Die Ökonomie des knappen Geldes: Studentische Schulden in Jena 1770–1830 9783412506742, 9783412503710

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Die Ökonomie des knappen Geldes: Studentische Schulden in Jena 1770–1830
 9783412506742, 9783412503710

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Die Ökonomie des knappen Geldes

Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen Kleine Reihe Band 49

Sandra Salomo

Die Ökonomie des knappen Geldes Studentische Schulden in Jena 1770 –1830

2016 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Gedruckt mit Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei und der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://portal.dnb.de abrufbar. Umschlagabbildung: Die Öhlmühle (Ausschnitt), Stammbuch von Johann Gottlieb Immanuel Schneider, Laufzeit 1782–1789. Klassik Stiftung Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar, Stb. 464 Bl. 144.

© 2016 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Wissenschaftliche Redaktion: Pierre Fütterer, Jena Korrektorat: Charlotte Bensch, Weimar Druck und Bindung: Strauss, Mörlenbach Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier ISBN 978-3-412-50371-0

Inhalt

Vorwort .............................................................................................................................. 11 1.

Einleitung ................................................................................................................. 13 1.1. Erkenntnisziele ............................................................................................... 15 1.2. Forschungsstand ............................................................................................ 18 1.3. Quellengrundlage ........................................................................................... 21 1.4. Methodik ......................................................................................................... 25

2.

Die Ökonomie des Studiums ................................................................................ 28 2.1. Die Studien- und Lebenshaltungskosten ................................................... 30 Die Studienkosten.......................................................................................... 32 Die Lebenshaltungskosten ........................................................................... 34 Zwischenfazit ................................................................................................. 38 2.2. Die Finanzen der Jenaer Studenten ............................................................ 38 Die Untersuchung der Studentenwechsel.................................................. 41 Die finanzielle Liquidität der Studenten .................................................... 54 Zwischenfazit ................................................................................................. 61 2.3. Die Möglichkeiten der finanziellen Entlastung ........................................ 62 Das Armutszeugnis ....................................................................................... 62 Das Konvikt ................................................................................................... 68 Das Stipendium .............................................................................................. 72 Zwischenfazit ................................................................................................. 74 2.4. Fazit.................................................................................................................. 74

3.

Die Schulden im Selbstverständnis der Studenten ............................................ 76 Cornelius relegatus im 17. Jahrhundert ...................................................... 77 Das Prellen der Gläubiger ............................................................................79 Die Darstellung studentischer Schulden im ausgehenden 18. Jahrhundert............................................................................................... 81 Fazit .............................................................................................................. 83

4.

Das studentische Schuldenwesen in der Rechtsnorm ...................................... 84 4.1. Die akademische Gerichtsbarkeit an der Universität Jena...................... 85 4.2. Die Reglementierung des übermäßigen Kreditgebens und der Wechselverheimlichung ...............................................................................91

6

INHALT

Die Verfügungen des 16. und 17. Jahrhunderts ....................................... 92 Die Interessen der Universität ..................................................................... 94 Die Rolle der Nutritoren .............................................................................. 98 Das Conto-Mandat von 1753 ....................................................................101 Die Stigmatisierung der Gläubiger und ihre Handlungsmöglichkeiten ...............................................................................................104 Die Gelder der Studenten und die Maßnahmen gegen die Wechselverheimlichung ..............................................................................110 Das Conto-Mandat von 1793 ....................................................................117 Die Kaufwechsel ..........................................................................................120 Die akademischen Gesetze von 1817.......................................................121 Die Kreditgegenstände in den Verordnungen ........................................123 Zwischenfazit ...............................................................................................125 4.3. Die Bezahlung der Kollegia .......................................................................126 Das Melden von Honorarforderungen ....................................................127 Die Praenumeration ....................................................................................129 Die personelle Zuständigkeit der Honorareintreibung .........................131 Die Praenumeration um 1800....................................................................134 Die akademische Quästur...........................................................................135 Zwischenfazit ...............................................................................................137 4.4. Der Diskurs der Universitätsreformer um 1800 ....................................137 Johann David Michaelis..............................................................................138 Christoph Meiners .......................................................................................143 Zwischenfazit ...............................................................................................145 4.5. Fazit................................................................................................................146 5.

Das Geben und Nehmen von Krediten............................................................149 5.1. Das Gesuch um Kredit ...............................................................................150 5.2. Die Charakterisierung der Aukteure und der Kredite ...........................154 Die Zusammensetzung der Schuldner und Gläubiger ..........................157 Die genommenen Kredite der Studenten ................................................164 Die gewährten Kredite der städtischen Bevölkerung ............................170 Zwischenfazit ...............................................................................................173 5.3. Die Beweggründe und Bedingungen für das Borgen ............................174 5.3.1. Die studentische Motivation für die Kreditnahme ....................175 5.3.2. Die Beweggründe und Entscheidungsfaktoren der Gläubiger ..........................................................................................179 Das wirtschaftliche Eigeninteresse ...............................................180 Die finanzielle Liquidität der Studenten ......................................184 Die räumliche Nähe der Studenten ..............................................187 Die individuelle Kreditwürdigkeit der Studenten ......................191

INHALT

7

Die soziale Herkunft der Studenten.............................................193 5.3.3. Zwischenfazit ...................................................................................198 5.4. Fazit................................................................................................................199 6.

Die studentischen Schulden im Vergleich zum Privatkredit der städtischen Bevölkerung ......................................................................................201 Das Ausmaß des Kredits ............................................................................202 Die Rechtsnorm ...........................................................................................203 Das Geben und Nehmen von Krediten ..................................................205 Die Regulierung der Schulden ...................................................................209 Fazit ............................................................................................................211

7.

Die Regulierung der studentischen Schulden – wirtschaftlich, sozial und politisch motivierte Interaktionen ..............................................................212 7.1. Die Verfahrenseröffnung ...........................................................................213 Auf Initiative der Gläubiger .......................................................................214 Auf Initiative der Schuldner.......................................................................218 Zwischenfazit ...............................................................................................221 7.2. Die Anerkennung der Forderung .............................................................222 Die Suche nach den Akteuren ...................................................................223 Die Bevollmächtigten..................................................................................226 Die Verhandlung über die Kredite ...........................................................229 Die Festlegung und Sicherung der Rückzahlung....................................234 Zwischenfazit ...............................................................................................238 7.3. Die Gläubiger ...............................................................................................238 7.3.1. Die verschiedenen Formen des Arrestes – Teil I ......................238 Der Arrest auf zurückgelassene Gegenstände der Schuldner ..........................................................................................239 Der Arrest auf ankommende Gelder der Schuldner .................243 Der Stadtarrest .................................................................................245 7.3.2. Die informellen Handlungsmöglichkeiten ..................................250 Die Ausstellungsverweigerung von studentischen Zeugnissen........................................................................................250 Die öffentliche Denunziation der Schuldner..............................254 7.3.3. Die verschiedenen Formen des Arrestes – Teil II.....................257 Die Bedingungen für den Personalarrest ....................................258 Auf dem Karzer ...............................................................................260 Die Entlassung aus dem akademischen Gefängnis ...................266 7.3.4. Elemente des individuellen Agierens ...........................................267 Zusammenschluss und Eigeninitiative ........................................268 Vertrauen und Geduld....................................................................274

8

INHALT

Ökonomisches Kalkül und Beharrlichkeit ..................................277 Das Verhalten bei einem unbefriedigenden Prozessausgang ..............................................................................................280 7.3.5. Zwischenfazit – wirtschaftlich motivierte Interaktionen..........282 7.4. Die Schuldner und deren Familien ...........................................................283 7.4.1. Der Standpunkt der Studenten .....................................................283 Der Handlungsspielraum im studentischen Sozialgefüge ........284 Die Meinung über die Gläubiger ..................................................287 7.4.2. Der Handlungsspielraum der Eltern und Vormünder..............289 Der rechtliche Rahmen ..................................................................290 Die Kommunikation auf Initiative der Familie ..........................292 Die Kommunikation auf Initiative der Universität und der Gläubiger ...................................................................................296 7.4.3. Die Reaktionen auf die Aufforderung zur Schuldentilgung.....298 Die Positionierung der Familie zu den Schuldnern ...................299 Die Vertröstung der Gläubiger .....................................................302 Die Berufung auf die akademischen Gesetze .............................304 Die Bezahlung der Kosten sowie der Schulden .........................308 7.4.4. Zwischenfazit – sozial und wirtschaftlich motivierte Interaktionen ....................................................................................314 7.5. Die Universität .............................................................................................315 7.5.1. Die Frage der Zuständigkeit in der Rechtspraxis.......................316 7.5.2. Die Kredite der Professoren und deren Bezahlung ..................319 7.5.3. Die Handlungsmotive der Universität und deren Umsetzung........................................................................................322 Der Schutz der städtischen Wirtschaft ........................................323 Die Wahrung des Ansehens und der Frequenz .........................327 7.5.4. Zwischenfazit – politisch motivierte Interaktionen ..................333 7.6. Fazit................................................................................................................334 8.

Das Leben der Schuldner nach Beendigung des Studiums............................336 Friedrich Wilhelm Georg Ackermann......................................................340 Hans Wilhelm Carl Barnstedt ....................................................................341 William Craddock Bettridge .......................................................................342 August Theodor Grimm.............................................................................343 Fazit ............................................................................................................344

9.

Fazit .........................................................................................................................346

INHALT

9

10. Anhang....................................................................................................................357 10.1. Tabellenverzeichnis .....................................................................................357 10.2. Diagrammverzeichnis .................................................................................358 10.3. Münzwerte ....................................................................................................358 10.4. Abkürzungs- und Siglenverzeichnis .........................................................359 10.5. Verzeichnis der korrespondierenden Personen ......................................361 10.6. Verzeichnis der Schuldner aus den Schuldenakten ................................367 10.7. Verzeichnis der Gläubiger aus den Schuldenakten ................................372 11. Quellen und Literatur ...........................................................................................404 11.1. Ungedruckte Quellen ..................................................................................404 11.2. Gesetze, Verfügungen und Instruktionen ...............................................406 11.3. Gedruckte Quellen und Literatur..............................................................409 12. Personenverzeichnis .............................................................................................432

Vorwort Die vorliegende Studie entstand am Historischen Institut der Friedrich-SchillerUniversität Jena und wurde im Sommersemester 2014 von deren Philosophischer Fakultät als Dissertationsschrift angenommen. Ich danke dem an der Universität Jena ansässigen Forschungszentrum „Laboratorium Aufklärung“ und der zugehörigen Doktorandenschule sowie deren Leitern Prof. Dr. Stefan Matuschek und Prof. Dr. Gisela Mettele. Sie ermöglichten die Realisierung der Dissertation durch ein großzügiges Stipendium. Ein besonderer Dank geht an Prof. Dr. Georg Schmidt, der sich ohne zu zögern auf mein Thema und die Betreuung dieser Arbeit eingelassen hat. Für die Übernahme des Zweitgutachtens bin ich Prof. Dr. Matthias Asche zu Dank verpflichtet. Beide begleiteten meine Arbeit mit konstruktiver Kritik, nützlichen Hinweisen und interessanten Denkanstößen. Für anregende Diskussionen danke ich neben ihnen auch Christin Veltjens-Rösch. Die umfangreiche Quellenarbeit wäre ohne die vielfältige Unterstützung der Mitarbeiter der besuchten Archive und Bibliotheken kaum möglich gewesen. Zuvörderst danken möchte ich hierfür den Archivaren des Universitätsarchivs Jena, insbesondere dem Leiter Prof. Dr. Joachim Bauer, sowie den Mitarbeitern des Stadtarchivs Jena und des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar. Bei der Suche nach Fehlern und Unstimmigkeiten im Manuskript halfen Betty Pinkwart, Nadine Hofmann, Anja Schöbel und insbesondere Joachim Vorwerk. Ihnen und meiner Familie danke ich zudem für stetigen Beistand, Motivation und ihren unerschütterlichen Optimismus, mit dem sie meine Arbeit an der Dissertation begleiteten. Ein besonderer Dank geht an die Historische Kommission für Thüringen unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Werner Greiling für die Aufnahme der Studie in die Kleine Reihe ihrer Veröffentlichungen. Ihr und der Universität Jena danke ich überdies für die finanzielle Förderung der Drucklegung.

Lichtenau, im März 2016

1. Einleitung Der Jenaische Philister raubt Ihnen [gemeint waren die Studenten] womöglich das letzte Hemd und sieht Sie dann mit der größten Gleichgültigkeit von der Welt im heftigsten Winter erfrieren. Weh dem Studierenden, dem hier das bare Geld ausgeht, wenn er nicht besondere Hilfsmittel hat, sich wiederum welches zu verschaffen! Freilich ist ein Teil dieser Prellereien auch der gar oft wiederholten Erfahrung zuzuschreiben, die die Jenischen Philister machen mußten, daß es in der Burschenwelt für eine Ehre gelte, so viele Philister, als nur immer möglich war, hinter das Licht geführt zu haben.1

Andreas Georg Friedrich Rebmann, 1792 Die um 1800 etwa 3.750 Einwohner zählende Stadt an der Saale2 hatte zu dieser Zeit nicht nur bereits eine wechselhafte Geschichte hinter sich – von einem auf Landwirtschaft und Handel ausgerichteten Ort hin zu einer Hochschulstadt, die zeitweilig sogar Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Jena war,3 – sondern sie befand sich auch gerade wieder in turbulenten Zeiten. Die in vielerlei Hinsicht dominierende Salana wurde zahllosen Reformversuchen, Neuerungen und Modernisierungen unterzogen. Auch die politischen Ereignisse und geistigen Strömungen machten keineswegs vor den Toren der Stadt halt. Und so war Jena, wo gleich vier verschiedene Gerichtsbarkeiten aufeinander trafen – nämlich die städtische, die akademische, die militärische und die Jurisdiktion der herzoglichen Landesregierung,4 – ein ständiger Unruheherd. Eine Stadt brauchte keineswegs eine Universität für ihre wirtschaftliche Existenz, aber Letztere konnte ohne eine Stadt nicht existieren und daher prägte die Hochschule diese meist sehr deutlich.5 Während Leipzig, Halle und Göttingen es geschafft hatten, die bereits vor der Gründung der Universität ansässigen Wirtschaftszweige weiter am Leben zu erhalten,6 gelang dies in Jena nicht. Mit dem 1

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3 4 5 6

Werner GREILING (Hg.): Andreas Georg Friedrich Rebmann – Jena fängt an, mir zu gefallen. Stadt und Universität in Schriften und Briefen (Schriften zur Stadt-, Universitätsund Studentengeschichte Jenas 8), Leipzig 1994, S. 87f. Philister meinte alle Personen, die keine Studenten waren. Zur Bevölkerungsentwicklung der Stadt Jena vgl. Katja DEINHARDT: Stapelstadt des Wissens. Jena als Universitätsstadt zwischen 1770 und 1830 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 20), Köln/Weimar/Wien 2007, hier S. 23-41. Katrin PÖHNERT: Die Bevölkerungsentwicklung der Universitätsstadt Jena um 1800. Vitalstatistische Auswertung der Kirchenbücher, in: Klaus RIES (Hg.): Zwischen Universität und Stadt. Aspekte demographischer Entwicklung in Jena um 1800 (Bausteine zur Jenaer Stadtgeschichte 7), Weimar 2004, S. 19-50. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 2f. Hierzu ausführlich ebd., S. 44-52. Christin VELTJENS-RÖSCH: Universitätsstadt, in: Enzyklopädie der Neuzeit 13 (2011), Sp. 1045-1048, hier Sp. 1045. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 110.

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EINLEITUNG

1558 erfolgten Einzug der akademischen Bürger in die neu gegründete Salana suchte die Bevölkerung zunehmend ihr Lohn und Brot an der Hochschule, und die Landwirtschaft sowie der Weinanbau verkümmerten ebenso wie der überregionale Handel. Damit war die Stadt an der Saale auf Gedeih und Verderb auf die Professoren und deren Studenten angewiesen.7 Die Bewohner vermieteten vor allem an Letztere Zimmer, verköstigten sie, verkauften ihre Handwerksarbeiten und boten verschiedene Dienstleistungen an. Dass die elementare Abhängigkeit zwischen der Salana und der Saalestadt bereits die Zeitgenossen erkannten, belegen in besonders pointierter Weise die von dem Schweizer Universitätsbesucher Diethelm Lavater um 1800 verfassten Zeilen: [...] hier gilt der Student alles. Der Philister lebt blos von den Purschen u[nd] würde morgen die Universitaet aufgehoben, so wär Jena ein Bettelnest [...].8 Zwar konstituierte sich der Absatzmarkt der Einwohner Jenas nicht nur in den Universitätsbesuchern, doch er tat es zu einem nicht unerheblichen Teil. Zudem erneuerte sich dieser binnen weniger Jahre komplett, was zur Folge hatte, dass dieselben studentischen Bedürfnisse immer wieder neu befriedigt werden konnten, wovon die Bevölkerung wiederum profitierte. Daraus ist zu erkennen, dass die Frequenz ein wichtiger Indikator für die lokale Wirtschaft gewesen ist,9 denn die Studenten brachten stetig Geld in die Stadt. Aber nicht allein die Anzahl der Jena erreichenden Vermögenstransfers war das entscheidende Kriterium, sondern vielmehr deren Höhe und damit die reale Kaufkraft der Universitätsbesucher. Besonders die ausländischen Studenten galten als reich, während die mehrheitlich an der Salana studierenden Landeskinder als arm deklassiert wurden. Daher war in einer Zeit, in der die städtische Bevölkerung sowie das gesamte Personal der Hochschule zu einem großen Teil von den Universitätsbesuchern lebten, ein hoher Anteil finanzstarker auswärtiger Studenten stets erstrebenswert.10 Ein zweiter Aspekt, der nicht unberücksichtigt bleiben darf, war die in der Gesellschaft des 18. Jahrhunderts gängige Praxis des

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Vgl. Katja DEINHARDT, Thomas PESTER: Stadt und Universität, in: Joachim BAUER, Andreas KLINGER, Alexander SCHMIDT, Georg SCHMIDT (Hg.): Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit, Heidelberg 2008, S. 149-161, hier S. 154. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 109-118. Zitiert nach Ulrich RASCHE: Umbrüche – Zur Frequenz der Universität Jena im ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert, in: Gerhard MÜLLER, Klaus RIES (Hg.): Die Universität Jena. Tradition und Innovation um 1800 (Pallas Athene 2), Stuttgart 2001, S. 79-134, hier S. 94 Anm. 61. Ähnlich ThHStAW A 8369 fol. 17r. Krämerinnung Jena an Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach, 24. März 1767. So hat unsere gesamte Bürgerschaft, welche insgesamt, wegen des Mangels der Studiosorum […] in großen Verfall ihrer Nahrung gerathen sind, indem diese sich hauptsächlich auf die Vielheit der Studiosorum gründet […]. Vgl. Anton KUEHL: Zeichnung der Universität Jena, Leipzig 1798, S. 49. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 1-118. RASCHE, Umbrüche, S. 93f.

ERKENNTNISZIELE

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Borgens.11 Die Studenten entzogen mit ihren Krediten über kurze oder längere Zeit den Handwerkern und Dienstleistern das Geld. Wie die einzelnen Rädchen in einem Getriebe agierten die Universitätsbesucher und die Einwohner Jenas in wirtschaftlicher Interaktion miteinander. Erstere brachten Geld in die Stadt und gaben es wiederum bei der städtischen Bevölkerung aus, die davon ihren Lebensunterhalt teilweise oder ganz bestritten. Dennoch barg die Gewährung von Krediten an die Studenten für die Gläubiger die Gefahr, nicht genug Einkommen zu haben, wenn Erstere ihre Rückstände nicht zügig beglichen. Gleichzeitig brauchten und forderten die Universitätsbesucher immer wieder die Möglichkeit, anschreiben zu lassen. Die ökonomische Koexistenz konnte demnach langfristig nur funktionieren, wenn es den beteiligten Parteien im Miteinander möglich war, die von ihnen verfolgten Ziele weitestgehend zu erreichen – also wenn die Studenten sich borgen konnten und die Kreditgeber in einer adäquaten Zeit bezahlt wurden. Dies würde jedoch der eingangs zitierten Beschreibung von Andreas Georg Friedrich Rebmann völlig entgegenlaufen.

1.1. Erkenntnisziele Die Debatten um Schulden und Kredite sowie deren Tilgung sind aktueller denn je. Selbst in die historische Forschung fand diese Thematik unlängst Eingang. Monographien und Aufsätze entstanden zu den Finanzen einzelner Territorien, Städte und Institutionen des 18. Jahrhunderts.12 Die Fragen zur Rolle des Kredits bei der städtischen und ländlichen Bevölkerung stoßen seit etwa zwei Jahrzehn-

11 12

Vgl. Kapitel 6. Vgl. Hartmut BERGHOFF, Till VAN RAHDEN, Hans-Peter ULLMANN (Hg.): Staat und Schulden. Öffentliche Finanzen in Deutschland seit dem 18. Jahrhundert, Göttingen 2009. Jürgen KLOOSTERHUIS, Wolfgang NEUGEBAUER (Hg.): Krise, Reformen – und Finanzen. Preußen vor und nach der Katastrophe von 1806 (Forschungen zur brandenburgischen und preussischen Geschichte, Beiheft 9), Berlin 2008. Moritz ISENMANN: Die Verwaltung der päpstlichen Staatsschuld in der Frühen Neuzeit. Sekretariat, Computisterie und Depositerie der Monti vom 16. bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert (VSWG, Beiheft 179), Stuttgart 2005. Marcus VENTZKE: Das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 1775-1783. Ein Modellfall aufgeklärter Herrschaft? (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 10), Wien/Köln/Weimar 2004, besonders S. 48-128. Siegrid WESTPHAL: Kaiserliche Rechtsprechung und herrschaftliche Stabilisierung. Reichsgerichtsbarkeit in den thüringischen Territorialstaaten 1648-1806 (Quellen und Forschungen zur Gerichtsbarkeit im Alten Reich 43), Köln 2002, besonders S. 256-431. Kurt ROTHE: Das Finanzwesen der Reichsstadt Ulm im 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte (Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm 21), Stuttgart 1991, besonders S. 170-284.

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EINLEITUNG

ten auf zunehmendes Interesse.13 Doch einzelne Gruppen, wie beispielsweise die unter der akademischen Gerichtsbarkeit stehenden Universitätsbesucher, wurden bisher kaum untersucht.14 Daher wird sich die vorliegende Dissertation am Beispiel der Jenaer Hochschule diesem Desiderat widmen. Dabei verfolgt die Arbeit unterschiedliche Interessen. Es geht zunächst um die wirtschaftsgeschichtliche Perspektive, also um das noch nicht ausführlich thematisierte Phänomen sowie die Bedeutung einer rechtlich exkludierten Gemeinschaft, die mit Personen eines anderen Rechtskreises in kreditbasierte ökonomische Interaktion trat. Darauf aufbauend ist es ein weiteres Anliegen, sozial- und kulturhistorische Aspekte zu verfolgen, die sich in der Frage bündeln, wie die beteiligten Akteure – Studenten, Stadtbevölkerung und Universität – interagierten, um ihre Ziele zu erreichen und welche Wechselwirkungen sich im Verlauf des 60-jährigen Untersuchungszeitraumes (1770 bis 1830) dadurch ergaben. Dabei sind sowohl elementare Aspekte als auch verzweigte Zusammenhänge zu erforschen. Die grundlegende Frage bezieht sich auf die handelnden Personen. Weder die studentischen Schuldner noch die lokalen Gläubiger waren so homogene Gruppen, wie es zunächst erscheint. Aus diesem Grund soll das Zusammentragen biographischer, wirtschaftlicher und sozialer Informationen Aufschluss über die individuellen Lebenshintergründe liefern. Daraus können wiederum Erkenntnisse darüber gewonnen werden, wer die tatsächlichen Akteure waren. Woher kamen die Universitätsbesucher? Was studierten sie? Und wie viel Geld stand ihnen für das Studium zur Verfügung? Welchem Geschlecht und sozialen Stand gehörten die Kreditgeber an? Womit verdienten sie ihren Lebensunterhalt und wie erfolgreich waren sie dabei? Da die Studenten unter der Rechtsprechung der Salana standen und die Weimarer Landesobrigkeit gemeinsam mit der Hochschule für sie einen rechtlich geschützten Raum geschaffen hatte, soll ferner eine Analyse der normativen Rahmenbedingungen erfolgen. Dies ist wichtig, da die ordentlichen Professoren alternierend das Amt des Prorektors innehatten, der über die Universitätsbesucher Recht sprach. Die Entwicklung der Gesetze gibt daher Aufschluss über deren Ansichten und Motivationen bezüglich des studentischen Schuldenwesens. Doch da die Rechtsnorm lediglich eine Seite abbildet, ist ebenso die Rechtspraxis 13

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Vgl. Gabriele B. CLEMENS (Hg.): Schuldenlast und Schuldenwert. Kreditnetzwerke in der europäischen Geschichte 1300-1900 (Trierer Historische Forschungen 65), Trier 2008. Jürgen SCHLUMBOHM (Hg.): Soziale Praxis des Kredits. 16.-20. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 238), Hannover 2007. Michael NORTH (Hg.): Kredit im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa (Quellen und Darstellungen zur Hansischen Geschichte, NF 37), Köln/Wien 1991. Vgl. Kapitel 6. Dies gilt auch für andere Gruppen, wie beispielsweise die Soldaten. Ausführung dazu finden sich bei Thomas DEHESSELLES: Handel und Kredit im Herzogtum BraunschweigWolfenbüttel in der Frühen Neuzeit, Frankfurt am Main 1999, S. 125f.

ERKENNTNISZIELE

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samt ihrer Wechselwirkungen mit den Gesetzen zu erforschen. Dafür gilt es zunächst, ein realistisches Bild des Kreditwesens zu zeichnen, indem untersucht wird, wer wann, wofür und warum anschreiben ließ und Kredit vergab. Die Handlungsmuster, die aus den erhalten gebliebenen Dokumenten eruiert wurden, geben Auskunft über die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Motivationen der Akteure, ihre Verhaltensweisen sowie deren Erfolg. Die daraus gezogenen Erkenntnisse können erklären, warum die Einwohner den nur wenige Semester in Jena verweilenden Universitätsbesuchern borgten. Die zentrale Frage nach dem Grund der kreditbasierten Wirtschaftsbeziehungen splittet sich wiederum in untergeordnete Aspekte auf, die Aufschluss über das ökonomische Selbstverständnis der Schuldner, der Gläubiger sowie der rechtsprechenden Hochschule ermöglichen. Die Studie wird dadurch in der Lage sein, die zeitgenössischen Stigmata über die beteiligten Akteure einer eingehenden Prüfung zu unterziehen und neu zu bewerten. Die Auswahl des Untersuchungszeitraumes von 1770 bis 1830 ist unter anderem dadurch begründet, dass es sich um ereignisreiche Jahrzehnte handelte, nicht nur politisch, sondern ebenfalls ökonomisch, gesellschaftlich und kulturell. In Jena kulminierten die Ereignisse zudem auf besondere Weise, auch im akademischen Milieu. Die Stadt an der Saale war inspiriert vom Genius der großen Intellektuellen dieser Zeit. Wirtschaftliche Fragen und Aspekte wurden immer mehr in der Öffentlichkeit diskutiert. Das 18. Jahrhundert war geprägt von Reformen sowie Reformversuchen im akademischen Bereich und im Umgang mit den Studenten.15 Zudem passten die Universitätsbesucher im Laufe dieser Zeit ihre Denk- und Verhaltensweisen immer mehr der sich entwickelnden bürgerlichen Gesellschaft an.16 Gleichzeitig war die Salana 1815 Geburtsort der Urburschenschaft, die sich expansiv weiterentwickelte und politische Forderungen stellte. Diese Zeit des Wandels ist geradezu prädestiniert, sie genauer zu untersuchen. Zu klären ist, ob und wie sich die jeweiligen Interaktionen und Handlungsgründe auf das Verhalten der anderen Parteien auswirkten und ob damit eine gegenseitige Öffnung von Salana und Stadt einherging. 15 16

Stefan BRÜDERMANN: Göttinger Studenten und akademische Gerichtsbarkeit im 18. Jahrhundert (Göttinger Universitätsschriften Serie A, Schriften 15), Göttingen 1990, S. 372-375. Zum Mentalitätswandel vgl. Ulrich RASCHE: Cornelius relegatus und die Disziplinierung der deutschen Studenten (16. bis frühes 19. Jahrhundert). Zugleich ein Beitrag zur Ikonologie studentischer Memoria, in: Barbara KRUG-RICHTER, Ruth-E. MOHRMANN (Hg.): Frühneuzeitliche Universitätskulturen. Kulturhistorische Perspektiven auf die Hochschulen in Europa (Beihefte zum AKG 65), Köln 2009, S. 157-222, hier S. 200-210. Wolfgang HARDTWIG: Sozialverhalten und Wertwandel der jugendlichen Bildungsschicht im Übergang zur bürgerlichen Gesellschaft (17.-19. Jahrhundert), in: VSWG 73 (1986), S. 305-335. Wolfgang HARDTWIG: Krise der Universität, studentische Reformbewegung (1750-1819) und die Sozialisation der jugendlichen deutschen Bildungsschicht. Aufriß eines Forschungsproblems, in: GG 11/2 (1985), S. 155-176.

EINLEITUNG

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1.2. Forschungsstand In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich die Universitätsgeschichtsschreibung von einer die Institutionen untersuchenden Historie hin zu einem vielfältigen und interdisziplinären Forschungsfeld entwickelt.17 Der cultural turn rückte immer mehr die Aspekte des alltäglichen Lebens der akademischen Bürger in den Fokus.18 Grundlage hierfür stellten die veränderten Fragestellungen dar, die zunächst an die Thematik der akademischen Gerichtsbarkeit herangetragen wurden.19 Lange Zeit bearbeiteten vor allem Rechtshistoriker diesen Aspekt. Sie zeigten in erster Linie die historische Entwicklung bis zur Aufhebung der akademischen Rechtsprechung im ausgehenden 19. Jahrhundert überblicksmäßig auf.20 Jüngere Studien widmeten sich demgegenüber primär einzelnen Hochschulen21

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Vgl. Matthias ASCHE, Stefan GERBER: Neuzeitliche Universitätsgeschichte in Deutschland. Entwicklungslinien und Forschungsfelder, in: AKG 90 (2008), S. 159-201. Zur quellengestützten Untersuchung der Universitätsgeschichte vgl. Ulrich RASCHE (Hg.): Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte (Wolfenbütteler Forschungen 128), Wiesbaden 2011. Die neuere und neueste Literatur ist umfangreich. Genannt werden sollen hier beispielhaft zwei Sammelbände. Kirsten BERNHARDT, Barbara KRUG-RICHTER, Ruth-E. MOHRMANN (Hg.): Gastlichkeit und Geselligkeit im akademischen Milieu in der Frühen Neuzeit, Münster 2013. Barbara KRUG-RICHTER, Ruth-E. MOHRMANN (Hg.): Frühneuzeitliche Universitätskulturen. Kulturhistorische Perspektiven auf die Hochschulen in Europa (Beihefte zum AKG 65), Köln 2009. Zu den Quellen und dem Erkenntnispotential der akademischen Gerichtsbarkeit vgl. Stefan BRÜDERMANN: Akademische Gerichtsbarkeit, in: Ulrich RASCHE (Hg.): Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte (Wolfenbütteler Forschungen 128), Wiesbaden 2011, S. 209-224. Vgl. Heinrich MAACK: Grundlagen des studentischen Disziplinarrechts (Beiträge zur Freiburger Wissenschafts- und Universitätsgeschichte 10), Freiburg im Breisgau 1956. Friedrich STEIN: Die akademische Gerichtsbarkeit in Deutschland, Leipzig 1891. Vgl. Klaus Michael ALENFELDER: Akademische Gerichtsbarkeit (Bonner Schriften zum Wissenschaftsrecht 7), Baden-Baden 2002, dessen Arbeit zwar jüngeren Datums ist, jedoch in der Anlage den älteren Werken zugeordnet werden muss. Vgl. Christin VELTJENS: Die akademische Gerichtsbarkeit der Universität Jena. Rechtsinstitution, Rechtsnorm und Rechtspraxis unter besonderer Berücksichtigung der Visitation von 1766/1767, in: ZThG 64 (2010), S. 181-214. Susanne RUDOLPH: Die akademische Gerichtsbarkeit der Universität Leipzig: Strafverfahren des 18. Jahrhunderts, in: Detlef DÖRING (Hg.): Universitätsgeschichte als Landesgeschichte. Die Universität Leipzig in ihren territorialgeschichtlichen Bezügen. (Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Reihe A, 4), Leipzig 2007, S. 187-203. Nils JÖRN: Die Universität Greifswald vor Gericht, in: Dirk ALVERMANN, Karl-Heinz SPIEß (Hg.): Universität und Gesellschaft. Festschrift zur 550Jahrfeier der Universität Greifswald 1456-2006, 2. Band: Stadt, Region und Staat, Rostock 2006, S. 169-214. Peter WOESTE: Akademische Väter als Richter. Zur Geschichte der akademischen Gerichtsbarkeit der Philipps-Universität unter

FORSCHUNGSSTAND

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und zogen zunehmend Fallstudien für die Rekonstruierung der akademischen Rechtspraxis heran.22 Eine entscheidende Wende läutete der Historiker Stefan Brüdermann mit seiner Dissertation zur Göttinger Gerichtsbarkeit im 18. Jahrhundert ein.23 Ihn interessierte nicht ausschließlich die Rechtsnorm, sondern auch deren Umsetzung in sozialer und kultureller Hinsicht. Dieser Ansatz wurde von nachfolgenden Wissenschaftlern weitergeführt und modifiziert.24 Da die studentischen Schulden einen wichtigen Aspekt in der Rechtsnorm der Hochschulen darstellten, wurden sie in der Forschungsliteratur immer wieder thematisiert. Aber über einen Nebensatz, der konstatierte, dass es sie in größerem Umfang gab, oder dass ihretwegen Verordnungen erlassen wurden, ging dies selten hinaus.25 Zunehmend wurden auch im Fachbereich Geschichte Fragen zur finanziellen Ausstattung der frühneuzeitlichen Universitäten diskutiert.26 Doch mit dem Thema der studentischen Schulden befasste sich bisher lediglich eine kleine Anzahl älterer Aufsätze etwas ausführlicher. Entsprechend der gerade skizzierten Entwicklung waren diese Publikationen vorrangig eine deskriptive Wiedergabe der Kreditedikte einzelner Hochschulen. Als Beispiel hierfür sind die Ausführungen von Georg Heer zur Universität Marburg, von Marta Asche zur Helmstedter Hochschule und von Wilhelm Ebel zur Göttinger Universität zu nennen.27 Ursula Münchhoff berichtete 1991 weniger über die Rechtsnorm, den-

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besonderer Berücksichtigung von Gerichtsverfahren des 18. und 19. Jahrhunderts (Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur 22), Marburg 1986. Vgl. Bettina BUBACH: Richten, Strafen und Vertragen. Rechtspflege der Universität Freiburg im 16. Jahrhundert (Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen, NF 47), Berlin 2005. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten. Vgl. Marian FÜSSEL: Devianz als Norm? Studentische Gewalt und akademische Freiheit in Köln im 17. und 18. Jahrhundert, in: Westfälische Forschungen 54 (2004), S. 145-166. Kim SIEBENHÜNER: „Zechen, Zücken, Lärmen“. Studenten vor dem Freiburger Universitätsgericht 1561-1577 (Alltag & Provinz 9), Freiburg im Breisgau 1999. Für die Universität Jena vgl. DEINHARDT; PESTER, Stadt und Universität, S. 159. Georg MENTZ: Weimarische Staats- und Regentengeschichte vom Westfälischen Frieden bis zum Regierungsantritt Carl Augusts, Jena 1936, S. 300. Fritz HARTUNG: Das Großherzogtum Sachsen unter der Regierung Carl Augusts 1775-1828, Weimar 1923, S. 162. Vgl. die vom 12. bis 14. Juni 2013 in Wolfenbüttel abgehaltene Tagung Kalkulierte Gelehrsamkeit. Zur Ökonomisierung der Universitäten im 18. Jahrhundert. Tagungsbericht unter http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/index.asp?id=4922&view=pdf&pn=tagungsberichte [Stand: 26. Dezember 2013]. Ulrich RASCHE: Die deutschen Universitäten zwischen Beharrung und Reform. Über universitätsinterne Berechtigungssysteme und herrschaftliche Finanzstrategien des 16. bis 19. Jahrhunderts, in: JbUG 10 (2007), S. 13-33. Ulrich RASCHE: Geld, Ritual und Doktorurkunde. Zur Rationalisierung des Promotionsverfahrens im 17. und 18. Jahrhundert am Beispiel der philosophischen Fakultät der Universität Jena, in: JbUG 9 (2006), S. 83-99. Georg HEER: Marburger Studentenleben 1527 bis 1927, Marburg 1927, S. 18-22. Marta ASCHE: Das Verhältnis der Helmstedter Bürger zu den Studenten der Universität im Spiegel herzoglicher Verordnungen im 18. Jahrhundert, in: Braunschweigisches Jahrbuch 46

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EINLEITUNG

noch kam sie über die Beschreibung einiger Schulden und deren Regulierung im Erlangen des 18. und 19. Jahrhunderts nicht hinaus, mit der sie die Abhängigkeit zwischen den Einwohnern und den Studenten aufzeigen wollte.28 Die vergleichende Darstellung mehrerer Hochschulen von Klaus Michael Alenfelder aus dem Jahr 2002 ermöglicht zwar einen groben Überblick über die Rechtsverhältnisse bezüglich der Kreditgesetze, allerdings weist die Auswahl der zugrundeliegenden Quellen Mängel auf.29 Gemäß der Einordnung von Brüdermanns Dissertation setzte diese Arbeit auch für das studentische Schuldenwesen neue Maßstäbe. Er zog systematisch die zahlreichen Fallakten der akademischen Gerichtsbarkeit Göttingens heran und rekonstruierte die Modalitäten und den Verlauf von Schuldenklagen. Zudem stellte er der Rechtspraxis die Normen der Edikte gegenüber und arbeitete so die disziplinierende Bedeutung der Schuldenrechtsprechung heraus.30 Allerdings ging der Autor hier nicht allzu sehr in die Tiefe, doch in Anbetracht der Tatsache, dass es sich nur um ein Kapitel der Arbeit handelt, kann nicht mehr verlangt werden. Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt bleibt es die ausführlichste Auseinandersetzung mit dem studentischen Schuldenwesen an deutschen Universitäten in der Frühen Neuzeit. Für die Salana gibt es keine umfangreichere oder aktuelle Beschäftigung mit dem Thema. Bereits 1993 wies Jens Riederer auf die mangelnde Auseinandersetzung mit dem Wirtschaftsfaktor Student generell und für Jena hin.31 Zwar wurde seitdem zunehmend das spannungsreiche Verhältnis zwischen Hochschule und Stadt thematisiert,32 aber die ökonomische Bedeutung der Universitätsbesucher –

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(1965), S. 104-124, hier S. 104-115. Wilhelm EBEL: Memorabilia Gottingensia. Elf Studien zur Sozialgeschichte der Universität, Göttingen 1969, S. 101-121. Ursula MÜNCHHOFF: Vom Leben der Studenten in der „guten alten Zeit“, in: Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung 39 (1991), S. 153-197. ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit. Ebd., S. 201, 205 zog für Jena beispielsweise lediglich die akademischen Gesetze von 1824 heran. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 298-379. Jens RIEDERER: Bemerkungen und Überlegungen zur Wirtschafts- und Sozialstruktur Jenas als Universitätsstadt im 18. Jahrhundert, in: Jenaer stadtgeschichtliche Beiträge 1 (1993), S. 197-202. Vgl. Matthias HENSEL: „Wir sein so starck als ir seyd“. Die ungastliche Stadt und die Hohe Schule zu Jena, in: Kirsten BERNHARDT, Barbara KRUG-RICHTER, Ruth-E. MOHRMANN (Hg.): Gastlichkeit und Geselligkeit im akademischen Milieu in der Frühen Neuzeit, Münster 2013, S. 67-99. Maximilian SCHUH: Von alten Bürgern und jungen Studenten im spätmittelalterlichen Ingolstadt. Universität und Stadt im Generationenkonflikt? In: Mark HÄBERLEIN, Lina HÖRL, Christian KUHN (Hg.): Generationen in spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten (ca. 1250-1750), Konstanz 2011, S. 73-92. Detlef DÖRING (Hg.): Stadt und Universität Leipzig. Beiträge zu einer 600-jährigen wechselvollen Geschichte (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Leipzig 1), Leipzig 2010. Matthias ASCHE: Universität und Stadt im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Überlegungen zu einem wenig bekannten Kapitel der deutschen Universitätsstädte am Beispiel Rostocks und Bützows, in: Michael MAASER (Hg.): Stadt, Universität, Archiv

QUELLENGRUNDLAGE

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weder aufgrund ihres Vermögens noch ihrer Schulden – ist bisher nicht ernsthaft erarbeitet worden. Helmut Späte widmete 1955 in seiner Dissertation den Rückständen der Universitätsbesucher in den ersten 100 Jahren der Salana knapp neun Seiten.33 Ein halbes Jahrhundert zuvor hatte sich Wilhelm Stieda mit dem 18. Jahrhundert beschäftigt,34 wobei er mehrheitlich die Ausführungen der Brüder Robert und Richard Keil aus dem Jahre 1858 unkritisch übernahm.35 Deren Ausführungen waren wiederum äußerst lückenhaft und durch ihre Zeit geprägt.

1.3. Quellengrundlage Anders als die Literatur der vergangenen 200 Jahre befassten sich die Zeitgenossen im 18. Jahrhundert ausführlich mit der Problematik des studentischen Schuldenwesens. Vor allem die Göttinger Professoren Johann David Michaelis und Christoph Meiners widmeten sich in ihren Werken dem Thema.36 Dabei ging es ihnen weniger um den moralischen Aspekt des Borgens als vielmehr um Ursachen und Auswirkungen der Verbindlichkeiten für die Studenten, deren Eltern und die Hochschule. Eingebettet waren diese Werke in eine größere Diskussion um die Finanzen und die Haushaltung der akademischen Bürger.37 In diesem

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(Schriftenreihe des Frankfurter Universitätsarchivs 2), Göttingen 2009, S. 89-116. Stefan BRÜDERMANN: Studenten als Einwohner der Stadt, in: Ernst BÖHME, Rudolf VIERHAUS (Hg.): Göttingen. Geschichte einer Universität, 2. Band: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Anschluss an Preußen – Der Wiederaufstieg als Universitätsstadt (1648-1866), Göttingen 2002, S. 395-426. Stefan BRÜDERMANN: Studenten als Einwohner in der Universitätsstadt Helmstedt, in: Braunschweigisches Jahrbuch für Landesgeschichte 81 (2000), S. 9-28. Erich MASCHKE, Jürgen SYDOW (Hg.): Stadt und Hochschule im 19. und 20. Jahrhundert (Stadt in der Geschichte 5), Sigmaringen 1979. Hans-Wolf TÜMMEL: Universität und Stadt Tübingen, in: Hansmartin DECKER-HAUFF, Gerhard FICHTNER, Klaus SCHREINER (Hg.): Beiträge zur Geschichte der Universität Tübingen (1477-1977), Tübingen 1977, S. 33-84. Helmut SPÄTE: Das wirtschaftliche, gesellschaftliche und geistige Leben der Studenten der Universität Jena im ersten Jahrhundert ihres Bestehens (1548/58-1658), Jena 1955 (masch.), S. 58-65. Wilhelm STIEDA: Eine Jenaische Studentenrechnung des 18. Jahrhunderts, in: AKG 8 (1910), S. 72-85. Richard KEIL, Robert KEIL: Geschichte des Jenaischen Studentenlebens von der Gründung der Universität bis zur Gegenwart (1548-1858), Jena 1858, S. 57f., 101f., 162-167. Johann David MICHAELIS: Räsonnement über die protestantischen Universitäten in Deutschland, 4 Bände, Frankfurt/Leipzig 1973, Nachdruck von 1768-1776, hier 4. Band, S. 515-676. Christoph MEINERS: Ueber die Verfassung und Verwaltung deutscher Universitäten, 2 Bände, Göttingen 1801, hier 2. Band, S. 238-257. Vgl. VON DEM WEIBLICHEN GESCHLECHTE DES BÜRGERLICHEN STANDES: Brief eines Oheims an den Mündel, die Oeconomie eines Studenten betreffend, in: Hannoverisches

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EINLEITUNG

Kontext erlebten auch Ratgeber und Etatauflistungen für die angehenden Universitätsbesucher eine Hochphase.38 All diese Quellen geben einen ersten Eindruck vom gesellschaftlichen Klima, auf das das Kreditwesen der Studenten an Hochschulen traf. Neben den politischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Umbrüchen, die es in den Jahren von 1770 bis 1830 gab, bestimmte auch die vorgefundene Quellensituation die Auswahl des Untersuchungszeitraums. Es blieben nur wenige Schuldenakten aus der Zeit vor 1770 erhalten. Ferner sind andere relevante Dokumente erst für den Untersuchungszeitraum überliefert. Dies bedeutet indes keineswegs, dass Studenten sich in den zwei Jahrhunderten zuvor nicht borgten. 1753 sprach der Prorektor Georg Erhard Hamberger in einem Schreiben an den Regenten Friedrich III. von Sachsen-Gotha-Altenburg von täglich stattfindenden Schuldenklagen.39 Dass dies nicht übertrieben war, belegen sowohl die seit der Gründung der Hochschule verfassten Verordnungen als auch ein altes Bestandsverzeichnis des Universitätsarchivs. Für die Jahre von 1725 bis 1817 waren insgesamt 249 Schuldenakten vorhanden, von denen jedoch sehr viele kassiert wurden.40 Im Verlauf der zu analysierenden Jahrzehnte nahm hingegen die Anzahl der Akten immer mehr zu, was nicht zuletzt auf die Reformen und die zunehmende Verschriftlichung der Delikte zurückzuführen ist. Daher bildeten die Jahre um 1790 sowie 1817 zwei wichtige Etappen, bei denen ein deutliches Anwachsen der Quellenquantität zu erkennen ist. Der Abbruch des Untersuchungszeitraumes etwas mehr als eine Dekade später ermöglicht daher detaillierte Einblicke in das Schuldenwesen nach den Reformjahren und belässt den Quellencorpus zugleich in einem handhabbaren Umfang. Für die Erarbeitung des Themas wurden sehr unterschiedliche Quellentypen herangezogen, die vorrangig im Universitätsarchiv der Friedrich-Schiller-Universität Jena aufbewahrt werden. Leider konnten vereinzelte, weiterführende Informationen nicht mehr ermittelt werden, da der Bestand E I und E II, in dem sich unter anderem auch der überwiegende Teil der Prorektoratsprotokolle befindet, stark von Schimmel befallen ist und während der Bearbeitung des Themas gesperrt wurde. Für die Entstehung und Entwicklung der Rechtsnorm sowie weitere, mit dem Schuldenwesen zusammenhängende Thematiken wurden neben den gedruckten

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Magazin 18 (1780), Sp. 1297-1310. Johann Georg BÜSCH: Abhandlung über die verfallene Haushaltung der meisten Gelehrten unserer Zeit, in: Hannoverisches Magazin 12 (1774), Sp. 481-528. Vgl. die Literatur in Kapitel 2.1. UAJ A 21 fol. 54v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Konzept, 1. Oktober 1753. UAJ A 10. Die Anweisung zur Kassation befindet sich in ebd. fol. 70r. Universitätsprotokoll, 29. November 1825.

QUELLENGRUNDLAGE

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Edikten zahlreiche Prorektorats- und Senatsprotokolle, inneruniversitäre Schreiben zwischen Professoren (Missive), Konzepte sowie eingegangene Briefe herangezogen. Ergänzt wurden diese Dokumente aus dem Universitätsarchiv durch jene aus dem Thüringer Hauptstaatsarchiv Weimar und dem Stadtarchiv Jena. Die Quellen der unterschiedlichen Einrichtungen machen einerseits Einblicke in die Gegenüberlieferung möglich und vervollständigen andererseits die gesammelten Informationen. Ein wichtiges Dokument stellt die für die Dekade von 1815 bis 1825 angefertigte Abschrift der eingegangenen Wechsel dar. Wechsel ermöglichten den Vermögenstransfer von einer Stadt in eine andere, ohne dass direkt Bargeld gesandt werden musste. Die Eltern kauften den Wechsel bei einem Kaufmann, sandten ihn mit der Post nach Jena, wo der Sohn ihn dann wiederum bei einem Kaufmann oder einer anderen Person auslöste.41 Die überlieferte Abschrift dokumentiert das Eingangsdatum, den Nachnamen des Empfängers sowie die Dotierung der Geldanweisungen. Somit ist es möglich, etwas über die finanziellen Rahmenbedingungen der Universitätsbesucher zu erfahren. Allerdings sind dadurch nur jene Wechsel bekannt, die die Studenten auf legalem Wege mittels der Post erhielten. Ließen sie sich indes heimlich Gelder senden, erfuhr die Hochschule meist nichts davon und somit erschienen diese Finanzen auch nicht in der überlieferten Auflistung. Die Grundlage der Arbeit für die Frage nach der Interaktion von Schuldner, Gläubigern und Universität stellen die Schuldenakten dar. Zwar wurden sie vom akademischen Gericht nicht explizit so benannt, sondern meist mit dem Titel Das Schuldenwesen des Stud. […] versehen, jedoch wurden diese Dokumente bereits bei der Anlage als Akten konzipiert. Dies wird dadurch deutlich, dass beispielsweise explizit auf andere Akten verwiesen wurde, teilweise mit Blattangabe.42 Zudem sind die Akten als Dokumentenkompendium herumgereicht worden.43 All dies berechtigt zur Charakterisierung und Benennung der Quelle als Schuldenakten. Sie beinhalten sämtliche relevanten Dokumente für die Regulierung der zu diesem Zeitpunkt bekannten Verbindlichkeiten eines einzelnen Studenten. Dazu zählen neben den Vernehmungsprotokollen, Missive, Gutachten und Vollmachten auch Konzepte an die Weimarer Landesregierung, an andere Hochschulen 41

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Vgl. John H. MUNRO: Wechsel, in: Michael NORTH (Hg.): Von Aktien bis Zoll. Ein historisches Lexikon des Geldes, München 1995, S. 413-416. Markus A. DENZEL: Das System des bargeldlosen Zahlungsverkehrs europäischer Prägung vom Mittelalter bis 1914 (VSWG, Beiheft 201), Stuttgart 2008. UAJ E II 201 fol. 7r. Universitätsprotokoll, 1. November 1821. Darin wird auf die ältere Akte von Joseph Traugott Maria Klein hingewiesen. Bei dieser handelt es sich um UAJ E I 697. In UAJ E II 282 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 1. Februar 1823 wird auf die Akten UAJ E II 183 und UAJ E II 279 hingewiesen. UAJ E II 201 fol. 39r. Stadtgericht Jena an Universität Jena, 6. Oktober 1825. UAJ E II 279 fol. 67r. Universitätsprotokoll, 22. April 1823.

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EINLEITUNG

und an die elterlichen Obrigkeiten sowie deren Antworten. Die Rechnungen der Gläubiger sind ebenso enthalten wie Exemplare der Jenaischen wöchentlichen Anzeigen oder anderer Zeitungen, wenn die Salana darin Annoncen schaltete. Des Weiteren lassen sich eingegangene Briefe finden, die in Verbindung mit dem Kreditnehmer standen. Diese Akten geben somit ein umfängliches Bild der Tilgungsbemühungen unter der Mitwirkung der Hochschule. Da nur in wenigen Fällen professionelle Hilfe in Form eines Anwaltes hinzugezogen wurde, kann den Handlungsweisen der beteiligten Akteure, besonders der Kläger, kein konstruiertes Interesse unterstellt werden.44 Ferner handelt es sich keineswegs lediglich um Problemfälle. Vielmehr reicht die Spannbreite von einer zügigen Tilgung der Schulden durch die Studenten bis hin zu jahrelangen Auseinandersetzungen. Für den Untersuchungszeitraum von 1770 bis 1830 liegen insgesamt 125 Schuldenakten vor. Da der Bestand stark vom Schimmel befallen ist, konnten lediglich 101 Akten eingesehen und ausgewertet werden. Diese befassen sich mit den Rückständen von 104 Universitätsbesuchern.45 Neben diesem Quellentypus entstanden in den Jahrzehnten um 1800 weitere relevante Dokumente. Dabei handelt es sich unter anderem um Schuldenklagen. Sie unterscheiden sich von den vorangegangenen Akten insofern, dass es sich hierbei zumeist um die Klage eines Kreditgebers handelt, die nur über eine kurze Zeitspanne protokolliert wurde. Der Grund dafür ist nicht immer klar erkennbar. Zwar wurden diese 68 Akten gesichtet, allerdings nicht für eine eingehendere Analyse herangezogen, da sich in diesen Dokumenten dieselben Aspekte widerspiegeln wie in den Schuldenakten, nur in einem viel kleineren zeitlichen Rahmen. Die dritte Quellengattung sind die von 1790 bis 1818 überlieferten 42 Schuldenprotokolle. Hierbei handelt es sich um eine Sammlung von Protokollen, die in der Regel die Abgabe der Schuldenrechnung sowie Anmerkungen der Gläubiger beinhalten. Ferner können die Stellungnahmen der Beklagten erfasst sein. Der Umfang beträgt lediglich wenige Seiten, und daher liefern die Protokolle so gut wie keine Informationen zur Frage der Erstattung studentischer Verbindlichkei44

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Anders Beate STURM: „Borg macht Sorg“: Schuldkonflikte im frühneuzeitlichen Hannover, in: Jürgen SCHLUMBOHM (Hg.): Soziale Praxis des Kredits. 16.-20. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 238), Hannover 2007, S. 53-79, hier S. 54. Vgl. UAJ E I 697, UAJ E II 201. Joseph Traugott Maria Klein war der einzige Schuldner, von dem zwei nutzbare Akten überliefert sind. Zwar stehen beide in einem Zusammenhang, jedoch weisen sie verschiedene Gläubiger und Forderungen auf. Daher wurden beide separat gezählt. Ferner sind in UAJ E I 818, UAJ E II 85, UAJ E II 350 jeweils zwei Studenten zusammengefasst. Auch für den Schuldner Johann Carl Theodor Herrlich scheint es zwei Akten zu geben. Genutzt wurde UAJ E I 554. Nicht nutzbar war indes UAJ E I 527. Die Akte trägt den Titel Schulden des Studenten Carl Herrlich. Da es keinen weiteren Universitätsbesucher mit dem Namen Herrlich an der Salana gab, ist davon auszugehen, dass es sich um dieselbe Person handelt.

METHODIK

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ten. Daher wurden sie einzig für jene Kreditgeber ergänzend herangezogen, von denen eine separate Schuldenakte überliefert ist. Die abschließende, vierte Dokumentensammlung stellen die seit dem Winterhalbjahr 1819/20 geführten Akten mit angemeldeten Forderungen dar, welche die Gläubiger beim akademischen Gericht abgaben, damit ihre Kredite nicht die Klagbarkeit verloren.46 Der Grund dafür war eine 1817 vorgenommene Neuregelung, die vorsah, dass alle Ansprüche gegenüber Universitätsbesuchern in jenem Semester vorgebracht werden mussten, in dem sie gewährt worden sind.47 Durch eine Auswertung dieser Daten konnte das Ausmaß studentischer Schulden rekonstruiert werden. Obwohl die Quellen umfangreich und teilweise sehr detailliert sind, weisen sie Mängel auf, die nicht ohne Folgen bleiben können. Von minderer Bedeutung sind die zuweilen fehlenden Originalrechnungen, die Rechenfehler oder der Verlust einiger Schreiben. Gravierender ist jedoch die Tatsache, dass zahlreiche Schuldenakten abrupt enden. Über den weiteren Verlauf der Regulierung kann dann ausschließlich spekuliert werden. Zudem bieten die Dokumente nur eine kurze Momentaufnahme aus dem Leben der Schuldner. Darüber hinaus gibt es meist keine Informationen. Nicht wirklich ersichtlich ist zudem, warum es derart viele verschiedene Quellentypen gibt. Erkennbar ist zwar, dass sie unterschiedliche Entwicklungsstadien – von der Anmeldung der Kredite bis hin zu einem Regulierungsprozess – repräsentieren, doch warum die Forderungstilgung teilweise ins Stocken geriet, ist letztlich nicht immer ersichtlich. Zu vermuten ist, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem aktiven oder passiven Handeln der Gläubiger und der Schuldner gab, auf welches die Salana reagierte.

1.4. Methodik Die methodische Grundlage der Arbeit bildet eine quantitative und qualitative Auswertung der vorhandenen Dokumente. Voraussetzung hierfür ist eine Identifizierung und prosopographische Erforschung der handelnden Akteure. Die studentischen Schuldner konnten mit Namen und Herkunft durch die Matrikel48 und das seit 1818 geführte Studentenalbum49 relativ gut ermittelt werden. Für die lokalen Kreditgeber wurde auf die im bereits beendeten Sonderforschungsbereich 46 47 48 49

UAJ E II 112, UAJ E II 195, UAJ E II 290, UAJ E II 443, UAJ E II 520, UAJ E II 576, UAJ E II 641. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 116. Universitätsmatrikel. Studentenalbum.

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EINLEITUNG

482 Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800 angelegte Demographiedatenbank der Kirchenbücher der Gemeinden Jena und Weimar zurückgegriffen, die die Zeitspanne der untersuchten 60 Jahre abdeckt. Da in den seriellen Quellen zumeist nur die Nachnamen aufgelistet wurden, bei den Gläubigern ergänzt durch den Beruf, war eine eindeutige Identifizierung nicht immer erreichbar. Dennoch ermöglichen diese Informationen einen Einblick in die Sozialstruktur der Akteure. Ebenfalls quantitativ erforscht wurden die Kreditnahme und -vergabe sowie die Gegenstände und Dienstleistungen, für die die Universitätsbesucher anschreiben ließen. Dabei muss allerdings zunächst der Terminus Schulden oder Kredit definiert werden, der seit jeher vielfach und ambivalent belegt ist. In der frühneuzeitlichen Gesellschaft stand er einerseits für die Unfähigkeit zu geschicktem wirtschaftlichem Handeln. Andererseits drückte er mehr als heute ein gewisses Vertrauen der Kreditgeber gegenüber den Kreditnehmern aus.50 Dies lag vorrangig an der persönlichen Beziehung, die beide Akteure im 18. Jahrhundert noch miteinander verband.51 Daher war auch die Entscheidungsgrundlage vielschichtiger. Die Kreditwürdigkeit einer Person setzte sich aus unterschiedlichen und individuell gewichteten Elementen zusammen. Zweifelsfrei war das vorhandene Vermögen eine grundlegende Sicherheit bei der Gewährung von Darlehen. Aber ebenso konnten räumliche Aspekte, wie beispielsweise die geographische Herkunft oder die Nachbarschaft, ausschlaggebend sein. Des Weiteren war das Ansehen oder die soziale Abstammung ein Anhaltspunkt. Anhand der Informationen über die Akteure und der Kreditgegenstände kann ein umfangreiches Bild über die individuellen Beweggründe der Schuldner und der Gläubiger für ihre ökonomischen Wechselbeziehungen gezeichnet werden. Anders als heute waren die Kredite zur damaligen Zeit nicht prinzipiell Bargeldvorschüsse. Noch weniger traf dies bei den Studenten zu, denn es war untersagt, ihnen Geld zu borgen.52 Daher müssen ihre Schulden genauer definiert werden. In der Regel handelte es sich um erhaltene Waren und Dienstleistungen, die nach gegenseitiger Zustimmung erst zu einem späteren Zeitpunkt bezahlt werden mussten.53 Keine Berücksichtigung in der Dissertation findet das Phänomen des Verpfändens, da es

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Beate STURM: ‚wat ich schuldich war‘. Privatkredit im frühneuzeitlichen Hannover (15501750) (VSWG, Beiheft 208), Stuttgart 2009, S. 190-192. Vgl. Kapitel 6. – Das Geben und Nehmen von Krediten. Mark HÄBERLEIN: Kreditbeziehungen und Kapitalmärkte vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, in: Jürgen SCHLUMBOHM (Hg.): Soziale Praxis des Kredits. 16.-20. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 238), Hannover 2007, S. 37-51, hier S. 46-48. Vgl. Kapitel 6. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 112. Vgl. Stuart JENKS: Warenkredit, in: Michael NORTH (Hg.): Von Aktien bis Zoll. Ein historisches Lexikon des Geldes, München 1995, S. 412f.

METHODIK

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sich hierbei um eine Methode der Geldbeschaffung handelt und weniger um einen Kredit im festgelegten Sinne.54 Zur Herausarbeitung der Handlungsmuster und Interaktionen erfolgt eine qualitative Analyse der Schuldenakten. Die darin deutlich werdenden individuellen und gemeinschaftlichen Verhaltensweisen werden in Hinblick auf die Motivation, die Ausführung und das Ergebnis untersucht. Gerade bei den beiden letztgenannten Aspekten zeigen sich die Wechselwirkungen der Verhaltensweisen der beteiligten Personen und Institutionen. Leider sind hier lediglich jene Handlungen überliefert, von denen die Hochschule erfuhr. Dies bedeutet indes nicht, dass es nicht weitere Aktivitäten zwischen Kreditnehmern und -gebern gab.

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Zu diesem Thema vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 360-364.

2. Die Ökonomie des Studiums Gelder muß der Vater schicken Wenn der Sohn studieren soll, Den Beutel mit Ducaten spicken So geräth sein Söhnchen wol.55

Johann Christian Heim, 1773 Am 16. Mai 1783 war im Wittenbergischen Wochenblatt zu lesen: […] in allen Ständen lernen Jünglinge, die ihr Geld aus fremder Hand verdienen müssen, diesen Werth kennen, nur im gelehrten nicht. Dem gelehrten Jünglinge wird die Sorge für seine Bedürfnisse früher überlassen, als er einen Groschen verdienet; und verhältnißmäßig bekömmt er auf Universitäten zu seinem alleinigen Auskommen mehr, als er nach etlichen Jahren bey seinem Amte hat, wovon er zugleich Frau und Kinder ernähren soll.56

Die Professoren der Philosophie an der Salana hatten im ausgehenden 18. Jahrhundert im Schnitt 300 bis 450 Taler jährlich zur Verfügung. Davon mussten sie, wie das Zitat es bereits beschrieb, ihre gesamte Familie versorgen, die nicht selten aus einer reichen Kinderschar bestand.57 Die Universitätsbesucher hatten dieses Geld hingegen zu ihrer alleinigen Verfügung. In der studentischen Ratgeberliteratur, die zu dieser Zeit einen Aufschwung erlebte,58 hieß es sogar: ein Dreihundert 55 56

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Stammbuch des Johann Bernhard Wilhelm Sternberger (1773-1775). Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, Stb 90, Jena 2004 [Faksimile], S. 158. Zitiert nach Heinrich BOSSE: Studien- und Lebenshaltungskosten Hallischer Studenten, in: Notker HAMMERSTEIN (Hg.): Universitäten und Aufklärung (Das achtzehnte Jahrhundert Supplementa 3), Göttingen 1995, S. 137-158, hier S. 158. Die gleiche Kritik auch bei BÜSCH, Verfallene Haushaltung, Sp. 500. R. Carl RANFT (Hg.): Briefe von Johann Griesbach in Jena an Johann Philipp Gabler in Altdorf, in: ZVThGA 45, NF 37 (1943), S. 316-325, hier S. 318. N. N.: Rezension von Briefe zur nähern Kenntniß von Halle. Von einem unparteiischen Beobachter, in: Neue allgemeine deutsche Bibliothek 12 (1794), S. 248-252, hier S. 248f. Vgl. Friedrich Samuel MURSINNA: Akademisches Taschenbuch zum Nutzen und Vergnügen für Studierende, Halle 1791. Carl HEUN: Allgemeine Uebersicht sämmtlicher Universitäten Deutschlands oder der vertrauten Briefe, 2 Bände, Leipzig 1792. Johann Adolph Leopold FASELIUS: Kurze Beschreibung von Jena für Reisende und Studirende zu angenehmer und nützlicher Unterstützung während ihres Aufenthaltes daselbst, Eisenach 1793. Christian Friedrich Bernhard AUGUSTIN: Bemerkung eines Akademikers über Halle und dessen Bewohner, in Briefen, nebst einem Anhange, enthaltend die Statuten und Gesetze der Friedrichsuniversität, ein Idiotikon der Burschensprache, und den so genannten Burschenkomment, Germanien 1795. Johann Christian GÄDICKE: Nachrichten für angehende Studierende in Berlin, über mehrere hiesige ökonomische und wissenschaftliche Angelegenheiten, Berlin 1985, Nachdruck von 1811. Zur Studentenliteratur allgemein vgl. Heinrich BOSSE: Studentenliteratur, in: Ulrich RASCHE (Hg.): Quellen zur frühneuzeitli-

DIE STUDIEN- UND LEBENSHALTUNGSKOSTEN

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Rthl[r]. jährlicher Wechsel ist für einen jungen Mann, der in seinem väterlichen Hause so gelebt hat, wie Personen vom mittlern bürgerlichen Stande leben, nicht zu viel.59 Auch Anton Kuehl, der sich mit der Salana befasste, kam 1798 zu diesem Ergebnis.60 Der Grund, warum der finanzielle Aspekt des Studiums um 1800 im öffentlichen Diskurs zunehmend an Bedeutung gewann, lag nicht zuletzt an dem immer wieder beschworenen Szenario, die Universitätsbesucher könnten durch eine unbedachtesame Oekonomie ihr zukünftiges Leben ins Unglück stürzen.61 Der Vorwurf des Göttinger Professors Christoph Meiners richtete sich dementsprechend gegen die Eltern. Lediglich ein kleiner Teil der jungen Männer habe grundlegende Kenntnisse für eine ordentliche Haushaltung im Elternhaus erlernt. Daher sei von ihnen nicht zu erwarten, dass sie die Einnahmen und Ausgaben stets gegeneinander aufrechneten.62 Zudem würden die Eltern ihre Söhne nicht mit den finanziellen Gefahren vertraut machen, die auf Hochschulen lauerten. Ferner werde die Aufstellung eines Etats vernachlässigt. Aus diesem Grund könne es den Studenten nicht vorgeworfen werden, wenn sie unbedacht ihr zur Verfügung stehendes Geld ausgeben.63 Diese Ausschweifungen, so der Leipziger Professor Friedrich Gottlob Leonhardi, seien in erster Linie das Resultat von zu viel Vermögen der jungen Männer. Erhielten sie indes zu wenig, so sei das seiner Ansicht nach beim Studium allerdings ebenso hinderlich. Daher, so sein Appell, sollten die Eltern bei der Festlegung der finanziellen Mittel für ihre Söhne mehr Bedacht walten lassen.64 Johann David Michaelis, ebenfalls Professor in Göttingen, sah dies etwas anders. Zwar konstatierte er zustimmend, dass die Universitätsbesucher des ausgehenden 18. Jahrhunderts viel mehr Geld während ihres Studiums zur Verfügung hätten und ohne Bedenken mehr ausgeben würden, als ihre Eltern in derselben

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62 63 64

chen Universitätsgeschichte (Wolfenbütteler Forschungen 128), Wiesbaden 2011, S. 453484, hier besonders S. 470-475. Die Ratgeberliteratur, welche bislang wenig Aufmerksamkeit erhalten hat, wird derzeit im Rahmen eines Dissertationsprojektes von Johan Lange an der Universität Heidelberg bearbeitet. Im Zentrum dieser Arbeit steht der normative Diskurs über das Studium im Jahrhundert der Aufklärung. David Gottfried HERZOG: Briefe zur nähern Kenntniß von Halle. Von einem unparteiischen Beobachter, o. O. 1794, S. 179. KUEHL, Zeichnung der Universität Jena, S. 58. VON DEM WEIBLICHEN GESCHLECHTE DES BÜRGERLICHEN STANDES, Brief eines Oheims, Sp. 1297. BÜSCH, Verfallene Haushaltung, Sp. 489. MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 242f. Oft hungert Weib und Kind mit ihm, die ganze Zeit seines Lebens hindurch […]. Zitiert nach BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 299 Anm. 15. BÜSCH, Verfallene Haushaltung, Sp. 512. MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 241f. MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 244f., 238. Friedrich Gottlob LEONHARDI: Järliche Kostenberechnung eines Studirenden zu Leipzig nach verschiedenen Maasstäben mit erläuternden Anmerkungen, in: Annalen der Teutschen Akademien 2 (1792), S. 215-233, hier S. 219f.

DIE ÖKONOMIE DES STUDIUMS

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Zeit verdienen könnten. Jedoch sah er die Handlungspflicht mehr bei den Hochschulen, die viel zu verlieren hätten, wenn die Studenten selbige mieden.65

2.1.

Die Studien- und Lebenshaltungskosten

Neben der Ratgeberliteratur waren es besonders die ökonomischen Nachrichten und Budgetlisten, die vor Studienbeginn eine Orientierung über die anfallenden Kosten und damit über das benötigte Geld ermöglichten.66 Ersichtlich war entweder der Preis einzelner Waren und Dienstleistungen oder wie viel für diese, ermittelt nach dem zur Verfügung stehenden Jahresvermögen, ausgegeben werden konnte. Eine vom preußischen König Friedrich Wilhelm II. am 18. Februar 1787 erlassene Verordnung vermerkte, dass an der Hochschule in Halle kein Universitätsbesucher mit weniger als 150 Talern im Jahr auskommen könne. Dementsprechend wurden Aufstellungen erarbeitet, aus denen zu entnehmen war, wie viel die Studenten für die dort aufgeführten Posten ausgeben konnten, wenn sie 150, 300 oder 400 Taler jährlich zur Verfügung hatten.67 Ähnliche Budgetlisten sind 1788 für Leipzig, hier sogar bis 800 Taler, von Friedrich Gottlob Leonhardi erstellt worden.68 Für Göttingen publizierte selbige der Schulinspektor und Schriftsteller Friedrich Samuel Mursinna 1791 in seinem Akademischen Taschenbuch zum Nutzen und Vergnügen für Studierende.69 Derartige tabellarische, nach Jahresgeldern gegliederte Auflistungen sind für die Salana zwar nicht überliefert, allerdings ließen sich, ebenso wie auch für andere Universitäten,70 Aufstellungen über die nötigsten Ausgaben finden. Hierzu zählt eine kleine, sich auf 196 Taler belaufende Auflistung 65 66

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MICHAELIS, Räsonnement, S. 518-523. Zu den Kosten eines Studiums vgl. BOSSE, Studien- und Lebenshaltungskosten. Walther LUDWIG: Die Kosten eines Universitätsstudiums im frühen 16. Jahrhundert, in: Daphnis 26 (1997), S. 653-690. Hans EBERHARDT: Goethes Umwelt. Forschungen zur gesellschaftlichen Struktur Thüringens (Thüringische Archivstudien 1), Weimar 1951, S. 94f. HEER, Marburger Studentenleben, S. 15-17. Verordnung, wegen Etablierung eines Administrations-Collegiums zur Verhütung des Schuldenmachens der Studenten für die preußische Universität Halle vom 18. Februar 1787, Präambel. Eine weitere Auflistung lieferte AUGUSTIN, Bemerkung eines Akademikers, S. 270f. Vgl. BOSSE, Studien- und Lebenshaltungskosten, S. 138-141. LEONHARDI, Järliche Kostenberechnung, nach S. 220. MURSINNA, Akademisches Taschenbuch, nach S. 276. Eine weitere Auflistung samt knapper Erklärung befindet sich bei Moses RINTEL: Versuch einer skizzierten Beschreibung von Göttingen nach seiner gegenwärtigen Beschaffenheit, Göttingen 1794, S. 152-155. HERZOG, Briefe zur nähern Kenntniß, nach S. 276 stellte für einige Universitäten die wichtigsten Angaben der Kosten zusammen.

DIE STUDIEN- UND LEBENSHALTUNGSKOSTEN

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von Anton Kuehl aus dem Jahre 1798.71 Die Preise der Saalestadt aus den Jahren um 1770 werden aus den gedruckten Oeconomische[n] Nachrichten vor die Studirens halber hierher kommenden vom Mathematikprofessor Johann Ernst Basilius Wiedeburg ersichtlich.72 Ein Exemplar dieser Broschüre bekamen die Studenten bei ihrer Immatrikulation ausgehändigt,73 damit sie die auf sie zukommenden Kosten für Unterhalt und Studium kannten und mit ihrem Vermögen haushalten konnten. Den publizierenden Hochschulen ging es nicht allein um eine Bereitstellung der Informationen, als sie die Budgettabellen und Preislisten abfassen ließen. Die Aufstellung in Halle wurde in Verbindung mit einer Maßnahme zur Eindämmung der studentischen Schulden angefertigt und sie war auch in diesem Zusammenhang zu verstehen, nämlich als Vorbeugungsmaßnahme. Ganz anders motiviert war die Universität in Leipzig. Die dortigen Professoren waren bestrebt, gegen das ihrer Meinung nach unbegründete Stigma einer teuren Hochschule vorzugehen.74 Mit derselben Intention wurde in Göttingen 1789 ein Budgetplan veröffentlicht, der jedoch erst bei einem benötigten Minimum von 200 Talern begann,75 im Gegensatz zu Leipzig, wo etwas mehr als die Hälfte dafür veranschlagt wurde.76 Obwohl ebenso in Jena die Preise in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts angestiegen seien, so der spätere Hofadvokat und Stadtrichter Johann Christian Wilhelm Faselius 1793, lebe es sich in der Saalestadt immer noch günstiger als in anderen Universitätsstädten.77 Dass es um die Jahrhundertwende nicht mehr so wohlfeil gewesen war, berichtete auch der Advokat und Schriftsteller Andreas Georg Friedrich Rebmann. Nur die Hauptbedürfnisse Tisch und Unterkunft seien für die günstigsten Preise zu bekommen.78 Der Student Wilhelm Lautz veranschlagte daher ebenfalls 1793 in einem Brief an seine Eltern als unterstes Minimum 200 Gulden für das Studium in Jena pro Jahr.79 Trotz der erhöhten Preise um 180080 musste die Salana sich scheinbar nicht so sehr mit der 71 72

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KUEHL, Zeichnung der Universität Jena, S. 58f. Johann Ernst Basilius WIEDEBURG: Oeconomische Nachrichten vor die Studirens halber hierher kommenden, Jena 1770. Vgl. die Auflistung der Preise aus dem Jahr 1765, die Herbert KOCH: Geschichte der Jenaischen Peruquier-Innung, Jena 1926, S. 26-30 publizierte. RASCHE, Umbrüche, S. 93 Anm. 59. LEONHARDI, Järliche Kostenberechnung, S. 215. MURSINNA, Akademisches Taschenbuch, nach S. 276. Vgl. BOSSE, Studien- und Lebenshaltungskosten, S. 154f. MURSINNA, Akademisches Taschenbuch, nach S. 276 gab 130 Taler an, während LEONHARDI, Järliche Kostenberechnung, nach S. 220 bei 120 Talern begann. FASELIUS: Kurze Beschreibung, S. 29. GREILING, Andreas Georg Friedrich Rebmann, S. 86. Vgl. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 111. Otto LAUTZ (Hg.): Jenaer Universitätsleben in den Jahren 1792-1795. Aus den Briefen zweier naussauischer Studenten, in: ZVThGA 43, NF 35 (1941), S. 206-218, hier S. 210. KUEHL, Zeichnung der Universität Jena, S. 56f.

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Anschuldigung der Überteuerung auseinandersetzen81 wie Göttingen oder Leipzig. Vielmehr galt sie als universitas pauperum.82 Somit war für Wiedeburg auch die Bereitstellung unparteiischer Informationen über die Preise in der Stadt an der Saale für neu ankommende Universitätsbesucher der wichtigste Grund für die Erstellung der Preisübersicht.83 Aber man wird dem Mathematikprofessor auch unterstellen müssen, dass er den Ruf Jenas als erschwingliche Stadt mehren wollte, um der Attraktivität der Salana weiter Vorschub zu leisten.84

Die Studienkosten Doch was für Posten waren es, die in den Budgetaufstellungen aufgeführt wurden? Wie viel durften sie jährlich kosten und welche Qualität erhielten die Studenten für das angegebene Geld? Da die bei Wiedeburg angegebenen Preise für Jena die einzig überlieferten sind, diese für die Zeit um 1800 aber nicht mehr aktuell waren,85 soll die ausführliche Auflistung von Leipzig aus dem Jahr 1788 mit in die Betrachtung gebezogen werden, auch wenn die Saalestadt nicht ohne Weiteres mit der großen Messestadt verglichen werden kann. Für eine Orientierung reicht es indes aus. Nachdem die Neuankömmlinge die Jenaer Hochschule erreicht hatten, mussten sie sich binnen dreier Tage beim Depositor zur Immatrikulation anmelden,86 beim Prorektor den Immatrikulationseid leisten, eine Einschreibegebühr entrichten und sich in die Matrikel eintragen,87 was den Universitätsbesuchern durch die 81

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Vgl. KOCH, Jenaische Peruquier-Innung, S. 26. 1765 sah sich die Universität Jena veranlasst, eine Broschüre mit den Durchschnittspreisen für die Lebenshaltungskosten herauszugeben, da sie sich dem Vorwurf der Überteuerung entgegenstellen wollte. RASCHE, Umbrüche, S. 92-94. EBERHARDT, Goethes Umwelt, S. 91-98. Herbert KOCH: Geschichte der Stadt Jena, unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1966 mit einem Nachwort von Jürgen JOHN und einer Bibliographie zur Jenaer Stadtgeschichte von Reinhard JONSCHER, Jena 1996, S. 190. WIEDEBURG, Oeconomische Nachrichten, S. 3. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 108. KUEHL, Zeichnung der Universität Jena, S. 56. Eine allgemeine Preisliste der Lebensmittel aus dem Jahre 1804 druckte Johann Adolph Leopold FASELIUS: Neueste Beschreibung der herzoglich sächsischen Residenz- und Universitäts- Stadt Jena: oder, historische, topographische, politische und akademische Nachrichten und Merkwürdigkeiten derselben, Jena 1805, S. 192-194 ab. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 3. Mit Depositor war der Oberpedell gemeint. Zur Immatrikulation und Deposition vgl. RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, S. 163-183. Ulrich RASCHE: Deposition, in: Enzyklopädie der Neuzeit 2 (2005), Sp. 924-927. Vgl. Gerhard MÜLLER: Vom Regieren zum Gestalten. Goethe und die Universität Jena (Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800. Ästhetische Forschungen 6), Heidelberg 2006, S. 194f. Der Inskriptionseid wurde 1780 abgeschafft. Zu der im Vorfeld stattgefundenen Diskussion innerhalb der Universität vgl. unter anderem UAJ A 801, UAJ A 1228, UAJ A 1229.

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Aushändigung des Matrikelscheins bestätigt wurde.88 Danach gehörten sie zur civitas academica.89 Die Gebühr für die Einschreibung richtete sich an der Salana nicht nach der geographischen Herkunft oder dem beabsichtigten Studienfach, sondern war abhängig vom sozialen Stand der Studenten. So zahlte ein Graf um 1770, der zuvor nicht an einer anderen Universität immatrikuliert war, mindestens zehn Taler für seine Inskription, ein Adliger 4rt 20gl, ein Bürgersohn 2rt 16gl und ein ganz armer zahlt[e] […] 18gl. Geringer waren die Gebühren, wenn die Studenten bereits an einer anderen Hochschule studiert und dort bereits einmal bezahlt hatten.90 Während der Immatrikulationsbeitrag ausschließlich einmal zu Beginn der Studienzeit an der jeweiligen Universität zu entrichten war, mussten die kostenpflichtigen Kollegia jedes Semester erneut bezahlt werden. Verhindern konnten die Universitätsbesucher diese Kosten nur, wenn sie die öffentlichen und somit kostenfreien Vorlesungen besuchten oder ein Armutszeugnis vorweisen konnten. Dann erhielten sie die Einschreibung ganz frei oder einen Nachlass.91 Die ordentlichen Kollegia berechnete Wiedeburg mit drei Talern pro Halbjahr, jene, die täglich zwei Stunden gelesen wurden, mit fünf, den Einzelunterricht mit bis zu zehn.92 Aus der Leipziger Auflistung ist weiterhin zu entnehmen, dass Studenten mit maximal 200 Talern im Jahr, wenn sie die dort veranschlagten zehn Vorlesungen besuchen wollten, ein Armutszeugnis benötigten und die öffentlichen Veranstaltungen besuchen mussten. Erst bei einem Etat von 300 Talern seien sie in der Lage gewesen, alle Privat-Kollegia voll zu bezahlen.93 Jenen, denen es finanziell möglich war, stand es offen, Sprachen zu erlernen, ebenso wie Reiten, Fechten, Tanzen und Zeichnen sowie weitere praktische Fähigkeiten.94

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Ulrich RASCHE: Über die deutschen, insbesondere über die Jenaer Universitätsmatrikeln, in: Genealogie 25 (2000/01), S. 29-46, 84-109, hier S. 42f. In ebd., S. 43 Abbildung 4 befindet sich eine Abbildung eines Matrikelscheins. Zur Matrikel vgl. Matthias ASCHE, Susanne HÄCKER: Matrikeln, in: Ulrich RASCHE (Hg.): Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte (Wolfenbütteler Forschungen 128), Wiesbaden 2011, S. 243-267, hier besonders S. 252-254. RASCHE, Jenaer Universitätsmatrikeln, S. 97. WIEDEBURG, Oeconomische Nachrichten, S. 8f. Vgl. ASCHE; HÄCKER, Matrikeln, S. 253. UAJ A 1235 fol. 35r-35v. Universitätsprotokoll, 29. Juli 1809. Im Sommer 1809 wurde darüber nachgedacht, jeden Studenten, gleichgültig ob er bereits an einer anderen Universität immatrikuliert gewesen war oder nicht, eine fixe Einschreibegebühr von 4rt 14gl bezahlen zu lassen. Nach WIEDEBURG, Oeconomische Nachricht, S. 8f. mussten selbst die Studenten, die ein ganzes Armutszeugnis besaßen, einen geringen Teil der Immatrikulationsgebühren entrichten. Vgl. Kapitel 2.3. – Das Armutszeugnis. Ebd., S. 16. GÄDICKE, Nachrichten für angehende Studierende, S. 8-14 führte detaillierte Preise für einzelne Professoren und Thematiken an. LEONHARDI, Järliche Kostenberechnung, nach S. 220, 229. WIEDEBURG, Oeconomische Nachrichten, S. 16f.

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Neben der Immatrikulation und den Kollegia benötigten die Universitätsbesucher Schreibmaterialien und Bücher. Auch hier war es den weniger vermögenden nur möglich, nach und nach einige Bücher zu erwerben, während jene mit mehr Geld sich die für ihr Fach notwendige Literatur semesterweise kaufen konnten. Studenten, die 800 Taler im Jahr zur Verfügung hatten, konnten in Leipzig für Bücher sogar ein Budget von 100 Talern aufwenden.95

Die Lebenshaltungskosten Während die reinen Studienkosten relativ gut kalkulierbar gewesen sind, nicht nur, weil sie lediglich wenige Posten umfassten, sondern auch, weil selbige nicht so großen Schwankungen unterlagen, waren die Lebenshaltungskosten in einem verstärkten Maße von jeder Person individuell abhängig. Einen größeren Teil nahm die Miete ein. Bei der Suche nach einer Unterkunft griffen viele Familien auf die Hilfe gegebenenfalls vorhandener Bekanntschaften in der ausgewählten Stadt zurück und baten sie um die Organisation einer Wohnstätte.96 Wie die Universitätsbesucher, die erst vor Ort ihr Quartier suchten, leerstehende Zimmer fanden, war von Stadt zu Stadt unterschiedlich. In Göttingen gab es seit 1766 ein Logieverzeichnis, welches sämtliche Studentenwohnungen samt deren Bewohnern erfasste.97 Leipziger Vermieter schlugen Zettel an ihre Haustüren, auf denen Allhier sind Studentenstuben zu vermiethen geschrieben stand,98 und in der Saalestadt annoncierte die Bevölkerung in den (Privilegierten) Jenaischen wöchentlichen Anzeigen, wenn sie freie Zimmer zu vermieten hatte.99 Dies war jedoch ab 1817 nur für das Stadtzentrum Jenas möglich, weil die akademischen Gesetze erstmals festlegten, dass alle Universitätsbesucher dort wohnen mussten.100 Der Mietvertrag, der

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LEONHARDI, Järliche Kostenberechnung, nach S. 220, 230. Zu den Auktionen vgl. Viktor SELLENTIEN (Hg.): Ein Göttinger Student der Theologie in der Zeit von 1768-1771. Nach seinen Briefen, Hannover 1912, S. 33. KUEHL, Zeichnung der Universität Jena, S. 43. Gewöhnlich schreibt der angehende Musensohn schon aus dem Vaterlande an einen Freund oder Landsmann, und bittet um Besorgung eines Zimmers. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 145. Johann Heinrich JUGLER (Hg.): Leipzig und seine Universität vor hundert Jahren. Aus den gleichzeitigen Aufzeichnungen eines Leipziger Studenten, Leipzig 1879, S. 50. Anzeigen zur Vermietung von ganzen Häusern oder einzelnen Zimmern finden sich regelmäßig in der lokalen Zeitschrift: JWA Nr. 10, Freitag, den 4. Februar 1803. In einem Hause unten in der Johannisgasse ist in der ersten Etage eine Stube nebst 3 Kammern, Küche und Keller, kommende Ostern zu vermiethen, und giebt Ausgeber dieses nähere Nachricht. JWA Nr. 33, Mittwoch, den 25. April 1810. In meinem Hause in der Saalgasse ist zu Johannis d. J. im ersten Stock vorn heraus eine Stube, nebst Kammern, Küche, Holzstall und Keller, zu vermieten. Schulinus, Klempner. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 22.

DIE STUDIEN- UND LEBENSHALTUNGSKOSTEN

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schriftlich fixiert werden sollte, galt immer für ein Semester und war vier Wochen vor Ablauf, also vor Ostern oder Michaelis, zu erneuern.101 Die besten Zimmer in Jena waren tapeziert und mit zwei bis drei Tischen, sechs Stühlen zuzüglich einem Lehnstuhl, Vorhängen an den Fenstern, einem großen Spiegel, einem Kleiderschrank und einer Kommode sowie einem Regalbrett ausgestattet. Sie kosteten im Quartal acht bis zehn Taler.102 Für ein Zimmer mittlerer Qualität bezahlten Studenten drei bis vier Taler.103 In der Regel musste zum Mietpreis die Aufwartung und das Bettzeug zusätzlich bezahlt werden. Eine pathetische Begründung, warum allerdings auf ein Mietbett verzichtet werden sollte, führte Anton Kuehl an: Mütter! wenn euch die Gesundheit eurer Söhne, in weiter Ferne, nicht gleichgültig ist, so beherzigt diese Wahrheit! Fällt es euch schwer, aus eurer wohleingerichteten Wirthschaft ein Bett wegzugeben, das ihr, aller

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Verordnung zur Miethe der Stuben und Betten zu Jena vom 10. März 1720. Achatius Ludwig Carl SCHMID: Zuverlässiger Unterricht von der Verfassung der Herzoglich Sächsischen Gesamtakademie zu Jena, aus Akten und anderen Urkunden, Jena 1772, S. 261. Darüber informiert wurden die Studenten mit den ihnen bei ihrer Immatrikulation ausgehändigten Neuerlichen Patente[n] und Mandate[n] der sämmtlichen Durchlautigsten Herren Erhalter der Jenaischen Academie wie andere academische Verordnungen, die auch das Extrakt aus der am 10. März 1720 publizierten Verordnung zur Vermietung der Stuben und Betten enthielten. Das erste Exemplar dieser zwischen 1769 und 1796 gedruckten Hefte befindet sich in UAJ A 16b fol. 213r-226v. In den Gesetzen für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 23f. wurde die Frist mit sechs Wochen benannt. Dies tat auch WIEDEBURG, Oeconomische Nachrichten, S. 10 im Jahr 1770. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Fehler, denn Wiedeburg verwies auf ein besonderes Mandat und konnte damit nur die Verordnung zur Miethe der Stuben und Betten zu Jena vom 10. März 1720 meinen, die vier Wochen Kündigungsfrist vorsah. WIEDEBURG, Oeconomische Nachrichten, S. 9f. Vgl. M. MEIßNER (Hg.): Aus Briefen des stud. jur. H. A. Weise in Jena (1778-1782), in: Mitteilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes 11 (1907), S. 60-74, hier S. 62. In einem Zimmer dieser Preisklasse muss auch Heinrich Adolph Weise gewohnt haben, der seiner Mutter in einem Brief vom 2. Januar 1779 seine Stube wie folgt beschrieb: ich wohne in einem ansehnlichen Haus zwey Treppen hoch – eine große Stube, die Decke mit Stoktur-Arbeit – drey Tische, fünf Stühle, ein Kleiderschranck, ein Spiegel, ein Bücherbret, ein Schränckgen, ein Tressur ziert meine Stube. Rechterhand zur Stube hinein hängt mein Degen, ein paar Rappiere liegen an der Ecke der Stube, darneben meine Fechthandschu, eine parforc Peitsche und ein paar Sporen, sie sind aber nicht meine, nicht weit davon lehnt der Knotenstock – dann folgt ein Tisch, auf diesen speiß ich – dann folgt das Bücherbret, darauf liegt mein Werkzeug, die Bücher – dann folgt mein Studiertisch. Hier fällt nun am ersten in die Augen die Bierlase und das Glas, dann der Tobacks-Beutel und die Pfeife, der Dintenstecher, Feder, Papier und einige Bücher [...]. Bei einem Rapier handelte es sich um einen Degen. Eine parforc Peitsche war eine Peitsche für die Jagd. Der Knotenstock war eine Art Wanderstab mit natürlichen Verdickungen. Eine Lase war ein Blechgefäß. WIEDEBURG, Oeconomische Nachrichten, S. 10.

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Vermuthung nach, nicht wieder seht; dann berechnet die Gefahr eurer Söhne, und die Kosten der Heilung solcher, aus Miethbetten erzeugten, Krankheiten, und befreyt auch in diesem Fall euer Gewissen.104

Wiedeburg veranschlagte etwa einen Taler vierteljährlich für das Bett, für Aufwartung noch einmal die Hälfte.105 Letzteres machte also zwei Taler im Jahr, und nach der Leipziger Auflistung von 1788 konnten Universitätsbesucher mit einem Budget von bis zu 200 Talern diese Summe dafür ausgeben. Für diesen Betrag wurde das Bett gemacht, Wasser geholt, Kaffee gekocht, geheizt und wöchentlich einmal ausgekehrt.106 Für jene, die mehr für die Aufwartung aufbringen konnten, tätigten die Aufwärterinnen107 ebenso Einkäufe und Besorgungen, ferner wurde das Zimmer mehrmals in der Woche gereinigt.108 Gar arme [Studenten] können auch kleinere Stübgen bey Bürgern und in Hintergebäuden oder in abgelegenern Strasen, das ganze Jahr mit Bette und Aufwartung vor 8 bis 9 [r]thl. bekommen.109 Dadurch sparten sie nicht nur an den Mietkosten, sondern auch an Holz und Beleuchtung, denn diese mussten zusätzlich bezahlt werden.110 In seiner Kostenauflistung veranschlagte Kuehl 1798 in Jena für Miete, Aufwartung sowie Holz und Beleuchtung pro Jahr insgesamt 42 Taler, was etwa ein Fünftel der Summe (196 Taler) für die nötigsten Ausgaben der Lebenshaltung ausmachte.111 Mit mehr als der Hälfte des Geldes, nämlich 104 Talern, war laut Kuehl für den Mittags- und Abendtisch sowie Kaffee und Bier jährlich zu rechnen.112 Die Universitätsbesucher, die nicht in der akademischen Speiseanstalt, dem Konvikt, speisten, hatten die Auswahl zwischen den verschiedensten Angeboten der Wirtshäuser.113 1803 verzeichnete die Hochschule nicht weniger als 14 Speisewirte und

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KUEHL, Zeichnung der Universität Jena, S. 46f. WIEDEBURG, Oeconomische Nachrichten, S. 9. LEONHARDI, Järliche Kostenberechnung, S. 226. Es gab auch Aufwärter, jedoch wurde diese Dienstleistung meist von Frauen ausgeführt. Zu den Aufwärter(innen) vgl. Silke WAGENER: Pedelle, Mägde und Lakaien. Das Dienstpersonal an der Georg-August-Universität Göttingen 1737-1866 (Göttinger Universitätsschriften Serie A, Schriften 17), Göttingen 1996, S. 41-44. LEONHARDI, Järliche Kostenberechnung, S. 226. WIEDEBURG, Oeconomische Nachrichten, S. 10. LEONHARDI, Järliche Kostenberechnung, S. 226. KUEHL, Zeichnung der Universität Jena, S. 58. Vgl. die Darstellung eines Zimmers, welches sich mehrere Studenten teilten, in HAAB Weimar Stb 299 Bl. 103. Abbildung ohne Datum [1749-1782]. Abgedruckt bei Eva RAFFEL (Hg.): Galilei, Goethe und Co. Freundschaftsbücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Ein Immerwährender Kalender, Berlin 2012, S. 105. KUEHL, Zeichnung der Universität Jena, S. 58. Ebd. Vgl. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 90f. Zu den Speisemöglichkeiten bei Bürgern und Professoren im 16. und 17. Jahrhundert vgl. SPÄTE, Universität Jena, S. 52-56. Vgl. Kapitel 2.3. – Das Konvikt.

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-wirtinnen.114 1825 waren es immerhin noch elf. In diesem Jahr legte die Salana zudem fest, dass der Mittagstisch zukünftig von einem Taler auf 21 Groschen pro Woche herab gesetzt werde.115 Fast 60 Jahre zuvor konnten Studenten für diese Summe an einem der besseren Tische speisen, dessen Qualität von Johann Ernst Basilius Wiedeburg allerdings nicht beschrieben wurde.116 Aber auch um 1800 aßen sie in einem der öffentlichen Speisehäuser meist für 21 Groschen wöchentlich zu Mittag und erhielten dafür Suppe, Fleisch und Gemüse, zwei- bis dreimal in der Woche Braten sowie Nachtisch oder Salat. Für den Abendtisch wurde etwas weniger, nämlich 18 Groschen, angesetzt.117 Die Universitätsbesucher konnten sich das Essen auch auf ihre Zimmer bringen lassen, dafür entlohnten sie die Träger mit etwa einem Groschen wöchentlich.118 Neben diesen täglich notwendigen Ausgaben führten die Listen auch Posten auf, die für das gepflegte äußere Erscheinen unumgänglich waren. Kuehl veranschlagte für den Friseur, die Wäscherin, den Stiefelwichser sowie für den Schuhmacher und Schneider 35 Taler im Jahr.119 Geringfügig weniger (33rt 8gl) wurde in Leipzig für Studenten gerechnet, die bis 120 Taler jährlich zur Verfügung hatten.120 Für diese Summe konnten sie sich zweimal in der Woche barbieren und täglich mit Puder und Pomade frisieren lassen. Dies war notwendig, denn unfrisiert kan in Leipzig kein Studirender ausgehen, wenn er nicht unter die unreinlichen Leute, und das mit Recht, gezählt werden will [...]. In der Summe mit inbegriffen waren auch die wöchentliche Säuberung der Schuhe und das gründliche Waschen der Kleidung, aber gestärkt und gebügelt wurde sie nicht.121 Für neue Kleidung oder die Ausbesserung der alten sind 20 Taler veranschlagt worden, was mit der Mode in Leipzig begründet wurde, von der sich die mitgebrachten Kleidungsstücke sehr oft unterscheiden würden.122 114 115

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Verzeichniß sämmtlicher öffentlicher Speisetische mit Angaben zu den servierten Speisen von 1803, in: SCHMIDT 9 (1805), S. 392-394. UAJ A 1218 fol. 5r. Verzeichnis der Speisewirte, 8. Januar 1825. Zur Entwicklung des Kredites für Mittags- und Abendtisch in Göttingen vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 307-310. WIEDEBURG, Oeconomische Nachrichten, S. 13. StAJ B XII d 145 fol. 30r. Verzeichnis der öffentlichen Speisehäuser, ohne Datum [1802]. Die Preise bewegten sich zwischen 18 Groschen und 1rt 15gl pro Woche. Jedoch geht nicht explizit aus der Aufstellung hervor, ob diese Angaben nur den Mittagstisch betrafen, oder auch den Abendtisch umfassten. Nicht anders verhält es sich beim Verzeichniß sämmtlicher öffentlicher Speisetische. Beide sind aufgrund der zeitlichen Nähe ihrer Entstehung sehr ähnlich, aber nicht identisch. WIEDEBURG, Oeconomische Nachrichten, S. 13. KUEHL, Zeichnung der Universität Jena, S. 58. LEONHARDI, Järliche Kostenberechnung, nach S. 220. Ebd., S. 227, 229. Ebd., S. 228. […] so behalten unter hundert Neuangekommenen kaum fünf ihre mitgebrachten Kleidungsstüke, weil sie sich durch ihre Form zu sehr von den übrigen auszeichnen [...].

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Summiren Sie [alle aufgezählten Posten], Setzen Sie […] die Ausgaben […] [für] Vergnügungen [und] kleine Reisen [hinzu] und sehen Sie zu, ob Sie mit 300 Rthlr. reichen.123 So resümierte Anton Kuehl, nachdem er alle notwendigen Ausgaben für das Studium aufgelistet hatte. Und wie bereits eingangs erwähnt, kamen auch andere Zeitgenossen zu demselben Ergebnis. Doch wie viel Vermögen die Universitätsbesucher wirklich für die Bestreitung ihrer akademischen Ausbildung zur Verfügung hatten, ist damit nicht gesagt.

Zwischenfazit Wie viel ein Studium um 1800 kostete, hing von vielen Faktoren ab. Zum einen gab es die Gebühren für die Immatrikulation, die von dem gesellschaftlichen Stand und dem bisherigem Bildungsweg abhängig waren. Auch die Höhe der Vorlesungsgelder unterschied sich je nach Fach und Veranstaltungsart. Den anderen großen Ausgabenposten bildeten die Lebenshaltungskosten für Unterkunft, Verpflegung, Kleidung und Körperhygiene. Für all dies veranschlagten die Zeitgenossen pauschal etwa 300 Taler pro Jahr. Doch da ihnen ebenso bewusst war, dass an den Hochschulen des Reiches unterschiedliche Verhältnisse herrschten, dass nicht alle angehenden Universitätsbesucher exakt diese Summe zur Verfügung hatten und sie vor Beginn des Studiums meist noch nicht gelernt hatten, mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Geld hauszuhalten, florierten im ausgehenden 18. Jahrhundert die Studienratgeber und Budgetlisten. Zwar dienten diese Schriften nicht selten der Imagepflege der Universitäten – Leipzig und Göttingen wollten so ihrem Ruf als teure Hochschulen entgegenarbeiten – doch für die Studenten und deren Eltern boten sie die Möglichkeit, sich über den finanziellen Handlungsspielraum zu informieren, den die Studenten mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Vermögen haben würden.

2.2.

Die Finanzen der Jenaer Studenten

Grundlage für die Untersuchung der studentischen Finanzen bilden die in Abschrift vorliegenden Listen, in denen die Hochschule für den Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach die für die Universitätsbesucher bei der Post angekommenen Gelder notierte.124 Überliefert sind diese Verzeichnisse für 123 124

KUEHL, Zeichnung der Universität Jena, S. 58f. Ähnlich UAJ E II 75 fol. 26r. Tarnow an Johann Carl Friedrich Markgraf, Abschrift, 5. August 1819. UAJ A 831. Vgl. UAJ A 830 unpag. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 27. April 1779. Ebd. unpag. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität

DIE FINANZEN DER JENAER STUDENTEN

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die Zeit vom Sommersemester 1815 bis einschließlich Winterhalbjahr 1824/25. Sie enthalten den Nachnamen der Empfänger, das Datum der Wechseleingänge sowie die Höhe des übersandten Vermögens. Insgesamt kamen so in der benannten Dekade 6.192 Geldanweisungen in die Stadt an der Saale. Um mit diesem Dokument arbeiten zu können, bedurfte es zunächst einer Verifizierung der einzelnen Personen. Hierfür wurde die Matrikel herangezogen.125 Alle darin nicht aufgeführten Empfänger sind aus der Untersuchung ausgeschlossen worden.126 Unberücksichtigt blieben zudem Sendungen auf Nachnamen wie Müller, Meyer, Schmidt, Hoffmann, da diese nicht konkret einer Person zugeordnet werden konnten. Die Streichung ist notwendig, da eine Zugrundelegung aller in der Dekade angekommenen Wechsel zu verfälschten Werten geführt und viele Fragen unbeantwortet gelassen hätte. Daher sollten die Daten der einzelnen Studenten und deren Finanzen als Basis dienen. Aus dem gleichen Grund wurden des Weiteren jene Wechsel entfernt, die ab einem bestimmten Zeitpunkt mehreren potentiellen Empfängern hätten zugeordnet werden können. Ferner wurden Universitätsbesucher herausgenommen, die sich vor Beginn der Aufzeichnung. So konnte weitestgehend gewährleistet werden, dass für die restlichen alle über die Post gekommenen Gelder ermittelt wurden. Parallel dazu hätte dies auch beim zeitlichen Ende der Quelle vorgenommen werden müssen. Allerdings war das nicht möglich, da es im Untersuchungszeitraum noch keine Exmatrikulation gab und somit die Aufenthaltszeit der Studenten nicht direkt bestimmt werden konnte.127 Nach dieser Auf- und Bearbeitung der Quelle blieben 3.966 Wechsel übrig, die 1.085 Universitätsbesuchern zugeordnet werden konnten. Damit wurden die Finanzen von fast jedem zweiten (41,9%) der 2.590 Studenten erfasst, die sich in der Dekade von 1815 bis 1825 an der Salana eingeschrieben hatten.128

125 126

127

128

Jena, 28. Mai 1782. Die Meldung der Wechseleingänge, zusammen mit den abgegangenen, inskribierten und sich tatsächlich in Jena befindenden Studenten musste jedes Semester an den Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach übermittelt werden. Universitätsmatrikel. Vgl. ASCHE; HÄCKER, Matrikeln, S. 254. Zunächst wurden die Angaben der Immatrikulierten auf Zettel geschrieben und nachträglich in die Matrikel übertragen. Bei einem Verlust dieser Notizen, die in der Regel die einzige Überlieferung der Inskription darstellten, fehlten diese Angaben später auch in der Matrikel. Aber es gab durchaus auch Studenten, die sich aus unterschiedlichen Motiven bewusst nicht einschreiben ließen. Vgl. RASCHE, Jenaer Universitätsmatrikeln, S. 87-89. Laut den Gesetzen für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 126 endete das akademische Bürgerrecht spätestens nach vier Jahren. Vgl. ASCHE; HÄCKER, Matrikeln, S. 250f. Allerdings gibt es in UAJ E II 325 vom Sommersemester 1823 bis Winterhalbjahr 1849/50 Namenslisten der von der Universität weggewiesenen Studenten. In UAJ A 831 befinden sich für die untersuchte Dekade summarische Auflistungen über die Anzahl der sich tatsächlich in Jena aufhaltenden Studenten. Auf einen Vergleich der Wechseleingänge mit diesen Daten wurde jedoch verzichtet, weil die Gelder in einem größeren Umfang Jena erst nach der Abreise der Universitätsbesucher erreichten. Daher

DIE ÖKONOMIE DES STUDIUMS

40

180 160 140 120 100 80 60 40 20 0

Landeskinder

SS 1824

SS 1823

SS 1822

SS 1821

SS 1820

SS 1819

SS1817

SS 1818

SS 1816

auswärtige Studenten SS1815

Immatrikulation

Um auf ein weiteres, fundamentales Problem aufmerksam zu machen, bedarf es eines vorausgreifenden Blickes auf die Herkunft der Empfänger.129 Jena galt um 1800 als Landesuniversität und dennoch kamen auf einen ernestinischen (330; 30,4%) zwei ausländische (755; 69,6%) Wechselempfänger.130 Die elementare Erklärung hierfür ist, dass sich in der untersuchten Dekade insgesamt mehr auswärtige (1.493; 57,7%) als ernestinische (1.083; 41,8%) Studenten an der Salana immatrikulierten.131 Dies ist wiederum auf die Anziehungskraft der Jenaer Hochschule während der Gründung der Urburschenschaft (1815) und des Wartburgfestes (1817) zurückzuführen, die vor allem die ausländischen Universitätsbesucher anzog.132 (Diagramm 1)

Semester Diagramm 1 Immatrikulation nach der Herkunft der Studenten

Ferner stellten aber auch die mit der Post kommenden Wechsel keineswegs die einzige Einnahmequelle der Studenten dar. Völlig unberücksichtigt mussten ma-

129

130

131 132

kann nicht automatisch geschlussfolgert werden, dass ein Student noch vor Ort gewesen war, nur weil ein Wechsel für ihn ankam. Zur regionalen Herkunft der Jenaer Studenten im 16. und 17. Jahrhundert vgl. Tina LEICH: Profil, regionale Identität und Raumwahrnehmung Jenaer Universitätsbesucher 1548-1648, in: Daniela SIEBE, Stefan WALLENTIN (Hg.): „Orte der Gelahrtheit“. Personen, Prozesse und Reformen an protestantischen Universitäten des Alten Reiches (Contubernium – Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 66), Stuttgart 2008, S. 45-79, hier S. 63-79. Als Landeskinder wurden die Universitätsbesucher aus Sachsen-Coburg-Saalfeld, SachsenGotha-Altenburg, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Weimar-Eisenach gezählt. Die verbleibenden wurden den auswärtigen Studenten zugeordnet. Bei 14 (0,5%) Studenten war keine Herkunftsangabe zu ermitteln. RASCHE, Umbrüche, S. 126.

DIE FINANZEN DER JENAER STUDENTEN

41

terielle Unterstützungen bleiben, persönlich übermitteltes Vermögen, jegliche nonfiskale Rücklagen und die in einem nicht übersehbaren Maß stattgefundenen heimlichen Geldsendungen. Die räumliche Nähe der Landeskinder zu ihren Familien und die noch zu prüfende These, dass selbige nicht so viel Geld für das Studium zur Verfügung hatten,133 sind plausible Erklärungen für das deutliche Übermaß an auswärtigen Studenten unter denjenigen, die ihr Geld primär über die Post zugesandt bekamen. Generell dürfen die ermittelten Beträge aber bei allen Universitätsbesuchern nur als Minimalwerte gesehen werden. Dies ist bei der Auswertung der Daten stets zu berücksichtigen.

Die Untersuchung der Studentenwechsel

25000 20000 15000 10000 5000 0 SS 1815 WS 1815/1816 SS 1816 WS 1816/1817 SS 1817 WS 1817/1818 SS 1818 WS 1818/1819 SS 1819 WS 1819/1820 SS 1820 WS 1820/1821 SS 1821 WS 1821/1822 SS 1822 WS 1822/1823 SS 1823 WS 1823/1824 SS 1824 WS 1824/1825

Taler

Zunächst ist die Frage zu beantworten, wie viel Vermögen jedes Semester durch die Wechsel in die Saalestadt kam. In Diagramm 2 ist zu erkennen, wie sich seit Beginn des Aufzeichnungszeitraumes im Sommerhalbjahr 1815 das für Studenten ankommende Geld zunächst kontinuierlich erhöhte. Die Hochphase mit je 15.000 Talern und mehr wird in der Zeitspanne vom Winterhalbjahr 1817/18 bis einschließlich Winter 1819/20 erreicht. Danach verläuft die Gesamtsumme der Wechseleingänge in einer wellenförmigen Kurve weiter, erreicht im Sommer 1821 mit 6.500 einen Tiefpunkt und steigt daraufhin wieder auf 9.000 bis 10.000 Taler an. Dann fällt die Kurve erneut auf etwas mehr als 7.000 ab.

Semester

Diagramm 2 Gesamtgeldeingänge je Semester

133

RASCHE, Umbrüche, S. 93f.

DIE ÖKONOMIE DES STUDIUMS

42

250 200 150 100 50 0 SS 1815 WS 1815/1816 SS 1816 WS 1816/1817 SS 1817 WS 1817/1818 SS 1818 WS 1818/1819 SS 1819 WS 1819/1820 SS 1820 WS 1820/1821 SS 1821 WS 1821/1822 SS 1822 WS 1822/1823 SS 1823 WS 1823/1824 SS 1824 WS 1824/1825

Immatrikulationen

Vergleicht man diese Verlaufskurve mit der studentischen Frequenz an der Salana,134 so ergibt sich ein recht ähnliches Bild. (Diagramm 3)

Semester

Diagramm 3 Frequenz der Universität Jena

Die Erklärung hierfür ist recht einfach. Mehr als zwei Drittel (753; 69,4%) der Universitätsbesucher erhielten ihre erste Geldanweisung binnen der ersten sechs Monate nach ihrer Ankunft in Jena, und bei insgesamt 492 (45,3%) war es sogar noch das gleiche Semester, in dem sie sich immatrikulierten.135 Daraus ist abzuleiten, dass in frequenzstarken Halbjahren viele Wechsel die Stadt erreichten und in schwächeren Semestern seltener Gelder gesandt wurden. (Diagramm 4) Generell gilt daher, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Studentenanzahl und der Menge der Wechsel gab.

134

135

Zur Frequenz an der Salana vgl. ebd. Immer noch grundlegend sind die Arbeiten von Franz EULENBURG: Die Frequenz der deutschen Universitäten von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, Leipzig 1904, S. 148f., 164 Tabelle 6. Hermann LEUTENBERGER: Untersuchungen über die Besucherzahl der Universität Jena von den Anfängen bis zur Gegenwart, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Gesellschaftund sprachwissenschaftliche Reihe 3 (1953/54), S. 361-390. Einen aktuellen Forschungsüberblick lieferte Joachim BAUER: Universitätsgeschichte als Mythos. Erinnerungen, Selbstvergewisserung und Selbstverständnis Jenaer Akademiker 1548-1858 (Pallas Athene 41), Stuttgart 2012, S. 257-262. Vgl. S. 48f.

43

400 350 300 250 200 150 100 50 0 SS1815 WS 1815/1816 SS 1816 WS 1816/1817 SS 1817 WS 1817/1818 SS 1818 WS 1818/1819 SS 1819 WS 1819/1820 SS 1820 WS 1820/1821 SS 1821 WS 1821/1822 SS 1822 WS 1822/1823 SS 1823 WS 1823/1824 SS 1824 WS 1824/1825

Wechselanzahl

DIE FINANZEN DER JENAER STUDENTEN

Semester

Diagramm 4 Wechselanzahl je Semester

Wie Ulrich Rasche in seiner Studie zur Frequenz der Salana bereits aufzeigen konnte, sank die Zahl der Immatrikulationen um 1815 nicht zuletzt aufgrund der Befreiungskriege, vorrangig bei den ausländischen Universitätsbesuchern.136 Dementsprechend war die Anzahl der Geldeingänge für Letztere eher gering und die der finanzschwächeren Landeskinder höher.137 Somit war das monetäre Gesamtvolumen, welches im Sommersemester 1815 durch die Wechsel in der Saalestadt ankam, erheblich geringer als in der Phase während und nach dem studentischen Aufbegehren, in der die Hochschule nicht nur ein Frequenz- und Wechselhoch,138 sondern auch noch beinahe 69,5% (593 von 853) auswärtige Studenten aufwies.139 Bestätigt findet sich dies auch, wenn man die durchschnittliche Höhe der Geldtransfers in jedem Halbjahr betrachtet. (Diagramm 5) Spitzenwerte von 55 bis 62 Talern gab es genau in der Zeit, in der besonders viele ausländische Universitätsbesucher in Jena waren. (vgl. Diagramm 1) Damit war die Hochphase der Einschreibung beinahe deckungsgleich mit dem Hoch der ankommenden Wechsel, der durchschnittlichen Dotierung selbiger und dem monetären Gesamtvolumen der einzelnen Semester.

136 137 138

139

RASCHE, Umbrüche, S. 125f. Vgl. ebd., S. 93f. In den finanzstarken Halbjahren betrug die Zahl der eingegangenen Wechsel zwischen 315 und 357. Wobei hier wieder das Wintersemester 1819/20 mit 231 Geldeingängen eine Ausnahme darstellte. Vgl. RASCHE, Umbrüche, S. 126 benannte den Anteil der auswärtigen Studenten mit knapp 60%. Allerdings legte er ebd., S. 102f. eine andere Definition von Landeskindern zugrunde.

DIE ÖKONOMIE DES STUDIUMS

70 60 50 40 30 20 10 0 SS 1815 WS 1815/1816 SS 1816 WS 1816/1817 SS 1817 WS 1817/1818 SS 1818 WS 1818/1819 SS 1819 WS 1819/1820 SS 1820 WS 1820/1821 SS 1821 WS 1821/1822 SS 1822 WS 1822/1823 SS 1823 WS 1823/1824 SS 1824 WS 1824/1825

Taler

44

Semester Diagramm 5 Durchschnittliche Höhe der Wechsel je Semester

Doch prüft man die durchschnittliche Höhe der Geldeingänge noch etwas genauer, fallen die teilweise sehr abrupten und starken Schwankungen auf. Um hierfür eine Erklärung zu finden, wurden die drei Semester vom Winter 1815/16 bis 1816/17, in denen die Differenzen am deutlichsten hervortreten, sowie das Winterhalbjahr 1818/19 und das Sommersemester 1819, welche mit 62 Talern die höchsten Durchschnittswerte aufweisen, genauer untersucht. (Tabelle 1 und 2) Tabelle 1 Anzahl und durchschnittliche Dotierung der Wechsel der Landeskinder

Semester

WS 1815/16 SS 1816 WS 1816/17 WS 1818/19 SS 1819

Wechselanzahl 30 43 51 70 62

Anteil an allen Wechseln 38,5% 38,4% 34,2% 19,4% 19,4%

Summe der Gelder 502rt 16gl 934rt 16gl 1.153rt 4gl 2.027rt 2gl 2.533rt

Anteil an Gesamtsumme 15,9% 15,3% 20,0% 9,0% 12,7%

Durchschnitt des Wechsels 16rt 18gl 21rt 17gl 22rt 14gl 28rt 23gl 40rt 21gl

Tabelle 2 Anzahl und durchschnittliche Dotierung der Wechsel der auswärtiger Studenten

Semester

WS 1815/16 SS 1816 WS 1816/17

Wechselanzahl 48 69 98

Anteil an allen Wechseln 61,5% 61,6% 65,8%

Summe der Gelder 2.770rt 20gl 4.924rt 18gl 4597rt 4gl

Anteil an Gesamtsumme 84,1% 84,7% 80,0%

Durchschnitt des Wechsels 57rt 17gl 71rt 8gl 46rt 21gl

DIE FINANZEN DER JENAER STUDENTEN

Semester

WS 1818/19

Wechselanzahl 290

Anteil an allen Wechseln 80,6%

SS 1819

258

80,4%

45

Summe der Gelder 20.452rt 16gl 17.417rt 18gl

Anteil an Gesamtsumme 91,0%

Durchschnitt des Wechsels 70rt 12gl

87,3%

67rt 12gl

Wechselanzahl

Für alle Studenten ist zu konstatieren, dass sie mit fortgeschrittener Zeit durchschnittlich mehr Geld zur Verfügung hatten, wobei es aber keine Kontinuität gab, was besonders bei den auswärtigen Universitätsbesuchern auffällt. Die Gründe hierfür sind nicht genau zu eruieren. Gewiss waren die finanziellen Möglichkeiten, die das Kriegsende mit sich brachte, ein Erklärungsaspekt. Dass sie einen durchschnittlich zwei- bis dreimal so hohen Wechsel aufwiesen wie die Landeskinder, belegt den hohen monetären Unterschied und unterstreicht die These von den armen ernestinischen und den reichen ausländischen Universitätsbesuchern.140 1000 800 600 400 200 0

Wechselhöhe

Diagramm 6 Wechsel nach ihrer Dotierung

Wie das Diagramm 6 deutlich zeigt, hatten die meisten (1.672; 42,2%) ankommenden Wechsel einen Wert von bis zu 30 Talern. Zwar ist festzuhalten, dass die Studenten jener Kategorie meist mehrere, zum Teil auch höhere Geldanweisungen während ihres Studiums erhielten, allerdings mussten sie nicht selten von einem niedrig dotierten Wechsel bis zum nächsten ausharren. Diese Zeit zu überbrücken war nur möglich, besonders wenn zwischen den kleineren Sendun140

Vgl. ebd., S. 93f.

46

DIE ÖKONOMIE DES STUDIUMS

gen mehrere Monate lagen, sofern sie sehr sparsam lebten und gut wirtschafteten oder anderweitige Unterstützung erhielten. Eine Möglichkeit hierfür stellten beispielsweise materielle Sendungen der Eltern dar, die, wenn die Familien in geographischer Nähe zur besuchten Hochschule lebten, die Söhne schnell erreichen konnten.141 So ließ sich beispielsweise Gotthilf August Francke um 1720 aus Halle zahlreiche Sachen – von Kleidung bis zu Lebensmitteln – von seiner Mutter nach Jena schicken und sparte damit viel Geld.142 Über seine Studienzeit in den 1790er-Jahren in Leipzig schrieb Carl Friedrich Burdach: Da ich bei meiner Mutter Wohnung, Tisch und andere Unterstützung genoß, auch ein kurfürstliches und ein Magistratsstipendium bezog, so war es mir möglich, mit meinen Freunden mancherlei Vergnügungen zu theilen [...].143 An der Salana soll es Bauernsöhne gegeben haben, die durch materielle Zuwendungen der Familie und Vergünstigungen mit geringem finanziellen Aufwand studieren konnten.144 Ferner war es den in der Nähe der Eltern lebenden Universitätsbesuchern möglich, öfter nach Hause zu reisen oder schneller Boten zu empfangen.145 Diesen Vorteil konnten vorrangig Landeskinder nutzen, besonders jene aus dem Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, in dem die Jenaer Universität lag. So wundert es nicht, dass an sie fast ein Drittel (245 von 798; 30,7%) der niedrig dotierten Wechsel ging, die an ernestinische Empfänger adressiert waren.146 Das andere Extrem stellten die Geldeingänge für jene Universitätsbesucher dar, deren Herkunftsterritorium außerhalb der Grenzen des Deutschen Bundes

141 142

143 144 145

146

Vgl. EBERHARDT, Goethes Umwelt, S. 96. Christel BUTTERWECK, Thomas MÜLLER, Carola WESSEL (Hg.): Gotthilf August Francke. Hertzliebe Mama. Briefe aus Jenaer Studientagen 1719-1720, Halle 1997. Hinweise darauf finden sich in einer großen Anzahl dieser Briefe. Vgl. Marie-Christina JHERING: Austausch von Waren, Dienstleistungen und Informationen. Ostfriesische Studentenbriefe aus Halle 1741-1746, in: Wiard HEINRICHS, Siegfried SCHÜTZ, Jürgen WILKE (Hg.): Stupor Saxoniae inferioris (Beiträge zur Geschichte, Kunst und Kultur des Mittelalters 6), Göttingen 2001, S. 173-184. Katrin LÖFFLER (Hg.): Als Studiosus in Pleiss-Athen. Autobiographische Erinnerungen von Leipziger Studenten des 18. Jahrhunderts, Leipzig 2009, S. 339. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 111. EBERHARDT, Goethes Umwelt, S. 95f. UAJ A 1229 fol. 41v-42r. Universitätsprotokoll, 17. Juli 1779. Dass die Landeskinder dies auch getan haben, belegt das 1779 im Senat aufgeworfene Problem des allzu häufigen Nachhausereisens der ernestinischen Studenten und das nicht selten damit verbundene Versäumen der Kollegia. Das diesbezügliche herzogliche Reskript vom 2. September 1779 befindet sich in ebd. fol. 47r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena. Vgl. UAJ A 1235 fol. 39r. Johann August Heinrich Ulrich an Universität Jena, ohne Datum [1809]. Er beschwerte sich, dass Landeskinder nicht selten ihr Geld nicht durch die Post, sondern durch Bothen erhalten, oder es selbst zu Hause abholen. Auf die Studenten aus Sachsen-Coburg-Saalfeld entfielen 164 (20,6%) Wechsel, auf jene aus Sachsen-Gotha-Altenburg 202 (25,3%), und für die Universitätsbesucher aus SachsenMeiningen kamen 187 (23,4%) Geldanweisungen nach Jena.

DIE FINANZEN DER JENAER STUDENTEN

47

lag.147 Von den insgesamt 874 auf unter 30 Taler dotierten Wechseln für auswärtigen Studenten waren gerade einmal 49 (5,6%) für diese Universitätsbesucher bestimmt. Demgegenüber erhielten sie jedoch knapp die Hälfte (38 von 84; 45,2%) aller Geldtransfers, die einen Wert von 200 Talern und mehr besaßen. Sicherlich ist in der großen räumlichen Distanz ein wichtiger Grund dafür gefunden, dass die auswärtigen Studenten meist über mehr Vermögen während ihrer Studienzeit verfügten als die Landeskinder, die in dieser Höhe lediglich zwei (2,4%) Wechsel148 erhielten. Denn aufgrund der geographischen Entfernung war es Ersteren nur schwer möglich, Unterstützung durch materielle Sendungen von der Familie zu erhalten, womit sie mehr Bargeld benötigten. Zudem müssen die Kosten berücksichtigt werden, die bei einer Geldanweisung anfielen. Besonders das Porto stieg mit zunehmender Beförderungsdistanz immer mehr an,149 und der Wechsel musste in Bargeld eingetauscht werden, wodurch wieder Gebühren anfielen.150 Daher war es nicht ökonomisch, viele niedrig dotierte Wechsel zu senden. Dies untermauert auch das Verhältnis der Wechselempfänger zur Gesamtfrequenz der Salana. Lediglich ein Drittel (330 von 1.083; 30,5%) aller immatrikulierten Landeskinder erhielt Geld über den Postweg, während es bei den auswärtigen Universitätsbesuchern jeder Zweite (755 von 1.493; 50,6%) war.151 Die ernestinischen Studenten bekamen quantitativ weniger finanzielle Unterstützung über den offiziellen Weg der Post als die übrigen Universitätsbesucher. Schaut man sich die Eingangsdaten der 3.966 Geldanweisungen an, so bestätigen sich die von Johann Ernst Basilius Wiedeburg benannten Stoßzeiten zu

147

148

149

150

151

Dieser geographische Referenzrahmen wurde gewählt, weil es ausschließlich um die Relation der Wechseldotierung und der Entfernung ging, welche die Postsendungen zurücklegen mussten. So konnten auswärtige Studenten ausgeschlossen werden, deren Familie in territorialer Nähe zur Hochschule, beispielsweise im preußischen Erfurt, lebte. UAJ A 831 fol. 105r. Wechsel, 27. März 1819. Johann Andreas Freund aus SachsenMeiningen. Ebd. unpag. Wechsel, 1. April 1822. Johann Andreas Christian Steuding aus Sachsen-Gotha-Altenburg. Posttaxe, in: KRÜNITZ 116 (1810), S. 245-276. Allerdings heißt es ebd., S. 246, dass für das Briefporto kein fester Gebührensatz angegeben werden könne, da dem Kurs zahlreichen Faktoren zugrunde lägen. In ebd., S. 247-254 befindet sich eine Berechnung des Briefportos von Berlin in verschiedene europäische Städte. Vgl. UAJ E II 410 unpag. Christian Ehmer an Universität Jena, 27. März 1826. Das Geld für die noch nicht beglichenen Forderungen, so der Student, werde er einem Freund mitgeben, der zum Studium zurück nach Jena gehe, damit er selbst das Porto sparen könne. Hierüber lassen sich keine genaueren Informationen ermitteln. Auffällig ist jedoch, dass, wenn die Universität auf die Wechsel der Schuldner Arrest legen ließ, davon zwar zuerst die Auslagen des akademischen Gerichts bezahlt, aber keine Gebühren für die Auslösung des Wechsels abgezogen wurden. Als Beleg sei beispielhaft UAJ E I 892 unpag. Universitätsprotokoll, 11. Januar 1811 angeführt. Insgesamt immatrikulierten sich in den untersuchten Jahren 2.590 Studenten. Bei 14 gab es keine Angabe zu ihrer Herkunft.

DIE ÖKONOMIE DES STUDIUMS

48

Wechselanzahl

Ostern und Michaelis sowie Neujahr.152 (Diagramm 7) Besonders im März (434; 10,9%), zu Beginn des Sommersemesters und an dessen Ende, im Juli (436; 11,0%), steigt die Anzahl stark an. Der zweitstärkste Eingangsmonat ist der September (431; 10,9%) und damit der Beginn des Winterhalbjahres. Auch um die Jahreswende (Dezember: 425; 10,7%) ist die Anzahl der Wechsel hoch. 500 400 300 200 100 0

Monat

Diagramm 7 Wechsel nach Monaten

Ein großer Teil der 1.085 Universitätsbesucher immatrikulierte sich im April und Mai (495; 45,6%) sowie im Oktober und November (460; 42,4%),153 aber ihr erstes Geld erhielten sie häufig erst im Juni und Juli (257; 23,7%) sowie im November, Dezember und Januar (355; 32,7%). (Diagramm 8) Dies wundert nicht, da sie vor der Abreise an die Hochschule von ihren Eltern oder Vormündern oft einige Taler bar erhielten und somit am Studienort zunächst keinen Wechsel benötigten.154 Untermauert wird dies durch eine genauere Untersuchung der 574 (52,9%) Personen, die mehr als drei Geldanweisungen übermittelt bekamen. Bei ihnen war es jedoch nicht immer möglich, konkret einen Wechsel als den höchsten oder niedrigsten zu identifizieren, weil mehrere die gleiche Dotierung besaßen. Dies traf bei der Frage nach dem höchsten Wechsel auf 82 Studenten zu, bei jener nach dem niedrigsten auf 80 Universitätsbesucher. Um ein eindeutiges Bild zu erhalten, blieben diese in der Berechnung unberücksichtigt. Das Ergebnis der 152 153

154

Vgl. WIEDEBURG, Oeconomische Nachrichten, S. 8. Vgl. Rainer Christoph SCHWINGES: Immatrikulationsfrequenz und Einzugsbereich der Universität Gießen 1650-1800. Zur Grundlegung einer Sozialgeschichte Gießener Studenten, in: Peter MORAW, Volker PRESS (Hg.): Academia Gissensis. Beiträge zur älteren Gießener Universitätsgeschichte (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 45), Marburg 1982, S. 247-295, hier S. 256f. KUEHL, Zeichnung der Universität Jena, S. 59. Die mütterliche Zärtlichkeit sorgt für eine volle Börse, und die Verwandtschaft steckt manchen Louisd’or in die Tasche des Abgehenden, und wünscht gute Anwendung.

DIE FINANZEN DER JENAER STUDENTEN

49

200 150 100 50 0 Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

Wechselanzahl

Auswertung zeigt, dass zwar 18,1% (89 von 492 Studenten) mit ihrem ersten auch die höchste Geldanweisung nach Jena gesandt bekamen, aber 21,5% (106 von 494 Universitätsbesuchern) erhielten zuerst ihren niedrigsten Wechsel.

erster Wechsel letzter Wechsel

Monat

Diagramm 8 Erster und letzter Wechsel nach Monaten

Das erste Geld ging meist innerhalb der ersten vier Monate (571; 52,6%) nach der Immatrikulation ein.155 Somit erklärt sich auch, warum die Spitzenwerte des ersten Wechsels im Juni und Juli (257; 23,7%) sowie im November und Dezember (248; 22,8%) lagen. Die letzte dokumentierte Geldanweisung in die Saalestadt erhielten die Studenten vorrangig im März (132; 16,6%) und September (140; 17,6%),156 also während des Übergangs zum neuen Semester, einer Zeit, in der nicht selten Kosten für die Reise an eine andere Hochschule, eine neue Immatrikulation, die Miete oder andere Anschaffungen anfielen. Untersucht man die Höhe der gesamten Eingänge in den zwölf Monaten des Jahres (Diagramm 9), so zeigt sich mit kleineren Abweichungen der gleiche wellenförmige Verlauf wie bei der Darstellung der Wechsel je Monat. (Diagramm 7)

155 156

Der Durchschnitt bei allen Universitätsbesuchern betrug 5,9 Monate. Von den 1.085 identifizierten Studenten erhielten 291 nur einen Wechsel. Daher basieren die Zahlen für den letzten Wechsel auf 794 Universitätsbesuchern.

DIE ÖKONOMIE DES STUDIUMS

Taler

50 30000 25000 20000 15000 10000 5000 0

Monat

Diagramm 9 Gesamtsumme der Wechsel je Monat

Taler

Demnach verhielt sich die Höhe des Gesamtgeldeingangs proportional zur Anzahl der Wechsel. Über deren durchschnittlichen Wert kann dann auch festgestellt werden, dass die eingangsstarken Monate März (47rt 23gl), Juli (50rt 12gl), September (55rt 15gl) und Dezember (49rt 5gl) eine durchschnittliche Dotierung besaßen. (Diagramm 10) Etwa um die Hälfte höher dotiert waren indes die Wechsel im April (74rt 23gl) und Oktober (77rt 1gl), also in jenen Zeiten, in denen insgesamt mittelmäßig viel Geld Jena erreichte. (Diagramm 9) 100 80 60 40 20 0

Monat

Diagramm 10 Durchschnittliche Wechselhöhe je Monat

Da die Spitzenwerte in den beiden letztgenannten Monaten nicht allein mit den bisher angebrachten Aspekten erklärt werden können, wurden diese Wechsel auf die Herkunft der Empfänger untersucht. (Tabelle 3) Daraus ergab sich im April ein Anteil von 12,1% und im Oktober von 12,3% an Landeskindern als Empfänger. Hingegen waren im August, jenem Monat mit der geringsten Durchschnittshöhe der Geldanweisungen (43rt 15gl), 31,6% der Wechsel an ernestinische Universitätsbesucher gerichtet. Zieht man die bereits untermauerte These heran, die

DIE FINANZEN DER JENAER STUDENTEN

51

den auswärtigen Studenten für ihr Studium generell mehr Vermögen zusprach als den Einheimischen, kann erklärt werden, warum im April und Oktober die durchschnittliche Summe derartig hoch und im August so niedrig war. Ein höherer Anteil von Geldtransfers für ausländische Universitätsbesucher, die in der Regel höher dotiert waren, ließ den Durchschnitt der Sendungshöhe ansteigen. Tabelle 3 Anzahl der Wechsel nach der Herkunft der Empfänger je Monat

Monat Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember gesamt

gesamt 382 304 434 239 194 301 436 358 431 222 240 425 3.966

Landeskinder 112 (29,3%) 98 (32,2%) 134 (30,9%) 29 (12,1%) 49 (25,3%) 122 (40,5%) 157 (36,0%) 113 (31,6%) 116 (26,9%) 28 (12,6%) 64 (26,7%) 152 (35,8%) 1.174

auswärtige Studenten 270 (70,7%) 206 (67,8%) 300 (69,1%) 210 (87,9%) 145 (74,7%) 179 (59,5%) 279 (64,0%) 345 (68,4%) 315 (73,1%) 194 (87,4%) 176 (73,3%) 273 (64,2%) 2.792

Die Spanne der Wechselanzahl, mit der die Studenten ihr für das Studium zur Verfügung stehendes Vermögen zugesandt bekamen, war recht groß. Sie reichte von einem bis zu 26 Stück.157 Letzteres war jedoch die Ausnahme. Vielmehr bekamen die Universitätsbesucher während ihrer Zeit an der Salana meist eine bis vier Geldanweisungen. Drei Viertel (797; 73,5%) der 1.085 Studenten fielen in diese Kategorie. Möchte man allerdings die Frage nach der Aussagekraft dieser Zahlen beantworten, wird der Weg durch das Problem der nicht beziehungsweise kaum bestimmbaren Aufenthaltsdauer der Universitätsbesucher versperrt. Auch der Versuch, eine gewisse Regelmäßigkeit zwischen der Anzahl der Geldanweisung, ihrer Dotierung und der Zeitdauer, in der sie geschickt wurden, zu ermitteln, ergibt kein klares Bild. So war folgendes Szenario dem Prinzip nach kein Ausnahmefall: Heinrich Brehmer, der sich am 29. April 1819 immatrikulierte,158 musste mit einem sich auf 80 Taler belaufenden Wechsel über ein Jahr ausharren. Die im Sommer 1820 gesandten 92 Taler hatten nun sogar für zwei Jahre zu

157 158

Ferdinand Genssler aus Sachsen-Hildburghausen bekam in vier Jahren insgesamt 26 Wechsel. Universitätsmatrikel, Eintrag vom 29. April 1819.

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DIE ÖKONOMIE DES STUDIUMS

reichen, wofür sie kaum genügt haben dürften. Nach einer kleineren und einer mittleren Zusendung im Sommer 1822 erhielt er Mitte November desselben Jahres 230 Taler und wenige Tage später, am 9. Dezember, nochmals 151. Insgesamt standen ihm 680 Taler durch sechs Geldanweisungen innerhalb von drei Jahren und fünf Monaten zur Verfügung.159 Auch bei jenen Studenten, die lediglich einen Wechsel bekamen (291; 26,8%), stellt sich die Frage nach dem Grund. Zunächst ist die generell sehr hohe Fluktuation bei den Universitätsbesuchern zu berücksichtigen. Dies galt besonders in den Jahren der Burschenschaftsgründung (1815) und des Wartburgfestes (1817). So immatrikulierte sich jeder Dritte (92; 31,6%) mit lediglich einem Vermögenstransfer im Zeitraum von Sommersemester 1817 bis Winterhalbjahr 1818/19. Die Mehrheit (75; 81,5%) von ihnen stammte wiederum aus auswärtigen Gebieten, die wohl der Strahlkraft der Hochschule an der Saale gefolgt waren und von Beginn an nur eine kurze Verweildauer einplanten. Hinzu treten die bereits mehrfach erwähnten anderweitigen Unterstützungen und inoffiziellen Geldsendungen. Eine ganz pragmatische Erklärung für die hohe Anzahl der Studenten mit lediglich einem Wechsel im Wintersemester 1824/25 (30; 10,3%) stellt das bereits benannte Abbrechen der überlieferten Daten dar. Daher ist zu vermuten, dass einige von ihnen im weiteren Verlauf noch Geldsendungen erhalten haben. Dies ist indes nicht mehr belegbar. Um der Aufenthaltsdauer der Universitätsbesucher in Jena näher auf die Spur zu kommen, wurde nach späteren Immatrikulationen an anderen Universitäten gesucht.160 Da aber die Matrikeleditionen der frühneuzeitlichen Hochschulen nicht umfassend gedruckt zur Verfügung stehen, musste hier auf bereits geleistete Arbeiten zurückgegriffen werden. So widmete sich Peter Kaupp einem Verzeichnis der Mitglieder der Urburschenschaft (1815-1819) und bemühte sich um biographische Angaben zu jeder Person.161 Darin konnten 72 (6,6%) Studenten ausfindig gemacht werden, die Wechsel gesandt bekamen und sich nach ihrem Weggang an einer anderen Universität immatrikulierten. Bei einem Drittel (24; 33,3%) betrug die zeitliche Differenz zwischen dem letzten Geldempfang in Jena und der Einschreibung an einer neuen Hochschule maximal ein halbes Jahr. Da diese Zeitspanne nicht so groß ist und vermutet werden kann, dass die betref159

160

161

UAJ A 831 fol. 106v. Wechsel, 13. Juli 1819. Ebd. fol. 129r. Wechsel, 15. August 1820. Ebd. unpag. Wechsel, 15. Juli 1822. Ebd. unpag. Wechsel, 7. Oktober 1822. Ebd. unpag. Wechsel, 18. November 1822. Ebd. unpag. Wechsel, 9. Dezember 1822. Vgl. UAJ A 819, UAJ A 820, UAJ A 821, UAJ A 822, UAJ A 822/1, UAJ A 2486. In den Konzepten für die akademischen Zeugnisse, besonders bei den Sittenzeugnissen, war meist die Dauer des studentischen Aufenthaltes in Jena angegeben. Jedoch endete dies um 1811. Seit diesem Zeitpunkt wurden die Zeugnisse nicht selten nur noch summarisch erfasst. Vgl. Anm. 1182 für ein Beispiel eines typischen Sittenzeugnisses. Peter KAUPP (Hg.): Stamm-Buch der Jenaischen Burschenschaft (Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen 16), Köln 2005.

DIE FINANZEN DER JENAER STUDENTEN

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fenden Universitätsbesucher zeitnah zu ihrem letzten erhaltenen Wechsel die Saalestadt verlassen haben, ist es möglich, sich einer der interessantesten Fragen in diesem Kontext etwas anzunähern: Wie viel mit der Post angekommenes Vermögen hatten die Studenten in Jena um 1800 für ihr Studium tatsächlich zur Verfügung? Zunächst offenbart sich allerdings wiederum, wie unabhängig die Wechselanzahl, die mit ihnen geschickte Geldsumme und deren Zeitspanne voneinander waren. Während Eduard Böcking binnen 13 Monaten mittels vier Wechseln 278rt 8gl erhielt,162 standen Ernst Joachim Förster für dieselbe Zeit und mit der gleichen Anzahl an Geldsendungen lediglich 110 Taler zur Verfügung.163 Dementsprechend unterschiedlich war das je Monat durchschnittlich für die Finanzierung des Lebensunterhaltes vorhandene Budget. Eduard Böcking standen theoretisch 21rt 6gl zu Verfügung, ein Betrag, mit dem es sich, legt man einen Bedarf von jährlich 300 Talern und dementsprechend 25 Taler monatlich zugrunde, durchaus studieren ließ. Über die 8rt 12gl von Förster kann selbiges nicht ansatzweise gesagt werden. Neben ihm fielen noch sechs (sieben; 29,2%) weitere der 24 untersuchten Universitätsbesucher in die Rubrik, die im Durchschnitt maximal 15 Taler pro Monat ausgeben konnten.164 Und von diesen wiederum waren vier (57,1%) Landeskinder. Einzig Adolph von Imhof aus Sachsen-CoburgSaalfeld hatte als ernestinischer Student monatlich 19rt 22gl zu seiner Verfügung.165 Damit zählte er zu den zwölf (50,0%) Universitätsbesuchern, die theoretisch jeden Monat 15 bis 35 Taler ausgeben konnten und deshalb nicht zwangsläufig noch andere Unterstützung besessen haben. Dies muss jedoch bei der erstgenannten Kategorie der Fall gewesen sein. Nicht weniger als jeder Fünfte (fünf; 20,8%) hatte hingegen sogar monatlich mehr als 35 Taler zur Verfügung, um seine Studien- und Lebenshaltungskosten zu bestreiten, und war damit nicht

162 163 164

165

UAJ A 831 fol. 54r. Wechsel, 2. Januar 1818. Ebd. fol. 54v. Wechsel, 4. Januar 1818. Ebd. Wechsel, 7. Januar 1818. Ebd. fol. 95v. Wechsel, 1. Februar 1819. UAJ A 831 fol. 66v. Wechsel, 7. Juli 1818. Ebd. fol. 92r. Wechsel, 18. August 1818. Ebd. fol. 106v. Wechsel, 26. Juli 1819. Ebd. fol. 113r. Wechsel, 24. August 1819. Hierbei handelte es sich um Conrad Engel aus Sachsen-Coburg-Saalfeld, Friedrich Wilhelm Goertz aus Hessen, Ferdinand Herbst aus Sachsen-Gotha-Altenburg, Heinrich Carl von Mengershausen aus Hamburg, Gottfried Wilhelm Stüler aus Preußen und Amalius Wilhelm Ludwig Weissenberg aus Sachsen-Meiningen. UAJ A 831 fol. 42r. Wechsel, 11. Juni 1817. Ebd. fol. 64r. Wechsel, 8. Februar 1818. Ebd. fol. 65r. Wechsel, 5. Mai 1818. Ebd. fol. 66r. Wechsel, 9. Juni 1818. Ebd. fol. 95r. Wechsel, 17. Januar 1819. Ebd. fol. 105r. Wechsel, 30. März 1819. Ebd. fol. 106v. Wechsel, 11. Mai 1819. Ebd. fol. 107r. Wechsel, 27. Juli 1819. Ebd. fol. 125r. Wechsel, 1. März 1820. Binnen zwei Jahren und neun Monaten erhielt er 658rt 12gl 8d.

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auf Hilfe angewiesen.166 Hierbei handelte es sich ausnahmslos um ausländische Studenten.167 Wie problematisch diese durchschnittlichen Angaben sind, belegt ein Blick auf die Eingangsdaten der Sendungen. Eduard Böcking erhielt im Januar 1818 drei und dann erst wieder im Februar des Folgejahres einen Wechsel. Das gleiche Muster lässt sich auch bei Ernst Joachim Förster finden, nur dass seine Geldanweisungen niedriger dotiert waren. Demgegenüber schwankte bei Adolph von Imhof das ankommende Vermögen zwischen 13 und 166 Talern, ohne eine erkennbare Verbindung zwischen der Wechselhöhe und der Zeit, für welche die Summe ausreichen musste. Über die eben betrachteten Studenten hinaus ist es auf diese Weise nicht möglich, sich weiter dem Aspekt der mehr oder weniger vermögenden Universitätsbesucher zu widmen, da es nicht realisierbar ist, das in die Stadt an der Saale gesandte Geld in Relation zu der dort verbrachten Studienzeit zu setzen. Die vorangegangenen Ausführungen haben zudem angedeutet, wie fruchtlos es ist, wenn allein die beiden benannten Faktoren herangezogen werden. Somit bedarf es eines anderen Zugangs, wenn man dem Phänomen der universitas pauperum auf die Spur kommen will. Als die effektivste Möglichkeit tritt hier die Frage nach der Liquidität und deren Wertigkeit in Erscheinung, auch wenn nicht zahlungsfähige Studenten nicht sofort in Assoziation mit armen Universitätsbesuchern gebracht werden dürfen, nicht zuletzt, weil diese Zahlen ausschließlich das Minimum der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel darstellen.

Die finanzielle Liquidität der Studenten Zunächst bedarf es einer Festlegung, welche der 1.085 Studenten generell als liquid angesehen werden können. Das Auswahlkriterium hierfür stellte die Zeitspanne dar, die zwischen jedem einzelnen Vermögenstransfer lag, also jener Zeit, für die das erhaltene Geld reichen musste. Damit mussten die 291 Personen unberücksichtigt bleiben, die nur einen Wechsel zugesandt bekamen. Allerdings zeigen die bereits gemachten Ausführungen, dass es nicht unbedingt richtig ist, diese als nicht solvent anzusehen. Ein regelmäßiger Geldeingang war dann gegeben, wenn zwischen der kleinsten und der größten Zeitspanne zwischen zwei Wechseln ein Abstand von maximal drei Monaten lag. Zudem durfte die minimalste Differenz nicht mehr als ein halbes Jahr betragen. Diese relativ große Periode wurde wegen der unzähligen Faktoren gewählt, die zu einer verspäteten

166 167

Zur Begründung dieser Gruppen vgl. S. 61. Es handelte sich um Ferdinand Frey aus Nassau, Christian Friedrich Rheder aus Holstein, Christian Ferdinand Sander aus Baden, Georg Strechter aus Hessen und Eduard Wex aus Preußen.

DIE FINANZEN DER JENAER STUDENTEN

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Ankunft des Geldes führen konnten.168 Dazu zählte unter anderem der lange Postweg, den die Geldanweisungen aus der teils fernen Heimat des Empfängers zurücklegen mussten.169 Gänzlich verloren gehen konnten sie durch Überfälle auf die Postkutschen.170 Allerdings konnte mehr als ein halbes Jahr als kleinster Abstand zwischen zwei Geldanweisungen nicht mehr als regelmäßig angesehen werden. Dies machte die Klassifizierung bei jenen Universitätsbesuchern schwierig, die lediglich zwei Wechsel bekamen. Hierfür wurde eine gesonderte Regelung getroffen. Betrug die zeitliche Differenz zwischen beiden Eingängen nicht mehr als die erwähnten sechs Monate, wurden sie als bedingt liquid eingestuft. So blieben 574 (52,9%) Empfänger übrig, die drei oder mehr Geldtransfers erhalten haben. Diese Zahl musste wiederum auf 557 (51,3%) korrigiert werden, da 17 Studenten mindestens einmal zwei Wechsel in einem Monat bekamen. Dies bleibt zwar bei der Frage nach der Regelmäßigkeit unberücksichtigt, jedoch spielt es bei dem später noch relevanten Aspekt der Wertigkeit der Liquidität eine wichtige Rolle. Daher wurden in derartigen Fällen die Universitätsbesucher mit insgesamt drei Geldanweisungen, wovon zwei in einem Monat ankamen, in die Rubrik verlegt, die zweimal Geld erhielten. Zudem führte in vielen Fällen nur ein Wechsel dazu, dass der Empfänger nicht mehr als solvent angesehen werden konnte. Diese Studenten wurden ebenso als bedingt liquid eingestuft. Somit konnten vier Gruppen gebildet werden: 1.) 2.) 3.)

4.)

Studenten, die nur einen Wechsel erhielten (291; 26,8%) liquide Studenten, die mindestens drei Wechsel in der als regelmäßig definierten Zeit erhielten (248; 22,9%) bedingt liquide Studenten, die zwei Wechsel binnen maximal sechs Monaten erhielten, oder bei denen lediglich ein Wechsel unregelmäßig einging (343; 31,6%) nicht liquide Studenten (203; 18,7%)

330 (30,4%) aller 1.085 gelderhaltenden Universitätsbesucher stammten aus den Territorien der Erhalterstaaten. Während mehr als jedes vierte Landeskind nicht solvent war, traf dies nur auf 14,3% (108) der auswärtigen Universitätsbesucher zu. Ähnlich, aber im umgekehrten Verhältnis, zeigt sich dies auch bei den liquiden Studenten. Gegenüber den ernestinischen Wechselempfängern waren pro168 169

170

Vgl. KUEHL, Zeichnung der Universität Jena, S. 221. UAJ A 21 fol. 37v. Bevölkerung Jenas an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Abschrift, 7. Mai 1753. Vgl. den konkreten Fall in ThHStAW A 8369 fol. 39r. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, 1. Mai 1792. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 299, 338. KUEHL, Zeichnung der Universität Jena, S. 221. MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 430.

DIE ÖKONOMIE DES STUDIUMS

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zentual mehr als doppelt so viele ausländische zahlungsfähig. (Tabelle 4) Besonders liquid waren jene Universitätsbesucher aus dem Großherzogtum Baden (neun von 19; 47,4%), aus dem Herzogtum Holstein (15 von 35; 42,8%), aus den hessischen Gebieten (zehn von 26; 38,5%) und den Großherzogtümern Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz (30 von 84; 37,5%).171 Tabelle 4 Liquidität der Studenten nach ihrer Herkunft

Herkunft Sachsen-CoburgSaalfeld Sachsen-GothaAltenburg SachsenMeiningen Sachsen-WeimarEisenach ernestinische Studenten (gesamt) auswärtige Studenten

bedingt liquid 9 (19,1%) 13 (27,7%)

nicht liquid 15 (31,9%)

ein Wechsel 10 (21,3%)

12 (9,7%) 13 (22,0%) 7 (6,9%)

31 (25,2%)

28 (22,8%)

52 (42,3%)

21 (35,6%)

15 (25,4%)

10 (17,0%)

24 (23,8%)

37 (36,6%)

33 (32,7%)

330

41 (12,4%)

89 (27,0%)

95 (28,8%)

105 (31,8%)

755

207 (27,4%)

254 (33,7%)

108 (14,3%)

186 (24,6%)

gesamt 47 123 59 101

liquid

Betrachtet man die Binnenverteilung nach den Herkunftsgebieten der Landeskinder (Tabelle 4), so wird ersichtlich, dass Sachsen-Gotha-Altenburg (123; 37,3%) und Sachsen-Weimar-Eisenach (101; 30,6%), aus denen mit Abstand die meisten Studenten stammten, die Tiefstwerte an liquiden Landeskindern aufwiesen. Da die Salana im letztgenannten Territorium lag, kommt die bereits geäußerte Vermutung wieder auf, dass gerade diese Universitätsbesucher durch die Familie, Verwandte und andere Zuwendungen unterstützt wurden und daher nicht regelmäßig Wechsel bekamen. Dementsprechend hoch war auch der Anteil der nicht liquiden Universitätsbesucher aus dem Weimarer Großherzogtum. SachsenGotha-Altenburg hatte hingegen mit 22,8% (28) die wenigsten nicht solventen Geldempfänger, jedoch erhielten mehr als zwei Drittel von ihnen lediglich einen Vermögenstransfer während ihrer Studienzeit. Von den Studenten aus SachsenCoburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen waren zwar etwas mehr zahlungsunfä171

Bei dieser Auswahl unberücksichtigt blieben alle Herkunftsgebiete, aus denen weniger als 15 Studenten kamen. Eine genauere Zuordnung der mecklenburgischen Großherzogtümer war nicht möglich, da in der Matrikel immer nur Mecklenburg als Herkunftsgebiet angegeben wurde.

DIE FINANZEN DER JENAER STUDENTEN

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hig, allerdings war im Gegensatz zu den anderen beiden Gebieten ein doppelt so großer Anteil solvent, da die geographische Ferne der Heimat zur Hochschule materielle Unterstützung schwieriger machte und sie dadurch höher dotierte Geldanweisungen benötigten.172 Dies bestätigt sich auch durch einen Vergleich dieser Angaben mit allen Landeskindern, die sich im Untersuchungszeitraum an der Salana immatrikulierten. (Tabelle 5) Die Universitätsbesucher aus Sachsen-Weimar-Eisenach und SachsenGotha-Altenburg erhielten gegenüber den übrigen Landeskindern ihr Geld deutlich seltener über die Post zugesandt. Während sie eher nach Hause reisen konnten und besser auf materielle Unterstützung zurückgreifen konnten, war dies für die Universitätsbesucher aus Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen aufgrund der Distanz und der höheren Portokosten für Pakete schwieriger. Tabelle 5 Anteil der ernestinischen Wechselempfänger an der Gesamtimmatrikulation der Landeskinder

Herkunft Sachsen-Coburg-Saalfeld Sachsen-Gotha-Altenburg Sachsen-Meiningen Sachsen-Weimar-Eisenach gesamt

Immatrikulation 99 415 127 442 1.083

Wechselempfänger 47 (47,5%) 123 (29,6%) 59 (46,5%) 101 (22,9%) 330 (30,5%)

Die Zahlungsfähigkeit allein sagt jedoch nicht sehr viel aus. Daher muss zunächst gefragt werden, in welchem qualitativen Umfang die Universitätsbesucher liquid waren. Da einzig eine sehr kleine Anzahl ganz regelmäßig oder mit gleichbleibender Dotierung Wechsel erhielt, wurde das jeweils angekommene Vermögen durch die Monate dividiert, die bis zum nächsten Geldeingang vergingen. So ergibt sich, wie viel jeder Student im Durchschnitt monatlich zur Verfügung hatte. Daraus ließen sich wiederum Gruppierungen bilden. Ausgehend vom gängigen Richtwert von 300 Talern, den die Universitätsbesucher im Jahr nach der zeitgenössischen Meinung benötigten, wurden die Kategorieabgrenzungen je zehn Taler ober- und unterhalb des Wertes von 25 Talern angesiedelt. Demnach ist statistisch davon auszugehen, dass Studenten, die kontinuierlich 15 Taler und weniger im Monat zur Verfügung hatten, kaum damit leben, hingegen jene mit mehr als 35 Talern theoretisch gut damit auskommen konnten. Schaut man sich die Geldanweisungen der solventen Universitätsbesucher in ihrer Gesamtheit an (Tabelle 6), so musste jeder Sechste während seiner Zeit in Jena mit maximal 15 Talern monatlich auskommen. 15 bis 35 Taler hatte immer-

172

Vgl. EBERHARDT, Goethes Umwelt, S. 96.

DIE ÖKONOMIE DES STUDIUMS

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hin noch jeder Zehnte zur Verfügung, und 5,6% konnten sogar mehr als 35 Taler ausgeben. Aber zwei von drei Studenten ließen sich in keine dieser drei Kategorien einordnen. Sie erhielten zwar regelmäßig finanzielle Unterstützung, doch schwankte die Höhe der monatlich zur Verfügung stehenden Mittel von Wechsel zu Wechsel teilweise extrem. Dies machte kontinuierliches Wirtschaften fast unmöglich, da sie nicht abschätzen konnten, ob die nächste Geldanweisung hoch genug sein würde, um die anfallenden Kosten zu decken. Dieses Absinken der Studentenanzahl bei zunehmender Höhe des monatlich zur Verfügung stehenden Geldes zeigt sich auch bei den bedingt liquiden Wechselempfängern. Konträr zu den solventen Universitätsbesuchern ist jedoch der relativ geringe Anteil jener, die einen gemischten Monatsbetrag zur Verfügung hatten. Dadurch erhöhen sich die übrigen Angaben, die offenbaren, dass die bedingt zahlungsfähigen Studenten eine größere Summe pro Monat ausgeben konnten. Daraus lässt sich ableiten, dass die Dotierung der Geldanweisungen, wenn sie regelmäßig kamen, niedriger war, als wenn es gelegentlich Schwierigkeiten bei der Übermittlung gab. Die Absender sahen sich dann vermutlich gezwungen, die entstandene finanzielle Lücke wieder zu schließen und etwas mehr Geld zu senden. Tabelle 6 Wertigkeit der Zahlungsfähigkeit der liquiden und bedingt liquiden Studenten

Vermögenskategorien bis 15 Taler 15 bis 35 Taler ab 35 Taler gemischter Monatsbetrag gesamt

liquid 41 (16,5%) 25 (10,1%) 14 (5,6%) 168 (67,8%) 248

bedingt liquid 122 (35,6%) 49 (14,3%) 45 (13,1%) 127 (37,0%) 343

Der sehr hohe Anteil der Studenten, der in keine der Vermögenskategorien eingeordnet werden konnte, tritt auch bei der Analyse der Herkunft nicht differenzierter hervor. (Tabelle 7) Sowohl bei den auswärtigen als auch bei den ernestinischen Wechselempfängern fielen die meisten in die Rubrik mit dem gemischten Monatsbetrag. Die Auswertung der Daten bestätigt dennoch eine bereits genannte Erkenntnis. Solvente Landeskinder verfügten monatlich über weniger Geld als ihre Kommilitonen aus den ausländischen Gebieten. Während bei Letzteren nur jeder Fünfte (94; 20,4%) mit höchstens 15 Talern pro Monat leben musste, war es bei den ernestinischen Universitätsbesuchern immerhin jeder Zweite (69; 53,1%).

DIE FINANZEN DER JENAER STUDENTEN

59

Demgegenüber hatten gerade einmal zwei Landeskinder über 35 Taler zur Verfügung.173 Bei den auswärtigen Universitätsbesuchern waren es immerhin 12,4% (57). Tabelle 7 Wertigkeit der Zahlungsfähigkeit der (bedingt) liquiden Studenten nach der Herkunft

Vermögenskategorien

bis 15 Taler gesamt 15 bis 35 Taler gesamt ab 35 Taler gesamt gemischter Monatsbetrag gesamt gesamt

liquide auswärtige Studenten

bedingt liquide auswärtige Studenten 24 (11,6%) 70 (27,6%) 94 (20,4%) 22 (10,6%) 42 (16,5%)

liquide Landeskinder

bedingt liquide Landeskinder

17 (41,5%) 52 (58,4%) 69 (53,1%) 3 (7,3%) 7 (7,9%)

64 (13,9%) 14 (6,8%) 43 (16,9%) 57 (12,4%) 147 (71,0%) 99 (39,0%)

10 (7,7%) 0 2 (2,2%) 2 (1,5%) 21 (51,2%) 28 (31,5%)

246 (53,3%) 207 254 461

49 (37,7%) 41

89 130

In der Wahl der Studienfächer unterschieden sich die Studenten teilweise nach ihrer Herkunft.174 Lediglich bei 1.003 der 1.085 Studenten konnten sowohl die Herkunft als auch das Studienfach ermittelt werden. Daraus ergaben sich die Angaben für 321 (32,0%) Landeskinder und 682 (68,0%) ausländische Universitätsbesucher. (Tabelle 8) Jurisprudenz studierte sowohl jeder dritte der ausländischen als auch der ernestinischen Universitätsbesucher. Etwas deutlicher ist die Differenz beim kostenintensiven Medizinstudium. Lediglich 9,0% der ernestinischen, aber 12,8% der auswärtigen Studenten wählten dieses Fach. Am größten war die Spanne bei den Theologen. Theologie studierten knapp zehn Prozent mehr Landeskinder als restliche Wechselempfänger.

173 174

Bei ihnen handelte es sich um Johann Friedrich Daniel Voretzsch und Johann Wilhelm Zinkeise, beide aus Sachsen-Gotha-Altenburg. Die Informationen zu den Studienfächern wurden aus den Angaben des Inskriptionsbuches der Novizen UAJ BA 1666, dem Studentenalbum sowie KAUPP, Stamm-Buch zusammengetragen.

DIE ÖKONOMIE DES STUDIUMS

60 Tabelle 8 Studienfächer der Studenten nach der Herkunft

Fach Jura Medizin Theologie sonstiges gesamt

auswärtige Studenten 259 (38,0%) 87 (12,8%) 281 (41,2%) 55 (8,0%) 682

Landeskinder 110 (34,3%) 29 (9,0%) 157 (48,9%) 25 (7,8%) 321

Einen direkten Zusammenhang zwischen der Liquidität und der Wahl des Studienfaches scheint es dennoch nicht gegeben zu haben. (Tabelle 9) Bei allen drei Studienrichtungen zeigt sich eine sehr ähnliche Verteilung der Zahlungsfähigkeit, weshalb die Stereotypen des armen Theologie- und des vermögenden Jurastudenten überdacht werden müssen.175 Tabelle 9 Studienfach nach Liquidität der Studenten

Fach Jura Medizin Theologie sonstiges/ keine Angabe

gesamt 369 115 438 163

liquid 91 (24,7%) 20 (17,4%) 90 (20,5%) 47 (28,8%)

bedingt liquid 121 (32,8%) 39 (33,9%) 135 (30,8%) 48 (29,4%)

nicht liquid 68 (18,4%) 22 (19,1%) 94 (21,5%) 19 (11,7%)

ein Wechsel 89 (24,1%) 34 (29,6%) 119 (27,2%) 49 (30,1%)

Einzig bei den Juristen ist eine größere Differenz zwischen zahlungsfähigen und nicht liquiden Universitätsbesuchern erkennbar. Die solventen Rechtsstudenten kamen in der Regel nicht aus den Erhalterstaaten der Salana. (Tabelle 10) Nur 15 (16,5%) waren aus diesen Gebieten zu ermitteln. Zudem befanden sie sich verstärkt im unteren Vermögensbereich bis 15 Taler, während die ausländischen Geldempfänger der Jurisprudenz über mehr verfügen konnten. Genauso verhielt es sich auch bei den Universitätsbesuchern, die Theologie studierten. Von 90

175

Vgl. RASCHE, Umbrüche, S. 88 führte dies noch an. Für die spätmittelalterliche Universität Heidelberg ermittelte Christoph FUCHS: Dives, pauper, nobilis, magister, frater, clericus. Sozialgeschichtliche Untersuchung über Heidelberger Universitätsbesucher des Spätmittelalters (1386-1450) (Education and Society in the Middle Ages and Renaissance 5), Leiden/ New York/Köln 1995, S. 21-23 einen Anteil an armen Studenten unter den Juristen von 6,3% und bei den Theologen von 19,2%. Allerdings gab es an der Universität Jena lange Zeit keine klaren Kriterien für Armut. Vgl. Kapitel 2.3. – Das Armutszeugnis. Sofern dies auch auf andere Hochschulen zutraf, sind die Angaben vorsichtig zu deuten.

DIE FINANZEN DER JENAER STUDENTEN

61

liquiden Theologiestudenten waren 15 (16,7%) Landeskinder. Mehr als 15 Taler hatte keiner monatlich von ihnen zur Verfügung. Tabelle 10 Wertigkeit der Zahlungsfähigkeit der liquiden Jurastudenten

Vermögenskategorien bis 15 Taler 15 bis 35 Taler ab 35 Taler gemischter Monatsbetrag gesamt

Landeskinder 7 (46,7%) 2 (13,3%) 0 6 (40,0%) 15

auswärtige Studenten 8 (10,5%) 9 (11,8%) 6 (7,9%) 53 (69,8%) 76

Die meisten, gleichgültig ob ernestinische Landeskinder oder auswärtige Studenten und unabhängig vom Studienfach, hatten nicht kontinuierlich jeden Monat denselben Etat zur Verfügung. (Tabelle 11) Konnte jedoch eine Wertigkeit ermittelt werden, so zeigt sich, dass viele Universitätsbesucher eher über ein kleines Budget verfügten. Rückschlüsse vom Fach auf das zur Verfügung stehende Vermögen dürfen daher nicht gezogen werden. Somit gilt es umso mehr, die Zuschreibungen von den armen Theologie- und den reichen Jurastudenten zu überdenken. Tabelle 11 Wertigkeit der Zahlungsfähigkeit der liquiden Studenten nach dem Studienfach

Vermögenskategorien bis 15 Taler 15 bis 35 Taler ab 35 Taler gemischter Monatsbetrag gesamt

Jura

Medizin

Theologie

15 (16,5%) 11 (12,1%) 6 (6,6%) 59 (64,8%)

4 (20,0%) 0 1 (5,0%) 15 (75,0%)

15 (16,7%) 3 (3,3%) 3 (3,3%) 69 (76,7%)

sonstiges/ keine Angabe 7 (14,9%) 10 (21,3%) 5 (10,6%) 25 (53,2%)

91

20

90

47

Zwischenfazit Von etwa 300 Talern sprachen die Gelehrten des ausgehenden 18. Jahrhunderts zumeist, wenn es darum ging, wie viel Geld Studenten in einem Jahr auf einer Hochschule brauchten. Allerdings hatten nur wenig Universitätsbesucher diese Summe tatsächlich zur Verfügung. Zwischen den meist niedrig dotierten Wechseln lag oft eine längere Wartezeit. Da die über die Post gesandten Gelder jedoch nicht die einzige Unterstützung durch die Familien gewesen ist – sie schickten ihnen beispielsweise Lebensmittel, Kleidung und ähnliches öffentlich zu oder heimlich weiteres Geld – können die ermittelten Vermögenswerte der Studenten

DIE ÖKONOMIE DES STUDIUMS

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lediglich als das Minimum gelten. Doch anhand der ausgewerteten Daten war es möglich, nach der finanziellen Liquidität zu fragen. Dabei zeigte sich, dass mehr als doppelt so viele auswärtige Universitätsbesucher uneingeschränkt zahlungsfähig waren als Landeskinder. Genau entgegengesetzt verhielt es sich bei den nicht liquiden Studenten. Auch bei der qualitativen Untersuchung dieser Solvenz offenbarte sich, dass die ausländischen Wechselempfänger in der Dekade von 1815 bis 1825 für ihr Studium mehr Geld zur Verfügung hatten. Da es indes keine quantifizierbaren Informationen über die anderweitig überbrachten Gelder und materielle Unterstützung gibt, kann die Zuschreibung als arme Landeskinder und reiche auswärtige Universitätsbesucher nicht entkräftet werden, vielmehr untermauern die Ergebnisse die These weiter.

2.3.

Die Möglichkeiten der finanziellen Entlastung

Die Frage, die sich aus den Ausführungen zu den Geldern der Studenten ergibt, ist, wie besonders jene Universitätsbesucher ihr Studium finanzieren konnten, die regelmäßig weniger finanzielle Mittel zur Verfügung hatten als die für notwendig erachtete Summe. Über viele Möglichkeiten kann lediglich spekuliert werden, wie beispielsweise die bereits mehrfach angesprochene materielle Unterstützung durch die Familien und die Freunde sowie den heimlichen Empfang von Geldern. Genauer untersuchbar sind indes einige von den Nutritoren, den Erhaltern der Hochschule und der Salana initiierten Optionen – das Senken der Gebühren für die Vorlesungen mittels eines Armutszeugnisses, die Speisung im akademischen Konvikt und die finanzielle Unterstützung durch Stipendien.

