Die Grazer Autorenversammlung 1973–1983: Zur Organisation einer "Avantgarde" 9783205109150, 3205072898, 9783205072898

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Die Grazer Autorenversammlung 1973–1983: Zur Organisation einer "Avantgarde"
 9783205109150, 3205072898, 9783205072898

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Innerhofer • Die Grazer Autorenversammlung (1973-1983)

ROLAND INNERHOFER

Die Grazer Autorenversammlung (1973-1983) Zur Organisation einer „Avantgarde"

1985 HERMANN BÖHLAUS NACHF. WIEN • KÖLN • GRAZ

Gedruckt mit Unterstützung des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Sport

CIP-Kurztitelaufnahme der D e u t s c h e n Bibliothek Innerhofer, Roland: Die Grazer Autorenversammlung (1973-1983) : zur Organisation e. „Avantgarde" / Roland Innerhofer. Wien ; Köln ; Graz : Böhlau, 1985. ISBN 3-205-07289-8 NE: Grazer Autorenversammlung (1973-1983)

Alle Rechte vorbehalten ISBN 3-205-07289-8 Copyright © 1985 by Hermann Böhlaus Nachf. Gesellschaft m . b . H . Graz • Wien Druck: Ernst Becvar, A-1150 Wien

Inhalt Vorwort 7 Einleitung 9 Die Spaltung - Ein Rückblick 13 Die Gründung 24 Institutionalisierung oder Notwehr? Mitglieder und Motive 39 Erfolg im Scheitern. GAV und internationaler PEN 45 Konsolidierung und erste Praxis (1973-1974) . . . . 52 Expansion und Entwicklung der Veranstaltungstätigkeit (1975-1978) 66 Die Krise 1978-1979: Konflikte und Austritte . . . . 87 Diversifikation oder Desintegration? (1979-1983) . . 98 Nostalgie und Neubesinnung. Das Selbstverständnis der GAV zehn Jahre nach ihrer Gründung . . . 1 2 9 Abkürzungen 143 Anmerkungen 144 Anhang Charta des internationalen PEN 161 Die Gründungsmitglieder der GAV 163 Die Steigerung der Mitgliederzahl der GAV 1973-1984 166 Mitgliederverzeichnis der GAV. Stand: August 1984 167 Verstorbene Mitglieder der GAV (bis Januar 1985) . . 178 Autoren, die aus der GAV ausgetreten sind (bis Ende 1984) 178 Der Vorstand der GAV seit ihrer Generalversammlung am 26.11.1983 . . 1 8 1 Veranstaltungen der GAV 1973-1983 183 Personenregister

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Vorwort Ein gutes Jahrzehnt ist seit der Gründung der Grazer Autorenversammlung vergangen. Trotz des vergleichsweise kurzen Bestandes dieser Vereinigung ranken sich um ihre Entstehung Gerüchte und Legenden. Eine einschlägige Dokumentation fehlt, und damit auch die Grundlage einer konsistenten Analyse. Der Versuch, die Geschichte der GAV frei von polemischen oder idealisierenden Entstellungen zu rekonstruieren, wäre ohne die freundliche Hilfe von an dieser Geschichte selbst Beteiligten und von Kennern von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen. Ich danke Ernst Jandl, der mir aus seinem persönlichen Besitz reichhaltiges und aufschlußreiches Dokumentationsmaterial zur Verfügung stellte und mir in langen Gesprächen präzise und unentbehrliche Informationen gab; Ilse Aschner, der Sekretärin der GAV, die mir bei der Sichtung der Dokumente im Archiv der GAV und bei ihrer Auswertung mit Rat und Tat zur Seite stand; Ulf Birbaumer, dem Generalsekretär der GAV, für seine Unterstützung der Arbeit; Franz Schuh, dem ehemaligen Generalsekretär der GAV, für wertvolle Informationen und kritische Anregungen; den ehemaligen Generalsekretären der GAV Elfriede Czurda und Klaus Hoffer sowie Andreas Okopenko, 7

Hermann Mayer, Hans Haider und Marie-Thérèse Kerschbaumer für wichtige Hinweise; den Mitarbeitern der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, insbesondere Heinz Lunzer; Heimrad Bäcker und Heidi Heide für die freundliche Überlassung von dokumentarischem Fotomaterial; und den vielen Autoren und Kollegen, der Auskünfte zur Vervollständigung des Bildes der Autorenversammlung beitrugen. Besonders zu danken habe ich Wendelin Schmidt-Dengler für seine kontinuierliche Hilfe und für die kritische Lektüre des Manuskripts. Dem Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung und dem Kulturamt der Stadt Wien danke ich für die Förderung des Forschungsprojektes „10 Jahre Grazer Autorenversammlung", dessen Ergebnisse die Grundlage der vorliegenden Arbeit bilden.

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Das Vergangene ist nicht tot: es ist nicht einmal vergangen. Wir trennen es von uns ab und stellen uns fremd. (Christa Wolf,

Kindheitsmuster)

Einleitung Problemstellung

und

Vorgangsweise

Eine wissenschaftliche Tätigkeit, die in der Gegenwart Fortlebendes zum Gegenstand historischer Betrachtung macht, provoziert den Vorwurf, dem Gegenwärtigen eine geschichtliche Aura zu verleihen. Dem läßt sich der Vorteil, den Nähe für eine detaillierte Dokumentation bietet, entgegenhalten. Besonders hinsichtlich der Anfangszeit der GAV war dem drohenden Materialverlust entgegenzuarbeiten. Die wuchernde Anekdotik über die „Anfänge" befördert Glorifikationen wie Verwerfungen und Verdammungen. Beides liegt der Intention dieser Arbeit fern. Die chronologische Aufzeichnung der Ereignisse setzt sich freilich dem Verdacht aus, allzu positivistisch zu sein; sie erfahrt gleichwohl eine partielle Rechtfertigung in dem Satz von Walter Benjamin: Der Chronist, welcher die Ereignisse hererzählt, ohne große und kleine zu unterscheiden, trägt damit der Wahrheit Rechnung, daß nichts was sich jemals ereignet hat, für die Geschichte verloren zu geben ist.1 Vollständigkeit ist dabei allerdings nicht herstellbar und auch nicht anzustreben. Die Notwendigkeit der Selektion impli9

ziert eine unumgängliche Verbindung von Dokumentation und Analyse. Ziel ist es aber, eine Einebnung des oft widersprüchlichen Materials durch voreilige Abstraktionen zu vermeiden. Der immer wieder vorgebrachte Einwand, einer Beschäftigung mit dem zeitlich Nahen mangele es an distanzierter Objektivität, ist mit dem Hinweis auf das hermeneutischdialektische Wechselverhältnis von Gegenwärtigem und Vergangenem zu entkräften: denn wie die Gegenwart nur von der Vergangenheit her erkennbar ist, so kann die Vergangenheit immer nur vom Standpunkt des jeweils Gegenwärtigen her begriffen werden. Diese Geschichtskonzeption enthält auch den Kern des Erkenntnisinteresses der Arbeit: der gegenwärtige Zustand soll begriffen werden. Doch auch auf zeitlich weiter Zurückliegendes wirft die Analyse der Entstehung und Entwicklung der GAV ein neues Licht. Ihre Gründung und deren Ursachen legen es nahe, die Geschichte der österreichischen Literatur nach 1945 neu zu rekonstruieren. Zunächst sind aber die Schwierigkeiten bei der Darstellung der Geschichte der GAV vielfaltig. Die Tragfähigkeit des Gerüsts, das sich aus den schriftlichen Dokumenten herstellen läßt, ist trügerisch. Viele ausschlaggebende Entscheidungen wurden in mündlichen Absprachen, informellen Zusammenkünften oder im stillschweigenden Einvernehmen einzelner getroffen; sie sind meist nirgends schriftlich niedergelegt. So sind wichtige Steine des Mosaiks erst durch ein detektivisch-analytisches Verfahren der Rekonstruktion auffindbar. Die Widersprüche in den Auskünften der Beteiligten, in den Urteilen beobachtender Außenstehender, im Knäuel der Anekdotik sind aber Ausdruck realer Antagonismen. Die Differenzen in den Aussagen und Beurteilungen tragen mithin zur genaueren Erkenntnis der Sachlage bei.2 Der „Rekonstrukteur" kann bei seiner Arbeit nicht interesselos sein: schon in der Wahl des Gegenstandes zeigt sich sein Interesse. Vollständigkeit kann und will er nicht 10

anstreben, er muß auswählen, auslassen, das Material nach bestimmten Kriterien zusammenstellen. Für die Plausibilität seiner Rekonstruktion mag - paradoxerweise - gerade die Tatsache sprechen, daß er nicht dabei gewesen ist. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Schriftstellervereinigungen setzte in größerem Ausmaß erst Mitte der siebziger Jahre ein. Die Literatursoziologie gewann zu dieser Zeit innerhalb der Germanistik an Bedeutung. Mit der Zeit vor 1933, nämlich mit dem „Kartell lyrischer Autoren" und dem „Schutzverband deutscher Schriftsteller", beschäftigen sich die Arbeiten von Wolfgang Martens,3 Ernst Fischer 4 und Murray G. Hall. 5 Martens arbeitet sehr deutlich die Novität des „Kartells" heraus: nämlich seine rein ökonomischen Perspektiven und seine Neutralität in ästhetischen und ideologischen Fragen. In der Diskussion der Aufnahmebedingungen wird der Vorzug der ökonomischen Gleichberechtigung vor Erwägungen des künstlerischen Ranges aufgewiesen. 6 Im „Kartell" wird auch, wie Martens zeigt, der Status des Lyrikers eher als der eines Arbeitnehmers denn als eines Produzenten begriffen. 7 Während Gerald Musger die Geschichte des „Bundes der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Österreichs" von 1930 bis 1934 untersucht, 8 beschäftigen sich die Arbeiten von Friedbert Aspetsberger 9 und Gerhard Renner 10 mit der Zeit des Austrofaschismus. Am Beispiel des „Bundes deutscher Schriftsteller Österreichs" weist Renner die Verflechtung von Ideologie und ökonomischen Interessen nach. Die wissenschaftlichen Untersuchungen von Schriftstellervereinigungen nach 1945 beziehen sich zum Großteil auf die BRD, im besonderen auf die „Gruppe 47"." Wichtiges Material zu den österreichischen Schriftstellerverbänden findet sich in den von Gerhard Ruiss und Johannes A.Vyoral verfaßten bzw. herausgegebenen Publikationen. 12 Ein 1984 erschienenes Buch von Klaus Amann 13 stellt die Geschichte des österreichischen PEN-Clubs seit seiner Gründung dar, 11

wobei besonders seine Spaltung ab 1933, die Exilzeit und die Wiedererrichtung des Clubs nach 1945 präzise nachgezeichnet werden. 14 Auf die Zeit nach 1955 geht Amann nur noch kursorisch ein. Da sich die Gründung der GAV gegen den österreichischen PEN richtete, schließt die vorliegende Arbeit an die von Amann an: sie ist zur ihr gewissermaßen komplementär.

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Denn nicht das Zerstörte ängstigt, sondern das Gebliebene. (Günther Anders, Die Schrift an der Wand)

Die Spaltung - Ein Rückblick Die Gründung der GAV erfolgte 1973. Ihre Ursachen liegen aber weiter zurück. Eine vollständige Begründung der Entstehung der GAV zu geben kann nicht die Aufgabe dieser Arbeit sein; es soll vielmehr die Geschichte des Vereins dokumentiert werden. Die Entstehungsbedingungen können nur lückenhaft angedeutet werden. Die GAV begründete den Antrag, vom internationalen PEN als zweites autonomes österreichisches PEN-Zentrum anerkannt zu werden, damit, daß seit nahezu 20 Jahren in der österreichischen Literatur zwei deutlich voneinander abgegrenzte Traditionen wirksam sind, zwischen denen so gut wie keine Brücke besteht. Diese beiden gegensätzlichen Traditionen stellen nicht zwei literarische Schulen dar, sondern, jede in sich, eine pluralistische Gruppierung, die jedoch von der anderen durch prinzipielle Unterschiede in der persönlichen Haltung, der Staats- und Weltauffassung und in der künstlerischen Überzeugung getrennt ist. Auch der flüchtige Kenner Österreichs wird die Wurzeln und Art dieser Unterschiede begreifen, wenn er bedenkt, daß auf unserer Seite nur jene Generationen zu finden sind, deren 13

geistige Haltung durch die Zeit seit 1945 bestimmt ist, daß bei uns weder die für Österreich katastrophale Zeit zwischen 1918 und 1938, noch die schon fast legendäre Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wirksam sind, während im österreichischen PEN-Club gerade diese beiden Epochen, vor allem die Zwischenkriegszeit, noch inyner einen bestimmenden Einfluß ausüben. 15 Mit dieser historischen Fundierung des Konflikts wiesen die „Grazer" Autoren seine Erklärung als ephemere Polemik zurück. Der Ursprung der von ihnen betonten tiefgehenden Spaltung des literarischen Lebens in Österreich ist bereits in der Nachkriegszeit zu orten. Es ist verschiedentlich bemerkt worden, daß im geistigen Leben und in der Kunst, insbesondere in der Literatur, das Jahr 1945 keineswegs eine radikale Veränderung brachte, wie sie die totale (militärische) Niederlage des Nationalsozialismus hätte erwarten lassen. Theodor W. Adorno hat im „Jargon der Eigentlichkeit" auch für die Zeit nach 1945 die Persistenz einer Sprache nachgewiesen, deren Geweihtes und deren Irrationalität einen Sinn vorblendete und die gesellschaftliche Realität, die Barbarei des Faschismus verschleierte. Adorno betont, daß der Charakter des Jargons formal ist.16 Die Ideologie des Faschismus überlebte seine politische Niederlage in der formalen Konzeption. Damit verbindet sich die affirmative Forderung eines prinzipiell positiven Weltverständnisses: Glücklich überwintert im Jargon die Zweiteilung zwischen Zersetzendem und Aufbauendem, mit welcher der Faschismus den kritischen Gedanken abschnitt. 17 Der häufige Gebrauch von Kategorien wie „Schmutz und Schund" und „entartet" zur Diffamierung von Werken der progressiven Kunst in der Öffentlichkeit bis in die sechziger Jahre hinein und die immer wieder auftauchende Forderung nach Schreibverbot für progressive Autoren, nach ihrer Ein14

Weisung ins Irrenhaus, bis hin zum Ruf nach der Gaskammer, sind Indikatoren für dieses Fortleben der faschistischen Ideologie.18 Das kulturelle Klima in Österreich nach 1945 läßt sich mit dem Begriff der Restauration kennzeichnen. Die Merkmale dieser Restauration waren aber verschieden von denen der Ära Adenauer in der BRD. An diesem Punkt stellt sich die Frage nach dem „Österreichischen" an der österreichischen Literatur. Dabei ist eine möglichst klare Unterscheidung zwischen den spezifischen sozioökonomischen, politischen und kulturellen Bedingungen in Österreich und der in der Bestimmung des „Österreichischen" besonders virulent auftretenden Ideologisierung und Mythologisierung zu treffen. 19 Zugleich ist die Bildung und die Wirkungsgeschichte der Ideologie, des Mythos des „Österreichischen" selbst wieder ein Charakteristikum im geistigen und kulturellen Überbau des Nachkriegsösterreichs. Die fünfziger und weitgehend auch die sechziger Jahre waren kulturpolitisch durch das Bemühen gekennzeichnet, ein österreichisches Nationalbewußtsein zu schaffen, das sich eindeutig vom übrigen deutschen Sprachraum abgrenzen ließ. Eine österreichische Identität sollte durch den Rückgriff auf die Tradition gewährleistet werden. Damit verband sich die Forderung nach einem grundsätzlich positiven Weltverständnis. Das Ergebnis war ein neuer Traditionalismus. Dieser war restaurativ in dem genauen Sinne, daß man an dieselben Traditionen anknüpfte, die vor 1938, insbesondere in der Zeit des Ständestaates, bei der Konstituierung einer österreich-Ideologie Verwendung fanden: das Barock und den Katholizismus. 20 Erst seit kurzem hat die Literaturwissenschaft, vor allem die Literatursoziologie, damit begonnen, den Begriff des Österreichischen kritisch zu analysieren,21 Es geht, nach den Worten Albert Bergers, darum, „die Vorstellungen vom Österreichischen einer Katharsis, einem Reinigungsprozeß, 15

und einer Entmythologisierung zu unterwerfen, mit dem Ziel, ein anderes Bewußtsein aufzubauen". 22 Einer solchen aufklärerischen Tendenz ist auch die bereits erwähnte Arbeit Klaus Amanns über den österreichischen PEN-Club verpflichtet. Seine Entwicklung nach 1945 erweist sich als Gradmesser für das kulturelle und literarische Klima dieser Zeit. Der internationale PEN hatte als Bedingung für die Anerkennung des 1947 wiedererrichteten österreichischen PEN die einwandfreie Feststellung der antifaschistischen Haltung seiner Mitglieder gestellt. Trotzdem wurden nicht nur prominente Literaten und Kulturpolitiker des Ständestaates, sondern sehr bald auch nationalsozialistisch „belastete" Schriftsteller aufgenommen. Im Mitgliederverzeichnis von 1955 scheinen die Namen von zehn Autoren auf, die 1938 zum „Bekenntnisbuch österreichischer Dichter", der Jubelanthologie zum „Anschluß", beitrugen. 23 Zu den Paradoxien dieser Zeit des „Kalten Krieges" gehörte, daß der österreichische PEN-Club besonders von Hans Weigel als „kommunistisch unterwandert" bezeichnet wurde. Als Indizien dafür, daß es sich beim österreichischen PEN um eine kommunistische Tarnorganisation handle, wurden u. a. das Engagement seines Präsidenten Franz Theodor Csokor (1947-1969) und seines Vizepräsidenten Edwin Rollett in der „Österreichischen Friedensgesellschaft" sowie die Zugehörigkeit Ernst Fischers zum PEN-Vorstand angesehen.24 Trotz des Kommunismusverdachtes gelang es dem PEN, sich im Kulturbetrieb der Nachkriegszeit als repräsentative Schriftstellervereinigung zu etablieren. Gerade die Praxis der Neuaufnahmen weist auf die wichtige Rolle hin, die der PEN bei der Reorganisation des literarischen Lebens in Österreich nach 1945 spielte. Denn diese stimmt auffallig mit der offiziellen Kulturpolitik überein. Einen wichtigen Indikator für sie bilden die Entscheidungen bei der Preisvergabe, an denen der PEN maßgeblich beteiligt war: Mitglieder des PEN wirkten bei den Beratungen über die Wiedereinrichtung und 16

später bei der Verleihung des Österreichischen Staatspreises für Literatur mit.25 Ausgezeichnet wurden in den fünfziger Jahren mehrheitlich solche Autoren, die bereits unter dem Austrofaschismus oder unter dem Nationalsozialismus oder in beiden Systemen gefördert und ausgezeichnet wurden, während vertriebene und emigrierte Autoren nur selten für preiswürdig gehalten wurden: Es ist ein leicht zu belegendes Faktum und keine Provokation, zu behaupten, daß einige der am öftesten geehrten österreichischen Schriftsteller der fünfziger Jahre nur zehn Jahre früher ein Österreich, das nicht wenig um sie warb, bereitwillig an den momentan vielleicht verheißungsvolleren Nachbarn verrieten - und daß sie sich dessen auch öffentlich rühmten. 26 Für den PEN-Club wie für den Literaturbetrieb der fünfziger Jahre gilt gleichermaßen das Verdikt Ernst Jandls: „Man hat alles gerettet, was nur irgendwie zu retten war." 27 Die Kontinuitäten, die hier von der Zwischenkriegszeit über den Ständestaat und den Nationalsozialismus bis in die Nachkriegszeit und darüber hinaus sichtbar werden, waren es, was die Autoren der GAV meinten, als sie sich im eingangs zitierten Papier von einer bestimmten Tradition abgrenzten. 28 Für die Spaltung der österreichischen Literatur in - grob gesprochen - zwei gegensätzlichen Gruppierungen im Laufe der fünfziger Jahre lassen sich als Pole angeben: Traditionalismus versus Innovation, Konservativismus versus „Avantgarde" 283 , Vertrauen auf die Sprache und den Kanon überlieferter literarischer Formen versus Skepsis gegenüber der Sprache und Destruktion konventioneller literarischer Muster, Bekenntnis zum Realismus als einzigem Garanten für einen adäquaten Wirklichkeitsbezug versus bewußte Künstlichkeit. Die Schaltstellen der Literaturvermittlung, in den Medien, Theatern, Verlagen und Literaturzeitschriften, besetz17

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ten in den fünfziger Jahren vorwiegend konservative Kulturfunktionäre, die zu einem großen Teil Mitglieder des PEN waren - und die nicht zu einem kleinen Teil ihre Machtpositionen bereits 1934 und 1938 etabliert hatten. Der radikale Modernismus, der die Strömungen der konkreten Poesie, des Avantgardismus, des Sprachspiels umfaßte, hatte kaum eine Chance, sich in der Öffentlichkeit durchzusetzen, und wurde vom offiziellen Literaturbetrieb ausgeschlossen.29 Die experimentelle Literatur, die sich an den avanciertesten Techniken der Weltliteratur orientierte, paßte nicht ins Schema einer rückwärtsgewandten Austriazität. Deutlich wurde der Konflikt zwischen diesen Strömungen besonders in der dem Unterrichtsministerium unterstehenden Zeitschrift „Neue Wege", in der neben formal konservativen, traditionsgebundenen Autoren wie Herbert Eisenreich auch sich als „Surrealisten" bezeichnende Autoren wie H. C. Artmann, René Altmann und Hanns Weißenborn publizierten. Andreas Okopenko, der surrealistische und experimentelle Elemente in eine stärker sozialkritisch orientierte Literatur einbaute, nahm eine Zwischenstellung ein.30 Die immer schärferen Kontroversen innerhalb der Zeitschrift führten zu einer Sezession: 1951 wurde auf Initiative von Okopenko die Zeitschrift „Publikationen einer wiener gruppe junger autoren" gegründet, die zwei Jahre lang erschien. Zu einem Eklat kam es aber 1957, als Friedrich Polakovics ein Heft der „Neuen Wege" mit experimentellen Texten von Ernst Jandl, Ernst Kein und Gerhard Rühm veröffentlichte. Lehrer und schulnahe Kreise reagierten darauf mit aggressiver Ablehnung und mit der Diffamierung dieser Literatur als „Schmutz und Schund". 31 Im Umkreis der „Neuen Wege" und des „Art Clubs" wurden die Kontakte geknüpft, die zur Bildung der sogenannten Wiener Gruppe führten. Sie trat seit Ende der fünfziger Jahre an die Öffentlichkeit und setzte zusammen mit Ernst Jandl und Friederike Mayröcker innovatorische Impulse. Vom Literaturbetrieb wurden diese Autoren kaum 18

beachtet und oft sogar boykottiert. Als Gerhard Fritsch 1964 in „Wort in der Zeit" Texte von Konrad Bayer und Gerhard Rühm publizierte, stießen diese auf massive Ablehnung von seiten einer Reihe konservativer Autoren. 313 Der Herausgeber Rudolf Henz schloß sich dieser konservativen Kritik an, verteidigte jedoch den Abdruck der Texte mit dem Argument, daß man diese Art von Literatur, da es sie nun einmal gebe, nicht ignorieren dürfe. 32 Die Gruppe war damals schon auseinandergegangen: H . C . Artmann hatte 1960 Österreich verlassen, Gerhard Rühm übersiedelte 1964 nach Berlin und im selben Jahr beging Konrad Bayer Selbstmord. 32 " Die erste Institutionalisierung einer progressiven Autorengruppe erfolgte 1959: auf Initiative von Emil Breisach wurde in Graz das „Forum Stadtpark" gegründet. Die ab 1960 von Alfred Kolleritsch herausgegebene Zeitschrift „manuskripte" 33 wurde zum Sammelpunkt für eine jüngere Generation von Autoren, im besonderen für die experimentelle Literatur. Auch viele Texte der Autoren der Wiener Gruppe wurden in den sechziger Jahren in den „manuskripten" zum ersten Mal publiziert. Das „Forum Stadtpark" und die „manuskripte" bewirkten eine Dezentralisierung des Literaturbetriebs. Graz erhielt das Image eines Zentrums der „Avantgarde", das durch die Einrichtung des „steirischen herbstes" als „Avantgardefestival" 1968 bekräftigt wurde. Gleichzeitig war aber in Graz auch die Ablehnung der neuen Kunstströmungen durch konservative, katholische und nationale Kreise besonders stark. 1966 wurde beispielsweise das Heft 18 der „manuskripte" wegen Pornographie beschlagnahmt. Inkriminiert wurden Stellen aus der vierten Fortsetzung von Oswald Wieners „Verbesserung von mitteleuropa" und eine Strophe aus der „Ballade" von Kurt Schwitters. 33a Paradoxerweise verstärkte aber gerade der Widerstand der reaktionären Kräfte den Zusammenhalt der um das „Forum Stadtpark" und die „manuskripte" gruppierten Künstler und förderte das Gefühl der Gemeinsamkeit. 34 19

Seit Mitte der sechziger Jahre begann die auf formale Innovation ausgerichtete Literatur, sich im Literaturbetrieb durchzusetzen. Signalwirkung hatte der aufsehenerregende Auftritt Peter Handkes 1966 bei der Tagung der „Gruppe 47" in Princeton, bei der er konventionelle literarische Verfahren als sterile „Beschreibungsliteratur" scharf kritisierte. 35 Nachdem zuerst der Schweizer Walter Verlag Mitte der sechziger Jahre Texte von H. C. Artmann, Konrad Bayer und Ernst Jandl in der von Otto F. Walter und Helmut Heissenbüttel herausgegebenen Reihe „Walter-Drucke" veröffentlicht hatte, waren es dann hauptsächlich einige große bundesdeutsche Verlage,36 die zunehmend experimentelle Literatur aus Österreich publizierten, einzelnen ihrer hervorragenden Vertreter zum Durchbruch verhalfen und sie im gesamten deutschen Sprachraum bekannt machten. Einige von ihnen hatten ohnehin die Bundesrepublik als Wohnort gewählt, wozu sie sich durch eine engstirnige Kulturpolitik in Österreich, die ihnen hier keine Erfolgschancen bot, gezwungen fühlten. Es wäre simplifizierend, wollte man die österreichische Literatur der späten fünfziger und der sechziger Jahre ausschließlich mit dem Gegensatzpaar Traditionalismus versus „Avantgarde" begreifen. So war etwa die Zeitschrift „manuskripte" bemüht, ein möglichst breites Spektrum progressiver Literatur zu bieten. Der Schwerpunkt lag zwar auf der experimentellen Literatur, doch wurden auch explizit politisch engagierte Texte veröffentlicht; der für das Programm der Zeitschrift konstitutive Begriff der Progressivität wurde nicht nur auf technische Verfahrensweisen, sondern auch auf die Inhalte bezogen. Nicht restlos unter einen der genannten Pole subsumierbar ist eine seit dem Ende der fünfziger Jahre hervortretende neue zeitkritische Literatur, die u. a. in Werken von Walter Buchebner, Michael Guttenbrunner, Gerhard Fritsch, Hans Lebert und im Frühwerk Thomas Bernhards sichtbar wurde. 20

In diesem Kontext steht der „problematisierte Heimatroman" 37 , der eine Verbindung von innovativen, sprachkritischen Verfahren mit Zeitkritik, im besonderen mit „Österreichkritik", herstellte. Der inhaltliche Aspekt dieser Problematisierung ist stärker bei Fritsch und Lebert wirksam, während in dem 1969 erschienenen „Geometrischen Heimatroman" von Gert Jonke der Typus des konventionellen Heimatromans durch strukturale Techniken ersetzt wird und damit dessen ideologische Implikationen kritisiert werden. Bei Thomas Bernhard wurden Österreich und österreichische Lokalitäten zum Modell der Negativität schlechthin. Dabei verbindet sich die Destruktion aller anerkannten Wertvorstellungen mit der Destruktion der überkommenen ästhetischen und literarischen Muster. 33 Die Gleichsetzung von Sprachkritik und Gesellschaftskritik, die hauptsächlich von Autoren im Umkreis des „Forums Stadtpark" mit dem Hinweis auf die Funktion der Sprache als Herrschaftsinstrument vollzogen wurde, blieb nicht unwidersprochen. Das zeigt die Kontroverse, die 1969 von Michael Scharang ausgelöst wurde. In einem Beitrag für die „manuskripte" 39 kritisierte er die Verabsolutierung der Sprachthematik in der experimentellen Literatur. Er wandte sich gegen eine idealistische Überschätzung der Sprache und verurteilte die Priorität der Beschäftigung mit der Sprache vor dem direkten politischen Engagement mit Berufung auf Michael Schneider als „Ästhetisierung der Kunst". 40 Scharang forderte die Autoren auf, statt Sprachkritik zu treiben sich im politischen Kampf, im Klassenkampf direkt zu engagieren. Als ästhetisches Postulat resultierte daraus ein engagiert-funktionaler Realismus. Peter Handke warf in seiner Antwort 41 Scharang begriffliche Manipulation und abstumpfende Normativität vor. Für Autoren wie Handke oder Alfred Kolleritsch blieb die Sprache das Primäre und Umgreifende, weil sie über die Wirklichkeitserfahrung vorentscheidet und die Wirklichkeit als immer schon sprachlich vermittelt gilt.42 Die meisten Autoren im 21

Umkreis der „manuskripte" hielten an der progressiven, bewußtseinsverändernden Funktion der Kunst durch Sensibilisierung und durch das Aufbrechen gewohnter Muster fest. 43 Michael Scharang sah die „Aneignung der für die zeitgemäße Kunstproduktion notwendigen Produktionsmittel durch die Kunstproduzenten" 4 4 als vorrangiges Ziel an. U m 1970 verstärkte sich allgemein das Bewußtsein der materiellen, ökonomischen Bedingungen literarischen Schaffens. Eine erste Konkretisierung stellte der 1971 konstituierte „Arbeitskreis der Literaturproduzenten" dar. Sein Kern setzte sich hauptsächlich aus Mitarbeitern der Zeitschrift „Neues F o r u m " wie Gustav Ernst, Friedrich Geyrhofer, Lutz Holzinger, Heidi Pataki, Michael Scharang und Michael Springer zusammen, deren Beiträge kritisch zur Gesellschafts- und Kulturpolitik Österreichs Stellung nahmen. Eine treibende Kraft war außerdem Andreas Okopenko. Der Arbeitskreis stellte dezidiert kulturpolitische und ökonomische Forderungen. Während in den fünfziger und sechziger Jahren die formal progressiven Autoren gegen eine sie diskriminierende Öffentlichkeit und für die „Freiheit der Kunstäußerung im ästhetischen Sinn" 4 5 kämpften, ging es den Literaturproduzenten um die allgemeine Problematik des Schriftstellerstandes; der berufspolitische, gewerkschaftliche Aspekt stand im Vordergrund. In ihrer ersten Erklärumg warfen die „Literaturproduzenten" den öffentlichen Stellen, den Rundfunk- und Fernsehanstalten, den meisten Verlagen und einem Großteil der Zeitschriften vor, eine „ebenso reaktionäre wie ziellose und massenferne Kulturpolitik" zu treiben, die zur Folge habe, daß „diejenigen Künstler und Intellektuellen, die eine der notwendigen Weiterentwicklung und Veränderung unserer Gesellschaft dienliche Arbeit leisten wollen, kaum noch befriedigende Arbeits- und damit Existenzmöglichkeiten haben". 4 6 Sie forderten eine „Demokratisierung der kulturellen Institutionen" und den Übergang der Bestimmungsrechte

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von den Bürokraten auf die Produzenten und das Publikum. 47 Die durch die „Abschaffung von staatlichen Subventionen für sinnlos dahinvegetierende Verlage und für die Kunst- und Literaturzeitschriften einiger dieser Verlage" freiwerdenden Mittel sollten „für die Gründung eines verstaatlichten Verlags unter der Kontrolle der Verlagsangestellten und der Autoren" eingesetzt werden. 48 Eine weitere konkrete Forderung der „Literaturproduzenten" war die nach der Transparenz der Jurys. Der Arbeitskreis erreichte die Einrichtung einer eigenen, vom Verlag Jugend und Volk finanzierten Buchreihe, der „Edition der Literaturproduzenten". Unter den Beiträgern zur Nullnummer waren neben den oben genannten Barbara Frischmuth, Peter Henisch, Klaus Hoffer, Ernst Jandl, Elfriede Jelinek, Marie-Thérèse Kerschbaumer, Friederike Mayröcker und Reinhard Priessnitz. Kurz nach der Gründung des „Arbeitskreises der Literaturproduzenten" wurde 1971 auf Initiative von Hilde Spiel, der damaligen Generalsekretärin des österreichischen PENClubs, die „Interessengemeinschaft österreichischer Autoren" (IGÖA) konstituiert. In diesem Dachverband waren die meisten österreichischen Schriftstellervereine vertreten. Bereits ein Jahr nach ihrer Gründung konnte die IGÖA einen Erfolg für sich verbuchen: die Schriftsteller wurden von der neu eingeführten Mehrwertsteuer befreit. Die „Literaturproduzenten" standen in einem antagonistischen Verhältnis zur IGÖA. Da man in ihrer Gründung eine Initiative der Konservativen sah, lehnte man jede Zusammenarbeit ab. Der Arbeitskreis verstand sich nicht nur als berufspolitische Interessenvertretung, sondern als gesellschaftsverändernde Kraft. Zudem stellte man der in der IGÖA vorherrschenden Konzeption des Schriftstellers als Freischaffenden, Freiberuflers seinen Status eines von den Medien abhängigen Arbeitnehmers entgegen.49 Die Fronten, die hier gebildet wurden, sollten bald Bestandteile einer weiterreichenden Konfrontation werden. 23

Die denkende Vernunft aber spitzt, sozusagen, den abgestumpften Unterschied des Verschiedenen, die bloße Mannigfaltigkeit der Vorstellung, zum w e s e n t l i c h e n Unterschied, zum G e g e n s a t z zu. Die Mannigfaltigen werden erst, auf die Spitze des Widerspruchs getrieben, regsam und lebendig gegeneinander und erhalten in ihm die Negativität, welche die innewohnende Pulsation der Selbstbewegung und der Lebendigkeit ist. (G. W. F. Hegel, Wissenschaft der Logik)

Die Gründung Seit dem Ende der sechziger Jahre gab es im österreichischen PEN-Club Bestrebungen einer Annäherung an die Vertreter einer jüngeren Generation von Schriftstellern. Sie gingen aus vor allem von Hilde Spiel, der langjährigen Generalsekretärin und seit 1971 Vizepräsidentin des österreichischen PEN, und Dorothea Zeemann, die jener als Generalsekretärin nachfolgte. Zu Lesungen bzw. Vorträgen in den Räumen des PEN-Clubs wurden beispielsweise 1969 Friedrich Geyrhofer, Paul Kruntorad, Peter Henisch, Gert F. Jonke und Reinhard Priessnitz, 1970 Alfred Kolleritsch, Barbara Frischmuth, Wilhelm Hengstler und Klaus Hoffer, 1972 Gustav Ernst, Gerhard Hanak, E. A. Richter, Werner Schneyder und Christian Wallner eingeladen. Der Franz-Theodor-Csokor-Preis des PEN wurde 1970 an Wolfgang Bauer, 1971 an Franz Buchrieser und 1972 an Thomas Bernhard verliehen.50 Gleichwohl zeigten die meisten dieser Autoren kein Interesse, in den PEN-Club aufgenommen zu werden. Ihre Aufnahme wäre unter der Präsidentschaft Alexander LernetHolenias auch unwahrscheinlich gewesen, und umso mehr die der Autoren der „Wiener Gruppe" und jener in ihrem Umkreis. 24

Während Dorothea Zeemann diesen Autoren Sympathien entgegenbrachte, wurde von Hilde Spiel ihr literarischer Rang in Frage gestellt. Das zeigt ein Fernsehinterview vom 15. 5.1972, in dem sie erklärte: Die Zeit der sogenannten Wiener Gruppe sowie einiger unabhängiger Autoren wie Hermann (gemeint ist offensichtlich: Ernst, R. I.) Jandl und Friederike Mayröcker, die mit Vorliebe Wort- und Satzstrukturen kaleidoskopartig zu schütteln pflegten, diese Zeit neigt sich offenbar ihrem Ende zu. Sprecher: Frau Dr. Spiel beurteilte die Arbeiten der Wiener Gruppe ziemlich hart. Wie sollte sich also ihrer Meinung nach die österreichische Literatur entwickeln? Hilde Spiel: Ich glaube, daß in Österreich realisiert werden muß, daß man eine internationale Literatur wird machen müssen, weil ja die Grenzen in Europa und in der ganzen Welt immer mehr verschwimmen, und ich glaube darum, daß diese sehr stark ausgeprägte Richtung der Dialektliteratur doch wird wieder abflauen müssen, denn sie ist praktisch unübersetzbar, genauso wie gewisse linguistische phonetische Spielereien unübersetzbar sind, und man kann es also eigentlich nur als eine Sackgasse der Weltliteratur bezeichnen, daß sich so viele junge Schriftsteller so dauernd damit abgeben. 51 Am 19.10.1972 trat Lernet-Holenia, seit 1969 als Nachfolger Csokors Präsident des österreichischen PEN, aus Protest gegen die Nobelpreisverleihung an Heinrich Boll zurück. Boll war damals Präsident des internationalen PEN. Aus diesem Anlaß verfaßte Ernst Jandl eine Erklärung, die er bei dem im Rahmen des „steirischen herbstes" am 22. und 23.10. im Grazer „Forum Stadtpark" stattfindenden Symposium „Formen der Selbstverwaltung im Kulturbereich" verlas. Darin bezeichnete er den österreichischen PEN-Club als „eine Schande für den internationalen PEN-Club und als eine Schande für Österreich". Weiters hieß es in der Erklärung: 25

Ich appelliere an alle diejenigen Mitglieder des sogenannten österreichischen PEN-Clubs, die die dort herrschende Cliquenwirtschaft, dieses Getümmel von bestenfalls Regionalgrößen, bisher mit Unbehagen mitansehen mußten, den Rücktritt ihres Präsidenten zum Anlaß zu nehmen, um eine völlige Reorganisation dieses Clubs einzuleiten. Eine solche Reorganisation muß den Club all jenen österreichischen Autoren öffnen, die sich seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der deutschsprachigen Literatur, und darüber hinaus, Geltung und Ansehen erworben und dazu beigetragen haben, das Bild der deutschsprachigen Literatur der letzten 25 Jahre zu formen. Gleichzeitig müssen im Zuge einer solchen Reorganisation alle diejenigen Autoren auf die hinteren Plätze verwiesen werden, die ungeachtet der Quantität des von ihnen Publizierten keine Stimme innerhalb der deutschsprachigen und der internationalen Literatur besitzen. Es gibt keine österreichische Literatur, die nicht gleichzeitig ihren Platz in der Welt hat. Die Sprache der österreichischen Literatur wird nicht von sechs, sondern wenigstens von sechzig Millionen gesprochen. Vor diesen sechzig Millionen spielt sich alles ab, was es an österreichischer Literatur gibt - und was sich nicht im Rahmen der gesamten deutschsprachigen Literatur durchsetzen und behaupten kann, das gibt es schließlich überhaupt nicht. Ich appelliere an alle diejenigen Mitglieder des sogenannten österreichischen PEN-Clubs, deren schriftstellerisches Werk nicht eines Asyls bedarf, diesen Club so zu verändern, daß er Österreichs Beitrag zur gegenwärtigen Literatur tatsächlich repräsentiert und somit den Namen ,österreichischer PEN-Club' verdient. 52 Diese Erklärung wurde außer von Ernst Jandl von vierzehn Autoren, und zwar von H. C. Artmann, Wolfgang Bauer, Otto Breicha, Helmut Eisendle, Gunter Falk, Barbara Frischmuth, Klaus Hoffer, Gert F. Jonke, Alfred Kolleritsch, Friederike Mayröcker, Gerhard Roth, Gerhard Rühm, 26

Michael Scharang und Harald Sommer unterschrieben. Später unterzeichneten sie noch Oswald Wiener, Gerald Bisinger und, als einziges Mitglied des PEN, Elias Canetti. Dies war der Eklat: ein etwa zwanzig Jahre währender latenter Konflikt wurde zum Status belli. Das Präsidium des österreichischen PEN und die Mehrheit seines Vorstandes distanzierten sich zwar vom Schritt Lernet-Holenias; zugleich wurden aber Ernst Jandl und die Unterzeichner seiner Erklärung heftig angegriffen. Hilde Spiel warf dem „unjunge(n) Wortführer der radikalen Jugend" 53 Jandl Intoleranz vor. Im Dezember 1972 sollte der neue Präsident des österreichischen PEN gewählt werden. Um dieses Amt kandidierte Hilde Spiel, die auch von Lernet-Holenia vorgeschlagen wurde. In einer Erklärung, die an die Mitglieder des Clubs verschickt wurde, bezeichnete sie für den Fall, daß sie zur Präsidentin gewählt würde, die Verjüngung des PEN als ihr Ziel. Im Falle einer Wahlniederlage wollte sie auf ihre Funktionen im österreichischen PEN verzichten.54 Doch formierte sich innerhalb des Clubs Widerstand gegen eine Präsidentschaft Spiels. Ihr prominentester Widersacher war Friedrich Torberg, der Ernst Schönwiese als Präsidenten favorisierte. Bei der Wahl des neuen Vorstandes des PEN am 18.12.1972 erhielt eine von Roman Rocek vorgelegte Liste mit den Namen Ernst Schönwiese, Friedrich Torberg, Peter von Tramin, György Sebestyen, Roman Rocek, Milo Dor, Peter Turrini, und ohne Hilde Spiel gegen einen Listenvorschlag Jeannie Ebners mit Hilde Spiel, Carry Hauser, Dorothea Zeemann, Friedrich Heer, Peter Turrini und Peter Henisch eine Mehrheit von 42 gegen 32 Stimmen. 55 Präsident wurde Ernst Schönwiese, Vizepräsidenten Milo Dor und Erik G. Wickenburg, Generalsekretär Reinhard Federmann. Weiters wurden Karl Bednarik, Herbert Eisenreich, Fritz Habeck, Friedrich Heer, Wolfgang Kraus und Hans Krendlesberger in den Vorstand kooptiert. 27

Von der Präsidentschaft des Lyrikers Schönwiese, der früher Leiter der Literaturabteilung des O R F und der Herausgeber der Zeitschrift „Silberboot" gewesen war, war keine grundlegende Erneuerung des PEN-Clubs zu erwarten, obwohl er als wichtigsten Programmpunkt der künftigen Aktivitäten die Bestrebung bezeichnete, die Jugend zum PEN heranzuziehen. Als Zeichen der Kontinuität kann gewertet werden, daß Lernet-Holenia kurz nach seinem Rücktritt zum Ehrenmitglied des „Österreichischen Schriftstellerverbandes" gewählt wurde, dessen Präsident Schönwiese war. Der neue Generalsekretär Reinhard Federmann, der Herausgeber der „Pestsäule", war ein deklarierter Gegner der avantgardistischen Literatur, die er wie folgt beurteilte: „Dieser Neodadaismus ist keine Kunst, sondern Augenauswischerei." 56 Den Rücktritt Lernet-Holenias hatte Federmann mit den Worten kommentiert: Ich wäre ja, da ich mit Bolls Polit-Eskapaden ebensowenig einverstanden bin wie Lernet, an dessen Stelle schon zurückgetreten, als Boll zum internationalen Präsidenten gewählt wurde. 57 Die Zeitschrift „Pestsäule" hatte sich durch die Polemik gegen die „Avantgarde" und durch den Versuch der Diskreditierung ihrer Vertreter hervorgetan. In ihrer ersten Nummer war ein Aufsatz von Herbert Kuhner mit dem Titel „Ga-Ga" erschienen, in dem etwa Ernst Jandl folgendermaßen porträtiert wurde: (...) Neben ihm stand der Professor, Neodadas Hoherpriester, dessen Spezialität phonetische Lyrik war. Sein Gesicht war eine pralle Schweinsblase. Er hatte die Grenzen der Sprache überschritten. Seine Gedichte waren wie Säuglingslallen.58 Diese Sätze, die beim Leser Abscheu und Ekel vor der Person des Gegners erregen sollen, sind ein Dokument literarischer Verrohung. 28

Noch vor der Wahl des neuen PEN-Vorstandes und nach der Verlesung seiner Erklärung hatte Ernst Jandl Vorschläge zu einer grundlegenden Reorganisation des österreichischen PEN-Clubs gemacht. Er sah damals vier Alternativen: 1. die Untersuchung der PEN-Mitglieder auf ihre literarische Leistung hin durch drei Germanistik-Professoren, nämlich Alois Brandstetter, Alfred Doppler und Walter Weiss; 2. eine freiwillige Auflösung des P E N und gleichzeitige Neugründung mit den n a m h a f t e n Autoren aller geistigen und literarischen Richtungen; 3. eine Auflösung unter dem Druck des internationalen P E N , „der, um eine solche Auflösung zu bewirken, mit Mehrheit feststellt, daß der gegenwärtige österreichische P E N - C l u b als Sammelbecken literarisch bedeutungsloser Personen ein F r e m d k ö r p e r innerhalb der internationalen PEN-Organisation geworden ist"; 4. falls keine dieser Alternativen zu erreichen ist, „streben die von der Diskriminierung jeglicher relevanten Literatur betroffenen österreichischen Autoren den Eintritt in die PEN-Organisationen anderer Länder an, somit ihre exilähnliche Lage - im eigenen Land - öffentlich und international bekundend". 5 9

Die ersten drei Alternativen hatten offenkundig keine Chance auf eine Verwirklichung. Die Ergebnisse der Vorstandswahl mußten zudem jede Hoffnung auf eine tiefgreifende Veränderung des PEN als illusorisch erscheinen lassen. Nach Ansicht der Unterzeichner von Jandls Erklärung wäre einzig Friedrich Heer als Präsident fähig gewesen, den Club von innen zu reformieren. In einem Brief Ernst Jandls und Friederike Mayröckers an Heer vom 26.11.1972 heißt es: (...) Wir haben keinen Grund zur Annahme, daß die beiden Mitglieder, die bisher als Bewerber um die Stelle des Präsidenten genannt wurden (Hilde Spiel und Ernst Schönwiese, R. I.), zu echten Reformen bereit sind. Unserer Vorstellung nach müßte sich der österreichische PEN-Club von Snobismus, Protektionismus, Cliquenwirtschaft und Kleinkrämerei befreien, um als eine mo29

derne, offene, aktive Gruppierung von Schriftstellern an den öffentlichen Angelegenheiten in unserem Land mitzuwirken und dadurch für die PEN-Organisationen anderer Länder zum Vorbild zu werden. Als dem PENClub nicht angehörend und einen Zutritt zum PENClub in seiner gegenwärtigen Form keinesfalls suchend, jedoch überzeugt davon, daß ein erneuerter PEN-Club für Österreich eine positive Funktion haben könnte, so wie unseres Erachtens der PEN-Club international eine positive Funktion hat, dürfen wir an Sie, sehr geehrter Herr Professor Heer, appellieren, sich um das Amt des Präsidenten des österreichischen PEN-Clubs zu bewerben, da wir uns einzig von Ihnen als Präsidenten den Beginn einer Erneuerung des österreichischen PENClubs erhoffen können. 60 Eine andere Vorgangsweise deutete sich für die Unterzeichner der Grazer Erklärung in einem Brief Robert Neumanns an Friederike Mayröcker an. Neumann hatte den österreichischen PEN-Club im Exil, von 1938 bis 1947, geleitet und war Vizepräsident des internationalen PEN. Mayröcker hatte ihm am 28.10.1972 geschrieben, um ihm die Anliegen ihres Autorenkreises darzulegen. In seiner Antwort vom 5.12.1972, die er an Hilde Spiel sandte, damit sie sie nach der Wahl des neuen PEN-Vorstandes an Mayröcker weiterschicke, äußerte Neumann seine Hoffnung, daß es doch zu einer Verständigung komme. Für den Fall, daß dies nicht erreichbar sei, bestehe die Möglichkeit, „Ihre Grazer Gruppe zu verselbständigen, wenn Sie mir zur Weiterleitung an den Internationalen PEN einen dahingehenden Antrag zukommen lassen, der ein Minimum von zwanzig vorgesehenen Mitgliedern nachweist. (...) Die Anerkennung einer solchen autonomen Gruppe wäre dann allerdings an eine formale Zustimmung des Wiener Zentrums gebunden - könnte aber nur ,aus wichtigen Gründen' verweigert werden, wobei die Beurteilung der,Wichtigkeit' wieder Sache der Internationalen Zentrale wäre und von ihr untersucht werden würde." 61 30

Es tauchte hier zum erstenmal der Gedanke auf, ein zweites autonomes österreichisches PEN-Zentrum zu gründen. Die Statuten des internationalen P E N sahen die Möglichkeit vor, daß in einem Land und innerhalb einer Sprachlichkeit zwei oder mehrere Zentren existieren, wenn es dafür „schwerwiegende Gründe" gibt. 62 Nach der Wahl des neuen Vorstandes des PEN kam es am 20.12.1972 zu einem Gespräch zwischen dem Vorstandsmitglied Peter Turrini und Ernst Jandl, Friederike Mayröcker und Michael Scharang. Dabei wurde gemeinsam ein Entwurf neuer PEN-Statuten erstellt, dessen wichtigste Veränderungen die Vereinfachung der Mitgliederaufnahme und eine Demokratisierung der Vereinsstruktur durch die Reduzierung der Funktionen des Vorstands und durch die Übertragung von Kompetenzen und Entscheidungen auf die Generalversammlung waren. Außerdem wurde bei diesem Treffen gemeinsam eine Liste von etwa 25 Autoren, die vom PEN zu einem Gespräch eingeladen werden könnten, erstellt. Am 9.1.1973 wurde ein weiteres Gespräch zwischen den PENMitgliedern Turrini, Hermann Hakel, Xaver Schaffgotsch einerseits, den Autoren Barbara Frischmuth, Reinhard Priessnitz, Friedrich Achleitner, Peter Weibel, Friederike Mayröcker, Ernst Jandl, Helmut Eisendle und Michael Scharang andererseits geführt. Dabei wurde zum ersten Mal die Bildung eines eigenen Vereins besprochen. Am 16.1. fand wieder ein Treffen zwischen Turrini und Kolleritsch, Jandl und Mayröcker statt. Turrini war vom Vorstand des PEN beauftragt worden, die Autoren Jandl, Kolleritsch, Weibel, Scharang und Rühm zu einem Gespräch für den 28.2. einzuladen. Die Einladung wurde jedoch abgelehnt. 63 Statt dessen beschlossen Kolleritsch, Jandl und Mayröcker, ihrerseits 58 unabhängige Autoren, Aktionisten und Filmemacher für den 24. und 25.2. nach Graz einzuladen, um mit ihnen zu besprechen, welche Haltung gegenüber dem österreichischen PEN-Club einzunehmen sei. 64 In der schriftlichen Einladung hieß es: Im Sinne der Grazer Erklärung vom 2 2 . 1 0 . 1 9 7 2 ( . . . ) sind wir der Meinung, daß eine Mitgliedschaft im gegenwärtigen österreichischen PEN-Club entweder eine bloß 31

nominelle sein könnte, oder aber infolge der Unvereinbarkeit unserer und der dort herrschenden Überzeugungen zu einer endlosen Reihe von Konflikten führen müßte. Beides lehnen wir ab. Da der österreichische PEN-Club unter seinem im Dezember gewählten Vorstand (...) seine Versuche intensiviert, einzelne von uns als Mitglieder zu gewinnen oder mit einzelnen von uns ins Gespräch zu kommen, halten wir es für notwendig, daß alle davon direkt oder indirekt betroffenen Autoren zu einer eingehenden Diskussion des Themas PEN-Club zusammenkommen, zum Zweck der Darlegung der Standpunkte aller und mit dem Ziel der Festlegung einer gemeinsamen Vorgangsweise. Zur Diskussion steht u. a. die Frage der Gründung eines zweiten, autonomen österreichischen PEN-Zentrums. 65 Am 2.2.1973 schickte Ernst Jandl einen Brief an Heinrich Boll, in dem er ihn um Unterstützung eines zukünftigen Antrags auf Anerkennung als „autonomes österreichisches PEN-Zentrum Graz" durch den internationalen PEN bat. Die ausführliche Darlegung der Argumente dafür rechtfertigt ein längeres Zitat: Der gegenwärtige österreichische PEN-Club ist in seiner Zusammensetzung ebenso wie in der Zusammensetzung seines gegenwärtigen Vorstandes ein ziemlich getreues Abbild eines kulturpolitischen Systems, das nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges von einer Reihe konservativer Autoren in der Absicht errichtet wurde, eine möglichst lückenlose Kontrolle über die österreichische Gegenwartsliteratur und ihre weitere Entwicklung auszuüben. Dies wurde weitgehend erreicht, und zwar durch die Besetzung von Schlüsselstellungen in den Massenmedien durch eben diese Autoren und ihre Sympathisanten, durch ein Monopol der Einflußnahme auf die Vergabe von Subventionen und Preisen und durch die Ausnützung aller Möglichkeiten des Protektionismus. Die an der Bildung und Aufrechterhaltung dieses Systems maßgebend beteiligten Autoren mittleren und höheren 32

Alters durften ein gewisses Maß an Vertrauen dadurch beanspruchen, daß sie die Jahre des Nationalsozialismus in der Emigration oder als zum Schweigen Verurteilte verbracht hatten und insgesamt als Antifaschisten galten. Zu den wichtigsten Bestandteilen des von diesen Autoren errichteten Systems der Kontrolle über den gesamten Literaturbereich gehörte die persönliche Betreuung des literarischen Nachwuchses. Diesen galt es so zu erziehen, daß die Entwicklung persönlicher Eigenart ohne Verletzung der von den Betreuern gezogenen Grenzen erfolgte. Jede Überschreitung dieser Grenzen in Richtung auf eine weniger konservative Dichtung bedeutete den Verlust der Gunst des Betreuers und schließlich das Ende der Publikationsmöglichkeit. So gewannen die konservativen älteren Autoren im Lauf der Jahre eine Reihe konservativer jüngerer Autoren zu ihren Verbündeten, ließen sie in freiwerdende Schlüsselpositionen nachrücken und konnten dadurch sicherstellen, daß die Kontrolle in den Medien unverändert bestehen blieb. Die gesellschaftliche Organisation all dieser Autoren, der jüngeren und der älteren, sowie ihrer Freunde in Rundfunk, Fernsehen, Presse, in Verlagen, beim Theater und in öffentlichen Ämtern war und ist der Österreichische PEN-Club. Diesen kann man mit Recht als eine Organisation der Träger und Nutznießer eines ganz bestimmten kulturpolitischen Systems bezeichnen, das auf Ausschließlichkeit beruht und die Freiheit des Wortes und den Pluralismus zwar proklamiert, sie aber in der Praxis nicht kennt. [...] In einer Situation, in der die im Österreichischen PENClub vereinten konservativen Kräfte, deren militanteste zu den Mitgliedern des gegenwärtigen PEN-Vorstandes zählen, ohnmächtig zusehen müssen, wie die Werke der von ihnen bekämpften Autoren aus dem Ausland auf Österreich zurückwirken und sich bereits eine zweite Generation von Schriftstellern dem System und seinen Normen entzogen hat, nimmt man Zuflucht zu einer 33

Taktik der Annäherung an einzelne mit dem Ziel, sie zum Eintritt in den PEN-Club zu bewegen und als Alibi für Offenheit und Pluralismus zu benützen, dadurch die Öffentlichkeit zu täuschen und unter den Gegnern des Systems, die durchwegs einzelne sind und über keine Organisation verfügen, Argwohn, Zwietracht und Verbitterung zu stiften. 66 In seiner Antwort vom 10.2.1973 erklärte Heinrich Boll, daß er es zwar besser fände, wenn die Konfrontation innerhalb des österreichischen PEN ausgetragen werden könnte, daß er aber, falls dies nicht möglich sei, angesichts der Situation in Österreich bereit sei, das Vorhaben der „Grazer" Autoren zu befürworten. Er verwies auf den Präzedenzfall Schweiz, wo es zwei Zentren innerhalb einer Sprachlichkeit gab. 67 Am 24. und 25.2.1973 fand die erste Autorenversammlung in Graz statt. 38 Autoren waren der Einladung nach Graz gefolgt.68 Mit einer Gegenstimme entschloß man sich für eine feste Organisationsform. Umstritten war die Frage, ob man die Anerkennung als „Autonomes Österreichisches PENZentrum mit Sitz in Graz" anstreben solle. Man entschied sich schließlich mit großer Mehrheit dafür. 69 Der alternative Antrag Dominik Steigers, die Autorenversammlung solle „geschlossen um außerordentliche, asylrechtliche Mitgliedschaft beim jugoslawischen PEN-Club ansuchen", 70 wurde abgelehnt, desgleichen ein Vorschlag Otto Mühls, zusammen in eine Kommune zu ziehen und mit Kindern und Drogensüchtigen zu arbeiten. 71 Die Versammlung bestimmte ein Proponentenkomitee, bestehend aus den Autoren H. C. Artmann, Wolfgang Bauer, Otto Breicha, Barbara Frischmuth, Ernst Jandl, Gert F. Jonke, Alfred Kolleritsch, Friederike Mayröcker, Gerhard Rühm und Michael Scharang, das die Anerkennung als autonomes Zentrum durch den internationalen PEN beantragen sollte. Zugleich wurde ein Vorstand designiert, der nach Erreichung dieses Ziels in Zusammenarbeit mit einem Delegiertenbeirat die Geschäfte übernehmen sollte. Der designierte Vorstand bestand aus dem Präsidenten H. C. Art-

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mann, dem Vizepräsidenten Gerhard Rühm, dem Vizepräsidenten und Delegierten für Graz Alfred Kolleritsch, dem Generalsekretär Klaus Hoffer und dem Schatzmeister Otto Breicha. Als künftige Delegierte wurden Reinhard Priessnitz und Heidi Pataki für Wien, Hermann Nitsch für Niederösterreich, Heimrad Bäcker für Linz, Peter Weiermair für Innsbruck, Gert F. Jonke für Klagenfurt, Otto Mühl für Eisenstadt, Gerald Bisinger für Berlin und Ernst Jandl und Peter Weibel für Koordination und Planung gewählt.

