Die Klage. Das (zweite) Büchlein aus dem Ambraser Heldenbuch [Reprint 2018 ed.] 9783110820966, 9783110005493

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Die Klage. Das (zweite) Büchlein aus dem Ambraser Heldenbuch [Reprint 2018 ed.]
 9783110820966, 9783110005493

Table of contents :
Inhalt
Verzeichnis der Abkürzungen in den Apparaten
Einleitung
Bibliographie
Die "Klage"
Das Büchlein
Anmerkungen zur Klage
Anmerkungen zum Büchlein

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Hartmann von Aue Die Klage Das (zweite) Büchlein

Hartmann von Aue Die Klage Das (zweite) Büchlein aus dem Ambraser Heldenbuch herausgegeben von

Herta Zutt

Walter de Gruyter & Co. Berlin 1968

© Archiv-Nr. 49 50 68/1 Copyright 1968 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J . Göschen'sche Verlagshandlung — J . Guttcntag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J . Trübner — Veit & Comp. — Printed in Germany — Alle Rechte des Nachdrucks, einschließlich des Rechts der Herstellung von Photokopien — auch auszugsweise vorbehalten. Satz und Druck: Walter de Gruyter & Co., Berlin 30

Meinem verehrten Lehrer

Friedrich Maurer in Dankbarkeit gewidmet

Inhalt Verzeichnis der Abkürzungen in den Apparaten Einleitung Bibliographie Buchstabengetreue Abschrift der Klage Kritischer Text der Klage Buchstabengetreue Abschrift des Büchleins Kritischer Text des Büchleins Anmerkungen zur Klage Anmerkungen zum Büchlein

IX XI IXX 2 bis 114 3 bis 115 118 bis 162 119 bis 163 165 175

Verzeichnis der Abkürzungen in den Apparaten B.

B. 1 B. 2 B. 3 H. Hs. Kr. L.

Lei. M. Panzer Paul Pi. S. Schö. Sehr. Scbreyer Sprenger Vos W.

*

Hartmann von Aue, herausgegeben von F . B E C H . Zweiter Theil. Lieder. Erstes Büchlein (3. Auflage: Die Klage). Zweites Büchlein (3. Auflage: Büchlein). Grêgorjus. Der Arme Heinrich. (= Deutsche Classiker des Mittelalters 5, 2), alle Auflagen. 1. Auflage 1867 2. Auflage 1873 3. Auflage 1891 (unverändert wiedergegeben in der 4. Auflage, 1934) Der Arme Heinrich und die Büchlein von Hartmann von Aue, herausgegeben von M. HAUPT. 2. Auflage besorgt von E. Martin. 1881 Ambraser Heldenbuch, fol. 22va—28rb C . KRAUS, Das sogenannte I I . Büchlein und Hartmanns Werke. Abhandlungen zur germanischen Philologie, Festgabe für R. Heinzel. 1898, S. 111 bis 172 LACHMANN (immer in Haupts Fußnoten, wenn nicht anders vermerkt) A. LEITZMANN, Z U den Ambraser Büchlein. PBB 5 7 ( 1 9 3 3 ) S . 4 1 3 — 4 1 7 Hartmann von Aue, Der Arme Heinrich nebst einer Auswahl aus der „Klage" . . ., herausgegeben von F. M A U R E R . 1 9 5 8 (= Sammlung Göschen Bd. 1 8 ) S. 9 — 1 6 F. PANZER, Rezension von F. Piquet, Étude sur Hartmann d'Aue. ZfdPh 31 (1899) S. 520—549 H. PAUL, Kritische Bemerkungen zu mittelhochdeutschen Gedichten. PBB 1 (1874) S. 205—207 P . PIPER, Höfische Epik. 2. Teil: Hartmann von Aue und seine Nachahmer. O. J. (= Deutsche National-Litteratur 4, 2) S. 27—37 F. SARAN, Hartmann von Aue als Lyriker. 1889, bes. S . 82—94 A. E . SCHÖNBACH, Über Hartmann von Aue. Drei Bücher Untersuchungen. 1894, vor allem S. 374—393 E . SCHRÖDER, Zur Kritik von Hartmanns Büchlein. ZfdA 56 (1919) S. 247—248 SCHREYER, Untersuchungen über das Leben und die Dichtungen Hartmanns von Aue. Programm der Landesschule von Pforta. 1874 R. SPRENGER, Zu Hartmanns 2. Büchlein. Germania 27 (1882) S . 375 B. J. Vos, The Diction and Rime-Technic of Hartmann von Aue. New York, Leipzig, London 1896 W . WACKERNAGEL (immer in Haupts Fußnoten) vgl. Anmerkungen

Einleitung Hartmanns Frühwerk, die „Klage" oder das „erste Büchlein", wie es der erste Herausgeber M. HAUPT nannte1, ist einzig im Ambraser Heldenbuch (Nationalbibliothek Wien, Cod. Ser. Nov. 2663) überliefert; dort steht es zwischen Hartmanns Iwein (Bl. 6ra—22rc) und dem sogenannten „zweiten Büchlein" (26vb—28rb), dem sich der „Mantel" von Heinrich von dem Türlin und — ohne Markierung einer neuen Dichtung — Hartmanns Erec anschließen (28rc—50vb)2. Das berühmte Ambraser Heldenbuch wurde auf Geheiß Kaiser Maximilians I. zwischen 1504 und 1515 von dem Bozener Zöllner und Kanzleischreiber Hans Ried geschrieben3. Abgesehen von ihrer prächtigen Ausstattung hat die Handschrift besonders großen Wert, da eine ganze Reihe mhd. Dichtungen nur in ihr überliefert ist — Moriz von Craon, der Mantel von Heinrich von dem Türlin, Erec, Kudrun, Biterolf, die Böse Frau, Werke des Herrant von Wildonie, das Frauenbuch Ulrichs von Lichtenstein und ein Bruchstück von Priester Johann. Diese Tatsache erklärt, weshalb sich germanistische Arbeiten immer wieder mit der Handschrift und ihrem Schreiber beschäftigt haben4 und dabei die Frage nach der Zuverlässigkeit der Überlieferung im Mittelpunkt stand : liegen doch ein paar Jahrhunderte zwischen der Abfassung der mhd. Dichtungen und ihrer im Ambraser Heldenbuch niedergelegten Form. Hans Ried wurde in diesen Untersuchungen ganz verschieden beurteilt, am negativsten von E. SCHRÖDER in seinem Aufsatz über den Ambraser 1

