Die Kupfer- und Bronzezeit in Nord- und Ostrussland. I. Die Kupfer- und Bronzezeit in Nordwestrussland. Die ältere Metallzeit in Ostrussland [1]

Das vorliegende Werk bildet den ersten Teil einer Reihe von Untersuchungen, in denen ich die Bronzezeit im ganzen s. g.

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Die Kupfer- und Bronzezeit in Nord- und Ostrussland. I. Die Kupfer- und Bronzezeit in Nordwestrussland. Die ältere Metallzeit in Ostrussland [1]

Table of contents :
Vorwort S. V.
Kap. I. Geschichte der Forschung. Scheidung zwischen 'uralischer' und 'altaiischer' Bronzezeit. S 1.
A) Die Ansichten J. R. Aspelins. S. I. Aspelins Vorläufer. S 3. Die das Gebiet betreffenden allgemeinen Publikationen nach Aspelin. S. 5 Die diesbezüglichen topographischen Materialsammlungen. S. 6
B) Das Gebiet und die Grenzen der 'ural-altaiischen' Bronzekultur. S. 10. Die Bronzezeiten der östlichen Grenzländer: Indien, China. S. 12.
C) Die Verschiedenheit der altaiischen und uralischen Bronzezeit. S. 20.
Kap. II. Der Schatz von Galitsch und die sog. Fatjanower Kultur an der oberen Wolga. S. 25.
A) Der Fund von Galitsch und die Geschichte seiner Erforschung. S. 25. Die Topographie des Galitscher Fundgebietes; meine Unter suchungen daselbst. S. 30. Das Fatjanowsche Kulturgebiet in Zentralrussland. S. 44. Die Stellung der Galitscher Funde in mitten der Lokalkultur. S. 52.
B) Die Metallsachen des Galitscher Schatzes. S. 53.
1) Die Schmucksachen. S. 53.
2) Die Arbeitsgeräte, die Waffen. S. 56.
a) Die kupferne Schaftlochaxt. Verbreitung (S. 56), Heimat (S. 65) und Chronologie (S. 66) des Typs.
b) Die Pfeilspitzen u. a. S. 69.
3) Die Skulpturen und die lokale Skulpturgruppe. S. 71.
C) Das Verhältnis der dargestellten Kulturgruppen im allgemeinen
1) Zu den westlichen Kulturen: Die Steinäxte. S. 80. Die Keramik. S. 82.
2) Zu den südlichen Kulturen in Südrussland und Kaukasien. S. 85.
D) Der fremde Ursprung und der Charakter des Galitscher Schatzes. S. 91.
Kap. III. Der Anfang der Metallzeit in Ostrussland. S. 94.
A) Geschichtliche Übersicht. Der Charakter der ostrussischen Steinzeit. S. 94.
B) Mutmassliche unbewegliche Altertümer der frühen Metallzeit in Ost-Russland: Kunguly, S. 97, Maklaschejewka, S. 101.
C) Die vershiedenen Typen der Gegenstände der frühen Bronzezeit.
1) Flache Dolchklingen. S. 105.
2) Flachäxte, S. 111, und massive kupferne Hohlmeissel. S. 114.
3) Hammeräxte. S. 125.
4) Flache Pfeilspitzen. S. 129.
5) Steinkugeln u. dgl. S. 130.
D) Die Dauer der Steinzeit in Zentralrussland. S. 134.
Kap. IV. Über die wechselseitigen Beziehungen der Ostseeländer und der Uralgegenden während der Bronzezeit S. 137.
A) Geschichtliche Übersicht. S. 137.
B) Die Hauptgebiete der uralischen und skandinavischen Bronzezeit. S. 138.
G) Die einzelnen bronzezeitlichen Bronzefunde in den zwischenliegen den Ländern:
1) In Zentral- und Nordrussland. S. 138.
2) In den Ostseeprovinzen. S. 143.
3) In Ostfinnland und Nordskandinavien. S. 144.
D ) Die Ostgrenze des skandinavischen Gebietes, soweit sie bestimmt wird
1) durch die östlichsten Steinhügelgräber, S. 151,
2) durch die östlichsten Schalensteine, S. 158,
3) durch die östlichsten Felsenzeichnungen, S. 160.
E) Die Beziehungen der Gruppen der skandinavischen und uralischen Bronzezeit:
1) Skandinavische Formen im Osten. S. 162.
a) Geschichtliche Übersicht. S. 162.
b) Steinerne Nachbildungen skandinavischer Bronzen im Osten. S. 164.
c) Mutmasslich skandinavische Bronzen im Osten. S. 169. Tüllenäxte von 'mälarländischem Typus'. Ihre Verbreitung in Skandinavien, S. 174. Sind dieselben skandinavisch? S. 179.
2) Uralische Formen im Westen. S. 184.
a) Tüllenäxte vom Typ Pielavesi, ihre Verbreitung, S. 184, und Typologie. S. 187.
b) Die Tüllenaxt von Maaninka. S. 190.
c) Die Tüllenäxte vom Ananjinaer Typ im Westen. S. 193.
F) Die Dauer der finnländischen Steinzeit. S. 195.
Kap. V. Chronologie, Schlussfolgerung, Zusammenfassung. S. 200.
A) Die Kulturgruppe der Grosskurganen im Kubangebiet. S. 200.
B) Parallelen in Mitteleuropa. S. 202.
C) Parallelen im Südosten. S. 204.
D) Parallelen in Troja. S. 207.
E) Absolute Chronologie. S. 210.
1) Die mykenisch-trojanische. S. 210.
2) Die megalithischen Gräber. S. 212.
3) Trugspiegelung Europas in der südlichen Kultur. S. 216.
Verzeichnis der Abbildungen, S. 219.
Verzeichnis der wichtigsten benützten litteratur, S. 222.
Berichtigungen und Nachträge, S. 228.

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ZEITSCHRIFT DER FINNISCHEN ALTERTUMSQESELLSCHAFT

SUOMEN MUINAIS­ MUISTOYHDISTYKSEN

AIKAKAUSKIRJA FINSKA F O R N ­ MINNESFÖRENINGENS

TIDSKRIFT F '1 '9 'A'A''&mS 'H'J V. TAw£ 'A

^h Vo

'A 'IF"A'A'J ' Kaaami. 1877. I. 2) KaTajiorB c o ö p a u i a „ i p e B i i o c T e i i rpacfia Yiiapona I. p. 25.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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verö ffen tlich te.1 ) D em entsprechend war auch seine A uffassung viel richtiger. G leich der erste S atz gibt einen Begriff von seinem Standpun kt: »Das europäische R ussland hat w ie die übrigen europäischen Länder eine K ulturperiode gehabt, in w elcher die W affen und Geräte entw eder ganz und gar oder überw iegend aus Kupfer oder B ronze verfertigt w urden. !----------------- D iese Periode en d et in unserem Lande 2— 300 Jahre vor B eginn unserer Zeitrech­ nung». A uf Grund seines grossen M ateriales — er kennt ungefähr 130 bronzezeitliche G egenstände — h at er auch die W ahrnehm ung gem acht, dass die ostrussische B ronzekultur nicht einfach als ein Zweig der asiatischen aufzufassen ist, sondern eine selbständige Gruppe bildet (S. 167 u. 169), und dass sie auch nicht völlig aller B erührungspunkte m it den w estlichen Gruppen entbehrt. Aber hierbei b leibt Stuckenberg m it seinen Schlussfolgerungen stehen, ohne auf die Ä hn lich k eiten und V erschiedenheiten der Form en und T yp en näher einzugehn. D och h at seine A rbeit als M aterial­ sam m lu ng grossen W ert, da er gew issenhaft die ihm bekannten G egenstände publiziert. Ich werde noch m ehrfach auf seine Schrift zurückkom m en. So klare A nschauungen v o n der ostrussischen B ronzezeit wie Stuckenberg besass S pitzyn in seinen ersten P ublikationen nicht, ohne Zweifel hauptsächlich aus M angel an genügendem Material. In seiner Schrift über die A ltertüm er des G ouvernem ents W jatka 2) in der Serie »M aterialien für die A rchälogie Ost-Russlands» äussert er z. B. (S. 25) ausdrücklich, dass in der B ronzezeit an den U fern der K am a (»bt, npHKaM'h») w eder ein Zentrum noch auch nur ein A usbreitungsgebiet der K ultur existierte. Später m ag sich Spitzyns Stan d p u n k t w ohl geändert haben, obw ohl er nicht eigentlich auf diese Frage zurückgekom m en ist. Sein H auptverdienst in dieser H insicht ist, dass er im J. 1903 eine system a tisch e D arstellung von dem gegeben hat, w as dam als über die B ronzezeit an der oberen W olga b ekannt war. 3) E igentliche Schlussfolgerungen zieht er 9 M aTepia.iu ;iyih H a y a em a M t.^naro rrfiKa BOCTOTin oit iiojiocm EuponeticKOli P o c c ia . IloBbcTisi 0 6 m . H c t. 9THorp. h A p xeoji. n p ii H . KaaaHCKOMb yHiinepcHTeTb. T. X V II. 1901 r. a) MaTopiajibi n o A p x eo jio r in boctohhbix-b ry6. P o c c iii. T o m i , I. 3) 3aiiHCKn PyccK. n CjiaBHHCKoft a p x e o jio rin H . PyccK. apx. oöiu,., V :i, MbflHKtft B f.K 'B B 'b B C p X IieM 'B I lOBOJIBVIvb.

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Z. d. Finn. Alt. G es X X V : I.

jedoch auch hierbei nicht, sondern begnügt sich dam it, die starke südliche K ulturström ung hervorzuheben, von der die dortige K ultur beeinflusst wurde — besonders in B ezug auf die Form en der T ongefässe. T e p i . o u c h o w ]) ist der A nsicht, dass die perm ischen B ronzen aus Sibirien en tleh nt sind (S. 36). Er kennt nur w enige, im ganzen 16, und w ie aus der B eschreibung hervorgeht, stam m en diese aus sehr später Zeit, und können w irklich w enigstens zum grossen Teil sibirisch sein. 2) W ie m an sieht, sprechen alle Forscher m it A usnahm e von Stuckenberg, der übrigens offenbar auch nicht die W ich tig k eit seiner F eststellu n gen bem erkt, v on der grossen ural-altaiischen Gruppe als einem einheitlichen G anzen, und auch die letzten u n ter ihnen (Müller, U rgeschichte; Gorodzow) b etrachten sie als eine eigentlich asiatische, d. h. v o n A sien ausgegangene K ultur. D as ungeheure G e b i e t dieses Kulturkreises hat bei ihnen dieselben G r e n z e n s e i n e r A u s d e h n u n g bei­ behalten, w ie A spelin sie b estim m t h atte. O bgleich näm ­ lich im w estlich en und nordw estlichen R ussland zahlreiche Spuren steinzeitlicher B esiedelung gefunden w orden sind, scheint dort eine eigentliche selbständige Bronzeperiode gefehlt zu haben. D ie in P olen, 3) Uittavien, an der N ordküste des Schw arzen Meeres 4) und im K aukasus 5) angetroffenen Bronze!) BemecTReHHbie iia.MUTiiHKii KaMeHHaro n ÖpoHaoBaro nepioA O B t B'i. 3anaflH oö uacTH IlepMCKoli ryo. (Tpyyibi üepMCKoii A n eiio it ApxHRiroii KoMMiiccin. ( l : u i i Bbm. 1892 r. Separat, 37 s.) 2) B eiläu fig h a t sich m it der F rage auch der russisch e F orsch er V . A . G o r o d z o w in seiner die B ron zezeit im allgem ein en b eh an d eln d en S chrift BuTOBaa ap xeojiorin , M oskow 1910, b e sc h ä ftig t. Er is t der A n sich t, dass die russisch e, d. h. ostru ssisch e B ron zek u ltu r v ö llig aus Sibirien e n tleh n t ist (S. 161 und 218). Sie is t den n och ziem lich b e d e u te n d gew esen , da sie u . a. der sk an d in avisch en V orbilder zu liefern verm o ch t h a t, deren T ü llen ä x te ein aus Sibirien e n tleh n ter T yp (!) sind, ebenso w ie v ersch ied en e B ronzem esser­ form en. 3) S w ia to w it. I— V I (1899— 1905). 4) w en ig sten s teilw eise; z. B. C ollection B. C hanenko, livr. 1, PI. IX ff. Ü b er diese Sache w erde ich w eiter sp rechen im dem zw eiten T eil d ie ­ ses B u ch es. 5) z. B. M ontelius, D ie B ron zezeit im O rient u n d G riechenland. (Arch. f. A n trop . X X I , w o B ib liograp h ie au f der S. 15).

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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funde gehören m it w enigen A usnahm en anderen K ulturkreisen an. Uber das nördliche R ussland hin Q und besonders in Finnland sind zahlreiche ural-altaiische Celte und G ussform en gefunden worden, aber diese können vorläufig schw erlich anders erklärt werden w ie als Handelsware, die bei auf steinzeitlicher K ulturstufe lebenden V ölkern eingeführt w orden ist [vgl. S. 195]. D ie nordw est­ liche Grenze ist also dieselbe, die A spelin bestim m te; die südw est­ liche Grenze kann noch nicht festgestellt werden. W as nun wieder die östlichen G renzverhältnisse betrifft, so dürften im Q uellgebiet der Lena und ihrer N ebenflüsse Bronzen in grösserer A nzahl nicht mehr gefunden w orden sein. N och w eiter östlich am Am ur existie­ ren w enigstens keine, und auch Funde aus der S tein zeit sind dort nicht gem acht worden. 2) A n der unteren L ena 150 W erst von der S ta d t W iluisk im G ouvernem ent Jakutsk ist allerdings ein Bronzeschw ert gefunden w o r d e n 3), aber dieses ist gänzlich abw eichend von den sibirischen Bronzen, unter denen sich kein einziges Schw ert befindet und deren D olche auch völlig verschieden sind. W ie dieses Schw ert zu erklären ist, m ag unerörtert bleiben, vielleich t gehört es zur chinesischen K ulturgruppe. Jedenfalls kann die Grenze der altaiischen B ronzegruppe schw erlich auf Grund dieses Fundes w eiter nach O sten und Norden gerückt wer­ den. Der Zukunft m uss es überlassen werden, zu entscheiden, ob vielleich t das G ebiet dieser B ronzekultur nach Südosten hin erwei­ tert werden m uss, ob R adloffs allerdings w ahrscheinliche B ehaup­ tu n g stich h altig ist, dass näm lich eine Gräbergruppe in der M ongolei, die stark an die bronzezeitlichen Gräber der A bakan-Steppe in Sibirien erinnert, derselben Zeit und derselben K ultur angehöre w ie die Bronzen südlich vom A ltai. 4) D ie A nsichten über die x) vgl. näher S. 138 ff. T ep leu ch ow g ib t an, dass je n se its das F lu sses O bw a sein es W issen s im G ou vern em en t P erm keine b ron zezeitlich en G egen­ stän d e gefund en w orden sind. 2) V gl. T he A m erican A n th rop ologist 1906. — D ie in den V erh an d lu n ­ gen des Berliner A n th rop ologisch en V ereins vom J. 1896 S. 75— 76 sich fin ­ dende M itteilu ng, dass in A lask a ural-altaiisch e D olch e an getroffen w orden seien , ist un richtig. D ie zitierte S telle in S m ith son ian In stitu te sch ild ert ganz anders gea rtete F orm en, die m it den sibirisch en n ich ts zu tun haben. 3) Congrés In tern ation al ä M oscou 1892, C om pte rendu, tom e II p. 340. 4) vg l. R a d lo ff, A rb eiten der O rk h on -E xp ed ition , A tla s, I; 1— 3. V gl. auch B. L äufers vorläu fige A n zeige im G lobus 1909 8 u. 1 5 /V II , in w elcher

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : 1.

räum liche A usdehnung der ural-altaiischen B ronzezeit haben sich also nicht geändert. A ber als einheitlich kann diese K ultur nicht m ehr gelten. E s ist an der Zeit, die Jenisseiische und die K am aW olgaische v o n einander zu unterscheiden. B evor wir genauer untersuchen, aus w elchen Gründen diese T eilung berechtigt ist, m üssen wir darlegen, i n w i e w e i t d i e Gruppe als solche für eine ö s t l i c h e a n z u ­ s e h e n i s t , d. h. für den w estlichsten Zweig irgend einer ö st­ lichen K ultur. D ies ist allgem ein angenom m en worden, und eine solche L ösung dieser Frage b eeinflusste natürlich die A u ffas­ sung vom W esen dieser K ultur. A ls K ultur verbreitende ö st­ liche oder südöstliche Länder können in Frage kom m en China, Indien und Iran. V on dem letztgen an n ten Lande wird später in anderem Z usam m enhänge die Rede sein. D aher soll jetz t nur v o n den beiden ersterw ähnten Ländern gesprochen w erden. Eine ausführlichere K larlegung der Sache hoffe ich im dritten Teile m einer A rbeit bringen zu können. I n d i e n können wir in Kürze erledigen. E s h at allerdings eine Zeit gegeben, in der m an dieses Land zur ursprünglichen H eim at fast jeglicher m ateriellen K ultur m achte und noch in den 90er Jahren tra ten m ehrere französische A rchäologen eifrig für diesen M ythus ein. A ber besonders seitdem S. R e i n a c h in der >>L’A nthro­ pologie» v. J. 1893 seine scharfe A rtikelserie »Le m irage oriental» — die orientalische T rugspiegelung — veröffentlichte, darf m an w ohl hoffen, dass diese Legende, w enigstens w as die A rchäologie betrifft, ein überw undener S tandpun kt ist. Speziell betreffs der B eziehungen der ural-altaiischen Bronzeperiode zu der indischen kann m it G ew issheit b eh au p tet werden, dass dieselben sehr m inim al gew esen sind. O bschon H erodot berichtet, dass die Inder zu seiner Zeit das Gold aus nördlicheren G egenden bezogen, kannten die Inder doch schon dam als unzw eifelhaft das Eisen. E s ist nicht m öglich, dass die E isenw affen B ronzegerätform en geschaffen oder beeinflusst h ätten , ohne dass das E isenm etall selbst in Gebrauch gekom m en wäre. A usserdem h at Indien kaum je eine eigentliche B ronzeperiode gehabt. Im Indian Ant.iquary v . J. 1905 veröffen t­ der F orscher b erich tet, dass er in C hina b ron zezeitlich e G räber angetroffen h a t, deren In h a lt au f den Jen issei h in w eist. r) Lib. I I I : 102.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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lich t näm lich V i n c e n t S m i t h ein V erzeichnis säm tlicher Kupferund B ronzegenstände, die in Indien b ekannt sind. E s sei nur kurz erw ähnt, dass ihre Zahl ungefähr 500 beträgt, von 12 verschie­ denen O rten im eigentlichen Indien und v o n zwei in B elutschistan. D ie m eisten sind aus dem Tale des Ganges. Der nördlichste F und­ ort befindet sich 60 M eilen vom H im alaja, in 29° 8 ’ nördl. Breite. Von diesen 500 G egenständen sind nur 6 Bronzen, die anderen sind säm tlich aus reinem Kupfer. D ie L egierung der Bronzege­ genstände ist sehr w echselnd, und m indestens zwei v o n ihnen sind -unzweifelhaft persische H andelsw are. D ie indischen haben alle ihren eigenen originellen Stil, der m it dem Stile z. B. der sibirischen Bronzeperiode nichts zu tu n hat. Der E influss Indiens auf Zentral­ asien dürfte eigentlich erst aus der Zeit des B uddhism us stam m en. W as C h i n a betrifft, h at m an Grund, den Sachverhalt etw as eingehender zu prüfen. B ek an n tlich vindizieren sich die Chinesen eine sehr hohe und sehr alte K ultur, indem sie teilw eise ihre Zeit nach M illionen v on Jahren berechnen. D ie zuverlässige chine­ sische Chronologie und G eschichte b eginnt m it dem Jahre 842 v. Chr., und m it einiger Sicherheit lässt sie sich bis zum A nfang des dritten vorchristlichen Jahrtausends zurückverfolgen, in w elche Zeit die offizielle chinesische Chronologie und die sog. B am buA nnalen den B eginn der H siadyn astie versetzen. 1) D ie ansehn­ liche L itteratur und die legendarische grosse V ergangenheit dieses Landes geben ihm daher eine Sonderstellung, w elche unsere U nter­ suchung um so m ehr erschwert, als China in archäologischer B e­ ziehung sehr w enig bekannt ist. Aber das in China schon frühzeitig erw achte Interesse für die V orzeit h at grosse Sam m lungen veran­ lasst, die dann in um fangreichen, v o n den chinesischen Gelehrten m it K om m entaren versehenen B ilderkatalogen veröffen tlich t w or­ den sind. 2) Leider haben diese hauptsächlich nur Gefässe, Spie­ gel, M ünzen und Schriften enthalten, seltener alltäglichere Ge­ genstände w ie Ä x te, D olche u. s. w. Jedenfalls sind diese K a ta ­ loge ausserordentlich w ertvoll und haben in jüngster Zeit in m ehre­ ren P ublikation en B each tu ng gefunden, und zwar gerade in B ezug 9 V gl. näher den A rtik el v o n L e g g e On Chinese C horonology 1892 in den P u b lik a tio n en und Sonderdrucken des V ictoria In stitu te . 2) Siehe H irtii C hinese m eta llic m irrors (B o a s A n n iversary v o lu m e N ew -Y o rk 1907).

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

auf die Frage, in w elchem V erhältnis die chinesische K unst zu der K unst w estlicherer Länder steh t. Schon 1897 veröffentlichte der D eutsche R e i n e c k e in der Z eitschrift für E thnologie einen A rtikel, in dem er zum ersten Male darauf hinw ies, w ie gross die Ä hnlichkeit zw ischen der chinesischen und der sibirischen K unst war, w as er an den »Tintinnabulen», besonderen dreifüssigen V asen m it zwei aufrechtstehenden H enkeln, ferner an m ehreren Spiegeln, ver­ schiedenen D olchen, T ü llen äxten u. s. w. beobachtet. In seiner verd ienstvollen Schrift k om m t R einecke zu dem Schlüsse, dass der chinesische E influss auf die sibirische K unst schon in der B ronze­ zeit bedeutend war. In w eiterem U m fan g h at Fr. H i r t h das T hem a von der chine­ sischen K u nst und ihren B eziehungen zum A uslande in m ehreren M onographieen behandelt, v o n denen die w ich tigste b etitelt ist: »Ueber die frem den E in flü sse in der chinesischen Kunst.» 1) E r le g t hier dar, dass der zur Zeit der H andynastie (zur Zeit der N achfolger A lexander des Grossen) unternom m ene Zug nach B aktrien, welcher zw ischen China und den abendländischen K ulturgebieten eine dauernde V erbindung herstellte, der chinesischen K unst viele neue M otive zugeführt hat, besonders in B ezug auf die Spiegelornam en­ tik, deren zu jener Zeit sich findenden Traubenornam ente rein griechischer H erkunft sind. A uch h eb t H irth die w ichtige Rolle hervor, w elche die S k y th en (d. h. die sibirischen R eitervölker) in alten Zeiten als V erm ittler zw ischen chinesischer und w esteuro­ päischer K ultur gesp ielt haben, 2) ein U m stand, auf den auch B. L ä u f e r in seinem A rtikel über die chinesischen »birdchariots» — in dem zu E hren des am erikanischen A rchäologen B oas herausgege­ benen A nniversary V olum e — grosses G ew icht legt, indem er die chinesischen V ogelw agen für eine unter sk yth isch em E influss erfolgte N achbildung der in Europa zur E ste-G olaseccazeit häufi­ gen kleinen W agen erklärt. B esser als irgendeiner der obenerw ähnten Forscher h at jedoch m einer M einung nach den w ahren Sachverhalt S a l o m o n R e i n a c h erkannt, dessen in der R evue A rchéologique 1900— 1901 veröffen t­ lich te A rtikelserie »La représentation du galop dans l’art ancien et moderne» die grösste B each tu n g verdient. D er Verfasser leitet 9 2)

L eip zig un d M ünchen 1896. V gl. auch P a r k b r s A rtik el im E n glish H istorical Journal 1907.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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mehrere chinesische M otive, vor allem das bekannte galoppierende Pferd, aus der altm yken ischen K unst ab, indem näm lich diese zunächst die K unst der N ordküste des Schw arzen Meeres be­ fruchtet habe, v on w o aus dann ihr E influss in den letzten Jahr­ hunderten v. Chr. über Sibirien seinen W eg nach China gefunden habe. R einachs Bew eisführung ist m einer A nsicht nach vollk om ­ m en bindend, und seine U ntersuchung gehört zu dem w ertvollsten, w as auf diesem G ebiete geschrieben w orden ist. Das A uftauchen des galoppierenden Pferdes in China wird jedoeh kaum viel älter sein als die H andynastie, zu deren Zeit der grosse Zug nach Baktrien unternom m en wurde. A ber aus chinesischen Quellen w issen wir, dass China schon früher in ständigen B eziehungen zu seinen w est­ lichen N achbarn gestanden hat. Für m einen Teil bin ich geneigt, hierbei die Chinesen hauptsächlich für die E m pfänger anzusehen. Z. B. sind die M esserm ünzen, die um 200 v. Chr. in China im Ge­ brauch waren, w ie R einach in seinem oben zitierten A rtikel be­ m erkt, zw eifellos K opieen sibirischer Bronzem esser. Mir scheint hierbei die A nnahm e plausibel, dass sie anfangs die M etallvaluta gew esen sind, in w elcher China sein K upfer aus dem W esten er­ halten hat, und dass sie schliesslich gerade w egen ihres M etall­ w ertes einen bestim m ten Geldwert bekom m en haben. E benso ist augenscheinlich, dass eine besondere Art Ä x te, die T ü llen äxte die im ural-altaiischen G ebiete so überaus allgem ein Vorkomm en und die sich auch in China und bis nach Japan hin finden, hier ein Ergeb­ nis des w estlich en K ultureinflusses sind, denn die Form ist so eigenartig, dass m an unm öglich annehm en kann, sie wäre spontan entstan den , und im W esten trifft m an alle typologischen Zw ischen­ form en und E n tw icklungsstufen, die im O sten fehlen. E ine andere A xtform , v o n w elcher typ isch e E xem plare im W erke K in -S h i-S o abgebildet sind, ist ebenfalls sehr charakte­ ristisch. E ine A x t v o n v öllig gleichem A ussehn aus V aphio in G riechenland finden wir in der »Chronologie der älteren Bronzezeit» Bild 406 abgebildet, und ähnliche E xem plare aus P hönizien be­ finden sich im L ouvre. D iese Ü bereinstim m ung hat m eines W is­ sens bisher noch niem and bem erkt. Der T ypus ist vorderasiatischm ykenisch, und h at sich, w ie M o n t e e i u s ') nachgew iesen hat, aus 0

C hronologie der älteren B ronzezeit.

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

einem besonderen egyp tisch en entw ickelt. Nur haben diese Ä x te in E g y p ten keine T ülle, sondern der Schaft ist bei ihnen in anderer W eise angebracht. — D a so viele Gründe für den w estlichen E in ­ fluss in der chinesischen K u nst sprechen, so trage ich kein B ed en ­ ken, in der erw ähnten Ü bereinstim m ung eines der frühesten Zeug­ nisse hierfür zu sehen. x) Der T ypus kann auch sehr gu t aus dem B eginne des dritten Jahrtausendes v. Chr. stam m en, jener Zeit, da nach den zahllosen Schriften T e r r i e n d e L a c o u p e r i e s der B a ­ bylonier N akhunta, id en tisch m it dem Chinesen H w ang-Ti, m it 100 F am ilien v o n Chaldäa nach China zog. Ich w ill dam it durchaus nicht behaupten, dass T. de L acouperie R echt hat. Im m erhin sollte m an m einer A nsich t nach seinen zahlreichen »Item» oder den v o n ihm zu sam m engestellten Ü bereinstim m ungen zw ischen der chaldäischen und der frühchinesischen K ultur w ieder m ehr B eachtun g schenken, w enn auch seine W erke so viele P hantasieen und Irrtüm er en th alten . 2) Sei dem w ie ihm w olle, m ag die chinesische K ultur gänzlich oder nur teilw eise w estlichen Ursprungs sein, jedenfalls ist sie durchaus nicht der gebende Teil gew esen. D er form enbildende K ultureinfluss Chinas ist in früherer Zeit gering gew esen — China war der p assive Em pfänger. Aber da wir die Frage, ob die ural-altaiische Bronzekultur v o n der chinesischen oder indischen Bronzeperiode herstam m t, n egativ b eantw orten m üssen, haben wir keinen Grund, die altaiische Gruppe a p r i o r i für älter zu halten als die uralische. U nd da w ir in den altaiischen T yp en viele w estliche E inflüsse w ahrnehm en, k önnten wir versucht sein, uns die um gekehrte M öglichkeit zu denken. D och halte ich es für w ahrscheinlich, dass hinsichtlich des B eginnes und der B lü te der B ronzezeit diese beiden Gruppen nicht näher m it einander verw andt sind als z. B. die ungarische und die uralische. Sie haben teils aus derselben Quelle geschöpft, teils m it einander in B erührung gestanden, zum Teil aber sind sie auch ganz verschiedenen E inflüssen unterw orfen gew esen und haben sich so zu zwei verschiedenen Gruppen entw ickelt. E rst !) A u ch B. L äufer (G lobus 1909 8 -1 5 /V II) te ilt m it, dass er in China einen aus m yk en isch er Z eit stam m en d en G egen stan d gefu n d en habe. 2) V gl. z. B. die K ritik der S ch rift »Chinese Coins» im R o y a l A s ia tic Journal 1895.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

17

am E nde der B ronzezeit dringt eine K ulturström ung — oder auch eine V ölkerw elle, vom A ltai zum Ural vor, sodass die K ulturgrup­ pen m it einander verschm elzen, und die Form en der G egenstände so übereinstim m end sind, dass ein G egenstand ebenso gu t am Ural wie am A ltai gefunden worden sein kann. Für jene Zeit ist die B ezeichnung »ural-altaiische Kultur» w irklich zutreffend. W ie m an sich erinnert, w irkte auf A spelins A nsicht von dem späten Beginn der uralischen B ronzekultur der U m stand sehr ein, dass es in W estsibirien und O strussland keine S tein zeit gegeben habe, aus der die dortige B ronzekultur sich h ä tte entw ickeln kön­ nen, und da ihre Form en (die A nanjina kultur) im allgem einen östlichen Charakters sind, w ar die Schlussfolgerung sehr begreiflich, dass die U ralgegenden v o n einem am E nde der Bronzezeit vom Jenissei her vordringenden V olke besiedelt wurden. D ie für diese Theorie so w ichtige V oraussetzung — d a s F e h l e n e i n e r Steinzeit i m U r a 1 g e b i e t — ist jedoch nunm ehr in W egfall gekom m en, und eine der B ronzezeit vorausgehende B e­ siedelungsperiode gefunden worden. In O strussland sind die steinzeitlichen Funde überaus zahlreich, doch auch in W estsib i­ rien sind solche angetroffen worden. J) M eines W issens w ar der R usse C le r c der erste, w elcher eine M itteilung über steinzeitliche G egenstände am Ural veröffent­ lichte. 2) In der N ähe von Jekaterinenburg hatte m an in einem G orodischze (prähistorische Burg) S tein ä x te gefunden, und der G orodischze enthielt auch andere M erkmale steinzeitlicher Kultur. G leichzeitig lernte m an auch die ersten steinzeitlichen Funde im südlichen Ural, bei dem G ute S latou st, kennen. 3) D ie Funde wurden später in einigen kleinen P u blikationen von V. U j f a evy besprochen, der ihre grosse B ed eutung hervorhob. 4) Später sind am O stabhange des U ral auch andere Funde aus der neolithischen Zeit en td eck t w orden, 5) sodass die E xisten z einer *) V gl. sp äter, S. 94 ff. und z. B. C jiobuobt> 0 Haxojucaxa. KaMeiraaro ßtiKa 6 jih3 b r. T iom6 h h . 3 a n . 3 a n a ,m a r o ox;(. PyccK. reorpat))n uecKaro o6m . III. 1885 r. 2) 3 a n u c K H

3) 4) E th n ol. 5)

y p a j i b C K a r o O ö n ; . E c T e c T B O H C in iT a T e jie it V I I

149.

Ibid. S. 188— 190. U b er p rähistorische F und e in'jW estsibirien und C entralasien (Z. IX S. 490— 493). A . O. H eikel, A n tiq u ités de la Sibérie o ccid en tale 5, ff. 2

für

B ron zezeitlich e G egen stän d e aus O strussland. A bb. 2.

Z. d. Finn. Alt. O es. X X V : I.

20

n eolithischen K u lturstufe in W estsibirien für konstatiert angesehn w erden kann. D ieser U m stand führt zu w ichtigen Schlüssen, denn eine w esentliche V oraussetzung für A spelins Theorie ist hierdurch, w ie erw ähnt, hinfällig geworden. D ie Träger der B ronze­ kultur am Ural und w estlich davon sind nicht die ersten Bew ohner dieser Landstriche. N atürlich ist dieser U m stand allein nicht ge­ nügend, um A spelins Theorie zu stürzen, denn m an könnte ja annehm en, dass die S tein zeit am Ural sehr lange fortdauerte, während die B ronzekultur am Jenissei eine lange B lü tezeit gehabt h ä tte, ehe sie schliesslich sich nach W esten ausbreitete und der S tein zeit am Ural ein E nde m achte. So scheint auch A spelin später angenom m en zu haben. *) W ir haben daher in Kürze zu untersuchen, w elcher A rt die bew eglichen und die B odenaltertüm er der B ronzezeit am A ltai wie andrerseits am U ral sind, um aus ihrer B eschaffenheit Schlüsse auf die V erschiedenartigkeit der K ultur dieser Länder ziehen zu können. U b e r di e b e w e g l i c h e n A l t e r t ü m e r Sibiriens orien­ tiert m an sich ohne Zweifel am besten aus M artins A tlas. D ie am m eisten charakteristischen T yp en des M inussinsker M useum s sind: die T ü llen äxte, gross, m it zwei Ösen, die B reitseiten von gleich m ässiger B reite oder nach der Schneide zu ein w enig schm aler w erdend, häu fig m it G ardinenornam enten verziert; m anchm al befinden sich au f der einen oder auf beiden B reitseiten etw as stilisierte Reliefbilder, und zu Ende der Periode nehm en die Ö sen m itunter die Form ein es G reifenschnabels an. 2) Man trifft auch kleine, niedrige C elte, an beiden B reitseiten durchlöchert, und andere, bei denen a n der einen B reitseite eine Öse ist, und die an einen M eissei, bis­ w eilen an eine Säge erinnern. i5) A lle derartigen Ä x te sind w estlich v o m Ural entw eder unbekannt oder äusserst selten. D ie dort sich findenden Celte sind fast alle von anderen T yp en (vgl. näher dass III. K ap. S. 169. Und doch kennt m an von der W estseite des Ural c. 300 T üllen äxte, aus der Gegend von M inusinsk m indestens 400. E s kann daher unm öglich auf einem Zufall beruhen, w enn die V erschiedenheit trotz eines so grossen M aterials so augenfällig ist. M *) 3)

z. B. J. R . A sp elin , D en fin sk a h ästen . 1. c. Taf. I— III. 1. c. Taf. IV — V I.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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Man m uss bedenken, dass die m eisten Celte in beiden G ebieten Einzelfunde sind, und nicht von Gräberfeldern herrühren, w as den Vergleich noch berechtigter m acht. A us Sibirien haben wir eine A nzahl Ä x te m it Schaftloch. 1) Ihre spezielle E igenart ist die besondere E ntw icklung des H am ­ m erteiles. D iese E igenart ist auf der W estseite des Ural unbekannt (vgl. Kap. II u. III). Nur ganz w enige ham m erlose Schaftlochäxte gibt es am Jenissei. D agegen kennt m an v on der W estseite des Ural ganze 140 Schaftlochäxte und aus Sibirien c. 20. Man ist also berechtigt, Schlüsse zu ziehn. — Ferner b esitzt m an aus Sibirien m it einem besonders geform ten langen H am m erteile und m it T üllen versehene H acken. 2) S eiten ­ stücke zu diesen finden sich auf der W estseite des Ural vom E nde der Bronzeperiode aus der A nanjinazeit, in der die östlichen E le­ m ente w ahrzunehm en sind. M eisseiartige ausgehöhlte Instrum ente aus K upfer oder Bronze w erden sow ohl am Jenissei w ie im K am aW olgagebiet angetroffen, aber sie sind auch anderswo durchaus nicht selten, z. B. in U ngarn, w eshalb sie durchaus nicht dazu geeignet sind, die E inh eitlich keit des ural-altaiischen K ulturge­ bietes zu bew eisen. D ie Sicheln haben hier w ie da die näm lichen Form en, aber ausserdem sind in der uralischen Sichelgruppe auch T yp en vor­ handen, die am Jenissei völlig unbekann t sind (Abb. S. 18— 19). D ie Bronzem esser v o n besonderer Form , gerade, gebuch­ tet, der Griff bald stangenförm ig, bald als ein Tier gestaltet, bald eine Öse, in der sich ein aufrechtstehendes Tierbild befindet, der S chaftteil häufig von durchbrochener A rbeit, bisw eilen einen D rachenkopf oder eine korrum pierte P a lm ette darstellend und m anchm al in einer besonderen Schneide m it herzförm igen oder einen G reifenkopf u. s. w. bildenden G ravierungen endend — sie sind die allerhäufigsten A ltsachenform en des sibirischen B ronzegebie­ tes ,i), w o sich ihre Zahl ohne Zweifel auf m ehrere T ausende beläuft. D agegen gehören sie auf der europäischen Seite zu den grössten Seltenheiten; aus dem europäischen Teile des U rals sind nur sieben E xem plare bekannt. Ü berhaupt sind dort die Bronzem esser ») 1. c. Taf. V II. 2) 1. c. Taf. V III. s) z. B. 1. c. Taf. X — X X .

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Z. d. Finn. Alt. Ges. XXV : 1.

nicht zahlreich — einschneidige gibt es ausser den obenerw ähnten m eines W issens nur vier. D ie Spitze der letzteren ist oben gebogen — ein den sibirischen Messern vollkom m en fremder Zug. D agegen gehören dünne, p latte, zw eischneidige K upferdolche zu den t y ­ pischsten und ' allgem einsten G egenständen der w esturalischen Bronzeperiode. V on ihnen kenne ich ganze 204 E xem plare, w äh ­ rend sie auf der sibirischen S eite äusserst selten (3 Stück) sind (vgl. Kap. III S. 105). E in Teil von ihnen diente zw eifellos als Mes­ ser. — A lso offenbart sich auch in dieser B eziehung völlige U n gleich ­ heit hinsichtlich der B ronzezeit Sibiriens und des Urals. D asselbe gilt auch hinsichtlich der sibirischen D olche. Gleich den Messern gehören sie zu den allgem einsten G egenständen der sibirischen Gruppe. U n b ekan nt sind sie auch in der U ralgegend nicht, aber sie kom m en dort selten vor und gehören grösstenteils der Periode des östlichen E influsses, der A nanjinakultur, an. Im ­ m erhin vereinen sie doch die uralische und die altaiische Gruppe einigerm assen m it einander und haben verm utlich in erster Linie die Z usam m enfassung dieser beiden veranlasst. O bschon sie auch in der sog. S kyth enk ultu r Südrusslands Vorkommen, w ohin sie natürlich auch v o n A sien her gelangt sind, und vereinzelt bis nach U ngarn hin angetroffen w erden, so berechtigen sie doch wohl vorläufig dazu, eine gew isse verh ältnism ässig nahe V erw andtschaft zw ischen der urahschen und der altaiischen B ronzezeit zu erkennen. D ie altaiische Bronzekultur hat ferner auch eine A nzahl von S chm uckgegenständen aufzuw eisen, die w enigstens vorläufig in der uralischen v öllig unbekann t sind. Hierzu gehören die Nadeln, u n ten viereckig, oben rund, (Martin 1. c. T. 26), die S piegelplatten (1. c. T. 27), die am Ural nur in den Gräberfeldern der A nanjinazeit Vorkommen, die einen ruhenden D am m hirsch darstellenden Skulp­ turen u. s. w. D ie letzterw ähnten, aus den Sam m lungen Stroganows, v o n A spelin in seinem A tlas 1) als perm isch dargestellt, kön­ nen nicht aus Perm stam m en. W ir sehen also, in B ezug auf die bew eglichen A ltertüm er herrscht grosse V erschiedenheit. Ferner können noch einige U m stände erw ähnt werden: die Funde der jenisseiischen B ronzezeit enthalten

l)

A n tiq u ités, k. 313— 315.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

23

Gold, im Ural dagegen ist dieses fast unbekannt, 1) während es sich m it dem Silber um gekehrt verhält. Aiü Jenissei kom m en überdies M iniaturgegenstände in grösser A nzahl vor, die am Ural gänzlich fehlen. 2) W eiter finden sich am Ural ausser den früher erw ähnten, dort häufig und am A ltai selten vorkom m enden T yp en auch ausgehöhlte L anzenspitzen m it zwei Löchern im B la tte u. s. w ., und in den folgenden K apiteln werden wir noch viele andere ver­ schieden- geartete T yp en von den verschiedenen E pochen der Bronzezeit kennen lernen. W as d i e B o d e n a l t e r t ü m e r betrifft, so tritt bei ihnen ein ebenso scharfer U nterschied hervor. A llerdings kennt m an nur sehr w enig unbew egliche bronzezeitliche A ltertüm er auf der europäi­ schen S eite des Ural, aber soviel ist sicher, dass sie nicht m it den sibirischen übereinstim m en. Vom E nde der Bronzezeit sind Gorodischzen und grössere Flachgräberfelder (Sujew skoje) oder m ög­ licher w eise durch sehr niedrige K urgane bezeichnete H ügelgrab­ felder bekannt (P ustaja M orkwaschka). Ja, es scheint überdies w ahrscheinlich zu sein dass solche auch früher im Gebrauch ge­ w esen sind (M aklaschejew ka). In Sibirien w iederum sind die B odenaltertüm er ganz verschiedener A rt. Sie sind von Castrén, A spelin, B adloff, I. K usnetzow u. a. beschrieben worden. Am obern Jenissei sind die bronzezeitlichen Gräber im allge­ m einen durch Steine bezeichnet. Sie sind entw eder von Steinen um gebene hügellose Gräber oder bilden rechteckige Hügel, die • von zehn S tein en um geben sind, und deren L ängsrichtung von Norden nach Süden geht 3). N ach B adloff stam m en alle Steingräber des Jenisseitales aus der Kupfer- oder B ronzezeit (R adloff, Aus Sibirien II, 75), w as jedoch v o n A spelin bezw eifelt wird. Dieser nim m t an, dass hauptsächlich die unterirdischen viereckigen und die m it unter der Erde liegenden Steinen bezeichneten Gräber jenen Zeiträum en angehören. A usser den Gräbern gib t es am obern Jenissei noch viele andere Bodenaltertüm er, B abas, Steinreliefe, prähistorische B u r g e n 4) b A u s dem G räberfelde v o n A n an jin a g ib t es jed och einen G old gegen­ stan d (M useum H elsingfors, in v. 1400 : 587). 2) V gl. doch Sau ss. 3131. 3) M it der S ch m alseite nach N orden u. Süden (R adi. s. 70). 4)

K y a H e n o H -!., T f B e p u i H

m o tiijih

s.

20.

24

Z. d. Finn. Alt. Ges. XXV : I.

u. s. w ., aber ihre A ngehörigkeit zur Bronzezeit ist sehr zw eifel­ haft. W as nun jéne Gräber betrifft, so sind sie auf ein ziem lich kleines G ebiet beschränkt. D ie Nordgrenze wird von der Linie M ariinsk— A tsch in sk— K rasnojarsk gebildet, im O sten erstreckt sich das G ebiet bis zum U nterlauf des A m yl und dem Dorfe Pokrowska. D ie Südgrenze ist im K aratusker Kreise in der Gegend v on O snatschenna und den E isenw erken von A bakan zu suchen, die W estgrenze b ild et im Kreise Mariinsk des G ouvernem ents T om sk der Fluss K ija bis zur S tad t Mariinsk. 1) Im w estlichen T eile v o n Sibirien sind dagegen sichere bronzezeitliche B od en ­ altertüm er nicht vorhanden. 2) A u f Grund dieser A usführungen können wir feststellen, dass d ie Bodenaltertüm er vom Quellgebiet des Jenissei völlig verschieden sind von denen des K a m a— W o l g a g e b i e t e s . Ebenso verhält es s i c h in der H au p tsach e mit den beweg­ lichen A l t e r t ü m e r n der f rü he re n und m i t t ­ leren Bronzezeit. Es kann von einer ein­ heitlichen ural-altaiischen bronzezeitlichen Kultur ü b e r h a u p t k e i n e R e d e sein. Es g i b t eine uralische und eine a l t a i i s c h e Gruppe, ln w elchem V erhältnis die beiden Gruppen zu einander stehen, hoffe ich in Zukunft darlegen zu können. D ie K larstellung dieser Frage ist zum Teil abhängig v o n den noch unbekann ten bron­ zezeitlichen V erhältnissen der O stabhänge des Uralgebirges. Es sei nur bem erkt, dass vom Ural anwendbare W asserw ege zu den N ebenflüssen des Ob führen, der w iederum in den Bergen des A ltai entspringt. ») Ibid. S. 7. 2) V gl. jedoch A . O. H eik els A n sich t v o n einem E rdku rgan in der N äh e von T obolsk, A n tiq u ités de la Sib. occ. S. 15. — In B ezu g auf die sibirischen S tepp en gräb er im allgem ein en sish e H an s L eders S ch rift Ü b er alte G rab­ stä tte n in Sibirien und der M ongolei (W iener M itteil. X X V 1895 S. 9). D er V erfasser b em erk t, dass die N ordgren ze der vorg esch ich tlich en B o d en a lter­ tüm er m it der der gegen w ärtigen K ulturzon e zu sam m en fällt. — V gl. auch die in teressan ten W ü sten gräb er der Sah ara (B ull. & M ém. de la S o ciété d ’A nthr. de P aris 1909 S. 180).

Der S c h a t z v o n G alitsch und die s o g . F a tja n o w e r K u ltu r an der ob eren W o l g a . V on allen bronzezeitlichen Funden des europäischen Russlands ist der unter dem N am en des Schatzes v o n G alitsch bekannte in jeder B eziehung der interessanteste. In seinen Fundverhältnissen und vor allem in B ezug auf die B eschaffenheit der G egenstände ist er eigenartig und seltsam , in m ancher H insicht einzig in seiner Art. Als die Besitzerin des am Nordufer des G alitscher Sees gelegenen Dorfes Turow skoje im G ouvernem ent K ostrom a im J. 1835 oder 1836 den M ühlweg ( r a T b ) an der M ündung des kleinen Flusses L ykschinka von ihren Bauern verbessern liess, erblickten diese ein halb in der Erde vergrabenes grosses T ongefäss. Sie gruben es hervor, aber blossgelegt zerbrach es, w obei ein Teil des Inhalts - verschiedene M etallsachen — in den Fluss hinabfiel. E s blieb jedoch eine ziem lich grosse A nzahl v o n G egenständen übrig, die ihrer Eigenart w egen von den Bauern zu ihrer Herrin, einer Frau N atalia Iw anow na Tschelejew a, gebracht wurden. D iese »reinigte» die F undstücke in einer A rt v o n Dünnbier, sow ie m it E ssig und Sand, wodurch ein Teil der G egenstände seine ursprüngliche feine Färbung verlor, und gab die Sachen teils ihren V erw andten, teils dem dam aligen B ischof von K ostrom a. D anach scheint es doch, dass alle geretteten Fundgegenstände sich entw eder im Original oder in A bbildungen erhalten haben. Ü brigens ist es nicht sicher, dass alle die G egenstände, w elche jetzt als zu diesem Schatz gehörig betrachtet werden, sich wirklich in dem erw ähnten Tongefässe

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Z. d. Finn. Alt. Ges. X X V : I.

befunden haben, denn m öglicherw eise hat eine für die Sache interes­ sierte Person, der General T schelejew oder sonst jem and, bald darauf an der Stelle ergänzende A usgrabungen vornehm en lassen. *) , D ie zu diesem interessanten Funde gehörigen G egenstände sind folgende:

A bb. 3— 4.

2/ 3 .

A) aus Silber: einige kleine Buckeln oder K nöpfe und ein Bruch­ stü ck von einer silbernen Schnur. In Z eichnungen in dem Berichte *) V gl. A . C niiui.nri., r a .iii’iKiü K.-ia^-i., 3anncK H ota . PyccK. C aan, apx. H. P . A p x. 0 6 m . V: 104— 110. H ier fin d et m an A n gaben über die sp äteren S ch ick sale des F u n d es und über die d enselben behan d eln d e L itteratur. Ausserdem : A s p e l i n , Chronol. de l’age du bronze altai-ou ralien . C om p te-R en d u B u d a p est I: 677— 686.

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

Sw injins an die A kadem ie der W issenschaften erhalten. E s m ögen w ohl dieselben sein, die im B erichte des B ischofs von K ostrom a erw ähnt werden: »einige verschiedenartige Silbersachen». J) Ü bri­ gens hat es auch im A rchiv v o n K ostrom a früher derartige Silber­ gegenstände aus den Sam m lungen des Generals T schelejew gege­ ben, aber es ist unsicher, ob sie zu dem G alitscher Funde gehört haben ( S p i t z y n , 1. c. S. 109). B) aus K upfer. 1) G ötzenbilder oder Idole; a) zwei unversehrte E xem plare, m it gebogenen K nieen, beide m it den H änden auf dem M agen, auf der R ückseite hohl und um den K opf eine Art v on Strahlenkranz (Abb. 3— 4); b) drei unvollständige, bei zw eien nur der K opf erhalten, m it Sym bolen der G ottheit geschm ückt, bei dem dritten K opf und Rum pf, alle hohl auf der R ückseite. Im ganzen also 5 Id o le 2). V on diesen sind zwei im M oskauer M useum , eines in den Sam m lungen des Grafen Stroganow , eines im K ostrom aer M useum und vom fünften b esitzt m an nur noch die Abbildung. 2) ein kleines innen hohles vierfüssiges Tierbild m it geöffneten A ugen, und ein zw eites Tier m it geöffnetem R achen als Griff eines dünnen, blattförm igen K upferm essers (Abb. 5— 6); m öglicherw eise noch ein gleiches Exem plar, und eine eigenartige in der M itte gebogene M etallplatte, deren beide E nden in breite, schem atische Tierkopfprofile m it geöffnetem R achen auslaufen (Abb. 7). Im ganzen 4 Tierbilder. °) V on diesen befinden sich die beiden erster­ w äh nten im M oskauer H istorischen M useum, die beiden anderen sind verloren gegangen und nur aus Sw injins Zeichnungen be­ kannt. 3) A rbeitsw erkzeuge: eine gebogene, m it Loch versehene A x t, das obenerw ähnte Messer und zwei p latte Pfeilspitzen. (?) D ie bei­ den letzteren sind im M useum von K ostrom a. D ie A x t (Abb. 8) erwähnt der B ischof v o n K ostrom a in seinem Bericht, und A s p e ­ l i n bildet sie in seinem A tlas ab (F 301). Sie ist ebenfalls in Sw injins Zeichnungen w iedergegeben und später anscheinend ver­ loren gegangen. In den Sam m lungen der A rchivkom ission von K ostrom a befindet sich jedoch eine völlig gleiche K upferaxt ohne 9 V gl. z. B. A sp elin , A lk eita S. 85. 2) S p itzy n , 1. c. Taf. X X I X : 5, 19; X X X 5— 7, X X X I : 7. 3) 1. c. X X I X : 7— 8; X X X : 1, 9— 10.

T allgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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Fundangeben, sodass m an annehm en kann, dass diese A x t m it der erw ähnten iden tisch ist. M öglicherweise hat es auch zwei solche Ä x te gegeben, v o n denen die eine vielleicht nicht zum Schatze v o n G alitsch gehört hat (Spitzyn, 1. c. S. 109). *) 4) Schm uckgegenstände oder K upfersachen, deren B estim ­ m ung schw er zu erklären ist, in grösser Zahl, bes. 11 teils in tak te, teils zerbrochene, dünne, gegenw ärtig verloren gegangene Platten, rund, m it einem Loche zum A ufhängen versehen (Spitzyn 1. c. S. 109 sow ie Taf. X X IX : 15 und X X X I: 1— 5, 10— 12); drei unver­ sehrte A rm bänder, eines dünn und offen, konkav (1. c. Taf. X X X I: 9), die E nden der beiden anderen nicht zusam m enstossend, son­ dern an einander vorbeigelegt und bei dem einen schraubenförm ig

verziert (1. c. X X X : 3 und X X IX : 13); ferner Bruchstücke von zwei dem zuerst erw ähnten gleichen Arm bändern (1. c. X X X I: 13 —14); 7 dünne B ronzeplattenfragm ente, teilw eise vielleicht von Messern (?) oder P feilsp itzen herrührend; einige dünne B ronze­ perlen, ein verziertes Stück einer L itze (M etallschnur?) (1. c. Taf. X X X : 2), sow ie ein aus dünnem rundem B ronzedraht geform ter Schm uck, dessen E nden in en tgegengesetzten R ichtungen gebogene Spiralplatten bilden (1. c. X X IX : 16). (Abb. 9) Ausserdem noch unbestim m bare Fragm ente. 9 U n ter A sp elin s N o tiz en v om J. 1871 fin d et sich folgende M itteilung: »B ronsyxan i K ostrom afyn d et har Lerch hos en N effe tili T an te under sin resa träffat i W jatka.» N ach L erchs Sk izze ist sie in den »Arbeiten» II S. 662 des ersten allrussischen arch äologischen K ongresses ab geb ild et w orden, w elche A b b ild u n g A spelin dann reproduziert h at. — S p itz y n , 1. c. Taf. X X I X : 4; X X X I : 6, 8.

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

C) aus Ton. Sechs T ongefässcherben m it eingegrabenen und G ruben-Ornam enten, eine R andscherbe, von m indestens drei verschiedenen Gefässen. Nur zwei Fragm ente sind erhalten. (1. c. X X IX : 2— 3, 14, 17; X X X : 4, 8). S p i t z y n , der G elegenheit h atte, alle den Fund betreffenden A kten stück e sow ie die erhaltenen G egenstände zu sehen, bem erkt, dass v o n den G egenständen offenbar einige — z. B. die dünnen P la tten — geschm iedet, andere gegossen w orden sind, z. B. die Idole, und ferner, dass z. B. das gliederlose Idol schwerlich in einer steinernen Form gegossen ist. Er stellt fest, dass die erhaltenen Tonscherben zu verschiedenen G efässen gehören, w odurch die Erzählung, dass sie v o n dem Gefässe stam m ten, in dem sich der S chatz befunden h a tte, hinfällig und auch die F undgeschichte selbst zw eifelhaft wird. In B ezug auf die C hronologie des Schatzes en th ält sich S p itzyn aller näheren B estim m ungen, und bem erkt nur, dass der Schatz offenbar der östlichen Kupferperiode *) ange­ hört und bei der E rforschung derselben von grösser W ich tigk eit ist. Um die topographischen V erhältnisse kennen zu lernen und w om öglich A usgrabungen an derselben Stelle vorzunehm en, w o vor 75 Jahren der Fund gem acht wurde und w o noch nie ein A rchäologe gew esen war, begab ich m ich im A u gu st 1909 nach G alitsch. Der G alitscher See gehört zum Strom gebiet der W olga, da von seinem W estende ein F lüsschen in die K ostrom a rinnt, die ein N ebenfluss der W olga ist. D ie B reite des Sees beträgt etw a 7 W erst und die Länge ungef. 1 V 2 M eilen (15 W erst). D ie U fer sind hoch, ziem lich steil und v o n grösser Schönheit. Im M ittelalter existierte hier ein selbständiges F ürstentum , und die R uinen der stattlich en alten Burg Stolbischze erheben sich unm ittelbar bei der K reisstadt G alitsch. D as Dorf Turow skoje liegt am Nordufer des Sees auf einem ansehnlichen H ügel, die ganze U m gegend beherrschend. 200— 250 M eter E vom Dorfe fliesst ein kleiner unbedeutender B ach, und 9 S p itz v n s K upferperiode (M-hjmijii B tr h ) b ezeich n et n ich t allein die K up ferzeit, sondern die ganze M etallzeit v o n d er; K upferperiode an bis zur A n an jin a-zeit. S p itz y n id en tifiziert n ich t die K ultur v o n G alitsch und d ie v o n F a tjan ow o. D ie letztere rech n et er „ko BpeM emi paaut.Ta M lvtnaro n-iiKa ecjiH He bt> KOHuy e r o .“ (3aim cK H , 1. c. s. 79).

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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im gleichen A bstande noch w eiter E ein zw eiter N am ens L ykschinka, wie der ersterw ähnte höchstens zwei W erst lang und sehr w asser­ arm. V on da noch 300 M eter w eiter in östlicher R ichtung befin­ det sich das Dorf B achnetschi, und das Land steigt allm ählich im m er höher an, bis es östlich von dem hinter dem Dorfe fliessenden Bache am See hin einen ansehnlichen von Raw inen durchschnittenen H öhenzug bildet. V om See wird dieser durch den niedrigen, sum pfigen W iesenstreifen getrennt, der den See auf drei Seiten um gibt. D iese W iese, alter Seeboden, pflegt im Frühling über­ schw em m t zu sein. W enn m an von der S tad t G alitsch aus über den See nach Turow skoje gelangt, scheint es, als ob die L ykschinka in der tiefsten Senkung des ganzen Nordufers flösse. Sowohl nach W w ie nach E hin h ebt sich das Land, und w enn auch die kleinen B äche zu bei­ den S eiten der L ykschinka in gleicher T iefe fliessen w ie diese selbst, so sind doch ihre U fer nicht so niedrig w ie die des erw ähnten Flusses, der nicht einm al bei seiner M ündung eine eigentliche T al­ furche bildet, sondern nur in einer A rt v o n B odensenkung dahinfliesst. In B ezug auf seine T opographie und prähistorische B e­ deutung ist der H ügel v o n Turow skoje v o n geringer W ichtigkeit. Vor Nordw inden sch ü tzt diesen Talboden das nach Norden hin ansteigende Land. E tw a 250 Schritte vor ihrer M ündung durchbricht die L yk ­ schinka eine niedrige, ungefähr 3— 4 m hohe Bodenerhebung. Vor Zeiten h atte sich an eben dieser S telle eine M ühle befunden, die nur im Frühling und H erbst zur Zeit des hohen W asserstandes im Gebrauch war. Schon seit m indestens 60 Jahren ist diese Mühle zerstört, aber ihre Grundpfeiler sind noch vorhanden. D ies ist also der Ort, w o der Schatz gefunden w urde. D ie A ngabe von einem hohen H ügel ist daher unrichtig und irreleitend. Sicherheits halber verfolgte ich den Flusslauf bis zur Quelle und durchforschte überdies die U m gegend des Dorfes Turowskoje, aber ohne Erfolg. D ie einzige Stelle, die in B etracht kom m en kann, ist eben jene Bodenerhebung zu beiden Seiten der L ykschinka. D as V olk bezeichnet dieselbe m it dem N am en Sajatschi Gory. (Abb. 10— 11). Diese Erhebung ist, w ie erw ähnt, ungefähr 3— 4 m hoch und erreicht überhaupt nirgends eine H öhe von m ehr als etw a 5 m über

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Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

ihre U m gebung. A uf der W estseite des Flusses tr itt der Nordab­ hang der Erhebung unm ittelbar an das Flussufer heran, während der Südrand eine A usbuchtun g bildet, die früher eine Erw eiterung des F lussbettes gew esen sein m ag. Spuren von K ultur sind auf dieser S eite nicht w ahrzunehm en, der B oden besteh t aus tiefem Kies, während er aus Erde auf der Landzunge b esteh t, die offen­ bar von M enschenhänden hergestellt ist, und an derselben Stelle in den Fluss hineinragt, w o sich am andörn U fer ein gleichartiger Dam m befindet, beide zw eifellos aus der Zeit der einstigen Mühle horrührend (vgl. die K arte). D ie E rhebung östlich vom Flusse steig t auf allen S eiten scharf abgegrenzt aus dem um gebenden niedrigen W iesenlande auf. Ihre Länge beträgt 112 Schritte und ihre B reite 64. Ihr aus grobkörnigem Sande bestehender N -teil erhebt sich recht steil in einem 11 Schritte m essenden Hange etw a 4 m, ziem lich gleichm ässig den ganzen B and entlang. D ie E -seite ist sanfter geneigt, und der S-abhang, der etw a 25 Schritte m isst, fällt allm ählich ab. D as obere P lateau ist etw a 30 Schritte breit und völlig eben. — Der A bfall auf der S eite des »Flusses» ist steil, das F lu ssbett selbst äusserst schm al und ganz ohne W asser. O ffen­ bar m uss sich früher oberhalb des D urchbruches durch die B oden­ erhebung ein Staubecken befunden haben, und die oben erwähnten Däm m e dürften von dieser A nlage herrühren. Ein altes W eib aus dem Kirchdorfe (A lexandra O ssipowna) beh au p tete, sich erinnern zu können, dass der in Sw injins B erichte erw ähnte M ühlweg gerade hier gegangen wäre. G egenw ärtig wird die B odenerhebung vom Fahrw ege zur Kirche von Turow skoje teils gestreift, teils durchschnitten. A ls ich den Erdboden am Südrande, w o der W eg am R ande der E rhebung hin­ führt, durchforschte, fand ich einige kleine Scherben eines ver­ zierten T ongefässes ganz auf der O berfläche der schwarzen Erde, und entschloss m ich daher, hier N achforschungen anzu­ stellen. N ach dem ich v o n dem gegenw ärtigen P ächter des G utshofes von Turow skoje, einem G alitscher K aufm ann, nach langen Ver­ handlungen die E rlaubnis erhalten h a tte, in den Sajatschi Gory A usgrabungen vorzunehm en, ging ich m it vier Mann ans Werk und grub etw a 3 Tage lang. Im ganzen w urden 55 qm durchforscht, und ausserdem an m ehreren S tellen versuchsw eise A usgrabungen 3

Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : 1.

