diese Überlegung dürfte übertragbar sein, denn in Frankfurt lassen sich in den Gerichtsordnungen für die Ratsdörfer Regelungen finden, die Bagatellen von einer Oberhofanfrage ausschließen sollten, mithin also vermutlich auch viele einfach gelagerte Sachverhalte an den Oberhof gebracht worden waren. Ähnlich wie am Landgericht Bornheimer Berg scheint in Ingelheim zunächst die Oberhofentstehung eine Reaktion auf die zentrifugale Wirkung der Verselbstständigung der einzelnen Ortsgerichte zu Beginn des 14. Jahrhunderts gewesen zu sein. Im Ergebnis ist daher die Oberhofentstehung als klar spätmittelalterliches Phänomen einzustufen. Bei der Betrachtung der Entstehung der Oberhöfe zeigt sich auch, dass jeweils die örtliche Gerichtsbarkeit schon entstanden war und die Oberhoftätigkeit jeweils nur einen später entstandenen Annex hierzu bildete. Sie ist deshalb im organisatorischen Zusammenhang mit den örtlichen Gerichten zu sehen und letztlich auch zu analysieren. Die detaillierte Untersuchung der einzelnen Gerichte förderte hierbei einen signifikanten Zusammenhang zwischen der „professionellen“ Organisation der Gerichtsbarkeit und der Bedeutung des Oberhofs zutage. Mit anderen Worten, ein Oberhof konnte nur so leistungsfähig sein, wie die Dorf- oder Stadtgerichtsbarkeit es jeweils war. Eine finanzielle und persönliche Unabhängigkeit der Urteiler dürfte hier eine große Rolle gespielt haben. Aber ebenso wurden vielfältige Verflechtungen der Urteiler wie auch anderer Gerichtspersonen, Schreibern und Schultheißen exemplarisch sichtbar, was für das Verständnis von Rechtstransfers einen ersten Anhaltspunkt bildet. Allerdings verbieten sich angesichts der komplexen Strukturen monokausale Erklärungsversuche, zumal die Quellenlage häufig unzureichend für einen detaillierten Nachweis einer konkreten Rechtsänderung im Zusammenhang mit einer konkreten Person ist. Die erkennbare „professionelle“ Organisation der Gerichtsbarkeit an den einflussreichen Oberhöfen im Gegensatz zu kleineren Gerichten könnte auf den ersten Blick als ein Beleg für eine These GUNTER GUDIANs gedeutet werden, der im

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Anschluss an OTTO STOBBE2547 eine Krise der spätmittelalterlichen Rechtspflege beschrieb, in welcher die anfragenden Gerichte mitunter nicht mehr in der Lage gewesen seien, einfache Rechtsfragen zu entscheiden.2548 Als weiteres Indiz für diese Krise nannte er die in Ingelheim bis 1418 üblichen Privatanfragen, weil so die Parteien von einem anerkannten Gericht auch ohne Prozess vor einem Ortsgericht einen Spruch hätten erlangen können. Die Privatanfragen seien so zu einer Starthilfe der Oberhofgerichtsbarkeit geworden.2549 Die Oberhöfe hätten es letztlich den Dorfgerichten ermöglicht, trotz mangelnder eigener Rechtskenntnis nach wie vor ihre gerichtliche Tätigkeit auszuüben, und auf diese Weise den völligen Zusammenbruch der alten Gerichtsverfassung im Spätmittelalter verhindert, weil sie die Ortsgerichte vor der Gefahr schützen konnten, durch falsches Verhalten schadensersatzpflichtig zu werden.2550 Im Hinblick auf die Oberhöfe wurde dann auch durch zahlreiche Autoren die herausgehobene Rechtskenntnis der dortigen Schöffen postuliert.2551 Hierbei habe etwa insbesondere die lange, ununterbrochene Ausübung der Gerichtsbarkeit eine Rolle gespielt, aber auch die reichsunmittelbare Stellung.2552 Andererseits blieb unklar, worin genau die besondere Rechtskenntnis ihren Ursprung gehabt haben sollte.2553 In diesem Gesamtzusammenhang ist letztlich der Ansatz von GÖTZ LANDWEHR zu sehen, der seit dem 13. Jahrhundert eine Verkomplizierung der Lebensverhältnisse beobachtete,2554 welche neuartige Konflikte und Rechtsfragen mit sich gebracht habe, die wiederum nur schwer mit den herkömmlichen prozessualen Mitteln zu lösen gewesen seien.2555 Die Folge sei eine steigende Rechtsunsicherheit gewesen, der mit der zunehmenden Schriftlichkeit und den Oberhofanfragen begegnet worden sei.2556 Andererseits erkannte bereits JULIUS WILHELM VON PLANCK, dass 2547

STOBBE 1860 (wie Anm. 411), S. 637 f., der hier allerdings vor allem auf die Rechtszersplitterung vor der Rezeption einging. 2548 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 295 unter Verweis auf Eintrag 292 (1400) bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 155. 2549 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 293; 296. 2550 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 279–282; 297 m. w. Nachweisen; in der Folge auch SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 315. 2551 Vgl. etwa SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 409 (zu Ingelheim); SCHROEDER 1973 (wie Anm. 1022), S. 94 (zu Wimpfen). 2552 SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 410. 2553 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 291, Fn. 123a. 2554 Die historische Forschung hat sich ausführlich mit diesen Umwälzungen und manigfaltigen ›Krisen‹ des Spätmittelalters beschäftigt [vgl. zusammenfassend RÖSENER, Die Krise des Spätmittelalters in neuer Perspektive (2012), S. 189–208 passim]. 2555 LANDWEHR 1979 (wie Anm. 1029), S. 28. 2556 LANDWEHR 1979 (wie Anm. 1029), S. 28.

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»die Beantwortung der Frage, wo man über zweifelhaftes Recht die Bescheidung zu holen habe, keineswegs ausschliesslich nach dem Gesichtspunkt der besten Rechtskenntniss erfolgte, sondern vielfach ein Gegenstand politischen Kampfes, oder doch, zumal in späterer Zeit von Seiten der Landesherrn, ein Gegenstand politischer Massnahmen wurde.«2557

Allen beschriebenen Ansätzen wohnt aber im Kern ein generalisierend spekulatives Element inne. Letztlich ist nur durch einen abermaligen Blick in die Quellen zu klären, inwieweit ein derartiges Versagen der lokalen Gerichtsbarkeit konkret zu fassen ist. Auffallend ist zunächst das den Anfragen bei zahlreichen Oberhöfen vorangestellte Bekenntnis der anfragenden Schöffen, unwissend zu sein. Der Schreiber der Einleitung des Wimpfener Oberhofprotokollbuchs von 1474 verwies beispielsweise auf die Unterweisung fremder unwissender Gerichte »von ettlichen Stetten und dorffern hienach benant, der urtel sich nit versteen komen bij uns von Schulthüsssen und Richttern unsers Statgerichtes geholt haben, und hinfur holen und suchen«.2558 Auch in einer Weisung des Heidelberger Rates für Eppingen findet sich der Verweis auf die Unwissenheit der anfragenden Schöffen: »so sie ein urteil holten zu Heydelberg, das sie daheime nicht verstunden […] So sie es zu Heydelberge holtent von dem rade.«2559 In Bezug auf den Nürnberger Oberhof findet sich ein frühes Beispiel im burggräflichen Landbuch der Herrschaft Plassenberg von 1398, wo es, wohl bezogen auf Kulmbach, heißt: »Die burger des rates holen ir recht, daran sie unweise were, zu Nuremberg.«2560 Allerdings bleibt die Frage bestehen, ob hierin zugleich ein Verfall der örtlichen Rechtskenntnis zu erblicken ist. Zweifel kommen auf, da offenbar auch jene Schöffen auf ihre eigene Unkenntnis verwiesen, die obendrein als Oberhof für andere Untergerichte fungierten. So begehrten etwa am 6. August 1398 die Schöffen aus Kreuznach in einem Einkindschaftsfall »an eime urteil czu erfaren und sie wise czu machen«.2561 Kreuznach wiederum war bereits 1290 zur Stadt nach Oppenheimer Recht erhoben worden2562 und die dortigen Schöffen für 16 Gerichte nachweisbar der Oberhof, darunter drei, die seinerseits 2557 PLANCK 1879 (wie Anm. 1040), S. 257. Vgl. auch die neuere Forschung von MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 66 f. 2558 StadtA Bad Wimpfen, B1/2, fol. 1r = Druck bei JÜLCH, Die Entwicklung des Wirtschaftsplatzes Wimpfen (1961), S. 21 = Druck bei SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 315 = Druck bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 163. 2559 Nach KOEHNE, Oberrheinische Stadtrechte, Abt. 1,5 (1900), S. 482. Vgl. etwa für Speyer EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 119 m. w. Nachweisen. 2560 Nach SCHULTHEIß 1936 (wie Anm. 45), S. 34. 2561 Eintrag 4 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 39. Vgl. zu ›nit wise‹ die Nachweise bei ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 22, Fn. 57. 2562 Wie Anm. 1445.

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wieder eine Oberhoffunktion hatten.2563 Dennoch richtete Kreuznach die meisten Anfragen an den Oberhof in Ingelheim.2564 Ein Versagen der örtlichen Gerichtsbarkeit in Kreuznach erscheint damit wenig plausibel. Auch, um ein zweites Beispiel zu nennen, die Flonheimer Schöffen bezeichneten sich selbst am 2. Mai 1399 als unwissend, als sie in Ingelheim anfragten: »Dez weren sie nit wise und hieschen darumb zu«.2565 Obgleich sie selbst auch anderen Gerichten Oberhofunterweisungen gaben,2566 fragten sie dennoch häufig in Ingelheim an.2567 Am 8. Juli 1430 richteten aber auch die Gelnhäuser Schöffen ein Unterweisungsgesuch an Frankfurt und verwiesen ebenso auf ihre eigene Unwissenheit.2568 Gleiches gilt für die selbst als Oberhof fungierenden Butzbacher Schöffen beispielsweise im Jahre 1493: »hait der scheffen die kond gehort und ist nit wise […] Sunder der scheffen wule nemen ire beyder gelt burgen vor lib und gudt und wuln daz holn an irm obirhoffe«.2569 In einem Babenhausener Gerichtsbucheintrag wiederum wurde ähnlich die eigene Unwissenheit als eine Bedingung der Oberhofausfahrt formuliert: »// dez wolle(n) sich die scheffe(n) erfaren und in halden biß züm nehsten gericht und mochte(n) die scheff(en) dez nit wijse gesin so wold sie sich dez erfarn da iß sich geburt«.2570 1471 hatten die Babenhausener Schöffen gar zwei Mal eine Sache vertagt und dann erklärt: »Item […] ist der scheffe nit wyse und vil sich des rechte(n) erfare(n)«.2571 Diese Beispiele ließen sich leicht noch mehren. Die behauptete eigene Unwissenheit kann also durchaus als ein notwendiges Element der Oberhofausfahrt angesehen werden. Zwar belegen etwa Frankfurter Gerichtsordnungen für die Ratsdörfer, dass auch zunehmend einfache Fragen an den Oberhof gerich-

2563 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XXXV; SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 407; VOGT, Die Stadt Kreuznach (1990), S. 35. 2564 ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 182. Im Oberhofprotokollband ab 1398 finden sich alleine 139 Anfragen, was 26 % der erhaltenen Gesamtanzahl der Anfragen entspricht [GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 20]. 2565 Eintrag 69 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 78. 2566 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XXXV; SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 407. 2567 Im Oberhofprotokollband ab 1398 finden sich alleine 49 Anfragen, womit die Schöffen nach Kreuznach und Oberwesel am dritthäufigsten in Ingelheim anfragten [GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 20]. 2568 ISG Frankfurt, RS I, Nr. 3139 = Eintrag 7 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 5 f. ≙ Regest 3139 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 129 ≙ Regest 1923 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 825 f. 2569 StA Darmstadt, C 4, Nr. 47/2, fol. 247r ≆ Auszug bei WEIß 1975 (wie Anm. 93), S. 9 f. 2570 StA Darmstadt, C 4, Nr. 23/5, fol. 36v (13. Juni 1441) ≆ Auszug bei AXER 1978 (wie Anm. 336), S. 66, Fn. 2 (ohne Folioangabe, aber m. w. Hinweisen). 2571 StA Darmstadt, C 4, Nr. 23/6, fol. 181r (15. Januar 1471) = Druck bei HEINZ 1976 (wie Anm. 368), S. 57, Fn. 2. Vgl. hierzu die Ausführungen von HEINZ 1976 (wie Anm. 368), S. 55–57.

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tet wurden, da sie genau dieses Verhalten unterbinden sollten.2572 Ebenso fand HELMUT MERTZ in den erhaltenen Frankfurter Weisungen Hinweise darauf, dass die anfragenden Gerichte selbst in rechtlich wenig komplizierten Fällen Rechtsrat einholten, weil sie nicht gegen eine Partei entscheiden wollten.2573 Hierin aber einen Hinweis auf einen grundlegenden Verfall der Rechtskenntnis und einer Krise der mittelalterlichen Rechtspflege zu sehen, geht zu weit. Der Grund kann vielmehr gerade auch im bestehenden Schadensersatzrisiko der Urteiler gesehen werden, das durch eine Oberhofanfrage weitgehend ausgeschaltet werden konnte. Zudem konnte das Gericht bei Unklarheiten, etwa in komplizierten Fallgestaltungen, die Rechtsprechung nicht einfach verweigern, wollten sich die Schöffen nicht im Falle der Rechtsverweigerung oder Rechtsverzögerung der Gefahr einer Haftung für sogenanntes rechtes Gericht aussetzen.2574 Die Urteile des Oberhofes zeigen, dass die Rechtsuchenden durchaus über dieses Rechtsinstitut Regress nahmen.2575 Außerdem war die Anfrage am Oberhof für die anfragenden Urteiler kostenfrei, trugen doch die Parteien die anfallenden Kosten. Dies wiederum begünstigte Anfragen möglicherweise zusätzlich. Einen Rückschluss auf eine tatsächlich vorliegende Rechtsunkenntnis dürfte das Bekenntnis der Unwissenheit keineswegs regelmäßig zulassen, allenfalls auf die Risikofreudigkeit der anfragenden Urteiler. Dies wird noch dadurch erhärtet, dass es an anfragenden Gerichten mitunter Formulare zur Oberhofanfrage gab und das Unwissenheitsbekenntnis deshalb ein standardisiertes Element war.2576 Keineswegs sollte das Unwissenheitsbekenntnis daher als Teil der Verfallsgeschichte der örtlichen Gerichte verstanden werden. 2572 In der Ordnung für Bonames etwa heißt es ausdrücklich: »10) Doch sollen die Scheffen umb handel die gering und innen verstentlich sin nit lichtlich am oberhoff urteil holen« [RÖMER-BÜCHNER 1862 (wie Anm. 724), S. 229]. 2573 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 75. 2574 Vgl. hierzu für Ingelheim insbesondere ERLER 1961 (wie Anm. 2501), S. 132–144 passim sowie allgemein DRÜPPEL 1985 (wie Anm. 3), S. 399. 2575 Vgl. ERLER 1959 (wie Anm. 402), S. 273; ERLER 1961 (wie Anm. 2501), S. 144; ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 191–193. 2576 Für die in Ingelheim, Gelnhausen oder Frankfurt anfragenden Gerichte ist kein solches Formular bekannt. Allerdings haben etwa die überlieferten Anfragen aus Camberg an Frankfurt aus dem 15. Jh. eine erkennbar gleichförmige Struktur [vgl. ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Camberg (jeweils ohne eigene Nr.); RS I, Nr. 4358; RS I, Nr. 5400; RS-Nachträge, Nr. 1720], was auf die Verwendung eines Formulars hindeutet. Überliefert hat sich ein Formular für das in Oppenheim anfragende Gericht der Reichsstadt Pfeddersheim [StadtA Worms, Abt. 49, Nr. 425, fol. 1r = Beilage XV bei ERLER 1968 (wie Anm. 1461), S. 302; anders als ADALBERT ERLER es in seiner Anmerkung aber suggeriert, findet sich im Formular allerdings die Wendung »nit wise« nicht; ALTER, Studien zur Geschichte der Verfassung und Verwaltung (1951), S. 21 wiederum verkannte den Formularcharakter und sah eine konkrete Anfrage].

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Allerdings schließt dies nicht aus, dass Anfragen durchaus ihren Ursprung in rechtlichen Unsicherheiten der anfragenden Urteiler haben konnten. Das Beispiel der kleinen Stadt Steinau an der Straße ist in diesem Zusammenhang plastisch. Der Ort war am 4. Juli 1290 auf Wunsch der Herren von Hanau mit dem Recht der Reichsstadt Gelnhausen bewidmet worden,2577 hatte sich in der Folge aber nicht zu einer großen Stadt entwickeln können. Für das Jahr 1495 ist etwa bekannt, dass gerade einmal 198 Bedepflichtige mit einem Gesamtaufkommen von 142 Gulden 3 Turnosen 5 Hellern in der Stadt wohnten.2578 Diese relative Unbedeutsamkeit der Stadt spiegelt sich auch im Stadtgericht wider. Nach einer undatierten Gerichtsordnung des 15. Jahrhunderts2579 mussten gerade einmal vier ordentliche Gerichtstage im Jahr abgehalten werden.2580 Zum Vergleich sei das nahe gelegene Gelnhausen angeführt, wo bereits zwischen 1411 und 1419, wie eine Auswertung der erhaltenen Schöffengerichtsprotokolle zeigt, zwischen 14 und 18 Sitzungstermine im Jahr abgehalten wurden.2581 Hierbei waren Schöffenkollegium und Stadtrat in Steinau zudem identisch geblieben,2582 was wenigstens in der Wetterau eher bei unbedeutenden Städten der Fall war.2583 Im 15. Jahrhundert reichte in Steinau deshalb auch ein gemischtes Stadtbuch wohl für das gesamte Aufkommen an Schriftgut der Stadt aus.2584 In diesem wiederum finden sich Niederschriften des Gerichts vor allem im Hinblick auf Mitwirkungen an Güterübertragungen, also Akten der freiwilligen Gerichtsbarkeit im modernen Sprachgebrauch, streitige Entscheidungen jedoch seltener.2585 Für den Zeitraum zwischen 1421 und 1536 sind insgesamt elf Oberhofanfragen beziehungsweise Hinweise auf solche erhalten geblieben.2586 Die meisten die2577

Wie Anm. 1284. Nach SCHMERBACH 1958 (wie Anm. 332), vor S. 447, der sich auf eine nicht näher bezeichnete Aufzeichnung im StadtA Steinau bezog. Auch im 17. Jh. hat sich die Zahl nur unwesentlich erhöht, wobei 1632 nach SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 164 nur 226 Familien in der Stadt lebten. 2579 Vgl. hierzu Anm. 472. 2580 SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 113. 2581 Nach der statistischen Auswertung KARL SCHMERBACHS in der Grimmelshs.-Bibl. Gelnhausen, Gln 2 REG I 18513, S. 13. Das heute verschollene Gerichtsbuch von 1465–1471 zeigte nach STÖLZEL 1872 (wie Anm. 90), S. 369, Fn. 13 in ähnlicher Weise zw. acht und 18 jährliche Sitzungen. 2582 HARTMANN 1975 (wie Anm. 186), S. 237. 2583 Anders hingegen etwa in Lübeck, wo sich nie eine Schöffenbank herausbildete, sondern der erstmals 1201 erwähnte Rat der Stadt zugleich auch Gericht war [LÜCK 2009 (wie Anm. 16), S. 172]. 2584 Vgl. hierzu Anm. 331. 2585 Vgl. die Übersicht von SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 134–136. Da die Aufzeichnungen in dem Buch wahrscheinlich nicht vollständig sind, ist eine genaue quantitative Auswertung jedoch nicht zielführend. 2586 SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 122a (1421); SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 109 (1422); StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 129v ≙ Regest 1875 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 805 2578

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ser Anfragen haben komplexere erbrechtliche Angelegenheiten zum Gegenstand. Es ist leicht vorstellbar, dass die im Vergleich zu den Stadtgerichten mit Oberhoffunktion eher selten zusammenkommenden Schöffen in Steinau bei diesen rechtlichen Fragen überfordert und so auf den Rechtsrat von außerhalb angewiesen waren. Dennoch aber geht die von JÜRGEN WEITZEL allgemein formulierte These, wonach die Kenntnisse der Urteiler im Spätmittelalter tendenziell abgenommen hätten,2587 zu weit. Möglich erscheint es aber dennoch, dass gerade auch eine Verkomplizierung der Lebensverhältnisse die Oberhöfe notwendig werden ließ. Hierbei darf nicht verkannt werden, dass das Ende des Hochmittelalters sowie der Beginn des späten Mittelalters geprägt waren von einem Erstarken der Städte und ihrer Bürgerschaft. Dass sich hier ein Wandel vollzog, der völlig neue Probleme aufwarf und letztlich auch eine „professionelle“ Rechtsprechung mit erfahrenen Rechtsauskunftstellen erforderte, scheint plausibel. Hierbei ist eine asymmetrische Wissensverteilung zwischen anfragenden Gerichten und Oberhöfen vorstellbar. Rechtliche Unkenntnisse an einzelnen Ortsgerichten führt ferner ein bemerkenswerter Brief der Frankfurter Schöffen an HERMANN VON RIEDESEL von 1508 vor Augen, in dem sie mit drastischen Worten auf die ›einfältigen‹ Leute der anfragenden Gerichte verwiesen: »des wir die scheff(en) von wegen des R(eichs) g(erichts) zu F(rank)f(urt) […] [unleserliche Abkürzung] bishere zu fruntlich(em) danck genemen gefalln und zu hilf oder underwisung der slecht(en) einfaltig(en) erbaren lut(en) allinthalben vo(n) gericht(en) zu uns begerende unsern Rat […] [unleserliche Abkürzung] und underwisung des Recht(en) mitgeteilt«.2588

Vermutlich gab es verschiedene Aspekte, die Oberhöfe notwendig werden ließen, wobei die Rechtsunkenntnis eben nur einer ist. Eine allgemeine Erklärung für die Entstehung und Verfestigung von Oberhöfen im Rechtsleben dürfte sich (1428); SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 98 (1432); SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 5a und 6 (drei Hinweise, 1440, Datierung nach KARL SCHMERBACH); SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 23a (1457); SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 123 (1464); SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 26a (1468, Datierung nach KARL SCHMERBACH); StA Marburg, Protokolle II (Steinau), Nr. 4, Bd. 1, fol. 28v–29r (1536; teilweiser Textverlust durch Seitenabriss). 2587 WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 15. In dasselbe Horn bließ konkret in Bezug auf den Oberhof in Wimpfen HAFER 1993 (wie Anm. 180), S. 414 f., wonach die häufige Nutzung des Oberhofs zurückzuführen sei auf die »Bedürftigekit der jeweiligen Ortsgerichte, mithin das Kompetenzdefizit zahlreicher dörflicher Richter, während städtische Gerichte über eine größere Sachkompetenz verfügten«. 2588 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Hersfeld (Entwurf ohne eigene Nr.) ≆ Druck bei ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 142 f. (modernisiert und ohne Quellenangabe). Diesen Brief hatte vermutlich ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 137 vor Augen, der »verschiedene Ursachen [für die Oberhofentstehung sah], als unter anderem die schlechte beschaffenheit solcher gerichte, die meistens mit einfältigen und der rechte oder damaligen gewonheiten, welche ganz ungewis und unbeständig, auch daher nicht genug im stande gewesen, die vorgekommenen schweren irrungen zu entscheiden, unerfarenen leuten besezet waren«.

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daraus aber kaum ableiten lassen, da immer auch die für die anfragenden Schöffen sehr günstige Risiko- und Kostenverteilung ein wichtiger Beweggrund für die Ausfahrt und damit letztlich auch für das Oberhofwesen gewesen sein kann. Hierbei ist aber darüber hinaus zu berücksichtigen, dass die anfragenden Urteiler mitunter weite Wege zu ihrem Oberhof in Kauf nahmen, was sie sicherlich nur bei Notwendigkeit der Ausfahrt angesichts der Gefahren von Reisen im Mittelalter taten. Da jedoch die Oberhöfe im Mittelalter offenbar noch leicht gewechselt werden konnten, suchten sich die Urteiler womöglich gezielt je nach konkretem Bedürfnis einen passenden Hof, womöglich mitunter eben auch einen, der näher war. Da hierzu aber keine quellenbasierten Aussagen getroffen werden können, bleibt dieser Aspekt spekulativ.

C. Rechtslandschaften: Gemeinsame Rechts- und Verfahrensgrundsätze an den Gerichten des Rhein-MainGebietes im Lichte der ›vereinheitlichenden Kraft der Oberhöfe‹ Im vorangegangenen Abschnitt standen die einzelnen Gerichte vor allem im Hinblick auf ihre Verflechtungen im Vordergrund. Nun gilt es, die These der rechtsvereinheitlichenden Wirkung der Oberhöfe zu überprüfen. FRIEDRICH EBEL hatte diese Wirkung einmal plastisch als ›unifizierende Kraft des Oberhofrechts‹ bis zum Aufkommen der Appellationen bezeichnet.2589 Hierbei geht es vorrangig um Hinweise auf die vermutete gemeinsame Rechtskultur. Die Literatur hat häufiger gerade auch im sogenannten ›fränkischen Rechtskreis‹ ohne Weiteres ein gemeinsames Rechtsverständnis angenommen. Plastisch hierfür ist ein Diktum LUDWIG HEINRICH EULERS: »Mit dem Rechte, welches in Gelnhausen galt, war es ebenso beschaffen, wie in Frankfurt und der ganzen Wetterau; es war das gemeine, in dem fränkischen Theile Deutschlands übliche Recht, beruhte […] auf altem Brauch und Herkommen.«2590

Nachgewiesen wurde dies freilich nicht. Möglich erscheint jedenfalls, dass sich gemeinsame Rechtsregeln aus der Verwendung von Rechtsbüchern ergaben, wenngleich dies methodisch überzeugend kaum zu zeigen sein wird.2591 Jedenfalls aber war das zwischen 1328 und 1340 möglicherweise im Gefolge Kaiser LUDWIGS2592 als private Aufzeichnung lokaler Wetterauer Rechtsformen entstan-

2589

EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 118. HUBERT DRÜPPEL wiederum verneinte zwar ein objektives einheitliches Stadtrecht im Mittelalter, deutete aber im Anschluss an WILHELM EBEL eine durch Oberhöfe und Rechtsunterweisungen verstärkte, aber auf deren Einzugsbereich begrenzte Rechtsvereinheitlichung an [DRÜPPEL 1985 (wie Anm. 3), S. 22, Fn. 30; vgl. ferner EBEL, Über die rechtsschöpferische Leistung des mittelalterlichen deutschen Bürgertums (1966), S. 253]. WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 35 wiederum beschrieb die Einigung der anfragenden Gerichte in ›weiträumigen Rechtslandschaften‹ unter dem ›gemeinen Recht‹ des Oberhofs. 2590 EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 14. 2591 MUNZEL 1986 (wie Anm. 169), S. 21 wies bereits richtigerweise darauf hin, dass alleine mit der Feststellung einer Übereinstimmung des Kleinen Kaiserrechts mit einer Rechtsweisung noch nicht nachgewiesen sei, dass die Schöffen sich auch vom Rechtsbuch beeinflussen ließen, müsse hierfür doch zugleich gezeigt werden, dass die Urteiler von einer zuvor geübten Praxis zugunsten einer Regel des Kaiserrechts abwichen. 2592 Etwa von MAURER 1866 (wie Anm. 16), S. 123 wurde das Kleine Kaiserrecht ungenau als ›Rechtsbuch Kaiser Ludwigs‹ bezeichnet.

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dene Kleine Kaiserrecht2593 sowohl im Einzugsbereich des Ingelheimer Oberhofs wie auch in Frankfurt und Nürnberg gebräuchlich2594 und Spuren ließen sich bereits in Ingelheimer und Frankfurter Sprüchen ausfindig machen.2595 Bedeutsam dürften im Hinblick auf einen wechselseitigen Rechtsaustausch in verbundenen Gerichtslandschaften ebenso die Parteien sein, was nur wenige Hinweise exemplifizieren sollen. So dürften für das Verständnis von Rechtstransfer gerade auch Kaufleute wichtig sein, die vor einem fremden Gericht etwa in Messezeiten auftraten und eigene Rechtsvorstellungen artikulierten. Aber ebenfalls Wallfahrten könnten eine Rolle spielen. Erwähnt sei hier nur die alle sieben Jahre durchgeführte Aachenwallfahrt, die vom Sammelpunkt in Miltenberg über Nieder-Ingelheim führte.2596 Die Wallfahrt hatte hierbei in Ingelheim nicht nur großen Einfluss auf den Alltag, etwa durch die Einrichtung von Spitälern oder im Hinblick auf den Import von Rebsorten für die Weinherstellung,2597 sondern es lassen sich auch Pilger vor dem Ingelheimer Gericht nachweisen, die dort vermutlich vor dem Hintergrund ihrer eigenen Rechtsanschauungen argumentierten.2598 Außerdem gibt es Hinweise von 1433 auf eine Wallfahrt der Ingelheimer Bevölkerung zur Leonhardskirche in Frankfurt.2599 Wenn ADALBERT ERLER die Pilgerstraße als ›Kraftstrom‹ bezeichnete,2600 so ist dies bestimmt auch in rechtlicher 2593

Vgl. zur Entstehung und möglichen Vorlagen MUNZEL 1974 (wie Anm. 699), S. 24–26; 36–39; MUNZEL 1986 (wie Anm. 169), S. 15 f.; MUNZEL 1987 (wie Anm. 214), S. 34 f.; MUNZEL, Die Bedeutung der lateinischen Kapitel (1993), S. 241–243; SCHERNER, Zur Pacht im Frankenspiegel (1967), S. 231–233 sowie die Ausführungen in Anm. 792. 2594 MUNZEL 1974 (wie Anm. 699), S. 63; MUNZEL 1986 (wie Anm. 169), S. 17. Demgegenüber hatte noch EULER 1872 (wie Anm. 48), S. 19 in Frankfurt keinen Hinweis auf die Verwendung des Kleinen Kaiserrechts finden können. Darüber hinaus war das Kleine Kaiserrecht in vielen mittel- und norddeutschen Städten in Gebrauch, aber auch in Augsburg und Nürnberg, mit Flörsheim und Münzenberg ebenfalls in weiteren Orten der hier untersuchten Region [vgl. MUNZEL 1986 (wie Anm. 169), S. 17; WINTERFELD 1955 (wie Anm. 19), S. 181]. 2595 MUNZEL 1974 (wie Anm. 699), S. 17–19. Bereits SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 1 erwähnte diese Gemeinsamkeiten. 2596 Vgl. EMMERLING, „Fauler“ Wein für Aachenpilger (1967), S. 69; FISCHER 1993 (wie Anm. 1365), S. 147; HENN, Ingelheim als Station der Ungarnwallfahrt nach Aachen (1985), S. 117; HENN, Sporkenheim und die Aachenwallfahrt (1993), S. 138; PETRY 1964 (wie Anm. 831), S. 206; SAALWÄCHTER/ WEYELL 1963 (wie Anm. 233), S. 32. 2597 Vgl. HENN 1985 (wie Anm. 2596), S. 122; HENN 1993 (wie Anm. 907), S. 59; SAALWÄCHTER 1950 (wie Anm. 310), S. 17–21; SAALWÄCHTER, Die Ingelheimer Armen- und Krankenfürsorge (1958), S. 93–97. 2598 Zum Niederschlag der Wallfahrt in den Ingelheimer Quellen vgl. HENN 1985 (wie Anm. 2596), S. 119–125 und SAALWÄCHTER 1958b (wie Anm. 853), S. 22. 2599 SAALWÄCHTER 1958b (wie Anm. 853), S. 22. 2600 ERLER 1986 (wie Anm. 914), S. 20; später dann HENN 1993 (wie Anm. 2596), S. 139.

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Hinsicht zu verstehen. Andererseits ist aber zu beobachten, dass aufgrund des Belegenheitsgrundsatzes Parteien mitunter an verschiedenen Gerichten auftraten und dort vermutlich gerade eine durch ihre Herkunft geprägte Rechtsauffassung vertraten, trugen sie doch nach mittelalterlichem Verständnis nicht nur einen Sachverhalt vor, sondern stellten mit diesem zugleich ihre eigene Rechtsmeinung zur Überprüfung.2601 Obgleich diesen Aspekten nicht weiter nachgegangen werden kann, so zeigte die exemplarische Untersuchung des Gerichtspersonals aber bereits, dass mit einer hohen Mobilität gerade bei Schreibern und Schultheißen gerechnet werden muss, die auch im Austausch von Rechtsanschauungen abseits der Oberhofanfragen gemündet haben kann. Wenn es im Folgenden um die vereinheitlichende Wirkung von Oberhofsprüchen geht, so ist letztlich eine schwierige Abgrenzung vorzunehmen, da verschiedene Mechanismen zu Rechtsangleichungen geführt haben können. Hier soll zunächst das Oberhofverfahren im Vordergrund stehen, bevor anhand konkreter Weisungen die Wirkung der Sprüche selbst abgeschätzt werden kann. Hierbei geht es vor allem um die Isolierung von möglichen rechtlichen Auswirkungen der Oberhöfe in den Gerichtslandschaften. Aus diesem Grunde soll in prozessualer Hinsicht vor allem das Verhältnis der Oberhöfe zu den anfragenden Gerichten untersucht werden. Insbesondere der Umgang mit Rechtskollisionen ist in dieser Studie von besonderem Interesse, können sich doch gerade hierbei Mechanismen der Rechtsangleichung durch Festlegung des anwendbaren Rechts offenbaren. Damit steht zunächst das Prozessrecht im Vordergrund, das bei den Oberhöfen auf zwei Ebenen zum Tragen kam, das heißt einerseits als Rahmen des regulären Gerichtsverfahrens am örtlichen Gericht, der wiederum Teil einer Anfrage werden konnte, und andererseits aber auch speziell als Modus Operandi der Oberhofgerichte. Hierbei soll nun letzteres Prozessrecht im Mittelpunkt stehen, kann doch so die Leistungsfähigkeit der Oberhöfe weiter vergleichend abgeschätzt werden und damit ihr Potenzial in vermutlich auf mehreren Ebenen ablaufenden Rechtstransfers in den mittelalterlichen Gerichtslandschaften. Hierbei eröffnet sich letztlich ein weiterer Zugang zur strittigen Frage der Rechtsbildung im Mittelalter. In einem zweiten Schritt werden sodann in ausgewählten Teilrechtsgebieten einzelne materielle Gewohnheiten im Zentrum stehen. 2601

WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 76. MENTGEN 1998 (wie Anm. 281), S. 9–21 brachte bspw. zahlreiche Beispiele für Juden, die in Rheinhessen aber auch Frankfurt umherzogen und rege vor Gericht auftraten. CIRULLIES 1980a (wie Anm. 368), S. 48 wiederum wies für Babenhausen darauf hin, dass es durch die Fluktuation der Bevölkerung wie auch durch auswärtige Parteien mitunter zu einem Import von Rechtsterminologien gekommen sei. Neuerdings konnte SCHÄFER 2012 (wie Anm. 921), S. 77 f. für Ober-Ingelheim eine rege Fluktuation der Bevölkerung belegen.

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I. Oberhofverfahren Im Hinblick auf das Erkenntnisinteresse dieser Studie lassen sich mehrere Fragenkreise hinsichtlich des Oberhofverfahrens isolieren. Zunächst ist zu ergründen, wie die drei Oberhöfe in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim angerufen werden konnten und ob sich hier ähnliche Strukturen finden lassen. Hierbei sind besonders Fragen der Mündlichkeit beziehungsweise Schriftlichkeit der Weisung2602 von Interesse. Denn die Untersuchung der Gerichtslandschaft zeigte, dass die als Oberhöfe tätigen Gerichte schon früh über eigene Schreiber verfügten, womit die Voraussetzungen für ein schriftliches Oberhofverfahren grundsätzlich gegeben waren. Aber auch das Stadt-Land-Verhältnis ist von Bedeutung, wird doch allgemein angenommen, dass die Städte in der Einbindung von Schriftlichkeit in die Verwaltung vorangingen.2603 Wenn sich dies verallgemeinern lässt, könnte sich auch im Gerichtsverfahren der städtischen Gerichte früher ein Drang zur Schriftlichkeit finden lassen, womit die städtischen Oberhöfe eine zentrale Rolle bei der Ausbreitung schriftlicher Elemente im Verfahren gespielt haben könnten. Die Forschungen von GUNTER GUDIAN, ergänzt durch die rechtssprachlichen Betrachtungen von REINHARD ZWERENZ, förderten für den Ingelheimer Oberhof drei Möglichkeiten der Anrufung zutage: Privat- und Schöffenanfragen sowie das Ausheischverfahren.2604 Gemeinsam ist allen drei Möglichkeiten, dass der Oberhof keine eigene Sachaufklärung betrieb, sondern immer den mitgeteilten Sachverhalt seiner Weisung zugrunde legte.2605 Deshalb konnten mitunter in ein und derselben Sache die Parteien eigenständig neben den Schöffen anfragen.2606 Bis Juli 1418 lassen sich in den erhaltenen Oberhofprotokollen regelmäßig sogenannte Privatanfragen fassen, bei denen Personen auf eine zumeist weitgehend abstrakt formulierte Rechtsfrage eine abstrakte Weisung des Oberhofs erhielten. Vieles liegt aber wegen der einseitigen Überlieferung im Dunkeln. Insbesondere der Grund für den Abbruch der Protokollierung von Privatanfragen im Jahre

2602

Die neuere Forschung hat sich intensiv mit diesem Problemkreis befasst, vgl. bspw. KANNOWSKI, Aufzeichnung des Rechts (2008), Sp. 347–354. 2603 KLUGE 1998 (wie Anm. 89), S. 34 f.; MIHM 1995 (wie Anm. 92), S. 27 f. 2604 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 271–285. Vgl. allgemein ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 183–185 mit Quellenbeispielen und ferner ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 21–28. 2605 Dementsprechend stellten die Schöffen des Oberhofs ihre Weisung mitunter unter den Vorbehalt, dass der vorgetragene Sachverhalt der Wahrheit entspreche [GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 32 unter Verweis auf Eintrag 220 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 272–274]. 2606 ERLER 1977 (wie Anm. 91), S. 116.

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1418 ist unklar,2607 wobei die Forschung verschiedene Thesen artikulierte,2608 welche aber letztlich in Ermangelung von Hinweisen in den Quellen Vermutungen bleiben müssen. Ihre Funktion wiederum wurde vor allem darin gesehen, einen Prozess vorzubereiten beziehungsweise abzuwenden, indem die anfragende Person durch die Auskunft die Möglichkeit erhielt, ihr Prozessrisiko abzuschätzen und gegebenenfalls eine günstige Weisung dem potenziellen Prozessgegner vorzuhalten und damit im besten Falle einen Prozess zu verhindern.2609 Der Prozessgegner wiederum konnte sich in Begleitung des Anfragenden bei Bedarf die Weisung im Gerichtsbuch öffnen2610 und damit die Darlegungen bestätigen lassen.2611 Diese These erscheint plausibel und auch von den Quellen gestützt.2612 Ein letztlich un2607

Nach Eintrag 2267 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 31 f. vom 16. Juli 1418 treten Privatanfragen nur noch höchst selten auf, wobei sie zuvor den größten Teil der Protokollierungen des Oberhofs ausmachten [ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 184; GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 272; ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 21, Fn. 50]. In den Jahren 1398–1417 schwankte ihr Anteil zw. 75 % und 91 % [GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 272; KORNBLUM, Aufschlüsselung der an den Ingelheimer Oberhof gerichteten Anfragen (1963), S. 53]. Einer dieser seltenen Fälle ist eine Anfrage von FRANK LONSHEIMER VON BÜDESHEIM vom 23. Januar 1420 [Druck bei SAALWÄCHTER 1922a (wie Anm. 106) nach dem verschollenen Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1413–1420]. 2608 Immerhin möglich erscheint, dass die Anfragen nach dem 16. Juli 1418 in ein eigenes Protokollbuch eingetragen wurden, das sich aber nicht mehr erhalten hat [GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 12]. Für ein solches Buch finden sich aber keinerlei Anhaltspunkte, wie etwa Querverweise, in den erhaltenen Protokollbüchern. ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 185 hielt es für denkbar, dass die Privatanfragen Ansehen und Bedeutung der in Ingelheim anfragenden Schöffenstühle gemindert haben könnten, wenn aufgrund der Anfrage ein Prozess vermieden wurde, sodass der Oberhof aus Rücksicht auf diese Schöffenstühle Privatanfragen nicht mehr beschieden haben könnte. Diese These wirkt allerdings sehr konstruiert und wieder finden sich keine Hinweise, wie etwa diesbezügliche Beschwerden der anfragenden Urteiler. Am plausibelsten erscheint noch die These von SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 407, der die Einstellung der Beantwortung von Privatanfragen als Zeichen der Bestrebung nach einer strafferen Gerichtsorganisation und Institutionalisierung des Rechtszuges interpretierte. OPITZ 2010 (wie Anm. 219), S. 33 wiederum deutete einen Zusammenhang mit dem Schreiber HEINRICH an, der 1418 sein Amt als Gerichtsschreiber angetreten hatte. 2609 Vgl. etwa KAUFMANN 1961 (wie Anm. 2153), S. 114. 2610 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 20. Vgl. speziell zu diesem Terminus im Rechtssprachgebrauch Ingelheims die Ausführungen von ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 21 f. m. w. Nachweisen, wobei sich aber nur ein Teil der bei ihm gebrachten Verweise auch tatsächlich auf Privatanfragen bezieht, andere hingegen auf Ausheischungen oder Schöffenanfragen bzw. auf Vorgänge im verschollenen Protokollbuch ab 1366, sodass unklar bleibt, in welcher Form zuvor angefragt wurde. 2611 Vgl. zu den Privatanfragen in Ingelheim die Ausführungen von ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 183– 185; GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 272; 283 f.; KAUFMANN 1961 (wie Anm. 2153), S. 114; ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 21. 2612 Vgl. etwa die Weisung vom 23. Juli 1399 in Eintrag 100 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 93 und die dazugehörige Öffnung vom 15. Oktober 1399 in Eintrag 140 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 104

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lösbares Erkenntnisproblem stellt sich gleichwohl in Bezug auf die Abstraktheit der Privatanfragen und diesbezüglicher Weisungen, denn sie ergibt sich einzig aus der Protokollierung im Ingelheimer Oberhofprotokollband. Weitere Überlieferungen hierzu existieren nicht. Es ist aber leicht vorstellbar, dass die anfragenden Personen vor den Schöffen keineswegs nur eine weitgehend abstrakte Sachverhaltsschilderung gaben, sondern hier, wie dies auch bei modernen Anwaltsgesprächen mit dem Mandanten häufig der Fall ist, eine wenig verdichtete Schilderung der sehr konkreten Umstände stattgefunden haben kann. Ob die Schöffen daraufhin eine knappe Weisung erteilten oder doch detaillierten Rechtsrat gaben, lässt sich nicht mehr klären, denn die Verdichtung und Abstraktion kann auch durch den jeweiligen Schreiber stattgefunden haben. Offenkundig ist nur die Differenz zwischen der abstrakten Protokollierung von Privatanfragen und der konkreten Form bei den übrigen Oberhofweisungen, was auf einen Unterschied, wenigstens im Bewusstsein der Schreiber, schließen lässt. Wenn die Abstraktheit und Verdichtung der Protokollierung nicht bloß eine Maßnahme der Schreiber war, etwa um Papier zu sparen, so fällt der Blick auf die Ähnlichkeit zu Weistümern.2613 Auch hier bekamen die Schöffen oft abstrakte, teilweise sogar fiktive Fragen vorgelegt, die anschließend abstrakt gewiesen wurden.2614 Unbeachtet blieb in diesem Zusammenhang bislang, dass es offenbar zudem im regulären Ingelheimer Ortsgerichtsverfahren allgemein gehaltene Anfragen gab. So fand sich im 1944 verbrannten Nieder-Ingelheimer Haderbuchfragment von 1383 folgende Protokollierung vom 5. August: »Item der Kode Zindman hat gefraget, er habe ein pand versast und hat daz gelost, und hat der roner me von yme genomme, dan daruff von gerichts wegen ist gangen; wie er dazu solle dun? Daz ist gewiset, er mag deme rone darumb zusprechen«.2615

oder auch die Weisungen vom 8. [Eintrag 321 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 162] und vom 19. Februar 1401 [Eintrag 331 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 165] mit der Öffnung vom 19. März 1401 [Eintrag 339 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 168]. 2613 Diese Parallele deutete auch GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 31 an und ähnlich sah KAUFMANN 1961 (wie Anm. 2153), S. 113 f. eine ›völlige Verwischung‹ der Grenzen zwischen Klage, Rechtsauskunft und Weistum. Für SCHMELZEISEN 1973 (wie Anm. 397), S. 116 gab es ebenfalls grundlegende Ähnlichkeiten zwischen Urteil und Weistum: »Weil es allein darum ging, das Recht zu finden, war das Urteil Weistum und das Weistum Urteil.« 2614 Vgl. KERN 1916 (wie Anm. 710), S. 506; SCHMELZEISEN 1973 (wie Anm. 397), S. 107; WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 26. ADOLF WEIßLER sah im Hinblick auf das sächsische Recht gar die »ganze Einrichtung der Weistümer« darauf beruhen, »dass die Gerichte verpflichtet sind allgemeine Rechtsfragen, auch ohne dass ein bestimmter Prozess dazu Anlass giebt, zu beantworten, unter Umständen das gesamte geltende Recht vorzutragen« [WEIßLER 1905 (wie Anm. 2145), S. 45]. 2615 Beilage 9 bei TILLMANN 1935 (wie Anm. 220), S. 64.

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Ein Unsicherheitsfaktor ergibt sich aber daraus, dass bloß eine Privatanfrage an den Oberhof in das falsche Buch eingetragen worden sein könnte und dementsprechend gar keine Anfrage an das Ortsgericht vorlag. Allerdings sind auch aus Babenhausen allgemeine Rechtsweisungen der Schöffen bekannt, die in der Protokollierung nicht einmal einen konkreten Anlass erkennen lassen.2616 In Frankfurt wiederum sind die bekannten Oberhofweisungen im regulären Weisungsverfahren an die Schöffen konkret ausgestaltet. Hierbei hat sich aber ein bislang unbekannter undatierter Brief vermutlich aus dem 15. Jahrhundert aus Altweilnau mit der Bitte um Rat erhalten, wobei die Schöffen abstrakt schilderten, dass ein dortiger Amtmann im Namen des (Orts-)Herren einen Schöffen und einen Bürger angehalten habe, etwas zu tun, der Schöffe sich aber gewehrt habe.2617 Das Verfahren in Frankfurt wiederum war, wie noch detailliert zu zeigen sein wird, mündlich, wobei die Schöffen persönlich vortragen mussten, weshalb der Zettel wahrscheinlich eine mitgebrachte Gedächtnisstütze darstellt. Dementsprechend ist auch hier wieder leicht vorstellbar, dass die anfragenden Schöffen sehr konkret den Fall vor Ort schilderten, dann aber eine abstrakte Skizze zurückließen. Die Weisung hierzu ist leider nicht überliefert. Vieles deutet letztlich darauf hin, dass im Mittelalter die Trennung zwischen Konkretheit und Abstraktheit nicht trennscharf war.2618 Bereits GUNTER GUDIAN deutete dies an, mutmaßte aber sehr aus seinem Verständnis einer Art geltenden ungeschriebenen Ingelheimer Rechtsordnung heraus, dass die Schöffen nicht zwischen generell geltendem Rechtssatz und konkretem Urteil unterschieden, sondern sich vielmehr das Recht unmittelbar in jedem Schöffenspruch offenbart habe und auch umgekehrt eine abstrakte Weisung auf den konkreten Fall angewendet werden konnte.2619 Unabhängig von dieser Begründung ist die Frage der Konkretheit beziehungsweise Abstraktheit der Weisungen wahrscheinlich weniger bedeutsam als dies bislang häufig angenommen wurde. Festzuhalten bleibt aber, dass es wenigstens bis Juli 1418 in Ingelheim nicht nur für Gerichte, sondern auch für Privatpersonen die Möglichkeit gab, den Oberhof anzufragen. Für Frankfurt wiederum hat die Forschung bislang keine Privatanfragen beschrieben, jedoch lässt eine Urkunde von Schultheiß und Schöffen Frankfurts vom 25. April 1297 auf den ersten Blick eine vergleichbare Situation erkennen: 2616

Vgl. die Ausführungen mit Quellenbeispielen von AXER 1978 (wie Anm. 336), S. 48 f. ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Alt-Weilnau. 2618 SCHMELZEISEN 1974a (wie Anm. 406), S. 79 im Anschluss an GIERKE, Das deusche Genoßenschaftsrecht, Bd. 2 (1873), S. 465, Fn. 29; kurz zuvor hatte er OTTO GIERKE in diesem Punkt aber noch widersprochen [vgl. SCHMELZEISEN 1973 (wie Anm. 397), S. 103–105]. 2619 Vgl. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 31. 2617

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»Nos Volradus scultetus et .. scabini de Frankenvord, tenore p(re)sencium recognoscimus, q(u)od Sifridus de Rendele, n(os)t(e)r concivis, in n(os)tra p(re)sencia constitutus postulavit a nobis sentenciam sibi dari . sup(er) eo, q(u)od eum ip(s)e, vivente uxore sua Adilbilde legittima, quedam debita co(n)traxisset, et eidem no(n) suppeter(et) facultas de bonis suis nobilibus p(er)solve(re) debita antedicta, utrum ipse posset liberis suis, Ludewicoo et Gerdrude irrequisitis vende(re) q(u)edam bona sua p(ro)prietaria ad p(er)solvendum debita p(re)notata. Nos vero .. scabini«.2620

Offenbar hatte sich also SIEGFRIED VON RENDEL, der Bürger Frankfurts war, an Schultheiß und Schöffen mit der Rechtsfrage gewandt, ob er Teile seines beweglichen Vermögens veräußern könne, ohne die Kinder fragen zu müssen, was schließlich bejaht wurde. Auffällig ist jedoch, dass die Frage nicht abstrakt gestellt wurde, wie es bei den Privatanfragen in Ingelheim regelmäßig der Fall war. Dies könnte aber noch damit zu erklären sein, dass der Verweis auf die Rechtsmitteilung nur den Anfang der Urkunde bildet, der eigentliche Kern aber die spätere Beurkundung des Güterverkaufs durch SIEGFRIED VON RENDEL darstellt. Hierfür waren sicherlich genaue Angaben zu den Personen im Gerichtsbrief unabdingbar, der wiederum andere Anforderungen hatte als ein Gerichtsbucheintrag. Nach den Ergebnissen des Kapitels über die Gerichtslandschaft war allerdings 1297 der Oberhof in Frankfurt vermutlich erst im Entstehen, als SIEGFRIED VON RENDEL sein Rechtsauskunftersuchen an Schultheiß und Schöffen richtete, was eine private Oberhofanfrage sehr fraglich werden lässt, zumal er Bürger der Stadt war. Außerdem haben sich Hinweise darauf erhalten, dass zu dieser Zeit die Veräußerung von Erbgut unter dem Vorbehalt der Zustimmung stand. Am 20. Mai 1300 hatten etwa ähnlich Schultheiß und Schöffen erklärt, dass der Steinmetzmeister HEINRICH BLINELDERE und seine Ehefrau berechtigt seien, zur Abzahlung ihrer Schulden, einen Zins auf ihrem Haus zu verkaufen und beurkundeten einen solchen Verkauf schließlich.2621 Am 5. Juni 1312 bekundeten dann Schultheiß, Schöffen und Rat in einem anderen Fall, dass DEYMUDIS, die Witwe des Frankfurter Bürgers MERKELIN SENSENSCHMIDT gerichtlich ermächtigt worden sei (»Sicque Deymudis relicta prescripta auctoritate iudiciaria et iudice auctoritatem prestante«), einen Güterverkauf nach Maßgabe der Schulden zu tätigen und beurkundeten einen solchen schließlich auch.2622 SIGFRIED VON RENDEL wiederum war sich wohl unsicher, ob 2620

ISG Frankfurt, Bartholomäus Stift. Urk.n und Akten, Nr. 122 = Eintrag 710 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 354 ≙ Regest 48 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 442 f. 2621 ISG Frankfurt, Bartholomäus Stift. Urk.n und Akten, Nr. 131 = Eintrag 759 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 380 f. 2622 ISG Frankfurt, Fichard’s Geschichte der Geschlechter Frankfurts, Nr. 138 (zum Hohenhaus), fol. 30r, Urk. Nr. 1 (Abschrift »ex copia Saeculi XVI ti«) = Eintrag 953 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 493 f. ≙ Regest 66 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 447.

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seine Kinder zustimmen mussten, was das Gericht dann letztlich verneinte. Im Falle der DEYMUDIS wiederum war offenbar eine Zustimmung des Gerichts aber nötig, was die Rechtsunsicherheit erklären mag. Damit werden hier aber keine abstrakten Privatanfragen im Sinne der Ingelheimer Quellen sichtbar, vielmehr geht es im Kern um ein Zustimmungserfordernis beim Verkauf von Erbgut. Dieser Typus der „konkreten Privatanfrage“ lässt sich auch in Ingelheim nachweisen. Im Jahr 1450 fragte etwa KETTCHIN RUßE, ob sie zur Lösung von Pfandgut ihres verschwundenen Mannes berechtigt sei, was die Schöffen bejahten: »Item Rußen Kettchin spricht Ir man sij enweg gelauffen und habe phand versatzt zu Judden und fragt mit Ortel obe sie die phande nit geloßen mage dwile er Ir elichman ist Sen(tenti)a Ja sie moges wol gethun daz hant sie verbot als Recht ist.«2623

Weitere Hinweise auf mögliche Privatanfragen finden sich für Frankfurt nicht, insbesondere nicht in den Schöffengerichtsbucheinträgen. Da aber nur ein geringer Teil sekundär überliefert wurde, ist dies letztlich nur ein schwaches Indiz dafür, dass es in Frankfurt die Möglichkeit einer Privatanfrage gab. HELMUT MERTZ, der sich ausführlich mit dem Oberhof in Frankfurt auseinandergesetzt hatte, merkte deshalb sogar an, dass aufgrund des vernichteten Quellenbestandes vor allem der Schöffengerichtsbücher sich überhaupt keine sicheren Aussagen zum Verfahren am Frankfurter Oberhof mehr treffen ließen.2624 Direkte Oberhofanfragen durch Privatpersonen an den Rat oder die Schöffen scheint es hingegen immer wieder gegeben zu haben. 1469 wandte sich etwa ein Einwohner Kalbachs an den Rat und bemerkte, dass er durch das Urteil des dortigen Gerichts beschwert sei und darum »von dem gemelt gericht zu Kalbach und Irem Spruche beruffen ann uwere wißheyt als ann desselben gerichts gepurlichen oberhoff«.2625 Auch in einem Bürgermeisterbucheintrag von 1477 ist eine ähnliche Situation überliefert: »It(em) Herman Urtzel von Butzpach schr(eibt) er moge sin montpar zu Butzpach an gericht schicken, wid(der) Ime dan sin recht […] gewysen moge er sich beruffen an den oberhoffe«.2626 Aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert wiederum hat sich ein undatierter Brief eines nicht genannten Absenders vermutlich an den Rat erhalten, in dem ein Prozess des Bornheimer SCHEPPHENNE vor dem Gericht zu Bergen geschildert wird, der sich anschließend an den Oberhof gewandt habe: »Des gewysten ortell hait sich schephen vur2623

StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1440–1445, fol. 132r vom 18. April 1450; vgl. hierzu MENTGEN 1998 (wie Anm. 281), S. 36. 2624 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 125. 2625 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Kalbach ≆ Auszug bei ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 144 (modernisiert und ohne Quellenangabe). 2626 ISG Frankfurt, Bmb., 1477, fol. 13v.