Ein weiterer wichtiger Diskussionspunkt war, ob im Pressekommunique festgehalten werden sollte, daß eine gewerkschaftliche Organisation der Autoren in Betracht gezogen wird. In einer Abstimmung darüber sprach sich eine knappe Mehrheit dagegen aus.72 Der österreichische PEN-Club reagierte auf die Verlautbarungen aus Graz mit einem bei der Vorstandssitzung vom 26.2. auf Vorschlag von György Sebestyen gefaßten Beschluß, in dem die Gründung eines zweiten autonomen PENZentrums als undurchführbar bezeichnet wurde. Man berief sich dabei auf eine Stellungnahme Robert Neumanns, dergemäß die Autorenversammlung bloß die Anerkennung „als administrativ selbständige Grazer Gruppe des in Wien sitzenden österreichischen PEN-Zentrums" beantragen könne. 73 Die Entscheidung über den Antrag der Autorenversammlung konnte frühestens bei der Tagung des Exekutivkomitees des internationalen PEN in Stockholm im Mai 1973 getroffen werden. Mit dem österreichischen PEN hatte man in Graz beschlossen, vorerst keine Gespräche mehr zu führen.74 Unmittelbar nach der ersten Autorenversammlung kam ein Treffen einer Abordnung von fünfzehn Autoren 75 mit dem damaligen Bundesminister für Unterricht und Kunst Fred Sinowatz zustande. Dabei erklärte dieser, sich in den Streit zwischen den Gruppen nicht einmischen zu können. Die Subventionierung des nächsten Autorentreffens sowie das Aufkommen für das Gehalt des Generalsekretärs sicherte er zu. Finanzielle Zuschüsse versprach er auch für die Reise 35

eines Vertreters der Autorenversammlung zum Kongreß des internationalen P E N in Stockholm und für eine geplante Wanderausstellung des Œuvres österreichischer Avantgardisten. 76 Demzufolge konnte die Autorenversammlung noch vor einer formellen Vereinsgründung mit einer staatlichen finanziellen Unterstützung rechnen. Um die Vereinsgründung unabhängig von der Entscheidung des internationalen P E N und sofort vollziehen zu können, wurde von Ernst Jandl in einer Aussendung vom 10.3. 1973 die Benennung des Vereins als „Autorenvereinigung auf der Grundlage der Charta des internationalen P E N " zur Diskussion gestellt. Eine solche Vereinigung, argumentierte Jandl, „schaltet durch ihre Existenz den Monopolanspruch eines jeden österreichischen PEN-Clubs' aus und betont durch ihre Existenz aufs entschiedenste den Vorrang des internationalen Charakters des PEN-Gedankens gegenüber seinen bisherigen nationalen Realisationen". Als Alternative für den Vereinsnamen schlug Jandl „Grazer Autorenversammlung. Verein auf der Grundlage der internationalen P E N - C h a r t a " vor. 77 Nach Rücksprache mit einem Rechtsanwalt wurde dieser Name für geeigneter befunden. Am 24. und 2 5 . 3 . 1973 fand im „Forum Stadtpark" in Graz die zweite Autorenversammlung statt, an der 32 Autoren teilnahmen. 78 Dabei wurde mit großer Mehrheit die Vereinsgründung beschlossen. Man entschied sich für den Namen „Grazer Autorenversammlung". Die Bezeichnung „ P E N " wurde aus dem Vereinsnamen weggelassen. Ein Statutenentwurf von Hoffer, Breicha und Kolleritsch wurde nach entscheidenden Veränderungen angenommen. §2 lautete: Zweck des Vereins ist die Förderung der ideellen und materiellen Interessen der Autoren und ihre Mitentscheidung in jedem sie betreffenden Bereich. Der Verein behält sich vor, sich um die formelle Anerkennung durch den internationalen P. E. N.' als autonomes Zentrum zu bewerben. 36

Die Unterschrift unter die PEN-Charta war in den Statuten als Voraussetzung für die Aufnahme in den Verein festgelegt. Die weiteren Aufnahmebedingungen waren eine schriftliche Empfehlung durch ein Mitglied und eine Zweidrittelmehrheit in der Generälversammlung. Dieses Verfahren war im Vergleich zu dem im österreichischen PEN-Club wesentlich einfacher. Hier bedurfte es zum Beitritt zunächst einer Einladung durch den Vorstand. Daraufhin hielten zwei Vorstandsmitglieder über den Bewerber Referate. 79 Die Aufnahme erfolgte durch Ballotage im Vorstand, wobei eine Dreiviertelmehrheit erforderlich war. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft war weiters die Veröffentlichung eines oder mehrerer Werke „von literarischem Wert", sei es in Buchform, sei es durch öffentliche Aufführungen. 80 Im allgemeinen zeigt ein Vergleich der Statuten der GAV mit denen des österreichischen PEN, daß in jenen der Generalversammlung im Verhältnis zum Vorstand mehr Aktivitäten und Kompetenzen zugeteilt werden. Die Autorenversammlung beschloß, ein formelles Ansuchen um Anerkennung als „autonomes österreichisches PEN-Zentrum mit Sitz in Graz" an das „International Executive Committee" des PEN zu stellen. Der Tagesordnungspunkt „Gespräch mit dem österreichischen PEN-Vorstand in Wien" wurde gestrichen. Es wurde weiters beschlossen, Subventionsansuchen an das Bundesministerium für Unterricht und Kunst, an die Steiermärkische Landesregierung und an die Stadt Graz zu stellen. Mit großer Mehrheit entschied man sich schließlich diesmal für ein prinzipielles Eintreten für eine gewerkschaftliche Organisation der Schriftsteller. Zur Prüfung dieser Frage wurde eine Kommission aus Mitgliedern der Autorenversammlung gebildet.81 Als weitere Vorhaben des Vereins wurden in einem Pressekommunique vom 26.3. genannt: 37

1. Durchführung einer Klausurtagung vom 6.-10. September im Bildungshaus Retzhof/Leibnitz. Ihre Themen sind: a) Die Situation der österreichischen Schriftsteller b) Analyse der österreichischen Kulturpolitik und Vorschläge zu ihrer Veränderung. 2. Durchführung eines öffentlichen Symposions mit den gleichen Themen zur Zeit des „steirischen herbstes" im Oktober 1973 in Graz. 3. Untersuchung der Berichterstattung über österreichische Kultur in der ausländischen Presse. 4. Untersuchung der Zusammensetzung und der Wirkungsweise österreichischer Jurys bei der Vergabe öffentlicher Gelder an Autoren. 5. Vorbereitung einer repräsentativen Ausstellung „Moderne österreichische Literatur". 6. Förderung kritischer Studien über österreichische Gegenwartsliteratur zur Korrektur der in Österreich herrschenden Fehleinschätzungen.82 Der GAV gehörten bei ihrer Gründung 58 Autoren an.83 Der Vorstand war bereits designiert.84 Am 11. Mai 1973 wurde der Verein von der Sicherheitsdirektion für Steiermark nicht untersagt, also bewilligt.

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Die Theorien und Schulen verschlingen einander wie Mikroben und Einzeller und erhalten durch ihren Kampf die Kontinuität des Lebens. (Marcel Proust, Sodom und

Gomorrha)

Institutionalisierung oder Notwehr? Mitglieder und Motive In der Zusammensetzung der Gründungsmitglieder lassen sich vier - in sich wiederum differenzierte - Gruppierungen unterscheiden: 1. die Autoren der ehemaligen „Wiener Gruppe" Friedrich Achleitner, H. C. Artmann, Gerhard Rühm, Oswald Wiener und ihr nahestehende Autoren wie Ernst Jandl, Friederike Mayröcker, Elfriede Gerstl, Gerald Bisinger, Reinhard Priessnitz, Josef Bauer, Fritz Lichtenauer und Waltraud Seidlhofer; 2. die Wiener Aktionisten Günter Brus, Otto Mühl, Hermann Nitsch und Künstler im Bereich dieser Gruppierung wie Peter Weibel, Valie Export, Franz Kaltenbeck, Dominik Steiger und Kurt Kalb; 3. Autoren aus dem Kreis des „Forums Stadtpark" bzw. der sogenannten „Grazer Gruppe" 8 5 wie Wolfgang Bauer, Franz Buchrieser, Helmut Eisendle, Gunter Falk, Barbara Frischmuth, Reinhard P. Gruber, Peter Handke, Wilhelm Hengstler, Klaus Hoffer, Gert F.Jonke, Alfred Kolleritsch, Peter Matejka, Gerhard Roth, Harald Sommer und Peter Daniel Wolfkind (Peter Vujica); 4. politisch engagierte Autoren aus dem „Neuen Forum"Kreis und der Gruppe „Literaturproduzenten" wie Gustav Ernst, Friedrich Geyrhofer, Günther Nenning, Heidi Pataki, Michael Scharang und Michael Springer. 86 39

Dazu kamen noch Künstler, die vorwiegend als Filmemacher (Ernst Schmidt jr.), bildende Künstler (Christian L. Attersee), Komponisten (Anestis Logothetis) tätig waren, Publizisten wie Alfred Schmeller, Peter Weiermair und Hans Scheugl, sowie Otto Breicha und Heimrad Bäcker, die Herausgeber der Zeitschriften „Protokolle" und „neue texte", in denen einige der genannten Autoren Publikationsmöglichkeiten fanden. Dieser Versuch einer Aufgliederung der Zusammensetzung der Gründungsmitglieder der G A V zeigt, daß in ihr heterogene literarische Richtungen und teils divergente Vorstellungen von dem, was mit Literatur erreicht werden soll, vertreten waren. So war schon der Begriff der Progressivität, ein zentrales Element im Selbstverständnis der „Grazer" Autoren, doppelwertig: der experimentellen Richtung, die die Beschäftigung mit der Sprache in den Vordergrund stellte, stand eine sozialkritische, engagierte gegenüber. So wenig die Zusammensetzung der Gründungsmitglieder einheitlich ist, so wenig war, wie die Rekonstruktion der Gründungsgeschichte zeigte, der Weg zur Konstituierung der G A V ein linearer. Zwischen dem österreichischen P E N und den Autoren, die sich zur G A V vereinigen sollten, gab es eine Vielzahl von Kontakten, Querverbindungen und Vermittlungsversuchen. Doch war die Gegnerschaft zum österreichischen P E N so stark, daß sie alle Gegensätze innerhalb des Vereins zu überspielen vermochte und den Zusammenhalt der Gruppe gewährleistete. Der österreichische P E N wurde mit Konservativismus, Traditionalismus und Provinzialität identifiziert. Mit wenigen Ausnahmen vertrat er für die Autoren der G A V eine flaue, epigonale Literatur, der jegliche Reibefläche, Provokanz und alles „Widersetzliche" (Franz Schuh), von den festgefügten Normen Abweichende fehlte. Die „Grazer" Autoren wollten nicht am etablierten Kanon der Literaturgeschichte, und schon gar nicht an einer sich auf die katholisch-barocke Tradition berufenden Austriazität anknüpfen. Dem „Österreichischen" als Wert an sich und 40

den damit verbundenen Einengungen stellte man die Präsenz und Wirkung im gesamten deutschen Sprachraum und darüber hinaus als Ziel entgegen.87 Was diese Autoren gerade zu einer Zeit, in der in Österreich der Druck der Gesellschaft auf die progressive Kunst sich aufzulösen begann, zu einer Vereinsgründung veranlaßte, bleibt erklärungsbedürftig. Eine wichtige Rolle spielten dabei paradoxerweise die Versuche des PEN-Clubs seit Ende der sechziger Jahre, junge und bereits eine gewisse Anerkennung genießende Autoren hauptsächlich aus dem Kreis des „Forums Stadtpark" selektiv an sich heranzuziehen. Sie wurden unternommen, um das Image einer repräsentativen Schriftstellervereinigung zu bewahren. Eine ältere Generation, namentlich die Autoren der „Wiener Gruppe" und ihre etwa gleichaltrigen Kollegen, die eine radikalere experimentelle Literatur vertraten, schien man dabei überspringen und beiseite lassen zu wollen. Die Befürchtung dieser „avantgardistischen" Autoren, übergangen und in die Isolation gedrängt zu werden, bildete ein wichtiges Movens für die öffentliche Solidarisierung zwischen Autoren im Umkreis der „Wiener Gruppe", des „Forums Stadtpark" und des „Neuen Forums". Die Vereinsgründung war Ergebnis eines Prozesses der Selbstbehauptung dieser Gruppe. Elisabeth Wiesmayr hat im Hinblick auf die Autoren um die Zeitschrift „manuskripte" und das „Forum Stadtpark" von einer „institutionalisierten Avantgarde" gesprochen. 88 Der Terminus scheint gerechtfertigt, wenn man berücksichtigt, was Peter Bürger als ein wichtiges Kennzeichen der historischen Avantgarde herausgearbeitet hat: das Streben nach Abschaffung der Kunst als Institution, nach ihrer unmittelbaren Überführung in die Lebenspraxis und damit nach ihrer Selbsteliminierung.89 Für die Literatur der „Grazer Gruppe" etwa trifft aber das genaue Gegenteil zu: ihr geht es um das Beharren auf der Autonomie der Kunst. Die Literatur soll einen autonomen Gegenbereich zur bestehen41

den Gesellschaft bilden.90 Reinhard Priessnitz und Mechthild Rausch haben später polemisch bemerkt, daß die „Grazer Gruppe" eine Restitution des traditionell verstandenen Bezirks der Literatur betrieben und sich damit von der radikalen Sprachkritik der „Wiener Gruppe", die mit einer Infragestellung der Literatur überhaupt verbunden war, abgewandt habe.91 Am selben Punkt, wenn auch mit anderer Intention, setzte die Kritik Scharangs an. Sie richtete sich nicht nur gegen die „Grazer Gruppe", sondern generell gegen die experimentelle Literatur: Durch das Festhalten am Schein autonomer Kunstproduktion stelle der Avantgardismus die Aura der traditionellen Dichtung auf technisch avanciertem Niveau wieder her. Das Reservat, das die spätkapitalistische Gesellschaft der Kunst zur Verfügung stellt, diene ihr als Alibi im Überbau für ökonomische Ausbeutung, politische Herrschaft und soziale Unterdrückung. 92 Im Lichte dieser fundamentalen Kritik konnte die durch die Gründung der GAV vollzogene Bewegung, in der eine freundschaftliche Verbindung zwischen Autoren auf eine institutionelle Basis gestellt wurde, als bloße Befestigung eines Reservats erscheinen. So bezeichnete bei der Generalversammlung anläßlich des zehnjährigen Bestehens des Vereins Franz Schuh im Rückblick die Gründung der GAV als eine „unpolitische Selbstetablierungsbewegung": ihr entscheidender Antrieb sei das Gefühl der Unhaltbarkeit des Zustandes gewesen, „daß eine so relevante Literatur wie die österreichische im österreichischen Staat selbst nicht verankert sein kann"; man sei davon überzeugt gewesen, „daß das, was am (bundesdeutschen, R. I.) Markt erfolgreich gewesen ist, auch im österreichischen Staats- und Gesellschaftsleben verankert werden muß". 93 Die mangelnde Repräsentanz der selbstbewußten „Progressivliteratur" (Andreas Okopenko) in der österreichischen Öffentlichkeit wurde als schwer hinzunehmende Zurückstellung, als Demütigung empfunden. Es ging darum, das 42

Machtmonopol des PEN-Clubs im offiziellen österreichischen Literaturbetrieb, in dem konservative Kulturfunktionäre kaum neue Tendenzen aufkommen ließen, zu brechen. Gegenüber einer bornierten Provinzialität der Mächtigen im Kulturbereich konnte man auf die eigene im Ausland erreichte Anerkennung verweisen.94 Der von den „Grazer" Autoren angestrebten Selbstbehauptung im österreichischen Literaturbetrieb kam nicht zuletzt die seit dem Regierungswechsel 1970 - wenn auch sehr zögernd - einsetzende Veränderung der staatlichen Kulturpolitik entgegen. So begannen sich allmählich im Bundesministerium für Unterricht und Kunst Kräfte durchzusetzen, die dem Alleinvertretungsanspruch des PEN-Clubs für die österreichische Literatur skeptisch gegenüberstanden. 95 In der prompten Zusicherung von Subventionen für die GAV von Seiten des damaligen Unterrichtsministers Fred Sinowatz wurde die Bereitschaft zu einer breiter gestreuten Literaturförderung und der Wille zu einer Liberalisierung des Kulturbetriebes deutlich. Diese Tendenz läßt sich anhand der Praxis der Subventionsvergabe im allgemeinen wie im besonderen anhand der Besetzung der Jurys und in der Folge der Preisvergabe seit etwa 1971 belegen.96 Treffend formuliert Franz Schuh: „In den siebziger Jahren hat sich die Sozialdemokratie als die gute Macht für die Kunst angeboten C--)" 97 Es wäre aber falsch, wollte man die Gründung der GAV einzig als die Selbstetablierung einer „Avantgarde" verstehen. Das Auftreten des „Arbeitskreises der Literaturproduzenten", dessen Aktivität kurz vor der Gründung der GAV ihren Höhepunkt erreichte, war das Signal für die Einleitung eines neuen Kampfes, bei dem nicht mehr ästhetische und weltanschauliche Differenzen, sondern die Durchsetzung der berufspolitischen Interessen der Schriftsteller gegenüber dem Staat, den Marktmechanismen und den Medien im Vordergrund stand. Es waren hauptsächlich die „Literaturproduzenten", die in die GAV die soziale, ökonomische und ge43

werkschaftliche Fragestellung einbrachten. Durch sie wurde, mit den Worten Andreas Okopenkos, die GAV „auf den Geschmack, Kulturpolitik zu machen, (...) gebracht" 98 . Die freundschaftliche Verbindung zwischen den Autoren und die Feindschaft gegen den österreichischen PEN hätten auf die Dauer allein die Vereinigung in einer festen Organisationsform nicht garantieren und rechtfertigen können. Die fundamentalen ästhetischen Unterschiede innerhalb des Vereins konnten auf längere Sicht nur durch gemeinsame materielle Interessen entschärft werden." Die meisten Mitglieder der GAV konnten sich bis dahin durch ihre literarische Tätigkeit keine Existenzgrundlage schaffen; die Veränderung der materiellen Produktionsbedingungen war für sie daher von entscheidender Bedeutung. Zwar stießen die Propagatoren des materiellen Kampfes auf Widerstand, wie ihre Niederlage bei der Abstimmung über die Gewerkschaftsfrage bei der ersten Autorenversammlung zeigt. Trotzdem war der Kampf gegen soziale Benachteiligung und für ökonomische Besserstellung von Anfang an für die GAV ein wichtiger Integrationsfaktor.

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ein wenig schon ein wenig Schonung hätten wir brauchen können, üben sollen (Ernst Jandl, an peter von tramin, spät)

Erfolg im Scheitern GAV und internationaler PEN Das Ansuchen der GAV um Anerkennung als zweites autonomes österreichisches PEN-Zentrum wurde zum erstenmal bei der Sitzung des Exekutivrates des internationalen PEN am 1. 5.1973 in Stockholm diskutiert. Internationaler Präsident war damals Heinrich Boll, Generalsekretär David Carver. Da Ernst Jandl durch den plötzlichen Tod seines Vaters an der Reise gehindert worden war, wurden Klaus Hoffer und Wolfgang Kudrnofsky als Vertreter der GAV entsandt. Den österreichischen PEN vertraten Reinhard Federmann und Peter von Tramin. In der von Ernst Jandl zuerst auf deutsch verfaßten und von Klaus Hoffer vor dem Exekutivkomitee auf englisch vorgetragenen Rede - in welcher der im deutschen Text zu findende Ausdruck „unsere konservativen Kollegen" aus taktischen Erwägungen durchwegs durch „our Viennese colleagues" ersetzt wurde" 3 - hieß es: The writers on whose behalf the two of us are speaking comprise two generations, those born around 1925 and those born around 1945. (...) The unifying element for all the writers on our side lies in the development and realization of their own literary programme during the 45

last twenty years, a programme that had its origin in the literary experiments of the older of the two generations and was carried into many different directions by the younger generation of writers, some of whom are now exploring new types of realism in their stories, novels and plays. The starting point in the early fifties were expressionism and dadaism and the modern masterpieces of Arno Holz, Apollinaire, Gertrude Stein, James Joyce, Kurt Schwitters, Hans Arp, E. E. Cummings, to mention only a few names. This meant a tradition and the continuation of a tradition, a tradition however, that was quite different from everything that could then and can now expect recognition in Austria. This completely different tradition on our side resulted in a completely different style of writing, new techniques which stood in sharp contrast to the way of writing of our „Viennese" colleagues and still do. In our idea of literature and poetry we differ from most of our colleagues of the Austrian P. E. N.-Club, and as within the personality of a writer his or her idea of literature never exists in an isolated position but is closely related to the idea of all other things, the difference between us and our „Viennese" colleagues shows itself in practically all ideas, that is in the whole intellectual constitution. None should say that this may perhaps be true of the older writers among us, for instance of the radical writers of the „Vienna Group", but hardly of the younger ones who even started to tell stories again and to put realistic plays on the stage. This is simply not true. The early mini-plays by Wolfgang Bauer, the prose-cycles by Michael Scharang or numerous works by Peter Handke are certainly not less radical than the work of the older writers and show exactly where they come from and what their attitude as writers is. Of course they have to move onward and away from the beginnings which means away from the starting point. It seems, if this comparison be permitted, a relation somewhat similar to the relation between pre-classical and classical writing in the eighteenth century. 46

The fifties and early sixties were a most difficult period for this new literature and these authors - not unlike the violent opposition that earlier in the century was aroused by the new music of Schönberg, Berg and Webern in the very same country, Austria. For years and years this, our Austrian literature, had had no chance of being published, nor even found a thoughtful critic. It was not really surprising that our „Viennese" colleagues could not warm up to this literature. To us all this meant we had to find a basis in other German speaking countries, and our efforts finally were successful in the mid-sixties, first in Switzerland where Walter-Verlag published Artmann, Bayer and Jandl and then in the German Federal Republic where the big publishing houses Rowohlt, Luchterhand, Suhrkamp, Hanser gradually opened up to our writings. Towards the end of the sixties the new Austrian literature had become widely published, as a weighty part of literature in the German language, and not without effect on Austria. Now it is present in our country too, but still controversial, to put it softly. - „Neutönerei", „Pseudo-Avantgardism", „lunar-erosion" our literature is labelled by our opponents, unless they call it simply „no art but eye-wash". 100 Der Gegensatz zwischen der GAV und dem österreichischen PEN wird historisch und literarisch geortet. Er wurde von Seiten der GAV als so gravierend empfunden, daß man nicht an seine Überbrückbarkeit in absehbarer Zeit glaubte. Deshalb beharrte Klaus Hoffer im Namen der GAV auf der völligen Autonomie innerhalb des internationalen PEN. Peter von Tramin wies die Anschuldigungen der GAV gegen den österreichischen PEN als unbewiesen zurück und warf ihr mangelnde Gesprächsbereitschaft vor. Einen autonomen Status der „Grazer" innerhalb des internationalen PEN lehnte der österreichische PEN entschieden ab. Die GAV berief sich dagegen auf das Prinzip des Pluralismus und der demokratischen Koexistenz. Ihrer Ansicht nach sprachen die in der PEN-Charta enthaltenen Grundsätze, zu denen sie 47

sich voll bekannten, zugunsten ihres Ansuchens. Als Zeichen der Konzilianz äußerte die GAV ihr Bedauern über allzu harte Worte, die bei der vorangegangenen Kontroverse gefallen seien, und erklärte sich zur Zusammenarbeit mit dem österreichischen PEN innerhalb des internationalen PEN bereit.101 Da der Antrag der GAV nicht fristgerecht eingereicht worden war, hätte sie für seine Annahme eine Zweidrittelmehrheit benötigt. Denn nach einem - der GAV vorher nicht bekannten! - Paragraphen der Geschäftsordnung müssen alle Anträge für die Exekutivkomiteesitzung sechs Wochen vor dieser eingereicht werden, um mit einfacher Mehrheit angenommen werden zu können. Eine Zweidrittelmehrheit war in Stockholm allem Anschein nach nicht zu erreichen. Daher zogen die Vertreter der GAV es vor, ihren Antrag bis zur nächsten Sitzung, bei der nur eine einfache Mehrheit erforderlich war, vertagen zu lassen, wozu auch Heinrich Boll riet. Ein fataler Fristfehler hatte die Anerkennung der GAV als autonomes österreichisches PEN-Zentrum vorerst scheitern lassen. Viele Delegierte hatten von dem Problem erst im Laufe der Sitzung erfahren. Die GAV wollte nun die Zeit bis zum nächsten PEN-Kongreß nutzen, um all jene Zentren zu informieren, die keine Delegierten nach Stockholm entsandt hatten. Das österreichische PEN-Zentrum bekämpfte das Vorhaben der GAV heftig. Schon bei der Jahrestagung des PENZentrums Bundesrepublik Deutschland im April 1973 war Ernst Schönwiese vehement gegen die Gründung eines zweiten PEN-Zentrums in Graz aufgetreten und hatte es beklagt, daß bundesdeutsche PEN-Mitglieder - gemeint waren Heinrich Boll, Peter Chotjewitz, Ingeborg Drewitz und Thilo Koch, die die GAV um Befürwortung ihres Ansuchens gebeten hatte - die GAV unterstützt und ermuntert hätten. Ein Bravourstück historischer Kontamination leistete sich Schönwiese, indem er andeutete, daß Deutsche „schon ein48

mal ( . . . ) durch ihre Ingerenz in österreichische Belange Unheil angerichtet" hätten 102 - eine unmißverständliche Anspielung auf den demonstrativen Austritt der völkischen österreichischen Schriftsteller aus dem Wiener PEN-Club im Anschluß an den internationalen PEN-Kongreß in Ragusa 1933. Der Hauptvorwurf des österreichischen P E N an die Adresse der G A V war ihre Weigerung, mit Vertretern des Clubs zusammenzuarbeiten und eine Einigung zu suchen. Die Autoren der G A V waren nicht bereit, individuell oder kollektiv in den bestehenden österreichischen PEN-Club einzutreten oder mit ihm eine andere Verbindung einzugehen als eine solche, die sich durch eine gleichberechtigte Mitgliedschaft im internationalen P E N ergeben hätte. Eine Unterordnung unter das bestehende Wiener Zentrum war für sie unannehmbar. Eine Annäherung dieser beiden Standpunkte war nicht möglich. Die nächste Tagung des internationalen PEN, bei der die Sache der G A V verhandelt wurde, fand am 1 9 . 5 . 1 9 7 4 in Ohrid (Mazedonien) statt. Als Vertreter der G A V wurden diesmal Ernst Jandl und Klaus Hoffer entsandt, die Delegierten des österreichischen P E N waren wieder Peter von Tramin und Reinhard Federmann. Der Antrag der G A V auf Anerkennung als zweites autonomes österreichisches PENZentrum wurde vom Exekutivrat mit acht Stimmen (davon fünf Briefstimmen) gegen sechs bei zwölf Enthaltungen abgelehnt. Aber auch ein Gegenantrag des österreichischen P E N , der G A V den - von ihr abgelehnten - Status eines Zweigvereins des österreichischen PEN-Zentrums in Wien zuzuerkennen, 103 fand keine Mehrheit. In dieser Pattsituation wurde aufgrund einer Resolution des slowenischen P E N und gegen den Widerstand des österreichischen Zentrums eine Kommission des internationalen P E N eingesetzt, die die Situation in Österreich prüfen und „Mittel und Wege finden soll(te), die Autoren der G A V in den internationalen P E N zu bringen". 1 0 4 49 i

Diese Kommission kam am 4.11.1974 in London zusammen. Bei diesem Zusammentreffen war die GAV nicht vertreten, sie hatte aber ein Entschuldigungsschreiben geschickt. Punkt eins der von der Kommission ausgearbeiteten Empfehlungen sah vor, daß es nur ein österreichisches PENZentrum mit zwei autonomen Körperschaften mit den Bezeichnungen „Österreichisches PEN-Zentrum. Wiener Büro" und „Österreichisches PEN-Zentrum. Grazer Büro" geben sollte. Dieser erste Punkt wurde von der GAV in einer schriftlichen Stellungnahme abgelehnt. 105 Sie traf aber nicht rechtzeitig zum Kongreß des internationalen PEN in Jerusalem im Dezember 1974 ein. Da die GAV auch keinen Vertreter entsandt hatte, wurde so die Frage auf Betreiben des österreichischen Zentrums von der Tagesordnung abgesetzt allerdings mit dem Vorbehalt, daß sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder zur Debatte gestellt werden könne.106 Das Scheitern der Anerkennung durch den internationalen PEN ist auch darauf zurückzuführen, daß es den Delegierten der diversen PEN-Zentren schwer verständlich zu machen war, welche Art von Kluft, welcher elementare Unterschied zwischen der vom österreichischen PEN und der von der GAV vertretenen Literatur bestand. Das wird in der hohen Zahl der Enthaltungen bei der Abstimmung in Ohrid sichtbar. Eine ästhetische Auseinandersetzung durch die Etablierung eines zweiten Zentrums in einem Land zu lösen, schien vielen Delegierten, die mit der Situation in Österreich wenig vertraut waren, inadäquat. Man fürchtete, damit einen gefahrlichen Präzedenzfall zu schaffen. Man wollte zwar die Autoren der GAV als Mitglieder des PEN gewinnen, hoffte aber, daß der Konflikt auf eine andere Art zu lösen sei.107 Innerhalb der GAV gab es zur PEN-Frage zwei unterschiedliche Meinungen: ein Teil der Autoren wollte weiterhin die Aufnahme in den internationalen PEN verfolgen; ihnen stand eine starke Fraktion gegenüber, die überzeugt war, daß 50

man sowohl den österreichischen als auch den internationalen PEN einfach übergehen solle. Manche waren schon von Anfang an der Ansicht, daß der österreichische PEN bloß die Situation des internationalen widerspiegele und dieser eine überholte Organisation sei, der auch in anderen Ländern die wichtigsten Autoren fernblieben. 108 Die Gründung eines autonomen Zentrums hätte außerdem Probleme organisatorischer Art mit sich gebracht. Denn es war fraglich, ob im Falle einer Anerkennung nach den Statuten des internationalen PEN alle Gründungsmitglieder der GAV auch Mitglieder des autonomen PEN-Zentrums sein konnten. Der PEN sah nämlich bloß Schriftsteller und Herausgeber als Mitglieder vor, die GAV umfaßte aber auch bildende Künstler, Aktionisten und Filmemacher, so daß man möglicherweise gezwungen gewesen wäre, das PENZentrum als Verein im Verein, der GAV, zu führen. Die weitere Entwicklung der GAV, beispielsweise die Aufnahme von Liedermachern, verschärfte dann noch die Problematik der Qualifikation für eine PEN-Mitgliedschaft. Jedenfalls setzte sich nunmehr die Ansicht durch, daß die Anerkennung durch den PEN nicht mehr eine Wichtigkeit haben sollte, die alles andere absorbiert. Die Prioritäten wurden geändert. Schon seit ihrer Gründung waren für die GAV andere Ziele in den Vordergrund getreten. Sie hielt zwar im Prinzip ihre Bewerbung um Anerkennung durch den internationalen PEN aufrecht und beließ den entsprechenden Passus in den Statuten, machte aber keine Anstrengung mehr in diese Richtung. 1975 wurde die Unterschrift unter die PEN-Charta als Voraussetzung für die Aufnahme abgeschafft. Bis heute blieb das Selbstverständnis der GAV als alternative Organisation zum österreichischen PEN-Club - zumindest für den Großteil ihrer Vorstandsmitglieder - gültig. Daraus folgt auch die Ablehnung einer gleichzeitigen Mitgliedschaft bei beiden Organisationen. 109

51

Konsolidierung und erste Praxis (1973-1974) 1. Autorengewerkschaft

oder

Autonomie?

Die materielle Interessenvertretung war von Anfang an neben der Kulturpolitik ein Schwerpunkt in der Tätigkeit der GAV. Dabei spielte die Gewerkschaftsfrage eine zentrale Rolle. Die bei der Gründungsversammlung der GAV eingesetzte „Vorbereitende Kommission zur Gründung einer gewerkschaftlichen Organisation der Autoren" kam am 4. 5. 1973 zum ersten Mal zusammen. Anwesend waren Heimrad Bäcker, Gustav Ernst, Wolfgang Kudrnofsky, Peter Matejka, Günther Nenning und Hans Pusch. Es wurde beschlossen, der Autorenversammlung die gewerkschaftliche Vereinigung österreichischer Schriftsteller vorzuschlagen. 110 Am 18.6.1973 stellte die Kommission an den ÖGB den Antrag auf Gründung einer Fachgruppe „Autoren und freie Mitarbeiter" innerhalb der Sektion Journalisten und auf Umbenennung dieser Sektion in „Sektion Autoren und Journalisten". Außerdem reichte sie ein Arbeitsprogramm ein, das sich u. a. die Erweiterung der Arbeitsmöglichkeiten und die Erhöhung der Honorare beim ORF, die Schaffung eines Normalvertrages mit den Verlagen und die Einführung des 52

Bibliotheksgroschens zum Ziel setzte.111 Für die Errichtung einer Bibliotheksgebühr, wie sie in anderen Ländern bereits bestand, setzte sich auch die IGÖA ein. Dieser „Bibliotheksgroschen" sollte bei der Entlehnung von Büchern eingehoben werden und zu einem Teil den Autoren der entlehnten Bücher, zum anderen Teil einem Sozialfonds für notleidende Schriftsteller zufließen. Im November 1983 bildete sich innerhalb der Journalistengewerkschaft eine „Arbeitsgruppe Autoren", an der sich Wolfgang Kudrnofsky als Vertreter der GAV beteiligte. Sie erstellte ein Forderungsprogramm der freien Mitarbeiter beim O R F und einen „Mustervertrag" zwischen Autoren und Verlegern. Dem O R F gegenüber wurde u. a. die Bekanntgabe des Honorarrahmens für freie Mitarbeiter und seine Anhebung, von den Verlagen eine Erhöhung der Beteiligung am Ladenpreis gefordert. 112 Der Antrag auf Gründung einer Fachgruppe Autoren in der Sektion Journalisten wurde vom ÖGB abgelehnt. Der Beitritt zur Journalistengewerkschaft war aufgrund der Satzungen des ÖGB nur Autoren möglich, die einen Teil ihres Lebensunterhalts aus der Mitarbeit an Zeitschriften, Journalen, Zeitungen etc. bestritten. Symptomatisch war der Fall Manfred Chobot, dessen Aufnahmeantrag von der Gewerkschaft abgelehnt wurde mit der Begründung, daß er aufgrund seines Einkommens keine hauptberufliche journalistische Tätigkeit nachweisen könne. Ironischerweise bezog Chobot sein Einkommen (ca. 3000 Schilling) aus journalistischer Tätigkeit von der vom Präsidenten der Journalistengewerkschaft Günther Nenning herausgegebenen Zeitung „Neue Freie Presse". 113

Wegen dieser restriktiven Aufnahmebedingungen konnte die GAV, obwohl einige ihrer Mitglieder in die Gewerkschaft eintraten, in dieser nicht als geschlossene und einflußreiche Gruppe auftreten. Für die selbständige Wahrnehmung der materiellen Interessen der Autoren durch die GAV selbst engagierte sich besonders Andreas Okopenko, der bereits im Juli 1973 einen Pro53

blemkatalog zusammengestellt hatte, in dem eine Reihe von konkreten Forderungen und Maßnahmen zur Verbesserung der rechtlichen und ökonomischen Situation der Schriftsteller gegenüber der Presse, dem ORF, den Verlagen, dem Buchhandel und den staatlichen Institutionen enthalten war." 4 Daraus entwickelte sich der autonome soziale Kampf der GAV. 2. Kulturpolitische

Reformvorschläge

und konkrete

Ergebnisse

Analyse und Veränderung der österreichischen Kulturpolitik waren Gründungsmotive der GAV. In diesem Kontext erschien es auch notwendig, eine Korrektur des Bildes der österreichischen Literatur in der BRD zu erreichen. Dazu schrieb Oswald Wiener Anfang 1973 an Ernst Jandl: erstens schadet euch der österreichische PEN-CLUB, wie ich es sehe, hauptsächlich durch sein monopol auf die kulturberichterstattung aus Österreich (...). wenn ich hier etwas über österreichische kultur lese, ist es stets von einem mitglied des österreichischen PEN-CLUBs verfaßt. man berichtet über oper und burgtheater, über alles, was im österreichischen kunstschaffen konformistisch ist, und sehr häufig über die arbeit der PENCLUB-kollegen (welche sich dann in einer anderen Zeitung revanchieren), ich habe bereits mehrere briefe an deutsche feuilletonchefs geschrieben, in denen ich den unglaublichen stil und den schwachsinnigen inhalt dieser berichte aus Österreich kritisiert habe, ihr müßt, als zeichen eurer Solidarität, unbedingt versuchen, die kulturgreise aus den deutschen feuilletons zu drängen (.. .)" 5 Im Juli 1973 unternahmen Ernst Jandl und Oswald Wiener eine Reise durch die BRD. Ihr Ziel war, Kontakte zur bundesdeutschen Presse aufzunehmen und eine ausgedehnte Korrespondententätigkeit der GAV anzubahnen. Die kontaktierten Redakteure zeigten ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Doch die Autoren der GAV nutzten in der Folge die ihnen gebotene Gelegenheit zur literarischen und kultu54

rellen Berichterstattung aus Österreich kaum. So blieb das Projekt im wesentlichen erfolglos. Mit der Kulturpolitik wie mit der sozialen Lage und Funktion des Schriftstellers in Österreich beschäftigte sich eine Klausurtagung der GAV im September 1973 auf Schloß Retzhof in der Steiermark. Das Thema der Tagung lautete: „Die Situation des österreichischen Schriftstellers: Analyse der österreichischen Kulturpolitik und Vorschläge zu deren Veränderung". Zum gleichen Thema fand dann vom 20. bis zum 22. Oktober 1973 in Graz ein Symposium im Rahmenprogramm des „steirischen herbstes" statt. In Retzhof referierten Wolfgang Kudrnofsky „Zur Lage des österreichischen Schriftstellers", Gerald Bisinger „Zur Bezahlbarkeit von Literatur", Ernst Jandl „Zur Problematik des ,freien' Schriftstellers" 116 , Oswald Wiener unter dem Titel „Warum schreiben? Austrismus und die Ablehnung der neuen Literatur", Anestis Logothetis über „Kunst und Gesellschaft", Gerhard Rühm „Zur Problematik von Kunst und Gesellschaft", Hermann Nitsch über „Meine Arbeit und die österreichischen Behörden", Franz Haderer über „Die Wochend-Beilagen der österreichischen Tageszeitungen", Waltraud Seidlhofer über „Die Amtssprache als systemerhaltendes Prinzip", Friedrich Geyrhofer „Über ein neues kulturpolitisches Verhalten des Schriftstellers" und Andreas Okopenko über „Die schwierigen Anfange der österreichischen Literatur nach '45". 117

Dabei wurden ästhetische Grundlagen wie Fragen der kulturpolitischen Strategie und Zielsetzung diskutiert. Ernst Jandl befürwortete in seinem Vortrag die Lösung, einen Beruf auszuüben und daneben zu schreiben. Als deren Vorteile sah er die größere Unabhängigkeit vom Markt und die daraus folgende größere Freiheit beim Schreiben, sowohl was die Qualität, als auch was die Quantität des Produzierten betrifft, sowie die stärkere Verbindung zu anderen Menschen. Jandl schränkte ein, daß dieser Weg nicht für alle Autoren der ideale sei, und betonte, daß die Auffassung von der Selbständigkeit des Schriftstellers nicht im Widerspruch zu einer gewerkschaftlichen Organisation stehe: 55

So soll also jeder zusehen, wie er selbst es am besten zu etwas bringt. Soll er das? Gewiß doch. Allerdings ohne zu übersehen, daß die Tätigkeit des Schriftstellers, jedes Schriftstellers, innerhalb eines politischen und, davon nicht trennbar, ökonomischen und gesellschaftlichen Rahmens erfolgt, der für uns alle derselbe ist. Ungeachtet dessen, was jeder von uns tut, wie er es tut und welchen Erfolg er damit hat, werden wir alles, was mit diesem Rahmen zusammenhängt und daher außerhalb unserer eigentlichen Arbeit als Schriftsteller liegt, aber auf diese nicht ohne Einfluß ist, gemeinsam tun müssen, in gemeinsamer Aktion, in einer gemeinsamen Organisation. Es handelt sich dabei um ein Mindestmaß an sozialer Sicherheit und um eine angemessene Entlohnung der geleisteten Arbeit. Das ist Sache der Gewerkschaft, nämlich unser aller Sache als Mitglieder einer zu gründenden Gewerkschaft." 8 Damit eine solche Gewerkschaft erfolgreich sein könne führte Jandl weiter aus - müsse man in ihr „auf die Unterscheidung zwischen haupt- und nebenberuflichen Schriftstellern von vornherein verzichten". 119 Ernst Jandl schlug auch eine andere Art der Verteilung des vom Staat für Schriftsteller aufgewendeten Geldes vor. Das holländische Modell, das fixe Zuschüsse vom Staat beim Erscheinen von Büchern und Zeitschriftenartikeln, die staatliche Subvention von Büchern sowie fünfjährige Arbeitsstipendien für die Arbeit an größeren Werken und ab dem sechzigsten Lebensjahr eine Pension für jeden Schriftsteller beinhaltete, hätte nach Jandl den Vorteil gehabt, „daß jeder, der als Schriftsteller tatsächlich arbeitet, in einem gerechten Verhältnis zum Umfang der meßbaren Seite seiner Leistung von diesen Mitteln profitiert". 120 Jandl zufolge sollten die Mittel, die vom Staat für Kunst verwendet werden, von einer vom Staat unabhängigen, demokratisch gewählten Repräsentanz der Kunstschaffenden verteilt werden.121 Zuletzt nannte er noch drei konkrete Vorschläge: die Einrichtung von Gastdozenturen für Schriftsteller an Universitäten, die Schaffung von Stellen für Schriftsteller an allen Kulturinstituten und die Erteilung von dotierten Arbeitsaufträgen an Autoren wie beispielsweise die Beauftragung von Lyrikern mit essayistischen Arbeiten 56

über bestimmte Aspekte der Lyrik, der Herausgabe von Anthologien oder dem Aufspüren und Aufarbeiten „verschütteter" Lyrik. 122 Die Tagung in Retzhof war ein erster Schritt der G A V hin zu einer differenzierten, nicht mehr an der Opposition zum PEN-Club fixierten Auseinandersetzung mit der Situation in Österreich und zu einer Diskussion von kulturpolitischen Alternativen. Einen konkreten Erfolg konnte die G A V 1974 verzeichnen: sie erreichte die Einrichtung von Aufenthaltsstipendien für Autoren in Graz aus öffentlichen Mitteln. Die Gäste sollten das literarische Klima in Graz beleben und den internationalen Kontakt zwischen Autoren fördern. Das Engagement der G A V für eine Liberalisierung des kulturellen Lebens wurde auch in Einzelfallhilfe für von repressiven Maßnahmen betroffenen Personen wirksam. Im Juni 1973 war die Vertragslehrerin an der Hauptschule in Absam (Tirol) Agnes Larcher entlassen worden, weil sie mit ihren Schülern die Stücke „Stallerhof" und „Geisterbahn" von Franz Xaver Kroetz gelesen hatte. Die zuständige Behörde begründete die Entlassung damit, es habe sich um „nicht approbiertes Lesegut" gehandelt. Auf Initiative der GAV wurde ein Aktionskomitee „Literatur in der Schule. Lehrer - Autoren - Wissenschafter - Studenten" gebildet, das sich die Wiedereinstellung von Frau Larcher sowie eine umfassende Erneuerung der Literaturerziehung an österreichischen Schulen, eine Revision des Lehrplans und der Approbationspraxis zum Ziel setzte. An dem Aktionskomitee beteiligten sich auch Mitglieder des PEN-Clubs. 123 Um einen Fall von Kriminalisierung künstlerischer Tätigkeit handelte es sich bei Günter Brus. Dieser war 1969 wegen einer Darbietung im Rahmen der Veranstaltung „Kunst und Revolution" an der Universität Wien im Juni 1968 zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden und hatte sich dieser durch Auswanderung nach Berlin entzogen. Auf Initiative Ernst Jandls erreichte die GAV nach mehrmaliger Intervention beim Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger 1974 und 1975 eine Erneuerung des Passes und schließlich eine Begnadigung für Brus.124 57

Erfolglos blieb die Intervention der G A V in einer allerdings weit weniger vitalen Angelegenheit: Arnulf Rainer, der im September 1973 als Mitglied der G A V aufgenommen worden war, wurde 1974 der Würdigungspreis der Stadt Wien für Malerei und Graphik zuerkannt. Ein Brief, in dem sich Rainer gegen eine feierliche Überreichung des Preises aussprach und seine geringe Höhe kritisierte, wurde vom Bürgermeister als Verzicht gewertet. Rainers Einspruch gegen diese Interpretation und ein Appell der GAV an den Bürgermeister, Rainer den Preis formlos zu überweisen, blieben wirkungslos. 125

3. Der wahre Schuh. Eine literarische Kontroverse als Anekdote 1973 wurde zwischen Vertretern des österreichischen PENClubs und der GAY eine nicht nur für den Verlauf der literarischen Fronten, sondern auch für den Stil der Auseinandersetzungen jener Zeit aufschlußreiche Kontroverse ausgetragen. Franz Schuh veröffentlichte in den „manuskripten" eine vernichtende Kritik der Zeitschrift „Die Pestsäule". In Reinhard Federmanns satirischer Haltung gegenüber der Avantgarde-Literatur herrsche, so polemisierte Schuh, das Konservative. Nicht aber jener Konservativismus, den man respektiert, weil er von der Geschichte zumindest gelernt hat, daß sie nicht stehen bleibt, sondern der andere, der stocksteif und vorwitzig auf Vergangenem beharrt, als hätte er es selbst erfunden. 126 Am Beispiel von György Sebestyen charakterisiert Schuh die Haltung der Konservativen gegenüber der Avantgarde folgendermaßen: Weil die Avantgarde die Wirklichkeit als entfremdet darstellt, ist die Avantgarde entfremdet, sie ist nicht der Wirklichkeit gemäß. Die Avantgarde ist ,dekadent', ist unmenschlich. Was aber die Wirklichkeit ist, weiß der Ideokrat. Aber er sagt es nicht. Er vertraut traditionellen Begriffen, erniedrigt sie zu Leerformeln, füllt sie mit 58

Emotionen und bringt sie gegen die Avantgarde ins Spiel. 127 Reinhard Federmann wies in der „Pestsäule" die Kritik Franz Schuhs als unbewiesen zurück, bemühte sich aber kaum, in einer Auseinandersetzung mit den ästhetischen und ideologiekritischen Argumenten Schuhs diese zu widerlegen. Sein Beitrag konzentrierte sich vielmehr auf den Nachweis ausgehend von der fehlenden Angabe des Geburtsjahres von Schuh daß dieser mit Ernst Jandl identisch sei. Jandl wird vorgeworfen, sich „hinter einem Decknamen zu verkriechen". 1 2 8 Diese Scheindecouvrierung bildet das Thema der Beiträge von Franz Schuh und Ernst Jandl im Heft 40 der „manuskripte". Jener ironisiert die Anzweiflung seiner Identität in einer formallogischen Ableitung 129 ; der satirischpoetische Text Ernst Jandls, „Federmanns Vision" 1 3 0 , erweist dessen Irrtum als Paradigma einer Ideosynkrasie: der Fixierung auf ein Feindbild und seiner Verkörperung in einer Person. 4. Konflikte im Innern - Festigung nach außen Die Aufnahme von Mitgliedern erfolgte in den ersten Jahren des Bestehens der G A V noch sehr selektiv. So wurden bei der Generalversammlung in Retzhof im September 1973 nur Arnulf Rainer und Peter Turrini neu aufgenommen. Turrini war am 2 . 4 . 1 9 7 3 aus dem PEN-Club ausgetreten. 131 In einem Brief an den Präsidenten Ernst Schönwiese hieß es: Ich bin in den PEN-Club mit einer ganz bestimmten Absicht eingetreten: Ich wollte die Außenstehenden hineinbringen und den Club von innen her ändern. Dieses Vorhaben war, soweit ich das heute überschauen kann, der Ausdruck einer unbändigen Naivität: Diejenigen, welche draußen standen, wollten überhaupt nicht hinein. Ihr Verhältnis zum P E N und zu einzelnen Mitgliedern des jetzigen Vorstandes hatte eine Vorgeschichte, 59

die ich hätte kennen müssen. Der Dichterkrieg, der durch die Grazer Gründung so spektakulär an die Öffentlichkeit drang, war in Wirklichkeit der Ausdruck einer zwanzigjährigen österreichischen Kulturmisere. 132 Prinzipiell zur Funktion von Schriftstellervereinigungen äußerte sich Turrini wie folgt: Ich denke, daß es für den Schriftsteller in der gegenwärtigen Situation nur die Entscheidung zwischen zwei Organisationsformen gibt. Die eine ist der Zusammenschluß von Schriftstellern aus sozialen und kulturpolitischen Gründen, die Idee einer Gewerkschaft, die mir mehr und mehr einleuchtet. Die andere ist ein Club, ein abgeschlossener Verein mit ganz bestimmten Auswahlprinzipien, der vornehmlich prestigeorientiert ist.133 Als Hauptmotiv des Übertritts in die GAV wird hier, entsprechend dem Selbstverständnis der Gruppe, ihr stärkeres soziales und politisches Engagement, daneben aber auch ihre Offenheit angeführt. Bei der nächsten Generalversammlung am 22. und 23.6.1974 in Linz wurden Hans Prokop und Franz Schuh in die Autorenversammlung aufgenommen. Außerdem wurde Erich Fried zum Beitritt eingeladen; dieser nahm später die Einladung an. Um auch jungen Autoren ohne Buch- oder zahlreiche Zeitschriftenpublikationen die Aufnahme zu ermöglichen, wurde eine dreiköpfige Jury, zunächst bestehend aus Otto Breicha, Franz Kaltenbeck und Heimrad Bäcker, eingesetzt, die sich mit Publikationen bzw. Manuskripten von zur Aufnahme vorgeschlagenen Autoren auseinandersetzen und in der Folge der Generalversammlung eine Aufnahme empfehlen oder davon abraten sollte. So wurden bei der Generalversammlung am 30.11. und 1.12.1974 in Graz folgende achtzehn Autoren für die Aufnahme vorgeschlagen: Ulf Birbaumer, Horst Christoph, Elfriede Czurda, Inge Dapunt, Anselm Glück, Bogdan Grbic, Hans Haid, Hans Haider,

