Die ältere Kupfer-Steinzeit Palästinas und der bandkeramische Kulturkreis [Reprint 2019 ed.] 9783111494371, 9783111128092

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Die ältere Kupfer-Steinzeit Palästinas und der bandkeramische Kulturkreis [Reprint 2019 ed.]
 9783111494371, 9783111128092

Table of contents :
ABKÜRZUNGEN
Die ältere Kupfer-Steinzeit Palästinas und der bandkeramische Kulturkreis
Tafel

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Die ältere Kupfer-Steinzeit Palästinas und der bandkeramische Kulturkreis Von

Dr. Dr. A. J I R K U ord. P r o f . an der U n i v e r s i t ä t Bonn

Mit n

Tafeln und i

Karte

BERLIN 1941

VERLAG WALTER DE G R U Y T E R & CO

Archiv N r . 4 1 3 9 4 1 D r u c k v o n W a l t e r de G r u y t e r & C o vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung • J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung • Georg Reimer • Karl J. Trübner • Veit & Comp.

ABKÜRZUNGEN AAA = Annals of Archaeology and Anthropology. Liverpool. Buttler = Buttler, W. Der donauländische und der westische Kulturkreis der jüngeren Steinzeit. Berlin 1938. (Handbuch der Urgeschichte Deutschlands.) Byblos = Dunand, M. Fouilles de Byblos. Tome I. Atlas. Paris 1937. Christian = Christian, V. Altertumskunde des Zweistromlandes. I. 1939. 1.—4. Liefg. CVA = Corpus vasorum antiquorum. Yougoslavie. Belgrad. Musée du Prince Paul. Fascicule 1. Engberg-Shipton = Engberg, M.-Shipton, G. M. Notes on the Chalcolithic and Early Bronze Age Pottery of Megiddo. Chicago 1934. JPOS = The Journal of the Palestine Oriental Society. Jerusalem. Mackay = Mackay, E. Report on excavations at Jemdet Nasr. 1934. PEF = Palestine Exploration Fund, Quarterly Statement, London. Petrie = Petrie, W. M. Flinders, Prehistoric Egypt Corpus. London 1921. QuDAP = The Quarterly of the Department of Antiquities in Palestine. Jerusalem. Scharff = Scharff, A. Das vorgeschichtliche Gräberfeld bei Abusir el-Melek. Leipzig. 1926. Teleilät Ghassül I Mallon, A. — Koeppel, R. — Neuville, R. Teleilät Ghassül. I. Rome 1934. Tell Far'a = Petrie, W. M. Flinders. Beth Pelet II. London 1932. v. Tompa — v. Tompa, F. Die Bandkeramik in Ungarn. Budapest 1929. Vasits = Vasits, M. Preistoriska Vinca. I.-IV. Belgrad 1932—36. ZE Zeitschrift für Ethnologie.

Der Zweck der folgenden Ausfuhrungen ist der Nachweis, daß zwischen der älteren Kupfer-Steinzeit Palästinas, die in die Zeit 4000—3400 v. Chr. fällt, und dem bandkeramischen Kulturkreis Südeuropas enge Beziehungen bestehen. Für die Erklärung solcher Beziehungen gibt es m. E. nur drei Möglichkeiten : 1. Von der Zeit des Paläolithikums her, in dem deutlich in allen Mittelmeerländern die gleiche Kultur herrschte, sind in Südeuropa wie in Palästina die gleichen Bevölkerungsteile zurückgeblieben, aus deren gleicher rassischer Veranlagung heraus sich ein solcher Parallelismus deuten ließe. Ich halte diese Deutung für unmöglich, da die gleichen keramischen Formen, wie wir sehen werden, für eine solche Annahme zu zahlreich sind; für eine Annahme, die überdies von vornherein starken Bedenken begegnet. 2. Von Palästina aus hätte am Beginn des 4. Jahrtausends v. Chr. eine Bevölkerung ihren Weg nach Südeuropa genommen und so die dort herrschende Kultur beeinflußt. Für eine solche Annahme fehlen aber alle historischen Voraussetzungen. 3. So bleibt nur noch die Möglichkeit übrig, daß starke, dem bandkeramischen Kreise angehörende Volksteile ihren Weg auch nach Palästina gefunden haben. Dies ist von vornherein um so wahrscheinlicher, als solche Wanderungen der Bandkeramiker nach anderen Teilen des Mittelmeeres schon nachgewiesen sind. Wenn es gelingt, diese dritte Möglichkeit wahrscheinlich zu machen, so stehen wir vor zwei wichtigen Tatsachen: Einmal wäre damit schon für das 4. vorchristl. Jahrtausend eine nichtsemitische Einwanderung in Palästina und Syrien nachgewiesen. Zum anderen wäre dadurch das Alter des ganzen bandkeramischen Kreises weit über die bisherigen Ansetzungen um mindestens 1000 Jahre früher anzusetzen. Während bisher Buttler1 als ältestes Datum der Bandkeramik das Jahr 2800 v. Chr., Childe2 das Jahr 2600 v. Chr. annimmt, 1

Buttler, Taf. 13. — Vgl. zu dieser und anderen Abkürzungen das Verzeichnis am Anfang 2 dieser Schrift. The Danube in Prehistory, S. 418 Tafel.