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„Auf die lieder folgen die beiden ungedruckten büchlein, denen ich diesen namen gegeben habe weil das zweite sich selbst so nennt und das erste derselben gattung angehört." M. Haupt (2. Auflage besorgt von E. Martin, 1881) S. Y . Vgl. H. Menhardt, Verzeichnis der altdt. literar. Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek (1961) Bd. 3, S. 1469—78. Eine genaue Beschreibung der Handschrift bei F. Unterkircher, Das Ambraser Heldenbuch. Der Schiern 28 (1954) S. 4 — 1 5 ; dort auch ältere Literatur. V o r allem sind zu nennen: E. Schröder, Zur Überlieferung und Textkritik der Kudrun. Nachrichten von der k. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, phil.-hist. Kl. 1917, S. 2 1 — 3 7 ; 1918, S. 506—516; 1919, S. 38—60 und 1 5 9 — 1 6 9 ; 1920, S. 283—305. Ders., Der Ambraser Wolfdietrich, Grundlagen und Grundsätze der Textkritik. Nachrichten . . . 1931, S. 210—240. — H. Schützner, Die Abschrift des Iwein im Ambraser Heldenbuch. Diss. phil. Wien 1930 (Masch.) — A . Leitzmann, Die Ambraser ErecUberlieferung. PBB 59 (1935) S. 143—234. — Th. P. Thornton, Die Schreibgewohnheiten Hans Rieds im Ambraser Heldenbuch. Z f d A 81 (1962) S. 52—82.

XII

Einleitung

Wolfdietrich: „Wir kennen den Schreiber Hans Ried als einen zwar tendenzfreien und in manchen Teilen seiner umfangreichen Arbeit leidlich zuverlässigen, aber doch höchst ungleichmäßig arbeitenden Kopisten, dessen anderweitig festgestellte Lässigkeiten in Wortaustausch, in Zufügung und Fortlassung von Form- und Flickwörtern uns von vorn herein Vorsicht und Achtsamkeit zur Pflicht machen.. ." 5 . Dieses harte Urteil blieb nicht ohne Widerspruch. Neuere Arbeiten kommen gerade zum gegenteiligen Ergebnis : H. SCHÜTZNER, der die Iwein-Uberlieferung im Ambraser Heldenbuch untersucht, spricht ihn „frei von jeder Schreiberwillkür" und nennt ihn einen Mann, „der seine Aufgabe sehr genau und gewissenhaft erfüllt hat" 6 . H. EGGERS schreibt: „Ein Loblied aber sei vor allem dem so oft .geschmähten Hans Ried gesungen, dem Schreiber der Ambraser Handschrift. Welche Eigenmächtigkeiten, Auslassungen, Umstellungen und Zurichtungen bei Abschrift seiner Vorlagen hat man dem .windigen' Zolleinnehmer am Eisack nicht nachgesagt! Am Beispiel des Erec bestätigt sich nun doch seine mustergültige Zuverlässigkeit, jedenfalls was den Umfang der Überlieferung angeht" 7 . Ähnlich urteilt L. W O L F F : „ E S scheint, daß er (sc. Hans Ried) eine gute Vorlage hatte und keine willkürlichen Änderungen vorgenommen hat" 8 . Wegen der Vielzahl der im Ambraser Heldenbuch überlieferten Dichtungen und ihrer Anordnung nach thematischen Gesichtspunkten wurde die Frage aufgeworfen, ob man sich eine einzige große Sammelhandschrift — das Heldenbuch an der Etsch — oder verschiedene Einzelhandschriften als Vorlage Hans Rieds zu denken hat 9 ; einerseits ist es unwahrscheinlich, daß Hans Ried selbständig das riesige Material sinngemäß geordnet hat, andererseits muß man aber bei der unterschiedlichen Qualität der Überlieferung an eine verschiedene Vorgeschichte für die einzelnen Dichtungen denken. Für die Ausgabe von Hartmanns „Klage" ist die Aufgabe gestellt, die Dichtung in Sprache, Stil und poetischer Form den übrigen Werken Hartmanns anzupassen. Wertvolle Arbeit wurde schon in den beiden früheren

E. Schröder, Nachrichten . . . 1931, S. 239. H. Schützner, a. a. O. S. 1. 7 Symmetrie und Proportion epischen Erzählens. Studien zur Kunstform Hartmanns von Aue. 1956, S. 49f. 8 Hartmann v o n Aue, Erec, hrsg. von E. Leitzmann. 3. Auflage von L. Wolff. 1963, S. VI. * Vgl. dazu F. Unterkircher, a. a. O. S. 8ff. —• H. Menhardt, Das Heldenbuch an der Etsch. Der Schiern 32 (1958) S. 318—21. — R. Newald im Verfasserlexikon, Bd. 3 (1943) Sp. 1075—77. In diesen Arbeiten ältere Literatur. 6 6