Das Armutszeugnis Die sogenannten Armutszeugnisse (Testimonia paupertatis), mit denen die Inhaber um den ganzen oder teilweisen Erlass der Immatrikulations- und Kollegiagebühren bitten konnten, sollten dazu beitragen, keine Universitätsbesucher armutshalber vom Studieren abzuhalten.176 Wollten sich Universitätsbesucher auf ihre 176

Verordnung wie es mit Bezahlung und Lesung der Collegiorum in Zukunft zu halten vom 3. Mai 1756 § 4. Zu den armen Studenten vgl. FUCHS, Heidelberger Universitätsbesucher, S. 56-105. Rainer Christoph SCHWINGES: Pauperes an deutschen Universitäten des 15. Jahrhunderts, in: ZHF 8 (1981), S. 285-309. Matthias ASCHE: Von der reichen hansischen Bürgeruniversität zur armen mecklenburgischen Landeshochschule. Das regionale und soziale Besucherprofil der Universitäten Rostock und Bützow in der Frühen Neuzeit (1500-1800) (Contubernium – Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 52), Stuttgart 2000, S. 427-443. Ulrike DENK: Alltag zwischen Studieren und Bet-

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Armut berufen, mussten sie sich mit einem von ihrer heimatlichen Obrigkeit ausgestellten Bericht über ihr Vermögen beim Prorektor melden.177 Um den Nachlass auf die Vorlesungen zu erhalten, hatten sie zudem eine Liste jener Veranstaltungen, die sie im kommenden Semester besuchen wollten, mitzubringen.178 Das Concilium arctius entschied anschließend, ob den Gesuchen stattgegeben werden konnte.179 Mit einer positiven Entscheidung wurden den Bittstel-

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178 179

teln. Die Kodrei Goldberf, ein studentisches Armenhaus an der Universität Wien, in der Frühen Neuzeit (Schriften des Archivs der Universität Wien 16), Wien 2013. Ein aktueller Forschungsstand zu den armen Studenten an Universitäten befindet sich in ebd., S. 27-34. Zuweilen wurden die Gesuche um Erlass der Honorare direkt an den Prorektor gesandt. Vgl. UAJ A 826 fol. 31r-32r. Christian Heinrich Richter an Universität Jena, 4. November 1815. Ew. Magnificenz verzeihen gütigst, wenn ich es wage eine gehorsamste Bitte vorzutragen. Mein Sohn ist zu Michaelis nach Jena abgegangen. Ob er schon von Jugend auf viel Neigung zu den Wißenschaften hatte, und seinen Herrn Lehrer ihm das beste Zeugniß gaben, so habe ich es doch nicht verhindern können, denn ich sahe vorher, daß ich ihn nicht unterstützen konnte. Ich bin Quintus an der Schleitzer Schule und Choral Kantor mit einem Gehalt von 150rt. Durch den Krieg und besonders durch die Plünderung bin ich ganz um das Meinige gekommen, und nicht im Stande ein Collegium zu bezahlen, wie das Testimonium paupertatis des hiesigen Herrn Amtmann Weisheit dieses bezeuget. Ich nehme daher meine Zuflucht zu Ew. Magnificenz und bitte ganz gehorsamst um das Testimonium academicum. Gott im Himmel, der auch die kleinste Wohlthat nicht unvergolten läßt, wird es Ihnen und dero geehrteste Familie vielleicht wieder vergelten. Sein Stubenbursch, ein Hofnungsvoller Jüngling ist, ist in der nemlichen Lage, für welche ich eine gehorsame Bitte einlegen will. In Hofnung der gütigen Erfüllung meiner Bitte und unter Anwünschung alles Segens von Gott bin ich Ew. Wohlgeg. Ganz gehorsamster Diener Ch. Heinrich Richter Cantor und Quintus. Derartige Listen sind nicht überliefert. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 35. Zum Concilium arctius vgl. Kapitel 4.1. Die für Honorarerlassgesuche notwendigen Anträge, Gutachten sowie die Entscheidungen für die Jahre 1809 bis 1830 befinden sich in UAJ A 826, UAJ A 827, UAJ A 828, UAJ E II 2526, UAJ E II 2527, UAJ E II 2528/1, UAJ E II 2528/2, UAJ E II 2529, UAJ E II 2530. Vgl. das Beispiel eines Gutachtens in UAJ E II 2528/1 fol. 173r. Gutachten, 29. April 1828. Von Großherzogl. S. Landesdirektion wird dem Studios. camer. Karl Hartmann, aus Geisa, in Gemäßheit eines, von dem Stadtrath zu Geisa sub dato 22sten Januar a. c. ausgestellten Zeugnisses und auf den Grund der bei dem Großherzogl. Oberkonsistorium zu Eisenach sowohl als bei der katholischen Kirchenkommission daselbst eingezogenen Erkundigung, hierdurch bezeugt: daß sein Vater, der Rektor Hertmann, zu Geisa, verstorben ist, ohne ihm Vermögen zu hinterlassen und daß er selbst ganz mittellos ist, auch daß ihm zur Zeit beneficia nicht zu Theil geworden sind. Urkundlich ist gegenwärtiges Zeugniß unter Unterschrift und Siegel Großherzogl. Landesdirektion ausgestellt worden. Weimar, den 29. April 1828. Großherzogl. S. Landesdirektion. Ein Beispiel eines Armutszeugnisses befindet sich in ebd. fol. 17r. Armutszeugnis, 21. September 1828. Vorzeiger dieses H[er]r. Carl Friedr[ich] Const[antin] Lommer, aus Wichmar. Stud. theolog. hat durch das beigebrachte gerichtliche Zeugniss, nach dem Urteil des engern akademischen Raths, seine Vermögensumstände so weit bescheiniget, dass ihm ein Erlass der Collegien-Honorarien zur Hälfte wohl zu gönnen seyn möchte. Wir empfehlen ihn daher seinen sämmtlichen Lehrern zur Nachsicht in den von uns angezeigen Masse. Indem wir ihm aber dieses akademische Armuths-Zeugniss zu seiner Unterstützung für das Winter-Halbjahr 1828/29 übergeben, versehen wir und zugleich zu ihm, das er sich der ihm hiermit erzeigten Wohltat durch Fleiss, gute Aufführung und Vermeidung alles die Nothdurft überschreitenden Aufwandes würdig machen und erhalten werde. Jena, den 21. Sept. 1828. Prorector und Beisitzer des engern akadem. Raths. A[ndreas] G[ottlieb] Hoffmann d. Z. Prorector.

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lern die fälligen Gebühren für die Veranstaltungen des aktuellen Semesters erlassen.180 Da sie lediglich für ein Halbjahr galten, mussten die Armutszeugnisse durch den Senat immer wieder erneuert werden. Reichten die Studenten die Verlängerungsgesuche nicht rechtzeitig ein181 oder führten einen schlechten Lebenswandel, wurde ihnen die Erneuerung verwehrt.182 Zu Beginn des 18. Jahrhunderts scheint es noch keinen expliziten Namen für die vom akademischen Gericht auszustellende Bescheinigung gegeben zu haben, geschweige denn sinnvolle Auswahlkriterien, die die Bittsteller zu erfüllen hatten, damit ein von der heimatlichen Obrigkeit des Studenten ausgestellter Armutsbeleg anerkannt werden konnte. Ersteres änderte sich schnell. Bereits 1744 wurde von einem testimonium judiciale paupertatis183 gesprochen, was sich wiederum auf testimonium paupertatis184 reduzierte und in zahllosen Briefen und in Sitzungsprotokollen des Senats in seiner deutschen Übersetzung – Armutszeugnis – verwendet wurde. Letzteres, die Aufstellung klarer Kriterien der Armut, sollte allerdings noch ein Jahrhundert auf sich warten lassen.185 Gerade die fehlenden Auswahlkriterien hatten bei den Professoren, für die die kostenpflichtigen Vorlesungen eine wichtige Einnahmequelle waren,186 den Eindruck hinterlassen, dass fast jede Regierung herzlich gerne jedem ein testimonium paupertatis ertheilt, wenn er nur dreist genug ist, darum zu bitten.187 Da in der Saalestadt ein großer Teil an Landeskindern studierte, von denen jeder Zweite laut Zeugnis arm

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Regulativ zur Bezahlung der Kollegia vom 10. März 1720 § 8. UAJ A 827 fol. 43. Protokoll vom 17. November 1819. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 36f. Die Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 6. April 1824 § 36f. regelten genauer, wie der Nachfolgeantrag für das Armutszeugnis zu stellen war. Zum akademischen Senat vgl. Kapitel 4.1. Regulativ zur Bezahlung der Kollegia vom 4. Oktober 1744 § 4. Verordnung wie es mit Bezahlung und Lesung der Collegiorum in Zukunft zu halten vom 3. Mai 1756 § 4. UAJ BA 1390 unpag. Gedruckter Fragenkatalog, 23. August 1834. Heinz WIEßNER: Die wirtschaftlichen Grundlagen der Universität Jena im ersten Jahrhundert ihres Bestehens (1548/58-1658). Dargestellt auf Grund der Akten des Universitätsarchivs Jena, des Thüringischen Landeshauptarchivs Weimar und der Thüringischen Landesarchive, Jena 1955 (masch.), S. 129-131. STEINMETZ, Max u.a.: Geschichte der Universität Jena 1548/58-1958. Festgabe zum vierhundertjährigen Universitätsjubiläum, 2 Bände, Jena 1958, hier 1. Band S. 229. Zitiert nach RASCHE, Umbrüche, S. 86 Anm. 29. Ähnlich UAJ A 825a fol. 2r-2v. Universität Jena an Nutritoren, Konzept, 13. Oktober 1778. Vgl. Ulrich RASCHE: Von Fichte zu Metternich. Die Universität Jena und ihre ungarländischen Studenten um 1800, in: Marta FATA, Gyula KURUCZ, Anton SCHINDLING (Hg.): Peregrinatio Hungarica. Studenten aus Ungarn an deutschen und österreichischen Hochschulen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert (Contubernium – Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 64), Stuttgart 2006, S. 197-226, hier S. 205. Wegen der stets hohen Anzahl der Gesuche um Armutszeugnisse gab es unzählige Missive. Vgl. UAJ A 827.

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gewesen sei, wandte sich die Hochschule im Oktober 1778 an die vier herzoglichen Nutritoren. Die Salana bat um die Festlegung besserer Vorgaben, welche Belege vorgebracht werden mussten, damit die begehrte Befreiung anerkannt werden konnte.188 Die hohe Anzahl von Studenten mit Armutszeugnissen lag also keineswegs allein an deren fehlenden finanziellen Mitteln. Somit muss jede direkte Verbindung zwischen armen beziehungsweise nicht zahlungsfähigen Universitätsbesuchern und Besitzern eines Zeugnisses der Armut vermieden werden. Dennoch war es eine Möglichkeit, die Studienkosten zu senken. Da den Nutritoren daran gelegen sein musste, die Salana und ihre die weniger vermögenden Universitätsbesucher unterstützenden Einrichtungen zu erhalten,189 erging bereits im Dezember 1778 ein Reskript. In Zukunft sollten nach vorheriger Prüfung ausschließlich jene Studenten in den Genuss eines Armutszeugnisses kommen, deren Eltern nicht mehr am Leben seien und die insgesamt höchstens 50 Taler im Jahr zur Verfügung hätten.190 Einige Jahre später konstatierte der Kirchenrat, Theologieprofessor und zeitweilige Inspektor der ernestinischen Landeskinder Johann Jacob Griesbach zwar den Rückgang der Zeugnisse, gleichzeitig musste er indes feststellen, dass nun verstärkt Studenten ohne ein Armutszeugnis um Nachlass direkt bei den Professoren ersuchten.191 Um 1800 hatte sich daran nichts geändert. Bei einigen, so Griesbach, sei das fehlende Vermögen deutlich zu erkennen, da die Väter schlecht besoldet seien und eine Vielzahl von Kindern zu versorgen hätten. Es wäre hart und unbillig ihnen den Zutritt zu den Veranstaltungen zu verwehren, nur weil die Väter noch lebten. Aber andere Universitätsbesucher, die ihre Dürftigkeit lediglich heucheln würden, ersuchten ebenso um Erlass des Honorars. Da die Lehrer weder Mittel noch Zeit genug besäßen, die Betrüger zu entlarven, bitte der Theologieprofessor darum, einzig den tatsächlich unvermögenden Bittstellern ein Armutszeugnis zu gewähren. Hierfür bedürfe es jedoch einer neuen Verordnung, da die alte keineswegs durchgehend anwendbar sei.192 188 189

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UAJ A 825a fol. 1r-2v. Universität Jena an Nutritoren, Konzept, 13. Oktober 1778. Vgl. Joachim BAUER: Die Universität Jena zwischen Tradition und Reform, in: Gerhard MÜLLER, Klaus RIES (Hg.): Die Universität Jena. Tradition und Innovation um 1800 (Pallas Athene 2), Stuttgart 2001, S. 47-62, hier S. 51. UAJ A 825a fol. 8r-8v. Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg an Universität Jena, 28. Dezember 1778. Vgl. RASCHE, Umbrüche, S. 86. UAJ A 1231 fol. 117r-117v. Johann Jacob Griesbach an Universität Jena, ohne Datum [1785]. Dagegen aber fangen mehrere Gothaische und Altenburgische Landeskinder izt an, um Erlassung der Honorarien, ob sie gleich kein testimonia haben, zu bitten und ihre Bitte durch eine höchst klägliche Schilderung ihrer äusersten Armuth zu unterstützen. Sie stimmen gewöhnlich darin überein, daß ihr Unvermögen notorisch sey, wovon sie auch wohl nähere Umstände anführen; daß ihnen bloß deswegen, weil ihr Vater noch lebe, das erbetene testimonium paupertatis versagt worden wäre, und daß sie es also, falls ihnen der Zutritt zu den collegiis verwehret würde, beynahe für ein Unglück halten müßten, daß sie noch einen Vater am Leben hätten. UAJ A 1235 fol. 5v. Johann Jacob Griesbach an Universität Jena, ohne Datum [1804].

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Neben den bereits dargelegten Forderungen nach besseren Bestimmungskriterien für arme Studenten brachte Johann Ernst Basilius Wiedeburg bereits 1782 die Idee vor, dass die ihrer itzigen Armuth halber mit Testimoniie versehenen Landes Kinder [...] doch angehalten werden [könnten], ihre honoraria, wenn sie zu Verdienst komen, noch nach zu bezahlen.193 In den folgenden Jahrzehnten wurde der Vorschlag immer wieder aufgegriffen194 und fand sogar die Zustimmung des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach.195 Allerdings erhielt der Entwurf 1834 von seinem Nachfolger eine endgültige Absage.196 Vielmehr bemühte sich der Großherzog Carl Friedrich um klare Vorgaben, was nachgewiesen werden musste, damit an der Salana um Erlass der Gebühren gebeten werden durfte. Die zu beantwortenden Fragen lauteten: 1) Mit welchem Zeugniß ist der Bittsteller von dem Gymnasium entlassen worden? 2) Wer sind seine Eltern? 3) Wie hoch ist das jährliche Einkommen derselben aus ihrem Geschäft, an Pension u. s. f., so wie auch insbesondere das jährliche Diensteinkommen des Vaters anzuschlagen? 4) Wie viel besitzen die Eltern an eigenem Vermögen? 5) Welche und wie viele Personen, außer dem Bittsteller, haben sie zu unterhalten? 6) Hat der Bittsteller eigenes Vermögen, und wie viel beträgt dieses? 7) Wie viel bezieht derselbe jährlich an Stipendien und an anderen Unterstützungen?197 193 194

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UAJ A 1230 fol. 37r. Johann Ernst Basilius Wiedeburg an Universität Jena, 18. November 1782. UAJ A 1235 fol. 44r. Universitätsprotokoll, 3. Januar 1810. Ähnlich UAJ K I 32 fol. 2r-2v. Heinrich August Schott an Universität Jena, 13. Juli 1828. In UAJ A 1235 fol. 49r-49v befindet sich ein Muster einer gedruckten Vereinbarung zwischen Studenten und Professoren. Nachdem Vorzeiger dieser der Studiosus […] seine Armuth durch das beygebrachte gerichtliche Zeugniß bescheiniget, und um Erheilung eines academischen Zeugnisses, um dadurch eine Empfehlung zu der freyen Besuchung der Collegiorum zu erhalten, geziemend nachgesuchet; solchen auch in dermaße zu fügen resolviret worden, daß derselbe solches vor Anfang der Collegiorum, oder doch langstens ehe in den Collegiis aufgeschrieben wird, jedesmal seinen Lehrer vorzeige, und bey jedem Collegio besonders demselben darum ersuche, anderer Gestalt darauf keine Rücksicht genommen werden soll, auch dafern man künftig bemerken sollte, daß er einen mit seiner Armuth nicht übereinstimmenden Aufwand machet, auch sonst seine Aufführung nicht so, wie man von einem beneficiario fordern kan und erwartet, einrichtet, und daher, daß er das Attestat erschlichen, gegründeter Verdacht sich hervorthut, dieses ihm ertheilte academische Zeugniß ungültig und er desselben verlustig seyn soll, außerdem aber derselbe seinem Lehrer, daß, so bald er in bessere Umstände kommt, das honorarium annoch nachzahlen wolle, sich schriftlich verbindlich machet; Als ist demselben dieses gebetene Zeugniß unter meiner des dermaligen Prorectoris Unterschrift ausgefertigt worden. Jena, den […]. UAJ A 1235 fol. 55r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 16. März 1810. UAJ BA 1390 unpag. Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 18. Februar 1834. Vgl. MÜNCHHOFF, Leben der Studenten, S. 157. ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 203. An bayrischen Universitäten wurde dies im 19. Jahrhundert in die Gesetze aufgenommen. UAJ BA 1390 unpag. Gedruckter Fragenkatalog, 23. August 1834. Vgl. RASCHE, Umbrüche, S. 86f.

DIE MÖGLICHKEITEN DER FINANZIELLEN ENTLASTUNG

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Konnten sich Studenten gratuitus immatrikulieren, so wurde dies mit unstetiger Gründlichkeit in der Matrikel vermerkt. Wegen der inkonsequenten Notierung der Armutsvermerke konnten selbige für den der Arbeit zugrunde liegenden Zeitraum nicht als Quelle herangezogen werden.198 Allerdings gibt es Namenslisten der Bittsteller, die für vier Jahre vorliegen, beginnend im Sommersemester 1818.199 Zwar wurden von diesen Gesuchen nur sehr wenige abgelehnt,200 indes ist hier ebenso fraglich, ob sie tatsächlich alle enthalten.201 Unter ihnen konnten jedoch 105 (9,7%) der Geldempfänger gefunden werden. Zwei Drittel (65; 61,9%) von ihnen waren Landeskinder. Korrespondierend mit der Verteilung der ernestinischen Wechselempfänger nach ihrer Herkunft (Tabelle 5) besaßen die Studenten aus Sachsen-Gotha-Altenburg (22; 33,8%) und Sachsen-Weimar-Eisenach (21; 32,3%) am häufigsten ein Armutszeugnis, vorrangig ein ganzes (26 von 43; 60,5%), was sie von Honorarzahlungen vollständig befreite. Für die Universitätsbesucher der anderen beiden ernestinischen Territorien sind mehr (15 von 22; 68,2%) beschränkte Zeugnisse ausgestellt worden,202 welche lediglich einen Teilerlass gewährten.203 Solvent waren insgesamt nur sieben (10,8%) Landeskinder,204 bedingt zahlungsfähig war immerhin ein Drittel (23; 35,4%), und ein weiteres Viertel (16; 24,6%) war nicht liquid.205 Auch wenn 198

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Vgl. RASCHE, Umbrüche, S. 85. Das Inskriptionsbuch UAJ BA 1666 enthält teilweise Vermerke über die Bezahlung der Inskriptionsgebühren. Inwieweit diese vollständig sind, kann nicht genau festgestellt werden. UAJ A 827, UAJ A 828. Vgl. die Missive in UAJ A 827, UAJ A 828. In zahlreichen anderen Akten ließen sich ebenso Verweise auf die Empfänger von Armutszeugnissen finden. Ein systematisches Zusammentragen und Auswerten der Daten kann zahlreiche Informationen über den finanziellen Aspekt des frühneuzeitlichen Studiums liefern, war jedoch im Rahmen der Arbeit nicht möglich. Bei diesen Akten handelt es sich unter anderem um: Concilien-Protokollbücher UAJ A 339, UAJ A 340, UAJ A 341, UAJ A 342, UAJ A 343, UAJ A 344, UAJ A 345, UAJ A 346, UAJ A 347, UAJ A 2553. Senatsregistrande UAJ A 353. Prorektoratsgerichtsregistrande UAJ A 354, UAJ A 354a, UAJ A 355a. Vgl. UAJ A 1235 fol. 5v. Johann Jacob Griesbach an Universität Jena, ohne Datum [1804]. Auch Griesbach wandte sich mit einem sehr emotionalen Schreiben an den Prorektor und teilte ihm seine Meinung mit: In einigen Gegenden der Herzogl. Sächsischen Lande möchte wohl die Ertheilung der testimoniorum paupertatis noch etwas mehr erschwehret werden können, indem die Fälle nicht selten vorkommen, daß mit dergleichen Testimoniis versehene Landeskinder Geld genug zu nicht nöthigen Ausgaben haben. Über die Differenzierung in ganze und halbe Armutszeugnisse konnten keine weiteren Informationen gefunden werden. Es handelte sich um Johannes Georg Carl Heer aus Sachsen-Meiningen, Johannes Leutbecher aus Sachsen-Weimar-Eisenach, Georg May aus Sachsen-Meinungen, Eduard Rommel aus Sachsen-Meiningen, Johannes Wendel Sauerbrey aus Sachsen-Weimar-Eisenach, Johannes Adolph Ludwig Steidel aus Sachsen-Gotha-Altenburg und Johannes Christian Völker aus Sachsen-Weimar-Eisenach. 19 Landeskinder erhielten lediglich einen Wechsel.

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diese Zahlen sich als Beleg für die Armut dieser Studenten nahezu aufdrängen, können sie trotzdem nicht herangezogen werden, weil es zu dieser Zeit eben noch keine nachvollziehbaren Kriterien für die Anerkennung von Armut gab. Während die Landeskinder scheinbar rege auf die Möglichkeit der Reduzierung der Studienkosten mittels eines Armutszeugnisses zurückgriffen, fällt bei der Herkunftsanalyse der auswärtigen Studenten das Fehlen der als liquid bezeichneten Territorien auf. Lediglich zwei Universitätsbesucher aus den hessischen Gebieten waren als Inhaber eines Zeugnisses zu finden.206 Schaut man nach der Verteilung der Studienfächer, waren vorrangig die angehenden Theologen (67 von 105; 63,8%) Besitzer des Zeugnisses, weshalb es wohl auch der Theologieprofessor Johann Jacob Griesbach war, der sich bei dieser Problematik besonders engagierte.207 Jedoch können auch diese Ergebnisse nur bedingt gelten und nicht generalisiert werden, denn hierzu müssten alle Studenten mit Armutszeugnissen nach ihrer Herkunft und ihrem Studienfach untersucht werden. Aber dabei würde sich wohl kein signifikant anderes Bild präsentieren, denn bereits ein kurzer Blick in die überlieferten Akten zeigte, dass die meisten Universitätsbesucher, die ein Armutszeugnis besaßen, aus den ernestinischen (Groß-) Herzogtümern kamen.208 Ob die testierte Bedürftigkeit nun der Realität entsprach oder es viel mehr auf die Überlieferung zurückzuführen ist, kann aufgrund der kurzen Zeitspanne, für die diese Angaben vorhanden sind, sowie der ungeklärten Rechtslage bei der Ausstellung der Zeugnisse nicht gesagt werden.

Das Konvikt Eine weitere Möglichkeit, sich mit weniger Geld das Studium zu ermöglichen, war die Verpflegung im akademischen Konvikt.209 Von anfänglich vier Tischen 206

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Bei ihnen handelte es sich um Heinrich Eduard Westphal, der seit dem Wintersemester 1820/21 ein Armutszeugnis hatte, und Carl Wilhelm Friedrich Faber, der dies seit dem Sommerhalbjahr 1821 besaß. Ähnlich UAJ BA 1390 unpag. Heinrich August Schott an Universität Jena, 29. Mai 1828. So wundert es auch nicht, wenn der Dekan der Theologischen Fakultät in einem Brief an den Prorektor klagte: Die Anzahl derjenigen Studierenden, denen die honoraria für die theologischen Vorlesungen in Beziehung auf ihr Freyschein erlassen werden, hat seit einigen Jahren so überhand genommen, daß unsere theologischen collegia grosen theils nahe daran sind, in völlige publica überzugehen. In UAJ A 826 befinden sich Verlustrechnungen der Professoren, die sie durch die Armutszeugnisse erlitten. Ebd. fol. 16r-16v. Johann Philipp Gabler an Universität Jena, 31. Oktober 1815. Bei seinen drei Vorlesungen machte der Theologe durch die Armutszeugnisse 510 Taler Verlust an seinem Honorar. UAJ A 826, UAJ A 827, UAJ A 828. Vgl. Matthias ASCHE, Simone GIESE: Konvikt, in: Enzyklopädie der Neuzeit 6 (2007), Sp. 1195-1199. Matthias ASCHE: Studienförderung und Stipendienwesen an deutschen Universitäten in der Frühen Neuzeit, in: JbUG 15 (2012), S. 37-105, hier S. 78-82. Die Aufarbeitung der Geschichte des Konvikts der Universität Jena für die Zeit um 1800 steht

DIE MÖGLICHKEITEN DER FINANZIELLEN ENTLASTUNG

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bei der Gründung im Jahre 1548 entwickelte sich das Konvikt zu einer Speiseanstalt,210 über die der Philosophieprofessor und Universitätsbibliothekar Georg Gottlieb Güldenapfel 1816 berichtete, dass täglich 134 Studirende Mittags und Abends, theils ganz frey, theils gegen einem geringen Zuschuss (wöchentlich 7gl.) beköstiget werden. Sie speisen zusammen in einem hellen und geräumigen Saale an 11 Tischen [...].211 Die Tische für eine maximal dreijährige Verpflegung,212 gestiftet von den Erhaltern der Hochschule oder Privatpersonen, waren in erster Linie für die ernestinischen Landeskinder gedacht.213 Sie mussten sich mit einem Bittschreiben an ihren Landesherren wenden, wenn sie eine von ihm finanzierte Frei- oder Zahlstelle erhalten wollten.214 Wer als bedürftig galt, kann nicht ermittelt werden.

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noch am Anfang, weshalb es an Literatur mangelt. Mit den ersten Regierungsjahren Carl Augusts von Sachsen-Weimar-Eisenach befassten sich VENTZKE, Herzogtum SachsenWeimar-Eisenach, S. 376-381. Günther ARNOLD: „… sehr brav durchdacht und gewaltig geschrieben“ – Herders Gutachten zur Verbesserung des Konviktoriums in Jena, in: Katrin BEGER, Dagmar BLAHA, Frank BOBLENZ, Johannes MÖTSCH (Hg.): „Ältestes bewahrt mit Treue, freundlich aufgefaßtes Neue“ Festschrift für Volker Wahl zum 65. Geburtstag, Rudolstadt 2008, S. 294-318. Zur älteren Geschichte vgl. UAJ A 2379. SCHMID, Zuverlässiger Unterricht, S. 113-136. WIEßNER, Wirtschaftliche Grundlagen, S. 140-154. Stefan WALLENTIN: Fürstliche Normen und akademische »Observanzen«. Die Verfassung der Universität Jena 1630-1730 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 27), Wien/Köln/Weimar 2009, S. 262-266, 344-359. Zu Leipzig vgl. Alrun TAUCHÉ: Staatliches und privates Stiftungswesen an der Universität Leipzig. Das Konvikt im 18. Jahrhundert, in: Jonas FLÖTER, Christian RITZI (Hg.): Bildungsmäzenatentum: privates Handeln, Bürgersinn, kulturelle Kompetenz seit der Frühen Neuzeit, Köln 2007, S. 177-203. Zu Marburg vgl. Heinrich MEYER ZU ERMGASSEN: Tisch und Losament. Verköstigung und Unterbringung der Stipendiaten in Marburg, in: Walter HEINEMEYER (Hg.): Studium und Stipendium. Untersuchungen zur Geschichte des hessischen Stipendiatenwesens (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 37), Marburg 1977, S. 101-240. Zu Göttingen vgl. EBEL, Memorabilia Gottingensia, S. 122-131. Zu Helmstedt vgl. Marta ASCHE: Das Konvikt an der Universität Helmstedt, in: Braunschweigisches Jahrbuch 47 (1966), S. 52-124. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 344f. Das Konvikt in Jena war lediglich eine Speiseanstalt und bot den Studenten keine Unterbringung oder Unterricht. Vgl. Max BAUMGART: Die Stipendien und Stiftungen (Convicte, Freitische u.s.w.) zu Gunsten der Studirenden an allen Universitäten des deutschen Reichs nebst den Statuten und Bedingungen für die Bewerbung und den Vorschriften über die Stundung resp. den Erlass des Collegienhonorars, Berlin 1885, S. 405. Im Sommer 1818 wurde das Konvikt durch eine neue Verordnung (25. August 1818) neu gegründet. Georg Gottlieb GÜLDENAPFEL (Hg.): Jenaischer Universitäts-Almanach für das Jahr 1816, Jena 1816, S. 339. Verordnung für das Konvikt vom 25. August 1818 § 2. 1818 wurde die Höchstzahl der zu speisenden Studenten auf 130 festgesetzt. Zu den servierten Speisen zwischen Februar 1770 und April 1773 vgl. ThHStAW A 6011. In UAJ A 2377 befinden sich für die Zeit von Oktober 1816 bis März 1817 acht Speisezettel lose eingelegt. Verordnung für das Konvikt vom 26. März 1796 § 2. GÜLDENAPFEL, Jenaischer Universitäts-Almanach 1816, S. 341. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 349. Vgl. Johann Christoph MYLIUS: Das in dem Jahr 1743 blühende Jena. Darinnen von dem Ursprung der Stadt, Stifftung der

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Zudem ist nicht sicher, ob hierfür dieselben ungenauen Regelungen galten wie für die Armutszeugnisse. Die Anforderung der Jenaer Hochschule an die begünstigten Nutzer muss aber ähnlich wie in Helmstedt gewesen sein. Dort hatten die Studenten die Verhältnisse, aus denen sie stammten – das Elternhaus, ihre bisherige Ausbildung und ihre finanziellen Mittel, – offenzulegen. Ferner mussten sie angeben, was sie zu studieren gedachten und ein Zeugnis ihres Wohlverhaltens (Sittenzeugnis) vorlegen. Entschieden die Professoren positiv, konnte der Antragsteller einen Platz im Konvikt einnehmen.215 In den überlieferten Listen der Tischgänger,216 deren Vollständigkeit ebenfalls ungewiss ist, wurden 269 (24,8%) Universitätsbesucher identifiziert, die offiziell Geld empfangen haben. Davon waren 58,7% (158) Landeskinder. Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Speiseanstalt vorrangig für sie gedacht war. Indes schloss die landesherrliche Finanzierung nicht aus, auch bedürftige Ausländer im Konvikt zu verpflegen.217 1815 wurde sogar eigens ein Tisch für zwölf Studenten aus Ungarn eingerichtet, dessen Gründung der damalige Inspektor des Konvikts, Carl Abraham Eichstädt, entschieden vorantrieb.218 Nicht weniger als 81,3% (39) der durch die Wechseleingänge erfassten 48 Ungarn nutzten diese Möglichkeit der Kostensenkung. Sie waren nicht unbedingt mittellos, was sich daran zeigt, dass elf (28,3%) solvent und 13 (33,3%) bedingt liquid waren.

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Universität und was sonsten zu dieser gehörig; ingleichen von denen andern hohen Collegiis. Besonders aber Das Leben und Schrifften der Gelehrten vollständig erzehlet wird, Jena 1743, S. 268: An die Zahl-Stellen im Convictori kan man auch am füglichsten gelangen, wenn man durch Recommendationen derer Hochfürstlichen Ober-Consistoriorum, oder anderer hoher Collegiorum und Ministrorum von Hochfürstlichen Nutritoribus nöthige Diplomata zu erhalten suchet, denn alsdenn haben diejenigen, welchen durch Fürstliche Befehle Zahl-Stellen angewiesen werden, vor allen andern den Vorzug, erledigt Stellen im Convictorio nach Inhalt der Diplomatum zu überkommen. Die einlaufenden Befehle wegen Collation einer Zahl-Stelle an diesen und jenen Studiosum, werden von dem Herrn Lectore Convictorii in ein besonder Buch dem Dato nach registriret, und die Studiosi alsden nach der Ordnung und Vorzug älterer Befehle vor den jüngern, wo nicht besondere in den Diplomate enthaltene limitationes solches restringiren, an die erledigten Stellen der Zahl-Tische, wo sie anders Mittags um 11 Uhr sich im Convictorio würcklich sistiren, angewiesen; wenn aber diejenigen, welche Fürstliche Diplomata aufzuweisen gehabt, alle versorget sind, so können auch diejenigen zu Zahlstellen gelangen, welche keine Diplomata bekommen, sie müssen sich aber vorher bey dem Lectore Convictorii gemeldet haben, und alsdenn werden sie nach der Ordnung an erledigte Stellen angewiesen, wie sie sich beym Lectore gemeldet haben, und inscribiren lassen, bey welcher Inscription allezeit die Academische Matricul dem Lectori darzulegen ist. Zur Vergabe von Freistellen vgl. ThHStAW A 5980. Über die Darstellung der Universitätsverfassung bei Mylius vgl. BAUER, Universitätsgeschichte als Mythos, S. 237-243. ASCHE, Konvikt Helmstedt, S. 56. Vgl. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 202. UAJ A 2376, UAJ A 2565. Verordnung für das Konvikt vom 26. März 1796 § 2. GÜLDENAPFEL, Jenaischer Universitäts-Almanach 1816, S. 341. Vgl. ASCHE, Konvikt Helmstedt, S. 54. RASCHE, Von Fichte zu Metternich, S. 214f. Zum Inspektor des Konvikts im 17. Jahrhundert vgl. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 262-266. Die Instruktionen einzelner Angestellter des Konviktes um 1800 befinden sich in UAJ A 2373.

DIE MÖGLICHKEITEN DER FINANZIELLEN ENTLASTUNG

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Gerade einmal fünf (12,8%) waren nicht zahlungsfähig.219 Hinter der Einrichtung dieses Tisches verbarg sich allerdings auch mehr als nur die Verköstigung nicht so wohlhabender auswärtiger Studenten. Vorrangig ging es um die Steigerung der Attraktivität des Jenaer Studienortes bei den Ungarn, die seit jeher ihr Theologiestudium an der Saale absolvierten, deren Frequenz jedoch vor dem nun wieder aufgehobenen Studienverbot für die Salana stark gesunken war.220 Auch wenn die Universitätsbesucher nicht in den Genuss eines Freitisches kamen, sondern eine Zahlstelle erhielten und somit ein Kostgeld entrichten mussten,221 konnten sie im Vergleich zu den Preisen der anderen lokalen Speisemöglichkeiten dennoch sparen.222 Dafür standen sie aber gemeinsam mit den Freitischgängern unter der Aufsicht eines Inspektors, der auf Nachfrage über ihren Fleiß und ihr Betragen Auskunft geben musste. Zudem hatten sich die Studenten, wollten sie ihren Platz nicht verlieren, bei längerer Abwesenheit beim Inspektor abzumelden und weitere Regeln zu befolgen.223 Ferner waren die Konviktoristen bei anderen nicht immer angesehen, wie die 1792 erstmals veröffentlichten Ausführungen des ehemaligen Jenaer Studenten Friedrich Christian Laukhard erkennen lassen: Es ist sonderbar, daß der Jenenser die Studenten, welche das Konvikt besuchen, nicht für voll ansieht. Der Student an allen Orten verachtet zwar keinen wegen seiner Armut, aber so recht leiden kann er es doch nicht, daß ein Armer, um wohlfeil durchzukommen, die Mittel benützt, welche auf den Universitäten für Unbemittelte dazu da sind. So gilt einer, der in Jena das Konvikt […] besucht, schon darum etwas weniger.224

219

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Bei ihnen handelte es sich um Johannes Hencz, Johann Horváth, Samuel Lütze, Gabriel Malatides und Samuel Mayary. Zehn (25,6%) Studenten erhielten lediglich einen Wechsel. Dies waren Daniel Abaffy, David Druglány, Johannes Freyer, Paul Kaszay, Martin Kramer, Georg Mispál, Franz Wilhelm Schmidag, Georg Scholtz, Andreas Seberini und Stephan Walentiny. Vgl. hierzu ausführlich RASCHE, Von Fichte zu Metternich. Vgl. die Preise in der Verordnung für das Konvikt vom 26. März 1796 § 1. MYLIUS, Blühendes Jena, S. 264 berichtete von einem zu bezahlenden Betrag von 1rt 12gl alle sechs Wochen. Die Preise, die seit 1818 galten, sind bei BAUMGART, Stipendien und Stiftungen, S. 405-408 abgedruckt. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 345. Vgl. Kapitel 2.1. – Die Lebenshaltungskosten. Verordnung für das Konvikt vom 26. März 1796 § 4. Verordnung für das Konvikt vom 25. August 1818 § 7. Vgl. BAUMGART, Stipendien und Stiftungen, S. 407. Friedrich Christian LAUKHARD: Magister F. Ch. Laukhards Leben und Schicksale. Von ihm selbst beschrieben. Deutsche und französische Kultur- und Sittenbilder aus dem 18. Jahrhundert, 2 Bände, bearbeitet von Viktor PETERSEN, Stuttgart 1908, hier 1. Band, S. 104. Vgl. EBERHARDT, Goethes Umwelt, S. 96. WIEßNER, Wirtschaftliche Grundlagen, S. 139f. berichtete, die Herzöge seien nach der Gründung der Universität Jena bestrebt gewesen, die Stipendiaten nicht im Konvikt speisen zu lassen, wodurch sie für andere arme Studenten einen Platz an diesen Tischen blockiert hätten. Jedoch scheint die Umset-

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Ob der hier gemachte Vorwurf auch auf die liquiden Geldempfänger im Konvikt zutraf, kann nicht belegt werden. Ausschließlich zwei (von 43; 4,7%) von ihnen hatten monatlich zwischen 15 und 35 Taler zur Verfügung.225 Jeder Vierte (elf; 25,6%) war nicht solvent und bei fehlender anderweitiger Unterstützung ganz sicher auf eine kostengünstige Verpflegung angewiesen. Das Bild jener, die im Konvikt aßen, scheint sich um 1800 allerdings etwas gemildert zu haben. Andreas Georg Friedrich Rebmann schrieb über seine Jenaer Studienzeit von 1787 bis 1789, dass noch vor wenigen Jahren [...] mit dem Genusse dieses Freitisches eine unauslösliche Makel unter den Studierenden verknüpft [war], die Konviktoristen waren […] im Verschiß, daß heißt, sie bekamen für keine Beleidigung Genugtuung.226 Ob ein verbessertes Ansehen der Konviktoristen auf die dort speisenden ausländischen Universitätsbesucher zurückzuführen war, wie Johann Jacob Griesbach 1791 meinte, ist nicht zu belegen.227

Das Stipendium Eine Möglichkeit der Aufstockung vorhandener finanzieller Ressourcen stellten Stipendien dar,228 welche die Studenten vielfach aus ihrer Heimat mit an die Uni-

225 226 227

228

zung schwierig gewesen zu sein. Möglicherweise bezog sich Laukhard auf die bei MYLIUS, Blühendes Jena, S. 268 beschriebene Vergabepraxis. Es handelte sich um Joseph Gödor aus Ungarn und Elias Wilhelm Ilgen aus SachsenMeiningen. GREILING, Andreas Georg Friedrich Rebmann, S. 62. Zum Verschiss vgl. Kapitel 5.3.2. – Das wirtschaftliche Eigeninteresse. GSA 20/17 unpag. Johann Jacob Griesbach an Jacob Friedrich von Fritsch, 4. Februar 1791. Sogar hat die Erfahrung ganz klar bewiesen, daß eine Anzahl Ausländer im Convictorio schlechterdings unentbehrlich ist, wenn nicht die Convictoren bey allen übrigen Studenten eine in vielem Betracht bedenkliche levis notae macula aufkleben, und wenn nur einiger maßen Anstand und Ordnung erhalten werden soll. Ähnlich UAJ A 1236a fol. 2v-3r. Universitätsprotokoll, 6. August 1808. Der Prorektor Christoph Gottlieb Heinrich schrieb, er glaube, daß eine den Ausländern zu gestattende wieder beschränckte Theilnahme an den Convictorium einer weiteren Berathschlagung wohl der Mühe werth sey und sich dazu eigne, den höchsten Höfen vorgelegt zu werden. Die Landeskinder prätendirten dieses Beneficium, weil sie Landeskinder waren, und schienen in der irrigen Meynung zu seyn, daß ihnen solches vor den Ausländern gleichsam ausschlieslich gebühre. Es dürfte daher künftig darauf zu sehen seyn, daß die Landeskinder, welche sich zum Convictorio beim Inspector meldeten, durch Dekrete sich zu legitimiren hätten, daß sie das beneficiums bedürfen und wenn sie es erhalten, durch ein gesittetes Betragen während ihres hisigen Aufenthalts sich deßen werth machen; jedoch möchte auch ein gewißer Maasstab in Ansehung der Anzahl stattfinden, dergestallt, daß außer der Supernumerän und Freistellen etwa der Dritte oder der Vierte Theil der Zahlstellen für würdige und dürftige Ausländer bestimm belieben. Die Selbst- und Fremdwahrnehmung von Konviktoristen ist noch nicht untersucht worden. SCHMID, Zuverlässiger Unterricht, S. 137-147. ASCHE, Studienförderung. Zu der finanziellen Situation von Stipendiaten im 16. und 17. Jahrhundert vgl. Max SILLER: „Lasset sie nur ein wenig leiden, wenn sie nicht gelt haben, so studiren sie desto vleissiger!“ Briefe von Leutschauer Studenten des 16. und 17. Jahrhunderts, in: Südost-deutsches Archiv 38/39 (1995/96), S. 5-31. Otto KIUS: Das Stipendiatenwesen in Wittenberg und Jena unter den Ernestinern

DIE MÖGLICHKEITEN DER FINANZIELLEN ENTLASTUNG

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versität brachten. Sie wurden, ähnlich den Tischen im Konvikt, entweder direkt von den Nutritoren gewährt oder von privater sowie anderer institutioneller Hand vergeben.229 In Leipzig gab es für die Stipendien zwei Auszahlungstermine im Jahr. Diese orientierten sich an den Messen zu Ostern und Michaelis.230 In der Saalestadt wird es sich im 18. Jahrhundert ähnlich verhalten haben. In der Zeit zuvor wurden die Gelder meist Pfingsten und Martini ausgehändigt. Nach 1600 mussten die altenburgischen Stipendiaten hierfür zum Schösser nach Eisenberg nahe Hermsdorf oder nach Roßla nördlich von Bad Frankenhausen reisen. Für die Landeskinder aus Weimar und Coburg war der Rentmeister in Weimar zuständig.231 Selten waren die Stipendien für eine alleinige Finanzierung des Studiums ausgelegt.232 Dies griff Griesbach 1804 in einem Schreiben betreffs der Verbesserung der Hochschule auf und führte aus: Sehr erleichtert aber würde die Sache schon dadurch werden, wenn es Höchstdenen selben [gemeint waren die Erhalter] gnädigst gefiele [...] das Stipendienwesen anders als bisher organisieren zu lassen. Offenbar sind der Stipendien zu viel, dafür aber sind sie zu klein. Sie locken also nur eine Menge armer Menschen zum Studieren an, ohne ihnen dabey zu einer reallen und des nennenswerthen Unterstützung zu dienen; [...] Es wäre daher sehr zu wünschen, daß so viel möglich mehrere dergleichen kleine Stipendien, mit Ausnahme der Familien Stipendien, in ein größeres zusamengezogen würden.233

Sein Vorschlag blieb ohne erkennbare Folgen. In erster Linie waren die herzoglichen Stipendien für die Landeskinder bestimmt, deren Fleiß und Betragen, ähnlich wie bei den Konviktoristen, überprüft wurde.234 Dies geschah seit dem 17. Jahrhundert mittels halbjährlich stattfinden-

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im 16. Jahrhundert. Nach archivalischen Quellen, in: Zeitschrift für historische Theologie 35 (1865), S. 96-159, zu Jena S. 126-159. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 198. GÜLDENAPFEL, Jenaischer Universitäts-Almanach 1816, S. 342f. Zu dem Stipendienwesen im 16. Jahrhundert vgl. WIEßNER, Wirtschaftliche Grundlagen, S. 133-140, 154-157. Über die Vergabe der Stipendien im 16. Jahrhundert vgl. SPÄTE, Universität Jena, S. 23-25. Ein Verzeichnis der Stipendien befindet sich bei BAUMGART, Stipendien und Stiftungen, S. 408-456. Katrin LÖFFLER: Privatstipendien für Leipziger Studenten im 18. Jahrhundert, in: Detlef DÖRING (Hg.): Universitätsgeschichte als Landesgeschichte. Die Universität Leipzig in ihren territorialgeschichtlichen Bezügen. (Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Reihe A, 4), Leipzig 2007, S. 349-372, hier S. 363 Anm. 68. SPÄTE, Universität Jena, S. 28. Schösser, in: ZEDLER 35 (1743), Sp. 904. Der Schösser trieb die direkte Steuer (Schoss) ein. Rentmeister, in: ZEDLER 31 (1742), Sp. 626. Das Rentamt war eine landesherrliche oder kirchliche Behörde der Finanzverwaltung, die unter der Führung des Rentmeisters stand. BOSSE, Studien- und Lebenshaltungskosten, S. 151. UAJ A 1235 fol. 6r-6v. Johann Jacob Griesbach an Universität Jena, ohne Datum [1804]. Zu den Inspektoren der Stipendiaten im 17. Jahrhundert vgl. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 266-269.

DIE ÖKONOMIE DES STUDIUMS

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den Prüfungen. Das war deshalb wichtig, weil die Universitätsbesucher an der Salana auch für den landesherrlichen Dienst ausgebildet wurden.235 Leider existiert keine serielle Quelle,236 die Aufschluss darüber gibt, welche geldempfangenden Studenten ein Stipendium bezogen haben. Ferner ist es aufgrund der geographisch zerstreuten Herkunft der auswärtigen Studenten im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich zu prüfen, ob sie aus ihrer Heimat Stipendien mit nach Jena brachten.

Zwischenfazit Die Wege, auch mit wenig Geld zu studieren, waren vielfältig. Mittels eines Armutszeugnisses erhielten die Universitätsbesucher einen Nachlass auf die Immatrikulationsgebühren und die Vorlesungshonorare der Professoren. Doch weil bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts an der Jenaer Hochschule nicht geregelt war, welche Kriterien zur Bestimmung der Bedürftigkeit angewandt werden sollten, erhielten fast alle Studenten, die um dieses Zeugnis baten, selbiges bewilligt. Dies rief vor allem den Protest der Dozenten hervor, die zum Teil von diesen Geldern lebten. Aufgrund der festgelegten Platzanzahl war die vergünstigte Verköstigung im akademischen Konvikt sehr viel beschränkter. Um 1800 konnten gerade einmal 134 Personen dort ihr Essen einnehmen. Handelte es sich bei dieser Einrichtung vorrangig um eine landesherrliche Unterstützung, die vor allem für die ernestinischen Landeskinder gedacht war, traf dies auf die Stipendien nur bedingt zu. Jeder Stifter legte eigene Kriterien fest, die über die Vergabe der finanziellen Hilfe entschieden. Allen drei Möglichkeiten der finanziellen Entlastung war jedoch gemeinsam, dass mit ihnen allein kein Studium zu bestreiten war.

2.4.

Fazit

Während ihrer Zeit an der Universität hatten die Studenten erstmals die Verantwortung über eine größere Summe Geld. Doch aufgrund ihrer Unerfahrenheit im Umgang mit diesem Vermögen und der von den Zeitgenossen immer wieder heraufbeschworenen Angst, die Universitätsbesucher könnten durch eine unbe-

235

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Ebd., S. 199-202. Zum Studium als Auswahlkriterium für den Beamtendienst vgl. Andreas KRAUSE: Verwaltungsdienst im Schatten des „Weimarer Musensitzes“. Beamte in Sachsen-Weimar-Eisenach zwischen 1770 und 1830, Jena 2010, S. 92-107. Zwar gibt es im Bestand A des Universitätsarchivs zahlreiche Akten zu den einzelnen Stipendien, jedoch umfassen diese vorwiegend das 16. bis frühe 18. Jahrhundert.

FAZIT

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dachtesame Oekonomie ihr zukünftiges Leben ins Unglück stürzen,237 entstanden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zahlreiche Ratgeber und Budgetlisten für verschiedene Hochschulen, die sich mit den Kosten eines Studiums ausführlich befassten. Die tatsächlich notwendigen Gelder hingen zu einem großen Teil von den Universitätsbesuchern selbst ab. Strebten sie einen Abschluss an, zog sich die Ausbildung in die Länge, was die Gesamtkosten ansteigen ließ. Ging es allein darum, das eigene Wissen etwas zu erweitern, blieben die Studenten meist nur wenige Semester an der Hochschule und die Studienkosten waren nicht so hoch. Für die Lebenshaltungskosten mag es ein Minimum gegeben haben, was jeder aufbringen musste, eine Höchstgrenze gab es indes nicht. In Leipzig veranschlagte man für Ersteres 120 Taler und kalkulierte gleichzeitig auch für Personen, die jedes Jahr 800 Taler ausgeben konnten. Um 1800 brauchten die Universitätsbesucher in Jena angeblich jährlich etwa 300 Taler, um alle Ausgaben zu decken.238 Aber nur wenige hatten dieses Geld wirklich zur Verfügung, und jene, auf die es zutraf, stammten aus den auswärtigen Territorien. Zudem kamen auf ein liquides Landeskind zwei ausländische Studenten. Genau anders herum verhielt es sich bei den nicht zahlungsfähigen Universitätsbesuchern. Und auch in der Bewertung der Liquidität blieben die ernestinischen Landeskinder hinter ihren Kommilitonen aus anderen Territorien zurück. Selbst wenn Erstere noch über weitere Unterstützung verfügten, hat sich durch die Ausführungen die in der Forschung bereits anerkannte These von den armen Landeskindern239 weiter gefestigt. Daher nahmen sie wohl die unterschiedlichen Möglichkeiten der Studienfinanzierung – von den Armutszeugnissen über die Speisung im Konvikt bis hin zu Stipendien – stärker in Anspruch als die übrigen Studenten.

237 238 239

VON DEM WEIBLICHEN GESCHLECHTE DES BÜRGERLICHEN STANDES, Brief eines Oheims, Sp. 1297. KUEHL, Zeichnung der Universität Jena, S. 58f. Ähnlich UAJ E II 75 fol. 26r. Tarnow an Johann Carl Friedrich Markgraf, Abschrift, 5. August 1819. RASCHE, Umbrüche, S. 93f.

3. Die Schulden im Selbstverständnis der Studenten Der Prorector fragte einen, wegen nicht geringen Schulden consilirten Studio: „aber in aller Welt wie ist es Ihnen möglich, in Ihren Verhältnisen ruhig zu seyn? Es ist mir ganz unbegreiflich wie Sie bei so vielen Schulden nur ruhig schlafen können.“ Das ist mir recht gut begreiflich Ihre Magnificenz erwiederte der Studio, nur ist es mir bis heute noch nicht recht klar, wie meine Creditoren schlafen können.240

Studentenwitz Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Universitätsbesucher waren eine durch eine separate Rechtsgemeinschaft verbundene Gruppe. Allerdings gab es auch gruppeninterne Dynamiken, so dass die studentische Gemeinschaft sich aufgrund der Heterogenität und der kurzweiligen Zugehörigkeit ihrer Mitglieder permanent neu formieren und schützen musste. Marian Füssel prägte bei seinen Überlegungen zum devianten Verhalten der Studenten die Bezeichnung „Standeskultur auf Zeit“,241 da für die Universitätsbesucher die bloße rechtliche Anbindung an die Hochschule nicht mehr ausreichte. Mit der Herausbildung eigener Wertvorstellungen, Verhaltensformen und Sozialisierungsmaßnahmen wurde die Teilhaberschaft an der studentischen Gruppe immer wieder beschworen und schuf somit eine über Jahrhunderte bestehende kollektive Identität. Dazu gehörte beispielsweise die aktive Abgrenzung gegenüber anderen Gemeinschaften, wie beispielsweise der städtischen Bevölkerung. Diese Situation barg ein ständiges Konfliktpotential in sich. Folgten die Universitätsbesucher ihrem internen Kodex, brachen sie zumeist die von der Obrigkeit und der Hochschule erlassenen Normen. Taten sie dies jedoch nicht, schlossen die Studenten sich aus ihrer eigenen Gesellschaft aus. Sie waren daher einem „doppelten miteinander konkurrierenden Disziplinardruck ausgesetzt“.242 Da bereits seit der Gründung der ersten Hochschulen das Schuldenwesen in die Verordnungen Eingang gefunden hatte,243 verwundert es nicht, dass dies 240 241

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Studenten-Witze von fidelen teutschen Musensöhnen gerissen, gesammelt, herausgegeben und allen burschikosen Häusern gewidmet von einem Bruder Studio, Kassel 1839, S. 16. FÜSSEL, Devianz als Norm, S. 166. Vgl. Holger ZAUNSTÖCK: Das Milieu des Verdachts. Akademische Freiheit, Politikgestaltung und die Emergenz der Denunziation in Universitätsstädten des 18. Jahrhunderts (Hallische Beiträge zur Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit 5), Berlin 2010, S. 31f. HARDTWIG, Sozialverhalten und Wertwandel, S. 307, 315, 320. RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, S. 157-163, Zitat S. 160. Vgl. Ulrich RASCHE: Cornelius relegatus in Stichen und Stammbuchbildern des frühen 17. Jahrhunderts. Zur Memoria studentischer Standeskultur in deren Formationsphase, in: EuJ 53 (2008), S. 15-47, hier S. 17, 19f. Vgl. Kapitel 4.2. – Die Verfügungen des 16. und 17. Jahrhunderts.

DIE SCHULDEN IM SELBSTVERSTÄNDNIS DER STUDENTEN

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ebenso auf die gemeinschaftliche Erinnerungskultur der Universitätsbesucher zutrifft. Mit der zunehmenden Verbreitung von Freundschafts- oder Stammbüchern im beginnenden 16. Jahrhundert, die auch von Studenten geführt wurden,244 hatten diese ein Medium für sich entdeckt. Identifikationsfigur war der 1600 vom Rostocker Dozenten Albert Wichgrev in einer akademischen Komödie erschaffene Cornelius relegatus, der auf das zu dieser Zeit bereits bekannte und verwendete Motiv des verlorenen Sohns zurückging.245

Cornelius relegatus im 17. Jahrhundert Die Geschichte des unbescholtenen Cornelius beginnt mit seinem Studium, welches ihn an die Hochschule trieb. Dort angekommen, wurde er von den älteren Universitätsbesuchern in deren Lebenswelt eingeführt. Dies hatte zur Folge, dass er fortan seine Zeit und das Vermögen seiner Eltern verschwendete. Zudem verstieß er gegen die Gesetze der Hochschule, schwängerte eine Wirtstochter und wurde letztlich relegiert, also unehrenhaft von der Universität verwiesen. Daraufhin hatten die todkranken Eltern ihren Sohn enterbt, der nun sein Schicksal beklagte. Nicht der moralisierende Aspekt, sondern die Ausschweifungen und die positive Wendung der Geschichte – als sich der Student im verlassenen Elternhaus erhängen wollte, brach der Balken entzwei und offenbarte einen Schatz – sowie die damit transportierte Aufforderung, sich entgegen der obrigkeitlichen Normen zu verhalten, bestimmten die studentischen Erinnerungstradition der nachfolgenden Zeit.246 Bereits im frühen 17. Jahrhundert wurde die Kumulationsszene der Erzählung zu einer der am häufigsten gestochenen und gemalten Darstellungen247 und fand verstärkt Eingang in die studentischen Freundschaftsbücher.248 Sie alle zeigen in verschiedenen Variationen den an einem Tisch sitzenden Cornelius, zumeist einen Arm und den Kopf aufgrund von tätlichen Auseinandersetzungen bandagiert. Das Zimmer ist verwüstet und verwahrlost. Es liegen allerlei Gegenstände wie Bücher, Musikinstrumente, Krüge, Spiele sowie Waffen herum, und 244

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Werner Wilhelm SCHNABEL: Stammbücher, in: Ulrich RASCHE (Hg.): Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte (Wolfenbütteler Forschungen 128), Wiesbaden 2011, S. 421-452, hier S. 427-430. Hier auch grundlegende und weiterführende Literatur. RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, S. 188-190. Ebd., S. 189, 195f. RASCHE, Cornelius relegatus in Stichen, S. 20f. Zur Entwicklung des Corneliusbildes im 17. Jahrhundert vgl. RASCHE, Cornelius relegatus in Stichen, S. 20-26. Zur akademischen Bilderwelt vgl. Barbara KRUG-RICHTER: Akademische Bilderwelten, in: Ulrich RASCHE (Hg.): Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte (Wolfenbütteler Forschungen 128), Wiesbaden 2011, S. 485-514. Bei der Sichtung der Corneliusbilder wurden vor allem die Abbildungen bei RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, Farbabbildungen 2-6 sowie RASCHE, Cornelius relegatus in Stichen, Abbildungen 2-10 herangezogen.

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sowohl die Fenster als auch der Ofen sind kaputt. Ferner haben sich bereits Mäuse bei Cornelius eingenistet. Die geschwängerte Geliebte in der Mitte präsentiert ihr gemeinsames Kind, und an die Tür schreibt der Pedell die Vorladung zum Prorektor. Seine finanzielle Lage wird durch den im Zimmer liegenden leeren Geldbeutel deutlich und durch die an der Wand befestigten oder direkt daran geschriebenen Schuldenlisten.249 Daraus leitet sich ab, dass es für die Studenten des 17. Jahrhunderts zum gruppenbezogenen Selbstverständnis gehörte, nach außen hin den Eindruck zu erwecken, sie würden liederlich leben und sich bei anderen borgen. Überraschendes offenbart ein genauerer Blick auf die Register und die dort aufgeführten Rückstände. Im Kontext der Corneliusinszenierung würde man vermehrt den tatsächlich selten zu findenden Posten extra versoffen250 erwarten. Zwar sind zuweilen Strafgelder notiert, jedoch sind vielmehr Verbindlichkeiten für Mittags- und Abendtisch, für den Schneider und den Schuhmacher sowie für den Barbier, ebenso wie für Papier und Feder vermerkt. Auf frühen Darstellungen liegen im Zimmer noch einzelne Zettel verstreut herum, die auf weitere Ansprüche des Zeichenlehrers und des Ballmeisters verweisen.251 Es zeigt sich, dass eine Verbindung zwischen Studien- und Lebenshaltungskosten und der Verschuldung bestanden haben muss. Dahinter verbirgt sich dennoch eine Glorifizierung der Verschwendung, denn die angehäuften Beträge sind zum Teil exorbitant hoch, womit die Kredite wieder in die Cornelius-Erzählung passen. So lassen sich 100 Gulden Kostgeld finden, Extras beim Wirt sind mit 300 Gulden notiert, und der Kramer hat sogar 400 Gulden zu bekommen.252 Selbst die geringeren Forderungen übersteigen die meist sehr niedrig festgelegten Kreditgrenzen der Hochschulen.253 Damit stehen die Schulden in der studentischen Selbstdarstellung deutlich in der Tradition eines widerrechtlichen Verhaltens der Universitätsbesucher.

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RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, S. 194f. Vgl. auch die Darstellung in HAAB Weimar Stb 301 Bl. 212. Abbildung ohne Datum [1621-1629]. Abgedruckt bei RAFFEL, Galilei, Goethe und Co., S. 97. Zum Pedell vgl. Kapitel 4.1. RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, Farbabbildung 2. HAAB Weimar Stb 301 Bl. 212. Abbildung, ohne Datum [1621-1629]. Abgedruckt bei RAFFEL, Galilei, Goethe und Co., S. 97. RASCHE, Cornelius relegatus in Stichen, Abbildung 3 (Ballenmeister), Abbildung 6 (Ballmeister). Ballmeister, in: ZEDLER, Supplement 2 (1751), Sp. 1334 erklärte: Ballmeister, heist derjenige, der sich bey den Buchdruckern um die Ballen bekümmert, und selbige im guten Stande erhält, damit ein guter Druck zum Vorschein gebracht wird. Ballmeister, in: GRIMM 1 (1984), Sp. 1093 verwies hingegen bei der Bedeutung auf Balletmeister. RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, S. 194. Ebd., Farbabbildung 2. RASCHE, Cornelius relegatus in Stichen, Abbildungen 3, 4, 6. Vgl. Kapitel 4.2.

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Das Prellen der Gläubiger Unter dem Synonym Robert Salmasius veröffentlichte ein ehemaliger Jenaer Student 1749 das Kompendiöse Handlexikon der unter den Herren Purschen auf Universitäten gebräuchlichsten Kunstwörter. Er zeichnete darin ein glorifiziertes Bild der studentischen Vergangenheit, wobei er interessanterweise nicht so sehr auf Geld oder Kredit einging, sondern vielmehr auf das Prellen. Als Aufnahmeritus hatten neu ankommende Universitätsbesucher zunächst für die Gelage der älteren aufzukommen. In diesem Sinne definierte Salmasius Prellen: wenn man die Füchse bei ihrer Ankunft ohngebeten besucht, und sie brav auszapfen lässet; oder wenn man sie in den Gasthof und auf die Schenke führet, und auf ihre Rechnung brav schmauset.254 Aber auch die Bewohner der Stadt habe ein praver Pursche um ihr Vermögen zu bringen, indem er sie mit Schlägen entlohne, wenn sie die Rechnung anbringen.255 In einem Lied hieß es daher: Philister, schreib mich in dein Buch, Woraus du wirst mit schaden klug, Wo eine List von Nullen ist, Die dir mein schwanz gemacht. Schreib immer mit erzürnter Hand Den nahmen an die schwarze wand, Ich lache doch und frage noch, Wer dir die Mühe bezahlt? Wenn Bursche aus dem Bann und Gränzen Entweichen und Philister schwänzen, So reiten sie zum Thor hinaus Und lachen die Philister aus.256

Auch die eigenhändig eingetragenen Sprüche in den Stammbüchern nahmen gerne auf das Prellen Bezug. Friedrich Christoph Oettelt schrieb 1743 in das Freundschaftsbuch von Albrecht Daniel Halder folgenden Vers:

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Prellen, in: SALMASIUS, S. 12f. Als Füchse wurden die neuen Studenten an der Hochschule bezeichnet. Zu den Überlegungen zur Bezeichnung Fuchs vgl. Leo Alexander RICKER: Woher kommt unsere Bezeichnung Fuchs? In: EuJ 4 (1959), S. 58-74. SALMASIUS, S. 2. Richard KEIL, Robert KEIL (Hg.): Deutsche Studenten-Lieder des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts. Nach alten Handschriften gesammelt und mit einleitenden Bemerkungen über die Geschichte des deutschen Studentenliedes versehen, Lahr 1861, S. 146. Weitere Beispiele in ebd., S. 88, 91. Schwänzen bezog sich laut Schwanz, in: GRIMM 15 (1984), Sp. 2257f. unter den Studenten auf das Versäumen der Vorlesungen. In diesem Zusammenhang war jedoch das Prellen der Gläubiger gemeint, wie es Schwänzen, in: SALMASIUS, S. 13 definierte.

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Jagt mich das Register Brummender Philister Gleich aus Jena fort; Wollen mich die Schulden Hier nicht länger dulden Mir geschieht kein Tord; Denn ich schwäntz, was mich geschwäntzt, Und verlache das Register, Jenischer Philister.257

Im folgenden Jahr trug Johann Friedrich von Tessier ebenfalls einen Spruch in dieses Stammbuch ein: Frisch frölig und geduldig Und allen Leuthen schuldig Dabey noch brav geprallt Verleiht mir Gott das Leben Ein S =.=. will ich ihn geben Damit sind sie bezahlt.258

Ob die Freunde von Albrecht Daniel Halder ihm derartige Sprüche in sein Album notierten, weil es zu dieser Zeit besonders in Mode war, oder weil er in der Tat seine Gläubiger häufiger prellte, bleibt leider offen. Die bildliche Umsetzung dieses Motivs erfolgte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Form der Darstellung der Jenaischen Ölmühle.259 Oberhalb der Szene ist zu lesen: Blaß und zitternd treten Füchße in das liebe Saal Athen: Blaß und zittern muss ein Alter offt aus ihren mauern gehen. Entsprechend des Spruches ist in der linken Bildhälfte die Ankunft der neuen Studenten mit der Postkutsche dargestellt, die bereits von den alten erwartet werden, um sich auf ihre Kosten zu vergnügen. Dem gegenüber entflieht ein Universitätsbesucher zu Pferd aus der Stadt, dem die Kreditgeber hinterher rennen und ihre Bezahlung einfordern. Im Stammbuch des Johann Bernhard Wilhelm Sternberger, welches er zwischen 1773 und 1775 führte, rufen die Männer dem fliehenden Schuldner unterschiedliche Sachen hinterher: wie siehts aus mit dem tischgeld – das geld vor die stieffeln, pfui schäm sich der H[er]r – das Kleid was ist das vor manier – wo bleibt den mein accommodier 257 258 259

HAAB Weimar Stb 121 Bl. 128. Eintrag, 2. Juli 1743. Tord bedeutete nach Tort, in: GRIMM 21 (1984), Sp. 896 soviel wie Unrecht. HAAB Weimar Stb 121 Bl. 45. Eintrag, 19. Mai 1744. Vgl. Alexander FÄRBER, Carl SCHREIBER: Jena von seinem Ursprung bis zur neuesten Zeit nach Adrian Beier, Wiedeburg, Spangenberg, Faselius, Zenker u. a., Jena 1850, S. 172. Jonathan Carl ZENKER: Historisch-topographisches Taschenbuch von Jena und seiner Umgebung besonders in naturwissenschaftlicher u. medicinischer Beziehung, Jena 1836, S. 51f. Die Ölmühle bestand aus einer Mühle und dem Gasthof „Zum wilden Mann“ an der Weimarischen Landstraße, der heutigen August-Bebel-Straße in Jena.

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geld, heraus bezahl, angehalten, nicht fortgelaßen, heraus mit den batzen. Umstehende Kommilitonen schreien ihm hingegen zu: bruder reit zu, es sieht gefährlich aus, Philister hinter dir. Genau dies macht der Fliehende, indem er im Galopp davonreitet und seine geprellten Gläubiger wissen lässt: leckt mich alle im ars u. laßt mich in ruh.260 Etwa ein Jahrzehnt später findet sich dieselbe Darstellung im Freundschaftsalbum von Johann Gottlieb Immanuel Schneider (geführt von 1782 bis 1789) wieder. Mit ihren Rechnungen in der Hand fordern die Kreditgeber ihr Geld zurück, während der davon reitende Student ihnen mit der Peitsche drohend zuruft: waicht weicht.261 Zwar wurde immer noch das Prellen der städtischen Bevölkerung gepriesen und memoriert, allerdings hatte sich der Beweggrund des Kreditnehmers geändert. Während es eine Dekade zuvor noch um die bewusste Nichtbezahlung der Schulden ging, trieb den ratlosen und von seinen Gläubigern bedrängten Universitätsbesucher nun scheinbar mehr die Not des fehlenden Geldes aus der Stadt als der Wunsch die Kreditgeber absichtlich zu prellen. Dass dies das letzte bildliche Aufbegehren des von Salmasius beschriebenen güldene[n] Alter der Pursche[n] war, in dem sie machen konnten, wozu sie Lust und Belieben hatten,262 wird auch durch die veränderte Darstellung des Cornelius relegatus deutlich. Er wandelte sich im 18. Jahrhundert von einem duellierenden Draufgänger in einen auf Äußerlichkeiten und Eleganz bedachten Mann. Da die Studenten hierfür vor allem Geld benötigten oder Schulden anhäufen mussten, wurde das Motiv des Kredits ein prägendes Element in den Stammbuchbildern in den Jahrzehnten um 1800.263

Die Darstellung studentischer Schulden im ausgehenden 18. Jahrhundert Bereits 1619 hatte der Kupferstecher Peter Rollo der Corneliusszene einen Gläubiger zugefügt, der mit erhobenem Zeigefinger seine Forderungen eintreiben wollte.264 Eine um 1760 in Rostock angefertigte Darstellung griff dies wieder auf. Das an der Wand befestigte Schuldenregister benennt vier offene Posten. Zudem liegen Cornelius zahlreiche Zettel zu Füßen, bei denen es sich ebenfalls um Rechnungen handeln wird. Dem Kreditgeber hält er als Antwort auf dessen Ansprüche seinen leeren Geldbeutel verkehrt herum hin, damit dieser sehen kann,

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Stammbuch Sternberger, Bl. 159. Vgl. Joachim OTT: Kommentar zum Stammbuch des Johann Bernhard Wilhelm Sternberger (1773-1775). Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, Stb 90, Jena 2004, S. 20. Accomodieren meinte hier die Auffrischung von Perücken. HAAB Weimar Stb 464 Bl. 114. Abbildung, ohne Datum [1782-1789]. Abgedruckt bei RAFFEL, Galilei, Goethe und Co., S. 110. SALMASIUS, S. 2. RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, S. 198. RASCHE, Cornelius relegatus in Stichen, S. 25. Ebd., Abbildung 6.

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dass bei ihm nichts einzutreiben ist.265 Doch es bedurfte nicht unbedingt der Anwesenheit eines Gläubigers, damit Cornelius das verschwendete Vermögen und die angehäuften Verbindlichkeiten beklagte. Sein Ausspruch O mihi profusum referat si Juppiter aurum ist eindeutig.266 Die Intention, seine Kreditgeber zu prellen, die in diesen Darstellungen nie explizit thematisiert wurde, trat in den 1770er-Jahren indes einmal in Erscheinung. Dem Schuldner wurden die Worte ich scheiß in das Register brummender Phillister in den Mund gelegt, wobei Cornelius demonstrativ auf die lange Schuldentafel an der Wand zeigt.267 Auch die Rückstände machen den Wandel der identitätsstiftenden Corneliusdarstellung im Verlauf der Jahrzehnte deutlich. Die Liste seiner unbezahlten Kredite ist freilich lang, aber deutlicher als im 17. Jahrhundert zeigt sich die Verschuldung für die Lebenshaltung und das Studium. Zwar sind die 40 Taler, die Kaufmann und Materialist268 zu erhalten haben, noch relativ hoch, und auch weitere Verbindlichkeiten übersteigen die in den Kreditedikten festgelegten Limits, doch zeichnete dieses Schuldenregister relativ authentische Verhältnisse aus den Jahren um 1800 nach.269 Dazu zählen ein paar Forderungen für Vergnügungen wie das Billardspiel oder das Ausreiten. Bei dem Jenaer Wirt im Gasthaus Burgkeller hatte Cornelius gar nur sieben Taler anschreiben lassen.270 Von einem ausschweifenden Studentenleben auf Pump kann keine Rede mehr sein, ebenso wenig wie von einer bewussten und aktiven Missachtung der Gesetze zur Aufrechterhaltung einer kollektiven Identität. Vielmehr hatten sich im Selbstverständnis der Universitätsbesucher die Normen und Wertvorstellungen der entstehenden bürgerlichen Gesellschaft immer mehr durchgesetzt,271 was sich auch in den Illustrationen des Schuldenwesens niederschlug.

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RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, S. 198f. Ebd., Farbabbildung 5. Ebd., S. 197-199. Ebd., Farbabbildung 3. Vgl. Stammbuch Sternberger, Bl. 42. HAAB Weimar Stb 382 Bl. 53. Abbildung, ohne Datum [1767-1770]. BRÜDERMANN, Studenten als Einwohner der Stadt, S. 407 Abbildung 4. Dort ist das Original O mihi praeteritos referat si Jupiter annos aus der Aeneis Vergils zu lesen. RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, S. 197 Anm. 101. RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, Farbabbildung 6. BRÜDERMANN, Studenten als Einwohner der Stadt, S. 407 Abbildung 4. Ulrich PFISTER, Helga SCHULTZ: Krämer, in: Enzyklopädie der Neuzeit 7 (2008), Sp. 113118, hier Sp. 114. Als Materialisten wurden Krämer bezeichnet, die sich auf den Handel mit Haushaltsartikeln spezialisierten. Vgl. Kapitel 5.2. – Die genommenen Kredite der Studenten. Stammbuch Sternberger, Bl. 42. Vgl. OTT, Kommentar zum Stammbuch, S. 16f. HARDTWIG, Krise der Universität, S. 175f. Vgl. Kapitel 6.

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Fazit Das sich im Verlauf des 18. Jahrhunderts zunehmend wandelnde Selbstverständnis der Studenten schlug sich in der Memoria nieder.272 Kontinuität hatte dabei indes das Element der Schulden. Sowohl die Universitätsbesucher des frühen 17. Jahrhunderts als auch jene zwei Jahrhunderte später konnten sich damit identifizieren. Allerdings änderten sich die Charakteristika. Die Rückstände und ihre Höhe passten sich zunehmend den realen Verhältnissen an. Zwar ging es immer noch um das Ausdrücken der Zugehörigkeit zur Studentenschaft mittels einer Glorifizierung des Übertretens der obrigkeitlichen Normen, aber es wurde meist nur indirekt deutlich. Das Erkennen, dass Cornelius die festgelegten Kreditquanti missachtete, setzte eine genaue Kenntnis der akademischen Gesetze voraus. In den Liedern konnte dies nur schwer umgesetzt werden, daher wählten die Universitätsbesucher hier das Prellen der Kreditgeber verstärkt als Thema, um ihrer Abgrenzung Ausdruck zu verleihen. Doch gemindert wurde dieser Aspekt durch die bildlichen Darstellungen, die das Hintergehen der Stadtbewohner keineswegs verherrlichten. Daher ist zu überlegen und im Verlauf der Arbeit weiter zu hinterfragen, ob in der Zeit um 1800 im studentischen Schuldenwesen wirklich ein von der Norm abweichendes Verhalten zu sehen ist und demnach von einer „Standeskultur auf Zeit“273 gesprochen werden kann, die sich gegen die akademischen Gesetze aufbäumte, um eine kollektive Gruppenidentität zu wahren.

272

273

Überlegungen zu den Ursachen des Mentalitätswandels bei RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, S. 203-217. HARDTWIG, Krise der Universität. HARDTWIG, Sozialverhalten und Wertwandel. FÜSSEL, Devianz als Norm, S. 166.

4. Das studentische Schuldenwesen in der Rechtsnorm Bei genauer Durchgehung des Conto-Mandats war zu bemerken, daß solches in verschiedenen Stücken unvollständig, weil vieler Fälle darinnen gar keiner Erwähnung geschehen […].274

Universitätsprotokoll, 1792 Bis in das ausgehende 19. Jahrhundert standen die akademischen Bürger, und somit auch die Studenten, unter der Gerichtsbarkeit der Hochschule.275 Ihren Ursprung hatte diese separierte Rechtsgemeinschaft in einem von Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1155 erlassenen Privileg, welches auswärtige Universitätsbesucher in Bologna unter den kaiserlichen Schutz stellte, wodurch sie vor Übergriffen der städtischen Obrigkeit bewahrt wurden. Dieses Recht, sich dem Urteil der Universität unterwerfen zu können, galt nicht ausschließlich in der italienischen Stadt, sondern weitete sich auf alle abendländischen Hochschulen aus.276 Dadurch wurde der Grundstein für die akademische Gerichtsbarkeit gelegt.277 Eine eigene Rechtsprechung war notwendig gewesen, da an den Universitäten Geistliche und Laien sowie Adlige und Bürgerliche studierten, womit bei juristischen Streitfällen zahlreiche Rechtskreise involviert gewesen wären. Dies hätte eine gerichtliche Regelung fast unmöglich gemacht.278 Außerdem bot die eigene Gerichtsbarkeit eine zusätzliche Schutzfunktion, besonders für ausländische Studenten, die nicht unter der Obhut ihrer Familie standen.279 Der Eintritt in die akademische Gemeinschaft erfolgte durch die Eintragung des Namens in die Matrikel280 und die Ableistung des Immatrikulationseides. Zu den Mitgliedern der civitas academica zählten neben den Universitätsbesuchern auch die Professoren sowie die Universitätsverwandten. Bei ihnen handelte es sich unter anderen um die Lehrer moderner Fremdsprachen und nichtwissenschaftlicher Disziplinen (Fechten, Tanzen, Reiten, Musizieren und Zeichnen). Des Weiteren waren Teile des Personals (Pedell, Bibliothekar und Syndikus) und ausgewählte Handwerker (Apotheker, Buchdrucker und -binder, Chirurgen sowie einige Wirte) der Hochschule rechtlich unterstellt. Sie alle trugen sich ebenfalls in

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UAJ E I 268 fol. 6v. Universitätsprotokoll, 8. September 1792. Heiner LÜCK: Universitätsgerichtsbarkeit, in: Enzyklopädie der Neuzeit 13 (2011), Sp. 10401043, hier Sp. 1042. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 34. LÜCK, Universitätsgerichtsbarkeit, Sp. 1040. Bettina BUBACH: Akademische Gerichtsbarkeit, in: HRG 1 (2008), Sp. 107-111, hier Sp. 108f. Peter WOESTE: Universitätsgerichtsbarkeit, in: HRG 5 (1998), Sp. 506-509, hier Sp. 507. VELTJENS, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 181. RASCHE, Jenaer Universitätsmatrikeln, S. 42f.

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die Matrikel ein und genossen die damit verbundenen Privilegien.281 Dabei handelte es sich neben der eigenen Gerichtsbarkeit um die Befreiung von Steuern und vom Militärdienst.282 Eine wichtige Etappe in der Entwicklung der Universitäten stellten die zahlreichen frühneuzeitlichen Gründungen im Reich dar, die zumeist auf die Initiative der landesherrlichen Obrigkeiten zurückgingen. Die Folge war, dass die Herrscher von Beginn an bei allen Angelegenheiten der Hochschule ein Aufsichtsund Mitspracherecht besaßen. Im Laufe der Zeit wurden dadurch die korporativen Rechte der Universitäten immer stärker beschränkt. Die Landesherren konnten in die akademische Rechtsprechung eingreifen, indem sie beispielsweise die Statuten und die einzelnen Erlasse änderten und mittels der obrigkeitlichen Rechtsprechung abmilderten.283 Den Universitäten blieb allerdings ein Vorschlags- und Anhörungsrecht.284

4.1. Die akademische Gerichtsbarkeit an der Universität Jena Die 1558 aus der Hohen Schule hervorgegangene Salana war eine der durch herzogliche Intervention entstandenen Hochschulen.285 Durch das kaiserliche Privi281

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285

Marian FÜSSEL: Universitätsverwandte, in: Enzyklopädie der Neuzeit 13 (2011), Sp. 10481050, hier Sp. 1048. Zu Gießen vgl. Carsten LIND: „... unnd anderen dartzue gehörigen Personen“ – Gießener Universitätsverwandte in der Frühen Neuzeit, in: Daniela SIEBE, Stefan WALLENTIN (Hg.): „Orte der Gelahrtheit“. Personen, Prozesse und Reformen an protestantischen Universitäten des Alten Reiches (Contubernium – Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 66), Stuttgart 2008, S. 193-206. Zu Heidelberg vgl. Karl Henning WOLF: Die Heidelberger Universitätsangehörigen im 18. Jahrhundert. Studien zu Herkunft, Werdegang und sozialem Beziehungsgeflecht, Heidelberg 1991. Zu Göttingen vgl. EBEL, Memorabilia Gottingensia, S. 132-148. Matthias ASCHE: Akademische Freiheit, in: Enzyklopädie der Neuzeit 1 (2005), Sp. 156-159, hier Sp. 157. VELTJENS, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 182. Ulrich RASCHE: Norm und Institution, in: Ulrich RASCHE (Hg.): Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte (Wolfenbütteler Forschungen 128), Wiesbaden 2011, S. 121170, hier S. 122-127. Zur Gründung der Universität Jena vgl. Matthias ASCHE: Jena als Typus einer protestantischen Universitätsgründung im Zeichen des Humanismus, in: ZThG 63 (2009), S. 117-142. Joachim BAUER, Daniel GEHRT, Andreas KLINGER, Georg SCHMIDT: Gründung, Aufbau und Konsolidierung im 16. Jahrhundert, in: Joachim BAUER, Andreas KLINGER, Alexander SCHMIDT, Georg SCHMIDT (Hg.): Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit, Heidelberg 2008, S. 25-45. Helmut G. WALTHER: Die Gründung der Universität Jena im Rahmen der deutschen Universitätslandschaft des 15. und 16. Jahrhunderts, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 135 (1999), S. 101-121. Joachim BAUER, Helmut G. WALTHER: Aufbrüche – eine neue Universität sucht ihre Rolle im Zeitalter der Glaubensspaltung, in:

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leg der Universitätsgründung erhielt sie die Befugnisse zur Rechtsprechung, welche sie mit eigenen Organen und im eigenen Namen ausübte. Dies war bereits im Gründungsstatut manifestiert worden, welches sich auf das 1548 erlassene Statut für die Hohe Schule zu Jena stützte. Auch die Trennung von der Gerichtsbarkeit des Amtes286 und der Stadt,287 unter der die lokale Bevölkerung stand, legte die Satzung bereits fest.288 Ungeachtet dessen war die Salana weiterhin der Gewalt des Kaisers und der späteren herzoglichen Erhalter untergeordnet.289 Von diesen sogenannten Nutritoren gab es im ausgehenden 18. Jahrhundert insgesamt vier. Dies waren die Herzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen.290 Allerdings konnte Christin Veltjens-Rösch bereits die im Jahre 1787 vom Dichter, Philosophen und Historiker Friedrich Schiller schriftlich fixierte Auffassung zurückweisen, dass die unter 4 sächsische[n] Herzoge[n] vertheilte Gewalt über die academie diese zu einer ziemlich freien und sichern Republick [machte], in welcher nicht leicht Unterdrückung Statt findet. […] Die Profeßoren sind in Jena fast unabhängige Leute und dürfen sich um keine Fürstlichkeit bekümmern […].291

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Helmut G. WALTHER, Wolfgang HIRSCH (Hg.): Aufbrüche – 450 Jahre Hohe Schule Jena, Jena 1998, S. 9-24. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 59-75. Zur Beschreibung des Amtes Jena vgl. Wolf BÖCKEL (Hg.): Jena – wie Goethe es sah. Eine Stadtbeschreibung von 1817, Jena 1937, S. 6f. Zum Amt allgemein vgl. Horst CARL: Amt, in: Enzyklopädie der Neuzeit 1 (2005), Sp. 302-304. Zum städtischen Amt vgl. Patrick SCHMIDT: Städtische Ämter, in: Enzyklopädie der Neuzeit 1 (2005), Sp. 310-315. Vgl. FASELIUS, Neueste Beschreibung, S. 90f. Die obrigkeitlichen Geschäfte des Stadtraths sind: Vormundschafts-, Testaments-, Handwerks-, Erbschafts-, Gesindeirrungs-, Marktamts-, Innungs-, Policey- und Sachen bey Personen, die in Rathsgebäuten wohnen, auch die Ernennung und auszustellenden schriftlichen Berufungen der Prediger, andrer Kirchendiener und der Schullehrer u. s. w. Die Stadtgereichte beschäftigen sich mit Schuld-, Subhastations-, Injurien-, Concurs-, peinlich und andern dahin einschlagenden Angelegenheiten. Zum Jenaer Stadtrat um 1800 vgl. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 154-185. VELTJENS, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 190f. ASCHE, Jena, S. 121f. Steffen KUBLIK: Die Universität Jena und die Wissenschaftspolitik der ernestinischen Höfe um 1800, Marburg 2009, S. 14. Richard LOENING: Über ältere Rechts- und KulturZustände an der Fürstlich Sächsischen Gesammt-Universität zu Jena (Rede gehalten bei der akademischen Preisvertheilung am 19. Juni 1897 in der Kollegienkirche zu Jena), Jena 1897, S. 13-15. VELTJENS, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 183. Zu den Erhalterstaaten und deren Universitätspolitik im 17. und 18. Jahrhundert vgl. KUBLIK, Universität Jena. Vgl. Stefan GERBER: Korporation und „Staatsanstalt“. Anmerkungen zum Verhältnis von Universität und Staat um 1800, in: Joachim BAUER, Olaf BREIDBACH, Hans-Werner HAHN (Hg.): Universität im Umbruch. Universität und Wissenschaft im Spannungsfeld der Gesellschaft um 1800 (Pallas Athene 35), Stuttgart 2010, S. 75-93, hier S. 86. 1817 traten die Herzöge von Sachsen-Meiningen und Sachsen-Coburg-Saalfeld zugunsten von Sachsen-Gotha-Altenburg von der Beteiligung an Universitätsangelegenheiten zurück. Dennoch legten sie Wert darauf, weiter zur Gemeinschaft der Erhalter zu gehören. Zitiert nach VELTJENS, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 182. Dies untermauerte auch BRÜDERMANN, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 211 nochmals. „Die Landesherren hatten

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Im Verlauf der Jahrzehnte erfuhren die akademische Rechtsprechung und ihre Institutionen zahlreichen Modifikationen.292 Dem aus dem Kreis der ordentlichen Professoren stammenden und jedes Semester wechselnden Prorektor, dem Haupt der Universität und Vollstrecker des akademischen Rechts, war die Versammlung der ordentlichen Professoren, die den Senat bildeten, als zentral beratende und beschließende Gerichtsinstanz zur Seite gestellt. Zur Amtsausübung trat dieser gewöhnlich alle 14 Tage an einem Samstagvormittag zusammen, was den Teilnehmern 24 Stunden vorher angekündigt wurde. Bei kurzfristigem Bedarf tagte das Gremium auch außerplanmäßig.293 War eine Zusammenkunft schwierig, so wurde auf schriftlichem Wege die Angelegenheit erörtert. Der Prorektor verfasste ein Missiv an die Professoren und legte darin das Problem dar. Entsprechend der Hierarchie294 trug ein akademischer Gehilfe das Schreiben zunächst zu den Theologen, gefolgt von den Juristen, den Medizinern und zuletzt zu den Philosophen, bis jedes Senatsmitglied in wenigen Sätzen seine Ansicht zur Thematik und Handlungsmöglichkeiten notiert hatte. Dabei kam dem ersten Votum eine meinungsbildende Aufgabe zu, dem sich die anderen Professoren meist anschlossen. Hatten alle befragten Senatsmitglieder ihre Ansicht verkündet, wurde das Missiv zurück zum Prorektor gebracht, der entsprechend der Mehrheit handelte.295

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295

ihre Aufsichts- und Eingriffsmöglichkeiten inzwischen so klar durchgesetzt, dass sie in einer umfassenden akademischen Gerichtsbarkeit keine korporative Anfechtung ihrer Autorität mehr sehen mussten, sondern sie vielmehr nutzbar machen konnten für ihre Zwecke.“ Vgl. Werner GREILING: Universität und Öffentlichkeit. Wahrnehmung und „Öffentlichkeitsarbeit“ der Alma mater Jenensis um 1800, in: Joachim BAUER, Olaf BREIDBACH, Hans-Werner HAHN (Hg.): Universität im Umbruch. Universität und Wissenschaft im Spannungsfeld der Gesellschaft um 1800 (Pallas Athene 35), Stuttgart 2010, S. 53-73. Vgl. Nicole GROCHOWINA, Daniela SIEBE, Stefan WALLENTIN: Die Korporation: Verfassung, Ämter und Finanzen, in: Joachim BAUER, Andreas KLINGER, Alexander SCHMIDT, Georg SCHMIDT (Hg.): Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit, Heidelberg 2008, S. 47-71. Max VOLLERT: Die Geschichte der Verfassung der Universität Jena, in: ZVThGA 37, NF 29 (1931), S. 18-53. VELTJENS, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 199f. Für das Jahr 1783 erstellte MÜLLER, Goethe und die Universität Jena, S. 141 eine Übersicht der Professoren entsprechend ihrer Rangfolge an der Universität. Von oben nach unten ergibt sich folgendes Bild: Theologische Fakultät: 1. Professor für Theologie, 2. Professor für Theologie, 3. Professor für Theologie. Juristische Fakultät: 1. Kanonisches Recht und Kirchenrecht, 2. Codices und Novellen, 3. Pandekten, 4. Öffentliches Recht/ Staatsrecht, 5. Institutionen, 6. Lehnrecht. Medizinische Fakultät: 1. Chemie und Therapie, 2. Theorie und Botanik, 3. Anatomie und Chirurgie. Philosophische Fakultät: 1. Physik, 2. Mathematik, 3. Logik und Metaphysik, 4. Orientalistik, 5. Poesie und Beredsamkeit, 6. Politik und Moral, 7. Geschichte. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 238-240.

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Grundlegende Veränderungen wurden im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts mit der Einrichtung des Amtes des rechtsberatenden Syndikus296 und des Concilium arctius297 geschaffen. Beide hatten den Prorektor und den Senat bei ihren Aufgaben zu entlasten.298 Der Syndikus war als juristisch ausgebildeter Mann bei Rechtsstreitigkeiten die Schnittstelle zwischen der Hochschule und der Stadt sowie dem Amt Jena.299 Gegenüber den anderen Ämtern war jenes des Syndikus nicht auf eine bestimmte Zeit beschränkt, was ihm ein kontinuierliches und damit effektiveres Arbeiten erlaubte.300 Im Jahre 1767 wurde die Abgrenzung zu den Aufgaben des Prorektors noch klarer vollzogen, indem geregelt wurde, dass der Syndikus sich um die Angelegenheiten zu kümmern hatte, die nicht zur Disziplinargerichtsbarkeit gehörten.301 Das 1722 eingerichtete Concilium arctius diente neben der Entlastung des akademischen Oberhauptes zudem als wichtiges Instrument der universitären Selbstverwaltung und sollte vorherrschende Missstände beseitigen.302 Der durch die collegia privata betriebenen Interessenpolitik der Prorektoren, die sich nach deren Bedarf versammelten und zusammensetzten, wurde mit der neuen Einrichtung entgegengewirkt. Nach den Visitationen von 1766/67 setzte sich das Concilium arctius aus den Dekanen der vier Fakultäten und dem jeweils letzten Prorektor zusammen.303 Die Unterstützung des akademischen Oberhauptes erfolgte vor allem in rechtlichen Angelegenheiten und deren Ausführung.304 So mussten fort-

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Zum Amt des Syndikus vgl. ebd., S. 178-180, 281-283. Zum Concilium arctius vgl. ebd., S. 180-187. Heinz WIEßNER: Das Concilium arctius an der Universität Jena von 1722 bis 1767, in: Forschungen zur thüringischen Landesgeschichte (Veröffentlichungen des Thüringischen Landeshauptarchivs Weimar 1), Weimar 1958, S. 459-493. VELTJENS, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 192-194. Zum Amt des Prorektors vgl. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 244-257. SCHMID, Zuverlässiger Unterricht, S. 176. Die extrahierte Instruktion für den Syndikus vom 20. Oktober 1740 befindet sich in ebd., S. 177f. WIEßNER, Concilium arctius, S. 470f. Instruktion für den Prorektor vom 13. Juli 1767 § 12. WIEßNER, Concilium arctius, S. 471. Instruktion für das Concilium arctius vom 13. Juli 1767 § 1. SCHMID, Zuverlässiger Unterricht, S. 169-175. WIEßNER, Concilium arctius, S. 474. Zu den Aufgaben bezüglich der studentischen Schulden vgl. Instruktion für das Concilium arctius vom 13. Juli 1767 § 10. Auch soll der Rector und die Assessores Concilii dieienigen Studiosos so unordentloch leben, oder Schulden machen, sowohl privatim in ihren Häusern als auch wenn solches nichts fruchtet in Confessii verfordere, sie zu einer Lebensbeßerung anmahnen, und im Fall nichts verspürter Beßerung, an ihre Eltern Vormünder oder Magistrate solches melden, ihrer Gelder sich bemächtigen, und so viel zu Bezahlung der vor Collegia, Kost und Stubenzins, auch andere dergleichen nöthige und zu ihren wahren Nuzen gemachten und dem Conto-Mandat durchaus gemäse Schulden erfordert wird davon bezahlen, das übrige aber denen Eigenthümern wieder zu stellen.

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an alle Fälle, die eine Untersuchung sowie Geld- oder Gefängnisstrafen nach sich zogen, vom Prorektor an das Concilium arctius abgetreten werden.305 Grundlegende Hilfe bei der praktischen Umsetzung der akademischen Rechtsprechung und aller weiteren Amtsgeschäfte erhielt das akademische Oberhaupt von den Pedellen, die quasi seine verlängerten Arme waren. Damit verbunden war eine Mittlerposition zwischen den Professoren und den Universitätsbesuchern.306 Zu ihren Aufgaben gehörte es, studentische Verstöße gegen die Verordnungen sowie unsittliches Verhalten aufzuspüren und beides zu melden.307 Das gelang indes nur, wenn die Pedelle die in Jena anwesenden Studenten und die aktuellen Verfügungen gut kannten.308 Um dies zu gewährleisten, hatte der erste Pedell den Verhören und den Sitzungen des Senates sowie des Concilium arctius beizuwohnen.309 Eine weitere einschneidende Veränderung sollte es im Kontext der Reformen von 1817 geben310 – die Einführung des Universitätsamtes. Der Universitätsamtmann stand zwar ebenso unter der Aufsicht des Prorektors, allerdings konnte er diesen effektiv entlasten, indem er Untersuchungen in Polizei- und Disziplinarangelegenheiten soweit vorantrieb, dass das akademische Gericht nur noch richten musste.311 Das Aufeinandertreffen städtischer und akademischer Gerichtsbarkeit in einer Stadt führte sowohl zu Konfrontationen zwischen den Einwohnern und den Studenten als auch zu Kompetenzstreitigkeiten beider Rechtskreise.312 Eine grund305 306 307 308 309 310

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Instruktion für das Concilium arctius vom 13. Juli 1767 § 2f. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 284. Bestallung des Pedells vom 30. Dezember 1713 § 4. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 286. Instruktion für den Pedell vom 3. November 1759 § 7. Zu den Pedellen in Göttingen vgl. WAGENER, Dienstpersonal, S. 271-303. Zu den Reformen von 1817 vgl. Gerhard MÜLLER, Thomas PESTER: Konstitutionalisierung und Universitätsreform: Die Statuten und Gesetze für die Universität Jena von 1817 bis 1821, 1. Teilband: Dokumente (Quellen und Beiträge zur Geschichte der Universität Jena 3/IV.1), ungedruckt 2005, S. 7-138 (http://www.uni-jena.de/Universitaetsgeschichte. html, Stand: 16. April 2012, 14:56 Uhr). MÜLLER, Goethe und die Universität Jena, S. 594730. Instruktion für den Universitätsamtsmann vom 20. Oktober 1817 § 2, 17. KOCH, Geschichte der Stadt Jena, S. 181 berichtete, dass im Jahre 1720 die Stadt Jena der Hochschule vorwarf, sie sei gar nicht befugt, Verordnungen wider das Borgen zu erlassen; vielmehr sei dies die Aufgabe der Stadt. Das Konzept dieses Schreibens befindet sich in StAJ B VII e 26 fol. 5r-7v. Stadtrat zu Jena an Universität Jena, Konzept, 12. März 1720. Ebd. fol. 13v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar, Abschrift, 29. Juli 1720. Die Universität reagierte darauf und betonte, sie habe lediglich die Gesetze erneut publiziert und keineswegs erlassen. Zudem würde die Stadt die akademische Gerichtsbarkeit nichts angehen. Zwei Jahre stritten sie miteinander, bis sich die Lage wieder beruhigte. Zum Verhältnis von städtischem und akademischem Rechtskreis vgl. Stefan GERBER: Universität, Stadt und staatliche Universitätsaufsicht, in: Michael MAASER (Hg.): Stadt, Universität, Archiv (Schriftenreihe des Frankfurter Universitätsarchivs 2), Göttingen 2009, S. 71-88. Ruth BÖCKEL: Die rechtlichen Beziehungen zwischen der Universität Jena, dem

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legende Abgrenzung erfolgte im Jahr 1731. Mit den Jurisdiktionsrezessen vom 16. März wurden die Zuständigkeiten zwischen der Salana sowie dem Amt und der Stadt deutlich umrissen.313 Erstere erreichte hierbei die Bestätigung ihrer ungeteilten Rechtsprechung in Zivil- und Strafsachen. Lediglich die peinliche Gerichtsbarkeit blieb exkludiert.314 Zwei Jahrzehnte später wurde zudem die Jenaer Polizeikommission (1752) gegründet, die aus einem Mitglied der Hochschule, dem Bürgermeister, dem Stadtsyndikus und dem Amtmann bestand. Die Kommission stellte eine Verknüpfung zwischen der Stadt, der Universität sowie der Landesregierung dar, die so die Aufgaben der städtischen Polizei effektiver erfüllen konnte.315 Die akademische Gerichtsbarkeit bildete seit der Gründung der Salana in der Mitte des 16. Jahrhunderts einen ihrer wichtigsten Grundpfeiler. Dabei erfuhren die ausführenden Organe und Ämter die gesamte Zeit über zahlreiche Modifikationen, um sie den sich verändernden Gegebenheiten anzupassen. Konstanz hatte jedoch die Position und Funktion des Prorektors. Unterstützt vom Senat, dem Concilium arctius, dem Syndikus und den Pedellen war er die richtende Instanz für die Studenten und sorgte für ihre Erziehung und Disziplinierung.316 Im gleichen Maß, wie sich die Mentalität der Menschen im Laufe der Zeit entwickelte, musste sich auch die Salana in ihrer Rechtsprechung anpassen, was sie nicht nur in Hinblick auf ihre gerichtlichen Organe tat, sondern auch bezüglich ihrer Gesetze – so entwickelten sich auch die Verfügungen für das Schuldenwesen der Universitätsbesucher besonders im 18. Jahrhundert kontinuierlich weiter.

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Rat der Stadt und der Landesregierung von Sachsen-Weimar (-Eisenach) als Ausdruck der gesellschaftlichen Verhältnisse des 18. Jahrhunderts, Jena 1958 (masch.). Christof ROSELT: Die rechtlichen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Universität und Stadtrat Jena im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert, Jena 1952 (masch.). Jurisdiktionsrezess zwischen der Universität und der Stadt Jena vom 16. März 1731. Vgl. SCHMID, Zuverlässiger Unterricht, S. 148-157. VELTJENS, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 194. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 187f. Vgl. Achim LANDWEHR: Policey im Alltag: die Implementation frühneuzeitlicher Policeyordnungen in Leonberg, Frankfurt am Main, 2000. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 499-503.

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4.2. Die Reglementierung des übermäßigen Kreditgebens und der Wechselverheimlichung Die Inwohner einer Stadt sind wie die Glieder an einer Kette, der Verfall des einen, ziehet das Verderben des andern und wohl mehrerer nach sich. Wenn der Hauswirth, der Kaufmann, der Speiser, der Schuster, der Schneider, überhaupt diejenigen Bürger, welche insbesondere und unmittelbar mit denen Studenten sich einlaßen, müßen ihre an leztere annoch habende Schuldforderungen erhalten, und [wenn] ihnen dazu verholfen wird, so können selbige hinwieder die Fleischhauer, Becker, Bierbrauern, Holtz und ander Conto auch bezahlen, das Geld gehet im Circul, nicht nur der Bürger sondern auch der Bauer, überhaupt alle, so von denen uns nahe liegenden Dorfschaften, Bier und Victualien, und ihre Producta zu uns bringen, haben hierbey ein groses Interesse, der Bürger wird dadurch in Stande gesezt, die bey dem Landman, vor Bier, Vino und Victualien contrahirten Schulden zu bezahlen, und dieser kann sodann desto leichter, seine Steuern und andere onera realia abtragen.317

Der hier für die Weimarer Regentin Anna Amalia skizzierte Geldkreislauf hebt deutlich die wirtschaftliche Rolle der Universitätsbesucher hervor. Sie brachten immer wieder neues Geld in die Stadt und stellten damit eine der wichtigsten Wirtschaftsgrundlagen für die Bewohner Jenas und jener der umliegenden Dörfer dar. Doch zur Bestreitung des Studiums und des Lebensunterhaltes stand Bargeld nicht immer in ausreichendem Maße zur Verfügung, weshalb die Studenten zuweilen für Warenkredite318 und Dienstleistungen anschreiben ließen. Dass diese Verbindlichkeiten wieder beglichen wurden, wodurch das ökonomische Gleichgewicht zwischen der Hochschule, der Stadt und der Landesregierung stabil blieb, dafür war die Salana als oberste richterliche Instanz der Universitätsbesucher zuständig. Aus diesem Grund mussten sich die Gläubiger zur Eintreibung ihrer Forderungen auch an die Hochschule wenden und sich nach deren Gesetzen richten lassen.319 Den hierfür notwendigen gesetzlichen Rahmen schufen zunächst einzelne Verordnungen, später die Conto-Mandate und letztlich die akademischen Gesetze,320 die von den Weimarer Herzögen beziehungsweise den Regenten erlassen wurden, welche wiederum die landesherrliche und damit die gerichtliche Obrigkeit der Jenaer Bevölkerung repräsentierten.

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ThHStAW A 8369 fol. 25r-26v. Stadtsyndikus Jena an Regentin von Sachsen-WeimarEisenach, 17. Juni 1767. Onera realia waren bürgerliche Abgaben. Vgl. JENKS, Warenkredit, S. 412. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 17. Vgl. BRÜDERMANN, Studenten als Einwohner der Stadt, S. 397. TÜMMEL, Universität und Stadt Tübingen, S. 50. Benannt und knapp beschrieben wurden alle wichtigen Dekrete und Verfügungen bei KEIL; KEIL, Geschichte des Jenaischen Studentenlebens, S. 58f., 101f., 163-165.

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Die Verfügungen des 16. und 17. Jahrhunderts Nicht einmal zwei Jahrzehnte nach der Erhebung der Hohen Schule zur Universität erließ 1574 der Herzog Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar ein Mandat bezüglich des Kreditgebens an die Studenten.321 Darin wurden die Wirte angehalten, bey höchster Straffe das Zechen und Vollsauffen der Universitätsbesucher durch den übermäßigen Ausschank von Wein und Bier zu unterbinden.322 Zwar wurde nicht weiter ausgeführt, worin die angedeutete Strafe bestehen sollte, trotzdem ist bereits eine disziplinarische Intention erkennbar, denn einerseits sei es unmöglich, daß bey solchen Zechen Gottesfurcht und studieren seyn kann, und auf der anderen Seite sollten die jungen Männer ihrer Eltern sauern Blut und Schweiß [nicht] bößlichen und schandlichen verpraßen, oder in andere Wege verthun.323 Neben den Wirten wurden namentlich die Schneider, Krämer und Buchführer324 genannt, summarisch aber alle Stadtbewohner in die Verantwortung genommen. Sie wurden angehalten, die Studenten nicht unverhältnismäßig anschreiben zu lassen. Hinzu trat die Verpflichtung, den Prorektor jedesmal über die Gewährung eines Kredites in Kenntnis zu setzen.325 1591 wurde das Mandat in die verbesserten Statuten der Salana übernommen.326 Für einige Jahrzehnte wurde das Problem nicht wieder thematisiert.327 Erst im Zuge einer herzoglichen Visitation328 im Jahre 1669 ist der bereits bestehende Ansatz der Regulierung dahingehend erweitert worden, den Wirten bei der Ein321

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Mandat von 1574. Es ist nicht sicher, ob es sich hierbei tatsächlich um das Mandat handelt oder doch um den Auszug aus den Statuten von 1591. Vor allem die ältere Forschung benannte zwar immer wieder das Mandat, gab jedoch keinen Beleg an. Vielmehr bezog sie sich bei diesem Datum stets auf SCHMID, Zuverlässiger Unterricht, S. 264-271. Dies machten KEIL; KEIL, Geschichte des Jenaischen Studentenlebens, S. 58. Georg MENTZ: Die Statuten der Universität Jena von 1591, in: Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte 10 (1900), S. 56-68, hier S. 56-58. Da der Herzog Friedrich Wilhelm zu dieser Zeit noch minderjährig war, erfolgte die Ausfertigung wohl durch den kurfürstlichen Regenten August von Sachsen. Mandat von 1574. Ebd. Ursula RAUTENBERG: Buchführer, in: Ursula RAUTENBERG (Hg.): Reclams Sachlexikon des Buches, Stuttgart 2003, S. 95. Buchführer war im älteren Sprachgebrauch jemand, der Bücher verkaufte. Mandat von 1574. Statut vom 22. Januar 1591. MENTZ, Statuten der Universität Jena, S. 56, 61f. Der wichtige Unterschied zu dem Mandat von 1574 besteht in der im Statut von 1591 fehlenden Erwähnung, dass das festgelegte Quantum von fünf Gulden Kredit nicht überschritten werden durfte. Extrakte aus den Statuten und Visitations-Recessen wegen Bezahlung der Schulden vom 10. März 1720. Zwar wurde in den darin wiedergegebenen Extrakten das Statut vom 7. Januar 1653 angegeben, jedoch waren keine Ausführungen zu dem studentischen Schuldenwesen enthalten. Zu den Visitationen dieser Zeit vgl. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 81-187.

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treibung ihrer Ansprüche nur bis zu einer Summe von fünf Gulden zu helfen.329 Schon zehn Jahre später gab es erneut Anlass zu einer weiteren Verfügung, da die Verordnungen nicht eingehalten würden. Das für die Wirte erlassene Kreditlimit wurde nun auf Krämer und Kaufleute ausgeweitet, weil die Hochschule der Vermehrung des Luxus und der liederlichen Waren unter den Studenten Einhalt gebieten wollte.330 Neben der erzieherischen Intention war der Grund hierfür die Sorge, die Universitätsbesucher könnten in Noth und Schuld geführet werden.331 Erstmals sind auch Anzeichen einer Klassifizierung der Forderungen zu erkennen. Ansprüche für Miete und Tisch sollten nämlich nicht hinter den zum Überfluß und ohne einige Noth zusammen getriebene Schuld[en] der Krämer zurücktreten, die sich ferner die studentischen Gelder aneignen und sich vor anderen Kreditgebern davon bezahlt machen würden.332 1681, also lediglich eineinhalb Jahre später, wurde den Universitätsbesuchern zugestanden, im Falle eines ausbleibenden Wechsels bis zu 20 Gulden beim Schneider für Kleidung anschreiben zu lassen. Bedingung hierfür war jedoch die Zustimmung der Tisch- und Hauswirte.333 Obwohl von Seiten der Einwohner angetragen wurde, dass es wegen der fehlenden Kontinuität der Geldanweisungen nicht möglich sei, sich an die Anordnung zu halten, wichen die Nutritoren auch 1688 nicht von ihren Vorgaben ab. Sie hielten die Erlasse zum Besten aller Beteiligten, besonders aber der unschuldigen und abwesenden Eltern. Modifiziert wurde das vorherige Dekret allerdings dahingehend, dass die Gläubiger nun vor der Gewährung eines Kredites den Prorektor zu informieren hatten, sonst würden sie ihrer Forderung verlustig gehen.334 1704 fand die seit einem Jahrhundert bestehende Vorschrift, die Studenten nicht zum unnötigen Ausgeben zu verführen, sogar Eingang in die Statuten der Saalestadt.335 – Im Umgang mit dem studentischen Schuldenwesen kristallisierten sich

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Visitationsdekret vom 8. April 1669 § 22. Vgl. Student, Studenten, oder Studirende, in: ZEDLER 40 (1744), Sp. 1185-1223, hier Sp. 1188. In Wittenberg scheint sich die Kredithöhe um 1700 nach dem sozialen Stand des Studenten gerichtet zu haben. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 340f. begründete die Maßnahmen gegen Luxus mit der Erhaltung der ständischen Ordnung unter den Studenten. Es sollte ein gegenseitiges Aufschaukeln der Aufwendung der Standesrepräsentation und damit ein Anwachsen der Studienkosten verhindert werden. Visitationsdekret vom 30. September 1679 § 25. Ebd. Visitationsdekret vom 21. Juli 1681 § 22. Der Wortlaut findet sich auch wiedergegeben in Extrakte aus den Statuten und Visitations-Recessen wegen Bezahlung der Schulden vom 10. März 1720. Allerdings ist das Visitationsdekret dort auf 1680 datiert. Visitationsdekret von 1688 § 40. Statut der Stadt Jena vom 21. Mai 1704 Titel 21 § 3. Ebenermassen sollen Handelsleute und Cramer die Studiosos mit untüchtigen Waaren nicht behängen oder in Kauf übersetzen und vervortheilen, auch keinem Studioso den Statutis academicis zuwider, etwas creditiren, es hätten dann desselben Eltern oder wer sonsten über ihnen zu gebiethen hat, darein gewilligt oder die Ordre ertheilet.

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zunehmend die Probleme heraus, die sich in den Augen der Landesregierung und der Hochschule im Verlauf des 18. Jahrhunderts immer weiter verstärken sollten.

Die Interessen der Universität Nachdem in den ersten beiden Dekaden des 18. Jahrhunderts die Aufsichtsbemühungen der Erhalterstaaten über ihre Universität fast gänzlich erlahmten, erfuhren die Reformanstrengungen der Nutritoren im Kontext der Neuorganisation der akademischen Selbstverwaltung neue Impulse.336 Auch das studentische Schuldenwesen rückte damit wieder in das Blickfeld der Salana und der ernestinischen Herzöge. Im Jahre 1720 sahen sich die Professoren und der Prorektor der Jenaer Hochschule veranlasst, den akademischen Bürgern sowie allen anderen Bewohnern der Saalestadt erneut die einzelnen Bestimmungen bezüglich des Kreditwesens in Erinnerung zu rufen.337 Doch den Beginn einer detaillierteren Überlieferung der Entwicklung der Rechtsnormen markiert erst das Schreiben des Prorektors Johann Adolph Wedel an den Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar vom 15. Dezember 1725, in dem er die gegenwärtige Situation der studentischen Finanzen schilderte. Da die Kreditgeber, besonders die Materialisten, trotz mehrmaliger Bekanntmachung über mehr als das erlaubte Quantum von fünf Talern Kredit einräumen würden, lebten die Universitätsbesucher in Verschwendung und häuften unbezahlte Rechnungen an. Daher mehrten sich nicht nur von Seiten der Gläubiger die Beschwerden, sondern auch die Eltern klagten über die verschwenderische Lebensweise ihrer Söhne. Dies, so Wedel, wirke sich auf die lokale Ökonomie sowie die Bewohner Jenas und folglich auch auf die Hochschule negativ aus.338 Ein immerwährender Zirkel herrschte vor, aus dem ein Ausbrechen nur schwer möglich war. Zunächst soll die Rolle der Eltern betrachtet werden, die nicht unterschätzt werden darf. Die Professoren wussten, dass die Entscheidung über die zu besuchende Hochschule oft bei den Eltern lag.339 Zudem stellten die Mütter und Väter ihren Söhnen zumeist das für das Studium notwendige Vermögen zur Verfügung. Des Weiteren waren die Universitätsbesucher beim Antritt ihrer Ausbildung oft noch minderjährig, weshalb es die von der Familie an die 336 337

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WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 167-170, 178. Extrakte aus den Statuten und Visitations-Recessen wegen Bezahlung der Schulden vom 10. März 1720. Vgl. Georg MENTZ: Ein Gutachten des Historikers Burcard Gotthelf Struve über die Gebrechen der Universität Jena und die Mittel zu ihrer Beseitigung aus dem Jahre 1722, in: Festschrift Walther Judeich zum 70. Geburtstag, Weimar 1929, S. 210-223, hier S. 220f. ThHStAW A 8283 fol. 2r. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar, 15. Dezember 1725. Warum das legitime Limit nun fünf Taler betrug, ist nicht ersichtlich. UAJ A 21 fol. 53v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Konzept, 1. Oktober 1753. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 490.

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Salana übertragene Aufgabe war, sie zu schützen, weiter zu erziehen und zu disziplinieren. Für die Salana und die Stadt war hingegen die Steigerung der in den 1720er-Jahren um mehr als ein Viertel eingebrochenen Frequentierung340 der Jenaer Universität durch die Studenten war für die Salana und die Stadt jedoch von elementarer Bedeutung,341 denn die jungen Männer finanzierten nicht nur zu einem erheblichen Teil den Lebensunterhalt der Stadtbewohner finanzierten, sondern auch den des Universitätspersonals sowie der Dozenten.342 Dadurch machten sie die Aufrechterhaltung des akademischen Betriebs überhaupt erst möglich. Beschwerten sich die Eltern jedoch zunehmend über die Verschwendung des Geldes durch ihre Söhne und die ständigen Nachzahlungen für die gewirkten Verbindlichkeiten,343 musste die Hochschule einen weiteren Rückgang der Besucherzahlen befürchten.344 Daher wundert es nicht, dass in Folge des von der Universität erstatteten Berichtes der Gedanke zu Papier gebracht wurde, lediglich Studenten, die keine Eltern mehr hatten, ihre kompletten Rückstände tilgen zu lassen, weil sonst die Eltern durch Abtragung der Schulden gestraft würden […].345 Weiter verfolgt wurde diese Idee jedoch allem Anschein nach nicht. 340 341 342

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RASCHE, Umbrüche, S. 95 Diagramm 1. Vgl. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 193. Zur finanziellen Relevanz studentischer Gelder für die Hochschule und die finanziellen Berechtigungssysteme an der Universität Jena vgl. Ulrich RASCHE: Die Jenaer Rektoratsrechnung von Caspar Sagittarius aus dem Sommersemester 1683, in: Karlheinz BLASCHKE, Detlef DÖRING (Hg.): Universitäten und Wissenschaften im mitteldeutschen Raum in der Frühen Neuzeit. Ehrenkolloquium zum 80. Geburtstag von Günter Mühlpfordt (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 26) Stuttgart 2004, S. 75-186. RASCHE, Beharrung und Reform. ThHStAW A 8283 fol. 2r. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar, 15. Dezember 1725. ThHStAW A 8369 fol. 5v. Universität Jena an Regentin von Sachsen-WeimarEisenach, 15. August 1763. ThHStAW A 8368 fol. 3v. Universität Jena an Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach, Abschrift, 15. August 1763. Fälschlicherweise wurde die Abschrift auf den 15. August 1764 datiert. UAJ A 21 fol. 53v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Konzept, 1. Oktober 1753. ThHStAW A 8326 fol. 2r-2v. Obervormundschaftskollegium Weimar an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, 30. Mai 1750. Vgl. WOESTE, Akademische Väter, S. 63 Anm. 266. Die Befürchtung einer Rückläufigkeit der Studentenzahlen wurde auch im 1735 erlassenen Conto-Mandat der Universität Marburg geäußert. Vgl. Christin VELTJENS-RÖSCH: „Ob Wir nun wohl davon weit entfernt sind, Unsere Studiosos von erlaubten Vergnügen abzuhalten“. Akademische Gesetze und die Reglementierung studentischer Geselligkeit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts am Beispiel der Universitäten Marburg und Jena, in: Kirsten BERNHARDT, Barbara KRUG-RICHTER, Ruth-E. MOHRMANN (Hg.): Gastlichkeit und Geselligkeit im akademischen Milieu in der Frühen Neuzeit, Münster 2013, S. 113-131, hier S. 125. Sie wies für die Frage nach der Reglementierung studentischer Geselligkeit dieselben Handlungsmotivationen der Hochschulen nach. Zudem konnte VELTJENS, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 204-208 zeigen, dass die Salana generell einen Frequenzeinbruch durch die Disziplinlosigkeit der Studenten befürchtete. ThHStAW A 8283 fol. 11r. Herzog von Sachsen-Weimar an Regierung Meiningen, Konzept, 17. Januar 1726.

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Sehr eng verbunden mit dem Bestreben, die Frequentierung der Salana zu stabilisieren, war die Aufgabe der Professoren, dem leichtsinnigen und übermäßigen Schuldenmachen der Universitätsbesucher sowie einer schlechten Entwicklung ihres Charakters entgegenzuwirken.346 Wie erforderlich dies in finanziellen Angelegenheiten teilweise war, zeigt sich in der weiteren Ausführung von Johann Adolph Wedel. Die Studenten, zu derem Besten die Bestimmungen verfasst worden seien, missbrauchten sie, um die Bevölkerung zunächst dazu anzuhalten, ihnen Kredit zu gewähren. Würden sie aber von den Gläubigern aufgefordert, ihre Verbindlichkeiten zu bezahlen und war dies mehr als das erlaubte Quantum, so beriefen sie sich auf die Verordnungen.347 Nicht wenige von ihnen würden sogar versuchen, heimlich die Stadt zu verlassen und brächten dadurch die Kreditgeber oft um ihr Vermögen.348 Dadurch schließt sich der Kreis: Tilgten die Schuldner ihre Rückstände nicht, mussten sich die Kreditgeber an die Eltern wenden. Missmutig über diese finanziellen Lasten und die unterlassene Disziplinierung ihrer Söhne durch die Hochschule würden sie ihre jüngeren Kinder nicht mehr nach Jena zum Studium schicken. Folglich würde die Frequenz weiter einbrechen, die Salana ihr Ansehen verwirken und die städtische Bevölkerung würde nicht nur die gewährten Kredite verlieren, sondern auch ihren wichtigen Absatzmarkt. Damit würde der Niedergang der Universität an der Saale beginnen. Da die studentischen Kreditnehmer in finanziellen Angelegenheiten als unerfahren und leichtsinnig galten349 und stets als die Verführten charakterisiert wurden, die zu beschützen die Aufgabe der Salana war, hatten sie zu keiner Zeit eine Strafe wegen ihrer Rückstände zu befürchten, gleich wie hoch diese waren.350 Allerdings drohte ihnen in späteren 346 347 348 349

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Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 372f. Vgl. ebd., S. 323. ThHStAW A 8283 fol. 2v-3r. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar, 15. Dezember 1725. UAJ A 1234 fol. 120v. Universitätsprotokoll, 19. Oktober 1799. Vgl. MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 238. Ein Jüngling, der sich nicht gewöhnt hat, und der nicht gewöhnt worden ist, jede nicht ganz unbedeutende Ausgabe abzuwägen, überlegt nicht, ob sein Wechsel ihm erlaube, dieses oder jenes Kleidungsstück, oder Buch zu kaufen: dieses, oder jenes unschuldige Vergnügen zu genießen. Er kauft und genießt, und findet dann am Ende, daß er für nothwendige Dinge nicht Geld genug übrig habe. Vgl. ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 126. An preußischen Universitäten war 1759 noch eine Bestrafung von acht Tagen bis zu vier Wochen Gefängnis und gegebenenfalls die Relegation für Studenten vorgesehen, die unerlaubten Credit machten. Das Preußische Allgemeine Landrecht von 1794 sprach keine Bestrafungen mehr aus. Vgl. ASCHE, Helmstedter Bürger, S. 106f. An der Universität Helmstedt drohten den Studenten mehrfach Nachteile und Bestrafungen. Die Schuldner mussten scheinbar stets die gesamten Kredite zurückzahlen, allerdings erhielten die Gläubiger nichts von dem Geld, wenn ihre Forderungen illegitim waren. Bezahlten die Universitätsbesucher oder deren Eltern die Rückstände nicht, hatten die Schuldner eine mehrwöchige Karzerstrafe abzusitzen oder wurden mit bis zu vier Jahren Relegation bestraft.

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Jahren der Verlust aller Vergünstigungen, falls sie mit der Absicht, die Gläubiger zu prellen, sich borgten oder heimlich Geld erhielten.351 Denn mit diesem Verhalten brachten die Universitätsbesucher einerseits die Bevölkerung in Finanznöte, andererseits die Hochschule in Verruf, sie komme ihren Erziehungsaufgaben nicht nach. Trotzdem übte die Salana an den Studenten nach außen nicht noch einmal so deutlich wie 1725 Kritik, da nicht nur das Problem an sich, sondern bereits die allzu deutliche Offenlegung desselben sich nachteilig auf das Ansehen und die Frequenz auswirken konnte.352 Zwar kann der Hochschule kein Interesse an ihrer grundlegenden ökonomischen Bedeutung für das Territorium, in dem sie sich befand, attestiert werden,353 dennoch musste sich die Salana aufgrund der Koexistenz mit der Stadt für deren Einwohner und die vorherrschenden wirtschaftlichen Verhältnisse in einem gewissen Grad interessieren354 – was sie auch tat. Da die Studenten auf die Kredite angewiesen waren,355 wäre nicht allein das darauf beruhende Wirtschaften nachhaltig gestört worden, wenn Universitätsbesucher die Bewohner Jenas wiederholt um ihre Ansprüche gebracht und Letztere ihnen wiederum zukünftig Kredite verweigert hätten, sondern es wäre auch ein starker Abfall der Besucher an der Salana damit einher gegangen, weil die Studenten an Hochschulen abgewandert wären, an denen sie sich borgen konnten.356 Da dies aber gerade nicht im Interesse der Landesregierung sowie der Universität war und damit auch kein gänzliches Kreditverbot, musste neben allen disziplinarischen Absichten, die unbestreitbar eine exponierte Stellung einnahmen,357 das finanzielle Wohl der ortsansässigen Bevölkerung immer bedacht werden. Zudem war es im Sinne der Hochschule, 351 352 353 354

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Extrakt aus dem Conto-Mandat vom 25. November 1793. HENSEL, Ungastliche Stadt, S. 82. VELTJENS-RÖSCH, Akademische Gesetze, S. 113f., 125. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 300, 489-491. Vgl. ASCHE, Jena. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 373. Die Bedeutung der Universität für die Stadt wurde immer wieder betont. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 109-118. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 372-375. Dietrich HÖROLDT: Zur wirtschaftlichen Bedeutung der Universitäten für ihre Städte, in: Erich MASCHKE, Jürgen SYDOW (Hg.): Stadt und Hochschule im 19. und 20. Jahrhundert (Stadt in der Geschichte 5), Sigmaringen 1979, S. 25-76. Lediglich drei bis vier Prozent der Bevölkerung Jenas borgten an knapp 41% der Studenten. Daraus lässt sich zweierlei schlussfolgern. Ein großer Teil der wirtschaftlichen Interaktionen mit Universitätsbesuchern lief nicht über Kredite. Da diese für die Studenten trotzdem von großer Bedeutung waren, war es sehr wichtig, dass die wenigen Kreditgeber mehrfach anschrieben. Vgl. Kapitel 5.3.1. Es gibt zwar keine expliziten Belege, die einen Weggang aus Jena wegen verweigerter Kredite bezeugen, doch zeigt das Handeln der Universitätsbesucher, dass sie die für sie sehr wichtige kollektive Kreditwürdigkeit aufrechterhalten wollten. Vgl. Kapitel 7.4.1. – Der Handlungsspielraum im studentischen Sozialgefüge. Vgl. MAACK, Studentisches Disziplinarrecht, S. 41. STEIN, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 113. Besonders die ältere Forschung sah die Maßnahmen der Universitäten lediglich unter dem Blickwinkel der Disziplinierung.

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die lokalen Kreditgeber als Medium zur Disziplinierung358 und indirekten Erziehung der Universitätsbesucher nicht zu verlieren, da sie die Kreditgeber mittels Gesetzen gut lenken konnte. Dies war von großer Bedeutung, da die im Laufe des 18. Jahrhunderts noch erfolgenden Bemühungen, mittels anderer Maßnahmen die Universitätsbesucher am übermäßigen Schuldenmachen zu hindern, alle fehlschlugen oder mit Rücksicht auf das Ansehen der Hochschule und der Studenten verworfen wurden.359 Somit diente die Berücksichtigung der studentischen sowie der städtischen Belange durch die Salana nicht zuletzt ihrem eigenen Wohl und damit dem Erhalt und der Steigerung ihres Ansehens sowie ihrer Besucherzahlen, was auch die Intention der ernestinischen Erhalterherzöge war.

Die Rolle der Nutritoren Jeder einzelne Herzog der Erhalterstaaten besaß ein Aufsichts- und Mitspracherecht, allerdings bedurften Veränderungen in der Rechtsnorm des Einvernehmens aller vier Nutritoren.360 Hierfür war eine konsensuale Herrschaft mit der Universität unumgänglich, da Letztere mit den Missständen vor Ort am besten vertraut war und so effektive Beseitigungsvorschläge vorbringen konnte.361 Aus diesem Grund wurde das Schreiben des Prorektors Johann Adolph Wedel vom Herzog Wilhelm Ernst an die Weimarer Regierung362 mit dem Zusatz weitergeleitet, man wolle dem Gesuch Wedels, dass die Schuldner ihre gesamten Rückstände begleichen müssten, die Gläubiger jedoch nur die erlaubten fünf Taler erhielten und der Rest der Salana zugute komme,363 nachgeben, sofern die anderen Erhalter dies ebenso täten.364 Das Konzept für die übrigen Nutritoren wurde am 14. Januar 1726 verfasst.365 Bei der Regierung in Meiningen wurde neben der Anfrage, ob die von der Hochschule gemachten Vorschläge Zustimmung fänden, der bereits benannte Gedanke angeführt, ob die angestrebte Neuerung lediglich

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Vgl. S. 104-106. Vgl. Kapitel 4.2. – Das Conto-Mandat von 1793. WOESTE, Universitätsgerichtsbarkeit, Sp. 507. MÜLLER, Goethe und die Universität Jena, S. 39. RASCHE, Norm und Institution, S. 143f. RASCHE, Norm und Institution, S. 126. Vgl. Ulrich HEß: Geschichte der Behördenorganisation der thüringischen Staaten und des Landes Thüringen von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Jahre 1952 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 1), Stuttgart 1993, S. 21. Die Regierung war für alle Angelegenheiten des Landesherrn zuständig, die nicht an andere Behörden weitergeleitet wurden. Zu den Verwaltungsstrukturen in Sachsen-WeimarEisenach allgemein vgl. KRAUSE, Verwaltungsdienst, S. 29-53. ThHStAW A 8283 fol. 3r. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar, 15. Dezember 1725. Ebd. fol. 9r. Gerichtsprotokoll, 8. Januar 1726. Ebd. fol. 10r. Herzog von Sachsen-Weimar an Nutritoren, Konzept, 14. Januar 1726.

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auf Schuldner beschränkt sein sollte, deren Eltern noch am Leben seien.366 Aus ökonomischer sowie disziplinarischer Sicht erscheint diese Regelung zwiespältig. Wie bereits ausgeführt, musste es sich positiv auf die Frequenz auswirken, wenn die Eltern ihre Söhne in finanziellen Angelegenheiten an der Salana gut aufgehoben wussten. Aber wenn jene Kreditnehmer mit möglicherweise geringerem finanziellem Rückhalt aufgrund des Todes ihrer Eltern ihre kompletten Rückstände hätten bezahlen müssen, die übrigen hingegen ausschließlich das festgelegte Kreditlimit von fünf Talern, hätte die Hochschule für alle nicht verwaisten Universitätsbesucher Tür und Tor zum übermäßigen Schuldenanhäufen geöffnet. Dies lag der Salana indes fern. Eine Antwort der meiningischen Regierung auf die Anfrage ist nicht auffindbar, dennoch erging am 5. März 1726 an den Weimarer Landesherrn die zustimmende Antwort von Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg, der zugleich Vormund seiner meiningischen Neffen Ernst Ludwig II. und Carl Friedrich war. Die Umsetzung der Neuerung, die zu keiner Zeit besprochen wurde, überließ er dem Empfänger des Schreibens.367 Aus der angefügten Abschrift des an die Salana gesandten Reskripts ist darüber hinaus zu entnehmen, dass der über dem erlaubten Quantum von fünf Talern liegende Teil der von den elternlosen Schuldnern beglichenen Forderungen dem Studentenhospital zugute kommen sollte.368 Im Juni desselben Jahres erteilte auch Johann Wilhelm von SachsenEisenach sein Einverständnis.369 Dieser unterrichtete die Saalestadt über den neuen

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Ebd. fol. 11r. Herzog von Sachsen-Weimar an Regierung Meiningen, Konzept, 17. Januar 1726. Ebd. fol. 12r. Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg an Herzog von Sachsen-Weimar, 5. März 1726. Ebd. fol. 13ar. Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg an Universität Jena, 5. März 1726. Vgl. KEIL; KEIL, Geschichte des Jenaischen Studentenlebens, S. 84f. Johann Ernst Basilius WIEDEBURG: Beschreibung der Stadt Jena nach ihrer Topographisch- Politisch- und Akademischen Verfassung, Jena 1785, S. 283-285. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 341-344. RASCHE, Jenaer Rektoratsrechnung, S. 152 Anm. 239. Das Studentenhospital wurde 1592 vor dem Saaletor eröffnet. Die Planungen für eine derartige Einrichtung begannen bereits 1564 unter dem Prorektor Johannes Schröter. 1784 musste das Hospital jedoch aufgrund massiver Wasserschäden durch ein Saalehochwasser abgerissen werden. Für die Pflege der kranken und mittellosen Studenten sowie die Unterhaltung des Hospitals musste die Universität allein aufkommen. Da es keinen festen Etat für diese Einrichtung gab, wurde versucht, die finanziellen Mittel aus verschiedenen Spenden und Geldsammlungen zusammenzutragen. Zudem hatten die Universitätsbesucher seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert bei der Immatrikulation einen Obolus zu bezahlen, die Professoren mussten dies vierteljährlich tun. ThHStAW A 8283 fol. 14r. Herzog von Sachsen-Eisenach an Herzog von SachsenWeimar, 12. Juni 1726.

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Erlass und übersandte an sie eine Abschrift desselbigen, damit die Bewohner die neue Verordnung zur Kenntnis nehmen konnten.370 Inwieweit die angeordneten Verfügungen tatsächlich umgesetzt wurden, ist nicht nachvollziehbar. Es existieren keine Aufzeichnungen über studentische Schuldenregulierungen aus diesen Jahrzehnten. Auch über Zuwendungen für das Hospital ist nichts überliefert.371 Daher kann weder festgestellt werden, ob allein Universitätsbesucher ohne Eltern ihre gesamten Verbindlichkeiten begleichen mussten, noch, ob die Gläubiger maximal die festgelegten fünf Taler erhielten und der Rest der Forderung an das Studentenhospital weitergeleitet wurde. Zu konstatieren ist allerdings, dass beides in späteren Verordnungen nicht wieder aufgegriffen wurde.372 Eine einschneidende Veränderung in der Struktur des ernestinischen Gesamthauses vollzog sich mit dem Tod des Herzogs Wilhelm Heinrich von Sachsen-Eisenach. Mit dem Aussterben der Linie im Jahre 1741 formte dieses Gebiet samt der zweiten Hälfte der jenaischen Landesportion das neu entstandene Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Da es die Aufgabe jenes Erhalters war, in dessen Gebiet die Stadt an der Saale lag, die polizeiliche und rechtliche Hoheit über die Universität auszuüben,373 erließ der Weimarer Herzog in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts alle Verfügungen wider das unverhältnismäßige Schuldenmachen der Studenten allein. Er tat dies sowohl zum Wohl der Salana374 als auch für seine städtischen Untertanen, über die er allein Recht sprach. Da die Einwohnerschaft Jenas ein Hauptakteur bei der Kreditvergabe war, war der Herzog nicht nur als Erhalter der Hochschule, sondern ebenso als Landesherr befugt

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StAJ B XV m 18 fol. 1r. Herzog von Sachsen-Eisenach an Stadtrat zu Jena, 6. Juni 1726. Vgl. das Original des Erlasses wider das übermäßige Kreditgeben vom 6. Juni 1726. In den Akten zum Studentenhospital UAJ A 1196, UAJ A 1197, UAJ A 1198 finden sich keine Hinweise. Auch im Bestand der Medizinischen Fakultät UAJ L lassen sich keine weiteren Informationen eruieren. Vgl. ASCHE, Helmstedter Bürger, S. 106. Anders verhielt es sich an der Universität Helmstedt. Das erneuerte Conto-Mandat von 1764 legte fest, dass Studenten auch ihre illegitimen Schulden zu bezahlen hatten, die Schuldner davon jedoch nichts erhalten sollten. Das Geld hatte je zur Hälfte in die Witwen- und Waisenkasse der Hochschule und an die Armenkasse der Stadt zu gehen. KUBLIK, Universität Jena, S. 14f. LOENING, Ältere Rechts- und Kultur-Zustände, S. 16f. Vgl. KOCH, Geschichte der Stadt Jena, S. 190. Der Weimarer Herzog musste die Hälfte der Zuschüsse für die Universität aufbringen. Das Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg ein Viertel. Das verbleibende Viertel brachten Sachsen-Meiningen (18,8%) und SachsenCoburg-Saalfeld (6,2%) auf. Die finanzielle Abhängigkeit milderte sich etwas, als 1633 das Rittergut Apolda und das Dorf Remda zu Universitätsgütern wurden. Zur Dotierung der Universität Jena im 17. Jahrhundert vgl. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 77-94.

DIE REGLEMENTIERUNG DES ÜBERMÄßIGEN KREDITGEBENS

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und bestrebt, drohenden Schaden für die Stadt, die Universität und das Herzogtum abzuwenden.375

Das Conto-Mandat von 1753 Das Obervormundschaftskollegium, welches während der Regentschaft des Herzogs von Sachsen-Gotha-Altenburg für den minderjährigen Ernst August II. die Spitze des Weimarer Herzogtums bildete,376 wandte sich im Mai 1750 an den Regenten Friedrich III. Wie so oft hielten sich die Bewohner und Universitätsbesucher der Saalestadt nicht an die erlassenen Verfügungen. Der erste Schritt zur Verbesserung der schwierigen Verhältnisse solle eine Erklärung der Hochschule sein, die Aufschluss darüber zu geben habe, warum die gemachten Erlasse nicht befolgt würden. Zugleich habe die Salana Vorschläge zur Besserung vorzubringen und sich Gedanken zu machen, wie die unbezahlten Forderungen eingetrieben werden könnten.377 Über ein Jahr lang reagierte aus unbekannten Gründen niemand darauf. Erst ein erneutes Reskript zu Beginn des Jahres 1752 veranlasste den Prorektor Johann Christian Stock zum Handeln.378 Mittels eines Missivs informierte er sich am 30. Januar über die Meinung der ordentlichen Professoren, wie die Anfrage am besten umgesetzt werden könne.379 Auf das universitäre Antwortschreiben vom 25. Juli, in dem Möglichkeiten zur Behebung der Missstände aufzeigt wurden,380 erhielt die Hochschule keine Reaktion. Daher erging am 5. Februar 1753 ein weiterer Brief an den Regenten.381 Unterstützung erhielt die Salana diesmal von der Jenaer Bevölkerung, deren Ausführungen aber keineswegs frei von Kritik waren. Wie schnell Studenten teilweise ohne eigene Schuld kein Geld zur Verfügung hatten, war den Professoren und den Bewohnern noch aus dem Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748) in lebhafter Erinnerung. In dieser Zeit hätten die hier studirenden Siebenbürger, Ungarn pp. manchmal im Jahr und Tag von [zu] Hause keinen Heller gesehen. Der Bevölkerung sei nach eigenen Angaben bewusst gewesen, dass 375 376 377 378

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Obwohl es durchaus auch auswärtige Gläubiger gab, die den Studenten außerhalb Jenas borgten, spielte dies in den Verfügungen keine Rolle. Vgl. Kapitel 7.5.1. Vgl. HEß, Geschichte der Behördenorganisation, S. 30. ThHStAW A 8326 fol. 3r. Obervormundschaftskollegium Weimar an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, 30. Mai 1750. UAJ A 21 fol. 2r-3v. Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg an Universität Jena, 4. Januar 1752. Die im Vorfeld stattgefundene Aufforderung zur erneuten Befragung der Universität befindet sich in ThHStAW A 8326 fol. 7r. Obervormundschaftskollegium Weimar an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, 4. Januar 1752. UAJ A 21 fol. 1v. Universitätsmissiv, 30. Januar 1752. Ebd. fol. 6r-7v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Konzept, 25. Juli 1752. Ebd. fol. 32r-32v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Konzept, 5. Februar 1753.

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die jungen Männer in derartigen Fällen ohne die Gewährung von Krediten in Existenzschwierigkeiten gerieten, besonders, wenn zusätzlich noch Krankheiten, Diebstähle oder andere unvermutete Vorfälle die Universitätsbesucher belasteten. Doch für ihre christliche Liebe und Gefälligkeit würden sie bestraft, wenn das akademische Gericht aufgrund der Verordnungen ihnen lediglich zur Eintreibung von zehn Talern verhelfe, obwohl ihre Ansprüche teilweise etliche 100 Taler betragen hätten.382 Interessant ist das Bekenntnis der Einwohner, sich nicht immer an die Erlasse gehalten zu haben. Schuld daran seien sie allerdings nicht selbst, sondern das Amt und die Stadt Jena, die sie über erneuerte Verfügungen nicht informieren würden. Selbiges habe auch die Hochschule versäumt. Während der halbjährlichen Prorektoratswechsel in der Kollegienkirche würden die Verordnungen zwar verlesen, indes ausschließlich in Latein und damit für die Stadtbewohner unverständlich. Ferner könnten selbst Personen, die dieser Sprache mächtig seien, aufgrund des tumultartigen Verhaltens der Studenten kaum etwas vernehmen.383 Des Weiteren führte die Bevölkerung an, die Erlasse gegen das übermäßige Kreditgeben seien nie zur Observanz geworden und die Universität spreche nicht danach Recht, zumindest nicht im gegenwärtigen Jahrhundert. So habe die Hochschule im Falle des Kreditnehmers Georg Friedrich Lingen beispielsweise entschieden, diesen einzig zehn anstatt der 1.200 Taler Schulden tilgen zu lassen, weshalb [die] theils noch hier studirende Jugend, die bereits und pro nunc 100.000rt schuldig, frohlocken über dies Urtheil und die meisten sagen uns unter die Augen: Sie würden nicht anders als Statutenmäßig bezahlen.384 Dies wiederum, so die Argumentationsstruktur, führe die Kreditgeber an den Bettelstab, weshalb sie teilweise ihre Steuern an den Herzog nicht mehr abführen könnten. Daher ersuchten sie den herzoglichen Vormund nicht nur um eine künftig genauere Regulierung des studentischen Schuldenwesens, sondern gaben auch die seit der Festlegung des

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Ebd. fol. 37v-38r. Bevölkerung Jenas an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Abschrift, 7. Mai 1753. Woher die Angabe des Kreditlimits stammte, ist nicht zu ermitteln. Das Conto-Mandat vom 20. November 1753 Präambel gab das bisherige Limit mit fünf Gulden an. Dies entspricht etwa 3rt 18gl. Vgl. LOENING, Ältere Rechts- und Kultur-Zustände, S. 10. UAJ A 299 fol. 30r. Obervormundschaftskollegium Weimar an Universität Jena, Abschrift, 9. Juli 1751. Die Tumulte der Studenten waren einer der Gründe, warum 1751 die öffentliche Einführung des Prorektors abgeschafft wurde. Warum die Stadtbevölkerung dennoch darauf verwies, ist nicht klar. Zur Wahl und Einsetzung des Prorektors vgl. Marian FÜSSEL: Zeremoniell und Verfahren. Zur Wahl und Einsetzung des Rektors an der frühneuzeitlichen Universität, in: Daniela SIEBE, Stefan WALLENTIN (Hg.): „Orte der Gelahrtheit“. Personen, Prozesse und Reformen an protestantischen Universitäten des Alten Reiches (Contubernium – Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 66), Stuttgart 2008, S. 119-142. UAJ A 21 fol. 38v-39r. Bevölkerung Jenas an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Abschrift, 7. Mai 1753.

DIE REGLEMENTIERUNG DES ÜBERMÄßIGEN KREDITGEBENS

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Kreditlimits gestiegenen Preise für die Lebenshaltung zu bedenken.385 Die Einwohner Jenas sahen sich deutlich in der wirtschaftlichen, kreditbasierten Interaktion mit den Universitätsbesuchern benachteiligt und begannen in der Mitte des 18. Jahrhunderts an den herzoglichen Erlassen zu partizipieren und diese mitzugestalten. Durch den Regenten über diese Eingabe informiert, erstattete die Salana am 1. Oktober 1753 Bericht. Zwar stimmte sie den Bewohnern insofern zu, dass das Kreditgeben per se nicht schlecht sei, weswegen sie selbiges nicht verboten habe. Trotzdem halte sich die städtische Bevölkerung nicht an das erlaubte Limit, wie sie selbst zugebe. Differenzen gab es hingegen in den restlichen Punkten. Die Preise seien zwar durchaus in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen, dies mache aber noch keine generelle Erhöhung des Kreditlimits notwendig, wenn die Universitätsbesucher im Rahmen ihrer finanziellen Ressourcen leben würden. Zudem bestehe in begründeten Einzelfällen die Möglichkeit, mit Zustimmung des akademischen Gerichts über diese Grenze hinaus anzuschreiben. Auch den Vorwurf, die Erlasse fänden in der Rechtsprechung der Hochschule keine Anwendung, wies diese vehement zurück. Ebenso wenig könnten die Einwohner anbringen, sie würden die Verordnungen nicht kennen. Bei jedem Prorektoratswechsel und den fast täglich stattfindenden Schuldenklagen würden sie in deutscher Sprache verlesen. Zudem lägen sie in deutscher Sprache gedruckt vor und würden öffentlich ausgeteilt. Ihre angebliche Unwissenheit entspreche daher nicht der Wahrheit.386 Nach Rücksprache mit der Regierung in Eisenach387 erließ Friedrich III. bereits am 20. November 1753 das erste Conto-Mandat für die Universität Jena. Als eine von wenigen Hochschulen besaß die Salana trotz 200-jähriger Geschichte noch kein separates Kreditedikt,388 was dazu beigetragen haben wird, dass die Professoren und der Regent den ständigen Ausbesserungsversuchen der einzelnen Verordnungen ein Ende setzen wollten. Mehr jedoch hatten beide mit diesem kompakten Erlass versucht, des Problems des übermäßigen Schuldenmachens der Studenten Herr zu werden. Der Universität und Friedrich III. von Sachsen-Gotha-Altenburg hatte sich aber auch offenbart, dass die lokale Bevölkerung ein dritter Faktor im Prozess der Rechtsfindung war. Fühlte sie sich übergangen oder benachteiligt, intervenierte sie bei der landesherrlichen Obrigkeit. Da 385

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Ebd. fol. 38r-40v. Bevölkerung Jenas an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Abschrift, 7. Mai 1753. Über den Schuldenfall von Georg Friedrich Lingen gibt es keine Aufzeichnungen. Ebd. fol. 52r-55r. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Konzept, 1. Oktober 1753. ThHStAW A 8332 fol. 5r-6v. Regierung Eisenach an Herzog von Sachsen-GothaAltenburg, 30. Oktober 1753. Vgl. ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 119-126. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 301 Anm. 23.

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allein die mittels Konsens erreichten Rechtsnormen eine Chance auf wirkliche Akzeptanz hatten,389 durfte die Salana die Bedürfnisse der Gläubiger nicht immer hinter die Disziplinierung der Universitätsbesucher stellen. Zudem wussten die Professoren, wie kontraproduktiv es für die städtisch-akademische Koexistenz gewesen wäre, den Schuldnern bei der Tilgung ihrer Rückstände alle ihnen theoretisch zustehenden rechtlichen Vorteile zu gewähren oder diese sogar noch weiter auszubauen. In Kraft trat das Edikt mit sofortiger Wirkung, sollte jedoch nicht rückwirkend angewandt werden.390 Dies ermöglichte einen Neuanfang in den Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Stadt und der Salana. Damit dieser von allen beteiligten Akteuren vollzogen werden und sich kein Bewohner oder Universitätsbesucher mit Unwissenheit herausreden konnte, sollte ein gedrucktes Exemplar des Conto-Mandates an den hierfür gewöhnlichen Orten publiziert werden.391 Dies war in erster Linie das schwarze Brett im Collegium Jenense.392

Die Stigmatisierung der Gläubiger und ihre Handlungsmöglichkeiten Mit der gesetzlich ausdifferenzierten Billigung der Kreditvergabe wurde der Bevölkerung in der Saalestadt die Verantwortung über die Einhaltung der Verordnung übertragen. Damit unterstützten die Einwohner, gewollt oder nicht, die Hochschule bei ihrem Erziehungsauftrag. Bereits 1748 ließ Friedrich III. den

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RASCHE, Norm und Institution, S. 147. UAJ A 21 fol. 57v. Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg an Universität Jena, 26. November 1753. Conto-Mandat vom 20. November 1753 § 12. Vgl. MÜNCHHOFF, Leben der Studenten, S. 159f. In Erlangen konnte die Bevölkerung für zwölf Kreuzer eine Ausgabe der akademischen Gesetze bei der Universität erwerben. 1833 war diese bereits kostenlos zu erhalten. Zu den Methoden der Normenbekanntmachung vgl. RASCHE, Norm und Institution, S. 127-130. Vgl. UAJ E I 373 unpag. Universitätsprotokoll, 15. November 1794. Martin Schnell erklärte, dass er von den Vorgaben des Conto-Mandates nichts gewusst hätte. Dies wies die Universität zurück, da die Verfügungen den Studenten bekannt und sie zudem publiziert seien. Vgl. das bei Birgitt HELLMANN, Doris WEILANDT: Jena musarum salanarum sedes. 450 Jahre Universitätsstadt Jena, Jena 2008, S. 19 Abbildung 12 abgedruckte Stammbuchblatt. Eine Anweisung zum Aushang eines Exemplars des Conto-Mandates von 1793 am schwarzen Brett befindet sich in UAJ E I 268 fol. 16r. Universitätsprotokoll, 17. Februar 1794. Zur Bedeutung des schwarzen Brettes als Informationsmedium vgl. ZAUNSTÖCK, Milieu des Verdachts, S. 153f. Ein Beleg, dass sich auch die städtische Bevölkerung dort informierte, befindet sich in UAJ E I 583 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 24. April 1801. Darin heißt es, dass im Jenaer Wochenblatt und am schwarzen Brett verkündet werden solle, bis zu welchem Zeitpunkt sich die Gläubiger des Studenten von Brockes vor dem akademischen Gericht zu melden haben. Ähnlich UAJ E I 892 unpag. Universitätsprotokoll, 14. September 1810.

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Jenaern bekannt machen,393 es sei bey nahmhafter Strafe und Verlust des Übermaaßes verboten, mehr als die erlaubte Summe an die Universitätsbesucher zu borgen.394 Mit dieser Verfügung wurden die Gläubiger doppelt bestraft, wenn sie mehr Kredit gaben, als erlaubt war.395 Zu dieser Zeit wurde noch nicht ausgeführt, worin die Strafe bestehen sollte. Erst in den Conto-Mandaten ist hierfür zumeist die Summe von zehn Talern festgelegt worden.396 Dass die Salana und als ausführendes Organ der Regent so vehement gegen die Kreditgeber vorgehen wollten, begründeten sie damit, dass die Einwohner, besonders die Kaufleute, Krämer und Wirte, die Studenten verführen sowie zur Verschwendung ihres Geldes verleiten397 und die Verordnungen, gemacht zum Besten aller, sabotieren würden,398 weil sie nur auf ihren eigenen Gewinn aus seien.399 Selbst angedrohte Bußen würden sie nicht davon abhalten mancherley Wege zu ersinnen, wie sie [einer] […] Strafe entgehen könnten. Es gelingt ihnen auch sehr oft. Schlägt es ihnen fehl, und sie haben bey einem Studioso Einbuße: so hoffen und suchen sie, an anderen sich wieder zu erhohlen.400 Vor allem in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war das von der Hochschule gezeichnete Bild der Gläubiger besonders schlecht, und aufgrund der zahllosen Strafen, die angedroht wurden,401 wird ersichtlich, wie die Disziplinierung der Bewohner der Saalestadt als Mittel zur Erziehung der Universitätsbesucher zunehmend in das Interesse des akademischen Gerichts rückte.402 Denn bei den unerfahrenen und leichtsinnigen Studenten konnte und wollte die Hochschu-

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StAJ B XV m 21 fol. 2r. Gerichtsprotokoll, 13. Mai 1748. Ebd. fol. 1r. Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg an Stadtrat zu Jena, 3. Mai 1748. Vgl. ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 125. So bereits auch in Tübingen 1516. Conto-Mandat vom 20. November 1753. Conto-Mandat vom 7. Oktober 1763. ContoMandat vom 25. November 1793. Die Strafen wurden für die einzelnen Kreditgegenstände jeweils separat ausgewiesen. ThHStAW A 8326 fol. 2r-2v. Obervormundschaftskollegium Weimar an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, 30. Mai 1750. UAJ A 21 fol. 52v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Konzept, 1. Oktober 1753. ThHStAW A 8369 fol. 5r-6r. Universität Jena an Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach, 15. August 1763. ThHStAW A 8368 fol. 3r-4r. Universität Jena an Regentin von SachsenWeimar-Eisenach, Abschrift, 15. August 1763. UAJ A 21 fol. 55v-56r. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Konzept, 1. Oktober 1753. ThHStAW A 8369 fol. 2r. Universität Jena an Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach, 23. Juni 1758. Vgl. MICHAELIS, Räsonnement, S. 587. ThHStAW A 5550 fol. 137v. Universität Jena an Regierung Weimar, 13. April 1765. Vgl. die überaus negative Beschreibung der Jenaer Bevölkerung im Allgemeinen und der Kreditgeber im Besonderen in N. N.: Fragmente über Jena und die dortige Universität, in: Journal von und für Deutschland 8/8 (1791), S. 712-727, hier S. 725. Conto-Mandat vom 20. November 1753 § 2-7. UAJ A 16b fol. 48v. Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach an Amt Jena, Abschrift, 13. Juli 1758. Conto-Mandat vom 7. Oktober 1763 § 1-3, 5-6, 9-11. Conto-Mandat vom 25. November 1793 § 1-2. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 372-375, 500. STEIN, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 108f.

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le – wohl nicht zuletzt wegen des anhaltenden Rückgangs der Besucherzahlen403 – nicht direkt eingreifen.404 1817 war die Umformung der Bevölkerung erreicht oder aufgegeben worden, denn bei Zuwiderhandlungen gegen die Verfügungen waren keine Strafzahlungen mehr vorgesehen. Trotz aller Stigmata, denen die Kreditgeber ausgesetzt waren, musste die Salana ihnen zunehmend Rechte und Handlungsspielräume zugestehen, um nicht zuletzt ihre eigenen Interessen weiter voranzubringen. Dies sollte sich vor allem in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts deutlich zeigen. Im Jahre 1758 ereignete es sich, dass der Wirt Schröter aus dem Goldenen Stern in Jena den Koffer seines studentischen Schuldners Bezold aus Rothenburg ob der Tauber405 wegen einer unbezahlten Rechnung zurückbehalten hatte. Nachdem der Student in die Heimat aufgebrochen war, verfolgte der immer noch nicht bezahlte Gläubiger ihn bis Saalfeld. Darüber beschwerte sich wiederum der Vater des Kreditnehmers.406 Zwar ist die Höhe der Forderung nicht bekannt, allerdings war dies für die Universität auch nicht der entscheidende Punkt. Essentieller war die Tatsache, dass Schröter seinen Anspruch nicht dem Prorektor gemeldet hatte, damit dieser ihn regulieren konnte. Denn wenn die Einwohner das Conto-Mandat missachteten und über das erlaubte Limit anschrieben, die wegziehenden Studenten deswegen verfolgten und außerhalb der Stadtmauern ihre unrechtmäßigen Forderungen erpressten, gereiche dies der Hochschule zu großem Schaden.407 Daher sollten die Universitätsbesucher in den Vorstädten sowie auf den Dörfern und Mühlen nichts mehr geborgt erhalten,408 und ohne akademische Bescheinigung, welche die Rechtmäßigkeit des Kredits bestätigte, sollte es nicht erlaubt sein, ihnen nachzureiten oder ihr zurückgelassenes Eigentum zu versiegeln. Bei Zuwiderhandlung drohte neben zehn Talern Strafe409 der 403 404 405

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Zur Frequenz in der Mitte des 18. Jahrhunderts vgl. RASCHE, Umbrüche, S. 95 Diagramm 1. Vgl. HENSEL, Ungastliche Stadt, S. 81f. Hierbei handelte es sich entweder um Christoph Ernestus Bezold oder Johannes Christoph Wilhelm Bezold. Universitätsmatrikel, Eintrag vom 16. Oktober 1755. Beide immatrikulierten sich am selben Tag, was vermuten lässt, dass sie Geschwister waren. ThHStAW A 8369 fol. 1r. Universität Jena an Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach, 23. Juni 1758. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 93f., 300, 320f. In Göttingen hatten die Gläubiger diesbezüglich mehr Handlungsspielraum. Das Kreditverbot in den umliegenden Dörfern und auf den Mühlen wurde bereits im Conto-Mandat vom 20. November 1753 § 2 festgehalten. ThHStAW A 8368 fol. 11r-12r. Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach an Amt Jena, Konzepte, 26. Juni 1764. Allerdings sollte bereits das Conto-Mandat von 1763 an die von den Studenten häufig besuchten Ortschaften um Jena zur Bekanntgabe gesandt werden, woraus zu schlussfolgern ist, dass dort angeschrieben werden durfte. Dies blieb auch im Conto-Mandat vom 25. November 1793 § 2 so. UAJ A 16b fol. 48v. Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach an Amt Jena, Abschrift, 13. Juli 1758.

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Verlust aller Ansprüche.410 Nachdem das Obervormundschaftskollegium den Vorschlägen ohne Einschränkung zugestimmt hatte,411 wurden die Salana, das Amt und die Stadt Jena darüber in Kenntnis gesetzt.412 Trotz der Zurückweisung der Eigeninitiative der Gläubiger erhielten sie in der Mitte des 18. Jahrhunderts immer mehr Rechte. Noch waren sie nicht im ContoMandat schriftlich fixiert, doch sie fanden in der Rechtspraxis bereits Anwendung.413 Nach den Gesetzen rechtmäßige Forderungen konnten die Einwohner beim Prorektor vorbringen und seine Hilfe bei der Regulierung einfordern. Reisten die Schuldner überstürzt ab und ließen ihre Sachen zurück, stand es den Kreditgebern frei, die Stuben durch die Hochschule versiegeln zu lassen und sie so zur Bezahlung zu bewegen oder letztlich die Gegenstände zu verkaufen. Obwohl der Arrest den Professoren als das wirksamste Mittel erschien, war es zumeist wenig ertragreich.414 Besser war ihre Aussicht auf eine erfolgreiche Erstattung der Rückstände, wenn die Universitätsbesucher für sie wichtige Gegenstände zurückgelassen hatten, die sie unbedingt auslösen wollten.415 Dass die städtische Bevölkerung gerade in dieser Zeit begann, Rechte gegenüber den studentischen Kreditnehmern einzufordern,416 lag gewiss nicht zuletzt auch an der sinkenden Frequenz der Salana, was eine Minderung ihres Absatzmarkes bedeutete.417 In diesem Klima gelang es sogar einer einzelnen Familie, ihre Interessen durchzusetzen. Die Familie Gronau wies Anna Amalia von Sachsen-WeimarEisenach 1769 darauf hin, dass das akademische Gericht ihnen bei der Regulierung ihrer Forderungen für Billardspiele nicht helfe, mit dem Argument, diese seien wider das Gesetz. Allerdings, so das Schreiben, sei der Kredit auf Billard im Conto-Mandat nicht konkret verboten. Zudem würden die Universitätsbesucher von Ausschweifungen und der Verschwendung ihres Geldes abgehalten, wenn 410 411

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ThHStAW A 8369 fol. 1r-2r. Universität Jena an Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach, 23. Juni 1758. ThHStAW A 8349 fol. 1r-1v. Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, 4. Juli 1758. ThHStAW A 8369 fol. 3r-3v. Regentin von Sachsen-WeimarEisenach an Regierung Weimar, Konzept, 4. Juli 1758. UAJ A 16b fol. 48r-49v. Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach an Amt Jena, Abschrift, 13. Juli 1758. Vgl. RASCHE, Norm und Institution, S. 137. Nicht alle observanten Regelungen sind schriftlich festgehalten worden. UAJ A 1232 fol. 2v-3r. Universitätsprotokoll, 30. Dezember 1786. Vgl. Kapitel 7.3.1. – Der Arrest auf zurückgelassene Gegenstände der Schuldner. Vgl. BRÜDERMANN, Studenten als Einwohner der Stadt, S. 408f. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 328, 372-375. ThHStAW A 8369 fol. 17r. Krämerinnung Jena an Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach, 24. März 1767. So hat unsere gesamte Bürgerschaft, welche insgesamt, wegen des Mangels der Studiosorum […] in großen Verfall ihrer Nahrung gerathen sind, indem diese sich hauptsächlich auf die Vielheit der Studiosorum gründet […]. Vgl. Gerald L. SOLIDAY: Die Marburger Studentenschaft und die hessische Bildungspolitik im 18. Jahrhundert, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 61 (2011), S. 59-86.

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sie hin und wieder einen wohleingerichteten Billardsalon besuchten. Und letztlich müssten sie selbst auch ihre Abgaben an die landesherrliche Obrigkeit entrichten. Daher ersuchten sie die Regentin, den Studenten bis zu fünf Taler Kredit für Billard gewähren zu dürfen und die Salana anzuhalten, den Gläubigern bei der Regulierung dieser Ansprüche zu helfen.418 Nur wenige Tage später, am 11. Juli 1769, erging ein Reskript an die Jenaer Hochschule, das dem Gesuch der Familie Gronau stattgab.419 Da das Billardspielen nach wie vor im Verruf stand, die Universitätsbesucher vom Studieren abzuhalten, das Spiel jedoch eine beliebte Freizeitbeschäftigung für die Studenten war, stellte dessen Legitimierung durch die Kreditgewährung einen wichtigen Schritt hin zur Annäherung der Rechtsnorm an die vorherrschenden Verhältnisse in der Saalestadt dar. Schwierigkeiten bei der Rückerstattung der Forderungen wurden nicht nur hervorgerufen, wenn die Kreditnehmer von selbst die Universität (heimlich) verließen, sondern auch, wenn sie durch die Hochschule relegiert wurden.420 Dies war mit dem Ausschluss aus der akademischen Rechtsgemeinschaft und dem sofortigen Verweis aus der Stadt verbunden,421 wodurch besonders die Handlungsmöglichkeiten der Gläubiger eingeschränkt werden konnten.422 Daher verwundert es, dass erst im Jahre 1804 die Polizeikommission Jena, die darauf zu achten hatte, daß die hiesigen Einwohner in ihren Nahrungsstand nicht zurück gesezt werden und verarmen, auf dieses Problem hinwies.423 Ihr Gesuch, weggewiesene Universitätsbesucher ohne vorherige Tilgung ihrer Verbindlichkeiten nicht aus der Stadt abreisen zu lassen, erging an die Generalpolizei in Weimar.424 Über die dortige Regierung425 gelangte das Schreiben an den Herzog Carl August,426 der wiederum

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ThHStAW A 8369 fol. 31r-31v. Gronau an Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach, 1. Juli 1769. Ebd. fol. 33r. Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, Konzept, 11. Juli 1769. Zur Relegation als Sanktionsmittel vgl. Andreas GÖSSNER: Disziplinierung an der lutherischen Universität der Frühen Neuzeit, in: Daniela SIEBE, Stefan WALLENTIN (Hg.): „Orte der Gelahrtheit“. Personen, Prozesse und Reformen an protestantischen Universitäten des Alten Reiches (Contubernium – Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 66), Stuttgart 2008, S. 103-118. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 61. Vgl. Kapitel 7.5.1. ThHStAW A 8368 fol. 90r. Polizeikommission Jena an Generalpolizeidirektion Weimar, 23. Februar 1804. UAJ E I 268 fol. 38r. Polizeikommission Jena an Generalpolizeidirektion Weimar, Abschrift, 23. Februar 1804. ThHStAW A 8368 fol. 90r-96v. Polizeikommission Jena an Generalpolizeidirektion Weimar, 23. Februar 1804. UAJ E I 268 fol. 38r-39v. Polizeikommission Jena an Generalpolizeidirektion Weimar, Abschrift, 23. Februar 1804. Zur Generalpolizeidirektion Weimar vgl. KRAUSE, Verwaltungsdienst, S. 39-50. ThHStAW A 8368 fol. 89r. Generalpolizeidirektion Weimar an Regierung Weimar, 26. März 1804.

DIE REGLEMENTIERUNG DES ÜBERMÄßIGEN KREDITGEBENS

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eine Stellungnahme von der Salana einforderte.427 In seiner darauf abgegebenen Erklärung führte der Prorektor Justus Christian Hennings aus, die Gläubiger besäßen doch die Möglichkeit, ihre relegierten Schuldner in Personalarrest nehmen zu lassen.428 Dies aber werde nur selten genutzt, da die Kreditgeber die Feindseligkeiten der anderen Universitätsbesucher fürchteten.429 Nutze die Bevölkerung diese Handhabe aber nicht, so könne von der Hochschule nicht erwartet werden, weggewiesene Studenten bis zur Bezahlung ihrer offenen Rechnungen vor Ort zu dulden.430 Der Weimarer Herzog stimmte dieser Argumentation zu und erließ eine entsprechende Verfügung.431 Der Grund für die Zurückhaltung bei der Forderung auf Personalarrest wird wohl weniger in der möglichen Feindseligkeit der Universitätsbesucher liegen als vielmehr an der Tatsache, dass die Gläubiger zunächst die Kosten für die Verpflegung der Schuldner übernehmen mussten.432

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ThHStAW A 8369 fol. 85r. Regierung Weimar an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, 11. April 1804. ThHStAW A 8368 fol. 98r. Regierung Weimar an Herzog von SachsenWeimar-Eisenach, Konzept, 11. April 1804. UAJ E I 268 fol. 37r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 20. April 1804. ThHStAW A 8369 fol. 86r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, Konzept, 20. April 1804. Zweifellos hatten die Kreditgeber diese Möglichkeit, wie UAJ A 1232 fol. 27v. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 11. Januar 1788 belegt. Zu den normativen Quellen und der Rechtsliteratur zum mittelalterlichen Personalarrest vgl. Steffen BREßLER: Schuldknechtschaft und Schuldturm. Zur Personalexekution im sächsischen Recht des 13.-16. Jahrhunderts (Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen, NF 42), Berlin 2004, hier besonders S. 59-202. Vgl. Kapitel 7.3.3. Doch die Frage ist, inwieweit die Stadtbevölkerung über die Relegation von Studenten informiert war. Nach den Gesetzen für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 59 wurden die Namen der relegierten Studenten am schwarzen Brett angeschlagen. Dass die Bevölkerung sich informierte, belegt UAJ E II 85 fol. 5r. Eva Rosina Barbara Zerenner an Universität Jena, 8. September 1819. Die Gläubigerin von Georg Wilhelm Fuchs und Johann Carl Dietrich Wolf meldete sich, weil ihre Schuldner relegiert worden seien. Vgl. UAJ A 275, UAJ A 277, UAJ A 278, UAJ A 2270, UAJ A 2271, UAJ A 2272, UAJ A 2273, UAJ A 2274. Die Hochschulen meldeten sich auch untereinander die Namen relegierter Universitätsbesucher. Vgl. Kapitel 5.3.2. – Das wirtschaftliche Eigeninteresse. Vgl. Kapitel 7.3.3. Dass die Kreditgeber das Mittel des Personalarrestes selten nutzen würden, zeigte sich bei der Untersuchung der Schuldenakten nicht. Fast jeder fünfte (18; 17,3%) der 104 Studenten aus den Schuldenakten wurde in Personalarrest genommen. Für die Angaben vgl. Anm. 1244. UAJ E I 268 fol. 43v-44r. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Konzept, 19. Juni 1804. Ebd. fol. 47r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 14. Juli 1804. Vgl. Kapitel 7.3.3. – Die Bedingungen für den Personalarrest.

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DAS STUDENTISCHE SCHULDENWESEN IN DER RECHTSNORM

Die Gelder der Studenten und die Maßnahmen gegen die Wechselverheimlichung Kaum zehn Jahre nach dem ersten Conto-Mandat von 1753 sah die Regentin Anna Amalia erneut Verbesserungsbedarf, nicht zuletzt aufgrund eines Schreibens der Salana, die einen bevorstehenden Ruin der Universität wegen weiter sinkender Frequentierung nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) abwenden wollte.433 Daher fragte die Regentin bei der Weimarer Regierung nach, ob das Kreditedikt einer Überarbeitung bedürfe.434 Ohne signifikante Veränderungen – weder bezüglich der Begründungen für die Erneuerung der Verordnung435 noch der inhaltlichen Bestimmungen – wurde das neue Conto-Mandat am 7. Oktober 1763 erlassen.436 Damit die angesprochenen Personenkreise den neuen Erlass zur Kenntnis nehmen konnten, erhielten die Hochschule sowie die Stadt je 30 Stück zur Bekanntmachung und das Amt Jena 50, da dieses auch den Gerichten der von den Universitätsbesuchern stark frequentierten Ortschaften Exemplare zuzusenden hatte.437 Einen knappen Monat nach dem öffentlichen Anschlag des Mandates am schwarzen Brett der Universität kam es am 19. Juli 1764 zu einem Studentenauflauf in der Saalestadt, bei dem einige Fenster zu Bruch gingen. Zwar konnte der Prorektor Christian Friedrich Polz nicht mit Sicherheit den Grund für den Tumult benennen, doch man vernehme in Jena, ihr Unmut sei durch das neue Conto-Mandat geschürt worden.438 Detaillierte Informationen liegen zu diesem Tumult nicht vor, trotzdem zeigt er, sofern das akademische Oberhaupt mit seiner Vermutung richtig lag, wie die Universitätsbesucher in der Mitte des 18. Jahrhunderts die herzoglichen Bemühungen, ihr finanzielles Agieren zu lenken, aufnahmen und was sie davon hielten. Ein möglicher Auslöser der Krawalle kann darin begründet gewesen sein, dass die Salana an ihren Regelungen festhielt, der Zeitpunkt des Eintreffens studentischer Gelder indes sehr unstetig blieb. Doch auch 433

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ThHStAW A 8369 fol. 4r-4v. Universität Jena an Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach, 15. August 1763. ThHStAW A 8368 fol. 2r. Universität Jena an Regentin von SachsenWeimar-Eisenach, Abschrift, 15. August 1763. Dieses Verhalten der Regentin passte in den sich wandelnden Umgang der Landesherrschaft mit dem studentischen Alltag in Zeiten schwacher Studentenzahlen, wie es VELTJENS-RÖSCH, Akademische Gesetze, S. 114f. aufzeigte. Zur Frequenz in dieser Zeit, die sich kurz vor einem vorläufigen Tiefstand befand vgl. RASCHE, Umbrüche, S. 95f. ThHStAW A 8369 fol. 8r. Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, Konzept, 6. September 1763. ThHStAW A 8368 fol. 1r-1v. Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, 7. Oktober 1763. Conto-Mandat vom 7. Oktober 1763. Zur Bedeutung der Wiederholung von Gesetzen vgl. Kapitel 7.5.3. ThHStAW A 8368 fol. 11r-12r. Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach an Amt Jena, Konzepte, 26. Juni 1764. ThHStAW A 8374 fol. 2r-2v. Universität Jena an Regentin von Sachsen-WeimarEisenach, 20. Juli 1764.