5

Menghin3 in den Beginn des 3., v. Tompa4 in das Ende des 4. Jahrtausends hinaufgehen, wäre durch den Parallelismus der älteren Kupfer-Steinzeit Palästinas mit der Bandkeramik das Vorhandensein der letzteren in i h r e n ä l t e s t e n F o r m e n schon für die Zeit von 4000—3400 v. Chr. gesichert. Diese Thesen mögen manchem überraschend und allzu kühn erscheinen. Ich habe diese Beziehungen des bandkeramischen Kreises zu den kupfer-steinzeitlichen Siedlungen Palästinas nicht gesucht. Nachdem mir aber dieses Problem zufallig durch ein Beispiel lebendig geworden war und ich ihm nachging, ergab sich mir ein immer reichlicher fließendes Material, das ich in den folgenden 30 Doppel-Abbildungen vorlege. Daß der bandkeramische Kreis auf seine mittelmeerländische Nachbarschaft, auf die früh- und mittelminoische Welt sowie auf die gleichzeitigen Kulturen Griechenlands und Thessaliens frühzeitig einwirkte, darauf ist schon vielfach hingewiesen worden; ich erwähne nur Namen wie Childe, Hoernes, Matz, Menghin, H. Schmidt u. a. 5 . Frankfort6 zieht zum Vergleich mit dem bandkeramischen Kreis auch kleinasiatische Kulturen heran; die Kupfer-Steinzeit Palästinas kennt er noch nicht. Von Fuchs 7 und Schuchhardt 8 ist auch in jüngster Zeit die Frage des nordischen (indogermanischen) Einflusses auf die Bandkeramik angeschnitten worden; wir werden sehen, daß von diesem Problem auch das Chalkolithikum (Kupfer-Steinzeit) Palästinas berührt wird. Bevor wir uns aber dem Vergleich zwischen der Bandkeramik und dem Chalkolithikum Palästinas zuwenden können, muß ein Wort gesagt werden über die palästinische kupfer-steinzeitliche Siedlung von Teleilät Ghassül nebst anderen in die gleiche Zeit gehörenden Orten, sowie über die damit zusammenhängenden chronologischen Fragen. Die Teleilät Ghassül 9 , drei unscheinbare Teils (Wohnhügel) liegen 10 km nordöstlich von der Mündung des Jordans in das Tote Meer 10 . Teil 1 und Teil 3 wurden in den Jahren 1930—38 vom Päpstlichen Bibelinstitut in Rom ausgegraben, zuerst unter der Leitung von Mallon, nach dessen Tode unter der von Koeppel. Man stellte vier Siedlungsschichten fest, wobei eingehend erst die oberste (IV.) Schicht untersucht wurde; aber Tiefgrabungen an einzelnen Punkten zeigten, daß sich die unteren Schich3

4 5 Weltgeschichte der Steinzeit, S. 59. v. Tompa S. 64. Zur diesbezüglichen Literatur vgl. Fuchs, Die griechischen Fundgruppen der frühen Bronzezeit, 1937, S. 72ff.; Schuch6 hardt, Alteuropa2, S. i64ff. Studies in Early Pottery of the Near East II, S. iff. 7 8 a. a. O. S. 84fr. Die Urillyrier und ihre Indogermanisierung (Abhandl. derPreuß. Akad. 9 d. Wissensch. 1937, phil. hist. Kl. Nr. 4.). Der Name dürfte bedeuten „Wohnhügel der Ghassul-Pflanze" (vgl. Biblica. 1930. S. 3. Anm. 2; S. 129, Anm. 1). Der alte Name der 10 Siedlung ist also verloren gegangen. Vgl. Die beiliegende Karte!

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ten (III—I) nicht wesentlich von der obersten unterscheiden; daß es sich demnach bei den Schichten IV—I um eine einheitliche Kultur handelt u . Sowohl die Formen der hier gefundenen Töpfe wie auch eigenartige Malereien lenkten sofort die Aufmerksamkeit auf diese Grabungen, die man erstmals chronologisch nicht richtig einzureihen wußte. Die Auffindung von Werkzeugen aus Kupfer und die Verzahnung der Funde von Teleilät Ghassül mit einer bestimmten Schicht (VIII) in Jericho, die durch ältere und jüngere Schichten eine relative Chronologie besitzt, ließen uns aber erkennen, daß wir uns bei der Kultur von Teleilät Ghassul im Chalkolithikum Palästinas (4. Jahrtausend v. Chr.) befinden. (Unter Schicht VIII. in Jericho lag Schicht IX, die ins Neolithikum = 5. Jahrtausend v. Chr. gehört). Neben Teleilät Ghassül traten nun bei fortschreitender Ausgrabungstätigkeit bald andere Orte, die sich durch eine gleichartige Keramik in bestimmten Schichten als gleichzeitig mit Teleilät Ghassül feststellen ließen. Es sind dies folgende, durch Ausgrabungen untersuchte und auf der beiliegenden Karte verzeichnete Orte: Jericho12, Teil Far'a 13 , El-Adeimeh14, Jerusalem15, Umm Katafa16, Gezer17, Hedera18, BetSe'an19, 'Aflule20, Wadi Salha21 und Byblos22-23. Alle diese genannten Siedlungen zeigen, neben eigenen originellen Formen, eine solche Übereinstimmung in der Keramik, daß man sie alle mit gutem Recht als die Träger einer einheitlichen chalkolithischen Kultur ansehen kann. Daneben aber gab es in Palästina-Syrien noch deutlich eine zweite chalkolithische Schicht, die uns am besten bekannt geworden ist durch die Ausgrabungen an dem 30 km s.-ö. von Haifa gelegenen Megiddo (heute Teil el-MutesellimSchicht XIX bzw. Stages VII.—IV). Die Keramik dieser chalkolithischen 11

Vgl. Die Grabungsberichte: Mcdlon, A.,Koeppel, R., Neuville, R. Teleilät Ghassül I.Rome 12 1934; Koeppel, R., Teleilät Ghassül II. Rome 1940. 23 km ö. von Jerusalem. Vgl. die Ausgrabungsberichte von Garstang, J., A A A Bd. 19, S-3ff., 35ff., Bd. 20, S. 3ff. Bd. 21, S. 99fr. 13 Bd. 22, S. 143 ff., Bd. 23, S. 67fr. 25 km südlich von Gaza. — Petrie, FL, Beth Pelet I. II. London 1930. 1932. (Der Titel ist irreführend, da Petrie ohne jeglichen Beweis im Teil 14 Far'a das biblische Beth-Pelet sucht.) 8 km n.-ö. der Nordspitze des Toten Meeres. — 15 Stekelis, M. Les monuments megalithiques de Palestine. Paris 1935. Vincent, H., Jeru16 salem sous terre. London, 1911. 15 km s. von Jerusalem. Syria, Bd. 12, S. 29ff. 17 L'Anthropologie, Bd. 41, S. 13fr. 26 km s.-ö. von Jafa. — Macalister, R. A. St., The 18 Excavation of Gezer. Bd. 1—3. London 1912. 40 km s. von Haifa, nahe der Küste. — 19 Sukenik, E. L., JPOS 1937, S. 15fr. Heute Teil el-Hosn bei Beisan im Jordantal. — 20 Fitzgerald, G. M., P E F QuSt 1934, S. 1 2 3 s . ; The Museum Journal Bd. 24, S. 5ff. 11 km 21 s. von Nazareth — Sukenik, E.L. P E F QuSt 1936. S. 1 5 0 ® . 11 km n.-w. von Safed. — Turville-Petre, Researches in Prehistoric Galilee. London 1927 S. i n f f . , Taf. 27—30. 32 23 Dunand, M., Fouilles de Byblos. Bd. 1, 1937. Tafel-Band, Taf. i78ff. Es wurden bei den einzelnen Orten nur diejenigen Ausgrabungsberichte genannt, die für das von uns behandelte Problem in Frage kommen.