Einleitung

XIII

kritischen Ausgaben von M. HAUPT 1 0 und F. B E C H 1 1 geleistet12. Bei der Bemühung, aus der jungen Überlieferung einen älteren Text zu gewinnen, darf eine Schwierigkeit nicht übersehen werden: Das andere Jugendwerk Hartmanns, der Erec, ist ebenfalls nur im Ambraser Heldenbuch in größerem Umfang überliefert und hat dementsprechend ähnliche Veränderungen mitgemacht wie die „Klage"; die beiden Fragmente aus Wolfenbüttel aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts13 und aus Wien aus dem letzten Drittel des 14. Jahrhunderts14 haben zu geringen Umfang, um Entscheidendes für Hartmanns frühen Stil auch für die „Klage" auszusagen; zudem urteilt K. ZWIERZINA über die Wolfenbüttler Erec-Überlieferung: „ich meine, wir können, wenn schon der text des Er. in nur einer vollständigen hs. auf uns hat kommen sollen, damit zufrieden sein, dass der Ambraser und nicht der Wolfenbüttler codex diese hs. ist. durch den Wolfenbüttler des 13. jhs. hätten wir ein viel weniger zutreffendes und stärker verzerrtes bild des jungen Hartmann erhalten, als durch den Schreiber kaiser Maximilians" 15 . Wieweit andererseits die späteren Werke als Maßstab für die Frühwerke gelten können, ist eine offene Frage; durch K. ZWIERZINAS „Beobachtungen zum Reimgebrauch Hartmanns und Wolframs" 16 ist bekannt, daß Hartmann im Verlauf seiner dichterischen Tätigkeit immer stärker dialektische oder zweideutige Formen aus einem ganz bestimmten Stilwillen heraus meidet. Dazu treten gattungsmäßige Unterschiede zwischen der „Klage" und den epischen Werken Hartmanns. Somit kann zwar der Iwein zur Kontrolle bei Konjekturen dienen und Hinweise auf den Wortschatz und den Sprachgebrauch des Dichters geben, aber nicht jede Stelle, die der Sprache Hartmanns im Iwein nicht entspricht, darf bis zu diesem Ideal des späten Meisters hin verbessert werden. Der einzig gangbare Weg, etwas näher an Hartmanns Text heranzukommen, ist, sich über die Arbeitsweise Hans Rieds ein möglichst genaues Bild zu machen und die Konsequenzen daraus für eine neue kritische Ausgabe zu ziehen, bei vorsichtiger Berücksichtigung des gut überlieferten Iwein. 10 11

12

13 14

15 18

1. Auflage 1842, 2. Auflage besorgt von E. Martin 1881. Hartmann von Aue, 2. Theil. Lieder. Erstes Büchlein. Zweites Büchlein. Gregorjus. Der arme Heinrich. ( = Deutsche Classiker des Mittelalters. 5. Band, 2. Theil) 1. Auflage 1867; 2. Auflage 1873; 3. Auflage 1 8 9 1 ; 4. Auflage 1934 ( = Helioplandruck). Die Auszüge aus der „Klage" von F. Maurer folgen „in der Hauptsache der Ausgabe von M. Haupt (1842)." Hartmann von Aue, Der arme Heinrich. ( = Sammlung Göschen Bd. 18) 1958, S. 9. O. von Heinemann, ZfdA 42 (1898) S. 259 ff. K . Vancsa, Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, Neue Folge 29 (1948) S. 411—15. Mittelhochdeutsche Studien. ZfdA 45 (1901) S. 328. Abhandlungen zur germanischen Philologie. Festgabe für R. Heinzel (1898) S. 437 bis 511 (auch als Sonderabzug).

XIV

Einleitung

E. SCHRÖDER und A. LEITZMANN haben schon wichtige Hinweise auf die Eigenart der Kopiertätigkeit Rieds gegeben 17 . Am förderlichsten ist für die Beurteilung der „Klage" die Wiener Dissertation von H. SCHÜTZNER 1 8 : Die Arbeit befaßt sich mit der Iwein-Überlieferung im Ambraser Heldenbuch und zeigt auf, wieweit die Sprache Hartmanns bis zu dieser Niederschrift Veränderungen unterworfen war, dabei gibt die übrige Iwein-Überlieferung für die Beobachtungen eine sichere Grundlage ab. Da SCHÜTZNER auch auf die Handschriften-Verhältnisse eingeht, kann er bei den Abweichungen der Ambraser Handschrift vom Ursprünglichen ganz klar unterscheiden, was schon in der mit den Handschriften B, D, J verwandten Vorlage Rieds geändert war und was auf dessen Konto geht. Was SCHÜTZNER bei der Iwein-Überlieferung im Ambraser Heldenbuch beobachtet hat, muß für die Textkritik der „Klage" ausgewertet werden. SCHÜTZNER stellte fest, daß sich Hans Ried genau an die Vorlage hielt: „Diese Aufgabe (sc. Abschrift des Heldenbuches) hat er in seiner Einfachheit mit viel mehr Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt als mit Verständnis ausgeführt, wobei er sich bemühte, seiner Vorlage so treu als möglich zu bleiben, auch dann, wenn er sie nicht mehr ganz verstand" 19 . Das bedeutet, daß Abweichungen von der Vorlage in vielen Fällen leicht dadurch zu erkennen sind, daß sie dem geforderten Sinn des Kontextes nicht gerecht werden. Ursache solcher sinnentstellender Änderungen war entweder ein beabsichtigter Wortersatz durch Hans Ried — nämlich dann, wenn ihm ein Wort veraltet schien oder ihm unverständlich war 20 — oder Unlesbarkeit der Vorlage; in diesem Fall wird ein Wort durch eine sinnlose Buchstabenfolge wiedergegeben, die Schriftbild und Spatium der Vorlage nachzuahmen sucht. Da weiterhin Rieds selbständige Änderungen keine Rücksicht auf den Rhythmus der Dichtung nehmen, sind sie auch durch diese Eigenheit leicht zu erkennen. Daß Störungen im Rhythmus sicher auf Fehler der Uberlieferung hinweisen, hat sich beim systematischen Durchskandieren des Textes (ed. Haupt) ergeben, wobei die rhythmische Störung meist mit einer Sinnentstellung zusammenfiel oder auf eine Konjektur traf21. Durch die beiden Kriterien — Sinnentstellung und Störung im Rhythmus — lassen sich Hans Rieds Änderungen verhältnismäßig sicher und leicht feststellen. Mancher Fehler der späten Überlieferung konnte so korri17 18 18 20 21

Vgl. oben Anm. 4. Vgl. oben Anm. 4. A . a. O. S. 2. Vgl. Schützner, a. a. O. S. 3. Man muß sich dabei im klaren darüber sein, daß in Hartmanns Sprache kein mechanischer Wechsel v o n Hebung und Senkung herrscht.