DIE REGLEMENTIERUNG DES ÜBERMÄßIGEN KREDITGEBENS

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ein Protestieren gegen eine zu starke Bevormundung in wirtschaftlichen Interaktionen durch die Hochschule kommt als handlungsleitendes Element in Betracht. In späteren Jahren führte genau dies dazu, dass keine zentrale Anstalt zur Verwaltung des von den Familien gesandten Geldes eingerichtet wurde.439 Möglich ist indes auch, dass der Tumult gar nicht so viel mit dem neuen Conto-Mandat zu tun hatte. Besonders das Ausbleiben von Aufständen bei der Veröffentlichung anderer Verordnungen, die im Zusammenhang mit dem studentischen Schuldenwesen erlassen wurden, sprechen gegen eine Verbindung zwischen der Bekanntgabe der Verordnung und den Unruhen. Noch mehr wird dies durch die zeitliche Differenz zwischen beiden Ereignissen untermauert, die nicht erklärbar ist. Hatten die Universitätsbesucher einmal Schulden angehäuft und kamen für sie bei der Post Wechsel an, wollte die Jenaer Hochschule auf ihre Befindlichkeiten zuweilen nicht mehr soviel Rücksicht nehmen. Schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts erkannte die Salana die Möglichkeiten für die Regulierung der studentischen Rückstände, wenn sie auf die mit der Post ankommenden Wechsel Arrest legen440 und davon die Kreditgeber bezahlen konnte.441 Allerdings erfuhren die Universitätsbesucher durch die Aushänge, die über die Ankunft der Gelder informierten, nicht selten noch vor dem Prorektor, dass für sie Wechsel eingegangen waren und holten sie rechtzeitig ab.442 Zudem scheint sich anfänglich auch die Autorität der Salana bei den Postbeamten noch nicht durchgesetzt zu haben, denn um 1722 bemerkte Erstere, dass die Postmeister die Geldanweisungen trotz Arrest an die Schuldner herausgaben und danach deren Namen von der ausgehängten Liste strichen. Der erste Versuch einer Lösung des Problems sah die Anbringung eines Gitters vor dem Aushang sowie die Ablieferung der Postkarte vor – eine Liste der Geldempfänger443 – wenn das akademische Gericht dies

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Vgl. die Ausführungen am Ende des Kapitels. UAJ A 1052 fol. 53r-53v. Universitätsprotokoll, ohne Datum [um 1722]. Möglich war dies seit dem Jurisdiktionsrezess zwischen der Universität und dem Amt Jena vom 16. März 1731 § 20. Dieser legte fest, dass die Hochschule zur Bezahlung der Gläubiger die für studentische Schuldner auf der Post ankommenden Wechsel ohne vorherige Anmeldung beim eigentlich zuständigen Amt Jena beschlagnahmen durfte. Allerdings war dies im Anschluss sofort dem Amt zu melden. ThHStAW A 8432 fol. 10r-10v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-WeimarEisenach, 26. Februar 1801. UAJ E I 570 unpag. Universität Jena an Herzog von SachsenWeimar-Eisenach, Konzept, 26. Februar 1801. Wir sehen die […] Post Charten als ein vorzügliches Mittel an, die Oekonomie der Studenten in Ordnung zu halten, den Schuldenmachen entgegen zu arbeiten, legitimen Creditoren zu ihrer Bezahlung zu helfen, und das so wohlthätige Conto Mandat zu handhaben […]. Vgl. HARTUNG, Großherzogtum Sachsen, S. 162. ThHStAW A 8432 fol. 6r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, Konzept, 24. November 1795. LOENING, Ältere Rechts- und Kultur-Zustände, S. 21.

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DAS STUDENTISCHE SCHULDENWESEN IN DER RECHTSNORM

verlangte.444 Das Conto-Mandat von 1753 nahm die Maßnahmen auf und legte fest, dass der Postmeister die Wechsel an die Studenten erst aushändigen durfte, wenn die Abschrift der Postkarte drei Stunden hinter einem Gitter ausgehängt worden war.445 Zuwiderhandlungen oder das Verschweigen von Sendungen sollten den verantwortlichen Beamten 50 Taler Strafe kosten.446 Die Einhaltung und Kontrolle dieser Vorschrift hatte der zweite Pedell zu gewährleisten, der zudem zusätzlich ein Verzeichnis der eingegangenen Geldanweisungen anzufertigen und an den Prorektor abzuliefern hatte.447 Auch die 1763 erlassene Regelung, neben Wechseln auch angekommene Geldbriefe anzuschlagen, wurde 1795 noch immer nicht umgesetzt. Auf das Reskript des Herzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach, wonach die Universität Vorschläge zur Abstellung dieser Missstände erarbeiten sollte,448 gab es lange Zeit keine Reaktion. Erst am 31. Januar 1801 erging an Carl August ein Schreiben, in dem er gebeten wurde, das Jenaer Postamt anzuweisen, nicht nur ankommende Wechsel in der auszuhängenden Postkarte zu erfassen, sondern alle eingehenden

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UAJ A 1052 fol. 53r. Universitätsprotokoll, ohne Datum [um 1722]. Die Ausradierung der Namen war um 1722 möglich, da die Listen noch nicht durch ein Gitter geschützt waren. Dies wurde erst im Zusammenhang mit den Problemen der Wechselverheimlichung vorgeschlagen. Eine undatierte Liste mit ausradierten Namen aus der Zeit um 1722 befindet sich in ebd. fol. 54r. Vgl. Ulrich RASCHE: Über die „Unruhe“ am „academischen Uhrwerck“. Quellenstudien zur Geschichte des Dienstpersonals der Universität Jena vom 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert, in: ZVThG 53 (1999), S. 45-112, hier S. 92f. Anm. 243. Vgl. HEER, Marburger Studentenleben, S. 21. In Marburg wurden die ankommenden Wechsel ebenfalls an der Post öffentlich angeschlagen. Conto-Mandat vom 20. November 1753 § 11. Damit war die Feststellung von KEIL; KEIL, Geschichte des Jenaischen Studentenlebens, S. 165, dass erst im Conto-Mandat vom 7. Oktober 1763 das „Wechselbret“ eingeführt worden sei, falsch. Ebenso STIEDA, Jenaische Studentenrechnung, S. 80, der sich auf die Gebrüder Keil bezog. Vgl. ThHStAW A 8776a fol. 4r. Oberpostdirektion Weimar an Postamt Jena, Konzept, 26. Januar 1823. Erneute Bestätigung erfuhr diese Verfügung 1823. Conto-Mandat vom 20. November 1753 § 11. Conto-Mandat vom 7. Oktober 1763 § 12. Conto-Mandat vom 25. November 1793 § 2. StAJ B VII e 51 fol. 12r-12v. Regierung Eisenach an Stadtrat zu Jena, 26. November 1753. Die neue Anordnung erging auch an die Stadt Jena. Instruktion für den zweiten Pedell Teubner vom 20. Dezember 1784 § 9. ThHStAW A 8432 fol. 7r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, Konzept, 24. November 1795. Zu den angeprangerten Mängeln vgl. ebd. fol. 6r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, Konzept, 24. November 1795. Es ist uns hinterbracht worden, daß denen die Academie zu Jena frequentirenden, mithin zu den academischen Lehrern nicht gehörigen Magistris ihre Geld-Briefe unangeschlagen von der Post verabfolgt, auf daß überhaupt der Anschlage von eingelaufenen Wechseln zu hoch gehängt und zu früh abgenommen weniger nicht, die an die Studirenden solchergestalt eingehenden Gelder oder Wechsel nicht in der Summe bestimmt ausgedrucket wurden.

DIE REGLEMENTIERUNG DES ÜBERMÄßIGEN KREDITGEBENS

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Sendungen für die Studenten.449 Dem stimmte der Herzog zu,450 doch bereits wenige Tage später wandte sich die Salana wieder an ihn und berichtete, dass Universitätsbesucher mit der Post oft Geldpakte erhielten, deren Beschriftungen über den darin befindlichen Geldwert nicht korrekt seien. Zudem würden die Postkarten nicht an die Universität weitergeleitet.451 Carl August veranlasste eine Vernehmung des Jenaer Postmeisters,452 der sich nicht gegen das Gesuch der Universität sträubte,453 weshalb die Hochschule dem Famulus Johann Linz die Aufgabe übertrug, die Postkarten von der Post abzuholen und dem Prorektor vorzulegen.454 Erhielten die Studenten über andere Wege ihr Geld, erfuhr der Prorektor nichts davon, und die Universitätsbesucher, so seine Befürchtung, würden ihre Verbindlichkeiten nicht begleichen.455 Die Möglichkeiten der Unterschlagung des Geldes waren vielfältig. Bereits vor der Ankunft in Jena konnte es zu Schwierigkeiten kommen, denen sich die Hochschule beispielsweise im Jahre 1776 gegenübersah. Anlass war das Verhalten der Brüder Christian Carl und Philipp Ludwig Reinhard Kuder, die den Postmeister in Gotha gebeten hatten, entgegen der Postordnung ihren Wechsel an den Wirt im Goldenen Hufeisen in Erfurt abgehen zu lassen. Als die Universität davon erfuhr, schrieb sie umgehend an den dortigen Stadtrat mit der Bitte, die Zahlungsanweisung an sie weiterzuleiten. Doch nachdem der Prorektor keine Antwort erhielt, musste er darüber hinaus feststellen, dass die Studenten die Geldanweisungen ausgehändigt erhalten hatten. 449

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Ebd. fol. 8r-8v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, 31. Januar 1801. UAJ E I 570 unpag. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Konzept, 31. Januar 1801. UAJ E I 570 unpag. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 10. Februar 1801. ThHStAW A 8432 fol. 9r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, Konzept, 10. Februar 1801. ThHStAW A 8432 fol. 11r-11v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-WeimarEisenach, 26. Februar 1801. UAJ E I 570 unpag. Universität Jena an Herzog von SachsenWeimar-Eisenach, Konzept, 26. Februar 1801. ThHStAW A 8432 fol. 13r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, Konzept, 6. März 1801. Ebd. fol. 16r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, Konzept, 21. April 1801. UAJ E I 570 unpag. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, Konzept, Abschrift, 21. April 1801. Ebd. unpag. Herzog von Sachsen-WeimarEisenach Universität Jena, 21. April 1801. ThHStAW A 8432 fol. 17r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach Universität Jena, Konzept, 21. April 1801. UAJ E I 570 unpag. Universitätsprotokoll, 6. Juni 1801. Zum Famulus communis vgl. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 288-292. Zu Johann Linz vgl. RASCHE, Geschichte des Dienstpersonals, S. 89 Anm. 231. ThHStAW A 8432 fol. 10v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, 26. Februar 1801. UAJ E I 570 unpag. Universität Jena an Herzog von Sachsen-WeimarEisenach, Konzept, 26. Februar 1801. Ähnlich ThHStAW A 8283 fol. 2v-3r. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar, 15. Dezember 1725.

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DAS STUDENTISCHE SCHULDENWESEN IN DER RECHTSNORM

Die Salana sah sich daher im April des benannten Jahres veranlasst, sich an Carl August mit dem Anliegen zu wenden, sämtlichen Postbeamten in SachsenWeimar-Eisenach zu befehlen, in Zukunft die an hiesige Studiosos gerichtete Briefe und Wechsel unter keinerley Vorwand weder auf ihren Stationen selbst an selbige oder deren Bevollmächtigte verabreichen [zu lassen], noch daß dergleichen auf den nächstfolgenden Stationen bewerckstelliget werde […].456 Der Weimarer Herzog stimmte diesem Gesuch zu und wollte es umgesetzt sehen,457 weshalb seine Entscheidung den Postmeistern zur Umsetzung bekannt gemacht wurde.458 Das Oberpostamt im kurmainzischen Erfurt, welches von Carl August ebenfalls die Anweisung zugesandt bekam, für Jena bestimmte Wechsel ausschließlich dort abzugeben,459 versicherte, sich an diese Bestimmungen zu halten.460 Der Oberpostamtsdirektor in Leipzig,461 Wolfgang Georg Welck, der auch informiert wurde,462 äußerte jedoch erhebliche Bedenken. Ohne eine besondere Verordnung könne seiner Meinung nach gegen die unbemerkte Zustellung der Gelder durch die Universitätsbesucher nicht vorgegangen werden.463 Mit der unbemerkten Zusendung wollten sich die Schuldner wahrscheinlich der Arrestbelegung durch die Salana entziehen. Dass damit aber auch die Absicht einherging, die Gläubiger zu prellen, besagt dies jedoch nicht zwangsläufig. Ausgeschlossen werden kann es allerdings ebenso wenig. Sosehr die Studenten geschützt werden mussten, das unbemerkte Erhalten von Geld war nicht im Sinne der erziehungspflichtigen Universität, da dies besonders zum Übel der Stadt464 gereichen würde und folglich auch zu ihrem eigenen Nachteil, ebenso wie zu dem des Herzogtums. In den Jahren nach 1776 wurden daher weitere Möglichkeiten für die Vermeidung der Geldverheimlichung vorgebracht. Boten, die Wechsel für 456 457

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ThHStAW A 8432 fol. 2v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, 20. April 1776. ThHStAW A 8368 fol. 14r-14v. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, 2. Mai 1776. ThHStAW A 8432 fol. 5r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, Konzept, 2. Mai 1776. ThHStAW A 8368 fol. 15v-16r. Regierung Weimar an Postamt Weimar, Konzept, 15. Mai 1776. Ebd. fol. 14v. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, 2. Mai 1776. ThHStAW A 8432 fol. 5r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, Konzept, 2. Mai 1776. ThHStAW A 8368 fol. 18r-18v. Postamt Erfurt an Regierung Weimar, 13. Juni 1776. Zum kursächsischen Oberpostamt in Leipzig vgl. Peter PUFF: Geschichte der Post in Jena bis 2010, Jena 2010, S. 11. ThHStAW A 8368 fol. 15v-16r. Regierung Weimar an Postamt Weimar, Konzept, 15. Mai 1776. Ebd. fol. 19r-20r. Oberpostamt Leipzig an Regierung Weimar, 21. Juni 1776. ThHStAW A 8326 fol. 2r. Obervormundschaftskollegium Weimar an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, 30. Mai 1750. UAJ A 21 fol. 2r. Herzog von Sachsen-GothaAltenburg an Universität Jena, 4. Januar 1752. UAJ A 1231 fol. 68v-69r. Universitätsprotokoll, 5. Januar 1785.

DIE REGLEMENTIERUNG DES ÜBERMÄßIGEN KREDITGEBENS

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Studenten mit sich führten, hatten sich bei jeder Einreise in die Stadt beim Prorektor anzumelden.465 Allerdings scheint dies nicht erfolgreich umgesetzt worden zu sein, da das Problem 1786 immer noch beklagt wurde und nun bei gesetzeswidrigem Verhalten eine Strafe von 20 Talern für die Boten angedacht war.466 Abschreckende Wirkung sollte einerseits der von dem Rechtsprofessor Johann Ludwig Eckardt gemachte Vorschlag haben, dass jeder, der nachweislich heimlich Gelder von Universitätsbesuchern an sich schicken ließ, für alle Rückstände des eigentlichen Empfängers aufzukommen hatte.467 Andererseits wurde ein Appell an die Eltern in Betracht gezogen, um ihnen verständlich zu machen, dass der von ihnen angeprangerten Verschwendung und dem Anwachsen der Schulden ihrer Söhne nicht Einhalt geboten werden könne, wenn sie ihnen die Wechsel versteckt zukommen ließen.468 Ferner wurde im Sommer 1792 überlegt, den Schuldnern, denen der versteckte Gelderhalt nachgewiesen werden konnte, die Berufung auf die akademischen Gesetze zu verbieten. Folglich hätten sie die volle Summe ihrer Verbindlichkeiten zu tilgen. Zudem gab es den Vorschlag, eine Person einzusetzen, die sich ausschließlich um die Wechsel der Universitätsbesucher kümmern sollte.469 Die Entscheidung der Professoren fiel dahingehend aus, dass Ersterem zugestimmt wurde und Letzteres mit dem Verweis auf das Scheitern an anderen Hochschulen und den schlechten Eindruck, den eine derartige Institution bei den Eltern hinterließ, abgelehnt wurde.470 Damit waren sie zwar bereit, Verhaltensweisen der 465

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UAJ E I 48 fol. 3v-4r. Universität Jena an Stadtrat und Amt Jena, Konzept, 4. Mai 1767. Grundlage war der Jurisdiktionsrezess zwischen der Universität und dem Amt Jena vom 16. März 1731 § 20. UAJ A 1232 fol. 3v, 5r. Universitätsprotokoll, 30. Dezember 1786. Ebd. fol. 6v. Universitätsprotokoll, 30. Dezember 1786. Ebd. fol. 47v. Universitätsprotokoll, 24. Dezember 1788. UAJ E I 268 fol. 1r. Universitätsmissiv, 2. Mai 1792. Ebd. fol. 2r. Herzog von SachsenWeimar-Eisenach an Universität Jena, 15. Mai 1792. ThHStAW A 8369 fol. 49r-49v. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, Konzept, 15. Mai 1792. Carl August machte der Universität den Vorschlag. Es lässt sich jedoch kein Beleg finden, dass die Hochschule bereits zuvor diese Möglichkeit gegenüber dem Herzog angebracht hatte und er dies lediglich wieder aufgriff. UAJ E I 268 fol. 9r-9v. Universitätsprotokoll, 8. September 1792. Übrigens sei hoechsten Orts besonders dahin anzutragen, daß diejenigen Studenten, welche überführet worden, daß sie nur einen Wechsel heimlich und unter fremder Adresse erhalten haben, der Berufung auf das Conto Mandat ganz verlustig seyn sollen. Dahingegen, was den Punct des gnädigsten Rescrips anlanget: daß unter akademischer Autoritaet und gegen die nöthige Sicherheits Leistung, ein eigener Mann angestellet werde, an welchen die Studenten Wechsel adresiret werden müßten, so zweifle man, daß solcher auszuführen seyn dürfte. Es sei zwar auf einigen Universitaeten damit ein Versuch gemacht worden, man höre aber von dem Erfolg weiter nichts, und dürfte diese Einrichtung auswerts zu manchen nachtheiligen Urtheilen Anlas geben, zu mal doch einer den Eltern und Vormündern, unbenommen bleibt, bei zu vermuthender übler Wirtschaft ihrer Söhne oder Pflegbefohlenen, die Gelder unmittelbar an die Akademie zu übersenden. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 350-353. Wie in Jena wurde auch in Göttingen darauf ver-

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DAS STUDENTISCHE SCHULDENWESEN IN DER RECHTSNORM

Studenten, welches den städtischen Kreditgebern schadete, zu sanktionieren, doch eine vollkommene Transparenz und Regulierung der Finanzen, die das übermäßige Schuldenmachen hätte eindämmen können, lag aufgrund der Rücksichtnahme gegenüber den Studenten, der Frequenz und dem Ansehen der Hochschule nicht im Sinne der Salana. Ähnlich wie in Göttingen scheinen die Jenaer Professoren auch gehofft zu haben, dass die reine Existenz eines Kreditediktes bereits ausreiche und eine Anwendung unnötig mache.471 Sie erkannten indes ihre Fehleinschätzung und zogen daraus Konsequenzen, die im folgenden Jahr im Conto-Mandat rechtlich verankert wurden.472 Den Familien und Vormündern blieb jedoch nach wie vor die Möglichkeit, das für das Studium notwendige Geld an ihnen vertrauenswürdige Professoren zu senden, die es für die Studenten verwalteten.473 Kamen die Geldanweisungen und Pakete bei der Post an, so waren diese zuweilen absichtlich an den falschen Empfänger adressiert.474 Dadurch konnten der Postmeister und in zweiter Instanz der Prorektor nicht erkennen, wie viel Vermögen gesandt wurde und für wen es wirklich bestimmt war. Ohne diese Informationen konnte die Salana jedoch keinen Arrest auf die Wechsel legen. Wie wichtig die Beschlagnahme des Geldes für die Hochschule war, wird durch die Aufnahme der Verordnung wider die Wechselverheimlichung vom 20. April 1769 in die erste Ausgabe der Neuerliche[n] Patente und Mandate der sämmtlichen Durchlauchtigsten Herren Erhalter der Jenaischen Academie wie auch andere academische Verordnungen ersichtlich,475 die die Universitätsbesucher bei ihrer Immatrikulation

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zichtet. Vgl. Plan einer neu zu errichtenden Anstalt und genauern Aufsicht über die Oekonomie der hier Studirenden vom 20. September 1782. MÜNCHHOFF, Leben der Studenten, S. 159f. An der Universität Erlangen wurde eine zentrale Anstalt realisiert. Vgl. Verordnung, wegen Etablierung eines Administrations-Collegiums zur Verhütung des Schuldenmachens der Studenten für die preußische Universität Halle vom 18. Februar 1787. Auch in Halle wurden die Pläne umgesetzt. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 325. Conto-Mandat vom 25. November 1793 § 1. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 350-355. Vgl. UAJ E I 818 fol. 19r. Heinrich Jacob Croneberg an Johann Friedrich August von Gohren, 18. April 1807. Auch in Jena fand dies Anwendung. ThHStAW A 8326 fol. 2r. Obervormundschaftskollegium Weimar an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, 30. Mai 1750. UAJ A 21 fol. 2r. Herzog von Sachsen-GothaAltenburg an Universität Jena, 4. Januar 1752. Verordnung wider die Verheimlichung der Studenten-Wechsel vom 20. April 1769. Wir Rector und Senat der Fürstl. Sächsischen Gesamten Universität hieselbst fügen hiermit zu wissen: Demnach zeithero verschiedentlich wahrzunehmen gewesen, daß manche Studiosi ihre an sie eingegangenen Gelder, oder Wechsel, damit solche ihren legitimen Gläubigern verheimlichet bleiben möchten, nicht unter ihrer eigenen, sondern unter fremder Adresse, und absonderlich an andere Studiosos einsenden, und von diesen die Gelder sich heimlich, ohne Vorwissen des iudicii academici, zustellen lassen; dergleichen Unternehmung aber dem Hochfürstlichen erneuerten Contomandate schnurstracks entgegen läuft: Als werden alle und jede Unserer Studiosorum hiermit getreulich, zugleich aber auch ernstlich, gewarnet, künftighin ihre

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ausgehändigt erhielten.476 Dadurch hatten sie von Studienbeginn an von dieser Regelung Kenntnis und konnten sich nicht mit Unwissenheit herausreden. 1812, als sich durch die Erlasse immer noch keine signifikante Besserung zeigte, wurde das Postamt in Verdachtsfällen der falschen Adressierung angehalten, die an die Bewohner gesandten Geldpakete und Briefe dem Prorektor auszuhändigen.477 Anhaltspunkte waren vor allem, wenn es keine logische Verbindung des angegebenen Empfängers zu den Studenten gab.478 Zwar befürchtete die Jenaer Hochschule, die Bevölkerung mit diesem Vorgehen zu sehr zu belästigen,479 indes muss die Erziehungspflicht der Professoren den Universitätsbesuchern gegenüber und der Wille, rechtswidriges Verhalten aufzudecken, in diesem Fall mehr Gewicht gehabt haben, denn die Entscheidung fiel dahingehend aus, verdächtige Pakete und Briefe in Gegenwart des Empfängers vom Prorektor öffnen zu lassen.480

Das Conto-Mandat von 1793 Aus der Ratlosigkeit heraus, wie dem heimlichen Erhalt und der Verschwendung der Gelder Einhalt geboten werde konnte, erließ der Weimarer Herzog Carl August im Januar 1788 ein Reskript, damit diejenigen Studenten, welche einen bösen Willen zeigen, gar nicht zu bezahlen, auch wenn sie gleich de fuga suspecti nicht sind, durch persönlichen Arrest zur Bezahlung angehalten würden […].481 Selbst wenn nicht der Verdacht auf Flucht bestand, konnten die Gläubiger nun vom akademischen Gericht verlangen, dass ihre Schuldner bis zur Tilgung ihrer Rückstände in Personalarrest auf

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an sie eingehenden Gelder und Wechsel nicht unter fremder Adresse an sich übermachen zu lassen, oder aber zu gewärtigen, daß so wohl derjenige, welcher einem ihm zustehenden Wechsel an Jemand anders adressiren läßt, als auch derjenige, so einen an ihn adressirten Wechsel, ohne davon dem jedesmahligen Rectori academiae magnifico, noch vor der Verabfolgung, gehörige Anzeige gethan zu haben, aus den Händen giebt, nachdrücklich bestraft werden, insonderheit aber auch letzterer, der nemlich den an ihn adressirten Wechsel auf jetzt gedachte Art verheimlichet, allen Schaden, der hierunter dem eine rechtmäßige Forderung an den Eigenthümer des Wechsels habenden zuwächset, zu ersetzen, sträcklich angehalten werden solle. Jena, den 20. April 1769. RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, S. 169-173. Zu deren Fundorten vgl. ebd., S. 172 Anm. 34. ThHStAW A 8678a fol. 1r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, 11. September 1812. Ebd. fol. 3r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Postamt Jena, Konzept, 21. September 1812. Stichproben aus der Prorektoratsgerichtsregistrande UAJ A 354 lieferten keine Hinweise, dass dies auch praktiziert wurde. ThHStAW A 8369 fol. 93v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, 4. September 1812. UAJ E I 268 unpag. Universität Jena an Herzog von Sachsen-WeimarEisenach, Konzept, 4. September 1812. UAJ E I 268 unpag. Universitätsmissiv, 21. September 1812. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 17. Oktober 1812. UAJ A 1232 fol. 27v. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 11. Januar 1788. Vgl. KEIL; KEIL, Geschichte des Jenaischen Studentenlebens, S. 166.

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dem Karzer bleiben mussten. Zuvor traf das nur auf relegierte Schuldner zu.482 Für die Kläger stellte dies ein unschätzbares Pfand dar.483 Im Jahr 1793 wurde noch einmal ein separates Edikt gegen das übermäßige Kreditgeben erlassen. Wiederum waren es die veränderten Zeitumstände484 und die mangelnde Befolgung der Verordnungen, die eine Erneuerung des Mandates notwendig machten.485 Im Zusammenhang mit den Besprechungen bezüglich der Wechselverheimlichung forderte Carl August explizit eine Überarbeitung des Erlasses.486 Daraufhin setzte an der Salana der Mechanismus zur Beratschlagung und Entscheidungsfindung ein. Zunächst kündigte der Prorektor Johann August Heinrich Ulrich seinen Kollegen in einem Missiv eine Senatsversammlung in 14 Tagen an. Gleichzeitig ersuchte er sie um Stellungnahmen zu verschiedenen Punkten des alten Conto-Mandates.487 Die Zusammenkunft der ordentlichen Professoren fand daraufhin am 14. Juli 1792 statt.488 Das Protokoll ist zwar nicht überliefert, trotzdem ist bekannt, dass der Senat die Angelegenheit zur Beratung in das Concilium arctius weiterleitete,489 welches am 8. September tagte.490 Nach dieser Sitzung erstattete der Prorektor dem Herzog Bericht,491 woraufhin die Ausarbeitung eines neuen Mandates durch die Weimarer Regierung erfolgte.492 Am 25. November 1793 wurde das Ergebnis dem Landesherrn zur Begutachtung zugesandt493 und von ihm bestätigt. Dieses Mal wurden 500 482 483 484

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Vgl. S. 108f. Vgl. Kapitel 7.3.3. UAJ E I 268 fol. 2r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 15. Mai 1792. ThHStAW A 8369 fol. 49r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, Konzept, 15. Mai 1792. Conto-Mandat vom 25. November 1793 Präambel. UAJ E I 268 fol. 2r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 15. Mai 1792. ThHStAW A 8369 fol. 49r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, Konzept, 15. Mai 1792. UAJ E I 268 fol. 4r. Universitätsmissiv, 2. Juli 1792. UAJ A 341 fol. 4v. Universitätsprotokoll, 14. Juli 1792. UAJ E I 268 fol. 5r-5v. Universitätsmissiv, 1. September 1792. Ebd. fol. 6v. Universitätsprotokoll, 8. September 1792. ThHStAW A 8369 fol. 51r-54v. Universitätsprotokoll, Abschrift, 8. September 1792. ThHStAW A 8369 fol. 50r-50v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-WeimarEisenach, 18. September 1792. UAJ E I 268 fol. 10r-10v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Konzept, 18. September 1792. ThHStAW A 8368 fol. 28r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, 28. September 1792. ThHStAW A 8369 fol. 56r-56v. Herzog von Sachsen-WeimarEisenach an Regierung Weimar, Konzept, 28. September 1792. ThHStAW A 8368 fol. 36r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, 28. Juni 1793. ThHStAW A 8369 fol. 59r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, Konzept, 28. Juni 1793. ThHStAW A 8369 fol. 60r-60v. Regierung Weimar an Herzog von Sachsen-WeimarEisenach, 25. November 1793. ThHStAW A 8368 fol. 42r. Regierung Weimar an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Konzept, 25. November 1793.

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Exemplare gedruckt494 – ein Vielfaches mehr als in den Jahren zuvor – und zur Bekanntmachung an die Universität, das Amt und die Stadt Jena geschickt.495 Erstere erhielt 60 Stück,496 wovon eines am schwarzen Brett des Kollegienhofes angeschlagen wurde.497 Neben dem Jenaer Amt, welches sogar 80 Ausfertigungen bekam,498 gingen auch an die umliegenden Ämter und Dörfer Exemplare des Mandates, da selbiges dort ebenfalls Anwendung finden sollte.499 Ferner wurde das herzogliche Edikt in Form eines Extraktes in die Patentsammlung aufgenommen. Dieser gibt den bereits benannten und nun beschlossenen Vorschlag wieder, jenen Studenten, die unbemerkt Geld erhielten, die Begünstigungen des Conto-Mandates abzusprechen.500 Die Bedeutung, welche die Universität dem studentischen Schuldenwesen und dessen Regulierung zumaß, belegen diese Angaben eindrucksvoll. Signifikant neu am Conto-Mandat von 1793 war die dezidierte Gliederung und Definition der Schuldenforderungen in legitime und illegitime. Letztere, die vor allem Waren und Leistungen des Luxus umfassten, sollten vor dem akademischen Gericht keinerlei Gehör bei der Regulierung erhalten.501 Die rechtmäßigen Kredite teilten sich in privilegierte Ansprüche, die in vollem Umfang von den Schuldnern zu begleichen waren, und in limitierte. Diese waren entweder auf eine bestimmte Zeit oder Höhe begrenzt. Alle Forderungen dieser Rubrik mussten, sofern nicht eine längere Gewährungszeit festgeschrieben war, binnen dreier Monate beim Prorektor geltend gemacht und bei ausbleibender Bezahlung im Verlauf weiterer vier Wochen eingeklagt werden.502 Erstmals wurden Aspekte der Schuldenregulierung klar geregelt und somit stellte das Conto-Mandat von 1793 einen weiteren bedeutenden Schritt hin zur rechtlichen Absicherung der Kreditgeber bei der Regulierung ihrer Ansprüche dar. Mit der Einführung der benannten Meldefrist konnten die Gläubiger jedoch mit der Hinzuziehung der Universität nicht mehr so lange warten, wie sie es für angebracht hielten oder die Schuldner von ihnen verlangten. Der Salana gelang es dadurch, das studentische Kre-

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ThHStAW A 8368 fol. 46r. Gerichtsprotokoll, 15. Januar 1794. Ebd. fol. 45r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, 30. Dezember 1793. ThHStAW A 8369 fol. 61r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, Konzept, 30. Dezember 1793. UAJ E I 268 fol. 11r. Regierung Weimar an Universität Jena, 10. Februar 1794. ThHStAW A 8368 fol. 55r. Regierung Weimar an Universität Jena, Konzept, 10. Februar 1794. UAJ E I 268 fol. 16r. Universitätsprotokoll, 17. Februar 1794. ThHStAW A 8368 fol. 55r. Regierung Weimar an Universität Jena, Konzept, 10. Februar 1794. Ebd. fol. 56r. Regierung Weimar an Ämter Weimar, Dornburg und Roßla, 10. Februar 1794. Ebd. fol. 61r. Regierung Weimar an Stadtrat zu Weimar, Konzept, 12. März 1794. Extrakt aus dem Conto-Mandat vom 25. November 1793. Conto-Mandat vom 25. November 1793 § 2. Ebd. § 1 Absatz 2.

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ditwesen für sich noch sichtbarer zu machen und dementsprechend schneller eingreifen zu können.

Die Kaufwechsel Nicht nur das übermäßige Anhäufen von Rückständen, sondern auch die Unterschlagung der Wechsel hatte sich durch die Erlasse nach dem Empfinden der Universität nicht gebessert. Vor allem die Kaufleute, die im Verruf standen, den Studenten beim heimlichen Erhalt ihrer Gelder zu helfen, würden alle Schlupflöcher nutzen, die sich ihnen böten.503 Bis zum Jahr 1785 mussten sie, wenn sie Wechsel auszahlten, selbiges erst nach diesem Vorgang dem akademischen Oberhaupt melden. Dies, so der Plan des Prorektors Johann Christoph Döderlein, sollte sich nun dahingehend ändern, dass die Meldung zuvor erfolgte.504 Die diesbezüglichen Änderungen, vom Weimarer Herzog angeordnet,505 wurden der Stadt,506 dem Amt507 und der Hochschule508 bekannt gemacht. Doch der Erlass war nicht allein auf die Kaufleute beschränkt. Vielmehr wurde der von Theologieprofessor Johann Wilhelm Schmidt gemachte Vorschlag, diese Anordnung auf alle Bewohner der Saalestadt auszudehnen, gleich unter welcher Gerichtsbarkeit sie stünden, umgesetzt. So mussten sich auch die Universitätsverwandten an den neuen Erlass halten und bei Zuwiderhandlung 50 Taler Strafe bezahlen.509 1796 hatte sich diese Anweisung allerdings immer noch nicht durchgesetzt. Als Erklärung für ihr Verhalten gaben die Kaufleute an, sie seien durch das aktuelle Conto-Mandat einzig dazu angehalten, die Geldanweisungen anzumelden, die an die Universitätsbesucher adressiert seien, nicht aber jene, die sie von ihnen kauften. Dem konnte die Hochschule nichts entgegen stellen, allein da doch der Grund das durch die anbefohlene Anzeige aller Verheimlichung der Studenten gehörigen Gelder vorgebauet werden soll, so scheinet uns [gemeint waren die Professoren] diese Definition der Absicht des Gesetzes entgegen zu seyn. Daher bat die Salana um eine Erweiterung

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UAJ A 1232 fol. 27r-27v. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 11. Januar 1788. Ähnliches deutete sich bereits in der Instruktion für das Concilium arctius vom 13. Juli 1767 § 10 an. UAJ A 1231 fol. 69r-69v. Universitätsprotokoll, 5. Januar 1785. ThHStAW A 8368 fol. 23r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, 29. April 1785. ThHStAW A 8369 fol. 36r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, Konzept, 29. April 1785. ThHStAW A 8368 fol. 26r-26v. Regierung Weimar an Stadtrat zu Jena, Konzept, 6. Juni 1785. Ebd. fol. 27v. Regierung Weimar an Amt Jena, Konzept, 6. Juni 1785. UAJ A 1231 fol. 91r-91v. Regierung Weimar an Universität Jena, 6. Juni 1785. ThHStAW A 8368 fol. 27r-27v. Regierung Weimar an Universität Jena, Konzept, 6. Juni 1785. UAJ A 1231 fol. 70r. Universitätsprotokoll, 5. Januar 1785. Ebd. fol. 95r. Universitätszirkular, 2. Juli 1785.

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des Erlasses bei Carl August,510 der für die Umsetzung alle Erforderlichkeiten in die Wege leitete.511 Nach Bekanntmachung der Verfügung512 wandte sich der Jenaer Bürgermeister Georg Wilhelm Vogel an seinen Landesherrn und berichtete, die Krämerinnung habe sich mit Einwänden bei ihm gemeldet.513 Die Universität wurde daraufhin vom Herzog angehalten, einen Bericht abzufassen,514 worüber der Prorektor seine Kollegen am 15. September 1796 mit einem Missiv informierte. Der Grundtenor der befragten Professoren war eindeutig: Die lokale Ökonomie müsse, so gut es geht, gesichert werden. Daher stimmten sie gegen eine vorherige Anmeldung der Kaufwechsel,515 worüber Carl August in Kenntnis gesetzt516 und was von ihm wiederum rechtsverbindlich umgesetzt wurde.517 Die Bewohner der Saalestadt hatten erneut erfolgreich ihre Interessen durchgesetzt, dieses Mal sogar, obwohl die Salana keine expliziten Vorzüge daraus ziehen konnte.

Die akademischen Gesetze von 1817 Mit den Reformen in der zweiten Dekade des 19. Jahrhunderts fanden die Verfügungen wider das übermäßige Schuldenmachen der Studenten auch Eingang in die akademischen Gesetze, die 1817 erstmals in deutscher Sprache erlassen wurden und in späteren Jahren des Untersuchungszeitraumes keine signifikante Modifizierung mehr erfuhren.518 Die Paragraphen wurden vor allem um Fragen der 510

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ThHStAW A 8369 fol. 67r-67v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-WeimarEisenach, 11. Juni 1796. UAJ E I 268 fol. 17r-17v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Konzept, 11. Juni 1796. ThHStAW A 8368 fol. 64r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, 24. Juni 1796. ThHStAW A 8369 fol. 69r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Regierung Weimar, Konzept, 24. Juni 1796. ThHStAW A 8368 fol. 66v. Regierung Weimar an Universität Jena, Amt Jena, Stadtrat zu Jena, Amt Weimar, Stadtrat zu Weimar, Ämter Weimar, Dornburg und Roßla, Konzept, 8. Juli 1796. Ebd. fol. 73v. Bürgermeister zu Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, 10. August 1796. UAJ E I 268 fol. 22r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 9. September 1796. ThHStAW A 8369 fol. 71r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, Konzept, 9. September 1796. UAJ E I 268 fol. 21r-21v. Universitätsmissiv, 15. September 1796. ThHStAW A 8369 fol. 72r-72v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-WeimarEisenach, 20. September 1796. UAJ E I 268 fol. 24r-24v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Konzept, 20. September 1796. UAJ E I 268 fol. 27r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, Abschrift, 6. Oktober 1796. ThHStAW A 8369 fol. 74r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, Konzept, 6. Oktober 1796. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 111-125. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 6. April 1824

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Prozessführung erweitert. Einer Modifizierung unterlag beispielsweise die Anmeldefrist. Ansprüche mussten nun vor Ablauf des Semesters, in dem sie gewirkt worden waren, angemeldet werden, sonst konnten die Gläubiger bei der Regulierung keine Unterstützung von Seiten des akademischen Gerichts erwarten.519 Für die Kreditparteien war damit noch kein Prozess verbunden, doch die Hochschule besaß mit diesen Informationen noch weitreichendere Einblicke in das ökonomische Agieren der Universitätsbesucher als 1793. Damit konnte sie ihren Erziehungsauftrag noch effektiver umsetzen. Zudem diente die Veränderung der einfacheren Verwaltung innerhalb der Hochschule. Ab sofort orientierten sich die Fristen nicht mehr an den Daten der Kreditnahme, sondern es gab lediglich jeweils eine festgeschriebene Abgabezeit pro Halbjahr. Zwar war es weiterhin möglich, Forderungen zu jeder Zeit anzumelden, trotzdem zeigt sich an den Anmeldungsdaten hunderter Rechnungen, dass die Kreditgeber ihre Ansprüche meist im März sowie April und im September vorbrachten.520 Für die Gläubiger gab es indes zwiespältige Konsequenzen. Einige Ansprüche mussten zuweilen bereits kurze Zeit nach der Gewährung eines Kredits beim akademischen Gericht angemeldet werden, was eine private Regulierung erheblich erschwerte. Gläubiger, die zu Semesterbeginn borgten, hatten wiederum fast volle sechs Monate Zeit bis zur erforderlichen Anmeldung. Da die Änderungen für die städtische Bevölkerung neben den erlaubten Kreditquanti von grundlegendem Interesse waren, wurden die Gesetze unter anderem im Großherzoglichen Sachsen-Weimar-Eisenachischen Regierungsblatt publik gemacht.521 Die dortige Veröffentlichung war notwendig, da es für das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach noch keine systematische Gesetzessammlung gab. In den verbleibenden Jahren des Untersuchungszeitraumes gab es keine einschneidenden Verfügungen mehr. 1824 wurden zwar die akademischen Gesetze überarbeitet, aber der Teil zum studentischen Kreditwesen veränderte sich kaum.522 Allerdings wandte die Universität in dieser Dekade eine bis dahin noch nicht praktizierte Methode zur Reglementierung des übermäßigen Anhäufens von Ver-

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§ 109-122. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Mai 1831 § 113-126. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 116. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 308f. Eine sehr knapp bemessene Meldefrist für Wirte, wie sie in Göttingen existierte, damit die Qualität des Essens aufgrund ausbleibender Bezahlung nicht leide, gab es in Jena nicht. Ebd., S. 338. Mit dem Kreditedikt von 1796 mussten die Gläubiger von Göttinger Studenten alle Forderungen, gleich welcher Höhe sie waren, sofort einklagen. Dies wird aus den Akten der angemeldeten Forderungen deutlich. Großherzogliches Sachsen-Weimar-Eisenachisches Regierungsblatt Nr. 1, Dienstag, den 20. Januar 1818. Ebd. Nr. 2, Dienstag, den 27. Januar 1818. Vgl. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 6. April 1824, § 109-122.

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bindlichkeiten durch die Universitätsbesucher an. Mit der Festlegung von niedrigeren Preisen für die Verpflegung in den akademischen Speiseanstalten523 sowie für die Pferdemieten524 versuchte die Salana erneut, mittels der städtischen Bevölkerung die Studenten am unverhältnismäßigen Schuldenmachen zu hindern.525

Die Kreditgegenstände in den Verordnungen Werden die drei Edikte und die nach 1817 erlassenen Gesetze einer eingehenderen Analyse unterzogen, ist durch sie eine Entwicklungslinie der Kreditgegenstände und deren Beurteilung durch die Salana zu zeichnen. Die beiden ContoMandate von 1753 und 1763 unterschieden sich kaum voneinander. Apothekern, Materialisten und Krämern war es verboten, unter anderem für Tee, Kaffee, Schnaps, Pfeifen, Tabak und Zucker Kredit zu geben, es sei denn, der Prorektor hatte dies zuvor ausdrücklich bewilligt. Bier und Wein durften nicht über ein bestimmtes Limit hinaus angeschrieben werden. Dasselbe galt für die Waren der Kaufleute, Schneider, Schuhmacher, Buchhändler und Wirte. Pferdevermieter durften den Universitätsbesuchern nicht borgen. Ihre Forderungen sollten jedoch vollständig erstattet werden, wenn Studenten das Pferd über die Zeit behielten, die sie bezahlt hatten.526 Konkrete Angaben sind somit nicht wirklich benannt. Dies änderte sich im Conto-Mandat von 1793. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Honorare der Dozenten sowie der Lohn der Ärzte und die Medikamente von Apothekern erstmals aufgeführt. Die Salana versuchte bisher mittels anderer Verordnungen die Bezahlung der Hörergelder voranzutreiben, gar eine Vorausbezahlung einzuführen, aber dies war wenig erfolgreich. Nun wurden diese Aspekte mit in die Verfügungen des Conto-Mandates aufgenommen.527 Auch die große Bedeutung der Grundbedürfnisse spiegelte sich erstmals in den Gesetzen wider. Nun wurden Kredite für die Zimmer- und Möbelmiete definiert,528 genauso, wie viel Lohn Bedienstete, Aufwärter, Kleiderklopfer, Stiefelwichser, Perückenmacher, Barbiere und Wäscherinnen stunden durften. Limits für Handwerker wurden festgelegt, ebenso wie für Kaufleute und Buchhändler. Hauswirten und Aufwärtern war es jetzt erlaubt, für die ehemals verbotenen Waren wie Kaffee und Tabak zu kreditieren. Sogar die Billard-529 und Kaffeehausbetreiber530 523 524 525 526 527 528 529

UAJ A 1218 fol. 8r. Universität Jena an Johann Christian Friedrich Kirchhof, Konzept, 15. Januar 1825. UAJ A 1216 unpag. Polizeikommission Jena an Universität Jena, 29. Januar 1824. Zur Regelung von Preisen und Angebot durch die Universität Göttingen vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 355-358. Conto-Mandat vom 20. November 1753. Conto-Mandat vom 7. Oktober 1763. Vgl. Kapitel 4.3. – Die Praenumeration. Zur Entwicklung des Kredites für Zimmermiete in Göttingen vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 304-307. Zur Entwicklung des Billardkredits in Göttingen vgl. ebd., S. 302-304.

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konnten nun anschreiben. Trotzdem versuchte die Universität weiterhin dem Luxus und der Verschwendung der Gelder durch die Universitätsbesucher Einhalt zu gebieten, indem sie für Galanteriewaren, Lotterie sowie Pferde, Fuhrwerke und Schlittenmiete keine Kredite billigte und auch Bardarlehen verbot.531 Erneute Veränderungen gab es mit den Gesetzen von 1817. In jenen Fällen, in denen bis zu einer bestimmten Summe geborgt werden durfte, wurde die Höchstgrenze angehoben. Begründungen gibt es nicht, allerdings ist eine Angleichung an die gestiegenen Preise zu vermuten.532 Neu aufgenommen und damit legitimiert wurden die Forderungen von Buchbindern und Schreibwarenhändlern. Sie bildeten zusammen mit den Honoraren der Dozenten und Ärzte sowie den Krediten für Bücher die privilegierten Schulden erster Klasse, die zuerst und in vollem Umfang zu begleichen waren.533 Demgegenüber erfuhren die Ansprüche von den Kaffee-, Schenk- und Billardwirten ein erneutes Verbot.534 Da jeder fünfte (22; 21,1%) Student sich für Billard verschuldete und sich diese Forderungen über den gesamten Untersuchungszeitraum verteilen,535 ist ein gesunkenes Interesse der Universitätsbesucher an diesem Spiel auszuschließen. Vielmehr ist hier wohl der Wunsch der Salana nach Disziplinierung, auch durch die Stadtbewohner, handlungsleitend gewesen. Trotz der Korrektur einiger Zugeständnisse belegt die Entwicklung, dass die Hochschule und der Weimarer Herzog Carl August sich den Bedürfnissen der Studenten sowie der Bevölkerung Jenas nicht entgegenstellen konnten und sich die Rechtsnorm bezüglich der erlaubten und verbotenen Schulden langsam an die realen Bedürfnisse der Universitätsbesucher annäherte.536

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Vgl. Peter ALBRECHT: Kaffee und Kaffeehäuser in der Universitätsstadt Helmstedt vom Ende des 17. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts, in: Braunschweigisches Jahrbuch 72 (1991), S. 95-118. Conto-Mandat vom 25. November 1793 § 2. UAJ A 21 fol. 38r-40v. Bevölkerung Jenas an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Abschrift, 7. Mai 1753. Ebd. fol. 52r-55r. Universität Jena an Herzog von Sachsen-GothaAltenburg, Konzept, 1. Oktober 1753. Auch BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 330 vermutete dies. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 114. Vgl. ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 197-201. Die Honorare der Professoren wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts auf allen Universitäten privilegiert. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 112. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 310-316. Vgl. Tabelle 15. Conto-Mandat vom 25. November 1793. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 327-330. Für Göttingen konnte Brüdermann eine ähnliche Entwicklung feststellen. Zu den tatsächlich genommenen Krediten vgl. Kapitel 5.2. – Die genommenen Kredite der Studenten.

DIE REGLEMENTIERUNG DES ÜBERMÄßIGEN KREDITGEBENS

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Zwischenfazit Den vier Nutritoren der Salana war daran gelegen, den an ihrer Hochschule vorherrschenden Missständen Einhalt zu gebieten, wofür sie zusammen mit den Professoren die rechtliche Basis schufen.537 Während die Beziehung zur Salana stets konsensual blieb, zogen sich die Herzöge von Sachsen-Coburg-Saalfeld, Sachsen-Gotha-Altenburg und Sachsen-Meiningen bei den rechtlichen Fragen zum studentischen Kreditwesen im Laufe des 18. Jahrhunderts immer weiter zurück. Daher oblag es den Weimarer Regenten und Herzögen zusammen mit der Jenaer Universität, den rechtlichen Rahmen immer wieder an die sich verändernden Zeitumstände anzupassen. Angetrieben wurde die Salana von ihren schützenden und disziplinierenden Aufgaben gegenüber den Universitätsbesuchern. Sie sollten vor der Verschwendung ihrer Gelder bewahrt werden, wozu sie nach Meinung der Professoren durch die lokale Bevölkerung verführt wurden. Waren die Eltern mit der Erziehung ihrer Söhne durch die Hochschule zufrieden, sicherte dies das Ansehen und damit verbunden eine hohe Frequenz, was für die Salana besonders wichtig war. Doch auch die Bewohner Jena partizipierten an der Entwicklung der Rechtsnorm538 und strebten die Verbesserung ihrer Handlungsmöglichkeiten an. Diese wurden zunehmend schriftlich fixiert und konnten beim akademischen Gericht eingefordert werden. Im Gegenzug verlangte die Hochschule, dass die Gläubiger keine ihr zum Nachteil gereichenden Wege einschlugen. Beide Seiten profitierten somit von der Entwicklung. Im Vergleich zu der von Stefan Brüdermann untersuchten Universität Göttingen, wo die Professoren neben den Kreditedikten mittels der Reglementierung verschiedener Aktivitäten die unnötigen Schulden der Universitätsbesucher gering halten wollten,539 zeigte sich in Jena ein anderer Fokus. Mit dem konsequenten Bemühen, der Wechselverheimlichung Herr zu werden, verfolgte die Universität zwar eine erziehende Intention, aber sie steigerte damit auch die Bezahlung der Gläubiger. Hinzu kam, dass im Laufe des 18. Jahrhunderts auch die generelle Absicherung der finanziellen Ansprüche der städtischen Einwohner in das Interesse der Salana rückte, was das ökonomische Interagieren mit den Studenten für die Bevölkerung auf eine sichere Basis stellte. Durch die rechtliche Fixierung der Schuldenregulierung waren die so wichtigen kreditbasierten Wirtschaftsbeziehungen gewährleistet und die Gefahr der Kreditverweigerung durch die Bewohner Jenas gemindert. Es zeigte sich sehr deutlich, dass die 537

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Vgl. HEER, Marburger Studentenleben, S. 19-22. Er konnte für die Universität Marburg eine strukturell sehr ähnliche Entwicklung der Verfügungen wider die übermäßigen Studentenschulden aufzeigen, wie sie sich in Jena darstellt. Vgl. BRÜDERMANN, Studenten als Einwohner der Stadt, S. 408f. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 328, 372-375. ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit erkannte dies hingegen nicht. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 341-350.

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DAS STUDENTISCHE SCHULDENWESEN IN DER RECHTSNORM

Professoren im 18. Jahrhundert einen Prozess der Reformation durchlebten und ihnen die Bezahlung der Gläubiger keineswegs gleich war, solange sie die Studenten nur väterlich ermahnen konnten, wie Friedrich Stein meinte.540

4.3. Die Bezahlung der Kollegia Eine wirtschaftliche Abhängigkeit von den Universitätsbesuchern bestand bei allen Einwohnern Jenas, die Dozenten der Salana waren davon nicht ausgeschlossen.541 Die 18 ordentlichen Professoren erhielten von den vier Nutritoren – zumindest theoretisch542 – ein festes Jahresgehalt, Anteile an den Gebühren und materielle Zulagen in Form von Getreide und Holz.543 Abhängig war dies vom Rang der Fakultät, in welcher die Dozenten lehrten. Am besten entlohnt wurden die Theologen, gefolgt von den Juristen, danach die Mediziner und die geringste Besoldung erhielten die Professoren der Philosophischen Fakultät.544 Daher waren die vergüteten Lehrveranstaltungen für sie eine wichtige, für nicht fest besoldete Dozenten meist sogar die einzige Einnahmequelle.545 So kann es nicht wundern, dass der Prorektor Johann Ernst Basilius Wiedeburg in der Senatssitzung vom 5. Juli 1783 räsonierte:

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STEIN, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 111. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 372. Zur finanziellen Relevanz studentischer Gelder für die Hochschule vgl. RASCHE, Jenaer Rektoratsrechnung. RASCHE, Beharrung und Reform. Zum Lehrpersonal vgl. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 205-238. Zur Bezahlung der Kollegia in Göttingen vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 310-316. UAJ A 1228 fol. 130v. Johann Ludwig Schmidt an Universität Jena, 18. November 1772. Der Rechtsprofessor Johann Ludwig Schmidt wandte sich wegen fehlender Besoldung an den Prorektor. Ich habe leider, seitdem ich Professor institutionum bin, von Sachsen Meiningen im Jahr 1766, 1767, 1768, 1769 und jezo im Jahr 1772 meine Besoldung nicht erhalten. UAJ A 1229 fol. 7r-8v. Universitätsprotokoll, 13. November 1780. Auch in den folgenden Jahren scheint die regelmäßige Bezahlung der Professoren von Seiten Sachsen-Meiningens unstet gewesen zu sein, da noch Ende 1780 die mangelnde bis fehlende Besoldung durch den Herzog im Senat thematisiert wurde. Zur Besoldung der Professoren im 16. und 17. Jahrhundert vgl. WIEßNER, Wirtschaftliche Grundlagen, S. 98-131. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 231-235. WAGENER, Dienstpersonal, S. 64-68. STEINMETZ, Geschichte der Universität Jena, S. 228f. Ähnlich UAJ A 794. Darin befindet sich eine lose eingelegte Tabellarische Uebersicht derer von den Durchlauchtigsten Herren Erhaltern der hiesigen Gesamt Universitaet denen akademischen Lehrern gnaedigst zugetheilten Extra- Besoldung. WIEßNER, Wirtschaftliche Grundlagen, S. 129-131. STEINMETZ, Geschichte der Universität Jena, S. 229.

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Traurig sey es ihm […] auszusprechen, gleichwohl nicht zu bergen: daß alle oder doch die meisten dieser Docenten, die Sprach und Exercitire Meister, wie die Professoren bei unzureichenden Besoldungen von Sorgen der Nahrung niedergeschlagen würden, und in ihren verdienstvollen Eyfer erkalten dürften, oder wenigstens den Patriotismus vor Jena so weit sincken ließen, daß sie jedem nächsten irgend beßer scheinenden Rufe folgen möchten.546

Doch ohne namhafte Professoren auf den Lehrstühlen kamen keine neuen Studenten, erst recht nicht die finanzkräftigen, und die Frequenz drohte wieder einzubrechen.547

Das Melden von Honorarforderungen Aufgrund der Bedeutung der kostenpflichtigen Kollegia für die Professoren beschäftigte sich eine Vielzahl von Verordnungen mit den Lehrveranstaltungen und deren Bezahlung.548 Das Regulativ vom 10. März 1720 legte im ersten Punkt fest, dass die Dozenten acht bis zehn Tage nach dem Beginn der Vorlesung die Hörer ihren vollständigen Namen sowie ihr Vaterland auf ein Blatt eintragen lassen sollten.549 In späteren Jahren wurde die Frist auf zwei Wochen verlängert.550 In einem weiteren Regulativ aus dem Jahre 1744 ist ferner festgesetzt worden, dass die Professoren die von ihnen festgelegte oder mit den Studenten abgesprochene Höhe des Honorars auf einen Aufschreibezettel zu notieren hatten.551 Hatten die Universitätsbesucher einmal ihren Namen darauf vermerkt, so mussten sie nach 546

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UAJ A 1231 fol. 4v. Universitätsprotokoll, 5. Juli 1783. Zu den Sprach- und Exerzitienmeistern im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert vgl. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 206-209. VENTZKE, Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, S. 371-373, 381-384. Zur Frequenz der Jenaer Universität seit 1780 vgl. RASCHE, Umbrüche, S. 101 Diagramm 3. Für Jena mangelt es an Literatur zu diesem Thema. Einzig Ewald HORN: Kolleg und Honorar, München 1897, S. 51-53 schrieb knapp etwas dazu. Zu Göttingen vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 310-316. Zu Helmstedt vgl. ASCHE, Helmstedter Bürger, S. 107-109. Regulativ zur Bezahlung der Kollegia vom 20. März 1720 § 1. Regulativ zur Bezahlung der Kollegia vom 4. Oktober 1744 § 1. Verordnung wie es mit Bezahlung und Lesung der Collegiorum in Zukunft zu halten vom 3. Mai 1756 § 2. Mandat wie es mit Bezahlung der Collegien-Gelder zu halten vom 31. Mai 1768 § 3. Zu den Hörerverzeichnissen mit Honorarangaben, die es ebenfalls seit 1818 gab, vgl. UAJ G I 1-G I 36 für die Zeit bis 1830. UAJ K I 27 fol. 68r-69r. Hörerverzeichnis, 1. Mai 1818. Ebd. fol. 70r-71r. Hörerverzeichnis, 1. Mai 1818. Regulativ zur Bezahlung der Kollegia vom 4. Oktober 1744 § 1. Verordnung wie es mit Bezahlung der Collegiorum in Zukunft zu halten vom 29. September 1748 § 1. Danach trat diese Vorschrift erst wieder in den Gesetzen für die Studierenden der GesamtAkademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 33 in Erscheinung. Ein Muster des Aufschreibezettels befindet sich in UAJ A 1368/1 fol. 28r. Die Aufschreibezettel des Medizinprofessors Johann Friedrich Fuchs aus den Jahren von 1803 bis 1818 sind in ThULB HSA Ms. Prov. f. 29 (4) enthalten.

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den Verfügungen von 1748 und 1756 den Dozenten das gesamte Hörergeld nicht nur bezahlen, wenn sie während der Vorlesungszeit verreisen wollten oder krank wurden, sondern auch, wenn sie verstarben.552 Die Bezahlung war auch zu entrichten, sollte der Dozent nach Absolvierung von mehr als der Hälfte seiner Veranstaltung aus dem Leben scheiden. Geschah dies vorher, so mussten seine Hörer immerhin noch 50% des Honorars begleichen.553 1768 wurde die Verordnung anscheinend dahingehend geändert, dass für verblichene Universitätsbesucher das Kollegiageld nicht mehr entrichtet werden musste – zumindest war das Gegenteil nicht mehr festgelegt.554 Die Bezahlung des Hörergeldes hatte bei jedem Professor entweder unmittelbar in bar zu erfolgen, oder die Universitätsbesucher konnten ihm einen Zahlungstermin benennen, der aber nicht weiter als ein Vierteljahr in der Zukunft liegen durfte.555 Über die gängigste Zahlungsmethode können ausschließlich Vermutungen angestellt werden. Bedenkt man, dass 1720 noch das längere Ausbleiben des Wechsels berücksichtigt wurde556 und dass wegen der Tilgung derartiger Ansprüche noch zahlreiche Verfügungen erlassen werden sollten, dann haben wohl nicht sehr viele Studenten ihre Kollegia sofort baar bezahlt.557 Vielmehr werden sie mit den Dozenten Zahlungstermine vereinbart haben. Standen die Professoren vor dem Problem, dass sie nicht in der gesetzten Frist von ihren Hörern bezahlt wurden und diese keinen Grund ihrer Säumigkeit vorbringen konnten, musste dies dem Prorektor gemeldet werden. Hierfür hatten die Kläger den vollständigen Namen, die Herkunft und die schuldige Summe der betreffenden Universitätsbesucher zu notieren. Daraufhin sollte viertel- oder halbjährlich ein Catalogus ingratorum558 gedruckt werden, der alle säumigen Studenten aufführte. Vorgesehen war auch, diesen an die Heimatregierungen der Schuldner zu senden, damit selbige ersehen konnten, wie betrügerisch ihre Landeskinder sich verhielten. Wie denn kein Zweifel ist, daß die meisten ihre Präceptoren und andere Leute, vornehmlich deswegen so unverschämt hintergehen, weil sie sich einbilden, es sey genug,

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Verordnung wie es mit Bezahlung der Collegiorum in Zukunft zu halten vom 29. September 1748 § 8. Verordnung wie es mit Bezahlung und Lesung der Collegiorum in Zukunft zu halten vom 3. Mai 1756 § 5. Dies galt erst in der Verordnung wie es mit Bezahlung und Lesung der Collegiorum in Zukunft zu halten vom 3. Mai 1756 § 5. Mandat wie es mit Bezahlung der Collegien-Gelder zu halten vom 31. Mai 1768 § 10. Regulativ zur Bezahlung der Kollegia vom 20. März 1720 § 2. Dies hatte auch in den folgenden Jahren Bestand. Ebd. § 4. Aus den Verordnungen geht nicht eindeutig hervor, welcher Zeitpunkt mit sofort gemeint war, aber es scheint jener bei der Eintragung auf den Aufschreibezettel gewesen zu sein. Eine tabula ingratorum vom 11. Juli 1745 ist bei HORN, Kolleg und Honorar, S. 157f. abgedruckt. Er benannte ebd., S 53 noch weitere Listen, allerdings ohne Quellenangabe.

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daß man ihren Undank und üble Bezeigung im Vaterlande nicht erführe.559 Die mögliche Schädigung des Ansehens der Studenten diente bereits im Regulativ zur Bezahlung der Kollegia von 1720 als Druckmittel, um das Prellen der Professoren zu verhindern und die Schuldner zu disziplinieren.560 Im Sinne von Johann Ernst Basilius Wiedeburg weitergedacht, sicherte dieses Vorgehen nicht nur die wirtschaftliche Existenz vieler Dozenten, sondern auch das Ansehen und die Frequenz der Salana, weil die Professoren nicht an andere Hochschulen wechselten, an denen sie mehr und leichter ihr Geld verdienen konnten. Daher war die logische Konsequenz, entgegen den Bedürfnissen der Universitätsbesucher die Vorausbezahlung der Honorare einzuführen. Die Erziehung der Studenten war dabei ein erwünschter Nebeneffekt.

Die Praenumeration Ein Schreiben des Medizinprofessors Christian Gottfried Gruner an den Prorektor Justus Christian Hennings vom 12. Juli 1786 gibt konkrete Auskunft über den Stein des Anstoßes zur Einführung der Praenumeration. Laut der Erfahrung, ist dieselbe [gemeint war die Eingabe der Kollegiaschulden] ein unsicheres und unzulängliches Befriedigungsmittel der Lehrer. Oefters ist der Schuldner schon fort, ehe (zu Ostern u. Mich[aelis]) der Zettel eingereicht wird. […] Außerdem kann, nach der jetzigen Observanz der H[er]r Magnificens nichts thuen, als die Schuldner vorladen, sie erinnern, und – dann alles auf sich beruhen laßen. Kein moroser Schuldner wird ernstlich angehalten, folglich beruhet alles auf der guten oder schlechten Denkungsart des Zuhörers, ob er bezalen will oder nicht.561

Die Hilflosigkeit des Prorektors gegenüber den Zahlungsambitionen der Universitätsbesucher tritt an dieser Stelle deutlich hervor, genauso wie die mangelnde Umsetzung der Verordnungen und die damit einhergehenden unerwünschten Verhaltensweisen der Studenten. Daher, so Gruner weiter, solle der Weimarer Herzog um die Einführung der Praenumeration ersucht werden.562 Es dauerte gerade einmal einen Monat, bis am 18. August 1786 ein Reskript von Carl August die Salana erreichte und den durch Ferdinand Justus Christian Loder erweiterten Vorschlag der Vorausbezahlung der Hörergelder bewilligte.563 559 560 561 562 563

Regulativ zur Bezahlung der Kollegia vom 20. März 1720 § 5. Praeceptor, in: ZEDLER 29 (1741), Sp. 23. Mit Präceptoren waren die Dozenten gemeint. Zur Denunziation als Druckmittel der Gläubiger vgl. Kapitel 7.3.2. – Die öffentliche Denunziation der Schuldner. UAJ A 1231 fol. 119r. Christian Gottfried Gruner an Universität Jena, 12. Juli 1786. Ebd. Ebd. fol. 129r-129v. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 18. August 1786. Auch das zustimmende Reskript des Herzogs Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha-Altenburg an die Universität ist in ebd. fol. 136r, 2. Oktober 1786 überliefert. Wie sich die übrigen ernestinischen Erhalter zu dieser Angelegenheit positionierten, kann

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Die Ergänzung des Medizinprofessors bestand darin, allen neu ankommenden Studenten ein gedrucktes Avertissement zu überreichen, das sie über die nun gültige Praenumeration informierte.564 Das Konzept dieses Informationszettels hat sich erhalten und legt Zeugnis darüber ab, was die Universitätsbesucher im ausgehenden 18. Jahrhundert zur Kenntnis zu nehmen hatten. Die Gebühren mussten jedes Semester vor Beginn der Veranstaltung, spätestens binnen der ersten vier Vorlesungswochen entrichtet werden. Kamen Hörer dem nicht nach, sollten ihre Namen in die Commission gegeben und gerichtlich gegen sie vorgegangen werden.565 Neben der geplanten Aushändigung des Avertissements an die Neuankömmlinge566 wurde zusätzlich ein Aushang am schwarzen Brett befestigt, der die Studenten über die Einführung und Modalitäten der Praenumeration informierte, die seit dem gegenwärtigen Winterhalbjahr 1786/87 gültig waren.567 Zu dieser Zeit muss den Dozenten die Umsetzung des Tilgungsmodus in ihren Veranstaltungen noch frei gestanden haben. Dies implizierte zumindest das Reskript vom 18. August 1786, in dem der Weimarer Herzog davon sprach, die Praenumeration schrittweise einführen zu wollen.568 Sanktionen, so wie sie den städtischen Gläubigern bei Missachtung der Verordnungen drohten, wurden vor und nach

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nicht festgestellt werden. UAJ A 1365 fol. 2r-2v. Universität Jena an Herzog von SachsenGotha-Altenburg, Konzept, 28. April 1795. Die Universität bemerkte zehn Jahre später, daß dieses Gegenstandes halber keinen conformen gnädigsten Verfügungen vorhanden, und von des Herrn Herzogs zu Sachsen Coburg Hochfürstl. Durchlaucht, gar nichts hierüber an Uns gelanget ist. UAJ A 1231 fol. 126r. Universitätsprotokoll, 15. Juli 1786. Bis zur 1787 erschienenen vierten Auflage der seit 1769 an die Studenten ausgegebenen Gesetzessammlung befand sich darin das Mandat wie es mit Bezahlung der Collegien-Gelder zu halten vom 31. Mai 1768. UAJ A 1231 fol. 132r-132v. Avertissement, Konzept, ohne Datum [August/ September 1786]. Vgl. Instruktion für das Concilium arctius vom 31. August 1722 § 25: Da auch bis hirher fast durchgehend von denen Professoribus unserer Gesamten Universität Jena Klage geführet worden, daß die Studiosi zwar die Collegia frequentirten, iedoch keine Bezahlung davor leisteten, und dagegen das Geld sonst unnüzlicher Weise durchbrächten, so, daß mancher Professor an statt 50 oder 100 fl. die er vom einen Collegio haben sollte, nicht 10 oder 20 Rthr. davon zugewarten hätte. So sollen Rector und das Concilium einen bis 2 ihres Mittels |: Wozu wir allenfalls auf den Professorem Medicina D. Wedel und den Professorem Philosoph: M. Rusen, wann sie solches zu übernehmen gedencken, reflectiren :| Auftrag thun, daß dieselben wöchentlich einen Tag zusammen kommen, auf Ansuchen ihrer übrigen Herren Collegarum die Studiosos so sich einmal einem Collegio subscribiret, und in der Bezahlung säumig erwiesen, Vorfordern, zu Abstattung ihrer Schuldigkeit anhalten, auf Mittel und Wege, wie zu Abstattung dieser Honorariorum vor die Collegia dem klagendem Theil zu verhelfen, bedacht seyn, und da es nicht fruchtete, dem Rectori Academica anzeigen, dagegen von einem jeden Rthr., der solcher gestalt eingebrecht wird, zu ihrer Ergötzlichkeit 4 gl zugewiesen haben sollen. Fl. (Florin) war die Abkürzung für Gulden. Zur Neubesetzung des Amtes in den 1730er Jahren vgl. ThHStAW A 5639. Es konnte letztlich nicht sicher festgestellt werden, ob die Studenten bei ihrer Immatrikulation ein derartiges Avertissement tatsächlich erhielten. UAJ A 1231 fol. 140r-140v. Konzept des Universitätsaushanges, 9. Oktober 1786. Ebd. fol. 129r-129v. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 18. August 1786.

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1744 für die Dozenten nicht ausgesprochen. Einzig im Regulativ aus dem benannten Jahr hätten sie die Hilfe der Hochschule bei der Regulierung verloren, wenn sie Universitätsbesucher nicht meldeten, die bis spätestens drei Wochen nach dem tatsächlichen Ende der Kollegia das Entgelt noch nicht entrichtet hatten.569 Wie effektiv die Vorausbezahlung der Kollegiahonorare war, offenbarte sich sicherlich nicht erst eine Dekade später, aber erst Mitte der 1790er-Jahre wurde dieses Thema von den Professoren aktenkundig wieder aufgegriffen. In dieser Angelegenheit meldeten sich sogar auch die übrigen Nutritoren zu Wort. So forderte Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg im März 1795 die Universität auf, ihm einen Bericht über die Anwendung der Praenumeration zu senden.570 Der darauf erfolgten Antwort ist zu entnehmen, dass die ehemals erlassene Verfügung nicht die gewünschte Wirkung erziele, nicht zuletzt wegen der Dozenten, die die Vorausbezahlung noch immer nicht in ihren Veranstaltungen eingeführt hätten.571 Der Grund dafür zeichnete sich immer deutlicher ab: Schon äußerst schlecht würden die ordentlichen Lehrer bezahlt, Private und außerordentl. Lehrer aber würden, als Anfänger fast gar nicht mehr bezahlt, die Studenten wären in dem Wahn, daß sich es diese für eine Ehre halten müßen, wenn sie applausum bekämen.572 Die Universitätsbesucher wollten ihre Vorlesungen scheinbar nicht bezahlen. Um 1800 erkannte die Salana ihre Hilflosigkeit bei der Eintreibung der Kollegiagelder immer deutlicher und nahm deswegen wohl auch die Honorare der Professoren als privilegierte legitime Forderungen in das Conto-Mandat von 1793 auf.573 Doch während in den ökonomischen Beziehungen zwischen der Stadtbevölkerung und den Studenten Erstere oftmals negativ charakterisiert wurde, waren es bei den wirtschaftlichen Interaktionen der Professoren die Universitätsbesucher, die sich aus akademischer Sicht nicht konform verhielten. Die Schuldzuweisungen der Hochschule im studentischen Schuldenwesen waren demnach sehr subjektiv.

Die personelle Zuständigkeit der Honorareintreibung Ob Praenumeration oder nicht, die Universitätsbesucher bezahlten in einem scheinbar größeren Umfang die Gebühren für ihre Veranstaltungen nicht, und daher diskutierte der Senat erneut über die Eintreibung der offenen Honorarforderungen. Ein wichtiger und viel debattierter Punkt war dabei die personelle Zuständigkeit. Paragraph sechs der Instruktion für den Prorektor aus dem Jahre 569 570 571 572 573

Regulativ zur Bezahlung der Kollegia vom 4. Oktober 1744 § 6. In dem Regulativ zur Bezahlung der Kollegia vom 20. März 1720 ist davon noch keine Rede. UAJ A 1365 fol. 1r. Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg an Universität Jena, 30. März 1795. Ebd. fol. 2v-3r. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Konzept, 28. April 1795. UAJ A 1232 fol. 152r-152v. Universitätsprotokoll, 6. Juli 1793. Conto-Mandat vom 25. November 1793 § 1 Absatz 1.

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1767 legte fest, dass dieser sich neben zahlreichen anderen Angelegenheiten auch um die Eintreibung der Kollegiahonorare zu kümmern hatte.574 Indes sahen die Professoren, dass dies zu viel Arbeit war – hatten doch nicht wenige von ihnen aufgrund der halbjährlichen Rotation dieses Amt bereits selbst einmal inne gehabt. Der damalige Prorektor Johann August Reichhardt erklärte daher am 6. Juli 1793: Die alte Einrichtung da ein besonderer Commissarius ex gremio senatus gewesen, welcher sich lediglich mit Beitreibung der Collegien Schulden abgegeben, sei […] von weit größern Vortheil gewesen. Der Prorector, dem neuerer Zeit dieses Geschäfte aufgetragen worden, sei nicht vermögend, es bei seinen so manning faltigen Verrichtungen gehörig zu besorgen. Er schlage dahero vor, daß wiederum wie ehedem gewesen ein besonderer Mann darzu bestellt und allgemeine Praenummeration eingeführet werde [...].575

Bei seinen Kollegen, die mit dem Syndikus auch gleich eine mögliche Person für diesen Posten benannten, rannte Reichhardt damit offene Türen ein. Gleichzeitig votierten die meisten weiterhin dafür, eine allgemein gültige Praenumeration durchzusetzen.576 Nur der Juraprofessor Andreas Joseph Schnaubert hatte aufgrund eigener Erfahrungen eine etwas andere Ansicht. Er habe stets die schuldigen Hörer angezeigt, trotzdem habe er nie eine Bezahlung erhalten und die Eingaben irgendwann aufgegeben. Aufgrund einer erneuten Veranlassung des Senats577 melde Schnaubert nun die säumigen Universitätsbesucher wieder, allerdings immer noch ohne spürbaren Erfolg bei der Erstattung seines Honorars. Vorher habe er in seinen Veranstaltungen eine private Praenumeration eingeführt, aber keine Studenten abgewiesen, die nicht voraus bezahlen konnten, denn er sei der Meinung, daß eine allgemeine privat Verabredung, die Praenummeration auf die erwähnte Art einzuführen, beßer wircken werde, als das gefaßte SenatsConclusum.578 Genauso wenig wie dieser Vorschlag realisiert wurde, wurde der Prorektor bei der Eintreibung der offenen Hörergelder entlastet, zumindest nicht bis 1817.579 574 575 576

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Instruktion für den Prorektor vom 13. Juli 1767 § 6. UAJ A 1232 fol. 152v-153r. Universitätsprotokoll, 6. Juli 1793. Reichardt bezog sich hier auf die Schulden-Commission. Vgl. Anm. 565. Ebd. fol. 157r-159r. Universitätsprotokoll, 6. Juli 1793. Es ist zu vermuten, dass Christian Gottfried Gruner eine für alle Professoren verpflichtende Vorausbezahlung der Hörergelder meinte. Weder wurde in dem Konzept auf die entsprechende Senatssitzung hingewiesen, noch ließ sie sich anderweitig ermitteln. UAJ A 341 fol. 11r. Universitätsprotokoll, 8. September 1792. Für den 8. September 1792 wurde im Concilium arctius lediglich eine Anfrage wegen Eintreibung der Collegienschulden verzeichnet. UAJ A 1232 fol. 155v. Universitätsprotokoll, 6. Juli 1793. Zwar wurde in der Instruktion für das Concilium arctius vom 13. Juli 1767 § 23 auch noch die Zuständigkeit des Prorektors und des Concilium arctius thematisiert, jedoch war nicht mehr die Rede von einzelnen Personen, die sich explizit mit der Eintreibung der Hörergelder beschäftigen sollten. Diese Aufgabe lag vermutlich wieder allein beim Prorektor. GROCHOWINA; SIEBE; WALLENTIN, Korporation, S. 65. Das lag wohl nicht zuletzt

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Im bereits benannten Schreiben an den Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg aus dem Jahre 1795 wurde wieder wie selbstverständlich von den Aufgaben des Prorektors bei der Eintreibung der Vorlesungsgelder gesprochen.580 Auch in späteren Verordnungen trat er deutlich als verantwortliche Person hervor,581 wodurch zu vermuten ist, dass eine Abgabe dieses Tätigkeitsbereiches wohl nie über die Phase der Erwägung hinaus gekommen war. Vielmehr wurde bei einer neuerlichen Beratschlagung im Senat der Vorschlag angebracht, dass das akademische Oberhaupt über jeden säumigen Kollegiabesucher eine Akte führen sollte.582 Somit könne der Prorektor auch belegen, dass er seinen Pflichten583 Genüge getan habe.584 Nicht ganz klar erscheint des Weiteren die Rolle des zweiten Pedells. Zwar hielt die Instruktion für Carl Friedrich Teubner, der in der Zeit von 1784 bis 1799 dieses Amt bekleidete,585 ganz klar fest, dass er mit den Hörergeldern und deren Eintreibung nichts zu tun und sich einzig um das Vorladen zu kümmern habe. Ferner solle er gegebenenfalls den Besitz des Schuldners versiegeln.586 Allerdings wurde Teubner 1795 zum Prorektor vorgeladen und ihm eröffnet, wenn es im nächsten Semester mit den Kollegiaschulden nicht besser werde, werde man ihm die dabei habenden Geschäfte abnehmen [...].587 Leider wird in diesem Kontext nichts Konkretes über die angesprochenen Aufgaben des zweiten Pedells erwähnt, indes ist zu vermuten, dass sich die Drohung auf die Vorladung der schuldigen Universitätsbesucher, auf die Versiegelung ihres Besitzes und auf die Wachsamkeit bei den Wechseleingängen bezog. Seines Amtes enthoben wurde Teubner jedenfalls nicht. Vielmehr sollte er es noch drei Jahre bekleiden, um

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daran, dass sich der Senat und der Prorektor im Laufe der Zeit ihre Rechte zurückgeholt hatten. UAJ A 1365 fol. 5r-5v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Konzept, 28. April 1795. Verordnung bezüglich der Praenumeration der Hörergelder von Januar 1796 § 4. Womöglich in Anlehnung an den bereits 1720 erwähnten Catalogus ingratorum. Vgl. Instruktion für den Prorektor vom 13. Juli 1767 § 9. […] den sorgfälligsten Bedacht dahin zu nehmen, daß der Abtrag der honorariorum vor die Vorlesungen und anderer Instructionen nach der Anweisung des deshalber emanirten Edicts möglichst und ohne einige Ansehung der Person befördert werde [...]. Mit dem angesprochenen Edikt konnte nur das Mandat wie es mit Bezahlung der Collegien-Gelder zu halten vom 31. Mai 1768 gemeint sein. UAJ A 1365 fol. 11r-12r. Universitätsprotokoll, 23. Dezember 1795. Wenn es derartige Akten vor 1817 tatsächlich gab, haben selbige sich nicht erhalten. Erst mit der Einführung der Quästur 1818 wurde systematisch erfasst, welche Studenten welche Kollegia hörten, wie viel sie dafür zu bezahlen hatten und gegebenenfalls, welche Summe sie wirklich entrichteten. Zur Einrichtung der Quästur vgl. Kapitel 4.3. – Die akademische Quästur sowie UAJ A 1368/1, UAJ A 1368/2. Darin befinden sich auch Listen säumiger Universitätsbesucher. Zu Carl Friedrich Teubner vgl. RASCHE, Geschichte des Dienstpersonals, S. 90 Anm. 238. Instruktion für den zweiten Pedell Teubner vom 20. Dezember 1784 § 8. UAJ A 1365 fol. 12v. Universitätsprotokoll, 29. Dezember 1795.

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dann zum ersten Pedell aufzusteigen und diese Position bis zu seinem Tode im Jahre 1835 zu behalten.588 Daraus kann jedoch keineswegs geschlussfolgert werden, dass sich das Problem mit den unbezahlten Hörergeldern signifikant verbessert hatte.

Die Praenumeration um 1800 Etwas mehr als zwei Jahre nach dem Vorschlag einer individuellen Vorausbezahlung der Honorare durch Andreas Joseph Schnaubert wurde die Praenumeration Anfang 1796 erneut diskutiert und das dazugehörige Patent am schwarzen Brett der Salana angeschlagen.589 Darin hieß es von Seiten der ernestinischen Herzöge, dass die an verschiedenen Hochschulen des Reiches erfolgreich angewandte Praxis der Vorausbezahlung auch zum Vorteil und Nutzen der Professoren wie Studenten in der Saalestadt gereichen solle.590 An dieser Stelle wurde nicht zuletzt auf die Universität in Göttingen Bezug genommen, die oft als Vorbild herhalten musste591 und 1792 selbst die Praenumeration in ihre Gesetze aufgenommen hatte.592 Wobei dort, im Gegensatz zu Jena, meist finanzstärkere Universitätsbesucher lernten, denen die Entrichtung der Kollegiagebühren vermutlich nicht so schwer fiel.593 Nach diesem kurzen Intermezzo schweigen die Quellen wieder für längere Zeit. So sollte es eine weitere Dekade dauern, bis 1809 der Philosophieprofessor Johann August Heinrich Ulrich erneut auf die mangelnde Tilgung der Hörergelder hinwies und ein verheerendes Fazit zog: Das Collegienschuldenwesen ist, nach aller Docenten Geständnis, in der traurigsten Verfassung.594 Es ist deutlich geworden, dass die Professoren trotz vieler kritischer Worte gegen die Schuldner und trotz der Bemühungen um eine Vorausbezahlung ihrem Geld nicht selten buchstäblich hinterherlaufen mussten. Hinzu kam die für den Prorektor kaum zu bewältigende Masse an Schuldenklagen wegen säumiger Studien- und Lebenshaltungskosten.595 Mit der Einführung der Quästur scheinen die Professoren die Bemühungen um die Vorausbezahlung aufgegeben zu haben. Vielmehr versuchten sie 1817 einen 588 589 590 591

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RASCHE, Geschichte des Dienstpersonals, S. 90 Anm. 238. UAJ A 1365 fol. 36r-36v. Konzept eines Universitätsaushanges, 27. Februar 1796. Verordnung bezüglich der Praenumeration der Hörergelder von Januar 1796 Präambel. Vgl. Gerrit WALTHER: Das Ideal: Göttingen. Ruf, Realität und Kritiker der Georgia Augusta um 1800, in: Gerhard MÜLLER, Klaus RIES (Hg.): Die Universität Jena. Tradition und Innovation um 1800 (Pallas Athene 2), Stuttgart 2001, S. 33-45. Gesetze für die Studiosos auf der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen vom 28. Dezember 1796 § 7. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 315f. UAJ A 1235 fol. 39r. Johann August Heinrich Ulrich an Universität Jena, ohne Datum [1809]. Instruktion für den Prorektor vom 13. Juli 1767 § 6.

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neuen Weg zu beschreiten und separierten die Kollegiaforderungen von den übrigen Forderungen, was eine schnellere Eintreibung ermöglichen sollte.

Die akademische Quästur Bereits 1816 begann die Planung für eine zentrale Einrichtung, die sich um die Annahme und Verteilung der Vorlesungsgelder kümmern sollte.596 Im Frühjahr des darauf folgenden Jahres erhielt die Salana von Herzog August von SachsenGotha-Altenburg, mit Zustimmung des Weimarer Großherzoges, die Möglichkeit, Verbesserungsvorschläge bezüglich der immer noch unbefriedigenden Erstattung der Hörergelder vorzubringen.597 So nutzten die Professoren die laufende Verwaltungsumstrukturierung und gründeten die schon länger geplante Quästur. Die erlassene Instruktion für den Quästor definierte seinen Aufgabenbereich mit der bereits erwähnten Entgegennahme sämtlicher Kollegiahonorare von den Hörern und der Verteilung des Geldes an die jeweiligen Dozenten.598 Daher gehörte es zu seinen Pflichten, zu Beginn der Vorlesungszeit bei den Professoren die anstehenden Vorlesungen und die Höhe des Hörergeldes in Erfahrung zu bringen. Zwei Wochen nach Beginn der Veranstaltungen hatte er die Aufschreibezettel einzusammeln und auf deren Grundlage eine Rechnung für jeden Dozenten zu erstellen.599 Damit es den Studenten möglich war, ihre besuchten Kollegia auch zu bezahlen, sollte er täglich vor- und nachmittags anzutreffen sein. Die genaue Uhrzeit war zu Semesterbeginn am schwarzen Brett zu veröffentlichen. Geregelt wurde in der Instruktion auch, dass im Sommerhalbjahr alle Honorare bis zum 1. Juni und im Wintersemester bis zum 1. Dezember zu entrichten waren. Die Universitätsbesucher, die dies bis dahin weder taten noch ein Armutszeugnis vorweisen konnten,600 mussten beim Universitätsamt angezeigt werden. Bei der Verteilung der Gelder an die Professoren musste der Quästor den Dozenten entweder jede Woche die für sie abgegebene Summe auszuzahlen, oder das ganze Geld zum 1. Juli beziehungsweise zum 1. Januar herauszugeben. Die Entscheidung darüber lag bei den Professoren.601 Zwei interessante Aspekte treten in diesen Ausführungen hervor. Zunächst wurde ausschließlich das Einsammeln der Kollegiagebühren partiell koordiniert, das heißt, die Studenten bezahlten nun nicht mehr jede Veranstaltung direkt bei 596

597 598 599 600 601

Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 33. Zu den ersten Planungen vgl. UAJ A 1236 fol. 8r-9r. Universität Jena an Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Konzept, 26. Juli 1816. UAJ A 1368/1 fol. 3r. Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg an Universität Jena, 28. April 1817. Instruktion für den Quästor von 1817 § 2. Diese befinden sich in UAJ K I 27, UAJ K I 28, UAJ K I 29, UAJ K I 30, UAJ K I 31. Vgl. Kapitel 2.3. – Das Armutszeugnis. Instruktion für den Quästor von 1817 § 3-6.

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den Dozenten, sondern beim Quästor. Dies konnte jedoch kaum etwas an der Bereitschaft zur pünktlichen Begleichung der Hörergelder durch die Universitätsbesucher ändern. Der zweite, damit zusammenhängende Punkt ist, dass der verantwortliche Beamte bei der Erstattung der Gelder, sie mögen nun an den Quästor bezahlt seyn oder nicht,602 die Gebühren vorstrecken sollte, die die Hörer noch nicht beglichen hatten. Wie schnell diese Regelung zu Problemen führen konnte, zeigt das Schreiben des ersten Quästors Heinrich Friedrich Jonathan Zerbst an den Prorektor Johann Philipp Gabler vom 24. Juni 1818: Allein die letzten [Gelder] bis zu Ende des halben Jahres vorzuschiesen, vermag ich auch bey dem besten Willen nicht, da sie unter so bewandten Umständen statt einigen hundert Thalern, die ich mir anfangs gedacht, leicht auf einige tausend Thaler hoch sich belaufen können […].603 Bei einem Einkommen von sechs Pfennigen je eingenommenen Taler604 und einer Summe von 7.417rt 23gl, die Zerbst bis August 1818 an die Professoren auszahlen sollte,605 wodurch er 154rt 12gl 6d verdient hätte, ist die Unmöglichkeit, die von den Schuldnern noch nicht erstattete Differenz von 3.000 Talern vorzustrecken,606 leicht vorstellbar. Schlichtweg naiv war die Annahme von Zerbst, dass sich die säumigen Hörergelder lediglich auf ein paar hundert Taler belaufen würden, wobei dies bei seinem Verdienst ebenfalls viel Geld gewesen wäre, um es vorzustrecken. Aber was war die Intention der Professoren, als sie diesen Paragraphen in die Instruktion aufnahmen? Sie hatten gewiss erwartet, mit der Umstrukturierung der Hochschule auch die Tilgung der Vorlesungshonorare durch die Studenten besser gewährleisten zu können. Hierzu reihten sie in den akademischen Gesetzen diese Schulden 1817 erneut als privilegierte Schulden erster Klasse ein, was einer bevorzugten Bezahlung entsprach. Im Entwurf für eine neue Instruktion, der 1827 anlässlich der Neubesetzung des Amtes ausgearbeitet wurde,607 ist nichts mehr von einer Vorausbezahlung der säumigen Hörergelder durch den Quästor zu lesen.608 Die Salana hatte wohl erkannt, dass die Zahlungsmoral der Universi602 603 604

605 606

607

608

Ebd. § 6. UAJ A 1368/1 fol. 61v. Heinrich Friedrich Jonathan Zerbst an Universität Jena, 24. Juni 1818. Instruktion für den Quästor von 1817 § 9. Zuzüglich zu diesem Einkommen erhielt der Quästor für einen Studenten mit einem ganzen Armutszeugnis sechs Pfennig und für einen mit einem halben Zeugnis drei Pfennig. UAJ A 1368/1 fol. 68r. Heinrich Friedrich Jonathan Zerbst an Universität Jena, 7. August 1818. Vgl. ebd. fol. 61r-61v. Heinrich Friedrich Jonathan Zerbst an Universität Jena, 24. Juni 1818. Zum Zeitpunkt der Abfassung des Schreibens hatte der Quästor bereits 4.400 Taler eingenommen. UAJ A 742 fol. 58. Instruktion, Konzept, 20. Januar 1827. Neuer Quästor wurde der ehemalige Universitätsaktuar Ferdinand Nitzschke. RASCHE, Geschichte des Dienstpersonals, S. 80. Die Aufgabe des Universitätsaktuars war es, den Syndikus und den Universitätssekretär bei ihren Aufgaben zu unterstützen. Entwurf einer erneuten Instruktion für den Quästor vom 20. Februar 1827 § 8.

DER DISKURS DER UNIVERSITÄTSREFORMER UM 1800

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tätsbesucher nichts mit der separaten Entrichtung der Kollegiahonorare für die frequentierten Veranstaltungen zu tun hatte. Damit war eine einheitliche Abgabenstelle weder die Lösung für eine Minderung der studentischen Schulden noch für deren erfolgreiches Abtragen.

Zwischenfazit Eine besondere Stellung unter den Schulden nahmen die Vorlesungshonorare der Dozenten ein. Die Professoren waren zunächst bemüht, den Kredit darauf zu vermeiden, indem sie die Vorausbezahlung der Hörergelder beschlossen. Weil dies trotz wiederholter Bemühungen aber weder von den Studenten noch von ihnen selbst umgesetzt wurde, erfolgte die Einrichtung der akademischen Quästur, die das Zusammentragen und Verteilen der Gelder zentral organisierte. Obwohl auch diese Neuerung nicht den gewünschten Erfolg hatte und die Universitätsbesucher weithin auch für ihre Vorlesungen anschreiben ließen, schufen sich die Professoren der Salana für diese Kredite einen rechtlichen Vorteil bei der Regulierung gegenüber allen anderen Gläubigern.609 Denn seit 1793 waren sie nicht nur im vollen Umfang zu begleichen, sondern auch vor allen anderen Ansprüchen.610

4.4. Der Diskurs der Universitätsreformer um 1800 Über die finanziellen Mittel der Universitätsbesucher während ihrer Zeit an den Hochschulen wurde bereits einiges ausgeführt. Da der öffentlichen Meinung nach eine unbedachtsame Oekonomie das ganze Leben ruinieren konnte,611 wundert es nicht, dass vielfach im akademischen Umfeld tätigen Autoren sich ausführlich dem studentischen Schuldenwesen zuwandten. Sie taten dies in Zeitschriften, so wie der Hamburger Mathematikprofessor Johann Georg Büsch, der 1774 im Hannoverischen Magazin eine Abhandlung über die verfallene Haushaltung der meisten Gelehrten unserer Zeit veröffentlichte.612 Während er sich den gelehrten Personen allgemein widmete, wie der Titel bereits eröffnet, beschäftigten sich die beiden Göt-

609 610 611 612

BRÜDERMANN, Studenten als Einwohner in der Universitätsstadt Helmstedt, S. 16. Conto-Mandat vom 25. November 1793 § 1 Absatz 1. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 114. VON DEM WEIBLICHEN GESCHLECHTE DES BÜRGERLICHEN STANDES, Brief eines Oheims, Sp. 1297. BÜSCH, Verfallene Haushaltung.

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tinger Reformprofessoren Johann David Michaelis und Christoph Meiners direkt mit den kreditbasierten Interaktionen der Studenten während des Studiums.

Johann David Michaelis Der Theologe und Orientalist Johann David Michaelis publizierte in den Jahren von 1768 bis 1776 sein vierbändiges Räsonnement über die protestantischen Universitäten in Deutschland. Im letzten Teil schrieb der Autor von wachsender Kostbarkeit des Aufenthalts auf Universitäten, Schuldsachen [und] Credit.613 Wie der Titel des elften Abschnittes bereits erahnen lässt, beschäftigte sich Michaelis mit der sich in den vergangenen Jahrzehnten abzeichnenden Verteuerung des Studiums, nicht zuletzt wegen der Zunahme des von den Universitätsbesuchern betriebenen Aufwands. Dieses Motiv tauchte in der Analyse und den Erörterungen immer wieder als tragender Bezugspunkt auf, an dem das Schuldenwesen gemessen wurde. Eingangs verwies Michaelis auf den bereits benannten Artikel von Büsch, der seiner Ansicht nach das ausspreche, was alle schon seit langer Zeit heimlich dächten. Er resümierte: Das Uebel [der Haushaltung] ist so weit gegangen, daß man sogar angefangen hat, eine cameralistische Absicht zu vermuthen, die den Aufwand auf Universitäten zu vermehren suchte, um Geld in das Land zu ziehen.614 Zwar sei der Verdacht seiner Meinung nach unbegründet, aber wenn an den Hochschulen sehr viel Vermögen von den Studenten für einen gehobenen Lebensstil ausgegeben werde und Erstere dies nicht einschränken würden, würden die Eltern ihre Söhne auf andere, minder berühmt […], aber mit ihrem Beutel bestehende Hochschulen schicken.615 Im Folgenden versuchte Michaelis den Ursachen des großen Aufwands auf die Spur zu kommen. Er benannte von den Universitätsbesuchern unabhängige Gründe, wie die allgemeine Teuerung der Kollegia, des Tisches und des Weins sowie die Veränderungen des Münzfußes.616 Umfänglicher waren jedoch die Auslöser mit studentischer Beteiligung. Darunter zählte der Autor ihre Kleiderpracht, das Beschäftigen von Bediensteten, den Umgang mit Frauen, denen Geschenke gemacht und die ausgeführt würden, Bälle, Konzerte, Musiken und Kollekten. Die Ausgaben dafür seien allerdings nicht allein und von sich aus verantwortlich, dass die Universitätsbesucher immer mehr Geld ausgäben. Vielmehr sei es der Kredit, den sie erhielten, besonders wenn sie ihn von Kaufleuten und Juden bekämen.617 Am Beispiel der von Studenten unter ihren Kommilitonen durchgeführten Sammlungen für unterschiedliche Zwecke machte Johann David 613 614 615 616 617

MICHAELIS, Räsonnement, S. 515-676. Ebd., S. 516. Ebd., S. 515-521. Ebd., S. 527-536. Der Münzfuß beschreibt das Verhältnis zwischen dem Geldwert und dem Edelmetallgehalt einer Münze. Ebd., S. 536-571.

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Michaelis seine Meinung bezüglich des sich Borgens sehr deutlich. Der betriebene Aufwand und die damit einhergehende Teuerung des Studiums wären nicht so dramatisch, wenn die Universitätsbesucher, statt lediglich etwas zu unterschreiben, das Geld gleich abgeben müssten. Denn auf einen Zettel für zehn Taler zu signieren, würde viel schneller geschehen, als dieses Geld einer Person zu geben, wenn man gar kein Vermögen habe.618 Doch der innerstudentische Druck zwinge die noch jungen Männer immer wieder dazu, die Unterschriften zu leisten und dadurch Verbindlichkeiten anzuhäufen.619 Daran anschließend und mit der Einleitung, dass es sich um das fürchterlichste Uebel [handle], das die jetzige Vertheurung der Universitäten auf höchste treibt, wandte sich Michaelis dem übermäßigen Kredit zu. Das Anschreibenlassen der Universitätsbesucher kenne keine Grenzen und die schändlichen Creditgeber würden sie sowie deren Familien verführen und ruinieren.620 Seit geraumer Zeit habe sich dies expansiv verbreitet, was wiederum differenzierte Ursachen habe. Ein grundlegender Aspekt sei, dass die Studenten ihre Rückstände rasch wieder tilgten, weil es als unehrenhaft und moralisch verwerflich gelte, dies nicht zu tun. Dies zusammen mit der Angst der Eltern, über sich und die Söhne bei Zahlungsverweigerung Schande zu bringen und in der Heimat verklagt zu werden, führe nach Michaelis dazu, dass jeder [Stadtbewohner] Muth zu[m] creditiren habe.621 Aber besonders die Ehrlichkeit der Schuldner reitzt gewinnsüchtige oder doch eigennützige zu dem unermeßlichen Creditgebern, das die Universitäten so sehr vertheuert, und viel Studirende auf Zeitlebens unglücklich macht.622 Er ging sogar noch weiter in seiner Charakterisierung. Man dürfe sich die Gläubiger nicht als die guten, menschenfreundlichen, mit der Noth eines jungen Gelehrten herzliches Mitleid habenden Seelen vorstellen, die den Schutz der Gesetze, und das Bedauern des Redlichen, seine sanfte herabzitternde Thräne […] verdienten.623 Weil die Stadtbewohner dieses Wesen besäßen, verleiteten sie die Universitätsbesucher, sich immer mehr zu borgen, was die Eltern letztlich bezahlen sollten.624 Um die negativen Auswirkungen der Schulden einzudämmen, ging Michaelis auf mehrere Möglichkeiten ein, die er ausführlich erörterte. Zunächst verwies er auf das Kreditedikt, welches ausnahmslos und in voller Strenge angewandt werden sollte. Das bedeutete, dass das akademische Gericht den Klägern nicht mehr zusprechen müsse, als was das Mandat vorschreibe. Hierfür sei es auch nicht notwendig, dass die Schuldner die Anwendung explizit einforderten. Als Grund führte der Autor nicht etwa die generelle Anwendung der Gesetze an, sondern 618 619 620 621 622 623 624

Ebd., S. 550f. Ebd., S. 554f. Ebd., S. 578. Ebd., S. 585. Ebd., S. 587. Ebd., S. 586. Ebd., S. 583-586.

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den gesellschaftlichen Druck, unter dem die Studenten standen. Das Gefühl der Ehre, die Forderungen komplett begleichen zu müssen, und der Widerspruch der Kommilitonen, die bei der städtischen Bevölkerung weiter anschreiben lassen wollten, lasse die Schuldner zögern, ihre Rechte einzufordern. Beharrten die Gläubiger daher auf der vollständigen Tilgung, so könnten die Universitätsbesucher diesem Verlangen nachgeben, nur gerichtlich dazu gezwungen werden dürften sie nicht. Der Prorektor solle sie nicht einmal dazu ermahnen, denn schließlich sei er kein Sittenlehrer, sondern Richter, weshalb er einzig nach den Gesetzen Recht zu sprechen habe. Hielten sich die Universitäten daran, so werde sich in wenigen Jahren der Zweck des Kreditediktes durchgesetzt haben. Sonst würden die Verordnungen unnütz und könnten dem zunehmenden Aufwand und der Teuerung an Universitäten nichts entgegenhalten.625 Obwohl die Meinung von Johann David Michaelis über die Kreditgeber und ihre Motivationen nicht sehr positiv ausfiel, kam er dennoch nicht umhin zu konstatieren, dass ihnen bei der Tilgung ihrer rechtmäßigen Ansprüche geholfen werden müsse. Allerdings bewegte ihn hierbei nicht der Schutz der lokalen Wirtschaft, sondern die Befürchtung, dass die Gläubiger, wenn das akademische Gericht ihnen nicht zügig helfe, die Universitätsbesucher weiter anschreiben ließen und dann im Heimatland der Schuldner ihre Forderungen einklagen würden. Um dies zu verhindern, hielt er es für sinnvoll, den Schuldnern einen bestimmten Termin mitzuteilen, an dem sie das Geld für die Bezahlung der Rückstände beim akademischen Gericht zu hinterlegen hätten, welches dann ediktgemäß an die Kläger verteilt würde. Geschehe dies nicht, so habe der Prorektor, ohne dass die Kreditgeber erneut darum ersuchen, die Schuldner zur zügigen Entrichtung aufzufordern. Im Kontext der Teuerung des Studiums sollten dadurch überflüssige Kosten vermieden werden.626 Michaelis kombinierte die einzelnen Aspekte und resümierte: Wenn man den Kreditnehmern etwas vorwerfen könne, dann, dass sie zu redlich seien und aus der Heimat noch Gelder für ihre Gläubiger sendeten, damit ihnen kein Ansehensverlust widerführe. Dies fördere aber nur die Bereitschaft zum Kreditieren seitens der städtischen Einwohner. Und selbst wenn es durchaus rühmlich sei, freiwillig die Verbindlichkeiten zu tilgen, durch ein Gesetz aber zu Haltung eines in der Noth gethanen jugendlichen Versprechens oder Eides gezwungen [zu] werden, […] wäre weder Ehre, noch Tugend.627 Der Schutz der Studenten stand hier deutlich im Vordergrund, besonders da die Kreditgeber jede List anwenden würden, um zur vollständigen Bezahlung zu gelangen. Als Beispiel führte der Autor die bereits angesprochene Klage vor der heimatlichen Obrigkeit an.628

625 626 627 628

Ebd., S. 592-595. Ebd., S. 596-601. Ebd., S. 603. Ebd., S. 602-608.

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Trotz aller Kritik wusste Johann David Michaelis auch, dass es nicht darum gehen konnte, sämtliches Anschreiben zu unterbinden. Er kannte sehr wohl die Schwierigkeiten, denen Universitätsbesucher ausgesetzt waren, wenn ihre Wechsel ausblieben. Nur weil sie mit ihren finanziellen Mitteln nicht gut gewirtschaftet hätten, könnten sie nicht gezwungen werden zu hungern, weil es den Haus- und Tischwirten per Gesetz untersagt wäre, ihnen zu borgen. Zudem benannte er erneut das Motiv des Ansehens. In der Gesellschaft der Kommilitonen würde es sich negativ auswirken, wenn Studenten, weil ihnen im Moment Geld fehle, an verschiedenen Aktivitäten nicht teilnehmen könnten. Des Weiteren sei es für Universitätsbesucher von gutem Stande demütigend, wenn sie nicht einmal eine Kleinigkeit auf Kredit erhielten. Aus diesem Grunde sei es gut, dass bis zu einem festlegten Limit bei der Bevölkerung für wichtige Arbeiten und Dienstleistungen angeschrieben werden dürfe. Damit wäre gleichzeitig gewährleistet, dass keine Forderungen für Luxuswaren bezahlt würden. Zu unterbinden sei es jedoch, dass für einen Kreditgegenstand, beispielsweise für Mittagstisch, bei mehreren Personen jeweils bis zum erlaubten Quantum kreditiert würde. Den Vorschlag, die Studenten eine Bescheinigung über die Regulierung der bisherigen Tischschuld vorlegen zu lassen, bevor sie sich beim nächsten Wirt borgen konnten, wies Michaelis allerdings mit dem Hinweis zurück, dass es ihrem Ansehen abträglich wäre.629 Damit verbunden war für ihn auch die Ablehnung der Praenumeration der Vorlesungsgelder, der Miete und des Tischgeldes. Die Professoren würden jene Zuhörer verlieren, die mit ihrem Vermögen nicht haushalten könnten. Letztere würden dann wiederum dem Müßiggang verfallen, weil sie keine Veranstaltungen besuchten und dadurch in noch größere Unordnung gerieten. Vermieter in Städten mit vielen freistehenden Zimmern verlören folglich ihr Einkommen, wenn die Universitätsbesucher sie nicht mehr bewohnten. Daher würden die Einwohner sie lieber anschreiben lassen und einen Verlust in Kauf nehmen, als auf die Einnahmen ganz zu verzichten. Zudem könne es nicht im Interesse der Hochschule sein, dass die Studenten obdachlos würden oder in den umliegenden Dörfern Quartier bezögen. Bei den Kosten für den Tisch argumentierte der Verfasser ähnlich. Die Universitätsbesucher sollten nicht hungern, nur weil sie gerade kein Bargeld hatten.630 Des Weiteren verwies Johann David Michaelis auf die Bedeutung der Eltern für die Wirksamkeit der Kreditedikte. Letztere würde nämlich erheblich gemindert, weil die Familien aufgrund der Angst, Schande über sich zu bringen, alles daran setzten, die Rückstände ihrer Söhne an den Hochschulen zu begleichen. Denn dadurch borgten die Bewohner den Universitätsbesuchern soviel, wie es 629 630

Ebd., S. 608-613, 624-626. Ebd., S. 618-621.

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ihrer Meinung nach das Vermögen der Familie erlaube. Zwar wollte der Autor die Eltern nicht daran hindern, dass das billige und wohlmeinentlich Creditirte, das über das Creditedict hinaus gehet, aus Ehrliebe und Moralität bezahl[t] würde.631 Aber die heimatliche Obrigkeit müsse vernünftig sein und nicht gleich das Ansehen ganzer Familien zerstören, nur weil die zurückkehrenden Söhne ihrer unbezahlten Schulden wegen verklagt würden.632 Diesen Themenkomplex abschließend fragte der Autor danach, warum Studenten eigentlich eine separate Rechtsprechung brauchten und nicht derselben unterworfen seien wie die meisten anderen Einwohner einer Stadt. Die Begründungen hierfür waren vielfältig, liefen indes alle darauf hinaus, dass die Universitätsbesucher geschützt werden mussten – nicht zuletzt, weil die Eltern ihre Söhne zu einer Art von väterlicher Vorsorge [der Hochschule] übergeben hatten. Sie seien junge Männer, meist noch minderjährig, und daher könnten sie die listigen Verhaltensweisen der Gläubiger nicht durchschauen. Zudem liege der Universität nichts daran, der städtischen Bevölkerung einen Vorteil zu verschaffen oder die Erstattung ihrer Ansprüche zu erleichtern. Vielmehr seien die Hochschulen daran interessiert, die durch unnöthigen Aufwand wachsende Kostbarkeit der Universitäten wieder zum Gleichgewicht mit dem Vermögen der Eltern herab zu bringen, damit nicht blühende Universitäten und Eltern zugleich zu Grunde gehen.633 Damit einhergehend könnten die Prozesslänge und die dadurch entstehenden Kosten gesenkt werden, was der allgemeinen Teuerung entgegenwirke.634 Die zweite von Michaelis erörterte Möglichkeit, wie dem übermäßigen Schuldenwesen Einhalt geboten werden könnte, war die Einführung eines öffentlichen und vom akademischen Gericht zu ernennenden Rechnungsführers, an den die Eltern das Geld für ihre studierenden Söhne senden konnten. Der Verfasser lehnte die Einführung allerdings ab, da es einerseits das Kreditgeben der Stadtbewohner keineswegs einschränke und andererseits das Ansehen der Studenten dadurch leide, weil öffentlich bekannt würde, dass sie ihr bares Vermögen nicht selbst verwalteten.635 Zudem bedürfe es für diesen Posten eines reichen und ehrlichen Mannes, der jedoch schwer zu finden sein würde. Das Amt sei aufgrund der Einstellung der Universitätsbesucher mit Unannehmlichkeiten verbunden. Auch von den Eltern könne kein Dank erwartet werden, denn mit fünf Prozent vom gesandten Geld entlohnten sie ihm die Verwaltung sehr gut. Vermögend müsse er sein, denn für die von ihm betreuten Studenten würde er eine der ersten Anlaufstellen sein, wenn die Wechsel ausblieben. Durch die stetige Verweigerung dieser Gesuche würde der Rechnungsführer sich immer mehr 631 632 633 634 635

Ebd., S. 643. Ebd., S. 640-643. Ebd., S. 649. Ebd., S. 647-652. Ebd., S. 653-661.

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ihren Unmut zuziehen. Gewähre er allerdings die Vorauszahlung der Gelder, so würde er zwangsläufig nach kurzer Zeit ruiniert sein.636

Christoph Meiners Ein Vierteljahrhundert nach seinem Kollegen veröffentlichte der Göttinger Professor für Weltweisheit Christoph Meiners 1801 in zwei Bänden sein Werk Ueber die Verfassung und Verwaltung deutscher Universitäten. Auch er befasste sich eingehend mit dem Schuldenwesen und dem unnützen Aufwand, der von den Universitätsbesuchern betrieben wurde. Allerdings hatten sich die Ansichten in den dazwischenliegenden 25 Jahren teilweise verschoben. Auch Meiners sah in den Krediten, die den jungen, unvorbereiteten Männern auf den Hochschulen gewährt wurden, eine der größten Gefahren für die Studenten. Mit Johann David Michaelis übereinstimmend erkannte er im Verprassen der Gelder durch Eitelkeiten, Vergnügungen, den Umgang mit Frauen und Duelle wichtige Gründe für die Verteuerung. Doch gleich zu Beginn hob Christoph Meiners deutlich hervor, dass nicht alle Universitätsbesucher Verschwender seien. Vielmehr sei seiner Meinung nach die Unkenntnis und die mangelnde Erfahrung im Umgang mit Geld die hauptsächliche Ursache des übermäßigen Schuldenmachens.637 Im Folgenden skizzierte er unterschiedliche Szenarien. Zunächst konstatierte Meiners, dass es lediglich sehr wenige Studenten gebe, die mit den ihnen zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln wirklich gut wirtschaften könnten. Das allgemeine Urtheil über solche Jünglinge, die über ihr Alter sparsam sind, ist [jedoch] dieses, daß man mit ihnen weniger etwas zu thun haben möge, als mit Anderen, die einige Schulden gemacht haben.638 Sich zu borgen, sofern es nicht übermäßig von den Universitätsbesuchern getan wurde, war demnach um 1800 in der öffentlichen Meinung keineswegs ein negatives Stigma. Vielmehr müssten die Eltern erkennen, so der Autor, dass sie zu viel von ihren Söhnen verlangen würden, wenn sie von ihnen forderten, den Ein- und Ausgang des Geldes immer im Blick zu haben.639 Darauf aufbauend gab Christoph Meiners die zahlreichen Versuchungen zu bedenken, die auf den Hochschulen lauerten. Selbst jene jungen Männer, die mit ihrem Wechsel gut haushalten könnten, würden fast unweigerlich in die Schuldenspirale geraten. Kleine Verluste oder unerwartete Ausgaben ließen am Ende des ersten Semesters eine unmerkliche Lücke im Geldbeutel entstehen. Diese werde mit dem Geldtransfer für das nächste Halbjahr ausgeglichen, in der Hoffnung, durch noch mehr Sparsamkeit mit den übrigen finanziellen Mitteln auszukommen. Allerdings sei meist der Glaube daran das Einzige, 636 637 638 639

Ebd., S. 664-676. MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 238f. Ebd., S. 241f. Ebd.

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was davon übrig bleibe. Die Rückstände mehrten sich immer weiter, bis letztlich der komplette Wechsel für die Tilgung der alten Forderungen verwendet werden müsse und den Universitätsbesuchern nichts anderes übrig bleibe, als das folgende Semester gänzlich auf Kredit zu leben. Am Ende ihrer Studienzeit benötigten sie dann entweder einen großen Abschiedswechsel oder sie verließen die Stadt heimlich.640 Natürlich gebe es auch Studenten, die leichtsinnig Schulden machten und ihr Vermögen verschwendeten. Aber die primäre Schuld sah Meiners nicht so sehr bei diesen selbst, sondern bei deren Eltern. Sie würden ihre Söhne auf die Hochschule und den Umgang mit Geld nicht genug vorbereiten und sie zudem nicht ausreichend überwachen. Die Familien belehrten ihre Kinder nicht über die Gefahren und Verlockungen und sie stellten ihnen oft keinen Etat auf, aus dem die angehenden Universitätsbesucher ersehen könnten, wie viel sie für bestimmte Sachen zu Verfügung haben. Dies sei besonders dann verheerend, wenn die Eltern die Neigungen ihrer Söhne, beispielsweise zur Spielsucht oder Verschwendung, nicht kennen würden.641 Doch wie Michaelis gab auch Christoph Meiners der städtischen Bevölkerung, welche die Studenten anschreiben ließ, eine Mitschuld, indes nicht ansatzweise so vehement und so umfänglich. Über die Motive der Gläubiger äußerte sich Meiners nicht, warf ihnen aber vor, das Schuldenwesen voranzutreiben, indem sie den Universitätsbesuchern schmeichelten und ihr Geld ablehnten, um ihnen zu borgen. Dies setze wiederum eine Kette von Ereignissen in Gang, die letztlich zu einer zerrütteten Haushaltung führe, da die Universitätsbesucher immer wieder, auch für Vergnügungen und ähnliches, die Möglichkeit des Kredits in Anspruch nähmen. Zudem ließen die Kreditgeber die Studenten zwar bereitwillig kreditieren, allerdings erwarteten sie die vollständige Bezahlung vom nächsten Wechsel. Erhielten sie diese, so fördere das die Vergabe von Krediten nur noch mehr. Daher sei es fatal, wenn die Eltern, sobald sich ihre Söhne der Schuldentilgung wegen bei ihnen meldeten, selbiges zügig täten. Im Glauben, dass die elterliche Fürsorge ihnen stets helfe, würden die Universitätsbesucher das Kreditangebot der lokalen Einwohner immer wieder annehmen. Obwohl die Familien den eigenen Kindern nicht abträglich sein wollten, schadeten sie ihnen, weil sich das Verhalten der Schuldner nicht bessern könne. Vielmehr steigerten die Eltern deren Kreditwürdigkeit, was die Gläubiger wiederum vermehrt veranlasse, die Söhne anschreiben zu lassen.642 Auch Christoph Meiners fügte seinen Ausführungen einige Bemerkungen an. So sollten die Eltern ihre Söhne besser aufklären, wie viel Vermögen ihnen für

640 641 642

Ebd., S. 242f. Ebd., S. 243-245. Ebd., S. 246-248.

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das Studium zur Verfügung stand und für was sie es ausgeben durften. Reichten die Wechsel einmal nicht aus, sollte anstelle des Anschreibenlassens die Familie kontaktiert werden. Zudem hätten die Studenten selbst es tunlich zu vermeiden, Kommilitonen Geld zu borgen. Ihnen all dies beizubringen sei indes die Aufgabe der Eltern, nicht jene der Hochschulen. Letztere könnten auch nicht wegen jeder einzelnen Forderung mit den Familien korrespondieren, denn es bestehe ein Unterschied zwischen verschuldet sein und lediglich einige Rückstände zu haben. Erst wenn sich Ersteres deutlich abzeichne, werde die Universität aktiv.643 Der Autor resümierte, dass die Kreditedikte nicht in der Lage seien, das teilweise erhebliche Schuldenmachen zu verhindern, allerdings sei es den Universitätsbesuchern auf den Hochschulen nicht möglich, so viele Verbindlichkeiten anzuhäufen, wie außerhalb des akademischen Rechtskreises. Zudem könnten während der Studienzeit die Eltern viel zeitiger hinzugezogen werden, um das Ausmaß gering zu halten. Die Handlungsmöglichkeiten der Eltern kommentierte Meiners abschließend noch einmal ausführlich. Sie sollten sehr wohl ihren Söhnen zur finanziellen Hilfe eilen, jedoch nur, wenn sie sich gewiss seien, dass es sich um einen einmaligen Fehltritt gehandelt habe. Zeichne sich indes das Gegenteil ab, so hätten die Familien die Studenten mit Strenge maßzuregeln und Konsequenzen daraus zu ziehen. Die Eltern könnten beispielsweise zukünftig die Wechsel an eine angesehene Person senden, die selbige verwalte und dem Universitätsbesucher ausschließlich ein Taschengeld auszahle. Des Weiteren bestehe die Möglichkeit, die Universitätsbesucher durch das akademische Gericht kreditlos zu machen, was bedeutete, dass sie nicht mehr anschreiben lassen durften. Die Eltern könnten ebenso die Tilgung der Rückstände nach dem Conto-Mandat verlangen, denn [n]ichts tödtet den Credit von jungen Schuldenmachern schneller, als das Bezahlen der Schulden nach dem Credit-edikt.644 Schließlich hätten sie noch die Handhabe, ihre Söhne von der Hochschule abzuziehen. Die Auswahl der ausführbaren Verhaltensweisen war vielfältig. Christoph Meiners präferierte keine davon, allerdings wiederholte er die schädlichen Folgen, wenn Mütter und Väter in aller Stille die Rückstände der Studenten tilgten und dadurch den Kreislauf des Kredits immer weiter vorantrieben.645

Zwischenfazit Den Göttinger Professor Johann David Michaelis bewegten vor allem die Teuerung des Studiums und die daraus resultierenden Konsequenzen für die Hochschule. Neben der Senkung der Kosten war für ihn daher der Schutz der Studenten der zentrale Aspekt. In Hinblick auf das Schuldenwesen, das beide Elemente 643 644 645

Ebd., S. 249-251. Ebd., S. 256. Ähnlich MICHAELIS, Räsonnement, S. 593. MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 254-257.

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verband, bedeutete dies, die unerfahrenen Universitätsbesucher vor den eigennützigen Kreditgebern zu bewahren und das Kreditieren auf das Nötigste zu reduzieren. Ein gänzliches Verbot – trotz der verführenden Kreditgeber – lag indes nicht in seinem Interesse, da es dem Ansehen der jungen Männer und ihrer Familien geschadet und sie zugleich obdachlos sowie hungrig gemacht hätte, wenn die Geldanweisungen nicht rechtzeitig ankamen. In vielen dieser Aspekte stimmte Christoph Meiners zweieinhalb Jahrzehnte später mit seinem Kollegen überein, auch wenn er nicht immer so vehement war. Er nahm verstärkt die Eltern in die Verantwortung, die ihren Söhnen vor Beginn des Studiums nicht den rechten Umgang mit Geld beibrachten und damit den Grundstein für eine Schuldenspirale legten, aus der die Schuldner ihr Lebtag nur schwer wieder entrinnen könnten. Damit einhergehend nahm die Stigmatisierung der Kreditgeber als Verführer der unbedachten Universitätsbesucher deutlich ab.

4.5. Fazit Während im 16./17. Jahrhundert die Anordnungen wider das übermäßige Schuldenmachen der Universitätsbesucher noch sehr lückenhaft und juristisch oberflächlich waren, entwickelten sie sich aufgrund eines veränderten Bewusstseins im Laufe des 18. Jahrhunderts zu umfangreichen und immer detaillierteren Erlassen und Gesetzen.646 Die Professoren der Salana wussten um die Unmöglichkeit, das Borgen gänzlich zu unterbinden, nicht zuletzt, weil die Studenten oft unverschuldet bargeldlos waren und dann allein mittels Warenkrediten und anderen Unterstützungen weiter studieren konnten.647 Daher bemühten sich die Universität und die Landesherren, für alle Bedürfnisse der Universitätsbesucher ein maximales Kreditlimit festzulegen und gesetzliche Schwachstellen der Erlasse auszubessern. Grundlegende Intention der Hochschule war dabei die Disziplinierung der Studenten, die gleichsam vor unnötigen Ausgaben geschützt werden sollten. Daher lag nach den herzoglichen Verordnungen jegliche Verantwortung in finanziellen Interaktionen zwischen Stadtbewohnern und Universitätsbesuchern bei Ersteren. Aus diesem Grund war die Salana bestrebt, möglichst viel Transparenz in die wirtschaftlichen Handlungen zwischen beiden Parteien zu bringen. Da sie jedoch auch ihre eigenen Interessen verfolgte, vorrangig die Steigerung der seit 1730 stark sinkenden Frequentierung und den damit einhergehenden potentiellen An646 647

EBEL, Memorabilia Gottingensia, S. 101. Vgl. RASCHE, Norm und Institution, S. 141f. UAJ A 21 fol. 52r. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Konzept, 1. Oktober 1753.

FAZIT

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sehensverlust, war ein allzu striktes Vorgehen gegen die Schuldner nicht möglich, weshalb Reglementierungen gegen sie nur selten über die Planungsphase hinaus kamen. Vielmehr beschritt die Salana den Weg einer indirekten Erziehung, indem sie bei den Kreditgebern regulierend eingriff. Allerdings konnte die Universität die zunehmende Emanzipierung der Gläubiger im Verlauf des 18. Jahrhunderts nicht übergehen, da diese ihre Rechte zunehmend einforderten und schriftlich fixieren ließen. Zudem hätte sich eine anhaltende Kreditverweigerung seitens der Bevölkerung negativ auf die Frequenz und damit auf das Wohl der Hochschule und der Stadt ausgewirkt. Daher musste die Universität sich ihr gegenüber öffnen und konnte so in eine positive Wechselbeziehung eintreten, die beiden Seiten zum Vorteil gereichte. Hatten die Einwohner Jenas jahrzehntelang um ihre Rechte ringen müssen, schufen die Professoren für die Entrichtung ihrer Vorlesungshonorare hingegen privilegierte Bedingungen. Zudem stand bei den Kollegiaforderungen der Dozenten nicht so sehr die Disziplinierung der Studenten im Zentrum, sondern vielmehr die finanzielle Absicherung des Lehrkörpers. Das Conto-Mandat von 1793, das erstmals die Hörergelder der Professoren und Dozenten aufnahm, nannte sie an erster Stelle der privilegiert-legitimen Forderungen.648 Und in den akademischen Gesetzen, die ein Vierteljahrhundert später erlassen wurden, verhielt es sich ebenso.649 Was sich hier sehr deutlich zeigt, fasste Stefan Brüdermann bereits treffend zusammen: Indem die Professoren die Bezahlungen ihrer Honorare so vehement absicherten, kreierten sie sich eine bessere Grundlage für die Tilgung der von ihnen gewährten Kredite, als sie es für die übrige Bevölkerung taten.650 Die Auskoppelung der Verfügungen aus den Statuten und Visitationsdekreten ermöglichte während des 18. Jahrhunderts eine schnellere und flexiblere Abänderung der Kreditmandate, wenn dies notwendig war.651 In erster Linie war es die Salana selbst, die sich aus eigenen Interessen bei der Beseitigung der Missstände engagierte. Ferner kamen immer wieder Impulse aus den unterschiedlichsten Richtungen. Trotz konsensualer Gesetzesfindung war die entscheidende Instanz letztlich der Landesherr, der Veränderungen in der Rechtsnorm erlassen musste. Wie indes aufgezeigt werden konnte, veranlassten sowohl Friedrich III. als auch Anna Amalia und Carl August zumeist nur die Umsetzung der von der Hochschule gemachten Verbesserungsvorschläge und brachten selten eigene Veränderungen ein. Daher hat die Salana die Gestaltungsmöglichkeiten der Rechtsnorm selbst in der Hand gehabt.652 Dennoch blieben in den Verordnungen wider das 648 649 650 651 652

Conto-Mandat vom 25. November 1793 § 1 Absatz 1. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 114. BRÜDERMANN, Studenten als Einwohner in der Universitätsstadt Helmstedt, S. 16. Vgl. RASCHE, Norm und Institution, S. 137, 145. Vgl. ebd., S. 126, 143.

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DAS STUDENTISCHE SCHULDENWESEN IN DER RECHTSNORM

übermäßige Schuldenmachen der Studenten zahlreiche Aspekte unberücksichtigt, besonders in Hinblick auf die Regulierung der unbezahlten Rechnungen. Auch im öffentlichen Diskurs, vorrangig in akademischen Kreisen geführt, war die Schuldenproblematik ein vielbesprochenes Thema. Daher wundert es nicht, dass über identische Aspekte debattiert und ähnliche Gedankengänge vollzogen wurden. Die Universitätsbesucher galt es zu schützen, doch das Kreditwesen an und für sich sowie die Gläubiger verloren zunehmend ihre ausschließlich negative Konnotation.

5. Das Geben und Nehmen von Krediten Ich wiederhole jetzt nur noch meine Bitte in Ansehung des mir bestimmten Geldes und bitte nochmal sehr es doch so bald als möglich zu übermachen weil ich sonst wirklich in grosse Verlegenheit kommen kann.653

Ludwig Friedrich Froriep, 1796 Wenn die Studenten während ihrer Studienzeit zeitweilig kein Geld zur Verfügung hatten, standen ihnen lediglich wenige Möglichkeiten zur Finanzierung ihres Lebensunterhalts und des Studiums zur Verfügung. Die Speisung im Konvikt, Armutszeugnisse oder Stipendien konnte ausschließlich eine kleine Anzahl von Universitätsbesuchern nutzen. Zudem deckten diese Vergünstigungen nicht alle elementaren Bedürfnisse des Alltags ab. Eine weitere Option, sofern sie keine materielle Unterstützung von Familie und Freunden erhielten, war die Bitte um Kredit. Die Universitätsbesucher ersuchten darum vor allem die städtische Bevölkerung, die seit dem Niedergang der lokalen Wirtschaftszweige ihr ökonomisches Handeln auf die Salana ausgerichtet hatte.654 Dadurch entwickelte sich zwischen den Studenten und den Einwohnern Jenas eine gegenseitige Abhängigkeit. Allerdings maßen die Hochschule sowie einige Zeitgenossen und die ältere, teilweise sogar die jüngere Forschungsliteratur, den Stadtbewohnern die Rolle der Verführer zu, welche die unerfahrenen und leichtsinnigen Universitätsbesucher zu unnötigen Ausgaben anhielten.655 Zwar prellten die Studenten zuweilen ihre Kreditgeber, aber Letztere übervorteilten die Universitätsbesucher gleichsam.656 Stefan Brüdermann sah wiederum die Gläubiger als unterlegen, da Studenten zuweilen gedankenlos und ohne Verantwortungsgefühl anschreiben ließen.657 Doch in Anbetracht der rechtlichen Emanzipation der Kreditgeber und der Sozialisation der Universitätsbesucher im kreditgeprägten 18. Jahrhundert müssen diese Stigmata eingehender geprüft werden.

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GSA 6/4423 lose eingelegt. Ludwig Friedrich Froriep an Justus Friedrich Froriep, 31. März 1796. DEINHARDT; PESTER, Stadt und Universität, S. 154. EBEL, Memorabilia Gottingensia, S. 101f. HEER, Marburger Studentenleben, S. 19. KEIL; KEIL, Geschichte des Jenaischen Studentenlebens, S. 57f. STIEDA, Jenaische Studentenrechnung, S. 76. MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 252f. Vgl. Kapitel 4.2. – Die Interessen der Universität. KEIL; KEIL, Geschichte des Jenaischen Studentenlebens, S. 57f. STIEDA, Jenaische Studentenrechnung, S. 73. Vgl. ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 119. Zur Meinung von Johann David Michaelis und Christoph Meiners vgl. Kapitel 4.4. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 300. Vgl. EBEL, Memorabilia Gottingensia, S. 101f. Auch bei STEIN, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 110 klang dies an.

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

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5.1. Das Gesuch um Kredit Damit es zwischen beiden Parteien zur Gewährung eines Kredits kommen konnte, mussten die Studenten zunächst darum bitten.658 In den universitären Quellen lassen sich nur sehr selten Informationen über diesen Vorgang finden. Die Angaben sind in der Regel allgemein gehalten und betonen meist die vom Bittsteller vorgebrachte Dringlichkeit, das Gesuch zu gewähren. So bat Johann Heinrich Benjamin Wachsmuth den Leinenweber Johann Christian Gottlieb Müller um einen Barkredit in Höhe von drei Talern. Als Begründung führte er an, er habe noch kein Geld erhalten, brauche jedoch dringend welches für seine Verpflegung und Medikamente, da er krank sei. Zudem könne er niemanden anderen als ihn um die finanzielle Hilfe bitten.659 Diese Ausführung suggeriert eine gewisse Vertrautheit zwischen beiden Männern, die über die gewöhnliche Beziehung zwischen Universitätsbesucher und Stadtbewohner hinausgegangen zu sein scheint. Genutzt hat es Wachsmuth trotzdem nicht, denn seinem Ersuchen wurde nicht entsprochen.660 Erfolgreicher war da die Bargeldbitte von Carl August Hartmann an den Theologieprofessor Heinrich August Schott. Letzterer unterstützte den Studenten zum wiederholten Mal, weil dieser die finanzielle Unterstützung so dringend benötige.661 Die Bitte, geborgt zu bekommen, wurde vorrangig mündlich geäußert und beantwortet.662 Wachsmuth notierte sein Anliegen nur, weil er im Gefängnis der Salana, dem Karzer, saß.663 Ansonsten hat sich ausschließlich ein weiteres schriftliches Kreditgesuch erhalten – jenes von Friedrich Jansen. Er schrieb:

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Vgl. HÄBERLEIN, Kreditbeziehungen und Kapitalmärkte, S. 46f. Belege über Kreditvermittler, wie es sie bei anderen Privatkrediten gab, sind im studentischen Schuldenwesen nicht nachzuweisen. UAJ E I 853 unpag. Johann Heinrich Benjamin Wachsmuth an Johann Christian Gottlieb Müller, ohne Datum [1809]. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 5. Juli 1809. Ähnlich UAJ E II 282 fol. 7v. Johann Christian Friedrich Muschter an Universität Jena, 14. Februar 1823. Der sich auf dem Karzer befindende Muschter klagte, dass er nur noch die dreckige Wäsche besitze, die er am Leib trage, die niemand für ihn wasche, da er den Lohn dafür nicht zahlen könne. Der Student konnte demnach für die Reinigung seiner Kleidung nicht (mehr) anschreiben lassen. UAJ E II 517 lose eingelegt. Heinrich August Schott an Universität Jena, 12. November 1826. Vgl. Carola LIPP: Aspekte der mikrohistorischen und kulturanthropologischen Kreditforschung, in: Jürgen SCHLUMBOHM (Hg.): Soziale Praxis des Kredits. 16.-20. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 238), Hannover 2007, S. 15-36, hier S. 15. Craig MULDREW: Zur Anthropologie des Kapitalismus. Kredit, Vertrauen, Tausch und die Geschichte des Marktes in England 1500-1750, in: Historische Anthropologie 6 (1998), S. 157-199, hier S. 192. UAJ E I 853 unpag. Universitätsprotokoll, 5. Juli 1809.

DAS GESUCH UM KREDIT

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Lieber Bätz, Du wirst mir einen großen Gefallen thuen wenn du mir diesen Abend 4 Flaschen Würzburger schickst, wenn du es aber nicht gerne thuest so werde ich auch das nicht übel nehmen, nur sage der Aufwärterin als denn wenn du mir nicht mehr pumpen willst du wollest es schon besorgen oder so etwas, damit Sie es nicht merkt. Dein Freund Jahnsen.664

Diese wenigen Zeilen offenbaren einige interessante Einblicke in das Kreditieren um 1800. Auch zwischen diesen beiden Akteuren muss eine Verbundenheit bestanden haben, da Jansen es nicht übel nehmen wollte, wenn der Burgkellerwirt Johann Adam Bäz ihm nicht borgte. Offen bleibt indes, welche Ausgestaltung die Beziehung beider Männer besaß. Des Weiteren ging es hier keineswegs um einen unentbehrlichen oder gar existenzsichernden Kredit, sondern lediglich um vier Flaschen Bier.665 Ob die Bitte durch fehlendes Bargeld motiviert war, ist nicht festzustellen. Allerdings belegt sie, dass nicht allein um Kredit gebeten wurde, wenn die Bittsteller ihn dringend benötigten, sondern auch für Waren und Dienstleistungen, die die Universitätsbesucher womöglich hätten bezahlen oder darauf verzichten können. Von besonderem Interesse ist zudem die Bitte, bei verweigerter Gewährung des Gesuchs die dadurch entstehende Kreditunwürdigkeit anderen nicht mitzuteilen. Diese Aussage belegt, dass sich die Jenaer Bevölkerung untereinander über die an Studenten gewährten Kredite ausgetauscht haben muss.666 So konnte folglich jeder potentielle Gläubiger in Erfahrung bringen, wie zuverlässig die studentischen Kreditnehmer bei der Rückzahlung ihrer Verbindlichkeiten waren und somit das eigene Risiko bei einer Kreditvergabe abschätzen.667 Zuweilen nahm dies sogar größere Ausmaße an. So erklärte der Wirt Ernst Bauer vor dem akademischen Gericht, er wolle es sich vorbehalten, 664 665

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UAJ A 2298 unpag. Friedrich Jansen an Johann Adam Bäz, ohne Datum [1806]. In einschlägigen Wörterbüchern des ausgehenden 18. Jahrhunderts fand sich die Bezeichnung Würzburger nicht, doch es ist davon auszugehen, dass es sich um Bier aus besagter Stadt handelte. Zur Stadt als Kommunikationsraum vgl. Helmut BRÄUER, Elke SCHLENKRICH (Hg.): Die Stadt als Kommunikationsraum. Beiträge zur Stadtgeschichte vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Festschrift für Karl Czok zum 75. Geburtstag, Leipzig 2001. Die mündlichen Kommunikationswege sind nicht nachweisbar, aber es zeigt sich, dass sich unter den Taufpaten der Kinder des Schuhmachers Johann Christian Heinrich Tonndorf acht weitere Kreditgeber beziehungsweise deren Ehepartner befanden. Bei ihnen handelte es sich um folgende Personen: KA J TR SK 1809 Bl. 97 Nr. 65. Caroline Friederika Maria Herzer, Frau des Tuchmachers Johann Samuel Herzer. Ebd. 1811 Bl. 205 Nr. 22. Perückenmacher Johann Georg Gottfried Lex. Ebd. 1814 Bl. 378 Nr. 80. Maria Christiane Mäder, Frau des Traiteurs Johann Christoph Mäder. Ebd. 1816 Bl. 464 Nr. 65. Tuchmacher Johann Christoph Friedrich Weimar. Ebd. 1818 Bl. 569 Nr. 65. Schuhmacher Gottfried Sebastian Martin Knöfler. Ebd. 1821 Bl. 725 Nr. 4. Maria Elisabeth Schütze, Frau des Konditors Johann Friedrich Adolph Schütze. Ebd. Schneider Johann Daniel Friedrich Drescher. Ebd. Pferdeverleiher Johann Gottfried Ferdinand Flister. Dass die Kreditgeber dieselben Universitätsbesucher anschreiben ließen, kam lediglich in fünf Fällen und nur bei Tonndorf und Weimar vor.

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DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

das Betragen seines Schuldners Johann Christian Friedrich Muschter in öffentlichen Blättern bekannt zu machen, damit andere Leute vor dem Studenten gewarnt seien.668 Nachdem das Kreditgeschäft verbal vereinbart worden war, erfolgte im Idealfall eine schriftliche Fixierung.669 Wenn über einen längeren Zeitraum angeschrieben wurde, sind Rechnungen jedoch meist nicht zeitnah zur Kreditvergabe ausgestellt worden. Vielmehr war es üblich, an einer Tafel oder in einem Buch alle Posten zu notieren und diese dann von Zeit zu Zeit zu summieren. So machten es nachweislich die Witwen Maria Christiana Eleonora Rödiger und Maria Dorothee Tröbitz sowie der Schneider Anton Georg Bernhard Arste.670 In den 1820er-Jahren legten sich einige Kreditgeber sogar gedruckte Rechnungsbögen zu, auf denen sie nur noch die Namen der Schuldner und die zugehörigen Forderungen eintragen mussten.671 Auf den Rechnungen bestätigten die Kreditnehmer mit ihrer Unterschrift die Schulden,672 oder sie verfassten separat ein paar Zeilen,673 die im Besitz der Gläubiger blieben. Somit besaßen diese den Beleg, dass 668

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UAJ E II 282 fol. 12v. Universitätsprotokoll, 18. Februar 1823. Ähnlich UAJ E II 517 unpag. Heinrich August Schott an Universität Jena, 28. Mai 1834. Vgl. Kapitel 7.3.2. – Die öffentliche Denunziation der Schuldner. Vgl. UAJ E I 583 unpag. Johann Gottfried Brand an Universität Jena, 7. Mai 1801. Gerade Personen, die selten an Studenten borgten, scheinen allerdings darauf verzichtet zu haben, wenn sie den Schuldner kannten. UAJ E II 534 fol. 22r. Universitätsprotokoll, 6. Januar 1829. UAJ E II 201 fol. 35r. Stadtgericht Jena an Universität Jena, 7. September 1825. UAJ E II 358 fol. 2v. Universitätsprotokoll, 18. Dezember 1823. Vgl. LIPP, Kreditforschung, S. 16. Eine hierfür interessante Quelle stellen die Anschreibebücher dar, die unterschiedlichste Notizen beinhalten können. Vgl. Christine VAN DEN HEUVEL: Ländliches Kreditwesen am Ende des 18. Jahrhunderts im Hochstift Osnabrück. Das Anschreibebuch des Johann Gabriel Niemann, in: Osnabrücker Mitteilungen 91 (1986), S. 163-192. Bäcker Heinrich Gottlob Johann Kayser: UAJ E II 725 unpag. Rechnung, 1. September 1831. Buchhändler August Schmid: UAJ E II 550 fol. 90r. Rechnung, Dezember 1828. Wirt Christian Strickert: UAJ E II 655 fol. 4r. Rechnung, 6. Juli 1830. Kaufmann Heinrich Ernst Voigt: UAJ E II 645 fol. 10r. Rechnung, 28. April 1830. UAJ E II 655 fol. 6r. Rechnung, 6. Juli 1830. Tuchmacher Friedrich Weimar: UAJ E II 460 fol. 27r. Rechnung, 21. März 1828. UAJ E II 537 unpag. Rechnung, 16. September 1826. UAJ E II 645 fol. 6r. Rechnung, 28. April 1830. UAJ E II 655 fol. 7r. Rechnung, 6. Juli 1830. UAJ E I 615 unpag. Rechnung, 26. September 1802. UAJ E I 818 unpag. Rechnung, 4. September 1806. Ebd. unpag. Rechnung, 21. März 1807. Ebd. unpag. Rechnung, 29. Mai 1807. Ebd. unpag. Rechnung, 1. Juni 1807. Ebd. unpag. Rechnung, 24. Juni 1807. Ebd. unpag. Rechnung, 27. Juni 1807. UAJ E II 287 fol. 33r. Rechnung, 1. Mai 1823. Ebd. fol. 44r. Rechnung, 18. Mai 1823. Ebd. fol. 50r. Rechnung, 15. Mai 1823. UAJ E II 550 fol. 6r. Rechnung, 12. August 1828. Anders UAJ E I 407 fol. 41r. Universitätsprotokoll, 21. April 1796. Der Professor der Philosophie Johann August Heinrich Ulrich reichte den originalen Aufschreibezettel seiner Vorlesung ein, auf dem Martin Langk unterschrieben hatte. UAJ E I 283 unpag. Schuldenbestätigung, 5. Januar 1792. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, 31. Januar 1793. UAJ E I 435 unpag. Schuldenbestätigung, 26. März 1796. Ebd. un-

DAS GESUCH UM KREDIT

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die Studenten die Ansprüche anerkannt hatten. Manche Universitätsbesucher weigerten sich jedoch, dies zu tun. Das Argument eines solchen Schuldners war, dass der Kläger, wenn dieser seinem Wort, dass er die Verbindlichkeiten erstatten werde, nicht traue, er auch den Zeilen nicht trauen könne, die er ihm niederschreibe.674 Der Aspekt der Ehre, dass die Forderungen von den Universitätsbesuchern wieder getilgt werden,675 tritt hier bereits deutlich hervor. Aber allein darauf vertrauen wollten die Einwohner der Saalestadt nicht und ließen sich daher ihre Ansprüche teilweise von der Salana bestätigen.676 Dies war allerdings nur möglich, wenn die Hochschule über die Rückstände bereits Aufzeichnungen besaß, die Angelegenheit also schon im Vorfeld vor das akademische Gericht gebracht worden war, beispielsweise durch die Anmeldung der Rechnungen.

674 675 676

pag. Schuldenbestätigung, 23. April 1796. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, 4. April 1796. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, ohne Datum [1796]. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, 22. April 1796. UAJ E I 583 unpag. Schuldenbestätigung, 17. April 1801. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, 20. April 1801. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, 21. April 1801. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, 22. April 1801. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, 6. August 1800. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, 25. März 1801. UAJ E I 615 unpag. Schuldenbestätigung, September 1802. UAJ E I 628 unpag. Schuldenbestätigung, 1. März 1802. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, 2. März 1802. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, 10. Mai 1802. UAJ E I 672 unpag. Schuldenbestätigung, 29. August 1803. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, 8. Oktober 1803. UAJ E I 818 unpag. Schuldenbestätigung, 20. November 1806. UAJ E I 892 unpag. Schuldenbestätigung, Mai 1810. UAJ E I 928 unpag. Schuldenbestätigung, 5. März 1812. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, 11. Dezember 1812. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, 15. Dezember 1812. UAJ E II 85 fol. 18r. Schuldenbestätigung, 27. August 1819. UAJ E II 147 fol. 4r. Schuldenbestätigung, 14. Januar 1820. UAJ E II 196 fol. 6r. Schuldenbestätigung, 28. Mai 1821. UAJ E II 279 fol. 31r. Schuldenbestätigung, 3. Februar 1823. Ebd. fol. 41r. Schuldenbestätigung, 19. Februar 1823. UAJ E II 330 fol. 3r. Schuldenbestätigung, 21. März 1824. Ebd. fol. 7r. Schuldenbestätigung, ohne Datum [1824]. UAJ E II 340 fol. 9r. Schuldenbestätigung, ohne Datum [1824]. UAJ E II 410 unpag. Schuldenbestätigung, Abschrift, 22. Januar 1826. UAJ E II 460 fol. 18r. Schuldenbestätigung, 17. Oktober 1826. UAJ E II 517 unpag. Schuldenbestätigung, 17. Dezember 1827. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, 2. August 1827. Ebd. unpag. Schuldenbestätigung, 12. November 1826. UAJ E II 534 fol. 9r. Schuldenbestätigung, 8. Juni 1828. UAJ E II 550 fol. 6r. Schuldenbestätigung, ohne Datum [1828]. Ebd. fol. 18r. Schuldenbestätigung, 6. Juli 1828. Ebd. fol. 30r. Schuldenbestätigung, 14. November 1828. Ebd. fol. 32r. Schuldenbestätigung, ohne Datum [1828]. Ebd. fol. 35v. Schuldenbestätigung, 21. November 1828. Ebd. fol. 42r. Schuldenbestätigung, 21. November 1828. UAJ E II 668 fol. 2r. Schuldenbestätigung, 22. Mai 1830. Ebd. fol. 17r. Schuldenbestätigung, 16. Mai 1830. Ebd. fol. 20r. Schuldenbestätigung, 28. März 1830. Ebd. fol. 31r. Schuldenbestätigung, 20. Mai 1830. Vgl. Hendrikje CARIUS: Recht durch Eigentum. Frauen vor dem Jenaer Hofgericht 1648-1806 (bibliothek altes Reich 12), München 2012, S. 210. UAJ E II 258 fol. 4v. Universitätsprotokoll, 6. September 1822. Vgl. MICHAELIS, Räsonnement, S. 593. UAJ A 819 fol. 32r. Universitätsprotokoll, 1. Juli 1791.

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DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

5.2. Die Charakterisierung der Aukteure und der Kredite Eine Sammlung dieser angemeldeten Forderungen hat sich für die Zeit seit dem Winterhalbjahr 1819/20 erhalten, da aufgrund der 1817 eingeführten akademischen Gesetze alle Ansprüche gegenüber Studenten in jenem Semester bei der Universität angemeldet werden mussten, in dem sie entstanden waren, sonst verloren sie ihre Einklagbarkeit.677 Dadurch gaben viele Bittsteller zum Ende des jeweiligen Halbjahres ihre Listen mit den noch nicht bezahlten Studentenschulden ab, die wiederum sorgfältig aufbewahrt wurden.678 Aufgrund der verpflichtenden Abgabe stellt das Datenmaterial eine gute Basis dar, um sich den studentischen Schuldenverhältnissen in Jena zu nähern. Dennoch kann auch diese Quelle keineswegs alle tatsächlich getätigten Kredite enthalten. In den elf Jahren bis einschließlich Sommersemester 1830 wurden von den Kreditgebern insgesamt 11.971 Forderungen eingereicht, was täglich durchschnittlich drei Anmeldungen entspricht.679 Hierbei wurden der Terminus Forderung und die verwendeten Synonyme so definiert, dass jeder einzelne Gegenstand des Kreditgeschäfts als ein Anspruch gezählt wurde. Diagramm 11 dokumentiert deren Verteilung nach akademischen Halbjahren. Deutlich zu erkennen ist das wellenförmige Ansteigen der Anzahl der vergebenen Kredite. Im genauer zu untersuchenden Zeitraum, der die ersten zehn Semester bis einschließlich Sommerhalbjahr 1824 und damit knapp die Hälfte der Zeit umfasst,680 wurde lediglich ein Fünftel (2.574; 21,5%) aller zugrunde liegenden Schulden gemacht. Die Erklärung hierfür verbirgt sich zum einen in der Neueinführung des Anmeldemodus. Die Regelung musste erst unter den Bewohnern der Saalestadt bekannt gemacht und angenommen werden und konnte erst dann erfolgreich wirken. Zum anderen zeigte eine kursorische Durchsicht der Ansprüche, die in der zweiten Hälfte der 1820er-Jahre erhoben wurden, dass jene Gläubiger, die häufig für viele verschiedene Universitätsbesucher im Semester anschrieben (20 und mehr), meis677

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Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 116. Vgl. HEER, Marburger Studentenleben, S. 20f. Waren in Marburg 14 Tage nach Beginn des neuen Semesters die Schulden nicht bezahlt, hatten die Gläubiger sich binnen acht Tagen an das akademische Gericht zu wenden, sonst verloren sie das Recht, dort zu klagen. UAJ E II 112, UAJ E II 195, UAJ E II 290, UAJ E II 443, UAJ E II 520, UAJ E II 576, UAJ E II 641. Diese Akten beinhalten die Forderungen bis einschließlich 1830. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 335. In Göttingen gab es ein chronologisches Mahnregister, welches mit derselben Intention im Zeitraum von 1772 bis 1797 geführt wurde. Ebd., S. 316 gab an, dass darin jährlich zwischen 600 und 900 Einträge verzeichnet wurden. Inwieweit diese Angaben mit den für Jena ermittelten Zahlen vergleichbar sind, kann ohne einen Blick in die Göttinger Akten nicht gesagt werden. Grundlegend für die ausgewählte Zeitspanne war die Möglichkeit, die so erhobenen Informationen mit den Geldeingängen der Studenten vergleichen zu können, die für den Zeitraum vom 1815 bis 1825 überliefert sind.

DIE CHARAKTERISIERUNG DER AUKTEURE UND DER KREDITE

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tens auch mehrere Forderungen an sie hatten. Dies schlägt sich in der Statistik nieder und belegt zugleich, dass die Bevölkerung die neue Verordnung zunehmend akzeptierte und auf die Regulierung durch die Hochschule vertraute. Rückschlüsse auf eine sich wandelnde Mentalität der Kreditnahme und -vergabe dürfen aus den eben angeführten Gründen hieraus jedoch nicht gezogen werden.

Kreditanzahl

1200 1000 800 600 400 200 0

Semester

Diagramm 11 Anzahl der Forderungen je Semester

Um sich den einzelnen Akteuren zu nähern, wurden ihnen die 2.574 Ansprüche zugeordnet. Bei der Identifizierung der Kreditnehmer bildete die Universitätsmatrikel die Grundlage.681 Ergiebig wurde die Arbeit durch die häufige Angabe der Herkunft der Studenten auf den Rechnungen, seltener ihrer Vornamen. Erschwerend wirkten sich die zahlreichen Handschriften aus, wodurch viele Namen nicht entziffert, geschweige denn in der Matrikel gefunden werden konnten. So wurden 1.879 (73,0%) Forderungen 584 Universitätsbesuchern zugeordnet. Wiederum 467 (80,0%) von ihnen immatrikulierten sich in der Zeit vom Wintersemester 1819/20 bis Sommerhalbjahr 1824. Bei einer Gesamtimmatrikulation von 1.147 Studenten in diesen Jahren verschuldeten sich demnach nachweislich 40,7% der in Jena verweilenden Universitätsbesucher. Für die eindeutige Benennung der Kreditgeber wurden die Kirchenbücher der Stadt Jena herangezogen, die sowohl Tauf- als auch Heirats- und Sterberegister beinhalten.682 Als eindeutig identifiziert galten diejenigen, die entweder mit Vor681 682

Universitätsmatrikel. Diese liegen in einer Demographiedatenbank vor, die im Sonderforschungsbereich 482 Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800 angelegt worden ist.

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DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

und Zunamen sowie dem ausgeübten Beruf oder der familiären Eingebundenheit ermittelt werden konnten. Ferner diejenigen, bei denen zusätzlich zum Familiennamen der Beruf und Arbeitsort bekannt waren. Letzteres fand besonders bei Wirten und Aufwärtern sowie bei auswärtigen Gläubigern Anwendung. Unter dieser Prämisse konnten 2.471 (96,0%) Ansprüche insgesamt 119 Kreditgebern zugeordnet werden. Vergleicht man diese Zahl mit der Gesamtbevölkerung Jenas, die nach den Kriegsjahren von 1813/14 allmählich wieder wuchs und um 1820 etwa 3.750 Menschen umfasste,683 so ergäbe sich ein Anteil von gerade einmal 3,2% der Ortsansässigen, der Kredite an die Studenten gewährte. Allerdings machten Kinder und Jugendliche einen nicht unerheblichen Prozentsatz der Einwohner aus, der jedoch keinen Kredit gab. In seiner Publikation des Adressbuches aus dem Jahr 1810 druckte Fritz Chemnitius eine Übersicht ab, aus der zu entnehmen ist, dass 1.543 Söhne und Töchter noch „in der Eltern Brod“ standen. Er bezifferte für das benannte Jahr die Anzahl der Einwohner der Saalestadt mit 4.308 Menschen, wonach nach Abzug der Kinder 64,2% (2.765) kreditfähige Personen übrigblieben. Demnach hätten 4,3% der erwachsenen Bevölkerung Kredit gegeben. Da jedoch Gesellen, Knechte und Mägde sehr selten als Gläubiger in Erscheinung traten, sollen diese hier noch exkludiert werden. Dadurch verringert sich die Summe der zu berücksichtigen Kreditgeber um 612 auf 2.153 Personen.684 Somit ist zu konstatieren, dass der Anteil der kreditgebenden Bevölkerung Jenas etwa 5,5% betrug, ausgehend allerdings von der Einwohnerzahl des Jahres 1810. Nimmt man die gleiche anteilige Zusammensetzung der Stadtbewohner auch für zehn Jahre später an, so ergäbe sich ein Anteil von etwa 6,6% kreditfähiger Menschen in der Saalestadt. Der errechnete Prozentsatz der Schuldner, der Gläubiger sowie der gewährten Kredite markiert ausschließlich das Minimum.685 Wirtschaftliche Interaktionen fanden schon allein aufgrund der gegenseitigen ökonomischen Abhängigkeit permanent statt. Eine Auswertung zusätzlicher Quellen würde daher weitere Namen heraufbefördern.686 Zudem sind alle Verbindlichkeiten, die bereits nach kurzer Zeit wieder beglichen wurden, nicht dem akademischen Gericht gemeldet worden. Wurde Universitätsbesuchern beispielsweise zu Beginn des Halbjahres geborgt, hatten diese sechs Monate Zeit, ihre Rückstände zu tilgen, bevor die 683

684 685 686

Klaus RIES: Zur Jenaer Bevölkerung um 1800: Ein Problemaufriß, in: Klaus RIES (Hg.): Zwischen Universität und Stadt. Aspekte demographischer Entwicklung in Jena um 1800 (Bausteine zur Jenaer Stadtgeschichte 7), Weimar 2004, S. 7-18, hier S. 9f. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 27. Fritz CHEMNITIUS: Als Jena noch 3700 Seelen zählte. Ein Jenaer Adreßbuch des Jahres 1810, Jena 1937, S. 6. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 517. Vgl. Senatsregistrande: UAJ A 353. Prorektoratsregistrande: UAJ A 354, UAJ A 354a, UAJ A 355a. Verzeichnis über die an die Universität gesandten Gelder: UAJ E II 22, UAJ E II 26.

DIE CHARAKTERISIERUNG DER AUKTEURE UND DER KREDITE

157

Kreditgeber diese an der Hochschule melden mussten. Die Ausstellungsdaten der Rechnungen belegen zudem, dass die Ansprüche in der Regel nicht vorher an das akademische Gericht weitergegeben wurden687 und die Gläubiger den Studenten die längst mögliche Zeit zur freiwilligen Rückerstattung gewährten. Trotzdem ist bereits ersichtlich, welche Bedeutung das Borgen für einen großen Teil der Studenten hatte, da sie vielfach darauf zurückgriffen, während es für die Einwohner der Stadt an der Saale keine Selbstverständlichkeit war, Kredit an Studenten zu geben. Daraus ergibt sich wiederum eine relative Machtposition der Kreditgeber, zumindest zu Beginn ihrer wirtschaftlichen Interaktion.688

Die Zusammensetzung der Schuldner und Gläubiger Von den 467 kreditnehmenden Universitätsbesuchern konnten für die folgenden Untersuchungen nicht alle herangezogen werden. Bei der weiterführenden Auswertung hatten dieselben Kriterien Gültigkeit, die bereits bei der Bearbeitung der mit der Post nach Jena gesandten Wechsel zugrunde gelegt wurden.689 Anders ist hier hingegen, dass für jeden Kreditnehmer alle Forderungen ermittelt werden konnten, da der zugrundeliegende Untersuchungszeitraum zwar mit dem Sommersemester 1824 abgeschlossen ist, die Informationen für die nachfolgenden Jahre aber noch zur Verfügung stehen und extrahiert werden konnten. So war es möglich, für insgesamt 384 Personen, immerhin ein Drittel (33,5%) aller in dieser Zeit neu Immatrikulierten, sämtliche in diesem Quellentyp enthaltenen Verbindlichkeiten zu ermitteln. Die Differenzierung der Kreditnehmer nach ihrer geographischen Herkunft zeigt zunächst ein sehr homogenes Bild. 190 (49,5%) Studenten waren Landeskinder und 194 (50,5%) stammten aus ausländischen Territorien. Die Repräsentativität der Stichprobe wird bei einem Vergleich der Daten mit der Herkunft aller Immatrikulationen der untersuchten Jahre deutlich. Unter ihnen befanden sich 575 (50,1%) Landeskinder und 563 (49,1%) auswärtige Universitätsbesucher.690 Die Verteilung der Schuldner aus den ernestinischen Gebieten offenbart zwei deutliche Schwerpunkte bei jenen aus Sachsen-Gotha-Altenburg (75; 39,5%) und aus Sachsen-Weimar-Eisenach (74; 38,9%). Kreditnehmer aus Sachsen-Meiningen (22; 11,6%) und Sachsen-Coburg-Saalfeld (19; 10,0%) ließen sich hingegen selte687

688

689 690

Die Rechnungen wurden fast ausschließlich im März und April (für das Wintersemester) sowie im September (für das Sommersemester) ausgestellt und dem akademischen Gericht übergeben. Zu den Machtbeziehungen im Kreditwesen vgl. Laurence FONTAINE: Die Bauern und die Mechanismen der Kreditvergabe, in: Gabriele B. CLEMENS (Hg.): Schuldenlast und Schuldenwert. Kreditnetzwerke in der europäischen Geschichte 1300-1900 (Trierer Historische Forschungen 65), Trier 2008, S. 109-130, hier S. 127f. Vgl. S. 38f. Bei neun (0,8%) Universitätsbesuchern ließ sich keine Herkunftsangabe ermitteln.

158

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

ner nachweisen. Bei der Analyse der auswärtigen Studenten ergaben sich 24 Herkunftsgebiete. (Diagramm 12) Verstärkt vertreten waren Kreditnehmer aus dem Königreich Bayern (zehn; 5,1%), den reußischen Fürstentümern (elf; 5,7%), dem Herzogtum Sachsen-Hildburghausen (elf; 5,7%), dem Herzogtum Holstein (12; 6,2%), den beiden mecklenburgischen Großherzogtümern (20; 10,3%), dem Königreich Preußen (21; 10,8%) sowie dem Königreich Sachsen (26; 13,4%) und den schwarzburgischen Fürstentümern (28; 14,4%). Mit Blick auf die Herkunft aller auswärtigen Universitätsbesucher, die sich zwischen Wintersemester 1819/20 und Sommerhalbjahr 1824 an der Salana immatrikulierten, müssen die Angaben etwas relativiert werden. Zwar stammten aus den Territorien, aus denen die meisten Kreditnehmer nachgewiesen werden konnten, auch die meisten Studenten, doch eine weitere Ausdifferenzierung offenbart, dass sich unter den Sachsen (26 von 106; 24,5%), Preußen (21 von 63; 33,0%), Schwarzburgern (28 von 81; 34,6%) und Bayern (10 von 28; 35,7%), die zahlreich an der Salana vertreten waren, relativ wenige Schuldner befanden. Bei Universitätsbesuchern aus den übrigen benannten Territorien nahm etwa jeder Zweite Kredit.

DIE CHARAKTERISIERUNG DER AUKTEURE UND DER KREDITE

159

106

Schuldner Immatrikulation

Studentenanzahl

81

63

47

28

26

28

26

21

21 19 19

20

19

17

16 10

9 4

12 13

6

7 5

3 3

5

12 8 23 33

11 10 3 1

11

5 1

33

5 3 2

Anhalt Baden Bayern Braunschweig Dänemark Hamburg Hannover Hessen Holstein Kurland Lippe Lübeck Mecklenburg Nassau Oldenburg Preußen Reuß Russland Sachsen S.-Hildburgh. Schleswig Schwarzburg Schweiz Württemberg

11

12

Herkunft Diagramm 12 Binnenverteilung der kreditnehmenden auswärtigen Studenten

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

160

So, wie sich das Verhältnis von Landeskindern und ausländischen Schuldnern darstellt, zeigt sich auch die Differenzierung der studierten Fächer.691 (Tabelle 12) Jura, Medizin und Theologie wurden von beiden Gruppen je zur Hälfte belegt. Eine eindeutige Tendenz ist so nicht nachweisbar. Die Untersuchung offenbart bei der Gegenüberstellung der Fachrichtungen indes eine signifikante Überpräsenz von jeweils knapp 40% an angehenden Juristen (140; 36,5%) und Theologen (152; 39,6%) im Vergleich zu den 10,2% (39) Medizinern. Im hier untersuchten Zeitraum studierten 205 (17,9%) aller 1.147 immatrikulierten Universitätsbesucher Medizin. Verglichen mit dieser Angabe borgten sich angehende Ärzte während ihres Studiums damit verhältnismäßig wenig. Da auch eine direkte Verbindung zwischen finanzieller Liquidität und Wahl des Studienfaches nicht nachgewiesen werden konnte,692 muss eine endgültige Erklärung hierfür offen bleiben. Tabelle 12 Verteilung der Studienfächer nach der Herkunft

Studienfach Jura Medizin Theologie sonstiges693 gesamt

gesamt 140 39 152 53 384

Landeskinder 69 (49,3%) 20 (51,3%) 78 (51,3%) 23 (43,4%) 190 (49,5%)

auswärtige Studenten 71 (50,7%) 19 (48,7%) 74 (48,7%) 30 (56,6%) 194 (50,5%)

Die Analyse der städtischen Kreditgeber ergab 119 Personen, 88 (73,9%) Männer sowie 31 (26,1%) Frauen. Ähnlich verhält sich die Verteilung bei den Schuldenakten. Hier konnten in den 60 Jahren des Untersuchungszeitraumes insgesamt 591 Gläubiger identifiziert werden. Bei ihnen handelte es sich um 467 (79,0%) Männer und 124 (21,0%) Frauen. Der besseren Repräsentativität wegen werden diese Kreditgeber und nicht jene der angemeldeten Forderungen näher untersucht. Dass Frauen als Gläubiger in Erscheinung traten – trotz einer öffentlichen Meinung, die ihnen Blödigkeit und Einfältigkeit attestierte,694 – darf nach den neueren Forschungen zum Privatkredit, die aufzeigten, dass in der Rechtspraxis der Schutz der Frauen hinter die Aufrechterhaltung einer stabilen Wirtschaft zurücktrat,695 nicht mehr verwundern. Der mangelnde Ausgleich zwischen den Gesetzen und der Rechtsprechung wird vor allem dann deutlich, wenn die Frauen als 691 692 693 694 695

Erhoben wurden diese Daten mit Hilfe des Studentenalbums. Vgl. Kapitel 2.2. – Die finanzielle Liquidität der Studenten. Hierunter fielen Kameralwissenschaften, Pharmazie, Philosophie und Mathematik. Vgl. RASCHE, Umbrüche, S. 105 Anm. 93. Zitiert nach CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 196. Ebd., S. 236. Zur Rolle der Frauen in der städtischen Wirtschaft vgl. Michaela SCHMÖLZHÄBERLEIN: Kleinstadtgesellschaft(en). Weibliche und männliche Lebenswelten im Emmendingen des 18. Jahrhundert (VSWG, Beiheft 220), Stuttgart 2012, hier besonders S. 199-239.

DIE CHARAKTERISIERUNG DER AUKTEURE UND DER KREDITE

161

Schuldnerinnen agierten, weshalb dies vielfach der Schwerpunkt der gegenwärtigen Forschung ist.696 Für den Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit ist jedoch lediglich die Rolle der Frauen als Gläubiger relevant. Im frühneuzeitlichen Hannover lag ihr Anteil bei etwa 14%,697 in Göttingen bei 12,7%.698 Während die weiblichen Kreditgeber, die primär der städtischen Bevölkerung borgten, zumeist der wohlhabenderen Oberschicht angehörten und mit ihrem Vermögen aktiv am lokalen Wirtschaftsleben teilnahmen,699 zeichnet sich bei den Gläubigerinnen der Studenten – obwohl ihre finanzielle Situation nicht direkt bewertet werden kann700 – ein anderes Bild ab. Bei ihnen handelte es sich vorrangig um Witwen701 (37; 29,9%) und Ehefrauen (35; 28,2%). Mit etwas Abstand folgten Aufwärterinnen (22; 17,7%) und Wäscherinnen (16; 12,9%).702 Der Anteil der Speiserinnen war mit 4,8% (sechs) marginal.703 Berücksichtigt werden muss jedoch, dass die familiären oder beruflichen Zusätze zu einem großen Teil aus den Akten des akademischen Gerichts entnommen wurden. Diese wiederum beruhten meist auf den Selbstangaben der Klägerinnen. Bezeichneten sie sich beispielsweise als Aufwärterin, wurden sie unabhängig von einer womöglich bereits erfolgten Eheschließung unter der angegebenen Bezeichnung geführt.704 Doch nicht selten machten die verheirateten und verwitweten Frauen verschiedene Angaben. Dies war in 20 (16,1%) Fällen so: Eine bezeichnete sich ferner als Aufwärterin, zehn als Wäscherinnen und neun als Speiserinnen. Daher bedarf die Interpretation der dargestellten Verteilung besonderer Vorsicht. Indes konnten jüngere Forschungen bereits die vermehrte Vergabe von Krediten seitens der

696

697 698

699 700 701 702 703 704

Neben der vielfach zitierten Literatur sind allgemein noch zu nennen: Nicole GROCHOWINA: Das Eigentum der Frauen. Konflikte vor dem Jenaer Schöppenstuhl im ausgehenden 18. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 26), Köln/Weimar/Wien 2009. Siegrid WESTPHAL (Hg.): In eigener Sache. Frauen vor den höchsten Gerichten des Alten Reiches, Wien/Köln/ Weimar 2005. STURM, Privatkredit, S. 66. Zur Forschungsdebatte bezüglich der Stellung der Frauen im Recht sowie ihrer Rolle bei Krediten vgl. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 23-35. Norbert WINNIGE: Vom Leihen und Schulden in Göttingen. Studien zum Kapitalmarkt, in: Hermann WELLENREUTHER (Hg.): Göttingen 1690-1755. Studien zur Sozialgeschichte einer Stadt (Göttinger Universitätsschriften Serie A, Schriften 9), Göttingen 1988, S. 252320, hier S. 281. STURM, Privatkredit, S. 87f. Vgl. Kapitel 5.3.2. – Das wirtschaftliche Eigeninteresse. Zu Witwen in der Frühen Neuzeit vgl. Gesa INGENDAHL: Witwen in der Frühen Neuzeit. Eine kulturhistorische Studie (Geschichte und Geschlechter 54), Frankfurt am Main 2006. Zu Aufwärterinnen und Wäscherinnen an der Universität Göttingen vgl. WAGENER, Dienstpersonal, S. 41-45. Unter den restlichen (acht; 6,5%) Gläubigerinnen befanden sich zwei Billardeusen, eine Jungfer, eine Kutschhalterin, drei Töchter und eine Stiefelwichserin. Anpassungen wurden nur in Ausnahmefällen, besonders bei wiederholt auftretenden Klägerinnen vorgenommen.

162

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

Witwen untermauern.705 Beate Sturms Ergebnis, verheiratete Frauen seien nur gelegentlich an den Geschäften beteiligt, kann für die ökonomischen Interaktionen mit den Studenten aber nicht gelten. Ebenso wie die dafür angeführte Begründung, die Ehemänner hätten sich primär um selbige gekümmert.706 Allein 14 (40,0%) der 35 verheirateten Gläubigerinnen kreditierten separat von ihren Ehemännern an Universitätsbesucher. Inwieweit diese über eigenes Vermögen beziehungsweise Eigentum verfügten,707 ist nicht nachvollziehbar, allerdings schrieben sie primär für Dienstleistungen an und vergaben keine Bar- oder Warenkredite.708 Demnach mussten sie für ihre Kredittätigkeit nicht zwingend über einen finanziellen Grundstock verfügen, trugen damit aber gleichzeitig zum Einkommen der Familie bei. Die 467 Männer ließen sich in verschiedene Berufsgruppen einteilen.709 (Tabelle 13) Zwei der drei größten Gruppen stammten aus dem universitären Wirkungskreis, wobei die Studenten selbst sowie die Professoren und Dozenten am häufigsten borgten. Auch das übrige Personal der Hochschule zählte zu den Kreditgebern. Dieser hohe Anteil der akademischen Bürger wundert nicht, da ihre Fluktuation um ein Vielfaches höher war als die der lokalen Bevölkerung. Dadurch kamen aus diesem Milieu immer wieder neue potentielle Gläubiger in die Stadt an der Saale, die den Universitätsbesuchern borgen konnten. Damit stieg zwangsläufig auch die Anzahl der unterschiedlichen Kreditgeber. Zwischen den Studenten und den Professoren positionierten sich die Wirte und Pächter. Das lederverarbeitende Handwerk war besonders durch die hohe Anzahl von Schuhmachern (36; 7,7%) in der Hierarchie derart präsent. Im Bekleidungs- und Textilhandwerk bewirkten die Schneider (23; 4,9%) selbiges. Beide Gewerbe zählten zu den Massenzünften, womit sich ihre verstärkte Existenz in der Saalestadt und unter den Kreditgebern erklärt. Obwohl in Jena auch das Bäckerhandwerk häufig vertreten war, gaben lediglich neun Bäcker (2,0%) und zwei (0,4%) Konditoren Kredit. Der recht hohe Anteil des Kunst- und Luxushandwerkes ging vor allem auf die Buchbinder (neun; 2,0%) und Perückenma705 706 707

708 709

CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 196. STURM, Privatkredit, S. 71. WINNIGE, Studien zum Kapitalmarkt, S. 281-283. STURM, Privatkredit, S. 71f. Das Weimarer Wechsel-Recht vom 18. Juli 1726 legte keine bestimmte Summe an Vermögen fest, die die Gläubiger besitzen mussten, um Kredit geben zu dürfen. Vgl. Anja AMEND-TRAUT: Wechselverbindlichkeiten vor dem Reichskammergericht. Praktiziertes Zivilrecht in der Frühen Neuzeit (Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich 54), Köln/Weimar/Wien 2009, S. 235. Sie benannte für Frauen in Frankfurt am Main 2.000 Gulden als notwendiges vorhandenes Vermögen. Zum Aspekt des Eigentums der Frauen vgl. GROCHOWINA, Eigentum der Frauen. Vgl. Kapitel 5.2. – Die gewährten Kredite der städtischen Bevölkerung. Zum Kreditverhalten verschiedener Gruppen in Göttingen während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vgl. WINNIGE, Studien zum Kapitalmarkt, S. 271-287.