7

Schicht ist charakterisiert vor allem durch eine schwarz-grau polierte Ware. Diese Schicht ist aber durch Verzahnung mit dem in Mesopotamien gelegenen Gemdet Nasr ziemlich sicher chronologisch fixiert für die Zeit von 3300 bis 3100 v. Chr. 24 Dieses durch Megiddo (XIX) charakterisierte Chalkolithikum wurde bisher an folgenden Orten Palästinas und Syriens festgestellt: Megiddo 25 , Bet-Se'an 26 , 'Affule 27 , Ras el-'Ain 28 , Hurbet Kerak29 sowie Gudejide30. Dieses Chalkolithikum von Megiddo usw. ist aber durch bestimmte keramische Formen nicht nur mit . der mesopotamischen Kultur von Gemdet Nasr, sondern auch mit der sog. II. Negade-Kultur Ägyptens verzahnt; wobei wir nicht erst die Frage aufwerfen wollen, ob es sich um in Ägypten heimische Ware oder um einen Import aus Palästina bzw. um die ägyptische Nachahmung eines solchen handelt31. Wenn sich auch für die ägyptische Chronologie das von Eduard Meyer vorgeschlagene,,älteste Datum der Weltgeschichte" (4231 v. Chr) nicht mehr aufrecht erhalten läßt 32 , so können wir doch auf Grund verschiedener Daten als Zeit der II. Negade-Kultur ca. 3400v.Chr. ansetzen33. Dies paßt gut zu unserer obigen Chronologie des Chalkolithikums von Megiddo (auf Grund von Gemdet Nasr), das durch Kombination der mesopotamischen und ägyptischen Daten somit in die Zeit von 3400—3100 v. Chr. anzusetzen sein wird. Nach den bishergien Grabungsergebnissen haben wir daher in Palästina mit zwei großen chalkolithischen (kupfer-steinzeitlichen) Kulturen zu rechnen: Teleilät Ghassül usw. = Chalkolithikum I. Megiddo usw. = Chalkolithikum II. 24

Als Beleg dafür vergleiche man: Engberg-Shipton (Fig. 6, 23 A. Tab. 23, A) mit Mackay (Taf. 63, Fig. 12). Engberg-Shipton (Fig. 6, 20A. Tab. 20, A) mit Christian (Taf. 84, Fig. 4). Engberg-Shipton (Fig. 6 , 1 7 A . Tab. 17, A) mit Mackay (Taf. 67, Fig. 19). Engberg-Shipton (S. 3if.) mit Mackay (Taf. 73). Hinzu kommt noch die an beiden Orten sich findende schwarz-graue Politur. 26 25 Engberg-Shipton-Guy, P.L. O., Engberg, R. M., Megiddo Tombs. 1938. Vgl. oben S. 27 28 7, Anm. 19. Vgl. oben S. 7, Anm. 20. 15 km n.-ö. von Jaffa. — QuDAP 29 V, S. i u f f . VI, S. 99ff. Ein großer, 1 km langer Teil am Südufer des Sees von Tiberias, der in altorientalischer Zeit den Namen Bet-Jerah „Tempel des Mondgottes" führte, vgl. 30 Jirku, Z D M G , N F 11. S. i89f. JPOS 1938, S. 24fr. Im nördlichsten Syrien gelegen. 31 Dazu ist zu vergleichen — McEwan, American Journal of Archaeology, Bd. 41, S. 8ff. (in Formen oder Henkeln verschiedenster Art): Engberg-Shipton, Fig. 4, 12 Q T a b . 12 Q mit Petrie, Taf. 28, 2 a (Nakada). Engberg-Shipton, Fig. 4, 12 P Tab. 12P mit Petrie, Taf. 28, I (Nakada)- Engberg-Shipton, Fig. 6,23 A Tab. 23 A QuDAP V, Taf. 65, Fig. 63 (Ras el'Ain) mit Petrie, Taf. 18, 58a (Nakada). Taf. 18, 58c (Diospolis). Engberg-Shipton, Fig. 6, 23 C Tab. 23 C mit Petrie, Taf. 28, 2 c (Nakada). Engberg-Shipton, Fig. 6 , 1 8 A Tab. 18 A P E F QuSt 1936, S. 154, Taf. 1, 7. 8 ('Affule) mit Petrie, Taf. 15, 5a, 5b (Nakada). Scharff, Taf. 21, 156 (Abusir el-Melek). 32 33 Vgl. Scharff, A., Historische Zeitschrift, Bd. 161, S. 3ff. Vgl. Menghin, O., bei Keppel, R., Biblica, Bd. 18, S. 444. Scharff, A., a. a. O. S. 32, Tabelle.

8

Daß das Chalkolithikum von Megiddo in die Zeit von 3400—3100 v. Chr. gehört, erwähnte ich schon. Und nun bescherte uns in den letzten Jahren ein überaus glücklicher Fund die Möglichkeit, an dieser Datierung auch das Chalkolithikum von Teleilät Ghassül usw. chronologisch zu fixieren. In dem oben schon erwähnten Orte 'Affule wurden 1937 Ausgrabungen unternommen, die folgendes Ergebnis zeitigten34. Zwei Schichten, von denen die obere (jüngere) durch ihre schwarz-grau polierte Ware deutlich ihre Zugehörigkeit zum Chalkolithikum von Megiddo (3400—3100 v. Chr.) erwies; darunter lag eine Schicht mit unverkennbarer Ware von Teleilät Ghassül. Damit ist erwiesen, daß das Chalkolithikum von Teleilät Ghassül älter ist als das von Megiddo. Danach ist das Chalkolithikum von Teleilät Ghassül in die Zeit von 4000—3400 v. Chr. anzusetzen; denn vor Teleilät Ghassül liegt schon das Neolithikum (Jericho IX), das ins 5. Jahrtausend gehört. Diesem eben erwähnten Neolithikum gehen auch in Palästina und Syrien ein Mesolithikum sowie ein jüngeres und älteres Paläolithikum voraus. Um 3000 v. Chr. beginnt der Gebrauch der Bronze, um 1200 v. Chr. der des Eisens. Ermöglichten uns die babylonischen und ägyptischen Denkmäler schon einigermaßen sichere Datierungen für das 4. Jahrtausend, so werden diese Hilfsmittel naturgemäß immer wirksamer, je jüngeren Zeiten wir uns nähern. So ist es der jungen vor- und frühgeschichtlichen Forschung in Palästina möglich, folgendes chronologisches Bild von dem Ablauf der Kulturen zu zeichnen: Paläolithikum I II „ .. Mesolithikum