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gena(n)t beruffe(n) an unser her den oberhoff«.2627 1558 wandte sich dann WALTER VON REIFENBERG an Frankfurt, weil seine Güter vor dem Gericht von Esch gepfändet worden waren und er um Aufhebung gebeten hatte, »wo sie (das gericht) es aber nicht tun wollten, er sich des rechtes erbotten haͤ tte auf Frankfurt, weil es darüber einen oberhof und obergericht ist«.2628 In allen vier Fällen ist aber die Antwort des Rates beziehungsweise der Schöffen Frankfurts nicht überliefert. Unklar bleibt deshalb, ob solche direkten Anfragen an den Oberhof zulässig waren.2629 Jedoch lehnten die Frankfurter Schöffen 1485 die direkte Anrufung des Oberhofs durch Parteien aus Babenhausen ab,2630 wobei aber der Grund nicht überliefert ist. Jedenfalls sind aber auch keine Fälle bekannt, in denen eine direkte Anrufung Erfolg gehabt hätte. Deshalb scheint die Vermutung angebracht, dass dies in Frankfurt kein zulässiger Weg war. Hierfür spricht auch, dass RICHWEIN VON BUBENHEIM in einem im Jahr nicht datierten Brief vom 13. Dezember, womöglich in Kenntnis eines Frankfurter Rechtsbrauchs, keine Anfragen von Parteien zuzulassen, darum bat, dass die Frankfurter Schöffen das Wiesbadener Gericht auffordern sollten, zu ihnen zu kommen: »das yr dem gericht zu wysebad(en) botschaft doin wullet zu uch zu ko(m)men unde yr sii des

2627

ISG Frankfurt, Leonhardsstift. Urk.n und Akten des Rats, Nr. 90. Das Schreiben richtete sich vermutlich an den Rat, da es sich in dessen Überlieferung befindet. Der Schrift nach stammt es aus dem ausgehenden 15. Jh. Der Bornheimer SCHEPPHENNE wiederum taucht auch in anderen Quellen auf, was die zeitliche Einordnung abzusichern hilft: In einem Notariatsinstrument vom 8. Juli 1480 wird er unter den Zeugen als Zentgraf Bornheims [ISG Frankfurt, Holzhausen Urk.n, Nr. 645] und am 13. August 1484 in einem Bornheimer Zusammenhang im Frankfurter Gerichtsbuch genannt [Eintrag 145 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 573]. 2628 ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 144 (ohne Quellenangabe). 2629 Vorsichtig äußerte sich dann auch MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 126: »Ob allerdings auch von Seiten der Parteien eines Rechtsstreites eine Rechtsfrage oder ein Urteil nach Frankfurt gezogen werden konnte, kann nicht mehr mit Sicherheit festgestellt werden.« 2630 StA Darmstadt, C 4, Nr. 23/7, fol. 107v (1. März 1485) ≙ Druck bei AXER 1978 (wie Anm. 336), S. 68, Fn. 1 (ohne Folioangabe): »Also han die geswister obg(enant) des ortels sich geyn franck(furt) an oberhoff beruffen d(er) appellac(ion) han die scheff(en) Ine nit gestand«. Anders als AXER 1978 (wie Anm. 336), S. 67 meinte, dürfte es sich aber nicht um eine förmliche römischrechtliche Appellation nach Frankfurt gehandelt haben. Hiergegen spricht, dass zum einen in Frankfurt die Rezeption 1485 noch am Beginn stand [vgl. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 103 f.] und zum anderen mit dem Terminus ›berufen‹ der übliche Begriff für eine Oberhofanfrage gebraucht wurde. Vermutlich ist die Bezeichnung als Appellation hier entweder eine unjuristische Wertung des Stadtschreibers in Babenhausen oder aber die untechnische Umschreibung des deutschrechtlichen Zuges durch einen gelehrten Juristen. DIESTELKAMP 2014 (wie Anm. 352), S. 46 beschrieb das Phänomen, dass auch im einstufigen Gerichtsverfahren mitunter der Terminus Appellation Verwendung fand, ohne in der Sache eine zu bezeichnen.

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rechten entscheident«.2631 Die Frankfurter Schöffen reagierten ausweichend, verwiesen auf eine bereits erfolgte Anfrage und gleichzeitig ihre derzeitige Überlastung und rieten deshalb zur gütlichen Einigung.2632 Bemerkenswert ist aber, dass sie das Begehren nicht von vornherein ablehnten, was für die Möglichkeit direkter Anfragen spricht. Hierbei reagierten die Frankfurter Schöffen wie häufig bei schwierigen Fallkonstellationen, indem sie in einen gütlichen Ausgleich auswichen.2633 Dies mag aber auch der konkreten Fallgestaltung geschuldet sein. Jedenfalls lehnten die Frankfurter Urteiler 1483 in einem Brief an den Grafen von Nassau, der einen Rechtsfall vorgebracht hatte, in dem eine Frau sich schriftlich an den Oberhof berufen wollte, deutlich dieses Begehren ab: »wie ihre schoͤ ffen erinnert haͤ tten, daß ihre gewohnheit und herkommen nit sei, iemand anders, so fuͤ r sie berufung geschickt oder erfarung der urteile gebracht werden, unterweisung zu tun, dann den schoͤ ffen und gerichtsmaͤ nnern, die darum fuͤ r sie geschickt wuͤ rden, sie auch daselbe muͤ ndlich und nicht in schriften taͤ ten«.2634

Der Grund hierfür kann aus einem anderen Brief an die Frankfurter Schöffen erschlossen werden. Denn 1468 beschwerten sich die Ganerben von Reifenberg sichtlich verärgert, dass sich DIELE VON ESCH direkt nach Frankfurt gewandt habe und ihm ein Urteil gewiesen worden sei, obwohl er zuvor vor dem Gericht in Idstein gestanden habe, dieses aber keine Zweifel mehr gehabt und die Weisung des Oberhofs in Frankfurt umgesetzt habe: »und han des keynen zwifel die selben scheffen haben alles das gethan und gewiset wie sie von irem oberhoffe bescheyden worden sin«.2635 Obwohl hier die Besonderheit vorlag, dass in der Sache offenbar bereits ein Verfahren vor dem Gericht in Idstein samt durchgeführtem Oberhofzug anhängig war und durchaus zweifelhaft ist, ob das Frankfurter Schöffengericht tatsächlich ein Urteil gefällt hatte, so wird aus dem Brief doch deutlich, dass die örtlichen Gerichtsherren einen direkten Rechtszug der Parteien nach Frankfurt als Eingriff in ihre Gerichtshoheit auffassen konnten. In diesem Fall waren bloß die relativ unbedeutenden Ganerben von Reifenberg betroffen. Bei anderen Gerichten, die ihren Oberhof in Frankfurt hatten, wurden wesentlich bedeutendere Territorialherren der Region involviert und damit auch mehr Unannehmlichkeiten für Frankfurt denkbar. Dennoch erteilte demgegenüber der Ingelheimer 2631

ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Wiesbaden (ohne eigene Nr.). Ähnlich auch die Anfrage von JAKOB VON KRONBERG an Schultheiß und Schöffen des Reichsgerichts von Frankfurt von 1478 im ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Kronberg/1. 2632 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Wiesbaden (Entwurf ohne eigene Nr.). 2633 Vgl. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 85. 2634 ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 139 (ohne Quellenangabe). 2635 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Idstein (ohne eigene Nr.).

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Oberhof zunächst im Rahmen der Privatanfrage jedermann selbst in einem schwebenden Verfahren Auskunft,2636 obwohl eine vergleichbare Problemlage auch im Einzugsgebiet Ingelheims bestanden haben dürfte. Hierbei ist aber zu berücksichtigen, dass die Ingelheimer Schöffen nur bis 1418 Privatanfragen regelmäßig beantworteten und in dieser Zeit die Territorialisierung noch am Anfang stand. Möglicherweise ist gerade in der Bedrohung fremder Gerichtsherrlichkeit der entscheidende Impuls für die Aufgabe der Privatanfragen in Ingelheim zu sehen. Andererseits wandten sich beispielsweise auch an den Nürnberger Rat als Oberhof gelegentlich einzelne Personen unmittelbar, wobei der Rat dann das zuständige Gericht konsultierte und die Anfrage so behandelte, als sei sie von diesem an den Rat gerichtet worden,2637 sie also zuließ. Allerdings waren es in Nürnberg vielfach Dörfer des Landgebietes, die anfragten, sodass hier keine vergleichbare Problematik bestand. Auffällig ist aber, dass im 16. Jahrhundert meist die Parteien in den Frankfurter Oberhofurteilen erwähnt werden, oft hingegen nicht mehr die anfragenden Schöffen.2638 Als etwa 1501 die Schöffen von Butzbach in Frankfurt anfragten, schrieben sie ausdrücklich, »das sachen vor uns mit clage und antwort firebend [?], von parthien furbracht Sie darumb rechtlich zu entscheiden, here uns nit findig mogen, und uns an uwere wyßheit, als vor unßn oberhoff zu leren berŭffen«.2639

Dieser Fall zeigt aber zugleich deutlich, dass letztlich immer noch die Schöffen vor dem Gericht in Frankfurt erschienen und sich damit das Verfahren nicht maßgeblich gewandelt haben dürfte. Vielmehr könnten die Parteien in diesen Fällen die Schöffen zur Ausfahrt gedrängt haben, was erst im 16. Jahrhundert auch regelmäßig protokolliert worden sein könnte. Im Grundsatz ist es zudem nicht ungewöhnlich, dass den Oberhofweisungen nicht deutlich zu entnehmen ist, ob eine reine Schöffenanfrage infolge von behaupteter Unwissenheit oder aber ein von den Parteien betriebenes Oberhofanfrageverfahren vorlag.2640 Möglich war es im

2636

KAUFMANN, Canel contra Moschel (1961), S. 155. PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 69. 2638 So etwa in den meisten Urteilen im Frankfurter Urteilsbuchfragment 1518–1521 im ISG Frankfurt, Brandakten, Nr. 27, in denen der Oberhofcharakter oft nur noch durch die Ortsangabe am Rande deutlich wird. Die Protokollierungen selbst beginnen meist mit den Worten ›In der Sache zwischen [Nennung der Parteien]‹. Dies sind deutliche Unterschiede zu Ingelheim, wenngleich dort die Protokollierung nur bis in die 1460er-Jahre reicht. Von der weitreichenden äußeren Einheitlichkeit der Oberhofsprüche in Deutschland, die WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 70 f. im 15. und 16. Jh. erkennen wollte, ist hier nichts zu spüren. 2639 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Butzbach/3. 2640 WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 12. 2637

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Frankfurter Verfahren offenbar zudem, dass die Parteien neben den Schöffen des anfragenden Gerichts am Oberhof erschienen.2641 Im Ergebnis lässt sich deshalb festhalten, dass es in Frankfurt vermutlich nicht die Möglichkeit der direkten Anrufung des Oberhofs durch Privatpersonen gab. Ebenso findet sich im Gelnhäuser Quellenmaterial kein Hinweis auf eine Privatanfrage. Es bleibt aber eine große Unsicherheit aufgrund der schmalen Quellengrundlage an erhaltenen Oberhofweisungen. Die zweite Möglichkeit zur Anrufung des Ingelheimer Oberhofs bestand nach GUNTER GUDIAN in der Möglichkeit anderer Schöffen- oder Hübnergerichte, sich vor der eigenen Urteilsverkündung Rechtsauskunft im konkreten Rechtsfall in Ingelheim einzuholen.2642 Diese Konstellation ist der typische Fall einer Oberhofanfrage und bestand in dieser Form auch in Frankfurt und Gelnhausen. Bemerkenswerterweise finden sich hierbei deutliche Parallelen im Verfahren. Dies betrifft zum einen das Unwissenheitsbekenntnis der anfragenden Schöffen, das aber, wie bereits beschrieben, nicht als Indiz einer Verfallsgeschichte der örtlichen Rechtskenntnis aufgefasst werden sollte, sondern ein standardisiertes Element der Anfrage war, welches letztlich unter anderem auch eine mögliche Haftung der anfragenden Urteiler zu beseitigen half. Bedeutsamer ist die vorherrschende Mündlichkeit.2643 In Ingelheim war das Oberhofverfahren darauf ausgerichtet, den anfragenden Schöffen an Ort und Stelle verbal eine Weisung zu erteilen.2644 Ein Oberhofprotokoll von 1398 deutet hierbei darauf hin, dass es wegen des Mündlichkeitsgrundsatzes zu Missverständnissen kommen konnte, fragten die Schöffen von Kreuznach doch nach Rat,

2641

Hierauf deutet einen knappe Protokollierung im ISG Frankfurt, Bmb., 1477, fol. 49v hin. Offenbar hatte sich eine der Parteien an den Rat gewandt, woraufhin dieser entschied, dass »beide parthien und das gericht uff eyme Samstag herinne bescheid« gegeben weden solle. Der Oberhof wird zwar nicht namentlich genannt, jedoch wurden in Frankfurt regelmäßig an Samstagen die Oberhofangelegenheiten bearbeitet [vgl. Anm. 1100]. 2642 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 271 f. 2643 Diese vorherrschende Mündlichkeit sah bereits allgemein WEITZEL 2000 (wie Anm. 447), S. 70–73, wenngleich er die hier untersuchten Gerichte nicht im Blick hatte. 2644 ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 186; vgl. auch GUDIAN 1960 (wie Anm. 81), S. 16 f. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXVI meinte demgegenüber, wenngleich noch ohne Kenntnis des Oberhofprotokollbandes ab 1398, dass den Schöffen die Weisung ›von Alters her‹ schriftlich mitgegeben worden sei. Allerdings beschrieb MAURER 1870 (wie Anm. 22), S. 772 f. bereits allgemein ein ursprünglich mündliches Verfahren, bei dem zwei Schöffen oder Ratsleute vor der eigenen Urteilsverkündung zum Oberhof gesandt worden seien. Seit dem 15. Jh. seien aber Boten mit einer schriftlichen Anfrage geschickt worden, die mit einer schriftlichen Belehrung zurückgekehrt seien.

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»als manchir vor in vor gerichte uzheischet und sie deme folgen mussen, und wann sie her gein Ingelheim […] ire orteil offen, obe dann imands spreche, si wiseten nit uz, als sie gewiset weren czu Ingelnheim, und meinte lichte, sie sulden uff ire kost widder gein Ingelheim riden und daz bass irfaren, waz sie darczu sulden dun.«2645

In Ingelheim wurde diese Verfahrensmaxime bis etwa 1435 streng gehandhabt, danach bekamen die anfragenden Schöffen aber mitunter einen »zedel« mit der Weisung.2646 Möglicherweise waren sich häufende Probleme der oben sich abzeichnenden Art der Grund, die Weisung schriftlich den anfragenden Urteilern an die Hand zu geben.2647 Die anfragenden Urteiler wiederum brachten mitunter zudem eigene ›Zettel‹ mit der Frage und Sachverhaltsangaben mit, die in den Protokollbüchern I bis III teilweise noch eingelegt waren und in den späteren Entscheidungen mitunter erwähnt oder gar mitgeteilt wurden.2648 Teilweise erwähnte der Schreiber auch, dass die anfragenden Urteiler den Fall mündlich schilderten und ihn in Ingelheim aufschreiben ließen.2649 Dies weist darauf hin, dass die Zettel lediglich als Gedächtnisstütze dienten und keineswegs ein gänzlich schriftliches Oberhofverfahren Einzug gehalten hatte. Das Überbringen von ›Zetteln‹ lässt sich erstmals 1412 beobachten, geschah aber offenbar zunächst nur sehr zögerlich.2650 Erst als die häufig anfragenden Kreuznacher Schöffen 1429 zu ›Zetteln‹ übergegangen waren, wurde dieses Verfahren häufiger angewendet.2651 Die Quellen deuten aber darauf hin, dass es weiterhin mündliche Unterweisungen gab. 2652 2645

Eintrag 9 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 43. SCHWITZGEBEL 1958 (wie Anm. 246), S. 6 f. Auch in Wimpfen gab es offenbar im ausgehenden 15. Jh. regelmäßig solche Ausfertigungen, wurde doch etwa in der Regelung zur Schreibergebühr auf Urteilsbriefe ausdrücklich verwiesen [vgl. StadtA Bad Wimpfen, B1/2, fol. 1v ≆ Druck bei SCHROEDER 2646

1974 (wie Anm. 351), S. 319 (unvollständig) ≙ Druck bei SPEIDEL 1912–1915 (wie Anm. 351), S. 72]. Ferner gab es eine Regelung zur Besiegelung durch den Schultheißen [StadtA Bad Wimpfen, B1/2, fol. 1v]. Außerdem sind viele der im ersten Oberhofprotokollbuch eingetragenen Weisungen Abschriften solcher Urteilsbriefe, wie etwa an den Siegelankündigungen ersichtlich wird [vgl. etwa StadtA Bad Wimpfen, B1/2, fol. 2r = Druck bei

SPEIDEL 1912–1915 (wie Anm. 351), S. 73 sowie die gedruckt vorliegenden Weisungen bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 163–166 und SPEIDEL 1912–1915 (wie Anm. 351), S. 78–81]. 2647 ERLER 1981 (wie Anm. 2120), S. 114 f. 2648 ERLER 1981 (wie Anm. 2120), S. 114 f.; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XVIII–XX; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220), S. 1; 6; ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 107. Nach LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XVIII–XX gab es für 42 der 307 bei ihm abgedruckten Sachen Zettel mit einem in indirekter Rede wiedergegebenen mündlichen Bericht der anfragenden Schöffen. 2649 Vgl. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XIX. 2650 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 8 f. m. w. Nachweisen. 2651 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 9 f. m. w. Nachweisen. 2652 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 9 verwies u. a. auf Eintrag 2461 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 243 f. (von 1429 für St. Goarshausen). LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. XIX und TILLMANN 1935

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Ein Hinweis auf die anhaltende mündliche Rechtsbelehrung ist in dem Umstand zu sehen, dass bis zum Abbruch der seriellen Ingelheimer Oberhofüberlieferung im Januar 1464 sich stets die Urteiler oder wenigstens eine Abordnung zur Belehrung nach Ingelheim begeben mussten.2653 Dies wäre bei einem rein schriftlichen Oberhofverfahren kaum sinnvoll gewesen. Erst im 16. Jahrhundert sind auch Aktenübersendungen der anfragenden Urteiler belegt.2654 In Frankfurt war es bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts hinein üblich, die Weisung vor Ort abzuholen. So geschah es nachweislich etwa 1569 durch zwei Schöffen aus Bergen,2655 1576 und 1581 durch zwei Schöffen aus Oberursel2656 sowie 1588 durch zwei Schöffen aus Wehrheim.2657 Bemerkenswerterweise hielt das Gericht offenbar weiterhin an der Mündlichkeit der Unterweisung fest, obwohl den Frankfurter Schöffen im 16. Jahrhundert schriftliche Akten als Entscheidungsgrundlage dienten und die Schöffen offenbar größten Wert auf Schriftstücke in ihren Beratungen legten.2658 Hierbei sind, ähnlich wie in Ingelheim, ausführliche ›Zettel‹ bezeugt, welche die anfragenden Schöffen als Gedächtnisstütze in Frank(wie Anm. 220), S. 5 f. sahen demgegenüber das schriftliche Verfahren aufgrund der jüngeren Oberhofprotokolle als maßgeblich an und betonten, dass die Schöffen nur ausnahmsweise mündlich unterrichtet worden seien. Dies dürfte aber zu weit gehen, da die ›Zettel› wahrscheinlich nur eine Gedächtnisstütze darstellten, die Unterweisung aber immer noch mündlich erfolgte. 2653 Vgl. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 8. 2654 Brief des Nieder-Heimbacher Gerichts an den Ingelheimer Oberhof vom 1. Oktober 1521 mit der Bitte um Zurücksendung der überlassenen Prozessakten [StA Darmstadt, E 9, Nr. 1657 = Beilage 31 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 519 f.]. 2655 Niederschrift vom 27. August 1569 aus dem zerstörten Urteilsbuch, abgedruckt bei FRIES 1752 (wie Anm. 127), S. 15–18. 2656 Hinweis bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 149 (ohne Quellenangabe). 2657 Hinweis bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 157 (ohne Quellenangabe). 2658 Bereits im Gerichtsbuch von 1503 fand MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 83 erste Hinweise auf eine Akteneinsendung vonseiten der anfragenden Gerichte. Auch in einer Anfrage aus Bonames von 1508 wird dies sichtbar [vgl. ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Bonames]. 1513 etwa wiesen die Oberhofurteiler in Frankfurt die Schwalbacher Schöffen an, die Parteien anzuhalten, Abschriften mitzugeben, ehe sie den Fall entscheiden könnten [ISG Frankfurt, Schöffengerichtsbücher, 1513, fol. 131r vom 27. August 1513 = Eintrag 8 im UB. II bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 35; vgl. hierzu MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 84 f. m. w. Nachweisen]. 1536 gaben die Frankfurter Schöffen dann den Friedberger Urteilern ausdrücklich auf, dass sie, »wenn sie Unterweisungen anher gelangen lassen, die ganzen Acten und ihr geweistet Urtheil einsenden sollen« [nach THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 157 (ohne Quellenangabe)]. In den von HELMUT MERTZ mitgeteilten Auszügen aus den erhaltenen Frankfurter Gerichtsbüchern finden sich seit 1542 häufig Verweise auf ›Unterweisungsakten‹ [vgl. Einträge 25 f., 28–38, 40–42, 46 f., 49–51, 54, 56 im UB. II bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 45–58]. In der Gerichtsordnung von 1555 für Dortelweil wiederum ist ausdrücklich die Rede davon, dass sich die Frankfurter Schöffen den Sachverhalt vor Ort in die ›Feder reden‹ ließen [wie Anm. 1142].

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furt ließen.2659 In einer nicht in die endgültige Reformation von 1509 übernommenen Regelung wurde im Entwurf von DR. ADAM SCHÖNWETTER ausdrücklich auf mitzubringende schriftliche Unterlagen zu den Anfragen verwiesen: »Von frembden hendeln So uff Sambstage pfleg(en) zu komen Dwyl aber nu(n) Zur Zyt In schrift(en) viel hendl here komen damit Schultheis und Scheff(en), Advocat(en) und gelert(en) bruchen und Iren Radt In schrifften geben müssen«.2660

Wenn HELMUT MERTZ aber hieraus folgerte, dass so ein persönliches Erscheinen der Schöffen in Frankfurt entfallen konnte, so überzeugt dies nicht. Beispielsweise erwähnte die Gerichtsordnung für Dortelweil von 1555 noch ausdrücklich zwei Schöffen, die zur Unterweisung nach Frankfurt geschickt werden sollten.2661 Eine Reihe von Quellenhinweisen belegt zudem eine strenge Handhabung des Mündlichkeitsgrundsatzes. So beharrte 1498 der Rat Frankfurts in einem Brief an die Schöffen von Friedberg auf der Mündlichkeit der Oberhoftätigkeit: »als ire uns etliche verzeichnis der orteile antrefend gesand und begert habt, uch in unsern schriften unterwysunge zu thunde, was darum recht und wie wir is by uns pflegen zu halten, uch laßen wir uwer erbarkeit wißen, daß solchs unser gewohnheit nit ist, dan so uwre frunde in der nechtskommende messe oder hierzuͤ schen one dis gen frankfurt kommen, meynen wir davon muͤ ndliche unterwysung zu tun«.2662

Noch deutlicher wurde Frankfurt im Jahre 1483 in dem bereits erwähnten Brief an den Grafen von Nassau, wonach es Gewohnheit war, nur Schöffen zu unterweisen,

2659

Aus Idstein sind vier solcher undatierter Zettel des 15. Jh.s überliefert, in denen sehr ausführlich Sachverhalt und Prozessverlauf geschildert wurden sowie die Bitte um Unterweisung am Beginn enthalten ist [ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Idstein (drei Zettel ohne eigene Nr.); ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 1558 = Eintrag 10 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 8 f. ≙ Regest 1558 bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 227]. Zwei weitere Briefe aus Usingen von 1412 und 1418 enthalten ebenfalls genaue Schilderungen [ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Usingen (jeweils ohne eigene Nr.)]. 2660 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 18, fol. 68v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 94. 2661 »Item soll man urtail zu holen zwayen schöffen geben zwen alt tornes, und dan sechtzehen heller gepuren dem gerichtschreiber zu Franckenfurt clag und antwurt zu lesen, sollen jede parthey zum halben tail geben. [¶] Item alsdan sollen die schöffen den partheien sagen, daß sie am burgermaister zu Franckenfurt erlernen sollen, wan die schöffen daselbst uf ain Sambstag sitzen und inen gehelffen konnen, das den parteyen der uncost verhütet werde und die schöffen nit umbsonst ghen, dan sovil und dick die schöffen, soll ire belonung wie obsteet gefallen« [StA Darmstadt, C 1 B, Nr. 94, fol. 2r ≙ ISG Frankfurt, Dörfer, Nr. 28, S. 1 (Abschrift)]. 2662 ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 139 (ohne Quellenangabe).

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»die darum fuͤ r sie geschickt wuͤ rden, sie auch daselbe muͤ ndlich und nicht in schriften taͤ ten, dazu wuͤ rden ihnen die haͤ ndel angezeiget, wie das urteil darin ergangen waͤ re, das ihnen auch verhinderung machete, wo sie nicht solchen bericht hiervorn haͤ tten«.2663

Demnach war im ausgehenden 15. Jahrhundert das mündliche Abholen der Weisungen in Frankfurt durch die anfragenden Urteiler das Standardverfahren, von dem nur in Ausnahmefällen abgewichen wurde. Ein solcher wird in einer Anfrage der Schöffen von Gelnhausen vom 8. Juli 1430 sichtbar, in der sie schilderten, dass ehrbare Leute ein Urteil »mit iren worthen und auch in irem beschrieben zedel« vorgelegt hätten, sie nun eine (heute leider verlorene) Abschrift angefertigt hätten und um schriftliche Unterweisungen baten: »Und wollet uns dirre bede nit versagen, und auch nit vur ubel han, daz wir unße frunde, mentlich darumb zu reden, nit zu uwer wiißheid schicken, dan(n) ez uns zu dirre ziit, swere und sorglich were, sundere hertzutun, als wir uch des sunderlichen getruwen, und alltziit gerne verdienen wollen«.2664

Deutlich geht aus der Formulierung hervor, dass die Schöffen Frankfurts eigentlich ein persönliches Erscheinen erwartet hatten. 1451 baten die Schöffen von Gelnhausen dann abermals um schriftliche Unterweisung: »Wißet ir wol, daz itzünd leijder übel off der straßen steet, so sin wir dan(n) mit swerer fehede beladen, also daz uns sorglich ist, unsere fründe über felt zu schicken«, versicherten aber, »sobalde wir üwer underwijsünge ijnnehan, wollen wir ein solichs von stünds verdilgen«.2665

Hierbei waren es offenbar die Urteiler selbst, die in Frankfurt zu erscheinen hatten, denn am 5. April 1430 schrieben die Wetzlarer Schöffen eigens, dass sie ihren Schreiber schicken würden, und baten dennoch um Unterweisung.2666 Auch einige erhaltene Geleitsgesuche auswärtiger Schöffen deuten auf das übliche mündliche Verfahren hin.2667 Dies macht deutlich, dass in Frankfurt bis ins 16. Jahrhun-

2663

ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 139 (ohne Quellenangabe). ISG Frankfurt, RS I, Nr. 3139 = Eintrag 7 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 5 f. ≙ Regest 3139 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 129 ≙ Regest 1923 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 825 f. 2665 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Gelnhausen/1 ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 170. Auch in einer weiteren Anfrage von 1508 baten sie um schriftliche Unterweisung [ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Gelnhausen/2]. 2666 Vgl. ISG Frankfurt, RS I, Nr. 3125 = Eintrag 6 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 5 ≙ Regest 3125 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 129. 2667 Vgl. ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 919 (um 1410 aus Wetzlar) = Eintrag 1 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 1 ≙ Regest 919 bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 189; ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Wetzlar (1411); ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2140/1 (20. Februar 1427 aus Wetzlar) = 2664

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dert das Oberhofverfahren grundsätzlich darauf ausgerichtet war, dass die Unterweisung einer Delegation der anfragenden Urteiler mündlich und persönlich erteilt wurde,2668 obgleich das interne Verfahren der Schöffen durchaus auf Schriftstücken basierte. Die Mündlichkeit hatte durchaus eine lange Tradition. Wie bereits beschrieben sah bereits die 1303 niedergeschriebene Alte Rolle des Landgerichts Bornheimer Berg vor, dass eine Delegation der anfragenden Dorfurteiler persönlich zum Oberhof reiste, um dort unterwiesen zu werden. Zwecks dieser mündlichen Unterweisungen wurde in Frankfurt eigens der Samstag freigehalten, wie aus den bereits behandelten Gerichtsordnungen für die Ratsdörfer ersichtlich wurde, aber darüber hinaus aus einem Brief Frankfurts an die Schöffen von Gelnhausen von 1407 hervorgeht: »als ir vormals uwre fruͤ nde by uns gehabt habt, sich eines rechten an uns zu erfaren etc. Also laßen wir uwer erbarkeit wissen, daß wir uͤ ber die sachen geseßen sin, die verhoͤ rt und uns darum als uns beduͤ ncket recht sin, geeyniget han, welche zyt uͤ ch nu gelegen wuͤ rd uwre freunde uf aynen sambstag darum by uns zu haben, den meynen wir unser meynung und recht davon zu sagen und zu unterwysen fuͤ rter an uch zu brengen«.2669

Angesichts dieses Beharrens auf einer mündlichen Weisung liegt es zunächst nicht fern, wenn JÜRGEN WEITZEL gar eine allgemeine Abneigung der nichtgelehrten Urteiler gegen eine schriftliche Entäußerung sah.2670 Allerdings zeigte bereits der Blick in das ländliche Ingelheim, dass eine derat streng gehandhabte Mündlichkeit der Unterweisung keineswegs überall vorherrschend war. Erstaunlicherweise zeigt sich kein Stadt-Land-Gefälle. Umso bemerkenswerter erscheint zudem das Verhalten der Frankfurter Urteiler, da die gleichen Schöffen im regulären Gerichtsverfahren bereits seit 1488 schriftliche Prozesse führten2671 und den Parteien auch regelmäßig Reinschriften aufgrund von in der Verhandlung getätigten Notizen mitgaben, was im Gerichtsbuch mit »Notulata« eigens angezeigt wurde.2672 Gerichtsbriefe mit Urteilen des Schöffengerichts und teilweise sogar mit Auszügen aus dem Gerichtsbuch waren zu diesem Zeitpunkt in Frankfurt schon lange bekannt. Die Mündlichkeit der Unterweisung ohne Ausfertigung von Schriftstücken für die anfragenden Urteiler kann deshalb als spezifisches Kennzeichen des Eintrag 3 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 2 f. ≙ Regest 2140 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 120; ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Kirberg (ohne eigene Nr.; 1433). 2668 Ebenso ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 170 und MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 85. 2669 ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 139 (ohne Quellenangabe). 2670 Vgl. WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 71–73. 2671 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 106 beschrieb die ersten schriftlichen Prozesse vor dem Schöffengericht in Frankfurt für das Jahr 1488, wobei er schon zuvor schriftliche Standpunktdarlegungen fand. 2672 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 17.

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Frankfurter Oberhofverfahrens aufgefasst werden,2673 wenngleich allgemein in der Forschung eine spätestens seit dem 15. Jahrhundert einsetzende Entwicklung hin zu einem ganz und gar schriftlichen Oberhofverfahren mit schriftlicher Weisung beschrieben wurde.2674 Für Gelnhausen ist die Quellenlage nicht allzu günstig im Hinblick auf die Frage eines mündlichen oder schriftlichen Verfahrens. Die oben dargestellten Bemühungen der Gelnhäuser Schöffen um schriftliche Unterweisung in Frankfurt lassen zunächst vermuten, dass sie selbst bereitwillig schriftlich Auskunft gaben. Um 1440 erschien aber der Hauskomtur von Mergentheim mit fünf Schöffen noch persönlich vor dem Oberhof Gelnhausen,2675 und in einem anderen Fall aus Mergentheim von 1451 wurde ausdrücklich erwähnt, dass die Schöffen selbst zur Unterweisung vor Ort waren.2676 Als 1415 der Komtur des Deutschen Ordens als Stadtherr von Mergentheim bei König SIGISMUND eine Umwidmung der auf Gelnhausen gefreiten Stadt auf das Recht Wimpfens erreichte, fand sogar ausdrücklich Erwähnung, dass der Weg zur Unterweisung in Gelnhausen zu weit sei: »So můß man das urteyl doruber holen tzu Geylnhůsen das ettwas tzu swäre sy von der verre wegen die tzwischen den vorgen(anten) tzweyen Steten ist«.2677 Offenbar war also 1415 die persönliche Unterrichtung vor Ort in Gelnhausen die Regel. Aber auch um 1440 sowie 1451 hätten die Schöffen das persönliche Erscheinen wohl vermieden, wenn es möglich gewesen wäre. Ein weiteres Beispiel ist eine Anfrage des Jahres 1429 aus Selbold, in der ebenfalls ausdrücklich erwähnt wurde, dass drei Schöffen sie abgeholt hätten2678 und ebenso 1433 in einem anderen Fall drei Schöffen aus Büdingen.2679 Allerdings lässt eine sehr frühe Anfrage aus Schweinfurt um 1372 erkennen, dass womöglich in Ausnahmesituationen Boten geschickt werden konnten, denn der Rat der Stadt schrieb eigens: ».. Wenn wir uch bij diesem gegewertigen boten daz selb urteil beschrieb(en) gebn haben, dar uß ir uns richtet sollet .. Nu bit wir uch, wie ir uns uz dem selben urteil entrichtet, daz ir uns 2673

Dies hatte offenbar auch THUDICHUM 1907 (wie Anm. 626), S. 40 gesehen, der allgemein in Bezug auf die Wetterauer Oberhöfe schrieb: »zwei Schöffen wurden dorthin geschickt, trugen den Fall mündlich vor und erhielten eine mündliche (!) Rechtsbelehrung gegen eine übliche Gebühr.« 2674 Vgl. etwa MAURER 1870 (wie Anm. 22), S. 773 f. 2675 StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 8r = Eintrag II bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 175 (undatiert, um 1444). 2676 StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 17r–20r = Eintrag IV bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 180 f. (24. Juni 1451). 2677 HStA Stuttgart, H 51 U 1215 = Druck bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 141 f. ≙ Regest 12266 bei BÖHMER/ALTMANN 1900 (wie Anm. 617), S. 436. 2678 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 129v. 2679 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 132r.

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daz an uwern briefe by diesem gegenwertigen boten desß sendet, und uns daz nicht v(er)ziehet, daz wolln wir umb uw(er) Erwirdikeit alle zijt gern verdienen«.2680

Ersichtlich ist, dass sich Schweinfurt eines Boten bediente und offenbar auch eine schriftliche Antwort einforderte. Gelnhausen wiederum sah sich offenbar nicht zu einer Antwort imstande und schob die Sache weiter zu den Frankfurter Schöffen, deren Antwortzettel wiederum HARTMANN BRELL wiedergab.2681 Dies zeigt, dass die Gelnhäuser Schöffen die Anfrage durchaus bearbeiteten und sich offenbar nicht an der Schriftlichkeit gestört hatten. Allerdings sind die weiteren Umstände des Falles unbekannt. Sehr wohl denkbar erscheint, dass die Schweinfurter aufgrund besonderer Umstände nicht in Gelnhausen erscheinen konnten. Auf außergewöhnliche Umstände der schriftlichen Anfrage könnte bei aller Vorsicht der Einschub »und uns daz nicht v(er)ziehet« hindeuten. Sogar die Frankfurter Schöffen antworteten in besonderen Fällen schriftlich, wie die vorherigen Ausführungen gezeigt haben. Jedenfalls scheint im 15. Jahrhundert die mündliche Unterweisung bei Erscheinen in Gelnhausen die Regel gewesen zu sein. Dies änderte sich indes im 16. Jahrhundert nicht grundlegend. Im letzten bekannten Oberhoffall aus Steinau wurde im Protokoll vom 2. Juni 1536 ausdrücklich darauf verwiesen, dass zwei Schöffen aus Steinau für alle Urteiler in Gelnhausen das Urteil unverschlossen und ungeöffnet geholt hätten.2682 Dies deutet letztlich auf eine immer noch im Grundsatz bestehende Unterweisung vor Ort in Gelnhausen hin, wobei es vermutlich, ähnlich wie in Frankfurt auch, ein auf Akten basierendes internes Verfahren bereits gab. Zwar haben sich ein Brief der Schöffen von Gelnhausen mit einer Oberhofweisung vom 12. Mai 1533 für Münnerstadt2683 sowie der Vermerk des dortigen Gerichtsschreibers vom 14. Mai 1583 über die Überantwortung von Gerichtsakten in einer weiteren Sache an Bürgermeister und Rat der Stadt Gelnhausen wie auch der Vermerk über eine Antwort erhalten, die aber selber leider nicht überliefert worden ist.2684 Hieraus allerdings zu folgern, dass die Gelnhäuser Schöffen regelmäßig die Weisung durch Boten übermitteln ließen,2685 ist zu weitgehend. Denn noch 1546/47 erklärten die Münnerstädter Schöffen in einem Brief an Bürgermeister und Rat von Gelnhausen, dass sie leider nicht ihren Stadtschreiber, sondern nur 2680

StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, S. 151v = Eintrag 715 bei REIMER 1894 (wie Anm. 184), S. 843. StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, S. 152r. 2682 StA Marburg, Protokolle II (Steinau), Nr. 4, Bd. 1, fol. 29r. Vgl. zu diesem Fall knapp SCHMERBACH 1970 (wie Anm. 523), S. 24. 2683 StadtA Münnerstadt, Akten I/6, Nr. 16. 2684 StadtA Münnerstadt, Akten I/6, darin Notiz vom 14. Mai 1583 (ohne eigene Sig.). 2685 So SCHMERBACH 1966 (wie Anm. 187), S. 27. 2681

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einen Boten hätten schicken können, offenbar weil dieser ein Jahr vor seinem Tod die beschwerliche Reise nicht mehr auf sich nehmen konnte:2686 »Wolle(n)th euch nicht besiten lassen, das wir [am Rande hinzugefügt: Ewer Erbare Weyßheit] Wir dieser gerichts handlung [es fehlt wohl ›nicht‹] unsern geschworn statschriber, Wie vor althe(re) [am Rande hinzugefügt: here] albegen bescheen, Sonder mit unserm botten zůsenden, Ist aus der ursach gescheen, das der statschriber Itzo nicht Zů gar Zum stercksten sein aůch Itzo mercklicher geschefft halb nicht embern konnen«.2687

Wäre es lediglich um die Überbringung von Akten und die Rücksendung einer Unterweisung gegangen, wäre ein Bote wohl ausreichend gewesen. Es kam also offenbar darauf an, dass eine rechtlich verständige Person geschickt wurde, vermutlich, weil vor Ort mündliche Erläuterungen durch die Schöffen gegeben wurden. Ähnlich ließ dann der oben wiedergegebene Entwurf DR. ADAM SCHÖNWETTERS zur Frankfurter Reformation von 1509 im Oberhofverfahren neben den Schultheißen und Schöffen auch das Erscheinen von »Advocat(en) und gelert(en)« zu.2688 Offenbar waren die Gelnhäuser Schöffen aber im 16. Jahrhundert eher bereit, den anfragenden Urteilern Schriftstücke mit der Weisung mitzugeben. Dies ist umso bemerkenswerter, als das Verfahren am unbedeuterenden Gelnhäuser Oberhof damit mehr Schriftlichkeit kannte als das am „professionellen“ Frankfurter Gericht. Das Ergebnis des Vergleichs der Verfahrensart überrascht, denn an allen drei hier untersuchten Gerichten mit Oberhoffunktion waren früh eigene Schreiber beschäftigt und durchweg eine Reihe von Schöffen der jeweiligen Oberschicht nachweisbar. Damit waren durchaus die Voraussetzungen für ein schriftliches Oberhofunterweisungsverfahren früh gegeben. Die Quellen offenbaren hingegen eine lange geübte Tradition der mündlichen Auskunft vor Ort. Die Schöffen beziehungsweise Hübner mussten persönlich den Sachverhalt vor dem Oberhof mündlich vortragen, woraufhin ihnen der Oberhof eine Weisung gab, die wiederum die anfragenden Urteiler mitnahmen, um in der Sache selbst ein Urteil zu sprechen.2689 Diese Vorgehensweise stellt einen festen Grundsatz dar, den die Schöffen lange verteidigten. Dies wird vor allem daran deutlich, dass die Frankfurter Urteiler noch auf mündliche Unterweisung beharrten, als sie schon längst im 2686

Vgl. zu Stadtschreiber ENDRES SPRUNGK die knappen Notizen von DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 241, Fn. 858a. 2687 StadtA Münnerstadt, I/3, Nr. 19, fol. 4r (Anfrage vom 20. Juni 1547 ohne überlieferte Weisung) ≆ Auszug bei DINKLAGE 1983 (wie Anm. 183), S. 241, Fn. 858a. 2688 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 18, fol. 68v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 94. 2689 Vgl. insbesondere für Ingelheim die Ausführungen von ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 184 und LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXLVII f. THUDICHUM 1907 (wie Anm. 626), S. 40 wiederum hob die Mündlichkeit der Weisung an den Oberhöfen der Wetterau hervor.

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regulären Gerichtsverfahren zur Schriftlichkeit übergegangen waren und den Parteien vor allem schon lange die Urteile auf Verlangen schriftlich in einem Urteilsbrief mitgaben. Hierbei handelten offenbar andere große Oberhöfe ähnlich, wenn sich etwa 1459 die Urteiler aus Eger auf eine Reise nach Nürnberg zur mündlichen Unterweisung begaben,2690 was sie wohl kaum getan hätten, wenn der Rat in Nürnberg es ihnen nicht abverlangt hätte. Allerdings ging der Nürnberger Rat, nachdem zunächst mündliche Anfragen vorherrschend gewesen waren, seit dem 16. Jahrhundert zu einem vollkommen schriftlichen Verfahren über, weshalb dann mündliche Unterweisungen kaum noch belegt sind.2691 Die Frankfurter Schöffen hatten von diesen Entwicklungen gewiss Kenntnis, beharrten aber dennoch auf Mündlichkeit. Hierbei zeigt gerade der Blick nach Ingelheim, dass die Vehemenz, mit der Frankfurt die Mündlichkeit der Unterweisung durchzusetzen versuchte, durchaus bemerkenswert ist. Denn in Ingelheim war ein ›Zettel‹ mit der Unterweisung wohl im 15. Jahrhundert unproblematisch zu bekommen, wenngleich die anfragenden Urteiler vermutlich weiterhin persönlich erscheinen mussten. In Friedberg wiederum findet sich eine Gebührenordnung von 1493, in der eigens eine an den Schreiber zu zahlende Gebühr für eine Ausfertigung der Unterweisung vorgesehen war,2692 wenngleich auch hier die mündliche Unterweisung vor Ort immer noch die Regel war.2693 Es fragt sich also, warum Frankfurt so vehement war. Eine Erklärung könnte sein, dass gerade in dem Spannungsfeld mit vielen Dynasten der Umgegend, deren Gerichte in Frankfurt anfragten, Frankfurt in streitigen Fällen nicht in Haftung genommen werden konnte, wenn der genaue Wortlaut der Weisung nirgends offiziell niedergelegt war. Als dritte und letzte Möglichkeit sah GUNTER GUDIAN in Ingelheim die Möglichkeit der Anrufung durch das sogenannte Ausheischen.2694 Das wesentliche Merkmal war hierbei, dass die Parteien ihr jeweiliges lokales Gericht zu einer

2690

Druck einer Oberhofanfrage von 1459 bei KÜRSCHNER 1868 (wie Anm. 897), S. 200. Dort findet sich auch eine Anfrage aus Eger an Nürnberg von 1518 mit der Bitte um schriftliche Unterweisung. 2691 LEISER 1971 (wie Anm. 58), S. 114; PÜTZ 1977 (wie Anm. 58), S. 73. 2692 StA Darmstadt, C 4, Nr. 89/4, fol. 184r = Eintrag 239 bei SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 113 (fälschlich fol. 184v). 2693 SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 28. 2694 Vgl. GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 272–282. Die Frage der Gründung im mittelalterlichen Reklamationsrecht ist seit Langem umstritten [vgl. KAUFMANN, Aequitas Iudicium (1959), S. 41; KAUFMANN 1961 (wie Anm. 2636), S. 155, Fn. 42; LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXCVI; WEITZEL 1976 (wie Anm. 495), S. 106 f., Fn. 285]. Da der Ingelheimer Oberhof aber erst im späten und nicht im hohen Mittelalter entstand, dürfte ein Zusammenhang zwischen dem Reklamationsrecht und dem Ausheischverfahren unwahrscheinlich sein. WERKMÜLLER, Ausheischen (2008), Sp. 367 sah diese Frage aber weiterhin als ungeklärt an.

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Ausfahrt drängten. Dieses war in drei Fällen möglich, das heißt erstens, wenn das Ortsgericht unwissend war oder wenn es zweitens mit »underdinge«, also bedingt, ohne förmliche Verkündung des Urteilsspruchs geurteilt hatte, oder aber drittens, wenn eine Partei beziehungsweise beide bereits vor der Urteilsverkündung durch das Ortsgericht erklärt hatten, eine ungünstige Entscheidung nicht annehmen und diese stattdessen vor den Oberhof bringen zu wollen, wobei das Ortsgericht in diesem Falle die Entscheidung nicht mehr verkünden durfte.2695 In einer Protokollierung von 1423 wurde das Ausheischverfahren in der zuletzt genannten Variante beispielsweise mit den Worten umschrieben: »unde falle yme daz orteil da, daz sy gut; sy des aber nit, so heische er an die stat, do si hien gemelt sin«.2696 Der Oberhof wies daraufhin das Recht, entschied aber wie bei den Schöffenanfragen den Fall nicht abschließend, vielmehr wurde das Urteil in der Sache durch das anfragende Gericht gefällt.2697 ADALBERT ERLER erblickte im Ausheischverfahren sogar eine »Sprungberufung«,2698 doch erscheint diese moderne Rechtsbegrifflichkeit wenig zur Umschreibung geeignet, hat eine Berufung doch nach modernem Verständnis einen Devolutiveffekt, wohingegen in dem hier dargestellten mittelalterlichen Verfahren wenigstens formal das Ausgangsgericht die Entscheidungsgewalt behielt. Die Forschung erblickte im Ausheischverfahren mitunter eine Ingelheimer Sonderentwicklung.2699 Im Hinblick auf das Verfahren am Frankfurter Oberhof lässt sich zur

2695

Vgl. zum Ausheischverfahren in Ingelheim die Ausführungen von ERLER 1961 (wie Anm. 2501), S. 133; ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 184–186; GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 272–282; WERKMÜLLER 1984 (wie Anm. 15), Sp. 1141; ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 22–28 (m. w. Nachweisen). 2696 Eintrag 2349 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 106. 2697 WERKMÜLLER 1984 (wie Anm. 15), Sp. 1141. 2698 ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 185. ERLER 1959 (wie Anm. 402), S. 283 sah gar unter Verweis auf Eintrag 2020 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 256 die Anrufung als »eine Art Appellation mit teilweisem Devolutiveffekt und kontradiktatorischer Verhandlung«, was allerdings die Weisung in keinster Weise hergibt. ADALBERT ERLER wies in seiner Anmerkung hierzu sogar eigens noch darauf hin, dass die Weisung des Oberhofs für die Partei nicht bindend gewesen war. Demgegenüber betonte GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 23, dass der Ingelheimer Oberhof weder als Berufungs- noch als Revisionsgericht bezeichnet werden könne, sondern schlicht eine Auskunftsstelle gewesen sei. 2699 Schon LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CXCVI erblickte eine Sonderstellung, wenngleich er das Verfahren im Gegensatz zur neueren Forschung anders konturiert sah. Kritik hieran formulierte bereits BEHREND, [Besprechung von] Der Ingelheimer Oberhof von Hugo Lörsch (1887), S. 184 f., der auf Ähnlichkeiten in anderen mittelalterlichen Rechtsquellen hinwies. Auch ERLER 1961 (wie Anm. 2501), S. 133 zweifelte an einer Sonderentwicklung. JÜRGEN WEITZEL wiederum sah eine besondere Form der »Kooperation zwischen Urteilern und Parteien zur Einleitung des Rechtszuges ohne Schelte trotz eines beschwerenden Urteils« [WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 4], mit der die strenge Urteilsschelte haben umgangen werden können [WEITZEL 1976 (wie Anm. 495), S. 106 f., Fn. 265].

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Frage des Ausheischens wegen der Quellenlage keine sichere Aussage treffen. Jedoch zeigte die Untersuchung zum Oberhofzug aus Hersfeld nach Frankfurt bereits, dass sehr wohl die Initiative zur Ausfahrt von den Parteien ausgehen konnte. Leider aber geben die Quellen keine näheren Informationen zum Verfahren preis. Anhand des Butzbacher Spruchmaterials hatte PETER WEIß demgegenüber den Eindruck formuliert, dass ein Urteilholen beim Oberhof in Frankfurt auf Verlangen der Parteien nicht möglich war.2700 Für Gelnhausen sind die Hinweise ebenfalls spärlich. Aber auch hier scheint eine Ausfahrt an den Oberhof auf Drängen der Parteien durchaus möglich gewesen zu sein. 1536 etwa wurde in einer Steinauer Protokollierung deutlich darauf hingewiesen: »unnd uffs des clegers bietlich ansȗcheren unnd sein darlegȗng an unseren oberhoiff gein Gelnhaȗsenn geworffenn«.2701 Wiederum aber lassen sich der knappen Protokollierung keine weiteren Hinweise auf das Verfahren entnehmen. Inwieweit mit dem Ausheischverfahren tatsächlich eine spezifische Ingelheimer Rechtsentwicklung vorlag, lässt sich nicht mehr eindeutig im Vergleich klären. Schließlich beschrieb ANNA SAALWÄCHTER noch eine weitere Möglichkeit der Anrufung des Ingelheimer Oberhofs mit der »Berufung gegen ein bereits ergangenes Urteil«, wenn während des Prozesses ein Vorbehalt bezüglich der Annahme des Urteils gemacht worden sei oder aber das Untergericht selbst einen solchen ausgesprochen habe.2702 Leider gab sie keine Quellen an, aus denen sich dies ergeben könnte. Auffällig ist aber, dass sie sachliche Parallelen zum Ausheischverfahren beschrieb. Bereits der Begriff der Berufung deutet hierbei zudem an, dass sie sich vermutlich an der Begrifflichkeit der ihr damals einzig zugänglichen jüngeren Oberhofprotokolle orientierte, in denen die Schreiber den Terminus »heischen« zunehmend durch »berufen« ersetzt hatten, allerdings ohne dass damit eine Änderung des Oberhofverfahrens einherging.2703 Bereits die Ausführungen zum Kaicher Gericht haben gezeigt, dass der Begriff ›berufen‹ im Rahmen des Oberhofverfahrens andernorts keineswegs ungewöhnlich war. Das Ausheischverfahren wiederum war aber nur vor der endgültigen Urteilsverkündung durch das Ausgangsgericht statthaft, sodass ANNA SAALWÄCHTER vermutlich ein Urteilsschelteverfahren im Blick hatte, wenngleich sie mit dem Hinweis auf den Vorbehalt der Annahme wiederum deutlich auf das 2700

WEIß 1975 (wie Anm. 93), S. 10. StA Marburg, Protokolle II (Steinau), Nr. 4, Bd. 1, fol. 28v. 2702 SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 9 f. Ebenso erwähnte TILLMANN 1935 (wie Anm. 220), S. 7 ›Berufungen‹. Sowohl SCHMITZ 1974 (wie Anm. 50), S. 407 als auch FUHRMANN 2001 (wie Anm. 979), S. 48 sprachen von einer ›Berufungsinstanz‹. 2703 Vgl. GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 276; ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 25 f. 2701

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Ausheischverfahren Bezug nahm. Dies deutet alles letztlich darauf hin, dass die von ihr beschriebene Möglichkeit der ›Berufung‹ letztlich aus einer Missinterpretation des Ausheischens folgte, das sie als Urteilsschelte qualifizierte. In ähnlicher Weise sahen auch HUGO LOERSCH und WENDELIN TILLMANN in den Ingelheimer Quellen eine Urteilsschelte,2704 wobei beide aber sachlich ebenso das Ausheischverfahren beschrieben. Die Annahme einer allgemein verbreiteten Urteilsschelte hatte hierbei eine längere Forschungstradition, denn bereits GEORG LUDWIG VON MAURER hatte in allen Oberhöfen eine Rechtsauskunftsstelle wie auch eine Berufungsinstanz für gescholtene Urteile erblickt.2705 Allerdings dürfte dies der Versuch der Germanistik des 19. Jahrhunderts sein, verschiedene mittelalterliche ›Berufungssysteme‹ auf das gemeindeutsche Institut der Urteilsschelte zu verdichten.2706 JÜRGEN WEITZEL wiederum hatte im Ingelheimer Ausheischverfahren eine gewisse Nähe zur Urteilsschelte gesehen,2707 aber an anderer Stelle betont, dass städtische Gerichte und andere Schöffengerichte, die bedeutende Oberhöfe hatten, keine Schelte gekannt hätten.2708 Es steht aber zu vermuten, dass eine unscharfe Umgrenzung der Urteilsschelte zu diesen disparaten Einschätzungen führte. Das Rechtsinstitut der Urteilsschelte ist vor allem für das sächsische Recht in zahlreichen Abhandlungen beschrieben worden, wo ein Urteil durch die Parteien gescholten, das heißt der Vorwurf des unrechten, falschen Urteils erhoben werden konnte.2709 Ein zentraler Aspekt war hierbei, dass der Scheltende einen Unrechtsvorwurf2710 erhob und damit für ihn bei einer Abweisung die Gefahr bestand, einen „contempt of court“ in Form eines Bruchs des Gerichtsfriedens zu begehen.2711 Hierbei hob JÜRGEN WEITZEL hervor, dass die Schelte nur eine besondere Form der Einleitung eines Rechtszuges gewesen sei.2712 Offenbar versuchte er hier jedoch mit einer unscharfen Begriffsbestimmung in germanistischer Tradition einen gemeindeut-

2704

LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CLX–CLXXIV; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220), S. 7; 32. MAURER 1870 (wie Anm. 22), S. 770. 2706 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 293, Fn. 128 m. w. Nachweisen. 2707 WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 2, Fn. 8. 2708 WEITZEL 1976 (wie Anm. 495), S. 110 f. 2709 BUCHDA, Das Rechtsmittel im sächsischen Prozeß (1958), S. 288–313; EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 104 f., Fn. 18 (m. w. Nachweisen); GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 275; KAUFMANN, Urteilsfindung – Urteilsschelte (1998), Sp. 619–621; KANNOWSKI, Zwischen Appellation und Urteilsschelte (2006), S. 112–114. 2710 Vgl. hierzu WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 14 f., aber auch die früheren Ausführungen von WEITZEL 1976 (wie Anm. 495), S. 102 f. 2711 KAUFMANN 1998 (wie Anm. 2709), Sp. 620. 2712 WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 8; 11. 2705

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schen Rechtszug über verschiedene Oberhoftraditionen hinweg zu synthetisieren, obwohl aber die Ausgestaltung der Rechtszüge an den verschiedenen Oberhöfen durchaus Unterschiede aufwies. Jedenfalls ist eine Schelte der überkommenen Prägung im Ingelheimer Rechtsbereich nicht bekannt, denn das Ausheischverfahren wie auch die Ausfahrt nach bedingtem Urteil enthielten keinen der Schelte immanenten Unrechtsvorwurf.2713 In diesem Sinne war das Ausheischverfahren für die Parteien durchaus günstiger, da die Schelte eben mit erheblichen Gefahren für den Scheltenden verbunden war.2714 Der Gerichtsfrieden war selbstredend ebenso in Ingelheim geschützt,2715 weshalb auch dort grundsätzlich gegen die Tätigkeit des Gerichts keine missachtende Kritik geäußert werden durfte.2716 Eine Urteilsschelte dürfte damit in Ingelheim nicht notwendig gewesen sein. Für Frankfurt beschrieb schließlich HELMUT MERTZ, dass es als sicher gelten dürfte, »daß die Schöffen eines Gerichts von sich bei Rechtsunkenntnis oder ein gescholtenes Urteil vor den Frankfurter Oberhof bringen konnten.«2717 Diese allgemeine Aussage wiederum steht aber im Widerspruch zu seiner an anderer Stelle geäußerten Meinung, dass für Frankfurt nicht mehr geklärt werden könne, ob das Oberhofverfahren außerdem von den Parteien veranlasst werden konnte.2718 In Bezug auf einen Brief GOTTFRIEDS IX. VON EPPSTEIN vom 5. Juni 1493 führte HELMUT MERTZ schließlich aus, dass dort deutlich die Aufgabe des Frankfurter Oberhofs als Gericht zu erkennen sei, »an das man sich gegen ein offenbar bereits ausgesprochenes Urteil eines anderen Gerichts berufen konnte«.2719 Dies wäre wiederum die Beschreibung einer Urteilsschelte. In diesem Brief heißt es allerdings nur: »Dem Nach wir uch gar mit fruntlichem ernste gutlich bitten, Ir uff diß unser und hievor unsers amptmans gethane bericht mit dem Radt zcu franckfort von unsern wegen reden und bitten wollent, damit sie die gemelten unsers gerichts verwonten zu Kirtorffe, an sie mit der hof-

2713

GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 275 f. ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 185; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 24. 2715 Vgl. etwa Eintrag 2454 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 231 (18. August 1429): »abir wan die scheffin ust gewisent, wer darwidder redt, der hat widder die scheffin getan.« 2716 BARTL 1971 (wie Anm. 844), S. 72. 2717 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 126; hierauf bezogen sich auch MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 59 und WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 2. Ebenso schien THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 309, Fn. 6 eine Schelte im Frankfurter Verfahren zu erkennen. 2718 Vgl. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 126. 2719 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 79 unter Verweis auf ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2718 = Eintrag 27 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 25 f. ≙ Regest 6717 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 305. 2714

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fe färte zuberuffen gunstiglichen annemen und den armen zu handhabunge und erclerunge der gerechtigkeit ir wyßheit und bericht miteylten«.2720

HELMUT MERTZ missverstand also das Wort »beruffen«, aus dem sich aber eine Urteilsschelte nicht ableiten lässt. Vielmehr war der Begriff, wie bereits mehrfach erwähnt, allgemein für das Oberhofverfahren üblich. Weder in den Frankfurter noch den Gelnhäuser Quellen lassen sich Hinweise auf eine Urteilsschelte sächsischer Prägung finden, zugleich aber fehlen sie ebenso für das Ausheischverfahren. Da aber auch im zuletzt genannten Verfahren immer noch die Schöffen beim Oberhof anfragten, kann es gewissermaßen als eine Spielart der regulären Schöffenanfrage gesehen werden. In diesem Sinne war es vielleicht gar nicht notwendig, dass sich das Frankfurter oder Gelnhäuser Gericht hierzu äußerte, da beide Gerichte das reguläre Verfahren kannten und es ihnen vielleicht gleichgültig war, aus welchen Beweggründen heraus die Schöffen konkret anfragten. In der Neuzeit hingegen weist die Frankfurter Protokollierung, wie bereits erwähnt, fast nur noch die Parteien aus, sodass hier ein Ausheischverfahren durchaus denkbar wird. Wenn beispielsweise 1501 die Schöffen von Butzbach ausdrücklich erwähnten, »das sachen vor uns mit clage und antwort firbend, von parthien furbracht Sie darumb rechtlich zu entscheiden, here uns nit findig mogen, und uns an uwere wyßheit, als vor unßn oberhoff zu leren berŭffen«,2721 so kann dies auch als Ausheischverfahren gedeutet werden. Weder in Ingelheim noch in der Wetterau gab es nachweisbar aber eine Urteilsschelte.2722 Dies stellt eine Rechtsgemeinsamkeit dar. Ebenso zeigt das Oberhofverfahren im Kernbereich der Anrufung durch fremde Gerichte mit weitgehend mündlicher Unterweisung bemerkenswerte Parallelen.

ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2718 = Eintrag 27 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 26 ≙ Regest 6717 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 305. 2721 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Butzbach/3. 2722 GUDIAN 1969 (wie Anm. 369), S. 42, Fn. 34. GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 275 f. wandte sich mit guten Argumenten vor allem gegen die ältere Meinung von HUGO LOERSCH, der eine Urteilsschelte dann sah, wenn die Partei das Verlangen der Ausfahrt auf den Fall des Unterliegens beschränkte [vgl. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. CLVII; CLX–CLXXIV]. LANDWEHR 1979 (wie Anm. 1029), S. 21 f. erhob es sodann zur allgemeinen Ansicht, dass das Ingelheimer Recht keine Urteilsschelte wie das altfranzösische, niederländisch-flämische oder das sächsische Recht gekannt habe. Andererseits bemerkten BATTENBERG/ECKHARDT 1978 (wie Anm. 763), S. 94; 112, dass es am Burggericht Friedbergs das Rechtsinstitut der Urteilsschelte gegeben habe, und deuteten dies darüber hinaus für Homburg a. d. Ohm an; zugleich scheinen sie aber eher unkritisch das Institut der Urteilsschelte als allgemein verbreitet aus der Literatur übernommen zu haben [vgl. insbesondere a. a. O., S. 113]. In ähnlicher Weise beschrieb auch SCHROEDER 1976 (wie Anm. 74), S. 45, wiederum wohl irrtümlich und ohne konkreten Quellenbezug, ein Urteilsschelteverfahren für Wimpfen. Es ist hier aber nicht der Ort, der Frage der Urteilsschelte in den Friedberger, Homburger und Wimpfener Quellen näher nachzugehen. 2720

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II. Art der Oberhofweisung Die Gleichartigkeiten der Verfahren an allen untersuchten Oberhöfen im RheinMain-Gebiet bereiten den Weg für eine detaillierte Untersuchung der Oberhofsprüche. Hierbei ist zunächst die Art und Weise der Weisung von Interesse. Für den Bereich des Frankfurter Oberhofs behauptete HELMUT MERTZ anhand der erhaltenen Schöffengerichtsprotokolle des 16. Jahrhunderts, dass dieser grundsätzlich in zwei Arten Rechtsweisungen vorgenommen habe. Einerseits habe eine Entscheidung als Urteil (»sententia«) ausgesprochen werden können, wobei dann häufig im Schöffengerichtsbuch nur auf den entsprechenden Eintrag im Urteilsbuch verwiesen worden sei.2723 Andererseits habe das Frankfurter Schöffengericht anfragenden fremden Schöffen Unterweisungen gegeben, die aufzeigten, wie in der vorgelegten Rechtssache weiter zu verfahren war.2724 Er folgerte aus diesem Quellenbefund, »daß das Frankfurter Schöffengericht in Prozessen, die urteilsreif waren, in denen die auswärtigen Schöffen jedoch das Urteil nicht finden konnten, die endgültige Entscheidung getroffen haben; dagegen in solchen Sachen, bei denen weitere Handlungen vom Gericht oder den Parteien als erforderlich angesehen wurden, lediglich von den Frankfurter Schöffen eine Unterweisung gegeben wurde, mit der vielleicht einen streitige Zwischenfrage entschieden, jedenfalls aber dem fremden Gericht die weitere Tätigkeit in dem Verfahren vorgezeichnet wurde.«2725

Hierzu verwies er auf zwei erhaltene Gerichtsprotokollbucheinträge von 1526 und 1589, in denen die Frankfurter Schöffen detaillierte Auskunft gaben.2726 Artikel XXVI der Schöffengerichtsordnung B des 15. Jahrhunderts deutet wiederum auf eine gewisse Unterscheidbarkeit von Urteil und Unterweisung im Bewusstsein der mittelalterlichen Schöffen, wenn es dort, obgleich nicht bezogen auf das Oberhofverfahren, sondern zu den Gerichtsbußen, heißt: »Auch ist der Scheffen meynu(n)ge, daz der Schultheiß und die Rechenmeiste(r) vurter kein busse nemen odir vertedinge(n) sullen, sie sij dan vor mit urteil gewiset, odir mit ander(en) undirwisunge der Scheffen«.2727

2723

MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 86. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 87. 2725 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 87. Vgl. auch MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 59; MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 128. WEITZEL 1976 (wie Anm. 495), S. 107, Fn. 266 meinte in der Unterscheidung von Unterweisung und Urteil eine rezeptionsbedingte Verengung des Urteilsbegriffs zu erkennen. 2726 Vgl. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 87 unter Verweis auf ISG Frankfurt, Schöffengerichtsbücher, 1526, fol. 164r = Eintrag 21 im UB. II bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 44 sowie ISG Frankfurt, Schöffengerichtsbücher, 1589, fol. 191v = Eintrag 49 im UB. II bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 55. 2727 ISG Frankfurt, Gesetze Nr. 14, fol. 18r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 277. 2724

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Allerdings musste HELMUT MERTZ einräumen, dass ›Unterweisung‹ aber ebenso als Oberbegriff für die gesamte rechtsweisende Tätigkeit bei Prozesssachen und Rechtsanfragen der auswärtigen Gerichte verwendet wurde.2728 In diesem Sinne ist ein Eintrag im »Verzeichniß des Gerichtsrechts zu Niederradt« aus dem 1944 zerstörten Gerichtsbuch Niederrads ab 1599 zu verstehen: »Item wann das gericht umb bescheid oder unterweisung bey irer obrigkeit ansuchen und erholen werden, sol dem gericht acht schilling gepüren.«2729 Dies deutet darauf hin, dass die dogmatische Unterscheidung von Urteil und Unterweisung selbst im 16. Jahrhundert auf dünnen Beinen steht und kaum Erkenntnisgewinn verspricht. Für das mittelalterliche Oberhofverfahren des 15. Jahrhunderts verwies dann aber DIETRICH ANDERNACHT darauf, dass das Schöffengericht deutlich zwischen Rat und Unterweisung getrennt habe,2730 eine solche zwischen Urteil und Unterweisung erwähnte er aber nicht. Hierbei steht dieser Befund konträr zur mitunter postulierten Literaturmeinung, wonach die Schöffen das Recht in der Regelform des Urteils konkretisierten.2731 DIETRICH ANDERNACHT verwies auf eine Eintragung im Bürgermeisterbuch vom 10. Dezember 1476 zu einer Anfrage aus Wetzlar, das zu diesem Zeitpunkt unter Acht stand: »It(em) by die von Wetzflar und sin sie in d(er) acht, sie der urteil nit und(er)wiß(en), nach d(em) se ire(n) oberhoff hie ha(n); begeren sie aber Rats, ine de(n) mitteiln Hinrich monis und Joh[ann] von glauburg Ine ds sage(n)«.2732

2728

MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 87, Fn. 2 gab an, dass diese Tätigkeit dem entspräche, was JOHANN CHRISTIAN THOMAS als Rechtsbelehrung [vgl. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 54 f.] bezeichnet habe. 2729 Nach EULER 1854 (wie Anm. 1193), S. 221; das Buch befand sich zunächst im GemeindeA Niederrad [EULER 1854 (wie Anm. 1193), S. 212], wurde allerdings nach der Eingemeindung 1900 in das Frankfurter StadtA verbracht und dort 1944 mit den meisten anderen Archivalien der vor 1917 eingemeindeten Dörfer zerstört. 2730 ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 165, Fn. 33. 2731 So WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 30–32. 2732 ISG Frankfurt, Bmb., 1476 , fol. 48r ≆ Auszug bei ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 165, Fn. 33. Ähnlich schon 1427, als Frankfurt Wetzlar anbot, sie in Heimlichkeit zu unterrichten, offenbar ohne eine Unterweisung geben zu wollen: »und biden uch auch obe ir noch in geistlich(en) Bemen weret daz sie sich dann in solicher heimlichk(eit) bij uns halden« [ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2140/3 (Entwurf) = Eintrag 5 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 4 ≙ Regest 2140 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 120; die Datierung ergibt sich aus der Anfrage der Wetzlarer Schöffen vom 20. Februar 1427 im ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2140/1 = Eintrag 3 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 2 f. ≙ Regest 2140 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 120]. Auch in Messeangelegenheiten verwehrte Frankfurt Wetzlar das Geleit im Falle der Acht [vgl. SCHOENBERGER (wie Anm. 790), S. 168; 170 f. m. w. Nachweisen]. Wetzlar traf diese wegen Zahlungsunfähigkeit häufiger im Mittelalter [DIETZ 1910 (wie Anm. 1474), S. 201].

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Zwei Antworten Frankfurts auf Geleitgesuche2733 aus Friedberg der Jahre 1461 und 1470, das zu diesen Zeitpunkten ebenfalls in der Acht war, weisen ebenfalls in diese Richtung, denn Frankfurt wies darauf hin, dass man in Messezeiten Geleit geben könne, um ihnen, was aber 1461 unausgesprochen blieb, Rat zu erteilen.2734 Außerdem bildete hier eine besondere Ausnahme, eben die Acht der anfragenden Urteiler, die Ausgangssituation. In diesem besonderen Fall schien Frankfurt in der Tat nur einen Rat erteilen zu wollen. Allerdings ist fraglich, ob außerhalb solcher Ausnahmen regelmäßig die doch recht sophistisch anmutende Unterscheidung zwischen Rat und Unterweisung getroffen wurde. Erste Zweifel lassen Anfragen aus Hersfeld aufkommen. Als der dortige Rat 1445 anfragte, um etliche Rechte zu erfahren, sowie um Unterweisung und Unterrichtung bat, vermerkte der Frankfurter Schreiber in der Dorsualnotiz: »herßfelt umb eins recht(e) sich zu erfaren«.2735 Wenig später im Jahr 1449 fragte Hersfeld dann erneut an, mit der Bitte beschieden und unterwiesen zu werden, wie eine ›Berufung‹ nach Frankfurt vor sich gehe.2736 Die Urteiler Hersfelds fragten also in eigener Sache außerhalb eines konkreten Rechtsfalls nach dem Oberhofverfahren. In der Terminologie DIETRICH ANDERNACHTS wäre dies also ein Rat, keine Unterweisung gewesen und doch vermerkte der Frankfurt Schreiber auf der Urkunde dorsual: »die fru(n)d(e) sie rechtlich beschieden hersfelt umb underwisu(n)ge«.2737 Die Zweifel werden noch weiter genährt durch offenbar regional unterschiedliche Terminologien, die Frankfurt teilweise übernahm. Das Beispiel Cambergs mag dies verdeutlichen, denn dort zeigt sich eine andere Begriffsverwendung als in Hersfeld. In der ersten bekannten Oberhofanfrage vom 3. Dezember 1450 bat der dortige Schultheiß, »daz ir unßn geynw(ur)tig(en) des gericht(es) von Caynb(er)g geben wolt eyn gutlich ußrychtungh«.2738 Dies könnte zunächst auf die nicht unüb-

2733

Zum Frankfurter Gerichtsgeleit finden sich bei SCHOENBERGER (wie Anm. 790), S. 147–150; 160a nur knappe Ausführungen, wobei er auf das Geleit fremder Schöffen für Oberhofunterweisungen gar nicht einging. 2734 Vgl. ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 1963/2 = Eintrag 18 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 15 ≙ Regest 1963 bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 250 (Entwurf vom 20. Oktober 1461) sowie ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 2054/2 = Eintrag 23 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 19 ≙ Regest 2054 bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 256 (Zweitausfertigung, 13. Februar 1470); der Entwurf hat sich ebenfalls erhalten im ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 2054 (ohne eigene Nr.). 2735 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Hersfeld (ohne eigene Nr.). 2736 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Hersfeld (ohne eigene Nr.). 2737 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Hersfeld (ohne eigene Nr.). 2738 ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 1720 = Eintrag 15 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 12 f. ≙ Regest 4664 bei DEMANDT 1954 (wie Anm. 1861), S. 1307 ≙ Regest 1720 bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 236.

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liche Bitte der Vermittlung einer gütlichen Entscheidung durch Frankfurter Ratsleute hindeuten, wenngleich in späterer Schrift in Frankfurt auf der Rückseite notiert wurde: »Camb(er)g […] urteil zu erfare(n)«. Dies ist deutlich ein Hinweis auf ein Oberhofverfahren. Der gleiche Terminus der »gutlich ußrychtungh« findet sich in allen weiteren bekannten Anfragen des 15. Jahrhunderts, wobei ein entsprechender Dorsualvermerk aber teilweise fehlt.2739 Demnach verwandten die Camberger Schreiber eine völlig unterschiedliche Begrifflichkeit für die Anfrage als die Frankfurter. In Wetzlar wiederum war der Terminus ›Urteil erfahren‹ gängig. Bereits in einer Anfrage von 1411 schrieben die Wetzlarer Schöffen an Frankfurt mit der Bitte um Geleit um »unß frunde bi euch zü schicken solichee ortail an uch den scheffen hie zü frangfŭrt zü erfar(en)«.2740 Eben diese Wortwahl findet sich auch in weiteren Geleitgesuchen des 15. Jahrhunderts.2741 Als der Frankfurter Rat 1427 auf eine dieser Bitten antwortete, übernahm er eben diese Terminologie in seinem Schreiben: »als ir uns geschr(iben) hat wie ir etzliche orteile an den scheffen by uns zu franck(enford) zuerfarn habet«.2742 In Hanauer Zusammenhängen lässt sich demgegenüber der Begriff ›raten‹ im Zusammenhang mit Rechtsanfragen fassen. Bereits am 23. Juni 1448 hatte Graf REINHARD II. VON HANAU ausgeführt, dass die Urteiler von Ortenberg bei ihm gewesen seien »und hant uns gesagt wie das sie gerne uwers Rades plegen wollen, als sie das wol erzelen werden, bieden wir uch sie zuv(er)horen und Ine uwern Rate zu teylen«.2743 Für Ortenberg wiederum ist ein Oberhofzug nach Gelnhausen belegt,2744 wenngleich aber nichts gegen einen daneben nach Frankfurt führenden Zug spricht. Die 2739 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Camberg (ohne eigene Nr., 1439, mit Dorsualvermerk); ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Camberg (ohne eigene Nr., 1447, mit Dorsualvermerk); ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4358 (1448, ohne Dorsualvermerk) ≙ Regest 4358 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 189 (dort allerdings fälschlich als »Fördernisbrief« bezeichnet); diese fehlerhafte Regestierung dürfte auch erklären, warum HELMUT MERTZ die Anfrage unerwähnt ließ; ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Camberg (ohne eigene Nr., 1452, ohne Dorsualvermerk) und ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Camberg (ohne eigene Nr., 1457, ohne Dorsualvermerk); ISG Frankfurt, RS I, Nr. 5400 (1463, ohne Dorsualvermerk) = Eintrag 19 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 15 f. ≙ Regest 5400 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 239. 2740 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Wetzlar. 2741 ISG Frankfurt, RS-Nachträge, Nr. 919 (undatiert, um 1410) = Eintrag 1 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 1 ≙ Regest 919 bei JUNG 1889 (wie Anm. 20), S. 189; ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2140/1 (20. Februar 1427) = Eintrag 3 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 2 f. ≙ Regest 2140 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 120. 2742 ISG Frankfurt, RS I, Nr. 2140/3 (Entwurf von 1427) = Eintrag 5 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 4 ≙ Regest 2140 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 120. 2743 ISG Frankfurt, RS I, Nr. 4357 ≙ Regest 4357 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 189. 2744 Wie Anm. 182.

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Frankfurter Dorsualnotiz wiederum lautet nur »d(er) von Hanauwe d(ie) von Ortenberg zu raden«. Zudem findet sich etwa 1467 im Bürgermeisterbuch die Wendung: »It(em) die frunde unßen Junghe(r) von Hanauwe ey(n) recht zu raden den schulth(eisen)«.2745 Die Kürze der Eintragungen lässt allerdings kaum einen sicheren Schluss auf eine Oberhofanfrage zu. Auffällig ist, dass nicht wie sonst in Frankfurt üblich von ›Berufung‹ oder ›Unterweisung‹ die Rede ist. Möglicherweise waren hier also gerade weitergehende Auskünfte gewünscht, was zunächst auf die Richtigkeit der These von DIETRICH ANDERNACHT hindeutet. Allerdings hat sich eine Anfrage des Grafen von Hanau für das Stadtgericht in Hanau vom 19. Juni 1472 erhalten, in der ebenfalls von der Bitte die Rede ist, »Ine uw(er)n rait zum rechte(n) mit [zu] teylen«.2746 Hieraus geht noch nicht hervor, ob es sich um eine Oberhofanfrage handelte, wohl aber aus dem korrespondierenden Eintrag im Hanauer Schöffengerichtsbuch, in das am 1. Juli 1472 infolge der Anfrage eingetragen wurde: «Ist der scheffe [in Hanau] solicher orteiil niit wise gewest und Ire beyder clage antwortd rede widderrede [der Parteien] miit allem vorwenden(en) genug(en)lichn Inne schrifft(en) vor daß Riichsgeriicht zŭ Franckfurtd bracht miit verhorunge deß Insatze buchs, und sie gebetin Ine dar Inne zŭ reden weß sie dar umb recht duncke«.2747

Die Protokollierung offenbart ein typisches Oberhofverfahren, ohne dass eine Abstufung zwischen Rat und Unterweisung greifbar würde. Vielmehr wird mit ›raten‹ eine für die Grafschaft Hanau typische Terminologie für Anfragen sichtbar, die dann in diesen Zusammenhängen in Frankfurt übernommen wurde. Gleichzeitig konnte aber ›raten‹ auch Schiedsverhandlungen meinen. Denn 1442 richtete der Graf von Hanau eine Bitte an Frankfurt, nicht aber für ein konkret benanntes Gericht, vielmehr bat er, die Ratsfreunde Frankfurts am kommenden Dienstag auf dem Römer zu haben, »so wollen wir unße frunde mit solich recht(en) anspr(a)ch und antw(wort) bij den uwern da haben und Ihres rades da pleg(en)«.2748 Der Frankfurter Schreiber vermerkte wiederum in der Dorsualnotiz nur: »der von hanauwe und die frunde Ine Ire ein recht zu raden«. Hier wurde nun offenbar keine Oberhofweisung erbeten, sondern eine schiedsrichterliche Ent2745

ISG Frankfurt, Bmb., 1467, fol. 25r, ferner Bmb., 1472, fol. 53v: »It(em) als der Junge von Hannauwe bit in ey(n) recht zu Raden« und Bmb., 1476, fol. 44r: »It(em) unßern Jungh(errn) von H(anau) im ey(n) Recht zu Raden«; auf diese Einträge wies bereits ANDERNACHT 1961 (wie Anm. 146), S. 169, Fn. 63 hin. 2746 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Hanau/2. 2747 StA Marburg, Protokolle II (Hanau), B Nr. 7, Bd. 3, S. 13 = Druck bei STÖLZEL 1910 (wie Anm. 189), S. 334. 2748 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Hanau/1.

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scheidung, was auch den ungewöhnlichen Tag erklären kann, wurden doch in Frankfurt Oberhofweisungen regelmäßig an einem Samstag erteilt. In ähnlicher Weise notierte der Frankfurter Schreiber rückseitig auf einem Brief aus Wimpfen, in dem offenbar ebenfalls um einen gütlichen Tag2749 für den dortigen alten Bürgermeister gebeten wurde, die Worte »Wimpfen umbe Ine zu rade«.2750 Ebenso vermerkte der Frankfurter Schreiber auf einer Anfrage von Burggraf und Baumeistern der Burg Gelnhausen vom 31. März 1470 die Worte »Burgma(nnen) zu Gelnhuße(n) umb in ein recht zu raden«, obwohl vermutlich auch kein Oberhofverfahren Gegenstand war, sondern der Rechtsstreit eines Burgmannen, für den um Rechtsrat gebeten wurde, weshalb die konkrete Bitte war, »dem gut petern umbe unsernt wijllen, undrichtun(n)ge uwer radt und guttig(en)lichen midde zü teijln«.2751 Letztlich bestätigt sich damit für Frankfurt, was FRIEDRICH EBEL bereits allgemein festgehalten hatte. Der Sprachgebrauch der Zeit kannte keine trennscharfe Unterscheidung zwischen schiedsrichterlichem Verfahren, echter streitiger Gerichtsbarkeit und sonstigen Formen gütlicher Konfliktbeilegung.2752 Im ›baculus iudicii‹ wurde beispielsweise mit »orteil« sogar der Ausspruch einzelner Schöffen während der Beratung des Rechtsspruchs noch vor der eigentlichen Weisung bezeichnet.2753 Dies deckt sich letztlich wiederum mit einer allgemeinen Beobachtung von HELMUT COING, der im mittelalterlichen Frankfurt das Fehlen abstrakter Rechtsbegriffe konstatierte.2754 Sichere Rückschlüsse auf ein unterschiedliches Verständnis der mittelalterlichen Frankfurter Schöffen von ›Rat‹, ›Unterweisung‹ und ›Urteil‹ lassen sich aus all diesen Quellenhinweisen keine ziehen. Die Differenzierungen von DIETRICH ANDERNACHT wie auch HELMUT MERTZ sind damit im Ergebnis nicht weiterführend, weil die Quellen keine trennscharfen Differenzierungen der Entscheidungsarten der Schöffen belegen. Dieser Befund lässt sich aber vermutlich nicht für alle Oberhöfe verallgemeinern, denn etwa am Wimpfener Oberhof scheint es durchaus eine trennscharfe Unterscheidung zwischen einem bloßen Ratschlag und einem Urteilsvorschlag gegeben zu haben.2755 2749 Zu den ›gütlicher Tag‹ genannten Schiedsverhandlungen in Frankfurt vgl. ORTH 1973 (wie Anm. 653), S. 15–18. 2750 ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Wimpfen. 2751 ISG Frankfurt, RS I, Nr. 5695. 2752 EBEL 1978 (wie Anm. 51), S. 9. 2753 Vgl. Artt. 13 f. von ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 2r-v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 226. Vgl. zu Art. 13 ferner die knappen Hinweise von GUDIAN 1960 (wie Anm. 81), S. 18 f. 2754 Vgl. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 84. Ähnlich beschrieb WEITZEL 1985a (wie Anm. 5), S. 22, dass die mittelalterliche Sprache zwischen den Begriffen Recht, Gericht und Urteil nicht exakt getrennt habe. 2755 So SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 318 f. Hier ist nicht der Ort, dem weiter nach zu gehen, doch ein erster Blick in die Quellen bestätigt seine Darlegung. In einer Weisung für Mergentheim von

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In Gelnhausen ist aufgrund der relativ geringen Anzahl überlieferter Oberhofentscheidungen nur schwer zu beurteilen, ob das Gericht eine irgendwie geartete Differenzierung seiner Oberhoftätigkeit vornahm. In den Weisungen für Steinau an der Straße deutet sich eher an, dass keine Unterscheidung getroffen wurde. So heißt es in einer Weisung vermutlich aus dem Jahr 1440 »Hir uff han die scheffen zu gelnhusen zu rechte erkant und gewiset«,2756 wohingegen ohne erkennbaren qualitativen Unterschied in der Weisung von 1457 die Formulierung »Also ist Soliche urteil zu geilnhusen geholt und zu recht erkant worden«2757 gewählt wurde. Auch wenn hier noch eine Verfälschung durch den Steinauer Schreiber erfolgt sein kann, so bestätigt sich doch der Eindruck anhand des Stadtbuchs des Gelnhäuser Stadtschreibers HARTMANN BRELL. Obwohl er durchgängig in seinen Anmerkungen den Terminus ›Urteil holen‹ im Zusammenhang mit den Oberhofunterweisungen gebrauchte und so beispielsweise eine Weisung von 1429 mit den Worten ».. Urteil .. von Selb(old)« am Rand kommentierte, so heißt es in der korrespondierenden Protokollierung doch »Des han sie die Scheffene underwiset«.2758 Dies spricht dafür, dass in Gelnhausen wenigstens im 15. Jahrhundert keine einheitliche und differenzierende Terminologie bekannt war. Zugleich gaben die Schöffen Gelnhausens aber auch, wie dies HELMUT MERTZ ebenso für Frankfurt vereinzelt festgestellt hatte,2759 weitergehende Hinweise zur rechtlichen Behandlung des Falles. In einer Antwort auf eine Anfrage aus Selbold vom 24. Januar

1474 legten die Wimpfener Urteiler bspw. ausdrücklich dar, dass sie ihre Weisung nicht als Urteil, sondern nur als Ratschlag gegeben hätten: »Die von Mergethein Sindt aber durch Ir Rats botschafft nit In urtel sonder In ratschlagwise fur uns das Statgericht zu Wimpf(en) komen« [StadtA Bad Wimpfen, B1/2, fol. 31r = Druck bei SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 310]. In anderen Weisungen wiederum wurde ausdrücklich festgehalten, dass die Urteiler die Sache »In urtelswise fur uns das Stattgericht zu Wimpffen bracht« hätten [StadtA Bad Wimpfen, B1/2, fol. 44v = Druck bei SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 311]. Dass ein solches Urteil Wimpfens allerdings unmittelbare Rechtswirkung entfaltet, wie SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 319 dies meinte, erscheint sehr fraglich. Dies widerspricht klar der Funktion von Oberhöfen, zumal in der Vorrede des Wimpfener Oberhofprotokollbuchs eigens darauf verwiesen wurde, dass die anfragenden Urteiler eine eigene Weisung noch zu erlassen hatten, wenngleich sie vom Oberhof nicht abweichen sollten [vgl. StadtA Bad Wimpfen, B1/2, fol. 1r ≆ Auszug bei SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 318 f. (fehlerhaft) ≆ Auszug bei SPEIDEL 1912–1915 (wie Anm. 351), S. 72]. Dies ist aber wiederum typisch und kein Argument für eine unmittelbare Rechtswirkung, wie das Beispiel Frankfurts zeigt, dessen Schöffen in einer Weisung auch klarstellten, dass eine Weisung, so wie sie ergangen war, umzusetzen sei [vgl. Eintrag 94 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 542]. 2756 Nach SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 5a. 2757 Nach SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 23a. 2758 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 129v–130r. 2759 Vgl. MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 87.

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1426 antizipierten die Schöffen am Oberhof gar eine weitere Fragestellung, nachdem sie das Urteil bestätigt hatten: ».. hetten sie nü verrer gefraget, waz […]«.2760 Dennoch wird in keiner Weise sichtbar, dass die Urteiler diese weitergehende Beantwortung begrifflich einer eigenen Kategorie von Unterweisungen zugeordnet hätten. Ebenso dürfte den Ingelheimer Urteilern eine Differenzierung der Unterweisungen unbekannt gewesen zu sein. Meist wurde die Anfrage der Schöffen in Ingelheim im ältesten Protokollbuch mit den Worten »begert an eime ortel« eingeleitet, was ein Begehren auf Rechtsauskunft oder auch auf Beweisurteile umfassen konnte.2761 Die Ingelheimer Weisung selbst wiederum begann der Schreiber dann mit »Dez ist gewist« oder »Sententia«.2762 Stets entschied der Oberhof hierbei in Urteilsform.2763 Dies bestätigt ein Wellmicher Schöffenweistum von 1509, aus einer Zeit also, aus der keine Oberhofprotokollbände mehr überliefert sind. Dort heißt es ausdrücklich, dass früher in Ingelheim durch Urteil Recht geholt werden konnte: »Item vor jaren holten die von Husen [vermutlich St. Goarshausen] und Werlenn [Werlau] ire erfarungh an scheffen hie, und die von Wellmich bei inen, und ir recht urthell holten sie zu Ingelheim. Ist beider seits abgangen, und beruffen sich die von Welmich nhun ghen Niederlanstein.«2764

Ob mit dem Terminus »erfarungh«, der den Rechtszug aus Wellmich nach St. Goarshausen und Werlau wie auch umgekehrt beschrieb, angedeutet werden sollte, dass gerade nicht durch Urteil entschieden wurde, bleibt letztlich unklar. Es sind nämlich keine derartigen Weisungen überliefert und die Terminologie muss nicht zwangsläufig einen Unterschied in der Sache beschreiben. Vielleicht wird StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 151r ≙ Regest 1820 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 770. Die These von KOSCHWANEZ, Ehrverletzungsklagen im 15. Jh. in den Urteilen des Ingelheimer und Neustadter Oberhofes (1973), S. 3, wonach die Oberhofschöffen davon ausgegangen seien, dass alle dem Oberhof nicht vorgetragenen Rechtsfragen dem anfragenden Gericht bereits bekannt gewesen seien, ist deshalb in dieser Allgemeinheit nicht haltbar. 2761 KAUFMANN 1961 (wie Anm. 2153), S. 114 f. 2762 Hierbei wurden die Begriffe ›Weisung‹, ›Urteil‹ und ›sententia‹ synonym gebraucht [ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 151–155 m. w. Nachweisen]. Dies deckt sich mit der Wortverwendung etwa im Haderbuch von 1476–1485, wo auch stets jegliches Urteil mit »sententia« oder »dar off ist mit recht gewiset« eingeleitet wurde [KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 84]. 2763 MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 63. Diese Urteile lassen sich mit WEITZEL 1985a (wie Anm. 5), S. 29 allgemein als »Aussagen der Urteiler über das Recht« kennzeichnen. 2764 Eintrag D. I. a. bei LOERSCH 1900 (wie Anm. 1447), S. 88. Bereits eine Trierer Gerichtsordnung von 1493 für Wellmich hatte den Oberhofzug nach Niederlahnstein angeordnet [KERBER 1995 (wie Anm. 566), S. 255 (mit Hinweisen zur Überlieferung)]. 2760

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bloß abermals eine abweichende örtliche Terminologie ersichtlich. WILHELM ECKHARDT wiederum sah einen Vorteil der Urteilsform der Weisungen darin, dass dann die anfragenden Urteiler die Weisung nur noch als eigenes Urteil hätten zu verkünden brauchen.2765 Allerdings sind in Ingelheim keine Oberhoffälle bekannt, zu denen sich sogleich die Gegenüberlieferung vor Ort erhalten hat, sodass sich kaum valide Aussagen über die Art und Weise der Transponierung der Oberhofsprüche durch die örtliche Rechtsprechung treffen lassen. Insgesamt lässt sich aber für die betrachteten Oberhöfe sagen, dass die Terminologie der Weisungen keine validen Hinweise auf ein ausdifferenziertes Rechtsverständnis der Schöffen im Hinblick auf die Unterweisungen als solche bietet.

III. Rechtsmaßstab der Oberhofweisung Für das hier verfolgte Erkenntnisinteresse, gerade die Leistungsfähigkeit der Oberhöfe im Hinblick auf Rechtsvereinheitlichungen zu beurteilen, ist insbesondere der Maßstab der Weisungen von großer Bedeutung. Theoretisch denkbar ist hierbei sowohl die Weisung nach eigenen Rechtsgewohnheiten als auch nach den Gewohnheiten der anfragenden Urteiler. Im letzteren Falle wäre ein Rechtsaustausch vom Oberhof zu den Ortsgerichten unwahrscheinlicher als im ersten Fall. Die Forschung hob hervor, dass die Zugrundelegung eigener Rechtsvorstellungen ein Wesenszug der Oberhofanfragen in Abgrenzung zu Appellationszügen gewesen sei.2766 Für JÜRGEN WEITZEL war die Nichtberücksichtigung fremden Rechts dann auch Teil des von ihm postulierten Oberhofprinzips.2767 Aus Wimpfen ist etwa bekannt, dass der dortige Oberhof seinen Weisungen meist den Hinweis beifügte, entschieden zu haben, als wenn ihm selbst die Streitfrage zur endgültigen Entscheidung vorgelegt worden wäre.2768 Auch das Schweinfurter Gericht gab 1478 Coburg eine Oberhofweisung mit der Erläuterung, »wenn die Sachen hier geschehen wären, dann spreche ein Rat zu Recht«.2769 In ähnlicher Weise verwies der Rat Nürnbergs in einer undatierten Auskunft für Eger dem dortigen Stadt2765

ECKHARDT 2005 (wie Anm. 19), S. 26. Prägnant formulierte EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 114: »der Wesensunterschied zwischen der Bitte um Rechtsauskunft und einer wie auch immer gearteten Appellation als Rechtsmittel einer Partei bedingt in den ersteren Fällen die ausschließliche Anwendung des Rechts des Oberhofs.« 2767 WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 20. 2768 SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 317. 2769 Nach dem Druck bei DIRIAN 1954 (wie Anm. 814), S. 89. Sehr ähnlich ist ferner eine Weisung Marburgs von 1453 [vgl. den Auszug bei SCHOOFS, Die Gerichtsverfassung der Stadtgerichte Homberg a. d. Ohm und Grünberg (1973), S. 127]. 2766

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bloß abermals eine abweichende örtliche Terminologie ersichtlich. WILHELM ECKHARDT wiederum sah einen Vorteil der Urteilsform der Weisungen darin, dass dann die anfragenden Urteiler die Weisung nur noch als eigenes Urteil hätten zu verkünden brauchen.2765 Allerdings sind in Ingelheim keine Oberhoffälle bekannt, zu denen sich sogleich die Gegenüberlieferung vor Ort erhalten hat, sodass sich kaum valide Aussagen über die Art und Weise der Transponierung der Oberhofsprüche durch die örtliche Rechtsprechung treffen lassen. Insgesamt lässt sich aber für die betrachteten Oberhöfe sagen, dass die Terminologie der Weisungen keine validen Hinweise auf ein ausdifferenziertes Rechtsverständnis der Schöffen im Hinblick auf die Unterweisungen als solche bietet.

III. Rechtsmaßstab der Oberhofweisung Für das hier verfolgte Erkenntnisinteresse, gerade die Leistungsfähigkeit der Oberhöfe im Hinblick auf Rechtsvereinheitlichungen zu beurteilen, ist insbesondere der Maßstab der Weisungen von großer Bedeutung. Theoretisch denkbar ist hierbei sowohl die Weisung nach eigenen Rechtsgewohnheiten als auch nach den Gewohnheiten der anfragenden Urteiler. Im letzteren Falle wäre ein Rechtsaustausch vom Oberhof zu den Ortsgerichten unwahrscheinlicher als im ersten Fall. Die Forschung hob hervor, dass die Zugrundelegung eigener Rechtsvorstellungen ein Wesenszug der Oberhofanfragen in Abgrenzung zu Appellationszügen gewesen sei.2766 Für JÜRGEN WEITZEL war die Nichtberücksichtigung fremden Rechts dann auch Teil des von ihm postulierten Oberhofprinzips.2767 Aus Wimpfen ist etwa bekannt, dass der dortige Oberhof seinen Weisungen meist den Hinweis beifügte, entschieden zu haben, als wenn ihm selbst die Streitfrage zur endgültigen Entscheidung vorgelegt worden wäre.2768 Auch das Schweinfurter Gericht gab 1478 Coburg eine Oberhofweisung mit der Erläuterung, »wenn die Sachen hier geschehen wären, dann spreche ein Rat zu Recht«.2769 In ähnlicher Weise verwies der Rat Nürnbergs in einer undatierten Auskunft für Eger dem dortigen Stadt2765

ECKHARDT 2005 (wie Anm. 19), S. 26. Prägnant formulierte EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 114: »der Wesensunterschied zwischen der Bitte um Rechtsauskunft und einer wie auch immer gearteten Appellation als Rechtsmittel einer Partei bedingt in den ersteren Fällen die ausschließliche Anwendung des Rechts des Oberhofs.« 2767 WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 20. 2768 SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 317. 2769 Nach dem Druck bei DIRIAN 1954 (wie Anm. 814), S. 89. Sehr ähnlich ist ferner eine Weisung Marburgs von 1453 [vgl. den Auszug bei SCHOOFS, Die Gerichtsverfassung der Stadtgerichte Homberg a. d. Ohm und Grünberg (1973), S. 127]. 2766

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buch nach ausdrücklich darauf, dass sie entschieden hätten, als wenn der Mord bei ihnen geschehen sei.2770 Vergleichbare Hinweise finden sich allerdings in den noch erhaltenen mittelalterlichen Quellen zum Frankfurter Oberhof nur selten. Im Entwurf eines Antwortbriefes Frankfurts vom 5. Mai 1444 wurde etwa ausdrücklich darauf verwiesen, dass Friedberg begehrt hatte, »wisu(n)ge zu tun wie wir solichs hie zu fr(ankfurt) haldn« und in der Auskunft schließlich vermerkt, dass die »scheff(en) des R(ichs) ger(ichte) bij uns geburet zu orteiln und zu erken(n)en nach desselben ger(ichte) ald(e)n herkom(m)en [am Rand zu dieser Stelle ergänzt: und gewonh(eid)]«.2771 Dies scheint die oben erwähnte vorherrschende Literaturmeinung zu bestätigen. Denn der Rechtsmaßstab für die Frankfurter Oberhofschöffen war ersichtlich das eigene Recht. FRIEDRICH EBEL beschäftigte sich ebenfalls in knappen Ausführungen mit der Problematik der Berücksichtigung von fremden Rechtsvorstellungen vor dem Frankfurter Schöffengericht als Oberhof.2772 Die Frankfurter Schöffen hätten seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert zunehmend fremde Rechtsvorstellungen beachtet und nach der römischrechtlichen Reformation von 1509 habe eine Berücksichtigung fremden Statutarrechts durch die Frankfurter Urteiler ›unzweifelhaft‹ stattgefunden.2773 Hierbei beschrieb er einen Zusammenhang zu dem „Berufsschöffentum“ in Frankfurt, welches »eher in der Lage [gewesen sei], sich neuen Bedürfnissen (wie der Berücksichtigung von Ortsrecht im Konsultationszug) anzupassen als ein altertümlicher Apparat nebenamtlicher Honoratioren.«2774 Dies steht im deutlichen Widerspruch zur oben skizzierten Forschung, weshalb ein abermaliger Blick in die Quellen unumgänglich ist. Als ersten Hinweis sah FRIEDRICH EBEL einen ›Spruch‹ aus dem Jahr 1409 an Speyer, in dem die Anerkennung Speyerer Rechts noch auf der Grenze gestanden habe.2775 Der hierbei in Bezug genommene Eintrag lautet: »Item Andris von berge zu dirre zit ein heynburge des Radis und der stat zu Spire hat Conrat von Ulme dem grabenmecher und Nesen, siner elichen husfrauwen ein recht getan, als von des rats und stat zu Spire wegen und als ir stete herkommen und gewonheit sy, daz sie demselbin Conrat und sime wibe keyn vorrede getan haben, als von graben wegen, die sie yn umb ir stat gemacht haben, wie sie darum han irkant.

2770

Druck bei KÜRSCHNER 1868 (wie Anm. 897), S. 199. ISG Frankfurt, Frankfurt, RS I, Nr. 4061 (Entwurf) = Eintrag 14 im UB. I bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 11 f. ≙ Regest 4061 bei GROTEFEND 1888 (wie Anm. 62), S. 175. 2772 Vgl. EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 112–114. 2773 EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 113. 2774 EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 114. 2775 EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 113 unter Verweis auf Eintrag 4 vom 4. September 1409 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 423 f. 2771

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Item derselbe Andris sulde aber von des egenanten rats und stat zu Spire wegen yn ein recht getan haben fur xxviij £ penige sins virdinten lonis, daz sie im die nit schuldig weren, des erließen sie ym des eidis und nach dem, wie sie darumb han irkant.«2776

Hierbei verkannte FRIEDRICH EBEL aber, dass JOHANN CHRISTIAN THOMAS diesen Eintrag dem sogenannten Heiligenbuch von 1406 bis 1412 entnommen hatte.2777 In diesen Büchern, die bis zur Frankfurter Archivzerstörung von 1944 für die Jahre 1395 bis 1417 erhalten waren2778 und alle nicht mehr vorhanden sind, wurden die vor dem Gericht getätigten Eidesleistungen protokolliert.2779 Dementsprechend handelt es sich beim oben wiedergegebenen Eintrag nicht um eine Oberhofweisung Frankfurts, sondern lediglich um die Beurkundung einer Eidesleistung vor dem Frankfurter Schöffengericht von ANDREAS VON BERGEN, der anscheinend KONRAD VON ULM verklagt hatte. Der korrespondierende Eintrag im Schöffengerichtsbuch wiederum ist verloren, was das Verständnis sehr erschwert. Unklar bleibt etwa, warum er in Frankfurt einen Eid geleistet hatte und ob er dort den Streit führte. Vielleicht war auch nur eine Zeugenaussage beeidet und deshalb in das Heiligenbuch eingetragen, der zugrunde liegende Prozess aber gar nicht von ihm in Frankfurt geführt worden. Dem Charakter des Heiligenbuchs entsprechend dürfte es sich, anders als FRIEDRICH EBEL dies wohl sah, im

2776

Eintrag 4 vom 4. September 1409 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 423 f. THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 423, Fn. 7. 2778 JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 158. 2779 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 29; KIRCHNER 1807 (wie Anm. 354), S. 211; THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 213. Vgl. auch Art. 4 des ›baculus iudicii‹ [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 12, fol. 1r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 223] und Art. XV der Schöffengerichtsordnung B [ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 14, fol. 16r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 266 f.]. Plausibel erscheint es, wenn THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 213 einen Zusammenhang zwischen der Ausmalung des Gerichtsraumes und den Eidesleistungen zog, wo es nach einem Ratsprotokoll von 1477 ein Kruzifix sowie eine Darstellung des Jüngsten Gerichtes in gelbem Feld gab. Derartige Darstellungen in Gerichtssälen waren im 15. Jh. weithin üblich [WACKE, Rechtsprechen im Angesicht des Jüngsten Gerichts (2007), S. 46 m. w. Nachweisen]. 1501 wurde durch den Maler HANS KALDENBACH GEN. HESS eine Darstellung des Jüngsten Gerichts auf Tuch angefertigt: »Duch uff dem Gerichthus. 6 Gulden geschenckt Hans Hessen dem maler für daß gemalt duch, daran das Jüngstgericht steet uff dem gerichthuß. Item 1 gulden seynem son geschenckt zu verdrincken. « [ZÜLCH, Das Jüngste Gericht (1931), S. 293 ≙ BATTON 1866 (wie Anm. 1530), S. 160 (nach dem verbrannten Rechenbuch von 1502)] und »Hanßn hesßen d(em) fürsprech(en) ey(n) halb(en) schilling guld(en) fur ey(n) vereru(n)g fur daß gericht er am scheffen stule gemalt hait schencken« [ISG Frankfurt, Bmb., 1501, fol. 96v]. Nur eine Federzeichnung der Darstellung hat sich erhalten [SKD, Kupferstich-Kabinett, C 1910-7], auf der vermerkt wurde: »Dises stück ist gemalt gewest offin Römer off Richt haŭs aber mutwillig verwüst w[orden]«. Vgl. zur Abbildung des Jüngsten Gerichts HÜNEKE 1965 (wie Anm. 2057), S. 43–56; ZÜLCH (a. a. O.), S. 293–295 und zur Malerfamilie HESS die Hinweise in Anm. 2057. 2777

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zweiten Abschnitt des Eintrags keineswegs um einen Rechtsspruch Frankfurts handeln, sondern nur um einen Teil dessen, was er beeidet hatte und offenbar im Rahmen des zugrunde liegenden Streites von Bedeutung war. Jedenfalls lässt sich aber hieraus nichts in Bezug auf die Berücksichtigung fremder Rechtsvorstellungen in Frankfurt ableiten, weil ein etwaiger Spruch Frankfurts in dieser Sache gar nicht überliefert ist. Den nächsten Schritt sah FRIEDRICH EBEL schließlich 1468, als der »Oberhof gegen den Vortrag des Klägers, Frankfurter Recht anzuwenden, entsprechend dem Vortrag des Beklagten Mainzer Recht« angewandt habe.2780 Jedoch handelt es sich bei dem von ihm in Bezug genommenen Gerichtsbucheintrag wiederum keineswegs um eine Oberhofweisung. Ersichtlich fragte kein fremdes Gericht an, sondern vielmehr entschieden die Schöffen als städtisches Gericht. In dieser Funktion nun wandte es tatsächlich Mainzer Recht an, nicht aber ohne Begründung: »Und nach Ansprach und Antwurt so han unsere herren die Scheffene mit ortel gewyset, nach dem als Heynrich Knebecke seliger und Else syn husfrauwe ingesessen burgere zu Mentz gewest syn, und nach der selben stede Mentze herekomen und gewonheyt«.2781

Die Frankfurter Schöffen wandten also Mainzer Recht nur deshalb an, weil die beklagten Eheleute Mainzer Bürger waren. In ähnlicher Weise ist auch ein Schöffengerichtsbucheintrag vom 22. November 1398 zu verstehen.2782 In diesem war der Kläger Ritter RUDOLF VON SACHSENHAUSEN Friedberger Burgmanne. Vermutlich deshalb konnte das Frankfurter Gericht den Kläger ENGEL SASSE VON FRIEDBERG entgegen dem Beklagtenvortrag, der auf das Recht am Frankfurter Reichsgericht verwies, zugestehen, nach Recht und Gewohnheit des Burggerichts in Friedberg die Klagebefugnis zu begründen: »Und nach ansprache und antwort beider parthien vorgenant, So han die obegeschriben scheffen mit urteil gewiset, daz sie im rechten ubir solich irclagunge und irfolgunge nit zu wisen haben, iz sy dann daz Engel kuntlich erwise und brenge als recht ist, daz des Burggericht zu Frideberg recht sy, daz solich irfolgunge und irclagunge sich nit verjert solle haben und in siner macht bliben solle.«2783

Dies ist nun keineswegs ungewöhnlich und auch kein Vorbote der Rezeption, denn beispielsweise wollte offenbar bereits 1261 Erfurt Frankfurter Recht zugrunde legen und fragte nur deshalb in Frankfurt nach, weil in dem Fall der ver2780

EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 113 unter Verweis auf Eintrag 104 vom 29. Januar 1468 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 354–356. 2781 Eintrag 104 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 355. 2782 Vgl. Eintrag 44 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 313. 2783 Eintrag 44 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 313.

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storbene Ehegatte aus Frankfurt kam.2784 Für den hier interessierenden Zusammenhang ist der Schöffengerichtsbucheintrag von 1468 demnach unergiebig. Die Beispiele zeigen aber, dass es durchaus Fälle der Stadtgerichtsbarkeit geben konnte, in denen nach fremden Gewohnheiten entschieden wurde. Deshalb greift JÜRGEN WEITZELS These zu kurz, wonach die Urteiler »nur das als Recht bezeugen (beurteilen) [konnten], was sie in ihrem Lebenskreis kennenlernen, was dort erfahren und tradiert werden kann.«2785 Andererseits lässt sich aber damit sagen, dass es keineswegs ein Unvermögen der Urteiler gewesen war, das eigene Recht den Oberhofweisungen zugrunde zu legen, sondern hierin wiederum eine bewusste Entscheidung zu sehen ist, ähnlich wie bei der Mündlichkeit der Unterweisung auch. Ein Beispiel aus dem nahen Friedberg, das seinerseits wieder in Frankfurt anfragte, zeigt hierbei, dass dieser Rechtsmaßstab der Oberhofweisungen durchaus Probleme bereiten konnte. Vor dem 22. Oktober 1362 hatte Friedberg für Münden eine Rechtsbelehrung gegeben und darin ausdrücklich auf das Stadtrecht und die Gewohnheiten Friedbergs als Richtschnur verwiesen,2786 wie es Friedberg in späteren Weisungen häufiger tat.2787 Der Rat in Münden machte sich diese Weisung auf Grundlage der Gewohnheiten Friedbergs aber nicht zu eigen, sondern ging in seiner ebenfalls überlieferten Entscheidung ausdrücklich auf die Gewohnheiten der eigenen Stadt ein.2788 Offenbar konnte die Weisung nach eigenem Recht durchaus zu einer Schwierigkeit für das anfragende Gericht werden, das aber die Möglichkeit nutzen konnte, die Weisung einfach zu ignorieren. Sehr idealisierend erscheint es daher, wenn JÜRGEN WEITZEL beschrieb, dass anfragenden Urteilern im Oberhofverfahren 2784 Vgl. StadtA Erfurt, 0-0/A XXVII – 1 = Eintrag 176 bei BEYER 1889 (wie Anm. 517), S. 103 = Eintrag 232 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 112 ≙ Eintrag XIV bei LAMBERT 1868 (wie Anm. 517), S. 122 f. (nach einer nicht näher bezeichneten Kopie im GStA Weimar) ≙ Regest 87 bei ZIEG 2008 (wie Anm. 184), S. 67 sowie die Besprechung bei EULER 1871 (wie Anm. 521), S. 289 f. 2785 WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 29. Ähnlich auch WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 75; WILLOWEIT 1987 (wie Anm. 5), S. 145. 2786 Abdruck aus dem Mündener Stadtbuch von 1359–1532 bei DOEBNER, Rechtsdenkmäler der Stadt Münden (1883), S. 229–231; nach schriftlicher Mitteilung des HStA.s Hannover durch DENIA KALINOWSKY vom 29. September 2011 ist das Stadtbuch (alte Sig.: HV Nds. Hs 354) im Oktober 1943 verbrannt. Später scheint die Oberhofverbindung nach Friedberg in Hessen nicht mehr bestanden zu haben, denn im erhaltenen Friedberger Protokollbuch von 1469–1599 findet sich unter den 471 dort aufgezeichneten Anfragen keine einzige aus Münden [vgl. SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 12]. 2787 Vgl. SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 17 m. w. Nachweisen. 2788 Abdruck aus verbrannten Mündener Stadtbuch bei DOEBNER 1883 (wie Anm. 2786), S. 231–233. Vgl. ferner ausführlich EULER, Eine Friedberger Rechtsbelehrung für Münden (1885), S. 218–226, der ebenfalls vermutete, dass der Rat Mündens die Weisung wegen abweichenden eigenen Rechts ignoriert hatte.

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»von der Vorbildlichkeit und deshalb Verbindlichkeit des Rechts des Oberhofes, ja zumeist von der (Teil-)Identität seines Rechts mit dem des Oberhofes« ausgegangen seien, vielmehr der Oberhof »sein eigenes Recht fest [stellte], das vom anfragenden Gericht als gemeinsames akzeptiert wird.«2789

Das anfragende Gericht akzeptierte aber gerade nicht immer die vom Oberhof angewandten Rechtsgewohnheiten als gemeinsame, wie das Friedberger Beispiel belegt. Hierbei darf nicht unerwähnt bleiben, dass sich Beispiele wie das aus Friedberg nur selten finden lassen. Dies dürfte aber vor allem den Quellen geschuldet sein, da nur vereinzelt die Gegenüberlieferung vor Ort zur Weisung der großen Oberhöfe erhalten geblieben ist. Vor allem aber zeigt das Friedberger Beispiel die grundsätzliche Freiwilligkeit der Oberhofbeziehung, die es vermutlich erst erträglich werden ließ, dass der Oberhof nur seine eigenen Rechtsgewohnheiten zugrunde legte und diese im Widerspruch zu denjenigen der anfragenden Urteiler stehen konnten.2790 Im Laufe des 16. Jahrhunderts schwächten die Frankfurter Schöffen dann aber offenbar den Grundsatz der Zugrundelegung eigenen Rechts sichtbar ab, wenn sie etwa im Entwurf einer Weisung für Wetzlar vom 29. März 1522 ausdrücklich auf »recht und gewonheyt zu wetzflar«2791 abstellten. Hierbei scheint es nicht fernliegend, einen Zusammenhang mit der Rezeption in Frankfurt zu sehen, wie FRIEDRICH EBEL dies allgemein beschrieb.2792 Er sah hierbei ab dem ersten Drittel des 16. Jahrhunderts ein immer stärkeres Verlangen der anfragenden Urteiler nach der Berücksichtigung ihrer eigenen Rechtsgewohnheiten.2793 Ebenso entschied das Gericht in Gelnhausen offenbar in Oberhofsachen nach seinen eigenen Rechtsgewohnheiten, wenngleich hierauf nur ein einzelner Quellenhinweis hindeutet. Als 1421 etwa die Schöffen aus Steinau unterwiesen wurden, protokollierte der Schreiber im dortigen Gerichtsbuch die Worte »als wir uns erfarn han an richs recht«,2794 womit offenbar die Rechtsgewohnheiten der 2789

WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 30. Ähnlich erkannte bereits SCHULTZE, Privatrecht und Process in ihrer Wechselbeziehung, Teil 1 (1883), S. 134 die ›Gleichartigkeit‹ des am Oberhof wie von den anfragenden Urteilern praktizierten Rechts als einen möglichen Ausgangspunkt der Oberhofbeziehung. 2790 Bereits REINHARD SCHARTL machte zu Recht darauf aufmerksam, dass in dem Verweis auf die eigenen Rechtsgewohnheiten als Grundlage der Weisung zugleich deutlich wird, dass es im Belieben des anfragenden Gerichts stand, diese Weisung auch anzunehmen und umzusetzen [SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 17; ähnlich schon zuvor GUDIAN 1960 (wie Anm. 81), S. 20]. 2791 ISG Frankfurt, Schöffengerichtsbücher, 1522, Zettel 2 zw. fol. 75v und 76r = Eintrag 18 im UB. II bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 42. 2792 EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 113, der auch auf den in Anm. 2791 erwähnten Eintrag im UB. II von HELMUT MERTZ verwies. 2793 EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 110. 2794 Nach SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 112a.

