Die Frauen in der Kunstgeschichte [Reprint 2016 ed.] 9783111540412, 9783111172217

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Die Frauen in der Kunstgeschichte [Reprint 2016 ed.]
 9783111540412, 9783111172217

Table of contents :
Meiner lieben Mutter Caroline Guhl
Uebersicht des Inhalts
Einleitung
I . Stellung der Frauen im Altertbume
II. Veränderte Stellung der Frauen im Mittelalter
III. Stellung der Frauen im fünfzehnten Jahrhundert
IV. Charakter des sechzehnten Jahrhunderts
V. Charakter der Kunst im siebeuzehuten Jahrhundert
VI. Die Kunstschulen des Nordens
VII. Charakter der Kunstentwickelung im achtzehnten Jahrhundert
VIII. Die Verhältnisse Frankreichs im Anfang des XVIII Jahrhunderts
IX. Charakteristik der Kunst im neunzehnten Jahrhundert
Zusätze

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Die Frauen

in der Kunstgeschichte.

Ernst Guhl.

Berlin. Verlag von I .

1858.

Gurten tag.

D a s Werk in einer englischen nnd französischen Uebersehnng berauszngeben, behalte ich m ir vor. B erlin im Oktober 1857. Dr. Ernst Guhl.

Meiner lieben Mutter

Caroline Guhl.

^ )ie r hast D u das Werkchen, m it dem D u mich schon so lange beschäftigt weißt, ohne daß ich D ir den In h a lt desselben verrathen wollte.

Es ist be­

gonnen zu einer Zeit, als m ir aus einem Werke, dem ich die heften Jahre meines Lebens geopfert habe, Undank und Rechtsbruch als Lohn erwuchsen und

ich das Bedürfniß fühlte, mich einer un­

muthigeren Arbeit hinzugeben, um nicht die Lust an literarischer Thätigkeit überhaupt zu verlieren; es ist m it S o rg fa lt gepflegt worden, als w ir hier und in Bolewice so angenehme Tage im Kreise unserer Lieben verlebten und gern hätte

ich es

schon damals vollendet, um es D ir als Ange­ denken jener Zeit überreichen zu können, als mich.

fast wider meinen W illen, die große allgemeine Kunstausstellung nach P a r is zog. V on dort zu­ rückgekehrt vergingen m ir M onate m it dem V e r­ arbeiten des fast unermeßlichen M ateriales, das in dieser Fülle wohl schwerlich jem als wieder dem Forscher dargeboten werden wird. D ann kam der W unsch, meine Künstlerbriefe zu vollenden und als auch dies geschehen w ar, entführte mich die lang gehegte Sehnsucht von D ir unb der Arbeit nach S p an ien . N un ich aber von der glücklichen Reise glücklich zurückgekehrt w ar, wollte ich, obschon von Arbeiten ernsterer N atur nicht unbedrängt, doch nicht länger zögern, D ir das Geschenk, wenn auch in nicht so vollendeter G e­ stalt darzubringen, als ich es gewünscht hätte. Nim m es so, wie es ist, gütig auf! E s ist ein Versuch, die Theilnahme der Frauen an der kunstgeschichtlichen Entwickelung von den frühesten Zeiten bis auf die Gegenwart zu schil-

dem und als solcher vielleicht geeignet, die Kunst­ geschichte so wie die Geschichte des weiblichen Ge­ schlechtes von zu die,

ergänzen;

einer

nicht

unbedeutenden Seite

eine Kunstgeschichte

der

Frauen,

wenn sie Theilnahme und Anklang

vielleicht

auch eine Klmstgeschichte

werden kann. wichtigsten en tro llt,

Denn

Perioden

so weit

in

ih r

für

findet, Frauen

ist das B ild

der

künstlerischer Entwickelung

es die enggezogenen Grenzen

des Werkchens gestatteten und so weit es erfor­ derlich w a r, um die Schilderung der Thätigkeit weiblicher

Talente

daran

knüpfen

zu

können.

Vorarbeiten fü r meinen Zweck habe ich gar keine gefunden; aber je mehr deren nöthig waren, um so mehr habe ich mich bemüht, sie unter leichter H ü lle und

einfachen Formen zu verdecken.

W ie

gerade ich zu dieser Arbeit gekommen b in , w ird D ir

nicht räthselhaft

sein.

V on Frauenhänden

erzogen, habe ick von jeher die Beispiele hohen

weiblichen W erthes vor A ugen gehabt und noch jetzt gestehe ich es g ern , in dem V erkehr m it edlen F ra u e n den eigentlichen künstlerischen R eiz des Lebens zu finden. F ü r die m annigfaltige G u n st, die m ir so ein gütiges Geschick h at zu Theil w erden lassen, m öge nu n dies B üchlein ein D ankeszeichen sein. Ich kann es in keine besseren H ände legen, als in die D einigen und ich thue dies, gehoben und verpflichtet durch das glückliche G efühl, in der Besten der M ü tter zugleich die Beste der F rauen verehren zu dürfen.

G l o z e w o , im A ugust 1857.

Ernst Guhl.

Uebersicht des In h alts.

E i n l e i t u n g . — Allmälige Verbesserung der Lage des weiblichen Geschlechtes. — Gründe derselben in den Fortschritten der allgemeinen menschlichen B ildung und in der Fortentwickelung des weiblichen Geschlechtes selbst. — Thcilnabme der F rauen an der allgemeinen Bild un g . — Tbätigkcir der F rau en in der Literatur. — T ä t i g k e i t der F ra u en in der Kunst. — B e ru f und A n ­ lage dazu. — Folgen des weiblichen Charakters für deren Kunstthätigkeit. — D a s Verhältniß der Kunst­ gattungen: Architektur, S c u lp tu r und Malerei. — B e ­ sondere Gattungen der M a le re i: Historien-, G enre-, P o rträ t-, Landschaft- und Blumenmalerei. — R e p r o ducirendc Künste. — Bedeutung persönlicher Veranlassun­ gen zur Kunst in der F a m ilie , der Freundschaft, der E h e ........................................................ S e ite 1— 10. I.

S te llu n g der F rauen im Altertbume. — Erste Anfänge weiblicher Kunstthätigkeit im O rient und in Aegypten. —

Teppich- und Gewandweberei. — Einfluß auf andere Kunst­ zweige. — D ie Frau bei den Griechen. — Heroisches und historisches Zeitalter. — Höhere Bedeutung der Frau, ihre Freiheit und Herrschaft im Hause. — Mythische B e ­ deutsamkeit: Göttinnen und Heroinen a ls Typen weib­ licher Poesie und Kunst. — H ippo, Phemonoö, Penelope. — Kunstweberei als Hauptgegenstand weiblicher Kunst­ übung. — Griechische Dichterinnen: S a p p b o , M y r tiö , K o rin n a u. a. — Griechische Philosophinnen: K leobulina, Theano,

Tbemistoklea



Attische

Hetarenbildung,

Aspasia und D io tim a . — Philosophinnen der platoni­ schen, cynischen und epikuräischen Schule. — Geminea und Am phidica in der neuplatonischen Schule. — A n ­ fange und Geschichte

weiblicher Kunstübung. —

D ie

Tochter des Dibutades. — Timarete, Helena, Anarandra, K a llo , Eirene u. a. —

D ie

römischen F rauen, ihre

Theilnahme an der Literatur. — Laja aus KyzicuS. Seite 1 1 - 3 0 .

II. Veränderte S tellung der Frauen im M itte la lte r. — Einflüsse der christlichen R e ligion . — Einflüsse des Charak­ ters der germanischen Nationen. — Hochachtung des weib­ lichen

Geschlechtes. —

Hervorragende Frauen

in

den

frühesten germanischen Reichen: Amalasuntha undTheudelinde. — Hervorragende Frauen des eigentlichen M itte l­ alte rs: H rosw ith a, Anna Komnena, A v a ,H ild e g a rd iö ,He­ loise, H errat von Landspcrg, M a rie de France, Angela von

F o lig n o , M aria Ebner u. a. m. — Die Frauen im Besitz wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Bildung, Lesen, Schreiben, Gesang und Musik. — D ie M iniatur­ malerei : Agnes von Q uedlinburg. — Kunst des Webens und Stickens; Proben derselben. — Adelaide von Frank­ reich , M athilde von Q uedlinburg, die Kaiserin Kuni­ gunde, Gisela u. a. — D er Teppich von B aveur, eine Arbeit der Königin M athilde von England. — In n ere Bedeutsamkeit dieser Kunstwerke. — Arbeiten für die Kirche. — Berufsm äßige Uebung der freien Künste. - - Schwierigkeiten derselben. — Laodicia von P av ia. — S ab in a von Steinbach und ihre Sculpturcn am M ünster von S traß b u rg . . . . S e ite 3 1 — 48. III.

S tellung der Frauen im fünfzehnten Jahrhundert. — Folgen des Frauenkultus im M ittelalter. — C ha­ rakter der Kunst in diesem Zeitraume. — Theilnahme der Frauen an der Literatur. — Prosarom an und Poesie. B arb a ra von M antua - B randenburg, C lara Hatzlerin, Ju lia n a B arkes, Clothilde de B a llo n - C halys, die heilige C atharina von Genua. — Theilnahme an der Kunstentwickelung. — D ie niederländische Schule und M argarethe von Eyk. — Die fränkische Schule und M argaretha von Nürnberg. — Die italienischen S chulen: C atarina B igri und O norata R odiana. S eite 4 9 —1)0.

IV.

Charakter des sechzehnten J ah rh u n de rts. — Reich­ thum an bedeutenden M än nern und Frauen. — G egen­ satz zwischen dem S ü d e n und dem Norden E u ro p a's und dessen Folgen für die S te llu ng des weiblichen G e ­ schlechts. — Reichthum des S ü d e n s und namentlich Ita lie n s an Dichterinnen und Künstlerinnen. — D ie Dichterinnen Vittoria Colonna, Veronika G a m b ara, G a s para S ta m p a . Laura Battifera, Jsabella Andreini u. A .; C hiara M a train i und O lym p ia Fulvia M o r a ta . — Gegensatz der Kunftübung des sechszehnten J ah rh u n de rts zu der des füufzchnten. — Bolognesische S c h u le : Propertia de'Rosst, Jsabella M a zzo n i. — Florentinische S chu le: P la u tilla Nelli, A gata Traballest. — Römische S c h u le : Teodora Danti, die F r a u M a rc ' Anton's, D ia n a Ghist. — Die venezianische S c h u le : Ir e n e di S p ilim bergo, Vincenza Armani, M a rictta Rebusti. — D ie obcritalienischen S c h u le n : B a r b a r a Leughi, Tommasa Ficsca, S o fe n i s b a Gentilesca A n g u isc io la , Catarina Cantoni u. A. — D ie neapolitanische S c h u le : M a r i a Angela C riscuolo, M a r i a M a g dalen a de' Pazzi. — Stellung der Frauen in Frankreich. — Literarisch ge­ bildete Fürstinnen. — Hervorragende F rau en in S p a ­ nien. — Künstlerinnen: D orotea und M a rg a re ta S . Cruz, und die Tochter des Vincente J o a n c s . Einfluß der Reformation aus die Stellung der Frauen. — Gelehrte F rauen in England und Deutsch­ land. — Künstlerinnen in E n g l a n d : Lewina Tirlinks;

in Deutschland: Katharina S cb w arh ; in der S chw eiz: E va von Jberg. — Künstlerinnen in den Niederlanden: S usanna G erbard, C atbarina Hämsen. C lara de Kepzer, M agdalena de Passe, Constantia von Utrecht u. A. S eite t i l - 7 8 . V. Charakter der Kunst im stebenzehnten Jabrbundert. — Ita lie n : der M anierism us und die Reform der Caracci. — Einflüsse der Reformation. — Bologneflschc Schule der Akademiker. — Gelehrte F ra u e n : Porcia Vignoli, M atilda Bentivoglio, Clelia G rillo Borromei, M aria B orghini. — Dichterinnen: B arb a ra Albizzi, Ernestina Azzi u. A. — Dichterinnen und Künstlerinnen: Arcangela P alad in !, Bcairice P app afav a, M aria Ardoini, C atarina R u sca, Augufta Tarabolti. — Künst­ lerinnen der bologncsischcn S chule: D iana Ghisi, Laviuia F ontana, Antonia P in elli, F lavia D urand, Teresa del P o u. A. — C atarina Ginnasta. — Artcmista Gentileschi — Elisabetta S iran i — M aria Dolce. — Schülerinnen der Elisabetta S iran i. D ie Schule der Naturalisten und ibr Gegensatz zu den Akademikern. — Künstlerinnen in N eap el: Aniella di Rosa. Angela Beinaschi. Luisa Copomazza u. A. — Aus P alerm o : Teresa del P o , aus M essina: Anna M aria Ardoini — Die Schule von Florenz: M aria von Mcdicis, Arcangela Paladin!, Anna M aria B ajani, G iovanna Ncdi, G iooanna M armochini. — Die römi­ sche S ch u le: Laura Bernasconi, Isabella und Gcrolim a

Parasole, Beatrice Hamcrani, P lautilla Brizio. — M aria Dominici. — D ie venezianische S chule: P aolina G randi, Elisabetta Lazzarini. C arlotta und G abriella P atin, Anna R enten, C biara V arotari u. A. Die Kunftentwickelung in S panien. — Theilnahme der Frauen. — I n M a d rid : vornehme Dilettantinnen, Eugenia de Beer. — D ie Schulen des S ü d e n s : Isabella E oello, M agdalena G ilarte, Iesualda Sanchez, F rancisca Isabel P alom ino, Luisa R eldan, Isabella C arasquilla. Luisa und M aria de B aldes. Die S tellung der Frauen in Frankreich. — Ein­ flüsse derselben auf die Politik. — Verdienste der Frauen um die Literatur: D eshouilliereö, G räfin de la Suze, C atherine B crnard, Mademoiselle de S cudöry, Mme. de Lafayettk, Anna D atier u. A. — Künstlerinnen: M iniaturm alerinnen. Blumenmalerinnen, Catherine D uchemin u. A. — Kupferstecherinnen, Claudine Bouzonnet S te lla u. A. — Elisabeth Sophie Cheron. S eile 79— 1(W. VI. Die Kunstschulen des Nordens. — Charakter der flandrischen Schule und R ubens. — Micheline W outiers und C. Pepyn. — D ie Kunst in Holland und Rem brandt. — Entstehung einer neuen Richtung. — Literatur und Poesie. — Die Genrem alerei. — Theilnahme der Frauen an der Poesie. — Dichterinnen und Künstlerinnen: Anna im D M aria Teffelschade, Anna M aria Schurm ann. — Künstlerinnen: Angclica Agnes P akm an, Steenwyk,

Anna

de B r u y n ,

Anna

Tessala,

M a r ia Grebber. —

M a r ia und G ezina Terburg, M a r ia Schalken, A driana S v ilb e rg , M a rg are th a W u lfra a t. — M a rg are th a G odewyck. — mann :

C atbarina O-ucstier. — ihre

Vorbildung

und

Anna M a r ia S c h u r-

künstlerischen

Svrachkcnntnisse, theologische Forschungen,

Versuche,

S tellu n g in

Utrecht. — Entwickelung ihrer künstlerischen Thätigkeit. — Verbreitung ihres Ruhm es. — badistischen Lehre.



Betheiligung an der L a -

B lum enm alerinnen:

M a r ia von

Ootterwyk und Rachel Ruysch. D ie künstlerische Entwickelung in Deutschland. gunst der Verhältnisse. —

Un­

Betheiligung der Frauen au

Poeste und Literatur. — Ludaemilia von Schw arzburgN udelstadt,

L. Henriette

von O ra n ie n ,

M a r ia Cunitz»

und Gertrud M ö lle r, S ib y lla Schwartz, M a r ia Commer u. A . —

Theilnahm e der Frauen an den Dichterorden:

D ie Pegnltzschäfer, die fruchtbringende Gesellschaft. Zeseu's Blum enerden, D o r ilis und S y lv ia u. A . — Theilnahm e der Frauen au der Kunst. — M a le rin n e n in N ü rn b e rg : Susanna M a r ia von S a n d r a r t, bara Helena Lange u. A . —

Esther Juvenel, B a r ­

M a le rin n e n in Augsburg,

Regensburg, M ünchen, H a m b u rg , Frankfurt a. M . — M a r ia S ib y lla M e r ia n , ihr Bildungsgang. Leben und Werke. — Künstlerinnen

in D änem ark:

Anna Krabbe,

Eleonore Christine von Ulefeld u. A . —

E n g la n d : B e ­

theiligung der Frauen an der Literatur."— Künstlerinnen: Anna K illig r e w ,

Anna

C arliS le ,

Lister u. A ............................. 107-

Anna und Susanns-

140.

VII. Charakter der Kunstentwickelung im achtzehnten J a h r ­ hundert. — Nachwirkung und Vermischung der früheren S chulen und S ty le. — Vorherrschen des französischen Geschmacks. — Zopf und Rokoko. — Betheiligung der Frauen. — Vorherrschen gleichmäßiger B efähigung und M a n g e l besonderer Begabung. Ueberwiegen der deutschen Künstlerinnen. — Hauptorte weiblicher Kunstübung: Berlin, Dresden die frän­ kischen S t ä d t e , München, der Norden und Westen Deutschlands. — Zeitverhältnisse im Anfang des J a h r ­ hunderts. — Schriftstellerische Thätigkeit der F ra u en — Weibliche Erziehung. — Theilnahme der Frau en an der künstlerischen Entwickelung — Stem p el- und Edelsteinschneiderinnen: Rosa M a r i a Schindel, M a r i a J n lia n a M e rm u th , S u san na M a r i a Dorsch, B a rb a r a J u l ia P re is le r u. A. — M iniatur- und P astellm alerei: M a ­ rianne H a y d , Anna Rosina Liscewska. Anna M a ria M e n g s u. A. — Landschafts- und Blum enm alerei: Dilettantinnen, M a ri a D orothea Dietrich und Crescenria S c h o tt, Catbarina Elisabeth Heinecke, C atb arin a Treu, die Geschwister Dietsch, Caroline Fricderlkc Friedrich ii. A. — Kunststickerei: Dilettantinnen. — D ie Historicnund G enrem alerei: Dilettantinnen, M . E l. Mildorser, M . T h . Riedel, A. D . Liscewska, R . R . Dietrich. — Anna M a ria K aufm ann: I h r e Jug end und Bildung zur Kunst, erste Erfolge m Como. — Thätigkeit in M a ilan d und S tu d iu m der alten lombardischen Meister.

— Freskom alereien in S chw arzenberg. — A ufenthalt in Florenz. — R eise nach R o m . — Bekanntschaft m it W inkelm ann. — T hätigkeit und E rfolge in N eapel. — Reise nach B o lo g na und Venedig. — Reise über P a r is nach London. — E rfolge und gesellschaftliche S te llu n g daselbst. — I h r e E he und Lösung derselben. — Ih r e H eiratb mit Antonio Zucchi und Rückkehr nach Ita lie n . — T o d des V aters und Niederlassung in R o m . — C harakter ihrer Kunst, römisches Leben, Verlust deS M an nes und ih r Tod. Künstlerinnen in den skandinavischen L an d ern : U. F . Pasch, C. M . R y d in g , A. de Lodde, M . Ziesenis. D ie Kunst in den N iederlanden. — B e lg ie n : A. M . v. Rcyschoot und M . Verelst. — H o llan d : Thätigkeit der F rauen in der Literatur und Kunst. — M in iatu r­ m alerei : H . W o lte rs , E . de R y k , S . T ro o st, C hr. C h alo n, C Scheffer u. A. — Landschafts- und B lum en­ m alerei: E . R y b e rg , M . I . O m m egank, A lberta ten O ever, A . M oriz, G . v. Hogenbuizen u. A . D ie Kunst in E ngland. — Schriftstellerische F rauen daselbst. — W irksamkeit der F rau en für E rziehung und S chule. — Aufschwung der Kunst und T heilnahm e der F rau en . — B ild h a u e re i: M rs. S a m o n , M r s . S id dons, M rs. D am er. — M a le re i: große Z a h l vorneh­ m er D ilettantinnen, C . R e a d . A. T re v in g a rd , C. M . Fanshaw e, M . S p ilsb u ry u. A. — M . C osw ay. — I h r e erste B ild un g in Ita lie n . — H cirath und gesell­ schaftliche S te llu n g in London. — Charakter ihrer Kunst. — Reisen und A ufenthalt in Ita lie n . S . 141 — 195.

VIII.

D ie Verhältnisse Frankreichs im Anfang deS X V III. Jahrhunderts. — Gesellige und literarische Bedeutung der Frauen. — Thätigkeit derselben in der Kunst. — Geschäftsmäßiger Charakter derselben. — Vorwiegen von P a ris. — M angel an Dilettantinnen. — Stem pel­ schneidekunst und B ildbauerei: M . A. de S t. Urbain, E. Lesueur, M lle. Collot. — M a le re i: L. C. de la Ronde, E. G authicr, M . C. H erault u. A. — Schü­ lerinnen von Grenze und F rago nard : M . G orard, M lle. D uquesnoy, M m e. G o is, A. G . B ab u ty , M . R . G . Broffard de B caulieu, I . E. G abion. - M iniatur-, B lum en- und Landschastsmalerei: C. S a ttle r und M . F . Baffeporte. — Große Z ahl der Kupferstcchcrinnen: M . Leconte, G . N augis, F . Vern'et. — Adelaide V in­ cent. —- Erste Ausbildung und Erfolge. — Verhcirathung. — Thätigkeit für den Hof. — M arie Louise Elisabeth Lebrun. — Frühe Anlagen und Erfolge. — Studien in den Gallerien. — Bekanntschaft mit Lebrun und Verheirathung mit demselben. — Charakter dieser Ehe. — Große Erfolge ihrer Kunstwerke. — Gesell­ schaftliche Stellung und Verkehr mit den bedeutendsten Persönlichkeiten von P a ris. — D a s athenische Souper. — Ih re Reisen und Erfolge in Ita lie n . — Aufenthalt in R om , Neapel, Florenz. — I h r P o rträ t in der G a l­ lerte P itti. — Charakteristik ihrer Kunst und Vergleich derselben mit Angelika Kaufmann. — Reise nach W ien und Petersburg. — Rückkehr nach P a ris über B erlin. — Reisen in England und der Schweiz. — Leben in

P aris. — Politische Gesinnung. — Ih re „Souvenirs," letzte Werke und Tod. Kunst und Künstlerinnen in Spanien. — Schule von S ev illa: M aria de ValdeS. — Schule von M adrid: Clara und Anna Menendez, Anna Perez, M aria Prieto, vornehme Dilettantinnen. — Künstlerinnen in Portugal: I . M . Rite und C. Vieira. Die Kunst in Italien. — Gelehrte Frauen und Dichterinnen: M . G . Agnesi, M . S . Dclfini, A. Manzolini, Morandi, G . Baitelli u. A. — Künstlerinnen in Florenz: S . B . S irie s , A. Boccherini, A. Galeotti u. A. - Römische Schule: M . F . Tibaldi, R . M . S alviani, C. Cherubim, M . M aratti u. A. — Künst­ lerinnen in Neapel und Oberitalien. — Schule von Bologna: A. Manzolini, Cl. Vasini, L. Casalini u. A. — Schule von Venedig: Rosalba Carriera. — Ih re Studien in der Malerei. — Miniaturbilder. — Pastell­ bilder. — Charakter und Tod. . . Seite 196—233. IX.

Charakteristik der Kunst im neunzehnten Jahrhundert. — Steigerung des weiblichen Kunstbetriebes und Gründe derselben. — Erziehung und Bildung des weiblichen Geschlechts — Streben nach Selbstständigkeit. — Ver­ hältniß weiblicher Kunstthätigkeit zu den srüheren Zeiten. — Rückblick ans das achtzehnte Jahrhundert. — Die Anfänge der modernen Kunst in Frankreich. — David und der Classicismus. — Charakteristik und Weiteren twickelung der französischen Schule. — Theilnahme der

Frauen. — Ueberwiegen von P a ris und Folgen dessel­ ben fü r die Kunstübung. D ie Anfänge der modernen deutschen Kunst. — C ar­ stens und feine Thätigkeit in

N om .

D avid.

Fortschritt der deutschen



Aufschwung und



Vergleich mit

Kunst. — D ie Werke Ln der V illa Massim i. — Deutsche Künstlerinnen in R om .



Rückführung der deutschen

Kunst nach Deutschland. — München, Düsseldorf, W e i­ mar, B e rlin , W ien, Dresden. — D ie Kunst in Ita lie n , E ngland, in den skandinavischen S taaten, Holland und Belgien. — S te llu n g der Frauen zu den Kunstbestrebungen der Gegenwart. — Forderungen, Absichten und Hoffnungen. — Schluß

. . . .

S eite 2 3 4— 262.

Z u s ä h e .........................................Seite 2 6 5 - 2 8 6 .

Druckfehler^Ver;eichnist. S.

S.

S.

S. ?* S. S. S. S. S. S. E. S. S. S. S. S. S. S.

Z. 6 v. Z. 13 v. Z . 4 v. Z. 4 v. Z. 11 v. Z. 3 v. 6 0 , Z. 13 v. 66, Z . 17 V. 101, Z. 8 v. 102, Z. 8 v. 105, Z . 10 v. 106, Z. 8 v. 108, Z. 5 V. 116, Z. 7 v. US, >j. 10 v. 123, Z. 15 v. 131, Z. 17 u. 186. Z. 15 v. 104, Z . 10 v. 198, Z. 1 v. 212, Z . 5 v. 12, 26, 27, 48, 67, 71,

o. n. o. o. o. o. o. u.

statt Hervorgerufene lies Hervorgerufenes, ist des zu streichen, statt fremde lies fremd, statt verlieben 1. verleihen, statt Lionardo l. Leonardo, statt die 1. der. statt bezeichnen l. zu bezeichnen, statt größte li grünten, statt Sancbez l. Sanchez. statt Seat I. Seal, statt Franeoise l. Franooii'e. statt Cerises l. cerises. statt das l. daß. nach Blume ist einzuschalten: im Paradiese. statt vielfältigsten 1. vielseitigsten. statt ? lies ; hinter A u g s b tlr g fehlt an. statt .Ningsvill l. .Üingsmill. statt M iß l. Mrs. statt (sondillar I. (sondillae. statt fei l. feien.