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Hermann Hendrich, Bernhard Hüttenegger, Franz Innerhofer, Gerhard Kleindl, Christine Nöstlinger, Wilhelm Pevny, E. A. Richter, Hannes Schneider, Ingo Springenschmid und Heinz R. Unger. Die Aufnahmeanträge für die Autoren Friedemann Bayer, Hans Brandstätter, Manfred Chobot, Hans Gigacher, Ingram Hartinger, Lutz Holzinger, Franz Koller, Franz Krahberger, Carolus Lehner, Erich Polzer, Michael Siegert, Dieter Veith und Karl Wiesinger wurden an die nun aus Ernst Jandl, Heidi Pataki und Reinhard Prießnitz bestehende Jury weiterverwiesen. Ende 1974 betrug die Mitgliederzahl 85. Wie bereits dargelegt, war die Zusammensetzung der Mitglieder keineswegs homogen. Besonders deutlich waren die Unterschiede und Spannungen zwischen den Vertretern einer realistischen Literatur und solchen Autoren, die stärker formale Aspekte in den Vordergrund stellten. In diesem Zusammenhang kam es im „Neuen Forum" zu einer öffentlichen Kontroverse zwischen Hermann Nitsch und den „Forum "-Redakteuren Michael Siegert und Josef Dvorak. 134 Letztere stellten zwischen der Arbeit Nitschs und dem Faschismus Parallelen her. Die Redaktion identifizierte sich mit dieser Position: Die Krise des europäischen Parlamentarismus scheint allenthalben nach „aktivistischen" und „aktionistischen" Gruppen und Ideologien zu rufen. In dieser Situation könnte der Wiener Aktionismus im Spektrum der Rechtsbewegungen eine ähnliche Rolle spielen wie der italienische Futurismus anfangs der zwanziger Jahre. 135 Zugleich verwahrte sie sich gegen den Ruf, das „Neue Forum" sei das Organ des Wiener Aktionismus. In seiner Entgegnung wehrte sich Hermann Nitsch gegen eine moralische Beurteilung seiner Arbeit: die struktur der form ist uns tiefere metaphysische Wirklichkeit als die moral. 136 Den Vorwurf des Faschistischen umdrehend betonte Nitsch, daß es 61

unsinnig ist, wenn man die oft sehr bürgerliche und ästhetisch wenig geschulte kritik linksextremer kreise unsere arbeiten, weil sie ihnen unheimlich sind und weil sie eben gegen bürgerliche tabus verstoßen, als faschistisch bezeichnet, ähnliches taten die nazis, als sie das, was sie nicht begriffen, mit dem Stempel entarteter kunst belegten. 137 Seine Position als Künstler erläuterte Nitsch mit den Worten:

kunst ist Sensibilisierung und intensivierung des lebens. alles politische denken geht mir auf die nerven, alle diese sentimentalen und materialistischen gemeinschaftslehren sind gegen das leben, gegen die biologische Wirklichkeit des lebens, gegen das offen funktionierende leben, genauso wie das verlogene gefasel von demokratie sind mir gewalttätige und totalitäre systeme widerlich, ich stehe der anarchie der gewaltlosigkeit nahe, ich bin gegen zentralistische Verwaltung durch den Staat, gegen massenbildungen, gegen jede staatsform. der Staat ist ein überholtes modell des Zusammenlebens, ich bin weder links noch rechts, ich bin unpolitisch aus Überzeugung, ich bin dies aus gründen politischer überzeugungslosigkeit.138 Die Auseinandersetzung zwischen Hermann Nitsch und dem „Neuen F o r u m " macht den Gegensatz zwischen einem extremen Formalismus und einer linksgerichteten, sozialkritischen Literatur sichtbar. Für diese beinhaltet gerade die erklärte völlige Abstinenz vom Politischen die Gefahr einer Funktionalisierung im Sinne des Faschismus, der die formalistisch verbrämten biologistischen, mythischen und irrationalistischen Inhalte entgegenkommen. Hermann Nitsch erscheint als Repräsentant einer „Ästhetisierung der Politik", die nach Walter Benjamin im Krieg gipfelt und Kennzeichen des Faschismus ist.139 Die Unvereinbarkeit der hier bezogenen Positionen ist offensichtlich. Gleichwohl waren beide in unterschiedlicher 62

Gewichtung in der GAV vertreten. Daß Michael Siegert in der Folge nicht in den Verein aufgenommen wurde, ist ein Indiz dafür, daß in ihm die formal progressive Literatur dominierte. Das läßt sich auch rein quantitativ anhand der Zusammensetzung der Mitglieder und des Vorstandes sowie der Verteilung der Funktionen verifizieren. Zugleich waren die ersten Austritte aus dem Verein sensible Gradmesser für seine Entwicklung. Bezeichnend ist, daß alle Autoren, die bereits in der Anfangszeit aus der GAV austraten, dem „Avantgardismus" zugerechnet werden können. Otto Mühl hatte sich schon zu einem Zeitpunkt zurückgezogen, als sich der Verein gerade konstituierte. Als nächstes erfolgte der Austritt von Günter Brus anläßlich der Verurteilung des Galeristen Kurt Kalb wegen des Imports von Brus' Buch „Handzeichnungen". Der Austritt lag weniger in der Entwicklung der GAV begründet als in der Verbitterung über die kulturpolitischen Zustände in Österreich. Brus wollte einem Verein, der seinen Sitz in Österreich hatte, nicht mehr zugehören. 140 Am 17.7.1974 trat dann Oswald Wiener aus der GAV aus. In seiner Austrittserklärung heißt es: ich glaube, daß die Zusammensetzung der GRAZER A U T O R E N V E R S A M M L U N G weder in hinblick auf talent noch in bezug auf die individuelle interessenlage der einzelnen mitglieder homogen genug ist, eine hoffnung auf Zusammenarbeit zuzulassen; schlimmer: ich glaube, daß fast alle aktivitäten der GRAZER AUTOR E N V E R S A M M L U N G bisher als rein formal zu verstehende maßnahmen gewirkt haben, die tiefer liegenden gegensätze nicht zur diskussion kommen zu lassen (auf diese weise bewegt man sich von konsens zu konsens, ohne sich wirklich zu bewegen), ich glaube weiter, daß die bisher formulierten ziele der GRAZER AUTORENV E R S A M M L U N G mit meinen eigenen persönlichen und künstlerischen zielen zu wenig zu tun haben, um mein künftiges interesse zu gewährleisten. 63

ich bin ferner von den mißschlägen enttäuscht, die alle von mir angeregten projekte getroffen haben; besonders von der Unfähigkeit der G R A Z E R AUTORENVERSAMMLUNG, die mir sehr wichtigen probleme der RETZHOF-sitzung in akzeptabler form zu diskutieren.141 Es wird hier ein Unbehagen an der Zusammensetzung des Vereins formuliert, der immer mehr den Charakter einer avantgardistischen Elite verlor. Die elitäre Einstellung Wieners zeigt deutlich eine Passage aus seinem Brief an Ernst Jandl vom April 1973: Ich habe ganz bestimmte Auffassungen über die Aufgaben einer zeitgenössischen Literatur. Ich bin der Meinung, daß diese Aufgaben - dies ist nicht der Ort, sie zu beschreiben - nur von einer ganz kleinen Zahl der zeitgenössischen Autoren ansatzweise wahrgenommen werden. Ich bin ganz sicher, daß nicht mehr als vielleicht zwei oder drei der Mitglieder der „Grazer Autorenversammlung" in diese Kategorie fallen. Ich bin überzeugt davon, daß mit den anderen Kollegen nur eine unpersönliche Mitarbeit auf der Basis gemeinsamer, d. i. letztlich materieller, Interessen möglich ist.142 Als unerträglich empfand es Wiener, daß der Verein die inhaltliche Auseinandersetzung vermeide, um sein Bestehen nicht zu gefährden, und sich auf ein formelles Organisationsprinzip hinbewege. Im Verein schienen nunmehr durch ihr organisatorisches Talent auch solche Personen Einfluß zu gewinnen, gegen die Autoren, die wie Wiener strenge ästhetische Qualitätsforderungen stellten, sich von Anfang an gewandt hatten. Auch der Austritt Dominik Steigers im September 1974 kann als Zeichen einer solchen Irritation gewertet werden. Diese Austritte gefährdeten den Verein als Verein nicht, sie waren im Gegenteil Symptome seiner Konsolidierung, die eine Formalisierung des Organisationsprinzips und eine weit64

gehende Ausblendung inhaltlicher Divergenzen notwendig machte. 143 Im übrigen wurde die Dominanz des „Avantgardismus" im weiteren Sinne in der GAV keineswegs gebrochen. Die linke Minderheit, namentlich Michael Scharang, Peter Turrini, Franz Schuh und Gustav Ernst, ließ den 1974 entstandenen Gedanken einer Fraktionsbildung wieder fallen. „Es wäre", heißt es in einem Brief Turrinis an Ernst Jandl, „ziemlich sinnlos, wenn eine politisch engagierte minderheit ständig ziele und programme fordern würde, mit denen sich eine mehrheit nicht identifizieren kann." Das einzige, was die Autoren zusammenhielt, war nach Turrini „eine - mitunter diffuse - antipathie gegen das österreichische kulturleben reaktionärster prägung. das ist nicht viel, aber realistisch betrachtet das einzig mögliche". 144 Eine kulturpolitische und ästhetische Gemeinsamkeit ließ sich nur ex negativo formulieren. Für die praktische Funktionsfahigkeit des Vereins war seine Subventionierung eine nicht unwesentliche Voraussetzung. Bereits im Gründungsjahr erhielt die GAV vom Bundesministerium für Unterricht und Kunst eine Subvention von 210.000 Schilling. 1974 betrug sie 215.000 Schilling. Das Ministerium merkte im „Kunstbericht" dazu an: Im Sinne der Belebung der österreichischen Literaturszene wird auch die Grazer Autorenversammlung mit bedeutenden Beträgen gefördert. 145 Der österreichische PEN-Club erhielt im selben Jahr 250.000 Schilling. Er hatte 1974 etwa 250 Mitglieder, die GAV zählte Mitte 1974 68 Mitglieder. Diese vergleichsweise großzügige Förderung der GAV machte ihre Anerkennung als eine repräsentative Schriftstellervereinigung durch die Kulturadministration offenkundig. 1453

65 5

Expansion und Entwicklung der Veranstaltungstätigkeit (1975-1978) 1. Verbreiterung

der Basis - Kontinuität

an der

Spitze

Von den 85 Mitgliedern, die der Verein Ende 1974 zählte, lebten mehr als die Hälfte, nämlich 51, in Wien. Daraus ergab sich die Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit, ein Sekretariat in Wien zu errichten. Gleichzeitig wurde Klaus Hoffer von Elfriede Czurda, die 1975 die Funktion der Generalsekretärin übernahm, abgelöst. Die Statuten der GAV schrieben die Neuwahl des Vorstands alle zwei Jahre vor. So wurde bei der Generalversammlung in Wien am 5. und 6.4.1975 ein neuer Vorstand gewählt, der einem von Ernst Jandl eingereichten Wahlvorschlag entsprach. Die Liste enthielt mit Ausnahme von Gert F. Jonke alle Mitglieder des bei der Gründung gewählten Vorstandes und die in der ersten Amtsperiode in den Vorstand kooptierten Autoren Friederike Mayröcker und Andreas Okopenko. Neu dazu kamen Wolfgang Bauer, Gustav Ernst, Valie Export, Elfriede Gerstl, Reinhard P. Gruber, Klaus Hoffer, Waltraud Seidlhofer und Peter Turrini. Christian Wallner wurde als Vertreter für Salzburg kooptiert. Präsident blieb H. C. Artmann. Die Zahl der Vizepräsidenten wurde auf vier erhöht: neben Gerhard Rühm und Alfred Kolleritsch wurden Ernst Jandl und Heimrad Bäcker zu Vizepräsidenten gewählt. Andreas Okopenko wurde Otto Breicha als zweiter Schatzmeister 66

beigestellt. In den Statuten wurde eine weitere den Vorstand betreffende Veränderung beschlossen: der im Gründungsstatut enthaltene Passus:

Nach zweijähriger Amtszeit kann er (der Vorstand, R. I.) in der selben Zusammensetzung wiedergewählt werden, kann aber in der Folge für die Zeit der abgelaufenen Amtsperiode(n) nicht wieder zur Wahl gestellt werden. wurde gestrichen. Man sprach sich also für eine Kontinuität in der Führung des Vereins aus: sie wurde als vorteilhaft, wenn nicht notwendig empfunden.

Eine wichtige Veränderung der Statuten, die ebenfalls 1975 beschlossen wurde, betraf die Mitgliederaufnahme. Im Gründungsstatut lautete der betreffende Paragraph: Jedes neuaufzunehmende Mitglied muß von einem Mitglied der „Grazer Autoren Versammlung" schriftlich empfohlen werden, um durch eine 2 /3-Mehrheit der Generalversammlung als Mitglied aufgenommen zu werden. Voraussetzung für die Aufnahme ist ferner die Unterschrift unter die Charta des Internationalen PEN. Wie bereits erwähnt wurde dieser letzte Satz gestrichen; der Paragraph wurde wie folgt neu formuliert: Die Aufnahme von Mitgliedern erfolgt zweimal jährlich mit einfacher Mehrheit durch die Generalversammlung aufgrund einer Empfehlung des Vorstandes, die mit Mehrheit in einer der Generalversammlung unmittelbar vorangehenden Vorstandssitzung beschlossen wurde. Von der Betreuung einer Jury mit der Prüfung der aufzunehmenden Mitglieder war man abgekommen. Diese Aufgabe wurde nun dem gesamten Vorstand übertragen. Eine Erleichterung der Aufnahme stellte es dar, daß in der Generalversammlung nur mehr eine einfache Mehrheit erforder67

lieh war. Die Teilnehmer an den Generalversammlungen waren über das Werk der Aufnahmebewerber oft nur unzureichend informiert. Hier sollte eine Statutenänderung Abhilfe schaffen, indem sie den Vorstand beauftragte, das Werk der Kandidaten zu prüfen. Eine von Ernst Jandl vorgeschlagene Erweiterung des Aufnahmemodus wurde bei der Generalversammlung im Mai 1976 in Wien beschlossen: aufnahmewillige Schriftsteller sollten am Vorabend der Generalversammlung aus ihrem Werk lesen.146 Auf diese Weise sollte sich eine Mehrheit der Mitglieder ein Urteil über die Aufnahmebewerber bilden können und damit verhindert werden, daß die Entscheidung über ihre Aufnahme oder Nichtaufnahme wenigen überlassen bleibt. Eine Lesung in diesem Sinne wurde bei der nächsten Generalversammlung im Oktober 1976 in Gmunden (Oberösterreich) veranstaltet. Es stellte sich dabei allerdings heraus, daß eine kurze Lesung nicht geeignet war, den Mitgliedern, denen die neuaufzunehmenden Autoren unbekannt waren, die Bildung eines adäquaten Urteils zu ermöglichen. Außerdem schien die Repräsentativität der Generalversammlung zweifelhaft: in Gmunden waren 23 Mitglieder der GAV anwesend. Das waren bei einem Mitgliederstand von 126 Autoren 18,25 %. Allein der Vorstand zählte damals mehr Mitglieder als in Gmunden insgesamt Autoren anwesend waren. Angesichts dieser Erfahrungen wurde bei der Generalversammlung in Gmunden darauf verzichtet, sich auf einen Aufnahmemodus festzulegen. Keinesfalls wollte man zur Einsetzung einer Jury zurückkehren. Als zusätzliche Richtlinie für Neuaufnahmen wurde festgehalten, daß der Interessierte Textproben und eine Biobibliographie ans Sekretariat schicken soll und ihm die Gelegenheit zu einer Lesung anläßlich einer Generalversammlung gegeben wird. Im übrigen wollte man die Neuaufnahme von Mitgliedern auf einmal im Jahr beschränken. 147 Prinzipiell zeichneten sich bezüglich der Aufnahmemodalitäten zwei Tendenzen in der G A V ab: eine restriktive, die den Nachweis adäquater Leistungen als Bedingung für eine Aufnahme stellte, und eine, die jegliche literarische Norm ablehnte und jedem Bewerber die Aufnahme zu gewähren neigte. Letztlich setzten sich im Verein die Befürworter einer grundsätzlichen Offenheit durch. 68

Die Zahl der Mitglieder stieg in der Folge rasch an: 1975 vergrößerte sie sich um 35, darunter Manfred Chobot, Heinz Gappmayr, Bodo Hell, Werner Herbst, Marie-Thérèse Kerschbaumer, Oswald Oberhuber, Alfred P. Schmidt, Liesl Ujvary, Elisabeth WägerHäusle, Gernot Wolfgruber; 1976 um 25, darunter Alfred Doppler, Adolf Haslinger, Hans Hollein, Lutz Holzinger, Leo Navratil, Wendelin Schmidt-Dengler, Rolf Schwendter, Heinz Tesar und Walter Weiss; 1977 um 20, darunter Ernest Borneman, Ingrid Puganigg, Burghart Schmidt und Jutta Schütting. Erst das Jahr 1978 brachte mit einem Mitgliederzuwachs von 13 eine gewisse Verlangsamung. Unter den 1978 neuaufgenommenen Mitgliedern waren Bazon Brock, Peter Gorsen, Christine Haidegger, Walter Kappacher, Gerhard Jaschke, Heinz Lunzer, Gerhard Ruiss, Ferdinand Schmatz und Johannes A. Vyoral. Besonders auf junge Autoren übte die G A V eine große Anziehungskraft aus. Der Schwerpunkt des Vereins verschob sich weiter von Graz nach Wien. Das zeigt auch die Neuwahl des Vorstandes bei der Generalversammlung am 16. und 17.4.1977 in Wien. Dabei wurde der Wahlvorschlag für den neuen Vorstand, der aufgrund einer Vorwahl durch die Mitglieder erstellt worden war, ohne Gegenstimme angenommen. Von den Mitgliedern des Vorstands von 1975 bis 1977 schieden nunmehr Wolfgang Bauer, Reinhard P. Gruber, Friedrich Hahn, Klaus Hoffer, Hermann Nitsch, Hans F. Prokop und Peter Weiermair aus. Neu hinzu kamen Friedrich Achleitner, Manfred Chobot, Bodo Hell, Oswald Oberhuber und Herbert J. Wimmer, der zum ersten Kassier bestellt wurde. Die Funktionen des Präsidiums und des Generalsekretärs blieben unverändert. 1976 war Franz Schuh als Nachfolger Elfriede Czurdas zum Generalsekretär ernannt worden. Das Ausscheiden dreier Grazer Mitglieder aus dem Vorstand und die Tatsache, daß sämtliche neue Vorstandsmitglieder in Wien lebten, können als Symptom dieser Schwerpunktverschiebung gesehen werden. 2. Beginn und Intensivierung

der

Veranstaltungstätigkeit

In den ersten beiden Jahren ihres Bestehens führte die G A V nur zwei öffentliche Veranstaltungen durch. Das bereits er69

wähnte Literatursymposium beim „steirischen herbst" 1973 war wegen organisatorischer Mängel nur sehr schlecht besucht. Eine breitere, über die eingespielte Kommunikation zwischen Eingeweihten hinausgehende Diskussion kam trotz des brisanten Themas nicht zustande. 148 Erfolgreicher war die Lesung von neunzehn Mitgliedern der GAV, die im Juni 1974 anläßlich der Generalversammlung in Linz stattfand. Diese Veranstaltung war die erste einer Serie von „Massenlesungen", die die GAV bei ihren Generalversammlungen bis heute veranstaltete. Sie sollte dem Publikum die ganze Bandbreite der in der GAV repräsentierten Literatur vorführen. Aus praktischen Gründen las man in alphabetischer Reihenfolge, was zugleich die prinzipielle Gleichberechtigung der Autoren und ihrer Schreibweisen demonstrierte. Die „großen Namen" konnten so als „Zugpferde" dienen, um weniger bekannte oder unbekannte Autoren einem größeren Publikum vorzustellen. Dem Zuhörer bot sich die Möglichkeit, neue Autoren für sich zu entdecken. In der Presse fand die Veranstaltung in Linz keinen großen Widerhall. Die wenigen Berichte beurteilten sie zwiespältig.149 Die nächste große Veranstaltung der GAV, die internationale Hörspieltagung im Oktober 1975 im Wiener Museum des 20. Jahrhunderts, wurde von den Medien weitgehend ignoriert. Die Tagung „Neues Hörspiel" bot einen repräsentativen Querschnitt durch das moderne deutsche Hörspiel und seine Theorie. Ein Großteil seiner hervorragenden Vertreter in Österreich und im Ausland war zugegen.150 Doch kamen wegen der mangelhaften öffentlichen Ankündigung kaum Besucher. Auf großes Interesse hingegen stieß die im Auftrag der GAV von einem Komitee unter der organisatorischen Leitung von Heimrad Bäcker zusammengestellte Ausstellung „Kunst aus Sprache", die ebenfalls im Museum des 20. Jahrhunderts im November und Dezember 1975 gezeigt wurde. Sie war aus einem früheren Projekt einer Wanderausstellung 70

von Arbeiten von Mitgliedern der GAV hervorgegangen und der konkreten und visuellen Poesie aus Österreich gewidmet. Gesondert wurden die Bereiche der audiovisuellen Medien, des Videos, des Hörspiels und des Films vorgeführt und dokumentiert. Die Ausstellung zeigte in vielen Varianten intermedialer Arbeit die gleitenden Übergänge zwischen „Wortkunst" und bildender Kunst, Film und Videokunst. Mischformen von Zeichnen und Schreiben, die Durchdringung von Bild und Schrift wurde, unter verschiedenartiger Verteilung der Momente, etwa in den Arbeiten von Ernst Jandl, Gerhard Rühm, Friedrich Achleitner und Heinz Gappmayr und auf der Seite der bildenden Künstler von Marc Adrian, Christian L. Attersee, Arnulf Rainer und Dieter Roth sichtbar. Neben den Pionieren der konkreten und visuellen Poesie stellte die Ausstellung zahlreiche Arbeiten der Linzer Gruppe um die von Heimrad Bäcker herausgegebene Zeitschrift „neue texte" vor, die sich um eine Erweiterung und Differenzierung der Ausgangspositionen jener bemühte. Sie war durch Heimrad Bäcker, Josef Bauer, Friedrich Hahn, Fritz Lichtenauer und Elfriede Czurda vertreten. Aus dem Bereich der linguistisch ausgerichteten Konzeptkunst waren Gottfried Bechtold, Valie Export, und Peter Weibel zu sehen. Nach Peter Weiermair sollte die Ausstellung „verschiedenste möglichkeiten des künstlerischen Umgangs mit spräche dokumentieren, insofern sie sich im visuellen bereich niederschlagen" 151 . Die gleitenden Übergänge, die Verwischung der Grenzen zwischen den verschiedenen künstlerischen Medien, die die Ausstellung demonstrierte, machten es in aller Öffentlichkeit deutlich, daß die GAV neben Schriftstellern auch bildende Künstler, Filmemacher und Aktionisten umfaßte. Ausschließlich auf Literatur im akademischen Sinne würde man sich nicht beschränken. Im November 1975 veranstaltete die GAV in den Räumen des Museums des 20. Jahrhunderts an drei Abenden Lesungen, bei denen 36 ihrer Mitglieder in alphabetischer 71

Reihenfolge auftraten. Diese Lesungen waren auch als Kontrastprogramm zum internationalen PEN-Kongreß, der gleichzeitig im Wiener Hotel Hilton stattfand, konzipiert. Einladungen an einzelne Mitglieder der GAV zur Teilnahme am PEN-Kongreß waren von ihnen abgelehnt worden. Die Darbietungen im Museum des 20. Jahrhunderts sollten auch den Kongreßteilnehmern eine Alternative zum festlichen Programm des PEN-Clubs bieten. Beinahe alle namhaften Vertreter der neuen österreichischen Literatur waren Ende 1975 in der GAV vereinigt. Das 1975 auf Anregung von Reinhard Urbach eingerichtete und später von Kurt Neumann geleitete „Literarische Quartier" in der „Alten Schmiede" in Wien brachte eine Erweiterung der Öffentlichkeit für zeitgenössische Literatur. Sie organisierte zahlreiche Lesungen und Symposien und bot besonders auch Mitgliedern der GAV ein literarisches Forum. Ab 1976 wurde das Veranstaltungsprogramm der GAV zunehmend dichter. Auf Einladung der Berliner Akademie der Künste, die von deren Mitgliedern Ernst Jandl und Friederike Mayröcker vermittelt wurde, stellten sich Ende April und Anfang Mai 1976 24 Autoren der GAV, gruppiert nach den Zeitschriften, in denen sie vornehmlich publizierten, nämlich „Protokolle", „manuskripte", „neue texte", „Wespennest" und „Neues Forum", in Berlin vor. Die ersten drei Gruppen traten in der Akademie der Künste auf, die letzten beiden im Künstlerhaus Bethanien in Kreuzberg, was auch der stärker sozialkritischen Ausrichtung dieser Zeitschriften entsprach. Berlin war zeitweise oder ständig der Wohnsitz vieler Mitglieder der GAV. Die österreichische Avantgarde war zuerst in der Bundesrepublik verlegt und anerkannt worden. Die Repräsentanz im Ausland, die der GAV von Anfang an ein wichtiges Anliegen war, wurde nun zum ersten Mal in einer solchen Breite demonstriert. Im Mai begann als Ergebnis der Zusammenarbeit der GAV mit der Galerie nächst St. Stephan in Wien die kontinu72

ierliche, frei zugängliche Veranstaltungsreihe „Literatur in der Galerie nächst St. Stephan". Den Beginn bildeten „3 Abende Dichtung" im Mai 1976. Nach einer Lesung der 1975 neu in die GAV aufgenommenen Mitglieder im selben Monat fand dann im Oktober 1976 die Veranstaltung „Literatur der Wiener 50er Jahre" statt. Im Dezember 1976 lasen Autoren der G A V aus ihren neu erschienenen Büchern. Eine solche Lesung aus Neuerscheinungen, verbunden mit einem Buchhändlercocktail, wurde seither alljährlich, mit Ausnahme von 1981, durchgeführt, und zwar bis 1979 in der Galerie nächst St. Stephan und seit 1980 im Internationalen Kulturzentrum in Wien.

Besonders hervorzuheben ist die Veranstaltung mit dem Titel „Österreichische literarische Avantgarde 1898-1938. Expressionismus, Dada, Neue Sachlichkeit" im Dezember 1976. Dabei stellte die GAV Texte in Vergessenheit geratener Autoren wie Albert Ehrenstein, Raoul Hausmann, Georg Kulka, Robert Müller und Walter Serner vor. Die Autoren der GAV bekundeten damit ihre Verbundenheit mit einer spezifischen Tradition, die allerdings quer zum etablierten Kunstbegriff und zum Kanon der Literaturgeschichte lag und daher im akademischen Lehrbetrieb fast gänzlich unbeachtet blieb - einer Tradition, deren intensivste Fürsprecherin die „Avantgarde" war. Sie allein pflegte die lebendige und differenzierte Auseinandersetzung mit dieser diskriminierten Tradition. In diesem Zusammenhang ist auch die Lesung von Texten Velimir Chlebnikovs, des Mitbegründers des russischen Futurismus, im Juni 1977 zu sehen. Die Verbindung von Malerei und Literatur, die innerhalb der GAV bei Künstlern wie Marc Adrian, Wolfgang Ernst, Oswald Oberhuber, Peter Pongratz und Arnulf Rainer in Personalunion gegeben war, demonstrierte die Veranstaltung „Literarische Texte von Malern", die in zwei Teilen im März und im Oktober 1977 in der Galerie nächst St. Stephan stattfand. Ebendort wurden 1977 auch eine Reihe von Filmen von Mitgliedern der GAV vorgeführt. 73

Den Versuch, eine neue Dimension der Literatur einem breiteren Publikum bekanntzumachen, stellte die von der GAV zusammen mit der Galerie nächst St. Stephan und der Direktion des Niederösterreichischen Landeskrankenhauses für Psychiatrie und Neurologie Klosterneuburg organisierte Lesung von Patienten des Primararztes Leo Navratil im November 1977 dar. Die Texte der psychisch kranken Künstler, als einer Randgruppe der Gesellschaft, stellten die scharfe Trennung in Frage, die die Gesellschaft zwischen dem, was als „normal", und was als „verrückt" zu gelten habe, zu ziehen pflegt. Die GAV nahm in der Folge Ernst Herbeck und Edmund Mach als Mitglieder auf. Die Veranstaltung ist auch im Zusammenhang mit der kritischen Auseinandersetzung der GAV mit Problemen der Psychiatrisierung zu sehen. In ihrem Engagement für die Internierten und in ihrer strikten Ablehnung jeglicher psychiatrischer Zwangsapparate gelang es der GAV ansatzweise, eine Form von Gegenöffentlichkeit herzustellen. Ab 1977 signierte die GAV auch immer häufiger für explizit gesellschaftskritische Literaturveranstaltungen. Den Auftakt dazu bildete im Nobember 1977 ein Abend unter dem Motto „Trara, Trara, die Hochkultur" im Hörsaal I des Neuen Institutsgebäudes der Universität Wien, also in dem selben Raum, in dem 1968 unter dem Titel „Kunst und Revolution" die provokanten Darbietungen u. a. von Günter Brus, Otto Mühl, Peter Weibel und Oswald Wiener zu sehen waren. Bei den satirischen und kabarettistischen Texten der „Hochkultur "-Veranstaltung stand die Kritik an der herrschenden Kulturpolitik und insbesondere an der Elitekultur im Mittelpunkt. Im folgenden Monat stellte die GAV in der Galerie nächst St. Stephan „kritisch-polemische Texte" vor. Die Hochkultur-Debatte machte eine neue Tendenz und auch ein neues Konfliktpotential in der GAV sichtbar: Prominente Mitglieder der GAV wie H. C. Artmann und Gerhard Rühm vertraten eher einen elitären Literaturbegriff. Auf der anderen Seite wandten sich hauptsächlich linksge74

richtete Autoren gegen jede Art von „Hochkultur". In der vereinsinternen Diskussion über die Aufnahmemodalitäten war dieser Gegensatz bereits deutlich geworden. Der Kontaktaufnahme mit ausländischer Literatur und der Erörterung der sozialen Lage des Schriftstellers in Österreich durch den Vergleich mit dem Ausland diente eine gegenseitige Einladung von schwedischen Autoren und Mitgliedern der GAV: 1977 waren sechs österreichische Autoren in Schweden, 1978 acht schwedische in Österreich zu Besuch. Dabei wurde das österreichische Publikum mit Tendenzen der schwedischen Literatur bekanntgemacht. Der Erfahrungsaustausch mit den schwedischen Kollegen machte außerdem deren bessere soziale Situation deutlich: durch ein Bibliotheksgroschengesetz wurden in Schweden Schriftstellergehälter, -pensionen und -Stipendien finanziert, der Tantiemensatz für belletristische Werke war höher und die Buchproduktion wurde staatlich großzügig unterstützt. 152 Zur Verbesserung der finanziellen Situation und zur Förderung von Projekten des Vereins organisierte die GAV im März 1978 in der Galerie nächst St. Stephan eine Verkaufsausstellung von Autographen, Manuskripten, Zeichnungen, seltenen Büchern u. ä. ihrer Mitglieder, die der GAV gestiftet wurden. Der Plan, eine solche Verkaufsausstellung alljährlich durchzuführen, scheiterte in der Folgezeit daran, daß zu wenige Spenden von Seiten der Mitglieder einlangten. 3. „Situationskollektiv"

und sozialer

Kampf

Bei der Vertretung der materiellen Interessen der Autoren, im Bestreben um die Absicherung und Verbesserung ihrer sozialen Lage war die GAV nach der Phase ihrer Konsolidierung zur Zusammenarbeit mit allen österreichischen Schriftstellern - ungeachtet der ästhetischen und ideologischen Gegensätze - bereit. So wurde im November 1974 Ernst Jandl als Delegierter der GAV in den Vorstand der IGÖA, in der damals der österreichische PEN-Club zahlenmäßig dominierte, kooptiert. 75

Zugleich wollte man aber auch innerhalb des Vereins eine eigenständige berufspolitische Interessenvertretung vorantreiben. Anknüpfend an die Bestrebungen von Andreas Okopenko wurde bei der Generalversammlung im April 1975 beschlossen, einen Arbeitskreis zur literaturpolitischen Situations-Beobachtung und Berichterstattung und einen zur Erarbeitung eines Problem- und Forderungskataloges zu bilden. Die beiden Arbeitskreise wurden bald aus Zweckmäßigkeit zu einem einzigen „Situationskollektiv" vereinigt. Von Anfang an beteiligten sich an ihm Gustav Ernst, Elfriede Gerstl, Hans Haider, Andreas Okopenko, Reinhard Priessnitz, ferner Wolfgang Kudrnofsky. Als Ziele des „Situationskollektivs" wurden formuliert: „möglichst rasche Erfassung von Mißständen, Wünschen und Besserungsideen" und die „sofort(ige) Erwägung von Kampfmaßnahmen" sowie eine „zügige Berichterstattung in geeigneten Medien". Als Problemkreise wurden „Forderungen ans Finanzministerium (Steuerfragen)", „ORF-Tarif", „Wohnungsinitiative", „Reform der Verlagsverträge", „künstlerisches Mitspracherecht bei Werkrealisationen im Funk", „Fernsehspiel" und „Stipendienwesen" festgehalten.

Bis zum Dezember 1975 erarbeitete das „Situationskollektiv" einen ausführlichen Problemkatalog zur Situation österreichischer Autoren, der sich detailliert mit Fragen der allgemeinen Soziallage, der Kooperation und des Marktes beschäftigte.153 Als nächstes Stadium war vorgesehen, den Problemkatalog in einen Forderungskatalog umzuwandeln, damit an die Öffentlichkeit zu treten und den Kampf zu beginnen. Dies scheiterte jedoch an der mangelnden Resonanz, die der Problemkatalog im Verein selbst fand. 154 Der Kampf um die Forderungen der Schriftsteller wurde später von Gerhard Ruiss und Johannes A.Vyoral mit großem Einsatz wieder aufgenommen. Nach Andreas Okopenko bildete das „Situationskollektiv" „eine Brücke zwischen der Gruppe ,Literaturproduzenten', die ihrerseits schon resigniert hatte, und den Aktivitäten von Ruiss, Vyoral bzw. den Kräften des Ersten österreichischen Schriftstellerkongresses, die bis jetzt und immer stärker wirksam sind". 155 76

Das „Situationskollektiv" setzte, ab Juli 1976 unter der Leitung von Hans Haider, seine Arbeit fort, indem es in internen Aussendungen über den Stand des Kampfes wie der Bestrebungen um eine Annäherung der Schriftsteller an die Gewerkschaft informierte und praktische Daten über Preisausschreibungen, Stipendien, Publikationsmöglichkeiten etc. zusammentrug. Einzelne seiner Mitglieder haben in anderem Rahmen intensiv an der Verwirklichung der Forderungen der Autoren gearbeitet: so Ernst Jandl als Delegierter der GAV in der IGÖA und später als deren Vizepräsident, oder Hans Haider als Redakteur der „Presse", wo er lebhafte Kampagnen auf kulturpolitischem Gebiet führte. Eine erste systematische Zusammenstellung der Ziele der staatlichen sozialdemokratischen Kulturpolitik stellte der 1976 vom Unterrichtsministerium erarbeitete „Kulturpolitische Maßnahmenkatalog" 156 dar. Geplant wurde das Einsetzen moderner Werbetechniken zur „Verbesserung des Kulturverhaltens" und die Gründung eines „Kulturpools zur Intensivierung und Koordinierung einer solchen .Kulturoffensive' ". Außerdem war die Errichtung einer „Kulturservicestelle" vorgesehen, die die Aufgabe haben sollte, „einzelne Künstler aller Sparten und andere Kulturschaffende (an Schulen, Kulturzentren, Betriebe usw.) zu vermitteln". Als weitere Ziele wurden anvisiert: die bevorzugte Förderung von für die Jugend geschaffenen Kulturinstitutionen, die Schaffung einer „Koordinierungsstelle" für die gesamtösterreichische Kulturpolitik und der Abbau des StadtLand-Kulturgefalles, zu dessen Zweck u. a. die Ausbildung von „Animatoren" geplant war.

Die kontroverse Aufnahme dieses Programms innerhalb der GAV wird in einer Aussendung des „Situationskollektivs" sichtbar: Ein Arbeitskreis, der sich mit dem Situationskollektiv überschneidet, diskutierte auf Initiative von Heidi Pataki den „Maßnahmenkatalog" des Unterrichtsministeriums und meldete bei unserem Mitglied Friedrich Herrmann, der im Unterrichtsministerium tätig ist, massive Bedenken gegen Grundlagen, Praxisvorschläge und 77

Formulierungen dieses Papiers an. Für die GAV formte sich hierbei das Dilemma heraus, daß wir auf der einen Seite Systemkritiker, auf der anderen Seite Pragmatiker haben; daß wir uns infolgedessen einerseits als Revolutionäre, andererseits als system-immanente Gewerkschafter bzw. Bittsteller gebärden. 157 Die Gegensätze zwischen einer Fraktion, die auf einen Konflikt mit der sozialdemokratischen Kulturpolitik ausgerichtet war, und einer, die wenigstens fallweise zu einer Kooperation mit ihr bereit war, wurden nicht aufgelöst. Doch setzte sich in der GAV die Meinung durch, daß man trotz der Kritik am „Maßnahmenkatalog" einzelne dort vorgesehene Neueinrichtungen, wie etwa die „Servicestelle", nutzen könne. Die Verhandlungen der Gewerkschaft mit dem O R F brachten nur bescheidene Erfolge: ein Kollektivvertrag wurde ausgehandelt, und die Mindesthonorare wurden geringfügig erhöht. Otto Breicha sprach aus diesem Anlaß 1976 die Befürchtung aus, daß die Gewerkschaft möglicherweise ihre guten Beziehungen zum österreichischen Rundfunk nicht wegen der zahlenmäßig vergleichsweise kleinen Gruppe von Schriftstellern gefährden wolle.158 Bezüglich des angestrebten Bibliotheksgroschens wandte sich die GAV im Juni 1976 wie die meisten Schriftstellerverbände an die Bundesregierung mit dem Appell, „die soziale Besserstellung der Schriftsteller dadurch zu unterstützen, daß sie unverzüglich den vorliegenden Gesetzesentwurf über den Bibliotheksgroschen der parlamentarischen Behandlung zuführt". 159 Das „Bibliotheksgroschengesetz" wurde aber nicht verabschiedet. Der Grund dafür lag z. T. in einer unklaren rechtlichen Situation, die die Realisierung des Gesetzes möglicherweise um Jahre hinausgezögert hätte. Aber auch unter den Autoren verstärkte sich die Skepsis gegenüber dieser Lösung. Gerhard Ruiss und J. A. Vyoral nannten als Nachteile des „Bibliotheksgroschengesetzes" u. a.: „nur die populärsten Autoren würden halbwegs nennenswerte Beträge erhalten" und „die Verteilung würde einen sehr hohen Verwaltungs-

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aufwand erfordern". 160 Ungeklärt blieb weiters die Frage, wie die Verteilung des Geldes vor sich gehen sollte. Für die Betreuung damit war die Urheberrechtsorganisation „Literarische Verwertungsgesellschaft" (LVG) vorgesehen. Deren Vorstand setzte sich aus vier Verlags vertretern und vier Schriftstellern zusammen, so daß die Wünsche der Schriftsteller jederzeit von den Verlagsvertretern blockiert werden konnten. 161

Notleidende Schriftsteller blieben weiterhin auf Pensionen, Beihilfen und Gnadengelder, die vom Unterrichtsministerium unsystematisch, aber auch in unkomplizierten Verfahren, vergeben wurden, angewiesen. Als Ersatz für das gescheiterte „Bibliotheksgroschengesetz" wurde 1977 ein aus Mitteln des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst gespeister, zunächst mit vier Millionen Schilling dotierter Sozialfonds eingerichtet, der der Altersversorgung bedürftiger Schriftsteller, der Berufsunfähigkeitsund Hinterbliebenenversorgung sowie der Unterstützung in „außerordentlichen Notfällen" dienen sollte. Außerdem konnte nach Maßgabe der Einkommensverhältnisse der halbe bzw. der ganze Beitrag der Krankenversicherung aus Mitteln des Sozialfonds bezahlt werden. Für die Verteilung der Gelder war der Vorstand der LVG verantwortlich. Eine von ihm bestellte sechsköpfige Subkommission, die sich aus dem Vorsitzenden Milo Dor (PEN), Ernst Jandl (GAV), Franz Leo Popp (Direktor der LVG); Hans Matzenauer (Verlegervertreter), Sektionschef Hermann Lein (Unterrichtsministerium) und Robert Dittrich (Justizministerium) zusammensetzte, entschied über die Empfanger der Unterstützung, wobei die Vertreter des Unterrichts- und des Justizministeriums das Vetorecht hatten. Durch die Einrichtung des Sozialfonds war eine gewisse soziale Absicherung bedürftiger Autoren geschaffen, wenn auch aufgrund einer „Gnadengabe" des Staates anstatt einer gesetzlich verankerten Verpflichtung. Die Stadt Wien startete im September 1977 eine neue Art der Literaturförderung: pro Jahr übernahm die Gemeinde 79

für drei bis vier Bücher von Wiener Autoren, die in Wiener Verlagen erschienen, eine Tantiemengarantie bis zu je 25.000 Schilling. Diese kam häufig Autoren der GAV zugute. Im September 1978 erschien die von Gerhard Ruiss und Johannes A. Vyoral nach umfangreichen Recherchen und auch unter Verwendung des Problemkatalogs des „Situationskollektivs" erstellte „Dokumentation zur Situation junger österreichischer Autoren" im Eigenverlag der „Autorenkooperative Wien". Eine Umfrage mittels Fragebögen, die von hundert Autoren ausgefüllt wurden, ergab, daß die Hälfte der hauptberuflichen jungen Autoren in Österreich unter dem Existenzminimum lebte.162 Zwar waren die befragten Autoren im Durchschnitt Mitglieder von nahezu zwei Vereinen, aber nur ein Fünftel sah in ihnen ihre Interessen ausreichend vertreten. 163 Daraus, daß rund ein Viertel der befragten Autoren Mitglieder der GAV waren, läßt sich schließen, daß auch die materielle Interessenvertretung durch die GAV als nicht zufriedenstellend empfunden wurde. Mehr erwarteten sich diese Autoren von einer Autorengewerkschaft oder von einem österreichischen „Autorenverlag". Unter den befragten jungen Autoren hatte die explizit politisch engagierte Literatur das Übergewicht. Für diese erschien das kulturpolitische und soziale Engagement der GAV unzureichend und kein Ersatz für eine Autorengewerkschaft.

4. Kulturpolitische

Stellungnahmen

Ab 1975 flaute die Auseinandersetzung mit dem österreichischen PEN-Club allmählich ab. Zwar dementierte die GAV mit aller Deutlichkeit eine Zeitungsmeldung, wonach Reinhard Federmann und H. C. Artmann einen Kompromiß geschlossen hätten; 164 die Ablehnung eines solchen Kompromisses wurde auch durch das Fernbleiben der GAV-Mitglieder vom internationalen PEN-Kongreß in Wien bekräftigt. 80

Wichtiger aber war das Eingreifen der GAV in die Auseinandersetzung um den „steirischen herbst" Ende 1975. Die in dessen Rahmen stattfindende Aufführung und gleichzeitige Fernsehübertragung von Wolfgang Bauers Drama „Gespenster" hatte äußerst aggressive Publikumsreaktionen ausgelöst: in der Fernsehdiskussion und in Leserbriefen an die Grazer Tageszeitungen empörte sich das „gesunde Volksempfinden" gegen diese „entartete Kunst". Die Anwürfe gipfelten in der Forderung einer Fernsehzuschauerin, den „Borkenkäfer" Bauer zu vergasen.165 Reaktionäre Kreise unterschiedlicher Schattierung initiierten ein „Aktionskomitee zur Rettung des Steirischen Herbstes", das bis zum Dezember 1975 22.000 Unterschriften sammelte. Es wurden Flugblätter verteilt, in denen gefordert wurde, keine Steuergelder mehr für diese Kunst auszugeben, und an die „Normalität" und die „gesunde Mehrheit" appelliert wurde: der „steirische herbst" sollte in richtige, lies: rechte Bahnen gelenkt werden. Der Streit, der hier entfacht wurde, war der vorläufig letzte einer Reihe von Angriffen, die eine Koalition von etablierten Konservativen und altnazistischen Kreisen gegen die Autoren des „Forums Stadtpark" in Graz führte. In einem Rundschreiben 166 nahm die GAV den „steirischen herbst" in seiner bisherigen Form gegen „die unsachliche und demagogische Kampagne" als „eine der wesentlichsten Veranstaltungen zeitgenössischer Kunst in Österreich" in Schutz. Besonders wandte sie sich gegen die Tatsache, daß sich eine offizielle Stelle, nämlich die Bezirksschulbehörde Weiz, in die Aktionen gegen den „steirischen herbst" eingeschaltet und das ihr unterstellte Lehrpersonal entsprechend zu beeinflussen versucht hatte.167 Die Vorfälle um den „steirischen herbst" führten bei der Generalversammlung der GAV im November 1975 zum Beschluß, ein Exekutivkomitee aus drei Personen, näm81

lieh Ernst Jandl, Heidi Pataki und Michael Scharang, zu bilden, um in dringlichen und aktuellen Fällen prompt reagieren und sofort Maßnahmen treffen zu können. 168 Immer wieder sah sich die GAV genötigt, gegen die Behinderung und Diffamierung einzelner ihrer Mitglieder durch konservative und reaktionäre Kräfte aufzutreten. So stießen Peter Turrini und Wilhelm Pevny bei den Dreharbeiten für ihre Fernsehserie „Alpensaga" auf massiven Widerstand. Der österreichische Bauernbund initiierte eine Pressekampagne gegen den Film, der Kameradschaftsbund forderte in einer Postwurfsendung die Bevölkerung auf, die Dreharbeiten zu sabotieren, Pfarrer verweigerten die Drehgenehmigung in der Kirche.169 Die GAV veröffentlichte dazu im Februar 1976 gemeinsam mit dem PEN-Club eine Erklärung, in der man sich gegen „die Einmischung einer parteipolitischen Interessenvertretung (d. i. des Bauernbundes, R. I.) in die Fernsehproduktion ,Alpensaga'" wandte. „Es stellt dies", so heißt es in dem Telegramm, „einen Versuch der Zensur künstlerischer Arbeit dar, den die demokratischen Kräfte des Landes grundsätzlich nicht zulassen dürfen." 170 Im Kampf für die Freiheit der Kunst erwies sich demnach eine fallweise Zusammenarbeit der GAV mit dem PENClub als möglich. 1977 wurde Valie Export und ihr Film „Unsichtbare Gegner" das Ziel einer vom konservativen Kulturestablishment geführten Diffamierungskampagne, die in einer Kolumne „Staberls" in der Neuen Kronen-Zeitung kulminierte.171 Die GAV wies auf Parallelen zwischen dem Stil dieses Artikels und der faschistischen Hetze gegen die moderne, als „entartet" diffamierte Kunst hin. Zugleich wurde die Subventionsvergabe des Unterrichtsministeriums für die Produktion des Films begrüßt. 172 Ebenso wies die GAV im Juli 1978 die „unqualifizierten 82

Angriffe" in der österreichischen Presse gegen die Ausstrahlung von Ernst Schmidts „Wien-Film 1 8 9 6 - 1 9 7 6 " im Fernsehen zurück. 173 Im K a m p f der G A V gegen die Einengung und Bevormundung des literarischen Lebens kommt ihrem Appell für die Erhaltung der sogenannten „Arena" und ihren Ausbau zu einem lebendigen Kommunikationszentrum eine besondere Bedeutung zu. Das Gelände und die von der Wiener Stadtverwaltung zum Abbruch bestimmten Gebäude des Auslandsschlachthofes Sankt Marx, in denen die Stadt Wien unter dem Titel „Arena" im Rahmen der Festwochen eine Reihe von kulturellen Veranstaltungen organisiert hatte, wurden nach Beendigung des offiziellen Veranstaltungsprogramms besetzt. In der „Arena "-Bewegung 1976 wurden Alternativen zum herrschenden Kulturbetrieb sichtbar. In dem von Gustav Ernst initiierten, an den Gemeinderat der Stadt Wien gerichteten Aufruf bezeichnete der Vorstand der G A V die „Arena" als einen „Ort spontaner kultureller Tätigkeiten und wichtiger kommunikativer Kontakte, wobei es immer wieder gelang, die Trennung verschiedener Bevölkerungsschichten, insbesondere der von Künstlern und Publikum, zu überwinden". 174 Die Räumung und der Abbruch der „Arena" war in Wien für viele ein Symbol der Zerstörung aller Versuche, innerhalb des bestehenden Systems, in Selbstverwaltung, neue, lebendige Formen der Kommunikation zu finden, insbesondere die gängige strikte Trennung von Kulturproduzenten und Kulturkonsumenten aufzuheben. Die von der Wiener Stadtverwaltung angeordnete gewaltsame Unterdrückung der „Arena"-Bewegung wurde von vielen als Bankrott einer sozialdemokratischen Kulturpolitik empfunden, die vor den Konsequenzen ihrer vorgeblichen Liberalität zurückschreckte. Offenbar hing die öffentliche Förderung bzw. Duldung progressiver Kunstformen nach wie vor von Machtkonstellationen ab. 83

Der Fall Palmers im Jahr 1977 brachte eine Verschärfung des politischen Klimas, in dem von konservativer Seite die Kritik an der staatlichen Subventionspraxis als Argument im politischen Machtkampf benutzt wurde und auch die Freiheit der Meinung und der Kunst zu gefährden schien. Im Anschluß an die Palmers-Entführung kritisierten der Sicherheitssprecher der ÖVP, Generalsekretär Sixtus Lanner, und Erhard Busek bei der Nationalratsdebatte am 30.11.1977 scharf die Subventionierung der Zeitschrift „Neues Forum", da diese in ihrer „Linkslastigkeit" den „Nährboden für die Sympathisanten" des Terrorismus gebildet habe. Der Mediensprecher der FPÖ Holger Bauer verlangte die Abberufung des Herausgebers des „Neuen Forums" Günther Nenning als Diskussionsleiter in Rundfunk und Fernsehen. 175 Die G A V warnte in einer Resolution vor einer durch die Importierung der „Sympathisantenhetze" drohenden „Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas". 176 Im Jahr 1978 verstärkte sich der Konflikt zwischen der G A V und Politikern der ÖVP und der FPÖ. Die Vertreter dieser beiden Parteien Erhard Busek und Friedrich Peter sowie die Publizisten Viktor Reimann und „Staberl" attakkierten Anfang 1978 massiv den Burgtheaterdirektor Achim Benning. Man warf ihm die Bevorzugung linker Regisseure und ein Abrücken von der „Pflege der Klassiker" vor. 177 Nach der Ensemblevertretung des Burgtheaters und den „Komödianten im Künstlerhaus" protestierte auch die GAV „mit aller Entschiedenheit dagegen, daß Abgeordnete sich auf unqualifizierte und diffamierende Weise in künstlerische Angelegenheiten einzumischen versuchen". Es handle sich um „eine Kampagne, die offensichtlich nichts mit dem Theater, sondern nur noch etwas mit dem Vorwahlkampf zu tun hat". Die Resolution endete mit einem Aufruf an alle Theaterschaffenden, „einen solchen Rufmord nicht zuzulassen und sich gemeinsam mit Achim Benning gegen solche Methoden der Innenpolitik und gegen eine generelle Faschisierung des politischen Klimas in Österreich zur Wehr zu setzen". 178 Gegen den damaligen ÖVP-Obmann Josef Taus richtete sich ein Protest der GAV im Dezember 1978. Taus hatte die Dokumentationsreihe „Souffleurkasten" im Wiener Thomas Sessler Bühnen84

verlag, die sich mit der Herausgabe moderner österreichischer Autoren beschäftigte, in einem Interview als „äußerst vulgär in der Form und obszön im Inhalt" bezeichnet. 179 Schon vorher, bei einer Pressekonferenz am 30.5.1978, hatte der Wiener Schulrat und Gemeindesprecher der ÖVP Rudolf Zörner im Sessler-Verlag erschienene Werke von Peter Henisch, Wilhelm Pevny, Peter Slavik und Peter Turrini als „Porno- und Haschlektüre" diffamiert. 180 Henisch, Pevny und Turrini klagten die Zeitung „Die Presse", die die Vorwürfe Zörners veröffentlichte, vor Gericht. Der Prozeß am 15.3.1979 war für die Autoren nur teilweise erfolgreich: der Verdacht auf Pornographie und Aufforderung zum Rauschgiftkonsum mußte im Falle von Turrini und Pevny zurückgenommen werden, während Henisch nur von letzterem in seinem Stück „Lumpazimoribundus" freigesprochen wurde. Die G A V protestierte dagegen, daß Henisch demgemäß als Pornograph bezeichnet werden dürfe. 181

Gegen eine andere Art der Bevormundung des literarischen Lebens und gegen seine mediengerechte Zurichtung wandte sich die GAV in einer Stellungnahme zum Ingeborg Bachmann-Preis. Das Land Kärnten hatte 1977 auf Initiative Humbert Finks den damals mit 100.000 Schilling dotierten Preis gestiftet. Die GAV kritisierte die autoritären Praktiken bei der Vergabe des Preises: Die Preisvergabe ist den Richtlinien nach derart der Willkür und der Manipulierbarkeit ausgesetzt, daß sie von keiner öffentlich-rechtlichen Anstalt wie dem O R F und keiner Gebietskörperschaft wie der Stadt Klagenfurt verantwortet werden kann. Es ist untragbar, daß ein und dieselbe Instanz sowohl die Juroren als auch die einzuladenden Autoren auswählt. Keinem Juror ist es zuzumuten, aufgrund einer 30-Minuten-Passage aus einem unveröffentlichten Manuskript unter 25 Autoren einen Preisträger zu ermitteln. Keinem Autor ist es zuzumuten, sich unter solchen Bedingungen einer Jury zu stellen. Nicht zuletzt ist es mit der heiklen Aufgabe einer Literaturjury unvereinbar, die Bewertung von Autoren in der Schlußdiskussion über eine Preisvergabe via Fernsehen durchzuführen. 182 85

Doch gab es offensichtlich innerhalb der G A V keine Einigkeit in der Beurteilung des Bachmann-Preises: Alfred Kolleritsch war Mitglied der Jury, der Preisträger 1977 Gert F . Jonke. Einverständnis herrschte dagegen im K a m p f gegen reaktionäre und antiliberale Kräfte wie gegen zensurähnliche Maßnahmen in Österreich. Daneben setzte sich die G A V auch für die Freiheit der Schriftsteller und die Wahrung der Menschenrechte im Ausland ein. In Zusammenarbeit mit amnesty international verfaßte die G A V Petitionen für politisch verfolgte Künstler im Iran und in Südafrika. Im Juli 1978 solidarisierte sich die G A V mit einer Gruppe von Chilenen, die mit der Forderung an die Militärjunta nach Auskunft über den Aufenthaltsort und das Schicksal von 2500 verschwundenen Landsleuten in einen Hungerstreik traten. 183 Die Summe der Resolutionen dieser Zeit zeigt: die G A V ist von einer Phase des Agierens in eine des Reagierens übergetreten, in der der Verein zu den relevanten kulturpolitischen Vorgängen Stellung nimmt. Die allmähliche Auflösung der Fixierung auf das Feindbild „österreichischer P E N " machte das Fehlen eines eigenen scharf umrissenen kulturpolitischen Programms deutlich.