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unternom m en. E in w eiteres Graben w urde mir leider durch h in ­ dernde U m stände unm öglich gem acht. Die N -seite des ganzen G ebietes, d. h. der nördliche Teil und die beiden E nden des H ügels, ist ganz ohne Spuren von Kultur. Der Boden b esteh t bis zur O berfläche aus grobem , festem K ies von

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A bb. 12.

ganz gelber Farbe. Nur auf der Oberfläche der öfters erw ähnten L andzunge wurden im R asen ein paar T ongefässcherben gefunden. Da unm ittelbar unter dem R asen die Grunderde beginnt, ist es w ahrscheinlich, dass diese K ulturspuren beim Bau des M ühlweges zusam m en m it der dazu verw andten Erde vom m ittleren oder südlichen Teil des H ügels hierhergeraten sind.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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Zuerst wurde das G ebiet ganz am S-rande gegen den Fahrw eg hin im ganzen 20 qm, erforscht. A bgesehen vom R asen wur­ den fünf, stellenw eise sechs Schichten Erde aufgeschaufelt, da die Grunderde bei 75— 80 cm T iefe begann. D ie Tiefeder Kulturerde war überall ungefähr die gleiche, sowohl am oberen w ie am unteren Teil des A bhanges. D a sich das Land hier gegen­ w ärtig allm ählich erhebt, war es klar, dass schon zu der Zeit, als der P latz bew ohnt war, hier ein A bhang gew esen ist. D em W ege zunächst war der B oden ganz kohlschwarz und feucht. D iese schwarze Erde erstreckte sich vom W ege etw a 2,o m aufw ärts, wo sie dann allm ählich in gelblichen K ulturboden überging. E ig en t­ licher Sand war so gu t w ie gar nicht zu sehen. Beim ersten und zw eiten Sp aten ­ stich unter dem R asen wurde ganze Erde ausgeschaufelt, die hier und da K ohlenpar­ tikeln und einzelne faustgrosse unzerbröckelte kom pakte Steine en th ielt. Die ersten Funde — eine ganze A nzahl kleiner Tongefässscherben, eine P feilsp itze aus Feuerstein und ein steinerner M eissei be­ fanden sich in dieser Schicht. (Abb. 13). A bb. 13. 2/3. Tiefer unten kam en die Funde seltener und H . M. 5380: 9. in der schw arzen Erde sehr w enig vor. — Im oberen T eile des durchforschten G ebietes fand sich unter den stein zeitlich en Tongefässscherben in 50 cm Tiefe in anscheinend unberührter Erde eine a b gep lattete e i s e r n e P f e i l s p i t z e vor. Man erzählt, dass auf der B odenerhebung früher Ackerfelder gew esen wären. D ie schw arze Zone zog sich als etw a 1,90 cm breiter Streifen am W egrande sow ohl nach E w ie nach W über das A usgrabungs­ gebiet hinaus und setzte sich, w ie aus versuchsw eisen Grabungen hervorging, noch beim V ereinigungspunkte der W ege nach W fort. Zwischen diesem und dem Bache fand sie sich nicht mehr. — Nach N wiederum hörten alle Funde ungef. 50 cm jen seits des unter­ suchten G ebietes auf, w onach die B esiedelung sich hier als schmia-

C

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Z. d. Finn. Alf. O es. XXV : I.

ler Gürtel am S-rande der B odenerhebung en tla n g hingezogen zu haben scheint. D asselbe E rgebnis lieferte die U ntersuchung 18 S chritte E von der E-grenze des A usgrabungsgebietes. Hier w ar übrigens die K ulturschicht m erkbar dünner. Schon der dritte S patenstich unter dem R asen brachte reinen G rundkies zu Tage. Bei den ersten zwei S patenstich en w urden einige w enige T ongefässscherben ge­ funden, während auch diese im oberen Teile des G ebietes fehlten. .D ie ganze untersuchte Fläche war 2,80 m lang und 2,30 m breit, oder 6,44 qm.

o

H. M. 5380: 21.

H . M. 5380: 62. A bb. 14— 16. i / ‘-

H. M. 5380: 2.

Da sich die oberen T eile des A bhanges als fundlos erw iesen, war ich ziem lich skeptisch bei B eginn der A usgrabungen auf dem P lateau des H ügels, w o der B oden völlig eben und nicht einm al nach Norden zu vor W inden gesch ü tzt ist. D ennoch zeigte es sich, dass hier das Zentrum der vorgeschichtlichen Siedlung ge­ w esen war. Zuerst wurde ein 10 qm grosses G ebiet durchforscht und nach­ her die A usgrabung w eiter ausgedehnt, sodass hier im ganzen 28,5 qm un tersucht w urden. R eichliche Funde kam en bereits in dem eine S ch ich t von 10 cm bildenden R asen vor. Sie w aren offenbar vom P fluge aus der Erde em porgehoben worden, denn hier h a tte sich früher ein Feld

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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befunden. In den tieferliegenden Sch ichten waren jedoch die Tonscherben sicher in situ. Der B oden war hier viel lockerer und sandiger als an den früher untersuchten Stellen. D ie SW -ecke des ersten Parallelogram m s w ar ohne Funde, aber an den übrigen S tellen fanden sich zahlreiche und recht grosse G efässscherben. Am m eisten ergab der dritte S paten stich in einer Tiefe von 35— 55 cm unter der O berfläche. Gleich darunter, bei 60 cm T iefe, begann die Grunderde.

A bb. 17.

A n einer Stelle hier fanden sich überraschend viele T onge­ fässscherben, gleichsam in einer dicken Schicht gehäuft, die gleich bei der gelben Grunderde begann und eine H öhe von 15— 20 cm erreichte. V orsichtig legte ich m it der K elle eine solche Schicht bloss. D ie Scherben des Gefässes waren völlig durch einander gew orfen, die Scherben des oberen T eiles teils oben, teils unten, teils seitlich, und unm ittelbar dabei oder unterhalb, nur durch eine fingerdicke E rdschicht getrennt, die Scherben eines anderen Tongefässes. — In den oberen Schichten fanden sich einige Stücke von

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV : 1.

Feuersteinscherben und -P feilsp itzen in der N E -ecke des Gebietes. (Abb. 14— 16). Hier in der N E -ecke begann ein besonders schw arzes K ohlenund R ussterrain aufzutreten, und in der Tiefe von 40 cm stiess m an auf eine dünne Schicht v o n kleinen berussten Steinen. A us diesem A nlass wurde hier w eiterhin ein um fangreiches G ebiet in der R ichtung N E durchforscht. N achdem eine Fläche von etw a 7 qm untersucht w orden war, konnte m an ersehen, dass in den obersten Schichten sich überall einzelne Scherben von T ongefässen befanden, aber bei 40— 45 cm Tiefe begann eine kohlschw arze Erd­ schicht, in der sich überall neben einander faustgrosse berusste F eldstein e befanden, nirgends auf einander gehäuft, aber doch offenbar hingelegt. M it diesen verm engt fanden sich sehr kleine schw arze verzierte T onscherben, hier und da ein N ucleus aus Feuerstein, ausserdem zwei Pfeilspitzen aus F euerstein und in 39 cm Tiefe ganz in der Schlacken­ erde ein S t a n g e a u s R r o n z e . (Abb. 18). — A ls die Steine entfernt w urden, trat sofort unter ihnen in der T iefe v o n 50— 55 cm unter der Oberfläche gelber Sand zu T age, in w elchem w ie an einander gereiht grosse spröde gelbe unverzierte T onscherben lagen, die augenscheinlich vom R oden des G efässes stam m ten. Zw ischen ihnen befand f— , sich eine P feilspitze aus Feuerstein. — Gleich unterhalb dieser Tonscherbenreihe begann die unberührte Grunderde. A bb 18 - — D ie Steinsch icht dehnte sich auf beiden Seiten des 2/3 untersuchten G ebietes noch aus, geradeaus dagegen nicht m ehr. (Abb. 17). E in e zw eite gleichartige schw arze E rdschicht und eine Reihe v o n Steinen traten 6 Schritte N W von der ebenerw ähnten zu T age, w o die A usgrabungen zu gleicher Zeit fortgesetzt w urden. Die S telle w ar im übrigen der geschilderten völlig gleich, nur ärmer an Funden. D ie Grunderde bestand aus ungew öhnlich grobem K iesboden m it grossen Steinen. Gelbe tönerne G efässbodenscherben fanden sich hier nicht. — D a diese K ulturschicht sich an den S eiten und Grenzen des un tersuchten G ebietes auch nach SE fort­ setzte, h ängt sie offenbar m it dem ersterw ähnten Stein- und K ohlen­ lager zusam m en.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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W eitere A usgrabungen w urden nur zu dem Zwecke unternom ­ m en, den U m fang des K ulturbodens zu konstatieren. A n den auf der K arte m it y bezeichneten Stellen w urden einige Spatenstiche getan. Der Grundkies erstreckte sich bis zur O berfläche. R esul­ tatlo s war auch die U ntersuchung auf der Landzunge am Flusse. A usgrabungen auf einem Areal von 1 1/2 m B reite und 3 m Länge erwiesen auch an dieser Stelle das F ehlen von K ultur­ spuren. D ies sind die E rgebnisse m einer A usgrabungen, auf die ich bald zurückkom m en wurde. I n s g e s a m t w u r d e n g e f u n ­ den e t w a 5 0 K g r. T o n g e f ä s s s c h e r b e n , dar­ unter sehr eigenartige, 9 P f e il s p i t z e n und B r u c h s t ü c k e aus Feuerstein, ein s t e in e r n e r M e i s s e i 1) e i n e B r o n z e s t a n g e (s. o b e n ) u n d e i n e e i s e r n e P f e i l s p i t z e (M useum H elsingfors, Inv. 5 0 8 0 : 1 — 84) . Di e T o n g e f ä s s e gehören zwei v öllig verschiedenen T yp en an: die einen aus grobem T on, m it rundem B oden und dicken W änden, gew öhnlich über die ganze Fläche m it verschiedenartigen Orna­ m enten bedeckt, die anderen aus dünnem M aterial, m it dünnen W änden und flachgerundetem Boden, m it deutlichem R ande ver­ sehen und m it schm alem H alse, m eist oben m it feinen und zarten O rnam enten verziert. Zu der ersten Gruppe gehörte die grosse M ehrheit der Tonscherben; v o n der zw eiten gab es nur w enige Exem plare, und diese w urden lediglich im U m kreise der schw arzen Erde Nr. I gefunden, w o jene gröbere A rt kaum vorkam . (Abb. 28— 31, 38— 40). V on dem Ort erzählte das Volk, dass unter einer grossen Föhre ein reicher Schatz verborgen läge; dort brennte ein Feuer und auf dem H ügel selbst hä tte ein T em pel gestanden, dessen Ikonostasis sich noch im E rdboden befände. Andere w ussten zu berichten, dass dort einst ein K am pf stattgefu n d en und dass m an früher dort viele W affen gefunden hätte. Die T oten h ätte m an auf der N -seite des H ügels in der M oorwiese begraben — w as ganz unm öglich ist,

') D ies sin d die ersten b ek an n ten Stein gerätfu n d e aus dem G alitscher K reise. V gl. H. M. B eicapeB H H t: O icaMCHHOM-i, idu di bt, KocTpoMcuoii r yfiep u in . T pyflH HpocJiancicaro oC jiacm aro Cri/ke,,aa 1902 r. (cTp. 159).

A bb. 19— 24.

A bb. 25— 27.

Abb. 28— 31.

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Z . d. Finn. Alt. G es XXV : I.

da der B oden dort aus zähem Lehm b esteh t und beständig feucht und sum pfig ist, auch dam als w ahrscheinlich unter W asser stand. E s ist klar, dass der H ügel weder der S tandort eines T em pels noch ein S chlachtfeld, so n ­ dern ganz einfach eine vorgeschich t­ liche W oh n stätte gew esen ist. W elche Periode in B etracht kom m en kann, das zeigen sow ohl die . / / / / / / . / / T ongefässornam ente als auch die Me­ tallfunde. Jene sind von der A rt, wie m an sie an W ohn­ A bb. 38. stä tten der S tein ­ zeit findet, diese w iederum sehr frühe T ypen aus dem B e­ ginne der M etallzeit. D er H ü g e l ist also nach rela­ tiver Chrono­ logie zur Zeit des Ü b e r g a n ­ ges der d o r t i ­ gen Steinzeit zur Kupfer­ A bb. 39 kulturbewohnt

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g e w e s e n .

•W ir haben nun zu prüfen, w elchem K ulturkreise und welcher Z eitperiode absolut gesprochen diese Funde angehören. Zu diesem Zwecke m üssen wir zunächst einen Blick w erfen auf die bekannten kupferzeitlichen W oh n stä tten und Gräberfelder im nördlichen

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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Ost-Europa und den angrenzenden G ebieten, ferner die Verbrei­ tu n g der verschiedenen G erätform en dieser Zeit als E inzel­ funde untersuchen, um endlich durch den V ergleich m it ander­ wärts vorkom m enden analogen V erhältnissen sichere Schlüsse ziehen zu können. U nw eit von G alitsch wurde an einem N ebenfluss der früher erw ähnten K ostrom a in der N ähe der O rtschaft D anilow im G ou­ vernem ent Jaroslaw schon in den 70:er Jahren des vorigen Jahr­ hunderts ein Gräberfeld blossgelegt, w elches das F a t j a n o w s c h e

A bb. 40.

genannt wurde, und dessen Nam e auf die gesam te Gruppe, zu der es gehört, übertragen wurde. Über dieses Gräberfeld ist m ehrfach geschrieben worden. D ie letzte m it zahlreichen A bbildungen versehene Schilderung desselben findet sich in S p i t z y n s w ichtiger, in der P ublikation der Russischen A rchäologischen G esellschaft erschienener A rbeit über die K upferzeit an der oberen W olga. x) ( d ü i T i .H i i O B C K i H MOi’u j i M i H K ' b )

1) isf.rc'i, m> BepxHeM i, noBOJKKBt. P. A p x. 0 6 m . V: 77— 93.

3an.

ota .

P. C. apx. H.

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Z. d. Finn. Alt. O es. X X V : I.

D as Gräberfeld liegt auf einem langgestreckten H öhenzuge, v on N iederungen um geben. Im ganzen sind 7 Gräber gefunden worden. Der T ote — keine S kelette sind m ehr vorhanden — ist gew öhnlich in einer T iefe von V 3 m ( = 1 A rschine) begraben, in

A bb. 41.

einer Grube im Sandboden. A n G erät sind ihm in der Regel m it­ gegeben: Feuersteinm esser, s. g. Spähne, von gleicher A rt w ie auch in G alitsch, Tierzähne, zwei, drei T ongefässe (bisw eilen auch m ehr, in einem Falle 17 (U w arow , Grab N:o 5), eine dicknackige A x t aus F euerstein und eine Stein­ axt. D ie letztere hat gew öhn­ lich ein Schaftloch und ist von sehr feiner A rbeit, die Schneide nach dem Schafte zu ausge­ schw eift, längs dem R ücken zu­ w eilen ein Saum und vom Schaftloch nach den Seiten pa­ rallele Querfurchen, alles E igen­ heiten, die von m etallischen Vorbildern en tleh n t sind. D ie T ongefässe sind von ungew öhn­ lich feiner A rbeit, m it rundem A bb. 42. 1/3. Boden, von der im D eutschen m it dem Ausdruck >>Kugelgefässe» bezeichneten Form , gew öhnlich nur im oberen Teil m it O rnam enten versehen und selten ohne besonderen Hals. D ie O rnam ente zeigen feine F lechten-, Kam m und L inienm otive. (Abb. 42). Einige von den G efässen sind äusserst kleine sog. Tränengefässe, andere haben etw a 1 V 2 dm im Durchm esser.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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Das Gräberfeld haben einige Forscher für ein steinzeitliches, andere, z. B. S p i t z y n , für ein kupferzeitliches angesehen. L etztere A nsicht ist un zw eifelhaft die richtige. Man h at im Gräberfelde einen als A m u lett gebrauchten Eberzahn gefunden, der an einem noch erhaltenen kupfernen R ing b efestigt war, und im vergangenen Som m er (1909) wurde dort auch eine kupferne S ch aftloch axt angecroffen, von ganz derselben Form w ie die Galitscher; sie ist im M useum von Jaroslawl aufbew ahrt. A ber nicht bloss d i e s e A x t u n d d i e F e u e r s t e i n ­ s p ä h n e liefern V ergleichspunkte m it den G egenständen des G alitscher Fundes, auch d i e O r n a m e n t i k d e r T o n g e ­ fässe u n d i h r e F o r m 1) b ieten A nalogieen dar. Wir dürfen nicht vergessen, dass F atjanow o ein Gräberfeld, G alitsch eine W oh n stä tte war, und dass die T ongefässe des ersteren aus diesem Grunde sich durch feine und sorgfältige A rbeit aus­ zeichnen, während die des letzteren hauptsächlich für den täglichen Gebrauch b estim m t waren. Solch ein U nterschied ist nicht eine blosse V erm utung, sondern derselbe ist auch an anderen Orten kon­ statiert worden, z. B. in Jordansm ühl in Schlesien, wo m an ein um fangreiches kupferzeitliches F undgebiet untersucht hat, das sowohl W ohnplätze w ie Gräber enthielt: in beiden fanden sich Scherben gleichartiger Gefässe, in den ersterw ähnten jedoch »in überwiegender Menge grobes K üchengeschirr».2) U nter diesen U m stän den b ietet natürlich beim Vergleich der Keramik der beiden russischen F undorte der grösste Teil der G alitscher Scherbenfunde keine A nalogieen, aber offenbar sind solche Randscherben w ie Abb. 2 8 , sehr nahe verw andt m it derartigen F atjanow schen w ie S p itzyn 1. c. p. 8 5 , B ild 5 9 : 4; auch die grossen gerundeten unverzierten Bodenscherben sind völlig gleichartig. D er f e i n s t e Te i l der G a l i t s c h e r K e r a m i k h a t F a t j a n o w s c h e s Gepräge. In der N ähe von F atjanow o befindet sich ein zw eiter w ichtiger in B etracht kom m ender Fundort am S-ufer der W olga nach Jaroslaw zu : das Gräberfeld v o n W e l i k o s e l j s k i ( S p i t z y n 1. c. S. 8 7 — 8 9 ) . ') 12 von den G efässen befinden sich im M oskauer M useum (K at. vom J. 1893 S. 42). 2) (S e g e r , D ie S te in z eit in Sch lesien , Sep. S. 11. A rch. f. A n throp. N . F ., B. V ).

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Z. d. Finn. Alt. Ges. XXV : I.

Hier haben mehrere russische Forscher U ntersuchungen vorgenom ­ men. In den Gräbern sind gefunden w orden eine A nzahl gu t erhal­ tener S k elette, m eisterhafte H am m eräxte von F atjanow schem T yp, (Abb. 41) F euersteinäxte, F euersteinm esser von der oben erw ähnten A rt, Tierknochen und drei in tak te T ongefässe sow ie Bruchstücke v on anderen solchen. V on M etall ist eine kleine runde P latte ge­ fundenw orden. — E ines der in ta k ten Tongefässe (von S p itzyn abge­ bildet, f. 69) ist ganz und gar vom Fatjanow schen T yp. U nter den F ragm enten gibt es R andscherben, die ein reiches Material zur V ergleichung m it den G alitscher bieten (1. c. Tafel X X V : 2). W eiter strom abw ärts an der W olga liegt unw eit der M ündung der Oka der w ichtige F undort von T s c h u r k i n s k i ( H y p K H H C K i f i ) (1. c. S. 89, 99— 102). Hier sind Gräber vom gew öhnlichen T yp gefunden worden. In zw eien auf dem U ntergründe A sche und eine K ohlenschicht, und auch in der Füllungserde kam en selbst nach oben hin hier und da K ohlen und kleine Steine vor. A n Gerät fand sich eine Anzahl Tongefässe vom F atjanow schen T yp m it A bb. 43. 2/9. rundem B od en (A b b .43),ein ige Steinw affen und ein Ring aus K upfer (1. c. S. 99). Die W ände des Grabes, in dem dieser Ring angetroffen wurde, waren m it O c k e r g e f ä r b t . D ie T ongefässe gleichen in der Form des H alses und in den O rnam enten, die m it einem ziem lich breiten Stem pel hergestellt sind, so sehr einigen G alitscher G efässen, dass ein Zweifel an ihrer V erw andtschaft nicht aufkom m en kann. E s ist überflüssig, alle die Fundorte aufzuzählen, w elche in S p i t z y n s m ehrfach zitierter Schrift E rw ähnung finden. Spitzyn hat in dieser A rbeit und besonders in ihrer F ortsetzung »Neue E rfahrungen über die K upferzeit in Zentral und N ord-R uss­ land» 1) eine Reihe v o n T atsachen zusam m engestellt, die die Ver­ breitung dieser K ultur vom Q uellgebiet der W olga bis zum Flusse Ssura und in E inzelfunden an der Oka abw ärts darlegen. Ja, S p itzyn hält sich auf Grund von Steinaxtanalogien !)

H obm h ciHyrhuiH o ndyuioM'i. n-I.K-f. m> c p e jm e ii n cbBepH oii P o cc in . C. P . ot;;. H. P. A p x. Of)m. VII: 1 S- 7 3 — 82.

3anH C K H

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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sogar für berechtigt, die Grenzen dieses K ulturkreises noch w eiter auszudehnen, bis zu den O stseeprovinzen im W esten und bis an die K am a im Osten. — A u f die vollkom m en deutlichen K ulturverbindungen in südlicher R ichtung werde ich bald zu­ rückkom m en. Al s o : Der G a l i t s c h e r F u n d ge hör t , was spe­ ziell die f e i n e n T o n g e f ä s s s c h e r b e n beweisen, d e m F a t j a n o w e r K u l t u r k r e i s e an. Diese Kul­ tur ist über das nö rdl ic he Z e n t r a l - R u s s l a n d verbreitet. Sie ist eine stein-kupferzeit­ liche Kultur. E s m ögen die F undgebiete dieser K ultur w estlich von Niznij Now gorod, oberhalb v o n R jäsan und östlich v o n den baltischen P rovinzen erw ähnt werden, die M e t a l l f u n d e en th alten haben. S p itzyn kennt folgende M etallfunde: aus dem F a t j a n o w e r Gräberfeld den R ing zur R efestigung eines Tierzahnes, w ozu noch die jüngst aufgefundene A x t kom m t; den F und v o n W e 1 i k os e 1 j s k i, den Fund v o n T s c h u r k i n s k i . Bei dem stein ­ zeitlichen W ohnplatz W o l o s s o w o im Kreise Murom K upfer­ schlacken und ein Flachbeil (1. c. S. 193). Im Kreise Murom und im G ouvernem ent Niznij N ow gorod kom m en auch einige andere Funde vor, doch im allgem einen nur spärlich. D arüber bald nähers. (S. 138). T o n g e f ä s s e vom F atjan ow sch en T yp gib t es ausser den schon aufgezählten in folgenden Gräbelfeldern: In der Gegend v o n K o s t r o m a ein Gefäss im Gräberfeld von T schizew a, abgebildet von S p itzyn, Sapiski V p. 89 f. 67. Im G ouvernem ent N i z n i j N o w g o r o d ist nahe bei Sergatscki eine ziem liche A nzahl, in e i n e m Grabe fünf Stück. D iese sin d 'n ich t publiziert w orden, ebenso w enig w ie das Gefäss, von dem S p i t z y n 1. c. S. 90 b erichtet, dass es in der N ähe des ersterw ähnten Gräberfeldes im Dorfe T schukaly gefunden w orden sei. — W eiter v o n der W olga entfernt kom m en in Brassow o im Kreise Sew sk des G ouvernem ents O r e 1 ty p isch e derartige G efässe vor. D as V erbreitungsgebiet dieser T ongefässe ist also sehr ausge­ dehnt, und die E ntdecku n g neuer Funde äusserst w ahrscheinlich. 4

50

Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

Ein bem erkensw erter U m stand ist die H om ogenität der Form und der O rnam ente der T ongefässe auf einem so um fangreichen G ebiete. W as die S t e i n g e r ä t e v o m Fatjanower Typ betrifft, so sind diese ungew öhnlich w eit in R ussland verbreitet; es b efindet sich z. B. in Saussailow s Sam m lung eine grosse A nzahl ausgezeichneter Feuersteinbeile und zahlreiche S ch aftloch äxte, derer E igen heiten ganz fatjanow isch sind, besonders die breiter wer­ dende Schneide. W enn wir jedoch diese m it in den Kreis unserer U ntersuchu ng hineinziehen w ollten, so w ürden wir dam it die ganze Frage v o n der S tein zeit aufrollen. W ir sind daher gezw ungen, uns m it der E rw ähnung dieser T atsache zu begnügen, in der H off­ nung, dass in baldiger Zukunft ein Forscher diese Frage zum Ge­ genstän de gründlicher U ntersuchung m achen werde, um klarzu­ stellen , ob diese in den G ouvernem ents K asan und W jatk a allge­ m ein vorkom m enden F undgruppen als von W esten oder Süd­ w esten eingeführte H andelsw aren oder vielleich t als einheim ische Industrierzeugnisse anzusehen sind. A uch die A nzahl der F atja­ nower F euersteinm esser ist im W olga-K am agebiet sehr gross, allein in der Saussailow schen Sam m lung beläuft sich die Zahl dieses Fatjanow er S tein w affen typ s auf mehrere hundert. W ir sahen, dass die Industrie der T o n g e f ä s s e v o m F a t j a n o w e r T y p sich an der W olga entlang, und von der O kagegend nach Süden verbreitet hat. A uch können wir sie über das Gräberfeld v o n Brassowo von der Oka bis zur D jesna, einem N ebenflüsse des D njepr, verfolgen. D och finden w ir in derselben G egend auch A nalogieen zu a n d e r e n T o n g e f ä s s ornamenten, näm lich zu dem T yp , der in den von mir ausgegrabenen G alitscher F unden am h äufigsten zu Tage trat, den K am m ornam enten. A m w ich tigsten ist der Fund aus dem an einem kleinen N ebenflüsse der D jesna gelegenen Dorfe D jadkow itschi im Kreise Brjansk, G o u v. O r e 1. D ie Funde, die nich t veröffen tlich t w orden sind, werden von S p itzyn erw ähnt. N ach ihm sind dort gefunden w orden steinerne Ä x te und K eile, »ein K upferm esser vom gew öhnlichen Typ», und andere G egen­ stände, die m it den F atjanow schen nahe verw andt sind, aber die A rt des Tones und die O rnam ente der T ongefässe sind vö llig

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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anders, letztere m it Gruben- und Z ahnm otiven. J) In einer späteren Schrift 2) fügt S p itzyn hinzu, dass die G egenstände offen­ bar dem F atjanow er T yp angehören, abgesehen von den T on­ scherben; »übrigens — gib t es auch G efässcherben vom Fatjanow er Typ». U nter den Tonscherben, v o n denen ich P hotographien gesehen habe, befinden sich schw erlich F atjanow sche. (Abb. 44). .S tatt dessen sind dieselben ty p isch v o n gleicher A rt w ie die grosSe

A bb. 44.

Mehrzahl der G alitscher: der T on ist m erklich grob, die O rnam ente b estehen aus Gruben und K am m linien, die nach den erhaltenen B ruchstücken zu schliessen die ganze Ober­ fläche der G efässe b edeckt zu haben scheinen. Einige Orna­ m ente gleichen in überraschender W eise einigen G alitscher Orna­ m enten. D ie steinernen H am m eräxte und m it dickem B ahnende ver­ sehenen F eu erstein äxte des Fundes gehören unzw eifelhaft dem

2)

3aim cK H V: 1, p. 91. H obuh N :o 3.

52

Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : 1.

F atjanow er K ulturkreise an. D as hier gefundene K upferm esser oder D olch ist p latt, die Schneide (Abb. 45) gleichm ässig dick, w as das O bw alten der beginnenden K upferzeit bew eist. Die S tä tte ist kein Gräberfeld, sondern ein W ohnplatz w ie G alitsch, und dies ist die Erklärung für die Gleich­ artigkeit der K eram ik dieses und des grössten Teils der Keram ik des G alitscher W ohnplatzes. Hierin liegt ein sehr w ichtiger Bew eis dafür, d a s s a u c h d i e G a l i t ­ scher kamm k er a m i s c h e n Tongefässe wirklich aus der g l e i c h e n Zeit stam­ m e n w i e d i e d o r t i g e F a t j a n o w e r Keram ik (die letztere erscheint ja anderswo m it denselben S tein ­ gegenständen zusam m en, die m an in D jadkow itschi m it den kam m keram ischen G efässen zusam m en antrifft), und indirekt dafür, dass der G alitscher K upferschatz ta tsä c h ­ lich gleichzeitig m it den neuen, von mir geborgenen F unden ist. A bb. 45. W ir haben also auch für unsere kam m keram ischen Tongefässscherben A nalogieen nach Süden hin gefunden, und wir könnten diese noch w eiterhin verfolgen, in die U k r a in e ,) zum Schw arzen Meer und in den K aukasus, aber das würde uns hier zu w eit führen. S ta tt dessen w ollen wir beiläufig die Ä hnlichkeiten erwähnen, die z w i s c h e n d e r k a m m ­ k e r a m i s c h e n G r u p p e der G a l i t s c h e r K e r a m i k und der n o r d r u s s i s c h e n frühz eit ige n Keramik bestehen. W enn wir näm lich die P ublikationen durchsehen, w elche die T ongefässcherben aus den stein zeitlich en F undorten der G ouverne­ m ents K ostrom a, N ow gorod, A rchangelsk und O lonetz beschreiben, und diese Scherben m it der finnischen, vor allem der karelischen steinzeitlichen K eram ik vergleichen, finden wir bei ihnen auffal­ lende Ä hnlichkeiten m it der G alitscher groben K eram ik. D ieselben Gruben-, Linien- und P unktornam ente, derselbe Ton, die gleichen Profile und der gleiche Boden der Gefässe, und häufig auch die-

!) A ilio n en n t die Gruppe finnisch -u krainisch. D ie B ezeich n u n g ist m issglü ck t, denn diese K eram ik tr itt in noch w eiteren G eb ieten auf, nach O sten und auch nach Sü d en h in (Tpy/m i X I I:r o A p x. C t b a a a Taf. X V II).

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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selbe A nordnung der O rnam ente. J) D er U nterschied ist nur, dass die T onscherben der erw ähnten G ebiete der dortigen reinen S tein zeit angehören, während die G alitscher sich in die K upferzeit hinein erstrecken, die dam als dort nicht ganz den A nfangscharak­ ter zeigte, w ie aus den en tw ick elten Form en der M etallgegenstände und der Seltenhe t der Steingeräte hervorgeht. D iese W ahrneh­ m ung ist v o n W ich tigk eit bei der B estim m un g von Zeit und D auer der nordischen Steinkultur. So haben wir denn gesehen, dass die s. g. Fatjanow er K ultur­ gruppe, deren characteristische G egenstände wir schon in den F atjanow er F unden selbst gefunden haben, gleichzeitig m it einer stein zeitlichen Gruppe der K am m keram ik in Nordruss­ land ist. Der G alitscher Fund en th ält G egenstände beider Gruppen. E he wir w eitergehen, haben wir die M etallgeräte zu besprechen, die den sogen. G alitscher S chatz bilden und ohne Zweifel aus der gleichen Zeit stam m en, w ie die v o n mir ausgegrabenen Geräte. D ie M etallgeräte sind aus K upfer oder aus Silber. L etzterer U m ­ stand ist besonders bem erkensw ert, denn so allgem ein und b elieb t auch das Silber in späteren vorgeschichtlichen Zeiten im nördlichen Russland ist, in der K upfer— B ronzezeit ist es sonst völlig unbe­ kannt. U nter den F unden aus A nanjina kennt m an einige silberne Ringsp ralen, aber diese sind aus verhältnism ässig später Zeit, und frühzeitigere giebt es ausser jenen bem erkensw erten kupfer­ zeitlich en G alitscher nicht. E s ist v o n grossem Interesse, dass derselbe Sachverhalt auch anderswo bei den F unden der frühen M etallzeit beob achtet w orden kann. A uf skandinavischem G ebiet dürfte Silber aus der B ronzezeit lediglich im D epotfunde von P ile aus dem B eginne der Periode angetroffen w orden sein (z. B. MONTELIUS, Chronologie d. ält. Br. S. 56), in D eutschland gleichfalls in dem berühm ten der ersten Periode der B ronzezeit angehörenden Leubinger H ügel, in Sizilien und im südw estlichen Spanien bloss in der F unden der K upferzeit. 2) Ebenso verhält es sich im Orient. Der bekannte Fund v o n G ungeria aus der frühen

!) V gl. bes. J. A ilio, D ie stein zeitlich en W o h n p latzfu n d e in F in n lan d , T eil I S. 81 ff. 2) M ontelius, C hronologie, S. 42— 3; 210.

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Z. d. Finn. Alt, Ges. XXV : 1.

M etallzeit in Indien en th ielt eine grosse A nzahl S ilberplatten (z. B . das letztgen . W erk. S. 133); in der zw eiten Schicht v o n Troja hat m an solche gefunden, und ebenso auch, w as für uns hier das w ich­ tig ste ist, in K uban nur in V erbindung m it den allerältesten M etall­ geräten. W ir w erden später einige dortige geschlossene Gräberfunde aus der K upferzeit erw ähnen. E benso w ich tig ist es, zu w issen, dass in den südrussischen sehr frühen K atakom bengräbern das Silber recht häufig als das a l l g e m e i n e M etall bei R ingen, P erlen u. s. w. auftritt. 1) V on da fand es zw eifellos seinen W eg nach dem Norden. Über die F o r m der G alitscher Silbergeräte ist es schwer, etw as b estim m tes zu sagen, da m an sie nur aus A bbildungen kennt. Jedenfalls ist diese Form sehr einfach, und nur der U m stand, dass die G eräte eben aus Silber sind, gib t A nhalt zu Z eitb estim ­ m ungen. D as A uftreten dieses M etalles in R ussland beschränkt sich näm lich auf die K upferperiode und dann v o n neuem auf die skyth isch -A n anjinaer Zeit. B ei B etrachtun g der G alitscher K u p f e r gegenstände se tz t uns ihre grosse Zahl und die M annigfaltigkeit ihrer Form en in E rstau­ nen. W ir m üssen sie einzeln prüfen, um aus ihnen m öglichst viele Schlüsse ziehen zu können. D ie m etallischen A n h ä n g s e l (Spitzyn, Tafel X X X I ) sind so gew öhnlich, dass sie uns nur in geringem Masse ür die chronolo­ gischen B estim m un gen v o n N u tzen sein können. E infach in ihren Form en w iederholen sie sich und bleiben im Gebrauch Jahrhunderte lang. 2) Es m ag im m erhin erw ähnt w erden, dass sie in den Kurgab r o p o fln o B t, PlaroMciciü y. S. 20,22 etc. Men vergleich e h ierm it, w as H oernes in sein em W erke N atu r- und U rgesch ich te der M en schheit II S. 213 anfü hrt, dass die silb erreich sten L änd er der V orzeit A rm en ien und die K üsten des P o n tu s w aren. In sp äteren Z eiten jedoch w ar »den p o n tisch en S k y th e n w ie auch den östlich er w oh n en d en M assageten nach H erod ots Z eugnis das S il­ ber und der G ebrauch desselben unbekan nt.» (S. 214). — V om Silber h a n ­ d elt die S ch rift A . de M ortillets »L’argen t a u x te m p s p ro to h isto riq u es en Europe (R évu e de l’école d ’an th rop ologie III 1903 S. 1 ff.). D iese S ch rift ist mir jedoch n ic h t zu gän glich gew esen . 2) V gl. E v a n s, B ronze Im p lem en ts, S. 404 f. 507: vor die S ch n au ze des P ferdes g eh än gt. A u ch aus dem G ou vern em en t J en issei (O r a e n . A p x. K o m m . 1895 S. 46). In späterer Z eit als H än gesch m u ck für F rauen, z. B . bei den T scherem issen .

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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nen der südrussischen K upferzeit durchaus nicht selten sind, son­ dern zu den gew öhnlichsten G erätform en gehören, jene kleinen flachen K upferplatten. E ine solche wurde auch nördlicher im Gräberfeld v o n W elikoseljski gefunden (Sapiski V, Taf. X X V : 2; oben S. 48); allerdings ist die A bbildung etw as undeutlich. — A uch solche A r m r i n g e w ie die aus G alitsch, Tafel X X X I , erm öglichen keine genaue chronologische B estim m ung. Ä usserst einfach, w ie sie sind, können sie natürlich gleich als erste M etall­ sachen auftreten, und sind denn auch in jenen Gräberfeldern Südrusslands angetroffen worden (F opo/m oB 't, H 3 iOMCKm S. 23). Derartige B r i l l e n s p i r a l e n w ie die oben abgeb. finden sich ebenfalls während eines sehr langen Zeitraum es vor, sind aber in der B eziehu ng charakteristisch, dass sie in vielen verschiedenen G egenden sich unter den frühesten M etallgeräten befinden. Ihre A nw endung ist verschieden gew esen. E inige haben als H änge­ schm uck gedient, w ie ihre S tellu ng in m ehreren Gräbern von Jor­ dansm ühl in Schlesien bew eist, 1) andere dagegen sind Spangen, H äkelvorrichtungen, am Gürtel gew esen (vgl. Zeitschr. f. E thnol. B and 36 S . 43). S e g e r stellt in seiner erw ähnten Schrift (Sonder­ druck, N ote S. 10) die Q uellenlitteratur zusam m en, in der dargelegt wird, dass diese G egenstände 2) in fast gleicher Form sow ohl in der K upferzeit als auch viel später noch in Gebrauch gew esen sind. Als besonders heim isch treffen wir die Form schon sehr früh speziell in U ngarn. Zu den v o n Seger genannten F undstellen sei noch z. B. die älteste Schicht des V elem St. V eiter Fundortes erw ähnt. Ä lter ist das Gräberfeld unw eit des an einem N ebenflüsse des Pripet gelegenen Dorfes Grabowo SW v o n der S tad t Bobruisk im G ouvernem ent Minsk. E s scheint, als ob das Gräberfeld in seiner G esam th eit der Stein-K upferzeit angehöre. M a j e w s k i h at es in einem m it A bbildungen versehenen A rtikel in der Zeitschrift S w iatow it, T om e II. 1900 beschrieben. A u f Seite 34 Bild 27 ist ebenfalls eine typ isch e Brillenspirale abgebildet. Sie zeugt u nstreitig von B eeinflussung durch die schlesisch-siebenbürgische Kultur. ') Seger, Arch. f. A nthrop. N . F. V. 2) Zuw eilen aus G old, z. B. im M öringer P fah lb au (M ortillet, M us. préh. X C II, F ig. 1174.

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV : I.

A uch in O steuropa ist diese Form nicht fremd. W i l k e (Z. f. E . B and 36 S. 43) erw ähnt solche »Brillenspiralen» aus mehreren alten G räberfeldern K aukasiens, aus K oban, Stepan Zm inda, Jam i, H elenendorf, Sam thavro u. s. w . A lle diese Gräberfelder sind jedoch aus verh ältnism ässig später Zeit, von der Grenze der Bronzeund E isenzeit. A uch in O strussland im Kreise Spassk des G ouvernem ents K asan h a t L ichatschew im Gräberfeld von P oljanok eine gleich­ artige Bronzespirale ausgegraben, abgebildet in Stuckenbergs Schrift. In dem erw ähnten Gräberfeld sind im ganzen 3 solche E xem plare, teilw eise zerbrochen, zu Tage gefördert worden. (N ä­ heres S. 102). A usser den Sch m u ckgegenständen en th ält der G alitscher Schatz an M etallsachen noch eine A nzahl 1) A rbeitsw erkzeuge, 2) Skulp­ turen. D ie ersteren sind: eine krum m e A x t, ein paar P feilspitzen und ein p lattes, in einen D rachenkopf m it offenem B achen auslaufendes Kupferm esser (vgl. auch die »ägyptischen Äxte», w eiter unter). B etrach ten wir zunächst die Ä x t e , w elche m it Schaftloch versehen sind. E s gib t eine grosse M enge von diesen Ä x ten in m ehreren verschiedenen V ariationen von dem selben G rundtypus in R ussland. B ei einigen ist die L ängsachse gebogen w ie bei den G alitscher (A), (Abb. 8 ) bei anderen ist der Rücken gerade und der S ch aftteil zylinderförm ig (B ), *(Abb. 49) andere wieder sind keilförm ig und vierseitig (C), (Abb. 47) während bei den ersten Gruppen der D urchschn itt senkrecht oval war. E ine vierte Art w iederum Ist schm al, v o n gleichm ässiger B reite, schlank (D). (A bb. 48). — V on derartigen T ypen, die ich vorläufig als e i n e G r u p p e behandle, kenne ich folgende Exem plare: *) !) V on den hier b erü ck sich tigten S am m lu n gen kenn e ich aus eigener A u sch au u n g in K asan die der U n iv e r sitä t und der G esellsch aft für A lte rtu m s­ k u nd e, sow ie der P rof. W y iso tz k i und L ich atsch ew (S ta d tm u seu m ), in M oskau das H istorisch e M useum , die S am m lu n gen v o n R u m ja n tz ew und S c h tsch u k in sow ie das A n th rop ologisch e M useum ; ferner die M useen v o n N iz n ij N ow ­ gorod, Kostroma, Jaroslaw, Wologda und Archangelsk, in Petersburg die E re­ m itage, die S am m lu n gen des V ereins für A ltertu m sk u n d e und die der A rch äo­ lo g isch en K om m ission; das Helsingjorser h istorisch e M useum und die S a m m ­ lu n g v o n S au ssailow . V on den M useen in Samara und Jekatarinenburg hab e ich die K ataloge ein geseh en , und betreffs der übrigen Sam m lun gen stü tz e ich m ich a u f die g ed ru ck te L itteratu r.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit. I

A U S DEM WESTLICHEN

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NORD RUSSLAND.

A us dem G ouv. Jaroslaw vom F atjanow schen Gräberfeld; vom T yp A spelin 233. N ich t veröffentlicht. Im öffentlichen M useum von Jaroslaw . (A) A us d. G ouv. K ostrom a aus G alitsch 1 oder 2. V gl. oben. (A) A us d. G ouv. N izn ij-N ow gorod ohne nähere Fundangaben; wie S tu ck en b erg 1) II: 3. D ie Masse 170 42 m m . — Im Geolog. K ab in ett des K asaner M useum s N:o 32 E . (A). A us d. G ouv. W la d im ir m indestens 2. (vgl. u n ten S. 139). Beide sind im M useum R um jantzew s. D ie eine (2383) hat A spelin Fig. 238 ahgebildet, die andere (2985) ist aus gelbem Kupfer, dem T yp A am nächsten stehend.

X

II

A us O s t r u s s l a n d .

G ouv. K asan. Kreis Jadrinsk 1, Länge 190 mm; vgl. A spelin 233 (Saus. 3281). A. Kreis K osm odem jansk, eine eben solche, aber kleiner (W ysotzki, K asan). A. Kreis. T scheboksary, 1 aus A ljm inskoje (Saus. 3280), eine zweite aus B ogorodskoje (vgl. Stuckenberg, T afel II: 3 und S. 176), eine dritte aus K aram yschew o (Saus. 4365). D ie letzterw äh nte ist ein schönes E xem plar, die Schneide nach den S eiten hin breiter wer­ dend. D ie K ontouren überall bogenförm ig. (A bb. 46). (D er erste B. die anderen A.) A us dem Kreise Tsiw iljsk aus dem Dorfe K urbaty im W olost K oban ein Schneidenfragm ent w ie Stuckenberg II: 3 (vgl. 1. c. S. 176, P hotographie v o n A. 0 . H eikel), aus dem Dorfe M ozary eine 183 m m lange A x t (Saus. 3282) w ie A spelin 233, und aus K jusch u nw eit der S ta d t Tsiw iljsk 2, v o n denen Stuckenberg die eine abgebildet hat, I: 23 (vgl. 1. c. S. 176, T yp 1). — Aus dem Kreise Swijazk ist eine 209 m m lange, fast gerade A x t, im m erhin dem T yp A am n ächsten stehend, (Saus. 1103) aus K aibitsi, eine andere ohne nähere F undberichte (Saus. 4364); sowie 0

HaB-LcTiH, Ka3aHi> 1901.

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

eine dritte, 154 m m lange, aus K ulanga (Saus. 3285); aus dem Kreise K asan und der S ta d t K asan ist eine (Saus. 4361), 170 m m lang, und eine zw eite ohne nähere F undberichte (Stuckenberg IV: 11 und S. 176— 177). A lle 9 v om T yp A. Der Kreis T etju sch i ist sehr reich an diesen Ä x ten w ie über­ haupt an Bronzen aus der B ronzezeit. A us N ow onaseljnaja T ojaba ist eine A x t im M oskauer historischen M useum w ie A spelin 233, sow ie eine zw eite gleichartige ohne nähere F undberichte, w ahr­ scheinlich dieselbe, die B u litsch ow abgebildet hat. Q — In Sausailow s Sam m lung finden sich mehrere, näm lich 1 (4363) 171 mm lange aus Schem jakino, 1 kleinere (1342) 126 m m lange aus Baljschija Jaljtschiki, eine gleichartige (957) 158 m m lange aus K ultschany, und eine 146 m m lange (1187) aus Im raly; ferner ist eine etw as eigenartigere, v o n besonders zierlicher Form , 146 m m lang, an der zwar der Q uerschnitt der Schneide oval und die Längsachse gebogen ist, aber die Schneide nach beiden Seiten hin breiter wird (3283), in B akartschi gefunden worden. E ndlich 1 typ isch e gerade, vierseitige keilförm ige A x t aus rotem Kupfer, 119 50 42 */2 m m , aus K urm yschew o (Sau». 1101). (D ie 7 ersten A ., die letzte G). Ö stlich v o n der W olga ist aus dem Kreise Spask aus dem Dorfe M ullino eine w ie A spelin 230 (Saus. 3978), 165 m m lang, und eine zw eite gleichartige ohne nähere F undberichte im M useum der K asaner U n iversität. A us dem Kreise L aischew ist ohne F und­ berichte eine w ie A spelin 233, kurz, 122 m m lang (Saus. 3279) und eine zw eite sehr kurze aus dem D orfe Schum kow a (Stuckenberg S. 176 und L ichatschew s M useum in K asan K at. 1905, vitr. 7: 1), und aus dem Kreise T sch istop ol in der K asaner U n iversität eine 200 m m lange (wie Stuckenberg II: 3) sow ie aus Biljarsk in diesem Kreise eine Zierwaffe, Stuckenberg III: 3 und S. 178. D ie 2 ersten B , die anderen A. A usser den erw ähnten sind mir aus dem G ouvernem ent K asan ohne nähere A ngaben noch als gefunden bekannt: Stuckenberg II: 3— 4, idem , II: 7 und S. 174 (im M useum habe ich das E xem plar nicht gefunden, m ag verloren gegangen sein); M oskauer M useum ,

X

0 A n tiq u ités de la R u ssie orientale X II: 2 v . J. 1902. in U fa in einer P riv a tsa m m lu n g gew esen.

X

D ie A x t ist dam als

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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aus gelbem K upfer (wie Z. f. E. 1896 Fig. 14 S. 65); bei W ysotzski eine gleichartige und ein typisch es E xem plar der Gruppe C. (3 A.). A us dem G ouvernem ent W jatka ohne nähere F undberichte 2 in der Sam m lung W ysotzkis. D ie eine, 120 m m lang, w ie Stucken­ berg IT: 3, die andere 127 m m lange etw as breiter, w ie 1. c. III: 2. — D azu kom m en: A us dem Kreise Jaransk eine 156 m m lange aus dem Dorfe Beresnika, w ie A spelin 233 (Saus. 2280) und 2 gleich­ artige, aus dem W olost K oban, in der K asaner U n iversität (144 und 133 m m lang). N ach einer M itteilung des Herrn L ebedew hat er 2 A xtfu n d e aus diesem Kreise gesehen. B eide sollen dem T yp B angehören. Sollte einer v o n diesen zu den v o n S p itzyn 1) erwähnten A xtfu n d en aus diesem Kreise gehört haben, v o n denen der eine vom Berge B urkow bei dem Dorfe Gidajewa, der andere aus Ozigalow sk im W olost Jukschum stam m t? D ie anderen sind vom T yp A. A us dem Kreise U rzum ist eine bei der Fabrik Schurm ansk gefundene A x t, w ie A spelin 233, im M oskauer M useum, und von einer zw eiten beim Dorfe Serdezk gefundenen spricht Spitzyn. 2) Aus dem Kreise Slabada dürfte eine solche A x t zu einem D epot, funde gehört haben ( S p i t z y n 1. c. und 3aim cK H C. P . o t # . V. S. 109. vgl. unten), und m ehrere sind aus dem Kreise Jelabuga, näm lich vom B ty p 1 in der Sam m lung W ysotzk is, 170 m m lang, in der Kasaner U n iversität 2 (Stuckenberg III: 11 und IV: 10). V om T yp A, vgl. A spelin 233, sind im M oskauer H istorischen M useum 3, in der Ka. saner U n iv ersitä t 2, davon die eine, 160 m m lang (K at. 902), aus P otsch t. R ozdestw enskoje im W olost A bnow , die andere, 180 m m ohne nähere A ngaben. — A usserdem dürfte eine solche A x t im Dorfe A nanjina gefunden w orden sein, und befindet sich jetzt im M oskauer H istorischen M useum. 3) Ö stlich vom G ouvernem ent W jatk a wird der A x tty p u s seltener. A us dem G ouvernem ent P erm dürfte eine A x t, A spelin 237, in Stroganow s Sam m lung sein. A us dem Kreise Birsk des Gou­ vernem ents Ufa sind eine A x t w ie A spelin 233 im M oskauer H isto­ rischen M useum , (verm utlich dieselbe w ie B ulitschow , 1. c. IV: 7), und eine zw eite gleichartige vom Dorfe K uterem ow o an der Mün­

0 2) s)

CnHi;uHri>, MaT. n o apx. B octohh. r y ö e p m ii P o cc . 1. c. S. 34. T p yA u l: r o apx. c'iyfcaja, A tla s Taf. IV F ig. 9.

I: 33, 34.

60

Z. d. Finn. Alt. Ges. XX V: I.

dung der B jelaja (1. c. X II: 3). Eine ist aus M ilowka (ist M oskauer M useum. K atalog vom J. 1893). D iese A x t ist analysiert und aus reinem Kupfer, 99, 78 °/o K upfer). A usserdem befindet sich eine A x t vom »Ural» in R um jantzew s M useum (K at. 3171— 72), klein, keilförm ig. Sie stam m t v ielleich t schon aus dem G ouvernem ent Orenburg. In diesem ist »in einem Grab» eine A x t, A spelin Fig. 230, gefunden worden, v o n der sich u. a. eine K opie im H elsingforser M useum b efin d et (K at. 622). W eiter südlich haben wir aus dem Strom gebiet der W olga aus dem G ouvernem ent und Kreis S im birsk eine A x t w ie A spelin 233, aus dem Dorfe Tim irgan (Saus. 1115), und eine zw eite gleicher A rt, in der K asaner U n iversität, aus A strachanski M ost am Flusse B aryscha im Kreise K arsunsk, w ährend wiederum das G ouverne­ m ent S am ara durch eine A x t vom T yp D vertreten ist, die im südlichen Teile des G ouvernem ents im Dorfe Staryi B ujan gefunden w urde. (M useum v o n Sam ara). J) N och südlicher ist im Gou­ vern em ent Saratow eine nach der Schneide zu breiter w erdende S ch a ftlo ch a x t bei U w ek a gefunden worden, 2) und A spelin 235 b ildet eine zw eite aus der G egend v o n Sarai ab. D ie letzterw äh n te ist verm utlich dieselbe, v o n der im K atalog des M oskauer H istori­ schen M useum s 3) angegeben wird, sie sei bei Tzarew a im nördlichen T eil des G ouvernem ents A strachan gefunden worden. D ie v o n A spelin Fig. 234 abgebildete A x t dürfte aus Moskow skoje im G ouvernem ent S taw ropol sein. 4) A us diesem Gou­ vernem ent haben wir auch andere A xtfu n d e, u. a. in dem ge­ schlossenen Funde aus dem Dorfe Priw oljnoje im Kreise M edw ezensk. 5) Ü beraus gross ist die A nzahl der M etalläxte vom T yp C zw ischen den K aspischen und Schw artzen Meeren; es gieb t dort v o n ihnen etw a zw eihundert. D ie L andstriche w estlich v o n den G ouvernem ents Saratow und Sim birsk gehören w ohl eigentlich nicht m ehr zum uralischen B ronze­ gebiet, aber derartige Ä x te treten dort doch auf. A us dem G ou­ 1) 2) 3) 4) B)

3 a n . H. P . A p x. 0 6 m . V III: 1— 2, S. 163— 64. 1. c. S. 140. K atalog v om J. 1893 S. 46 N :o 1104. 1. c. S. 51 N :o 1270. OfHeTB 1894 S. 42.

61

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

vernem en t P ensa gibt es m eines W issens eine, ziem lich m assiv, in der Gegend zw ischen den F lü ssen Jurjew ka und A tm ir im Kreise N izelom ow sk zugleich m it einem A rm ring gefunden. 1) Im G ouvernem ent W oronez sind sie schon zahlreicher, w äh ­ rend w ieder, soviel ich w eiss, im G ouv. Tambow keine gefunden w orden sind. V on ersterem G ouvernem ent sind z. B. 2 solche wie A spelin 235, aus gelbem Kupfer, ins M oskauer M useum gekom m en (äP

unc^ ausserdem eine aus Skakun am D on im Kreise

Sem ljansk

während wieder eine A x t von dem selben Orte 28308

einen etw as abw eichenden T yp aufw eist (- 93-)• A us dem G ouvernem ent Charkow h at m an aus K olontjew a im Kreise B ogoduchow zw ischen D onjetz und D njepr einen grossen Fund, 12 in tak te K upferäxte, von denen 9 ins M oskauer M useum gelangt sind (H ist. Mus. Mosk. 241qj—7) 2

Sie sind vom T yp A

w ie A spelin 233. Dieser Fund ist w ichtig, da er auch für den T yp A K ultureinflüsse nach Süden hin bew eist. V on K usslands w estlicheren G ouvernem ents erw ähnen wir nur Podolien. N ach der für den A rchäologenkongress in K iew 1899 angefertigten K arte w aren »K upferäxte v o n altem Typ» gefunden worden: 2 in der N ähe von T uljtschin im Kreise Bratzlaw , 3) 3 später verloren gegangene im Kreise Jam pol, »einige» später in private Sam m lungen geratene 4) beim Dorfe Prostem jetz, und endlich un w eit des D orfes B ogosna an einer K rutoi Jar genannten Ö rtlichkeit eine 5 Pfund schwere, später verloren gegangene H am ­ m eraxt. °) Ohne nähere Fundberichte, aber verm utlich aus dem östlichen R ussland und am w ahrscheinlichsten aus dem G ouvernem ent K asan stam m end ist im M oskauer A nthropologischen Museum eine A nzahl Ä x te vorhanden, die m eisten vom T yp A , einige vom T yp B. Ganz ohne Fundberichte ist ebenfalls in der Saussailowschen Sam m lung eine grosse A nzahl Ä x te, näm lich 13 vom Typ A x) H istorisch es M useum zu M oskau. 2) Ottotb 1890 r. S. 123. 3) TpyAui A p x. C'f>li.3;;a, K ijew , S . 241 und 3 a n . H. P . A p x. 0 6 m . X I: 279. 1) T py.nu S. 277, 280. B) 1. c. S. 293.

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV :.I.

oder v o n dam it verw an dten Form en (Saus. 2245, 2246, 2247, 2248, 2249, 2251, 2253, 2262, 3284, 3286— 87, 3289, 4362), 4 vom T yp B (Saus. 4366— 67, 3284, 3289), 1 vom T yp C (Saus. 2252) und 2 von unbestim m ter Form (3292 und 3290: Zw ischenform ). D ie Zahl der unsicheren ist also ungefähr 30. M it W eglassung der letzteren finden wir also die kupfernen S ch aftloch äxte in R ussland in der W eise verbreitet, dass im w est­ lichen Nordrussland 5 (6 ), in O strussland wiederum 61 vorhan­ den sind. V on letzteren ist der grösste Teil aus dem G ouvernem ent Kasan: 37, aus dem G ouv. W jatk a 19, U fa 3, Perm 1, Orenburg 1, aus den südlicheren G ouvernem ents an der W olga 5. In Südrussland ist die A nzahl gross, und nim m t vom W esten nach den östlicheren Landstrichen hin zu. Besonders reich an diesen Ä x te n ist die N ordseite des K aukasusgebirges, w o speziell der T yp C in m ehreren alten grossen K urganen vertreten ist; dagegen kenne ich dort nur 3 E xem plare vom reinen Typ A . '

A usserhalb des europäischen R usslands ist die m etallische S ch aftloch axt ebenfalls sow ohl nach W esten w ie nach O sten hin be­ kannt. M u c h schildert in «einem W erke »D ie K upferzeit in E u ­ ropa», 1893, 2 derartige Ä x te aus Galizien [S. 45— 46 (f. 40— 41)], die eine aus dem Dorfe K om arow, die andere aus Sloboda-R ungurska an einem N ebenflüsse der P ruth. In M ähren kom m en sie allgem ein vor (S. 215), und in R um änien sind im B ukarester Mu­ seum 26 »einfache Ä xte» aus Sinaia. A us K roatien kennt M uch über 30 (S. 58). Ich bin nicht sicher, dass es sich in jedem dieser F älle um genau diesen T ypus handelt, aber w enigstens ist es dieselbe G a t t u n g , denn Much m ach t einen scharfen U nterschied zw ischen eigentlichen Ä x ten und sogen. H am m er­ äxten; nur bei ersteren ist das Loch ganz am einen Ende. Sie sind säm tlich E inzelfunde, während dagegen H am m eräxte aus geschlossenen, gew öhnlich Gräber-funden stam m en (u. a. bei Lucska in U ngarn). Sehr allgem ein ist eine besondere S ch aftloch axt in U ngarn, näm lich die, w elche M o n t e l i u s in seinem W erke Chronologie, d. ält. Bronzezeit Fig. 19 ( = 433) abgebildet hat. D iese Ä xte h at

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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H a m p e l i n einem A rtikel »Neuere Studien über die K upferzeit» in der Z eitschrift für E th nologie 1896 behandelt, w obei er die Ä x te in drei verschiedene Gruppen ein teilt. Seine E inteilung ist jedoch w illkürlich und m issglü ck t (z. B. wäre 1. c. S. 6 6 Fig. 21 besser zu der Gruppe a als y zurechnen, die A x t S. 64 Fig. 13 könnte besser der Gruppe I ß . zugeteilt werden; die Gruppe y ist sehr w enig hom ogen, indem sie die Stichw affen (f. 16) vereinigt, u. dergl. D as Original des B ildes 32 ist keine A x t, sondern ein K nochen­ messer, w ie schon das G rössenverhältnis 7 2 zeigt u. s. w.) — Im ganzen kennt H am pel aus U ngarn 32 Stück Sch aftloch äxte aus »Kupfer». In B osnien ist in den letzten Jahren ebenfalls eine grosse A nzahl gefunden worflen:

1. D epotfund in 2. » » » 3. » » » an anderen Orten

Grica (Varcar V akuf) 11 Stück Brekinskaja (Pakrac) 45— 50 » 9 » K o z a r a k ...................... . ......................... ... 5 einzelne zus. etw a

75 Stück

Vgl. W issensch. M itteil. B osn. Herz. X I: S. 44, 54. V on den G egenständen des Fundes N:o 1 verm u tet der sie beschreibende A utor, Herr Truhelka, dass sie das W arenlager eines Giessers ausgem acht h ätten , und eine A x t sei den Spuren des Gusses nach noch unfertig. B ei den Ä x te n lagen 24 abgeplattete K upferkeile, w elche Form sonst aus Thera in G riechenland be­ kannt ist. A uch w eiter w estlich aus B öhm en und aus der Schw eiz sind einige derartige Ä x te bekannt. E ine derartige ist aus K ujaw ien in der preuss. Provinz P osen (M ontelius, Chronologie A bb. 18), und im polnischen L ittau en ist nach M ontelius’ A ngabe eine solche gefunden w orden und wird je tz t im Stockholm er M useum aufbewahrt; aber im allgem einen sind diese Ä x te in den w estlichen L än­ dern sehr selten. So bem erkt auch N e l r g a a r d (N ogle D epotfunde fra Bronzealderen) in den Nordiske Fortidsm inder S. 70, dass die S chaftloch äxte in der Bronzezeit ausserhalb der D onauländer kaum

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

eine R olle gespielt h ätten , w ogegen in der Stein zeit der Sachverhalt ein um gekehrter gew esen sei. A us S i b i r i e n kenne ich folgende Schaftlochäxte: M a r t i n , l’A ge du bronze V II: 8 (die übrigen 1. c. sind H am m er­ äxte). E ine gleiche im M useum in Tom sk. P hotogr. H ist. Mus. H elsingfors V III: 1240.

ll

A spelin, A n tiqu ités 231 aus Sem einogorsk. A kadem ie der W issensch. (St. Petersburg). >> » 232 aus Sem ipalatinsk. w ie » '» » » » M oskauer H istor. Mu­ seum. >> >> » » vom Issyk-K ul, A sien» » » » » >> » » Museum in T om sk 2822. P h o­ togr. H elsingfors H ist. Mus. P hotogr. V III: 34.

D ie Gruppe II scheint einen ganz besonderen asiatischen turkestanischen T yp auszum achen, v o n dem ich ausser den erw ähnten nur noch eine A x t kenne, auch diese v o n der Grenze von A sien, aus der G egend v o n Orenburg (P h ot. H elsingf. H ist. M us., A nutschins Sam m lung auf dem M oskauer K ongress). A ls aus Sibirien stam m end sind in den Sam m lungen des M os­ kauer H ist. Mus. einige Ä x te w ie A spelin 233 verzeichnet, näm lich eine zu den v o n M. K. Sidorow gesam m elten A ltertüm ern gehörende aus der G egend v o n M inussinsk, ausserdem N:o

die sich in

der V itrine Sibirien befindet, aber v o n der jegliche Fundangabe fehlt, ebenso K at. 1893 N:o 1983— 84; v o n diesen kann schwerlich eine aus Sibirien sein, eher aus dem W olgatale. D ie U nsicherheit der F undberichte der Sidorow schen Sam m lung erkennt auch der K onservator der H ist. M useum s Herr G orodzow an. E ndlich haben die Funde der letzten Jahre in den uralten K ulturzentren des Iran und M esopotam iens zahlreiche S ch aftloch ­ ä x te an den T ag gebracht, v o n der A rt w ie sie schon M ontelius aus K ujundschik, N ippur, K ypros u. a. abgebildet hat. B ei ihnen allen ist jedoch der T yp ziem lich verschieden von dem der W olga­ gegenden. D iesem k om m t dagegen ziem lich nahe der T yp der

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Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

von J. M o r g a n in Persien ausgegrabenen Ä x te, aus M ussian in der SW -ecke Persiens (M ém oires V I I I f. 195, 295, 308), aus Talvsch ( Mém. V I I I f. 639) 1) und aus H ovil ( Miss. Scientifigue en Perse I S. 76), w o die gefundene A x t aus einem D olm en stam m t. Doch unterscheiden sich die persischen Ä x te v o n denen der W olgagegen­ den ganz deutlich dadurch, dass sie kürzer und breiter sind als die letzteren. W ir haben einen Blick auf die V erbreitung der m etallischen S ch aftloch äxte geworfen. Sie sind ein ausgeprägt östlicher T yp, der hauptsächlich an der unteren D onau, in N ord-K aukasus und V or-A sien und in O strussland vorkom t. D och scheint unser T yp A überwiegend ostrussisch und dort sehr beliebt gew esen zu sein. In O strussland können wir allerdings viele verschiedene T yp en unterscheiden; doch ist von diesen eben der T yp A unbedingt überwiegend, 75 °/o säm tlicher Funde, deren Typ sich feststellen lässt. Man könnte es vielleich t unberechtigt finden, die m etallischen Schaftloch äxte, v o n den T yp en A -D als eine einzige Gruppe zu behandeln. D ie Forscher haben es jedoch im m er getan und m it Grund, denn in. einigen F ällen ist es schwer, die T yp en auseinander­ zuhalten (z. B. H a m p e l , A ltert, der Bronzezeit in Ungarn X X X I: 4, aus A ltorja, U ngern, P u l s z k y , M agyarorszag A rcheaologiåja I, S. 111 Fig. 2 u .s. w .), und ausserdem sind sie dort gleich­ zeitig. A us typologischen Gründen ist natürlich der T yp C als Typ m it der vierk an tigen keilartigen Form der Ä x te, für älter anzusehen als z. B. der rundschäftige T yp A. A ber dennoch dürften die beiden T yp en noch gleichzeitig im G ebrauch gew esen sein. In Zentralrussland wird der T yp A zusam m en m it G efässen der Fatjanow er K ultur angetroffen, nördlich vom K aukasus dagegen der T yp C m it ganz ähnlichen Gefässen. N achdem wir das V erbreitungsgebiet dieser Ä x te klargestellt haben, ist es unsere A ufgabe, ihre ursprüngliche H eim at sow ie ihre Chronologie zu erkunden. W as erstere betrifft, kann es sich nur um den K aukasus, U ngarn-Siebenbürgen, den Norden der B alkan­ halbinsel und die Landstriche zw ischen U ral und W olga handeln. !) auf der A b b ild u n g 1. c. 343 zusam m en m it T ongefässen , ein em M eissei und einer 78 cm langen Schw ertklinge. 5

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Z. d. Finn. Alt. Ges. X X V : I.