Einleitung

XV

giert werden, und es konnte vorsichtig versucht werden, dem ursprünglichen Text Hartmanns näherzukommen. Im übrigen ist bei der schwierigen Überlieferungslage der Forderung SCHRÖDERS zuzustimmen: „Nachdem er (sc. der Herausgeber) sich durch gründliches Studium von Sprache und Prosodie, Sprachstil und Versstil mit dem Dichter ganz vertraut gemacht hat, muß er die Verantwortung übernehmen, auch hier den Schreiber vorsichtig zu korrigieren, selbst auf die unvermeidbare Gefahr hin den Dichter zu verbessern"22. Bei jedem Eingriff in die Überlieferung wurde selbstverständlich der Sprachgebrauch im Iwein überprüft, um zu sichern, daß sich der Text möglichst an die hartmannische Redeweise anpaßt und sich nicht von ihr entfernt. Eine wertvolle Hilfe boten dabei auch die beiden oben genannten Arbeiten von ZWIERZINA 23 . Die vielen Einzelbeobachtungen SCHÜTZNERS wurden bei der Textgestaltung ebenfalls berücksichtigt. Zu den Einzelheiten der Textherstellung vgl. unten S. XVII. Bei der kritischen Herstellung des Textes zeichnete sich als durchgängiges Einzelproblem der Gebrauch der Negationspartikel enjne ab. Nur an ganz vereinzelter Stelle überliefert sie die Ambraser Handschrift, da sie zu Lebzeiten von Hans Ried nicht mehr in Gebrauch war. Bei der Frage, ob enjne in den Text aufzunehmen ist, haben sich die beiden früheren Herausgeber gegensätzlich entschieden: HAUPT setzt enjne nur ganz selten, BECH fast regelmäßig. Um für meine Entscheidung eine sichere Grundlage zu haben, habe ich alle negativen Sätze des Iwein untersucht, wie sie in der Gießener Handschrift überliefert sind, und kam zu folgendem Ergebnis 24 ¡Abgesehen von den Sätzen, in denen ne als einzige Negation steht — entweder kurze Hauptsätze (ich enmi\ usw.) oder Sätze, in denen ne satzeinleitend in der Bedeutung „es sei denn daß, außer wenn" steht —, tritt die Negationspartikel immer zusätzlich zu weiteren Negationen, wenn der Satz durch ein Personalpronomen, eine Konjunktion oder ein einsilbiges Adverb eingeleitet ist, denen die finite Verbform folgt. In diesen Fällen, und nur in diesen, steht en oder ne proklitisch bzw. enklitisch zwischen satzeinleitendem Wort und Verb. Dies ist nicht der Fall, wenn niht ein einzelnes Wort oder einen einzelnen Satzteil verneint. Das Auftreten von nejen ist also bei Hartmann abhängig vom Satztyp; sobald das Verb die Zweitstellung im Satz verläßt — was des Reims wegen oft genug der Fall ist —, wird nejen unterdrückt. Nach diesem Prinzip habe ich enjne in den Text der „Klage" eingefügt. In einem Punkt bin ich entscheidend von den früheren Ausgaben abgewichen : ich habe mich bei der Einteilung des Textes in Abschnitte genau 22 23

24

Der Ambraser Wolfdietrich, a. a. O. S. 232. Vgl. oben Anm. 15 und 16. Dazu: Mittelhochdeutsche Studien. ZfdA 44 (1900) S. 1—116, 249—316, 345—406. Genaueres werde ich demnächst in einem Aufsatz veröffentlichen.

XVI

Einleitung

an die Handschrift gehalten. HAUPT sagt dazu : „mit den absätzen durch die ich ruhepunkte gegeben habe treffen meist die grossen anfangsbuchstaben der handschrift zusammen, die ich nicht bezeichnet habe weil ich hierin meinen abschriften nicht überall traute und weil ich keinen leser stören wollte" 25 . B E C H verfährt in seiner Ausgabe bei der Einteilung in Abschnitte noch viel willkürlicher. Eine genaue Untersuchung der Initialverhältnisse und des Umfangs der überlieferten Abschnitte hat ergeben, daß ihnen ein formales Prinzip zugrunde liegt, das die Dichtung Hartmanns kunstvoE gliedert26. Weniger problematisch als eine kritische Ausgabe der „Klage" ist die Textherstellung des sogenannten „zweiten Büchleins", das ursprünglich von HAUPT ebenfalls Hartmann zugesprochen wurde. „Weniger verderbt und nach meinem gefühle ein besseres gedieht ist das zweite büchlein . . . zum glück ahnte ich, ein gedieht das mitten zwischen hartmannischen steht, zwischen dem ersten büchlein und dem Erec, bl. 26—28, werde wohl auch von Hartmann sein : jetzt wird niemand daran zweifeln, obwohl sich der dichter nicht nennt" 27 . In der Kontroverse über die Echtheit sprach C. KRAUS 2 8 das endgültige Wort. Zwar wurde das Argument, daß Hartmann sich gegen seinen sonstigen Brauch nur in dieser Dichtung nicht genannt habe, schon von A. E. SCHÖNBACH 29 zurückgewiesen, aber die Einwände von K R A U S gegen unhartmannischen Sprachgebrauch und Reim haben Beweiskraft; ebenso sein Hinweis auf die unzähligen Verse, die auch in den echten Werken Hartmanns stehen und die dem (zweiten) Büchlein eine zentrale Stelle im Gesamtwerk geben würden, wenn es sich dabei um Selbstzitate handelte. Da die kleine Dichtung nicht von Hartmann stammt, besteht keine Veranlassung, sie dem hartmannischen Sprachgebrauch anzupassen ; allerdingsmuß sie in die Sprache des 13. Jahrhunderts umgesetzt werden. Man wird weiterhin die allgemein beobachteten Eigenheiten Hans Rieds bei seiner Kopiertätigkeit beachten, um auf Fehler der Handschrift aufmerksam zu werden. 26 26