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Die Krise 1978-1979: Konflikte und Austritte Weder die Aktivitäten auf berufs- und kulturpolitischem Gebiet noch die Veranstaltungstätigkeit verliehen dem Verein ein scharf umrissenes Profil. Durch die steigende Zahl der Mitglieder und durch die Routine des Vereinslebens ging das Gefühl der Gemeinsamkeit aller in der GAV vereinigten Autoren zunehmend verloren. Daraus entstand bei einigen Mitgliedern ein Unbehagen, das ihnen eine Mitgliedschaft im Verein als nicht weiter sinnvoll erscheinen ließ. Doch sind die Austrittsmotive von Fall zu Fall verschieden und nicht zu verallgemeinern. Dennoch erscheint es möglich, in den oft sehr privat und partikular anmutenden Ursachen, die einzelne zum Austritt bewogen haben, nach den Aporien eines Literaturvereins zu forschen. Ein Musterbeispiel der Verweigerung einer Begründung stellt die Austrittserklärung Peter Handkes vom Mai 1977 dar. Der lakonische Brief lautet: Liebe Leute, per Zahlschein lasse ich 500 S für den Prozeß V.Export überweisen.184 Zugleich (natürlich ohne Zusammenhang) trete ich aus der „Grazer Autorenversammlung" aus.185 Handke lebte damals in Frankreich. Er hatte sich in der GAV nie engagiert und war zu keiner ihrer Versammlungen ge87

kommen. Ihm, der mittlerweile zu einer Leitfigur im literarischen Leben geworden war, mag die Zugehörigkeit zu einem Verein überflüssig erschienen sein.186 Konkrete Gründe gab der ein Jahr vorher, im März 1976, ausgetretene Hermann Hendrich an: 1. Fortgesetzte autoritäre Führungsstruktur des Vorstandes 2. Andauernde Benachteiligung jüngerer und unbekannterer Kollegen bei den öffentlichen Veranstaltungen 3. Allgemeines Desinteresse der Mitglieder an Projekten, die ein unmittelbares persönliches Interesse übersteigen.187 Schon Oswald Wiener hatte die Verhinderung der eigenen intensiven Mitarbeit im Verein als Austrittsmotiv angegeben. Er kritisierte dabei einen Mangel an literarischem und intellektuellem Format der Mitglieder, Hendrich dagegen eine undemokratische Diskriminierung weniger anerkannter Autoren. Im Juni 1978 machte Hendrich nach Aufforderung durch Ernst Jandl und Andreas Okopenko seinen Austritt wieder rückgängig, wobei er Ansätze zu einer positiven Veränderung im Verein feststellte.188 Konträr dazu war es gerade diese Veränderung, die kurz zuvor H. C. Artmann zusammen mit Helmut Eisendle und Peter Rosei veranlaßte, aus dem Verein, dessen Präsident er war, auszutreten; und zwar erfolgte dies nicht stillschweigend wie bei Peter Handke, sondern mit einem Brief, der über den Residenz-Verlag an die Presse weitergegeben wurde. Darin heißt es: Die Entwicklung der Vereinigung mißfallt uns seit längerer Zeit, unter anderen (sie!) die bizarre Methode der jeweiligen Neuaufnahmen, die in geradezu diametralem Gegensatz zu den ursprünglichen Zielen steht. Ein Qua88

litätsverlust war die traurige Konsequenz, die uns nach diesem Schritt nicht mehr beschämen soll. Die Vermutung liegt nahe, daß gerade von diesen Kreisen, die sich bislang in keiner Weise adäquat legitimieren konnten, jene Diffamierungen stammen, die uns nicht nur als Einzelpersonen, sondern auch als Freundeskreis betreffen. Da man sich nicht offen gegen uns zu stellen wagte, verlegte man sich auf die altbewährten Mitteln (sie!) des anonymen Briefes und stumpfer telephonischer Wespenstiche. Was soll es, uns als austrofaschistische Dreierbande zu benennen, uns egozentrische Eskapaden vorzuwerfen, uns demokratisches Desinteresse anzukreiden: Wir sind unbewaffnete Individualanarchisten austriazistischer Prägung, die es immer als ihr höchstes Ideal ansahen, Tradition und Zukunft in einer poetische (sie!) Gegenwart zu vereinen, das heißt, das Recht anarchistischer Untätigkeit zu verteidigen. Wir reichen unseren Freunden trotzdem die Hand, die ohnehin nur wenige waren, und hoffen, daß auch sie eine Klärung ihres Standpunktes durchführen werden.189 Die Klage über einen „Qualitätsverlust" innerhalb des Vereins war, eindeutiger als im Falle Oswald Wieners, eine Reaktion auf die bereits irreversible Umwandlung der GAV von einer Elite-Vereinigung zu einer „Massenorganisation". In einer Stellungnahme dazu erklärte Ernst Jandl, die GAV sei von Anfang an nicht als elitäre Gruppe geplant gewesen.190 Für Artmann, Eisendle und Rosei aber waren die Neuaufnahmen ein Zeichen dafür, daß sich der Verein von seinen Gründungszielen zunehmend entfernte. Ein ständiges Konfliktpotential wurde hier erneut wirksam: mit der Öffnung des Vereins gewann eine lockere linksgerichtete Gruppierung, die zum Großteil eine realistische Literatur verfocht, an Einfluß. Zugleich kündigte sich mit der Aufnahme zahlreicher junger Autoren, die sich nach den Worten der Austrittserklärung „bislang in keiner Weise adäquat legitimieren konnten", ein erweiterter Literaturbegriff 89

an, der streng ästhetischen Kriterien nicht standzuhalten, aber auch an ihnen sich nicht messen zu lassen schien. Das Konzept autonomer Kunstproduktion, und selbst der Begriff des Autors wurden immer mehr ausgehöhlt. 191 H. C. Artmann und seine Freunde konnten sich mit einer solchen Literatur, insbesondere mit einer politischen „Gebrauchsliteratur", nicht identifizieren. Die Argumentation der Austrittserklärung ist nicht eine politische, sondern eine literarische.192 Sie richtete sich aber auch gegen die Institutionalisierung des Vereins, der anfangs von Autoren wie Artmann stärker als Freundesbund begriffen wurde. Die Formalisierung der Vereinsstruktur war, wie bereits dargestellt, notwendig, um die disparaten Strömungen und lockeren Gruppen in der GAV zusammenhalten zu können. Die „wahllose Mitgliederaufnahme" und das Abrücken von den Gründungsmotiven gab auch Otto Breicha als Grund für die Zurücklegung seiner Vorstandsfunktion im Juni 1978 an: Wir sind, alles in allem, von unserer ursprünglichen Zielsetzung ziemlich abgekommen und Taktierer der gleichen Praxis, die wir seinerzeit den PEN-Leuten vorgeworfen haben. 194 Otto Breicha kritisierte eine Verwässerung des anfänglichen radikalen ästhetischen und kulturpolitischen Anspruchs der GAV. Im Vorwurf der Kompromißbereitschaft, der Standpunktlosigkeit und der Annäherung an den österreichischen PEN-Club berühren sich die Äußerungen Breichas mit der Austrittsbegründung Gerhard Roths. Dieser erklärte im Dezember 1978, er halte „ein weiteres Bestehen der GAV in der derzeitigen Form für sinnlos". 195 Die GAV sei weder politisch aktiv noch ausreichend für die Verbesserung der sozialen Situation der Autoren eingetreten, erläuterte Roth der Presse gegenüber und fuhr fort: Ich trete aus, weil die GAV ein Verein geworden ist wie jeder andere auch - um nichts besser als der PEN-Club. 90

Meine Gemeinsamkeit mit anderen Autoren drückt sich ohnedies durch meine Mitgliedschaft im Forum Stadtpark aus.190 Der Austritt Roths machte auch eine zunehmende Entfremdung des Vereins von seinen in Graz lebenden Mitgliedern offenkundig. Die Verlagerung der Aktivitäten und des Einflußbereichs der GAV von Graz nach Wien, die auch Artmann kritisiert hatte,197 verlieh dem Verein für manche Grazer Mitglieder den Charakter der Anonymität und der Beliebigkeit. Die Tendenz zu einer Zentralisierung des Vereins in Wien ergab sich freilich beinahe zwangsläufig aus der Tatsache, daß der weitaus größte Prozentsatz seiner Mitglieder in Wien lebte. Die Austritte 1978 markieren deutlich einen Einschnitt in der Entwicklung der GAV. Der Strukturwandel von einer elitären Gruppe zum Massen verein kann mit dem Jahr 1978 als abgeschlossen bezeichnet werden. Die aus dieser Umstrukturierung resultierende Krise war keineswegs derart gravierend, daß sie die Gefahr des Zerfallens des Vereins beinhaltete. Gerade darin, daß die GAV die Austritte ohne größere Schwierigkeiten verkraftete, erwies sich ihre Funktionsfahigkeit und Stabilität. Die Zusammensetzung des Vorstandes veränderte sich 1978 nur geringfügig. Als Nachfolger H. C. Artmanns wurde Gerhard Rühm Präsident; an seiner Stelle wurde Elfriede Czurda zur Vizepräsidentin gewählt. Diese Wahl unterstrich das Bemühen um Kontinuität: der experimentellen Literatur, der Progressivität in den Formen blieb die führende Rolle in der GAV, die sie seit ihrer Gründung innehatte, erhalten. Doch brachten die in den vorhergehenden Jahren erfolgten Neuaufnahmen eine Belebung des Vereins und stellten ihn vor Aufgaben, mit denen man am Anfang nicht gerechnet hatte. Wie zu zeigen sein wird, berechtigen die Aktivitäten und Veranstaltungen des Vereins ab 1978, von einem neuen Stadium in der Geschichte der GAV zu sprechen. 91

Die Mitgliederzahl der GAV erhöhte sich 1979 um zehn, also um weniger als in den vorhergehenden Jahren. Unter den Neuaufgenommenen waren Franz Josef Czernin, Sigrid Löffler, Felix Mitterer, Josef Winkler, Dorothea Zeemann und Use M. Aschner, die seit 1978 im Sekretariat der GAV tätig war. Die auf der Basis einer Vorwahl durch die Vereinsmitglieder erfolgte Neuwahl des Vorstandes bei der Generalversammlung am 10. und 11.3.1979 in Bregenz brachte keine großen Veränderungen: das Präsidium, mit Gerhard Rühm als Präsidenten und Emst Jandl, Alfred Kolleritsch, Heimrad Bäcker und Elfriede Czurda als Vizepräsidenten, blieb unverändert. Hans Haider hatte im Januar 1978 an Stelle von Josef Wimmer die Funktion des ersten Kassiers übernommen, zweiter Kassier wurde bis Mai 1978 Elfriede Czurda, dann Heidi Pataki. 1978 waren auch Günther Nenning und MarieThérèse Kerschbaumer in den Vorstand kooptiert worden. 1979 wurde der gesamte frühere Vorstand mit Ausnahme von Valie Export wiedergewählt bzw. kooptiert. Neu dazu kamen Walter Fink, Hans Haid, Gerhard Jaschke, Michael Scharang und Rolf Schwendter. Die Serie der Austritte setzte sich 1979 fort. 198 Im Februar verließen zwei prominente Vertreter der realistischen Literatur, Gernot Wolfgruber und Helmut Zenker, gleichzeitig den Verein. Wolfgrubers Austrittserklärung lautete: da ich es für unsinnig halte, einem Verein nur pro forma anzugehören, und mir in der Grazer Autorenversammlung eine für mich sinnvolle Mitarbeit nicht möglich erscheint, in einem Verein, mit dessen größtem Teil seiner Mitglieder mich nichts weiter als der Literaturmarkt verbindet, der uns zusätzlich trennt, trete ich aus. 199 Das Fehlen der Möglichkeit zur Mitarbeit und die Anonymität eines Massenvereins sind Motive, die in den Austrittserklärungen immer wiederkehren. Bezeichnend aber ist, daß die Vermittlung der Literatur über den Markt, auf der gerade die Gemeinsamkeit der berufspolitischen Interessen der Autoren gründet, Wolfgruber zur Distanzierung von den anderen Autoren führt. Hier könnte man vermuten, daß die Solidarität der Autoren nur so lange angestrebt wird, bis man 92

eine einigermaßen gesicherte Position im Literaturmarkt erreicht hat. Helmut Zenker formulierte seine Austrittserklärung wie folgt: die Routine und Regelmäßigkeit der Aussendungen geht mir ( . . . ) auf die Nerven. Die Passivität der meisten Mitglieder (meine auch) ist j a offensichtlich und liegt bestimmt daran, daß uns viel mehr trennt, als wir zugeben wollen. Die Gegnerschaft zum „PEN-Club", die uns vor Jahren zusammengebracht hat, ist sowieso schon vielfältig unterlaufen worden. Etwaige gemeinsame Ziele sind mittlerweile j a endgültig verblaßt bzw. unformuliert geblieben. Ich sehe mich nicht als „Briefkastenfirma", die hin und wieder eine Solidaritätsaktion per Unterschrift unterstützt. Wir sind leider nur ein weiterer, lauer Verein geworden, der halt bestehen bleibt, weil es ihn schon gibt. Die Autorenversammlung, in ihrem jetzigen Zustand, interessiert mich nicht. Ich trete aus. (...) P. S.: Für Solidaritätsadressen, von deren Sinn ich gerade im Fall Grassl 2 0 0 überzeugt bin, stehe ich gern weiter zur Verfügung. Ein Verein ist dazu allerdings keineswegs notwendig. 201 Die hier kritisierte Annäherung zwischen P E N und GAV 2 0 2 meint weniger die tatsächliche Zusammenarbeit der beiden Schriftstellervereine in der I G Ö A und in der L V G , als eine Konvergenz der Mittel, mit denen Kulturpolitik gemacht wird: durch Pflege von Kontakten zu den kulturellen Machtstellen und durch Zusammenarbeit mit ihnen. Nach dem Abflauen der Aversion gegen den österreichischen PEN, die anfangs die unterschiedlichen Strömungen vereinte, schienen die gemeinsamen Interessen und Ziele der Mitglieder der G A V nicht mehr präzise formulierbar zu sein. Die daraus sich ergebende Unübersichtlichkeit des Vereins war für einige Verfechter von kulturpolitischer Radikalität und System Veränderung nicht akzeptabel. 93

Das soziale Engagement der GAV war allerdings besonders durch die Arbeit von Gerhard Ruiss und Johannes A. Vyoral, die 1978 in den Verein aufgenommen wurden, entscheidend forciert und ausgeweitet worden. Im Verhältnis zum österreichischen PEN-Club bemühte sich die GAV, ungeachtet der berufspolitischen Kooperation, um eine klare Abgrenzung: sie verstand sich weiterhin als Alternativorganisation. So wurde bei der Generalversammlung im April 1977 folgende von Otto Breicha angeregte Erklärung einstimmig angenommen: Die GAV ist eine Alternative zum Österreichischen PEN-Club. Jeder kann sich entscheiden, zu welcher der beiden Vereinigungen er geht. Die Mitgliedschaft bei der einen Vereinigung schließt daher die gleichzeitige Mitgliedschaft bei der anderen aus.203 In der Zusammensetzung blieb jedenfalls ein wichtiger Unterschied zwischen dem österreichischen PEN und der GAV bestehen: Der PEN besetzte einen großen Teil der Machtpositionen und Schaltstellen in den Medien und im Staat. Die literarische Produktivität lag dagegen vorwiegend bei der GAV, was nicht zuletzt an ihrem reichen Veranstaltungsprogramm ablesbar ist. Von den politisch engagierten Autoren traten im November 1979 Hans Haid und Bernhard C. Bünker mit folgender Erklärung aus der GAV aus: Die Grazer Autorenversammlung ist in letzter Zeit zu einem braven, biederen Vereinchen geworden. Jede Art von Engagement und kritischer Literatur wird peinlichst vermieden. Permanente Verbindlichkeit manövriert die GAV nahe an den PEN. Wer will sichs mit wem (nicht) verderben? Wir beide spielen dieses betuliche Spielchen nicht mehr mit und erklären hiemit ab sofort unseren Austritt aus der GAV. 204 94

Der Generalsekretär Franz Schuh forderte daraufhin die beiden Autoren brieflich zum Wiedereintritt auf. Er argumentierte u. a. wie folgt: Ich habe nicht den Eindruck, daß „kritische Literatur" in irgendeiner Weise bei uns unterbunden wird, es hängt eben davon ab, wie sich diejenigen dafür einsetzen, die sie vermissen. Es ist zu meinem Erstaunen selbst Ruiss und Vyoral gelungen, ihre Thesen dem konservativen Kern unseres Vorstandes zumindest plausibel zu machen,und darin sehe ich nun eine ernsthafte Problematik Eures Austritts. Über die Dokumentation von Ruiss und Vyoral ist einiges, die Schriftsteller betreffend, in Gang gekommen. Solidarisierungen der Schriftsteller in Richtung einer gewerkschaftlichen Organisation wären ohne Vereine wie den unseren nicht denkbar. Der parlamentarische Staat kalkuliert nicht mit einzelnen, sondern nur mit ihren Zusammenfassungen in Organisationen. Solche Organisationen können aber nicht radikal sein, so wie mancher einzelne (wie ich z. B.), weil in ihnen verschiedenartige Interessen in Konflikten ausgetragen werden müssen. Gruppendynamisch pendeln sich immer wieder bei halbwegs demokratischen Verhältnissen die Kräftefelder auf eine Mitte zwischen den Radikalitäten (Schuh/Jandl) ein. Ich bin selbst nicht zufrieden mit der etwas weichen Haltung der GAV in vielen Fragen, versuche sie in manchen Fällen zu erhärten, sehe aber in allem kaum eine Möglichkeit, die GAV durch Besseres zu ersetzen, zumal man ja aus einem Verein mit überwiegend liberalen, konservativen, wenn auch im Ästhetischen oft innovatorischen Mitgliedern nicht eine revolutionäre Kulturorganisation machen kann. Ich wünschte mir, daß ihr wieder in die GAV zurückkehrt. Hans Haid und Bernhard C. Bünker nahmen in der Folge ihren Austritt wieder zurück. 206 Franz Schuh begründete die gemäßigte Haltung des Vereins mit der Heterogenität seiner Mitglieder. Zugleich 95

plädierte er dafür, die Konflikte innerhalb des Vereins auszutragen und damit seiner Erstarrung entgegenzuarbeiten. In diesem Zusammenhang sprach er auch eine Auseinandersetzung im Vorstand der G A V an, die sich an folgendem im Oktober 1979 vom Exekutivkomitee der G A V verfaßten Telegramm entzündet hatte: Die G A V macht darauf aufmerksam, daß es im literarischen Leben Österreichs zu einer einmaligen Machtkonzentration auf eine Person, nämlich auf Herrn Dr. Wolfgang Kraus, gekommen ist. Die Tätigkeitsbereiche des Herrn Wolfgang Kraus sind folgende: Unmittelbare Bundesverwaltung (Bundesministerium für Auswärtige Angelegenheiten), mittelbare Bundesverwaltung (Leiter der Österreichischen Gesellschaft für Literatur), O R F (Präsentation der Sendung „Welt des Buches"), Jury des Wildganspreises der Industriellenvereinigung, Jury des Donauland Sachbuch-Preises (100.000 S), Jury des Staatspreises für Kulturpublizistik, D A A D (Deutscher Akademischer Austauschdienst), Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (Einleitungsreferat der Buchwoche). Diese verschiedenen, miteinander aber verknüpften Tätigkeiten bilden ein kulturpolitisches Netz, dem ein Schriftsteller in Österreich nur schwer entgehen kann. Die G A V glaubt daher, ohne Herrn Wolfgang Kraus persönlich etwas unterstellen zu wollen, daß eine solche Häufung von Funktionen nicht im Interesse der Demokratie und der freien Entwicklung unseres literarischen Lebens liegen kann. 207 Diese Aktion stieß bei einigen Vorstandsmitgliedern auf Widerstand, und zwar besonders bei Ernst Jandl, der die Autorenversammlung vor allem nach außen vertrat und der wegen seiner Abwesenheit erst nachträglich verständigt worden war. Dem Exekutivkomitee gehörten Franz Schuh, Elfriede Czurda und Marie-Thérèse Kerschbaumer an. 208 Fraglich erschien es, ob eine kulturpolitisch relevante Stellungnahme von nur drei Personen entschieden werden könne. Als vorläufige Maßnahme wurde die Erweiterung des Exekutiv96

komitees um zwei Mitglieder, nämlich Ernst Jandl und Reinhard Priessnitz, beschlossen.209 Akut wurde hier der Konflikt zwischen einer „harten" Linie in der GAV, die in diesem Fall auf die Ersetzung bestimmter Persönlichkeiten im Kulturbetrieb zielte, und einer umsichtigeren Haltung, die auf Kooperation und schrittweise Reformen setzte. In jedem konkreten Konfliktfall mußten als Basis für ein gemeinsames Vorgehen diese beiden Tendenzen vermittelt werden. Dabei ging die Repräsentativität der Entscheidungen zwangsläufig auf Kosten der Schärfe der vertretenen Positionen.

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. . . eine jede alternative Bewegung, Einrichtung etc. . . . (hat) eine dauerhafte Gratwanderung zwischen Anpassung und Nicht-Anpassung zu bestehen. (Rolf Schwendter, Notate)

Diversifikation oder Desintegration? (1979-1983) 1. Die GAV

als

Massenverein

Die Jahre 1980 und 1981 brachten einen rapiden Mitgliederzuwachs für die GAV. Hatte ihre Mitgliederzahl Ende 1979 noch 188 betragen, so erreichte sie Ende 1981 den Stand von 341. Das bedeutete beinahe eine Verdoppelung innerhalb von zwei Jahren. Die GAV war damit zur zahlenmäßig größten Schriftstellervereinigung Österreichs geworden. N e u hinzu kamen 1980 u. a. Friedbert Aspetsberger, Helmut Degner, Josef Haslinger, Peter Henisch, Peter Jirak, Robert Jungk, Paul Kruntorad, Thomas Rothschild, Hilde Spiel und Hans Weigel; 1981 u. a. Claus Gatterer, Ivan Illich, Florian Lipus, Manfred Mixner, Lukas Resetarits, Renate Welsh und Helmut Peschina, der wie Hilde Spiel 210 und Peter Henisch zuvor aus dem österreichischen PEN-Club ausgetreten war.

Die Offenheit des Vereins und die großzügige Mitgliederaufnahme blieben innerhalb des Vereins nicht unwidersprochen. Dies zeigt die fortgesetzte Diskussion der Aufnahmemodalitäten. Im Vorstand erwiesen sich aber die „radikal-demokratischen" Prinzipien als stärker denn die Befürchtung einiger Gründungsmitglieder, im Verein könne der literarische Dilettantismus überhandnehmen. So sprach sich bei der Vor98

standssitzung im März 1980 die Mehrheit gegen einen exklusiven Charakter der GAV aus. Die Voraussetzungen zur Zeit der Gründung, bei der sich ein Kern von exponierten, aufgrund ihrer Arbeit öffentlich angefeindeten und in den Medien ignorierten Autoren vereinigten, seien, so argumentierte man, mittlerweile weggefallen. Das Anwachsen des Vereins wurde als Zeichen seiner Lebendigkeit angesehen.211 Bezüglich des konkreten Aufnahmemodus wurde an der Voraussetzung festgehalten, der Bewerber habe von einem Mitglied der GAV schriftlich vorgeschlagen zu werden. Bei Bedarf sollten dem Aufnahmeantrag Texte hinzugefügt werden. Außerdem wurde beschlossen, daß in Hinkunft der nächste Aufnahmetermin in einer schriftlichen Aussendung mitgeteilt werde, worauf die Auswahl und Sichtung der Texte und Bewerbungen in einer außerordentlichen Vorstandssitzung vorgenommen werden solle. Der Vollversammlung sollte es vorbehalten bleiben, etwaige Einwände gegen die vom Vorstand vorgeschlagenen neuen Mitglieder vorzubringen und über sie abzustimmen. Diese Vorschläge zu den Aufnahmemodalitäten wurden von der Generalversammlung im März 1980 gebilligt.212

Der Vereinfachung der Mitgliederaufnahme diente folgende 1981 beschlossene neuerliche Änderung des diesbezüglichen Paragraphen in den Statuten 213 : Die Aufnahme von Mitgliedern erfolgt durch den Vorstand mit Zwei-Drittel-Mehrheit (in den statutenmäßig vorgesehenen Sitzungen). Jedes einzelne Mitglied der Generalversammlung ist berechtigt, nach schriftlicher Mitteilung der Neuaufnahmen durch den Vorstand bis spätestens 14 Tage vor der Generalversammlung schriftlich ein Veto einzulegen. Die Generalversammlung entscheidet in diesen Vetofallen mit einfacher Mehrheit. Erfolgt kein Veto, gilt der Bewerber als aufgenommen. Langwierige Diskussionen in der Generalversammlung über die vom Vorstand für die Aufnahme vorgeschlagenen Autoren, über die früher einzeln abgestimmt werden mußte, wurden damit überflüssig. Die Vorentscheidung über die Aufnahme wurde endgültig dem Vorstand übertragen, der sie de 99

facto schon früher traf. Das Vetorecht garantierte den einfachen Mitgliedern die demokratische Kontrolle. Auf die verschiedentlich beantragte Formulierung eines Antifaschismusparagraphen in den Statuten wurde verzichtet mit der Begründung, daß die Zusammensetzung des Vereins ohnehin geeignet sei, die Aufnahme von Faschisten zu verhindern. 214 Am 1. 7.1980 zog sich Franz Schuh aus seiner Funktion als Generalsekretär der GAV nach vierjähriger Tätigkeit zurück, „zur Vollendung größerer literarischer Projekte". 2 ' 5 Als sein Nachfolger wurde in der Vorstandssitzung vom 3.9.1980 Ulf Birbaumer gewählt. Außer ihm hatten sich noch Gerald Grassl, Gerhard Jaschke und Nils Jensen um die Funktion beworben. Als Ziele seiner Tätigkeit nannte Ulf Birbaumer bei der Generalversammlung im November 1980: - die Vergrößerung der spontanen Reaktionsfähigkeit des Vereins durch ein funktionsfähiges Exekutivkomitee; - die Verbesserung der Position der GAV in der politischen Öffentlichkeit und auf gewerkschaftlicher, Bundes- und Landesbasis; - die Bekanntmachung der GAV bei ausländischen Schriftstellervereinigungen; - die Verbesserung der Information über Publikationsmöglichkeiten; - verbale Offenheit innerhalb des Vereins; - die vom SPÖ-Club initiierte Verankerung der Freiheit der Kunst in der Verfassung. 216 Es war dies im ganzen ein pragmatisches Programm mit den Schwerpunkten einer Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit und im Innern eines reibungslosen Funktionierens des Vereinsapparats. Kulturpolitisch wurde ein fallweises Zusammengehen mit progressiven Kräften in der Sozialdemokratie anvisiert. Die Wahl des neuen Vorstandes bei der Generalversammlung am 4.4. 1981 aufgrund einer brieflichen Vorwahl durch die Mitglieder brachte folgende Ergebnisse: vom früheren, 33 Mitglieder zählen-

100

den Vorstand schieden Walter Fink, Friedrich Geyrhofer, Bodo Hell und Oswald Oberhuber aus. Neu wurden Ernest Borneman, Josef Haslinger, Nils Jensen, Michael Köhlmeier, Thomas Rothschild und Dorothea Zeemann aufgenommen, so daß sich der Vorstand nun aus 35 Mitgliedern zusammensetzte. 217 Die Funktionen im Vorstand blieben unverändert, mit Ausnahme der Kassiere: an die Stelle von Hans Haider und Heidi Pataki traten Ilse M. Aschner und Gerhard Ruiss, der im Herbst 1981 durch Manfred Chobot abgelöst wurde. Im folgenden Jahr stieg die Mitgliederzahl bloß um neun. Das Reservoir an für eine Aufnahme in Frage kommenden Autoren schien geschrumpft zu sein. Unter den Neuaufnahmen waren Viktor Matejka, Helmut Qualtinger und Joseph Zoderer. Zugleich wurde die Diskussion über die Aufnahmemodalitäten weitergeführt. Gerhard Rühm trat dezidiert für eine Verschärfung der Aufnahmebedingungen ein. Er schlug die Konstituierung eines Aufnahme-Ausschusses von fünf bis maximal sieben Vorstandsmitgliedern vor. Weiters sollten die Aufnahmeansuchen künftig ein Curriculum vitae sowie fünf beschriebene Seiten umfassen, die jedem Ausschußmitglied zugehen sollten. Nach dem Vorschlag Rühms sollte der Ausschuß mit einfacher Mehrheit eine Vorschlagsliste erstellen, aus der in der Folge der Vorstand mit Zweidrittelmehrheit über die Aufzunehmenden abstimmen sollte.218 Der Antrag Rühms wurde vom Vorstand abgelehnt. Die bisherige Handhabung der Mitgliederaufnahme und die daraus resultierende Zusammensetzung des Vereins ließ auch jenen, die Gerhard Rühms Argument des Niveauverlusts zustimmten, die Einführung strikterer Aufnahmebedingungen als nicht zu rechtfertigen erscheinen. Der Charakter des Massenvereins war längst eine vollendete Tatsache und nicht rückgängig zu machen. Bei der Vorstandssitzung am 29.1.1983 wurde auf Antrag Thomas Rothschilds beschlossen, den gegenwärtigen Modus beizubehalten. Ein Antrag Ernest Bornemans, nach dem alle Bewerber ohne Abstimmung aufgenommen werden sollten, wurde abgelehnt. 101

Die 1980 und 1981 rapide angestiegene Mitgliederzahl brachte die GAV in finanzielle Schwierigkeiten. Die Grundsubvention durch das Bundesministerium für Unterricht und Kunst stieg keineswegs proportional zum Mitgliederzuwachs. Die Erhöhung der Subvention deckte nicht viel mehr als die Inflation ab. Das zeigt folgende Tabelle: GAV ao. Subvention Grundf. Veranstaltungen und subvention anderes

1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983

210.000 215.000 250.000 275.000 295.000 316.000 335.000 335.000 345.000 345.000 360.000

-

153.000 124.000 119.000 180.000 185.000 150.000 232.000 261.000 378.000**

Zum Vergleich: PEN Grundsubvention

230.000 250.000 280.000 280.000 300.000 320.000 340.000 340.000 340.000 345.000 360.000

ao. Subvention -

300.000* 150.000* 20.000 65.000 -

10.000 30.000 -

* für den internationalen PEN-Kongreß in Wien ** davon 115.000 für die Jubiläumsveranstaltung „ 10 Jahre GAV"

Dagegen stiegen die Bürokosten ständig durch die wachsende Zahl der Mitglieder - die auch eine Vergrößerung der Reisekosten mit sich brachte - , durch die steigenden Kosten von Porto, Telefon etc. und durch die vermehrten Aktivitäten des Vereins. 1982 mußte die GAV Maßnahmen ergreifen: der Mitgliedsbeitrag wurde erhöht, ein Spendenaufruf durchgeführt und für Dezember 1982 wurde auf alle Veranstaltungen verzichtet. Für 1983 beschloß man, die Zahl der Veranstaltungen auf zwölf bis maximal vierzehn einzuschränken. Für den Fall einer gleichbleibenden Subvention wurde für 1983 sogar ein Aufnahmestop erwogen.220 Bis Ende 1982 war eine Entspannung der Finanzlage erreicht. 102

Das Jahr 1983 brachte einen weiteren Mitgliederanstieg von 21. Unter den neu aufgenommenen Mitgliedern waren Georg Danzer, Herbert W.Franke, André Heller und Käthe Kratz. Gegen die Aufnahme von André Heller und Georg Danzer war von Seiten einiger Mitglieder, nämlich von Antonio Fian, Werner Kofier, Marcel Meyrath und Alexander Widner, ein Veto eingelegt worden. Die beiden Autoren waren wegen ihres Engagements in der österreichischen Friedensbewegung zur Aufnahme vorgeschlagen worden. Die Einwände, die sich in erster Linie gegen André Heller richteten, bezogen sich auf seine starke Medienpräsenz und auf die Marktgängigkeit seiner künstlerischen Produktion. Werner Kofler formulierte u. a.: Würde Heller in die G A V aufgenommen und nähme er diese Mitgliedschaft ernst, so wäre früher oder später nicht Heller in die G A V aufgenommen, sondern die G A V an die Firma Heller angeschlossen, an die Generalvertretung für Frieden und Utopien in Österreich. (Ihn aufzunehmen wäre auch eine Beleidigung aller, die eher schlecht vom Schreiben leben oder gar durch einen Brotberuf jenes sich ermöglichen.) 221 Die Argumente gegen die Aufnahme von André Heller konnten innerhalb der GAV schon deshalb nicht als stichhaltig gelten, weil sie sich auf keine von allen anerkannten Kriterien, die auch bei den früheren Aufnahmen angewandt worden wären, stützen konnten. Das Fehlen einer übereinstimmenden ästhetischen Konzeption oder geistigen Haltung - sieht man von der Ausgrenzung rechtsradikaler und reaktionärer Tendenzen ab - wurde abermals deutlich. So wurde die Beurteilung des Werkes von André Heller tendenziell zu einer Fra^e persönlicher Sympathie oder Antipathie, zu einer Geschmackssache. 222 Die Abstimmung bei der Generalversammlung am 26.11.1983 brachte eine große Mehrheit für seine und Georg Danzers Aufnahme. 1983 wurde beschlossen, den bisher 35 Mitglieder zählenden Vorstand wieder auf zwanzig zu reduzieren. 223 Der neue Vorstand wurde bei der Generalversammlung im November aufgrund der Vorwahl durch die Mitglieder gewählt. 103

Von den Mitgliedern des früheren Vorstands schieden Friedrich Achleitner, Gustav Ernst, Hans Haid, Christine Haidegger, Hans Haider, Nils Jensen, Michael Köhlmeier, Alfred Kolleritsch, 224 Günther Nenning, Heidi Pataki, Michael Scharang, Waltraud Seidlhofer, Peter Turrini, Peter Weibel und Dorothea Zeemann aus. Nenning, Haidegger und Zeemann wurden am 25.1.1984 wieder in den Vorstand kooptiert. 225

Im neuen Vorstand wurde Ernst Jandl als Nachfolger Gerhard Rühms zum Präsidenten gewählt. Mit Ernst Jandl wurde der Hauptinitiator der GAV, der in ihr zuerst als Delegierter für Planung und Koordination, ab 1975 als Vizepräsident äußerst aktiv war, zum Präsidenten. Neue Vizepräsidenten wurden Franz Schuh und Marie-Thérèse Kerschbaumer, Elfriede Czurda und Heimrad Bäcker wurden als Vizepräsidenten bestätigt, ebenso wie Ulf Birbaumer als Generalsekretär und Ilse M. Aschner als Leiterin des Büros. Das neue Exekutivkomitee bestand aus Ernst Jandl, MarieThérèse Kerschbaumer und Franz Schuh und sollte mit dem Generalsekretär zusammenarbeiten. Den Verlust an Übersichtlichkeit in der Zusammensetzung der Mitglieder versuchte der Verein durch eine kohärente Führung wettzumachen. Aber auch der Vorstand blieb in seinen literarischen und politischen Interessen und Zielen heterogen. Die entscheidende Triebkraft und Initiative ging nicht vom Vorstand als geschlossener Gruppe aus, sondern von einzelnen im Vereinsgeschehen besonders engagierten Vorstandsmitgliedern. 2. Die G A V als

Veranstaltungsverein

Die Vielfalt der literarischen Strömungen und Tätigkeitsbereiche in der GAV spiegelte sich in ihrer Veranstaltungstätigkeit. Während die Diversifikation in der Zusammensetzung des Vereins jeglichen Konsens zu einem formulierbaren ästhetischen oder kulturpolitischen Programm unmöglich machte, führte sie im Veranstaltungsprogramm zu einem Nebeneinander unterschiedlichster Darbietungen. 226 Die 104

breite Auffächerung des literarischen Programms zeigt die Repräsentativität der G A V für die österreichische Gegenwartsliteratur an. Die G A V war ein Sammelbecken besonders für junge Autoren. Neue künstlerische Tendenzen wurden rasch in den Verein integriert. Dies führte auch zu einer Erweiterung des Spektrums der Veranstaltungsorte, wobei allerdings Wien das Zentrum blieb. Hier wurden außer in der Galerie nächst St. Stephan und im Museum des 20. Jahrhunderts zunehmend Veranstaltungen je nach Genre in der Alten Schmiede, im Gasthaus „Kulisse", im Amerlinghaus, im Internationalen Kulturzentrum und im Museum für moderne Kunst abgehalten. Schon ab 1976 wurden im verstärkten Maße Wissenschaftler, insbesondere Germanisten, und Publizisten in den Verein aufgenommen. Dies fand seinen Niederschlag in einer Reihe von Diskussionsveranstaltungen, Symposien und Seminaren. So gab es im November 1978 in der Galerie nächst St. Stephan eine Diskussion „Zur Situation der Gegenwartsliteratur", im März 1980 über „Literatur in den Medien" und im November 1981 in Innsbruck die im Zeichen der kritischen Auseinandersetzung mit der Kulturpolitik stehende Veranstaltung „Kultur und Öffentlichkeit in Tirol". Im November 1978 sprach Rolf Schwendter über „Theorie und Praxis der Subkultur". Ernest Borneman trug im Mai 1979 über „Sexualität und Gesellschaft" vor und organisierte im Dezember 1981 zusammen mit Peter Gorsen das Symposium „Kunst und Sexualität". Im November 1982 koordinierte Rolf Schwendter das Symposium „Literatur und Sexualität". Im November 1979 fand unter der Leitung von Gerhard Rühm und Franz Schuh ein Konrad Bayer-Symposium statt und im November 1981 das von Hans Haid organisierte Symposium „Die Wiener Gruppe und die neue Dialektdichtung. Am Beispiel der Lyrik". Im Juli 1981 wurde ein Seminar mit dem Titel „Beispiele zeitgenössischer Frauendarstellung in der Literatur" abgehalten. Im März 1983 wurde ein von Franz Schuh und Thomas Rothschild vorbereitetes „Kolloquium über die österreichische Tagespresse" veranstaltet. Im Dezember 1983 schließlich fand ein von Stephan Eibel, Heidi Heide und Rolf Schwendter organisiertes Symposium „1984 kommt bald" statt. 105

Eine Bereicherung des Programms der G A V brachten ab 1979 auch die zahlreichen Veranstaltungen mit Liedermachern. Diese standen häufig im Zeichen des Engagements für die Friedensbewegung und gegen den Militarismus. A b 1981 veranstaltete die G A V alljährlich am 10. Mai Lesungen zum Gedenken an die Bücherverbrennung im Jahre 1933. Zum 50. Jahrestag der Bücherverbrennung führte sie eine große Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Literatur und Macht" durch. Das Engagement der G A V für von der Gesellschaft ausgegrenzte Menschen wurde durch Lesungen in Gefangnissen konkretisiert. 1980 fanden zwei Lesungen in der Männerstrafanstalt Stein, 1981 eine in der Frauenvollzugsanstalt Schwarzau statt. Die Lesung am 13.6.1980 in Stein, an der sich Wolfgang Bauer, Ernst Jandl, Reinhard Priessnitz, Gerhard Rühm und Peter Weibel beteiligten, war die erste Veranstaltung dieser Art in einem Gefängnis. Einmalig blieb bisher die Lesung in der Frauenvollzugsanstalt Schwarzau, an der sich Franz Josef Czernin, Elfriede Gerstl, Bodo Hell, Friederike Mayröcker, Ferdinand Schmatz und Liesl Ujvary beteiligten. Als die Autoren und die Zuhörerinnen nach der Lesung diskutieren wollten, kam es zu einer Auseinandersetzung mit der Anstaltsleitung. Die Diskussion wurde zwar nicht unterbunden, aber in Hinkunft wurden keine Lesungen mehr erlaubt. Auch der Plan der Einrichtung einer Literaturwerkstatt im Frauengefangnis scheiterte.227 1980 nahm die GAV auf Antrag Hans Haids auch zwei inhaftierte Schriftsteller, Georg Betz und Kurt Fischer, als Mitglieder auf. Die kritische Haltung von GAV-Mitgliedern zur Psychiatrisierung und im besonderen zu den geschlossenen psychiatrischen Anstalten äußerte sich weiterhin etwa in den Diskussionsveranstaltungen „Die neuen Narrentürme" im Oktober 1979 und im Dezember 1981, bei denen es um die bisherigen Auswirkungen der Psychiatriereform und mögliche Folgen künftiger Gesetzesänderungen ging. Von den zahlreichen Einzel- und Gruppenlesungen sei nur die „Junger Südtiroler Autoren" genannt, die auf Vermittlung von 106

Hansjörg Waldner im April 1979 zustande kam. Diese Lesung sollte auch dazu dienen, den Kontakt der Südtiroler Autoren mit ihren österreichischen Kollegen zu intensivieren sowie ihnen Publikationsmöglichkeiten, die im eigenen Land kaum vorhanden waren, zu vermitteln.

In der Vielfalt werden gleichwohl gemeinsame Orientierungen sichtbar: - die kritische Haltung gegenüber dem etablierten Kulturbetrieb, - die Ablehnung konservativer Kulturpolitik und entmündigender Bewußtseinsindustrie, - die Unterstützung der Friedensbewegung, - der Ökologismus, - feministisches Engagement, - der Kampf gegen die Ausgrenzung und Repression von Minderheiten, seien es Insassen von psychiatrischen Anstalten, Inhaftierte, Homosexuelle oder Ausländer. Kritisiert wurden jedoch zuweilen Form und Organisationsprinzip der Veranstaltungen. Die große Zahl der Referenten bzw. Lesenden bei Symposien oder anderen Großveranstaltungen, die sich oft über mehrere Tage erstrecken, strapaziere die Aufnahmefähigkeit des Publikums. Allzu weit gesteckte und vage formulierte Themen würden zu mangelnder Kohärenz der Referate führen. Das Nebeneinander alles Möglichen, ein „Warenhauseffekt" sei die Folge. Die kritischen Inhalte würden in einem Diskussionsbrei und in leerer Betriebsamkeit zu verpuffen drohen. Die Lesungen in alphabetischer Reihenfolge anläßlich der Generalversammlungen, an denen sich Dutzende von Autoren beteiligen, würden es zwar dem Publikum ermöglichen, unbekannte Autoren zu „entdecken", ein Einblick in das Werk einzelner sei aber bei einer Fünf-Minuten-Lesung kaum zu erhalten. Die unterschiedliche Qualität der Veranstaltungen der GAV entspricht der Zusammensetzung ihrer Mitglieder. Als Kehrseite der berechtigten Ablehnung jedes normativen Lite107

raturbegriffs erweist sich eine Beliebigkeit der Kriterien für die Zugehörigkeit zum Verein. Heterogene Gruppen und Persönlichkeiten werden nur durch den Vereinsapparat zusammengehalten. In seinen Veranstaltungen wird die Problematik des Vereins ersichtlich: sie liegt im Spannungsfeld zwischen Offenheit und Lebendigkeit einerseits, fehlender Gemeinsamkeit und Divergenz der Ziele andererseits.

3. Resolutionen

als

Reaktionen

Die Gesamtheit der Resolutionen der GAV seit Ende der siebziger Jahre scheint die Behauptung, das kulturelle Klima in Österreich habe sich im Vergleich etwa zu den sechziger Jahren zugunsten der progressiven Strömungen in der Kunst geändert, zu widerlegen. Doch ist die Stringenz des Schlusses von Frequenz und Inhalt der Proteste auf die allgemeinen kulturpolitischen Kräfteverhältnisse fragwürdig. Demonstrativer Protest schließt einen zunehmenden, wenn auch nicht immer öffentlich sichtbaren Einfluß und die Teilnahme an den Entscheidungen im Literaturbereich und dessen Verwaltung nicht aus. Die Vorstöße und Angriffe von konservativer bis reaktionärer Seite erscheinen in diesem Lichte zuweilen als „Rückzugsgefechte" einer schwindenden Macht innerhalb des Kulturbetriebs. Die Verleihung des Großen Österreichischen Staatspreises 1974 an H . C . Artmann, des Österreichischen Würdigungspreises für Literatur 1973 an Friederike Mayröcker, 1976 an Gerhard Rühm, 1977 an Andreas Okopenko, 1978 an Ernst Jandl und 1979 an Wolfgang Bauer, sowie eines großen Teils der Förderungspreise und der Staats- und Nachwuchsstipendien des Unterrichtsministeriums seit 1973 an Mitglieder der GAV kann als Indiz einer kulturpolitischen Liberalisierung und einer späten Anerkennung der formal progressiven Literatur durch den Staat gewertet werden.228 Dies ist nicht zuletzt auf die Gründung der GAV und die 108

daraus folgende allmähliche Umbesetzung der Jurys zurückzuführen. Daran konnte auch die 1978 und 1979 geführte Offensive reaktionärer Kräfte, als deren Sprecher sich Parlamentarier der ÖVP und FPÖ sowie besonders Redakteure der „Neuen Kronen-Zeitung" hervortaten, wenig ändern. Nach den oben bereits genannten 229 Angriffen gegen Vertreter der zeitgenössischen österreichischen Literatur kam es im Februar 1979 zu einer Auseinandersetzung, die durch eine nach einem Manuskript von Manfred Mixner produzierte, am 1.2.1979 vom Landesstudio Steiermark ausgestrahlte Schulfunksendung ausgelöst wurde. Dabei wurde u. a. Gerhard Rühms Gedicht „Das Blumenstück" vorgelesen. Der Kolumnist der „Neuen Kronen-Zeitung" „Staberl" versuchte das Gedicht als obszön und literarisch wertlos zu disqualifizieren und empörte sich darüber, daß es im Schulfunk gesendet wurde. 230 Der Leiter „Hörspiel und Literatur" des Studios Steiermark Alfred Holzinger und Manfred Mixner 231 wurden daraufhin auch von der ORF-Leitung heftig kritisiert. In einer Stellungnahme der G A V heißt es dazu:

Das bitter-sarkastische Gedicht „Blumenstück" des österreichischen Staatspreisträgers Gerhard Rühm halten wir für 17- und 18jährige Schüler, für die es in einer Schulfunksendung vorgetragen und kommentiert wurde, weit eher geeignet als für die Lesergemeinde des sattsam bekannten Kolumnisten Herrn Nimmerrichter, der sich hinter der Kennmarke „Staberl" verbirgt. „Staberl", das heißt, „Ich will euch auf die Finger klopfen", und verweist auf ein längst beseitigtes Schulsystem. Wir Autoren wehren uns aufs entschiedenste dagegen, daß dem Herrn Nimmerrichter (bzw. seinem Grazer Gegenstück Wolfgang Arnold) die Macht eines Zensors über die österreichische Literatur nach 1945, resp. über deren Verbreitung in den Medien zuerkannt wird.232 Die Vorfälle 1978 und 1979 veranlaßten die GAV bei ihrer Generalversammlung im März 1979 zur Verfassung einer öffentlichen Stellungnahme gegen die „Verschlechterung des kulturpolitischen Klimas in Österreich": 109

Die Grazer Autorenversammlung stellt mit Bestürzung fest, daß sich in Österreich in letzter Zeit absolut unqualifizierte Angriffe auf Schriftsteller und künstlerische Produktion häufen. Wir warnen vor einem Klima der Kulturfeindlichkeit, in dem Vorurteile und Aggressionen verstärkt werden, die sich gegen alles richten, was nicht der gesamtgesellschaftlichen Norm entspricht. Offensichtlich hat das Beispiel des Dr. Josef Taus, mit Attacken gegen Künstler auf Stimmenfang zu gehen, bei allen Parteien und darüber hinaus Schule gemacht. (...) Unsere Sorge ist groß, daß hier ein umfassender politischer Konsens auf Kosten schöpferisch Arbeitender gesucht wird. Wir erinnern daran, daß im Namen einer Volksgemeinschaft Künstler als „entartet" gebrandmarkt und verfolgt worden sind.233 Die Ablehnung der zeitgenössischen Kunst durch ein „wertkonservatives" Kulturestablishment verband sich mit der Konzeption einer abgehobenen, weihevollen „Hochkultur". Die 1979 erwogene Gründung einer „Österreichischen Akademie der Künste" zu Schloß Elsenheim in Salzburg lehnte die GAV mit der Begründung ab: Der abenteuerliche und abwechslungsreiche Prozeß kulturellen Schaffens darf nicht in Paragraphen, Institutionen und Staatsakte gepreßt werden. Der Plan hat es offenbar in erster Linie auf die Literatur abgesehen, den letzten Freiraum in einer von Akademien und Bürokratien verwalteten Kulturwelt. (...) Wir befürchten, daß sich aus privaten Prestigewünschen nach und nach eine kulturpolitische Instanz herausbildet. 234 Deutlicher noch als in ihrer Resolution zum Bachmann-Preis wird hier die Aversion der Autoren der GAV gegen eine Tendenz zur Verwaltung, Einengung und Bevormundung des künstlerischen und literarischen Lebens. Eine Dominanz der Kulturkonservativen befürchtete die GAV auch bei der unter der Patronanz des Bundeskanzlers von einem Proponentenkomitee unter der Leitung Ernst 110

Haeussermanns vorbereiteten Gründung einer „Österreichischen Nationalstiftung für Kultur". Bei der geplanten Stiftung handelte es sich um eine Institution ähnlich den deutschen Goetheinstituten, die dazu dienen sollte, österreichische Kultur im Ausland adäquater als bisher zu präsentieren. Mit den Vorbereitungen wurden neben Haeussermann u. a. Paul Blaha, Gerd Bacher, Wolfgang Kraus und Gottfried von Einem betraut. In der Stellungnahme der G A V ist folgender Satz für ihr Selbstverständnis bezeichnend:

Wenn eine so repräsentative Organisation wie die Grazer Autorenversammlung bei der Konstituierung einer nationalen Kulturstiftung völlig übergangen wird, ist mit Bestimmtheit zu erwarten, daß durch ein solches Projekt nur die bestehenden Machtstrukturen verewigt werden sollen.235 Verhindert werden sollte die Installation einer Institution der Elitekultur, die nur einen Teil des Spektrums der Kultur repräsentiert und der demokratischen Kontrolle entzogen ist. Die GAV wurde in der Folge zur Mitarbeit in dem Komitee eingeladen.236 Ihre Bereitschaft zur Mitarbeit meldete die GAV auch beim Aufbau eines „Zentralinstituts für österreichische Literatur" im Rahmen der Ludwig-Boltzmann-Stiftung an.237 In einem Brief der GAV an den Unterrichts- und an den Wissenschaftsminister heißt es: Wir sind der Auffassung, daß die Wechselbeziehung zwischen Literaturwissenschaft und literarischer Praxis, wie sie seit einiger Zeit an Germanistischen Instituten österreichischer und ausländischer Universitäten in zunehmendem Maße gepflegt werden, bereits jetzt eine Mitarbeit der Autoren bei der Planung sowie dann innerhalb des Instituts unerläßlich erscheinen lassen.238 In diesem Zusammenhang fügt die GAV, eine Anregung Ernst Jandls aus dem Jahr 1973 aufgreifend, 239 hinzu,