O ffenbar ist Siebenbürgen ein derartiges Fabrikationszentrum gew esen. H a m p e l h at in seinem erw ähnten A rtikel in der Z. f. E . zwei dort gefundene steinerne Gussform en abgebildet, die für solche Ä x te wie die vom russischen T yp B hergestellt w aren, den wir, w ie aus den Fundberichten hervorgeht, aus Südrussland und dem G ouvernem ent W jatk a kennen. D ieser T yp ist offenbar in U ngarn und seinen Provinzen heim isch gewesen. Auch aus dem Laibacher Moor ist ein Bruchstück einer solchen Gussform vor­ handen ( Mi t t . der W iener A nthr. Gesellsch. V I I I , S. 80 Tafel 1: 5). U nd endlich ist in der Z eitschrift A rchaeologiai E rtesitö 1899 S. 153 ( V attin ai Lelet Fig. 5) eine gleichartige Gussform abgebildet. Über den ungarischen U rsprung dieses T ypus kann also gar kein Zweifel obw alten. Ob nun dieser, w as sehr w ahrscheinlich ist, auch an der K am a hergestellt worden ist, m uss dagegen vorläufig noch unerörtert bleiben. D a der Typ A hingegen fast nur an der W olga vork om m t, ist es augenscheinlich, dass er das Produkt dortiger Fabrikation ist, w enn uns auch noch keine Gussform en b ekannt sind. D as A lter und die chronologische S tellung der m etallischen S chaftlochäxte hat m eines W issens zuerst J. R. A s p e l i n z u be­ stim m en versucht. Er nahm seinerzeit an (A lkeita S. 98 und Chronologie de l’A ge du bronze A ltai-ou ralien S. 680 ff.), dass sie aus dem E nde der B ronzezeit seien und Zwischenform en zw ischen den bronzezeitlichen T üllenäxten und den gew öhnlichen geraden S chaftlochäxten der E isen zeit darstellten. A usser auf typologischen Gründen beruhte diese A n sicht augenscheinlich auch darauf, dass A spelin den G alitscher Fund verh ältnism ässig spät, aus dem E nde dér B ronzezeit, datierte, w ofür dam als viele W ahrscheinlichkeits­ gründe sprachen. A spelins Chronologie ist jedoch durch die späteren Forschun­ gen und Funde, vor allem auch durch die n egativen Funde, nicht b estä tig t worden, und je tz t sind die Forscher allgem ein der A n ­ sicht, dass diese Form aus der ganz frühen M etallperiode stam m t. So bem erkt M o n t e l i u s (Chronologie S. 213), dass diese Ä x te in allen den reichen ungarischen D epotfunden aus der späteren Bronze­ zeit fehlen, w eshalb sie früher sein m üssen. D arauf d eu tet auch die Gussform aus dem L aibacher Moor hin. Vor allem jedoch aus

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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typologischen Gründen teilt der erw ähnte Forscher sie schon der K upferzeit zu (1. c. S. 180), die nach seiner Chronologie der eigen t­ lichen B ronzezeit vorausgeht. — Für kupferzeitlich sieht auch H a m p e l in seiner oft zitierten Schrift den T yp an, wenn auch desw egen nicht jedes einzelne V orkom m en, da ja die Form in abgelegeneren G egenden noch länger h at leben können. Schon früher h at M u c h in seinem W erke über die K upferzeit Europas dieselbe A nsicht noch gründlicher dargelegt. D iese Theorie ist m eines W issens bis jetzt nur von G o w l a n d in England angefochten worden, der dagegen anführt (Journal of the A nthrop. In stit. of G reat-B ritain and Ireland 1906 S. 11 ff.), dass diese Form en zum grössten Teile sehr en tw ick elt und schön sind, und dass sie eine durch lange Erfahrung erworbene K unstfertigkeit in der B ehand­ lung des M etalles dartun, w eshalb sie nicht aus dem B eginne der M etallzeit sein könnten. D ass ein grösser Teil der Ä x te aus Kupfer oder zinnarm er Bronze ist, bew eist nach Gow lands A nsicht nichts, da K upfergegenstände auch während der B ronzeperiode lange Zeit hindurch in Gebrauch waren. D iese letztere Frage zu erörtern, ist in diesem Zusam m enhänge nicht von W ichtigkeit. Für m einen Teil neige ich m ich in B ezug auf die Chronologie dieser Zieräxte einer G owlands Standpun kt nahestehenden A nsicht zu. !) D ie M enschen haben lange Zeiten

') W as ich über m ein en eigenen S ta n d p u n k t betreffs der C hronologie d ieses T yp s geäu ssert hab e, b ezieh t sich ledigtich au f den T yp als solch en , d. h. auf sein erstes A u ftreten . A n anderen O rten is t diese A rt von S c h a ft­ lo ch ä x ten u n zw eifelh aft v ie l sp äter. M öglicherw eise sin d sie auch in U n garn und sein en N achb arländ ern zu E nd e der B ron zezeit im G ebrauch gew esen . Aus Serajevo in B osn ien ist ein D ep otfu n d vorh an d en mit, einer S c h a ftlo c h a x t, die jedoch v ielleich t dem K obaner M uster am näch sten ste h t und einer u n ­ garisch en einohrigen T ü llen axt (W issensch . M itt. B osn ien IV S. 59 Fig. 160). A us M ackovac in B osn ien ist ja auch eine A x t, m it geradem R ü ck en , lang, schm al, vierseitig, aus einem D ep ot, in dem sich auch ein B ru ch stü ck v o n einer g leich ­ artigen A x t, sow ie un garische T ü llen ä x te u. s. w . b efinden. — A m b em erk en s­ w ertesten ist, dass m an auch aus der 7 ten S ta d t von Troja, also aus der nachm yk en isch en S ch ich t, m ehrere ty p isch e un garische S ch a ftlo ch ä x te, aus Bronze b esitzt. M eines W issen s dü rften die B ezieh un gen dieses F u n d es zu den euro­ päischen noch kaum klargestellt w orden sein (G ötze, D örpfeld: Troja S. 404 — 5). — A uch in K auk asien sch ein t diese Form länger g eleb t zu haben, denn aus einem n ordk auk asischen G räberfelde der K oban -Z eit h at die G räfin U w a-

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Z. d. Finn. Alt. Qes. XX V: I.

hindurch M etall zu m esserartigen Instrum enten und zu Schm uckge­ genständen verw endet, w ährend sie noch S tein äxte gebrauchten, die nur langsam v o n den m etallischen Ä x te n verdrängt wurden. Man m uss bedenken, dass die Ü bergangszeit, in der das Metall allm ählich über den Stein siegte, sehr lang gew esen ist, weshalb die S chaftloch äxte dieser Ü bergangszeit, aber ihrer Schlussperiode angehören können. Eine solche Ü bergangszeit ist noch die erste Periode der sogen. Bronzezeit; jedenfalls lässt sich M ontelius’ scharfe Grenze nicht aufrechterhalten, denn m it allem Schem atisie­ ren lässt sich v o n seinen T yp en nicht im m er sagen, ob sie aus seiner K upferzeit oder aus der ersten Periode der B ronzezeit sind. D ass dieser T yp als solcher der Ü bergangsperiode von der Steinzur K upferzeit angehört, bew eist der U m stand, dass m an Ä xte v on diesem T yp sow ohl aus Stein w ie aus K upfer antrifft, so gleich­ förmig, wie die V erschiedenheit des M ateriales g esta ttet. Man vergleiche z. B. m it den abgebildeten M etalläxten solche S tein ­ form en w ie die bei C h a n t r e , Le Caucase I, PI. I: 8 — 10 aus Terek oder in Sam okw assow s K atalog Tafel I: 5— 7 aus Pjätigorsk abgebildeten sow ie aus letzterer Gegend W o c e l , D ie Bedeutung, Tafel 1 : 1 . E s m ag dahin gestellt bleiben, w as der U rtyp ist, ob die steinernen Form en K opien der m etallischen sind oder um ­ gekehrt. A usser den typ ologisch en haben wir auch andere B elege für das A lter dieser T ypen, ^nämlich die geschlossenen Funde. Aus M etall ist die A x t v o n T yp A in Kussland vierm al zusam m en m it anderen G egenständen aufgefunden worden. D och ist hierbei die in A nanjina gefundene A x t ausser B echnung zu lassen. Zwei­ fellos ist näm lich diese viel älter als die übrigen Geräte des G räberfeldes, indem sie zu derselben K ulturgruppe gehört w ie die steinzeitlichen K ulturreste, die in jenem Gräberfelde reichlich an­ getroffen w orden sind. E s bleiben also nur drei Funde übrig, der G alitscher aus dem G ouv. K ostrom a, der von Priw oljnoje im

row ein klein es E xem p lar v o n unserem T yp A ab geb ild et (Ma-r. n o A p x. K a B Kaaa V I II, Taf. L X X V II: 2 und T e x t S. 180). ') In der S am m lu n g N ew ostru jew s (Tpy;u>t l:ro C fb a /ja ), die Bauern ab gek au ft w orden ist.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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G ouv. Staw ropol, der auf Seite 60 verzeich net wird, und der aus F atjanow o im G ouv. Jaroslaw (N:o 1). D ie Staw ropoler A x t ist zusam m en m it 11 anderen Bronzen gefunden worden. 1) Diese G egenstände sind: 5 Stück abgeplattete keilförm ige K upferm eissei, (F lach äxte) 4 kupferne H ohlm eissei und 2 blattförm ige abgep lattete K upferdolche, w elche letztere am Ende des südrussischen N eolithicum , zugleich m it den rotbem alten K nochen, auftreten. D as A lter der A x t ist also einigerm assen genau bestim m t, da die K ulturstellung der erw ähnten südrussischen Gräberfelder ziem lich klar ist und keinesfalls bis zur m ittleren Bronzezeit reicht. < Die A x t aus Fatjanow o im G ouv. Jaroslaw ist allerdings für sich allein gefunden worden, aber die Geräte dieses Gräberfeldes sind so hom ogen, dass wir m it ziem licher W ahrscheinlichkeit die A x t derselben Periode zurechnen können w ie die anderen Funde, näm lich der beginnenden K upferzeit. U nd in dieselbe Zeit führt uns auch die A x t im G alitscher Schatz. D ie A x t ist näm lich nicht allein m itbestim m end bei der F eststellu n g der Chronologie des Schatzes, sie wird auch selbst durch die anderen Fundgegen­ stände, vor allem die Tongefässe, chronologisch bestim m t. A n dieser S telle habe ich nur nachw eisen w ollen, dass das V orkom m en der A x t einer früher D atierung des G alitscher Schatzes nicht wider­ streitet, sondern eher eine S tü tze dafür gew ährt. Also: von diesen Sch aftloch äxten gibt es eine Menge von T ypen, die doch ung. gleichzeitig sein m üssen. Sie treten schon sehr früh auf, z. B. in der K ubaner G egend, w o dieselben sow ohl aus Stein w ie M etall gefertigt sein können. T yp C kom m t in den K ubaner G ross-K urganen vor; in diesen letzterw äh nten gibt es Gefässe vom F atjanow er T yp us, w o d u r c h d i e Ä x t e v o n T y p A. i n G a l i t s c h c h r o n o l o g i s c h a l s g l e i c h a l t r i g e b e s t i m m t werden. B etrach ten wir nun die anderen K upfergegenstände des G alit­ scher Fundes, zunächst die übrigen noch erhaltenen W affen oder W erkzeuge, dann die Skulpturen. Solche ab gep latteten Pfeilspitzen wie S p itzyn T. X X X I sind die allergew öhnlichste Form in den kup­ ferzeitlichen Gräbern Südrusslands und haben sich auch nach den *) O-rie'n, aa 1894 r. S. 42, Fig. 57— 61.

A b b . 48.

1/2.

Sau ss. 4367

Abb. 49

!/a.

S au ss. 3292.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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G ouvernem ents K asan und W jatk a hin in sehr beträchtlicher A nzahl verbreitet. D agegen kom m en solche einseitigen Pfeilspitzen w ie die G alitscher 1. c. 3 seltener vor. E ine völlige A nalogie kann ich nicht anführen, doch m achen zwei M esserspitzen in der Saussailow schen Sam m lung denselben disharm onischen Eindruck (Sauss. 3156 u. 3157, aus den Dörfern N yrsy und Jenantschew o, Kreis L aischew , G ouv. Kasan). D och sind beide ziem lich viel länger, 153 und 136 cm. In diesem Zusam m enhänge kann ich auch eine Frage nicht unerörtert lassen, die sich an zwei problem atische G egenstände des G alitscher Schatzes knüpft, näm lich an die von S pitzyn Tafel X X IX : 1 und X X X I: 15 abgebildeten. Der erstere ist nur aus der A bbildung bekannt. Der letztere ist gleichm ässig dünn, von S p itzyn in natürlicher Grösse abgebildet. D r . A l f r . H a c k m a n hat m ich auf die bem erkensw erte Ä hnlichkeit zw ischen diesen beiden und einigen ägyptisch en S chaftlochäxten ]) aufmerksam gem acht. A uch bei diesen letzteren ist der eine Rand bogenförm ig, und der entgegengesetzte Rand hat zwei kurze E inbuchtungen nach innen. D ie Form ist also völlig die gleiche. Aber die ägyp­ tischen sind viel grösser, und augenscheinlich auch viel dicker als die Galitscher. R esteht da nun zw ischen ihnen eine G em ein­ schaft der Idee? D ie ägyptischen Ä x te dieser A rt scheinen vor­ nehm lich der Zeit der 12. D ynastie angehört zu haben, die um 2200 v. Chr. geherscht haben dürfte. D as G alitscher M e s s e r , das in einen Tierkopf ausläuft, ist ganz p la tt und dünn, und schon dadurch ist seine Chronologie be­ stim m t. D agegen ist sein Stiel sehr m erkwürdig und geradezu einzig aus M etall in seiner A rt, ein B eitrag zu der grossen M annigfaltigkeit dieses interessanten und seltsam en Schatzes. D ass der Griff eines Messers oder einer W affe in einen Tierkopf ausläuft, ist allerdings nichts aussergew öhnliches, da diese Form bei den steinernen Ä x te n in Nord- und Zentral-R ussland sehr häufig vorkom m t, w orauf ich bald zurückkom m en werde. A us diesem Gründe m üssen wir jetzt die Skulpturenfrage erör­ tern. Zum Galitscher S ch a tze gehören ausser jenem Tierkopf') M ontelius, Bronsåldern i E gyp ten . *) M ontelius, 1. c. S. 27.

Y m er 1888 S. 25 F ig. 15 u. s. w.

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV : I.

messer 5 B ronzeidole, eine bronzene Tierfigur und eine Scheibe m it Tierköpfen. M etallische Seitenstücke zu diesen sind nicht vor­ handen. W enn wir unsere Blicke nach dem nördlichen und nordw estlichen Teile O steuropas richten, so finden wir, dass dort die B ildhauer­ k unst in der neolithischen Zeit eine ziem lich hohe EntwicklungSr stufe in der D arstellung v o n M enschen und Tieren erreicht hatte. Diese T atsache ist der W issenschaft gut bekannt, und es ist m ehr­ fach darüber geschrieben w orden 1 ). So kennen wir aus O stpreussen eine ziem liche A nzahl m e n s c h l i c h e r F i g u r e n a u s B e r n s t e i n , die der dortigen Steinzeit angehören 2). In Ostpreussen sind auch vielfach T i e r f i g u r e n aus dem selben Ma­ teriale gefunden worden, und einige derartige haben sich auch nach ausw ärts verbreitet; so treffen wir in N orwegen 2, in D änem ark 2 u. s. w. s), während sow ohl in Schw eden w ie in Finnland je eine m enschliche Figur aus B ernstein gefunden w orden ist 4). In D än e­ mark sind andere steinzeitliche Skulpturen nicht vorhanden, in ' Schw eden kennt m an noch ein paar tönerne E lentierfiguren und ein knöchernes B ildw erk aus G otland, aber im allgem einen ist im w estlichen N ordeuropa die Skulptur während der S teinzeit spärlich vertreten. Ganz anders verhält es sich im O sten. A usser dem G alitscher M etallfiguren finden wir im nördlichen B ussland eine ganze A nzahl steinzeitlicher Feuerstein- und K nochenskulpturen, und zwar, von W esten nach O sten gerechnet, folgende: B innekalns, L i v l a n d : knöcherne Vogel- und Pferdefiguren u. dergl.0) Ladogakanal, I n g e r m a n l a n d : eine A nzahl von K nochen­ skulpturen, u. a. eine m enschliche Figur (Abb. 50), die D arstellung eines Seehundes u. dergl. 6).

1) J. A ilio, San anen n eolitisen k ivik au d en k u v a n v e isto ta ite e sta (Journal de la S o ciété F in no-O ugrienn e X X I I I ). — O scar A lm gren. N ord isk a stenåldersskulpturer (F orn vännen 1907). — A . W . Brogger, E t norsk ravfund fra stenalderen (1908); Id em , D en arktiske stenålder. 2) K lebs, D er B ern stein sch m u ck . K önigsb erg 1882. s) B rogger, E t ravfund , S. 6. 4) A ilio, 1. c. S. 6, A lm gren 1. c. 117. 5) K atalog der arch äologischen A u sstellu n g, R iga 1896. Taf. I. ’’) tliioeTpaiiueB'i., JtoHCTopiiHecKiü 'ienoBrliK'i.. .

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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Isw jedo, G ouv. T w e r: Skulptur, die ein kleines R eptil dar­ stellt i ). K olom tzy, G ouv. N o w g o r o d : ein paar knöcherne Tierfi­ guren und 5 F euersteingegenstände 2). S olotitza, Sim nyj Bjereg, G ouv. A r c h a n g e l s k : einen Seehund darstellendes Bildwerk aus Feuerstein, l )

K nochen, aus P olen. A bb. 51.

K nochen, aus Ingerm anland. A bb. 50.

F eu erstein , aus W olossow o. A bb. 52.

W olossow o, G ouv. W l a d i m i r : 3 V ogelköpfe, eine Fisch- und eine Vogelfigur aus K nochen sow ie 6 F euersteinskulpturen 3). Sjukejew o, Kreis T etjuschi, G ouv. K a s a n : unkenntliches Skulpturfragm ent aus F euerstein,4) denen aus W olossow o gleichend, Zan. V 1, T afel X I X f.) J) A ilio, 1. c. S. 4. 2) S au . C. P. ota . II. P. A p xeoji. 0 6 m . V II: 2 S. 233. 3) 3 a n . H. P. A p x. 0 6 m . V II: 2 S. 233 f. 6 und ibid. V: 1, T afel X I X s o ­ w ie A ilio, 1. c. und y B a p o B t, 1. c. II: 14 E; zu letzterem vgl. G alitsch, S p itzyn X X X I 15 und X X I X : 7; C om pte R en d u , M oscou, T om e II, S. 247 ff. *) Sauss. Sam m l. 543. A bg. bei Sau ssailow , Kaiu, b Iu « . Fig. 436.

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Z. d. Finn. Alt. O es,. X X V: I.

W ie wir sehen, stam m en auch die am w eitesten östlich gefunde­ nen G egenstände dieser Gruppe aus G egenden w estlich der W olga. W eiter nach O sten sind sie unbekannt. In späteren Kulturgruppen ist allerdings gerade im O sten, besonders in Perm , die B ehandlung des T ierm otives ausserordentlich verbreitet, und könnte m an von dort unzählige A nalogien zu den Feuersteinskulpturen und den G alitscher Tiergruppen aufbringen. Aber der Z eitunterschied ist zu gross: selbst die frühesten perm ischen Tierbilder können nicht viel vor Christi Geburt zurückdatiert werden (der O pferplatz von G ladjenow ), und unter den v o n O sten bekannten bronzezeitlichen Form en suchen wir bis jetzt vergebens nach A nalogien zu diesen Gruppen. W ir können also nicht annehm en, dass diese Skulpturengruppe, deren G egenstände ihrer Form und der W ahl der M otive nach zu gleichartig sind, um aus verschiedenen Zeiten und einander fremd zu sein, durch entfernten östlichen Einfluss entstanden sei, wie B r o g g k r j) bei Erw ähnung des grossen Skulpturenreichtum s von O steuropa verm utet. E in sehr bem erkensw erter U m stand ist ja auch, dass die Steinzeit im G ouvernem ent Kasan, aus der wir doch m ehrere tausend Steingegenstände kennen, sich an Skulpturen so überaus arm erweist. Sind nun die Skulpturen Zentralrusslands von der ostpreussischen B ernsteinkultur beeinflusst worden? D ie A ntw ort auf diese Frage m uss w ohl bejahend ausfallen. Der grosse B ernstein­ fund bei dem Dorfe K ontschanskoje L) östlich von Nowgorod und die am Ilm ensee gefundene B ernsteinperle s) bezeugen einen ganz unzw eifelhaften H andels- oder sonstigen E influss, der von den U fern der W eichsel her sich bis ins nordw estliche Zentralrussland geltend gem acht hat. 4) U nd das Vorkom m en gleichartiger Mo­ tiv e in W olossow o, in R innekain und in O stpreussen bew eist, dass das G ebiet zur Zeit, in der jene Skulpturen gebräuchlich waren, *) A rk tisk Sten åld er S. 236. OTfl. PyccK. h C j ia B H H C K . a p x . V: 1 s. 22. 3) A rch iv f. A n thropologie. N . F. III: S. 292. 4) G orodzow , B t r r o B a a a p x eo jio ria , S. 231 N o te , fürht allerdings an, dass nach ein em alten B erich te auch an der K ü ste des W eissen M eeres B ern stein g efund en w orden sei, aber se lb st w enn dies der F all w ar, h a t dies doch n ich t von nen n en sw erter B ed eu tu n g sein können. 2) 3anH C K H

TaHgren: Ktipf. u. Bronzezeit.

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ein im grossen und ganzen einheitliches war. M öglicherweise hat K o s s i n n a recht (M annus I: 4 0 ) , w enn er annim m t, dass der Skulp­ tureneinfluss in der H auptsache von W esten nach Osten gegangen ist, w enn auch seine Theorie, dass z. B. die Skulpturen von W olos­ sow o zur skandinavisch-finnischen steinzeitlichen Gruppe gehören und daher älter als die M etallgegenstände seien, durchaus nicht sicher begründet ist. R ichtiger dürfte es doch wohl sein, diese Gruppe für eine lokale baltisch-zentralrussische Gruppe anzusehen, die je nach den örtlichen V erhältnissen verschiedenes Material, K nochen, B ernstein oder F euerstein aufw eist. A us der N atur der Dinge geh t hervor, dass von diesen M aterialen der Feuerstein nicht das ursprünglichste sein kann. Die aus F euerstein bestehenden G egenstände sind zw eifellos den Bernstein- oder M etallsachen nachgebildet, und in den östlichen Form en (W olossowo, Sjukejewo) glaube ich b estim m t w estlicheren, baltischen, Einfluss annehm en zu k ö n n e n .J) Ehe wir jedoch die B ehandlung dieser Frage abschliessen, haben wir zu prüfen, ob die G alitscher M etallbildwerke und die eben besprochenen anderen Skulpturen zusam m engehören. D ie Mo­ tiv e der Skulpturen sprechen für die Zusam m engehörigkeit, be­ sonders das ausgehöhlte R eptilbild (Abb. 6 ) aus G alitsch. 2) Doch noch b estim m ter werden die beiden K ulturen durch die zusam m en m it den Feuersteinskulpturen aufgefundenen G egenstände m it einander verbunden. D ie Keramik von W olossow o ist also kam m ­ keram isch, wie z. B. die von D jadkow itschi, und es sind dort mehrere F euersteinm eissei und steinerne S chaftlochäxte gefunden worden. D ie Fatjanow er Keram ik ist nicht vertreten. Aber da wir schon früher die K ulturen von G alitsch, F atjanow o und D jadko­ w itsch i als gleichzeitig zusam m engestellt haben, könhen wir auch jeder einzelnen von ihnen die Gruppe der Feuersteinskulpturen an die S eite stellen, wenn auch in dieser spätere Form en und M otive en th alten sein m ögen. W ir haben also im w esentlichen die G alitscher M etallskulpturen und die zentralrussischen Feuersteinskulpturen einander koordi­ niert. B is auf w eiteres w agen wir nicht zu entscheiden, welche ') 2)

z. B . K lebs, 1. c. V II: 6, 8 un d Y B ap oB t, 1. c. 22: 4219, 4237. V gl. d am it A bb. 51 aus P olen.

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von den beiden Gruppen älter, und w elche als N achahm ung zu betrachten sei. D ie E ntsch eidung wird dadurch noch erschwert, dass die G alitscher Skulpturen augenscheinlich nicht säm tlich an Ort und S telle verfertigt sein können und vielleicht nicht einem einheim ischen Ideenkreise ihren U rsprung verdanken. B i l d w e r k e v o n G ö t t e r n oder M e n s c h e n m it einer Strahlenkrone, einem H eiligenschein, um das H aupt, w ie die Galitscher, sind im allgem einen nur in geringer Anzahl bekannt. Sehr alte derartige Skulpturen sind, soviel m an w eiss, nicht vor­ handen. In Südrussland gibt es allerdings derartige S tatu en aus T on in den griechischen K olonien, und zwar entw eder kom ische oder auch, w eniger häufig, m ythische Figuren. Von ersterer Art besitzt die Petersburger E rem itage einige aus K ertsch. E ine solche ist im Com pte Rendu der Archäologischen K om m ission vom J. 1873, T afel 1 1:7 abgebildet. V on den m ythischen Figuren sind 9 E x em ­ plare bekannt. D iese sind jedoch säm tlich Frauenstatuen, m it einem K inde im Schosse — A starte-G ruppe — , aber die Strahlen­ krone ist genau die gleich w ie bei den G alitscher Figuren. Ihr A lter wird in dem genannten W erke nicht ausdrücklich erw ähnt, doch scheint der Verfasser anzunehm en, dass sie aus der Zeit der griechischen K olonisation stam m en. Der Fundort ist P a n tica p a ia .') In der R öm erzeit wird die Strahlenkrone um das H aupt häufiger getroffen. H o e r n e s , Urgeschichte der bildenden K unst IX : 16 bildet eine solche Figur aus Bronze ab, die in V etulonia in Italien gefunden wurde. Sie ist eine der w enigen derartigen Figuren aus M etall, die ich k en n e.2) D ie Funde von V etulonia stam m en aus der I— II B enacci-Z eit, die H oernes 1. c. S. 406 ins X — IX Jahrhundert v. Chr. setzt, wie schon vor ihm M ontelius. !) D ie erw ähnte S tatu e ist die früheste mir bekannte Strahlenkronenfigur, aber es kann kaum bezw eifelt werden, dass solche Figuren schon früher in den M ittel­ m eerländern vorkam en, venigstens im Orient, w o die Strahlen­ krone irgend ein G otth eitssym bol gew esen sein m ag. 4) ’ ) V gl. My3eH, O aecca, l , T afel X III: 3, w elch es W erk mir Dr. H j. A p p el­ g r en -K ivalo in liebensw ürdiger W eise zur B en u tzu n g überlassen hat. 2) V gl. z. B. Arch. E rt. 1898, U j . föl. X V III S. 153 f. 1). 3) The p reclassical C hronology, Journ. of th e A n throp. In stit. T afel S. 258. 4) A m n äch sten lie g t es natü rlich , an den G o tt der Son ne und des F eu ers zu denk en , beson ders da m an w eiss, dass der K ult desselben in Südrussland

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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W ie bekannt, sind Idole aus Ton, aus M etall und bisw eilen aus Stein in verschiedenen Ländern zu verschiedenen Zeiten und beson­ ders in der sogen. K upferzeit ausserordentlich häufig gew esen. *) M eist stellen jedoch diese Idole w eibliche G ottheiten dar und bieten in keiner H insicht A nalogien zu den G alitscher Skulpturen. M änn­ lich sind dagegen die kaukasischen Figuren, die jedoch ebenfalls ziem lich abw eichender N atur, phallistiscli, sind. D ie Frage nach dem U rsprung und der N atur der G alitscher Idole m uss daher unbeantwortet, bleiben. W ohl kom m t das M otiv — die M enschen­ figur — gerade in der K upferzeit häufig vor, und ist zu jener Zeit als Bernstein- w ie als K nochenskulptur auch im baltischen Gebiete bekannt, aber die G alitscher Strahlenkrone würde nach dem Süden hindeuten, w enn auch die v o n dort b ekannten A nalogien aus ziem lich später Zeit sind. B ei B esprechung dieser Skulpturen haben wir die Steinw affen unberücksichtgit gelassen, deren eines E nde in einen Tierkopf aus­ läu ft, und die aus Finnland und O lonetz bekannt sind. Ihr Ver­ breitungsgebiet ist etw as nördlicher, aber nur unbedeutend öst­ licher als das der eben besprochenen Skulpturengruppe. 2) Das bereits in der K up ferzeit geherrscht hat. In den K atakom bengräbern sind Spuren des heiligen Feuers (K ohle und rote Farbe) gefund en w orden (FoP oauob , BaxMyTCKiii y. 13). Es m ag hier auch daran erinnert w erd en , dass ein anderes m ir b ek an n tes Id ol m it Strahlenkrone, das v ie l sp äter, aus der R öm erzeit, ist, für die S ta tu e ein es P riesters des A pollo erk lärt w orden ist (vgl. A arboger 1871 T afel V II). P (U ngarn, B osn ien , Troja, G riechenland, Sizilien u. s. w.); vgl. H oernes 1. c-., D éch elette, M anuel préhistoriq ue I: 594 u. a. *) D ie aus F in nland und O lon etz b ek an n ten S tein w affen sin d in A ilios A rtik el »Suom en n eolitisen k iviajan taiteesta» ( ü b e r die K un st der neolith isc.hen S te in z eit in F innland; Journal de la Soc. finno-ougr. X X I ) aufgerechn et, doch m it A u sn ahm e des sp äter in Säk kijärvi gefund en en E xem plares. 1. A x t, A n trea A spelin A n tiq u ités Fig. 73. H ist. M useum , 1557. 2. „ , M aaninka. ,, , A su k k aat Fig. 39. „ „ , 2023: 105. 3. ,, , Säk kijärvi. Su om . M useo 1907 S. 67. „ ,, , 4— 7. ,, , Schu ja u. a. O lonetz. P etersburg, G eolog. M useum . 8. „ , O lonetz T ulguba. A spelin, A n t. 71. P etersb g. Arch. Ges. 9. ,, , ,, P adosero „ „ 76. „ , A k ad em ie der W issensch. 10. „ , ,, Tulguba(?) ,, ,, 74. R ajew ski. 11 (?) „ , A rch angelsk P etsch ora. U w arow , 34. M oskau, H ist. M useum .

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Z. d. Finn. Ait. G es. XXV : I.

A lter und die S tellung dieser Ä x te ist jedoch zu ungew iss, um sie hier in B etracht zu ziehen, w enn wir uns auch erinnern, dass das Motiv in der Galitscher Gruppe zur A nw endung kom m t, und Brogger l) bem erkt, dass in der Skulpturengruppe von B innekalns in L ivland eine W affe m it langohrigem Tierkopf bekannt ist (Z. f. E. 1875: Taf. X IV : 26). U nsere Tierkopfw affen im G ebiete von Finnland bis zum W eissen Meere können jedoch vielleicht später sein, da die S itte, die W affen m it einem Tierkopf zu schm ücken, erst etw as später richtig in A ufnahm e kam. (die Funde aus dem G ljädenower O pferplatz, Bobrinskis aus Sm jela und die Funde vom G orodischtze Pischm a (Aspelin, A lkeita S. 129), die Messer aus der älteren B ronze­ zeit in Skandinavien, sow ie in England (E vans, Bronze Im plem ents Fig. 259 u. a.). Da jedoch die Gruppe oft in diesem Zusam m enhänge erw ähnt wird, habe ich es für angebracht gehalten, hier beiläufig von ihr zu sprechen. B ela tiv gehören die Steinw affen m it Tierkopf in Finnland und O lonetz der Steinzeit an. A ilio rechnet sie in B ezug auf die absolute Chronologie w egen ihres ovalen S ch aft­ loches der Zeit der Ganggräber zu. So könnte m an dazu kom m en, sie der bereits besprochenen Skulpturengruppe wirklich an die Seite zu stellen, aber A ilios B egründung kann nicht stich h altig sein, denn auch das Schaftloch der oben erw ähnten R u p f e r ä x t e (S. 57) ist im m er oval, und das gleich gilt auch von Ä x ten aus viel späterer Zeit. So zum B eispiel v on den typ isch en K oban-äxten aus dem 11. Jahrhundert v. Chr. D as Loch ist bei ihnen im m er oval ( Virchow, Gräberfeld von Koban S. 81: in m axim o eine Länge von 4 bei einer Breite von 2 V2 cm ). T ypisch oval ist auch das Loch bei den S ch aftloch äxten aus der M vkene-Zeit in G riechenland. (V itterh. Akad. Månadsbl. 1889 S. 53, 55 Aten> Akropolis). A us allen diesen A usführungen geht also hervor: l:o D e r G a l i t s c h e r und der D j a d k o w i t scher Fund fal­ len mit den K u l t u r g r u p p e n der k a m m k e r a m i ­ schen und der F a t j a n o w e r K e r a m ik sowie mit d e r F e u e r s t e i n s k u l p t u r w e n i g s t e n s t e i l wre i s e z e i t l i c h z u s a m m e n . 2:o I n d i e s e n b e i d e n G r u p ­ pen war das Metall da m als noch sehr selten; doch beweist der G a l i t s c h e r Metallschatz, dass die M e t a l l e i h r e n W e g h i e r h e r in g r ö s s e ­ rer M e ng e f i n d e n k o n n t e n . Also einerseits: gröbere und feinere Kera­ mik mit Kugelamphoren und feinpolierte 9 Bregger, R a v fu n d , S. 23.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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H a m m e r ä x t e , an d e r e r s e i ts : m e t a l l i s c h e Skulp t u r w e r k e und H a m m e r ä x t e , g r öb e re und fei­ nere K e r a m i k mi t K u g e l a m p h o r e n , wie in der vorhergehenden Gruppe; dazu noch Feuer­ steinskulpturen und Kammkeramik, alles e i n e b e s o n d e r e z e i t l i c h v e r e i n i g t e G r u p p e in Zentralrussland bildend. U nt er den K u p f e r g e g e n s t ä n d e n im Galit­ scher Schatze ist die Axt vom östlichen oder südlichen Typ, vielleicht teilweise auch die S k u l p t u r e n , j e d e n f a l l s das Metall. Das r e l a t i v e Alter: Ü b e r g a n g v o n der Steinzur B r o n z e z e i t . .W ir haben das folgende Bild betreffs dieser Kultur: In Zent­ ralrussland Ä x te hauptsächlich aus Stein (Fatjanow er T yp), östlicher und südlicher auch M etalläxte. D icknackige Feuer­ steinbeile. Skulpturen aus Feuerstein (über das ganze Gebiet), M etall (G alitsch) B ernstein (das w estliche G renzgebiet). Feine K ugelgefässe süd- und w estw ärts, Kam m keram ik über das ganze Gebiet, im Norden allein herrschend. W ie verhält sich nun diese Gruppe zu den w estlichen neolithischen K ulturen, der M egalithgruppe und zu den keram ischen Gruppen D eutschlands und Skandinaviens? W ie zu den südlichen? Von wo sind die M etallgegenstände gekom m en? Mit dem Problem der Beziehungen der Fatjanow er und der anderen dem gleichen K ulturkreise angehörenden Gruppen nach W esten hin hat sich A i i . i o in seinem grossen W erke über die S tein ­ zeit Finnlands ganz natürlich nicht befasst, er bem erkt nur, dass die F atjanow er K ultur »ohne Zweifel» chronologisch der Ganggrä­ berzeit entspricht, ohne seine B ehauptung näher zu begründen. Früher versuchte B r o g g e r die B eziehungen dieser Gruppen zu erforschen, doch war ihm die m angelnde K enntnis des russischen Materiales hinderlich, obschon er dessen u ngeachtet in m ancher Beziehung zu richtigen R esultaten kam. Broggers A usführungen über die V erw andtschaft der Steinzeit in O stpreussen m it der im w estnordw estlichen Russland stü tzen sich hauptsächlich auf die Verbreitung des B ernsteins und der Skulpturen. D ie eine w ie die andere ist eine gute Basis für die Forschung; doch bin ich nicht

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überzeugt von der apriorischen Bew eiskraft des Bernsteinm ateriales und der V -B ohrung in B ezug auf die Chronologie. O stpreussen ist m erkw ürdig arm an eigentlichen Bronzen, w as nicht recht dazu passen w ill, dass dieses Land zu Ende der Steinzeit ein Zentrum des europäischen H andels gew esen sein sollte, w ie Brogger annim m t. D ie Bernsteinausfuhr von dort nach W esten und Süden dürfte in der H auptsache später stattgefu n d en haben. Für m einen Teil gehe ich bei der Vergleichung in erster Linie von den T ongefässen und den S chaftloch-Steinäxten aus. Obschon m an, um im W esten A nalogien hierzu zu finden, über Ostpreussen hinausgehen m uss, so liefert das Ergebnis dennoch eine indirekte B estätigu n g der B roggerschen Theorien, denn, w ie wir erw ähnten, bew eist die gleichartige K eram ik, dass die S tein äxte vom Fatjanower T yp und der G alitscher S chatz einander an die Seite gestellt w erden m üssen, und die Skulpturen des letzteren deuten auf ein w eites K ulturgebiet hin, das sich bis nach O stpreussen erstreckt und dessen U rsprung v ielleich t dort zu suchen ist.

A b b .53.

In den F atjanow er S tein äxten kann m an nicht die Vorbilder der K u p f e r äxte v o n den T ypen A -D sehen. D ie Schneide der ersteren ist sehr breit, der B ücken gew öhnlich gerade und bisw eillen m it F alten versehen, und die Bahn ist entw eder eben oder abgerundet. Das Loch ist soviel ich w eiss, im m er rund, die Form ist abgerundet und die Seiten neben dem Loche bisw eilen ornam entiert (Abb. 41). Bei D urchsicht der skandinavischen Publi­ kationen finden wir sehr bald ein Seitenstück zu dieser Form — in Dänem ark. Vergleichen wir z. B. M ü l l e r Ordning, Stenalderen Fig. 81 (Abb. 53) und die A xt aus dem Gräberfelde von W elik o seljsk i.*) D ieselbe G estaltung der Schneide, kam m artig w eit nach rückwärts ausgebogen, die Form schm ächtig und der Kücken gerade. Nur m acht die dänische A xt einen älteren Eindruck, indem sie kantiger

3) 3anncKH V: 1, T afel X X I I I : 8 oben S. 46 a b geb ild et.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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und so zu sagen «metallischer» ist. In den Aarb&ger 1898 gibt M ü lle r eine Ü bersicht über das V orkom m en dieser A rt von S tein äxten in D änem ark. Sie sind charakteristisch für die jütischen »Enkeltgrave», (Einzelgräber) auch für die »Undergrave» derselben, w elche zur Zeit der Ganggräber aufkom m en und sich bis zum E nde der S tein zeit erhalten. Das Grab­ inventar ist im allgem einen dürftig, aber die gew öhnlichste W affe ist gerade die A x t dieser Art. M eist ist die Form vier­ eckig und die Schm alseiten abgeplattet, aber die schönsten E xem ­ plare (1. c. Abb. 4 S. 175) sind »gjennem storste D elen av La-ngden trinde». »Denne Form föreligger i 5 U ndergrave og 1 Bundgrav» (1. c. S. 175). Offenbar ist diese abgerundete Form verw andt m it den viereckigen Ä x ten , aber w elche Form älter ist, kann nicht b estim m t werden. Die P rototyp en beider fehlen in D änem ark, und hierin sieht Müller eine kräftige S tü tze für die A nsicht, dass die E nkeltgravkultur eine fremde, von Süden her nach Dänemark gebrachte ist. — W ir m üssen daher die U ntersuchung auf süd­ lichere G egenden erstrecken. *) In B ezug auf Dänem ark b leib t uns das R esultat, dass der T yp dort der G anggräberzeit angehört und frem den U rsprungs ist. Zum V erständnis des A uftretens dieses T yps in D änem ark tra­ gen einige Funde aus Schlesien bei. Ä x te dieser A rt sind dort nur drei vorhanden, 2) sodass jedenfalls der T yp auch in Schlesien nicht heim isch geworden ist. Im m erhin kom m t er dort vor. U nd ausserdem befindet sich dort ein w ichtiger F undort aus gleicher Zeit, Jordansm ühl, den S e g e r beschrieben hat, und w o m an u. a . auch einen Fund angetroffen hat, der für die Erforschung der dänischen E nkeltgravkultur und som it auch der A x tty p en derselben, also indirekt auch der F atjanow er S tein a x tty p en , von grösser W ichtig­ keit ist. D as Grab N:o 28 (Seger) in Jordansm ühl gleicht näm lich völlig den dänischen E nkeltgraven. A uch sein Inventar hat ein fremdes Gepräge, und un terscheidet sich, ebenso w ie die Form des Grabes, von den übrigen Jordansm ühler Funden. Im Grabe

!) N ah e verw an d t sind die m eck lenb urgisch en und son stigen n ord ­ d eu tsch en , von denen B eltz ein ige ab b ild et (M eckl. Jahrbücher 1898 S. 70— 71: gesch w eifte Ä x te). 2) V gl. jedoch Seger, Schlesien s V orzeit, N . F. Bd. III S. 21 u. Fig. 68.

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N:o 28 befand sich u. a. eine K r a g e n f l a s c h e , w ie sie in D änem ark zur D olm enzeit sehr häufig sind. (E inige Kragen­ flaschen sind übrigens auch w eiter südlich, in der G egend von K rakau, gefunden w orden). Ausserdem war das Grab auf drei Seiten v o n einem Steinkranze um geben, w ie die E nkeltgrave, und das übrige In ven tar bestand aus 6 Gefässen und 3 B ernsteinringen. Da nun das Jordansm ühler Grab N:o 28 und die dänischen E nkeltgrave gleichartig sind, drängt sich uns die Frage auf, ob der K ultureinfluss v o n N ordw esten nach Südosten oder um gekehrt gew andert ist. S e g e r verfich t die erstere, M ü l l e r die letztere A nsicht. D ie Frage ist für vins von grösser W ichtigkeit, denn die S teinw affen unserer F atjanow o-G ruppe m üssen unzw eifelhaft zu dieser selben K ulturgruppe gerechnet werden, und auch die K era­ m ik derselben — die B om benflaschen — , ist, w ie ich später dar­ legen werde, m it derselben K ulturgruppe verw andt. D ie ältesten dänischen E nkeltgrave stam m en aus der Zeit der Ganggräber. K ragenflaschen sind in ihnen nicht m ehr vorhanden, denn diese sind in Dänem ark älter. D ie ganze E nkeltgrav-K ultur m acht einen frem dartigen Eindruck. Sie hat sich nach Müller hauptsächlich in den w estlichen Teilen D änem arks zentralisiert, und da viele dortige Ganggräber halbleer sind, sind sie offenbar ausser Gebrauch gekom m en, als die neue B evölkerung (das E n­ keltgrav-V olk) die ältere, bei der die Ganggräber üblich waren, verdrängte. Sow eit Müller. S e g e r wiederum beh aup tet, dass die schlesischen und polnischen K ragenflaschen nicht nur relativ jünger als die dänischen sind, da sie m it M etallen zusam m en Vorkommen, w as in Dänem ark nie der Fall ist, sondern sogar absolut jünger. D aher ist m an schon auf Grund der K ragenflaschen berechtigt, von einer n ö r d l i c h ' e n K ulturström ung in Schlesien zu sprechen, da die K ragenflaschen nur im N orden häufig sind; diese A nsicht wird b estä tig t durch das In ven tar des einzigen den E nkeltgrav-T yp aufw eisenden Jordans­ m ühler Grabes, vor allem durch die dortigen Bernsteinperlen, die zw eifellos von Norden, v o n der Ostsee, eingeführt w orden sind. So auch K o s s i n n a in M annus. Jede dieser beiden A n sich ten hat ihre B erechtigung und auch ihre B edenken, doch hin ich in dieser B eziehung eher geneigt, m ich auf Müllers Standpun kt zu stellen. W enn m an einen ein-

T allgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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seitig nordw estlichen E influss annim m t, ist das häufige A uftreten der E n k eltg ra v -Ä x te in Russland (in der Fatjanow er Kultur) sehr schw er zu begreifen. D ieses lässt sich leichter erklären, w enn m an das eigentliche Zentrum der V erbreitung dieser Ä x te in Polen oder in der G egend v o n K iew sucht, v o n w o dann die K ulturström ungen teils in nordw estlicher R ichtung, teils nach NO und N gegangen w ären. D a diese L andstriche archäologisch noch unerforscht sind, erscheint es natürlicher, dies zu verm uten, als in dem gründlich durchforschten D änem ark das V orhandensein von noch älteren E nkeltgraven als die bisher bekannten zu erwarten. L etztere en t­ halten ja, w ie erw ähnt, keine K ragenflaschen, die in Dänem ark nur in der m egalithischen, nicht in der E n keltgrav-K ultur Vorkom­ m en. Meiner A nsich t nach ist eine vom Südosten, aus den K arpa­ tengegenden, ausgegangene K ulturström ung anzunehm en, die zur D olm enzeit den dortigen keram ischen T yp — die K ragenflaschen — nach D änem ark gebracht, und später, zu B eginn der Ganggräber­ zeit, dem selben Lande direkt die B evölkerung zugeführt hat, die ihre eigene Grabform — die E nkeltgrave — sow ie ihre S tein a x t­ ty p en dort heim isch m achte. Die M etalle w urden erst durch die Einw anderung dieses V olkes nach D änem ark im portiert, obwohl sie in der H eim at desselben schon zur K ragenflaschenzeit bekannt waren. Man m uss näm lich, w elchen A usgangspunkt man auch für die K ulturström ung annehm en m ag, eine »archäologische Verspätung» feststellen, entw eder hinsichtlich der M etalle oder in B ezug auf die K ragenflaschen, w enn auch die V erkehrswege schon zweifellos offen standen. Seger nim m t die V erspätung in B ezug auf die Kra­ genflaschen an: sie finden sich in D änem ark in der D öszeit, en t­ sprechen in Jordansm ühl der G anggräberzeit und gehören in Polen dem B eginne der B ronzezeit an. Der U nterschied der äussersten G renzpunkte dieser Zeiträum e beträgt annähernd 700 Jahre. D iese A nnahm e kom m t mir jedoch nicht sehr w ahrscheinlich vor, da der T yp gar zu entw icklungsfähig ist. Plausibler erscheint mir doch die andere Verspätung: die bei der W anderung der M etalle nach den O stseeländern eingetretene Verzögerung. Der Zeitunterschied zw ischen den alten dänischen E nkeltgraven und dem Jordansm ühler Grabe kann nicht bedeutend sein. Dies geht vor allem aus dem V erhältnisse beider zu dem russischen

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M aterial, der Fatjanow er K ultur, hervor. In den dänischen Enkeltgraven w ie in der Fatjanow er Gruppe die gleichen Ham m er­ äx te, *) in der Fatjanow er Gruppe w ie in Jordansm ühl die gleiche K eram ik. L etzterer U m stand soll allerdings erst in unserem letzten K apitel ausführlich dargelegt werden; doch sei schon jetzt darauf hingew iesen, dass Seger die Bernburger und die Jordansm ühler K eram ikgruppe für gleichzeitig ansieht, und dass wir die Fatjanow er und die Bernburger Gruppe auf Grund der in beiden allgem ein vorkom m enden K ugelam phoren zusam m enstellen kön­ nen. Im H inblick auf die grosse V erbreitung dieser K eram ik in D eutschland sind wir berechtigt, in ihrem A uftreten in Russland — in der Fatjanow er Gruppe — w estlichen E influss zu erkennen, um so mehr, als wir auch zu der F atjanow er S tein axt nur w estliche A nalogien finden. A uf Grund der V erbreitungsgebiete in D eu tsch ­ land und Russland dürfte m an w ohl die ursprüngliche H eim at dieser K eram ik in zw ischen beiden Ländern liegenden oder beiden benachbarten G ebieten suchen, vielleicht in den K arpaten (vgl. Sw iatow it 1905 (VI) spassim ), v on wo die K ulturström ung in der einen w ie in der anderen R ichtung ihren W eg genom m en hat. Im W esten fanden wir nun sehr nahe A nalogien zu den F a t­ janow er S tein äxten in D änem ark und Schlesien, w ie es scheint, ung. gleichzeitig m it der Ganggräberkultur. In D eutschland giebt es K ugelam phoren in der s. g. Bernburgerkultur, die gleichzeitig m it den Ganggräbern zu sein scheint. (Jordansm ühl). Im letzten K apitel werden wir noch auf dieses unser R esultat, die B eziehungen der F atjanow er keram ischen Gruppe zum W esten, zurückkom m en und daraus Schlüsse in B ezug auf die absolute Chronologie ziehn. Aber wir dürfen hier nicht vergessen, dass zu dem w ich tigsten Funde der F atjanow er Gruppe, dem G alitscher S chatze, auch M etalle in grösser Menge gehören, zu denen wir im W e s t e n und S ü d w e s t e n keine S eitenstücke finden. Im O sten w iederum ist allerdings der m etallreiche U ral, aber die dor­ tigen Tongefässe w eichen v öllig von denen der Fatjanow er Gruppe

9 »Doch sei erw äh nt, d a ss das B reslauer M useum aus Jord an sm ü h l ein en grossen A x th a m m er von ungarischer Form b e sitz t, dessen genauer F u n d ­ ort n ich t b ek an n t ist.» (Seger, 1. c. S. 11).

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ah. D agegen finden wir nach S ü d e n hin m annigfaltige und reiche M etallgerätform en sowie entsprechende T ongefässtypen. Schon bei der allgem eineren Besprechung der Keramik der F atja­ nower Gruppe verfolgten wir ihre V erbreitung südw ärts bis ins G ouvernem ent Orel und an die U fer des Dnjepr, der in das Schwarze Meer fliesst. Den nächstfolgenden Fundort für Bom benflaschen treffen wir südw estlich in der Nähe v o n Kiew, südöstlich erst im K ubangebiet. V on anderen Orten £n der K üste des Schwarzen Meeres haben wir vorläufig keine solchen Funde. In Südrussland hat m an schon seit m ehreren Jahren den aus dem B eginne der dortigen K upferzeit stam m enden Kurganen B eachtun g geschenkt, in denen die Gebeine der T oten m it roter Farbe bem alt sind. Solche K urgane sind aus einem sehr um fang­ reichen Gebiet, aus säm tlichen G ouvernem ents im Süden vom Kaukasus bis in die Gegend von K iew bekannt. Am häufigsten finden sie sich am D on, w o der M oskauer Archäologe G o r o d z o w eine grosse A nzahl von ihnen blossgelegt und erforscht hat. Gorod­ zow hat sein Forschungsm aterial in zwei grossen P ublikationen veröffentlicht. *) Die K urgane der M etallzeit werden hier in drei Gruppen einge­ teilt. D ie ältesten sind die, in w elchen die T oten in H ockerstellung in unterirdischen Gruben b esta ttet sind; die zw eite Gruppe bilden die Katakom bengräber; die dritte Gruppe ist die der aus Holz gezim m erten Gräber. D as Inventar, das m an z. B. im Kreise Isjum sk in den K urganen der ersten Gruppe gefunden hat, besteht nur zu 23,5 °/o aus Bronzen, wahrend die K atakom ben schon 63 °/o M etallgegenstände enthalten (1. c. S. 6 ). In den Grubenkurganen finden sich als Inventar hauptsächlich Pfeil- und L anzenspitzen aus Feuerstein, bisw eilen R este von steinernen oder knöchernen W affen, Tongefässe und recht selten M etallgegenstände. Im allgem einen sind die Gräber arm an G eräten oder entbehren derselben völlig. Die rote Farbe, m it welcher die Leichen der S itte gem äss bem alt sind, hat entw eder den B oden des Grabes oder den Körper des T oten bedeckt; m an h at keinen einzigen Fall konstatieren können, in

!) Peay.ibTaTi.i A px. MacjiK);;t,naiiifr b t > H b i o m c k o m b y k a ; ; f > , XapbKOBCKoii ryC>. 1902 (T schernigow er Arch. K ongr.) und ebenso, b'b BaxMyrcnoMT. y. (Charkower Arch. K ongr.)

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV : I.

dem die K nochen selbst gefärbt worden wären. D ie Tongefässe haben runden Boden (Isjum , S. 14), und sind entw eder unverziert oder w eisen Schnurm otive auf. Der H als ist schm al. ') Die spärlichen M etallsachen sind entw eder Perlen und Fragm ente, oder grosse N adeln. A uch eine P la tte ist gefunden worden, ganz von gleicher A rt w ie im Gräberfelde von-W elikoseljsk im G ouv. Jaroslaw (B achm ut, S. 9). — D iese Gräber stam m en teils aus der neolithischen Zeit, teils aus der ällerfrühesten M etallzeit. D ie K atakom bengräber, die nur am D on und am D onez Vor­ kom m en, repräsentieren nach Gorodzow ein neues Volk. D iese Gräber sind v o n völlig gleicher A rt w ie die, w elche M o n t e l i u s 2 ) vom Beginne der K upferzeit aus Sizilien und den übrigen M ittelm eerländern abgebildet hat: eine ziem lich grosse ca. 1— 1,50 m hohe, unterirdische Grube m it runder D ecke und steinernen W änden, m it seitlicher Öffung, von der ein schiefer Gang unter die Erde führt. D ie enge Ö ffnung ist durch eine Tür aus Holz oder Lehm oder durch eine S tein p latte geschlossen; auf der A ussenseite der­ selben ist ein T ierschädel, P ferdeknochen oder dergl. — D er Stein ist nach den angestellten U ntersuchungen m it M etallw erkzeugen behauen worden, die eine p latte und in der M itte ausgehöhlte Schneide gehabt haben, und deren Grösse m an nach den Spuren m it m athem atischer G enauigkeit bestim m en kann (Isjum , S. 17). D iese M etallw erkzeuge selbst sind jedoch in keiner einzigen K ata­ kom be gefunden worden. In diesen trifft m an dagegen gew öhnlich verschiedene Spuren vom Gebrauch von Feuer oder Farbe, sowie m anchm al nicht nur eine, sondern mehrere L eichen (z. B. fand m an in einem Grabe in B achm ut 6 Leichen (B achm ut, S. 15). D ie­ selben liegen im m er auf der rechten Seite, der K opf m eist nach W oder S zu. D as G rabinventar ist viel reichhaltiger als in den Gruben: es finden sich steinerne G egenstände (drei Ä x te und ein paar Fragm ente v o n solchen, P feilspitzen und Splitter aus Feuer­ stein, eine Steinkugel, eine m arm orne N adel), Gussform en zu kupfernen S tiften (Isjum , Taf. V), ;!) verschiedene Geräte und An1) G orodzow sa g t von diesen G efässen, dass sie an die T ongefässe der n eolith isch en Z eit am m ittleren L aufe der O ka erinnern. 2) C hronologie der B ronzezeit. F ig . 487— 490. 3) aus denen, w ie G orodzow an n im m t, sp äter durch S ch m ieden z. B. D olchm esser u. a. v erfertig t w orden sind.

Tallgren: Kupf. u, Bronzezeit.

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hängsei aus K nochen, ein paar G 1 a sperlen, silberne Ringe, kupferne Messer, N adeln, Ringe, Perlen, P la tten v o n der gleichen A rt w ie im Gräberfelde v o n W elikoseljsk (Isjum , S. 24), u. a. dergl. W ie gesagt sind grössere kupferne W erkzeuge nicht gefunden worden, und da z. R. die flachen Messer oder D olche säm tlich Schm iedearbeit sind (Isjum , S. 23) h at Gorodzow daraus den Schluss gezogen, dass das M etallgiessen noch eine recht ungew ohnte und w enig bekannte K unst war — zum al da die gefundenen G ussform en nur für die einfachsten G erätform en bestim m t sindT ongefässe sind aus den K atakom ben in grösser A nzahl zu Tage gefördert worden. A us dem Kreise Isjum sk b esitzt m an 41 E xem plare aus 26 K atakom ben, aus B achm ut 12 Stück aus 11 Gräbern. Bei diesen G efässen ist der H als hoch, das obere Profil gerundet, der B oden eben und die ganze Fläche m it Ornam enten bedeckt, von denen Gorodzow sagt, dass sie u. a. an die Fatjanow er und an die neolithischen finnischen Gefässe erinnern (Isjum , S. 25 u. 27). Im allgem einen k onstatierte Gorodzow bei diesem Grab­ inventar sehr viele kaukasische Züge (B achm ut, S. 21— 22). D och ist eine einheim ische M etallindustrie vorhanden gew esen. D ies bew eisen nicht nur die G ussform en, sondern auch eine hier aufge­ fundene M etallgrube (B achm ut, S. 35— 37). D ie südrussischen Ockergräber sind in anderen G ouvernem ents einigerm assen abw eichend. In diesen sind die T oten in Steinsärgen auf der Erdoberfläche b e sta tte t und über ihnen ist dann ein Kurgan aufgeworfen. D ie Zeitfolge dieser verschiedenen T ypen ist nirgends so genau bestim m t w orden w ie am Donez. D ie erste grosse Ü ber­ sicht dieser Gräber gab S p i t z y n in den Sapiski der Kais. Russ. Archäolog. G esellschaft 1899. Seitdem hat M a j e w s k i sie aufs neue im Sw iatow it VI 1905 behandelt. N ach seiner D arstellung (S. 33) kennt m an folgende Ockergräber: Gouv. Kiew: 53, Krim und G ouv. Cherson: 65, Gouv. Jekaterinoslaw : 16, K uban und Terek: 30, G ouv. Saratow: 11, W olhynien: 10, D ongebiet: 12, Gouv, Orel: 4, sow ie in B essarabien, Padolien und den G ouvernem ents Charkow, Kursk und Staw ropol zusam m en 14. G egenw ärtig ist besonders durch G orodzows A usgrabungen die Zahl der bekannten Ockergräber bedeutend gew achsen. Jedenfalls gehen sie über das Steppengebiet auch nach N hinaus.

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Z. d. Finn. Alt. Ges. XXV : I

Zeitlich sind m anche dieser Gräber verhältnism ässig spät zu datieren, aber besonders Gorodzows A usgrabungen haben erwiesen, dass diese A rt von Gräbern in der K upferzeit begonnen hat. Mit der Fatjanow er Gruppe wird ein Teil von ihnen durch folgende T atsachen verknüpft: die Leichen sind in beiden Gruppen m it Ocker b em alt und in beiden Gruppen trifft m an abgeplattete kupferne D olchschneiden (D jad kow itschi, G alitsch u. a.). M öglicher­ w eise ist auch der U m stand nicht ohne B edeutung, dass ein Ocker­ grab im G ouvernem ent Tscbernigow , das dieser Zeit angehört, da sich P feilsp itzen aus F euerstein sow ie ein abgeplatteter K upfer­ dolch darin befanden, ausserdem eine Bernsteinperle enthielt (Spitzyn, 1. c. S. 125). W ichtiger für das Studium der K ultur der Fatjanow er Gruppe als diese niedrigen Ockergräber sind einige inseressante Grosskurgane im K ubangebiete. Der bekannteste von ihnen ist der an Inventar besonders reiche M a i k o p e r K u r g a n , aber für unsere Forschung w ichtiger sind W eselow skis A usgrabungen v. J. 1898, über die in den B ericht für Jahr 1898 S. 33 der A rchäologischen K om m ission berichtet wird. J) E s wurden u. a. 3 K urgane in der N ähe der S tation T z a r e w s k a j a ausgegraben. Der K urgan N:o 1 w ar folgender Art: H öhe 9,6 m. In der M itte w aren zwei Gräber in aus gestam pfter Erde gebildeten Haufen (H öhe bis zu 1,05 m .), in gerader Linie, m it einem Zwischenräum e v o n 1,4 m. D as östliche Grab war geplündert und enthielt noch rotgefärbte K nochen und eine L anzenspitze aus Feuerstein. D as w estlich e Grab w ar unberührt. Darin befanden sich ein rotge­ färbtes S k elett, zu F üssen desselben ein Tongefäss und neben dem K opfe zwei Goldringe. A m E -ende des K urgans w ar ausserdem ein späteres Grab, ein »Dolmen», m it zwei K am m ern und steinerner D ecke. (Abb. 54). D ie Seiten und das obere E nde w aren überdies v o n einem Stein­ kranz um geben. A n der m ittleren Zw ischenw and des Kurgans befand sich eine 38 X 27 cm grosse Öffnung. D ie R ichtung des D olm ens war N N W — SSE . In der grösseren K am m er lag am W -ende ein S k elett in 9 V gl. auch B aron de B aye, F ou illes de kou rgan es au K oub an, C aucase M ém oires de la Soc. N a t. des A n tiq u . de F ran ce 1898 S. 43 ff. ____

A b b. 58. Aus dem K urgane T zarew skaja, K uban.

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Z. d. Finn. Alt. Ges. XX V: !.

H ockerstellung, rot gefärbt. Am K opfe desselben befanden sich 2 Paar goldene Ohrringe, 2 Hinge, herzförm ige Perlen aus Gold, Silber und K rvstall, eine goldene N adel, 2 silberne Nadeln 5 silberne Ösen. — A n der B rust 3 kupferne M eissei (Abb. 55), 3 a b geplattete kupferne K eile, ein p lattes kupfernes Messer, 8 abge­ p lattete kupferne L anzenspitzen, eine kupferne L anzenspitze m it Öse, 2 gabelförm ige K upferspitzen, 1 dito m it M enschenfigur, ein kupferner Löffel, 4 kupferne Ä x te (Abb. 57). — A n der O stw and 2 Kessel aus dünnem K upferblech, 2 kupferne Schalen, von denen die eine Perlen aus Gold, Silber und K rvstall enthält, und 5 T o n g e f ä s s e v o n d e u t l i c h e m F a t j a n o w e r Typ, zum Teil genau wie dieausdemWelikoseljsker I n v e n t a r (3aim cK H o ta . C. P. A. V: 1 S. 91 F. 6 8 und OxueTb 1898, Tafel V). Zwei von diesen G efässen haben 2 H enkel. (Abb. 56, 58). In der kleineren K am m er befand sich eine S tein ­ kugel, 6 gezähnte P feilsp itzen aus Feuerstein, 4 Tongefässe, 1 Schüssel, 2 kleine Schleifw erkzeuge und ein Schleifstein, K nochen­ perlen und 4 viereckige K upferstangen. — Der zw eite und dritte Kurgan sind gleicher Art. W ir haben also an der K üste des Schw arzen Meeres »Dolmen»-, Gruben-, Sarg- und K atakom bengräber getroffen. Nur die Keram ik der erstgenannten zeigt völlig den Fatjanow er Typ; der­ selbe kom m t doch auch w eiter w estlich in den gew öhnlichen niedrigen Ockergräbern vor, besonders in einigen bei Jankow itza im G ouvernem ent Kiew. D ie Halsform und die O rnam ente sind ganz w ie bei den Fatjanow er G efässen, nur der B oden ist spitzer zulaufend. Zweifellos ist diese Keram ik den Fatjanow er T ypen nahe verw andt. D as Inven tar des ganzen Gräberfeldes von Janko­ w itza ') ist von v öllig gleicher A rt w ie das Fatjanower: Tierzähne und knöcherne A nhängsel, Steinw erkzeuge s. w. (vgl. die Bilder 1. c . ) . 2)

A us allen diesen A usführungen geht hervor, dass die K ultur­ gruppe, zu der die südrussischen Ockerkurgane gehören und die als im m er schm aler werdender Gürtel auch Teile der G ouverneJ) V gl. hierüber K ossin n as sehr leh rreiche A n tik ein in M annus, sp eziell 1910. Ü b er die R ic h tu n g der K ulturflü sse bin ich ganz anderer M einung als er. 2) 3aniicK H H. P . A px. 0 6 m . V: 1 8. 91— 92.

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m ents Saratow und Charkow um fasst, m it der zentralrussischen, Fatjanow er Gruppe in V erbindung gestanden hat, w ie sowohl S p i t z y n *) als auch G o r o d z o w bem erkt haben. Allerdings finden sich die deutlichsten A nalogien der F atjanow er Gruppe im W esten — Kiewr, Schlesien, Dänem ark — aber in B ezug auf den M etallreichtum des G alitscher Schatzes b ietet nur die Kubaner Grosskurgan-K ultur A nalogien, w obei zu beachten ist, dass abge­ sehen von dem reichen M etallinventar auch die Tongefässe dieser K ulturgruppe m it der feineren Fatjanow er Keramik des Galitscher Schatzes zu vergleichen sind. 2) A usserordentlich gross ist allerdings die E ntfernung vom Z ent­ rum der südrussischen Ockerkultur, dem K uban, nach der Ga­ litscher Gegend und dem G ouvernem ent Jaroslaw' (von der Mün­ dung des D on nach Galitsch beträgt sie in gerader Linie 1200 km). Es ist daher nicht wunderbar, w enn wir im Norden die stein zeit­ liche K ultur noch in fast ungebrochener B lüte sehen, und schöne S chaftloch-Stein äxte finden. D as M etall w ar dort noch lange Zeit eine Seltenh eit, w obei nur der G alitscher Schatz m it seinem M etallreichtum eine A usnahm e bildet.* Sind nun die M etallgegen­ stände desselben an Ort und Stelle verfertigt worden? 3) Zu B eginn der M etallperioden treffen wir in den verschiedenen K ulturgruppen häufig für uns n e u e F o r m e n . E ntw eder sind diese Form en entlehnt oder sie sind K opien v on früher bekannten, aber uns nicht erhaltenen H olz-, K nochen- oder Steingegenständen. V ö l l i g neu k ö n n e n sie n i c h t sein. D iese A uffassung beginnt unter den Forschern im m er m ehr B oden zu gewinnen. Z. B. sagt M ü l l e r , B ronzealderem Begyndelse S. 7 2 von einigen M etallknöpfen in dänischen Funden: »Den nsermest forudgaaende Tid havde ganske tilsvarende D oppeltknapper af Trae; de bleve

0 Im letz ten K apitel w erden w ir das V erh ältnis der K ubaner G ruppe zu Troja und M itteleuropa behan deln. A n dieser S telle g en ü g t es uns, ein erseits zw ischen der F atjan ow er und der K ubaner G ruppe, andererseits zw ischen der F atjan ow er Ä x ten und den Jordansm üh ler E n k eltgraven P arallelen gezogen zu haben. 2) S w ia to w it V I (1905) T afel III: 1. 3) S p itzy n fin d et bei B esprech ung eines G alitscher Idols, dass dieses einen »charakteristischen finnisch en G esichtstypus» h a t (!) (3ann cK n P. A px. 0 6 m . X I (1899) S. 228— 29).