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Reichsstadt Gelnhausen gemeint waren.2795 Auch dort war im regulären Gerichtsverfahren die Bezugnahme auf fremde Gewohnheiten nicht ausgeschlossen, wenn eine der Parteien dorthin Bezug aufwies. Das Schöffengerichtsbuch verzeichnet für das Jahr 1417 einen Fall, in dem eine Bürgerin Kölns wegen Forderungen Klage in Gelnhausen erhob und in diesem Zusammenhang Briefe aus Köln angefordert wurden: »sie sal uffen v(er)siegelte briefe brengen von den Burg(er)rmeistern und dem Rade, odir von dem gerichte zu Colne, daz sie und ir hußwirthe der eg(ena)nten kinde stiffater, den kinden sicherheid getan haben, nach d(er) stede Colne rechte und gewonheid«.2796

Ein weiterer Fall vom 17. Oktober 1429 vor dem Schöffengericht in Gelnhausen drehte sich um die Gülte für eine Hofstatt in Soden, weshalb in der Folge die dortigen Schöffen und der Schultheiß nach ihren Gewohnheiten befragt werden sollten: »und brenget dabij mit dem Schulth(eißen) und zweeyen, od(er) me, d(er) scheffenn zü Soden, die d(er) and(er)n macht haben, zü, als recht ist, daz da solich recht sij, wer huß od(er) hovestad umb ierlich hovestadgelt da habe, daz der, diewile er and(er)n guden rad und recht zü dünde habe, daz hovestadgelt auch ierlich davon plichtig sij zugeben«.2797

Wieder war also der Grund für die Berücksichtigung fremder Rechtsgewohnheiten ein örtlicher Bezug des Streites. Diese Praxis scheint vergleichbar mit der Handhabung in Frankfurt. Damit zeichnet sich abermals ein relativ homogenes Bild ab, wonach die Zugrundelegung der eigenen Rechtsanschauungen bei allen drei hier untersuchten Oberhöfen im Rhein-Main-Gebiet wenigstens im späten Mittelalter ein Wesensmerkmal und zugleich eine bewusste Entscheidung der Schöffen war. Dies wiederum war nicht ungewöhnlich, wie der Blick nach Nürnberg zeigt. So erwähnte Eger in seinen Oberhofanfragen an Nürnberg von 1459 ausdrücklich, dass sie um Unterweisung baten, »was umb sulch sach bey euch recht sey«, wobei sie diese Wendung bei einer Anfrage von 1519 beinahe wörtlich wiederholten.2798 Der Rechtsmaßstab war ebenso in Ingelheim das eigene Rechtsverständnis. Der Oberhof verwarf sogar mitunter den eigenen Gewohnheiten entgegenstehende Rechte und duldete nur in unbedeutendem Maße, etwa bei Bußenhöhen, ab2795

So war etwa auch in Aachen mit diesem Terminus das dortige Recht gemeint [WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 69]. 2796 StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 164r. 2797 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 106v ≙ Regest 1902 bei ZIEG 2010 (wie Anm. 175), S. 816 f. (der irrtümlich von einer Anfrage in Orb ausging). 2798 Druck der beiden Anfragen bei KÜRSCHNER 1868 (wie Anm. 897), S. 200.

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weichende Rechtsgewohnheiten.2799 Allerdings befasste sich der Oberhof nur vergleichsweise selten hiermit.2800 Gleichzeitig aber finden sich deutliche Hinweise dafür, dass die Oberhofbeziehungen keinesfalls starr waren, selbst wenn die dortigen Schöffen sogar über Ausfuhrgelöbnisse eine weitreichende Bindung an den eigenen Oberhof erreichen wollten.2801 In den insgesamt 60 seriell überlieferten Jahren der Ingelheimer Oberhoftätigkeit finden sich zahlreiche Gerichte, die nur wenige Male anfragten.2802 In einer Privatanfrage von 14132803 wurde ausdrücklich ein unbenanntes Gericht erwähnt, das bislang in Ingelheim angefragt habe, nun aber einen anderen Oberhof befragt habe, und aus einer anderen Privatanfrage von 14002804 wird ersichtlich, dass selbst das mit zahlreichen Oberhofanfragen in Ingelheim vertretene Kreuznacher Gericht woanders angefragt hatte.2805 Aus Oberwesel wiederum, das regelmäßig in Ingelheim anfragte,2806 ging womöglich wenigstens eine Anfrage nach Frankfurt.2807 Wenn GUNTER GUDIAN aus den Ausfuhrgelöbnissen ableitete, dass sich der Oberhof in Ingelheim so zu einer Art Rechtsmittelgericht hätte aufschwingen können,2808 übersah er offenbar die sich in den erwähnten Beispielen abzeichnende Durchlässigkeit. Trotz der Ausfuhrgelöbnisse bestand wenigstens faktisch auch in Ingelheim eine Freiwilligkeit der Oberhofbeziehung, sodass die anfragenden Schöffen einzelne Weisungen wenigstens tatsächlich sogar ignorieren konnten. Einzelne Privatanfragen zeigen sogar explizit, dass vorangegangene Weisungen missachtet worden waren, wenngleich die Ingelheimer Schöffen aber von einer Verbindlichkeit und Befolgung ihrer Unterweisungen ausgingen.2809

2799

EBEL 1976 (wie Anm. 35), S. 115; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 26–30 (m. w. Nachweisen). GUDIAN 1972 (wie Anm. 368), S. 216. 2801 Vgl. ERLER 1961 (wie Anm. 2501), S. 140 unter Verweis auf Eintrag 2089 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 267 f. ADALBERT ERLER wiederum ließ in seiner Edition den Wortlaut der Gelöbnisse häufig weg [vgl. ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 11]. 2802 Vgl. GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 19; 279–282; 285 f. m. w. Nachweisen. 2803 Eintrag 1909 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 234. 2804 Eintrag 196 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 122. 2805 Vgl. hierzu auch die Ausführungen von GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 285. 2806 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 19 zählte insgesamt 52 Anfragen in Ingelheim, womit Oberwesel dort nach Kreuznach am zweithäufigsten um Unterweisung bat. 2807 Vgl. ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Wesel, wobei nicht eindeutig ist, ob tatsächlich eine Oberhofanfrage Gegenstand war oder doch vielleicht nur um einen gütlichen Tag gebeten wurde. 2808 GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 292. 2809 Vgl. Eintrag 1272 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 139 und Eintrag 2201 bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 437. 2800

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IV. Verhältnis des Oberhofs zu den anfragenden Gerichten Die Freiwilligkeit der Oberhofbeziehung lenkt den Blick auf das Verhältnis des Oberhofs zu den anfragenden Gerichten, um das Bild des Oberhofverfahrens zu komplettieren. Gerade die Frage, inwieweit die Oberhöfe gegenüber den anfragenden Gerichten eine höhere Instanz bildeten, ist Teil einer seit Langem geführten Forschungsdebatte. Im 19. Jahrhundert wurde die Annahme einer Instanz klar verneint. JOHANN CHRISTIAN THOMAS führte im Hinblick auf den Frankfurter Oberhof beispielsweise aus: »Diese Rechtsbelehrung bildete keine eigentliche Instanz, denn sie trat ein, ehe das Gericht geurtheilt hatte, ward von den Schöffen selbst eingezogen und durch ihren Mund, als ihr eigenes Urtheil, selbst ausgesprochen. Es folgte daher keine Abhängigkeit von dem die Rechtsbelehrung gebenden Gerichte, weil jeder sich freiwillig dahin wenden konnte, wie dieses selbst sich an andere Gerichte zu wenden vermochte. Späterhin bildete sich daraus aber doch das Verhältnis von Ober- und Untergerichten, mithin Oberhöfe, die man nicht umgehen durfte.«2810

Er konkretisierte damit JAKOB GRIMM, der geltend gemacht hatte, dass es in den ältesten Zeiten keine Instanzen gegeben habe und dass zum Schelten eines Urteils auch kein höheres Gericht notwendig gewesen sei, da jede Instanz in gleicher Weise zur Findung eines anderen Urteils dienlich gewesen sei.2811 Erst allmählich hätten sich dann in der Folge Über- und Unterordnungsverhältnisse herausgebildet.2812 Hierbei spielte wiederum sicherlich eine Rolle, dass die Oberhöfe in der älteren Forschung vielfach gar nicht als Gerichte wahrgenommen wurden.2813 In der jüngeren Forschung war es dann vor allem HANS MÜLLER, der die Oberhöfe als ›echte Obergerichte im damaligen Sinne‹ ansah.2814 Zwar habe zu Beginn ein freiwilliges Verhältnis zum Oberhof bestanden, das sich dann aber durch Bindungsmechanismen des Oberhofs schnell zu einer Abhängigkeit entwickelt habe, wodurch die Untergerichte zu Sprachrohren des Oberhofs geworden seien.2815 Dies wiederum bestritt JÜRGEN WEITZEL als ›unhaltbar‹ und hob hierbei insbe-

2810

THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 54. GRIMM, Deutsche Rechtsalterthümer (1828), S. 836. Vgl. ferner THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 16–18 sowie die Zusamenfassung von GAISSER, Minne und Recht in den Schöffensprüchen des Mittelalters (1955), S. 3–5. 2812 Vgl. GRIMM/HEUSLER/HÜBNER 1899 (wie Anm. 703), S. 465 f.; SCHULTZE 1883 (wie Anm. 2789), S. 135. 2813 Vgl. Anm. 3029. 2814 MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 143; 289. 2815 MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 136–143. 2811

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sondere das Fehlen eines Rechtszwangs bei den Oberhofweisungen hervor.2816 Zugleich betonte er an vielen Stellen die Einstufigkeit der mittelalterlichen Gerichtsverfassung als tragendes Prinzip.2817 Die disparate Forschungslage kann abermals nur durch einen Blick in die Quellen erhellt werden. Im Hinblick auf den Frankfurter Oberhof betonte JOHANN CHRISTIAN THOMAS, dass er in den Schöffengerichtsprotokollen von 1332 bis 1474 keine Spuren von Instanzen oder Appellationen gefunden habe.2818 Diese Einschätzung wird bestätigt durch eine bemerkenswerte Einlassung des Frankfurter Rates, die bislang unbeachtet blieb. In den Jahren 1507 und 1508 befand sich der Rat, wie bereits erwähnt, in Auseinandersetzungen mit dem hessischen Erbmarschall HERMANN VON RIEDESEL wegen des Rechtszugs aus Hersfeld nach Frankfurt.2819 In seiner Antwort vom 8. Januar 1508 ließ sich der Rat nun auch zu seiner Auffassung des Charakters des Oberhofzuges an sein Schöffengericht ein: »lieber Amptma(n) ewe(r) schriben darin ir welchen v(or)haltůng etlich(en) appella(tion) acta mit vil wytheren anzichn der oberkeit so ein Apt odder stat zu h(ers)feld unnd ob die ob(er)keit desselben gericht desselben gericht zu h(ers)feld an uns erwachssen od(er) zu appelliren hab(en) wir ab(er)mals v(er)stand und formals aůch desshalb antwůrt geben hett(en) v(er)hofft es we(rde) daby v(erb)liben und wyth(er) schribens on noit dwill clerlicher und uber furung geta(n) antwo(r)t wir mit denen sachen oder der vonn herfeld ob(er)keit oder gerichtz gantz nichts zuthun oder zu dreuwet haben Sŭnder lut furig(er) antwo(r)t so werdenn wir von viln nachbarn umb es och der furst(en) und hern underthanen in gerichtlichen hendln dero sie nit e(r)farn sin umb rat des recht(en) und erwisung desselb(en) anngesucht des wir die scheff(en) von weg(en) des R(eichsgerichts) zu f(rank)f(ur)t […] [unleserliche Abkürzung] bishere zu fruntlich(er) danck genemen gefalln und zu hilf

2816

WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 12; ebenso DIESTELKAMP 2014 (wie Anm. 352), S. 19. Ähnlich beschrieb auch DIRIAN 1954 (wie Anm. 814), S. 89, dass der Rat Schweinfurts für Coburg keine Instanz war. Zwar sei das Verfahren mit »Urteil holen« bezeichnet worden, jedoch habe der Oberhof kein eigentliches Urteil gefällt. Vielmehr habe er geschildert, wie er selbst entschieden hätte, wenn der Fall in Schweinfurt anhängig gewesen wäre. Dem Coburger Stadtgericht habe sodann die Urteilsverkündung oblegen. 2817 WEITZEL 1976 (wie Anm. 495), S. 104; 109; 119 f.; WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 4; 7; WEITZEL 1985b (wie Anm. 5), S. 1157–1169; WEITZEL 1999 (wie Anm. 495), S. 192 f.; ebenso WELKOBORSKY 1986 (wie Anm. 495), S. 155. 2818 THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 10. 2819 Bei ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 141 f. finden sich hierzu Briefe des Marschalls HERMANN VON RIEDESEL aus dem Jahr 1507/08 abgedruckt (ohne Quellenangabe). 1508 hatte dieser sich dann nochmals an Frankfurt gewandt [ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Hersfeld (ohne eigene Nr.)], was Frankfurt umgehend beantwortete [ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Hersfeld (Entwurf; ohne eigene Nr.) ≆ Druck bei ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 142 f. (modernisiert und ohne Quellenangabe).

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oder undrwysung der slecht(en) einfaltig(en) erbarn lut(en) allinthalben vo(n) gericht(en) zŭ uns begerende unsern Rat und underwysung des Rechts mitgeteilt und [es folgt Textverlust im Original, im Druck: inen von] stůnde irer furbracht(en) hendl wie [es folgt Textverlust im Original, im Druck: die fur] zů besloss wern widder [es folgt Textverlust im Original, im Druck: tumb mit sambt] unsr und(er)wijsu(n)g gebn damit denselbig(en) gerichtzscheff(en) wer die sie furthr als richtr sollichr sachn denn p(ar)th(eien) zu ustrag verh(elfen) mog(en) unnd nit der meynung ds wir nichtr darumb syn der erst(en) oder andern instanzn oder dadŭrch die sachn an uns als oberer erwachßß oder wir darin anderst dann us Rats hilf zuerkennen habn«.2820

Der Rat Frankfurts behauptete also, dass sein Oberhof keine Instanz sei und deshalb auch die Gerichtsherrlichkeit des Abtes von Hersfeld nicht berühre. Bemerkenswerterweise führte er hierbei an, dass die Oberhoftätigkeit nur auf Unterweisungen abzielte, die nicht mit einem Rechtsgebot gekoppelt waren. Dies kann durchaus als bewusster Gegensatz zum Verständnis des Reichskammergerichts gesehen werden, das der Rat wenige Jahre später zwar als Oberhof bezeichnete, zugleich aber darüber hinaus als Obergericht und Obrigkeit.2821 Es besteht kein Anlass, daran zu zweifeln, dass die Schöffen auch im Spätmittelalter eben jene Vorstellung hatten und in ihrem Oberhof keine übergeordnete Instanz sahen. An dieser Einschätzung ändert auch ein bemerkenswerter Fall aus dem vernichteten Frankfurter Schöffengerichtsbuch vom 14. November 1398 nichts.2822 In diesem hatte KATHARINA den Schöffen eines namentlich nicht genannten Gerichtes verklagt, weil er mit seinen Mitschöffengesellen eine Weisung des Oberhofs in Oberursel geholt habe »und habin solich urteil anders uzgesprochen und gewiset dan sie von dem obersten gericht geheischen were, darumb sie irs guds entweldiget sy«.2823 Das Frankfurter Schöffengericht wiederum entschied, dass maßgeblich dasjenige sei, was in ihrem Gerichtsbuch stehe. Auf den ersten Blick könnte hier durchaus eine Instanzenvorstellung der Überordnung des Oberhofs gesehen werden, doch steht die fehlerhafte Umsetzung einer Oberhofweisung im Raum. Mit anderen Worten, ignorieren konnte das anfragende Gericht eine Oberhofweisung, nicht aber in seinem Urteil falsch umsetzen. In dieser Weise dürfte dann auch eine Passage der Vorrede des ersten Wimpfener Oberhofprotokollbuchs zu verstehen sein:

ISG Frankfurt, Oberhof (Varia Judicialia), Hersfeld (Entwurf ohne eigene Nr.) ≆ Druck bei ORTH 1757 (wie Anm. 175), S. 142 f. (modernisiert und ohne Quellenangabe). 2821 Wie Anm. 469. 2822 Gedruckt als Eintrag 94 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 542 f. 2823 Eintrag 94 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 542. 2820

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»Und darüff von unsern Richttern ein urtel geben würdt das die selben [die anfragenden Urteiler] es fuerer an Irem gericht ufzsagen sollen, und zu zitten mit mer und myndern wortten uszgeleget«.2824

Wenn KLAUS-PETER SCHROEDER hier eine unmittelbare Rechtswirkung des gewiesenen Urteils2825 und damit letztlich eine Überordnung des Oberhofs beschrieb, so übersah er, dass in der Weisung eigens auf die Weglassung oder Hinzufügung verwiesen wurde, wie in der Frankfurter Weisung also eine fehlerhafte Umsetzung durch die anfragenden Urteiler im Raum stand. Anders hingegen ist die Sachlage sicher für die unter direktem Einfluss des Rates stehenden Dörfer ab dem 15. Jahrhundert zu beurteilen, wo der Rat, wie die Erörterungen zur Gerichtslandschaft zeigten, deutlich in die Organisation der Gerichtsbarkeit vor Ort eingriff. In diesen Dörfern war er aber hierzu, wenigstens in seiner Wahrnehmung, als Gerichtsherr berechtigt und nutzte seinen Oberhof aus territorialpolitischen Interessen heraus. Bei allen anderen anfragenden Gerichten ist jedoch von keiner Überordnung des Oberhofs auszugehen. Für Gelnhausen hat sich zwar keine vergleichbare Einlassung der Schöffen oder Ratsleute erhalten, in denen sie explizit ihr Oberhofverständnis darlegten. Jedoch wird aus den Oberhofweisungen insgesamt deutlich, dass das anfragende Gericht jeweils die endgültige Entscheidung traf. Ein echter Instanzenzug kann daher hier im Oberhofverfahren nicht gesehen werden.2826 Ähnlich stellt sich auch die Lage für Ingelheim dar, obwohl ANNA SAALWÄCHTER eine klare Instanzenvorstellung des Oberhofzuges zu sehen schien.2827 Die meisten der in Ingelheim anfragenden, etwa 70 unterschiedlichen Gerichte2828 taten dies ein oder zwei Mal innerhalb von 60 Jahren seriell überlieferter Weisungen.2829 Dies ist, wie bereits erwähnt, zunächst einmal ein deutlicher Hinweis auf die wenigstens faktische Freiwilligkeit des Oberhofzuges, sodass sich die anfragenden Schöffen auch entgegen den von ihnen regelmäßig eingeforderten Ausfuhrgelöbnissen also bei Bedarf an einen anderen Oberhof wenden konnten. Diese Freiwilligkeit deutet letztlich aber auf eine fehlende Unterordnung hin. Solange praktisch die Möglichkeit bestand, eine Weisung zu ignorieren oder bei Bedarf einen anderen Oberhof anzufragen, StadtA Bad Wimpfen, B1/2, fol. 1r ≆ Auszug bei SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 318 f. (fehlerhaft) ≆ Auszug bei SPEIDEL 1912–1915 (wie Anm. 351), S. 72. 2825 SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 318 f.; in gleicher Weise bereits SPEIDEL 1912–1915 (wie Anm. 351), S. 77, der auch von einem ›Berufungsgericht‹ in Bezug auf den Oberhof sprach. 2826 Anders aber FRICK/FRICK 2003 (wie Anm. 187), S. 29. 2827 Vgl. SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 9. 2828 ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 182. 2829 Vgl. GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 19; 279–282; 285 f. m. w. Nachweisen. 2824

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kann das Gericht in Ingelheim wenigstens aus Sicht der anfragenden Gerichte nicht übergeordnet gewesen sein. Hätten sie ein solches in dem Oberhofzug gesehen, wären die meisten Gerichte vermutlich regelmäßiger in Ingelheim zur Ausfahrt gewesen. Auch die jeweiligen Gerichtsherren hätten wenigstens im 15. Jahrhundert ein in solcher Weise ausgestaltetes Oberhofverhältnis wohl ebenso als Eingriff in ihre Gerichtshoheit verstanden und kaum akzeptiert. Wie die Ingelheimer Schöffen selbst ihren Oberhof sahen, bleibt aber letztlich unsicher. Nur weil sie selbst von einer Verbindlichkeit ihrer Weisungen ausgingen,2830 heißt dies noch nicht, dass sie ihre Rechtsprechung zugleich als übergeordnet ansahen. HANS MÜLLER sah zwar in der Herausbildung des Begriffs ›Oberhof‹ aus ›Hof‹ ein Indiz für die Überordnung des Oberhofs über das Untergericht.2831 Tatsächlich aber könnten »obirster hoff«2832 oder auch die Wendung »czu hoffe hie an dem obirsten gerichte«2833 auf eine strafrechtliche Funktion des Ingelheimer Gerichts hinweisen. Bereits die Betrachtung des Landgerichts Bornheimer Berg zeigte, dass dort die Bezeichnung als oberstes Gericht eben auf die Ausübung der Hochgerichtsbarkeit verwies. Eben eine solche hatten die Ingelheimer Gerichte2834 und auch der Oberhof erteilte Weisungen in strafrechtlichen Fällen, wenngleich selten.2835 Letztlich sind daher große Zweifel an der rein aus terminologischen Erwägungen heraus gemachten Schlussfolgerung angebracht, weil andere Quellenhinweise hierzu fehlen. JÜRGEN WEITZEL wiederum sah im Hinblick auf den Ingelheimer Oberhof eine Annäherung an römischrechtliche Vorstellungen von Obergerichtsbarkeit, wenn dieser etwa anhand von ›Zetteln‹ in die Sachverhaltsaufklärung eingetreten sei, wobei er im starken Einfluss der Kurpfalz sowie der frühen Einführung der Appellation nach Heidelberg im 15. Jahrhundert Einfallstore für romanisierte Verfahrensbestandteile sah.2836 Allerdings erscheint ebenso diese Überlegung kaum tragfähig, denn ein direkter Einfluss der pfälzischen Territorialherrschaft auf die eigentliche Rechtsprechung des Oberhofs lässt sich in den Quellen nicht 2830

Vgl. Eintrag 1272 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 139 und Eintrag 2201 bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 437. 2831 MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 289. 2832 Eintrag 2483 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 271 f. (1430). 2833 Eintrag 2459 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 137 (1429). 2834 Vgl. SAALWÄCHTER 1909a (wie Anm. 700); SAALWÄCHTER, Der Galgen zu Ingelheim, Teil 2 (1909b); SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 66–80; SAALWÄCHTER, Von Schneller oder Schnappgalgen zu Oppenheim und Ober-Ingelheim (1958), S. 147 f. 2835 Vgl. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 353–365, wonach etwa 7 % aller Oberhoffälle einen strafrechtlichen Inhalt haben. 2836 WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 88.

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nachweisen. Zudem sind die Oberhofsprüche seriell ohnehin nur bis 1463 überliefert, sodass sich schon aus zeitlichen Gesichtspunkten heraus kaum ein romanisiertes Verfahren in den Quellen widerspiegeln kann. Ebenso lässt sich eine Sachverhaltsaufklärung in den häufig mitgegebenen Zetteln nicht erblicken, sondern vielmehr eine Gedächtnisstütze im weiterhin mündlichen Unterweisungsverfahren. Dementsprechend stellten die Schöffen des Oberhofs ihre Weisung mitunter unter den Vorbehalt, dass der vorgetragene Sachverhalt der Wahrheit entsprach.2837 Die strikte Bindung an den Vortrag der Schöffen ist gerade ein Wesenszug des Oberhofverfahrens,2838 auch der hier dargestellten Höfe. Eine Protokollierung im Gerichtsbuch von Steinau an der Straße von 1468 deutet zwar zunächst sogar darauf hin, dass der Oberhof in Gelnhausen eine eigene Beweisaufnahme vornahm, wenn es dort heißt: »Also ist solich orteil zu gelnhusen geholt worden / Ist zu recht erkant worden / sy haben verhort zedel und kontschafft«.2839 Allerdings wurde in diesem Eintrag wahrscheinlich nur festgehalten, dass die Steinauer Schöffen in diesem Fall in Gelnhausen angefragt hatten, wobei der folgende Hinweis auf die Beweisaufnahme nur das zugrunde liegende Verfahren in Steinau selbst betraf. Damit ergibt sich im Grundsatz kein Unterschied zum Verfahren in Ingelheim oder Frankfurt, wo ebenfalls alleinige Grundlage der Weisung das Vorbringen war. Im Ergebnis ergibt sich aus dieser Bindung an das Vorbringen ein weiteres Anzeichen gegen eine Überordnung des Oberhofs und damit auch gegen die Annahme einer Instanzenvorstellung der Oberhofurteiler. Erst im 16. Jahrhundert veränderte sich dieses Prinzip des Oberhofverfahrens nachhaltig, als teilweise aus den Oberhöfen Appellationsgerichte wurden. Das Appellationsgericht fällt die Entscheidung in der Sache als eigene.2840 Deutlich wird dies beispielsweise 1518, als das Frankfurter Schöffengericht in einer solchen Appellationssache die Parteien aus Nieder-Erlenbach vor sich lud, um ihnen dann die Entscheidung direkt zu verkünden.2841 Hierbei ist allerdings deutlich die Zeit nach Einsetzen der Vollrezeption im 16. Jahrhundert angesprochen. Die im Mit2837 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 32 unter Verweis auf Eintrag 220 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 272–274. 2838 So allgemein auch WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 58: »es gibt keine zweite Untersuchung des Sachverhaltes, keinen neuen Sachvortrag (nova) und keine neuen Beweise am Oberhof, es wird grundsätzlich nur die vorgetragene Frage nach dem Recht selbst behandelt, das Gericht verkündet den Spruch des Oberhofes oder des Hofgerichts als seinen eigenen, die moderne Instanzenvorstellung ist unbekannt beziehungsweise noch nicht voll durchdrungen.« 2839 Nach SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 26a. 2840 WEITZEL, Appellation (2008), Sp. 268. 2841 ISG Frankfurt, Schöffengerichtsbücher, 1518, fol. 127r = Eintrag 13 im UB. II bei MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 39.

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telalter notwendige Transformation der Oberhofweisung in eine eigene gerichtliche Entscheidung vor Ort stellt aber wiederum eine deutliche Einschränkung der rechtsvereinheitlichenden Wirkung der Oberhöfe dar. Der notwendige Zwischenakt konnte zwangsläufig im Einzelfall ungenaue oder gar fehlerhafte Umsetzungen nach sich ziehen, gerade wenn die Weisung nur mündlich erging. Gleichzeitig eröffnete sich aber auch die Möglichkeit, die Weisung nicht nur als punktuelle Entscheidung eines Streites von Parteien in ein Urteil umzusetzen, sondern mit grundsätzlicherem Charakter. Dies deutet sich im Mergentheimer Stadtbuch von 1425 an. Der Druck einzelner in diesem Buch enthaltener Oberhofweisungen Gelnhausens bei RICHARD SCHRÖDER nivelliert ein entscheidendes Detail, da dort der Schreiber bei der Kompilation etwa der zwischen 1411 und 14232842 ergangenen Weisung den Fallbezug zwar nicht ganz wegfallen ließ, sie aber mit den Worten »Es ist zu wissen« einleitete, die nachfolgenden sogar teilweise nummerierte und ebenso bei solchen Einträgen, bei denen der Fallbezug noch deutlicher zutage tritt, in der gleichen Weise vorging.2843 Auf diese Art und Weise wurden aus den punktuellen und konkreten Oberhofweisungen quasi Stadtrechtsartikel mit allgemeiner Geltungskraft, womit sie in eine andere Rechtsform transformiert wurden. Für diese Umwandlung wurde offenbar der Rat in Mergentheim eigens tätig, denn zwischen Gelnhäuser Weisungen wurde von einem Schreiber vermerkt: »Anno d(omi)ni lxxxvc uff dornnstag nach conv(er)sio pauli [1. Februar 1470] in offenem belentem Rat haben mein h(er)en und ein Rate, diesen artickel, den man nun hinfur, als zuhalten gemacht habe«.2844

V. Rechtsvereinheitlichung durch Oberhofweisungen Diese Beobachtungen anhand des Mergentheimer Quellenmaterials werfen die grundsätzliche Frage nach der rechtsvereinheitlichenden Kraft der Oberhöfe auf. Aufgrund des prozessrechtlichen Schwerpunkts vieler Streitigkeiten verwundert es kaum, dass sich einige Oberhofsprüche gerade aus diesem Bereich erhalten haben, die eine entgegengesetzte Rechtstradition beim anfragenden Gericht erkennen lassen. Bereits GUNTER GUDIAN bemerkte anhand des Ingelheimer Oberhofspruchmaterials, dass die prozessualen Verschiedenheiten im Detail vermutlich 2842

Vgl. zur Datierung Anm. 1415. Vgl. etwa StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 3r–4v ≆ Auszug in Eintrag I bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 173–175. 2844 StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 3v. 2843

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Rechtslandschaften: Gemeinsame Rechts- und Verfahrensgrundsätze

telalter notwendige Transformation der Oberhofweisung in eine eigene gerichtliche Entscheidung vor Ort stellt aber wiederum eine deutliche Einschränkung der rechtsvereinheitlichenden Wirkung der Oberhöfe dar. Der notwendige Zwischenakt konnte zwangsläufig im Einzelfall ungenaue oder gar fehlerhafte Umsetzungen nach sich ziehen, gerade wenn die Weisung nur mündlich erging. Gleichzeitig eröffnete sich aber auch die Möglichkeit, die Weisung nicht nur als punktuelle Entscheidung eines Streites von Parteien in ein Urteil umzusetzen, sondern mit grundsätzlicherem Charakter. Dies deutet sich im Mergentheimer Stadtbuch von 1425 an. Der Druck einzelner in diesem Buch enthaltener Oberhofweisungen Gelnhausens bei RICHARD SCHRÖDER nivelliert ein entscheidendes Detail, da dort der Schreiber bei der Kompilation etwa der zwischen 1411 und 14232842 ergangenen Weisung den Fallbezug zwar nicht ganz wegfallen ließ, sie aber mit den Worten »Es ist zu wissen« einleitete, die nachfolgenden sogar teilweise nummerierte und ebenso bei solchen Einträgen, bei denen der Fallbezug noch deutlicher zutage tritt, in der gleichen Weise vorging.2843 Auf diese Art und Weise wurden aus den punktuellen und konkreten Oberhofweisungen quasi Stadtrechtsartikel mit allgemeiner Geltungskraft, womit sie in eine andere Rechtsform transformiert wurden. Für diese Umwandlung wurde offenbar der Rat in Mergentheim eigens tätig, denn zwischen Gelnhäuser Weisungen wurde von einem Schreiber vermerkt: »Anno d(omi)ni lxxxvc uff dornnstag nach conv(er)sio pauli [1. Februar 1470] in offenem belentem Rat haben mein h(er)en und ein Rate, diesen artickel, den man nun hinfur, als zuhalten gemacht habe«.2844

V. Rechtsvereinheitlichung durch Oberhofweisungen Diese Beobachtungen anhand des Mergentheimer Quellenmaterials werfen die grundsätzliche Frage nach der rechtsvereinheitlichenden Kraft der Oberhöfe auf. Aufgrund des prozessrechtlichen Schwerpunkts vieler Streitigkeiten verwundert es kaum, dass sich einige Oberhofsprüche gerade aus diesem Bereich erhalten haben, die eine entgegengesetzte Rechtstradition beim anfragenden Gericht erkennen lassen. Bereits GUNTER GUDIAN bemerkte anhand des Ingelheimer Oberhofspruchmaterials, dass die prozessualen Verschiedenheiten im Detail vermutlich 2842

Vgl. zur Datierung Anm. 1415. Vgl. etwa StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 3r–4v ≆ Auszug in Eintrag I bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 173–175. 2844 StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 3v. 2843

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groß gewesen waren.2845 Da die Gerichtsbücher der in Ingelheim anfragenden Gerichte für das Spätmittelalter nicht überliefert sind, lassen nur die Oberhofanfragen die dortigen Gewohnheiten sichtbar werden und in der Reaktion Ingelheims die unifizierende Wirkung der Oberhöfe abschätzen. Gerade wenn der Oberhof lokalen Rechtsgewohnheiten entgegentrat, ist zu vermuten, dass hier ein fester Grundsatz des Prozessrechts sichtbar wird, der dann wiederum mit ähnlichen Regelungen im Bereich des Frankfurter und Gelnhäuser Oberhofs verglichen werden kann. Ein erstes Ingelheimer Beispiel betrifft die dreimalige Ladung des Beklagten vor Eintreten der Säumnis, die in der rechtshistorischen Forschung auch für andere Gerichte vielfach beschrieben wurde und die HUBERT DRÜPPEL sogar als gemeinstädtisch ansah.2846 In diesen Bereich fällt eine Anfrage der Schöffen von Kumbd in Ingelheim vom 5. August 1406.2847 Diese trugen vor, dass ein Beklagter geladen und vor Gericht erschienen sei, sich jedoch nicht eingelassen habe. Hierauf hätten sie ihm eine Buße auferlegt. Jeder, ob arm oder reich, müsse dreimal in vierzehntägigem Abstand geladen werden. Offenbar bestand also in Kumbd für den Beklagten die Möglichkeit, zwar vor Gericht nach der Ladung zu erscheinen, sich aber durch Zahlung einer Buße der Einlassung zu entziehen. Die Schöffen von Ingelheim widersprachen dieser Gewohnheit deutlich und beharrten auf ihrer Gewohnheit der notwendigen dreimaligen Klage bei vorherigem Nichterscheinen: »sententia: soliche gewonheid, alse sie dan bis her in den sachen gehabt han, daz sal moge han und sal nu abe sin und nit also halden. dan man sal eime gebieden czu drien den nesten gerichts dagen. czu dem ersten odir andern male mag er nit komen. komet er czu dem dritten gebode, er muss ime antworthen. komet er nit, er wirth erfolget, und hat kein sumeniss czu dem ersten oder dem andern male virloren. darumb die wile sie iz nu bis her also gehalden han, so ist ire geselle nit darumb erfolget, sondern man sal ime und den clegern ire dage stellen und sal ime antworthen.«2848

Bemerkenswert ist vor allem an der ausführlichen Weisung, dass die Ingelheimer Schöffen eine entgegengesetzte Rechtsgewohnheit in Kumbd für die Zukunft ausdrücklich verwarfen. Die Weisung des Oberhofs weist auf klare eigene Prozessgrundsätze hin. Das von den Ingelheimer Schöffen in ihrer Eigenschaft als Ortsgericht selbst durchgeführte Ladungsverfahren wird in den Haderbüchern in großer Konstanz ersichtlich. Exemplarisch zeigt das Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1476 bis 1485, dass der Prozessgegner zunächst vorgeladen werden musste, wofür 2845

GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 29. DRÜPPEL 1985 (wie Anm. 3), S. 273. 2847 Eintrag 1009 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 96. 2848 Eintrag 1009 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 96. 2846

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in Ingelheim der vielschichtige Begriff des ›heischens‹ verwendet wurde.2849 Der Beklagte konnte zwei Vorladungen verstreichen lassen, erschien er nicht spätestens zur dritten Klage, wurde er nicht mehr gehört.2850 Beispielsweise verlor er eine Klage auf Gut und die Sache wurde auf eine etwaige vierte Klage hin eingezogen.2851 Dies geschah im Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1476 bis 1485, aber auch im Allgemeinen,2852 vergleichsweise selten, so beispielsweise am 3. Juni 1477: »It(em) Matthis in der Rynderbach hait das důch zu(m) drytten maile fur gericht gehabt(en) und ist gewist ut mor(is) est.«2853 Zur dritten Klage erschien der Beklagte demnach nicht, weshalb nach Gerichtsbrauch verfahren wurde, also Säumnis eintrat. Die Forschung hob hervor, durch die lange Bedenkzeit von insgesamt eineinhalb Monaten bei 14-tägigem Abstand seien die Streitparteien letztlich zu einem Güteversuch gedrängt worden und damit das Gerichtsverfahren zur Ultima Ratio geworden.2854 Einige Autoren hoben auch allgemein hervor, dass im Mittelalter viele Streitigkeiten gütlich beigelegt worden seien.2855 Diese These wird bestärkt durch die Beobachtung, dass sich in den Ingelheimer Haderbüchern viele Streitigkeiten finden, zu denen zwar eine erste und mitunter zweite Klage protokolliert wurde, weitere Eintragungen aber fehlen.2856 Dies deutet darauf hin, dass

2849

Vgl. zu den Wortbedeutungen von ›heischen‹ ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 23–25. Hierbei gab es offenbar zudem die Möglichkeit einer Fristverlängerung, wie häufige Terminverschiebungen um 14 Tage belegen [vgl. etwa StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 154r]. Vgl. ferner die Nachweise zur Notwendigkeit der dreimaligen Ladung bis zur Versäumnis von ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 187 f. 2850 Vgl. allgemein hierzu GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 324. 2851 KALLMANN (GEB. MÜNZER) [ohne Jahr] (wie Anm. 98), Absatz 49 irrte, dass der Beklagte erst nach der vierten ›Heischung‹ vor Gericht habe erscheinen müssen. 2852 So allgemein die Beobachtung von GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 247. 2853 StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 29v. 2854 DRÜPPEL 1985 (wie Anm. 3), S. 274. ARLINGHAUS 2006 (wie Anm. 9), S. 176 hob hervor, dass es im mittelalterlichen Verfahren vor allem die Parteien waren, die den Fortgang und die Ausgestaltung der Konfliktführung vor Gericht übernahmen. 2855 Vgl. etwa GUDIAN 1982 (wie Anm. 403), S. 114; KORNBLUM, Zum schiedsrichterlichen Verfahren (1976), S. 289–312 passim; SCHMACHTENBERG, had er solange geswigen, so swige er auch forters (1971), S. 85–87. 2856 KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 50 führte für das Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1476–1485 aus, dass über 50 % der Fälle ohne Endurteil in das Gerichtsbuch eingetragen wurden. SCHÄFER 2010 (wie Anm. 841), S. 108 formulierte gar aufgrund dieses Befundes: »Das Gericht war eher Moderator, der die Parteien zum Ausgleich zusammenbrachte, noch nicht Obrigkeit wie in den Städten.« Letztlich deckt sich dies auch mit der Beobachtung von HEUSER 1989 (wie Anm. 371), S. 130 für das Alsfelder Stadtgericht im 15. und 16. Jh. Ebenso betonte die Forschung, dass vorrangiges Ziel der gerichtlichen Konfliktlösungsmechanismen vor allem die Wiederherstellung des Friedens etwa durch

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zwischenzeitlich eine außergerichtliche Einigung erfolgt war.2857 Darüber hinaus forderten die Ingelheimer Schöffen zuweilen explizit zu einer gütlichen Einigung auf2858 und externe Parteien konnten sogar ein Schiedsgericht vereinbaren, das bei Ratlosigkeit nach Ingelheim ausfahren sollte.2859 Dies zeigt letztlich ein auf konsensuale Streitbeilegungen ausgelegtes Verfahrensrecht, in welches sich das dreimalige Klageerfordernis einfügt. Erschien der Beklagte allerdings vor der dritten Klage vor Gericht, so musste er sich im Termin auch einlassen, wofür in Ingelheim der Terminus ›Ja- oder NeinSagen‹ gebraucht wurde. Eben diesem Grundsatz lief die Gewohnheit in Kumbd zuwider, einer erscheinenden Partei bei Auferlegung einer Buße die Nichteinlassung zu gestatten. Auf seiner Gewohnheit beharrte der Oberhof ferner in einer Weisung vom 27. August 1422 für Kreuznach, wo bis dahin der Gebrauch in Übung gewesen sein soll, die Sache auf Verlangen des Beklagten bei »fremden unde bekanten luden« nach Erscheinen vor Gericht zu vertagen: »des ist mit recht gewiset: […] unde wer nu vorterme dem andern czusprichet, so sullent die oder der, dem also czugesprochen wirt, dem cleger czustunt antworten.«2860

Abermals stellte der Oberhof also klar, dass bei Erscheinen vor Gericht sich der Beklagte sofort einlassen musste. Diese prozessrechtliche Gewohnheit verbreiteten die Ingelheimer Schöffen zudem bei Gelegenheit anderer Oberhofanfragen. In einer solchen vom 21. März 1411 hatten die Hübner von Elsheim, also einem Dorf des Ingelheimer Grundes, vorgetragen, »iz sy by in eine gewonheid gewest von iren aldenrn bis her, daz man eime eins gebudt und nit me.«2861 Die nur einmalige Hinwirkung auf einen Vergleich gewesen sei, was als Ausfluss des Prinzips der Billigkeit verstanden wurde [BULST 2006 (wie Anm. 2153), S. 470–474; HATTENHAUER 1963 (wie Anm. 38), S. 341]. 2857 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 7; KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 141; KREY 2010 (wie Anm. 2490), Rn. 5. Damit dürfte wenigstens für Ingelheim unzutreffend sein, die Klageerhebung nur als die Fortsetzung eines außergerichtlich nicht ausräumbaren Streits anzusehen [so aber HEUSER 1989 (wie Anm. 371), S. 94]. Vielmehr war die Klageerhebung möglicherweise ein Mittel, Druck auf den Gegner mit dem Ziel einer außergerichtlichen Einigung aufzubauen. Im Anschluss an LANDWEHR 1979 (wie Anm. 1029), S. 36 führte das gerichtliche Verfahren zu einer Personalisierung von Rechtskonflikten, wobei im öffentlichen Verfahren sozialer Druck und soziale Kontrolle ausgeübt werden konnten. Gerade für die kleinen Gemeinschaften des Ingelheimer Grundes erscheint dies sehr plausibel. Vgl. zu den außergerichtlichen Schlichtungsformen am Ingelheimer Ortsgericht zudem die Hinweise von SCHÄFER 2012 (wie Anm. 2527), S. 94 f. 2858 KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 116. 2859 Vgl. Eintrag 44 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 64 und hierzu ERLER 1961 (wie Anm. 2501), S. 140. 2860 Eintrag 2339 bei ERLER 1963 (wie Anm. 212), S. 96 f. 2861 Eintrag 1684 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 195.

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Ladung stand aber im Widerspruch zu der in Ingelheim praktizierten dreimaligen Ladung, weshalb der Oberhof an dieser Stelle deutlich wurde: »sententia: ist ime nit drywerbe geboden, so ist er unerfolget. […] doch wie sie iz bisher gehaldin han, da han sie recht gehabt. si sollen abir forter me eime drywerbe gebieden.«2862 Wieder verwarf das Ingelheimer Gericht für die Zukunft eine entgegenstehende Gewohnheit, ließ aber die Vergangenheit wohl aus Gründen der Rechtssicherheit unangetastet. Die Weisung ist aber auch deswegen bemerkenswert, weil noch 1411 nur wenige Kilometer von Ingelheim entfernt offenbar eine abweichende Prozessrechtsgewohnheit in Übung war. In ähnlicher Weise fiel die Antwort am 11. Mai 1413 auf eine Frage aus Kreuznach hin aus, wo offenbar die Gewohnheit der einmaligen Ladung bei Klagen auf Gut von Auswärtigen praktiziert wurde: »sententia: man sal iz eime iglichen drywerbe czu dryen firczendagen virbotschefftigen mit eime gesworn heimburgen. dem sal man auch sin recht darumb gebin.«2863 Ebenso reagierte der Oberhof auf eine Anfrage aus Niederheimbach vom 2. Dezember 1417 und verwarf die Gewohnheit für die Zukunft: »und ist bisher da eine gewonheid gewest, daz man die heische nymande virbotschefftiget. […] sententia: soliche gewonheid, waz damyde bis her geschien ist bis off diese sache, sal moge han. und sal man soliche heischunge den luden virbotschefftigen czu dryen firczendagen«.2864

Wieder also beharrten die Ingelheimer Schöffen auf einer dreimal vierzehntägigen Ladung2865 und vor allem auch auf einer ›Verbotschaftung‹. Hierunter ist nicht die bereits behandelte ›Verbotung‹ im Sinne einer Öffentlichmachung vor Gericht zu verstehen, denn die Entscheidungen des Ingelheimer Oberhofs zeigen, dass die Schöffen diese deutlich von der ›Verbotschaftung‹ unterschieden.2866

2862

Eintrag 1684 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 196. Eintrag 1894 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 231. 2864 Eintrag 2218 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 283. Diese Gewohnheit der Heimbacher Schöffen wurde zudem in Eintrag 2215 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 281 f. thematisiert. Vgl. hierzu knapp GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 319, Fn. 17. 2865 Nach der Untersuchung von KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 80 wurde die Klageerhebung in der Ingelheimer Protokollierung regelmäßig als ›Heischung‹ bezeichnet. Hier wurde der Klagegrund noch nicht angegeben, kamen die Parteien dann aber vor Gericht zusammen, protokollierte der Schreiber ausführlicher und benutzte nun nicht mehr den Begriff ›heischen‹ sondern ›zusprechen‹. Regelmäßig forderte der Kläger hierbei mithilfe einer Schadensformel die Einlassung des Beklagten. ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 86 wiederum beschrieb einen ähnlichen Wechsel von ›Klage‹ [zu solchen auf Gut oder bei Komer vgl. ERLER 1994 (wie Anm. 91), S. 24] zu ›zusprechen‹ und deutete dies als Sichtbarmachung einer Zäsur im Verfahren. 2866 Vgl. etwa Eintrag 1345 bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 411. 2863

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Vielmehr ist hierunter eine förmliche Ladung zu verstehen.2867 Die Notwendigkeit der ›Verbotschaftung‹ wurde ebenso in einer Weisung für Kreuznach vom 11. Mai 1413 hervorgehoben, in der die dortigen Schöffen eben hierzu uneins gewesen waren und Ingelheim abermals zudem die dreimalige Ladung hervorhob: »Item der scheffin czwene von Cruczenach hand gefreget von ir und irer gesellin wegin: sie habin bis her ein gewonheit gehabet, wo man eime uzmanne off sin gud clage, daz man ime daz nit me dann eins virbotscheffte. nu habin sie und ire gesellen eine czweyunge darumb und meynen ire ein teil, man solle iz in drywerbe virbotschefftigen. sententia: man sal iz eime iglichen drywerbe czu dryen firczendagen virbotschefftigen mit eime gesworn heimburgen. dem sal man auch sin recht darumb gebin.«2868

Ersichtlich wird, dass die Ingelheimer Schöffen nicht nur bei der dreimaligen Ladung feste Grundsätze hatten, sondern die Ladung zur notwendigen Förmlichkeit zählte. Interessanterweise übertrugen die Ingelheimer Schöffen in ihrer Weisung für Niederheimbach nicht bloß einen Prozessrechtsgrundsatz, die dreimalige Klageerhebung im Abstand von 14 Tagen, sondern auch einen prozessualen Rechtsbrauch in Form der ›Verbotschaftung‹. Diese Grundsätze wandten die Schöffen gleichförmig in ihren Verfahren als Ortsgericht an. Dies deutet auf eine abstrakte Vorstellung einzelner Rechtsgewohnheiten hin, praktizierten sie doch beispielsweise die allgemeine Regel der drei Klagen bei verschiedenen Fallgestaltungen jeweils in gleicher Weise. Die späteren, wenngleich heute leider nicht mehr zugänglichen Oberhofprotokollbücher I bis III waren sogar als Nachschlagewerke ausgestaltet, möglicherweise gerade um eine einheitliche Rechtsprechung zu gewährleisten.2869 HUGO LOERSCH beschrieb ein Register in Band II, das neben der Angabe

2867

ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 127 belegte daneben die Wortbedeutung ›verkünden‹ (neben ›laden‹) für ›verboten‹. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 319 f. verstand unter der ›Verbotschaftung‹ die Ladung durch den Gerichtsboten. 2868 Eintrag 1894 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 231. 2869 ROTTHAUS 1959 (wie Anm. 400), S. 23. Deutlicher wird die in Ingelheim nur erschließbare Motivation für die Anlage des Oberhofprotokollbuchs in Wimpfen sichtbar, in dem die Nachschlagefunktion offen hervortritt: »Nun gütt ordenŭng und Regimen zu verbessern allezit, vor Got dem Her(n) loblich ist und aller zergengklicher dingen vergessen würt und die leuff dieser welt zergend und in der zit der Jaren vil ding geendert werdent So haben wir Burgermeistere und Ratt, Auch wir Schulthus und Richttere fur uns und alle unsere nachkomen stet und vest zü halten gesetzzet und geordnet setzzen und ordonieren auch eynmutigklichen Weliche gerichts lutt Hinhinfuro urtel von unserm Statgericht begeren und In urtelswiese süchen und holen Das die Inen und zü zymlichen ziten gegeben soll werden, und die urtel Ingeschrifft under des Schultehussen Insigel, der dann ye zü ziten ist, hette aber selbig Schulthus dehein Insigel, under eyns andern des gerichttes Insigel Und umb das unser furnemen und satzzung dester stathaftiger zü ewiger gedechtnüsse gehaltten werde So haben wir eyn büch dartzü formijeret und diese ordenu(n)g wie man die worte [?] der ortel setzzen solle Die nun also ludet [¶] Zu wissen In der sach ze« Es folgt ein größerer Leeraum und einschlie-

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Rechtslandschaften: Gemeinsame Rechts- und Verfahrensgrundsätze

des Ortes eine knappe Inhaltsangabe der Weisung enthielt, die er aber leider nicht abdrucken ließ.2870 Er fand zudem mitunter spätere Randnotizen,2871 die auf eine Benutzung hinwiesen. Ein Fall aus Wesel zeigt deutlich, dass die Schöffen nachschlugen und sogar eine 23 Jahre zurückliegende Weisung auffinden konnten.2872 Bemerkenswert ist ferner, dass die Ingelheimer Urteiler ihre eigenen rechtlichen Vorstellungen nicht nur bei Anfragen von Schöffen transplantierten, sondern auch bei Privatanfragen. Am 5. Oktober 1417 stellte LUTTERSSE VON WESEL an den Oberhof eine Anfrage, in der es im Kern um die Gültigkeit von Gerichtsbriefen ging, an welchen ein Schultheiß nicht mitgewirkt hatte, wie es in Wesel wohl üblich war: »Sententia: waz brieffe vor der zid, alse man iz hie abgewiset had, gemacht und versigelt sin, die sollin in irer moge virlibin. waz abir darnach brieffe virsigelt sin, da inne nit ludet der schultheisse, hand nit moge. und ist irer virsigelter brieff nach lude der copien xxiii jare jerig, so sal er mogig sin.«2873

Offenbar hatte der Oberhof Ingelheim dem Gericht in Wesel bereits vor 23 Jahren in einer nicht erhaltenen Weisung vermutlich im verschollenen Protokollbuch ab 1366 die Beurkundung durch Schöffen und Schultheiß aufgegeben, die in Wesel dann aber nicht umgesetzt worden war. Die Beurkundung durch Schöffen und Schultheiß entsprach wiederum sichtbar der Ingelheimer Praxis. Alle bekannten Gerichtsbriefe Ingelheims sind von den Schöffen und, aufgrund der bereits beschriebenen Ingelheimer Besonderheit, von den und nicht nur einem Schultheißen ausgestellt. Der Oberhof Ingelheim hatte mit den Privatanfragen noch eine weitere Durchsetzungsmöglichkeit seiner Rechtsansichten. Denn hatte er eine Rechtspraxis mitgeteilt, konnte sich die jeweils anfragende Person zu Hause hierauf und damit zugleich auf das Ansehen der Ingelheimer Schöffen berufen. Auf diese Weise konnten die Ingelheimer Schöffen die Autorität der örtlichen Urteiler untergraben, selbst wenn diese konform mit ihren örtlichen Gewohnheiten geßend in einem neuen Absatz eine Regelung zur Schreibergebühr. [StadtA Bad Wimpfen, B1/2, fol. 1r-v ≆ Auszug bei SCHROEDER 1974 (wie Anm. 351), S. 308]. Diese Einleitung, nach der die Urteilsbriefe in das Oberhofbuch einzutragen waren, erklärt auch den kopialbuchartigen Charakter des Protokollbuchs. Bei vielen Weisungen findet sich daher auch eine Siegelankündigung [vgl. bspw. die gedruckt vorliegenden Weisungen bei SCHRÖDER 1895 (wie Anm. 180), S. 163–166 und SPEIDEL 1912–1915 (wie Anm. 351), S. 78–81]. Später fiel die Siegelankündigung dann aber in der Protokollierung weg [SPEIDEL 1912–1915 (wie Anm. 351), S. 73]. 2870 LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. IV. 2871 Vgl. etwa LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 120, Fn. 1. 2872 Vgl. Eintrag 2201 bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 437. 2873 Eintrag 2201 bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 437.