DIE CHARAKTERISIERUNG DER AUKTEURE UND DER KREDITE

163

cher (15; 3,2%) zurück. Ferner traten vier (0,9%) Buchdrucker und acht (1,7%) Buchhändler als Gläubiger in Erscheinung. Bei den Dienstleitungsberufen waren Aufwärter (acht; 1,7%) und Stiefelwichser710 (14; 3,0%) häufig präsent. Zudem borgten nicht weniger als 20 (4,3%) Kaufleute den Universitätsbesuchern.711 Tabelle 13 Berufsgruppen der männlichen Gläubiger

Berufsgruppe712 Familienangehörige Fabrikanten Gesellen/Dienstboten

Anzahl 1 (0,2%) 2 (0,4%) 3 (0,6%)

Militär Hauswirte Metallhandwerk städtisches Personal

3 (0,6%) 4 (0,9%) 4 (0,9%) 5 (1,1%)

Transportgewerbe

7 (1,5%)

holz- und papierverarbeitendes Handwerk Bauhandwerk Mediziner/Apotheker Universitätspersonal Beamte

8 (1,7%) 9 (2,0%) 9 (2,0%) 9 (2,0%) 10 (2,2%)

Berufsgruppe Lebensmittelhandwerk sonstige Berufe Verleger, Kunst- und Buchhändler, Buchdrucker sonstiges Handwerk Kaufleute Dienstleistungsberufe Kunst- und Luxushandwerk Bekleidungs- und Textilhandwerk lederverarbeitendes Handwerk Studenten Wirte/Speiser/Pächter Lehrpersonal

Anzahl 16 (3,4%) 16 (3,4%) 17 (3,5%) 18 (3,9%) 20 (4,3%) 24 (5,1%) 31 (6,6%) 39 (8,3%) 46 (9,8%) 48 (10,3%) 57 (12,2%) 61 (13,1%)

Die mit dem Kreditwesen meist in Verbindung gebrachten Juden gab es in Jena weder vor noch nach 1815.713 Nachdem der sächsische Kurfürst Johann Fried710 711

712 713

Zu den Stiefelwichsern vgl. WAGENER, Dienstpersonal, S. 46f. Neben der Reinigung der Schuhe gehörte auch das Ausklopfen der Kleidung zu ihren Aufgaben. Zum Handwerk und unzünftigen Gewerbe in Jena vgl. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 81-91. Einzeluntersuchungen gibt es nur zu einigen Zünften und Handwerksbereichen. Herbert KOCH: Aus der Geschichte der Jenaer Zinngießerei, Mainz 1974. Herbert KOCH: Die Geschichte der Apotheken in Jena, Jena 1935. Friedrich LÜTGE: Geschichte des Jenaer Buchhandels einschließlich der Buchdruckereien, Jena 1929. KOCH, Jenaische Peruquier-Innung. Gertrud PAUL: Fünf Jahrhunderte Jenaer Bäckerinnung, Jena 1924. Bei der Zuteilung der Handwerksberufe wurde auf die Aufteilung von DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 374-376 Tabelle 11 zurückgegriffen. Ulrike SCHRAMM-HÄDER: Jeder erfreuet sich der Gleichheit vor dem Gesetz, nur nicht der Jude. Die Emanzipation der Juden in Sachsen-Weimar-Eisenach (1823-1850) (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 5), München, Jena 2001, S. 22f. Vgl. Brigitta KIRSCHE: Juden in Jena – von den Anfängen bis zum Ende des

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

164

rich I. 1536 mit einem Mandat verfügte, dass Juden in seinem Territorium nicht geduldet würden und dies zwei Jahrzehnte später sogar in die Landesordnung aufgenommen wurde, gab es bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in SachsenWeimar-Eisenach kaum jüdische Einwohner. Einzig in den Residenzstädten Eisenach und Weimar wurden sie aus ökonomischen Gründen toleriert.714

Die genommenen Kredite der Studenten Neben der Frage nach den Beteiligten der Kreditgeschäfte ist es von besonderem Interesse, wofür kreditiert wurde. Aufgrund der Datenüberlieferung ist zu erkennen, dass sich einige der identifizierten Schuldner bis in das Jahr 1829 bei den Einwohnern borgten. Insgesamt nahmen die 384 Studenten in dieser Zeit 1.851 Kredite, was im Durchschnitt knapp fünf (4,8) Forderungen pro Person entspricht. Die meisten (174; 45,3%) ließen jedoch ausschließlich ein- oder zweimal anschreiben. (Diagramm 13) Insgesamt borgten sich zwei Drittel (251; 65,4%) maximal viermal. Demgegenüber gab es allerdings zehn (2,6%) Schuldner, die mehr als 20 Ansprüche zu tilgen hatten.715 Diese Studenten müssen längere Zeit in Jena studiert haben, da sie fünf Semester und mehr anschreiben ließen.716 Von jenen 148 Kreditnehmern, die ausschließlich in einem Halbjahr Unterstützung benötigten, machte der Großteil (104; 70,3%) lediglich einmal Schulden, die verbleibenden 29,7% (44) borgten sich hingegen bis zu sechsmal.717

714 715

716

717

19. Jahrhunderts, in: Jena Arbeitskreis Judentum (Hg.): Juden in Jena. Eine Spurensuche, Jena 1998, S. 11-34, hier S. 19. Im 17. und 18. Jahrhundert gab es in Jena vereinzelt Taufen von Juden, die dadurch den christlichen Glauben annahmen. SCHRAMM-HÄDER, Emanzipation der Juden, S. 17. Vgl. KIRSCHE, Juden in Jena, S. 11. Hierbei handelte es sich um Carl Friedrich Apelt aus Reuß-Schleiz (22 Kredite), August Heydenreich aus Sachsen-Gotha-Altenburg (22 Kredite), Heinrich Daniel Stubbe aus Holstein (23 Kredite), Carl Wille aus Sachsen-Gotha-Altenburg (25 Kredite), Rudolph von Lilienstern aus Sachsen-Hildburghausen (26 Kredite), Carl Friedrich Heinrich Wilhelm von Buttler aus Sachsen-Meiningen (30 Kredite), Friedrich Stoetzer aus Sachsen-GothaAltenburg (30 Kredite), Ernst Schoenau aus Sachsen-Gotha-Altenburg (32 Kredite), Theodor Christfels aus Bayern (36 Kredite) und Friedrich Eduard Palm aus Sachsen (37 Kredite). Es wurden nur die Semester gezählt, in denen tatsächlich Schulden gemacht worden sind. Unberücksichtigt blieb, wenn in einem Halbjahr keine Forderungen angemeldet wurden, auch wenn dies im Semester zuvor und danach geschah. Eine Auswertung sowohl der Anzahl der Rückstände als auch jener Semester, in denen sie gewährt worden sind, weist hinsichtlich der Herkunft der Studenten keine signifikanten Ausschläge auf. Jedoch ist zu bemerken, dass kein ausländischer Schuldner sich mehr als acht Semester borgte. Dafür machten sie häufiger (80 von 194; 41,2%) nur in einem Halbjahr Schulden. Dies ist nicht zuletzt auf die häufigen Hochschulwechsel zurückzuführen.

Studentenanzahl

DIE CHARAKTERISIERUNG DER AUKTEURE UND DER KREDITE

165

120 100 80 60 40 20 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20bis ab 29 30

Kreditanzahl

Diagramm 13 Anzahl der Kredite der Studenten

Die Summe der genommenen Kredite der Studenten, von denen eine separate Schuldenakte überliefert ist, ist zum Teil sehr viel höher. Diese 104 Schuldner ließen zusammen für 1.868 Kredite anschreiben, was einem Durchschnitt von 18,0 Forderungen pro Person entspricht.718 Zurückzuführen ist die erhebliche Differenz zu den knapp fünf Verbindlichkeiten der angemeldeten Forderungen auf die Entstehungshintergründe beider Quellentypen,719 auf die Beschaffenheit der Rückstände sowie auf das Verhalten der Gläubiger. Auffällig bei Letzterem ist, dass sie sich meist erst dann beim akademischen Gericht meldeten, wenn die Schuldner die Saalestadt verließen, Geld für sie mit der Post ankam oder die Kreditgeber zur Vorbringung ihrer Ansprüche aufgefordert wurden.720 Dadurch meldeten sich, teilweise auch erst während des Regulierungsprozesses, deutlich mehr Kläger, die eine Schuld beglichen haben wollten. Demgegenüber ging es bei der bloßen Anmeldung der studentischen Verbindlichkeiten vor allem um den Erhalt der Rechtmäßigkeit der Forderungen. Es fehlte das mobilisierende Moment, damit weitere Gläubiger aktiv wurden. Ferner muss die bereits angeführte Anlaufzeit für die Akzeptanz des neu geschaffenen Meldesystems berücksichtigt werden. Die Zahlen belegen indes auch die große Spannbreite der eingegangenen Verbindlichkeiten. Manche Studenten benötigten nur gelegentlich einen Kredit, andere hingegen ließen immer wieder bei der städtischen Bevölkerung anschreiben. Wofür diese 104 Studenten kreditieren ließen, listet die nachstehende Tabelle 14 auf. Die 1.868 Ansprüche, deren Angaben ohne signifikante Veränderungen 718

719 720

Bis zu neun Kredite nahmen 29 (27,9%) Studenten, bis zu 19-mal schrieben 39 (37,5%) an, bis zu 29-mal borgten sich 23 (22,1 %) und über 30 Verbindlichkeiten wirkten 13 (12,5%) Universitätsbesucher. Die Schuldenakten waren auf den Studenten ausgelegt, während die angemeldeten Forderungen sich an den Gläubigern orientierten. Vgl. Kapitel 7.1. – Die Initiative der Gläubiger.

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

166

aus den Rechnungen übernommen wurden, verteilten sich wie folgt, wobei die Auflistung einzig jene Forderungen wiedergibt, die mindestens zehnmal auftraten. Tabelle 14 Anzahl der von den Studenten genommenen Kredite (Auswahl)

Kreditgegenstand nicht genauer spezifizierter Lohn Karzerauslagen Buchbinderarbeit Beutlerarbeit

Anzahl 10 (0,5%)

13 (0,7%) 13 (0,7%) 13 (0,7%) 14 (0,7%) 15 (0,8%) 15 (0,8%) 15 (0,8%) 16 (0,9%) 18 (1,0%) 18 (1,0%) 19 (1,0%) 19 (1,0%)

Kreditgegenstand Waren (Material-, Schreib-) Tuch/ Stoff Möbelmiete nicht genauer spezifizierter Rest Jahrmarktgeld für die Aufwärter Medikamente Partiegeld Bücher Stiefelwichsen Waschlohn Aufwartung Schneiderarbeit Kollegia Schuhmacherarbeit Auslagen Geld Miete

10 (0,5%) 10 (0,5%) 11 (0,6%)

Lebensmittel

12 (0,6%)

Fahrten übernommene Schulden Kopfbedeckung Zeitungslektüre Kleiderreinigung ärztliche Behandlung Schadensersatz versetzte Gegenstände721 geliehene Gegenstände Pferdemiete/Reitgeld Getränke Unterricht (Fecht-, Musik-, Reit-, Sprach-) Frisieren nicht genauer spezifizierte Waren Rasieren/Barbieren

Anzahl 21 (1,1%)

30 (1,6%) 33 (1,8%) 39 (2,1%) 42 (2,3%) 53 (2,8%) 59 (3,1%) 66 (3,5%) 80 (4,3%) 87 (4,7%) 91 (4,9%) 93 (5,0%) 121 (6,5%)

19 (1,0%) 19 (1,0%)

Tisch (inkl. Getränke) keine Angabe

244 (13,1%) 276 (14,8%)

23 (1,2%) 23 (1,2%) 23 (1,2%) 27 (1,4%)

20 (1,1%)

Eine ganz ähnliche Verteilung zeigt sich bei der Differenzierung der Kredite nach den einzelnen Schuldnern. Tabelle 15 führt die Forderungen entsprechend der Anzahl der 104 Universitätsbesucher auf, die sich dafür borgten. Ließen sie für 721

Das Versetzen zur Geldbeschaffung durch die Studenten spielte für die Universität Jena im Kontext des Kreditwesens keine tragende Rolle. In den Gesetzen für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 115 hieß es lediglich, Verpfändungen geben dem Gläubiger nur dann ein Vorzugsrecht, wenn sie mit ausdrücklicher Genehmigung des Universitäts-Amtes geschehen sind. Zur Pfandleihe in Göttingen vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 360-364.

DIE CHARAKTERISIERUNG DER AUKTEURE UND DER KREDITE

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einen Kreditgegenstand mehrmals anschreiben, blieb dies unberücksichtigt und wurde lediglich einmal gezählt. Während das vorstehende Verzeichnis nur eine unspezifizierte Wiedergabe der Schulden ist, offenbart die folgende Tabelle ihre Wertigkeit, also wofür die Studenten in der Regel Kredit benötigten. Tabelle 15 Kreditgegenstände entsprechend der Anzahl der Studenten, die sich dafür borgten (Auswahl)

722 723

724

Kreditgegenstand Buchbinderarbeit Beutlerarbeit

Anzahl 10 (9,6%) 11 (10,6%)

Anzahl 18 (17,3%) 22 (21,1%)

11 (10,6%) 11 (10,6%) 11 (10,6%) 11 (10,6%) 12 (11,5%) 12 (11,5%) 13 (12,5%) 13 (12,5%)

Kreditgegenstand Tuch/Stoff Jahrmarktgeld für die Aufwärter722 Partiegeld Medikamente723 Bücher Stiefelwichsen Aufwartung Kollegia Waschlohn724 Geld

Kleiderreinigung Kopfbedeckung Pferdemiete, Reitgeld Zeitungslektüre ärztliche Behandlung übernommene Schuld Schadenersatz Unterricht (Fecht-, Musik-, Reit-, Sprach-) nicht genauer spezifizierte Waren Waren (Material-, Schreib-) Frisieren Getränke Möbelmiete Rasieren/Barbieren nicht genauer spezifizierter Rest

13 (12,5%)

Schneiderarbeit

52 (50,0%)

14 (13,5%)

keine Angabe

65 (62,5%)

16 (15,4%) 16 (15,4%) 16 (15,4%) 17 (16,3%) 17 (16,3%)

Auslagen Schuhmacherarbeit Miete Tisch (inkl. Getränke)

70 (67,3%) 71 (68,3%) 76 (73,1%) 86 (82,7%)

22 (21,1%) 28 (26,9%) 29 (27,9%) 29 (27,9%) 36 (34,6%) 37 (35,6%) 39 (37,5%) 41 (39,4%)

Vgl. WAGENER, Dienstpersonal, S. 42. Die bei MÜNCHHOFF, Leben der Studenten, S. 171 geäußerte Vermutung, dass Ärzte und Apotheker meist ordentlich bezahlt wurden, kann aufgrund der zahlreichen Forderungen für ärztliche Behandlungen und Medikamente für Jena nicht gelten. Die bei MÜNCHHOFF, Leben der Studenten, S. 164 geäußerte Vermutung, dass Studenten bei Wäscherinnen kaum anschreiben ließen, wird für Jena durch die hohe Anzahl derartiger Forderungen widerlegt. Zudem bezeichneten sich 12,9% (16) der weiblichen Gläubiger als Wäscherinnen. Allerdings betonte die Autorin stets die großen Lücken in dem von ihr herangezogenen Untersuchungsmaterial.

168

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

Das Potpourri der Kredite ist mannigfaltig.725 Am häufigsten, sowohl bei der übergreifenden Untersuchung aller Ansprüche als auch jener nach Studenten spezifiziert, borgten sich die Schuldner für ihre Grundbedürfnisse.726 Hierzu zählten natürlich die Unterkunft samt Aufwartung und Auslagen727 sowie die Verpflegung und die Kleidung nebst deren Instandhaltung. Daneben verschuldeten sich die Universitätsbesucher für ihre Ausbildung und die Freizeitbeschäftigung, jedoch weniger für Luxuswaren, wie es oft befürchtet wurde.728 Allerdings waren all diese Kosten vor Beginn des Studiums bekannt gewesen, daher ergibt sich die Frage, warum die Studenten von ihren Wechseln diese nicht zuerst bezahlten, sondern anschreiben ließen. Ein Grund könnte sein, dass sie ihr Bargeld für unnötige Gegenstände, Glücksspiele sowie Trinkgelage ausgaben und somit für die Miete und den Tisch nichts mehr übrig blieb. Die anonym veröffentlichten Fragmente über Jena und die dortige Universität benannten vor allem Hazard, ein Würfelspiel, als Hauptursache für die Schulden der Studenten.729 Dies würde zumindest mit der immer wieder unterstellten mangelnden Fähigkeit, mit ihrem Vermögen hauszuhalten zu können, korrespondieren.730 Ferner ist anzunehmen, dass die verbotenen Spielschulden zwischen den Universitätsbesuchern nicht unbedingt beim akademischen Gericht angemeldet wurden. Zudem könnte besonders der übermäßige Alkoholgenuss den Universitätsbesuchern aufgrund der häufigen Kredite für Tisch inklusive Getränke unterstellt werden. Grundsätzlich ausgeschlossen werden kann dies nicht, da die Rechnungen der Wirte meist summarisch sind. Aber die wenigen ausführlichen Auflistungen der Gläubiger untermauern die letzte These keines725

726 727

728 729 730

MÜNCHHOFF, Leben der Studenten bestätigte dies mit zahlreichen Beispielen. Ein Vergleich mit den Ansprüchen aus den angemeldeten Forderungen offenbart zudem eine ganz ähnliche Gewichtung der Kreditgegenstände. Lediglich deren Vielfalt ist nicht gegeben. Kollegia fehlten durch die Einführung der Quästur im Jahre 1817 fast gänzlich. Zudem ist anzunehmen, dass Verbindlichkeiten, die nicht den Gesetzen entsprachen oder von diesen nicht bedacht wurden, Probleme bei der Anmeldung mit sich brachten, weshalb diese erst vorgebracht wurden, nachdem die Schuldner Geld erhalten hatten und damit die Wahrscheinlichkeit einer Tilgung höher war. Vgl. Kapitel 7.1. – Die Initiative der Gläubiger. Vgl. UAJ E I 158 fol. 17r. Universität Jena an Regierung Pappenheim, Konzept, 16. November 1780. Es wurde nicht genauer angegeben, was Auslagen und Aufwartung genau umfasste. Dies konstatierte auch MÜNCHHOFF, Leben der Studenten, S. 169 für Erlangen. Entsprechend der Ausführungen von WAGENER, Dienstpersonal, S. 41-44 über die Aufwärter(innen) in Göttingen umfasste ihre Tätigkeit die Säuberung und Instandhaltung des Zimmers sowie Besorgungen und Botengänge für die Studenten. Vgl. Kapitel 2.1. – Die Lebenshaltungskosten, das die Ausführungen bestätigt. So beispielsweise KEIL; KEIL, Geschichte des Jenaischen Studentenlebens, S. 57. N. N., Fragmente, S. 719f. BÜSCH, Verfallene Haushaltung, Sp. 512. MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 241f. Ähnlich UAJ E II 600 fol. 21v. Heinrich Reinhardt an Carl Friedrich Zerenner, 23. März 1829. Auch der Vater von Adolph Reinhardt machte seinem Sohn diesen Vorwurf.

DIE CHARAKTERISIERUNG DER AUKTEURE UND DER KREDITE

169

wegs.731 Ungeklärt bleibt ebenfalls, ob die Waren und Dienstleistungen wirklich benötigt wurden, für die die Universitätsbesucher kreditieren ließen. So kann beispielsweise nicht nachvollzogen werden, ob die Kredite für Schneiderarbeit nur dem Kleideraufwand dienten, oder doch zwingend erforderlich waren. Da dieses Thema, ebenso wie Spielschulden, im Kontext des studentischen Schuldenwesens von den Professoren jedoch nicht aufgeworfen wurde, wird es, anders als in Göttingen,732 auch keine tragende Rolle gespielt haben. Zudem lässt sich der im 18. Jahrhundert vollzogene Mentalitätswandel, der sich in der Selbstdarstellung merklich niederschlug, nur schwer mit Verschwendung und unnötigen Ausgaben vereinen.733 Eine weitere Ursache, warum die Studenten primär für Lebenshaltungskosten Schulden machten, könnte in der immer wieder angeführten Unterstellung liegen, sie würden zuerst ihre illegitimen Verbindlichkeiten begleichen,734 die dann nicht mehr in der Statistik auftauchen. Dies nahm Klaus Michael Alenfelder als Erklärung an, um die Wirkungslosigkeit der Edikte zu belegen.735 Brüdermann konstatierte für Göttingen, dass die Schuldner die rechtswidrigen Ansprüche eines Gläubigers auf mehrere aufteilten, damit sie wieder den akademischen Gesetzen entsprachen.736 Für Jena konnte dies nicht nachgewiesen werden, allerdings ist nicht auszuschließen, dass zuweilen falsche Angaben zu den Kreditgegenständen oder der Summe der Rückstände gemacht und somit der ursprüngliche Kredit verschleiert wurde, um die Hochschule zu täuschen. Doch wie bereits erwähnt, bemerkte der Göttinger Professor Christoph Meiners 1801, dass selbst Universitätsbesucher, die das Haushalten von ihren Eltern gelernt hatten, aufgrund von Ausgaben, mit denen sie nicht rechneten, schnell in die Schuldenspirale geraten konnten737 – ohne dass dem ein verschwenderisches Leben vorausging.

731

732

733 734

735 736 737

UAJ E I 158 fol. 3r-3v. Rechnung, 21. September 1780. UAJ E I 435 unpag. Rechnung, ohne Datum [1796]. UAJ E I 583 unpag. Rechnung, 11. April 1801. UAJ E I 672 unpag. Rechnung, 9. August 1803. UAJ E II 30 fol. 23r-24v. Rechnung, 15. Juni 1818. UAJ E II 272 fol. 2r-2v. Rechnung, 13. Januar 1822. UAJ E II 645 fol. 27r-31v. Rechnung, 3. Mai 1830. Zu den Maßnahmen der Universität Göttingen, über die Reglementierung der Kleidung das Schuldenwesen der Studenten einzudämmen vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 342-344. Zum Hazardspiel vgl. ebd. S. 344-347. Vgl. Kapitel 3. UAJ A 1231 fol. 69r. Universitätsprotokoll, 5. Januar 1785. ThHStAW A 8432 fol. 10v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, 26. Februar 1801. UAJ E I 570 unpag. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Konzept, 26. Februar 1801. Auch die Forschung, wie ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 126 nahm dies auf. ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 126. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 377. MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 242f.

170

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

Die gewährten Kredite der städtischen Bevölkerung In der Zeitspanne vom Wintersemester 1819/20 bis einschließlich Sommerhalbjahr 1824 meldeten 119 identifizierte Kreditgeber 2.471 Ansprüche beim akademischen Gericht an. Auf die 31 Frauen entfielen dabei 352 (14,3%) Forderungen, während die übrigen 2.119 (85,7%) von Männern gewährt wurden. Zwei Drittel (75; 63,0%) der Gläubiger ließen die Universitätsbesucher bis zu einschließlich neunmal anschreiben. Bis zu 39 Forderungen erhoben weitere 21 (17,7%) Stadtbewohner, und die verbleibenden 23 (19,3%) borgten bis zu 150-mal. Unter ihnen befanden sich auffällig viele Schuhmacher (sechs), zudem drei Schneider, je zwei Wirte, Kaufleute und Buchbinder sowie drei Frauen. Entsprechend der hohen Anzahl der insgesamt gewährten Gesuche waren auch die Durchschnitte sehr hoch. Jeder der vier Tuchmacher gab statistisch 12,2 (insgesamt 49) Kredite, die zwölf Schneider etwas mehr, nämlich 16,0 (insgesamt 192) und die gleiche Anzahl von Wirten sogar 19,3 (insgesamt 232). Doch mit 42,4 (insgesamt 678) Ansprüchen pro Person schrieben die 16 Schuhmacher mit deutlichem Abstand am meisten an. Jene 61 Dozenten, die aus den Schuldenakten ermittelt werden konnten, gaben in 60 Jahren insgesamt 121 Kreditgesuchen statt, was 2,0 Forderungen je Professor entspricht.738 Noch weniger kreditierten sich die Studenten untereinander. Gerade einmal 1,0 Kredite (48 Kreditgeber, 50 Ansprüche) gewährten sie ihren Kommilitonen. Zwar bildeten die akademischen Bürger die größte „Berufsgruppe“ unter den Kreditgebern, doch Forderungen gewährten sie den Universitätsbesuchern jeweils nur ein- bis zweimal. Die hier aufgeführten Daten sind absolute Zahlen. Anders als bei den Studenten gibt es keinen konkreten Zeitpunkt, der den Beginn der Gläubigertätigkeit fixiert. Waren Kläger in den untersuchten Semestern verstorben, zu- und abgewandert, hatten sie ihr Handwerk erst aufgenommen oder niedergelegt, hatte dies Auswirkungen auf die Gesamtzahl der von ihnen gewährten Kredite. Dies wird besonders bei einem Blick auf die angemeldeten Forderungen bis 1830 deutlich. So gab es weibliche und männliche Kreditgeber, die Universitätsbesucher nach 1824 vermehrt anschreiben ließen und teilweise eine fast vierstellige Anzahl von unbezahlten Rechnungen anmeldeten.739 Aber auch das Gegenteil, nämlich dass 738

739

Die Schuldenakten wurden in diesem Fall herangezogen, da seit der Einführung der akademischen Quästur die Forderungen für Hörergelder separat bezahlt wurden und sie dadurch in den angemeldeten Forderungen unterrepräsentiert sind. Zur Quästur vgl. Kapitel 4.3. – Die akademische Quästur. Hierbei handelte es sich um den Wirt Christian Wilhelm Traugott Moses (500 Kredite), den Schuhmacher Wilhelm Kratzsch (535 Kredite), die Witwe Rosina Magdalena Christina Bäz (737 Kredite), den Buchhändler Friedrich August Schmid (775 Kredite) und den Schuhmacher Johann Christian Heinrich Tonndorf (835 Kredite). Gerade bei Letzterem wird die Anzahl der tatsächlich bewilligten Kredite noch höher gewesen sein, da allein 386 Forderungen einzig auf den Namen Tonndorf ausgestellt wurden und zu dieser Zeit der

DIE CHARAKTERISIERUNG DER AUKTEURE UND DER KREDITE

171

einige kaum noch oder gar nicht mehr borgten, ist ersichtlich.740 Gemessen an der Gesamtbevölkerung Jenas existierte demnach nicht nur ein kleiner Kreis an Menschen, die anschrieben, sondern es gab eine noch geringere Anzahl von Gläubigern, die eine große Menge an studentischen Bittgesuchen bewilligte. Kredite räumten die Stadtbewohner vorrangig für Arbeiten ihres eigenen Handwerkes ein. Bei den Schuhmachern war mehr als jede zweite (401 von 678; 59,1%) Forderung für die Anfertigung oder Ausbesserung von Schuhen. Die Schneider gaben von insgesamt 192 Krediten diese 119-mal (62,0%) für ihre Arbeit. Noch höher lag der Anteil bei den Wirten und Speiserinnen. 190 (76,3%) der 249 Ansprüche beliefen sich auf nicht beglichene Verköstigung. Professoren, die insgesamt 73 Kredite vergaben, taten dies vorrangig für die Miete (49; 67,1%). Lediglich ein Drittel (23; 31,5%) erhob auf kostenpflichtigen Unterricht Forderungen.741 Dass Letzteres aber ihr hauptsächlicher Kreditgegenstand war, belegen die Schuldenakten, in denen 58,7% (71 von 121) ihrer Ansprüche für Kollegia ausgestellt waren.742 Untereinander borgten sich die Universitätsbesucher häufig private Gegenstände (21 von 50; 42,0%) oder streckten sich gegenseitig Geld vor (17; 34,0%). Die Frauen gaben hingegen überwiegend (295 von 352 Forderungen; 83,8%) für Aufwartung, Auslagen, Miete, Tisch und Waschlohn Kredit. Auch Witwen, die das Recht besaßen, das Handwerk ihrer verstorbenen Männer weiterzuführen,743 schrieben nur für Dienstleistungen und Tisch an.

740

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743

Vater des Gläubigers, Johann Christian Tonndorf, ebenfalls Schuhmacher, noch lebte und gleichfalls Studenten borgte. Hierbei handelte es sich unter anderem um die Schlossergattin Johanna Barbara Cruell, den Philosophieprofessor Heinrich Carl Ulrich Eichstädt, die Glasergattin Marianne Dorothea Wilhelmina Eydam, den Kaufmann Joseph Ferrario, den Tuchmacher Christian Martin Casper Herzer, den Bäcker Johann Heinrich Hufeld, den Riemer Carl Krieg, den Tischler Johann Christian Volkholz und die Witwe Charlotte Vopelius. Die Thematik des Professorenhaushaltes und die Bedeutung der dort wohnenden und speisenden Universitätsbesucher rückten in den vergangenen Jahren in das Interesse der historischen Forschung. Elisabeth HARDING: Die etwas andere Trinkstube. Tischgemeinschaften in Professorenhäusern und ihre Geltungsansprüche in den Universitätsstädten der Frühen Neuzeit, in: Kirsten BERNHARDT, Barbara KRUG-RICHTER, Ruth-E. MOHRMANN (Hg.): Gastlichkeit und Geselligkeit im akademischen Milieu in der Frühen Neuzeit, Münster 2013, S. 133-152. Heide WUNDER: Helmstedter Professorinnen. Zu Konstituierung des Professorenstandes, in: Jens BRÜNING, Nico DORN, Ulrike GLEIXNER, Franziska JÜTTNER, Juliane KORBUT (Hg.): Das Athen der Welfen. Die Reformuniversität Helmstedt 1576-1810, Wolfenbüttel 2010, S. 152-159. Die Anzahl der Kollegiaforderungen unterscheidet sich im Vergleich zu Tabelle 14, da hier lediglich die Ansprüche des identifizierten Lehrpersonals herangezogen wurden. Die Gewichtung in den angemeldeten Forderungen ist darauf zurückzuführen, dass seit 1818 für Honorarkredite die Quästur zuständig war. Die übrigen Ansprüche mussten die Dozenten wie alle Gläubiger vor dem akademischen Gericht einfordern. INGENDAHL, Witwen in der Frühen Neuzeit, S. 107f., 151-174.

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

172

Inwieweit die lokalen Kreditgeber sich an die gesetzlichen Verfügungen hielten, macht die Auswertung der Höhe der Verbindlichkeiten deutlich. Von den 2.471 Ansprüchen wurden nicht selten mehrere summarisch zu einer Rechnung zusammengefasst, womit eine Differenzierung nicht möglich ist. In 610 Fällen fehlte der Kreditgegenstand gänzlich. Für Miete und Tisch, zwei der größten Posten, durfte ein halbes Jahr geborgt werden, weshalb diese bei einer sechsmonatigen Anmeldefrist nicht illegitim sein konnten. Unberücksichtigt blieben ferner Dozentenhonorare, Arztrechnungen und Medikamente, die immer im vollen Umfang zu bezahlen waren.744 Daher bilden die verbleibenden 365 (14,8%) Forderungen die Grundlage für die Untersuchung der Kredithöhe. Die nachstehende Tabelle 16 zeigt deutlich, dass nur ein geringer Anteil der Rückstände (64; 17,5%) nicht der Rechtsnorm entsprach. Es gab keine Kreditart, die überproportional häufig über das erlaubte Limit gegeben wurde, mit Ausnahme der Auslagen, die indes insgesamt nur zehnmal untersucht werden konnte. Tabelle 16 Legitimität der Kreditgegenstände nach den akademischen Gesetzen von 1817 (Auswahl)

Kreditgegenstand Auslagen (bis 15 Taler) Bargeld (verboten) Beutlerarbeit (bis 8 Taler) Buchbinderarbeit (bis 2 Taler) Bücher (bis 15 Taler) Gürtlerarbeit (bis 8 Taler) Mützenmacherarbeit (bis 8 Taler) Schneiderarbeit (bis 8 Taler) Schuhmacherarbeit (bis 8 Taler) Stoff/Tuch (bis 15 Taler) Waren (bis 15 Taler) Waschlohn (bis 8 Taler) gesamt

gesamt 10 3 1 25 4 1 20 85 150 12 51 6 365

legitim 6 (60,0%) 0 0 21 (87,5%) 4 (100%) 1 (100%) 18 (90,0%) 72 (84,7%) 124 (82,7%) 12 (100%) 38 (74,5%) 5 (83,3%) 301 (81,8%)

illegitim 4 (40,0%) 3 (100%) 1 (100%) 4 (12,5%) 0 0 2 (10,0%) 13 (15,3%) 26 (17,3%) 0 13 (25,5%) 1 (16,7%) 64 (18,2%)

Dass Schuldner ihre Verbindlichkeiten etappenweise bezahlten, war gängige Praxis,745 daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass dadurch zu hohe Ansprüche, bei denen die Gläubiger nicht auf die Unterstützung der Universität bei deren Regulierung hoffen konnten, auf das legitime Maß gebracht wurden. Doch ist zu vermuten, dass die Studenten, wenn sie diesen Teil bezahlen konnten, den 744 745

Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 114. Vgl. Kapitel 7.2. – Die Festlegung und Sicherung der Rückzahlung.

DIE CHARAKTERISIERUNG DER AUKTEURE UND DER KREDITE

173

verbleibenden Rest auch noch hätten aufbringen können. Daher ist zu schlussfolgern, dass die Gläubiger und die Schuldner sich bei ihren kreditbasierten Interaktionen weitestgehend an die Verfügungen hielten.746 Allerdings war es den Studenten auch nicht verboten, bei verschiedenen Gläubigern für denselben Kreditgegenstand bis zum erlaubten Limit anschreiben zu lassen.747 Borgte ihnen ein Kreditgeber nicht mehr, konnten sie schlich die nächste Person um Kredit ersuchen.748

Zwischenfazit Die große Bedeutung des Kreditwesens für die Studenten in Jena um 1800 wird besonders dadurch deutlich, dass nicht weniger als 40,7% von ihnen darauf zurückgriffen. Je zur Hälfte handelte es sich bei ihnen um Landeskinder und auswärtige Universitätsbesucher. Differenzierter ist die Verteilung der Studienfächer. Mit jeweils knapp 40% waren die Juristen und Theologen gegenüber den Medizinern deutlich überrepräsentiert. Bemerkenswert ist ferner der geringe Anteil der Bewohner der Saalestadt (5,5% bis 6,6%), die nachweislich als Gläubiger in Erscheinung traten. Demnach waren viele nicht bereit – obwohl sie immer wieder mit den Universitätsbesuchern in wirtschaftliche Interaktion traten – ihnen zu borgen. Bei jenen, die es indes taten, handelte es sich zu 79,0% um Männer, aber nicht weniger als jeder Fünfte (21,0%) Kreditgeber war eine Frau. Das Spektrum ihrer Berufe erstreckte sich von den Aufwärterinnen, den Buchdruckern, den Glasern und den Hauswirten über die Kaufleute, die Kleiderklopfer, die Metzger und die Pedelle bis zu den Professoren, den Pferdeverleihern, den Schuhmachern, den Wäscherinnen und den Wirten – es waren somit alle Berufs- und Gesellschaftsschichten vertreten. Entsprechend ihren Tätigkeitsfeldern gab die städtische Bevölkerung Jenas den Studenten für ihr Handwerk und für Dienstleistungen Kredit. Zudem vermieteten sie Zimmer an Letztere. Daraus ist ersichtlich, dass die Universitätsbesucher primär für ihre Studien- und Lebenshaltungskosten anschreiben ließen und nicht für Waren des Luxus. Zudem hielten sich beide Parteien zumeist an die rechtlichen Bestimmungen der Kreditedikte. Von einem Aufbäumen der Studenten gegen die erlassenen Verordnungen der landes-

746 747

748

Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 375, der zu dem Ergebnis kam, dass weder die Studenten noch die Bevölkerung die Conto-Mandate akzeptierten. Allerdings hatte das Conto-Mandat vom 20. November 1753 § 3 für die Tischwirte festgelegt, dass sie sich erst beim Prorektor zu informieren hatten, ob die Studenten bereits Verbindlichkeiten besaßen, bevor sie ihnen borgten. In späteren Verordnungen war davon jedoch nicht mehr die Rede. Vgl. HEER, Marburger Studentenleben, S. 20. An der Universität in Marburg verhielt es sich anders. Vgl. das von BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 358-360 skizzierte Verhalten einzelner Göttinger Gilden in dieser Frage. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 358.

174

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

herrlichen Obrigkeit und der Salana kann damit keineswegs die Rede sein.749 Selbiges trifft auch auf die Charakterisierung der Kreditgeber als Verführer der Universitätsbesucher zu. Sofern sie je zutreffend war, besaß sie nach 1800 keine Gültigkeit mehr. Offen bleiben muss indes, ob die insgesamt aufgezeigte Situation auf die erfolgreiche Durchsetzung der akademischen Gesetze zurückzuführen war, oder ob bereits die Zuschreibungen zu Beginn und Mitte des 18. Jahrhunderts ein von den Interessen der Urheber gefärbtes Bild von den Universitätsbesuchern und den Einwohnern der Stadt an der Saale vermittelten.

5.3. Die Beweggründe und Bedingungen für das Borgen Weder für die Schuldner noch bei deren Gläubigern ließen sich bisher einwandfreie Merkmale für die Kreditgesuche und deren Gewährung eruieren. Der Anteil von Landeskindern und auswärtigen Studenten unter ihnen ist fast identisch. Von den bis 1824 angesammelten Rückständen wurden den Universitätsbesuchern aus den ernestinischen Erhalterstaaten 695 (50,4%), den übrigen 683 (49,6%) zugeordnet. Es existierten zudem keine erkennbaren Unterschiede in Anzahl und Wertigkeit der Summen der an sie gerichteten Forderungen.750 Selbiges zeigte sich auch bei einer Ausdifferenzierung der Kreditgegenstände nach der Herkunft der Kreditnehmer.751 Die städtische Bevölkerung hatte diesen Faktor demnach nicht zur Entscheidungsgrundlage über die Kreditgewährung gemacht. Dies ist aber nur ein Aspekt von zahlreichen. Sowohl zu den studentischen Motiven als auch jenen der Gläubiger wurden bereits Ausführungen gemacht, jedoch speisten sich die Erkenntnisse ausschließlich aus normativen Quellen. Das Heranziehen von quantitativen Daten soll die bisherigen Einsichten überprüfen und erweitern.

749 750 751

So etwas RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, S. 157-163. FÜSSEL, Devianz als Norm, S. 166. Aufgrund des Ergebnisses wurden keine näheren Ausführungen zu diesem Aspekt gemacht. Zwar gab es teilweise größere Unterschiede bei der Anzahl bestimmter Kredite zwischen Landeskindern und auswärtigen Universitätsbesuchern (Miete: 94 Landeskinder, 116 auswärtige Studenten; Tisch: 113 Landeskinder, 141 auswärtige Studenten). Allerdings bestand auch ein großer Unterschied bei der Summe der nicht konkret benannten Kredite (208 Landeskinder, 147 auswärtige Studenten). Daher sind bei den ernestinischen Universitätsbesuchern weniger Forderungsgegenstände definiert, weshalb es zu den benannten Differenzen gekommen sein wird.

DIE BEWEGGRÜNDE UND BEDINGUNGEN FÜR DAS BORGEN

175

5.3.1. Die studentische Motivation für die Kreditnahme Die 384 erfassten Schuldner häuften während ihrer Zeit in Jena zusammen Verbindlichkeiten in einem Wert von 16.678rt 2gl 4d an, was einem Durchschnitt von 43rt 11gl pro Person entspricht. Die reale Spannbreite der gemachten Schulden reichte allerdings von ein paar wenigen Groschen752 bis hin zu mehreren hundert Talern.753 Da diese Ergebnisse aufgrund der unterschiedlichen Anwesenheits- und Kreditzeit nicht miteinander verglichen werden können, wurde für jeden Universitätsbesucher die durchschnittliche Höhe der Rückstände je Halbjahr errechnet. Berücksichtigung fanden dabei ausschließlich die Semester, in denen die Kreditnehmer tatsächlich anschreiben ließen. Zeiträume, für die keine Forderungen überliefert sind, unabhängig was im Semester zuvor oder danach geschah, blieben unberücksichtigt. Die Hälfte (186; 48,4%) der Schuldner hatte nicht mehr als neun Taler Verbindlichkeiten je Halbjahr. (Tabelle 17) Ein weiteres Viertel (102; 26,6%) bekam bis zu 19 Taler Kredit. Waren und Dienstleistungen bis 29 Taler borgten sich 60 (15,6%) Studenten. Danach nahmen die Zahlen stark ab und nur noch 36 (9,4%) Universitätsbesucher ließen über diese Summe hinaus anschreiben. Der überwiegende Teil erhielt somit über ein Halbjahr hinweg in einem relativ geringen Maße Kredit. Eine Erklärungsmöglichkeit besteht darin, dass die Studenten doch mit ihrem Vermögen haushalten konnten und nur kurzfristige finanzielle Schwierigkeiten ausgleichen mussten. Dies wäre auch dann der Fall, wenn die relativ geringen Summen zustande kamen, weil Teile der älteren Ansprüche wieder beglichen wurden. Daraus würde ersichtlich, dass die Kreditnehmer zwar von ihren Wechseln etwas zur Tilgung alter Verbindlichkeiten verwenden mussten, doch nur wenig neue Schulden hinzukamen. Ferner ist daraus zu schlussfolgern, dass die Studenten ihr Geld nicht verschwendeten und deswegen für ihre Studien- und Lebenshaltungskosten anschreiben ließen. Wäre Ersteres der Fall gewesen, wären die durchschnittlichen Rückstände durch die nicht unerheblichen Kosten für Miete und Verpflegung sehr viel höher.754 Bedacht werden muss aber ebenso, dass bei den 186 Schuldnern, die einzig bis neun Taler Kredit nahmen, 85 (45,7%) sich nur einmal borgten und 94 (50,5%) ausschließlich in einem Semester. Sofern sie lediglich kurze Zeit an der Salana weilten, ist dies ein weiterer Erklärungsgrund für die geringe Anzahl und Höhe der Verbindlichkeiten.

752

753 754

Weniger als einen Taler Schulden machten Georg Ludwig Dittmar aus Sachsen-Meiningen (17gl 3d), Anton Slevogt aus Sachsen-Weimar-Eisenach (16gl) und Ernst Wilhelm Heinrich Sommer aus Sachsen-Coburg-Saalfeld (16gl 6d). Die meisten Kredite nahmen Friedrich Eduard Palm aus Sachsen (445rt 21gl 8d) und Carl Wille aus Sachsen-Gotha-Altenburg (492rt 17gl 3d). Vgl. Kapitel 2.1.

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

176

Eine Untersuchung der Herkunftsgebiete der Kreditnehmer belegt weiterhin, dass Universitätsbesucher aus den Erhalterstaaten der Jenaer Hochschule eine kleinere Summe an Kredit nahmen oder gewährt bekamen als auswärtige Schuldner. Die 190 Landeskinder häuften Rückstände mit einem Wert von 7.236rt 23gl 8d an, was durchschnittlich 38 Taler pro Universitätsbesucher entspricht. Bei den 194 auswärtigen Kreditnehmern waren es insgesamt 9.441rt 2gl 8d, was einem Schnitt von knapp 49 Talern je Schuldner gleichkommt. Bei einer genaueren Differenzierung zeigt sich, dass mehr als die Hälfte der Studenten mit offenen Forderungen bis neun Taler Landeskinder waren. (Tabelle 17) Mit steigender Gesamtschuld je Semester sank ihr Anteil immer weiter ab, und bei jenen Universitätsbesuchern, die mehr als 40 Taler Schulden machten, stammte nur noch jeder Vierte aus den ernestinischen Gebieten. Diesem Absinken folgte entsprechend ein Ansteigen der Werte bei den ausländischen Kreditnehmern. Vergleicht man allerdings die Universitätsbesucher innerhalb dieser beiden Herkunftskategorien, so zeigt sich auch bei den ausländischen, dass mit steigender Höhe der Rückstände pro Halbjahr ihr Anteil sank und sie (76 von 194; 39,2%) wie die Landeskinder (110 von 190; 57,9%) überwiegend bis zu neun Taler Schulden machten. Tabelle 17 Durchschnittliche Höhe der Schulden je Semester nach der Herkunft

Kredithöhe bis 9 Taler bis 19 Taler bis 29 Taler bis 39 Taler ab 40 Taler gesamt

Gesamt 186 102 60 11 25 384

Landeskinder 110 (59,1%) 48 (47,1%) 22 (36,7%) 4 (36,4%) 6 (24,0%) 190

auswärtige Studenten 76 (40,9%) 54 (52,9%) 38 (63,3%) 7 (63,6%) 19 (76,0%) 194

Noch mehr Aussagekraft gewinnen die Zahlen durch eine genauere Aufschlüsselung jener Studenten, die lediglich einen Kredit nahmen. (Tabelle 18) Hierbei handelte es sich um 104 (24,1%) Schuldner, die sich jeweils exakt zur Hälfte aus ernestinischen und auswärtigen Universitätsbesuchern zusammensetzten. Während fast alle Studenten aus den Erhalterterritorien beim einmaligen Anschreibenlassen nicht mehr als neun Taler geborgt bekamen, erhielt jeder vierte (elf; 21,2%) auswärtige Schuldner mehr als 20 Taler Kredit. Unter den Landeskindern waren es nur zwei. Tabelle 18 Kredithöhe der Studenten, die nur einen Kredit nahmen, nach der Herkunft

Kredithöhe bis 9 Taler bis 19 Taler

Landeskinder 47 (90,4%) 3 (5,8%)

auswärtige Studenten 38 (73,0%) 3 (5,8%)

DIE BEWEGGRÜNDE UND BEDINGUNGEN FÜR DAS BORGEN

Kredithöhe bis 29 Taler ab 30 Taler Gesamt

Landeskinder 2 (3,8%) 0 52

177

auswärtige Studenten 8 (15,4%) 3 (5,8%) 52

Demzufolge verfügten die Landeskinder über geringer dotierte Kredite als die auswärtigen Studenten. Ein Zusammenhang ist indes schnell hergestellt, denn ausländische Schuldner bekamen zwar weniger, dafür höher dotierte Wechsel als die Landeskinder. Zudem waren sie liquider755 und mussten daher für die städtische Bevölkerung kreditwürdiger erscheinen.756 Aber sie mussten mit dem gesandten Vermögen und ohne anderweitige Hilfe größtenteils auskommen. Unregelmäßigkeiten bei der Übermittlung der Gelder757 konnten so schnell die Aufnahme mehrerer Kredite in kurzer Zeit notwendig werden lassen. Die Landeskinder konnten hingegen eher auf materielle Unterstützung durch ihre Familien hoffen758 und Gelder nach eine Heimreise persönlich mit zurück in die Saalestadt bringen. Somit werden sie tatsächlich mehr Geld zur Verfügung gehabt haben, als es die Angaben glauben machen. Aber aufgrund der materiellen Zuwendung durch die Eltern bedurften sie nur einer kleineren Summe Kredit. Dies erklärt zum einen, warum ausländische Schuldner höher dotierte Kredite benötigten und zeigt zum anderen, dass die Universitätsbesucher ihr Studium nicht mittels Krediten finanzierten, sondern sie mehr als Überbrückung zeitweiliger finanzieller Unpässlichkeit nutzten. Dass diese These durchaus berechtigt ist, zeigt auch eine Gegenüberstellung der gemachten Verbindlichkeiten mit den für die Schuldner gesandten Geldern.759 Nur 12,9% (23) der Kreditnehmer lebten über ihre finanziellen Möglichkeiten,760 da ihre Gesamtrückstände den Wert ihres ankommenden Geldes überschritten. Ein Vergleich der Geldeingänge mit den sporadischen Angaben zum

755 756 757

758 759

760

Vgl. Kapitel 2.2. Vgl. Kapitel 5.3.2. – Die finanzielle Liquidität der Studenten. Dass dieses Problem nicht nur von den Zeitgenossen wahrgenommen wurde, sondern auch bei den Studenten präsent war, belegen die 18,7% (203) geldempfangenden Universitätsbesucher, die teilweise sehr unregelmäßig ihre Wechsel erhielten. Vgl. S. 55. Vgl. EBERHARDT, Goethes Umwelt, S. 95f. Bei der Untersuchung konnten nicht alle 384 herangezogen werden. Da die eingegangenen Wechsel lediglich bis einschließlich Wintersemester 1824/25 überliefert sind, blieben alle unberücksichtigt, die sich nach dem Sommerhalbjahr 1824 noch borgten. Dadurch konnte weitestgehend sichergestellt werden, dass für die ermittelten Kreditnehmer sowohl sämtliche Rückstände als auch alle ankommenden Wechsel erfasst wurden. Insgesamt konnten dadurch 178 (46,3%) Studenten ermittelt werden. Entgegen der Meinungen von HEER, Marburger Studentenleben, S. 18. ASCHE, Helmstedter Bürger, S. 104.

178

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

Zeitpunkt der Kreditnahme untermauert den vermuteten Zusammenhang761 weiter und widerspricht damit auch der Verschwendungsthese. Johann Christian Stertzing verschuldete sich beispielsweise am 3. Dezember 1816 beim Schuhmacher Johann Christian Tonndorf.762 Seinen bis dahin letzten Wechsel in Höhe von 17rt 6gl bekam er am 13. September desselben Jahres.763 Ähnlich verhielt es sich bei Ernst Friedrich Otto von Raven. Zwischen seiner vierten und fünften Geldanweisung, die jeweils 57rt 12gl betrug, lagen neun Monate.764 In der Zwischenzeit borgte er sich bei unterschiedlichen Personen.765 Einige Schuldner ließen hingegen anschreiben, obwohl sie gerade einen Wechsel erhalten hatten. Zu ihnen gehörte Carl Wilhelm Dannemann, der am 13. September 1824 Geld bekam. Ungeachtet dessen nahm er zwei Tage später erneut beim Wirt Ernst Bauer für Tisch und Getränke Kredit.766 Da bei ihm die Wechseldotierung gering war,767 scheint das Vermögen nicht ausgereicht zu haben, um davon die noch offenen Rechnungen zu tilgen und die neuen Kosten zu bestreiten. Damit festigt sich nicht nur die vermutete Verbindung zwischen den ausbleibenden Wechseln und dem Zeitpunkt des Anschreibenlassens, sondern es muss zudem das Bild von den mit Geld nicht umgehen könnenden Studenten überdacht werden. Ebenfalls zu korrigieren ist Wolfgang Hardtwigs Annahme, Schuldenmachen sei für die Universitätsbesucher eine Möglichkeit, ihre akademischen Freiheiten auszuleben.768 Besonders anschaulich untermauert Ludwig Friedrich Froriep diese Feststellung in einem Schreiben an seinen Vater. Im September 1796 beschrieb der Sohn, wie fleißig er das Studium betreibe. Zugleich erinnerte Froriep den Vater daran, dass er ihm versprochen habe, das notwendige Geld immer pünktlich zu senden, aber das geschieht nicht. Das Verhalten von Justus Friedrich Froriep belastete den Studenten, weswegen er dem Vater seine ihn plagenden Gedanken mitteilte: Du hast kein Geld Du bist den Leuten schuldig [, was] mich oft eben 761

762 763 764 765

766 767 768

Dies ist einzig in den Schuldenakten möglich. Auf den Rechnungen, welche die Gläubiger dem akademischen Gericht abgaben, war meist nur vermerkt, die Forderung sei im laufenden Halbjahr entstanden. UAJ E I 1017 fol. 4r. Rechnung, 5. September 1817. UAJ A 831 fol. 31v. Wechsel, 13. September 1816. Ebd. unpag. Wechsel, 20. Mai 1822. Ebd. unpag. Wechsel, 19. Februar 1823. UAJ E II 287 fol. 8r. Rechnung, 27. Februar 1823. Der Hofapotheker Friedrich Wilhelm Rittler für Medikamente im Zeitraum vom 5. Januar bis 8. Februar 1823. Ebd. fol. 12r. Universitätsprotokoll, 15. März 1823. Der Mützenmacher J. G. Pfaff für eine gekaufte Mütze im Oktober 1822. Ebd. fol. 21r. Rechnung, 31. Dezember 1822. Die Schlossergattin Johanna Barbara Cruell für Tisch vom 10. bis 31. Dezember 1822. Ebd. fol. 48r. Universitätsprotokoll, 21. Mai 1823. Der Buchbinder Johann Christian Linke für Papier am 22. Dezember 1822. UAJ E II 350 fol. 63r. Rechnung, 22. Oktober 1824. UAJ A 831 unpag. Wechsel, 5. Juni 1824. Ebd. unpag. Wechsel, 12. Juni 1824. Ebd. unpag. Wechsel, 13. September 1824. Zusammen besaßen sie einen Wert von 51rt 18gl. HARDTWIG, Sozialverhalten und Wertwandel, S. 315.

DIE BEWEGGRÜNDE UND BEDINGUNGEN FÜR DAS BORGEN

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nicht zum Studium aufgelegt macht.769 Nicht immer lag es also an den Universitätsbesuchern, wenn sie Schulden machen mussten, und Freude empfanden sie dabei auch nicht unbedingt.

5.3.2. Die Beweggründe und Entscheidungsfaktoren der Gläubiger Die überlieferten Textdokumente mit Angaben zu den Gründen der Kreditvergabe waren allesamt an das akademische Gericht oder die herzogliche Obrigkeit in Weimar gerichtet. Somit stellen sie in erster Linie Rechtfertigungen der Gläubiger dar, weshalb die Aussagen als idealisiert zu verstehen sind. Der Major von Petersen aus Regensburg gewährte beispielsweise Peter Jürgensen noch vor dessen Ankunft in Jena einen Kredit, obwohl er ihn nicht kannte. Als Begründung führte er an, er wolle eine glücklich angefangene akademische Laufbahn nicht zur Unzeit unterbrochen […] sehen.770 Bereits angesprochen wurde das Argument der studentischen Notlage, was keineswegs aus der Luft gegriffen war. So führte die Witwe Magdalena Dorothea Maria Zier bei ihrer Vernehmung an, Joseph Traugott Maria Klein, der seit längerer Zeit kein Geld mehr bekommen habe, wäre erfroren, wenn sie ihm kein Holz überlassen hätte.771 Trotz dieser karitativen Motive muss der ökonomische Aspekt – besonders aufgrund der einseitigen Ausrichtung des städtischen Absatzmarktes auf die Hochschule – die zentrale Rolle gespielt haben. Allerdings stellte die von Johann David Michaelis geschilderte Charakterisierung der den Universitätsbesuchern borgenden Stadtbevölkerung ein ungerechtfertigtes und für Jena auch falsches Zeugnis aus. Er schrieb: Die Creditgebenden muß man sich ja nicht gerade zu als die guten, menschenfreundlichen, mit der Noth eines jungen Gelehrten herzliches Mitleiden habenden Seelen vorstellen, die den Schutz der Gesetze, und das Bedauern des Redlichen, seine sanfte herabzitternde Thräne, oder wie sonst das Ding heissen mag, verdienten. […] handelt doch der grösseste Theil von ihnen aus blosser Gewinnsucht, und wünscht, daß nur jeder

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770 771

GSA 6/4423 lose eingelegt. Ludwig Friedrich Froriep an Justus Friedrich Froriep, 14. September 1796. Zu Ludwig Friedrich Froriep vgl. Wiebke VON HÄFEN: Ludwig Friedrich von Froriep (1779-1847). Ein Weimarer Verleger zwischen Ämtern, Geschäften und Politik. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 19), Köln/Weimar/Wien 2007. Zu seiner Studienzeit vgl. ebd., S. 46-55. UAJ E II 232 fol. 1v. Petersen an Universität Jena, 12. Februar 1822. UAJ E I 697 fol. 21v. Universitätsprotokoll, 2. Oktober 1807. Vgl. die Andeutung von Schlotter, der Bevollmächtigte des in Halle lebenden Johann Friedrich Reuter in UAJ E II 93 fol. 1v. August Gottlieb Heinrich Schlotter an Universität Jena, 10. April 1819. Herr Schiemann weiß am besten in welcher deplorablen Lage und Verfassung er sich damals als Herr Reuter sich seiner angenommen und ihn unterstützt hat, befunden […].

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Student recht viel bey ihm auf Credit nehmen möchte, so sehr er im Herzen überzeugt ist, daß es fast alles Ausgaben sind, die die Eltern nicht wollen, ob sie sie gleich am Ende bezahlen müssen.772

Das wirtschaftliche Eigeninteresse [...] hier gilt der Student alles. Der Philister lebt blos von den Purschen u. würde morgen die Universitaet aufgehoben, so wär Jena ein Bettelnest [...].773 Diese Zeilen verfasste der Schweizer Universitätsbesucher Diethelm Lavater 1798 in einem Brief an seine Familie und traf damit den wunden Punkt der Hochschulstadt an der Saale. Das Handwerk orientierte sich seit der Gründung der Salana immer mehr an selbiger und produzierte nicht mehr für den überregionalen Markt. Gleichzeitig richtete sich das Gewerbe der Stadt zunehmend auf den Bereich der Dienstleistungen aus. Während der Absatz bei der einheimischen Bevölkerung beschränkt war, erwirtschafteten die Einwohner in Zeiten einer florierenden Hochschule durch die Studenten ein Vermögen. Brach deren Zustrom jedoch ab, konnte die ökonomische Situation schnell umschlagen.774 Die überlieferten Schulden sind ein gutes Abbild, wie die Bewohner Jenas mit den Universitätsbesuchern ihren Lebensunterhalt verdienten. Daher waren auch die Kreditgeschäfte stets ökonomisch motiviert, auch wenn dies in den Quellen so nicht dezidiert formuliert worden ist. Etwas deutlichere Ansätze hierzu finden sich in einem Brief der Familie Gronau an die Weimarer Regentin Anna Amalia vom 1. Juli 1769. Jeder Student, gleichgültig ob er die Partie Billard bar entrichten könne oder nicht, so das Schreiben, halte es für größte Unhöflichkeit und Beleidigung, wenn man ihn vorher frage, wie er das Spiel bezahle oder dies gar im Voraus verlange. Die Folge sei, daß man sich nicht nur von aller Kundschaft und Billard Besuch gänzlich, wie schon einige mahl geschehen, entblößte, sondern sich auch allerley Mißhandlungen bey den Studiosis aussezte.775 Universitätsbesucher, die auf einen Kredit beharrten, forderten ihn also durchaus mit Gewalt ein. Diese Erfahrung musste auch die Wirtin Eva Rosina Barbara Zerenner machen, die Johann Carl Dietrich Wolf keine weiteren Getränke mehr auf Kredit geben wollte. Daraufhin schlug dieser ihre Kellertür ein und griff sie tätlich an.776 Nicht nur mit physischen Misshandlungen drohten die Studenten unwilligen Kreditgebern zuweilen. Auch

772 773 774 775

776

MICHAELIS, Räsonnement, S. 586. Zitiert nach RASCHE, Umbrüche, S. 94 Anm. 61. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 109-118. Vgl. HÖROLDT, Bedeutung der Universitäten für ihre Städte. ThHStAW A 8369 fol. 29r-30r. Gronau an Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach, 1. Juli 1769. Vgl. MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 444. Er schrieb, dass die Bevölkerung den Studenten zwar nur ungern mehr als das erlaubte Kreditlimit borgte, es jedoch aus Angst tat, die Universitätsbesucher sonst gegen sich aufzubringen. UAJ E II 85 fol. 5v. Eva Rosina Barbara Zerenner an Universität Jena, 8. September 1819.

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mit dem kollektiven Meiden einer Lokalität oder Person konnten sie erheblichen wirtschaftlichen Schaden zufügen. In die studentische Kritik gerieten so beispielsweise der Schuhmacher Johann Christian Tonndorf777 und der Beutler Johann Martin Thomas Pohmer. Gleich mehrmals schlugen verärgerte Universitätsbesucher am schwarzen Brett der Salana Aushänge gegen sie an und stellten sie unter Verschiss, die studentische Infamie.778 Pohmer wurde von den Studenten vorgeworfen, sie zu prellen und sich ihnen gegenüber niederträchtig zu betragen.779 Der 1811 über ihn auf anderthalb Jahre verhängte Verschiss verbot jedem Studenten, bei dem Beutler zu wohnen oder an ihn Aufträge zu vergeben.780 Jene Universitätsbesucher, die bei ihm bereits ein Zimmer bezogen hatten, mussten umgehend ausziehen.781 Zudem waren sie dazu aufgefordert, seinen zerbrechlichen Waaren (dahin gehören seine Fensterscheiben und sein so genannter guter Leumund) den grösst möglichsten Schaden zuzufügen.782 Dem kamen die Studenten auch mehrere Male im März des benannten Jahres nach – bevor und nachdem sie Pohmer am schwarzen Brett diffamierten.783 Die Universitätsbesucher besaßen dadurch ein wirksames Instrument, die städtischen Handwerker und Dienstleister in ihrem Sinne zu lenken, nicht allein, um überhaupt

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783

UAJ E II 136. UAJ E I 914 fol. 2r. Studentenanschlag, 18. März 1811. UAJ E I 981 fol. 19ar. Studentenaushang, ohne Datum [1816]. UAJ E II 136 fol. 2r. Studentenaushang, ohne Datum [1820]. Zum Verschiss vgl. ThHStAW A 8677. Zum Zettel als Medium der Denunziation vgl. ZAUNSTÖCK, Milieu des Verdachts, S. 149-159. StAJ B IX k 5 fol. 3r-3v. Gerichtsprotokoll, 18. März 1811. UAJ E I 914 fol. 3r. Studentenanschlag, ohne Datum [1811]. SC-Komment Jena von 1809 § 57. Dass dies praktische Anwendung fand, belegt UAJ E II 136 fol. 8r. Universitätsprotokoll, 2. September 1820. UAJ E I 914 fol. 2r. Studentenanschlag, 18. März 1811. Weiterführende Untersuchungen müssen prüfen, ob das häufige Einwerfen von Fenstern und weitere durch Studenten verursachte Schäden in einem Zusammenhang mit abgewiesenen Kreditgesuchen standen. Die in UAJ E I 238 fol. 2r-3r. Universitätsprotokoll, 16. Februar 1790 befindliche Anzeige von Johann Joseph Gottfried Bergmann gegen einige Universitätsbesucher, die wegen seiner Erinnerung an ihre noch nicht bezahlten Schulden bei ihm die Scheiben eingeworfen hätten, bestätigt die Annahme. StAJ B IX k 5 fol. 6v. Gerichtsprotokoll, 12. März 1811. Sophia Christiana Catharina Pohmer, die Ehefrau des geschädigten Beutlers, gab bei der Meldung des Schadens an: Es habe derselbe [gemeint war Carl Friedrich Barnewitz, den sie als einen der Täter erkannt hatte] beständig einen Groll auf sie und ihren Mann, weil sie ihm nicht borgen wollten, und von diesem glaube sie, rührten alle diese Auftritte her. Vgl. ThHStAW A 8374. Auch der Studententumult 1764, bei dem Fenster zu Bruch gingen, stand wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Verabschiedung des Conto-Mandates ein halbes Jahr zuvor. StAJ B IX k 5 fol. 1r-1v. Gerichtsprotokoll, 12. März 1811. Ebd. fol. 2. Franz Ludwig von Hendrich an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Konzept, 15. März 1811. Ebd. fol. 4r. Franz Ludwig von Hendrich an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Konzept, 31. März 1811.

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DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

geborgt zu bekommen, sondern auch in der von ihnen gewünschten Höhe.784 Allerdings war, wie die Zahlen des vorangegangenen Kapitels bereits belegten, dieses Verhalten die Ausnahme. Sehr viele Bewohner kreditierten den Studenten nicht, was diese in der Regel akzeptierten. Die Wirte Johann Elias Wilhelm Hoffmann und Johann Wilhelm Wöllmer gaben beispielsweise beim akademischen Gericht zu Protokoll, ihr Schuldner zeige sich an Orten, bei denen er nicht anschreiben lassen könne.785 Und Friedrich Jansen versicherte dem Wirt Bäz bekanntlich, er wolle es ihm nicht übel nehmen, wenn er ihm den gewünschten Kredit nicht gewähre.786 Mehr Aufschluss über die Charakteristika der ökonomischen Motivation gibt ein Einblick in die Finanzen der Gläubiger. Wie eine Auswertung der Einkommensverhältnisse von 1814 belegt, besaßen mehr als zwei Drittel (71%) der Bevölkerung ein Jahreseinkommen von 50 bis 149 Talern. Etwas mehr (150 bis 199 Taler) verdienten lediglich fünf Prozent, und über ein Verdienst von über 500 Talern verfügten 35 (2,6%) Personen.787 Im Verlauf einer Dekade erlebte die städtische Wirtschaft einen Aufschwung, der sich auch in der Steuerliste des Jahres 1825 widerspiegelte.788 Insgesamt erfasste diese Liste 75 der 119 Gläubiger (63,0%) aus den Jahren von 1820 bis 1824.789 Bei fünf (6,7%) von ihnen gab es keine Angabe zum Verdienst. Bei verheirateten Frauen, welche die Steuerliste nicht gesondert aufführt, wurde das Einkommen der Ehemänner herangezogen. Borgten beide Eheleute, so wurden die gemeinsamen Forderungen dem angegebenen Kapital gegenüber gestellt. Die Analyse zeigt zunächst ein breites Spektrum des Vermögens. So konnte die Schuhmacherwitwe Catharina Maria Grieser nur 30 Taler versteuern,790 während der Buchhändler Friedrich August Schmid 1.000 Taler Einkommen anmeldete.791 Dies waren die beiden finanziellen Extreme. Eine Klassifizierung des Kapitals aller Kreditgeber offenbart, dass knapp ein Viertel weniger als 149 Taler im Jahr verdiente. (Tabelle 19) Der überwiegende Teil erwirtschaftete immerhin bis zu 499 Taler, und etwas mehr als jeder Zehnte konnte sogar über 500 Taler versteuern.792 Ein Vergleich dieser Ergebnisse mit dem Verdienst der gesamten 784 785 786 787 788 789 790 791 792

Vgl. UAJ E I 662 lose eingelegt. Polizeikommission Jena an Generalpolizeidirektion Weimar, Abschrift, 11. März 1803. UAJ E I 657 fol. 31r. Universitätsprotokoll, 29. Mai 1804. Genauere Ausführungen, welche Lokalitäten dies waren, wurden nicht gemacht. UAJ A 2298 unpag. Friedrich Jansen an Johann Adam Bäz, ohne Datum [1806]. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 66f. Ebd., S. 68. StAJ B XV i 50. Ebd. Nr. 98. Ebd. Nr. 13. Gerechnet wurde hier nur mit den 70 Gläubigern, bei denen das Steuerkapital angegeben war.

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Bevölkerung macht deutlich, dass zwar drei Viertel der Einwohner Jenas der finanziellen Unterschicht angehörten, die meisten Gläubiger allerdings der Mittelschicht zuzuordnen sind. Damit schrieben einzig die Menschen an, denen es finanziell möglich war, Kredit zu gewähren, oder die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Interaktion mit den Studenten ein gutes Auskommen fanden. Da jedoch der überwiegende Teil der städtischen Bevölkerung 1825 weniger als 149 Taler verdiente, erklärt sich, warum lediglich 5,5 bis 6,6% der Einwohner an die Universitätsbesucher Kredite gewährten. Sie konnten und wollten wahrscheinlich nicht das wirtschaftliche Risiko eingehen, welches die kurze Verweildauer der Studenten an der Salana und die exkludierte Gerichtsbarkeit, die die Rückzahlung ihrer Ansprüche erschweren konnte, mit sich brachten. Dies bedeutet aber auch, dass die Universitätsbesucher, wie bereits angedeutet, eine Ablehnung ihres Kreditgesuchs, besonders seitens der geringverdienenden Einwohner Jenas, akzeptiert haben müssen.793 Auf diese Weise wurde mittels der Zahlen noch einmal untermauert, dass das Erpressen von Krediten nur vereinzelte Verhaltensweisen waren. Tabelle 19 Einkommen der Bevölkerung Jenas auf der Grundlage der Steuern von 1825

Jahreseinkommen bis 149 Taler (Unterschicht) bis 499 Taler (Mittelschicht) über 500 Taler (Oberschicht) gesamt

Anzahl der Gläubiger 16 (22,9%) 45 (64,3%) 9 (12,8%) 70

Anteil der Gesamtbevölkerung794 74,6% 21,3% 4,1% 100%

Wie sehr die Bewohner der Saalestadt ihre eigene wirtschaftliche Sicherheit im Blick hatten, belegt ferner eine Gegenüberstellung der Forderungen mit den Einnahmen der Gläubiger. Ausschließlich elf (15,7%) Kreditgeber ließen die Universitätsbesucher eine höhere Summe anschreiben, als sie im Jahr versteuerten.795 Dies waren vor allem die Geringverdiener der Unter- und Mittelschicht.796 Weitere Analogien lassen sich indes nicht finden. Mit ansteigendem Einkommen wuchs nicht gleichzeitig die Bereitschaft zur Kreditvergabe. Der Tuchmacher Christian Martin Caspar Herzer gab bei einem Jahreseinkommen von 200 Talern

793 794 795 796

Vgl. UAJ E II 273 fol. 20r. Universitätsprotokoll, 24. Dezember 1822. UAJ E II 524 unpag. Universitätsprotokoll, 25. Januar 1828. DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 71 Tabelle 5. Vgl. StAJ B XV i 50. Um die Forderungssumme zu berechnen, wurden alle Kredite addiert und durch die Anzahl der Semester, in denen geborgt wurde, dividiert. Vgl. StAJ B XV i 50. Lediglich die Witwe Charlotte Vopelius (Nr. 242) und der Wirt Christian Wilhelm Traugott Moses (Nr. 266) verdienten mehr als 150 Taler.

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

184

gerade einmal 25rt 19gl im Semester Kredit.797 Knapp das Doppelte borgte der Kaufmann Heinrich Ernst Voigt (48rt 3gl), obwohl er das Dreifache (650 Taler) verdiente.798 Die Witwe Rosina Magdalena Christina Bäz, die den Burgkeller bewirtschaftete und damit jährlich 800 Taler einnahm, schrieb jedes Halbjahr im Wert von durchschnittlich 337rt 13gl an.799 Der Bestverdienenste unter ihnen, der Buchhändler Schmid, gab hingegen lediglich 86rt 21gl Kredit pro Semester.800 Trotz des ökonomischen Kalküls der Gläubiger forderten sie für das Geborgte keine Zinsen, was ihnen neben der regulären Bezahlung einen zusätzlichen Gewinn eingebracht hätte. Die akademischen Gesetze schweigen zwar zu dem Thema, doch kann es nicht im Sinne der disziplinierenden und erziehenden Salana gewesen sein, die Kreditgeber mit der Aussicht auf Vermehrung ihrer Ansprüche durch Zinsen zu verleiten, die Studenten anschreiben zu lassen. Der Hochschule ging es immer um den Schutz der Schuldner und erst nachgeordnet um die Interessen der Bewohner, daher war die Kreditvergabe als Unterstützung in finanzielle Not geratener Universitätsbesucher ein akzeptiertes Mittel, allerdings nicht, um den Gewinn der Bevölkerung zu steigern.

Die finanzielle Liquidität der Studenten Die Studenten konnten den Gläubigern bei der Bitte um Kredit kaum Sicherheiten vorlegen, die Letzteren gewährleisteten, dass sie für ihre erbrachten Handwerksarbeiten und Dienstleistungen noch bezahlt würden. Daher ist anzunehmen, dass die Einwohner der Saalestadt zumindest auf die Wechseleingänge der Universitätsbesucher geachtet haben, um zu sehen, wie viel Geld diesen zur Verfügung stand. Bei der Untersuchung ihrer Liquidität konnten nur 178 (46,3%) der

797 798

799

800

Ebd. Nr. 278. UAJ E II 290 fol. 15r. Rechnung, 27. März 1823. Ebd. fol. 29r. Rechnung, 27. August 1823. Ebd. fol. 79r. Rechnung, 14. April 1824. StAJ B XV i 50 Nr. 218. UAJ E II 112 fol. 19r. Rechnung, 25. März 1820. Ebd. fol. 51r. Rechnung, 11. September 1820. Ebd. fol. 62r. Rechnung, 18. September 1820. Ebd. fol. 77v. Rechnung, 28. September 1820. Ebd. fol. 80r. Rechnung, 22. März 1821. Ebd. fol. 80v. Rechnung, 29. März 1821. Ebd. fol. 90r. Rechnung, 11. April 1821. UAJ E II 195 fol. 19v. Rechnung, 28. September 1821. Ebd. unpag. Rechnung, 2. April 1822. Ebd. unpag. Rechnung, 23. September 1822. UAJ E II 290 fol. 11r. Rechnung, 24. März 1823. Ebd. fol. 46r. Rechnung, 25. September 1823. Ebd. fol. 85r. Rechnung, 15. April 1824. Ebd. fol. 138r. Rechnung, 26. September 1824. StAJ B XV i 50 Nr. 1. UAJ E II 195 unpag. Rechnung, 28. September 1822. UAJ E II 290 fol. 15v. Rechnung, 27. März 1823. Ebd. fol. 55v. Rechnung, 27. September 1823. Ebd. fol. 91v. Rechnung, 17. April 1824. Ebd. fol. 145r. Rechnung, 28. September 1824. StAJ B XV i 50 Nr. 13. UAJ E II 195 fol. 3r. Rechnung, 11. September 1821. Ebd. unpag. Rechnung, 20. März 1822. Ebd. unpag. Rechnung, 21. September 1822. UAJ E II 290 fol. 2r. Rechnung, 22. März 1823. Ebd. fol. 35v. Rechnung, 15. September 1823. Ebd. fol. 74v. Rechnung, 3. April 1824. Ebd. fol. 120r. Rechnung, 7. September 1824.

DIE BEWEGGRÜNDE UND BEDINGUNGEN FÜR DAS BORGEN

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384 Kreditnehmer herangezogen werden,801 von denen etwas mehr als ein Drittel (64; 36,0%) aus den Erhalterstaaten der Salana stammte. Den verbleibenden Rest (114; 64,0%) bildeten die auswärtigen Universitätsbesucher. Jeder Vierte (48; 27,0%) der Untersuchungsgruppe zählte zu den uneingeschränkt zahlungsfähigen Studenten und ein weiteres Drittel (66; 37,1%) zu den bedingt liquiden. Lediglich 14,0% (25) waren nicht solvent, und ausschließlich einen Geldtransfer erhielten 39 (21,9%) Schuldner. Natürlich konnten die Gläubiger im Vorfeld nicht wissen, ob die Bittsteller nach den hier angewandten Kriterien zahlungsfähig waren oder nicht.802 Aber die Bevölkerung Jenas zog Erkundigungen über das Vermögen der Universitätsbesucher ein. Einige haben sich vermutlich auch vor der Gewährung eines Gesuchs beim Postamt, bei der Hochschule oder anderen Stadtbewohnern und Studenten darüber informiert.803 Es konnte bereits ermittelt werden, dass die durchschnittliche Kredithöhe der ernestinischen Kreditnehmer geringer war als die der übrigen. Die Auflistung nach ihrer Zahlungsfähigkeit sowie ihrer Herkunft belegt, dass unter den ausländischen Studenten ein viel größerer Anteil liquid war als unter den Landeskindern. (Tabelle 20) Auf einen bedingt liquiden ernestinischen Schuldner kam prozentual gesehen einer aus den übrigen Gebieten. Dafür waren 18,7% der Landeskinder nicht zahlungsfähig, während es bei den auswärtigen Kreditnehmern nur 11,4% waren. Tabelle 20 Zahlungsfähigkeit der studentischen Schuldner nach ihrer Herkunft

Zahlungsfähigkeit liquid bedingt liquid nicht liquid ein Wechsel gesamt

Landeskinder 8 (12,5%) 22 (34,4%) 12 (18,7%) 22 (34,4%) 64

auswärtige Studenten 40 (35,1%) 44 (38,6%) 13 (11,4%) 17 (14,9%) 114

Des Weiteren stand ihre Liquidität in der Wertigkeit über jener der ernestinischen Studenten. (Tabelle 21) So gab es einzig zwei Landeskinder, die pro Monat kon-

801 802 803

Zur Begründung der Reduzierung vgl. Anm. 761. Zur Differenzierung der Zahlungsfähigkeit vgl. S. 58f. Dass dies vor der Entscheidung, ob ein Kredit gegeben wurde, getan wurde, ist nicht zu belegen. Vgl. UAJ E I 582 unpag. Universitätsprotokoll, 27. Juli 1801. Allerdings hatten die Gläubiger sich am Postbrett nach eingehenden Geldern ihrer Schuldner erkundigt. Ähnlich UAJ E II 258 fol. 1r-1v. Universitätsprotokoll, 6. September 1822. Vgl. Kapitel 7.1. – Die Initiative der Gläubiger. Kapitel 7.3. – Der Arrest auf ankommende Gelder der Schuldner.

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

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tinuierlich mehr als 15 Taler zum Leben und Studieren hatten.804 Mehr als der Hälfte stand weniger zur Verfügung. Hingegen verfügten drei ausländische Schuldner sogar monatlich über mindestens 35 Taler.805 Ferner musste von ihnen lediglich jeder Fünfte mit maximal 15 Talern auskommen. Tabelle 21 Wertigkeit der Liquidität (liquid und bedingt liquid zusammen) nach der Herkunft

Vermögenskategorie bis 15 Taler 15 bis 35 Taler ab 35 Taler gemischter Monatsbetrag gesamt

Landeskinder 17 (56,6%) 2 (6,7%) 0 11 (36,7%) 30

auswärtige Studenten 19 (22,6%) 11 (13,1%) 3 (3,6%) 51 (60,7%) 84

Die Solvenz der Kreditnehmer und deren Wertigkeit hat also bei der Kreditvergabe eine Rolle gespielt. Auswärtige Studenten waren durchschnittlich finanzkräftiger, und obwohl sie nicht öfter als die Landeskinder Kredit bekamen, so war dieser doch höher dotiert. Dies bedeutet aber auch, dass jene Universitätsbesucher anschreiben ließen, die es statistisch nicht unbedingt brauchten, was das von Wilhelm Stieda konstruierte Bild, vor allem arme Studenten hätten Schulden gemacht,806 revidiert. Tatsächlich benötigten aber auch finanzstärkere Universitätsbesucher Überbrückungsmöglichkeiten, wenn unvorhersehbare Kosten entstanden oder der große Wechsel länger als erwartet ausblieb. Damit ist das Kreditwesen keineswegs nicht als Beleg dafür zu deuten, dass die Schuldner mit ihrem Vermögen nicht haushalten konnten. Weil die zugrundeliegenden Wertigkeitsgruppen retrospektiv konstruiert wurden, konnten die Universitätsbesucher bei den ökonomischen Interaktionen mit den städtischen Einwohnern neben ihrem aktuellen Wechsel keinerlei greifbare Sicherheit vorweisen. Vielmehr war die Gewährung eines Kredites – wie es der aus dem Lateinischen stammende Begriff credere bereits andeutet – mit gegenseitigem Vertrauen verbunden.807 Ein großer Teil der Bewohner der Saalestadt brachte dieses den Studenten gegenüber jedoch nicht auf und ließ sie folglich nicht anschreiben. Da sich Vertrauen weder quantitativ noch qualitativ nachwei804 805 806

807

Es handelte sich um Elias Wilhelm Ilgen und Ludwig Schlegel, die beide aus SachsenMeiningen stammten. Dies waren Emil von Flotow aus Mecklenburg, Ferdinand von Luckner aus Hannover und Wilhelm Wibel aus Holstein. STIEDA, Jenaische Studentenrechnung. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 338f., 515. Auch seine Behauptung, dass arme Universitätsbesucher – wobei offen bleibt, was arm meinte – keinen Kredit bekamen, ist falsch. Vgl. STURM, Privatkredit, S. 190-192. Vgl. Kapitel 6. – Das Geben und Nehmen von Krediten.

DIE BEWEGGRÜNDE UND BEDINGUNGEN FÜR DAS BORGEN

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sen lässt, sollen weitere Aspekte genauer beleuchtet werden, die bei der Entscheidungsfindung für oder gegen das Kreditieren möglicherweise erwogen worden sind.

Die räumliche Nähe der Studenten Am 6. Februar 1826 schrieb der aus Eisenach stammende Christian Ehmer an die Salana, die ihn zu einer Stellungnahme bezüglich seines Schuldenwesens aufgefordert hatte, es könne ihm nicht nachgesagt werden, dass er seine Kreditgeber prellen wolle, denn schließlich sei er als Landeskind jederzeit ohne Probleme gerichtlich belangbar.808 Eine wirkliche Sicherheit scheint dies der Bevölkerung allerdings nicht gewesen zu sein. Welch marginale Bedeutung die räumliche Nähe für die Entscheidung der Kreditvergabe besaß, belegen folgende Angaben. (Tabelle 22) Neun Schuldner, deren Familien selbst in Jena lebten, ließen anschreiben.809 Statistisch borgte sich jeder von ihnen 2,1-mal und verschuldete sich dabei um jeweils acht Taler. Die Anzahl der Kredite je Schuldner war relativ gering, was die These der materiellen Unterstützung durch die Eltern weiter unterstützt. Gleichzeitig war jedoch die durchschnittliche Höhe der Forderungen verhältnismäßig hoch, was wiederum gegen die familiäre Hilfe spricht. Andererseits lag die höhere Kreditsumme vielleicht auch an der Präsenz der Eltern in der Stadt und einer damit verbundenen Kreditwürdigkeit.810 Bleibt Jena unberücksichtigt, zeigt sich ein Anwachsen der Anzahl sowie der Höhe der im Durchschnitt genommenen Kredite mit zunehmender Entfernung der studentischen Heimat zum Studienort. Universitätsbesucher aus dem Weimarer Landesteil hatten je 4,0 Verbindlichkeiten in einer Höhe von durchschnittlich 5rt 23gl. Die von weiter her kommenden Eisenacher Landeskinder ließen jeder 4,7-mal für jeweils 7rt 11gl anschreiben. Die Kreditnehmer aus den geographisch näher liegenden Territorien von Sachsen-Gotha-Altenburg nahmen zwar mehr Kredite, diese waren jedoch nicht so hoch wie jene der Eisenacher Studenten. Die Schuldner aus den etwa gleich weit entfernten Herzogtümern Sachsen-Meiningen und Sachsen-Coburg-Saalfeld borgten sich auch in einem ähnlichen Maße wie die Eisenacher. Damit bestätigt sich erneut, dass mit wachsender Entfernung des Hochschulortes zur Heimat höher dotierte Kredite in Anspruch genommen werden mussten.811

808 809 810 811

UAJ E II 410 fol. 11r. Christian Ehmer an Universität Jena, 6. Februar 1826. Insgesamt gaben in den zehn untersuchten Semestern 42 Studenten Jena bei der Herkunft in der Matrikel an. Somit wurde jeder Fünfte (neun; 21,4%) genauer untersucht. Vgl. Kapitel 5.3.2. – Die soziale Herkunft der Studenten. Vgl. Kapitel 5.3.1.

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

188 Tabelle 22 Schulden der Landeskinder

Herkunft

Jena Weimar Eisenach Sachsen-WeimarEisenach (gesamt) Sachsen-GothaAltenburg Sachsen-CoburgSaalfeld SachsenMeiningen

Anzahl der Schuldner 9 42 22 74

Anzahl der Forderungen 21 169 104 300

Durch schnitt

2,1 4,0 4,7 4,1

Gesamtsumme der Schulden 168rt 1.012rt 778rt 2.005rt

Durchschnitt pro Forderung 8rt 5rt 23gl 7rt 11gl 6rt 16gl

75

411

5,5

3.468rt

5rt 11gl

19

83

4,4

643rt

7rt 18gl

22

125

5,7

1.119rt

8rt 23gl

Wenn eine über die Studienzeit hinausreichende gerichtliche Erreichbarkeit der Schuldner und deren Familien für die Gläubiger keine allzu große Bedeutung besaß, impliziert dies die Erwartung der Kreditgeber von einer zeitnahen Regulierung der Rückstände. Welche Rolle dabei die direkte Nachbarschaft beider Akteure in der Saalestadt spielte, belegt ihre Verteilung in den sechs Wohnbezirken Jenas. Die Einwohner Jenas konzentrierten sich um die Johannisstraße (Johannisbezirk: 845; 19,6%), den Markt (Marktbezirk: 961; 22,3%) und das Schloss (Schlossbezirk: 750; 17,4%). Besonders viele Dozenten (507 von 611; 83,0%) hatten sich dort niedergelassen.812 Die Universitätsbesucher wohnten ebenfalls vorrangig im Zentrum, wie es die akademischen Gesetze verlangten.813 Indes fehlen genaue Angaben über die konkreten Adressen. Zwar wurde 1826 die Erlaubnis erteilt, Studentenverzeichnisse mit der Angabe der Unterkunftsadressen zu drucken, allerdings sind diese erst für die folgenden Jahre aussagekräftig.814 Die 244 Miet-

812 813 814

DEINHARDT, Stapelstadt des Wissens, S. 45, 52f., 55. Die Angaben wurden für das Jahr 1810 erhoben. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 22. UAJ A 2323. Vgl. Reskript bezüglich Vermietung an Studenten vom 23. November 1798 in dem es hieß: Es soll jeder Hausinhaber zu Jena, welcher Zimmer an Studenten vermiethet, ein eigenes Buch halten, worinnen der Student eigenhändig Vor- und Zunahmen, Vaterland, Studium und den Preiß der Hausmiethe einschreibt, welches Buch den Pedellen bey der halbjährigen Anfrage nicht nur vorzulegen, sondern auch, wenn eine Miethsveränderung vorgehet, solche nachher bey dem Prorector anzuzei-

DIE BEWEGGRÜNDE UND BEDINGUNGEN FÜR DAS BORGEN

189

ansprüche,815 welche von den Kreditgebern angemeldet wurden, ermöglichen unter Zuhilfenahme der Steuerliste von 1825, die nach den sechs Stadtbezirken sowie den Hausnummern der aufgeführten Personen unterteilt ist, eine Verortung der Kreditnehmer.816 Insgesamt konnten 212 (86,9%) Adressen ermittelt werden. (Tabelle 23) 88-mal quartierten Studenten sich im Johannisbezirk ein. Eine geringfügig kleinere Anzahl wohnte auf und um den Markt. Im Bezirk des Schlosses lebten 34 Schuldner. Im Leutra- sowie im Löbderbezirk waren keine nachweisbar, im Saalbezirk wurde allerdings fünfmal für Miete kreditiert. Tabelle 23 (Miet-)Kredite und Gläubiger nach den Wohnbezirken

Wohnbezirk Johannisbezirk Marktbezirk Schlossbezirk Leutrabezirk Löbderbezirk Saalbezirk gesamt

Anzahl der Mietforderungen 88 (41,5%) 85 (40,1%) 34 (16,0%) 0 0 5 (2,4%) 212

Anzahl der Forderungen 718 (47,7%) 420 (27,9%) 267 (17,8%) 56 (3,7%) 0 43 (2,9%) 1.504817

Anzahl der Gläubiger 40 (37,4%) 32 (29,9%) 26 (24,3%) 5 (4,7%) 0 4 (3,7%) 107818

Aufgrund des in Tabelle 23 dargestellten Verhältnisses der Gläubiger je Wohnbezirk und der dort gewährten Kredite lässt sich ableiten, dass die Kreditgeber nicht allein für Studenten innerhalb ihres eigenen Wohnbezirkes anschrieben. Von den 18 Universitätsbesuchern, die sich mehr als 15-mal borgten, ist lediglich für Christian Debes zu konstatieren, dass sechs seiner sieben Gläubiger aus dem Johannisbezirk, genauer der Johannis- und Jenergasse, stammten.819 Bei den

815 816 817 818

819

gen ist. RASCHE, Geschichte des Dienstpersonals, S. 95 Anm. 255. Wahrscheinlich sind diese älteren Aufzeichnungen vollständig verloren gegangen. Diese Angabe stammt aus den angemeldeten Forderungen der Kreditgeber. Daher stimmt sie nicht mit dem Wert in Tabelle 14 überein. StAJ B XV i 50. Ergänzend herangezogen wurde CHEMNITIUS, Jenaer Adreßbuch. Bei 290 von 1.794 Krediten konnte keine Adresse der Gläubiger ermittelt werden. Nach 1824 gaben fünf Gläubiger den identifizierten Studenten Kredit, die zuvor nicht in Erscheinung getreten waren. Allerdings konnte bei 17 Personen keine Adresse ermittelt werden. StAJ B XV i 50. In der Johannisgasse wohnten die Witwe Rosina Magdalena Christina Bäz (Nr. 1) und die Commissairsgattin Christina Friederika Carolina Fiedler (Nr. 7). In der Jenergasse lebten der Schneider Anton Georg Bernhard Arste (Nr. 35), der Buchbinder Friedrich Baumann (Nr. 35), der Wirt Carl Gabriel Doppelmeyer (Nr. 42) sowie der Buchhändler Friedrich August Schmid (Nr. 13). CHEMNITIUS, Jenaer Adreßbuch, S. 28. Der Traiteur Johann Christoph Mäder wohnte um 1810 bei der Hauptwache (Nr. 320) im Schlossbezirk.

190

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

übrigen Schuldnern verteilten sich die Kreditgeber über drei bis vier Stadtteile, bei Friedrich Eduard Palm, der immerhin 37 Verbindlichkeiten einging, sogar über fast alle Bezirke.820 Eine Verbindung zwischen dem zeitweiligen Wohnort der Kreditnehmer und ihren Gläubigern in den entsprechenden Halbjahren bestand somit nicht, auch, weil Erstere teilweise jedes Semester innerhalb der Stadt umzogen,821 dabei jedoch oft bei den selben Personen wieder anschreiben ließen. Die Handwerker räumten den Studenten häufig neben Miete in demselben Halbjahr auch für ihre Arbeit Kredit ein. So kamen bei ihnen auf die 126 Mietforderungen einzig sieben (5,6%) Rechnungen, bei denen die Kreditgeber keine weiteren Rückstände gewährten. 50 (39,7%) Ansprüche für die Unterkunft gingen mit Auslagen und Aufwartung einher, und mehr als die Hälfte (69; 54,8%) aller Kredite für Zimmermiete wurde zeitgleich mit Handwerksarbeiten vergeben. Natürlich ist in einem stärkeren Maße unabhängig von der Vermieter-MieterKonstellation kreditiert worden, anders hätte die geringe Anzahl von Kreditgebern nicht an die 40,7% der Universitätsbesucher Kredit geben können. Aber die erhobenen Zahlen lassen die Bedeutung der Kontrollmöglichkeit seitens der Gläubiger gegenüber ihren Schuldnern erahnen. Planten diese ihren Weggang von der Salana, ob öffentlich oder heimlich, erfuhren die Vermieter dies mit als Erste. Zudem befanden sich die gegebenenfalls zurückgelassenen Sachen der Kreditnehmer in ihrem Besitz, die im Zuge der Schuldenregulierung herangezogen werden konnten.822 Daher kann das Wohnen unter einem Dach durchaus als eine Form der Liquidität angesehen werden, die über Gewährung oder Ablehnung studentischer Kreditgesuche entscheiden konnte.823 820 821

822 823

Gezählt wurden nur die Kreditgeber, bei denen eine Adresse bekannt war. StAJ B XV i 50. Carl Friedrich Heinrich Wilhelm von Buttler machte Mietschulden bei der Commissairsgattin Christina Friederika Carolina Fiedler (Nr. 7, Johannisbezirk), bei der Schuhmachergattin Johanna Maria Wilhelmine Reichardt (Nr. 316, Schlossbezirk) und bei der Witwe Charlotte Vopelius (Nr. 242, Schlossbezirk). Anton Sachse ließ für ein Zimmer beim Schlosser Bernhard Heinrich Friedrich Kemper (keine Angabe), beim Buchbinder Johann Christian Linke (Nr. 140, Marktbezirk) und beim Klempner Johann Christian Schulinus (Nr. 309, Schlossbezirk) anschreiben. Ernst Schoenau borgte sich für Miete beim Medizinprofessor Carl Christoph Friedemann Traugott Göbel (keine Angabe), beim Drechsler August Christian Wilhelm Hinkler (Nr. 305, Schlossbezirk) und beim Schwertfeger Sebastian Wilhelm Voigt (Nr. 311, Schlossbezirk). Wolfgang Stirtzel machte Mietschulden bei der Witwe Magdalena Sophia Christiane Löber (Nr. 624, Saalbezirk), beim Dozenten Jacob Heinrich Paulsen (Nr. 218, Marktbezirk) und bei der Witwe Sophia Christiana Catharina Pohmer (Nr. 68, Johannisbezirk). Christoph Voigt schrieb bei der Witwe Catharina Maria Grieser (Nr. 98, Johannisbezirk), beim Schneider Johann Jacob Christian Lurz (Nr. 328, Schlossbezirk) und beim Wirt Joseph Muschinsky (Nr. 4, Johannisbezirk) an. Zu den Mietkonditionen vgl. Verordnung zur Miethe der Stuben und Betten zu Jena vom 10. März 1720. Vgl. Kapitel 7.3.1. – Der Arrest auf zurückgelassene Gegenstände der Schuldner. Anders STURM, Privatkredit, S. 136. Sie erklärte, dass persönliche Bekanntschaft nur bedingt eine Rolle als Sicherheitsleistung bei der Kreditvergabe gespielt habe.

DIE BEWEGGRÜNDE UND BEDINGUNGEN FÜR DAS BORGEN

191

Die individuelle Kreditwürdigkeit der Studenten Ein ausschlaggebendes Moment wird des Weiteren die persönliche Zahlungsfähigkeit der Universitätsbesucher gewesen sein, die ihnen die Kreditgeber zusprachen. [N]ur sage der Aufwärterin als denn wenn du mir nicht mehr pumpen willst du wollest es schon besorgen oder so etwas, damit Sie es nicht merkt [,]824 schrieb Friedrich Jansen in seinem Kreditgesuch 1806 und belegt damit die Bedeutung der Kreditwürdigkeit eindrucksvoll. Quantitativ gemessen werden kann diese an der Kontinuität des Borgens. Ließen Einwohner der Saalestadt bestimmte Schuldner über mehrere Semester immer wieder anschreiben, so müssen diese Studenten in den Augen der Gewährenden eine individuelle Kreditwürdigkeit besessen haben. Gleichzeitig banden die Gläubiger diese Universitätsbesucher für eine gewisse Zeit wirtschaftlich an sich.825 Von den 1.851 Verbindlichkeiten, welche teilweise bis 1829 entstanden sind, konnten 1.794 (96,9%) den 124 identifizierten Gläubigern zugeordnet werden.826 112 (6,2%) dieser Forderungen wurden von Personen bewilligt, die ausschließlich in einem Halbjahr borgten. Damit ist in diesen Fällen ein kontinuierliches Anschreiben ausgeschlossen, was jedoch nicht zwangsläufig negativ mit den Kreditnehmern in Verbindung gebracht werden darf. Vielmehr müssen Todesfälle, wie beispielsweise die des Wirtes Johann Adam Bäz827 und des Medizinprofessors Johannes Friedrich Posselt,828 bedacht werden. Ebenso denkbar sind Umzüge, die Übergabe des Geschäfts an die Nachkommen oder die Neuverheiratung von Witwen, die dadurch fortan einen neuen Namen trugen. Für fast genau die Hälfte (838; 49,8%) der verbleibenden 1.682 Ansprüche ist eine Kontinuität beim Kreditieren der Gläubiger erkennbar.829 Nicht weniger als 58 (48,7%) borgende Stadtbewohner ließen ihre Schuldner somit zu einem späteren Zeitpunkt ein weiteres Mal anschreiben. Geht man davon aus, dass eine wiederholte Vergabe mit einer gegenseitig akzeptierten Regelung bezüglich der Schuldentilgung verbunden war – im besten Falle sogar mit einer Bezahlung der alten Rückstände,830 824 825

826 827 828 829 830

UAJ A 2298 unpag. Friedrich Jansen an Johann Adam Bäz, ohne Datum [1806]. Vgl. Peter SCHUSTER: The Age of Debt? Private Schulden in der spätmittelalterlichen Gesellschaft, in: Gabriele B. CLEMENS (Hg.): Schuldenlast und Schuldenwert. Kreditnetzwerke in der europäischen Geschichte 1300-1900 (Trierer Historische Forschungen 65), Trier 2008, S. 37-52, hier S. 44. In den Privatkrediten spielte dies eine große Rolle. Nach 1824 gaben fünf Gläubiger Kredit, die zuvor nicht in Erscheinung getreten waren. Daher beläuft sich die Gesamtzahl der Kreditgeber hier auf 124 und nicht auf 119. KA J SR SK 1822 Bl. 76f. Nr. 45. Ebd. 1823 Bl. 110f. Nr. 48. Mit inbegriffen ist hierbei allerdings auch der Erstkredit. In einigen Rechnungen ist zu erkennen, dass nach einer Teilbezahlung des alten Kredits weiter geborgt wurde. UAJ E II 152 fol. 3r. Rechnung, 14. September 1820. UAJ E II 287 fol. 13v. Johann Georg Schreiber an Universität Jena, 15. März 1823. Ebd. fol. 14r. Rechnung, 6. Februar 1823. UAJ E II 358 fol. 19r. Rechnung, 6. August 1824. Ebd. fol. 26v.

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DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

– so zeigt sich die Bedeutung positiver Erfahrungen bei der Kreditvergabe. Zwar ermöglichen die vorhandenen Quellen keine Verifizierung, trotzdem ist es nicht anders zu erklären, warum ein Viertel (29; 23,4%) der Gläubiger einigen Universitätsbesuchern über drei Semester lang Verbindlichkeiten gewährte. Entsprechend der hohen Gesamtanzahl von borgenden Wirten (zwölf), Schneidern (zwölf) und Schuhmachern (16) waren sie auch unter den wiederholt kreditgebenden Gläubigern deutlicher präsent als andere Berufsgruppen. Dennoch gab es keine Anhäufung bestimmter Tätigkeitsbereiche. Im Einzelnen zeigen sich zudem große Differenzen. Der Schneider Anton Georg Bernhard Arste gewährte beispielsweise 28 Kredite an 27 verschiedene Studenten. Nur ein einziges Mal ließ er demnach einen Schuldner in einem anderen Halbjahr erneut anschreiben. Der Kaufmann Joseph Ferrario borgte drei (12,0%) von 25 Kreditnehmern wiederholt. Prozentual ebenso viele (vier von 35; 11,4%) waren es beim Schuhmacher Johann Christian Heinrich Tonndorf. Andere Einwohner hingegen haben die wiederholte Kreditvergabe stärker betrieben. Die Witwe Rosina Magdalena Christina Bäz ließ die Hälfte (20; 51,3%) ihrer 39 Schuldner wiederholt anschreiben. Einem ebenso hohen Anteil borgte der Schuhmacher Gottlieb Moritz David Veit (zwölf von 21; 57,1%) in weiteren Halbjahren. Gewiss ist eine Erklärung in den gewährten Krediten selbst zu finden. Die Kreditgeber schrieben hauptsächlich für ihr Handwerk an, und die teilweise nur wenige Semester vor Ort verweilenden Universitätsbesucher benötigten nicht permanent neue Kleidung oder Schuhe. Bei Mittag- und Abendessen, für welches die Witwe Bäz vorrangig kreditierte, sah dies freilich anders aus. Genauso verhielt es sich bei der Unterkunft, für die der Schumacher Veit Ansprüche erhob. Gleichzeitig unterstreicht aber die hohe Fluktuation der Studenten das Argument einer persönlichen Kreditwürdigkeit und deren Relevanz bei der Entscheidung über die Gewährung weiterer Kreditgesuche, da es einen kontinuierlichen Zufluss an neuen Studenten gab und jene, die sich mit ihren Gläubigern nicht arrangierten, problemlos ersetzt werden konnten. Da den Bewohnern Jenas ein ökonomisches Kalkül unterstellt werden muss, werden sie auch hier im eigenen Interesse gehandelt und ausschließlich den Universitätsbesuchern regelmäßig Unterstützung gewährt haben, denen sie aufgrund der mit ihnen gemachten Erfahrungen Vertrauen entgegenbrachten. Androhungen von Gewalt waren dabei eher hinderlich, weswegen die Bittsteller dies auch nur selten machten.

Universitätsprotokoll, 20. September 1824. Vgl. FONTAINE, Mechanismen der Kreditvergabe, S. 116. Er konnte für die bäuerlichen Kredite nachweisen, dass nicht einmal unbedingt mit der Rückzahlung der Schulden begonnen sein musste, damit der Schuldner sich weiter borgen konnte.

DIE BEWEGGRÜNDE UND BEDINGUNGEN FÜR DAS BORGEN

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Die soziale Herkunft der Studenten In dem bereits auszugsweise zitierten Brief der Familie Gronau an die Regentin Anna Amalia von 1769 hieß es, […] die reichsten und vornehmsten derer Studiosorum, deren Aufzug und Betragen, die Vermuthung [erwecke], daß sie einige parties Billard nicht unbezahlt laßen werden […].831 Dieses Zitat lässt bereits vermuten, welche Rolle das Ansehen der um Kredit bittenden Personen für die Bevölkerung gespielt hat. Diese soziale Liquidität ist indes kaum zu greifen. Noch schwerer ist dies bei Studenten, die aufgrund ihres jungen Alters noch keinen eigenen Leumund aufbauen konnten. Zudem studierten sie meist in einer fremden Stadt und kannten dort höchstens ein paar wenige Einwohner. Daher kann an dieser Stelle nicht ihre eigene soziale Liquidität untersucht werden, vielmehr sollen die Familien der Schuldner in den Fokus genommen werden. Zwei Gruppen wurden hierfür genauer betrachtet. Zum einen sind das jene Kreditnehmer, die nach eigenen Angaben aus Jena stammten,832 zum anderen die adligen. Das Sozialprofil der neun studierenden Söhne einheimischer Familien verdeutlicht bereits das an der Universität vorherrschende breite Spektrum. Zu den Vätern der Schuldner zählten ein fürstlich-sächsischer Hofadvokat und ein Obertranksteuereinnehmer, die zudem noch Ämter als Stadtschreiber und Stadtrichter bekleideten.833 Aber auch Handwerkerkinder waren darunter,834 genauso wie der 831 832

833

834

ThHStAW A 8369 fol. 30r. Gronau an Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach, 1. Juli 1769. Unter den Schuldnern, die aufgrund der Auswahlkriterien nicht in die Masse der zu untersuchenden Universitätsbesucher aufgenommen wurden, befanden sich drei weitere Studenten, die Jena als ihre Heimatstadt angaben. KA J TR SK 1796 Bl. 110 Nr. 153. Wilhelm Heinrich Anton Faselius, Sohn von Johann Christian Wilhelm Faselius, fürstlichsächsischer Hofadvokat, Stadtrichter und Stadtschreiber. Ebd. 1798 Bl. 203 Nr. 91. Carl Ernst Gottlob Otto, Sohn von Johann Friedrich Gottlob Otto, fürstlich-sächsischer Hofkommissar, Krämermeister und Präfekt der Bürgerschaft. Ebd. 1801 Bl. 141 Nr. 85. Hermann Gustav Friedrich Schad, Sohn des außerordentlichen Philosophieprofessors Johann Baptist Schad. Ebd. 1802 Bl. 235 Nr. 156. Immanuel Joseph Friedrich Creutznacher, Sohn von Heinrich Friedrich Siegmund Creutznacher, fürstlicher Obertranksteuereinnehmer und Amtsschreiber. Ebd. 1800 Bl. 105 Nr. 145. Anton Friedrich August Slevogt, Sohn von Christian Anton August Slevogt, fürstlich-sächsischer Hofadvokat und Stadtrichter. Ebd. 1802 Bl. 197 Nr. 78. Christian Friedrich Philipp Haabe, Sohn von Johann Friedrich Haabe, Schuhmacher. Ebd. 1796 Bl. 84 Nr. 89. Gustav Johann Friedrich Linke, Sohn von Johann Gottlob Linke, Braumeister zum Neuen Werk. Ebd. 1803 Bl. 261 Nr. 36. Friedrich Heinrich Wilhelm Schütze, Sohn von Johann Christian Schütze, privilegierter Konditor. Studentenalbum, Eintrag vom 18. Mai 1820. Robert Wesselhöft, Sohn von Johann Carl Wesselhöft, Buchdrucker. Unsicher ist die Identifizierung von Wilhelm Sieglitz als Sohn von Wilhelm Gottlieb Sieglitz, Nadler. Im Taufregister lässt sich der Universitätsbesucher unter den Kindern nicht auffinden. Allerdings führt das Studentenalbum, Eintrag vom 15. November 1820 einen Wilhelm Sieglitz aus Jena in der Spalte der Väter beziehungsweise Vormünder auf. KA J HR SK 1828 Bl. 582f. Nr. 41. Zudem wurde der Nad-

194

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

Sohn eines Adjunkten an der Philosophischen Fakultät.835 Besonders zu nennen ist Johann Friedrich Lorenz Bloss. Er war der Sohn von Rosina Elisabeth Bloss836 und ihres Mannes Ernst Christian David Bloss, Kandidat der Rechte, der seine Frau heimlich verlassen haben soll.837 Während die beiden ersten Söhne des Ehepaares im Taufregister noch den Status ehelich erhalten hatten,838 wurden die folgenden vier Kinder von Rosina Elisabeth Bloss, zu denen auch der 1798 geborene Student gehörte, als unehelich gekennzeichnet.839 In den Einträgen des Heiratsregisters von Johanna Dorothea Bloss und ihrem jüngeren Bruder Johann Friedrich Lorenz Bloss im Heiratsregister wurde der ehemalige Kandidat der Rechte explizit als Vater angeführt.840 Sicher kann diese Vaterschaft trotzdem nicht sein, da bei den Taufeinträgen der Kinder mehrfach über die Mutter zu lesen ist, dass sie die verlassene Frau von Ernst Christian David Bloss und in Unehren schwanger sei.841 Obwohl unter anderem eine eheliche Geburt Voraussetzung für ein Studium an einer Hochschule war,842 konnte Johann Friedrich Lorenz Bloss sich am 1. Februar 1822 an der Salana immatrikulieren.843 Rainer Christoph Schwinges konstatierte für die mittelalterlichen Universitäten, dass der Nachweis der ehelichen Geburt erst erforderlich wurde, wenn die Universitätsbesucher einen akademischen Abschluss anstrebten, weshalb „für die meisten Studenten die Frage ihrer Legitimität nie sonderlich akut gewesen sein“ dürfte.844 Da es von dem besagten Studenten keine Bittgesuche an die Salana bezüglich seiner Aufnahme an die Hochschule gibt, ist anzunehmen, dass die von Schwinges gemachte Feststellung auch noch im frühen 19. Jahrhundert galt. Zu den Kreditgebern der Jenaer Schuldner zählten zehn verschiedene Personen.845 Deren biographische Erfassung mit Hilfe der Kirchenbücher ergab keine

835 836 837 838 839 840 841 842 843 844

845

ler Wilhelm Gottlieb Sieglitz als Vater von Johann Wilhelm Sieglitz bei dessen Eheschließung 1828 angegeben. KA J TR SK 1799 Bl. 5 Nr. 13. Ernst Herrmann Julius Mehlis, Sohn von Johann Friedrich Julius Mehlis, Adjunkt der Philosophischen Fakultät. Ebd. 1798 Bl. 197 Nr. 77. KA J HR SK 1788 Bl. 23 Nr. 42. KA J TR SK 1789 Bl. 256 Nr. 55. Ebd. 1790 Bl. 437 Nr. 150. Ebd. 1796 Bl. 108 Nr. 147. Ebd. 1798 Bl. 197 Nr. 77. Ebd. 1800 Bl. 107 Nr. 150. Ebd. 1802 Bl. 238 Nr. 161. KA J HR SK 1821 Bl. 426f. Nr. 37. Ebd. 1830 Bl. 612f. Nr. 16. KA J TR SK 1796 Bl. 108 Nr. 147. Ebd. 1798 Bl. 197 Nr. 77. Ebd. 1800 Bl. 107 Nr. 150. Julian KÜMMERLE: Student, in: Enzyklopädie der Neuzeit 12 (2011), Sp. 1162-1166, hier Sp. 1162. Studentenalbum, Eintrag vom 1. Februar 1822. Rainer Christoph SCHWINGES: Die Zulassung zur Universität, in: Walter RÜEGG (Hg.): Geschichte der Universität in Europa, 1. Band: Mittelalter, München 1993, S. 161-180, hier S. 161. Bei den Gläubigern handelte es sich um den Buchbinder Friedrich Baumann, den Schuhmacher Carl Christian Bischoff, den Buchbinder Johann Christian Linke, den Rechtswissenschaftler Jacob Heinrich Paulsen, den Buchhändler Friedrich August Schmid, den Kondi-

DIE BEWEGGRÜNDE UND BEDINGUNGEN FÜR DAS BORGEN

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erkennbare familiäre Bindung zwischen den Borgenden und den studentischen Kreditnehmern. Weder zwischen dem Buchbinder Johann Christian Linke und dem gleichnamigen Studenten Gustav Johann Friedrich Linke noch bei dem Konditor Friedrich Schütze und dem Schuldner Friedrich Heinrich Wilhelm Schütze war eine Verwandtschaft erkennbar. Über den Familienzweig der Mütter konnte ebenfalls kein Zusammenhang hergestellt werden. Jedoch ist zu vermuten, dass, wenn es persönliche Verbindungen zwischen den Gläubigern und den Familien der Kreditnehmer gegeben hat, etwaige Ansprüche privat reguliert und nicht vor das akademische Gericht gebracht wurden.846 So machte Gustav Johann Friedrich Linke bei mehreren Personen nachweislich Schulden, allerdings nicht beim Tuchmacher Johann Christoph Friedrich Weimar, der durchaus zahlreiche Universitätsbesucher anschreiben ließ. Möglicherweise borgte sich Ersterer bei ihm nie, oder aber die bestehenden Forderungen von Weimar wurden von der Familie Linke auf privatem Wege beglichen, da der Tuchmacher als Taufpate des Studenten ein Teil des familiären Umkreises war.847 Eine direkte räumliche Nähe oder finanzielle Liquidität der Eltern scheidet als entscheidungsleitende Motivation für die Kreditvergabe an die Söhne ebenso aus. Die fünf nachweisbaren Familien848 wohnten über das gesamte Stadtgebiet verteilt, und es bestand auch keine unmittelbare Nachbarschaft zu den Kreditgebern. Dem steuerpflichtigen Verdienst nach gehörten keine dieser Eltern zur finanziellen Unterschicht, dennoch bestanden erhebliche Differenzen. Während der Vater von Christian Friedrich Philipp Haabe, der als Schuhmacher tätig war, im Jahr etwa 150 Taler versteuerte, waren es beim Buchdrucker Johann Carl Wesselhöft, Vater von Robert Wesselhöft, 800 Taler.849 Das teilweise geringe Vermögen

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849

tor Friedrich Schütze, den Schuhmacher Johann Christian Heinrich Tonndorf, den Kaufmann Heinrich Ernst sowie den Buchhändler Christian Heinrich Walz. J. G. Pfaff stammte aus Weimar. Anders STURM, Privatkredit, S. 189. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 198. Sie konnten für den Privatkredit aufzeigen, dass Mitglieder einer Familie sich gegenseitig wegen Schulden verklagten. KA J TR SK 1796 Bl. 84 Nr. 89. Vgl. ebd. 1808 Bl. 18 Nr. 43. Ähnlich könnte es sich auch bei Friedrich Heinrich Wilhelm Schütze verhalten haben. Bei seinem jüngeren Bruder war der Burgkellerwirt Johann Adam Bäz Pate. Das Wirtsehepaar gab vielfach Kredit an Studenten. Bei Johann Friedrich Lorenz Bloss ließen sich keine weiteren Angaben zur Mutter finden. Unter Vormundschaft standen folgende Studenten: Studentenalbum, Eintrag: 25. Juli 1822. Immanuel Joseph Creutznacher. Ebd., Eintrag: 30. Oktober 1819. Ernst Hermann Julius Mehlis. Ebd., Eintrag: 23. November 1820. Anton Friedrich August Slevogt. StAJ B XV i 50. Der Schuhmacher Johann Friedrich Haabe lebte im Schlossbezirk Nr. 297 (150 Taler). Der Buchdrucker Johann Carl Wesselhöft wohnte im Löbderbezirk Nr. 490 (800 Taler). Der Braumeister Johann Gottlob Linke lebte im Saalbezirk Nr. 707 (160 Taler). Der Nadler Johann Wilhelm Sieglitz wohnte im Johannisbezirk Nr. 65 (200 Taler). Der Konditor Johann Christian Schütze lebte im Schlossbezirk in Nr. 312 (420 Taler).

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DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

schließt aber nicht aus, dass die benannten Familien kreditwürdig waren und deren Söhne allein deswegen anschreiben lassen konnten.850 Das Ansehen einer bürgerlichen Familie entfaltete sich primär in den Grenzen der Heimatstadt, jenes des Adels strahlte indes weit darüber hinaus. Vier Söhne aus alten Adels- und Uradelsgeschlechtern machten während ihres Studiums in Jena Schulden.851 Zu ihnen gehörte Otto von Bibra, Sohn von Carl Friedrich aus der Linie zu Höchheim, später Bibra, und dessen Frau Amelie von Weydenbach. Der Vater hatte das prestigeträchtige Amt eines Württembergischen Kammerherrn und fürstlichen-schönburgischen Kammerdirektors inne.852 Der aus dem Herzogtum Sachsen-Meiningen stammte Carl Friedrich Heinrich Wilhelm von Buttler war der Sohn von Heinrich Albrecht Leopold Wilhelm von Buttler aus dem Zweig zu Grumbach und seiner Frau Martha Henriette von Buttler. Zudem war er der Enkel von Heinrich Adolph Christoph von Buttler und Dorothea Regina Wilhelmine Wolf von und zur Todenwarth.853 Da der Vater, ein kurfürstlich-hessischer Rittmeister, bereits 1814 verstorben war,854 übernahm der hessische Leutnant Carl Friedrich Ludwig August von Buttler zu Wildprechtroda, ein entfernter Verwandter, die Vormundschaft.855 Der Schuldner Carl Friedrich Hildebrand stammte aus dem Geschlecht der Einsiedel. Sein Vater war der herzoglich-gothaische Landjägermeister Georg Carl Hildebrand, bei seinem Onkel handelte es sich um Friedrich Hildebrand von Einsiedel,856 der

850 851

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854

855 856

Vgl. Kapitel 6, – Das Geben und Nehmen von Krediten. Zum Studium des Adels vgl. Rainer A. MÜLLER: Universität und Adel. Eine soziostrukturelle Studie zur Geschichte der bayerischen Landesuniversität Ingolstadt (1472-1648), Berlin 1974. Wilhelm VON BIBRA: Geschichte der Familie der Freiherrn von Bibra, München 1870, S. 162f. Kammer-Herr, in: KRÜNITZ 33 (1785), S. 383-386, hier S. 383. Der Kammerherr war ein adliger Hofbediensteter vom obersten Rang, der die Aufwartung für eine fürstliche Person übernahm. Kammer-Collegium, in: KRÜNITZ 33 (1785), S. 207-268, hier S. 207, 244. Der Kammerdirektor leitete das Kammercollegium, welches sich mit der Verwaltung des Kameralwesens befasste. Rudolf VON BUTTLAR-ELBERBERG: Stammbuch der Althessischen Ritterschaft, Kassel 1888, Tafel 5: von Butler, ehemals von Buttlar aus Dietlas, Wildprechtrode in SachsenMeiningen, Reußendorf in Schlesien und Ponarth in Ostreußen. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, 17. Band, Gotha 1867, S. 122. Allerdings wird hier der Sohn nicht aufgeführt. Capitaine de Cavallerie, Rittmeister, in: ZEDLER 5 (1733), Sp. 655. Rittmeister war eine Dienstgradbezeichnung für Offiziere in der Kavallerie. Studentenalbum, Eintrag vom 7. November 1820. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, 17. Band, Gotha 1867, S. 120. Genealogisches Handbuch der adeligen Häuser, Adelige Häuser A, 14. Band, bearbeitet von Walter VON HUECK (Genealogisches Handbuch des Adels. Herausgegeben vom Deutschen Adelsarchiv e.V.; bearbeitet unter Aufsicht des Ausschusses für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände, 151 Bände, Limburg an der Lahn 1951-2012, 66. Band), Limburg an der Lahn 1977, S. 102f. Jagd-Bediente, in: KRÜNITZ 28 (1783),

DIE BEWEGGRÜNDE UND BEDINGUNGEN FÜR DAS BORGEN

197

am Weimarer Hof als stellvertretender Hofmeister der Witwe Anna Amalia und als Kammerherr von Carl August diente.857 Des Weiteren wirkte er als erster Oberappellationsgerichtspräsident am Hofgericht in Jena.858 August Eduard von Wurmb war der Sohn des fürstlichen schwarzburg-sondershäusischen Amtshauptmanns auf und zu Großfurra, Johann Carl Friedrich von Wurmb, und dessen Frau Friederike Wilhelmine von Selchow.859 Keine Frage, diese alten Adelsgeschlechter waren auch den Einwohnern der Saalestadt bekannt, und allein der Familienname und das damit verbundene Ansehen wird genügt haben, damit sie ihre gewünschten Kredite bekamen. So konnte von Buttler, der nach seinen Wechseln nicht liquid war,860 in acht Semestern 30-mal anschreiben lassen und dadurch 342 Taler Schulden anhäufen. Er borgte sich für Zimmermiete samt Auslagen, für seine Verpflegung und seine Studien – Buchbinderarbeiten, Vorlesungshonorar und Schreibwaren. Hinzu kamen Kredite bei der Wäscherin, dem Barbier sowie dem Schuhmacher, dem Schneider und dem Mützenmacher.861 Von Wurmb nahm sieben Kredite in einer Höhe von 123 Talern, allerdings lediglich in drei Halbjahren.862 Die beiden verbleibenden adligen Schuldner borgten sich ein Mal und zudem nur eine kleine Summe von zehn

857

858 859 860 861

862

S. 328-371, hier S. 328f. Der Landjägermeister war ein herrschaftlicher Bediensteter in Jagdangelegenheiten in der Provinz. Hof-Meister, in: KRÜNITZ 24 (1781), S. 168-208, hier S. 169. Der Hofmeister übernahm die Aufsicht über den weiblichen Hofstaat. Zu den Kammerherren am Weimarer Hof vgl. Stefanie FREYER: Der Weimarer Hof um 1800. Eine Sozialgeschichte jenseits des Mythos (bibliothek altes Reich 13), München 2013, S. 392-428. Adalbert ELSCHENBROICH: Einsiedel, Friedrich Hildebrand Freiherr von, in: NDB 4 (1959), S. 401f. SCHMIDT, Georg Friedrich August (Hg.): Neuer Nekrolog der Deutschen, 29 Bände (1823-1853), hier 15/2 (1837), S. 974-976. UAJ A 831 fol. 127r. Wechsel, 5. Dezember 1820. Ebd. fol. 145r. Wechsel, 29. Januar 1822. Ebd. unpag. Wechsel, 26. Dezember 1822. Ebd. unpag. Wechsel, 25. Juni 1823. UAJ E II 112 fol. 91v. Rechnung, 16. April 1821. UAJ E II 195 fol. 19r. Rechnung, 27. September 1821. Ebd. unpag. Rechnung, 21. September 1822. Ebd. unpag. Rechnung, 27. September 1822. Ebd. unpag. Rechnung, 28. September 1822. UAJ E II 290 fol. 8r. Rechnung, 25. März 1823. Ebd. fol. 12r. Rechnung, 25. März 1823. Ebd. fol. 18v. Rechnung, 29. März 1823. Ebd. fol. 31v. Rechnung, 3. September 1823. Ebd. fol. 31v. Rechnung, 12. September 1823. Ebd. fol. 32r. Rechnung, 12. September 1823. Ebd. fol. 35v. Rechnung, 15. September 1823. Ebd. fol. 40r. Rechnung, 22. September 1823. Ebd. fol. 43v. Rechnung, 24. September 1823. Ebd. fol. 57v. Rechnung, 28. September 1823. Ebd. fol. 72v. Rechnung, 29. März 1824. Ebd. fol. 78r. Rechnung, 10. April 1824. Ebd. fol. 81v. Rechnung, 14. April 1824. Ebd. fol. 128v. Rechnung, 20. September 1824. Ebd. fol. 130v. Rechnung, 24. September 1824. UAJ E II 290 fol. 40v. Rechnung, 22. September 1823. Ebd. fol. 81v. Rechnung, 14. April 1824. Ebd. fol. 84r. Rechnung, 14. April 1824. Ebd. fol. 87r. Rechnung, 16. April 1824. Ebd. fol. 140v. Rechnung, 27. September 1824.

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

198

und weniger Talern.863 Mit diesen offenen Forderungen stellten sie weder bezüglich der Höhe ihrer Rückstände noch bei den Kreditgegenständen oder ihren Gläubigern eine gesonderte Gruppe dar.

5.3.3. Zwischenfazit Weder das Ausleben akademischer Freiheiten864 noch das Kräftemessen mit der Salana oder die Abgrenzung von der Jenaer Bevölkerung865 motivierten die Studenten zum Anschreibenlassen. Blieb der ersehnte Wechsel über längere Zeit aus oder war er für die Deckung aller Kosten nicht hoch genug dotiert, mussten die Universitätsbesucher dieses Defizit mittels Kredit überbrücken. Dies war für sie im Umgang mit ihren Finanzen handlungsleitend. Für die Bevölkerung der Saalestadt ging es ebenso um die Bestreitung ihres Lebensunterhaltes. Sie lebte zum großen Teil von den Studenten, ohne die ein elementarer Hauptabsatzmarkt wegfallen würde. Daher trieb die Gläubiger nicht Nächstenliebe, sondern ökonomisches Kalkül zum Borgen. Dies wiederum führte dazu, dass sich unterschiedliche Aspekte der Entscheidungsfindung – für oder gegen die Vergabe der Kredite – zeigten. Die finanzielle Liquidität spielte eine besondere Rolle, da sie die beste Aussicht auf Tilgung der Verbindlichkeiten darstellte. Doch die Kreditgeber konnten nicht wissen, ob die Wechsel zukünftig regelmäßig kommen würden und groß genug waren, damit die Universitätsbesucher davon auch ihre Schulden begleichen konnten. Aus diesem Grund verließen sich die Kreditgeber auch auf nonfiskale Faktoren. Wohnten Schuldner bei ihnen, bestand die Möglichkeit, sie stärker zu kontrollieren und eine heimliche Abreise frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln. Hatten sie sich bereits etwas Kreditwürdigkeit verdient, weil sie alte Rückstände zügig wieder bezahlt hatten, stieg die Chance für den Erhalt eines weiteren Kredits. Einzig die geographische und soziale Herkunft spielte bei der Gewährung von Kreditgesuchen keine nachweisbare Rolle.

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UAJ E II 290 fol. 52v. Rechnung, 27. September 1823. Otto von Bibra. Ebd. fol. 140r. Rechnung, 26. September 1824. Carl Friedrich Hildebrand von Einsiedel. Vgl. HARDTWIG, Sozialverhalten und Wertwandel, S. 315. Vgl. RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, S. 157-163.

FAZIT

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5.4. Fazit Resümierend ist die These von den verführenden oder leidtragenden Kreditgebern866 und den „leichtsinnigen und verantwortungslosen Studenten“867 zu korrigieren, denn an der Wende zum 19. Jahrhundert drang der Mentalitätswandel der Universitätsbesucher bis in das wirtschaftliche Agieren durch. Zudem hatten die Gläubiger im Verlauf des 18. Jahrhunderts ihre Handlungsmöglichkeiten ausgebaut und rechtlich fixieren lassen, was die Studenten zur Modifizierung ihres Verhaltens zwang. Nicht zuletzt trug auch ein anderer Blickwinkel dazu bei, die vorherschenden Stigmata zu entkräften. Die Salana, die konkrete ideelle sowie materielle Ziele verfolgte, konnte nicht anders, als an den Rollenbildern festzuhalten und nur geringfügige Aufweichungen selbiger zulassen. Mit der nun erstmals vorgenommenen quantitativen Untersuchung des Phänomens des studentischen Kreditwesens ist eine Aufrechterhaltung der Stigmata jedoch nicht mehr möglich. Dabei zeigte sich auch, dass entgegen der Selbstdarstellung der Universitätsbesucher keineswegs von einem devianten Verhalten gegenüber der akademischen Obrigkeit gesprochen werden kann. Zwar wurde die Relevanz der Kredite für die Studenten dadurch belegt, dass mehr als 40,7% darauf zurückgriffen. Aber sie nutzten sie, um ihre Grundbedürfnisse abzudecken und finanzierten ihr Studium damit nicht grundsätzlich. Die Schuldensummen waren häufig klein, und in den meisten Fällen stellten sie eine Methode dar, auf unterschiedlichen Wegen entstandene finanzielle Engpässe bis zum nächsten Wechsel zu überbrücken. Dadurch wird einerseits verständlich, warum ein großer Teil der solventen Kreditnehmer sich borgte. Auf der anderen Seite zeigt es allerdings auch, dass die Universitätsbesucher ihr Geld nicht verschwendeten. Damit verhielten sie und die Gläubiger sich so, wie die Salana es sich erhoffte und nicht, wie sie befürchtete.868 Signifikant ist indes, dass lediglich ein kleiner Teil der Bewohner Jenas kreditierte. Zweifelsohne trat ein vielfacher Teil in wirtschaftliche Interaktion mit Studenten, trotzdem waren nur wenige bereit, für Handwerksarbeiten und Dienstleistungen zu borgen. Der Grund dafür war aber nicht die Angst vor gewaltsamen Übergriffen durch die Universitätsbesucher, sondern vielmehr waren es die finanzielle Situation der Jenaer Bevölkerung, die kurze Verweildauer der potentiellen Schuldner in der Stadt und der damit einhergehende Mangel an Sicherhei866 867

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BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 300. EBEL, Memorabilia Gottingensia, S. 101f. STIEDA, Jenaische Studentenrechnung, S. 76. Vgl. EBEL, Memorabilia Gottingensia, S. 101f. HEER, Marburger Studentenleben, S. 19. KEIL; KEIL, Geschichte des Jenaischen Studentenlebens, S. 57f. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 516. Er konstatierte für Göttingen ebenso, dass die Studenten die Kredite nicht missbrauchten.

200

DAS GEBEN UND NEHMEN VON KREDITEN

ten. Jene Gläubiger, die die Studenten allerdings anschreiben ließen, machten dies im Rahmen ihrer eigenen ökonomischen Möglichkeiten und hielten sich weitgehend an die akademischen Gesetze. Dementsprechend waren auch die Schulden der Universitätsbesucher im Rahmen der von der Landesregierung und der Hochschule erlassenen Verordnungen. Innerhalb des Mikrokosmos Hochschulstadt gab es keine allgemeingültigen Entscheidungskriterien der Kreditgeber, wenn es um die Gewährung eines studentischen Hilfegesuchs ging. Die finanzielle Liquidität war ein wichtiger Faktor. Ebenfalls nachweisbar sind die Bedeutung des Zusammenwohnens von Kreditgeber und -nehmer sowie der persönlichen Erfahrungen des Ersteren mit den möglichen Schuldnern. Die geographische und soziale Herkunft spielten jedoch keine nachweisbare Rolle. Letztlich galt für alle, unabhängig davon, ob Landeskinder oder ausländische Studenten, liquid oder nicht, adlig oder unehelich: Sie hatten Kredit erbeten und bekommen, ohne dass im Einzelfall immer genau nachvollziehbar ist, warum sie sich darum bemühten und weshalb die Gläubiger den Gesuchen stattgegeben haben. Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass die Universitätsbesucher eine kollektive Kreditwürdigkeit besaßen, die Teile der Stadtbevölkerung zur Kreditvergabe bewegte.869

869

Vgl. Kapitel 7.4.1. – Der Handlungsspielraum im studentischen Sozialgefüge.

6. Die studentischen Schulden im Vergleich zum Privatkredit der städtischen Bevölkerung Der einmahl verlohrne Credit […] [ist ein] unwiederbringlicher Verlust.870

Johann Friedrich von Hendrich, 1772 Zwar hat die Erforschung des Privatkredits in Europa eine lange Tradition, jedoch war sie vorrangig institutionsgeschichtlich geprägt.871 Indes rückte in den letzten Jahrzehnten das Interesse für das frühneuzeitliche Schuldenwesen der städtischen und ländlichen Bevölkerung immer mehr in den Fokus der Historiker. Zunehmend wurden nicht mehr ausschließlich ökonomische Aspekte betrachtet, sondern auch nach der sozialen und kulturellen Bedeutung des Borgens gefragt.872 Zudem wurden die Mechanismen der Regulierung thematisiert.873 Dabei entstanden einzelne Studien zu verschiedenen Territorien, Städten und Dörfern sowie deren Bewohnern.874 Dennoch gibt es bei zahlreichen Gesichtspunkten des Kreditwesens, besonders für den privaten Kreditmarkt, immer noch erheblichen Untersuchungsbedarf. 870 871

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873 874

Zitiert nach CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 234 Anm. 726. HÄBERLEIN, Kreditbeziehungen und Kapitalmärkte, S. 37. Vgl. Herman VAN DER WEE: Forschungen zur Geschichte des privaten Kredits. Ein methodologischer Überblick, in: Michael NORTH (Hg.): Kredit im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa (Quellen und Darstellungen zur Hansischen Geschichte, NF 37), Köln/Wien 1991, S. 215-219. Jürgen SCHLUMBOHM: Zur Einführung, in: Jürgen SCHLUMBOHM (Hg.): Soziale Praxis des Kredits. 16.-20. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 238), Hannover 2007, S. 7-14. Vgl. NORTH, Kredit im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa. Vgl. CARIUS, Recht durch Eigentum. STURM, Privatkredit. AMEND-TRAUT, Wechselverbindlichkeiten. Für Deutschland sind unter anderem zu nennen: STURM, Privatkredit. Ebd., S. 20-23 mit einer knappen Übersicht über die gegenwärtige Forschungslage samt Literatur. Beate STURM: „Credit der veste Mann ist todt“ – Frühneuzeitlicher Kredit in persönlichen und allgemeinen Krisen, in: Hannoversche Geschichtsblätter NF 60 (2006), S. 163-179. AMEND-TRAUT, Wechselverbindlichkeiten. DEHESSELLES, Handel und Kredit. WINNIGE, Studien zum Kapitalmarkt. Klaus-Joachim LORENZEN-SCHMIDT (Hg.): Geld und Kredit in der Geschichte Norddeutschlands (Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins 43), Neumünster 2006. Vgl. Jürgen SCHLUMBOHM: Kreditsicherung und Schuldbeziehungen seit dem späten Mittelalter. Ein Kommentar, in: Gabriele B. CLEMENS (Hg.): Schuldenlast und Schuldenwert. Kreditnetzwerke in der europäischen Geschichte 1300-1900 (Trierer Historische Forschungen 65), Trier 2008, S. 239-244, hier S. 243f. Er verwies zu Recht darauf, dass die Erforschung des Privatkredits in Deutschland gegenüber anderen westeuropäischen Ländern weit zurückliegt. Eine knappe, aber sehr detaillierte Studie lieferte VAN DEN HEUVEL, Ländliches Kreditwesen.

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202

Das Ausmaß des Kredits Dass die mittelalterliche und frühneuzeitliche Gesellschaft und der Handel875 durch Kreditbeziehungen sozial und wirtschaftlich miteinander verflochten waren, darüber besteht aufgrund der umfangreichen Forschungen heute kein Zweifel mehr.876 Für die Grafschaft Kent im Südosten Englands konnte Peter Spufford mittels einer Auswertung von 13.586 Nachlassrechnungen feststellen, dass mehr als 81% der Verstorbenen unbezahlte Forderungen hinterließen.877 In King’s Lynn in der weiter nördlich liegenden Grafschaft East Anglia, das in den 1680er-Jahren etwa 2.000 Haushalte umfasste, tätigten die Bewohner durchschnittlich 317 Transaktionen pro Jahr in einem Wert von 195 Pfund. Aufgrund des häufigen Fehlens von Bargeld wurden Geschäfte meist mittels Krediten ausgeführt.878 Für das Großbritannien des 17. Jahrhunderts kam der Historiker Craig Muldrew zu dem Fazit, dass weniger als zehn Prozent aller wirtschaftlichen Transaktionen mit Bargeld getätigt wurden und vielmehr „eine Kreditökonomie, in der alles in Geldpreisen gemessen wurde“ existierte.879 Dieser sehr hohe Anteil kam vor allem deswegen zustande, weil Darlehen nicht bezahlt, sondern vielfach gegengerechnet oder in materieller Form getilgt wurden.880 Ähnlich stellte sich die Situation auch auf dem europäischen Festland und im Reichsgebiet dar. Für die Zeit von 1700 bis 1755 ermittelte Norbert Winnige für Göttingen 1.482 Forderungen an 851 Schuldner in einer Gesamthöhe von 294.766 Talern. Im Durchschnitt sind dies knapp 200 Taler (198rt 21gl) pro Anspruch. Allerdings blieb dieser Wert in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht konstant. Vielmehr steigerte er sich mit der Zeit erheblich, was die zunehmende Bedeutung des Kredites für die frühneuzeitliche Bevölkerung hervorhebt.881 875 876

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Im Folgenden soll es jedoch nicht um das Kreditwesen der Kaufleute gehen. SCHLUMBOHM, Einführung, S. 8. LIPP, Kreditforschung, S. 25. Vgl. SCHUSTER, Private Schulden für das Mittelalter. FONTAINE, Mechanismen der Kreditvergabe. Franz IRSIGLER: Kreditgewährung und Formen der Kreditsicherung im Mittelalter, in: Gabriele B. CLEMENS (Hg.): Schuldenlast und Schuldenwert. Kreditnetzwerke in der europäischen Geschichte 1300-1900 (Trierer Historische Forschungen 65), Trier 2008, S. 67-84. Peter SPUFFORD: Les liens du crédit au village dans l’Angleterre du XVIIe siècle, in: Annales histoire, sciences, sociales 49/6 (1994), S. 1359-1373, hier S. 1361f. HÄBERLEIN, Kreditbeziehungen und Kapitalmärkte, S. 39. MULDREW, Anthropologie des Kapitalismus, S. 182-189. Vgl. Craig MULDREW: The Economy of Obligation. The Culture of Credit and Social Relation in Early Modern England, Basingstoke 1998, hier besonders S. 60-119. Martin KÖRNER: Kreditformen und Zahlungsverkehr im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Luzern, in: Scripta Mercaturae 21/1 (1987), S. 116-157. Weitere Beispiele bei FONTAINE, Mechanismen der Kreditvergabe, S. 120. MULDREW, Anthropologie des Kapitalismus, S. 184. Ebd., S. 182-189. Vgl. LIPP, Kreditforschung, S. 18. WINNIGE, Studien zum Kapitalmarkt, S. 255. Die von STURM, Privatkredit zugrunde gelegte Anzahl der Kreditgeschäfte benannte sie nicht. Vielmehr hat sie bei jeder Mikrountersuchung eine andere, nicht nachvollziehbare Anzahl verwendet.

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Die angehenden Studenten wuchsen somit in einem Umfeld auf, in dem das Borgen und Anschreibenlassen zum täglichen wirtschaftlichen Handeln gehörte. Zudem wurden sie nach der Meinung von Christoph Meiners von ihren Eltern nicht immer optimal auf das Leben an den Hochschulen vorbereitet.882 Trotz zahlreicher Ratgeber und Budgetlisten galten die jungen Universitätsbesucher daher bei Studienbeginn in finanziellen Angelegenheiten als unerfahren. Reichte dann das vorhandene Geld nicht aus oder kam der Wechsel nicht rechtzeitig bei den Studenten an, so agierten sie, wie sie es im familiären Umkreis kennengelernt hatten und bemühten sich, die Defizite mittels Krediten zu überbrücken. Dies wird eindrucksvoll durch die bereits ausgeführten Zahlen belegt. Nicht weniger als 40,7% der Universitätsbesucher, die sich zwischen dem Wintersemester 1819/20 und dem Sommerhalbjahr 1824 an der Salana immatrikulierten, griffen daher mindestens einmal auf einen Kredit bei der städtischen Bevölkerung zurück.883

Die Rechtsnorm Das Kreditwesen der Frühen Neuzeit war keine von den Gesetzen losgelöste Interaktion der Bevölkerung. Die Obrigkeiten der einzelnen Territorien erließen verschiedene Verordnungen, um reglementierend einzugreifen. Im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach waren die Landesherren bestrebt, die mit dem Borgen einhergehenden Gefahren für alle beteiligten Akteure zu reduzieren und den Kredit als Element der Wirtschaft zu schützen. Hierfür wurde bereits 1726 das Wechselrecht erlassen und das Kreditwesen so erstmals auf eine rechtliche Basis gestellt.884 Um die sich teilweise über lange Zeit hinziehenden Regulierungsprozesse zügig zu beenden, verfügte der Weimarer Herzog Ernst August I. 1741, dass Schuldner nach der gerichtlichen Anerkennung ihrer Rückstände selbige binnen sechs Wochen zu begleichen hatten. Missachteten sie dies, wurden ihr Vermögen und ihre durch Hypotheken belasteten Grundstücke zwangsversteigert.885 Ende der 1750er-Jahre folgten ein Pfand- und Versatzmandat sowie eine Auktionsver-

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MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 238, 243-245. Vgl. Kapitel 5.2. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 90. Vgl. Weimarer Wechsel-Recht vom 18. Juli 1726. Bei den hier benannten Wechseln handelte es sich nicht um die bereits durch die Studenten bekannten bargeldlosen Geldtransfers. Daneben dienten Wechsel auch als Medium des Kredits. Vgl. MUNRO, Wechsel, S. 413. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 90. Vgl. Patent zum Executiv-Prozeß vom 19. und 21. August 1741.

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ordnung.886 In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stiegen als Folge verschiedener Krisen im Herzogtum die Konkurse derart an, dass mit einer Verordnung 1780 Abhilfe geschaffen werden sollte. Das Anliegen war nicht nur, die Aufnahme und Rückzahlung des Kredits besser gerichtlich zu verankern, sondern auch, an die Moral der Bevölkerung zu appellieren, ihre Schulden wieder zu tilgen.887 Mittels Konsensbüchern, die jede kreditbasierte Interaktion dokumentieren sollten, hoffte die Landesregierung dies zu erreichen. Hatten die Verbindlichkeiten eines Kreditnehmers eine Höhe von drei Viertel seines Vermögens erreicht, schritt das Gericht – zumindest theoretisch – ein.888 Eine Dekade später wurde der Arrest auf das Vermögen der Schuldner aufgehoben, zur Beförderung des Credits und zum Besten des gemeinen Wesens […].889 Dies bedeutet aber nicht, dass es keine Vollstreckungsmaßnahmen mehr gab. Weiterhin war es den Gläubigern möglich, auf eine Pfändung des monetären wie materiellen Besitzes und auf die Versteigerung vorhandener Wertsachen zu hoffen. Zudem konnte das Gericht für säumige Kreditnehmer Gefängnis- und Zuchthausstrafen anordnen, da sie nicht nur mit ihrem Vermögen, sondern auch mit ihrer Person für die Rückstände hafteten.890 Die Studenten an der Salana standen bekanntlich im Gegensatz zu den meisten anderen Einwohnern des Herzogtums unter der akademischen Gerichtsbarkeit. Der jeweilige Landesherr erließ zusammen mit der Hochschule explizite Verordnungen wider das übermäßige Schuldenmachen. Der Interessenfokus lag dabei primär beim Schutz sowie bei der Disziplinierung der Universitätsbesucher und nachrangig bei der Stabilisierung der lokalen, kreditbasierten Wirtschaft. Da die Salana allerdings ohne die Stadt nicht existieren konnte, war es ihr nicht möglich, die mit den studentischen Verbindlichkeiten einhergehenden Bedürfnisse der Bewohner Jenas zu ignorieren. Zudem machten Letztere im Verlauf des 18. Jahrhunderts immer wieder deutlich, dass sie zu ihren Lasten gehende Verfügungen nicht akzeptierten. Die gesetzgebenden Institutionen waren dadurch gezwungen, der Bevölkerung einen Platz bei der Gestaltung der Rechtsnormen einzuräumen. Das Resultat zeigte sich unter anderem in den zunehmend in Verordnungen fixierten Rechtsmitteln der Gläubiger. In vielerlei Hinsicht ähnelten sie jenen, die Kreditgeber gegenüber der übrigen Bevölkerung besaßen. Es bestand die Möglichkeit, zurückgelassene Sachen oder ankommende Wechsel mit 886

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CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 90. Vgl. Pfand- und Versatz-Wesen vom 17. April 1758. Auctions-Ordnung, für die Fürstenthümer Weimar und Eisenach und die Jenaische Landes-Portion vom 19. Februar 1759. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 91. Zum Scheitern der Konkursordnung vgl. VENTZKE, Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, S. 184-190. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 91. Ebd., Anm. 192. Ob es tatsächlich solche Konsensbücher gab, ist nicht genau zu ermitteln. Zitiert nach ebd., S. 91. Ebd., S. 91f. Ebd., S. 92 Anm. 199. Vgl. BREßLER, Schuldknechtschaft und Schuldturm.

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Arrest zu belegen und davon bezahlt zu werden. Anders verhielt es sich jedoch beim Personalarrest und den Strafen. Letztere gab es für Universitätsbesucher nicht, gleich wie hoch ihre Rückstände waren oder wie lange die Gläubiger bereits auf die Erstattung ihrer Forderungen warten mussten. Daraus resultiert, dass auch der Personalarrest lediglich eine Sicherheitsleistung und keine Bestrafung war.

Das Geben und Nehmen von Krediten Die Ausformung des Kreditwesens in der Bevölkerung war sehr unterschiedlich.891 Grundsätzlich traten hierbei Privatpersonen sowie weltliche und geistliche Institutionen in Erscheinung. So zählten die Göttinger Kirchengemeinden St. Johannis, St. Jacobi, St. Nicolai, St. Albani und St. Marien hinter der dortigen Kämmerei und der Pia Corpora892 zu den drei größten Kreditgebern der Stadt.893 Doch Städte und Kirchen traten nicht nur als Gläubiger der lokalen Bevölkerung auf, sondern auch als Schuldner, wie Beate Sturm für Hannover aufzeigen konnte.894 Waren nur Privatpersonen involviert, so wurde beispielsweise innerhalb der Familie angeschrieben. Dabei handelte es sich um Kleinstkredite oder, wie bei den süddeutschen Handelsgesellschaften des 16. Jahrhunderts, um erhebliche Summen, die im größeren familiären Umfeld generiert wurden.895 Ferner borgte man sich bei der Verwandtschaft für die eigene Ausbildung oder den Start in das berufliche Leben. Im Paris der 1660er-Jahre sind etwa 45% der Kredite innerhalb dieses Netzwerkes gewährt worden.896 Außerhalb dieses Kreises agierten als Schuldner und Gläubiger sowohl Männer als auch Frauen, wobei Letztere im frühneuzeitlichen Hannover auf beiden Seiten mit jeweils etwa 14% vertreten waren.897 Kredite aufnehmen musste dort besonders das Handwerk, während sie vorrangig von Kaufleuten gegeben wur891

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Zur Kreditvergabe bei Bauern vgl. FONTAINE, Mechanismen der Kreditvergabe. Zur Kreditvergabe im 19. Jahrhundert vgl. Gabriele B. CLEMENS, Daniel REUPKE: Kreditvergabe im 19. Jahrhundert zwischen privaten Netzwerken und institutioneller Geldleihe, in: Gabriele B. CLEMENS (Hg.): Schuldenlast und Schuldenwert. Kreditnetzwerke in der europäischen Geschichte 1300-1900 (Trierer Historische Forschungen 65), Trier 2008, S. 211-238. WINNIGE, Studien zum Kapitalmarkt, S. 259. Unter Pia Corpora wurde das Vermögen der Hospitäler St. Crucis und St. Bartholomäi, des Kalands – einer Bruderschaft wohlhabender Bürger zur Verrichtung guter Werke – und des Klosters St. Annen zusammengefasst. WINNIGE, Studien zum Kapitalmarkt, S. 267. STURM, Privatkredit, S. 104-113, hier besonders S. 104-106. Auch im bäuerlichen Milieu Europas war die Familie ein wichtiger Kreditgeber. Vgl. FONTAINE, Mechanismen der Kreditvergabe, S. 111-113. HÄBERLEIN, Kreditbeziehungen und Kapitalmärkte, S. 41. Vgl. STURM, Privatkredit, S. 185190. FONTAINE, Mechanismen der Kreditvergabe, S. 112f. STURM, Privatkredit, S. 66.

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den.898 Bezüglich der sozialen Zugehörigkeit stellte Beate Sturm fest, dass es vor allem die Oberschicht war, die als Kreditgeber in Erscheinung trat, während die Mittelschicht verstärkt die Position des Kreditnehmers einnahm. Die marginale Präsenz der Unterschicht in der Studie ist allerdings nicht auf ihr tatsächliches Fehlen in den Kreditbeziehungen zurückzuführen, sondern vielmehr auf die von der Autorin getroffene Auswahl der Quellen.899 Craig Muldrew konnte nämlich ihre Existenz aufzeigen und ferner belegen, dass über gesellschaftliche und finanzielle Schranken hinaus Verbindlichkeiten entstanden, die nicht einzig in eine Richtung gerichtet waren.900 Des Weiteren war die Unterschicht mehr in dörfliche Netze eingebunden und trat in der Stadt daher nicht so deutlich hervor.901 In Jena annoncierten Einwohner, die Geld verleihen wollten, unter anderem in den Jenaischen wöchentlichen Anzeigen.902 Interessenten meldeten sich dann bei der genannten Stelle, das Darlehn wurde verabredet und schriftlich fixiert.903 Die Gründe, warum Personen einen Kredit benötigten, waren vielfältig.904 Größere Anschaffungen wie Immobilien machten länger laufende Darlehen notwendig.905 Kleinere Konsumkredite ermöglichten dagegen die kurzfristige Deckung elementarer oder exklusiver Bedürfnisse.906 Dazu zählten neben den Lebenshaltungskosten zu begleichende Steuern, Löhne oder Schulden. Zudem ließen sich Investitionskredite für Arbeitsmaterial oder Nutzvieh in Hannover nachweisen.907 898

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Ebd., S. 74f. Vgl. WINNIGE, Studien zum Kapitalmarkt, S. 257, 277. Anders LIPP, Kreditforschung, S. 26, die die Daten einer Pariser Studie rezipiert, in der es heißt, dass Handwerker und Kaufleute Kredite vorrangig bei ihresgleichen aufnahmen. STURM, Privatkredit, S. 81-83. Bei der sozialen Zuordnung bezog sie sich auf Paul MÜNCH: Lebensformen in der Frühen Neuzeit, Frankfurt am Main 1992, S. 102f. HÄBERLEIN, Kreditbeziehungen und Kapitalmärkte, S. 42. MULDREW, Economy of Obligation, S. 252f. MULDREW, Anthropologie des Kapitalismus, S. 188. Ähnlich SCHUSTER, Private Schulden, S. 43f. VAN DEN HEUVEL, Ländliches Kreditwesen, S. 179f. Zu den sozialen Akteuren vgl. LIPP, Kreditforschung, S. 24-26. HÄBERLEIN, Kreditbeziehungen und Kapitalmärkte, S. 40. Vgl. Reinhard JOHLER: Bäuerliches Kreditwesen im Alpenraum: Vorbemerkungen zu einer ‚economic anthropology‘, in: Historische Anthropologie 7 (1999), S. 146-153. Jochen RICHTER: Ländliches Kreditwesen in Mecklenburg 16./17. Jahrhundert, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1986/1, S. 131149. JWA Nr. 12, Freitag, den 11. Februar 1803. Ebd. Nr. 55, Mittwoch, den 20. Juli 1803. Da das Kreditwesen in Jena noch nicht erforscht ist, müssen die Ausführungen an dieser Stelle sehr oberflächlich und unvollständig bleiben. Letzteres hatte nach den Vorgaben des Weimarer Wechsel-Rechts vom 18. Juli 1726 § 2 zu erfolgen. Einen detaillierten Überblick über die Kreditgegenstände der Göttinger Schuldner im 18. Jahrhundert findet sich bei WINNIGE, Studien zum Kapitalmarkt, S. 287-305. Zu den Krediten der Bauern, die sich von den Krediten der Städter nur wenig unterschieden, vgl. FONTAINE, Mechanismen der Kreditvergabe, S. 110f. STURM, Privatkredit, S. 260. VAN DEN HEUVEL, Ländliches Kreditwesen, S. 181. LIPP, Kreditforschung, S. 18. STURM, Privatkredit, S. 37-64. VAN DEN HEUVEL, Ländliches Kreditwesen, S. 178-181.

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Der Nutzen für die Kreditgeber bestand darin, dass sie in ihre Zukunft investierten. Einerseits taten sie dies in Hinblick auf ihren finanziellen Gewinn – in Sachsen-Weimar-Eisenach konnten sie immerhin fünf Prozent an Zinsen verlangen.908 Witwen bestritten aus den Gewinnen der von ihnen vergebenen Darlehen teilweise sogar ihren Lebensunterhalt.909 Ferner konnten – zumindest einseitig – gewinnbringende Abhängigkeitsverhältnisse entstehen, durch die der Gläubiger in die Beziehung zum Schuldner gestaltend eingreifen konnte.910 Daraus entwickelten sich in manchen Gegenden Europas Klientelsysteme, in denen Kredite zur Stärkung politischer Loyalität eingesetzt wurden.911 Zum anderen erwarben sich die Kreditgeber auch eigenes „Sozialkapital“,912 was ihnen die Unterstützung der Gesellschaft und ihr Ansehen sicherte, wenn sie selbst Hilfe benötigten. In einem noch größeren Maße hatten die Schulner einen Nutzen von der Kreditgewährung Ihnen wurde dadurch das Vertrauen entgegengebracht, dass sie in der Lage sein würden, die Verbindlichkeiten wieder zu tilgen. Somit erhielten sie nicht nur das ökonomisch wichtige Darlehen, sondern auch einen Vertrauenskredit.913 Solange Gesuche um einen Kredit noch mündlich vorgetragen wurden, setzte dies die direkte Bekanntschaft zwischen den Bittenden und den Gewährenden voraus.914 Daher wurden Kreditbeziehungen meist nur im geographischen Radius des Heiratskreises sowie der regionalen Mobilität der Akteure gepflegt.915 In einer Face-to-Face Gesellschaft, in der Kreditnehmer eine inakzeptable Zahlungsmoral besaßen und dafür direkt gemaßregelt werden konnten, stellte die Kreditwürdigkeit ein unverzichtbares soziales Kapital dar, bei dessen Verlust auch der wirtschaftliche Handlungsspielraum eingeschränkt wurde.916 Da die Verweigerung 908

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CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 195. Zu den Zinsen vgl. STURM, Privatkredit, S. 129-133, 261f. Ein anschauliches Beispiel lieferte VAN DEN HEUVEL, Ländliches Kreditwesen, S. 175. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 197. SCHUSTER, Private Schulden, S. 42f. LIPP, Kreditforschung, S. 17. LIPP, Kreditforschung, S. 27. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 196. Vgl. LIPP, Kreditforschung, S. 17. LIPP, Kreditforschung, S. 17, 28f. STURM, Schuldkonflikte, S. 73f. MULDREW, Anthropologie des Kapitalismus, S. 179. Ähnlich HÄBERLEIN, Kreditbeziehungen und Kapitalmärkte, S. 39f. STURM, Privatkredit, S. 114-118. Zur allmählichen Etablierung von Kreditvermittlern und damit dem Rückgang der direkten Bekanntschaft von Gläubiger und Schuldner vgl. HÄBERLEIN, Kreditbeziehungen und Kapitalmärkte. Ähnlich CLEMENS; REUPKE, Kreditvergabe im 19. Jahrhundert. LIPP, Kreditforschung, S. 27. Ähnlich VAN DEN HEUVEL, Ländliches Kreditwesen, S. 177. LIPP, Kreditforschung, S. 19, 21f., 29-31. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 234. Vgl. MULDREW, Anthropologie des Kapitalismus, S. 194-196. SCHUSTER, Private Schulden, S. 41. Phillipp R. SCHOFIELD: Die Kreditvergabe im englischen manor court 1250-1350. Formen und Funktionen, in: Gabriele B. CLEMENS (Hg.): Schuldenlast und Schuldenwert. Kreditnetzwerke in der europäischen Geschichte 1300-1900 (Trierer Historische For-

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weiterer Darlehen lediglich im äußersten Fall vorgenommen wurde, nicht zuletzt, weil es negativ auf den Kreditgeber zurückfallen konnte,917 bestanden die Gläubiger zuvor meist auf Sicherheiten wie beispielsweise die Stellung eines Pfandes oder eines Bürgen.918 Vergleicht man die städtischen Einwohner und die Universitätsbesucher in Bezug auf die Vergabe und Annahme von Krediten, so fallen Unterschiede auf. Die Kreise der Kreditgeber sowie jener der Schuldner waren personell klar voneinander getrennt. Sie vermischten sich nur in seltenen Fällen, wenn Universitätsbesucher als Gläubiger ihrer Kommilitonen auftraten. Die Bevölkerung Jenas fungierte zu keiner Zeit als Kreditnehmer von Studenten. Die fehlende Reziprozität hatte mehrere Gründe. Zunächst einmal konnte es aufgrund der kurzen Verweildauer der Universitätsbesucher und der meist weit entfernt liegenden Heimat schwerlich dazu kommen, dass Studenten der ansässigen Bevölkerung Darlehen gaben. Und obwohl die Universitätsbesucher für ihre Studien teilweise viel Geld in die Stadt brachten, mangelte es ihnen doch an der finanziellen Basis für die Rolle des Gläubigers. Des Weiteren konnte es auch nicht im Sinne der Salana sein, dass die Universitätsbesucher vom Studium abgelenkt wurden und durch die Vergabe von Krediten möglicherweise finanzielle Probleme bekamen.919 Der zweite große Unterschied zwischen den Schulden der Universitätsbesucher und jenen der übrigen Bevölkerung bestand in der Kreditart. Neben Warenkrediten vergab die Bevölkerung untereinander vorrangig Bargelddarlehen, deren Annahme für die Studenten durch die akademischen Gesetze gänzlich verboten war.920 Obwohl sie hin und wieder trotzdem gewährt wurden, ließen die Universitätsbesucher indes vorrangig für Waren und Dienstleistungen zur Bestreitung ihrer Studien- und Lebenshaltungskosten anschreiben und nutzten die Kredite als Überbrückung finanzieller Engpässe anstatt zur generellen Finanzierung ihres Aufenthaltes in Jena. In beidem wird auch – neben der schützenden und disziplinierenden Intention der Salana – ein weiterer Grund liegen, warum es bei studentischen Schulden keine Zinsen gab – der dritte Unterschied. Die Studenten be-

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schungen 65), Trier 2008, S. 21-36, hier S. 30f. Ähnlich FONTAINE, Mechanismen der Kreditvergabe, S. 127f. CLEMENS; REUPKE, Kreditvergabe im 19. Jahrhundert, S. 218. LIPP, Kreditforschung, S. 19. STURM, Privatkredit, S. 135-140. Vgl. IRSIGLER, Kreditgewährung, S. 73-76. FONTAINE, Mechanismen der Kreditvergabe, S. 117 konstatierte für den bäuerlichen Kredit, dass „je weiter man sich [bei der Kreditaufnahme] von dem Kreise entfernt, in dem statusbedingte Verpflichtungen bestehen, desto exakter werden die geforderten Garantien formuliert.“ VAN DEN HEUVEL, Ländliches Kreditwesen, S. 182 konstatierte sogar, dass Johann Gabriel Niemann selten Kredite ohne die vorherige Stellung eines Bürgen vergab. Der Aspekt der Kreditvergabe an städtische Bürger durch die Studenten wurde in den Verordnungen und Mandaten niemals thematisiert. Conto-Mandat vom 25. November 1793 § 2. Gesetze für die Studierenden der GesamtAkademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 112.

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kamen kein Geld vorgestreckt, sondern mussten die Rechnungen für ihre erhaltenen Waren und Dienstleistungen erst zu einem späteren Zeitpunkt begleichen. Demgegenüber verfolgte das Jenaer Hofgericht vorrangig die Wahrung der kreditbasierten Wirtschaft.921

Die Regulierung der Schulden Die Erstattung des genommenen Kredites konnte in der Frühen Neuzeit unterschiedliche Formen annehmen. Bei kleineren Konsumkrediten erfolgte die Bezahlung oftmals nicht mittels Bargeld, sondern in Form von Gegenleistungen wie Arbeiten, Dienstleistungen oder Waren. Für diese Form der Kredite wurden meist kürzere Rückzahlungstermine festgelegt, nicht zuletzt, weil dahinter „die Idee der Reziprozität des Tauschs“ stand.922 Die Motivation zur Vergabe von lang laufenden Darlehen lag vielmehr auf dem langfristigen finanziellen Gewinn durch die Zinsen. Dementsprechend war eine zügige Rückzahlung des Kredites gar nicht im primären Interesse der Gläubiger, weswegen Tilgungstermine oftmals nicht ausgehandelt wurden.923 Dennoch zählten Schuldenkonflikte in der Frühen Neuzeit an zahlreichen Gerichten des Reiches zu den am häufigsten verhandelten Rechtsstreitigkeiten.924 Im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach zeigte sich dies verstärkt im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, als nach dem Siebenjährigen Krieg (1756-1763) der Wert von Häusern und Gebäuden einbrach. Im Zusammenhang mit der Währungs-925 und Hungerkrise gingen viele Menschen Konkurs, die dadurch wiederum ihre Schulden nicht mehr tilgen konnten. Funktionierten dann die bisherigen wirtschaftlichen Ausgleichsmechanismen nicht mehr, wandten sich die Gläubiger an die Gerichte, welche ihnen bei der Eintreibung ihrer Forderungen halfen.926 Um ihre Ansprüche zu legitimieren, reichten die Kreditgeber ein Klageschreiben ein, das auf die nicht erfüllte Rückzahlung der Schulden verwies. Dem wurde der Schuldschein als Beweis für die Ansprüche hinzugefügt. Neben den Verbind921 922 923 924

925 926

CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 236. MULDREW, Anthropologie des Kapitalismus, S. 182-189. LIPP, Kreditforschung, S. 18f., 31. Ähnlich HÄBERLEIN, Kreditbeziehungen und Kapitalmärkte, S. 39f. LIPP, Kreditforschung, S. 18. Ähnlich VAN DEN HEUVEL, Ländliches Kreditwesen, S. 183. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 192. Vgl. WESTPHAL, Kaiserliche Rechtsprechung, S. 53-64. Vgl. HÄBERLEIN, Kreditbeziehungen und Kapitalmärkte, S. 40. In Kingʼs Lynn gab es in den Jahren 1683 bis 1686 etwa 6.000 Schuldenklagen. Vgl. VENTZKE, Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, S. 161-168. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 194. Zur Regulierung der Schulden während des Mittelalters vgl. SCHUSTER, Private Schulden, S. 47-51. SCHOFIELD, Kreditvergabe im englischen manor court, S. 27. Zur außergerichtlichen Konfliktbeilegung allgemein vgl. Christine SCHEDENSACK: Formen der außergerichtlichen gütlichen Konfliktbeilegung. Vermittlung und Schlichtung am Beispiel nachbarrechtlicher Konflikte in Münster (1600-1650), in: Westfälische Forschungen 47 (1997), S. 643-667.

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lichkeiten wurden gleichzeitig die Zinsen sowie die Prozesskosten eingefordert. Dies passierte zu Beginn zumeist mit dem Hinweis, dass die Regulierung ohne gerichtliche Zwangsmittel erfolgen sollte. War dies geschehen, setzte das Gericht den ersten Termin für die Verhandlung fest. Am Jenaer Hofgericht einigten sich die Beteiligten allerdings in jedem dritten Fall (35%) noch vor diesem Tag, womit deutlich wird, dass bereits die Hinwendung zur professionellen Unterstützung bei der Schuldeneintreibung Druck auf die Kreditnehmer ausübte und sie zur Tilgung veranlasste. Ein besonders starker Impuls hierfür war für den Schuldner der Erhalt seines Ansehens und seiner Kreditwürdigkeit.927 Erschienen die Beklagten nicht vor Gericht, um ihre Rückstände anzuerkennen, so wandten die Richter am Jenaer Hofgericht die Hofgerichtsordnung an, wodurch nach mehrmaliger vergeblicher Vorladung eine automatische Bestätigung der Schulden erfolgte.928 Dies war möglich, weil durch die vorgelegten Beweismittel meist eine Entscheidung getroffen werden konnte.929 Zögerten die Schuldner durch konsequentes Fernbleiben von den Verhandlungsterminen den Prozess und die Tilgung der Forderungen heraus, konnten die Gläubiger auf verschiedene Rechtsmittel bestehen und die Beklagten dadurch zur Bezahlung bewegen.930 Dazu zählten die Pfändung von verschiedensten Gegenständen, der Personalarrest, die rechtliche Übernahme der Güter der säumigen Zahler und der Stadtverweis.931 Die Gerichte unterstützten die Kläger häufig dabei, weil mit der Zunahme der Schuldenklagen eine Rationalisierung der Prozesse einhergehen musste und die Kreditgeber zügig zu ihrer Tilgung kommen sollten.932 Das akademische Gericht bemühte sich ebenfalls um die Regulierung der Schulden. Doch da es der Salana erst in nachgeordneter Instanz um die Sicherung der lokalen Wirtschaft ging, waren ihre Handlungsweisen unterschiedlich – die Professoren waren stets auf das Wohl der Studenten sowie das eigene Ansehen bedacht und fällten daher nur selten Entscheidungen, die dem entgegenliefen. Obwohl die rechtsprechenden Organe verschiedene Intentionen vertraten, besaßen die städtischen Gläubiger ihren studentischen Schuldnern gegenüber aufgrund ähnlicher Rechtsinstrumentarien vergleichbare Verhaltensmöglichkeiten. Zudem waren die handlungsleitenden Motivationen beider Akteure sehr ähnlich. Beide Gruppen trieb der Wunsch nach wirtschaftlicher Sicherung und 927

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CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 194-196. STURM, Schuldkonflikte, S. 63. Vgl. Martin DINGES: Justiznutzungen als soziale Kontrolle in der Frühen Neuzeit, in: Andreas BLAUERT, Gerd SCHWERHOFF (Hg.): Kriminalitätsgeschichte. Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte der Vormoderne (Konflikte und Kultur – Historische Perspektiven 1), Konstanz 2000, S. 503-544, hier S. 504. Auch die allgemeine Kriminalitätsforschung stützt dies. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 203f. Ebd., S. 210. Ebd., S. 199. STURM, Schuldkonflikte, S. 64-71. STURM, Schuldkonflikte, S. 66-69. AMEND-TRAUT, Wechselverbindlichkeiten, S. 302-317. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 210, 236.

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die Angst vor dem Verlust des gesellschaftlichen Ansehens an. Die daraus resultierenden Interaktionen zwischen den Universitätsbesuchern, den Einwohnern Jenas sowie der Salana sollen im Folgenden eingehender untersucht werden.

Fazit Kreditbasiertes Wirtschaften gehörte für die Menschen des 18. Jahrhunderts zum täglichen Handeln – dementsprechend auch für die Studenten an der Salana. In der Gesamtschau betrachtet, unterscheidet sich das Kreditwesen der Universitätsbesucher nur geringfügig von den Privatschulden der übrigen Bevölkerung. Die Motivation zu borgen war primär ökonomischer, aber auch sozialer Art, und der Grund, warum Schuldner anschreiben lassen mussten, lag in einer finanziell schwierigen Lebenslage. Es gab regulierende Gesetze, die die Gerichte umzusetzen versuchten, mit dem Ziel, einen Ausgleich zwischen den prozessierenden Parteien zu schaffen. Doch geht der Blick etwas tiefer in die Details, offenbaren sich Unterschiede, die letztlich alle auf die exklusive Rechtsgemeinschaft der Studenten und deren Wahrung durch die Hochschule zurückzuführen sind. Die Gegenseitigkeit des kreditbasierten Wirtschaftens fehlte gänzlich, denn Universitätsbesucher traten nicht als Gläubiger der Jenaer Bewohner auf. Elemente wie Zinsen gab es nicht. Auch die Art des Kredits unterschied sich voneinander. Während sich die städtischen Einwohner Bargeld borgten, war dies den Universitätsbesuchern verboten. Trotz dieser Gegensätzlichkeiten trägt der Vergleich zur Untermauerung bei, dass von der studentischen „Standeskultur auf Zeit“933 im finanziellen Bereich Abstand genommen werden muss. Nicht zuletzt auch, weil es für alle Gläubiger von grundlegendem Interesse war, dass die Schulden getilgt wurden. Ebenso übergreifend war dadurch deren Bedeutung für das wirtschaftliche und soziale Miteinander der frühneuzeitlichen Gesellschaft.

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FÜSSEL, Devianz als Norm, S. 166.

7. Die Regulierung der studentischen Schulden – wirtschaftlich, sozial und politisch motivierte Interaktionen Schicke doch das Geld früh genug ab, damit es noch wo möglich vor Michaeli ankommt und schicke so viel wie möglich.934

Ludwig Friedrich Froriep, 1798 Die Kreditedikte und die akademischen Gesetze behandelten Aspekte der Schuldenregulierung sehr stiefmütterlich oder gar nicht. Da die Verordnungen sich vorrangig mit der Festlegung der legitimen und unrechtmäßigen Ansprüche sowie deren Höhe befassten, hat es den Anschein, die Jenaer Universität habe die Verfügungen im vertrauensseligen Glauben erlassen, bereits deren bloße Präsenz beuge dem übermäßigen Schuldenmachen der Studenten vor,935 weil die Bewohner der Saalestadt nicht mehr als die vorgegebene Summe anschreiben würden. Allerdings wurde trotz der Erlasse weiter geborgt, zuweilen auch mehr als notwendig und entgegen den rechtlichen Vorgaben. Anschließend ging es darum, diese Kredite wieder zu begleichen. Dabei interagierten nicht allein die Schuldner und Gläubiger, sondern die Salana war ebenso involviert wie die Familien der Universitätsbesucher. Während die Wechselwirkungen und deren Auswirkungen zwischen den Einwohnern Jenas und der Hochschule sowie der Weimarer Landesregierung anhand der Rechtsnormen im Laufe des 18. Jahrhunderts deutlich herausgearbeitet werden konnten, zeigte sich – den kommenden Ausführungen vorausgreifend – keine langfristige, gegenseitige Beeinflussung der Akteure und ihrer Handlungsweisen in den untersuchten Jahren von 1770 bis 1830 in der Rechtspraxis. So gab es auf der Seite der Salana keine Maßnahmen, die ein effektiveres Vorgehen bei der Schuldenregulierung zur Folge hatten.936 Auch der postulierte Mentalitätswandel der Studenten ließ sich nicht nachweisen.937 Vielmehr war das Verhalten der Akteure von Kontinuität geprägt – so wie sie zu Beginn des Untersuchungszeitraumes agierten, so verhielten sie sich auch an dessen Ende. Aus diesem Grund wird im Folgenden zugunsten einer thematischen auf eine chronologische Abfolge verzichtet.