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Z. d. Finn. Alt. Ges. X X V : I.

da ferst dannede i det. frem m ede M etal, efterat de vare skabte i et hjem ligt Stof.» In dem Kulturkreise, zu dem der G alitscher Schatz gehört, gibt es Form en (Tierfiguren u. a.), die ebenso gut die P rototypen der M etallsachen des Schatzes sein können w ie um gekehrt, denn ihr chronologisches V erhältnis zu einander ist noch nicht festge­ stellt. D och darf nicht vergessen werden, dass man erst m it dem M etall vertraut werden m usste, um allm ählich daran zu gehen, die alten Form en in dem neuen Stoffe hervorzubringen.1) Nun stam m en die M etallgegenstände des G alitscher Fundes gerade aus der Ü bergangsperiode von der dortigen Stein- zur K upferzeit. D ie S tein zeit "ror noch nicht v öllig beendet. Zu diesem Zeitpunkt kann die M eisterschaft im M etallgiessen dort noch nicht eine so hohe Stufe erreicht haben, dass m an im Stande gew esen wäre, so verschiedenartige und gute Form en w ie die, um w elche es sich hier handelt, zu giessen. Um dies auzunehm en, m üsste m an eine ursprüngliche lokale M etallkultur m it im portierten K leinsachen voraussetzen, w elche K ultur älter als jene Form en gew esen wäre und eine lange E n tw ick lu n g gehabt h ätte. Hierzu sind wir nicht berechtigt, denn nach den Tongefässscherben und A xtform en zu schliessen, gehört der Schatz v öllig der Fatjanow er Zeit an, also nach dem Zeugnisse guter Funde der frühesten lokalen M etallperiode. Ich will natürlich nicht den lokalen U rsprung und vielleich t nicht einm al den lokalen Charakter einzelner G egenstände bestreiten. E ine prim i­ tive M etallurgie kann allerdings schon bekannt gew esen sein — m an erinnere sich an die v o n mir gefundene K upferstange — , aber äusserst prim itiv war diese selbst in Südrussland noch zur K atak om ­ benzeit, 2) die schon später als die Fatjanow er Gruppe gew esen sein dürfte. E in grösser Teil der G egenstände m uss daher für aus­ w ärtige Einfuhrware angesehen werden — w obei in erster Linie an den kubanisch-trojanischen Kreis zu denken ist. D am als herrschte am Oberlaufe der W olga und natürlich auch nördlich davon noch v öllig die Steinzeit. Sie m acht dort ganz und gar nicht den Eindruck einer absterbenden Kultur. Man kann sich unm öglich vorstellen, dass jene m annigfaltigen T ongefässorna1) M üller 1. c. S. 96. 2) ropjuoB 'b , IfeioMCKiti y. S. 20, 21; Taf. V: 1— 7.

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m ente und Bildw erke Produkte einer absterbenden Ornam entik sein sollten. N och lange dürfte die von ihnen repräsentierte K ultur in B lüte gestanden h a b e n .]) A us der B ronzezeit des w estlichen Zentralrusslands besitzen wir keine Überreste; die U rsache ist uns noch nicht bekannt. U nentschieden m uss auch noch bleiben, w as die Völker des Südens in die Jaroslawer Gegend zog: die begehrtes­ ten H andelsartikel der prähistorischen Zeit waren dort nicht vor­ handen, weder M etalle, noch Bernstein, noch Salz. Man m öge jedoch nicht vergessen, dass auch späterhin diese Gegend m it der K üste des Schw arzen Meeres im Verkehr gestanden hat. Im Gouv. Jaroslasv ist ein M ünzfund aus der Zeit Philipps von M akedonien zu Tage gefördert w orden ( A s p . A lkeita S. 211). A s p e l i n war der A nsicht, dass der G alitscher Schatz aus dem Ende der B ronzezeit stam m te. D iese A nnahm e erschien sehr na­ türlich, denn A nalogien zu den Idolen und der ausgehöhlten Tier­ figur kannte m an bloss aus der frühesten Perm er E isenzeit, und auch die A x tty p o lo g ie w ies auf das E nde der Bronzeperiode hin. Es wäre dam als kaum m öglich gew esen, zu einer anderen Schluss­ folgerung zu gelangen, aber die seitdem gefundenen Tongefässe m achen eine andere Z eitbestim m ung, sow ohl relativ w ie absolut, zur G ew issheit. M Vgl. un ten S. 195 ff.

D er A n fa n g der M e ta llz e it in O str u ssla n d . I. Als J. R. A s p e l i n im Jahre 1875 sein Werk: »Suom alais-ugrilaisen m uinaistutkinnon alkeita» veröffentlichte, kannte m an aus O strussland, aus den G ouvernem ents W jatka, Kasan, Perm, U fa u. s. w. nur einige Steingegenstände, und auch diese waren en t­ weder P feilspitzen oder Feuersteinsplitter, deren steinzeitlicher Charakter zw eifelhaft war. ]) Ein ganz anderes Material steht dem Forscher zur Verfügung, der sich jetzt m it der Steinzeit O st­ russlands bekannt m achen will, denn aus den Gouv. W jatka und K asan allein sind gegen 13,000 Steingegenstände gesam m elt wor­ den, näm lich im H istorischen M useum zu Helsingfors in der Saussailow schen Sam m lung ca. 5,000, im Städtischen M useum zu K a­ san (der früheren Lihatschew schen Sam m lung) ca. 5,000, in derdortigen U niversität ca. 3— 400, im dem W ysotzkischen P rivat­ m useum in K asan »einige tausend» (K atalog S. 1), im H istorischen Museum zu Moskau einige hundert und bei Herrn A. S. Lebedew im G ouv. W jatka ca. 300. D ass solche kolossalen Sam m lungen zu­ sam m engebracht worden sind, ist fast ausschliesslich das Ver­ dienst einzelner Personen; die Zeit, in der dieselben zustande kam en, ist die Periode des durch den in K asan tagenden Kongress ') A spelin, A lk eita (S. 37.): In der C ollection des H errn Lerch ca. 30 P feilsp itzen aus F eu erstein aus dem G ebiete zw ischen O lonetz und W jatk a und K am a — . (1. c. s. 41) Im M useum zu W ja tk a ein ige zw an zig F eu erstein p litter u. P feil-sp itzen — . (S. 41) Im M useum zu H elsingfors 7 P feilsp itzen aus F eu erstein aus dem K reise Jelab u ga im G ouv. W jatk a.

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für A ltertum skunde wachgerufenen lebhaften Interesses für A lter­ tum sforschung, E nde 1870 und A nfang 1880. ]) Zu diesem wis senschaftlichen Kongress für A ltertum skunde hatte bereits Herr Lihatschew P rivatsam m lungen gem acht, aber die eigentliche For­ schung beginnt erst im Jahre 1878, als es Herrn W ysotzki gelang, einen steinzeitlichen W ohnplatz ausserhalb von K asan zu ent­ decken. Er setzte seine Forschungen gew issenhaft bis zum Jahre 1885 fort und zwar war die Zahl der bekannten Fundorte damals schon eine grosse, die m eisten im Kreise K asan gelegen, doch wur­ den solche auch in den Kreisen Svijazk, Laischew, Spask, Tschistopol im G ouv. K asan angetroffen. Ihnen allen ist gem ein, dass sie sich in der Nähe von Gewässern befinden, oft an der M ündung kleiner, unbedeutender Flüsse und zuw eilen auch auf ehem aligen Inseln, in geologischer H insicht im m er derart, dass sie auf einer »mittleren Terrasse», d. h. oberhalb des eigentlichen Flutgebietes, aber unterhalb der obersten U ferlinie der obersten Terrasse gele­ gen sind. Besonders am östlichen Ufer der W olga kann man leicht B eobachtungen anstellen. Da A nsiedelungsreste auch im Flachlande der F lu t angetroffen worden sind, haben die russischen Forscher (Stuckenberg, S. 14, W ysotzki, K at. S. 3) den zw eifels­ ohne richtigen Schluss gezogen, dass dieselben nur zufällige W ohnsitze zur Som m erzeit während des Fischfangs gew esen sind. In den steinzeitlichen W ohnplätzen im Gouv. K asan sind auch B este von W ohnungen angetroffen worden, kesselförmige m it Kulturerde angefüllte Gruben von 1— 2 Arsch. Tiefe und 2 Arsch. — 1 Sasch. Breite. A uch Gräber sind ein paarm al vorge­ funden worden, die jedoch jedes äusseren Zeichens entbehrten; es waren in die Erde gegrabene Gruben, in denen die T oten, auf dem R ücken liegend, ca. 1 Va Arsch, tief, den Kopf nach Süden gekehrt, begraben worden sind 2). A ls Geräte wurden Tongefässe m it flachem Boden benutzt. !) V rt.

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV : I.

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F lach ist der Boden ausnahm slos bei all den tausenden von Tongefassfragm enten, die in steinzeitlichen W ohnplätzen in O st­ russland angetroffen worden sind. Die gröbsten Tongefässscherben sind unverziert, die übrigen sind m it verschiedenen O rnam entm otiven verziert (vergl. 1. c. Tafel IX u. X ). Die O rnam ente sind von derselben A rt w ie die­ jenigen der steinzeitlichen K eram ik der w estlicheren G ebiete, aber die Tongefässe jener G egenden unterscheiden sich deutlich dadurch, dass die B öden derselben fast im m er rund sind. D ie Form en der Steinw affen sind sehr verschieden und zahl­ reich und dürften dem Forscher sehr viel von Interesse bieten. Es gibt unter ihnen m eisterhaft gearbeitete Feuersteinbeile, dünn und dicknackige, sog. »skandinavische» in zahlloser Menge, Jadeit­ ä x te , sehr verschiedenartige H am m eräxte, Sicheln oder Messer aus Feuerstein u. sog. M iniaturäxte in Menge, stum pfnackige R undbeile u. s. w . ') D iesm al m üssen wir dieselben jedoch zum grössten Teil beiseite lassen, w eiter unten kom m en wir auf einige zurück. W ir m üssen uns jetzt dam it begnügen, auf die Steinart, aus der die Steinw affen hergestellt sind, einzugehen. D as am häufigsten vorkom m ende M aterial der Meissei, Pfeilspitzen u. a. ist F e u e r s t e i n . D iejenigen aus Q uarzsandstein (KnapijeDiii ijecuaHHKT») sind selten, und da diese Steinsorte sonst nirgends im G ouv. K asan w ohl aber, w eiter südlich vorkom m t, ist sie von Süden eingeführt worden und sind die H andelsbeziehungen dorthin also lebhaft gew esen (W ysotzki 7— 8 , Stuck. S. 9). Aber Stein ist auch von Norden her eingeführt worden. Verschie­ dene W affenform en sind näm lich aus Feldstein (h 3 T> Bajiyiiom») hergestellt, der nicht im Gouv. Kasan, nur w eiter nördlich vor­ kom m t 2); es hat weniger zu bedeuten, ob die G egenstände fertig oder der Stein als Rohm aterial eingeführt worden ist. Jeden­ falls stam m t das Material nicht vom Orte selbst. (Stuckenberg S. 9). Es bestanden also während der Steinzeit B eziehungen auch zum N. und W . — D iese Beziehungen liessen die Gegend schon frühzeitig m it einzelnen M etallgegenständen bekannt wer-

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Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

den, und es h at sich der Gebrauch desselben, w ie ich hoffe dar­ legen zu können, auch nach hier v o n Süden her verbreitet. Zweifelsohne können wir hoffen, M etallgegenstände auch an den W ohnplätzen aus der sp ätesten Steinzeit hier anzutreffen, obgleich wir solche Funde noch nicht kennen. V ielleicht stam m t jedoch aus dieser Ü berganszeit der W ohnplatz zwischen den Dörfern D euschew o und K unguly im Kreise T etjuschi im Gouv. K asan den ich im Som m er 1909 besuchte. D as in Rede stehende W ohnplatzgebiet liegt ca. 50 W erst von den Städ ten Svijazk und Bogorodsk entfernt an der Svijaga, einem N ebenflüsse der W olga, zw ischen den Dörfern D euschewo, B etki und K unguly. V on dem letzterw ähnten Dorfe ca. 1/a werst nach N befindet sich eine aus Flugsand gebildete H albinsel. Die N aturverhältnisse zeigen unzw eifelhaft, dass diese früher eine Insel gew esen ist. Der Svigaja-F luss m acht hier eine grosse Bie­ gu n g und flüsst durch eine niedrig gelegene W iese. Das östliche Ufer des Flusses ist steil und hoch. D as Ufer steigt nicht gleich vom Flusse an steil empor, sondern es bleibt zw ischen dem Ufer und dem A bschuss stellenw eise eine ca. 100 Schritt breite Terrasse, deren Boden aus Sand besteht, die aber gar keine Funde zu bergen schien. — D ie am w estlichen Ufer des Flusses befindliche Ebene ist ganz niedrig und angeblich der Boden eines ehem aligen stillen W assers. Von dort an erhebt sich das in Rede stehende Fundgebiet, ein 900 Schritt langer, v o n O sten nach W esten höchstens 400, w enig­ sten s 100 Schritt breiter Sandrücken. Es ist loser Sand, den der W ind von dem Ås selbst zu w ellenförm igen A nhöhen zusam m en­ wirbelt. A n vielen Stellen ist die ganze lose Oberfläche des Åses fortgew eht, so dass dort nur härtere Erdschichten von ca. 50— 60 cm Höhe übrig sind, die v o n Baum w urzeln zusam m engehalten werden. In diesen sind Tongefässscherben zu sehen, die ausser­ dem — besonders Bodenscherben — in der überall entblässten Erde daliegen. Hier und dort liegen verw itterte Knochen. D ie Länge des Erdrückens vom Fusse bis zum höchsten Punkte (ununterbrochen gleichm ässig ansteigend) beträgt 60 Schritt, und sow eit sich schliessen lässt, fangen die Funde bei 40 Schritten an. E s [gibt deren dann in zahlloser Menge auf der nach dem Svijagaflusse hin gelegenen Seite, die ca. 10 m em porsteigt, und zwar 7

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Feuersteinsplitter und Tongefässscherben, auf einer ca. 200 m lan­ gen Strecke. Ein anderes ähnliches G ebiet befindet sich in der WSeite des Erdrückens, w o die Funde sehr dickt liegen. Ich untersuchte zuerst ein 4 X 5 m 2 grosses G ebiet an der h öchsten Stelle des Erdrückens, wo der W ind keine allzugrossen Verheerungen angerichtet hatte. Der Erdboden war gelb, oben dunkel. Hier und da waren K ohlen und Baum w urzeln. D ie ober­ ste Schicht bestand aus Torf. A ls ich den Torf ca. 10— 15 cm tief entfernte, kam en einige T ongefässscherben zum Vorschein. D as war alles. W eiter unten — drei Spatenstiche — war alles leer.

D ie andere untersuchte Stelle befand sich auf der nach dem Dorfe K unguly hin gelegenen Seite, auf der S— Seite des E rd­ rückens. D ort wurde ein 2 X 14 m grosses G ebiet untersucht, wo sich zum Teil m it R asen bewachsener, zum grössten Teil vom W inde entblösster B oden befand. Schon im Torf zeigten sich T ongefässscherben und w eiter unter auch zerbrochene Böden von solchen, in einer Stellung, aus der m an sah, dass die Gefässe früher aufrecht auf dem Boden gestanden hatten. Die Dicke der Schichten liess sich nicht feststellen, denn der W ind hatte die B odenverhält­ nisse von Grund aus verändert. Die untersuchte Stelle befand

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sich auf dem A bhange, und die R ichtung des ausgegrabenen Ge­ bietes war SSO— N N W . Ich hatte beabsichtigt, an dem P latze w eitere U ntersuchungen anzustellen, da er w ohl verdient untersucht zu werden, aber ein bedauerliches M issverständnis zw ang m ich m eine U ntersuchun­ gen abzuschliessen. Ich kaufte daher nur v o n den Bew ohnern des Dorfes K unguly eine am P latze gefundene L anzenspitze aus Feuerstein, (Abb. 61) kleine F euersteinpfeilspitzen und dgl. m. und beendete m eine Arbeit. Ich bekam am P latze gar keine M etallgegenstände in die H and, doch betrachte ich den Ort deshalb nicht als steinzeit­ lich. Man erzählte mir, dass dort früher »Metallblätter» gefun­ den w orden seien, die an die Saussailow sche Sam m lung verkauft worden waren und ein T atarenknabe b e r ic h te te in dem Sandhügel eine kleine grüne B ronzeplatte gefunden, dieselbe aber wieder verloren zu haben. In der Saussailow schen Sam m lung gibt es keine M etallgegenstände aus K unguly, und aus Deuschew o nur eine T üllenaxt späteren D atum s, (990) dagegen gibt es deren in grös­ serer Menge aus den benachbarten Dörfern B akartschi und B oltai. A uf meiner nach diesen Gegenden im Som m er. 1909 unternom ­ m enen Forschungsreise hörte ich, dass der V erm ittler und Sam m ler Saussailow s ein Tartar im Dorfe Sredne B oltai gew esen war, und dieser h at augenscheinlich den Fundort der G egenstände falsch angegeben, w eshalb wir aller W ahrscheinlichkeit nach jedenfalls einen Teil der Bronzegegenstände, die nach dem Saussailowschen K ataloge aus den erw ähnten G egenden stam m en, als K ungulysche ansehen können. Den von mir am P latze gesam m elten G egenständen kann m an keine entscheidende B edeutung für die Feuersteinspitzen beim es­ sen, denn, wie dies ja natürlich ist, waren solche noch während der M etallzeit im Gebrauch. A usserordentlich schön gearbeitete Pfeilspitzen aus Feuerstein gibt es z. B. von dem Gräberfeld von A nanjina zum Teil sicher aus der B ronze-Eisenzeit stam m end, z. B. in einem v o n Ponom arjow aufgedeckten Grabe zusam m en m it Silber-, Bronze- und E isengegenständen. !) Haid-,erin 0 6 m . A. H. 9 . Kanam», 1892 r. V ergl. auch den A u fsatz v o n S p itz y n in 3aim cK H H. P . A p x. 06m;. V: 1 S. 278.

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B eachtensw ert sind die Tongefässe des Kunguler Fundes. D ie­ selben sind aus sehr feinem und reinem Ton, im allgem einen gut gebrannt und geglättet. Der Boden ist bei allen flach, (Abb. 60) dick und etw as vorstehend, unter den Seiten hervor tretend gew esen. Die Seiten sind ein w enig nach aussen gebogen, w es­ halb der D urchschnitt am Bande der Gefässe w eiter gew esen ist als am Boden. Der Band ist, nach den aufbew ahrten Stücken zu schliessen, gerade und nicht profiliert, dünn gewesen. Viele Fragm ente sind unverziert. D ie einzigen O nam ente, die bewahrt sind, sind sehr hübsche und flach gefurchte K am m striche. (Abb. 59). Die rein steinzeitlichen Tongefässscherben aus den G ouv. K asan sind gew öhnlich gröber, m it Gruben und ändern Vertiefungen versehen. G o r o d z o w hat auf dem X I. Kongress der russischen archäologischen G esellschaften in K iew über die vorhistorische K eram ik Kusslands berichtet, ') obgleich seine keram ische System a­ tik ziem lich schem atisch ist. N ach ihm wird am E nde der neolitischen Zeit die Nordgrenze des G ebietes, auf dem die flachbödigen Gefässe auftreten, von N ow gorod-R jäsan-K asan-T jum en gebildet (1. c. S. 604). W ährend der Bronzezeit dehnt sich dies G ebiet auch w eiter nach Norden aus, besonders an den U fern der Oka.- W ie gesagt, kennt m an aus dem K am a-W olgaA bb. 61 G ebiete vorläufig aus der Steinzeit nur Gefässe m it geradem Boden. Ich stehe jedoch nicht an, die K ungulyschen für jünger als jene anzusehen, dies auf Grund der T onqualität und der schönen Ornam ente. W ir m üssen auch bedenken, w as Gorodzow in seinem obenerw ähnten A ufsatz S. 663 anlässlich des in der N ähe von Rjäsan befindlichen bronzezeitlichen

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Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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W ohnplatzes A lekanow a (am Oka-Fluss) über einen, die Keramik betreffenden U m stand sagt, dass näm lich nur die oberen Teile der Gefässe m it Ornam enten verziert sind, die Seiten und der Boden aber — oft auch das ganze Gefäss — jeglicher Verzierung entbehren. Dies gilt auch von den K ungulyschen Gefässen. — D a jedoch in K unguly u. a. sehr schön ausgeführte Lanzenspitzen aus Feuerstein und eine Menge Feuersteinsplitter angetroffen w orden sind, dagegen nicht Eisen, dürfte kein Grund vorliegen, den W ohnplatz für noch jünger als bronzezeitlich anzusehen. E in anderer vielleicht auch in diese Zeit zurückzuführender W ohn platz ist in O strussland gleich auf der S— Seite des U ral­ gebirges, im Gouv. Jekaterinenburg, am Ufer des Issetflusses, im Dorfe Palkino angetroffen worden. Ü ber denselben hat A. O. H e i k e l einen kurzen Bericht veröffentlicht 1 ). Dort sind eine ganze Menge geschliffene und ungeschliffene Steinw affen, eine grosse A nzahl ornierte Tongefässscherben und einige M etallgegen­ stände, die letzterw äh nten auschliesslich Idole u. dgl., geborgen worden. Leider sind keine A bbildungen von den G egenständen dieses Fundes m it A usnahm e der Tongefässscherben, veröffent­ licht, geschw eige denn eine Beschreibung derselben gegeben worden, aber z. B. C l e r c und F a d e j e w zählen in ihrem A ufsatz den Fund zu dieser Ü bergangsperiode 2). D ie veröffentlichten T ongefäss­ scherben m achen m it ihren tief gefurchten Verzierungen einen sehr alten Eindruck, scheinen jedoch eine feinere A rbeit zu sein als die reinsteinzeitlichen, ebenso wie auch der Ton fester ist, da er m it A sbestfasern verm ischt ist. Nur ein Gefäss hat, nach den Scherben zu schliessen, einen runden B oden gehabt, die ändern sind flachbödig gewesen, ganz w ie die aus K unguly (Clerc 1. c. S. 3 Fig. 4— 6 ). Gehen wir aber vorläufig zur Gegend w estlich vom Ural über, um zu untersuchen, welche A ngaben wir über einen zum Teil bronzezeitlichen B egräbnissplatz besitzen, vorläufig der einzige bekannte seiner A rt in Ostrussland, der von Lihatschew zwischen L A n tiq u ité s de la S ib érie occid en tale 50— 51. V gl. T ep lou ch ow in den 3anncKH ypajibcKaro 0 6 m . V II. S. 184, und Clerc und F ad ejew , M arep. no A p x. b o c t . P o c c in II: 1. 2) So au ch — zur früheren M etallzeit — M alakow in seinem A u fsatz. „O JIoncTOpmec-KHx-i, anoxaxT. Ha y p a .'il.“ (3 a n . ypajibCK. 0 6 m . X I).

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Z. d. Finn. Alt. Ges. X X V : I.

den Dörfern Poljanok und M aklaschejewka, am linken U fer der W olga, im G ouv. Kasan, Kreis Spask, untersucht wurde. In topographischer H insicht hat der P latz für die Nieder­ lassung einer sich durch Fischfang ernährenden B evölkerung eine sehr günstige Lage. D as H ochland am linken U fer der W olga h at v o n der M ündung der K am a an abwärts sehr viele kleine Seen und W assergänge. Bei M aklaschejewka m acht der U tka-F luss viele B iegungen und ist die E ntfernung vom Dorfe zur W olga in gerader Linie ca. 3 km. A n dem Ufer des U tka-F lusses, wo das Dorf liegt, befindet sich ein 18— 20 m hoher Erdwall, der das Dorf in der Form eines H albm ondes um gibt und augenscheinlich früher das U fer des Gewässers gew esen ist, obgleich der Fluss je tzt stellen ­ weise 100— 200 Schritt davon entfernt liegt. A uf dem dazw ischen befindlichen Stück Land — auf dem das Dorf gelegen ist — und w eithin an der ändern Seite des Flusses, ist das Land flach und der E rdboden sandig und erhebt sich erst wieder nach und nach jenseits des rechten Ufers des Flusses. D ie K ulturm erkm ale be­ finden sich auf dem Erd ås am linken Ufer des Flusses und sta m ­ m en aus sehr verschiedenen Zeiten. A m w eitesten nach O. hin ist eine alte H eidenburg, am w eitesten in der B ucht zahlreiche Spuren einer bolgarischen Stadt, und das G ebiet oberhalb des Dorfes ist die Stelle, wo eine alte B egräbnisstätte gelegen hatte. D ort sind sehr oft Skelette ohne Sachen angetroffen worden, aber auf der Erde findet m an K nochen in Menge sowie Tongefässcherben, die einen verhältnism ässig späten Eindruck m achen. D ie Gräber sind gew öhnlich niedrige, 20— 30 cm hohe und sehr breite Kurgane. Ich zähle jedenfalls einen Teil der an dieser B egräbnisstätte gem achten Funde zur Bronzezeit, Funde welche der verstorbene L i h a t s c h e w hier ausgegraben hat, über die jedoch keine schrift­ lichen N otizen bew ahrt sind 1). D ie von ihm gesam m elten Ge­ räte befinden sich im M useum zu Kasan; nach A ngabe des Mu­ seum svorstehers, K rotow, ist aus dem M useum sarchiv nichts näheres über dieselben zu erfahren. Im Dorfe M aklaschejew ka selbst erzählten die Bauern, dass L ihatschew seine A usgrabungen

x) vergl. jed och das folgen de Stü ck .

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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auf dem A bhange des v o n der letzterw ähnten Landzunge in gerader Linie ca. V 2 km SSE entfernt gelegenen, mehrfach erwähnten Ås angestellt hatte. A uf diesem Platz w uchs jetzt dichter Roggen, weshalb m an augenblicklich keine U ntersuchungen anstellen konnte. N ach Angabe der Bauern waren auch hier früher solche niedrige, runde Kurgane aus w eicher Erde wie die oben beschrie­ benen gewesen. A uf der zw eiten Versam m lung der russischen archäologischen G esellschaften in Petersburg hat L i h a t s c h e w über die A ltertüm er des ehem aligen Gross-Bulgarien berichtet. In dem von der Ver­ sam m lung herausgegebenen A tlas A bteil. II, Tafel V III Fig. 9. be­ findet sich eine A bbildung eines alten Tongefässes, auf welches S p i t z y n m eine A ufm erksam keit lenkte. D as Gefäss ist aus grau­ em Ton, schlecht gebrannt und augenscheinlich m it der Hand her­ gestellt. Der Boden ist eben m it gerundeten Ecken, die H öhe des Gefässes beträgt 3 Versch., die Breite an der M ündung ebenfalls drei und in der M itte 4 Versch. V on Ornam enten befinden sich nur am obern R ande 2 paralelle Zickzacklinien, die in der A bbil­ dung undeutlich sind. Nach Angabe Spitzyns soll dasselbe gerade von dem B egräbnisplatze in M aklaschejewka stam m en. Im T ext zur der A bbildung gibt Lihatschew keinen Fundort an, sagt aber, dass das Gefäss zufällig in einem Grabe zusam m en m it einer unver­ brannten Leiche gefunden worden sei. Die letztere hatte auf dem Boden ausgestreckt gelegen, das G esicht nach O sten gekehrt, das T ongefäss an der K opfseite. Andere Funde w urden nicht gem acht. In der Schale hatten Getreidekörnen gelegen, ganz wie in den von W ysotzki gefundenen steinzeitlichen Grabgefässen. D ie A ngabe S p i t z y n s , dass dieses Gefäss aus M aklaschejewka stam m e, ist w ahrscheinlich zuverlässig. Dieser Fund ist jedoch ein zufälliger gew esen und später in Lihatschew s Hände geraten (1. c. S. 29). Lihatschew s eigene dortige Ausgrabungen haben Tongefässe anderer A rt und auch M etallgegenstände zu Tage gefördert. S t u c k e n b e r g h at in den Isw estija 4901, einige dieser Gegen­ stände veröffentlicht. (Tafel IV, Abb. 17, 19 und 20). D ie beiden ersteren sind flache, blattartige Pfeil-oder Lanzenspitzen; die Länge beträgt 12 und 10 cm, die grösste Breite 2 cm. N:o 20 ist ein Spiral­ schm uck, dessen E nden nach innen und gegeneinander gebogen sind.

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Im M useum der U niversität zu K asan (Vtr 7 (grosse N:o) 24 (kleine N:o) b efin det sich das F undinventar des M aklaschejewker Gräberfeldes. 17 Tongefässe, 4 H ängeschm ucksachen, w ie Stucken­ berg 1. c. IV: 20, die von Stuckenberg abgebildeten 2 K lingen, B ruchstücke v o n kleinen Bronzespiralen und Stangen sow ie 5 B ronzeplatten und gehauene Feuersteinsplitter, sow ie einige K nochenperlen. In dem erw ähnten M useum sind die übrigen Sachen m it A usnahm e der Tongefässe, auf K artons befestigt. Später ist ein Teil der Sachen abgefallen und w ahrscheinlich ver­ loren gegangen, aber auf einer von Dr. A. 0 . H e i k e l im Jahre 1893 aufgenom m enen Photographie kann m an sehen w as für Ge­ genstände es gew esen sind. N ach Heikels N otizen (N otes 1893 S. 80 H ist. Mus.) waren da 6 Knochenperlen, 1 dreieckige P latte, eine Menge R andbeschläge oder Ringe, an denen unter ein Stück von einem R iem en sass, und 7 Feuersteinsplitter. E s ist zw eifel­ haft, ob säm tliche Geräte gleichen A lter sind, um so mehr, als M aklaschejewka während so verschiedenen Perioden bew ohnt gew esen ist. — E s dürfte jedenfalls mehrere Gräber gegeben haben, denn auf den K artons des M useum sind die G egenstände nach Leichen geordnet. A uf der einen Bronzeklinge steh t geschrieben N:o 14, auf der anderen C K e j i e r t N :o 4 . A uf den Tongefässen be­ finden sich ebenfalls Num m ern, die sich vielleicht auf Gräben oder L eichen beziehen. D ie m eisten Tongefässe sind kleine blu­ m entopfähnliche Becher und m eistens unverziert. W elche von diesen Tongefässen der ältesten Periode angehören, lässt sich noch nicht sagen. E in Teil der übrigen von der M aklaschejewkaer Begräbniss­ tä tte stam m enden G egenstände ist ebenso unsicher w ie die m eisten Tongefässe. D ass wir G egenstände des M aklaschejewkaer B egräbnisplatzes hier zur Sprache gebracht haben, dass wir sie w enigstens zum Teil als rein bronzezeitlich und noch dazu als dem A nfang dieser Peri­ ode angehörend betrachten, beruht auf den zwei dort geborgenen flachen D olchklingen. D ieselben sind flach und gleichm ässig dick, zw eischneidig, am R ande schm äler werdend, einen eigentüm lichen B ogen bildend und ohne Löcher im Schaft. D iese E igenschaften sind typ isch für die Gruppe, die wir im folgenden behan­ deln und deren chronologische Stellung entschieden Bronze- und

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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kupferzeitlich ist. A uch in M aklaschejew ka können dieselben nicht späteren D atu m s sein; gleichalterig m it ihnen können von den anderen G egenständen der B egräb n isstätte einige der T onge­ fässe und die B ronzespiralscheiben sein.

II. B ronzeklingen v o n der A rt deren aus M aklaschejewka (Abb. 62 — 4) kenne ich folgende: A u s dem Europäischen R ussland: 1— 4 A u s Zentralrussland: 1 Galitsch: ein Messer, an dem ein M etallgriff m it Tierkopf ist. 2— 3 Gouv. R jäsan am U fer der Oka: der Dubrowitscher Fund, w o nach A ngabe 2 bronzene blattähnliche D olchm esser x) gefunden sein sollen. 4 Gouv. Orel, K reis R rjan sk: der steinzeitliche W ohn­ platz bei D jadkow itschi, v o n wo ein flaches, blattförm iges B ronze­ m esser vorhanden ist. (Literatur vergl. oben S. 51). 5— 95 A u s Ostrussland. 5 — 8 Gouv. Vjatka: 1 Stück aus dem Kreis Jaransk, W olost Koban im Mus. d. U n iv. zu Kasan. Kr. Jelabuga aus A nanjina 1 Stück und Kr. Sloboda 2 Stück. 9 — 87 G ouv. Kasan: Kr. Tscheboksarv 1 St., Kr. Svijazk 18 Stück, Kr. T etjuschi 10 Stück, Kr. L aischew 7 Stück, Kr. Spassk 5 Stück, Kr. M am adysch 6 Stück, Kr. Tsiw iljsk 16 Stück. Ohne nähere A ngabe der Fundum stände noch 15 Stück. G ouv. K asan im ganzen 79 Stück. 8 8 — 95 Gouv. Sim birsk, G ouv. Sam ara, G ouv. Saratow , Gouv. U fa, G ouv. Jekaterinenburg— insbesam t 8 Stück. G ouv. Charkow, am unteren L auf des Don, in den A usgrabungen von Brandenburg und Gorodzow, mehrere. G ouv. W oronez, G ouv. Jekaterinoslav, mehrere. A us Südrussland 109 Stück. A u s Sibirien, inbesamt 3 Stück. 0 I’opo;ui,OBh, M a T e p i a n b i ;i:tH p. Oku. S. 108— 9.

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Z. d. Finn. Alt. Ges. XXV: 1.

W ie aus dem V erzeichnis ersichtlich, ist die V erbreitung des T ypu s »auf ural-altaiischem Gebiet» vollkom m en w estlich. V erein­ zelte G egenstände haben sich in die Gegend von M inussinsk ver­ irrt, aber das eigentliche Zentrum befindet sich zw eifelsohne in den nördlich v om Schw arzen Meere gelegenen G ouvernem ents. V on hier ist, w ie bereits im vorhergehenden K apitel erw ähnt wurde, eine m ächtige K ulturw elle nach dem unteren L auf der W olga und in die G egenden v o n K asan, am ehesten die Oka en t­ lang ausgegangen. E inzelne G egenstände sind dann auch w eiter w eg geraten, obgleich in geringer Anzahl. D ie je tz t in Rede stehende Gruppe ist allgem ein vertreten in den südrussischen Gräbern aus der K upferzeit, w o er das vor­ herrschende Gerät ist. Er wird am häufigsten in Ockergräbern und in Hockergräbern angetroffen (z. B. /JpeBHOCTH F ep . CKHeifi II, Taf. X X II: 5; S. 40, 41). Führen wir einige B ei­ spiele an. A us dem Kreise M ariupolsk liegt ein Grabfund vor, der in den A rbeiten Bd. III, Taf. 1 des M oskauer Kongresses abgebildet ist. D azu gehören: eine flache D olchklinge, eine krum m e, stein ­ erne A x t m it Schaftloch und eine runde, m it einem W ulst verse­ hene Steinkugel. B ei den A usgrabungen Gorodzows im Kreise Isjum sk sind m ehrere flache D olchklingen gefunden worden. A us den K ata­ kom bengräbern gib t es u. a. ungestielte, augenscheinlich geschm ie­ dete Kupfer klingen, m it einem W ulst versehene, runde M armor­ kugeln und Gussform en ia irpyTHKOBt Aber auch gestielten K lingen b egegn et m an. E ine solche ist m it einigen S teingegen­ stän d en zusam m en gefunden worden, die wir w eiter unter (S. 133 — 4) kennen lernen werden (UniOMCKiH y . Taf. X I). Im Kreise Sodosk im G ouv. W oronez sind bei Skornakow sk drei niedrige K urgane untersucht worden. Der zw eite Kurgan en th ielt folgende Funde: x) eine bronzene, blattförm ige D olch­ klinge m it Stiel, 5 gezähnte Pfeilspitzen aus Feuerstein, ein R enntierhorn, einen spiralförm igen K nochenzylinder und eine viereckige B ronzestange. A us dem selben G ouvernem ent ist in das H istorische M useum v o n M oskau ebenfalls ein Fund aus 0 K ata lo g v. J. 1893 des M oskauer H ist. M useum s, S. 47.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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dem Kreise Novohonersk, Dorf Mazurk gelangt: derselbe enthält 3 D olchklingen, eine Speerspitze m it geöffneter Tülle, 2 runde Mar­ m orkugeln ohne W ulst, ein K nochenstück und eine m it K am m ­ ornam enten versehene Tongefässscherbe. A us dem Dorfe Norka im Kreise Balaschow im Gouv. Saratow befinden sich in dem selben M useum die A usgrabungen Spitzyns Sie bestehen aus folgenden Gegenständen: eine flache Dolchklinge ohne Stiel, eine viereckige Bronzenadel, K nochenperlen und 13 Knochenzylinder. In dem selben M useum sind auch die Funde aus dem Dorfe Lebazja, näm lich eine sehr hübsche kleine Pfeil­ spitze, 2 steinerne Schleifsteine, 2 flache, blattförm ige Bronze­ klingen und ein ovaler, geschliffener rötlicher Stein. Man könnte noch w eit mehr Beispiele aus vielen der südlichen G ouvernem ents anführen. A llen ist gem einsam , dass sie dem B eginn der M etallzeit angehören w ie die Grabformen und die G egenstände selbst dartun, und besonders der U m stand, dass ne­ ben den M etallgegenständen noch so reichlich steinerne Geräte Vorkommen. E tw as w eiter vorgeschritten scheinen die Gräber in K uban zu sein, aus denen flache D olchklingen vorliegen. Von ihnen ist schon früher die Rede gew esen im Zusam m enhang m it dem K urgan T zarevskaja und dem M aikoper Kurgan sowie vielen v o n Prof. W eselow ski untersuchten Gräbern aus Kubaner G ebiet, w o schon verschiedenartige M etallgegenstände angetroffen worden sind, die aber doch w enigstens teilw eise älter als die süd­ russischen Ockergräber sind, w ie besonders der Kurgan von Maikop zeigt. Im oberen Teile des K urgans, über einem reichen Bodengrabe, war näm lich ein Sekundärgrab, worin sich eine Leiche in roter Erde befand, und als G rabinventar eine flache D olchklinge, gefunden würde. Im K aukasus selbst ging w ahrscheinlich die E n t­ w ickelung rascher vor sich, aber der K aukasus war auch den alten M etall- und K ulturländern v iel näher und wurde der K ultur der­ selben schon früh teilh aftig. D ie nähere Erörterung dieser Frage gehört erst in das letzte K apitel dieses Buches. D a die gegenseitigen B eziehungen zw ischen dem K aukasus und den südlich v o n ihm gelegenen Ländern während der früheren Me­ tallzeit vielseitig gew esen sind, ist es nicht zu verwundern, dass flache D olchklingen in grösser Menge südlicher angetroffen werden, In Süd- und W estpersien sind deren in grösser A nzahl z. B. in den

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Z. d. Finn. Alt. Ges. X X V : I.

früheren A blagerungen ’) v o n Susa angetroffen worden und auch in nördicher gelegenen G egenden sind dieselben keinesw egs unbe­ kannt. M o r g a n 2) schildert eine solche aus A khtala in Arm enien und beschreibt einen Grabfund, zu dem 2 kleine Tongefässe m it einer Ose, ein niedriger Tongefäss und eine flache D olchklinge an deren Schaft ein Loch zur A ufnahm e eines Bronzerings ist, gehören. Der letzterw äh nte Zug — ein Loch im Schaft — ist bei dem T yp in O strussland sehr ungew öhnlich. 3) Im allgem einen entbehren diese Dolche näm lich jedes direkten H in­ kSaus 316 4 . A bb. 63. i/3 weises darauf, w ie sie am Schaft b efestigt gew esen sind. Der Griff wird allm ählich schm äler und er ist regelm ässig ebenso flach w ie die Klinge selbst. D ie Stärke w ech selt i/r zw ischen 2— 5 m m . D ie K linge selb st ist im m er zw eishneidig. Der Griff ist nicht im m er ebenm ässig breit oder nach und nach schm äler w er­ dend sondern oft befinden sich nach jeder Seite hin hervortretende Stielgebilde die bereits in der K up­ ferzeit Vorkommen. (Abb. 62). Im Vorbeigehen wurde bereits oben die H erstellungsart dieser S au ss 4244. A bb. 62. 2/3. A bb. 64. flachen K lingen berührt. G o r o d z o w , der solche bei seinen am U fer des B a ch m u t-F lu sses angestellten U ntersuchungen in grösser M enge angetroffen hat, nim m t an, dass dieselben in letzter H and 1) M organ, M ém oires de la D éleg. en P erse V II F. 185. 2) Le Caucase I, F ig. 1— 4. 3) Coll. S au ssailow , 1390: aus F ed jajew o im Kr. S vijazk , 1338 aus K iljdurasow o, Kr. T etju sch i, 1479 aus K urbaschi, Kr. T etju sch i.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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geschm iedet w orden sind. In vielen Gräbern, w o solche D olch­ klingen vorgefunden w urden, w urden näm lich auch kleine Sand­ steine angetroffen, zw eiseitig und m it stum pfen E nden, deren eine F lachseite hoch k o n vex, die andere degegen ganz flach ist und eine querüber laufende niedrige Furche oder Rille zeigt. G. hält diese G egenstände für G ussform en, in denen runde Stäbe gegossen wur­ den, aus denen dann durch Schm ieden flache K lingen geform t wurden. Ohne m ich über diese Theorie näher äussern zu w ollen, w as unm öglich ist, ohne die G egenstände alle studiert zu haben, will ich nur erwähnen, dass derartige ähnliche G ussform en, »halbeiföm ig, m it einer Rille in der Längsachse», die einige Forscher ge­ neigt sind, als Schleifsteine zu betrachten, vielfach auch ander­ w eitig angetroffen w orden sind, u. a. in Troja und Siebenbürgen, w o dieselben der s. g B andkeram ikzeit angehören, M onsheim , W orm s, Spanien etc. ( D ö r p f e l o , Troja S. 3 8 8 . ) A us Dänem ark können wir zwei solche »glattere» (Müller, Ordning etc. I: 196) erwähnen. Solche Steine sind auch im Kreise K uban z. B. in einem Kurgan, der 3 , 2 0 m. hoch war, und auf dessen B oden sich 2 Gräber befan den, angetroffen worden: in dem einen ein Hocker im Ockergrab, in dem anderen ein H ohlm eissei aus K upfer und ein Schleifstein; etw as w eiter oben befand sich ein Grab, in dem eine flache D olch­ klinge aus K upfer und ein solcher eiförm iger Stein lag. W ie es sich auch m it der Sache verhalten m ag, alle diese D olch­ klingen sind jedenfalls nicht geschm iedet, sondern augenschein­ lich gegossen. D ies ist jedenfalls m it den g estielten der Fall. A n und für sich ist es durchaus nicht unm öglich, dass m an, was einige v o n den ältesten K lingen anbelangt, das von G o r o o z o w erw ähte Verfahren angew endet hat, w ie sich nach dem A lter des T yp s schliessen läst. Gorodzow nim m t ausserdem an, dass der T yp einem steinernen nachgebildet sei, einer flachen F euerstein­ klinge die in jener Zeit sehr gew öhnlich war. >) G orodzow nennt den G egenstand Messer. E s wäre natürlich an und für sich unsicher ohne geschlossene Funde zu bestim m en,

1)

I ’o p o a u o i n . ,

B a x M y T C K iii y . S . 2 0 .

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV: I.

ob die G egenstände Messer und D olche oder vielleicht L anzenklin­ gen sind, aber G orodzow hat Gräber aufgedeckt, in denen die L eiche noch vorhanden war und die G eräte in den Stellungen lagen die sie vom A nfang an eingenom m en hatten . In solchen Fällen befand sich die flache K linge im m er auf der linken Seite der Leiche x), an der Stelle w o auch das Messer liegen m üsste. D ie G egenstände sind daher Messer oder vielleicht eher D olche, da sie zw ei­ schneidig sind. Ich für m einen Teil trete v o ll­ kom m en der A nsicht des russischen A rchäolo­ gen bei, 2) um so mehr, da im U ralischen Ge­ biete alle anderen Messer und D olche fehlen, die in altaiischem G ebiet allgem ein anzutreffen sind. W ir sehen m ithin, dass die flachen K lingen in Südrussland während der K upferzeit sehr häufig sind, wo sie fast die ältesten gefundenen M etallgegenstände darstellen, in K aukasien je­ doch zusam m en m it anderen schweren Bronzen. W ie verh ält es sich m it den G ebieten O struss­ lands, denen unsere U ntersuchung zunächst gilt? D ie Form ist ja auch dort sehr häufig. Leider sind die dort angetroffenen flachen D olchklingen zum grössten Teil E inzelfunde, m it denen m an nicht w eit kom m t. E inzelfund sind ganze 77 der 79 K lingen aus dem G ouv. K a­ san und auch viele aus anderen Gegenden. EiSau ss. 2254. njge im m erhin relative chronologische B estim ­ m ungen lassen die unsicheren D ubrow itscher K lingen bei B jäsan zu, die an steinzeitlichen W o h n p lätzen ange­ troffen sein dürften, denn alle übrigen Geräte von dort sind aus der S tein -o d er K upferzeit. Ebenso verhält es sich m it dem Funde aus dem Kreise B rjansk, der in B ezug auf die Zeit dem Fatjanow -

!) ropoO TO Bt, BaxMyTCKiü y.; auch HaiOMCKiii, S . 23. 2) A ls B ew eis für diese A n sich t kann der G egen stan d , Sau ss. 2254, d ien en , (aus B ak artsch i, Kr. T etju sch i), w eil derselbe einen M etallgriff h a t (A b b. 65) V gl. auch H am pel, A. B ronzek or III: C X X V I.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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schen gleich zustellen ist, aber Brjansk ist nicht m ehr O struss­ land. D asselbe kann m an vielleich t von dem Galitscher Schatz behaupten, in dem sich der flache D olch m it dem D rachenkopf­ sch aft befand. D ie flache D olchklinge ist ein derart allgem einer und verbreite­ ter T yp, dass er sehr gut lange fortgelebt habenkann, dass lässt sich nicht leugnen. D ennoch scheint sie bereits um die M itte der B ronzezeit aus dem allgem einen Gebrauch zu verschw inden. A b­ gesehen davon, dass sie nicht in Sujew skoje und auch nicht in A nanjina vorkom m t — das einzige E xem plar dieser A rt von dort ist unsicher und gehört, falls es ananjinisch ist, zur steinzeitlichen K ultur dieses Gräberfeldes — wird sie an den späteren kaukasischen B egräbnisplätzen verm isst; flache breitschäftige D olchklingen ohne Loch trifft m an in denselben nicht an. W ahrscheinlich haben dieselben auch in K am a-W olga-G ebiete dam als schon anderen Form en w eichen m üssen. E s gibt einen Ort in O strussland, v o n wo ein geschlossener Fund m it flacher K linge vorhanden ist. Derselbe liegt im G ouv. W jatka, Kreis Sloboda. Zum Funde (vergl. S. 113) gehört eine G alitscher A x t, eine flache D olchklinge nebst anderen G egenständen. U nter den letz­ teren ist eine flache, keilförm ige F lach axt bem erkenswert, w elchen T yp ich je tz t behandeln werde. W ir w ollen erwähnen, dass der­ selbe zur A nfangsperiode der B ronzezeit gehört. D orthin gehört auch die B ronzeaxt des Fundes vom T yp A: A lso auch das flache Dolchm esser.

III. E s wird im allgem einen behau ptet, dass es in der »ural-altaiischen bronzezeitlichen Gruppe» keine Sch aftcelte (Palstäbe) gebe. D iese B ehau ptun g ist jedoch ebenso falsch w ie so m anche andere diesen K ulturkreis betreffende. D ie A b sa tzäxte im O sten sind allerdings nicht dieselben w ie in W esteuropa, w o ihre E ntw ickelung

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Z. d. Pinn. Alt. G es. XXV: 1.

eine sehr vielseitige gew esen ist. In O steuropa w ie auch im O rien t1) verändern sie sich nicht besonders. D ie allgem eine Grundform is t f l a c h , k e i l f ö r m i g , obgleich sie später an den Seiten

V Sauss. 1348. A bb. 66. 2/3.

S au ss. 4358. A b b. 67. 2/3.

k leine Zapfen erhält. A us den nördlichen oder östlichen T eilen des europäischen R usslands kenn t m an folgende F l a c h ä x t e : 1) E ine flache, dünne, gleichm ässig dicke, ziem lich kurze F la ch a x t aus Kreis B uzuluk im G ouv. Sam ara. Derselbe befindet sich im H istorischen M useum zu M oskau.

x) M ontelius, D ie ty p o lo g isch e M ethode.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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2) Eine flache, gelbfarbige, keilförm ige, gleihm ässig dicke vier­ seitige F lach axt, am B ahnende gerundet, am oberen E nde ver­ jüngt. 131 X 39 X 4 m m - Im Dorfe Frolowo, Kreis T etjuschi gefunden. Sauss. 952. (Abb. 6 8 ). 3) E ine F lachaxt, ganz w ie die vorhergende, aber am Bahnende zerbrochen. D ie Oberflächen etw as uneben. 106 X 32 X 4 m m . Im Dorfe Tschirki, Kreis Tetjuschi gefunden. Sauss. 4360. 4) E ine F lachaxt w ie die vorhergehenden. E bene Bahn. 139 X 3 6 X 5 m m . Gefunden im Kreis Spask. Sauss. Sam m l. 4358. (Abb. 67). 5) E ine F lachaxt, ganz w ie die vorhergende, aber die Bänder gerundet. 1 3 1 X 3 9 X 5 m m . Im Dorf A ljkejew o Kreis Spask, geborgen. Saus. 4359. 6 ) E ine F lachaxt w ie N:o 4, aber sehr dünn. 128 X 3 6 X 4 m m . Mus. d. U niv. zu Kasan, alter K t. 1026. D ürfte dieselbe sein, die bei Stuckenberg T afel 1 :8 , abgebildet ist, obgleich dort ein anderer F undort ange­ geben ist. In Biljarsk, Kreis T schistopol gefunden. 7) E ine F lachaxt w ie die vorhergehende Num m er. 1 1 0 X 3 1 . G eologisches K ab in ett der U n iv. zu Kasan, k J \ A bgeb. b. Stuckenberg 1. c. III: 9. G efunden im Dorf r A ljm enow o Kreis T scheboksary '), P atina braun. Sauss 952 8 ) E ine flache, am B ahnende gehäm m erte, dicke Abb. 68 . Vs. A x t m it ausgeschw eifter Schneide. 9 5 X 4 8 X 7 - Ge­ funden im Dorf Surinskoje, Kreis T siviljsk. Saus. Sam m l. 1348. (Abb. 6 6 ). N ach A ngabe m it 1346— 55 der Saussailow schen Sam m l. zusam m en gefunden. D iese A ngabe kann nicht richtig sein, denn die ändern G egenstände sind v iel späteren D atum s, und die - P atin a derselben ist eine ganz andere. 9) Eine F lachaxt wie N:o 2. Grüne P atina. 1 3 0 X 3 4 '/s X 5 m m . Ohne nähere A ngabe der Fundum stände. Sauss. Sam m l. 1492. 10— 11) 2 F lachäxte, die eine dünn, keilförm ig, m it einem Loch am oberen E nde, die andere an der Schneide verjüngt, nicht gleichm ässig dick. H ist. Mus. v. M oskau. B eschrieben in M aTepiajm i n o A p x . B o c t . r y 6 . P o c c iii I: 3 3 . A us dem Dorfe K orschunowa 0 A ls am dem selben O rte gefund en kann auch erw äh nt w erd en 1. c. I: 8, aber w ie g esa g t N u m m er 6 oben dürfte d ies auf ein em Irrtum beruhen, (vergh 1. c. 8. 195). N ach m einen N o tiz en b efand en sich im M useum nur 2 F lach äxte.

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV : 1.

im Kreise Sloboda, G ouvt. W jatka. Gefunden im L ehm boden am U fer des F lusses H alu n itza zusam m en m it 2 dünnen Messern, einem 4 facettierten W urfspeer und einer m it Tülle versehenen L anzenspitze. (H ist. Mus. zu M oskau). D iesem Fund gehörte v ielleich t auch eine kupferne S chaftlochaxt von unserem T yp A; der F und, zu dem auch »einige G egenstände m it Verzierungen» gehörten geriet in die H ände des L aboranten der Fabrik, der später den P latz untersuchte und einen zwei A rschin tiefen G raben grub, jedoch ohne R esultat, ebenso w ie S pitzyn, der im Jahre 1887 am P latz w eitergeführte Grabungen anstellte. 12) A n dieser Stelle können wir eines G egenstandes E rw äh­ nung tun, der allerdings nicht von ganz dem selben T yp w ie die vorhergehenden ist, aber doch am besten in diesem Zusam m en­ h ang zu behandeln sein dürfte. E s ist ein schm aler Bronzem eissei m it m eisseiartiger Schneide und eckig rundem Schaft. D ie Masse sind 1 6 4 X 1 7 X 6 Va mm. D ie G esam tzahl dieser F lach äxte von dem untersuchten G ebiete beträgt daher 12 und dies ist durchaus keine so geringe A nzahl im Vergleich m it dem übrigen Fundm aterial. Aber in unserem Ge­ b iet gibt es noch andere A rten von Schaftcelten, deren Verbrei­ tu n g wir noch zur Sprache bringen werden. Ich verstehe hier unter Schaftcelten im allgem einen Ä x te, de­ ren oberer Teil des Schaftes w egen nicht tüllenförm ig gem acht w orden ist, der untere oder Schneidenteil m ag noch so verschieden sein. Schaftcelte nenne ich daher auch die folgende Gruppe, die ihre eigene, besondere U nterabteilung bildet, die der bronzenen m assiven M eissei m it konkaver Schneide. Im europäischen R uss­ land gibt es deren sow eit mir bekannt, drei. 1) E in H ohlm eissei, V orderseite schm al, Schneide flach, Rücken eckig, D urchshnitt des Schaftes verjüngt vierseitig. D as B ahnende ist eben. Masse 1 1 7 X 3 1 X 2 2 7 2 m m . Gefunden im Dorfe Tschirki, K reise T etjuschi. Saus. 745. (Abb. 69). 2) E in H ohlm eissel, nach der Schneide zu breiter werdend, die Vorderseite ist eben, der R ücken eckig. Im Profil bildet der R ücken in der M itte einen Höcker, der nach der Schneide und dem R ande zu abnim m t. Der D u rch schnittt des Schaftteiles viereckig, B ahnende gehäm m ert. R otes Kupfer. Masse 1 2 6 X 4 4 X 3 0 mm.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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Gefunden in Burm an, Kreis Tsarew okokschaisk. Sauss. 1489. (Abb. 70). 3) Nach A spelins N otizen vom Jahre 1889 befand sich im Mu­ seum von N iznij-N ow gorod eine im Dorf Tschuw alo, im Kreise

Sergatsch, G ouvt. Niznij N owgorod gefundener nach dem B ahn­ ende zu etw as verjüngter H ohlm eissei, die Vorderseite gerade, der R ücken k on v ex gebogen. Der G egenstand dürfte dann ver­ loren gegangen sein. W ir werden gleich sehen, wo wir A nalogien zu diesen seltsam en Form en finden.

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV : I.

A ber es gib t in der K am a-W olgaer Gruppe noch eine A rt A b ­ sa tzä x te, näm lich flache, gleichm ässig dicke, an deren Schm al­ seiten sich kleine Zapfen zur B efestigung des Schaftes befinden. D a derartige w estlichere analoge Form en ihrem bestim m baren A lter nach bedeutend späteren D atum s sind und wir auch im O sten zur S tü tze dieser A nsicht eine Menge auf spätere Zeit hinw ei­ sende chronologische A usgangspunkte haben, werde ich dieselben im dem zw eiten, der eigentlichen B ronzezeit in Ostrussland gew idm eten Teil m eines B uches behandeln. W ie bereits gesagt, sind von den im vorhergehenden behan­ d elten beiden Gruppen die flachen A b satzäxte keinesw egs eine nur für die in B ede stehende K ulturgruppe charakteristische Form , sondern dieselbe wird in einem sehr ausgedehnten G ebiet angetrof­ fen. So bem erken wir, dass F lachäxte nicht selten in den südlichen T eilen des jetzigen Kusslands angetroffen w orden sind, besonders im K a u k a s u s . Chantre *) sagt, dass es deren in den M useen v on T iflis und Moskau gebe, die in D aghestan, K abarda und A bchasien gefunden w orden sind. In den grossen K urgan-D olm en v on M aikop und auch von T zarewskaja, (Siehe S. 8 8 ) sind auch drei ganz ebensolche flache, gleichm ässig dicke, wenn auch etw as kürzere F lach äxte 2) angetroffen worden, und Sam okvassow bildet solche aus den G ebieten Terek und K uban ab. 3) D agegen haben wir solche nicht aus dem K obaner Gräberfelde und auch nicht von dem späteren, grossen B egräbnisstätten K aukasiens. 4) In S ü d r u s s l a n d gibt es deren besonders in dem G ouv. K iew in grösser Menge, (eine m it seitlichen Zapfen). D iese Funde sind in S pitzyns B ericht über das Gouv. K ijew 5) aufgezählt. Andere, ebenfalls in der N ähe von K iew (K anifbey, K anjew a, Teatraljnyi P loschad,) gem achte Funde hat Dr. A ppelgren-K ivalo in seinem N otizbuch über eine im Jahre 1892 unternom m ene russi­ sche Keise abgebildet. W eiter östlich, auf s i b i r i s c h e m G e b i e t ist der T yp sehr selten. Von dort ist mir nur eine F lachaxt die M a r t i n in sei-

*) Caucase I. PI. VI und S. 90 2) Ottott. 1898, Taf. II: 23, III: 35— 6 und 1897 S. 16. 3) Ka’r a jio n , Taf. I. 4) C hantre, 1. C.; M organ, Le Caucase I, yBapoßa, MaTepiajibi VIII u. a. 5) 3an n cK n H . P . A p x. 0 6 m . XI: 1— 2, S. 251.

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nem A tlas von M inussinsk (Abb. VII: 9) abgebildet hat, bekannt. D ieses E xem plar dürfte jedoch kein w estliches Im portstück sein und so einen Bew eis für V erbindungen zw ischen Zentralsibirien und Russland während der K upferzeit liefern, sondern vielm ehr von Süden hergekom m en sein. Der T yp hat sich nämlich nach I n d i e n (Gungeria) ]), P e r s i e n 2), I r a n u. s. w . verbrei­ te t. Er wird auch in S y r i e n 3), Z y p e r n und K l e i n ­ a s i e n angetroffen wo er sehr allgem ein in den untersten Schich­ ten Trojas 4) vorkom m t. A uch in Ä g y t e n sind F lachäxte durchaus nicht unbekannt. W as das übrige Europa — Russland nicht einbegriffen — anbelangt, so sehen wir den T yp der F lachäxte sich über ganz Europa verbreiten, hauptsächlich nach G r i e c h e n ­ l a n d (Termiä, M ykene Schachtgrab, 1 Va Stück aus B r o n z e ) U n g a r n , O b e r i t a l i e n 5), wo er in die Zeit der Terramare fällt, der S c h w e i z , B ö h m e n , D e u t s c h l a n d , S k a n ­ d i n a v i e n (selten) und den B r i t t i s c h e n I n s e l n , sogar bis nach P o r t u g a l ö). D iese F lachäxte s in i im Südosten am häufigsten, aber auch in E ngland und Irland durchaus keine Seltenheit. D ass diese A b satzäxte im Südosten und im Orient so häufig sind, beruht nach M ö n t é l i u s darauf, dass sie sich dort nicht w eiter entw ickelten, w ogegen sich in den w estlicheren Ge­ bieten werschiedene fortgeschrittene Form en aus den F lachäxten bildeten. Ihr erstes Erscheinen in Europa fällt in den B eginn der Me­ ta llzeit, denn sie sind treu e K opien von Steinaxtform en, doch so, dass m an die M etallgegenstände viel dünner als die steinernen m achen kann. Man kann getrost b ehaupten, dass die F lach äxte die frühesten M etallerzeugnisse eine jede in ihrem Lande sind, obgleich sie nicht gleichzeitig sein dürften. W ie lange sie in Ge­ hrauch gew esen sind, ist nähm lich schwer zu sagen. In Skandi­

*) Z. B. B ritish Mus. B ronzeage gu id e, P la te V II. 2) Z. B. D as B egräb n isp latz T epé-K azineh bei Susa. M organ, F ouilles de M ousien. Memoire? V III: S. 146. 3) Arch. f. A n throp. X X I S. 11. Fig. 3. 4) D er S ch a tz F riam os, in der zw eiten S tad t. 5) L issauer, l:e r B erich t d. Com m. f . prähist. T ypenk arten. Z.f . E th n o ­ logie 1904. S. 540. 8) Chantre, 1. c. I: S. 24— 5.

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Z. d. Finn. Alt. Ges. X X V : I.

navien J), in D eutschland und I ta lie n 2) sow ie auf den B rittischen Inseln gehören die F lachäxte der Kupfer- und früheren Bronze­ zeit an. 3) W as die A ltersverhältnisse des T yps im Orient anbelangt, geht derselbe auch dort zw eifelsohne bis zum A nfang der M etallzeit zurück z. B. auf Zypern, in Troja und in Ungarn. D ass der T ypus auch dort nicht lange gelebt hat, geht aus der T atsache hervor, dass er sich dort während der H allstatt-Z eit zu einer ändern entw ickelt, zu dem T yp der F lach äxte m it seitlichen Zapfen. A uch sind die A b sa tzä x te m it erhabenen Bändern im Orient nicht ganz unbe­ kannt. Es gib t solche nach C h a n t r e (I, S. 9 0 )3 im M useum zu Tiflis, gefunden in Urupi, Kreis K uban, und im B ritish M useum in L on­ don befindet sich ein sehr ty p isch es Exem plar, gefunden im Gouv. Kiew, von w o auch B o b r i n s k i einen solchen einzelnen Fund abbildet. 4) Obgleich es also entw ickeltere Form en der F lach äxte auch im O sten gibt, scheinen die einfachen F lachäxte jedenfalls dort e t­ w as länger als in den w estlichen und nördlichen G ebieten im G ebrauch gew esen zu sein, noch in derZeit der w eiter vorgeschritte­ nen und m assiven Bronzen. Dies wird besonders durch einen Fund b estätigt, der im Jahre 1888 auf der A kropolis in A then in der untersten Schicht gem acht wurde. Zum Funde gehören ein kurzes Schw ert, eine L anzenspitze m it langer Tülle, 11 D oppel­ ä x te m it o valen Löchern, 5 F lach äxte, ein Meissei, 2 Pflugeisen, 2 H äm m er, 1 A m boss, eine grobe Feile, 2 Messer, 3 kreisrunde Spiegel ohne Griff, eine Schale, alles von Bronze. 5) D iesen Fund verlegt M o n t e l i u s in die spätere H älfte der m ykenischen,

') T id sb estäm n in g inom bronsåldern. 2) V ergl. jedoch Sch lem m W örterbu ch , w o der Z eitp u n k t derart fe st­ g e ste llt wird: von der Ü b ergan gseit von der S te in z eit zur M etallzeit bis in die E isen zeit. 3) H ier g ib t es n ich t ein m al in der d ritten M onteliusschen P eriode (b egin n t ca. 1650 v. Chr) F lach äxte; alle sin d älter. (A rch aeologia 61 S. 130). 4) KypraHu öjihsb Cm+.jih I, Taf. VI: 1. 5) Im »M ånadsblad» 1. c. 60 w ar M ontelius D atieru ng: D er hier b eschrie­ bene F u n d — v o n der A k rop olis v o n A th en , d a tie rt aus dem 13. oder sp ä te s­ ten s 12:ten v orch ristlich en Jahrhu nd ert, also u n gefäh r aus der Z eit, in die die T radition den T rojanischen K rieg verlegt. (G ötze h ä lt denselben für älter).