Die Frauen in der Kunstgeschichte.

S9?enn m an die Geschichte des weiblichen G e­ schlechtes in den verschiedenen Zeitaltern und bei den verschiedenen Völkern verfolgt, die nach einander zu M acht und Bedeutung gelangt sind, so kommt m an zu der Ueberzeugung, daß die Stellung desselben, die anfänglich eine sehr gedrückte und unwürdige w ar, in einer steten Verbesserung begriffen gewesen ist. M an mag ihre S tellung im Hause, in der E he, in der Fam ilie, oder ihr Verhältniß zur Außenwelt und zur Gesellschaft ins Auge fassen, oder m an m ag ihre Rechte im bürgerlichen Leben betrachten, immer wird es sich ergeben, daß das Loos der Frauen im Laufe der Zeiten sich glück­ licher, freier und würdiger gestaltet hat. D er G rund dieser Erscheinung liegt einerseits in den allgemeinen W eltverhältnissen und in dem Fortschritt, den, wenn auch langsam und unter ntannigfachen Hindernissen, die allgemeine menschliche B ildung gemacht hat,

so daß man die S te llu n g des weiblichen Geschlechts fast im m er als B ild u n g

den Maaßstab dieser allgemeinen

betrachten

kann.

Andrerseits

lie g t der

G ru n d davon auch in den Frauen selbst, die sich durch a llm älige V ervollkom m nung ihrer selbst auch zu besserer und haben.

günstigerer Lage emporgearbeitet

E s ist hier vor A lle m der A n th e il wichtig,

den die Frauen an der allgemeinen B ild u n g Z e it nehmen.

der

V o n dem ersten Gesichtspunkte aus

sind die meisten Werke geschrieben, die die Geschichte des weiblichen Geschlechts zum Gegenstände haben, und es g ib t deren sehr vortreffliche.

W e n ig e r be­

achtet ist noch im m er die andere S eite geblieben, w o ­ nach die Frauen an der Entwickelung der geistigen Interessen betheiligen.

und In

deren Förderung

sich selbstthätig

Bezug a u f die L ite ra tu r ist a ller­

dings mehreres

geschehen;

was

von F ra u e n in

Wissenschaft und Poesie geleistet worden

ist, hat

m a n , wenn auch n u r vereinzelt, beschrieben und gesammelt. Eine allgemeine S childerung dieser B e ­ strebungen ist noch nicht verftlcht worden.

„A uch

die literarischen K ränze, sagt ein neuerer S c h rift­ steller, P a u lu s Cassel, haben die. Frauen den M ä n ­ nern nicht gegönnt. jeher

m it

ihnen

Attch

um sie haben sie von

gewetteifert.

E ine

Literaturge­

schichte der F rauen würde kein wesentliches M o m e n t

in der Geschichte des Geistes leer und unberührt lassen." Dasselbe nun könnte man von der Kunst­ geschichte der Frauen sagen, welche die Bethei­ ligung der Frauen an der künstlerischen Entwicke­ lung zu schildern hätte. Und wenn jener S ch rift­ steller, in Uebereinstimmung m it G ervinus, sich dahin äußert, daß die Frau selbst die poetische F ig u r des Lebens sei, so möchte ich hinzufügen, daß die Frauen vor Allem es sind, die dem Leben auch den künstlerischen Reiz verleihen. W er in künst­ lerischen Anschauungen zu leben gewohnt ist, w ird des weiblichen Umgangs nie entbehren können, wenn anders das Leben n u r einigermaaßen jenen Anschauungen entsprechen soll. Is t doch, was die Frauen unbewußt zur Erscheinung bringen sollen, dasselbe, was Kunst und Poesie m it Bewußtsein zu bestimmten Formen zu bringen haben — die Schön­ heit. S o scheinen die Frauen recht eigentlich zu künstlerischer Wirksamkeit prädestinirt zu sein, und wenn auch das W eib „nicht zu singen braucht, um ewig besungen zu werden", noch zu malen, um ewig der schönste V o rw u rf des M alers und das „Kunstwerk des Lebens" zu bleiben, so wird man es doch natürlich finden/ daß sich die Frallen oft und m it V orliebe der Ausübung von Poesie und Kunst zugewendet haben. W as sie nun auf dem

Gebiete der Poesie Bemerkenswerthes und W ic h ­ tiges geleistet, möge bald einm al ein Literarhistoriker schildern, dem das W e ib auch die „poetische F ig u r " des Lebens ist, und der dam it den D ank der Poesie an das ganze Geschlecht abtragen könnte.

W as

dagegen a u f dem Gebiete der bildenden K unst von Frauenherzen ersonnen und von Frauenhand aus­ geführt worden

is t, soll dies B üchlein in rascher

Uebersicht dem Leser u n d , wenn

es deren findet,

den günstigen Leserinnen vorführen. Eine F rage, die vielleicht mancher von vo rn ­ herein auswerfen möchte, ist hier ganz außer Acht zu lassen.

D ie F ra g e ,

ob und in wie w eit das

weibliche Geschlecht zur A u sü b u n g der K unst be­ rechtigt sei.

E in

bloßes Bejahen ist hier ebenso

nutzlos als ein bloßes Verneinen. D ie Berechtigung fü r alle künstlerische T hä tig ke it liegt, bei dem M anne wie bei der F ra u ,

in

der B e fä h ig u n g ,

in

der

M acht des innern B erufes, und das U rth e il über diese hängt wieder vom E rfo lg ab. Daß die Frauen n u r selten als Schöpferinnen neuer Richtungen aufgetreten sind, w ird Niemanden wundern, der da weiß, daß weibliche T hätigkeit über­ haupt weniger im Neuschaffen als in der liebevollen W eite rb ildu n g eines Bestehenden und Ueberlieferten besteht.

D a r in lie g t denn auch ihre kunstgeschicht-

liche B edeutung, indem die B etheiligung weiblicher T alente u n s in vielen Fällen das M aaß bezeichnen w ird, bis zu welchem eine bestimmte R ichtung in das allgemeine Bew ußtsein gedrungen ist. Z w eitens macht sich die N a tu r des weiblichen Geschlechtes auch in B ezug aus die besonderen K unstgattungen geltend, denen sich dasselbe zuwendet. Z a rte r A u s ­ führung und sorgfältiger D urchbildung m ehr ge­ neigt, als zu kühnem Erfassen großer Gedanken geeignet, w erden sich die F rau en vorzugsweise m it den K ünsten einer leichten und bequemen Technik beschäftigen. A m fernsten liegt ihnen die A rchi­ tektur; von den beiläufig tausend N am en, die u n s von weiblichen K ünstlern bekannt sind, gehören n u r zwei b is drei, streng genommen n u r einer der B aukunst a n ; zahlreichere Jü n g erin n en hat aller­ dings die S c u lp tu r aufzuweisen, m it der sich ein­ schließlich gewisser Zw eige einer feineren Technik, wie des B ossirens in W achs u. a., ungefähr drei­ ßig K ünstlerinnen beschäftigt haben. Fast alle übrigen N am en aber gehören der M alerei und den verw andten Kreisen der zeichnenden Künste an. In d eß auch innerhalb der M alerei selbst gibt es gewisse Fächer, die weiblichem S in n e vorzugsweise zusagen. „A lles, w as zum G ebiet des blos N a tü r­ lichen gehört," sagt H ippel einm al von den F rauen ,

„is t ih r F e ld ;" und er verbindet d a m it die Bem er­ kung, daß sie auch in der B e llrth e ilu n g von K u n st­ werken mehr S in n

fü r den na türlich e n ,

als fü r

den eigentlich künstlerischen T h e il derselben zeigen. E s lie g t etwas W a h re s in dieser Bem erkung und in der Kunstübung bewährt es sich in der T h a t, daß diejenigen G attungen der M a le re i, in denen der G e g e n s t a n d als solcher überwiegt, von den F rauen am meisten behandelt worden sind.

Das

P o r tra it, die Landschaft, die T h ie r- und B lu m e n ­ m alerei sind solche G attungen.

In

ihnen haben

sich auch die meisten Frauen hervorgethan.

In

der H istorienm alerei überwiegt der re in künstlerische T h e il,

der Gedanke, die K o m p o sitio n;

das blos

N a tü rliche t r it t d a rin mehr zurück und dem ent­ sprechend sind die Frauen, die sich in dieser G a t­ tung hervor gethan haben, am seltensten in Kunstgeschichte.

die T hätigkeit der F rauen nicht m inder. selben Umstande beruht es ferner, Kunstgattungen Künste

von

der

D a s Genre steht m itten inne, und

die

der

sogenannten

überwiegenden

A u f dem­

daß von allen reproducirenden M ehrzahl

der

K ünstlerinnen behandelt worden sind — kein K u n st­ zweig hat mehr Jüngerinnen aufzuweisen als die Kupferstecherkunst; die Z a h l derselben macht mehr als ein F ü n fte l sämmtlicher uns bekannten K ünst-

lerinnen

aus.

Noch

andere

G attungen

locken

durch die besondere A r t ih rer zierlichen und anm uthigen Technik weibliche Talente an, wie z. B . aus

diesem

m alerinnen

G runde ebenfalls

die

Zahl

eine

sehr große ist.

der

M in ia tu r ­ W ie

sich diese Z ah le n n un a u f die verschiedenen N a ­ tionen

und

P erioden

der

Kunstgeschichte

ver­

theilen, w ird sich aus den nachfolgenden Betrach­ tungen

selbst ergeben; hier kam es zunächst n u r

d a ra u f a n , gewisse aus der N a tu r des weiblichen G em üthes, so wie der verschiedenen Künste her­ vorgehende Fakta hervorzuheben, die m an als sta­ tistische bezeichnen könnte und deren Berücksichti­ gung auch in

der allgemeinen Kunstgeschichte zu

nicht uninteressanten Resultaten führen würde. Schließlich mag hier noch ein d ritte r P u n k t an­ gedeutet werden, der fü r die B e th ä tig u ng weiblichen Talentes

von

W ich tig ke it

ist.

Es

lie g t in

der

N a tu r des weiblichen Geschlechtes — und da rin be­ steht zugleich die S tärke und Schwäche der Frauen —

daß

sie mehr

als

der

M ann

Einflüssen offen und zugänglich meinen

Interessen

sind.

des Lebens und

pflegen den F ra u e n ,

wenigstens

in

persönlichen D ie allge­ der B ild u n g den meisten

F ä lle n , erst dann recht nahe zu treten, wenn sie ihnen durch nahestehende und befreundete Personen

verm ittelt werden.

S o ist es denn auch ganz in

der N a tu r der Sache begründet, daß sie auch zur Kunst häufig durch solche persönliche Einflüsse ge­ fü h rt

werden.

Ueberdies

kommt dazu,

daß die

F rau en , mehr an die F a m ilie und den engen K re is der Häuslichkeit gebunden, auch von dort her meist den Anstoß zu besonderen N eigungen und, wo dies überhaupt der F a ll nehm en,

ist, zur W a h l

der dem M a n n e

eines Berufes

mehr durch

seine B e ­

rührun g m it dem bewegteren Leben der A ußenw elt gegeben w ird .

D a h e r die große A n z a h l von K ünst­

lerin nen ,

denen uns

w ir d ,

von

ausdrücklich überliefert

daß sie durch V a te r ,

M u tte r oder B ru d e r

zur Kunst angeleitet worden sind, oder daß sie, m it andern W o rte n , den A n la ß zum Künstlerberuf in der F a m ilie geftrnden haben. bis noch

dreihundert, und außerdem

durch

wie

E s sind deren zweiviele Hunderte

ganz

mögen

ähnliche Einflüsse zu

Künstlerinnen geworden sein, ohne

daß die G e ­

schichte deren E rw ä h n u n g thun konnte!

W a s in

der allgemeinen Kunstgeschichte dagegen so häufig ist, daß begabte junge M ä n n e r gegen den W i l ­ len der E ltern unb

im

K am pfe

m it S c h w ie rig ­

keiten aller A r t der Kunst als ihrem Lebensberufe sich zuwenden,

gehört in

der Kunstgeschichte der

Frauen zu den allerseltensten A usnahm en.

V o n sol-

cfcm geschichtlich bekannten A usnahm en w ürde viel­ leicht n u r M a ria S ib y lla M erian anzuführen sein. A ber es g ib t, um auch die zartesten S eiten des weiblichen H erzens hier zu b erü h re n , noch V erhältnisse anderer A rt, die, ohne von vorn her­ ein der F am ilie anzugehören, aus die N eigung und B e ru fsw ah l der F rau en sehr entschiedenen E influß gew innen können. E s sind dies die zar­ teren B an d e der Freundschaft und der Liebe, oder die entschiedeneren der Ehe. N u r selten gelangen die ersteren, häufiger die letzteren zur allgem einen K enntniß, tlnd so wissen w ir den n .v o n etwa dem achten T heile der u n s bekannten K ünstlerinnen, daß sie die F ra u en von K ünstlern gewesen sind. W en n m an bedenkt, wie leicht a u s dem Lehrer der Geliebte und G atte werden kann, und wie leicht sich zwischen der Tochter eines M a lers und dessen S ch ü lern ein zartes V erhältniß entspinnen kann, so w ird m an jene Z ah l nicht zu groß fin­ den. D ie Gesetze des H erzens behalten ihre volle G ültigkeit auch in der Kunstgeschichte, und wie die Liebe einst den Anstoß $itr E rfindung der M a ­ lerei gegeben, so m ag sie auch in späteren Zeiten noch manche K ünstlerin ihrem ^Berufe zugeführt haben. D e r K ünstlerinnen ab er, die m it Absicht der Liebe und E he ganz entsagt und sich in 's

Kloster begeben haben, )mb außer den from m en und kunstübenden N onnen des M ittelalters glück­ licherweise nur. zehn gewesen, einer eilsten ist es noch zur rechten Z eit wieder leid gew orden, und sie h a t d as K loster wieder m it der W elt und dem Leben vertauscht.

I.

«3m A lterthum e läß t sich eine selbstständige K unstübung der F rau en m ir in sehr seltenen F ällen nach­ weisen. E s h at dies hauptsächlich darin seinen G ru n d , daß die V ölker des A lterthum s den F rau en üb erhaupt noch keine S te llu n g eingeräum t hatten, von welcher au s eine größere B etheiligung an den allge­ m ein menschlichen Interessen möglich gewesen wäre. D ie W irksamkeit des weiblichen Geschlechtes be­ schränkte sich der R egel nach auf die P flege des H auses und des M an n es, und zw ar in dem äußer­ lichsten S in n e des W o rtes. I m O rie n t nam ent­ lich steht die F ra u dem M an n völlig rechtlos gegenüber; sie w ar, wie schon in der V ielw eiberei ausgesprochen liegt, nicht m ehr als S c la v in , und ihre ganze Thätigkeit beschränkte sich au f die B e­ friedigung der häuslichen und körperlichen B e­ dürfnisse des M an n es. U nd gerade dies w a r der P u n k t, durch welchen die F rauen selbst Ln jenen

rohen und barbarischen Zeiten der künstlerischen Thätigkeit näher traten. Z u r Pflege des Mannes und des Hauses gehörte vor allem die Sorge fü r die Bekleidung. Spinnen und Weben war — und darin blieben auch spätere Jahrhunderte dem Alterthum lange ähnlich — das Hauptgeschäft der Frauen. M it dieser ältesten Frauenarbeit waren nun aber gewiß seit uralten Zeiten die ersten Spuren und Anzeichen der Kunstthätigkeit ver­ knüpft. Es liegt nämlich in der N a tu r des M en­ schen begründet, daß er sich nie damit begnügt, einfach dem äußerlichen Bedürfnisse nachzukommen. Is t das Bedürfniß beftiedigt, so tritt durch eine gewisse innere Nothwendigkeit der Trieb hinzu, das hervorgerufene Produkt als ein freies Erzeugniß menschlicher Thätigkeit erscheinen zu lassen. S o ­ bald man, um dies auf unseren F a ll anzuwenden, dahin gelangt w ar, ein schützendes Gewand her­ zustellen, suchte man demselben wenn auch in noch so einfacher Weise etwas Eigenes, nicht durch das bloße Bedürfniß Hervorgerufene hinzuzufügen. Diese freie Zuthat ist das Ornament. Das Ornament aber, d. h. Schmuck und Zierrath von welcher A rt sie auch seien, bilden den äußeren Anknüpfungs­ punkt für jede Kunstübung. Es ist bekannt, bis zu welchem hohen Grade sowohl die Aegypter als

auch die Völker des O rients die Verzierung eiltet, dem Bedürfniß des Lebens dienender Gegenstände erhoben haben. Die Aufdeckung ägyptischer G räber sowie der alten längstvergessenen Königspaläste von Ninive zeigen, wie durch solches O rnam ent Sessel und Lager, W affen und Gefäße und fast jedes Geräih rc. aus Holz oder M etall zu kleinen Kunstwerken gestaltet worden sind. D ies alles aber sind A r­ beiten, die der Regel nach schwerlich den Frauen obgelegen haben. Nicht minder aber knüpften sich solche künstlerische Verzierungsversuche schon früh an die Arbeiten der Webestühle. D ie Aegypterinnen wußten die von ihnen gewebten Stoffe m it den zierlichsten M ustern zu bedecken; die Auffindungen in den G räbern sowie die zahlreichen Darstellungen namentlich an den W änden der unterirdischen G räber bestätigen dies, wie eben diese Bildwerke auch deutlichen Aufschluß über das technische V er­ fahren geben, das dabei beobachtet wurde. V on vielleicht noch höherer Bedeutung ist die Weberei, von Gewändern sowohl als von Teppichen, bei den Assyrern und Babyloniern gewesen. B aby­ lonische Gewänder waren ihrer kostbaren F ä r­ bung und Figurenverzierung wegen weit bekannt im Alterthum e, und gehörten selbst bei den fern­ sten Elationen zu einem viel gesuchten H andels-

artikel.

Dasselbe g ilt von medischen Geweben, und

die persischen Teppiche m it

ihren

phantastischen

Thiergestaltungen gehörten im A lte rth u m nicht m in ­ der zu den beliebtesten Lurusgegenständen, als heur zu Tage die feinen Gewebe von Kaschmir und die S h a w ls

von Bagdad.

D enn der O rie n t ist sich

in dieser P ro d u k tio n gleich geblieben, und gewiß haben w ir auch fü r das A lte rth u m

tausende von

namenlosen Künstlerinnen anzunehmen, in deren Händen dam als, wie heut zu Tage, ein so wichtiger Z w e ig der Kunstindustrie ruhte.

B e i der großen

W ichtigkeit, die die Teppichweberei fü r jenes V o lk h a t, scheint dieselbe auch a u f andere Kunstzweige nicht ganz ohne E in flu ß geblieben zu sein, indem sich in manchen Verzierungen der W ände und F u ß böden von N chive, von denen das britische M u ­ seum in

London

so

schöne P ro b e n

aufzuweisen

h a t, deutlich M o tiv e der Weberei erkennen lassen. J a , wenn m an so den Bereich weiblicher T h ä tig ­ keit über den W ebestuhl hinaus

und

Webestuhl aus

so. könnte m an

auf

eine

große

erweitern w o llte , Z a h l phrygischer

und

doch vom lydischer

Felsengräber verweisen, deren Fayadenverzierungen sehr häufig gewebten Teppichen nachgebildet zu sein scheinen, wie denn jene Landstriche in der T h a t lä n -

gere Z e it eine der assyrischen entsprechende R ich ­ tung in Kunst und In d u strie hatten. Kehren w ir zu der einfachen Thatsache zurück, daß die Kunst des Webens meist in den Händen der F rauen gelegen habe, so können w ir

hinzu

fügen, daß diese einfachen Verhältnisse das ganze A lte rth u m hindurch, herrschend geblieben sind.

Bei

den Griechen allerdings ist die S te llu n g der Frauen im Ganzen und G roßen eine bessere, freiere und edlere geworden.

W e n n auch in dem V e rh ä ltn iß

von M a n n und F ra u nicht die In n ig k e it zu finden ist, welche demselben in späterer Z e it beiwohnt, so hat doch die Sklaverei gehört.

des O rie n ts

Aristoteles betrachtet

es

v ö llig

als

auf­

einen be­

stimmten Gegensatz der Hellenen zu den B arbaren, daß von jenen die F rauen nicht mehr a ls S k la ­ ven

betrachtet wurden.

Becker

sehr richtig

M an

darstellt,

fü h lte,

w ie

dies

die Bedeutung der

F ra u e n ; dem D ichter konnte ein Id e a l weiblicher V o lle n d u n g vorschweben; ja, das sittliche Element der weiblichen N a tu r konnte auch in manchen Zügen griechischer Geschichte und Volkssitte zur Erschei­ nung

treten.

Aber

dennoch

läßt

es

sich nicht

leugnen, daß die positive Entwickelung dieses E le ­ mentes kein Bedürfniß des griechischen Lebens ge­ wesen, wie dies fü r die neueren V ö lk e r der F a ll

ist. M an darf trotz aller Z üge einer solchen Anerkennung des weiblichen Geschlechts, wie dies namentlich W iese sehr schön begründet hat, doch nicht annehmen, daß dasselbe bei den Griechen die ihm gebührende W ürde und Wirksamkeit ge­ habt habe. D er Gesammteindruck dieses V er­ hältnisses ist auch hier der des Leidens und der Unterdrückung. Aber für die freie geistige Ent­ wickelung des weiblichen Geschlechts war doch durch jene Veränderung schon unendlich viel gewonnen. Namentlich ist die Stellung der Frauen im heroischen Zeitalter, deren Schilderung uns in den homerischen Gedichten vorliegt, eine würdigere und freiere, a ls in den historischen Zeiten, in denen, wie dies Aristoteles und andere aussprechen, eine vollkommene Unterordnung als natürliche Nothwendigkeit be­ trachtet wird. Diese Unterordnung zeigt sich indeß nur in den Bezügen zu dem öffentlichen und bür­ gerlichen Leben, wogegen die Frau im Hause selbst als unbeschränkte Herrin dasteht, der sich auch w ohl der M ann selbst fügte, so lange es sich eben um die bloßen inneren Angelegenheiten der H äuslich­ keit handelte. Ja , es scheint sogar, daß allerdings ausnahmsweise, wenn auch vielleicht gerade nicht sehr selten, durch geistige Ueberlegenheit oder äu­ ßere Umstände die Frau zu wirklicher Herrschaft

über den M a n n gelangt sei, und mag den F ra u e n der Neuzeit zur G enugthuung, sowie manchen M ä n ­ nern zum T ro st gereichen, daß das P antoffelregim ent auch den guten B ü rg e rn von Achen kein fremder B e g riff w a r, n u r daß w ir statt des modernen P a n ­ toffels die antike S andale oder den K o th u rn a ls In s ig n ie n dieser Herrschaft angeführt finden.

Es

ist dam it n u n allerdings nicht vie l fü r die E n t­ wickelung —

des weiblichen

Geschlechtes

gewonnen

denn gerade die geistig bedeutendsten Frauen

werden sich d i e s e s Scepters d a m a ls, wie noch heut am wenigsten bedient haben,

aber es deutet

u n s doch den P u n k t a n , von wo aus die grie­ chische F ra u , wenn auch n u r ausnahmsweise, doch zu einer

gewissen Theilnahm e an den Interessen

des Lebens und

somit auch der Wissenschaft und

der Kunst gelangen konnte.

Ehe w ir aber a u f

diese näher eingehen, werfen w ir noch einen B lick in die vorhistorischen Zeiten zurück, und da ist es zunächst von großer Bedeutung, daß in der S age und dem Volksglauben schon dem weiblichen Ge­ schlechte eine große Bedeutung zugeschrieben w ird . N icht allein daß zu den olympischen G öttern sich G öttinnen gesellten, um uns diese in voller mensch­ licher Eristenz vorführen zu können;

es sind ge­

wissen Gebieten geistiger Thätigkeit, sowie gewissen 2

K unstübungen weibliche G ottheiten als Schätzerinnen zugeschrieben. D ie verschiedenen Zw eige der Poesie, M usik und Tanzkunst stehen unter den M usen, die in ew iger Jugend P h ö b o s A pollon umschweben, und A thene, die göttliche Ju n g fra u w ird a ls Schätze­ rin weiblicher Kunstpflege betrachtet, die hier wieder­ um in W eben und S p in n e n besteht, wie H ephästos a ls der Schlltzgott und A hnherr aller m ännlichen K unstthätigkeit gedacht ist. Andere Zw eige sind in H eroinengestalten ver­ kö rpert, wie H ippo, des C entauren C h iro n Toch­ ter, a ls V ertreterin u ralter N aturforschung zu be­ trachten ist, und Phernonoe. die Tochter A pollo's, den H eram eter als F o rm weisheitspendender O r a ­ kel erfunden haben sott. A us der G renze der S a g e und Geschichte steht dann die hehre und lieb­ liche G estalt der P enelope, die als Id e a l einer F ra u des homerischen Z eitalters betrachtet werden k an n , und deren mythische B edeutung m it jener uralten weiblichen K unstthätigkeit des W ebens verknichst ist, von der als glänzende P ro b e — und zugleich als P ro b e ächt weiblicher S ch lau h eit — d as Leichengewand des Laertes bekannt ist, um dessen Herstellung und stete A uflösung sich die V orgäng e der Odyssee gruppiren. D a ra u f blieb denn auch fü r spätere Z eit die H auptthätigkeit des

weiblichen Geschlechts beschränkt, und es w a r auch dadurch m annichfaltiger A n la ß zur Kunstübung ge­ boten, indem uns Gewebe von äußerster Pracht und künstlerischer V o llendung aus dem A lte rth um e bekannt sind,

und einige K ulte deren in gewissen

Perioden stets von Neuem zu w ü rdige r Feier er­ forderten.

A ls

einziges Beispiel mag h ie r

der P e p lo s erwähnt der

Panathenäen,

werden,

welcher

des Hauptfestes

Lande von athenischen Jungfrauen licher Aufsicht und zur Bekleidung

im

nur

zur Feier attischen

unter priester-

Beihülse gewebt w u rde , um

oder V e rh ü llu n g

des B ild e s

der

Athene zu dienen, in welcher A ttika seine oberste Schutzgöttin aus der A kro p o lis verehrte. A u fle u c h ­ tendem G runde, der entweder gelb oder scharlachroth w a r , befanden sich theils gestickt, th e ils ge­ webt die Darstellungen

der bedeutendsten attischen

M ythe n , die natürlich im Zusammenhange m it Athene standen.