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handelt hatten. Den jeweiligen Schöffen blieb dann womöglich nichts anderes übrig, als die Rechtsauffassung Ingelheims umzusetzen oder aber den Oberhof zu wechseln. In einer Privatanfrage vom 29. Mai 1408 berief sich ein Mann aus Kreuznach ausdrücklich darauf, dass Ingelheim bereits vor zehn Jahren gewiesen hätte, dass eine Aufgabe vor drei und nicht zwei Schöffen geschehen solle, dennoch aber eine vor zweien geschehen sei, weshalb er von den Schöffen Regress forderte, den ihm das Ingelheimer Gericht letztlich gewährte.2874 Eine derartige Regressmöglichkeit war gewiss ein besonders scharfes Schwert zur Durchsetzung der eigenen Gewohnheiten. Die gilt gerade für den Bereich der, modern gesprochen, freiwilligen Gerichtsbarkeit, aus dem sich noch weitere derartige Weisungen finden lassen.2875 Die direkt anfragenden Personen wurden also gewissermaßen zur Rechtsvereinheitlichung instrumentalisiert. Auch wenn, wenigstens faktisch, der Zug nach Ingelheim freiwillig war, zeigt das Beispiel doch zugleich, dass die Ingelheimer Schöffen ihre Sprüche als verbindlich ansahen und von einer Umsetzung ausgingen. Sichtbar wird im Ergebnis eine bewusst betriebene Rechtsvereinheitlichung bei Gelegenheit der Anfrage am Oberhof. Hierbei kann die Wirksamkeit dieser Rechtsimplantation durch Ingelheim kaum sicher beurteilt werden, da die entsprechenden Quellen in den anfragenden Orten fehlen. Denkbar ist angesichts der Variabilität der Oberhofzüge, dass die Gerichte, sollte ihnen die Weisung ungelegen gewesen sein, sie nicht umsetzten und künftig bei ähnlich gelagerten Fragen einfach woanders anfragten. Im Hinblick auf die bereits behandelte Friedberger Weisung für Münden deutete sich dies an. Gegen eine Effektivität der Maßnahmen Ingelheims im Ergebnis spricht aber vor allem, dass die meisten Urteiler im Laufe von 60 Jahren seriereller Überlieferung nur ein oder zwei Mal nach Ingelheim kamen.2876 Gerade das weitverbreitete Erfordernis dreimaliger Klage bietet die Möglichkeit, die Rechtsvielfalt der hier untersuchten Rechtslandschaften im Vergleich zu verdeutlichen. Bereits die Ingelheimer Weisungen deuteten darauf hin, dass selbst wenige Kilometer von den Hauptorten des Grundes entfernt mitunter erheblich abweichende prozessrechtliche Gewohnheiten noch im beginnenden 15. Jahrhundert nach einigen Jahrzehnten Ingelheimer Oberhoftätigkeit in Übung waren. Im deutlich weiter entfernten Frankfurt lassen sich zwar bereits seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert Hinweise auf die Notwendigkeit von drei Ladungstermi-

2874

Eintrag 1272 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 139. Noch einige weitere Weisungen betreffen die Vereinheitlichung in diesem Bereich, etwa auch bei Erbeinsetzungen [vgl. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 28 f. m. w. Nachweisen]. 2876 Vgl. GUDIAN 1964 (wie Anm. 24), S. 19; 279–282; 285 f. m. w. Nachweisen. 2875

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Rechtslandschaften: Gemeinsame Rechts- und Verfahrensgrundsätze

nen finden,2877 jedoch mit im Detail durchaus verschiedenartigen Ausprägungen im Vergleich zu Ingelheim. So heißt es bereits in der Rechtsmitteilung an Weilburg von 1297 in Artikel 12: »It(em) si q(ui)s vocat(ur) ad iudiciu(m)/ si no(n) venit p(ri)mo edicto qu(ando) citatus est – solvet sculteto q(ua)rtale vini. Si in se(cun)do edicto no(n) vener(it) solvet tantum et in t(e)rcio it(er)um tantu(m).«2878

Obgleich die Forschung hierin mitunter einen Beleg dafür sah, dass der Prozess erst nach der dritten erfolglosen Ladung verloren werden konnte,2879 so spricht der Wortlaut diese Rechtsfolge einer prozessualen Säumnis nicht aus. Vielmehr wird nur explizit angesprochen, dass eine Nichtbefolgung einer der jeweils drei genannten Ladungen durch den Schultheißen eine Buße in Form einer Weinabgabe nach sich ziehen sollte. Diese Dreizahl der Ansprachen wiederum war nicht nur im Klageverfahren üblich, auch für das bereits vorgestellte Verfahren des ›Landrecht nehmens‹ finden sich zahlreiche Hinweise auf eine notwendige dreimalige Fürheischung.2880 Den frühesten Hinweis darauf, dass ein Ausbleiben auf drei in 14tägigem Abstand vorgenommene Ladungen für den Erlass eines Säumnisurteils notwendig war, enthält ein Brief von Schultheiß, Schöffen und Rat Frankfurts vom 17. November 1323, in dem es heißt: »Dů virkunte man d(er)selben vrowen Vialaden daz frid(r)ich uf ir gut claide, un(d) saste ir rechte dage, daz sie queme an gerihte un(d) daz gut virantworte, dez virantworte sie dez nicht, du saste man ir ab[er] ir rechten dage zů drein viezehenachten, do inquam sie nicht un(d) virantworte daz gut nicht zů keinen ziden, als ir dag wart gemacht. du erfolgete fridrich den nemelichen zins mit dem urteil, also daz he mide mohte dun un(d) lazen allis daz sin wille we(re).«2881

2877

Vgl. hierzu ferner die Hinweise von SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 148–150. HA Weilburg, Nr. 13701 ≙ ISG Frankfurt, Privilegien, Nr. 19a, fol. 1r (Abschrift vom 2. Februar 1470) = Eintrag 704 bei BÖHMER/LAU 1901 (wie Anm. 517), S. 349 = Druck bei THOMAS 1828 (wie Anm. 551), S. 254 = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 218 = Eintrag 155 bei KEUTGEN 1901 (wie Anm. 570), S. 188 ≙ Übersetzung bei SPIELMANN, Oberlahnstein und das Frankfurter Recht (1906), S. 218–220. 2879 Vgl. SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 148, der allerdings Art. 6 nannte, inhaltlich aber ebenso auf Art. 12 abstellte. 2880 Vgl. Eintrag 20 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 381 (1449); Eintrag 39 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 402 (1480); Eintrag 50 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 412 (1484); Einträge 55 f. bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 415 (1486). 2881 ISG Frankfurt, Allgemeiner Almosenkasten. Urk.n, Nr. 351 = Eintrag 233 bei BÖHMER/LAU 1905 (wie Anm. 534), S. 185. 2878

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Der ›baculus iudicii‹ wiederum bestimmte in den Artikeln 65 und 66 für Schuldklagen außerhalb der Messezeiten gegen Frankfurter Bürger ebenfalls eine dreimalige Klage, regelte zugleich aber Ausnahmen bei fälligen und unverjährten Zinsen wie auch Lidlohn.2882 Weitere Ausnahmen gab es möglicherweise bei Verhinderung aus wichtigem Grund.2883 Im Hinblick auf Klagen auf Eigen und Erbe gab es nach Artikel 31 ebenso vergleichbare Regelungen.2884 Einige gedruckt vorliegende Schöffengerichtsbucheinträge bestätigen diese Regelungen des ›baculus iudicii‹ zudem für die gelebte Praxis.2885 Nach der Säumnis gewann der Kläger durch ›Erfolgung‹ den Prozess, was eigens im Gerichtsbuch vermerkt wurde, aber offenbar nochmals durch den Beklagten angegriffen werden konnte.2886 Erschien der Beklagte hingegen vor Gericht, so hatte er sich im Grundsatz einzulassen, was in Frankfurt ebenfalls mit dem Terminus ›Ja- oder Nein-Sagen‹ protokolliert wurde.2887 Ein Bestreiten musste hierbei mit dem Angebot eines Unschuldseides verbunden sein.2888 Im Grundsatz zeigen sich bei den hier skizzierten Frankfurter Rechtsgewohnheiten durchaus bemerkenswerte Ähnlichkeiten zu Ingelheim. Die dreimalige Ladung war beiderorts bekannt, ebenso wie die Pflicht der Parteien, sich bei Wahrnehmung des Termins zugleich einzulassen. Jedoch zeigen sich auch deutliche Unterschiede, welche das dreimalige Klageerfordernis in Frankfurt weniger strikt als in Ingelheim erscheinen lassen, wo beispielsweise selbst gegen Auswärtige die dreimalige ›Heischung‹ die Regel war.2889 Letztlich zeigt sich, dass ein genauerer Blick in die Ausgestaltung vor Ort die sichtbaren Gemeinsamkeiten vor allem auf den Grundsatz beschränkt. In Gelnhausen wiederum, so zeigt das erhal2882 Vgl. ISG Frankfurt, Gesetze Nr. 12, fol. 11r = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 245 f. Vgl. ferner COING 1939 (wie Anm. 11), S. 35 f. und KRAß 1996 (wie Anm. 130), S. 182–185. 2883 SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 150 unter Verweis auf einen Gerichtsbucheintrag bei KRACAUER 1914 (wie Anm. 128), S. 798 (1394) und Eintrag 85 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 339 (1448). 2884 ISG Frankfurt, Gesetze Nr. 12, fol. 4v = Druck bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 233. 2885 Vgl. Eintrag 33 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 308 f. (1376); KRACAUER 1914 (wie Anm. 128), S. 658 (1381); Eintrag 65 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 325 (1435); Eintrag 93 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 345 (1448). 2886 SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 150 m. w. Nachweisen. 2887 SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 151 f. Die Einlassung wurde häufig, wie auch in Ingelheim, mit dem Terminus ›Ja- oder Nein-Sagen‹ bezeichnet, wenngleich sie in Frankfurt nicht mit einer Schadensformel verbunden wurde [vgl. etwa bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42) die Einträge 35, S. 463 f. (1398), 15, S. 378 f. (1445), 23, S. 382 f. (1452), 24, S. 383–385 (1458) und 26, S. 386–390 (1466)]. Im nahen Gelnhausen wiederum findet sich diese Formel im ältesten Gerichtsbuch ab 1411 noch nicht, im verschollenen Gerichtsbuch ab 1465 dafür aber häufiger, wieder aber ohne Verknüpfung mit einer Schadensformel [vgl. die gedruckten Auszüge bei JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 452; 460–462]. 2888 SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 152. 2889 Vgl. zu Ingelheim zusammenfassend GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 306 f.

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tene Gerichtsbuch von 1411 bis 1419 deutlich, war ebenfalls die dreimalige Ladung die Regel.2890 Etwaige Ausnahmen lassen die meist sehr knappen Einträge aber nicht erkennen. Dieser Befund anhand des Ingelheimer und Frankfurter Quellenmaterials zeigt in einem prozessrechtlichen Kernbereich, dass im Mittelalter verschiedene Rechtslandschaften auf engem Raum bestanden, aber im Einzugsbereich der Oberhöfe durchaus mit Angleichungen zu rechnen ist. Zugleich kann aber keine einheitliche Landschaft konstruiert werden. Selbst in Elsheim, wenige Kilometer von Ingelheim entfernt, konnten sich bis in das 15. Jahrhundert hinein abweichende Gewohnheiten bei zentralen Prozessförmlichkeiten halten, was nicht ignoriert werden sollte. Dies war aber mitunter ein zentrales Problem der germanistischen Forschung alter Prägung, die trotz der teilweise großen Unterschiede vor allem die Gemeinsamkeiten zu sehen versuchte. Auffällig ist aber, dass die Angleichungsversuche Ingelheims vor allem das Prozessrecht und Fragen der freiwilligen Gerichtsbarkeit betrafen, nur selten aber materiellrechtliche Fragestellungen.2891 Mitunter war die Rechtsprechung Ingelheims im Gegensatz zu den klar konturierten prozessualen und weitgehend konsistent fassbaren Gewohnheiten uneinheitlich. Hierbei bietet die in Ingelheim bis 1418 gebräuchliche Privatanfrage eine gute Vergleichsmöglichkeit, konnte es doch so vorkommen, dass ein und derselbe Sachverhalt mehrmals von unterschiedlichen Personen vorgetragen wurde. So geschah es zwischen 1400 und 1404, als mehrmals beinahe wörtlich derselbe Sachverhalt in einer vormundschaftlichen Angelegenheit an den Oberhof gestellt wurde, dieser aber unterschiedliche Weisungen ausgab.2892 Den Ausgang bildete eine Privatanfrage vom 29. Dezember 1400, in der eine ungenannte Person dem Oberhof schilderte: »iz weren czweierlei kinde, die wurden vur gerichte eine kinde gemacht und haben wedir fadir noch mudir. Nu meine dez eines kindes anherre, man solle daz gud teilen und ime ein kind und

2890

So finden sich etwa Einträge, nach denen explizit der dritte Gerichtstag verlangt wurde [bspw. StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 4r] oder ausdrücklich dazu aufgefordert wurde, die dritte Klage innerhalb von vierzehn Tagen oder am nächsten Gerichte danach zu erheben [bspw. a. a. O., fol. 8r]. Vgl. ferner JUNGHANS 1886 (wie Anm. 43), S. 159, der auf Einträge des verschollenen Schöffengerichtsbuches von 1465–1471 verwies; ein Eintrag von 1468, in der ein Auswärtiger seine dritte Klage erhob, findet sich bei ihm auf S. 457. 2891 Ebenso die Beobachtung von GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 27. 2892 Vgl. die knappe Darstellung bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 72 f., Fn. 9 unter Verweis auf Eintrag 300 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 157 sowie die Einträge 307 (I), 528 und 698 bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 385; 387; 394 f.

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daz gud geben. So meine der ohem uff die andir siten, man solle daz gud by ein lassen, sie sin eine kind, und solle er daz gud und die kinde czu ime nemen.«2893

Demnach gab es also zwei verwaiste Halbgeschwister, deren gemeinsames Elternteil der Vater war und die zu Einkindern2894 gemacht worden waren. Der Ahnherr, also der Großvater eines der Kinder meinte nun, dass das Gut auf die Kinder aufgeteilt werden müsse und er eines der Kinder zu bekommen habe, wohingegen der Onkel der Ansicht war, dass das Gut zusammenbleiben müsse und er die beiden Kinder zu sich nehmen könne. Der Oberhof wies darauf hin, dass das Gut ungeteilt bleiben müsse und der Nächste die Kinder bekomme, welcher der Onkel sei. Der Großvater legte dem Oberhof diesen Sachverhalt schließlich noch weitere drei Male beinahe wörtlich übereinstimmend vor. 27. Januar 1401:2895

16. November 1402:2896

22. Januar 1404:2897

»Item Henne Gralsheim von Diethirsheim had gefreget: er gebe sine dochter eime manne, der hette vor eine frauwin gehabt, und hette ein kind mit der, und gewonne auch ein kind mit siner dochter. dez sturbe sin dochter, und erbete er daz enckeln an siner dochter stad. darnach sturbe der fader, sin eiden, und bliebin die zweyerley kinde. nu meine er, er solle sin enckiln nemen und sin gud zu ime. so meinen dez mannes bruder, neyn, sie sollin iz nemen. und begert an eime urteil, wer der neste darzu sii.

»Item Henne Graszlecker had gefreget: er gebe sine dochter eime manne, der hatte vor ein kind, und mechten auch ein kind mit ein. dez sturbe sin dochter. du gingen die frunde dar und mechten eine kinder, und erbete er sin enckeln. dez sii der man, sin eiden, auch nyderfallin und gesturbin. und habe einen bruder gelassen, der meine, er solle die kinder und gud nemen. so meine er, die wile er der anherre sii, und sin enckeln geerbit habe, er solle die kinder und gud billicher zu

»Item Henne Gralsheimer had gefreget: sin dochter keuffte einen man. der man hette vur ein elich kind, und mechte mit siner dochter auch kind. die frauwe, sin dochter, starb, darnach ir man, sin eidin. des wurde er ubirredt, daz er die zwei enckeln erbete an siner dochter stad, alse recht waz. nu komen dez einen kindes feddirn und meinen daz kind zu in zu nemen und auch siner mudir gud. und begert, sind der zid er daz stieffenckeln geerbit had alse fiele alse sin rechte enckeln, obe er icht der

2893

Eintrag 300 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 157; vgl. die Übersetzung mit Erläuterungen bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 72 f., Fn. 9. 2894 Der Terminus ›kinde machen‹ war in Ingelheim die gängige Beschreibung für einen Einkindschaftsvertrag [ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 206 f.]. Mit diesem wiederum konnten Stiefgeschwister vertraglich in erbrechtlicher Hinsicht gleichgestellt werden [LIPP, Einkindschaft (2008), Sp. 1296]. 2895 Eintrag 307 (I) bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 385. 2896 Eintrag 528 bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 387. 2897 Eintrag 698 bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 394 f.

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dez ist gewiset: der ohem der sii neher dan der anherre, und der sal die kinder und ire gud zu ime nemen, bisz sie czu iren dagen komen, und sollen auch die ohemen deme anherren rechenunge dun.«

ime nemen. dez ist gewiset, daz der anherre die kinder billicher zu ime nymmet (denn) der bruder umb der erbeschaft willin.«

kinder mompar sin solle. des ist gewiset: er habe mit dem stieffenckeln nichts zu schicken oder mit sime gude. dan waz gude von ime darkomen, der sii er mompar sines enckeln.«

Dennoch fiel die Weisung des Ingelheimer Oberhofs auf diese erneuten Anfragen hin unterschiedlich aus, wobei der Oberhof mal den Onkel, mal den Großvater als Nächsten der Kinder ansah und schließlich sogar meinte, der Großvater habe mit den Kindern nichts zu tun, sei aber deren Gutes Verwalter. GUNTER GUDIAN meinte zwar, der Oberhof offenbare an dieser Stelle in einer schwierigen Frage eine sonst nicht übliche Unsicherheit.2898 Doch verstellte ihm seine vergleichendexegetische und damit konstruktive Methode den Blick. Gerade vormundschaftliche Fragen gehörten erkennbar zu den Problemkreisen, mit denen sich die Schöffen häufiger in ihrer Eigenschaft als lokales Gericht in den beiden Ingelheim und Groß-Winternheim zu beschäftigen hatten, wie die Haderbücher zeigen. Angesichts der hohen Sterblichkeit und den damit verbundenen häufigen Mehrfachverheiratungen sollte angenommen werden, dass die Ingelheimer Schöffen in diesem Feld deutlich konturierte Rechtsgewohnheiten hatten. Dennoch wies der Oberhof aber in erbrechtlichen Fragen nicht einheitlich.2899 Ob die Schöffen hier keine klaren Grundsätze kannten oder aber vielleicht Billigkeitserwägungen eine Rolle spielten, ist nicht mehr klar zu ermitteln. Doch wenigstens bei ein und demselben Sachverhalt sollte die Billigkeit weniger eine Rolle gespielt haben, was ein Urteilen ohne feste Grundsätze in diesem Bereich nahe legt. In den Haderbüchern sind es dann gerade häufig erbrechtliche Fälle, die ohne Urteil protokolliert wurden und dementsprechend wohl nach Klageerhebung gütlich beigelegt wurden. Obgleich das Erbrecht und Fragen der Parentelenordnung erkennbar zu Problemkreisen gehörten, mit denen die Schöffen häufiger befasst waren, so könnten doch gerade die in diesem Gebiet offenbar häufigen gütlichen Streitbeilegungen die Herausbildung klarer Rechtsprechungsgrundsätze gehemmt haben. Dies dürfte aber vielfach verhindert haben, dass der Oberhof in erbrechtlichen, aber auch anderen materiellrechtlichen Fragen ähnlich hart und entschlossen gegen abweichende örtliche Gewohnheiten vorging.

2898 2899

GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 73, Fn. 9. Vgl. etwa die knappen Hinweise von GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 165, Fn. 11.

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Gleichwohl sind derartige Weisungen nicht gänzlich auf das Prozessrecht beschränkt. Am 1. Juni 1409 erläuterte etwa DUDE VON LIERSCHEID in einer Privatanfrage: »iz sy by in eine gewonheid, wer deme andern gud verkeuffe, daz mogen die nesten erbin losen bynnen xiiii dagen und den godisheller und den winkauff deme jheme widdergebin.«2900

Offenbar war in Lierscheid also die Erbenlosung nur binnen 14 Tagen, also bis zum darauffolgenden Gerichtstag, zulässig. Unter Erbenlosung, auch Näherecht oder Abtrieb genannt, ist das Recht der Erben zu verstehen, im Falle der ohne Zustimmung erfolgten Veräußerung dem Erwerber das Gut wieder abkaufen, das heißt lösen zu dürfen.2901 In den Ingelheimer Haderbüchern lässt es sich bereits 1398 nachweisen.2902 Der kurzen Frist von 14 Tagen in Lierscheid widersprach das Ingelheimer Gericht nun in seiner Weisung: »sententia: der neste erbe mag iz losen in des jares frist, ist iz ime nit virbotschefftiget alse recht ist.«2903 Dass die Ingelheimer Schöffen hierbei nicht wie in den zuvor vorgestellten Weisungen ausdrücklich die Gewohnheit verwarfen, mag an der Privatanfrage liegen, bei der die Lierstädter Schöffen nicht direkt vor ihnen standen. Sichtbar wird aber, dass der Ingelheimer Oberhof eine deutlich längere Frist von einem Jahr für die Erbenlosung als statthaft ansah. Diese Jahresfrist tritt hierbei in zahlreichen Oberhofweisungen gleichförmig hervor.2904 Wenn die Ingelheimer Schöffen zugleich wieder auf die Verbotschaftung abstellten, so betrifft dies einen Kern der Rechtsgewohnheit. Ebenso geht aus anderen Weisungen hervor, dass über eine Verbotschaftung der Auflassung Käufer wie auch Verkäufer den Lösungsberechtigten zwingen konnten, sich sofort zu entscheiden, ohne auf die Jahresfrist Rekurs nehmen zu können.2905 In einer weiteren Weisung vom 9. Februar 1406 setzten sich die In2900

Eintrag 1421 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 160. Bemerkenswerterweise wurden ebenso in einer undatierten Aufzeichnung aus Steinau a. d. Straße die Gabe eines Gotteshellers oder Durchführung eines Weinkaufs bei der Ausübung des Losungsrechts in ganz ähnlicher Weise erwähnt [vgl. StA Marburg, Protokolle II (Steinau), Nr. 4, Bd. 1, fol. 5r]. 2901 SCHARTL, Beispruch und Erbenlosung im Frankfurter Recht (2000), S. 316. Vgl. anhand der Ingelheimer Oberhofsprüche die ausführliche Darstellung von GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 131–139 sowie die Hinweise von SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 34 f. Die Rechtslage in Babenhausen wiederum unterschied sich hiervon offenbar deutlich [vgl. LENTZ 1976 (wie Anm. 368), S. 51–66]. 2902 Vgl. Eintrag 106 bei SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 106 nach dem verlorenen NiederIngelheimer Haderbuchfragment von 1383. 2903 Eintrag 1421 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 160. 2904 Vgl. die Nachweise bei BLEY, Das Erbrecht nach den Urteilen des Ingelheimer und Neustadter Oberhofs (1977), S. 185 und SCHMACHTENBERG 1971 (wie Anm. 2855), S. 47, Fn. 1. 2905 Vgl. die Nachweise bei BLEY 1977 (wie Anm. 2904), S. 185 und SCHMACHTENBERG 1971 (wie Anm. 2855), S. 48.

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gelheimer Schöffen abermals mit dem Losungsrecht auseinander und erklärten zu einer Gewohnheit in Oberwesel ihre abweichende Übung, wonach der Lösungsberechtigte das Gut Jahr und Tag in Besitz halten musste, ehe er es weiterveräußern durfte: »Heincze Dorn hat gefreget von Dile Hengels wegen: ein gud wurde virkaufft, da habe er den bodenzins uffe, und loste daz; obe er nu daz selbe gud moge forter virkeuffen, wenn er wolle, und daz in die gewonheid czu Wesil nit gehindern moge, die ist, wer gud also loset, so muss er iz jar und dag halden, ee er iz virkeuffe. sententia: er mag sin gud, daz er mit rechte geloist had, virkauffen, wenne er wil und wan er wil.«2906

Der Begriff des Bodenzinses für Abgaben von in Erbpacht vergebenen Grundstücken an Zinsherren ist wiederum noch häufiger belegt.2907 In Ingelheim trat der Lösungsberechtigte mit Ausübung seines Rechts sofort in die Rechte ein, wie gleichfalls andere Weisungen belegen.2908 Im Ergebnis tritt hier also wieder eine fest konturierte Rechtsgewohnheit ans Licht, welche die Ingelheimer Schöffen über ihre Rechtsweisungstätigkeit zu verbreiten versuchten. Bemerkenswert ist hierbei, dass die Schöffen eine materielle Gewohnheit mit derart festen Konturen versehen hatten. In anderen erbrechtlichen Fragen, gerade bei der zentralen Nähe zum Erblasser, lässt sich dies gerade nicht belegen. Auffällig ist schon jetzt bei allen angleichenden Weisungen Ingelheims, dass im Kern jedes Mal bereits eine Übereinstimmung bestand. Die Schöffen vor Ort kannten eben bereits die Erbenlosung, die Verbotschaftung usw. Letztlich versuchten die Ingelheimer Schöffen mit ihren Weisungen nicht eine gänzlich neue Rechtsgewohnheit zu übertragen, sondern glichen etwa Fristen und Förmlichkeiten an, beseitigten also gewissermaßen aus ihrer Sicht „Wildwuchs“. Dies ist ein wichtiger Aspekt für das grundlegende Verständnis der Rechtslandschaften. Die Jahresfrist bei der Erbenlosung war hierbei durchaus weit verbreitet. In Frankfurt wurde sie beispielsweise in einer Schöffengerichtsentscheidung von 1401 thematisiert.2909

2906

Eintrag 947 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 81. Vgl. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 89 f. und ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 242 f. sowie ferner allgemein zum Bodenzins CZEGUHN, Grundrente (2012), Sp. 599 f. 2908 Vgl. BLEY 1977 (wie Anm. 2904), S. 186 f.; SCHMACHTENBERG 1971 (wie Anm. 2855), S. 50 (beide m. w. Nachweisen). 2909 Vgl. Eintrag 316 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 316 f. Die statutarischen Quellen hingegen regelten das Lösungsrecht nur peripher [vgl. SCHARTL 2000 (wie Anm. 2901), S. 324 f. m. w. Nachweisen]. 2907

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Ebenso war in Gelnhausen die Erbenlosung binnen Jahresfrist bekannt2910 wie auch in Friedberg.2911 Den Ausgangspunkt der Überlegungen bildete die Praxis der Ingelheimer Schöffen, mitunter den eigenen Gewohnheiten entgegenstehende Rechtsgewohnheiten andernorts in ihren Weisungen zu verwerfen. Für Frankfurt und Gelnhausen sind allerdings keine derartigen Weisungen belegt, wenngleich dort jeweils nur ein Bruchteil der Anzahl Ingelheimer Weisungen überliefert wurde. Gerade für das 15. Jahrhundert ist häufig gar nur die Anfrage, nicht aber Weisung bekannt. Eine Weisung für Mergentheim erweckt aber wenigstens den Eindruck, dass Gelnhausen hier neben der konkreten Beurteilung des Falls auch einen allgemeinen Rechtssatz für die Zukunft aufstellte, wenn es dort heißt: »Uff das würden die vorg(ena)nt(en) der richter und scheppfen zū geylnhüsen gewijßt und underricht diße her nach geschribe(n) reht die ma(n) dan(n) furbas me(r) in solicher maß halten sol Item das kein man(n) nicht hiengegeben moge wedder erbe nach eyge(n) ligende od(er) farnde in keynen weg on wiissen und willen sins elichen wibes des selben glichen mag die fraüw auch nicht hiengebe(n) on iren man(n)«. Es folgt die konkrete Behandlung des Falls.2912

Auszuschließen ist zwar nicht, dass erst der Mergentheimer Schreiber den allgemeinen Rechtssatz destillierte. Der Wortlaut aber lässt vermuten, dass Gelnhausen den anfragenden Schöffen wenigstens intentionell eine allgemeine Weisung für die künftige Behandlung mit auf den Weg gab. Wenngleich dies der einzige Quellenbeleg für ein derartiges Vorgehen ist, so deutet es doch bei aller Vorsicht auf einen moderateren Weg hin, Rechtsanschauungen zu übertragen. Im Übrigen könnte dieses Vorgehen auch die Attraktivität des Gelnhäuser Oberhofs gesteigert haben, da die Schöffen in Mergentheim eine weitere Richtschnur an die Hand bekamen und ihnen damit vielleicht ein weiterer, beschwerlicher Weg nach Gelnhausen erspart blieb. Der Rat Gelnhausens äußerte sich 1424 schließlich weistumsartig in einer allgemeinen Stadtrechtsauskunft für Iphofen ausführlich zu Fragen der Übertragung von zinsfälligem Erbgut: »Wie man es bij uns damide heldet, […]: Zum erst(en) .. Wer güd umb einen budemzinß yne hat, eß sij zuerbe ader lantsiedeln rechten, wan er sin beßerünge v(er)keufft, So get er zü sime zinßh(e)ren, daz ist zu dem d(er) den büdenzinß off dem gude hat und giebt sime keuffer daz gud vor dem uff, zu alle(n) rechten, alß er iß gehabt hat.

2910

Vgl. StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 38r = Druck bei EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 19 (Eintrag 29 vom 13. Juni 1412). 2911 Vgl. SCHARTL 2000 (wie Anm. 2901), S. 326 f. 2912 StadtA Bad Mergentheim, Ba 20, fol. 4v = Druck bei SCHRÖDER 1897 (wie Anm. 180), S. 174.

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It(em) der keuffer gibt dem zinßh(e)ren sinen winkaüff, und nit d(er) v(er)keuffer. It(em) ist es, daz d(er) zinßh(e)r(e) und der keuff(er), sich mit dem winkaüff nit gutlich ubertragen mogen, also, obe d(er) zinßh(e)re yn, damide zuviel beswere(n), od(er) ub(er)neme(n) wölde, So mag sich d(er) keuff(er) des ziehe(n) züm gerichte, wane es dann an gericht kom(m)et, so weiset ma(n), daz der keufer dem zinßh(e)ren plichtig ist zü wink(auff) ein halb virt(el) wineß unßs maßes, des besten, den ma(n) dann bij uns zu zappen feil gibt, anegev(er)de, und nit me, diß han unß(er) Aldern und vorfarn also üff uns bracht. It(em) wölde der zinßh(e)r(e) solichen wink(auff) nit neme(n), und dem keuff(er) des gudes nit bekennen, od(er) ym daz nit lijhen, umb sinen budemzinß, als es der verkeuff(er) gehabt hette, So wiset man, daz ein Amptman(n) von des Richs und gerichts weg(en) yn daryn seczen und weren sal, und dabij blibet, er dann mit rechte .. It(em) eyn iglich Clost(er), Edelman(n), od(er) and(er) uzlude, die zinse bij uns han, plegen des merteils iren zinßmeist(er), Scheffen(en) od(er) proc(ura)tor, bij uns gesessen, zü han, vor dem gibt ma(n) solich zinßhafft(ig) gude uff So des not ist, mit dem gewonlichen winkaüff, als vorgeß(riben) stet. It(em) welich zinßh(e)re nit sinen ne(m)meliche(n) zinßmeist(er) bij uns hete, d(er) müßte dach, y, uff den tag, so die zinse fellig sin, geinw(er)tig bij uns sin od(er) ymand bij uns haben, sine zinse von sinen weg(en), ynzuneme(n), und d(ar) off den dag od(er) darnach, zuwarten, .. und vor dem mag dann ein iglich(er) dem des not ist, solich üffgift dün in vorgeschr(iben) maße .. Dann es bij uns Recht gewonlich, und von ald(er) herkom(m)en ist, .. wer gude v(er)keuffet, die da budemzinß gebe(n), daz er sinen kaüffma(nn) der weren und ym die üffgebe(n) sal vor sime zinßh(e)ren in der Jarsfriste mit sime wink(auff), als vor geludt hat. It(em) solich uffgift mag ein man(n)e, der ein elich wip hat, nit hinder sime wibe gethun, sünd(er) er müß, es dün mit sampt sime eliche(n) wibe«.2909

Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Mitteilung der Erfahrung entsprungen ist und hierzu verdichtet wurde, obwohl sich aus den Schöffengerichtsprotokollen Gelnhausens die Rechtspraxis hierzu nicht erschließen lässt. Bemerkenswert ist, wie detailliert und vor allem auch abstrakt der Rat Gelnhausens zu den Rechtsgewohnheiten der Übertragung von zinsfälligem Gut mithilfe eines Weinkaufs Auskunft geben konnte. Nach dieser Mitteilung musste die Aufgabe solchen Gutes vor dem Zinsherren geschehen und hierbei der Käufer ihm den Weinkauf geben, der diesen nicht versagen durfte. Weigerte er sich, war der Rechtsweg offen. Der Ehemann durfte den Verkauf nur mit Zustimmung seiner Frau vollziehen. Vor allem aber taucht gleichfalls die Jahresfrist wieder auf, die Gelnhausen als Teil seiner Rechtsgewohnheiten auffasste. Dieses Beispiel zeigt abermals ebenso wie dasjenige der dreimaligen Ladung, dass sich die Rechtsanglei2909 StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 150r. Vgl. hierzu ferner die Auslegung der Rechtsauskunft von SCHMERBACH 1966 (wie Anm. 187), S. 24.

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chungen in Ingelheim auf bekanntem Terrain bewegten und vor allem solche Grundsätze betrafen, die im Grundsatz im Rhein-Main-Gebiet bereits verbreitet waren. Dies schließt aber zugleich nicht aus, dass im Detail weiterhin große Unterschiede bestehen konnten. Andererseits deutet sich darüber hinaus an, dass die grundlegende Verbreitung vermutlich ohne Oberhöfe erfolgte und dieser andere Mechanismen zugrunde gelegen haben. Von zentraler Bedeutung ist in der obigen Gelnhäuser Rechtsmitteilung der sogenannte Weinkauf. Dies lenkt den Blick darauf, dass nicht nur Rechtsgewohnheiten Gegenstand von Rechtsauskünften sein konnten, sondern eben auch performative Handlungen. Die Durchführung eines Weinkaufs war wiederum weit verbreitet.2914 Desgleichen wurden also vermutlich keine gänzlich neuen Gewohnheiten mitgeteilt und übertragen, sondern Detailfragen geklärt. Im Kern ging es beim Weinkauf darum, bei Vertragsschluss besondere Zeugen hinzuzuziehen, denen hierbei Wein gereicht wurde und die dafür über den Rechtsakt bei Bedarf Zeugnis ablegen mussten.2915 Die Hingabe von Wein war ursprünglich möglicherweise eine Hilfe für die Zeugen zur Erinnerung an das Geschehene,2916 später dann gewiss eine symbolische Handlung. Im Grundsatz war hierbei die Gabe des sogenannten Gottespfennigs ein Funktionsäquivalent zum Weinkauf, bei der symbolisch zur Bekräftigung eine Geldleistung floss.2917 Der Weinkauf wie auch die Gabe des Gottespfennigs war damit ein äußerer Formalismus, mit dessen Hilfe die an sich verdeckte Rechtshandlung, der Vertragsschluss, vor Zeugen vollzogen, an einen Umtrunk geknüpft und damit letztlich die Rechtsänderung öffentlich wurde.2918 Obgleich allerdings das Gelnhäuser Gerichtsbuch der Jahre 1411 bis 1419 erhalten ist und sich darin zahlreiche Verweise auf Weinkäufe finden,2919

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Vgl. BEYERLE, Weinkauf und Gottespfennig (1934), S. 253 (m. w. Nachweisen); GAROVI, „Weinkauf machen“ (2000), S. 189–194; KUSKE, Weinkauf und Gottespfennig (1952), S. 249 f.; REIS 1987 (wie Anm. 456), S. 21 f. Zur sprachlichen Verbreitung von ›Weinkauf‹, sowie ›Gottespfennig‹ bzw. ›Gottesheller‹ vgl. KÜNßBERG 1926 (wie Anm. 58), S. 34–38. Zum Weinkauf und Gottesheller in Friedberg vgl. SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 121–123 und in Babenhausen vgl. GELKE 1981 (wie Anm. 368), S. 19 f.; 49–54; LENTZ 1976 (wie Anm. 368), S. 11 f.; SCHÜNGELER 1973 (wie Anm. 368), S. 43–46. 2915 FISCHER, Weinkauf (1998), Sp. 1234 f.; ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 256 f. 2916 MONE, Notizen zur Weingeschichte (1857), S. 494. 2917 SELLERT, Gottespfennig, Gottesheller (2012), Sp. 479 f. 2918 BEYERLE 1934 (wie Anm. 2914), S. 256 f.; KUSKE 1952 (wie Anm. 2914), S. 248. 2919 Bspw. StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 11v, 14v, 15r, 19v, 20r, 28r, 35v, 42v, 46r, 55r, v 70 , 73v, 80r, 109r, 114v, 123v, 130r, 133r, 136r, 137r, 142v, 143r, 150v, 154r, 162v, 164v, 173v, 179v, 184v. Allerdings machte FUHS 1960 (wie Anm. 193), S. 95 darauf aufmerksam, dass im 14. Jh. mit Weinkaufleuten auch Weinhändler in Gelnhausen gemeint sein konnten. Ferner sind in Steinau Weinkäufe verbürgt

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lässt sich anhand der kurzen Einträge nur sagen, dass es solche Weinkäufe regelmäßig im Rechtsleben gab und die Weinkaufleute häufig als Zeugen im Prozess gehört wurden. Die Kürze der Eintragungen lässt es aber leider nicht zu, einen Vergleich zur oben wiedergegebenen abstrakten Gelnhäuser Rechtsauskunft zu ziehen. Die Bedeutung des Weinkaufs war im Rechtsleben jedoch gewiss groß. In Babenhausen hatten die Grafen von Hanau beispielsweise auf Bitten der Stadt am 16. Januar 1459 sogar eine Ordnung erlassen, welche die Höhe des zu zahlenden Weinkaufsgeldes beim Verkauf von Erbgütern regelte, nachdem es »ettliche gebrechen« gegeben habe.2920 Eine vergleichbare Ordnung ist für Gelnhausen nicht bekannt, allerdings waren die Grafen von Hanau sowohl in Babenhausen Stadt- wie auch in Gelnhausen Pfandherren. Der Weinkauf in der beschriebenen Form wurde häufig in den Ingelheimer Haderbüchern protokolliert,2921 was sich dort zumeist in der Wendnung nach »lude eynßs winkauffs«2922, nach »konde deß winkauffs«2923 oder nach »besage des weinkaůffs«2924 widerspiegelt. Ebenso lässt sich diese Rechtssymbolik in Frankfurt nachweisen. In den dortigen Gerichtsbüchern fand HELMUT COING insbesondere bei Immobiliengeschäften häufig Weinkäufe und Hingaben von sogenannten Gottespfennigen.2925 Hierbei sah er nach einem Gerichtsbucheintrag vom 7. Mai 1486 die Formel, ein Grundstück sei »verkaufft vergottesgelt unnd verwinkaufft« worden, als typisch an.2926 Inwieweit ebenso bei Erbenlosungen ein Weinkauf erforderlich war, wurde allerdings nicht erwähnt und ohne die mittelalterlichen Gerichtsbücher lässt sich dies nicht mehr klären. In den sekundär überlieferten Einträgen findet sich kein einziger Fall hierzu. Der beinahe paarformelartige Gebrauch ist aber durchaus bemerkenswert, weil er sich ebenso in Ingelheim findet.2927 Beispielhaft sei hier eine Wendung aus dem Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1476 bis 1485 genannt: »Daroff er sin Gotspfenig geb(e)nn auch winkaufft ha-

[bspw. bei SCHMERBACH 1954 (wie Anm. 186), S. 82a (1471; es wurde nur die Hingabe des Weins erwähnt) und S. 89a (1446; hier wurden die Weinkaufleute genannt)]. 2920 StA Darmstadt, C 4, Nr. 23/5, fol. 256r = Beilage II bei GELKE 1981 (wie Anm. 368), S. 97. 2921 Vgl. hierzu KREY/SCHÄFER 2011 (wie Anm. 87), S. 209; KREY 2012 (wie Anm. 2506), S. 98–101. 2922 StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 48r, vgl. ferner fol. 155r. 2923 StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 213v. 2924 StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 11r. 2925 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 51; 64 f. Die alleinige Gabe eines Gottespfennigs kam offenbar vor allem bei Käufen vor den Unterkäufern vor, mitunter empfing aber auch der Käufer eines Grundstücks selbst einen Gottesheller. 2926 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 64 f. 2927 Vgl. etwa Eintrag 722 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 43 (Privatanfrage von 1404 aus Oberwesel).

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be«.2928 In ähnlicher Weise kann dieser Rechtssprachgebrauch in Babenhausen nachgewiesen werden.2929 Diese gemeinsame Terminologie deutet abermals auf eine grundsätzliche Rechtsähnlichkeit hin. Die Frankfurter Gerichtsbucheintragungen ließen ebenfalls sichtbar werden, dass der Weinkauf beziehungsweise die Gabe des Gottespfennigs eine zusätzliche Bekräftigung, keine obligatorische Handlung und dementsprechend zur Gültigkeit eines Vertrages nicht notwendig waren.2930 Auch in den Ingelheimer Quellen finden sich keinerlei Hinweise darauf, dass der Weinkauf eine Wirksamkeitsvoraussetzung des Rechtsgeschäfts gewesen wäre.2931 Allerdings erhielt das Rechtsgeschäft mit der Bezeugung durch einen Weinkauf vermutlich einen unwiderruflichen Charakter.2932 Die große Bedeutung des Weinkaufs im Rechtsleben dürfte vor allem mit der bereits erwähnten besonderen Wertigkeit der Weinkaufsleute als Zeugen im Prozess zusammenhängen, denn im Prozess konnten die Teilnehmer des Weinkaufs in Frankfurt als besondere Zeugen angegeben werden.2933 In den Ingelheimer Quellen ist diese besondere Wertigkeit sehr häufig erwähnt worden.2934 In einem Oberhofprotokollbucheintrag wird dies prägnant mit 2928

StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 230r; auf fol. 198r hingegen wurde nur der Gottesheller genannt und auf fol. 76r findet sich der dazugehörige Ausdruck »vergotsgelt word(e)n«. 2929 Vgl. die Hinweise von GELKE 1981 (wie Anm. 368), S. 19 f. 2930 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 51; 65; KÖBLER 1984 (wie Anm. 132), S. XX. 2931 GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 151; ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 255. 2932 BEYERLE 1934 (wie Anm. 2914), S. 268. 2933 COING 1939 (wie Anm. 11), S. 64 unter Verweis auf einen nicht mehr zugänglichen Gerichtsbucheintrag von 1485. 2934 Der besondere Beweiswert ergab sich vor allem daraus, dass die Weinkaufleute als gezogene Zeugen im Prozess aussagen mussten [BEYERLE 1934 (wie Anm. 2914), S. 265; 267; MENTGEN 1998 (wie Anm. 281), S. 34; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 86; TILLMANN 1935 (wie Anm. 220), S. 40]. Auf diesen Grundsatz beriefen sich offenbar 1408 ausdrücklich auch Zeugen, wie in einer an den Oberhof gerichteten Privatanfrage prägnant geschildert wurde: »des meinen die lude daz nit czu sagen und sprechen, sie sin nit winkauffs oder beredslude, sie sind nit schuldig czu sagen« [Eintrag 1296 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 143]. Neben den Weinkaufleuten wiederum gab es noch weitere Geschäftszeugen, etwa die »henlich [lude]« bei familien- oder erbrechtlichen Angelegenheiten [GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 17; KALLMANN (GEB. MÜNZER) 2001 (wie Anm. 91), S. 96; KORNBLUM 1960 (wie Anm. 2153), S. 48; MONE 1866 (wie Anm. 2113), S. 67, Fn. 1; SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 38; bspw. StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 55r] oder die »rachtungs lude« bei gütlichen Einigungen [ZWERENZ 1988 (wie Anm. 94), S. 181; bspw. StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 101r]. Allerdings konnte KORNBLUM 1960 (wie Anm. 2153), S. 48 anhand der Oberhofprotokolle zeigen, dass diese grundsätzlich unterschiedlichen Geschäftszeugen mitunter nicht einheitlich benannt und so teilweise etwa die Begriffe Weinkaufs- und Henlichsleute synonym gebraucht wurden. Diese Unschärfe mag aber mit der besonderen Oberhofsituation zusammenhängen, bei der die anfragenden Urteiler gewiss im Einzelfall auch eigene Terminologien verwandten

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den Worten »waz der winkauff saget, daz sal man gleuben«2935 umschrieben. In einem Haderbucheintrag aus dem verschollenen Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1413 bis 1420 deutet sich sogar eine Gleichrangigkeit von einem Gerichtszeugnis und dem Zeugnis durch Weinkaufleute an.2936 Die unterschiedliche Quellendichte in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim lässt leider keinen detaillierten Vergleich zu. Allerdings lässt sich sagen, dass der Weinkauf eine sehr häufig verwendete rechtssymblische Handlung war. Das Beispiel Frankfurts wie dasjenige Gelnhausens zeigt aber auch, dass WILHELM EBELS Diktum, wonach mit zunehmender Schriftlichkeit insbesondere der Weinkauf in den Städten überflüssig geworden und eher auf die relativ seltenen Geschäfte von Bauern ausgerichtet gewesen sei,2937 wenigstens in seiner Allgemeinheit fehlgeht. Beispielsweise finden sich im ausgehenden 15. Jahrhundert in Ingelheim noch häufig Weinkäufe. So wurde etwa am 17. Februar 1497 beim Guss einer neuen Glocke im Schöffenhaus mit dem Glockengießer der Weinkauf vollzogen.2938 Dies deutet abermals auf eine gewisse Grundübereinstimmung der Rechtsgewohnheiten in den Landschaften des Rhein-Main-Gebietes hin, was für die Beurteilung der Rechtslandschaften von Bedeutung ist. Allerdings sind hier wieder Unterschiede im Detail durchaus vorstellbar, wenngleich anhand von Quellen nicht mehr vergleichend zu offenbaren. In der obigen Gelnhäuser Rechtsmitteilung wird der Weinkauf vorausgesetzt, weshalb er in Iphofen vermutlich bereits bekannt gewesen sein musste. Es findet sich insgesamt kein einziges Quellenbeispiel, bei dem ein gänzlich unbekanntes Rechtsinstitut übertragen worden wäre. Vielmehr werden in den Rechtsmitteilungen Detailregelungen konkretisiert oder angeglichen. Bei der Beurteilung der vereinheitlichenden Wirkung der Oberhöfe ist allerdings im Ergebnis große Vorsicht angezeigt. Die Fälle mit einer klaren Verwerfung bzw. durcheinanderkamen und sich über deren Einlassungen Unschärfen in die Ingelheimer Protokollierung einschlichen. In den Haderbüchern finden sich jedenfalls, soweit ersichtlich, keine vergleichbaren Fälle. 2935 Nach ERLER 1965 (wie Anm. 401), S. 511 (ohne genaue Quellenangabe). Ganz ähnlich die Formulierung der Ingelheimer Schöffen für die ›henlichs lude‹: »Waz die henlichs lude besagen, daz sal man in gleuben« [Eintrag 4 bei ERLER 1952 (wie Anm. 207), S. 39]. 2936 Vgl. Beilage 83 bei SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 121. Allgemein hatte aber KAUFMANN 1961 (wie Anm. 2636), S. 157 eine Reihenfolge des Beweiswertes von erstens Gerichtszeugnis und zweitens qualifizierten Zeugen gesehen. 2937 EBEL 1966 (wie Anm. 2589), S. 244. 2938 »Item 5 albus sint verdrunken zu winkauff glockengisser mit dryen pherden über nacht, Dornstag nach erbeß sontag (Febr. 2)« sowie »Item 11 albus sint verdrunken zu winkauff edel und unedel uff dem scheffen huß Freitag nach erbeß sontag (Febr. 17) als man den glockengößer de glock verdingk« [beide Einträge nach SAALWÄCHTER 1962 (wie Anm. 855), S. 36 nach den 1944 in Darmstadt verbrannten Ratsrechnungen von Ober-Ingelheim der Jahre 1492–1499].

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der Ingelheimer Schöffen sind vergleichsweise selten und auch abstrakte Rechtsmitteilungen der Schöffen, etwa in Gelnhausen, sind nur vereinzelt belegt. Vielmehr deutet bereits die Bekanntheit des Weinkaufs darauf hin, dass die Verbreitung vieler gemeinsamer Rechtsinstitute und Rechtssymbolen im Kern vor der Herausbildung der Oberhofzüge stattgefunden haben muss und die Oberhöfe dann höchstens noch die Vereinheitlichung im Detail voranbringen konnten. In diesem Zusammenhang ist die Schadensklage von Interesse. Das Ingelheimer Prozessgeschehen zeichnete sich nach den Forschungen von GUNTER GUDIAN vor allem dadurch aus, dass jede Form von Anspruch eingekleidet in eine Schadensklage bei frei bestimmbarer Schadenshöhe geltend gemacht werden konnte und deshalb abgesehen von Feststellungsklagen in der Praxis beinahe alle Ansprüche in dieser Form eingeklagt wurden.2939 Die dabei geltend gemachten Schadenshöhen untersuchte EKKEHARD KAUFMANN anhand des Oberhofspruchmaterials eingehend und fand signifikante Häufungen bei 100, 200, 500 und 1.000 Gulden.2940 Ebenso zeigen einige Haderbucheinträge die Abstraktheit der Schadensersatzforderung deutlich, etwa wenn 60 Gulden für einen Kleinkredit von 4 Schilling Heller2941 oder 400 Gulden Schaden für eine Bürgschaft von 4 Gulden2942 gefordert wurden. Gleichfalls wird die abstrakte Höhe an einem ausführlich in den Oberhofprotokollen nachvollziehbaren Prozess ersichtlich,2943 in dessen Verlauf für Beleidigungen 500 und schließlich 1.000 Gulden Schaden aufgerufen wurden.2944 Zwar lassen sich Hinweise dafür finden, dass diese Summen auch vollstreckt werden konnten.2945 Jedoch war dies wahrscheinlich eher die Ausnahme, zumal vermutlich nur wenige Personen die aufgerufenen Beträge tatsächlich zahlen konnten und viele Schadensklagen mit ruinösem Ausgang gesellschaftlich unerwünscht gewesen sein dürften.2946 In einigen Fällen dürfte der Kläger wohl kaum realisti2939

GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 248 f.; 339–352; GUDIAN 1969 (wie Anm. 369), S. 41; GUDIAN 1973 (wie Anm. 383), S. 123 f.; aber auch KAUFMANN 1961 (wie Anm. 2153), S. 133–135; NEHLSENVON STRYK 1993 (wie Anm. 48), S. 535–537. FRÖBEL, Schadensersatzrecht in den Urteilen des Ingelheimer und des Neustädter Oberhofes (1973), S. 29–115 ging in Bezug auf die Schadensklage über die Ergebnisse von GUNTER GUDIAN nicht wesentlich hinaus. 2940 KAUFMANN 1961 (wie Anm. 2153), S. 119–123. 2941 StadtA Ingelheim, Haderbuch Nieder-Ingelheim, 1435–1441, fol. 191v. 2942 StadtA Ingelheim, Haderbuch Nieder-Ingelheim, 1449–1455, fol. 20v–21r. 2943 Vgl. hierzu ausführlich KAUFMANN 1961 (wie Anm. 2636), S. 145–159 m. w. Nachweisen und umfangreichen Erläuterungen sowie KOSCHWANEZ 1973 (wie Anm. 2760), S. 104–106. 2944 KAUFMANN 1961 (wie Anm. 2153), S. 96. 2945 Vgl. KAUFMANN 1961 (wie Anm. 2636), S. 147. 2946 Dies wiederum scheint KAUFMANN 1961 (wie Anm. 2153), S. 96 übersehen zu haben, wenn er die »Rechtsüberzeugung [erkennen wollte], daß der nichtleistende, in Verzug geratene Schuldner gleich dem Urheber einer Sachbeschädigung oder einer Beleidigung unter dem gleichen Gesichtspunkt rechtswidriger

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scherweise Zahlung erwartet haben, etwa wenn nach dem Städtekrieg von 1389 das Zisterzienserkloster Weidas zunächst 6.000 und später dann 10.000 Gulden Schadensersatz von Mainzer Bürgern verlangte.2947 GUNTER GUDIAN hob hervor, dass die Schadensklage die Rechtspflege vereinfacht habe, weil die Schöffen so letztlich mit wenigen schuldrechtlichen Gewohnheiten2948 auskommen konnten.2949 Zudem habe Druck auf den Beklagten aufgebaut werden können, der wegen der ansonsten zu erwartenden Verurteilung zu Schadensersatz in frei bestimmbarer Höhe in seinem eigenen Interesse dem letzten Termin vor Säumnis nicht ferngeblieben und zur freiwilligen Erfüllung angeregt

Schadenszufügung nicht nur das negative oder positive Interesse des Geschädigten zu ersetzen habe, sondern darüber hinaus mit einer Privatstrafe in Form einer über den konkreten Schaden oft weit hinausgehenden Geldleistung in Anspruch zu nehmen sei.« 2947 StadtA Ingelheim, Nieder-Ingelheim, 1387–1391, fol. 85r = Druck bei ERLER 1994 (wie Anm. 91), S. 23 f. sowie fol. 89r = Druck bei ERLER 1983 (wie Anm. 1897), S. 35 = Druck bei ERLER 1994 (wie Anm. 91), S. 27 (er verwies jeweils irrtümlich auf das Ober-Ingelheimer Haderbuch mit der gleichen Laufzeit). Vgl. zu diesen Vorgängen umfassend ERLER 1983 (wie Anm. 1897), S. 33–43 passim sowie ERLER 1994 (wie Anm. 91), S. 15–50 passim. 2948 Sowohl COING 1939 (wie Anm. 11), S. 64–67 für Frankfurt als auch SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 26 für Ingelheim beschrieben eine auffällig geringe Dichte an kaufrechtlichen Gewohnheiten, BEYERLE 1978 (wie Anm. 436), S. 118 gar eine ›Normenarmut des mittelalterlichen Schuldrechts‹. Allerdings wurde auch betont, dass im Mittelalter aufgrund besonderer Aufsicht, kirchlichen Rechts und formalisierten Prozesses viele denkbare schuldrechtliche Probleme erst gar nicht aufgekommen seien [COING 1939 (wie Anm. 11), S. 67; auch GELKE 1981 (wie Anm. 368), S. 11; 45–47; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 146, Fn. 1; GUDIAN 1982 (wie Anm. 403), S. 117]. In einer Diskussion hatte OKKO BEHRENDS zunächst eben diese Auffälligkeit einer relativen Regelungsarmut im Bereich des Privatrechts hingewiesen und gefragt, ob dies auf die Verkennung der Bedeutung geordneter Vermögensverhältnisse für die Entwicklung des Gemeinwesens zurückzuführen sei [Anhang bei WILLOWEIT 1987 (wie Anm. 5), S. 148]. Dies scheint aber abwegig, da viele mittelalterlichen Urteile der örtlichen Gerichte, etwa in Ingelheim oder auch Gelnhausen, gerade das Vermögen betreffen. KAUFMANN 1961 (wie Anm. 2636), S. 156 wiederum konnte zeigen, dass während des Prozesses materiellrechtliche Erwägungen häufig keine Rolle spielten, sondern es auf den formalen Beweis ankam [ebenso GUDIAN 1982 (wie Anm. 403), S. 122]. Das Beweisrecht in Ingelheim wurde dann auch von ADALBERT ERLER als konturiert mit festen Grundsätzen und streng beschrieben [ERLER 1964 (wie Anm. 23), S. 188], wenngleich er an anderer Stelle schrieb, »daß der Oberhof in der Gestaltung des Beweisrechts freier gestellt ist als hinsichtlich des materiellen Rechts, und daß das Gericht von dieser Freiheit bisweilen Gebrauch macht« [ERLER 1955 (wie Anm. 427), S. 57 mit danach folgenden Beispielen; vgl. auch ERLER 1965 (wie Anm. 401), S. 513 f.]. Die neuere Forschung äußerte auch Zweifel am strengen prozessualen Formalismus [so OESTMANN 2006 (wie Anm. 2147), S. 54; OESTMANN 2008 (wie Anm. 2154), Sp. 1628; OESTMANN 2009 (wie Anm. 2146), S. 39–42]. 2949 GUDIAN 1969 (wie Anm. 369), S. 41.