111

daß es noch an keiner österreichischen Universität oder Hochschule einen Lehrstuhl für literarische Praxis gibt, der durch einen Schriftsteller zu besetzen wäre. Auch in die Diskussion über die geplante „Österreichische Ludwig-Stiftung für Kunst und Wissenschaft" 1981 griff die GAV ein. Sie sprach sich aus „für die Schaffung einer österreichischen Nationalstiftung für moderne Kunst unter Einbeziehung der österreichischen Künstlerschaft zur Wahrung ihres demokratischen Mitspracherechts" und „gegen eine Stiftung (...), die von ausländischen Interessen dominiert werden kann". 240 Die Forderung nach einer Umwandlung der Stiftung Ludwig in eine Nationalstiftung kam allerdings zu spät, da eine bindende Stiftungserklärung bereits im Dezember 1980 vom Wissenschaftsministerium abgegeben worden war. Gemeinsam mit dem österreichischen Kunstsenat und den österreichischen Kunsthochschulen wandte sich die GAV 1980 gegen die Entsendung des PEN-Mitglieds und Chefredakteurs der Gewerkschaftszeitung „Solidarität" Winfried Bruckner als Vertreter der Kunst ins Kuratorium des O R F an die Stelle des Malers Adolf Frohner. Zugleich erklärte die GAV, daß sie auch in der Hörer- und Sehervertretung des ORF, in der der PEN-Generalsekretär Franz Richter als Mitglied für den Bereich der Literatur bestimmt worden war, die Interessen der Autoren nicht adäquat gewahrt sehe. Das Telegramm endete mit dem Satz: Die Grazer Autorenversammlung protestiert im Namen ihrer 240 Mitglieder energisch gegen den unhaltbaren Zustand, derzeit in keinem der beiden ORF-Gremien vertreten zu sein, und deponiert schon jetzt die Forderung, aufgrund der Bedeutung und der Anzahl der in ihr vereinigten österreichischen Autoren bei der Entsendung von Kunstvertretern in die genannten Gremien entsprechend berücksichtigt zu werden.241 112

Der Protest blieb unmittelbar folgenlos. Er deutete auf das Fortdauern des Konflikts zwischen PEN und GAV hin, der sich immer wieder an den Machtpositionen, die Mitglieder des PEN-Clubs insbesondere in den Medien innehatten, entzündete. Die genannten Resolutionen stimmen in einem Punkt überein: Nicht fundamentale Kritik und radikale Systemveränderung ist ihr Ziel. Es dominiert der Wille zur Mitbestimmung und Zusammenarbeit mit den bestehenden Kulturinstitutionen, zur Beteiligung an der Macht. Eine andere Stoßrichtung der öffentlichen Stellungnahmen der GAV zielte gegen den Rechtsextremismus und Neofaschismus in Österreich: Im Februar 1980 protestierte die GAV gegen die Beschlagnahme der wissenschaftlichen Studie „Rechtsextremismus in Österreich nach 1945" und der Broschüre des Renner-Instituts „Gefahr von rechts" und schlug vor, daß beide „der Mehrheit der Bevölkerung kostenlos zur Verfügung gestellt werden". 242 Im März desselben Jahres unterstützte die G A V eine Unterschriftenaktion gegen Rupert Kerer, der in der „Tiroler Tageszeitung" einen Artikel mit antisemitischem Inhalt veröffentlicht hatte. 243 Im Mai 1980 äußerte die G A V ihre Bestürzung über die Entscheidung der Wahlbehörde, „die Kandidatur eines im Ausland verurteilten Rechtsradikalen (d. i. Norbert Burger, R. I.) zum höchsten Amt im Staate zuzulassen". 244 Die Generalversammlung im November 1980 erklärte sich mit Gerald Grassl solidarisch, der aufgrund einer von Rechtsradikalen provozierten Schlägerei im Juni 1977 zu einer Geldstrafe verurteilt worden war und aus Protest gegen das Urteil Ende Oktober 1980 die Ersatzhaftstrafe antrat:

Wir sind mit Dir solidarisch, weil wir über Deinen „Fall" hinaus gemeinsam mit allen antifaschistischen demokratischen Kräften in unserem Land auf die Gefahr des wachsenden Neofaschismus in Österreich mit allem Nachdruck hinweisen wollen.245 Gegen „demokratiegefahrdende Vorgangsweisen" richtete sich eine Resolution zum Thema Atomkraftwerke, die bei 113

derselben Generalversammlung gefaßt wurde. Alle Bestrebungen, „die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Zwebendorf doch noch durchzusetzen", bezeichnete die GAV als Versuch, „das Votum der Volksabstimmung vom 5. November 1978 in sein Gegenteil zu verkehren". 246 Die GAV betonte dabei ihr Mißtrauen gegenüber allen Parteien in dieser Frage und erklärte, daß die Resolution unabhängig davon gefaßt wurde, ob ihre Mitglieder für oder gegen die friedliche Nutzung der Atomkraft sind. Die Behinderung der künstlerischen Tätigkeit einzelner ihrer Mitglieder und Angriffe auf Autoren von seiten reaktionärer Kreise gaben der GAV immer wieder Anlaß zum Protest. So intervenierte sie wie auch das Forum Stadtpark im April 1981 erfolglos gegen die Absetzung der Uraufführung von Elfriede Jelineks Bühnenstück „Clara S.", die vom Direktorium des „steirischen herbstes" empfohlen worden war, durch den Schauspieldirektor der Vereinigten Bühnen Graz Rainer Hauer. 247 Im Mai 1981 erhob die G A V gegen die Beschlagnahme des Films „Taxi zum Klo", der homosexuelle Liebesszenen zeigte, Einspruch. 248 Im selben Monat wandte sich der Verein gegen die „beispiellose Diffamierungskampagne gegen den Schriftsteller Franz Innerhofer" infolge der Fernsehausstrahlung der Filmfassung seines Romans „Schöne Tage" am 1. 5.1981:

Bauernbundfunktionäre hetzen in Pressekonferenzen gegen den Autor, schnüffeln in seinem Privatleben herum und propagieren in aller Öffentlichkeit seine Einweisung in eine psychiatrische Anstalt. Die Grazer Autorenversammlung protestiert mit allem Nachdruck gegen solche jedem Demokratieempfinden hohnsprechende Methoden der persönlichen Verleumdung und fordert energisch, aus dem untragbaren Verhalten solcher Funktionäre (...) Konsequenzen zu ziehen und die Kampagne gegen den Schriftsteller Franz Innerhofer sofort einzustellen.249 114

Im Oktober 1981 verurteilte die GAV die verbalen und tätlichen Angriffe, denen die Ausstellung von Hermann Nitsch im Kulturhaus Graz von Seiten reaktionärer Kreise ausgesetzt war. 250 Schon zuvor hatte neben anderen Organisationen und Körperschaften das Direktorium des „steirischen herbstes" gegen dieses undemokratische Verhalten protestiert und die Äußerungen des Grazer Bürgermeisters Alexander Götz als „leichtfertige Ermunterung zu weiteren Aktionen radikaler Gruppen" kritisiert.251 Im Dezember 1981 äußerte sich die GAV als „zutiefst beunruhigt" über das Urteil des Grazer Landesgerichts, demzufolge ihre Mitglieder Harald Irnberger und Antonio Fian als „linke Mordhetzer" bezeichnet werden durften, sowie über die einschlägige Berichterstattung in der Kärntner Lokalpresse, insbesondere in der „Kleinen Zeitung". 252 Antonio Fian hatte in der im Verlag Slowenisches Informationszentrum von Harald Irnberger herausgegebenen Broschüre „Betroffen sein" einen Beitrag mit dem Titel „Ekel" veröffentlicht, „eine Satire, in der (...) die Dramaturgie eines ItaloWesterns in die Kärntner Wirklichkeit übertragen wird". 253 Die Zeitschrift „Aula" hatte eine Rezension des Beitrages unter dem Titel „Linke Mordhetze" veröffentlicht. Irnberger klagte den Herausgeber der Zeitschrift und den Verfasser der Rezension vor Gericht, sie wurden aber freigesprochen. „Da hier Literatur einzig der Beurteilung von Juristen und anderen auf dem Gebiet der Literatur unzuständigen Personen überlassen bleibt", sah die GAV darin „eine gefährliche Bedrohung der künstlerischen Freiheit". 254 Auch im Schul- und Universitätsbereich kämpfte die G A V gegen die Repression progressiver Kräfte: Der Lehrer Richard Reicher in St. Johann/Pongau wurde 1981 von Eltern, der Schulbehörde und in der Presse angegriffen, weil er mit seinen Schülern Wedekind, Boll und Innerhofer gelesen hatte. Dies erinnerte an den Fall der Lehrerin Agnes Larcher, die 1973 wegen einer Kroetz-Lektüre entlassen worden war. 255 Die GAV wandte sich „mit allem Nachdruck gegen eine solche Vorgangsweise, mit der man kritische Lehrer durch einen Maulkorberlaß mundtot machen will und auch noch die Bevölkerung gegen sie aufhetzt". Sie sah darin die Gefahr einer „Kunstinquisition" und der „Restauration einer reaktionären Schulpolitik". 256 Als „ein beunruhigendes Zeichen für das Vorrücken reaktionärer Kräfte auf akademischem Boden" bezeichnete die GAV im September 1982 die Tatsache, daß der Lehrauftrag Ernest Bornemans auf der Universität Salzburg, den er seit acht Jahren durchgeführt hatte, 1982 nicht erneuert wurde. 257 115

Im November 1983 protestierte die GAV gegen die Beschlagnahme des Films „Das Gespenst" von Herbert Achternbusch. Sie sah darin einen besorgniserregenden Eingriff in die Freiheit der Kunst, die durch die Verfassung garantiert ist. Auch an diesem Fall wird die Öffentlichkeit zu beurteilen haben, welche Verbindlichkeit Verfassungsgrundsätze für die Wirklichkeit haben. 258 Ein Verfassungsartikel über die „Freiheit der Kunst" analog zur „Freiheit der Wissenschaft" war am 19. Februar 1982 im Nationalrat beschlossen worden. Er hatte folgenden Wortlaut: Das künstlerische Schaffen, die Vermittlung von Kunst sowie deren Lehre sind frei. Damit war eine auch von der GAV gestellte Forderung erfüllt. Der sozialistische Parlamentsklub hatte einen zweiten Absatz mit folgendem Wortlaut vorgeschlagen: Eine Förderung künstlerischen Schaffens durch den Bund, ein Land oder eine Gemeinde hat auch seine Vielfalt und deren Erhaltung zu berücksichtigen. 259 Dieser Absatz wurde von der ÖVP und der FPÖ aus ideologischen Gründen abgelehnt: man sah darin die Auferlegung einer Pflicht zur Subventionierung. In einem Brief an Alois Mock und Friedrich Peter ersuchte der Generalsekretär der GAV die ÖVP und die FPÖ, diesem Absatz doch noch zuzustimmen. Darin heißt es u. a.: Bedauerlich finde ich es, daß Sie dem 2. Absatz über die Förderung der Kunst Ihre Zustimmung verweigern, obwohl ja damit nicht eine Pflicht zur Kunstförderung ausgedrückt wird, sondern nur der Wunsch, Kunst in ihrer Vielfalt zu unterstützen und Diskriminierungen zu vermeiden. Durch die Ablehnung des Abs. 2 könnte nämlich der Verdacht aufkommen, Sie wollten die För116

derung auf bestimmte Kunstrichtungen oder Künstler konzentriert wissen. Solche Befürchtungen sind aufgrund der Erfahrungen mit der Souffleurkastenreihe oder mit Nitsch beim Steirischen Herbst 1981, so meine ich, durchaus verständlich. 260 Freilich konnte der Brief die Haltung der Oppositionsparteien nicht mehr ändern. Damit war dieser zweite Abschnitt, der den Pluralismus im Kunstbereich und im besonderen künstlerische Randgruppen unter Schutz gestellt hätte, vorläufig gescheitert. Wie der Fall Achternbusch zeigte, gewährt außerdem der Verfassungsartikel noch keine Garantie dagegen, daß unliebsame Künstler behindert werden und die öffentliche Auseinandersetzung mit bestimmten Kunstwerken verhindert wird. Vorwürfe offener und versteckter Zensur wurden von Seiten der GAV auch immer wieder dem O R F gemacht. So wandte sie sich 1982 gegen Tendenzen der Zensur im Radiosender Ö/3: Mit Besorgnis beobachtet die Grazer Autorenversammlung den Boykott progressiver Liedermacher und Popmusiker durch den ORF, ebenso die Bevormundung der österreichischen Bevölkerung durch das Verbot einiger Lieder. Der O R F übt offensichtlich eine Geschmackszensur aus, wie sie insbesondere in einem Brief von Ö/3-Chef Rudi Klausnitzer an die Plattenindustrie zum Ausdruck kommt. Unerträglich erscheint der Versuch, über Geschmackszensur hinaus auch noch auf die Plattenproduktion Einfluß zu nehmen. Diese Tendenz ist nur ein weiteres Indiz für eine restaurative Kulturpolitik in den öffentlichen Medien.261 Problematisch erscheint dabei der Objektivitätsanspruch des ORF, der häufig als Rechtfertigung für die Ausblendung neuer und radikaler Strömungen in der Kunst dient. Dem steht die demokratische Forderung entgegen, daß sich gerade 117

eine öffentliche Anstalt wie der O R F nicht auf die allgemein anerkannte Kunst beschränken dürfe, sondern besonders auch Produktionen der neuen Kunst, die anfangs immer eine Sache von Minderheiten ist, im Sinne des Schutzes der Minderheit ermöglichen solle. Der GAV setzte sich auch für die nationalen, sprachlichen Minderheiten ein: Im Februar 1982 protestierte sie gegen den Beschluß des Gemeinderates von Sittersdorf, der dem Lehrer der dortigen Volksschule Franz Kukovica die Entfernung der von ihm in der neuen Volksschule angebrachten zweisprachigen Innenbeschriftungen auferlegte. In einem Brief an den Bürgermeister von Sittersdorf erklärte sich der Generalsekretär der G A V Ulf Birbaumer solidarisch mit Franz Kukovica und

mit dem immer wieder verhöhnten, bedrängten und verfolgten Wort meiner slowenischen Mitbürger in unserem Land. Ich werde den Vorstand der Grazer Autoren Versammlung über die skandalösen Vorfalle in Ihrer Gemeinde unterrichten und ihn auffordern, die Schriftsteller in ganz Österreich aufzurütteln, damit sie ihre Kunst des Wortes einsetzen für die Verteidigung der demokratischen Rechte der slowenischen Volksgruppe in Kärnten.262 Seit 1981 engagierte sich die GAV verstärkt in der Friedensbewegung. Bei ihrer Generalversammlung im Herbst 1981 verabschiedete sie die „Friedensinitiative österreichischer Autoren", mit der sie sich für Frieden und Abrüstung aussprach. Zugleich schloß sie sich dem „Friedensappell europäischer Schriftsteller" an, der vom „Verband der Schriftsteller" der BRD ausgegangen und bereits von zahlreichen Organisationen unterschrieben worden war. Ein Aufruf zur Teilnahme an der Wiener Friedensdemonstration am 6. November 1981 wurde einstimmig beschlossen.263 Im März 1982 unterstützte die Vollversammlung der GAV die Resolution der Organisatoren der großen österreichischen Friedens118

démonstration am 15. Mai 1982.264 Die GAV war auch Mitinitiator des Komitees zur Organisierung der Teilnahme von Autoren an der Friedensdemonstration. Bei dieser traten zahlreiche Mitglieder der GAV als Lesende, Vortragende und Liedermacher auf, darunter Joe Berger, Bernhard C. Bünker, Erich Demmer, Stephan Eibel, Werner Herbst, Siegfried Maron, Marie-Thérèse Kerschbaumer, Fritz Nußböck, Kurt Winterstein und Dorothea Zeemann. Schließlich setzte sich die GAV in einer Reihe von Resolutionen gegen die Verletzung der Menschenrechte und insbesondere gegen die politische Verfolgung von Künstlern ein. So erklärte sie sich im Oktober 1979 wie viele andere Organisationen und Einzelpersonen in Hinblick auf den damals begonnenen Prozeß gegen die Charta-77-U.nterzeichner in der CSSR mit der Charta 77 „und ihren Bestrebungen zur Verteidigung der Menschen* und Bürgerrechte" solidarisch. Sie forderte „die Freilassung der inhaftierten Mitglieder des Komitees zur Verteidigung der zu Unrecht Verfolgten und aller Verteidiger der Menschen- und Bürgerrechte". 265 Im Herbst 1981 nahm die G A V zu Fragen der Menschenrechte und der politischen Unterdrückung in der Türkei und im Iran Stellung. Sie unterstützte die „Alternative Türkeihilfe", die sich politischer Gefangener in der Türkei annahm, und verabschiedete eine Resolution, die sich für die Wahrung der Menschenrechte und die Demokratisierung in der Türkei einsetzte. In einer weiteren Resolution protestierte die GAV gegen die Verletzung der Menschenrechte im Iran. 266 Im Dezember 1981 äußerte sich die G A V zu den Ereignissen in Polen wie folgt:

Die Mitglieder der Grazer Autorenversammlung sind entsetzt über die Vorgänge in Polen. Die Vorstellung, daß das polnische Volk von einem Militärregime unterdrückt wird, ist uns unerträglich. Es erscheint uns als ein Rückfall in eine historisch längst überholte Finsternis, wenn ein Regime versucht, die Lebensform eines Volkes durch Macht und Gewalt zu erzwingen. Ein Regime, das, um sich selbst zu behaupten, der freien Auseinan119

dersetzung gesellschaftlicher Kräfte den Krieg erklären muß, kann sich nur zynisch und brutal gegenüber dem Recht auf die freie Rede verhalten, ein Recht, auf das wir Schriftsteller angewiesen sind. Andererseits mißbilligen die Mitglieder der Grazer Autorenversammlung, daß österreichische Medien das Leid des polnischen Volkes zu Sensationsmeldungen mißbrauchen. 267

Zuletzt forderte die GAV im November 1983 in einem offenen Brief die US-Botschafterin auf, ihren „persönlichen Einfluß dahingehend geltend zu machen, daß eine US-Intervention in Nicaragua unterbleibt". 268

Aus der Gesamtheit der von der GAV verabschiedeten Resolutionen läßt sich ein kulturpolitisches Profil ablesen, das man grob gesprochen als liberal bis links bezeichnen kann. Auffallend ist die strikte Abstinenz von parteipolitischem Engagement. Allerdings ist zuweilen eine bestimmte Nähe zu Positionen der österreichischen Sozialdemokratie erkennbar. Das Eintreten für die Friedensbewegung, für soziale und ethnische Minderheiten und der Kampf gegen den Rechtsradikalismus gehen mit Bestrebungen und Kräften innerhalb der Sozialdemokratie konform. Im kulturellen Bereich setzt sich die GAV entschieden für die Ausweitung des Freiheitsraumes der Kunst ein. Auch in ihren Veranstaltungen versucht sie eine allmähliche Veränderung des öffentlichen Bewußtseins hin zu einer größeren Toleranz und zu einem besseren Verständnis für neue Kunstformen zu erreichen. Allen Bestrebungen konservativer und reaktionärer Kreise, die Kunstausübung einzuschränken oder zu zensurieren, tritt die GAV kompromißlos entgegen. Der Grundgedanke dabei ist, daß die Entfaltung der Kunst durch ihre Produzenten möglichst ohne jede Bevormundung durch Verwaltungsapparate und hierarchische Institutionen gewährleistet wird. 120

4. Berufspolitische

Interessenvertretung

Bei der Generalversammlung der GAV im März 1979 wurde erneut die Frage einer gewerkschaftlichen Organisation der Künstler diskutiert. Dabei wurde beschlossen, das „Situationskollektiv" der GAV, an dem nun auch Gerhard Ruiss und Johannes A. Vyoral mitarbeiteten, zu reaktivieren. Der Aufbau einer Autorengewerkschaft innerhalb der Sektion Journalisten in der Gewerkschaft „Kunst/Medien/Freie Berufe" war daran gescheitert, daß der ÖGB unter Berufung auf seine Statuten nur unselbständig Erwerbstätige als Mitglieder aufzunehmen bereit war.269 Das Situationskollektiv wurde beauftragt, eine Änderung dieser gewerkschaftlichen Einstellung zu erwirken.270 Am 6. Juni 1979 wurde auf Initiative Günther Nennings der Verein „Gewerkschaftsorientiertes Künstlersyndikat" (GOKS) gegründet, der in der gewerkschaftsnahen „Österreichischen Künstlerunion" (ÖKU) vertreten sein sollte. Gerhard Ruiss und Johannes A. Vyoral brachten den vom „Situationskollektiv" erarbeiteten „Problemkatalog" zur Lage österreichischer Autoren auf den neuesten Stand und erstellten zusammen mit dem „Situationskollektiv" eine Forderungsliste, die der ÖKU bzw. der Gewerkschaft überreicht werden sollte. Anfang November 1979 veranstalteten die Walter Buchebner-Gesellschaft und die Österreichische Gesellschaft für Kulturpolitik in Mürzzuschlag eine Tagung zur „Lage der Schriftsteller in Österreich". Die Mehrzahl der Teilnehmer waren Mitglieder der GAV. Zweck der Tagung war es, die Solidarität der Autoren im Kampf um die Verbesserung ihrer ökonomischen Situation zu verstärken. Der dabei erstellte Forderungskatalog 271 beinhaltete u. a.: bezüglich der sozialen und rechtlichen Situation die Eingliederung der Schriftsteller in die staatliche Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung und als finanzielle Basis dafür die Verabschiedung eines Bibliotheksgroschengesetzes, aus dem ein von den Autoren selbst

121

verwalteter Fonds gespeist werden sollte; als zusätzliches Element der materiellen Sicherung die Einführung einer Urheberrechtsnachfolgegebühr; die Verbesserung der steuerrechtlichen Lage der Autoren. Gegenüber dem O R F forderten die Autoren: eine Reform der Honorare und Urheberrechte sowie eine Verbesserung seiner Produktionen „durch die Anwendung von Produktionsweisen, die mehr als bisher nach künstlerischen als nach technisch-budgetären Aspekten" ausgerichtet sein sollten; außerdem eine Erweiterung der Sendekapazitäten für TV- und Hörspiele sowie für Autorenfilme und eine Vermehrung der Aufträge für österreichische Autoren; Mitspracherecht und Integration der Autoren bei diesen Produktionen und die Schaffung von Workshop-Produktionen; schließlich „eine Kulturberichterstattung, die den Produktionen adäquat ist und bei der nicht die literarischen Inhalte durch die Aura einer falschen Innerlichkeit neutralisiert werden". Zur Demokratisierung der Kulturberichterstattung forderte man einen „Beirat aus den Reihen der Autoren mit der Möglichkeit der Mitsprache bei der Auswahl und Präsentation der im TV zu besprechenden Werke". Weiters wurden eine Tantiemengarantie für Dramatiker, eine verstärkte Förderung der Literaturzeitschriften und der Kleinverlage sowie eine Aufstockung und Verlängerung der Staats- und Nachwuchsstipendien des Unterrichtsministeriums gefordert. Die gewerkschaftliche Organisation der Autoren wurde weiterhin als Ziel deklariert. Schließlich wurde die baldige Durchführung eines österreichischen Schriftstellerkongresses zur Lösung berufspolitischer Fragen beschlossen. Das Komitee zu dessen Vorbereitung setzte sich aus Walter Bacher, Milo Dor, Hans Haider, Nils Jensen, Marie-Thérèse Kerschbaumer, Wolfgang Kudrnofsky, Heinz Lunzer, Günther Nenning, Gerhard Ruiss, Franz Schuh und Johannes A.Vyoral, also mit Ausnahme der ersten beiden aus Mitgliedern der GAV zusammen. Weiters waren im Komitee, z. T. in Personalunion mit der GAV, der PEN, die LVG, die Gewerkschaft, die Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur und die ÖKU vertreten. In das „Mürzzuschlager Manifest" waren die wichtigsten Punkte des vom „Situationskollektiv" der G A V erstellten Problemkatalogs eingeflossen. Der Forderungskatalog entsprach zugleich dem Entwurf einer Empfehlung über die Stellung des Künstlers vom 31. Juli 1979, den die U N E S C O erarbeitet hatte. 122

Die GAV schloß sich öffentlich der Mürzzuschlager Autorenresolution an und zeigte sich alarmiert über Indizien für eine Reduzierung der Produktion von heimischen Autorenfilmen und Fernsehspielen zugunsten kommerzieller Großproduktionen. Sie registrierte für den Zeitraum 1975-1979 einen starken Zuwachs von Produktionen zeitgenössischer österreichischer Autoren, während im „Intendantenzeitraum 1968-1974 keine einzige Produktion eines jungen österreichischen Autors zur Hauptsendezeit ausgestrahlt wurde". Diese positive Entwicklung sah man nun in Gefahr: Man hat sich offenbar darauf verlegt, wie in all den Jahren vorher risikolose, unkontroversielle Kommerzware herzustellen bzw. einzukaufen, was zwangsläufig auf Kosten jeder künstlerischen und kritischen Produktion geschieht.272 Die GAV forderte eine breite Nachwuchsförderung, die Einladung anerkannter Autoren, die bisher noch nicht im Fernsehen gearbeitet haben, die Weiterbeschäftigung der bisher tätigen Autoren, die Bekanntgabe der Budgetzahlen sowie die Schaffung eines Rahmens für Experimente. Die unzureichende Nachwuchsförderung durch den O R F wurde am Beispiel der Fernsehspielstipendien deutlich, die in den Jahren 1977 bis 1979 vergeben wurden. 1978 wurde zum ersten Mal zehn Stipendiaten die Möglichkeit gegeben, nach einem kurzen Seminar und Arbeitsgesprächen ein Drehbuch zu erarbeiten, das daraufhin billig realisiert und im Rahmen des „Kleinen Fernsehspiels" gesendet wurde. Infolge heftiger Kritik in den Zeitungen wurde diese Sendereihe wieder aufgelassen. Im zweiten Jahrgang wurden nur noch drei Kurzspiele, im dritten wurde eines realisiert, die übrigen sechzehn Stipendiaten wurden nicht mehr zur Produktion eingeladen. Damit wurden die Experimente und Nachwuchsprojekte, die im ORF ohnehin keinen breiten Raum einnahmen, weiter vermindert. Die Befürchtung der G A V schien sich zu bewahrheiten.

1980 versuchte die IGÖA, eine Erhöhung des Sozialfonds für Schriftsteller zu erreichen. Dieser war 1977 in der Höhe von vier Millionen Schilling eingerichtet, 1978 um 10% gekürzt 123

und seither nicht erhöht worden. Die IGÖA verlangte außerdem die sofortige Aufnahme von Verhandlungen über die Schaffung einer gesetzlich verankerten Bibliotheksabgabe. Dies war auch ein Ziel des Ersten Österreichischen Schriftstellerkongresses, der vom 6. bis zum 8. März 1981 im Wiener Rathaus stattfand. An ihm nahmen rund 600 Autoren und 300 Gäste, darunter zahlreiche Politiker und Medienvertreter, teil. Die durch den Kongreß erhobenen Forderungen stimmten zum großen Teil mit denen des „Mürzzuschlager Manifests" überein: Bibliothekstantieme, Rentenanspruch, Sozialfonds, Reformen des Steuer- und Urheberrechts, Autorenrat im ORF, Verbesserung der Verträge zwischen O R F und Autoren, Erhöhung der Theatertantiemen, Mustervertrag zwischen Verlagen und Autoren, Erhöhung des Ladenpreis-Honorars, verstärkte Förderung von Literaturzeitschriften, um nur einige der wichtigsten zu nennen. 273 Die kulturpolitischen Forderungen umfaßten weiters u. a. die „Verankerung der Freiheit und Vielfalt der Kunst in allen Bereichen der österreichischen Rechtsordnung unter Ausschluß jeder einengenden Definition von Kunst und Künstler", die „Einbindung von Autoren in das Schul- und Bildungswesen, z. B. als Gastdozenten und Lehrbeauftragte an Hochschulen" und die „verstärkte Rezeption von Literatur und Kunst durch Verbesserung des Schulwesens und der Bildungseinrichtungen". 274

Der Kongreß schuf über alle Gruppenrivalitäten und partikularen Interessen hinweg zum ersten Mal eine gemeinsame Plattform für die berufliche Interessenvertretung der österreichischen Schriftsteller. Zugleich zeigte sich von seiten der zuständigen Behörden und öffentlichen Einrichtungen eine größere Bereitschaft, die sozialen Probleme der Autoren wahrzunehmen, Mißstände zu beseitigen, Diskriminierungen aufzuheben und auch „durch Unterstützung eigeninitiativer Maßnahmen von Autoren zum Ziel der Selbsterhaltungsfähigkeit von Literatur durch Selbstverwaltung kollektiver Ansprüche" 275 beizutragen. Mit der Durchsetzung der vom Kongreß erhobenen Forderungen und der Schaffung einer neuen und effektiven 124

Interessenvertretung beauftragte der Kongreß sein Organisationskomitee, das durch den Vorstand der IGÖA sowie Vertreter der Bundesländer und Volksgruppen erweitert wurde, als „Komitee zur Fortsetzung des Schriftstellerkongresses (Autorensolidarität)". Die Vertretung berufspolitischer Interessen der Autoren blieb auch nach dem Schriftstellerkongreß ein wichtiges Anliegen der GAV. Im April 1981 verabschiedete sie eine Resolution, die sich gegen die Absicht des O R F wandte, die Verwertungsrechte der Autoren kollektiv durch eine eigene „Verwertungsgesellschaft Rundfunk" wahrnehmen zu lassen. Die GAV sah darin die Gefahr „einer weiteren Preisgabe individueller Rechte zugunsten wirtschaftlicher Unternehmungen des Kulturbetriebs" und der Zerstörung selbst bescheidener Selbstverwaltungsmöglichkeiten. Sie schloß sich der Forderung des Schriftstellerkongresses nach Gewährleistung der Selbsterhaltungsfähigkeit der Literatur an und rief dazu auf, „neuerlich drohende Abhängigkeitsverhältnisse gegenüber den Medien nicht zuzulassen". 276 Gegen die ökonomische Diskriminierung der Autoren wandte sich die GAV im November 1981 anläßlich der geplanten starken Erhöhung der Kulturzuschläge zu den ORFGebühren. Von diesen Einnahmen forderte sie die Fixierung eines gesetzlichen Mindestanteils von 10% und argumentierte: Trotz präziser Widmung zugunsten kultureller Belange, hat die Literatur, der im ORF-Programm hervorragende Stellung zukommt, bislang nie eine adäquate Beteiligung an den Einnahmen aus diesen Kulturzuschlägen erfahren.277 Um den noch unerfüllten Forderungen des Schriftstellerkongresses Nachdruck zu verleihen, wurde an seinem Jahrestag, dem 6. März 1982, in Wien eine Demonstration von Schriftstellern durchgeführt. 278 Am Zug nahmen etwa fünfzig De125

monstranten teil. Die Mehrheit des Vorstandes der GAV bezweifelte den Sinn und die Wirksamkeit dieser Demonstration. Sie verzichtete auf eine Teilnahme und hielt ihre gleichzeitig anberaumte Sitzung ab. Der Protest der Demonstranten richtete sich besonders gegen Tendenzen, die „das Aufkeimen einer Selbstorganisation der Schriftsteller parteipolitisch, bürokratisch oder auch durch einzelne schriftstellerfremde Funktionäre manipulieren und vereinnahmen wollen". 279 Die Demonstration war auch Ausdruck eines latenten Konflikts mit der Gewerkschaft. Die beiden Resolutionen des Schriftstellerkongresses, die das Selbstverständnis der Schriftsteller als „unselbständig Erwerbstätige" bzw. das Ziel einer „Vollmitgliedschaft im Österreichischen Gewerkschaftsbund" formulierten, 280 waren nicht unwidersprochen geblieben. Die Gegner eines Gewerkschaftsbeitritts argumentierten, man solle sich nicht einem solchen schwerfalligen, bürokratischen, nivellierenden Apparat anschließen. Es kam hier eine stärker individualistische, „freie" Konzeption des Schriftstellers zum Ausdruck. Aber auch von links wurde der Gewerkschaft als konservativem Machtblock, der keineswegs die Interessen der Arbeitnehmer adäquat vertrete, Mißtrauen und Aversion entgegengebracht. Die Befürworter eines Gewerkschaftsbeitritts dagegen begründeten ihre Haltung damit, daß man von der Gewerkschaftsbasis aus politisch viel wirksamer Forderungen stellen könne. Sie betonten den arbeitnehmerähnlichen Status der Schriftsteller, da ihre Verträge von den Medien und Verlegern diktiert werden und im Ungleichgewicht der Machtund Rechtsverhältnisse den Dienstverträgen der Arbeitnehmer ähneln. Zu einem offenen Konflikt zwischen Künstlern und Gewerkschaft kam es im Dezember 1982 in der Frage der Kabelfernsehabgabe. Die Künstler warfen der gewerkschaftsorientierten ÖKU vor, bei ihren Verhandlungen um diese Abgabe die Künstlerverbände und damit die Betroffenen zu 126

übergehen, ihre Ansprüche nicht ernst zu nehmen und ihre Interessen unzureichend zu vertreten. In der Folge traten die IGÖA, 281 eine Reihe von Künstlerverbänden und die Verwertungsgesellschaften aus der OKU aus. Bezüglich der sozialen Sicherung wurde von den Autoren 1983 ein Teilerfolg erzielt: der Sozialfonds wurde auf sechzehn Millionen Schilling erhöht. Dies entsprach der Hälfte der von der IGÖA mit 32 Millionen Schilling errechneten Bibliothekstantieme. Weitere Ziele der IGÖA blieben die gesetzliche Verankerung des Sozialfonds für Schriftsteller und als nächster Schritt die Erreichung der vollen Bibliothekstantieme. 282 Am Beispiel der Pensionsversicherung zeigte sich in rein ökonomischer Hinsicht die Problematik eines Beitritts der Schriftsteller zur Gewerkschaft. Der ÖGB hatte bei seinem zehnten Bundeskongreß eine Statutenänderung beschlossen, die eine Aufnahme „der in Kultur, Kunst und Medien abhängig freiberuflich Schaffenden", 283 also eine Aufnahme der Autoren in den ÖGB ermöglichte. Was aber die Pensionsversicherung betrifft, so würden im Falle eines Beitritts zur Gewerkschaft alle Autoren, die nicht durch einen Zweitberuf abgesichert sind, nach den Vorstellungen der Gewerkschaft sich nach dem ASVG versichern lassen, was ihnen ab 65 eine Rente nach dem einfachen Richtsatz bringen würde. Nach den Richtlinien des Sozialfonds erhalten sie jedoch ab 60 eine Pension in der Höhe des zweieinhalbfachen Richtsatzes. In praktisch allen Fällen handelt es sich dabei um eine Aufstockung einer bereits vorhandenen Rente oder Pension. 284

Angesichts der Gegensätze in vielen Sachfragen war man von dem beim Schriftstellerkongreß formulierten Ziel einer „Vollmitgliedschaft im ÖGB als autonomer, gleichberechtigter Organisation der Gewerkschaft Kunst Medien Freie Berufe mit eigener gewählter Leitung und alleinigem Vertretungsrecht im Rahmen der Statuten des ÖGB und auf der Grundlage einer strikten Überparteilichkeit unter Berücksichtigung einer Organisationsform nach Bundesländern" 285 noch weit entfernt. Dieses Ziel wurde gegenüber der Erhaltung und dem Ausbau der IGÖA „als eine(r) autonome(n) demokratische(n) Mitgliederorganisation zur Vertretung der 127

Interessen aller österreichischen Autoren" 286 zurückgestellt. Die Eigeninitiative der Autoren und die Selbstverwaltung ihrer Ansprüche erschien weiterhin als das geeigneteste Mittel zur Durchsetzung ihrer berufspolitischen Forderungen. Im Zeichen der Abwehr bürokratischer Bevormundung stand auch die Auseinandersetzung der GAV mit dem „Kulturservice" des Unterrichtsministeriums. 287 Die GAV hatte schon seit längerer Zeit das Mißverhältnis zwischen Verwaltungsaufwand und Leistung dieser Institution bemängelt. Franz Schuh bezeichnete den „Kulturservice" als eine jener Institutionen, „in denen die äußerliche Modernisierung des Überkommenen verankert ist, während im Innern alte Machtbeflissenheit und komischer Terror sich austoben". 288 Im Anschluß an den Schriftstellerkongreß bildete sich innerhalb der GAV 1982 ein Arbeitskreis zum „Kulturservice", mit dem Ziel der Aufdeckung der Mißstände und der Beseitigung der Schwierigkeiten und Unklarheiten insbesondere bei Schullesungen. Das Engagement der GAV in der materiellen Interessenvertretung der Autoren wird auch darin sichtbar, daß ihre Mitglieder an der Arbeit des Schriftstellerkongresses, der „Autorensolidarität" und am Ausbau der IGÖA wesentlich beteiligt waren. In dem 1983 neu gewählten Vorstand der IGÖA waren drei Viertel der Mitglieder Autoren der GAV, die meisten von ihnen auch Vorstandsmitglieder dieses Vereins. Besonders durch den Einsatz von Gerhard Ruiss und Johannes A. Vyoral wurde der Kampf um Selbstbestimmung der Schriftsteller und Verwirklichung ihrer Forderungen intensiviert, in einen größeren politischen Rahmen gestellt und zu einer gemeinsamen Aufgabe aller Autoren und Verbände erweitert. Dies brachte eine gewisse Entlastung der GAV. Es schien sich nunmehr die Möglichkeit zu eröffnen, im Verein wieder stärker ideelle Fragen zu diskutieren. In diesem Sinne formulierte Rolf Schwendter bei der Jubiläumsveranstaltung „10 Jahre Grazer Autorenversammlung": „Die Stunde der Inhalte ist gekommen." 289 128

Der Pluralismus ist jene Ordnung, in der zu ihrer Aufrechterhaltung alles, das heißt aber auch: das Gegenteil von allem, verkauft werden kann. (Franz Schuh, Spiele der

Mächtigen)

Nostalgie und Neubesinnung Das Selbstverständnis der GAV zehn Jahre nach ihrer Gründung War 1983 die Stunde der Inhalte für die GAV wirklich gekommen? Eine inhaltliche Auseinandersetzung im Verein und die Formulierung eines gemeinsamen Programms schienen schon wegen der hohen Mitgliederzahl schwer durchführbar. Es blieben dies Desiderate nicht nur wegen der Heterogenität der Mitglieder hinsichtlich ihrer ästhetischen Konzeption und geistigen Haltung, sondern auch wegen des mangelnden Interesses eines Großteils der Mitglieder an aktiver Partizipation am Vereinsgeschehen. Diese Passivität der „Basis" charakterisiert die GAV als einen Verein, der sich zu einem erheblichen Teil aus bloß nominellen Mitgliedern zusammensetzt. An den Generalversammlungen nahmen maximal 20 % der Mitglieder teil, und zwar immer wieder dieselben. Das Niveau der Inhaltsdiskussionen bei den Generalversammlungen am 6. und 7. März 1982, zum Thema „Das Verhältnis der österreichischen Autoren zur österreichischen Geschichte", am 9. und 10. April 1983, zum Thema „Avantgardismus versus Realismus", und am 17. und 18. März 1984, zum Thema „Kunst und Gesellschaft. Konformismus und Ant129

agonismus", war für viele unbefriedigend. Auch wird zuweilen der Nutzen derartiger Diskussion prinzipiell bezweifelt. Zum zehnjährigen Gründungsjubiläum befaßte sich die Generalversammlung im November 1983 mit dem Selbstverständnis der GAV und ihrer Funktionäre. Das Eröffnungsreferat Franz Schuhs setzte sich mit den Ursachen der Gründung der GAV und ihrer weiteren Entwicklung auseinander. Eine zentrale These Schuhs lautete: in der Diskussion über das Selbstverständnis der GAV hat die Berufung auf das Gründungsmotiv eine progressive Funktion. Für ein solches sah er die Schaffung einer „literarischen Öffentlichkeit" an, als einer in der Literatur steckenden Utopie, sich selbst literarisch zu organisieren: Die soziale Organisation solcher Gruppen richtet sich ausschließlich (oder überwiegend) nach den Notwendigkeiten ihrer Literatur, und nicht umgekehrt. Die Literatur richtet sich nicht nach einer Nachfrage außerhalb ihrer selbst, also etwa nach der Nachfrage des literarischen Marktes, der Medien und dergleichen.291 heißt es in einem früheren Aufsatz von Franz Schuh in Hinblick auf die „Wiener Gruppe". Von diesem Ziel entfernte sich die GAV seiner Ansicht nach immer mehr. Schon die Gründung sei eine „unpolitische Selbstetablierungsbewegung" 292 gewesen. Schon bald habe man dann, um den Zusammenhalt der Gruppe zu gewährleisten, alle literarischen und inhaltlichen Differenzen ausgeschaltet. Diese Strategie sah Schuh in Analogie zur sozialdemokratischen. Die allen Gründungsmitgliedern gemeinsame Absicht, eine „literarische Öffentlichkeit" herzustellen, sei damit gescheitert. Ein Zeichen der Desillusion scheint für Schuhs These zu sprechen: fast die Hälfte der 25 Autoren, die bisher den Verein verlassen haben, waren Gründungsmitglieder. 293 Die Ausklammerung der literarischen Auseinandersetzungen aus den Sitzungen und dem Apparat des Vereins beförderte Schuh zufolge die Entwicklung der GAV zum 130

Veranstaltungsverein, für den der Staat zu einem wesentlichen Partner geworden sei. Zusammenfassend charakterisierte Schuh die siebziger Jahre als den „Aufschwung eines Leerlaufs". 294 Schuhs provokante Thesen artikulierten einen Enttäuschungsprozeß. Sie hatten das Ziel, eine kritische Reflexion auf die Entwicklung des Vereins in Gang zu setzen. Im Vergleich zu Franz Schuhs fundamentaler Kritik hatten Rolf Schwendters bei der Jubiläumsveranstaltung vorgetragenen „Notate zu einem Selbstverständnis der Grazer Autoren Versammlung" einen stärker pragmatischen Charakter. Er beschäftigte sich mehr mit Perspektiven der zukünftigen Entwicklung des Vereins. Für das Verhältnis zum österreichischen PEN-Club stellte er das Konzept einer „kulturellen Hegemonie" 295 zur Diskussion. Hinsichtlich der Gefahr der Integrierung ins bestehende System betonte er die Notwendigkeit für die GAV, „eine dauerhafte Gratwanderung zwischen Anpassung und Nicht-Anpassung zu bestehen". 296 Schwendter sah in der GAV eine „Drehpunktinstitution" 297 , die sowohl mit dem Establishment als auch mit der Subkultur kooperiert. Deshalb sei nichts dagegen einzuwenden, daß die GAV bei der Durchführung einzelner Veranstaltungen mit dem Staat und mit etablierten Einrichtungen zusammenarbeitet: Jedoch sollte im Gesamtkontext sichergestellt sein, daß das durch die entsprechende Vielfalt der Kooperation mit der Alternativen Liste, mit Bürgerinitiativen und alternativen Einrichtungen, mit Kritischer Medizin und Demokratischer Psychiatrie, mit feministischen und pazifistischen Gruppen ausgeglichen wird.298 Bezüglich der Neuaufnahme von Mitgliedern trat Schwendter für ein „qualitatives Wachstum" 299 ein. Um dies zu erreichen, sollten die Aufzunehmenden durch eine Untersuchungstätigkeit des Vereins und seines Vorstandes nach inhaltlichen Kriterien ausgewählt werden. Im übrigen er131

klärte Schwendter, er habe „vor einer jährlichen Zuwachsrate von 30-60 neuen Mitgliedern überhaupt keine Angst". 300 Dagegen vertraten viele Vorstandsmitglieder die Ansicht, daß ein weiteres Anwachsen des Vereins im bisherigen Tempo nicht tragbar sei. Ernst Jandl nannte dafür praktische Gründe: die Erhöhung der Subventionen steige keineswegs proportional zur Vergrößerung der Mitgliederzahl, das Sekretariat könne den steigenden Arbeitsaufwand ohne Einstellung neuen Personals nicht bewältigen.301 Die Anwendung strikterer Aufnahmekriterien hätte jedoch erneut zur Frage geführt, ob die bereits bestehende Zusammensetzung der Mitglieder strengen literarischen Qualitätsansprüchen entsprach. Abgesehen davon, daß bei der Bestimmung der Kriterien keine Einigkeit zu erzielen war, ließ sich für den „Mut zur Ungerechtigkeit" 302 , den die Ablehnung nicht ausreichend qualifizierter Aufnahmebewerber erfordert hätte, auch im Vorstand kaum eine Mehrheit gewinnen. Rolf Schwendter schlug dagegen eine andere restriktive Maßnahme vor: angesichts der wachsenden Zahl von „Essayists" in der GAV - hauptsächlich von Kulturjournalisten und universitären Wissenschaftlern - sollten diese auf maximal ein Drittel der Mitglieder kontingentiert werden.303 Nach den Berechnungen des Verfassers304 produzierten von den 371 Mitgliedern der GAV Ende 1983 nur 6 9 % Belletristik in irgendeiner Form. Darunter war der Anteil der Lyriker mit 36 % aller Mitglieder besonders hoch. 22 % waren Journalisten, Redakteure und Publizisten, 12% Wissenschaftler. Mit Film, Video, TV-Spiel und der Verfassung von Drehbüchern beschäftigten sich 16% der Mitglieder. Der Anteil der bildenden Künstler betrug 13%, der der Musiker, Komponisten und Liedermacher 8 %. Dabei waren freilich viele Autoren in zwei oder mehreren der genannten Bereiche tätig. Neben der Vielzahl von „Grenzfallen" ist auffällig, daß die „Medienarbeiter" einen großen Prozentsatz der Mitglie132

der der GAV ausmachen. Eine scharfe Trennung zwischen Kunst und Wissenschaft bzw. zwischen den Autorenkategorien „Poets", „Essayists" und „Novelists" wurde, wie die Diskussion im Anschluß an Schwendters Referat zeigte,305 von vielen Autoren abgelehnt. Die offene Struktur der GAV kann als eines ihrer hervorstechendsten Merkmale gesehen werden. Dies meint nicht nur das Fehlen ästhetischer und inhaltlicher Aufnahmekriterien und normativer Qualitätsbestimmungen. Ein anderer Aspekt davon ist die Ausweitung des Begriffs des Autors. Besonders die Trennung von Belletristik und Sachliteratur, Dichtung und Journalistik scheint in der GAV in vielfaltigen Variationen unterlaufen zu werden. Dabei spiegelt sich in der GAV nichts anderes als eine allgemeine Tendenz zur Verwischung der Grenzen zwischen den traditionellen literarischen Gattungen. Franz Schuh bemerkte dazu polemisch: Die meisten Leute, die heute schreiben, sind Journalisten. Sie schreiben nur nicht in den Formen der Glosse, des Feuilletons oder des Leitartikels, sondern sie schreiben journalistisch, als Journalisten in den Formen des Gedichts, in den Formen des Schauspiels, in den überkommenen literarischen Formen. Und sie füllen im Grunde genommen nichts anderes aus als den Schlauch dieser alten überkommenen Literaturformen. Daß sie gerade aufgrund persönlicher Enttäuschungen - die in der Klage bestimmter Essayists, ihre essayistischen Bücher seien alle gedruckt worden und ihre Gedichte wolle niemand drucken, zum Ausdruck kommen - besonders eifrig Unterschiede zwischen Essayists und Novelists und anderen Dichtern setzen wollen, das ist mir ganz offenkundig. 306 Versteht man aber die Aufhebung der Trennung zwischen fiktionaler und nichtfiktionaler Literatur, zwischen Kunst und Wissenschaft nicht nur als nivellierende Einebnung der 133

Differenzen, sondern als Synthese auf einer neuen Ebene, so steckt darin auch ein utopisches Moment. Während die Zusammensetzung der Mitglieder der GAV hinsichtlich ihrer Tätigkeitsbereiche eine Tendenz zur Diversifikation aufweist, zeigt sich bezüglich des Wohnorts eine Konzentration auf Wien. Ende 1983 lebten 58 % der Mitglieder in Wien. In Graz wohnten dagegen nur 17 Mitglieder, was etwa 4,5 % entspricht; in Salzburg 20, in Linz 11, in Innsbruck 9 und in Klagenfurt 8. Schon im September 1974 lebten von den 69 Mitgliedern der G A V 41, also ebenfalls knapp 60 % in Wien. 9 Mitglieder lebten damals in Graz, das sind etwa 13 %. Der relative Anteil der Grazer Mitglieder ist also deutlich zurückgegangen.