So

deren Käm pfe m it den G iganten,

un ter denen der m it den Enkelados besonders her­ vorgehoben w ird . Außerdem die Gestalten von Zeus und A re s, A p o llo n und Hermes, denen sich auch der wackere S ile n anschloß, und denen in späterer Z e it

öfter

die Bildnisse verdienter B ü rg e r

oder

solcher Personen hinzu gefügt wurden, welchen die entarteten Nachkommen der M arathonkäm pfer eine 2*

an G ottlosigkeit streifende und auch w o h l von den G öttern

gezüchtigte Ehre erweisen w o llte n ,

dies geschah als

w ie

man die B ild e r des A n tig o n u s

und D em etrius m itten unter die Göttergestalten des heiligen P e p lo s gestellt hatte. Gehen w ir zur A u ffü h ru n g solcher Frauen über, die sich durch selbständige Kunstübung einen Nam en in der Geschichte erworben, so w ollen w ir zuvor auch anerkennen, daß trotz der Ungunst der U m ­ stände auch auf dem Gebiete des Gedankens und der Poesie

griechische Frauen hohen R u h m

rungen haben.

In

der Poesie

er­

ist es vor allen

die hehre S a p p h o , die in den von ih r erfundenen Form en der sapphischen und alkäischen Ode die E m ­ pfindungen ihrer großen und glühenden Liebe a u s­ strömte, vielleicht gerade deshalb m it so ergreifender G e w a lt,

w e il diese Liebe selbst eine unerwiderte

w a r; ih r schloß sich eine Reihe bedeutender Frauen an,

wie M y r t is

und K o rin n a ,

die den R u h m

haben, den größten Lyriker Griechenlands, P in d a r gezogen zu haben; E rin n a und Telesitta, die der­ selben R ichtung angehören, sowie P r a r illa die in späterer Z e it D ithyram ben

und M oe ro

später erotische Elegien gedichtet hat.

die noch

V o n denen

welche in der Philosophie sich hervorgethan haben, dürfen w ir hier n u r erwähnen, daß fast keine p h i-

losophische Schule

in

Griechenland

sich gebildet

h a t, ohne Frauen unter ihren Jü n g ern aufzählen zu können.

Schon aus jenem Z e ita lte r praktischer

Lebensweisheit,

welches w ir

als das der sieben

Weisen bezeichnen, w ird K le o b u lin a , K le o b u lo s ' hohen

genannt;

Schw ärm erei

die

zu

geneigte

die Tochter

einer

edlen

und

Schule

des

P y­

thagoras hat die zahlreichsten und edelsten Frauen auszuweisen, wie ja denn der G ründer derselben seine W e is h e it von seiner Schwester Themistoklea erlernt

und

auf

seine F ra u

Theano

übertragen

haben soll, so daß dieselbe die Schule nach seinem Tode fo rtfü h ren

konnte.

W a re n

dies edle und

große Frauen, so erheben sich in Athen aus dem gefälligen Geschlechte der Hetären,

die in freierer

S itte und erweiterter B ild u n g einen nothwendigen Gegensatz zu der engumgrenzten Eristenz der attischen H a u s fra u bildete, einzelne begabte Persönlichkeiten zu einer solchen Bedeutung, daß sie von den größ­ ten M ä n n e rn Alhen's

ihres Um gangs

gewürdigt

und von diesen m it aus den G ip fe l ihres eigenen R uhm es

erhoben

werden konnten,

wie Aspasia,

von der S okrates nicht m inder als Perikles Rede­ kunst und

S ta a tsklu g h eit le rnte n , und D io tim a ,

die Sokrates selbst als seine Lehrerin in der P h i­ losophie der Liebe bezeichnet.

E in schlagender B e -

weis, wie das weibliche Geschlecht immer und unter allen Umständen sich die Macht verschaffen wird, zu der es durch Schönheit und Gewandbeit des Sinnes berufen ist, und die es in diesem Falle durch eine hohe B ildu ng zu unterstützen wußte; eine Bildung, die sie im Verstoß gegen die S itte sich anwarben, weil die S itte selbst sie ihnen un­ rechtmäßiger Weise oersagte. Und wie die plato­ nische Jdealphitosophie ihre Iüngerinnen in Lasthenia und Ariothea hat, so besitzt auch jede andere Schule ihre weiblichen Vertreter; selbst die an Rohheit grenzende Strenge des Cynismus ist durch ein W eib vertreten worden und in*der Philosophie des Genusses, wie Epikur sie gegründet, werden Themisto und Leontion

genannt — nur eine Schule hat

nie Gnade vor den Augen der griechischen Frauen gefunden; die strengen, maaßvollen zur Enthalt­ samkeit und Selbstbeherrschung auffordernden Lehren des Stoicism us sind nie von Frauen angenommen, noch wie es in den andern Schulen der F a ll war, gar vertheidigt und verbreitet worden; wogegen in der letzten Schule griechischer W eltweishiet, welche man die der Reuplatoniker zu nennen Pflegt, und in welcher die platonische Jdeenlehre m it einer gewissen Schwärmerei und Mystik sich verbindet, auch wieder einige bedeutende Frauen, wie Geminea

M u tte r und Tochter, die S chülerinnen P lo tin 's , und Am phichia, die F ra u des Jam blichus genannt wer­ den.

S o d a rf es uns denn nicht w undern, wenn

uns auch auf dem Gebiete der Kunst Frauen be­ gegnen, wenn schon keine derselben sich zu einer außergewöhnlichen Bedeutung scheint.

erhoben zu haben

Recht bezeichnend aber ist es, daß auch

hier schon a u f der Schwelle der Kunstgeschichte ein weiblicher Name genannt w ir d , und diesem sogar die E rfin d u n g

eines der wichtigsten Kunstzweige

zugeschrieben w ird . Kora

Es

w ar dies die,

vielleicht

genannte, Tochter eines Töpfers D ibutades,

welcher um die M itte des siebenten Ja h rhunderts vor C h r. gelebt haben mag.

A u s weichem T hon

Bildnisse zu machen erfand,

wie P lin iu s erzählt,

D ibutades aus S ik y o n zu K o rin th und zw ar m it H ü lfe

seiner Tochter; diese nämlich w a r in Liebe

zu einem Jü n g lin g e entbrannt, und als dieser sich einst von ih r trennen mußte, zeichnete sie sich sein A n tlitz

nach dem S chatten, den eine Lampe a u f

die W a n d fallen ließ.

D e r V a te r, heißt es dann

w eiter,

habe den U m riß m it weichem T h o n aus­

g e fü llt,

diesen nebst seinen andern Töpferarbeiten

in den O fen gebracht, und so sei das erste R e lie f­ p o rtra it entstanden.

D ie Geschichte ist reizend und

hat mindestens eben so viel historische W ahrschein-

lichkeit

fü r

sich,

als

daß S a u ria s

durch U m -

ziehung des Schattens seines Pferdes jene ursprüng­ liche A r t der Umrißzeichnung

erfunden habe; ja,

sie ist wahrscheinlicher, indem psychologischen G run d

fü r

sie einen

tieferen

die E rfin d u n g angibt.

D e r V o rg a n g an sich gewährt ein anmuthiges B ild , wie

es auch von Daege gemalt worden ist, und

es beruht

zugleich

auf

einer

tiefpoetischen A n ­

schauung, dieselbe Liebe, deren schöpferische G e w a lt von den Griechen als der Ursprung aller D inge an­ gesehenwurde, auch den A n la ß zurK unstübung geben zu lassen. Liebe

S ahen w ir doch schon oben wie nahe

und K unst durch die

ander verbunden sind!

Schönheit

m it ein­

W ir möchten hier an die

schönen W o rte S c h ille r t erinnern: Z u edel schon, nicht müßig zn empfangen, Schuft ih r tut S and, im Thon den holden Lchatten nach, Im

Um riß ward sein Dasein aufgefangen,

Lebendig regte sich des W irkens süße Lust — D ie erste Schöpfung trat atls E urer Vrust.

E r richtet diese W o rte an die K ünstler insgemein, w ir aber dürfen dieselben hier aus die Tochter des D ibutades beziehen, die von der Liebe zur schöpfe­ rischen Kunst geführt w u rde , wie ja

denn w o h l

Niem and Großes und Bedeutendes zu leisten im Stande ist, ehe ihn nicht der Funke der Liebe be-

rührt hat. Sie ist und war wohl immer die Sonne, von deren S tra h l berührt das Memnonsbild des Menschen allein zu erklingen vermag. N on den der spätern, mehr verbürgten Geschichte angehörigen Künstlerinnen ist zunächst T i m a r e t e zu nennen, eines Malers M ikon Tochter und selbst M alerin. Allerdings ist ih r Vater nicht m it dem Zeitgenossen Polygnots zu verwechseln, jedoch braucht man sie auch nicht, wie Einige thun, in die jü n g ­ sten Zeiten der griechischen Kunstgeschichte zu rücken, umsoweniger als P lin iu s , der* sie unter allen grie­ chischen Malerinnen zuerst nennt, erzählt, daß eines ihrer B ild e r, Diana darstellend und in Ephesos befindlich, von äußerst alterthümlicher Malerei ge­ wesen sei. M ehr Namen sind uns aus der Z eit nach Alerander dem Großen bekannt, als unter dessen meist prachtliebenden Nachfolgern der Kunst reicher und mannigfacher Anlaß geboten, und auch den Frauen durch größere Freiheit der S itte die Theilnahme an künstlerischer B ildung erleichtert wurde. I n diese Zeiten gehört H e l e n a , die Toch­ ter eines griechisch gebildeten Aegpptiers, welche wahrscheinlich für einen der Ptolemäer die Schlacht am Jssos malte, in welcher Alerander der Große den Perserkönig Darm s besiegte. E in Werk, das von Einigen nicht ohne eine gewisse Wahrschein-

lichkeit fü r das V o r b ild

des in P o m p e ji aufge­

fundenen berühmten Mosaikgemäldes der A leranderschlacht gehalten w ird .

Für

denselben H o f

Ptolem äer scheintauch A n a r a n d r a haben, die Tochter und S ch ü le rin

der

gearbeitet zu eines M a le rs

Nealkes von S ik y o n , so wie die M a le rin K a l l o von der eine, wie es scheint, gleichzeitige D ichterin sang: Siehe, es hat in den Tempel der blondgelockten Venus K a llo ih r B ild n iß geweiht — ähnlich als wäre sie's selbst! Ach, wie stehest so lieblich du da, erglänzend wie C haris! H e il d ir! so bist du der N oth des irdischen Lebens entrückt.

Noch werden als M alerin n e n , und w o h l auch der letzten Periode

griechischer Kunst angehörig,

genannt E i r e n e , die Tochter des M a le rs K ra tin o s , von der sich ein B il d , vielleicht P roserpina dar­ stellend, zu Eleusis befand; A r i s t a r e t e , die Toch­ ter

eines

M a le rs N earchos,

von der

ein B ild

A esculaps erw ähnt w ir d ; K a l y p s o scheint mehr der Genre und P o rtra itm a le re i zugewendet gewesen zu sein, indem sie einen G aukler Theodoros und einen Tänzer Acisthenes gernalt haben soll. einer M a le rin O l y m p i a s

Von

wissen w ir schließlich

n u r, daß sie einen S c h ü le r Kleobutos zur M alere i ausgebildet habe. M i t diesen wenigen Nam en scheinen nun eigent-

lich die Nachrichten erschöpft, die uns von K ü n st­ lerinnen des A lte rth u m s überliefert sind. R ö m ern

B e i den

sind m ir außer einer M a le r in , die aber

auch griechischen Ursprunges w a r, überhaupt keine Künstlerinnen bekannt geworden.

D e r G ru n d da­

von ist etwa nicht darin zu suchen, daß den R ö ­ m erinnen eine noch geringere Theilnahm e an jenen freien geistigen Beschäftigungen

gestattet gewesen

wäre, zu denen die Kunst gehört, als dies bei den Griechen

der F a ll

gewesen ist.

A lle rd in g s

auch das Leben der römischen M atro n e

war

im V e r ­

gleich zu unserer Z e it eng umgrenzt, aber im V e r ­ gleich zu den Griechen w a r es, wie durch Rechts­ schutz gesicherter, so auch durch

die S itte

freier

geworden, und hat sich diese freiere S te llu n g u. a. auch

dadurch bekundet,

daß

w ir

in der r ö m i­

schen Literargeschichte Frauen in den verschiedensten Zw eigen auftreten sehen, namentlich auch in den­ jenigen, die m an wie z. B . die E pistolographie und S a tp re Ja,

als

specifisch römische bezeichnen

es scheint sogar, daß das

Zeiten

zu

rechtem F lo r

könnte-

erst in jüngeren

gelangte Geschlecht

der

B la u strü m p fe schon de.n R ö n ie rn nicht ganz fremde gewesen ist, wie wenigstens aus vereinzelten S to ß ­ seufzern der S a tir ik e r und hervorzugehen scheint.

anderer Schriftsteller

Ic h d a rf die Namen dieser

zum die

größten T h e il höchst durch

B ild u n g

großen E in flu ß

und

ehrenwerthen Frauen, sittlichen

W e rth

einen

auf die A u s b ild u n g der Sprache

und L ite ra tu r gewonnen zu haben scheinen, aus dem G runde nicht weiter h ie r anführen, w e il w ir ihnen nichts ähnliches auf dem Gebiete der Kunst an die S e ile zu stellen haben, daß sich dieselben von Gracchen,

und

and ich bemerke n u r,

C o rn e lia ,

P o rc ia

der M u tte r der

der Tochter C a to 's

an,

in fast ununterbrochener Reihe durch die Geschichte der römischen L ite ra tu r bis zum V e rfa lle des R e i­ ches hindurch ziehen, ja ,

noch in einigen christ­

lichen Dichterinnen und Schriftstellerinnen, die den ersten Jahrhunderten

nach C h risti G e b u rt,

sowie

den späteren Zeiten des byzantinischen Reiches an­ gehören, weit über diese Periode hinaus reichen. D er G ru n d aber, weshalb diese Heroinen der römischen L ite ra tu r

keine R iva lin n e n

auf dem Gebiete der

bildenden Künste haben, scheint w o h l haupsachlich d a rin zu liegen, daß das römische V o lk viel weniger künstlerisch organisirt als die Griechen w a r,

und

daß die Kunst bei ibnen nicht wie bei den letzteren ein wesentliches Element des Lebens hat.

ausgemacht

Haben sie doch ihre ganze Kunst von den

Griechen überkommen und

n u r dadurch eine so

große Bedeutung in der Kunstgeschichte erhalten, daß sie die ihnen überlieferten Gedanken und F or­ men Ln praktischem Sinne umgebildet und nicht sel­ ten bis zu ihren letzten Konsequenzen durchgeführt haben.' S o war denn auch die eine Künstlerin, die ich als in R om thätig anzuführen wüßte, von griechischer Herkunft und aus griechischer Schule hervorgegangen. Es war die M alerin La ja aus Kyzicus in Kleinasien, welche, wie es scheint, ihre Kunst »nt das Jahr 100 vor Chr. Geb. in Rom ausgeübt hat. D ie Nachrichten, die uns über ihre Malereien erhalten sind, haben ein großes Interesse, insofern sie uns dieselbe als die Chor­ führerin jenes langen Reigens von Frauen dar­ stellen, die sich in späteren Zeiten m it der P o rtra itund M iniaturm alerei beschäftigt haben. S ie malte nämlich vorzugsweise P o rtra its von Frauen, und zwar sowohl in der gewöhnlichen Weise m it dem Pinsel, als auch m it dem Cestrum oder dem Brenn­ griffel auf Elfenbein, welches letztere von einer A rt enkaustischer M iniaturm alerei zu verstehen zu sein scheint. Doch w ird auch ein größeres B ild in Neapel von ih r erwähnt. S ie übertraf an Schnellig­ keit alle gleichzeitigen Künstler, und ihre Werke wurden so hoch geschätzt, daß man dieselben um

vieles höher als die der berühmtesten P o rtra itm a le r der damaligen Z e it,

des S o p o lis und D ionysius,

zu bezahlen pflegte.

P lin iu s , dem w ir diese Nach­

richten verdanken, fügt hinzu, daß sie bis zu ihrem Tode J u n g fra u geblieben sei.

II. „(Ü£s w ar eine w underbare und wohlm einende F ü g u n g des Schicksals und der V orsehung, daß, a ls sie die O rd nung en der alten W elt und m it ihnen den Seelenadel der alten M änner zerstörte, sie die T ratten au s ihrer U nterordnung h erau s hob und zur Herrschaft über die G em üther berief, ohne welche die neue W elt in G em einheit der B e ­ strebungen auf's tiefste hätte herabsinken müssen." M it diesen W o rten des hochverdienten Geschichts­ schreibers unserer Poesie ist eine der wesentlichsten S e iten bezeichnet, an denen sich der U ebergang au s der antiken W elt in die neuere Z eit bemerk­ b ar macht. I n der alten W e lt w ar es der M an n , welcher a ls freier B ü rg e r den gemeinen B erührungen des gewöhnlichen Lebens und den Einflüssen nie­ derer Beschäftigungen entzogen, die poetische S e ite des Lebens bildete. I n der neueren Z eit erfreut sich — w enigstens der großen M ehrheit nach —

das weibliche Geschlecht einer solchen bevorzugten S te llu n g ,

und aus diesem G runde sow ohl, als

„w e il das W e ib mehr als der M a n n dazu gemacht ist,

m it der höchsten geselligen A u s b ild u n g

den

S in n fü r N atürlichkeit und die ursprüngliche E in ­ fa lt des Menschen zu vere in e n /'

ist die F ra u

es

nun, welche fortan die poetische S eite des Lebens ausmacht.

Forschen w ir nach den G ründen dieser

Erscheinung, die fü r die Kunstgeschichte der Frauen von der größten Bedeutung ist, so bietet sich vor allem

das Christenthum

und sodann die E igen­

thümlichkeit der germanischen N ationen d a r, denen die Entwickelung

auf

der neueren Z e it beruht.

W ir dürfen in dieser Beziehung hier n u r bemerken, daß das Christenthum wie es der Menschheit selbst die innere Befreiung brachte, auch das weibliche Geschlecht zu einer freieren und würdigeren S te l­ lu n g

empor fü h rte ; so ist es aus

der Kirchen­

geschichte bekannt, daß die neue R e lig io n wie

von

den

A rm en

von

den F rauen m it

ergriffen w urde,

und

diese erste A u fre gu n g

und

Sklaven

zuerst

namentlich

besonderem Enthusiasm us daß noch später,

nachdem

sich gelegt hatte, und die

Frauen sich wieder zu der ihnen im m er am m ei­ sten zusagenden stillen W irksamkeit in H a u s und F a m ilie zurück gewendet hatten, in der G liederung

der Gemeinde noch D iakoniffen

eine fü r Leitung

und Oberaufsicht der jüngeren weiblichen Gemeinde­ m itglieder nicht unwichtige S te llu n g W as

nun

einnehmen.

aber jene germanischen N ationen an­

b e la n gt, die bald das römische W eltreich stürzten und als frische und jugendliche T rä g e r der christ­ lichen R e lig io n dazu berufen waren, die staatliche und sittliche O rd n u n g der W e lt umzugestalten, so ist es bekannt, daß gerade diese sich seit dem ersten Augenblick ihres A uftretens in der Geschichte durch die höhere Achtung auszeichneten, die sie bei aller sonstigen R o h h e it der S itte n dem weiblichen Ge­ schlecht

gezollt

haben.

T a c itu s ,

der

begeisterte

Lobredner der Germanen, hebt gerade diesen Z u g als besonders rühm enswerth hervor, und sprachliche wie mythologische Untersuchungen haben es an den Nam en von F rauen und G öttinnen, an der W ir k ­ samkeit von Frauen und Jungfrauen als Wissenden und Priesterinnen nachgewiesen, daß schon in der urgermanischen Z e it v o r a ller B e rü h ru n g m it der römischen K u lt u r und dem C hristenthum e, Achtung und Geschlechts

einen

tiefbegründeten Z u g

manischen V o lk s th u m s ausmachte. christlichen R e lig io n manches

jene

sittliche Hochhaltung des weiblichen

aber,

Volksthüm liche

im

des

ger­

D ie Ideen der

die sonst im A nfang deutschen Charakter

ausgelöscht haben mögen, sind dieser Eigenthümlich­ keit noch fördernd entgegen gekommen. Dieser in so glücklicher W eise veränderten S tellun g des weib­ lichen Geschlechtes entspricht es denn auch vollkom­ men, daß wir in den roheren Zeiten des M ittelalters, als Wissen und geistige Kultur noch für unwürdig männlicher Theilnahme gehalten wurden, nicht selten Frauen als die eigentlichen Trägerinnen und Pflege­ rinnen der B ildung auftreten sehen. Schon unter den Völkern, die sich in die Trümmer des römischen Reiches theilten, werden hochbedeutende Frauen ge­ nannt. Amalasuntha, die Tochter Theoderichs des G roßen, K önigs der O stgothen, w ar dem Vater in W eisheit und Staatsklugheit w ohl an die S eite zu stellen, während sie ihn an wissenschaftlicher B il­ dung übertroffen zu haben scheint, und es mag ihr auch an den großen Bauunternehmungen desselben ein nicht unbedeutender Antheil beizumeffen sein. Bestimmter wissen w ir eine solche Thätigkeit von Theudelinde, der K önigin der Longobarden, die ihren Palast zu M onza mit Malereien aus der Geschichte ihres V olkes hat verzieren lassen; und als späterhin nach der großen Schöpfung K arls des Großen die Verhältnisse der einzelnen Reiche sich zu bestimmteren Formen geregelt hatten, hat fast jedes Jahrhundert dieses Zeitraum s eine oder

mehrere Frauen von wissenschaftlicher ober litera­ rischer Bedeutung aufzuweisen. I m zehnten finden w ir die berühmte Nonne H rosw itha, die in ihrem Kloster zu Gandersheim in lateinischer Sprache ihren Lobgesang auf die Ottonen und christliche Schauspiele nach dem Vorbilde des Terenz dichtete; im eilsten die griechische Kaisers­ tochter Anna Komnena, eine Zierde des byzantini­ schen Reiches, welches zu verschiedenen Zeiten noch mehrere gelehrte Frauen hervorgebracht hat; im zwölften die erste deutsche Dichterin A v a ; Hildegardis, Aebtisfln von B ingen; Heloise, die Ge­ liebte A b ä la rd s; die Aebtissin zu Hohenburg, Herrat von Landsperg, die den kühnen Versuch einer Encyclopädie alles Wissens machte; im dreizehn­ ten M arie de France, die in der Normandie die Poesie der Trouveres beschützte, an welcher im Süden sich Frauen zahlreicher selbst betheiligten, und Angela von F oligno, die von ihrer Z eit als Lehrerin der Theologie gerühmt w ird ; im vier­ zehnten endlich die durch mystische Auffassung der R eligion bekannte M a ria Ebner und die der­ selben Richtung angebörige und heilig gesprochene Catharina von Siena, so wie Christina Pisani, die durch ein didaktisches W erk — la eite des Dames — eine Apologie des weiblichen Geschlechtes 3*

unternahm , wie deren noch später bis zum sieben­ zehnten und achtzehnten Jahrhundert von Frauen versucht worden sind.

Und wenn auch die hier an­

geführten Frauen als besonders hervorragende E r ­ scheinungen zu betrachten sein mögen, so bildeten sie doch nicht so seltene Ausnahm en von ihrem G e­ schlechte,

als dies von den gelehrten F rauen des

A lte rth u m s ausgesagt werden muß. D e n n während dort, wie w ir sahen, die Frauen von der allgemeinen B ild u n g der Regel nach ausgeschlossen waren, so ist im M itte la lte r vielm ehr als Regel anzunehmen, daß sich die Frauen mehr a ls die M änner, m it Ausschluß der Geistlichkeit, im Besitz der B ild u n g befanden, wie sich dies namentlich aus der schönen S childerung von W e in h o ld ergiebt, der den Frauen des M itte l­ alters ein besonderes W e rk gewidmet hat.

S o ist

es besonders von großer W ich tig ke it, daß es vo r­ zugsweise die Mädchen sind,

die im

Schreiben unterrichtet und Frauen

Lesen und

vor A lle n im

Besitz kostbarer Bücher gefunden werden.

M an

d a rf diese Kunde nicht nach der Anschauung u n ­ serer T ag e , in denen dieselbe eine allgemein ver­ breitete ist, bemessen und deshalb etwa gering an­ schlagen.

V ie lm e h r verdient dieselbe besonderes Lob

und E rw ä h n u n g , wenn m an bedenkt, zu den Zeiten

der

daß selbst

höchstentwickelten Poesie die

größten Dichter, wie z. B . W olfram von Eschen­ bach, weder lesen noch schreiben konnten. Für die Kunstgeschichte der Frauen aber hat diese E r­ scheinung noch insofern eine besondere Bedeutung, als die Frauen dadurch zu gleicher Zeit Pflegerin­ nen und Gönnerinnen einer Kunstgattung wurden, die für die gesammte mittelalterliche Kunstgeschichte von der größten Bedeutung ist, der M in ia tu r­ malerei. Denn es war eine solche Malerei, wenn auch zuvörderst rein ornamentaler N a m r, ein fast nothwendiger Bestandtheil aller besseren Bücher geworden und es ist dieselbe, von unscheinbarem Anfange ausgehend, allm alig zu solcher Bedeu­ tung angewachsen, daß der Kunststyl ganzer Pe­ rioden fast nur an ihr erkannt und festgestellt zu werden vermag. S o werden die Frauen des M ittelalters auch fü r die bildende Kunst, was ste durch Kenntniß des Lesens und das A m t des N o rlesens für die Poesie waren: Mittelspersonen zwischen P ublikum und Künstler und kunstverständiges Publikum selber. Daß sich daran auch oft eigene produktive Thätigkeit knüpfte, ist gewiß nicht selten gewesen; eine Aebtissin A g n e s

von

Q uedlinburg wird als M in iatu rm a le rin im zwölf­ ten Jahrhundert gerühmt und noch im fünfzehnten Jahrhundert werden w ir eine in demselben Fach

hochgerühmte K ü n stle rin anzuführen haben. Rech­ net man nun zu dem M e n ,

daß die F rauen, wie

sie den Hauptgegenstand der M innedichtung aus­ machten, sich auch selbst daran betheiligt haben, wie dies vielfach im südlichen Frankreich und m it mehr Zurückhaltung auch in Deutschland geschehen ist; daß ferner auch die m it der M innedichtung in enger V e rb in d un g stehende M u sik m it zu der seinen E r ­ ziehung des weiblichen Geschlechts gehört hat, wie denn z. B . Is o ld e , das Id e a l einer feinen Edel­ dame im dreizehnten Ja h rh u n d e rt,

im

S p ie l der

L y ra und der Fiedel unterrichtet worden w a r, so finden w ir die F rauen w irklich im Besitz aller der­ jenigen D in g e , die a ls die H a u p tm itte l sowohl der gesellschaftlichen U nte rh a ltu n g , als auch der höheren B ild u n g betrachtet werden können. schon

damals

sehr w o h l geeignet,

S o waren sie die poetische

S eite des Lebens zu repräsentiren und die tausend H ärten und Rohheiten zu m ildern, an denen dieses Z eita lte r trotz seines kirchlichen S in n e s noch im mer so reich war. A ber auch noch von einer andern, mehr p ra kti­ schen Seite sollten die Frauen des M itte la lte rs der Kunstübung näher treten.