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worden sei.2950 Letztlich wird die These anhand des Haderbuchspruchmaterials bestätigt. Im zeitlich nach den bekannten Oberhofprotokollbüchern entstandenen Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1476 bis 1485 wird diese Situation besonders augenfällig in den vielfach formelhaft wiederkehrenden Wendungen der Art »Das schade yme von yr yglichen x g(ulden) und heist yne des eyn ja ader ney(n) obe sie do bij gewest sihen ader nyt.«2951 Die Schadenssumme wurde hierbei für den Fall der Nichteinlassung angedroht. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass sich ein anwesender Beklagter grundsätzlich zugleich einlassen musste.2952 Damit stellt sich die Schadensklage darüber hinaus als ein Instrument der Parteien dar, um den Prozessgegner über empfindliche und wahrscheinlich vielfach außerhalb der finanziellen Leistungsfähigkeit liegenden Schadensandrohungen zu einer Handlung, sei es Befriedigung oder auch Einlassung, zu drängen.2953 Damit lässt sich die Schadensklage als ein Mittel der Erleichterung außergerichtlicher Streitbeilegung beziehungsweise gerichtlicher Streitentscheidung deuten. Hatte die Partei mit der Schadensandrohung Erfolg und Befriedigung trat ein, konnte der Streit letztlich ohne Urteil beigelegt werden. Zielte die Androhung auf Einlassung oder Durchführung eines Prozessschrittes und war erfolgreich, so konnte doch wenigstens die Streitentscheidung durch das Gericht erleichtert werden, womit letztlich wieder eine Verdichtung des Streits erreicht wurde. Deshalb kann durchaus bezweifelt werden, dass die Ingelheimer Rechtsgewohnheiten hier rückständig waren.2954 Of-

2950

GUDIAN 1969 (wie Anm. 369), S. 41; auch NEHLSEN-VON STRYK 1993 (wie Anm. 48), S. 536 hob den Charakter als Zwangsmittel hervor. Bspw. findet sich in einem Oberhofprotokoll die Wendung: »Da forderte sie iz mit gerichte, daz sie ein stucke duchs hetten, daz ire were, und geben ir dez nit, daz ir schedte« [Eintrag 2015 bei ERLER 1958 (wie Anm. 63), S. 255]. Sichtbar wird, dass die Schadenssumme für den Fall angedroht wurde, dass keine Befriedigung eintrat, die Androhung also bedingt war. KAUFMANN 1961 (wie Anm. 2153), S. 117; 123–133; 139 sah in der Schadensklage auch einen älteren, deutschrechtlichen Vorstellungen entstammenden deliktischen Charakter. GUDIAN 1973 (wie Anm. 383), S. 130 wiederum wollte einen Einfluss geistlicher Gerichtspraxis oder vulgären römischen Rechts bei der Entstehung der Schadensklage nicht ausschließen. Wenngleich KAUFMANN 1961 (wie Anm. 2153), S. 113; 115 einen unmittelbaren Bezug auf römische Rechtsquellen des Schadensersatzrechts nicht nachweisen konnte, sah er doch ›unzweifelhaft‹ Anklänge an die mittelalterliche römischrechtliche Injurienklage. Ob der Schadensklage ein pönales Element innewohnte, ist nach wie vor streitig [BUBACH, Richten, Strafen und Vertragen (2005), S. 350, Fn. 160], in dieser Studie aber nicht entscheidend. 2951 StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim 1476–1485, fol. 6v. 2952 Vgl. KULESSA 1964 (wie Anm. 2156), S. 22–29. 2953 KREY 2010 (wie Anm. 2490), Rn. 5. 2954 GUDIAN 1982 (wie Anm. 403), S. 117 meinte, dass die Ingelheimer Gewohnheiten in Bezug auf die Klage mit abstrakter Schadenshöhe in gewisser Weise rückständig gewesen seien, da vielerorts bereits im 14. Jh. die Entwicklung konkreter Rechtsregeln eingesetzt habe. Dennoch sei aber das Ingelheimer Recht

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fensichtlich hatten die Schöffen gegen diese Art der Prozessführung jedenfalls keine Einwände, worauf die große Anzahl an protokollierten Schadensklagen hindeutet. Vielmehr darf man wahrscheinlich annehmen, dass die Schöffen dieses Instrument gerade aufgrund der angedeuteten streitentscheidungsfördernden Wirkungen als hilfreich einschätzten. Jedenfalls war die Schadensklage in Ingelheim offenbar bereits sehr früh aufgekommen und bereits im 14. Jahrhundert üblich. Beispielsweise findet sich die charakteristische Formel »daz schade ym xx flor(entiner) daz hat er v(er)bot«2955 schon in einem Nieder-Ingelheimer Haderbucheintrag vom 5. Mai 1387. Bemerkenswerterweise finden sich Schadensklagen aber auch in vielen Oberhofweisungen, wobei die Sachverhaltsschilderungen erkennen lassen, dass die Klageart an vielen Gerichten in Gebrauch war.2956 GUNTER GUDIAN wies aber zugleich auf »von Ort zu Ort erhebliche Unterschiede« hin.2957 Zwar hat die bisherige Forschung Hinweise auf eine große Verbreitung dieser Klageart identifizieren können,2958 eine echte vergleichende Untersuchung steht aber noch aus und kann im Rahmen dieser Studie nicht nachgeholt werden. Allerdings lässt sich bereits erkennen, dass die beinahe ausschließliche Klage mit Schadensformel ebenso in Babenhausen und Fürth bekannt war.2959 Im ersten Hanauer Gerichtsbuch wurde zwar häufig ein Schaden in Form des Gerichtsschadens eingeklagt, aber es finden

funktionsfähig geblieben, weil die anfallenden Streitigkeiten im Wesentlichen die eingesessene Bevölkerung betrafen, welche die Rechtsbräuche kannten, sodass sich in Orten mit starkem Durchgangsverkehr früh spezielle rechtliche Lösungsansätze herausgebildet hätten [GUDIAN 1982 (wie Anm. 403), S. 117]. Schon zuvor hatte er seinen Eindruck allgemein anhand der Gerichtsbücher des Rhein-Main-Gebietes derart beschrieben, dass die »Rechtsregeln als solche im wesentlichen allen Beteiligten bekannt waren« [GUDIAN 1981 (wie Anm. 336), S. 212]. An Plausibilität büßt diese These schon deshalb ein, weil in Ingelheim früh und ausgiebig Fürsprecher zum Einsatz kamen, die gewiss die lokalen Bräuche kannten, sodass eigene Rechtskenntnis der Parteien gar nicht in dem Maße notwendig war, wie er dies voraussetzte. Da aber auch im größeren Frankfurt die Schadensklage wenigstens bekannt war, verliert sein Argument weiter an Überzeugungskraft. 2955 StadtA Ingelheim, Haderbuch Nieder-Ingelheim, 1387–1391, fol. 14r. Vgl. ferner MENTGEN 1998 (wie Anm. 281), S. 58, Fn. 292. 2956 Vgl. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 255–257. 2957 GUDIAN 1973 (wie Anm. 383), S. 147. 2958 Vgl. GUDIAN 1969 (wie Anm. 369), S. 40–42; GUDIAN 1973 (wie Anm. 383), S. 121–148 passim; NEHLSEN-VON STRYK 1993 (wie Anm. 48), S. 535–537. 2959 GUDIAN 1973 (wie Anm. 383), S. 124. In Neustadt a. d. Weinstraße hingegen lassen die Protokollierungen nicht erkennen, ob die Schadensformel stets oder nur gelegentlich verwendet wurde [GUDIAN 1973 (wie Anm. 383), S. 124 f.]. Zahlreiche Beispiele finden sich bei GUDIAN 1973 (wie Anm. 383), S. 125–129.

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sich nur selten Schadensklagen wie in Ingelheim.2960 Ebenso war die Klage mit Schadensformel in Bayern und Sachsen offenbar nicht weit verbreitet.2961 Aufgrund der unzureichenden Quellenlage lassen sich für das Frankfurter Schöffengericht in Bezug auf die Schadensklage nur eingeschränkt Aussagen treffen, eine dementsprechende Übung steht aber zu vermuten.2962 Insbesondere die konsequent abstrakte Schadenshöhe der Schadensklage Ingelheimer Prägung bei beinahe ausschließlicher Klage in dieser Art und Weise war ein dortiges Spezifikum.2963 Das einzig zugängliche Gelnhäuser Gerichtsbuch belegt zwar, dass dort häufig mit vermutlich abstrakten Schadenshöhen operiert wurde,2964 wobei aber die Schadensklage nicht die einzig mögliche Klageart war. Demgegenüber konnte der Kläger in Babenhausen, Fürth und Neustadt an der Weinstraße grundsätzlich nur seinen konkreten Schaden geltend machen.2965 Allein diese Verbreitung mit unterschiedlichen Akzentuierungen lässt vermuten, dass die Schadensklage nicht aufgrund von Oberhofweisungen verbreitet wurde, zumal verschiedene Rechtslandschaften betroffen sind, die keinen gemeinsamen Oberhof hatten. Vermutlich griffen hier andere Mechanismen. Sehr wahrscheinlich beruhte die Verbreitung innerhalb des Einzugsgebietes des Ingelheimer 2960

Ein Beispiel findet sich in einem Hanauer Gerichtsbucheintrag vom 29. Juni 1430, in dem die Erzwingung einer Handlung mit einer Schadensformel protokolliert wurde: »daz nit geschee da schade ym« [StA Marburg, Protokolle II (Hanau), B Nr. 7, Bd. 1, fol. 28v]. 2961 NEHLSEN-VON STRYK 1993 (wie Anm. 48), S. 537. 2962 Vgl. knapp SCHARTL 2006 (wie Anm. 81), S. 146 f. Auffällig im Hinblick auf eine mögliche Schadensklage ist die Schadenshöhe von genau 50 Gulden in einem Gerichtsbucheintrag von 1397 [gedruckt bei KRACAUER 1914 (wie Anm. 128), S. 839]. In einem anderen Eintrag von 1376 findet sich auch die wenigstens in Ingelheim charakteristische Formel »daz schadit yme 20 g.« [gedruckt bei KRACAUER 1914 (wie Anm. 128), S. 593]. Eine Verbreitung der Schadensklage in Frankfurt steht auch deshalb zu vermuten, weil sie sowohl in Butzbach verbeitet war, das in Frankfurt anfragte [vgl. TSCHEPE 1976 (wie Anm. 147), S. 64–68] wie auch im nahen und eng verbundenen Friedberg [vgl. SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 21]. 2963 GUDIAN 1973 (wie Anm. 383), S. 141 f. 2964 In vielen Beiträgen finden sich konkret eingeklagte Beträge mit „krummen“ Werten [bspw. StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 89r (zwei Gulden und sieben Schilling Schaden)], in einigen anderen hingegen fallen die hohen Schadenssummen auf [bspw. StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 31v (200 Gulden), fol. 39r (200 Gulden), fol. 41r (400 Gulden), fol. 42r (200 Gulden), fol. 64r (200 Gulden), fol. 66v (200 Gulden), fol. 72r (300 Gulden), fol. 80v (400 Gulden), fol. 109v (200 Gulden)]. Niedrigere, aber „gerade“ Beträge kommen noch weit häufiger vor. Auch die für Ingelheim charakteristische Wortformel ›das schadet ihm‹ lässt sich in Gelnhausen nachweisen [bspw. StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 84r: »daz ir schadet xl guld(en)«]. Eine Oberhofweisung für Selbold deutet mit einer ähnlichen Formel ebenfalls auf eine dort geübte Schadensklage hin [vgl. StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 129v–130r (1429)]. 2965 GUDIAN 1973 (wie Anm. 383), S. 132; 141.

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Oberhofs nicht auf dessen Weisungstätigkeit. Bereits im Oberhofprotokollbuch ab 1398 findet sich die Schadensklage als voll ausgeprägtes prozessuales Phänomen. Dies deutet darauf hin, dass sie sich als solche bereits vor Ausbildung des Oberhofs etabliert hatte. Zwar könnte eine Verbreitung durch den Oberhof in den 32 fehlenden Jahren der Überlieferung im verschollenen Protokollbuch ab 1366 belegt sein, jedoch erscheint dies als unwahrscheinlich. Hierfür spricht zum einen, dass es lokale Besonderheiten in der standardmäßigen Formulierung der Schadensformel gab.2966 Hätte die Schadensklage in Ingelheim ihren Ursprung gehabt, wäre vermutlich auch die dort übliche Formulierung gebräuchlich geworden. Außerdem dürfte der Ingelheimer Oberhof in seiner Frühphase noch nicht die Autorität gehabt haben, eine derart grundlegende Rechtsangleichung zu forcieren. Die untersuchte Praxis der Ingelheimer Schöffen zeigte außerdem, dass sie niemals gänzlich neue Rechtsgewohnheiten mit ihren Weisungen übertrugen, sondern bereits vorhandene angleichend ausgestalten wollten. Wie jedoch die Verbreitung der Schadensklage ohne Oberhofeinfluss vor sich ging, bleibt im Dunkeln, da die Quellen hierzu fehlen. Weil aber in den Ingelheimer Oberhofweisungen die beinahe ausschließliche Klage mit Schadensformel bei abstrakter Schadenshöhe ebenfalls an vielen anfragenden Gerichten bekannt war, so deutet dies erneut auf einen Zweiklang hin. Die Schadensklage als solche dürfte schon vor Herausbildung der Oberhofzüge unabhängig davon Verbreitung gefunden haben. Für die Angleichung im Detail kommt aber eine Rechtsangleichung durch die Rechtsprechung des Ingelheimer Oberhofs sehr wohl infrage, wenngleich sich diese nicht direkt nachweisen lässt, da keine Verwerfungsurteile in der bereits beschriebenen Art für die Schadensklage bekannt sind. In Kreuznach, das sein Recht häufig in Ingelheim suchte, wurde die Beschränkung auf einen reinen Schadensersatz um 1437 offenbar sogar durch einen hoheitlichen Akt entgegen den Gewohnheiten des Ingelheimer Gerichts eingeführt.2967 Dies zeigt, dass die dortigen Urteiler vorher offenbar ganz auf der Rechtsprechungslinie Ingelheims lagen und möglicherweise die abstrakte Höhe von dort übernommen hatten. Diese beschränkten Wirkungen der Oberhofweisungen auf die Ausgestaltung bereits im Grundsatz bekannter Rechtsgewohnheiten dürfte den Kern einer ›unifizierenden Kraft des Oberhofrechts‹ darstellen.

2966

Vgl. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 255 f. An anderer Stelle ließ er es demgegenüber allerdings ausdrücklich offen, ob die Unterschiede Ausfluss der getrennten Entwicklung waren oder aber zuvor ein einheitliches Recht gegolten hat [vgl. GUDIAN 1969 (wie Anm. 369), S. 41]. 2967 Vgl. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 348 f. (m. w. Nachweisen); GUDIAN 1973 (wie Anm. 383), S. 145 f.

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VI. Rechtskonsolidierung im Inneren nach Oberhofanfragen Das Oberhofverfahren war damit im Grundsatz imstande, rechtsvereinheitlichend zu wirken. Zugleich ist erkennbar, dass die Schöffen durchaus in der Lage waren, abstrakte Rechtsregeln aufzustellen. Sowohl die vorgestellten Ingelheimer Weisungen als auch die Iphofer Stadtrechtsanfrage in Gelnhausen deuten darauf hin. Es ist vorstellbar, dass eine externe Anfrage die Schöffen des Oberhofs hierbei dazu zwang, sich über die eigenen, vor Ort praktizierten Rechtsregeln klar zu werden, um eine entsprechende Weisung überhaupt erst geben zu können. Dies könnte dann wiederum auf die eigene Rechtsentwicklung zurückgewirkt haben. Deshalb dürften die Anfragen zudem an dem Gericht Einfluss gehabt haben, das selbst zugleich als Oberhof tätig wurde. Die Oberhoftätigkeit könnte so letztlich intern zu einer Konsolidierung des eigenen Rechts geführt haben. Ein Beispiel aus Frankfurt kann diese These untermauern. Hierbei geht es inhaltlich um das sogenannte Mantelrecht. Mit dessen Hilfe konnte eines der zentralen erbrechtlichen Probleme des Mittelalters umgangen werden. Denn im Grundsatz gab es, vermutlich aufgrund der Schlüsselgewalt des Mannes, im untersuchten Gebiet eine Haftung der überlebenden Ehefrau für die Schulden des Gatten.2968 Einen Ausweg bot hier aber das sogenannte Mantelrecht. Eine vergleichende Untersuchung hierzu für das Mittelalter fehlt bislang. Jedoch beschrieb die bisherige Forschung das Hinterlegen eines Mantels, aber auch eines Gürtels,2969 Kruzifixes oder Schlüssels durch die Witwe auf dem Grab oder dem Sarg des verstorbenen Mannes als verbreitetes Rechtssymbol, um die Erbschaft auszuschlagen und damit letztlich die Haftung für Schulden des Ehegatten nicht zu übernehmen.2970 Der Mantel gehörte allgemein bereits seit dem 14. Jahrhundert zu den Vermögensgegenständen, die als persönliches Eigentum der Frau beim Tode des Mannes an die Witwe fielen.2971 Deshalb könnte dieses Rechtssymbol gerade da2968

Zu Frankfurt vgl. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 76; EULER 1841 (wie Anm. 154), S. 57. Zu Friedberg vgl. SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 200. Zu Ingelheim vgl. GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 221, der aber eine Schlüsselgewalt des Mannes nur annehmen konnte; jedenfalls war aber umgekehrt eine Schlüsselgewalt der Frau in Ingelheim unbekannt [GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 225]. 2969 Wohl seltener, aber beschrieben von GRIMM, Deutsche Rechtsalterthümer (1881), S. 157 f. 2970 BRUNNER, Das rechtliche Fortleben der Toten (1931), S. 349; GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 222 f.; LINDIG, Der Mantel als lebenswichtiger Gegenstand (1996), S. 171 f.; SCHRÖDER, Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Teil 2,2 (1871), S. 166 f.; SCHRÖDER/KÜNßBERG 1932 (wie Anm. 569), S. 809. 2971 LINDIG, Der Mantel als lebenswichtiger Gegenstand (1993), S. 219 f. In einem Frankfurter Prozess von 1480 aus dem verlorenen Schöffengerichtsbuch um eine Bürgschaftsverpflichtung wurde eigens erklärt, dass die Frau »nichts dan irer rocken und spillen machte hette« [nach COING 1939 (wie Anm. 11),

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mit zusammenhängen, dass für alle Rechtsgenossen durch das Ablegen des Mantels und die damit verbundene Eigentumsaufgabe sichtbar wurde, dass die Witwe nun vermögenslos war und aus dem Ehevermögen nichts zurückbehielt.2972 Abschließend lässt sich über die räumliche Verbreitung des Mantelrechts keine Aussage treffen. Auffallend ist jedoch, dass in der Forschung für das Alte Reich häufig die schon von JAKOB GRIMM in seiner Darstellung der Rechtsaltertümer verwandten Beispiele aus Saarbrücken,2973 Frankfurt am Main,2974 Herrenberg in Schwaben und auch Ulm2975 bemüht wurden.2976 Ebenso gibt es für Norddeutschland S. 76, Fn. 1]. Dies kann letztlich auch so verstanden werden, dass die Frau nur ihre Kleidung als persönliches Eigentum hatte, über das sie verfügen konnte. 2972 Vor diesem Hintergrund erscheint die Deutung von GEIGER, Grabbeigabe (1931), Sp. 1096, der das Mantelrecht im Kontext der Grabbeigaben sah, sehr fraglich. 2973 Vgl. GRIMM/HEUSLER/HÜBNER, Deutsche Rechtsalterthümer, Bd. 1 (1899), S. 624 f.; SCHRÖDER 1871 (wie Anm. 2970), S. 166. In einer Bestimmmung aus dem Landrecht der Grafschaft Saarbrücken von 1321 heißt es: »Item stürbe einig Man, und pliebe so viel schuldig, daß sein Weib nach seinem Tod sich der Schuld annehmen wollte zu bezalen, noch en konte, noch daß Macht en hette zu thun, und wollte deß ledig seyn, die soll mit ihrem toden Mann zum Grab gehn, mit ihr nehmen ihr Kleyder und Kleinot zu ihrem Leib gehörig, und nit mehr, und soll ihr Hauß zuschließen, und den Schlüßel von den Haus uff daß Grab legen; in Urkund aller derjenigen die mit ihr zum Grab gangen weren, und erleuben allen denjenigen die daß zu thun hetten, ihr Schuld mit Recht zu fordern auf dem Gut, darauf die Schuld stehen möchte, so sollte sie der Schuld unbelest pleiben« [nach NAHMER, Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts, Bd. 2 (1831), S. 986]. 2974 Vgl. GRIMM/HEUSLER/HÜBNER 1899 (wie Anm. 2973), S. 220 f.; SCHRÖDER 1871 (wie Anm. 2970), S. 167. 2975 Vgl. GRIMM/HEUSLER/HÜBNER 1899 (wie Anm. 2973), S. 244; SCHRÖDER 1871 (wie Anm. 2970), S. 166. In einer Bestimmung eines undatierten Herrenberger Stadtrechts heißt es hierzu: »Item daß ein Weib nach absterben Ires Ehemans, der mit schůlden beladen gewesen, die Schließel uff die baar legen, unnd darmitt von haab und gůet, doch mit ainer maß, was zůe irem Leib gehörig, abtretten mög, unnd allßdann den Gleübigern, von ires manns wegen unverbůnden sii« [Württ.ische LandBibl., Cod. jur 2° fol. 24, fol. 69v = Abschrift im HStA Stuttgart, A 42 B 2a, fol. 20r = Druck bei FISCHER, Versuch uͤ ber die Geschichte der teutschen Erbfolge, Bd. 2 (1778), S. 213 (ohne Quellenangabe; WEISSER, Das Recht der Handwerker (1779), S. 216 erwähnte nur, dass sich die Handschrift in der Herzoglichen Bibl. in Stuttgart befunden habe). Das Stadtrecht findet sich in einer Sammelhandschrift von diversen württembergischen Rechtsaufzeichnungen der Städte und Ämter von 1552, nachdem zur Erarbeitung eines neuen Landrechts sämtliche Städte und Ämter aufgefordert worden waren, Rechtsaufzeichnungen bis zum 7. Februar 1552 nach Tübingen zu senden [HESS, Familien- und Erbrecht im württembergischen Landrecht (1968), S. 14–19]. Die Sprache der Herrenberger Rechtsaufzeichnung weist aber in eine ältere Entstehungszeit. FRIEDRICH EBEL vermutete die Entstehung im Jahre 1503 [EBEL, Über Legaldefinitionen (1974), S. 130, Fn. 385 unter Bezug auf die Abschrift in HStA Stuttgart, A 42 B 2a]. Im Jahre 1503 erneuerte HERZOG ULRICH das Stadtrecht Herrenbergs, sodass die Aufzeichnung nach ROMAN JANSSEN möglicherweise hiermit in Zusammenhang steht; nach ihm hat sich das Stadtrecht allerdings nur in einer Zusammenfassung erhalten, wobei er seltsamerweise die hier verwandten Handschriften gar nicht aufführte [vgl. JANSSEN, Mittelalter in Herrenberg (2008), S. 141; 454]. Es ist hier allerdings nicht der Ort,

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Hinweise auf eine Verbreitung.2977 Inwieweit eine rechtliche Verwandtschaft bestand, ist nach dem Stand der bisherigen Erforschung unklar. Möglicherweise aber trug eine Regelung im Kleinen Kaiserrecht zur Verbreitung bei, denn ein Ausschlagungsrecht der Witwe wird in Kapitel 49 beziehungsweise 502978 des zweiten Buches beschrieben, wenngleich dort die rechtssymbolische Niederlegung am Grabe fehlt und stattdessen ein Verlassen des ehelichen Hauses unter Preisgabe des gesamten Vermögens ausschlaggebend war:2979 »Obe ein wip scholt gelden adir nit: (D)er keiser hat gesatzt und geboden das we eiin wip ist das mit irem man scholt hat gemaht mit alsulchen under scheyd als sie von dem grabe geet und iren man hat begraben So sal sie nit wiider gen in das hüsz das sie in usz getragen und sie sal an argelist alles des lon ligend und sten das in dem hüsz ist und auch anders wo wan findet man sie nit an der bescheydenheit gäntz So müsz sie die scholt gelden Doch so sol man ir iren wideman frii machen an alle hindernisze wan der keiser hat alles wideman heiszen frii machen an schaden.«2980

Unklar bleibt allerdings, für welche Schulden die Frau nach dem Tod des Ehegatten einzustehen hatte. Denkbar erscheint, dass solche Verbindlichkeiten gemeint

dem näher nachzugehen. Bekannt ist jedoch eine Nähe des Herrenberger Stadtrechts zu demjenigen von Tübingen [EBEL 1974 (wie Anm. 2975), S. 130, Fn. 385]. In Ulm wiederum sollte noch nach einer Ordnung von 1683 der Schlüssel von der Witwe dem Rat übergeben werden [WÄCHTER, Handbuch des im Koͤ nigreiche Wuͤ rttemberg geltenden Privatrechts, Bd. 1,1 (1839), S. 753, Fn. 104]. 2976 Vgl. etwa GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 222 f.; SCHRÖDER/KÜNßBERG 1932 (wie Anm. 569), S. 809; STOBBE, Handbuch des deutschen Privatrechts, Bd. 4 (1884), S. 97 f. Zu den französischen Quellen vgl. die Hinweise von FISCHER 1778 (wie Anm. 2975), S. 126 f. und GRIMM/HEUSLER/ HÜBNER 1899 (wie Anm. 2973), S. 216. 2977 Vgl. GOSEN, Das Privatrecht nach dem Kleinen Kaiserrechte (1866), S. 153 f., SCHRÖDER, Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Teil 2,3 (1874), S. 284 f. sowie zum ähnlichen Ritus des Bergen und Dachdings-Auftragen im neuzeitlichen lübischen Recht OESTMANN, Germanischdeutsche Rechtsaltertümer im Barockzeitalter (2000). 2978 Je nach Zählung. 2979 Vgl. hierzu knapp SCHRÖDER 1871 (wie Anm. 2970), S. 166. FUHRMANN 2001 (wie Anm. 979), S. 127 hingegen sah in diesen Regelungen des Kleinen Kaiserrechts irrig eine ausführliche Beschreibung des Mantelrechts und GOSEN 1866 (wie Anm. 2977), S. 151 f. gar das erste Auftauchen dieses Rechtsinstituts in den Quellen, wenngleich er auf das Fehlen der charakteristischen rechtssymbolischen Handlung hinwies. 2980 Nach MUNZEL-EVERLING 2003 (wie Anm. 2258), S. 33 auf Basis einer Niederschrift des Kleinen Kaiserrechts im Flörsheimer Gerichtsprotokollbuch. Vgl. ferner den Abdruck der inhaltsgleichen Überlieferungen in der Innsbrucker, Kreuznacher und Eschweger Handschrift bei MUNZEL 1974 (wie Anm. 699), S. 234 f. (dort Kapitel 50). MUNZEL 1986 (wie Anm. 169), S. 28 sah in dieser Bestimmung eine weitgehende Übereinstimmung zum Recht am Ingelheimer Oberhof, wenngleich nur dort das Symbol des Mantels verwendet worden sei.

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waren, die der Ehemann persönlich eingegangen war, oder aber solche, bei denen er über seine Muntgewalt auch für die Ehefrau gehandelt hatte.2981 Auffällig ist aber, dass die Frau das Haus mit aller Habe zu verlassen hatte, möglicherweise um dem Gläubiger den Zugriff auf dieses Gut zur Befriedigung seiner Ansprüche zu ermöglichen. Eine Verbindung zum Hinterlegen des Schlüssels scheint denkbar als Symbol für das endgültige Verlassen des abgeschlossenen Hauses,2982 kann der Schlüssel doch auch als Symbol häuslicher Gewalt aufgefasst werden.2983 Bemerkenswerterweise enthält eine heute in Innsbruck aufbewahrte, aber aus dem Rhein-Main-Gebiet stammende Handschrift des Kleinen Kaiserrechts2984 um 1430 neben Auszügen zu Frankfurter, Mainzer und Ingelheimer Rechtsgewohnheiten2985 im nachträglich um 1445 entstandenen2986 Register einen Verweis auf das Mantelrecht,2987 obgleich das symbolische Niederlegen des Mantels im Kleinen Kaiserrecht gar nicht explizit geregelt wurde. Dort heißt es: »Wie die frauwe die myt irem mane hat scholt gemacht nyt ist schuldig zu bezallen als sie iren man so ir gestorben ist laßet begraben und iren mantel off dem grabe let fallen und nyt in das hus weder get.«2988

Dies deutet wiederum darauf hin, dass im Rhein-Main-Gebiet die entsprechende Stelle des Kleinen Kaiserrechts wenigstens in der Mitte des 15. Jahrhunderts als Regelung des Mantelrechts verstanden wurde. Das Mantelrecht ist im Rahmen dieser Studie von Interesse, weil sich in Frankfurt hierzu aufschlussreiche Einträge in den Bürgermeisterbüchern aus der Mitte des 15. Jahrhunderts erhalten haben. Diese gehen vermutlich alle auf Anfragen der Schöffen von Friedberg zurück, was allerdings im Abdruck von JOHANN CHRISTIAN THOMAS nur bei einem der Einträge deutlich wird. Die Forschung beachtete deshalb den Umstand des externen Anstoßes bislang nicht, sodass etwa 2981

So BERCK, Ueber das bremische Güterrecht der Ehegatten (1832), S. 142. Auf diese Verbindung deutet das Saarbrücker Landrecht von 1321 hin [vgl. Anm. 2973]. 2983 GRIMM 1881 (wie Anm. 2969), S. 176 f.; 453. 2984 MUNZEL 1974 (wie Anm. 699), S. 41–44. 2985 MUNZEL 1974 (wie Anm. 699), S. 76. Nach ihrer eingehenden Untersuchung entstanden die Anmerkungen vermutlich im ausgehenden 15. Jh., vielleicht durch einen Fürsprecher für seine berufliche Praxis, und lassen deutlich romanistische Einflüsse erkennen [MUNZEL 1974 (wie Anm. 699), S. 149– 152]. Da die Fürsprecher, wie diese Untersuchung bereits zeigte, mitunter an mehreren Gerichten tätig waren, erscheint dies durchaus plausibel. Die Auszüge liegen bei MONE, Gewonheitsrechte zu Mainz, Frankfurt und Ingelnheim (1838), Sp. 360–362 (nach MUNZEL 1974 (wie Anm. 699), S. 76 mit kleinen Lesefehlern) sowie bei MUNZEL 1974 (wie Anm. 699), S. 433–438 gedruckt vor. 2986 MUNZEL 1974 (wie Anm. 699), S. 54–61. 2987 MUNZEL 1974 (wie Anm. 699), S. 45. 2988 Nach MUNZEL 1974 (wie Anm. 699), S. 404. 2982

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LUDWIG HEINRICH EULER zu diesen Einträgen bemerkte, dass »sie zugleich darthun, wie vielfach sich der Rath mit diesem Gegenstande beschäftigt hat«.2989 Am 7. Oktober 1450 wurde im Bürgermeisterbuch Frankfurts vermerkt: »It(em) die frauwe die den mantel hat lassen fallen berechte die uff den heilig(en) das sie nicht behald(en) habe nach irs mans tode uff die farnnis solichs den von friedb(er)g schr(iben)«.2990 Sichtbar wird hier, dass sich in Frankfurt die Witwe nach dem Tode des Ehegatten von Schulden befreien konnte, indem sie eine rechtssymbolische Handlung, das Mantelniederlegen auf dem Grab des Gatten durchführte, und das Vermögen preisgab. Welcher Art die Schulden waren, für die sie einstehen musste, geht hieraus nicht hervor. Aufgrund der Streichung des letzten Teils im Eintrag von 1450 bleiben zudem Unsicherheiten bestehen, ob tatsächlich denen von Friedberg Auskunft erteilt wurde. Bereits ein Jahr später wurde das Mantelrecht erneut thematisiert, denn am 12. Oktober 1451 wurde im Bürgermeisterbuch protokolliert: »It(em) den scheffe(n) zu friedb(er)g schr(iben) so ma(n) sich [?] dez v(er)eynten [?]2991 sy laße(n) wiß(en) It(em) wan ey(n) frauwe ire(n) mantel oder pat(er)nos(ter) uff irs hußwirt(s) selig(en) grabe fale(n) lesst und nit me dan ey(n) cleit anhelt unge(ver)lich und das mit de(m) eide ber(echte) obe sie darnach wole zu naru(n)ge qwam so ist sie nit schuldig scholt zubezale(n) die ir hußwirt gemacht hette«.2992

Hierbei ist aufgrund der Protokollierung mit einem Absatz nicht ganz eindeutig, ob eine Anfrage aus Friedberg zugrunde lag. Der Eintrag ist zudem stark abgekürzt und schwer lesbar.

2989

EULER 1841 (wie Anm. 154), S. 58. ISG Frankfurt, Bmb., 1450, fol. 48v ≆ Eintrag 1 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 519 (fehlerhaft und unvollständig). JOHANN CHRISTIAN THOMAS gab für diesen wie auch die folgenden Einträge an, diese den »Rathsprotocollen« entnommen zu haben, die allerdings in Form der Ratschlagungsprotokolle selbst vor den Verlusten des Zweiten Weltkrieges nicht vor dem Jahr 1498 vorhanden waren, die Ratsprotokolle als solche gar erst ab 1542 [vgl. JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 35 f.]. Allerdings war es im 19. Jh. wohl üblich, die Bürgermeisterbücher als Ratsprotokolle zu bezeichnen [bspw. RÖMERBÜCHNER 1855 (wie Anm. 110), S. IV]. Demnach irrte auch MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 71, Fn. 1, wenn er in Bezug auf die erwähnten Einträge bei JOHANN CHRISTIAN THOMAS angab, dass eine Nachprüfung nicht mehr möglich gewesen sei, da die Bände bis 1542 beim Archivbrand 1944 vernichtet worden seien. 2991 Der Dank des Verfassers gilt ANETTE BAUMANN in Wetzlar, die bei der Lesung der Stelle behilflich war. 2992 ISG Frankfurt, Bmb., 1451, fol. 47v ≙ Eintrag 2 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 519 (unvollständig) ≆ Druck bei LERSNER 1734 (wie Anm. 789), S. 676 (modernisiert und unvollständig). 2990

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Abb. 11: Frankfurter Bürgermeisterbucheintrag vom 12. Oktober 1451 zum Mantelrecht2993.

Allerdings wurden vor dem ersten Eintrag, das Schreiben an Friedberg betreffend, ein »no(ta)« vermerkt und vor den beiden »It(em)« wieder am Rande jeweils zwei Hinweiszeichen, was auf einen Zusammenhang hindeutet. Zudem lassen sich andere Bürgermeisterbucheinträge finden, bei denen mehrere infolge durch ›Item‹ eingeleitete Eintragungen eindeutig zusammengehören. Inhaltlich wird nun offenbar, dass auch eine Regelung für den Fall bestand, dass die Witwe nachträglich wieder zu Vermögen kam. Ein Jahr später zu Beginn des Augusts 1452 baten offenbar die Schöffen in Friedberg erneut um Unterweisung in eben jenem Mantelrecht, welche ihnen dann zwei Frankfurter Schöffen gaben: »It(em) die fründe gein Friedberg uff sontag nest und yne auch laßen so sie ir fründe von deß mantel falle wege(n) darschicke(n) so wulle yne die scheffe(n) underwisung tun wycker frosch, heinrich wyss«.2994

Unklar bleibt allerdings, ob es sich um eine Oberhofanfrage handelte, wofür allerdings die Beantwortung durch Frankfurter Schöffen spricht. Außerdem hatten 1451 die Friedberger Schöffen in gleicher Sache angefragt. HELMUT MERTZ hingegen erblickte hierin den seltenen Fall einer allgemeinen Rechtsauskunft des Oberhofs,2995 worauf wiederum die Beratung im Rat und die damit einhergehende 2993

Ausschnitt von ISG Frankfurt, Bmb., 1451, fol. 47v nach der Mikroverfilmung im ISG Frankfurt. ISG Frankfurt, Bmb., 1452, fol. 28v ≆ Eintrag 3 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 519 (modernisiert). 2995 MERTZ 1954 (wie Anm. 20), S. 40, 71. 2994

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Protokollierung im Bürgermeisterbuch, nicht im Gerichtsbuch hinweist. Endgültig lässt sich diese Frage anhand der zur Verfügung stehenden Quellen nicht mehr klären. Da allerdings die Frankfurter Schöffen antworteten, darf davon ausgegangen werden, dass sie die Darlegung anhand ihrer in der Praxis geübten Rechtskenntnis trafen. In Friedberg wiederum sind die Ratsprotokolle leider erst ab 1486 in unvollständiger Reihe erhalten2996 und die frühesten Fragmente der städtischen Gerichtsbücher beginnen 1455/56,2997 sodass sich weder der konkrete Anlass der Anfragen in Frankfurt klären lässt, noch, ob die Friedberger Schöffen davor ein Mantelrecht kannten und wie sie es gegebenenfalls handhabten. Allerdings zeigt ein Eintrag in den Friedberger Ratsprotokollen vom 16. Mai 1493, dass im ausgehenden 15. Jahrhundert dort das Mantelrecht in Form des Niederlegens eines Paternosters in Übung war: »Als Cristens hen tods abgang(en) die f[rau]w das p[ate]r(noster) [?] [Ergänzungen jeweils nach Textverlust durch Moderschaden] uff das grabp gelegt […] [unleserliches Wort] und vast schulde gelaßen hait, und man v(er)stet wie die sin mutt(er) daß Ihene was sin der gnant Ir sone v(er)laßen, hen entfremde. Unde derhalben die schuldener(n) nit zu bezalung(e) komen mog(en), ist beschloßen daß man soll schick(en) nach sin(er) hußfr(auwen) und mutt(er), und sie befrag(en) uff den eidt daß sie sag(en) was da gewes, und ob sie etwas hinweg getrag(en), daß widd(er) zustell(en), dan so man ub(er) kurcz ad(er) lang erfarn daß sie etwas abgetrag(en) und v(er)halt(en) hett(en), wolt man sie straff(en) daß man soll sehen daß man der dinge dermaßen nit nachlaß(en) noch gestad(en) will«.2998

Interessant ist dieser Friedberger Fall von 1493 auch deshalb, weil offenbar die Witwe versucht hatte, das Mantelrecht zu missbrauchen, indem sie über die Mutter des Verstorbenen Teile des Nachlasses zu veräußern versuchte, ohne diese Nachlassteile den Gläubigern zur Schuldentilgung überlassen zu haben.2999 Die Frankfurter Bürgermeisterbucheinträge wiederum liefern deutliche Hinweise darauf, dass die vermutlich wiederholten Anfragen aus Friedberg zu einer vertieften Beschäftigung mit dem bereits bekannten Mantelrecht führten. Jedenfalls ist es auffällig, wenn das Mantelrecht in Frankfurt erstmals 1460, also kurz

2996

SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 38 f. DREHER 1910 (wie Anm. 198), S. 19 listet den ersten Band hingegen ab 1530. 2997 SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 37. 2998 StadtA Friedberg i. Hessen, Depositum Konv. 12/3, fol. 173v (16. Mai 1493) ≆ Eintrag 236 im Urkundenanhang bei SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 111 (ohne Folioangabe und unvollständig). 2999 SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 201. Vgl. zu diesem konkreten Fall auch Eintrag 240 im Urkundenanhang bei SCHARTL 1987 (wie Anm. 605), S. 113 vom 5. Juli 1493, wonach der Nachlass unter den Gläubigern aufgeteilt wurde.

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nach den Friedberger Anfragen, Gegenstand einer umfangreichen Regelung in einem städtischen Gesetzbuch wurde, wo unter anderem auch Fragen der Wiederverheiratung geklärt wurden: »Der rat hat sich vereyniget und gesatzt, wan sich fuget, das eyn frauwe nach tode irs huswirts umb irer schulde und node willen iren mantel oder paternoster off sinem grabe liesze, obe die darnach der schulde halb, die sie und ire man miteyn gemacht hetten, rechtlich angesprochen wurde, so ferre die frauwe dan mit irem eide berechtit, das sie des guts, das sie und ire manne miteynander gehabt hetten, ligende oder farende, semplich oder besondern, wenig oder vil, nit mit ire gnomen oder sost ire zu behalten verschaffen, ire darnach zu notze wyder zukommen bestalt habe, dann alleyn ire cleidere, dainne sie gangen und gestanden habe off dem grabe, da sie den mantel oder paternoster liesz, das sie denselben dan off die ziit entgangen und nichts plichtig sin sal. Weres aber sache, das ire daraffter, als sie noch unverandert were, erbe und narunge anfiele oder sost erwurbe, wurde sie dan umb die fordere scholt angesprochen, wiewole sie die berechtunge, als vorgeschriben steet, getan hette, so sulte sie doch derselbe eit herinne nit schuren. Weres aber, das dieselbe frauwe sich wyder zv eym andern manne verandern wurde, der narunge hette oder sie beide biieynander erwurben, wurden dan die frauwe und manne darnach umb die fordere scholt, bii dem ersten manne gemacht, mit rechte angelanget, so sulden sie des nit plichtig sin zu bezalen, es were dan, das von der frauwe, siten wegen ine erbe und gude anfiele oder offersturben, deshalb sulde den schuldenern ire rechte unbenommen sin.«3000

Diese Regelung stimmt zunächst mit den in den Bürgermeisterbucheinträgen sichtbaren Grundsätzen überein und gestaltet diese erkennbar weiter aus. Die Frau konnte sich von den Schulden befreien, wenn sie die symbolische Handlung am

3000

Ratsgesetz 267 vom 13. November 1460 bei WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 353 f. = Druck bei ORTH, Noͤ thig- und nuͤ tzlich-erachteter Anmerckungen Uber die so genannte erneuerte Reformation Der Stadt Frankfurt, Teil 2 (1744), S. 108. In Eintrag 5 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 520 findet sich eine undatierte Quelle aus dem Frankfurter StadtA, die inhaltlich übereinstimmende Regelungen enthält, mitunter aber sprachlich abweicht. In der Narratio werden im Gegensatz zum Ratsgesetz Schöffen und Rat genannt, auf deren Übereinkommen die Regelungen beruhten. Dies spricht gegen die von EULER 1841 (wie Anm. 154), S. 59 geäußerte Ansicht, dass es sich nur um eine andere Niederschrift desselben Ratsgesetzes handele. JOHANN CHRISTIAN THOMAS gab nur an, dass er den Text einem mit »statuta« bezeichneten Band im StadtA Frankfurt entnommen habe. Anhand dieser Angaben ließ sich keine Archivalie im heutigen ISG identifizieren, insbesondere nicht im Bestand der Gesetzbücher [vgl. die Übersicht bei JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 26–29; WOLF 1969 (wie Anm. 150), S. 33–35; WOLF, Zur Gesetzgebung der Reichsstadt (2001), S. 635 f.]. Allerdings findet sich im ISG Frankfurt, GRO, Nr. 19 offenbar ein Entwurf hierzu, dessen Text nach Berücksichtigung der Streichungen und Ergänzungen mit dem abgedruckten übereinstimmt. Die darauf in moderner Zeit angebrachte Datierung »13.11.1460« jedoch dürfte falsch sein, da das Stück undatiert ist und sich die Datierung vermutlich aus der Annahme speist, es handele sich um eine weitere Abschrift des genannten Ratsgesetzes [so wohl auch Eintrag 532 bei HALBLEIB/WORGITZKI 2004 (wie Anm. 153), S. 88], was aber nicht zutreffend sein dürfte.

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Grab des Ehegatten ausführte und sogleich durch Eid bekräftigte, einzig noch die Kleider am Leibe zu besitzen. Bei der Behandlung danach erworbenen Vermögens aber zeigt sich eine deutliche Präzisierung. Während in dem Eintrag von 1451 nur angedeutet wurde, dass wohl auch nacherworbenes Vermögen, »narunge«, von der Befreiung miterfasst sein sollte, so regelt das Ratsgesetz von 1460 nun diesen Fall detaillierter. Kam die Witwe zu neuem Vermögen, so lebte die alte Schuld wieder auf, heiratete sie aber erneut und brachte der neue Ehemann Vermögen mit in die Ehe, so galt dies nicht. Die Schuld war demnach eine persönliche der Witwe. Vor allem einige Autoren des 19. Jahrhunderts erblickten hier eine von der Rezeption römischen Rechts beeinflusste Rechtsänderung zwischen 1451 und 1460, bei dem die ›cessio bonorum‹ nur noch dem eingebrachten Vermögen des zweiten Ehegatten zugutekommen sollte.3001 Auffällig ist aber, dass die Frankfurter Reformation von 1509 das Mantelrecht nicht mehr ausdrücklich benannte, sondern im Hinblick auf von beiden getätigte Handelsgeschäfte anordnete: »Es wolt sich dan(n) gebruchen der fryheit gena(n)t Cessionis bonorum nach inhalt der recht oder unser statuten.«3002 Bemerkenswerterweise nannten aber weder die beiden Bürgermeisterbucheinträge von 1450 und 1451 noch das Ratsgesetz von 1460, welcher Art die beiderseitige Schuld der Ehegatten sein sollte,3003 wohingegen die Reformation von 1509 hierunter offenbar vor allem gemeinsam getätigte Handelsgeschäfte fasste. Einzig in einer Anmerkung hierzu im Handexemplar JOHANN FICHARDS3004 wird das Mantelrecht noch greifbar: »Nota das Statut sagt allein von der Frauen, sie die scholt nach des mans tot nit bezale will, wie sie die schlussell und das p(a)t(e)rn(o)st(er) uff das grab leg(en) soll. fol. 61.«3005 Dies darf wohl so gedeutet werden, dass der Rechtsverweis in der Reformation von 1509 als Verweis auf das bereits erwähnte Ratsgesetz von 1460 verstanden werden sollte. Wahrscheinlich aus diesem Grunde erblickten einige Autoren des 19. Jahrhunderts dann auch bereits in diesem Ratsgesetz das Ergebnis der Rezeption römischen

3001

Vgl. BERCK 1832 (wie Anm. 2981), S. 167; EULER 1841 (wie Anm. 154), S. 59; SCHRÖDER 1871 (wie Anm. 2970), S. 167; SCHWARZ, Die Gütergemeinschaft der Ehegatten nach fränkischem Rechte (1858), S. 44, Fn. 2. BENDER, Handbuch des Frankfurter Privatrechts (1848), S. 502 wies zwar auf die Rechtsänderung hin, sah aber wohl keinen römischrechtlichen Einfluss. 3002 UniBibl. Frankfurt, Ausst. 144a, fol. 25v. 3003 Hierauf wies auch BERCK 1832 (wie Anm. 2981), S. 167 hin. 3004 Nach Eintrag 29 bei JUNG 1909 (wie Anm. 77), S. 25; ZÜLCH 1916 (wie Anm. 2052), S. 155, Fn. 22. 3005 ISG Frankfurt, Gesetze, Nr. 29, fol. 39v ≆ Druck bei EULER 1841 (wie Anm. 154), S. 59, Fn. 36 (modernisiert). Zu den zahlreichen Anmerkungen vgl. allgemein COING, Zur romanistischen Auslegung von Rezeptionsgesetzen (1946), S. 264–277.

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Rechts.3006 Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass sich der Frankfurter Rat bereits 1460 in der städtischen Gesetzgebung romanistische Rechtsgrundsätze zu eigen machte, denn nach den Untersuchungen von HELMUT COING und FRIEDRICH EBEL setzte die Rezeption in Frankfurt erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts ab den 1480er-Jahren ein.3007 Die Präzisierung im Hinblick auf nacherworbenes Vermögen könnte viel eher einem veränderten Bedürfnis nach größerem Schutz der Gläubiger entsprungen sein und nicht einem Rezeptionsvorgang.3008 Hierbei ist schon unklar, inwieweit die Quellen tatsächlich eine Rechtsänderung zwischen 1451 und 1460 sichtbar werden lassen. Denn nur der knappe Bürgermeisterbucheintrag von 1451 geht auf die Frage nacherworbenen Vermögens ein und das auch nur beiläufig. Wie die Rechtspraxis gegebenenfalls im Detail verfuhr, bleibt ungeklärt. Allerdings darf bei aller Unsicherheit nicht verkannt werden, dass der Detaillierungsgrad der Regelungen infolge mehrmaliger Beschäftigung mit der Thematik zunahm. Im Jahr 1484 wird in einem Bürgermeisterbucheintrag dann ein Wandel des Mantelrechts sichtbar. Die öffentliche und vor allem nichtschriftliche Handlung sollte allen Rechtsgenossen eine Rechtsänderung anzeigen. 1484 wird dann eine Veränderung dieser Rechtssymbolik zu einem schriftlichen Verfahren deutlich: »It(em) als die fr(auw) den mantel off d(em) grabe hat lass liegen das ire offzeichne der oberst richt(er) und gerichtsschr(eiber).«3009 Ähnlich wie bei den Kerbhölzern und den aufkommenden Kerbzetteln vollzog sich offenbar auch hier der Wandel von einer symbolischen Handlung hin zur Schriftlichkeit. Interessant ist hierbei, dass der Gerichtsschreiber und nicht etwa ein Stadtschreiber mit dem Obersten Richter tätig werden sollte, was auf die Nähe zu gerichtlichen Handlungen hindeutet. Hinweise auf die gerichtliche Praxis des Umgangs mit dem Mantelrecht sind leider spärlich. HELMUT COING erwähnte heute nicht mehr erhaltene Urkunden in den ›Varia Judicialia‹, in denen Witwen ausdrücklich erklärt hatten, auf den Nachlass ihres Gatten zu verzichten.3010 In den bei JOHANN CHRISTIAN THOMAS abgedruckten Auszügen aus den Schöffengerichtsprotokollen findet sich gerade einmal ein Eintrag vom 9. April 1481, der mit dem Mantelrecht in Zusammenhang steht und auch nur stark modernisiert abgedruckt wurde.3011 Bei ge-

3006

Wie Anm. 3001. Vgl. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 86–141. 3008 GOSEN 1866 (wie Anm. 2977), S. 151 schien allgemein im sog. Mantelrecht eine Parallelentwicklung zum römischen Recht zu sehen. 3009 ISG Frankfurt, Bmb., 1484, fol. 21v = Eintrag 4 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 519. 3010 Vgl. COING 1939 (wie Anm. 11), S. 76. 3011 Vgl. Eintrag 80 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 504. 3007

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nauem Hinsehen wird aber deutlich, dass die Witwe sich zwar offenbar auf das sogenannte Mantelrecht bezog, indem sie geltend machte, »daß sie nach seinem [gemeint ist der des Ehegatten] tode das ihre stehen und liegen lassen, umb als eyne arme frauwe, die soliche schult nit zu bezalen vermochte, hette müßen rumen«,3012 wenngleich eher in der Form des Kleinen Kaiserrechts mit der Preisgabe des ehelichen Hauses und Vermögens als der symbolischen Niederlegung am Grabe des Ehegatten. Jedoch drehte sich der Prozess nicht hierum, sondern vielmehr um einen im Nachhinein abgeschlossenen Vergleich, eine »rachtung«. Unklar bleibt also, wie das Schöffengericht mit dem Mantelrecht der Witwe umging, da es als solches nicht Prozessgegenstand war.3013 Möglicherweise gab es eine Kombination der im Kleinen Kaiserrecht genannten Pflicht, nicht in das Haus zurückzukehren, und dem Mantelrecht als solchem in der Praxis. Dies könnte zugleich erklären, warum im oben erwähnten Register der aus dem Rhein-Main-Gebiet stammenden sogenannten Innsbrucker Handschrift des Kleinen Kaiserrechts aus der Mitte des 15. Jahrhunderts das Mantelrecht Erwähnung fand. Für Gelnhausen ist die Quellenlage sehr schmal, wenigstens ein Eintrag im ältesten Gerichtsbuch der Stadt bietet aber einen Hinweis auf ein ausgeübtes Mantelrecht. Am 26. November 1411 wurde im Gerichtsbuch eigens mit Bemerkung »coram scabinis« eingetragen: »S(an)citu(m) est Sint d(er) tzijt daz khed(er) houbten uff ir(en) elichin mannes selig(en) grabe uz gegang(en) ist, Swert sie danne tzu den heiligen, daz sie yme nicht gen [?]3014 Hartma(n) Wan geret habe So sie sie yme entgang(en) um die iij gul(den) und iiij tor(nen).«3015

Der knappe Eintrag erschwert eine belastbare Aussage über das Mantelrecht in Gelnhausen im Detail.3016 Jedenfalls aber war diese rechtssymbolische Handlung offenbar bereits im beginnenden 15. Jahrhundert in Gelnhausen bekannt und in Gebrauch. In den Ingelheimer Quellen lässt sich das Mantelrecht wieder deutlicher fassen.3017 Nach ANDREAS SAALWÄCHTER, der die Ingelheimer Quellen noch ungeschmälert überblicken konnte, fand sich der früheste Hinweis aus dem Jahr 1379, 3012

Eintrag 80 bei THOMAS 1841 (wie Anm. 42), S. 504. Dies übersah offenbar etwa SCHRÖDER 1871 (wie Anm. 2970), S. 167, Fn. 11. 3014 Aufgrund der Streichung schwer lesbar, EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 18 las hier »gen«, allerdings zeigt das Wort sehr deutliche Übereinstimmungen zu dem nachfolgenden »geret«. 3015 StA Marburg, Best. 330 (Gelnhausen), Nr. 56, fol. 22r = Eintrag 12 bei EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 18. 3016 EULER 1874 (wie Anm. 43), S. 25 verwies auf Ähnlichkeiten zu Frankfurt. 3017 Vgl. aus der bisherigen Forschungsliteratur GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 222 f. und SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 52. 3013

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wofür er allerdings keine näheren Quellenangaben machte.3018 Als ältesten Hinweis lässt sich nur noch ein Eintrag im Ober-Ingelheimer Uffgiftbuch vom 19. Februar 1407 einsehen, in dem das Mantelrecht sichtbar wird: »It(em) Gerhus Rodichin selge(n) frauwe ist gewiset hette sie ire(n) mantel uff dem grabe lassen falln und nit widd(ir) uff Rod(es) gud gegang(en), so were sie die schult nit schuldig zubezal(en).«3019

Offenbar gab es also den Brauch, dass sich die Witwe über das Niederlegen des Mantels von der Schuld befreien konnte. Mehr jedoch gibt der knappe Eintrag nicht preis. Ausführlicher ist jedoch ein Eintrag vom 19. Juni 1414 aus einem verlorenen Ober-Ingelheimer Haderbuch: »Nota. Sententia. Item Wernher Kiz dochter, Dreschs husfraue, had gefreget, ir man habe sie bewidemet, obe der man nit enwere, obe sie mit dem widem uzge mochte, daz sie der schulde nit zu schicken hette? Sententia: Het sie uz alse recht ist, so had sie der schulde nit zu schicken. Das recht ist: sie sal ime nachfolgin zu grabe, und wan er begraben ist, so sal sie den mantel off dem grabe lassen fallen und dan nit forters in daz hus gee, und mag auch ire farnde habe, ee er begrabin wurth, uz dun.«3020

3018

SAALWÄCHTER 1958 (wie Anm. 2112), S. 16 verwies auf nicht näher spezifizierte Beispiele aus den Jahren 1379, 1444, 1505 und 1517. ANNA SALLWÄCHTER verwies konkreter auf »Haderb. O.-I. 1440– 1446, Bl. 225 (1444); ferner Haderb. O.-I. 1476–1481, Bl. 205‘ (1481), Fragment Haderb. O.-I. 1499 bis 1502, Bl. 18‘ (1498) und Haderb. N.-I. 1514–1518, Bl. 139‘ (1517)« [SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 51, Fn. 298], später dann auch »Auflaßb. O.-I. 1399–1434, Bl. 91 (1407); vgl. Beil. 75« [SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 51, Fn. 299] sowie »Haderb. O.-I. 1413–1420, Bl. 27 (1414)« [SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 51, Fn. 300]. Eine Nachprüfung der Angaben ist nicht immer möglich. Der Eintrag im Ober-Ingelheimer Haderbuch ab 1440 ist zu finden [StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1440–1445, fol. 225r]. Ein Ober-Ingelheimer Haderbuch mit der Laufzeit 1476 bis 1481 ist jedoch nicht bekannt, im vermutlich gemeinten Ober-Ingelheimer Haderbuch von 1476–1485 findet sich aber aus dem Jahr 1481 ein Hinweis auf das Mantelrecht [StadtA Ingelheim, Haderbuch OberIngelheim, 1476–1485, fol. 197v]. Ein Ober-Ingelheimer Haderbuch-Fragment ab 1499 ist zwar bekannt, jedoch findet sich auf dem angegebenen Blatt 18 kein Eintrag zum Mantelrecht, zumal sich darin auch keine Einträge aus dem Jahr 1498 befinden. Das Nieder-Ingelheimer Haderbuch von 1514–1518 ist nicht vorhanden, jedoch findet sich der von ANNA SAALWÄCHTER in Bezug genommene Eintrag im StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim 1514–1518, fol. 139v. Der Eintrag von 1407 im StadtA Ingelheim, Uffgiftbuch Ober-Ingelheim 1399–1434, fol. 91r ist vorhanden. Der Verbleib des Ober-Ingelheimer Haderbuchs von 1413–1420 ist ungeklärt, allerdings liegt der entsprechende Eintrag als Beilage 75 bei SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 121 gedruckt vor. 3019 StadtA Ingelheim, Uffgiftbuch Ober-Ingelheim 1399–1434, fol. 91r = Druck als Beilage 75 bei SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 119 ≆ modernisierter Druck bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 223. 3020 Beilage 85 bei SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 121 auf Grundlage des verlorenen OberIngelheimer Haderbuchs von 1413–1420 ≆ modernisierter Druck bei GUDIAN 1968 (wie Anm. 1), S. 223.