| ca. Bronze 1— II 2700— 2400 v. Chr. ( 20000—12000 v. Chr. „ 1—III35 2400— 2100 „ i ca. Bronze 2—1 2100— 1800 „ [ ( 10000— 5000 v. Chr. „ 2—II 1800— 1600 „ Bronze 3— I 1600— 1400 Neolithikum 5000— 4000 „ 3—II 1400— 1200 Chalkolithikum I 4000— 3400 Eisen 1—I 1200— 900 „ II 3400— 3100 1—II 900— 600 Bronze 1—I 3100— 2700 Diese Ausfuhrungen waren notwendig, bevor wir an den Vergleich des bandkeramischen Kreises mit dem Chalkolithikum I (ältere Kupfer-Steinzeit) in Palästina herantreten konnten. 35

34 QuDAP Bd. VIII, S. 157.

Wright, G. E., The

pottery of Palestine from the earliest

times to the end of the early bronze age, New Häven 1936, will Bronze 1 in vier (!) Unterabteilungen zerlegen. Ich halte dies

nicht

für begründet und bleibe bei der bisherigen Einteilung in

B 1—I—III.

9

2. Die vergleichenden T a f e l n Der Text zu den vergleichenden Tafeln soll sich auf die notwendigsten Hinweise und Stellenangaben beschränken. Vor allem sollen hier weitere Parallelen, die im Bilde nicht gebracht werden konnten, vermerkt werden. Gerade diese weiteren Parallelen zeigen, daß es sich bei dem in Abbildungen gebrachten Materiale nicht um zufallige Einzelfälle handelt. Figuren i, a und b: Zwei Amphoren aus Teleilät Ghassöl 36 und aus Vinca 37 . Die Form, die flache Basis und die Schnurösenhenkel stimmen überein. Ein ähnliches Stück fand sich auch in Tordos 38 . Figuren 2, a und b: Zwei weitere Amphoren aus Teleilät Ghassül39 und0 aus Vinca 40 , beide charakterisiert durch gleiche Formen, durch die Schnurösenhenkel und durch ein Muster aiis Stichreihen. In Teleilät Ghassül 41 fand sich ein weiteres Stück, das in der Form der Amphora von Vinca noch ähnlicher ist; es zeigt aber als Verzierung statt des Stichreihenmusters ein auf gelegtes Band. Figuren 3, a und b: Zwei Amphoren aus Teleilät Ghassül 42 und Vinca 43 mit Griffen in der Form aufwärts gerichteter konischer Zapfen. In Vinca 44 fand sich ein weiteres, ähnliches Stück. Eine ähnliche Amphora, aber mit vier konischen Zapfen, fand sich in Ballenstedt (Harz) 45 , im Kreise der Stichbandkeramik. (Vgl. eine ähnliche Amphora mit vier Zapfen aus Strelitz (Mähren) im Landesmuseum zu Brünn.) Figuren 4, a und b: Die beiden doppelkonischen Amphoren aus Byblos 46 und Prag-Sedlec 47 sind nicht die einzigen Exemplare dieser Art. Zu ihnen gesellt sich die bekannte doppelkonische Amphora aus Bschanz 48 , ein ähnliches Stück aus Klein Mochbern in Schlesien 49 , und ein weiteres aus Pusztaistvanhaza50, der Theißkultur angehörend. Wenn das eine oder das andere der hier genannten Exemplare mit einer Schnuröse ausgestattet ist, so kann dies die Zusammengehörigkeit aller nicht in Frage stellen. 36

Teleilät Ghassül I, Fig. 48.

37

Vasits, II. Taf. 24, Fig. 57. —

In Vinca unterschied

Vasits bei seinen Ausgrabungen 6 Schichten, in Tiefe bis zu 9 m. Die uns angehenden Parallelen fanden sich aber in allen Schichten, so daß die einzelnen Schichten nicht besonders vermerkt werden. T a f . 2, 15.

38

Z E Bd. 35, S. 440, Fig. 7. 41

43

Vasits, I V . S. 27, Nr. 506.

46

Byblos, Tafel 197, Nr. 5725.

1927, Taf. 5, Fig. 12. S. 273, Fig. 4.

48 19

44

Teleilät Ghassül I, Fig. 52, 2. 42

Ibd. S. 42, Nr. 497. 47

40

CVA

Teleilät Ghassül I, Fig. 50, 2. 45

Buttler, Taf. 6, Fig. 6.

Schranil, Die Vorgeschichte Böhmens und Mährens,

Hoernes-Menghin, Urgeschichte der bildenden Kunst in Europa 3,

Buttler, Taf. 7, Fig. 3.

Gräberfeld von Pusztaistvanhaza. 1929.

10

39

Teleilät Ghassül I, Fig. 50,5.

50

Hillebrand, J., Das frühkupferzeitliche

Figuren 5, a und b (vgl. Tafel 3!): Die beiden Krüge mit Schnurösen aus Teleilät Ghassül51 und aus Vinca 52 finden noch ein weiteres Gegenstück in El-Adeimeh 53 in Palästina. Figuren 6, a und b (vgl. Tafel 2!): Die beiden halbkugelformigen Schalen aus Teleilät Ghassül54 und Vinca 5 5 lassen sich noch an mehreren Orten in Palästina aus der gleichen Zeit nachweisen; es handelt sich hier um einen weit verbreiteten Typus. Die hier abgebildeten Schalen aus Teil Far c a 56 und

Figuren 7, a und b:

aus Jordansmühl57 zeigen die gleiche, oben breite, nach unten sich verjüngende Form. Eine gleiche Schale fand sich auch in Kopancs-Zsoldostanya58 (Theißkultur). Figuren 8, a und b: Einander sehr ähnlich sind auch die beiden Schalen aus Byblos 59 und aus Worms-Rheingewann60 (Hinkelsteinkeramik). Figuren 9, a und b:

Auch die beiden hier wiedergegebenen Schalen aus

61

62

Byblos und Stabelwitz

zeigen den gleichen Typus. In Byblos findet sich diese

63

Schale öfters ; auch in Unterißling-Regensburg64 läßt sie sich nachweisen. Figuren 10, a und b: Eine flache Schale, mit zwei Knubben an der Seite, die sich sowohl in Teleilät Ghassül65 wie auch in Vinca 66 fand. Figuren 11, Ghassül

67

in Tordos

a und b:

Zwei hohe Schalen mit Schnurösen aus Teleilät

und aus Vinca 68 . Dieser Typus fand sich auch in Teil Far'a 69 und 70

(Ungarn).