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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Firnissvasenm alereien des dritten Stils, der nach ihm die Zeit 1,500— 1,300 um fasst. D ie zu diesem Funde gehörenden typischen F lachäxte zeigen, dass solche dam als noch im Gebrauch waren. W as S ü d r u s s l a n d anbelanget, haben wir einige Funde, die in chronologischer H insicht sichere S tützpunkte bieten. Dies sind zum Teil G ussform en m it N egativen für G egenstände ver­ schiedener A rt in einer Gussform, zum Teil geshlossene D epot­ funde. E ine Gussform aus G lim m erschiefer stam m t aus Troja 1), aus der zw eiten Schicht. Im G anzen gibt es aus Troja ca. 90 Gussforinen, von denen zwei auf 6 Seiten N egative haben, die auch aus derselben Steinart sind. Eine derselben bildet S c h l i e m a n n ab, und zwar befindet sich auf der einen S eite eine deutliche F lach axt­ form. 2) Derartige Form en, die auf jeder S eite N egative zum Giessen verschiedener G egenstände haben, sind auch aus Russland aus den G egenden des Schw arzen Meeres nicht unbekannt. Im Mu­ seum zu Odessa befindet sich ein Fund aus der Bronzezeit, der aus dem Dorfe Troitski in der G egend des T iligutflusses stam m t, m öglicherw eise einem Kurgan entnom m en ist, und zu diesem Funde gehören auch einige der in R ede stehenden Gussformen. Den Fund h at F. R. M a r t i n in einem Briefe beschrieben, der in den Verhandlungen der Berliner A uthropol. G esellschaft von 1898 (S. 144— 5) veröffentlicht ist. Der Fund um fasst: 3 Celte aus Bron­ ze m it einer Öse, der untere Teil von einem ebensolchen, der untere Teil e i n e r f l a c h e n B r o n z e a x t , deren Schneide nach den Seiten zu geschw eift ist, 11 ganze Sicheln und 10 Bruchstücke von solchen, eine steinerne doppelte Gussform für lange Celte auf der einen, für Speerspitzen auf der ändern Seite. D ie Speerspitze hat eine lange Tülle und schm ale Blätter; ein zw eites Gussform ­ paar aus Stein für Celte m it zwei Ösen, 2 Gussform en aus Stein für Sicheln und 22 B ronzeklum pen. — W ie m an sieht, stellt der Fund offenbar das Lager eines Giessers dar und es ist nicht unm öglich, dass alle oben erw ähnten G egenstände in der T at gleichaltig sind. Er ist in die M itte der B ronzezeit zu verlegen, nach den 0 Chron. d. B rzt. S. 173, und S ch liem an n Ilios S. 484 F ig. 601. 2) Ilios S. 482 F ig. 599.

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV : I.

Sicheln und den Celten m it 2 Ösen zu schliessen, am ehesten in die der H allstatt-Z eit vorangehende Periode. N ach der un­ deutlichen A bbildun g sind die F lach axtn egative in der Form den typischen F lach äxten ähnlich, sodass also der T yp der einfachen F lach ä x te dam als noch fortbestånd. — W ahrscheinlich haben die G egenstände, die A s p e l i n in seinem A tlas Fig. 3 6 7 — 7 1 abbildet, w enigstens zum Teil zu dem selben Funde gehört. F. 3 7 0 scheint derselbe zu sein wie M artins A bb. 8 in besagtem A ufsatz. Dagegen sind die G ussform en fig. 3 6 7 — 8 im A tlas A spelins w ahrscheinlich aus einem ändern Funde, gehören aber, was die Zeit anbelangt, augenscheinlich zur selben Kultur. In Südrussland scheint m an dam als die Gussw aarenindustrie in grossen M assstabe betrieben zu haben, denn einige Gussform en aus Südrussland sind auch im H ist. M useum zu Moskau und an­ derswo ausbew ahrt. ') ■Ich zögere nicht die F lach axt als einen in Südrussland recht heim ischen und v o n dort ins übrige R ussland verbreiteten T yp anzusehen. D ie Zeit ihres B estehens dürfte sp ätesten s die Koban e r Zeit sein, obgleich im Gräberfelde von K oban selbst weder solche, noch T ü llen äxte gefunden w orden sind. 2) 0 D iese w eisen N e g a tiv e von flach en P feilsp itzen . F la c h a x tte ile n und Celten m it 2 Ösen auf. D ieselb en sind im H ist. M useum u n ter N :o 11270 u n ­ tergeb rach t und im D orf K ard aschink a, G ouv. T auris, an den W asserläufen des D n iep r gefund en w orden und geh örten früher zur S am m lu n g von P . O. B u ratsch k ow . N :o 1 ist eine Form von der A rt w ie die von A sp elin 367 ab geb ild ete für lange T ü llen äxte, die andere h a t an b eiden S eiten N e g a tiv e für sü drussische C elte m it zw ei Ösen; zw ei G ussform en sin d für H ohlm eissel b e stim m t, 1 für eine N ad el m it K reuzring, und 1 für F la c h ä x te . E s sind 9 F orm en, die nähere Z usam m en geh örigkeit derselben ist n ich t sicher. E s g ib t auch G ussform en aus G ileja u n w e it der S ta d t A lesch k a, ebenfalls für F la ch ä x te. D er O rt lie g t in der N äh e des D orfes M alyja K opani, aber der F und kann m it dem ob en erw äh n ten id en tisch sein (vergl. G orodzow , B w t o n a« A p x eo jio riu , S. 280). D ie eine der F orm en soll für eine A b sa tz a x t b e stim m t g ew esen sein; und aus dem F lu sse T sch u ta in Cherson finden w ir eine G uss­ form für »Ä xte u n d Sicheln». (1. c.) 2) A u s K auk asien g ib t es jed och einen F u n d , der leider un sich er ist, aber doch für diesen chronologisch en S ch lu ss eine S tü tz e zu b ieten sch ein t. D er­ selbe wird im R u m ajan tzew sch en M useum (K at. 1905, N :o 3351— 57) au fb e­ w ah rt und h a t dem verstorb en en M useum sdirektor F ilim o n o w gehört. Er ist au f ein em K arton b e fe stig t und nach A n gab e des jetzig en V orstehers der

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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Jedenfalls sehen wir aus dem oben erw ähnten Funden, dass der T yp noch zur Zeit der T üllenäxte vorkom m t und also viel späteren D atum s ist als z. B. in England, (vgl. S. 118, N ote 3). Aus Südrussland gibt es jedoch einen geschlossenen Fund, der zw eifelsohne zeigt, dass dieselben schon viel früher a n f i n g e n hier vorzukom m en. E s ist dies der schon früher (S. 69) erw ähnte Fund aus dem Dorf Privoljnoje im G ouv. Stavropol, Kreis M edwezensk. D ort wurde näm lich ein D epot angetroffen, in dem sich 11 G egenstände befanden, w orunter 1 A x t von G alit­ scher Form , 5 F lach äxte, 4 H ohlm eissel aus Kupfer und 2 flache Pfeilspitzen. In diesem B’unde ist kein einziger G egenstand, der nicht aus dem A nfang der M etallzeit sein könnte aber gew iss solche (H ohlm eissel), die sicher der Gross-Kurgan-Zeit ange­ hören. W as die in O s t r u s s l a n d gefundenen kupfernen Flach­ ä xte anbelangt, ist m an natürlich nicht berechtigt aus der Mehr­ zahl derselben, die E inzelfunde sind und deren Fundum stände unnbekant sind, chronologische Schlüsse zu ziehen. D och be­ merkenswert ist es, dass die paar F lachäxte aus Ostrussland, über deren Fundorte nähere A ngaben vorliegen, aus der A nfangs­ periode der dortigen M etallzeit stam m en. In dieser H insicht ist vor allem der W o l o s s o w e r F u n d zu erwähnen. Die G egenstände aus diesem W ohnplatze und die Keram ik sind stein ­ zeitlich. D ie dort angetroffene F lach axt gehört zw eifelsohne der­ selben Zeit und K ultur an, da es von dem Ort keine späteren Funde gibt. Der A nfangsperiode der M etallzeit gehört auch der schon er­ w ähnte D epotfund aus dem Kreise Sloboda in W jatka an. A uch von diesem Fund, d. h. w as die G egenstände anbelangt, gilt das­ selbe w as eben über den Fund aus Stavropol gesagt wurde. Die L anzenspitze m it Tülle w iderlegt diese B ehauptung nicht, denn

vorh istorisch en A b teilu n g des M useum s, Herrn G. Gautier , ein D ep otfu n d aus K auk asien , obgleich eine sch riftlich e B e stä tig u n g hierfür n ich t vorligt. Zu dem selben gehören: 2 F la c h ä x te , 1 D olch, 2 sü drussische T ü llen äxte, t A x t der K obaner F orm , 3 Sicheln , 1 N a d el und 3 P feilsp itzen .

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Z. d. Finn. Alt. Ges. XXV : 1.

w enn auch die T üllenw affen zu A nfang der M etallzeit selten sind, so sind sie doch nicht unbekannt. ') N och ein U m stan d spricht dafür, dass die F lachäxte in W olgaK am a-G ebiet früh im Gebrauch waren, der näm lich, dass zahl­ reiche derartige S t e i n ä x te in dem G ebiete angetroffen worden sind. W ir können hier nicht die Frage erörtern, ob die vierseitigen Steinm eissei durchaus nach m etallenen Vorbildern hergestellt sind oder nicht. Ich erwähne je tz t nur einen Steinkeil, der den hier in Rede stehenden m etallenen vollkom m en gleich ist. E s ist ein A xtm eissel aus Feuerstein, länglich, schm al, m it ebener Bahn, vier­ seitig und gleichm ässig dick, durchw eg geschliffen. D ie Grösse ist die der m etallisch en F lachäxte: 9 3 X 3 7 X 1 2 m m . Er wurde im Kreis U rzum G ouv. W jatka, gefunden, und gehört zur Saussailow schen Sam m lung unter N um m er 972.

W ir haben nun die andere, bereits erw ähnte Schaftcelt-G ruppe zu untersuchen, näm lich die Ä x te m it konkaver Schneide aus rotem Kupfer. Aus dem Europäischen R ussland gab es deren drei, von denen die beiden noch vorhandenen aus den w estlichsten Kreisen des G ouv. K asan stam m en. Der verloren gegangene war noch w eiter w estlich gefunden worden. T rotz des A uftretens des T yp s im W esten des s. g. ural-altaiischen B ronzezeitgeb ietes können wir den T ypus nicht zu der w est­ lichen K ultur zählen. W enigstens kennt m an aus Zentral- und W est-E uropa vorläufig noch keine A nalogien dieser russischen E xem plare. Sonderbar genug kom m t der T yp u s w eit im Osten auf asiatischem G ebiet vor. Mir sind aus Asien 4 Stück bekannt. 1 ) Einer ist in A s p e l i n s A ntiquités 2 9 6 abgebildet. Derselbe wurde auf K irgisischem G ebiet gefunden und dürfte derselbe sein w ie N:o 3 5 9 5 im R um jantzew schen Museum. 2) Der zw eite befindet sich im M useum zu Tom sk, wo er im K atalog F ilim onow s die N um m er 1242 trägt. D ie F undum ­ stände sind nicht bekannt. 1) V ergl. 'z. B. den V alltu n a -F u n d aus U p p lan d in S k an d in avien , aus der ersten P eriod e.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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3) Der dritte befindet sich im H istorischen Museum zu M oskau, in dessen K atalog vom Jahre 1893 S. 348. N:o 395 er erwähnt wird. Er wurde in Turkestan, 28 W erst vom Vjärn, im Dorfe A leksejew ka an dem W assersystem des IliFlusses im Kreise Sem irjätschensk gefunden. Der G egenstand ist ganz von derselben Form w ie der in Burm an im Kr. T sarew okokschaisk geborgene. (Abb. 71). 4) Der vierte schliesslich befindet sich im A ntropologischen M useum der U niversität zu Moskau. Im Jahre 1908 wurde er in der m useum s V itrine N:o 8 8 aufbew art und stam m t nach A n ­ gabe des Professors A nutschin aus O stturkestan aus der U m gebung des Sees Issyk-K u l. Er ist aus rotem Kupfer, an der V orderseitete gerade, und hat unten eine leich t konkave Schneide. Masse 141 2 0 m m . D ie beiden zu letzt erw ähnten, die ich persönlich gesehen habe, m achen einen ganz gleichen Eindruck. Es ist unstreitig befrem dend, diese H ohlm eissel so w eit im Inneren A siens anzutreffen. D ie Vor­ geschichte Turkestans k enn t m an allerdings noch kaum etw as, aber gleichw ohl gibt es v o n dort einige Funde, die ganz unzw eifelhaft dartun, A leksejew ka, dass das Metall dort sehr lange im Gebrauch gewesen ist. *) O bgleich es also einleuchtet, dass in T urkestan schon früh eine blühende M etallkultur herrschte, ist es doch schwer zu entscheiden, in welchem V erhältnis gerade diese K ultur zur W olga-K am aer K ultur gestanden hat. D ie Form dieser G egenstände ist jedoch eine deratige, dass m an nicht m ehr im Zweifel darüber sein kann, dass dieselben m it einander zu tun gehabt haben. W ann h at diese W echselw irkung stattgefunden? A us welcher Periode stam m t der ganze Typ? R elativ b etrachtet gew iss aus der Ü bergangszeit von der S tein zeit zur Bronzezeit. D ie Form kom m t näm lich sehr

X

') F u n d e der K u p ferzeit aus T urkestan gieb t es beson ders auf dem A n th rop ologisch en M useum zu M oskau. D ieselb e habe ich doch n ich t G ele­ g e n h e it zu pu blizieren, w eil sie sp äter in R u ssla n d p u b liziert w erden.

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S au ss. 1606. A bb. 72. 2/3.

Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

häufig in Stein vor. Ob die steinerne oder die bronzene Form als G rundtyp der ganzen Gruppe anzusehen ist, bleibt noch unentschieden. Die Steinm eissei in Frage, sind von dreieckigem D urchschnitt. Dieser T yp ist im uralischen G ebiet sehr verbreitet, z. B. gerade im Gouv. K asan, v o n wo es viele E xem plare g i b t .J) (Abb. 72). In Sibirien kennt m an ihn nicht N atürlich könnte m an nun denken, dass eine solche Steinm eisseiform den A n stoss zur Schaffung unserer K upferm eissei gegeben hätte und dass der Ursprung der letzteren dem nach n icht asiatisch sei; es m ag so sein; doch m uss unerklärt bleiben, w ie sich die m etallischen Hohlm eissel in T urkestan und in dem G ouv. K asan ganz parallel w eiter entw ickeln könnten. In beiden G ebieten gibt es näm lich nicht nur ur­ sprüngliche, sondern auch höher entw ickelte kupferne H ohlm eissei von gleicher Form: auf dem R ücken m it einem K nie zur B efestigung des Schaftes. D a nun nicht nur die einfachen, sondern auch die höher entw ickelten Form en sow ohl in A sien als Europa vertreten sind, m üssen diese beiden Gruppen zw eifelsohne m it einander in Berührung gew esen sein. D ie wahr­ scheinlichste Erklärung ist dem nach die, dass die H eim at des T yp s in K lein A sien oder K au­ kasien zu suchen ist, von w o derselbe sich nach zwei R ichtungen hin verbreitet h ätte, nach T urkestan und nach K asan, w ohin es beidesm al ein gleich w eiter W eg ist. V orläufig ist jedoch der T yp w ie gesagt im

1) A u fm erk sam k eit verd ien en E ig en h eiten , w elch e ganz ähn lich sow ohl in den kupfernen ostru ssisch en als in den stein ern en M eissein sind: das g la tte B ah n en d e, die nach h in ten gesc h w e ifte S ch n eid e un d der krum m e R ü ck en . V ergl. die F orm en aus B u tm ir u n d K lakar (B u tm ir X V II: 27— 8 und W iss. M itt. B osn . X I , Taf. X II: 4— 5 etc.). Ist dies n ich t auch ein H in w eis darauf, dass das K ulturzentrum irgendw o in diesen Z w ischenländern gelegen hat?

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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K aukasus und in Klein A sien ganz fremd. Meine A nnahm e, dass derselbe jedoch ursprünglich zum K uban-Trojaer K ulturkreise ') gehörte, wird durch den U m stand bestätigt, dass er in Stein noch w eiter w estlich aber jedoch im Kreise Trojaer Kultur, auftritt. Analogien bietet besonders B o sn ie n 2), unter dessen bandkera­ m ischen Geräten der kurze H ohlm eissel m it [ dreieckigem D urchschnitt gew öhnlich ist. A uch anderwärts in Europa tritt derselbe hauptsächlich zur Zeit der Bandkeram ik auf. E s gibt im O sten noch andere M etallgegenstände als die jetzt er­ w ähnten, die unzw eifelhaft m it den steinernen in V erbindung zu bringen sind. Dies sind besondere kupferne Ä xte m it Schaftloch und Ä xthäm mer, Lanzenspitzen u. a. Über die Ä x te m it Schaftloch gaben wir bereits im K apitel über den G alitscher Schatz eine sum m a­ rische Ü bersicht. W ir können hier einige derselben näher untersuchen. Wir bem erkten schon oben, dass m an bei denselben vier verschiedene Gruppen unterscheiden kann, u. a. eine, bei welcher der D urchschnitt des den K um pf bildenden T eiles viersei­ tig ist (Typ. C.), und eine, bei der Sauss. 1448. derselbe oval oder rund, der Rücken A bb. 73. Va. aber gerade ist. Im Grossen gesehen sind diese T ypen gleichzeitig, aber trotzdem ist nicht zu leugnen, dass der erstgenante den ursprünglichsten Eindruck m acht. A us K urm yschew o ein Kreise T etjuschi gibt es, w ie w ir uns erinnern, in der Saussailow schen Sam m lung (N:o 1101) eine A x t aus roten Kupfer, keilförm ig. Ihr D urchschnitt ist vierseitig, und von ihren Schm alseiten h at die untere eine Furche, die obere einen niedrigen K am m . D ie Schneide ist etw as nach unter geschw eift. (Abb. 47). 0 Vgl. S. 207 ff. 2) V gl. die N o te auf der vorhergehend en Seite.

126

Z. d. Finn. Alt. Ges. X X V : 1.

Derartige K upferäxte sind sehr selten; doch trifft m an sie zahl­ reich z. B. in den Grosskurganen von K uban an, und auch in O st­ russland gibt es deren einige (vergl. oben,), aber in Stein kom m en deutliche analoge E xem plare sehr allgem ein vor. E s finden sich solche aus O strussland und auch aus anderen G egenden. Eine schwere steinerne A x t m it Schaftloch besitzt die Saussailow sche Sam m lung (1448) aus B y k o v k a im Kreise T etjuschi. D ieselbe ist ungew öhnlich sorgfältig gearbeitet, überall geschliffen und gross, 2 2 0 X 7 6 X 7 9 mm.; die Schneide ist etw as beschädigt. Der R um p­ fenteil dieser A x t ist vierseitig. D ie Schm alseiten sind sanft ge­ bogen, auf der R ückenseite läu ft ein K am m vom Loch nach der Schneide und dem B ahnende zu, und die untere Seite ist etw as k onkav geform t. D as Schaftloch ist gleichm ässig breit. (Abb. 73). D ie E igenschaften sind also im allgem einen dieselben wie bei der eben erw ähnten K upferaxt. Man kann andere ähnliche S tein äxte aus R ussland anführen. E ine solche (einen E inzelfund), bildet B o b r i n s k i aus der Gegend v o n Sm ela ab. ') A uch diese A x t ist gigantisch und ganz von der­ selben Form w ie die zuletzt von uns beschriebene. — In Südruss­ land kom m en diese Ä x te bisher nur in Ockergräbern vor. 2) D ie D atierung ist am ehesten in die Ü bergangszeit von der Stein- zur B ronzezeit zu verlegen; stellenw eise hat m an denselben viel später konstatieren können, z. B. in Thüringen, w o die steineren K eulenbeile der jüngeren B ronzezeit angehören. 3) *

*

*

A uch einige kupferne oder bronzene A xthäm m er sind in O st­ russland angetroffen worden. D ieselben sind entw eder Ä x te m it G reifenköpfen, s. g. P in egatyp en oder solche m it W ildschw eins­ köpfen, v o n denen es eine aus Jelabuga in W jatka gibt, oder auch andere gew öhnliche H am m eräxte. D ie Pinega Ä x te hat schon A s p e l i n zur A nanjina-Zeit (A lkeita S. 123) gezählt; diejenige aus !) KypraHM 6jih3i> OmIwif.i I: X V I. 4. 2) O t t o t t . A p x. Komm. 3a 1900 r. S . 99. V gl. auch A ilio, I. S. 41 ff. 3) V ergl. D ie v o r -u n d frühgesch. A lt. T hüringens. 1909 S. X X V I , X X X und Taf. X IV : 215.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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W jatka ist als a l t ]) b etrachtet w orden, aber, w ie ich später dar­ legen werde, sprechen viele U m stän de für eine spätere D atierung, weshalb ich dieselbe diesm al ganz beiseite lassen kann. Nur die letzte Gruppe, in der es nur einen einzigen sicheren 2) Fund aus Ostrussland giebt, kom m t also jetzt in B etracht. Der fragliche noch vorhandene A xtham m er h at die allgem eine Form der steinernen bootförm igen H am m eräxte. Der Fundort des G egenstands ist allerdings unbekannt, doch ist es kaum zu bezw eifeln, dass derselbe aus O strussland ist. Der H am ­ mer gehört zur Saussailow schen Sam m ­ lung unter N:o 2250. D as Loch ist oval, und an der inneren S eite befindet sich die typ isch e Erhöhung. D ie W affe ist etw as gebogen, die Schneide etw as nach innen geschw eift, das B ahnende geht in einen schm alen kurzen H am m er über. In allgem einen ist die A x t klein, unbe­ deutend und schw ach und m acht fast den Eindruck einer Zierwaffe. D ie P atin a ist braun. D ie A x t ist früher bei A i l i o , W ohnplatzfunde I f. 30, abgebildet. D ass sie der Periode zw ischen der Bronze- und S teinzeit angehört, geh t aus der Form hervor, die in Stein w ohlbekannt ist. Man nim m t an, dass die steinernen bootförm igen H am m eräxte z. B. in Finn° ^ OoLUbö. A60KJ. land westlicher H erkunft, zunächst östliche A b b. 74. Form en der skandinavischen steinzeitlichen Gruppe seien. Sowohl B r o g g e r als A i l i o haben sie in ihren U ntersuchungen behandelt. ] ) A ilio. E ine P rach tw affe au s der S te in z eit (H ist. Mus. Å bo.) 2) A ls unsicher is t jedoch ein A x th a m m er m itzu rech nen, den S p itz y n im M useum v o n N izn ij-N o w g o ro d gesehen h a t, der aber nun verloren g egan ­ gen ist. D erselbe w ar v ierseitig , am B ah n en en d e etw a s v erjü n g t, m it gerader B ahn und grossem L och. D er G egenstand ist zw eifelsohn e sehr a lt gew esen . V ergleich u n gsp u n k te erh alten w ir aus dem In v en ta r der K u p ferzeit aus U n ­ garn. A u s R u sslan d se lb st g ib t es, so w eit m ir b ek an n t, nur ein an aloges E xem p lar, bei K ijew gefund en und im M useum des K losters B ratsk zu K ijew aufb ew ahrt (von Hj. A p p elgren -K ivalo freu n d lich st m itg ete ilt).

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV : I.

N ach M o n t e l i u s nim m t m an an, dass der T ypus in U ngarn und den D onauländern heim isch sei, wo er zuerst in Kupfer entstanden und in Skandinavien in Stein nachgebildet worden sein soll. In chronologischer H insicht sind die heutigen skandinavischen Archäo­ logen geneigt, dieselben zur Zeit der s. g. Ganggräber, zum Teil auch zu der der Steink isten der skandinavischen S teinzeit, zu zählen. Man trifft sie jedoch auch aus Einzelgräbern. In einen E inzelgrabe ist im Jahre 1906 auf Öland ein Fund gem ach t w or­ den, den T. J. A r n e in Fornvännen 1909 S. 99— 108 veröffen t­ lich t hat. »In einer Kiesgrube, oben auf dem Erdrücken, der sich längs der w estlichen L andburg auf dem Grund und B oden von Bårby im Kirchspiel M örbylånga hinzieht, wurde ein M enschen­ gerippe nebst einer bootförm igen S tein axt m it W ulst, aber ohne E ndknauf gefunden». D ie Leiche lag 1 m tief. D ie betreffende A x t scheint v o n ganz derselben A rt gew esen zu sein w ie die hier abgebildete bronzene. (1. c. S. 101— 102). E in anderer, nähere D atierungen zulassender Fund wird von dem genannten Verfasser beschrieben. Der Fund wurde in A u ­ gerum in Blekinge gem acht, und zu dem selben gehören eine boot­ förmige H am m eraxt, einige dicknackige H ohlm eissei und schöne Tongefässe m it ebenen B öden und K am m ornam enten. A rne nim m t an, dass diese und einige andere ähnliche Funde zu E inzel­ gräbern gehören, deren in Dänem ark viel angetroffen worden sind. In den dänischen Gräbern findet m an jedoch keine bootförm igen H am m eräxte, aber schon verschiedene andere Ä x te m it Schaftloch: die m it den bootförm igen vergleichbar sind. ') D iese Gräber zählt M ü l l e r zum grossen Teil zur Periode der Ganggräber, wie oben gesagt wurde. Er nim m t an, dass dieselben eine neue, vor­ zugsw eise von Südosten ausgegangene K ulturström ung repräsen­ tieren. W as Schw eden anbelangt, nim m t Dr. Arne für die b oot­ förm igen Ä x te gew isserm assen dasselbe an. »Vielleicht haben direkte Verbindungen m it der südlichen O stseeküsten eine Rolle gespielt.» In diesem Falle w ären natürlich die P rototyp e sowohl der bootförm igen H am m eraxt als der dänischen S treitaxt w eiter im Süden zu suchen. V om G esichtspunkte des Forschers der rus­ sischen A rchäologie m uss m an dieser H yp oth ese beipflichten. 9 V ergl. oben S. 80— 81.

T allgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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D ie H eim at der kupfernen H am m eraxt in der Saussailow schen Sam m lung — als T yp betrach tet — kann jedenfalls nicht die Ge­ gend v o n K asan sein. N ahe vergleichbare Form en aus Stein sind viel südw estlicher angetroffen worden, bei K ijew 1), in Siebenbür­ gen und U ngarn. U n w eit K ijew k om m t der A xtham m er auch aus K upfer vor sogar in der Tripoljekultur. A us der dritten Periode derselben haben wir näm lich eine kupferne H am m eraxt im B e­ sitz des Herrn Chanenko, w elche vielfach abgebildet w orden ist 2) und deren H am m erseite nach un ten gebogen, kurz und dünn ist. D ie Form ist gerundet, w ie die der Saussailow schen H am m eraxt. D ie letzt erw ähnte E igenschaft haben auch viele der ungarischen A xthäm m er gem ein, die jedoch im allgem einen k an tig sind, w ie , solches bei M etallsachen ja natürlich. In Siebenbürgen ist, glaube ich, die U rheim at der bootförm igen H am m eräxte. D ie w estlichen A xth äm m er w erden v o n den Forschern o ft als kupferzeitlich an­ gesehen. Ich erinnere jedoch an die D atierung des Fundes auf der A kropolis v o n A th en durch M ontelius und an diejenige der Trojaer A xth am m er durch G ötze. (Dörpfeld-Troja). *

*

*

A us dem Gouv. K asan ken nt m an ein paar triagelförm ige Pfeilspitzen aus Feuerstein, die ganz flach und sehr gu t gearbeitet sind. A n beiden ist die B ahn etw as nach innen geschw eift, so dass die E cken eine hervorstehende Spitze bilden. Der T ypus ist dem Kam aW olga-G ebiet sonst fremd. D iese beiden G egenstände gehören zur Saussailow schen Sam m lung. Der eine trägt die N um m er 335. Er stam m t aus dem Dorfe Iw anow skoje im Kreise Sw ijazk, ist 5 — 6 m m dick und 70— 50 mm gross. A bgebildet in der v o n Saussailow veröffentlichten P ub lik ation,F ig.253.(A bb . 75). Abb, 75 . 2/3 !) In der T a t h a t A ppelgren in sein em N o tiz b u c h einen stein ern en b o o t­ förm igen A x th a m m er von hier a b geb ild et, und ein (Arch. M us. K ijew N r. 260) beson ders schöner, vielfa cettierter, runder, ohne W u lst, nach der Schn eid e zu breiter w erd en der A xth am m er ist eb en fa lls v o n dort. 2) z. B. M annus 1909, S. 243, A bb. 22. 9

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Z. d. Finn. Alt. Ges. XXV: I.

Der andere ist Nr. 805. Er stam m t aus Frolow o im Kreise T etjuschi. D ie D icke ist ungefähr dieselbe w ie bei dem vorherge­ henden (6 — 7 m m ). Sonst ist er etw as grösser als jener. Auch dieser ist abgebildet 1. c. A bb. 414. A us S t e i n sind mir v o n dieser Form in O strussland nur diese beiden bekannt. A us K upfer gibt es von dort zwei. D ie­ selben sind beide aus geschm iedeten K upfer­ p latten gesch n itten , sind sehr dünn und gleich­ m ässig dick, dreieckig; die B ahn ist nach in ­ nen gebogen — also ganz dieselben E igen ­ schaften w ie bei den beiden erw ähnten stein ­ ernen E xem plaren. Nur die eine von diesen Spitzen ist vollkom m en typ isch , aber leider ohne A ngabe der Fundum stände. (A bb. 76). Sie ist 1 m m dick, 60 x 39 m m gross. W ahr­ scheinlich ist der G egenstand in O strussland gefunden, da es ja von dort ähnliche steinerne Spitzen gibt. Ohne den geringsten Zweifel Sauss. 3331 . kann m an näm lich diese Form en m it einander Abb. 76. 2/3. in V erbindung bringen, und vielleicht die m e­ tallen e als das Vorbild der steinernen ansehen, da die ungew öhnliche D ünnheit dem M etall natürlicher als dem Stein ist. A us F euerstein gib t es derselben auch anderswo, z. B. unter den schönen dänischen Steingeräten. ( M ü l l e r O rdning, Stenalderen 155)', die eigentliche H eim at scheint Polen-G alizien gew esen zu sein. E ine grosse A nzahl derselben von dort ist im Sw iatow it abgebildet (z. B. Jahrgang 1904 (V) eine grosse Menge aus O ssowka Tafel V I, T e x t S. 173). D agegen kenne ich andere solche Speer­ spitzen aus M etall als die erw ähnten aus O strussland vorläufig nur aus dem K aukasus, von wo F. v. B a y e r n vom B egräbnis­ platze Sam thavro eine verw andte Form abgebildet hat. (Z. f. E. 1885 Suppl., Taf. VII: 2, 3, 7). Der K upferzeit in O strussland gehören noch einige Steinge­ genstände an. In erster Linie kom m en hier die runden, von einem Loche durchbohrten Steinkugeln in B etracht. W ie wir uns erin­ nern, kom m en dieselben während der B ronzezeit Südrusslands

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Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

oftm als zusam m en m it den flachen D olchklingen vor. *) V on dem südrussischen G ebiet sind dieselben auch sehr w eit nach N orden hin verbreitet, von einem sehr regen Verkehr m it den südlichen Ge­ genden zeugend. In der Saussailow schen Sam m lung gibt es 23 Stück solcher durchbohrten Steinkugeln. D ieselben haben einen

Sau ss. 492. A bb. 77. 2/3.

A bb. 7 8 ( = 77). 2/s.

Sau ss. 959. A b b. 79. 2/3

S a u ss- 2852A bb. 80. 2/ 3 .

Durchm esser v o n ca. 5 — 6 cm . und sind 4-—5 cm. hoch. Bei zw efen” ist das L och halbfertig, aber bei den anderen ist es gerade, gew öhn­ lich nach der einen S eite hin schm äler w erdend, also trichterförm ig. W eiter südlich, z. B. in K aukasien, sind sie oft aus Marmor. Auch in O strussland ist v ielleich t die K ugel, Sauss. 1555, aus diesem *) z. B. rop ojw oB i», I l 3 ioMCKill y. Taf. I: 1 und 8 . 21.

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

Stein. An 4 K ugeln (2850, 492, 959 und 1554) befindet sich um das L och herum ein recht bedeutender W ulst. (Abb. 79). A usser den hier aufgezählten enthält die Sam m lung eine grosse Menge Steinkugeln ohne Loch. D ieselben sind jedoch nie beson­ ders sorgfältig gearbeitet, sind k an tig und ungeschliffen und kön­ nen m it dem je tz t in Rede stehenden T yp nichts zu tu n haben. D agegen sind noch einige K eulen des fraglichen T ypus in den W ysotzkier und L ichatschew schen Sam m lungen in K asan zu fin­ den, doch besitze ich davon keine Verzeichnis. B eim D urchgehen der F undum stände dieser Steinkugeln in R ussland fällt deutlich in die A ugen, dass der T ypus in O struss­ land eine typ isch w estlich e A usbreitung hat. In den K reisen T etjuschi, T siviljsk, T scheboksary ist er ganz allgem ein, aber völlig un­ bekannt in den östlich v o n der W olga gelegenen Kreisen, abgesehen vo n dem nördlichen Kreise Tsarew okokschaisk, von wo 1 G egen­ stan d bekannt ist, sow ie sich auch zwei noch w eiter nach N orden in das G ouv. W jatk a verirrt haben. D ieselbe A usbreitung haben z. B. die kupfernen F lach äxte, die ja in O strussland eine ursprüng­ lich w estliche Form sind. V om nördlichen U fer des Schw arzen Meeres und dem K aukasus h at sich der T yp nach Norden längs der W olga und deren N ebenflüsse, bes. Svijaga, verbreitet. In E u ­ ropa sind ja diese Steink ugeln besonders aus den Ländern bekannt, die m it der K ultur der G ebiete am Schw arzen Meere in Berührung gekom m en sind. A us S ü d r u s s l a n d erw ähnten wir sie schon In seinem A ufsatz über die dortige Ockergrabkultur >) berichtet S p i t z y n , dass in den D onschen, K rim schen und insbesondere in den K ubanschen K urganen vortrefflich gearbeitete Steinkügelchen gefunden w orden sind. W estlich vom Schw arzen Meer kom m en sie in S i e b e n b ü r g e n und T r a n s s y l w a n i e n '-) sow ie B o s n i e n vor. 8) Südlich von dem selben Meer ken­ nen wir sie zahlreich aus T r o j a , oft m it trichterförm i­ gen Loch. H ier findet m an die ältesten, die ein gla tt poliertes Schaftloch haben, schon aus der Zeit der ersten S tadt. — Die

1) 2) W u lst 3)

SaiiHCKH II. P. A p x. 0 6 m . X I: 1— 2, S. 80. __ G eryam os. A rch. E rt. U . F. V III: F ig. 418 zierlich es E x em p la r m it V ergl. Z ich y, Coll. Z ichy. A us S arajevo eine K alk stein k u g el (W iss. M itt. B osn . V: 127 F ig. 10).

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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H auptm asse dürfte der Periode der II— V. S tadt angehören, aber ein Teil ist erst aus der V I, vielleich t sogar aus der V II. Stadt; der T yp erstreckt sich daher bis in die nachm ykenische Zeit. *) W as die Zeit des A u ftreten s des T yp s in R ussland anbelagt, ist dieselbe durch die R esultate der G rabungen Gorodzows und die Geräte, m it w elchen zusam m en solche K ugel angetroffen wurden, einigerm assen festgestellt. D och ist die M öglichkeit nicht ausgeschlossen, dass der Typ auch in R ussland w ie in Troja länger gelebt hat, bis in die M itte der B ronzezeit. A us K aukasien bildet C h a n t r e eine solche Kugel aus der K oban-Z eit ab. 2) Der G egenstand scheint aus Bronze zu sein und ist v iel kleiner als die v o n uns geschilderten steinernen, aber sonst ganz von derselben Form . Er h at einen W ulst w ie jene. W ahrscheinlich noch späteren D atu m s ist eine derartige M arm orkugel, die auf einer B egräbn isstätte in Tom sk gefunden w orden ist, deren übrige Geräte aus der m ittleren, zum Teil sp äte­ ren B ronzezeit sind. 3) Darüber w ie sich der T ypus später en t­ w ick elt und in den D onauländern und K aukasien während der M etallzeit bis in die H allstatt-Z eit hinein verbreitet hat, hat Mag. P hil. J. R i n n e A ngaben gesam m elt, die er in der Zeitschrift Suo­ men M useo veröffentlicht hat. 4) D iese Stein k ugeln dürften am ehesten als K eulen oder E hren­ zeichen anzusehen sein. In seiner U ntersuchung des Kreises Isjum hat G o r o d z o w (S. 21) auch vorübergehend von solchen gesprochen und n en nt dieselben K eulen, näm lich diejenigen, die einen W u lst haben, unterscheidet jedoch die runden K ugeln davon. S oviel ich verstehe, ist eine solche V erteilung jedoch nicht berech­ tigt. A usser diesen Steinkugeln haben noch einige andere S tein ge­ genstände augenscheinlich auch während der K upferzeit gelebt. Dies sind eine A rt Schleifsteine und K eulen. W ie wir bei der Schilderung der von G o r o d z o w im G ouv. M ariupolsk A n g estellten G rabuntersuchungen bem erkten, zählt er die aus Holz gezim -

') -') 3) 4)

D örpfeld, Troja I S. 323, 377. Caucase X X I X : 21. O T w r t 1889 S. 104. S. M. — F . M. 1909: 50, S o ta n u ijista m useom m e kok oelm issa.

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV: I.

in erten Gräber zur »dritten Gruppe» seiner Chronologie. In den­ selben werden u. a. flache D olchklingen angetroffen, die jedoch nicht m ehr geschm iedet, sondern gegossen sind. In diesen Grä­ bern wird oft eine A rt längliche, sechsseitige H andschleifsteine angetroffen, die durchw eg geschliffen sind. N un ist dieser T yp au ch im G ouv. K asan ausserordentlich allgem ein, w o von den­ selb en allein in der Saussailow schen Sam m lung einige hundert -Stück vorhanden sind. Der T yp ist vielfach auf steinzeitlichen W oh np lätzen angetroffen w orden, wo alle übrigen Geräte stein ­ zeitlich sind. D a er eine in Südrussland offenbar kupferzeitliche Form ist, bew eist dies, dass die steinzeitliche K ultur O strusslands w enigstens zum Teil während der K upferzeit Südrusslands fort­ b esteh t und starke K ultureindrücke und G egenstände aus der letztg en a n n ten Gegend em pfängt. Im M useum zu K asan (K at. 158) findet sich eine im Dorf Mordow o, Kreis Spassk gefundene steinerne Keule, 180 mm lang, 85 m m breit und 98 m m dick. U m dieselben laufen zwei R innen, und auf der einen B reitseite ist eine V ertiefung angebracht. Der G egenstand ist als K eule b en utzt worden. S a u s s a i l o w bildet in seinem A tlas, A bb. 63, eine ähnliche Keule, aber m it nur einer R inne aus dem Dorf S alm ytsch i, Kreise K asan, ab. Er verm utet, dass der G egenstand ein »amerikanischer Typus» ist. A uch dieser T yp h at w ährend der K upferzeit und auch später bestanden. So hat ihn G o r o d z o w in den erw ähnten gezim m erten Gräbern angetroffen, w o er also gleichzeitig m it der entw ickelten K upferzeit ist, und bald (im 2. Bande m einer A rbeit) werden wir sehen, dass der T yp in den bronzezeitlichen K upferbergw erken angetroffen wird. J) A llem A nschein nach ist der T yp am häufigsten als K eule be­ n u tzt worden, um Erz loszubrechen. D eshalb ist er so schwer, am einen E nde scharf, am ändern ham m erartig, m it R innen in der M itte, um gut im Schaft zu sitzen. E s ist natürlich schw er zu sagen, w i e l a n g e d i e S t e i n ­ sachen im G ebra uch g e w e s e n sind. Der russi­ sche A rchäologe S a m o k w a s s o w ist der A nsicht, dass das S teinal­ ter in O strussland bis zur Zeit der S k yth en gedauert hat. 2) 1) V gl. auch D é ch éle tte, M anuel I, S. 531.

2) OcHOnauiu xpoHonornuecicoft KJiaccmjraKaiuH.

Tallgren: Kupf. u. Bronzeseit.

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D ies ist jedoch unm öglich, w enigstens im B ezug auf die W olgaK am aer B ronzezeit in den jetztig en G ouv. K asan und zum Teil W jatka. W eiter unten (S. 196) werden wir die Frage vom Ge­ sich tsp u n k t der Peripherie dieser Gegend behandeln. Aber auch in B etreff des Zentrum s können wir offen gestehen, dass einige Form en und W affen im Stein sehr lange fortgelebt haben. Dies besonders w as die P feilsp itzen betrifft. W ährend der spätesten B ronzezeit, der A nanjinaZ eit, in der doch gerade m etallene P feil­ spitzen zu den allergew öhnlichsten A ltertüm ern gehören, sind stei­ nerne im Gebrauch gew esen. E in Bew eis dafür ist der Fund P. A. Ponom arjow s auf dem A nanjinischen Gräberfelde. D iesen Fund hat der Forscher selbst veröffentlicht. *) Zu einem geschlossenen Grabfunde gehörten: Eine P ra ch ta x t aus Bronze und Eisen, eine bronzene Zierscheibe, ein W estzstein, ein T ongefäss, ein Spiral­ ring aus Silber, ein silberner Halsring, eine eiserne Speerpitze, ein eisernes D olchm esser, 3 P feilspitzen aus Feuerstein etc. E s ist sicher, dass diese Sachen gleichaltrig sind, auch die F eu­ ersteinspitzen. Der Fund wird durch einige andere gleichzeitige Funde b estä tig t, aus Sujew skoje und K otlow sk. In dem letzteren G rabfelde befand sich z. B. im Grabe Nr. 1 neben dem V erstorbe­ nen eine bronzene P feilspitze und 3 P feilspitzen aus Feuerstein, ausserordentlich schön gearbeitet, flach, v on verschiedenen For­ men. E s dürfte auch am P latz sein, daran zu erinnern, w as S p i t z y n im Jahre 1903 2) über die Fortdauer der Steinzeit in Russland schrieb in dem A ufsatz, dem die obenerw ähnten A ngaben über den K otlow schen B egräbnisplatz entnom m en sind. Der Verfasser b eh and elt die Frage über die in den Gorodischzen am obern Lauf der W olga oftm als angetroffenen Steingegenstände und deren eventuelles B estehen neben den übrigen Geräten, die im m erhin bis zum 8 Jahrhundert n. Chr. in Gebrauch gew esen sind. »Wir w ollen nicht die A nsicht verteidigen, dass das Volk, w el­ ches die Gorodischzen des G ouv. Tw er baute, zum Teil in der Stein­ !) H.'iBf.cTiti, Ka.-sani. 1892 r., Sep. S. 23— 4. 2) llo c jilv in iii n e p io ^ ’i. KaMeHHaro B ti;a in. BepxHeM i. IIobojib/K'I.. 3 a n . ota .

C. P . apx. H. P . A p x. 0 6 m . V: 1 S. 278— 83.

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Z. d. Finn. Alt. Ges. XXV: I.

zeit lebte, doch halten wir dies für m öglich. Jedenfalls erfordert diese Frage grosse V orsicht und kann nicht ohne sehr gründliche B ew eise entschieden werden» (S. 283). — Ich stim m e der Mei­ nung S p i t z y n s bei.

Ü b er die w e c h s e ls e i t i g e n B e z ie h u n g e n der O stse e lä n d e r und der U r a lg eg e n d w ä h r e n d der B r o n z ez eit. B ei einer U ntersuchung des Charakters und der Chronologie der uralischen B ronzezeit ist es natürlich äusserst w ichtig darüber K larheit zu gew innen, ob und in w elchem Grade an der Form der G egenstände der E influss der s. g. skandinavischen Bronzekultur bem erkbar ist und um gekehrt. D iese Frage wird jetzt keinesfalls zum ersten Male aufgew orfen, sondern ist ebenso alt w ie die ganze s. g. finnisch-ugrische A ltertum sforschung. Schon J. R. A s p e l i n verfolgte in seinen grundlegenden Studien das Vorkom m en von osteuropäischen b ronzezeitlichen Form en an G egenständen ausser­ halb des eigentlichen G ebietes derselben, ]) indem er gleichzeitig deren E influss auf verschiedene Steingeräte nachw ies (1. c. S. 30). Schon vor ihm lenkte W o c e l , 2) die A ufm erksam keit auf wahr­ scheinlich w esteuropäische Form en auf dem östlichen G ebiete der B ronzezeit, und später nahm A spelin seinen Gedanken wieder auf, indem er in seinem A ufsatz, »Die Trojaburgen an den K üsten Finnlands» 3), über einen am Obwafl ussgem achten Fund berichtete, w o ein eiserner D olch v o n ural-altaiischer Form und eine bronzene L anzenspitze, v o n w ie er glaubte, skandinavischer H erkunft ange­ troffen w orden waren. A llerdings sind später derartige L anzenspit­ zen vielfach in den Tälern der K am a und W olga gefunden w orden, b A lk eita, S. 83. 2) D ie B e d e u tu n g der S tein - und B ronzealterthü m er, S. 16. 3) S. M. Y . A. II: 162— 4.

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV: I.

w eshalb die T heorie A spelins in B ezug auf diese G egenstände nicht Stich hält, doch verändert dies nicht die T atsache, dass W ocel und A spelin zuerst die M öglichkeit auf uralischem G ebiete B ronzen frem den, skandinavischen U rsprungs anzutreffen ins A uge gefasst haben x). Später haben mehrere finländische Forscher, b e­ sonders D r . A l f r . H a c k m a n , das V orkom m en ö s t l i c h e r Bronzen auf den w estlichen G ebieten behandelt 2), und der Ver­ fasser versuchte im Jahre 1906 8) in seinem A ufsatz über den grossen B ronzeschw erterfund in Sodankylä die vorhandenen A n ­ gaben über das V orkom m en w e s t l i c h e r Form en auf dem uralischen G ebiet zusam m enzufassen. E ine nach den M useen B u ss­ lands unternom m ene Forschungsreise hat jedoch m eine M einung bedeutend geändert und eine ansehnliche Menge neues M aterial ge­ liefert. Zum G ebiet der östlichen Gruppe, — deren Zentrum sich am Zusam m enfluss der K am a und der W olga befindet — können wir in grossen Zügen die G ouvernem ents Perm , W jatka, U fa, Jekaterinenburg, K asan und Sim birsk zählen. D as skandinavische oder richtiger das O stseegebiet der B ronzezeit, dessen Zentrum das ehem alige G ross-D änem ark, Jütland und die dänischen Inseln, Südskandinavien, N orddeutschland, war, h at sich in zerstreuten G ruppen über säm tlich e K üsten der O stsee ausgedehnt. Das ö stlich ste G ebiet dieser K ultur bilden W estfinnland und die B al­ tisch en Provinzen, in w elchen beiden Ländern sich jedoch K ultur­ einflüsse v om W esten und O sten gekreuzt haben. In den G renzgegenden der beiden Gruppen und an den Grenzen des G ouv. K asan im W esten kom m en sporadisch einzelne A lter­ tüm er aus der B ronzezeit vor, welche, in geographischer R eihen­ folge v o n O sten nach W esten aufgezählt, folgende sind: 1) In dem G o u v . Niznij Nowgorod, Kreis Sergatsch, D orf T schukaly, wurde seiner Zeit ein A xth am m er aus b V o n den neueren Forschern h a t sich der R u sse W . A . G orodzow in seiner im Jahre 1910 h erausgegebenen A rb eit (BtiTOBas A p x e o jio r ia S. 235) in der R ic h tu n g ausgesproch en , dass die ö stlich e bron zezeitlich e K u ltu r die a k tiv e auch nach dem N orden hin gew esen sei (z. B. S. 273— 4), w ogegen die sk a n d in a v isch e B ron zek u ltu r eine niedrigere gew esen w äre. 2) z. B. in der M ontelius F estsch rift, im Jahre 1903, S. 6. 3) S. M.— F. M. 1906: 82.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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Bronze gefunden (vom A nfang der M etallzeit) »zusamm en m it ei­ nem kleinen, langhalsigen Gefäss m it rundem Boden». J) 2) A us dem selben G ouv. stam m t ohne nähere A ngaben der F undverhältnisse eine kleine bronzene A x t m it Schaftloch vom unserem T yp A (Geogr. Kab. Nr. 32/2 K asan). 3) In dem selben Gouv. ist beim Dorfe Tschurkina u. a. ein Bronzering im Grabe Nr. I eines Gräberfeldes vom Fatjanow er T yp gefunden w orden 2). Längs den U fern der Oka sind eine Menge Funde in verschie­ denen G ouvernem ents gem acht worden. 4) In dem G o u v . W l a d i m i r , Kreis Murom, auf dem W oh np latz aus der S tein zeit in W olossow o ist eine Stange aus Bronze sow ie eine keilförm ige B ronzeaxt gefunden w orden 8). A us W olossow o im Kreis Murom stam m en 2 Ä x te in der Sam m lung der Gräfin U w arow 4). 5) V on dem selben Kreise stam m en die von A spelin notierten, von mir später, S. 163 erw ähn­ ten G egenstände. 6 ) 2 Ä x te m it Schaftloch: »Saweljewische Ausgrabungen» in dem selben G ouv., aber ohne nähere Fundangaben. Die eine h at A spelin in seinem A tlas Fig. 238 abgebildet, die andere ist kurz, unverziert, aus roter Bronze und vom Typ A (siehe oben S. 56). D ie eine gehörte vielleicht zum Funde Nr. 5. Vergl A spelin, A lk eita S. 83. B um jantzew -M useum , K at. Nr. 2985. (Abb. 81). A b b. 81.

!) C m in m n ., SaiiHCKH ota . P. C. apx. H. P . A p x. 0 6 m , V: 1 s. 90. — Ob dies w oh l derselbe G egenstand ist, v o n dem A sp elin spricht? D erselbe h a t näm lich in seinem N o tiz b u c h vom J. 1879 ein en H o h lm eissel ab geb ild et, au gen sch ein lich von derselb en Form w ie obige F ig. 69 aus Sergatsch , D orf T schu w alo. D er G egen stan d ist jedoch verloren gegan gen . F alls es n ich t derselbe w ie N r. I ist, w a s kaum glau b lich sch ein t, m ü sste im D orfe T sch u ­ w alo ein grösserer B egräb n isp latz aus der B ron zezeit vorh an d en sein. ‘9 3aiiu cK ii ota . C. P. apx. II. P. A p x. 0 6 m . V: 1, S. 99, 100, F ig. 70. 3) K atalog d es M oskauer M useum s v o m J. 1893. S. 38: 419. 4) FopoAUOirr,, Bi.rronaH a p x e o n o r ia S. 277 N o te 6.

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV: 1.

7) A us dem Kreise Murom stam m t auch eine kleine, flache T ü llen axt vom A nanjinaer-T yp in der Saussailow schen Sam m lung (Nr. 4284). Über die in dem Kreis Murom gem achten B ronzefunde herrscht übrigens eine grosse U nklarheit. E s ist daher schwer zu sagen, ob sie alle zu den G ruppen 5 und 6 gehören, oder ob die G egen­ stän d e, die an verschiedenen Stellen als m urom sche bezeichnet w erden, besondere Funde bilden. A u f der antropologischen A u sstellung zu Moskau im Jahre 1879 befand sich der K udriatzew sche Fund aus Murom: ein 3 W ersch, langer, m it einer Öse versehener, oben m it Strichen ornierter Bronzecelt, eine L anzenspitze m it T ülle und eine kleine T ü llen axt ohne Öse. !) Man w eiss, dass B ronzecelte bei Jefanow o 2) und B ronze­ ä x te in Murom bei M ihailow ka gefunden w orden sind 3). W as die in den G ouvernem ents W ladim ir und N iznij-N ovgorod gefundenen, verh ältn ism ässig zahlreichen Bronzen anbetrifft, so ist es sehr m öglich, dass dieselben nicht sporadisch sind, sondern dass dort eine eigentliche B ronzekultur geherrscht hat. 8 ) A u f dem steinzeitlich en W ohnplatz von D ubrow itschi an der Oka im G ouv. R j ä s a n, dürften zwei flache, bronzene D olch­ m esser gefunden w orden sein (vgl. oben S. 105). 9) E benso liegen aus der G egend von A lekanow a bei der S tad t R jäsan eine Menge eigentüm licher Pfeilspitzen aus Feuerstein sow ie ein B ruchstück der schm alen Schneidenpartie einer bron­ zenen T ü llen axt, eine B ronzenadel und ein Fragm ent einer solchen, ein Stück Feuerstein, Scherben von T ongefässen u. a. vor. H isto­ risches M useum v o n M oskau. 4) W ie sich die Spuren dieser M etallkultur vom oberen L auf der Oka bis zum D njepr und v o n dort nach den südlichen Provinzen verfolgen lassen, haben w ir schon früher erw ähnt. (S. 85). V on der M ündung der Oka an, d i e W o l g a - s t r o m a u f ­ w ä r t s gib t es auch Bronzefunde:

9 A H T p o n o j i o r u H e c K a a B b i c T a B i c a , T om . 3, A b teil. II, H e ft 2, S. 21. 2) C om p te-R en d u , M oscou II: 261. 3) CnHUHHt, 3anncK H P . C. o t ,z i . H. P . A p x. 0 6 m . V: 1, S. 193— 4.

4) ropo.m oH 'j,, B ^ jiaro M opa, S.

rSaMf.TRa o aoHCTopiraecKiixi. CTOHHKaxt iioöepejKbH 4.

Tallgren: Kupf. u. Brozenzeit.

141

1 0 — 1 2 ) Über die im G ouv. J a r o s 1 a v und K o s t r o m a in

W elikoseljski und F atjanow o sow ie G alitsch gem achten Funde siehe oben S. 47 ff. 13) A uf der Moskauer A ntropologischen A usstellung war auch ein krum m es Kupferm esser aus dem Kreise K inezm a im Gouv. K o s t r o m a au sgestellt (A m p . b m c t . S. 19 N:o 506). Aus Zentralrussland w enigstens 13 (?) Funde. Folgende Funde sind unsicher: A. In der Gegend von M o s k a u im Kreis Swenigorod, un­ w eit des D orfes Sagorje sollen eine grosse A x t m it zwei Ösen und zw eiseitige P feilspitzen aus Bronze gefunden w orden sein J). Die G egenstände sind verloren gegangen, aber eine K opie der A x t be­ findet sich im R um jantzew schen M useum, K at. 3162. D ie F und­ verhältnisse sind sehr unbestim m t, und der T yp ist nirgend an­ derswo in Europa angetroffen worden, w eshalb derselbe nicht hier gefunden sein kann. Ob am P latz andere B ronzegegehstände ge­ funden worden sind, ist zw eifelhaft. B. Im M useum der A rchiv-K om m ission von K ostrom a be­ findet sich eine T üllenaxt, an einer S eite zerbrochen, Länge 80, Breite der Schneide 45 m m . Q uerschnitt oval. Leider fehlen jeg­ liche A ngaben über die F undverhältnisse, doch kann dieselbe aus dem G ouv. K ostrom a sein. C. In der S tad t W ologda, im »Museum Peters des Grossen» befindet sich eine T üllen axt, sehr flach, D urchschnitt spitzoval, m it Reliefs verziert. Die Schneide ist beschädigt und die eine Schm alseite ebenfalls. A us gelber Bronze. Ü ber die Fundverhältnisse ist nichts bekannt. D. In dem G ouv. N ow gorod, Kreis T ichw in am Paschaflusse hat D. E. D. Europaeus 1874 A usgrabungen vorgenom m en. Ob das E rgebnis derselben w ohl die bronzene Lanzenspitze gew esen sein m ag, v o n der sich eine P hotographie im H istorischen Mu­ seum v o n Helsingfors, in einem U m sch lag befindet m it der A uf­ schrift: »Photographien von A ltertüm ern, gefunden 1874 am P a­ schafluss, Kreis T ichw in, G ouv. N owgorod von D. E. D. Euro­ paeus»? W eitere A ufschlüsse über diesen Fund sind jedoch nicht vorhanden. 9 A spelin, A n tiq u ités Fig. 157; A lk eita S. 83, w o H in w eis auf Q uellen. C m m u m ., 3ariHCKH P . C. OT/u H . P . A p x. oöm . V: 1, S. 193.

142

Z. d. Finn. Alt. Ges. XXV: I.

E. N ach den vom V orstande der A rchiv-K om m ission v o n A rchangel im Jahre 1888 über archäologische Funde in diesem G ouvernem ent eingezogenen E rkundigungen sind im Dorf P etrowskoi Kreis Onega, W olost Mardin, im Jahre 1880 2 bronzene P feilspitzen, ein M eissei (a y ö m io ) pind ein »bronzenes Stück, an

A bb. 82.

A bb. 83.

dem sich eine kleine Öse und eine Kette» befinden, gefunden w or­ den (6pH30BLiH HaKOHeUHHKT. C t MajieHKHMt yillKOM t H iptllOUkoio ). J) W ohin die G egenstände geraten sind, ist unbe­ kannt. E s ist nicht unm öglich, dass wir es hier m it einem bronzezeit­ lichen Funde zu tu n haben. A us dem G ouv. A rchangel giebt es näm lich auch einige sichere Funde aus der Bronzezeit: !) A rch iv der F in n. A lt. G esellschaft.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

1-J3

14. In der W ologdaschen M useum sfiliale des ehem aligen Ver­ eins der N aturfreunde von Jaroslaw findet sich eine T üllenaxt aus P etschor, die ich jedoch keine G elegenheit abzubilden hatte. 15. Am Pinegafluss (zw ischen A rchangel und Mesen) sind früher 2 sta ttlich e, m it Tierköpfen verzierte B ronzeäxte angetrof­ fen w orden, die in A s p e l i n s A n tiqu ités Fig. 240— 1 abgebildet sind. D ie G egenstände befanden sich, als A spelin dieselben abbildete, in einer privaten Sam m lung. W ohin dieselben dann geraten sind, weiss m an nicht m it B estim m th eit. D ie eine dürfte sich in der Sam m lung der Gräfin U w arow befinden. D ie russischen A rchäolo­ gen scheinen im allgem einen, ich w eiss nicht aus w elchem Grunde, anzunehm en, dass zum P inega-F und nur eine A x t gehört x). Lei­ der ist auch über den Ort, an dem dieser w ichtige Fund gem acht wurde, nichts näheres bekannt. (Abb. 82— 83). D ie bisher aufgezählten Funde sind alle östlich, m it A usnahm e einer unter Nr. 5 im ersten A b schn itt befindlichen A b satzaxt (S. 163). Nr. 1, 2, 3, 4, zum Teil Nr. 5, 6 , 8 und 10— 12 sind alle aus der frühesten M etallzeit. Aus dem E nde der B ronzezeit sind 7, 9, 14 und 15. A us der dazw ischen liegenden Zeit ist ein unsicherer, die m it zwei Ösen versehene südrussische T üllenaxt unter Nr. A, und zwei unsichere, Nr. B sowie vielleich t N:o 13. Weiter westwärts sind die Funde zahlreicher und klarer. A us den O s t s e e p r o v i n z e n kennt m an 18 Bronzen aus der B ronzezeit (H ausm ann, Ü bersicht S. 10). D ie Form en en t­ stam m en w ahrscheinlich alle der K ultur der O stseeländer, sind skandinavisch oder ostpreussisch. 2) Einige von ihnen sind Grab­ funde. D ie Funde verteilen sich folgenderm assen über das o st­ baltische Gebiet: auf den Inseln (Ö sel und Mohn) sind 7 Bronzen gefunden worden, in K urland 5, in L ivland 4 und in E stland 2. !) 3. B. O r w n , H . P. IlcTopnuecK aro M yae« aa 1906 r. S . 104. 2) Sch on A sp elin , A lk e ita S. 62, h a t b em erk t, d ass sich an den B ron ze­ gegen stän d en aus den O stseep rovin zen der E in flu ss P olen s und des nord­ ö stlich en D eu tsch lan d s b em erk t m ach t. M ontelius B eh au p tu n g (Chronol. d. ält. B ron zezeit S. 87) dass d ieselb en aus Sch w ed en seien, ist u n rich tig, denn z. B. den bei A sp elin , A n tiq u ités Fig. 401 ab geb ild eten T yp tr ifft m an nie in Schw ed en an, w ogegen er der ein zige ein w en ig allgem ein e in O st-P reussen ist.

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV: 1.

D azu kom m t die v o n A s p e l i n in seinen A lk eita S. 6 3 erw ähnte bronzene M esserklinge aus dem s. g. W ellalaiw e in dem Ksp. Er­ w ählen in K urland, deren A bstam m ung aus der B ronzezeit jedoch zw eifelhaft sein dürfte :). In diesen F unden sind alle Perioden der B ronzezeit vertreten. Ich sagte, dass die Funde w ahrscheinlich säm tlich w estlich seien. B ei einem ist die w estliche H erkunft jedoch unsicher. H a u s ­ m a n n 1. c. S. 10 Nr. 9 sagt, dass sich im D orpater M useum ein Fragm ent einer T ü llen axt aus W astem ois im Kreise D orpat, L iv ­ land, befindet, die zu dem selben T yp gehört w ie die schw edische A x t v o n L ycksele. D ie B eob achtungen die m an an einem solchen F ragm ent m achen kann, sind natürlich unzuverlässig, auch ist keine A bbildung veröffen tlicht worden. A us F i n n l a n d kennt m an eine ziem liche A nzahl Funde aus der Bronzezeit, näm lich im ganzen 54 m it 63 G egenständen. B esondere N iederlassungszentra befinden sich in den U m geb u n ­ gen der H alikkobucht im E igentlichen F innland und an der Mün­ dung des K um oflusses, in den K irchspielen H arjaw alta, K iukainen und N akkila in Sataku nta, sow ie an der M ündung des K yrö-flusses in Ö sterbotten. V erhältnism ässig zahlreich sind die Funde auch im w estlichen N yland: in H elsinge, K yrkslätt, Ingo und V ihti. D ie w e i t e r ö s t l i c h und i m I n n e r e n d e s L a n d e s gem achten Funde sind folgende: A uf der karelschen L andzunge den alten W asserw eg entlang vom L adogasee bis zum F innischen Meerbusen: 1. E ine B rillenfibel, auf der Grenze der 4— 5. Periode laut M ontelius, v o n skandinavischer oder vielleich t norddeutscher Form (was die Form der N adel betrifft vergl. z. B. Berliner A lbum II Taf. 17, Pom m ersche Fibel). A us der N ähe der S ta d t W iborg. Vergl. H ackm an, D ie Bronzezeit Finnlands, Z eitschrift d. F. A lter­ tu m sgesellsch aft X V II S. 391 Fig. 31 und A spelin A n tiq u ités Fig. 393. H ist. M useum zu H elsingfors Nr. 1537.

b V gl. noch N eu e D örptsch e Z eitu n g 1882, w o J. Ju n g in ein em A u f­ sa tz »Ueber ein ige A lterh ü m er aus dem K sp. H a llist und der U m g eg en d in P ernau schen Kreise» über ein em F u n d erzählt: (P u n k t I) »U n ter N eu -K arrishof, au f einer W iese ist ein broncenes P ferd egeb iss gefu n d en , das aber ver­ loren ging.» (M itgeteilt v o n H errn Soik keli)

Z. d. Finn. Alt. O es. X X V : I.

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2. E ine T ü llen axt, im Schlam m des W uoksenstrom es am Strande der Insel Karvsaari im Ksp. W alkjärwi gefunden; skandi­ navisch (?). 5. Per? H ackm an I. c. S. 390. Nur bei H a c k m a n H eikel , Vorg. A lt. T. 33: 10, sow ie in H ackm ans A ufsatz in Kar­ jalan Kirja, S. I: 119 abgebildet. H. M. 2298: 193. 3. Eine T ü llen axt vom s. g. M älartvpus, 3 .— 5. Per.; skandina­ visch (?), gefunden im K irchspiel K aukola, Dorf R akosina. H ack­ m an 1. c. S. 390 H. M. 2535: 1. Über diese Form und deren K ultur­ stellun g siehe unten. (Abb. 85). A us O st-N yland: 4— 5. 2 T ü llen äxte, uralisch (?) von später Form , klein, ohne Öse, gefunden in F inby, bei Borgå, beim Graben des Grundes für ein H aus. Vergl. H ackm an, F inskt M useum 1899: 1— 3. H. M. 3502 a— b. (Abb. 8 6 ). Im inneren Finland sind folgende Funde angetroffen worden: A.