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GSA 6/4423 lose eingelegt. Ludwig Friedrich Froriep an Justus Friedrich Froriep, 10. September 1798. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 325. Vgl. ebd., S. 318, der dies für Göttingen belegen konnte. Vgl. Kapitel 3.

DIE VERFAHRENSERÖFFNUNG

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7.1. Die Verfahrenseröffnung Zahlten die Universitätsbesucher ihre Verbindlichkeiten in einer von den Kreditgebern als adäquat empfundenen Zeit nicht von selbst zurück, wurden sie zunächst von den Gläubigern daran erinnert. Grundsätzlich bemühte sich die städtische Bevölkerung um eine zügige und damit meist außergerichtliche Einigung.938 Die Anweisung, die Rückstände zu erstatten, wurde vor allem mündlich vorgebracht. Das Wissen über diese Form der Erinnerung ist nur deshalb überliefert, weil die Gläubiger beim akademischen Gericht immer wieder zu Protokoll gaben, dass ihre Schuldner sie trotz mehrmaliger Mahnungen immer noch nicht bezahlt hätten.939 Einzig die Schlossergattin Johanna Barbara Cruell führte 1822 ihre Bemühungen näher aus. Nachdem Christoph Voigt sie ungeachtet wiederholter Zahlungsaufforderungen nicht bezahlt hatte, suchte sie ihn in seiner Wohnung auf. Obwohl die Frau den Studenten durch das Fenster sehen konnte und daher um Einlass bat, öffnete er ihr nicht die Tür. Cruell wartete und trat ein, als die Aufwärterin das Zimmer verließ. Sie bat Voigt erneut um die Tilgung seiner Rückstände, denn nach ihrem Wissen hatte er vor einigen Tagen Geld erhalten. Mit der Begründung, sie habe ihn vor den Tischgenossen in Misskredit gebracht, verweigerte Christoph Voigt die Bezahlung und warf sie aus seiner Stube.940 Die Gesetze schrieben seit 1817 lediglich die Anmeldung der Ansprüche zum Ende des Halbjahres vor, damit die Einklagbarkeit zu einem späteren Zeitpunkt nicht verloren ging.941 Jedoch verboten die Verordnungen zu keiner Zeit einen privaten Ausgleich zwischen den Kreditnehmern und ihren Gläubigern942, was auch der allgemein üblichen Praxis des Versuches einer außergerichtlichen Einigung zuwidergelaufen wäre.943 Demnach spielte zu Beginn der Regulierungsakti-

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UAJ E I 407 fol. 21v. Johann Jacob Griesbach an Langk, Konzept, 15. Januar 1796. Vgl. STURM, Privatkredit, S. 195-199. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 194. UAJ E I 250 unpag. Justus Christian Ludwig von Schellwitz an Universität Jena, 28. Juli 1789. UAJ E II 358 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 11. Dezember 1823. UAJ E II 668 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 3. August 1830. Über die Mahnungen wird nichts Genaueres ausgeführt, jedoch wird es sich um eine mündliche Erinnerung gehandelt haben. Vgl. Michael HINZ: Mahnung, in: HRG 3 (1984), Sp. 158-160. UAJ E II 258 fol. 1r-1v. Universitätsprotokoll, 6. September 1822. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 116. Nach dem Conto-Mandat vom 25. November 1793 § 1 belief sich die Frist noch auf drei Monate nach der Gewährung eines Kredits. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 111. STURM, Schuldkonflikte, S. 60. Zur außergerichtlichen Einigung vgl. STURM, Privatkredit, S. 195-199. DINGES, Justiznutzungen als soziale Kontrolle, S. 511-515. Carl A. HOFFMANN: Außergerichtliche Einigung bei Straftaten als vertikale und soziale Kontrolle im 16. Jahrhundert, in: Andreas BLAUERT, Gerd SCHWERHOFF (Hg.): Kriminalitätsgeschichte. Bei-

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vitäten die Salana nicht grundsätzlich eine Rolle. Erst wenn sich die Kreditgeber an die Universität wandten, wurden ihre Aussagen schriftlich festgehalten und sind damit belegt. Das heißt jedoch keineswegs, dass ausschließlich Schuldenfälle überliefert sind, in denen es zu Komplikationen kam. Vielmehr wandten sich die Kreditnehmer und die Bewohner der Saalestadt in unterschiedlichen Phasen ihrer wirtschaftlichen Interaktion an die Hochschule.

Auf Initiative der Gläubiger Aus der Sicht der Einwohner Jenas beglichen die Schuldner ihre Verbindlichkeiten im Idealfall zum nächstmöglichen Zeitpunkt, ohne daran erinnert werden zu müssen.944 Die große Menge der angemeldeten Forderungen belegt indes, dass dies häufig nicht der Fall war. Vielmehr machten die Kreditgeber nach mehrmaligem erfolglosen Erinnern den ersten Schritt hin zu einer universitären Unterstützung, damit ihre Ansprüche nicht die Klagbarkeit verloren. Zwar war damit keine Prozesseröffnung und auch keine Aktivität der Hochschule verbunden, dennoch stellte dieses Vorgehen eine Art Druckmittel gegenüber den Universitätsbesuchern dar,945 denn dadurch wurden die säumigen Studenten dem akademischen Gericht bekannt. Die hohe Differenz zwischen der Anzahl der angemeldeten Forderungen und der tatsächlich gerichtlich regulierten Rückstände lässt zudem vermuten, dass den Universitätsbesuchern nicht daran gelegen war, dass sie wegen ihrer Schulden aktenkundig wurden und sie somit eher geneigt waren, die Ansprüche ihrer Gläubiger schnell zu tilgen.946 Ein Bruch der wirtschaftlichen Interaktionen ging damit jedoch nicht einher,947 wie die Kontinuität bei der Kreditvergabe belegt.948 Wann sich die Bevölkerung mit der Bitte um aktive Hilfe bei der Eintreibung ihrer offenen Forderungen an die Universität wandte, war von jedem selbst und von den mit den Universitätsbesuchern getroffenen Absprachen abhängig. Eine Anstandswartezeit, wie sie die Wirtin Stolze aus Erfurt anführte,949 wird es unter

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träge zur Sozial- und Kulturgeschichte der Vormoderne (Konflikte und Kultur – Historische Perspektiven 1), Konstanz 2000, S. 563-579. UAJ E I 666 unpag. Universität Jena an Tribunal zu Zweibrücken, Konzept, 6. August 1803. Ähnliches konnte STURM, Schuldkonflikte, S. 63 für die städtischen Kreditgeber in Hannover nachweisen. Vgl. DINGES, Justiznutzungen als soziale Kontrolle, S. 504. Auch die allgemeine Kriminalitätsforschung nimmt an, dass die Eröffnung eines Prozesses oftmals dazu diente, außergerichtliche Verhandlungen abzuschließen und den Streit zu beenden. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 316. Vgl. SCHUSTER, Private Schulden, S. 51, der für den mittelalterlichen Privatkredit betonte, dass mit einer Klage auch „die durch die Vergabe des Kredits konstituierte soziale Bindung“ zerbrach. Vgl. Kapitel 5.3. – Die individuelle Kreditwürdigkeit der Studenten. UAJ E II 655 fol. 36r. Stoltze an Universität Jena, 11. Februar 1831.

DIE VERFAHRENSERÖFFNUNG

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den Jenaer Gläubigern nicht gegeben haben. Neben dem Ablauf der Anmeldefrist war die Erlangung neuer Informationen grundlegend für die Entscheidung, die Schulden mit akademischer Unterstützung einzutreiben. Dabei verließen sich die Kreditgeber nicht allein auf die Auskünfte der Salana und der übrigen Bevölkerung, sondern sie kommunizierten hierfür ebenfalls mit den Studenten. Die beiden markantesten Hinweise, die die Gläubiger zur Änderung ihres Verhaltens bewegten, waren die (geplante) Abreise des Schuldners oder die Ankunft seiner Wechsel. Nicht jeder Universitätsbesucher konnte vor dem Weggang aus der Saalestadt seine finanziellen Angelegenheiten regeln. Die mit der Relegation bestraften Studenten mussten Jena noch am selben Tag verlassen.950 Die dadurch oft fehlende Anerkennung der Forderungen durch die Schuldner konnte im späteren Verlauf der Geldeintreibung für die Gläubiger zu Problemen führen. Zudem sank durch den Aufbruch die Wahrscheinlichkeit einer schnellen Regulierung erheblich. Dies wussten auch die Kreditgeber.951 Bei Johann Carl Dietrich Wolf sowie Georg Wilhelm Fuchs war die Relegation bereits ausgesprochen, was auf der Seite der Kläger aufgrund des vorgeschriebenen Verweises und der damit zusammenhängenden Folgen zu heftigen Protesten führte.952 Während die Namen der relegierten Studenten durch die am schwarzen Brett öffentlich angeschlagenen Bekanntmachungen verkündet wurden953 und die Bevölkerung sie so in Erfahrung bringen konnte, gab es bei einer normalen Abreise meist keine erkennbaren Hinweise darauf. Oft war es nur ein Verdacht, der die Gläubiger zum Handeln bewegte.954 Unabhängig von der Ausgangssituation war das Verhalten der Kreditgeber stets das Gleiche. Wussten sie von den Aufbruchsvorhaben, beispielsweise durch Kommilitonen,955 bemühten sie sich noch vor dem Fortgang der Schuldner um 950 951

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Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 61. UAJ E II 279 fol. 17r-17v. Universitätsprotokolle, 13. Januar 1823. UAJ E II 460 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 10. August 1826. UAJ E II 512 fol. 2r. Ernst Bauer an Universität Jena, 3. März 1828. UAJ E II 85 fol. 5r. Eva Rosina Barbara Zerenner an Universität Jena, 8. September 1819. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 59. UAJ E I 106 fol. 1r. Universität Jena an Regierung Weilburg, Konzept, 13. November 1777. UAJ E II 282 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 24. Januar 1823. UAJ E II 489 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 2. April 1827. UAJ E II 494 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 14. August 1827. UAJ E I 390 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 25. Mai 1795. Ein Landsmann von Carl Ludwig Görlitz teilte dessen Gläubigern mit, der Schuldner habe seine Sachen in Sicherheit gebracht und sei im Begriff, Jena zu verlassen. UAJ E II 541 fol. 10r. Universitätsprotokoll, 16. Juli 1828. Die Vermutung von einer Abreise hatte auch Johann Gustav Kneife, der seinem Kommilitonen Carl Friedrich Bartels ein Buch geliehen hatte. Er gab zu Protokoll, dass der Schuldner nicht mehr in seiner Stube anzutreffen sei und sich dort auch keine Sachen mehr von ihm befänden. Zudem habe Bartels die vergangene Nacht bei dem Studenten Julius Barband verbracht und werde Jena wohl bald verlassen.

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die Tilgung oder wenigstens die Anerkennung ihrer Ansprüche vor dem akademischen Gericht.956 Entfernten sich die Universitätsbesucher dennoch unbemerkt oder ohne getroffene Absprachen, mussten die Gläubiger sie allein oder mit Hilfe der Hochschule ausfindig machen und ihre Bezahlung einfordern.957 Allerdings begründeten nur wenige Bewohner Jenas ihre Hinwendung an das akademische Gericht mit der Abreise der Kreditnehmer.958 Ein viel häufigerer Beweggrund war die Ankunft von Geld für die säumigen Studenten, unabhängig davon, ob diese noch in der Saalestadt verweilten oder nicht. Fast jeder vierte (23 von 104; 22,1%) Schuldenfall begann aufgrund eines Wechseleingangs und der damit verbundenen Hoffnung auf Erstattung der Forderungen. Kamen sie mit der Post an und wurden entsprechend drei Stunden hinter einem Gitter ausgehängt, war es den Gläubigern möglich, beim Prorektor Arrest darauf zu verlangen.959 Von sich aus nahm die Salana die ankommenden Wechsel nur in Verwahrung, wenn angefallene Kosten oder Vorlesungshonorare noch nicht getilgt worden waren.960 Schwieriger war es, wenn die Kreditnehmer sich unbemerkt Geld zusenden ließen. Hier bedurfte es entweder zuverlässiger Informationen aus dem Umfeld der Universitätsbesucher961 oder detektivischen 956 957

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UAJ E II 148 fol. 3r. Universitätsprotokoll, 2. Januar 1821. UAJ E I 156 fol. 12v. Universität Jena an Regierung Karlsruhe, Konzept, 7. November 1780. UAJ E I 158 fol. 2r. Universität Jena an Regierung Pappenheim, Konzept, 16. Oktober 1780. UAJ E I 235 unpag. Universität Jena an Regierung Arolsen, Konzept, 26. Januar 1790. UAJ E I 945 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 13. August 1813. UAJ E I 235 unpag. Universität Jena an Regierung Arolsen, Konzept, 26. Januar 1790. UAJ E II 2 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 11. Dezember 1817. UAJ E II 410 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 24. Januar 1826. UAJ E I 283 unpag. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 8. Dezember 1792. UAJ E I 287 unpag. Universitätsprotokoll, 16. April 1792. UAJ E I 289 unpag. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 24. November 1792. UAJ E I 562 unpag. Universitätsprotokoll, 19. Dezember 1800. UAJ E I 611 unpag. Universitätsprotokoll, 9. Juli 1802. UAJ E I 1004 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 22. September 1817. UAJ E I 1008 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 13. September 1817. UAJ E II 36 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 17. August 1818. UAJ E II 54 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 1. September 1818. UAJ E II 330 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 27. März 1824. UAJ E II 350 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 12. August 1824. UAJ E II 460 fol. 11r. Universitätsprotokoll, 16. Oktober 1826. UAJ E II 525 unpag. Universitätsprotokoll, 11. Juli 1827. UAJ E II 559 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 18. Februar 1829. UAJ E II 571 fol. 20v. Carl J. Reichardt an Universität Jena, 6. April 1829. UAJ E II 642 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 19. April 1830. UAJ E II 645 fol. 2r. Universitätsprotokoll, 28. April 1830. UAJ E II 655 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 6. Juli 1830. UAJ E II 725 unpag. Universitätsprotokoll, 8. August 1829. Vgl. Kapitel 4.2. – Die Gelder der Studenten und die Maßnahmen gegen die Wechselverheimlichung. UAJ A 2243 fol. 1r-1v. Universitätsprotokoll, 18. September 1817. UAJ E I 319 unpag. Universitätsprotokoll, 29. Juni 1793. UAJ E I 390 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 25. Mai 1795. Neben dem Hinweis auf den bevorstehenden Abgang von Carl Ludwig Görlitz teilte dessen Landsmann den Gläubigern noch mit, dass ihr Schuldner erst Geld erhalten habe.

DIE VERFAHRENSERÖFFNUNG

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Gespürs. Durch Letzteres entdeckte der Hauswirt Johann Christoph Mäder, dass die an seine Adresse geschickte und laut Aufschrift für Joseph Friedrich August Brunquell bestimmte Geldanweisung in Wirklichkeit für seinen Schuldner Johann August Christian Radefeld gedacht war.962 Sogar über einen längeren Zeitraum bemühte sich der Schneider Johann August Zickler darum, Anhaltspunkte zur finanziellen Situation seines Kreditnehmers zu erlangen. Andreas Conrad Ludwig Renzhagen habe weder öffentlich noch unter seiner Anschrift Wechsel zugesandt bekommen, allerdings sei er sich sicher, dass sein Schuldner dennoch zwei erhalten habe. Einmal habe die Schwester das Geld an einen anderen Studenten übermittelt, was er durch den Originalbrief, den er im Schreibpult von Renzhagen fand, belegen könne. Die zweite, erst vor kurzem durchgeführte heimliche Zusendung konnte Zickler zwar nicht einwandfrei nachweisen, doch der Universitätsbesucher Heinrich Friedrich Wilhelm Reiche, der diesmal der Empfänger gewesen sein soll, hätte mehrere Sendungen kurz hintereinander erhalten. Zudem sei es Renzhagen exakt zu dieser Zeit möglich gewesen, Schulden zu bezahlen und einige seiner Sachen auszulösen. In einer Untersuchung durch die Hochschule konnten beide Studenten schließlich der Wechselverheimlichung überführt werden.963 Bei den vor dem akademischen Gericht erscheinenden und im weiteren Verlauf auch prozessierenden Gläubigern handelte es sich nicht ausschließlich um Männer. Die weiblichen Kreditgeber borgten den Universitätsbesuchern nicht nur, sondern trieben ihre Forderungen auch selbstständig wieder ein, ohne von ihren Ehemännern oder einem Geschlechtsvormund vertreten zu werden. Obwohl die jüngere Forschung für die zivile Gerichtsbarkeit vielfach das Aufweichen geschlechtsspezifischer Aspekte – von den Argumentationsmustern und Zuschreibungen der Advokaten964 bis hin zu den Entscheidungen der Richter – feststellte, war es dennoch nicht möglich, dass verheiratete Frauen ohne einen Vormund vor Gericht agierten.965 Vor dem akademischen Gericht verhielt es sich allerdings anders. Nur wenige Frauen wurden zeitweise durch einen Vormund 962 963 964

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UAJ E I 672 unpag. Universitätsprotokoll, 8. Oktober 1803. UAJ E I 582 unpag. Universitätsprotokoll, 27. Juli 1801. Hendrikje CARIUS: Von einem thüringischen Patrimonial- zum Reichskammergericht. Argumentationsmuster von Konfliktparteien im Zug durch die Instanzen, in: Siegrid WESTPHAL (Hg.): In eigener Sache. Frauen vor den höchsten Gerichten des Alten Reiches, Köln/Weimar/Wien 2005, S. 61-80. Ausführlicher CARIUS, Recht durch Eigentum. Nicole GROCHOWINA: Die höchste Gerichtsbarkeit und der Jenaer Schöppenstuhl. Zivilrechtsprechung und Geschlechterverhältnis im ausgehenden 18. Jahrhundert, in: Siegrid WESTPHAL (Hg.): In eigener Sache. Frauen vor den höchsten Gerichten des Alten Reiches, Köln/Weimar/Wien 2005, S. 81-104, hier S. 94. Anja AMEND: Frauen in der handelsrechtlichen Jurisdiktion des Reichskammergerichtes. Über die Frage, ob „Weibs=Persohnen mit Wechsel contrahiren können“, in: Siegrid WESTPHAL (Hg.): In eigener Sache. Frauen vor den höchsten Gerichten des Alten Reiches, Köln/Weimar/Wien 2005, S. 119-151, hier S. 120f.

DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

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vertreten,966 alle anderen erschienen selbst, meldeten ihre Forderungen an, beriefen sich auf Rechtsmittel, trafen Entscheidungen über das weitere Vorgehen und erhielten ihr Geld ausgehändigt, – ohne dass dies nur ein einziges Mal als bemerkenswert angesehen wurde. Die akademischen Gesetze äußerten sich zu geschlechtsspezifischen Fragen nicht, denn der Fokus der Jenaer Hochschule lag auf den Studenten. Dies spricht eigentlich dafür, dass die verfahrensrechtlichen Aspekte der zivilen Gerichtsbarkeit auch beim akademischen Gericht Anwendung fanden, zumal aufgrund der Rotation alle zwei Jahre ein Jurist das Prorektoramt bekleidete. Doch die schiere Masse der Verfahren an der Universität lässt vermuten, dass auch das Bestreben nach einer schnellen Prozessabwicklung die diesbezüglichen Verhältnisse mitprägte.

Auf Initiative der Schuldner Auch die tilgungswilligen Schuldner konnten ohne Unterstützung der Salana ihre Rückstände nicht immer regulieren.967 Dies war vor allem dann der Fall, wenn sie ihre Schulden begleichen wollten, hierfür aber kein Vermögen besaßen. Hermann Heinrich Fröhle erschien daher mit zwei seiner Gläubiger vor dem akademischen Gericht und bestätigte deren Ansprüche.968 Um eine finanzielle Unterstützung in Gang zu setzen, wandten sich die Universitätsbesucher daraufhin an die Familie oder ihren Vormund.969 Die Anweisung, die der Theologieprofessor Justus Friedrich Froriep von seinem Sohn erhielt, war dahingehend sehr deutlich: Schicke doch das Geld früh genug ab, damit es noch wo möglich vor Michaeli ankommt und schicke so viel wie möglich.970 Zwar ging es hier lediglich um das Geld für das Studium und nicht für die Regulierung angefallener Rückstände, doch ähnlich drängend werden auch die Kreditnehmer an ihre Eltern appelliert haben. Nicht immer ist eine solche studentische Bitte überliefert, aber es kann davon ausgegangen werden, dass es

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UAJ E I 287 unpag. Universitätsprotokoll, 21. November 1792. UAJ E I 697 fol. 23v. Universitätsprotokoll, 28. Oktober 1807. UAJ E II 358 fol. 32r. Universitätsprotokoll, 2. November 1825. UAJ E II 718 unpag. Universitätsprotokoll, 8. März 1830. UAJ E I 270 unpag. Universitätsprotokoll, 13. April 1792. UAJ E I 928 unpag. Universitätsprotokoll, 11. Dezember 1812. UAJ E II 147 fol. 1r-1v. Universitätsprotokoll, 19. Januar 1820. Ähnlich UAJ E II 272 fol. 6r. Viktor Trinks an J. P. Bussenius, Abschrift, 23. Mai 1822. UAJ E II 533 fol. 1r-1v. Universitätsprotokoll, 28. April 1828. UAJ E I 614 unpag. Johann Friedrich Engerer an Universität Jena, 1. Juni 1803. UAJ E I 628 unpag. Regierung Oldenburg an Universität Jena, 26. April 1802. UAJ E I 892 unpag. Haxthausen an Universität Jena, 3. September 1810. UAJ E II 147 fol. 1r-1v. Universitätsprotokoll, 19. Januar 1820. GSA 6/4423 lose eingelegt. Ludwig Friedrich Froriep an Justus Friedrich Froriep, 10. September 1798.

DIE VERFAHRENSERÖFFNUNG

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meist eine im Vorfeld gab und erst daraufhin das Geld gesandt wurde.971 Johann Friedrich Barnstedt, der Vater von Hans Wilhelm Carl Barnstedt, schickte auf Bitten seines Sohnes sofort einen Wechsel.972 Johann Georg Arnold von Brockes hatte als Voraussetzung für die finanzielle Unterstützung durch seinen Vater zunächst ein Schuldenverzeichnis einzusenden.973 Selbiges verlangte auch der Vormund von William Craddock Bettridge.974 Andere Schuldner wollten hingegen die Involvierung ihrer Eltern oder anderer Institutionen unbedingt vermeiden. So schrieb Viktor Trinks an seinen Gläubiger: Wollen Sie diesen Vorschlag [für die Bezahlung der Schulden] eingehen, wie ich hoffe, so erwarte ich auch von Ihnen, dass Sie während dieser Zeit weder meine Mutter, um Bezahlung dieser Schuld bitten, noch irgend einen anderen Weg einschlagen, um zu Zahlung zu gelangen, der Ihnen ohnedies nichts nützen wird.975

Aber keiner der Kreditnehmer bot den Klägern eine anderweitige Entschädigung für ihre Ansprüche an,976 wohl wissend, dass sie außer Geld nichts zu bieten hatten, was die Bevölkerung akzeptiert hätte. Jene Kreditnehmer, die die Hochschule an der Saale verließen, ohne ihre Verbindlichkeiten zuvor bezahlt zu haben, beteuerten im Nachhinein, dass sie ihre Kreditgeber nicht prellen wollten.977 Der Wahrheitsgehalt dieser Aussagen wird durch den von den Studenten vor ihrer Abreise aufgenommenen Kontakt zu den Gläubigern oftmals bestätigt. Bevor beispielsweise die Rückstände des gerade genannten Viktor Trinks beim Wirt J. P. Bussenius aus Nörten bei Göttingen an das akademische Gericht herangetragen worden sind, korrespondierte 971

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Aus dem Schuldenprotokoll UAJ E I 294 fol. 4r-5v. Universitätsprotokoll, 18. März 1791 ist bekannt, dass Johann Adolph Gottlieb Hornbostel die Universität verlassen wollte, jedoch seine Verbindlichkeiten nicht begleichen konnte. UAJ E I 300 unpag. Universitätsprotokoll, 29. April 1791. Zehn Tage später kam ein Brief des Vaters in Jena an, in dem dieser die Bezahlung der legitimen Rückstände seines Sohnes übernahm. Ähnlich UAJ E I 384 unpag. Johann Christoph Lindheimer an Universität Jena, 29. Mai 1794. UAJ E I 435 unpag. Johann Carl Gottfried Hille an Ferdinand Justus Christian Loder, 25. März 1796. UAJ E II 196 fol. 2r-2v. Herquet an Universität Jena, 7. September 1821. UAJ E II 358 fol. 14r. Universitätsprotokoll, 22. Juni 1824. UAJ E II 568 fol. 27r-27v. Georg Crusen an Universität Jena, 26. Januar 1829. UAJ E II 668 fol. 25r. Universitätsprotokoll, 28. August 1830. UAJ E I 740 unpag. Johann Friedrich Barnstedt an Universität Jena, 30. März 1805. UAJ E I 583 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 24. April 1801. UAJ E II 30 fol. 1r-1v. von Hulstere an Universität Jena, 26. Mai 1818. UAJ E II 272 fol. 6r. Viktor Trinks an J. P. Bussenius, Abschrift, 23. Mai 1822. Dies konnte STURM, Schuldkonflikte, S. 61 beim Kreditwesen der Bewohner Hannovers indes nachweisen. UAJ E I 860 unpag. Friedrich Christoph Goldmann an Universität Jena, 12. Juli 1809. UAJ E I 1002 fol. 14v. Johann Christian August Junghans an Universität Jena, 23. März 1817. UAJ E II 272 fol. 6r. Viktor Trinks an J. P. Bussenius, Abschrift, 23. Mai 1822.

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DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

der Schuldner mit der Ehefrau seines Kreditgebers. In seinem Schreiben beteuerte Trinks, dass er sie bezahlen wolle, dazu jedoch gegenwärtig nicht in der Lage sei. Damit sie ersehen könne, dass er ihren Ehemann nicht prellen wolle, machte er ihr den Vorschlag, dass sie ihm die Rechnung seiner Rückstände schicke, er diese gerichtlich anerkenne und einen Termin für die Tilgung benenne und diesen mit seinem Ehrenwort bekräftige.978 Carl Ludwig Sand versicherte seinen Gläubigern vor seinem Weggang aus Jena, dass [k]ein Mensch […] einen Pfennig durch mich verlieren [werde], wenn ich nicht wieder kommen sollte.979 Andere hatten wiederum Fristen für die Übersendung des Geldes abgesprochen.980 Als Begründung für seine Abreise nannte Friedrich Christoph Goldmann die in Jena 1808/09 herrschenden Verhältnisse, die ihn zu seiner eigenen Sicherheit veranlassten, die Stadt schnellstmöglich zu verlassen. Aufgrund nicht näher beschriebener Gründe sei es ihm nicht möglich gewesen, mit seinen Kreditgebern eine Übereinkunft über die Rückzahlung ihrer Ansprüche zu treffen.981 Der aus Weimar stammende Carl Heinrich Ludwig Lebrecht Wokenius wollte wegen seiner Schulden auf jeden Fall zurückkommen, was er schließlich auch tat.982 Allein zum festgesetzten Termin sei es ihm aufgrund des schlechten Wetters nicht möglich gewesen zu erscheinen.983 Sowohl Goldmann als auch Wokenius

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UAJ E II 272 fol. 6r. Viktor Trinks an J. P. Bussenius, Abschrift, 23. Mai 1822. Werte Madam! Durch Umstände, die ich nicht vorhersehen konnte, kann ich mein Ihnen gegebenes Versprechen jetzt nicht erfüllen; […] Allein ich will bezahlen, doch nur jetzt nicht, weil es mit nicht mögl. ist. Ich thue Ihnen, verehrte Frau, folgenden Vorschlag. Sie schicken mir meine Rechnung, ich werde diese hier vor dem Universitätsgericht anerkennen u. vor Gericht mich mit meinem Ehrenwort verbürgen, binnen Jahr und Tag Sie zu bezahlen. Sie werden wenigstens daraus die gute Absicht erkennen, dass ich Sie nicht prellen will; […]. UAJ E II 72 fol. 7v. Carl Ludwig Sand an Johann Friedrich Christian Gerhardt, Abschrift, 2. April 1819. Tragen Sie keine Sorge wegen der Gelder, die ich Ihnen schuldig bin. Diese, sowie, was ich der Wäscherin und andern schuldig bin, werden meine Eltern sogleich bezahlen und mein Freund [Adolph Carl Gottlieb] Asmis wird Ihnen, da ich zum Empfang der ankommenden Gelder ihn bevollmächtiget habe, die ganze Schuld richtig aushändigen. Sodann schicken Sie aber meine Sachen gut zusammengepackt entweder gefälligst nach Hause an Frau JustizRäthin Sand nach Wunsiedel, oder wohin ich Anweisung gebe. Kein Mensch soll einen Pfennig durch mich verlieren, wenn ich nicht wieder kommen sollte. Das Datum muss den Tag der Anfertigung der Abschrift festhalten, denn Sand saß zur benannten Zeit bereits im Gefängnis in Mannheim. UAJ E I 149 fol. 1r-1v. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Gotha, Konzept, 22. Januar 1778. UAJ E I 430 unpag. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Neusohl, Konzept, 21. Oktober 1796. UAJ E I 860 unpag. Friedrich Christoph Goldmann an Universität Jena, 12. Juli 1809. Nähere Angaben zu den vorherrschenden Verhältnissen, die Goldmann zur Abreise aus Jena veranlassten, machte der Student nicht. UAJ E II 2 fol. 25r. Universitätsprotokoll, 27. Januar 1818. Ebd. fol. 23r. Carl Heinrich Ludwig Lebrecht Wokenius an Universität Jena, 20. Januar 1818.

DIE VERFAHRENSERÖFFNUNG

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stellten ihr Handeln als Folge nicht selbst verschuldeter Ereignisse dar und distanzierten sich dadurch von ihrer eigenen Verantwortung.984 Auch wenn sich einige wenige Universitätsbesucher erst mehrere Jahre nach ihrem Weggang aus der Saalestadt wieder meldeten, um ihre Kredite zu begleichen, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass sie diese vergessen hatten und die Gläubiger um ihr Geld bringen wollten. Andreas Conrad Ludwig Renzhagen übertrug im Frühjahr 1815 Ludwig Holle die Aufgabe, seine um 1800 in Jena hinterlassenen Verbindlichkeiten zu regulieren, worauf dieser bei der Hochschule Erkundigungen einzog.985 Eine ähnlich lange Zeit verstrich auch bei Joseph Traugott Maria Klein, bevor er wieder Geld senden konnte.986 Zwar muss diese lange Wartezeit die kreditgebende Bevölkerung wirtschaftlich belastet haben, aber letztlich tilgten die Schuldner ihre Rückstände und dies nicht selten aus eigenem Antrieb. Die Mehrzahl wartete dafür auch nicht mehrere Jahre.

Zwischenfazit Wenn Forderungen außergerichtlich nicht beglichen werden konnten, meldeten sich in der Regel die Kreditgeber bei der Universität, damit die Studenten ihre Schulden bezahlten. Impulsgebende Momente stellten dabei die Ankunft von Wechseln oder die (bevorstehende) Abreise der Kreditnehmer dar. Beides verwundert nicht, denn einerseits stieg die Chance auf Bezahlung erheblich an, wenn Geld zum Verteilen vorhanden war. Andererseits waren abwesende Schuldner viel schwieriger zur Begleichung ihrer Verbindlichkeiten zu bewegen, als wenn sie vor Ort und damit direkt greifbar waren. Daher ist die generalisierende Aussage, studentische Verbindlichkeiten seien zum Ende der Studienzeit reguliert worden,987 nicht uneingeschränkt aufrechtzuerhalten. Die vorangegangenen Ausführungen haben aber ebenso gezeigt, dass nicht selten die Initiative zur Tilgung auch von Seiten der Universitätsbesucher ausging, gleich ob sie zu dieser Zeit in Jena verweilten oder bereits abgereist waren. Das besonders in der Mitte des 18.

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Vgl. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 235. UAJ E I 974 fol. 1r. Ludwig Holle an Universität Jena, 6. April 1815. UAJ E II 201 fol. 4r-5v. Joseph Traugott Maria Klein an Universität Jena, 21. Oktober 1821. UAJ E II 26 Bl. 18 Nr. 187. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1821]. Joseph Traugott Maria Klein sandte 2rt 4gl 9d für die Tilgung seiner Schulden, obwohl er diese um 1800 gemacht hatte, wie UAJ E I 697 belegt. Zu Joseph Traugott Maria Klein vgl. Ulrich RASCHE: Cui bono? Doktorpromotionen ungarländischer Studenten in Jena 1789-1819, in: Reimund B. SDZUJ, Robert SEIDEL, Bernd ZEGOWITZ (Hg.): Dichtung – Gelehrsamkeit – Disputationskultur: Festschrift für Hanspeter Marti zum 65. Geburtstag, Wien/Köln/Weimar 2012, S. 672-701, hier S. 678f. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 299, 516.

222

DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

Jahrhunderts in der Selbstdarstellung gezeichnete Bild der prellenden Studenten ist somit für die Zeit um 1800 nicht mehr tragbar.988

7.2. Die Anerkennung der Forderung Betrachtet man die Anzahl der angemeldeten Forderungen seit 1820, so müssen sich viele Gläubiger an die Vorgaben zur Vorbringung der Kredite vor dem akademischen Gericht zum Semesterende gehalten haben. Zudem sind Fälle zu finden, aus denen ersichtlich ist, dass die Kreditgeber ihre Rechnungen zunächst einreichten, damit diese ihre Gültigkeit nicht einbüßten, und sich zu einem späteren Zeitpunkt wegen der Schuldenregulierung erneut meldeten.989 Doch ein eingehender Blick in die Akten der einzelnen Kreditnehmer offenbart zugleich teilweise erhebliche Zeitspannen zwischen dem Anschreibenlassen und der Benachrichtigung der Hochschule.990 Einige Schuldner hatten Teile ihrer Rückstände in der Zwischenzeit getilgt, weshalb die Kreditgeber nicht sofort den Rechtsweg beschritten, sondern wohl noch auf eine vollständige Bezahlung ohne Hinzuziehung der Salana hofften.991 Wurde die festgelegte Anmeldefrist zum Ende des Semesters dabei überschritten, waren diese Ansprüche den akademischen Gesetzen nach verjährt und sollten daher bei der Erstattung außen vor bleiben.992 In der Rechtspraxis wurde die Regelung allerdings fast nie angewandt.993 Bevor die Schulden jedoch reguliert werden konnten, mussten sie durch die Studenten selbst oder von einer bevollmächtigten Person anerkannt werden. Im Gegensatz zu nicht akademischen Gerichten war dies an der Salana die Grundla988 989

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Vgl. Kapitel 3. UAJ E II 279 fol. 25r. Universitätsprotokoll, 27. Januar 1823. Die erste Rechnung des Schuhmachers Johann Christian für Ernst Sylvester Schwabe befindet sich in UAJ E II 195 unpag. Rechnung, 29. September 1822. Die darauf folgende Rechnung, welche die Forderungen vom 4. August bis 9. Dezember 1822 mit einschloss, ist in UAJ E II 273 fol. 8r. Rechnung, ohne Datum [Dezember 1822] enthalten. UAJ E I 373 unpag. Rechnung, 28. Oktober 1794. Der Bargeldvorschuss wurde am 14. August 1793 gegeben. UAJ E I 583 unpag. Rechnung, 25. April 1801. Die Rückstände stammten von Juli 1800. Ebd. unpag. Rechnung, 25. März 1801. Der Kredit wurde am 26. Januar 1801 gegeben. UAJ E II 537 unpag. Rechnung, 30. August 1827. Die Schulden wurden im Juni 1826 gemacht. UAJ E II 655 fol. 6r. Rechnung, 6. Juli 1830. Die Kredite wurden am 19. und 26. Februar 1829 gewährt. UAJ E I 583 unpag. Rechnung, ohne Datum [1801]. UAJ E II 568 fol. 5r. Rechnung, 15. Februar 1828. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 116. Anders UAJ E II 147 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 21. März 1820. UAJ E II 273 unpag. Universitätsprotokoll, 17. Januar 1823.

DIE ANERKENNUNG DER FORDERUNG

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ge für alle weiteren Handlungen.994 Den notwendigen Konsens zwischen den beteiligten Akteuren herbeizuführen, ging unterschiedlich zügig vonstatten. Die Basis waren immer die Stellungnahmen der Schuldner sowie der Gläubiger.995 Dafür lud die Universität die involvierten Parteien vor,996 deren Aufenthaltsorte teilweise erst einmal ausfindig gemacht werden mussten.

Die Suche nach den Akteuren Hielten sich die Kreditnehmer noch in Jena auf, wurden sie vom Pedell mündlich vorgeladen, um Stellung zu den eingeforderten Verbindlichkeiten zu beziehen.997 Doch dies war nicht immer ohne Weiteres möglich. So wollte der Pedell Carl August Bernhard Teubner den im Schwarzen Bären wohnenden Nicolaus Schiemann am frühen Morgen des 11. April 1819 dort in Gewahrsam nehmen und auf den Karzer bringen.998 Obwohl Teubner 2.30 Uhr in der Nacht vor Ort war, fand er ein verlassenes Zimmer vor und erfuhr vom Wirt, dass der Gesuchte bereits seit dem Morgen des vergangenen Tages nicht mehr da gewesen war.999 August Gottlieb Heinrich Schlotter hatte als Bevollmächtigter eines Kreditgebers mit Porstendorf – nördlich der Saalestadt – den neuen Aufenthaltsort von Schiemann ermittelt.1000 Mit einer Verzögerung von acht Tagen wurde am 21. April das dortige Gericht informiert und angewiesen, den Schuldner nicht weiterziehen zu lassen.1001 Daraufhin wurden zwei Wachen bei dem sich in Porstendorf aufhaltenden Studenten postiert, der immer wieder behauptete, nicht der Gesuchte zu sein. Nicolaus Schiemann, so der Porstendorfer Wirt einige Tage später, sei zwar ebenfalls bei ihm gewesen, aber schon vor geraumer Zeit weiter 994

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998 999 1000 1001

Vgl. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 203f. STURM, Schuldkonflikte, S. 65f. Erschienen die Schuldner wiederholt nicht zu den Gerichtsterminen, war damit automatisch die Anerkennung der Forderung verbunden. Am akademischen Gericht ist in einigen Fällen eine Einigung über die Kredithöhe ebenfalls nicht überliefert. Jedoch ist davon auszugehen, dass diese stattfand beziehungsweise die Kommunikation von Seiten des Schuldners unterbrochen wurde. UAJ E I 289 unpag. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 24. November 1792. […] ehe etwas hiervon [gemeint war das gesandte Geld] an die Creditores gelangen kann, [ist] die Vernehmung des Schuldners über die gemachten Anforderungen nöthig […]. Ähnlich UAJ E I 1002 unpag. Universitätsprotokoll, 1. August 1817. Citation, die Mahnung, Vorladung, in: ZEDLER 6 (1738), Sp. 167. Vgl. Wolfgang SELLERT: Ladung, in: HRG 2 (1978), Sp. 1336-1350. Instruktion für den zweiten Pedell Teubner vom 20. Dezember 1784 § 8. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 120. Vgl. WALLENTIN, Verfassung der Universität Jena, S. 284. UAJ E II 93 fol. 12v. Universitätsprotokoll, 10. April 1819. Ebd. fol. 12v. Universitätsprotokoll, 11. April 1819. Ebd. fol. 13r. Universitätsprotokoll, 13. April 1819. Ebd. fol. 16r. Universität Jena an Gericht Porstendorf, Konzept, 21. April 1819. Über die Gründe der Verzögerung ist nichts bekannt.

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DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

gereist.1002 Am 26. April begab sich der Pedell selbst nach Porstendorf und traf dort nicht den gesuchten Schuldner an, sondern den unbeteiligten Studenten Friedrich Michelsen.1003 Hatten die Kreditnehmer Jena bereits verlassen und waren nicht mehr auffindbar, so fanden sich mit dem Herkunftseintrag in die Matrikel und seit Sommersemester 1818 sogar der Nennung des Vaters oder Vormundes im Studentenalbum1004 leicht die relevanten Informationen, um den möglichen Verbleib der Universitätsbesucher zu ermitteln. Voraussetzung dafür war allerdings einerseits, dass die Eintragungen korrekt waren. Bei der Suche nach einem Schuldner stellte sich heraus, dass es gar keinen in Neustrelitz geborenen Carl Pentz gab. Auch die Angabe des Vormundes war falsch. Der im Studentenalbum benannte Conrad Tangatz habe das Schreiben einzig aus Achtung vor dem Siegel der Hochschule angenommen. Seinem Vernehmen nach sei ein Johann Friedrich Heinrich Pentz aus Neubrandenburg im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz geboren. Dieser sei im Krieg gewesen und vor einem Jahr von der Universität zu Rostock öffentlich zitiert und wegen seines Fernbleibens relegiert worden. Nähere Auskunft darüber könne das Stadtmagistrat zu Neubrandenburg geben.1005 Andererseits mussten die benannten Kontaktpersonen wissen, wo sich Sohn oder Mündel aufhielt. So musste Friedrich August Bartels zugeben, dass er erst Erkundigungen über den Aufenthaltsort seines Sohnes einholen müsse.1006 Darüber hinaus wurden die gegebenenfalls in der Stadt anwesenden Geschwister1007 sowie die Landsleute zum Verbleib des säumigen Studenten befragt. Als Ludwig Hartog 1816 Jena verlassen hatte, wurde sein holländischer Landsmann Gerhard Roes vorgeladen, um Auskunft über den Schuldner zu geben. Dieser erklärte, dass der Gesuchte der Sohn des Kaufmannes Bernhard Hartog sei. Allerdings lebe er zurzeit bei der Mutter.1008 War es auf keinem der benannten Wege möglich, die gesuchte Person ausfindig zu machen, schrieb die Hochschule an die Obrigkeit der Eltern.1009 Blieb auch dies ergebnislos, konnte mit 1002 1003 1004 1005

1006 1007 1008 1009

Ebd. fol. 17r. Universitätsprotokoll, 24. April 1819. Ebd. fol. 17v. Universitätsprotokoll, 26. April 1819. Studentenalbum. UAJ E II 75 fol. 11v. Universitätsprotokoll, 28. Juli 1819. Ebd. fol. 27r-27v. Adolph Friedrich Tangatz an Universität Jena, 25. August 1819. Ähnlich UAJ E I 267 unpag. Gericht Güstrow an Universität Jena, 14. September 1793. Das Gericht kannte keinen Christian Hans Friedrich von Oldenburg. Anders UAJ E II 541 fol. 1r-1v. Friedrich August Bartels an Polizeikommission Jena, 9. Juni 1828. UAJ E II 517 unpag. Universitätsprotokoll, 12. Juni 1830. UAJ A 2242 fol. 28r. Universitätsprotokoll, 26. Oktober 1816. UAJ E I 430 unpag. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Neusohl, Konzept, 9. November 1804. UAJ E II 2 fol. 16v-17r. Universität Jena an Großherzog von Sachsen-WeimarEisenach, Konzept, 20. Dezember 1817. UAJ E II 152 fol. 6v. Universitätsprotokoll, 10. Januar 1821.

DIE ANERKENNUNG DER FORDERUNG

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Zustimmung des Senats die öffentliche Vorladung durch den Prorektor erfolgen.1010 Diese wurde am schwarzen Brett im Collegium Jenense, am vermuteten Aufenthaltsort und in öffentlichen Wochenblättern publik gemacht.1011 Reagierten die Studenten auch darauf nicht, wurden sie relegiert.1012 Ferner zogen die Gläubiger eigene Informationen über den Verbleib ihrer Kreditnehmer ein. Der Wirt Kuhnert aus Halle schrieb wegen seiner Forderung an August Werner an die Hochschule in Berlin, wo er selbigen vermutete. Von dort wurde ihm mitgeteilt, dass der Student sich nicht immatrikuliert habe und Kuhnert sich an das königliche Land- und Stadtgericht in Magdeburg wenden solle. Dieses verwies wiederum auf Jena oder Saalfeld als möglichen Aufenthaltsort.1013 Die aufwendigen Bemühungen des Wirts hatten sich gelohnt, denn sein Schuldner hatte sich am 26. Oktober 1824 tatsächlich an der Salana eingeschrieben.1014 Selbst Kreditgeber mussten hin und wieder aufgefordert werden, sich zu melden. Im Falle von Peter Friedrich Heinrich Christian Carl von Lowtzow kannte das akademische Gericht nicht alle Gläubiger, da der Schuldner zwar Geld für die Rückzahlung seiner Verbindlichkeiten gesandt, aber nicht die Namen der Empfänger genannt hatte. Am 26. Oktober 1810 wurden daher sämtliche Personen mit Ansprüchen gegenüber dem Universitätsbesucher aufgefordert, diese binnen acht Tagen vorzubringen. Danach eingereichte Rechnungen würden ihre Gültigkeit verlieren, so die Anzeige in den Jenaischen Wöchtentlichen Anzeigen.1015 Darauf1010

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UAJ E I 945 fol. 5r. Vorladung, 24. August 1813. PRORECTOR ET SENATUS ACADEMIA IENENSIS: Quum semel ac saepius in iudicium vocatus Ulricus Frieder. Ludovicus Walch, Meiningens fui copoam haud fecerit, publice eum, ut die XXVIII. August in loco judicii academici praesto sit, et ad quaesita respondeat, citamus; si secus fecerit, justam et legitiman contumaciae poenam ei, ne forte sibi non praedictum cavilletur, denuntiamus. P. P. Ienae die XXIV August MDCCCXIII. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 110, 124. Ein Schuldenfall, bei dem alle drei Arten der Vorladung angewandt wurden, ist jener von Theodor Friedrich Knapp. UAJ E II 489 fol. 4r-5r. Vorladung, 25. Juli 1827. Am schwarzen Brett angeschlagen. Ebd. fol. 7r. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Braunschweig, Konzept, 8. September 1827. An die Obrigkeit des vermuteten Aufenthaltsorts gesandt. Ebd. fol. 12r-13r. Belegexemplar, 24. November 1827. Ebd. fol. 14r-17v. Belegexemplar, 28. November 1827. Ebd. fol. 18r-21v. Belegexemplar, 2. Dezember 1827. In öffentlichen Wochenblättern publiziert. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 124. Vgl. UAJ A 32 fol. 2r. Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 7. Mai 1822. In diesem Reskript wurde die Reihenfolge der Vorladungen erstmals festgelegt. UAJ E II 389 unpag. Kuhnert an Universität Jena, 26. Januar 1825. Ähnlich UAJ A 2242 fol. 34r. Universität Jena an Stadt Zaltbommel, Konzept, 13. März 1817. Ebd. fol. 36r-36v. Universitätsprotokoll, 17. Juni 1817. Universitätsmatrikel, Eintrag vom 26. Oktober 1824. UAJ E I 892 unpag. Belegexemplar, 26. Oktober 1810. JWA Nr. 85, Freitag, den 26. Oktober 1810. Es hat der vormalige Studiosus H[er]r. von Lowzow aus Oldenburg, zu Bezahlung seiner hier zurückgelassenen Schulden eine Summe Geld an die Prorectorats-Gerichte abgeben lassen, ohne dabey anzuzeigen, wer seine Gläubiger sind und vie viel ihre Forderungen betragen. Es werden daher die Gläubiger des von Lowzow hiermit aufgefordert, binnen Acht Tagen von heute an, ihre Forderungen bey

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hin meldeten sich die Kreditgeber, wobei der Medizinprofessor Christian August Friedrich von Hellfeld explizit angab, dass er dies aufgrund der Annonce im Wochenblatt tat.1016 Bei einigen Regulierungsprozessen war nicht deutlich zu ermitteln, warum die Hochschule ein Inserat veröffentlichte,1017 doch meist wird es von den Geldgebern verlangt gewesen sein, damit die Rückstände vollständig beglichen werden konnten.1018 Zahlten die Schuldner ihre Verbindlichkeiten erst 15 Jahre nach der Abreise aus der Saalestadt,1019 so wie Andreas Conrad Ludwig Renzhagen und Joseph Traugott Maria Klein, dann musste dies den Einwohnern natürlich zunächst bekannt gemacht werden, was mittels einer Anzeige am einfachsten war.1020

Die Bevollmächtigten Waren alle Akteure ausfindig gemacht worden, konnte die Regulierung der Forderungen beginnen. Nicht allein die Schuldenklagen, sondern auch die dazugehörigen Stellungnahmen hatten mündlich vor dem akademischen Gericht zu erfolgen.1021 War dies den Gläubigern oder Kreditnehmern nicht möglich, gaben sie ihre Aussage schriftlich zu Protokoll oder benannten einen Bevollmächtigten, der ihre Interessen vertreten sollte.1022 Für diesen stellten die Studenten eine Voll-

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Verlust derselben, bey den Prorectorats-Gerichten anzugeben, und zugleich die Bescheinigungen beyzufügen, oder zu gewärtigen, daß nach Ablauf dieser Frist mit Auszahlung der Gelder an die sich gemeldeten Gläubiger verfahren werden soll, ohne von spätern Anforderungen weiter Kenntniß zu nehmen. Sign. Jena, den 26ten Oct. 1810. Herzogl. Sächß. Gesammt-Universität. Ähnlich UAJ E I 583 unpag. Universitätsprotokoll, 29. Mai 1801. UAJ E I 1008 fol. 25r-26v. Belegexemplar, 17. September 1817. UAJ E II 196 lose eingelegt. Belegexemplar, 18. September 1821. UAJ E I 892 unpag. Christian August Friedrich von Hellfeld an Universität Jena, 27. Oktober 1810. Ähnlich UAJ E II 30 fol. 25v. Adolph Weidner an Universität Jena, 21. Juni 1818. UAJ A 2242 fol. 2r-3v. Belegexemplar, 16. Oktober 1816. UAJ E II 287 fol. 46r-47v. Belegexemplar, 9. Mai 1823. UAJ E I 892 unpag. Haxthausen an Universität Jena, 3. September 1810. Ebd. unpag. Belegexemplar, 26. Oktober 1810. UAJ E II 30 fol. 1r-1v. von Hulstere an Universität Jena, 26. Mai 1818. Ebd. fol. 2r-3v. Belegexemplar, 17. Juni 1818. Ebd. fol. 4r-5v. Belegexemplar, 19. Juni 1818. UAJ E II 36 fol. 10r. Universitätsprotokoll, 19. August 1818. Ebd. fol. 13r-14v. Belegexemplar, 19. August 1818. UAJ E II 196 fol. 2r-2v. Herquet an Universität Jena, 7. September 1821. Ebd. lose eingelegt. Belegexemplar, 18. September 1821. Vgl. SCHUSTER, Private Schulden, S. 46. Es kam nicht nur bei Studenten vor, dass Schuldner ihre Rückstände teilweise erst nach Jahrzehnten bezahlten. UAJ E I 974 fol. 14r-15v. Belegexemplar, 28. April 1815. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 120. Vollmacht, (gerichtliche), in: ZEDLER 50 (1746), Sp. 558-569, hier Sp. 558. Nun dienen zwar die Vollmachten allenhalben, wo einer bey seinem Geschäffte, das ihn angehet, nicht zugegen seyn kann; absonderlich aber vor Gerichten, weil daselbst ordentlicher Weise ohne Vollmacht niemand vor einen andern zugelassen wird. Die Ertheilung einer solchen gerichtlichen Vollmacht geschiehet entweder mündlich,

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macht aus.1023 Obwohl sich auch ortsansässige Kläger vertreten ließen, gab es in diesen Fällen keine schriftlichen Handlungsbefugnisse, was vermuten lässt, dass sie ihre Stellvertreter dem akademischen Gericht gegenüber anders legitimierten. Zur Eintreibung der Forderungen entsandte der Gürtler August Schluter aus Dornburg seinen Knecht,1024 während der Hallenser Wirt Johann Friedrich Reuter sich mit dem Advokaten August Gottlieb Heinrich Schlotter fachkundige Unterstützung holte.1025 Bei den meisten Klagen der Bevölkerung Jenas erschienen die Kreditgeber indes selbst,1026 dennoch nutzten einige von ihnen ebenso die Möglichkeit, einen Stellvertreter zu beauftragen. Der Perückenmacher Johann Gottlieb Spielberg kam für seinen Sohn, den Kaufmann Johann Friedrich Carl Spielberg, vor das akademische Gericht und führte nach Rücksprachen mit ihm sogar dessen Prozess.1027 Die Vertretung eines Familienmitgliedes kam immer wieder vor,1028 was belegt, dass trotz der separierten Rechtsprechung der Universität vermutlich der landesherrliche Bevollmächtigungsvertrag gültig war. Dieser besagte, daß Personen in auf- und absteigender Linie, Seitenverwandte bis in den dritten Grad einschließlich, der Eheman für seine Ehefrau, so wie Schwiegervater und Schwiegersohn wechselseitig vermöge vermuthlichen Auftrags für einander auftreten können […].1029 Als Bevollmächtigte agierten allerdings nicht ausschließlich Männer für andere männliche Gläubiger. Johanna Dorothea Elisabetha Arste erschien für ihren Ehemann, den Schneider Anton Georg Bernhard Arste, und überbrachte eine Rechnung.1030

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wenn der Gewaltgeber seinen Gewalthaber in selbst eigener Person vorstellet, und sich deshalber zugänglich erkläret; oder schriftlich, nach gewissen vorgeschriebenen oder sonst gewöhnlichen Formuln, in welchen der Nahme des Gewalthabers, die Sache, wozu die Gewalt ertheilet wird, samt andern nützlichen Clausuln enthalten und des Gewaltgebers Nahme gantz ausgeschrieben darunter zu setzen ist. Vgl. Werner OGRIS: Vollmacht, in: HRG 5 (1998), Sp. 1024-1026. UAJ E II 93 fol. 6r-7r. Vollmacht, 9. April 1819. UAJ E II 287 fol. 26r. Universitätsprotokoll, 1. Mai 1823. UAJ E II 93 fol. 1r-3r. August Gottlieb Heinrich Schlotter an Universität Jena, 10. April 1819. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 318f. Anders verhielt es sich in Göttingen. UAJ E I 860 unpag. Universitätsprotokoll, 15. August 1809. Ähnlich UAJ E I 892 unpag. Universitätsprotokoll, 2. Januar 1811. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 10. Januar 1811. UAJ E I 657 fol. 15r. Universitätsprotokoll, 9. August 1803. Ebd. fol. 88r. Universitätsprotokoll, 9. Juli 1805. UAJ E I 818 fol. 10v. Universitätsprotokoll, 29. Juni 1807. UAJ E I 945 fol. 12r-12v. Zier an Universität Jena, 21. Januar 1814. UAJ E I 974 fol. 5v. Universitätsprotokoll, 8. Mai 1815. UAJ E II 75 fol. 4r. Universitätsprotokoll, 22. Juli 1819. UAJ E II 358 fol. 29r. Universitätsprotokoll, 30. September 1824. UAJ E II 350 fol. 45r. Universitätsprotokoll, 12. Oktober 1824. Thuiskon Friedrich SACHSE: Handbuch des Großherzoglich-Sächsischen Privatrechts, Weimar 1824, § 423. UAJ E II 358 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 11. Dezember 1823. Ähnlich UAJ E II 273 fol. 2r. Universitätsprotokoll, 21. Dezember 1822. UAJ E II 494 fol. 14r. Universitätsprotokoll, 26. September 1827. Dies stellte auch CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 200 für den Privatkredit fest.

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Sogar die gesamte Prozessführung hat Antonetta Friederika Johanna Tonndorf anstelle ihres Gatten, des Schuhmachers Johann Christian Heinrich Tonndorf, übernommen.1031 Warum diese Männer nicht selbst erschienen, gaben die Frauen nicht zu Protokoll. Womöglich waren sie krank oder hielten sich aufgrund privater oder beruflicher1032 Angelegenheiten zu diesem Zeitpunkt nicht in der Stadt auf, so wie ein nicht näher zu identifizierender Dr. Schultz, der aufgrund einer Reise durch den Hochschulsekretär und Hofadvokaten Johann Friedrich August von Gohren vertreten wurde.1033 Insgesamt verließen sich trotz der Beispiele nur wenige Kreditgeber, sowohl Männer als auch Frauen, auf die Fähigkeiten anderer Personen, wenn es um ihre Ansprüche ging. Universitätsbesucher und deren Eltern hingegen ermächtigten des Öfteren Dritte, sich um die zurückgelassenen Verbindlichkeiten zu kümmern. Bei ihnen handelte es sich meist um andere Familienmitglieder1034 oder den Eltern vertrauenswürdig erscheinende Männer.1035 Die Schuldner selbst griffen immer wieder auf Kommilitonen zurück, die zum Zeitpunkt des Prozesses in Jena verweilten oder dorthin zurückkehrten.1036 In vielen Fällen des letztgenannten Modus hatte die Benennung eines Vertreters einen informellen Charakter und diente der außergerichtlichen Einigung, weshalb hierfür kaum schriftliche Vollmachten überliefert sind.1037 Zudem kümmerten sich die studentischen Bevollmächtigten zumeist einzig um einen Aspekt der Regulierung. Aber auch noch vor Ort verweilende Kreditnehmer mussten zuweilen vertreten werden, wie der wegen Krankheit unpässliche Carl von Cathcart.1038 Die Entsendung eines Stellvertreters, gerade bei auswärtigen Klägern oder bereits abgereisten Universitätsbesuchern, musste zwar keineswegs mit Schwierigkeiten verbunden sein, doch sie konnte den Tilgungsprozess erheblich erschwe1031 1032 1033 1034 1035

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UAJ E II 138. UAJ E I 583 unpag. Universitätsprotokoll, 13. August 1801. UAJ E I 892 unpag. Universitätsprotokoll, 3. Januar 1811. Ähnlich UAJ E I 657 fol. 88r. Universitätsprotokoll, 9. Juli 1805. UAJ E I 258 unpag. Universitätsprotokoll, 2. Februar 1787. UAJ E II 517 unpag. Universitätsprotokoll, 12. Juni 1830. UAJ E II 668 fol. 37r. Vollmacht, 3. September 1830. UAJ E I 300 unpag. Universitätsprotokoll, 29. April 1791. UAJ E I 583 fol. 2r. Vollmacht, 4. April 1801. UAJ E I 658 unpag. Universitätsprotokoll, 14. März 1805. UAJ E II 279 fol. 68r-68v. August Gottlieb Heinrich Schlotter an Universität Jena, 1. Mai 1823. UAJ A 2243 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 21. Oktober 1817. UAJ E I 611 unpag. Universitätsprotokoll, 9. Juli 1802. UAJ E II 36 fol. 10r. Universitätsprotokoll, 19. August 1818. UAJ E II 410 unpag. Christian Ehmer an Universität Jena, 18. März 1826. UAJ E II 559 fol. 7r. Universitätsprotokoll, 19. Februar 1829. Vgl. Kapitel 7.4.1. – Der Handlungsspielraum im studentischen Sozialgefüge. Lediglich drei studentische Vollmachten sind belegt. UAJ E I 250 unpag. Vollmacht, 12. September 1789. UAJ E I 287 unpag. Vollmacht, 1. Mai 1792. UAJ E II 36 fol. 11r. Vollmacht, ohne Datum [1818]. UAJ E I 666 unpag. Universitätsprotokoll, 29. Juli 1803.

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ren und verlangsamen.1039 So gab der bevollmächtigte Student Johann Georg August Philipp Wallner zu Protokoll, Christian Haffner habe ihn lediglich allgemein instruiert, die von ihm bereits unterzeichneten Ansprüche zu bezahlen. Da Wallner zugeben musste, wegen des Schuldenverzeichnisses nicht mehr mit Haffner im direkten Kontakt zu stehen, forderte die Salana ihn auf, diesen wieder aufzunehmen und genaue Informationen über die Anerkennung der einzelnen Kredite einzuholen.1040 Um derartigen und ähnlichen Problemen vorzubeugen, griffen die auswärtigen Gläubiger sowie die Eltern der Schuldner wohl primär auf Familienmitglieder oder professionelle Mittelsmänner zurück, wenn sie sich vertreten lassen mussten.

Die Verhandlung über die Kredite Waren alle beteiligten Akteure informiert und hatten sie zu den Forderungen Stellung bezogen, begann die Verhandlung über die Tilgung der Schulden. Ziel war es, die Ansichten der Parteien auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen,1041 auf den die Hochschule bei der Regulierung aufbauen konnte. Die Gründe für die unterschiedlichen Annahmen über die angehäuften Verbindlichkeiten waren vielfältig. So kam es unter anderem vor, dass Kreditnehmer über ihre Schulden den Überblick verloren hatten. Abraham Fischer konnte sie beispielsweise nur ungefähr benennen,1042 und Friedrich von Thomsdorff kannte die einzelnen Posten schlicht nicht mehr.1043 Dies lässt die Frage aufkommen, ob und wie Universitätsbesucher ihre Kredite memorierten. Die Quellen des Universitätsarchivs gaben dazu keinen Hinweis. Demgegenüber zeigen die zahllosen Corneliusbilder in den studentischen Stammbüchern immer wieder an der Wand hängende Schuldenregister.1044 Ob das der Realität entsprach, ist nicht überprüfbar, doch 1039

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Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 319. Dies waren zwei Gründe, warum es in Göttingen Universitätsbesuchern nicht erlaubt war, sich durch eine andere Person vertreten zu lassen. Für die Salana lassen sich derartige Verfügungen allerdings nicht finden. UAJ E I 287 unpag. Universitätsprotokoll, 19. Mai 1792. Vgl. Adalbert ERLER: Schuldanerkenntnis (prozessual), in: HRG 4 (1990), Sp. 1510-1512. Vgl. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 210. Am Jenaer Hofgericht gab es nur sehr selten Verhandlungen über die zu begleichenden Schulden, da als Beweis Schuldscheine oder Wechsel vorlagen, die die Schuldner unterschrieben hatten. UAJ E I 250 unpag. Abraham Fischer an Universität Jena, 22. Juli 1789. Ähnlich UAJ E II 725 unpag. Gustav Schumann an Universität Jena, 8. Dezember 1831. Schumann nahm an, er habe noch etwa 60 Taler Schulden, die seine Verwandten auch übernehmen wollten. Er selbst dachte nicht, dass seine Rückstände höher seien, und da seine Familie nicht mehr als die benannte Summe aufbringen wolle, sollten sich seine Gläubiger mit der Hälfte ihrer Forderungen zufrieden geben. UAJ E II 655 fol. 28r. Universitätsprotokoll, 13. Juli 1830. Ähnlich UAJ E I 373 unpag. Martin Schnell an Universität Jena, 20. November 1795. Vgl. Kapitel 3.

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da der überwiegende Teil der Kreditnehmer seine Schulden kannte, sogar Auflistungen davon nach Hause sandte1045 und sich eine Prüfung der eingereichten Rechnungen vorbehielt,1046 werden die Studenten ihre Verbindlichkeiten ähnlich wie die Gläubiger notiert haben.1047 Möglicherweise nutzten sie auch das Sicherheitsbedürfnis der städtischen Bewohner aus. Mit dem Vorlegen der von den Schuldnern unterzeichneten Rechnung oder einer schriftlichen Schuldbestätigung hatten diese ihre offenen Rückstände bei einem Kreditgeber auf einem Blick vor sich.1048 Allerdings war es den Studenten dadurch unmöglich, während des Studiums den Überblick über die verschiedenen Forderungen zu behalten und mit ihren Wechseln ordentlich zu wirtschaften. Fehlte die von den Schuldnern unterschriebenen Rechnungen oder waren sie summarisch, musste auf Verlangen von den Gläubigern eine spezifizierte Rechnung nachgereicht werden. Darauf bestanden sowohl die Salana1049 als auch die Universitätsbesucher oder die für sie agierenden Personen.1050 Die beiden Letztgenannten taten dies unter anderem, wenn die Forderungen ihrer Meinung nach zu hoch angegeben wurden.1051 Zuweilen erpressten sie die Kläger sogar. Wollten die Kreditgeber den von den Schuldnern vorgeschlagenen Bedingungen der Be1045

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UAJ E I 384 unpag. Johann Christoph Lindheimer an Universität Jena, 29. Mai 1794. UAJ E I 435 unpag. Universitätsmissiv, 3. April 1796. UAJ E II 196 fol. 2r. Herquet an Universität Jena, 7. September 1821. UAJ E II 568 fol. 27r-27v. Georg Crusen an Universität Jena, 26. Januar 1829. UAJ E II 668 fol. 25r. Universitätsprotokoll, 28. August 1830. Ähnlich UAJ E I 583 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 24. April 1801. UAJ E II 30 fol. 1r-1v. von Hulstere an Universität Jena, 26. Mai 1818. UAJ E II 358 fol. 14r. Universitätsprotokoll, 22. Juni 1824. Vgl. Kapitel 7.4.2. – Die Kommunikation auf Initiative der Familie. UAJ E I 407 fol. 39r. Universitätsprotokoll, 18. April 1796. UAJ E I 562 unpag. Universitätsprotokoll, 19. Dezember 1800. UAJ E I 818 fol. 3r. Universitätsprotokoll, 29. Mai 1807. UAJ E II 222 fol. 8r. Universitätsprotokoll, 11. Februar 1822. UAJ E II 287 fol. 30r. Universitätsprotokoll, 5. Mai 1823. UAJ E II 655 fol. 19r. Universitätsprotokoll, 8. Juli 1830. Vgl. UAJ E I 658 unpag. Universitätsprotokoll, 11. August 1803. Dadurch war es möglich, dass der Universitätssekretär Johann Friedrich August von Gohren zusammen mit zwei Landsleuten des verstorbenen Philipp Jacob Stoffregen dessen Papiere durchsehen und alle Forderungen für richtig und noch nicht bezahlt erklären konnte. Vgl. Johann Christoph KÖNIG: Akademisches Lehrbuch für studirende Jünglinge aus allen Fakultäten, Nürnberg 1785, S. 369-375. Er konzipierte eine Mustertabelle, in der die Studenten ihre Ausgaben eintragen konnten. Vgl. Anm. 672. UAJ E I 853 unpag. Universitätsprotokoll, 6. Juli 1809. UAJ E II 571 fol. 8v. Universitätsprotokoll, 21. März 1829. UAJ E II 645 fol. 46r-46v. Universitätsprotokoll, 23. Juni 1830. UAJ E II 201 fol. 20r. Universitätsprotokoll, 28. August 1824. UAJ E II 525 unpag. Universitätsprotokoll, 11. Juli 1827. UAJ E II 668 fol. 15v. Universitätsprotokoll, 27. Juli 1830. UAJ E I 1008 fol. 30r. Universitätsprotokoll, 22. September 1817. UAJ E II 645 fol. 21r. Universitätsprotokoll, 1. Mai 1830. Vgl. STURM, Privatkredit, S. 225-229.

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zahlung nicht zustimmen, bestanden sie auf die Vorlage einer detaillierten Auflistung aller Rückstände.1052 Dies war den Klägern allerdings nicht immer möglich. Das Kontobuch der Witwe Maria Dorothee Tröbitz war in den Kriegstagen von 1806 verloren gegangen.1053 Die ebenfalls verwitwete Maria Christiana Eleonora Rödiger konnte dem Verlangen des Schuldners nicht nachkommen, da sie alle Posten auf eine Tafel festgehalten, von Zeit zu Zeit zusammenaddiert und dann notiert hatte.1054 Theodor Mund verweigerte daraufhin die Anerkennung ihrer Rechnung,1055 und auch sein Vater, sich auf seinen Sohn berufend, wollte selbige nicht übernehmen.1056 Demgegenüber gab Peter Friedrich Heinrich Christian Carl von Lowtzow seinen Kreditgebern, die keine von ihm unterschriebene Rechnung vorlegen konnten, die Möglichkeit, ihre Ansprüche mittels Eid zu bekräftigen.1057 Der studentische Gläubiger Wilhelm Heinrich Schaezler bat sogar explizit darum, seinen Kredit auf diese Weise legitimieren zu dürfen, da er sonst keinen Beleg für dessen Anerkennung durch den Kreditnehmer vorbringen konnte.1058 Die eidliche Versicherung auf die Korrektheit der Rechnung fand zuweilen ebenso Anwendung, wenn zwischen beiden Parteien keine Einigung abzusehen war, obwohl der Wille dazu bestand.1059 In vielen Fällen wurden nach der Einsicht in die aufgeschlüsselten Rechnungen1060 die Ansprüche der Gläubiger bestätigt.1061 Ausnahmen gab es indes eben1052 1053 1054 1055 1056 1057

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UAJ E I 1008 fol. 37r. Universitätsprotokoll, 23. September 1817. UAJ E II 201 fol. 35r. Stadtgericht Jena an Universität Jena, 7. September 1825. UAJ E II 534 fol. 22r. Universitätsprotokoll, 6. Januar 1829. Ebd. fol. 32r. Universität Jena an Landgericht Wolfenbüttel, Konzept, 10. Februar 1830. Ebd. fol. 37v. Gerichtsprotokoll, Abschrift, 23. Juni 1830. UAJ E I 892 unpag. Peter Friedrich Heinrich Christian Carl von Lowtzow an Universität Jena, 19. November 1810. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 10. Januar 1811. Zum Eid vgl. Kapitel 7.2. – Die Festlegung und Sicherung der Rückzahlung. UAJ E II 30 fol. 16r. Rechnung, 22. Juni 1818. Ähnlich UAJ E I 158 fol. 2r. Universität Jena an Regierung Pappenheim, Konzept, 16. Oktober 1780. Die Kreditgeber waren bereit, ihre Ansprüche unter Eid zu bekräftigen, falls der Schuldner diese anfechten wollte. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 319. UAJ E I 287 unpag. Universität Jena an Universität Gießen, Konzept, 29. August 1792. Ähnlich UAJ E I 858 unpag. Universitätsprotokoll, 20. September 1809. Bei dem Streit zwischen Carl Jenischen und dem Bäcker Johann Heinrich Friedrich Schilling, ob der Student für den durch seinen Hund angerichteten Schaden sowie das Lichtgeld aufkommen musste, entschied das akademische Gericht, dass der Gläubiger die Richtigkeit seiner Forderung eidlich zu bestärken habe. Rechnungen, die jeden Posten einzeln aufführen, befinden sich in UAJ E I 158 fol. 3r-3v. Rechnung, 21. September 1780. UAJ E I 435 unpag. Rechnung, ohne Datum [1796]. UAJ E I 583 unpag. Rechnung, 11. April 1801. UAJ E I 672 unpag. Rechnung, 9. August 1803. UAJ E II 30 fol. 23r-24v. Rechnung, 15. Juni 1818. UAJ E II 272 fol. 2r-2v. Rechnung, 13. Januar 1822. UAJ E II 645 fol. 27r-31v. Rechnung, 3. Mai 1830. UAJ E I 818 fol. 5v. Universitätsprotokoll, 29. Mai 1807. Anerkennung der Forderung in ebd. fol. 6r. Universitätsprotokoll, 3. Juni 1807. UAJ E I 858 unpag. Universitätsprotokoll, 14. September 1809. Anerkennung der Forderung in ebd. unpag. Universitätsprotokoll,

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falls. Den sehr ausführlichen Beleg der Aufwärterin Henrietta Susanna Dorothea Wegel wies Florenz Kley mit den Worten zurück, er habe zwar bei ihr Rückstände, aber ihre Auflistung sei nicht korrekt. Ferner sei es nicht seine Aufgabe, dies zu belegen, vielmehr müsse die Aufwärterin die Falschheit seiner Aussage beweisen. Zudem berufe er sich auf die akademischen Gesetze, wonach ein großer Teil der Forderungen illegitim sei und sie ihren Anspruch darauf verliere.1062 Zu einer Einigung kam es nicht mehr, womit sich zeigt, dass es durchaus Studenten gab, die ihre Schulden schlichtweg nicht bestätigen wollten und womöglich auch nicht beabsichtigten, sie je zu bezahlen. War die Forderung vor das akademische Gericht gebracht worden und gab es danach noch Unstimmigkeiten, einigten sich viele Akteure zügig und ohne großes Aufsehen.1063 Nachdem Georg Wilhelm Fuchs versicherte, die Schuld nicht übernommen, sondern lediglich im Auftrag eines Kommilitonen die Rechnung erstellen lassen zu haben, trat der Buchhändler Christian Heinrich Walz von seiner Klage gegen ihn zurück.1064 Der Schneider Johann Jacob Sigmund Schnaufer ging, wie andere Gläubiger auch, auf die niedrigere Summe der Studenten ein.1065 Ob sie sich tatsächlich in der Höhe geirrt hatten, oder ob sie sich durch die Senkung ihrer Ansprüche eine rasche Anerkennung erhofften, bleibt offen. Andere Kreditgeber beharrten wiederum vehement auf ihren Forderungen.1066 Die zweieinhalb Kopfstücke, die Christian Ehmer dem Stiefelwichser Wilhelm Christian Engel vor seiner Abreise gab, waren dessen Meinung nach ein Geschenk anlässlich des Weihnachtsfestes.1067 Zudem sei der Universitätsbesucher ihm jedes Semester etwas schuldig geblieben, daher könne er jetzt nicht behaupten, dass er mit diesem Geld bereits einen Teil seiner Schulden getilgt habe.1068

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14. September 1809. UAJ E II 655 fol. 19r-19v. Universitätsprotokoll, 8. Juli 1830. Anerkennung der Forderung in ebd. fol. 28r. Universitätsprotokoll, 13. Juli 1830. UAJ E II 645 fol. 32r. Universitätsprotokoll, 17. Mai 1830. UAJ E I 250 unpag. Universitätsprotokoll, 30. Oktober 1789. UAJ E I 562 unpag. Universitätsprotokoll, 20. Dezember 1800. UAJ E II 279 fol. 27r-27v. Universitätsprotokoll, 28. Januar 1823. Ebd. fol. 47v. Universitätsprotokoll, 27. März 1823. UAJ E II 85 fol. 31r. Universitätsprotokoll, 5. Oktober 1819. UAJ E II 578 fol. 4r. Universitätsprotokoll, 25. September 1828. Ähnlich UAJ E I 407 fol. 42r. Universitätsprotokoll, 21. April 1796. UAJ E I 1008 fol. 36r. Universitätsprotokoll, 23. September 1817. UAJ E II 72 fol. 17r-18r. Universitätsprotokoll, 7. Juli 1819. UAJ E II 655 fol. 19r. Universitätsprotokoll, 8. Juli 1830. UAJ E I 407 fol. 41r. Universitätsprotokoll, 21. April 1796. Zur Bedeutung von Geschenken vgl. Gabriele JANCKE: „Man leistet uns gu(o)te geselschaft“. Gastlichkeit und Geselligkeit in der Gelehrtenkultur der Frühen Neuzeit, in: Kirsten BERNHARDT, Barbara KRUG-RICHTER, Ruth-E. MOHRMANN (Hg.): Gastlichkeit und Geselligkeit im akademischen Milieu in der Frühen Neuzeit, Münster 2013, S. 153-174, hier S. 155. UAJ E II 410 unpag. Universitätsprotokoll, 27. Februar 1826. Vgl. SCHUSTER, Private Schulden, S. 43-46. In der Forschung zum Privatkredit wurden Schulden als Mittel der gegenseitigen Verpflichtung immer wieder betont. Bei studentischen Schulden kann dies je-

DIE ANERKENNUNG DER FORDERUNG

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Für nachgiebiges sowie hartnäckiges Verhalten lassen sich auch bei den Schuldnern Beispiele finden. Joseph Traugott Maria Klein komme es auf zwei Laubtaler für die von ihm besuchte Veranstaltung nicht an und er wolle sie bezahlen, obwohl er zuvor argumentierte, dass der außerordentliche Theologieprofessor Friedrich Immanuel Niethammer seine Rechnung nicht beim akademischen Gericht angemeldet habe, womit seiner Meinung nach die bereits erfolgte Erstattung des Hörergeldes belegt sei.1069 Den vom Medizinprofessor Carl Wilhelm Starke angemeldeten Anspruch für Reisekosten werde er begleichen, so Carl Heinrich Ludwig Lebrecht Wokenius, obwohl er aufgrund seiner desolaten finanziellen Situation von einer kostenfreien Mitnahme ausgegangen sei.1070 Der eben angeführte Christian Ehmer bezichtigte einen Gläubiger sogar der Lüge und wollte sein Ehrenwort geben, dass er das Stiefelwichsen und das Ausklopfen seiner Kleider immer sofort bezahlt habe. Indes sei es in seinem Sinne, die Angelegenheit endlich beizulegen und daher solle Wilhelm Christian Engel die geforderte Summe von sechs Kopfstücken erhalten.1071 So großzügig zeigten sich nur wenige Studenten. Ehmer wollte in erster Linie die Herausgabe seiner von der Hochschule zurückgehaltenen Sachen erreichen.1072 Andere Schuldner äußerten, sie könnten sich nicht entsinnen, die benannten Arbeiten und Dienstleistungen je in Auftrag gegeben zu haben.1073 Christian Haffner weigerte sich beispielsweise, das angemeldete Hörergeld anzuerkennen. Er habe zwar begonnen, die Veranstaltung zu besuchen, allerdings habe er erst nach der Entrichtung des Entgeltes weitere Ausarbeitungen abgeben dürfen. Diese seien aber der Hauptgrund für Haffner gewesen, die Veranstaltung zu frequentieren, weshalb er den Besuch abgebrochen habe.1074 Das Vorlesungshonorar von Philosophieprofessor Johann August Heinrich Ulrich erkannte auch Martin Langk nicht an, selbst wenn er dafür an den Galgen oder in Arrest gehen sollte.1075

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doch kaum gelten, da die Universitätsbesucher nicht derart in das Kreditnetzwerk eingebunden waren wie ihre städtischen Gläubiger. Vgl. Kapitel 6. – Das Geben und Nehmen von Krediten. UAJ E I 697 fol. 14r. Universitätsprotokoll, 25. August 1804. UAJ E II 2 fol. 26v. Universitätsprotokoll, 27. Januar 1818. UAJ E II 410 unpag. Christian Ehmer an Universität Jena, 18. März 1826. Ebd. UAJ E I 657 fol. 16r. Universitätsprotokoll, 9. August 1803. UAJ E II 85 fol. 30v-31r. Universitätsprotokoll, 5. Oktober 1819. UAJ E I 287 unpag. Universitätsprotokoll, Abschrift, 22. Juni 1792. Ähnlich UAJ E I 892 unpag. Peter Friedrich Heinrich Christian Carl von Lowtzow an Universität Jena, 12. Dezember 1810. UAJ E I 407 fol. 38v. Universitätsprotokoll, 18. April 1796. Ähnlich UAJ E II 642 fol. 13r. Eugen von Zitzewitz an Universität Jena, 4. Mai 1830. Der Student erkannte die Forderung des Aufwärters Gottlob Müller nicht komplett an. Nach seinen Aufzeichnungen habe er lediglich 20 Taler zu erhalten und nicht 22 Taler, wie Müller es fordere. Von

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DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

Die Festlegung und Sicherung der Rückzahlung Mehrfach zeigten sich kleinere Unstimmigkeiten zwischen den Akteuren, die jedoch ohne große Bedeutung waren, da sich Kreditgeber und -nehmer zügig einigten.1076 War dies geschehen, wurde der Modus der Tilgung besprochen. Sofern aufgrund von Wechseln bereits Geld vorhanden war, wurde dies zumeist unter den Gläubigern verteilt.1077 Für die verbleibenden Rückstände erbaten sich die Universitätsbesucher einen Aufschub.1078 Die vorgeschlagenen Termine für die Bezahlung orientierten sich an den Eingangszeiten der Wechsel, also Ostern, Johannis, Michaelis und Weihnachten.1079 Benannt wurde ferner ein bestimmter Zeitraum von einigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten.1080 Allerdings vermieden die Schuldner auch oft die Nennung eines bestimmten Datums und versprachen nur, ihre Kreditgeber von der nächsten Geldanweisung bezahlen zu

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Zitzewitz gab daraufhin an, dass, auch wenn es sich nur um zwei Taler handle, sein Gläubiger aus seiner Abwesenheit keinen Vorteil ziehen solle. Der von BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 377 wiedergegebene Vorwurf der Schuldner, die Kreditgeber würden immer mehr fordern, als recht sei, findet sich für Jena nicht. Vgl. Kapitel 7.4.3. – Die Bezahlung der Kosten sowie der Schulden. Vgl. BUBACH, Richten, Strafen und Vertragen, S. 302. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 319. Beide konstatierten, dass sowohl die Universität Freiburg als auch die Hochschule in Göttingen die Zahlungsfristen festlegte. In Jena gibt es keine expliziten Hinweise darauf. UAJ E I 149 fol. 1r. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Gotha, Konzept, 22. Januar 1778. UAJ E I 235 unpag. Gerichtsprotokoll, Abschrift, 28. April 1790. UAJ E I 250 unpag. Universitätsprotokoll, 30. Oktober 1789. UAJ E I 259 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 13. April 1787. UAJ E I 267 unpag. Universitätsprotokoll, 27. April 1792. UAJ E I 270 unpag. Universitätsprotokoll, 13. April 1792. UAJ E I 390 fol. 3r-3v. Universitätsprotokoll, 26. Mai 1795. UAJ E I 560 unpag. Universitätsprotokoll, 8. August 1800. UAJ E I 615 unpag. Universitätsprotokoll, 20. Mai 1805. UAJ E I 1002 fol. 17v-18r. Johann Christian August Junghans an Universität Jena, 15. April 1817. UAJ E II 282 fol. 4r. Universitätsprotokoll, 25. Januar 1823. UAJ E II 524 unpag. Universität Göttingen an Universität Jena, 15. Januar 1828. UAJ E II 533 unpag. Universitätsprotokoll, 26. September 1828. UAJ E II 534 fol. 17v. Heinrich Georg Carl Mund an Universität Jena, 14. Dezember 1828. UAJ E II 568 fol. 67r. Friedrich Sigismund Moritz Crusen an Universität Jena, 22. Juli 1830. UAJ E II 578 fol. 3r. Johann Michael Leutbecher an Universität Jena, ohne Datum [September 1828]. UAJ E II 655 fol. 33r. Universitätsprotokoll, 9. November 1830. UAJ E I 629 unpag. Kleine an Universität Jena, 15. September 1802. UAJ E I 672 unpag. Universitätsprotokoll, 10. Oktober 1803. UAJ E II 2 fol. 26r. Universitätsprotokoll, 27. Januar 1818. UAJ E II 85 fol. 5v. Eva Rosina Barbara Zerenner an Universität Jena, 8. September 1819. UAJ E II 273 fol. 20r. Universitätsprotokoll, 24. Dezember 1822. UAJ E II 340 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 22. Januar 1824. UAJ E II 541 unpag. Friedrich August Bartels an Universität Jena, 26. September 1828. UAJ E II 568 fol. 7v. Universitätsprotokoll, 17. Juni 1828. UAJ E II 668 fol. 16r. Universitätsprotokoll, 27. Juli 1830. UAJ E II 718 unpag. Universitätsprotokoll, 1. September 1831. UAJ E II 725 unpag. Universitätsprotokoll, 13. November 1829. Vgl. Kapitel 2.2. – Die Untersuchung der Studentenwechsel.

DIE ANERKENNUNG DER FORDERUNG

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wollen,1081 oder sie gaben lediglich an, dies sobald wie möglich zu tun.1082 Aufgrund dieser unsicheren Zusagen bestanden einige Gläubiger auf einer sofortigen Erstattung der Schulden und verweigerten eine Stundung1083 nicht zuletzt, weil sie das Geld selbst dringend benötigten.1084 Ein großer Teil der Kläger willigte jedoch unter der Ableistung von verschiedenen Garantien in die erbetenen Fristen ein. Hierzu zählten das Handgelöbnis, das Ehrenwort und die juratorische Kaution.1085 Bei Letzterem handelte es sich um einen Eid, mit dem die Kreditnehmer die individuell ausgehandelten Schuldensummen und die Bedingungen der Rückzahlung schriftlich bestätigten und ihnen bekannt gemacht wurde, dass der Bruch des Eides mit der Relegation bestraft wurde.1086 Die Ableistung des Ehrenwortes, welches inhaltlich das gleiche bezeugte, sowie die Bekräftigung durch einen Handschlag gingen damit meist einher.1087 Mit der zusätzlichen Unterschrift der beteiligten Personen unter das 1081

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UAJ E I 250 unpag. Abraham Fischer an Universität Jena, 11. September 1789. UAJ E I 657 fol. 26r. Universitätsprotokoll, 1. September 1803. UAJ E II 533 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 28. April 1828. UAJ E II 537 unpag. Universitätsprotokoll, 7. Juli 1827. UAJ E II 725 unpag. Universitätsprotokoll, 24. September 1831. UAJ E I 657 fol. 95v. Universitätsprotokoll, 13. Juli 1805. UAJ E I 986 fol. 35r. Universitätsprotokoll, 24. Februar 1817. UAJ E I 1002 fol. 14v. Johann Christian August Junghans an Universität Jena, 23. März 1817. UAJ E II 725 unpag. Gustav Schumann an Universität Jena, 8. Dezember 1831. UAJ E II 273 fol. 20r. Universitätsprotokoll, 24. Dezember 1822. UAJ E II 517 unpag. Heinrich August Schott an Universität Jena, 25. März 1828. UAJ E II 524 unpag. Universitätsprotokoll, 25. Januar 1828. UAJ A 2295 unpag. Universitätsprotokoll, 14. Januar 1800. UAJ E II 550 fol. 94v. Universitätsprotokoll, 24. August 1829. UAJ E II 568 fol. 12v. Universitätsprotokoll, 18. Juli 1828. Zum gerichtlichen Eid allgemein vgl. U. KORNBLUM: Gerichtlicher Eid, in: HRG 1 (1971), Sp. 863-866. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 108. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 321. Als Beispiel für den Eid vgl. UAJ E I 267 unpag. Universitätsprotokoll, 27. April 1792. Ich, Christian Hans Friedrich von Oldenburg schwöre hiermit zu Gott dem allmächtigen und allwissenden dieses wahren und leiblichen Eyd, das ich die meinen klagbar gewordenen Gläubigern annoch schuldig gebliebenen 42rt 12gl auf Ostern des künftigen 1793ten Jahres unteilbar bezahlen will so wahr mir Gott helfe durch Jesum Christum amen. UAJ E I 672 unpag. Universitätsprotokoll, 10. Oktober 1803. Ich, Johann August Christian Radefeld, schwöre hiermit zu Gott, dem Allmächtigen und Allwißenden, diesen wahren und leiblichen Eyd, daß ich die dem Gastwirth Wöllmer in Löbstedt schuldigen und gerichtlich eingestandenen 28rt 11gl ingleichen den der Hering schuldigen Rest an 5rt für Stubenmiete, binnen […] 3 Wochen bezahlen will […]. UAJ A 2304 unpag. Universitätsmissiv, 14. Juli 1804. UAJ E I 259 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 13. April 1787. UAJ E I 300 unpag. Universität Jena an Hornbostel, Konzept, 29. April 1791. Vgl. Verordnung wegen Verletzung der juratorischen Kaution vom 6. Juli 1770. Dieser Verordnung ging die Verordnung wegen Verletzung der juratorischen Kaution vom 15. September 1736 voraus. UAJ E II 85 fol. 5v. Eva Rosina Barbara Zerenner an Universität Jena, 8. September 1819. UAJ E II 340 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 22. Januar 1824. UAJ E II 410 unpag. Chris-

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DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

Vernehmungsprotokoll erhielt die Absprache eine rechtliche Fundierung.1088 Dadurch konnten die Kreditgeber zu jeder Zeit ihre Rechnungen legitimieren und belegen, dass die Schuldner eidlich deren Tilgung versprochen hatten. Wie wichtig das einigen war, belegt das Verhalten zweier Gläubiger. Der Hofkommissar Johann August Heinrich Sachse und der Wirt Johann Gottfried Senf verlangten von Johann Adolph Gottlob Hornbostel die Ableistung der juratorischen Kaution, was die Salana verweigerte, da ihre Ansprüche als illegitim zurückgewiesen worden waren. Zwar gingen die Kläger von der Eidesforderung ab, aber sie wollten sich auf anderem Wege Sicherheit verschaffen. Beide drohten Hornbostel, ihn auf der nächsten Poststation arrestieren zu lassen, und brachten ihn so dazu, den von ihnen gewünschten Eid zu leisten, obwohl er rechtlich nicht dazu verpflichtet war.1089 Auch für die Universitätsbesucher gingen mit dem Eid nicht nur Pflichten einher. Kam nach dessen Ableistung für sie ein Wechsel in Jena an, hatten die Kreditgeber die abgesprochenen Fristen abzuwarten.1090 Genau das forderte Eugen von Zitzewitz, der seinen Kommilitonen Friedrich Benefeld beauftragt hatte, seine Gläubiger über die bevorstehende Bezahlung an Johannis 1830 zu informieren. Dies, so schrieb Benefeld an den Schuldner, hätten alle angenommen. Aus diesem Grund dürften die Kreditgeber nach Meinung von Eugen von Zitzewitz keinen Arrest auf die Geldanweisung legen lassen, sondern sie hätten sich bis zum vereinbarten Termin zu gedulden. Daher bat er ferner um die Rücksendung des Wechsels.1091 Vor dem akademischen Gericht bestätigte Friedrich Benefeld zuerst die Ausführungen des Kreditnehmers und gab daraufhin an, dass er mit den Klägern gesprochen habe. Diese hätten ihm geantwortet, es sey gut […]. Allerdings habe er mit ihnen keinen rechtsverbindlichen Stundungsvertrag abgeschlossen.1092 Folglich erhielt von Zitzewitz den Wechsel nicht zurück, sondern die Kreditgeber wurden davon bezahlt.1093 Eine andere und häufig genutzte Form der Sicherheitsleistung war die rechtlich nicht fixierte Stellung von Bürgen.1094 Die in den Quellen zuweilen als Selbst-

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tian Ehmer an Universität Jena, 22. Februar 1826. UAJ E II 533 unpag. Universitätsprotokoll, 26. September 1828. UAJ E II 568 fol. 80r. Universitätsprotokoll, 23. September 1830. UAJ E II 645 fol. 21r-21v. Universitätsprotokoll, 1. Mai 1830. UAJ E II 655 fol. 33v. Universitätsprotokoll, 9. November 1830. Vgl. Handgelöbnis, in: GRIMM 10 (1984), Sp. 389. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 106f. UAJ E II 340 fol. 11v. Universitätsprotokoll, 17. Juli 1824. UAJ E I 300 unpag. Universität Jena an Hornbostel, Konzept, 29. April 1791. UAJ E II 54 fol. 16r. Universität Jena an Johann Melchior Schneider, 20. November 1818. UAJ E II 642 fol. 13r-14v. Eugen von Zitzewitz an Universität Jena, 4. Mai 1830. Ebd. fol. 15r-15v. Universitätsprotokoll, 15. Mai 1830. Ebd. fol. 25v. Universität Jena an Eugen von Zitzewitz, Konzept, 27. Mai 1830. UAJ E I 554 unpag. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 28. Januar 1800. UAJ E II 85 fol. 13r-14v. Universitätsprotokoll, 11. September 1819. UAJ E II 460

DIE ANERKENNUNG DER FORDERUNG

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schuldner bezeichneten Bürgen waren meist Kommilitonen,1095 die entweder sofort die Rückstände tilgten, oder im Falle, dass die Kreditnehmer die vereinbarten Termine nicht einhielten, die Bezahlung dann zu übernehmen hatten. Die Gläubiger mussten dafür im Gegenzug Zugeständnisse machen. Dabei ging es nicht vorrangig um die Anerkennung von Zahlungsfristen, sondern um die Aufhebung von Stadt- und Personalarrest.1096 Die Kreditgeber verloren damit zwar die direkte Zugriffsmöglichkeit auf die schuldigen Universitätsbesucher, konnten aber fortan bei zwei Personen ihre Forderungen eintreiben. Zudem stand es ihnen frei, bei den Bürgen dieselben Rechtsmittel anzuwenden, die sie auch gegenüber ihren Schuldnern einsetzen konnten.1097 In dieser Situation hielten sich einige Kläger an die Bürgen,1098 andere bestanden weiter darauf, von ihrem Kreditnehmern bezahlt zu werden.1099 Trotzdem akzeptierten sie nicht jeden als Selbstschuldner. Der Eigentümer und Müller in der Judenmühle,1100 Michael Christoph Henneberg, wollte Johann Christian Friedrich Muschter nicht als Bürgen für seinen Schuldner Heinrich Daniel Hanker anerkennen.1101 Einen Grund dafür nannte er nicht, indes ist nicht auszuschließen, dass er Muschter nicht für vertrauenswürdig hielt. Zum einen wurde lediglich vier Tage vor dieser Zurückweisung ein Schuldenprozess gegen ihn eröffnet, und zum anderen hatte Johann

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fol. 31v. Universitätsprotokoll, 31. März 1828. UAJ E II 525 unpag. Universitätsprotokoll, 11. Juli 1827. UAJ E II 559 fol. 8v. Universitätsprotokoll, 6. März 1829. UAJ E II 718 unpag. Universitätsprotokoll, 28. März 1831. Vgl. Werner OGRIS: Schuldübernahme, in: HRG 4 (1990), Sp. 1518f. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 321 gab an, dass die Universität in Göttingen nur Bürgen akzeptierte, die unter der akademischen Gerichtsbarkeit standen. Für Jena gibt es keine diesbezüglichen Regelungen. Zwar traten fast ausschließlich Studenten als Bürgen in Erscheinung, allerdings gab es auch eine Ausnahme. UAJ E II 564 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 5. März 1829. Der Importkontrolleur Georg Nicolaus Haake bezahlte als Selbstschuldner die Rückstände von Gustav Herrmann Kyber. Vgl. Kapitel 7.3.1. – Der Stadtarrest. Vgl. Kapitel 7.3.3. UAJ E II 85 fol. 25r-25v. Universitätsprotokoll, 24. September 1819. Ableistung des Ehrenwortes. UAJ E II 718 unpag. Universitätsprotokoll, 1. September 1831. Stadtarrest. UAJ E II 718 unpag. Universitätsprotokoll, 28. März 1831. Arrest auf zurückgelassene Gegenstände. UAJ E II 525 unpag. Universitätsprotokoll, 20. Februar 1829. Aufhebung des Stadtarrestes. Vgl. Kapitel 7.3.1. UAJ E I 554 unpag. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 28. Januar 1800. UAJ E II 525 unpag. Universitätsprotokoll, 27. Juni 1828. UAJ E I 554 unpag. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 25. März 1800. Vgl. Maike LÄMMERHIRT: Juden in den wettinischen Herrschaftsgebieten. Recht, Verwaltung und Wirtschaft im Spätmittelalter (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 21), Köln/Weimar/Wien 2007, S. 108. Für das 14. Jahrhundert ist der Name Mitzkenmühle überliefert. Die Bezeichnung Judenmühle tauchte erstmals Mitte des 15. Jahrhunderts auf und lässt sich wahrscheinlich auf die Judengassen oder die Familie Jüde, die in der Mühle ansässig war, zurückführen. UAJ E II 279 fol. 27r-29v. Universitätsprotokoll, 28. Januar 1823. Ähnlich UAJ E I 373 unpag. Johanna Barbara Maria Zenner an Universität Jena, 17. November 1794.

DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

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Christian Friedrich Muschter die sieben Louisd’or verspielt, die er für die Regulierung von Hankers Verbindlichkeiten in Leipzig erhalten hatte.1102

Zwischenfazit Die Grundlage jeder Schuldenverhandlung vor dem akademischen Gericht war die Einigkeit der Parteien über die Höhe der Rückstände. Allerdings konnte sich dies aufgrund der hohen Mobilität der Universitätsbesucher hinziehen. Konnten sie nicht selbst erscheinen, hatten die Beteiligten die Möglichkeit, sich schriftlich zu äußern oder einen Stellvertreter an das akademische Gericht zu entsenden, der in ihrem Namen das Ansinnen vortrug. Bei der bloßen Anerkennung der Kredite gab es nur in einem geringen Umfang wirkliche Probleme. Zumeist kamen beide Parteien zügig überein, auch wenn dies vielfach mit Zugeständnissen verbunden war. Selbiges galt ferner für die zu beschließenden Tilgungstermine. Allerdings war die Verständigung über die Rückstände lediglich der erste Schritt hin zur Regulierung und kein Garant für eine Bezahlung. So verhielt es sich ebenfalls bei den nicht akkreditierten oder besprochenen Rechnungen. Diese blieben nicht automatisch unbezahlt.

7.3. Die Gläubiger Die Kreditgeber mussten sich trotz rechtskräftiger Versicherungen der Schuldner, ihre Rückstände zu bestimmten Terminen zu begleichen, häufig selbst um die Eintreibung der Gelder bemühen. Da die Universitätsbesucher für die Einwohner Jenas eine wichtige Einnahmequelle darstellten, konnten und wollten sie nicht auf ihre Forderungen verzichten. Gelang ihnen die Erstattung auf privatem Wege nicht, wandten sich die Gläubiger an die Salana. Neben ihren individuellen Bemühungen standen der Bevölkerung der Saalestadt die im Laufe des 18. Jahrhunderts schriftlich fixierten Rechtsmittel zur Verfügung, mit denen die Schuldner und deren Familien zur Tilgung der Verbindlichkeiten bewegt werden sollten.

7.3.1. Die verschiedenen Formen des Arrestes – Teil I Das grosse vollständige Universal Lexicon aller Wissenschafften und Künste, welches in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts von Johann Heinrich Zedler herausgegeben

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UAJ E II 279 fol. 21r-22r. Universitätsprotokoll, 25. Januar 1823.

DIE GLÄUBIGER

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wurde, definierte Arrest wie folgt: Gesetz- oder Gerichtlicher Befehl, Kraft dessen aus rechtmässigen Ursachen einer gewissen Person verbothen wird, aus des arrestirenden Richters Jurisdiction zu entweichen, oder von seinem Vermögen etwas zu verschleiffen, er habe dann zuvor der Imposition des Arrests ein Genügen gethan.1103 Beim Verlangen auf Arrest durch die Kreditgeber räumte die akademische Gerichtsbarkeit ihnen indes mehr Handlungsmöglichkeiten ein. Mittels universitärer Unterstützung war es den Klägern erlaubt, die bei der Abreise von den Schuldnern zurückgelassenen Gegenstände vor der Herausgabe an die Eigentümer zurückzuhalten. Zudem konnten sie die Kreditnehmer als Person unter Arrest stellen lassen, bis diese ihre Verbindlichkeiten tilgten. Dadurch boten sich den Gläubigern entscheidende Vorteile bei der Eintreibung ihrer Forderungen.

Der Arrest auf zurückgelassene Gegenstände der Schuldner Forderte die städtische Bevölkerung untereinander Kredite ein, so stand es den beteiligten Parteien frei, von den Kreditnehmern ein Pfand zu verlangen. Dabei gab es keine Grenzen – als Sicherheitsgegenstand dienten Geld, Grundstücke, Tiere und auch Bier.1104 Erhoben die Einwohner Jenas aber gegenüber Studenten Ansprüche, unabhängig davon, ob diese verstorben waren oder die Stadt verlassen hatten, konnten die Gläubiger deren zurückgelassene Sachen durch die Universität mit Arrest belegen lassen und hoffen, dass die Kreditnehmer oder deren Familien diese mittels Tilgung der Rückstände auslösten oder einem Verkauf zustimmten.1105 Das Prozedere dafür lief stets gleich ab. Der Tod oder die Abreise der Schuldner wurde beim akademischen Gericht angezeigt.1106 Daraufhin versiegelte der Pedell die Zimmer samt den darin befindlichen Sachen.1107 Waren es nur wenige Habseligkeiten, so wurden diese meist in einem Koffer verschlos-

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Arrestum, Gall. Arrest, ein Arrest, in: ZEDLER 2 (1738), Sp. 1635. Zur Entwicklung des Arrestes außerhalb der Universitäten vgl. Anja AMEND: Arrest, Arrestverfahren, in: HRG 1 (2008), Sp. 302-309. STURM, Schuldkonflikte, S. 67. Vgl. MÜNCHHOFF, Leben der Studenten, S. 157. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 305. Verstorbene Schuldner: UAJ A 2244 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 9. Juni 1817. UAJ E I 316 unpag. Universitätsprotokoll, 11. Juni 1793. UAJ E I 658 unpag. Universitätsprotokoll, 5. August 1803. UAJ E II 75 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 20. Juli 1819. Abgereiste Schuldner: UAJ E I 945 fol. 1r-1v. Universitätsprotokoll, 13. August 1813. UAJ E II 350 fol. 10v-11r. Universitätsprotokoll, 17. August 1824. UAJ E II 410 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 24. Januar 1826. UAJ E II 534 fol. 11r-12r. Universitätsprotokoll, 15. Oktober 1828. UAJ E I 658 unpag. Universitätsprotokoll, 5. August 1803. UAJ E I 945 fol. 1r-1v. Universitätsprotokoll, 13. August 1813. Vgl. Instruktion für den Pedell vom 3. November 1759 § 14.

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DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

sen und den Vermietern zur Aufbewahrung übergeben.1108 Für die Unversehrtheit der angebrachten Siegel an den Schlössern waren die Hausbesitzer verantwortlich.1109 Zudem wurden beide aufgefordert, an niemanden, nicht einmal an die Eigentümer, etwas herauszugeben.1110 Nach der Versiegelung wurde vom Pedell ein Verzeichnis der Hinterlassenschaft angefertigt.1111 Zuweilen erfolgte dies im Beisein der Vermieter, die sich erklären mussten, wenn die Bestandsverzeichnung mit einer anderen, beispielsweise der elterlichen Auflistung, nicht überein stimmte.1112 Diese Inventare dienten der Hochschule aber auch zur Überprüfung von Ansprüchen Dritter. Denn bei der Arrestierung der Gegenstände blieb es nicht aus, dass verschiedene Personen behaupteten, einige der Sachen würden ihnen gehören. Konnten sie ihren Anspruch belegen, erhielten sie ihr Eigentum ausgehändigt.1113 Die Uhrmacherwitwe Christiane Henriette Engel benannte beispielsweise drei Zeugen, die bestätigen sollten, dass das Piano, welches sich im Zimmer des verstorbenen Carl Pentz befand, ihr gehöre.1114 Andere beschrieben wiederum die zurückgeforderten Gegenstände.1115 Nachdem die Besitzverzeichnung fertig war, waren es jedoch nicht die Gläubiger, die über den weiteren Verlauf zu entscheiden hatten. Stattdessen wurden ausnahmslos die Familien, Vormünder oder anwesenden Bevollmächtigten befragt, was mit den zurückgelassenen Gegenständen geschehen sollte.1116 Das hinderte die Kreditgeber allerdings nicht daran, bei den Verhandlungen um die Sachen hartnäckig zu sein. So wollten sie beispielsweise die Bücher von Martin Schnell nicht herausgeben, da ein Verkauf ihrer Meinung nach die Schulden-

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UAJ E II 196 fol. 23r. Universitätsprotokoll, 6. März 1822. UAJ E II 550 fol. 43v-44r. Universitätsprotokoll, 20. November 1828. UAJ E II 642 fol. 16v-17r. Universitätsprotokoll, 21. Mai 1830. UAJ E II 75 fol. 40r. Universitätsprotokoll, 24. April 1820. So mussten sich der Schneider Siegmund Weyd und seine Frau für das gebrochene Siegel an der Tür des verstorbenen Carl Pentz rechtfertigen. UAJ E II 350 fol. 11r. Universitätsprotokoll, 17. August 1824. UAJ A 2244 fol. 21r. Universitätsprotokoll, 17. Juni 1817. UAJ E II 2 fol. 4r-4v. Inventar, 13. Dezember 1817. UAJ E II 75 fol. 32r-33v. Inventar, 22. September 1819. UAJ E II 196 fol. 26r-33v. Auktionsverzeichnis, 18. Oktober 1822. UAJ E II 534 fol. 57r. Universitätsprotokoll, 14. Dezember 1835. UAJ E II 550 fol. 43r-43v. Inventar, 20. November 1828. UAJ E II 196 fol. 24v-25r. Universitätsprotokoll, 7. März 1822. UAJ E I 316 unpag. Universitätsprotokoll, 19. Juli 1793. UAJ E II 75 fol. 30r-31r. Universitätsprotokoll, 22. September 1819. UAJ E II 75 fol. 2r. Universitätsprotokoll, 20. Juli 1819. UAJ E I 945 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 20. August 1813. UAJ A 2244 fol. 24v. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Neusohl, Konzept, 17. Juni 1817. UAJ E I 316 unpag. Universitätsprotokoll, 11. Juli 1793. UAJ E I 658 unpag. Universitätsprotokoll, 15. Oktober 1803. UAJ E II 75 fol. 22r-22v. Universität Jena an Conrad Tangatz Konzept, 9. August 1819.

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summe nicht komplett abdecken würde.1117 Gleichzeitig nutzten die Kläger die Gegenstände als Druckmittel1118 und erreichten so, dass die Schuldner oder deren Angehörige die Rückstände beglichen, um das Hab und Gut wiederzubekommen.1119 Dabei spielte es für die Familien allerdings keine tragende Rolle, ob die Studenten verstorben waren oder lediglich die Stadt verlassen hatten. Zwar wollten die Eltern von Carl Ludwig Sand dessen Nachlass als einzige Reliquie ihres Lieblings zurück,1120 andere aber konnten oder wollten die hinterlassenen Verbindlichkeiten der Söhne nicht tilgen und ließen daher die Sachen mittels einer Auktion verkaufen.1121 Zuweilen benannten sie auch bestimmte Gegenstände, die von der Versteigerung ausgeschlossen werden sollten.1122 Hierbei handelte es sich um Schmuck1123 und die privaten Aufzeichnungen der Kreditnehmer.1124 Doch nicht immer trafen die Familien oder die Universitätsbesucher eine Entscheidung. In derartigen Fällen wartete die Salana etwa ein Jahr, bevor die Sachen versteigert wurden.1125 Der von den Eltern und den Gläubigern gewünschte Verkauf wurde in den Jenaischen wöchentlichen Anzeigen angekündigt.1126 Teilweise konnten gedruckte Verzeichnisse1127 oder die angebotenen Gegenstände selbst von den Interessenten im 1117 1118 1119

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UAJ E I 373 unpag. Universitätsprotokoll, 13. November 1794. UAJ E II 279 fol. 17v. Universitätsprotokoll, 13. Januar 1823. UAJ E II 410 unpag. Universitätsprotokoll, 27. Februar 1826. UAJ E II 72 fol. 28v. Johann Georg Dürrschmidt an Universität Jena, 11. Juli 1820. UAJ E II 196 fol. 50r. Herquet an Universität Jena, ohne Datum [September/Oktober 1824]. UAJ E II 410 unpag. Universitätsprotokoll, 28. März 1826. UAJ E II 642 lose eingelegt. Universitätsprotokoll, 9. September 1830. UAJ E II 72 fol. 28r. Johann Georg Dürrschmidt an Universität Jena, 11. Juli 1820. Ähnlich UAJ E I 658 unpag. Universitätsprotokoll, 14. März 1805. UAJ A 2244 fol. 28r-28v. Restery an Stadtmagistrat zu Neusohl, Abschrift, 14. Juli 1817. UAJ E II 75 fol. 26r. Tarnow an Johann Carl Friedrich Markgraf, Abschrift, 5. August 1819. Ähnlich UAJ E II 196 fol. 16r. Herquet an Universität Jena, 22. Februar 1822. UAJ E II 534 fol. 57r. Universitätsprotokoll, 14. Dezember 1835. UAJ E II 550 fol. 100v. Klussmann an Universität Jena, 28. Februar 1830. Die Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 121 bestimmten, dass notwendige Lehrbücher und unentbehrliche Kleidungsstücke nicht versteigert werden durften. UAJ E II 196 fol. 16r. Herquet an Universität Jena, 22. Februar 1822. UAJ E II 534 fol. 56v. Gerichtsprotokoll, Abschrift, 11. Juli 1834. UAJ E I 945 fol. 24r. Universitätsprotokoll, 12. Dezember 1814. Vgl. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 92 Anm. 198. UAJ A 2244 fol. 49r-50r. Belegexemplar, 6. August 1817. UAJ E II 75 fol. 35r-36v. Belegexemplar, 26. Juli 1819. Ebd. fol. 37r-38v. Belegexemplar, 2. August 1819. UAJ E I 316 unpag. Gedrucktes Verkaufsverzeichnis, ohne Datum [Juli 1793]. UAJ E I 373 unpag. Gedrucktes Bücherverzeichnis, ohne Datum [November 1795]. UAJ E I 658 unpag. Gedrucktes Verkaufsverzeichnis, ohne Datum [November 1803]. UAJ E II 534 fol. 60r-65v. Gedrucktes Verkaufsverzeichnis, ohne Datum [Januar 1836]. UAJ E II 550 fol. 123r-126v. Gedrucktes Verkaufsverzeichnis, ohne Datum [Januar 1831]. Darin enthal-

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Vorfeld besichtigt werden.1128 Versteigerungsort war das Haus, in dem der Universitätsbesucher gewohnt hatte. In diesem Zusammenhang kam es vor, dass die Vermieter ein Zurückhaltungsrecht verlangten und somit eine Versteigerung der Gegenstände unmöglich machten. Dies war vor allem bei der Verteilung des Geldes relevant, da Christiana Rahel Ernestina Schlotter, Ehefrau des Hofagenten Philipp Wilhelm Schlotter, mit diesem geäußerten Vorrecht die Erwartung verband, vom Erlös zuerst bezahlt zu werden, sonst werde sie der Versteigerung nicht zustimmen.1129 Allerdings blufften die Vermieter in solchen Fällen eher, denn sie waren vorrangig bestrebt, die Zimmer wieder zu vermieten und dadurch ihren Lebensunterhalt zu verdienen.1130 Im versiegelten Zustand war dies jedoch unmöglich. Da die durch die Auktion entstehenden Kosten vom Erlös abgezogen wurden, rentierte sich ein Verkauf oft nicht. Obwohl die Kreditgeber in dieser Situation durchaus andere Wege einschlagen wollten,1131 bestanden die Familien zuweilen auf der Veräußerung der Sachen, obschon diese keinerlei Wert besaßen.1132 Das Ergebnis derartiger Aktionen war, dass letztlich Einnahmen von 20rt 2gl Kosten von 17rt 5gl 10d gegenüber standen.1133 Das Interesse der Kläger war für die Salana in diesen Fällen zweitrangig. Nur selten erreichte der Erlös größere Summen,1134 so wie bei Martin Schnell (172rt 21gl 3d)1135 und Philipp Jacob Stoffregen (104rt 20gl),1136 die dann nach Abzug der Kosten an die Gläubiger verteilt wurden. Vielfach war die Versteigerung jedoch gar nicht notwendig,

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ten sind auch zumeist die bezahlten Summen und die Namen der Käufer. Inwieweit die Preise vorher festlagen, ist nicht nachvollziehbar. Vgl. Laurence FONTAINE: Bemerkungen zum Kaufen als soziale Praxis. Feilschen, Preise festlegen und Güter ersteigern im frühneuzeitlichen Europa, in: Historische Anthropologie 14 (2006), S. 334-345. UAJ A 2244 fol. 49r-50r. Belegexemplar, 6. August 1817. UAJ E I 316 unpag. Universitätsprotokoll, 13. Juli 1793. UAJ A 2244 fol. 31r. Universitätsprotokoll, 3. August 1817. UAJ E II 75 fol. 22v. Universität Jena an Conrad Tangatz, Konzept, 9. August 1819. UAJ E II 642 fol. 16r. Universitätsprotokoll, 21. Mai 1830. UAJ E II 152 unpag. Amt Königsee an Universität Jena, 30. April 1821. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 15. Mai 1821. UAJ E II 534 fol. 22r. Universitätsprotokoll, 3. Januar 1829. UAJ E II 534 fol. 56r-56v. Gerichtsprotokoll, Abschrift, 11. Juli 1834. UAJ E II 75 fol. 43r. Universitätsprotokoll, 21. Februar 1821. Ebd. fol. 47v. Universitätsprotokoll, 13. Dezember 1821. Vgl. UAJ A 1232 fol. 2v-3r. Universitätsprotokoll, 30. Dezember 1786. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 321. Er konstatierte für Göttingen, dass der Erlös aus den Versteigerungen oftmals einen großen Teil der Rückstände abdeckte. Ob dies allerdings auf einen hohen Wert der verkauften Gegenstände oder auf eine geringe Schuldensumme zurückzuführen war, beantwortete Brüdermann nicht. UAJ E I 373 unpag. Gedrucktes Bücherverzeichnis, ohne Datum [November 1795]. UAJ E I 658 unpag. Gedrucktes Verkaufsverzeichnis, ohne Datum [November 1803].

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da die Familien zügig die Schulden der Universitätsbesucher tilgten, um deren Eigentum zurückzuerhalten.

Der Arrest auf ankommende Gelder der Schuldner Die Chance, ohne großen Aufwand zumindest teilweise bezahlt zu werden, stieg mit der Ankunft von Wechseln für die Kreditnehmer merklich an. Waren die Gelder explizit zur Abtragung der Schulden gesandt, bedurfte es keiner weiteren Aktivitäten seitens der Gläubiger, da die Salana diese sofort einzog.1137 Kamen die Wechsel indes unerwartet und dienten eigentlich der finanziellen Absicherung des Lebensunterhaltes, ließen die Kreditgeber durch die Universität Arrest darauf legen und verhinderten somit die Herausgabe an die eigentlichen Empfänger. Solange sich beide Parteien über die Höhe der Ansprüche und die Zahlungsmodalitäten nicht geeinigt hatten, blieben die Wechsel in einem Depot der Hochschule.1138 Die Familien oder die Vormünder der Kreditnehmer hatten sich dann zunächst über die weitere Verwendung des Geldes zu erklären. Sollte es unter den Klägern aufgeteilt werden, um die Verbindlichkeiten abzutragen, wurden die Ansprüche nach Abzug der Kosten getilgt.1139 Allerdings bestanden einige Eltern auf einer anderen, von ihnen selbst vorgeschriebenen Verwendung. In erster Linie sollten diese Studenten mit den Wechseln ihre baldige Heimreise finanzieren.1140 Die Mutter von Bernhard Christoph Schmale bestand wiederum darauf, dass die von ihr geschickten 100 Taler einzig für die Promotion ihres Sohnes verwendet werden dürfen.1141

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UAJ E I 258 unpag. Universitätsprotokoll, 21. Februar 1787. UAJ E I 384 unpag. Universitätsprotokoll, 9. Juni 1794. UAJ E I 435 unpag. Ferdinand Justus Christian Loder an Universität Jena, 3. April 1796. UAJ E I 892 unpag. Universitätsprotokoll, 15. Oktober 1810. UAJ E II 72 fol. 22r-22v. Universitätsprotokoll, 30. Juli 1819. UAJ E II 196 fol. 51r-52v. Universitätsprotokoll, 5. Oktober 1824. UAJ E II 534 fol. 50r. Universitätsprotokoll, 24. Mai 1834. UAJ E II 550 fol. 117r. Universitätsprotokoll, 8. September 1830. UAJ E II 578 fol. 14r. Universitätsprotokoll, 15. Oktober 1829. UAJ E II 645 fol. 102r-103r. Universitätsprotokoll, 13. Januar 1831. UAJ A 2242 fol. 32r-32v. Universitätsprotokoll, 11. März 1817. UAJ E I 892 unpag. Universitätsprotokoll, 11. Januar 1811. UAJ E II 201 fol. 36r-36v. Universität Jena an Stadtgericht Jena, Konzept, 13. September 1825. UAJ E II 534 fol. 21v-22r. Universitätsprotokoll, 3. Januar 1829. UAJ E I 318 fol. 10r. Gerichtsprotokoll, Abschrift, 10. Dezember 1793. UAJ E I 435 unpag. Universitätsmissiv, 3. April 1796. UAJ E I 657 fol. 86r-86v. Winkelmann an Christian Friedrich Carl Böttger, 30. Juni 1805. UAJ E II 725 unpag. Carl Ludwig Nonne an Universität Jena, 7. November 1831. UAJ E I 657 fol. 4v. M. M. Schmale an Universität Jena, 17. Juli 1803. Ähnlich UAJ E II 541 fol. 1v. Friedrich August Bartels an Polizeikommission Jena, 9. Juni 1828.

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Doch nicht immer kamen die Wechsel auf dem offiziellen Postweg in die Stadt an der Saale.1142 Aufgrund des heimlichen Erhalts und der dadurch fehlenden Möglichkeit, auf das Geld Arrest legen zu lassen, bemühten sich einige Gläubiger, bereits vor der Hinwendung an die Jenaer Hochschule in Erfahrung zu bringen, wann ihre Schuldner die nächste finanzielle Unterstützung aus der Heimat erhalten sollten. Der Bevollmächtigte des Hallenser Wirtes Johann Friedrich Reuter, August Gottlieb Heinrich Schlotter, fand heraus, dass am nächsten Tag für Nicolaus Schiemann eine auf 200 Taler dotierte Geldanweisung vom Bankier Christian Gottlob Frege aus Leipzig in Jena eintreffen solle, die der Kaufmann Friedrich Gottlob Frühauf ausbezahlen werde.1143 Der Bäcker Heinrich Gottlob Johann Kayser fragte bezüglich der Wechselankunft im Weimarer Postamt nach, bekam mit dem Hinweis auf das Postgeheimnis aber keine Auskunft.1144 Ein weiterer Fall ereignete sich im Frühjahr 1817, als ein Fuhrmann, der auch Gelder für Universitätsbesucher transportierte, die Saalestadt erreichte. Der Aufwärter Johann Samuel Hoffmann verlangte daraufhin vom dritten Pedell Heinrich Christian Börenz,1145 ihn zu begleiten, weil er der Casse des Stud. Junghans auf der Spur sey. Die Frage an den Fahrer, ob er für den besagten Schuldner etwas mit sich führe, verneinte dieser und fuhr weiter. Pedell und Gläubiger forderten daraufhin die Haushälterin des Kreditnehmers auf, mit ihnen zu gehen, und gemeinsam folgten sie dem Fuhrmann. Da die Frau das Päckchen für Johann Christian August Junghans wiedererkannte, konnte Börenz dieses in Arrest nehmen.1146 Einige Schuldner, die während des Regulierungsprozesses durch die Hochschule noch in Jena verweilten, forderten einen Teil des beschlagnahmten Geldes für die Bestreitung ihrer Studien- und Lebenshaltungskosten. Als Begründung für dieses Gesuch brachte Leonhard Dietrich Probst an, dies sei auch der Wunsch seiner Geschwister, die den Wechsel gesandt hatten, da es dem Vater nicht möglich sei, nur einen Taler für die Schulden und die Heimreise des Sohnes aufzubringen. Da das Geld für die Tilgung der angehäuften Rückstände in Arrest genommen worden war, hatten die Kläger ihre Zustimmung zur Auszahlung zu

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Vgl. Kapitel 4.2. – Die Gelder der Studenten und die Maßnahmen gegen die Wechselverheimlichung. UAJ E II 93 fol. 2r. August Gottlieb Heinrich Schlotter an Universität Jena, 10. April 1819. UAJ E II 451. Eine genauere Angabe kann an dieser Stelle nicht erfolgen, da eine erneute Einsicht in die Akte aufgrund der Sperrung des Bestandes nicht möglich war. Zu Heinrich Christian Börenz vgl. RASCHE, Geschichte des Dienstpersonals, S. 96 Anm. 256. UAJ E I 1002 fol. 9r. Universitätsprotokoll, 24. März 1817. Ähnlich UAJ E II 410 unpag. Universitätsprotokoll, 10. März 1826. Auch für Christian Ehmer brachte ein Fuhrmann Geld nach Jena.

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geben.1147 Weil diese sich dem Antrag nicht entgegenstellten, entschied das Concilium arctius am 6. Juli 1793, Probst sechs Taler für seine Bedürfnisse zu geben.1148 Bernhard Christoph Schmale erbat sich für neue Kleidung 25 Taler, was die Kreditgeber jedoch verweigerten.1149 Einerseits lag es wohl an der Forderung von Schmales Mutter, die Ansprüche nach dem Conto-Mandat zu bezahlen und die gesandten 100 Taler lediglich für die Promotion ihres Sohnes zu verwenden.1150 Andererseits wurde der Kreditnehmer bereits des leichtsinnigen Schuldenmachens bezichtigt, weshalb er nach Meinung der Hochschule den hiesigen Einwohnern zur Last falle.1151 Daher ist leicht vorstellbar, dass die Gläubiger von Bernhard Christoph Schmale ihm nicht sonderlich wohlgesonnen waren.

Der Stadtarrest Um aber ihre kompletten Ansprüche erstattet zu bekommen, lag der Bevölkerung der Saalestadt daran, eine personifizierte Sicherheit zu besitzen. Die Aufenthaltspflicht in Jena, die der Stadtarrest von den Studenten verlangte, war hierfür eine gute Möglichkeit. In den akademischen Gesetzen befanden sich in verschiedenen Paragraphen Hinweise auf die Charakteristika des Stadtarrestes. Grundlegend war die ausdrückliche Betonung, dass dieser nicht als Strafe angewandt wurde, sondern eine Sicherheitsmaßnahme während der Untersuchungszeit für die Prozessierenden darstellte. Denn die Gläubiger waren bestrebt, dass ihre Schuldner die Stadt an der Saale nicht verließen, bevor sie ihre Rückstände getilgt hatten. In Zahlungsschwierigkeiten geratene Kreditnehmer hatten demnach solange in Jena zu bleiben, bis zwischen den Klägern und ihnen beziehungsweise ihren Eltern oder ihren Vormündern ein Modus für die Erstattung der Schulden vereinbart worden war. Da dies die Voraussetzung für die Regulierung war, wurde der Bruch des Stadtarrestes mit der Relegation sanktioniert.1152 Diese Maßnahme zeigt einerseits die Relevanz der Schuldentilgung für die Salana, andererseits ist sie aber auch ein Ausdruck von Hilflosigkeit, da die Hochschule bei Verstößen gegen die Aufenthaltsbestimmung mit dem Ausschluss aus dem aka-

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UAJ E I 319 unpag. Universitätsprotokoll, 29. Juni 1793. Ähnlich. UAJ E II 350 fol. 22r. Universitätsprotokoll, 14. September 1824. UAJ E II 645 fol. 20v. Universitätsprotokoll, 1. Mai 1830. UAJ E I 319 unpag. Universitätsprotokoll, 10. Juli 1793. UAJ E I 341 fol. 43v. Universitätsprotokoll, 6. Juli 1793. UAJ E I 657 fol. 17v-18r. Universitätsprotokoll, 9. August 1803. Ebd. fol. 27v. Universitätsprotokoll, 12. September 1803. Ebd. fol. 4v. M. M. Schmale an Universität Jena, 17. Juli 1803. Ebd. fol. 10v. Universitätsprotokoll, 8. August 1803. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 63, 103, 122.

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DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

demischen Rechtskreis die härteste Sanktion anwandte, die ihr zur Verfügung stand.1153 Schaut man sich die Praxis an, so bestanden die Kreditgeber in der Tat sehr häufig auf die Anwesenheitspflicht der Schuldner. Dabei scheint der Stadtarrest indes nicht konsequent verhängt worden zu sein, sondern primär auf das Ersuchen der Gläubiger.1154 Sie forderten ihn, wenn die Kreditnehmer sie trotz wiederholter Erinnerungen immer noch nicht bezahlt hatten,1155 denn die Kreditgeber waren bestrebt, dass die Universitätsbesucher nicht abreisten, bevor sie die Verbindlichkeiten beglichen oder wenigstens Absprachen getroffen hatten. Daher verlangten die Gäubiger Stadtarrest besonders in dem Moment, wenn sie einen Weggang der Studenten befürchtete.1156 Nicht selten wurde daher ein Abreiseverbot zusammen mit den Zahlungsterminen und -modalitäten verfügt.1157 Den Verordnungen nach stellte der Stadtarrest ein gutes Unterpfand für die Kläger dar, um die Universitätsbesucher und deren Angehörige zur Tilgung der Ansprüche zu bewegen. Doch in Wirklichkeit wurde der verhängte Arrest trotz der drohenden Strafe immer wieder gebrochen.1158 Manchem Schuldner scheinen die möglichen Konsequenzen schlichtweg gleichgültig gewesen zu sein. Friedrich Sigismund Moritz Crusen, der sich am 23. September 1830 vor dem akademischen Gericht erklären musste, gab zu Protokoll, er habe einfach nicht mehr an den Stadtarrest gedacht. Auch Carl Friedrich Bartels verließ Jena bereits zwei

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BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 308. Vgl. ebd., S. 319. In Göttingen ging der Stadtarrest immer mit der Anerkennung der Schulden einher. UAJ E II 147 unpag. Universitätsprotokoll, Abschrift, 20. Oktober 1820. UAJ E II 489 fol. 1r-1v. Universitätsprotokoll, 2. April 1827. UAJ E II 668 fol. 15r. Universitätsprotokoll, 25. Juli 1830. UAJ E I 270 unpag. Universitätsprotokoll, 13. April 1792. UAJ E I 818 fol. 17v-18r. Universitätsprotokoll, 1. Juli 1807. UAJ E II 460 fol. 25r. Universitätsprotokoll, 19. März 1828. UAJ E II 534 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 2. März 1828. UAJ E II 537 unpag. Universitätsprotokoll, 30. März 1827. UAJ E II 541 fol. 10r-10v. Universitätsprotokoll, 16. Juli 1828. UAJ E II 568 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 1. Oktober 1827. UAJ E II 578 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 24. September 1828. UAJ E II 340 fol. 10v-11r. Universitätsprotokoll, 17. Juli 1824. UAJ E II 350 fol. 22r-22v. Universitätsprotokoll, 14. September 1824. UAJ E II 358 fol. 26r. Universitätsprotokoll, 15. September 1824. UAJ E II 460 fol. 19v-20r. Universitätsprotokoll, 3. Februar 1827. UAJ E II 533 fol. 10v-11v. Universitätsprotokoll, 25. Juli 1828. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 13. September 1828. UAJ E II 534 fol. 3r-3v. Universitätsprotokoll, 6. März 1828. UAJ E II 568 fol. 2r-2v. Universitätsprotokoll, 29. Oktober 1827. UAJ E II 571 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 3. Februar 1829. UAJ E II 655 fol. 20v-21r. Universitätsprotokoll, 8. Juli 1830. UAJ E II 718 unpag. Universitätsprotokoll, 11. März 1830. UAJ E II 725 unpag. Universitätsprotokoll, 12. August 1829. UAJ E I 106 fol. 1r. Universität Jena an Regierung Weilburg, Konzept, 13. November 1777. UAJ E I 270 unpag. Universitätsprotokoll, 25. April 1792.

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Tage nachdem er mit Arrest belegt worden war,1159 und Hermann Heinrich Fröhle reiste ab, obwohl er belehrt worden war, dies nicht zu tun.1160 Nachdem die Studenten die Stadt an der Saale verlassen hatten, ergingen erklärende Schreiben an die Salana, in denen sie ihr Verhalten meist mit fehlenden finanziellen Ressourcen für den weiteren Verbleib vor Ort sowie ihrem schlechten Gesundheitszustand begründeten.1161 Gepaart waren die Erklärungen oft mit der Bitte um Nachsicht bei der Bestrafung.1162 Trotzdem ist eine pauschale Schuldzuweisung an die Schuldner unangebracht, wenn man sich die in der Praxis sichtbar werdenden Nuancen dieses Rechtsmittels genauer ansieht. Es war an keiner Stelle der akademischen Gesetze benannt, welche Rechte und Pflichten die Universitätsbesucher im Falle des Stadtarrestes hatten. Hermann Heinrich Fröhle wurde angewiesen, Jena nicht zu verlassen, was konsequenterweise zu der Interpretation führt, eine zeitweilige oder dauerhafte Abwesenheit bis zur Aufhebung des Arrestes sei verboten. Theodor Friedrich Knapp wurde hingegen gestattet, in den Ferien nach Hause zu reisen,1163 und der Universitätsamtmann Christian Ludwig Friedrich von Gohren selbst hatte nach Angabe von Theodor Mund auf die Frage, wieweit sich der Arrest erstrecke, geantwortet, dass er dahin gehen könne, wohin er wolle, nur nicht mit der Absicht, die Saalestadt gänzlich zu verlassen, um an einer anderen Hochschule zu studieren.1164 Im Idiotikon der Burschensprache von Christian Friedrich Bernhard Augustin hieß es, unter Stadtarrest stehende Studenten dürften Jena nicht ohne Erlaubnis des Prorektors und nicht länger als einen Tag verlassen.1165 Diese Definition würde zumindest etwas zu den angeführten Äußerungen passen. Doch nicht allein der geographische Gültigkeitsraum wirft Fragen auf. Vereinzelt wird beispielsweise deutlich, dass jeder Gläubiger für seine Ansprüche einzeln Stadtarrest fordern musste und ein einmal ausgesprochenes Abreiseverbot nicht alle nachfolgenden Gesuche automatisch einschloss.1166 Daher gab 1159 1160 1161

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UAJ E II 541 fol. 11r. Universitätsprotokoll, 16. Juli 1828. Ebd. fol. 12r. Universitätsprotokoll, 18. Juli 1828. UAJ E II 147 unpag. Universitätsprotokoll, Abschrift, 20. Oktober 1820. UAJ E II 489 fol. 23v. Theodor Friedrich Knapp an Universität Jena, 13. Dezember 1827. UAJ E II 534 fol. 17r-17v. Heinrich Georg Carl Mund an Universität Jena, 14. Dezember 1828. UAJ E II 568 fol. 18r. Georg Crusen an Universität Jena, 1. Dezember 1828. UAJ E II 534 fol. 17v-18r. Heinrich Georg Carl Mund an Universität Jena, 14. Dezember 1828. UAJ E II 568 fol. 18v. Georg Crusen an Universität Jena, 1. Dezember 1828. UAJ E II 489 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 2. April 1827. UAJ E II 534 fol. 19v. Theodor Mund an Universität Jena, 23. November 1828. AUGUSTIN, Bemerkung eines Akademikers, S. 430. Vgl. UAJ E II 460 fol. 25r. Universitätsprotokoll, 19. März 1828. Ebd. fol. 26r. Universitätsprotokoll, 21. März 1828. Ebd. fol. 28r. Universitätsprotokoll, 22. März 1828. Ebd. fol. 29r. Universitätsprotokoll, 28. März 1828. Für Eduard Engler wurde von mehreren Gläubigern Stadtarrest gefordert. Ähnlich UAJ E II 568 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 1. Oktober 1827. Ebd. fol. 7v. Universitätsprotokoll, 17. Juni 1828. Ebd. fol. 8r. Universi-

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Ernst Friedrich Otto von Raven zu Protokoll, er sei zwar über den verhängten Arrest informiert worden, allerdings sei dieser durch die Forderung des Wirts Johann Friedrich Carl Nicander zustande gekommen. Dessen Rechnung sei jedoch nicht rechtzeitig angemeldet worden und habe damit ihre Gültigkeit verloren. Daraus habe er für sich die Konsequenz gezogen, dass ihm wegen dieser Schulden die Abreise nicht verwehrt werden könne.1167 Vor dem akademischen Gericht hatte dieses Argument keinen Bestand, weil nicht die Schuldner über die Legitimität der Rückstände zu entscheiden hatten. Indes wurde aufgrund des positiven Lebenswandels von Ravens von den Herzögen in Weimar und Gotha auf eine Bestrafung verzichtet, jedoch einzig unter der Bedingung, dass sich keine weiteren Kreditgeber mehr melden würden.1168 Andere Studenten hatten nicht so viel Glück. Theodor Friedrich Knapp, der mit dem Fernbleiben nach den Ferien gegen seine Auflagen verstoßen hatte, wurde im Allgemeinen Anzeiger der Deutschen vorgeladen1169 und mit einem Jahr consilium abeundi bestraft.1170 Für diese Zeit war es ihm nicht gestattet, sich an der Salana aufzuhalten, womit er auch nicht mehr unter deren Schutz stand.1171 Ferner ist die Frage nach der temporären Gültigkeit diffizil. Rechtlich standen die Schuldner während der kompletten Untersuchungszeit des Schuldendeliktes unter Stadtarrest, die idealerweise mit der Bezahlung der Verbindlichkeiten endete. Die Arrestforderung des Schuhmachers Wilhelm Kratzsch, die ausdrücklich

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tätsprotokoll, 4. Juli 1828. UAJ E II 725 unpag. Universitätsprotokoll, 7. Juli 1831. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 20. September 1831. UAJ E II 287 fol. 31v-32r. Universitätsprotokoll, 5. Mai 1823. Ebd. lose eingelegt. Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg an Universität Jena, 16. Juni 1823. Ebd. lose eingelegt. Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 1. Juli 1823. UAJ E II 325 unpag. Verzeichnis von der Universität entfernter Studenten, 18. September 1824. Ein Jahr, nachdem Ernst Friedrich Otto von Raven ein positiver Lebenswandel attestiert worden war, relegierte ihn die Universität auf unbestimmte Zeit wegen Diebstahls. UAJ E II 489 fol. 13r-13v. Belegexemplar, 24. November 1827. Da der Student der Medicin, Herr Theodor Friedrich Knapp, aus Braunschweig, die hiesige Universität verlassen hat, ohne Forderungen, derenthalben er sein Ehrenwort abgegeben, resp. mit Stadtarrest belegt worden war, berichtiget zu haben, derselbe auch auf die unterm 25. Julius und 8. September d. J. resp. hier am schwarzen Brete, und beym Herzogl. Districts-Gericht zu Braunschweig assignirten Ladung, nicht erschienen ist; so wird derselbe, nach Vorschrift der academischen Disciplinargesetze, und nach dem Beschlusse des academischen Senats, nunmehr zum dritten Male geladen am ein und dreyßigsten December dieses Jahres Vormittags 10 Uhr vor dem unterzeichneten Universitätsamte allhier zu erscheinen, wegen seiner Entfernung sich zu rechtfertigen, und sonstige Vernehmung gewärtig zu seyn, wobey annoch bemerkt wird, daß im Fall er auch dieser Ladung nicht Folge leistet, alsdann mit der gesetzlichen Strafe der Relegation des einen oder anderen Grade gegen ihn werde verfahren werden. Jena, 14. November 1827. Ebd. fol. 56r. Universitätsprotokoll, 22. März 1828. UAJ E II 325 unpag. Verzeichnis von der Universität entfernter Studenten, 3. April 1828. Die Strafe wurde am 27. März 1828 ausgesprochen. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 56, 61.

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bis zur vollständigen Rückerstattung seiner Forderungen gültig sein sollte,1172 sah Theodor Mund daher mit der Ankunft seines Wechsel, der in Gewahrsam genommen wurde,1173 als getilgt und die Anwesenheitspflicht dadurch als aufgehoben an. Aus diesem Grund reiste er noch am gleichen Tag ab.1174 Da kein anderer Gläubiger Stadtarrest für ihn gefordert und das akademische Gericht keine Sanktionen wegen Bruch desselbigen verhängt hatte, untermauert dies die Gebundenheit des Abreiseverbotes an die Kläger, die ihn gefordert hatten. Allerdings hob nicht ausschließlich das Begleichen der Rückstände den Stadtarrest auf. Baten die Schuldner darum, so war die Entscheidung vom Wohlwollen der Kreditgeber abhängig. Bei August Wilcke, für den bereits mehrfach Geld angekommen und verteilt worden war, ließen die Kläger nach der Ableistung des Ehrenwortes, dass er den Rest noch bezahlen werde, die Anwesenheitspflicht aufheben.1175 Verstärkt die Kosten im Blick hatten die Gläubiger von Friedrich Begemann, dem es gänzlich an Vermögen fehlte und dem der Verweis drohte. Die Hochschule fragte sie deshalb, ob sie weiterhin auf Stadtarrest beharrten. Sei dem so, müssten die Kreditgeber die Verpflegung des Schuldners übernehmen. Mit der deutlichen Aussage, dass diese Kosten ihre Ansprüche übersteigen würden, verzichteten die Kläger auf das Abreiseverbot.1176 Daher hatte Begemann, nachdem ihm am 6. August 1828 wegen des Fernbleibens von den Vorlesungen auf unbestimmte Zeit das concilium abeundi ausgesprochen wurde,1177 Jena umgehend zu verlassen. Sahen die Kreditgeber indes erfolgversprechende Möglichkeiten, ihre Bezahlung zu erhalten, verweigerten sie die Aufhebung des Arrestes – auch bei Ableistung des Ehrenwortes.1178 Der Stadtarrest war zwar ein oft angewandtes Rechtsmittel der lokalen Bevölkerung bei der Eintreibung ihrer offenen Forderungen, doch in der Praxis erleichterte es die Regulierung nicht wesentlich. Dies lag unter anderem daran, dass die Anwesenheitspflicht wohl nicht für langwierige Verfahren eingeführt worden war, die sich bei den studentischen Verbindlichkeiten aber oftmals ergaben. Zudem konnten nicht alle unter Arrest stehenden Universitätsbesucher bewacht werden, was ihnen bei einer heimlichen Abreise von Nutzen war. Da die Gläubiger allerdings mittels des Bestehens auf Stadtarrest aktiv in das Leben der Kredit-

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UAJ E II 534 fol. 3r-3v. Universitätsprotokoll, 6. März 1828. Ebd. fol. 4r. Universitätsprotokoll, 28. Juli 1828. Ebd. fol. 19v. Theodor Mund an Universität Jena, 23. November 1828. UAJ E II 533 fol. 10v-11v. Universitätsprotokoll, 25. Juli 1828. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 13. September 1828. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 26. September 1828. Ähnlich UAJ E II 725 unpag. Universitätsprotokoll, 15. November 1831. UAJ E II 537 unpag. Universitätsprotokoll, 1. August. 1828. UAJ E II 325 unpag. Verzeichnis von der Universität entfernter Studenten, 1. Oktober 1828. UAJ E II 358 fol. 24v-26r. Universitätsprotokoll, 15. September 1824.

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nehmer und ihrer Familien eingriffen, war dies eine Variante der Druckausübung, die zur Tilgung der Schulden beitragen konnte.

7.3.2. Die informellen Handlungsmöglichkeiten Trotz der rechtlichen Möglichkeiten, gegen die Schuldner vorzugehen, war die akademische Gesetzgebung sehr lückenhaft, weshalb die Kreditgeber teilweise informelle Wege beschreiten mussten, um an ihre Bezahlung zu gelangen. Göttinger Gläubiger verfolgten zuweilen ihre abgereisten Kreditnehmer bis in ferne Ortschaften und brachten sie zurück, damit sie ihre Rückstände beglichen.1179 Ein derartiges Vorgehen ist für Jena nicht belegt, nicht zuletzt, weil die Salana in diesem Verhalten ein Unterlaufen ihrer zum Besten aller erlassenen Anordnungen sah und ein derartiges Vorgehen bereits Mitte des 18. Jahrhunderts strikt verboten hatte.1180 Halfen mündliche und schriftliche Aufforderungen zur Erstattung der Schulden nicht, bedienten sich die Kläger zweier anderer Methoden, um Druck auf die Studenten zu erzeugen und dadurch zu einer Regulierung ihrer Ansprüche zu gelangen: Der Zurückhaltung wichtiger Zeugnisse und der Denunziation in öffentlichen Anzeigen.

Die Ausstellungsverweigerung von studentischen Zeugnissen Eine Variante, die säumigen Universitätsbesucher zur Rückzahlung der geltend gemachten Kredite zu bewegen, war die Intervention der Gläubiger bei der Herausgabe von Zeugnissen jeglicher Art.1181 Um sich an einer Universität immatrikulieren zu können, hatten die angehenden Studenten ein Zeugnis ihres anständigen Verhaltens vorzulegen. Wechselten sie die Hochschule, stellte jene, die die Universitätsbesucher verließen, ein sogenanntes Sittenzeugnis (Testimonia morum) aus, welches den Empfängern zumeist einen fleißigen und gesitteten Charakter attestierte.1182 Nur so war es den Studenten erlaubt, sich in die Matrikel einzu1179 1180 1181

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BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 320. Vgl. Kapitel 4.2. – Die Stigmatisierung der Gläubiger und ihre Handlungsmöglichkeiten. Vgl. WOESTE, Akademische Väter, S. 71. HEER, Marburger Studentenleben, S. 21. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 337. Die Universitäten Marburg und Göttingen nahmen dies sogar in ihre Gesetze auf. Vgl. MÜNCHHOFF, Leben der Studenten, S. 175. Anwendung fand die Methode zudem in Erlangen. UAJ A 820 fol. 135r. Konzept des Sittenzeugnisses, 21. März 1801. Dennach bey fürstl. Sachs. Gesammt Universitaet der Studiosus Juris Johann Georg Rul[l]mann aus Franckfurt am Mayn nun ein gerichtliches Zeugnis seines Verhaltens geziemend nachgesucht; Und derselbe während seines drei und in halbjährigen hiesigen Aufenthalts sich immer so betragen, daß er Uns als in fleißiger und gesitteter akademischer Bürger bekannt ist; als wird dieses auf Verlangen und der Wahrheit gemäs unter der Universitaet Siegel und gewöhnlicher Unterschrift hierdurch attestirt. UAJ E II 282 fol. 29r. Universität Jena an Johann Christian Friedrich Muschter, Konzept, 27. April 1823. UAJ E II 564 un-

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schreiben.1183 Konnten sie diesen Beleg nicht vorbringen, durften sie sich zwar in das Studentenalbum eintragen, hatten das Zeugnis indes binnen vier Wochen nachzureichen, sonst mussten sie die Stadt verlassen.1184 Gelegentlich korrespondierten die Universitäten sogar der Zeugnisse wegen miteinander.1185 Auch einige Schuldner hatten wegen fehlender Belege über ihr Betragen Probleme bei der Inskription,1186 andere ersuchten wiederum die Salana um das Zeugnis.1187 Zur Ausstellungsverweigerung kam es vor allem, wenn die Kreditnehmer einen schlechten Lebenswandel geführt hatten. Der Bevollmächtigte August Gottlieb Heinrich Schlotter, von den Vormündern Heinrich Daniel Hankers eingesetzt, spielte diesen mit dem Argument herunter, dass der Universitätsbesucher sich außer des in Trunkenheit begangenen Exzesses nichts vorzuwerfen habe.1188 Trotz aller Beteuerungen von Heinrich Albrecht Krehe, mit Unterstützung eines nicht näher benannten Mannes in Halle, bei dem er sich gegenwärtig aufhalte, ein ordentliches Leben zu führen, ließ sich die Salana nicht zur Ausferti-

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pag. Universitätsprotokoll, 12. März 1829. Die Ausstellung kostete einen Taler. In dem Modellbuch der Prorektoratsrechnungen von 1747 hieß es: Ein Testimonium vitae et studiorum kostet 3Rthlr.; bei einem Nobili 6Rthlr. Zitiert nach RASCHE, Jenaer Universitätsmatrikeln, S. 108 Anm. 136. An Untersuchungen zu den Sittenzeugnissen mangelt es noch gänzlich. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 6. Ebd. § 7. UAJ E II 173 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 28. März 1821. Zur Vorlegung und Ausstellung von Sittenzeugnissen der Landeskinder vgl. UAJ A 67. UAJ A 822 fol. 126r. Universität Heidelberg an Universität Jena, 17. Oktober 1815. Ebd. fol. 128r. Universität Jena an Universität Heidelberg, Konzept, 27. Oktober 1815. UAJ E II 356 fol. 1r. Universität Würzburg an Universität Jena, 14. Dezember 1823. UAJ E II 524 unpag. Universität Göttingen an Universität Jena, 15. Januar 1828. UAJ E II 541 fol. 15r. Universität Jena an Friedrich August Bartels, Konzept, 8. September 1828. Ähnlich UAJ E II 173 fol. 18r. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 2. Mai 1821. UAJ E II 26 Bl. 6 Nr. 58. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1821]. Ebd. Bl. 9 Nr. 95. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1821]. Johann Horn musste eine Strafe wegen nicht beigebrachten Sittenzeugnisses bezahlten. UAJ E II 350 fol. 15v-16r. Universitätsprotokoll, 14. September 1824. UAJ E II 325 unpag. Verzeichnis von der Universität entfernter Studenten, 18. September 1824. Carl Wilhelm Dannemann wurde am 16. September 1824 unter anderem wegen des fehlenden Sittenzeugnisses auf ein Jahr mit dem concilium abeundi bestraft. UAJ E II 282 fol. 26r. Johann Christian Friedrich Muschter an Universität Jena, 18. April 1823. UAJ A 2290 fol. 32v. Verzeichnis der ausgestellten Zeugnisse, ohne Datum [Mai 1823]. Muschter wurde am 15. Mai 1823 ein Sittenzeugnis ausgestellt. UAJ E II 571 fol. 7r. Universitätsprotokoll, 17. März 1829. Ludwig Kranich gab zu Protokoll, dass er sich bereits ein Sittenzeugnis habe ausstellen lassen, was in UAJ A 2290 fol. 81v Nr. 157. Verzeichnis der ausgestellten Zeugnisse, ohne Datum [Dezember 1828] für den 23. Dezember 1828 belegt ist. UAJ E II 279 fol. 70r. August Gottlieb Heinrich Schlotter an Universität Jena, 1. Mai 1823. In UAJ A 2290 ist keine Ausstellung eines Sittenzeugnisses belegt. UAJ E II 26 Bl. 14 Nr. 255. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1823]. Für die verhängte Strafe wegen des von ihm begangenen, aber nicht genauer zu ermittelnden Exzesses sandte Hanker insgesamt 4rt 23gl 2d.

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gung eines positiven Sittenzeugnisses bewegen.1189 Denn bereits einen Monat vor dem Gesuch konstatierten die Pedelle Carl August Bernhard Teubner und Johann Georg Dorschel, dass Krehe schon am frühen Morgen betrunken sei, da er von einer Schnapskneipe zur nächsten ziehe. Nach diesen durchzechten Nächten lungere er in der Schlossgasse herum oder gerate in Handgreiflichkeiten. Im Streit habe er einmal sogar einen Barbiergesellen erstechen wollen, der ihm angeblich einen goldenen Krug gestohlen habe.1190 Während die Hochschule mit der Ausstellungsverweigerung eine disziplinierende Intention verfolgte, war die Motivation der Kreditgeber eine andere. Ihnen ging es einzig um ihre Bezahlung. Heinrich Georg Carl Mund erklärte, sofern die Gläubiger seines Sohnes eine Ratenzahlung zu Pfingsten und zum Martinstag 1829 akzeptierten und das benötigte Zeugnis nicht zurückhielten, werde er das versprochene Geld termingerecht senden.1191 Ähnlich erpresserisch formulierte es Heinrich Johann Ludwig Kossel gegenüber der Universität Göttingen. Diese korrespondierte im Januar 1828 mit der Salana wegen des fehlenden Sittenzeugnisses und führte dabei an, dass der Universitätsbesucher sofort die Hälfte seiner Verbindlichkeiten bezahlen wolle und den Rest an Ostern. Seine Bedingung sei allerdings, dass die Kreditgeber sich der Absendung des Zeugnisses nicht in den Weg stellten.1192 Um dessen Bedeutung für den Bittsteller wissend verweigerten Kossels Gläubiger weiterhin die Ausfertigung des Sittenzeugnisses und forderten stattdessen die sofortige und ungeteilte Erstattung ihrer Ansprüche.1193 Wie erfolgreich sie mit ihrem Vorgehen sein sollten, offenbarte sich bereits zwei Tage später, als ein Mittelsmann des Schuldners die schriftlichen Bestätigungen der Kläger über den Erhalt ihrer Gelder der Jenaer Universität überbrachte.1194 Bei Heinrich Johann Ludwig Kossel erreichten die Kreditgeber mit der Herausgabeverweigerung die volle Tilgung ihrer Forderungen und damit ihr vorrangiges Ziel. Doch nicht immer war diese strikte Demonstration von Stärke seitens der Gläubiger erfolgreich. Diese Lehre erteilte Friedrich Sigismund Moritz Crusen seinen Kreditgebern, die ihm das für das zweite Staatsexamen der Jurisprudenz notwendige Zeugnis nicht aushändigen lassen wollten. Er beteuerte, dadurch keine Arbeitsstelle annehmen zu können, deren Entlohnung ihm die Bezahlung der Rückstände erlaube, und sein Vater könne ihn ebenso wenig unterstützen. 1189 1190

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UAJ E II 550 fol. 88r. Heinrich Albrecht Krehe an Universität Jena, 7. Dezember 1828. Ebd. fol. 23r-24r. Universitätsprotokoll, 13. November 1828. In UAJ A 2290 ist keine Ausstellung eines Sittenzeugnisses belegt. UAJ E II 26 Bl. 3 Nr. 32. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1824]. Wegen Trunkenheit musste Krehe bereits 1824 eine Strafe bezahlen. UAJ E II 534 fol. 17v. Heinrich Georg Carl Mund an Universität Jena, 14. Dezember 1828. In UAJ A 2290 ist keine Ausstellung eines Sittenzeugnisses belegt. UAJ E II 524 unpag. Universität Göttingen an Universität Jena, 15. Januar 1828. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 25. Januar 1828. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 27. Januar 1828.

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Bereits Ostern 1830 habe er sich zur Prüfung angemeldet, da seine wohlhabende Verwandtschaft eine weitere Förderung von deren Bestehen abhängig mache, allein ihm fehle das Zeugnis.1195 Die Kläger gingen nicht auf die angebotenen Rückzahlungsmodalitäten ein und forderten stattdessen eine kurzfristige Abschlagszahlung und danach jeweils 50 Taler im Quartal, was zudem mittels einer gerichtlichen Urkunde fixiert werden sollte. Erst nachdem die letzte Rate beglichen worden sei, wollten die Gläubiger die Ausstellung der notwendigen Referenz gewähren.1196 Um einen Konsens bemüht, kehrte der Student sogar aus Halle zurück und gab beim akademischen Gericht in Jena zu Protokoll, er wolle versuchen, seinen Onkel dazu zu bewegen, für seine Schulden zu bürgen. Bis es zu einem Ergebnis komme, so versprach Crusen, wolle er sich unter Stadtarrest stellen.1197 Aber bereits zwei Wochen später befand er sich wieder in Halle und verfasste dort einen ungehaltenen Brief. Die Halsstarrigkeit seiner Gläubiger und die Überzeugung, sein Onkel werde seinen Vorschlag nicht unterstützen, hätten ihn gezwungen, die Saalestadt trotz Stadtarrest wieder zu verlassen und zukünftig sein Glück in Hamburg zu suchen, wohin er am folgenden Tag aufbrechen werde. Aufgrund der Verweigerung der Zeugnisausfertigung habe er die Möglichkeit verloren, das zweite Staatsexamen abzulegen. Sofern sein Onkel ihn wider Erwarten unterstütze, müsse er erst nach Berlin zum Justizminister reisen und seine Angelegenheiten regeln, weshalb er sich eine Verlängerung der Zahlungsfrist bis Weihnachten 1830 erbete. Schlage sein Plan fehl, so werde er von Hamburg aus in die Welt hinaus ziehen und seine Kreditgeber bekämen nichts, was sie sich selbst zuzuschreiben hätten. Wenn sie auf seinen Vorschlag allerdings eingingen, würden sie seine Laufbahn nicht behindern und er könne sie bezahlen. Aber er sei es sich selbst schuldig, sich der Gewalt seiner Kreditgeber zu entziehen.1198 Zwar stimmten die Gläubiger der gewünschten Frist zu, allerdings ist weder die Ausstellung des Zeugnisses noch die Regulierung der Forderungen belegt.1199 Somit stellte eine starre Haltung der Kläger immer eine Lotterie dar, ob die andere Partei nachgeben werde und Erstere somit ihr Ziel erreichten oder nicht. Da die Gläubiger keineswegs gewiss sein konnten, nach der Zustimmung zur Zeugnisausstellung tatsächlich bezahlt zu werden, gaben sie ihr Druckmittel nur selten aus der Hand. Zwar mussten sie dadurch teilweise Verluste hinnehmen, im Fall von Friedrich Sigismund Moritz Crusen gingen jedem Kreditgeber, sofern nicht nach Ende der Aktenführung noch Zahlungen erfolgten, durchschnittlich 22 1195 1196 1197 1198 1199

UAJ E II 568 fol. 66v-67r. Friedrich Sigismund Moritz Crusen an Universität Jena, 22. Juli 1830. Ebd. fol. 68r. Universitätsprotokoll, 27. Juli 1830. Ebd. fol. 78r-80v. Universitätsprotokoll, 23. September 1830. Ebd. fol. 82r-83r. Friedrich Sigismund Moritz Crusen an Universität Jena, 4. Oktober 1830. Ebd. fol. 94r-94v. Universitätsprotokoll, 16. November 1830. In UAJ A 2290 ist keine Ausstellung eines Sittenzeugnisses belegt.

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Taler verloren.1200 Anderen säumigen Studenten war das Zeugnis allerdings so wichtig, dass sie ihre Verbindlichkeiten schnell erstatteten.

Die öffentliche Denunziation der Schuldner Während der Studienzeit Schulden zu machen, war kein Stigma. Seine Gläubiger allerdings nicht zu bezahlen, oder nur den Anschein zu erwecken, sie prellen zu wollen, war nach der allgemeinen Meinung der Zeitgenossen des 18. Jahrhunderts hingegen nicht akzeptabel.1201 Daher schrieb Christian Ehmer, er hoffe, dass die Universität ihm wohlgesonnen sei und somit das Gerücht, er habe Jena heimlich verlassen und wolle seine Gläubiger prellen, verstumme.1202 Aufgrund der Schädigung des eigenen Rufes war es nicht im Interesse der Studenten, wenn ihre Namen in öffentlichen Schuldnerlisten oder in einer Anzeige für die Vorladung vor das akademische Gericht auftauchten1203 und damit ihr Fehlverhalten 1200 1201 1202

1203

Die zehn Gläubiger gaben insgesamt 219rt 1gl 8d Kredit. Ähnlich SCHUSTER, Private Schulden, S. 37f. UAJ E II 410 unpag. Christian Ehmer an Universität Jena, 22. Februar 1826. Ebd. fol. 11r. Christian Ehmer an Universität Jena, 6. Februar 1826. Daher gab es auch bei Studenten das von CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 199-201 beschriebene Verhalten des bewussten Nichterscheinens zu gerichtlichen Vorladungen, um den Prozess zu verzögern, nicht. UAJ E II 78 fol. 1v. Theodor Winter an Universität Jena, Abschrift, 27. Juli 1819. UAJ E II 350 fol. 36r-36v. Ernst Albert Baring an Universität Jena, 24. September 1824. UAJ E II 568 fol. 67r. Friedrich Sigismund Moritz Crusen an Universität Jena, 22. Juli 1830. Ähnlich UAJ E I 666 unpag. Universität Jena an Tribunal zu Zweibrücken, Konzept, 6. August 1803. UAJ E I 986 fol. 23r. Castor an Franz Johann von Martin, 24. Dezember 1816. Eine am schwarzen Brett ausgehängte Vorladung befindet sich in UAJ E I 945 fol. 5r. Vorladung, 24. August 1813. UAJ E II 489 fol. 4r-5r. Vorladung, 24. Juli 1827. Vgl. Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung, Beilage zu Nr. 254, Samstag, den 11. September 1819. [1650] Die Studiosi: Christoph Hesse aus Groß Alsleben im Anhalt-Dessauischen, Franz Anton Rüve aus Bestrap im Oldenburgischen, Carl Sevecke aus Riga, Theodor Winter daher, Melchior Schneider aus Kirchhasel in Hessen, haben die hiesige Universität verlassen ohne sich mit ihren Gläubigern abgefunden zu haben. Da für diesen Fall nach Vorschrift der academischen Gesetze § 124 die öffentliche Vorladung angeordnet worden ist; so werden nach dem Beschlusse des academischen Senats obengenannte Studiosi: Hesse, Rüve, Sevecke, Winter und Schneider öffentlich hiermit geladen den vierten November dieses Jahres vor dem Universitäts Amte allhier entweder in Person oder durch Bevollmächtigte zu erscheinen und die Abfindung mit ihren Gläubigern annoch zu bewürken, widrigenfalls aber zu gewärtigen, daß nach weiterer Vorschrift des angezogenen § 124 der academischen Disciplinargesetze mit der Relegation gegen sie werde verfahren werden. Signatum Jena am 6. Juli 1819 Großh. Herzogl. Sächs. Universitäts-Amt das[elbst]. F. Nitzschke

DIE GLÄUBIGER

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bekannt wurde.1204 Nicht immer ist für solch eine Zitation die Initiative von Seiten der Kreditgeber erkennbar, da sie aber die hohen Kosten von etwa 15 Talern für eine Ladung übernehmen mussten,1205 wird die Salana nicht eigenständig gehandelt, sondern vorher die Zustimmung der Kläger eingeholt haben.1206 Immer wieder nutzten die Gläubiger die Angst der Universitätsbesucher, sich im Schurkenbuch1207 wiederzufinden, um die Tilgung ihrer Forderungen voranzutreiben. Auch die Familienangehörigen wurden mit der Drohung einer öffentlichen Zitation ihrer Söhne erpresst.1208 Gelegentlich war das Bemühen der Kreditgeber erfolglos. Hermann Heinrich Fröhle mag sein Ruf in der Heimat gleichgültig gewesen sein, da er sich seit einigen Monaten in Amsterdam befand und auf einem Schiff, welches bald auslaufen sollte, als Arzt angeheuert hatte.1209 Nachdem Eduard Kersting auf zwei Vorladungen nicht reagiert und der Vater das Schreiben der Hochschule nicht angenommen hatte, entschieden die Kläger, sich die Möglichkeit einer dritten Vorladung vorzubehalten, jetzt allerdings nicht umzusetzen.1210 Die Relation der bereits entstandenen Kosten zu den 91rt 3gl 6d an einzutreibenden Rückständen wird hier handlungsleitend gewesen sein. Zuweilen reichte aber bereits die ausgesprochene Drohung einer Anzeige aus, damit Geld übersandt wurde.1211 Carl von Cathcart, der durch eine Vorladung einen lebenslänglichen Schaden für sich befürchtete, sandte lediglich zwei Tage, nachdem am 27. Juli 1803 die öffentliche Bekanntmachung seiner Schulden be1204 1205 1206

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Zur Denunziation in der Gesellschaft sowie zu weiterführender Literatur vgl. ZAUNSTÖCK, Milieu des Verdachts, S. 13-25. UAJ E II 494 unpag. Universitätsprotokoll, 24. März 1828. Vgl. UAJ E II 489 fol. 1v-2r. Universitätsprotokoll, 14. Juni 1827. Ebd. fol. 56r. Universität Jena an Polizeikommission Jena, Konzept, 27. März 1828. Ergingen Vorladungen wegen anderweitiger Verfehlungen der Schuldner, bezahlten die Kreditgeber diese selbstverständlich nicht. UAJ E II 568 fol. 67r. Friedrich Sigismund Moritz Crusen an Universität Jena, 22. Juli 1830. UAJ E II 152 fol. 7v. Universität Jena an Amt Königsee, Konzept, 24. Januar 1821. UAJ E II 494 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 14. August 1827. UAJ E II 517 unpag. Heinrich August Schott an Universität Jena, 28. Mai 1834. UAJ E II 568 fol. 22r-22v. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Schleusingen, Konzept, 9. Februar 1829. UAJ E II 147 unpag. Landgericht Vechta an Universität Jena, 18. April 1823. Ebd. unpag. Vorladung, 22. Januar 1823. Ebd. unpag. Vorladung, 1. April 1823. Ähnlich UAJ E II 54 fol. 28r. Vorladung, 6. Juli 1819. Ebd. fol. 38r. Universität Jena an Regierung Kassel, Konzept, 27. November 1819. Allerdings sind die Gründe für das Fernbleiben von Johann Melchior Schneider nicht bekannt. UAJ E II 494 fol. 14r-14. Universitätsprotokoll, 26. September 1827. Ebd. unpag. Vorladung, 29. Oktober 1827. Ebd. unpag. Vorladung, 27. Dezember 1827. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 24. März 1828. UAJ E I 258 unpag. Universitätsprotokoll, 6. Februar 1787. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 21. Februar 1787. UAJ E I 1002 fol. 23r-23v. Universität Jena an Johann Christian August Junghans, Konzept, 28. April 1817. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 1. August 1817.

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DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

schlossen wurde, 331 Taler zur partiellen Tilgung seiner teilweise bereits mehrere Jahre zurückliegenden Verbindlichkeiten.1212 Unter der Versicherung, dass der Student zukünftig keine Schulden contrahiren wolle, als was zu seinem unumgänglichen Bedürfnis nöthig sey, nahm die Salana von der Publizierung der Zitation Abstand.1213 Theodor Winter hatte ebenfalls gehofft, mit einer zügigen Übersendung des offenen Betrages eine öffentliche Vorladung zu vermeiden. Er schickte außerdem zusätzliches Geld, für den Fall, dass sich weitere Gläubiger melden sollten.1214 Da diese Summe jedoch nicht für die Deckung aller bekannten und noch zu erwartenden Forderungen ausreichte, weigerte sich die Hochschule, die bereits nach Riga gesandte Zitation zurückzunehmen.1215 Geradezu trotzig reagierte der Kreditnehmer, indem er aufgrund der Verfehlung seines Zieles mit der nächsten Rate bis Oktober des laufenden Jahres warten wollte.1216 Während Theodor Winter sich trotz seiner Frustration an sein Zahlungsversprechen hielt,1217 sandte Samuel Banyasz, dessen guten Ruf die Kreditgeber mit der Vorladung geschädigt hätten,1218 trotz Zusicherung kein weiteres Geld mehr. Wie schwerwiegend das eigene Ansehen und jenes der Familien beschädigt werden konnten, lässt die Schilderung von Friedrich Sigismund Moritz Crusen erahnen.1219 Dreimal ließen die Kläger ihn öffentlich vorladen, immerhin hatten sie 219rt 1gl 8d zu erhalten.1220 Der Schuldner wandte sich schriftlich an das akademische Gericht und klagte über die Zitation in der heimatlichen Dorfzeitung, die ihn ganz unerwartet getroffen habe und seine Angehörigen brandmarke. Besonders das Befinden seiner Eltern, wie ihm der Vater in schrecklichen Worten mitgeteilt habe, leide sehr darunter. Er selbst scheint deswegen sogar Selbstmordgedanken gehegt zu haben.1221 Dies kann indes nicht die Absicht der Gläubiger gewesen sein, trotzdem machten sie vor Drohungen nicht halt. Tilge Carl August Hartmann nicht umgehend seine kompletten Rückstände, so der Theolo-

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1216 1217 1218 1219 1220 1221

UAJ E I 666 unpag. Universitätsprotokoll, 27. Juli 1803. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 29. Juli 1803. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 3. August 1803. UAJ E II 78 fol. 1v. Theodor Winter an Universität Jena, Abschrift, 27. Juli 1819. Ebd. fol. 4r-4v. Universität Jena an Theodor Winter, Konzept, 4. August 1819. Allgemeiner Anzeiger der Deutschen Nr. 191, Samstag, den 17. Juli 1819. Eine erneute Publikation erfolgte in der Beilage zu Nr. 254 der Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung, Samstag, den 11. September 1819. UAJ E II 78 fol. 5r. Universität Jena an Theodor Winter, 15. August 1819. Ebd. fol. 7r. Theodor Winter an Universität Jena, 12. Oktober 1819. UAJ E I 430 unpag. Samuel Banyasz an Universität Jena, 12. Februar 1805. Dass die Gläubiger dies ausnutzten, prangerte MICHAELIS, Räsonnement, S. 640-643 an. UAJ E II 568 fol. 52v-53r. Universitätsprotokoll, 4. Juni 1830. Ebd. fol. 66r. Friedrich Sigismund Moritz Crusen an Universität Jena, 22. Juli 1830. Und nur die Erinnerung an große, von meiner Seite schon überstandene Elende hielt mich von etwas Anderm ab.

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gieprofessor Heinrich August Schott, werde sich der Universitätsbesucher als schändlicher Betrüger im Anzeiger der Deutschen wiederfinden.1222 Die konkreten Auswirkungen einer öffentlichen Denunziation als säumiger Kreditnehmer sind schwer zu belegen. Doch die Reaktionen der Studenten, die ihren Ruf und den der Familie geschädigt sahen, belegen, wie bewusst den Gläubigern die Wirksamkeit der Zitation war, weshalb sie sie als Druckmittel für die Bezahlung ihrer Forderungen einsetzten. Allerdings galt auch hierbei, dass sie nur solange mit dieser Methode erfolgreich waren, wie die Universitätsbesucher eine Schädigung ihres Ansehens fürchteten. Hatten sie das Land bereits verlassen und keine zurückbleibenden Familienmitglieder, machten die Drohungen ihnen nicht viel aus.

7.3.3. Die verschiedenen Formen des Arrestes – Teil II Die massivste Form, gegen die studentischen Schuldner vorzugehen, war der Personalarrest,1223 den sie auf dem Karzer verbringen mussten. Das akademische Gefängnis der Salana war im Collegium Jenense untergebracht und umfasste ursprünglich drei Räume. Der Mathematikprofessor Johann Ernst Basilius Wiedeburg beschrieb die Zimmer als geräumig und mit einem guten Blick auf den Stadtgraben.1224 1738 entstand in der Nähe des Senatszimmers ein weiterer Raum, der als Karzer eingerichtet und 1822 vom eingesperrten Martin Disteli ausgemalt wurde. Im 19. Jahrhundert erstreckten sich die mittlerweile neun Zimmer über drei Stockwerke.1225 Dieser zunehmende Platzbedarf war nicht allein auf die Inhaftierung von Studenten zurückzuführen, die gegen die akademischen Gesetze verstoßen hatten.1226 Waren Universitätsbesucher in eine Untersuchung der Hochschule involviert, konnten sie in dringenden Fällen auf dem Kar1222 1223

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UAJ E II 517 unpag. Heinrich August Schott an Universität Jena, 28. Mai 1834. Ähnlich UAJ E II 282 fol. 12v. Universitätsprotokoll, 18. Februar 1823. Vgl. Adalbert ERLER: Schuldhaft, in: HRG 4 (1990), Sp. 1512-1514. STURM, Schuldkonflikte, S. 67f. Zur Rechtspraxis des mittelalterlichen Personalarrestes vgl. BREßLER, Schuldknechtschaft und Schuldturm, S. 291-385. WIEDEBURG, Beschreibung der Stadt Jena, S. 240. HELLMANN; WEILANDT, 450 Jahre Universitätsstadt Jena, S. 30. WIEDEBURG, Beschreibung der Stadt Jena, S. 241. Die Forschung zum frühneuzeitlichen Jenaer Karzer steckt noch in ihren Anfängen. Heinz VOIGT: Vom Hotel zur Akademischen Freiheit und dem Ursprung der Jenaer Trikolore (Jenaer Miszellen 1), Jena 2011. Frank ESCHE, Rüdiger GLAW: Auf dem Karzer lebt sich’s frei. Studentengeschichten aus dem alten Jena, Rudolstadt 1992. Volker WAHL: Aus der Geschichte des Jenaer Universitätskarzers, in: Ernst SCHMUTZER (Hg.): Jena soll leben. Beiträge zum historischen Studentenleben an der Universität Jena, Jena 1991, S. 57-85. Vgl. die Paragraphen bezüglich der Karzerstrafe in Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 46-51.

DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

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zer unter Personalarrest gestellt werden. Dies galt ebenfalls bei Schuldenprozessen, jedoch mussten die Gläubiger explizit darum ersuchen.1227 Auf diese Weise besaßen die Kläger ein Faustpfand im Regulierungsprozess gegen die Eltern. Es ist anzunehmen, dass es separate Räume für säumige Kreditnehmer gab, denn zuweilen wurde in diesem Zusammenhang vom Tabulat und nicht vom Karzer gesprochen.1228 Allerdings sind beide Bezeichnungen in den Akten der akademischen Gerichtsbarkeit synonym verwendet worden, was eine eindeutige Zuordnung unmöglich macht.1229

Die Bedingungen für den Personalarrest Nach den akademischen Gesetzen sollte der Personalarrest ausschließlich angewandt werden, wenn leichtsinniges oder bösliches Schuldenmachen vorlag.1230 Voraus ging dem die 1788 von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach erlassene Verfügung, wonach alle Studenten, welche einen bösen Willen zeigen, gar nicht zu bezahlen, unter Arrest auf dem Karzer gestellt werden konnten.1231 Dass dies auch in der Rechtspraxis die grundlegende Motivation der Kreditgeber war, belegen die angeführten Begründungen. Zuweilen gaben die Kläger lediglich die noch nicht erfolgte Erstattung des Kredits an,1232 oder sie hielten den Stadtarrest für eine nicht mehr ausreichende Sicherheitsleistung.1233 Bereits 1736 konstatierte die Salana, dass die Kreditnehmer leichtsinnig juratorische Kaution leisteten, weshalb die Gläubiger zunehmend Personalarrest forderten.1234 Einige Schuldner waren bereits wegen rechtswidrigen Verhaltens auf dem Karzer. Da sie nach Ablauf der

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Ebd. § 103, 122. WIEDEBURG, Beschreibung der Stadt Jena, S. 240. Tabulat, in: SALMASIUS, S. 15, 19f. UAJ E I 657 fol. 52v. Johann Elias Wilhelm Hoffmann an Universität Jena, 8. Februar 1805. In seinem Schreiben wird dies auch deutlich, jedoch vertauschte er die Bedeutungen. Vgl. UAJ E I 657 fol. 52r-52v. Johann Elias Wilhelm Hoffmann an Universität Jena, 8. Februar 1805. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 122. UAJ E II 645 fol. 70v-71r. Universitätsprotokoll, 28. Juni 1830. Im Fall von Florenz Kley wurde mit Verweis auf diesen Passus das Gesuch der Gläubiger um Personalarrest zunächst zurückgewiesen. UAJ A 1232 fol. 27v. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 11. Januar 1788. Vgl. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 103. Vgl. MÜNCHHOFF, Leben der Studenten, S. 157. WOESTE, Akademische Väter, S. 64f. UAJ E I 986 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 23. Dezember 1816. UAJ E II 279 fol. 3r. Universitätsprotokoll, 13. Januar 1823. UAJ E II 655 fol. 31v. Universitätsprotokoll, 9. November 1830. Ähnlich UAJ E II 173 fol. 1r-1v. Universitätsprotokoll, 28. März 1821. UAJ E II 350 fol. 23v. Universitätsprotokoll, 15. September 1824. UAJ E II 645 fol. 61r. Universitätsprotokoll, 25. Juni 1830. Verordnung wegen Verletzung der juratorischen Kaution vom 15. September 1736.

DIE GLÄUBIGER

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Strafe Jena umgehend zu verlassen hatten,1235 ersuchten die Kläger um die Fortführung der Inhaftierung als Sicherheitsleistung.1236 Aber auch bei der Vermutung, die säumigen Studenten würden heimlich Geld erhalten, bestanden die Kreditgeber auf die Unterbringung im akademischen Gefängnis.1237 Verbunden mit der Forderung nach Personalarrest war die Verpflegung der Schuldner durch die Antragsteller.1238 Diese sollte aus den gewöhnlichsten Nahrungsmittel[n] bestehen.1239 Sie bekamen Frühstück und Mittag wie die anderen Studenten, die bei den für das Essen zuständigen Wirten speisten. Zudem erhielten sie eine bis zwei Flaschen Bier und abends Brot, Butter und Käse. An Sonnund Feiertagen wurde ihnen ab und zu Braten serviert. Ferner hatten die Kläger für Licht und Feuerholz zu sorgen.1240 Dadurch entstanden den Gläubigern weitere Kosten, die sie den eingesperrten Kreditnehmern auf die bereits angelaufenen Verbindlichkeiten aufschlugen.1241 Trotz des zusätzlichen finanziellen Aufwandes war der Personalarrest ein häufig eingesetztes Rechtsmittel,1242 weil die 1235 1236

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Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 61. UAJ E I 407 fol. 3r-4r. Universitätsprotokoll, 5. Dezember 1795. UAJ E I 853 unpag. Universitätsprotokoll, 5. Juli 1809. UAJ E II 273 fol. 1r-1v. Universitätsprotokoll, 20. Dezember 1822. UAJ E II 282 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 1. Februar 1823. Ähnlich UAJ E II 668 fol. 18r-18v. Universitätsprotokoll, 27. August 1830. UAJ E II 325 unpag. Verzeichnis von der Universität entfernter Studenten, 6. Oktober 1830. Robert Dörtinger wurde am 26. August 1830 wegen der Teilnahme an Unruhen für ein Jahr relegiert. Am folgenden Tag erfolgte die Befragung der Kreditgeber über die Fortführung des Arrestes. UAJ E I 390 fol. 1r-1v. Universitätsprotokoll, 25. Mai 1795. UAJ E I 657 fol. 31r. Universitätsprotokoll, 29. Mai 1804. UAJ E I 697 fol. 3v-4r. Universitätsprotokoll, 10. August 1804. In den akademischen Gesetzen steht dazu nichts, jedoch ging mit den meisten Gesuchen der Gläubiger um Personalarrest das Versprechen einher, den Studenten auf dem Karzer zu verpflegen. UAJ E I 390 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 25. Mai 1795. UAJ E I 657 fol. 31r-31v. Universitätsprotokoll, 29. Mai 1804. UAJ E I 697 fol. 4r. Universitätsprotokoll, 10. August 1804. UAJ E I 853 unpag. Universitätsprotokoll, 5. Juli 1809. UAJ E I 986 fol. 18r. Universitätsprotokoll, 6. Januar 1817. UAJ E II 273 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 20. Dezember 1822. UAJ E II 645 fol. 58v. Universitätsprotokoll, 25. Juni 1830. Vgl. UAJ E I 407 fol. 3v. Universitätsprotokoll, 5. Dezember 1795. Die Universität machte die Weiterführung des Arrestes von der Übernahme der Verpflegung abhängig. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 50. UAJ E I 657 fol. 54v. Johann Elias Wilhelm Hoffmann an Universität Jena, 8. Februar 1805. UAJ E II 173 fol. 3r. Universitätsprotokoll, 29. März 1821. Ähnlich gibt es auch die Instruktion für den Karzerwärter vom 9. März 1772 § 4 wieder. UAJ E I 407 fol. 35r. Universitätsprotokoll, 16. April 1796. UAJ E I 697 fol. 9r-9v. Rechnung, 21. August 1804. UAJ E II 85 fol. 35r-36r. Rechnung, ohne Datum [Oktober 1819]. UAJ E II 173 fol. 8v. Universitätsprotokoll, 27. April 1821. UAJ E II 273 unpag. Rechnung, 17. Januar 1823. UAJ E II 279 fol. 60r-65v. Rechnung, 1. April 1823. UAJ E II 645 fol. 93r. Rechnung, 19. Juli 1830. Vgl. SCHUSTER, Private Schulden, S. 48. Vgl. UAJ E I 390, UAJ E I 407, UAJ E I 657, UAJ E I 697, UAJ E I 853, UAJ E I 858, UAJ E I 986, UAJ E II 85 (beide Studenten), UAJ E II 173, UAJ E II 273, UAJ E II 279, UAJ E II 282, UAJ E II 350 (Dannemann), UAJ E II 645, UAJ E II 655, UAJ E II 668,

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Kreditgeber auf diese Weise ihre Ansprüche bei den Familien der Schuldner einzutreiben hofften.1243 Zudem bestand der Vorteil gegenüber dem Stadtarrest darin, dass dem einmal ausgeführten Arrest auf dem Karzer nur schwer zu entfliehen war.

Auf dem Karzer Gab die Hochschule dem Antrag der Gläubiger auf Personalarrest statt, wurden die Kreditnehmer vom Pedell auf den Karzer gebracht.1244 Ihre Reaktionen darauf waren unterschiedlich. Keiner versuchte sich dem Arrest zu entziehen, allerdings kommentierten auch nur wenige ihre Festnahme. Ernst Sylvester Schwabe hingegen musste erst erfragen, warum er in das akademische Gefängnis gebracht wurde.1245 Möglicherweise dachte er, er wurde wegen des nächtlichen Lärmes und seiner Teilnahme an einem Tumult eingesperrt.1246 Joseph Traugott Maria Klein bat hingegen um Verschonung. Als Begründung führte er lediglich an, dass er einen längeren Aufenthalt auf dem Karzer vermeiden wolle.1247 Die Aufsicht über die eingesperrten Universitätsbesucher hatte der Karzerwärter inne.1248 Er sorgte unter anderem für die Einhaltung der 1772 erlassenen Verfügung, welche Besuche im Gefängnis verbot.1249 Dennoch konnten Heinrich Daniel Hanker und Johann Christian Friedrich Muschter, die sich wegen unbezahlter Rechnungen in Personalarrest befanden, diese Kontrolle am 18. Februar 1823 umgehen. Muschter gab zu, seine Zelle verlassen zu haben, um seinen Kommilitonen zu besuchen, wobei er in betrunkenem Zustand, aber ohne Absicht, ein Fenster eingeschlagen habe. Daraufhin habe Hanker mit Hilfe seines

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UAJ E II 718. Insgesamt 18 (von 104; 17,3%) Universitätsbesucher wurden aufgrund von Schulden in Personalarrest genommen. UAJ E I 657 fol. 54v. Johann Elias Wilhelm Hoffmann an Universität Jena, 8. Februar 1805. UAJ E II 279 fol. 42v. Hieronymus Sillam an Universität Jena, 15. März 1823. Er unterstellte den Gläubigern, sie hielten den Schuldner nur fest, damit er ihn auslöse. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 321. Instruktion für den Pedell vom 3. November 1759 § 6. UAJ E II 273 fol. 18r. Ernst Sylvester Schwabe an Universität Jena, 23. Dezember 1822. UAJ E II 26 Bl. 18 Nr. 128. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1822]. Ebd. Bl. 1 Nr. 4. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1823]. Ebd. Bl. 2 Nr. 18. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1823]. Schwabe schickte wegen der verhängten Strafe die Gelder. Informationen zu dem Tumult konnten nicht ermittelt werden. UAJ E I 697 fol. 4v. Universitätsprotokoll, 10. August 1804. Ebd. fol. 10v. Universitätsprotokoll, 21. August 1804. Instruktion für den Karzerwärter vom 9. März 1772. Zu den Karzerwärtern in Göttingen vgl. WAGENER, Dienstpersonal, S. 303-324. Die Arrestordnung für die Studierenden von 1817 gibt diesbezüglich keinen näheren Aufschluss. Reskript bezüglich des akademischen Karzers vom 7. April 1772. Vgl. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 50.

DIE GLÄUBIGER

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Bediensteten und eines Seiles eine Flasche Rum durch das Fenster gezogen. Zu dem Vorfall befragt, gab der Wärter an, dass die Getränke ohne sein Wissen auf den Karzer gelangt seien.1250 Von der Salana wurde er zu mehr Aufmerksamkeit ermahnt, damit dies nicht noch einmal vorkomme.1251 Zudem veranlasste die Universität, die Fenster der Gefängniszelle mit Drahtgittern zu versehen, damit nichts mehr hinein geschmuggelt werden konnte.1252 Während die Inhaftierung wegen einer Strafe maximal vier Wochen betrug,1253 war der Personalarrest für die Schuldner nicht beschränkt.1254 Vielmehr variierte die Verweildauer von wenigen Stunden1255 bis hin zu einem dreiviertel Jahr,1256 denn die Entlassung war von der Zustimmung der Kreditgeber abhängig. Einen Eindruck vom Zustand der Räumlichkeiten in den Jahren um 1800 bieten die im Kontext einer geplanten Beseitigung der Mängel des Karzers entstandenen Korrespondenzen. Der Eingang zu den Räumen im Kollegienhof konnte nur gebückt passiert werden. Die Mauern waren üppig überwuchert, der Boden bestand aus leicht entfernbaren Brettern und vor den Fenstern befanden sich zumeist Gitter. Ausgestattet waren die Zimmer mit einer Pritsche wie in Criminalgefängnissen, einem Tisch und Bänken sowie einem alten, schlecht funktionierenden Ofen aus Backstein und Kachelverkleidung, der den Karzer nicht beheizen konnte, weil die Wärme zum Schornstein entwich.1257 Zudem breitete sich der Geruch des Abortes in den Räumen aus, und Mäuse, Ratten sowie anderes Ungeziefer drangen durch Öffnungen im Fußboden in die Zimmer.1258 Damit erklärt sich auch, warum Studenten es vermeiden wollten, dort bis zur Entrichtung ihrer Rückstände durch die Familie verweilen zu müssen.

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UAJ E II 282 fol. 20r-20v. Universitätsprotokoll, 19. Februar 1823. UAJ E II 279 fol. 45r-45v. Universitätsprotokoll, 27. März 1823. UAJ E II 279 fol. 47v-48r. Universitätsprotokoll, 27. März 1823. UAJ A 2551 fol. 59r. Universitätsprotokoll, 26. Februar 1822. UAJ A 2553 fol. 78v. Universitätsprotokoll, 26. Februar 1822. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 47. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 321. Die zeitliche Unbegrenztheit des Personalarrestes gab es auch an der Universität Göttingen. UAJ E I 390 fol. 4r. Universitätsprotokoll, 26. Mai 1795. UAJ E I 407 fol. 11r. Universität Jena an Regierung Weimar, Konzept, 16. Dezember 1795. Martin Langk wurde am 4. November 1795 wegen Sachzerstörung und dem entstandenen Schaden auf den Karzer gebracht. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 29. Juli 1796. Entlassen wurde er am 29. Juli 1796. UAJ E II 178 fol. 1r-1v. Ludwig Christoph Ferdinand Asverus an Universität Jena, 29. Dezember 1817. Ebd. fol. 5r. Friedrich Wilhelm Petri an Universität Jena, 28. April 1821. Ebd. fol. 10r-11r. Universitätsprotokoll, 19. Juni 1821. Die Beschreibung eines Karzer in N. N.: Das akademische Carcer. Ein Problem, in: Almanach für Aerzte und Nichtaerzte auf das Jahr 1792 (1792), S. 221-233, hier S. 230f. ähnelt sehr den Zuständen in Jena. Da die Zeitschrift vom Arzt Christian Gottfried Gruner in der Saalestadt verlegt wurde, ist nicht ausgeschlossen, dass das akademische Gefängnis der Salana beschrieben worden ist.

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DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

Ein längerer Aufenthalt in dieser Umgebung musste sich daher fast zwangsläufig negativ auf das Wohlbefinden der Universitätsbesucher auswirken.1259 Acht Monate nach seiner Arrestierung wandte sich Martin Langk aufgrund seiner sich verschlechternden Gesundheit an die Hochschule.1260 Andere Kreditnehmer erkrankten deutlich schneller.1261 Sobald der Prorektor davon erfuhr, wurde ein Arzt mit einer prüfenden Untersuchung beauftragt.1262 Johann Horn verlangte dafür explizit Daniel Jacob Griot, da dieser aber noch nicht praktizieren durfte,1263 untersuchte ihn der Medizinprofessor Wilhelm Carl Friedrich Suckow. Der Arzt kam zu dem Ergebnis, dass der von Horn genannte fehlende Appetit und Stuhlgang durchaus zu dem angespannten Bauch passe, den er ertastet habe. Zudem sei der Student etwas fiebrig, doch im Ganzen sehe er nicht kränklich aus.1264 Dem eingesperrten Carl Wilhelm Dannemann attestierte Suckow zunächst die Abträglichkeit des Karzers für seine Gesundheit.1265 Zwei Tage später, erneut über dessen Zustand befragt, gab der Arzt indes an, das Attest sei vom Kandidaten der Medizin Johann Christian Heinrich Klinger verfasst worden. Seiner Ansicht nach bestünden keine Bedenken, den Personalarrest in den Räumen des akademischen Gefängnisses weiter fortzuführen.1266 Kamen die Ärzte zu dem Ergebnis, dass die Gesundheit der Inhaftierten ernsthaft gefährdet war und sie nicht länger auf dem Karzer bleiben konnten, wurden die Gläubiger vorgeladen und befragt, wie sie weiter vorgehen wollten. Sie hatten die Wahl zwischen der Möglichkeit, die Schuldner unter Stubenarrest zu stellen1267 oder sie gegen Auflagen zu entlassen. Daher bestand die Gefahr, dass Universitätsbesucher eine Krankheit nur vortäuschten, um sich aus dem Arrest zu entwinden. Genau das unterstellte der Wirt Johann Elias Wilhelm 1259 1260

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Vgl. N. N., Akademischer Carcer, S. 232f. UAJ E I 407 fol. 43v. Martin Langk an Universität Jena, 9. Juni 1796. Vgl. Anm. 1256. Ähnlich UAJ E II 279 fol. 75v. August Gottlieb Heinrich Schlotter an Universität Jena, 5. Mai 1823. Heinrich Daniel Hanker wurde nach etwa fünf Monaten krank. UAJ E II 85 fol. 35r-36r. Rechnung, ohne Datum [1819]. Ebd. fol. 39r. Johann Friedrich August von Gohren an Universität Jena, 5. Oktober 1819. Georg Wilhelm Fuchs wurde nach einem knappen Monat wegen seiner Gesundheit vom Karzer genommen. UAJ E II 350 fol. 32r. Wilhelm Carl Friedrich Suckow an Universität Jena, 27. September 1824. Carl Wilhelm Dannemanns Gesundheit war bereits elf Tage nach Beginn des Personalarrestes angeschlagen. UAJ E I 657 fol. 55r. Universitätsprotokoll, 9. Februar 1805. UAJ E II 173 fol. 5r. Universitätsprotokoll, 11. April 1821. UAJ E II 173 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 11. April 1821. Ebd. fol. 5v. Universitätsprotokoll, 11. April 1821. UAJ E II 350 fol. 32r. Wilhelm Carl Friedrich Suckow an Universität Jena, 27. September 1824. Ähnlich UAJ E I 657 fol. 56r. Johann Christian Starke an Universität Jena, 11. Februar 1805. UAJ E II 350 fol. 35r-35v. Universitätsprotokoll, 29. September 1824. UAJ E II 85 fol. 39r. Johann Friedrich August von Gohren an Universität Jena, 5. Oktober 1819.

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Hoffmann dem wegen seiner unbezahlten Rückstände eingesperrten Bernhard Christoph Schmale. Letzterer hätte Freunden erzählt, wie leicht es sei, Blässe und Blutspucken vorzutäuschen. Um eine fahle Haut zu erhalten, habe er vor Antritt eines Strafarrestes Knoblauch und Kampfer zu sich genommen. Nachdem die Strafe abgesessen war und er für den Personalarrest auf ein besseres Zimmer kam, sei es Schmale plötzlich wieder besser gegangen. Der vermeintlich kranke Universitätsbesucher habe zudem nicht einmal eine heilsame Diät gehalten, sondern vielmehr reichlich gespeist. Dies alles ließ den Wirt Hoffmann vermuten, sein Schuldner täusche die Krankheit nur vor.1268 Um ihre Gesundheit zu erhalten, baten eingesperrte Kreditnehmer sogar um täglichen Freigang. Auch Schmale ersuchte den Prorektor darum. Dieser lehnte das Gesuch jedoch ab, denn dem ärztlichen Gutachten sei nicht zu entnehmen, dass tägliche Frischluft für die Bewahrung der Gesundheit absolut notwendig wäre. Zudem fehle der passende Ort, wo Schmale sich ohne Aufsicht frei bewegen könne. Dies war indes Bedingung, wenn die Salana dem Freigang zustimmen sollte, denn einen Bewacher wollte sie nicht abstellen, da dies die Kosten noch weiter in die Höhe getrieben hätte.1269 Neben dem finanziellen Aspekt war wahrscheinlich auch die Vermutung Johann Elias Wilhelm Hoffmanns, Schmale plane seine Flucht aus dem Karzer, ein Motiv für die Zurückweisung des Gesuchs. Zu dieser Annahme bewegte den Gläubiger einerseits das rege Kommen und Gehen der Mägde, die dabei die untere Tür, wohl eine Art Haustür, nicht verschließen würden. Hoffmanns eigene Magd, die Essen und Holz zu dem eingesperrten Studenten brachte, habe ihm vor einigen Wochen berichtet, dass nicht nur die Tür offen stehe und Schmale Besuch bekomme, sondern er diesen sogar bis zum Ausgang bringe, um sich zu verabschieden. Des Weiteren ließen ihn die beim arrestierten Universitätsbesucher befindlichen Gegenstände befürchten, dass dieser auszubrechen gedenke.1270 Der Prorektor beauftragte daraufhin den Schlosser Johann Martin Brehmer, sich die Werkzeuge genauer anzusehen und zu prüfen, ob sie für einen Ausbruch dienlich waren.1271 Brehmer kam zu dem Ergebnis, dass die Schlösser an den Türen damit nicht geöffnet werden könnten, jedoch sei das Durchfeilen der Eisenstangen möglich.1272 Ein weiterer bedeutsamer Aspekt für das Verhalten der Hochschule wird zudem darin gelegen haben, dass sie Schmale keine Annehmlichkeiten gewähren wollte. Der Grund war, dass dieser 1268 1269

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UAJ E I 657 fol. 52r-52v. Johann Elias Wilhelm Hoffmann an Universität Jena, 8. Februar 1805. Es konnten keine Informationen zum verhängten Karzerarrest gefunden werden. Ebd. fol. 72r-72v. Universitätsprotokoll, 9. Mai 1805. Ähnlich UAJ E II 279 fol. 48v-49r. Universitätsprotokoll, 27. März 1823. Mit dem Argument der Kostenverringerung wurde auch der Bedienstete von Heinrich Daniel Hanker entlassen. UAJ E I 657 fol. 53v. Johann Elias Wilhelm Hoffmann an Universität Jena, 8. Februar 1805. Ebd. fol. 55r. Universitätsprotokoll, 9. Februar 1805. Ebd. fol. 59r. Universitätsprotokoll, 16. Februar 1805.

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sich lange Zeit weigerte, den geforderten Eid abzuleisten und damit den Personalarrest zu verlassen – obwohl die Kläger dies seit einiger Zeit ebenso wollten.1273 Untermauert wird diese Vermutung durch das Gesuch von Johann Horn um Freigang aus dem Jahr 1821, welches genehmigt wurde. Er durfte während seiner Zeit im akademischen Gefängnis täglich eine Stunde auf dem Kollegienhof verbringen.1274 Eine anhaltende Unterbringung auf dem Karzer barg einerseits die Gefahr einer ernsthaften Erkrankung der Schuldner in sich und trieb andererseits die Kosten für die Verpflegung in die Höhe.1275 Zunächst nahmen die Gläubiger das in der Hoffnung in Kauf, die Eltern würden sich ihrer Söhne annehmen und sie durch das Begleichen der Rückstände schnell aus dem Arrest auslösen. Ein besonders anschauliches Beispiel für die Strategien der Akteure ist der Fall von Franz Johann von Martin. Über den königlich-sächsischen Beichtvater Joseph Preißler wurde der Salana und damit auch den Kreditgebern bekannt gemacht, dass der Student während seines Studiums in Jena der Familie bereits genug Kosten verursacht habe und die Mutter ihm nicht mehr helfen könne und wolle. Die Situation, in der sich von Martin jetzt befinde, solle für ihn daher eine Lehre sein.1276 Trotz dieser deutlichen Hilfsverweigerung hielten die Kläger weiter am Personalarrest fest und baten die Hochschule um ein erneutes Schreiben an die Mutter.1277 Ein Onkel, den von Martin durch die Universität kontaktieren ließ, antwortete, dass die Zeit auf dem Karzer für seinen Neffen mehr eine Wohltat als eine Strafe sei und dieser so endlich einmal der Realität ins Auge blicken könne, wohin ihn sein Leichtsinn bringe.1278 Während der Onkel nicht mehr um Unterstützung gebeten wurde, erwarteten die Gläubiger trotzdem immer noch, dass sich die mütterliche Fürsorge durchsetzen und sie ihren Sohn letztlich aus dem Gefängnis befreien werde.1279 Wie groß die Hoffnung war, die Mutter zur Bezahlung bewegen zu können, zeigt sich daran, dass sie von Martin um keinen Preis gehen lassen wollten, obwohl er bereit war, mittels Eid zu versichern, sofort seine Verbindlichkeiten zu begleichen, sobald er Geld verdiene.1280 Drei Wochen 1273 1274 1275 1276 1277 1278 1279 1280

Ebd. fol. 79r-79v. Universität Jena an Regierung Weimar, Konzept, 23. Mai 1805. UAJ E II 173 fol. 9r-9v. Universitätsprotokoll, 27. April 1821. Ebd. fol. 13r-13v. Universitätsmissiv, 29. April 1821. Vgl. UAJ E I 657 fol. 62r. M. M. Schmale an Universität Jena, 26. Februar 1805. Dies prangerte auch die Mutter des eingesperrten Bernhard Christoph Schmale an. UAJ E I 986 fol. 17r. Joseph Preißler an Universität Jena, 30. Dezember 1816. Ebd. fol. 18r-18v. Universitätsprotokoll, 6. Januar 1817. Ebd. fol. 26v-27r. Universität Jena an Magdalena von Martin, Konzept, 7. Januar 1817. Ebd. fol. 25r-26v. Joseph Stowasser an Universität Jena, Konzept, 7. Januar 1817. Ebd. fol. 31v. Universität Jena an Joseph Stowasser, 17. Januar 1817. Ebd. fol. 33r. Universitätsprotokoll, 31. Januar 1817. Ebd. fol. 35r. Universitätsprotokoll, 24. Februar 1817. Ähnlich UAJ E I 657 fol. 76r-76v. Universitätsprotokoll, 25. Mai 1805. Obwohl die Gläubiger über die Zahlungsunfähigkeit

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verstrichen ohne eine Antwort von der Familie und ohne Übermittlung eines Wechsels, bis die Salana erneut an die Mutter appellierte. Bei ihrem Sohn merke man die Reue über seinen Leichtsinn, und wenn dies ihr Ziel gewesen sei, so habe sie es erreicht. Ihm sei es daher nun zu gönnen, dass er durch ihr Eingreifen aus dem Karzer entlassen werden könne.1281 Trotz Anwendung dieser psychologischen Strategie erhielten die Kläger keinen Taler, und um die Kosten nicht noch mehr anwachsen zu lassen, stimmten sie letztlich unter der Ableistung des bereits benannten Eides zu, von Martin aus dem Personalarrest zu entlassen.1282 Nur wenige Tage, nachdem er juratorische Kaution geleistet hatte, ging ein Schreiben ein, dass die Mutter nun doch versuchen wolle, die notwendige Summe für die Regulierung bis August 1817 aufzubringen.1283 Zwar hatte die Familie mit ihrem Vorgehen es geschafft, Franz Johann von Martin ohne direkte Tilgung seiner Schulden aus dem Karzer zu befreien, doch auch die Gläubiger waren mit ihrer Unnachgiebigkeit – zumindest bis die Kosten den Nutzen in ihren Augen relativierten – ihrer Bezahlung einen Schritt näher gekommen. Bei Martin Langk, der wegen angerichteten Schadens im akademischen Gefängnis war,1284 wollten sämtliche Kreditgeber von vornherein keinen Personalarrest. Später gaben sie zu Protokoll, sie würden immer noch nicht darauf bestehen, da ihre Forderungen gering seien.1285 Ansprüche von über 300 Talern konnten keineswegs als gering bezeichnet werden, dennoch bestanden sie nicht auf die Sicherheitsverwahrung auf dem Karzer. Mehr als die dadurch entstehenden Kosten wird bei Martin Langk sein persönliches Schicksal ausschlaggebend gewesen sein. Obwohl die Salana an den Vater appellierte und ihn zum Handeln bewegen wollte,1286 schickte dieser für seinen Sohn kein Geld mehr und würde, nach Meinung anderer Studenten, dessen Schulden auch nicht übernehmen. Zudem hatten sich seine Landsleute von ihm abgewandt, als Langk in den schwarzen Orden eingetreten war.1287 Daher hielten die Gläubiger eine Investition in die Verpfle-

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von Bernhard Christoph Schmales Mutter informiert wurden, bestanden sie weiterhin auf Arrest. UAJ E I 986 fol. 37v. Universität Jena am Magdalena von Martin, Konzept, 24. Februar 1817. Ebd. fol. 39r. Universitätsprotokoll, 11. März 1817. Ebd. unpag. Carl Anton Zimmer an Universität Jena, 15. März 1817. UAJ E I 407 fol. 11r. Universität Jena an Weimarer Regierung, Konzept, 16. Dezember 1795. Ebd. fol. 4r. Universitätsprotokoll, 5. Dezember 1795. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 29. Juni 1796. Ebd. fol. 21r. Johann Jacob Griesbach an Langk, Konzept, 15. Januar 1796. Ebd. fol. 12v-13r. Universität Jena an Weimarer Regierung, Konzept, 16. Dezember 1795. Mit dem schwarzen Orden war der Harmonistenorden gemeint. Zu den Harmonistenorden vgl. Wilhelm FABRICIUS: Die Studentenorden des 18. Jahrhundert und ihr Verhältniß zu den gleichzeitigen Landsmannschaften. Ein kulturhistorischer Versuch, Jena 1891.

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gung des Universitätsbesuchers während des Arrestes für wenig erfolgversprechend und waren nicht gewillt, zusätzliche finanzielle Mittel aufzuwenden.

Die Entlassung aus dem akademischen Gefängnis Die unter Personalarrest stehenden Kreditnehmer konnten unter verschiedenen Umständen aus dem Karzer entlassen werden. Der einfachste Weg bestand in der Tilgung der Rückstände, womit der Grund für den Arrest hinfällig wurde.1288 War die Bezahlung der Schulden nicht sofort möglich, die Gläubiger aber prinzipiell mit der Freilassung einverstanden, wurden Absprachen für die Rückerstattung ausgehandelt. So bestand der Bruder des arrestierten Robert Dörtinger auf dessen sofortige Entlassung und versprach zugleich, nach Ablauf einer dreimonatigen Zahlungsfrist die Verbindlichkeiten zu tilgen.1289 Da die Kreditgeber dies akzeptierten, konnte ihr Schuldner noch am selben Tag den Karzer verlassen.1290 Viele Universitätsbesucher verfügten allerdings nicht über derartige Unterstützung. Erkannten die Kläger dies und rechneten nicht mit einer baldigen Auslösung der Arrestierten und der damit zusammenhängenden Übernahme der angelaufenen Kosten, überdachten sie oftmals ihr Handeln.1291 Wurden die Studenten aus dem Karzer entlassen, mussten sie noch am selben Tag die Saalestadt verlassen. Obwohl sie wegen ihrer Schulden nicht mit dem consilium abeundi oder der Relegation belegt wurden, hatten sie aufgrund ihrer liederlichen Lebensweise auf Pump ihr akademisches Bürgerrecht verwirkt und somit unverzüglich abzureisen.1292 Da die Gläubiger nicht allein darauf vertrauten, dass sie später bezahlt werden würden, verlangten sie als Sicherheit die Ableistung der juratorischen Kaution.1293 Auch die Stellung von Bürgen forderten sie zuweilen ein.1294 1288

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UAJ E I 657 fol. 91v. Universitätsprotokoll, 12. Juli 1805. UAJ E II 273 unpag. Universitätsprotokoll, 17. Januar 1823. UAJ E II 645 fol. 92r. Universität Jena an Hüttemann, Konzept, 15. Juli 1830. UAJ E II 668 fol. 33r-35v. Universitätsprotokoll, 5. September 1830. Ähnlich UAJ E II 655 fol. 31r. Universitätsprotokoll, 9. November 1830. UAJ E II 668 fol. 36v. Universitätsprotokoll, 5. September 1830. UAJ E I 407 unpag. Universitätsprotokoll, 29. Juni 1796. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 130. UAJ E I 407 fol. 37r-37v. Konzept des Eides, ohne Datum [Mai 1796]. Ich, Martin Lang, schwöre hiermit zu Gott, dem mächtigen und allwißenden, diesen wahren und leibliche Eyd, daß ich die mir zuerkannten Entschädigungs-Kosten an 15rt 8gl ingleichen den zum Reisegeld und zu Einlösung nothwendiger Kleidungs Stücke gethanen Vorschuß an 25rt 19gl und meine übrigen hier gewürkten Schulden jedoch leztern nach dem ContoMandat, nach welchen solche auf 152rt 10gl 6d reduciret worden mithin überhaupt die Summe von 193rt 13gl 6d wenn ich ad meliorem fortunam gelangen werde, bezahlen, mich sofort nach Entlaßung aus dem Arrest von hier wegbegeben, auch weder an der Academie noch an sonst Jemand wegen des erlittenen Arrests mich rächen will: so wahr mir Gott helfe durch Jesum Christum. Amen. UAJ E I 267 unpag. Universitätsprotokoll, 27. April 1792. UAJ E I 390

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Bevor die Schuldner jedoch endgültig abreisen durften, war abschließend noch die Frage zu klären, wer die angefallenen Gebühren beglich. Wurde das Gesuch auf Personalarrest von der Salana abgewiesen, hatten die Antragssteller die durch die Anfrage entstandenen Unkosten zu tragen.1295 Waren die Studenten indes arrestiert worden, mussten die Kreditnehmer die Sitzgebühr bezahlen,1296 welche in den ersten drei Tagen mit jeweils sechs Groschen täglich, danach mit einem Groschen berechnet wurde.1297 Zuweilen weigerten sich die Familien oder Vormünder, weniger die Schuldner selbst, die entstandenen Kosten zu übernehmen. Der Vormund von Heinrich Daniel Hanker argumentierte, wenn die Gläubiger sich gleich an ihn gewandt hätten, hätte er die legitimen Forderungen sofort getilgt und die Gebühren wären gar nicht erst entstanden.1298 Daher sei es nicht an ihm, diese zu übernehmen. Genutzt hatte der Protest letztlich nichts. Erst als der Bevollmächtigte August Gottlieb Heinrich Schlotter die Quittungen für die Erstattung der Verbindlichkeiten samt Kosten der Hochschule vorlegte, wurde Hanker aus dem Karzer entlassen.1299

7.3.4. Elemente des individuellen Agierens Die Gläubiger und Schuldner waren Individuen mit eigenen Vorstellungen, Absichten, Handlungsweisen und Zielen. In gleichem Maße traf dies auch auf die Professoren der Salana zu. Alle Akteure waren bestrebt, bei der Regulierung das Beste für sich selbst herauszuholen. Für die Kreditgeber ging es um den vollständigen Erhalt der von den Universitätsbesuchern bei ihnen angehäuften Schulden. Wie bereits aufgezeigt werden konnte, traten bestimmte Handlungselemente, wie

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fol. 2r-2v. Universitätsprotokoll, 26. Mai 1795. UAJ E I 657 fol. 95r-95v. Universitätsprotokoll, 13. Juli 1805. UAJ E I 986 fol. 39r. Universitätsprotokoll, 11. März 1817. UAJ E II 173 fol. 26v. Universitätsprotokoll, 29. Mai 1821. UAJ E I 554 unpag. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 28. Januar 1800. UAJ E I 858 unpag. Universitätsprotokoll, 31. August 1809. UAJ E II 85 fol. 13r-14r. Universitätsprotokoll, 11. September 1819. UAJ E II 655 fol. 33v. Universitätsprotokoll, 9. November 1830. UAJ E II 718 unpag. Universitätsprotokoll, 28. März 1831. UAJ E II 645 fol. 58v. Universitätsprotokoll, 25. Juni 1830. Ebd. fol. 61v. Universitätsprotokoll, 25. Juni 1830. UAJ E I 390 fol. 3v. Universitätsprotokoll, 26. Mai 1795. UAJ E I 407 fol. 21r. Johann Jacob Griesbach an Langk, Konzept, 15. Januar 1796. UAJ E I 657 fol. 91v. Universitätsprotokoll, 12. Juli 1805. UAJ E II 350 fol. 27r. Universitätsprotokoll, 17. September 1824. UAJ E II 718 unpag. Universitätsprotokoll, 28. März 1831. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 51. Dies galt ebenso für die schuldenhalber arrestierten Studenten. Vgl. die Auflistung der Karzergebühren in UAJ E II 282 fol. 19r. Rechnung, 19. Februar 1823. UAJ E II 279 fol. 43r. Hieronymus Sillam an Universität Jena, 15. März 1823. Ebd. fol. 72r-72v. Universitätsprotokoll, 5. Mai 1823. Ebd. fol. 73r. Universitätsprotokoll, 7. Mai 1823.

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beispielsweise der Arrest in seinen verschiedenen Formen, immer wieder in Erscheinung, da die Kläger so ihr Ziel schneller erreichen konnten. Deren Effektivität hing jedoch nicht ausschließlich von ihnen selbst ab. Weigerten sich die Studenten oder deren Angehörige, Geld zu senden, erhielten auch die aktivsten Gläubiger keine Bezahlung.1300 Andererseits wurden zuweilen Rückstände bei Kreditgebern getilgt, die lediglich ihre Rechnungen angemeldet hatten und danach passiv blieben.1301 Es gab demnach keine zwangsläufige Verbindung zwischen dem Verhalten der kreditgebenden Einwohner und der Erstattung ihrer Ansprüche. Damit erklären sich auch das Fehlen von konkreten Regulierungsstrategien sowie die sichtbaren Ambivalenzen im Handeln der Gläubiger vor dem akademischen Gericht. Das Verhalten war immer von der vorgefundenen Situation abhängig. Dies zeigte sich nicht nur im Rahmen der Gesetze, sondern auch, wenn die Kläger außerhalb der Rechtsmittel agierten. Daher sind die verschiedenen Verhaltensweisen keineswegs als voneinander separiert zu betrachten, auch da sie sich nicht gegenseitig ausschlossen. Vielmehr gingen sie Hand in Hand und bedingten sich wechselseitig.

Zusammenschluss und Eigeninitiative Wenn die Kreditgeber universitäre Unterstützung bei der Eintreibung ihrer Ansprüche einforderten, folgten ihnen in einer Kettenreaktion weitere Gläubiger am selben oder nächsten Tag. Das gemeinsame Streben nach Bezahlung vereinte sie in ihrem Handeln. Sie schlossen sich im Prozess zusammen und traten vereint für ihre Forderungen ein.1302 Dies scheint allerdings zumeist nicht aktiv verabredet worden zu sein, doch aufgrund derselben Ziele und der begrenzten Rechtsmittel konnte eine einheitliche Vorgehensweise nicht ausbleiben. Dass die Gläubiger sich jedoch teilweise auch im Vorfeld der Vorladungen besprachen, wird im Verlauf des Schuldenprozesses von Johann Theodor Carl Herrlich deutlich. Hier erschien der Schneider Carl Christian Müller im Namen der übrigen Kläger und

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UAJ E II 201. UAJ E I 892 unpag. Rechnung, 26. Mai 1810. Ebd. unpag. Protokoll, 11. Januar 1811. So ist vom Schneider Anton Georg Bernhardt Arste einzig die Rechnung überliefert. Er selbst trat, im Gegensatz zu den anderen Kreditgebern von Peter Friedrich Heinrich Christian Carl von Lowtzow, nicht vor dem akademischen Gericht in Erscheinung. Dennoch wurde seine Forderung vollständig bezahlt. Ähnlich UAJ E I 658 unpag. Quittung, 21. März 1805. Nach dem Tod von Philipp Jacob Stoffregen gaben dessen Gläubiger nur ihre Rechnungen ab und blieben danach passiv. Da von der Familie jedoch genug Geld geschickt wurde, erhielten sie alle ihre kompletten Ansprüche bezahlt. UAJ E I 1002 fol. 13r. Rechnung, 21. März 1817. Ebd. unpag. Quittung, 29. Juli 1817. Auch der Schneider Johannes Artus wurde trotz seines passiven Verhaltens fast vollständig bezahlt. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 317 konnte dieses Verhalten der Gläubiger in Göttingen nicht nachweisen.

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gab zu Protokoll, dass die goldene Uhr, die der Universitätsbesucher von seinem Kommilitonen Friedrich von Zepelin geliehen habe, vorteilhaft verkauft werden solle.1303 Die zwischen den Kreditgebern bestehenden Kommunikationsnetzwerke nutzte die Hochschule ebenfalls. Mehrfach wurden einzelne Gläubiger beauftragt, die übrigen über den aktuellen Stand der Regulierungsbemühungen zu informieren.1304 In fast allen Prozessen vertraten die Kläger gemeinsam ihre Interessen. Dabei gab es keinerlei Schranken, weder gesellschaftlicher noch geschlechtlicher oder finanzieller Art. Bei den Gläubigern, die die Wirtin Johanna Sophia Wölker zu informieren hatte, handelte es sich um den Mediziner Friedrich Ferdinand Bretschneider, den Barbier Carl Friedrich Gidda, den Stiefelwichser Joseph Kley, den Schneider Daniel Christian Kühn, die Beutler Johann Valentin Müller und Johann Martin Thomas Pohmer, den Theologieprofessor Johann Wilhelm Schmidt, den Hofbuchkommissar Johann Gottfried Voigt sowie den Apotheker Immanuel Christian Wilhelmi.1305 Die Kreditgeber einte das Bestreben nach Rückzahlung ihrer Ansprüche, weshalb die gering verdienenden Aufwärterinnen gemeinsam mit mittelständischen Handwerkern und den zuweilen vermögenden Professoren gemeinsam agierten. Dies hatte den entscheidenden Vorteil, dass die Gläubiger sämtliche Kosten für die Korrespondenz mit den Eltern, anderen Universitäten oder Obrigkeiten sowie die durch die verschiedenen Formen des Arrestes entste1303

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UAJ E I 554 unpag. Universitätsprotokoll, 4. September 1801. Ähnlich UAJ A 2242 fol. 56r. Universitätsprotokoll, 29. August 1817. UAJ E I 974 fol. 20r. Universitätsprotokoll, 8. August 1816. Die Gläubiger von Andreas Conrad Ludwig Renzhagen erbaten sich Zeit, um sich mit den übrigen Kreditgebern zu bedenken. Dass es sich bei der Uhr nicht um das Eigentum des Schuldners handelte, spielte für die Universität keine Rolle. Dies ist insofern verwunderlich, da andere Einwohner ihr Eigentum zurück erhielten. Vgl. Kapitel 7.3. – Der Arrest auf zurückgelassene Gegenstände der Schuldner. Zum Eigentum in der Frühen Neuzeit vgl. CARIUS, Recht durch Eigentum. GROCHOWINA, Eigentum der Frauen, S. 169-181. UAJ E I 318 fol. 54r. Universitätsprotokoll, 24. Juli 1797. UAJ E II 645 fol. 126r. Universitätsprotokoll, 27. Juni 1832. UAJ E I 318 fol. 54r. Universitätsprotokoll, 24. Juli 1797. Ähnlich UAJ E II 645 fol. 126r. Universitätsprotokoll, 27. Juni 1832. Der Wirt Christian Wilhelm Traugott Moses und der Tuchmacher Friedrich Weimar wurden von den übrigen Gläubigern zu ihren Bevollmächtigten ernannt. Bei diesen Kreditgebern handelte es sich um den Schneider Johannes Artus, den Pedell Johann Georg Dorschel, den Kaufmann Joseph Ferrario, den Drechsler Carl Friedrich, den Kaufmann Friedrich Heimbürge, den Hofbäcker Heinrich Gottlob Johann Kayser, den Kürschner Johann Gottlieb Kirschner, die Witwe Maria Dorothea Linke, die Wäscherin Sophie Löfel, die Witwe Friederike Metzold, den Zimmermeister Johann Christoph Planer, den Beutler Johann Heinrich Pohmer, den Apotheker Friedrich Wilhelm Rittler, den Stiefelwichser Wilhelm Schöning, den Wirt Christian Strickert, den Goldschmied Johann Christoph Thorn, den Schuhmacher Johann Christian Heinrich Tonndorf, den Buchbinder Carl Friedrich Heinrich Vater, den Kaufmann Heinrich Ernst Voigt, die Aufwärterin Henrietta Susanna Dorothea Wegel, den Schuhmacher Valentin Weidner und den Chirurgen Christian Gottfried Zimmermann.

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henden Gebühren gemeinsam trugen. Dadurch wurde die gerichtliche Schuldeneintreibung auch für jene interessant, die nur eine kleine Summe einforderten. Denn bei einer alleinigen Klage konnten die entstehenden Unkosten schnell größer werden als die eigentliche Rechnung. Ein Hallenser Kaufmann fragte daher bei der Salana zunächst nach, ob seine sich auf 7rt 2gl belaufenden Ansprüche ohne erhebliche Kosten eingeklagt werden könnten. Sofern das möglich sei, fordere er die Regulierung mit dem gegenwärtigen Schreiben ein.1306 Zogen Personen ihre Anträge aus finanziellen Gründen, oder weil sie auf die individuellen Zahlungszusagen vertrauten, wieder zurück,1307 bedeutete dies nicht zwangsläufig eine Aufhebung der zuvor eingesetzten Rechtsmittel. Waren sich die Gläubiger uneinig, ob sie beispielsweise die Fortführung des Personalarrestes wollten, hing es davon ab, ob die Befürworter auch alleine die Verpflegung des Schuldners übernahmen.1308 Die Verbleibenden traten danach einfach von dem Rechtsmittel zurück. Die Witwe Mariana Johanna Juliana Hertel verhielt sich indes genau entgegengesetzt. Dem Prinzip nach verdeutlicht ihr Verhalten aber die Handlungsmöglichkeiten der Kreditgeber. Unter verschiedenen Bedingungen sprach sie sich für die Entlassung von Carl Wilhelm Dannemann aus dem Karzer aus. Als der Wirt Ernst Bauer jedoch weiterhin auf den Arrest bestand und für die Verköstigung aufkommen wollte, war es dem Schuldner dadurch nicht mehr möglich, die Hertel zuvor gegebenen Versprechen einzulösen. Da die Witwe dadurch nicht mit ihrer Bezahlung rechnen konnte, stimmte sie schließlich der Aufrechterhaltung des Arrestes und der anteiligen Übernahme der Kosten zu.1309 Letztlich fanden die Kläger untereinander immer eine Einigung bezüglich ihres Handelns. Dies war notwendig, weil sonst einerseits die Kosten stetig anstiegen, während andererseits die Chance auf eine Tilgung zunehmend sank. Vor dem akademischen Gericht kam es daher zu keinen expliziten Streitigkeiten, nicht zuletzt weil Kreditgeber, die sich aus der universitär geführten Regulierung zurückzogen, sich anderweitig um ihre Bezahlung kümmerten. Dennoch gab es Konfliktpotential. Zum einen mit den Universitätsbesuchern, da diesen bei Uneinigkeit der Gläubiger meist die härtere Sicherheitsleistung drohte. So wollte ein großer Teil der Kreditgeber von Florenz Kley ihren Schuldner erst abreisen lassen, wenn er seine Rückstände vollständig getilgt habe. Der Rest bestand hingegen nicht darauf. Aufgrund der Uneinigkeit, so die Universität an den Bevollmächtigten des Vaters, werde Kley wohl bald unter Personalarrest gestellt wer-

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UAJ E II 489 fol. 3r. Madut an Universität Jena, 31. Januar 1827. UAJ E II 279 fol. 46r-46v. Universitätsprotokoll, 27. März 1823. UAJ E II 568 fol. 52v-53r. Universitätsprotokoll, 4. Juni 1830. UAJ E II 645 fol. 44r. Universitätsprotokoll, 23. Juni 1830. UAJ E II 279 fol. 46r-46v. Universitätsprotokoll, 27. März 1823. UAJ E II 350 fol. 29r-30r. Universitätsprotokoll, 20. September 1824.

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den.1310 Zum anderen gab es unter den Klägern selbst potentielle Streitauslöser. Dabei ging es ausnahmslos um die Rangfolge bei der Verteilung des für die Regulierung gesandten Geldes. Ein kleiner Teil der Kreditgeber von Leonhard Dietrich Probst forderte zuerst die Erstattung der ältesten Forderungen vom eingegangenen Wechsel. Daher sollte der Wirt Christoph Pöschel zunächst nichts bekommen, weil er für seine zurückliegenden Rechnungen bereits ein paar Taler erhalten und nun neue Schulden angemeldet habe. Zudem seien einigen Klägern die Ansprüche der Aufwärterin Wilhelmine Schulz vollkommen unverständlich, da diese selbst kein Geheimnis daraus mache, dass der Vater von Probst sie bereits bezahlt habe.1311 Der Antrag der protestierenden Gläubiger wurde im Concilium arctius erörtert und abgewiesen.1312 Eine ähnliche Situation ergab sich auch im Fall von Heinrich Adelbert Carl von Pfaffenrath. Die Forderung nach einer bevorzugten Entrichtung der älteren Verbindlichkeiten war allerdings überflüssig geworden, da das gesandte Vermögen alle Rückstände abdeckte.1313 Einige wenige Kreditgeber zogen aus ihrer Stellung sogar Vorteile, um vor den übrigen bezahlt zu werden. Der Universitätsamtmann Christian Ludwig Friedrich von Gohren erbat als einziger aus dem in Arrest befindlichen Vermögen von Theodor Mund einen Abschlag auf seine Ansprüche. Er verpflichtete sich dazu, wenn ihm bei der Verteilung des Geldes ein kleinerer Abschlag zugesprochen werde, den bereits erhaltenen Überschuss zurückzugeben. Sein Gesuch wurde bewilligt,1314 allerdings gewiss nur, weil er ein wichtiges Amt innerhalb der Salana bekleidete. Der nicht genauer zu identifizierende Konsistorialassessor Wölker bezahlte sich sogar gleich selbst, indem er von jenem Teil des Wechsels von Werner Amadeus Ludwig von Behmen, der für die Reise und dafür notwendige Anschaffungen bestimmt war, die schuldige Kreditsumme für sich zurückhielt und nur den verbleibenden Rest an die Universität heraus gab.1315 Indes kam derartiges nur sehr selten vor, und in keinem der benannten Fälle erhoben sich die übrigen Kläger, um der Regulierung zu widersprechen, obwohl die Verteilung des Geldes das größte Konfliktpotential in sich barg. Ferner berief sich auch kein

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UAJ E II 645 fol. 56v. Universität Jena an Hüttemann, Konzept, 24. Juni 1830. UAJ E I 319 unpag. Universitätsprotokoll, 29. Juni 1793. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 358. UAJ A 341 fol. 43v. Universitätsprotokoll, 6. Juli 1793. Ähnlich UAJ E I 657 fol. 91v. Universitätsprotokoll, 12. Juli 1805. Die Wirte Johann Elias Wilhelm Hoffmann und Johann Wilhelm Wöllmer, die beide Personalarrest für Bernhardt Christoph Schmale forderten und somit für dessen Verpflegung aufzukommen hatten, verlangten die Aufteilung der gesandten 40 Louisd’or allein unter ihnen, womit sie auch erfolgreich waren. UAJ E I 1004 fol. 4r. Universitätsprotokoll, 6. Oktober 1817. Ebd. fol. 6r. Universitätsprotokoll, 6. Oktober 1817. UAJ E II 534 fol. 10r-10v. Universitätsprotokoll, 14. August 1828. UAJ E I 560 unpag. Universitätsprotokoll, 8. August 1800.

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Gläubiger auf die akademischen Gesetze, die einigen von ihnen eine vorrangige Bezahlung ihrer Forderungen rechtlich garantierten.1316 Ein Grund für dieses Verhalten mag in der Ambivalenz der universitären Entscheidungen gelegen haben.1317 Ein anderer war, dass viele Kreditgeber versuchten, durch eigene Initiative die Bezahlung ihrer Forderungen zu erreichen, wie bereits an zahlreichen Stellen sichtbar geworden ist. Dies geschah vorwiegend abseits der Rechtsmittel und damit ohne die Beteiligung der Hochschule, so dass in den Archiven wenig darüber überliefert ist. Handlungsleitend für das selbstständige Agieren kann ein psychologisches Motiv gewesen sein. Eine singuläre Rechnung, die meist geringer ausfiel, werden die Familien vermutlich schneller und bereitwilliger bezahlt haben als zahlreiche Ansprüche, die möglicherweise ihre finanziellen Möglichkeiten überschritten. Zudem gingen die Gläubiger auf diesem Wege sicher, dass sie das erhaltene Geld nicht mit anderen Klägern teilen mussten. In dieser Hoffnung schrieben sie an die Eltern, die Vormünder oder die Bevollmächtigten sowie an die rechtlichen Instanzen, von denen sie sich Unterstützung erhofften.1318 Peter Friedrich Heinrich Christian Carl von Lowtzow muss dies aus unbekannten Gründen sehr gestört haben, denn in einem Brief an die Salana teilte er dieser mit, dass seine ehemaligen Kreditgeber ihn nicht mehr belästigen sollten.1319 Auch der Advokat Johann Georg Dürrschmidt, Schwager von Carl Ludwig Sand, beschwerte sich über die anhaltenden Briefe des Schuhmachers Johann Friedrich Christian Gerhardt, die dieser trotz mehrmaliger Unterlassungsaufforderungen an den Vater des Studenten sandte.1320 Andere Kreditgeber erhielten hingegen positive Antworten von den Familien und kamen somit ihrem Ziel der Bezahlung ein Stück näher.1321 1316 1317 1318

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Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 114. Vgl. Kapitel 7.5.3. UAJ A 2304 unpag. Universität Jena/ Johanne Magdalena Roux an Kühnell, Abschrift, 12. Dezember 1803. UAJ E I 615 unpag. Universitätsprotokoll, 2. März 1803. UAJ E I 697 fol. 23v. Universitätsprotokoll, 28. Oktober 1807. UAJ E II 196 fol. 2r. Herquet an Universität Jena, 7. September 1821. UAJ E II 282 fol. 10r. Amt Oschatz an Universität Jena, 13. Februar 1823. UAJ E II 287 fol. 13v. Johann Georg Schreiber an Universität Jena, 15. März 1823. UAJ E II 330 fol. 12r. Christian Gotthelf Gretsel an Universität Jena, 24. Juni 1824. UAJ E II 350 fol. 57r. Amt Reinbeck an Universität Jena, 12. Oktober 1824. UAJ E II 541 fol. 7r. Universitätsprotokoll, 15. Juli 1828. UAJ E II 568 fol. 24r-24v. Georg Crusen an Stadtmagistrat zu Schleusingen, Abschrift, 18. Februar 1829. UAJ E II 600 fol. 17r. Carl Friedrich Zerenner an Heinrich Reinhardt, Abschrift, 10. Dezember 1828. UAJ E I 892 unpag. Peter Friedrich Heinrich Christian Carl von Lowtzow an Universität Jena, 19. November 1810. UAJ E II 72 fol. 9v. Johann Georg Dürrschmidt an Universität Jena, 25. Juni 1819. Ebd. fol. 7r. Carl Ludwig Sand an Johann Friedrich Christian Gerhardt, Abschrift, 19. April 1819. UAJ E I 853 unpag. Universitätsprotokoll, 6. Juli 1809. UAJ E II 72 fol. 21r-21v. Johann Georg Dürrschmidt an Universität Jena, 19. Juli 1819. Obwohl der Schwager von Carl

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War diese Beharrlichkeit zwar eine von den Familienangehörigen der Schuldner oft als störend empfundene Belästigung, so verstießen die Gläubiger mit ihren Briefen jedoch gegen keine Verordnung. Beinahe rechtswidrig verhielt sich dagegen der Wirt Ernst Bauer in seiner Bemühung um die Rückerstattung der an Carl Wilhelm Dannemann gewährten Kredite. Dieser schrieb im September 1824 an das königlich dänisch-holsteinische Amt Reinbeck, dass Dannemann wegen Schulden in Jena auf dem Karzer sitze und ihm die Relegation drohe, wenn die sich auf etwa acht Louisd’or belaufenden Rückstände nicht beglichen würden.1322 Dass sich ein Kläger von sich aus an eine obrigkeitliche Behörde wandte, verwundert nicht, dass Bauer im Namen der Salana schrieb, ging indes deutlich zu weit. Daher wurde er von der Universität zurechtgewiesen, die betonte, ihn zu keiner Zeit angewiesen zu haben, diesen Brief zu verfassen. Der Wirt erklärte daraufhin, dass er nicht mehr wisse, wie er das Schreiben exakt abgefasst habe, er bezweifle jedoch die Richtigkeit des ihm gemachten Vorwurfes. Sollte er sich irren, so entschuldige er sich natürlich.1323 Über den Brief des Wirtes konnten keine weiteren Informationen in Erfahrung gebracht werden, doch die Reaktion des Vaters von Dannemann ist belegt. Da ihn die Nachricht von der Karzerhaft seines Sohnes sehr erschüttert habe, sende er so viel Geld für die Forderungen, wie ihm möglich sei. Weil er allerdings bereits einige Zeit zuvor sechs Louisd’or geschickt habe und gegenwärtig selbst über wenig finanzielle Ressourcen verfüge, zudem noch kränklich sei, bringe er nicht mehr als drei Louisd’or auf.1324 Trotz der Schelte des Prorektors erwies sich das eigenständige Handeln des Wirts als erfolgreich, da zumindest ein Teil der Verbindlichkeiten getilgt wurde.1325 Einen etwas anderen Weg schlug die Witwe Maria Dorothee Tröbitz 1825 ein.1326 Nachdem sie sich bereits seit einem Jahr mit der Anerkennung ihrer Ansprüche durch ihren in Siebenbürgen lebenden Schuldner Joseph Traugott Maria Klein auseinandergesetzt hatte, wandte sie sich an die dortige kaiserlichkönigliche österreichische Hofkanzlei. Durch eine österreichische Gesandtschaft in Dresden erfuhr das großherzogliche Staatsministerium in Weimar von dem Schreiben. Die Landesregierung beauftragte das Stadtgericht Jena, der Sache

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Ludwig Sand sich über die Briefe beschwerte, sandte er dennoch Geld für die Forderungen des Schuhmachers Johann Friedrich Christian Gerhardt. UAJ E II 350 fol. 57r. Amt Reinbeck an Universität Jena, 12. Oktober 1824. Heute wird die Stadt ohne c, Reinbek, geschrieben. Ebd. fol. 61r-62r. Universitätsprotokoll, 23. Oktober 1824. Ebd. fol. 57r-58r. Amt Reinbeck an Universität Jena, 12. Oktober 1824. Ebd. fol. 64r. Quittung, 24. Oktober 1824. Ähnlich UAJ E II 645 fol. 104r. Universität Halle an Universität Jena, 24. Januar 1831. Die Aufwärterin Henrietta Susanna Dorothea Wegel, die von Florenz Kley die Bezahlung ihrer Forderungen verlangte, wandte sich hilfesuchend an die Universität Halle, wo der Schuldner sich aufhielt.

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nachzugehen, welches wiederum Informationen von der Hochschule einholte.1327 Zwei Jahre später hatte die Gläubigerin die von ihr geforderte Summe immer noch nicht erhalten, weshalb sie sich an den geheimen Legationsrat Peter von Piquot wandte, der als Gesandter des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach am österreichischen Hof in Wien weilte.1328 Da er es bereits geschafft habe, mehrere Studenten aus dem österreichischen Vielvölkerstaat zur Bezahlung ihrer bereits länger zurückliegenden Rechnungen zu bewegen, ersuche Tröbitz ihn, dahingehend auf Klein einzuwirken, dass dieser ebenfalls seine Schulden begleiche.1329 Zwar half von Piquot ihr und schrieb an den Schuldner, doch da dieser mittlerweile verstorben und seine Witwe mittellos war, blieb der Klägerin nichts anderes übrig, als die wenigen Taler, die sich im Depot der Salana befanden, anzunehmen und auf den Rest zu verzichten.1330 Auch wenn über die eigenständigen Aktionen Kreditgeber zur Eintreibung ihrer Forderungen nur wenig bekannt ist, lässt der erhobene Befund darauf schließen, dass jene, die sich nicht an die Hochschule wandten, ihre Ansprüche aktiv bei den Schuldnern und deren Familien eintrieben.

Vertrauen und Geduld Ein Zusammenhang zwischen dem Verhalten der Kreditgeber und der erfolgreichen Regulierung ihrer Schulden lag im Allgemeinen also nicht vor. Ausschlaggebend waren der Wille der Studenten sowie der ihrer Eltern und Vormünder, die entstandenen Verbindlichkeiten zu erstatten. Aus diesem Grund mussten die Bewohner der Saalestadt bereits bei der Vergabe von Krediten ihren Schuldnern Vertrauen entgegenbringen und bei der Eintreibung der Gelder zuweilen sehr geduldig sein. Teilweise wurden die Rückstände bereits kurze Zeit nach der Anmeldung vollständig getilgt.1331 War den Kreditnehmern und deren Angehörigen das nicht möglich, so erbaten sie sich eine Frist, in welcher sie die notwendigen

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UAJ E II 201 fol. 33r-35v. Stadtgericht Jena an Universität Jena, 7. September 1825. Zum großherzoglichen Staatsministerium in Weimar vgl. HEß, Geschichte der Behördenorganisation, S. 95. Staats-Handbuch für das Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach für das Jahr 1827, Weimar 1827, S. 12. UAJ E II 201 fol. 51r. Maria Dorothee Tröbitz an Peter von Piquot, Abschrift, 28. Juni 1827. Ebd. fol. 59r. Peter von Piquot an Regierung Weimar, Abschrift, 30. November 1827. Ebd. fol. 58r. Universitätsprotokoll, 28. Dezember 1827. UAJ E I 611 unpag. Universitätsprotokoll, 10. Juli 1802. UAJ E I 1004 fol. 6v-7r. Universität Jena an Heinrich Adelbert Carl von Pfaffenrath, Konzept, 6. Oktober 1817. UAJ E II 36 fol. 26v-28r. Universitätsprotokoll, 18. September 1818. UAJ E II 85 fol. 13r-13v. Universitätsprotokoll, 11. September 1819. UAJ E II 559 fol. 7r. Universitätsprotokoll, 19. Februar 1829. UAJ E II 564 unpag. Universitätsprotokoll, 12. März 1829.

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finanziellen Mittel auftreiben wollten.1332 Genehmigten die Kläger diese Gesuche, forderten sie im Gegenzug zumeist Sicherheitsleistungen.1333 Diese verhinderten aber nicht, dass einige Universitätsbesucher immer wieder um einen erneuten Aufschub baten. So schlug Adolph Christian Artzt seinen Gläubigern vor, ihre Forderungen in drei Teilen – Johannis 1790, Martini 1790 und Ostern 1791 – zu begleichen, was diese akzeptierten.1334 Mit der Begründung, die Kreditgeber hätten sich für ihre Erklärung zu viel Zeit gelassen, sei es der Familie zum ersten Termin nicht möglich gewesen, Geld zu senden, weshalb sämtliche Fristen nach hinten verschoben werden müssten.1335 Im Oktober 1790 ging dann der erste Wechsel ein.1336 Der nächste, der zu Weihnachten des Jahres fällig geworden wäre, blieb wiederum aus.1337 Im Mai 1791 sandte der Bevollmächtigte von Adolph Christian Artzt das zweite Drittel des für die Schulden bestimmten Geldes und bat gleichzeitig um einen erneuten Aufschub des letzten Zahlungstermins.1338 Da die Kläger bereits über die Hälfte ihrer Ansprüche erhalten hatten, verhielten sie sich dem Ansinnen gegenüber wohlwollend und stimmten der Verschiebung der letzten Frist zu.1339 Zum Ende des Jahres wurden ihr Vertrauen und ihre Geduld mit der Übermittlung des restlichen Betrages belohnt.1340 Ähnlich handelten die Gläubiger von Albert Eckhardt, die aufgrund eines Gesuches des Vormundes aus den unter Arrest stehenden Sachen des Studenten eine silberne Uhr und drei goldene Ringe herausgaben.1341 Sie wollten auf diese Weise ihr Entgegenkommen zeigen und hofften, so zu einer zügigeren Erstattung ihrer Kredite zu gelangen.1342 Zwar sollte es mehr als zwei Jahre dauern, aber letztlich erhielten sie ebenfalls eine vollständige Bezahlung.1343 1332 1333

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Zu den Überlegungen der Gläubiger bei der Fristverlängerung für die Schuldentilgung vgl. STURM, Schuldkonflikte, S. 61f. UAJ E I 390 fol. 2r-2v. Universitätsprotokoll, 26. Mai 1795. UAJ E II 460 fol. 20r-21r. Universitätsprotokoll, 3. Februar 1827. UAJ E II 533 unpag. Universitätsprotokoll, 26. September 1828. UAJ E II 645 fol. 21r-21v.Universitätsprotokoll, 1. Mai 1830. UAJ E I 235 unpag. Universitätsprotokoll, Abschrift, 28. April 1790. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 3. Juni 1790. Ebd. unpag. Schuckardt an Universität Jena, 26. Juni 1790. Ebd. unpag. Schuckardt an Universität Jena, 12. Oktober 1790. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 7. März 1791. Ebd. unpag. Schuckardt an Universität Jena, 2. Mai 1791. Ebd. Universitätsprotokoll, 14. Mai 1791. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 25. Mai 1791. Ebd. unpag. Schuckardt an Universität Jena, 25. Dezember 1791. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 16. Januar 1792. Ähnlich UAJ E I 259. Diese Akte ist ein Beleg für eine kontinuierliche Tilgung der Schulden. UAJ E II 196 fol. 16r. Herquet an Universität Jena, 22. Februar 1822. Ähnlich UAJ E I 629 unpag. Universität Jena an Justizamt Windeck, Konzept, 3. August 1802. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 23. Oktober 1802. UAJ E II 196 fol. 36r-36v. Universitätsprotokoll, 19. November 1822. Ähnlich UAJ E II 725 unpag. Universitätsprotokoll, 15. November 1831. Die Gläubiger gaben dem Wunsch

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Doch nicht immer warteten die Gläubiger freiwillig so geduldig. Meldeten sich die Schuldner nicht, ersuchten die Kläger nach einer gewissen Zeit bei der Salana um weitere Maßnahmen.1344 Aufgrund der Passivität der Hochschule verzögerte sich die Bezahlung ebenfalls zuweilen. So ging am 14. Mai 1794 bei der Universität ein Schreiben des Schwagers von Georg Heinrich von Deyn ein, der sechs Louisd’or Reisegeld sandte und den Universitätsbesucher aufforderte, Jena zu verlassen.1345 Aus nicht ersichtlichen Gründen sollte fast ein ganzer Monat vergehen, bevor der Student davon in Kenntnis gesetzt wurde.1346 Eine Gruppe von Klägern erbat sich in einem anderen Fall am 29. August 1817 acht Tage Bedenkzeit. Erneut vor das akademische Gericht geladen wurden sie allerdings erst am 13. Oktober.1347 Auch hier bleibt die Ursache dafür ungenannt. Warum der Prozess in einigen Fällen so langsam voranschritt, bei anderen indes recht zügig, kann letztlich nicht genau geklärt werden. Da das große zu verhandelnde Corpus an Normverstößen ausschließlich ein Teil der vom Prorektor zu erledigenden Aufgaben war,1348 ist leicht vorstellbar, dass weniger wichtige Angelegenheiten zurückgestellt wurden. Sandten die Schuldner kein Geld und trieben die Gläubiger dann die Regulierung nicht weiter voran, geriet sie ins Stocken.1349 Im Fall von Joseph Traugott Maria Klein, bei dem es zu mehreren größeren zeitli-

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nach Aufhebung des Stadtarrestes nach, da sie auf die Versicherung des Oberkonsistorialrates und Hofpredigers Carl Ludwig Nonne aus Hildburghausen vertrauten, dass sie bezahlt werden würden. UAJ E II 196 fol. 50r. Herquet an Universität Jena, ohne Datum [September 1824]. UAJ A 2242 fol. 31r. Universität Jena an Bernhard Hartog, Konzept, 16. Januar 1817. UAJ E I 283 unpag. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 5. Januar 1793. UAJ E I 407 fol. 15r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 2. Januar 1796. UAJ E I 430 unpag. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Neusohl, Konzept, 10. September 1804. UAJ E I 986 fol. 37v. Universität Jena an Magdalena von Martin, Konzept, 24. Februar 1817. UAJ E I 318 fol. 28r. von Deyn an Universität Jena, 2. Mai 1794. Ebd. fol. 30r. Universitätsprotokoll, 12. Juni 1794. UAJ A 2242 fol. 56r. Universitätsprotokoll, 29. August 1817. Ebd. fol. 59r. Universitätsprotokoll, 13. Oktober 1817. Instruktion für den Prorektor vom 13. Juli 1767 § 6. UAJ E I 384 unpag. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Frankfurt am Main, Konzept, 13. Februar 1802. Zuvor bestand sechs Jahre keine Kommunikation. UAJ E I 430. Der Prozess weist mehrere erhebliche zeitliche Lücken auf. UAJ E I 560 unpag. Universitätsprotokoll, 16. Mai 1803. Die letzte Kommunikation fand drei Jahre zuvor statt. UAJ E II 517 unpag. Heinrich August Schott an Universität Jena, 8. Februar 1834. Ein Gläubiger meldete sich erst knapp vier Jahre, nachdem er eine allerletzte Zahlungsfrist gewährt hatte. Vgl. MICHAELIS, Räsonnement, S. 598. Dass ein sich hinziehender Prozesses zuweilen darauf zurückzuführen war, dass nach dem Wechsel des Prorektors quasi immer wieder neu angefangen werden musste, da der Prorektor bereits festgelegte Termine und ähnliches nicht kannte, kann durch die Quellen nicht bestätigt werden, sondern ist vielmehr zurückzuweisen.

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chen Lücken kam, ist zudem belegt, dass die Akte zeitweilig an das Stadtgericht in Jena übergeben wurde, was ebenfalls zu Verzögerungen führte.1350

Ökonomisches Kalkül und Beharrlichkeit Die wohlwollende Passivität der Kreditgeber änderte sich, wenn sie auf diesem Weg die Tilgung ihrer Ansprüche nicht mehr zu erreichen glaubten. Da die Bevölkerung der Saalestadt zu einem nicht unerheblichen Teil von dem Geld der Studenten lebte, war es von elementarer Bedeutung, dass diese ihre Schulden tilgten. Allerdings waren einzelne Kläger mehr als andere darauf angewiesen, dass dies zügig geschah. Einige Kreditgeber versprachen daher sogar, auf einen Teil ihrer Ansprüche zu verzichten, sofern der Rest nur zügig beglichen werde.1351 Nachdem Personen aus dem Umkreis der Familie von Heinrich Albrecht Krehe über zwei Jahre lang die Fristen für die Übersendung weiteren Geldes immer wieder verlängert hatten, forderte der Bäcker Heinrich Gottlob Johann Kayser die Salana auf, sich verstärkt um die Eintreibung zu kümmern.1352 Daraufhin wurden neun Louisd’or unter der Bedingung geschickt, dass damit alle Kredite bezahlt sein sollten und die Kläger gegebenenfalls auf einen Teil verzichten sowie keine weiteren Rechtswege beschreiten würden.1353 Da die Eltern im Falle der Ablehnung dieser Auflage das Geld zurückforderten, akzeptierten die Gläubiger.1354 Dass sie bereits im Vorfeld teilweise bezahlt wurden und letztlich nur ein kleiner Teil ihrer Ansprüche offen blieb, wird ebenso die Entscheidung der Kläger mitgeprägt haben.1355 Dass die Rückforderung von Geld durchaus häufiger vorkam, belegt Theodor Winter. Da sein Ziel, mit der schnellen Übermittlung eines Wechsels eine öffentliche Ladung zu verhindern, gescheitert sei und die Summe für die übrigen zurückgelassenen Rückstände sowieso nicht reiche und weitere potentielle Kreditgeber noch bis November Zeit hätten, ihre Rechnungen vorzubringen, wolle er seine Schulden nach Ablauf dieser Frist komplett beglei-

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UAJ E II 201 fol. 39r. Stadtgericht Jena an Universität Jena, 6. Oktober 1825. Ähnlich UAJ E II 517 unpag. Heinrich August Schott an Universität Jena, 12. Februar 1835. UAJ E II 534 fol. 46v. Universitätsprotokoll, 25. Juli 1831. UAJ E I 657 fol. 77r. Universitätsprotokoll, 25. Mai 1805. UAJ E I 853 unpag. Universitätsprotokoll, 11. November 1809. UAJ E I 986 fol. 18r. Universitätsprotokoll, 6. Januar 1817. Ebd. fol. 35r. Universitätsprotokoll, 24. Februar 1817. UAJ E II 550 fol. 135r-135v. Heinrich Gottlob Johann Kayser an Universität Jena, 6. Juni 1833. Ebd. fol. 137r. Rohte an Universität Jena, 29. Juni 1833. Ähnlich UAJ E I 384 unpag. Universitätsmissiv, 2. August 1794. UAJ E I 583 unpag. Universitätsprotokoll, 27. Juli 1801. UAJ E II 550 unpag. Universitätsprotokoll, 10. August 1833. Von den Schulden von Heinrich Albrecht Krehe, die sich auf 240rt 23gl 1d beliefen und nach Absprache zwischen dem Studenten und seinen Kreditgebern um 7rt 11gl 3d reduziert wurden, wurden 201rt 22gl 8d (86,5%) bezahlt.

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chen, weshalb er jetzt das gesandte Vermögen zurückfordere.1356 Aufgrund negativer Erfahrungen mit der Einhaltung von Fristen war es nur konsequent, wenn die Einwohner Jenas nicht gewillt waren, diesem Gesuch nachzugeben.1357 Auch Friedrich Sigismund Moritz Crusen hielt sich nicht an die mit seinen Gläubigern abgesprochenen Termine, weshalb die Professorenwitwe Johannetta Luisa Christophia Güldenapfel auf einer Intervention der Hochschule bestand.1358 Der Vater des Schuldners machte daraufhin konkrete Vorschläge, wie er die Verbindlichkeiten seines Sohnes abtragen wollte.1359 Womöglich weil die Kreditgeber noch keinerlei Teilbezahlung erhalten hatten, knüpften sie die freiwillige Reduzierung der Forderungen an die strikte Einhaltung der von den Angehörigen benannten Fristen.1360 Als Georg Crusen ein knappes Jahr später immer noch nicht zahlen konnte, bot er den Gläubigern seines Sohnes an, in den folgenden vier Jahren, beginnend im gegenwärtigen Jahr 1830, jeweils zu Johannis 25 Taler zu senden.1361 Die lange Tilgungszeit und die Tatsache, dass damit gerade einmal die Hälfte der sich auf über 200 Taler belaufenden Rechnungen bezahlt werden sollte, überstrapazierte die Geduld der Kläger. Trotz der väterlichen Drohung, sie würden leer ausgehen, wenn sie seinen Vorschlag nicht annähmen, lehnten die Kläger diesen ab und forderten die öffentliche Ladung von Friedrich Sigismund Moritz Crusen.1362 Da auch die Zitationen Unkosten verursachten, müssen sie trotz allem mit einer schnellen Tilgung gerechnet haben, womit ihnen wirtschaftlich motiviertes Verhalten attestiert werden kann. Dies zeigte sich auch, wenn überhaupt keine Bezahlung zu erwarten war. Kostenpflichtige Interventionen wurden dann erst einmal nicht weiter verfolgt.1363 Auch andere Kreditgeber waren von Beginn an oder ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht bereit, Kompromisse einzugehen. Die dahinterstehenden Gründe waren letztlich alle wirtschaftlicher Natur. Im Gegensatz zu den Gläubigern von Heinrich Albrecht Krehe wollten die Kreditgeber von Florenz Kley nicht auf 1356

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UAJ E II 78 fol. 5r. Theodor Winter an Universität Jena, 15. August 1819. Ähnlich UAJ E I 657 fol. 86v. Winkelmann an Christian Friedrich Carl Böttger, 30. Juni 1805. UAJ E II 541 fol. 1v. Friedrich August Bartels an Polizeikommission Jena, 9. Juni 1828. UAJ E II 78 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 24. August 1819. Anders UAJ E I 283 unpag. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 18. April 1793. Die noch nicht bezahlten Kreditgeber von Paul Georg Everth stimmten der Rücksendung des nach der Bezahlung der legitimen Schulden übrig gebliebenen Geldes an den Schuldner zu, da dieser versprochen hatte, sie nach seiner Heimreise zu bezahlen. UAJ E II 568 fol. 13v. Universitätsprotokoll, 14. November 1828. Ebd. fol. 27v-28r. Georg Crusen an Universität Jena, 26. Januar 1829. Ebd. fol. 30r-31v. Universitätsprotokoll, 19. März 1829. Ebd. fol. 28r-28v. Georg Crusen an Universität Jena, 26. Januar 1829. Ebd. fol. 38r. Gerichtsprotokoll, Abschrift, 21. Januar 1830. Ebd. fol. 39r-39v. Universitätsprotokoll, 5. Februar 1830. UAJ E II 494 unpag. Universitätsprotokoll, 24. März 1828. UAJ E II 534 fol. 46r-46v. Universitätsprotokoll, 25. Juli 1831.

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den kleinen Restbetrag verzichten. Sie spekulierten wohl darauf, trotz der Widerworte des Vaters die verbleibenden Rückstände noch zu bekommen, da sie bereits viel Geld erhalten hatten.1364 Die Seifensiederwitwe Maria Dorothee Tröbitz kämpfte über Jahre hinweg hartnäckig um die Anerkennung und Erstattung ihrer knapp 40 Taler betragenden Rechnung durch Joseph Traugott Maria Klein. Da das akademische Gericht einen großen Teil ihrer Forderung für illegitim erklärte und Tröbitz lediglich fünf Taler als rechtmäßige Schuld zusprach,1365 berief sich Klein darauf und wollte ihr nicht mehr zugestehen.1366 Im weiteren Verlauf bemühte sich die Witwe um Unterstützung von verschiedenen Seiten, denn sie beharrte auf der Bezahlung der kompletten Rechnung und wies daher die fünf Taler immer wieder zurück.1367 Gewiss hoffte sie, mehr als die legitime Summe zu erhalten, wenn sie diese nur konsequent einforderte. Doch auch an ihr eigenes Ansehen dachte sie dabei. Die Witwe befürchtete, wenn sie das ihr angebotene Geld annehmen würde, erwecke es den Anschein, dass ihre Gesamtforderung nicht begründet sei.1368 Sie stünde dann als Betrügerin da, womit ihre eigene Kreditwürdigkeit leicht hätte Schaden nehmen können.1369 Nachteilig konnte sich dies dann auf ihre wirtschaftlichen Interaktionen mit den Studenten und der städtischen Bevölkerung auswirken, weil diese befürchten mussten, von ihr betrogen zu werden.1370 Ein zweiter, unterschwellig immer wieder erkennbarer Aspekt war das Misstrauen gegenüber den Versprechen der Universitätsbesucher und deren Familien. Die Geschwister von Georg Heinrich von Deyn verlangten im Dezember 1793 von den Kreditgebern ihres Bruders, dass dieser spätestens in den ersten zwei Wochen nach Ostern in die Heimat zurückkehre. Geschehe dies, so würden sie Johannis 1794 dessen Schulden begleichen.1371 Generell waren die Kläger mit den Festlegungen einverstanden, allerdings weigerten sie sich, die Tilgung an die Rückreisefrist zu binden.1372 Mussten die Gläubiger bereits seit Monaten oder gar Jahren auf ihre Bezahlung warten, waren sie nicht mehr bereit, weitere Zahlungsaufschübe zu gewähren.1373 In der Hoffnung, derartigen Wartezeiten vorzubeu1364 1365 1366 1367 1368 1369 1370 1371 1372 1373

UAJ E II 645 fol. 127r. Universität Jena an Hüttemann, Konzept, 4. Juli 1832. UAJ E II 201 fol. 29r-29v. Universitätsprotokoll, 3. Mai 1825. Ebd. fol. 38r-38v. Joseph Traugott Maria Klein an Universität Jena, 12. Juli 1825. Ebd. fol. 41v. Universitätsprotokoll, 24. Oktober 1825. Ebd. fol. 50r. Universitätsprotokoll, 12. Dezember 1827. Ebd. fol. 51v. Maria Dorothee Tröbitz an Peter von Piquot, Abschrift, 28. Juni 1827. Vgl. S. 281. Vgl. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 195f., 216, 233f.ußnote Vgl. Kapitel 6. – Die Regulierung der Schulden. UAJ E I 318 fol. 9v-10r. Gerichtsprotokoll, Abschrift, 10. Dezember 1793. Ebd. fol. 19v-20r. Universitätsprotokoll, 26. Februar 1794. UAJ E II 152 fol. 5v. Universitätsprotokoll, 22. November 1820. UAJ E II 517 unpag. Heinrich August Schott an Universität Jena, 28. Mai 1834.

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gen, wiesen einige schon von Beginn an Stundungsgesuche zurück.1374 Was die einzelnen Kreditgeber en détail dazu veranlasste, kann zuweilen erahnt werden. Für den auf dem Karzer sitzenden Georg Wilhelm Fuchs kam zwar ein Wechsel an, jedoch konnten davon nicht die Kosten und alle Verbindlichkeiten bezahlt werden, weshalb die Gläubiger gefragt wurden, ob sie einen Termin für die Regulierung akzeptierten. Zwar lehnten sie dies ohne Begründung ab, indes liegt es nahe zu vermuten, dass die zuvor verweigerte Anerkennung ihrer Forderungen durch den Studenten die Kläger befürchten ließ, keinen einzigen Taler zu erhalten, wenn sie den Personalarrest aufheben ließen.1375 Ähnliche Gedanken muss der Müller Michael Christoph Henneberg gehabt haben. Aufgrund seiner Ansprüche gegenüber Heinrich Daniel Hanker hatte er im Dezember 1822 für ihn Stadtarrest gefordert.1376 Da der Schuldner kurze Zeit später abreisen wollte, musste dieser sich zunächst mit Henneberg über die Tilgung der Verbindlichkeiten einigen. Der Müller wollte jedoch weder die Frist akzeptieren noch den unzuverlässigen und selbst seiner Schulden wegen vor dem akademischen Gericht stehenden Johann Christian Friedrich Muschter als Bürgen akzeptieren, weshalb es zu keiner Einigung kam.1377

Das Verhalten bei einem unbefriedigenden Prozessausgang Die gerichtlichen Klagen führten nicht immer zu dem von den Gläubigern gewünschten Ziel der vollständigen Bezahlung. In diesem Falle behielten sich einige Kläger explizit das Recht vor, ihre Rückstände auch künftig weiter einzufordern.1378 Allerdings ist davon auszugehen, dass diese Möglichkeit generell bestand, solange die Kläger nicht freiwillig darauf verzichteten.1379 Für eine spätere Weiterführung des Prozesses in der Heimat des Kreditnehmers1380 forderten sie 1374 1375 1376 1377

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UAJ E II 273 fol. 20r. Universitätsprotokoll, 24. Dezember 1822. UAJ E II 524 unpag. Universitätsprotokoll, 25. Januar 1828. UAJ E II 85 fol. 30v-32v. Universitätsprotokoll, 5. Oktober 1819. UAJ E II 279 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 18. Dezember 1822. Ebd. fol. 27v-28r. Universitätsprotokoll, 28. Januar 1823. Vgl. die Schuldenakte von Johann Christian Friedrich Muschter UAJ E II 282. Zur Unzuverlässigkeit von Muschter vgl. Kapitel 7.4. – Der Handlungsspielraum im studentischen Sozialgefüge. UAJ E I 283 unpag. Universitätsprotokoll, 8. Februar 1793. UAJ E I 697 fol. 22v. Universitätsprotokoll, 26. Oktober 1807. UAJ E II 54 fol. 34v. Universitätsprotokoll, 4. November 1819. UAJ E II 78 unpag. Universitätsprotokoll, 5. November 1819. UAJ E II 147 unpag. Universitätsprotokoll, 31. Mai 1823. UAJ E II 152 unpag. Universitätsprotokoll, 15. Mai 1821. UAJ E II 534 fol. 46v. Universitätsprotokoll, 25. Juli 1831. UAJ E II 568 fol. 39r-39v. Universitätsprotokoll, 5. Februar 1830. Ein Beispiel für den Verzicht befindet sich in UAJ E II 550 fol. 139r. Rohte an Universität Jena, 31. Juli 1833. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 20, 111. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 331f. konnte für die Universität Göttin-

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daher eingereichte Dokumente wie Briefe oder Rechnungen zurück.1381 Außerdem versuchten sie, ihr Geld weiter außergerichtlich bei den Studenten und deren Angehörigen einzutreiben.1382 Gab die Hochschule die Verfolgung des Falles endgültig auf, empfahl sie den Gläubigern sogar, in eigener Initiative weiter zu machen.1383 Da viele Schuldner zu dieser Zeit nicht mehr vor Ort verweilten, griffen einige Kreditgeber auf professionelle Hilfe zurück. Hierzu zählte vor allem die Hinzuziehung von Anwälten, die die Interessen der klagenden Bevölkerung vor den zuständigen Gerichten vertraten.1384 Sollte auf Wunsch der Eltern die Verteilung des gesandten Wechsels nach den gerichtlich festgelegten Kreditlimits erfolgen,1385 weigerten sich manche Kreditgeber, ihren Anteil anzunehmen. Der Wirt Christoph Pöschel, der fast 300 Taler von Friedrich Marcus Lindheimer zu erhalten hatte, lehnte die ihm zugesprochenen 20 Taler komplett ab.1386 Gleichermaßen verhielt sich der Kaufmann Johann Friedrich Carl Spielberg, der mehrere Male die Auszahlung seiner auf 15 Taler reduzierten Forderung ausschlug.1387 Dieses Verhalten ergab nur Sinn, wenn mit der Annahme des Geldes der Prozess unwiderruflich beendet gewesen wäre.1388 Die akademischen Gesetze schweigen leider zu dieser Frage. Die Kläger wollten mit ihrem Verhalten, wie bereits erwähnt, vor allem ihr Ansehen und ihre Kreditwürdigkeit schützen.1389 Daher versuchten sie eher, auf privatem Wege zu einer umfangreicheren oder sogar vollständigen Regulierung zu gelangen. Spiel-

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gen diesen Aspekt etwas genauer untersuchen. Dort kam es 1796 dazu, dass die Hochschule die Eintreibung illegitimer Schulden bei einer Geldstrafe in Höhe der Forderung verbot. UAJ E II 72 fol. 4r. Universitätsprotokoll, 30. April 1819. UAJ E II 93 fol. 21r-21v. August Gottlieb Heinrich Schlotter an Universität Jena, 24. Juni 1819. UAJ E II 147 fol. 4v. Universitätsprotokoll, 10. März 1820. UAJ E II 568 fol. 7v. Universitätsprotokoll, 17. Juni 1828. UAJ E I 892 unpag. Universitätsprotokoll, 11. Januar 1811. UAJ E II 152 unpag. Universitätsprotokoll, 15. Mai 1821. UAJ E II 494 unpag. Universitätsprotokoll, 24. März 1828. UAJ E II 93 fol. 29r. Universität Jena an August Gottlieb Heinrich Schlotter, Konzept, 9. März 1820. UAJ E II 350 unpag. Universitätsprotokoll, 15. April 1825. UAJ A 2304 unpag. Universitätsprotokoll, 30. Oktober 1809. UAJ E II 517 unpag. Stadtgericht Sonneberg an Universität Jena, 20. Dezember 1834. Vgl. Kapitel 4.2. – Die Kreditgegenstände in den Verordnungen. UAJ E I 384 unpag. Universitätsprotokoll, 8. Dezember 1794. UAJ E I 892 unpag. Universitätsprotokoll, 5. Januar 1811. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 11. Januar 1811. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 20. Februar 1811. Vgl. UAJ E I 583 unpag. Universitätsprotokoll, 12. Mai 1802. Johann Georg Arnold von Brockes wurde bestätigt, dass seine Schulden nach dem Conto-Mandat bezahlt worden seien und die Gläubiger keine Ansprüche mehr erheben könnten. Dies ist jedoch der einzige Fall, bei dem dies deutlich wird. Vgl. Kapitel 7.5.3. – Der Schutz der städtischen Wirtschaft. UAJ E II 201 fol. 51v. Maria Dorothee Tröbitz an Peter von Piquot, Abschrift, 28. Juni 1827. Vgl. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 195f., 216, 233f.

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berg hat deswegen immer wieder an Peter Friedrich Heinrich Christian Carl von Lowtzow geschrieben, und letztlich muss er sogar eine Zusicherung der Tilgung erreicht haben, denn der Student beschwerte sich bei der Universität, dass diese entgegen seiner Anordnung alle Gläubiger außer den Kaufmann bezahlt habe.1390 Hintergrund der Entscheidung der Salana war, dass durch die Reduzierung von Spielbergs Forderung das vorhandene Geld für sämtliche Ansprüche ausreichte und der Prozess von Seiten des akademischen Gerichts somit beendet werden konnte.1391 Agierten die Kreditgeber außerhalb des akademischen Rechtskreises, sind darüber kaum genauere Informationen in den herangezogenen Dokumenten überliefert. Das bedeutet indes keineswegs, dass die Gläubiger nach Prozessende keine Anstrengungen mehr unternommen haben, um bezahlt zu werden, wie bereits ausführlich dargelegt wurde. Vielmehr stellte die Eintreibung der Schulden auf privatem Wege und ohne Intervention der Hochschule ein vielfach angewandtes Vorgehen der Kläger dar, da gewisse normative und soziale Aspekte dabei nicht so sehr zum Tragen kamen und damit die Wahrscheinlichkeit einer schnelleren Tilgung stieg. Ein generelles Misstrauen in die Handlungsmöglichkeiten der Universität an der Saale sowie deren Erfolg darf darin jedoch nicht gesehen werden. Vielmehr zeigt es die Unabhängigkeit der Gläubiger und ihr Wissen um die Präferenzen und Entscheidungsmotivationen der Salana sowie deren Überlastung mit der Ahndung der studentischen Devianz.1392

7.3.5. Zwischenfazit – wirtschaftlich motivierte Interaktionen Die Einwohner Jenas lebten vielfach von dem Geld der Universitätsbesucher und konnten es sich daher nicht erlauben, unbezahlt zu bleiben. Um die Regulierung der studentischen Schulden voranzutreiben, gab es keine Erfolg garantierende Vorgehensweise, da die Kreditnehmer und die Hochschule jeweils ihre eigenen Ziele durchzusetzen versuchten. Indes ermöglichten die den Gläubigern zur Verfügung stehenden informellen Handlungsmöglichkeiten und die fixierten Rechtsmittel, die säumigen Universitätsbesucher und deren Eltern oder Vormünder unter Druck zu setzen und zur Begleichung der Schulden zu bewegen. Hierzu zählten die verschiedenen Formen des Arrestes: Auf die zurückgelassenen Sachen der Kreditnehmer, ihre ankommenden Gelder sowie auf die Studenten selbst – in Form des Stadt- und Personalarrestes. Zur Erreichung einer zügigen 1390

1391 1392

UAJ E I 892 unpag. Peter Friedrich Heinrich Christian Carl von Lowtzow an Universität Jena, 13. Februar 1811. Das Schreiben, auf welches sich der Schuldner hier bezog, befindet sich nicht in der Akte. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 12. November 1810. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 379. Vgl. Kapitel 7.5.3.

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Bezahlung trugen ebenso die Verweigerung der Zeugnisausstellung und die Denunziation der Studenten in Zeitschriften bei. Allerdings mussten die Kreditgeber im gemeinschaftlichen sowie eigenständigen Auftreten das Maß zwischen aktivem und beharrlichem Einfordern des Geldes sowie passivem und geduldigem Abwarten finden und dies zur richtigen Zeit umsetzen. Ob sie letztlich bezahlt wurden, hing jedoch lediglich zu einem Teil von ihnen selbst ab. Weigerten sich die Schuldner oder ihre Familien, Wechsel zu senden, erhielten auch die aktivsten Kläger meist keine Rückerstattung der gewährten Kredite.

7.4. Die Schuldner und deren Familien Bei der Untersuchung der Interaktionspartner der Kreditgeber geht es nicht ausschließlich um die Studenten, wie bereits mehrfach ersichtlich wurde. Deren Eltern, Geschwister, Onkel sowie Vormünder spielten ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Schulden. Immer wieder wandten sich die Gläubiger und die Salana an sie, wenn die Universitätsbesucher nicht zu erreichen waren oder nicht das erwünschte Verhalten zeigten. Auch in den einzelnen Verordnungen und Kreditedikten trat deren Bedeutung bereits hervor.1393 Noch deutlicher zeigt sich deren tragende Rolle im studentischen Schuldenwesen in der Rechtspraxis. Dabei erschienen die Kreditnehmer und deren Angehörige meist als Einheit, selbst wenn sie zuweilen unabhängig voneinander agierten. Ihre Intentionen und Motive waren letztlich zumeist dieselben, und daher unterschied sich ihr Verhalten nicht grundsätzlich voneinander.

7.4.1. Der Standpunkt der Studenten Die studentische Gemeinschaft war nicht nur von obrigkeitlicher Disziplinierung geprägt, sondern auch von internen Verhaltensmustern und Wertekanons. Die seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert aufgekommenen Regeln für das Zusammenleben in den Verbindungen, Komments genannt, hielten die bisher ungeschriebenen Normen schriftlich fest.1394 Über die Bedeutung von studentischen Schulden und deren Bezahlung sowie deren gesellschaftliche Bewertung wurde darin allerdings nichts gesagt. In einigen persönlichen Briefen und in den univer-

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Vgl. Kapitel 4.2. – Die Interessen der Universität. Vgl. Erich BAUER (Hg.): 14 der ältesten SC-Komments vor 1820 (EuJ, Sonderheft), Verden an der Aller 1967.

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sitären Akten ließ sich hingegen eine eindeutige Meinung der Universitätsbesucher erkennen.

Der Handlungsspielraum im studentischen Sozialgefüge Besonders die studentischen Landsleute waren bestrebt, dass Kommilitonen bei ihrem Weggang aus Jena keine offenen Rechnungen hinterließen.1395 Starben Schuldner, so halfen sie dem akademischen Gericht aktiv bei der Verwaltung des Nachlasses und der Tilgung der Rückstände.1396 Andere Universitätsbesucher wurden teilweise auch von den Kreditnehmern selbst in den Prozess der Regulierung mit einbezogen, besonders dann, wenn die eigentlichen Schuldner nicht mehr in Jena verweilten.1397 Zumeist war es ihre Aufgabe, sich mit den Gläubigern über einzelne Fragen zu einigen. Dafür hinterließ Ludwig Friedrich Theodor Bühring beispielsweise einem Landsmann vor der Abreise ein Verzeichnis seiner Verbindlichkeiten.1398 Eugen von Zitzewitz beauftragte einen Kommilitonen mit der Übermittlung des Zahlungstermins.1399 Andere Studenten sollten das zur Bezahlung geschickte Geld in Empfang nehmen und verteilen.1400 Bestanden starke freundschaftliche Bande zwischen den Universitätsbesuchern, verbürgten sie sich auch füreinander und nahmen damit möglicherweise entstehende finanzielle Belastungen auf sich. So wurde Carl Ludwig Görlitz am frühen Morgen des 26. Mai 1795 vom zweiten Pedell Carl Friedrich Teubner auf den Karzer gebracht, und binnen nur einer Stunde zog Conrad Firnhaber Erkundigungen ein, wie sein Kommilitone aus dem akademischen Gefängnis geholt werden könne.1401 Demgegenüber überließen seine Landsleute Martin Langk sich selbst auf dem Karzer, da er sich aufgrund des Eintritts in den schwarzen Orden

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1401

UAJ E II 173 fol. 31r-31v. Universität Göttingen an Universität Jena, 25. Mai 1821. Ähnlich UAJ E I 986 fol. 23r. Castor an Franz Johann von Martin, 24. Dezember 1816. UAJ E I 658 unpag. Universitätsprotokoll, 11. August 1803. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 23. August 1803. UAJ A 2243 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 21. Oktober 1817. UAJ E I 611 unpag. Universitätsprotokoll, 9. Juli 1802. UAJ E II 36 fol. 10r. Universitätsprotokoll, 19. August 1818. UAJ E II 410 unpag. Christian Ehmer an Universität Jena, 18. März 1826. UAJ E II 559 fol. 7r. Universitätsprotokoll, 19. Februar 1829. UAJ A 2243 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 21. Oktober 1817. UAJ E II 642 fol. 13r. Eugen von Zitzewitz an Universität Jena, 4. Mai 1830. UAJ E II 72 fol. 7v. Johann Georg Dürrschmidt an Johann Friedrich Christian Gerhardt, Abschrift, 2. April 1819. UAJ E II 138 fol. 16r. Universitätsprotokoll, 18. September 1820. UAJ E II 410 unpag. Christian Ehmer an Universität Jena, 18. März 1826. UAJ E II 559 fol. 7r. Universitätsprotokoll, 19. Februar 1829. UAJ E I 390 fol. 4r. Universitätsprotokoll, 26. Mai 1795. Ob und wann er tatsächlich frei kam, ist nicht festzustellen.

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von ihnen losgesagt habe und somit an seinem Schicksal selbst schuld sei.1402 Die Universitätsbesucher haben demnach im Vorfeld überlegt, für wen sie eine Bürgschaft übernahmen und für wen nicht. Ob ihre eigene finanzielle Liquidität dabei Berücksichtigung fand, ist jedoch nicht erkennbar. Ungeachtet dessen wird jeder Bürge gehofft, wenn nicht gar erwartet haben, nie die übernommene Forderung seines Kommilitonen tilgen zu müssen. Um kein finanzielles Risiko einzugehen, lehnten einige bevollmächtigte Universitätsbesucher die ihnen übertragene Aufgabe auch ab.1403 Andere erwiesen sich hingegen für diese Angelegenheit als unfähig. Heinrich Daniel Hanker hatte aufgrund der in Leipzig angesammelten Schulden dort sein in Jena vom Müller Michael Christoph Henneberg gemietetes Pferdegeschirr als Pfand zurückgelassen. Zu dessen Auslösung gab er seinem Freund Johann Christian Friedrich Muschter sieben Louisd’or.1404 Da dieser den ihm übertragenen Auftrag nicht erfüllte, musste er sich am 25. Januar 1823 vor dem akademischen Gericht der Salana erklären. Er bestätigte zunächst die Angaben von Hanker und gab zu Protokoll, dass er vor seiner Abreise nach Leipzig beim beliebten Pharaokartenspiel von dem zur Tilgung der Schulden gedachten Geld sechs Louisd’or verloren hatte. Danach sei er zwar in die sächsische Stadt gereist, allerdings ohne dort das Pferdegeschirr auszulösen. Hanker forderte daher von seinem Kommilitonen das Geld zurück, doch Muschter beteuerte, dass er und seine Eltern nicht im Stande seien, dies zu zahlen.1405 Ihrer Freundschaft scheint dieses Intermezzo indes nicht geschadet zu haben. Nur etwas mehr als drei Wochen später betranken sich beide gemeinsam auf dem Karzer.1406 Die Grenzen des studentischen Handlungsspielraums in finanziellen Angelegenheiten musste Johann Horn 1821 erfahren. Von seinem Landsmann Carl von der Howen wurde ihm mitgeteilt, dass er Horns in Göttingen angekommenes Reisegeld zur Erstattung der zurückgelassenen Schulden an den Prorektor weitergeleitet habe. Über die Unterstützung dieses Verhaltens durch die dortige Universität war der Schuldner sehr erbost, denn vor seiner Abreise hatte er sich nicht über seine Rückstände äußern können. Sich auf die Kreditedikte der Göttinger Hochschule berufend, forderte Horn das Geld zurück, welches für die Regulierung illegitimer Forderungen verwendet worden war.1407 In Wirklichkeit war jedoch bei der Universität kein Wechsel für die Tilgung eingegangen, wes1402 1403 1404 1405 1406 1407

UAJ E I 407 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 5. Dezember 1795. Ebd. fol. 8r. Universitätsprotokoll, 11. Dezember 1795. UAJ A 2243 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 18. September 1817. UAJ E II 279 fol. 2r. Universitätsprotokoll, 28. Dezember 1822. Ebd. fol. 21r-22v. Universitätsprotokoll, 25. Januar 1823. Ebd. fol. 20r. Heinrich Daniel Hanker an Universität Jena, 24. Januar 1823. Ebd. fol. 45r-45v. Universitätsprotokoll, 27. März 1823. UAJ E II 282 fol. 20r-20v. Universitätsprotokoll, 19. Februar 1823. Vgl. Kapitel 7.3.3. – Auf dem Karzer. UAJ E II 173 fol. 33r. Johann Horn an Universität Göttingen, ohne Datum [Mai 1821].

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halb von der Howen vor das akademische Gericht in Göttingen geladen wurde. Dort gab er bei der Befragung zu Protokoll, er habe Horn nicht die Wahrheit über die Übermittlung des Geldes an den Prorektor geschrieben. Vielmehr habe er die Gläubiger seines Kommilitonen selbstständig bezahlt. Als Begründung für sein Handeln gab von der Howen an, dass Horns Vater diesen Wechsel gesandt habe, damit die Verbindlichkeiten seines Sohnes beglichen würden. Weil er und seine Landleute vermuteten, Johann Horn wolle seine Rechnungen nicht regulieren, habe er den Wechsel verkauft und die Gläubiger davon bezahlt, was von der Howen sowohl Horn als auch dessen Eltern mitgeteilt habe.1408 Durch derartiges Verhalten signalisierten die Universitätsbesucher der städtischen Bevölkerung, dass sie auf die Zahlungsmoral ihrer Kommilitonen achteten und gegebenenfalls ungewolltes Verhalten korrigierten. Dies mehrte wiederum das Vertrauen der Kreditgeber, dass sie ihrer Forderungen nicht verlustig gingen. Die Studenten kreierten dadurch eine für sie so wichtige kollektive Kreditwürdigkeit,1409 die es ihnen ermöglichte, trotz geringen Sicherheitsleistungen bei den wenigen Einwohnern Jenas anschreiben zu lassen, die dazu bereit waren. Nicht zuletzt für deren Erhalt schrieb Friedrich Jansen wohl in sein Kreditgesuch, dass er es dem Burgkellerwirt Johann Adam Bäz nicht übel nehmen wolle, wenn er ihm keinen Kredit gewähre.1410 Universitätsbesucher unterstützten sich gegenseitig, wenn sie wegen ihrer Schulden Hilfe benötigten. Es zeigt sich zudem, dass innerhalb der studentischen Gesellschaft das Prellen der Kreditgeber nicht als erstrebenswertes Verhalten angesehen wurde – entgegen der inszenierten Selbstdarstellung.1411 Zwar scheint es nicht sanktioniert worden zu sein, aber es wurde aktiv versucht, selbiges zu verhindern. Nicht zuletzt, weil dieses Gebaren als Zeichen mangelnder Ehre gesehen wurde,1412 die im studentischen Sozialgefüge jedoch von elementarer 1408 1409 1410 1411 1412

Ebd. fol. 30r, 31r. Universität Göttingen an Universität Jena, 25. Mai 1821. Vgl. MICHAELIS, Räsonnement, S. 593. UAJ A 2298 unpag. Friedrich Jansen an Johann Adam Bäz, ohne Datum [1806]. Vgl. Kapitel 3. UAJ E I 986 fol. 22r-23r. Castor an Franz Johann von Martin, 24. Dezember 1816. UAJ E II 568 fol. 67r. Friedrich Sigismund Moritz Crusen an Universität Jena, 22. Juli 1830. Ähnlich UAJ E I 818 fol. 19r. Heinrich Jacob Croneberg an Johann Friedrich August von Gohren, 18. April 1807. Der Vater der Brüder Croneberg befürchtete sogar, dass sich seine Söhne in ihrer Ehre verletzt fühlen könnten, wenn der Universitätsamtmann von Gohren für sie mit ihren Gläubigern eine Übereinkunft der Schulden wegen treffe. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 353. HEER, Marburger Studentenleben, S. 21 konstatierte für Marburg, dass die Studenten des 18. Jahrhunderts den Gläubigern gegebene Eide nicht immer ernst nahmen und sie zuweilen auch hofften, diese prellen zu können. Erst mit den Freiheitskriegen im 19. Jahrhundert hätte sich dies geändert. Für Jena ist dies nicht erkennbar. Vgl. ZAUNSTÖCK, Milieu des Verdachts. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 208-210. Sie befassten sich unter anderem anhand des Duelles mit der studentischen Ehre. Vgl. Elke LIERMANN: Muffen, Wetzen, Raupen. Freiburger Studentenhändel

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Bedeutung war – auch um die kreditbasierten Interaktionen mit den Bewohnern der Saalestadt nicht in Gefahr zu bringen.

Die Meinung über die Gläubiger Positive und wohlwollende Äußerungen der Schuldner über ihre Kreditgeber wurden beim akademischen Gericht nicht protokolliert. Obwohl sie ihnen während des Studiums oft über finanziell schwierige Zeiten halfen, gibt es keine dankbaren Äußerungen über die Geduld und das Entgegenkommen der Gläubiger. Einzig wenn sich Letztere nicht nach den Vorstellungen der Universitätsbesucher verhielten, äußerten sie sich über die lokalen Einwohner, die ihnen borgten.1413 Dabei ließen sie kein gutes Haar an ihnen. Ludwig Kühnell unterstellte der Witwe Johanne Magdalena Roux, sie habe ihn betrogen und ihre Ansprüche zu hoch angesetzt.1414 Florenz Kley scheint sogar mit Unbehagen an seine Kreditgeber gedacht zu haben und wollte ein Aufeinandertreffen unter allen Umständen vermeiden, da einzelne Kläger ihm gegenüber sehr ungestüm und heftig gewesen seien.1415 Einige Kreditnehmer äußerten sich verärgert über die üble Nachrede, welche die Gläubiger über sie verbreiten würden.1416 Samuel Banyasz erboste es, dass die Witwe Johanna Barbara Maria Zenner sich hilfesuchend an das akademische Gericht gewandt hatte, weil ihm dadurch nachteilige Auflagen entstanden seien.1417 Andere Studenten warfen den Kreditgebern pauschal vor, sie seien schuld an der Anhäufung der Rückstände, schließlich hätten sie sie zu lange in der Stadt geduldet.1418 Am 22. Juli 1830, die Begleichung der Schulden von Friedrich Sigismund Moritz Crusen zog sich zu diesem Zeitpunkt bereits fast drei Jahre hin, wandte sich der Schuldner entnervt, erbost und ein wenig verzweifelt an die Salana.1419 Lediglich persönliche Rücksicht halte ihn davon ab, jenen zu benennen,

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im 16. und 17. Jahrhundert, in: Tina BRAUN, Elke LIERMANN: Feinde, Freunde, Zechkumpane. Freiburger Studentenkultur in der Frühen Neuzeit, Münster/New York/München/Berlin 2007, S. 29-119. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 376f. UAJ A 2304 unpag. Universitätsprotokoll, 28. September 1805. UAJ E II 645 fol. 42v. Universitätsprotokoll, 23. Juni 1830. UAJ E II 258 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 6. September 1822. UAJ E I 430 unpag. Samuel Banyasz an Johanna Barbara Maria Zenner, 4. Juli 1797. Ebd. unpag. Samuel Banyasz an Universität Jena, 12. Februar 1805. UAJ E I 407 fol. 9v. Universitätsprotokoll, 11. Dezember 1795. Ähnlich UAJ E II 600 fol. 21r-22r. Heinrich Reinhardt an Carl Friedrich Zerenner, 23. März 1829. Vgl. Kapitel 7.3.2. – Die Ausstellungsverweigerung von studentischen Zeugnissen. Vgl. den in MÜNCHHOFF, Leben der Studenten, S. 171 zitierten Brief eines Schuldners an seinen Gläubiger. Um Ihren dienstbaren Geistern unnöthige Ausgaben für Schuhsohlen bei den jetzigen schlechten Zeiten und Ihnen selbst die Kreide zum Anschreiben meiner Schuld an der schwarzen Tafel zu ersparen übersende ich Ihnen den Betrag derselben nach dem beiliegenden Conto mit Einem Gulden 44 xr beige-

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der für sein Unglück verantwortlich sei. Crusen habe gedacht, einer 70-jährigen Person vertrauen zu können, aber stattdessen sei er von dieser mit leeren Versprechungen in Jena gehalten worden, wodurch er genötigt gewesen sei, sich kreditieren zu lassen.1420 Warum er keinen Konsens für die Regulierung seiner Verbindlichkeiten erreichen konnte – und wie bereits erwähnt, er sein Glück in Hamburg suchen wollte – erklärte Friedrich Sigismund Moritz Crusen mit folgenden Worten: Ich bin fest überzeugt, daß alle meine Gläubiger meinen Vorschlag [zur Bezahlung der Schulden] angenommen hätten, wäre die Frau Bäz billiger gesinnt gewesen, eine Frau, die die Forderung leicht vergessen könnte; ihr elender Charakter stempelt sie zu einer Hiäne, da sie mein und meiner Eltern Wohl so ganz aus den Augen setzt.

Den übrigen Kreditgebern könne er dies nicht vorwerfen, weil sie nur der Stimme eines raufgierigen Weibes instinktmäßig gefolgt seien.1421 Die Stereotype, deren sich die Hochschule das ganze 18. Jahrhundert gegenüber den Kreditgebern bediente,1422 übernahmen die Schuldner zuweilen ebenso, um sich als Opfer von Verlockungen darzustellen. In einem pathetischen Schreiben von Joseph Traugott Maria Klein an die Jenaer Universität von September 1807 beklagte er sich – auf seine Studienzeit zurückblickend – umfänglich über die Verführer und Wucherer in der Saalestadt. Reichliche Wechsel von meinem Vater reichten nicht hin, die Unersättlichkeit der ränkevollen Gastwirthen daselbst zu tilgen. Mit erbärmlicher Schmeichelei, die ein junges Menschen vertrauendes Gemüth langsam einwiegt, lockten sie auch mich zu mancher Ausgabe hin, die mein Beutel nicht erreichen konnte. […] Jedes Mittel ergreift der Wucherer, stiftet tausend Vergnügungen, öfnet dem Leichtsinn einen fürchterlichen Pump, bereitet ein Asyl allen Lastern und verschaffet damit den Schülern Ihrer Academie auf 6–10 Jahre Unruhe des Herzens. In Jena fürchten sie sich vor dem Conto-Mandat und nehmen sehr gerne unsere Handschriften an – aber in unsern Vaterlande erwachen wir aus den Träumen und erkennen unter der […] Jenaer Gastwirthen Freundschaft – die niederste Wucherei.1423

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schlossen. Nicht als ob ich Ihrer Drohung achtet, sondern um mich vor ferneren Collisionen mit Ihnen zu verwahren, erhalten Sie Ihre Forderung gerade jetzt! Übrigens war es mir äußerst angenehm in Ihnen eine so interessante Bekanntschaft auf eine besonders anziehende Weise gemacht zu haben. Es würde mich sehr freuen, Ihnen ein Mal durch die That meine große Hochachtung bezeugen zu können, mit der ich mich nenne Eure Wohlgebohren ergebensten Diener. Mit xr war Kreuzer gemeint. UAJ E II 568 fol. 67r-67v. Friedrich Sigismund Moritz Crusen an Universität Jena, 22. Juli 1830. Ebd. fol. 82v-83r. Friedrich Sigismund Moritz Crusen an Universität Jena, 4. Oktober 1830. Vgl. Kapitel 4.2. – Die Stigmatisierung der Gläubiger und ihre Handlungsmöglichkeiten. UAJ E I 697 fol. 17r-17v, 19r. Joseph Traugott Maria Klein an Universität Jena, 5. September 1807. Mit Handschriften waren die Schuldbestätigungen gemeint, die Studenten ihren Gläubigern als Beleg der Anerkennung der Kredithöhe ausstellten.

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Dieses Schreiben ist das einzige seiner Art, das einer der untersuchten Schuldner an die Salana schickte. Was Klein im Einzelnen bewegte, in ziemlich blumiger Sprache seinem Unmut Ausdruck zu verleihen, bleibt unklar. Wahrscheinlich sah er sich in der Tat als Opfer gewinnsüchtiger Verführer, denn die Wirte Georg Andreas Schumann und Michael Andreas Friedrich Herwarth hatten jeweils Forderungen von über 100 Talern für Verpflegung, Bargeld und übernommene Schulden beim akademischen Gericht angemeldet.1424 Und mit der drohenden langjährigen Unruhe des Herzens sollte Joseph Traugott Maria Klein zumindest in seinem eigenen Fall Recht behalten. Erst mit der Information über seinen Tod im April 1827 waren die Auseinandersetzungen mit seinen Gläubigern – in erster Linie der Witwe Maria Dorothee Tröbitz – abgeschlossen.1425 Besonderen Dank verspürten die Universitätsbesucher ihren Gläubigern gegenüber nicht. Zudem schoben sie die Verantwortung für ihre Verbindlichkeiten zuweilen den Kreditgebern zu. Aber der überwiegende Teil der Schuldner bezichtigte niemanden eines Fehlverhaltens oder der Verführung zu unnötigen Ausgaben. Der Grund hierfür war ebenso simpel wie elementar: Sie wollten und brauchten weiterhin die Möglichkeit, bei der Bevölkerung der Saalestadt anschreiben lassen zu können, weshalb Vorwürfe wie jener von Klein in zeitlicher und räumlicher Distanz zu den Ereignissen verfasst wurden. Hätte er die Zeilen während seines Aufenthaltes an der Jenaer Hochschule geschrieben, hätte die studentische Gemeinschaft wahrscheinlich darauf geachtet, dass diese individuelle und negative Meinung nicht der kollektiven Kreditwürdigkeit schadet, und vorbeugend unerwünschte Verhaltensweisen in akzeptable Bahnen gelenkt.

7.4.2. Der Handlungsspielraum der Eltern und Vormünder Zwar versuchten einige Schuldner, ohne familiäre Unterstützung ihre Rückstände zu tilgen, doch meist wurden die Eltern, Vormünder und Geschwister in den Regulierungsprozess mit einbezogen. Ähnlich wie die Kreditnehmer besaßen diese Rechte, die sie mit Nachdruck einforderten. Außerdem hatten sie sich einigen Pflichten zu beugen, welche vor allem die akademischen Gesetze und die Verordnungen wider übermäßiges Schuldenmachen vorgaben. Zudem war ihnen daran gelegen, dass das Verhalten ihrer Söhne sich nicht negativ auf das Ansehen der Familie auswirkte. Daher traten die Familien mit der Salana und den Gläubigern immer wieder in die Kommunikation ein.

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Ebd. fol. 18r. Joseph Traugott Maria Klein an Universität Jena, 5. September 1807. UAJ E II 201 fol. 61r. Klein an Universität Jena, Abschrift, 14. November 1827.

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Der rechtliche Rahmen Über die rechtlichen Verpflichtungen der Eltern ihren ehelichen Söhnen und Töchtern gegenüber gibt es nur wenige konkrete Informationen. Zudem waren diese für jedes Territorium anders. Allen Verordnungen gemeinsam war gewiss die Aufgabe, die Kinder zu erziehen.1426 Das Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794 widmete dieser Thematik einen ganzen Abschnitt, daher wurde es exemplarisch zur Auswertung herangezogen. Generell unterschieden werden muss zwischen minderjährigen und volljährigen Kindern. Mündig wurden sie spätestens an ihrem 25. Geburtstag, bis dahin unterstanden sie in der Regel der väterlichen Gewalt.1427 Die Aufgabe der Eltern war es unter anderem, für die Ausbildung zu sorgen, wobei die Kosten dafür in erster Linie von den Vätern zu tragen waren.1428 Zwar konnte dieser bis zum vollendeten 14. Lebensjahr der Söhne über deren Lebensweise entscheiden, aber sowohl Mütter als auch Väter waren angehalten, ihre Kinder zu künftigen brauchbaren Mitgliedern des Staats, in einer nützlichen Wissenschaft, Kunst, oder Gewerbe, vorzubereiten.1429 Es bestand in Preußen sogar eine Art Ausbildungspflicht.1430 Behagte den Kindern die väterliche Entscheidung nicht, konnte das vormundschaftliche Gericht eingreifen.1431 So sollten die Söhne nicht zum Studium gezwungen werden, ebenso wenig wie die Väter zur Bezahlung des von ihnen nicht gewollten Universitätsaufenthalts.1432 Schickten die Eltern ihre Kinder allerdings fort, beispielsweise für die Ausbildung an einer Hochschule, so genehmigten sie dem preußischen Gesetz nach alle dadurch entstehenden Handlungen und Verträge.1433 Regulierte die Familie die angesammelten Schulden der Söhne, einmalig oder wiederholt, konnten die Kläger daraus indes keine Pflicht zur Tilgung durch die Eltern ableiten.1434 Zudem hies es: Nur das, was Jemand einem außerhalb des väterlichen Hauses lebenden Kinde zu den nothwendigsten und dringendsten Bedürfnissen des Lebens giebt, soll in allen Fällen, als in den

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SACHSE, Handbuch des Großherzoglich-Sächsischen Privatrechts, § 161. Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, 2. Teil, Abschnitt 2 § 62. Vgl. Werner OGRIS: Das Erlöschen der väterlichen Gewalt nach deutschen Rechten des Mittelalters und der Neuzeit, in: Thomas OLECHOWSKI (Hg.): Werner Ogris. Elemente europäischer Rechtskultur. Rechtshistorische Aufsätze aus den Jahren 1961-2003, Köln/ Weimar/Wien 2003, S. 547-573. Werner OGRIS: Mündigkeit, in: HRG 3 (1984), Sp. 738-742, hier Sp. 741. Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, 2. Teil, Abschnitt 2 § 64, 103. Ebd. § 108, 110f. Ebd. § 121f. Ebd. § 112-114. Ebd. § 115. Ebd. § 127. Ebd. § 128.

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Nutzen des Vaters verwendet, angesehen werden.1435 Erhielten die Söhne Bargeld oder nicht unerlässliche Gegenstände kreditiert, hatten die Eltern lediglich zu haften, wenn die Kinder aufgrund ihrer mangelnden Unterstützung zur deren Annahme veranlasst waren.1436 Verpflichteten sich die studentischen Schuldner jedoch, nach der Aufhebung der väterlichen Gewalt die rechtswidrigen Forderungen zu erstatten, wurden die Verbindlichkeiten rechtlich als legitim anerkannt und waren zu begleichen.1437 Die dargelegten Paragraphen besaßen allein in Preußen Gültigkeit und galten allgemein für die unter väterlicher Gewalt stehenden Kinder eines Ehepaares. Für Studenten im Besonderen griffen die akademischen Verfügungen der Hochschulen, die nicht territorial begrenzt waren. Daher beriefen sich auch nur sehr wenige Familien auf die von ihrer heimatlichen Regierung erlassenen Gesetze. Kam es doch vor, überging die Salana diese Anträge und forderte weiter die Tilgung der Schulden ein.1438 Den akademischen Gesetzen gemeinsam war indes, dass die Mütter und Väter finanziell für ihre Söhne zu haften hatten. Über die genauen akademischen Verfügungen informierten die Eltern zum Teil die Ratgeberliteratur sowie die lokalen Zeitschriften.1439 Außerdem klärten die Kreditnehmer ihre Angehörigen eigenständig darüber auf. Dafür schickten sie entweder die zur Einschreibung in die Matrikel erhaltenen Gesetze nach Hause oder berichteten in ihren Briefen davon.1440 Das Wissen über ihre Rechte und Pflichten nach den Conto-Mandaten und den akademischen Gesetzen war jedenfalls bei den Familien vorhanden. Allerdings enthalten diese nur wenige und zudem relativ oberflächliche Informationen über die Rolle der Eltern bezüglich der Tilgung der Rückstände ihrer Söhne. Solange es sich um legitime Verbindlichkeiten handelte, spielte nach den Jenaer akademischen Gesetzen von 1817 die Minderjährigkeit des Universitätsbesuchers keine Rolle.1441 Die Möglichkeit des unbegrenzten Borgens hatten 1435 1436 1437

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Ebd. § 129. Ebd. § 130. Ebd. § 136. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 321f. attestierte für Göttingen, dass es im Zivilrecht für die Eltern keine Verpflichtung gab, die sie zur Regulierung der Schulden ihrer Söhne zwingen konnte. UAJ E II 645 fol. 38v. Hüttemann an Universität Jena, 13. Juni 1830. Ebd. fol. 56v-57r. Universität Jena an Hüttemann, Konzept, 24. Juni 1830. So wurden beispielsweise die akademischen Gesetze von 1817 im Großherzoglichen Sachsen-Weimar-Eisenachischen Regierungsblatt Nr. 1, Dienstag, den 20. Januar 1818 und ebd. Nr. 2, Dienstag, den 27. Januar 1818 gedruckt. RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, S. 172 Anm. 34. Heinrich Adolph Weise schrieb 1779 an seine Mutter: Hier schicke [ich] die Wäsche und die Schachtel u. die StudentenGesetze, damit Sie unsere Policey kennen kernen [.] Zitiert aus ebd. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 117. Vgl. ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 123. Dies galt auch für die Universität Greifswald.

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die Studenten beispielsweise in Landshut, falls die Familien dies zuvor bewilligt hatten.1442 Die Eltern besaßen hingegen, wenn ihre Söhne an preußischen Hochschulen studierten, das Recht, die gegebenenfalls von den Studenten bereits getilgten illegitimen Schulden wieder zurückzuverlangen. Jedoch mussten sie bei einem Einspruch gegen eine Forderung das Geld für selbige zunächst bei einem Gericht hinterlegen und ihre Einwände dann an der jeweiligen Universität durchsetzen.1443 In Marburg wurde 1819 das Schuldenrevers eingeführt, welches die Kreditnehmer bei der Immatrikulation vorzulegen hatten. Darin erklärten die Familien pauschal, die legitimen Ansprüche, die ihre Söhne während des Studiums anhäufen werden, zu begleichen. Dadurch waren neben den Studenten auch die Eltern oder Vormünder zur Bezahlung der Kredite rechtlich verpflichtet.1444 Nach den akademischen Gesetzen der Salana war die Hinwendung zu Familie in Jena ebenso möglich, jedoch mit der Einschränkung, dass zuerst die Schuldner und deren Vermögen selbst heranzuziehen waren.1445 Ihre durch die Edikte rechtlich fixierten Vorteile verloren die säumigen Universitätsbesucher indes, wenn die Eltern ihnen heimlich Geld sandten.1446

Die Kommunikation auf Initiative der Familie Die Studenten an den Hochschulen standen in regem Kontakt mit ihren Familien und Vormündern, was die handschriftlich überlieferten und zum Teil publizierten Briefe bezeugen.1447 Ein wichtiger Bestandteil dieser Korrespondenzen war die Auflistung der getätigten Ausgaben, um diese den Eltern gegenüber zu rechtfertigen.1448 Ich habe ja Rechnung abgelegt, wie mir ist befohlen worden, schrieb Ludwig Fried1442 1443 1444 1445 1446

1447 1448

ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 198. Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, 2. Teil, Abschnitt 12 § 107, 121. ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 196f. WOESTE, Akademische Väter, S. 6567. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 113, 122. Vgl. ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 197f. Conto-Mandat vom 25. November 1793 § 1. Gesetze für die Studierenden der GesamtAkademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 119. Vgl. Kapitel 4.2. – Das Conto-Mandat von 1793. Zu Jena vgl. BUTTERWECK; MÜLLER; WESSEL, Gotthilf August Francke. LAUTZ, Jenaer Universitätsleben. MEIßNER, Briefe. GSA 6/4423 lose eingelegt. Ludwig Friedrich Froriep an Justus Friedrich Froriep, 31. März 1796. Ebd. lose eingelegt. Ludwig Friedrich Froriep an Justus Friedrich Froriep, 24. April 1796. LAUTZ, Jenaer Universitätsleben, S. 210. W. KILIAN: Rechnung über diejenigen Gelder so beyde Wildt- und Rheingrafen Tit. H. H. Carl Ludwig und H. Otto Friedrich Gebrüdern auf academiam mit gegeben und geschickt worden sind, wie selbige von mir Joh. Anthon Cäsar der Zeit Hofmeister empfangen und ausgeben worden und fängt sich am 28. aprilis gehet bis ultimum decembris 1704, in: ZVThGA 38, NF 33 (1933), S. 591-598. Eduard KELTER: Ein Jenaer Student um 1630 (Eberhard von Todenwarth),

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rich Froriep an seinen Vater.1449 In ihren Briefen übermittelten die Universitätsbesucher auch die ihnen gegenüber vorgebrachten Ansprüche, zumeist mit der Bitte, diese zu begleichen.1450 Darauf antwortende Schreiben sind in den universitären Akten meist nicht überliefert,1451 da sie den eigentlichen Empfängern wieder ausgehändigt wurden, wenn sie für die Regulierung der Rückstände irrelevant waren.1452 Allerdings kommunizierten die Angehörigen nicht ausschließlich mit ihren Söhnen, sondern sie wandten sich ebenso an die Salana. Das taten sie entweder direkt1453 oder über ihnen vertrauenswürdige Mittelsmänner. Studierten Brüder

1449 1450

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Jena 1908, S. 44-52. Andreas Ludwig Jakob MICHELSEN: Jahresrechnung eines Jenaischen Stud. jur. aus Wismar vom Jahre 1590, in: ZVThGA 3 (1859), S. 226-228. Lothar DIEMER: Einnahmen und Ausgaben des Studenten Carl Olivier Timotheus Migault aus Bremen in Jena und Göttingen 1791-1795, in: Jahrbuch der Wittheit zu Bremen 16 (1972), S. 65-123. RASCHE, Jenaer Rektoratsrechnung, S. 77f. Der Universitätsbesucher fertigte umfangreiche und detaillierte Aufzeichnungen über seine Ausgaben an, die jedoch nicht für Legitimationszwecke gedient zu haben scheinen. BUTTERWECK; MÜLLER; WESSEL, Gotthilf August Francke. Darin gibt es zahlreiche Belege. Die Wiedergabe des Briefes vom 30. Mai 1719 soll stellvertretend stehen. Ebd., S. 15f. Hertzliebe Mama, Hiebey sende meine Rechnung von diesem Monat, hoffe nicht, daß etwas unnütz werde ausgegeben haben. D[en] 1. Maii habe Zucker gekauft zum Coffé, weil ich meine Sachen noch nicht hatte. Milch habe im Anfang mannichmal gekauft, theils den Coffé zu menagiren, theils weil mir das Bier immer Verstopfung verursachte; und dann ein paar Mayenblumen, welche mir vor die Stube gebracht wurden; ingl[eichen] haben den schwartzen Rock vor dem Fest [gemeint war Pfingsten] beym Schneider müßen aus kehren laßen, weil alles meines Kehrens unerachtet sich der Staub erschrecklich hineingesetzet hatte. Das andere sind wol lauter unentbehrliche Ausgaben gewesen. Den Pult hat der Mahler wieder meinen Willen gantz angestrichen, daher ich 4 ggr. geben müßen. Für den Surtout habe ferner geben müßen zu Knöpfen, Barchant in die Taschen, und Halbseide 1 R[thlr]. 7 gr. Macherlohn 21 gr. den Gesellen Tranckgeld 2 gr. zusammen 2 R[thlr]. 6 gr. und kostet also der gantze Surtout 11 R[thlr]. und 6 gr. Gestern habe die Schachtel mit Kuchen und Spargel wohl erhalten, wofür ich hertzlich danke. Menagieren bedeutete soviel wie damit haushalten. Barchant war ein auf der linken Seite aufgerauter Baumwollstoff. Ein Surtout war ein Überrock. GSA 6/4423 lose eingelegt. Ludwig Friedrich Froriep an Justus Friedrich Froriep, 31. März 1796. UAJ E I 384 unpag. Johann Christoph Lindheimer an Universität Jena, 29. Mai 1794. UAJ E I 435 unpag. Universitätsmissiv, 3. April 1796. UAJ E II 196 fol. 2r. Herquet an Universität Jena, 7. September 1821. UAJ E II 568 fol. 27r-27v. Georg Crusen an Universität Jena, 26. Januar 1829. UAJ E II 668 fol. 25r. Universitätsprotokoll, 28. August 1830. Ähnlich UAJ E II 358 fol. 14r. Universitätsprotokoll, 22. Juni 1824. In zahlreichen weiteren Fällen ist anzunehmen, dass die Studenten ihre Schulden den Eltern ebenso mitteilten. Allerdings wurde dies nicht explizit gesagt. Anders UAJ E II 645 fol. 13r. Hüttemann an Florenz Kley, 22. April 1830. UAJ A 2242 fol. 30v. Universität Jena an Bernhard Hartog, Konzept, 13. November 1816. UAJ E I 318 fol. 1r-3r. von Deyn an Universität Jena, 21. Oktober 1793. UAJ E I 384 unpag. Johann Christoph Lindheimer an Universität Jena, 29. Mai 1794. UAJ E I 562 unpag. Universitätsprotokoll, 29. Januar 1801. UAJ E I 740 unpag. Johann Friedrich Barnstedt an Universität Jena, 30. März 1805. UAJ E I 892 unpag. Haxthausen an Universität Jena, 3. September 1810. UAJ E I 928 unpag. Frande an Universität Jena, 23. November

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DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

der Schuldner in Jena, so hatten diese oftmals vor dem akademischen Gericht das Anliegen der Eltern vorzubringen.1454 Zudem wurden sie auch direkt an die Salana geschickt, um vor Ort die Rückstände der Geschwister zu regulieren.1455 Des Weiteren nahmen die Mütter und Väter zu einzelnen Professoren Kontakt auf.1456 Kannten sie keinen möglichen Ansprechpartner in der Saalestadt, ernannten sie Bevollmächtige, die mit vor Ort lebenden Personen korrespondierten. So schrieb Georg Molitor, Prediger im ungarischen Georgenberg,1457 auf Bitten der Eltern von Martin Langk an den Kirchenrat und Theologieprofessor Johann Jacob Griesbach, da er das Glück hatte mit den Herrn Geheimen Kirchenrath bekannt zu seyn.1458 Verfügten die Familien nicht über derartige Beziehungen, verließen sie sich für den Schriftwechsel mit der Salana auf Personen aus ihrer geographischen Umgebung, die sie wahrscheinlich bereits kannten und denen sie vertrauten.1459 Anders verhielt sich die Mutter von Franz Johann von Martin, die in Karlsbad lebte.1460 Im Namen der Witwe korrespondierte unter anderem der sich in Dresden aufhaltende Joseph Preißler, Beichtvater der Prinzessin Maria Augusta von Sachsen, mit der Jenaer Universität.1461 Die Verbindung zwischen beiden kann

1454 1455 1456

1457 1458

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1460 1461

1812. UAJ E II 196 fol. 2r-2v. Herquet an Universität Jena, 7. September 1821. UAJ E II 279 fol. 42r-43v. Hieronymus Sillam an Universität Jena, 15. März 1823. UAJ E II 330 fol. 12r-12v. Christian Gotthelf Gretsel an Universität Jena, 24. Juni 1824. UAJ E II 350 fol. 44r. Georg Wilhelm Dannemann an Universität Jena, 2. Oktober 1824. UAJ E II 541 fol. 1r-1v. Friedrich August Bartels an Polizeikommission Jena, 9. Juni 1828. UAJ E II 578 fol. 2r-2v. Casper Wilhelm Leutbecher an Universität Jena, 5. September 1828. UAJ E I 258 unpag. Universitätsprotokoll, 2. Februar 1787. UAJ E II 668 fol. 33r. Universitätsprotokoll, 5. September 1830. UAJ E I 657 fol. 1r-1v. E. J. A. Meier an Universität Jena, 30. Juni 1803. UAJ E I 818 fol. 19r. Heinrich Jacob Croneberg an Johann Friedrich August von Gohren, 18. April 1807. UAJ E I 986 fol. 38r. Magdalena von Martin an Universität Jena, 6. Februar 1817. UAJ E II 72 fol. 9r-9v. Johann Georg Dürrschmidt an Universität Jena, 25. Juni 1819. UAJ E II 517 unpag. Universitätsprotokoll, 12. Juni 1830. UAJ E II 668 fol. 33r-35v. Universitätsprotokoll, 5. September 1830. Ludwig Heinrich JAKOB: Die Allgemeine Religion. Ein Buch für gebildete Leser, Halle 1797, o. S., Nachtrag zum Pränumerantenverzeichnis, Zipfer Comitat. UAJ E I 407 fol. 24r. Georg Molitor an Johann Jacob Griesbach, 20. August 1795. Ähnlich UAJ E I 657 fol. 85r-86v. Winkelmann an Christian Friedrich Carl Böttger, 30. Juni 1805. UAJ E II 550 fol. 20r-21r. Klussmann an Universität Jena, 6. November 1828. Im Namen der Familie von Heinrich Albrecht Krehe, die in Neuenkirchen im Großherzogtum Oldenburg lebte, wandte sich ein nicht genauer zu identifizierender Klussmann aus derselben Stadt an die Universität. UAJ E II 725 unpag. Carl Ludwig Nonne an Universität Jena, 7. November 1831. Der Oberkonsistorialrat und Hofprediger aus Hildburghausen schrieb für die ebenfalls dort ansässige Familie von Gustav Schumann. Ähnlich UAJ E I 615 unpag. Amt Ottersberg an Universität Jena, 25. September 1807. UAJ E I 628 unpag. Regierung Oldenburg an Universität Jena, 26. April 1802. UAJ E I 986 fol. 22r-22v. Castor an Franz Johann von Martin, 24. Dezember 1816. Ebd. fol. 17r-17v. Joseph Preißler an Universität Jena, 30. Dezember 1816. Vgl. Königlich Sächsischer Hof- und Staats-Kalender auf das Jahr 1811, Leipzig 1811, S. 73.

DIE SCHULDNER UND DEREN FAMILIEN

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letztlich nicht geklärt werden. Um den Vormund wird es sich nicht gehandelt haben, da dies in den einzelnen Briefen gewöhnlich angesprochen wurde,1462 hier jedoch nicht. Andererseits forderte von Martin explizit die Salana auf, ein Schreiben mit der Bitte um finanzielle Unterstützung an Preißler zu senden,1463 was eine engere Verbindung zwischen dem Beichtvater und der Familie von Martin wahrscheinlich macht. Die Motivationen der Eltern, sich an die Hochschule oder einen ihnen vertrauenswürdigen Menschen in deren Umfeld zu wenden, waren sehr unterschiedlich. Zuweilen brach der Kontakt zu den Söhnen ab, weshalb sich die Angehörigen Sorgen machten. Ob die Briefe von den Universitätsbesuchern lediglich nicht beantwortet wurden, wie die Mutter und Schwester von Bernhard Christoph Schmale vermuteten,1464 oder die Post länger als gewöhnlich unterwegs war, ist nicht bekannt. Friedrich August Bartels schrieb an die Salana, weil er erfahren habe, dass sein Sohn Carl Friedrich Bartels, der heimlich das väterliche Haus verlassen hatte, sich jetzt in Jena aufhalten solle.1465 Andere Eltern wollten ihre Söhne in die Heimat zurückholen und schickten dafür Geld.1466 Doch die Mehrzahl der Briefe wurde dezidiert wegen der Tilgung der Schulden an die Universität gesandt,1467 nicht zuletzt um einem möglichen Ansehensverlust in der Gesellschaft vorzubeugen, weil die Söhne des Prellens verdächtigt wurden.1468 1462

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1467

UAJ E I 158 fol. 2r. Universität Jena an Regierung Pappenheim, Konzept, 16. Oktober 1780. UAJ E I 614 unpag. Johann Friedrich Engerer an Universität Jena, 1. Juni 1803. UAJ E I 615 unpag. Amt Ottersberg an Universität Jena, 25. September 1807. UAJ E I 628 unpag. Regierung Oldenburg an Universität Jena, 26. April 1802. UAJ E II 196 fol. 2r. Herquet an Universität Jena, 7. September 1821. UAJ E II 279 fol. 42r. Hieronymus Sillam an Universität Jena, 15. März 1823. UAJ E II 725 unpag. Carl Ludwig Nonne an Universität Jena, 7. November 1831. UAJ E I 986 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 23. Dezember 1816. Ebd. fol. 9r. Franz Johann von Martin an Universität Jena, ohne Datum [Dezember 1816]. UAJ E I 657 fol. 1r. E. J. A. Meier an Universität Jena, 30. Juni 1803. UAJ E II 541 fol. 1r. Friedrich August Bartels an Polizeikommission Jena, 9. Juni 1828. UAJ E I 740 unpag. Johann Friedrich Barnstedt an Universität Jena, 30. März 1805. UAJ E II 541 fol. 1v. Friedrich August Bartels an Polizeikommission Jena, 9. Juni 1828. UAJ E II 725 unpag. Carl Ludwig Nonne an Universität Jena, 7. November 1831. Ähnlich UAJ E II 568 fol. 27r-28r. Georg Crusen an Universität Jena, 26. Januar 1829. UAJ E I 300 unpag. Universitätsprotokoll, 29. April 1791. UAJ E I 318 fol. 1r-3r. von Deyn an Universität Jena, 31. Oktober 1793. UAJ E I 384 unpag. Johann Christoph Lindheimer an Universität Jena, 29. Mai 1794. UAJ E I 435 unpag. Universitätsmissiv, 3. April 1796. UAJ E I 562 unpag. Universitätsprotokoll, 29. Januar 1801. UAJ E I 740 unpag. Johann Friedrich Barnstedt an Universität Jena, 30. März 1805. UAJ E I 818 fol. 19r. Heinrich Jacob Croneberg an Johann Friedrich August von Gohren, 18. April 1807. UAJ E I 892 unpag. Haxthausen an Universität Jena, 3. September 1810. UAJ E I 928 unpag. Frande an Universität Jena, 23. November 1812. UAJ E II 72 fol. 9r-9v. Johann Georg Dürrschmidt an Universität Jena, 25. Juni 1819. UAJ E II 196 fol. 2r-2v. Herquet an Universität Jena, 7. September 1821. UAJ E II 279 fol. 42r-43v. Hieronymus Sillam an Universität Jena, 15. März 1823. UAJ E II 330 fol. 12r-12v. Christian Gotthelf Gretsel an

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DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

Die Kommunikation auf Initiative der Universität und der Gläubiger Wandten sich weder die Familien noch die Schuldner aus eigenem Antrieb an die Hochschule, schrieb Letztere an die Eltern,1469 primär auf Anweisung der Kreditgeber.1470 Allerdings erfolgte nicht immer ein direkter Briefwechsel. Wusste die Salana, dass die Kreditnehmer sich an andere Universitäten begeben hatten, ergingen zunächst an diese Schreiben.1471 Erfolgten keine, beziehungsweise keine akzeptablen Antworten oder waren die Universitätsbesucher nicht aufzufinden, wandte sich die Salana an die Familie, an deren heimatliche Obrigkeit1472 oder an

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Universität Jena, 24. Juni 1824. UAJ E II 350 fol. 44r. Georg Wilhelm Dannemann an Universität Jena, 2. Oktober 1824. UAJ E II 578 fol. 2r-2v. Casper Wilhelm Leutbecher an Universität Jena, 5. September 1828. UAJ E II 645 fol. 13r. Hüttemann an Florenz Kley, 22. April 1830. Vgl. CARIUS, Recht durch Eigentum, S. 226. Vgl. Kapitel 7.3.2. – Die öffentliche Denunziation der Schuldner. UAJ A 2242 fol. 28v-29r. Universität Jena an Bernhard Hartog, Konzept, 30. Oktober 1816. UAJ E I 658 unpag. Stoffregen an Universität Jena, 24. September 1803. UAJ E I 974 fol. 20r-20v. Universität Jena an Ludwig Holle, Konzept, 18. August 1816. UAJ E II 147 fol. 3r-3v. Universität Jena an Fröhle, Konzept, 27. Januar 1820. UAJ E II 358 fol. 21r-21v. Universität Jena an Martha Henriette von Buttler, Konzept, 11. September 1824. UAJ E II 494 fol. 12r-12v. Universität Jena an Ferdinand Kersting, Konzept, 24. August 1827. UAJ E II 534 fol. 13r-15r. Universität Jena an Heinrich Georg Carl Mund, Konzept, 25. Oktober 1828. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 322f. Im Gegensatz zur Salana trat die Universität Göttingen nicht so oft in die Kommunikation mit den Familien der Schuldner oder den elterlichen Obrigkeiten ein. Brüdermann konstatierte: „Die Bereitschaft des Gerichts war nicht sehr groß, diese so oft nutzlose Arbeit auf sich zu nehmen.“ UAJ E I 974 fol. 20r. Universitätsprotokoll, 8. August 1816. UAJ E II 358 fol. 16r. Universitätsprotokoll, 11. August 1824. Ebd. fol. 20r-20v. Universitätsprotokoll, 3. September 1824. UAJ E II 494 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 14. August 1827. Manchmal nahm die Universität den Kontakt auch auf Initiative der Schuldner auf. UAJ E I 615 unpag. Georg Heinrich Christian Lübbren an Universität Jena, 23. April 1803. UAJ E I 986 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 23. Dezember 1816. UAJ E II 147 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 19. Januar 1820. UAJ A 2242 fol. 37r-38r. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 17. Juni 1817. UAJ E I 283 unpag. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 8. Dezember 1792. UAJ E I 287 unpag. Universität Jena an Universität Gießen, Konzept, 12. Juni 1792. UAJ E I 289 unpag. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 24. November 1792. UAJ E II 350 unpag. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 15. Dezember 1824. UAJ A 2242 fol. 38r-38v. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 17. Juni 1817. UAJ E I 318 fol. 41r-44r. Universität Jena an Regierung Stade, Konzept, 28. Mai 1796. UAJ E I 384 unpag. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Frankfurt am Main, Konzept, 13. Februar 1802. UAJ E I 657 fol. 69r-70r. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Hannover, Konzept, 3. April 1805. UAJ E II 196 fol. 43r-45r. Universität Jena an Obergericht Fulda, Konzept, 29. Juni 1824. UAJ E II 358 fol. 34r-34v. Universität Jena an Oberlandesgericht Meiningen, Konzept, 21. November 1825. UAJ E II 517 unpag. Universität Jena an Stadtgericht Sonneberg, Konzept, 9. Mai 1834. UAJ E II 534 fol. 31r-33r. Univer-

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Kommilitonen.1473 Doch oft korrespondierte sie auch gleich mit der jeweils zuständigen Behörde.1474 Unabhängig davon, an wen sich die Hochschule zuerst wandte, ihre Beweggründe waren immer die gleichen. Die Schuldner oder deren Angehörige sollten vernommen und zur Regulierung der angelaufenen Rückstände bewegt werden. Gab es Möglichkeiten, mittels Zustimmung der landesherrlichen Obrigkeit direkt Geld aufzutreiben, so wurden diese genutzt. So bestand die Universität bei Friedrich Christian Nonne darauf, dass das Callenbergische Familienstipendium,1475 welches dieser bezog, solange direkt an sie ausgezahlt werde, bis die Verbindlichkeiten beglichen seien.1476 Um die Eltern nicht allein rein physisch zu erreichen, sondern ferner auf einer emotionalen Ebene, die sie zur Übermittlung der notwendigen Gelder bewegen sollte, bediente sich die Hochschule zweier Methoden. Zum einen wurde die

1473 1474

1475 1476

sität Jena an Landgericht Wolfenbüttel, Konzept, 10. Februar 1830. UAJ E II 568 fol. 14r-15r. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Schleusingen, Konzept, 18. November 1828. Vgl. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 122. Vgl. Kapitel 7.2. – Die Suche nach den Akteuren. UAJ A 2244 fol. 24r-24v. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Neusohl, Konzept, 17. Juni 1817. UAJ A 2304 unpag. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Frankfurt am Main, Konzept, 14. Juli 1804. UAJ E I 106 fol. 1r-1v. Universität Jena an Regierung Weilburg, Konzept, 13. November 1777. UAJ E I 156 fol. 8r-8v. Universität Jena an Regierung Karlsruhe, Konzept, 16. Oktober 1780. UAJ E I 158 fol. 1r-2v. Universität Jena an Regierung Pappenheim, Konzept, 16. Oktober 1780. UAJ E I 235 unpag. Universität Jena an Regierung Arolsen, Konzept, 26. Januar 1790. UAJ E I 267 unpag. Gericht Güstrow an Universität Jena, Konzept, 30. August 1793. UAJ E I 430 unpag. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Neusohl, Konzept, 21. Oktober 1796. UAJ E I 560 unpag. Universität Jena an Herzog von Mecklenburg-Strelitz, Konzept, 17. Juni 1800. UAJ E I 615 unpag. Universität Jena an Justizkanzlei Stade, Konzept, 24. Januar 1805. UAJ E I 629 unpag. Universität Jena an Justizamt Windeck, Konzept, 3. August 1802. UAJ E I 672 unpag. Universität Jena an Regierung Hildburghausen, Konzept, 16. Juli 1804. UAJ E II 2 fol. 16v-17r. Universität Jena an Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Konzept, 20. Dezember 1817. UAJ E II 152 fol. 7v. Universität Jena an Amt Königsee, Konzept, 24. Januar 1821. UAJ E II 489 fol. 7r. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Braunschweig, Konzept, 8. September 1827. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 322. Der These, dass „eine kleine Universität mit provinziellem Einzugsbereich“ es bei der Kommunikation mit anderen Ämtern leichter gehabt habe, widerspricht die Salana. Obwohl sie zu den größeren Hochschulen des Reiches zählte, lässt sich im Bereich des studentischen Schuldenwesens, auf welchen Brüdermann sich explizit bezog, keinerlei „Mangel an Hilfsbereitschaft“ der Behörden finden, gleich ob lokale oder überregionale. Ganz im Gegenteil. Wie UAJ E I 615 unpag. Justizkanzlei Stade an Amt Ottersberg, Abschrift, 12. September 1807 aufzeigt, sandten sie die Schreiben der Universität sogar an die zuständigen Ämter weiter. Zum Callenbergischen Familienstipendium vgl. BAUMGART, Stipendien und Stiftungen, S. 444. UAJ E I 149 fol. 1r-1v. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Gotha, Konzept, 22. Januar 1778.

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Bedürftigkeit der Kreditgeber betont. Sie seien arm,1477 und besonders in den Jahren um 1806 wurde auf die Brände und Plünderungen durch die Soldaten hingewiesen, die die Bewohner der Saalestadt ertragen mussten. Deshalb benötigten sie jetzt dringend die Rückerstattung der gewährten Kredite.1478 Handlungsleitend für Mütter und Väter dürften jedoch eher die ausgeschmückten Darstellungen der gegenwärtigen Situation ihrer Söhne gewesen sein. Die Palette der Ausführungen reichte von dem Hinweis, dass der Personalarrest jeden Tag beschwerlicher werde1479 bis hin zu folgendem Appell: Jetzt ist er [gemeint war Martin Langk] in einem Abgrund von Elend versuncken, aus dem nur Ihre väterliche Hand ihn herausziehen kann. Eilen Sie ihn vom gänzlichen Untergang zu retten, und wenn er auch Ihren Unwillen verdient hat, so bedenken Sie, daß es um die ganze Wohlfahrth eines Sohnes zu thun ist.1480

Thematisch daran anknüpfend erfolgte der Verweis auf all die Nachteile, die den Universitätsbesuchern für ihr zukünftiges Leben drohten, wenn die Angehörigen nicht handelten und die Ansprüche beglichen.1481 Obwohl an keiner Stelle näher ausgeführt wurde, worin diese schädlichen Auswirkungen bestanden haben, muss es sich im weitesten Sinne um das gesellschaftliche Ansehen und die damit in Verbindung stehenden sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf die beteiligten Akteure gehandelt haben.

7.4.3. Die Reaktionen auf die Aufforderung zur Schuldentilgung Sich bei Mitmenschen etwas zu borgen oder Kredit zu geben, gehörte zum täglichen Wirtschaften im ausgehenden 18. Jahrhundert. Aus diesem Grund war die Kreditwürdigkeit von elementarer Bedeutung.1482 Daher wird es für die Eltern einerseits gewiss keine unerwartete und überraschende Mitteilung gewesen sein, 1477 1478

1479 1480 1481

1482

UAJ E I 158 fol. 17r. Universität Jena an Regierung Pappenheim, Konzept, 16. November 1780. UAJ A 2304 unpag. Universität Jena/ Johanne Magdalena Roux an Kühnell, Abschrift, 12. Dezember 1803. Ähnlich UAJ E I 156 fol. 8r. Universität Jena an Regierung Karlsruhe, Konzept, 16. Oktober 1780. UAJ E I 858 unpag. Universitätsprotokoll, 31. August 1809. Vgl. STURM, Schuldkonflikte, S. 71. UAJ E I 986 fol. 37v. Universität Jena an Magdalena von Martin, Konzept, 24. Februar 1817. UAJ E I 407 fol. 21r. Johann Jacob Griesbach an Langk, Konzept, 15. Januar 1796. UAJ A 2242 fol. 31r. Universität Jena an Bernhard Hartog, Konzept, 16. Januar 1817. Ähnlich UAJ E I 407 fol. 21r. Johann Jacob Griesbach an Langk, Konzept, 15. Januar 1796. UAJ E II 494 fol. 12r-12v. Universität Jena an Ferdinand Kersting, Konzept, 24. August 1827. UAJ E II 568 fol. 27v. Georg Crusen an Universität Jena, 26. Januar 1829. Vgl. Kapitel 6.

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wenn sich ihre Söhne, deren Kreditgeber oder die Universität mit der Benachrichtigung über die angelaufenen Rückstände sowie der Aufforderung zu deren Tilgung bei ihnen meldeten. Auf der anderen Seite mussten die Schuldner und ihre Eltern aber bestrebt sein, das Ansehen der Familie, beispielsweise durch missmutige Denunziationen verstimmter Gläubiger, nicht zu beschädigen und negative Folgen abzuwenden. Wenn schon allein eine öffentliche Vorladung vor das akademische Gericht in der Dorfzeitung die Eltern von Friedrich Sigismund Moritz Crusen brandmarkte,1483 welche Folgen hätte dann die Nachricht gehabt, dass der Sohn seine Kreditgeber geprellt habe? Aufgrund dieser Ambivalenz waren die Verhaltensweisen der Familien und Vormünder genauso unterschiedlich wie jene der Studenten. Abhängig waren sie von vielen Faktoren: Ihrem Verhältnis zu den Kreditnehmern, der eigenen finanziellen Situation sowie von der Meinung über die Waren und Dienstleistungen, für die angeschrieben lassen wurde.

Die Positionierung der Familie zu den Schuldnern Einige Familien reagierten nicht auf die schriftlichen Zahlungsaufforderungen der Hochschule. Ob sie diese absichtlich ignorierten, ob es Probleme bei der Zustellung gab oder die Briefe in den Akten der Universität lediglich nicht überliefert sind, bleibt zumeist unsicher. Der Vater von Eduard Kersting verweigerte die Annahme, da das Schreiben nicht frankiert war und er das Porto somit hätte selbst übernehmen müssen.1484 Andere antworteten trotz wiederholter Kontaktaufnahme nachweislich nicht.1485 Doch der überwiegende Teil der Eltern und Vormünder trat in die Kommunikation ein. Dabei verliehen sie zuweilen ihrem Unmut deutlichen Ausdruck. In dem bereits angeführten Brief von Joseph Traugott Maria Klein stellte dieser der Salana die rhetorische Frage, welcher liebende Vater seinen unverdorbenen Sohn zum Studium nach Jena schicken könne, ohne

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UAJ E II 568 fol. 66r. Friedrich Sigismund Moritz Crusen an Universität Jena, 22. Juli 1830. UAJ E II 494 fol. 14r. Universitätsprotokoll, 26. September 1827. Ähnlich UAJ A 2242 fol. 41r-41v. Universitätsprotokoll, Abschrift, 18. Juli 1817. UAJ E I 892 unpag. Peter Friedrich Heinrich Christian Carl von Lowtzow an Universität Jena, 13. Februar 1811. Dem Kaufmann Johann Friedrich Carl Spielberg wurde von der Familie Lowtzow angedroht, dass, wenn er weiter Briefe an sie schicke, diese unfrankiert an ihn zurückgehen würden. UAJ A 2242 fol. 33v. Universität Jena an Stadt Zaltbommel, Konzept, 13. März 1817. UAJ E I 560 unpag. Universität Jena an Herzog von Mecklenburg-Strelitz, Konzept, 17. Juni 1800.

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um dessen sittliches Wohlergehen besorgt zu sein?1486 Ähnlich äußerte sich Heinrich Reinhard gegenüber einem Gläubiger seines Sohnes. Sie hätten mir, lieber Herr Zerenner, vielen Kumer u. Sorgen ersparen können, wenn Sie mir zur rechten Zeit, ehe die Schuld so groß wurde, Nachricht gegeben hätten. Nach Ihrer eigenen Rechnung hätten Sie schon sehen sollen, daß ein junger Mensch des Tags nicht soviele Stunden in einem Caffeehause zubringen darf, nicht soviel verzähren muß, der Studirends halber in Jena ist.

Nach der Meinung des Vaters hätte der Wirt Carl Friedrich Zerenner die leichtsinnigen u. unbesonnenen Söhne nur nach den Vorgaben der akademischen Gesetze anschreiben lassen dürfen. Zudem erklärte er, dass sein Sohn mit dem gesandten Geld hätte auskommen müssen, ohne sich zu borgen, wie dessen drei Brüder es vor ihm geschafft hätten.1487 Der Vater machte den Wirt in vollem Maße für die Verbindlichkeiten des Universitätsbesuchers verantwortlich. Selbst das studentische Unvermögen, mit dem Wechsel hauszuhalten, wurde dem Kreditgeber teilweise angelastet, da dieser das unreife und törichte Verhalten seines Sohnes nicht unterbunden habe. Trotz dieser Kritik war die Mehrzahl der Eltern um die Tilgung der unbezahlten Ansprüche ihrer Söhne bemüht.1488 Ihre Motivationen unterschieden sich zwar in den Details, grundsätzlich waren sie aber ähnlich. Um dem Eintritt der Kinder in eine Schuldenspirale1489 und jeglichen anderweitigen Nachteilen für die Familie vorzubeugen, waren viele um eine rasche Regulierung bemüht. Sie beglichen die Verbindlichkeiten zügig und entschuldigten sich zuweilen für die Umstände, die der Hochschule dadurch entstanden.1490 Damit zeigt sich, dass die Salana durchaus die Schuldentilgung voran bringen konnte, wenn sie an die elterliche Fürsorge appellierte. Aber diese hatte ebenso ihre Grenzen. Einerseits waren sie finanzieller Art. In mehreren Briefen an die Jenaer Hochschule berichtete die Mutter von Bernhard Christoph Schmale 1803, wie sehr sie ihrem auf dem Karzer sitzenden Sohn helfen wolle, allein durch die Franzosen sei alles so teuer geworden, während die Verdienstmöglichkeiten nicht gestiegen seien.1491 Man könne ihr deswegen keine mangelnde Mutterliebe vorwerfen. Obwohl sie um die schlechte Lage ihres eingesperrten Kindes wisse, sei es ihr nicht möglich, Geld zu

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UAJ E I 697 fol. 17r-17v. Joseph Traugott Maria Klein an Universität Jena, 5. September 1807. UAJ E II 600 fol. 21v-22r. Heinrich Reinhardt an Carl Friedrich Zerenner, 23. März 1829. Vgl. MICHAELIS, Räsonnement, S. 585, der dies ebenfalls konstatierte. Vgl. Kapitel 4.4. – Johann David Michaelis. MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 242f. Dass diese Befürchtung nicht unbegründet war, belegte STURM, Schuldkonflikte, S. 71. UAJ E I 974 fol. 22r-22v. Renzhagen an Universität Jena, 9. August 1816. UAJ E I 657 fol. 4v. M. M. Schmale an Universität Jena, 17. Juli 1803.

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senden.1492 Die anderen Grenzen waren emotionaler Art. Johann Carl Gottfried Hille äußerte seine Enttäuschung über die Verwicklung seines Sohnes in tätliche Konflikte sowie über die Anhäufung von Rückständen.1493 Der Vater von Martin Langk gab seinen Sohn scheinbar auf, nachdem in unserem Vaterlande die traurige Nachricht sich zu verbreiten anfing, […] daß sein Sohn relegiert sey, und sich Schulden wegen im academischen Arrest befinde.1494 Die Aufforderungen, dem Kreditnehmer doch noch zu helfen, blieben ohne positives Ergebnis.1495 Etwas anders verhielt es sich bei Heinrich Albrecht Krehe. Seine Eltern hatten sich zunächst vom Universitätsbesucher abgewandt und wollten ihn als Sohn nicht mehr akzeptieren, da sich in der Heimat das Gerücht verbreitet hatte, er führe ein liederliches Leben und bezahle sein Kostgeld nicht.1496 Dennoch gab es bei der Familie keine Anzeichen dafür, dass sie die aufgelaufenen Schulden nicht übernehmen wollte, vielmehr war es für die Eltern eine Selbstverständlichkeit, diese zu tilgen.1497 Die Mutter borgte sich dafür sogar bei einem Nachbarn einige Taler, obwohl sie bereits seit drei Jahren nichts mehr von ihrem Sohn gehört hatte.1498 Nicht ganz so glimpflich erging es Franz Johann von Martin – allerdings auch nicht so schlimm wie Martin Langk. Sowohl sein Onkel als auch der königlich-sächsische Beichtvater Joseph Preißler hatten keinerlei Absicht, dem Studenten zu helfen. Ersterer schäme sich sogar, von Martin seinen Neffen nen1492 1493 1494 1495

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Ebd. fol. 61v. M. M. Schmale an Universität Jena, 26. Februar 1805. Ebd. fol. 85r. Winkelmann an Christian Friedrich Carl Böttger, 30. Juni 1805. UAJ E I 435 unpag. Johann Carl Gottfried Hille an Universität Jena, 26. April 1796. UAJ E I 407 fol. 18r. Georg Molitor an Johann Jacob Griesbach, 24. Februar 1796. Ebd. fol. 21v. Johann Jacob Griesbach an Langk, 15. Januar 1796. Da ich an einen Vater schreibe, der noch vor drey viertel Jahres für das Wohl seines jetzt so unglücklichen Sohnes eine so zärtliche Sorge bewies, bedarf es wohl gewiß keiner weitern Vorstellung. Ebd. fol. 17r. Johann Jacob Griesbach an Universität Jena, 11. März 1796. Aufgrund der ausbleibenden Antwort des Vaters schrieb Griesbach erneut an ihn. Anders UAJ E II 645 fol. 38r-38v. Universität Jena an Hüttemann, 13. Juni 1830. Der Vater von Florenz Kley hatte sich entschieden, sich nun doch seines Sohnes anzunehmen. UAJ E II 550 fol. 20r. Klussmann an Universität Jena, 6. November 1828. Ebd. fol. 22r. Wenke Krehe an Universität Jena, 7. November 1828. UAJ E II 325 unpag. Verzeichnis von der Universität entfernter Studenten, 18. September 1824. Heinrich Albrecht Krehe, der sich laut Universitätsmatrikel, Eintrag vom 1. November 1822, an diesem Tag erstmals an der Salana eingeschrieben hatte, wurde am 16. August 1824 auf unbestimmte Zeit wegen fehlenden Fleißes und seines unregelmäßigen Lebenswandels relegiert. UAJ E II 325 unpag. Verzeichnis von der Universität entfernter Studenten, 25. April 1829. Universitätsmatrikel, Eintrag vom 25. Mai 1828. Nachdem er sich im Sommer 1828 erneut an der Salana immatrikulieren konnte, wurde Krehe am 20. November 1828 erneut wegen seiner Lebensweise auf unbestimmte Zeit relegiert. Ähnlich UAJ E II 287 fol. 17r. J. W. Nebbeling an Heinrich Friedrich Jonathan Zerbst, Abschrift, 9. März 1823. Der Vater ließ mitteilen, dass er für seinen Sohn Christian Haffner nichts mehr tun könne. UAJ E II 550 fol. 94r. Klussmann an Universität Jena, 3. Juni 1829. Ebd. fol. 100r. Klussmann an Universität Jena, 28. Februar 1830. Ebd. fol. 133r-133v. Krehe an Universität Jena, 17. Februar 1832.

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nen zu müssen. Bisher habe er ihn mehr als väterlich unterstützt und nach eigenen Angaben in den vergangenen drei Jahren über 1.000 Taler in sein Studium investiert. Immer wieder habe von Martin sein Glück mit Füßen getreten. Erhielte er jetzt Unterstützung, würde ihn das noch leichtsinniger machen, daher überlasse der Onkel seinen Neffen seinem Schicksal.1499 Die Mutter des Schuldners antwortete, dass sie kein Vermögen besitze,1500 dennoch versuchte sie letztlich, ihrem Sohn zu helfen.1501

Die Vertröstung der Gläubiger Die meisten Familien und Vormünder nahmen sich der finanziellen Probleme der Schuldner an und waren gewillt, diese zu regulieren. Gleichzeitig bemühten sie sich dabei, so wenig Geld wie möglich ausgeben zu müssen. So baten die Universitätsbesucher sowie deren Angehörige und Vormünder immer wieder um neue Fristen für die Rückerstattung der Verbindlichkeiten. Bei Verweigerung durch die Kreditgeber verwiesen die Eltern darauf, dass sie sich sonst an die Schuldner halten müssten, bis diese selbst in der Lage seien, die Rechnungen zu begleichen.1502 Die Gründe für die Forderung neuer Zahlungstermine variierten nur in einem kleinen Maße und waren meist finanzieller Art. Eine Ausnahme stellte der Vater von Johann Heinrich Benjamin Wachsmuth dar, der gegenüber der Salana zugeben musste, noch keinen Taler gesandt zu habe, da er das Schreiben, in dem stehe, wie viel noch zu bezahlen sei, nicht mehr wiederfinde.1503 Der Wahrheitsgehalt dieser Aussage ist leider nicht zu überprüfen. Ob sich hinter dem vertröstenden Verhalten die Hoffnung verbarg, die Gläubiger solange hinzuhalten, bis sie aufgaben, kann nicht festgestellt werden. Zwar sind Fälle belegt, bei denen die Kläger auf Teile ihrer Ansprüche verzichteten und die Familien dieses Ziel damit erreicht hätten, doch dies waren nur wenige.1504 Andererseits war der meist genannte Grund für das ausbleibende Geld der angebliche Mangel an selbigem. Einige Familien gaben als Begründung lediglich

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UAJ E I 986 fol. 31r-31v. Joseph Stowasser an Universität Jena, 17. Januar 1817. Ebd. fol. 38r. Magdalena von Martin an Universität Jena, 6. Februar 1817. Ebd. unpag. Carl Anton Zimmer an Universität Jena, 15. März 1817. Ähnlich UAJ E II 725 unpag. Carl Ludwig Nonne an Universität Jena, 7. November 1831. Der Vormund hatte sich von Gustav Schumann abgewandt, allerdings wollte die Schwester des Studenten wissen, ob ihr Bruder noch zu retten sei. UAJ E II 325 unpag. Verzeichnis von der Universität entfernter Studenten, 18. April 1831. Der Schuldner wurde am 28. Februar 1831 wegen seiner unordentlichen Lebensweise auf unbestimmte Zeit relegiert. UAJ E I 657 fol. 4r. M. M. Schmale an Universität Jena, 17. Juli 1803. UAJ E I 853 unpag. Wachsmuth an Universität Jena, 1. November 1809. UAJ E I 657 fol. 77r. Universitätsprotokoll, 25. Mai 1805. UAJ E I 853 unpag. Universitätsprotokoll, 11. November 1809. UAJ E I 986 fol. 18r. Universitätsprotokoll, 6. Januar 1817. Ebd. fol. 35r. Universitätsprotokoll, 24. Februar 1817.

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an, wie schlecht es ihnen finanziell gehe und dass sie selbst in ärmlichen Verhältnissen leben müssten.1505 Andere wiederum versuchten sich zu erklären. Zum einen seien die Verdienstmöglichkeiten in Kriegszeiten immer schlechter geworden, während die Preise immer höher stiegen.1506 Der Kaufmann Christian Friedrich Schmale, Bruder von Bernhard Christoph Schmale, ging Konkurs, weshalb die Mutter ebenfalls Gefahr laufe, ihre Ersparnisse zu verlieren.1507 Mütter und Väter, die eine große Anzahl an Kindern zu versorgen hatten, konnten wahrscheinlich lediglich mit Mühe etwas Geld für das Studium der Söhne erübrigen, geschweige denn für die Regulierung ihrer Kredite.1508 Bei Eltern, die einem Handwerk nachgingen, konnte es schnell zu einem Einkommensausfall kommen. Im Falle des Vaters von Wilhelm Kleine, einem Orgelbauer, zerstörte ein Brand das fast fertiggestellte Instrument und damit den sicheren Verdienst.1509 Auch Krankheiten verzögerten die Rückerstattung.1510 Die langen und teuren Kuren, die Carl August Hartmann über eineinhalb Jahre finanzieren musste, hätten es ihm nach eigenen Angaben bisher unmöglich gemacht, etwas für die Kreditgeber zurückzulegen.1511 Sofern die fehlenden finanziellen Ressourcen nur vorgetäuscht waren, würde dies die These von einer Hinhaltetaktik der Schuldner untermauern. Gelegentlich wird es sich so verhalten haben, aber der eigenen gesellschaftlichen Reputation wäre dies im Falle der Aufdeckung sehr abträglich gewesen. Wie schnell derartiges Verhalten auch in weit entfernt von der Jenaer Universität gelegenen Territorien bekannt werden konnte, belegen die Anzeigen in öffentlichen Zeitschriften und deren Folgen eindrucksvoll.1512 Nicht immer war es den Angaben der Familien nach primär das fehlende Geld, warum sie die Rückstände der Universitätsbesucher nicht sofort beglichen. So wollten die Eltern zuweilen erst von ihren Söhnen die von den Gläubigern genannten Schuldensummen bestätigt erhalten.1513 Besonders das Ableben von Familienmitgliedern, welche die Studenten beerbten, konnte zur Verzögerung der 1505

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UAJ E I 435 unpag. Johann Carl Gottfried Hille an Universität Jena, 26. April 1796. UAJ E II 282 fol. 10v. Amt Oschatz an Universität Jena, 13. Februar 1823. UAJ E II 534 fol. 36r. Distriktgericht Helmstedt an Universität Jena, 23. Juni 1830. UAJ E I 629 unpag. Kleine an Universität Jena, 15. September 1802. UAJ E I 657 fol. 4v. M. M. Schmale an Universität Jena, 17. Juli 1803. UAJ E II 550 fol. 111r. Pralle an Universität Jena, ohne Datum [Mai 1830]. UAJ E I 657 fol. 73r-73v. Gerichtsprotokoll, Abschrift, 23. April 1805. UAJ E I 435 unpag. Ferdinand Justus Christian Loder an Universität Jena, 3. April 1796. UAJ E II 568 fol. 27r. Georg Crusen an Universität Jena, 26. Januar 1829. UAJ E I 629 unpag. Kleine an Universität Jena, 15. September 1802. UAJ E II 550 fol. 100r. Klussmann an Universität Jena, 28. Februar 1830. UAJ E II 578 fol. 9v. Casper Wilhelm Leutbecher an Universität Jena, 17. April 1829. UAJ E II 517 unpag. Carl August Hartmann an Universität Jena, 1. Juli 1830. Vgl. Kapitel 7.3.2. – Die öffentliche Denunziation der Schuldner. UAJ E II 330 fol. 12r-12v. Christian Gotthelf Gretsel an Universität Jena, 24. Juni 1824. UAJ E II 568 fol. 35v. Gerichtsprotokoll, Abschrift, 4. Dezember 1829.