D enn nicht blos jene

idealeren Beschäftigungen, nicht blos die S o rg e um das geistige W ohlbefinden

w ar den Frauen

an-

vertraut; wie es im Alterthum war und wie es zu allen Zeiten bleiben w ird , lag ihnen auch die Sorge für Haus und W irthschaft, für Nahrung und Kleidung ob, und selbst in den Zeiten des höchstgesteigerten Frauenkultus begnügten sich die Männer nicht dam it, die Frauen anzubeten und zu besingen, noch sich von ihnen unterhalten und lieben zu lassen, sondern sie verlangten von ihnen auch Speise und Trank, häusliche Bequemlichkeit, schützende und zierende Kleidung. S o ist es denn, da man der Kochkunst auch nach R um ohr's „Geist der Kochktmst" noch immer keine Stelle unter den freien Künsten einräumen w ill, obschon man sie faktisch meist weit höher hält, als alle anderen, namentlich die Sorge für die Kleidung gewesen, welche, wie im A lterthum , so auch im M ittelalter den Frauen Anlaß zu künstlerischer Thätigkeit ge­ geben hat. S pinnen und Weben, so wie die zur Verzierung bestimmte Stickerei sind auch in spä­ terer Z eit noch Beschäftigung der edelsten grcmeii geblieben. Die gröberen Arbeiten mögen mtd) hier allm ällg den Dienerinnen, noch später dem Hand­ werkerstande anheimgefallen sein, — die Kunst der Weberei und Stickerei blieb lange Z eit Sache der Edelfrauen selber. Poetische wie historische Ueber­ lieferungen geben oft an, wie edle Frauen die Ge-

w änder des M an n e s oder des G eliebten m it be­ sonderer K unst zieren. G u d ru n , die H eldin des gleichnamigen G edichts, das m an sehr schön als die deutsche Odyssee (neben der I l i a s der N ibe­ lungen) bezeichnet h a t. G u d ru n webt in ein G e­ w and die Geschichten der V orfah ren S ie g frie d s ; B runehild stickt kostbare G ew änder und in dem Gedicht vom M eyersohn Helmbrecht (um 1240) w ird eine H aube beschrieben, die nach dem Reich­ thum der d arau f enthaltenen F ig u ren ein W u nder der Stickerkunst gewesen sein m uß. D enn nicht blos daß die G estalten von allerhand V ogeln die­ selbe geziert haben, es w ar nichts G eringeres darauf dargestellt, als die E roberung T ro ja s, uub vielleicht als P e n d an t dazu die T haten K önig K a r l's und seiner Helden R o la n d , T u rp in und O liver. Und w enn m an bedenkt, daß daztt noch die D arstellung eines T an zreig e n s, so wie die einiger m ythologi­ schen Gegenstände sich gesellt, so m uß m an W ein h o ld 's zweifelnder Bem erkung beistim m en, m an wisse eigentlich nicht recht, w as m an am meisten bew undern solle, die K unst der Stickerin oder die G röße des H a u p te s, fü r welches diese H aube bestimmt w ar. Auch historische Zeugnisse fehlen nicht, diese Kunstfertigkeit der T ratten w ährend des M ittelalters zu erweisen. K a rl der G roße

soll G ew änder von F rauen A rbeit getragen haben. A d e l a i d e , die G em ahlin des französischen K önigs H ugo C ap et, h a t nach G regor von T o u rs für die Kirche von S t . D en is ein M eßgew and, sowie andern A lta r- und Kirchenschmuck m it eigener H and gestickt, wie denn die französischen K öniginnen von den ältesten Zeiten an für den K u lt wie für die Zim m erverzierung diese K unst geübt haben sollen. N eben ihnen werden aber besonders deutsche und englische F rauen als äußerst kunstvolle Stickerinnen gerühm t. S chon im siebenten Jahrh underte stellte der angelsächsische Bischof A delhelm seinen D iözesanen die sächsischen F rau en als M uster in der K unst des Stickens au f; im zehnten Jah rh u n d e rt tru g Kaiser O tto II I. einen M a n te l, a u f welchem wahrscheinlich von der Aebtissin M a t h i l d e von Q u e d lin b u rg S cen en au s der O ffenbarung J o ­ h an n is gestickt w aren; für K aiser H einrich II. a r­ beitete seine G em ahlin K u n i g u n d e ein Kleid, m it G old und S tein en geziert, und seine Schw ester G i s e l a ein G ew and, w orauf die G estalten Christi, der Apostel und der P atriarchen gestickt w aren; die vorher erw ähnte Aebtissin A g n e s , au s dem Geschlechte der M arkgrafen von M eißen, stickte, wahrscheinlich für ihren Bischof, einen Teppich m it der lateinischen In sch rift:

Gottes

erhabner

P ro p li et!

dies

Prachtwerk

widmet

D i r Agnes; Zierde des Priestergeschlechts!

nimm

Du

in Gnaden

es auf.

Und von Privatpersonen ist eine edle Jungfrau, G ep a m it tarne n, hier anzuführen, die nach der Erwähnung eines alten Nekrologiums des Klosters Thierhaupten für die Geistlichen viele kostbare Stickereien „ in Gold und Seide" ausgeführt hat. Eine ganz besondere Erwähnung aber verdient eine Schöpfung weiblicher Kunstfertigkeit, die uns aus dem eilften Jahrhundert erhalten und die zu­ gleich für die Kunstgeschichte dieses Zeitraumes von der größten Bedeutung ist. Es ist dies ein großer, jetzt in der Kathedrale von Baveu.r auf­ bewahrter Teppich, worauf die Thaten W ilhelm 's des Eroberers dargestellt sind. D er Teppich hat eine Höhe von n u r 18 Z o ll, eine Länge von 214 Fuß, und ist von der Gemahlin W ilh e lm s, M a t h ild e , der Tochter eines Grafen von Flandern, unter Beihülfe ihrer Hofdamen in W olle und Leinen gearbeitet (von anderen w ird M a t h ild e , die Tochter König Heinrichs I. von England, als Urheberin des Werkes angegeben). M an erblickt darauf zwischen Streifen arabeskenartiger Verzie­ rungen, die m it Löwen, Adlern und anderen B ö -

geln belebt sind, in einer großen A nzahl von F i­ guren die Ereignisse dargestellt, welche der E ro b e­ ru n g E n g lan d 's durch W ilhelm I. vorangegangen sind und dieselbe, wie nam entlich sein S ie g über H arold von K ent Ln der Schlacht bei H astings zu Ende gebracht haben. Jeder einzelne V o rg an g ist durch eine lateinische Inschrift erläutert, und in der D arstellung selbst spricht sich, bei mancherlei R o h ­ heit und U nvollkom m enheit der G estalten, die so­ w ohl dem dam aligen niedrigen S tan d e der K unst, a ls auch der Schw ierigkeit der Technik zugeschrieben werden m üssen, doch eine höchst erfreuliche N a i­ vetät, eine große Anschaulichkeit der H and lun g imb eine gewisse Charakteristik in den M otiven der B e ­ w egung der Figuren a u s , die dem W erke in der T h a t eine große B edeutung fü r die Entwickelung m ittelalterlicher M alerei sichern. A u s dem bisher E rw ähnten geht hervor, daß diesen A rbeiten, neben dem technischen V erdienst, auch eine geistige B edeutung beiwohnte. W ir sehen die alte S a g e , wie in der E roberung von T ro ja , den rom antischen S agenkreis von K önig K a rl und seinen P a la d in e n , sowie die E rinnerungen histori­ scher G roßthaten darin zur V erherrlichung gelangen. E in anderes G ebiet, das der christlichen R elig io n , bildet den Gegenstand von Stickereien, welche zur

Zierde der Kirchen oder priesterlicher G ewänder dienten.

Ic h kann hier n u r bemerken, daß diese

Stickereien

oft

in

der

Weise

von

R e liefs

m it

äußerster Kunst ausgeführt und daß in ihnen reiche Schätze m ittelalterlicher Kunstübung enthalten sind, w ie ,

um von zahlreichen Beispielen hier n u r ein

näheres und

ferneres hervorzuheben, die pracht­

vollen Gewänder Ln der Domkkrche von B ra n d e n ­ burg lin d in der Kathedrale von Toledo beweisen. G ewiß w ird man auch hier nicht fehl gehen, wenn man bei dem größeren Theile den U rsprung weib­ lichen Händen zuschreibt.

D aß viele dem Lapen-

stande angehörige Künstlerinnen Werke der A r t geschaffen,

haben

Beispielen gesehen;

w ir

in den oben angeführten

wie viele andere mögen nicht

in ähnlicher Weise in

den Schlössern des Adels

von Deutschland bis S p a n ie n thätig gewesen sein und wie viele Hunderte von solchen K ünstlerinnen mögen nicht die Klöster groß gezogen haben, deren B e ru f recht eigentlich a u f die Pflege solcher F e rtig ­ keiten hinausging und denen gerade diese A rbeiten durch die heilige Bestim m ung

derselben

so nahe

gelegt w aren! E s mag in dieser Beziehung vielleicht nicht ohne Bedeutung sein,

daß auch jene kunst­

vollen Stickereien der Haube Helmbrecht's ausdrück­ lich als die A rb e it einer Nonne bezeichnet werden.

S o haben wir von künstlerischer Thätigkeit der Frauen im M ittelalter manches zu berichten und noch mehr stillschweigend vorauszusetzen. W enn w ir aber trotzdem säst gar keine Namen von solchen Frauen anführen können, die der berufsmäßigen A usübung der freien Künste als solcher obgelegen haben, so hat dies in verschiedenen Verhältnissen der mittelalterlichen Kunstübung seinen G rund. E inm al nämlich darf nicht vergessen werden, daß aus dem M ittelalter überhaupt verhältnißmäßig nur sehr wenig bestimmte Künstlernamen überliefert sind. N u r von dem geringsten Theil der herrlichen Kathe­ dralen, die die Zierde und den S tolz dieses Z eit­ raum s ausmachen, kennen w ir die Nam en der U r­ heber, und nicht minder spärlich ist unsre Kenntniß der frommen Meister, die durch S tatuen und R e­ liefs, durch W an d - oder Glasgemälde zur w ür­ digen A usstattung dieser Gotteshäuser beigetragen haben. W ie sollten gerade da weibliche N am en sich erhalten haben? Auch darf m an ferner nicht außer Acht lassen, daß wenn auch zu gewissen Perioden des M ittelalters das W eib durch ritter­ lichen S in n und durch eine gewisse Schwärm erei, die im Charakter der. ganzen Zeit begründet lag, auf eine sehr hohe S tu fe der Achtung, ja fast übertriebener Verehrung gestellt worden war, doch

die wirklichen Lebensverhältnisse dem nicht im m er ganz entsprachen und namentlich dem W eibe n u r in seltenen Fällen gestatteten, sich ihren Lebensberuf selbst zu wählen und dies durch E in t r it t in eine der vielfachen Genossenschaften zu bekunden, die sich damals in die Beschäftigungen des Lebens getheilt hatten und die meist m it

großer E ife r­

sucht über der Aufrechthaltung ih re r strengen A b ­ geschlossenheit wachten.

U nter diesen Umständen

müssen w ir es vielmehr als

einen besondern Z u ­

fa ll betrachten, daß uns wenigstens, außer einer im A n fa n g

des vierzehnten Ja hrhunderts

in

P a v ia

lebenden M a le rin L a o d i c i a , der Nam e einer deut­ schen K ü n stle rin

zugleich

m it ihren W erken

er­

halten ist und daß w ir dieser K ü n stle rin einen sehr hohen R a n g unter allen denen einräumen können, die

gleichzeitig

sich der von ih r geübten K unst

besteissigten. Diese K ü n stle rin ist S a b i n a v o n S t e i n b a c h , Tochter jenes E rw in von Steinbach, der sich in dem M ünster von S tra ß b u rg ein so wunderbares und unvergängliches D enkm al errichtet hat.

W ie der

V a te r und nach dessen im Jahre 1318 erfolgten Tode dessen S o h n H a n s das

gewaltige W e rk zu

durchdenken und auszuführen ha tten , so lag es der Tochter o b , dem kunstreichen B a u den anmuthigen

tmb

sinnigen

fügen.

dem nicht des

Schmuck

der

S k u lp tu r

Nam entlich sind ih r die

hinzuzu­

S ku lp tu re n

an

mehr vorhandenen Lettner im In n e rn

M ünsters

und

an

dem

P o rta le

des

süd­

lichen Querschiffes zuzuschreiben, in welchen letz­ teren sich Kom position wie A u s fü h ru n g zu einer solchen V o lle n d u n g erheben, wie sie sonst säst n ir ­ gend

in

Baues

den zahlreichen gesunden w ird .

S kulpturw erken An

dieses

diesem P o rta le sind

die Gestalten der christlichen Kirche und des Juden­ thum s dargestellt; erstere hehr und lieblich zugleich, das H a u p t gekrönt, in in m it in ih r

der Linken Kelch

der Rechten das Kreuz,

und Hostie

haltend;

diese

verbundenen Augen und gesenkten Hauptes, der Rechten

einen gebrochenen P fe il haltend,

zur Linken die zerbrochenen S te in ta fe ln des

mosaischen Gesetzes.

Außer mehreren anderen G e­

stalten befinden sich in dem Giebelselde vier R e lie fdarstellungen, welche die Verherrlichung der hei­ ligen J u n g fra u zum Gegenstand haben und einer­ seits deren Tod und B e g rä b n iß , andererseits deren H im m e lfa h rt und K rö n u n g darstellen.

M a n kann

w o h l sagen, daß sich in diesen W erken die ideale, überirdische S eite der recht jeigentlich

m ittelalterlichen

S k u lp tu r

verkörpert habe und m an möchte

fast glauben, daß alle diese Elemente einer weib-

lich m und

Hand bedurft hätten, um zu der R einheit zu

der

G efü hlsinn ig ke it

diesen S k u lp tu re n liehen.

zu

gelangen,

die

einen so besondern R eiz ver­

A u f einem von dem Apostel Johannes ge­

haltenen Spruchbande stehen in lateinischer Sprache die beiden B ittz e ile n : D er göttlichen Gnade H eil werde S abina zu Theil, Deren Hände aus dem harten Steine dies mein Bildniß machten!

Aas

fünfzehnte J a h rh u n d e rt, m it welchem man

die Kunstgeschichte der neueren Z e it beginnen kann, ist

arm

oben

an Künstlerinnen.

bei Betrachtung

Einerseits

sind die

des M itte la lte rs

angege­

benen Verhältnisse daran S c h u ld , die auch wäh­ rend des fünfzehnten Jahrhunderts zum T h e il noch fortdauerten rmd die einer freien W a h l des K ünst­ lerberufes von Seiten der Frauen hindernd in den W eg

traten.

Andererseits

mag

auch

noch

ein

weiterer Umstand darauf eingewirkt haben, der hier n u r kurz angedeutet werden kann.

W ir

oben

welche

der hohen S te llu n g

gedacht,

hatten das

M itte la lte r den F rauen angewiesen hatte, und ge­ sehen, welche günstige Folgen dies fü r die geistige A u s b ild u n g gezogen.

des weiblicher: Geschlechts nach sich

Es scheint nun aber nach W e in h o ld s ge­

diegenen Untersuchungen diese ganze R ichtung in eine gewisse M aaßlosigkeit gerathen zu sein;

das

W eib w ar auf eine schwindelnde Höhe erhoben und der romantische Z ug des Z eitalters, der M innegesang, der Minnedienst und die Liebeshöfe hatten einen förmlichen K ultus der Frauen geschaffen, der, weil er doch mehr äußerlicher N atu r und Folge sinnlicher Aufregung w ar, schon die Keime der A usartung in sich trug und auch wirklich sehr bald zu einem ganz entgegengesetzten Zustande führte, so daß statt jener übertriebenen Erhebung viel­ mehr auf längere Zeit ein um so lieferet V er­ fall und eine um so größere B arbarei in Bezug auf die Lage des weiblichen Geschlechts eingetreten ist. Eine V eränderung die auch der künstlerischen Thätigkeit der Frauen nur hindernd und feindlich entgegentreten konnte. Erst im sechszehnten J a h r ­ hundert kamen verschiedene Umstände zusammen, um die Frauen wieder zu einer freieren und zugleich ihrer würdigeren S tellung emporzuführen, womit denn auch immer das weibliche T alent hervorgelockr und das sich offenbarende ermuntert wird. Ueberdies w ar die Kunstübung des fünfzehnten J a h r ­ hunderts nicht gerade geeignet um weibliche Talente zu erwecken und groß zu ziehen. Die Kunst hatte m it jener idealen und übersinnlichen Richtung ge­ brochen, welche den Reiz und zu gleicher Zeit die Schwäche des M ittelalters ausmachte, und die, wie

w ir an S a b in a von Steinbach sahen, der Bethä­ tig u n g weiblichen Talentes großen Vorschub leistete. Ueberall n u n ,

wo sich dieser B ruch vollzog, tra t

das Bestreben ein, sich eine neue W e lt,

die des

Lebens und der W irklichkeit, zu erobern; das fü n f­ zehnte Ja h rh u n d e rt ist fü r die K unst eine Periode steter A rb e it, ununterbrochenen S tu d iu m s , rastloser Bem ühungen, sich der W irklich ke it und der d a rin sich offenbarenden Schönheit zu bemächtigen.

D ie

N a tu r der F o rm e n , die man bis dahin n u r kon­ ventionell behandelt hatte; das Wesen menschlicher Bewegung und Leidenschaft, die in der übersinn­ lichen Gleichmäßigkeit der heiligen Kunst keinen P latz gefunden; die Erscheinung endlich der n a tü r­ lichen wie der künstlich geschaffenen Umgebung des Menschen, die b is

dahin fast durchaus vernach­

lässigt worden w a r —

alles dies w a r n u r durch

ernstes S tu d iu m zu ergründen.

Und zwar konnte

dies n u r unter den größten Schwierigkeiten geschehen, da es zu jener Z e it gar keine fertige H ü lfe und A n le itu n g

gab,

an denen

der K ünstler unserer

Tage fast allzureich ist, so daß z. B . wer da die Perspektive

rich tig

die Regeln

derselben aufzusuchen hatte und

behandeln

w o llte ,

erst

selbst wer

den K ö rp e r nach seinem Baue und seinen Eigen­ schaften richtig darstellen w ollte, nicht m inder den 4*

Gesetzen desselben nachforschen und Anatomie studiren mußte. D ies alles aber ist nicht geeignet weibliche Talente zur Kunst heranzuziehen. Die Frauen sind nun einmal mehr dazu befähigt, an dem Bestehenden sich zu betheiligen, vorhandene Richtungen zu fördern, beziehungsweise auch weiter auszubilden, als Neues zu schaffen und die Kämpfe, die dazu nöthig sind, durchzumachen. E s hat zwar Gervinus einmal bemerkt, daß überall, wo neue Ideen in Schw ung kommen, Frauen (und Juden) kraft ihrer leichteren Erreglichkeit gern müchätig seien, aber diese Beobachtung be­ stätigt sich doch meist nur in solchen F ällen, wo die neuen Ideen schon ausgebildet sind und gleichsam aus der umgebenden Lebenslust leicht aufgenommen werden können. Anders stellt sich das Verhältniß da, wo dieselben erst erkämpft und erarbeitet werden sollen. D aher hat jener Ausspruch auch eine allgemeine Geltung mehr auf dem Gebiete der L iteratur, namentlich der Belletristik, zu welcher nach gewöhnlichem V orurtheil weniger strenge Vorbildung gehört, als auf dem Gebiete der bildenden Kunst. Denn hier erscheint wohl Jeder­ m ann eine gewisse Vorbereitung und Schule nöthig, während leider nur wenige daran denken werden sieb eine solche Forderung zu stellen, um ein Ge-

dicht oder gar einen Roman zu schreiben. S o war es denn auch wirklich im fünfzehnten Jah r­ hundert der F a ll, daß jene vorzugsweise moderne Form der Schriftstellerei, der Prosaroman, zum größten Theile hochgestellten Frauen seine Förde­ rung verdankt, sei es, daß unter ihrer Aegide und Ln ihren nächsten Kreisen derartige Produktionen entstanden, sei es, daß sie sich selbständig dabei be­ theiligten, wie dies u. a. von der G räfin Elisa­ beth von Nassau und von Eleonore von Schott­ land, der Gemahlin Siegismunds von Oesterreich bekannt ist. Auch an Dichterinnen und gelehrten Frauen fehlte es während dieses Zeitraumes nicht ganz und während Barbara, Marchesa von M a n ­ tua, eine geborne Prinzessin von Brandenburg, durch vielseitige klassische B ildu ng die damals ihre A u f­ erstehung feierte, glänzte, sehen w ir in beschränk­ teren Kreisen die Clara Hätzlerin von Augsburg durch Sammeln und Abschreiben von V olks- und Minneliedern ihren poetischen Drang befriedigen und der Literaturgeschichte einen großen Dienst erweisen; die englische P rio rin Juliana Barkes, betheiligt sich an der damals herrschenden lang­ weiligen didaktischen Poesie, durch ein Jagdbuch in Versen; Clothilde de V allo n Chalys ergeht sich in freier Lyrik, sowie die heilige Catharina von

Genua in schwärmerischer M ystik, die zu allen Zeiten eine besondere Anziehungskraft fü r das weibliche Geschlecht gehabt zu haben scheint. Forschen w ir nach bildenden Künstlerinnen dieser Periode, so finden w ir daß doch jede der damals am meisten hervorragenden Schulen, die nieder­ ländische, die italienische und die deutsche wenigstens eine Züngerin aufzuweisen hat. Zunächst nennen w ir M a r g a r e t h a v a n E y k, die Schwester von Hubert und Jan van E vk, von denen sowohl durch eine veränderte Auffassung der Kunst, als durch die Erfindung einer neuen Technik— der Oelmalerei — eine der größten und folgenreichsten Umwälzungen hervorgerufen worden ist, die uns in der Geschichte der Malerei überhaupt begegnen. Während nun diese beiden großen Künstler, namentlich der ältere Hubert in ihren größeren Werken der Kunst eine neue W elt eroberten, die der Wirklichkeit und des Lebens, die sie durch Inn igke it des Gemüthes, Reinheit der Gesinnung und wahre Frömmigkeit zu durchdringen und künstlerisch zu verklären wußten, — als ein Zeugniß davon mag hier nu r das große von Hubert begonnene und von Johann vollendete Genter Attarwerk erwähnt werden, welches sich gegenwärtig im Berliner Museum befindet, — scheint sich ihre Schwester Margaretha hauptsäch-

lich m it der Herstellung von M iniaturm alereien beschäftigt zu haben, zu der die hohe B ildung des damaligen reichen und kunstliebenden Hofes von B urgund reichen A nlaß bot. Gerade diese B e­ schäftigung aber ist für die niederländische Kunst von besonderer Wichtigkeit gewesen, indem dieselbe sehr wesentlich m it auf der liebevollen Durchführung des D etails beruht, und selbst in ihren größten W erken neben dem Ernst und dem Reichthume der Ideen nicht selten eine wirklich fast m iniaturartige S o rg fa lt in der A usführung hervortritt. I n dieser Verbindung zweier scheinbar ganz entgegengesetzter R ichtungen, hat sich der germanische Kunstsinn dam als recht eigentlich bethätigt und m an kann dieselbe vielleicht m it als einen der G ründe an­ sehen, weshalb die von den Eyk's geschaffene M a l­ weise eine so wunderbar rasche Ausbreitung, selbst bis in die fernsten Länder des romanischen S ü d e n s gefunden hat. S o ist es denn ein äußerst er­ freuliches B ild, neben den reicher begabten B rüdern gerade diese dem weiblichen Gemüth am meisten verwandte Seite, die auch in den meisten späteren Kunstperioden Eigenthum der Frauen geblieben ist, von der Schwester in wenig hervortretender W eise, aber mit hingebender Liebe in der bild­ lichen Verzierung kostbarer Manuscripte geübt zu

sehen, m it welcher sich übrigens auch die B rü d e r selbst beschäftigten.