Figuren 12, a und b: Mehrere Becher verraten ebenfalls einen auffallenden Parallelismus zwischen dem Chalkolithikum I Palästinas und Syriens und dem bandkeramischen Kulturkreis. Dies beweisen erstmals die hier abgebildeten Becher aus El-Adeimeh 71 und Vinca 72 . Wir finden solche Becher wieder in Wulfen 73 (Anhalt-Theißkultur) sowie in El-Argar 74 (Spanien). Figuren 13, a und b: Die einander so ähnlichen hohen Becher aus Teleilät Ghassül75 und aus Coka76 haben eine weite Verbreitung gefunden. Wir finden 51

52 Teleilät Ghassül I, Fig. 59, 5. C V A Taf. 7, Fig. 1. monuments megalithiques de Palestine. 1935. Taf. 5. Fig. 7.

53

64

Stekelis, M., Les Teleilät Ghassül I, Fig.

55 66 42, 5. Vasits, IV. Taf. 75. Nr. 172, Fig. 231. Teil Far'a, Taf. 40, Fig. 70. 58 59 Buttler, Taf. 8, Fig. 9. Dolgozatok, Bd. 8, Taf. 5, Fig. 3. Byblos, Taf. 195, 60 61 62 Nr. 6746. Buttler, Taf. 6, Fig. 13. Byblos, Taf. 195, Nr. 5892. Buttler, 63 64 Taf. 7, Fig. 8. Byblos, Taf. 197, Nr. 5820 u. ö. Buttler, Taf. 6, Fig. 2. 65 60 67 Teleilät Ghassül I, Fig. 44, A. Vasits, I V , S. 81, Nr. 967. Teleilät Ghassül I, 68 69 70 Fig. 22. C V A Taf. 3, 8. Teil Far'a, Taf. 40, Fig. 33. Z E Bd. 35, S. 440, 71 72 73 Fig. 1 1 . Stekelis, a. a. O. Fig. 19, d. Vasits, II, Taf. 73, Fig. 246. Buttler, 74 76 Taf. 9, Fig. 20. Schuchhardt, Alteuropa 2. Taf. 12, Fig. 5. Teleilät Ghassül I,

67

Taf. 49» Fig. 96, a.

76

C V A Taf. 13, Fig. 1.

11

sie wieder in Prag-Rostoky 77 , in Tordos 78 (Ungarn), in Lengyel 79 (Ungarn), in Pusztaistvanhaza80 (Ungarn), in Woischwitz81 (Schlesien) sowie in Mersin82 (Süd-Anatolien). Ich möchte betonen, daß es sich hier nicht um die sog. „Trommel" (von oben bis unten innen hohl) handelt 83 , sondern um richtige, innen geschlossene Becher. Figuren 14, a und b: Auch die beiden hier nebeneinander gestellten hohen Becher von El-Adeimeh84 und Tiszadada 85 (Bükker-Kultur) werden nicht ohne Zusammenhänge sein und erfreuen sich noch weiterer Gegenstücke. Ich nenne als solche noch einen ähnlichen Becher aus Schrepau 86 (Schlesien), einen aus dem Bereich der Münchhofener Kultur 87 sowie einen aus Strelitz88 (Böhmen). Nach den ähnlichen Formen der Gefäße ziehe ich nunmehr zum Vergleich verschiedene einzelne Charakteristika der Keramik heran, m. E. nicht minder wichtig bei der Feststellung von Beziehungen zwischen einzelnen Kulturen. An erster Stelle nenne ich den sog. Leistenhenkel, am Bauch der Gefäße angesetzt, um das Tragen zu erleichtern. Dieser Leistenhenkel, in Palästina und Ägypten vom Neolithikum an bekannt (er verschwindet in Palästina um das Jahr 2000 v. Chr.), ist in der palästinischen Keramik ein wichtiges Hilfsmittel zur Datierung der einzelnen Siedlungsschichten. Sein Vorkommen auch im bandkeramischen Kreis ist von den Archäologen Palästinas und Ägyptens bisher nicht beachtet worden, obwohl in dieser Tatsache zweifellos auch engere Beziehungen zum Ausdruck kommen. Figuren 15, a und b: Eine bestimmte Abart des Leistenhenkels ist der halbkreisförmige, von dem wir je ein Beispiel aus Teleilät Ghassül 89 und aus Borsod90 bringen. Außer an einigen Orten in Palästina konnte ich ihn noch in Rahmani 91 (Thessalien) feststellen, sowie in Szomos-Ujvar in Siebenbürgen (Museum für Vorgeschichte in Berlin — IV d, 7687). 78 " Schranil, a. a. O. Taf. 8, Fig. 3. Z E Bd. 35, S. 440, Fig. 4. ™ Äberg, Vorge80 schichtliche Kulturkreise in Europa. 1936. Taf. 6, Fig. 16. Ibd. Taf. 9, Fig. 14. 82 83 81 Buttler, Taf. 8, Fig. 6. A A A Bd. 26, Taf. 27. Vgl. Schuchhardt, a. a. O. S. 140. — In meinem Forsch, u. Fortschritte 1937, 13. Jhg., Nr. 8, S. 97 erschienenen Artikel habe 84 ich diese Eigenart der sog. „Trommeln" übersehen. Stekelis, a. a. O. Taf. 4, Fig. 6. 88 87 85 v. Tompa, Taf. I, Fig. 1. Buttler, Taf. 7, Fig. 2. Birkner, Fr., Ur- und 88 89 Vorzeit Bayerns. Taf. 3. Schranil, a. a. O. Taf. 6, Fig. 1. Teleilät Ghassül I, 90 n Fig. 62, 11. v. Tompa, Taf. 22, Fig. 4. Wace-Thompsort, Prehistoric Thessaly,