27 28

29

A. a. O. S. V i f . Vgl. dazu meinen demnächst erscheinenden Aufsatz über „Die formale Struktur von Hartmanns . K l a g e ' " in der ZfdPh 87 (1968), H. 3. — Vgl. auch R. Wisniewski, Hartmanns Ä7ai>e-Büchlein. Euphorion 57 (1963) S. 341—369 und H. Rupp, Über den Bau epischer Dichtungen des Mittelalters. Die Wissenschaft von deutscher Sprache und Dichtung. Festschrift für F. Maurer (1963) S. 371 f. A. a. O. S. VI. Das sogenannte II. Büchlein und Hartmanns Werke. Abhandlungen zur germanischen Philologie. Festgabe für R. Heinzel (1898) S. 111—172 (auch als Sonderabzug). Über Hartmann von Aue. Drei Bücher Untersuchungen. 1894, S. 346f. — Dort S. 343f. ältere Literatur. Vgl. außerdem: F. Piquet, Étude sur Hartmann d'Aue. Diss. phiL Paris 1898, S. 94ff. und F. Panzers Rezension von Piquet, ZfdPh 31 (1899) S. 524.

Einleitung

XVII

Auch die Überlieferung im Ambraser Heldenbuch zeigt für die „Klage" und das (zweite) Büchlein beträchtliche Unterschiede. HAUPT selbst bemerkte schon, daß das zweite Büchlein besser überliefert ist, weniger sinnentstellende Fehler aufweist als das Frühwerk Hartmanns: die Vorlage des Büchleins war also für Hans Ried leichter lesbar und verständlich als die der „Klage". Dazu kommt ein Weiteres: Das (zweite) Büchlein ist in der Handschrift nur ganz schwach durch Initialen gegliedert. Die Ausgaben von HAUPT und B E C H vermitteln hier — wie auch bei der „Klage" — ein falsches Bild. Während bei der „Klage" häufiger Initialen unberücksichtigt geblieben sind, setzen die beiden früheren Ausgaben im Büchlein oft Abschnitte an, obgleich die Handschrift keine Initialen überliefert. Es kann hier nicht untersucht werden, ob das Fehlen der Initialen darin seinen Grund hat, daß der Verfasser keine stärkere Gliederung seiner Dichtung in Abschnitte beabsichtigte, oder ob es Hinweise dafür gibt, daß die Initialen erst im Verlauf der Überlieferung unterdrückt wurden. Sowohl was die Gliederung durch Initialen als auch was die Zuverlässigkeit des Textes anbetrifft, unterscheiden sich die „Klage" und das „Büchlein" entscheidend in ihrer Überlieferung durch das Ambraser Heldenbuch. Damit sich auch der kritische Leser ein deutliches Bild von diesen offensichtlichen Unterschieden machen kann, habe ich auch dem Büchlein eine buchstabengetreue Abschrift beigegeben, obgleich hier keine so starken Eingriffe in die Überlieferung nötig waren wie bei der kritischen Herstellung der „Klage". Zur Anlage der Ausgabe ist das Folgende zu sagen: 1. Der kritische Text ist sprachlich dem Mittelhochdeutschen um 1200 angeglichen, bei der „Klage" mit besonderer Berücksichtigung der Sprache Hartmanns. 2. Die Einteilung in Abschnitte folgt den Initialen der Handschrift. 3. DerRhythmus ist geglättet entsprechend dem alternierenden Vers; geduldet wird zweisilbiger Auftakt, zweisilbige oder unterdrückte Senkung.. 4. Moderne Interpunktion ist eingeführt. 5. Längezeichen wurden nicht gesetzt. 6. Dem kritischen Text ist eine buchstabengetreue Abschrift beigegeben, um bei der schwierigen Uberlieferungslage dem Leser eine genaue Kontrolle über die Abweichungen von der Handschrift zu ermöglichen30. 30

Die Verwendung von f , s, ff, ss, und f z in der Handschrift ist im Abdruck berücksichtigt. Einheitlich wiedergegeben sind die beiden Formen von % — ein kleineres im Inund Auslaut, ein größeres im Anlaut — und für / — ein höheres und ein niederereswerden ohne Unterschied verwendet. Als diakritische Zeichen erscheinen ",' (im Abdruck mit " wiedergegeben) und das gelegentlich oben nicht geschlossen ist,, was im Abdruck unberücksichtigt bleibt.