O f t mögen sie auch w o h l

sam an der A usstattung

gemein­

desselben W erkes

gear­

beitet haben, wie denn eines der schönsten Denk­ m äler dieser G a ttu n g , das in B re v ie r des Herzogs

P a r is

befindliche

von B e d fo rd , welcher sich

im Jahre 1423 m it der Schwester P h ilip p s des G uten von B u rg u n d

verm ählte, nach W aagens

vortrefflicher Schilderung die Hände der drei G e ­ schwister erkennen läßt, wogegen die grau in gra u ausgeführten M alereien in einem R om an von K a r l dem G roßen

„leicht

a llein herrühren

m ög lich"

können.

von

M a rg a re th a

F ü r die S te llu n g

der

Schwester zu den B rü d e rn ist es recht bezeichnend, daß nach den M in ia tu re n des ersterwähnten M a n u scriptes selbst zu schließen, M argarethe noch länger an der aus der vorhergehenden Periode überlieferten Kunstweise festgehalten h a t, während die B rü d e r durch A rb e ite n , wie die des gleichzeitigen G enter A lta rb ild e s schon zu größerer Freiheit und S ich e r­ heit gelairgt waren und m alerei übertrugen. schreiber

der

diese auch auf die B uch­

Von

dem ersten Geschichts­

niederländischen

M a n d e r, w ird M arg a re th a

K u n st, als

eine

C a rl

van

„geistreiche

M in e rv a " bezeichnet und hinzugefügt, daß sie, w ie jene „H y m e n und L u cin a "

gescheut habe und der

Liebe und Ehe entsagend in jungfräulichem S tande bis zum Ende ihres Lebens verblieben sei.

W ie in M a r g a r e t h a v a n E y k die großen Bestrebungen der flandrischen Kunst einen, wenn auch nach dem Sinne und dem Geschlecht der Künstlerin veränderten Ausdruck gefunden haben, so die der fränkischen Schule, wie sie in N ü rn ­ berg hauptsächlich durch Michael W ohlgemuth ver­ treten ist, in einer anderen M a r g a r e t h a , welche als Nonne des Klosters der Karthäuserinnen in Nürnberg in den Jahren 1459— 1470 ihre Kunst als Abschreiberin und M alerin ausübte. I n diesem Zeitraum soll die fleißige Nonne acht Foliobände geistlicher Gesänge in gothischen Buchstaben ge­ schrieben lind mit M iniaturbildern verziert haben, eine Verschmelzung von Schreibe- und Malerkunst auf die schon bei Betrachtung mittelalterlicher Kunstübung hingewiesen worden ist. Eine dritte Künstlerin dieses Zeitraumes

ge­

hört Ita lie n an. Es ist dies K a t a r i n a V i g r i , eine M alerin, der Lchule von Bologna angehörig, die bei stiller Frömmigkeit und sorgsamer A u s ­ führung recht eigentlich zur Entfaltung weiblichen Talentes angethan war. Catarina, im Jahre 1413 zu Ferrara oder zu Bologna in einer aus Ferrara stam­ menden Familie geboren, erlernte nach einer (von

Andern allerdings bezweifelten) Ansicht die M alerei bei dem durch seine Empfindung ausgezeichneten und so mit den schwärmerischen und frommen M ei­ stern Umbriens verwandten Lippo Dalmasio und scheint sich hauptsächlich mit M iniaturbildern beschäftigt zu haben. Doch sind auch größere Tafelbilder von ihr bekannt. Ich entsinne mich namentlich einer mit dem Jah re 1452 bezeichneten Darstellung der heiligen Ursula nebst anderen M ä rtyrinnen, welche sich in der Pinakothek von B o ­ logna befindet und in welcher sich eine alterthüm liche Auffassung, wie sie der vorigen Periode eigen w ar, m it einem sehr feinen, frommen und lieblichen Ausdruck verbindet, so daß sich darin ein ähn­ liches Festhalten früherer Kunstweise zu erkennen giebt, als W aagen in den M iniaturen der M a r­ garetha van Eyk nachgewiesen hat. Ein dem obigen ähnliches B ild befindet sich in der S a la P a lla diana der Akademie von Venedig. Um der F rö m ­ migkeit, die ihre Kunstwerke beseelte, auch noch einen bestimmteren Ausdruck zil geben, trat C atarina in den O rden der Ctarissen und gründete in prächtiger Weise das Kloster „Corpo di Cristo,tf welches noch jetzt besteht und außer dem G rabe der S tifter in noch mehrere Arbeiten von ihrer H and aufzuweisen hat; sie starb im Gerüche so großer

Frömmigkeit, daß sie schon früh als „die H eilige von B ologna" bezeichnet w urde, bis endlich im Jahre 1712 ihre officielle Heiligsprechung erfolgte, nach welcher sie noch heut als Schutzpatronin der schönen Künste verehrt wird. Neben der heiligen kann hier noch eine krie­ gerische Künstlerin erwähnt werden. O n o r a t a R o d i a n a war im Anfange des fünfzehnten Jahr­ hunderts zu Castelleone bei Cremona geboren und hatte sich einen solchen R u f in der M alerei er­ worben, daß ihr der Marchese Gabrino Fondolo die A usm alung seines Palastes übertrug. W äh ­ rend sie m it dieser Arbeit im Jahre 1422 be­ schäftigt w a r, erlaubte sich ein Hofmann einige Freiheiten gegen sie: sie ermordete ihn mit ihrem Messer und indem sie sagte, lieber ehrenhaft im E ril, als entehrt in der Heimath leben zu wollen, entfloh sie in Männerkleidern. D er Marchese Gabrino ließ ihr, zuerst heftig erzürnt, nachforschen, ver­ zieh ihr aber sodann und forderte sie zur Rück­ kehr und V ollendung der M alereien auf. O n o rata aber hatte inzwischen Waffendienste in der Schaar O ldrado Lampuguano's genommen, worin sie auch verblieb und durch ihren M uth eine A n ­ führerstelle erhielt. S o konnte sie später ihrer Heimath Castelleone zu Hülse eilen und dieselbe

von dem venezianischen Heer, das sie belagerte, ent­ setzen. I n diesem Kampfe aber tödtlich verwundet, starb sie im Jahre 1452, das einzige Beispiel einer Künstlerin die Schwert und Schild eben so gut als Pinsel und Palette zu führen gewußt hat.

IV .

2 )a s

sechszehnte J a h rh u n d e rt,

das

so reich Ln

der H e rvorb rin gu n g der größten M än n e r gewesen is t, wie kaum irgend ein anderer Z e itra u m

der

Geschichte, ist zugleich eines der reichsten in Bezug a u f bedeutende Frauennaturen gewesen. Eine Periode über welche der H im m e l

eine solche F ü lle

Geistesgröße

und

Talente

poetischer B e g a b u n g,

und

R e lig io sitä t und

K ü h n h e it,

von

von

künstlerischem von

tiefster

glänzendstem W eltsinne

ausge­

gossen hatte, konnte der anm uthigen Zierde schö­ ner

und

lieblicher Frauengestalten

nicht

entbeh­

ren, ja man könnte dieselbe ebenso als eine G la n z­ periode des weiblichen Geschlechtes bezeichnen, wie sie schon längst als

eine Glanzperiode von Kunst

und

weltlicher

Poesie,

von

Wissenschaft

religiöser Forschung bezeichnet worden ist. dürfen,

da

w ir

es n u r m it

und W ir

den Künstlerinnen

dieses Zeitraum es zu thun haben,

auf die allge-

meinen G ründe dieser Erscheinung hier nicht näher eingehen; nur so viel mag darüber mitzutheilen gestattet sein, daß dem S üden von allen diesen H err­ lichkeiten mehr die äußerlich glänzenden zu Theil geworden sind, während dem Norden bei kaum ge­ ringerer äußerlicher B ildung der Bereich des for­ schenden Gedankens und des nach Versöhnung rin ­ genden Gem üthes eröffnet wurde. D a diese V er­ hältnisse für die Betheiligung der Frauen an der kunstgeschichtlichen Entwickelung dieses Zeitraum es und namentlich für das Zahlenverhältniß der italienischen zu den deuffchen Künstlerinnen von großer Bedeutung sind, darf ich m ir w ohl erlau­ ben, einige in einem andern Werke von m ir ge­ äußerte und auf diese Punkte Bezug habende W orte anzuführen. „ Im N orden," lauten dieselben: „und namentlich in Deutschland hatte sich während des ganzen fünfzehnten Jahrhunderts eine moralische, gemüthliche und sittliche Durchbildung vollzogen. D er Geist des Volkes hatte sich hier eben so in sich selber vertieft, als er in Italien und dem romanischen S üden überhaupt zu äußerlich gländen Form en und Gestalten sich auseinander gelegt hatte. D as Resultat nun dieser Verinnerlichung des deutschen Geistes in Poesie und Leben, in S itte und Kunst trat fast zu derselben Z eit in die

Erscheinung, als das der gleichzeitigen italienischen Entwickelung. H ie r zeigte es sich

in der durchaus

heileren, glänzenden und prächtigen Gestaltung des äußeren Lebens,

in

der erneuten B lü th e

antiker

Denk- und S in n e s a rt; in Deutschland in der V e r­ tiefung und Erneuerung des G laubens und in dem Versuch, danach die Verhältnisse des Lebens u m ­ zugestalten. * S e ite n

Danach nun muß man, um beiden

gerecht zu werden, sowohl die K u n stb il­

dung überhaupt bei den V ö lke rn des Südens und des N o rd e n s, a ls

auch im Besondern die T h e il­

nahme der Frauen an derselben beurtheilen.

Es

w ird daher Niemanden verwundern, während dieses ganzen Zeitraum es

italienische Künstlerinnen

überwiegender Menge hervortreten zu sehen. m a l nämlich w a r in Ita lie n

in

E in ­

die K unst mehr als

irgend wo, die F orm , in der das Bewußtsein des Volkes seinen vollständigen und befriedigenden A u s ­ druck fand, und andererseits nahmen auch in keinem anderen Lande die Frauen eine so bevorzugte und glänzende S te llu n g

ein,

als

gerade in

Ita lie n .

Wo

die

künstlerische Schönheit das

Hauptgesetz

fü r

das

gesammte Leben a u sm a ch t, da konnten

die lebendigen Vertreterinnen der Schönheit nicht in die Schranken enger und kleinlicher Gesetze und Rücksichten gebannt, noch von den großen Bewe-

gungen eines im m er mehr als anderswo zur Oeffentlichkeit geneigten Lebens ausgeschlossen werden. D ies ganze Leben aber w a r hier gleich günstig fü r die K unst und fü r die Frauen gestaltet — namentlich fü r die, in

denen die Schönheit sich m it T alent

und B ild u n g paarte. S o ist es denn zu erklären, das ganz abge­ sehen von solchen Frauen, die durch K lu g h e it und A n m u th der S itte n hohen R u h m

sich erwarben,

kein Land so vie l bedeutende Dichterinnen auszu­ weisen h a t, als Ita lie n während des sechszehnten Jahrhunderts.

W elch eine Gestalt ist V itto r ia C o-

lo n n a !

ra g t sie groß und hehr aus den

W ie

Frauen ih rer Z e it h e rv o r;

erst aus

lies innigem

Herzen ihren großen G atten besingend, dann fro m ­ merer Poesie zugewendet M ichel Angelo und

und

als

Freundin zu

sich gesellend, der wie sie, groß

einsam in dem reichen Künstlertreiben seiner

Tage dastand — ihn den fertigen und abgeschlossenen M a n n zum dichtenden J ü n g lin g

machend und sie

selbst, die fromme, dem H im m e l zugewendete D ich ­ te rin , wieder

m it

der jugendlichen Begeisterung

der reinsten N eigung

sich erfüllend! I n

ernster und gediegener.Weise sang

ähnlich

ihre Freundin

Veronica G am bara, deren dichterische S chöpfungs­ lust zugleich m it dem Leben des geliebten Gatten

erlosch; nicht minder verdient solches Lob Gaspara S tam pa, eine moderne Sappho und wie die Sappho des Alterthum s an gebrochenem Herzen dahinsterbend. Dazu gesellt sich noch eine große Z a h l anderer berühmter Frauen. S o w ird A nto­ nia P u lci als Dichterin gerühmt und Felice R asponi von Caro als Philosophin gepriesen; Catarina Landi steht in lateinischem Briefwechsel m it Bembo und die Dichterin Chiara M a tra in i ist Freundin von B . Varchi; Porcina T arquinia M olza wird von Torquato Tasso als Dichterin gerühmt und von Bernardo Tasso ebenso Porzia Rossi. Und während sich diesm auf dem Gebiete der Dichtkunst noch mehrere edle Frauen anreihen, die fruchtbare Laura Terracina, Laura Battifera die den deutschen Frauen im siebenzehnten Jahrhundert zu stetem V orbilde diente, Jsabella Andreini, eine der ersten dramatischen Dichterinnen u. a., verbin­ den Chiara M a tra in i und O lym pia F ulvia M o rata m it der Dichtkunst ein ernstes und tiefes theologisches S tudium . S o sehen w ir die allgemeinen Verhältnisse und die gestimmte B ild u n g Ita lie n s vorzugsweise ge­ eignet, um Frauen den Zugang zur Kunstübung zu eröffnen und auch minder Begabte dazu anzu­ locken.

Es gesellten sich aber noch andere Um-

stände dazu, welche in der speciellen N atur der damaligen Kunstübung selbst begründet lagen. D ie Kunst des fünfzehnten Jahrhunderts w ar eine im W erden, in der Entwickelung begriffene; die des sechszehnten trat vollendet aus dem vor­ hergehenden Entwickelungsprozeß hervor. D a s fünf­ zehnte Jahrhundert w ar eine Z eit der Arbeit, das sechszehnte w ar eine Z eit der Erndte. M it leich­ terer M ühe waren nun die Früchte zu pflücken, mit deren sorgsamer Pflege der vorangegangene Zeitraum sich emsig und rastlos beschäftigt hatte, — kein W under daß sich nun auch so manche schöne Frauenhand danach ausstreckte! Und w as so aus der Verschiedenheit jener beiden Perioden sowie aus der weiblichen N a tu r sich von selbst zu ergeben scheint, das wird von der Geschichte in überraschender Weise bestätigt. Fast keine der zahl­ reichen Kunstschulen Italien s ist ohne Jüngerinnen ge­ blieben; fast in allen treten u n s wie auf dem Gebiete der Poesie glänzende Frauengestalten entgegen, um die der ganze D uft eines künstlerisch reich gebil­ deten Zeitalters zu spielen scheint und die säst als ebenso viel Verkörperungen des dam als herrschen­ den. Schönheitsgefühles betrachtet werden können. S o galt in der T hat schon früh in der bolognestschen Schule P r o p e r t i a de R o s s i als W u n -

der mannigfaltigster Kunstbegabung. A ls B ild ­ hauerin besonders gerühmt, in welcher Kunst auch I s a b e l l a M a z z o n i nebst ihrer Tochter gelobt w ird , w ar P ropertia auch in der M alerei er­ fahren und es werden ihr überdies besondere Kennt­ nisse in der von Frauen nur selten geübten Archi­ tektur zugeschrieben. Dabei radirte sie und w ar zugleich Liederdichterin, so daß sie uns unter den F rauen eine ähnliche Verbindung der hauptsäch­ lichsten Kunstzweige zeigt, wie sie dam als an her­ vorragenden M ännern, z. B . an Lionardo da V inci und Michel Angelo nicht selten bewundert wurde. W a r es, wie so oft, die Liebe und zwar eine ohne Hoffnung gehegte Liebe, die diese Fülle reicher und mannigfaltigen Begabung gefördert hat? D er S a g e nach ist Propertia, obschon verheirathet, an Liebes­ schmerz gestorben, nachdem sie den Geliebten, der sie verschmäht, auf einem Relief als Joseph dar­ gestellt hatte. A ls M alerin wird gerühmt P l a u t i k l a N e l l i , eine edle Florentinerin, welche sich in das dortige Dominikaner Nonnenkloster S . C atarina begeben hatte und dort O el- und M in iatu r­ malerei übte. Durch die Gemeinsamkeit des O rdens­ gelübdes scheint sie m it einem der größten, jeden­ falls der gediegensten Künstler der damaligen florentinischen Schule in Berührung gekommen zu

sein, mit dem M aler Fra Bartolom eo, als dessen Schülerin und Nachfolgerin sie gewöhnlich be­ ttachtet wird. E s sind mehrere Bilder von ihr bekannt, (darunter eines in Berlin mit dem Jahre 1524 bezeichnet), die zum Theil wohl die S o rg ­ samkeit und die Frömmigkeit F ra Bartolomeo's zeigen, ohne aber an der Gedankentiefe und ernsten Charakteristik dieses Künstlers gleichen Theil zu haben. Vieles mag sie ganz nach dem Vorbilde desselben gearbeitet haben; wir wissen daß ein Theil von des Meisters hinterlassenen Zeichnungen in ihren Besitz übergegangen ist. A ls Schülerin der Plautilla wird A g a t a T r a b a l l e s i genannt, die ebenfalls Dominikaner-Nonne in Florenz war. A us der römischen Schule wüßte ich keine M alerin zu nennen. Rafael, glaube ich, hat mehr die Herzen als die Kunstübung seiner Zeitgenossin­ nen nach sich gezogen. Doch möchten vielleicht einige andere Künstlerinnen mit zur römischen Schule zu rechnen sein, wie die Peruginerin T e o ­ d o r a D a n t i , die in Wissenschaften und Poesie ebenso sehr gerühmt wurde als in der Malerei; die G attin des berühmten Kupferstechers Marco Antonio R a i m o n d i , die nach einigen italienischen Forschern auch in Kupfer gestochen haben soll und die ungemein thätige D i a n a G h i s i , die viel nach

R a fa e l und G iu lio

R om ano

gestochen h a t, als

dessen S ch ü le rin sie daher auch von E in ig e n bezeich­ net w ird . Eine glänzendere Erscheinung bietet eine K ü n st­ le rin dar, die den S to lz der venetianischen Schule aus­ machte, I r e n e d i S p i l i m b e r g o , im Jahre 1540 zu Udine in einer altadeligen F a m ilie geboren, die dem N am en nach deutscher Herkunft gewesen zu sein scheint.

Jrene's T hätigkeit fä llt in die glänzendste

Z e it der venetianischen S chule; Ln V e n e d ig , dem S itze eines heiteren, an allen sinnlichen wie geistigen Genüssen reichen Lebens wurde sie erzogen und von T iz ia n selbst in der M a le re i unterrichtet. scheint sie es denn zu einer Bedeutung

So

in ihrer

Ku n st gebracht zu haben, die w ir a llerdings weniger aus erhaltenen W erken, als aus den U rtheilen der Zeitgenossen ermessen können. wenig B ild e r gemalt haben,

Auch mag sie n u r von

denen drei zu

Udine befindliche gerühm t werden.

T iz ia n selbst,

der fü r künstlerische Größe und weiblichen Liebreiz gleich empfängliche M eister hat sie hoch bewundert und durch ein schönes P o r trä t verewigt.

S ie starb

in der ersten B lü th e ihres Talentes, wie ih re r Schön­ heit und Jugend, kaum neunzehn J a h r alt. Und wie sie von T orq u a to Tasso in einem S o n e tt gefeiert w o r­ den, so ist bald nach ihrem Tode eine S a m m lu n g

von Gedichten und etwa zwanzig Jahre später eine S a m m lu n g

von

Reden

in

Venedig

erschienen,

deren Gegenstand das Lob der hochgefeierten K ü n st­ le rin

bildet.

Das

sechszehnte

Ja h rh u n d e rt

das

so groß in der H e rvorb rin gu n g bedeutender Talente war, w a r es auch nicht m inder in deren Anerken­ nung.

E in e r etwas späteren Z e it,

der venetianischen Schule

aber ebenfalls

angehörig, w ar

außer

der im S ticken, W achsbossiren, sowie in M usik, Gesang und

Poesie gleich

begabten V i n c e n z a

A r m a n i noch die M a le rin M a r i e t t a R o b u s t i , die Tochter des durch mächtige T o ta lw irk u n g sowie durch energische Form en und Farbengebung aus­ gezeichneten T in to re tto , dessen S ch ü le rin

sie auch

w a r und dem sie namentlich im P o r trä t sehr nahe gekommen zu sein scheint.

Auch sie erweckte die

allgemeinste

Aufmerksamkeit;

und

P h ilip p

K ö n ig

Höfe zu gewinnen.

II.

Kaiser

suchten

M a x im ilia n sie

fü r

ihre

Doch konnte sich der V a te r

nicht von ih r trennen; sie blieb

in Venedig und

starb (1 5 9 0 ) daselbst an einen reichen Goldschmied verheiratet im dreißigsten Lebensjahre.

L6on C og-

niet hat in ergreifender Weise den greisen T in to ­ retto dargestellt, der die Züge der noch im Tode schönen Tochter a u f die Leinwand b rin g t. Auch die oberitalienischen S chulen der zweiten

Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts haben einige nicht unbedeutende Künstlerinnen aufzuweisen; V a sari erwähnt die Tochter des M alers Luca L o n g h i , B a r b a r a , zu Ravenna, als eines talentvollen K in ­ des, I n Genua lebte T o m m a s a F i e s c a eine M a ­ lerin und Stickerin, welche auch mystische Tractate schrieb und 1534 als Dominikaner-Nonne zugleich m it ihrer Schwester E l e n a starb. I n Cremona bildete sich unter Bernardino Campi S o f o n i s b a G e n t i l e s c a A n g u i s c i o l a oder A n g u s s o l a , die im Jahre 1530 in einer sehr edlen Fam ilie geboren, durch ein langes Leben h in ­ durch m it glänzendem Erfolge die Porträtmalerei übte, in welcher sie als eine der ausgezeichnetsten Künstlerinnen betrachtet wurde. Lange Z eit am Hofe P h ilip p s I I . thätig, ging sie später nach Palermo und dann nach Genua, wo sie noch bis in das sieben­ zehnte Jahrhundert hinein, (sie starb erst 1620), durch B ildu ng und gesellige Stellung einen sehr bedeutenden Einfluß aus einheimische und fremde Künstler ausübte; wie denn u. a. A . van Dyk, der in seiner Jugend in Genua w ar, geäußert haben soll, er habe von der erblindeten Frau mehr ge­ lernt als von irgend einem sehenden Manne. V o n L u c i a A n g u i s c i o l a , d e r jüngeren Schwester und Schülerin Sofonisbe's habe ich in der Gallerie von

M ad rid das treffliche P o rträt eines Arztes von Cremona gesehen. D e r Schule von M a ila n d gehörte die ebenfalls einer edlen Fam ilie entsprossene Künst­ lerin K a t a r i n a C a n t o n i an, welche als Kunst­ stickerin gleichzeitig mit Sofonisba nach Spanien gerufen wurde, um dorthin eine Kunstübung zu übertragen, die besonders in M ailand geübt wor­ den zu sein scheint, wie Künstlerin

denn eine gleichzeitige

daselbst, L o d o v i c a

oder A n t o n i a

P e l i e g r i n i wegen ihrer hohen Vollendung in diesem Zweige der Kunst als eine zweite M inerva gefeiert worden ist. I n Neapel lebte M a r i a A n g e l a C riscuolo,

welche in der M alerei und Musik

gleich begabt war , bis,

wie später bei Angelika

Kaufmann, die Musik der M alerei weichen mußte. M i t Uebergehung einiger weniger bedeutenden Künstlerinnen

und

mit

vorläufiger

Erwähnung

der berühmten L a v i n i a F o n t a n a schließen w ir die Uebersicht der italienischen Künstlerinnen dieses Zeitraumes mit dem Namen einer Florentinerin K a t a r i n a de' P a z z i ,

die im Jahre 1566 ge­

boren ist und nachdem sie in ein dortiges Kloster der Carmeliterinnen gegangen war,

ihren weltli­

chen Namen mit dem geistlichen M a r i a dalena

vertauschte.

B ei

ihrer

Mag­

Kunstthätigkeit,

scheint, wie denn das Ende dieses Jahrhunderts

noch einige andere Erscheinungen dieser A r t in Folge des neu erweckten religiösen Gefühles aufzuweisen hat, religiöse Entzückung mitgewirkt zu haben; wenig­ stens deutet darauf die Nachricht h in , daß sie heilige B ild e r m it geschloffenen Augen gemalt habe, eine Nachricht, über deren G laubw ürdig­ keit w ir uns jedes Urtheils enthalten wollen. I m Kloster der Carmeliter zu Parm a und in der Kirche S t. M a ria Ln Cosmedin zu Rom befinden sich B ild e r von ihr, ich weiß nicht, ob von den m it ge­ schlossenen Allgen gemalten. M a ria Magdalena starb int Jahre 1607, wurde von Urban V I I I . im Jahre 1629 selig, von Clemens IX . im Jahre 1669 heilig gesprochen, und noch heut zu Tage trägt eine an Kunstwerken sehr reiche Kirche gu Florenz den Namen der heiligen K ünstlerin, deren Leichnam in einer prachtvollen Kapelle derselben verehrt w ird. M it dem Reichthum Ita lie n s an kunstübenden Frauen kann sich kein anderes V olk im sechs­ zehnten Jahrhundert messen. I n Frankreich ge­ langen allerdings die Frauen zu einem großen und zwar nicht immer glücklichen Einfluß auf die öffentlichen Angelegenheiten und llnter den fran­ zösischen Fürstinnen ragen sehr bedeutende Ge­ stalten hervor, die wie Louise von Savoyen, M a r­ garethe von V a lo is ,

Jeanne d'Albret und die

liebensw ürdige M a rg u s rite schützung

der

de France durch B e -

S ch riftste lle r,

sowie

durch

eigene

T hä tig ke it der Poesie und den -Wissenschaften großen Vorschub geleistet haben, und auch in weniger hohen S p h ä re n der Gesellschaft nehmen Frauen —

wie

die beiden Deöroches von P o itie rs — durch lite ­ rarische P ro d u ktio n einen hohen R ang ein. Ganzen

aber w a r jene höfische G a la n te rie ,

Im die

neben so vielen glänzenden auch eben so viele g if­ tige B lü th e n trie b ,

eben nicht geeignet, die stille

H ingebung zu fö rd e rn , die damals noch zur A u s ­ übung der bildenden Kunst erforderlich w ar.

So

ist es zu erklären,' daß neben jenen in Poesie und L ite ra tu r berühmten F rauen keine R iv a lin n e n auf dem Kunstgebiet aufgetreten sind, indem meintliche

Holzschneiderin

J s a b e lla

p o m m e zu zweifelhaft is t,

die ver­

Q uatre-

um hier erw ähnt zu

werden. Ueberdies ermangelte Frankreich noch, m it geringen Ausnahm en, einer eigenthümlichen K u n st­ weise fast

gänzlich.

N ich t ganz

g ilt

dies

von

S p a n ie n , dessen künstlerische B lü th e aber auch erst im

nächstfolgenden

Ja h rhundert

eintreten

sollte.