Alle Dezentralisierungsbestrebungen sind bisher gescheitert. Das lag auch am Mangel an Initiativen von Seiten der Bundesländermitglieder und an ihrer Uneinigkeit. Für eine Dezentralisierung wären die vermehrte Durchführung von Veranstaltungen in den Bundesländern und damit eine Einschränkung des Veranstaltungsprogramms in Wien erforderlich. Einen Versuch in diese Richtung stellte die Abhaltung eines Teils der Generalversammlungen in den Bundesländern dar. Die Grazer Mitglieder des „Forums Stadtpark" in der GAV haben sich von der aktiven Teilnahme am Vereinsgeschehen zunehmend zurückgezogen, einige sind aus der GAV ausgetreten. Allerdings blieb das Verhältnis zwischen GAV und „Forum Stadtpark" freundschaftlich. Der Name „Grazer Autoren Versammlung" wurde beibehalten, da das „Forum Stadtpark" der Gastgeber der ersten Autorenversammlungen war und der Verein in Graz gegründet wurde. Auch der Sitz des Vereins blieb laut Statuten Graz. Dies ist nicht zuletzt eine Reminiszenz an die Opposition zum österreichischen PEN-Club, der seinen Sitz in Wien hat. Der Name Graz stand und steht für „Avantgarde", ein Image, das die Stadt dem „Forum Stadtpark", der Zeitschrift „manuskripte" und dem „steirischen herbst" verdankt. 134

De facto wurden aber seit der Verlegung des Sekretariats von Graz nach Wien 1975 alle Vereinsgeschäfte in Wien abgewickelt. In der Summe kann man die GAV zutreffend als „zentralistischen Verein ohne dominierenden zentralen Apparat" 307 bezeichnen. Am Ende seines Referats forderte Rolf Schwendter eine Verstärkung der gegenseitigen Hilfe und eine größere Transparenz innerhalb des Vereins.308 Die konkrete Hilfeleistung für die Autoren, sei es als gewerkschaftsähnlicher Kampf, als partikulare Einzelfallhilfe, als Beistand für die von der Gesellschaft ausgegrenzten Mitglieder, oder als ideelle Hilfe in Form einer - bisher im großen und ganzen Postulat gebliebenen - verbandsinternen literarischen Fortbildung, war ein pragmatisches Element im Selbstverständnis der GAV, das über alle literarischen und persönlichen Rivalitäten hinweg auf breite Zustimmung zählen konnte. Hinweise auf das Selbstverständnis der GAV geben auch die Antworten auf eine vom Verfasser durchgeführte Umfrage unter den Mitgliedern über die Motive ihres Beitritts zum Verein. Die häufigsten Antworten nannten die Suche nach Kontakt zu Kollegen, das Bedürfnis nach Aufhebung der Isolation; nach Solidarität und gegenseitiger Hilfe sowie nach Gedankenaustausch, Kommunikation und inhaltlicher Diskussion und schließlich das Informationsbedürfnis über Veranstaltungen, Projekte, Preise, Verlage etc. als Beitrittsgründe. Als weitere Motive gaben mehrere Autoren das progressive Engagement, die berufspolitische Interessenvertretung und die Veranstaltungstätigkeit der GAV an. Die angegebenen Gründe für die Zugehörigkeit zum Verein sind vorwiegend pragmatischer oder subjektiv-psychologischer Natur. Politische wie literarische Argumentationen treten demgegenüber in den Hintergrund. Die genannten Motive erscheinen kaum geeignet, zu einer schärferen Profilierung des Vereins beizutragen. Für das Fortbestehen gravierender literarischer Divergenzen in der GAV, die in ihre Anfangszeit zurückreichen, 135

zeugt eine ganze Reihe von öffentlichen Auseinandersetzungen. In dem 1975 erschienenen Aufsatz „tribut an die tradition. aspekte einer postexperimentellen literatur" 309 kritisierten Reinhard Priessnitz und Mechthild Rausch Vertreter der „Grazer Gruppe" wie Barbara Frischmuth, Peter Handke, Gert F. Jonke und Gerhard Roth. 310 Sie warfen diesen Autoren vor, Techniken und Verfahrensweisen der experimentellen Literatur, wie sie besonders die „Wiener Gruppe" praktizierte, zu übernehmen und sie gleichzeitig zu konventionalisieren und zu popularisieren. Sie sahen darin eine Abschwächung und Verfälschung der theoretischen Voraussetzungen und Intentionen der experimentellen Literatur der sechziger Jahre. Diese stellte die Sprache als solche, als System, als Mittel der Kommunikation und als Instrument zur Vermittlung von Erfahrungen radikal in Frage. Ihre Skepsis gegenüber der Sprache war total. Die Sprachkritik der „Grazer Gruppe" richtete sich dagegen Priessnitz und Rausch zufolge bloß gegen den Mißbrauch der Sprache und fiel damit hinter den erreichten Stand der Sprachreflexion zurück. Dieser puristischen Auffassung über die Aufgaben einer experimentellen Literatur entsprachen eher die Arbeiten der Autoren um die Zeitschrift „neue texte", die sich um eine konsequente Weiterentwicklung und Erweiterung der Konzeptionen der „Wiener Gruppe" bemühten. Während diese aber weitgehend unbekannt blieben und sich ihre Rezeption auf einen engen Kreis von Eingeweihten beschränkte, schien die Stärke der „Grazer" in der Fähigkeit zu liegen, neue Tendenzen zu verbreiten, elitäre Positionen zu popularisieren und radikale Innovation mit marktgängiger Konsumierbarkeit zu verbinden. Trotz aller Differenzen war zu Beginn der siebziger Jahre eine Basis für ein gemeinsames Vorgehen vorhanden: die Kampfansage der „Avantgarde", sei es in formalästhetischem, intellektuellem oder politischem Sinne, gegen den 136

Konservativismus, dessen Symbol der österreichische PENClub war. Inzwischen hat sich das Feindbild verflüchtigt, ehemalige Gemeinsamkeiten sind brüchig geworden, die Fronten haben sich verändert. Der Begriff der Avantgarde, wollte man ihn heute zur Kennzeichnung der GAY verwenden, müßte derart erweitert werden, daß er jede definitorische Schärfe verlöre. Zudem ist der Begriff selbst fragwürdig geworden. Hans Magnus Enzensbergers schon 1962 ausgesprochenes Verdikt: Eine Avantgarde, die sich staatlich fördern läßt, hat ihre Rechte verwirkt.311 bezieht sich auf die veränderten historischen Bedingungen, die die Bewegungsform der Avantgarde als obsolet erscheinen lassen. Die Bewegung als doktrinär verstandenes Kollektiv, vor fünfzig oder dreißig Jahren erfunden, um den Widerstand einer kompakten Gesellschaft gegen die moderne Kunst zu sprengen, hat die historischen Bedingungen, die sie hervorgebracht haben, nicht überlebt. 312 In Österreich freilich war der „Widerstand einer kompakten Gesellschaft gegen die moderne Kunst" in den sechziger Jahren noch vorhanden und bildete, wie eingangs zu zeigen versucht wurde, die historische Grundlage der Gründung der GAV. Erst in den siebziger Jahren wurde dieser Widerstand und Druck allmählich aufgelöst, wozu nicht zuletzt die staatliche, sozialdemokratische Kulturpolitik beitrug. Mit der kulturpolitischen Liberalisierung ging die Öffnung der GAV für die unterschiedlichsten literarischen Strömungen und Tendenzen einher. In der Veränderung der Mitgliederstruktur der GAV spiegelt sich die Wandlung der literarischen Landschaft in Österreich. Die literarische Zusammensetzung der GAV ist unübersichtlicher denn je geworden. Aus dem Gegensatzpaar „Avantgarde" versus Kon137

servativismus läßt sich keine präzise Definition ihrer Eigenart mehr gewinnen. Innerhalb des Vereins zeichnet sich auf politischer und weltanschaulicher Ebene ein anderer, für die zeitgenössische österreichische Literatur repräsentativer Konflikt ab. Er bezieht sich auf das Verhältnis der Schriftsteller und der Literatur zum Staat und zum Markt. Das Verhältnis zwischen der GAV und der Kulturverwaltung ist widersprüchlich: auf der einen Seite steht die Förderung des Vereins und die Individualförderung von Mitgliedern durch den Staat sowie die Zusammenarbeit mit staatlichen Institutionen bei zahlreichen Veranstaltungen; auf der anderen ein Streben nach Autonomie, das sich gegen jede Einbindung ins System der Sozialpartnerschaft wehrt. Wer sich an alternativen Bewegungen und Lebensformen bzw. an der Utopie des Anarchismus orientiert, wird dem Verein den Vorwurf der Anpassung und des Opportunismus nicht ersparen können. Dahinter steht ein tiefes Unbehagen: die Opposition sei nur ein Schein, der die Kooperation mit dem Staat hinter den Kulissen verdeckt. Die Etablierung der ehemals Oppositionellen erfolgt im Lichte dieser Kritik aber nicht nur durch den Staat, sondern gleichermaßen durch den Markt. Das Wort „Literaturbetrieb" deutet dies an: die Fähigkeit des Marktes, auch radikale Kritik zu absorbieren und zu integrieren, als gleichwertige und -gültige Ware. Literarische Vielfalt zeigt eine Affinität zur unternehmerischen Strategie der Produktdiversifikation. Das Nebeneinander, die Koexistenz rivalisierender Kunstströmungen tritt an die Stelle antagonistischer Widersprüche und Konflikte. Die Tendenz zur Harmonisierung von Konflikten hat ihr politisches Pendant in der Ideologie der Sozialpartnerschaft. Friedrich Geyrhofer kennzeichnet schon 1973 die österreichische Situation wie folgt: Alle Gegensätze der Nachkriegsliteratur - experimentelle Sekten auf der Linken, monarchistische Mytholo138

gen auf der Rechten - werden in einer opportunistischen Synthese aufgehoben, die jeden kritischen Standard überflüssig macht. 313 Robert Menasse sprach später von einem „sozialpartnerschaftlichen Mythos" 314 in der österreichischen Literatur, der an die Stelle des habsburgischen getreten sei: (...) die Etablierung des oppositionellen Teils der österreichischen Literatur, des Widerspruchs, zu einer ebenso offiziösen, etablierten Literatur (...) zeigt sich hier als ein Schritt Richtung Gleichschaltung des literarischen Lebens, weil ja dadurch einer möglicherweise oppositionellen, nachrückenden, kritischen, kämpferischen Literatur der Wind aus allen Segeln genommen wird.315 Daraus resultiert ein Gefühl des Leerlaufs jeder Kritik. Dies trifft nicht nur jene Kritik, die, nach den Worten Franz Schuhs, „nichts anderes ist als der Versuch, mit den Mächtigen ins Gespräch zu kommen". 316 Auch eine kompromißlose, fundamentale ist von vornherein im System der Kommunikation eingebunden und kann sich mithin den Mechanismen des Kulturbetriebs nicht entziehen. Eine Position außerhalb dieses Systems ist per definitionem nicht möglich; die daraus sich ergebende Aporie nicht zu beseitigen. Für das Verhältnis von Kunst und staatlicher Verwaltung formuliert Franz Schuh treffend: Ohne Bürokratie käme in unserer Gesellschaft nichts Wirkliches mehr zustande. Kultur und Verwaltung sind - im wahrsten Sinn des Wortes - die zwei Seiten der selben Münze geworden - wenngleich so ungleich mehr Münzen in die Taschen der Verwalter fließen. Diese Machtkonstellation hat den anarchistischen Staatsstipendiaten ebenso hervorgebracht wie den kunstfeindlichen Literaturbeamten, den Kunstmanager.317 Diese prekäre Situation führt viele zur Resignation, zur Flucht in die Innerlichkeit, zu einer Ideologie der Ideologie139

losigkeit, die wiederum die „politische Windstille" und die Ideologie der Sozialpartnerschaft bestärkt. Damit schließt sich der Kreis. Gerade die Versuche aber, ihn zu durchbrechen, können als ein Merkmal der Literatur der GAV angesehen werden, wenn die Ansatzpunkte und Stoßrichtungen auch differieren. Eine neue Art von dezidiert politisch ausgerichteter Kunst repräsentieren seit Mitte der siebziger Jahre die zahlreichen Liedermacher. Besonders im Rahmen der „Arena" fanden viele Veranstaltungen statt, die neue Publikumsschichten wie Lehrlinge, Arbeiter und jugendliche Außenseiter anzusprechen versuchten und ein anderes, unmittelbareres Verhältnis zwischen Künstler und Publikum anstrebten. Einen Vorstoß in Richtung einer Überbrückung der Kluft zwischen Kunstproduzenten und Werktätigen stellten auch verschiedene Formen „soziokultureller Animation" dar. So initiierte Stephan Eibel 1977 in Eisenerz ein Laienund Lehrlingstheater, das vom Unterrichtsministerium und anderen öffentlichen Stellen finanziell unterstützt und zusammen mit der Gewerkschaftsjugend organisiert wurde. Dabei traten die Lehrlinge nicht nur als Schauspieler auf, sondern verfaßten auch gemeinsam die Stücke, die sie spielten. Thema dieser Stücke waren Arbeitssituation und -alltag der Lehrlinge. In den Auftritten des „Eisenerzer Lehrlingstheaters" wie anderer Laientheatergruppen ging es nicht um künstlerische Qualität, sondern um unmittelbare Mitteilung der eigenen Probleme. Man knüpfte an das Muster des Stegreif- und Volkstheaters an, wie es besonders Dario Fo in Italien entwickelt hat. Diese Form volksnahen, sozialkritischen und unterhaltsamen Theaters griff das von Ulf Birbaumer geleitete „FoTheater" auf, das seit 1980 zu den Wiener Festwochen hauptsächlich Stücke von Dario Fo außerhalb der Schauspielhäuser in Wiener Gemeindebauhöfen und Betrieben aufführte. 318 Die Thematik der Stücke und die Wahl der Spielorte dienten 140

dem Ziel, Theater nicht für eine kulturelle Elite, sondern für die Masse der Werktätigen zu machen. Andere Wege geht etwa Werner Kofler. Er wendet sich gegen die Einengung des individuellen Lebens durch übermächtige bürokratische Apparate und solidarisiert sich mit jenen, die in diesem System keinen Platz haben und von seinen Mechanismen in ein auswegloses Abseits gedrängt werden, wie beispielsweise die Internierten in den psychiatrischen Anstalten. Kofler zeigt auf, wie die Instrumentalisierung der Sprache durch die Machtapparate auch in die privatesten Lebensbereiche eindringt und alle Kommunikationsformen durchdringt. Auf der anderen Seite bewiesen neuere Arbeiten von Vertretern der experimentellen Literatur, daß ihre Verfahrensweisen sich für eine weitreichende und zugleich präzise Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen eignen. Ernst Jandls lyrisches und dramatisches Werk ist dafür richtungsweisend. Sein 1976 beim „steirischen herbst" uraufgeführtes Dramolett „Die Humanisten" 319 ist eine scharfe Abrechnung mit konservativen Bildungsidealen und reaktionären Kunstauffassungen. Mit literarischen Mitteln, insbesondere durch die Verwendung einer artifiziell „unterhöhten" 320 Sprache, gelingt Jandl eine entlarvende Polemik gegen die Kritiker der modernen Kunst und gegen verkrustete bürgerliche Kulturkonventionen, deren Repräsentanten sich penetrant auf einen Begriff des „Humanismus" berufen. 321 In Ernst Jandls Stück „Aus der Fremde" 322 verbindet sich eine strenge formale Konzeption mit der genauen, authentischen Darstellung der konkreten Lebenssituation eines Menschen. Im Spannungsverhältnis zwischen der künstlichen und kunstvollen Sprachform und der Alltäglichkeit des Dargestellten erhält das Private allgemeine Gültigkeit und gesellschaftliche Relevanz. Es wird hier eine Art von „Realismus" sichtbar, die der gegenwärtigen Situation gerecht wird.323 141

Schließlich erwies Ernst Jandls 1983 begonnene Zusammenarbeit mit dem „Vienna Art Orchestra", die zu einer neuen Synthese von Lyrik und Musik führte, nicht nur die fortdauernde Lebendigkeit der experimentellen Literatur, sondern schien ihr auch neue Publikumsschichten zu erschließen. Die wenigen genannten Beispiele sollen andeuten: In vielfacher Hinsicht steht die GAV in Opposition zu einer in Österreich weiterhin wirksamen literarischen Tendenz zum Rückzug in einen apolitischen, ja ahistorischen Raum der Innerlichkeit. Das Bewußtsein einer notwendigen Vermittlung von Kunst und Gesellschaft dominiert in der Literatur der GAV: ob sie nun unmittelbar politische und soziale Themen aufgreift und Stellung bezieht, ob sie durch Kritik der Sprache und ihrer Denkmuster das Bestehende in Frage stellt, oder ob sie die konkrete Befindlichkeit eines Subjekts in der Gesellschaft thematisiert. Diese Berührungspunkte zeugen davon, daß das Ziel einer umfassenderen literarischen Gemeinsamkeit für die GAV nicht verlorenzugeben ist.

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Abkürzungen Archive

Archiv GAV: Archiv im Sekretariat der Grazer Autorenversammlung, Schwertgasse 2/13, 1010 Wien. Zahlreiche Dokumente liegen nicht im Original, sondern in Kopien auf. Archiv Jandl: Dokumente aus der persönlichen Sammlung von Herrn Prof. Dr. Ernst Jandl. Ablichtungen der relevanten Dokumente aus dem Archiv GAV und ein Großteil des Archivs Jandl liegen ab 1985 in der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, Gumpendorfer Straße 15, 1060 Wien, auf. Organisationen

GAV IGÖA LVG ÖKU PEN

und

Institutionen

Grazer Autorenversammlung Interessengemeinschaft österreichischer Autoren Literarische Verwertungsgesellschaft Österreichische Künstler-Union Poets. Essayists. Novelists

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Anmerkungen 1 Walter Benjamin, Über den Begriff der Geschichte. In: ders., Gesammelte Schriften. Bd. 1/2. Hrsg. v. Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser. Frankfurt/M. 1980, S. 691-704; hier S.694. 2 Freilich ist dabei auch zu berücksichtigen, daß - wie Franz Schuh mir gegenüber mündlich bemerkte (März 1984) - die ideologischen Auseinandersetzungen im Verein zuweilen einen wichtigeren Prozeß, in dem die Leitung des Vereins versuchte, den gesamten Verein zu repräsentieren, verdecken. 3 Wolfgang Martens, Lyrik kommerziell. Das Kartell lyrischer Autoren 1902-1933. München 1975. 4 Ernst Fischer, Der „Schutzverbanddeutscher Schriftsteller" 1909-1933. Wien 1978 (mschr. Diss.). 5 Murray G. Hall, Robert Musil und der Schutzverband deutscher Schriftsteller in Österreich. In: Österreich in Geschichte und Literatur 21/1977, S. 202-221. 6 Martens (Anm. 3) S. 116. 7 Ebenda S. 89. 8 Gerald Musger, Der Bund der proletarisch-revolutionären Schriftsteller Österreichs (1930-1934). Eine Dokumentation. Graz (Diss.) 1977. 9 Friedbert Aspetsberger, Literarisches Leben im Austrofaschismus. Königstein/Ts. 1980. 10 Gerhard Renner, Österreichische Schriftsteller und der Nationalsozialismus: Der .Bund der deutschen Schriftsteller Österreichs' und der Aufbau der Reichsschrifttumskammer in der Ostmark. Wien 1981 (mschr. Diss.). 11 Vgl. u. a.: Die Gruppe 47. Bericht, Kritik, Polemik. Ein Handbuch. Hrsg. v. Reinhard Lettau, Neuwied/Berlin 1967; Friedhelm Kröll, Gruppe 47. Stuttgart 1979; Die Gruppe 47. Ein kritischer Grundriß. Hrsg. v. Heinz Ludwig Arnold. München 1980; Zu Autorenvereinigungen allgemein: Friedhelm Krön, Schriftsteller und Schriftstellerverbände. Stuttgart 1976.

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12 Vgl. u.a.: Gerhard Ruiss/J.A.Vyoral, Dokumentation zur Situation junger österreichischer Autoren. Wien 1978; dies. (Hrsg.), Die Freiheit, zu sehen, wo man bleibt. Wien 1982; dies., Die Lage der Schriftsteller in Österreich. In: Künstler in Österreich. Hrsg. v. der Landeskulturreferentenkonferenz. Salzburg/Wien 1984, S. 2 4 3 ^ 3 0 . 13 Klaus Amann, P.E.N. Politik. Emigration. Nationalsozialismus. Ein österreichischer Schriftstellerclub. Wien/Köln/Graz (Böhlau) 1984. Zur Geschichte des österreichischen PEN-Clubs vgl. außerdem: Cornelia Gürtler, Die literarhistorische Entwicklung und Bedeutung des österreichischen P.E.N.-Clubs ab 1945. Wien 1978 (mschr. Hausarbeit). 14 Zur Bedeutung des PEN-Clubs in der Nachkriegszeit vgl. auch: Klaus Amann, Wiederaufbau. Der österreichische PEN ¡945-1955. In: Literatur der Nachkriegszeit und der 50er Jahre in Österreich. Hrsg. v. Friedbert Aspetsberger u.a. Wien 1984 ( = Schriften des Instituts für Österreichkunde: 44/45), S. 112-127. 15 Memorandum, gerichtet an den internationalen PEN-Club, undatiert (Anfang 1974). Archiv GAV. 16 Theodor W. Adorno, Jargon der Eigentlichkeit. Zur deutschen Ideologie. Frankfurt/M. 1974, S . l l . 17 Ebenda S.20f. 18 Hinweise auf diesen Sachverhalt verdanke ich einem Interview mit Andreas Okopenko vom 15. Mai 1984. 19 Ich schließe mich hier der von Albert Berger gestellten Forderung an: A. Berger, Überlegungen zum Begriff der österreichischen Literatur in der Forschung. In: Sprachkunst, Jg.XIV/1983, S. 37^16. 20 Vgl. dazu: Wendelin Schmidt-Dengler, Pathos der Immobilität. Zur österreichischen Nationalliteratur. In: Wespennest Nr. 40, 1980, S. 82-87. 21 Vgl. dazu u. a. die Beiträge in: Für und wider eine österreichische Literatur. Hrsg. v. Kurt Bartsch, Dietmar Goltschnigg und Gerhard Melzer. Königstein/Ts. 1982; und: Sprachkunst XIV/1983. Weiters: Norbert Weber, Zum Kriterium des „österreichischen". In: ders., Das gesellschaftlich Vermittelte der Romane österreichischer Schriftsteller seit 1970. Frankfurt/M. 1980, S. 23-76; Alan Best/Hans Wolfschütz (Hrsg.), Modern Austrian Writing. Literature and Society after 1945. London 1980. 22 Berger (Anm. 19), S.46. 23 Vgl. Amann, P.E.N. (Anm. 13), S. 119. 24 Vgl. ebenda S. 120-130. 25 Vgl. Amann, Wiederaufbau (Anm. 14), S. 125. 26 Klaus Amann, Vorgeschichten. Kontinuitäten in der österreichischen Literatur von den dreißiger zu den fünfziger Jahren. In: Literatur der Nachkriegszeit und der 50er Jahre in Österreich (Anm. 14), S. 46-58; hier S.47. 27 Interview mit Ernst Jandl, 12.6.1984. 28 Freilich umfaßte diese Tradition auch zahlreiche Gegner des Nationalsozialismus. Diese konservativen Autoren waren aber häufig zugleich auch Gegner eben der modernen, neuen Literatur, die vom Nationalsozialismus als „entartet" gebrandmarkt und ausgeschaltet, verbrannt 145

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wurde. Kontinuität bedeutete für viele, die Zeit des Nationalsozialismus einfach zu überspringen: so etwa für Alexander Lernet-Holenia, der programmatisch formulierte: „In der Tat brauchen wir nur dort fortzusetzen, wo uns die T r ä u m e eines Irren unterbrochen haben, in der Tat brauchen wir nicht voraus-, sondern nur zurückblicken." (Zitiert nach: Hilde Spiel, [Hrsg.], Die zeitgenössische Literatur Österreichs. Autoren. Werke. Tendenzen. Zürich/München 1976, S. 54.) Zur Problematik des Begriffs „Avantgarde" vgl. unten S. 41 f. und S. 137. Zahlreich konkrete Hinweise darauf gab Ernst Jandl in dem Interview vom 12.6.1984. Vgl.: Andreas Okopenko, Der Fall „Neue Wege". Dokumente gegen und für einen Mythos. In: Aufforderung zum Mißtrauen. Literatur - Bildende Kunst - Musik in Österreich seit 1945. Hrsg. v. Otto Breicha und Gerhard Fritsch. Salzburg 1967, S. 279-304; hier S.289; weiters: ders., Die schwierigen Anfänge österreichischer Progressivliteratur nach 1945. In: Protokolle 1975/2. S. 1-16; hier S.5f. Vgl.: E m s t Jandl. Materialienbuch. Hrsg. v. Wendelin Schmidt-Dengler. Darmstadt und Neuwied 1982, S. 10-12. Vgl. die Leserbriefe von Felix Braun, Johann Gunert, Heinz Rieder, Siegfried Freiberg, Franz Taucher und Rudolf Felmayer in: Wort in der Zeit 7-8, 1964, S. 2-4. Vgl.: Rudolf Henz, Von Amokläufern, Kühnheit und Scharlatanerie. In: Wort in der Zeit 7-8, 1964, S. 5-7. - Gerhard Fritsch mußte 1965 seinen Posten als Redakteur von Wort in der Zeit aufgeben, was aber nach seinen eigenen Angaben nicht mit der Veröffentlichung der Texte R ü h m s und Bayers im Heft 2, 1964, zusammenhing. Vgl.: Wort in der Zeit 6, 1965, SA. Vgl.: Gerhard R ü h m (Hrsg.), Die Wiener Gruppe. Erw. Neuausg. Reinbek bei H a m b u r g 1985 (darin insbesondere: Vorwort, S. 7-36). Die erste Nummer der „manuskripte" gab Alfred Kolleritsch zusammen mit Alois Hergouth heraus. Die inkriminierte Strophe lautete: „Die (Nixe, R. I.) hatte hinten am Popo/ Den Schwanz gewachsen irgendwo;/ Doch d a f ü r fehlten ihr die Beine,/ Das Mädchen hatte eben keine." In: manuskripte 18, 1966/67, S.4. Zur Beschlagnahme vgl.: Alfred Kolleritsch, marginalie. In: manuskripte 22, 1968, S. 1; M a n f r e d Mixner, Ausbruch aus der Provinz. Zur Entstehung des Grazer „Forums Stadtpark" und der Zeitschrift „manuskripte". In: Peter Laemmle/Jörg Drews (Hrsg.), Wie die Grazer auszogen, die Literatur zu erobern. Texte, Porträts, Analysen und Dokumente junger österreichischer Autoren. München 1975, S. 13-28; hier S. 22 f. Dies betont: Elisabeth Wiesmayr, Die Zeitschrift „manuskripte" 1960-1970. Königstein/Ts. 1980, S. 117. Vgl. auch: Wendelin SchmidtDengler, Eine Avantgarde aus Graz. Klagenfurt 1979 ( = Klagenfurter Universitätsreden, H. 10), S. 7f. Vgl.: Peter Handke, Zur Tagung der Gruppe 47 in den USA. In: ders., Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms. F r a n k f u r t / M . 1972, S. 29-34. In erster Linie Luchterhand, Rowohlt, Suhrkamp und Hanser. Z u m „problematisierten", „negativen H e i m a t r o m a n " vgl.: Wendelin

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Schmidt-Dengler, Die antagonistische Natur. Zum Konzept der AntiIdylle in der neueren österreichischen Literatur. In: Literatur und Kritik 4, 1969, S. 577-585. Außerdem: Walter Weiss, Die Literatur der Gegenwart in Österreich. In: Deutsche Gegenwartsliteratur. Ausgangspositionen und aktuelle Entwicklungen. Hrsg. v. Manfred Durzak. Stuttgart 1981, S. 603-619; hier S.610. Vgl. u.a.: Wendelin Schmidt-Dengler, Elf Thesen zum Werk Thomas Bernhards. In: Studien zur Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts in Österreich. Festschrift für Alfred Doppler zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Johann Holzner u.a. Innsbruck 1981 ( = Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft. Germanist. Reihe Bd. 12), S. 231-234. Michael Scharang, Offener Brief. In: manuskripte 26, 1969, S.3-5. Ebenda S.3. Ebenda S. 6. Vgl.: Walter Weiss (Hrsg.), Zwischenbilanz. Eine Anthologie österreichischer Gegenwartsliteratur. Salzburg 1976, Vorwort S. 21 f. Typisch dafür ist Alfred Kolleritschs Erwiderung an Michael Scharang, in der er auf die spezifische Grazer Situation hinwies und erklärte: „Ich bin altmodisch genug zu glauben, daß sich die Basis erst dort adäquat verändert, wo man vorher den Überbau gewisser Leute ständig mit Tritten verändert, so lange, bis die Frucht reif ist, auch reif durch materielle Hilfsaktionen, die materiell sichtbar (z. B. Deine ungeschehenen Besetzungen) stupide Fixierungen auflösen." (manuskripte 26, 1969, S. 6.) Michael Scharang, Zur Emanzipation der Kunst. Essays. Neuwied und Berlin 1971, S.24. Andreas Okopenko, Interview, 15.5.1984. Erste Erklärung des Arbeitskreises der österreichischen Literaturproduzenten. In: Edition Literaturproduzenten. Null-Nummer. Wien/ München 1971, S.5f.; hier S. 5. Ebenda S.5f. Ebenda S. 6. Vgl. Hilde Spiel (Anm.28), S. 114. Vgl. ebenda S. 113 und 116. Archiv Jandl. Archiv Jandl. Hilde Spiel, Schicksal - eine Woche lang. In: Neue Kronen-Zeitung, 5. 11. 1972, S. 12. - Von Friedrich Torberg wurde Ernst Jandl in einem Leserbrief als „nicht mehr ganz knusprig" bezeichnet (Wochenpresse Nr. 44, 1.11.1972). Dies waren Reaktionen auf den Vorwurf der Überalterung des österreichischen PEN: das Durchschnittsalter des Vorstands vor seiner Neuwahl im Dezember 1972 betrug 62,87 Jahre (vgl. Wochenpresse Nr. 45, 8. 11. 1972, S.9). Hilde Spiel, Erklärung (3 undatierte mschr. Blätter). Archiv Jandl. Wie knapp diese Wahl ausgegangen ist, zeigt folgende ergänzende Mitteilung Ilse Leitenbergers: „Elf PEN-Mitglieder, die sich telegraphisch oder brieflich mit Hilde Spiel solidarisch erklärt hatten, hatten verabsäumt, den Text so zu formulieren, daß er als Delegierung ihrer Stimme hätte gewertet werden können." (Die Presse, 20.12.1972). -

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Hilde Spiel lehnte die Aufforderung, im neuen Vorstand mitzuarbeiten, ab. Zugleich legte sie ihr Amt als Präsidentin der IGÖA zurück. Carry Hauser, der 21 Jahre lang Generalsekretär und zuletzt Vizepräsident des österreichischen PEN gewesen war, und Hans Flesch-Brunningen traten wegen Differenzen mit dem neuen Vorstand unmittelbar nach der Wahl aus dem Club aus. Zitiert nach: Profil Nr. 13, 9.11.1972, S. 58. Die Pestsäule Nr. 3, Nov./Dez. 1972, S. 194. Die Pestsäule Nr. 1, Sept. 1972, S.71f. Ernst Jandl, 4 Alternativen (mschr. Blatt, undatiert, mit Sicherheit vor 28.10.1972 und nach 23.10.1972). Archiv Jandl. Archiv Jandl. Archiv Jandl. Artikel IV, § 1 der „International Rules" des PEN lautet: „A Centre or Sub-Centre (Branch) of P. E. N. shall consist of at least twenty writers of recognized standing in their own literary world and representing a specific and distinct literature, unless special reasons to be approved by the International Executive make it desirable to have two or more Centres using the same language in one country." Nach einer von Ernst Jandl verfaßten mschr. chronologischen Aufstellung der inoffiziellen Gespräche im Zusammenhang mit der Kontroverse zwischen dem österreichischen PEN und einem Kreis unabhängiger Autoren vom 26.11.1972 bis zum 21.4.1973. Archiv Jandl. Liste der eingeladenen Autoren s. Anhang, S. 163-165. Rundbrief vom 21.1.1973. Archiv Jandl. Archiv Jandl. Archiv Jandl. - In der Schweiz existieren vier PEN-Zentren: Zürich, Basel, der PEN-Club romand und der südschweizerisch-rätoromanische PEN. Die Existenz zweier deutschsprachiger PEN-Zentren in der Schweiz ist jedoch nicht auf literarische oder ideologische Differenzen zurückzuführen; sie ist die Folge eines dort stark ausgeprägten Regionalismus. So handelt es sich bei den meisten schweizerischen Schriftstellerorganisationen um Regionalvereine mit oft unverbindlich-familiärem, folkloristischem Charakter. Vgl.: Kindler Literaturgeschichte der Gegenwart. Die zeitgenössischen Literaturen der Schweiz. Hrsg. v. Manfred Gsteiger. Zürich/München 1974, S. 100. Liste der Teilnehmer s. Anhang, S. 163 f. Das Abstimmungsergebnis war: 26 dafür, 6 dagegen, 3 Stimmenthaltungen (Protokoll der ersten Autorenversammlung in Graz 24./25. 2. 1973. Archiv GAV). Mschr. Antrag Dominik Steigers. Wien, 23.3.1973. Archiv Jandl. Protokoll der ersten Autorenversammlung (Anm.69). 16 dagegen, 14 dafür (ebenda). Auf diese Pressemeldung hin (vgl. Salzburger Nachrichten, 27.2.1973, unter dem Titel: „Voraussetzungen für Zusammenarbeit") schrieb Klaus Hoffer im Auftrag der Autorenversammlung an Neumann einen Brief, in dem er ihn bat, „das Mißverständnis, auf welcher Seite immer es liegen mag", aufzuklären. Neumann betonte in seiner Antwort vom 15.3., daß die Autonomie der „Grazer" nicht in Frage stehe, und

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wandte sich bloß gegen den Ausdruck „Zentrum", was er als ein rein semantisches Problem bezeichnete. In einem Brief vom 16.4. an Hoffer riet Neumann, auf weitere Aggressionen gegen den österreichischen PEN zu verzichten, und sicherte der GAV im übrigen seine Unterstützung zu. Archiv GAV. Durch ein zufalliges Zusammentreffen kam es am 19.3.1973 zu einem Gespräch zwischen Mayröcker und Jandl auf der einen, Schönwiese, Sebestyen, Tramin, Federmann und Rocek auf der anderen Seite. Dabei blieben die Mitglieder des PEN-Vorstandes auf dem Standpunkt, daß es zwar die Möglichkeit der Bildung von Zweigstellen, nicht aber eines zweiten autonomen PEN-Zentrums in einem Land gebe. Vgl. Aufstellung Ernst Jandl (Anm. 63). Darunter Artmann, W. Bauer, Breicha, Hoffer, Jandl, Jonke, Kolleritsch, Mayröcker, Nitsch, Rühm und Weibel. Vgl. Rundschreiben der Autorenversammlung vom 28.2. 1973. Archiv GAV. Archiv GAV. Liste der Teilnehmer s. Anhang, S. 163 f. Dies war in den Statuten nicht vorgeschrieben, aber üblich. In den gegenwärtigen Statuten ist der Zusatz „von literarischem Wert" nicht mehr enthalten. Der Kommission gehörten Bäcker, Eisendle, G. Ernst, Geyrhofer, Hoffer, Kudrnofsky, P. Matejka, Pataki und Hans Pusch an. Archiv GAV. S. Anhang, S. 163 f. Otto Mühl hatte inzwischen beschlossen, sich nicht an der Autorenversammlung zu beteiligen. Zur „Grazer Gruppe" vgl.: Manfred Mixner, Ausbruch aus der Provinz. Zur Entstehung des Grazer „Forums Stadtpark" und der Zeitschrift „manuskripte". In: Peter Laemmle/Jörg Drews (Hrsg.), Wie die Grazer auszogen, die Literatur zu erobern. Texte, Porträts, Analysen und Dokumente junger österreichischer Autoren. München 1975, S. 13-28. Selbstverständlich gibt es zwischen diesen Gruppierungen vielfache personale Überschneidungen und Vermittlungen. Einige Gründungsmitglieder wie z. B. Joe Berger, Peter Rosei oder Helmut Zenker lassen sich keiner dieser Strömungen eindeutig zuordnen. Zu einer stärkeren Orientierung dieser Autoren hin zum Ausland, insbesondere zur BRD, trug die Tatsache bei, daß viele von ihnen Österreich verließen, um ständig oder zeitweise im Ausland zu leben, da sie hofften, dort bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu finden. Berlin besaß dabei die größte Anziehungskraft. U. a. hielten sich Gerhard Rühm, Oswald Wiener, H. C. Artmann, Günter Brus, Christian L. Attersee, Elfriede Gerstl und Hermann Schürrer längere Zeit in Berlin auf. Ernst Jandl war dort 1970/71 als Gast des D A A D im Berliner Künstlerprogramm. Der rege Kontakt mit anerkannten bundesdeutschen Schriftstellerkollegen brachte eine Stärkung des Selbstbewußtseins dieser österreichischen Autoren. Zur Situation in Berlin vgl.: Elfriede Gerstl, Berliner Bewegungen. In: Falter 26, 1984, S. 26. Wiesmayr (Anm. 34), S. 29. 149

89 Peter Bürger, Theorie der Avantgarde. Frankfurt/M. 1974, S. 63-75. 90 Die Selbststilisierung dieser Autoren wird beispielsweise in dem 1975 erschienenen Jubiläumsheft Nr. 50 der manuskripte sichtbar, in dem u. a. eine Kinderporträtgalerie von manuskripte-Autoren enthalten ist. 91 Reinhard Priessnitz/Mechthild Rausch, tribut an die tradition, aspekte einer postexperimentellen literatur. In: Wie die Grazer auszogen (Anm.85), S. 119-149. 92 Vgl. Scharang, Zur Emanzipation der Kunst (Anm. 44), S. 50-52. 93 Franz Schuh, Ein Sekretär hat's schwer. Empfindungen eines Angestellten der GAV. Vortrag, gehalten am 25.11.1983 bei der Generalversammlung der GAV im Internationalen Kulturzentrum Wien (Tonbandaufzeichnung von R. I.). 94 Nach Ernst Jandl war der O R F „an den verschiedenen Punkten, wo über Literatur zu entscheiden war, mit Personen besetzt, die Österreich als ausreichenden Aktionsraum ansahen". (Interview mit Ernst Jandl, 12.6.1984.) 95 Eine wichtige Rolle spielten dabei der heutige Sektionschef und damalige Ministerialrat Dr. Hermann Lein und der damalige Ministerialsekretär und selbst als Schriftsteller tätige Dr. Friedrich Herrmann. 96 Allerdings wäre es verfehlt, von einer eindeutigen Option der sozialdemokratischen Kulturadministration für die GAV zu sprechen. Das widerlegt schon die simple Tatsache, daß nicht wenige der SPÖ angehörende Kulturfunktionäre und Schriftsteller Mitglieder des österreichischen PEN waren. 97 Franz Schuh, Literatur und Macht am Beispiel Österreichs der siebziger Jahre. In: Wespennest Nr. 52, 1983, S. 84-96; hier S.87. 98 Interview mit Andreas Okopenko vom 15.5.1984. 99 Zur Spannung zwischen materieller Interessenvertretung und literarischer Gemeinsamkeit vgl.: Franz Schuh, Thesen zum Wesen. Überlegungen zur populären gegenwärtigen Diskussion über Literatur und Literaten. In: Extrablatt, Mai 1980, S. 82f. 99a Eine Anerkennung als autonomes PEN-Zentrum hätte die GAV wohl nur auf regionaler, nicht auf ideologischer Basis fiqden können. 100 Archiv Jandl. 101 Vgl. Protokoll des Exekutivratssitzung des internationalen PEN in Stockholm am 1.5.1973. Archiv Jandl. 102 Zitiert nach: Marcel Reich-Ranicki, Club der Riten. In: Die Zeit Nr. 17, 20.4.1973, S. 14. - Die Äußerung Schönwieses spielte auf die Vorgänge im PEN 1933 an, als ein Teil der Mitglieder des Wiener PEN-Zentrums, der mit dem Nationalsozialismus sympathisierte, aus Protest gegen eine Resolution des Wiener Zentrums, die die Unterdrückung der geistigen und individuellen Freiheit in Deutschland verurteilte, austrat. Vgl. Amann, P.E.N. (Anm. 13), S. 23-38. 103 Die Ablehnung des Status eines autonomen Zentrums für die GAV begründete Peter von Tramin u. a. wie folgt: „Austria is an undivided country, speaking one language, and Graz and Vienna are only 200 kilometres apart. It is not true to say that the members of the Vienna Centre are old and conservative whilst those of the Graz Group are young and up-and-coming. Naturally there are very old members in the

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Vienna Centre, because it is one of the oldest P. E. N. Centres whereas the Graz G r o u p has only been set u p the last year, but there are also young members. ( . . . ) If they (the Graz G r o u p , R. I.) join P. E. N. the differences between Vienna and Graz can be settled internally instead of by public wrangles." Protokoll der Exekutivratssitzung des internationalen P E N in Ohrid am 19.5.1974. Archiv Jandl. - Im Zusammenhang mit der G r ü n d u n g der G A V hatte der österreichische PEN-Club 1973 begonnen, Subzentren zu bilden. Protokoll der Exekutivratssitzung des internationalen P E N in Ohrid am 20.5.1974. Archiv Jandl. Vgl. Brief Klaus Hoffers an Peter Estlob, dem damaligen Generalsekretär des internationalen P E N , vom 10.12.1974. Archiv GAV. Vgl. Rundbrief des internationalen P E N über den Kongreß in Jerusalem im Dezember 1974, undatiert. Archiv Jandl. Wichtige diesbezügliche Informationen erhielt ich von Klaus Hofler, Interview vom 6.6.1984. Diese Ansicht vertrat beispielsweise Andreas Okopenko. Vgl. Brief Andreas Okopenkos an Ernst Jandl vom 7.5.1973. Archiv Jandl. Ein Vorstandsmitglied, das diese Position nicht einnimmt, ist Andreas Okopenko (nach einem Interview vom 1.6.1984.). - Mitglieder der G A V und des österreichischen P E N sind derzeit Adolf Haslinger, Jutta Schütting, Wolfgang Kudrnofsky, H e r m a n n Friedl und Dorothea Zeemann. Vgl. Arbeitsbericht der Vorbereitenden Kommission zur G r ü n d u n g einer gewerkschaftlichen Organisation der Autoren, undatiert. Archiv GAV. Als Beweggründe für eine gewerkschaftliche Organisation werden darin u. a. genannt: „Den immer mächtiger werdenden Medien (Verlage, Presse, R u n d f u n k , Fernsehen, Film und Bühne) steht der Autor als einzelner immer hilfloser gegenüber. Seine Arbeitsbedingungen sind daher unzumutbar, seine gesellschaftliche Position ist die eines Taglöhners. U m diese desolaten Verhältnisse zu beseitigen, scheint uns die G r ü n d u n g einer Autorengewerkschaft zwingend, wie dies in anderen europäischen Ländern schon geschehen ist." Vgl. A n t r a g an den österreichischen Gewerkschaftsbund, 18.6.1973. Archiv GAV. Vgl. Forderungsprogramm der freien Mitarbeiter beim O R F , 21. 12. 1973. Archiv GAV. Ruiss/Vyoral, Dokumentation zur Situation junger österreichischer Autoren (Anm. 12), S.285f. Vgl. Andreas Okopenko, Antrag. Berlin, 31.7. 1973. Archiv GAV. Brief Oswald Wieners an Ernst Jandl. Berlin, 17. 1.1973. Archiv Jandl. Abgedr. in: Neue Rundschau, 25.Jg„ 1974, l . H e f t , S. 54ff. Wiederabgedr. in: Ernst Jandl, Die schöne Kunst des Schreibens, Erw. Neuausg. Darmstadt und Neuwied 1983, S. 128-147. Abgedr. in: Protokolle 1975/2, S. 1-16 (vgl. Anm. 30). Zitiert nach: Die schöne Kunst des Schreibens (Anm. 116), S. 145 f. Ebenda S. 146. Ebenda S. 146f. Vgl.: Ernst Jandl, zur Problematik des freien Schriftstellers. Manuskript

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des Vortrags für das Literatursymposium im Rahmen des „steirischen herbstes" 1973: „Die Situation des österreichischen Schriftstellers. Analyse der österreichischen Kulturpolitik und Vorschläge zu deren Veränderung", veranstaltet von der GAV vom 23. bis zum 26.10.1973 in Graz, S. 11. Diese und die folgenden Vorschläge sind in der späteren, in der „Schönen Kunst des Schreibens" abgedruckten Fassung nicht mehr enthalten. Ebenda S. 12. Der Streit zwischen Agnes Larcher und dem Land Tirol endete mit einem Vergleich, durch den beide Parteien auf eine gerichtliche Entscheidung über die Berechtigung der Entlassung verzichteten. Der „Fall" ist dokumentiert in: Helmut Knötig/Norbert Kutalek, Repression in der Schule? Dokumentation und Kommentar zum „Fall Larcher". Wien/München 1974. Briefwechsel mit dem Bundespräsidenten und dem Justizminister in: Archiv Jandl und Archiv GAV. Vgl. Archiv Jandl. Franz Schuh, Pestsäule. Zur Kulturpolitik einer Monatsschrift. In: manuskripte 39, 1973, S. 54-56: hier S. 54. Ebenda S.56. Reinhard Federmann, Rund um die Pestsäule. In: Die Pestsäule Nr. 7, Juni/Juli 1973, S. 581-583; hier S. 582. Franz Schuh, Ich oder nicht. In: manuskripte 40, 1973, S. 2. Ebenda S. 19-20. Weitere Autoren, die später vom österreichischen PEN-Club in die GAV übertraten, waren Hilde Spiel (1980), Peter Henisch (1980) und Helmut Peschina (1981). Zitiert nach: Peter Turrini, Turrini-Lesebuch. Stücke, Pamphlete, Filme, Reaktionen etc. Ausgew. und bearb. v. Ulf Birbaumer. Wien/München/ Zürich 1978, S. 369. Ebenda S. 170. Vgl.: Michael Siegert, Das Irrationale in der Politik. In: Neues Forum, Juli/August 1973, S. 57-60; Josef Dvorak, Die Blutorgien des Hermann Nitsch. Zur Psychologie des o. m. theaters. In: Neues Forum, November 1973, S. 50-54; Hermann Nitsch, ich liebe den krieg. In: Neues Forum, Juni 1974, S. 37-42; Josef Dvorak, Die Faschisten von heute. Antwort an Hermann Nitsch. In: Neues Forum, Juni 1974, S. 43-47; Michael Siegert, Demnächst Provokateure. Rollenwechsel der Wiener Aktionisten. In: Neues Forum, Juni 1974, S.48. Neues Forum, Juni 1974, S. 37. Hermann Nitsch, ich liebe den krieg (Anm. 134), S. 37. Ebenda S.41f. Ebenda S.42. Vgl. Walter Benjamin, Nachwort zu: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. In: ders., Gesammelte Schriften Bd. 1/2 (Anm. 1), S. 506-508. Vgl. Austrittserklärung Günter Brus. Berlin, 6.6.1974. Archiv Jandl. Austrittserklärung Oswald Wiener. Berlin, 17. 7. 1974. Archiv GAV. Brief Oswald Wieners an Ernst Jandl. Berlin, 6.4.1973. Archiv Jandl.

143 Vgl. Franz Schuhs Analyse der Gründung und Entwicklung des Vereins, Anm. 93. 144 Brief Peter Turrinis an Ernst Jandl, undatiert (mit Sicherheit vor 30.11.1974). Archiv Jandl. 145 Kunstbericht 1974, Bundesministerium für Unterricht und Kunst, S. 23. 145a Zum Verhältnis von Literatur und staatlicher Förderungspolitik in Österreich vgl.: Michaela Judy, Literaturförderung in Österreich. Wien 1984 (mschr. Diss.). 146 Vgl. Protokoll der Vollversammlung am 15.5.1976 in der Galerie nächst St. Stephan, Wien. Archiv GAV. 147 Vgl. Protokoll der Generalversammlung 1.-3. Oktober 1976 in Gmunden/OÖ. Archiv GAV. 148 Unter den spärlichen Pressereaktionen vgl.: Bert Nichols, Zum Literatursymposium der Grazer Autorenversammlung: Bewölkungszunahme. In: Kleine Zeitung, 28. 10. 1973. 149 Vgl.: C. A., Nicht nur Zustimmung. In: Neue Kronen-Zeitung, 24.6. 1974; Kuni Pflotscher, Mehr Dichter als Dichtung. In: Tagblatt Linz, 24. 6. 1974. 150 Vgl. Anhang, S. 184. 151 Peter Weiermair, notizen zu „kunst aus spräche". In: Ausstellungskatalog kunst aus spräche. Wien 1975, unpaginiert. 152 Vgl.: Manfred Chobot, Schweden - Schlaraffenlandfür Schriftsteller. In: Neue Wege, November 1978, S. 1-12. 153 Beitragende waren Herbert Brödl, Gustav Ernst, Elfriede Gerstl, Hans Haider, Hilde Haider-Pregler, Hermann Hendrich, Ernst Jandl, Wolfgang Kudrnofsky, Günther Nenning, Andreas Okopenko, Heidi Pataki, Reinhard Priessnitz, Hans Prokop und Christian Wallner. 154 Bis März 1976 gab es nur eine Stellungnahme dazu, nämlich von Hermann Hendrich. 155 Interview mit Andreas Okopenko, 15.5.1984. 156 Bundesministerium für Unterricht und Kunst, Kulturpolitischer Maßnahmenkatalog. Erste Ansätze für eine Verbesserung des Kulturverhaltens. Wien o. J. 157 GAV-SK-Aussendung, 10.7. 1976. Archiv GAV. 158 Vgl. Salzburger Nachrichten, 23.4.1976. 159 Telegramm der GAV an die Bundesregierung, Wien, 24.6.1976. Archiv GAV. 160 Ruiss/Vyoral, Dokumentation zur Situation junger österreichischer Autoren (Anm. 12), S.283. 161 Vgl.: Hans Haider, Schriftsteller: Stiefkinder des Sozialrechts. In: Die Presse, 15.5. 1976. 162 Ruiss/Vyoral, Dokumentation zur Situation junger österreichischer Autoren (Anm. 12), S. 58. 163 Ebenda S. 68-70. 164 Vgl. Die Presse, 25./26. 10.1975. 165 Vgl. Ulrich Greiner, Grazer Geschichten. Die Literaturtage im „Steirischen Herbst": Ein Krach mit Gespenstern. In: FAZ, 1.11. 1975, S. 19. 166 Wien, 22.11.1975. Archiv GAV.

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167 Die GAV erklärte sich auch mit Gerhard Roth solidarisch, der wegen eines polemischen, auf eine negative Rezension der „Gespenster" bezugnehmenden offenen Briefes gegen den Redakteur der „SüdostTagespost" und Leiter der „Aktion zur Rettung des Steirischen Herbstes" Wolfgang Arnold vor Gericht verklagt und wegen Verspottung zu einer Geldstrafe verurteilt worden war. Roth wurde von der GAV auch finanziell unterstützt. 168 Als ein Fall von Diskriminierung wurde bei der selben Generalversammlung Anselm Glück im Streit gegen das Linzer Landestheater unterstützt, dessen Intendant Stögmüller sich weigerte, das mit einem Förderungspreis prämiierte Stück „Die Lampe" von Glück aufzuführen. 169 Michael Töteberg, Peter Turrini. In: KLG, S. 6. 170 Erklärung der GAV und des österreichischen PEN-Clubs. Wien, 20.2.1976. Archiv GAV. 171 Staberl, Wo Scheiße subventioniert wird. In: Neue Kronen-Zeitung, 20.11. 1977. 172 Presseaussendung der GAV, 15. 5.1977. Archiv GAV. 173 Telegramm der GAV vom 29.7.1978. Archiv GAV. 174 Appell des Vorstandes der GAV an den Gemeinderat der Stadt Wien. Wien, 24.9.1976. Archiv GAV. 175 Vgl. Die Presse, 1.12. 1977; Kurier, 1. 12. 1977. 176 Resolution der GAV, Wien, 4. 12. 1977. Archiv GAV. 177 Vgl. Protokoll der Nationalratsdebatte vom 2.2.1978. Archiv GAV; weiters: Sigrid Löffler, Wallenstein des Anstoßes. In: Profil, 3.5. 1978, S. 52f. 178 Resolution der GAV, 24.4.1978. Archiv GAV. 179 Vgl. Oberösterreichisches Tagblatt, 23. 12. 1978. 180 Vgl. Die Presse, 31. 5.1978. 181 Presseaussendung der GAV. Wien, 21. 3. 1979. Archiv GAV. 182 Stellungnahme der GAV zu Ingeborg Bachmann-Preis. Wien, April 1977. Archiv GAV. 183 Erklärung der GAV, 8.6.1978. Archiv GAV. 184 Die GAV hatte ihre Mitglieder zu Spenden für Valie Export, die in einen Prozeß verwickelt worden war, aufgerufen (siehe oben S. 82). 185 Brief Peter Handkes an das Sekretariat der GAV. Clounart (Frankreich), 26.5.1977. Archiv GAV. 186 Ähnlich äußerte sich Franz Schuh zum Austritt Handkes: Interview vom 30.3.1984. 187 Brief Hermann Hendrichs an das Sekretariat der GAV. Wien, 10.3.1976. Archiv GAV. 188 Vgl. Brief Hermann Hendrichs an das Sekretariat der GAV. Wien, 19.6.1978. Archiv GAV. 189 Brief H. C. Artmanns, Peter Roseis und Helmut Eisendles an das Sekretariat der GAV. Salzburg 4.6.1978. Archiv GAV. 190 Vgl. Die Presse, 16.6. 1978, S. 5. 191 Vgl. dazu die Polemik Franz Schuhs gegen H . C . Artmann aus Anlaß von dessen Austritt: Franz Schuh, Ein Dokument österreichischer Literatur. In: Extrablatt, 2. 8.1978, S. 56f.

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192 Daneben spielen persönliche Antipathien und Angriffe eine Rolle. Ob die in der Austrittserklärung erwähnten aggressiven Telephonanrufe von Mitgliedern der GAV stammten, ist fraglich. Emst Jandl etwa bestritt diese Annahme dezidiert: vgl. Brief Ernst Jandls an H. C. Artmann. Wien, 18.6.1978. Archiv Jandl. 193 Zumindest für Helmut Eisendle war der Austritt aus der GAV nicht endgültig: 1983 trat er ihr wieder bei. - Ein relativ kurzes Intermezzo bildete der Austritt Gerald Bisingers am 29.6.1978. Am 1.4.1979 trat er nach Aufforderung durch die Generalversammlung wieder in den Verein ein. 194 Brief Otto Breichas an das Sekretariat der GAV. Wien, 7.6. 1978. Archiv GAV. 195 Brief Gerhard Roths an das Sekretariat der GAV. Graz, 8. 12.1978. Archiv GAV. 196 Neue Kronen-Zeitung, 16.12.1978. 197 Vgl. Die Presse, 16.6.1978, S. 5. 198 Ohne nähere Begründung traten am 14.8.1979 Heinz Cibulka, Hermann Nitsch und Peter Veit aus der GAV aus. Nitsch wurde 1983 wieder in den Verein aufgenommen. 199 Brief Gernot Wolfgrubers an das Sekretariat der GAV. Wien, 2.2.1979. Archiv GAV. 200 Siehe unten S. 113. 201 Brief Helmut Zenkers an das Sekretariat der GAV. Kossen (T), 2.2.1979. Archiv GAV. 202 Ironischerweise wurde diese Kritik gerade von einem Autor geäußert, dem man 1973 Kollaboration mit dem PEN vorwarf. Helmut Zenker hatte nämlich im März 1973 in der Pestsäule (Heft 5) einen Text, „interpolationen ", veröffentlicht. 203 Protokoll der Generalversammlung der GAV am 16.4. 1977 in Wien. Archiv GAV. - Anlaß für diese Erklärung war der Beitritt des GAVMitglieds Hubert Fabian Kulterer zum österreichischen PEN-Club. Kulterer wurde in der Folge aus der Mitgliederliste der GAV gestrichen. 204 Brief Hans Haids und Bernhard C. Bünkers an das Sekretariat der GAV. Wien, 20.11.1979. Archiv GAV. 205 Brief Franz Schuhs an Hans Haid und Bernhard C. Bünker. Wien, 3.12. 1979. Archiv GAV. 206 Brief Hans Haids an das Sekretariat der GAV. Wien, 11.12.1979. Archiv GAV. 207 Telegramm der GAV an Anton Mayr, Kulturredaktion des österreichischen Fernsehens. Wien, 29.10.1979. Archiv GAV. Abgedruckt u.a. in: Wespennest Nr. 36, November 1979, S. 53.- Wolfgang Kraus machte in einer Antwort darauf aufmerksam, daß er sich auch für Autoren der GAV einsetze und daß im übrigen ein Generalintendant wesentlich mehr Macht habe. Vgl. Kleine Zeitung, 31.10.1979. 208 Außerdem war nach eigener Auskunft Hans Haider maßgeblich an der Verfassung der Resolution beteiligt. 209 Vgl.: Protokoll der Vorstandssitzung der GAV am 17./18.11.1979 in Wien. Archiv GAV. 210 Hilde Spiel verließ am 27.5.1974, nach den Ereignissen beim internatio-

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nalen P E N - K o n g r e ß in Ohrid, den österreichischen P E N - C l u b . Vgl. Brief Hilde Spiels an den österreichischen P E N - C l u b , 27.5.1974. Archiv Jandl. Vgl. Protokoll der Vorstandssitzung der G A V a m 2 3 . 3 . 1 9 8 0 in Wien. Archiv G A V . Vgl. Protokoll der Generalversammlung der G A V a m 22./23.3.1980 in Wien. Archiv G A V . Beschlossen bei der Generalversammlung der G A V a m 31.10./1.11. 1981 in Innsbruck. Archiv G A V . - Z u r ersten Ä n d e r u n g des Paragraphen über die A u f n a h m e von Mitgliedern vgl. oben S . 6 7 f . Vgl. Protokoll der Vorstandssitzung der G A V a m 3./4.4.1981 in Wien. Archiv G A V . Die Presse, 10.9.1980. Vgl. Protokoll der Generalversammlung der G A V a m 8./9.-11.1980 in Wien. Archiv G A V . Dies verstieß gegen die Statuten, in denen festgelegt war, d a ß die Zahl der Vorstandsmitglieder „30 nicht übersteigen d a r f " . Vgl. Protokoll der Vorstandssitzung der G A V a m 2 0 . 1 1 . 1 9 8 2 in Wien. Archiv G A V . Quellen: Subventionsabrechnungen der G A V 1973 bis 1983, Archiv G A V ; „ K u n s t b e r i c h t e " des Bundesministeriums f ü r Unterricht u n d K u n s t , 1974 bis 1983. Vgl. Protokoll der Vorstandssitzung der G A V am 2 0 . 1 1 . 1 9 8 2 in Wien; Protokoll der Generalversammlung der G A V 19.-21.11.1982 in Wien. Archiv G A V . Werner Kofler, Wer will ihn? Veto gegen Heller. In: Falter 25, 1983, S. 27. Vgl. die Diskussion über die A u f n a h m e von A n d r é Heller bei der Generalversammlung der G A V a m 2 6 . 1 1 . 1 9 8 3 in Wien. T o n b a n d a u f zeichnung R. I. Vgl. Protokoll der Vorstandssitzung der G A V a m 3 1 . 3 . 1 9 8 3 in Wien. Archiv G A V . Alfred Kolleritsch hatte wegen Arbeitsüberlastung schon vorher seinen Wunsch bekanntgegeben, sich aus seiner F u n k t i o n als Vizepräsident und Vorstandsmitglied zurückzuziehen. Vgl. Postkarte Alfred Kolleritschs an das Sekretariat der G A V , G r a z 2.11.1983. Archiv G A V . Sie waren bei der Vorwahl respektive an 21., 23. u n d 25. Stelle gestanden. Vgl. die Chronik der Veranstaltungen der G A V irn A n h a n g . N a c h einer mündlichen A u s k u n f t von Liesl Ujvary, Wien, Mai 1984. Dies wurde in den beginnenden achtziger Jahren etwa d u r c h die Verleih u n g des G r o ß e n österreichischen Staatspreises 1982 an Friederike M a y r ö c k e r und 1984 an Ernst Jandl bestätigt. Siehe oben S. 84f. Staberl, Blumen im Schulfunk. In: Neue Kronen-Zeitung, 8.2. 1979. D a ß die Diffamierung M a n f r e d Mixners erfolglos war, zeigt sich darin, d a ß er, bisher freier Mitarbeiter, im Herbst 1979 mit der Leitung der Abteilung Literatur des steirischen Landesstudios betraut wurde. Resolution der G A V v o m 19.2.1979. Archiv G A V .