In Nord-Sawolaks: E ine T ü llen axt, gerade, gross. E ine Zwischenform der östlichen und w estlichen Celte. G efunden im K irchspiel M aaninka in einem Moor. A b gebildet im A ufsatz von H ackm an im F. M. 1910 S. 6 . Ü ber diese A x t Näheres S. 190. H. M. 5311. (Abb. 87). 7. E ine T üllen axt, D urchschnitt viereckig, uralische Form , gefunden im Dorfe T aipale, K sp. P ielavesi. A n derselben Stelle sind verschiedene Steingegenstände und Bronzeschlacken gefunden worden. H ackm an, F. M. 1900: 55— 56, (vergl. w eiter unten S. 184). Im M useum zu Kuopio. (Abb. 8 8 ). 8 . E in bronzener D olch ohne K nauf, gefunden im K irchspiel Idensalm i auf dem B oden des H aapajärvi-Sees. Skandinavisch, M ontelius 5. Per. H ackm an, D ie Bronzezeit. 1. c. S. 391. H. M. 3017: 2. B. In N ord-T avastland: 9. E ine T ü llen axt v o n uralischer Form , D urchschnitt viereckig, oben ornam entiert. G efunden auf dem G ehöft Sim una am U fer des K ynsiw esi-Sees im K irchespiel Laukas. Vergl. H ack­ m an 1. c. S. 395, Fig. 39 a— b und S. M. Y . A ik. V. S. 186— 7. Kopie H. M. 2058: 1. (A bb. 89). S chliesslich gib t es einige Funde aus den Tälern des U leå— K em i- und T orneåflusses in N ord-Ö sterbotten. 10. V om oberen L auf des U leåflusses, aus N im isjoki, K irchspiel Säräisniem i, B ruchstücke von 2— 3 tönernen G ussform en, von denen zwei Spuren v o n O rnam enten tragen. D ie in den Form en gegossenen G egenstände sind sehr flache T üllenäxte gew esen. A n der F und­ stelle befindet sich ein steinzeitlicher W ohnplatz, aber unter den T ongefässscherben sind eine ganze M enge, die aus derselben Sorte T on hergestellt sind, w ie die Fragm ente der G ussform en. Vergl. 6.

‘- v W

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

H ackm an, D ie B ronzezeit, S. 395 und A ilio, D ie steinzeitlichen W ohnplatzfunde N:o 193, sow ie w eiter unten. H. M. 3147: 19— 21 und 4080: 12, 14. (A bb. 90— 91). 11. A n dem selben Fluss etw as w eiter strom abw ärts sind bei dem Torp H eikkilä, B auerngut Tahw ola, D orf P yh äsiw u , K irch­ spiel M uhos steinerne G ussform en einer T ü llen axt gefunden worden, v o n einem sehr flachen T yp, und am oberen B ande ornam entiert. A ugenscheinlich uralisch. Vergl. H ackm an 1. c. S. 397 Fig. 41. (Abb. 92). 12. E ine Gussform für eine lange, schm ächtige T ü llen axt ist im Tal des K em iflusses im K irchspiel K em i, Dorf A lapaakkola, vo n der S ta d t K em i 2 lk M NO gefunden worden. D er G egen­ stand befindet sich im M useum zu U leåborg. Der Fund, den H ackm an nach irreführenden A ngaben als aus dem Ksp. Terwola herrührend b ezeichnet, wird v o n ihm als skandinavisch, 4.— 5. Per., angesehen. H ierüber gleich w eiter unten. (Abb. 93). A m F undort stellte der Verfasser im Som m er 1907 U nter­ suchungen an, ohne w eiteres zu finden als 3 F euerstätten. Eine solche, aus n issig en Steinen, h a tte sich laut A ngaben auch in der N ähe der Stelle befunden, w o die G ussform en früher angetroffen w orden waren, und w enigstens eine solche war beim Sandschleppen am P latz vern ich tet worden. D ie v on mir untersuchten F euerstätten w aren aus sehr grossen Steinen hergestellt und zw eifelsohne früher in die Erde eingegraben gew esen, da die sie um gebende Erdschicht unberührt war. Ihre Form war viereckig, und die H öhe der S tein ­ schichten betrug resp. 24, 56 und 23 cm . Zw ischen den Steinen war durch und durch verbrannte, braune und grüne Erde. x) — A ugenscheinlich hat sich an dieser Stelle ein W ohnplatz befunden, aller W ahrscheinlichkeit nach w ährend der B ronzezeit. 13. 4 B ronzeschw erter v o n echt skandinavischer Form , Monteliu s 5. Per., gefunden am östlichen U fer des F lusses K itinen unter einem grossen Steine im K irchspiel Sodankylä, Dorf P etkula. Ich stellte später am P latz U ntersuchungen an, aber m it negativem R esu ltat. E in B ericht über dieselben befindet sich im Top. A rchiv des H ist. M useum s in Helsingfors. 2) 14. B ei Lohijärw i am T orne-Fluss im K irchspiel A lkkula ist eine steinerne Gussform einer T ü llen axt von späturalischer Form gefunden worden. A m P la tz sind noch keine U ntersuchungen angestellt worden. D er Fund H. M. 2160, ist bei H ackm an 1. c. S. 398 abgebildet. (Abb. 94). 15. Schliesslich ist an der Nordgrenze F inlands in U tsjokiL appm ark, unw eit des Grenzm oores P itsusm arast, eine flache, 9 F . M. 1910: 20— 24. 2) S. M.— F . M. 1906: 73— 86.

A bb. 94.

150

Z. d. Finn. Alt. Qes. X X V : I.

bronzene P feilsp itze m it S chaftangel gefunden worden. K ultur­ stellu n g und Zeit unbestim m t. H ackm an 1. c. S. 407— 8, Fig. 43. H. M. 3360.

E s sind im ganzen 15 Funde. D avon sind 3 sicher und 2 w ahrscheinlich v o n skandinavischer, 8 sicher und 2 wahrscheinlich von uralischer Form. W ir kom m en bald auf dieselben zurück. B ald w erden wir sehen, dass ungefähr hier irgendw o die Grenze des skandinavisch en bronzezeitlichen G ebietes hingeht. E in G ebiet, das ausserhalb der bronzezeitlichen N iederlassungs­ zentren liegt und w o die Funde nur sporadisch sind, ist auch NordSkandin avien. Die nördlichsten grösseren Zentren der skandina­ v isch en B ronzezeit sind U ppland in Schw eden und die Gegend v o n T rondhjem in N orwegen. Nördlich v o n diesen sind nur fol­ gende Bronzefunde aus der B ronzezeit gem acht w orden *) 1. 2. 3. 4— 8 . 9— 13. 14. 15.

N orw egen, Steigen, A m t Nordland: eine kleine T üllenaxt. (A arsberetning 1894 143). ,, , ,, , Bo, ,, (Jahresbericht d. Norwegischen G esellschaft der W issenschaften 1905). ,, N esne, V aag, 67°, 5 ’ nördl. Br. E in Bronzeschw ert, Per. V, R ygh A tlas Fig. 103. Schw eden, Gestrikland und Dalarne. 2) » M edelpad. 2) » Å ngerm anland, Ö fverlännäs. 2) » W esterb otten, Lycksele: eine T ü llen axt von uralischer Form . Vergl. Mbl. 1 8 7 4 : und H a c k m a n , D ie E izenzeit I S. 11 .

D ie 14 ersten sind skandinavische Typen. D as obige V erzeichnis um fasst alle uns bekannten M etallfunde aus der B ronzezeit aus dem Zw ischengebiet zw ischen dem K am a-W olgagebiet und Skandinavien, resp. W estfinnland. B evor wir nun untersuchen, w elche östlichen Form en im W esten 1) D ie A n gaben hab en m ir im Jahre 1909 Dr. T. J. A rne in Stockh olm und Dr. A . W . B rogger in C hristiania g ü tig st geliefert. 2) N äh ere A n gab en — L itteratu rverzeich n is u. dgl. S. M.— F. M. 1906: 82

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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nachw eisbar sind, sow ie um gekehrt, w elche Funde der w estlichen Bronzezeit auf dem östlichen G ebiet Vorkommen, w ollen wir erst die O stgrenze des w estlichen G ebietes der Bronzezeit ziehen. D ies können wir, abgesehen v o n den Funden, auch unter Zuhülfenahm e der unbew eglichen A ltertüm er, d. h. der Steinhügel­ gräber, O pfersteine und F elsenzeichnungen tun. E in zuverlässiges M aterial bilden dieselben allerdings nicht. D ie Steinhügelgräber kom m en näm lich auch während der älteren E isenzeit allgem ein in unserem Land vor, auch sind in solchen Funde aus der späteren E isenzeit gem acht worden. 1) D ie O pfersteine wieder und vielleicht auch die Felsenzeichnungen können aus der Steinzeit stam m en. W as noch besonders die D atierung der Steinhügelgräber erschw ert — ohne von den ganz allgem ein gehaltenen und m angel­ haften M itteilungen über dieselben zu reden — ist der U m stand, dass die bisher untersuchten Gräber oft entw eder keine oder undatierbare Funde, w ie K nochen, Tonscherben oder kleinere Bronze­ stücke en th alten haben. Gerade in den Steinhügelgräbern längs den K ü sten Finnlands sind Funde solcher A rt oft gem acht worden, z. B. in Dragsfjärd, Dorf Kärra (H. M. 2503: 22), Ingo Degerby (H . M. 2994: 2), H arjaw alta, Juti (ein verloren gegangener, goldener King), H arjaw alta, T orttila (H. M. 5104: 1— 16), H arjawalta, Taalperi (H. M. 4718: 41), M ynäm äki (H . M. 2994: 4— 5), Paim io (Hj. A: R eisebericht 1885, S. 14— 16), Pörtom (verloren gegan­ gen), Sjundeå (H. M. 2994: 14 m .). D asselbe gilt von den Stein­ hügelgräbern im inneren F innland, w o R etzius eines untersuchte, dessen Grund aus vier oder fünf konzentrischen K reisen bestand, deren äusserste D iagonale 8 m. betrug. Diese A rm ut der Steinhügel an F unden ist nicht eigentüm lich für Finnland allein, sondern ist auch in anderen Ländern bem erkt worden. So erw ähnt R i c h l y in seinem W erke »Die Bronzezeit in Böhm en», dass es in B öhm en Fälle gibt, wo m an in den S tein ­ hügelgräbern keine Funde gem acht hat, m it A usnahm e v o n Asche und K ohlenresten. (S. 177). V e d e l , E fterskrift S. 11 bem erkt, dass auch die v o n ihm auf Bornholm untersuchten Steinhügelgrä-

9 z. B. in N orw egen , F und e aus der W ik in gerzeit in einem S tein h ü g el­ grab (Sv. Fornm . Tidskr. B and V I, S. 163). So auch in unserem L ande, z. B. bei K uop io (F . M. 1897, F ig. 8. H els. Mus. 1644— 48).

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Z. d. Finn. Alt. Ges. XXV : I.

ber (S. 10) oftm als ganz leer gew esen sind, »und diejenigen, in denen G egenstände aus der Bronzezeit vorgefunden w urden, nur einen Ring, ein zusam m engerolltes Stück Bronzefaden — — — oder irgend einen anderen kleinen G egenstand, enthielten, auf den sich keine Z eitbestim m ungen gründen lassen». Ä hnliche Beispiele k önnte m an aus Schw eden und aus Norw egen anführen. T rotzdem die Steinhügelgräber daher nur m it einiger V orsicht als archäologisches M aterial zu b enutzen sind, ist es doch m öglich auf Grund ihrer V erbreitung das östliche und w estliche K ulturgebiet festzustellen. S ie s i n d n ä m l i c h i m N o r d e n e i n e d u r c h a u s w e s t l i c h e E r s c h e i n u n g . A llerdings gibt es ihrer eine grosse Menge auch im K aukasus und in Sibirien, am oberen L auf des Jenissei ]), aber im übrigen Sibirien und, was w ichtiger ist, im ganzen m ittleren und nordeuropäischen R ussland fehlen sie. D ie sibirischen sind ja auch, so w eit bekannt, ein R e­ su lta t des südw estlichen K ultureinflusses, vielleich t gerade desjeni­ gen aus dem K aukasus, und lassen keinesfalls eine B eurteilung, der V erbreitung der Steinhügelgräber im N orden und in O st-E u ­ ropa zu. D ass eine solche Grabform in Nord- und O strussland fehlt, beruht v ielleich t zum grossen Teil auch darauf, dass dort Geröll­ stein e verhältnism ässig selten angetroffen werden. Aber auch Erdhügel sind dort während der B ronzezeit unbekannt, und die A rt der B esta ttu n g ist eine andere. Castren 2) sagt allerdings, dass in der N ähe des Dorfes W aldakurja am P inegafluss in dem Gouv. Archangel Steinhügel vorhanden seien, die m an für Gräber halte, doch h atte ich im Som m er 1909 G elegenheit den Ort zu besuchen und fand, dass die H ügel N aturgebilde waren. D ie Steinhügelgräber sind in den w estlicheren G ebieten sehr gew öhnlich. A uf den B rittischen Inseln, besonders in Schottland, gibt es grosse Steinhügelgräber, die der S teinzeit angehören ( M o n ­ t e l i u s , Orient und E uropa S. 8 8 u. f.). A u f B ornholm und in S kandinavien sind Steinhügelgräber sehr häufig. 3) N ach einer älteren U ntersuchung, die vorläufig noch

!) Ky3HeuoBi>, JtpeBHHH MormiH Taf. V II und Z ich y, Caucase II: 371. 2) N ord isk a resor och forskningar V: 51. 8) A lm gren, S k a n d in a v ien s fasta fornläm ningar, S. 29.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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stich h altig zu sein scheint, würde die N ordgrenze derselben in Schw eden zw ischen Skellefteå und P iteå liegen. 1) In Finnland trifft m an Steinhügelgräber nicht in allen G egenden an, ein deutlicher B ew eis dafür, dass der M angel an M aterial, an Stein, allein nicht das F ehlen derselben in O steuropa erklären kann. Im unseren Lande fehlt es durchaus im O sten nicht an Material und doch entbehren besagte T eile unseres Landes dieser Denkm äler. D ies ist ein deutlicher B ew eis für die Begrenzung des K ulturgebietes nach O sten hin.

A bb. 95.

Steinhü gelgrab"(»Ilm u sm äen kruunu»), U skela.

D ass Steinhügelgräber nicht überall in Finnland angetroffen werden, ist schon längst bem erkt w orden. S i d e n b l a d h ist in sei­ nem vorerw ähnten W erke der A nsicht, dass die Grenzen derselben nach O sten und N orden in Finnland vom K ym m enestrom , dem Päijänne und dem Kirchspiel Salo (Län U:borg) gebildet werden. Später sind einige solche jedoch auch w eiter nach O sten hin angetroffen worden. So erw ähnt A u g . H j e l t in seinem A uf­ satz über die Steinhügelgräber F innlands 2) u. a. solche aus Kuopio, !) Sid en b lad h , N orrlands fasta fornläm ningar, A n tiq v a risk T idskrift II s. 202; A lm gren 1. c. S. 29 2) Su om i, 2 F olge, XV : 392— 4.

A bb. 96.

y

DIC SUDHAIFTI

ofs srarm /m sittecs Tampellan Kruunu Uskela

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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T uusniem i, M aaninka und Pielaw esi in Saw olaks, ist aber in der H auptsache m it Sidenbladh einig (1. c. S. 381). Die Steinhügelgräber in Finnland liegen im allgem einen in der Nähe' v o n Gewässern auf hohen Bergen, v o n denen m an oft eine w eite schöne A ussicht hat. Sie sind m eistens nur aus Steinen ohne Erde aufgebaut; die Bodenfläche ist kreisrund. A us­ nahm en kom m en, w enn auch selten, vor. Oft ist der Hügel von einem von grösseren Steinen gebildeten Fussring um geben. A uch im Inneren, auf dem B oden des H ügels kom m en oft kon­ zentrische Kreise vor. A uch dies ist jedoch nicht speziell für Finnland charakteristisch, sondern es finden sich solche Gräber sow ohl in Sk andin avien als in Sch ottlan d und O st-Preussen. 2) — Steinkreise werden jedoch nicht im m er angetroffen, und es ist w enigstens vorläufig unm öglich auf Grund derselben irgendwelche örtliche oder zeitliche U nterschiede aufzustellen. D ie G rabstätte selbst ist entw eder eine aus S tein p la tten gem achte K iste oder ein grösser Zentralstein, oder auch liegen die verbrannten K nochen über einen Teil des B odens zerstreut, m anchm al auch höher oben. Die Funde stam m en sow ohl aus der B ronzezeit als aus der E isenzeit. Das V erbreitungsgebiet der Steinhügelgräber innerhalb F in n ­ lands erstreckt sich längs den K üsten im O sten m it dem Finnischen M eerbusen beginnend nach W esten längs diesem und den K üsten des B ottn isch en M eerbusens. Im O sten verzeichnet Oskari Saari in seinem im M anuskript vorliegenden B ericht über den Bezirk B an ta im Län W iborg 3 Steinhügelgräber beim D orf K ilpeenjoki. D och ist die archäologische Stellung derselben unklar. In den Bezirken Salm i und Ä yräpää kenn t m an keine solchen Denkm äler mehr, der Bez. Jääski ist nicht untersucht worden. In Säkkijärvi und W irolahti gibt es einige sichere; ihre Zahl nim m t dann vom K ym m ene im O sten bis zur H alik ko-B u cht im W esten stetig zu. E in zw eites grosses Zentrum liegt im unteren K um otal und dessen U m gebungen, ein drittes am m ittleren L auf des K yröflusses (hauptsächlich in den K irchspielen'W ähäkyrö und Laihia). N ach Stud. A. Europaeus, der in N ord-Ö sterbotten Forschungen ange­ stellt hat, kom m en sie auch nördlich v o n der von Sidenbladh ge­ zogenen Grenze an folgenden Stellen vor: in Salo (8, einer davon unsicher), B ew onlah ti (1), in Tem m es 1, in T yrnäw ä 4— 5, in M uhos 1) z. B. »T am paltan kruunu», U sk ela (A bb. 96). 2) M ontelius, O rient und E uropa F ig. 130.

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

17, in einem v o n Hj. A ppelgren untersuchten u. a. ein deutlicher Steinkreis, und in U leåborg sehr viele, K iim inki 1 oder 2, in Ii 11 und schliesslich in K uiw aniem i 1 oder 2 und in Sim o einige. W eiter nördlich fehlen sie. Im Tal des T orneåflusses erw ähnt Pääkkönen 6 auf der Insel Pirkkiö in R äytäniem i und einige in L akiautto, doch sind diese sehr problem atisch. In B etreff der obenerw ähnten auch sicheren n ordösterbottnischen ist zu bem erken, dass sie zusam m en m it s. g. B urgen Vorkommen, die sogar m it den gottländ ischen »Kämpagrafvar» verglichen w orden sind und also aus der E isenzeit stam m en dürften M. — D ie von Sidenbladh ge­ zogene Grenze lässt sich jedenfalls an den K üsten sow ie nach N orden und O sten hin verschieben. — W as das Innere des Landes anbe­ langt, bem erken wir, dass das G ebiet, w o die Steinhügel Vorkom­ m en, nicht w eit über die K üsten hinausreicht. Im inneren Os­ terb o tten fehlen dieselben ganz. A m oberen L auf des U leåflusses, in Säräisniem i, dürften 1 oder 2 vorhanden sein. D agegen kom m en dort ganz andere S teinhügel vor, deren Snellm an in K uusam o an 4 Stellen und K arw onen in seinem R eisebericht über P udasjoki, Taiw alkoski und K uusam o an 3 Stellen erw ähnt. E s dürften F u nd am en te alter W o h n stä tten sein, »Feuerstätten». Mehr im Innern v o n F innland kom m en diese H ügel in M enge vor z. B. in K älw iä (S teinkiste), W iljakkala, Ikalis, K onginkangas, W iitasaari und L aukaa (A. L. N ym an, S. My. A. V.) K orpilahti (u. a. eine A bbildung in Hj. A ppelgrens Zeichnungen 1888), Keuru, M ultia, Pihlajaw esi, W irtaa (S. Mus. 1894, A. 0 . H eikel) Ä tsäri, K arstula und K iw ijärvi, P adasjoki, Loppi, H ollola, Lam m i, Jäm sä (ca 10), L uopioinen und K uhm oinen. So sind wir ein w eites Stück nach O sten gelangt, zum P äijänne-See, von L ahti im Süden bis Jy v ä sk y lä im Norden. N ach S alovius trifft m an an der O stseite des Päijännesees an den südlichen U fern desselben nur 2 Steinhügelgräber an, näm lich 1 in S ysm ä und 1 in H einola auf einer Insel. W eiter nördlich dagegen erstreckt sich eine Zone von ihnen m ehr nach O sten hin, wie schon A u g . H j e l t im Jahre 1881 bem erkt. Bei K uopio in T uusniem i gibt es näm lich an m ehreren S tellen Steinhügelgräber und nördlich v o n dieser S tad t, in M aaninka finden sich 20 Stück, z. B. in K äärm etlahti in einer Reihe 5, von denen eines sehr gross ist -(W egelius, S. My. A. III,» S. 134). D iese Steinhügelgruppe ist w ahrscheinlich eine V erzw eigung von W esten her, aus der Ge­ gend v o n Saarijärwi— Päijänne. D ie A ltersstellung derselben lässt sich nicht bestim m en. T uneld erw ähnt allerdings in seiner Geo­ graphie ein in einem solchen Grabe gefundenes Silberschloss, und !) H j. A p pelgren, Su om en M uinaislin nat, S. L X I V ; A arne Europaeus: P oh jan m aan J ä ttilä isk ir k o ista (S tu d en ten alb u m Jouk o 1910).

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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in K uopio ist unter einem Steinhügel ein Fund aus der jüngeren E isen zeit gem acht w orden (S. 151 N ote), aber da uns erinnerlich ist, dass ein skandinavischer Bronzedolch in Idensalm i und eine frem de T ü llen axt in M aaninka gefunden w orden sind, ist es nicht unm öglich, dass ein Teil der dortigen Steinhügelgräber bis in die B ronzezeit zurückreicht.

Ö stlich des v o n uns derart begrenzten G ebietes — W iborg— Fredriksham n — H einola— L aukaa— T uusniem i— M aaninka— K ars­ tula— K uivaniem i — kennt m an gar keine Steinhügelgräber. *) Der Bezirk R antasalm i entbehrt derselben gänzlich, desgleichen Ost- und N ord-K arelien. Falls dort vielleich t einzelne angetroffen werden sollten, verändert dies nicht den allgem einen Eindruck, d e n n in der Zeit, in der S t e i n h ü g e l g r ä b e r ge­ b r ä u c h l i c h waren, hat das K u l t u r g e b i e t , wel­ ches d i e s e l b e n v e r t r e t e n (das w e s t l i c h e ) , in seiner grössten Ausdehnung das von uns b e g r e n z t e G e b i e t des w e s t l i c h e n T e i l e s der finnischen Landzunge umfasst. W ährend der Bronzezeit war das G ebiet w ahrscheinlich kleiner, keinesfalls grösser. D ies ist das Ergebnis unserer U ntersuchungen in B ezug auf Finnland. E benso genaue A ngaben kann m an in B etreff des nördlichen S kandin avien nicht m achen. In N orw egen gibt es Stein h ü gel­ gräber kaum in grösserer A nzahl nördlich vom Trondhjem -Fjord, ca. 64° nördl. Breite. A m zahlreichsten sollen sie in N orw e­ gen an der O stküste sein, also am Skagerak. 2) Für Schw eden haben wir schon nach Sidenbladh die Nordgrenze angegeben. U n ­ m ittelb ar südlich v o n dieser Grenze scheint es jedoch deren sehr w enige zu geben, denn A l m g r e n 3) erw ähnt, dass dieselben längs den K üsten nur »bis nach Å ngerm anland hin» gefunden worden, also viel südlicher als Skellefteå. U nter solchen V erhältnissen kann m an keinesfalls N ord-Schw eden zu dem K ulturkreise zählen, in den die Steinhügelgräber gehören. *) D ie »Steinhügel» im B ezirke S t. M ichel (S. M y A ik. X: 108) und in R u ssisch -K arelien (S. M y A ik. X: 42 ff.) sind keine Gräber. 2) G u stafson , N orges O ld tid S. 53. ®) A lm gren , S veriges fasta fornläm ningar S. 29.

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

W enn wir die Grense dieser K ultur an den südöstlichen K üsten der O stsee feststellen w ollen, können wir nur sagen, dass Steinhügelgräber z. B. auf H ogland und in den O stsee­ provinzen ') Vorkommen, was, aus einigen einzelnen F unden aus der B ronzezeit zu schliessen, natürlich ist. A ber w ie w eit nach O sten können wir leider nicht sagen. »Auf Ösel und Mohn giebt es nach H olzm ayer keine T otenhügel aus Erde; alle Gräber sind Steinhügel. In G rabbenhof gegen 100 Steinhügel. D ie­ jenigen in Kurrefer sind viel grösser als die von Grabbenhof». ( A s p e l i n s N otizen 31 / III 1881). Aber auf Grund der Funde sind wir berechtigt, die K ü sten der O stseeprovinzen zur w estlichen K ulturgruppe zu zählen, indem wir es den lokalen Forschungen über­ lassen, die O stgrenze hier genau festzustellen. A usser den Steinhügelgräbern nannten wir unter den w ahrschein­ lich zur B ronzezeit gehörenden festen A ltertüm ern die Schalen­ steine und F elsenzeichnungen. D ie ersteren sind in Europa sehr w eit verbreitet. 2) E s gibt deren in S kandinavien, E ngland, der Schw eiz, D eutschland etc., sogar in Polen kennt m an 1 solchen aus dem Kreise B adzyn. 3) A uch in F inn­ land und W est-B u sslan d sind die­ A bb. 97. selben nicht ganz unbekannt, eben­ sow enig auf den O stseeinseln, z. B. auf Ösel, wo es in der N ähe v o n K ielkond mehrere »Granitsteine m it Gruben» gibt. 4) E s ist natürlich nicht befrem dend, dass die­ selben im w estlich en T eile unseres Landes anzutreffen sind: in Perniö 3, (Abb. 97) Lillkyro (von mir konstatiert) in Hat9 K atalog d. R iga K ongresses, S. 19, N :o 304. 2) V gl. die B ib liograp h ie in der Zeitschr. f. E th n o lo g ie , G en eral-R egister, und J. Sch lem m , S tic h w o r t »Schalenstein». 3) S w ia to w it II. 1900 S. 109. 4) H au sm an n , Ü b ersich t S. 22.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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tula 2 (Suom . Mus. 1895 S. 2 und 1896 S. 31) W anaja 1 (S. M. 1895 S. 2) und K alw ola 1 (1. c. s. 2). D och sollen sie auch w eiter nach O sten Vorkommen: Im »Suomen Museo» v. J. 1895 S. 3 wird berichtet, dass sich ein Schalenstein bei K exholm , unw eit der F ayencefabrik Suotniem i, an der M ündung des W uoksen befindet, und ein S tipend iat der Finnischen A ’tertum sgesellschaft, Herr A. Leino, der im Bezirk Ä yräpää um hergereist st, sagt in seinem B ericht 1), dass sich im K richspiel R autu in einem »Pien autio» genannten A cker des G utes K askaila ein s. g. »Pottikivi» befindet, ein Stein, in w elchen Kreuze und Gruben eingehauen sind. Zuverlässiger ist der verhältnism ässig viel w eiter ostw ärts, im G ouvernem ent N ow gorod in R ussland gem achte Fund. D er Stein ist im H istorischen M useum v o n M oskau untergebracht, in dessen K atalog v. J. 1893 er S. 13 erw ähnt ist. Derselbe wurde auf . dem G ute des Fürsten P u tja tin unw eit der Station B ologoje ca. 200 W erst SE v o n N owgorod entfernt angetroffen. 2) Im Kreise W aldai gibt es 2 (3?) andere noch bei M aloje H otilow sk. In dem einen derselben befinden sich 9 Gruben, in dem anderen sind auf der einen Seite 14 Gruben, die 4 cm breit und 1 V 2 bis 2 V 2 cm tief sind. A uch kleine Gruben sind vorhanden. N eben diesem nahm P u tja tin A usgrabungen vor und fand ein K ohlenlager, 2 Feuer­ steine und 1 Stück Granit. — N och einen dritten Ste n gibt es im Dorf H otilow o am B ache Krjukowo. Derselbe h at auf jeder Seite m ehrere Gruben, und auf der anderen Seite des B aches so len es sogar mehrere solche Stein e liegen(?) Am Ilm en-See gibt es einen vierten (vergl. Peredoljskij, A rchiv f A nthropologie, N eue Serie III S. 291). V on östlichem E influss kann hier nicht die Rede sein, denn ob­ gleich O pfersteine sow ohl im K aukasus als an den Q uellen des Jenissei Vorkommen (z. B. S. M. II S. 1— 2), fehlen dieselben im Ural sow ie in M ittel und Nordrussland. Leider ist das A lter der O pfersteine nicht sicher. D ie m eisten Forscher sind geneigt, dieselben zur S tein zeit zu zählen (z. B .

9 M anuskript S. 237. 2) IlyTHTMin,: M am euHue KaMHH Hop,ropo;;cKOii ryO epniii. V:ro A px. C v k a fla bt, Tmjvmefc, S. 19.

Tpy^M

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Z. d. Finn. Alt. Ges. X X V : I.

Schlem m 1. c.). D och dürften solche auch aus der B ronzezeit vor­ handen sein. M ontelius ist in einem B ericht über einige m it B il­ dern versehene S tein p la tten aus Söderm anland 1) geneigt, die O pfersteine in die ältere B ronzezeit zu verlegen, obgleich dieselben auch aus der Stein zeit stam m en könnten. So sind ein paar solche S teine in G anggräbern in W estergötland gefunden worden. 2) In dem v o n W ibling un tersuchten D rottninghügel bei H elsin g b o rg ,J) lagen ebenfalls O pfersteine. D ie norw egischen O pfersteine scheinen sow ohl der Stein zeit (Aarsber. 1878, S. 299) als der B ronzezeit (1. c. 1881 24; 1882: 87) und v ielleich t auch der E isenzeit anzuge­ hören (1. c. 1892: 124). 4) — Man dürfte daher auch in Finnland nicht alle O pfersteine zu den sicheren B odenaltertüm ern der B ronzezeit zählen können. Sollte sich die w estliche K ulturgruppe also v o n den O stseepro­ v inzen bis nach B ologoje ausgedehnt haben? V on einer G em ein­ schaft m it dem W esten zeugen jedenfalls die Skulpturen der S tein ­ zeit und der früher besprochene B ernsteinfund von K ontschanskoje. E ntsprechen dieselben, w as die Zeit ihrer E n tsteh u n g anbelangt, der w estlich en Bronzezeit? D as w issen wir nicht. W as schliesslich die Felsenzeichnungen anbelangt so sind die­ selben entw eder östlicher oder w estlicher Art. Man unterscheidet dieselben leich t dadurch v o n einander, dass die ersteren durch A ushauen des ganzen B ildes hergestellt sind, w ährend die letzteren nur U m risszeichnungen sind. D as G ebiet der letzteren ist SüdSkandinavien, N ord-Söderm anland und Trondhjem . W eiter im O sten und N orden sind dieselben sow eit bekannt nicht nachge­ w iesen. D ie F elsenzeichnungen der ersteren, oder w ie die skandinavisch en Forscher sagen, der arktischen Gruppe, sind dagegen in M ittel-Skandinavien, zw ischen dem 62.— 64. B reiten ­ grade an 10 verschiedenen S tellen angetroffen 5) (Abb. 98) und sie sind zum Teil jedenfalls älter als die echtskandinavischen F elsen­ zeichnungen. ß) D iese kom m en auch noch w eiter nach O sten vor. 9 2) 3) 4) 5) 6)

S v. F. T. B and X S. 189. M ontelius, S veriges F orn tid 1903. S. 48 F ig. 60. Y m er 1904 S. 266 und not. D ie A n gaben aus N orw egen verd anke ich Herrn Dr. A. W . B r o g g e r .: H allström , F orn vän n en 1908: 161. H allström , F orn vän n en 1908: 63 ff.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

161

A n tiq u ités Fig. 342— 3 bildet zwei solche Felsenzeich­ nungen aus O lonetz ab und in seinem W erke A lkeita S. 8 8 be­ richtet er über die dieselben betreffende B ibliographie. W eiter m O sten ken nt m an solche Zeichnungen erst wieder im Ural, dann am T om und schliesslich in Menge am oberen L auf des Jenissei und im A ltai. D ie sibirischen F elsenzeichnungen stam ­ m en gew iss aus sehr verschiedenen Perioden, doch ist es nicht unm öglich, dass sie kulturelle G em einschaft m it den olonetzischnordskandinavischen haben. O bgleich wir nicht w issen, um wie A spelin

Abb. 98.

viel die »arktischen» F elsenzeichnungen älter sind als die skan­ dinavischen, spricht ihr V erbreitungsgebiet dafür, dass N ordskan­ dinavien, O stfinnland und O lonetz nicht zu dem selben K ultur­ gebiet gehören w ie Südskan dinavien und die O stseeländer. In Finnland kenn t m an vorläufig keine Felsenzeichnungen von irgendeiner Gruppe. A llerdings w erden solche an verschiede­ nen S tellen erw ähnt 1), doch dürften sie N aturgebilde sein. W ir haben also unter B erücksichtigung der festen A ltertüm er die O stgrenzen des skandinavischen bronzezeitlichen G ebietes ge­ zogen. Schon früher berichteten wir über den Stam m sitz der öst*) z. B . in S . M. Y . A ik. V: 188— 9 (L auk aa), Ibid. 111:140 (P ielavesi), L ein os B erich t über d. B ezirk Ä yräp ää (M uola, H ein jok i, R a u tu , K ivenn apa) u. s. w. 11

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Z. d. Finn. Alt. Ges. XXV : I.

liehen B ronzekultur und die einzelnen Funde, die v o n dort nach W esten hin angetroffen w orden sind. Ob die dazw ischenliegenden bronzezeitlichen Funde eine besondere Gruppe bilden und w elches solchenfalls die Grenzen derselben wären, oder ob es sich nur um eine E inöde, eine bronzekulturlose Gegend handelt, können wir vorläufig noch nicht sagen. W enigstens zeugen die dort gem achten B ronzefunde v o n keiner O riginalität, m it A usnahm e einiger finni­ schen. D ie je tz t bekannte K ultur — die der B r o n z e gegen­ stände — der dazw ischenliegenden G ebiete h at jedenfalls einen vollk om m en ö s t l i c h e n Charakter. W elcher A rt sind die B eziehungen der beiden grossen K ultur­ gruppen, der O stsee- und der K am a-W olgagruppe, die sich ge­ gen seitig einschränken, gewesen? H aben sich einzelne Geräte von der einen Seite nach der anderen in ein frem des Land verirrt, und ist even tu ell auch an den verschiedenen T yp en fremder E in ­ fluss wahrnehm bar? D ie bisher in der L itteratur erw ähnten Funde s k a n d i n a ­ v i s c h e r Form en im O s t e n ausserhalb des eigentlichen G e­ b ietes derselben sind folgende: 1. Der oben erw ähnte Fund am O bwafluss, von dem A spelin in der Z eitschrift der Finnischen A ltertum sgesellschaft I I S . 162— 4 spricht. E s ist nicht ausgeschlossen, dass die zum Funde gehörende bronzene L anzenspitze skandinavisch ist, aber da ähnliche Form en sehr zahlreich in der Bronzezeit des K am a— W olga-G ebietes Vor­ kom m en, ist es unm öglich hierüber etw as b estim m tes zu sagen. In m einem A ufsatz vom Jahre 1906 9 erw ähnte ich folgende Funde aus östlich en G ebieten, die eventuell w estlich wären. 2— 3. E ine F la ch a x t im M useum der U n ivärsität von K asan, abgebildet bei Stuckenberg, MnBLcTia 1901 Tafel III: 1, und eine Spiralscheibe 1. c. IV: 20. A ls ich G elegenheit h atte die G egen­ stände selbst zu sehen, konn te ich m ich d avon überzeugen, dass beide T yp en aus den östlichen M ittelm eerländern sind (siehe d. vor­ hergehende K apitel). Skandin avisch ist keiner von ihnen. 4. D ie v o n m ir nach A spelins »Alkeita», S. 129, handschrift­ licher A n hang im E xem plare des M useum , erw ähnten A b satzäxte haben nichts m it w esteuropäischen A b sa tzä x ten zu tun, sondern gehören zu den späteren K nochengeräten. !) S. M. — F. M. 1906: 82.

T allgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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5. Schliesslich nannte ich 1. c. die in A spelins »Alkeita» S. 83 als w esteuropäisch bezeichnete A b sa tza x t, die ohne A ngabe der Fundverhältnisse aus Murom wäre, und erw ähnte, dass die­ selbe im A nthropologichsen M useum der U n iversität M oskau untergebracht sein soll. Der V orsteher des M useum s, Prof. A nutschin, w u sste jedoch nichts davon. In Professor A spelins R eise­ notizbüchern über seine russische R eise, w elche er m ir liebensw ür­ digerw eise zur V erfügung g estellt hat, befindet sich jedoch eine A bbildun g derselben nebst folgenden 2 N otizen: »Der m urom sche Fund. K erzelli erhielt v o n Herrn Jerm akow in Murom, ohne dass dieser den F undort angeben konnte, folgende G egenstände: 2 B ronzecelte (uraFalt.), eine B ronzeaxt (K ostrom a-T yp), einen w estländ isch en Schaftcelt, eine E isen axt, 2 Bronzespeere, sibirisch, 2 Eisenspeere». D ie zw eite N otiz lautet: »Kerzelli erhielt in Mu­ rom v o n der W itw e eines K aufm annes eine Sam m lung A lter­ tüm er, gefunden zum Teil beim Graben einer W asserleitung von der Oka nach Murom, näm lich 2 B ronzecelte v o n glatter, dünner unornam entierter, sibirischer Form , eine .Bronzeaxt w ie die von K ostrom a und eine beschädigte A b sa tza x t v o n w esteuropäischer Form sow ie eine E isenaxt.» D ie A b sa tza x t (nach A spelins A bbildung) ist unstreitbar von w esteuropäischer Form , annährend von dem selben T yp w ie E v a n s , Bronze Im plem ents Fig. 75, der in E ngland sehr allgem ein, aber auch in der B ronzezeit der O stseeländer durchaus nicht ungew öhnlich ist. J) A u f dem osteuropäischen G ebiete fehlt derselbe dagegen ganz. Falls die A x t daher in der G egend von Murom gefunden w orden ist, so ist dies noch ein Bew eis dafür, dass sich der E influss der w estlichen K ulturgruppe bis nach der Oka hin ausgedehnt hat, w as auch die später zu erw ähnende Im itation einer steinernen A b sa tza x t aus dem G ouvernem ent K asan gerade hinsichtlich der ersten H älfte der B ronzezeit darlegt. A ber leider sind die F undver­ hältnisse dieses Muromer Fundes so un bestim m t, dass derselbe einen grossen Teil seiner B ed eu tu n g einbüsst. Jedenfalls ist es nicht m öglich den erw ähnten Fund aufzutreiben. W ir sind unter solchen V erhältnissen gezw ungen auch ihn d ahingestellt sein zu lassen, ohne Schlüsse daraus zu ziehen, obgleich wir zugeben w ol­ len, dass es an und für sich w ohl m öglich ist, dass ein solcher Fund gem acht worden ist. [A usser diesen v o n mir eingezogenen E rkundigungen ist nach dem Jahresbericht des H istorischen M useum s in M osk au 2) auch der Fund einer A b sa tza x t v o n skandinavischer Form aus dem Gouv. W jatka, Kreis Jaransk, bekannt. In W irklichkeit ist dieser »Fund» b L issauer, Z w eiter B erich t der T yp en k arten -K om m ission . -) O t w i t . H . P . I t e T o p H 'i e c K a r o M yaea 3 a 1906 r . S . 100.

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ein grösser Irrtum , denn die A x t ist eine G ipskopie einer A b satzaxt aus H elsinge in F innland (H ackm an, D ie B ronzezeit Finnlands) und zwar ist die E tik e tte derselben im M oskauer H istorischen M useum m it dem eines anderen Fundes verw echselt w orden.] W ir sehen, dass säm tliche oben aufgezählten »skandina­ vischen» Funde, die östlich v o n ihrem eigentlichen G ebiete gem acht w orden sein sollen, entw eder keine solchen oder sehr unsicher sind. U n d dennoch h at das w estlich e G ebiet einen grossen Einfluss nach O sten hin ausgeübt. W ir bem erkten bereits, als wir von dem G alitscher Schatze sprachen, in w ie hohem Grade der w estliche E influss in Nord- und M ittelrussland w ährend der S t e i n z e i t in den Skulpturen, dem B ernstein u. s. w. w ahrnehm bar ist, so dass das G ebiet zw ischen O stpreussen und der Oka beinahe als ein zusam m engehörendes G anzes b etrach tet w erden kann. Z. B. die Ü bereinstim m ung der A xtham m erform en ist u. a. augenfällig. D agegen kennen wir von dort nur sehr w enige Steingegenstände, die tatsäch lich nach Vor­ bildern aus der w estlich en B ronzezeit en tstan d en wären, w eshalb w ir nicht sagen können, in w elchem Grade die dortige K ultur des Steinalters zeitlich der skandinavischen B ronzezeit entspricht. Zum Teil ist diese älter als jene (vergl. w eiter unten, S. 196). E in e steinerne K opie einer skandinavisch en Bronze sollte die S te in a x t sein, an der A s p e l i n b eob ach tet hat, dass dieselbe nach einem w estlichen B ronzecelt gem acht ist und d e er n seinem A tla s S. 7 abbildet. Falls beide Seiten der Steinw affe gleich sind, is t die Ü bereinstim m ung allerdings ausserordentlich gross und der E influ ss v o n W esten her augenfällig, zu einer Zeit, in der also in L ivlan d noch die S tein zeit geherrscht h ätte. D er P ole E. T y s k i e w i c z hat den G egenstand in seinem W erke B adan ia archeologiczne T af. IV: 3 Teil abgebildet und nach ihm G r e w i n g k . x) Durch den letzten w issen wir, dass der G egenstand auf dem G ute Boczejkow ie im Kreis Lepel G ouv. W itebsk, an der D üna gefunden w orden ist. Seine L änge beträgt 85 und seine B reite 28 mm. E in anderes eigentüm liches Gerät, bei dessen H erstellung w est­ licher E influss nicht ausgeschlossen ist, ist in K ostrom a gefunden ') D as S tein a lter der O stseep rovin zen . n isch en G esellsch aft IV , Taf. II: 19, S.

Sch riften der G elehrten E sth -

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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w orden, näm lich ein B ruchstück von der K linge einer Steinw affe, deren Schneide gebogen und schön ausgeschw eift ist und die da­ durch an die bronzenen A b sa tsä x te erinnert.

A bb. 99.

D ie B ed eu tu n g des an und für sich unsicheren Fundes aus dem G ouv. W iteb sk als B ew eisstück ist in so die glänzender A rt b estä tig t worden, dass er nunm ehr als w issenschaftliches M aterial verw en­ det w erden darf, und zwar durch einen m erkw ürdigen neuen Fund aus dem G ouv. K asan. — D ieser äusserst w ichtiger G egen­ stand ist in M alaja Tojaba, Kreis T etjuschi, G ouv. K asan,

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Z. d. Finn. Alt. Ges. XX V: I.

gefunden w orden, also im Zentrum der uralischen B ronzezeit, an einem kleinen, in die Sw ijaga m ündenden N ebenflüsse. Der Ge­ genstand ist ebenfalls eine typ isch e steinerne A b satzaxt. — W as die Masse betrifft, so ist diese A x t noch etw as kürzer als die von W itebsk: 79 m m lang und an der Schneide 41 m m breit. Die Schneide ist nach den S eiten ausgeschw eift, und die B reitseiten , die kurz sind, zeigen im Profil nach den Seiten eine A nschw ellung. A uch der S chaftteil ist ganz und gar geschliffen und an jeder Seite gefurcht, um die A x t zu befestigen, ganz w ie die bronzenen A b satz­ äxte. D ie Schaftrinne bildet einen bogenförm igen A bsatz. D ie B ahn ist gerade, eben. (Abb. 99). Es unterliegt keinem Zweifel, dass der G egenstand direkt einer bronzenen A b sa tza x t nachgebildet ist. D ie Sonderm erkm ale die­ ser letzterer sind so ty p isch und die ganze Form dem S tein so frem d, dass m an keinen A ugenblick an eine andere M öglichkeit denken kann. E s drängt sich da zunächst die Frage auf, w o ein solches Origi­ nal zu finden gew esen ist und auf w elchem W eg, auf w elche Art und w an n die w estlichen K ulturström ungen bis in die G egend v o n K asan vorgedrungen sind. D ie bronzenen A b sa tzä x te sind in den w estlicheren G ebieten sehr allgem ein. L i s s a u e r h at in dem zw eiten B ericht der von der D eutschen anthropologischen G esellschaft gew ählten K om m ission für prähistorische T ypenkarten, Z. f. E thnologie, Jahrg. 1905, die­ selben in ihrer G esam theit behandelt. W ir ersehen daraus, dass die einzigen :'n Frage kom m enden Gruppen seine zw eite und v ierte sind, v o n diesen jedoch in erster Linie die Gruppe 4, die Lissauer auf Grund ihrer geo­ graphischen A usb reitung den norddeutschen T yp der A b sa tzä x te genann t hat C harakteristisch für diesen T yp ist, dass die B ahn m eist geradlinig, die Schneide gew öhnlich flach bogenförm ig, der A bsatz bogenförm ig ist, — alles E igenschaften,die sich bei der Kasaner S tein a x t als typ isch erweisen. W en ger w ich tig sind die Sonderm erkm ale, die am S tein nicht in Frage kom m en können, w ie die oft vorkom m ende Öse an der einen A bb. 1 0 0 . Schm alseite u. s. w. (Abb. 100).

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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D as G ebiet, auf dem dieser T yp verbreitet ist, ist hauptsächlich skandinavisch in der bronzezeitlichen B ed eu tu n g des W ortes, und um fasst N orddeutschland, H annover, W est- und O st-Preussen bis nach L ivland hin, hat sich aber auch w eiter nach Süden er­ streckt, nach W ürttem berg und U ngarn, wo die dem T yp u s ange­ hörenden A b sa tzä x te jedoch selten sind. A us dem Kaukasus, näm lich aus N ow orossisk, A bhkasie, erw ähnt Chantre (I: 5, 1— 2) eine derartige Gussform , v o n der Lissauer jedoch keine K enntnis gehabt zu haben scheint. A u f dem skandinavischen G ebiet wieder ist der T yp, w ie gesagt, südlich der O stsee sehr allgem ein, seltener in Skandin avien selbst, aber Lissauers T yp us 2, der in Skandinavien sehr häufig ist, kom m t dem selben sehr nahe. — In chronologischer H insicht entspricht derselbe M ontelius’ 2.— 3. Periode, was nach seiner absoluten Chronologie annähernd ca. 1400— 1200 wäre; nach Müller ein paar Jahrhunderte später. Som it haben wir das V erbreitungsgebiet und die sum m arische A ltersstellun g des T y p s b estim m t. W ir w agen jedoch m it bei­ nahe vollkom m ener G ew issheit das ak tive A usbreitungsgebiet des­ selben noch w eiter zu begrenzen. U ngarn kann m an nicht m it­ zählen, w eil der T yp dort so selten und augenscheinlich fremd ist. A ls U rsprungsland des bronzenen P rototyp s der K asaner S tein axt kom m t daher m öglicherw eise Finnland in B etracht, von dessen A b sa tzä x ten die beiden v o n Ingo allein w enn auch etw as ab­ weichend, die typ isch en E igensch aften aufw eisen, oder noch eher O st-P reussen-L ivland, v o n wo 3 Celte dieser Form vorliegen: näm lich aus T ilsit in O st-Preussen sow ie aus A ssum und Karkus *) in L ivland (Lissauer, 1. c. Legende, N:o 234— 6). A m w ahrschein­ lichsten ist die letztere H yp oth ese, denn soviel m an je tzt w eiss, hat der H andelsw eg vom Finnischen M eerbusen zur K am a so früh noch keine R olle gespielt, während wir durch den G alitscher Schatz daran erinnert werden, w ie lebendig schon frühzeitig die B eziehungen zw ischen O st-Preussen und Zentralrussland waren. D arauf w eist auch deutlich der Fund des W itebsker Stein celtes hin. E s hat natürlich w eniger zu bedeuten, ob nur eine K ulturström ung

b W esteu rop äisch e G eräte v o n der B ron zezeit g ib t es noch im G ouv. W ilna. Im d ortigen M useum fin d et m an z. B. einen S ch w ertstab , einen A x t ­ ham m er, eine A x t m it niedrigen R ändern ( ItoKpoBCKiti, K a-rajiom .)

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Z. d. Finn. Alt. Ges. X X V : I.

über das O st-B alticum hingegangen ist, das, nach den F unden zu urteilen, ziem lich arm an Bronze war, oder ob die G egenstände in diesem Land selbst angefertigt w orden sind. E s sei dem, w ie ihm w olle, jedenfalls steh t uns wieder die w ich tige Ver­ kehrsstrasse o ffe n : der D üna-F luss, das W aldai-G ebirge und d e dort entspringende W olga. U nterw egs haben wir als S tü tz ­ punkt w ahrscheinlich noch die Muromer (N:o 5, S. 163) A b satzaxt aus Bronze, die faktisch sehr gut an der Oka gefunden werden sein kann. B etrach ten wir aber diese T atsach e etw as näher. D ie w e s t l i c h e , b r o n z e n e A b satzaxt i n S t e i n auf dem ö st­ lichen G ebiete nachgebildet, w o aller W ahrsche nlichkeit nach kein M angel an K upfer gew esen ist (vergl. oben S. 57 ff.)! Sollte hier dam als noch die S teinzeit geherrscht haben? Ist die A x t sym b o­ lisch? D ie letzterw äh nte A nnahm e wird durch den U m stand w ider­ legt, dass kaum eine frem de Form hat sym bolisiert werden sollen, und w enn ja, dann w enigstens nicht in einem anderen M aterial als in dem das frem de V olk dieselbe besass. Der G egenstand wäre also ein A rbeitsgerät. A ber für diese B estim m u n g ist er aussergew öhnlich klein, und die geschw eiften Seiten der Schneide h ä tten die praktische V erw endbarkeit verringert. W ir dürfen jedoch nicht vergessen, dass es aus O strussland eine ganze M enge kleiner Ä x te m it Schaftloch gibt, deren K onstruktion, deren steinernes Material und kleine Form unseren A b sa tzäxten vollkom m en analog sind. 1) E s liegt daher kein Grund vor, dieselben als aus verschiedenen Perioden stam m end anzusehen; diese A b sa tza x t zeigt jedenfalls, dass die S teintech nik faktisch in einer Zeit, die der II. und der III. Periode der skandinavischen B ronzezeit entspricht, im W olgaK am agebiet sehr hoch stand. A ber sollte tatsäch lich m itten im uralischen G ebiete dam als noch die S tein zeit geherrscht haben in dem Sinne des W ortes, dass die B ronze unbekannt gew esen wäre? S elbstverständlich nicht. E s ist an und für sich nicht befrem dend, dass w ährend der B ronze­ zeit die schönsten Steingegenstände hergestellt w urden und im Gebrauch waren. E s genügt in dieser H insicht auf die zw eite Stadt v on Troja zu verw eisen, die zur ausgeprägten und vorgeschrittenen x) S au ssailow sch e Sam m lun g, N r. 609, 1327 u. s. w.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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B ronzezeit gehört, aber in der trotzdem die grosse A nzahl und V erschiedenheit der Steinw affen geradezu verblüffend ist. *) D ies ist zw eifelsohne auch im U ral-G ebiet der Fall gew esen. Übrigens ist zu bem erken, dass, obgleich die H erstellung v o n Bronzesachen offenbar am P latz stattgefu n d en hat, die frem den Form en und G egenstände davon zeugen, dass dieses G ebiet dennoch ein w ich ti­ ges Im portland auch für frem de G egenstände war. *

*

*

D ie w ahrscheinlich s k a n d i n a v i s c h e n B r o n z e n , die in R ussland m ehr nach O s t e n w eit von ihrem eigenen G ebiete entfernt angetroffen w orden sind — die finnisch-skandi­ navischen Grenzgruppen lassen wir einstw eilen bei S eite — sind nicht m ehr aus dem A nfang der B ronzezeit, sondern aus der m itt­ leren Periode derselben. Sie sind alle m it T üllen versehen, sind T üllen äxte. D ie o s t r u s s i s c h e n T ü llen äxte sind von verschiedenen Formen; der D urchschnitt der späteren T yp en ist oval und flach, die älteren sind breit, m it zwei Ösen versehen oder ungleichseitig. D ie Ä hnlichkeit zw ischen denselben b esteht, kann m an sagen, in der Schwere oder B reite und dem M angel an Schm ächtigkeit und Länge. D ie östlichen K ulturträger akzeptierten nicht die schlan­ ken R um pfe, daher der M angel an E leganz. In seinem W erk über die B ronzezeit im K am a-W olga-G ebiet bildet Prof. S t u c k e n b e r g 2) T afel III A bbildung 14 einen Celt ab, der sich v o n den anderen osteuropäischen u nterscheidet und stark an den T yp erinnert, den m an nach M ontelius gew ohnt ist, den M älarländischen zu nennen. 3) D as v o n Stuckenberg abgebildete Gerät ist 119 m m lang und 36 m m (Stbg. 1. c. S. 188) breit, also verhältn ism ässig schm ächtig. D ie Länge verhält sich zur Breite w ie 1 :3 , während dieses V erhältnis bei den ostrussischen im allge­ m einen 3 : 5 ist. A u f der A bbildung ist der D urchschnitt des Celtes oval, doch h a tte ich G elegenheit denselben zu sehen und zu !) G ötze, D örpfeld-T roja I. S. 392. 2) H s b & c t m i 0 6 m . H c t . O x H o r p . a A p x. K aaam ,, Tom . X V II. 3) M ontelius, Bronsålderen i norra och m ellersta Sverige (A n t. T. III).

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Z. d. Finn. A lt. G es. XX V: 1.

konstatieren, dass derselbe ursprünglich rund gew esen, aber später am R ande flachgedrückt w orden ist. D ie Farbe ist rotbraun, die der M oorfunde. D er Fund stam m t aus dem Kreise Tscheboksary. — W ie an den v o n uns erw ähnten M älarcelt-T ypen befindet sich auch an diesem die Öse ein ganzes Stück unterhalb des oberen Randes und gehen an dieser S telle um den Celt herum 4 erhabene Striche, über deren M itte vom Rande abw ärts ein erhabener Quer­ strich läuft. E inen frem den E indruck m acht auch der 1. c. T afel III: 1 abge­ bildete Celt. A uch dieser ist dünn und schm ächtig. Länge 120, B reite 40 cm (Stbrg 1. c. S. 189). Der D urchschnitt ist aussen viereckig, innen rund, eine Öse ist nicht vorhanden. A uch an diesem befinden sich an der entsprechenden Stelle w ie bei dem vorhergehenden 4 erhabene Striche, aber kein Querstrich, da die V erbindungslinien der Seiten nahe an einander laufen und die Strichreihen gerade an der Stelle der gew öhnlichen Querfurche ab­ brechen. Dieser Celt erinnert lebhaft an den T yp, dessen N egativ, die Gussform aus K em i in Finnland, von H a c k m a n in seinem A u f­ satz in der M ontelius-F estschrift abgebildet ist. D er Fund stam m t aus dem Kreise Laischew , unw eit des D orfes Taschkerm en. D iese beiden T ü llen äxte sind nicht die einzigen ihrer Art. W ir w ollen sie den A- und B -T yp u s nennen. V om ersteren sind mir aus R ussland folgende bekannt: 1. T üllen axt. Stuckenberg III: 14; eben erwähnt. 2. T ü llen axt, Länge 101, B reite der Schneide 31 und B reite der M ündung 39 m m . D ie Öse ist zerbrochen, und die B reitseiten sind beschädigt. G efunden im Kreise Tsiw iljsk, Sam m lung Prof. W ysotzk i, K asan. 3. T ü llen axt, Länge 97, B reite 37 und M ündung 34 m m . Öse beschädigt. Oben deutliche O rnam entstriche. R otbraune P atina. F undort unbekann t. Saussailow sche Sam m lung Nr. 2238. (Abb. 103). 4. T üllen axt, Länge 103, Schneide 45, D urchschnitt 28 mm. Tülle abgerundetes V iereck. Oben eine Öse; kleine und typ isch e Zierstriche. Schöne grüne P atina. G efunden im G ouv. K asan, Kreis T etjuschi, Dorf B iabaschi. Saussailow sche Sam m lung Nr. 3262. (Abb. 101). A nnähernd vom T yp us A, aber bedeutend degeneriert sind die Nr. 5— 7. 5. T üllen axt, Länge 91, B reite der Schneide 33, T üllenöffnung 35 m m . D ie Öse ganz am oberen Rande. D ie 4 O rnam entstriche

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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laufen ganz am R ande hin und sind in hohem R elief ebenso wie die Q uerstriche an jeder B reitseite. D azu kom m en erhabene Striche, die oben die Ränder der B reitseiten begrenzen. G efun­ den in M endiarowo. Saussailow sche Sam m lung Nr. 3261. (Abb. 102). 6. T üllen axt, abgebildet in 1/i der natürlichen Grösse von S tuckenberg in seinem A ufsatz in Isw estija 1901 Tafel I: 10— 11.

A bb. 101. 2/3. Sau ss. 3262.

A bb. 102. 2/3. Sau ss. 3261.

A bb. 103. 2/3. Sauss. 2238.

A uch diese A x t ist etw as kurz, m it der Öse am oberen Rande, Zierstriche w ie an der vorgehenden. G efunden ca. 30 W erst strom aufw ärts v o n K asan beim Dorf K riuschi, Kreis Tscheboksary. -i7. T üllenaxt, deren Länge 8 6 und deren Schneidenbreite 35 mm b eträgt und deren Schaftloch beschädigt ist. Eine Öse ist nicht vorhanden. Nur an der einen B reitseite sind in der N ähe des oberen Randes Verzierungen sichtbar. D ort befinden sich d r e i

172

Z. d. Finn. Alt. Ges. XXV : 1.

typische erhabene Striche und der senkrechte Querstrich. Ge­ funden in der Erde beim Dorf Jurinowo, W olost K ism insk, Kreis

Abb. 104. Sau ss.

2/3.

A bb. 105.

2/ä.

Sau ss. 3266.

Jaransk, G ouv. W jatka. M useum der U n iversität zu K asan (verg . Stbrg, 1. c. S. 188: 17). Zum T yp us B gehören folgende Exem plare: 1.

Stuckenberg III: 1 = der T ypus B selbst, oben.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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2. Tüller*axt, am R ande etw as zerbrochen. Öse nicht ganz am Rande. 4 O rnam entstriche. G efunden in dem Gouv. Kasan, Kreis T etjuschi. H ist. M useum in Moskau (45162/1903). 3. T üllenaxt, lang, schm ächtig. Länge 141, R reite 36, M ündung 30 mm. D urchschnitt abgerundetes' Viereck. A n der M itte des Celtes eine Öse, v o n der 4 niedrige erhabene Striche quer über den Celt gehen. E in senkrechter Strich ist nicht vorhanden. Ge­ funden im Kreis Sw ijazk in K uvschino. Saussailow sche Sam m ­ lung Nr. 3266. (Abb. 105). 4. T ü llen axt, rotbraun. Länge 119, Schneide 39, M ündung 30 m m . D ie M ündung zum Teil zerstört, aber annähernd vierseitig. Öse w eit vom R ande entfernt, zerstört. O rnam ente w ie oben. G efunden im Kreis Sw ijazk. Saussailow sche Sam m lung 3264. 5. T üllenaxt, schm ächtig, an der Schneide etw as breiter w er­ dend. Länge 126, Schneide 45 1/a, M ündung 30 mm. Öse zerstört. O rnam ente wie oben. A us Bakartschi, Kreis T etjuschi in Kasan. Saussailow sche Sam m lung Nr. 3274. 6 . T ü llen axt, oben etw as zerbrochen. Öse nahe am Rande, ausgefüllt. O rnam ente w ie an der vorhergehenden, doch nur 3 Striche. Grüne P atina. Masse 111 41 29 Va m m . Aus N yrsy, Kreis L aischew im G ouv. K asan. Saussailow sche Sam m ­ lung Nr. 3263. 7. T ü llenaxt, ganz w ie Nr. 1, nur dass an der Schm alseite eine gefü llte Öse sitzt. D urchschnitt des Schaftloches viereckig Masse 131 X 46 X 32 m m . F undort unbekannt. Saussailow sche Sam m lung Nr. 3265. (Abb. 104). 8 . T üllenaxt, grüne P atina. Öse ziem lich nahe am oberen Rande, zerstört. 3 O rnam entstriche. Masse 117 x/2 42 48 mm . F undort unbekannt. Saussailow sche Sam m lung Nr. 2237. 9. T ü llen axt, schwer. Masse 118 49 29 mm. Öse wie oben. 4 Zierstriche. Erdfarben. Fundort unbekannt. Saussai­ low sche Sam m lung Nr. 4275.

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X

X

V on den T yp en A und B sind also in O st-R ussland, w enn m an die degenerierten m itzäh lt, 16 S tü ck gefunden worden. Ihre Zahl ist also verhältnism ässig gross. A lle Fundorte, die uns be­ kannt sind, liegen — m it A usnahm e v o n Nr. B 1 und B 6 , die in den Kreise L aischew fallen — im w estlich sten Teil des östlichen G ebietes, näm lich im Kreise Jaransk des G ouv. W jatka und in den K reisen T scheboksary und Svijazk des G ouv. K asan. W ie verhält es sich nun m it der V erbreitung dieser T yp en im O stsee­ gebiete?

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Z. d. Finn. Alt. Ges. XXV: I.

W ir w urden schon oben, als wir die in unserem Lande ausser­ halb des bronzezeitlichen K ulturgebietes gem achten einzelnen Funde aus der Bronzezeit aufzählten, m it der T ü llen axt aus K au­ kola (S. 146) bekannt, die dem T yp A angehört, sow ie m it der Gussform aus K em i zur H erstellung von Ä x te n des T ypus B. In Finnland gib t es ausserdem noch einen Celt v o n dieser Form, näm lich die T ü llen axt aus K im ito (H. M. 800), 1), die aus einer privaten Sam m lung in das M useum gekom m en ist. Ü ber die F undverhältnisse ist nichts Näheres bekannt. A u s F i n n l a n d g i b t e s a l s o 2 C e l t e v o m T y p A, d i e a m F a h r w a s s e r l ä n g s dem F i n n i s c h e n M e e r b u s e n bis zum L a d o g a s e e g e f u n d e n sind, und ei ne G u s s f o r m vom T y p u s B a u s s e r h a l b des Gebietes der f e s t e n A l t e r t ü m e r aus der s k a n d i n a v i s c h e n B ronzezeit.