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In dieser Protokollierung nun wurde diese rechtssymbolische Handlung deutlich ausführlicher, sogar in abstrakter Form erläutert. Demnach hatte nun die Witwe zusätzlich noch die Möglichkeit, alle beweglichen Sachen aus dem Haus herauszunehmen. Vermutlich sollte so eine Befriedigung der Gläubiger erleichtert werden. Ebenso wird in den späteren Haderbüchern die symbolische Handlung erwähnt, etwa mit der Wendung »also habe sie off die zijt den mantel off dem grabe laißen ligen«.3021 In den Oberhofprotokollen hingegen findet sich nur ein einziges Mal am 31. März 14513022 ein Hinweis auf das Mantelrecht und auch nur in der Sachverhaltsschilderung durch die anfragenden Schöffen aus Sauer-Schwabenheim, die mitteilten: »Item Pauwels Henne [der Kläger] spricht und hofft: sit dem male das Heinze Helwecke von dodes wegen abegegangen ist und sine frauwe den mantel nit hait lassen lihen uf dem grabe, und noch hute zu tage in den guden beide sitzent, die Heinze Helwecke besessen hait«.3023

Jedenfalls wird aber deutlich, dass offenbar ebenfalls in Sauer-Schwabenheim die symbolische Handlung des Mantelniederlegens verbreitet war. Auch im nahen Oppenheim findet sich in einer Rechtsaufzeichnung, die der Sprache und Schrift nach dem ausgehenden 15. Jahrhundert oder beginnenden 16. Jahrhundert zuzuordnen ist, ein Hinweis auf das Mantelrecht: »Item wann ein frauwe den Mantel uff dem grab liegen läßt, wurdt Ir dan darnach Zŭgesprochen und schwert sie uff den heijligen als recht ist daß sie Ires mannes erbteyl oder gŭtts nichts genomen oder behaltten hab So ist sie dem kleger nichts pflichtig.«3024

Im 16. Jahrhundert schließlich wurde die Handlung offenbar weiterentwickelt, jedenfalls fand sich ein Fall von 1505 im Haderbuch von Wackernheim, in dem sogar die Möglichkeit sichtbar wird, dass eine Frau im Namen ihrer Miterben durch das Hinterlegen des Mantels das Erbe ausschlug.3025 In Nieder-Ingelheim schließlich konnte 1517 offenbar Schlüssel oder Mantel niedergelegt werden.3026 ANNA SAALWÄCHTER berichtete außerdem, dass sich in der rheinhessischen

3021

StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485, fol. 17v, 197v. LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 314 löste das Datum falsch auf. 3023 Eintrag 265 bei LOERSCH 1885 (wie Anm. 19), S. 314 auf Basis des verlorenen Oberhofprotokollbandes II. 3024 StA Darmstadt, C 1 B, Nr. 51, fol. 156r-v = Druck bei FRANCK 1859 (wie Anm. 1872), S. 199. 3025 Nach SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 52 auf Basis des 1944 verbrannten Wackernheimer Haderbuchs von 1502–1516. 3026 StadtA Ingelheim, Haderbuch Ober-Ingelheim, 1514–1518, fol. 139v: »sein hußfraw die schlussel od(er) mantell uffs grap gelegt«; hierauf verwies auch SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 52, gab aber irrig ein Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1514–1518 an. 3022

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Rechtslandschaften: Gemeinsame Rechts- und Verfahrensgrundsätze

Mundart der 1930er-Jahre die Redensart, einen Schlüssel auf das Grab zu legen, um den Erbverzicht zu erklären, immer noch erhalten hatte,3027 was für eine tiefe Verwurzelung der letztlich im Kern mittelalterlichen Rechtsymbolik spricht. Im Rahmen dieser Untersuchung ist es nicht notwendig, die Verbreitung und Verwandtschaft des Rechtsinstituts im Allgemeinen zu klären. Von Bedeutung ist jedoch, dass sich Hinweise auf eine im Kern ähnliche Handhabung des sogenannten Mantelrechts an den hier untersuchten Gerichten erhalten haben. Wiederum also lässt sich eine Rechtsgewohnheit fassen, die offenbar unabhängig von Oberhöfen weiträumig Verbreitung fand, denn mit Oberhofweisungen lässt sich die im Kern gleichförmige Handhabung in verschiedenen benachbarten Rechtslandschaften bereits im beginnenden 15. Jahrhundert kaum erklären. Da das Kleine Kaiserrecht eine Regelung zum dahinter liegenden Haftungsproblem aufweist, dürfte dies sicher begünstigend gewesen sein. Wenn also die Oberhöfe auf diesem Gebiet rechtsvereinheitlichend wirkten, dann vermutlich wieder in der konkreten Ausgestaltung, nicht aber in der Verbreitung der Rechtssymbolik als solcher. Die Frankfurter Quellenbeispiele zum Mantelrecht lassen aber auch eine durch Anfragen anderer Gerichte veranlasste Konsolidierung der eigenen Rechtsgewohnheiten erahnen. Es erscheint hierbei plausibel, dass die Anfrage anderer Gerichte dazu führte, dass sich die Schöffen des Oberhofs aufgrund der Erkundigung mit den eigenen Rechtsregeln vertieft auseinandersetzen mussten, um qualifiziert antworten zu können. Beim Mantelrecht wiederum scheinen die Frankfurter Rechtsgewohnheiten zunächst nur rudimentär ausgeprägt gewesen zu sein. Jedenfalls fragten die Friedberger Schöffen wohl häufiger an, um letztlich eine zufriedenstellende Antwort zu erhalten, und der Rat Frankfurts wurde parallel mit einer eigenen, detaillierten Gesetzgebung aktiv. Wenngleich dies bei ungünstiger Überlieferungslage der einzige derartige Hinweis auf eine Rechtskonsolidierung im Inneren aufgrund äußerer Anfragen darstellt, scheint die Ausgangssituation keineswegs so außergewöhnlich, dass sie nicht häufiger denkbar wäre. Ebenso kann die oben bereits behandelte Gelnhäuser Stadtrechtsauskunft für Iphofen aus dem Jahr 1424 letztlich als eine extern veranlasste Konsolidierung und Vergewisserung der eigenen Rechtsgewohnheiten angesehen werden. Eine differenzierte und vor allem abstrakte Beschreibung der eigenen Gewohnheiten zu Fragen des Verkaufs in der Form eines Weistums konnte der Rat Gelnhausens wohl erst dann geben, als er sich hierüber intern versichert hatte. Obgleich die Quellen hierzu fehlen, dürfte die Notwendigkeit der abstrakten Niederschrift vermutlich auch einen Effekt auf die Handhabung des Verkaufs zinsfälliger Güter in Gelnhausen gehabt haben, für die nun eine Regelung schriftlich bereitlag. 3027

SAALWÄCHTER 1934 (wie Anm. 106), S. 52.

Rechtslandschaften: Gemeinsame Rechts- und Verfahrensgrundsätze

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VII. Zusammenschau Zusammenfassend betrachtet ergibt die vergleichende Untersuchung der Rechtslandschaften in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim viele Hinweise auf im Kern ähnlich geübte Rechtsgewohnheiten, die aber im Detail durchaus entscheidend differieren konnten. Die erkennbaren Gemeinsamkeiten lassen im Zusammenspiel mit der Analyse von Rechtsweisungen des Ingelheimer Oberhofs zur Verwerfung abweichender Rechtsgewohnheiten anderer Gerichte ein Bild entstehen: Hiernach dürfte die Verbreitung spezifischer Rechtsgewohnheiten, etwa der Schadensklage oder des Mantelrechts, unabhängig von Oberhofweisungen erfolgt sein und vermutlich auch zeitlich vor der Entstehung der Oberhoftätigkeiten liegen. Beim Mantelrecht etwa ist ein Zusammenhang mit dem Kleinen Kaiserrecht durchaus anzunehmen. Vor allem aber zeigen die, wenngleich vergleichsweise seltenen, Ingelheimer Oberhofweisungen zu abweichenden Rechtsgewohnheiten, dass die Ingelheimer Schöffen niemals eine gänzlich neue Gewohnheit mit ihrer Unterweisung zu übertragen versuchten, sondern immer nur die konkrete Ausgestaltung anglichen, etwa im Hinblick auf notwendige Förmlichkeiten. Es wird also ein Stufenmodell sichtbar, bei dem die Oberhöfe auf einer zweiten Ebene wirken konnten. Die von FRIEDRICH EBEL postulierte unifizierende Kraft des Oberhofrechts ist also durchaus greifbar, darf aber zugleich nicht überschätzt werden. Denn die einzelnen Gerichte fragten im Ergebnis meist nur selten bei einem Oberhof an. Trotz aller Bindungsversuche mit Ausfuhrgelöbnissen und sogar der Instrumentalisierung der Privatanfragen bis 1418 war dies für den Ingelheimer Oberhof wegen der seriellen Überlieferung besonders offensichtlich. Hinzu kam ein Wesenszug der Oberhofzüge, der bislang zu wenig Beachtung in der Forschung fand, nämlich der wenigstens faktischen Freiwilligkeit sowohl der Oberhofwahl als auch der Befolgung der einzelnen Weisungen. Nur wenn die Schöffen die Weisung annahmen, mussten sie diese vollständig umsetzen, wie einige Quellenhinweise deutlich zeigen. Andernfalls konnten sie diese aber durchaus gänzlich ignorieren. Diese doppelte Freiwilligkeit muss als deutliche Einschränkung der Leistungsfähigkeit der Oberhöfe im Hinblick auf Rechtsangleichungen verstanden werden. Denn über unterschiedliche Oberhöfe konnten im Einzelfall unterschiedliche Rechtsgrundsätze gewiesen werden. Allerdings darf nicht unbeachtet bleiben, dass Ingelheim in einigen Weisungen eine deutliche Rechtsangleichung auf sekundärer Ebene vorantrieb. Die Freiwilligkeit war andererseits vermutlich aber eine notwendige Erscheinung des Oberhofwesens, die mit dem angewandten Rechtsmaßstab zusammenhängt. Die Oberhofurteiler sowohl in Frankfurt wie auch in Gelnhausen und In-

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Rechtslandschaften: Gemeinsame Rechts- und Verfahrensgrundsätze

gelheim legten ihren Rechtsweisungen jeweils ihre eigenen Rechtsgewohnheiten zugrunde, obwohl sie selbst wiederum im regulären Gerichtsverfahren durchaus fremdes Recht berücksichtigten, wenn es einen entsprechenden Fallbezug gab. Dies muss als eine bewusste Entscheidung der Urteiler verstanden und kann nicht als Unvermögen gewertet werden, wie dies mitunter die Forschung tat. Offenkundig ist aber im Ergebnis auch, dass diese Praxis ein Problem für die anfragenden Gerichte sein konnte, die unter Umständen mit den gewiesenen Rechtsgewohnheiten nichts anfangen konnten, weil sie zu weit von ihren eigenen entfernt waren. Die Friedberger Weisung für Münden lässt dies erkennen. Letztlich wurde diese Situation aber durch die Freiwilligkeit der Befolgung der Weisung ebenso wie durch einen möglichen künftigen Wechsel erträglich, was letztlich eine die Interessen der Oberhofschöffen wie der anfragenden Urteiler austarierende Lösung darstellt. Im Hinblick auf das Oberhofverfahren zeigt sich ein durchaus disparates Bild, das ähnlich unterschiedliche Ausgestaltungen wie die materiellen Rechtsgewohnheiten zutage förderte. In Gelnhausen wie auch in Frankfurt scheint es keine Privatanfragen gegeben zu haben, was deutliche Unterschiede zu Ingelheim offenbart. Einzig im Kernbereich der Oberhoftätigkeit, der Unterweisung fremder Gerichte, zeigten sich deutliche Parallelen, wobei vor allem die ausgeprägte Mündlichkeit der Weisung beachtenswert ist und spezifisch für das Oberhofwesen war. Obwohl die Schöffen jeweils in ihrer Funktion als örtliches Gericht selbstverständlich Gerichtsbriefe mit Auszügen der Protokollierung ausgaben, beharrten sie mit Nachdruck im Oberhofverfahren auf einer mündlichen Unterweisung der anfragenden Urteiler vor ihnen bis in das 16. Jahrhundert hinein. Dies muss ebenso als bewusste Entscheidung der Oberhofschöffen verstanden werden. Die Mündlichkeit des Verfahrens kann aber zugleich als Einschränkung der Leistungsfähigkeit der Oberhöfe im Hinblick auf Rechtsvereinheitlichungen aufgefasst werden, da schriftliche Ausfertigungen der Weisungen etwa in Frankfurt regelmäßig nicht ausgestellt wurden und auch der mitunter weite sowie potenziell unsichere Anreiseweg zur persönlichen Unterweisung zu Problemen führen konnte, wie einige Quellen belegen. Neben diesen, wenngleich eingeschränkten äußeren Wirkungen der Oberhoftätigkeit, deutet das Frankfurter Beispiel des Mantelrechts auf einen neuen Aspekt zum Verständnis der Oberhöfe hin, nämlich einer durch die Unterweisungstätigkeit für andere Gerichte angestoßene Konsolidierung der Rechtsgewohnheiten am Oberhofgericht selbst. In Frankfurt wurden offenbar eine eingehende Beschäftigung mit dem Mantelrecht und eine daraus resultierende städtische Gesetzgebung erst durch Anfragen aus Friedberg ins Rollen gebracht. Ein ähnliches Vorgehen

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scheint ebenfalls in Gelnhausen im Hinblick auf eine Auskunft für Iphofen denkbar. Indem die Schöffen aufgrund der Anfragesituation vermutlich erstmals ihre Gewohnheiten schriftlich und abstrakt niederlegen mussten, hatten sie zugleich selbst für die Zukunft eine schriftliche Fassung des eigenen Rechts an der Hand. Damit wiederum kann die Oberhoftätigkeit gerade auch ein Schlüssel zum Verständnis der Herausbildung konturierter und abstrakter Rechtsgrundsätze sein, wenn die externen Anfragen zur Vergewisserung des eigenen Rechts und Konkretisierung führten.

D. Rückblick und Ausblick: Funktionen der Oberhöfe in mittelalterlichen Rechts- und Gerichtslandschaften Die Untersuchung der Oberhöfe in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim lässt insgesamt ein vielschichtiges Bild entstehen. Sie waren deutlich Schöpfungen des späten Mittelalters. Die Forschung lenkte hiervon vielfach ab, wenn sie ganz im Geiste der überkommenen germanistischen Tradition häufig eine hoch- oder gar frühmittelalterliche Gründung postulierte und hierbei allzu oft einen direkten Konnex zu den Pfalzen herstellte. Für die hier betrachteten Oberhöfe in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim lässt sich das an keiner Stelle mit Quellen belegen. Ebenfalls ist in Nürnberg eine Gründung des Oberhofs im hohen oder sogar frühen Mittelalter nicht nachweisbar. Hierbei zeigt sich zudem, dass mitunter sehr verschiedene Faktoren den Ausbau der Oberhöfe begünstigten oder behinderten. So förderten etwa die Reichsstädte Frankfurt und Nürnberg ihre Oberhöfe aktiv durch die Anbindung der Ratsdörfer, was den Schöffen in Ingelheim wie auch in Gelnhausen in dieser Form gar nicht möglich war. Dafür waren in Ingelheim vermutlich persönliche Beziehungen der Urteiler ein wichtiges Moment. Vieles spricht dafür, dass die Oberhöfe allgemein als Phänomen des späten Mittelalters einzuordnen sind. Denn der organisatorische Zusammenhang mit einem städtischen oder dörflichen Gericht ist augenfällig und ein Charakteristikum der Oberhöfe gemeinhin. Aber gerade diese Gerichtsbarkeiten und die sie tragenden Gemeinwesen mussten erst konsolidiert sein, ehe der jeweilige Oberhof entstehen konnte. Diese Phase der Konsolidation war aber meist erst im mittleren 13. Jahrhundert abgeschlossen. Die künftige Forschung müsste freilich den gewonnenen Befund noch an weiteren Höfen erproben, um eine valide Aussage für das gesamte Phänomen der Oberhöfe im Alten Reich treffen zu können. Als „Kinder“ des späten Mittelalters sollten jedenfalls die hier untersuchten Höfe im Lichte dieser Zeit verstanden werden. Möglicherweise gab es immer komplexer werdende Rechtsfragen, die ihre Einrichtung erforderlich werden ließ, wie dies häufiger vorgetragen wurde, sich aber relativ schwer konkret nachweisen lässt. Die Oberhöfe lassen sich darüber hinaus als Ausfluss einer „Win-win-Situation“ für beide Seiten verstehen, sowohl für die Urteiler des Oberhofs als auch für die der anfragenden Gerichte. Denn die einen konnten ihre Bedeutung festigen, Gebühren einnehmen, ihre Reichsfreiheit dokumentieren, die anderen sich vor essenziellen und existenzbedrohenden Regressgefahren kostenneutral und wirksam schützen. Deshalb geht letztlich JÜRGEN WEITZELS Diktum zu weit, wonach die Oberhofsprüche »in ge-

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Rückblick und Ausblick: Funktionen der Oberhöfe

bündelter Weise darüber Auskunft […] [geben], womit die eigentlichen oder eigentlich zuständigen Gerichte nicht zurecht kamen«.3028 Der Blick in Richtung der Entstehung der Oberhöfe zeigt deutlich, dass sie aus der Gerichtsbarkeit heraus als eine weitere Tätigkeit der gleichen Urteiler entstanden. Die Forschung streitet seit Längerem darüber, ob die Schöffen in ihrer Oberhoffunktion als Gericht tätig wurden.3029 Zuletzt betonte JÜRGEN WEITZEL, dass die Oberhofschöffen gerade nicht als Gericht tätig geworden seien, da ihren Weisungen der Rechtszwang gefehlt habe.3030 Dies erscheint allerdings als sehr formales Kriterium. Entscheidend ist letztlich aber, dass die Oberhofschöffen selbst ihre Tätigkeit als eine gerichtliche ansahen und sich vielfach deshalb als ›Gericht‹ bezeichneten. Dieser Quellenbefund sollte ernst genommen werden. Die Folge der Etablierung von Oberhöfen an bereits bestehenden dörflichen und städtischen Gerichten dürfte umwälzend gewesen sein, führten sie doch zu einer Modifikation der Gerichtslandschaften durch eine neue Qualität der institutionalisierten Verschränkung der Gerichte. Allerdings lenkt wiederum eine zu schematische Denkweise die Betrachtung in die Irre, denn nach dem Befund der vorgelegten Studie prägten Variabilität und Freiwilligkeit die Oberhofzüge weithin, auch wenn die Oberhofschöffen mitunter beispielsweise durch Ausfuhrgelöbnisse die Beziehung zu festigen versuchten. Da zu vielen der anfragenden Gerichte keine eigene Quellenüberlieferung existiert, lässt dies zwar nur ein unvollkommenes Bild der mittelalterlichen Situation entstehen. Gerade die mit Sicherheit vielfach praktizierten Wechsel des Oberhofs und deren Gründe bleiben oft im Dunkeln. Allerdings lassen einzelne Quellen den Schluss zu, dass sogar zeitgleiche Beziehungen zu mehreren Höfen keineswegs ungewöhnlich waren. Vor allem aber zeigen gerade die Fallzahlen der seriellen Tradierung in Ingelheim und wenige direkte Quellenhinweise in der Oberhofüberlieferung, dass es eben keine festen Oberhofbezirke gab, wie sie die Forschung mitunter beschrieb. Hierbei dürfte vor allem die Möglichkeit, eine Weisung des Oberhofs gänzlich zu ignorieren und sich gegebenenfalls sogar einen anderen Oberhof suchen zu können, die durchaus mitunter problematische Weisung des Oberhofs auf Basis der eigenen Rechtsgewohnheiten erst erträglich gemacht haben. Hier ist ein direkter Zusammenhang zu sehen, der bislang unbeachtet blieb. Die Weisung eigener Rechtsgewohnheiten kann dann auch zu den Kerngrundsätzen der Oberhofrecht3028

WEITZEL 2000 (wie Anm. 21), S. 66. Vgl. bspw. MAURER 1870 (wie Anm. 22), S. 775, aber abweichend bereits SCHULTZE 1883 (wie Anm. 2789), S. 128. Vgl. ferner die Aufarbeitung der älteren Forschung unter diesem Gesichtspunkt von MÜLLER 1978 (wie Anm. 17), S. 134–136. 3030 WEITZEL 1985b (wie Anm. 5), S. 1152 f. 3029

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sprechung in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim gezählt werden, was durchaus bemerkenswert ist. Denn anders als im Verfahren der regulären örtlichen Gerichtsbarkeit, in dem die Schöffen bei entsprechendem Fallbezug ohne Aufsehen fremde Rechtsgewohnheiten berücksichtigten, erteilten sie eine Oberhofweisung ausschließlich auf Basis ihrer eigenen Gewohnheiten. Dieser Befund sollte aber nicht etwa in dem Sinne idealisiert bewertet werden, dass die Rechtsgewohnheiten des Oberhofs allgemein anerkannt gewesen wären oder der Oberhofzug zu einer regelmäßigen Anerkennung geführt hätte. Dies stünde im Gegensatz zur wenigstens faktisch sanktionsfreien Möglichkeit, Weisungen auch ignorieren zu können, solange sie nicht unvollständig umgesetzt wurden. Im behandelten Friedberger Beispiel einer Unterweisung für Münden war gerade die abweichende Rechtsansicht der Friedberger Urteiler im Vergleich zu den Rechtsgewohnheiten in Münden der ausschlaggebende Grund für die Nichtbefolgung. Vielmehr dürfte die Zugrundelegung eigener Rechtsgewohnheiten seinen Grund im Wesen der mittelalterlichen Oberhofzüge gehabt haben, die eben keine ordentlichen Rechtsmittelverfahren darstellten, sondern in dem nur ein Vorschlag unterbreitet wurde. Vor allem aber dürfte Berücksichtigung fremder Rechtsüberzeugungen angesichts der Fallzahlen impraktikabel gewesen sein. Im örtlichen Gerichtsverfahren kam es selten vor, dass aufgrund des Fallbezugs fremde Gewohnheiten zu bedenken waren. Wenn dies aber der Fall war, so zeigen etwa die überlieferten Protokollierungen aus Frankfurt, war es mit erheblichen Mühen verbunden, da im Zweifel nachgefragt werden musste, wie ein Fall nach fremdem Recht zu behandeln war. Bei Oberhofanfragen hätten die Schöffen aber regelmäßig fremde Rechtsgewohnheiten zu ermitteln gehabt, wenn diese zu beachten gewesen wären. Der daraus folgende Aufwand hätte vermutlich eine Unterweisung einer großen Anzahl von Gerichten unmöglich gemacht. Ein ähnlicher Befund im Umgang mit fremden Rechtsgewohnheiten ist daher auch für andere Oberhöfe im Alten Reich zu erwarten, was künftige Forschungen noch weiter erhellen müssten. Hierbei sind weitere Untersuchungen zu anderen Oberhöfen unerlässlich, da eine günstigere Quellenüberlieferung möglicherweise das für das Verständnis der Gerichts- und Rechtslandschaften wichtige Zusammenspiel von Freiwilligkeit des Rechtszuges und Rechtskollisionen durch die Oberhofrechtsgewohnheiten noch weiter aufklären könnte. Der Grundsatz der Zugrundelegung eigenen Rechts wie auch die ausgeprägte Mündlichkeit des Oberhofverfahrens in Frankfurt, Gelnhausen und Ingelheim standen erkennbar im Gegensatz zum örtlichen Prozessrecht der gleichen Urteiler. Dies zeigt, dass konturierte und vor allem oberhofspezifische prozessrechtliche Grundsätze vorhanden waren, die mitunter sogar von den in der allgemeinen Ge-

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Rückblick und Ausblick: Funktionen der Oberhöfe

richtsausübung praktizierten Gewohnheiten abweichen konnten. Aber ebenso in materieller Hinsicht zeigten bereits die Forschungen GUNTER GUDIANS zu den Rechtssprüchen aus Ingelheim, wenngleich mit problematischer Methode gewonnen, eine bemerkenswerte Konstanz und Einheitlichkeit der Rechtsprechung in vielen Bereichen. Die Versuchung ist deshalb groß, hierin vorschnell eine Bestätigung der überkommenen Germanistik zu sehen, die traditionell Einheitlichkeit und Systematik des mittelalterlichen Schöffenrechts betonte. Hierbei nun ist das Ergebnis stark abhängig davon, welcher moderne Systembegriff anchronistisch auf das mittelalterliche Recht angewandt wird. Nur wenige Worte sollen dies exemplifizieren. In seiner einfachsten Bestimmung kann ein System des Rechts als eine Ordnung unter einem einheitlichen Gesichtspunkt verstanden werden.3031 Unter diesem Systembegriff ist womöglich das Denken der Oberhofschöffen noch zu fassen, wenn sie beispielsweise mitunter die Spruchsammlungen nachweisbar durch Register oder Randbemerkungen zugänglich machten und damit auch rudimentär ordnen ließen, wenngleich hier vermutlich die Auffindung einer konkreten Weisung im Vordergrund stand, etwa wenn die Parteien einen Auszug aus dem Gerichtsbuch anforderten. Die Anordnung nach einem Schema aus Gründen der Praktikabilität stellt aber, wenn überhaupt, nur ein äußeres System dar.3032 Ein solches System ist aber letztlich nur eine Gliederung der Materie aus didaktischen Darstellungsgründen,3033 wohingegen ein inneres System eine von der Form der Darstellung gänzlich unabhängige Ordnung der Erkenntnisse als Wissensganzheit darstellt.3034 Wird ein solcher Systembegriff zugrunde gelegt, kommt es auf die Konnotation an. Im strengen Sinne IMMANUEL KANTS als »Einheit der mannigfaltigen Erkenntnisse unter einer Idee«3035 verstanden liegt sicherlich kein System dem mittelalterlichen Schöffenrecht zugrunde. Es fehlt an einem lückenlosen, immanenten Zusammenhang zwischen den einzelnen Rechtssätzen aufgrund gemeinsamer Wertentscheidungen und Grundprinzipien.3036 Unter Verzicht auf das 3031

COING, Geschichte und Bedeutung des Systemgedankens (1982), S. 191. Vgl. COING 1982 (wie Anm. 3031), S. 191. 3033 ENGISCH, Sinn und Tragweite juristischer Systematik (1957), S. 180; HECK, Begriffsbildung und Interessenjurisprudenz (1932), S. 142 f.; MAYER-MALY, Rechtswissenschaft (1991), S. 71. 3034 LEWINSKI, Deutschrechtliche Systembildung (2001), S. 2; MAYER-MALY 1991 (wie Anm. 3033), S. 67; 71. Hierbei wies ENGISCH, Die Einheit der Rechtsordnung (1935), S. 2 zu Recht darauf hin, dass die Idee eines Systems des Rechts nicht gleichbedeutend mit der Vorstellung der Einheit der Rechtsordnung ist, da ein System die Ordnung der Erkenntnissätze darstelle und sich die Einheit der Rechtsordnung hingegen auf Sollenssätze beziehe. 3035 KANT, Critik der reinen Vernunft (1787), S. 860. 3036 BINDER, Philosophie des Rechts (1925), S. 841; COING 1982 (wie Anm. 3031), S. 191; LARENZ, Methodenlehre der Rechtswissenschaft (1991), S. 167. 3032

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Vollständigkeitserfordernis3037 mag möglicherweise im mittelalterlichen Schöffenrecht ein inneres System entdeckt werden können. Die modernen Systembegriffe führen im Ergebnis beim Verständnis des mittelalterlichen Schöffenrechts erkennbar nicht weiter. Jedoch lassen sich Charakteristika beschreiben. Bemerkenswerterweise offenbart die Rechtsprechung der Oberhöfe in zentralen Fragen eine begriffliche und mitunter inhaltliche Konstanz. Darüber hinaus wurde die Fähigkeit, teilweise einen abstrakten Rechtssatz zu formulieren, erkennbar. Zugleich zeigen sich aber auch offensichtlich unterschiedliche rechtliche Behandlungen des gleichen, nur aufgrund der prozessualen Situation mehrfach eingereichten Sachverhalts. Zugleich waren die Schöffen um eine Ordnung der Gerichtsaufzeichnungen bemüht. Dies zeigen etwa die in Ingelheim bezeugten Register zu einzelnen Oberhofprotokollbänden oder auch die Anmerkungen HARTMANN BRELLS in seinem Gelnhäuser Stadtbuch. Eine mehrfach geäußerte These lautet zwar, dass sich beinahe zwangsläufig die Entwicklung eines äußeren, wenn nicht sogar eines inneren Systems des Rechts ergebe.3038 JOSEF ESSER bezeichnete diesen Vorgang sogar als sich in allen Rechtskulturen wiederholenden »Kreislauf zwischen Problementdeckung, Prinzipienbildung und Systemverfestigung«.3039 Diese Vorstellung basiert aber letztlich unausgesprochen auf wissenschaftlicher Durchdringung, eben bewusster Prinzipienbildung und vor allem Schriftlichkeit. Die Oberhöfe führten zwar Aufzeichnungen ihrer Rechtsprechung, doch meistens ohne Begründung des eigentlichen Rechtsspruchs. So konnten die Schöffen zwar rekonstruieren, ob in der Vergangenheit zu einem Sachverhalt, der oft ausführlich dargestellt wurde, bereits eine Weisung ergangen war und welchen Inhalt diese hatte. Nicht aber war nachvollziehbar, welche Erwägung der Schöffen dem zugrunde lag. Wohl aber konnte diese Art der Protokollierung eine lange begriffliche Konstanz fördern, die sich auch nachweisen lässt. Bei einem stetigen Schöffenwechsel dürfte der von JOSEF ESSER beschriebene Kreislauf ohne schriftliches Festhalten der Entscheidungsgründe über einen längeren Zeitraum kaum wirksam gewesen sein, obwohl sich vielfach Familiendynastien und damit eine gewisse personelle Konstanz nachweisen lassen. Es wäre aber artifiziell zu glauben, dass bei einem Schöffenwechsel, auch wenn er innerhalb der Familie vor sich ging, jedes Mal umfassend die praktizierten Gewohnheiten erläutert worden wären.

3037

Vgl. CANARIS, Systemdenken und Systemsbegriff (1983), S. 61–73 zum ›offenen System‹. COING, Grundzüge der Rechtsphilosophie (1993), S. 292–298; ESSER, Grundsatz und Norm in der richterlichen Fortbildung des Privatrechts (1956), S. 239. 3039 ESSER 1956 (wie Anm. 3038), S. 7. 3038

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Vielmehr dürfte es den Schöffen nicht wichtig gewesen sein und es vor allem auch nicht ihrem Rechtsdenken entsprochen haben, jedwede Weisung im Einklang mit zuvor praktizierten und gewiesenen Sprüchen auszusprechen. Denn ihnen wäre es ein Leichtes gewesen, den Gerichtsschreiber zu verpflichten, zu jeder Unterweisung deren Gründe mitaufzuschreiben. Vermutlich gab es diese Begründungen aber nicht zu jedem Fall. GUNTER GUDIANS Untersuchungen zeigten jedenfalls, dass die Ingelheimer Schöffen vor allem dann auch eine Begründung gaben, wenn sie neue Normen aufstellten3040 beziehungsweise, genauer gesagt, wenn sie das Bewusstsein hatten, neuartige Rechtsgewohnheiten zu weisen. Hierzu war es wiederum vermutlich besonders wichtig, bei einer neuerlichen Öffnung des Gerichtsbuchs oder auch bei Unsicherheiten den anfragenden Personen in diesen außergewöhnlichen Fallgestaltungen die Weisung nochmals erläutern zu können, was sie wegen der Rechtserneuerung vor dem Hintergrund ihrer Rechtsüberzeugungen vielleicht nicht ohne Weiteres konnten. In allen anderen Fallgestaltungen begnügten sie sich vermutlich mit einer Weisung vor dem Hintergrund ihrer Rechtstradition und ihres Rechtswissens, ohne diese explizit anhand der Protokollierungen nachvollziehen zu wollen. Ebenso spielten vermutlich Billigkeit und Rechtsgefühl eine Rolle. HARTMANN BRELL gab zwar an, mit der Abschrift einiger Weisungen in seinem Gelnhäuser Stadtbuch die Herstellung einer Konstanz der Rechtsprechung fördern zu wollen.3041 Jedoch ließ er durch seinen Sohn im Ergebnis nur wenige Oberhofweisungen abschreiben. Vermutlich waren dies eben außergewöhnliche Fälle. Ganz lässt sich dies aber nicht mehr klären, da keine serielle Oberhofüberlieferung für Gelnhausen existiert. Aber wahrscheinlich setzte HARTMANN BRELL voraus, dass die Schöffen in gewöhnlichen Fällen nach ihrer Rechtstradition ein Ergebnis finden konnten, ohne nachschlagen zu müssen oder auch zu wollen. Die Oberhofweisungen konnten deshalb zu keinem Rechtssystem der Schöffen führen, wie es beispielsweise GUNTER GUDIAN erkennen wollte. Vielmehr war die Wirkung der Oberhoftätigkeit vermutlich reduzierter. Denn sie konnte durchaus die Verfestigung und Konturierung der eigenen Rechtsgewohnheiten faktisch begünstigen, wenn Fragenkreise in kurzer Zeitspanne häufiger an den Oberhof gerichtet wurden. Denn nur wenn sich die Schöffen die eigenen Rechtsgewohnheiten vor Augen führten, konnten sie auf deren Basis eine Rechtsauskunft erteilen. Aber erst die Häufigkeit führte zu einer Verstetigung, da die Protokollierung ohne regelmäßige Begründung dies nicht leisten konnte und auch nicht sollte. Die Entstehung fester Rechtsgewohnheiten konnte damit durchaus eine 3040 3041

GUDIAN 1960 (wie Anm. 81), S. 68 f. StBibl. Berlin, Ms. germ. fol. 1850, fol. 128r.

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Folge der Oberhofweisungen unter den genannten Bedingungen sein, war aber, und das ist für das Verständnis des Rechtsbewusstseins der Schöffen von Bedeutung, nicht primär intendiert. Die Quellen zum Frankfurter Mantelrecht deuten diese Prozesse beispielhaft an. Denn häufige Anfragen aus Friedberg in kurzer Zeit veranlassten vermutlich erst die nähere Ausgestaltung des Mantelrechts durch die Frankfurter Schöffen. Dieser Rückkopplungseffekt blieb bislang in der Forschung gänzlich unbeachtet. Ein Systembewusstsein entsprach aber nicht dem mittelalterlichen Denken der Schöffen. Die von der germanistischen Forschung vielfach postulierte bewusste Einheitlichkeit der Oberhofrechtsprechung ist daher nicht haltbar. Aber auch in anderer Hinsicht war die Rechtsunterweisungstätigkeit für die als Oberhof fungierenden Gerichte und deren Gemeinwesen sicherlich prägend. Hierbei können die Oberhöfe als Motor der „Professionalisierung“ der Gerichte angesehen werden. Ein signifikanter Zusammenhang zwischen der „professionellen“ Ausgestaltung der örtlichen Gerichtsbarkeit und der Ausübung einer bedeutenden Oberhoffunktion ist deutlich erkennbar. Die großen Fallzahlen der Oberhofrechtsprechung neben der eigentlichen örtlichen Gerichtsbarkeit erforderten quasihauptamtliche Urteiler und eine darauf ausgerichtete Gerichtskanzlei mit eigenem Schreiber. Dies wiederum wirkte auf die örtliche Gerichtstätigkeit im engeren Sinne zurück. Sicherlich war beispielsweise ein effektives Gerichtsverfahren wichtig, um die vielen Fälle bewältigen zu können. Die durch die Oberhofrechtsprechung geförderte „Professionalisierung“ der Gerichte mit quasihauptamtlichen Schöffen erforderte spiegelbildlich aufseiten der Parteien „professionelle“ und umfassende Vertretungen. Die sowohl in Frankfurt wie auch in Ingelheim im 15. Jahrhundert nachweisbaren beruflich tätigen Fürsprecher können in diesen Zusammenhang eingeordnet werden. Gerade für Frankfurt lässt sich sehr detailliert nachweisen, welche Probleme das Aufkommen beruflicher Fürsprecher jedoch mit sich brachte, aber auch wie unentbehrlich sie bereits im beginnenden 16. Jahrhundert geworden waren, was die umfassenden Bemühungen des Rates zur Erhaltung eindrucksvoll belegen. Hierbei umfasste die Tätigkeit der Fürsprecher weit mehr als das Vorsprechen vor Gericht, vielmehr wurden sie bereits vor der Rezeption in vielen Bereichen wie moderne Anwälte umfassend beratend tätig, ohne je das gelehrte Recht studiert zu haben. Diese Beobachtung eint die Betrachtung der beiden bedeutenden Gerichte in Ingelheim und Frankfurt, wenngleich ansonsten an vielen Stellen gravierende Unterschiede bestanden; auf der einen Seite die reichsfreie mittelalterliche Handelsmetropole am Main, auf der anderen die verpfändeten Reichsdörfer am Rhein. Dennoch hatten beide „professionalisierte“ Gerichte ausgebildet, was bemerkenswert ist. Die oft hervorgehobenen Unter-

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schiede zwischen Stadt und Land verwischen an dieser Stelle deutlich. Ausschlaggebend dürfte hierbei vor allem gewesen sein, dass sowohl in Ingelheim wie auch in Frankfurt eine Schicht vermögender vornehmer Familien beziehungsweise Adeliger die Rechtsprechung trug, die finanziell und darüber hinaus persönlich unabhängig waren. Nur sie konnten sich den Aufwand einer Schöffentätigkeit mit Rechtsprechung an mehreren Tagen in der Woche überhaupt leisten. In Gelnhausen war dies im Vergleich nicht der Fall, weil dort im 15. Jahrhundert nach einer Phase der Rezession hauptsächlich Handwerker als Schöffen fungierten, die neben dieser Tätigkeit im Stadtregiment noch einem Beruf zum Unterhalt nachgehen mussten. Hier waren dann auch keine beruflichen Fürsprecher trotz der Vielzahl erhaltener Gerichtsprotokollierungen nachweisbar. Vermutlich erforderte die nicht „professionell“ ausgestaltete Rechtsprechung als Gegenstück keine „professionellen“ Fürsprecher. Leider sind die nichtgelehrten Fürsprecher im Alten Reich schlecht erforscht, sodass nicht abzuschätzen ist, inwieweit die Ergebnisse für Frankfurt und Ingelheim repräsentativ für die mittelalterlichen Rechtslandschaften sind. Hierbei gilt es in Zukunft ein Desiderat zu beseitigen, da anhand der vielerorts erhaltenen spätmittelalterlichen Gerichtsprotokolle noch aussagekräftige Ergebnisse zu erwarten sind, die mit den hier gewonnenen Befunden verglichen werden müssten. Neben diesen Rückwirkungen der Oberhöfe im Inneren auf die Rechtsprechung und Rechtssetzung der eigenen Schöffen gab es aber auch wahrnehmbare äußere Wirkungen. Bedingt durch die Freiwilligkeit und Variabilität der Oberhofzüge darf die unifizierende Wirkung der Oberhofrechtsprechungen aber nicht überschätzt werden. Ebenso dürfte das mittelalterliche Rechtsdenken, das im Kern eben doch wenigstens begrifflich altes Recht bevorzugte, eine Rolle gespielt haben. Jedenfalls lässt sich kein Fall belegen, in dem ein für das anfragende Gericht gänzlich neues Rechtsinstitut durch eine Oberhofweisung zu übertragen versucht worden wäre. Vielmehr zeigen die Ingelheimer Weisungen deutlich, dass die Rechtsübertragungen auf einer sekundären Ebene wirken konnten, bei der es zu einer Angleichung in der Ausgestaltung von bereits bekannten und durch andere Mechanismen zuvor verbreiteten Rechtsgewohnheiten und Rechtshandlungen kam. Hierbei deutet die Friedberger Weisung für Münden letztlich auch einen Grund an. Wich die Weisung zu sehr von den beim anfragenden Gericht in Übung stehenden Gewohnheiten ab, bestand die Gefahr einer Nichtbefolgung und damit zugleich einer Unwirksamkeit der Rechtsübertragung. Dagegen ist eine Vereinheitlichung der Ausgestaltung einzelner Rechtsbräuche möglich und ist in dieser Form für Ingelheim auch belegt, obwohl sich aufgrund fehlender Gegenüberlieferung die Effektivität nicht abschätzen lässt. Auffällig ist jedenfalls, dass sich bei

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entscheidenden Förmlichkeiten, etwa der notwendig dreifachen Ladung vor Gericht, im Detail stark abweichende Gewohnheiten wenige Kilometer von Ingelheim entfernt bis in das 15. Jahrhundert halten konnten. Der Vergleich dieser Förmlichkeiten mit den Gewohnheiten im weiter entfernten Frankfurt wie auch in Gelnhausen förderten in der Ausgestaltung deutliche Unterschiede dieses mitunter als gemeinstädtisch bezeichneten Prozessrechts zutage. Wenn dies ein grundlegender Wesenszug der Rechtsübertragung durch Oberhöfe sein sollte, was noch weitere regionale Studien belegen müssten, wäre dies ein bedeutender Faktor, der gegen ein ›gemeindeutsches Recht‹ abseits grober Übereinstimmungen spricht. Zudem hatte bereits JÜRGEN WEITZEL darauf hingewiesen, dass sich die bedeutenden Oberhöfe der Reichsgerichtsbarkeit entzogen hatten und auch deshalb kein gemeindeutsches Recht habe entstehen können.3042 Die Suche nach ›gemeindeutschen‹ Rechtsüberzeugungen ist eine der Wurzeln der juristischen Germanistik. Bereits die exemplarisch deutlich gewordenen praktischen Unterschiede in der Handhabung von Prozessrechtsgrundsätzen zeigen aber letztlich, dass die Germanistik hier auf einem Irrweg war.3043 Die Suche nach derart übergreifenden mittelalterlichen Rechtsgrundsätzen dürfte abseits von ganz groben Kategorien kaum erfolgreich sein. Beispielsweise lässt sich die übergreifende Verpflichtung zur dreimaligen Klage durchaus sowohl in Frankfurt wie auch in Ingelheim und Gelnhausen nachweisen. Ein ›gemeindeutsches Recht‹ lässt sich daraus aber nur unter Verzicht auf weitergehende Detailschärfe konstruieren. Dementsprechend dürfte der Erkenntniswert vielfach gering ausfallen. Anders sieht es im Hinblick auf ein „gemeinsames Recht“ im Einzugsgebiet eines Oberhofs aus.3044 Die vorgelegte Studie deutet an, dass aufgrund der vereinheitlichenden Wirkung hier eine größere Übereinstimmung zu erwarten ist. Allerdings macht an dieser Stelle die wenigstens für das Mittelalter im Untersuchungsgebiet meistens fehlende Gegenüberlieferung an den anfragenden, zumeist kleineren Gerichten einen detaillierten Vergleich unmöglich. Die Oberhofprotokolle zeigen aufgrund des Ausnahmecharakters der Anfragen immer nur einzelne Lichtfelder im weiten Dunkel. Der Beweis eines „gemeinsamen Oberhofrechts“ ist damit praktisch weitgehend unmöglich. Zudem zeigen die Oberhofprotokolle

3042

WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 36 f. WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 38 bspw. forderte noch eine Durchforstung der einzelnen Rechtsvorstellungen nach übergreifenden Anschauungen und äußerte sich optimistisch: »Die Frage nach der Existenz eines gemeindeutschen Rechts ist heute die nach objektiv feststellbaren Gemeinsamkeiten im Sinne übereinstimmender Grundvorstellungen in den verschiedenen Rechten. In diesem Sinne wäre ein gemeindeutsches Recht aus der Kenntnis der Einzelrechte […] zu erarbeiten. Dies wird möglich sein.« 3044 In diese Richtung weisen bereits die Ausführungen von WEITZEL 1981 (wie Anm. 5), S. 35. 3043

608

Rückblick und Ausblick: Funktionen der Oberhöfe

auch, dass trotz der Wirkung der Oberhöfe mit teilweise immer noch erheblichen Unterschieden zu rechnen ist. Wieder zeigt sich im Ergebnis, dass zu schematische Erklärungsversuche von Recht und seiner Verbreitung für das Mittelalter fehlgehen. Vielmehr muss die Untersuchung jeweils zunächst regional abgesichert werden, bevor aus den Einzelergebnissen ein Gesamtbild überhaupt entstehen kann. Diese Studie befragte die Quellen zu den Oberhöfen der Rhein-Main-Region umfassend.

E. Abkürzungsverzeichnis a. a. O. Abschn. Abt. a. d. Anm. Art. a.M. Bd. Best. Bibl. Bl. Bmb. BSB bspw. Bü. bzw. d.Ä. DOZA En. etc. f./ff. Fasz. Fn. fol. GemeindeA gen. GLA GNM Grimmelshs.-Bibl. GRO GStA HA HLMD

am angegebenen Ort Abschnitt Abteilung an der Anmerkung Artikel am Main Band Bestand Bibliothek Blatt Bürgermeisterbücher (Bestand im ISG Frankfurt am Main) Bayerische Staatsbibliothek (München) beispielsweise Büschel beziehungsweise der Ältere Deutschordenszentralarchiv (Wien) Endnote et cetera folgende Faszikel Fußnote folio (Blatt) mit Zusatz r (recto) für die Vorder- und v (verto) für die Rückseite Gemeindearchiv genannt Generallandesarchiv Germanisches Nationalmuseum (Nürnberg) Grimmelshausen-Bibliothek (Gelnhausen) Geschriebene Rollen und Ordnungen (Bestand im ISG Frankfurt am Main) Generalstaatsarchiv Historisches Archiv Hessisches Landesmuseum Darmstadt

610

Hrsg. Hs. HStA i. i.Br. i.H. v. Inv.-Nr. ISG Jh. kath. Konv. LA LandBibl. £ (lb.) Lit. MF Mgb. Ms. m. w. NL Nr. o. d. T. PfarrA Quad. Rep. Rn. RS S. Schubl. Ser. Sig. SKD Slg. sog. Sp. St. StA

Abkürzungsverzeichnis

Herausgeber Handschrift Hauptstaatsarchiv im/in im Breisgau in Höhe von Inventar-Nummer Institut für Stadtgeschichte (Frankfurt am Main) Jahrhundert katholisch Konvolut Landesarchiv Landesbibliothek Pfund (libra) Litera (Buchstabe) Mikrofilm Mittelgewölbe (alter Bestandsname im StadtA Frankfurt am Main) Manuscriptum (Handschrift) mit weiteren Niederlande Nummer ob der Tauber Pfarrarchiv Quadrangel Repertorium Randnummer Reichssachen (Bestand im ISG Frankfurt am Main) Seite Schublade Serie Signatur Staatliche Kunstsammlungen Dresden Sammlung sogenannt Spalte Sankt Staatsarchiv

Abkürzungsverzeichnis

StadtA StBibl. StiftsA SUB Tom. u. a. UB. UniBibl. Ugb. Urk. usw. vgl. Württ. z. B. Ztr. für RegG. MKK

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Stadtarchiv Staatsbibliothek Stiftsarchiv Staats- und Universitätsbibliothek Tomus (Band) unter anderem/und andere Urkundenbuch Universitätsbibliothek Untergewölbe (alter Bestandsname im StadtA Frankfurt am Main) Urkunde und so weiter vergleiche Württemberg zum Beispiel Zentrum für Regionalgeschichte des Main-KinzigKreises (Gelnhausen)

F. Literatur- und Quellenverzeichnis I. Ungedruckte Quellen Bayerische Staatsbibliothek, München 2 J. germ. 46 Beibd. 4. Cgm. 2011. Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg Hs. 6194. Bibliothèque nationale de France, Paris Fonds Latin, Nr. 17 794. British Library, London Add. Ms. 21168, 21220. Deutschordenszentralarchiv, Wien Handschriften 214. Urkunden, Nr. 1211, 1212. Generallandesarchiv Karlsruhe Sammlung Kremer-Lamey, Nr. 61. Kopialbücher (Abt. 67), Nr. 807, 809, 879, 905, 906, 952, 953. Grimmelshausenbibliothek, Gelnhausen 90/30 144 D82 (alt: (A) Dek Land 30144). Gln 2 REG I 18513. Hauptstaatsarchiv München Oberster Lehenhof, Nr. 1a. Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 42 B 2a. H 51 U 222, U 414a und b, U 421, U 489, U 630, U 1215. Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Abteilung 4 (Reichsdörfer Soden und Sulzbach), Nr. 181, 399, U 2. Abteilung 5 (Reichsstadt und Freie Stadt Frankfurt a. M.), U 3, U 5, U 7, U 8, U 9. Abteilung 22 (Zisterzienserkloster Eberbach), Nr. 435, 436, 437, U 21, U 129a, U 372, U 525, U 670, U 1033a, U 1079, U 1213, U 1214, U 1214a, U 1297, U 1313/B, U 1699, U 1735, U 1762, U 1763, U 1765, U 1785.

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Literatur- und Quellenverzeichnis

Abteilung 26 (Kloster Thron), U 39, U 40. Abteilung 40 (Chorherrenstift St. Georg Limburg), U 353, U 1007. Abteilung 82 (Deutschordenskommende Sachsenhausen), Nr. 44. Abteilung 90 (Chorherrenstift Wetzlar), U 452. Abteilung 106 (Kurmainzische Ämter Höchst und Hofheim), U 16, U 17, U 68, U 73. Abteilung 115 (Limburg), U 11, U 27, U 431. Abteilung 116 (Kurtrierisches Amt Montabaur), Nr. 798. Abteilung 119 (Kurtrierisches Amt Wellmich), Nr. 5. Abteilung 131 (Nassau-Usingen), U 3. Abteilung 150 (Nassau-Weilburg), Nr. 13a und b. Abteilung 160 (Nassau-Weilburgisches Amt Weilburg), U 3. Abteilung 170 (Altes Dillenburger Archiv), U 31, U 57, U 189, U 194, U 248, U 249, U 618, U 669. Abteilung 171 (Altes Dillenburger Archiv – Akten), Nr. Z 3199. Abteilung 332 (Herrschaft Kronberg), U 9, U 17. Abteilung 356 (Amt Camberg), U 1. Abteilung 1016 (Teilnachlass Franz Joseph Bodmann), Nr. 1, Teil 2. Abteilung 1098 (Verein für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung), I, Nr. 68, 88. Abteilung 3001 (Kopialbücher A), Nr. 16. Abteilung 3002 (Kopialbücher B), XIII 2, Nr. 1. Abteilung 3002 (Kopialbücher B), XVI, Nr. 1. Hessisches Landesmuseum Darmstadt Kg 55:69, 55:75, 60:18. Historisches Archiv der Stadt Weilburg Nr. 13701. Historisches Archiv des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg Siegelsammlung, Tafel 14, Nr. 11877, Nr. 17289. Hof- und Stiftsbibliothek Aschaffenburg Ms. pap. 39. Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein Herrschaft Haltenbergstetten-Laudenbach (Ni 5), U 69, U 70, Bü. 297. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main Allgemeiner Almosenkasten. Urkunden, Nr. 351. Altakten des Stadtarchivs, Nr. 21, 47. Alten-Limpurg, Nr. 19, 185.

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Literatur- und Quellenverzeichnis

Hofgericht Rottweil, Nr. 122/2, 122/3, 139/1, 139/2, 158 205/1, 205/2, 205/5– 205/7, 205/11, 205/18, 286. Holzhausen Urkunden, Nr. 2, 356, 431, 572, 645, 740. Holzhausen Urkunden II, Nr. 273, 368. Holzhausen Urkunden Nachträge, Nr. 14.272. Insatzbücher, 1328–1341 (Band I). Johann Karl von Fichard’s Geschichte der Geschlechter von Frankfurt a. M., Nr. 79, 111, 138, 314. Judenakten, Nr. 630 (1). Kaiserschreiben, Nr. 549. Kopialbücher, Nr. 1, 4, 5, 6, 7, 8, 10, 12, 14. Kulturamt, Nr. 448. Leonhardstift. Urkunden und Akten, Nr. 330, 336, 346, 349. Leonhardstift. Urkunden und Akten des Rates, Nr. 90. Lersner-Urkunden, Nr. 165. Magistratsakten, Nr. 8.144. Manuskripte (S6a), Nr. 272, 273, 295. Materialsammlung Bürgermeisterbücher (S6b-57). Minorwährschaftsbücher, 1432–1434, 1438–1440. Nachbarliche Beziehungen zu den Reichsständen der Umgebung, Nr. 454. Nachlass Hektor Ammann (S1-425). Oberhof (Varia Judicialia). Pfandschaft auf Friedberg/Friedberger Reichssteuer, Nr. 1, 2, 3, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 23, 26, 28, 44. Fahrpfortenzollbücher. Privilegien, Nr. 1, 11, 19a, 37, 46, 55, 69, 116c, 146, 161, 165, 171, 172, 173, 175, 189, 192, 197, 238, 242, 246, 258, 260, 268, 296, 314, 315, 329, 340, 362, 363, 364, 365, 375, 376, 409, 415. Privilegien Ugb., Nr. 67, 122. Rachtungen, Nr. 29, 342, 343, 344. Rathssachen, Nr. 1/Lit. A. Ratssupplikationen, Lade I, Nr. 68, 69, 92, 93, 94, 137, 146. Ratssupplikationen, Lade II, Nr. 12a, b und c, 13a und b, 14/1–14/3, 15, 24, 26a, b und c, 27, 30, 32, 35, 43a und b, 44/2, 45/1, 45/2, 62a und b, 67, 94, 110. Ratswahlen und Ämterbestellungen, Nr. 1, 2, 27, 70, 72, 73, 84, 85, 88, 90. Rechneiamt. Bücher, Nr. 387–393. Rechnei-Ugb., Nr. 655. Reichskammergerichtsakten, Nr. 1397, 1454.

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Literatur- und Quellenverzeichnis

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Weistümer und Dorfordnungen (C 3), Nr. 137/1, 137/2. Gerichtsbücher (C 4), Nr. 23/2, 23/5–23/7, 23/9, 47/1, 47/2, 89/1 (MF), 89/2, 89/4. Altrepertorien (C 21), Nr. 99, 488. Justizangelegenheiten (E 9), Nr. 1258, 1259, 1260, 1264, 1270, 1657, 1658, 1659, 8386. Gemeindeangelegenheiten (E 13), Nr. 80, 92. Lehnswesen, Aktivlehen (E 14 G), Nr. 72 Bd. 9. Oberrheinische Reichsritterschaft (F 2), Nr. 13/5, 23/12, 24/23. Urkunden, Akten und Amtsbücher Grafschaft Solms-Rödelheim (F 24 A), Nr. 198/5, 199/2. Ortsakten Solms-Rödelheim (F 24 C), Nr. 331/1. Siegel- und Wappensammlung (R 3), Nr. 2 (Bubenheim). Staatsarchiv Ludwigsburg Limpurg-Obersontheim, Erbschenken (B113 I), U 709. Ulm Stadt und Land (B 207), Bü. 8/1, 8/2, 49. Mergentheim I (B 249), U 375, U 378. Deutschorden Westfälisches Gericht (B 264), U 2a und b, U 3–U 17. Staatsarchiv Marburg Bestand 1 (Hessisches Samtarchiv), Nr. 108. Bestand 1 (Hessisches Samtarchiv Nachtragsakten), Rotulus 15/55. Bestand 81 (Hanauer Regierung vor 1821), Nr. B 4/399, D 1/87. Bestand 86 (Hanauer Nachträge), Nr. 20307, 25406, 26829. Bestand 87 (Burg Gelnhausen), Nr. 149. Bestand 106a (Deutsch-Orden, Ballei Hessen), Nr. 50/91. Bestand 156e (Staatsarchiv Marburg), Nr. 3319. Bestand 255 (Reichskammergericht), M149. Bestand 330 Gelnhausen (Stadt Gelnhausen), Nr. 25, 26, 44, 55–57. Kopiare (K), Nr. 1, 17, 234, 368 , 417, 418, 420. Protokolle II (Hanau), B Nr. 7, Bd. 1 bis Bd. 3. Protokolle II (Steinau), Nr. 4, Bd. 1. Rechnungen II Windecken Nr. 9. Salbücher (S), Nr. 323. Sammlung 5, Verzeichnis 7 (Siegelsammlung Bodmann-Habel), Schublade 129, 131. Urkunden 1 (Hessisches Samtarchiv), Nr. 1330, 4213. Urkunden 26 (Kloster Haina), Nr. 37, 841. Urkunden 37 (Deutschordenshaus Marburg), Nr. 1348, 1667, 1668. Urkunden 56 (Reichsabtei Hersfeld), Nr. 428, 599, 1323.