XVIII

Einleitung

7. Bei echten Eingriffen in die Überlieferung (andere Wortwahl und -Stellung, andere grammatische Form) ist der entsprechende Teil des kritischen Textes in Halbklammern u gesetzt; wurden Wörter gestrichen und wurde das benachbarte Wort nicht geändert, stehen zwischen dem vorangehenden und nachfolgenden Wort Halbklammern. Eingefügte Wörter stehen in spitzen Klammem . 8. Auf diese Weise konnte der Apparat von den Lesarten der Handschrift freigehalten werden; er enthält nur gelegentlich eine Bestätigung der Abschrift durch (I) gegen HAUPT und B E C H . — Da ich in den meisten Fällen den Konjekturen und Ergänzungen von HAUPT folge, ist dies im Apparat nicht im einzelnen verzeichnet; die Eingriffe in den Text, deren Herkunft im Apparat nicht bezeichnet ist, stammen also von HAUPT (aber vgl. 9 1 ) . HAUPTS und BECHS Abweichungen von meinem Text sind im Apparat verzeichnet. Haben beide gleichen Wortlaut, aber verschiedene Orthographie, so folge ich HAUPT in der Schreibung; das gleiche gilt, wenn die BECHSchen Auflagen untereinander variieren: es gilt dann die Orthographie der 3. Auflage; sind nur die 1. und 2. Auflage betroffen, folge ich der Orthographie der 1. Auflage. Unterschiede zwischen HAUPT und B E C H in den unter 11.) genannten Punkten bleiben unbezeichnet. 9. Die Negationspartikel enjne habe ich entsprechend den Ergebnissen meiner Untersuchung eingefügt (s. o. S. XV). In diesen Fällen steht das Wort, dem die Partikel angefügt ist, in Halbklammern. Diese Änderungen von mir bleiben im Apparat unbezeichnet. Es ist dort nur vermerkt, wenn HAUPT oder B E C H die Partikel eingefügt haben und ich sie n i c h t in den Text aufgenommen habe. 10. Größere Eingriffe sind in den Anmerkungen, auf die im Apparat mit einem * verwiesen wird, begründet. Dort sind auch Stellungnahmen zu früheren Vorschlägen zu finden. 11. Bei der Textherstellung ist stillschweigend geändert (vgl. dazu immer die Abschrift): a) alles Orthographische, b) Einfügung und Streichung unbetonter e, c) Abweichungen zwischen unbetonten i und e, d) Umlautsbezeichnungen, e) Unterschiede der Wortformen ab, abe, aber-, als, alse, also-, usw., f) häufiger vorgenommene Kontraktionen (da\ ist > deist usw.), g) jüngere Wortformen, die durch die entsprechenden älteren ersetzt sind, z. B.: dise > dtrre, kaitt > dehein, nit > niht, selbs > selbe(n), sejde > sit, sunst > sus, wann > wan, wer > swer. wan > sivar. usw.,

Einleitung

IXX

h) Endungs- et > ete (z. B. claget (Prät.) > clagete). Dies gilt auch bezüglich der Abweichungen v o n den früheren Herausgebern. Ich möchte nicht schließen, ohne den gebührenden Dank zu sagen. Zu danken habe ich Herrn Direktor D D r . F. Unterkircher v o n der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien, der mir freundlicherweise Fotokopien v o n der Handschrift anfertigen ließ und mir die Möglichkeit gab, die Handschrift selbst in Wien noch einmal zu kollationieren; ihm ist auch für die Erlaubnis, die Handschrift abzudrucken, zu danken. Herrn Dozent Dr. W . Fechter danke ich für wertvolle Hinweise bei der Gestaltung des Textes.

Bibliographie I. Ausgaben Moritz, Der Arme Heinrich und die Büchlein von Hartmann von Aue. 1 . Auflage 1842; 2. Auflage besorgt von E. M A R T I N 1881 BECH, Fedor, Hartmann von Aue. Zweiter Theil. Lieder. Erstes Büchlein (3. Auflage: Die Klage). Zweites Büchlein (3. Auflage: Büchlein). Gregorjus. Der Arme Heinrich. ( = Deutsche Classiker des Mittelalters 5, 2) 1. Auflage 1867; 2. Auflage 1873; 3. Auflage 1891 ( = 4. Auflage 1934) PIPER, Paul, Höfische Epik. 2. Teil: Hartmann von Aue und seine Nachahmer. O . J . ( = Deutsche National-Litteratur 4, 2) S. 27—37 (Teilabdruck) M A U R E R , Friedrich, Hartmann von Aue, Der Arme Heinrich nebst einer Auswahl aus der „Klage" . . . 1958 ( = Sammlung Göschen Bd. 18) S. 9—16 (Teilabdruck)

HAUPT,

II. Weitere Literatur Franz, Über die erzählenden Dichtungen Hartmanns von Aue. Programm Schwerin. 1874, S. 7f. EHRISMANN, Gustav, Gruntwelle, Selpwege. Germania 35 (1890) S. 55—57 EHRISMANN, Gustav, (über das Schlußgedicht des 1. Büchleins). ZfdPh 36 (1904) S. 406—408 EHRISMANN, Gustav, Phaset. ZfdA 64 (1927) S. 301—306 G R E V E , Wilhelm, Leben und Werk Hartmanns von Aue. Programm Fellin. 1879 GROSS, Hedwig, Hartmanns Büchlein dargestellt in seiner psychologischen, ethischen und theologischen Bezogenheit auf das Gesamtwerk des Dichters. Diss. phil. Bonn. 1936 HAUPT, Moriz, Zu Hartmann von Aue. ZfdA 4 (1844) S. 395 JACOB, Oskar, Das zweite Büchlein, ein Hartmannisches. Diss. phil. Leipzig. 1 8 7 9 REZ.: G. EHRISMANN, Lit. Centralbl. 1880, Sp. 1472f.; H.PAUL, Lit.bl. 2 (1881) Sp. 236 KAUFFMANN, Hugo, Ueber Hartmanns Lyrik. Diss. phil. Leipzig. 1 8 8 4 , bes. S . 5 3 — 9 3 . (Auch als Programm Danzig 1885) EGGERT,