233 Resolution der GAV, verabschiedet bei ihrer Generalversammlung am 10./11.3.1979 in Bregenz. Archiv GAV. 234 Resolution der GAV, verabschiedet ebenda. - Das von Friedrich Welz initiierte Projekt scheiterte in der Folge am Widerstand der zuständigen staatlichen Stellen. 235 Telegramm des Vorstandes der GAV vom 15.1.1980. Archiv GAV. 236 Vgl. Brief Karl Blechas an die GAV. Wien, 21. 1. 1980. Archiv GAV. 237 Leiter des Instituts wurde der Wiener Germanistik-Professor Herbert Zeman, Mitglied des österreichischen PEN-Clubs. 238 Brief der GAV gleichlautend an die Bundesminister Fred Sinowatz und Hertha Firnberg. Wien, 26.3.1980. Archiv GAV. 239 Vgl. Anm. 121. 240 Resolution der GAV vom 23.2.1981. Archiv GAV. 241 Telegramm der GAV vom 16.10.1980. Archiv GAV. 242 Resolution der GAV vom 19.2.1980. Archiv GAV. 243 Vgl.: Rupert Kerer, Kirche, Antisemitismus. In: Tiroler Tageszeitung, 16.2. 1980. 244 Presseerklärung der GAV vom 13.5.1980. Archiv GAV. 245 Solidaritätserklärung der Generalversammlung der GAV am 8./9.11. 1980 in Wien. Archiv GAV. 246 Resolution ebenda. 247 Resolution der GAV vom 5.4.1981. Archiv GAV. 248 Resolution der GAV vom 21. 5.1981. Archiv GAV. 249 Protesttelegramm der GAV vom 27.5.1981. Archiv GAV. 250 Protesttelegramm der GAV vom 21.10.1981. Archiv GAV. 251 Vgl. Volksstimme, 24. 10. 1981. 252 Presseaussendung der GAV vom 11.12.1981. Archiv GAV. 253 Interne Aussendung von Antonio Fian, undatiert. Archiv GAV. 254 Siehe Anm. 252. 255 Siehe oben S. 57. 256 Resolution der Generalversammlung der GAV am 31. 10./1.11. 1981 in Innsbruck. Archiv GAV. 257 Presseaussendung der GAV vom 7.9.1982. Archiv GAV. 258 Resolution der Generalversammlung der GAV vom 25.-27.11.1983 in Wien. Archiv GAV. 259 Bericht des Verfassungsausschusses. Beilage zu den stenographischen Protokollen des Nationalrates XV. GP. Wien 30.4.1981, S. 8. Archiv GAV. 260 Brief Ulf Birbaumers an Alois Mock und Friedrich Peter. Wien, 15.2.1982. Archiv GAV. 261 Presseaussendung der GAV vom 7.10.1982. Archiv GAV. 262 Brief Ulf Birbaumers an den Bürgermeister von Sittersdorf Michael Posod. Wien, 5.2.1982. Archiv GAV. 263 Vgl. Protokoll der Generalversammlung der GAV 31. 10./1. 11. 1981 in Innsbruck. Archiv GAV. 264 Vgl. Protokoll der Generalversammlung der GAV am 6./7.3.1982 in Wien. Archiv GAV. 265 Appell der GAV an den Präsidenten der CSSR Gustav Husäk, Wien, 20.10.1979. Archiv GAV.

157

266 Vgl. Anm. 263. 267 Presseerklärung der GAV vom 21.12.1981. Archiv GAV. 268 Protokoll der Generalversammlung der GAV vom 25.-27.11.1983 in Wien. Archiv GAV. 269 Vgl. Internes Rundschreiben des „Situationskollektivs" an alle Mitglieder der GAV. Wien, 11.6.1979. Archiv GAV. 270 Vgl. Protokoll der Generalversammlung der GAV am 10./11. 3.1979 in Bregenz. Archiv GAV. 271 Vgl.: Gerhard Ruiss/Johannes A. Vyoral (Hrsg.), Mürzzuschlager Manifest. Materialien zur Tagung „Die Lage der Schriftsteller in Österreich "(1.-4. November 1979, Mürzzuschlag). Hrsg. v. der Walter Buchebner-Gesellschaft. Wien 1980. 272 Stellungnahme und Forderung der GAV zur „Literatur im Fernsehen". Wien, 1.12.1979. Archiv GAV. 273 Vgl. Zirkular. Zeitschrift der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, Nr. 5, Wien 1981 (enthält die Resolutionen des Ersten Österreichischen Schriftstellerkongresses). Außerdem: Gerhard Ruiss/ Johannes A. Vyoral, Problemkatalog. Bedingungen der Literaturproduktion in Österreich. Arbeitsunterlage zum Ersten Österreichischen Schriftstellerkongreß 6.-8. März 1981 in Wien. Wien 1981; dies. (Hrsg.), Die Freiheit, zu sehen, wo man bleibt. Erster Österreichischer Schriftstellerkongreß. Wien 1982. 274 Zirkular Nr. 5 (Anm. 273), S. 15. 275 Ebenda S. 1. 276 Resolution der GAV vom 15.4.1981. Archiv GAV. 277 Erklärung der GAV vom 11.11. 1981. Archiv GAV. 278 Das Personenkomitee, das die Demonstration organisierte, bestand aus Milo Dor, Christian Ide Hintze, Franz Innerhofer, Christine Nöstlinger, Gerhard Ruiss, Michael Scharang, Brigitte Schwaiger, Hilde Spiel, Peter Weibel, G e m o t Wolfgruber und Helmut Zenker. 279 Resolutionsentwurf. Zitiert nach: Die Presse, 2. 3.1982. 280 Zirkular Nr. 5 (Anm. 273), S. 28. 281 Vgl. Brief der IGÖA und des „Berufsverbands bildender Künstler Österreichs" an die Ö K U . Wien, 11.12.1982. Archiv GAV. 282 Vgl. Autorensolidarität. Informationsschrift der IG Autoren ( = IGÖA), Nr. 4, Dez. 1983, S.4-12. 283 Zitiert nach: ebenda, S. 32. 284 Nach einem Interview mit Ernst Jandl vom 24.6.1984. 285 Zirkular Nr. 5 (Anm. 273), S. 28 f. 286 Autorensolidarität Nr. 4 (Anm. 282), S. 35. 287 Zur Einrichtung und Aufgabe des „Kulturservice" vgl. oben S. 77. 288 Franz Schuh, Literatur und Macht (Anm. 97), S.91. 289 Rolf Schwendter, Notate zu einem Selbstverständnis der Grazer Autorenversammlung. Manuskript zum gleichnamigen Vortrag am 27.11.1983 bei der Generalversammlung der GAV in Wien. Stand: März 1983, S. 1. 290 Diese Generalversammlung fand unter dem Motto „10 Jahre Grazer Autorenversammlung" vom 25. bis zum 27.11.1983 im Internationalen Kulturzentrum in Wien statt; sie wurde mit Filmvorführungen und Lesungen von über fünfzig Autoren im Museum des 20. Jahrhunderts abgeschlossen.

158

291 Franz Schuh, Thesen zum Wesen. Überlegungen zur populären gegenwärtigen Diskussion über Literatur und Literaten. In: Extrablatt, Mai 1980, S. 82f.; hier S. 83. 292 Franz Schuh, Ein Sekretär hat's schwer (Anm. 93). 293 Nämlich H. C. Artmann, Günter Brus, Franz Buchrieser, Peter Handke, Hubert F. Kulterer, Otto Mühl, Peter Rosei, Gerhard Roth, Dominik Steiger, Peter Vujica, Oswald Wiener und Helmut Zenker. Vgl. Anhang S. 178 f. 294 Franz Schuh, Ein Sekretär hat's schwer (Anm. 93). 295 Rolf Schwendter, Notate (Anm. 289), S. 7. 296 Ebenda S. 6. - In seiner „Theorie der Subkultur" (Frankfurt/M. 1978, S.67) versuchte Schwendter nachzuweisen, daß für eine alternative Bewegung eine vollkommene Desintegration nicht möglich ist, „und wenn, dann um den Preis einer Isolation, die eine Wirkung zur grundsätzlichen Veränderung der Gesellschaft so gut wie unmöglich macht". Deshalb ist für Schwendter die einzige Möglichkeit des Überlebens von Subkultur der „gleichzeitige Vollzug von Integration und Nichtintegration". 297 Rolf Schwendter, Theorie der Subkultur, Frankfurt/M. 1978, S. 62ff. 298 Rolf Schwendter, Notate (Anm. 289), S. 7. 299 Ebenda S. 8. 300 Ebenda S. 9. 301 Interview mit Ernst Jandl vom 24.6.1984. 302 Interview mit Franz Schuh vom 30. 3. 1984. 303 Vgl. Rolf Schwendter, Notate (Anm. 289), S. 11. 304 Vgl. die kommentierte Mitgliederliste der GAV im Anhang S. 167-177. 305 Vgl. Generalversammlung der GAV am 26.11.1983 in Wien. Tonbandprotokoll R. I. 306 Interview mit Franz Schuh vom 30. 3. 1984. 307 Interview mit Ernst Jandl vom 24.6. 2984. 308 Vgl. Rolf Schwendter, Notate (Anm. 289), S. 12-15. 309 Siehe Anm. 91. 310 Ausgenommen von dieser Kritik ist ausdrücklich Gunter Falk. 311 Hans Magnus Enzensberger, Die Aporien der Avantgarde (1962). In: ders., Einzelheiten II. Poesie und Politik. Frankfurt/M. 3 1979, S. 50-80; hier S. 80. 312 Ebenda S.79f. 313 Friedrich Geyrhofer, Oswald Wiener. In: Neues Forum, H. 230/31, März 1973, S. 64-66; hier S. 64. 314 Robert Menasse, Der Typus des „Außenseiters" im Literaturbetrieb (am Beispiel Hermann Schürrer). Wien 1980 (mschr. Diss.), S. 99. Schon vorher hat Franz Schuh in einer Kritik der Wiener Theaterkritik von der „Phanlanx einer sozialpartnerschaftlichen Ästhetik, an der hierzulande nicht zu rütteln ist" gesprochen (Franz Schuh, Der Bauer als Millionär. Zu einer Inszenierung von Horst Zankl. In: ders., Das Widersetzliche der Literatur. Kritische Kritiken. Wien/München 1981, S. 25-27 hier S. 25). 315 Ebenda S. 142. 316 Franz Schuh, Literatur und Macht (Anm. 97), S. 86. 317 Ebenda S.87.

159

318 1980 und 1981 wurde „Bezahlt wird nicht", 1982 „Hohn der Angst", 1984 „Mammas Marihuana ist das beste" gespielt. 1983 wurde anläßlich des Türkenjahrs Nazim Hikmets „Menschenlandschaften" im Studio Molière in Wien aufgeführt. 319 Abgedr. in: manuskripte, H. 54/1976, S. 3-14. 320 Dieser Ausdruck stammt von Ernst Jandl selbst. Zitiert nach: Die Presse, 28.10. 1976, S. 5. 321 Zu den „Humanisten" vgl.: Wendelin Schmidt-Dengler, Humanisten Terroristen. In: Literatur und Kritik, H. 165/166, 1982, S. 22-30. 322 Darmstadt/Neuwied 1980. Uraufführung: 28.9. 1979, Graz. 323 Zu „Aus der Fremde" vgl. die Beiträge von Ellen Hammer, Peter Krämer und Eugen Gomringer in: Ernst Jandl Materialienbuch (Anm. 31), S. 126-144.

160

Anhang Charta des internationalen PEN Die PEN-Charta gründet sich auf Resolutionen, die auf internationalen Kongressen angenommen worden sind, und soll, wie folgt, zusammengefaßt werden. Der PEN-Club vertritt die folgenden Grundsätze: 1. Literatur, obgleich national in ihrem Ursprung, kennt keine scheidenden Landesgrenzen und soll auch in Zeiten innerpolitischer oder internationaler Erschütterungen ihre Eigenschaft als eine allen Nationen gemeinsame Währung behalten. 2. Unter allen Umständen, und insbesondere auch im Kriege, sollen Werke der Kunst, der Erbbesitz der gesamten Menschheit, von nationalen und politischen Leidenschaften unangetastet bleiben. 3. Mitglieder des PEN sollen jederzeit ihren ganzen Einfluß für das gute Einvernehmen und die gegenseitige Achtung der Nationen einsetzen. Sie verpflichten sich, für die Bekämpfung von Rassen-, Klassen- und Völkerhaß und für die Hochhaltung des Ideals einer in einer einigen Welt in Frieden lebenden Menschheit mit äußerster Kraft zu wirken. 161 ii

4. Der PEN steht zu dem Grundsatz des ungehinderten Gedankenaustausches innerhalb einer jeden Nation und zwischen allen Nationen, und seine Mitglieder verpflichten sich, jeder Art der Unterdrückung der Äußerungsfreiheit in ihrem Lande oder in der Gemeinschaft, in der sie leben, entgegenzutreten. Der PEN erklärt sich für die Freiheit der Presse und verwirft die Zensurwillkür überhaupt, und erst recht in Friedenszeiten. Er ist des Glaubens, daß der notwendige Fortschritt der Welt zu einer höher organisierten politischen und wirtschaftlichen Ordnung hin eine freie Kritik gegenüber den Regierungen, Verwaltungen und Einrichtungen gebieterisch verlangt. Und da Freiheit auch freiwillig geübte Zurückhaltung einschließt, verpflichten sich die Mitglieder, solchen Auswüchsen einer freien Presse, wie wahrheitswidrigen Veröffentlichungen, vorsätzlicher Lügenhaftigkeit und Entstellung von Tatsachen, unternommen zu politischen und persönlichen Zwecken, entgegenzuarbeiten. Allen qualifizierten Schriftstellern, Herausgebern und Übersetzern, ohne Unterschied der Nationalität, Rasse, Farbe und Religion, die sich zu diesen Zielen unterschriftlich bekennen, steht die Mitgliedschaft zum PEN offen.

162

Die Gründungsmitglieder der GAV Friedrich Achleitner (1) (2) (3) Hans Carl Artmann (1) (2) (3) Christian Ludwig Attersee (2) (3) Josef Bauer (2) Wolfgang Bauer (1) (3) Heimrad Bäcker (1) (2) (3) Joe Berger (1) (2) (3) Gerald Bisinger (1) (2) (3) Otto Breicha (1) (3) Günter Brus (3) Franz Buchrieser (1) (2) Helmut Eisendle (1) (2) (3) Gustav Ernst (1) (2) (3) Valie Export (3) Gunter Falk (1) Barbara Frischmuth (1) (3) Elfriede Gerstl (1) (2) (3) Friedrich Geyrhofer (2) Reinhard P. Gruber (1) (3) Franz Haderer (2) Peter Handke Wilhelm Hengstler (1) (3) 163

Friedrich Herrmann (3) Klaus Hoffer (1) (2) (3) Ernst Jandl (1) (2) (3) Gert F. Jonke (1) (2) (3) Kurt Kalb (3) Franz Kaltenbeck (3) Alfred Kolleritsch (1) (2) (3) Peter Kraml (2) Wolfgang Kudrnofsky (2) Hubert Fabian Kulterer (2) Fritz Lichtenauer (2) Anestis Logothetis (1) (2) (3) Peter Matejka (1) Friederike Mayröcker (1) (2) (3) Otto Mühl (1) Günther Nenning (1) (2) (3) Hermann Nitsch (1) (3) Heidi Pataki (1) (2) (3) Cora Pongracz (2) Reinhard Priessnitz (2) (3) Peter Rosei (1) (3) Gerhard Roth (1) (3) Gerhard Rühm (1) (2) (3) Michael Scharang (1) (3) Hans Scheugl (3) Alfred Schmeller (3) Ernst Schmidt jr. (1) (3) Waltraud Seidlhofer (2) Harald Sommer (1) (3) Michael Springer (1) (3) Dominik Steiger (1) (3) Peter Vujica (1) (3) Peter Weibel (1) (3) Peter Weiermair (1) (2) (3) Oswald Wiener (2) Helmut Zenker (1) (2) (3) 164

(1) Teilnehmer an der ersten Autorenversammlung in Graz am 24. und 25.2. 1973. (2) Teilnehmer an der zweiten Autorenversammlung in Graz am 24. und 25.3.1973. (3) Autoren, die bis etwa Mitte März 1973 die PEN-Charta unterschrieben haben.

Autoren, die am 22.1.1973 zur ersten Autorenversammlung in Graz eingeladen wurden, der Einladung nicht folgten und erst nach der Gründung der GAV ihr beitraten (die Zahl bezeichnet das Jahr des Beitritts): Herbert Brödl 1977 Ruediger Engerth 1980 Heinz Gappmayr 1975 Lutz Holzinger 1976 Elfriede Jelinek 1973 Ernst Kein 1976 Kurt Kren 1975 Andreas Okopenko 1973 Wilhelm Pevny 1974 Helmuth Qualtinger 1982 Hermann Schürrer 1973 Rolf Schwendter 1976 Hans Trümmer 1973 Autoren, die am 22.1.1973 zur ersten Autorenversammlung eingeladen wurden, der Einladung nicht folgten und nicht Mitglieder der GAV wurden: Gerhard Amanshauser Thomas Bernhard Max Hölzer Otto Mauer (gestorben 1973) Hermann Jandl Franz Turnier

165

DIE STEIGERUNG DER MITGLIEDERZAHL DER GRAZER AUTORENVERSAMMLUNG 1973-1984

Mitgliederverzeichnis der GAV. Stand: August 1984 (Gesamtzahl: 367) Die Angaben neben den Namen bezeichnen: 1) das Jahr der Aufnahme in die GAV, 2) das Geburtsjahr, 3) den derzeitigen Wohnort des Autors, 4) den Tätigkeitsbereich des Autors. Abkürzungen: D Drama E Essay Erz. Erzählung F Film H Hörspiel J Journalismus L Lyrik P Prosa R Roman Ü Übersetzung W Wissenschaftler Die Angaben zu Punkt 4) erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Friedrich Achleitner

73 30 Wien

Otto J.Adler

82 59 Salzburg

Marc Adrian

73 30 Wien

Christoph W. Aigner Ilse M. Aschner

80 54 Salzburg 79 18 Wien

Architektur, P, L, Konstellationen, Montagen P, W (Film-GeschichteSemiotik) H, F, P, L, Video u. andere visuelle und auditive Darstellungsformen P, L, J J

167

Friedbert Aspetsberger Ruth Aspöck Christian L. Attersee Reinhold Aumaier Heimrad Bäcker

80 39 Krumpendorf (K) 82 47 Wien 73 41 Wien 76 53 Wien 73 25 Linz

Margaret Bäcker Eugen Bartmer Josef Bauer Wolfgang Bauer Neda Bei Joe Berger

78 80 73 73 83 73

25 37 34 41 52 39

80 83 74 80 73/79 83 81

55 55 39 58 36 44 15

Georg Betz Josef Beyerl Ulf Birbaumer Georg Biron Gerald Bisinger Marlies Blaskovics Paul Blau Tassilo Blittersdorf

78 46

Uwe Bolius Ernest Borneman Eva Borneman Gerwalt Brandl Otto Breicha

80 77 79 75 73

Marlies Breier Bert Breit

81 55 81 27

Bazon Brock

79 35

Günther Brödl Herbert Brödl Wolfgang Buchner Bernhard C. Bünker Hellmut Butterweck Manfred Chobot Horst Christoph Gerhard Crepaz Hermann Czech

81 77 76 79 81 75 74 81 80

Franz Josef Czernin Elfriede Czurda Georg Danzer

79 52 74 46 83 46

168

40 15 12 39 32

55 49 46 48 27 47 39 45 36

W (Germanist) P, J, W (Kommunikation) Malerei, Musik, Dichtung P, L L, konkret-visuelle Texte, Photographie, Herausgeber Herausgeberin L L, bildende Kunst D, H, P, L Video, Zeichnung, W, H P, L, D, F, E

Linz Mödling (N) Linz Graz Wien Kaltenleutgeben (N) Wien L, H Wien Schauspieler, D, Kabarett W (Theater), J Wien Wien P, F, D, R, J, L Berlin L, P, J, Lektor, Ü Wien D, R, P Wien Publizist (Umweltpolitik, Arbeitswelt) Wien Konzeptkunst, visuelle Poesie Wien Erz., D, Sachbuch Scharten (O) W (Sexualw., Psychologie) Scharten (O) Ü Wien H, P, L Wien, SalzAusstellungsmacher, Herausgeber, E, J burg Wien Graphik Abram bei F, P, Komponist Hall (T) Bonn W (Ästhetik u. Gestaltungstheorie) Wien F, D, J F, P Wien Graz Malerei Wien P, L, F H, D, J Wien Wien P, H, L Wien J Hall (T) J, Animateur Architekt, ArchitekturpuWien blizist Rettenegg (St) L, P, R, E Berlin P, H, F, L, Dialoge, R Liedermacher, P, Dialoge Wien

Inge Dapunt-Morscher Georg Decristel

74 43 USA 76 37 Innsbruck

Helmut Degner Erich Demmer Alfred Doppler Josef Dvorak

80 82 76 79

Loys Egg Stephan Eibel

82 47 80 53

Helmut Eisendle Ernst A. Ekker Fria Elfen-Frenken Ruediger Engerth Elisabeth Ernst Gustav Ernst Wolfgang Ernst

29 48 21 34

73/83 39 80 37 81 34 80 77 73 76/80

19 45 44 42

Valie Export

73 40

Hans Heinz Fabris Gerda Fassel Janko Ferk

83 42 80 41 81 58

Ingrid E. Fessler Antonio Fian

80 42 80 56

Tone Fink Walter Fink Kurt Fischer Horst Forester Uzzi Förster Herbert W. Franke

80 77 80 81 81 83

Erich Fried Hermann Friedl

74 21 81 20

Barbara Frischmuth Lisa Fritsch Marianne Fritz Dietmar Füssel Ulrich Gabriel

73 80 78 83 80

44 45 35 31 30 27

41 43 48 58 47

H, L Maultrommler, L, Performance, Mail Art München R, Erz., P, Ü Wien Liedermacher Mutters (T) W (Germanist) Heiligenkreuz J, Publizist, Psychotherai. Lafnitztal peut (K) Wien Bildende Kunst Wien D, Erz., P, R, L, kulturelle Animation Wien R, P, E Wien H, F, D, R, Kabarett, Kinderbücher Breitenbrunn Bildende Kunst (B) Wien J Wien Malerei Wien R, Erz., E, D, F, H Neumarkt/ L, Bildhauerei, Malerei, Graphik Raab (St) Wien F, Video, Photographie, Graphik, Aktionen, Performance, L Salzburg W (Publizistik) Wien Bildhauerei St. Kanzian P, L, Ü, R (K) Wien Komponistin, Sängerin Wien H. L, P, Dialoge, Herausgeber Wien Graphik, F, Merksprüche Bregenz J Wien L, P Wien Regisseur, Dramaturg Wien Musik Puppling R, P, H, Computerkunst, W (theoret. Physik, Ästhe(BRD) tik), exp. Photographie London L, P, E, Ü KlosterneuR, P, E, L, H, Facharzt f. burg (N) Psychiatrie u. Neurologie Wien R, Erz., P Wien L Wien L, P, R Wels (O) L, P Dornbirn (V) Liedermacher, Kabarett, Musikkritik, Bühnenmusik

169

Siegwald Ganglmaier Heinz Gappmayr Eva Geber Elfriede Gerstl Friedrich Geyrhofer Anselm Glück Richard Göll Peter Gorsen Otto Grabner Gerald Grassi Bogdan Grbic Marianne R. Gruber Reinhard P. Gruber

76 75 81 73 73 74 75 78 80 80 74 81 73

41 25 41 32 43 50 45 33 52 53 35 44 47

Wien Innsbruck Wien Wien Wien Linz Wien Wien Wien Wien Graz Wien Stainz (St)

Walter G. Gruber Heidi Grundmann

81 47 Innsbruck 81 38 Wien

Waltraud Haas Franz Haderer Roland Hagenberg Friedrich Hahn

80 73 80 73

51 43 55 52

Wien Wien Wien Wien

Hans Haid Christine Haidegger Eberhard Haidegger Hans Haider Hilde Haider-Pregler Roswitha HamadaniReinhard Joschi Hanak Ingram Hartinger Elfriede Haslehner-Götz Adolf Haslinger Josef Haslinger Herbert Häusle

75 78 78 74 75 76

38 42 40 46 41 44

Wien Salzburg Salzburg Wien Wien Salzburg

83 77 80 76 80 79

31 49 33 33 55 38

Klagenfurt Klagenfurt Wien Salzburg Wien Rankweil (V)

Heidi Heide

80 43 Wien

Monika Helfer-Friedrich 75 47 Bregenz Bodo Hell 75 43 Wien André Heller 83 47 Wien Markus Heltschl Wolfgang Hemel Hermann J. Hendrich

81 52 Imst (T) 80 51 Wien 74/78 34 Wien

Lotte Hendrich-Hassmann

81 42 Wien

170

L L P, L, J L, R, E, H, P J, E P, R, D, Graphik J, H, Feature W (Kunsterziehung) P, L L, P, D, J, Lieder F, Innenarchitektur P, R, L, Erz. R, P, E, F, H, Bearbeitungen L J (Redakteurin f. bildende Kunst) L, P L, P, Lektor R Werbetexter, L, visuelle Texte, Montagen, Photographie, Objekte L , R , H , D , W (Volkskunde) L, P, R L, P J W (Theater) L, P, Malerei Schauspieler, D R, P, Fachpsychologe L, P, Erz., Liedertexte W (Germanist) Erz., E, Feature, W L, Dialektliteratur, Malerei Photographie, L, Aphorismus L, P, E, R P, R, H, Photographie F, L, Chanson, KompoF Erz., P, H, J D, P, F, mediale Arbeiten, Tonbandmontagen Dessinateurin

Wilhelm Hengstler Peter Henisch Ernst Herbeck Werner Herbst Friedrich Herrmann Christian I. Hintze Otto Hochreiter Elisabeth Hofer Klaus Hoffer Lina E. Hofstätter Hans Hollein Evelyn Holloway Lutz Holzinger Alfred Hrdlicka Franz Hubmann Peter Hueber Gerti Huemer Bernhard Hüttenegger Franz Innerhofer Harald Irnberger Ernst Jandl Gerhard Jaschke Gerald Jatzek Elfriede Jelinek Nils Jensen Peter Jirak Gert F. Jonke Roland Jörg Robert Jungk Martha Jungwirth Irene Kabanyi Franz H. Kabelka Franz Kain Kurt Kalb Franz Kaltenbeck Walter Kappacher Angelika Kaufmann

73 44 Judendorf (St) F, D, P, W, Aphorismen, Erz. 80 43 Wien R, L, D, Ü, Liedermacher, ji L 77 20 Klosterneuburg (N) L, P, E, Verleger 75 43 Wien D, L, J 73 22 Samersdorf (B) 81 53 Wien D, L, F 81 54 Innsbruck Publizist, Literaturveranstalter, Ausstellungsmacher 81 25 Wien F, H 73 42 Graz R, Ü, J 83 54 Sistrans (T) Liedermacherin, L 76 34 Wien Architekt, Designer, Planer 81 55 Wien D, E, F, L, P 76 44 Wien E, J 77 28 Wien Bildhauerei, Graphik 81 14 Wien Photographie 80 49 Salzburg J 81 44 Wien J 74 48 Launsdorf (K) Erz., R, E, H 74 44 Graz R, Erz. 80 49 Wien J, P, Sachbuch, Erz., Kabarett, D, Drehbuch 73 25 Wien L, D, H, P, E, Ü L, R, E, H, Ü, Herausge78 49 Wien ber Liedermacher 80 56 Wien 73 46 Wien L, E, R, H, D, F 80 47 Wien L, D 80 39 Marta di R, E, F, Malerei Villanova, Prov. Savona 73 46 Wien D, R, P, H, Erz. 81 60 Langen b. L, P, Herausgeber Bregenz 80 13 Salzburg Publizist, Sachbuch 77 40 Wien Malerei, Zeichnung 81 53 Wien P, Psychotherapie 83 54 Feldkirch (V) L, P 80 22 Linz P, Erz., H, E, J 73 35 Wien Galerist 73 44 Paris L, P, E 78 38 Salzburg R, P, H 81 35 Wien Graphik

171

Simone Karlhuber-Vöckl Ernst Kein Herwig Kempinger Marie-Thérèse Kerschbaumer Peter Kersche Gerhard Kleindl Siegfried S. Klotz Heinz Knienieder Friedrich Knilly Gerhard Knogler Gerhard Kny Peter Köck

75 76 80 75

50 28 57 36

Linz Wien Wien Wien

75 74 81 77 83 80 81 78

45 51 57 41 30 43 53 49

Gerhard Kofler Werner Kofler Michael Köhlmeier Ernst Kölz Alfred Kolleritsch Franz Krahberger

76 73 75 77 73 80

47 47 49 29 31 49

Peter Kraml Käthe Kratz Kurt Kren

73 47 83 47 75 29

Richard Kriesche Auguste Kronheim Krista Krumbiegel Paul Kruntorad

80 77 82 80

40 37 44 35

Martin Kubaczek Peter Kubelka Wolfgang R. Kubizek Wolfgang Kudrnofsky Topsy Küppers

83 77 80 73 80

54 34 59 27 31

Klagenfurt Ü,P zuletzt: USA F Völs (T) P Wien Publizist Berlin W, J, D, H, F Linz Bildhauerei Wien Graphik Feldkirchen Graphik, L, P, Chanson (St) Wien J, P, L, D, E Wien R, Erz., P, D, H Hohenems (V) R, H, L, D, Drehbuch Wien Komponist, Musiker Graz L, R, P, Herausgeber Wien R, H, D, Bildende Kunst, Aktionen, Herausgeber Linz H, Feature, E, J Wien F, D Houston F (Texas) Graz Bildende Kunst Wien Graphikerin Wien L, P Wien Publizist, E, P, H, D, Ü, Dramaturg Wien Musiker, E, Feature Wien F Bergen (B) L, Musiker, Komponist, J Wien J, F, R, D, Sachbuch Wien D, Schauspielerin, Regisseurin Wien Musiker, Bildende Kunst Salzburg L, P, D St. Leonhard P (N) Wien D, L, F Wien W (Linguistik Philosophie) Wien W (Philosophie) Wien l F Linz L, visuelle und experimentelle Texte, E Wien Liedermacher, P, L, H, Kabarett

Helmut Kurz-Goldenstein78 41 Ludwig Laher 80 55 Rudolf Lasselsberger 81 56 Erich Ledersberger Elisabeth Leinfellner

81 51 81 38

Werner Leinfellner Reinhold Leitner Fritz Lichtenauer

81 21 78 56 73 46

Reinhard Liebe

77 46

172

L, P L, P, H Bildende Kunst, F L, P, R, E, H, Ü

Ernie Lipp Florian Lipus

P, L R, P, L

Sigrid Löffler Anestis Logothetis

81 49 Bad Ischl (O) 81 37 Eisenkappel (K) 79 42 Wien 73 21 Wien

Gerlinde Obermeir

81 42 Wien

D, P

J Komponist, Musikgraphik Thomas Losch 75 43 Wien P Wolfgang Lotter 80 62 Wien P Heinz Lunzer 76 48 Wien W (Germanist) Daniela Lutz 81 59 Kematen (T) L Kurt Lüthi 83 23 Wien W (evangelische Theologie) Gert Lyon 78 44 Graz Psychiater, Psychotherapeut Dorothea Macheiner 80 43 Salzburg L, P, H, D, Kinderbücher Karin Mack 77 40 Wien Photographie Helene Maimann W (Geschichte), J 81 47 Wien Liedermacher, L, P Siegfried Maron 78 44 Baden (N) D, P, R, H Peter Matejka 73 49 Krems (N) 82 01 Wien J, Volksbildner Viktor Matejka Manfred Maurer 81 58 Wien L, P, H, R 83 58 Wien Angela H. Mayer P, J Marianne Mayer 81 54 Wien R, P, J, L, F L, P, Erz., H Friederike Mayröcker 73 24 Wien Robert Menasse 81 54 Sao Paulo P, L, E, W (Germanist), R Janko Messner 81 21 Klagenfurt P, Ü, E P Marcel Meyrath 80 54 Wien J Manfred Miller 83 43 Mainz 79 48 Innsbruck D, F, P, Kinderbuch Felix Mitterer Manfred Mixner 81 47 Wien E, J F, Publizistin, H, KabaErika Molny-Pluch 79 32 Wien rett Anita Münz 81 57 Wien Metallbearbeitung, Graphik Leo Navratil 76 21 KlosterneuArzt f. Psychiatrie u. Neuburg (N) rologie Günther Nenning 73 21 Wien J, Herausgeber Elisabeth Netzkowa 80 22 Wien Lektorin, W (Slawistik) Hermann Nitsch 73/83 38 Prinzendorf Aktionist a. d. Zaya (N) Thomas Nonhoff 80 47 Wien P, R, H Christine Nöstlinger 74 36 Wien D, L, P, H, Kinderbuch 81 49 Wien F Franz Novotny Fritz Nußböck 80 51 Wien Liedermacher Oswald Oberhuber 75 31 Wien pBildende Kunst, Galerist,

173

Hermann Obermüller Engelbert Obernosterer Karin Obholzer Andreas Okopenko

76 78 81 73

Wolfgang Palka Heidi Pataki Erika Patka

80 51 73 40 78 42

Helmut Peschina Wilhelm Pevny Friederike Pezold Manfred Pichler Rainer Pichler Walter Pilar Thomas Pluch Erich Polzer

81 74 80 81 75 81 79 75

43 44 45 50 42 48 34 52

Liesl Ponger Cora Pongracz Peter Pongratz Reinhard Priessnitz Thomas Prix Gesine Probst-Bösch Hans F. Prokop Ingrid Puganigg Erwin Puls Hans Pusch Helmut Qualtinger

80 77 77 73 80 81 74 77 77 73 82

47 43 40 45 48 44 44 47 39 42 32

Fritz Rassl-Pober Peter Rauter Heinrich Recht

83 41 81 55 78 40

Thomas Redl Elisabeth Reichart Thomas Reinhold Werner Reiss Lukas Resetarits Max Riccabona E. A. Richter Franz Rieger Katharina Riese Thomas Rothschild Gerhard Ruiss Gerhard Rühm

83 81 80 77 81 75 75 76 82 80 78 73

Kurt Ryslavy

81 ?

174

46 36 43 30

60 53 53 41 47 15 41 23 46 42 51 30

Rohrbach (O) E, P, D, L Hermagor (K) R, P Wien J Wien L, R, P, E, H, Feature, Chanson Wien P, H, D Wien J, E, L, Ü Wien Ausstellungskataloge, Herausgeberin Wien D, H, F Wien D, F Wien F, Video, Bildende Kunst Wien J, E, W, H, R, P Wien L Linz L, P, E, Graphik Wien J, D, F Klagenfurt F (Drehbuch), W (Limnologie) Wien F Wien Photographie Wien Malerei L, P, E, J Wien Wien P Hörbranz (T) H Salzburg W (Literatur) Höchst (V) R, P, H, L Wien R, D, Aktionen, Graphik Wien D, P, H Wien Schauspieler, P, Dialoge, Satire, Kabarett Wien P, L Berlin P, D, F Unterweißen- W (Rechtskunde) bach (O) Wien P, E P, R Wien Wien Bildende Kunst Wien Publizist Bisamberg (N) Kabarett, F, Liedertexte Lochau (V) R, P, J, Ü Wien L, H, F, R Oftering (O) R, Erz. Wien Erz., P, J Stuttgart W (Literatur), Feuilleton Wien P, Erz., L, W L, P, E, H, D, F, Musik, Köln Graphik Langenzers- L, Graphik, Malerei dorf

Oskar Sandner Camillo M. Schaefer Michael Scharang Sigurd P. Scheichl Meina Schellander

74 80 73 78 77

27 43 41 42 46

Bregenz Wien Wien Innsbruck Wien

Hans Scheugl Robert Schindel Evelyn Schlag Ferdinand Schmatz Alfred Schmeller Georg Schmid

73 40 Wien 83 44 Wien 81 52 Waidhofen/ Ybbs (N) 78 53 Wien 73 20 Wien 78 44 Salzburg

Alfred P. Schmidt Burghart Schmidt

75 41 Graz 77 42 Wien

Ernst Schmidt Eva Schmidt Wendelin SchmidtDengler Katja Schmidt-Piller Alf Schneditz Hannes Schneider

73 38 Wien 80 52 Bregenz 76 42 Wien

Margit Schreiner Franz Schuh Ulrich Schulz-Buschhaus Egon Scoz

81 74 81 81

53 47 41 51

Salzburg Wien Klagenfurt Innsbruck

Hermann Schürrer Jutta Schütting Georg Schwarzbauer Rosemarie Schwarzwälder Rolf Schwendter

73 77 80 78 76

28 37 31 47 39

Wien Wien Wuppertal Wien Kassel

Waltraud SeidlhoferLepka Helga Seitz Reinhard Sellner Bernd Sibitz Wolfgang Siegmund Jutta Skokan Wilfried Skreiner

73 39 Wels 83 80 81 80 82 76

Giselher Smekal Harald Sommer

81 45 Wien 73 35 Graz

80 41 Purbach (B) 81 44 Milano 74 39 Wien

57 47 44 56 43 27

Wien Wien Wien Graz Wels Graz

D, L, P, E, H, W R, P, E, F R, Erz., P, E, F W (Germanist) Graphik, Malerei, Konzepte, Objekte Publizist, Sachbuch (F) L, P, F, H Erz., P, L L, W (Germanist) Kunstgeschichte, Kritik R, P, E, W (Geschichte, Literatur) R, Erz., P, D E, W (Ästhetik, Philosophie) F P, L W (Germanist) L, P, H, E, Volkskunde P, L, Ü Readytexte, Konzepte, H, E, J R, Erz., P, L, E E, P, W, J, R W (Literatur), E Malerei, Photographie, Texte L, P, E, D L, R, Erz., P, E, H Kunstkritik J L, Lieder, W (Subkultur-, Zukunftsforschung, alternative Psychiatrie) L, P, Ü J Liedermacher D, P, J D L, Erz., P Galerist, W (Kunstgeschichte, Ikonographie), Publizist, E Musiker, Komponist, J D, P, H, W

175

Hilde Spiel Renate Spieler Elisabeth T. Spira Ingo Springenschmid Alfred Springer Michael Springer Hermann Staffier Christa Stippinger Kundeyt Surdum Peter Teibenbacher Heinz Tesar Ingeborg Teuffenbach Alfred Treiber Hans Trümmer Peter Turrini Gunda Uhl Liesl Ujvary Sylvia Ulrich Heinz R. Unger Del Vedernjak

80 81 81 74 83 73 82 80 76 81 76 80 75 73 73 83 75 81 74 81

11 51 42 42 41 44 55 51 37 54 39 14 44 47 44 53 39 57 38 52

Dieter Veith Werner Vogt Johannes A. Vyoral Elisabeth Wäger Peter Wagner

75 81 78 77 81

50 38 53 42 56

Ingrid Wald Christian Wallner Reinhard Wegerth Peter Weibel

78 73 78 73

43 48 50 45

Hans Weichselbaum Peter Weiermair Hans Weigel

76 46 73 44 80 08

Ernst Weiss

83 52

Walter Weiss Hanns Weißenborn Eva Weisz Renate Welsh

76 76 80 81

27 32 56 37

Arthur West Alexander Widner Karl Wiesinger Karl Leonhard Wiesinger

80 81 76 77

22 40 23 40

176

Wien Salzburg Wien Bludenz Wien Aachen Bologna Wien Frastanz (V) Graz Wien Innsbruck Wien Wien Wien Wien Wien Graz Wien Podjuna/ Jaunstein (K) Graz Wien Wien Wien DeutschKaltenbrunn (B) Wien Salzburg Wien Wien

R, E, L, F, J, Ü P F, J L, P, Bilder, Objekte Facharzt f. Psychiatrie R, H, P P, D, H R, Erz., D L, H, Ü L Architekt J, H, L, P J, Feature P, H, F D, R, L, F, Pamphlete L, P, Ü L, P, H P D, L, H, Revue L, H, P, E, Erz. F J P, J, W, L Erz., P, L Erz., H, D, Lieder

Malerei, Restaurierung P, L, Kabarett, E, J, F J L, F, Aktionen, W (Logik, Automatentheorie) W (Literatur) Peking Frankfurt/M. Ausstellungsmacher Maria Enzers-• L, P, Ü, Herausgeber dorf (N) GumpoldsP, L, J kirchen (N) Salzburg W (Germanist) Wien L, P E Wien Wien Kinder- und Jugendliteratlur ur Wien L, D, J Klagenfurt P, H P, D, H Linz Wiener Neu- H, R stadt (N)

Elisabeth Wiesmayr Markus Wilhelm Herbert J. Wimmer Gerhard Winkler Josef Winkler Kurt Winterstein Heimo Wisser Andrea Wolfmayr Kurt Wrba Susanne Zanke Dorothea Zeemann 0 . P. Zier

81 81 75 80 81 81 78 81 77 81 79 83

Joseph Zoderer

82 35

Josef Zuck-Geiszier Peter Zumpf

83 44 79 44

Otto Zykan

78 35

B K N O S St T V

51 56 51 53 55 48 52 53 ? 45 09 54

Wien Innsbruck Wien Graz Klagenfurt Wien Absam (T) Gleisdorf (St) zuletzt: Wien Wien Wien St. Johann/ Pg. (S) Terenten (Südtirol) Wien Wiener Neustadt (N) Wien

W (Germanistin) P E, P P R, P Liedermacher Liedermacher, D, F R, P, J P, L F Erz., P P, F, H R, Erz., P, L, F L, P, H, D J, D, H Performance, Musikinterpret, Komponist

Burgenland Kärnten Niederösterreich Oberösterreich Salzburg Steiermark Tirol Vorarlberg

177 12

Verstorbene Mitglieder der GAV (bis Januar 1985) Die erste Zahl bezeichnet das Jahr der Aufnahme in die GAV. René Altmann Gerold Foidl Friedemann Bayer Franz Bilik Gunter Falk Claus Gatterer Ernie Lipp Gerlinde Obermeir Franz West Ernst Kein

1973 1980 1980 1980 1973 1981 1981 1981 1981 1976

1930-1978 1938-1982 1944-1983 1937-1983 1942-1983 1924-1984 1949-1984 1942-1984 1909-1984 1928-1985

Autoren, die aus der GAV ausgetreten sind (bis Ende 1984) Die erste Zahl bezeichnet das Jahr der Aufnahme, die zweite das des Austritts. H . C . Artmann Peter Baum Gottfried Bechtold 178

1973-1978 1976-1979 1973-1984

1973-1974 1973-1979 1977-1979 1980-1984 1981-1981 1980-1983 1980-1983 1973-1977 1980-1982 1973—1975' 1973-1973 1973-1982 1973-1978 1973-1978 1982-1983 1973-1974 1978-19802 1973-1974 1973-1974 1975-1979 1973-1979 1978-1984

Günter Brus Franz Buchrieser Heinz Cibulka Helmut Deinboek Anton Dekan Walter Grond Helga Gruber Peter Handke Helmut Kobelbauer Hubert F. Kulterer Otto Mühl Arnulf Rainer Peter Rosei Gerhard Roth Wolfdietrich Schmied-Kowarzik Dominik Steiger Helmut Strutzmann Peter Vujica Oswald Wiener Gernot Wolfgruber Helmut Zenker Otto Zykan

1 Wurde aufgrund seines Beitritts zum österreichischen PEN aus der Mitgliederliste gestrichen. 2 Wurde wegen eines Artikels in der „Kleinen Zeitung" (10.1.1980), in dem er die GAV negativ beurteilte, zum Austritt aufgefordert.

Mitglieder der GAV, die aus dem Verein austraten und ihm wieder beitraten (die erste Zahl bezeichnet das Jahr des Beitritts, die zweite das des Austritts und die dritte das des neuerlichen Beitritts): Gerald Bisinger Bernhard C. Bünker Helmut Eisendle Wolfgang Ernst

1973 1979 1973 1976

1978/1979 1979/1979 1978/1983 1979/1980 179

Hans Haid Hermann Hendrich Hermann Nitsch Peter Veit

180

1975 1974 1973 1978

1979/1979 1976/1978 1979/1983 1979/1984

Der Vorstand der G A V seit ihrer Generalversammlung am 26.11.1983

Ernst Jandl /79 Ilse M. Aschner /79 Ulf Birbaumer /65 Franz Schuh /64 Rolf Schwendter /62 Heimrad Bäcker /61 Gerhard Ruiss /61 Elfriede Czurda ¡59 Elfriede Gerstl /58 Marie-Thérèse Kerschbaumer /58 Friederike Mayröcker /55 Gerhard R ü h m /52 Andreas Okopenko /52 Ernest Borneman /52 Gerhard Jaschke /51 Josef Haslinger /50 Reinhard Priessnitz /41 Johannes Vyoral /41 Manfred Chobot /38 Thomas Rothschild /35 181

Die Funktionen im Vorstand Präsident: Ernst Jandl Vizepräsidenten: Heimrad Bäcker Elfriede Czurda Marie-Thérèse Kerschbaumer Franz Schuh Kassiere: Manfred Chobot Ilse M. Aschner Generalsekretär: Ulf Birbaumer Sekretariat: Ilse M. Aschner Bei der Vorstandssitzung der GAV am 3.2.1984 wurden in den Vorstand kooptiert: Christine Haidegger /34 Günther Nenning /34 Dorothea Zeemann /33 Die Zahlen hinter dem Querstrich bezeichnen die Anzahl der Stimmen, die die Autoren bei der Vorwahl durch die Mitglieder der GAV erhalten haben.

182

Veranstaltungen der GAV 1973-1983 1973 6.-9.9.: Klausurtagung auf Schloß Retzhof (Steiermark) zu den Themen „Die Situation der österreichischen Schriftsteller" und „Analyse der österreichischen Kulturpolitik und Vorschläge zu ihrer Veränderung". Referenten: Friedrich Achleitner, Josef Bauer, Joe Berger, Heimrad Bäcker, Helmut Eisendle, Gustav Ernst, Friedrich Geyrhofer, Klaus Hoffer, Ernst Jandl, Gert Jonke, Alfred Kolleritsch, Günther Nenning, Heidi Pataki, Reinhard Priessnitz, Gerhard Rühm, Peter Weiermair, Oswald Wiener. 1974 22.6.: „Offene Lesung" von 19 Autoren in Linz im Kongreßsaal der Arbeiterkammer, anläßlich der Generalversammlung der GAV. Es lasen u. a.: Joe Berger, Gerald Bisinger, Gustav Ernst, Valie Export, Lothar Herbst, Klaus Hoffer, Ernst Jandl, Peter Kraml, Hubert F. Kulterer, Fritz Lichtenauer, Friederike Mayröcker, Hermann Nitsch, Reinhard Priessnitz, Gerhard Rühm, Waltraud Seidlhofer, Christian Wallner. 183

1975 24.-26.10.: Tagung „Neues Hörspiel" im Museum des 20. Jahrhunderts in Wien. Hörspiele von: Friedrich Achleitner, Konrad Bayer, Peter Leonhard Braun, Nikolaus Einhorn, Helmut Eisendle, Elfriede Gerstl, Peter Handke, Ludwig Hang, Helmut Heissenbüttel, Ernst Jandl, Elfriede Jelinek, Gert Jonke, Mauricio Kagel, Werner Kofier, Ferdinand Kriwet, Anestis Logothetis, Friederike Mayröcker, Franz Mon, Hermann Nitsch, Paul Pörtner, Gerhard Rühm, Michael Scharang, Michael Springer, Dominik Steiger, Urs Widmer und Paul Wühr. Referate von: Nikolaus Einhorn, Hilde Haider, Heinz Hostnig, Horst Loebe, Paul Pörtner und Gerhard Rühm. 6.11.-31.12.: (gemeinsam mit dem Museum des 20. Jahrhunderts) Ausstellung „Kunst aus Sprache": Friedrich Achleitner, Marc Adrian, H. C. Artmann, Christian Attersee, Heimrad Bäcker, Gottfried Bechtold, Elfriede Czurda, Valie Export, Heinz Gappmayr, Friedrich Hahn, Hermann Hendrich, Ernst Jandl, Fritz Lichtenauer, Friederike Mayröcker, Cora Pongracz, Reinhard Priessnitz, Arnulf Rainer, Gerhard Rühm, Ernst Schmidt, Dominik Steiger, Peter Weibel. 20.-22.11.: Lesungen im Museum des 20. Jahrhunderts. 20.11.: H.C. Artmann, Friedrich Herrmann, Werner Kofler, Hubert F.Kulterer, Peter Matejka, Wilhelm Pevny, Andreas Okopenko, Peter Rosei, Franz Schuh, Peter Turrini, Christian Wallner, Karl Wiesinger. 21.11.: Barbara Frischmuth, Friedrich Geyrhofer, Elfriede Gerstl, Reinhard P. Gruber, Franz Haderer, Ernst Jandl, Friederike Mayröcker, Heidi Pataki, Reinhard Priessnitz, Gerhard Rühm, Hermann Schürrer, Peter Weibel. 184

22.11.: Friedrich Achleitner, Elfriede Czurda, Gustav Ernst, Anselm Glück, Hans Haid, Hermann Hendrich, Bernhard Hüttenegger, Peter Kraml, Fritz Lichtenauer, E. A. Richter, Waltraud Seidlhofer, Elisabeth WägerHäusle.