S. 29, Fig. 7, b.

12

Figuren 16, a und b : In viereckiger Form tritt uns der Leistenhenkel in den beiden Beispielen aus Jericho92 und Vinca93 entgegen. Wir finden ihn ferner in Vucedol94 (Jugoslavien), in Gona95 (Mazedonien)96 sowie in SzomosUjvar in Siebenbürgen (Museum für Vorgeschichte in Berlin — IV d 7687). Figuren 1 7 , a und b: Eine besondere Art des halbkreisförmigen Leisten-' henkels ist der mit Fingereindrücken am Rand. Sowohl in Teleilät Ghassül97 wie in Borsod98 finden wir ihn. Er ist weit verbreitet. In Palästina läßt er sich noch in der gleichen Zeit in Jericho99 und Jerusalem100 nachweisen. Ein besonders schönes Exemplar wurde zu Butmir101 (Jugoslavien) zutage gefördert; auch in Gona 102 (Mazedonien) fand sich ein ähnlicher Leistenhenkel103. Figuren 18, a und b: Ein Ersatz, besser gesagt, eine Vorstufe des Henkels, war die Durchlochung der Gefäßwand unterhalb des Randes ; meist vor, oft auch nach dem Brennen, durch welche Löcher man die Tragstricke zog. Beispiele einer solchen Durchlochung des Randes fanden sich in Teleilät Ghassül104 wie in Borsod105. Als weitere Beispiele, die sich vermehren ließen, nenne ich Funde aus Umm Katafa106 (Palästina), Vinca107, Gomonitsch108 (Mazedonien) und Vardaroftsa109 (Mazedonien). Figuren ig, a und b : Ein beliebtes Ziermuster ist das plastische, mit Fingereindrücken versehene aufgelegte Band. Es findet sich in Teleilät Ghassül110 wie auch in Vinca111. Ein Teleilät Ghassül noch ähnlicheres Gegenstück als in Vinca fand sich in Rüssingen112 (Süddeutschland). Auch in dem schon öfters genannten Borsod113 wie auch in Gona114 (Mazedonien) wurde dieses 93 91 A A A 22, Taf. 4 1 , Fig. 12. C V A Taf. 3, Fig. 7. Ibd. Taf. 1, Fig. 3. 7. 99 Bulletin de la Correspondance Hellénique, Bd. 4 1 — 4 3 , Taf. 2, Fig. 1. Ein ähnliches Exemplar fand ich auf dem Teil el-Hamme im Jarmuk-Tal in Palästina. — Weitere Exemplare fanden sich zu Sepse (Ungarn), jetzt im Museum für Vorgeschichte in Berlin (IV a 2497); ferner 87 in Köln-Lindenthal (Buttler-Haberey, Tafel 44,1.). Teleilät Ghassül I, Taf. 40, Fig. 3. 99 100 " v. Tompa, Taf. 22, Fig. 2. A A A 22, Taf. 41, Fig. 6. Vincent, H., 101 Jerusalem sous terre. London 1 9 1 1 , Taf. 7, Fig. 13. Radimsky-Hoernes, Die neolithische 102 Station von Butmir. Taf. 14, S. 35, Fig. 18. Bulletin de la Correspondance Hellénique, 103 Bd. 4 1 — 4 3 , S. 205, Fig. 26. Eine weitere Abart ist der Leistenhenkel in dreieckiger Form, der sich einerseits in Teleilät Ghassül (vgl. Teleilät Ghassül II, Taf. 77, Fig. 4), andererseits in Barca in der Slovakei (vgl. Die Kunst in der Slovakei, 1939, Nr. 15), sowie in Sepse 101 (Ungarn, Museum für Vorgeschichte in Berlin), nachweisen läßt. Teleilät Ghassül I, 105 104 Taf. 5 1 , Fig. 3. v. Tompa, Taf. 22, Fig. 1 1 . Syria, Bd. 12, Taf. 19, Fig. 16, 107 los S. 42, Fig. 10, c. Vasits IV, S. 85, Fig. 102. Bulletin de la Correspondance 109 Hellénique, Bd. 4 1 — 4 3 , Fig. 36. Annual of the British School of Athens, Bd. 27, Taf. 7, 110 111 Fig. 2. Teleilät Ghassül I, Taf. 46, Fig. 3. Vasits IV, Taf. 73, Nr. 168, Fig. 218. 112 113 1,4 Buttler, Taf. 23, Fig. 17. v. Tompa, Taf. 23, Fig. 7. Bulletin de la Correspondance Hellénique. Bd. 4 1 — 4 3 . Taf. xo, Fig. 2, 3, 4, 10. 92 95

13

Ziermuster gefunden. Es sollte wohl die Stricke nachahmen, die ehemals um die Gefäße geschlungen wurden. Figuren 20, a und b: Eine Variante zu dem in Figuren 19, a und b behandelten Ziermuster ist das plastische, mit Kerbschnitten versehene aufgelegte Band. Es findet sich in Teleilät Ghassül115 wie auch in Mazedonien116. In Palästina wurde es außerdem in Jerusalem117, El-Adeimeh118 und Wadi Salha119 zutage gefördert. Figuren 21, a und b: Den Brauch, den äußeren Boden eines Gefäßes vor dem Brennen durch den Abdruck einer Matte zu verzieren (das zufallige Abdrücken eines Flechtmusters beim Hinstellen der noch weichen Gefäße auf eine Matte mag dazu angeregt haben), finden wir sowohl in Teleilät Ghassül120 wie auch in Aradac 121 . Es handelt sich in beiden Fällen um eine geflochtene Matte. Dieser Brauch ist uns für die gleiche Zeit in Palästina bezeugt für Jericho 122 , Teil Far'a 1 2 3 und Jerusalem 124 ; er findet sich auch in Norditalien125, sowie in Tcrdos (Ungarn — Museum für Vorgeschichte in Berlin IV, d. 141. 142). Figuren 22, a und b : Auch der Abdruck einer gewundenen Matte findet sich als Verzierung. Wir bringen dazu Abbildungen von Funden aus Teleilät Ghassül126 und aus Lianokladhi127. Gleiche Stücke fanden sich in Palästina noch in Jericho 128 , in Teil Far'a 129 und in El-Adeimeh 130 . Wenn sich das gleiche gewundene Korbflechtmuster als Abdruck auf Krügen auch im Rhinluch bei Friesack (Brandenburg) gefunden hat 131 , so beweist dies, daß die Binsenkeramik des Rhinluch nicht ins Mesolithikum, sondern ins 4. Jahrtausend v. Chr. gehört 132 . Figuren 23, a und b : Filter an der Gefäß wand, gefunden in Teleilät Ghassül133 und in Vinca 134 . 115