Doch hat die reichbegabte N a tio n neben F rauen, die wie Jsabella von Roseres, C a ta rin a von R i ­ bera und A lo isia S ig e a

von Toledo in S p ra ch -

kenntniß und literarischer Thätigkeit, und Jsabella

Losa von Cordova in der Wissenschaft der Theologie, w o rin sie zur D o c to rin ernannt worden w a r, große Bedeutung

errungen haben,

lerinnen aufzuweisen,

auch einige K ü n st­

wie D o r o t e a

und M a r ­

g a r e t a S . C r u z , sowie die Tochter des Vicente Joanes,

welcher

zu

V a lencia

im

S in n e der

gleichzeitigen italienischen M eister th ä tig w ar. In des

den nördlichen Ländern haben die Ideen

P ro te s ta n tism u s,

denen

in

Frankreich

die

liebenswürdigste und bedeutendste unter den dama­ ligen berühmten F ra u e n , zugethan w a r, ru n g

in

der S te llu n g

hervorgebracht. tionen

M a rg u e rite

de France,

eine nicht unbedeutende Verände­ des weiblichen Geschlechts

W ie das ganze Leben jener N a ­

sich innerlicher und

ernster gestaltete,

so

wendeten sich auch die Frauen mehr der stilleren W irksam keit in der Häuslichkeit und der F am ilie zu; nicht aber in dem S in n e jener früheren Abge­ schlossenheit und Jso lirthe it von den geistigen In te r ­ essen der N a tio n , sondern im Gegentheil m it der Pflege dieser Interessen sinnig beschäftigt und fü r deren Begründung und V erb re itu n g in den Herzen der ihnen anvertrauten Jugend unendlich segensreich wirkend.

In

dieser Beziehung n im m t noch heut

die deutsche F r a u , der die englische sich w ü rd ig an die S eite stellt, eine viel

bedeutendere

S te llu n g

ein, als dies bei den Frauen der romanischerr Nationen der F a ll ist, denen die Entwickelung des häuslichen und Familienlebens überhaupt ferner liegt. S o mögen w ir denn in dieser überaus segensreichen und von dem Protestantismus wesent­ lich geförderten Thätigkeit Ersatz und mehr als Ersatz fü r die glänzenden Erscheinungen des italie­ nischen Lebens finden und uns dessen getrösten, wenn die vom Protestantismus am meisten be­ rührten Länder, so reich sie auch an wissenschaft­ lich gebildeten Frauen waren, doch nur ein sehr geringes Kontingent zu den Künstlerinnen gestellt haben. England, das auf gebildete Frauen wie Catharine P a r r , Johanna G ra y , Lady B urleigh, Lady Bacon und die Geschwister M o ru s , auf Dichterinnen wie Elisabeth Grimstone stolz war, hat nur eine M a le rin aufzuweisen, Lew in a T i r l i n k s , die unter der Regierung Elisabeths thätig w ar; Deutschland, welches sich neben hochgebildeten Fürstinnen einer Charitas Pirkheimer und Con­ stantia Peutinger rühmen konnte, nur die M alerin C a t h a r in a S c h w a r t z , welche vielleicht die Frau des von seinen Zeitgenossen als deutschen Rafael gepriesenen Christoph Schwartz w ar; die Schweiz ebenfalls nur eine M a le rin , E v a v o n J b e rg . Dagegen haben sich die Frauen in den Nieder-

landen zahlreicher an der Kunstübung dieses Zeit­ raumes becheiligt und Margaretha van Eyk hat fleißige Nachfolgerinnen in ihrer Heimath gefunden. Namentlich scheint das reiche und glänzende Ant­ werpen ein günstiger Boden für die Entfaltung weiblicher Talente gewesen zu sein. Hier lernte schon im Jahre 1521 Albrecht Dürer eine Malerin kennen, von der er in seinem Reisetagebuch nicht ohne Bewundertmg ihres Talents spricht. „Meister G e r h a r d , Jlluminist," heißt es daselbst, „hat ein Töchterlein, bei achtzehn Jahr alt, die heißt S u s a n n « , die hat ein Blättlein illuminirt, einen Salvator, dafür hab ich gegeben einen Gulden. Ist ein groß Wunder, daß ein Weibsbild also viel machen soll!" Als Miniaturmalerinnen waren zu Antwerpen ferner thätig C a t h a r i n a H ä m s e n und A n n a S e g h e r s ; an anderen Orten A n n a S m y t e r s und C l a r a de Ke y z e r , denen sich M a r g a r e t h e de H e e r e in derselben Kunstgat­ tung, und B a r b a r a va n der Broeck im Kupfer­ stich anschlossen. C l a r a de K e y z e r war als Malerin außer ihrem Vaterlande auch in Frank­ reich, Deutschland, Italien und Spanien berühmt, wohin sie ihre Reisen geführt hatten. I n Holland war als Kupferstecherin angesehen M a g d a l e n a de P a sse und eine Blumenmalerin C o n s t a n t i a

von Utrecht. Letztere kann m an vielleicht als die erste K ü n stle rin betrachten,

die sich dieser, dem w eib­

lichen S in n vo r allen anderen zusagenden K u n st­ gattung zugewendet h a t,

einem Zw eige der M a ­

lerei, der im E inklang m it der bekannten N eigung des holländischen Volkes

fü r Blum enzucht- und

Pflege auch in späteren Z eiten seinen Hauptsitz in diesem Lande gehabt und

dort eine der größten

Künstlerinnen des siebenzehnten Jahrhunderts her­ vorgerufen hat.

V.

2 6 e n n die Kunst des sechszehnten Ja h rh u n d e rts wegen einer gewissen Gleichmäßigkeit des S tp le s und der künstlerischen Anschauung überhaupt, gleich­ sam eine große E in h e it bildet, so t r it t in der Kunst des siebzehnten Ja h rh u n d e rts

eine größere S o n ­

derung hervor. N ich t daß jene E in h e it des sechs­ zehnten Jahrhunderts keit gewesen wäre;

ohne innere M a n n ig fa ltig ­

es haben im

G egentheil die

M eister dieses Z eitraum es fast alle ihre feste und bestimmte Eigenthüm lichkeit; Richtungen und S ch u ­ len von stets verschiedener und oft entgegengesetzter Auffassung machen sich geltend;

es ist ein unge­

mein reichgestaltetes Leben — das Ganze aber sowie alle einzelnen M eister bleiben gebunden durch die gemeinsame G eltung

der S chönheit,

nach deren

D arstellung und Verkörperung sie alle gleichmäßig streben.

D ies führte

aber, nachdem die großen

M eister, — R afael schon sehr frü h , M ich e l A ngelo

und T iz ia n nach reichlich durchmoffener Laufbahn dahingegangen w a ren , zu einer etwas einseitigen Formenherrschaft; m an bewegte sich in

den von

jenen M eistern ererbten F orm en fo rt, ohne dieselben m it der In n ig k e it des G e fü h ls w ie R a fa e l, oder der vollen G e w a lt der R e a litä t w ie T izia n, oder m it der Tiefe des Gedankens

erfüllen zu können,

wie M ich el A ngelo es gethan und so

w a r m an

schon bald nach der M itte des sechszehnten J a h r ­ hunderts in eine R ichtung der K u n st verfallen, die man wegen jenes einseitigen Vorherrschens der äußerlichenForm en, die auch w o h l M a n ie r genannt wurde, als die des M a n iris m u s

bezeichnen pflegt

und

der schon einige der früh e r genannten K ü n stle rin ­ nen angehört haben.

9 h m aber traten gegen das

Ende dieses Zeitraum es einige ernste und redliche M ä n n e r hervor, die dieser einseitigen Form enherr­ schaft ein Ende machen und die K unst wieder zur T rä g e rin eines bedeutsamen In h a lte s erheben w o ll­ ten.

D a ra u f führte außer künstlerischen G ründen

auch noch der Umstand, daß die R eform ation, welche das ganze innere und äußere Leben der deutschen N a tio n

umgestaltet hatte, auch

großen E in flu ß

ausübte und

statt

des

dahin

oder

Jn d iffere n tism u s

b is

in Ita lie n einen

auch diese N a tio n

herrschenden

Unglaubens

m it

neuen

einem

re li-

religiösen Eifer erfüllte, den man auch in der Kunst zum Ausdruck zu bringen suchte. Die Meister welche diese Reform der Kunst unternahmen, waren Lodovico Caracci und seine beiden etwas jüngeren Vetter Agostino und Annibale Carraci. Sie er­ öffneten unter den mannigfaltigsten Hindernissen in ihrer Vaterstadt Bologna eine Akademie, in welcher sie nach strengeren Grundsätzen als bis dahin üblich waren, die Kunst in ihren praktischen und theore­ tischen Theilen lehrten und nach lange schwan­ kendem Erfolge ihre ernste und gediegene, auf dem S tud ium der bessern früheren Meister beruhende Kunstiveise auf eine große Anzahl tüchtiger Schüler übertrugen. Durch diese aber wurde die neue Kunst­ weise, die wie ihre Gründer selbst lange verspottet und verhöhnt worden war, bald die herrschende in den Ateliers italienischer Künstler und je würdiger, ernster und bedeutsamer diese Richtung w a r, zu um so größerer Ehre gereicht es den italienischen Frauen, sich gerade an ihr m it Eifer und Erfolg betheiligt zuhaben; eine Theilnahme der die Thä­ tigkeit zahlreicher italienischer Frauen auf dem Ge­ biete der Dichtkunst und der Wissenschaften in nicht minder ehrenvoller Weise entspricht. S o haben w ir von gelehrten Frauen M a ria Porcia V ig n o li aus Viterbo zu nennen, die sich 6

durch astronomische und arithmetische Arbeiten Ruhm erworben hat und auch als Dichterin ehren­ voll erwähnt wird, ferner M a tilda Bentivoglio aus Ferrara und Clelia G rillo Borrom ei aus M a i­ land, die in ihrem Hause eine Akademie eröffnete, als deren M itglieder der berühmte Naturforscher Antonio V a llis n ie ri und der als Mathematiker und Dichter gleich hochstehende Tomaso Ceva ge­ nannt werden. Auch M a ria B o rg h in i aus Pisa erwarb sich großen R uhm durch ihre philosophischen und mathematischen S tud ien , m it denen sie die Uebung der Poesie vereinigte. S ie wurde von ihren Zeitgenossen der V itto ria Colonna gleich­ gestellt und von Redi als der R uhm Pisa's und Toöcana's „als Zierde Ita lie n s und Europa's ge­ priesen." A ls Dichterinnen sind Barbara A tbizzi aus Florenz und Ernestina Azzi aus Arezzo zu erwähnen und an diese lassen sich einigt Frauen anreihen, welche gleichzeitig in der Poesie und den bildenden Künsten sich einen ehrenvollen Namen nrachten; A r c a n g el a P a la d i n a , welche die Uebung von Musik, Poesie und M alerei ver­ einigte ; B e a t r i c e P a p p a fa v a , welche erfahren in gelehrten Studien, in Poesie und Malerei zu­ gleich als Muster aller weiblichen Tugenden gepriesen wurde, und der es, wohl eine äußerst seltene Gunst

des Schicksals, vergönnt war, ihren hundertjähri­ gen Geburtstag in einem gefälligen Sonette zu besingen; M a r i a A r d o i n i , die w ir noch einmal zu nennen haben, endlich C a t a r i n a R u s c a , die als Dichterin und Kunststickerin gelobt wird und A u g u s t a T a r a b o t t i , welche Ln der M a ­ lerei die Schülerin der C h i a r a V a r o t a r i war, sich m it der Dichtkunst beschäftigte und zugleich als Verfasserin einer Apologie des weiblichen Ge­ schlechtes bekannt geworden ist. V on den Künstlerinnen nun, die sich, ohne eigent­ lich Schülerinnen der Caracci zu sein, doch nach ihnen gebildet und ihre Kunstweise verändert haben, ist schon früher die Kupserstecherin D i a n a G h i s i genannt, welche sich in späterer Z eit die Werke der Caracci zum V orbilde nahm; dasselbe g ilt von L a v i n i a F o n t a n a , ('s IG 14) einer der berühm­ testen Malerinnen dieses Zeitraumes. S ie war die Tochterdes der manieristischen Richtung angehörenden Prospero Fontana, bei welchem Lodovico Caracci die Malerei erlernt und manche arge Zurücksetzung ererlitten hatte. Hatte doch der Meister wohl selbst ge­ äußert, er tauge mehr zum Farbenreiber als zum M a le r! Welch' ein Trium ph für den strebsamen Künstler mußte es dann später sein, als Fontana er­ klärte, er bedaltre zu alt zu sein, um noch der Schüler

seines ehemaligen Schülers werden zu können! W a s er nicht mehr konnte, konnte aber die Tochter Lavinia, welche in der Kunstweise des V aters unterrichtet, schon große Erfolge namentlich in der Porträtm alerei erreicht hatte. S ie wendete sich später der Kunstweise der Caracci zu, und gelangte darin zu einer solchen S ü ß e und Lieblichkeit, daß man ihre Bilder mit denen G uido R eni's vergleichen konnte. A n äußeren Ehren ist sie so reich, wie wenig andere Künstlerinnen gewesen; ihre mit großer S o rgfa lt und ächt weiblicher Geduld ge­ malte P orträts waren von den ersten Dam en und Cardinälen R om s äußerst gesucht; m an war stolz darauf Bilder von ihrer Hand zu besitzen, so wie m an sich etwas darauf einbildete in ihrem gast­ freien und gebildeten Hause gesehen zu werden; a ls M alerin des Papstes G regor X III. wurden ihr mitunter fürstliche Ehrenbezeugtlngen zu Theil und w as allen diesem die Krone auffetzte, ist die Nachricht, daß sie dabei nicht eitel geworden sei. D a sie überdies schön war, wurden ihr von vielen angesehenen Personen Heirathsanträge gemacht, sie zog es aber vor, G iovanni P aolo Zappi aus Jm ola zu heirathen, einen nicht unbemittelten, etwas ein­ fachen jungen -M ann , der aus Liebhaberei im Atelier ihres V aters malte und der ihr später die

Kleider an ihren P o rträ ts malen mußte, indem sie in nicht gerade sehr schmeichelhafter Weise von ihm zu sagen pflegte: „daß er sich besser zum Schneider, als zum M aler passe." S ie malte übrigens außer P o rträ ts auch größere Compositto iieit, theils heiligen Inhaltes, wie mehrere K irchenbilder in Bologna, theils profaner Gegenstände, wie das B ild der Venus auf dem B e rline r M u ­ seum. I n einigen ihrer späteren Werke, nachdem sie von den Caracci gelernt hatte, erreichte sie ein so kräftiges und warmes C o lorit namentlich in den Köpfen, daß nian fast an die Meister der venetianischen Schule erinnert wird, wie dies z. B . bei einem Bilde des heiligen Franciscus de P aula in der Pinakothek von Bologna der F all ist. W a r diese Künstlerin erst in späterer Z eit der Kunstweise der Caracci nachgefolgt, so w ird A n ­ t o n i a P i n e k l i als eigentliche Schülerin Lodovicos genannt, nach dessen Composition sie ein großes figurenreiches B ild in der Kirche der A n ­ nunziata zu Bologna (IG 14) ausführte und der sie ihrer Fähigkeit und Bescheidenheit wegen be­ sonders hochgeschätzt haben soll. Zahlreicher sind die Malerinnen, die in den Ateliers der Caracci'schen Schüler sich gebildet haben. S o wird Domenichino als

Lehrer

der

Flavia

Durand,

Teresa

be t P o und A r t e m is ia G e n tile s c h i ge­ nannt; Lanfranco bildete C a t a r in a G in n a s ia aus; Guido Reni unterrichtete M a d a le n a N a ta t i und nach ihm bildete sich E lis a b e tt a S i r a n i , der S to lz der bolognesischen Schule. N u r Albano und der allem weiblichen Umgang abgeneigte Guercino

haben keine Schülerinnen

gezogen.

Doch

w ird die Schwester eines Schülers dieses Letzteren F l a m i n i a T r i v a aus Reggio als M alerin von ihren Zeitgenossen gerühmt. V o n diesen Künstlerinnen mögen hier nur die drei bedeutendsten hervorgehoben werden. C a ta ­ r in a G in n a s i a wurde als Nichte eines C ardinals in ihrem Talente früh gefördert und konnte sich allen übrigen weiblichen Arbeiten bald ent­ ziehen , wie sie denn auch später noch zu sagen pflegte, daß „Nadel und S pindel die größte Fein­ dinnen des Zeichenstists und des Pinsels seien/' I h r erster Meister war C. Clelio, nach dessen Tode sie sich in die äußerlich brillante und kühne M a ­ nier Lansrancos warf. I n dieser führte sie die großen Malereien in der von ihrem Oheim ge­ gründeten Kirche S t. Lucia in Rom aus; später von diesem zur Erbin seines ganzen Vermögens eingesetzt, gründete sie nach seinem letzten W illen ein m it einem Seminar fü r Studenten aus der

Romagna verbundenes Kloster, als dessen Aebtissin sie die Kunst weiter forlübte und endlich im Jahre 1680 in hohem A lter und im Geruch be­ sonderer Frömmigkeit das Zeitliche segnete. G lä n ­ zender und weltlicher gestaltete sich das Leben der A r t e m i s i a G e n t i l e s c h i , derTochter eines M a ­ lers O razio Gentileschi, die an Schiatessi verheiheirathet längere Zeit in Neapel lebte. Erst von G uido Reni unterstützt und gefördert, studierte sie später auch die Werke Domenichinos, eines der ansprechendsten und liebenswürdigsten Meister der botognesischen Schule. Artemisia erwarb sich einen großen Ruhm namentlich durch ihre zahlreiche P o r ­ träts und dies war auch der G rund ihrer Berufung nach England, wo sie von dem kunstliebenden Könige K a rl I. vielfach beschäftigt wurde. Reich belohnt scheint sie wieder nach Neapel zurückgegangen zu sein, wo sie ein glänzendes Haus machte und im Jahre 1642 im A lter von zweiundsünfzig Jahren starb.

Mehrere an den Cavaliere del Pozzo ge­

richtete Briefe lassen sie als eine vielfach beschäf­ tigte Weltdame erkennen; bald bittet sie um B e­ sorgung eines Paars der besten Handschuhe; bald sucht sie fü r einen befreundeten Geistlichen die E r ­ laubniß nach, Waffen zu tragen; dann wünscht sie selbst Vermittelung bei dem damals in

Rom

allmächtigen Cardinal

B arberini und

er­

bittet sich des Freundes Beihülfe beim Verkauf eines großen B ilde s, indem sie Geld braucht um eine Tochter zu verheirathen, wozu sie in ächt italienischer Weise hinzufügt, daß sie „von dieser Last befreit" in ihre Heimath zurückzukehren ge­ dächte. V o n ihrer Kunstweise giebt einen schönen Beleg das im Palazzo P itti befindliche B ild der Judith, welches in der Behandlung die Grundsätze der bolognesischen, in der Auffassung dagegen mehr die der auf scharfe Effekte hinarbeitenden Schule von Neapel bektlndet. Nicht minder die Geburt des heiligen Johannes des Täufers im Museum von M adrid, ein ächtes Familien- und K in ­ derstubenbild, das aber m it merkwürdiger B ra vo u r und naturalistischer K ra ft gemalt ist. Eine höchst glänzende und einflußreiche S te l­ lung nahm E l i s a b e t t a S i r a n i , die 1641 geborne Tochter eines nicht ungeschickten M alers in Bologna ein, welcher als Schüler Guido R eni's genannt w ird , wie auch sie selbst sich nach dem V orbilde dieses vielseitigsten und begabtesten unter den bolognesischen Meistern gebildet hat, m it dessen Werken die ihrigen häufig verwechselt worden sind. Durch ihre auffallende und schon in früher Jugend hervortretende Begabung gelang es ihr die Be-

wunderung ihrer Zeitgenossen, durch ihre Schön­ heit, M ild e und Liebenswürdigkeit deren Liebe in so hohem M aaße zu erwerben, Künstlerin so hoch

gerühmt

daß

kaum eine

worden sein mag.

D a s tragische Ende der jungen M alerin trug nicht wenig dazu bei, um sie auch später noch in einer A rt Verklärung

erscheinen zu lassen.

Malvasia

der sich rühmt, den V a te r veranlaßt zu haben, sie M ale rin werden zu lassen, nennt sie „die Heroine unter

den Künstlerinnen"

Drommete ihres -Ruhmes."

und

sich

selbst „die

Eine in überschwäng­

lichem S ty l geschriebene Lobrede

von Picinardi

rühmt ihre rastlose Thätigkeit; ihre M äßigkeit und Einfachheit in Kleidung unb Essen; die hohe D e­ m uth, mit der sie selbst die niedrigsten Geschäfte der Wirthschaft besorgte; ihre Beschäftigung mit Poesie

und

Musik;

ihren

lebhaften

Geist,

ihr

scharfes Urtheil und ihre Tiefe in der Behandlung ihrer Kunst.

Z u r M alerei kamen noch Sculptur

und Kupferstich, so daß sie in Allem

als „ein

W under der Kunst" und, wenn man

die hohe

Liebe zu ihrem V ater und die M ilde ihres Wesens hinzurechnet, geradeztt als ein Ideal der Vollendung erscheinen konnte.

M alvasia

hebt namentlich die

Schnelligkeit hervor mit der sie oft in Gegenwart fremder Personen ganze Oelbilder malte oder Kom-

Positionen e n tw a rf; ihre Kunstweise w ird deH G u id o R e n i verglichen und

m it der

scheint derselben

auch in der M a n n ig fa ltig k e it der Auffassung zu ent­ sprechen; denn während an einigen ih re r B ild e r eine K ra ft und Entschiedenheit bemerkt w ir d , wie sie sonst n u r selten bei Frauen bemerkt werden, tragen andere — wie z. B . der heilige A n to n io von P adua in

B o lo g n a



einen

durchaus

süßlichen Charakter an sich.

zierlichen, fast

A u f der Höhe ihres

R uhm es und in der B lü th e ih re r Jahre raffte der Tod

die liebenswürdige K ü n stle rin hinweg.

Ih r

Ende ist in ein b is jetzt noch nicht erhelltes Dunkel gehüllt und w ird

allgemein

einem fluchwürdigen

Mettchelmorde zugeschrieben; sei es daß eine fürst­ liche Person

sich an ih r fü r

die W eigerung

in

ihre Dienste zu treten hat rächen w o lle n , sei es daß ein vornehmer M a n n

durch

eine (noch jetzt

bekannte) C a rika tu r sich verletzt gefühlt und die D ienerin des Hauses veranlaßt h a t, ih r ein tödtliches P u lv e r beizubringen —

was beides über­

liefert, aber auch schon von Zeitgenossen in Abrede gestellt w ird .

D ie Akten des Prozesses sind noch

vorhanden; derselbe ist aber durchaus unregelmäßig geführt und kann zur A u fk lä ru n g des räthselhaften Verbrechens nichts beitragen.

M alvasia giebt an,

daß das G ift schlecht und „plebejisch" gewesen sei

und den Leib förm lich zerrissen habe.

D ie ganze

S ta d t w a r in A ufregung, feierliche Erequien w u r ­ den in der Kirche S t . Dom enico veranstaltet und kurz nach dem Tode der K ü n stle rin (1 6 6 5 ) erschien ein W e rk ,

in welchem die Aussprüche und Lob­

lieder der berühmtesten D ichter a u f die D ahinge­ schiedene gesammelt waren.

In

einem dieser Ge­

dichte läßt sie der D ichter B er6 die W o rte sprechen: „ A u f Erden w ar ein W eib id> und kannte nicht die Liebe!"

und auch P ic in a rd i hebt h e rv o r,

in der

angeführten Lobrede

daß die R e in h e it

ihres

Gemüthes

nie durch die Liebe getrübt worden sei.

Dagegen

scheint es nach einigen von G u a la n d i angeführten A ndeutungen, daß das hochbegabte Mädchen fü r einen Kunstgenossen eine warme Leidenschaft em­ pfunden, daß aber der V a te r heirathung

g e w illig t habe.

nicht in ihre V e rW ar

es

auch

hier

eine unglückliche Liebe, welche die Keime reicher Begabung in diesem ausgezeichneten Mädchenbcrzen zu

so glänzender B lü th e

betta S ir a n i

lie g t in

del R o s a rio

in

entfaltet

hat?

E lisa-

der Kapelle der M adonna

der Kirche S t . Dom enico begra­

ben, welche auch die Asche ihres großen V o rb ild e s G u id o R e n i enthält.

W ie dieser hat sie aus die

Kunstgeschichte Ita lie n s und namentlich B o lo g n a 's

einen großen E influß durch die zahlreichen S c h ü ­ lerinnen gew onnen, welche die M alerei von ihr erlern t, oder sich nach ihr gebildet haben. E in so glänzendes V orbild als sie es gab, m ußte n a ­ türlich viele weibliche Talente zur A u sü b u n g der M alerei veranlassen und es sind in der T h at gleich­ zeitig m it ihr eine große A nzahl von K ünstlerinnen thätig gewesen, aus die sie einen größeren oder ge­ ringeren E influß ausgeübt hat. A ber auch nach ihr hat die S chule von B o lo g n a noch mehrere K ünstlerinnen aufzuw eisen, wie M a r i a D o lc e , die Tochter und S chülerin des durch die stille A nm uth seiner W erke viel beliebten C arlo D olce, welche die oft in W iederholung verlangten B ilder des V aters kopirte unb neben der auch eine M alerin A g n e se D o l c e genannt w ird. A ndere übergehen w ir und bemerken n u r, daß die S ch u le von B o ­ logna w ährend dieses ganzen Z eitraum es die reichste an weiblichen T alenten w ar. I m Gegensatz n u n zu der oben betrachteten S chule der Akademiker hatte sich nam entlich nach dem V orgänge des M ichel A ngelo da C aravaggio eine S chule gebildet, der es bei V ernachlässigung aller Form enschönheit und aller Id e a litä t in der K unst und bei gänzlicher H intansetzung aller von früheren M eistern geschaffenen V o rb ild e r, lediglich

um

die Nachahmung

der N a tu r zu thun w ar,

gleichviel ob dieselbe in schöner oder häßlicher, in anziehender oder abstoßender Erscheinung sich d a r­ bot.