A bb. 106.

sch n itt,

die

In Skandin avien selbst k en n t m an vom T yp A 2) eine ganze Menge E xem plare, h a u p t­ sächlich aus Schw eden, w eniger aus N orwegen und D änem ark. D ie A nzahl der schw edischen Funde dieses T yp s beläuft sich im ganzen auf 24 Stück. D en F undverhältnissen nach verteilen sich dieselben derart dass auf U ppland 3 aus­ geprägt typ isch e und 2 degenerierte, auf Söder­ m anland 4, Nerike 3, W estm anland 1 (?), auf die M älargegenden also 12 Stück, auf Schonen 2 oder 3, W estergötland 4 und G otland 1, Ös­ tergötlan d 1 Stück kom m en, sow ie 2, deren Fundort unbekannt ist. E igentüm lich für die schw edischen Exem plare des in B ede stehenden T yp s ist der schm ächtige B um pf, der beinahe runde Durch­ etw as breiter w erdende Schneide, die verh ältn is-

0 z. B. in A sp elin s A n tiq u ités, F ig. 398 ab geb ild et. 2) S v en sk a F ornsaker, F ig. 151 unsere A bb. 106. 3) V on D r T. J. A rne im J. 1910 freu n d lich st m itg ete ilt. Sieh jedoch auch: A n t. T. III: 213, 214, 239, 289, 340, 234, 341; Mbl. 1898: 100, S alin , U p p lan d S. 176. S v . F. T idskr. VI: 75— 76; X II: 299). — A rne, Söd erm an ­ land , s. 19.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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m ässig w eit vom Rande, m itten an der A x t sitzende Öse und die erhabenen Zierstriche. W ie bekannt treten gew öhnlich 4 Querstriche auf, doch haben vier v o n den Celten je 5 Striche. Q A us Schw eden gibt es ausserdem eine ganze Menge verw andter T ypen, d e ich je­ doch nicht näher kenne. Dr. A r n e gibt an, dass sich im Museum zu Stockholm 11 Stück solcher N ebenform en aus W estergötland und 30 Stück ays Schonen befinden; an denselben kom m en keine Q uerstriche vor, doch zuw eilen, aber nicht im m er, ein senkrechter Strich. A usserdem gib t es auch andere Celte, die in einer oder der anderen H insicht an diesen T yp u s erinnern. E in solcher ist z. B. ein länglicher, augenscheinlich beschädigter Celt aus B ohus­ län, bei w elchem Spuren v o n einem Q uerstrich zu sehen sind. Q E inen Q uerstrich an derselben Stelle h at auch ein T yp , der sich allerdings v o n dem in R ede stehenden unterscheidet, aber in vieler H insicht doch m it dem selben verw andt ist, näm lich der Typ Svenska Fornsaker Fig. 152, dessen Original aus Schonen stam m t, desgleichen einer aus Ö stergötland. ) Hierher gehört v ielleich t auch eine Gussform aus G otland. 4) A lle haben eine etw as geschw eifte Schneide, die Öse w eit vom R ande entfernt und einen Querstrich. M öglicherweise kom m en noch andere ver­ w an d te Form en vor. °) Ü ber die V erbreitung des T yp us in N o r w e g e n hat Dr. A. W. B r o g g e r in seinem Werk: E n celttypefra Norges yngre Bronsealder berichtet. b) A us N orw egen kennt m an 6 Celte, die m it die­ sem T yp verglichen w erden können; v o n denselben ist jedoch nur e ner ein deutlicher A -T ypus. D erselbe ist in Ljordal, Hedem arkens A m t, gefunden w orden und, w ie Dr. Brogger b ezeugt (S. 3), w ahrscheinlich aus Schw eden im portiert, w ohin — durch die L and­ schaft D alarne — auch der L jor-Strom fliesst. D ie L änge des Celtes beträgt 114 m m . E tw as oberhalb der M itte desselben befinden sich eine Öse und 5 u ndeutliche Querstriche, die v on einem senkrechten !) M ontelius in der A n t. T. III: 341 (N o te 2) und Arne 1. c. Fig. 28. 2) B oh u slän sk a F ornsaker S. 409, F ig. 126. 3) S v. F. T idskr. X II: 293. 4) S v e n sk a F ornsaker F ig. 212. 5) A n t. T. III: 342; v ielleich t auch Müller, O rdning u. s. w . B ronzealderen, F ig. 382. B) F estsk r ift til Prof. D ietrich son . 1909.

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

Strich gesch n itten werden. — D ie 5 anderen Celte, die dem fraglichen T ypu s nahestehen, sind alle ebenso. D er D urch­ sch n itt derselben ist 6 -eckig, die Form schm ächtig, die Schneide oft ausladend, die Ose sehr niedrig angebracht, auch finden sich die charakteristischen Querstriche, 3 an der Zahl, sow ie der senk­ rechte Strich. A ber ausser dem m ittleren senkrechten Strich be­ m erkt m an auch solche an den K anten zw ischen jden Schm al- und den B reitseiten. D ieselben sind näm lich erhaben und über die Querfurchen laufend gem acht. — Säm tliche Fundorte dieser norwe­ gischen Ä x te befinden sich in den w estlich en und nördlichen Teilen N orw egens, nicht am Christianiaf ord. W ir gehen nun zu D ä n e m a r k über. D ie von dort er­ h altenen A ngaben verdanke ich dem M useum sintendanten C a r l N

eergaard.

Im M useum zu K openhagen gibt es 16 Celte von unserem T yp und einen im M useum v o n Bornholm . Dieser und 15 von den Celten des K openhagener M useum s sind m it einigen A rm ­ ringen und ein paar N adeln in dem Moore B alsm yr in Nörre Hrd auf der Insel Bornholm gefunden w orden und sollen deutliche Spuren v o n Feuer sow ie absichtlicher Zerstörung tragen. Aus dem selben Moor sind übrigens eine M enge Geräte aus der S tein ­ zeit hervorgeholt worden; es dürfte sich dort ein O pferplatz b e­ funden haben. Der B alsm yrer Fund ist seit lange bekannt. Schon im J. 1874 erw ähnt M ontelius, dass dort 9 Celte gefunden w orden sind (A nt. Tidskr. III, S. 341). Später sind noch 6 (7 ?) Celte hinzugekom m en. 1) Ü ber die F undverhältnisse des im M useum zu K openhagen befindlichen 16. Celts v o n dieser Form , der w ie die vorhergehen­ d en nach A ngabe Neergaards der Form M ontelius Svenska Fornsaker 151 nahekom m t, liegt leider kein B ericht vor, da der­ selb e aus einer grossen P rivatsam m lung in das M useum gekom ­ m en ist. 2) A us den an der S ü d s e i t e d e r O s t s e e g e l e g e n e n L ä n d e r n ist mir kein Celt dieser Form bekannt.

x) V ed el, E ftersk rift 8. 119. — A u ch V edel, B ornholm s O ld tid sm ind er S . 33— 4 und 148 und A arboger 1868 S. 134. 2) Ü b er verw a n d te dän isch e F orm en vgl. M üllers O rdning etc. II: 381-— 2.

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W ir haben nun die V erbreitung d e s T y p s A in Skandinavien untersucht. Ü ber den T y p B kann ich keine näheren A ngaben m achen. A. H a c k m a n h at jedoch in seinem A ufsatz in der Mon­ teliu s-F estschrift den letzterw äh nten T yp als einen skandinavischen behandelt, w eshalb es solche Celte in Skandinavien geben dürfte, obgleich mir dieselben nicht aus der L itteratur b ekannt sind. Und in der T at ist der U nterschied zw ischen diesen und dem T yp A gering. D ie H aupteigenschaften sind dieselben: dünner, schm äch­ tiger Stiel, Öse niedrig, parallele Querfurchen. U nser A -T yp ist vielfach in der skandinavischen archäologischen L itteratur b ehandelt und die K ulturstellung desselben dort klar­ gelegt worden. D en A nfang m achte M o n t e l i u s selbst in seiner Schrift: B ronsåldern i norra och mellersta Sverige, wo er S. 341 bem erkt, dass der T yp m ittelschw edisch, m älarländisch zu sein scheine. A us typ ologisch en G ründen war er geneigt, denselben als der 4.— 5. Periode angehörend zu betrachten. Derselben M einung ist auch S a l i n , der im W erke »U pplando S. 176 die Sache zur Sprache br ngt. A uch er hält den T ypus für uppländisch. So auch A l m g r e n , der, w as die D atierung betrifft, geneigt ist, den T ypu s zur 4. Periode zu zählen. 1) Ä lter m acht ihn A r n e , der zu letzt die Frage vorübergehend berührt hat. 2) Er verlegt den T yp an die Grenze der 3. u. 4. Periode, jedoch zur ersteren gehörend. V on den Forschern unseres Landes h at nur H a c k m a n die Frage in einigen A ufsätzen behandelt, 3) in denen er sich in der H auptsache den schw edischen Forschern anschliesst. D a m an dam als noch keine solchen Celte aus dem K am a— W olga-G ebiet kannte, schien es H ackm an natürlich, dass dieselben skandinavisch seien, zunächst uppländisches L ehngut. J etzt, w o wir diese For­ m en in sehr grösser A nzahl im O sten angetroffen haben, wird es uns schwer, den U rsprungsort des T yp s festzustellen. D ass die­ selben m it einander zu tu n haben, ist gewiss. A ber w elches G ebiet ist das em pfangende, w elches das gebende gewesen? A uf Grund

!) H åga h ögen S. 45. 2) B idrag till Söd erm anland s äldre k u ltu rh istoria X I V S. 19. a) M on teliu s-F estsk riften S. 5. D ie B ron zezeit F in n lan d s u. a. 12

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV : I.

der früheren A nsich ten habe ich gesagt, dass das A uftreten dieser Gruppe im O sten auf skandinavischem E influss beruht. W ir w ollen dem nach alles prüfen erstens w as für w estlichen, und zw ei­ ten s was für östlichen U rsprung spricht. E s ist ein bem erkensw ertes F aktum , dass diese Gruppe in Skandin avien trotz des grossen G ebietes, über das sie verbreitet ist, dennoch als ostskan dinavisch zu bezeichnen ist. A us dem eigentlichen D änem ark nicht ein einziger sicherer Celt, aus W estSchw eden und dem Süden ebensow enig nicht m ehr Funde, als dass m an dieselben leicht als nordische H andelsw are bezeichnen kann. V on östlichem E influss zeugt das A uftreten des Celts auf den O stsee-inseln — auf Bornholm und G otland — u n d die grösste Menge ist noch im m er aus den M älargegenden. Und schliesslich spricht das V orkom m en des T yp s in Finnland auch dafür, dass derselbe ostskandinavisch ist. E s könnten Zweifel entstehen, ob die im Süden, in Schonen und besonders in G ötaland gefundenen Celte von diesem T yp H andels­ ware aus dem N o r d e n sind, w enn w ir nicht w üssten, dass gerade die Periode, der sie angehören, in den M älar-Landschaften eine Zeit grösser B lü te war, und dass diese G egenden in lebhaftem w echselseitigem Verkehr m it dem Süden standen. D er berühm te H äga-H ügel ist durch seine Schätze ein Bew eis dafür, dass die Oberherrschaft, die K önigsw ürde, dam als U ppland zukam . D ort h at sich ein K ulturzentrum befunden, w elches sogar im Stande war ak tiv aufzutreten und das, nach allem zu urteilen, expansionsfähig nach allen R ichtungen gew esen sein m uss. Oder sollte es nur ein Zufall sein, dass sich gerade die skandina­ vischen B ronzefunde aus dieser Periode über ein so grosses G ebiet nach O sten verbreitet haben? Im Grossen gesehen sind die finnländischen G ussform en aus K em i, die Schw erter aus Sodankylä, der D olch v o n Idensalm i, die B rillenfibel von W iborg, die Celte von W alkjärvi und K aukola — in der T at a 11 e in unserem Lande gem achten, sporadischen »skandinavischen» Funde aus der B ronzezeit, die ausserhalb des eigentlichen skandinavischen G ebietes in Finnland Vorkommen — von gleichem A lter, und ebenso verhält es sich m it den nördlichen Bronzen aus N orw e­ gen und auch aus Schw eden. D ies kann kein blosser Zufall sein, sondern beruht auf irgend einem anderen U m stande. Ob hier

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vielleich t eine nationale B ew egung vorliegt — oder soll m an eher an lebhafte H andelsverbindungen denken? — m ag u n en t­ schieden bleiben. D ie letzterw äh n te A lternative kom m t mir w ahrscheinlicher vor, m an denke nur an die Celte des K am a­ gebietes! In diesem Fall läge es näher, an ein Zentrum in der M älargegend zu denken, und an grosse, zinspflichtige G ebiete in den L andstrichen östlich v o n der O stsee und noch w eiter nach Osten. W er w eiss, ob nicht gerade das B etreten des H andels­ w eges nach dem O sten die Quelle des R eichtum s U pplands gew e­ sen ist! Gerade der U m stan d , dass diese Periode offenbar eine Zeit der E xp ansion für Skandin avien gew esen ist (Sodankylä, Idensalm i u. s. w.), lässt es begründet erscheinen, auch diesen C elt-Typ zu den skandinavisch en zu zählen, besonders w enn m an an die Ver­ breitung desselben in Finnland denkt, w o derselbe in der N ähe von G egenständen, die u nzw eifelhaft skandinavisch sind, vor­ kom m t. W elche U m stän de berechtigen m ich daran zu zweifeln? W el­ cher Grund liegt vor, die C elt-T ypen A und B m it den osteuro­ päischen in V erbindung zu bringen? W ir w ollen erst die Funde aus F innland untersuchen, wo drei U m stände die A ufm erksam keit auf sich ziehen. Zunächst d e r F u n d o r t eines G egenstandes v o n diesem T yp, zw eitens d e s s e n A r t — eine Gussform — , drittens eine Zwischenform , der Celt aus Laihia. D er Fund der Gussform aus K enii ist in mehrer H insicht bem er­ kensw ert. E rstens durch die Lage des Fundorts w eit von den eigentlichen W ohnplatzzentren der B ronzezeit entfernt, zw eitens durch die Form des Celts und drittens durch verschiedene E igen­ tüm lichkeiten. In seinem B ericht über diese Gussform in der M ontelius-Schrift geh t H a c k m a n bei seiner U ntersuchung von der Öse im N eg a tiv der Celtform aus und nim m t auf Grund derselben und einiger anderen E igentüm lichkeiten an, dass die Gussform n icht ganz fertig ist. Jedoch führt H ackm an in dem ­ selben Z usam m enhang auch die A n sich t des D änen N e e r g a a r d über das in Rede stehende D etail an und stellt sich sym pathisch zu derselben. Neergaard h a tte näm lich in seinem G utachten geäussert, dass die Öse nur ein R udim ent sei und gar keine prak­

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tisch e B edeutun g gehabt habe. N atürlich war diese A uslegung nur eine H ypothese, auf die der gew issenhafte und vorsichtige finnische Gelehrte nicht w eiter bauen konnte, denn der Gelt scheint, w as d i e F o r m d e r O s e a n b e l a n g t , u n t e r den n o r d i s c h e n T ü l l e n ä x t e n aus der B r o n z e ­ z e i t k e i n G e g e n s t ü c k z u h a b e n (1. c. S. 5). Q Aber nun ist zu bem erken, dass V ergleichungspunkte und noch dazu genau ebensolche an den ost-russischen T ü llen äxten unseres D ie Ose einiger v o n uns oben aufge­ zählten Celte ist ganz w ie die an der K em i-G ussform beschriebene gefüllt. Hierzu kom m t noch die Form des Celts: m it seinen rudim entären Quer­ strichen ist dieselbe, m ir w enigstens, aus der L itteratur in S kandin avien nicht bekannt, doch finden wir ganz ausgesprochen analoge G egenstücke in O strussland. D ie Gussform von K em i aber ist eine der ty p isch sten E xem plare des T yp s B. Falls dies ein östlicher G egenstand ist, ist diese ganze Gruppe östlich. Man darf auch nicht vergessen, dass der Fund von K em i aus einem G ebiete herrührt, das wir nicht gern zum K ulturgebiet der skandinavi­ schen B ronzezeit zählen können. D ie festen A ltertüm er fehlen, und sow ohl im W esten als im O sten ist eine Gruppe einzelner A ltertüm er aus der östlichen Bronzezeit vorhanden. E ine A us­ nahm e bilden nur die zw eifelsohne skandinavisch en SodankyläSchwerter. Ausser den an der Gussform v o n K em i bem erkten E igentüm lich­ k eiten erregt auch die Form des Celtes von Laihia Zweifel, w enn es zu entscheiden gilt, ob der Celt im O sten oder im W esten zu H ause ist. D as F undstück selber ist leider verloren gegangen, !) V gl. jed och ein ige A b sa tz ä x te v om n ord d eu tsch en T yp, an denen o ft eine gefü llte Öse vorh an d en ist. L issauer, Z w eiter B erich t. S. 800.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit,

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doch hat der F eldm esser C. G. H olm in seinem M anuskript eine genaue Zeichnung davon gem acht, nach w elcher derselbe schon in A spelins A tlas, Fig. 397 und noch genauer in H ackm an, D ie B ronze­ zeit Nr. 22 Fig. 29 reproduziert w orden ist. A uf den ersten Blick sieh t m an, dass der Celt m it unserem A -T yp nahe verw andt ist: eine dünne Tülle, querlaufende, erhabene Striche, deren wir hier 3 haben, und ein senkrechter Strich, der aber nicht über diese Striche läuft. A ber die U nterschiede sind auch klar: eine Öse ist nicht vorhanden, und die Fläche zw ischen den Querstrichen und dem Rande ist m it 2 erhabenen Z ickzacklinien, die untere m it Zacken, verziert. V on dem senkrechten Striche gehen drei kurze Zacken schräg nach den Seiten hin, und die den V ereinigungspunkten der Schm alseiten entsprechenden S tellen w erden von Strichen durchschnitten. D ieser Celt ist im Dorf K ylänpää, Ksp. Laihia, Län W asa, gefunden worden. (Abb. 107). D ie zu letzt erw ähnten V erzierungen am oberen Teil dieses Celtes sind keinesfalls skandinavisch. Ganz ähnliche kom m en allerdings auch nicht in O strussland vor, aber verw andte For­ m en trifft m an schon an: der allgem eine Charakter dieser Orna­ m ente ist unzw eifelhaft ö s t l i c h , w enn auch das Ganze ein fin­ nischer L ok altyp wäre. W ir dürfen nicht vergessen, dass sich der Fundort im skandinavisch en G ebiet, in einem Kirchspiel befindet, aus dem noch zwei deutlich skandinavische Funde vorliegen: Messer vom A nfang der 5. skandinavischen Periode. A us den finnländischen E xem plaren sehen wir also, dass so­ w ohl der Kem i- als der Laihia-C elt östliche E igentüm lichkeiten aufw eisen; dass w eiter der erstgenannte und der K aukola-Celt östlich des eigentlichen skandinavisch en b ronzezeitlichen G ebietes in F innland gefunden sind. W as das A uftreten der T yp en A und B im O s t e n anbelangt, bem erkten wir bereits, dass dieselben in den w estlichsten Teilen die­ ses G ebietes Vorkom m en und d o r t e i n e n f r e m d a r t i g e n Eindruck machen. V orläufig kennen wir näm lich keine lokalen P rototypen , aus denen derselbe sich entw ickelt haben könnte, w i r w i s s e n n i c h t e i n m a l , w e l c h e r v o n d e n b e i d e n T y p e n de r ä l t e r e ist. D agegen sind wir nicht

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berechtigt, den T yp als int O sten ganz alleinstehend anzusehen, d enn m ag derselbe nun fremd oder einheim isch sein, so hat er jedenfalls die späteren dortigen Form en beeinflusst. Im O sten kennt m an näm lich, h auptsächlich durch die Saus­ sailow sche Sam m lung, eine M enge T üllenäxte, deren T ülle sehr sch m ächtig und dünn und deren D urchschnitt eckig rund ist w ie auch bei vielen zum T yp B gehörenden Form en. A ber sie sind jedenfalls kürzer als die ersteren, sind alle ohne Ose und ohne Querfurchen. A n einigen sieh t m an undeutlich einen niedrigen, erhabenen Strich v o n der T üllenm ündung m itten auf der B reitseite hinlaufen. Ich kenne 9 G egenstände von diesem T yp. Q B ei vieren ist der F undort unbekannt, 2 sind im Kreise T scheboksary in A ljm insk, 1 in T siw iljsk, Sesejew o, 1 in Tsarew okokschaisk, Bur­ m an und 1 in T schistopol, Ipjajew o, gefunden worden — w ie wir sehen, an der W estgrenze.des G ebietes, m it A usnahm e des letzteren. D ass dieser T yp v o n verh ältn ism ässig späterem D atum ist, wird m einer A n sicht nach durch den U m stan d b estä tig t, dass einige der Celte sehr klein (z. B. N.r 4266) und augenscheinlich degeneriert sind. Alle sind einzeln gefunden. A ber auch unter den Celten, die wir oben zu den T yp en A oder B zählten, befinden sich solche, die nicht in jeder H insicht den A nforderungen der T yp en entsprechen, sondern Spuren v o n Verfall zeigen. D ie Öse b efindet sich zuweilen ganz am R ande und nicht am m ittleren Teil der T ülle und die Ornament,striche sind unver­ h ältnism ässig hoch und scharf, w ährend sie an den typ isch en E xem plaren niedrig und u n d eu tlich erhaben sind. Zu dieser K lasse gehören, w ie wir schon früher bem erkten, Nr. 5— 7. S. 171. A uch einige E xem plare des T yp s B sind klein und die S tric h e in H ochrelief ausgeführt. Solche degenerierte Form en kennt m an auf s k a n d i n a v i s c h e m G ebiete nicht. F alls also der U r ­ s p r u n g s o r t des T yp s sich d o r t befindet, ist letzterer später im O sten vollk om m en heim isch geworden. E s fehlt, w ie wir sahen, keinesw egs an Gründen die ganze A -B T ypus-Serie als östlich anzusehen, aber dann w ürden auch die typ isch en G egenstände in der O stsee-G ruppe L ehngut aus dem O sten sein, und das ist doch schwer zu glauben, besonders w enn 9 S au ssailow , In v. 1491, 2249, 4263, 4264, 4266, 4267, 4275, 4276, 4278.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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m an die Zeit der Oberherrschaft und B lüte U pplands im Auge behält, und noch dazu die V erbreitung des T yps nach W esten hin im östlichen G ebiete. D ie Frage m uss daher offen gelassen werden. A ber v o n uralten B eziehungen zw ischen den östlichen und w estlich en bronzezeitlichen G ebieten zeugen die Form en je­ denfalls. Im allgem einen nim m t m an an, dass der T yp im W esten der 4. Periode angehört, die lau t der absoluten Chronologie von M ontelius die beiden Jahrhunderte um das Jahr 1000 um fasst, also 1100— 900 v. Chr. D ies wäre also die A nfangsperiode des Celtes. Ausser der betreffenden Celtgruppe kann m an w e s t l i c h e n E influss w ahrscheinlich auch an einer kleinen T üllenaxt (Saussailow: 3272) w ahrnehm en, deren Schneide nach den Seiten zu geschw eift ist, w ie z. B. an der finnischen A x t aus H arjaw alta. Der Celt ist kurz w ie der w estliche, aber dagegen erinnert die ausgeprägt viereckige Form desselben an einige Form en aus dem O sten, die in Finnland verbreitet sind (»Pielawesi-Typus»), so dass ich geneigt wäre, deren T yp als eine M isch­ form anzusehen. Rein östlich ist derselbe nicht. (Abb. 108). F undort unbekannt. W ir haben bei unserer U ntersuchung der gegenseitigen B eziehungen des O stens und A bh. 108. 2/3. der O stseeländer während der B ronzezeit vor­ Sauss. 3272. läufig nur die m utm asslich w e s t l i c h e n Form en und deren E influss auf den O sten untersucht und ver­ w andtschaftliche B eziehungen b eobachtet, die sich fast bis in die zentralsten G egenden des östlich en G ebietes erstrecken. Dieser w estliche E influss ist allerdings bem erkensw ert, dürfte aber trotz­ dem von keiner grösseren B edeu tu ng für die ostrussische B ronze­ zeit gew esen sein, w as wir aus dem je tz t bekannten Inventar der K am a-W olgaschen B ronzezeitfunde schliessen können. Schon oben h atten wir an m ehreren S tellen G elegenheit zu be­ m erken, w ie sich die ö s t l i c h e n Form en in vereinzelten E xem ­ plaren w eit über ihr eigenes G ebiet nach W esten hin verbreitet haben. Man trifft sie n ich t nur in Z entral-R ussland, sondern auch

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in Finnland und sogar in Skandin avien an. V orläufig haben wir in dieser H in sicht als M aterial nur Celte und deren Gussform en. W ie schon bem erkt, len k te J. R. A s p e l i n zuerst die A ufm erk­ sam keit auf die östlichen sporadischen bronzezeitlichen Form en in F innland und ordnete dieselben zu einer besonderen Gruppe. Später ist kein Forscher so o ft auf diese P'rage zurückgekom m en w ie A l f r . H a c k m a n , der im m er die neuen F unde dieser A rt ana­ lysiert und dieselben zu letzt in seinem W erk D ie ältere E isenzeit S. 9 ff. zusam m engefasst hat. W ir w ollen zuerst einen C elttyp behandeln, der in unserem Lande durch die Celte aus Laukaa, Pielaw esi und Norrmark vertreten wird. Sow ohl A spelin, dem nur der erstgenannte Celt bekannt war, ') als auch H ackm an halten den T yp für östlich, da derselbe im allge­ m einen einen solchen Eindruck m acht: eckiger D urchschnitt, geschw eifte Schneide, dünne Seiten. H ackm an verhielt sich früher etw as zw eifelnd und w ar auf Grund des F ehlens bestim m ter A na­ logien m it dem O sten geneigt, den Celt als eine finnländische Lokalform anzusehen 2), aber später gab er diese A nsicht a u f ), da ein auf dem östlichen G ebiete gefundener Celt als ein ebensolcher b ezeichnet wurde. 1. D as in Rede stehende E xem plar ist in der Stuckenbergschen Studie im Isw jestija der A rchäologischen G esellschaft von K asan v. J. 1901, Tafel I: 12 veröffentlicht. Es befindet sich in der Sam m lung von Professor W ysotzki in K asan und wurde im Dorf Om ary und Kreis M am advsch im G ouv. K asan gefunden (S. 189 1. c.). S tu ck en ­ berg kennt keinen w eiteren Celt dieser A rt, auch kom m en solche im allgem einen nicht vor. A usser dem schon erwähnten sind mir nur folgende bekannt: 2. Celt, vierseitig, Schneide nach den Seiten hin geschw eift, die Seiten dünn, die V ereinigungsstellen der Schm al- und B reit­ seiten erhaben. Der D urchschnitt ist viereckig gew esen, obgleich der Rand des Celtes jetzt zusam m engedrückt ist. Masse: 100 X 47 X 22 Va m m . Der G egenstand ist in B akartschi, Kreis T etjuschi, G ouv. K asan gefunden w orden und gehört zur Saus-

!) S u om en a su k k a a t S. 39— 40. 2j F. M. 1900, S. 56— 7. 3) M on teliu s-F estsch rift, S. 9.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

sailow schen Sam m lung (Nr. 4278). (Abb. 109). 3. Celt, der genau dieselbe Form w ie der vorhergehende hat, aber stark beschädigt ist. Gefunden im Kreis Urzum , G ouv. W jatka, wird im M useum der U n iversität zu K asan aufbew arht. (Photographie im H ist. M useum zu H el­ singfors). 4. Im H ist. M useum zu Moskau b e­ findet sich (35,711) ein solcher, leider p la tt­ gedrückter Celt. D ie P atin a ist rotbraun. G efunden im G ouv. Perm , w ahrscheinlich am U fer der K am a. — Ich wäre geneigt, zu diesem T yp noch eine T ü llenaxt der Saussailow schen Sam m lung zu zählen, deren F undort leider nicht angegeben ist. Der Celt hat dünne W ände, die Schneide ist geschw eift und der D urchschnitt etw as vierseitig. Aber er u nterscheidet sich v on den vorhergehenden dadurch, dass er schm ächtiger ist und dass die Schm alund B reitseiten ziem lich abgerundet sind und nicht in einer hohen K ante zusam m enstossen. (Sauss. 4271). A us Finnland erw ähnten wir als Ver­ treter dieser Gruppe die Celte aus Laukaa, Pielaw esi und Norrmark. H a c k m a n hat allerdings nur die beiden ersten hierher gestellt, aber der letzte h at in typischer H insicht dieselben E igenschaften, w eshalb er zur selben Gruppe gezählt werden m uss. D ies ist sehr interessant, denn Norrmark liegt im skandinavisch en G ebiet der finnländischen B ronzezeit. D ie K üstengegend zw ischen K ristinestad und Björneborg ist allerdings sehr w enig untersucht worden, aber Steinhügel-gräber findet m an sogar

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A bb. 109.

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

in Norrmark selbst. 1) A n dem Skandinavism us dieses G ebietes kann m an daher nicht zw eifeln. Leider ist der Celt ein E inzel­ fund. Er b ietet durch seine Form einen H inw eis darauf, dass w ir vielleich t die w estliche Grenze der östlichen Gruppe ein gutes Stück w eiter nach W esten verschieben können, als wir auf Grund der Steinhügelgräber getan haben. V on den Steinhügelgräbern — die jedenfalls durch w estlich en E influss entstanden sind — sind ja v iele späteren D atum s als aus der B ronzezeit. Zu denken gibt nur das verhältnism ässig zahlreiche A uftreten der östlichen Form en in dem vielleicht skandinavisch en Gebiet: die Celte aus Norrmark, (Abb. 110) Laukaa, Laihia. K önnte m an sich nun, da ein einzelner Celt von diesem T yp also re facta im v ielleich t skandinavischen K ulturgebiet angetroffen w orden ist, n ich t denken, dass der T yp v o n dort ausgegangen ist und sich w eiter nach O sten verb reitet hat? Hierzu ist m an jedoch nicht berechtigt. W ir sahen bereits, dass die Celte dieses T yps im O sten des W olga-K am a-G ebiets auftreten, w ährend wieder der M älartyp über den w estlichen Teil des G ebietes verbreitet ist. D ie V erkehrsstrasse war dam als W olga— W aldai— L adoga— U pland; diejenige des P ielaw esi-T ypus aber W ja tk a —W ytsch egd a— O lonetz— inneres Finnland. U nd, w ie wir nun sehen werden, gibt es noch im O sten Form en dieses T yps, die in Skandinavien nicht Vorkommen und die deutlich v o n dem östlichen U rsprung des­ selben zeugen. D ie E igen tü m lichk eit, dass die Schm al- und B reitseiten scharf an einander stossen, bis oben beinahe ebenso w eit von einander entfernt, charakterisiert näm lich eine ganze Gruppe der östlichen Celte. W ir bem erkten dies schon oben an dem Celt, der sonst v o n w estlichem E influss zeugt (Saus. 3272) (oben S. 183) aber es gib t eine ganze M enge, an denen dies noch deutlicher her­ vortritt. A s p e l i n bild et in seinem A tlas Fig. 1 4 8 einen solchen Celt aus der Gegend v o n Orenburg ab. L aut A ngabe stam m t derselbe aus einem Grabe. D ie erhabenen V erbindungslinien sind ganz deutlich und oben befindet sich ein B and von Strichen. D ies ist b K illin en in den B id rag 33 der F in n isch en G esellsch aft der W issen ­ sch aften , S. 138 und in der Z eitu n g U u si Su om etar 1894: 218.

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n ich ts U ngew öhnliches. W ir brauchen uns nur unserer Celte aus Laukaa zu erinnern, die ebenfalls ein solches aufw eisen, w enn auch ein etw as verschiedenes. Der einzige ganz frem de Zug ist die Öse an der einen Schm alseite. D ie bisher bekannten E xem plare h a tten keine Öse. Einen dem vorhergehenden Celt sehr ähnlichen bildet S t u c k e n ­ b e r g in seinem erw ähnten W erke T. IV: 4 ab (derselbe w ie III: 8 ).

A bb. 111.

A bb. 112.

A bb. 113.

D erselbe ist in dem G ouv. K asan, Kreis T schistopol, Dorf Gorod isch tze gefunden worden, also östlich v o n der W olga. D ie Verbin­ dungslinien sind ganz ebenso wie bei der vorhergehenden Num m er. Stuckenberg kennt keine ganz übereinstim m enden (a. a. O. S. 187— 8). A us der Saussailow schen Sam m lung können noch andere ähn­ liche B eispiele angeführt werden. Solche sind Nr. 3260, dessen

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV : 1.

Fundort unbekannt ist, 3259 aus Frolowo, Kreis T etjuschi und 3258 a u sT u ta i. (Abb. 111). Ferner b efindet sich in der Sam m lung ein T yp der sehr interessant ist, näm lich Nr. 3255, leider ebenfalls ohne A ngabe der F undverhältnisse. D ie allgem einen Sonderm erkm ale des T yp s sind: die V ierseitigkeit, die m arkierten V erbindungs­ linien der Schm al- und B reitseiten und die eckigen Schm alseiten, die dünnen W ände. A uf den B reitseiten befinden sich O rnam ente in flachem Belief. Der Celt selbst ist länger als die anderen uns aus der Gruppe be­ k annten E xem plare, von dener er sich gerade dadurch unterscheidet. E ine Ose oder Ösen sind nicht vorhanden. (Abb. 114). E in ganz ebensolcher Celt w ie der letzterw äh nte ist im G ouv. Jenissei, in B i j e i s k, Kreis M inussinsk, gefunden worden. J) A uch dieser ist ohne Öse, die Form und O rnam ente sind denen der Saussailow schen durchaus ähnlich. Der U nterschied b esteh t darin, dass die sib i­ rische kürzer ist, 115 m m gegen 140, die B reitenm asse w iederum stehen im Ver­ hältn is 54 zu 51 m m . Man kom m t da­ durch dem eigentlichen P ielaw esi-T ypus noch näher. E ine Zw ischenform von die­ sem und dem folgenden T yp ist augen­ scheinlich der v o n A n u t s c h i n auf dem K ongresse von M oskau 1890 vorgezeigte Celt, dessen Form und O rnam ente v o ll­ kom m en m it denen des in B ede steh en ­ den übereinstim m en, der aber an jeder Schm alseite eine kleine offene Öse hat. D en derart erhaltenen Fingerzeig auf A bb. 114. 2/s. Sibirien können wir noch w eiter verfol1) A b g eb ild et in M artin, L ’Age du bronze, Taf. 3: 7 und in den MaTep ia jiu n o A p x. P o c c ia 27, Taf. II: 12.

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gen. A. O. H e i k e l beschreibt in seinem W erk A ntiquités de la Sibérie occidentale (X III: 10) eine T ü llen axt und verw eist auf eine Form in der Slow zow schen Sam m lung in Tjum en. D ieselbe ist bei der S tad t Borow aja am Flusse T obol zusam m en m it einer Kupferw affe gefunden worden.(?) (A. O. H. 1. c. X III: 1 und T ex t S. 59— 61). Der Celt ist vierseitig, die Schm alseiten sind nicht sehr eckig, aber die G renzlinien m arkiert, die B reitseite ziemlich ebenm ässig breit, die Schneide nach aussen geschw eift. A n den Schm alseiten befinden sich 2 gefüllte Ösen. J) D ieses V orhandensein zweier Ösen und die V erbreitung auf dem sibirischen G ebiet erw ecken Zweifel, ob nicht die Gruppe vielleich t m it der grossen sibirischen, deren Celte zwei Ösen haben, verw and t ist (vergl. z. B . die A tlasse von M artin und A spelin). A n denselben ist allerdings die Form oft an der Schneide ver­ jü n gt, aber nicht ausnahm slos. Der allgem eine Eindruck ist jedoch der, dass die V erw andtschaft w ahrscheinlich erscheint, obgleich noch deutliche H ybriden- oder Zw ischenform en fehlen. W ir können jedoch nichts über die G leichzeitigkeit der T yp en sagen, denn die sibirischen sind, sow eit mir bekannt, nie zusam m en m it anderen G egenständen gefunden worden. D er U m stand, dass die euro­ päischen E xem plare des P ielaw esi-T yps ohne Ösen sind, bew eist nicht unbedingt, dass sie später entstanden wären, denn die K ulturträger der K am a-W olgaschen B ronzezeit scheinen beson­ ders geneigt gew esen zu sein, ihre T üllenw affen ohne Ösen zu m achen. 2) Der O sten braucht dam als nicht einm al der gebende Teil gew esen zu sein. Gerade in den G egenden v o n K asan trafen vielleicht dam als m ächtige H andelsw ege zusam m en, einer vom oberen L auf der W olga, vom W aldai und der Ostsee, der andere vom Schw arzen Meer längs der Oka und schliesslich der dritte längs der K am a und B jelaja nach dem Ural und von dort längs dem Issetfluss nach Tobol und w eiter in die östlichen Berge. B e s u m i e r e n w i r : »Der P i e l a w e s i - T y p » ist ein östlicher Typ, der s i ch nach Finnland

!) V gl. auch M a x e p ia .-iM , 1. c. S. 35— 6, F ig. 5 a— b. 2) V gl. d och die A b b. 112— 113, w elch e Celte v o n diesem Typ m it zwei Ö sen aus O strusslan d v orstellen .

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

aus dem östlichen Teile der K am a-W olgaschen bronzezeitlichen Gebiete verbreitet hat. Dort, in R u s s l a n d , s c h e i n t er i n V e r ­ b i n d u n g m i t d e n s i b i r i s c h e n C e l t e n zu s t e he n. O bgleich sichere B ew eise fehlen, halte ich unseren abgebildeten M a a n i n k a - C e l t auch nicht für viel jünger als den P ielaw esi T yp. D erselbe ist ein ungew öhnlicher G egenstand und w ahrschein­ lich eine M ischform. W ie gesagt, ist der Celt ein zufälliger F und aus dem zum G ute H alola gehörenden T aw astm oor, w elches vor 50— 60 Jahren ein See war. Der Celt ist auf beiden Seiten gleich ornam entiert. Nur die zu oberst befindlichen, im Zick­ zack und in der R ichtung des Randes laufenden Striche sind R eliefverzierungen. D ie O rnam ente, die senkrecht an der F lach­ seite entlanggehen, sind nicht erhaben, sondern gefurcht. D ie Masse des Celts sind 102 X 44, an der T üllenm ündung 48,5 X 31 m m . (Abb. 87). Der Celt ist, w ie erw ähnt, frem dartig. D ie senkrechten Furchen erinnern am m eisten an die Celte der 4. Periode ( M o n t e l i u s , T idsbestäm ning IV Fig. 71.), aber den oberen Zickzackstrich trifft m an nie bei den skandinavisch en an, w ährend derselbe auf uralischem G ebiet nicht ganz fremd ist und in unserem Lande an der G ussform aus A lkkula und dem Celt aus Laihia vorkom m t. Da er unter diesen U m stän d en hier heim isch zu sein scheint, dürfte m an berechtigt sein, den M aaninkaer Celt als eine lok ale U m gestaltu n g uralischer und skandinavischer M otive und a l s B e w e i s e i n e r s e l b s t ä n d i g e n B ronzetechnik in unse­ rem Lande anzusehen. U ngew öhnlich ist auch die A nschw ellung an der T üllenm ündu ng. B ei skandinavischen B ronzen kom m t die­ selbe äusserst selten vor und dann auch auf andere A rt, J) und der U ral-G ruppe ist sie ganz fremd. D agegen trifft m an diese E igen­ tüm lich keit sehr oft an den Celten 2) aus der jüngeren B ronzezeit O st-Preussens sow ie auch in den O stseeprovinzen an. 3) D a diese Celte jedoch im übrigen v öllig anders geartet sind, w ill ich hieraus keine Schlüsse ziehen. ') S v en sk a F ornsaker, F ig. 144 und S tock h . M us. in v . 2864. 2) T ischler in den Sch riften der P h y s.-Ö k o n . G esellsch. in K önigsb erg. X X V I I , T afeln. 3) R iga K ongress, K atal. Taf. III: 5.

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D ass unser Celt nicht der rein östlichen und auch nicht der w estlichen K ulturgruppe zu zuzählen ist, dürfte am besten da­ durch bew iesen w erden, dass wir für denselben nähere A nalogien finden können, eine im Zentrum der w e s t l i c h e n K ultur, in Schonen, !) eine andere im O s t e n , im Ural. 2) A ber gleich­ zeitig bew eist gerade dies F ak tu m , dass diese durchaus charak­ teristisch en Form en m it einander zu tu n gehabt haben, ganz ab­ gesehen davon, ob die K ulturström ung v o n O sten oder von W esten ausgegangen ist. D er G egenstand aus Schonen ist im M ånadsblad v. J. 1895 Figg. 73 abgebildet. Er hat früher zur Sam m lung des Baron Kurck gehört, und .über seine F undverhältnisse ist nur bekannt, dass er aus Schonen ist. Der D urchschnitt des Celts ist vierseitig, quadratisch und die Oberfläche in 3/4 der Länge m it senkrechten F urchen verziert. A n ­ dere O rnam ente sind nicht vorhanden. D ie eine Seite der M ündung ist beschädigt, so dass es unm ög­ lich ist zu sagen, ob der Celt jem als eine Öse ge­ habt hat. 3) (St. H. M. 9822/740). Der uralische Celt, den H e i k e l abbildet, ist am Istokfluss (in einem Torflager v o n 1 m Dicke) gefunden w orden und gehört dem M useum zu Jekaterinenburg. (Abb. 155). Seine Länge beträgt 90 cm, und der Form nach erinnert er lebhaft an denjenigen aus M aaninka. D ieselben senkrechten, gefurchten O rnam ente, oben an der T üllenm ündung ferner 2 erhabene Querstriche. A m oberen Teil fehlen nur die A nschw ellung und die Zickzackstriche. N och eine E igenschaft ist gem einschaftlich. D ie Schneide unterhalb der Striche scheint auf der einen B reitseite sonderbar p lattge­ drückt zu sein, eine B esonderheit, die kaum zufällig sein kann, da sie sich an dem Celt von M aaninka w iederholt. D er uralische Celt scheint, w as die Oberfläche anbelangt, etw as m ehr ausgeprägt sechseckig zu sein als der von M aaninka, dessen

0 Mbl. 1895 F ig. 73. 8 . 100. 2) H eikel, A n tiq u ités, Taf. X V : 2. 31 V on Dr. Bror Schnittger in S tock h olm freu n d lich st m itg eteilt.

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV : I.

M ündung ein ovales Viereck ist. Jedenfalls kom m t er dem fin­ nischen Celt näher als der aus Schonen. Ausser dem Celt vom Istokflusse kenne ich aus dem U ral-K am aG ebiete keine anderen dem selben gleichzustellenden Celte. Einige unzw eifelhafte Ä hn lich keiten bestehen allerdings zw ischen solchen Form en w ie H eikel 1. c. T afel X II 17, 19, 20 etc., sow ie auch zw i­ schen einigen A nanjina-C elten, aber diese Form en sind alle v erh ält­ nism ässig degeneriert, w ozu noch kom m t, dass die O rnam ente R ippen und nicht F urchen sind. N atürlich kann m an nicht be­ streiten, dass der von H eikel Taf. X III: 6 abgebildete sibirische und der analoge U faer Celt, Ö N ebenform en sein können, aber eine direkte H erleitung g esta tten dieselben nicht. Zu bemerken ist jedenfalls, dass alle diese T yp en und einzelnen Form en ihrer V erbreitung nach östlich sind. A uch w enn war die skandinavische Gruppe untersuchen, er­ halten wir keine w eiteren deutlichen A nalogien als die erw ähnte Schonensche. W ie eben gesagt, kom m en derselben einige T ül­ len ä x te der IV . Periode am nächsten. Der D urchschnitt der­ selben ist jedoch im allgem einen oval, sie sind kürzer, und die senkrechten Striche, deren A nzahl im m er gering ist, enden gleichm ässig und p lötzlich schon m itten auf dem Celt. So w eit m ir be­ kannt, haben diese Celte ausserdem im m er Ösen, *) und die senkrechten Zierstriche sind R ippen. D ie D etails sind also fast gänzlich verschieden, und dennoch erinnern in ihren allge­ m einen Eindruck gew isserm assen an den M aaninka-Typus. Aus F innland gibt es nur einen solchen T ypus aus der III. Periode, näm lich den Celt v o n L ieto (im schw ed. klass. L yceum zu Åbo). Ü brigens können wir erw ähnten, dass dieser T yp G egenstücke w eiter im W esten hat, besonders in E ngland (vergl. E v a n s , A ncient Bronze Im plem en ts, und Nr. 2864 im M useum zu Stockholm , ein Celt an dessen T üllenm ündung sich ein W ulst befindet). D a m an nun auf Grund des Schonenschen E xem plares wohl der A nsicht sein kann, dass dieser T ypus irgendw ie m it dem ­ jenigen aus M aaninka zusam m enhängt, m uss m an aus typolox) B ou litsch ow , A n tiq u ités de la R u ssie orientale Taf. VI: 5. 2) A u sser v ielleich t 1, aus M edelpad. (Stockh . M us. in v . 10292: 1).

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gischen G ründen den letzterw äh nten, — mehrere senkrechte Striche, der W ulst, eckige Form — als jünger betrachten, und so gelangen wir hinzu, den T ypus an die Grenze der 4.— 5. Periode zu verlegen, zu der ich geneigt hin, auch den L aukaa-Pielaw esityp u s zu zählen, w enn ich denselben auch für etw as älter halten m öchte; w eshalb der letztere und der M älar-Typus von gleichem A lter sein dürften. Die Celte von L ycksele (Abb. 116) in Schw eden und Borgå in Finnland sowie die Gussform en aus Muhos, A lkkula und Säräisniem i gehören zeitlich schon der folgenden Gruppe oder der A nanjinaZeit an. D ennoch dürfte es, da jetzt von den gegenseitigen B eziehungen der uralischen und der skandinavischen Bronzezeit die Bede ist, am besten sein dieselben in diesem Zusam m enhang zu behandeln, besonders da sie für die ananjinische K ultur von keiner w eiteren B edeutung sind, als dass sie das G ebiet, über w el­ Abb. 116. ches dieselbe verbreitet war, bestim m en helfen. W ie gesagt, gibt es in Finnland von dieser Form 3 Celte und Gussform en von 3 Fundorten, v o n diesen allein aus Säräisniem i 5 St. In dem folgenden Teil dieses B uches werden wir in O st­ russland zahlreiche A nalogien in einer K ultur finden, die in B ezug auf die Zeit der jüngeren H allstatt- und der späteren L a-T éne-Skythen Zeit entspricht. D ie finnländischen G egen­ stän d e sind jedoch E inzelfunde oder an Orten gefunden (Alkkula, M uhos), an denen noch keine U ntersuchungen angestellt worden sind, abgesehen von denjenigen aus Säräisniem i. Die letzterw ähnten stam m en von einem steinzeitlichen W ohnplatz und da dieselben daher in bem erkensw erter A rt die dam alige K ulturgeschichte unseres Landes beleuchten, m üssen wir sie näher untersuchen.

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In seinem W erk über die Steinzeit Finnlands ’) h at J. A i l i o erschöpfend und in verd ienstvoller W eise über die Topographie und das F undinventarium v o n Säräisniem i, Sillankorw a berichtet (Teil II, N:o 193). D ie Funde bestehen u. a. aus hackenförm igen Steinw affen, G eradm eisseln, darunter einige m it rektangulärem D urchschnitt, Schm al- und H ohlm eissein, einer Speerspitze, einer P feilspitze und einem D olch aus Feuerstein, H ängew etzsteinen etc. sow ie einer grossen Menge Tongefässscherben, die sich in zwei ganz verschiedene Gruppen teilen; zu der einen Gruppe ge­ hören Scherben, die, w ie allgem ein während der Steinzeit Finnlands, m it Gruben und K am m otiven u. dergl. verziert sind, — die andere Gruppe w ieder, die fast die H älfte der gefundenen T ongefäss­ scherben um fasst, ist grundverschieden. Ihr M aterial ist harter — oft w ie schiefriger — m it Talk- und M oskovit-Partikeln ver­ m ischter Ton, die Gefässe sind gew öhnlich gut geform t und ge­ g lä ttet. Der B oden scheint flach gew esen zu sein. D ie O rnam entik ist eine geradlinige, geom etrische. Im G egensatz zu der ersten Gruppe ist bei dieser nur die M ündungspartie verziert. A m häu­ figsten sind die Ornam ente in einem Gürtel angeordnet, an den R ändern desselben w agrecht und zw ischen ihnen lotrecht, schräg, zickzackartig u. s. w. A usser diesen Gruppen gibt es noch Zwi­ schenform en, deren T on im allgem einen w ie der der zw eiten und derer Ornam entik w ie die der ersten Gruppe ist. Ü ber die A ltersstellun g dieser Gruppen sagt A i l i o 1. c. S. 198, dass die zw eite Gruppe zw eifelsohne jünger ist als die erste, die augenscheinlich zur S tein zeit gehört, während die letztere bronze­ zeitlich ist. D iese A n sicht wird dadurch gestü tzt, dass am P latz auch einige B ruchstücke v o n Gussform en für T ü llen äxte gefunden w orden sind, d i e a u s ä h n l i c h e m g e b r a n n t e m T o n b e s t e h e n wie z a h l r e i c h e S c h e r b e n der in Rede s t e h e n d e n Gruppe. D iese Gruppe ist also bronzezeitlich, und stam m t noch dazu, w ie A ilio nach H ackm an ganz richtig be­ m erkt, zum T eil aus dem E nde der B ronzezeit, da die Gussform en der späteren Bronzezeit angehören, w eshalb Ailio annahm , dass der P latz ununterbrochen bew ohnt gew esen ist, von der S teinzeit an bis zum E nde der B ronzezeit. D ie Schlussfolgerung gründet sich 9 D ie stein zeitlich en W oh n p latzfu n d e in F in nland .

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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ausschliesslich auf die K eram ik. Es ist zu bem erken, dass das Steinalter nach A ilio schon m it dem A nfang des zw eiten vorchrist­ lichen Jahrtausends zu E nde ist, die Bronzezeit (die ananjinische) ca. ein Jahrtausend später. D ie sich hieraus ergebende U ngereim theit veranlasste A ilio, seine A nsicht zu kontrollieren, und in dem ersten, später geschrie­ benen Teil seines W erkes kom m t er zu einem ganz neuen R esultat. Dort behau ptet er näm lich S. 91 in der F ussnote nach einer kurzen M otivierung, dass diese spätere keram ische Gruppe, die Säräisniem iKeram ik II »mithin zeitlich nicht nennensw ert verschiedensein dürfte v on der kam m keram ischen Gruppe, ja sie könnte sogar etw as älter sein als diese». D iese letzterw äh n te B ehauptung gründet sich auf einen neuen Fund aus H ankasalm i, wo die Erzeugnisse der in R ede stehenden K eram ik tiefer unten als die der K am m ­ keram ik angetroffen wurden. *) Ich glaube, dass A ilio m it seiner letzterw äh nten Annahm e recht hat, dass näm lich diese beiden keram ischen Gruppen faktisch gleichzeitig sind, m öglicherw eise ist die Säräisniem i-K eram ik II an einigen Stellen sogar älter. D agegen kann ich durchaus nicht Ailios M einung beipflichten, dass die gleiche A ltersstellung die letzter­ w ähn te Gruppe in die Zeit der S tein kisten zurückdatieren würde, w o seiner A nsicht nach die Steinzeit in Finnland aufhörte, sondern nehm e im G egensteil an, dass hierdurch die Zeit der K am m keram ik an das E nde der Bronzezeit vorgerückt wird. Die M öglichkeit, dass die Säräisniem i-K eram ik aus zwei verschiedenen Perioden stam m t — der Ort ist auch jetzt lange Zeit bew ohnt ge­ wesen, — und dass sich die A blagerungen der W oh n stätten daher verm ischt h ätten , ist nicht zu annehm en, da der neue Fund aus H ankasalm i jedenfalls i n s i t u angetroffen wurde, und die Kam m keram ik dort w enigstens nicht ä l t e r sein kann als die feinere Keramik. M eine V erm utung, dass die Säräisniem igruppen späteren D a­ tum s seien, gründet sich vor-allem auf die Gussform en, deren Ma­ terial, w ie A ilio bem erkt, ganz dasselbe ist w ie das der Säräisniem igruppe II, m it der sie zusam m enlagen, w eshalb keine M öglichkeit vorliegt, dieselben zu verschiedenen Perioden zu zählen. D ie >) A ilio, 1. c. S. 9C— 91.

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Z. d. Finn. Alt. Ges. X X V : I.

G ussform en, v o n denen eine u. a. ein typ isch es D ekorationsm otiv aufw eist, sind deutlich aus der A nanjina-Z eit. Man kann diesel­ ben keinesfalls für älter ansehen als aus dem Jahre 700 v. Chr. D am als waren im inneren Finnland ausser einzelnen B ronzen noch S teinw affen im Gebrauch. D iese A nsicht w eich t v o n derjenigen A ilios ab, der die S tein ­ zeit im ganzen Lande viel früher enden lässt. *) Gewisserm assen wird dieser U nterschied jedoch dadurch ausgeglichen, dass die v o n A ilio angew andte Chronologie auf M ontelius fusst: W enn dessen absolute Chronologie herabzusetzen ist, folgt daraus von selbst, dass die finnländische Steinzeit absolut genom m en vorzu­ rücken ist. Für m ein Teil schliesse ich m ich eng an die M üllersche Chronologie an (vergl. d. letzte K apitel), aber auch w enn die Stein­ zeit um das Jahr 1500 v. Chr., w ie Müller annim m t, in Ö sterbotten ein paar Jahrhunderte später, ca. 1200, aufgehört hat, en tsteh t ein U nterschied von einigen hundert Jahren. A ilio baut, w ie ich in m einer K ritik seines W erke bem erkte, L) seine Chronologie ausschliesslich auf die Ä xte ohne Schaftloch, aber da diese aus G estein sind, ist es oft ganz unm öglich, unter denselben deutliche T yp en zu unterscheiden, und m an kann diese T y p en jedenfalls nicht ohne w eiteres in das skandinavische S y stem einfügen, w elches auf den M egalith-Gräbern und der Feuersteinkultur fusst. So sind unsere Ä x te ohne Schaftloch v iel­ leich t zum grossen Teil jünger als die südskandinavischen Feuer­ stein äxte. Ü brigens gehört es nicht in den Bereich dieser U ntersuchung darzulegen, w elche v o n den finnländischen G egenständen aus der S tein zeit spät sind. E s genügt, dass wir festgestellt haben, dass auch die K am m keram ik zum Teil bis an das E nde der Bronzezeit reicht und gleichzeitig die Steinzeit im inneren Finnland fortge­ se tz t hat. W ie lange sie dies nachher noch getan hat, können wir noch nicht sagen. B ei der B ehandlung des östlichen E influsses im W esten er­ w ähn t A ilio vorübergehend (S. I: 95 N ote 5) ein M enschenbildnis aus P ihtipudas, und vergleicht dasselbe, w enn auch ohne w eitere 0 A ilio, L c. S. I: 106. 2) H istoriallinen A ikak auskirja 1910 S. 66.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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Ansprüche auf die S tich h altigk eit des Vergleichs, m it den zahl­ reichen Skulpturerzeugnissen aus T artazkoje Osero bei Jekaterinenburg. V on diesem F undort haben wir in der T at eine grosse Menge Tongefässscherben, deren M aterial und O rnam ente uns berechtigen, dieselben zu der gerade erw ähnten Säräisniem iGruppe II zu zählen. Ihre S tellu ng zu den anderen G egenständen des Fundes b leibt jedenfalls unklar. Falls sie m it den Skulp­ turen gleichzeitig sind, erhalten wir nur einen Bew eis dafür, dass diese K eram ik im O sten sehr lange fortgelebt hat. D ie Skulp­ turen sind näm lich späteren D atu m s und deutlich m ittelasiatisch, von derselben A rt w ie die zahlreich in K hotan, Kasgar, Samarkand u. s. w. gefundenen (Vergl. O tschot 1898 S. 90 u. f. sow ie D u t r e u i l d e R h i n s , M ission scientifique dans la H aute A sie 1890— 9 5, Tome 111, A bteilung A rcheologie). A us K hotan gibt es Tonidole in Menge, M enschenköpfe, zweihöckerige K am ele etc. Schwerlich haben diese und das Idol aus P ihtipudas etw as m it einander zu tun? D a sich nun tatsäch lich uralische Bronzen in grösser Menge nach W esten hin verbreitet haben, noch dazu auf ein Gebiet, w elches, w enn auch fernliegend, w ohl zum skandinavischen G ebiete gezählt werden darft, — zu Norrmark — wäre es da nicht m öglich, deren auch im inneren Skandin avien anzutreffen? In der Theorie w enigstens ist dies nicht unm öglich, und wir haben schon oben solche Celte erw ähnt, die m an m öglicherw eise als östliche ansehen kann. Man kann noch einige andere G egenstände erwähnen an­ führen, Celte m it zwei Ösen, v o n denen der eine J) aus G otland, der andere, eine Gussform für einen solchen Celt 2) aus Flädje in H ai­ land stam m t. Im Jahre 1881 w enigstens, als diese entdeckt wur­ den, kannte m an keine w eiteren Celte m it zwei Ösen aus Schw eden. D agegen werden wir im folgenden B uche mehrere solche aus dem U ral-G ebiete kennen lernen. So sah schon C a r t a i l h a c im Jahre 1886 an ihnen östlichen E influss, als er von Celten m it zwei Ösen sprach. i?) D ie schw edischen Celte zeugen u. a. von E influss »de la Finnlande et de la Russie». Finland kom m t natürlich nicht

») S v. F. Tidskr. VI: 217. 2) 1. c. V: 29. 3) Les ågés p réhistoriq ues de l ’E sp agne e t du P ortu gal. P aris 1886.

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

in Frage, aber auch der uralische E influss ist sehr u n b e s t i m m t . E ine solche Form w ie die gotländische kann sporadisch e n t­ stan den sein z. B. aus einer Form wie die in M ü l l e r , Ord­ ning, Bronzealderen Fig. 312, abgebildete m it einer Öse. E benso nahe liegt der G edanke an E influss über Preussen vom K ijew schen G ebiet, w o der T yp us allgem ein ist, w ährend hin­ wieder die Gussform aus H alland, w egen der geographischen Lage des Fundortes, eher aus brittischer Hand hervorgegangen sein dürfte, v o n w o u. a. eine Gussform vorhanden ist. Ganz lässt sich der E influss des U ral-G ebietes gleichw ohl nicht verneinen, w enn ich ihn auch nicht für w ahrscheinlich halte. W enn wir die R esultate zusam m enfassen, d ie wir in diesem K apitel erhalten haben, können wir zuerst die die ganze B ronzezeit hindurch fortdauernden w ech selseitigen B eziehungen zwischen der K am a- und der O stseekultur konstatieren. D ie B ernsteinkultur der Stein zeit h at sich nach O sten hin verbreitet, die steinernen A b sa tzä x te und die aus verschiedenen Perioden stam m enden T ü llen äxte zeugen v o n diesem Verkehr. W ir sahen, dass das skandinavische G ebiet die O stseeprovinzen, Süd- und W est-F in nland , zum Teil auch den m ittleren Teil des L andes um fasst, w enn auch die Seltenheit der Bronze den Ge­ brauch des Steines nicht h at verdrängen können. W ir sahen, dass das östliche G ebiet sich v o n dort w eiter nach O sten ausdehnt, zuerst nur als E inöde, bis in der Gegend von N iznij-N ovgorod ein nach O sten hin im m er dichter w erdendes K ulturzentrum be­ gin n t, das uralische. E ine w ichtige und zugleich die älteste A der für den H andelsverkehr zw ischen diesen Orten w aren die D üna und die W olga, aber schon um die M itte der Bronzezeit wird der W eg U ppland — Finnischer M eerbusen — W olga eröff­ net. Zu derselben Zeit oder etw as später geht dann der m äch­ tige östliche E influss über O lonetz (?) nach Ö sterbotten, wo der­ selbe ein noch in steinzeitlicher K ultur lebendes V olk antrifft. D iese letzterw äh n te K ulturström ung ist nicht unbedingt als durch die V ölkerw anderung veranlasst anzusehen, ebensow enig verhält es sich so m it der früheren w estlichen Ström ung, w enn auch in beiden F ällen Ü bersiedelungen denkbar sein dürften. U nd schliess­ lich haben wir an m ehreren Stellen bem erkt, dass wir es für wahr­ scheinlich halten können, dass die steinzeitliche K ultur lange in

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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diesen M ittelländern der B ronzezeit herrschte, näm lich derart, dass der Stein das am häufigsten zu W affen ben u tzte M aterial und die Bronze ein seltener Im portartikel war. E s verdient in dieser H insicht bem erkt zu werden, dass auch ein so w estliches G ebiet w ie das Gouv. W itebsk, das unm ittelbar an der H auptver­ kehrstrasse gelegen ist, vorläufig gar keine Bronzen aufzuw eisen hat, w enn auch solche dort vielleicht noch in Zukunft gefunden werden, während dieses G ebiet nach S p itzyn ') eine der an stein ­ zeitlichen F unden reichsten G egenden von Russland ist. !) S. 256.

Cnnm .iin>, BiiTeöcKaa

ryO epm a, 3an. H. P. A p x. 0 6 m . IX : 2— 3,

C h ro n o lo g ie.

S c h lu s s fo lg e r u n g . fa ssu n g .

Z u sa m m e n

Bei der B esprechung des G alitscher Schatzes haben wir schon m ehrfach darauf hingew iesen, in w ie enger B eziehung die K ultur des Schw arzen Meeres und diejenige Binnenrusslands in der sog. K up­ ferzeit zueinander stehen. E s ist nun unsere A ufgabe, den dam a­ ligen K ulturkreis des K uban und sein V erhalten zu dem ägäischm ykenischen näher zu betrachten, um chronologische A nhaltspun k­ te zu gew innen; es dürfte da am natürlichsten sein, zuerst das Fundm atieral selb st durchzum ustern, dann V ergleichspunkte dazu aufzusuchen und schliesslich chronologische Schlüsse zu ziehen. Der Kurgan von M aikop im Kuban, von dem oben beiläufig die Rede gew esen ist, b esitzt eine ungeheure Grösse und M ächtig­ keit, w ie die übrigen festen K ulturprodukte des K uban aus dieser Zeit. Seine H öhe betrug 10,65 m; in 3,2 m Tiefe von der Spitze des Hügels wurde ein Grab angetroffen, in dem sich ein m it roter Farbe bedeckter H ocker befand; das Inventar bestand nur in einem sil­ bernen Ohrring und einer blattförm igen p latten D olchspitze. Bei der U ntersuchung w urden keine A nzeichen einer früheren Öffnung des. Grabes angetroffen. 1) W eiter unterhalb w ar ein zw eites Grab, das m it seinem Inventar also jedenfalls etw as älter ist als das ebenerw ähnte. Hier befand sich am E rdboden ein Steinkranz, in dessen M itte eine Grube in den B oden gegraben war: das eigentliche Grab. D ie Tiefe der Grube betrug 1,42 m , ihre Grösse war 5,53— 3,73 m. D ie W ände der Grube 1) O fn ern , 1897 S. 2.

Tallgren: Ktipf. u. Bronzezeit.

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waren aus H olz, in ihren E cken standen Pfosten; das D ach war aus Holz gew esen, w orauf eine Schicht Erde, Holz und dann wieder Erde gelegt war. D ie Grabkam m er selbst w ar in drei A bteilungen geteilt, in deren jeder ein dick m it roter Farbe bedecktes S k elett in R ückenlage und m it hochgezogenen K nien lag. Das Inventar war ausserordentlich reichhaltig: G oldplatten, die Löw en darstellen,

Abb. 117. 1/4

goldene und silberne Ochsen, Perlen, R osetten und anderer Schm uck, silberne, goldene und steinerne Schalen, K arneolperlen, eine H acke, eine A x t und ein spitz zulaufendes H ackenbeil u. a. aus Kupfer; eine p latte S tein a x t und p latte P feilspitzen aus Feuerstein von rhom bischer Form usw. — D ie Silbergefässe sind w egen ihrer w echselnden östlichen Tierfiguren besonders beachtensw ert. ') (Abb. 117). i)

Ibid. 3— 5.

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Z. d. Finn. Alt. Ges. X X V: I.