119 Teleilät Ghassül I, Fig. 62, 5. Z E Bd. 37, S. 108, Fig. 81. Vincent, a. 118 119 a. O. Taf. 1 1 , Fig. 7. Stekelis, a. a. O. Taf. 5, Fig. 7. Turville-Petre, 120 Researches in Prehistoric Galilee, 1927, Taf. 29, Fig. D. Teleilät Ghassül I, Taf. 39, 121 122 123 Fig. 1. C V A Taf. 8, Fig. 8. A A A 22, Taf. 55, a. Teil Far'a, Taf. 34, 124 125 Fig. Ii. 12. Vincent, a. a. O. Taf. 7, Fig. 1 . 3 . Montelius, O., L a civilisation 126 primitive en Italie I, Série B. Taf. 2, Fig. 22. Teleilät Ghassül I, Taf. 39, Fig. 2. 128 129 127 Wace-Thompson, a. a. O. S. 188, Fig. 136. A A A 23, Taf. 32, Fig. 33, B. Teil 130 131 Far'a, S. 5. Stekelis, a. a. O. Taf. 5, Fig. 2. 5. 13. Schneider, M., Die Ur132 keramiker. 1932. Abb. 43. Eine weitere Parallele ist die Verzierung der äußeren Gefäßwand durch Punkte, die sich sowohl in Teleilät Ghassül (Teleilät Ghassül II, Taf. 83, Fig. 17) wie in Tordos (Ungarn, Museum für Vorgeschichte in Berlin, I V d, 144a) findet. Vgl. auch den Artikel von Cromfoot, G. M., in A A A Bd. 25, S. 3ff., der Vermutungen darüber äußert, aus welchen Pflanzen die geflochtenen und gewundenen Matten gemacht waren, denen die palästinensischen 133 Abdrücke ihren Ursprung verdanken. Teleilät Ghassül I, Taf. 51, Fig. 5. 134

14

Vasits, IV, Taf. 36, Nr. 64, Fig. 87, b.

Figuren 24, a und b: Filter an der Basis von Gefäßen, gefunden in Teil Far'a 135 und in Vinca 136 ; desgleichen in Köln-Lindenthal (Buttler-Haberey. Tafel 65, 10). Figuren 25, a und b: Die beiden hier abgebildeten Stücke aus Teleilät Ghassül 137 und Vinca 138 werden wohl „Schleifsteine" darstellen. Ähnliche Exemplare fanden sich auch in Teil Far'a 139 , in Monsheim 140 (Rheinland) und in Messenia 141 (Griechenland). Figuren 26, a und b: Zwei Löffel aus Ton, gefunden in Teleilät Ghassül142 und in Kothingeichendorf 143 (Bayern). Weitere Fundorte solcher Löffel sind Borsod144, Sveti Kirolovo145 (Bulgarien) und Urmitz 146 (Rheinland). Figuren 27, a und b: Handmühlen aus Teleilät Ghassül 147 und Borsod148. Ein ähnliches Stück stammt aus Köln-Lindenthal 149 . In Palästina fanden sich diese Handmühlen an vielen weiteren Orten. Figuren 28, a und b: Auch der weit verbreitete Spinnwirtel fand sich sowohl in Teleilät Ghassül 150 wie auch in Ungarn 151 . Er läßt sich auch in Vinca 152 nachweisen. Figuren 2g, a und b: Die im ganzen Mittelmeergebiet verbreiteten sog. „violinförmigen Figuren" (wohl Idole) fanden sich sowohl in Teleilät Ghassül 153 wie in Vinca154. Figuren 30, a und b: Einen besonders schönen Parallelismus zwischen dem Chalkolithikum I Palästinas und der bandkeramischen Kultur veranschaulichen die beiden Hausurnen aus Hederä 155 und Boskowstein156. Irgendwelche Zusammenhänge lassen sich hier wohl nicht leugnen. In Hederä fanden sich mehrere Exemplare solcher Hausurnen 157 . Über die sonstige weite Verbreitung dieses Bestattungsmittels gibt die erwähnte Arbeit von Behn beste Auskunft 158 . 135 137

T e U

p a r ' a 3 Taf. 22, Taf. 39, Fig. 29.

T e l e i l ä t G h a s s ü l I , T a f . 33, F i g . 1.

Taf. 26, Fig. 55.

Buttler,

140

F i g . 1.

Buttler,

144

v. Tompa,

T a f . 26, F i g . 4.

149

147

Buttler,

145

Valmin,

141

139

143

Banner, J., Dolgozatok, Bd. 8, Taf. 20, Fig. 22. T e l e i l ä t G h a s s ü l I , F i g . 34, 1.

154

Vasits, 155

S t ü c k w o h l u m 180° v e r k e h r t a u f g e s t e l l t ) .

Behn, Fr., Hausurnen 1924, Taf. 235 a, 1.

T a f . 9,

Buttler,

Reallexikon f ü r V o r g e s c h i c h t e I I , T a f . 97, c. 150

A b b . 1 8 , F i g . 14.

153

T e i l Far'a

T h e Swedish Messenia

Teleilät Ghassül I, S. 66, Fig. 22.

151

156

IV, T a f . 36, N r . 64, Fig. 87, d.

I , T a f . 10, F i g . 30.

Teleilät Ghassül I, Fig. 55, B.

T a f . 2 3 , F i g . 9.

Taf. 19, Fig. 10.

Vasits

Vasits

Abb. 18, Fig. 10. 142

Expedition, S. 353, F i g . 75. 146

136 138

148

v.

Tompa,

T e l e i l ä t G h a s s ü l I , T a f . 36, F i g . 4. 152

Vasits, II, Taf. 18, Fig. 24, a.

I I I , T a f . 3 1 , F i g . 1 5 7 , c ( b e i V a s i t s ist d i e s e s Sukenik, 157

J P O S 1 9 3 7 , T a f . 2, F i g . 4.

Sukenik,

a. a. O. S. 15fr.

158

Zur

Frage, o b es sich bei diesen U r n e n u m die N a c h b i l d u n g v o n W o h n h ä u s e r n oder v o n Speichern handelt,

v g l . Oelmann,

Fr.,

Hausurnen

oder

Speicherurnen?