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Tilgung führen. Zunächst mussten meist rechtliche Fragen geklärt werden. Die Finanzen von Georg Heinrich Christian Lübbren, der sich im englischen Kriegsdienst befand, lagen beispielsweise in den Händen der Vormundschaft.1514 Diese teilte der Universität mit, dass die Auszahlung des Erbes erst dann erfolgen könne, wenn das jüngste Kind, Johann Eduard Wilhelm Lübbren, der jetzt etwa 21 Jahre alt sei, volljährig werde. Bis zu diesem Zeitpunkt habe nach dem väterlichen Testament die Witwe im ungeteilten Besitz der Hinterlassenschaft zu bleiben.1515 Sollte ein Erbe ausgezahlt werden, schlugen die Hinterbliebenen es zuweilen aus, weil es vor allem aus Schulden bestand.1516 War den studentischen Schuldnern Vermögen vermacht worden, so verweigerten die Geschwister teilweise dessen Verwendung für die Regulierung der Rückstände. So argumentierten auch die Brüder und Schwestern von Georg Heinrich von Deyn. Sein Studium habe bereits sehr viel Geld gekostet, weshalb vom mütterlichen nicht mehr viel und vom väterlichen Erbe gar nichts übrig sei. Zudem seien die Forderungen von dem noch vorhandenen Nachlass nicht so ohne Weiteres zu erstatten, vielmehr übersteige die Summe der Verbindlichkeiten den Erbteil des Bruders.1517 Andere Familien ließen schon zu ihren Lebzeiten die Gläubiger ihrer Söhne wissen, dass diese nicht mit einem Erbe zu rechnen brauchten, aus dem die Rückstände bezahlt werden könnten.1518 Trotzdem legten die Kläger auf den Erbteil ihrer Kreditnehmer Arrest,1519 in der Hoffnung, dass sich darunter doch Wertgegenstände oder Bargeld befanden. All dies war für die Kläger mit Kosten und viel Zeit verbunden, was ihre Bezahlung in weite Ferne rücken ließ.

Die Berufung auf die akademischen Gesetze Zwar beteuerten die meisten Eltern immer wieder, die Schulden ihrer Söhne tilgen zu wollen, allerdings war es vielen Familien nach eigenen Angaben nicht oder lediglich mittels Stundung des Betrages möglich. Andere wiederum, unabhängig von ihrem Vermögen, beriefen sich direkt auf die Gesetze. Friedrich Wilhelm Kley, der in der preußischen Provinz Westfalen lebte, stützte sich auf das Allgemeine Landrecht und erklärte der Jenaer Hochschule, dass er seinem Sohn die für das Studium notwendigen Gelder übermittelt habe und daher nicht für

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UAJ E I 615 lose eingelegt. G. C. F. Pralle an Universität Jena, 16. Januar 1807. Ebd. unpag. Amt Ottersberg an Universität Jena, 25. September 1807. Ähnlich UAJ E II 196 fol. 47r-47v. Herquet an Universität Jena, 30. August 1824. UAJ E II 2 fol. 20r-20v. Universität Jena an Justizamt Weimar, 29. Dezember 1817. UAJ E I 318 fol. 9r-10r. Gerichtsprotokoll, Abschrift, 10. Dezember 1793. UAJ E I 657 fol. 62r. M. M. Schmale an Universität Jena, 26. Februar 1805. Ähnlich UAJ E I 986 unpag. Carl Anton Zimmer an Universität Jena, 15. März 1817. UAJ E I 615 unpag. Universitätsprotokoll, 8. März 1806. UAJ E II 2 fol. 17r. Universität Jena an Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Konzept, 20. Dezember 1817.

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dessen Schulden aufkommen müsse.1520 Die meisten Angehörigen beriefen sich indes auf die in den akademischen Verordnungen angegebenen Kreditlimits,1521 die ihnen die Universitätsbesucher oftmals selbst mitteilten.1522 In der Regel gaben sie nicht an, warum sie sich auf die akademischen Gesetze stützten, doch die dadurch zu erlangende finanzielle Ersparnis, die erheblich sein konnte, wird den entscheidenden Ausschlag gegeben haben. Die Mutter von Bernhard Christoph Schmale fügte einer Stellungnahme erklärend an, die meisten Kreditgeber ihres Sohnes hätten um dessen geringes Vermögen gewusst und hätten ihm daher nichts borgen sollen.1523 Diese Sichtweise traf bei dem eigenen Sohn auf wenig Wohlwollen. Vor dem akademischen Gericht gab Schmale zu Protokoll, dass ihm an einer Reduzierung seiner Schulden nach dem ContoMandat nicht gelegen sei, da dies ihm ausschließlich Nachteile bringe. Dies habe er auch seiner Mutter mitgeteilt, in der Hoffnung, sie von ihrem Ansinnen abzubringen.1524 Welche Konsequenzen der Universitätsbesucher genau befürchtete, verriet er nicht. Ob die Angst vor der Arrestierung des Sohnes oder dessen Sachen für den Kaufmann Johann Christoph Lindheimer handlungsleitend war, bleibt letztlich ebenfalls ungeklärt. Aber er schrieb im Sommer 1794 an den Juraprofessor Andreas Joseph Schnaubert, an den die Gelder des Schuldners geschickt worden waren,1525 dass er die Rückstände seines Sohnes nicht nach der Strenge der Edikte bezahlen wolle. Vielmehr solle Schnaubert mit den Klägern eine angemessene Summe verabreden.1526 In beiden Fällen dürfte es nicht unbedeutend gewesen sein, dass die Studenten zum Zeitpunkt der Regulierung ihrer Verbindlichkeiten noch in Jena weilten. Da, mit den Worten von Christoph Meiners gesprochen, den Kredit nichts schneller töte als dessen Tilgung nach den

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UAJ E II 645 fol. 38v. Universität Jena an Hüttemann, 13. Juni 1830. Die Universität berücksichtigte die Einwände des Vaters nicht und forderte weiterhin die Bezahlung der Schulden bei ihm ein. Vgl. Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, 2. Teil, Abschnitt 2 § 130. UAJ E I 300 unpag. Universitätsprotokoll, 29. April 1791. UAJ E I 384 unpag. Johann Christoph Lindheimer an Universität Jena, 29. Mai 1794. UAJ E I 562 unpag. Universitätsprotokoll, 29. Januar 1801. UAJ E I 628 unpag. Regierung Oldenburg an Universität Jena, 26. April 1802. UAJ E I 860 unpag. Friedrich Christoph Goldmann an Universität Jena, 12. Juli 1809. UAJ E II 201 fol. 18r. Joseph Traugott Maria Klein an Universität Jena, 2. Juli 1824. UAJ E II 273 unpag. Universitätsprotokoll, 17. Januar 1823. UAJ E II 568 fol. 28r. Georg Crusen an Universität Jena, 26. Januar 1829. UAJ E II 655 fol. 19v-20r. Universitätsprotokoll, 8. Juli 1830. RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, S. 172 Anm. 34. UAJ E I 657 fol. 5r. M. M. Schmale an Universität Jena, 17. Juli 1803. Ebd. fol. 16v-17r. Universitätsprotokoll, 9. August 1803. UAJ E I 315 fol. 18r. Wilhelm Fellner an Friedrich Marcus Lindheimer, Abschrift, 16. Juli 1793. UAJ E I 384 unpag. Johann Christoph Lindheimer an Universität Jena, 10. Juli 1794.

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Edikten,1527 wären die besagten Universitätsbesucher kreditlos und damit im schlimmsten Fall für die verbleibende Zeit an der Salana wirtschaftlich handlungsunfähig geworden, wenn die Rückstände nur nach den akademischen Gesetzen bezahlt worden wären. Auch Heinrich Georg Carl Mund wollte dem scheinbar vorbeugen, denn er befürchtete, den Anschein der Kleinlichkeit zu erwecken, wenn die an seinen Sohn gestellten Forderungen nach dem ContoMandat reguliert würden.1528 Auch die Kreditnehmer selbst beriefen sich auf die akademischen Gesetze. Die meisten von ihnen verlangten die Reduzierung ihrer Verbindlichkeiten nach den Vorgaben der Erlasse. Dabei ging es ihnen nicht nur darum, weniger Geld ausgeben zu müssen. Vielmehr war das Spektrum der Motivationen breit gefächert. Christian Hans Friedrich von Oldenburg wollte juratorische Kaution leisten und drohte prophylaktisch mit der Berufung auf das Conto-Mandat, falls seine Gläubiger ihn diesen Eid nicht ablegen lassen wollten.1529 Andere Universitätsbesucher beabsichtigten eine Frist,1530 die Erlaubnis zur Abreise1531 oder die Unversehrtheit ihres Wechsels1532 durchzusetzen. Aber auch wenn die Kreditgeber auf Personalarrest bestanden und die Studenten dies vermeiden wollten, forderten sie die Anwendung der Edikte.1533 Dabei drohten und erpressten sie die Gläubiger in den verschiedensten Varianten. Ernst Sylvester Schwabe wollte an sein Zahlungsversprechen lediglich gebunden sein, wenn die Kläger sich mit der Regulierung noch sechs Wochen geduldeten.1534 Johanna Barbara Maria Zenner sollte, wenn sie die Vorgaben ihres Schuldners nicht akzeptiere, zusehen, wie sie an ihr Geld komme.1535 Hans Heinrich Frellsen rezipierte die Paragraphen der akademischen Gesetze und wies auf das rechtswidrige Verhalten seines Kreditgebers bei der Anmeldung der Ansprüche hin.1536 Dass sie mit diesem Verhalten 1527 1528 1529 1530 1531 1532 1533 1534 1535 1536

MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 256. Vgl. MICHAELIS, Räsonnement, S. 593. BRÜDERMANN, Studenten als Einwohner der Stadt, S. 408. UAJ E II 534 fol. 55v. Gerichtsprotokoll, Abschrift, 11. Juli 1834. UAJ E I 267 unpag. Universitätsprotokoll, 27. April 1792. UAJ E I 289 unpag. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 24. November 1792. UAJ E I 270 unpag. Georg Ackermann an Universität Jena, 19. April 1792. UAJ E II 223 fol. 4r-3v. Carl von Glümer an Heinrich Ernst Voigt, 21. März 1822. UAJ E I 267 unpag. Universitätsprotokoll, 27. April 1792. UAJ E I 697 fol. 10v. Universitätsprotokoll, 21. August 1804. UAJ E II 273 unpag. Universitätsprotokoll, 17. Januar 1823. Ähnlich UAJ E I 270 unpag. Georg Ackermann an Universität Jena, 19. April 1792. UAJ E I 430 unpag. Samuel Banyasz an Johanna Barbara Maria Zenner, 4. Juli 1797. Ähnlich UAJ E II 568 fol. 38r. Gerichtsprotokoll, Abschrift, 21. Januar 1830. UAJ E II 224 fol. 9r. Hans Heinrich Frellsen an Universität Jena, 20. März 1822. Ähnlich UAJ E II 272 fol. 6r. Viktor Trinks an J. P. Bussenius, 23. Mai 1822. Denn ich [gemeint war Viktor Trinks] will Sie [gemeint war die Ehefrau des Wirtes J. P. Bussenius aus Nörten bei Göttingen] an das eigentlich unerlaubte Beherbergen erinnern u. würde deswegen, sollten Sie einen anderen Weg wählen als den von mir vorgeschlagenen, mich an die Göttinger Gerichte wenden, was für Sie von

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ihre Kreditwürdigkeit endgültig verloren, steht außer Frage. Daher konnten sich ausschließlich jene Studenten ein derartiges Gebaren erlauben, die Jena bereits verlassen hatten oder es bald tun wollten. Zuweilen forderten die Kreditnehmer eine partielle Anwendung, beispielsweise für vereinzelte Gläubiger.1537 Der bereits erwähnte Ernst Sylvester Schwabe berief sich zwar auf die Verfügungen, allerdings versicherte er seinen Kreditgebern, sie sollten teilweise ganz, teilweise mit mehr als dem erlaubten Quantum bezahlt werden.1538 Der Rechtsnorm nach existierte dieser Spielraum für den Gebrauch der Kreditedikte nicht. In der Rechtspraxis war dies den Universitätsbesuchern sowie deren Familien hingegen möglich, und sie nutzten es rege, um die Bedingungen für die Regulierung der Rückstände auszuhandeln. Doch nicht immer hatten die Schuldner mit ihrem Vorgehen Erfolg. Da die Studenten trotz zahlloser Bemühungen der Hochschule weiter Wechsel verheimlichten und damit die Bezahlung der Kreditgeber erheblich erschwerten, verfügte der Weimarer Herzog Carl August im 1793 erlassenen Conto-Mandat, dass die der Wechselverheimlichung überführten Universitätsbesucher sämtlicher Vergünstigungen verlustig gingen.1539 Genau darauf beriefen sich die meisten Gläubiger, wenn sie vermuteten, die Schuldner würden das aus der Heimat erhaltene Geld nicht melden.1540 Konnte Letzteren dies nachgewiesen werden, hielt die Salana sie zur vollständigen Erstattung auch ihrer illegitimen Rückstände an.1541 Aufgrund des finanziellen Schadens für die Gläubiger1542 war es nur wenigen von ihnen gleichgültig, ob sich die Universitätsbesucher auf das Conto-Mandat beriefen. Jenen, die dadurch kaum einen Verlust hinnehmen mussten oder diesen wirtschaftlich unbeschadet überstehen konnten, war es allerdings oft ein zu großer Aufwand, gegen die Schuldner vorzugehen, weshalb sie sich die Reduzierung

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den nachteiligsten Folgen seyn könnte […]. Ebd. fol. 3r-4r. Viktor Trinks an Universität Jena, 2. September 1822. UAJ E I 611 unpag. Georg Zorn an Universität Jena, 28. Juni 1802. UAJ E II 273 unpag. Universitätsprotokoll, 17. Januar 1823. Conto-Mandat vom 25. November 1793 § 1 Absatz 2. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 119. UAJ E I 270 unpag. Universitätsprotokoll, 24. April 1792. UAJ E I 373 unpag. Universitätsprotokoll, 13. November 1794. UAJ E I 697 fol. 11r. Universitätsprotokoll, 21. August 1804. UAJ E I 860 unpag. Universitätsprotokoll, 15. August 1809. Ähnlich UAJ E I 657 fol. 10v. Universitätsprotokoll, 8. August 1803. UAJ E I 582 unpag. Universitätsprotokoll, 27. Juli 1801. Vgl. UAJ E I 974 fol. 22r-22v. Renzhagen an Universität Jena, 9. August 1816. Der Vater des der Wechselverheimlichung überführten Andreas Conrad Ludwig Renzhagen bezahlte sämtliche Forderungen, allerdings erst nach 15 Jahren. UAJ E I 373 unpag. Universitätsprotokoll, 17. November 1794. Vgl. Kapitel 7.2. – Die Verhandlung über die Kredite.

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ihrer Forderungen gefallen ließen.1543 Aber nur wenige Gläubiger versuchten auf anderen Wegen, an ihre Bezahlung zu gelangen.1544

Die Bezahlung der Kosten sowie der Schulden Zuweilen behaupteten einige Familien, keine Behörde könne sie zwingen, die Schulden ihrer Söhne zu begleichen.1545 Dies mag insoweit richtig gewesen sein, als in den akademischen Verfügungen keine Straf- und Disziplinarmaßnahmen gegen die Eltern enthalten waren. Auch das Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten regelte eine Missachtung der Verordnung nicht. Es hieß lediglich, Mütter und Väter seien zur Regulierung angehalten.1546 Allerdings belegt die reichhaltige Kommunikation der Salana mit den verschiedenen landesherrlichen Obrigkeiten und Universitäten, dass die beteiligten Institutionen redlich bemüht waren, das Geld einzutreiben. Immer wieder vernahmen sie im Auftrag der Jenaer Hochschule die Schuldner, Familienangehörigen sowie Vormünder und forderten diese wiederholt zur Tilgung der Verbindlichkeiten auf.1547

1543

1544

1545 1546 1547

UAJ E I 892 unpag. Peter Friedrich Heinrich Christian Carl von Lowtzow an Universität Jena, 12. Dezember 1810. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 2. Januar 1811. Ähnlich UAJ E II 642 fol. 22r. Universitätsprotokoll, 25. Mai 1830. UAJ E I 156 fol. 18r-18v. Universität Jena an Regierung Karlsruhe, Konzept, 31. Dezember 1780. Ein Beispiel stellt die Argumentation des Kaufmanns und Hofkommissars Johann Friedrich Gottlob Otto dar, um seine illegitime Rechnung durchzusetzen. Sein Schuldner Georg Adolph Stupfer verweile nicht mehr an der Universität, somit stehe er nicht mehr unter deren Gerichtsbarkeit und könne sich auch nicht mehr darauf berufen. Ebd. fol. 22v. Universitätsprotokoll, 22. Juni 1781. Die Hochschule wies den Einspruch Ottos zurück und verweigerte ihm bei der Verteilung des eingesandten Geldes die Tilgung seiner Ansprüche. Zur Zuständigkeit bei der Regulierung studentischer Schulden vgl. Kapitel 7.5.1. UAJ E II 550 fol. 137r. Rohte an Universität Jena, 29. Juni 1833. UAJ E II 645 fol. 38v. Universität Jena an Hüttemann, 13. Juni 1830. Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, 2. Teil, Abschnitt 12 § 119. UAJ A 2244 fol. 27r. Stadtmagistrat zu Neusohl an Universität Jena, 19. Juli 1817. UAJ A 2304 unpag. Stadtmagistrat zu Frankfurt an Universität Jena, 30. Juli 1804. UAJ E I 106 fol. 3r. Regierung Weilburg an Universität Jena, 3. Januar 1778. UAJ E I 235 unpag. Regierung Arolsen an Universität Jena, 11. Februar 1790. UAJ E I 283 unpag. Universität Göttingen an Universität Jena, 18. Januar 1793. UAJ E I 287 unpag. Universität Gießen an Universität Jena, 22. Juni 1792. UAJ E I 289 unpag. Universität Göttingen an Universität Jena, 18. Januar 1793. UAJ E I 430 unpag. Stadtmagistrat zu Neusohl an Universität Jena, 3. Dezember 1796. UAJ E I 554 unpag. Universität Göttingen an Universität Jena, 6. Mai 1800. UAJ E I 615 unpag. Justizkanzlei Stade an Universität Jena, 2. Februar 1805. UAJ E I 629 unpag. Justizamt Windeck an Universität Jena, 15. September 1802. UAJ E I 672 unpag. Regierung Hildburghausen an Universität Jena, 12. November 1804. UAJ E II 2 fol. 20r-20v. Justizamt Weimar an Universität Jena, 29. Dezember 1817. UAJ E II 282 fol. 10r-10v. Amt Oschatz an Universität Jena, 13. Februar 1823. UAJ E II 350 unpag. Universität Göttingen an Universität Jena, 31. Januar 1825. UAJ E II 489 fol. 48r. Distriktgericht Braunschweig an Universität Jena, 12. Februar 1828.

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In den Erlassen zum Kreditwesen findet sich kein Hinweis darauf, wer die Unkosten, die bei den Regulierungsprozessen entstanden, zu übernehmen hatte. Diese fielen aber in großem Umfang an. Der Pedell erhielt für das Vorladen der Schuldner einen Anteil, ebenso wie die Boten für die Übermittlung der angekommenen Wechsel. Die Anzeigen in den Wochenblättern für die Vorladungen mussten bezahlt werden.1548 Für die verschiedenen Formen des Arrestes fielen Kosten an. Hierzu zählten neben den Gebühren für den Karzeraufenthalt und für die Aufbewahrung der zurückgelassenen Sachen der Kreditnehmer die Druckkosten für die Inventarverzeichnisse und deren Versteigerung. Für die umfangreichen Korrespondenzen mit den Familien, den Obrigkeiten, anderen Hochschulen sowie den nicht mehr vor Ort verweilenden Studenten fiel Porto an.1549 Anders als die Auslagen für den Personalarrest, welche die Kläger zu übernehmen hatten und dann auf die bereits angesammelten Rückstände der Universitätsbesucher aufschlugen,1550 liefen die übrigen Gebühren allesamt über die Salana. Daher war diese bestrebt, sämtliche Kosten schnell und in vollem Umfang erstattet zu bekommen. Hierzu wurden die Familien der Schuldner sowie diese selbst nicht nur explizit aufgefordert,1551 viele von ihnen versprachen und entrichteten sie auch tatsächlich.1552 Schickten die Eltern dafür nicht eine Extrasumme, war es für die Hochschule die einfachste und am häufigsten prakti1548

1549

1550 1551

1552

Vgl. UAJ E I 583 unpag. Quittung, 28. Mai 1801. UAJ E I 615 unpag. Quittung, 22. September 1802. UAJ E I 658 unpag. Quittung, 19. November 1803. UAJ E I 892 unpag. Quittung, 26. Oktober 1810. UAJ E I 1008 fol. 24r. Quittung, 20. September 1817. Die Gebühren beliefen sich auf vier bis zehn Groschen. Aus den Akten geht zwar nicht explizit hervor, dass die Universität das Porto bezahlte, jedoch ist dies anzunehmen, da gerade die Familien wohl nicht bereit gewesen waren, diese Kosten selbst zu übernehmen, wie UAJ E II 494 fol. 14r. Universitätsprotokoll, 26. September 1827 zeigt. Kapitel 7.3.3. – Die Bedingungen für den Personalarrest. UAJ A 2242 fol. 28r. Universitätsprotokoll, 30. Oktober 1816. UAJ E I 430 unpag. Universitätsprotokoll, 14. Januar 1805. UAJ E II 152 unpag. Amt Königsee an Universität Jena, 30. April 1821. UAJ E II 196 fol. 46r. Obergericht Fulda an Universität Jena, 22. Juli 1824. UAJ E II 410 fol. 8r. Universität Jena an Christian Ehmer, Konzept, 1. Februar 1826. UAJ E II 517 unpag. Universität Jena an Carl August Hartmann, Konzept, 5. August 1829. UAJ E II 534 fol. 31v. Universität Jena an Landgericht Wolfenbüttel, Konzept, 10. Februar 1830. UAJ E I 390 fol. 3r. Universitätsprotokoll, 26. Mai 1795. UAJ E I 697 fol. 19r. Joseph Traugott Maria Klein an Universität Jena, 5. September 1807. UAJ E II 78 fol. 7r. Theodor Winter an Universität Jena, 12. Oktober 1819. UAJ E II 340 fol. 11v. Universitätsprotokoll, 17. Juli 1824. UAJ E II 350 unpag. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 15. Februar 1825. UAJ E II 358 fol. 8r. Universitätsprotokoll, 27. Januar 1824. UAJ E II 410 unpag. Christian Ehmer an Universität Jena, 27. März 1826. UAJ E II 460 fol. 15r. Universitätsprotokoll, 17. Oktober 1826. UAJ E II 533 unpag. Universitätsprotokoll, 13. September 1828. UAJ E II 578 unpag. Casper Wilhelm Leutbecher an Universität Jena, 22. März 1830. UAJ II 668 lose eingelegt. Dörtinger an Universität Jena, 4. November 1830.

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zierte Methode, die eingesandten Taler für die Schuldentilgung heranzuziehen. Bevor der Prorektor die Gelder also an die Kreditgeber verteilte, wurden die Kosten und Gebühren abgezogen. Dadurch mussten sie sich in diesem Moment eine Reduzierung ihrer Forderungen gefallen lassen.1553 Wurden später nicht weitere Wechsel geschickt, übernahmen die Kläger damit de facto die Gebühren. Oft, aber nicht immer, lief die Entrichtung der Kosten problemlos ab. Der Vormund von Albert Eckhardt bat das akademische Gericht inständig, seinem Mündel diese nicht aufzuerlegen, da dieser bereits jetzt kein Vermögen besitze und er nicht wisse, ob Eckhardt überhaupt die Schulden begleichen könne.1554 Andere Familien verweigerten die Erstattung hingegen konsequent. Mit dem Hinweis, der Übernahme der Kosten nie zugestimmt zu haben, verwies der Vater von Theodor Mund wegen deren Tilgung auf die Gläubiger.1555 Auch der Vormund von Heinrich Daniel Hanker tat dies, da die Verbindlichkeiten lediglich entstanden seien, weil sich die Kläger nicht rechtzeitig an ihn gewandt haben. Sonst wären die rechtmäßigen Ansprüche längst abgegolten.1556 Der bevollmächtige Advokat August Gottlieb Heinrich Schlotter verweigerte die Bezahlung der Gebühren mit dem Argument, dass die Ausgaben des akademischen Gerichts nicht allein wegen der Schulden von Nicolaus Schiemann entstanden seien, sondern teilweise aufgrund anderweitiger Untersuchungen gegen den Studenten, welche die Universität unternommen habe. Daher sollten seiner Meinung nach er und die Salana sich die Kosten teilen, da sie dem Interesse beider dienten.1557 Die Begründungen zur Verweigerung der Gebührenzahlung seitens der Schuldner waren also vielfältig. Letztlich war es der Hochschule gleich, ob Kreditnehmer oder Gläubiger diese übernahmen, solange es jemand tat. Hatten die Universitätsbesucher, deren Familien oder Vormünder Geld zur Tilgung der Schulden geschickt, die Kreditgeber mehr oder weniger die Bedingungen der Auszahlung akzeptiert und waren die Gerichtskosten beglichen, konnte die Verteilung erfolgen. Hierfür wurden die Kläger vorgeladen und sie erhielten einen Anteil vom eingesandten Wechsel, der im besten Falle sämtliche 1553

1554 1555 1556 1557

UAJ E I 149 fol. 8r. Universitätsprotokoll, 31. Januar 1780. UAJ E I 435 unpag. Universitätsprotokoll, 19. Mai 1796. UAJ E I 554 unpag. Universität Jena an Universität Göttingen, Konzept, 28. Januar 1800. UAJ E I 629 unpag. Universität Jena an Justizamt Windeck, Konzept, 3. August 1802. UAJ E I 740 unpag. Universitätsprotokoll, 1. Juni 1805. UAJ E I 974 fol. 21v. Universitätsprotokoll, 20. August 1816. UAJ E I 986 unpag. Universitätsprotokoll, 13. März 1817. UAJ E II 568 fol. 39r-39v. Universitätsprotokoll, 5. Februar 1830. Vgl. UAJ E II 645 fol. 82r. Hüttemann an Universität Jena, 4. Juli 1830. Teilweise forderten auch die Familien, dass von den Wechseln zuerst die Kosten und dann die Schulden bezahlt werden sollten. UAJ E II 196 fol. 16v. Herquet an Universität Jena, 22. Februar 1822. UAJ E II 534 fol. 56r. Gerichtsprotokoll, Abschrift, 23. Juni 1834. UAJ E II 279 fol. 43r. Hieronymus Sillam an Universität Jena, 15. März 1823. UAJ E II 93 fol. 23v-24r. August Gottlieb Heinrich Schlotter an Universität Jena, 7. Januar 1820.

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Ansprüche abdeckte. Danach bestätigten sie den Empfang mit ihrer Unterschrift1558 oder stellten Quittungen aus.1559 Letzteres war nicht zuletzt aufgrund der teilweise langjährigen Regulierungsprozesse wichtig. Die Universität behielt den Überblick über gegebenenfalls noch offene Forderungen, zudem konnte sie gegenüber den Gläubigern die bereits erfolgten Auszahlungen belegen. Indes kam es nie vor, dass die Kreditgeber Ansprüche auf Rückstände erhoben, die sie bereits erhalten hatten. Mit derselben Intention verlangten auch die Kreditnehmer und deren Angehörige immer eine Quittung für die erfolgte Tilgung.1560 Erhielten sie diese nicht, verweigerten sie die Übersendung weiterer Gelder.1561 Erfolgte die Rückerstattung ohne direkte Unterstützung der Hochschule, sondern durch einen Bevollmächtigten oder den Schuldner selbst, wurden der Salana dennoch die Belege für die erfolgte Bezahlung übergeben,1562 um den Prozess zu 1558

1559

1560

1561 1562

UAJ A 2242 unpag. Universitätsprotokoll, 14. Oktober 1817. UAJ A 2244 unpag. Universitätsprotokoll, 30. Dezember 1818. UAJ E I 235 unpag. Universitätsprotokoll, 14. Mai 1791. UAJ E I 259 unpag. Universitätsprotokoll, 27. Oktober 1790. UAJ E I 283 unpag. Universitätsprotokoll, 4. Februar 1793. UAJ E I 287 unpag. Universitätsprotokoll, 12. Juli 1792. UAJ E I 289 unpag. Universitätsprotokoll, 7. Februar 1793. UAJ E I 316 unpag. Universitätsprotokoll, 3. Oktober 1793. UAJ E I 435 unpag. Universitätsprotokoll, 15. Dezember 1796. UAJ E I 548 unpag. Universitätsprotokoll, 9. Juni 1800. UAJ E I 554 unpag. Universitätsprotokoll, 7. September 1801. UAJ E I 560 unpag. Universitätsprotokoll, 9. August 1800. UAJ E I 562 unpag. Universitätsprotokoll, 21. Dezember 1800. UAJ E I 583 unpag. Universitätsprotokoll, 15. Mai 1802. UAJ E I 611 unpag. Universitätsprotokoll, 10. Juli 1802. UAJ E I 628 unpag. Universitätsprotokoll, 1. Juli 1802. UAJ E I 629 unpag. Universitätsprotokoll, 5. Mai 1804. UAJ E I 818 fol. 29r. Universitätsprotokoll, 10. Mai 1809. UAJ E I 858 unpag. Universitätsprotokoll, 18. September 1809. UAJ E I 892 unpag. Universitätsprotokoll, 11. Januar 1811. UAJ E I 1008 fol. 40r. Universitätsprotokoll, 24. September 1817. UAJ E II 36 fol. 27r-28r. Universitätsprotokoll, 18. September 1818. UAJ E II 78 unpag. Universitätsprotokoll, 5. November 1819. UAJ E II 148 unpag. Universitätsprotokoll, 8. Oktober 1821. UAJ E II 330 unpag. Universitätsprotokoll, 8. Juli 1824. UAJ E II 534 fol. 25r. Universitätsprotokoll, 7. Januar 1829. UAJ E II 550 unpag. Universitätsprotokoll, 9. August 1833. UAJ E II 559 unpag. Universitätsprotokoll, 20. März 1829. UAJ E II 571 unpag. Universitätsprotokoll, 11. April 1829. UAJ E II 578 fol. 11v. Universitätsprotokoll, 27. April 1829. UAJ E II 642 fol. 24r-24v. Universitätsprotokoll, 25. Mai 1830. UAJ E II 645 fol. 97r-97v. Universitätsprotokoll, 27. Juli 1830. UAJ E II 655 fol. 38v. Universitätsprotokoll, 26. Februar 1831. UAJ A 2243 fol. 16r-16v. Quittungen, 6. Dezember 1817. UAJ E I 666 unpag. Quittungen, Juni/Juli 1803. UAJ E I 1002 unpag. Quittungen, 28./29. Juli 1817. UAJ E I 1004 unpag. Quittungen, 7./8. Oktober 1817. UAJ E I 384 unpag. Johann Christoph Lindheimer an Universität Jena, 29. Mai 1794. UAJ E I 629 unpag. Universitätsprotokoll, 10. Mai 1804. UAJ E I 697 fol. 19r. Joseph Traugott Maria Klein an Universität Jena, 5. September 1807. UAJ E I 974 fol. 22v. Renzhagen an Universität Jena, 9. August 1816. UAJ E II 72 fol. 21v. Johann Georg Dürrschmidt an Universität Jena, 19. Juli 1819. UAJ E II 645 fol. 99r. Hüttemann an Universität Jena, 2. Januar 1831. Ebd. fol. 108r. Hüttemann an Universität Jena, 29. Dezember 1831. UAJ E II 668 lose eingelegt. Dörtinger an Universität Jena, 4. November 1830. UAJ E I 149 fol. 6r. Stadtmagistrat zu Gotha an Universität Jena, 12. Januar 1780. UAJ E II 279 fol. 72r. Universitätsprotokoll vom 5. Mai 1823.

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DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

beenden. Dieses Prozedere wurde, unter der Voraussetzung, dass die Familien immer wieder Wechsel sandten, solange wiederholt, bis die Schulden vollständig beglichen waren. Doch in welchem Umfang haben die Studenten ihre Verbindlichkeiten zurückerstattet? Diese Frage zu beantworten ist nicht ohne Weiteres möglich. Die Angaben über die Höhe der Kredite sind nicht immer eindeutig. In noch größerem Maße gilt dies für die Summe, auf die sich die Parteien geeinigt hatten. Zudem tauchen immer wieder Rechnungs- und Schreibfehler auf. Ferner brechen die Akten teilweise abrupt ab, daher ist oft nur eine Spekulation über den Ausgang des Prozesses möglich. Sandten die Eltern stetig Wechsel zur Tilgung, kann angenommen werden, dass der verbleibende, in den Dokumenten nicht mehr thematisierte Rest der Verbindlichkeiten zu einer späteren Zeit noch beglichen wurde.1563 Joseph Traugott Maria Klein konnte beispielsweise seine Rückstände in den Jahren von 1804 bis 1808 nicht vollständig regulieren.1564 Obwohl er mehr als ein Jahrzehnt verstreichen ließ, war er weiterhin bestrebt, diese zu bezahlen und sandte dafür in den 1820er-Jahren erneut Geld.1565 Waren die Schuldner und deren Familien durch das Verhalten der Gläubiger hingegen gereitz, so wie Theodor Winter, der sich darüber beschwerte, dass selbige wegen ein paar fehlender Taler ihn nicht in Ruhe ließen,1566 ist zu vermuten, dass die Tilgung nicht mehr erfolgte. Die Salana vermerkte zudem nichts mehr weiter, wenn sich die Kläger entschieden hatten, auf privatem Wege ihre Ansprüche einzutreiben. Die unterschiedlichen Wege der Eigeninitiative, die aufgezeigt werden konnten, lassen indes erahnen, dass dabei noch Forderungen beglichen wurden. Ein Hinweis darauf findet sich beispielsweise in einer Auflistung der in den Jahren von 1818 bis 1825 an die Jenaer Hochschule gesandten Gelder.1567 Für einige Kreditnehmer konnte dadurch die Übermittlung weiterer finanzieller Mittel für die Regulierung ihrer Verbindlichkeiten nachgewiesen werden.1568 Allerdings war aufgrund 1563 1564 1565 1566 1567 1568

UAJ E I 384. UAJ E I 697. UAJ E II 201 fol. 18r. Joseph Traugott Maria Klein an Universität Jena, 2. Juni 1824. UAJ E II 78 fol. 7r. Theodor Winter an Universität Jena, 12. Oktober 1819. UAJ E II 22, UAJ E II 26. Hierbei handelt es sich nicht um die in Kapitel 2.2. ausgewerteten Wechsel. Ernst Albert Baring: UAJ E II 26 Bl. 1 Nr. 6. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1825]. William Craddock Bettridge: Ebd. Bl. 6 Nr. 42. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1818]. Carl Friedrich Heinrich Wilhelm von Buttler: Ebd. Bl. 15 Nr. 203. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1824]. Carl Wilhelm Dannemann: Ebd. Bl. 15 Nr. 206, 209. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1824]. Christian Ehmer: UAJ E II 22 fol. 41r Nr. 371. Verzeichnis eingesandter Gelder, 7. März 1826. Gustav Herrmann Gretsel: UAJ E II 26 Bl. 9 Nr. 115. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1824]. Heinrich Daniel Hanker: Ebd. Bl. 15 Nr. 267. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1823]. Joseph Traugott Maria Klein: Ebd. Bl. 18 Nr. 187. Verzeichnis eingesandter Gel-

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der dort notierten allgemeinen Zweckangabe nicht konkret zu ermitteln, ob es sich um bereits bekannte Zahlungen handelte. Dies ist jedoch nicht zu vermuten, da meist nur sehr kleine Summen aufgelistet wurden, während die aus den Schuldenakten ersichtlichen Wechsel stets höher dotiert waren. Trotz dieser quellenbedingten Hindernisse konnten Daten erhoben werden, die mit gegebenenfalls geringen Abweichungen gültig sind. Insgesamt wurden von den identifizierten Gläubigern in den 60 Jahren des Untersuchungszeitraumes 1.251 Rechnungen eingereicht. Hatte einer von ihnen einem Studenten verschiedene Kredite gewährt, wurde bei der Regulierung selten genau angegeben, welcher Kreditgegenstand mit der Bezahlung abgedeckt werden sollte. So war es nicht möglich, dies genauer zu differenzieren. Aus diesem Grunde wird im Folgenden nicht mit den einzelnen Forderungen, sondern mit der Anzahl der Rechnungen gearbeitet.1569 Für immerhin zwei Drittel (845; 67,5%) wurde Geld geschickt, davon sind wiederum 55,7% (471; 37,6% in Bezug auf alle) Rechnungen sogar vollständig beglichen worden. Von der sich auf 18.240rt 18gl 2d belaufenden Gesamtsumme der Verbindlichkeiten erfolgte eine Erstattung von 8.952rt 12gl 2d (49,1%). Der tatsächliche Anteil bei beiden muss aufgrund der Quellencharakteristika aber noch höher gewesen sein. Des Weiteren übermittelten nach den Aufzeichnungen der Schuldenakten lediglich 13 (12,5%) der 104 Kreditnehmer keinen einzigen Taler zum Abbau ihrer Rückstände.1570 Ein Blick in die bereits benannten Verzeichnisse über die an der Salana eingegangenen Gelder belegt indes, dass auch einige dieser Schuldner Geld für ihre Kreditgeber sandten.1571 Die meisten waren also redlich um die Bezahlung ihrer Verbindlichkeiten

1569 1570

1571

der, ohne Datum [Dezember 1821]. Ebd. Bl. 10 Nr. 160. Verzeichnis, ohne Datum [Dezember 1825]. Ernst Friedrich Otto von Raven: Ebd. Bl. 15 Nr. 271. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1823]. Johann Melchior Schneider: UAJ E II 22 fol. 27v Nr. 239. Verzeichnis eingesandter Gelder, 7. März 1826. UAJ E II 26 Bl. 11 Nr. 88. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1818]. Ebd. Bl. 13 Nr. 138. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1819]. Ernst Sylvester Schwabe: Ebd. Bl. 1 Nr. 5. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1823]. Deshalb entstand der Unterschied in der Zahl im Vergleich zu den 1.868 Forderungen sämtlicher Kreditgeber. UAJ A 2304, UAJ E I 106, UAJ E I 270, UAJ E I 300, UAJ E I 390, UAJ E I 407, UAJ E I 986, UAJ E II 2, UAJ E II 93, UAJ E II 147, UAJ E II 173, UAJ E II 282, UAJ E II 489. Hermann Heinrich Fröhle: UAJ E II 22 fol. 15v Nr. 57. Verzeichnis eingesandter Gelder, 7. März 1826. UAJ E II 26 Bl. 8 Nr. 99. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1820]. Johann Horn: UAJ E II 22 fol. 18v Nr. 110. Verzeichnis eingesandter Gelder, 7. März 1826. UAJ E II 26 Bl. 9 Nr. 96. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1821]. Johann Christian Friedrich Muschter: Ebd. Bl. 12 Nr. 220. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1823]. Carl Heinrich Ludwig Lebrecht Wokenius: UAJ E II 22 fol. 32v Nr. 311. Verzeichnis eingesandter Gelder, 7. März 1826. UAJ E II 26 Bl. 3 Nr. 23. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1818].

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bemüht.1572 Sieben (6,7%) Schuldner tilgten sogar während des Prozesses ihre gesamten Rückstände.1573 Dennoch waren die Tilgungsmentalität und –möglichkeiten der Studenten nicht so ausgeprägt, dass es sich jeder der städtischen Einwohner erlauben konnte, Kredite an Universitätsbesucher zu geben. Daher erklärt sich, warum sich unter den Gläubigern verstärkt die finanzielle Mittelschicht befand,1574 die eine geraume Zeit auf die Rückzahlung warten oder gegebenenfalls auf einen Teil verzichten konnte.

7.4.4. Zwischenfazit – sozial und wirtschaftlich motivierte Interaktionen Die alltägliche Präsenz von Schulden in der wirtschaftlichen Interaktion der Bevölkerung lässt vermuten, dass auch die Eltern die Schulden ihrer studierenden Söhne weitestgehend akzeptierten und um eine Regulierung bemüht waren. Wie zudem gezeigt werden konnte, wurde das Prellen der Kreditgeber nicht toleriert. Die Verhaltensweisen der Schuldner und deren Angehöriger waren genauso vielfältig wie jene der Kläger. Wurden Letztere um ihre Ansprüche gebracht, konnte die Kreditwürdigkeit der Studenten in Jena leiden. Um dies zu verhindern, traten sie sowie ihre Eltern und Vormünder mit der Universität oder den Kreditgebern auf unterschiedlichen Wegen in Kontakt. Dennoch erzeugten die Bewohner Jenas durch die Anwendung verschiedener Rechtsmittel Druck, welcher dem Ansehen der Familien nachhaltig schaden konnte. Daher hatten die Kreditnehmer nicht immer die beste Meinung von ihnen. Um dem teilweise erpresserischen Verhalten der Gläubiger zu entgehen, bemühten sich die Mütter und Väter oft um die Tilgung der Rückstände ihrer Söhne. Allerdings kannten diese auch Möglichkeiten, ihre eigenen Absichten durchzusetzen. Sie schoben die Zahlung immer wieder hinaus, und mit der Berufung auf die akademischen Gesetze erwirkten die Familien eine Reduzierung der zu bezahlenden Schulden. Gleichzeitig untergruben sie die wirtschaftliche Existenz der Kläger, wodurch diese verhandlungsbereiter gemacht werden sollten. Dieses Vorgehen konnte indes lediglich angewandt werden, wenn die Söhne nicht mehr in Jena studierten, denn sonst hätten sie dadurch jegliche Kreditwürdigkeit verloren. Insgesamt ist festzuhalten, dass je ein Drittel der Rechnungen nicht, teilweise und ganz bezahlt wurden. 1572

1573 1574

Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 379 konstatierte für die Universität Göttingen dasselbe. Vgl. SCHUSTER, Private Schulden, S. 46, der für das Mittelalter feststellte: „[…] auch wenn Verurteilte regelmäßig Zahlungstermine verfehlten und die Stadt zum Teil Jahrzehnte auf die vollständige Zahlung einer Buße warten musste, entrichteten schließlich über 75 Prozent der Schuldner ihre Schulden vollständig.“ UAJ E I 611, UAJ E I 629, UAJ E I 974, UAJ E I 1004, UAJ E II 460, UAJ E II 559, UAJ E II 578. Vgl. Kapitel 5.3.2. – Das wirtschaftliche Eigeninteresse.

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Fragt man in diesem Zusammenhang nochmals nach der von Marian Füssel geprägten Bezeichnung der „Standeskultur auf Zeit“,1575 so müssen in Hinblick auf die Finanzen und den Umgang damit deutliche Bedenken an diesem Konzept aufkommen. Zweifelsohne waren die Universitätsbesucher durch die akademischen Gesetze eine rechtlich exklusive Gesellschaft mit einem Standesbewusstsein, allerdings nur, solange die Salana die Verfolgung der Fälle nicht aufgab. Ferner war ihr Ehrverständnis keineswegs studentenspezifisch.1576 Aus Furcht, ihr Ansehen und ihre Kreditwürdigkeit zu verlieren, sowie vor anderweitigen, negativen Konsequenzen – besonders in der Zeit nach dem Studium – waren die Studenten und deren Eltern immer bemüht, die Verbindlichkeiten zu tilgen. Dabei waren es weniger die Schuldner selbst, die ihre rechtlich verbrieften Vorrechte einforderten, sondern deren Familien. Der Grund dafür lag in der Hoffnung, nicht soviel Geld bezahlen zu müssen, und nicht etwa in der Motivation der Universitätsbesucher, sich gegenüber der akademischen Gerichtsbarkeit oder der städtischen Bevölkerung abzugrenzen.

7.5. Die Universität Die Aufgaben der Universitäten im Reich gingen über die einfache Wissensvermittlung und die Ausbildung der nächsten Beamtengeneration für den Staatsdienst weit hinaus. Die Eltern schickten ihre teilweise noch sehr jungen Söhne auf Hochschulen, damit diese weiter erzogen und diszipliniert wurden.1577 Dies war aufgrund der akademischen Freiheiten,1578 die die Studenten genossen, nicht immer einfach. Für die Salana stellte es daher einen Balanceakt dar, die Bedürfnisse aller Akteure zu vereinen und dabei keinen zu benachteiligen. Gemessen wurde der Erfolg an der Anzahl der an einer Hochschule studierenden Personen.1579 Die Salana zählte seit der Gründung 1558 stets mit zu den größten Universitäten des Reiches, allerdings fiel sie im ausgehenden 18. Jahrhundert in das Mittelfeld ab.1580 Dieser Entwicklung entgegenzuwirken und damit das eigene Ansehen, auch bei den ausländischen Universitätsbesuchern, zu steigern, war

1575 1576 1577 1578 1579 1580

FÜSSEL, Devianz als Norm, S. 166. Vgl. ebd., S. 149. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 499-503. Zu den akademischen Freiheiten vgl. ASCHE, Akademische Freiheit. HENSEL, Ungastliche Stadt, S. 82. VELTJENS-RÖSCH, Akademische Gesetze, S. 113f., 125. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 300, 489-491. Vgl. ASCHE, Jena. RASCHE, Umbrüche, S. 97.

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somit die grundlegende Aufgabe der Salana. Hierfür gab es verschiedene Ansatzmöglichkeiten, unter anderem im Bereich des studentischen Schuldenwesens.

7.5.1. Die Frage der Zuständigkeit in der Rechtspraxis Auf den ersten Blick bedarf die Frage nach der Zuständigkeit bei der Regulierung der Rückstände keiner tiefgehenden Erörterung. Die Universitätsbesucher standen unter der akademischen Gerichtsbarkeit, weshalb die Hochschulen über sie Recht sprachen.1581 Dennoch sind in den Verordnungen einzelne diesbezügliche Aspekte lediglich angerissen worden. In den akademischen Gesetzen der Universität Jena hieß es 1817: Die Schulden […] können entweder bey dem akademischen Amte klagbar gemacht werden, oder nicht. Dieser Unterschied ist jedoch ohne Einfluß auf die Verbindlichkeit an sich und vor einem andern Gericht.1582 Andere Hochschulen eröffneten den Gläubigern ebenfalls die Möglichkeit, bei verschiedenen Rechtsinstanzen ihre Forderungen einzutreiben,1583 wobei die richtenden Institutionen in Preußen – ähnlich wie in der Saalestadt – explizit angehalten wurden, sich dabei an die Vorschriften der Universitäten zu halten.1584 In Konkurrenz zur Rechtsprechung der Salana standen in gewisser Weise die ohne ihre Hilfe agierenden Schuldner und Kreditgeber. Dieses eigenständige Verhalten lief der disziplinierenden und erziehenden Aufgabe der Hochschule eigentlich entgegen, besonders aufgrund der immer wieder geäußerten Klagen, die Studenten würden ihr Geld verschwenden und zuerst ihre illegitimen Verbindlichkeiten bezahlen.1585 Indes gab es kaum ein Vorgehen der Jenaer Universität gegen die privaten Regulierungsbemühungen. Eine grundlegende Erklärung hierfür ist sicherlich darin zu finden, dass der außergerichtliche Weg in der frühneuzeitlichen Gesellschaft stets zuerst beschritten wurde.1586 Ferner lag ein weiterer Grund nicht zuletzt in der bereits genannten umfangreichen gerichtlichen Arbeit des Prorektors, die bei den zahllosen Konflikten mit studentischer Beteiligung anfiel. Hinzu kamen anderweitige Verwaltungsaufgaben.1587 Die Hochschu1581 1582 1583 1584 1585

1586 1587

Vgl. Kapitel 4.1. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 111. ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 123, 197. Dies waren unter anderem die Universitäten Greifswald und Marburg. Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, 2. Teil, Abschnitt 12 § 120. UAJ A 1231 fol. 69r. Universitätsprotokoll, 5. Januar 1785. ThHStAW A 8432 fol. 10v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, 26. Februar 1801. UAJ E I 570 unpag. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Konzept, 26. Februar 1801. Auch die Forschung, wie ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 126 nahm dies auf. Vgl. Kapitel 6. Instruktion für den Prorektor vom 13. Juli 1767 § 6.

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le an der Saale griff daher nur ein, wenn die Kläger Grenzen überschritten, so wie der Wirt Ernst Bauer, der in ihrem Namen an das königlich dänisch-holsteinische Amt in Reinbeck geschrieben hatte. Genügte in diesem Fall eine Abmahnung,1588 wurden andere Delikte, wie das Verfolgen der Kreditnehmer nach ihrer Abreise, verboten,1589 damit sich ungewolltes Verhalten der Einwohner nicht negativ auf das Ansehen der Universität auswirkte. Agierten die Gläubiger allerdings in dem von der Hochschule sowie der Landesregierung geschaffenen und akzeptierten Rahmen, hatten die Erstgenannten damit auch keine Schwierigkeiten. Keine Thematisierung in den akademischen Gesetzen fand die Problematik des räumlichen Gültigkeitsbereiches der Verfügungen. Erarbeitet wurden die Verordnungen einzig für die Salana, weshalb sie für die an ihr immatrikulierten Universitätsbesucher und die in Jena lebenden Bewohner galten. Zudem wurden sie im Laufe des 18. Jahrhunderts in den Vorstädten sowie auf den Dörfern und Mühlen angeschlagen, weshalb sie an diesen Orten ebenso Rechtswirksamkeit haben sollten.1590 Damit war die gerichtliche Zuordnung der meisten Forderungen abgedeckt.1591 Aber es borgten auch auswärtige Gläubiger den Jenaer Universitätsbesuchern, die die Kreditedikte nicht unbedingt kennen konnten. Mit der Frage nach der Gültigkeit dieser Ansprüche hatte sich der Oberappellationssenat des Kammergerichts in Berlin 1789/90 zu befassen, nachdem diese Frage an der Universität Halle 1787 zu Unklarheiten über die Rechtslage geführt hatte. Die

1588

1589 1590

1591

UAJ E II 350 fol. 57r-58r. Amt Reinbeck an Universität Jena, 12. Oktober 1824. Ebd. fol. 61r. Universitätsprotokoll, 23. Oktober 1824. Ähnlich UAJ E I 818 fol. 18v. Universitätsprotokoll, 1. Juli 1807. ThHStAW A 8369 fol. 2r. Universität Jena an Regentin von Sachsen-Weimar-Eisenach, 23. Juni 1758. ThHStAW A 8368 fol. 56r. Regierung Weimar an Ämter Weimar, Dornburg und Roßla, 10. Februar 1794. Ebd. fol. 61r. Regierung Weimar an Stadtrat zu Weimar, Konzept, 12. März 1794. Vgl. UAJ E I 435 unpag. Universität Jena an Stadtrat zu Jena, Konzept, 17. Dezember 1796. Ebd. unpag. Johann Carl Gottfried Hille an Ferdinand Justus Christian Loder, 28. November 1796. In einem singulären Fall übergab die Hochschule die Angelegenheit mit dem Hinweis an das städtische Gericht, dass der Kreditgeber Johann Friedrich Gottlob Otto nicht unter der akademischen Gerichtsbarkeit stehe. Da besagter Kaufmann zehn weitere Studenten anschreiben ließ und dabei niemals auf diese Weise abgewiesen wurde, war das Vorgehen wohl auf die zuvor angeführten Beschwerden des Vaters zurückzuführen und nicht auf die Exklusion aus der akademischen Rechtsprechung. Bei den übrigen Fällen, in denen Otto Kredit gab, handelt es sich um UAJ E I 156 fol. 7r. Rechnung, 20. Oktober 1778. UAJ E I 250 unpag. Universitätsprotokoll, ohne Datum [September 1789]. UAJ E I 259 fol. 2r-3r. Universitätsprotokoll, 12. Juli 1787. UAJ E I 373 unpag. Rechnung, 28. Oktober 1794. UAJ E I 384 unpag. Universitätsprotokoll, 1. Juli 1795. UAJ E I 548 unpag. Universitätsprotokoll, 9. Juni 1800. UAJ E I 583 unpag. Rechnung, 6. Mai 1801. UAJ E I 615 unpag. Universitätsprotokoll, ohne Datum [Februar/März 1803]. UAJ E I 657 fol. 10r. Universitätsprotokoll, 5. August 1803. UAJ E I 860 unpag. Universitätsprotokoll, 15. August 1809.

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rechtskräftige Entscheidung war eindeutig. Verordnungen wider das übermäßige Schuldenmachen der Studenten sollten in Preußen allein für Kreditgeber relevant sein, die in Universitätsstädten oder nahegelegenen Ortschaften wohnten.1592 Dennoch mussten sich auch die auswärtigen Kläger an die Hochschulen wegen der Tilgung ihrer Rechnungen wenden. Wie es sich mit diesem Aspekt an der Salana in der Rechtspraxis verhielt, geht nicht deutlich hervor. Zwar wurden die zu hohen Forderungen von keinem auswärtigen Gläubiger gerichtlich reduziert, doch dies ist vermutlich auf die generell flexible Anwendung der akademischen Gesetze zurückzuführen. Diese unterlag schlicht anderen Parametern und nicht der Herkunft der Kreditgeber.1593 Zudem entschied die Hochschule an der Saale nie im Sinne des für Preußen gültigen Beschlusses. Demnach ist zu vermuten, dass auswärtige Gläubiger, wollten sie Forderungen gegenüber Jenaer Studenten eintreiben, sich generell nach den Conto-Mandaten richten lassen mussten. An welche Hochschule sich die Kreditgeber für die Regulierung ihrer Ansprüche zu wenden hatten, scheint vor allem dann ungewiss gewesen zu sein, wenn die Schuldner mehrere besucht hatten. Der Hallenser Wirt Kuhnert kreditierte August Werner während seiner dortigen Studienzeit. Als er seine Forderung eintreiben wollte, wurde er über Umwege an die Salana verwiesen, wo sich der Gesuchte nun aufhalten sollte.1594 Tatsächlich immatrikulierte sich August Werner im Oktober 1824 in Jena1595 und wurde vom hiesigen Prorektor über seine Hallenser Rückstände befragt. Werner verwies auf die akademischen Gesetze der dortigen Hochschule, nach denen die Ansprüche verjährt seien.1596 Die Salana trat daraufhin mit dem Hallenser Prorektor in Kontakt,1597 der erwiderte, der Student lebe nicht mehr in der Stadt, weshalb für ihn die dortige Rechtslage nicht mehr gültig sei.1598 Demgegenüber forderte Viktor Trinks, der sich in Göttingen einschreiben wollte und währenddessen beim Wirt J. P. Bussenius Schulden machte, die Hochschule in der Saalestadt auf, seine Verbindlichkeiten nach dem Göttinger Kreditedikt zurückzuweisen.1599 Da der Schuldner dort nie immatrikuliert gewesen sei, so die Kreditgeber, könne Trinks sich auch nicht auf die aka1592 1593 1594 1595 1596 1597 1598

1599

Ueber die Gültigkeit der außer dem Orte der Universität contrahirten Studentenschulden vom 13. März 1790. Vgl. Kapitel 7.5.3. UAJ E II 389 unpag. Kuhnert an Universität Jena, 26. Januar 1825. Universitätsmatrikel, Eintrag vom 26. Oktober 1824. UAJ E II 389 unpag. Universitätsprotokoll, 10. Februar 1825. Ebd. unpag. Universität Jena an Universität Halle, Konzept, 24. Februar 1825. Ebd. unpag. Universität Halle an Universität Jena, 6. März 1825. Ähnlich UAJ E I 156 fol. 18r-18v. Universität Jena an Regierung Karlsruhe, Konzept, 31. Dezember 1780. Auch der Kaufmann Johann Friedrich Gottlob Otto war der Meinung, dass sich Georg Adolph Stupfer nicht auf die akademischen Gesetze berufen dürfe, da er nicht mehr unter der Gerichtsbarkeit der Hochschule stehe. UAJ E II 272 fol. 3r-4r. Viktor Trinks an Universität Jena, 2. September 1822.

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demischen Gesetze der Universität Göttingen berufen.1600 Da derartige Fälle eher die Ausnahme waren, ist davon auszugehen, dass grundsätzlich jene Hochschule für die Schuldenregulierung zuständig war, an welcher die Schuldner zum Zeitpunkt der Kreditnahme eingeschrieben waren. Erst wenn die Universität die Verfolgung explizit aufgab,1601 war sie nicht mehr die entscheidende richterliche Instanz.1602

7.5.2. Die Kredite der Professoren und deren Bezahlung Indem die Dozenten und Professoren an die Studenten Zimmer vermieteten und sie verköstigten, stockten sie ihre Einnahmen auf. Dementsprechend gaben sie, genau wie die übrige Bevölkerung, den Universitätsbesuchern Kredit, und in gleicher Weise war das Lehrpersonal bestrebt, diesen wieder erstattet zu bekommen. Was die beiden Gläubigergruppen hingegen voneinander unterschied, war, dass zumindest die ordentlichen Professoren, jedes Semester alternierend, das Amt des Prorektors übernahmen und damit für diese Zeit Recht über die Universitätsbesucher sprachen. Zwar gab es keinen Kreditgeber, der während des Schuldenprozesses gleichzeitig das oberste Amt der Hochschule selbst inne hatte und somit Richter und zugleich Kläger war. Trotzdem stellt sich die Frage, ob sich die Dozenten gegenseitig bei der Regulierung ihrer Forderungen gegenüber den restlichen Kreditgebern bevorzugten. Aufgrund der akademischen Gesetze waren Hörergelder für die Vorlesungen nicht nur legitimiert, sondern auch privilegiert und hatten daher in vollem Umfang sowie vor allen anderen Ansprüchen entrichtet zu werden.1603 Die 61 aus den Schuldenakten identifizierten Dozenten ließen die Studenten insgesamt 71mal für Vorlesungshonorar anschreiben.1604 Knapp die Hälfte (33; 46,5%) wurde 1600

1601

1602 1603

1604

Ebd. fol. 5v. J. P. Bussenius an Universität Jena, 23. Oktober 1822. Vgl. UAJ E II 232 fol. 1r-1v. Petersen an Universität Jena, 12. Februar 1822. Machten Studenten während ihres Universitätswechsels Schulden, war scheinbar die neue Hochschule für die Regulierung zuständig. UAJ E II 93 fol. 29r. Universität Jena an August Gottlieb Heinrich Schlotter, Konzept, 9. März 1820. UAJ E II 410 unpag. Universität Jena an Regierung Eisenberg, Konzept, 24. April 1826. Dieser Aspekt der akademischen Gerichtsbarkeit wurde von der einschlägigen Literatur bisher nicht thematisiert. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 114. Vgl. UAJ E I 289 unpag. Universitätsprotokoll, 7. Februar 1793. UAJ E I 373 unpag. Universitätsprotokoll, 20. Januar 1796. UAJ E I 560 unpag. Universitätsprotokoll, 9. August 1800. UAJ E II 54 fol. 10r. Universitätsprotokoll, 2. Februar 1819. Die ursprüngliche Schuldensumme betrug 546rt 15gl 3d. Aufgrund von Absprachen zwischen den Schuldnern und Gläubigern wurden die ursprünglichen Angaben reduziert. Bei der Differenz handelte es sich um 7rt 12gl.

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vollständig getilgt. Dies waren zehn Prozent mehr als bei den Forderungen der übrigen Gläubiger, die lediglich zu einem Drittel (423 von 1.147; 36,9%) komplett beglichen wurden.1605 Statistisch zeigt sich demnach der Vorteil, den die Professoren nach den akademischen Gesetzen bei der Eintreibung der Hörerhonorare genossen.1606 Innerhalb einzelner Schuldenprozesse wurden die Kollegiagelder allerdings nur teilweise oder gar nicht bezahlt, wobei Letzteres auch geschah, wenn die Schuldner Geld sandten.1607 Damit tilgte die Salana die Vorlesungsgelder ihres Lehrpersonals in Einzelfällen keineswegs immer bevorzugt. Bezüglich der übrigen Kreditgegenstände, bei denen sich alle Kreditgeber denselben rechtlichen Vorgaben zu unterwerfen hatten, waren die Professoren nicht mehr privilegiert. Zwar erhielten sie auch hier fast jede zweite Rechnung (18 von 45; 40,0%) vollständig erstattet, jedoch deckten die insgesamt getilgten Rückstände gerade einmal ein Drittel (161rt 20gl 3d von 466rt 15gl 1d;1608 34,5%) des offenen Gesamtbetrages. Die restlichen Kreditgeber bekamen zwar nur jede dritte (423 von 1.147; 36,9%) Rechnung komplett bezahlt, indes wurden insgesamt 50,1% (8.557rt 17gl 5d von 17.074rt 20gl 3d1609) der Schuldensumme beglichen. Während die Dozenten im Durchschnitt entweder ihren gesamten Kredit erstattet erhielten oder nichts davon, bekamen die verbleibenden Kläger seltener die gesamte Rechnung bezahlt, dafür jedoch statistisch immer die Hälfte. Im Allgemeinen kann den Professoren der Salana nicht nachgewiesen werden, dass sie sich außerhalb der Rechtsnormen einen Vorteil bei der Regulierung ihrer Forderungen verschafft haben. In einzelnen Fällen sah das dagegen anders aus. Der Universitätsamtmann Christian Ludwig Friedrich von Gohren forderte für Miete, Auslagen und Jahrmarktsgeld für seine Aufwärterin von Theodor Mund 1605

1606 1607

1608

1609

Die hier angegebenen Zahlen weichen von denen auf S. 279 ab, da dort sämtliche Gläubiger erfasst wurden und an dieser Stelle alle 114 Forderungen der Professoren herausgenommen wurden. Vgl. Kapitel 4.3. Teilweise bezahlt: UAJ A 2242 fol. 62r. Universitätsprotokoll, 13. Oktober 1817. UAJ E I 149 fol. 8r. Universitätsprotokoll, 31. Januar 1780. UAJ E I 158 fol. 21v. Universitätsprotokoll, 22. Dezember 1870. UAJ E I 319 unpag. Universitätsprotokoll, 10. Juli 1793. UAJ E I 697 fol. 13v-14r. Universitätsprotokoll, 25. August 1804. Nicht bezahlt: UAJ E I 318 fol. 21v. Universitätsprotokoll, 3. März 1794. UAJ E I 430 unpag. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Neusohl, Konzept, 21. Oktober 1796. UAJ E I 658 unpag. Universitätsprotokoll, 23. Oktober 1803. UAJ E I 672 unpag. Universitätsprotokoll, 10. Oktober 1803. UAJ E I 818 fol. 2r. Universitätsprotokoll, 29. Mai 1807. UAJ E I 928 unpag. Universitätsprotokoll, 11. Dezember 1812. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 16. Dezember 1812. UAJ E II 30 fol. 35r-35v. Universitätsprotokoll, 25. Juni 1818. UAJ E II 54 fol. 7r. Rechnung, 14. Juli 1818. Die angegebenen Schulden beliefen sich ursprünglich auf 475rt 15gl 1d. Diese Summe wurde um neun Taler verringert, da im Vorfeld eine Reduzierung durch das akademische Gericht erfolgt war. Die ursprüngliche Schuldensumme betrug 17.343rt 14gl 6d und wurde aufgrund von Absprachen um 268rt 18gl 3d reduziert.

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38 Taler. Dies hatte der Kreditnehmer ihm samt dem Rückzahlungstermin 1. August 1828 bestätigt.1610 Noch vor Ablauf dieser Frist erreichte ein Wechsel für den Schuldner die Stadt, auf welchen unter anderem von Gohren Arrest legen ließ.1611 Da Mund seinen Gläubiger nach Fristablauf nicht bezahlt hat, erbat der Universitätsamtmann eine vorzeitige Teiltilgung seiner Forderung in Höhe von fünf Louisd’or. Unter der Zusage, er werde gegebenenfalls Geld zurückzahlen, wenn sich bei der Erarbeitung eines Verteilungsplanes herausstelle, dass der ausgezahlte Anteil zu hoch sei, erhielt er die besagte Summe am 14. August ausgehändigt.1612 Die angekommenen acht Louisd’or wurden ein knappes halbes Jahr später, im Januar 1829, nach den Vorgaben des Vaters berechnet,1613 wobei sich in der Tat zeigte, dass von Gohren ausschließlich 20rt 16gl zustanden. Zwar wurde er aufgefordert, die Differenz von 8rt 12gl zurückzuzahlen,1614 was er vermutlich auch tat, jedoch gab es keinen anderen Kläger, der jemals einen Vorschuss auf seine Ansprüche forderte. Zudem ist zu bezweifeln, dass die Hochschule einem städtischen und damit nicht unter ihrer Gerichtsbarkeit stehenden Kreditgeber diese Bevorzugung entgegengebracht hätte. Abschließend sei noch die These von Stefan Brüdermann genannt, der für die Göttinger Professoren konstatierte, dass sie sich, um viele (zahlende) Zuhörer in ihren Vorlesungen zu haben, beliebt machten, indem sie in ihrer Funktion als Prorektor mildere Entscheidungen trafen.1615 Auf die Summe aller Delikte gesehen hat diese Feststellung gewiss ihre Legitimation. Im studentischen Schuldenwesen kann dies jedoch kaum gelten. Zunächst hatten die meisten Studenten Armutszeugnisse – in den drei Veranstaltungen des Theologieprofessors Johann Philipp Gabler im Sommersemester 1815 waren 227 Hörer, von denen 184 (81,1%) ganz oder teilweise von den Gebühren befreit waren, womit Gabler 51,3% seines Honorars einbüßte.1616 Die schiere Anzahl der Universitätsbesucher in einer Veranstaltung belegt also nichts. Einzig auf die zahlenden Studenten kam es den Dozenten an. Da die Universitätsbesucher zudem mehrheitlich gewillt waren, die Gebühren zu bezahlen, besonders dann, wenn ihre Studienzeit in Jena noch nicht vorbei war, bedurfte es keiner beliebt machenden Rechtsprechung bei der Schuldenregulierung durch den Prorektor. Hatten die Schuldner hingegen die Saalestadt bereits verlassen, bedurfte es ihnen gegenüber erst recht keiner Nachsicht. Inwieweit die Handlungen des akademischen Gerichts den anwesenden 1610 1611 1612 1613 1614 1615 1616

UAJ E II 534 fol. 9r. Rechnung, 8. Juni 1828. Ebd. fol. 4r. Universitätsprotokoll, 28. Juli 1828. Ebd. fol. 10r-10v. Universitätsprotokoll, 14. August 1828. Ebd. fol. 21v-22r. Universitätsprotokoll, 3. Januar 1829. Ebd. fol. 26r. Universitätsprotokoll, 7. Januar 1829. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 490. UAJ A 826 fol. 16r-16v. Johann Philipp Gabler an Universität Jena, 31. Oktober 1815. Die eigentlichen Einnahmen aus drei Vorlesungen hätten 994 Taler betragen, doch aufgrund der Armutszeugnisse musste Gabler einen Verlust von 510 Talern hinnehmen.

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Studenten en détail bekannt waren und welche Auswirkung dies auf die Kollegiabesuche gegebenenfalls hatte, ergibt sich aus den Akten nicht. Auch finden sich im Rahmen der Schuldendebatten keine Aussagen der Professoren zu diesem Thema, was die Vermutung erlaubt, dass sie sich mit ihrer Rechtsprechung bezüglich des Kreditwesens nicht den Unmut der Universitätsbesucher zuzogen, die dadurch wiederum ihre Veranstaltungen mieden.

7.5.3. Die Handlungsmotive der Universität und deren Umsetzung In der Forschungsliteratur ist vor geraumer Zeit die Frage nach der Normendurchsetzung in der Frühen Neuzeit heftig diskutiert worden.1617 Hierbei wurde allerdings niemals der Sonderfall Universität thematisiert, sondern immer nur die herrschaftliche Obrigkeit eines Territoriums. Dennoch lassen sich Parallelen ziehen. Martin Dinges beschäftigte sich beispielsweise mit der kontinuierlichen Wiederholung der erlassenen Gesetze, die sich ebenso für die akademische Gerichtsbarkeit aufzeigen lässt.1618 Er kam zu dem Ergebnis, dass die regelmäßige Publizierung der Normen keineswegs auf deren mangelnde Umsetzung zurückzuführen war. Vielmehr sei zu vermuten, dass eine „unzureichende […] Wahrnehmung der ökonomischen und sozialen Wirklichkeit durch den Gesetzgeber“ die Ursache dafür war.1619 Für die Hochschulen muss dieses Argument teilweise zurückgewiesen werden, denn die Professoren waren über die Verhältnisse wohl viel besser im Bilde als die Landesregierungen. Von viel größerer Bedeutung war die jeweilige Entscheidung der Universitäten, die Gesetze anzuwenden. Dies betonte auch Ulrich Rasche, indem er darlegte, dass nicht nur schriftlich überlieferte Statuten in der akademischen Rechtsprechung Anwendung fanden, sondern auch die mündlich tradierten.1620 Dadurch war es den Hochschulen möglich, ihre Interessen, die vor allem darin bestanden, das eigene Ansehen und die Frequenz 1617

1618 1619 1620

Vgl. Jürgen SCHLUMBOHM: Gesetze, die nicht durchgesetzt werden – ein Strukturmerkmal des frühneuzeitlichen Staates? In: GG 23 (1997), S. 645-663. Martin DINGES: Normsetzung als Praxis? Oder: Warum werden die Normen zur Sachkultur und zum Verhalten so häufig wiederholt und was bedeutet dies für die Prozess der „Sozialdisziplinierung“? In: Gerhard JARITZ (Hg.): Norm und Praxis im Alltag des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Wien 1997, S. 37-53. Michael STOLLEIS: Was bedeutet „Normendurchsetzung“ bei Policeyordnungen der frühen Neuzeit? In: Richard H. HELMHOLZ, Paul MIKAT, Jörg MÜLLER, Michael STOLLEIS (Hg.): Grundlagen des Rechts. Festschrift für Peter Landau zum 65. Geburtstag (Rechts- und Staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft, NF 91), Paderborn 2000, S. 739-757. Achim LANDWEHR: „Normendurchsetzung“ in der Frühen Neuzeit? Kritik eines Begriffs, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 48/2 (2000), S. 146-162. Vgl. Kapitel 4.2. DINGES, Normsetzung als Praxis, S. 52. RASCHE, Norm und Institution, S. 140.

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zu stärken, mit den durch die Umstände der Zeit notwendig werdenden Mitteln durchzusetzen.1621 Dazu gehörte es auch, auf das Wohl der städtischen Wirtschaft zu achten.

Der Schutz der städtischen Wirtschaft Eine funktionierende lokale Ökonomie war grundlegend für eine florierende Hochschule. In Jena galt das besonders. Zum einen lebten die Universitätsbesucher bei den Einwohnern und wurden von diesen verpflegt. Zum anderen war der Markt für die ansässigen Handwerker und Dienstleister weitestgehend auf die Stadt an der Saale beschränkt. Eine unerwünschte Entwicklung, die zukünftige Studenten abschreckte – beispielsweise eine Teuerung – sollte genauso verhindert werden1622 wie der finanzielle Ruin einzelner Bevölkerungsteile, den eine übermäßige Verweigerung der Schuldentilgung mit sich gebracht hätte. Für den Erhalt der kreditbasierten Wirtschaft Jenas war es von elementarer Bedeutung, dass die Einwohner ihre Forderungen in absehbarer Zeit erstattet bekamen. Da die Universität um das teilweise rechtswidrige Verhalten der Kreditnehmer wusste,1623 verfügten sie in den akademischen Gesetzen zum Schutz der Gläubiger, dass bei der Aufdeckung studentischen Fehlverhaltens selbige all ihre Vorteile verlieren sollten.1624 Um die Schuldner und deren Angehörige zudem zur Bezahlung der Rückstände zu bewegen, akzentuierte die Salana wiederholt die finanzielle Notlage der Kläger, die sehr dringend auf die Tilgung der Verbindlichkeiten angewiesen seien.1625 Zuweilen betonte sie, wie sehr sie geneigt sei, den jeweiligen Anträgen der Kreditgeber stattzugeben.1626 Doch auch wenn die Hochschule dies nicht explizit äußerte, setzte sie sich für die Ansprüche der Kläger ein. Nur selten wies sie diese von Beginn an zurück. Dabei berief sich die Universität zumeist auf die Kreditverordnungen. Angeführt wurde die verspätete 1621 1622

1623 1624 1625

1626

Vgl. RASCHE, Norm und Institution, S. 140. Vgl. UAJ A 21 fol. 54r. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Konzept, 1. Oktober 1753. Bereits im Zusammenhang mit der Ausarbeitung des ersten ContoMandates von 1753 kam der Aspekt der steigenden Preise zur Sprache. Allerdings sahen die Professoren dadurch keine Notwendigkeit, die erlaubten Kreditquanti anzuheben. StAJ B XII d 145 fol. 30r. Verzeichnis der öffentlichen Speisehäuser, ohne Datum [1802]. Verzeichniß sämmtlicher öffentlicher Speisetische. Vielmehr regulierte die Universität um 1800 die Preise, wie beispielsweise jene der öffentlichen Speisehäuser. Vgl. Kapitel 4.2. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 118. UAJ A 2304 unpag. Universität Jena/ Johanne Magdalena Roux an Kühnell, Abschrift, 12. Dezember 1803. UAJ E I 156 fol. 8r. Universität Jena an Regierung Karlsruhe, Konzept, 16. Oktober 1780. UAJ E I 858 unpag. Universitätsprotokoll, 31. August 1809. UAJ E I 672 unpag. Universität Jena an Regierung Hildburghausen, Konzept, 16. Mai 1805. UAJ E II 534 fol. 13r-13v. Universität Jena an Heinrich Georg Carl Mund, Konzept, 25. Oktober 1828.

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Anmeldung der Rechnungen,1627 zudem die Kreditgegenstände selbst sowie die Überschreitung des erlaubten Limits.1628 Konstanz gab es indes dabei keine. Welchen Stellenwert intakte und andauernde wirtschaftliche Beziehungen zwischen den Universitätsbesuchern und der städtischen Bevölkerung für die Salana einnahmen, zeigt sich daher vielfach an der Regulierung der nach den Conto-Mandaten rechtswidrigen Forderungen.1629 Sandten die Schuldner oder deren Eltern genug Geld für die Bezahlung aller Verbindlichkeiten, so erhielten alle Kreditgeber ihre Forderungen erstattet, unabhängig von deren gesetzlicher Rechtmäßigkeit.1630 Denn die akademischen Gesetze besagten mitnichten, dass es den Universitätsbesuchern verboten war, illegitime Ansprüche zu bezahlen. So versprach Hermann Heinrich Fröhle der Schuhmachergattin Johanne Friederike Justine Bischoff nur eine Woche, nachdem das akademische Gericht ihre Forderung für illegitim erklärt hatte,1631 dass er sie binnen vier Wochen bezahlen wolle.1632 Diese Regelung unterläuft auf den ersten Blick die Intention der Verordnungen, also den Schutz der Studenten vor der propagierten Verführung durch die Gläubiger.1633 Aufgrund der benannten Rechtslücke hätten Erstere theoretisch der Verschwendung frönen können, solange sie den Bewohnern der Saalestadt nur versicherten, ihre Rückstände zu begleichen. Die Kreditgeber wiederum hätten stets hoffen können, ihre gesamte Forderung erstattet zu bekommen. In den Augen der Hochschule würde die Bevölkerung die Universitätsbesucher dadurch zum Luxus und unbedachten Ausgaben anhalten. Aus diesem Grund wäre zu erwarten gewesen, dass dieses rechtliche Schlupfloch gestopft würde und die Salana die Kreditedikte strikt angewandt hätte. Doch dies war nicht so, was Stefan Brüdermann zurecht damit begründete, dass die Professoren nicht wollten, dass die Gläubiger „gegen jedes gute Rechtsempfinden ihr Geld verloren.“1634 Allerdings ging die Universität in Göttingen – anders als in Jena – soweit, dass sie

1627 1628 1629 1630 1631 1632 1633

1634

UAJ E II 147 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 21. März 1820. UAJ E II 273 unpag. Universitätsprotokoll, 17. Januar 1823. UAJ E II 571 unpag. Universitätsprotokoll, 8. April 1829. UAJ E I 818 fol. 29v. Universitätsprotokoll, 4. Juli 1807. UAJ E II 148 fol. 3r. Universitätsprotokoll, 2. Januar 1821. UAJ E II 273 unpag. Universitätsprotokoll, 17. Januar 1823. Vgl. BRÜDERMANN, Studenten als Einwohner der Stadt, S. 408. Ausführlich BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 323-327. UAJ E I 658 unpag. Universitätsprotokoll, 29. August 1803. UAJ E I 1004 fol. 4r. Universitätsprotokoll, 6. Oktober 1817. Ebd. fol. 6r. Universitätsprotokoll, 6. Oktober 1817. UAJ E II 147 fol. 6r. Universitätsprotokoll, 21. März 1820. Ebd. fol. 6v. Universitätsprotokoll, 28. März 1820. ThHStAW A 8326 fol. 2r-2v. Obervormundschaftskollegium Weimar an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, 30. Mai 1750. UAJ A 21 fol. 52v. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg, Konzept, 1. Oktober 1753. Vgl. ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 119. EBEL, Memorabilia Gottingensia, S. 101f. HEER, Marburger Studentenleben, S. 19. MICHAELIS, Räsonnement, S. 578. BRÜDERMANN, Studenten als Einwohner der Stadt, S. 408.

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1796 die Eintreibung illegitimer Schulden an anderen Gerichten bei einer Geldstrafe in Höhe der Forderung verbot.1635 Aber auch der Erhalt der studentischen Kreditwürdigkeit, die durch die Tilgung der Schulden nach den akademischen Gesetzen nur zu schnell ihr Ende finden konnte,1636 wird die Universität an der Saale zu ihrem Handeln veranlasst haben. Da gleichzeitig der rechtlich geschützte Raum für die Studenten gewahrt bleiben musste, blieben die Verordnungen in ihrer Konzentration auf den Schutz der Studenten allerdings weitestgehend unverändert.1637 Jedoch griff die Jenaer Universität bei der Regulierung der Schulden nur in ausgewählten Situationen auf die akademischen Gesetzt zurück, beispielsweise, wenn die Familien oder die Kreditnehmer es selbst forderten. Zwar reduzierte die Salana dann die zu tilgenden Verbindlichkeiten auf die legitimen Kreditquanti, wies die Kläger jedoch immer wieder darauf hin, dass sie sich in Eigeninitiative an die Studenten wenden könnten, um die restlichen Ansprüche getilgt zu erhalten.1638 Der Witwe Maria Dorothee Tröbitz riet die Hochschule, ihre Rechnung, die der Schuldner nach den Verfügungen der Conto-Mandate bezahlen wollte, ein wenig zu senken, da Joseph Traugott Maria Klein dann womöglich eher geneigt sei, sie vollständig zu erstatten.1639 Vereinzelt fragte die Hochschule sogar selbst bei den Kreditnehmern und deren Eltern nach, ob der nach der gesetzmäßigen Regulierung noch überschüssige Rest anteilig für die noch verbleibenden Forderungen verwendet werden sollte.1640 Diese Entscheidung war immer vom Ermessen der Familien abhängig, und dessen waren sich die Studenten auch bewusst.1641 Deutlich wird hier indes, wie sehr die Salana um die Sicherung der lokalen Wirtschaft bemüht war. Daher zeigt sich auf den zweiten Blick, dass sie sich mit dem fehlenden Verbot, unrechtmäßige Schulden nicht erstatten zu dürfen, Handlungsspielräume offen hielt, die sie in ihrem Interesse nutzen konnte. Dieser Intention folgend fehlte es bei der Anwendung der Verordnungen wider das übermäßige Schuldenmachen der Studenten an jeglicher Stringenz. Wenn es den Schuldnern frei stand, ihre illegitimen Verbindlichkeiten zurückzuzahlen, stellt sich die Frage, wann die Regulierung selbiger durch die Salana 1635 1636 1637 1638 1639 1640 1641

BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 332. MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 256. BRÜDERMANN, Studenten als Einwohner der Stadt, S. 408. Ausführlich BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 328, 372-375. UAJ E I 300 unpag. Universitätsprotokoll, 29. April 1791. UAJ E I 562 unpag. Universitätsprotokoll, 29. Januar 1801. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 325. UAJ E II 201 fol. 29r-29v. Universitätsprotokoll, 3. Mai 1825. UAJ E I 283 unpag. Universitätsprotokoll, 2. Februar 1793. UAJ E I 818 fol. 33v. Universitätsprotokoll, 11. Mai 1809. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 326. UAJ E I 628 unpag. Regierung Oldenburg an Universität Jena, 11. Juni 1802. UAJ E II 173 fol. 33r. Johann Horn an Universität Göttingen, Schreiben, ohne Datum [Mai 1821]. Ähnlich UAJ E II 147 fol. 6v. Universitätsprotokoll, 28. März 1820.

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abgeschlossen war. Die Verfügungen thematisierten diesen Aspekt in keiner Weise, und in der Rechtspraxis scheint es ebenfalls nicht klar gewesen zu sein. Zwar war der Prozess zweifelsfrei mit der vollständigen Erstattung der Kredite abgeschlossen, doch inwieweit dies bei einer Bezahlung nach den Conto-Mandaten zutraf, bleibt offen. Der Fall von Johann Georg Arnold von Brockes, dem im Frühjahr 1802 das akademische Gericht attestierte, seine Rückstände gemäß dem Kreditedikt reguliert zu haben, weshalb die Gläubiger keine Ansprüche mehr gegen ihn geltend machen konnten,1642 stützt die Vermutung, dass der Rest der Forderungen verfiel. Auch im Sinne des Gesetzesvollzugs wären mit der Annahme des zugeteilten Geldes die Ansprüche getilgt gewesen. Wenn es sich tatsächlich so verhielt, dann war dies vermutlich der wahre Grund, warum sich einige Kläger weigerten, die ihnen nach den akademischen Gesetzen zugesprochene Summe anzunehmen.1643 Doch da es nicht rechtswidrig war, illegitime Schulden zu begleichen, und die Salana die Universitätsbesucher teilweise explizit dazu aufforderte, war der Regulierungsprozess in der Praxis wohl erst dann beendet, wenn die Gläubiger dezidiert erklärten, keine weitere Verfolgung zur Eintreibung der verbleibenden Schulden mehr zu beabsichtigten, weder mit Hilfe eines Gerichts noch privat. Ein weiteres, deutlich sichtbares Zugeständnis den Kreditgebern gegenüber, wodurch die Hochschule die lokale kreditbasierte Ökonomie stabilisieren konnte, machte sie bei den Strafen, welche sie im gesamten 18. Jahrhundert vorsah, wenn den Universitätsbesuchern rechtswidrig geborgt wurde.1644 Während der Regulierung der Schulden wurde ihnen zu keiner Zeit eine Strafe angedroht, geschweige denn verhängt. Aufgrund der wirtschaftlichen Koexistenz der Salana samt ihren Studenten und der Stadt Jena hätte eine konsequente Anwendung der Strafzahlung das Verhältnis unweigerlich negativ belastet. Zudem haben die Professoren möglicherweise gehofft, dass die bloße Existenz der Strafdrohung die Einwohner veranlassen würde, nicht mehr anzuschreiben, als erlaubt war.1645 In den akademischen Gesetzen von 1817 fanden sich dann keine Anzeichen von Bußgeldern mehr. Ob die Universität ihren Irrglauben erkannt oder die Strafe für nicht mehr notwendig erachtet hatte, bleibt dabei unklar. Die Ausführungen zur Legitimität der Kredite in einem vorangegangenen Kapitel unterstützen indes das zweite

1642 1643

1644 1645

UAJ E I 583 unpag. Universitätsprotokoll, 12. Mai 1802. UAJ E I 384 unpag. Universitätsprotokoll, 8. Dezember 1794. UAJ E I 892 unpag. Universitätsprotokoll, 5. Januar 1811. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 11. Januar 1811. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 20. Februar 1811. UAJ E II 201 fol. 29v. Universitätsprotokoll, 3. Mai 1825. Vgl. 7.3.4 – Das Verhalten bei einem unbefriedigenden Prozessausgang. Vgl. Kapitel 4.2. – Die Stigmatisierung der Gläubiger und ihre Handlungsmöglichkeiten. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 325.

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Szenario.1646 Zudem zeigt sich, dass weniger von einer milden als einer kalkulierten Rechtsprechung der Universität zu sprechen ist.1647 Waren die Bemühungen um die Bezahlung fruchtlos geblieben und die Mittel oder der Wille der Hochschule ausgeschöpft, gab sie ihre Zuständigkeit auf und überließ den Gläubigern die weitere Verfolgung ihrer Ansprüche.1648 Zuweilen sind die diesbezüglichen Motive der Salana nicht nachvollziehbar. So wurde dem Buchhändler Friedrich August Schmid, der seine Rechnung in Höhe von etwas mehr als fünf Talern bereits angemeldet hatte, am 12. März 1829 mitgeteilt, dass der sich auf 3rt 14gl 2d belaufende Überschuss an vorhandenem Geld dem Schuldner zurückgesandt wurde. Daher sei für die Bezahlung seiner Forderung nichts mehr vorhanden.1649 Begründungen, warum die Hochschule sich so verhielt, gibt es keine. Allerdings handelte es sich um einen singulären Fall, der nicht mehr zu rekonstruieren ist.

Die Wahrung des Ansehens und der Frequenz Die Salana galt als eine Hochschule, an der die Universitätsbesucher ihre akademischen Freiheiten ohne allzu große Einschränkungen ausleben konnten. Doch im Verlauf des 18. Jahrhunderts, vor allem in der zweiten Hälfte, setzte ein Wandel ein, der einerseits die Mentalität der Studenten und andererseits die obrigkeitliche Reglementierung der Normen modifizierte.1650 Unverändert blieb hingegen die übergeordnete Intention der Hochschulen, ihr Ansehen und damit die Frequentierung weiter zu fördern. Nicht allein bei der Normierung der Geselligkeit traten diese handlungsleitenden Ziele deutlich hervor,1651 sondern auch bei der Erstattung der studentischen Verbindlichkeiten. Vor allem verärgerte Kreditnehmer konnten ein negatives Bild vom Vorgehen der Hochschule vermitteln. So schrieb Joseph Traugott Maria Klein bekanntloch: Welch liebender erfahrene Vater wird seinen unverdorbenen Sohn Jena’s geheiligten Mauern anvertrauen, ohne ängstlich besorgt um dessen sittliche Wohlfahrt zu seyn, wenn er weiß, daß die Jugendverführung in

1646 1647

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Vgl. Kapitel 5.2. – Die gewährten Kredite der städtischen Bevölkerung. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 490 verwendete den Terminus mild, um dieselbe Situation zu charakterisieren. Allerdings resümierte er ebd., S. 503f., dass die Prorektoren bei der Rechtsprechung „häufig Milde aus Gutherzigkeit gegenüber den Studenten“ anwandten. Die These einer zu milden Rechtsprechung vertrat auch ALENFELDER, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 175-180. Diese ist für das studentische Schuldenwesen in Jena zurückzuweisen. UAJ E II 93 fol. 29r. Universität Jena an August Gottlieb Heinrich Schlotter, Konzept, 9. März 1820. UAJ E II 350 unpag. Universitätsprotokoll, 15. April 1825. UAJ E II 564 unpag. Universitätsprotokoll, 12. März 1829. Kapitel 3. und Kapitel 4.2. VELTJENS-RÖSCH, Akademische Gesetze, S. 113f., 125.

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schmeichelnden Ausdrüken die Jugend zum Essen einladet, blos um das Vergnügen zu haben, in seiner Gesellschaft zu speisen, welches der arme Betrogene über kurz oder lang zehnfach bezahlen muß?1652

Da die äußere Wahrnehmung der Universität mit den Besucherzahlen direkt in Verbindung stand, achtete das akademische Gericht bei seinen Regulierungsbemühungen penibel darauf, dass die Hochschule keinen Schaden nahm, und agierte dementsprechend. Daher handelte die Salana, obwohl sie die erziehende und richtende Instanz war, bei Schuldenprozessen zumeist nicht ohne die Aufforderung der Gläubiger. Die Regulierung begann vielfach erst auf deren Intervention. Um alle Formen des Arrestes mussten die Kläger ersuchen und trugen dadurch auch die entstehenden Kosten. Gleiches galt ferner, wenn sie eine öffentliche Vorladung der Universitätsbesucher forderten.1653 Verlangten Studenten aus den arrestierten Wechseln einen Anteil für ihren Lebensunterhalt, hatten die Kläger dies explizit zu erlauben.1654 Anders verhielt es sich bei der Verteilung des Geldes. Hier waren es die Eltern, Vormünder oder die Kreditnehmer selbst, die die Bedingungen festlegten.1655 Im Interesse der Hochschule versuchte der Prorektor, die Anträge beider Parteien umzusetzen. Dabei sollte der geschützte Rechtskreis der Studenten gewahrt bleiben. Gleichzeitig musste die Universität aber ein sie schädigendes Verhalten durch das übermäßige Schuldenmachen verhindern, während parallel an das wirtschaftliche Wohl der Stadt zu denken war. Bedrohten Gesuche das Gleichgewicht zwischen den Anliegen der Schuldner sowie der Gläubiger, handelte die Jenaer Universität daher im Sinne der eigenen Bestrebungen. Eine für die Salana potentiell ansehensschädigende Situation konnte sich aus dem Personalarrest entwickeln. Im Mittelpunkt stand dabei die Sorge, ein sich verschlechternder Gesundheitszustand arrestierter Schuldner könnte sich negativ auf die Reputation der Hochschule auswirken, falls die Kommilitonen und die Familien der Salana mangelnde Fürsorge vorwarfen.1656 Im Mai 1805 korrespondierte die Universität einer diesbezüglichen Entscheidung wegen mit dem Weimarer Herzog, da die Kreditgeber von Bernhard Christoph Schmale nicht gewillt waren, selbigen trotz angeschlagender Gesundheit aus dem Karzer zu entlassen. [G]leichwohl unsern unvorgreiflichen Dafürhalten nach, eines Theils das Beste der Akademie bey der langwierigen Gefangenhaltung gefährdet sein könnte, wenn der Doctorand Schmale dadurch einen unheilbaren

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1655 1656

UAJ E I 697 fol. 17r-17v. Joseph Traugott Maria Klein an Universität Jena, 5. September 1807. Vgl. Kapitel 7.3. UAJ E I 319 unpag. Universitätsprotokoll, 29. Juni 1793. Ähnlich UAJ E II 350 fol. 22r. Universitätsprotokoll, 14. September 1824. UAJ E II 645 fol. 20v. Universitätsprotokoll, 1. Mai 1830. Vgl. Kapitel 7.4.3. UAJ E I 657 fol. 56v. Universitätsprotokoll, 11. Februar 1805. UAJ E II 350 fol. 32r. Wilhelm Carl Friedrich Suckow an Universität Jena, 27. September 1824.

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Schaden an seiner Gesundheit leiden, oder gar sein Leben verlieren und die Akademie dem Vorwurf im Publikum ausgesezt werden sollte, daß sie einen so langen, zumal wie es nun den Anschein hat, zwecklosen Arrest verstattet habe […].1657

Deutlich tritt das Gedankenkonstrukt hervor. Daher nahm es jeder Prorektor sehr ernst, wenn ihm die drohende Gefahr einer körperlichen Beeinträchtigung der auf dem Karzer befindlichen Universitätsbesucher zugetragen wurde. Kamen die Ärzte nach der Untersuchung der Arrestierten zu der Erkenntnis, dass diese nicht länger dort in Gewahrsam bleiben sollten, hatten die Kläger bekanntlich über das weitere Vorgehen zu entscheiden.1658 So verlangten die Gläubiger von Carl Wilhelm Dannemann für diesen Stubenarrest, da sie nicht bereit waren, ihn völlig gehen zu lassen.1659 Doch nicht nur die konkreten gesundheitlichen Folgen und deren Konsequenzen für das Ansehen der Salana waren von Bedeutung. Aufgrund der entstehenden Kosten und der fehlenden Möglichkeit der eingesperrten Schuldner, aktiv zur Begleichung der Rückstände beizutragen, konnte weder den Angehörigen noch den Kreditnehmern an einem monatelangen Personalarrest gelegen sein. Gleiches galt für die Gläubiger und die Hochschule. War die Salana bestrebt, einen unliebsamen und rufschädigenden Schuldner aus der Stadt zu entfernen, hatte dazu jedoch keine rechtlichen Möglichkeiten, griff sie zu einer anderen Taktik. Nachdem die Eltern von Martin Langk immer wieder vergeblich aufgefordert wurden, ihrem Sohn bei der Tilgung seiner Schulden zu helfen, und die Kläger sich der weiteren Verpflegung während des Personalarrestes verweigerten, vielmehr die juratorische Kaution verlangten,1660 willigte Langk, der in diesem Loche und bey diesem gänzlichen Mangel an Allem nicht mehr ausharren wollte, letztlich doch in die Ableistung der Sicherheitsleistung ein.1661 Da er nach seiner Entlassung vom Karzer Jena sofort zu verlassen hatte,1662 allerdings ohne jedes Vermögen war, bat er die Hochschule um einen Vorschuss für seine Reisekosten.1663 Unsicher ob des richtigen Verhaltens wandte sich der Pro1657

1658 1659 1660 1661 1662 1663

UAJ E I 657 fol. 79v. Universität Jena an Regierung Weimar, Konzept, 23. Mai 1805. ThHStAW A 8629 fol. 3r. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, 25. Mai 1805. Vgl. Kapitel 7.3.3. UAJ E II 350 fol. 33r-33v. Universitätsprotokoll, 27. September 1824. Vgl. Kapitel 7.3.3. – Die Entlassung aus dem akademischen Gefängnis. UAJ E I 407 fol. 31v. Universitätsprotokoll, 29. März 1796. Ebd. fol. 43r-43v. Martin Langk an Universität Jena, 9. Juni 1796. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817 § 130. UAJ E I 407 fol. 43v. Martin Langk an Universität Jena, 9. Juni 1796. Ähnlich UAJ E II 173 fol. 25v. Universitätsprotokoll, 29. Mai 1821. UAJ E II 26 Bl. 17 Nr. 185. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1821]. Obwohl auch Johann Horn nach der Entlassung aus dem Personalarrest angewiesen wurde, Jena noch am selben Tag zu verlassen, hatte er eine Strafe wegen seiner Entfernung aus der Stadt zu bezahlen. Über einen möglicherweise vorher verhängten Stadtarrest lassen sich keine Informationen finden.

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rektor erneut nach Weimar. Ein längerer Aufenthalt des Universitätsbesuchers sei für die Salana sehr unangenehm, zudem sei man unsicher, ob das Reisegeld in Höhe von zwölf Laubtalern nicht unwiderruflich verloren gehe, wenn Langk, wie sie vermutete, entgegen seinem Versprechen nicht in seine Heimat reise.1664 Die herzogliche Antwort war sehr deutlich: Das studentische Geldgesuch sei nicht nur unverschämt, sondern dessen Gewährung sogar sehr bedenklich.1665 Martin Langk beteuerte hingegen, dass die Hochschule nicht Gefahr laufe, die zwölf Laubtaler zu verlieren,1666 und auch die mittels Missiv befragten Professoren votierten für die Auszahlung, denn wenn der Schuldner in der Nähe bleibe, wäre das für die Salana noch nachteiliger.1667 Damit er die Stadt endlich verlasse, entschied knapp vier Wochen später der Senat, ihm die Summe zu gewähren.1668 Die Universität hatte ihr Ziel erreicht und den dem Ansehen schädlichen Kreditnehmer aus der Saalestadt entfernt. Zwar blieb ein finanzieller Verlust, falls das Geld von Martin Langk nicht erstattet werden sollte,1669 jedoch hätte dieser nicht so schwer gewogen wie mögliche Schäden am Renommee der Hochschule. Stefan Brüdermann konstatierte zudem, dass die Entfernung der nicht zu erziehenden Universitätsbesucher sich wiederum positiv auf die Meinung der Eltern über die Hochschule ausgewirkt habe.1670 Die Salana zeigte sich somit als disziplinierende Universität, auf der die Mütter und Väter ihre Söhne in guten Händen wissen konnten. Aber nicht allein das Verhalten der Prorektoren bei den Begleiterscheinungen der Schuldenregulierung konnte Auswirkungen auf das Ansehen und die Frequenz haben. Auch die konkreten Entscheidungen über die Ansprüche der Gläubiger prägten das Image der Universität mit. Die Inkonsequenz bei der Gesetzesanwendung war nicht nur auf das Interesse an der städtischen Wirtschaft zurückzuführen, sondern auch auf die Erwartungen der Studenten. Diese wollten nicht an Hochschulen studieren, die ihre finanziellen Aktivitäten zu sehr kontrollierten.1671 Die diesbezügliche Eigenständigkeit war ein wichtiger Grund, weshalb die Salana alle Einrichtungen zur Aufsicht der studentischen Ökonomie, welche 1664 1665 1666 1667 1668 1669 1670 1671

UAJ E I 407 fol. 45v-46r. Universität Jena an Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Konzept, 11. Juni 1796. Ebd. fol. 47r. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, 16. Juni 1796. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 29. Juni 1796. Ebd. unpag. Universitätsmissiv, 1. Juli 1796. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 27. Juli 1796. UAJ A 341 fol. 186v. Universitätsprotokoll, 27. Juli 1796. Vgl. UAJ E II 85 fol. 60r. Georg Wilhelm Fuchs an Universität Jena, 8. Januar 1820. Er zahlte die von der Universität erhaltenen zwei Louisd’or zurück. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 490. UAJ E I 268 fol. 1r. Universitätsmissiv, 2. Mai 1792. Ebd. fol. 2r. Herzog von SachsenWeimar-Eisenach an Universität Jena, 15. Mai 1792. ThHStAW A 8369 fol. 49r-49v. Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach an Universität Jena, Konzept, 15. Mai 1792.

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den selbstständigen Handlungsraum der Universitätsbesucher eingeschränkt hätten, in Jena nicht etablieren wollte.1672 Gleichzeitig galt es aber auch, die Eltern, die oftmals die Verbindlichkeiten der Söhne tilgten, nicht allzu sehr zu verärgern. Beriefen sie oder die Schuldner sich bei der Erstattung der Rückstände auf die akademischen Gesetze, wurde ihnen daher entsprochen, jedoch nur solange die Kreditnehmer durch rechtswidriges Verhalten die Vergünstigungen nicht verwirkt hatten.1673 In diesem Kontext ist unter anderem auch das Bestreben nach einem schnellen Abschluss der Regulierungsbemühungen einzuordnen. Triebkraft für die Schuldenprozesse waren in erster Linie die Kläger, da diese ihre Rückstände erstattet haben wollten. Widersprachen ihre Anträge nicht den Absichten der Hochschule, wurde ihnen stattgegeben. Die Universität forderte die Schuldner, deren Familien oder Vormünder immer wieder auf, erneut Wechsel für die Regulierung zu senden, womit sie sich deutlich um eine vollständige Bezahlung der Gläubiger bemühte.1674 Doch in einer nicht geringen Anzahl von Schuldenklagen scheint die Hochschule an der Saale besonders bestrebt gewesen zu sein, den Fall schnellstmöglich zu beenden. Weil nicht genug Geld zur Tilgung aller Rechnungen vorhanden war, entschied das akademische Gericht vereinzelt von sich aus, das Kreditedikt anzuwenden.1675 Zwar bestanden für die Kläger weitere Möglichkeiten, den verbleibenden Rest ihrer Forderung noch einzutreiben, allerdings war 1672 1673

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UAJ E I 268 fol. 9r-9v. Universitätsprotokoll, 8. September 1792. Vgl. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 333. Er stellte für Göttingen fest, dass das akademische Gericht die Kreditedikte überhaupt nicht angewandt hat. Obwohl sowohl in Göttingen (ebd., S. 323) als auch in Jena sich nicht sehr häufig darauf berufen wurde, verhielt es sich bei der Anwendung des Conto-Mandates durch die Professoren der Saalestadt anders. Allerdings wird dieser Befund nicht zuletzt auf die für beide Universitäten herangezogenen Quellen zurückzuführen sein. Da die Universität Göttingen die Kommunikation mit den Familien der Schuldner sowie den zuständigen Behörden sehr gering hielt (ebd., S. 322), konnte von dieser Seite auch keine Anweisung für die Anwendung der Kreditedikte erfolgen. UAJ E I 384 unpag. Universitätsprotokoll, 9. Juni 1794. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 6. August 1794. Ebd. Universitätsprotokoll, 21. Dezember 1794. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 14. Februar 1795. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 25. Februar 1796. UAJ E I 289 unpag. Universitätsprotokoll, 7. Februar 1793. UAJ E I 319 unpag. Universitätsprotokoll, 10. Juli 1794. UAJ E I 560 unpag. Universitätsprotokoll, 8. August 1800. UAJ E I 740 unpag. Universitätsprotokoll, 1. Juni 1805. UAJ E II 287 fol. 30v-31r. Universitätsprotokoll, 5. Mai 1823. UAJ E II 655 fol. 19v-20r. Universitätsprotokoll, 8. Juli 1830. Vgl. UAJ E I 435 unpag. Universitätsprotokoll, 20. April 1796. UAJ E I 583 unpag. Universitätsprotokoll, 27. Juli 1801. UAJ E I 615 unpag. Universität Jena an Justizkanzlei Stadt, Konzept, 24. Januar 1805. UAJ E I 818 fol. 18r. Universitätsprotokoll, 1. Juli 1807. UAJ E II 550 fol. 109r. Universität Jena an Klussmann, Konzept, 3. April 1830. UAJ E II 571 fol. 8r-8v. Universitätsprotokoll, 21. März 1829. In manchen Fällen ist aus den Akten nicht klar zu entnehmen, warum die Kläger nach den akademischen Gesetzen bezahlt wurden. Allerdings ist anzunehmen, dass dies entweder von der Familie gefordert wurde oder auf Initiative der Universität erfolgte.

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es der Universität mit Verweis auf die akademischen Gesetze möglich, die Eintreibung über das legitime Quantum zu verweigern.1676 Damit war aus ihrer Sicht der Prozess beendet. Ein weiterer Aspekt für die Unstetigkeit bei der Umsetzung der akademischen Gesetze sowie dem Bestreben nach einem zügigen Abschluss lag in der schieren Masse der zu verhandelnden Deliktfälle begründet. Neben den Schulden wurden auch allerlei Konflikte vor dem akademischen Gericht ausgetragen, bei denen Studenten beteiligt waren.1677 Arrangierten sich Gläubiger und Schuldner ohne große Diskussionen über die fällige Summe und die Bezahlungsmodalitäten, entlastete dies den Prorektor und brachte eine positive Außenwirkung mit sich. Hätte die Salana indes strikt nach den Conto-Mandaten Recht gesprochen, hätte dies vielfach den Prozess verlangsamt, wenn nicht gar gestoppt, weil die Kläger sich gegen die Maßnahmen gewehrt hätten,1678 besonders wenn ihnen ihrer Meinung nach eine zu geringe Summe zugesprochen worden wäre. Allerdings barg der gelassene Freiraum neben Chancen ebenso Gefahren in sich. Als positiv zu bewerten ist, dass besonders jene Schuldner ihr Gesicht wahren konnten, die eine Tilgung durch die Hochschule für unehrenhaft hielten.1679 Schwierigkeiten konnte es geben, da die Universität keine Handhabe über die Geschehnisse mehr hatte und damit ihre erzieherische Aufgabe aufgab. Daraus resultierend konnte ihr Ruf nachhaltig beeinträchtigt werden, weil die Akteure – wie bereits ausgeführt – abseits aller akademischen Ge- und Verbote ihre Handlungen nicht rechtfertigen mussten und daher alle erdenklichen Wege einschlagen konnten, um an ihr Ziel zu gelangen. Die Absicht der Hochschule an der Saale muss es aufgrund der hohen Prozessdichte gewesen sein, eine verhältnismäßig reibungslose und vor allem zügige Begleichung der Rückstände unter ihrer Regie zu erreichen. Voraussetzung dafür war nicht nur die Vermittlung zwischen Klägern und Beklagten, sondern ferner, besonnen von den Verordnungen Gebrauch zu machen. Dies war allerdings nur möglich, wenn nicht pauschal, sondern je nach Fall gerichtet und die akademischen Gesetze zuweilen gedehnt wurden oder unberücksichtigt blieben. Genau das taten die Prorektoren der Salana in den Jahrzehnten um 18001680 – zu ihrem eigenen Wohl und dem ihrer Universitätsbesucher sowie zum Nutzen der städtischen Wirtschaft. Daher stand es den Kreditnehmern nicht zu-

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UAJ E I 892 unpag. Universitätsprotokoll, 12. November 1810. Instruktion für den Prorektor vom 13. Juli 1767 § 6. Dies belegt auch das Verzeichnis des Bestandes UAJ E I und UAJ E II. Vgl. VELTJENS, Akademische Gerichtsbarkeit, S. 206. Vgl. UAJ E II 645 fol. 70v-71r. Universitätsprotokoll, 28. Juni 1830. Die Universität verweigerte zunächst die Bitte der Gläubiger, Florenz Kley in Personalarrest zu nehmen. UAJ E I 818 fol. 19r. Heinrich Jacob Croneberg an Johann Friedrich August von Gohren, 18. April 1807. Vgl. RASCHE, Norm und Institution, S. 148. BRÜDERMANN, Göttinger Studenten, S. 326.

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letzt auch frei, ob sie mehr als den rechtmäßigen Teil der Verbindlichkeiten zurückzahlten1681 und somit gegebenenfalls ihre Kreditwürdigkeit aufrecht erhielten.

7.5.4. Zwischenfazit – politisch motivierte Interaktionen In der Zeit des großen Universitätssterbens um 18001682 war die Jenaer Universität vom Erhalt des Flors getrieben und dafür sowohl das Wohl der lokalen, kreditbasierten Wirtschaft als auch die studentischen Besucherzahlen relevante Komponenten waren, musste der Hochschule daran gelegen gewesen sein, zwischen den Parteien zu vermitteln. Die Gläubiger waren bestrebt, so viel wie möglich von ihren gewährten Krediten zurückzuerhalten. Die Professoren, welche den Universitätsbesuchern selbst borgten, wussten zudem aus eigener Erfahrung um die Bedeutung der studentischen Gelder für die städtischen Handwerker und Dienstleister. Die Erstattung der Schulden war also grundlegend für weitere ökonomische Interaktionen mit den Studenten. Doch noch wichtiger war das Ansehen der Universität bei der (über)regionalen Bevölkerung, die entschied, wohin sie ihre Söhne zum Studium schickte. Die Eltern erwarteten die Ausbildung ihrer Kinder sowie deren Schutz und Erziehung. Der Anschein, es könne in Jena grenzenlos angeschrieben lassen werden, und die Rückstände müssten nach dem Abschluss des Studiums im vollen Umfang beglichen werden, verband die beiden elementaren Befürchtungen von Ansehensverlust und Frequenzeinbruch miteinander. Gleichzeitig durfte die Salana den Universitätsbesuchern ihre immer wieder proklamierten akademischen Freiheiten nicht übermäßig einschränken, da die Studenten die Hochschule in der Folge ebenso gemieden hätten. Vermittelte die Hochschule zwischen den Kreditnehmern und -gebern, so verfolgte sie immer auch ihre eigenen Interessen. Dafür war es indes notwendig, jeden Tilgungsprozess separat zu betrachten und individuell zu urteilen. Von Fall zu Fall wurde entschieden, ob und in welchem Umfang die Verfügungen Anwendung finden sollten. Dabei entschied die Salana nach der Gewichtung für die eigene Zuträglichkeit. Anträge, welche diese gefährdeten, wurden abgebrochen oder gleich vollständig abgelehnt. Wenn dies geschah, dann mehr zum Nachteil der Kläger, weniger dem der Schuldner. Es ging bei der Anwendung der akademischen Gesetze wider das übermäßige Schuldenmachen der Studenten nicht um die völlige Durchdringung des Alltages durch die Rechtsnorm, sondern um ein

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Vgl. Kapitel 7.5.3. – Der Schutz der städtischen Wirtschaft. Zum Universitätssterben vgl. Dieter J. WEIß: Das große Universitätssterben um 1800, in: Jens BRÜNING, Nico DORN, Ulrike GLEIXNER, Franziska JÜTTNER, Juliane KORBUT (Hg.): Das Athen der Welfen. Die Reformuniversität Helmstedt 1576-1810, Wolfenbüttel 2010, S. 78-85.

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DIE REGULIERUNG DER STUDENTISCHEN SCHULDEN

Medium der Erziehung und Disziplinierung der Universitätsbesucher sowie der Bewohner der Saalestadt, um den universitären Zielen näher zu kommen.

7.6. Fazit Der Prozess der Regulierung studentischer Schulden war geprägt von individuellen und ritualisierten Interaktionen der beteiligten Akteure. Diese Verhaltensweisen entstanden durch die verschiedenen, von der Hochschule und den Weimarer Herzögen erlassenen Verordnungen, da diese das Verhalten der handelnden Parteien vorgaben, wenn sie Unterstützung von der Salana einfordern wollten. Besonders die Gläubiger hatten sich dabei an die festgelegte Vorgehensweise zu halten. Sie mussten ihre Ansprüche rechtzeitig anmelden und einfordern. Dafür stand ihnen ein breites Spektrum an Sicherheitsleistungen zur Verfügung, die sie den Schuldnern abfordern konnten. Obwohl sich die Kreditgeber vor dem akademischen Gericht meist zusammenschlossen, versuchten sie gleichzeitig, auf eigene Initiative und abseits der Rechtswege an die Erstattung ihrer Forderungen zu gelangen. Entsprechend dem Auftreten der jeweiligen Schuldner und deren Familien verhielten sich die Kläger geduldig und entgegenkommend. Hinterließen sie bei den Kreditgebern jedoch den Eindruck, sie wollten ihre Schulden nicht tilgen, griffen die Kläger zu anderen, individuellen Maßnahmen, um bezahlt zu werden. Unabhängig davon trieb die Gläubiger immer das ökonomische Kalkül voran. Dabei spielte der Aspekt der Druckerzeugung und Erpressung eine tragende Rolle, was aufgrund der Angst vor sozialen und wirtschaftlichen Nachteilen auf der Seite der Studenten und deren Eltern besonders effektiv war. Allerdings versuchten diese gegenüber den Kreditgebern dies gleichfalls anzuwenden. Vielfach wurde die kreditgebende Bevölkerung der Saalestadt vor die Wahl gestellt, mit der Erstattung eines Teils der Forderung zufrieden zu sein oder nach den Kreditedikten bezahlt zu werden. Trotzdem war sowohl den Universitätsbesuchern selbst, als auch deren Angehörigen daran gelegen, dass sie nicht denunziert und der Prellerei bezichtigt wurden, weswegen sie Mittel und Wege suchten, um sich mit den Klägern zu einigen. In dieser Situation entgegengesetzter Ansichten war es die Aufgabe der Salana, einen Ausgleich zwischen beiden Parteien zu schaffen und dabei die eigenen Interessen zu schützen. Dies war von grundlegender Bedeutung, weil sich bei der Vernachlässigung der städtisch-akademischen Wirtschaftsbeziehungen eine kaum aufzuhaltende Spirale in Gang gesetzt hätte: Die Studenten brachten Geld nach Jena, von dem die Bevölkerung großteils lebte. Indes benötigten die Universitätsbesucher von den Einwohnern immer wieder Kredit, um finanzielle Engpässe zu

FAZIT

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überbrücken. War dieser Kreislauf gestört und die Studenten entschieden, die Hochschule zu wechseln, verlor die Salana an Besuchern und Ansehen. Der Niedergang der Universität wäre zwangsläufig mit einem zumindest zeitweiligen Erliegen der lokalen Ökonomie einhergegangen. Die daraus resultierenden Folgen für das (Groß-) Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach lassen sich indes nur erahnen. Doch die Regulierungsprozesse waren keineswegs ausschließlich von Konflikten geprägt. In der Regel wurden kleinere Unstimmigkeiten, besonders bei der Anerkennung der Ansprüche, schnell geklärt. Hierzu trug weniger die vermittelnde Universität bei als der Wille der Studenten, ihre Rückstände zu begleichen. Daher brachten nicht nur die Gläubiger, sondern auch die studentischen Schuldner die Regulierung immer wieder in Gang, korrespondierten mit den Kreditgebern und sandten Gelder zur Bezahlung. Nach den Aufzeichnungen der Salana sind zwei Drittel der Verbindlichkeiten von den Universitätsbesuchern und deren Familien teilweise oder ganz beglichen worden. Tatsächlich muss es jedoch noch mehr gewesen sein, nur dass dies nicht mehr dem akademischen Gericht gemeldet worden ist. Das im vorstehenden Kapitel beschriebene Verhalten der Schuldner, der Kreditgeber und der Salana zeigte sich zu Beginn des Untersuchungszeitraumes sowie am Ende. Bei der Regulierung der studentischen Verbindlichkeiten in den Jahren von 1770 bis 1830 offenbarten sich zwar die starken Wechselwirkungen der Handlungsweisen, aber einer Modifizierung aufgrund veränderten Verhaltens der Akteure unterlagen sie nicht. Ein Vergleich mit der Schuldenregulierung in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, einer Zeit signifikanter Veränderungen, nicht nur in der Rechtsnorm, sondern auch im Selbstverständnis der Universitätsbesucher und der Bevölkerung, ist aufgrund fehlender Quellen für die Salana leider nicht möglich.1683

1683

Vgl. das Verzeichnis der kassierten Akten in UAJ A 10.

8. Das Leben der Schuldner nach Beendigung des Studiums Man führt von Zeit zu Zeit Beyspiele von jungen Leuten an, die von dem ihnen ausgesetzten Gelde noch etwas erkleckliches übergespart haben […]. Das allgemeine Urtheil über solche Jünglinge […] ist dieses, daß man mit ihnen weniger etwas zu thun haben möge, als mit Anderen, die einige Schulden gemacht haben.1684

Christoph Meiners, 1801 Während des Aufenthalts an den frühneuzeitlichen Universitäten hatten die Studenten erstmalig die Möglichkeit, sich selbstständig im ökonomischen Handeln zu erproben. Da sie im Verlauf des 18. Jahrhunderts sich zunehmend die Werte und Normen der entstehenden bürgerlichen Gesellschaft aneigneten,1685 wurde für die studentischen Schuldner die Kreditwürdigkeit als wichtiges soziales und wirtschaftliches Kapital handlungsleitend, welches sie durch Prellerei verloren. Deswegen erfolgte am Ende der Studienzeit kein Bruch bei der Regulierung ihrer Schulden, wie die zahlreichen angeführten Tilgungsbemühungen der Universitätsbesucher belegen,1686 auch nachdem sie die Hochschule bereits endgültig verlassen hatten. Über den weiteren Werdegang der Kreditnehmer war nur wenig in Erfahrung zu bringen, zudem handelt es sich bei den Informationen in der Regel um kurze Momentaufnahmen aus ihrem Leben. Aufgrund des großen geographischen Radius der Herkunft der Schuldner, die nicht selten nach dem Ende ihrer Ausbildung in die Heimat zurückgingen, war die Recherche nach beruflichen Angaben schwierig. Allerdings war aufgrund der zahlreich digitalisierten und im Internet veröffentlichten Bücher und Zeitschriften, allen voran die Staatskalender verschiedener Territorien, ein breiterer Zugriff möglich. Dennoch war die ganze Vita der Studenten lediglich in einzelnen Fällen zu ermitteln. Selbst wenn diese biographischen Informationen überliefert waren, konnte aufgrund des Mangels detaillierter Angaben kein direkter Zusammenhang zwischen dem wirtschaftlichen Verhalten während der Zeit an der Salana und dem beruflichen Werdegang aufgezeigt werden. Dies mag jedoch mit daran gelegen haben, dass es selbigen womöglich gar nicht gab, denn beglichen die Universitätsbesucher ihre Verbindlichkeiten wieder, errangen sie eine eigene Kreditwürdigkeit. Dies kann im gesellschaftlichen Miteinander um 1800 nur positiv bewertet worden sein. Das Nichtbezahlen der Gläubiger bewirkte indes das Gegenteil, nicht nur während des 1684 1685 1686

MEINERS, Verfassung und Verwaltung, S. 241f. Vgl. RASCHE, Cornelius relegatus und die Disziplinierung, S. 210-217. HARDTWIG, Krise der Universität, S. 175f. Vgl. Kapitel 7.

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Studiums, sondern vor allem, wenn sie nicht mehr unter dem Schutz der akademischen Gerichtsbarkeit standen.1687 Von den 104 Schuldnern aus den Schuldenakten waren von insgesamt 32 (30,8%) Informationen über ihr berufliches Leben nach der Beendigung der Hochschulzeit aufzufinden.1688 Unter ihnen befanden sich Kreditnehmer, die nach den Aufzeichnungen des akademischen Gerichts ihre Rückstände ganz,1689 teilweise1690 oder gar nicht erstatteten.1691 Auch das Spektrum ihrer Erwerbstätigkeit war breit gefächert. (Tabelle 24) Sie verdienten ihren Unterhalt als Ärzte, Apotheker, Advokaten und Amtsmänner, aber ebenso in kirchlichen Positionen, vor allen als Pastoren, beim Militär, an Hochschulen sowie in judikativen, exekutiven und administrativen Stellen. Eine kleine Anzahl der Studenten betätigte sich in weniger konservativen Berufen. Tabelle 24 Berufe der studentischen Schuldner

Name Ackermann, Friedrich Wilhelm Georg Banyasz, Samuel Baring, Ernst Albert Barnstedt, Hans Wilhelm Carl Begemann, Friedrich Bettridge, William Craddock 1687 1688 1689 1690

1691 1692 1693

1694 1695 1696 1697

Beruf nach Studium Bürgermeister und Stadtrichter in Bützow1692 Militärdienst, Pastor in Franzfeld1693 Amtsassessor in Hoya1694 Hofrat und Bevollmächtigter der bentinckschen Grafen1695 Literat1696 Militärdienst, Missionar1697

STURM, Schuldkonflikte, S. 73f. Vgl. Kapitel 6. Fünf Studenten starben während des Studiums oder kurz nach dem Weggang aus Jena. UAJ E I 611, UAJ E I 892, UAJ E II 460, UAJ E II 578. UAJ A 2243, UAJ E I 258, UAJ E I 259, UAJ E I 283, UAJ E I 318, UAJ E I 319, UAJ E I 384, UAJ E I 430, UAJ E I 583, UAJ E I 615, UAJ E I 628, UAJ E I 740, UAJ E I 818, UAJ E I 853, UAJ E I 928, UAJ E I 1002, UAJ E I 1017, UAJ E II 30, UAJ E II 152, UAJ E II 196, UAJ E II 287, UAJ E II 340, UAJ E II 350, UAJ E II 410, UAJ E II 537, UAJ E II 645, UAJ E II 668. UAJ E I 270, UAJ E I 390, UAJ E II 2. Vgl. Kapitel 8. – Friedrich Wilhelm Georg Ackermann. UAJ E I 430 unpag. Universität Jena an Stadtmagistrat zu Neusohl, Konzept, 9. November 1804. György KURUCZ: Religion und ethnische Vielfalt: Das Evangelische Seniorat im Banat 1836, in: Rainer BENDEL, Norbert SPANNENBERGER (Hg.): Kirchen als Integrationsfaktor für die Migranten im Südosten der Habsburgermonarchie im 18. Jahrhundert (Kirche und Gesellschaft im Karpaten-Donauraum 1), Berlin 2010, S. 193-208, hier S. 201. Staats- und Adress-Kalender für das Königreich Hannover auf das Jahr 1836, Hannover 1836, S. 458. Vgl. Kapitel 8. – Hans Wilhelm Carl Barnstedt. Friedrich BEGEMANN: Blumen von der Saale. Episches und Lyrisches, Jena 1828. Vgl. Kapitel 8. – William Craddock Bettridge.

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Name Bezold, Johann Andreas Braschke, Johann Jacob Brockes, Johann Georg Arnold von Bühring, Ludwig Friedrich Theodor Claussen, Anton Martin Croneberg, Andreas Johann Deyn, Georg Heinrich von Dörtinger, Robert Eckhardt, Albert Ehmer, Christian Engler, Eduard Everth, Paul Gottlieb Georg

1698

1699 1700 1701 1702 1703

1704

1705 1706 1707 1708 1709

Beruf nach Studium Arzt in Grossfahner1698 während des Studiums verstorben1699 Dr. der Rechte, Domkapitular des Domstiftes und Senator zu Lübeck1700 Advokat, Bürgermeister von Sülze1701 Kirchenrat, Mitglied der geistlichen Bank1702 Privatdozent an der Medizinischen Fakultät Jena1703 Privatdozent, Philologe, Jurist1704 Arzt in Ohrdruf1705 Pfarrer in Salzschlirf1706 Amtsaktuar und Sportelneinnehmer in Lichtenberg1707 Pfarrverweser mit dem Charakter und Rang als Pfarrer in Hauingen1708 Pastor zu Marien-Magdalenen (1797), Propst des Dörptschen Sprengels (1832)1709

Adolph Carl Peter CALLISEN: Medicinisches Schriftsteller-Lexicon der jetzt lebenden Aerzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Apotheker und Naturforscher aller gebildeten Völker, 33 Bände, Kopenhagen/Hamburg 1830-1845, hier 2. Band (1830), S. 285. UAJ E I 316 unpag. Universitätsprotokoll, 11. Juni 1793. SCHMIDT, Neuer Nekrolog der Deutschen 3/2 (1825), S. 1618. Grossherzoglicher Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender für 1837, Schwerin 1837, S. 232. Adreßbuch der höheren evangelischen Geistlichkeit in Deutschland. Nebst einigen kirchlich-statistischen Notizen 1 (1843), S. 55. Herzoglich Sachsen-Weimar- und Eisenachischer Hof- und Adreß-Calender auf das SchaltJahr 1812, Jena 1812, S. 143. Vgl. UAJ E I 951. Auch in dieser Zeit machte Andreas Johann Croneberg weiter Schulden. Johann Christian JAHN, Reinhold KLOZ, Gottfried SEEBODE (Hg.): Neue Jahrbücher für Philologie und Paedagogik, oder Kritische Bibliothek für das Schul- und Unterrichtswesen 27/1 (1839), S. 415. Adreß-Handbuch des Herzogthums Sachsen Coburg und Gotha (1854), S. 163. Kurhessischer Staats- und Adreß-Kalender auf das Jahr 1818, Kassel 1818, S. 155. Staats-Handbuch für das Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach für das Jahr 1846, Weimar 1846, S. 218. Hof- und Staats-Handbuch des Grossherzogthums Baden für 1841, Karlsruhe 1841, S. 297. C. E. NAPIERSKY, Johann Friedrich VON RECKE: Allgemeines Schriftsteller- und GelehrtenLexikon der Provinzen Livland. Ehstland und Kurland. Nachträge und Fortsetzungen un-

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Name Francke, Franz Georg Christian Görlitz, Carl Ludwig Grimm, August Theodor Junghans, Johann Christian August Kley, Florenz Leutbecher, Johann Michael Lindheimer, Friedrich Marcus Lowtzow, Peter Friedrich Heinrich Christian Carl von Lübbren, Georg Heinrich Christian Pentz, Carl/ Johann Friedrich Heinrich Probst, Leonhard Dietrich Rasch, Johann Nicolaus Raven, Ernst Friedrich Otto von

1710 1711 1712 1713 1714 1715 1716 1717 1718 1719 1720

1721 1722

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Beruf nach Studium Ratsherr in Parchim1710 Amtmann in Nohfelden1711 Fürstenerzieher, Literat1712 Literat1713 Apotheker in Blankenstein/Hattingen1714 Amtsadvokat in Tiefenort im Bereich der Landesregierung zu Eisenach1715 Advokat in Frankfurt1716 Sekretär beim Landgericht Cloppenburg1717 Militärdienst1718 während des Studiums verstorben1719 Schauspieler, Literat1720 Pfarrer in Oberweißbach1721 Advokat und Notar in Malchow1722

ter Mitwirkung von C. E. NAPIERSKY, bearbeitet von Theodor BEISE, 1. Band, Mitau 1859, S. 179. Grossherzoglicher Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender für 1824, Schwerin 1824, S. 181. Oldenburgischer Staats-Kalender auf das Jahr Christi 1832, Oldenburg 1832, S. 91. Vgl. Kapitel 8 .– August Theodor Grimm. Johann Christian August JUNGHANS: Geschichte der Schwarzburgischen Regenten, Leipzig 1821. Königlich Preußischer Staats-Anzeiger Nr. 129, Sonntag, den 3. Juni 1866. Staats-Handbuch des Grossherzogthums Sachsen-Weimar-Eisenach für das Jahr 1835, Weimar 1835, S. 184. Barbara DÖLEMEYER: Frankfurter Juristen im 17. und 18. Jahrhundert (Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 60), Frankfurt am Main 1993, S. 119. Oldenburgischer Staatskalender (1832), S. 50. UAJ E I 615 lose eingelegt. G. C. F. Pralle an Universität Jena, 16. Januar 1807. UAJ E II 75 fol. 1r. Universitätsprotokoll, 20. Juli 1819. Heinrich BOSSE: Jenaer Liebhabertheater 1775-1800, in: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 51 (2007), S. 101-139, hier S. 118 Anm. 60, S. 124 Anm. 76. Die Fußnote gibt die falsche Signatur für die Schuldenakte an. Die korrekte Angabe lautet UAJ E I 319. Leonhard Dietrich PROBST: Leben und Schicksale des Russisch-Kaiserlichen pensionirten Hof-Schauspielers Leonhard Dietrich Probst, genannt Lindenstein, treu und offen von ihm selbst niedergeschrieben, Reval 1839. Regierungs-Blatt für das Königreich Bayern Nr. 28, Montag den 7. Juni 1847. Grossherzoglicher Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender für 1834, Schwerin 1834, S. 106.

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Name Restery, Paul Sand, Carl Ludwig Stertzing, Johann Christian Stoffregen, Philipp Jacob Wokenius, Carl Heinrich Ludwig Lebrecht Zorn, Georg

Beruf nach Studium während des Studiums verstorben1723 Hinrichtung nach der Ermordung von August Friedrich Ferdinand von Kotzebue Arzt in Zella1724 während des Studiums verstorben1725 Rektor in Ilmenau, Pfarrer in Stützerbach1726 Kirchenvorsteher, Kaufmann1727

Exemplarisch sollen im Folgenden vier sehr unterschiedliche Lebenswege ehemaliger Jenaer Kreditnehmer skizziert werden. Allen gemeinsam war, dass sie nach den Dokumenten des Universitätsarchivs Jenas keine beziehungsweise fast keine Schulden zurückzahlten. Von den 46 Rechnungen, die einen Wert von 1.481rt 2gl 10d besaßen, wurden gerade einmal neun (19,6%) ganz oder anteilig erstattet. Auch die erstattete Summe von 287rt 5gl machte nur ein Fünftel (19,4%) der Gesamtschuld aus. Obwohl auch bei diesen Schuldnern die tatsächliche Tilgungsrate höher gelegen haben wird, befand sie sich allerdings immer noch weit unter dem Durchschnitt.1728 Ihrem beruflichen Werdegang scheint dies aber nicht geschadet zu haben.

Friedrich Wilhelm Georg Ackermann Der älteste Sohn des Kanzleisekretärs Georg Ackermann und seiner Frau erhielt zunächst an der Domschule in Güstrow im Herzogtum Mecklenburg-Schwerin seine Ausbildung.1729 Am 1. Mai 1787 immatrikulierte sich Friedrich Wilhelm Georg Ackermann an der Salana1730 und betrieb vorrangig das Studium der Rechtswissenschaften, hörte allerdings auch bei Johann August Heinrich Ulrich Philosophie.1731 Da Ackermann im April 1792 abreisen wollte, ersuchte er um die 1723 1724 1725 1726 1727

1728 1729 1730 1731

UAJ A 2244 fol. 1v. Universitätsprotokoll, 9. Juni 1817. Herzoglich-Sachsen-Gotha und Altenburgischer Hof- und Adreß-Kalender auf das Jahr Christi 1822, Gotha 1822, S. 50. UAJ E I 658 unpag. Universitätsprotokoll, 5. August 1803. Album der Schüler zu Kloster Roßleben von 1742 bis 1854, Halle 1854, S. 46. Vollständige Urkunde der Vereinigung beider protestantischen Confessionen im k. baierischen Rheinkreise, mit einer Uebersicht der Verhandlungen der General-Synoden zu Kaiserslautern, in den Jahren 1818 und 1821, und den bei diesem Anlasse gehaltenen Reden, Speyer 1822, S. 36. Vgl. Kapitel 7.4.3. – Die Bezahlung der Kosten sowie der Schulden. SCHMIDT, Neuer Nekrolog der Deutschen 14/2 (1836), S. 268f. Universitätsmatrikel, Eintrag vom 1. Mai 1787. UAJ E I 270 unpag. Universitätsprotokoll, 13. April 1792.

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Regulierung seiner Rückstände.1732 Wenige Tage später hat der Schuldner Jena verlassen, obwohl gegen ihn Stadtarrest verhängt worden war. Doch sein Kreditgeber, der Wildmeister Philipp Ernst Köhler, verzichtete auf eine öffentliche Vorladung, da er auf den gegebenen Eid des Studenten hoffte, mit dem dieser ihm die Begleichung der Forderungen versprochen hatte.1733 Ob Friedrich Wilhelm Georg Ackermann sein Versprechen einhielt und ob der Verzicht auf die öffentliche Zitation sich als positiv für das Ansehen des Universitätsbesuchers herausstellte, muss offen bleiben. Geschadet hat ihm sein wirtschaftliches Agieren während der Studienzeit auf seinem späteren Lebensweg indes nicht. Seit 1795 war er als Advokat in der herzoglichen Justizkanzlei in Schwerin tätig. Drei Jahre später wurden Ackermann die Ämter des Bürgermeisters und des Stadtrichters in Bützow, unweit von Güstrow, übertragen. Von 1810 bis 1818 übernahm er des Weiteren die Aufgaben des Amtsgerichts des ebenfalls in der Nähe gelegenen Rossewitz. Parallel zu dieser Arbeit war der Kreditnehmer als landschaftlicher Deputierter bei der Rekrutierungsbehörde im Rostocker Distrikt tätig. Nach vielen Leiden, wie es im Nekrolog für ihn hieß, schied er am 4. Dezember 1836 aus dem Leben und hinterließ seine Frau sowie einen Sohn. Der Verfasser des Nachrufes, Friedrich Brüssow, beschrieb den Verstorbenen als einen biederen Mann, voll Eifer für Wahrheit, Recht und Pflicht […].1734

Hans Wilhelm Carl Barnstedt Über den am 30. Dezember 1783 auf Gut Holzkamp bei Delmenhorst geborenen Hans Wilhelm Carl Barnstedt ist nicht sehr viel bekannt. Er war der Sohn von Johann Friedrich Barnstedt und dessen erster Frau Marie Luise Barnstedt. Der Vater, Eigentümer des Guts, verfolgte während der französischen Besatzung eine juristische Laufbahn und bekleidete von 1815 bis 1825 das Amt des Bürgermeisters der Stadt Delmenhorst. Drei seiner vier Söhne schlugen eine ähnliche Karriere ein und studierten Jura.1735 Hans Wilhelm Carl Barnstedt immatrikulierte sich am 20. Oktober 1802 an der Salana1736 und besuchte neben juristischen Vorlesungen auch Veranstaltungen des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel.1737 Da der Student die Hochschule bereits verlassen hatte, als für ihn im Mai 1805 ein Wechsel in Jena ankam, wurde dieser in Arrest genommen.1738 Weil das Geld nicht für alle Gläu1732 1733 1734 1735 1736 1737 1738

Ebd. Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 25. April 1792. SCHMIDT, Neuer Nekrolog der Deutschen 14/2 (1836), S. 269. Gerhard BARNSTEDT: Das Wirken der Familie Barnstedt in Oldenburg, in: Oldenburger Jahrbuch 99 (1999), S. 117-140, hier S. 119-122, 132. Universitätsmatrikel, Eintrag vom 20. Oktober 1802. UAJ E I 740 unpag. Universitätsprotokoll, 11. Mai 1805. Ebd.

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biger reichte, sollte die Tilgung nach den akademischen Gesetzen erfolgen. Sieben (33,3%) der 21 Kläger wurden vollständig oder anteilig bezahlt, dabei erhielten sie 61rt 2gl (32,8%) von insgesamt 186rt 12gl 3d erstattet. Den noch unbezahlten Rest sollte der Vater begleichen.1739 Da Johann Friedrich Barnstedt in einem früheren Schreiben seinem kranken Sohn mitgeteilt hatte, er werde dafür sorgen, dass der Universitätsbesucher keinen Mangel leiden werde,1740 kümmerte sich der Vater wohl allein um die Verbindlichkeiten. Der Schuldner trat während der Regulierung durch die Hochschule nicht selbst aktiv in Erscheinung. Ungeachtet dessen wurde ihm im späteren Berufsleben viel Verantwortung übertragen. Nach seinem Studium vertrat er als Advokat in Delmenhorst das Gesetz, später war er für die französische Besatzung tätig. Anschließend betätigte sich Hans Wilhelm Carl Barnstedt als Obergerichtsanwalt in Oldenburg. Als Hofrat und Bevollmächtigter der bentinckschen Grafen war der Kreditnehmer an der Übereinkunft des Herzogs von Oldenburg und des Grafen Wilhelm Gustav Friedrich von Bentinck beteiligt, welche die Herrschaft in Kniphausen, nahe Wilhelmshaven, regelte. Das am 8. Juni 1825 in Berlin geschlossene Abkommen beendete die 13-jährige provisorische Administration durch Oldenburg. Der ursprüngliche Rechtszustand wurde wiederhergestellt und Kniphausen erhielt eine begrenzte Souveränität. Hans Wilhelm Carl Barnstedt starb am 5. Dezember 1832 in Oldenburg.1741

William Craddock Bettridge Der am 30. August 1791 in Warwickshire, England, geborene William Craddock Bettridge war Fähnrich (1813) und während der Schlacht von Waterloo (1815) Stadtadjutant von Brüssel. Am 31. August desselben Jahres wurde er zum Leutnant ernannt, trat allerdings Ende Februar 1816 aus dem Militärdienst aus. Während der nachfolgenden Zeit reiste er durch Europa und immatrikulierte sich im Herbst 1816 an der Salana.1742 Hier besuchte Bettridge Vorlesungen bei dem Geschichtsprofessor Friedrich Luden1743 und Johann Wolfgang Döbereiner, der 1739 1740 1741

1742

1743

Ebd. unpag. Universitätsprotokoll, 19. August 1805. Ebd. unpag. Johann Friedrich Barnstedt an Universität Jena, 30. März 1805. BARNSTEDT, Familie Barnstedt, S. 120. Philipp Anton Guido VON MEYER (Hg.): StaatsActen für Geschichte und öffentliches Recht des Deutschen Bundes, Frankfurt am Main 1833, S. 289. Vgl. Robert-Dieter KLEE: Das Ende einer Herrlichkeit. Kniphausen und Oldenburg vor 150 Jahren, in: Niedersächisches Jahrbuch für Landesgeschichte, NF der Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen 77 (2005), S. 187-226. J. L. H. HENDERSON: Bettridge, William Craddock, in: Dictionary of Canadian Biography 10 (1972) (http://www.biographi.ca/en/bio/bettridge_william_craddock_10E.html Stand: 19. Februar 2014, 12:02 Uhr), o. S. Das Immatrikulationsjahs ist hier falsch angegeben. Universitätsmatrikel, Eintrag vom 24. Oktober 1816. UAJ E II 30 fol. 27r. Rechnung, 23. Juni 1818.

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die Professur für Chemie innehatte.1744 Schulden machte der Universitätsbesucher zudem, um die deutsche Sprache und Literatur zu studieren.1745 Doch von seinen sich insgesamt auf 971rt 6gl 7d belaufenden Rückständen tilgte William Craddock Bettridge gerade einmal ein Viertel (251rt 3gl; 25,8%).1746 Neben diesem ungebührlichen wirtschaftlichen Verhalten schwängerte der englische Student zudem Friedericke Schreiber, die Tochter von Adolph Weidner aus Bürgel.1747 Bettridge brillierte mit seinem Benehmen in Jena nicht, dennoch schlug er nach einem kurzen Engagement in der sizilianischen Armee von König Ferdinand I. eine Karriere in der Kirche ein. Nach seiner Rückkehr in die Heimat wurde der Schuldner im Juli 1824 erst Diakon und etwas später Vikar von Ecclesfield, nahe Sheffield. Kurze Zeit zuvor wurde William Craddock Bettridge für das St. John’s College in Cambridge zugelassen. Im Jahr 1834 ging er als Missionar für die Society for the Propagation of the Gospel nach Upper Canada, der britischen Kolonie am Oberlauf des SanktLorenz-Stroms. Zwei Jahre später wurde er Rektor der Pfarrei der neu gegründeten Stadt Woodstock/ Ontario. Nach seiner zeitweiligen Missionarstätigkeit in England hatte sich Bettridge aufgrund finanzieller Unstimmigkeiten in seinen Konten vor einer Kommission zu rechtfertigen. Er erklärte daraufhin he had sufficient else to do, and … account keeping was and is his antipathy. Ohne besondere Konsequenzen lebte und arbeitete er bis zu seinem Tod am 21. November 1879 vor Ort weiter.1748

August Theodor Grimm Am 25. Dezember 1805 wurde August Theodor Grimm in Stadtilm im Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen geboren. Im Alter von 17 Jahren schrieb er sich 1823 an der Salana ein und begann Geschichte und Philosophie zu studieren.1749 Finanziell wurde der Universitätsbesucher von seinem Onkel unterstützt, allerdings musste er im Juni 1824 vor dem akademischen Gericht zu Protokoll geben, dass er seine Schulden nicht begleichen könne, da er noch keinen Wechsel erhalten habe.1750 Wenige Wochen später sandte der Onkel etwas Bargeld für die Tilgung und versicherte seinem Neffen, ihn künftig mit 200 Talern jährlich zu 1744 1745 1746 1747

1748 1749 1750

Ebd. fol. 34r. Rechnung, Juni 1818. Ebd. fol. 30r. Rechnung, 20. Juni 1818. Ebd. fol. 18v-19r. Rechnung, 23. Juni 1818. Ebd. fol. 33r. Universitätsprotokoll, 23. Juni 1818. Die Strafe samt den Kosten belief sich auf 14rt 16gl. UAJ E II 26 Bl. 5 Nr. 39. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1818]. Ebd. Bl. 14 Nr. 101. Verzeichnis eingesandter Gelder, ohne Datum [Dezember 1818]. Insgesamt sandte Bettridge zur Tilgung der Strafe 12rt 13gl. HENDERSON, Bettridge, o. S. Universitätsmatrikel, Eintrag vom 7. Mai 1823. UAJ E II 340 fol. 5r. Universitätsprotokoll, 22. Juni 1824.

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unterstützen.1751 Dennoch wurden während seiner Zeit in Jena lediglich elf Taler (19,0%) von den sich auf 58rt 11gl 8d belaufenden Verbindlichkeiten erstattet.1752 Von der Stadt an der Saale aus begab sich Grimm nach einem Aufenthalt an der Hochschule in Berlin 1827 nach St. Petersburg, wo er sich dem Studium der englischen, französischen und russischen Sprache widmete. Um seinen Unterhalt zu verdienen, betätigte er sich als Lehrer in einer Erziehungsanstalt. Als Begleitperson einer Grafenfamilie reiste August Theodor Grimm seit 1832 durch Europa. Mit dem späteren russischen Reichskanzler Carl Robert von Nesselrode besuchte er die Höfe des Kontinents, und eine Zeit lang studierte er in Rom die klassischen Altertümer. Nach seiner Rückkehr nach Russland 1835 wurde ihm das bedeutsame Amt eines Studiendirektors übertragen, wodurch Grimm zeitweilig für die Erziehung des Großfürsten Konstantin Nikolajewitsch und dessen Schwester, der Großfürstin Alexandra Nikolajewna, verantwortlich war. Ersteren begleitete er von 1845 bis 1847 auf Reisen innerhalb des Landes sowie auf die Krim, nach Kaukasien, Syrien, Algerien und Griechenland, wo er sich eingehender mit den griechischen Altertümern befasste. Von der Reise zurück, wurde der ehemalige Student geadelt und zum Staatsrat ernannt. Krankheitsbedingt zog Grimm 1852 nach Dresden und gab damit die Erziehung der jüngeren Großfürsten auf. Sechs Jahre später nahm er diese Tätigkeit in St. Petersburg allerdings wieder auf. Doch mit dem Tod der Kaiserin-Mutter Alexandra Fjodorowna, der gebürtigen Friederike Luise Charlotte Wilhelmine von Preußen, im Jahre 1860 kehrte er Russland endgültig den Rücken.1753 Wie bereits während seines ersten Aufenthaltes in Sachsen widmete sich August Theodor Grimm erneut seiner literarischen Tätigkeit. Den Wanderungen nach Südosten (1855-1857) und dem 1858 erstmals erschienen Roman Die Fürstin der siebenten Werst folgte 1866 mit Alexandra Feodorowna, Kaiserin von Russland ein umfassendes Werk über die ehemalige preußische Prinzessin. Am 28. Oktober 1878 verstarb Grimm in Wiesbaden.1754

Fazit Die vier angeführten Biographien ehemaliger Studenten der Salana, die während ihrer Studienzeit Schulden machten und diese wohl nicht komplett bezahlten, erheben keinen Anspruch darauf, repräsentativ für eine ganze Generation von Universitätsbesuchern zu stehen. Obwohl ihr Handeln den Gläubigern gegenüber in wirtschaftlichen Aspekten nicht immer vorbildhaft war und einige An1751 1752 1753 1754

Ebd. fol. 7v. Universitätsprotokoll, 11. Juli 1824. Ebd. fol. 1r. Universitätsprotokoll, 22. Januar 1824. Ebd. fol. 7r. Universitätsprotokoll, 11. Juli 1824. Grimm, August Theodor von, in: MEYERS 7 (1888/89), S. 744. Ebd.

DAS LEBEN DER SCHULDNER NACH BEENDIGUNG DES STUDIUMS

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sprüche wahrscheinlich nie beglichen wurden, scheint dieses Verhalten sich nicht negativ auf das Ansehen der Schuldner oder auf ihren beruflichen Werdegang ausgewirkt zu haben. Sie bekleideten verantwortungsvolle Positionen, weshalb ihnen Vertrauen entgegengebracht wurde. Nun könnte dies als Argument dafür herangeführt werden, dass die Universitätsbesucher auch in finanziellen Aspekten doch eine „Standeskultur auf Zeit“1755 bildeten und mit dem Ende des Studiums ein Bruch vollzogen wurde, der vorheriges Fehlverhalten eliminierte. Dies würde jedoch den in dieser Arbeit durchgeführten Untersuchungen zuwider laufen. Die Angst der Eltern und der Kreditnehmer vor Schaden am eigenen Ruf und Ansehen war durchaus begründet, besonders wenn sie als ernestinische Landeskinder in der Heimat Karriere machen wollten,1756 wo ungebührliches Verhalten viel schneller in Umlauf kam, als wenn sie in ein anderes Territorium (zurück)gingen. Doch eine berufliche Ablehnung wegen Prellens der Jenaer Bevölkerung zur Studienzeit ließe sich, wenn überhaupt, nur sehr schwierig nachweisen. Daher kann kein expliziter Zusammenhang zwischen der Regulierung der Rückstände und der späteren Karriere der Schuldner attestiert werden. Da allerdings Kreditnehmen und -geben zu den täglichen ökonomischen Interaktionen der Gesellschaft des 18. Jahrhunderts gehörte, ist anzunehmen, dass die zuweilen noch jungen Männer während ihrer Zeit an den Hochschulen den Umgang mit Geld erst erlernen sollten. Die Außenstehenden akzeptierten aufgrund der Übergangszeit, in der sich die Studenten während des Studiums befanden, dass sie Schulden anhäuften. Missachtet wurde indes zu jeder Zeit das absichtliche Hintergehen der Gläubiger, was gewiss berufliche Auswirkungen haben konnte, so wie es die zeitgenössische Literatur und Ratgeber immer heraufbeschworen.

1755 1756

FÜSSEL, Devianz als Norm, S. 166. Zur Anstellung von Beamten in Sachsen-Weimar-Eisenach vgl. KRAUSE, Verwaltungsdienst, S. 55-67.

9. Fazit [...] alles will Geld, Geld, Geld.1757

Wilhelm Lautz, 1792 Das wirtschaftliche Handeln der frühneuzeitlichen Gesellschaft war geprägt von Privatkrediten. Die Einwohner der Saalestadt annoncierten teilweise in den Jenaischen wöchentlichen Anzeigen, dass sie zu einem bestimmten Zinssatz Geld verleihen wollen. Hatten andere Bewohner Interesse daran, meldeten sie sich bei der im Inserat genannten Stelle. Wenn sich beide Parteien auf die Bedingungen des Geschäfts geeinigt hatten, kam das Darlehen zustande. Den Kreditgebern – sowohl Männer als auch Frauen – war an ihrem eigenen wirtschaftlichen Gewinn gelegen, die Schuldner – ebenfalls beide Geschlechter –investierten hingegen das Geld in die Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation. Sie kauften Immobilien, Handwerksgeräte und -materialien oder Nutzvieh. Sie tilgten alte Verbindlichkeiten oder bezahlten Löhne sowie Steuern. Sie bestritten davon ihren Lebensunterhalt oder investierten in Luxusgüter. Eingebettet waren diese ökonomischen Interaktionen zum einen in die von der Weimarer Landesobrigkeit erlassenen Verfügungen, die vor allem den Gläubigern zur Erstattung ihrer Kredite verhelfen sollten. Auf der anderen Seite gab es aber auch einen gesellschaftlichen Druck, dem in erster Linie Schuldner ausgesetzt waren, die ihre Verbindlichkeiten nicht tilgten. In diesem Fall erlitt ihr Ansehen und damit einhergehend ihre Kreditwürdigkeit erheblichen Schaden, was wiederum ihr wirtschaftliches Handeln stark beschränkte. Erstatteten sie jedoch die Darlehen, wirkte sich dies positiv aus, und sie konnten auf erneute finanzielle Hilfe innerhalb der Gesellschaft hoffen. Kreditnehmen war demnach nicht negativ konnotiert, die Rückstände nicht zurückzuzahlen hingegen schon. Gerade weil das Borgen allgegenwärtig war und die angehenden Studenten in ihren Elternhäusern zwangsläufig damit konfrontiert wurden, kritisierten die gelehrten Professoren in ihren Schriften in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die diesbezügliche Erziehung der Eltern. Die Mütter und Väter würden ihren Söhnen den Umgang mit Geld nicht beibringen, obwohl sie auf der Universität erstmals mit ihren Wechseln allein haushalten müssten und dort zahlreichen Gefahren ausgesetzt seien – von den kostenintensiven Vergnügungen bis hin zu den Stadtbewohnern, die sie zu unnötigen Ausgaben verleiteten. Ließen sich die Studenten verführen, mehr Geld auszugeben, als sie bar zur Verfügung hatten, gerieten sie in den Strudel des Schuldenwesens, dem nur schwer wieder zu entkommen sei, was ihnen für den Rest ihres Lebens Nachteile bringe. 1757

Zitiert nach LAUTZ, Jenaer Universitätsleben, S. 215.

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Das Schreckgespenst eines lebenslangen Ansehensverlustes und ökonomischer Handlungsunfähigkeit begünstigte den Erfolg der akademischen Ratgeberliteratur und der Budgetlisten, die die Eltern und Universitätsbesucher detailliert informierten, wie viel das Studium an den Hochschulen des Reiches kostete, welche finanziellen Verführungen dort drohten und wie sie ihre Söhne davor schützen konnten. Die Kosten wurden pauschal mit etwa 300 Talern jährlich kalkuliert, auch für die Salana. Das Geld erhielten sie vor allem während der Semesterübergänge, wenn Kosten durch Reisen, Gebühren, Bücher oder Mietverträge anfielen. Allerdings waren die Wechsel oft sehr niedrig dotiert. Besonders ernestinische Landeskinder waren davon betroffen, jedoch ist davon auszugehen, dass sie materielle Hilfe durch die zumeist in geographischer Nähe lebenden Familien erhielten oder anderweitig unterstützt wurden. Für die auswärtigen Universitätsbesucher, vor allem für jene von weiter weg, sind hingegen vermehrt Geldanweisungen in Höhe von 200 Talern und mehr überliefert. Doch da es bis in das 19. Jahrhundert keine Exmatrikulation gab und das Problem der Wechselverheimlichung nicht beseitigt werden konnte, kann letztlich nicht mit Sicherheit gesagt werden, wie viel Geld die untersuchten Studenten während ihrer Zeit an der Salana wirklich zur Verfügung hatten. Um sich dennoch dieser Frage etwas zu nähern, wurde nach der finanziellen Liquidität der Universitätsbesucher gefragt. Dabei zeigte sich, dass gerade einmal 12,4% der Landeskinder, aber 27,4% der auswärtigen Studenten uneingeschränkt zahlungsfähig waren. Reziprok verhielt es sich bei dem Aspekt der nicht solventen Wechselempfänger. Auch die Wertigkeit dieser Liquidität stützt die These von den armen Landeskindern und den vermögenden auswärtigen Studenten. Die ernestinischen Universitätsbesucher verfügten hauptsächlich über bis zu 15 Taler monatlich, während die ausländischen Studenten in dieser Zeit teilweise mehr als 35 Taler ausgeben konnten. Nicht nur, dass lediglich eine kleine Anzahl von Universitätsbesuchern wirklich 300 Taler jährlich, dementsprechend 25 Taler im Monat zur Verfügung hatte, sondern viele erhielten über einen längeren Zeitraum gar keine Gelder, oder die Dotierung der Wechsel schwankte erheblich. Trotz der verschiedenen Möglichkeiten, die Kosten etwas zu senken – durch ein Armutszeugnis sowie die Speisung im akademischen Konvikt – oder das Barvermögen durch ein Stipendium zu erhöhen, hatten viele Studenten oft nicht genug Geld für die Deckung aller anfallenden Kosten. Daher mussten sie zur finanziellen Überbrückung oft anschreiben lassen. Wurden die meist noch minderjährigen Söhne aus der elterlichen Obhut zum Studieren an die Hochschulen geschickt, übertrugen die Mütter und Väter den Universitäten den Schutz und die Erziehung ihrer Kinder. Da die Studenten mit dem Eintragen ihrer Namen in die Matrikel fortan unter der vom Prorektor ausgeübten akademischen Gerichtsbarkeit standen, oblag es der Salana auch, sich um den Komplex des studentischen Finanzwesens zu kümmern. Zusammen mit

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den vier ernestinischen Erhaltern, primär jedoch gemeinsam mit der Weimarer Landesobrigkeit, wurden seit der Gründung der Jenaer Universität 1558 verschiedene Verfügungen erlassen. Kennzeichnend war darin die Stigmatisierung der in finanziellen Angelegenheiten als unerfahren und daher leichtsinnig geltenden Studenten auf der einen Seite und der verführenden und sich schadlos haltenden Bevölkerung auf der anderen. Zunächst wurden nur die wirtschaftlichen Interaktionen mit den Wirten und Kaufleuten genauer reglementiert. Indem sie angehalten wurden, die Universitätsbesucher lediglich bis zu einer festgelegten Summe anschreiben zu lassen, instrumentalisierte die akademische Gerichtsbarkeit die Gläubiger, um die Schuldner indirekt zu erziehen. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurde der Kreis der reglementierten Berufszweige sukzessive erweitert und an die sich wandelnden Verhältnisse angepasst. Mit den akademischen Gesetzen von 1817 war schließlich für alle Bedürfnisse detailliert vorgegeben, wie viel die Stadtbevölkerung wofür borgen durfte. Regelungen gab es für die Aufwartung, die Bücher und das Frisieren, die Kleiderreinigung, die Miete der Zimmer und die Schneiderarbeit sowie für die Verpflegung, die Vorlesungshonorare, das Waschen der Wäsche und vieles mehr. Zusätzlich zu dem von den Eltern erhaltenen Schutz- und Erziehungsauftrag motivierte die Salana noch ein weiterer Aspekt der für die Universität selbst viel grundlegender war. Waren die Mütter und Väter mit dem Verhalten ihrer Söhne und dem der Hochschule unzufrieden, beispielsweise weil zu viele Schulden bezahlt werden sollten, schadete dies dem Ansehen der Universität. Dies wiederum würde andere Eltern veranlassen, ihre Kinder zum Studieren an andere Hochschulen zu schicken. Ein Einbruch der Frequenz wäre die Folge, was dem Renommee der Salana weitere Nachteile gebracht hätte. Weil ohne Studenten keine Universität existieren konnte, war die Hochschule an der Saale bestrebt, ihr Ansehen und damit die Besucherzahlen stets zu verbessern. Aufgrund der starken Frequenzeinbrüche, die sie im 18. Jahrhundert hinnehmen musste, war das beschriebene Szenario für die Professoren ein durchaus realistisches. Da aber gerade die Universitätsbesucher nicht gewillt waren, zu große Beschränkungen in ihrem finanziellen Handeln hinzunehmen, galt es gleichzeitig, ihnen Freiraum zu lassen und sie damit nicht zum Studium an anderen Hochschulen zu bewegen. Aus diesem Grund wurden auch zentrale Einrichtungen für die Wechselverwaltung in Jena nicht eingeführt. Doch wenn die Hochschule nicht auch an das Wohl der städtischen Bevölkerung dachte, die beinahe ihre gesamte Wirtschaft auf die Salana ausgerichtet hatte, würde diese keine Kredite mehr an die Studenten geben. Die Schuldner brauchten diese aber zur Überbrückung finanzieller Engpässe, wenn beispielsweise das Geld aus der Heimat nicht rechtzeitig Jena erreichte. Die fehlende Möglichkeit, anschreiben zu lassen, hätte einen Wechsel des Studienortes durch die Universitätsbesucher mit sich gebracht, was für die Salana die benannten Folgen nach sich gezogen hätte. Letztlich wäre mit dem

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Niedergang der Hochschule zumindest zeitweise auch die städtische Wirtschaft Jenas erlahmt. Daher war den Professoren – trotz aller Stigmatisierungen – keineswegs daran gelegen, das Anschreiben gänzlich zu verbieten noch den Missmut der Studenten und deren Familie oder der lokalen Bevölkerung auf sich zu ziehen. Doch die Salana handelte noch auf eine andere Weise, um ihr eigenes Bestehen zu sichern. Neben Ansehen, Frequenz und der lokalen Wirtschaft war natürlich auch die Aufrechterhaltung des Lehrbetriebes wichtig. Da die Dozenten, vor allem die außerordentlichen Professoren, auf die von den Studenten zu entrichtenden Vorlesungsgelder angewiesen waren, diese aber lieber dafür anschreiben ließen, versuchten die Weimarer Landesobrigkeit und die Universität mit verschiedenen Erlassen, dagegen vorzugehen. Nicht die Festlegung eines Kreditquantums war dabei das Ziel, sondern die Vorausbezahlung der Honorare. Deren Umsetzung blieb zwar letztlich wenig erfolgreich, aber dafür hatten die Professoren sich mit der Verankerung der Kollegiaforderungen als legitim-privilegierte Ansprüche in den akademischen Gesetzen eine bessere Ausgangssituation bei deren Tilgung geschaffen. Neben der Universität einerseits sowie den Studenten und deren Eltern andererseits kristallisierte sich aufgrund der elementaren Koexistenz von Stadt und Hochschule der dritte Akteur auch in der Entwicklung der Rechtsprechung des 18. Jahrhunderts deutlich heraus. Die Bevölkerung der Saalestadt partizipierte zunehmend an der Rechtsnorm und gestaltete sie teilweise mit. Die Salana musste dies zulassen, da ihr bewusst war, dass sie nicht ohne die Stadt bestehen konnte, denn die Universitätsbesucher brauchten eine Unterkunft, mussten verpflegt werden, benötigten neue Kleidung sowie Schuhe und wollten frisiert werden. All dies und mehr übernahmen die Einwohner Jenas, vielfach borgten sie ihnen dafür sogar. Weil dies so wichtig war, verbesserte die Universität die rechtliche Absicherung der Kreditgeber bei der Tilgung. Vor allem im Jahrhundert der Aufklärung wurden Sicherheitsleistungen eingeführt, auf die sich die Gläubiger berufen konnten. Sie wurden schriftlich fixiert und in Verordnungen erlassen. Hierzu zählten die Sicherstellung der von den Studenten zurückgelassenen Gegenstände und der angekommenen Wechsel. Aber auch die Schuldner konnten unter Arrest gestellt werden, entweder unter Stadt- oder Personalarrest auf dem Karzer – dem akademischen Gefängnis. Um die Bezahlung der Rückstände weiter zu sichern, bemühte sich die Salana ferner darum, dass die Universitätsbesucher an dem heimlichen Erhalt von Geldern gehindert wurden. Denn wenn die Hochschule von deren Vermögen keine Kenntnis besaß, stand dieses Geld auch nicht für die Regulierung der Rückstände zur Verfügung. Die Verordnungen hierfür wurden zahlreich erlassen, aber des Problems Herr werden konnte die Universität an der Saale nicht. Die Reglementierungsnormen sagen allerdings nicht zwangsläufig etwas über die realen Gegebenheiten aus. Mit einer quantitativen und qualitativen Auswer-

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tung der beim akademischen Gericht eingereichten Rechnungen sowie der Regulierungsprozesse wurden die durch die Hochschule geprägten und von der älteren Literatur übernommenen Stigmata überprüft. Dabei entstand ein umfänglicher Eindruck von dem studentischen Kreditwesen um 1800 und den Verhaltensweisen der beteiligen Akteure. Dieses Bild besaß im gesamten Untersuchungszeitraum (1770 bis 1830), trotz der zahlreichen politischen, gesellschaftlichen, kulturellen und ökonomischen Veränderungen, Gültigkeit. So konnte herausgearbeitet werden, dass fast jeder zweite Universitätsbesucher anschreiben ließ. Die Kreditnehmer stammten je zur Hälfte aus den ernestinischen Erhalterstaaten und den übrigen Territorien. Durchschnittlich nahmen sie knapp fünf Kredite, doch der überwiegende Teil der Schuldner borgte sich nur wenige Male. Die Zusammensetzung der Kreditgegenstände war dabei sehr vielfältig, allerdings handelte es sich primär um Studien- und Lebenshaltungskosten. Am häufigsten ließen die Studenten für Miete, Verpflegung und Schuhmacherarbeit anschreiben. Dass die Universitätsbesucher durch die Schulden ihre akademischen Freiheiten auslebtenoder dass sie mit ihrem Geld nicht umgehen konnten und es unbedacht verschwendeten, widerlegte der Vergleich mit den Wechseleingängen der Kreditnehmer. Nur jeder Zehnte lebte über seine Verhältnisse. Die durchschnittliche Höhe der Rückstände pro Semester lag bei neun bis 19 Talern, und nur wenige Forderungen überstiegen die durch die ContoMandate und die akademischen Gesetze erlaubten Limits. Letztlich konnte sogar aufgezeigt werden, dass oftmals ein Zusammenhang zwischen den (ausbleibenden) Wechseleingängen, deren (geringer) Dotierung und der Kreditaufnahme bestand. Damit ist auch von der von Marian Füssel geprägten Bezeichnung der „Standeskultur auf Zeit“1758 Abstand zu nehmen – zumindest in Bezug auf die finanziellen Interaktionen der Universitätsbesucher. Zwar standen sie unter der exkludierten Rechtsprechung der Salana, aber es gab keine Abgrenzungsbemühungen gegenüber der Hochschule oder der lokalen Bevölkerung. Die Selbstinszenierung der Studenten in Stammbüchern, Liedern und anderen Medien will dies glauben machen, doch die nachweisbaren Schulden lagen im erlaubten Rahmen, wurden nicht mit Gewaltandrohungen erpresst und dienten dem von der Hochschule beabsichtigten Zweck der Überbrückung finanzieller Engpässe. Dass diese Rückstände wieder bezahlt wurden, daran lag nicht nur den Gläubigern und der Universität an der Saale, sondern auch den Schuldnern selbst. Kommilitonen unterstützten sich gegenseitig und bemühten sich, bei der Regulierung der Schulden zu helfen. Denn das Prellen der Kreditgeber war ein Zeichen mangelnder Ehre und konnte letztlich dazu führen, dass auch anderen Universitätsbesuchern das Anschreiben versagt wurde, da sie als Kollektiv ihre Kreditwürdigkeit verloren hat1758

FÜSSEL, Devianz als Norm, S. 166.

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ten. Da aufgrund des Interesses an der städtischen Wirtschaft auch der Salana an der Tilgung der studentischen Rückstände gelegen war, ist also durchaus von einem doppelten Disziplinierungsdruck zu sprechen, allerdings von einem, der dasselbe Ziel verfolgte. Dieser führte dazu, dass durchschnittlich die Hälfte der Schulden getilgt wurde. Die durch das akademische Gericht nicht belegten Zahlungen müssen noch hinzugerechnet werden. Die tatsächlich höher gelegene Tilgungsrate wird auch ein Grund gewesen sein, warum in den beruflichen Werdegängen der Schuldner keine Brüche erkennbar waren, die auf ihr wirtschaftliches Verhalten an der Salana zurückzuführen gewesen wären. Trotzdem bestand die Angst vor einem Ansehensverlust sowie den damit einhergehenden wirtschaftlichen Folgen bei übermäßigen Schulden. Dies war nicht nur ein innerstudentisches Phänomen, sondern erstreckte sich auf die ganze Familie. Bezahlten die Söhne ihre Verbindlichkeiten an den Hochschulen nicht, und drang dies bis in die elterliche Heimat vor, wirkte sich das negativ aus und führte sogar dazu, dass sich einige Eltern von ihren Kindern lossagten. Die meisten Familien traten jedoch mit der Hochschule und den Gläubigern in Kontakt, um die eigene Kreditwürdigkeit und die der Universitätsbesucher nicht zu mindern. Trotz des Willens zur Bezahlung war es vielen Familien nach eigenen Angaben nicht ohne Weiteres möglich, das Geld für das Studium und die Tilgung der Schulden aufzubringen. Immer wieder erbaten sie sich neue Zahlungsfristen. Nur selten wird es sich um Hinhalteversuche gehandelt haben, denn die von den Gläubigern praktizierte Denunziation in öffentlichen Zeitschriften war eine geeignete Methode, um das soziale Umfeld der Studenten und deren Eltern über die schlechte Zahlungsmoral in Kenntnis zu setzen. Da die Universitätsbesucher aber auch die Väter von morgen waren, die darüber entschieden, wohin sie ihre Söhne zum Studium schickten, galt es für die Salana, vorausschauend zu agieren, um Ansehen und Frequenz auch langfristig zu sichern. Dies nutzten die Schuldner und deren Eltern aus. Sie stellten Bedingungen für die Übermittlung und Verteilung des Geldes, welche meist von der Hochschule umgesetzt wurden. Mit der Berufung auf die akademischen Gesetze konnten die säumigen Studenten ohne erheblichen finanziellen Aufwand die Rückstände begleichen. Ohne ihre Zustimmung wurden zurückgelassene Gegenstände nicht verkauft. Und letztlich gab es keinerlei Sanktionen gegen Universitätsbesucher, gleichgültig wie viele Schulden sie angehäuft hatten. Die Familien sollten ihre Söhne bei der Salana in guten Händen wissen. Ferner galt es, bei den Eltern nicht den Eindruck zu erwecken, an der Jenaer Hochschule könnten sich die Studenten ungehindert borgen, während die Familie die Rückstände am Ende komplett bezahlen müsste. Brachten die Schuldner aber durch ihr Verhalten und einen schlechten Lebenswandel das Renommee der Hochschule direkt in Gefahr, ließ die Universität sie unter allen Umständen aus Jena entfernen, auch wenn sie selbst dafür Kredit geben musste.