1976 April/Mai: Lesungen in Berlin auf Einladung der Berliner Akademie der Künste. In der Akademie der Künste: 21.4.: „Protokolle": H. C. Artmann, Otto Breicha, Gert Jonke, Friederike Mayröcker, Peter Rosei. 23.4.: „neue texte": Friedrich Achleitner, Heimrad Bäkker, Elfriede Czurda, Anselm Glück, Fritz Lichtenauer. 25.4.: „manuskripte": Wolfgang Bauer, Alfred Kolleritsch, Gerhard Roth, Harald Sommer. Im Künstlerhaus Bethanien: 30.4.: „Wespennest": Gustav Ernst, Elfriede Jelinek, Michael Scharang, Helmut Zenker. 2.5.: „Neues Forum": Elfriede Gerstl, Friedrich Geyrhofer, Werner Kofler, Günther Nenning, Heidi Pataki, Reinhard Priessnitz. 5.-7. 5.: (zusammen mit der Galerie nächst St. Stephan, ebendort) „3 Abende Dichtung". 5. 5.: G. Bisinger, E. Jandl, F. Mayröcker, E. A. Richter, Ingo Springenschmid, Ch. Wallner, E. Wäger-Häusle, Herbert Wimmer, H. Zenker. 6.5.: F. Achleitner, E. Czurda, E. Gerstl, H. Haid, Marie-Thérèse Kerschbaumer, R. Priessnitz, H. Schürrer, Liesl Ujvary, Kurt Wrba. 7.5.: H. Bäcker, Werner Herbst, Franz Kaltenbeck, W. Kofler, A. Kolleritsch, H. Pataki, G. Rühm, Oskar Sandner, W. Seidlhofer, P. Weibel. 185

14.5.: Lesung der 1975 neu in die GAV aufgenommenen Autoren (zusammen mit der Galerie nächst St. Stephan, ebendort). Gerwalt Brandl, Herbert Brödl, Manfred Chobot, H. Haid, Monika Helfer-Friedrich, Bodo Hell, W. Herbst, M.-T. Kerschbaumer, Michael Köhlmeier, Thomas Losch, Max Riccabona, R. Pichler, Hannes Schneider, L. Ujvary, K. Wiesinger, H. Wimmer, K. Wrba. 21.10.: „Literatur der Wiener 50er Jahre" (zusammen mit der Galerie nächst St. Stephan, ebendort). René Altmann, F. Achleitner, H. C. Artmann, E. Jandl, F. Mayröcker, G. Rühm, A. Okopenko, Ernst Kein, Hanns Weißenborn, Friedrich Polakovics. 2.12.: „Autoren lesen aus Neuerscheinungen" (zusammen mit der Galerie nächst St. Stephan, ebendort). H. Eisendle, M.-T. Kerschbaumer, Christine Nöstlinger, A. Okopenko, Alfred Paul Schmidt, W. Seidlhofer. 2.-18.12.: Buchausstellung. 6.12.: Buchhändlercocktail in der Galerie nächst St. Stephan. Anschließend Lesung: J. Bauer, J. Berger, G. Bisinger, M. Chobot, Gunter Falk, E. Gerstl, A. Glück, B. Hell, Ernst Herbeck, E. Jandl, F. Mayröcker, L. Ujvary. 20.-21.12.: „Österreichische literarische Avantgarde 1898-1938. Expressionismus, Dada, Neue Sachlichkeit" (zusammen mit der Galerie nächst St. Stephan, ebendort). F. Achleitner, G. Decristel, E. Jandl, F. Mayröcker, H. Pataki, R. Priessnitz, G. Rühm und P. Weibel lasen am 20.12. aus Werken von: Albert Ehrenstein, Raoul Hausmann, Georg Kulka, Heinrich Novak, Walter Serner, Melchior Vischer, Viktor Wittner; am 21.12. aus Werken von: Paul Adler, Ernst Angel, Arnolt Bronnen, Theodor Däubler, Jakob Haringer, Elisabeth Janstein, Hans Kaltenecker, Egon Erwin Kisch, Jacob Levy Mo186

reno, Robert Müller, Leopold Wolfgang Rochowanski, Hugo Sonnenschein, Emil Szyttia. Außerdem las am 20.12. Hans Flesch-Brunningen aus eigenen Werken und spielte G. Rühm am 21.12. Klaviermusik von Josef Matthias Hauer. 1977 31.3.: „Literarische Texte von Malern. 1. Teil: Klassische Moderne". Aus Werken von Arp, Baumeister, L. Carrington, de Chirico, Dali, M. Ernst, Gütersloh, Hausmann, Kandinsky, Klee, Kokoschka, Kubin, Léger, Lissitzkij, Nebel, M. Oppenheim, Picabia, Picasso, Schiele, Schwitters, U. Zürn lasen E. Gerstl, E. Jandl, O. Oberhuber, H. Pataki, R. Priessnitz, P. Weibel (in der Galerie nächst St. Stephan). 17.4.: „Wien-Film" von Ernst Schmidt jr. (in der Galerie nächst St. Stephan). 28.4.: Lesung „Fünf oberösterreichische Autoren": Reinhold Aumaier, Siegwald Ganglmaier, Anselm Glück, Hermann Obermüller (in der Galerie nächst St. Stephan). 20.5.: Kurt Kren: „Filme 1970-1977" (in der Galerie nächst St. Stephan). 26. 5.: Marc Adrian & Moucle Blackout: „Filme" (in der Galerie nächst St. Stephan). 7.6.: Lesung „Von Chlebnikov lernen" (in der Galerie nächst St. Stephan). E. Jandl, F. Mayröcker, O. Pastior, R. Priessnitz, G. Rühm, L. Ujvary, P. Urban lasen Texte von Velimir Chlebnikov. 5.9.: Jerome Rothenberg - Poems and Soundings (in der Galerie nächst St. Stephan). 187

22.9.: Kurzfilme der Grazer Filmgruppe: Bogdan Grbic, Dieter Veith, Johannes Neumann, Karl Neubacher, Erich Polzer (in der Galerie nächst St. Stephan). 23.9.: Lesung Roswitha Hamadami, Ingram Hartinger, Gert Jonke, Alfred Paul Schmidt im Forum Stadtpark in Graz. 20.10": „Literarische Texte von Malern", 2. Teil: Österreicher der Gegenwart. Aus eigenen Werken lasen Marc Adrian, Arik Brauer, Wolfgang Ernst, Hans Florey, Josef Mikl (gelesen von F. Schuh), Oswald Oberhuber, Hermann Painitz, Peter Pongratz, Arnulf Rainer, Robert Zeppel-Sperl (in der Galerie nächst St. Stephan). 28.10.: Lesung: „Berliner Autoren". Nicolas Born, Walter Höllerer, Christoph Meckel (in der Galerie nächst St. Stephan). 3.11.: Filmvorführung „Unsichtbare Gegner" von Valie Export (in der Galerie nächst St. Stephan). 10.11.: „Prä-, Para-, Post-Kino" von Peter Weibel (in der Galerie nächst St. Stephan). 18.11.: Lesung der Patienten von Prim. DDr. Leo Navratil: Ernst Herbeck (Alexander), Edmund Mach (Schnedel), Hagen Reck (Artur), Oswald Tschirtner (O. T.), August Walla im Niederösterreichischen Landeskrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Klosterneuburg. 22.11.: „Trara, Trara, die Hochkultur". Kabarettistische Texte von Joe Berger, Elfriede Gerstl, Hans Haid, Friedrich Herrmann, Ernst Jandl, Andreas Okopenko, Gerhard Rühm, Franz Schuh, Peter Turrini, Herbert Wimmer. Gesang von Eva Pilz, Gitarre: Ingrid Fessler. Im Hörsaal I des Neuen Institutsgebäudes der Universität Wien. 188

29.11.: „Kritisch-polemische Texte": E. Gerstl, F. Geyrhofer, G.Kofler, H.Pataki, R.Priessnitz, F.Schuh, Ch. Wallner, P. Weibel (in der Galerie nächst St. Stephan). 6.12.: „Lesung aus Neuerscheinungen": J. Bauer, Joe Berger, G. Bisinger, M. Chobot, G. Falk, E. Gerstl, A. Glück, B. Hell, E. Herbeck, E. Jandl, F. Mayröcker, L. Ujvary (in der Galerie nächst St. Stephan). 15.-16.12.: Lesungen der Grazer Autorenversammlung (in der Galerie nächst St. Stephan). 15.12.: G. Brandl, G. Ernst, F. Mayröcker, A. Okopenko, E. A. Richter, F. Schuh, H. Schürrer, W. Seidlhofer, Ch. Wallner. 16.12.: E. Czurda, E. Gerstl, H. Haid, B. Hell, W. Herbst, E. Jandl, M.-T. Kerschbaumer, L. Ujvary, H. Wimmer. 20.-21.12.: Gerhard Rühm präsentierte seine sämtlichen Hörspiele (in der Galerie nächst St. Stephan).

1978 22.2.: Wilhelm Pevny und Peter Turrini: Erst-Lesung aus der 4. Folge der Fernsehserie „Alpensaga": „Die feindlichen Brüder" (in der Galerie nächst St. Stephan). 16.3.: „Jahrmarkt". Verkaufsausstellung von Autographen, Manuskripten, Zeichnungen, Bildern, Arbeitsentwürfen, seltenen bzw. vergriffenen Büchern, Schallplatten u. ä., gestiftet von Mitgliedern der GAV zur Förderung von Projekten des Vereins (in der Galerie nächst St. Stephan). 21.4.: Valie Export, Peter Weibel: .,Anatomie eines Films" (in der Galerie nächst St. Stephan). 189

3.5.: Lesung Hermann Schürrer: „Kriminelle Spielereien in der Sandkiste der Weltverbesserer" (in der Galerie nächst St. Stephan). 24.5.: Volker Kubillus: „Exkurs zur Geschichte des Elektroschocks (mit anschließender Vividemonstration eines Elektro-Schocks)". (In der Galerie nächst St. Stephan. Franco Basaglia, der zu einem Vortrag über die Probleme der Antipsychiatrie eingeladen worden war, hatte abgesagt.) 9.6.: Lesung Lily Greenham (in der Galerie nächst St. Stephan). 16.6.: Franz Rieger las aus seinem Roman „Feldwege" (in der Galerie nächst St. Stephan). 6.10.: „Schwedische Autoren stellen sich vor": Per Olov Enquist, Lennart Frick, Sten Hansson, Benkt-Erik Hedin, Elisabeth Hermodsson, Per Christian Jersild, Ulf Örnkloo (in der Galerie nächst St. Stephan). 3.11.: „Theorie und Praxis der Subkultur". Ein Abend mit Rolf Schwendter (in der Galerie nächst St. Stephan). 14.11.: „Zur Situation der Gegenwartsliteratur". Diskussion: Horst Christoph, Friedrich Geyrhofer, Georg Schmid, Burghart Schmidt, Reinhard Priessnitz (in der Galerie nächst St. Stephan). 1.12.: Ein Abend mit Texten von Konrad Bayer anläßlich der Herausgabe seines Gesamtwerkes durch Gerhard Rühm. Es lasen F. Achleitner, H. Pataki und G. Rühm (in der Galerie nächst St. Stephan). 5.12.: „Neuerscheinungen". Aus ihren neuerschienenen Büchern lasen M. Chobot, G. Ernst, B. Frischmuth, E. Jandl, G. Jaschke, W. Kofler, F. Mayröcker, H. Pataki, R. Priessnitz, H. Schürrer, E. Wäger-Häusle, R. We190

gerth, G. Wolfgruber, E. Czurda, Leo Navratil (in der Galerie nächst St. Stephan). 14.12.: Hermann Schürrer las aus „Klar Schilf zum Geflecht" (in der Galerie nächst St. Stephan). 1979 16.1.: Eröffnung der Ausstellung „neue texte" in der Galerie Annasäule in Innsbruck. Einführendes Referat von Peter Weiermair. 19.1.: im Rahmen der Ausstellung Lesung der Autoren B. Hell, A. Glück und H. Pataki. 26.1.: „Das literarische Lied". Hans Haid, Reinhard Liebe, Fritz Nußböck, Cilli Miculik (in der Galerie nächst St. Stephan). 10.3.: Lesung von 33 Autoren der GAV im Bregenzer Künstlerhaus Thum und Taxis anläßlich der Generalversammlung der GAV. 19.4.: Ernst Schmidt jr. zeigte seine „20 Aktions- und Destruktionsfilme 1965-1979" (in der Galerie nächst St. Stephan). 27.4.: „Junge Südtiroler Autoren stellen sich vor": Georg Engl, Konrad Rabensteiner, Matthias Schönweger, Hans Schwärzer, Oswald Waldner (in der Galerie nächst St. Stephan). 15.5.: Ginka Steinwachs las Prosa (in der Galerie nächst St. Stephan). 30. 5.: „Sexualität und Gesellschaft". Ein Abend mit Ernest Borneman (in der Galerie nächst St. Stephan). 6.6.: „Neue ungarische Literatur" vorgestellt von Barbara Frischmuth und Miklôs Mészôly. Mit Géza Bereményi, Péter Esterhâzy, Péter Lengyel und Péter Nâdas (in 191

Zusammenarbeit mit dem Literarischen Quartier der Alten Schmiede). 2.10.: Diskussion: „Die neuen Narrentürme. Was bringt die neue Reform der Entmündigungsordnung?" (in der Galerie nächst St. Stephan). 4.10.: Lesung Franz Josef Czernin, Gerhard Jaschke, MarieThérèse Kerschbaumer, Reinhard Priessnitz (in der Galerie nächst St. Stephan). 16.10.: Buchpräsentation N . C . Käser (1947-1978): „Eingeklemmt" (in der Galerie nächst St. Stephan). 6.-8.11.: „Filme des Wiener Aktionismus": Otmar Bauer, Günter Brus, Kurt Kren, Otto Mühl, Hermann Nitsch, Ernst Schmidt jr., Rudolf Schwarzkogler, Oswald Wiener (in der Galerie nächst St. Stephan 6.11.; in der Hochschule für angewandte Kunst 7.11.; im Museum des 20. Jahrhunderts, 8.11.). 17.11.: „Aus meiner Werkstatt". Mitglieder der GAV stellten sich vor (in der Galerie nächst St. Stephan). 20.-23.11.: „Konrad Bayer (1932-1964): Ein Symposium" (zusammen mit dem Literarischen Quartier der Alten Schmiede). Moderation: Gerhard Rühm und Franz Schuh. 11.12.: „Neuerscheinungen und Neuausgaben". Es lasen Ch. Haidegger, B. Frischmuth, E. Jandl, A. Okopenko, D. Zeemann, H. Obermüller, G. Ernst, F. Hahn, F. Mayröcker, G. Jaschke, F. J. Czernin, G. F. Jonke, E. Jelinek, J. Schütting, F. Rieger, M. Springer, R. P. Gruber u. a. (in der Galerie nächst St. Stephan). 20.12.: Liederabend mit Heimo Wisser: „Literarische Chansons" (in der Galerie nächst St. Stephan). 192

1980 11.1.: Vortrag „Zur philosophischen Situation unserer Zeit" von Dr. Franz Austeda (in der Galerie nächst St. Stephan). 24.1.: „Literatur als Film". Filme des Literarischen Colloquiums Berlin. Präsentation: Walter Höllerer. Filme von Georges Moorse, Gerald Vandenberg, W. Höllerer, Renate von Mangoldt und Wolfgang Ramsbott (in der Galerie nächst St. Stephan). 8.2.: Lesung der Staats- und Nachwuchsstipendiaten: U. Bolius, B. C. Bünker, E. Haidegger, E. Haslehner, W. Hemel, N. Jensen, K. Schmidt-Piller (Staatsstipendien) und F. J. Czernin, A. Fian, G. Grassi, J. A. Vyoral (Nachwuchsstipendien). Leitung und Präsentation: M.-T. Kerschbaumer (in der Galerie nächst St. Stephan). 21.2.: Vortrag Jill Zobel: „The Business of Publishing and the Job of Being Published in the USA" (in der Galerie nächst St. Stephan). 27.2.: René Altmann (1929-1978). Anläßlich des Erscheinens einer Werkauswahl in „Protokolle 79/4": Präsentation und Lesung O. Breicha, E. Jandl, A. Okopenko, H. Weißenborn (in der Galerie nächst St. Stephan). 4.3.: „Literaturzeitschriften. Ein wichtiger Teil der österreichischen Kulturlandschaft". Präsentiert wurden die Publikationsorgane „neue texte", „Protokolle", „Freibord", „manuskripte", „Wespennest", „Projekt-il", „Neues Forum", „Frischfleisch & Löwenmaul", „Herbstpresse" und „IDI Ton + Text" (in der Galerie nächst St. Stephan). 21.3.: Eröffnung der Ausstellung „Autorenzyklus - Zeichnungen von Helmut Kurz-Goldenstein" (in der Galerie nächst St. Stephan). 193 13

23.3.: Diskussion „Literatur in den Medien" (in der Galerie nächst St. Stephan). 29.4.: Lesung Josef Winkler: „Menschenkind" (in der Galerie nächst St. Stephan). 29. 5.: Lesung Erich Fried (in der Galerie nächst St. Stephan). 2.6.: „Satanismus". Josef Dvorak und Heidi Pataki lasen neognostische und sexualmagische Texte (in der Galerie nächst St. Stephan). 12.6.: Gerhard Rühm las aus dem von ihm herausgegebenen Werk von Franz Richard Behrens (1895-1977) (in der Galerie nächst St. Stephan). 13.6.: Lesung in der Strafvollzugsanstalt Stein: W. Bauer, E. Jandl, R. Priessnitz, G. Rühm, P. Weibel. 9.10.: Lesung Joe Berger: „Ironische Zettel. Organisierte Poesie (vormals Lyrik)" (in der Galerie nächst St. Stephan). 23.10.: „Engagierte Literatur". Lesungen von M. Chobot, St. Eibel, G. Ernst, H. Haid, M. Scharang, Ch. Stippinger, Ch. Wallner, K. Wiesinger (in der Galerie nächst St. Stephan). 7.11.: Lesung „Neuerscheinungen" von R. Aumaier, Joe Berger, U. Bolius, Eva Borneman, M. Chobot, H. Degner, H. Haid, Ch. Haidegger, E. Haslehner, J. Haslinger, B. Hell, W. Herbst, E. Jandl, G. Jaschke, M.-T. Kerschbaumer, W. Kofler, P. Köck, F. Mayröcker, A. Okopenko, R. Schwendter, K. Wiesinger, H. Wisser (in der Galerie nächst St. Stephan). 10.11.: Rolf Schwendter las seinen neuen Lyrikzyklus „Psalter" (in der Galerie nächst St. Stephan). 194

11.12.: „Neue bulgarische Lyrik". Präsentation der gleichnamigen Anthologie, herausgegeben von Traute Foresti unter Mitarbeit einiger Mitglieder der GAV, die für Nachdichtungen gesorgt haben. Es lasen T. Foresti und Wolfgang Gasser (in der Galerie nächst St. Stephan). 18.12.: Vortrag Robert Castel: „Wahnsinn, Vernunft und Gesellschaft" (in der Galerie nächst St. Stephan). 18.12.: Weihnachtslesung in der Strafvollzugsanstalt Stein: St. Eibel, N. Jensen, J. Berger, W. Hemel, W. Hengstler.

1981 22.1.: Vortrag Hilde Haider-Pregler „Des sittlichen Bürgers Abendschule" (in der Galerie nächst St. Stephan). 12.2.: Helmut Degner las aus seinem Roman „Graugrün und kastanienbraun. Aufzeichnungen eines Neurotikers" (in der Galerie nächst St. Stephan). 25.2.: „Saison für Helden. Eine Lesung in der Nacht": J. Berger, G. Biron, St. Eibel, G. Ruiss (in der „Kulisse Kulturbeisl" in Wien). 3.3.: Peter Jirak las aus seinem Roman „Im Augenblick der Gefahr" (in der Galerie nächst St. Stephan). 12.3.: Elisabeth Wäger las aus „Verhärtung der Puppenhaut" (in der Galerie nächst St. Stephan). 3.4.: Lesung von 23 Mitgliedern der GAV im Internationalen Kulturzentrum Wien anläßlich der Generalversammlung der GAV. 10. 5.: Zum Gedenken an die Bücherverbrennung im Jahre 1933 Lesung aus damals verbrannten oder verbotenen Schriften (in der Galerie nächst St. Stephan). 195

22.5.: Lesung von vier Autoren aus der Steiermark: Walter Grond, Helmut Kobelbauer, Wolfgang Siegmund, Peter Teibenbacher (in der Galerie nächst St. Stephan). 29.5.: Gerhard Rühm: „Inventionismus - Eine experimentelle Methode des Dichtens. Aus dem Kreis um die Wiener Gruppe der Fünfzigerjahre" (in der Galerie nächst St. Stephan). 12.6.: Marc Adrian: „Inventionistische Dichtung. Theorie und Praxis" (in der Galerie nächst St. Stephan). 22.6.: Elisabeth Netzkova: „Die Situation der gegenwärtigen russischen Lyrik" (im Sekretariat der GAV, 1010 Wien, Schwertgasse 2/13). 23.6.: „Beziehungsgeschichten - Beziehungsbilder". Lesung G. Ernst, W. Kofler, Ch. Stippinger. Bilder: E. Ernst, A. Kronheim (im Amerlinghaus, 1070 Wien, Stiftgasse 8). 24.6.: „Zwischen den Maschen des Stacheldrahts". Ein Abend mit den Liedermachern G. Biron, E. Demmer, F. Nußböck, R. Sellner (in der „Kulisse"). 2.-3.7.: „Beispiele zeitgenössischer Frauendarstellung in der Literatur". Teilnehmerinnen: E. Czurda, Ria Endres, E. Gerstl, E. Jelinek, E. Lenk, H. Pataki (in Zusammenarbeit mit der Alten Schmiede). 15.10.: Heimo Wisser und Gunter Schneider: „Lieder, die wieder die Sprache zur Sprache bringen" (in der Galerie nächst St. Stephan). 19.10.: Lesung in der Frauenvollzugsanstalt Schwarzau: F. J. Czernin, E. Gerstl, B. Hell, F. Mayröcker, F. Schmatz, L. Ujvary. 31.10.: Lesung von über 40 Autoren der GAV im Kulturzentrum in Innsbruck anläßlich der Generalversammlung der GAV. 196

1.11.: Diskussion „Kultur und Öffentlichkeit in Tirol" im Kulturzentrum in Innsbruck. 27.-18.11.: „Die Wiener Gruppe und die neue Dialektdichtung. Am Beispiel der Lyrik". Gesamtorganisation: Hans Haid (zusammen mit dem Internationalen Dialektinstitut und dem Literarischen Quartier/Alte Schmiede, ebendort). 3.12.: Filmabend Herwig Kempinger, Liesl Ponger, Ernst Schmidt jr. (im Internationalen Kulturzentrum in Wien). 4.-6.12.: Symposion „Kunst und Sexualität" (zusammen mit der Österreichischen Gesellschaft für Sexualforschung und dem Kulturamt der Stadt Wien). Organisation: Ernest Borneman und Peter Gorsen (im Haus des Buches, Skodagasse 20, 1090 Wien). 11.12.: „Die neuen Narrentürme II. Zum Entwurf eines Bundesgesetzes über die Betreuung psychisch Kranker in geschlossenen Bereichen von Krankenanstalten" (Diskussion in der Modern Art Galerie in Wien).

1982 22.1.: Franz Schuh las aus seinem Essay-Band „Das Widersetzliche der Literatur" (in der Galerie nächst St. Stephan). 11.2.: Lesung Josef Haslinger und Gerlinde Obermeir unter dem Motto: „Was habt ihr vom Tod meiner Freiheit? Texte zur äußeren Einmischung in die inneren Angelegenheiten" (in der Galerie nächst St. Stephan). 18.2.: Vortrag Marc Adrian: „Indianer. Unsystematische Beobachtungen aus dem Südwesten der USA" (in der Galerie nächst St. Stephan). 197

5.3.: „Lesungen der Neuerscheinungen 1981/82": G. Biron, Eva Borneman, B. C. Bünker, M. Chobot, M. Gruber, F. Hahn, J. Haslinger, E. Hofer, G. Jaschke, G. Jatzek, G. Kofler, M. Köhlmeier, F. Mayröcker, Th. Northoff, G. Obermeir, W. Pilar, M. Riccabona, F. Rieger, K. Schmidt-Piller, H. Schürrer, R. Schwendter, P. Wagner (in der Galerie nächst St. Stephan). 9.3.: Filmabend: „Sixtine" von Marianne Mayer und Franz Xaver Schmid (in der Galerie nächst St. Stephan). 16.3.: Lesung H. C. Artmann im Amerlinghaus. 1.4.: Franz Böni las Erzählungen aus „Der Knochensammler" (in der Galerie nächst St. Stephan). 2.4.: Lesungen im Rahmen des Friedensfestes im Amerlinghaus. Antimilitaristische Texte lasen W. Kofler, A. Fian, St. Eibel und F. Schuh. 10. 5.: „Tag der Buchverbrennung". Zum Gedenken an die ersten Bücherverbrennungen am 10.5.33 lasen G. Grassl, W. Herbst. G. Jaschke, A. West und V. Matejka (in der Galerie nächst St. Stephan). 29.6.: Georg Biron und Hermann Schürrer: „Der liebe Gott schuf Mensch und Tier, aber nicht den Offizier. Texte zum Militarismus" (in der Galerie „Bücher & Kunst" beim Palais Auersperg, Wien). 27.10.: Lesung J. Berger, G. Biron, St. Eibel, C. Schaefer, H. Schürrer (in der Galerie „Bücher & Kunst"). 5.-7.11.: Symposium „Literatur und Sexualität" im Literarischen Quartier der Alten Schmiede. Organisation: Rolf Schwendter. 20.11.: „Unangenehme Randerscheinungen - Liedermacher und Rockpoeten". Mitwirkende: F. Bilik, E. Demmer, 198

G. Grassl, G. Jatzek, R. Seilner, K. Winterstein, P. Weibel (im Internationalen Kulturzentrum Wien). 1983 3.2.: „Österreichische Autoren". Lesung E. Gerstl, B. Hell, E. Jandl, F. Mayröcker, H. Pataki und L. Ujvary (in der Wiener Secession). 19.3.: „Slowenische Dichtung aus Kärnten". Lesung J. Certov, G. Janus, F. Lipus, J. Messner, K. Mocilnik, J. Oswald sowie B. C. Bünker. Einleitung und Vorstellung: P. Turrini (in der Alten Schmiede). 28.-30.3.: „Kolloquium über die österreichische Tagespresse". Konzeption und Vorbereitung: Th. Rothschild und F. Schuh (in der Alten Schmiede). 8.4.: Konrad Bayer - Präsentation des „Protokolle"-Bandes über K. Bayer (in der Alten Schmiede). 14.4.: Lesung Marianne Mayer: „Erotisches und Chaotisches. Textcollagen". 4.-10.5.: „Literatur und Macht". Veranstaltungsreihe zum 50. Jahrestag der nationalsozialistischen Bücherverbrennung. 4.-8.: Symposium im Neuen Institutsgebäude. 9.: „Die verb(r)annten Dichter" im Theater am Spittelberg. 10.: Abschlußveranstaltung im Wiener Konzerthaus. 17.5.: „zwischendort". Lesung W. Herbst und G. Jaschke. Stringtrio: Saitenmusik (in der Galerie nächst St. Stephan). 1.6.: Lesung Thomas Northoff: „Schmutz & Schund. Geschichten über Gott & die Welt" (im Galerie Café, 1070 Wien, Lerchenfelder Straße 9-11). 199

16.6.: „Neuerscheinungen". Lesungen R. Aspöck, M. Chobot, E. Gerstl, H. Hendrich, W. Herbst, G. Jaschke, M.-T. Kerschbaumer, Th. Northoff, A. Okopenko, R. Pichler, E. Reichart, J. Skokan, L. Ujvary (in der Galerie nächst St. Stephan). 29.6.: Lesung Gerlinde Obermeir: „Harte Poetik. Können wir einander lieben?" und Ernie Lipp: „Trotzdeswegen" (in der Galerie nächst St. Stephan). 10.7.: „Der Himmel brennt in San José" von Georg Biron. Widerstand in Mittelamerika: Texte/Dias. Musik: C. Hergenich (im Ensemble Theater - Treffpunkt Petersplatz). 29.10.: Lesung St. Eibel, W. Hengstler, A. P. Schmidt und W. Sigmund (im Culturcentrum Wolkenstein, Stainach). 27.11.: „10 Jahre Grazer Autorenversammlung. Texte - Lieder - Filme. Es lasen 51 Autoren der GAV. Filme von L. Ponger, H. Kempinger, M. Blackout, M. Adrian, K. Kren und E. Puls (im Museum des 20. Jahrhunderts). 16.-18.12.: Symposium „1984 kommt bald". Konzeption, Vorbereitung und Durchführung: St. Eibel, H. Heide und R. Schwendter (im Literarischen Quartier der Alten Schmiede).

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Personenregister * Um das Register nicht zu überlasten, wurden die im Mitgliederverzeichnis der GAV (S. 167—177) alphabetisch angeführten Personen nicht berücksichtigt. Achleitner, Friedrich 31,39,69, 71, 104, 163, 183, 184, 185, 186, 190 Achternbusch, Herbert 116, 117 Adenauer, Konrad 15 Adler, Paul 186 Adorno, Theodor W. 14, 145 Adrian, Marc 71, 73, 184, 187, 188, 196, 197, 200 Altmann, René 18, 178, 186, 193 Amann, Klaus 11, 12, 16, 145, 150 Amanshauser, Gerhard 165 Anders, Günther 13 Angel, Ernst 186 Apollinaire, Guillaume 46 Arnold, Heinz Ludwig 144 Arnold, Wolfgang 109, 154 Arp, Hans 46, 187

Artmann, Hans Carl 18, 19, 20, 26, 34, 39, 47, 66, 74, 80, 88, 89, 90, 91, 108, 149, 154, 155, 159, 163, 178, 184, 185, 186, 198 Aschner, Ilse M. 7, 92, 101, 104, 181, 182

Aspetsperger, Friedbert 11,98, 144, 145 Aspöck, Ruth 200 Attersee, Christian Ludwig 40, 71, 149, 163, 184 Aumaier, Reinhold 187, 194 Austeda, Franz 193 Bacher, Gerd 111 Bacher, Walter 122 Bäcker, Heimrad 8, 35, 40, 52, 60, 66, 70, 71, 92, 104, 149, 163, 181, 182, 183, 184, 185 Bartsch, Kurt 145

201

Basaglia, Franco 190 Bauer, Holger 84 Bauer, Josef 39, 163, 183, 186, 189 Bauer, Otmar 192 Bauer, Wolfgang 24, 26, 34, 39, 46, 66, 69, 71, 81, 106, 108, 149, 163, 185, 194 Baum, Peter 178 Baumeister, Willi 187 Bayer, Friedemann 61, 178 Bayer, Konrad 19, 20, 47, 105, 146, 184, 190, 192, 199 Bechtold, Gottfried 71, 178, 184 Bednarik, Karl 27 Behrens, Franz Richard 194 Benjamin, Walter 9, 62, 144, 152 Benning, Achim 84 Beremenyi, Geza 191 Berg, Alban 47 Berger, Albert 15, 145 Berger, Joe 119, 149, 163, 183, 186, 188, 189, 194, 195, 198 Bernhard, Thomas 20, 21, 24, 147, 165 Best, Allan 145 Betz, Georg 106 Bilik, Franz 178, 198 Birbaumer, Ulf 7, 60, 100, 104, 118, 140, 152, 157, 181 Biron, Georg 195, 196, 198, 200 Bisinger, Gerald 27, 35, 36, 55, 155, 163, 179, 183, 185, 186, 189 Blackout, Moucle 187, 200 Blaha, Paul 111 Blecha, Karl 157

202

Bolius, Uwe 193, 194 Boll, Heinrich 25,28, 32, 34,45, 48, 115 Böni, Franz 198 Born, Nicolas 188 Borneman, Ernest 69, 101, 105, 115, 181, 191, 197 Borneman, Eva 194, 198 Brandl, Gerwalt 186, 189 Brandstätter, Hans 61 Brandstetter, Alois 29 Brauer, Arik 188 Braun, Felix 146 Braun, Peter Leonhard 184 Breicha, Otto 26, 34, 35, 36, 40, 60, 66, 78, 90, 94, 146, 149, 155, 163, 185, 193 Breisach, Emil 19 Brock, Bazon 69 Brödl, Herbert 153, 165, 186 Bronnen, Arnolt 186 Bruckner, Winfried 112 Brus, Günter 39, 57, 63, 74, 149, 152, 159, 163, 179, 192 Buchebner, Walter 20, 179 Buchrieser, Franz 24, 39, 159, 163 Bünker, Bernhard C. 94, 95, 119, 155, 179, 193, 198, 199 Burger, Norbert 113 Bürger, Peter 41, 150 Busek, Erhard 84 Canetti, Elias 27 Carrington, Leonora 187 Carver, David 45 Castel, Robert 195 Certov, Jozica 199 Chlebnikov, Velimir 73, 187

Chobot, Manfred 53, 61, 69, 101, 153, 181, 182, 186, 189, 190, 194, 198, 200 Chotjewitz, Peter 48 Christoph, Horst 60, 190 Cibulka, Heinz 155, 179 Csokor, Franz Theodor 16, 25 Cummings, E. E. 46 Czernin, Franz Josef 92, 106, 192, 193, 196 Czurda, Elfriede 7, 60, 66, 69, 71, 91, 92, 96, 104, 181, 182, 184, 185, 189, 191, 196 Dali, Salvador 187 Danzer, Georg 103 Dapunt, Inge 60 Däubler, Theodor 186 De Chirico, Giorgio 187 Decristel, Georg 186 Degner, Helmut 98, 194, 195 Deinboek, Helmut 179 Dekan, Anton 179 Demmer, Erich 119, 196, 198 Dittrich, Robert 179 Doppler, Alfred 29, 69, 147 Dor, Milo 27, 79, 122, 158 Drewitz, Ingeborg 48 Drews, Jörg 146, 149 Durzak, Manfred 147 Dvorak, Josef 61, 152, 194 Ebner, Jeannie 27 Ehrenstein, Albert 73, 186 Eibel, Stephan 105, 119, 140, 194, 195, 198, 200 Einem, Gottfried von 111 Einhorn, Nikolaus 184

Eisendle, Helmut 26, 31, 39, 88, 89, 149, 154, 155, 163, 179, 183, 184, 186 Eisenreich, Herbert 18, 27 Endres, Ria 196 Engerth, Ruediger 165 Engl, Georg 191 Enquist, Per Olov 190 Enzensberger, Hans Magnus 137, 159 Ernst, Elisabeth 196 Ernst, Gustav 22, 24, 39, 52, 65, 66, 76, 83, 104, 149, 153, 163, 183, 189, 190, 192, 194, 196 Ernst, Max 187 Ernst, Wolfgang 73, 179, 188 Esterhäzy, Peter 191 Estlob, Peter 151 Export, Valie 39,66,71,82,87, 92, 154, 163, 183, 184, 188, 189 Falk, Gunter 26, 39, 159, 163, 178, 186, 189 Federmann, Reinhard 27, 28, 45, 49, 58, 59, 80, 152 Felmayer, Rudolf 146 Fessler, Ingrid 188 Fian, Antonio 103, 115, 157, 193, 198 Fink, Humbert 85 Fink, Walter 92, 101 Firnberg, Hertha 157 Fischer, Ernst (Germanist) 11, 144 Fischer, Ernst (Philosoph, Politiker) 16 Fischer, Kurt 106

203

Flesch-Brunningen, Hans 148, 187 Florey, Hans 188 Fo, Dario 140 Foidl, Gerold 178 Foresti, Traute 195 Franke, Herbert W. 103 Freiberg, Siegfried 146 Frick, Lennart 190 Fried, Erich 60, 194 Friedl, Hermann 151 Frischmuth, Barbara 23,24,26, 31, 34, 39, 136, 163, 184, 190, 191, 192 Fritsch, Gerhard 19, 20, 21, 146 Frohner, Adolf 112 Ganglmaier, Siegwald 187 Gappmayr, Heinz 69, 71, 165, 184 Gasser, Wolfgang 195 Gatterer, Claus 98, 178 Gerstl, Elfriede 39, 66, 76, 106, 149, 153, 163, 181, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 196, 199, 200 Geyrhofer, Friedrich 22, 24, 39, 55, 101, 138, 149, 159, 163, 183, 184, 185, 189, 190 Gigacher, Hans 61 Glück, Anselm 60, 154, 185, 186, 187, 189, 191 Goltschnigg, Dietmar 145 Gomringer, Eugen 160 Gorsen, Peter 69, 105, 197 Götz, Alexander 115 Grassl, Gerald 93, 100, 113, 193, 198, 199 Grbic, Bogdan 60, 188

204

Greenham, Lily 190 Greiner, Ulrich 153 Grond, Walter 179, 196 Gruber, Helga 179 Gruber, Marianne Rosa 198 Gruber, Reinhard P. 39, 66, 69, 163, 184, 192 Gsteiger, Manfred 148 Gunert, Johann 146 Gürtler, Cornelia 145 Gütersloh, Albert Paris 187 Guttenbrunner, Michael 20

Habeck, Fritz 27 Haderer, Franz 55, 163, 184 Haeussermann, Ernst 111 Hahn, Friedrich 69, 71, 184, 192, 198 Haid, Hans 60, 92, 94, 95, 104, 105, 106, 155, 180, 185, 186, 188, 189, 191, 194, 197 Haidegger, Christine 69, 104, 182, 192, 194 Haidegger, Eberhard 193 Haider, Hans 8, 60, 76, 77, 92, 101, 104, 122, 153, 155 Haider-Pregler, Hilde 153,184, 195 Hakel, Hermann 31 Hall, Murray G. 144 Hamadani, Roswitha 187 Hammer, Ellen 160 Hanak, Gerhard 24 Handke, Peter 20, 21, 39, 46, 87,88,136,146,154,159,163, 179, 184 Hansson, Sten 190 Harig, Ludwig 184

Haringer, Jakob 186 Hartinger, Ingram 61, 188 Haslehner, Elfriede 193, 194 Haslinger, Adolf 69, 151 Haslinger, Josef 98, 101, 181, 194, 197, 198 Hauer, Josef Matthias 187 Hauer, Rainer 114 Hauser, Carry 27, 148 Hausmann, Raoul 73, 186, 187 Hedin, Benkt-Erik 190 Heer, Friedrich 27, 29, 30 Hegel, G. W. F. 24 Heide, Heidi 8, 105, 200 Heissenbüttel, Helmut 20, 184 Helfer-Friedrich, Monika 186 Hell, Bodo 69, 101, 106, 186, 189, 191, 194, 196, 199 Heller, André 103, 156 Hemel, Wolfgang 193, 195 Hendrich, Hermann 61, 88, 153, 154, 180, 184, 185, 200 Hengstler, Wilhelm 24, 39, 163, 195, 200 Henisch, Peter 23, 24, 27, 85, 98, 152 Henz, Rudolf 19, 146 Herbeck, Ernst 74, 186, 188, 189 Herbst, Lothar 183 Herbst, Werner 69, 119, 185, 186, 189, 194, 198, 199, 200 Hergouth, Alois 146 Hermodsson, Elisabeth 190 Herrmann, Friedrich 77, 150, 164, 184, 188 Hikmet, Nazim 160 Hintze, Christian Ide 158 Hofer, Elisabeth 198

Hoffer, Klaus 7, 23, 24, 26, 35, 36, 39, 45, 47, 49, 66, 69, 148, 149, 151, 164, 183 Hollein, Hans 69 Höllerer, Walter 188, 193 Holz, Arno 46 Hölzer, Max 165 Holzinger, Alfred 109 Holzinger, Lutz 22, 61, 69, 165 Holzner, Johann 147 Hostnig, Heinz 184 Husâk, Gustav 157 Hüttenegger, Bernhard 61, 185 Illich, Ivan 98 Innerhofer, Franz 61, 114, 115, 158 Irnberger, Harald 115 Jandl, Ernst 7, 17, 18, 20, 23, 25-29, 31, 32, 34-36, 39, 45, 46, 49, 54-57, 59, 61, 64-66, 68, 71, 72, 75-77, 79, 81, 88, 89, 92, 95-97, 104, 106, 108, 111, 132, 141, 142, 143, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 155, 156, 158, 159, 164, 181, 182, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 190, 192, 193, 194, 199 Jandl, Hermann 165 Janstein, Elisabeth 186 Janus, Gustav 199 Jaschke, Gerhard 69, 92, 100, 181, 190, 192, 194, 198, 199, 200 Jatzek, Gerald 198, 199 Jelinek, Elfriede 23, 114, 165, 184, 185, 192, 196 205

Jensen, Nils 100, 104, 122, 193, 195 Jersild, Per Christian 190 Jirak, Peter 98, 195 Jonke, Gert F. 21, 24, 26, 34, 35, 39, 86, 136, 149, 164, 183, 184, 185, 188, 192 Joyce, James 46 Judy, Michaela 153 Jungk, Robert 98

Kagel, Mauricio 184 Kalb, Kurt 39, 63, 164 Kaltenbeck, Franz 39, 60, 164, 185 Kaltenecker, Hans 186 Kandinsky, Wassily 187 Kappacher, Walter 69 Käser, Norbert Conrad 192 Kein, Ernst 18, 164, 178, 186 Kempinger, Herwig 197, 200 Kerer, Rupert 113,157 Kerschbaumer, Marie Thérèse 8,23,69,92,96,104,119,122, 181, 182, 185, 186, 189, 192, 193, 194, 200 Kirchschläger, Rudolf 57 Kisch, Egon Erwin 186 Klausnitzer, Rudi 117 Klee, Paul 187 Kleindl, Gerhard 61 Knotig, Helmut 152 Kobelbauer, Helmut 179, 196 Koch, Thilo 48 Köck, Peter 194 Kofler, Gerhard 189, 198 Kofler, Werner 103, 141, 156, 184, 185, 190, 194, 196, 198

206

Köhlmeier, Michael 101, 104, 186, 198 Kokoschka, Oskar 187 Koller, Franz 61 Kolleritsch, Alfred 19, 21, 24, 26, 31, 34, 35, 36, 39, 66, 85, 92, 104, 146, 147, 149, 156, 164, 183, 185 Krahberger, Franz 61 Krämer, Peter 160 Kraml, Peter 164, 183, 185 Kratz, Käthe 103 Kraus, Wolfgang 27, 96, 111, 155 Kren, Kurt 165, 187, 192, 200 Krendlesberger, Hans 27 Kriwet, Ferdinand 184 Kroetz, Franz Xaver 57, 115 Kröll, Friedhelm 144 Krön, Friedhelm 144 Kronheim, Auguste 196 Kruntorad, Paul 24, 98 Kubillus, Volker 190 Kubin, Alfred 187 Kudrnofsky, Wolfgang 45, 52, 53, 55, 76, 122, 149, 151, 153, 164 Kuhner, Herbert 28 Kukovica, Franz 118 Kulka, Georg 73, 186 Kulterer, Hubert Fabian 155, 159, 164, 179, 183, 184 Kurz-Goldenstein, Helmut 193 Kutalek, Norbert 152 Laemmle, Peter 146, 149 Lanner, Sixtus 84 Larcher, Agnes 57, 115, 152 Lebert, Hans 20, 21

Léger, Fernand 187 Lehner, Carolus 61 Lein, Hermann 79, 150 Leitenberger, Ilse 147 Lengyel, Péter 191 Lenk, Elisabeth 196 Lernet-Holenia, Alexander 24, 25, 27, 28, 146 Lettau, Reinhard 144 Lichtenauer, Fritz 39, 71, 164, 183, 184, 185 Liebe, Reinhard 191 Lipp, Erie 178, 200 Lipus, Florian 98, 199 Lissitzkij, El 187 Loebe, Horst 184 Löffler, Sigrid 92, 154 Logothetis, Anestis 40, 55, 164, 184 Losch, Thomas 186 Lunzer, Heinz 8, 69, 122

Meckel, Christoph 188 Melzer, Gerhard 145 Menasse, Robert 139, 159 Messner, Janko 199 Mészoly, Miklós 191 Meyrath, Marcel 103 Miculik, Cilli 191 Mikl, Josef 188 Mitterer, Felix 92 Mixner, Manfred 98, 109, 146, 149, 156 Mocilnik, Kristjian 199 Mock, Alois 116,157 Mon, Franz 184 Moorse, George 193 Moreno, Jacob Levy 186 Mühl, Otto 34, 35, 39, 63, 74, 149, 159, 164, 179, 192 Müller, Robert 73, 187 Musger, Gerald 11,144 Musil, Robert 144

Mach, Edmund 74, 188 Mangoldt, Renate von 193 Maron, Siegfried 119 Martens, Wolfgang 11,144 Matejka, Peter 39, 52, 149, 164, 184 Matejka, Viktor 101, 198 Matzenauer, Hans 79 Mauer, Otto 165 Mayer, Hermann 8 Mayer, Marianne 198, 199 Mayr, Anton 155 Mayröcker, Friederike 18,23,25, 26, 29, 30, 31, 34, 39, 66, 72, 106, 108, 149, 156, 164, 181, 183, 184, 185, 186, 187, 189, 190, 192, 194, 196, 198, 199

Nâdas, Péter 191 Navratil, Leo 69, 74, 191 Nebel, Otto Wilhelm Ernst 187 Nenning, Giinther 39, 52, 53, 84,92,104,121,122,153,164, 182, 183, 185 Netzkova, Elisabeth 196 Neubacher, Karl 187 Neumann, Johannes 187 Neumann, Kurt 72 Neumann, Robert 30, 35, 148, 149 Nichols, Bert 153 Nimmerrichter, Richard (Staberl) 82, 84, 109, 149, 154, 156

207

Nitsch, Hermann 35, 39, 55, 61, 62,69,115,116,152,154,164, 180, 183, 184, 192 Northoff, Thomas 198, 199, 200 Nöstlinger, Christine 61, 158, 186 Novak, Heinrich 186 Nußböck, Fritz 119,191,196 Oberhuber, Oswald 69, 73, 101, 187, 188, 189 Obermeir, Gerlinde 178, 197, 198, 200 Obermüller, Hermann 187, 192 Okopenko, Andreas 7, 18, 22, 42, 44, 53, 55, 66, 76, 88, 108, 145, 146, 147, 150, 151, 153, 164, 181, 184, 186, 188, 192, 193, 194, 200 Oppenheim, Meret 187 Örnkloo, Ulf 190 Oswald, Janez 199 Painitz, Hermann 188 Palmers, Walter 83, 84 Pastior, Oskar 187 Pataki, Heidi 22, 35, 39, 77, 81, 92, 101, 104, 149, 153, 164, 183, 184, 185, 186, 187, 189, 190, 191, 194, 196, 199 Peschina, Helmut 98, 152 Peter, Friedrich 84, 116, 157 Pevny, Wilhelm 61, 82, 85, 164, 184, 189 Pflotscher, Kuni 153 Picabia, Francis 187 Picasso, Pablo 187 Pichler, Rainer 186, 200

208

Pilar, Walter 198 Pilz, Eva 188 Polakovics, Friedrich 18, 186 Polzer, Erich 61, 188 Ponger, Liesl 197, 200 Pongracz, Cora 164, 184 Pongratz, Peter 73, 188 Popp, Franz Leo 79 Pörtner, Paul 184 Posod, Michael 157 Priessnitz, Reinhard 23, 24, 31, 35, 42, 61, 76, 97, 106, 136, 150, 153, 164, 181, 183, 184, 185, 186, 187, 189, 190, 192, 194 Prokop, Hans 60, 69, 153 Proust, Marcel 39 Puganigg, Ingrid 69 Puls, Erwin 200 Pusch, Hans 52, 149 Qual tinger, Helmut 101, 164 Rabensteiner, Konrad 191 Rainer, Arnulf 58, 59, 71, 73, 179, 184, 188 Ramsbott, Wolfgang 193 Rausch, Mechthild 42,136, 150 Reck, Hagen 188 Reich-Ranicki, Marcel 150 Reichart, Elisabeth 200 Reicher, Richard 115 Reimann, Viktor 84 Renner, Gerhard 11, 144 Resetarits, Lukas 98 Riccabona, Max 186, 198 Richter, E.A. 24, 61, 185, 189 Richter, Franz 112 Rieder, Heinz 146

Rieger, Franz 190, 192, 198 Rocek, Roman 27, 149 Rochowanski, Leopold Wolfgang 187 Rollett, Edwin 16 Rosei, Peter 88, 89, 149, 154, 159, 164, 179, 184, 185 Roth, Dieter 71 Roth, Gerhard 26, 39, 90, 91, 136, 154, 155, 159, 164, 179, 185 Rothenberg, Jerome 187 Rothschild, Thomas 98, 101, 105, 181, 199 Rühm, Gerhard 18, 19, 26, 31, 34, 39, 55, 66, 71, 74, 91, 92, 101, 104, 105, 106, 108, 109, 146, 149, 164, 181, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 190, 192, 194, 196 Ruiss, Gerhard 11,69,76,78, 80, 94, 95, 101, 121, 122, 128, 145, 151, 153, 158, 181, 195 Sandner, Oskar 185 Schaefer, Camillo 198 Schaffgotsch, Xaver 31 Scharang, Michael 21, 22, 27, 31, 34, 39, 42, 46, 65, 67, 81, 92, 104, 147, 150, 158, 164, 184, 185, 194 Scheugl, Hans 40, 164 Schiele, Egon 187 Schmatz, Ferdinand 69, 106, 196 Schmeller, Alfred 40, 164 Schmid, Franz Xaver 198 Schmid, Georg 190

Schmidt, Alfred Paul 69, 186, 187, 200 Schmidt, Burghart 69, 190 Schmidt, Ernst jr. 40, 83, 164, 184, 187, 191, 192, 197 Schmidt-Dengler, Wendelin 8, 69, 145, 146, 147, 160 Schmidt-Piller, Katja 193, 198 Schmied-Kowarzik, Wolfdietrich 179 Schneider, Gunter 196 Schneider, Hannes 61, 186 Schneider, Michael 21 Schneyder, Werner 24 Schönberg, Arnold 47 Schönweger, Matthias 191 Schönwiese, Ernst 27, 28, 29, 48, 59, 150 Schuh, Franz 7, 40, 42, 43, 58, 59, 60, 65, 69, 95, 96, 100, 104, 105, 122, 128-131, 133, 139, 144, 149, 150, 152, 153, 154, 155, 158, 159, 181, 182, 184, 188, 189, 192, 197, 198, 199 Schürrer, Hermann 149, 159, 164, 184, 185, 189, 190, 191, 198 Schütting, Jutta 69, 151, 192 Schwaiger, Brigitte 158 Schwärzer, Hans 191 Schwarzkogler, Rudolf 192 Schwendter, Rolf 69, 92, 98, 105, 128, 131-133, 135, 158, 159, 164, 181, 190, 194, 198, 200 Schweppenhäuser, Hermann 144 Schwitters, Kurt 19, 46, 187

209 14

Sebestyen, György 27, 35, 58, 149 Seidlhofer, Waltraud 39, 55,66, 104, 164, 183, 185, 186, 189 Sellner, Reinhard 196, 199 Serner, Walter 73, 186 Siegert, Michael 61, 63, 152 Siegmund, Wolfgang 196, 200 Sinowatz, Fred 35, 43, 157 Skokan, Jutta 200 Slavik, Peter 85 Sommer, Harald 27, 39, 164, 185 Sonnenschein, Hugo 187 Spiel, Hilde 23-25, 27, 29, 30, 98, 146, 147, 148, 152, 155, 156, 158 Springenschmid, Ingo 61, 185 Springer, Michael 22, 39, 164, 184, 192 Staberl: s. Nimmerrichter Steiger, Dominik 34, 39, 64, 148, 159, 164, 179, 184 Stein, Gertrude 46 Steinwachs, Ginka 191 Stippinger, Christa 194, 196 Stögmüller, Alfred 154 Strutzmann, Helmut 179 Szyttia, Emil 187 Taucher, Franz 146 Taus, Josef 84, 110 Teibenbacher, Peter 196 Tesar, Heinz 69 Tiedemann, Rolf 144 Torberg, Friedrich 27, 147 Töteberg, Michael 154 Tramin, Peter von 27, 45, 47, 49, 149, 150, 188

210

Trümmer, Hans 165 Tschirtner, Oswald 188 Turnier, Franz 165 Turrini, Peter 27, 31, 59, 60, 65, 66, 82, 85, 104, 152, 153, 154, 160, 184, 189, 199 Ujvary, Liesl 69, 106, 156, 185, 186, 187, 189, 196, 199, 200 Unger, Heinz R. 61 Urbach, Reinhard 72 Urban, Peter 187 Vandenberg, Gerald 193 Veit, Peter 155, 180 Veith, Dieter 61, 188 Vischer, Melchior 186 Vujica, Peter 39, 159, 164, 179 Vyoral, Johannes A. 11,69,76, 78, 80, 84, 95, 121, 122, 128, 145, 151, 153, 158, 181, 193 Wäger-Häusle, Elisabeth 69, 185, 190, 195 Wagner, Peter 198 Waldner, Hansjörg 107 Waldner, Oswald 191 Walla, August 188 Wallner, Christian 24, 66, 153, 183, 184, 185, 189, 194 Walter, Otto F. 20 Weber, Norbert 145 Webern, Anton 47 Wedekind, Frank 115 Wegerth, Reinhard 190 Weibel, Peter 31, 35, 39, 71, 74, 104, 106, 149, 158, 164, 184, 185, 186, 187, 188, 189, 194, 199

Weiermair, Peter 35, 40, 69, 71, 153, 164, 183, 191 Weigel, Hans 16, 98 Weiss, Walter 29, 69, 147 WeiBenborn, Hanns 18, 186, 193 Welsh, Renate 98 Welz, Friedrich 157 West, Arthur 198 West, Franz 178 Wickenburg, Erik G. 27 Widmer, Urs 184 Widner, Alexander 103 Wiener, Oswald 19, 26, 39, 54, 55,63,64,74, 88, 89,149,151, 152, 159, 164, 179, 192 Wiesinger, Karl 61, 184, 186, 194 Wiesmayr, Elisabeth 41, 146, 149 Wimmer, Herbert J. 69, 92, 185, 186, 188, 189 Winkler, Josef 92, 194 Winterstein, Kurt 119,199

Wisser, Heimo 192, 194, 196 Wittner, Viktor 186 Wolf, Christa 9 Wolfgruber, Gernot 92, 155, 158, 179, 191 Wolfkind, Peter Daniel: siehe Vujica Wolfschütz, Hans 145 Wrba, Kurt 185, 186 Wühr, Paul 184 Zankl, Horst 159 Zeemann, Dorothea 24, 25, 27, 92, 101, 104, 119, 151, 182, 192 Zeman, Herbert 157 Zenker, Helmut 92, 93, 149, 155, 158, 159, 164, 179, 185 Zeppel-Sperl, Robert 188 Zobel, Jill 193 Zoderer, Joseph 101 Zörner, Rudolf 85 Zürn, Unica 187 Zykan, Otto M. 179

211

Ernst Jandl 1985

Friederike Mayröcker 1984

Elfriede Gerstl 1983

Reinhard Priessnitz 1975

Grazer A u t o r e n v e r s a m m l u n g im Lesungen Donnerstag, 20. November 1 9 7 5 . 19 Uhr H. C. A R T M A N N , F r i e d r i c h H E R R M A N N , W e r n e r K O F L E R , H u b e r t F. K U L T E R E R , Peter M A T E J K A , W i l h e l m PEVNY, A n d r e a s O K O P E N K O . Peter ROSEI, Franz S C H U H , Peter T U R R I N I , Christian W A L L N E R , Karl W I E S I N G E R . Freitag, 21. N o v e m b e r 1 9 7 5 , 1 9 U h r Valie E X P O R T , Barbara F R I S C H M U T H , F r i e d r i c h G E Y R H O F E R , R e i n h a r d P. G R U B E R , Franz H A D E R E R , Ernst J A N D L , Friederike M A Y R O C K E R , Elfriede G E R S T L , H e i d i P A T A K I , R e i n h a r d P R I E S S N I T Z , G e r h a r d R Ü H M , Peter W E I B E L , Samstag, 22. N o v e m b e r 1 9 7 5 , 19 Uhr Friedrich A C H L E I T N E R , M a r c A D R I A N , Elfriede C Z U R D A , G u s t a v E R N S T . H a n s H A I D , H e r m a n n H E N D R I C H , Peter K R A M L , Fritz L I C H T E N A U E R , E. A. R I C H T E R , M i c h a e l S C H A R A N G , W a l t r a u d S E I D L H O F E R , Elisabeth W Ä G E R H Ä U S L E , H e l m u t Z E N K E R . A n j e d e m dieser T a g e a n s c h l i e ß e n d an die L e s u n g e n T r e f f e n i m : C A F E M U S E U M , 1 0 1 0 W I E N , Ecke O p e m g a s s e / F r i e d r i c h s t r a l j e

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65 5121 —

M u s e u m des 20. J a h r h u n d e r t s —

,Kunst als Sprache"

65 06 4 2 —

M u s e u m des 20. J a h r h u n d e r t s —

6 5 5 1 21 -

Museum des 20.Jhdts. 1975

Michael Scharang

Werner Herbst 1981