D urch C aravaggio wurde diese Schule nach

Neapel verpflanzt,

unter dessen ewig leuchtendem

H im m e l n u n eine Reihe von M eistern hervortrat, die sich säst ausschließlich die D arstellung der ge­ wöhnlichen, m itu n te r selbst der häßlichen N a tu r, sowie die E n tfa ltu n g heftigster menschlicher Leiden­ schaften zur Aufgabe stellten,

und wie

sie da rin

gleichsam die nächtliche S eite der menschlichen N a tu r m it V o rlie b e

herauskehrten, meist auch zu einer

düstern und nächtigen Behandlung d e s E o lo rits aus­ arteten. E s fehlte diesen M eistern, deren theilweise Berechtigung ich an einem andern O rte nachgewiesen habe, nicht an T alent, noch ihren Schöpfungen an bedeutender W irk u n g ;

was ihnen fehlte, w ar die

künstlerische W e ih e , die stille Läuterung und V e r­ k lä ru n g ,

welche die wahre K unst ihrem Gegen­

stände sow ohl,

als

auch ihren Jüngern selbst zu

T h e il werden läßt.

D a s düstere und leidenschaft­

liche E lem ent, das sich in ihren B ild e rn ausspricht, hat auch n u r allzusehr in ihren Charakteren ttnd ih rer Handlungsweise sich kundgegeben und nament­ lich ist es das feindselige V e rh ä ltn iß zu den nach Neapel berufenen M eistern der bolognesischen Schule,

in

welchem dies recht deutlich h e rv o rtritt und in

welchem die Nebenbuhler mehr m it G ift und Dolch, als m it Pinsel und Palette bekämpft wurden. Eine solche Kunstschule w a r nicht w o h l geeignet, weib­ liche Talente zu fördern oder hervorzurufen.

Und

doch hat dieselbe eine K ü n stle rin hervorgebracht, die sowohl wegen ihres T alentes, als auch wegen ihres tragischen Schicksales die S ir a n i dieser Schule genannt werden kann. E s ist A n i e l l a d i R o s a , Nichte des neapolitanischen M a le rs Francesco Rosa, und S ch ü le rin desselben Massimo S ta n z io n i, der einst in Gemeinschaft m it Caravaggio eine wahre T yra n n e i über die neapolitanischen Kunstbestrebungen ausübte und eines der H äupter der gegen die von B o lo g n a berufenen Künstler stattfindenden O p p osition w ar. I m A te lie r scheint sich ein Liebesverhältniß zwischen A n ie lla und einem M itschüler entsponnen gu haben, den sie später zu ihrem U n h e il heirathete.

D enn

abgesehen von einigen Z w e ife ln über die Person des G a tten , steht es fest, daß sie von demselben aus Eifersucht vergiftet oder erstochen und so zum O p fe r jener düstern und gewaltsamen Leidenschaft­ lichkeit geworden ist, die sich in den Werken der Schule ausspricht und die in den Thaten und Schick­ salen von deren M eistern zu mannigfachem prak­ tischem Ausdruck gelangt ist.

Noch

hat Neapel

während dieses Zeitraum es die auch in R o m thä­ tige P o rtra itm a le rin A n g e l a

B e i n a s c h i;

eine

D ichterin und Landschaftmalerin, die Nonne L u i s a C o p o m a z z a ; die B lu m e n m a le rin E l en a R i c c ch i und die W achsbossirerin, auch M a le rin K a t a r i n a Julianis

— „ornamento della patria“ —

aus­

zuweisen , während die schon oben als N achfolgerin Dom enichino's

angeführte

M a le rin

und K u p fe r­

stecherin T h e r e s a d e l P o aus P a le rm o stammte und Messina in der Tochter der F ürstin von P o liz z i, A n n a M a r i a A r d o i n o , eine in fast allen Zweigen

erfahrne K ü n stle rin hervorgebracht hat,

die auch in M usik und Poesie, sowie in den meisten Wissenschaften hohen R u h m e rw arb, in R o m zum M itg lie d der Akademie der Arkadier ernannt w urde und im

Jahre

1700 in der B lü th e

der Jahre,

wahrscheinlich vor Schmerz über den V e rlu st ihres S o h n e s , in Neapel starb. In

dem Gegensatz der Schulen

von B o lo g n a

und N eapel, kann man sagen, hat sich a lle rding s fast

die

gesammte

P ro d u ktio n

der

italienischen

Künstler während dieses Z e itra u m s erschöpft. doch haben sich auch noch

andere S tädte

Je ­ ihren

R u h m als Sitze bedeutender Kunstschulen bewahrt, die, wenn sie auch mehr oder weniger den E in ­ flüssen

jener

beiden

H auptrichtungen

ausgesetzt

w a re n , sich trotzdem ihre besonderen E ig e n th ü m ­ lichkeiten bewahrt haben, zu deren F örderung über­ dies

gewisse

abweichende politische und religiöse

Richtungen der S ta a te n das haben mögen.

Ih rig e

beigetragen

S o ist es vor M e n die alte H e i-

math der italienischen K u n stb ild u n g , F lore n z, wo unausgesetzt tüchtige M eister thätig

w aren;

und

wie sich unter den toskanischen Frauen dieses- Z e it­ raum es mehrere durch B ild u n g und Gelehrsamkeit geltend machten, so fanden auch mehrere nicht unbe­ deutende Künstlerinnen

daselbst ihre A u sb ild u n g .

M a r ia B o rg h in i ward von ihren Zeitgenossen sogar der V ik to ria

Colonna

an die Seite gestellt!



U nter diesen kunstersahrenen Frauen können w ir M a ria

von

M edicis

nennen,

die sich nicht

blos durch Begünstigung, sondern auch durch eigene A u s ü b u n g der Kunst ausgezeichnet h a t;

zu ih r

gesellen sich die Namen der als M a le rin und K u n st­ stickerin gerühmten A r e a n g e la P a l a d i n i ,

der

beiden B lum enm alerinnen A n n a M a r i a V a j a n i und

I s a b e l la

P ic c in i;

endlich die S c h ü le rin

des thätigen G a b b ia n i, G i o v a n n a R e d i , die durch Verstand und W itz durch

ihre Kunst berühmte

mochini,

die

m an

wegen

und

nicht m inder, als

G iovanna ihrer

M ar-

vortrefflichen

M iniatu rb ilder wohl als die Rosalba der florentinischen Schule zu bezeichnen pflegt. Auch Rom hielt seinen alten R u f aufrecht. Z u wiederholten Malen Aufenthaltsort der hervor­ ragendsten Meister der bolognesischen und anderer Schulen ist es gleichsam die Arena gewesen, auf welcher die verschiedenen Richtungen ihre Kämpfe ausgefochten haben. Aber auch an einheimischen Künstlern und Künstlerinnen fehlt es nicht; es wirkten von letzteren hier die vortreffliche B lu m e n ­ malerin

Laura

Bernasconi,

die

berühmten

Formstecherinnen J s a b e l l a und G e r o l i m a P a r a s o l e , nach deren ersterer ihr M ann N orsini sich aus Liebe selbst Parasole genannt hat; die Medaillenarbeiterin B e a t r i c e H a m e r a n i , die der damals allverbreiteten Richtung des R itte rs B ern in i huldigte und die im Jahre 1700 eine große Medaille auf Papst Jnnocenz X I I. schnitt, nach Göthe »vorzüglich geistreich und übereinstim­ mend im Ganzen, ohne Zweifel eine der kräftig­ sten, ausdrucksvollsten und tüchtigsten Kunstpro­ duktion, die aus weiblichen Händen hervorgegangen ist " ; endlich die einzige Künstlerin, welche meines Wissens die Baukunst praktisch ausgeübt hat. Es ist dies P l a u t i l l a B r i z i o , von deren in die M itte des siebenzehnten Jahrhunderts fallenden B a u 7

thätigkeit ein kleiner Palast vor P o ria S . Pancrazio und die Kapelle des heiligen Benedikt in S t. L u ig i de Francesi Zeugniß ablegen, in welcher letztern auch ein Gemälde von der Hand derselben Künst­ lerin erhalten ist. D ie V illa G ira ld i bei Rom ist von ih r in Gemeinschaft m it ihrem B ruder Blasio erbaut worden. Die ebenfalls in R om thätige Bildhauerin M a r i a D o m i n i c i w ar von Neapel gebürtig. Schließlich hat, m it Uebergehung einiger an­ deren italienischen Städte, auch Venedig, und zwar am meisten im Sinne der großen Meister die Blüthezeit, seine Kunstweise fortgeführt und wie damals, begegnen w ir auch jetzt nicht unbedeutenden Frauengestalten in dem dortigen Kunstleben. Außer den Malerinnen P a o l i n a G r a n d i, E l i sa b e t t a L a z z a r i n i und D a m in a D a m i n i , der K upfer­ stecherin D o m e n i c a L u i s a R i a l t o , und den durch Kunstübung wie Gelehrsamkeit gleich aus­ gezeichneten Geschwistern C a r l o t t a und G a b r i e l l a P a t i n , die zu Pavia lebten und M it ­ glieder der dortigen Akademie der R icovrati waren, mögen hier die vier Töchter des M alers N i c c o l o R en i er i in Venedig erwähnt werden, die sämmtlich in der M alerei erfahren waren und von denen die ältere, A n n a , die G attin des berühmten Anton

van D yk w u rd e , und

C h ia ra

V a ro ta ri,

die

unter ihren Zeitgenossinnen eine S te llu n g einnim m t, wie einst M a ria N o b u s ti unter denen des sechs­ zehnten Jahrhunderts.

S ie w a r die Schwester des

unter dem Nam en P adovanino

gefeierten M a le rs

Alessandro V a ro ta ri und hat sich vielfach an der A u s fü h ru n g

von dessen

W erken

betheiligt.

Zu

nicht m inderer Zierde gereicht ih r der R u h m , den sie als dessen treue Krankenpflegerin am Kranken­ bette errungen h a t, jener W a h lsta tt,

auf der so

manches edle Frauenherz seine stillen Heldenthaten a lls ü b t;

ih re r kann die Geschichte freilich n u r in

den seltensten Fällen erwähnen,

aber es ist gewiß

eine verzeihliche Freude, eine oder die andere solcher Thaten der Vergessenheit entreißen zu können.

D ie

K ü n s tle rin ,

wie

die

auch

einige

S chülerinnen,

L u c i a S c a l i g e r i und C a t a r i n a

T araboti,

gezogen h a t, lebte hochbetagt noch im Jahre

1660,

nachdem ein Jahrzehent früh e r der B ru d e r in ihren A rm en gestorben war. D ie Kunstgeschichte

des siebenzehnten J a h r­

hunderts bewegte sich in großen Gegensätzen. Einen solchen Gegensatz religiöser, sittlicher und lerischer Anschauung haben w ir

künst­

in den S chulen

der Akademiker und der N a tu ra liste n hervortreten sehen.

In

einem ähnlichen Gegensatze standen die 7*

M alerschulen S p aniens und Frankreichs, die a u f ihre

Weise

zum

Ausdruck

brachten,

was

jene

N ationen selbst in dem K a m p f um die Herrschaft E u ro p a's bewegte. I n S p a n ie n entwickelte sich w äh­ rend eines Z eita lte rs politischer Erschlaffung eine innige und von einer, dem Volkscharakter durchaus entsprechenden Schwärm erei getragene Kunstweise; in

der

Verstand

französischen

K unst

herrschen

nnd Besonnenheit v o r,

zuvörderst

denen späterhin

sich eine künstlich pathetische E rregung beigesellte. D ie spanische Kunst zeigt in ihren, allerdings nicht zahlreichen Höhenpunkten eine Verschmelzung derber S in n lic h k e it und

N a türlichkeit m it

einer

solchen

G lu th religiöser Begeisterung, wie sie kaum einer anderen N a tio n erreichbar gewesen ist, und es ist namentlich der S ü d e n , das Schooskind eines ewig lachenden H im m e ls , Kunstmeise

geworden,

A nd a lu sie n , der S itz dieser die

in

einzelnen W erken

Unerreichbares geschaffen, aber von dieser V o lle n ­ dung n u r allzu rasch abgelassen hat.

Dem schönen

S üden gehören denn auch die meisten Frauen an, die sich damals m it der K unst beschäftigt haben. Doch ist es ehrend zu erwähnen, daß auch die in M a d rid durch V elasguez, allerdings

den, so wurde sie auch bald ein willkommener A n ­ ziehungspunkt für die Gesellschaft. Ueberall sprach m an von der ju n g e n , schönen und talentvollen Ita lie n e rin ; alles drängte sich zu C osw ap.und es w urde bei ihm nicht leer von solchen, die sich um die E hre stritten von der jungen F rau gem alt zu werden. Insbesondere a ls sie die schöne Herzogin von D evonshire in dem C haracter von C pencer's Cynchia gem alt hatte, w ar des R ü h m en s kein Ende. C osw ap w ar üb rigens 311 stolz und vielleicht auch zu klug, um seiner F ra u jem als die berufsm äßige A u sü b u n g der K unst zu gestatten, an welche im m er höhere Ansprüche, als an dilet­ tantische Versuche gestellt werden. V o n ihr gem alt zu werden, w urde stets als eine G linst betrachtet und die Geschenke dafür mochten überdies nicht geringer ausfallen , a ls die H onorare fü r bestellte B ild er. I n einer andern Beziehung w ar Cocw ay nachsichtiger: M a ria liebte leidenschaftlich die Musik, und da sie eine reiche E innah m ebatten und ein schönes 13

H a u s bew ohnten, gestattete er ihr, m it ihrem T a ­ lente in eingeladenen Abendgesellschaften zu g lan­ zen. N u n aber w ard der Z u flu ß der Gäste über­ reich; alles w as B edeutung hatte oder auf Bedeu­ tung Anspruch machte w ar in ihren S a lo n s zu fin­ den; der D ichter der letzterschienenen Gedichte, der R edner der letzten P arlam entorcde, m it einem W o rte alle Löwen Londons kamen hier zusam m en, m it zu sehen und gesehen zu werden und nebenbei die schöne C oew ay zu hören. D ie vorerw ähnte M iß D a m e r, Lady L yttelw n, die G rä fin von A ilesbury, Lady C äcilia Johnston w aren M a ria 's nächste Freundinnen und glänzten in ihren Gesellschaften un ter den F r a u e n , wie unter den M ännern G e­ neral P a o li, die Lords S a n d y s und Erskine und der P rin z von W a le s; und w enn es etwas ganz Besonderes sein sollte, w urden die fremden Gesandten eingeladen. B ald w ar das H a u s in P a ll-M a ll zu eng und ein neues w urde m it feenhafter P rach t a u s ­ gestattet; doch erforderte die G esundheit M aria'ö , die d as Londoner K lim a nicht vertragen konnte m ehrere R eisen nach dem K ontinent. D a s erste M a l ging sie m it ihrem G atten nach P a r i s ; d as zweite M a l m ir ihrem B ru d er nach Ita lie n , w o sie nach dreijährigem A ufenthalt vollkommen ge-

funbete. B ei ihrer Rückkehr nach London hatte sie b:n Schmerz ihre einzige Tochter zu verlieren. S i e ging zum zweiten M ate nach Frankreich; bann als der Krieg mit E ngland ausbrach nach Italien, wo sie in Lodi ein Erziehungsinstitut für junge D am en gründete. Wieder nach Eng lan d zurück­ gekehrt, pflegte sie den kranken G a tte n , der im J a h r e 1821 im Alter von achtzig Ja h re n starb. S i e selbst ging sodann nach dem geliebten Lodi zurück, wo sie weit bekannt und verehrt noch im Anfang der dreißiger J a h re dieses Jah rh u n d e rts gelebt hat. I n ihrer Kunstweise hat sie viel von F l a r m an n und F ü ß li angenommen; sie komponirte viel nach V irg il und H om er, wie nach Spencer und Shakespeare; in vielen ihrer Werke spricht sich ein phantastischer, mitunter mehr als billig dem Schauerlichen und Schrecklichen zugeneigter Geist a u s , wozu möglicherweise die tiefe T ra u e r um den V erlust der Tochter mit die Veranlassung gegeben haben kann.

VIII. Ä l s int B eg in n des achtzehnten Jahrhunderts m it dem Hinscheiden L udw igs des X I V . das sogenannte goldene Z eitalter der französischen Literatur und Kunst sein Ende erreicht hatte und der J u b el des V olkes über den Tod des „großen K ön igs" ver­ klungen w a r, konnte es sich nur noch um den N achhall jener großen Z eit h an d eln , ehe deren letzte F o lgen eintreten konnten, welche nichts an­ deres a ls die R eso lu tio n w aren. Diese zu for­ dern h alf vor allem die R egentschaft, in der die letzten Konsequenzen der schon lange herrschenden H of- und Maitressenwirthschaft gezogen w urden; jene Z eit, in der nach den W orten der M ad. F o rtunee B ricq u et „das Laster ohne alle S ch aam , der Anstand verachtet und der S k an d a l in Ehren ge­ halten w ar, und die A usschw eifung die Liebe zer­ stören m u ß te /

In m an

der Regierung L u d w ig s X V . aber erkenn: noch

immer

glänzende Reminiscenzen

des

goldenen Z eita lte rs und die Frauen gewinnen auch in edlerem S in n e wieder einigen E in flu ß . lä ß t,

sagt

dieselbe S chriftstellerin

in

„M a n

einer

dem

ersten Konsul gewidmeten S c h rift über französische S chriftstellerinnen, „den Blick auf der Z e it ver­ weilen , welcher der E in flu ß der M ad. P om padour durch

einen Rest

einigen G lanz

von A rtig ke it

und

G alanterie

verleihen konnte; man bewunden

den Heldenmut!) der F ra u von C h ü te au ro w r, die den K ö n ig aus

ihren A rm en zurückstieß unb ihn

von sich schickte, um beern

zu

bedecken.

sich zu Fvmenav Es

treten

m it L o r-

uns Flamen ent­

gegen, die den Wissenschaften theuer sind:

M ad.

G e o ffrin , M adam e du Deffant, Mademoiselle Les­ pinasse; ihre Häuser waren die Sam melplätze aller S chriftsteller und Gelehrten von Bedeutung. h ö rt von

M an

den Werken der gelehrten DuchLtelet;

m an findet Genuß in den Rom anen der Madame Riccoboni, der ersten F ra u in diesem Zw eige der L i­ te ra tu r. M a n freut sich der Prosa und der Poesie der M adam e Dubocage, die während einer langen und glänzenden

Laufbahn

die

S itte n

L u dw igs

des

G roßen beibehielt; ih r U m gang bestand aus M ä n ­ nern

wie

C la ira u t,

Fontenelle,

G e n til-B e rn a rd ,

Helvstius, Condillar, B a illi, Condorcet, B arth6le'my, Pollgens. V on neuem änderten sich die S itten in den letzten Jahren Ludwigs X V .; die Heuchelei war die einzige Huldigung, die der T u ­ gend noch bei Hofe dargebracht wurde. 6!uhm los ging der Scepter in die Hände Ludwigs X V I. über, eines schwachen Fürsten, der n u r die Tugen­ den eines einsamen Priralm annes hatte. W o h l herrschten noch die Frauen, aber sie herrschten ohne G lanz; denn der Thron zerfiel stückweise und als die Revolution ausbrach, gab es schon keinen König mehr. D a gewannen auch die Frauen ihre Energie wieder. Unter der tyrannischen Herrschaft der Decemvirn war ihr Benehmen das von Hel­ dinnen. Um nur ein Beispiel anzuführen: welche crhabene Selbstverleugnung liegt nicht in der That jener Charlotte C orday, die größer als B ru tu s das schrecklichste Haupt der H rd ra des Schreckens fällte? Und was eine Frau begonnen, wurde von einer Frau vollendet: Madame Cabarrus war zum Theil m it die Urheberin jenes Ereignisses, das unter dem Namen des neunten Thermidor bekannt ist! Das U rth e il, das unsere Zeitgenossen über die wissenschaftlichen Verdienste der Damen G enlis, Stael, Flahaut, S t. Leon, Co.in, Keralio-Robert, Beauharnois, Pipelet, V io t, Laferandiöre, Iolivea u

u. 91. fallen, dies U n h e il w ird von der Nachwelt bestätigt werden." S o schildert eine F ra u a u f der Schwelle des neunzehnten

Jahrhunderts

die

Theilnahm e

der

Frauen an der Entwickelung, die Frankreich w ä h ­ rend des achtzehnten Ja h rh u n d e rts in den S itte n , der Gesellschaft, der P o lü ik und der L ite ra tu r durch­ laufen hat.

E s sind dadurch zu gleicher Z e it die

G rundzüge gegeben, nach denen sich die Theilnahm e der Frauen an der kunstgeschichtlichen Entwickelung gestaltete. I m Ansang dieses Z e ita lte rs ist dieselbe äußerst geringe; sie steigert sich in dem oben angedeuteten S in n e m it die M itte desselben und bald w ird sie durch die großen Ereignisse der R e vo lu tio n m it­ bedingt, die auch fü r die K unst eine vollkommene Um w älzung herbeigeführt haben. Vergleicht man die K unstübung der Frauen bei den Franzosen m it der bei den andern N ationen und namentlich bei den Deutschen, so t r it t zunächst ein numerischer Unterschied hervor, indem die Z a h l deutscher Künstlerinnen fast um die H älfte mehr be­ trägt, als die der französischen. Fernere Unterschiede zeigen sich d a rin , daß in Frankreich fast n u r das e i n e P a ris K ünstlerinnen aufzuweisen hat, während in Deutschland sich v ie l-

fach verschiedene Sammelpunkte, wie für die Kunst überhaupt, so auch für die Thätigkeit der Künstlerin­ nen, gebildet haben. Sodann treten manche G attun­ gen, welche in Deutschland viel von Frauen geübt worden sind, in Frankreich mehr zurück, wie z. B . die Landschaftsmalerei; wogegen sich viel mehr franzö­ sische Künstlerinnen dem Kupferstich widmen, als dies in Deutschland der F a ll ivnr. Ja, die Kupferstecherinnen bilden sogar die überwiegende Mehrzahl aller kunstübenden Frauen in Frankreich, und man konnte sagen, daß die Kunstübung der französischen Frauen überhaupt einen mehr geschäftlichen Cha­ rakter an sich trägt; wie denn die Frauen in Frank­ reich überhaupt viel mehr m it dem eigentlichen Geschäftsbetrieb sich befassen, als bei irgend einerandern Nation. Dam it hängt es denn auch auf das Engste zusammen, daß in jener großen Anzahl von Kupferstecherinnen ungemein wenig D ilettan­ tinnen gesunden werden, wogegen gerade auf die­ sem Gebiete die Z ahl der deutschen und englischen Dilettantinnen sehr groß war. Wenden w ir uns mm nach kurzer Erwähnung der Stempelschneiderinnen M a r i e A n n e de S t . U r b a in und E lis e L e s u e u r, sowie der Bildhauerin C o l l o t , welche später den jungen Falconnet heirathete und demselben bei der A u s -

fü h ru n g

der

S ta tu e

Peters

des

Großen

be-

h ü lflic h w a r, zu den M a le rin n e n dieser Periode, so sind deren n u r sehr wenige aus dem Anfange derselben

bekannt.

Catherine

Um

1700

blühte

de l a R o n d e ,

um 1714 E l i s a b e t h g lo is gestochen hat;

£itcrece

nach der Edelinck,

G a u t h i e r , nach der Lan1720 M a r i e

Catherine

H e r a u l t , die später m it ihrem M anne, dem M a ­ ler L. S ilv e s tre , nach Dresden

gegangen ist; so­

dann scheinen noch einige andere Künstlerinnen, wie G e n e v i ö v e B l a n c h o t gen. G o d o n , die Dam en

Godefroy

und

Davin

H älfte dieses Jahrhunderts anzugehören. n im m t die Z a h l

und

der ersten Dagegen

französischer Künstlerinnen

sehr

bedeutend zu, als die A te lie rs von R eg n a ult, D a vid und Redout6 zu M ittelpunkten

fü r

die weibliche

K ü n stlerw elt wurden. Dem E in flu ß dieser A teliers, deren S c h ü le rin ­ nen vielfach in das neunzehnte Ja h rhundert h in e in ­ reichen, stehen die jener zarten und empfindsamen G enrem aler zur Seite, die wie Greuze und F ra gonard recht dazu geeignet erschienen, Talente an sich zu ziehen. h ö rt M a r g u e r i t e

weibliche

Z u den lezteren ge­

Gerard,

Schw ägerin

und

S c h ü le rin F ragonard's, in dessen Weise sie Scenen des häuslichen und Fam ilienlebens m it vieler A n -

m ulh m a lte ; eine R ichtung, die auch in den W e r­ ken der M lle. D u q u e s n o y und M adam e G o i s vorzuherrschen scheint. I n G reuze's W eise m alten außer dessen G attin A n n a G a b r i e l e geb. B a b u t p , noch M a r i e R e n ^ e G e n e v i ö v e V r o s s a r d de B e a u l i e u , die zum M itgliede der Aka­ demien von P a r is und R o m ernannt w urde, und J e a n n e E l i s a b e t h G a b i o n , welche später die G a ttin von A. D . E haudet w urde. A ndere tra ­ ten erst seit dem B eg inn des neunzehnten J a h r ­ hunderts m it ihren W erken hervor. D iese, so wie die S chülerinnen R e g n a u lt's , R e d o u ts s und D a v id 's w erden daher süglicherweise unter den K ünstlerinnen des neunzehnten Ja h rh u n d e rts im Zusam m enhang anzuführen sein. D er einzelnen K ltnstgattungen ist n u r kurze E rw ähnun g zu th u n ; von allen ist die P o rtra it­ m alerei am meisten geübt und zw ar überwiegend in O e l, wogegen die M in iatu rm ale rei, die in Deutschland so viele Jü ngerin nen fand, auffallend zurücktritt. B o n den K ünstlerinnen, die in dieser K unst thätig gewesen sind, sei hier n u r C a r o l i n e S a t t l e r erw ähnt, die in P a r is studirte und von der Akademie daselbst den Professorritel erhalten hat. S ie heiralhete später den K aufm ann T ridon und lebte in D resden. D ie Landschaft w urde von

einer nur sehr geringen Anzahl von Frauen be­ handelt. A is Blumenmalerin ist M a d e l e i n e F r a n x o i s e B a s s e p o r t e zu nennen, die int Jahre 1701 geboren, von Anbriet unterrichtet wurde und diesem später 1743 in seiner amtlichen S te l­ lung am Jardin des plantes nachfolgte. S ie hat fü r die Sam m lung des Herzogs Gaston von O r ­ leans eine Reihe von B lättern gemalt, die noch jetzt als Meisterwerke betrachtet werden. W as nun schließlich diejenigen Frauen betrifft, welche die K up fer stecherkunst geübt haben, so be­ gnügen w ir uns hier m it der Bemerkung, daß die Z a h l derselben eine ungemein große ist; und ohne aus derselben mehrere namentlich hervor­ zuheben, als etwa M a r g u ü r i t e L e c o n t e , die um die M itte dieses Zeitraumes als M itglied der Akademien von R o m , Florenz und Bologna in hohem Ansehen stand, G e n e v i ö v e N a u g i s , die später an Regnault verheirathet war, und F a n n y V er n e t , die nach den B ildern ihres Gatten Charles Vernet gestochen und in ihrem Sohne Horace der ftanzöstschen Kunst der Gegenwart eine ihrer größ­ ten Zierden gegeben hat, wenden w ir unsern Blick noch einmal auf zwei Malerinnen zurück, die sich eines fast gleich hohen Ruhmes erfreuten und die recht geeignet sind, uns in ihren ^Bestrebungen und

Erfolgen, sowie

in ihren persönlichen Verhältnissen

ein charakteristisches B ild der dam aligen Zustände des französischen K unst- und Gesellschaftslebens zu geben.