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Doch dies war nur der eine Aspekt der Wechselwirkungen zwischen dem Ansehen der Universität, ihrer Frequenz und der Bedeutung der städtischen Ökonomie. Stellvertretend für Letztere stehen die Gläubiger. Der lokale Markt hatte sich in der Saalestadt fast vollständig auf die Hochschule ausgerichtet. Doch obwohl das kreditbasierte Wirtschaften in der Gesellschaft gängige Praxis war, borgte der größte Teil der Jenaer Bevölkerung den Universitätsbesuchern nicht. Dies lag keineswegs an fehlenden wirtschaftlichen Interaktionen, denn schließlich benötigten alle Studenten eine Unterkunft, Verpflegung, Kleidung, Schuhe und Bücher sowie unterschiedlichste Dienstleistungen. Bei jenen, die anschrieben, handelte es sich überwiegend um Männer, aber jeder fünfte Kreditgeber war eine Frau. Das soziale und berufliche Spektrum war dabei breit gefächert. Die Gläubiger waren ledig, verheiratet oder verwitwet. Sie betätigten sich als Aufwärterinnen, Buchdrucker, Glaser, Hauswirte, Kaufleute, Kleiderklopfer, Metzger, Pedelle, Professoren, Pferdeverleiher, Schuhmacher, Wäscherinnen, Wirte und vieles mehr. Allerdings stammten sie überwiegend aus der finanziellen Mittelschicht. Sie borgten den Universitätsbesuchern vor allem für ihre eigenen Handwerksarbeiten und Dienstleistungen, hinzu kam vielfach noch Kredit für Zimmermiete. Obwohl die Kreditgeber den Studenten keine Zinsen berechneten, waren ihre Interaktionen ökonomisch motiviert. Ihr Absatzmarkt bestand aus der Universität und deren Besuchern, die anderes konsumierten als die städtischen Einwohner. Solange die Frequenz stabil blieb, erneuerte sich dieser zudem immer wieder. Damit sicherte sich die Jenaer Bevölkerung ihren Lebensunterhalt. Doch die Studenten verweilten nur wenige Semester in Jena, besaßen kaum eine eigene Kreditwürdigkeit oder einen guten Leumund und standen zudem unter einer anderen Gerichtsbarkeit als sie selbst. All dies konnte die spätere Eintreibung der Forderungen erschweren. Dies waren gewiss Faktoren, die zahlreiche Bewohner, vor allem jene, die wenig verdienten, bewogen haben, vom Kreditgeben an die Universitätsbesucher Abstand zu nehmen. Bei jenen, die anschrieben, war indes erkennbar, dass die geographische oder soziale Herkunft der Studenten kein Entscheidungskriterium für die Kreditvergabe war. Demgegenüber zeigte sich indes die Bedeutung der direkten räumlichen Nähe in der Stadt. Wohnten Schuldner mit im Haus der Gläubiger, wodurch sie besser kontrolliert werden konnten, stieg die Bereitschaft der Jenaer Bevölkerung, neben der Miete auch für Warenkredite anzuschreiben. Ähnlich verhielt es sich, wenn die Universitätsbesucher durch das Bezahlen alter Forderungen eine gewisse Kreditwürdigkeit erlangt hatten. Dann war es ihnen möglich, sich wiederholt bei derselben Person zu borgen. Doch von grundlegender Bedeutung war die finanzielle Liquidität der Studenten. Zwar erhielt ein großer Teil regelmäßig Wechsel zugesandt, allerdings hatten sie trotzdem meist nur bis zu 15 Talern im Monat zu Verfügung. Zwar konnten diese Strukturen erst in der Retrospektive aufgedeckt werden, doch die Kreditgeber haben sich über die Gelder der Universitätsbesucher informiert und

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so ihre Rückschlüsse über deren finanzielle Lage gezogen. Denn vor allem mit der Notwendigkeit der Kreditaufnahme ist es zu erklären, dass die Ansprüche gegenüber auswärtigen Studenten, deren Wechsel höher dotiert waren, auch größer ausfielen als jene gegenüber den Landeskindern. Aufgrund der großen Bedeutung der kreditbasierten Wirtschaftsinteraktionen zwischen den Jenaer Universitätsbesuchern und den städtischen Einwohnern war es nicht nur die Aufgabe der Salana, die Studenten zu schützen und zu disziplinieren, sondern auch, den Gläubigern zur Begleichung ihrer Forderungen zu verhelfen. Nur so konnte das sich gegenseitig befruchtende Gleichgewicht erhalten werden. Doch bevor es überhaupt zu einem Regulierungsprozess unter Leitung der Hochschule kam, bemühten sich die Kreditgeber und -nehmer, sich auf privatem Weg zu einigen. Gelang dies nicht oder hatten sich die Umstände geändert, traten die beteiligten Parteien vor das akademische Gericht. Bei diesen Veränderungen handelte es sich um zwei entscheidende Ereignisse. Dies waren die Abreise der Schuldner – von den Gläubigern befürchtet, von den Studenten geplant oder bereits vollzogen – und die Ankunft von Geld auf der Post. Die Gläubiger motivierte sowohl die Angst, möglicherweise nicht mehr so schnell bezahlt zu werden, wenn die Kreditnehmer die Saalestadt verlassen hatten, als auch die Aussicht auf eine zügige Tilgung ihrer Ansprüche, wenn Wechsel für die schuldigen Studenten ankamen. Die Aufgabe der Salana war es im Folgenden, beide Parteien vorzuladen und zu einer Konsensbildung über die zu begleichenden Verbindlichkeiten anzuhalten. Hatten die Schuldner Jena bereits verlassen, korrespondierte sie mit den Kreditnehmern, deren Familien, Vormündern, Bevollmächtigten, anderen Hochschulen und landesherrlichen Obrigkeiten. War es notwendig, wurden keine Mühen gescheut, die säumigen Universitätsbesucher ausfindig zu machen. Gleich ob schriftlich, mündlich oder direkt vor dem akademischen Gericht – die Einigung auf die zu zahlenden Summen erfolgte relativ zügig, da die Kreditgeber meist von den Universitätsbesuchern unterschriebene Rechnungen sowie Schuldbekenntnisse vorlegen konnten oder deren Richtigkeit mittels Eid bekräftigten. Dennoch handelte es sich nicht immer um starre Forderungssummen, sondern beide Seiten waren durchaus zu Kompromissen bereit. Dies galt auch bei der Festlegung der Rückzahlungsmodi. Fast immer wurden die Kredite zu bestimmten Terminen gestundet. Diese Tilgungsversprechen verstärkten die Kreditnehmer meist mit einem Eid. Eine weitere Sicherheitsleistung, die die Kläger einfordern konnten, war die Stellung von Bürgen, die für die ursprünglichen Schuldner bei der Erstattung einsprangen, wenn diese nicht termingerecht bezahlten. Da den Universitätsbesuchern und deren Familien bei Missachtung ihrer Versprechen keine physischen Strafen drohten und sie nach eigenen Angaben oftmals über kein nennenswertes Vermögen verfügten, das beschlagnahmt werden konnte, nutzten die Gläubiger jegliche Möglichkeit, die ihnen mehr Chancen auf ihre Bezahlung ver-

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sprach. Denn auch wenn sie mit ihren Krediten den Studenten über finanziell kritische Zeitabschnitte halfen, ging es ihnen doch ausschließlich um ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen. Nicht anders verhielt es sich bei der Regulierung der Schulden. Doch hier galt es zudem immer abzuwägen, welche zusätzlichen Gebühren durch die Maßnahmen anfielen und welche Aussicht auf Erfolg sie hatten. Die einfachste und sehr häufig genutzte Methode, Geld für die Rückzahlung zu generieren, war, wenn Wechsel für die Kreditnehmer die Saalestadt erreichten. Die Gläubiger sahen dies an der Post und forderten beim Prorektor Arrest darauf. Tilgte der Schuldner dann in der vereinbarten Frist seine Rückstände nicht, wurde das Geld nach Rücksprache mit den Eltern unter den Klägern verteilt. Ebenso verhielt es sich bei den nach der Abreise zurückgelassenen Sachen. Zwar mussten auch hier die Familien einem Verkauf zustimmen, aber wenn sie diesen verhindern wollten, hatten sie vorher die offenen Rückstände zu bezahlen. Das bereits sichtbar werdende Aufbauen erpresserischen Druckes betrieben die Kläger auch noch sehr viel deutlicher. So verweigerten sie beispielsweise den Schuldnern die Ausstellung wichtiger Zeugnisse für den weiteren beruflichen Weg. Dies barg natürlich die Gefahr in sich, dass die Studenten keine adäquate Anstellung fanden und dadurch nicht das für die Tilgung notwendige Geld verdienen konnten. Zudem forderten die Kreditgeber Stadtarrest, welcher den Schuldnern verbot, Jena zu verlassen, bis die Verbindlichkeiten beglichen wurden. Da der Arrest aber häufig missachtet wurde, griffen die Kläger zu schwerwiegenderen Mitteln und begannen mit öffentlichen Denunziationen in Zeitschriften das Ansehen der Kreditnehmer und deren Eltern in deren Heimat zu demontieren. Damit mobilisierten die Gläubiger die ganze Familie für die Regulierung der Schulden und steigerten die Wahrscheinlichkeit einer Geldübermittlung. Alle drei Intentionen verbanden sich, wenn die Kläger für die säumigen Universitätsbesucher Personalarrest verlangten. Eingesperrt auf dem Karzer war eine Flucht nur schwer möglich – dafür sorgten die Kreditgeber nicht zuletzt selbst. Die Salana und die Gläubiger verfolgten so eine psychologische Strategie und appellierten an die Liebe und Fürsorgepflicht der Eltern, die wiederum um ihr gesellschaftliches Ansehen bangen mussten, wenn der schlechte Lebenswandel der Söhne öffentlich bekannt wurde. Doch die bloße Anwendung der vom akademischen Gericht gestatteten Rechtsmittel allein versprach keinen sicheren Erfolg. Vielmehr schlossen sich die Kreditgeber während des Prozesses zusammen und verfolgten ihre Bezahlung gemeinsam. Dies hatte nicht nur den Vorteil, dass die anfallenden Gebühren für jeden einzelnen Kläger geringer wurden, sondern setzte auch die Schuldner mehr unter Druck. Das Verhalten der Kreditgeber gegenüber den Schuldnern und deren Familien passte sich meist der Situation an. Sie vertrauten auf die Zahlungsversprechen und warteten in der Regel die vereinbarten Termine ab. Selbst Tilgungsaufschübe akzeptierten sie, wenn sie aufgrund bereits erhaltener Teilerstat-

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tungen erwarteten, dass auch der Rest noch getilgt werde. Die elterliche Bindung war ebenso ein Faktor, an den die Gläubiger glaubten und dafür die während des Personalarrestes anfallenden Gebühren in Kauf nahmen. Sahen sie sich allerdings ihre Bezahlung nicht mehr erhalten, forderten sie diese vehementer ein, ohne auf Zugeständnisse einzugehen. Hierfür beschritten die Kläger auch Wege außerhalb des akademischen Handlungsradius. In Eigeninitiative schrieben sie immer wieder an die Eltern oder erbaten sich Hilfe von hochrangigen Fürsprechern. Solange die Kreditgeber mit ihrem Verhalten nicht dem Ansehen der Salana schadeten, stand es ihnen frei, wie sie ihre Ansprüche eintrieben. Nahmen sie die Hilfe der Universität in Anspruch, konnte die lokale Bevölkerung Jenas darauf vertrauen, dass die Hochschule auch die Interessen der Kläger verfolgte. Dies zeigte sich vor allem bei der Anwendung der Conto-Mandate und der akademischen Gesetze, besonders in Bezug auf die erlaubten Kredithöhen. Obwohl sie geltendes Recht waren, wurden sie zumeist nur angewandt, wenn die Eltern darauf bestanden. Hatten die Familien genug Geld für die Tilgung gesandt, erhielten die Gläubiger einen größeren Teil ihrer Ansprüche zurück als ihnen rechtlich zustand. Dies hatte für die Salana den positiven Nebeneffekt, dass die Prozesse schneller beendet werden konnten, da die Kläger oft keine weiteren Maßnahmen forderten. Die Jenaer Hochschule animierte die säumigen Studenten teilweise sogar dazu, ihre Rückstände komplett zu begleichen. Auch das weitere Einklagen der Rückstände vor anderen Gerichten war nicht ausgeschlossen. Damit öffnete die Universität nicht etwa dem übermäßigen Kreditgeben Tür und Tor, wie die Untersuchung zeigte, sondern sie sicherte das wirtschaftliche Wohl der Einwohner Jenas, die den Universitätsbesuchern dadurch weiter borgten. Da dies auch im Sinne der Studenten war, diente es folglich auch dem Wohl der Hochschule. Doch sobald die Interessen der Salana und der städtischen Bevölkerung miteinander kollidierten, wurden Letztere zugunsten des universitären Ansehens und der Wahrung der Frequenz zurückgestellt. Wurden Schuldner während des Personalarrestes krank, mussten sie, gleich, was die Gläubiger wollten, vom Karzer gebracht werden. War die Universität bestrebt, den Prozess schnell abzuschließen, weil der Eindruck einer ineffektiven Rechtsprechung entstehen konnte, legte sie die Regulierung nach den akademischen Gesetzen fest oder verkündete die Beendigung der Tilgungsbemühungen. Damit eröffnete sie den Kreditgebern die Möglichkeit, an anderen Gerichten zu klagen oder weiter auf eigenem Wege das Geld einzutreiben. Was die Professoren indes nicht taten, war, ihre privilegierte Position bei der Tilgung ihrer Honoraransprüche auszunutzen. Obwohl ihre Forderungen nach den akademischen Gesetzen zuerst und in vollem Umfang zu begleichen waren, erhielten sie wie alle übrigen Gläubiger oftmals nur einen Teil ihrer Kredite erstattet. Die Salana nahm um 1800 die Rolle der richtenden Vermittlerin zwischen den Interessen der kreditgebenden städtischen Bevölkerung Jenas und der sich bor-

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genden Studenten ein. Dabei konnte sie aber keineswegs gleich der Justitia blind sein, sondern musste den Ausgleich zwischen den in wechselseitiger Abhängigkeit stehenden Faktoren Ansehen der Universität, Frequenz sowie Stabilität der lokalen Wirtschaft schaffen. Von einer milden Rechtsprechung allein zum Schutz der Studenten kann demnach nicht gesprochen werden. Die Schuldner und Gläubiger nutzten wiederum alle ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, sich gegenseitig unter Druck zu setzen, um ihre Ziele zu erreichen – die Kreditgeber wollten ihre Ansprüche bezahlt haben und die Kreditnehmer wollten mit möglichst wenig finanziellem Aufwand ihr gesellschaftliches Ansehen aufrechterhalten.

10. Anhang

10.1.

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1 Tabelle 2 Tabelle 3 Tabelle 4 Tabelle 5 Tabelle 6 Tabelle 7 Tabelle 8 Tabelle 9 Tabelle 10 Tabelle 11 Tabelle 12 Tabelle 13 Tabelle 14 Tabelle 15 Tabelle 16 Tabelle 17 Tabelle 18 Tabelle 19 Tabelle 20 Tabelle 21

Anzahl und durchschnittliche Dotierung der Wechsel der Landeskinder ............................................................................................ 44 Anzahl und durchschnittliche Dotierung der Wechsel der auswärtiger Studenten ............................................................................. 44 Anzahl der Wechsel nach der Herkunft der Empfänger je Monat . 51 Liquidität der Studenten nach ihrer Herkunft .................................... 56 Anteil der ernestinischen Wechselempfänger an der Gesamtimmatrikulation der Landeskinder .......................................... 57 Wertigkeit der Zahlungsfähigkeit der liquiden und bedingt liquiden Studenten ................................................................................... 58 Wertigkeit der Zahlungsfähigkeit der (bedingt) liquiden Studenten nach der Herkunft ................................................................ 59 Studienfächer der Studenten nach der Herkunft................................ 60 Studienfach nach Liquidität der Studenten ......................................... 60 Wertigkeit der Zahlungsfähigkeit der liquiden Jurastudenten .......... 61 Wertigkeit der Zahlungsfähigkeit der liquiden Studenten nach dem Studienfach ...................................................................................... 61 Verteilung der Studienfächer nach der Herkunft ............................. 160 Berufsgruppen der männlichen Gläubiger ........................................ 163 Anzahl der von den Studenten genommenen Kredite (Auswahl). 166 Kreditgegenstände entsprechend der Anzahl der Studenten, die sich dafür borgten (Auswahl) ........................................................ 167 Legitimität der Kreditgegenstände nach den akademischen Gesetzen von 1817 (Auswahl) ............................................................. 172 Durchschnittliche Höhe der Schulden je Semester nach der Herkunft .................................................................................................. 176 Kredithöhe der Studenten, die nur einen Kredit nahmen, nach der Herkunft ................................................................................. 176 Einkommen der Bevölkerung Jenas auf der Grundlage der Steuern von 1825 ................................................................................... 183 Zahlungsfähigkeit der studentischen Schuldner nach ihrer Herkunft .................................................................................................. 185 Wertigkeit der Liquidität (liquid und bedingt liquid zusammen) nach der Herkunft ................................................................................. 186

ANHANG

358

Tabelle 22 Tabelle 23 Tabelle 24

10.2.

Schulden der Landeskinder .................................................................. 188 (Miet-)Kredite und Gläubiger nach den Wohnbezirken ................. 189 Berufe der studentischen Schuldner ................................................... 337

Diagrammverzeichnis

Diagramm 1 Diagramm 2 Diagramm 3 Diagramm 4 Diagramm 5 Diagramm 6 Diagramm 7 Diagramm 8 Diagramm 9 Diagramm 10 Diagramm 11 Diagramm 12 Diagramm 13

10.3.

Immatrikulation nach der Herkunft der Studenten ....................... 40 Gesamtgeldeingänge je Semester....................................................... 41 Frequenz der Universität Jena ........................................................... 42 Wechselanzahl je Semester ................................................................. 43 Durchschnittliche Höhe der Wechsel je Semester ......................... 44 Wechsel nach ihrer Dotierung ........................................................... 45 Wechsel nach Monaten ....................................................................... 48 Erster und letzter Wechsel nach Monaten....................................... 49 Gesamtsumme der Wechsel je Monat .............................................. 50 Durchschnittliche Wechselhöhe je Monat....................................... 50 Anzahl der Forderungen je Semester ............................................. 155 Binnenverteilung der kreditnehmenden auswärtigen Studenten .. 159 Anzahl der Kredite der Studenten .................................................. 165

Münzwerte

Groschen Gulden Kopfstück Laubtaler Louisd‘or Reichstaler/Taler

12 Pfennig 18 Groschen 5 Groschen 6 Pfennig 1 Reichstaler 15 Groschen 5 Reichstaler 20 Groschen 24 Groschen

ABKÜRZUNGS- UND SIGLENVERZEICHNIS

10.4.

Abkürzungs- und Siglenverzeichnis

AKG Anm. Bl. d Ebd. EuJ f. fol. GG gl, gr GRIMM GSA HAAB HRG JbUG JWA KA J HR SK KA J SR SK KA J TR SK KRÜNITZ

MEYERS NDB NF Nr. o. r rt, rthlr S.

359

Archiv für Kulturgeschichte AnmerkungBlatt Pfennig ebenda Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung folgende folio Geschichte und Gesellschaft Groschen Jacob GRIMM, Wilhelm GRIMM (Hg.): Deutsches Wörterbuch, Nachdruck der Erstausgabe, Leipzig 1984 Goethe-Schiller-Archiv Weimar Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte Jahrbuch für Universitätsgeschichte Jenaische Wöchentliche Anzeigen Kirchenarchiv Jena, Heiratsregister, Stadtkirche Kirchenarchiv Jena, Sterberegister, Stadtkirche Kirchenarchiv Jena, Taufregister, Stadtkirche Johann Georg KRÜNITZ: Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats- Stadt- Haus- und Landwirtschaft. Fortgeführt von Friedrich Jakob FLOEKEN, Heinrich Gustav FLÖRKE, Johann Wilhelm David KORTH, Carl Otto HOFFMANN, Ludwig KOSSARSKI, 242 Bände, Berlin 1773-1858 Meyers Konversations-Lexikon, 19 Bände, Leipzig/Wien 18851892 Neue deutsche Biographie Neue Folge Nummer Ohne Recto Reichstaler/Taler Seite

360

SALMASIUS

SCHMIDT

Sp. StAJ Stb Studentenalbum ThHStAW ThULB HSA UAJ Universitätsmatrikel

unpag. v Vgl. VSWG ZEDLER

ZHF ZThG ZVThG ZVThGA

ANHANG

Robert SALMASIUS: Kompendiöses Handlexikon der unter den Herren Purschen auf Universitäten gebräuchlichsten Kunstwörter, in: Helmut HENNE, Georg OBJARTEL (Hg.): Bibliothek zur historischen deutschen Studenten- und Schülersprache, 2. Band, Nachdruck von 1749, Berlin 1984, S. 1-25 Johannes SCHMIDT (Hg.): Aeltere und neuere Gesetze, Ordnungen und Circular-Befehle für das Fürstentum Weimar und für die Jenaische Landes-Portion bis zum Ende des Jahres 1799: in einem alphabetischen wörtlichen Auszug gebracht. 11 Bände, Jena 1800-1819 Spalte Stadtarchiv Jena Stammbuch ThULB HSA Ms. Prov. f. 118a Thüringer Hauptstaatsarchiv Weimar Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, Handschriftenabteilung Universitätsarchiv Jena Günter STEIGER (Hg.): Die Matrikel der Universität Jena, 3. Band (1723-1764). Bearbeitet von Otto KÖHLER, Halle 1969 ThULB HSA Ms. Prov. f. 116 (WS 1764/65–SS 1801) ThULB HSA Ms. Prov. f. 117a (WS 1801/02–WS 1853/54) Unpaginiert Verso Vergleiche Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Johann Heinrich ZEDLER (Hg.): Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschafften und Künste, welche bißhero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden. […], 64 Bände, Leipzig 1732-1754 Zeitschrift für historische Forschung Zeitschrift für Thüringische Geschichte Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde

VERZEICHNIS DER KORRESPONDIERENDEN PERSONEN

10.5.

361

Verzeichnis der korrespondierenden Personen

Da vielfach der vollständige Name der Akteure nicht ermittelt werden konnte, wurden im Folgenden alle Personen, die aufgrund eines schriftlichen Dokumentes in den Fußnoten genannt werden, aufgeführt. Für ihre Einordnung wurde zusätzlich die Beziehung zum jeweiligen Schuldner oder, wenn diese nicht gegeben ist, der Beruf aufgelistet. Signatur UAJ E I 270 UAJ E II 178 UAJ E I 430 UAJ E II 350 UAJ E I 740 UAJ E II 541 UAJ E II 512 UAJ A 2298 UAJ E I 657 UAJ E I 583 UAJ E II 272 UAJ E II 358 UAJ E I 986 UAJ E I 818 UAJ E II 568 UAJ E II 568 UAJ E II 350 UAJ E I 318 UAJ E II 668 UAJ E II 72 UAJ E II 410 UAJ E I 614 UAJ E I 315 UAJ E I 250 UAJ E I 928

Name Ackermann, Friedrich Wilhelm Georg Asverus, Ludwig Christoph Ferdinand Banyasz, Samuel Baring, Ernst Albert Barnstedt, Johann Friedrich Bartels, Friedrich August Bauer, Ernst Bäz, Johann Adam Böttger, Christian Friedrich Carl Brand, Johann Gottfried Bussenius, J. P. Buttler, Martha Henriette von Castor Croneberg, Heinrich Jacob Crusen, Friedrich Sigismund Moritz Crusen, Georg Dannemann, Georg Wilhelm von Deyn Dörtinger Dürrschmidt, Johann Georg Ehmer, Christian Engerer, Johann Friedrich Fellner, Wilhelm Fischer, Abraham Frande

Beziehung zum Schuldner bzw. Beruf Schuldner Universitätssyndikus Schuldner Schuldner Vater Vater Gläubiger Gläubiger Kontaktperson des Bevollmächtigten der Mutter Gläubiger Gläubiger Mutter Freund aus Prag Vater Schuldner Vater Vater Geschwister Bruder Schwager Schuldner Vormund Schwager Schuldner Vater

ANHANG

362

Signatur UAJ E II 224 GSA 20/17 UAJ E II 147 GSA 6/4423 GSA 6/4423 UAJ E II 85 UAJ A 826 UAJ E II 72 UAJ E II 223 UAJ E I 818 UAJ E II 85 UAJ E I 860 UAJ E II 330 GSA 20/17 UAJ A 1231 UAJ A 1235 UAJ E I 407 ThHStAW A 8369 UAJ A 1231 UAJ E II 279 UAJ E II 517 UAJ A 2242 UAJ E I 892 UAJ E I 892 StAJ B IX k 5 UAJ E II 196 UAJ E I 435 UAJ E I 657 UAJ E I 974 UAJ E II 173

Name Frellsen, Hans Heinrich Fritsch, Jacob Friedrich von Fröhle Froriep, Justus Friedrich Froriep, Ludwig Friedrich Fuchs, Georg Wilhelm Gabler, Johann Philipp Gerhardt, Johann Friedrich Christian Glümer, Carl von Gohren, Johann Friedrich August von Goldmann, Friedrich Christoph Gretsel, Christian Gotthelf Griesbach, Johann Jacob

Gronau Gruner, Christian Gottfried Hanker, Heinrich Daniel Hartmann, Carl August Hartog, Bernhard Haxthausen Hellfeld, Christian August Friedrich von Hendrich, Franz Ludwig von Herquet Hille, Johann Carl Gottfried Hoffmann, Johann Elias Wilhelm Holle, Ludwig Horn, Johann

Beziehung zum Schuldner bzw. Beruf Schuldner Geheimer Rat Mutter Vater Student Schuldner Theologieprofessor Gläubiger Schuldner Bevollmächtigter des Vaters Universitätsamtmann Schuldner Vater Theologieprofessor Theologieprofessor Theologieprofessor Kontaktperson des Bevollmächtigten der Eltern Billardbetreiber in Jena Medizinprofessor Schuldner Schuldner Vater Onkel Gläubiger Oberst der Polizeikommission Jena Vormund Vater Gläubiger Bevollmächtigter Schuldner

VERZEICHNIS DER KORRESPONDIERENDEN PERSONEN

Signatur

Name

UAJ E I 300 UAJ E II 30 UAJ E II 645

Hornbostel von Hulstere Hüttemann

UAJ A 2298 UAJ E II 1002

Jansen, Friedrich Junghans, Johann Christian August Kayser, Heinrich Gottlob Johann Kersting, Ferdinand Kirchhof, Johann Christian Friedrich

UAJ E II 550 UAJ E II 494 UAJ A 1218

UAJ E II 201 UAJ E I 697 UAJ E II 201 UAJ E I 629 UAJ E II 645 UAJ E II 550

Klein Klein, Joseph Traugott Maria

UAJ E II 489 UAJ E II 550 UAJ E II 550 UAJ E II 550 UAJ A 2304 UAJ E II 389 UAJ E I 407 UAJ E I 407 UAJ E II 578 UAJ E II 578 UAJ E I 384 UAJ E I 384 UAJ E I 435

Knapp, Theodor Friedrich Krehe Krehe, Heinrich Albrecht Krehe, Wenke Kühnell Kuhnert Langk Langk, Martin Leutbecher, Casper Wilhelm Leutbecher, Johann Michael Lindheimer, Friedrich Marcus Lindheimer, Johann Christoph Loder, Ferdinand Justus Christian Lowtzow, Peter Friedrich Heinrich Christian Carl von Lübbren, Georg Heinrich Christian

UAJ E I 892 UAJ E I 615

Kleine Kley, Florenz Klussmann

363

Beziehung zum Schuldner bzw. Beruf Vater Bevollmächtigter Bevollmächtigter des Vaters Schuldner Schuldner Gläubiger Vater Rechnungsführer der akademischen Speiseanstalt Witwe Schuldner Vater Schuldner Bevollmächtigter der Eltern Schuldner Mutter Schuldner Vater Vater Gläubiger Vater Schuldner Vater Schuldner Schuldner Vater Bevollmächtigter des Vaters Schuldner Schuldner

ANHANG

364

Signatur UAJ E II 489 UAJ E II 75 UAJ E I 986 UAJ E I 986 UAJ E I 657 UAJ E I 407 UAJ E I 853

Name Madut Markgraf, Johann Carl Friedrich Martin, Franz Johann von Martin, Magdalena von Meier, E. J. A. Molitor, Georg

UAJ E II 287

Müller, Johann Christian Gottlieb Mund, Heinrich Georg Carl Mund, Theodor Muschter, Johann Christian Friedrich Nebbeling, J. W.

UAJ E II 725

Nonne, Karl Ludwig

UAJ E II 232 UAJ E II 178 UAJ E I 1004 UAJ E II 201

von Petersen Petri, Friedrich Wilhelm Pfaffenrath, Heinrich Adelbert Carl von Piquot, Peter von

UAJ E II 550

Pralle

UAJ E I 615 UAJ E I 986

Pralle, G. C. F. Preißler, Joseph

UAJ E II 571 UAJ E II 600 UAJ E I 974 UAJ A 2244 UAJ A 826 UAJ E II 550

Reichardt, Carl J. Reinhardt, Heinrich Renzhagen Restery Richter, Christian Heinrich Rohte

UAJ A 2304 UAJ E II 72

Roux, Johanne Magdalena Sand, Carl Ludwig

UAJ E II 534 UAJ E II 534 UAJ E II 282

Beziehung zum Schuldner bzw. Beruf Gläubiger Freund Schuldner Mutter Schwager Bevollmächtigter der Eltern Gläubiger Vater Schuldner Schuldner Bevollmächtigter des Vaters Bevollmächtigter des Vormundes Gläubiger Oberpedell Schuldner Bevollmächtigter eines Gläubigers Bevollmächtigter der Eltern Postverwalter Bevollmächtigter der Mutter Gläubiger Vater Vater Vater Kantor Bevollmächtigter der Eltern Gläubigerin Schuldner

VERZEICHNIS DER KORRESPONDIERENDEN PERSONEN

Signatur UAJ E I 250 UAJ E II 93

Name Schellwitz, Justus Christian Ludwig von Schlotter, August Gottlieb Heinrich

UAJ E II 279 UAJ E I 657 UAJ A 1228 UAJ E II 54 UAJ E I 373 UAJ BA 1390 UAJ E II 517 UAJ K Abt. I 32 UAJ E II 287 UAJ E I 235 UAJ E II 725 UAJ E II 273 UAJ E II 279 UAJ E I 657 UAJ E II 658 UAJ E II 655 UAJ E I 986 UAJ E II 350

Schmale, M. M. Schmidt, Johann Ludwig Schneider, Johann Melchior Schnell, Martin Schott, Heinrich August

UAJ E II 75

Schreiber, Johann Georg Schuckardt Schumann, Gustav Schwabe, Ernst Sylvester Silliam, Hieronymus Starke, Johann Christian Stoffregen Stoltze Stowasser, Joseph Suckow, Wilhelm Carl Friedrich Tangatz, Adolph Friedrich

UAJ E II 75 UAJ E II 75

Tangatz, Conrad Tarnow

UAJ E II 272 UAJ E II 201 UAJ A 1235

Trinks, Viktor Tröbitz, Maria Dorothee Ulrich, Johann August Heinrich Voigt, Heinrich Ernst Wachsmuth

UAJ E II 223 UAJ E I 853

365

Beziehung zum Schuldner bzw. Beruf Gläubiger Bevollmächtigter eines Gläubigers Bevollmächtigter des Vormundes Mutter Rechtsprofessor Schuldner Schuldner Theologieprofessor Gläubiger Dekan der Theologischen Fakultät Gläubiger Bevollmächtigter Schuldner Schuldner Vormund Medizinprofessor Bruder Gläubigerin Onkel Gläubiger Empfänger des für den Vormund gedachten Briefes vermeintlicher Vormund wahrscheinlich aus dem familiären Umfeld Schuldner Gläubigerin Philosophieprofessor Gläubiger Vater

ANHANG

366

Signatur

Name

UAJ E II 30

Weidner, Adolph

UAJ A 1230

Wiedeburg, Johann Ernst Basilius Winkelmann

UAJ E I 657 UAJ E II 78 UAJ E II 2 UAJ E I 373 UAJ E I 430 UAJ A 1368/1 UAJ E II 287

Winter, Theodor Wokenius, Carl Heinrich Ludwig Lebrecht Zenner, Johanna Barbara Maria Zerbst, Heinrich Friedrich Jonathan

UAJ E II 600 UAJ E II 85 UAJ E I 945

Zerenner, Carl Friedrich Zerenner, Eva Rosina Barbara Zier

UAJ E I 986 UAJ E II 642 UAJ E II 611

Zimmer, Carl Anton Zitzewitz, Eugen von Zorn, Georg

Beziehung zum Schuldner bzw. Beruf Vater der Frau, die der Schuldner geschwängert hat Mathematikprofessor Bevollmächtigter der Mutter Schuldner Schuldner Gläubigerin Universitätsquästor Bevollmächtigter des Vaters Gläubiger Gläubigerin Vater des Gläubigers Christian Carl Zier Freund Schuldner Schuldner

VERZEICHNIS DER SCHULDNER AUS DEN SCHULDENAKTEN

10.6.

367

Verzeichnis der Schuldner aus den Schuldenakten

Die Angaben zur Matrikel, der Herkunft und des Studienfachs der Schuldner stammen aus der Universitätsmatrikel, dem Studentenalbum und aus den Schuldenakten der jeweiligen Studenten. Allerdings waren nicht alle Daten zu ermitteln. Signatur UAJ E I 270 E I 235 E I 430 E II 350 E I 1008 E I 740 E II 541 E II 537 E I 560

E II 30 E I 258 E I 548 E I 316 E I 583 A 2243 E II 358

E I 666

Name

Matrikel

Ackermann, Friedrich Wilhelm Georg Artzt, Adolph Christian Banyasz, Samuel Baring, Ernst Albert Barkow, Ferdinand Barnstedt, Hans Wilhelm Carl Bartels, Carl Friedrich Begemann, Friedrich Behmen, Werner Amadeus Ludwig von Bettridge, William Craddock Bezold, Johann Andreas Blattel, Johann Braschke, Johann Jacob Brockes, Johann Georg Arnold von Bühring, Ludwig Friedrich Theodor Buttler, Carl Friedrich Heinrich Wilhelm von Cathcart, Carl von

01.05.1787

Studienfach Jura

Herkunft

04.10.1788

Jura

07.10.1793 20.07.1824 20.10.1802

Theologie Jura Jura

14.06.1828 30.05.1826 20.10.1796

Philosophie Theologie Jura

Lippe-Detmold Mecklenburg

24.10.1816

-

Großbritannien

19.06.1786

Philosophie

Mecklenburg WaldeckPyrmont Ungarn Hannover Mecklenburg Oldenburg Hannover

27.04.1797 21.10.1790

Theologie

Sachsen-GothaAltenburg Schweiz Danzig

09.05.1797

Jura

Lübeck

30.04.1817

-

Mecklenburg

07.11.1820

Jura

SachsenMeiningen

20.05.1797

-

Bayern

ANHANG

368

Signatur UAJ E I 628

12.04.1799 06.02.1806

Medizin

Russland

06.02.1806

Jura

Russland

30.05.1826

Jura

28.06.1824

Jura

SachsenMeiningen Oldenburg

15.10.1789

Theologie

Bremen

E II 668

Claussen, Anton Martin Croneberg, Andreas Johann Croneberg, Johann Christian Crusen, Friedrich Sigismund Moritz Dannemann, Carl Wilhelm Deyn, Georg Heinrich von Dörtinger, Robert

Studienfach Theologie

08.05.1828

Medizin

E II 196 E II 410

Eckhardt, Albert Ehmer, Christian

Medizin Jura

E II 460 E II 36

Engler, Eduard Essen, Gustav Woldemar von Everth, Paul Gottlieb Georg Fischer, Abraham Frande, Franz Georg Christian Fröhle, Herrmann Heinrich Fuchs, Georg Wilhelm Goldmann, Friedrich Christoph Görlitz, Carl Ludwig Gretsel, Gustav Herrmann Grimm, August Theodor Haffner, Christian

28.10.1822 05.05.1825 28.10.1825 27.10.1817

Theologie -

Sachsen-CoburgGotha Hessen Sachsen-WeimarEisenach Baden Livland

20.10.1789

-

Livland

13.10.1786 11.10.1809

Jura Jura

Danzig Mecklenburg

31.10.1818

Medizin

Oldenburg

30.10.1818

Jura

16.05.1808

-

SchaumburgLippe Hannover

26.04.1793 11.11.1822

Theologie

Baden Preußen

07.05.1823

Philosophie Jura

SchwarzburgSondershausen Saarbrücken

E I 818 E I 818 E II 568 E II 350 E I 318

E I 283 E I 250 E I 928 E II 147 E II 85 E I 860 E I 390 E II 330 E II 340 E I 287

Name

Matrikel

08.10.1789

Herkunft Oldenburg

VERZEICHNIS DER SCHULDNER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ E II 525 E II 279 E II 517 A 2242 E I 554 E I 435 E I 158 E II 173 E I 300 E I 858 E I 1002 E II 494 E I 697 E II 201 E I 629 E II 645 E I 562 E II 489 E II 524 E II 571 E II 550 A 2304 E II 564 E I 407

Name

30.05.1826

Studienfach Jura

Preußen

29.10.1822

Jura

Hamburg

03.05.1825

Theologie

20.11.1815 04.05.1797

Medizin -

SachsenMeiningen Niederlande Mecklenburg

12.05.1794 30.04.1779

Medizin Theologie

Hessen Bayern

29.01.1821 01.05.1789

Medizin Medizin

Kurland Hamburg

03.05.1804

Jura

Junghans, Johann Christian August Kersting, Eduard Klein, Joseph Traugott Maria Kleine, Wilhelm Kley, Florenz Klussmann, Christian Knapp, Theodor Friedrich Kossel, Heinrich Johann Ludwig Kranich, Ludwig

19.04.1815

Theologie

14.05.1827 12.10.1802

Medizin Theologie

Sachsen-GothaAltenburg SchwarzburgSondershausen Hessen Siebenbürgen

25.10.1796 25.10.1828 23.10.1798 30.11.1826

Medizin Medizin Medizin

Westfalen Preußen Hannover Braunschweig

26.10.1826

Jura

Mecklenburg

21.10.1825

Jura

Krehe, Heinrich Albrecht Kühnell, Ludwig

24.05.1828

Theologie

SchwarzburgSondershausen Oldenburg

05.05.1801

Jura

Kyber, Gustav Herrmann Langk, Martin

25.10.1827

Pharmazie Theologie

Hagen, Alexander von Hanker, Heinrich Daniel Hartmann, Carl August Hartog, Ludwig Herrlich, Johann Theodor Carl Hille, Jacob Hommel, Georg Wilhelm Friedrich Horn, Johann Hornbostel, Johann Adolph Gottlieb Jenichen, Carl

Matrikel

369

10.10.1791

Herkunft

Frankfurt am Main SachsenAltenburg Ungarn

ANHANG

370

Signatur UAJ E II 578 E I 384 E I 892

E I 615 E I 986 E I 289 E II 534 E II 282 E I 149 E I 267 E II 75 E I 1004 E I 106 E I 319 E I 672 E II 152 E II 287 E I 974 A 2244 E II 559

Name

Matrikel

Leutbecher, Johann Michael Lindheimer, Friedrich Marcus Lowtzow, Peter Friedrich Heinrich Christian Carl von Lübbren, Georg Heinrich Christian Martin, Franz Johann von Meyer, Gustav Heinrich Lebrecht Mund, Theodor Muschter, Johann Christian Friedrich Nonne, Friedrich Christian Oldenburg, Christian Hans Friedrich von Pentz, Carl/ Johann Friedrich Heinrich Pfaffenrath, Heinrich Adelbert Carl von Pflug, Heinrich Joseph Probst, Leonhard Dietrich Radefeld, Johann August Christian Rasch, Johann Nicolaus Raven, Ernst Friedrich Otto von Renzhagen, Andreas Conrad Ludwig Restery, Paul Röder, Rudolph von

14.05.1827

Studienfach Jura

Herkunft

15.10.1789

Jura

18.12.1808

-

SachsenMeiningen Frankfurt am Main Oldenburg

27.04.1801

Theologie

Bremen

12.10.1816

-

Böhmen

21.10.1791

Hannover

12.06.1827 28.10.1822

Philosophie Jura Jura

05.06.1776

-

05.05.1789

-

SachsenHildburghausen Mecklenburg

Jura

Mecklenburg

18.05.1814

Jura

29.04.1776

Jura

SachsenMeiningen Nassau

01.11.1790

Medizin

Livland

21.10.1801

Jura

28.10.1818 03.11.1821

Philosophie Jura

SachsenHildburghausen SchwarzburgRudolstadt Mecklenburg

12.10.1799

Medizin

Hannover

18.04.1816 18.11.1828

Theologie Medizin

Ungarn Preußen

Braunschweig Sachsen

VERZEICHNIS DER SCHULDNER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ E II 72 E II 93 E I 259

Name

Matrikel 27.10.1817

E I 373 E II 718

Sand, Carl Ludwig Schiemann, Nicolaus Schlepegroll, Johann Georg Ludwig von Schmale, Bernhard Christoph Schneider, Johann Melchior Schnell, Martin Schön, Ferdinand

E II 725 E II 273

E I 657 E II 54

E I 1017 E I 658 E I 156 E II 655 E I 853 E I 945 E II 533 E II 78 E II 2 E II 148

371

16.05.1786

Studienfach Theologie Jura -

Bayern Livland Bremen

26.10.1799

Medizin

Hannover

07.11.1817

Jura

Hessen

12.10.1792 14.05.1827

Jura Jura

Schumann, Gustav

22.10.1828

Theologie

Schwabe, Ernst Sylvester Stertzing, Johann Christian Stoffregen, Philipp Jacob Stupfer, Georg Adolph Thomsdorff, Friedrich von Wachsmuth, Johann Heinrich Benjamin Walch, Ulrich Friedrich Ludwig Albrecht Wilcke, August Winter, Theodor Wokenius, Carl Heinrich Ludwig Lebrecht Wolf, Nicolaus

14.03.1822 27.05.1814

Pharmazie Medizin

06.05.1802

-

Siebenbürgen SachsenMeiningen Sachsen-WeimarEisenach Sachsen-WeimarEisenach Sachsen-GothaAltenburg Hannover

13.05.1778

Theologie

Baden

25.05.1829

Jura

Mecklenburg

29.04.1807

Jura

Bayern

16.02.1812

-

08.05.1827 15.12.1817 28.05.1814

Theologie Jura Medizin

25.04.1818

Theologie Kameralwissenschaften Jura -

SachsenMeiningen Mecklenburg Livland Sachsen-WeimarEisenach Sachsen-CoburgSaalfeld Preußen

E II 85

Wolf, Johann Carl Dietrich

06.08.1819

E II 642 E I 611

Zitzewitz, Eugen von Zorn, Georg

14.11.1829 05.10.1801

Herkunft

Polen Bayern

ANHANG

372

10.7.

Verzeichnis der Gläubiger aus den Schuldenakten

Die Grundlage dieses Verzeichnisses stellen die Angaben in den Akten dar. Für die Namen und Berufe beziehungsweise die Familienzugehörigkeiten wurden die vor dem akademischen Gericht gemachten Angaben der Gläubiger/innen übernommen und mit der Demographiedatenbank der Kirchenbücher abgeglichen. Nicht immer war es möglich, die lokalen Kreditgeber dort ausfindig zu machen. In diesen Fällen wurden die von den Gläubigern selbst gemachten Angaben aufgenommen. Bei der Angabe der Berufe wurde sich lediglich auf die in den Akten genannten beschränkt. Signatur UAJ E I 697 E I 373 E I 384 E I 384 E I 697, E I 892, E II 279, E II 358 E II 358 E II 550

Name Abicht, Johann Ehrhardt Aeplinius, Heinrich Wilhelm Ammon, Caspar Lorenz Anger, Johanna Veronika Arste, Anton Georg Bernhard Arste, Emilia

Arste, Johanna Dorothea Elisabetha A 2242, A 2243, E I Artus, Johannes 818, E I 860, E I 928, E I 986, E I 1002, E II 30, E II 36, E II 72, E II 173, E II 410, E II 494, E II 559, E II 571, E II 642, E II 645, E II 668 E II 72 Asmis, Adolph Carl Gottlieb E I 945 Avianus, Christian Carl Adolph E II 287 Bach, Eva E I 384, E I 583 Barth, Christian

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Schneider Student Tischler Aufwärterin im Jagemann‘schen Haus Schneider Tochter von Anton Georg Bernhard Arste, Schneider Witwe von Anton Georg Bernhard Arste, Schneider Schneider

Student Student Wäscherin in Dornburg Musikus

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ E II 550 E I 562, E I 657, E II 2, E II 54, E II 287 A 2242, E II 642 E II 282, E II 350, E II 533, E II 550, E II 655, E II 668 E I 300 E II 287 E II 410 E I 928

Name Barth, Johann Georg Bartholomäus, Johann Georg Bauer, Carl Friedrich Wilhelm Bauer, Ernst

Bauer, Friedrich Ernst Bauern, Bernhard von Baumann, Friedrich Baumbach, Conrad Johann Alexander E II 642 Baumgärtel, Johann Adam A 2243, A 2304, E I Bäz, Johann Adam 267, E I 289, E I 300, E I 390, E I 407, E I 583, E I 611, E I 657, E I 658, E I 928, E I 974, E I 1004, E I 1008, E II 30, E II 36, E II 75, E II 148 E II 273, E II 287, E Bäz, Rosina Magdalena II 330, E II 410, E II Christina 524, E II 525, E II 533, E II 568 E I 818 Becker, Carl August E I 1008 Berg, Christiana E II 287

Berger

E I 384, E I 583

Bergmann, Johann Joseph Gottfried Betzold, Friedrich Beyer, Johann Lorenz Beyer, Johann Michael Salomon

E II 550 E I 283, E I 611 E II 550

373

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Versetzer Schneider Dozent für Fechten Wirt, Speiser im Gleithaus in Camsdorf Buchbinder Student Buchbinder Professor der Rechtswissenschaften Aufwärter im Göbelʼschen Haus Wirt, Speiser im Burgkeller

Witwe von Johann Adam Bäz, Wirt

Postmeister Aufwärterin im Krausʼschen Haus Wirt, Speiser im Ratskeller in Dornburg Mediziner Metzger Kaufmann Metzger

ANHANG

374

Signatur UAJ A 2304, E I 853, E I 860, E II 148 A 2243, E I 1008, E II 147 E I 319 E II 72 E I 928 E I 270 E I 560 E I 384 E I 666 E I 672 E I 583 E I 435 E II 642

Name Bischoff, Carl Christian Bischoff, Johanne Friederike Justine Blaubach, Johann Georg Bloss, Johann Christian Wilhelm Boerner, Johann Friedrich Christoph Bohns, Johann Christoph Bose, Henrietta Magdalena Dorothea Böstlar Bothmer, Alexander von Böttger, Christian Friedrich Karl Brand, Johann Gottfried Braun, Friedericke

Breitenbach, Theodor Albert von E I 318, E I 319, E I Bretschneider, Friedrich 435 Ferdinand E II 75 Brunner, Christian August E I 672 Buschmann, Johanne Friederike Theresia E II 2 Calckhof, Carl Sebastian Ferdinand E I 258 Cannabich, August Friedrich E II 568 Carl, Friedrich E I 672 Christiani, Heinrich Christoph E II 85, E II 148, E II Compter, Johann 173, E II 273, E II Andreas 279, E II 282

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Schuhmacher Ehefrau von Carl Friedrich Bischoff, Schuhmacher Briefträger Buchdrucker Kutscher Hauswirt, Fleischhauer Wirtin, Speiserin im Rautenkranz Wirt, Speiser in Kahla Student Dozent der Rechtswissenschaften Wirt, Speiser in Eisenberg Aufwärterin im Ottoʼschen Haus Student Außerordentlicher Professor für Medizin, Mediziner Mediziner Wäscherin Student Wirt, Speiser im Roten Hirsch Kaufmann Schuhmacher Karzerwärter

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ

Name

E II 541, E II 550

Creutzenacher, Beate

E II 273 E II 287

Creutzenacher, Christian Gottlob Theodor Cruell, Johanna Barbara

E I 156

Danovius, Ernst Jacob

E I 1008

Danz, Johann Traugott Lebrecht Derpsch, Carl Christian Dietmar, Christian Dietrich, Johann Gottfried Dietrich, Johann Michael Dix, Johann Georg Christian

E I 697 E I 435 E I 583

E II 2, E II 75, E II 668 A 2242, E I 384, E I 435, E I 657, E I 853, E I 1008, E II 2, E II 36, E II 75, E II 148, E II 196 A 2242, E II 30, E II Döbereiner, Johann 273 Wolfgang E II 550 Domaratius, Maria Friederike Elisabeth E I 657, E I 740, E II 85, E II 340, E II 410, E II 460, E II 494, E II 534, E II 541, E II 724 E I 289 E I 384 E II 550 E II 534, E II 645

Doppelmeyer, Carl Gabriel

Dorffmüller, Friedrich Wilhelm Dorl Dornbluth, Wilhelm Dorschel, Johann Georg

375

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Witwe von Christian Gottlob Theodor Creutzenacher, Wirt Wirt, Speiser im Schwarzen Bär Ehefrau von Carl Leonhard Cruell, Schlosser Professor der Theologie, Kirchenrat Professor der Theologie Goldschmied Aufwärter Student Botaniker in Ziegenhain Wirt, Speiser in Kunitz

Professor der Chemie, Hofrat Witwe von Johann Friedrich David Domaratius, Seidenstrumpfwirker Wirt, Speiser in der Rose

Student Mediziner in Gotha Metzger Pedell

ANHANG

376

Signatur UAJ

Name

E II 282, E II 533, E II 550 E I 283

Drescher, Johann Daniel Friedrich Dresler, Johann Carl Gottlieb Dreves, Detlef Friedrich Dreyspring, Georg Ludwig Eber, Johanna Henrietta Elisabetha Eberhardt, Louise

E I 666 E I 548 E I 235 E II 489, E II 525, E II 533

E II 550 Eberhart, Johanne E I 235, E I 384, E I Eckard, Johann Ludwig 390 von E I 548 E II 494, E II 724 A 2244 E I 740, E I 818, E II 668 E I 156 E I 259, E I 300 E I 106 E I 818, E I 1002 E I 697, E II 36 E I 106

E II 75

Eckardt, Carl Christoph Eckart, Johann Theodor Friedrich Eckhart, Eleonora Edler, Friedrich Ernst Carl Eichhorn, Johann Gottfried Eichmann, Johann Friedrich Gottlob Eichmann, Johann Bernhard Christoph Eichstädt, Heinrich Carl Ulrich Eilenstein, Carl Valentin Gottfried Einecke, Anna Maria

Engel, Christiane Henriette

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Schneider Marquer Student Strumpfwirker Ehefrau von Paul Ludwig Ferdinand Eber, Hofrat Aufwärterin im Erschʼschen Haus und in der Wucherei Aufwärterin Professor der Rechtswissenschaften, Geheimer Hofrat Dozent für Musik Tuchmacher Wäscherin Kaufmann Professor für orientalische Sprachen Gürtler Professor der Rechtswissenschaften Professor der Philosophie, Geheimer Hofrat Chirurg, Bader Witwe von Johann Michael Einecke, Ökonom, Wirtin zum Halben Mond Witwe von Johann Christian Engel, Uhrmacher

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ

Name

E I 672, E I 853, E I 892, E II 350, E II 410 E I 560, E I 583 E I 666, E I 740 E I 818, E I 858, E II 489, E II 525, E II 533

Engel, Wilhelm Christian Ernst Ersch, Johann Samuel Ersch, Sophie Friederike Dorothee

E I 259, E I 373, E I Ettinger, C. W. 384 E I 289, E I 658 E II 550 A 2242, E I 818, E II 30, E II 36, E II 550, E II 645 E I 928 E I 560

E I 384 E I 818, E II 330, E II 358, E II 410

Eydam, Johann Wilhelm Christian Fahold, Carl Ferrario, Joseph

Ferrario, Wilhelmine Rosine Friederike Feuerbach, Paul Johann Anselm von Fiedler, Carl Ludwig Fiedler, Christina Friederika Carolina

E I 300, E I 384, E I Fiedler, Friedrich 583, E I 629 Wilhelm E II 564 Finck, Joseph Heinrich E I 583 Fischer, Johann Georg E I 259 Flach, Johann Hieronymus E I 1008 Fleischer, Christian E I 628 Flister, Ferdinand E I 818, E I 928 Franke, Johann Sebastian Heinrich E I 986 Franke, Johanna Charlotta

377

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Stiefelwichser Wirt, Speiser in Burgau Professor in Halle Ehefrau von Johann Samuel Ersch, Professor in Halle Buchhandlungsinhaber der Akademischen Buchhandlung Glaser Schuhmachergeselle Kaufmann

Ehefrau von Joseph Ferrario, Kaufmann Außerordentlicher Professor der Rechtswissenschaften Pedell Ehefrau von Friedrich Wilhelm Fiedler, Hofcommissar Hofcommissar, Notar Wirt, Speiser Dozent für Französisch Kaufmann Stiefelwichser Pferdeverleiher Metzger Witwe von Carl Friedrich Franke, Koch

ANHANG

378

Signatur UAJ

Name

E I 259, E I 287, E I Frentzel, Johann Georg 300, E I 373, E I 384 E I 666, E I 945 Freund, Friederika Elisabetha Clara E II 85, E II 525, E II Frick, Ludwig 537 E I 583, E I 615 Friedel, Sophia Rosina Magdalena E II 645, E II 668 Friedrich, Carl E II 54 Fries,Jacob Friedrich E I 384, E I 583 Froehlich, Adam Christian A 2242 Frühauf, Friedrich Gottlob E I 259 Fuchs A 2304, E I 250 Fuchs, Georg Friedrich Christian E I 259 Fuchs, Heinrich Gottlieb E I 583, E I 740 Gabler, Christian Ernst

E I 259, E I 283 E II 718 E I 818 E I 892 E I 384, E I 560 A 2304

E I 697, E II 72

Gans, Johann Christian Gayl, Emma Johanne Christiane Margaretha Geißel, Johann Peter Gensler, Johann Caspar Georgi, Johanna Dorothea Georgi, Susanna Maria

Gerhardt, Johann Friedrich Christian E I 318, E I 373, E I Gidda, Carl Friedrich 407, E I 562 E I 289 Gildehausen, Johann Clamor Hilmer

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Schuhmacher Wäscherin Schuhmacher Kutschhalterin, Pferdeverleiherin Drechsler Professor der Philosophie Student Kaufmann Wirt, Speiser im Löwen Außerordentlicher Professor der Medizin Seiler in der Johannisstraße Buchhandlungsinhaber der Melchiorischen Buchhandlung Stiefelwichser Ehefrau von Johann Heinrich Gayl, Lederhändler Siegellackfabrikant Professor der Rechtswissenschaften, Hofrat Witwe von Johann August Carl Georgi, Buchdrucker Ehefrau von Wolfgang Nicolaus Georgi, Schuhmacher Schuhmacher Barbier, Chirurg Student

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ

Name

E II 534, E II 550

Göbel, Carl Christoph Friedemann Traugott

E II 534, E II 550

Gohren, Christian Ludwig Friedrich von Gohren, Friederika Dorothea von

E I 259

E I 384

Gohren, Johann Friedrich August von E I 548, E I 666 Goltermann, Friedrich Carl Ludwig E I 259, E I 384, E I Göpfert, Johann Chris407 tian Gottfried E I 818 Göttling, Johann Friedrich August E II 340 Gottschalk, Dorothea Susanna Friederika E II 550 Gottschalk, Johann Carl Jacob E II 724 Götze, Carl Friedrich Gottlieb A 2242 Götze, Johann Gottfried E I 289 Graft, Ernst Georg Ludwig E I 658 Graumüller, Johann Christian Friedrich E II 550 Grellmann, Johann Traugott Bernhard E I 629 Grellmann, Rosina E II 550 Grember, Johann Friedrich Carl E I 159, E I 430 Griesbach, Johann Jacob E I 435 E I 283, E I 384

Grieser, Johann Christian Ludwig Grieser, Johann Friedrich

379

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Professor der Medizin, Apotheker der Universitätsapotheke Universitätsamtmann, Justizrat Ehefrau von Johann Friedrich August von Gohren, Universitätssekretär Universitätssekretär, Hofadvokat Stallmeister Buchdrucker Professor der Chemie Witwe von Johann Jacob Gottschalk, Bäcker Bäcker Schneider Musikus Student Dozent der Weltweisheit Glaser Aufwärterin Schlosser Professor der Theologie, Geheimer Kirchenrat Schuhmacher Schuhmacher

ANHANG

380

Signatur UAJ E I 373 E II 571, E II 578, E II 667, E II 724 E I 283, E I 319

Name Gröschner, Conrad Christian Matthias Groß, Johanne Marie Catharine Große, Maria Magdalena

E II 559 E I 435

Gruber, Johann Michael Grundherr, Carl oder Georg von E I 300, E I 319 Gruner, Christian Gottfried E I 818 Güldenapfel, Georg Gottlieb E II 568 Güldenapfel, Johannetta Luisa Christophina E I 300 Gunthermann E I 430, E I 818 Güntzel, Sophia E II 564 Haake, Georg Nicolaus E II 578 Habe, Johann Friedrich E I 258 Habermann, Wilhelm Friedrich oder Georg Friedrich E I 300 Hage, Johann Heinrich Benedictus E I 158 Hamberger, Adolph Albrecht E I 384, E I 390, E I Hartung, Christian 407, E I 435, E I 657, Gottlieb Theodor E I 672, E I 853, E I 858 E I 560 Hartung, Johanna Friederika Sophia E II 75 E I 1008 E I 611

Hauer, August Haupt, Anton Johann Friedrich Heck, Daniel

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Färber, Ratskrämmer Ehefrau von Justus Wilhelm Groß, Hofgärtner Tochter von Johann Martin Große, Zinngießer Porzellanmaler Student Professor der Medizin, Hofrat Dozent für Griechisch Witwe von Georg Gottlieb Güldenapfel, Dozent Bauer in Ziegenhain Wäscherin Importkontrolleur Schuhmacher Student

Fuhrmann Dozent Wirt, Speiser

Ehefrau von Christian Gottlieb Theodor Hartung, Wirt, Speiser Hauswirt Student Student

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ E I 740 E II 645, E II 724 E I 283 E II 85, E II 273 E I 583 E II 642, E II 655 E I 259 E I 892, E II 30

E I 106

Name Hegel, Georg Wilhelm Friedrich Heimbürge, Friedrich Heinack, Friedrich Wilhelm Heinecke, Gottfried Heinecke, Johann Gottfried Christoph Heinecke, Ludwig Wilhelm Heinrich Heinemann, Johann Moritz Hellfeld, Christian August Friedrich von Hellfeld, Johann August

E I 267, E I 615, E I Hellmuth, Ernst 628, E II 72 Christoph Friedrich E I 615 Hellmuth, Johanna Christina Heinrietta E I 158 Hencke, Georg Wilhelm Friedrich E I 384 Henne, Christian Bernhard Jacob E II 279, E II 287 Henneberg, Michael Christoph E I 258, E I 657 Hennings, Justus Christian E I 259 Herbst, Johann Caspar E II 2 Hercht, Maria Dorothea Friederike E II 494 Herdegen, Andreas E I 258 Hering, Johann Heinrich E I 560, E I 583, E I Herrmann, Balthasar 611, E I 615 Gottfried E I 258 Herrwald

381

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Professor der Philosophie Kaufmann Marquer Stiefelwichser Pferdeverleiher Schuhmacher Schneider Außerordentlicher Professor der Medizin, Kammerrat Professor der Rechtswissenschaften, Regierungsrat Sattler Tochter von Johann Gottlieb Hellmuth, Sattler Glaser Hutmacher Müller in der Judenmühle Professor für Logik und Metaphysik, Hofrat Unteroffizier Aufwärterin in der Regierung Stiefelwichser Schuhmacher Wirt, Speiser in der Rose Wirtin, Speiserin im Halben Mond

ANHANG

382

Signatur UAJ E II 350, E II 534, E II 550 E I 818 E II 350

Name Hertel, Carl Hertel, Johann Friedrich August Hertel, Mariana Johanna Juliana

E I 435

Herwarth

E II 75, E II 148

E II 273, E II 279

Herwarth, Johann Christian Ludwig Herwarth, Michael Andreas Friedrich Herzer, Johann Ernst Benjamin Herzer, Johann Friedrich Carl Herzer, Maria

E II 559

Hesse

E II 550 E I 384

Heydemann, Wilhelm Heydenreich, Carl Friedrich Heyligenstedt, Carolina Henrietta

E I 697, E II 201 E I 548 E II 550

E I 657, E I 1008

E I 611 E I 259 E I 250

Hinkler, Friedrich Ernst Hinkler, Johann Jeremias Hinkler, Margaretha Christina E I 300 Hirsch, Johann Christian E I 259, E I 287 Hochhausen E I 235, E I 289, E I Hoffmann, Christina 629 Margaretha Charlotta E I 259 Hoffmann, Georg Wilhelm

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Papierhändler Papierhändler Witwe von Johann Friedrich August Hertel, Papierhändler Witwe von Georg Friedrich Herwarth, Wirt im Schwarzen Bären Wirt, Speiser in Ziegenhain Wirt, Speiser im Schwarzen Bär (Mitpachtinhaber) Tuchmacher Tuchmacher Aufwärterin im Krumbholzʼschen Haus Wirt, Speiser im Schießhaus Gürtler Kaufmann, Manufakturverleger Ehefrau von Johann Carl Ehrhard Heyligenstedt, Landschaftskassierer Buchbinder Wirt, Speiser im Burgkeller Witwe von Johann Jeremias Hinkler, Wirt Perückenmacher Wirt, Speiser im Stern Witwe von Johann Gottlieb Hoffmann, Protonotar Wirt, Speiser im Gelben Engel

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ

Name

E I 287, E I 373, E I Hoffmann, Johann Elias 407, E I 560, E I 562, Wilhelm E I 628, E I 629, E I 657, E I 666, E I 672, E I 740, E I 853, E I 974 E I 1002 Hoffmann, Johann Samuel E I 316, E I 407, E I Hofmann, Johann 548, E I 666 Samuel E I 697 Holbach, Dorothea E I 316, E I 384, E I Holzmann, Johann 560, E I 666 Daniel Gottfried E II 550 Hornberger, Ernst Friedrich Immanuel E II 550 Hornberger, Justina Friederika E I 384, E I 390

Hufeland, Christoph Wilhelm E II 2, E II 152 Hufeld, Johann Heinrich E I 407, E I 860 Hummel, Barbara Maria Rosina E I 259 Hummel, Johann Christian E II 668 Hüttich, Johann Carl Friedrich E I 1002 Jacob, Johann Georg E I 235, E I 259, E I Jahr, Johann Georg 267 E II 196 Jäkisch, Friederike Henriette E II 460, E II 655, E II 668, E II 724 E I 259

Junkelmann, Carl Kämmer, Johann Heinrich August

383

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Wirt, Speiser im Ballhaus

Aufwärter Perückenmacher Aufwärterin Chirurg, Bader Schneider Ehefrau von Ernst Friedrich Immanuel Hornberger, Schneider Außerordentlicher Professor der Medizin Bäcker Witwe von Johann Christian Hummel, Barbier Barbier, Chirurg Pächter der Ziegelhütte Glaser Stiefelwichser Ehefrau von Johann Gottfried Jäkisch, Schreibmeister Wirt, Speiser Wirt, Speiser

ANHANG

384

Signatur UAJ E I 250, E I 316 E I 892, E II 460, E II 550, E II 645, E II 668, E II 718, E II 724 E II 494, E II 724

Name Kanold, Christiane Frederike Charlotte Kayser, Heinrich Gottlob Johann

Keicher, Johann Friedrich Christian E I 629, E I 666, E I Keller, Johann Carl 697 E II 147 Kieser, Dietrich Georg E I 658 E II 645 E I 158

E I 318 E I 259, E I 384 E II 75, E II 85, E II 410, E II 559 E II 524, E II 571 E I 740 E II 541 E II 279 E I 258 E I 407 E I 435 E I 384 E I 149, E I 250

Kilian, Konrad Joseph Kirschner, Johann Gottlieb Klein, Johanna Magdalena Kley, Joseph Kluge, Friedrich Gottlieb Knabe, Johann Carl Knabe, Johanna Dorothea Friederike Knauß, Johann Andreas Kneife, Johann Gustav Knöfler, Gottfried Sebastian Martin Knoll, Johann Christian Adam Köberlein, Anna Magdalena Koch Koch, Anton Wilhelm Friedrich Koch, Johann Samuel

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Witwe von Heinrich Christian Kanold, Schneider Hofbäcker

Schuhmacher Stiefelwichser Professor der Medizin, Hofrat Medizinalrat Kürschner Witwe von Johann Friedrich Klein, Perückenmacher Stiefelwichser Hutmacher Wirt, Speiser Ehefrau von Johann Carl Knabe, Wirt Glaser Student Schuhmacher Student Ehefrau von Johann Moritz Köberlein, Bäcker Wirt, Speiser im Roten Hirsch Kaufmann Schneider

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ

Name

E II 30, E II 517, E II 534

Koch, Theodor Wilhelm Moritz

E I 158, E I 384 E II 173

Köhler, Christian Jacob Köhler, Paul August Jacob Köhler, Philipp Ernst Köppisch, Johann Christian Friedrich Köppisch, Johann Friedrich Elias Korb, Wilhelm Kratzsch, Christoph Kratzsch, Wilhelm

E I 270 A 2242, E II 93 E I 258, E I 316 E II 75 E II 2 A 2242, E I 1002, E II 350, E II 517, E II 534, E II 541, E II 568, E II 571 E I 258 E II 642 E II 273, E II 279 E I 666 E I 986 A 2304, E I 287, E I 318, E I 384, E I 560, E I 628 E II 655, E II 724 E I 250 E II 550 E I 435 E I 250 E II 30

385

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Kaufmann; Sohn von Anton Wilhelm Friedrich Koch, Kaufmann Kaufmann Kaufmann Wildmeister Schuhmacher Schuhmacher Student Schuhmacher Schuhmacher

Krause, Johann Christoph Krimping, Dodo Christian Krumbholz, Wilhelm Friedrich Krupp, Wilhelm Kuhn, Christiane Kühn, Daniel Christian

Perückenmacher

Kühn, Johanna Maria Elisabeth Labegolt, Moritz Karl Dieter Laffstatter, Johann Langsdorff, Carl Wilhelm Lassen, Ernst August Lavés, Ludwig Daniel Maria

Ehefrau von Carl Friedrich Johann Kühn, Schneider Mediziner

Student Kaufmann Student Wäscherin Schneider

Kaufmann in Tirol Student Student Professor für Französisch

ANHANG

386

Signatur UAJ

Name

E I 818 E I 562, E I 658

Leidinger, Johann Georg Lex, Johann Georg Gottfried E I 250 Liftenins, Johann Paul E I 658, E I 1002, E II Linke, Johann Christian 287 E I 319 Linke, Johann Michael E II 645 Linke, Maria Dorothea

E I 373

Löber, August Heinrich Wilhelm E I 629, E I 740, E I Löber, Johann Christian 860 Moritz E II 152 Löber, Magdalena Sophia Christiane E I 300, E I 319, E I Loder, Justus Christian 657 E II 30 Loebenstein-Loebel, Eduard E II 642 E I 583

Löfel, Sophie Löffler

E II 147 E I 697, E I 1002, E II 36 E I 818, E I 928, E II 30, E II 54 E I 672, E I 740, E I 818, E I 974, E II 36, E II 718 E II 489 E I 373 E II 54

Loth, August Lucius, Johann Georg Christian Luden, Friedrich Mäder, Johann Christoph Madut Maler, Theodor Bernd Martin, Christoph Heinrich Dietrich

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Schuhmacher Perückenmacher Perückenmacher Buchbinder Glaser Witwe von Gottlieb Adolph Albert Linke, Glaser Perückenmacher Perückenmacher Witwe von Johann Christian Moritz Löber, Peruquier Professor der Medizin, Hofrat Außerordentlicher Professor der Medizin, Medizinrat Wäscherin Wirt, Speiser im Wilden Mann in Kahla Leutnant Knopfmacher Professor der Geschichte, Hofrat Hauswirt

Kaufmann in Halle Antiquar Außerordentlicher Professor der Rechtswissenschaften

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ

Name

E I 818

Martini

E I 1002

Matthes, Maria Elisabeth

E I 615 E I 615

Meinhardt, F. U. Meister, Johann Gottfried Melchior, Johann Adam

E I 158

E I 560

Mereau, Friedrich Ernst Carl E I 666, E I 740, E I Metzold 818, E I 858 E II 537, E II 578, E Metzold, Johanne II 645, E II 655 Friederike E I 235 Mey, Johann Samuel Friedrich E I 289 Mey, Johanna Dorothea E II 2 E I 158

Meyer Michael, Johann Anton

E I 853, E II 30, E II 75, E II 287, E II 550, E II 724 E I 283, E I 319 A 2242 E II 279, E II 460, E II 524, E II 533, E II 534, E II 559, E II 571, E II 578, E II 642, E II 645, E II 655, E II 724 E I 259

Michael, Johann Zacharias

387

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Instrumentenbauer in Lobeda Ehefrau von Johann Martin Christian Matthes, Buchdrucker Schwertfeger Ökonom Buchhandlungsinhaber der Melchiorischen Buchhandlung Professor der Rechtswissenschaften Aufwärter im Erschʼschen Haus Witwe Aufwärter Ehefrau von Johann Christoph Mey, Metzger Hauswirt in der Regierung Wirt, Speiser im Roten Hirsch Wirt, Speiser im Schwarzen Bär

Mickwitz, Eberhard Mohr, Elisabeth Moses, Christian Wilhelm Traugott

Student Jungfer Wirt, Speiser im Ballhaus

Moses, Friedrich Traugott Christoph

Müller in der Brückenmühle

ANHANG

388

Signatur UAJ

Name

E I 289, E I 300, E I Müller, Carl Christian 390, E I 554, E I 615, E I 629 E II 273 Müller, Catharina Elisabeth E II 642 Müller, Gottlob E I 685 Müller, Johanne Augustina E I 158, E I 259 Müller, Johann Anton August E I 853 Müller, Johann Christian Gottlieb E I 259, E I 267 Müller, Johann Friederich Andreas E I 373 Müller, Johann Gottlob E I 373, E I 548 Müller, Johann Martin E I 258, E I 259 Müller, Johann Valentin E II 287, E II 537 Muschinsky, Joseph E II 75 Muther, Emil E II 75 Nagel, Johann Heinrich August E I 250, E I 319, E I Nebethal, Amadeus 629 Johann Gottfried E II 75 Nebethal, Johann Moritz Wilhelm E II 340, E II 655, E Netz, Johann Christoph II 724 E II 75 Neumann, Franz E I 158 Neumeister, Johann Friedrich E I 986 Nicander, Friederika Sophia E I 235, E I 560, E I Nicander, Friedrich 615 Anton A 2242, E II 279, E II Nicander, Johann 287, E II 568 Friedrich Carl E I 106, E I 149, E I Nicolai, Ernst Anton 258, E I 435

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Schneider

Aufwärterin im Wagnerʼschen Haus Aufwärter Aufwärterin im Klippsteinʼschen Haus Chirurg, Bader Leinweber Perückenmacher Bäcker Schneider Beutler Wirt, Speiser Student Schuhmacher Schuhmacher Schuhmacher Seiler Student Student Ehefrau von Friedrich Anton Nicander, Wirt Wirt, Speiser im Fürstenkeller Wirt, Speiser Professor der Medizin, Hofrat

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ E I 697 E I 384 E I 319 E I 658, E I 860

E I 348 E I 892 E II 550, E II 668

Name Niethammer, Friedrich Immanuel Nistler, Johann Georg Nitschke, Christian Gottlieb Nitschke, Christiana Sophia

E I 945

Nitzschke Nitzschke Nöckler, Johann Gottlob Nuhr

E I 106

Oelze, Gottlob Eusebius

E II 668 E I 384, E I 560 E I 583 E I 156, E I 250, E I 259, E I 373, E I 384, E I 435, E I 548, E I 583, E I 615, E I 657, E I 860 E II 550

Opfermann, Heinrich Opizt, Johann Nicolaus Opp, Johann Gottlieb Otto, Johann Friedrich Gottlob

Otto, Johanne Wilhelmine

E I 628, E I 629, E I Paulsen, Johann 658, E I 740, E I 818 Christoph Jacob E I 259 Paulsen, Johann Jacob Heinrich E I 562 Penningh, Heinrich Johann E I 740 Peters, Johann Friedrich Christoph E II 655, E II 724 Peters, Johann Friedrich Gottlieb Bernhard

389

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Außerordentlicher Professor der Theologie Chirurg, Bader Pedell Witwe von Johann Friedrich August Nitschke, Provisionsverwalter Wirt, Speiser in der Rose Wirtin in der Rose Wirt, Speiser im Adler Sohn von Johann Carl Friedrich Nuhr, Buchdrucker Professor der Rechtswissenschaften Stiefelwichser Schneider Buchbinder Hofkommissar, Kaufmann

Ehefrau von Johann Jacob David Otto, Polizeiwachtmeister Bürgermeister Bürgermeister Student Schneider Schneider

ANHANG

390

Signatur UAJ

Name

A 2242, E II 85, E II Pfaff, J. G. 279, E II 287, E II 524, E II 533 E I 928, E II 147 Pfeifer, Johann Samuel E I 319, E I 373 Pierron, Johann Baptiste Franz A 2242, E II 550 Pietsch, Carl Heinrich E I 319 Pietsch, Joseph Philipp E II 148, E II 287, E Planer, Johann II 645 Christoph E I 158 Pohle, Johann Gottlob E II 534, E II 559, E Pohmer, Johann II 645, E II 668, E II Heinrich 718, E II 724 E I 250, E I 259, E I Pohmer, Johann Martin 289, E I 318, E I 373, Thomas E I 384, E I 435, E I 554, E I 657, E I 818, E I 858 E II 36 Pohmer, Sophia Christiana Catharina E II 410, E II 550

Poller, Johann Christoph Friedrich E I 373 Poller, Johann Gottfried E II 287, E II 541 Poppe, Johann August E I 235, E I 252, E I Pöschel, Christoph 283, E I 300, E I 319, E I 384, E I 628 E I 384 Prillewitz, J. C. E I 928 Prinzke

E I 629, E I 657

Prüfer, Johann Gottlieb

E I 158

Rar, Johanna Christina Frederika

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Mützenmacher in Weimar

Seiler Lektor Chirurg, Bader Chirurg, Bader Zimmermeister Wirt, Speiser in Löbstedt Beutler

Beutler in der Johannisgasse

Ehefrau von Johann Martin Thomas Pohmer, Beutler Buchbinder Buchbinder Instrumentenbauer Wirt, Speiser in der Rose

Schriftgießer Bedienter bei Johann Georg Schäfer, Bürgermeister Müller in der Paraschkenmühle Witwe

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ

Name

E I 657

Raspe, Maria Magdalena

E I 319 E II 550, E II 571 E I 250, E I 259, E I 270, E I 287, E I 373, E I 384, E I 583 E I 235, E I 259, E I 267, E I 289, E I 560 E I 259, E I 818

Rehm, Johann Gottlieb Reichardt, Carl J. Reichardt, Johann August

E II 410

E II 287 E II 2 E I 384, E I 615 E I 287 E II 93 E II 287 E II 350 E I 986 A 2242, E I 928, E I 986, E I 1008, E II 36, E II 75, E II 78, E II 85, E II 287, E II 410, E II 550, E II 642, E II 724 E I 928 E II 524 E I 818

Reichardt, Johann Daniel Reichardt, Johann David Adam Reichardt, Johanna Maria Wilhelmine Reiche, Johann Friedrich Ludolph Reimann, Matthaeus Heinrich Gottlob Reinhardt, Johann Gottlieb Reuß, Johann Anton Reuter, Johann Friedrich Richter, Anna Dorothea Friedrika Rickold, Rosine Riesemann, Christoph Heinrich von Rittler, Friedrich Wilhelm

Ritze, Lena Rodeck, Bernhard Rodeck, Carl

391

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Aufwärterin im Heyligenstedtʼschen Haus Protonotar Kaufmann Professor Rechtswissenschaften, Hofrat Schuhmacher Bäcker im Krämergässchen Ehefrau von Johann Georg Ehrenfried Reichardt, Schuhmacher Student Student Geschäftsführer der Cröckerischen Buchhandlung Wirt, Speiser im Ballhaus Wirt, Speiser in Halle Ehefrau von Bernhardt Richter, Hauswirt Aufwärterin im Succowʼschen Haus Student Apotheker der Hof- und Landapotheke

Aufwärterin im Etzdorfʼschen Haus Stiefelwichser Stiefelwichser

ANHANG

392

Signatur UAJ E II 724 A 2243, E I 384, E I 435, E I 611, E I 628, E I 657, E I 974, E II 30 E II 30 E I 319 E II 550 E II 559, E II 668 E II 460, E II 534

E I 858 E I 860, E I 892, E II 72, E II 287 E I 384 E I 300 A 2304, E II 54 E I 1002 E I 300 E I 435

E II 273 E I 289, E I 300

Name Rodeck, Christian Carl Leonhardt Rodeck, Johann Christian Carl

Rodeck, Johann Paul Moritz Rodeck, Susanna Röder, Ernst Gottlieb Rödiger, Christian Wilhelm Robert Rödiger, Maria Christiana Eleonora

Rose, Christian Martin Rößle, Carl Michael Roßtimpfel, Johann David Roux, Heinrich Friedrich Roux, Johanne Magdalena Rugg, Georg Ruperti, Johann Christoph Gottlieb Ruperti, Johanna Marta

Ruscher, Johanne Friedericke Sachse, Johann August Heinrich

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Pferdeverleiher Stiefelwichser, Aufwärter

Famulus Stiefelwichserin Wirt, Speiser in Ziegenhain Wirt, Speiser im Gelben Engel Witwe von Christian Traugott Rödiger, Wirt; Mutter von Christian Wilhelm Robert Rödiger, Wirt, Speiser Pächter Zeitungsträger Hutfabrikant Dozent für Französisch Witwe von Heinrich Friedrich Roux, Dozent Schuhmacher Schuhmacher Ehefrau von Johann Christoph Gottlieb Ruperti, Schuhmacher Wäscherin Hofcommissar

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ E II 460, E II 525, E II 533, E II 568, E II 571 A 2243, E II 196 A 2242 E II 30 E I 740 E I 657

Name Sänger, Christiane Friederike Sänger, Johann Wilhelm Theodor Saupe, Johanna Margaretha Magdalena Schaezler, Wilhelm Heinrich Schaufern, Christian

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph E I 250, E I 384 Schellwitz, Justus Christian Ludwig von A 2244, E I 384, E I Scheube, Heinrich 407 Traugott E I 316 Schilling, Georg Friedrich E I 853, E I 858 Schilling, Johann Heinrich Friedrich E I 250, E I 300, E I Schirmer, Johann 316, E I 384, E I 1017 Ludwig E I 562 Schlegel, August Wilhelm E I 258 Schlegel, Maria Catharina E I 250 Schleppegrell, Johann Georg Ludwig von E I 697 Schlotter, Carl Wilhelm E I 316, E I 672 Schlotter, Christiana Rahel Ernestina E I 287 Schluter, August E II 517, E II 524, E Schmid, Friedrich II 525, E II 533, E II August 534, E II 537, E II 541, E II 550, E II 564, E II 568

393

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Ehefrau von Carl Friedrich August Sänger, Tuchmacher Tuchmacher, Aufwärter Ehefrau von Johann Andreas Saupe, Totengräber Student Wirt, Speiser im Halben Mond Außerordentlicher Professor der Philosophie Professor der Rechtswissenschaften, Hofrat Apotheker der Ratsapotheke Bäcker in der Saalgasse Bäcker vor dem Johannistor Kaufmann Außerordentlicher Professor der Philosophie Ehefrau von Johann Christoph Schlegel, Kantor Student Buchdrucker Ehefrau von Philipp Wilhelm Schlotter, Hofagent Gürtler in Dornburg Buchhändler

ANHANG

394

Signatur UAJ E II 287 E II 85, E II 196 E I 657 E II 550 E II 196 E I 300 E I 106

Name Schmidt, Carl Schmidt, Christian Heinrich Schmidt, Heinrich Friedrich Andreas Schmidt, Heinrich Gottlob Wilhelm Schmidt, Johann Baptista Schmidt, Johann Heinrich Schmidt, Johann Ludwig

E I 318, E I 384

Schmidt, Johann Wilhelm E I 259, E I 384, E I Schmidt, Johann 583 Wilhelm E I 156 Schmidt, Johann Wilhelm E II 568 Schmidt, Johanna Christina E I 384 Schmidt, Julius E II 196, E II 279 Schmidt, Martha Elisabeth E II 72

Schmidt, Marthe Elisabetha E I 270, E I 287, E I Schnaubert, Andreas 384, E I 560, E I 928 Joseph E II 517, E II 578, E II 724 E I 1017

Schnaufer, Johann Jacob Sigmund Schneider, Gottlieb

E I 892 Schneider, Immanuel E I 373, E I 384, E I Schneider und Weigelt 407, E I 435

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Mediziner Porzellanmaler Perückenmacher Sattler, Pferdeverleiher Student Leutnant Professor der Rechtswissenschaften, Hofrat Professor der Theologie Pferdeverleiher Schuhmacher Witwe von Johann Wilhelm Schmidt, Hoffaktor Oberjäger Witwe von Johann Carl Michael Schmidt, Wachtmeister Wäscherin Professor der Rechtswissenschaften, Justizrat, Geheimer Hofrat Schneider Wirt, Speiser im Roten Hirsch Perückenmacher Buchhandlungsinhaber der Schneiderischen Buchhandlung

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ E I 853, E I 892 E II 642, E II 645 E II 287 E II 517 E II 287 E I 858 E II 2 E I 697, E I 818 E I 287 E I 287 E I 818 E I 319 E I 156 E II 460 E I 583, E I 697 E I 860 A 2242, E I 1004, E II 642, E II 655 E I 928

E II 279 E I 250

Name Schömann, Franz Joseph Constantin Schöning, Wilhelm Schorcht, Johann Samuel Schott, Heinrich August Schreiber, Johann Georg Schreyer, Christian Benjamin Schröter, Carl Theodor Schröter, Johann Carl Schubert, Christian Schubert, Susanna Margaretha Schultz Schulz, Wilhelmine Schulzendorf, Christian Friedrich Schumann, Friedrich Schumann, Georg Andreas Schütze, Johann Christian Schütze, Johann Friedrich Adolph Schütze, Johannetta Friederika Wilhelmina

Schwabe, Carl Schwarz, Moritz Carl Dietrich Lobegott E I 267, E I 283, E I Schweickardt, Johann 319 Georg Andreas E I 658, E I 672, E I Schwendler, Johann 853, E I 858 Christoph

395

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Professor der Rechtswissenschaften, Hofrat Stiefelwichser Pferdeverleiher Professor der Theologie, Kirchenrat Buchdrucker Schuhmacher Amtskopist Musikus Kleiderklopfer Wäscherin Aufwärterin im Timmlerʼschen Haus Aufwärterin Beutler Tischler in Lobeda Wirt, Speiser in Winzerla Konditor Konditor Ehefrau von Johann Friedrich Adolph Schütze, Konditor Wirt, Speiser in Leipzig Apotheker der Universitätsapotheke Schneider Schneider

ANHANG

396

Signatur UAJ E I 373, E I 818 E I 258 E I 300 E I 628, E I 818

Name Seebach, Johann Heinrich Seidel, Johann Abraham Seidler, August Ludwig Seidler, Hieronymus Wilhelm Christian

E I 259

Sembeck, Christian Gotthelf Georg E I 289, E I 300, E I Senf, Johann Gottfried 384, E I 435, E I 583, E I 611, E I 629, E I 818, E I 928, E II 196 E I 435 Severin, Ludwig E I 384 Siedam, Friedrich E II 85 Sieglitz, Wilhelm Gottlieb E I 1008 Siewersen, Friedrich Leopold E II 550 Singer, Sophia E I 818 Sirone, Giovanni Ambroggio Antonio E I 560 Skell, Johann Heinrich E I 250 Slevogt, Georg Philipp E II 287 Sommer, Ernst Wilhelm Heinrich Constantin E I 657 Sonntag, Johannetta Friederika Wilhelmina E I 860, E I 892 E I 259, E I 435 E I 615 E II 75

Spielberg, Johann Friedrich Carl Spielberg, Johann Gottlieb Stadelmann, Carl Stadelmann, Maria

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Dozent für Englisch Bäcker Stallmeister Buchhandlungsinhaber der Akademischen Buchhandlung Posamentierer Wirt, Speiser in der Grünen Tanne in Zwätzen

Student Instrumentenbauer Nadler Student Witwe Kaufmann Oberförster Ratsactuar Student Witwe von Johann Christian Daniel Sonntag, Konditor Kaufmann Perückenmacher Stiefelwichser Wäscherin

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ

Name

A 2304, E I 316, E I Stahl, Wolfgang 373, E I 407, E I 583, E I 615, E I 658, E I 666, E I 740 E I 287 Stallmann, Johann Salomon Franz A 2244, E II 2 Starke, Carl Wilhelm

E I 300, E I 319, E I Starke, Johann Christian 583, E I 657 E II 494 Stede, Heinrich E I 287 Stellwag, Johann Georg E I 615 Stieler, Johann Christoph E I 289 Stökel, J. M. E II 655 Stoltze E I 283, E I 319, E I Stopfel, Johann Adam 560, E I 615, E I 1008 E I 560 Stopfkuchen, Catharina Elisabetha E II 642, E II 645, E II 655, E II 724 E I 435 E I 430 E II 350 E II 665 A 2243 E II 54

Strickert, Christian Strohschein, Heinrich Christian Succow, Laurentius Johann Daniel Succow, Wilhelm Carl Friedrich Talitsch, Johann Georg Friedrich Tarnow, Friedrich Wilhelm Tätzner, Anna Maria

397

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Buchhandlungsinhaber der Cuonischen Buchhandlung

Perückenmacher Professor der Medizin, Geheimer Hofrat; Sohn von Johann Christian Starke, Professor Professor der Medizin, Hofrat Schneider Student Kammeragent, Lesebibliothek Bauer in Garnewitz Wirtin, Speiserin in Erfurt Billardeur Ehefrau von Johann Caspar Gottlob Stopfkuchen, Soldat Wirt, Speiser in der Sonne Maler Professor der Mathematik, Geheimer Kammerrat Professor der Medizin, Hofrat Goldschmied Student Aufwärterin im Leonhardʼschen Haus

ANHANG

398

Signatur UAJ

Name

E I 384

Teubner

E I 250

Teubner, Wilhelm Traugott Thibaut, Anton Friedrich Justus D. Thorn, Johann Christoph Thurm, Karl Timmler, Johann Christoph Tonndorf, Johann Christian

E I 740 E II 517, E II 564, E II 645, E II 668 E II 550 E I 818

A 2243, E I 583, E I 615, E I 628, E I 657, E I 658, E I 740, E I 818, E I 974, E I 1004, E I 1008, E I 1017, E II 30, E II 75, E II 78, E II 173 E I 928, E I 986, E II Tonndorf, Johann 196, E II 273, E II Christian Heinrich 494, E II 533, E II 550, E II 559, E II 571, E II 645, E II 668 E I 158 Traber, Dorothee Sophia E I 384, E I 1002 Traber, Moritz Johann Balthasar E II 30 Trättner, Christian E I 628, E I 740 Trick, Margarethe E I 319 Trillhof, Wilhelm E II 201 Tröbitz, Maria Dorothee E I 657, E I 892 Truck, Margaretha A 2243, E I 1008, E II Tubald, Johanne 36, E II 85 Magdalena

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Bedienter bei Friedrich Marcus Lindheimer; Student Aufwärter im Fuchsʼschen Haus Professor der Rechtswissenschaften, Hofrat Goldschmied Schuhmacher Maurer Schuhmacher

Schuhmacher

Aufwärterin Perückenmacher Pächter in Wenigenjena Wäscherin Kleiderklopfer Witwe Wäscherin Ehefrau von Johann Gottfried Tubald, Ökonom

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ

Name

E I 156, E I 270, E I Ulrich, Johann August 287, E I 289, E I 319, Heinrich E I 373, E I 407, E I 430, E I 818 E I 259 Uswald, Susanna Catharina E II 550 Valenti, August Anton Joseph E I 583, E I 740 Vater, Anna Frederika Maria E II 524 E II 533, E II 645

Vater, August Vater, Carl Friedrich Heinrich E I 818 Vater, Johann Christian E I 283, E I 319, E I Vater, Johann Michael 384 E I 156 Veit, Andreas Nicolaus Michael E II 358 Veit, Gottlieb Moritz David E II 534 Veit, Johann Sigmund Moritz E I 430 Venus, Johann Christoph Heinrich E I 258 Vogel, Mauritius E I 259 Vogler E I 384 Vogler, Franz Florian E I 289, E I 319, E I Vogler, Ludwig 373, E I 384, E I 435 Christian E I 267 Vogler, Maria Juliana E I 316 Voigt, Dorothea E II 645, E II 655 Voigt, Heinrich Ernst E I 283, E I 287, E I Voigt, Johann Gottfried 318, E I 319

399

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Professor der Philosophie, Hofrat

Billardeuse Dozent für Italienisch Ehefrau von Johann Michael Vater, Perückenmacher Schuhmacher Buchbinder Schuhmacher Perückenmacher Schuhmacher Schuhmacher Schuhmacher Schuhmacher Student Aufwärter im Paulʼschen Haus Perückenmacher Wirt, Speiser im Roten Hirsch Ehefrau von Ludwig Christian Vogler, Wirt Wäscherin Kaufmann Hofbuchcommissar

ANHANG

400

Signatur UAJ

Name

E I 319

Voigt, Johann Heinrich

E I 858, E II 36

Voigt, Sebastian Wilhelm Vonende, Carl Gottfried Vopelius, Charlotte

E II 2 E II 358

E I 259, E I 892 E II 559 E II 85

Voßhagen, Martha Christiane Friederike Wagel, Friedrich Walch, Friedrich August

E II 517

Walper

E I 697, E I 928, E II 30, E II 85, E II 201, E II 541, E II 550, E II 642, E II 655 E I 250

Walz, Christian Heinrich

E II 550

Weber, Johann Friedrich August Wedel, Georg Ehrhard Wolfgang Wegel, Henrietta Susanna Dorothea Wegel, Johann Georg Weidner, Johann Justus Weidner, Valentin Weimar, Friedrich

E I 1002 E II 559, E II 645 E I 435 E I 384 E II 645, E II 724 E II 273, E II 330, II 460, E II 494, E 537, E II 550, E 568, E II 642, E 645, E II 655, E 668, E II 724

E II II II II

Weber

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Professor der Mathematik, Hofrat Schwertfeger Student Witwe von Johann Friedrich Adam Vopelius, Eigentümer des Weimarer Hofs Billardeuse im Fürstenkeller Tuchmacher Außerordentlicher Professor der Medizin, Mediziner Wirt, Speiser im Gleithaus in Camsdorf Buchhandlungsinhaber der Cröckerschen Buchhandlung und der Akademischen Buchhandlung Aufwärterin im Starkʼschen Haus Seiler Rat Aufwärterin im Linkʼschen Haus Horndreher Wirt, Speiser Schuhmacher Tuchmacher, Tuchhändler

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ E I 554, E I 560, E I 562, E I 583, E I 629, E I 666 E II 550 E I 316, E I 384 E I 583

Name Weimar, Johann Christian

Weißbarth Wenzel, Maria Christa Werner, Johann Adam Heinrich E II 30 Werner, Johann Christian August E I 287, E I 384 Werner, Johanna Rosina Maria E I 259, E I 384, E I Weyd, Jacob Sigmund 611, E I 740, E I 1002, E II 75, E II 273 E II 75 Wiechmann, Friedrich Theodor E I 156 Wiedeburg, Johann Ernst Basilius E I 657 Wiegand, Heinrich Friedrich E I 658 Wigand, Carl Ludwig E II 273 Wild, Johann Christian E I 316 Wilhelmi, Christian Daniel E I 258, E I 259, E I Wilhelmi, Immanuel 283, E I 316, E I 318, Christian E I 384, E I 435, E I 560, E I 583, E I 611, E I 657, E I 658, E I 672, E I 740, E I 858 E II 350 Wirth, Friedricke E II 525, E II 718 Wirth, Sophie E II 724 A 2242, E I 560, E I 583, E I 818, E II 550 E II 287

Witter, Eduard Hermann Witzmann, Johann Friedrich Wolf, Heinrich

401

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Tuchmacher

Metzger in Lichtenhain Wäscherin Bäcker Tischler Witwe von Johann Philipp Werner, Kürschner Schneider

Student Professor der Philosophie, Kammerrat Wirt, Speiser im Rautenkranz Student Töpfer Buchbinder Apotheker der Hof- und Landapotheke

Wirtin, Speiserin Aufwärterin im Carlʼschen Haus Student Wirt, Speiser Schuhmacher in Dornburg

ANHANG

402

Signatur UAJ

Name

E I 583 E I 858 E I 283, E I 318 E I 250, E I 319, E I 384, E I 435, E I 583, E I 628, E I 657, E I 666, E I 672, E I 740 E I 974

Wolf, Heinrich Wölfel, Johann Melchior Wölker, Johanna Sophia Wöllmer, Johann Wilhelm

Wöllmer, Johanne Christiane E I 373, E I 435, E I Wugold, Johann Georg 666 E I 1017, E II 571 Wünscher, Dorothea Elisabeth E II 2 E II 668 E I 384

Wuttig, Renaldo Albert Zander, Carl Zeine, Barbara Sophia

E I 373

Zenner, Christian Gottlieb Zenner, Johanna Barbara Maria Zenner, Maria Zepelin, Friedrich von Zerenner, Eva Rosina Barbara

E I 430 E I 158 E I 554 E II 85, E II 564, E II 668 E I 858, E I 892

Zerenner, Johann Christian Heinrich Zesch, Ludwig

A 2244, E I 818, E I 860, E I 892, E I 974, E I 1008 E I 384, E I 562, E I Zickler, Johann August 657 E I 974 Zickler, Louise E I 945

Zier, Christian Carl

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Wirt, Speiser in Ziegenhain Knopfmacher Wirtin, Speiserin Wirt, Speiser in Löbstedt

Witwe von Johann Wilhelm Wöllmer, Wirt Schneider Ehefrau von Carl Friedrich Wilhelm Wünscher, Schriftgießer Student Mützenmacher Witwe von Johann Daniel Zeine, Wirt im Löwen Schneider Witwe von Christian Gottlieb Zenner, Schneider Wäscherin Student Witwe von Johann Christian Heinrich Zerenner, Billardeur Billardeur Barbier, Chirurg

Schneider Witwe von August Zickler, Schneider Student

VERZEICHNIS DER GLÄUBIGER AUS DEN SCHULDENAKTEN

Signatur UAJ E I 697, E II 201 E I 628, E I 657 E II 75, E II 645 E I 258

Name Zier, Magdalena Dorothea Maria Zimmermann Zimmermann, Christian Gottfried Zippe, Johann Georg

403

Beruf bzw. Familienzugehörigkeit Witwe von Sigmund Friedrich Zier, Buchhändler Aufwärterin im Paulʼschen Haus Chirurg, Bader Schuhmacher

11. Quellen und Literatur

11.1.

Ungedruckte Quellen

Evangelisches Kirchenarchiv Jena Heiratsregister der Stadtkirche Jena (1770-1830) Sterberegister der Stadtkirche Jena (1770-1830) Taufregister der Stadtkirche Jena (1770-1830) Goethe-Schiller-Archiv Weimar 6/4423 20/17 Stadtarchiv Jena B VII e 26 B VII e 51

B XII d 145 B IX k 5

B XV i 50

B XV m 18

B XV m 21

A 8349 A 8368 A 8369

A 8374 A 8432 A 8629

A 8677 A 8678a A 8776a

A 825a A 826 A 827 A 828 A 830 A 831 A 1052 A 1196

A 1234 A 1235 A 1236 A 1236a A 1243 A 1365 A 1368/1 A 1368/2

A 2290 A 2295 A 2298 A 2304 A 2323 A 2336 A 2373 A 2376

Thüringer Hauptstaatsarchiv Weimar Kunst und Wissenschaft – Hofwesen A 5550 A 5639 A 5980 A 6011

A 8283 A 8326 A 8332

Universitätsarchiv Jena Rektor und Senat A 10 A 16b A 19a A 21 A 29a A 32 A 48a A 67

A 342 A 343 A 344 A 345 A 346 A 347 A 353 A 354

UNGEDRUCKTE QUELLEN

A 275 A 277 A 278 A 293 A 294 A 299 A 330 A 339 A 340 A 341

A 354a A 355a A 742 A 794 A 801 A 819 A 820 A 821 A 822 A 822/1

405

A 1197 A 1198 A 1216 A 1218 A 1228 A 1229 A 1230 A 1231 A 1232

A 1438 A 2242 A 2243 A 2244 A 2270 A 2271 A 2272 A 2273 A 2274

A 2377 A 2379 A 2380 A 2486 A 2547 A 2548 A 2551 A 2553 A 2565

E I 283 E I 287 E I 289 E I 294 E I 300 E I 315 E I 316 E I 318 E I 319 E I 341 E I 373 E I 384 E I 390

E I 407 E I 430 E I 435 E I 527 E I 548 E I 554 E I 560 E I 562 E I 570 E I 582 E I 583 E I 611 E I 614

E I 615 E I 628 E I 629 E I 657 E I 658 E I 662 E I 666 E I 672 E I 697 E I 740 E I 818 E I 853 E I 858

E I 860 E I 892 E I 914 E I 928 E I 945 E I 951 E I 974 E I 981 E I 986 E I 1002 E I 1004 E I 1008 E I 1017

E II 152 E II 173 E II 178 E II 183 E II 195 E II 196 E II 201 E II 222

E II 287 E II 290 E II 325 E II 330 E II 340 E II 350 E II 356 E II 358

E II 512 E II 517 E II 520 E II 524 E II 525 E II 533 E II 534 E II 537

E II 578 E II 600 E II 641 E II 642 E II 645 E II 655 E II 668 E II 718

Rektor und Senat BA 1390

BA 1666

Studentische Gerichtsbarkeit E I 48 E I 106 E I 149 E I 156 E I 158 E I 235 E I 238 E I 250 E I 258 E I 259 E I 267 E I 268 E I 270 Universitätsamt E II 2 E II 22 E II 26 E II 30 E II 36 E II 54 E II 72 E II 75

QUELLEN UND LITERATUR

406

E II 78 E II 85 E II 93 E II 112 E II 136 E II 138 E II 147 E II 148

E II 223 E II 224 E II 232 E II 258 E II 272 E II 273 E II 279 E II 282

E II 389 E II 410 E II 443 E II 451 E II 460 E II 489 E II 494

E II 541 E II 550 E II 559 E II 564 E II 568 E II 571 E II 576

E II 725 E II 2526 E II 2527 E II 2528/1 E II 2528/2 E II 2529 E II 2530

K I 30

K I 31

K I 32

Stb 436

Stb 464

Quästur G I 1-G I 36 Juristische Fakultät K I 27 K I 28

K I 29

Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar Stb 121 Stb 299

Stb 301

Stb 382

Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena HSA Ms. Prov. f. 29 (4) HSA Ms. Prov. f. 116

11.2.

HSA Ms. Prov. f. 117a HSA Ms. Prov. f. 118a

HSA Jur. XVII, 85, 2 HSA 2005 SA 1957

Gesetze, Verfügungen und Instruktionen

Mandat von 1574, in: UAJ A 19a fol. 7v-11r. Statut vom 22. Januar 1591, in: MENTZ, Statuten der Universität Jena, S. 57-68. Statut vom 7. Januar 1653, in: UAJ A 2548 fol. 148r-170v. Visitationsdekret vom 8. April 1669, in: UAJ A 2548 fol. 148r-170v. Visitationsdekret vom 30. September 1679, in: UAJ A 48a fol. 1r-23r. Visitationsdekret vom 21. Juli 1681, in: UAJ A 2548 fol. 220r-259v. Visitationsdekret von 1688, in: Extrakte aus den Statuten und VisitationsRecessen wegen Bezahlung der Schulden vom 10. März 1720, in: ThHStAW A 8283 fol. 5r-6v. Statut der Stadt Jena vom 21. Mai 1704, in: SCHMIDT 7 (1803), S. 379-427.

GESETZE, VERFÜGUNGEN UND INSTRUKTIONEN

407

Bestallung des Pedells vom 30. Dezember 1713, in: UAJ A 2547 fol. 82r-100r. Extrakte aus den Statuten und Visitations-Recessen wegen Bezahlung der Schulden vom 10. März 1720, in: ThHStAW A 8283 fol. 5r-6v. Regulativ zur Bezahlung der Kollegia vom 10. März 1720, in: SCHMIDT 2 (1801), S. 246-250. Verordnung zur Miethe der Stuben und Betten zu Jena vom 10. März 1720, in: SCHMIDT 5 (1802), S. 351-353. Instruktion für das Concilium arctius vom 31. August 1722, in: UAJ A 16b fol. 1r-7v. Erlass wider das übermäßige Kreditgeben vom 6. Juni 1726, in: UAJ A 1243 fol. 3v-4r. Weimarer Wechsel-Recht vom 18. Juli 1726, in: SCHMIDT 9 (1805), S. 177-185 Jurisdiktionsrezess zwischen der Universität und dem Amt Jena vom 16. März 1731, in: LOENING, Ältere Rechts- und Kultur-Zustände, S. 57-63. Jurisdiktionsrezess zwischen der Universität und der Stadt Jena vom 16. März 1731, in: LOENING, Ältere Rechts- und Kultur-Zustände, S. 63-68. Verordnung wegen Verletzung der juratorischen Kaution vom 15. September 1736, in: UAJ A 16b fol. 104v-105r. Patent zum Executiv-Prozeß vom 19. und 21. August 1741, in: SCHMIDT 2 (1801), S. 580. Regulativ zur Bezahlung der Kollegia vom 4. Oktober 1744, in: SCHMIDT 2 (1801), S. 250-258. Verordnung wie es mit Bezahlung der Collegiorum in Zukunft zu halten vom 29. September 1748, in: UAJ A 293 fol. 159v-160v. Conto-Mandat vom 20. November 1753, in: UAJ A 21 fol. 60r-63v. Verordnung wie es mit Bezahlung und Lesung der Collegiorum in Zukunft zu halten vom 3. Mai 1756, in: UAJ A 16b fol. 136r-136v. Pfand- und Versatz-Wesen vom 17. April 1758, in: SCHMIDT 6 (1803), S. 23f. Auctions-Ordnung, für die Fürstenthümer Weimar und Eisenach und die Jenaische Landes-Portion vom 19. Februar 1759, in: SCHMIDT 1 (1800), S. 244-251. Instruktion für den Pedell vom 3. November 1759, in: SCHMID, Zuverlässiger Unterricht, S. 182f. Anm. m. Conto-Mandat vom 7. Oktober 1763, in: UAJ E I 268 lose eingelegt. Instruktion für den Prorektor vom 13. Juli 1767, in: UAJ A 294 unpag. Instruktion für das Concilium arctius vom 13. Juli 1767, in: UAJ A 16b fol. 64r75v. Mandat wie es mit Bezahlung der Collegien-Gelder zu halten vom 31. Mai 1768, in: UAJ A 16b fol. 221v-226r. Verordnung wider die Verheimlichung der Studenten-Wechsel vom 20. April 1769, in: UAJ A 16b fol. 226r-226v.

408

QUELLEN UND LITERATUR

Verordnung wegen Verletzung der juratorischen Kaution vom 6. Juli 1770, in: Neuerlichen Patente und Mandate der sämmtlichen Durchlautigsten Herren Erhalter der Jenaischen Academie wie andere academische Verordnungen, Jena 1774, in: ThULB HSA Jur. XVII, 85, 2. Instruktion für den Karzerwärter vom 9. März 1772, in: UAJ A 330 fol. 76/1r77v. Reskript bezüglich des akademischen Karzers vom 7. April 1772, in: SCHMIDT 2 (1801), S. 162. Plan einer neu zu errichtenden Anstalt und genauern Aufsicht über die Oekonomie der hier Studirenden vom 20. September 1782, in: Stats-Anzeigen 2/5 (1782), S. 50-55. Instruktion für den zweiten Pedell Teubner vom 20. Dezember 1784, in: UAJ A 2547 fol. 384v-391v. Verordnung, wegen Etablierung eines Administrations-Collegiums zur Verhütung des Schuldenmachens der Studenten für die preußische Universität Halle vom 18. Februar 1787, in: PREUßISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN (Hg.): Novum corpus constitutionum Prussico-Brandenburgensium praecipue Marchicarum, oder Neue Sammlung Königl.-Preußi. und Churfürstl.-Brandenburgischer, sonderlich in der Chur- und Marck-Brandenburg, wie auch andern Provinzien, publicirten und ergangenen Ordnungen, Edicten, Mandaten, Rescripten, 12 Bände nebst Nachträgen, Berlin 1753-1822, hier 8. Band, Sp. 305320. Ueber die Gültigkeit der außer dem Orte der Universität contrahirten Studentenschulden vom 13. März 1790, in: Annalen der Gesetzgebung und Rechtsgelehrsamkeit in den Preussischen Staaten, 26 Bände, Berlin 1788-1809, hier 6. Band (1790), S. 315-318. Conto-Mandat vom 25. November 1793, in: UAJ E I 268 lose eingelegt. Extrakt aus dem Conto-Mandat vom 25. November 1793, in: Neuerlichen Patente und Mandate der sämmtlichen Durchlautigsten Herren Erhalter der Jenaischen Academie wie andere academische Verordnungen, Jena 1796, in: ThULB HSA 2005 SA 1957. Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, in: Hans HATTENHAUSER (Hg.): Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, Berlin 1994. Verordnung bezüglich der Praenumeration der Hörergelder von Januar 1796, in: UAJ A 1365 fol. 37r. Verordnung für das Konvikt vom 26. März 1796, in: UAJ A 1438 fol. 67r-76r. Gesetze für die Studiosos auf der Georg-Augustus-Universität zu Göttingen vom 28. Dezember 1796, in: Günther Heinrich BERG: Handbuch des teutschen Policeyrechts, 7 Bände, Hannover 1799-1809, hier 6. Band Teil 2, S. 538-570.

GEDRUCKTE QUELLEN UND LITERATUR

409

Reskript bezüglich Vermietung an Studenten vom 23. November 1798, in: SCHMIDT 5 (1802), S. 353. SC-Komment Jena von 1809, in: BAUER, SC-Komments vor 1820, S. 105-120. Instruktion für den Quästor von 1817, in: UAJ A 1368/1 fol. 53r-56v. Arrestordnung für die Studierenden von 1817, in: UAJ A 29a fol. 1r-2r. Instruktion für den Universitätsamtsmann vom 20. Oktober 1817, in: UAJ A 2336 fol. 33r-40v. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Oktober 1817, in: MÜLLER; PESTER, Konstitutionalisierung und Universitätsreform, S. 150-171. Verordnung für das Konvikt vom 25. August 1818, in: UAJ A 2380 unpag. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 6. April 1824, Jena 1824. Entwurf einer erneuten Instruktion für den Quästor vom 20. Februar 1827, in: UAJ A 742 fol. 37r-38v. Gesetze für die Studierenden der Gesamt-Akademie in Jena vom 27. Mai 1831, Jena 1831.

11.3.

Gedruckte Quellen und Literatur

Adreßbuch der höheren evangelischen Geistlichkeit in Deutschland. Nebst einigen kirchlich-statistischen Notizen 1 (1843). Adreß-Handbuch des Herzogthums Sachsen Coburg und Gotha (1854). Album der Schüler zu Kloster Roßleben von 1742 bis 1854, Halle 1854. Peter ALBRECHT: Kaffee und Kaffeehäuser in der Universitätsstadt Helmstedt vom Ende des 17. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts, in: Braunschweigisches Jahrbuch 72 (1991), S. 95-118. Klaus Michael ALENFELDER: Akademische Gerichtsbarkeit (Bonner Schriften zum Wissenschaftsrecht 7), Baden-Baden 2002. Allgemeiner Anzeiger der Deutschen (1806-1829). Anja AMEND: Frauen in der handelsrechtlichen Jurisdiktion des Reichskammergerichtes. Über die Frage, ob „Weibs=Persohnen mit Wechsel contrahiren können“, in: Siegrid WESTPHAL (Hg.): In eigener Sache. Frauen vor den höchsten Gerichten des Alten Reiches, Köln/Weimar/Wien 2005, S. 119-151. Anja AMEND: Arrest, Arrestverfahren, in: HRG 1 (2008), Sp. 302-309. Anja AMEND-TRAUT: Wechselverbindlichkeiten vor dem Reichskammergericht. Praktiziertes Zivilrecht in der Frühen Neuzeit (Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich 54), Köln/Weimar/Wien 2009.

410

QUELLEN UND LITERATUR

Günther ARNOLD: „… sehr brav durchdacht und gewaltig geschrieben“ – Herders Gutachten zur Verbesserung des Konviktoriums in Jena, in: Katrin BEGER, Dagmar BLAHA, Frank BOBLENZ, Johannes MÖTSCH (Hg.): „Ältestes bewahrt mit Treue, freundlich aufgefaßtes Neue“ Festschrift für Volker Wahl zum 65. Geburtstag, Rudolstadt 2008, S. 294-318. Marta ASCHE: Das Verhältnis der Helmstedter Bürger zu den Studenten der Universität im Spiegel herzoglicher Verordnungen im 18. Jahrhundert, in: Braunschweigisches Jahrbuch 46 (1965), S. 104-124. Marta ASCHE: Das Konvikt an der Universität Helmstedt, in: Braunschweigisches Jahrbuch 47 (1966), S. 52-124. Matthias ASCHE: Von der reichen hansischen Bürgeruniversität zur armen mecklenburgischen Landeshochschule. Das regionale und soziale Besucherprofil der Universitäten Rostock und Bützow in der Frühen Neuzeit (1500-1800) (Contubernium – Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 52), Stuttgart 2000. Matthias ASCHE: Akademische Freiheit, in: Enzyklopädie der Neuzeit 1 (2005), Sp. 156-159. Matthias ASCHE, Simone GIESE: Konvikt, in: Enzyklopädie der Neuzeit 6 (2007), Sp. 1195-1199. Matthias ASCHE, Stefan GERBER: Neuzeitliche Universitätsgeschichte in Deutschland. Entwicklungslinien und Forschungsfelder, in: AKG 90 (2008), S. 159-201. Matthias ASCHE: Universität und Stadt im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit. Überlegungen zu einem wenig bekannten Kapitel der deutschen Universitätsstädte am Beispiel Rostocks und Bützows, in: Michael MAASER (Hg.): Stadt, Universität, Archiv (Schriftenreihe des Frankfurter Universitätsarchivs 2), Göttingen 2009, S. 89-116. Matthias ASCHE: Jena als Typus einer protestantischen Universitätsgründung im Zeichen des Humanismus, in: ZThG 63 (2009), S. 117-142. Matthias ASCHE, Susanne HÄCKER: Matrikeln, in: Ulrich RASCHE (Hg.): Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte (Wolfenbütteler Forschungen 128), Wiesbaden 2011, S. 243-267. Matthias ASCHE: Studienförderung und Stipendienwesen an deutschen Universitäten in der Frühen Neuzeit, in: JbUG 15 (2012), S. 37-105. Christian Friedrich Bernhard AUGUSTIN: Bemerkung eines Akademikers über Halle und dessen Bewohner, in Briefen, nebst einem Anhange, enthaltend die Statuten und Gesetze der Friedrichsuniversität, ein Idiotikon der Burschensprache, und den so genannten Burschenkomment, Germanien 1795. Gerhard BARNSTEDT: Das Wirken der Familie Barnstedt in Oldenburg, in: Oldenburger Jahrbuch 99 (1999), S. 117-140. Erich BAUER (Hg.): 14 der ältesten SC-Komments vor 1820 (EuJ, Sonderheft), Verden an der Aller 1967.

GEDRUCKTE QUELLEN UND LITERATUR

411

Joachim BAUER, Helmut G. WALTHER: Aufbrüche – eine neue Universität sucht ihre Rolle im Zeitalter der Glaubensspaltung, in: Helmut G. WALTHER, Wolfgang HIRSCH (Hg.): Aufbrüche – 450 Jahre Hohe Schule Jena, Jena 1998, S. 9-24. Joachim BAUER: Die Universität Jena zwischen Tradition und Reform, in: Gerhard MÜLLER, Klaus RIES (Hg.): Die Universität Jena. Tradition und Innovation um 1800 (Pallas Athene 2), Stuttgart 2001, S. 47-62. Joachim BAUER, Daniel GEHRT, Andreas KLINGER, Georg SCHMIDT: Gründung, Aufbau und Konsolidierung im 16. Jahrhundert, in: Joachim BAUER, Andreas KLINGER, Alexander SCHMIDT, Georg SCHMIDT (Hg.): Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit, Heidelberg 2008, S. 25-45. Joachim BAUER: Universitätsgeschichte als Mythos. Erinnerungen, Selbstvergewisserung und Selbstverständnis Jenaer Akademiker 1548-1858 (Pallas Athene 41), Stuttgart 2012. Max BAUMGART: Die Stipendien und Stiftungen (Convicte, Freitische u.s.w.) zu Gunsten der Studirenden an allen Universitäten des deutschen Reichs nebst den Statuten und Bedingungen für die Bewerbung und den Vorschriften über die Stundung resp. den Erlass des Collegienhonorars, Berlin 1885. Friedrich BEGEMANN: Blumen von der Saale. Episches und Lyrisches, Jena 1828. Kirsten BERNHARDT, Barbara KRUG-RICHTER, Ruth-E. MOHRMANN (Hg.): Gastlichkeit und Geselligkeit im akademischen Milieu in der Frühen Neuzeit, Münster 2013. Hartmut BERGHOFF, Till VAN RAHDEN, Hans-Peter ULLMANN (Hg.): Staat und Schulden. Öffentliche Finanzen in Deutschland seit dem 18. Jahrhundert, Göttingen 2009. Wilhelm VON BIBRA: Geschichte der Familie der Freiherrn von Bibra, München 1870. Ruth BÖCKEL: Die rechtlichen Beziehungen zwischen der Universität Jena, dem Rat der Stadt und der Landesregierung von Sachsen-Weimar (-Eisenach) als Ausdruck der gesellschaftlichen Verhältnisse des 18. Jahrhunderts, Jena 1958 (masch.). Wolf BÖCKEL (Hg.): Jena – wie Goethe es sah. Eine Stadtbeschreibung von 1817, Jena 1937. Heinrich BOSSE: Studien- und Lebenshaltungskosten Hallischer Studenten, in: Notker HAMMERSTEIN (Hg.): Universitäten und Aufklärung (Das achtzehnte Jahrhundert Supplementa 3), Göttingen 1995, S. 137-158. Heinrich BOSSE: Jenaer Liebhabertheater 1775-1800, in: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 51 (2007), S. 101-139. Heinrich BOSSE: Studentenliteratur, in: Ulrich RASCHE (Hg.): Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte (Wolfenbütteler Forschungen 128), Wiesbaden 2011, S. 453-484.

412

QUELLEN UND LITERATUR

Helmut BRÄUER, Elke SCHLENKRICH (Hg.): Die Stadt als Kommunikationsraum. Beiträge zur Stadtgeschichte vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Festschrift für Karl Czok zum 75. Geburtstag, Leipzig 2001. Steffen BREßLER: Schuldknechtschaft und Schuldturm. Zur Personalexekution im sächsischen Recht des 13.-16. Jahrhunderts (Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen, NF 42), Berlin 2004. Stefan BRÜDERMANN: Göttinger Studenten und akademische Gerichtsbarkeit im 18. Jahrhundert (Göttinger Universitätsschriften Serie A, Schriften 15), Göttingen 1990. Stefan BRÜDERMANN: Studenten als Einwohner in der Universitätsstadt Helmstedt, in: Braunschweigisches Jahrbuch für Landesgeschichte 81 (2000), S. 9-28. Stefan BRÜDERMANN: Studenten als Einwohner der Stadt, in: Ernst BÖHME, Rudolf VIERHAUS (Hg.): Göttingen. Geschichte einer Universität, 2. Band: Vom Dreißigjährigen Krieg bis zum Anschluss an Preußen – Der Wiederaufstieg als Universitätsstadt (1648-1866), Göttingen 2002, S. 395-426. Stefan BRÜDERMANN: Akademische Gerichtsbarkeit, in: Ulrich RASCHE (Hg.): Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte (Wolfenbütteler Forschungen 128), Wiesbaden 2011, S. 209-224. Bettina BUBACH: Richten, Strafen und Vertragen. Rechtspflege der Universität Freiburg im 16. Jahrhundert (Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen, NF 47), Berlin 2005. Bettina BUBACH: Akademische Gerichtsbarkeit, in: HRG 1 (2008), Sp. 107-111. Johann Georg BÜSCH: Abhandlung über die verfallene Haushaltung der meisten Gelehrten unserer Zeit, in: Hannoverisches Magazin 12 (1774), Sp. 481-528. Christel BUTTERWECK, Thomas MÜLLER, Carola WESSEL (Hg.): Gotthilf August Francke. Hertzliebe Mama. Briefe aus Jenaer Studientagen 1719-1720, Halle 1997. Rudolf VON BUTTLAR-ELBERBERG: Stammbuch der Althessischen Ritterschaft, Kassel 1888. Adolph Carl Peter CALLISEN: Medicinisches Schriftsteller-Lexicon der jetzt lebenden Aerzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Apotheker und Naturforscher aller gebildeten Völker, 33 Bände, Kopenhagen/Hamburg 1830-1845. Hendrikje CARIUS: Von einem thüringischen Patrimonial- zum Reichskammergericht. Argumentationsmuster von Konfliktparteien im Zug durch die Instanzen, in: Siegrid WESTPHAL (Hg.): In eigener Sache. Frauen vor den höchsten Gerichten des Alten Reiches, Köln/Weimar/Wien 2005, S. 61-80. Hendrikje CARIUS: Recht durch Eigentum. Frauen vor dem Jenaer Hofgericht 1648-1806 (bibliothek altes Reich 12), München 2012. Horst CARL: Amt, in: Enzyklopädie der Neuzeit 1 (2005), Sp. 302-304. Fritz CHEMNITIUS: Als Jena noch 3700 Seelen zählte. Ein Jenaer Adreßbuch des Jahres 1810, Jena 1937.

GEDRUCKTE QUELLEN UND LITERATUR

413

Gabriele B. CLEMENS, Daniel REUPKE: Kreditvergabe im 19. Jahrhundert zwischen privaten Netzwerken und institutioneller Geldleihe, in: Gabriele B. CLEMENS (Hg.): Schuldenlast und Schuldenwert. Kreditnetzwerke in der europäischen Geschichte 1300-1900 (Trierer Historische Forschungen 65), Trier 2008, S. 211-238. Gabriele B. CLEMENS (Hg.): Schuldenlast und Schuldenwert. Kreditnetzwerke in der europäischen Geschichte 1300-1900 (Trierer Historische Forschungen 65), Trier 2008. Thomas DEHESSELLES: Handel und Kredit im Herzogtum BraunschweigWolfenbüttel in der Frühen Neuzeit, Frankfurt am Main 1999. Katja DEINHARDT: Stapelstadt des Wissens. Jena als Universitätsstadt zwischen 1770 und 1830 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 20), Köln/Weimar/Wien 2007. Katja DEINHARDT, Thomas PESTER: Stadt und Universität, in: Joachim BAUER, Andreas KLINGER, Alexander SCHMIDT, Georg SCHMIDT (Hg.): Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit, Heidelberg 2008, S. 149-161. Ulrike DENK: Alltag zwischen Studieren und Betteln. Die Kodrei Goldberf, ein studentisches Armenhaus an der Universität Wien, in der Frühen Neuzeit (Schriften des Archivs der Universität Wien 16), Wien 2013. Markus A. DENZEL: Das System des bargeldlosen Zahlungsverkehrs europäischer Prägung vom Mittelalter bis 1914 (VSWG, Beiheft 201), Stuttgart 2008. Lothar DIEMER: Einnahmen und Ausgaben des Studenten Carl Olivier Timotheus Migault aus Bremen in Jena und Göttingen 1791-1795, in: Jahrbuch der Wittheit zu Bremen 16 (1972), S. 65-123. Martin DINGES: Normsetzung als Praxis? Oder: Warum werden die Normen zur Sachkultur und zum Verhalten so häufig wiederholt und was bedeutet dies für die Prozess der „Sozialdisziplinierung“? In: Gerhard JARITZ (Hg.): Norm und Praxis im Alltag des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Wien 1997, S. 37-53. Martin DINGES: Justiznutzungen als soziale Kontrolle in der Frühen Neuzeit, in: Andreas BLAUERT, Gerd SCHWERHOFF (Hg.): Kriminalitätsgeschichte. Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte der Vormoderne (Konflikte und Kultur – Historische Perspektiven 1), Konstanz 2000, S. 503-544. Barbara DÖLEMEYER: Frankfurter Juristen im 17. und 18. Jahrhundert (Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 60), Frankfurt am Main 1993. Detlef DÖRING (Hg.): Stadt und Universität Leipzig. Beiträge zu einer 600-jährigen wechselvollen Geschichte (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Leipzig 1), Leipzig 2010. Wilhelm EBEL: Memorabilia Gottingensia. Elf Studien zur Sozialgeschichte der Universität, Göttingen 1969. Hans EBERHARDT: Goethes Umwelt. Forschungen zur gesellschaftlichen Struktur Thüringens (Thüringische Archivstudien 1), Weimar 1951.

414

QUELLEN UND LITERATUR

Adalbert ELSCHENBROICH: Einsiedel, Friedrich Hildebrand Freiherr von, in: NDB 4 (1959), S. 401f. Adalbert ERLER: Schuldanerkenntnis (prozessual), in: HRG 4 (1990), Sp. 15101512. Adalbert ERLER: Schuldhaft, in: HRG 4 (1990), Sp. 1512-1514. Frank ESCHE, Rüdiger GLAW: Auf dem Karzer lebt sich’s frei. Studentengeschichten aus dem alten Jena, Rudolstadt 1992. Franz EULENBURG: Die Frequenz der deutschen Universitäten von ihrer Gründung bis zur Gegenwart, Leipzig 1904. Wilhelm FABRICIUS: Die Studentenorden des 18. Jahrhundert und ihr Verhältniß zu den gleichzeitigen Landsmannschaften. Ein kulturhistorischer Versuch, Jena 1891. Alexander FÄRBER, Carl SCHREIBER: Jena von seinem Ursprung bis zur neuesten Zeit nach Adrian Beier, Wiedeburg, Spangenberg, Faselius, Zenker u. a., Jena 1850. Johann Adolph Leopold FASELIUS: Kurze Beschreibung von Jena für Reisende und Studirende zu angenehmer und nützlicher Unterstützung während ihres Aufenthaltes daselbst, Eisenach 1793. Johann Adolph Leopold FASELIUS: Neueste Beschreibung der herzoglich sächsischen Residenz- und Universitäts- Stadt Jena: oder, historische, topographische, politische und akademische Nachrichten und Merkwürdigkeiten derselben, Jena 1805. Laurence FONTAINE: Bemerkungen zum Kaufen als soziale Praxis. Feilschen, Preise festlegen und Güter ersteigern im frühneuzeitlichen Europa, in: Historische Anthropologie 14 (2006), S. 334-345. Laurence FONTAINE: Die Bauern und die Mechanismen der Kreditvergabe, in: Gabriele B. CLEMENS (Hg.): Schuldenlast und Schuldenwert. Kreditnetzwerke in der europäischen Geschichte 1300-1900 (Trierer Historische Forschungen 65), Trier 2008, S. 109-130. Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung (1814-1852). Stefanie FREYER: Der Weimarer Hof um 1800. Eine Sozialgeschichte jenseits des Mythos (bibliothek altes Reich 13), München 2013. Christoph FUCHS: Dives, pauper, nobilis, magister, frater, clericus. Sozialgeschichtliche Untersuchung über Heidelberger Universitätsbesucher des Spätmittelalters (1386-1450) (Education and Society in the Middle Ages and Renaissance 5), Leiden/New York/Köln 1995. Marian FÜSSEL: Devianz als Norm? Studentische Gewalt und akademische Freiheit in Köln im 17. und 18. Jahrhundert, in: Westfälische Forschungen 54 (2004), S. 145-166.

GEDRUCKTE QUELLEN UND LITERATUR

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Jacob GRIMM, Wilhelm GRIMM (Hg.): Deutsches Wörterbuch, Nachdruck der Erstausgabe, Leipzig 1984. Nicole GROCHOWINA: Die höchste Gerichtsbarkeit und der Jenaer Schöppenstuhl. Zivilrechtsprechung und Geschlechterverhältnis im ausgehenden 18. Jahrhundert, in: Siegrid WESTPHAL (Hg.): In eigener Sache. Frauen vor den höchsten Gerichten des Alten Reiches, Köln/Weimar/Wien 2005, S. 81-104. Nicole GROCHOWINA, Daniela SIEBE, Stefan WALLENTIN: Die Korporation: Verfassung, Ämter und Finanzen, in: Joachim BAUER, Andreas KLINGER, Alexander SCHMIDT, Georg SCHMIDT (Hg.): Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit, Heidelberg 2008, S. 47-71. Nicole GROCHOWINA: Das Eigentum der Frauen. Konflikte vor dem Jenaer Schöppenstuhl im ausgehenden 18. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 26), Köln/Weimar/Wien 2009. Grossherzoglicher Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender für 1824, Schwerin 1824. Grossherzoglicher Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender für 1834, Schwerin 1834. Grossherzoglicher Mecklenburg-Schwerinscher Staats-Kalender für 1837, Schwerin 1837. Großherzogliches Sachsen-Weimar-Eisenachisches Regierungsblatt (1817-1837) Georg Gottlieb GÜLDENAPFEL (Hg.): Jenaischer Universitäts-Almanach für das Jahr 1816, Jena 1816. Mark HÄBERLEIN: Kreditbeziehungen und Kapitalmärkte vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, in: Jürgen SCHLUMBOHM (Hg.): Soziale Praxis des Kredits. 16.-20. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 238), Hannover 2007, S. 37-51. Wiebke VON HÄFEN: Ludwig Friedrich von Froriep (1779-1847). Ein Weimarer Verleger zwischen Ämtern, Geschäften und Politik. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 19), Köln/Weimar/ Wien 2007. Elisabeth HARDING: Die etwas andere Trinkstube. Tischgemeinschaften in Professorenhäusern und ihre Geltungsansprüche in den Universitätsstädten der Frühen Neuzeit, in: Kirsten BERNHARDT, Barbara KRUG-RICHTER, Ruth-E. MOHRMANN (Hg.): Gastlichkeit und Geselligkeit im akademischen Milieu in der Frühen Neuzeit, Münster 2013, S. 133-152. Wolfgang HARDTWIG: Krise der Universität, studentische Reformbewegung (1750-1819) und die Sozialisation der jugendlichen deutschen Bildungsschicht. Aufriß eines Forschungsproblems, in: GG 11/2 (1985), S. 155-176.

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Wolfgang HARDTWIG: Sozialverhalten und Wertwandel der jugendlichen Bildungsschicht im Übergang zur bürgerlichen Gesellschaft (17.-19. Jahrhundert), in: VSWG 73 (1986), S. 305-335. Fritz HARTUNG: Das Großherzogtum Sachsen unter der Regierung Carl Augusts 1775-1828, Weimar 1923. Georg HEER: Marburger Studentenleben 1527 bis 1927, Marburg 1927. Birgitt HELLMANN, Doris WEILANDT: Jena musarum salanarum sedes. 450 Jahre Universitätsstadt Jena, Jena 2008. J. L. H. HENDERSON: Bettridge, William Craddock, in: Dictionary of Canadian Biography 10 (1972), o. S. (http://www.biographi.ca/en/bio/bettridge_ william_craddock_10E.html Stand: 19. Februar 2014, 12:02 Uhr). Matthias HENSEL: „Wir sein so starck als ir seyd“. Die ungastliche Stadt und die Hohe Schule zu Jena, in: Kirsten BERNHARDT, Barbara KRUG-RICHTER, Ruth-E. MOHRMANN (Hg.): Gastlichkeit und Geselligkeit im akademischen Milieu in der Frühen Neuzeit, Münster 2013, S. 67-99. David Gottfried HERZOG: Briefe zur nähern Kenntniß von Halle. Von einem unparteiischen Beobachter, o. O. 1794. Herzoglich-Sachsen-Gotha und Altenburgischer Hof- und Adreß-Kalender auf das Jahr Christi 1822,Gotha 1822. Herzoglich Sachsen-Weimar- und Eisenachischer Hof- und Adreß-Calender auf das Schalt-Jahr 1812, Jena 1812. Ulrich HEß: Geschichte der Behördenorganisation der thüringischen Staaten und des Landes Thüringen von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Jahre 1952 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 1), Stuttgart 1993. Carl HEUN: Allgemeine Uebersicht sämmtlicher Universitäten Deutschlands oder der vertrauten Briefe, 2 Bände, Leipzig 1792. Christine VAN DEN HEUVEL: Ländliches Kreditwesen am Ende des 18. Jahrhunderts im Hochstift Osnabrück. Das Anschreibebuch des Johann Gabriel Niemann, in: Osnabrücker Mitteilungen 91 (1986), S. 163-192. Michael HINZ: Mahnung, in: HRG 3 (1984), Sp. 158-160. Hof- und Staats-Handbuch des Grossherzogthums Baden für 1841, Karlsruhe 1841. Carl A. HOFFMANN: Außergerichtliche Einigung bei Straftaten als vertikale und soziale Kontrolle im 16. Jahrhundert, in: Andreas BLAUERT, Gerd SCHWERHOFF (Hg.): Kriminalitätsgeschichte. Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte der Vormoderne (Konflikte und Kultur – Historische Perspektiven 1), Konstanz 2000, S. 563-579. Ewald HORN: Kolleg und Honorar, München 1897.

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GEDRUCKTE QUELLEN UND LITERATUR

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Ulrich RASCHE: Von Fichte zu Metternich. Die Universität Jena und ihre ungarländischen Studenten um 1800, in: Marta FATA, Gyula KURUCZ, Anton SCHINDLING (Hg.): Peregrinatio Hungarica. Studenten aus Ungarn an deutschen und österreichischen Hochschulen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert (Contubernium – Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 64), Stuttgart 2006, S. 197-226. Ulrich RASCHE: Geld, Ritual und Doktorurkunde. Zur Rationalisierung des Promotionsverfahrens im 17. und 18. Jahrhundert am Beispiel der philosophischen Fakultät der Universität Jena, in: JbUG 9 (2006), S. 83-99. Ulrich RASCHE: Die deutschen Universitäten zwischen Beharrung und Reform. Über universitätsinterne Berechtigungssysteme und herrschaftliche Finanzstrategien des 16. bis 19. Jahrhunderts, in: JbUG 10 (2007), S. 13-33. Ulrich RASCHE: Cornelius relegatus in Stichen und Stammbuchbildern des frühen 17. Jahrhunderts. Zur Memoria studentischer Standeskultur in deren Formationsphase, in: EuJ 53 (2008), S. 15-47. Ulrich RASCHE: Cornelius relegatus und die Disziplinierung der deutschen Studenten (16. bis frühes 19. Jahrhundert). Zugleich ein Beitrag zur Ikonologie studentischer Memoria, in: Barbara KRUG-RICHTER, Ruth-E. MOHRMANN (Hg.): Frühneuzeitliche Universitätskulturen. Kulturhistorische Perspektiven auf die Hochschulen in Europa (Beihefte zum AKG 65), Köln 2009, S. 157222. Ulrich RASCHE (Hg.): Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte (Wolfenbütteler Forschungen 128), Wiesbaden 2011. Ulrich RASCHE: Norm und Institution, in: Ulrich RASCHE (Hg.): Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte (Wolfenbütteler Forschungen 128), Wiesbaden 2011, S. 121-170. Ulrich RASCHE: Cui bono? Doktorpromotionen ungarländischer Studenten in Jena 1789-1819, in: Reimund B. SDZUJ, Robert SEIDEL, Bernd ZEGOWITZ (Hg.): Dichtung – Gelehrsamkeit – Disputationskultur: Festschrift für Hanspeter Marti zum 65. Geburtstag, Wien/Köln/Weimar 2012, S. 672-701. Ursula RAUTENBERG: Buchführer, in: Ursula RAUTENBERG (Hg.): Reclams Sachlexikon des Buches, Stuttgart 2003, S. 95. Regierungs-Blatt für das Königreich Bayern (1826-1872). Jochen RICHTER: Ländliches Kreditwesen in Mecklenburg 16./17. Jahrhundert, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1986/1, S. 131-149. Leo Alexander RICKER: Woher kommt unsere Bezeichnung Fuchs? In: EuJ 4 (1959), S. 58-74. Jens RIEDERER: Bemerkungen und Überlegungen zur Wirtschafts- und Sozialstruktur Jenas als Universitätsstadt im 18. Jahrhundert, in: Jenaer stadtgeschichtliche Beiträge 1 (1993), S. 197-202.

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QUELLEN UND LITERATUR

Klaus RIES: Zur Jenaer Bevölkerung um 1800: Ein Problemaufriß, in: Klaus RIES (Hg.): Zwischen Universität und Stadt. Aspekte demographischer Entwicklung in Jena um 1800 (Bausteine zur Jenaer Stadtgeschichte 7), Weimar 2004, S. 7-18. Moses RINTEL: Versuch einer skizzierten Beschreibung von Göttingen nach seiner gegenwärtigen Beschaffenheit, Göttingen 1794. Christof ROSELT: Die rechtlichen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Universität und Stadtrat Jena im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert, Jena 1952 (masch.). Kurt ROTHE: Das Finanzwesen der Reichsstadt Ulm im 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte (Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm 21), Stuttgart 1991. Susanne RUDOLPH: Die akademische Gerichtsbarkeit der Universität Leipzig: Strafverfahren des 18. Jahrhunderts, in: Detlef DÖRING (Hg.): Universitätsgeschichte als Landesgeschichte. Die Universität Leipzig in ihren territorialgeschichtlichen Bezügen. (Beiträge zur Leipziger Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, Reihe A, 4), Leipzig 2007, S. 187-203. Thuiskon Friedrich SACHSE: Handbuch des Großherzoglich-Sächsischen Privatrechts, Weimar 1824. Robert SALMASIUS: Kompendiöses Handlexikon der unter den Herren Purschen auf Universitäten gebräuchlichsten Kunstwörter, in: Helmut HENNE, Georg OBJARTEL (Hg.): Bibliothek zur historischen deutschen Studenten- und Schülersprache, 2. Band, Nachdruck von 1749, Berlin 1984, S. 1-25. Christine SCHEDENSACK: Formen der außergerichtlichen gütlichen Konfliktbeilegung. Vermittlung und Schlichtung am Beispiel nachbarrechtlicher Konflikte in Münster (1600-1650), in: Westfälische Forschungen 47 (1997), S. 643-667. Jürgen SCHLUMBOHM: Gesetze, die nicht durchgesetzt werden – ein Strukturmerkmal des frühneuzeitlichen Staates? In: GG 23 (1997), S. 645-663. Jürgen SCHLUMBOHM (Hg.): Soziale Praxis des Kredits. 16.-20. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 238), Hannover 2007. Jürgen SCHLUMBOHM: Zur Einführung, in: Jürgen SCHLUMBOHM (Hg.): Soziale Praxis des Kredits. 16.-20. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 238), Hannover 2007, S. 7-14. Jürgen SCHLUMBOHM: Kreditsicherung und Schuldbeziehungen seit dem späten Mittelalter. Ein Kommentar, in: Gabriele B. CLEMENS (Hg.): Schuldenlast und Schuldenwert. Kreditnetzwerke in der europäischen Geschichte 13001900 (Trierer Historische Forschungen 65), Trier 2008, S. 239-244. Achatius Ludwig Carl SCHMID: Zuverlässiger Unterricht von der Verfassung der Herzoglich Sächsischen Gesamtakademie zu Jena, aus Akten und anderen Urkunden, Jena 1772.

GEDRUCKTE QUELLEN UND LITERATUR

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Georg Friedrich August SCHMIDT, (Hg.): Neuer Nekrolog der Deutschen, 29 Bände (1823-1853). Patrick SCHMIDT: Städtische Ämter, in: Enzyklopädie der Neuzeit 1 (2005), Sp. 310-315. Michaela SCHMÖLZ-HÄBERLEIN: Kleinstadtgesellschaft(en). Weibliche und männliche Lebenswelten im Emmendingen des 18. Jahrhundert (VSWG, Beiheft 220), Stuttgart 2012. Werner Wilhelm SCHNABEL: Stammbücher, in: Ulrich RASCHE (Hg.): Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte (Wolfenbütteler Forschungen 128), Wiesbaden 2011, S. 421-452. Phillipp R. SCHOFIELD: Die Kreditvergabe im englischen manor court 1250-1350. Formen und Funktionen, in: Gabriele B. CLEMENS (Hg.): Schuldenlast und Schuldenwert. Kreditnetzwerke in der europäischen Geschichte 1300-1900 (Trierer Historische Forschungen 65), Trier 2008, S. 21-36. Ulrike SCHRAMM-HÄDER: Jeder erfreuet sich der Gleichheit vor dem Gesetz, nur nicht der Jude. Die Emanzipation der Juden in Sachsen-Weimar-Eisenach (1823-1850) (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 5), München, Jena 2001. Maximilian SCHUH: Von alten Bürgern und jungen Studenten im spätmittelalterlichen Ingolstadt. Universität und Stadt im Generationenkonflikt? In: Mark HÄBERLEIN, Lina HÖRL, Christian KUHN (Hg.): Generationen in spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten (ca. 1250-1750), Konstanz 2011, S. 73-92. Peter SCHUSTER: The Age of Debt? Private Schulden in der spätmittelalterlichen Gesellschaft, in: Gabriele B. CLEMENS (Hg.): Schuldenlast und Schuldenwert. Kreditnetzwerke in der europäischen Geschichte 1300-1900 (Trierer Historische Forschungen 65), Trier 2008, S. 37-52. Rainer Christoph SCHWINGES: Pauperes an deutschen Universitäten des 15. Jahrhunderts, in: ZHF 8 (1981), S. 285-309. Rainer Christoph SCHWINGES: Immatrikulationsfrequenz und Einzugsbereich der Universität Gießen 1650-1800. Zur Grundlegung einer Sozialgeschichte Gießener Studenten, in: Peter MORAW, Volker PRESS (Hg.): Academia Gissensis. Beiträge zur älteren Gießener Universitätsgeschichte (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 45), Marburg 1982, S. 247-295. Rainer Christoph SCHWINGES: Die Zulassung zur Universität, in: Walter RÜEGG (Hg.): Geschichte der Universität in Europa, 1. Band: Mittelalter, München 1993, S. 161-180 Viktor SELLENTIEN (Hg.): Ein Göttinger Student der Theologie in der Zeit von 1768-1771. Nach seinen Briefen, Hannover 1912 Wolfgang. SELLERT: Ladung, in: HRG 2 (1978), Sp. 1336-1350

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QUELLEN UND LITERATUR

Kim SIEBENHÜNER: „Zechen, Zücken, Lärmen“. Studenten vor dem Freiburger Universitätsgericht 1561-1577 (Alltag & Provinz 9), Freiburg im Breisgau 1999. Max SILLER: „Lasset sie nur ein wenig leiden, wenn sie nicht gelt haben, so studiren sie desto vleissiger!“ Briefe von Leutschauer Studenten des 16. und 17. Jahrhunderts, in: Südostdeutsches Archiv 38/39 (1995/96), S. 5-31. Gerald L. SOLIDAY: Die Marburger Studentenschaft und die hessische Bildungspolitik im 18. Jahrhundert, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 61 (2011), S. 59-86. Helmut SPÄTE: Das wirtschaftliche, gesellschaftliche und geistige Leben der Studenten der Universität Jena im ersten Jahrhundert ihres Bestehens (1548/581658), Jena 1955 (masch.). Peter SPUFFORD: Les liens du crédit au village dans l’Angleterre du XVIIe siècle, in: Annales histoire, sciences, sociales 49/6 (1994), S. 1359-1373. Staats-Handbuch für das Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach für das Jahr 1827, Weimar 1827. Staats-Handbuch des Grossherzogthums Sachsen-Weimar-Eisenach für das Jahr 1835, Weimar 1835. Staats-Handbuch für das Großherzogthum Sachsen-Weimar-Eisenach für das Jahr 1846, Weimar 1846. Staats- und Adress-Kalender für das Königreich Hannover auf das Jahr 1836, Hannover 1836. Stammbuch des Johann Bernhard Wilhelm Sternberger (1773-1775). Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena, Stb 90, Jena 2004 [Faksimile]. Günter STEIGER (Hg.): Die Matrikel der Universität Jena, 3. Band (1723-1764). Bearbeitet von Otto KÖHLER, Halle 1969. Friedrich STEIN: Die akademische Gerichtsbarkeit in Deutschland, Leipzig 1891. Max STEINMETZ u.a.: Geschichte der Universität Jena 1548/58-1958. Festgabe zum vierhundertjährigen Universitätsjubiläum, 2 Bände, Jena 1958, hier 1. Band. Wilhelm STIEDA: Eine Jenaische Studentenrechnung des 18. Jahrhunderts, in: AKG 8 (1910), S. 72-85. Michael STOLLEIS: Was bedeutet „Normendurchsetzung“ bei Policeyordnungen der frühen Neuzeit? In: Richard H. HELMHOLZ, Paul MIKAT, Jörg MÜLLER, Michael STOLLEIS (Hg.): Grundlagen des Rechts. Festschrift für Peter Landau zum 65. Geburtstag (Rechts- und Staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft, NF 91), Paderborn 2000, S. 739-757. Studenten-Witze von fidelen teutschen Musensöhnen gerissen, gesammelt, herausgegeben und allen burschikosen Häusern gewidmet von einem Bruder Studio, Kassel 1839.

GEDRUCKTE QUELLEN UND LITERATUR

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Beate STURM: „Credit der veste Mann ist todt“ – Frühneuzeitlicher Kredit in persönlichen und allgemeinen Krisen, in: Hannoversche Geschichtsblätter NF 60 (2006), S. 163-179. Beate STURM: „Borg macht Sorg“: Schuldkonflikte im frühneuzeitlichen Hannover, in: Jürgen SCHLUMBOHM (Hg.): Soziale Praxis des Kredits. 16.-20. Jahrhundert (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen 238), Hannover 2007, S. 53-79. Beate STURM: ‚wat ich schuldich war‘. Privatkredit im frühneuzeitlichen Hannover (1550-1750) (VSWG, Beiheft 208), Stuttgart 2009. Alrun TAUCHÉ: Staatliches und privates Stiftungswesen an der Universität Leipzig. Das Konvikt im 18. Jahrhundert, in: Jonas FLÖTER, Christian RITZI (Hg.): Bildungsmäzenatentum: privates Handeln, Bürgersinn, kulturelle Kompetenz seit der Frühen Neuzeit, Köln 2007, S. 177-203. Hans-Wolf TÜMMEL: Universität und Stadt Tübingen, in: Hansmartin DECKER-HAUFF, Gerhard FICHTNER, Klaus SCHREINER (Hg.): Beiträge zur Geschichte der Universität Tübingen (1477-1977), Tübingen 1977, S. 33-84. Christin VELTJENS: Die akademische Gerichtsbarkeit der Universität Jena. Rechtsinstitution, Rechtsnorm und Rechtspraxis unter besonderer Berücksichtigung der Visitation von 1766/1767, in: ZThG 64 (2010), S. 181-214. Christin VELTJENS-RÖSCH: Universitätsstadt, in: Enzyklopädie der Neuzeit 13 (2011), Sp. 1045-1048. Christin VELTJENS-RÖSCH: „Ob Wir nun wohl davon weit entfernt sind, Unsere Studiosos von erlaubten Vergnügen abzuhalten“. Akademische Gesetze und die Reglementierung studentischer Geselligkeit in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts am Beispiel der Universitäten Marburg und Jena, in: Kirsten BERNHARDT, Barbara KRUG-RICHTER, Ruth-E. MOHRMANN (Hg.): Gastlichkeit und Geselligkeit im akademischen Milieu in der Frühen Neuzeit, Münster 2013, S. 113-131. Marcus VENTZKE: Das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 1775-1783. Ein Modellfall aufgeklärter Herrschaft? (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 10), Wien/Köln/Weimar 2004. Verzeichniß sämmtlicher öffentlicher Speisetische mit Angaben zu den servierten Speisen von 1803, in: SCHMIDT 9 (1805), S. 392-394. Heinz VOIGT: Vom Hotel zur Akademischen Freiheit und dem Ursprung der Jenaer Trikolore (Jenaer Miszellen 1), Jena 2011. Max VOLLERT: Die Geschichte der Verfassung der Universität Jena, in: ZVThGA 37, NF 29 (1931), S. 18-53. Vollständige Urkunde der Vereinigung beider protestantischen Confessionen im k. baierischen Rheinkreise, mit einer Uebersicht der Verhandlungen der General-Synoden zu Kaiserslautern, in den Jahren 1818 und 1821, und den bei diesem Anlasse gehaltenen Reden, Speyer 1822.

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QUELLEN UND LITERATUR

VON DEM WEIBLICHEN GESCHLECHTE DES BÜRGERLICHEN STANDES: Brief eines Oheims an den Mündel, die Oeconomie eines Studenten betreffend, in: Hannoverisches Magazin 18 (1780), Sp. 1297-1310. Silke WAGENER: Pedelle, Mägde und Lakaien. Das Dienstpersonal an der GeorgAugust-Universität Göttingen 1737-1866 (Göttinger Universitätsschriften Serie A, Schriften 17), Göttingen 1996. Volker WAHL: Aus der Geschichte des Jenaer Universitätskarzers, in: Ernst SCHMUTZER (Hg.): Jena soll leben. Beiträge zum historischen Studentenleben an der Universität Jena, Jena 1991, S. 57-85. Stefan WALLENTIN: Fürstliche Normen und akademische »Observanzen«. Die Verfassung der Universität Jena 1630-1730 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen, Kleine Reihe 27), Wien/Köln/Weimar 2009. Gerrit WALTHER: Das Ideal: Göttingen. Ruf, Realität und Kritiker der Georgia Augusta um 1800, in: Gerhard MÜLLER, Klaus RIES (Hg.): Die Universität Jena. Tradition und Innovation um 1800 (Pallas Athene 2), Stuttgart 2001, S. 33-45. Helmut G. WALTHER: Die Gründung der Universität Jena im Rahmen der deutschen Universitätslandschaft des 15. und 16. Jahrhunderts, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 135 (1999), S. 101-121. Herman VAN DER WEE: Forschungen zur Geschichte des privaten Kredits. Ein methodologischer Überblick, in: Michael NORTH (Hg.): Kredit im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Europa (Quellen und Darstellungen zur Hansischen Geschichte, NF 37), Köln/Wien 1991, S. 215-219. Dieter J. WEIß: Das große Universitätssterben um 1800, in: Jens BRÜNING, Nico DORN, Ulrike GLEIXNER, Franziska JÜTTNER, Juliane KORBUT (Hg.): Das Athen der Welfen. Die Reformuniversität Helmstedt 1576-1810, Wolfenbüttel 2010, S. 78-85. Siegrid WESTPHAL: Kaiserliche Rechtsprechung und herrschaftliche Stabilisierung. Reichsgerichtsbarkeit in den thüringischen Territorialstaaten 1648-1806 (Quellen und Forschungen zur Gerichtsbarkeit im Alten Reich 43), Köln 2002. Siegrid WESTPHAL (Hg.): In eigener Sache. Frauen vor den höchsten Gerichten des Alten Reiches, Wien/Köln/Weimar 2005. Johann Ernst Basilius WIEDEBURG: Oeconomische Nachrichten vor die Studirens halber hierher kommenden, Jena 1770. Johann Ernst Basilius WIEDEBURG: Beschreibung der Stadt Jena nach ihrer Topographisch- Politisch- und Akademischen Verfassung, Jena 1785.

GEDRUCKTE QUELLEN UND LITERATUR

431

Heinz WIEßNER: Die wirtschaftlichen Grundlagen der Universität Jena im ersten Jahrhundert ihres Bestehens (1548/58-1658). Dargestellt auf Grund der Akten des Universitätsarchivs Jena, des Thüringischen Landeshauptarchivs Weimar und der Thüringischen Landesarchive, Jena 1955 (masch.). Heinz WIEßNER: Das Concilium arctius an der Universität Jena von 1722 bis 1767, in: Forschungen zur thüringischen Landesgeschichte (Veröffentlichungen des Thüringischen Landeshauptarchivs Weimar 1), Weimar 1958, S. 459493. Norbert WINNIGE: Vom Leihen und Schulden in Göttingen. Studien zum Kapitalmarkt, in: Hermann WELLENREUTHER (Hg.): Göttingen 1690-1755. Studien zur Sozialgeschichte einer Stadt (Göttinger Universitätsschriften Serie A, Schriften 9), Göttingen 1988, S. 252-320. Peter WOESTE: Akademische Väter als Richter. Zur Geschichte der akademischen Gerichtsbarkeit der Philipps-Universität unter besonderer Berücksichtigung von Gerichtsverfahren des 18. und 19. Jahrhunderts (Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur 22), Marburg 1986. Peter WOESTE: Universitätsgerichtsbarkeit, in: HRG 5 (1998), Sp. 506-509. Karl Henning WOLF: Die Heidelberger Universitätsangehörigen im 18. Jahrhundert. Studien zu Herkunft, Werdegang und sozialem Beziehungsgeflecht, Heidelberg 1991. Heide WUNDER: Helmstedter Professorinnen. Zu Konstituierung des Professorenstandes, in: Jens BRÜNING, Nico DORN, Ulrike GLEIXNER, Franziska JÜTTNER, Juliane KORBUT (Hg.): Das Athen der Welfen. Die Reformuniversität Helmstedt 1576-1810, Wolfenbüttel 2010, S. 152-159. Holger ZAUNSTÖCK: Das Milieu des Verdachts. Akademische Freiheit, Politikgestaltung und die Emergenz der Denunziation in Universitätsstädten des 18. Jahrhunderts (Hallische Beiträge zur Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit 5), Berlin 2010. Johann Heinrich ZEDLER (Hg.): Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschafften und Künste, welche bißhero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden. […], 64 Bände, Leipzig 1732-1754. Jonathan Carl ZENKER: Historisch-topographisches Taschenbuch von Jena und seiner Umgebung besonders in naturwissenschaftlicher u. medicinischer Beziehung, Jena 1836.

12. Personenverzeichnis In dem nachstehenden Verzeichnis wurden die Personen aus den im Anhang aufgeführten Tabellen 10.5 bis 10.7 nicht mit aufgelistet. Ackermann, Friedrich Wilhelm Georg 337, 340f. Ackermann, Georg 340 Alenfelder, Klaus Michael 20, 169 Alexandra Fjodorowna, Kaiserin von Russland, gebürtige Friederike Luise Charlotte Wilhelmine von Preußen 344 Alexandra Nikolajewna, Großfürstin von Russland 344 Anna Amalia, Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach 91, 107, 110, 147, 180, 193, 197 Arste, Anton Georg Bernhard 152, 192, 227 Arste, Johanna Dorothea Elisabetha 227 Artzt, Adolph Christian 275 Asche, Marta 19 August, Herzog von SachsenGotha-Altenburg 135 Augustin, Christian Friedrich Bernhard 247 Banyasz, Samuel 256, 287, 337 Baring, Ernst Albert 337 Barnstedt, Hans Wilhelm Carl 219, 337, 341f. Barnstedt, Johann Friedrich 219, 341f. Barnstedt, Marie Luise 341 Bartels, Carl Friedrich 246, 295 Bartels, Friedrich August 224, 295

Bauer, Ernst 151, 178, 270, 273, 317 Bäz, Johann Adam 151, 182, 191, 286 Bäz, Rosina Magdalena Christina 184, 192, 288 Begemann, Friedrich 249, 337 Behmen, Werner Amadeus Ludwig von 271 Benefeld, Friedrich 236 Bettridge, William Craddock 219, 337, 342f. Bezold aus Rothenburg ob der Tauber 106 Bezold, Johann Andreas 338 Bibra, Carl Friedrich von 196 Bibra, Otto von 196 Bischoff, Johanne Friederike Justine 324 Bloss, Ernst Christian David 194 Bloss, Johann Friedrich Lorenz 194 Bloss, Johanna Dorothea 194 Bloss, Rosina Elisabeth 194 Böcking, Eduard 53f. Börenz, Heinrich Christian 244 Braschke, Johann Jacob 338 Brehmer, Heinrich 51 Brehmer, Johann Martin 263 Bretschneider, Friedrich Ferdinand 269 Brockes, Johann Georg Arnold von 219, 326, 338 Brüdermann, Stefan 19f., 125, 147, 149, 169, 321, 324, 330

PERSONENVERZEICHNIS

Brunquell, Joseph Friedrich August 217 Brüssow, Friedrich 341 Bühring, Ludwig Friedrich Theodor 284, 338 Burdach, Carl Friedrich 46 Büsch, Johann Georg 137f. Bussenius, J. P. 219, 318 Buttler, Carl Friedrich Heinrich Wilhelm von 196f. Buttler, Carl Friedrich Ludwig August von 196 Buttler, Heinrich Adolph Christoph von 196 Buttler, Heinrich Albrecht Leopold Wilhelm von 196 Buttler, Martha Henriette von 196 Carl August, (Groß)Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach 38, 66, 108, 112-114, 117f., 121, 124, 129, 147, 197, 258, 307 Carl Friedrich, Erbprinz von Sachsen-Meiningen 99 Carl Friedrich, Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach 66 Cathcart, Carl von 228, 255 Chemnitius, Fritz 156 Claussen, Anton Martin 338 Croneberg, Andreas Johann 338 Cruell, Johanna Barbara 213 Crusen, Friedrich Sigismund Moritz 246, 252f., 256, 278, 287f., 299 Crusen, Georg 278 Dannemann, Carl Wilhelm 178, 262, 270, 273, 329 Debes, Christian 189 Deyn, Georg Heinrich von 276, 279, 304, 338 Dinges, Martin 322

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Disteli, Martin 257 Döbereiner, Johann Wolfgang 342 Döderlein, Johann Christoph 120 Dorschel, Johann Georg 252 Dörtinger, Robert 266, 338 Dürrschmidt, Johann Georg 272 Ebel, Wilhelm 19 Eckardt, Johann Ludwig 115 Eckhardt, Albert 275, 310, 338 Ehmer, Christian 187, 232f., 254, 338 Eichstädt, Carl Abraham 70 Einsiedel, Carl Friedrich Hildebrand von 196 Einsiedel, Friedrich Hildebrand von 196 Einsiedel, Georg Carl Hildebrand von 196 Engel, Christiane Henriette 240 Engel, Wilhelm Christian 232f. Engler, Eduard 338 Ernst II., Herzog von SachsenGotha-Altenburg 131 Ernst August I., Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach 203 Ernst August II., Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach 101 Ernst Ludwig II., Erbprinz von Sachsen-Meiningen 99 Everth, Paul Gottlieb Georg 338 Faselius, Johann Christian Wilhelm 31 Ferdinand I., König von Sizilien 343 Ferrario, Joseph 192 Firnhaber, Conrad 284 Fischer, Abraham 229 Förster, Ernst Joachim 53f.

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Francke, Franz Georg Christian 339 Francke, Gotthilf August 46 Frege, Christian Gottlob 244 Frellsen, Hans Heinrich 306 Friedrich I. Barbarossa, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches 84 Friedrich II., Herzog von SachsenGotha-Altenburg 99 Friedrich III., Herzog von SachsenGotha-Altenburg 22, 101, 103f., 147 Friedrich Wilhelm I., Herzog von Sachsen-Weimar 92 Friedrich Wilhelm II., König von Preußen 30 Fröhle, Hermann Heinrich 218, 247, 255, 324 Froriep, Justus Friedrich 178, 218 Froriep, Ludwig Friedrich 149, 178, 212, 292f. Frühauf, Friedrich Gottlob 244 Fuchs, Georg Wilhelm 215, 232, 280 Füssel, Marian 76, 315, 350 Gabler, Johann Philipp 136, 321 Gerhardt, Johann Friedrich Christian 272 Gidda, Carl Friedrich 269 Gohren, Christian Ludwig Friedrich von 247, 271, 320f. Gohren, Johann Friedrich August von 228 Goldmann, Friedrich Christoph 220 Görlitz, Carl Ludwig 284, 339 Griesbach, Johann Jacob 65f., 68, 72f., 294 Grieser, Catharina Maria 182

PERSONENVERZEICHNIS

Grimm, August Theodor 339, 343f. Griot, Daniel Jacob 262 Gronau aus Jena 107f., 180, 193 Gruner, Christian Gottfried 129 Güldenapfel, Georg Gottlieb 69 Güldenapfel, Johannetta Luisa Christophia 278 Haabe, Christian Friedrich Philipp 195 Haffner, Christian 229, 233 Halder, Albrecht Daniel 79f. Hamberger, Georg Erhard 22 Hanker, Heinrich Daniel 237f., 251, 260, 267, 280, 285, 310 Hardtwig, Wolfgang 178 Hartmann, Carl August 150, 256, 303 Hartog, Bernhard 224 Hartog, Ludwig 224 Heer, Georg 19 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 341 Heim, Johann Christian 28 Hellfeld, Christian August Friedrich von 226 Hendrich, Johann Friedrich von 201 Henneberg, Michael Christoph 237, 280, 285 Hennings, Justus Christian 109, 129 Herrlich, Johann Theodor Carl 268 Hertel, Mariana Johanna Juliana 270 Herwarth, Michael Andreas Friedrich 289 Herzer, Christian Martin Caspar 183 Hille, Johann Carl Gottfried 301

PERSONENVERZEICHNIS

Hoffmann, Johann Elias Wilhelm 182, 262f. Hoffmann, Johann Samuel 244 Holle, Ludwig 221 Horn, Johann 262, 264, 285f. Hornbostel, Johann Adolph Gottlob 236 Howen, Carl von der 285f. Imhof, Adolph von 53f. Jansen, Friedrich 150f., 182, 191, 286 Johann Friedrich I., Kurfürst von Sachsen 163f. Johann Wilhelm, Herzog von Sachsen-Eisenach 99 Junghans, Johann Christian August 244, 339 Jürgensen, Peter 179 Kaupp, Peter 52 Kayser, Heinrich Gottlob Johann 244, 277 Keil, Richard 21 Keil, Robert 21 Kersting, Eduard 255, 299 Klein, Joseph Traugott Maria 179, 221, 226, 233, 260, 273f., 276, 279, 288f., 299, 312, 325, 327 Kleine, Wilhelm 303 Kley, Florenz 232, 270, 278, 287, 339 Kley, Friedrich Wilhelm 304 Kley, Joseph 269 Klinger, Johann Christian Heinrich 262 Knapp, Theodor Friedrich 247f. Köhler, Philipp Ernst 341 Konstantin Nikolajewitsch, Großfürst von Russland 344 Kossel, Heinrich Johann Ludwig 252

435

Kotzebue, August Friedrich Ferdinand von 340 Kratzsch, Wilhelm 248 Krehe, Heinrich Albrecht 251f., 277f., 301 Kuder, Christian Carl 113 Kuder, Philipp Ludwig Reinhard 113 Kuehl, Anton 29, 31, 35–38 Kuhnert aus Halle 225, 318 Kühn, Daniel Christian 269 Kühnell, Ludwig 287 Langk, Martin 233, 262, 264, 284, 294, 298, 301, 329f. Laukhard, Friedrich Christian 71 Lautz, Wilhelm 31, 346 Lavater, Diethelm 14, 180 Leonhardi, Friedrich Gottlob 29f. Leutbecher, Johann Michael 339 Lindheimer, Friedrich Marcus 281, 339 Lindheimer, Johann Christoph 305 Lingen, Georg Friedrich 102 Linke, Gustav Johann Friedrich 195 Linke, Johann Christian 195 Linz, Johann 113 Loder, Ferdinand Justus Christian 129 Lowtzow, Peter Friedrich Heinrich Christian Carl von 225, 231, 272, 282, 339 Lübbren, Georg Heinrich Christian 304, 339 Lübbren, Johann Eduard Wilhelm 304 Luden, Friedrich 342 Mäder, Johann Christoph 217 Maria Augusta, Prinzessin von Sachsen 294

436

Martin, Franz Johann von 264f., 294f., 301f. Meiners, Christoph 21, 29, 138, 143–146, 169, 203, 305, 336 Michaelis, Johann David 21, 29, 138–145, 179 Michelsen, Friedrich 224 Molitor, Georg 294 Muldrew, Craig 202, 206 Müller, Carl Christian 268 Müller, Johann Christian Gottlieb 150 Müller, Johann Valentin 269 Münchhoff, Ursula 19 Mund, Heinrich Georg Carl 252, 306 Mund, Theodor 231, 247, 249, 271, 310, 320f. Mursinna, Friedrich Samuel 30 Muschter, Johann Christian Friedrich 152, 237f., 260, 280, 285 Nesselrode, Carl Robert von 344 Nicander, Johann Friedrich Carl 248 Niethammer, Friedrich Immanuel 233 Nonne, Friedrich Christian 297 Oettelt, Friedrich Christoph 79 Oldenburg, Christian Hans Friedrich von 306 Palm, Friedrich Eduard 190 Pentz, Carl 224, 240, 339 Pentz, Johann Friedrich Heinrich 224, 339 von Petersen aus Regensburg 179 Pfaffenrath, Heinrich Wilhelm Carl von 271 Piquot, Peter von 274 Pohmer, Johann Martin Thomas 181, 269

PERSONENVERZEICHNIS

Polz, Christian Friedrich 110 Pöschel, Christoph 271, 281 Posselt, Johannes Friedrich 191 Preißler, Joseph 264, 294f., 301 Probst, Leonhard Dietrich 244f., 271, 339 Radefeld, Johann August Christian 217 Rasch, Johann Nicolaus 339 Rasche, Ulrich 43, 322 Raven, Ernst Friedrich Otto von 178, 248, 339 Rebmann, Andreas Georg Friedrich 13, 15, 31, 72 Reiche, Heinrich Friedrich Wilhelm 217 Reichhardt, Johann August 132 Reinhard, Heinrich 300 Renzhagen, Andreas Conrad Ludwig 217, 221, 226 Restery, Paul 340 Reuter, Johann Friedrich 227, 244, 371 Riederer, Jens 20 Roes, Gerhard 224 Rödiger, Maria Christiana Eleonora 152, 231 Rollo, Peter 81 Roux, Johanne Magdalena 287 Sachse, Johann August Heinrich 236 Salmasius, Robert 79, 81 Sand, Carl Ludwig 220, 241, 272, 340 Schaezler, Wilhelm Heinrich 231 Schiemann, Nicolaus 223, 244, 310 Schiller, Friedrich 86 Schlotter, August Gottlieb Heinrich 223, 227, 244, 251, 267, 310

PERSONENVERZEICHNIS

Schlotter, Christiana Rahel Ernestina 242 Schlotter, Philipp Wilhelm 242 Schluter, August 227 Schmale, Bernhard Christoph 243, 245, 263, 295, 300, 303, 305, 328 Schmale, Christian Friedrich 303 Schmid, Friedrich August 182, 184, 327 Schmidt, Johann Wilhelm 120, 269 Schnaubert, Andreas Joseph 132, 134, 305 Schnaufer, Johann Jacob Sigmund 232 Schneider, Johann Gottlieb Immanuel 81 Schnell, Martin 240, 242 Schott, Heinrich August 150, 257 Schreiber, Friedericke 343 Schröter aus Jena 106 Schulz, Wilhelmine 271 Schultz 228 Schumann, Georg Andreas 289 Schütze, Friedrich 195 Schütze, Friedrich Heinrich Wilhelm 195 Schwabe, Ernst Sylvester 260, 306f. Schwinges, Rainer Christoph 194 Selchow, Friederike Wilhelmine von 197 Senf, Johann Gottfried 236 Späte, Helmut 21 Spielberg, Johann Friedrich Carl 227, 281f. Spielberg, Johann Gottlieb 227 Spufford, Peter 202 Starke, Carl Wilhelm 233 Stein, Friedrich 126

437

Sternberger, Johann Bernhard Wilhelm 80 Stertzing, Johann Christian 178, 340 Stieda, Wilhelm 21, 186 Stock, Johann Christian 101 Stoffregen, Philipp Jacob 242, 381 Stolze aus Erfurt 214 Sturm, Beate 162, 205f. Suckow, Wilhelm Carl Friedrich 262 Tangatz, Conrad 224 Tessier, Johann Friedrich von 80 Teubner, Carl August Bernhard 223, 252 Teubner, Carl Friedrich 133, 284 Thomsdorff, Friedrich von 229 Tonndorf, Antonetta Friederika Johanna 228 Tonndorf, Johann Christian 178, 181 Tonndorf, Johann Christian Heinrich 192, 228 Trinks, Viktor 219f., 318 Tröbitz, Maria Dorothee 152, 231, 273, 279, 289, 325 Ulrich, Johann August Heinrich 118, 134, 233, 340 Veit, Gottlieb Moritz David 192 Veltjens-Rösch, Christin 86 Vogel, Georg Wilhelm 121 Voigt, Christoph 213 Voigt, Heinrich Ernst 184 Voigt, Johann Gottfried 269 Wachsmuth, Johann Heinrich Benjamin 150, 302 Wallner, Johann Georg August Philipp 229 Walz, Christian Heinrich 232 Wedel, Johann Adolph 94, 96, 98

438

Wegel, Henrietta Susanna Dorothea 232 Weidner, Adolph 343 Weimar, Johann Christoph Friedrich 195 Welck, Wolfgang Georg 114 Werner, August 225, 318 Wesselhöft, Johann Carl 195 Wesselhöft, Robert 195 Weydenbach, Amelie von 196 Wichgrev, Albert 77 Wiedeburg, Johann Ernst Basilius 31–33, 36f., 47, 65, 126, 129, 257 Wilcke, August 249 Wilhelm Ernst, Herzog von Sachsen-Weimar 94, 98 Wilhelm Gustav Friedrich, Graf von Bentinck 342 Wilhelm Heinrich, Herzog von Sachsen-Eisenach 100 Wilhelmi, Immanuel Christian 269 Winnige, Norbert 202 Winter, Theodor 256, 277, 312 Wokenius, Carl Heinrich Ludwig Lebrecht 220, 233, 340 Wolf, Johann Carl Dietrich 180, 215 Wolf von und zur Todenwarth, Dorothea Regina Wilhelmine 196 Wölker 271 Wölker, Johanna Sophia 269 Wöllmer, Johann Wilhelm 182 Wurmb, August Eduard von 197 Wurmb, Johann Carl Friedrich von 197 Zedler, Johann Heinrich 238 Zenner, Johanna Barbara Maria 287, 306

PERSONENVERZEICHNIS

Zepelin, Friedrich von 269 Zerbst, Heinrich Friedrich Jonathan 136 Zerenner, Carl Friedrich 300 Zerenner, Eva Rosina Barbara 180 Zickler, Johann August 217 Zier, Magdalena Dorothea Maria 179 Zitzewitz, Eugen von 236, 284 Zorn, Georg 340

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