XX

Bibliographie

Carl, Das sogenannte II. Büchlein und Hartmanns Werke. Abhandlungen zur germanischen Philologie. Festgabe für R. Heinzel (1898) S. 111—172. (Auch als Sonderabzug) REZ. : G. E H R I S M A N N , AfdA 26 (1900) S . 38—41; A. E. S C H Ö N B A C H , Gött. Gel. Anzeiger 1901, S . 436(!)—444; F. SARAN, ZfdPh32 (1900) S . 384—387 L E I T Z M A N N , Albert, Zu den Ambraser Büchlein. PBB 5 7 (1933) S . 413—417 PAUL, Hermann, Kritische Bemerkungen zu mittelhochdeutschen Gedichten. PBB 1 (1874) S. 205—207 P I Q U E T , F., Étude sur Hartmann d'Aue. Diss. phil. Paris. 1898, S. 73—98 R E Z . : F. P A N Z E R , ZfdPh 31 (1899) S. 520—529 RUPP, Heinz, Über den Bau epischer Dichtungen des Mittelalters. Die Wissenschaft von deutscher Sprache und Dichtung. Festschrift für F. Maurer (1963) S. 371 f. S C H Ö N B A C H , Anton E., Über Hartmann von Aue. Drei Bücher Untersuchungen. 1894, bes. S. 343—396 SCHREYER, Untersuchungen über das Leben und die Dichtungen Hartmann's von Aue. Programm Pforta. 1 8 7 4 , S. 1 0 — 1 4 (Klage) und 4 3 — 5 1 (Büchlein) SIEVERS, Eduard, Mhd. selpwege. PBB 5 ( 1 8 7 8 ) S. 5 4 4 — 5 4 7 S P R E N G E R , R., Z U Hartmanns 2 . Büchlein. Germania 2 7 ( 1 8 8 2 ) S . 3 7 5 SPARNAAY, H., Hartmann von Aue. Studien zu einer Biographie. 1 . Bd. 1 9 3 3 , S. 5 2 — 6 2 ; 2. Bd. 1938, Bibliographie S. 107ff., bes. S. 116—118 W E I S E , Wilhelm, Die Sentenz bei Hartmann von Aue. Diss. phil. Marburg. 1910 (passim) W I S N I E W S K I , Roswitha, Hartmanns Klage-Büchlein, Euphorion 57 (1963) S. 341—369 KRAUS,

Die "Klage"

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Ein fchöne Difputatz. Von der Liebe, foeiner gegen einer fchönen frawen gehabt, vnd getan hat ynne waltet groffer krafft: Waii f y wirt fighafft : an thumben vnd weyfen : an alten vnd greifen: an Armen vnd an reichen: gar gewaltigklichn : bezwang S y einen Iungeling : daz Er alle feine ding : mueffet mit gewalt ergeben : V n d nach Irem gepote leben : So daz Er zemaffe ein weyb : durch fchone Jfynne : vnd durch I m leyb : mannen begunde : da iy im des nicht begunne: daz Er Ir were vnndertan: S f fprache er folte Sy erlan : och verfûchet er es ze aller zeit: difen kumerlichen ftreyt: dorfft Er nyemand gefagen : darumb wolt Er nymmer tragen: ob Er f y des erpäte : daz iy feinen willen tëtte : daz es verfchwigen wäre : er klaget fein fchwäre : in feinem mùte : vnd het

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2 2 v a , 1 besonders große blaue Initiale auf Gold; die anderen Initialen abwechselnd blau und rot

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Minne waltet grozer kraft, wände si wirt sigehaft an tumben unde wisen, an L jungenj unde grisen, an armen unde an riehen, gar gewalteclichen betwanc si einen jungelinc, daz er alüu siniu dinc L muose in irj gewalt ergeben und nach ir geböte leben, so daz er ze maze ein wip durch schcene sinne und durch ir lip minnen begunde. do si im des niht L gundej daz er ir waere undertan, L sprach sij er solte L sisj erlan. Doch versuochte erz zaller zit; disen kumberlichen strit L torstj er nieman gesagen: dar umbe wolt Lern immerj tragen, ob er si des erbiete daz si sinen willen tsete, daz ez verswigen waere. er klagete sine swaere in sinem muote

Die Korrekturen und Ergänzungen muh H(aupt), wenn nicht anders verzeichnet; vgl. 'Vorwort S. XVIII. 2 wände B(ech), M(aurer) : wan H. 3 unde H., B. 4 unde H.,B. 9 muose et in ir B. 1 und 2 11 * 12 * 14 swie B. engunde B. 16 H. und B. behalten die Wortstellung der Handschrift bei und tilgen den Abschnitt bei 17 sis B. : si H.; * 17 kein Abschnitt H., B. 19 entorste H., B. 20 ern eine Paul unter Verweis auf 310 25 niwan H., B. 1 und 2 : ohne Erg. B. 3, M. 1*

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in feiner hüte: fo Er peft künde: daz es yemand befunde: das was von Awe herr Hartman: der auch dife klag began: durch fünft verfchwigen vngemach: fein leyb zu feinem hertzen fprach: we hertze vnd dein fyn wereft du icht annders denn ich bin: du hetteft wol verfchuldet vmb mich: daz ich klaget vber dich: allen den ich des getraw: daz fy mein fchad geraw: daz fy mich rechen an dir: vnd wie es dartzü ftat mir: zwar ich tet dir den todt. vnd gulte dir alle folhe not: die du mir offt bringeft: Wann du mich layder zwingeft: mit deiner kreffte wes du wil: wann des gewaltes ift fouil: des dir an mir verlaffen ift: daz mir kaines mannes lift: fride daruor

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mag gegeben: Ich mueffe in deinem gewalte leben: daz ich dem nicht enntwencken mag: des gewynne ich manigen fchwären tag: wan dich wil nicht genüegen: wes du mir magft zügefüegen: nachgeender rew: das ift ein vntrew: feydt du in mir gehaufet haft: vnd dein ding an mir begaft: die vnder Ir vnd freüden miffezimpt: Wan Sy mir die freüde gar benymbt:

22va, 28 f ü n f t : erstes f aus Korr. ?