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Haderbuch Ober-Ingelheim, 1423–1430 (A/1/2013/49, alt: 5888). Haderbuch Ober-Ingelheim, 1440–1445 (A/1/2013/58, alt: 5889). Haderbuch Ober-Ingelheim, 1476–1485 (A/1/2013/63, alt: 5890). Haderbuch Ober-Ingelheim, 1503–1508 (A/1/2013/77). Haderbuch Ober-Ingelheim, 1514–1518 (A/1/2013/78). O/1/2013/1 und 5. Rep. I/1692/2 (alt: 2914). Rep. I/3285. Rep. I/3799. Uffgiftbuch Ober-Ingelheim, 1399–1434 (A/2/2013/1, alt: 5900). Stadtarchiv Iphofen Urkunden, Nr. 2, 3. Bände, Nr. 3, 18. Stadtarchiv Limburg an der Lahn Bestand 1 (Limburg bis 1806), I/A-2 (2) 1346 VIII 26. Bestand 1 (Limburg bis 1806), I/A-5a 1354 I 11. Bestand 1 (Limburg bis 1806), I/A-7a 1356 XII 11. Bestand 1 (Limburg bis 1806), I/A-21 1377 VII 11. Bestand 1 (Limburg bis 1806), I/71, Nr. 1. Bestand 1 (Limburg bis 1806), B 15. Ohne Signatur: »Verzeichnis der im Stadtarchiv zu Limburg a. d. Lahn aufbewahrten Urkunden. Erstmalig repertorisiert von Dr. Becker, Archiv-Sekretär in Idstein, Staatsarchiv im Jahre 1877 […]«. Repertorium zum Bestand 1 (Limburg bis 1806). Stadtarchiv Lohr am Main Akten I A 1/1–2. Urkunden I A 2. Stadtarchiv Louis Demme, Bad Hersfeld Kopialbuch I. Ohne Signatur: Brief des Ritters HEINRICH VON SCHLITZ vom 13. Mai 1341. Ohne Signatur: Notariatsinstrument von PETER SCHEFFER VON ALSFELD und DIDERICH vom 15. Juni 1379. Ohne Signatur: Sühnevertrag vom 13. Dezember 1309. Stadtarchiv Mainz Kopialbuch 13/268 (U 133b), 13/282. Urkunde (U) 1348 September 27 (Stadt Mainz).

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auch Kauff-Tausch-Lehen-Expectanz-Schadlos- und Verzicht-Briefe, EheStifftungen, Obligationes, Cessiones, Donationes, Concessiones und Reverse; dann Testamenta, Fidei-Comissa, Codicille, Stifftungen, und endlich Kaͤ yer- und Koͤ nigliche Privilegia, auch andere Diplomata, Welche concerniren Die Freye Reichs-Ritterschafft Schwaben, Francken und am Rhein-Strom, so dann Des Ritter-Bezircks im Untern-Elsaß. Dem Publico zum besten ans Licht gegeben. [Band 12]. Leipzig 1713. FERDINAND LUTHMER, Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Wiesbaden. └ II. Band: Die Bau- und Kunstdenkmäler des östlichen Taunus. Landkeis Frankfurt – Kreis Höchst [–] Obertaunus-Kreis – Kreis Usingen. Frankfurt a. M. 1905. └ III. Band: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Lahngebiets. Oberlahnkreis – Kreis Limburg [–] Unterlahnkreis. Frankfurt a. M. 1907. MICHAEL MAASER, Botenwein, in: CORDES, ALBRECHT/LÜCK, HEINER/WERKMÜLLER, DIETER/SCHMIDT-WIEGAND, RUTH (Hrsg.), Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. Band I: Aachen–Geistliche Bank. 2. Auflage. Berlin 2008, Spalte 652. FRIEDERICH CARL MADER, Sichere Nachrichten von der Kayserlichen und des heiligen Reichs-Burg Friedberg und der darzu gehoͤ rigen Graffschaft und freyen Gericht zu Kaichen, aus zuverlaͤ ßigen Archival-Urkunden und beglaubten GeschichtBuͤ chern zusammen getragen auch hin und wieder erlaͤ utert. └ Erster Theil. Lauterbach 1766. └ Zweyter Theil. Lauterbach 1767. KARL MADER, Entstehung und Entwicklung der Stadt Wertheim. Eine siedlungskundliche Studie, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 4, 1952, Seite 91–126. WALTER MAHR/HEINRICH SCHIESSER, Geschichte von (Kloster-)Hausen an der frk. Saale (Teil 1), in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 14, 1962, Seite 101–153. HANSJOSEPH MAIERHÖFER/ISOLDE MAIERHÖFER, Eltmann. Regz.-Bez. Unterfranken, Landkreis Haßfurt, in: KEYSER †, ERICH/STOOB, HEINZ (Hrsg.), Bayerisches Städtebuch. Teil 1 (Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte, 5,1). Stuttgart u. a. 1971, Seite 182–186. HANSJOSEPH MAIERHÖFER/ISOLDE MAIERHÖFER, Königshofen i. Grabfeld. Reg.Bez. Unterfranken, Landkreis Königshofen i. G., in: KEYSER †, ERICH/STOOB, HEINZ (Hrsg.), Bayerisches Städtebuch. Teil 1 (Deutsches Städtebuch. Handbuch städtischer Geschichte, 5,1). Stuttgart u. a. 1971, Seite 307–310.

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werden welche auch zugleich zu besserer erkaͤ ntnis und erleuterung der deutschen geschichte , stats- und buͤ rgerlichen rechte, samt gewonheiten aͤ lterer, mitlerer und neuerer zeiten uͤ berhaupt, dienen koͤ nnen mit beilagen, an den zalen I. bis 85. vieler und zum teil noch ungedruckten Kaiserlichen freiheitsbriefe, urkunden und anderer nachrichten, auch einigen zusaͤ zen und register. Frankfurt a. M. 1765. JOHANN PHILIPP ORTH, Noͤ thig- und nuͤ tzlich-erachteter Anmerckungen Uber die so genannte erneuerte Reformation Der Stadt Frankfurt am Mayn. Zweyte Fortsetzung; In welcher Der Dritte, Vierte und Fuͤ nfte Theil Vorerwehnten Stadt-Rechtes, Gruͤ nd- und deutlich erklaͤ ret und erlaͤ utert, auch zugleich, die in diesen Theilen befindliche Materien, als von Eheberedungen, Heuraths-Briefen, Eheleuten, Einkindtschaften und was denen anhangt, Testamenten und anderen letzten Willen, Erbschaften und Erbgerechtigkeiten, wann kein Testament noch anderer letzer Wille vorhanden ist, Rechtsbehoͤ rig ausgefuͤ hret, und wie den solchen die heutige Praxis sich verhalte, zulaͤ ngliche Nachrichten gegeben werden. Samt Einem Anhange Verschiedener zu diesen Anmerckungen dienlicher Ordnungen, Responsorum, Deductionen und anderer Documenten, wie auch einer Anzeige aller hierin angefuͤ hrten und erklaͤ rten Reformations-Stellen alter und neuer Ordnungen, beygefuͤ gten noͤ thigen Marginalien und vollstaͤ ndigen Register. Frankfurt a. M. 1744. JOHANN PHILIPP ORTH, Noͤ thig- und nuͤ tzlich-erachteter Anmerckungen uͤ ber die so genannte erneuerte Reformation der Stadt Frankfurt am Main, vierte und lezte Fortsezung, in welcher der erste von gerichten und gerichtlichem processe handelnde teil vorerwehnten stadtrechtes, gruͤ ndlich und deutlich erklaͤ ret und erleutert, auch zugleich, worin bei den in diesem teile vorkommenden processachen der heutige gerichtesbrauch sich geaͤ ndert habe und wie derselbe nunmero beschaffen sei, zulaͤ ngliche nachrichten gegeben, nicht weniger verschidene andere dahin einschlagende merkwuͤ rdige und nuͤ zliche materien, unter welchen einige die aus bewaͤ rten urkunden und beglaubten nachrichten aͤ lterer und mitlerer zeiten genommenen geschichte dieser reichesstadt betreffen, besonders abgehandelt werden. samt einem Anhange verschiedener zu diesen anmerkungen dienlichen Kaiserlichen briefe, ordnungen, rechtlichen gutachten und ausfuͤ hrungen, wie auch anderer urkunden, samt einer anzeige aller teils ganz teils stuͤ ckweise eingeruͤ ckten und erleuterten alten und neuen statuten und ordnungen so wol, als auch uͤ beral am rande beigefuͤ gten kurzen inhaltsanzeigen und volstaͤ ndigen sachregister. Frankfurt a. M. 1757. JOHANN PHILIPP ORTH, Samlung merkwuͤ rdiger Rechtshaͤ ndel, samt ihren zweifelsund entscheidungsgruͤ nden, wie auch verschiedenen rechts- und anderer materien; welche zu weiterer erkentnis und erleuterung sowol der deutschen gerichtsuͤ blichen rechtsgelarheit uͤ berhaupt, als besonders der Frankfurter Reformation und anmerkungen daruͤ ber nuͤ tzlich angewendet werden koͤ nnen.

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G. Namens-, Orts- und Sachregister Die Ziffern verweisen auf die Seiten des Haupttextes ohne Anmerkungsapparat. Zur Vereinfachung der Benutzung wurden Personen mit ihrem Nach- bzw. Beinamen aufgenommen. Einzig Kaiser, Könige, Kurfürsten und Päpste wurden mit ihrem Vornamen verzeichnet. A Aachenwallfahrt 506 Adolf von Nassau (König) 111, 167 Altweilnau 271, 511 Ammann, Hektor 40, 189, 304 Andernacht, Dietrich 90–91, 112, 154, 176, 264, 533–534 Anspach 277 Arlinghaus, Franz-Josef 424 Arnsburg 277 Augsburg Gerichtsordnung 47 Rechtsbuch von 1482 47 B Babenhausen Gerichtsbarkeit 76, 511 Gerichtsbücher 71, 76 Gottespfennig 572–573 Oberhofzug 78, 114, 268–269, 499, 514 Schadensklage 578 Stadtrechte 260, 266–269 Weinkauf 572–573 Bader, Karl Siegfried 491 Basel 444–445 Bastian, Johanna 77, 210 Battenberg, Friedrich 349 Bayern 579 Beldersheim, Johann von (Ritter) 461

Bergen Andreas von 542 Ortsgericht 519 Beyerle, Franz 86–87 Bingen 470 Blattmann, Marita 79, 490 Böcking, Eduard 56 Bodenheim St. Alban 175 Weistum 175 Bodmann, Franz Joseph 56 Böhmer, Justus Henning 87 Bonames 223, 230–234, 239–240 Boppard 277 Bornheim Dorfgericht 93, 217 Oberhofzug 217–219, 230, 239 Ortschaft 217, 219 Schepphenne aus 513 Bornheimer Berg Alte Rolle (1303) 133–142, 154– 155, 178, 522 Auflösung 219–221 Hochgericht 136, 139 Neue Rolle (1421/35) 142–146, 154–155 Oberhof 132–133, 135, 140–146, 154 Oberhofentstehung 496

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Namens-, Orts- und Sachregister

Streit zw. Frankfurt und Hanau 139, 213–215, 219–221 Zentgrafen 134–135 Zwischenhof 215 Bosl, Karl 213 Bruchköbel 267 Brünn 394 Bubenheim 168, 175 Bücher, Karl 275, 308, 381, 384, 426, 432, 435, 454 Büdingen 49, 282, 284, 288, 523 Büdinger Reichswald 183 Bühl 300 Bürgel 256 Burger, Alexander 169 Burger, Gerhart 410 Burgholzhausen 275 Butte, Heinrich 127, 130 Butzbach Gerichtsbarkeit 76 Gerichtsbücher 42, 70–71, 76, 274, 528 Herman Urtzel von 513 Oberhof 273 Oberhofzug 78, 274, 499, 516, 531 Stadtrechte 271 C Camberg 259, 262, 534–535 Classen, Peter 185 Coburg 540 Coing, Helmut 39–41, 306, 313, 317, 438, 450, 465, 480, 491, 537, 572, 590 Conradi gen. Reichmut von Gelnhausen, Johannes 394 Cordes, Albrecht 85, 305 Cramer, Johann Ulrich von 86

D Diedorf 113 Diehm, Franz 291 Dietzenbach 275 Diez Grafen von 259, 271– 273 Stadtrechte 271 Dinklage, Karl 291–292 Dorfelden Philipp von 460 Stadtrechte 267 Dortelweil 223, 230, 233–237, 239– 241, 520 Dreyer, Johann Carl Henrich 87 Drüppel, Hubert 555 Duve, Thomas 21 E Ebel, Friedrich 25, 295, 314–315, 422, 505, 537, 541–543, 545, 590, 595 Ebel, Wilhelm 134, 574 Eberbach (Kloster) 105 Ebern 282, 288 Eberstett 277 Eckhardt, Wilhelm 540 Eger 540 Einkindschaft 498 Elm, Gerlach von 118 Elsheim 168, 557, 564 Eltmann 285 Eppingen 498 Eppstein Eberhard II. von 253 Eberhard III. von 16, 224–225 Eberhard IV. von 242 Gericht 263 Gottfried VIII. von 247 Gottfried IX. von 242, 256, 530

Namens-, Orts- und Sachregister

Herren von 121, 194, 241, 255, 257, 272 Pfandschaft auf Harheim u. Kalbach 241–243 Stadtrechte 272 Erfurt 101–102, 543 Erler, Adalbert 58, 69, 77, 80, 82, 99, 182, 348, 367–368, 376, 506, 527 Ernsthausen 277–278 Esch 278, 514 Eschborn 275 Euler, Ludwig Heinrich 268, 329, 483, 505, 585 F Falkenstein, Herren von 250, 252, 262, 271 Fischbach 278 Fladungen 290 Flonheim 499 Formalismus im Prozess 424–425 Franken 23–24, 271, 283–284 Frankfurt Almosenherren 402 Almosenschreiber 395 Alten-Limpurg 310 Alzey, Friedrich von (Bürgermeister) 318, 430, 471 Appellationen 93, 110, 218, 228, 241, 254, 549, 553 Arnoldi von Gelnhausen, Heinrich (Stadtschreiber) 392, 410 Aschaffenburg, Heinrich von (Prokurator) 427–428 baculus iudicii secularis 43, 193, 386, 434–440, 449–452, 454, 463, 537, 563 Bartholomäusstift 90–91, 447

741

Baumeister 402 Bauschreiber 397 Bede 398 Bedebücher 36–38, 380, 383, 386, 394, 399, 426–429, 435 Bedemeister 402 Bedeschreiber 398 Beheim von Gelnhausen, Johannes gen. (Stuhlschreiber) 394 Beheimer gen. Reutlinger, Johannes (Bürger, Gerichtsschreiber) 389 Bekanntmachung 468 Berger, Erna (Stadtarchivarin) 38 Bewerberlisten um Ämter 358 Bitten um Aufnahme am Oberhof 254–259 Blarock zum Krachbeyn, Johannes (Bürger, Gerichtsschreiber) 390 Blineldere, Heinrich (Meister) 512 Bonn, Hans von (Fürsprecher) 475 Brandakten 38 Breidenbach, Konrad von (Bürger) 335 Breidenbach, Siegfried von (Bürger) 335 Brune von Hersfeld, Johannes (Stadtschreiber) 382 Buch, Nicolaus (Gerichtsschreiber) 386 Buchschreiber 384, 394 Bürgerbücher 340, 380 Bürgergeld 455–456 Bürgermeisteramt 159 Bürgermeisterbücher 42, 358 Bürgerschaft 157 Burgrechte fremder Orte 275–280

742

Namens-, Orts- und Sachregister

Buser von Ingelheim, Karl (Schultheiß) Siehe unter Ingelheim Buttler, Johann (Gerichtsschreiber) 386 Cleen, Wenzel von (Schultheiß) 361, 368 Deutschordenskommende Sachsenhausen 340 Dreimalige Klage 561–563 Dringstobe, Nikolaus (Prokurator) 427–429 Eberhard (Stadtschreiber) 379–380 Eberwinus (Schultheiß) 158 Eck, Jost (Ratsherr) 449 Eid der Gerichtsschreiber 385–386, 396 Eid der Stadtschreiber 381 Eidbuch 454, 468 Einwohnerzahl im Mittelalter 303 Errdon, Johann (Gerichtsschreiber) 387 Fahrpfortenbücher 400 Feiltragen von Gütern 449–451, 463–465 Fichard, Johann (Stadtadvokat) 431 Findeisen, Heile (Fürsprecher) 436 Flade, Arnold (Fürsprecher) 452 Frauenstein 310 Frosch (Familie) 337 Frucht- oder Kornschreiber 398 Ful, Johannes (Prokurator) 429 Fürsprecher, Amtaufgabe der 473– 475 Fürsprecherwesen 426–476 Gabler, Michel (Fürsprecher) 452, 454, 474

Gaphenne (Reiterknecht) 369 Gefangene 447–448 Geleit 115–116, 461, 534–535 Gelnhausen gen. Vorkauf, Peter von (Bürger, Gerichtsschreiber) 387, 392, 410 Gelnhausen, Johannes von (Bürger, Prokurator) 427–428 Gelnhausen, Johannes von (Schreiber) 394 Gelnhausen, Madern (Fürsprecher) 435 Gerber, Harry (Stadtarchivar) 37– 38 Gerichtsbarkeit, Entstehung 155– 159 Gerichtsbücher 36–41, 90, 317, 380, 386, 465, 532, 549 Gerichtsordnung von 1548 233– 234 Gerichtsordnungen A, B, C 43–46, 193, 315, 434, 439–440, 451, 468, 476, 532 Gerichtsordnungen für Ratsdörfer 228–243, 496, 499–500, 520, 522 Gerichtsschreiberamt 385–399 Gerthener, Madern (Baumeister) 343 Gesetzbücher 42 Glauburg (Familie) 338–339, 341 Glauburg, Arnold von (Bürger) 339 Glauburg, Dr. Johann von (Schöffe) 318 Glauburg, Henne von (Bürger) 343 Glauburg, Johann von (Bürger) 343 Glauburg, Konrad von (Bürger) 343

Namens-, Orts- und Sachregister

Glockhenne (Fürsprecher) 435 Grumann (Gerichtsschreiber) 387 Günderrode, Hektor Wilhelm von (Chronist) 355 Gutleutschreiber 395 Gysela, Fritz von (Bürger, Gerichtsschreiber) 389 Heckmantel, Johann (Fürsprecher) 457 Heiligenbücher 542 Heise, Johann (Visierer) 399 Henckis, Konrad (Bürger, Drucker) 444, 446 Hockenhenne (Gefangener) 448 Hoenwissel, Hermann von (Schultheiß) 359, 361 Hohinberg, Nicolaus von (Gerichtsschreiber) 386 Holzhausen (Familie) 338 Holzhausen, Hannemann von (Schöffe) 310 Holzhausen, Johann von (Bürger) 247, 249 Hospital zum Heiligen Geist 396 Huchelmeyer, Werner (Fürsprecher) 462–463, 466– 467, 473 Huslin, Bernhard (Fürsprecher) 430, 469–473 Incus, Bernhard (Bürger?) 443–448 Insatzbücher 380 Instanzenvorstellung 549–551 Jacob (Gerichtsschreiber) 387 Jungschreiber (Auszubildender) 381–384 Kaichen, Ernst von (Fürsprecher) 436

743

Kaiserpfalz 157, 160, 181–182, 211, 213, 495, 599 Kaldenbach gen. Hess, Hans (Fürsprecher) 441, 448, 452, 457, 460–461, 463–467, 473– 474, 480 Kanngießer, Arnold (Fürsprecher) 456 Kistenherren 401 Knoblauch (Familie) 448 Koler, Michel (Fürsprecher) 475 Kornmeister 402 Kremer, Conrad (Fürsprecher) 454, 474 Kremer, Johannes (Gerichtsschreiber) 391 Kreyß von Lindenfels, Bernhard (Schultheiß) 352 Laderan 310 Landgemeinden Siehe bei den jeweiligen Orten Landrecht nehmen 136–138 Leonhart (Fürsprecher) 455 Lersner, Achilles August von (Chronist) 336, 355 Loczn (von Wetzlar) (Gerichtsschreiber) 387 Losingk von Gelnhausen, Johannes (Schreiber) 394 Löwenstein 310 Mantelrecht 582, 584–591 Markt 155 Maye, Klaus (Fürsprecher) 436, 448, 455–459, 466 Messe 190, 426, 435, 520, 534, 563 Meyer, Arnold (Fürsprecher) 456 Molsberg, Walther (Bürger) 458– 459

744

Namens-, Orts- und Sachregister

Momparn 468, 470, 473, 475–480 Mündlichkeitsgrundsatz 519–522 Nachtschade, Siegfried (Gerichtsschreiber, Notar) 388 Nesen, Veltin von 448 Nürnberger Hof 343–344 Oberhof (Quellenbegriff) 92–93 Oberhoffälle (Überlieferung) 38– 41 Oberhofverfahren 511–517, 519– 523, 527–528, 596 Oberster Richter 144, 392, 436, 467, 590 Offene Schreiber 394 Offsteiner von Worms, Niklas (Stadtschreiber) 382–383 Orb gen. im Baumgarten, Hermann von (Stadtadvokat) 432–434 Paradies, Dr. Ludwig zum (Stadtadvokat) 47, 217, 317, 462 Paradies, Siegfried zum (Bürger) 114, 190 Peter (Fürsprecher) 449 Präsenzgeld 313–315 Privatanfragen an den Oberhof 511–517 Privilegien 23, 111–114, 191, 217, 223, 264, 476 Prokuratoren 247, 315, 427–434, 462, 473 Prozessakten 41 Pugnus (Faust), Gumbrecht (Stadtschreiber) 379–380 Rachtungen 129, 448 Rachtungsbücher 29, 319 Ratsbücherei 47 Ratsschreiber Siehe Stadtschreiber Ratsverfassung 157–158, 306–314

Rechenbücher 36–38, 386, 428, 454, 457, 461–462 Rechtsmitteilung für Weilburg Siehe unter Weilburg an der Lahn Reformation von 1509 40, 47, 232–233, 258, 451, 462, 468– 469, 480, 520, 541, 589 Reformation von 1578 136–137 Reichsgericht (Begriff) 189, 193 Rein, Antonius (Fürsprecher) 474 Rendel, Siegfried von (Bürger) 512–513 Rezeption 317 Riemenschneider, Michel (Fürsprecher) 453 Rorbach, Bernhard (Bürger) 311, 373 Rosenacker von Wertheim, Eberhard (Jurist) 429–431, 454–455, 462, 467, 473 Rosenbach, Johann Peter (Chronist) 355 Rumpenheim, Diele von (Amtmann) 251 Ruße, Kettchin 513 Saalhof 448 Schatz, Heinz (Fürsprecher) 453 Scherer von Gelnhausen, Bechthold (Buchschreiber) 393 Scherff, Stefan (Münzmeister) 478 Schlüchtern, Johannes von (Gerichtsschreiber) 388 Schobbel von Wasserlos, Konz (Bürger) 92 Schöffenoligarchie 312 Schöffer, Peter (Bürger, Drucker) 444, 446

Namens-, Orts- und Sachregister

Schönwetter, Dr. Adam (Stadtadvokat) 232, 258, 520, 525 Schreiber auf der Waage 398 Schreiber der Wollweber 402 Schreiber im Leinwandhaus 398 Schrimpe, Henne (Untervogt) 248 Schultheißenamt 114, 144, 156, 160, 171, 190, 352, 369, 386 Schultheißenbuch Siegfrieds zum Paradies 136, 385, 426 Sensenschmidt, Merkelin (Bürger) 512 Sleyfriss, Endris (Amtmann) 223 Soden, Bernhard von (Fürsprecher) 475 Soden, Gerhard von (Fürsprecher) 436, 456 Spitalpfleger 402 Spitalschreiber 396 Stadtadvokatenamt 315 Stadtarchiv 36–38 Stadtrechtsfiliationen 101, 113– 114, 259–274, 495 Stadtschreiberamt 377–384 Steinhaus, Jost im (Bürger) 336, 361 Stöcker 136–137, 356 Stuhlschreiber 384, 394 Theodericus (Stadtschreiber) 378 Ungeld 399 Unterkäufer 449–454 Urteilsbücher 36, 532 Varia Judicialia 41, 590 Visierer 399–400 Vogt 156 Vogtei 157 Weinkauf 572–573

745

Welder, Heinrich (Jurist) 247, 428, 433–434 Wenner, Johann (Gerichtsschreiber) 387 Wisse, Peter (Fürsprecher) 448, 453, 457, 463–467 Zettel 165, 449, 465, 519, 524 Zünfte, ratsfähige 307 Zwyg von Speyer, Johannes (Jurist) 431, 453–454, 462, 474, 480 Freiburg im Breisgau 446 Freudenberg 286 Friedberg Appellationen (Burg) 153 Burg 122, 152–153 Burggericht 152–153, 495, 543 Burggraf 160, 309 Burgmannen 102, 151–152, 174, 543 Burgsiegel 172–173 Burgwappen 172–173 Engel Sasse von 543 Erbenlosung 569 Gerichtsbuch 100 Huldigung 121 Mantelrecht 584–587, 596, 605 Oberhofweisung für Münden 544, 561, 596, 601, 606 Oberhofzug 119, 520, 541 Privilegien 100, 113 Reichspfandschaft 119–122 Reichssteuer Siehe Reichspfandschaft Schreibergebühr 526 Stadtsiegel 172 Wirtschaftlicher Niedergang 332 Friederichs, Friederun 340 Friedrich I. (Kaiser) 162, 183

746

Namens-, Orts- und Sachregister

Friedrich II. (Kaiser) 157, 162 Friedrich III. (König bzw. Kaiser) 152–153, 224–225, 243–244 Fries, Johann Henrich Hermann 39 Fuhs, Anton 419 Fulda 113, 213, 230, 250, 261 Fürsprecherwesen (allgemein) 422– 426 Fürth 78, 578–579 G Gau-Algesheim 297 Gelnhausen Ansmalz (Familie) 333 Ansmalz, Friedrich (Ratsmann) 321 Birgkler, Konrad (Ratsmann) 322 Bodenbender, Heinrich (Ratsmann) 322 Bodenheim, Wilhelm von (Schöffe, Stadtschreiber) 322, 408–409 Bohländer, Johann (Schöffe) 323 Breidenbach (Familie) 335–336 Breidenbach, Henne von (Bürger) 336 Breidenbach, Johann von (Schultheiß) 370 Brell (Familie) 335, 337 Brell, Hartmann (Bürger, Stadtschreiber) 53, 98, 116–117, 125, 164–165, 270, 282, 284, 288, 290, 292, 294, 370–372, 406, 408–410, 483, 524, 538, 603–604 Brell, Johannes (Bürger, Stadtschreiber) 336, 407 Brendel, Nikolaus (Stadtschreiber) 406

Brumann (Familie) 333 Brumann, Bechthold (Schöffe) 323 Brumann, Michael (Schöffe) 323 Bünau, Henne von (Schultheiß) 372 Bürgermeisteramt 163, 370–372 Bürgerschaft 163 Burggericht 195 Burggraf 537 Burgmannen 174, 370, 537 Dreimalige Ladung 563–564 Einwohnerzahl im Mittelalter 304 Erbenlosung 569 Ertal, Conrad von (Stadtschreiber) 405 Felkelder, Hermann (Ratsmann) 323 Forstmeister von Gelnhausen (Familie) 370 Fulsche (Familie) 333 Fulsche, Heinrich (Stadtschreiber) 405 Fulsche, Konrad (Ratsmann) 323 Fulsche, Konrad senior (Ratsmann) 323 Fürsprecher 481–484 Fussechin (Familie) 335, 370 Gerichtsbarkeit, Entstehung 162– 163 Gerichtsbücher 51–52, 98, 409, 483–484, 564, 571 Gerichtsordnung 49 Glauburg, Fritz von 339 Glauburger (Familie) 334, 338–344 Glauburger, Heincz (Bürger) 372 Glauburger, Henne (Bürger) 372 Glauburger, Henne (Bürgermeister) 338, 340

Namens-, Orts- und Sachregister

Glauburger, Hermann (Bürger) 372 Glauburger, Johann (Bürger) 341, 372 Glauburger, Johann (Bürgermeister) 342–343, 371–372 Glauburger, Johann (Ratsmann) 323 Glauburger, Johann (Schöffe) 324, 331 Grille, Heinrich (Ratsmann, Schöffe) 324 Grünberger, Peter (Schöffe) 324 Hochgemut, Konrad (Schöffe) 324, 372 Hohlbein, Peter (Ratsmann) 325 Hoppe (Familie) 333 Hoppe, Konrad (Ratsmann) 325 Huffe, Ernst (Ratsmann) 325 Huldigung 194 Hutzenröder, Friedrich (Ratsmann) 325 Ineptus (Familie) Siehe Unbescheiden Ineptus, Anselm (Bürger) 339 Ineptus, Helwig (Bürger) 340 Instanzenvorstellung 551 Kaiserpfalz 183 Kampfgerichtsordnung 481–482 Keilbach, Philipp (Ratsmann) 325 Kistener, Friedrich (Ratsmann) 325 Kohlhase, Johannes (Stadtschreiber) 408 König, Konrad (Ratsmann, Schöffe) 325 Krebser, Jodocus (Ratsmann) 326 Krug, Hermann (Ratsmann) 326 Krug, Peter (Schöffe) 326, 373

747

Landscheide- und Bürgerbuch 53, 330, 370, 409 Landscheiden 53, 338–339, 419 Ludwig, Johann (Ratsmann) 326, 373 Ludwig, Michael (Ratsmann, Schöffe) 326 Maienkranz, Peter (Ratsmann) 326 Mantelrecht 591 Marborn, Jörg (Ratsmann) 327 Migrationen nach Frankfurt 332– 338 Nievergelt (Familie) 337 Oberhof (Quellenbegriff) 92–93 Oberhofverfahen 523–525 Oberhofzug 119, 521–522 Otte, Dietrich (Stadtschreiber) 406 Peter (Stadtschreiber) 407 Pfandschaft 53, 120, 194, 282 Privilegien 113, 117, 162, 194 Rabentisch, Nikolaus (Ratsmann, Schöffe) 327 Ratsprotokolle 53, 320 Ratsverfassung 163, 320, 329–331 Reichsgericht (Begriff) 194–195 Reimbold (Stadtschreiber) 405 Rorbach, Conrad (Stadtschreiber) 405 Rotes Buch 54 Rüdiger, Konrad (Schöffe) 327 Schadensklage 579 Schatz (Familie) 342, 344 Schatz, Hartmann (Ratsmann) 337, 344 Schatz, Hermann (Priester) 341, 344 Schatz, Johann (Ratsmann) 327 Schele (Familie) 333, 340–341

748

Namens-, Orts- und Sachregister

Schele, Gerhard (Bürger) 340 Schele, Heinrich (Ratsmann) 327, 340 Schlegel, Johann (Ratsmann) 328 Schneider, Johann (Schöffe) 328 Schneiß von Grenzau, Enulf (Stadtschreiber) 406, 409 Schule 394 Schultheißenamt 162, 194, 329, 369–374 Selbold (Familie) 337 Stadtbuch des Hartmann Brell Siehe Brell, Hartmann Stadtschreiber 403–410 Steinhaus (Familie) 336–338, 361 Steinhaus, Eberhard im (Ratsmann) 336 Stock, Michael (Ratsmann) 328 Strupp, Jodocus (Ratsmann, Schöffe) 328 Unbescheiden (Familie) 333 Unbescheiden, Konrad (Ratsmann) 328 Ungefüge (Familie) Siehe Unbescheiden Ungefüge, Friedrich (Schöffe) 370 Unterkäufer 484 villicus 162 Weinkauf 571–572 Werner (Stadtschreiber) 403, 408 Wertheim, Johann (Schöffe) 328 Wirtschaftlicher Niedergang 332 Zehe (Familie) 334 Zehe, Konrad (Ratsmann) 328 Zettel 521 Ziegenbart (Familie) 334 Ziegenbart, Heinrich (Schöffe) 328

Ziegenbart, Konrad (Ratsmann, Schöffe) 328 Zwischenhof 48, 165, 211, 268, 292 Gerhardt, Hans Jürgen 441 Gerichtsbücher (Quellengattung) 32– 35 Gerichtsschreiberamt (allgemein) 376–377 Gerichtssprache 423, 491 Germanistik, juristische 74, 80, 529, 602 Giselbert (Edelknecht) 187–188 Glauburg (Reichsburg in der Wetterau) 343 Gleiberg 272 Goldene Bulle 190 Goslar 120 Grävenwiesbach 278 Grimm, Jakob 136, 548, 582 Grimm, Wilhelm 136 Groß-Winternheim 58, 167–168, 170, 185, 199, 203, 346, 566 Groszlocke Heinrich 256 Philipp 256 Gudenus, Valentin Ferdinand von 431–432 Gudian, Gunter 31, 57–58, 69, 75–78, 81–82, 87, 178, 185–186, 206, 304, 348–349, 353, 496, 508, 511, 517, 526, 547, 554, 566, 575–576, 578, 602, 604 H Haase, Carl 27 Halsgerichtsordnung Karls V. 86 Hammelburg 284

Namens-, Orts- und Sachregister

Hanau Doring, Asmus (Amtmann) 461 Gerichtsbücher 70, 269, 483 Grafen von 139, 143, 154, 194, 214–222, 257, 266, 269, 282, 436, 455, 473, 536, 572 Herren von 259, 261 Oberhofzug 49, 269, 284, 535–536 Reinhard II. von (Graf) 535 Reinhard IV. von 268 Stadtrechte 261, 266–268 Ulrich II. von 135 Handelsstraßen 188 Hansert, Andreas 311 Harheim 241–243 Harpprecht, Christoph Friedrich 73, 86 Haßloch 300 Haunstetten 278 Hausen 213–215, 219, 239–240 Heidelberg 197, 498, 552 Heidingsfeld 283 Heinrich IV. (König bzw. Kaiser) 183 Heinrich VII. (König bzw. Kaiser) 170, 183 Heinrich von Schlesien (Hofrichter) 108 Heitzenröder, Wolfram 338 Helpronn, Johann 461 Henneberg-Aschbach, Grafen von 292 Herrenberg in Schwaben 582 Hersfeld Abt von 550 Hutten, Simon von (Abt) 127 Kopialbuch 124 Oberhofzug 124–131, 280, 495, 534, 549–550

749

Oberhofzug nach Friedberg 126 Rechtsaufzeichnung 124 Sühnevertrag 127 Überfall durch Fritz von Schlitz 127–129 Verträge mit den Landgrafen von Hessen 131 Völkershausen, Berthold II. von (Abt) 126 Herzhausen 278 Hessen Gerichtsordnung Landgraf Ludwigs 131 Heinrich von (Landgraf) 127–129 Heinrich II. von (Landgraf) 123 Landgrafen von 121, 131 Ludwig von (Landgraf) 131 Otto von (Landgraf) 127–129 Philipp der Großmütige von (Landgraf) 131 Riedesel, Hermann von (Erbmarschall) 130, 502, 549 Heusenstamm 275 Heusler, Andreas 31 Hinkel, Erich 175 His, Rudolf 137 Hofgericht in Heidelberg 197, 552 Hofgericht Rottweil 252 , 444, 446 Hofheim 263 Hohenburg (Homburg) 284 Hohenstein, Grafen von 120 Homburg (Taunus) 254, 256 Hundsal 278 Hutten zu Hausen, Hans von 92 I Idstein 275, 515 Iggelheim 300

750

Namens-, Orts- und Sachregister

Iglau 394 Ingelheim Algesheim, Beierhenne von 488 Alsenz, Sibelin (Gerichtsschreiber) 414 Amöneburg, Siegfried von (Gerichtsschreiber) 411 Anfragen in Frankfurt 176–177 Ausfuhrgelöbnisse 104, 298–299, 547 Ausheischen 298, 508, 526–527 Bederechnungen 494 Beweisrecht 424–425 Botenwein 487 Bürgermeisteramt 170 Burgkirche 172, 201 Buser von Ingelheim (Familie) 354–355 Buser von Ingelheim, Karl 353–367 Chorherrenstift 183, 188 Cles, Sterren 492 Dieburg, Johann von (Gerichtsschreiber) 414 Dreimalige Ladung 555–558 Drubein (Fürsprecher) 492–493 Duppengießer, Antz (Fürsprecher) 492 Eidstaber 492 Eltville, Henne von (Fürsprecher) 489, 492 Erbenlosung 567–568 Erbrecht 568 Erbverträge 299–300 Erk, Johann (Fürsprecher) 493 Faud von Montzingen, Johann (Gerichtsschreiber) 413 Fiskalbezirk 186–187 Fürsprecher 484–486, 491–493

gelübd 174 Gerichtsarchiv 55 Gerichtsbarkeit, Entstehung 166– 167 Gerichtsgebühren 209 Gerichtsschreiberamt 199, 345, 410–420 Gerichtssiegel 173, 198–205 Glocke der Burgkirche (1384) 172, 174, 201, 362 Grunwalt aus Deidesheim, Stephan (Gerichtsschreiber) 414 Haderbücher 35, 69, 99, 198, 345, 375, 415, 418, 484–486, 488, 492, 510, 555–556, 566–567, 572, 574–575, 577–578, 592– 593 Haderbücher (Quellenbestand) Siehe Serielle Überlieferung Heimbürge 209 Heinrich (Gerichtsschreiber) 412 Herbord (Schultheiß) 166–167 Hochgerichtsbarkeit 552 Hübner 167–168, 557 Huldigung 199, 346 Ingelheim, Hans von (Ritter) 352 Ingelheim, Wilhelm von 368 Ingelheimer Grund (Begriff) 205 Instanzenvorstellung 551–552 Isenach, Hans von 489 Kaiserpfalz 183–188 Kellner von Meiningen, Volkmar (Gerichtsschreiber) 415 Kerbzettel 489–590 Kopialbuch 55, 410 Lambert (Gerichtsschreiber) 411 Mantelrecht 591–594 Märkte 303

Namens-, Orts- und Sachregister

Meischeit von Fritzlar, Johann (Gerichtsschreiber) 412 Momparn 493–494 Mündlichkeitsgrundsatz 517–519 Münster, Jeckel 488 Oberhof (Quellenbegriff) 94–96 Oberhofentstehung 175–177, 496 Oberhofprotokollbücher 27, 34– 35, 75, 81, 95, 98–100, 175, 178, 209, 298–299, 353, 362, 484, 486–487, 510, 517, 539, 559, 573, 575, 577, 580, 593, 603, 607 Oberhofprotokollbücher (Quellenbestand) Siehe Serielle Überlieferung Oberhofverfahren 508–511, 517– 519, 526–530 Ober-Olm, Peter von (Gerichtsschreiber) 413 Ockenheim, Wilhelm von (Ritter) 368 Ortsgerichte 345–346 Pfandschaft 169, 171, 176, 195– 196, 199, 205, 298, 302, 374 Privatanfragen an den Oberhof 27, 29, 69, 104, 299, 490, 497, 508– 511, 515–516, 560–561, 564– 567, 595 Privilegien 55, 170, 205, 346 Quasigerichtssprengel 299 Radbrennen (Brauch) 196 Rathaus von Ober-Ingelheim 55 Ratsgewölbe der Burgkirche 54 Reichsgericht (Begriff) 197–199 Rüdiger, Henne (Fürsprecher) 492–493 Schadensklage 492, 575–580 Scheffiner, Jeckil (Fürsprecher) 485

751

Schöffenamt 166–167, 206, 345– 349, 369 Schöffenanfragen 508, 517–519 Schöffeneid 347 Schöffenhaus 574 Schöffenkollegium Siehe Schöffenamt Schreibergebühr 490 Schule 420 Schultheißenamt 166–170, 345, 374–375, 486 Seltzen, Agnes von 363 Serielle Überlieferung 54–68 Sibode, Johan (Schöffe) 374 Slich, Peter (Gerichtsschreiber) 410 Snider, Hans (Fürsprecher) 492– 493 Sternberg gen. Gotsmann, Sigfried (Gerichtsschreiber) 413 Susenbeth, Conrad Emmerich (Rittergerichtsschreiber) 98–99, 175 Verbotschaftung 558–559 Verbotung 486–491 Vogtei 185–186 Voltzo gen. Sponheimer (Schöffe) 374 Vormundschaftsrecht 564–566 Wald 349 Weinkauf 572–574 Winterbecher, Margareta 369 Winterbecher, Wilhelm (Schöffe) 369 Zettel 94–95, 518–519, 526, 552– 553 Instanzenvorstellung 548–549 Iphofen 282, 288, 569, 574, 594, 597 Isenmann, Eberhard 82, 258, 306, 376

752

Namens-, Orts- und Sachregister

J Johann II. von Sulz (Hofrichter) 444 Junghans, Friedrich Wilhelm 52, 483 K Kähler, Hans 188 Kaichen, Freigericht Dorfgrafen 152 Gerichtsverfassung der Dörfer 152–153 Hochgericht 150 nachgeburen 149–150 Oberhof 146–150 Kaiserpfalzen (allgemein) 28, 182, 184 Kalbach 92, 241–242, 513 Kammergericht 224, 314 Karl IV. (König bzw. Kaiser) 99, 107, 113, 120, 123, 170, 183, 190–191, 194, 235, 237, 290 Kassel 130–131 Katzenelnbogen Eberhard von 108 Grafschaft 298 Kaub 297 Kaufmann, Ekkehard 224, 226, 575 Kelkheim 90–92, 275 Kelkheimer Weistum 90–92 Kettenbach 257 Kirberg 278 Kirchner, Anton 312 Kirdorf 256 Kirn 484–485 Kissingen 290 Kleines Kaiserrecht 160–161, 441– 442, 506, 583–584, 591, 594–595 Klingenberg 265 Köbeler Markt 162 Köln 304, 318, 363, 424, 461, 546

König von Königsthal, Gustav Georg 122 Königshofen im Grabfeld 286 Königstein Gericht 263 Herren von 256 Oberhofzug 262 Stadtrechte 262 Kornblum, Udo 424 Kostheim 94 Kracauer, Isidor 39 Kress, Johann Paul 86 Kreuznach 95, 209, 297, 299, 348, 493, 498–499, 517–518, 547, 557– 559, 561, 580 Kriegk, Georg Ludwig 129, 355, 359– 360, 386, 457, 461–462 Krise der spätmittelalterlichen Rechtspflege 496–503 Kroeschell, Karl 82, 84, 136, 146, 150 Kronberg Frank der Ältere von 243, 246– 247, 250–251 Fulle, Gerlach (Bürger) 252 Hartmut von 244 Herren von 272 Stadtrechte 272 Krotzenburg 256 Kulmbach 181, 498 Külsheim 260, 264 Kumbd 555, 557 Künßberg, Eberhard von 111, 212 L Landfrieden am Rhein 129 Landfrieden der Wetterau 129, 138 Landstein an der Weil 265 Landwehr, Götz 208, 497

Namens-, Orts- und Sachregister

Laudenbach 284 Lich 273 Lierscheid Dude von 567 Ortschaft 567 Schöffen 298 Limburg an der Lahn Gerlach von 103, 105 Oberhofzug 109–111, 125, 130– 131, 160, 178, 280–281, 495, 534 Privilegien 107–108 Streitigkeiten mit dem Stadtherrn 102–109 Zwischenhof 110 Loersch, Hugo 35, 55, 58, 99, 184, 188–189, 348, 353, 355–356, 375, 416, 529, 559 Lohr 284 Lorsbach 275 Lübeck 75, 295, 316 Ludwig (Pfalzgraf) 208, 346 Ludwig der Bayer (König bzw. Kaiser) 23, 106–107, 112–113, 117–118, 259, 270, 285, 291–292, 495, 505 M Magdeburg 85 Mainz Albrecht von Brandenburg (Kurfürst) 17, 287 Altenmünster (Kloster) 187 Archiv der rheinischen Ritterschaft 55 Diether von Ysenburg (Kurfürst) 406, 445–446 Erzstift 196–197, 247, 249, 260, 265, 298, 363–364

753

Geistliches Gericht 315, 427–428, 431, 434 Gensfleisch, Henne 478 Heilmann (Scholaster) 167 Jakob von Liebenstein (Kurfürst) 265 Johann II. von Nassau (Kurfürst) 432 Kartause 187 Liebfrauenstift 415 St. Jakob bei Mainz (Kloster) 248 St. Peter (Stift) 256 St. Quintin 362 St. Stephan (Stift) 484 Weistums des Kämmerers 431–432 Mantelrecht (allgemein) 581–584 Marköbel 267 Marxheim 275 Massenheim 16 Maurer, Georg Ludwig von 28, 108, 529 Mensfelden 110 Mergentheim Appellationsordnung 296 Deutscher Orden 293, 296, 523 Oberhofzug 49, 282, 284, 291–296, 523, 554, 569 Stadtbuch 292, 294, 554 Stadtrechte 282, 288, 291, 293– 294, 523 Venningen, Jost von (Komtur) 295 Mertz, Helmut 25, 27–28, 40, 77, 100–101, 110, 114, 221, 263, 500, 513, 520, 530–533, 537–538, 586 Merzhausen 278 Messel 256, 258 Michelsen, Andreas 77

754

Namens-, Orts- und Sachregister

Miltenberg 264–265, 286–287, 444, 506 Mollwo, Carl 193 Moraw, Peter 182 Mühlhausen 120 Müller, Hans 27–29, 78, 111, 115, 263, 279, 297, 548, 552 Münchener Schule (Volkskunde) 76 Münden 544, 561, 596, 601, 606 Münnerstadt Gerichtsschreiber 524 Landgericht 292 Oberhof 290 Oberhofzug 50, 284, 291–292, 524 Stadtgericht 292 Stadtrechte 283, 289, 291–292 Munzel-Everling, Dietlinde 160 Münzenberg Herren von 261 Oberhofzug 16, 262 Stadt 261 N Nassau, Grafen von 257, 272, 280, 515, 520 Nassau-Grävenwiesbach, Grafen von 257 Nehlsen-von Stryk, Karin 21 Neuenhain 275–276 Neuenthal (Erlenbach) 284–285 Neuenweilnau 257 Neumarkt in der Oberpfalz 180 Neustadt 278 Neustadt an der Weinstraße 77, 579 Neustadt unter dem Breuberg 283, 289 Nieder-Erlenbach 233, 237–239 Nieder-Eschbach 276

Nieder-Olm 364 Niederrad 533 Niederursel 246–247, 254 Nierstein 374 Niese, Hans 186 Nordhausen 120 Nürnberg Bürgerschaft 179 Einwohnerzahl im Mittelalter 304 Erhard (Jurist, Schreiber) 316 Gerichtsbarkeit 179, 377 Gerichtsbücher 72 Juristen, städtische 316, 318–319 Kleiner Rat 71, 350–351 Landgemeinden 28, 229, 253–254, 516 Landsiedelrecht 23 Oberhof 22–23, 28, 180–181, 281–282, 301, 498, 516, 526, 540–541, 546, 599 Ratsbibliothek 318 Ratsbücher 71–72, 281 Ratsverfassung 179, 318–319, 350– 351, 377, 516 Ratsverlässe 71–72, 281 Reformation von 1479/84 46 Schreiber, städtische 377, 420–421 O Ober-Erlenbach 278 Oberhof Berufung (Begriff) 125–126 Forschungsbegriff 25–29 Konsultations- und Bewidmungsoberhöfe (Begriff) 73, 541 Oberjosbach 279 Oberlahnstein 265

Namens-, Orts- und Sachregister

Obermörlen 279 Obernburg 287–288 Oberrad 213–216, 219, 230, 239–241 Oberursel 263, 519, 550 Oberwesel 27, 297, 302, 547, 560, 568 Oestmann, Peter 79, 425, 491 Oppenheim Oberamt 196, 364, 366 Stadt 185, 297, 331, 458–459, 462, 498, 593 Orb 50, 283–284 Ortenberg 50, 283–284, 535 Orth, Elsbeth 134 Orth, Johann Philipp 87 Ostheim 279 P Petry, Ludwig 171, 173, 348 Petterweil 16, 249–253 Pfalzgrafschaft 78, 195–196, 199, 205, 281, 298, 300, 302, 347, 364, 374– 375, 446, 552 Pilch, Martin 87 Planck, Julius Wilhelm von 210, 497 Plassenberg 181, 498 Praunheim Damme von 213 Herren von 243 Preungesheim, Heilmann von 244 R Rachoinig, Sigrid 128 Rechtsaustausch 19 Rechtsgewohnheiten (Begriff) 87 Rechtskreis (Begriff) 14 Rechtskreis, fränkischer 23–24 Rechtskultur 20 Rechtsorakel 86–87

755

Rechtssymbolische Handlung (Begriff) 32 Reformation Kaiser Sigismunds 420– 421 Reichsgericht (Begriff allgemein) 189 Reichskammergericht 93, 190, 550 Reifenberg Oberhofzug 276 Walter von 514 Rendel 276 Rezeption 18, 81, 282, 426, 442, 462, 480, 543, 545, 553, 589–590, 605 Richwein von Bubenheim 514 Rockenberg 279 Rödelheim 243–245, 254 Römer-Büchner, Benedikt 233 Rosenthal Siehe Neustadt unter dem Breuberg Rössing, Johann Georg 189 Rotenberg 279 Roth 339 Ruprecht (König) 235, 268, 300, 346 Ruprecht I. (Pfalzgraf) 170, 195 S Saalwächter, Andreas 173, 591 Saalwächter, Anna 75, 174–175, 528, 551, 593 Saarbrücken 582 Sachsen 75, 529, 531, 579 Sachsenhausen-Praunheim, Christine von 368 Sachsenhausen-Praunheim, Rudolf von 160–161, 368, 442, 543 Salmünster 283, 290 Sauer-Schwabenheim 168, 204, 593 Sayn, Grafen von 250 Schaafheim 267

756

Namens-, Orts- und Sachregister

Schadensklage 78 Schäfer, Regina 257 Scharff, Friedrich 240–241 Schartl, Reinhard 427, 431, 442 Schiedsgericht 28–29, 101, 105, 111, 177, 557 Schlacht bei Eschborn 331, 341 Schlitz Fritz von 127–129 Heinrich von 129 Schlosser, Hans 82 Schmalkalden 283, 289 Schmelzeisen, Gustav 81, 83 Schmerbach, Karl 102, 372 Schmied, Manfred 376 Schmieder, Felicitas 315 Schmitz, Hans 27–28, 168–170, 176, 186–188 Schnyder, Werner 39 Schröder, Richard 111, 554 Schroeder, Klaus-Peter 376, 551 Schuch, Fritz 240 Schulin, Philipp Friedrich 230, 235, 239–240 Schunder, Friedrich 100 Schwalbach 256 Schwanheim 247–249, 254 Schwarzburg Grafen von 121–122 Günther XXI. von (Graf) 120 Schweinfurt 50, 164–165, 283–284, 420, 523–524, 540 Schwitzgebel, Helmut 416 Seckbach 215–219, 247 Selbold 50, 283–284, 394, 523, 538 Seligenstadt 17, 92, 264, 288 Sellert, Wolfgang 82, 86, 319

Sigismund (König bzw. Kaiser) 121, 223, 293, 420, 523 Simmern (Fürstentum) 298 Sixtus IV. (Papst) 446 Sobernheim 260, 264 Soden 283, 546 Soden (Taunus) 222–229 Solms Anna von (Gräfin) 243 Cuno von (Graf) 244, 251–252 Cuno von (Jungherr) 244 Grafen von 244–245 Speyer 541 Sponheim Burg 364–365 Grafen von 195 Grafschaft 298 St. Goarshausen 297, 539 Staden 261 Stadt- und Dorfbücher (Quellengattung) 32 Städtekrieg von 1389 485 Stadtprozelten 286 Stadtschreiberamt (allgemein) 376– 377 Stein, Walther 382 Steinau an der Straße Altes Gerichtsbuch 69, 423, 501, 553 Chronik Christoff Flohels 69 Fürsprecher 423 Gerichtsordnung 93, 501 Oberhofzug 51, 284, 501–502, 524, 528, 538, 545, 553 Stadtrechte 266–269, 283–284, 289, 501 Steueraufkommen 501 Steinbach 276

Namens-, Orts- und Sachregister

Stein-Kallenfels, Herren von 485 Stierstadt 276 Stobbe, Otto 497 Stobbe, Reimer 120 Stockheim, Philip von 255 Stölzel, Adolf 109 Stolzental (Soden) 261 Struck, Wolf-Heino 342–343 Sulzbach (Taunus) Ortschaft 222–229 Schultheiß 194 T Thomas, Johann Christian 27, 39, 41, 43, 108–110, 123, 177, 190, 193, 265, 271, 275, 284, 316, 355–357, 426, 440, 542, 548–549, 584–590 Thudichum, Friedrich von 149 Tillmann, Wendelin 75, 529 Trier Erzstift 95, 97, 107, 110, 265, 271, 280, 297–298, 302 Stadt 96–97 Tschepe, Axel 42, 274 U Uhlhorn, Friedrich 259 Ulm Konrad von 541–542 Stadt 191–193, 582 Ursel, Henne Vogt von 246 Urteilsschelte 125, 150, 161, 164, 528–531 Usingen 276 V Veldenz (Grafschaft) 298 Vergleichend-exegetische Analyse 31 Vilbel

757

Bertram von 235 Herren von 235 Weistum von 1453 139 Vollrath, Hanna 83 W Waas, Adolf 104, 181, 184, 186, 281 Wackernheim 168, 170, 204, 418, 593 Wadle, Elmar 82 Walsdorf 279 Wasserlos 92 Weber, Max 305 Wehrheim 273 Weidas (Kloster) 576 Weilburg an der Lahn Oberhofzug 262 Rechtsmitteilung 1297 106, 111– 112, 158, 562 Stadtrechte 261 Weiskirchen 276 Weiß, Peter 42, 528 Weißenburg 180 Weißler, Adolf 491 Weistumsforschung 165 Weitzel, Jürgen 28, 78, 82–83, 85, 97, 188, 350, 502, 522, 529, 540, 544, 548, 552, 599–600, 607 Wellmich 297, 302, 485, 539 Wendler, Dagmar 242 Wenisch, Rudolf 281 Wenzel von Luxemburg (König) 208– 209, 309, 476 Werlau 539 Werner II. von Bolanden 166 Wertheim Grafen von 261 Johann von (Graf) 290 Stadt 261, 285–286, 438

758

Namens-, Orts- und Sachregister

Wesel Siehe Oberwesel Wetterau Landfrieden Siehe Landfrieden der Wetterau Landschaft 21, 138, 146, 181, 270, 343, 501, 505, 531 Reichsstädte der 102, 107, 113, 117–118, 122–123, 125, 160, 182, 280, 287, 338, 377, 495 Wetzlar Oberhofzug 119, 521, 533, 535, 545 Stadt 113, 119, 161, 290, 336 Wieacker, Franz 80, 86, 306 Wied, Wilhelm zu (Graf) 95 Wiesbaden 56, 279, 514 Willoweit, Dietmar 85, 182, 318–319, 384

Wimpfen 73, 294–296, 498, 523, 537, 540, 550 Windecken 37–38, 259, 266–269 Wolf, Armin 381, 383 Wolf, Dieter 250 Wöllstadt 279 Wyss, Arthur 432 Y Ysenburg, Grafen bzw. Herren von 250–251, 253, 409 Ysenburg-Limburg, Herren von 261 Z Zentgerichte 136, 146 Zimmer, Eduard 189, 193 Zülch, Karl Walther 39 Zwerenz, Reinhard 78, 484, 508

FORSCHUNGEN ZUR DEUTSCHEN RECHTS GESCHICHTE HERAUSGEGEBEN VON PETER OESTMANN, JAN SCHRÖDER UND DIETMAR WILLOWEIT



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GERICHTS­ UND RECHTSLANDSCHAF­

GEFAHR VOR GERICHT

TEN DES RHEIN­MAIN­GEBIETES IM

DIE FORMSTRENGE IM SÄCHSISCH­

15. JAHRHUNDERT IM VERGLEICH

MAGDEBURGISCHEN RECHT

2015. 758 S. GB. | ISBN 978-3-412-22462-2

2009. XXIV, 278 S. GB.

RB039

ISBN 978-3-412-20444-0

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