(Bonner Jahrbücher,

Bd.

134,

1929, S . i f f . )

15

Ich könnte nun noch auf weitere parallele Erscheinungen hinweisen: auf die in Teleilät Ghassül159 und in anderen Orten Palästinas160 sich findende Inkrustierung von Ritzmustern mit Farbstoffen, die bekanntlich auch ihr Gegenstück im bandkeramischen Kreis findet: in Vinca161, in Coka162 und in Tordos163. Erwähnen könnte ich ferner das Vorkommen eines gleichartigen Walzenbeiles sowohl in Teil Far'a 164 wie auch in Borsod165. Schließlich scheint mir nicht ganz belanglos zu sein, daß sich auch in Teleilät Ghassül schon das Hakenkreuz als Ritzmuster findet166. Eine Beobachtung scheint mir von besonderer Wichtigkeit zu sein — weitere Folgerungen aus ihr zu ziehen, muß ich den Vorgeschichtlern Europas überlassen —: daß nämlich alle die Gefäße des bandkeramischen Kreises, die ich zum Vergleich mit der älteren Kupfer-Steinzeit Palästinas heranzog, noch nicht das bekannte spiral-mäanderartige Ritzmuster (bzw. Bemalung) aufweisen; wie auch z. B. die untersten Schichten von Vinca diese Verzierung nicht kennen167. Auch in der Kupfer-Steinzeit Palästinas findet sich diese Art von Ritzmuster oder Bemalung nicht. Wenn der von mir durchgeführte Vergleich zu Recht besteht; wenn die Folgerung aus dem beigebrachten Material wirklich die ist, daß die ältere KupferSteinzeit Palästinas168 befruchtet wurde von einem Volksteil, der sich von der ältesten bandkeramischen Kultur loslöste und bis nach Palästina wanderte, dann ist m. E. eine solche Feststellung in doppelter Hinsicht von Bedeutung: Erstmals wäre damit erwiesen, daß Palästina schon am Beginn des 4. Jahrtausends v. Chr. von nichtsemitischen Einwanderern besiedelt wurde, deren Blut dort nicht mehr verloren ging. 159

]60 Teleilät Ghassül I, Taf. 53, Fig. 1. Jericho A A A 22, Taf. 44, Fig. 1. Ich selbst fand einen Scherben mit weiß inkrustiertem Ritzmuster auf dem 25 km s.-w. von Damaskus 161 gelegenen Teil es-Sultan. Childe, V., The Danube in Prehistory 1929. S. 68. 162 163 Ibd. S. 75. Wosinsky, M., Die inkrustierte Keramik der Stein- und Bronzezeit, 164 1,5 1904, S. 29f. Teil Far'a, Tafel 27, Fig. 77. v. Tompa, Tafel 27, Fig. 3. 1»« Teleilät Ghassjl I, Tafel 35, Fig. 9. Vgl. Jirku, Forschungen und Fortschritte, 1938, Nr. 19, S. 2i9f., woselbst sich auch eine Abbildung dieses Hakenkreuzes iindet, das zu den ältesten 167 gehört, die wir kennen. Im Museum fllr Vorgeschichte in Berlin (Nr. IV d 7687) finden sich Scherben aus zwei Schichten, die in Szomos-Ujvar (Siebenbürgen) gefunden wurden. Die Scherben der einen Schicht zeigen Spiralmuster, die der anderen keine. An den Scherben ohne Spiralmuster finden sich aber auch halbkreisförmige und viereckige Leistenhenkel (vgl. oben Figuren 15 und 16). Schachermeyer, Fr. (Klio. Bd. 32 S. 236. 240) unterscheidet eine 168 vorbandkeramische und eine bandkeramische Schicht. Ich brauche wohl nicht erst zu betonen, daß es neben der dem bandkeramischen Kreise so ähnlichen Keramik in der älteren Kupfer-Steinzeit Palästinas noch eine andere, durchaus originelle gab, die mit Südeuropa nichts zu tun hat.

16

Aber noch in einer anderen Richtung wäre diese Verzahnung der Kulturen Palästinas und Südeuropas am Beginn des 4. Jahrtausends v. Chr. bedeutungsvoll. Ich wies schon in den einleitenden Ausführungen darauf hin, daß wir die ältere Kupfer-Steinzeit Palästinas dank der ägyptischen und babylonischen Altertümer ziemlich genau datieren können, und zwar für die Zeit von 4000 bis 3400 v. Chr. Damit wäre aber erwiesen, daß die älteste Bandkeramik in Europa rund 1000 Jahre älter sein muß als die bisher am weitesten gehenden Datierungen. Die chronologischen Hilfsmittel, die der europäischen Vorgeschichte bisher fehlten, würden ihr damit von Palästina aus zuteil. Ich möchte nun nicht mißverstanden werden: um 2500 v. Chr. und vielleicht noch später gab es eine bandkeramische Kultur natürlich noch; aber ihre Anfänge gehören in den Beginn des 4. Jahrtausends. Gerade die Ausgrabungen in dem öfters erwähnten Vinca können zu der Frage der Dauer der bandkeramischen Kultur einen wertvollen Beitrag liefern. Die Siedlungsfre/e der bandkeramischen Siedlung von Vinöa beträgt 9 m169. In Palästina haben uns die Ausgrabungen in Jericho und in Bet-Se'an wertvolle Daten über die Dauer von Siedlungsschichten gegeben. In Jericho170 umfaßt eine Siedlungstiefe von 6 m einen Zeitraum von 2600 Jahren, in Bet-Se'an 171 eine solche von 8,5 m eine Zeitspanne von 2200 Jahren. Warum soll bei solchen Daten eine Siedlungstiefe von 9 m in Vinca nicht auch rund 2000 Jahre gedauert haben; wo die Kulturen im Orient doch noch schneller wachsen und verblühen als in Europa? Mit diesen 2000 Jahren Siedlungszeit, die wir nach den genannten Beispielen auch für Vinca annehmen dürfen, wäre das 4. und 3. Jahrtausend durch die bandkeramische Kultur schön ausgefüllt. Damit wäre auch der oben dargelegte Parallelismus zwischen der Kupfer-Steinzeit Palästinas und der Bandkeramik als durchaus möglich erwiesen.172 169

170 Vasits, I V , S. 3. A A A 23, Tafel 28. "