U n w eit der Stanzia K ostrom a, gleichfalls im K ubangebiet, liegen eine A nzahl Kurgane, v o n denen einer derselben Periode w ie der vorerw ähnte angehört. 1) D ie K onstruktion des Grabes w ar ganz ähnlich wie bei dem Kurgan von M aikop, nur w ar der K urgan kleiner und niedriger. D as Inventar des Grabes war ein­ fach; an Gefässen w ar nur ein m it undeutlichen M enschen- und Tierfiguren verziertes vorhanden; die anderen w aren unverziert. Die W affen w aren aus K upfer und Stein: eine kupferne F lach axt, eine H am m eraxt, p la tte kupferne D olchspitzen und Pfeilspitzen aus F euerstein m it einspitziger Bahn. Die K onstruktion des Grabes und die schneidenden Geräte bew eisen entschieden, dass das Grab in eine Zeit m it dem vorhergehenden gehört, während nam entlich das In ven tar beider — das Beil, die am B la tt einseitigen P feilspitzen aus Feuerstein, die p la tte F lach axt und die Form der Gefässe — diese Gruppe m it dem K urgan v o n T zarew skaja verbinden, den wir im Zusam ­ m enhang m it dem G alitscher Fund genauer behandelt haben. Wir haben som it ein um fangreiches archäologisches M aterial, das seiner G esam theit nach gleichaltrig und für eine gew isse K ultur typ isch ist. Im K urgan von Tzarew skaja sind bem erkensw ert sow ohl die Grabform als auch das Inventar, in dem letzteren sow ohl die T on­ am phoren w ie die M etallgefässe, die Perlen und die silbernen N a­ deln. D ie Ä x te, die denselben prim itiven T ypus w ie in den beiden zuerst erw ähnten K urganen zeigen, sind gerade, vierseitig, ziem lich kurz, v o n derselben G attung w ie oben S. 56 der T ypus D. (Abb. 47). D as Grab v o n T zarew skaja war, w ie S. 88 bem erkt, eine zw ei­ teilige S teink iste m it einem runden Loch in der Zw ischenw and. D ie Form der T ongefässe w ar die der K ugelam phoren, w ovon sowohl henkellose als zw eihenklige vorhanden waren. E in bem erkensw ertes A nalogon zu seiner Grabform und seinen G efässen liefert ein Grab der n eolithischen S teinzeit im Kreise B ernburg in A n h alt, D eutschland. 2) D ort ist ein ungeheurer H ügel v o n 133 m U m fang und 5,5 m H öhe untersucht worden. *)

Ibid. S. 15 ff.

2) Lindenschmit, A ltert, un s. h eidn . V orzeit V , Taf. 13: 190— 202.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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D arin waren allerdings m ehrere Gräber, aber in der M itte und zuunterst befanden sich auf dem U rboden 2 grössere S tein p latten ­ gräber. D as eine war ein rechtw inkliges Parallelogram m von 1,50 — 0,80 m Flächenraum und 80 cm H öhe. D arin lagen 2 Tongefässe des Bernburger T ypus. D as zw eite Grab w ar eine D oppelkam m er, deren D ecke und B oden je ein grösser Sandstein bildete. D ie eine Steinkam m er war 0,75, die andere 1,35 m lang bei einer B reite und H öhe v o n ca. 75 cm. Der die Z w ischenw and bildende Stein war 10 cm stark, und in ihm war ein 50 cm breiter, also einen Mann durchlassender A u ssch n itt. D ie Seitenw ände waren aus S tein ­ p latten, 1,90 und 2,05 m lang. -— In der nördlichen K am m er be­ fanden sich unverbrannte K nochen und ein Schm alm eissei aus F eu ­ erstein sow ie ein H enkelkrug, in der südlichen K nochen und 2 K u­ gelam phoren. D ie letztgen an n ten steh en der H enkelam phora (Abb. 56) unter den T ongefässen von T zarew skaja und, da in dem selben Grab von T zarew skaja auch B om benflaschen vorkam en, auf diese W eise auch der F atjan ow schen K ultur ausserordentlich nahe. E s ist m ith in von B edeutung, dass die K ugelam phoren, wie schon gelegentlich bem erkt wurde (S. 84), in M itteleuropa zahlreich anzutreffen sind, w o ihre relative K ulturstellung klargelegt ist. W ir haben sie in Thüringen, Sachsen, Brandenburg, M ecklenburg, Pom m ern und die W eichsel entlang, in K ujaw ien, B öhm en und Galizien. D ie Zeit ihres Vor­ kom m ens um fasst einen relativ späten Teil der jüngeren Steinzeit. »Tatsächlich liegen schon verschiedene A nzeichen vor, dass sie sehr nahe an die frühe B ronzezeit heranreichen». S o w o h l1) G ö t z e als K o s s i n n a 2) und an sie anschliessend D r W i r K E 3) sehen in ihnen eine nordgerm anische Form , K ossinna in Ü bereinstim m ung m it seiner N ation alitäten th eorie verm utet in ihnen R em iniszenzen an die W anderungen der Nordgerm anen. 4) Ohne diesm al näher auf die Frage einzugehen, bem erke ich nur, dass wir vielleicht V eran­ lassung haben, die Form als ursprünglich orientalisch anzusehen. Sie ist sehr eng m it m anchen ägäischen B om benflaschen verw andt und kann ausserdem m etallischen Vorbildern nachgebildet sein. *)

2) 3) B d .

N e o lith isch e K ugel-A m phoren (Z. f. E. 1900). M annus I. 1910 S. 70. N e o lith isch e K eram ik u n d A rierproblem . (Arch. f. A n throp. N . F.

V I I ) .

4)

Zeitschr. f. E th n ol. 1902 S. 172 ff.

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Z. d. Finn. Alt. Cies. X X V : 1.

Man vergleiche nur m it den deutschen T ongefässen die M etall­ schalen nach den Bildern der O t s c h o t z . B. gerade aus den Kur­ ganen von M aikop und Tzarew skaja. A usserdem liegen P endants auch aus Gold in Troja vor (D örpfeld, Troja u. Ilion I S. 350). — Abb. 117. A uf die Theorie H. Sch m id ts werde ich im folgenden alsbald zurückkom m en. Hier genügt es zu kon­ statieren, dass die fragliche kubanische K ulturgruppe und die m itteleuropäische spätn eolithische keram isch gleichartig sind. E in w eiteres übereinstim m endes Ge­ präge zeigen die Perlen. M u c h h at in seinem W erke D ie K upferzeit S. 109 ff. die T atsach en zu sam m engestellt, durch die ihre ausser­ ordentliche V erbreitung in der K upferzeit erw iesen wird. Sie können aus Gold, Glas, K nochen, A ch at und anderem Stein, aus B ernstein u. s. w. hergestellt sein und sind in m egalithischen D en k ­ m älern, Pfahldörfern, Grabfeldern (Ungarn) u. s. w. in spätneolithischem Zusam m enhang angetroffen worden. D as M aterial und öfter die Form sind denen unserer grossen kubanischen Gräber vielfach täuschend ähnlich. A ber die G rosskurgankultur des K uban h at nicht nur im W esten V ergleichungspunkte. N och stärker ist die Ü bereinstim ­ m ung m it dem K ulturkreis des Orients. E in m erkw ürdiger B egräbnisplatz wurde vor einigen Jahren zufällig im sü döstlichen Persien bei Chinam an w estlich der S tad t K erm an aufgedeckt. ]) Bei G artenarbeiten wurde ein Grabfeld zerstört, in dem die L eichen unverbrannt in äusserlich nicht ge­ kennzeichneten Gräbern b e sta tte t w aren, die viereckig und 3— 4 Fuss tief waren. In jedem Grab w aren ein grosses sow ie 2 kleinere T ongefässe und 2 N adeln aus M etall (K upfer oder zinnarmer Bronze?). D ie grossen G efässe v o n ca. 4 Fuss H öhe w aren vielleicht die A ufbew ah ru ngsstätten der Leichen. D ie kleineren T ongefässe,

0 G r e e n w e l l : N o te s on a collection of bronze w eap on s, im p lem ets and vessels, foun d a t K hinam an to th e w e st of K erm an in S o u th -E a st P ersia. Journ. of A nthr. In stit. 1907 S. 196.

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Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

die leider nicht abgebildet sind, sind laut A ngabe (S. 198) »globular in form, of thin fabric, lathe-turned and apparently baked in kiln. T hey have o short narrow neck, 1 3/4 inches high, vvhich expands at the m ou th to a w idth of 2 inch. Their height is 7 5/s inches, and th e y have o flat bottom 4 x/2 inch. wide». — W ie m an sieht, scheinen alle E igenschaften ausser der E ben heit des B o­ dens durchaus auf die G efässe von F atjanowo zu passen. — Ausser den Gefässen bot das Grabfeld ein Inventar, worunter p latte Pfeilspitzen, unverzierte Arm bänder und zwei eigenartige über 18 inch. lange, am Ende gebogene M etallstangen, die der Ver­ fasser als eine A rt Szepter b etrachtet und die durchaus an die N adeln v o n Tzarew skaja erinnern. Ü bereinstim m ungen m it dem zu­ letzterw äh nten Inventar bieten noch die geschm iedeten M etallgefässe, nam entlich die m it Griff versehenen löffelartigen Schalen (1. c. Taf. X X I , f. 1 ganz unten links und O tschot 1898, Taf. II f. 22, vgl. auch 1. c. ganz oben rechts und O tschot S. 34 f. 50). D ie Ü bereinstim m ungen sind also recht auffallend. J) In Chinam an w urden ferner zwei H am ­ m eräxte gefunden, deren Schaft Tierfiguren aufw ies (1. c. Taf. X X I f. 3). D ie eine ist überaus zierlich m it deutlich erkennbaren Löw en. D a sie gegossen ist, verrät sie uns, dass die Bew ohner v o n Chinam an durchaus nicht m ehr auf einer prim itiven Stufe der M etalltechnik gestanden haben,

A bb. IIP.

9 A ls w ich tig e T atsach e ist v ielleich t auch hervorzuh eb en , dass zu dem F und v o n C hinam an auch 2 K arneolperlen gehört zu hab en schein en (Journal 1902 8 . 341).

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

sondern dass deren Gebrauch schon lange Zeit bekannt gew esen ist. M öglicherweise sind die Ä x te w eiter im W esten hergestellt, denn innerhalb Persiens liegen solche auch von anderen O rten vor, und dass eine sogar in W an in A rm enien gefunden w orden ist 1), erhärtet noch die deutliche V orstellung, dass der H andel von dort nach den kaukasischen Bergländern gerichtet gew esen ist. N atürlich sind die w ich tigen G egenstände des zufälligen Fundes v o n Chinam an nicht die einzigen B ew eise für den Z usam m enhang der kubanischen G rosskurgankultur m it der orientalischen W elt. Produkte derselben W echselw irkung sind jedenfalls die Skulpturen, die L öw en des K urgans v o n M aikop, die Ochsen und andere offen­ bar dem orientalischen Ideenkreis angehörende E rzeugnisse. A us­ serordentlich m erkwürdig ist eine der silbernen V asen von Maikop (A nalyse 97,29 °/o Silber, 0,64 °/o Gold, 1,81 °/o Kupfer u.a.), auf der gravierte Figuren zu sehen sind. Am H als ein B aum , davor ein auf den H interfüssen stehender Bär, und auf der anderen Seite Gipfel spitzer Berge, an deren Fuss ein F luss entspringt, der über den B auch des G efässes hinziehend einen See bildet. A n dem U fer des F lusses finden sich Ochsen, L öw en und V ögel. (A bb. 117). D ie ganze Gruppe ist deutlich orientalisch, obgleich die von m ir be­ nu tzte Literatur nicht zu entscheiden verm ag, ob sie von jenseits der Berge, chaldäischen oder persischen Ursprungs, oder vielleich t v o n der M eeresküste, K reta oder Cypern stam m t. A us dieser und ähnlichen Schalen lassen sich aber wohl in Zukunft sichere chrono­ logische B estim m ungen gew innen. W ir haben also jetzt gesehen, dass die G rosskurgankultur des K ubangebietes reichhaltig ist und eine Fülle w echselnder Form en b ietet. A ls gleichzeitig m it ihr erkannten wir oben die Gruppe von F atjanow o. U m die K ulturstellung und das A lter der letzteren festzustellen, unterw arfen wir die B eziehungen der kubanischen Gruppe zu anderen G egenden einer Prüfung. W ir fanden ausge­ d ehnte V erw andtschaft m it dem Südosten und kon statierten auch eine Ü bereinstim m ung nach D eutschland hin, w ovon früher im Vorbeigehen die Rede war. W ir haben nun als gleichaltrig bezeichnet 'die Gruppe v o n F atjanow o, die Bernburger A m phoren und KuJ) A rch aeologia 58: 2 S. 9 und Journal of A nthrop. S. 341.

In st. 1902 ( X X X I I )

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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gelam phoren in D eutschland und die G rosskurgankultur des Kuhan. Ä usserst schw ierig ist die Frage der absoluten Chronologie. N icht einm al die V ergleichung m it der Bernburger und der sog. Schnurornam entik liefert hier bem erkensw erte S tü tzp u n k te. Im allgem einen gilt ja die Schnur in D eutschland für jünger als das Band, und die Schnur reicht sogar in die beginnende Bronzezeit. Dadurch würde die G rosskurgankultur des K uban zeitlich abge­ grenzt. A ndererseits aber scheint sie zu dem Band in B eziehun­ gen zu stehen. D ie sog. T ripolje-K ultur b ietet näm lich offenbar das Band und gehört als solche in dieselbe Zeit w ie die übrigen europäischen bandkeram ischen F undplätze. Die Gefässform in Tripolje III und B utm ir ist z. B. genau dieselbe. Aber in Tri­ polje III kom m en auch Form en vor, die durchaus an die M etallgefässe von Tzarew skaja erinnern.1) U nter der Voraussetzung, dass die Bandornam entik im allgem einen älter ist als die Schnurornam en­ tik , könnten wir also die in R ede stehende K ultur des K uban zeitlich an die beginnende Schnurgruppe, aber noch sehr nahe an die B andgruppe, Tripolje, anschliessen. Sehr w ichtig ist das V erhältnis der kubanischen G rosskurgan­ gruppe zu der alttrojanischen K ultur, da diese in ausserordentlich interessanter W eise zugunsten der hier ausgesprochenen A nnahm e Zeugnis ablegt. Man unterscheidet in Troja 9 A nsiedelungsschichten. Das V ergleichsm aterial m it der kubanischen b ieten von diesen, wie wir gleich sehen werden, die Gruppen 2— 5. Troja II ist ungeheuer reichhaltig, und auch seine architekto­ nischen R este sind sehr stattlich . D am als hat schon eine Bronze­ zeit geherrscht, so zwar, dass der Stein noch allgem ein gebräuchlich war. D ie M etallgeräte sind, w as W erkzeuge und W affen betrifft, der H auptsache nach sehr prim itiv, aber sonst zeigen die Form en eine bedeutende M annigfaltigkeit und A bw echslung. Die E del­ m etalle erfreuten sich ausgedehnter Verw endung. Von den ge­ schlossenen Funden, die m it B estim m th eit erkennen lassen, welche G egenstände gleichaltrig sind, ist am w ich tigsten der sog. Fund des Priam os. *) M anaus I. 1909 Taf. X X X . in der M itte, O m e r t A p x.

K o m m .

1 8 9 8 ,Tafeln.

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

Folgende Funde und Gerätform en aus Troja kom m en uns bei der vorliegenden U ntersuchung zu Hilfe: Gefässe: Dem Schatze des Priam os gehört eine goldene, kurzhalsige, an der oberen P artie etw as ornierte B om benflasche (Dörpfeld I, S. 350 Fig. 275) an. — D erselbe Schatz bot silberne Becher v o n dem T yp us w ie die in W esteuropa häufigen sog. Zonenbecher aus T on (z. B. 1. c. Fig. 282— 3). — A uch stam m en von Troja H en­ kelkrüge (z. B. 1. c. 270 Fig., 156). W eitere G egenstände: Der A nsiedelungsschicht Troja II ge­ hört ein Bronzem esser an, dessen vierkantiger Griff m it einer O chsenfigur als K nauf endigt (I.e. Fig. 264, S. 345). — In Troja II— V haben wir N adeln, und zwar H akennadeln (1. c. S. 356 Fig. 294 a) und V asenknopfnadeln. D ie Zeit der letzteren ist allerdings etw as unsicher (1. c. S. 356), aber ebensolche liegen aus dem Schatz D und 0 vor, die der Per. II nahestehen (1. c. S. 355). — Schliesslich dürfen wir in diesem Z usam m enhang an die p latten , gleichm ässig breiten kupfernen F lach äxte erinnern (z. B. im Schatze des Pria­ m os). Schon in dieser 'Ü bersicht finden wir m ancherlei, w as m it der kubanischen Grosskurgankultur übereinstim m t, w enn auch die beiden K ulturkreise natürlicherweise nicht identisch sind. Wir können nicht leugnen, dass die letztere trotzdem den Eindruck grösseren B eichtum s m acht, w as sich w ohl daraus erklärt, dass sie sich auch u nm ittelbar m it den südöstlichen K ulturen berührt hat. während zugleich die W echselw irkung m it der frühen ägäischtrojanischen (II.— V. Per.) reger N atur gew esen ist. Als m it der letzteren gleichzeitig erscheint die kubanische Gruppe schon im H inblick auf das V orkom m en der B om benflaschen in beiden. Ganz nebensächlich ist hier, in w elcher B eziehung die B om ben­ flaschen zu dem sonstigen lokalen Inventar stehen. U ns genügt es, dass die Form in beiden K ulturen vorhanden ist. B ei der B esprechung der K urgane von M aikop erw ähnten wir die dort angetroffenen breitgehörnten Ochsenfiguren. D ie Sache ist von hohem Interesse. W ir begegneten jetzt dem selben M otiv in Troja II— V, und aus Europa ist es in der frühsten K upfer­ zeit bekannt (vgl. M o n t e l i u s , D ie Chronologie S. 9 ). D ass sie säm tlich aus derselben Quelle stam m en, erscheint zw eifellos. Aus

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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w elcher Quelle, ist zurzeit noch sow enig aufgeklärt, w ie wir über die näheren U m stände B escheid wissen. Die V a s e n k n o p f n a d e l n , auf die ich bei den trojanischen Funden hinw ies, sind frem dartig und eigentüm lich. G ö t z e , der sie in Dörpfelds Troja Q bespricht, bem erkt m it R echt, dass die Form barock und geschm acklos sei: die V ase am K opf der kleinen Nadel erscheint unnatürlich, und er nim m t an, die Form sei aus einer früheren Form degeneriert, in der die N adel sta tt m it einer Vase m it einer Perle endigte. W ie dem auch sei, es scheint jedenfalls, als habe die V asenknopfform das M otiv zu einem gew issen in Süd­ russland sehr häufigen K nochennadeltypus abgegeben, der in dem dortigen Ockergräbern vorkom m t und w enigstens teilw eise jünger als die Grosskurgangruppe des K uban erscheint. W ie die V asen­ knopfnadeln öfters am E nde zwei- oder dreisprossig sind, indem die V ase über einer zw eiten Vase auf einem Querbalken sitzt, dessen beide E nden in aufw ärts gew undene Spiralen auslaufen, so sind auch die russischen K nochennadeln zwei- bis dreisprossig. 2) E s ist durchaus keine neue E ntdeckung, dass die K üsten des Schw arzen Meeres früh kulturellen E inflüssen von W esten her a u sgesetzt gew esen sind, dass es also indirekt nichts Ü berraschen­ des hat, w enn wir im nördlichen W inkel des Schw arzen Meeres, am K uban und an seiner M ündung, in Troja, übereinstim m ende K ulturniveaus konstatieren. Schon M o n t e l i u s hat auf die E xistenz von D olm en im K aukasus und in der Krim aufm erksam gem acht. 3) Indes stellen sie dort keine ununterbrochene Reihe dar, denn z. B. die nördlichsten auf kaukasischem G ebiet liegen bei Maikop (vgl. die K arte, Chantre 1. c. S. 54). W as diese D olm en, w ie z. B. das nördliche Grab des Kurgans von Tzarew skaja einer ist, im übrigen anbelangt, ist ihre K ultur­ stellu n g bisher nur w enig bekannt. Am nächsten scheinen sie von den sonstigen m egalithischen D enkm älern doch nicht m it den Dösen, sondern m it den S tein kisten verw andt zu sein, w enn sie überhaupt ») S. 355. 2) K reis K uban, Stan zia A n drjuk ow sk aja (Ottott. aa 1906 r., 8 . 54) u. a. 3) U b er die D olm en des K aukasus: Chantre, Le C aucase I: 54 und M atériaux etc. 1885, 545; W ilk e , A rchäolog. P arallelen (Z. f. E. 1904 S. 93), E. A. M a r t e l, Les dolm ens taillés du Caucase Occidental Congres P érigou x 1905 S. 266). — D as letz tg en a n n te W erk habe ist n ich t b en u tzt. 14

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV : I.

m it w estlichen m egalithischen A ltertüm ern zusam m engestellt wer­ den dürfen. In diesem Fall aber b esteh t das allgem ein angenom ­ m ene V erbreitungsgebiet der m egalithischen Gräber nicht zu R echt, denn m egalithische Gräber von der A rt der kaukasischen und kubanischen D olm en kom m en, w ie vorhin bem erkt, auch in M itteldeutschland vor. A uch sie sind aus S tein p latten aufge­ baut, oft zw eikam m erig, m it einer Ö ffnung in der Giebel- oder Zw ischenw and. A usser dem erw ähnten anhaitischen Grab haben wir andere Beispiele dafür aus A llstad t in Sachsen. *) F assen wir nun die im obigen gew onnenen R esultate wieder zusam m en: G rosskurgangruppe des K uban gleichalterig m it Troja II— V; erstere gleichalterig m it Bernburg in D eutschland und den Fatjanowo-G ruppen in R ussland. D iese also zeitlich = Troja II— V. N achdem wir so w eit gelangt sind und also die relative Chrono­ logie in diesem P u nk te klargelegt haben, m üssten wir versuchen die absolute Chronologie festzustellen. A ber nicht einm al für Troja ist ja eine auch nur annähernde Ü bereinstim m ung erzielt. 2) W ährend M o n t e l i u s für Troja II— V die Zeit von 2500— 1800 ansetzt, stellt M ü l l e r als A lter für dasselbe ca. 2000, H u b . S c h m i d t ,!) 2500— 1780, F o r r e r 4) 3000— 1500 auf usw: A lso ziem lich beträchtliche D ivergenzen! D a die E ntscheidung der Frage für die Stein- und Bronzezeit N ordw estrusslands und ihre äusseren B eziehungen sow ie für die absolute Chronologie von höchster W ich tigkeit ist, m üssen wir darlegen, w elchem Standpun kt wir zu­ neigen. E ine relativ sichere und einstim m ige archäologische A uffassung schreibt die sog. Schachtgräber auf der m ykenischen A kropolis den Jahrhunderten 1800— 1600 v. Chr., also etw a der Zeit von 1700— 1600— 1500 v. Chr. zu. B ek ann tlich sind es dieser Schachtgräber 6 , die natürlich verschiedenes A lter haben, und 5 von ihnen sind dazu Fam iliengräber gew esen — da sie insgesam t 19 Leichen 0 K l o p f l e i s c h : V org. A ltertü m er d . P rov. S ach sen II: 7 3 . 2) T sou n tas & M anatt, M ycenaean age S. 391. M ontelius, C hronologie der B ron zezeit S. 162. M üller, U rgesch ich te, H oernes Jahrb. d. Zentr. K om m . f. Erf. u. Erh. d. K u n st-D en k m . 1903 S .’ 3. 3) P räh istorische Z eitsch rift 1910. S. 138 u. a. 4) R eallexik on S. 850.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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bergen — , sodass jedes einzelne Grab längere Zeit verw endet w orden ist; unter diesen U m stän den ist eine nähere und noch ge­ drängtere Z eitbestim m ung ausgeschlossen. In den Schachtgräbern v o n M ykenä ist die B ronzezeit schon w ohlentw ickelt. D ie Gräber en th alten eine ungeheure Masse Gold, A nhängsel, Schm ucksachen u. a., lange Schwerter, die m it Orna­ m enten aus verschiedenerlei M etall ausgelegt sind, L anzenspitzen m it D üllen u. s. w ., sow ie Stelen. — D agegen verm isst m an in diesen Gräbern Fibeln, Spiegel, T errak ottastatu etten , Rasierm esser u. a., die in den jüngeren m ykenischen Gräbern, w elche bekanntlich entw eder Kuppelgräber, »tholoi», 1) oder K am m ergräber sind, in so reicher Menge Vorkommen. D ie E poche dieser Gräber 2) ist m it H ilfe ägyptischer Funde genau b estim m t, denn in einem ist in M ykenä u. a. ein Skarabäus A m enophis’ III. (ca. 1400 v. Chr.) angetroffen worden, und in Ä gy p ten selbst hat m an in F ayum (1450— 1250 v. Chr.) und T eil ’el am arna (ca. 1400 v. Chr.) eine grosse Masse Scherben v o n m ykenischen T ongefässen gefunden, wie auf einer aus der Zeit des Pharaos T hotm es III. stam m enden S ta tu e der v o n den Völkern der »Inseln» dargebrachtes Tribut abgebildet ist, w orunter sich Gefässe befinden, die offenbar der Z eit'der Tholosgräber angehören, die aber in den Schachtgräbern nie zu entdecken sind. D ie jüngere m ykenische Zeit wird som it genau von ca. 1500— 1200 v. Chr. abgegrenzt. Ü ber das, w as wir je tz t ausgeführt haben, sind die w ich tigsten Forscher gleicher M einung. U ns berührt diesm al nicht die Frage nach der H erkunft der m yk en isch en Kultur. A uf alle Fälle hat sie kräftige E lem en te v o n der alten ägäischen K ultur em pfangen, die sich recht w eit zurückverfolgen lässt, so z. B. gerade in Troja, dessen zw eiter, »verbrannter» S ta d t allgem ein ein höheres A lter als den Schachtgräber von M ykenä zuerkannt wird. D ie archäolo­ gischen V erhältnisse der M ittelm eerländer liefen bisher keine präzisere G rundlage für eine absolute Z eitbestim m ung. Mit M ü l ­ l e r w ürden wir Troja II— V um 2000 v. Chr., nicht w eiter zurück0 T holosgräber sin d nach T sou n tas in G riechenland 22 b ek an n t, d avon 8 in M ykenä, in K reta 3. — Zu dieser G ruppe dürfte auch der S o lo to i K urgan am Schw arzen Meer gehören. 2) Sie en th a lte n sog. B ügelk an n en , die der letz ten E p och e der III. Gruppe der m y k en isch en K eram ik zu gerech net w erden.

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Z. d. Finn. Alt. G es. XXV : 1.

verlegen. D as europäische archäologische M aterial widerspricht, w ie mir scheint, einer solchen A nnahm e. In w elchem V erhältnis die m ykenische K ultur zur K ultur des M ittelm eeres und nam entlich zu der des w estlichen M ittelm eeres steh t und w elche B eziehungen zw ischen den Tholosgräbern und den sog. m egalithischen A ltertüm ern bestehen, dies sind heute m it die w ich tigsten archäologischen Fragen, und m eine A uffassung in eben diesen Fragen w iderspricht der A nnahm e eines höheren A lters der K ultur v o n Troja I I — V. D a m eine absolute Chrono­ logie für die trojanischen Sch ich ten II— V und m ith in für die Fatjanow o-G ruppe in beträchtlichem Masse von diesen Streitfragen abhängt, haben wir V eranlassung hier auf dieselben einzugehen. O s c a r M o n t e l i u s ’ Stan dp u n kt ist, dass die m ykenische K ultur infolge eines regen H andels nach verschiedenen R ichtungen hin stark a k tiv gew esen, dass sow ohl die Bronzezeit W est- w ie Nord­ europas tiefw irkende A nregungen von der m ykenischen und ägäischen em pfangen, dass schon deren erste nationale B l ü t e z e i t , nicht ihr A nfang, m it der m ykenischen M achtzeit etw a zu Beginn des zw eiten vorchristlichen Jahrtausends zusam m enfällt, während die Bronzezeit in W est- und N ordeuropa schon früher als die eigentliche m ykenische Zeit G riechenlands angehoben h ätte. U nd w as speziell die m egalithischen Gräber anbelangt, die vor dem B eginn der B ronzezeit Skandin aviens liegen, gehen nach M ontelius allerdings sow ohl der T holos als die sog. Ganggräber auf dasselbe Vorbild zurück, haben aber nichts direkt m iteinander zu tu n . So gehören z. B. die G anggräber auch in Skandin avien der M itte des dritten vorchristlichen Jahrtausends an — ca. 2500 v. Chr — , während die m yk en isch en Tholosgräber etw a ein Jahrtausend jü n ­ ger sind — ca. 1500 v. Chr. J) Eine ganz en tgegen gesetzte A nschauung vertritt ein anderer scharfsinniger skandinavisch er Forscher, S o p h u s M ü l l e r . Die m ykenische K ultur datiert auch er inbezug auf die absolute Chro­ nologie ziem lich übereinstim m end m it M ontelius, aber ihr E influss auf die Peripherie ist bei ihm ein ganz anderer. W ährend ihrer B l ü t e z e i t b e g i n n t erst allm ählich in den Peripherien die B ronzezeit, deren Schw erpunkt in eine noch spätere E poche fällt. 0 K u ltu rgesch ich te S ch w ed en s (1905). S. 84.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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U nd insbesondere haben sich die m egalithischen Ganggräber Skan­ dinaviens, die allerdings älter als der B eginn der dortigen Bronze­ zeit sind, erst nach den V orbildern der m ykenischen Tholosgräber gebildet, sind m ithin jünger als diese, sodass sie also auch am w est­ lichen M ittelm eer — in Sizilien und Spanien — nicht über 1500 v. Chr. zurückgehen können, während ihr A lter in Skandinavien noch einige hundert Jahre niedriger ist, w ie also auch der A nfang der Bronze in noch jüngere Zeit fällt. Folglich w ürden die skandina­ visch en G anggräber v ielleich t um 1400 anzusetzen sein, um sich einige Zeit im G ebrauch zu erhalten, und die Zeit der Steindolche und S tein k isten läge noch vor der eigentlichen Bronzezeit, die m ith in in Skandinavien kaum vor 1200 v. Chr. begonnen h ätte, l) N ehm en wir m it M üller den m ykenischen T holos als das P roto­ ty p der G anggräber an, so gelangen wir ohne Zweifel zu chrono­ logischen U nm öglichkeiten, w ie dass M ontelius in seinem kurzen A ufsatz in der Z eitschrift Fornvännen 1909 b eton t hat. A ber ich kann trotzdem nicht leugnen, dass ich m anche der hierhergehörigen Fragen eher vom S tan dp u n kt M üllers als v on dem jenigen M ontelius’ ansehe — und zwar besonders, w as die absolute Chronologie der M egalitgräber betrifft. D ie m egalithischen Gräber Skandinaviens stellen unstreitig jedenfalls eine E n tlehn un g dar, die aus den M ittelm eerländern ge­ kom m en ist und sich v ielleich t am ehesten durch die den H andel verm ittelnd en K ultureinflüsse das Meer — die H andelsstrasse — entlang sehr w eit fortgepflanzt hat. D as eventuelle dem O sten des M ittelm eers angehörige P rototyp der G anggräber ist uns noch nicht bekannt. M ontelius nennt in seinem oben zitierten A ufsatz ein u nlängst entdecktes K uppelgrab am östlichen M ittelm eer von der H agia Triada auf K reta älter als die m ykenischen Tholoi. Leider sind mir die V eröffentlichungen, in denen diese Funde publi­ ziert sind, nicht zugänglich gew esen, aber nach M ontelius würde w enigstens ein Teil v o n denselben der ersten H älfte des dritten vorchristlichen Jahrtausends angehören, obwohl das Grab später b enu tzt w orden wäre. U nd es wäre w ohl nicht ausgeschlossen, dass *) S. Müller: B ronzealderens B egyn d else og aeldre U d v ik lin g i D anm ark, etter de n y e ste F u n d . 1— 117 s.

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Z. d. Finn. Alt. G es. X X V : I.

cs noch ältere derartige im Orient gegeben h at, w as als sicher anzu­ sehen ist, w enn die Ganggräber Skandinaviens, w ie M ontelius be­ h au p tet, schon um die M itte des dritten vorchristlichen Jahrtau­ sends vorhanden sind und vom östlichen M ittelm eer stam m en (vgl. 1. c. S. 175). A us verschiedenen G ründen halte ich das hohe A lter der m ega lith ischen Gräber Sk andin aviens nicht für w ahrscheinlich. Der Schw erpunkt der nordischen älteren B ronzezeit liegt auf alle Fälle doch erst am E nde des zw eiten vorchristlichen Jahrtausends, nach M ontelius’ relativer C hronologie am A usgang der II. Periode, wo die ältesten Fibeln, Schwerter, Spiralenschm ucke u. a. auftreten. D ie F ibel ist eine ziem lich en tw ick elte Form der in den m ykenischen T holosgräbern gefundenen und m uss also jünger als diese sein. M ontelius setzt den zw eiten A b sch n itt der zw eiten Periode der B ronzezeit etw a um 1400— 1300 v . Chr. an. l) W enn dies auch richtig wäre, so bliebe auf alle F älle zw ischen dieser Zeit und dem v o n M ontelius angenom m enen A u ftreten der Ganggräber eine P e­ riode von ca. 1000 Jahren, von denen M ontelius einen Teil m it der Ganggräher- und S tein k isten zeit und einen Teil (1700— 1400) m it der B ronzezeit, deren ersten E pochen, ausfüllt. Müller h at die schw achen P un kte dieser A nschauung in seinem , w ie m ir scheint, vortrefflich en A ufsatz in den A arboger 1909 2) blossgelegt. D ie T ypen, die M ontelius der 1. Periode der B ronze­ zeit zuschreibt, lassen sich oft durchaus nicht v o n seinen äneolithisch en oder k upferzeitlichen unterscheiden. Ausserdem h aftet ihnen — den Ä x ten , Schw ertstäber, R ingen, F lach äxten u. a. — ein grösser M angel an n ationalem Sondergepräge an, ,!) sodass sie ihrer Form nach ebenso gut in D eutschland, Skandinavien, ja m itu nter noch viel südlicher gefunden sein können. E s ist ja wahr, dass sie relativ v iel älter sind als die B ronzen der B lü te der B ronze­ zeit, aber gerade ihr M angel an speziellem Gepräge zeigt, dass sie noch kein geschlossenes G anzes bilden, dass sie keine überaus arme, eigene »Periode» ohne Steingebrauch repräsentieren, sondern dass 0 z. B. K u ltu rgesch ich te S. 66. 2) B ronzealderens B egyn d else. A arboger 1909. 3) V gl. H oernes, D ie älteste B ron zezeit S. 9: M anche T yp en der frühesten B ro n zezeit sin d fa st gem ein-europäisch; und S. 42: D ie G erätform en sind g e m ein -e u r o p ä isc h , w ie D olch und B eil.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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sie verschiedenen S tein ty p en und zwar natürlich den spätesten koordiniert sind. So fällt die jüngste Gruppe der Steinzeit — die Zeit der Steink isten — m it der M onteliusschen 1. Periode der B ronzezeit zusam m en. Für die letzten grossen m egalithischen Denkm äler ergibt sich absolut ein geringeres A lter, als ihnen Mon­ teliu s zugeschrieben hat (2000— 1800 v. Chr.), und sie erhalten auch in der relativen C hronologie eine andere B edeutung als bei M ontelius: sie und ihre Inventare, die F euersteindolche u. s. w ., sind nicht älter als die Bronzedolche m it triangulärer K linge und andere Form en der frühen »Bronzezeit», sondern gleichalterig m it ihnen. Die eigentliche autoch th on e selbständige B ronzezeit beginnt unterdessen unbem erkt und allm ählich, sodass wir sagen können, die eigentliche B ronzezeit habe schon vor 1500 v . Chr. in Südskandinavien an­ gefangen, wo sie in kurzer Zeit eine so ungeheure Pracht entfaltet. W ie dies vor sich geht, kann hier nicht näher ausgeführt werden, M ü l l e r hat darüber in seinem vorzüglichen A ufsatz in den Aarbager gehandelt. Aber so verschiebt sich die Zeit der Ganggräber Skandi­ naviens bedeutend nach vorw ärts, und kaum eins von ihnen dürfte älter als 2000 v. Chr. sein. D ies alles ist von ausserordentlicher W ichtigkeit im H inblick auf die Stein zeit unseres Landes, deren Schw erpunkt auf diese W eise v iel später fällt, und über deren E lem ente m ancher A ufschlüsse erhalten kann aus den V erhält­ nissen, die einer viel späteren Zeit angehören, als m an bei uns die ganze S tein zeit sich h at ausdehnen lassen. U nd da Troja II— V zu der G anggräberkultur in V erw andtschaftsbeziehungen stehen, w ie nam entlich M ontelius nachgew iesen hat, wird auch deren A lter bestim m t. N atürlich war die V erw endung der M etalle in den östlichen T eilen des M ittelm eers schon lange vorher bekannt. W ie w eit ihr Gebrauch und vor allem ihre selbständige H erstellung dam als in den »Peripherien» verbreitet war, lässt sich beim heuti­ gen Stand unserer K enntnisse nicht entscheiden. Ein grösser Teil der M etallgegenstände m ag, nach ihren auffallend übereinstim ­ m enden Form en zu urteilen, in den ersten Zeiten von einem Me­ ta lle verbreitenden und aufsuchenden H andelsvolk herrühren, :) doch sind, nach den frühen G ussform en zu schliessen, auch früh A nzeichen einer selbständigen H erstellung vorhanden. D iese Zeit O

Vgl. W iss. M itt. B osn ien X I S. 50.

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Z. d. Finn. Alt. Ges. XXV : I.

dürfte aber doch hauptsächlich die kräftigste und m a ch tvollste Entw icklungsperiode der S teinkultur gew esen sein, w ie sie S i r e t in einem A ufsatz in der Z eitschrift L ’A nthropologie x) m . E. richtig b estim m t hat. »Pendant to u te la durée du N éolithique ancien et m oyen le travail du silex reste ä peu pres stationnaire, et to u t å fait prim itif. Les grands perfectionnem ents se m an ifesten t en m ém e tem p s que le courant qui introduit le cuivre, les rnatiéres exotiques: en d’autre term es la belle taille du silex apparait com m e un des résultats de ce courant nouveau, et on ne p eu t pas sans réserve l ’attribuer au développem ent spontané de l’industrie locale.» Bei m einer bisherigen U ntersuchung habe ich m ich ganz und gar auf den S tandpun kt des orientalischen E influsses gestellt und die A nsich t bekäm pft, die im letzteren nur eine T rugspiegelung sieht. Sehr entscheidend h at auf m ich der U m stand gew irkt, dass die A nalogien für die Form en der ostrussischen B ronzezeit, die ich im dritten K apitel m eines W erkes behandelt habe, fast aus­ nahm slos aus dem Süden und W esten gew onnen werden und dass sie sogar auf der Pyrenäenhalbinsel und den B rittischen Inseln zu finden sind. Ein um gekehrter, vom Ural und O strussland ausge­ hender aktiver E influss ist für die archäologischen G egenstände dieser Periode noch nicht zu erkennen, obw ohl ein solcher natür­ lich angetroffen werden wird, w enn das M aterial einm al anw ächst und besonders, w enn die G rabfeldfunde für archäologische Z eit­ bestim m ungen genauere A nh altsp u n k te liefern. Jedenfalls w eist aber das M aterial der ostrussischen Bronze- und K upferzeit, so­ w eit es heute bekannt ist, etw a 700 G egenstände, darauf hin, dass es die Peripherie der reicheren * K ulturen des Südens bezeichnet hat. D ie E in heitlich k eit der Form en dort und im W esten w ürde für eine gem einschaftliche Quelle, für ein M etalle verbreitendes H andelsvolk der K upferzeit sprechen. W enn es sich m it den M etallgegenständen so verhält, ist es m. E. geboten gegenüber den B ehauptungen und Theorien einen skeptischen Standpun kt ein­ zunehm en, die den m itteleuropäischen K ulturen dieser Zeit eine so grosse E xpansionsk raft zuschreiben, dass sie A nregungen der dortigen K eram ik in den Ländern des Ä gäischen Meeres sehen. 2) D ie südrussischen Grabformen der K upferzeit haben sich nach x) 2)

L ’A n thropologie 1909 S. 315. H . S ch m id t, P räh istorisch e Z eitsch rift 1909.

Tallgren: Kupf. u. Bronzezeit.

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allen M ittelm eerländern, n ich t nach M itteleuropa verbreitet, be­ k annt ist an seinen G estaden das B em alen der T oten m it Ocker, und unter dem dortigen In ventar sind die Glasperlen, Seem uscheln, H am m eräxte und p la tten P feilspitzen sowie die F lach äxte auch in den M ittelm eerländern, nicht nur in U ngarn, so häufig und auch das übrige In ventar M itteleuropa so fremd, dass die m itteleuropäische, »arische» W anderung jedenfalls nicht nördlich vom Schw arzen Meer hin und auch nicht zu dieser Zeit nach O sten gegangen ist. A ndererseits ist aber auch nicht zu leugnen, dass die äneolithische K ultur M itteleuropas v o n dieser Zeit an zw ischen der O stsee und den K arpathen sich in einer A rt G ärungsprozess befand. Nie sonst hat diese Gegend z. B. nach O sten hin einen so m ächtigen E influss ausgeübt w ie dam als. D ie w eitverbreitete Gruppe von Fatjanow o hat ganz sicher v o n dort viele A nregungen em pfangen; da aber dam als auf die H auptherde der Fatjanow schen K ultur in Zentralrussland nicht nur von W esten, sondern von O s t e n (K upferaxt v o n G alitsch) und S ü d e n , v o n dem trojanisch­ kubanischen K ulturgebiet her ein, nach den M etallen im Galitscher Schatz zu urteilen, hochbedeutender H andel gerichtet gew esen ist, und da v o n diesem H andel in der späteren Bronzezeit in Zentral­ russland kaum Spuren vorhanden sind und die Gegend dam als nur als D urchgangsland für den H andel gedient hat, so stellt m an sich am ehesten vor, dass gerade in diesen G egenden M ittelrusslands um diese Zeit, während der Spätzeit der F atjanow o-K ultur, grosse U m w älzungen und A bw anderungen der Bevölkerung vor sich ge­ gangen sein m ögen. A ber alle diese B ew egungen sind in D unkel gehüllt. Solange sie nicht erforscht sind, entbehren die N atio­ nalitäten u. a. U ntersuchungen K o s s i n n a s der Grundlage und Berechtigung. D ie Frage nach der N a t i o n a l i t ä t der Einw ohner, deren Bem iniszenzen die im vorstehenden behandelten Kupfer und Bronzen sind, lässt sich noch nicht beantw orten. E s ist sehr w ohl m öglich, dass sie finnisch-ugrische Stäm m e gew esen sind, w enn auch deren H aup tk ontingen t v ielleich t östlicher gew ohnt hat, w o die Überreste der Steinzeitk ultu r ungem ein zahlreich sind, während, wie ja natürlich, nam entlich in den nördlichen Teilen, die M etalle lange Zeit seltene L uxus- und K ultgegenstände waren. — Dafür dass finnisch-ugrische Völker w enigstens Träger der ostrussischen Me­

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Z. d. Finn. Alt. Ges. X X V : 1.

tallkultur gew esen sind, liefern m. E. die Funde der späteren Zeit, der A nanjina-Z eit, einen W ahrscheinlichkeitsbew eis, die eine Voraus­ setzun g zu der »permischen», sicher finnisch-ugrischen eigenartigen K nochen- und E isenkultur seit Christi Geburt liefern. E in näheres E ingehen hierauf kann erst im zw eiten Teil m eines W erkes in Frage kom m en. Jetzt können wir nur daran erinnern, dass ebenso, w ie die A nanjina- K ultur sich unm erklich zur E isenkultur, teil­ w eise zur »permischen» E isenkultur u m zugestalten scheint, so sie selbst wiederum in bezug auf die m eisten Form en leicht aus einer früheren, bronzezeitlichen K ultur abzuleiten ist. D ie verschiede­ nen neuen, östlichen Form en der A nanjina-Z eit finden ihre E rklä­ rung, w enn wir w issen, dass in ihrem Verlauf die N a tion alitäten ­ verhältnisse durch die sk vth isch e W anderung am Schw arzen Meere ganz und gar um gelagert w urden und die v o n Süden her im m er fortdauernden kulturellen E inflüsse daher v o n Völkern aufge­ nom m en w erden m ussten, die G egenstände neuer, asiatischer T y ­ pen gebrauchten: der alte H andel lebt w eiter, aber nunm ehr in anderen Händen. O bwohl wir also die Frage betreffs der N ation alitäten verh ält­ nisse unb eantw ortet lassen m üssen, wird die künftige Forschung doch auch darin neue R esultate gew innen können.

V erzeich n is der A bb ild u ngen. A b b.

1.

B ron zezeitlich e G egenstände aus Sibirien. N a ch A spelin , A n ti­ quités und M artin, L ’dge du bronze au musée de M inoussinsk.

A bb.

2.

B ron zezeitlich e G egenstände aus O strussland. N a ch den O rigi­ nalen in der S au ssailow sch en Sam m lun g, teilw eise nach A spelin,

A bb.

3— 9. K upferne G egen stän d e aus dem G alitsch er S ch atzfu n d e.

Antiquités. C n m i U H i ) ,

A bb. A bb. A b b.

A bb. A bb. Abb.

A b b.

A bb. A bb. A bb. A b b. A bb. Abb.

r a J i H U K i i i

N ach

K J i a ^ t .

10— 11. D er H ü gel ajatsch i G ory bei G alitsch nach P h otograp h ien des V erfassers. 12. K artenskizze, w ie vorhergend e N um m er. 13— 16. S te in m e isse i u n d 3 F eu erstein artefak te aus den F u n d e n d e s Verf. bei G alitsch. N a ch den O riginalen im H elsingforser Mu­ seum . (In v . 5380: 9, 21, 62, 2.) 17. E ine k oh lsch w arze E rd sch ich t auf dem G rab un gsgeb iet bei G a­ litsch , nach P h otograp h ie des Verf. 18. E ine B ron zestan ge v o n ebenda. H els. Mus. 5380: 63. 19— 40. G egen stän d e von ebenda; 19— 27 (H els. M us. 5380: 50, 81, 82, 50, 41, 41, 50, 70, 81) K am m keram ik; 28— 31, 38— 40 (H els. Mus. 5380: 72, 73, 73, 73, 74, 74, 77) F atjan ow sch e K eram ik; 32 — 37 (H els. M us. 5380: 13, 70, 70, 40, 1, 16) F eu erstein p feilsp itze. 41. S te in a x t aus dem G räberfeld v o n W elik oseljsk i, nach C n i i H u h i , 3 a n n c K z o t j . P y c c K . C ji a b a. a p x. P . A p x . 0 6 m. V :l, Taf. X X I I I . Fig. 8. 42— 43. T ongefässe aus den G räberfeldern von F atjan ow o und T schurkinski. N a ch S pitsyn , l. c. S. 85. F ig. 2 und Taf. X V I:10. 44. T ongefässscherb en aus D jad k ow itsch i. N a ch einer P h otograp h ie. 45. K up fernes (?) D olch m esser aus ebenda. D ito. 46— 49. K upfer (?) ä x te aus O strusslan d. N a ch den O riginalen in der Sau ssailow sch en S am m lu n g (N r. 2253. 1101, 4367, 3292). 50— 52. K nochen- und F eu erstein sk u lp tu ren aus R u sslan d . N ach Almgren in Fornvännen 1907. 53. S te in a x t aus ein em dän isch en E inzelgrab. N a ch M üller, Ord­ ning, Slenalderen, F ig. 81.

220 Abb. Abb. Abb.

Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. A bb. Abb. A bb. A bb. Abb.

54— 58. E in »Dolmen» m it G rab in ven tar aus K uban, T zarew sk aja. N a ch O tsch o t der A rchäol. K om m ission in S t. P etersb u rg 1898. 59— 61. T ongefässscherb en und ein e P feilsp itze aus K u n gu ly. N ach den O riginalen im H elsingforser M useum (In v . 5383: 84,84, 78.) 62— 65. K upferne D olchm esser aus O strussland. N a ch den O riginalen in der S au ssailow sch en Sam m lun g. (N r. 4244, 3164, 2251) F ig . 64 aus D ja d k o w itsch i, nach einer P hotograp h ie. 66. F la c h a x t aus K upfer (?), aus Su rin skoje, G ouv. K asan. N a ch dem O riginal in der S au ssailo w sch en S am m lu n g, (Nr. 1348). 67. F la c h a x t aus K upfer (?), aus Kr. Sp ask , G ouv. K asan. Ib id . (Nr. 4358). 68. F la c h a x t aus K upfer (?), aus F rolow o, G ouv. K asan. Ibid. (N r. 952). 69. H oh lm eissel aus K upfer, aus T schirki, G ouv. K asan. Ib id . (N r. 745). 70. H o h lm eissel aus K upfer, aus B urm an, G ouv. K asan. Ib id . (N r. 1489). 71. H o h lm eissel aus K upfer, T urkestan . N a ch dem O riginal im H is­ torisch en M useum zu M oskau. 72. H o h lm eissel aus S tein , O strusslan d. N a ch dem O riginal in d e r S au ssailow sch en S am m lu n g (Nr. 1606). 73. H am m eraxt aus S tein , aus K u rm yschew o, G ouv. K asan. Ibid. (Nr. 1448). 74. H a m m era x t aus K upfer (?). Ibid. (Nr. 2250). 75. F eu erstein p feilsp itze. G ouv. K asan. Ibid. (Nr. 335). 76. K u p ferpfeilsp itze. G ouv. K asan. Ibid. (Nr. 3331). 77— 80. S tein k u geln . G ouv. K asan. Ibid. (Nr. 492, 959, 2852). 81. K u p feraxt aus dem G ouv. W ladim ir. N ach A spelin, Antiquités. F ig. 238. [82— 83. B ronzen e (?) Ä x te aus dem G ouv. A rchangel. Ibid. F ig.

240— 1. Abb. Abb. Abb. Abb. A bb. Abb. Abb.

84. 85. 86.

B rillen fib el aus W iborg, F in n lan d . l /2 N a t. Gr. N a ch H ackm an,

K arjalan K irja I S. 119. T ü llen axt. K auk ola. 1/2 Ibid.

T ü llen a x t aus B orgå, F in n lan d . Vi N a ch H ackm an, D ie Eisenzeit. F ig. 7. 87. T ü llen a x t au s M aaninka, F in n lan d . V1 N a ch Hackman, F inskt M u ­ seum 1910. S. 6. 88. T ü llen a x t aus P ie la v esi, F in n la n d .ä/3 N a ch Hackman, F inskt M u ­ seum 1900. S. 55. 89. T ü llen a x t aus L au k aa, F in n lan d . 2/3 N ach A . L. N ym an, S. M y. A. B d. V. S . 186. 90— 91. F ragm en te v o n G ussform en aus T on, Säräisniem i, F in n lan d . N a c h den O riginalen im H istorisch en M useum zu H elsin gfors. (In v . 3147: 17, 19).

221 A bb.

92.

G ussform aus T on, M uhos, F in nland . L/i N ach Hackman, Die E i­

senzeit. F ig . 3. A bb.

93.

G ussform aus S tein , K em i, F in nland .

Va N a c h H ackm an, M on­

telius Festschrift. A bb.

94.

G ussform aus S tein , A lkk ula, F in nland . 2/3 N ca h H ackm an , die

Eisenzeit. F ig . 2. A bb.

Abb. A bb.

95— 96. Stein h ü gelgrab und G rundriss eines solchen aus U sk ela, F in n ­ land. D ie erste A bb. nach einer P h otograp h ie, die le tz te nach Hackm an , D ie Bronzezeit, F ig. 34. 97. S ch alen stein . P ern iö, F in nland . 98. F elsen zeich n u n g. Schw ed en . N a ch Hallström in Fornvännen

A bb.

99.

1907.

A b b. A b b. A b b. A bb. A bb. A bb. A bb. A bb. A bb. A bb. A b b. A b b. A bb. A bb. A bb. A bb. A bb. A bb. A bb. A b b.

A b sa tz a x t aus S tein . G ouv. K asan. x/i N ach dem O riginal in der S au ssailow sch en Sam m lun g. (Nr. 1344). 100. A b sa tz a x t aus B ronze. N ord d eu tsch lan d . N ach Lissauer in der Zeitschrift f. Ethnologie 1905. 101. T ü llen axt. G ouv. K asan. N ach dem O riginal in der S au ssai­ low schen S am m lu n g (Nr. 3262). 102. T ü llen axt. G ouv. K asan. Ibid. (Nr. 3261). 103. T ü llen axt. F u n d ort un b ek an n t. Ibid. (Nr. 2238). 104. T ü llen axt. F u n d ort u n bekan nt. Ibid. (Nr. 3265). 105. T ü llen a x t. G ouv. K asan. Ibid. (Nr. 3266). 106. T ü llen a x t au s S chw ed en . N ach M ontelius , Svenska Fornsaker,Fig. 151. 107. T ü llen a x t aus L aihia, F in nland . N a ch A spelin, Antiquités. F ig. 397. 108. T ü llen axt. F u n d ort u n b ek an n t. N a ch dem O riginal in der S au ssailow sch en S am m lu n g (Nr. 3272). 109. T ü llen axt. G ouv. K asan. Ibid. (Nr. 4278). 110. T ü llen a x t aus N orrm ark, F in n lan d . N ach Hackman, D ie Bronze­ zeit, F ig. 23. 111. T ü llen axt. G ouv. K asan. Vs N ach dem O riginale in der S a u ssa i­ low schen Sam m lun g, (Nr. 3259). 112. T ü llen axt. 2/3 G ouv. K asan. Ibid. (Nr. 1424). 113. T ü llen axt. V2 G ouv. K asan. Ibid. (Nr. 3277). 114. T ü llen axt. G ouv. K asan. Ibid. (Nr. 3255). 115. T ü llen axt. U ral. N ach Heikel, Antiquités de la Sibérie occidentale, Taf. X V : 2. 116. T ü llen axt. L yck sele, Schw ed en . N ach Hackman, D ie Eisenzeit. F ig. 8. 117. Silbergefäss aus dem K urgan bei M aikop. N a ch Otschot der Archäol. Kom m ission in St. Petersburg J. 1897. 118. G old gefäss. Troja. N ach Dörpfeld, Troja und Ilion. I, F ig. 275. 119. Bronze (?) nad el (?) aus dem K urgan T zarew skaja. N a ch Otschot der Archäol. Komm ission in St. Petersburg, J. 1898.

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B oephhckiö ,

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227 ITItv KEHBEPn» und H.

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Sw iatow it T allgren,

3 a n H C K H

HMn. P y c c K a r o

Apx. O ö m e c T B a .

3 an H C K H y p a j i b C K a r o O ö m e c T B a E c T e c T B O H c n H T a T e j i e ä . 3AycAltjiOBT>, B. H.: JtpeBHÜi KaMeHHie o p y u in , eoöpannpiH iri> npeA'bjiax-b KaaaHCKoii r y ö ep m n . KaaaHb 1887.

B erich tig u n g en und N achträge. S. S. S. S.

4. u.

f. Z eile 10, 11, 12 u. s. w . v o n oben ste h t (S. 16), (S. 13), (S. 11). lies im m er (1. c. S. 16), (1. c. S. 13), (1. c. S. 11). 6. Z.7 v o n u n ten ste h t das Werk, liess das Kapitel. 7. Z. 6 v o n oben ste h t I. K . Kusnetzow, liess Inn. Kusnelzow. 20. Z. 4 v o n u n ten ste h t von der Westseite des Ural c. 300, liess v. d. W.

d. U. aus Ostrussland c. 300. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S.

21. Z. 9 v o n oben ste h t c. 20, liess c. 10. 22. A n m . ste h t A ntiquités, k. 313 — 315, liess Antiquités, Fig. 313— 315 23. A nm . 3 ste h t (Radi. s. 70). liess (R ad loff, A u s Sib irien , S. 70). 30. Z. 1 v o n oben ste h t au s Ton, liess aus Ton. 35. Z. 16. v o n oben ste h t ganze Erde, liess graue Erde. 38. Z. 16 v o n oben ste h t ein Nucleits, liess eine Spähne. 48. Z. 8 v o n oben ste h t /. 69, liess Fig. 69. So auch an d erw ärts /, lie ss im m er Fig. 55. Z. 11 v o n oben ste h t die oben abgeb., lie ss die oben (Abb. 9) abqeb. 56. Z. 2 v o n u n ten ste h t Abb. 48, liess Abb. 49. 56. Z. 6 v o n u n ten ste h t Abb. 49, liess Abb. 48. 60. Z. 4 v o n u n ten ste h t zweihundert, liess zwanzig. 65. Z. 6 v o n u n ten ste h t Gefässen, lie ss Gefässen (vgl. S . 90). 65. Z. 13 v o n un ten ste h t ausserdem sind sie dort gleichzeitig, liess a. s.

sie gleichzeitig. S. S. S. S. S. S.

S. S.

69. Z. 2 v o n oben ste h t Gouv. Jaroslaw ( N :o 1), liess Gouv. Jaroslav. 73. Z. 1 v o n u n ten ste h t Zan. V 1, (Tafel X1N f.), liess 3 a n n c K i i o t jj,. C. P. a p x . II. P. A p x . 0 6 m- V : 1, T afel XIX, F ig. 11. 73. A n m . 3 ste h t y n a p o in ., 1. c. liess y n a p o in ., A p x e o .io r ia P ocn iii, 75. Z. 10 von u n ten ste h t mehrere Feuersteinmeissei, liess m. dicknackige F. 77. A nm . 2 ste h t Suomen neolilisen, liess Sananen neolilisen, und Stein­ zeit in Finnland, liess nur Steinzeit. 77. N eu erd in gs h a t der sch w ed isch e A rch äologe Oscar Almgren ein en A u fsa tz in der Z eitsch rift der U p p lä n d isch en A lte rtu m sg esell­ sc h a ft p u b liziert (»Ä lgbilden från Alunda») in w elch em er eine n eue S te in a x t m it T ierkop fen de aus U p p lan d p u b liziert. 78. Z. 1 v o n u n ten s te h t Kugelamphoren, liess huyelgefasse; so auch S. 79, Z. 3 von oben und S. 84 Z. 9 v o n oben. 83. Z. 14— 16 v o n oben: zur Dolmenzeit d. d. k. T ., d. K . n. D. gebr. u. später ausgehen; so auch die letz te Zeile des S tü ck s. H ier h a t die w ich tig e P u b lik a tio n G u sta f K ossin n as über die U rfinnen und U rin d ogerm an en in der Z eitsch rift M annus v ie l n eu es L ich t geb rach t. D ass d ie K u ltu rein flü sse bein ah e im m er aus N orden

2:29

S. S. S. S.

84. 85. 90. 94.

S. 102. S. 102.

n ach G alizien und w eiter nach Sü den gegangen se ien , kan n ich jed o ch in H in b lick au f die V erb reitun g m ancher der »nördlichen» T yp en über gan z Z entralrussland h in n ic h t zugeben. Z. 17 von oben ste h t H eim at dieser K eram ik, liess H . d. Kultur. Z. 6 v o n u n ten ste h t Reste ran steinernen, lioss R. v. anderen s. Z. 7 u. 11 v o n u n ten ste h t Jankowitza, liess Jackoivitza. Z. 8 v o n u n ten ste h t Lihatschr/rschen, liess L'chatschcnschcn; so auch sp äter Lihatschew, liess im m er IAchatscheu-. Z. 1 v o n oben ste h t Poljanok, liess Poljanki. Z. 7 von oben ste h t der Utka-Fluss, liess d. U .-F , ein Nebenfluss der

Wolga. S. 117. Z. 10 ste h t W as das übrige Europa, liess was Europa. S . 125. so ll zw ischen Z. 8— 9 ein IV sein. S. 127. Z. 1 v o n oben ste h t wie ich später, liess w. i. s. im 2.

Bande meines

Buches. S. 160. A nm . 3 ste h t £?. 2 6 6 und not., lie ss S. 2 6 6 und Note. S. 162. Z. 19 v o n oben ste h t Der oben erwähnte Fund, liess D. o. (S. 137) e. F. S. 164. Im S tock h olm er M useum w ird eine stein ern e A b sa tz a x t aus L ittau en au fb ew ah rt (V on Dr. B . S ch n ittg er freu n d lich st m itg eteilt). S ollte sie die v o n T ysk iew icz ab geb ild ete sein? S. 168. A n m . ste h t N r. 609, 1327, liess N r. 1594, 2458, 2501, 2515. S. 174. D ie F rage nach der V erb reitu n g und C hronologie der T ü llen ä x te vom M älarländischen T yp ist v o n dem sch w ed isch en A rch äologen D r G unnar E kholm in einer A b h an d lu n g v o m Jahre 1911 über die B ron zezeit in U p p lan d (»U pplands bronsålder») S. 229 ff. b eh an ­ d elt w orden. D er F orscher k en n t 9 G egen stän d e dieses T yp s aus U p p lan d und n im m t an, dass der T yp der 3. P eriode angehöre. Seine A u sü h ru n g sc h e in t m ir jedoch n ich t ü b erzeu gen d zu sein. S . 177. Z. 6 v o n u n ten ste h t dass dieselben skandinavisch seien, liess d. d. in

Finnland s. s. S. S. S.

193. Z. 197. Z. 197. Z.

7 v o n u n ten ste h t sind jedoch Einzelfunde, liess sind Einzelfunde. 9 —-10 v o n u n ten ste h t erwähnen anführen, liess anführen. 1 v o n u n ten ste h t de la Finnlande e. d. I. R. F inland kommt, liess

de la Finlande e. d. I. R. F innland kommt S. 197. Dr. E k h olm füh rt in sein em ob en erw äh n ten B u ch 3 uralisch e T ü llen ­ ä x te aus U p p lan d , also aus dem Z entrum der nördlich en sk an d i­ n a v isch en B ron zezeit an. M ag jed och die T ü llen a x t aus H am ra (1. c. F ig. 59) o steu rop äisch sein? S. 202. Z. 10 v o n u n ten ste h t Typus D, lie ss Typus G. S. 202. Z. A n m . 2 ste h t Lindensehmil, Altert., liess nur Altert. S. 220. A bb. 74 ste h t Ibid., liess Ibid. (?) S. 220. A bb. 76 ste h t Gvuv. Kasan, liess Gouv. Kasan (?) S. 221. A bb. U l ste h t (Nr 3239), liess (N r 3253). S. 222. Z. 1v o n oben ste h t benützten, liess benutzten.

Archäologische

Karte über

GOUV. K A S A N

die V erbreitung der Funde der

frühen

M etallzeit

Z entralrussland

und

V. W J A T K *

in der

GOUV. Nl/NIJ

Bronzezeitfunde in O stfinn­ land

und

GOUV.

NOWGOROD

UFA

N ordrussland.

SIMBIRSK SAMARA

A NGELS

PERM

CE RMAI

LAND

W JA TK A

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Mvf~L-NND

S JrAVV'© KOSTROMA

W lA J I M I

SAMARA

Arktische Felsenxeichnungen 1. europäischen

Nordschweden. 18. (s. Seite 160 in der Abhandlung). O lonetz (S. 161). Verbreitung der ost­

bronxexeitlichen Gegenstände in Zentralrussland und Ostfinnland nebst N ordskandinavien: 2.

Lycksele (S. 193).

3. A lkkula (S. 148), 4. Kemi (S. 148), 5. M uhos (S. 148), 6. Säräisniemi (S. 146). 7. Laihia (S. 180), 8. Norrm ark (S. 185), 9. P iela­ vesi (S. 146), 11. M aaninka (S. 146), 12. Laukaa (S. 146), 13. Borgå (S. 146), 15. K aukola (S. 146), 17. P inega (S. 143), 26. Sagorje (8. 141), D ubrow itschi (S. 140), 32. W olossowo (S. 139), 33. Alekanowa (S. 140). Östliche Fundorte skandinavischer bronzezeitlieher

Gegenstände: 4. Kemi (S. 148), 39.

Sodankylä (S. 148), 15. K aukola und W alkjärwi (S. 146), 10. Idensalm i (S. 146), 14. W iborg

(S. 144), -|-O stseeprovinzen (S. 143). Verbreitung der Tongefässe vom Fatjanower 'Typ und der xentralrussischen Skulpturengruppe: 16. Solotitza

(S. 73), 19. Ladogakanal (S. 72), 20. K olom tzy (S. 73), 21.

(S. 45), 24. G alitsch (S. 25 ff), 25.

W elikojesselo oder W elikoseljski (S.

Rinnekains (S. 72). 22. Iswjedo (S. 73), 23.

Fatjanowo

47), 27. Tschurkina oder Tschurkinski (S. 48), 28. Sergatsch

und Tschukaly (S. 49), 29. Sjukejewo (S. 73), 31. D ubrow itschi (S. 140), 32. W olossow o (S. 73), 34. Djadkowitschi (S. 50), 35. Brassowo (S. 49), 36. Jackowitza (S. 90), 37. Tzarewskaja (S. 88), 38. Maikop (S. 200). Boden-Altertümer der frühen B ronzezeit in

Ostrussland.

29. K un guly (S. 97), 30.

M aklaschejewka (S. 101).