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und hate in siner huote, so er beste künde, daz ez ieman befunde. daz was von Owe y Hartman der ouch dirre klage began durch sus verswigen ungemach. sin lip zuo sinem herzen sprach: „Owe, herze unde LJ sin, wasrst du iht anders denne ich bin, du haetest wol versolt um mich daz ich klagete über dich allen den ich des getruwe daz si min schade L ruwej, daz si mich raschen an dir; und Lwasre daz ze statenj mir, zeware ich taete dir den tot und gulte dir Lalsolhej not die du mir L dickej bringest, wan du mich leider twingest mit diner kraft swes du wil: wan des gewaltes ist so vil des dir an mir verlazen ist daz mir deheines mannes list fride da vor mac gegeben, L ichnej müeze in dinem gewalte leben, daz ich dem niht entwenken mac, des gewinne ich manegen swaeren tac; wan dich wil niht genüegen LswaZj du mir maht L gefüegenj nahen gender riuwe. daz ist ein untriuwe, sit du in mir gehuset hast und |_diuj dinc an mir begast diu under L friunden missezementj, wan si mir u freude gar L benementj.

29 her Hartmann B. 3 mit Hs.; *

38 der min B. 1 und2 gerüwe H., B. mit Hs.; * 40 dar zuo State H.,B.;* 41 * 43 ofte H., B. mit Hs.; * 45 krefte H., B. mit Hs.; * 50 dime H., B.\ * 55 nach H., B. 3 mit Hs.; * 58 diu H., B., dagegen Lei(t^mann), der 57 und 58 in Klammern setzt. 59 missezimt Lei. mit Hs. 60 benimt Lei. mit Hs.

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war es ift dein vngenift: feyt du an mir vnnütze bift: lafs dich fein nit geluften: du bift vnnder meinen prüften: vil vaft beflozzen: du beleibeft fein vngenoffen: gelaube mir daz ich dir fage: Ee ich den kumber lennger trage: daz ich mich an dier riche: vnd ein meffer in dich ftiche: Vnd beleihe mit dir tot: das ift mir beffer dann daz ich not: ymmer leyde on dannck: mir wär das Leben fo zelanng:

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u bift wayfs got vil betrogen: offt haft du mir gelogen: vntz in das nu dein vbler rat: vil vngenefliehen hat: verleytet meinen armen leyb: mit deinem gewalte an ein weyb: -- ich hieffen deine fynne: l \ / | Ir dienen vmb die mynne: T du zeleft mir Ir güete vil: als den anndern triegen vil: Vnd wiewol es mir ergienge: ob Sy mein gnad vienge: Ia ift f y laider ze güt: das ift daz mir den fchaden tut: Wann ich fein nicht genieffen mag: Ich han alfo manigen tag: Von Ir güete vil vernomen: nu bin ich fein an ein ende kumen: feyt f f recht ward gewar: daz mein freüde alfo

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61 kein 76 ofte 81 kein Hs.

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Zeware ez ist din ungenist, sit du LJ mir unnütze bist: la dich sin niht gelüsten; du bist under minen brüsten vil vaste beslozzen, du belibest sin ungenozzen. geloube mir daz ich dir sage, e ich den kumber lenger trage, daz ich mich an dir riche und ein mezzer in dich Stiche und belibe mit dir tot. daz ist mir bezzer danne u ich not immer lide ane danc. mir waer daz leben so ze lanc. Du bist weizgot vil betrogen I Ldickej hast du mir gelogen unz LJ daz nu din übeler rat vil ungenislichen hat verleitet Lmichj armen lip mit dinem gewalte an ein wip. Mich hiezen dine sinne ir dienen umbe u minne: du Lzaltestj mir ir güete vil, als den andern triegen Lwilj, und wie wol ez mir ergienge ob si min genade vienge. ja ist si leider ze guot: daz ist daz mir den schaden tuot, wan ich sin niht geniezen mac. ich han also manegen tac von ir güete vil vernomen: nu bin Lichsj an ein ende komen. sit si rehte wart gewar daz min freude also gar

Abschnitt B. 62 an mir B. mit Hs. 66 belibests H., B. 1 und 2 H., B. mit Hs. Abschnitt B. 84 wil H., B. : vil (!) Hs. 87 ja H., B.:d&H. Fußnote : Ia (!) 92 ich sin B. 3 mit Hs.

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gar : an Ir ein gnade ftet : feyder gerüchet fy wie es mir geet : das ift ein ftarcher weybes mût : Ich enwayss warumb fy mir nicht ift gût : ntz Sy meinen mût verfchweyg : Irem grûffe ich dick neyg : vnd het mich die als einen man : dem ein weyb Ir hulde gan : da maynet ich zu peffern mein hayl: da geuiel mir das wierfer tail : Ich wannde mich Ir nachte : Wann ich fy des ynnen brachte : daz ich A aller weit ein weyb : ze frewen vber meinen leyb : fur Sy hette nicht erkorn : damit han ich fy verloren: des genûffe ein man der falde hat : Ir mût ze frömbder weyfe ftat: mit vbel giltet fy mir gût: da ift das recht nit wol behût: hiet fy mich doch als ee: fo begeret ich aller gnaden mee : feyt ich nu han entgolten: des die genieffn folten: den nach Iren werchen wol gefchicht : fo wil ich meines hayles nicht: reündt wann ich die nicht fchelten fol: der alle weit fprichet wol: fo faget ich zemäre: daz Sy die wierfte wäre: der ich ye künde gewan: Wann fy mir Irem guten freunde erban: daz ich vil gar an Iren fchaden: mei-

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a n ir L e i n e r j g n a d e s t e t , L sit

e n r u o c h t j si w i e z m i r g e t :

d a z ist e i n s t a r k e r w i b e s m u o t . i c h n e w e i z L w e s j si m i r n i h t ist g u o t . U n z si m i n e n m u o t v e r s w e i c , 100