Es

sind dies

A delaide

V i n c e n t und

Louise E lis e L ebrun. D ie erste derselben, A d e l a i d e V e r t u s L a ­ bille, hat

ist im Jahre 1749

dort

bei I .

E.

in P a r is geboren und

V in ce n t

M alerei U nterricht genossen.

aus

G enf in der

Dieser Künstler w a r

wenige Z e it oor ih rer G eburt nach P a ris gekom­ men, wo

er sich durch M in ia tu rp o rträ ts großes

Ansehen erwarb und schon im Ja h re 1750 zum M itg lie d der Akademie ernannt wurde. in der Pastellm alerei wurde

I h r Lehrer

sodann L a to u r;

als

aber der S o h n ihres ersten Lehrers, F r a n k o i s A n t o i n e V i n c e n t , den sie als etwa drei Jahre älteren J ü n g lin g

im

A te lie r des

gelernt hatte, nach P a r is

Vaters kennen

zurückkehrte, schloß sie

sich diesem fü r das S tu d iu m der Kunst sowie fü r das Leben an, indem sie, früh e r schon einmal an M r . G u ya rd ve rm ä h lt, seine G a ttin wurde. S ie unter

malte

denen

eine große A n za h l von P o rträ ts , namentlich

hervorgehoben

werden.

letzteren, dem B ild e kurrirte sie um

mehrere von Künstlern M it

einem

von

diesen

des B ild h a u e rs G o is , kon-

den akademischen P re is

und ge-

wann damit einen solchen Ruhm , daß selbst die Werke ihrer berühmten Nebenbuhlerin, der Madame Lebrun, davor zurücktreten mußten. Eine weitere Folge war ihre Ernennung zum ordentlichen M itglieds der Akademie, welche am 31. März 1781 statt fand. A ls die Revolutionsstürme über Frankreich hereinbrachen, hielt sie treu zu der Partei ihres Gatten, der der königlichen Fam ilie zugethan war und deshalb in stetem H a­ der m it dem republikanischen David lebte. Meh­ rere ihrer Werke, wie z. B . ein großes B ild , worauf sie in lebensgroßen Gestalten sich selbst vor der Staffelei und unter ihren Schülerinnen Made­ moiselle Eapet, d. h. die Herzogin von A n g o u l e me , dargestellt, und die Bichnisse mehrerer an­ derer Mitglieder des königlichenHauses deuten darauf hin, daß sie auch von diesen geschätzt und beschäf­ tigt wurde. E in ähnliches größeres Werk stellte die Aufnahme eines Mitgliedes in den Orden des heiligen Lazarus dtlrch Monsieur, den Bruder des Königs dar, welcher Großmeister dieses Ordens war, und als dessen Hofmalerin sie angestellt war. A ls dies B ild in der Revolution zerstört wurde, bemächtigte sich ihrer ein solcher Unm uth, daß sie nur selten noch malte. V o n den Werken, die sie noch nach­ her ausführte, w ird namentlich das B ildniß ihres

Gatten

m it

besonderem

R uhm e

erw ähnt.

S ie

starb, von ihren Zeitgenossen als K ü n s tle rin und F ra u gleich hoch geschätzt, im Jahre 1803. D ie zweite der vorerwähnten K ünstlerinnen ist M a r i e Louise E lis a b e th V ig e e , dem Nam en ihres M annes L e b r u n

die unter zu den ge­

feiertsten Frauen des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts gerechnet w ird . S ie ist am 16. A p r il 1755 geboren, und da ih r V a te r ein tüchtiger P o rträ lm a le r w a r, erlernte sie gleichsam spielend die G rundzüge dieser K unst im älterlichen Hause.

Schon in dem K in d e traten

N eigung und Begabung zu derselben deutlich hervor. A ls sie sieben oder acht Jahre a lt w a r, sie einmal einen bärtigen M a n n .

zeichnete

D e r V a te r sah

das P o rträ t und rie f vo lle r Freuden a u s :

„D u

w irs t eine M a le rin werden, mein K in d , oder kein Mensch w ird e s ! "

Daß sie selbst diesen Umstand

behalten und in ihren „ S o u v e n irs " später m itge­ th e ilt hat, deutet d a ra u f hin, einen wie tiefen E in ­ druck das frühe Lob des V a te rs a u f das empfäng­ liche

G em üth

des Kindes

hervorgebracht

hat.

B a ld genügte der U nterricht des V a te rs nicht mehr zu

ih re r W e ite rb ild u n g ;

B r ia r d ,

sie lernte zeichnen von

der ein m ittelm äßiger M a te r,

trefflicher Zeichner w a r;

aber vo r­

sie m alte bei Davesne,

nach dem u. a. ein B ild

der M arie Antoinette

als Dauphine vott Frankreich gestochen ist, und der berühmte Joseph Vernet, der sich damals auf der Höhe seiner Thätigkeit befand, stand ih r m it seinen

gediegenen

Rathschlägen

als

väterlicher

Freund zur Seite. Ih re n Vater selbst verlor sie im dreizehnten Jahre und die M utter w ar ver­ ständig genug, die Tochter auf anhaltendes S tu ­ dium der großen Meister in den öffentlichen G allerien hinzuleiten. D o rt kopirte die

junge Künstlerin nach den

großen Bildern von Rubens, nach den P orträts von Rembrandt und van Dvk und nach den rei­ zenden und zierlichen Mädchenköpsen von Grenze. S o legte sie den G rund zu ihrer späteren V o r­ trefflichkeit in der Farbengebung und bald war sie auch darauf angewiesen, aus ihrer Thätigkeit ma­ teriellen Gewinn zu ziehen. I h r V ater, der ein Lebemann gewesen war, hatte kein Vermögen hinterlassen, unb die M utter w ar zu sehr an das glänzende und vergnügungs­ reiche Leben von P a ris gewöhnt, um diesen V e r­ lust nicht schwer gu empfinden und Ersatz dafür in dem Talent der Tochter zu suchen, die in der That m it ihrem Erwerb das mütterliche Haus zu erhalten hatte.

Selbst als die M utter eine zweite

Heirath schloß, änderte sich an diesem Verhältnisse nichts. Madame Vigee nämlich, der die Einnah­ men der Tochter nicht genügten, hatte sich an einen Juwelier verheirathet, der sehr reich war, aber sich nach der Hochzeit als so geizig ergab, daß er der Frau und Stieftochter sogar das N o th­ wendigste versagte. Da war denn wieder das Talent der Tochter die einzige Z uflucht, und obschon Vernet dieser rie h , den Eitern nur eine Pension gu bezahlen, das Utbrige aber fü r sich zu behalten, so wurden doch alle ihre Einnahmen dazu verwendet, theils die notwendigen Bedürfnisse zu befriedigen, theils aber auch alle Vergnügungen, Promenaden und Theater in reichem Maaße mitzumachen. In allen Cirkeln

glänzte nun Elisabeh

durch ihre

Schönheit, wie in ihrem Atelier durch ih r Talent; das Interesse für ihre Kunst ging schon damals m it dem für ihre schöne Erscheinung Hand in Hand, und sie erzählt selbst in ihren Erinnerungen, daß nicht wenige Männer, die sich in ihr Gesicht verliebt halten, sich von ih r malen ließen in der H o ffn u n g , dadurch F o r.schritte in ihrer Gunst zu machen, daß aber ihre Liebe zur Kunst, sowie die von der M utter ererbten Principien der

M o ra l und R eligion sie vor allen derartigen V e r­ führungen bewahrt hätten. I m A lte r von fünfzehn Jahren malte sie das P o rträ t ihrer M utter m it solcher Vollendung, daß Vernet ih r rieth. sich damit der Akademie vo r­ zustellen; ihre zu große Jugend aber stellte sich ihrer Aufnahme entgegen. Doch wurde ih r einige Jahre darauf als besondere Anerkennung die E r ­ laubniß zu T heil, an allen öffentlichen Sitzungen der Akademie Theil nehmen zu dürfen. Dam als wurde sie m it Jean Baptiste Pierre Lebrun bekannt, der M aler und Bilderhändler war und als einer der ersten Kunstkenner Europa's galt. E r erwies der jungen Künstlerin alle mögliche Aufmerksamkeit, indem er ihr in den in seiner Bildersammlung befindlichen Werken reichen Anlaß zum S tud ium bot, und scheint überhaupt zu ihren Erfolgen nicht wenig beigetragen zu haben. Nach sechsmonat­ licher Bekanntschaft bat er um ihre Hand. Es ist für die Künstlerin, sowie für die ganze Z eit selbst gleich interessant, ihre eigenen M it ­ theilungen über ihre in Folge dieses Antrages v o ll­ zogene Ehe zu hören. „Ic h war weit entfernt von dem Gedanken, Herrn Lebrun zu heirathen, obschon er eine schöne Gestalt und ein angenehmes Gesicht hatte; die M utter indeß, die ihn fü r sehr

reich h ie lt, horte nicht auf m it ihren Erm ahnun­ gen, eine so v o r t h ei t oast e P a r t h i e nicht aus­ zuschlagen und so entschloß ich mich endlich zu dieser Heirach. M e r ich hatte damit n u r eine Sorge m it einer andern

vertauscht.

Nicht daß

Herr Lebrun ein schlechter Mensch gewesen wäre. Sein Charakter bot ein Gemisch von Sansimuth und Heftigkeit dar; er hatte gegen Jedermann die größte Zuvorkommenheit; m it einem W orte, er war leidlich liebenswürdig. Aber seine maaßlose N ei­ gung fü r übelberüchtigte Frauenzimmer und die damit verbundene Leidenschaft für das S p ie l haben sein und mein Vermögen ru in irr, über welches letztere er so vollständig disponirte, daß ich im Jahre 1789 bei meiner Abreise aus Frankreich nicht zwanzig Franken Einnahme besaß, obschon ich meinerseits allein mehr als eine M illio n ver­ dient hatte; er hatte alles aufgegessen!" Die Ehe nun, welche die Künstlerin m it dem Kunsthändler führte und welche dieser selbst nur als Spekulation für sein Geschäft betrachtet hatte, war eine solche wie sie zu jener Z e it wohl nur P a ris unter der Regierung Ludwigs X V . hervorzubrin­ gen vermochte und wie es deren daselbst in großer Anzahl gegeben haben soll. Schon der Anfang derselben ist höchst charakteristisch. Lebrun hatte

ältere V erpflichtungen gegen die Tochter eines reichen holländischen G em äldehändlers, m it dem er viele Geschäfte machte und er bat nun seine F ra u , ihre Ehe geheim zu halten, oder m it andern W o rten sein neuestes Geschäft zu verheimlichen, bis jenes ältere reg u lirt sein würde. M adam e Lebrun ging gern daraus ein,.gerieth aber dadurch in eine höchst peinliche Lage, indem ihre F reund e, die von dem V erhältnisse hatten verlauten h ö ren , nu n m it B itten und E rm ahnun gen in sie drangen, die — schon geschlossene — Ehe um G ottesw illen nicht einzugehen. M a n w ar unerschöpflich in M itth ei­ lungen über den C harakter des M annes. D ie H e r­ zogin von A rem berg prophezeite ih r darau s das größte Unglück; ein Freund, der H ofjuw elier A uber, rieth ihr „lieber sich einen S te in um den H a ls zu binden und in 's W asser zu springen als diese S o t t i s e zu begehen." Noch hielt die junge G attin ihren guten G la u ­ ben fest, a ls aber die Geschäfte beendet w aren und die H eirath offen erklärt w urde, zeigte es sich, daß alle jene W a rn u n g en n u r gu w ohl begründet w aren. Zunächst also setzte sich Lebrun in Besitz aller von ih r erw orbenen G elder und suchte diesen E rw erb noch dadurch zu steigern, daß er die junge F ra u veranlaßte, Schülerinnen anzunehm en. Dieser P la n 14 *

scheiterte nun zwar allerdings an der allzugroßen J u ­ gend derselben; andrerseits aber mehrten sich durch ihre erhöhte T hätigkeit, in der sie Ersatz für Liebe und eheliches Glück fan d , ihre E innahm en in einem solchen M aa ß e, daß Herr Lebrun in der H au p t­ etage ihres H au ses, in einer m it allem L u ru s a u s­ gestatteten W oh n u n g ein höchst, ü p p iges Leben führen konnte, w ogegen seine G attin kn dem obern Stockwerk eine kleine und äußerst einfache W o h ­ nung inne hatte. D erartiges gehörte gegen Ende der R egierung L u d w igs X V . nicht zu den S e lte n ­ heiten und N iem and nahm daran A nstoß. Andererseits scheint aber der G atte auch von großer Nachsicht und philosophischem G leichm uth gewesen zu sein, indem er der Frau nicht nur ge­ stattete , in ihrer W oh n tln g nach ihrem B elieben Gesellschaften zu em pfangen, in denen er nur selten erschien, sondern auch gewisse Gerüchte über dieselbe ganz unbeachtet ließ. M a n erzählte sich näm lich, ich weiß nicht mit welchem G runde, daß die großen R eichthüm er, die M adam e Lebrun erw arb , nicht bloß der Lohn ihrer künstlerischen Leistungen sei, sondern daß ihre persönliche Liebenswürdigkeit gegen die P erson en , nam entlich m ännlichen Geschlechtes, die sich von ihr portraitiren ließen, einen großen A n ­ theil m it daran hätte. S i e selbst beklagte sich w oh l öfter

gegen den M a n n darüber, der ih r aber auf solche M i t ­ theilungen 51t erwidern p flegte: „Lassen S ie die Leute n u r reden!

W enn S ie einst sterben sollten, dann

w ill ich in meinem G arten eine himmelhohe P y r a ­ mide errichten und ein Verzeichniß Ih r e r P o rträ ts daraus

eingraben

lassen;

dann

w ird

wissen, was sie von Ih re m Verm ögen h a t."

die

W e lt

zu denken

S o llte doch das H aus, welches sich Lebrun

dam als ballte, von dem Gelde des G e n e ra l-C o n ­ tro le u r

Calonne

bezahlt

worden

sein,

M adam e Lebrun freilich bemerkt,

wogegen

daß dies dann

erst sehr spät geschehen sein müßte, indem sie bei ihrer Rückkehr aus R u ß la n d im Jahre 1802 das H a u s noch nicht bezahlt gesunden hätte. nun nach

So

drückend

ihren eigenen sehr ausführlichen M i t ­

theilungen die Beziehungen zu ihrem M anne gegewesen sind, der sich einmal sogar geweigert haben soll, ih r von dem H o n o ra r fü r ein B ild des S o h ­ nes der F ü rs tin Lllbom irska, welches 12,000 F rs . betrug, auch n u r 2 L o u is d 'o r

zu

ihrem eigenen

Gebrauche zu überlassen, so scheint dock im U ebrigen ih r Leben angenehm genug verflossen zu sein. N icht n u r daß sie von den hochgestellten Personen m it ihrer Freundschaft und nahem Umgang beehrt wurde, wie denn M a rie Antoinette ih r selten saß, ohne sie aufzufordern, m it

ih r

zu singen;

auch

öffentliche Ehrenbezeugungen von allgemeinerer G el­ tung wurden ih r zu Theil. Einst war sie Ln einer Sitzung der französischen Akademie zugegen, als La Harpe einen V ortrag über die Talente der Frauen hielt.

A ls dieser zu den Versen kam:

Lebrun, de la beaute le peintre et le modele, Moderne Kosalba, mais plus brillante qiVelle, Joint la voix de Favart au sourir de Vdnus

stand die ganze Versammlung, die Herzogin von Ehartres und der König von Schweden nicht aus­ genommen, aus und überschüttete die Künstlerin, auf die sich alle Blicke gerichtet hatten, m it be­ geisterten Beifallsrufen. Auch ihre Aufnahme in die Akademie der Künste, der sich anfänglich viel Hindernisse und persönliche Kabalen entgegen ge­ stellt hatten, fand endlich statt, nachdem sie im Jahre 1783 ihr eigenes P o rträ t ausgestellt hatte. Dies hatte sie nach dem Vorbilde des berühmten Bildes von Rubens „le chapeau de paille“ , das sie aus einer Reise in Belgien im Jahre 1782 kennen gelernt hatte, gemalt und eine ungemein große W irkung damit hervorgebracht, welche Vernet zu benutzen wußte, um ihre Aufnahme in die Akademie durchzusetzen. des

I n ihrer „dürftigen W ohnung" sah sie trotz beschränkten Raumes allwöchentlich Gesell-

schäften, in denen sich die durch Schönheit, R an g und T alent ausgezeichnetsten Personen von P a r is zusammenfanden. Vielleicht ist dies der G ru n d gewesen, daß über ihre E inrichtung selbst M it­ theilungen gemacht werden konnten, die gerade das G egentheil von jener Einfachheit und D ü rf­ tigkeit bekunden; wie denn ein Schriftsteller geradezu erzählt, daß Decke und Getäfel bei ihr vergoldet gewesen seien, daß sie n u r Aloöholz gebrannt und dies n u r m it Kassenanweisungen an ­ gezündet habe. S icher ist, daß sich Eelebritäien aller A rt bei ih r drängten. I n E rm angelung von Sesseln w ar m an oft genöthigt, sich auf die bloße Erde zu setzen, und sie spricht einm al in ihren E rinnerungen m it einem gewissen B ehagen d av o n , wie schwer einst dem sehr dicken und sehr alten Herzog von N oailles d as Ausstehen geworden sei. D a M adam e Lebrun selbst, ohne jem als M usik erlernt zu haben, sehr schön sang, so daß selbst G rö tn) ihre „ S i l ­ berstimme" zu rühm en pflegte, machten M usik und G esang einen sehr wesentlichen T heil dieser A bend­ unterhaltungen au s. Grckry, S a ch in i und M a rtin i trugen hier Stücke au s ihren neuesten O p ern noch vor deren A ufführung vor; G a ra t, Azevedo, Richer und M adam e Lebrun selbst vertraten die V ocal-

in u f t f ;

V io t t i,

J a rn o w ic h , M ae strin o ,

Cramer,

H ütm andel und der P rin z Heinrich von Preußen, der B ru d e r Friedrich W ilh e lm s I I I . ,

die In s tru ­

mentalmusik, in welcher letzterer ein ausgezeichneter D ile tta n t war. Zu

den kleinen

S o u p e rs ,

welche

auf

diese

reizenden S oireen folgten, wurden n u r wenige B e ­ vorzugte

eingeladen;

der liebenswürdige D e lille ,

der piquante Lebrun, der erst der königlichen F a ­ m ilie schmeichelte und h u m zum P in d a r der R e ­ v o lu tio n wurde, der etwas üppige B o u ffle rs , der fü r fast alle Theater von P a ris beschäftigte V icom te de S e g u r werden unrer den A u serw ählten nannt.

ge­

Eines dieser S o u p e rs hat seiner Z e it einen

fast europäischen R u f erhalten. Eines Tages hatte der B ru d e r der Madame Leb ru n dieser aus den bekannten Reisen des Anacharsis die Beschreibung eines griechischen Gastmahles v o r­ gelesen. Augenblicklich entsteht in der lebhaften K ü n st­ le rin der Gedanke, das heut bevorstehende S o u p e r zu einem G astm ahl bei der berühmten Hetaere Aspasia umzugestalten.

D ie Köchin erhält sogleich die R e ­

cepte zu griechischen Saucen: das „kleine" Z im m e r w ird zum Festsaal umgewandelt; m an

stellt einen

Tisch

die Sessel

von A ca jo u -H o lz in die M itte ;

werden

zu

griechischen

Ruhebetten

d ra p irt;

der

G ra f de P ezcw , der in demselben Hanse w ohnt, w ird um einen P u rp u rm a n te l ersucht; der M a r ­ q u is de C ubieres m uß eine goldne Lvra schicken, auf der er vortrefflich zu spielen w ußte. N u n kommt m itten unter diesen V orbereitungen Lebrun, d. h. nicht der G em ah l, sondern der D ichter; so­ gleich d rap irt ih n , kunstgeübt wie sie im A rra n ­ gement des K ostüm s w a r , M adam e Lebrun m it dem P u rp u rm a n te l und die Perrücke m uß einem Blum enkränze P latz machen. N u n ist er wirklich P in d a r oder A nakreon! Nach und nach kommen einige berühm te S chönheiten, M adam e de B o n neu il, M adam e V ig ee, M adam e C h a lg rin , die Tochter V e rn e ts: sie werden sogleich griechisch koiffirt und, m it griechischen Tuniken bekleidet, in A thenienserinnen oerw andelt; ebenso die H erren die nach und nach eintrafen, in Athenienser. S ie nim m t dann P latz; unter B egleitung von C ubieres Leyerspiel w ird Glucks A riei „Le Dien de Paphos et de Gnideu

gesungen und P in d ar-L eb ru n träg t anakreonn'sche O den vor. D a s nun folgende M a h l hatte denselben C harakter ; T rauben von K orinth, Feigen und O liven, G eflügel und A ale m it griechischen S au cen -und Honigkuchen bedeckten die T afel; zwei reizende

Sklavinnen, M adem oiselle de B o n n eu il und M a ­ demoiselle Lebrun gossen den G ästen cvprischen W ein in Trinkschaalen au s H erculanum . D a kommen zwei verspätete G äste nach, der G ra s von V au d reu il und der Finanzier B o u tin , denn die hohe Finanz durfte schon d am als in kei­ nem S a lo n fehlen und wo Leute von G eist zu­ sammen w aren m ußte eines) das G eld — der w ahre Geist unserer Z eit — vertreten sein. S t a r r vor E rstaunen bleiben sie auf der Schw elle stehen — sie glauben nach A then versetzt zu sein! A m andern M orgen spricht m an in ganz P a ­ ris natürlich von N ichts anderem , a ls von Lebrun-A spasia's griechischem G astm ahl. M a n dringt in sie, dasselbe zu w iederholen, w as sie aber m it richtigem Takte ablehnt. N u n verleum det m an sie au s Rache dafür (w ie sie selbst behauptet) beim K önige, dem m an sagt, das S o u p e r habe 20,(XX) F ran cs gekostet, und E ubiöres b at alle M ühe, ihm diese U ebertreibung auszureden. Trotz­ dem, aber sollte das S o u p e r die Reise durch E u ­ ro pa machen. M adam e Lebrun erzählt, daß m an die Kosten in R o m schon aus 4 0 ,0 0 0 F rs . be­ rechnete. I n W ien m ußte sie von der B a ro n in S tto g a n o ff hören, daß sie 60,(XX) F rs . daraus ver­ schwendet habe, w as natürlich in P e te rsb u rg nicht

m ehr ausreichte, wo m an 8 0 ,0 0 0 F rs . d afü r an ­ gab. „D ie W ahrh eit ist" sagt M adam e Lebrun, „daß mich dies S o u p e r fünfzehn F ran cs gekostet h a t/' M a n kann ihr G lauben schenken; aber m an wird sich dann schwerlich des G edankens erw ehren, daß das athenische G astm ahl A ndern um so theurer zu stehen gekommen ist. Nietteicht sind jene U ebertreibungen a u s der M ißstim m ung erklärbar, die sich dam als ziemlich allgem ein gegen M adam e Lebrun kundgab. M a n bestritt ihr sogar ih r T alent, indem das Beste an ihren W erken M enageot, einem der W iederher­ steller der französischen M alerei zugeschrieben w urde, und die Gerüchte über ihre zärtlichen V erhältnisse, wie m it dem G rasen von V audreuil, m it C alonne und v i e l e n A n d e r n nahm en in auffallender W eise zu. M öglich auch, daß dies U rtheil des im m er m ehr und m ehr dem Hofe abgeneigten V olkes in ihrer realistisch en G esinnung und ihrem dem entsprechenden U m gang einen A nlaß m ehr zur V erlettm dung fand; gen ug, a ls die R ev olu tion au sb rach , konnte sie nicht in Frankreich bleiben. H atte sie doch noch a ls M ademoiselle V igee im Ja h re 1774 ein W erkchen unter dem T ite l: „Amour des Francais pour leur roia p u b lic irt! Rasch entschloß sie sich, nach Ita lie n zu gehen.

Ih r e Reise w a r eine stete Reihenfolge der g lä n ­ zendsten Ehrenbezeugungen.

In

B o lo g n a

wurde

sie zum M itglie de der dortigen Akademie ern a n n t; in R o m

räum te

ih r

der

oben

erwähnte M a le r

Menageot eine W o h n u ng int P alast der französi­ schen Akademie ein, zu deren D ire kto r er kurz zu­ vo r ernannt worden w a r; von

der

K ö n ig in ,

der

in

Neapel

Schwester

bedeutende Personen,

die

sie

An-

und

m alte

toinette's, höchst ehrenvoll empfangen fast alle

wurde

M a rie in

der h e rr­

lichen S ta d t lebten, insbesondere die schöne Ladv H a m ilto n , deren D arstellung unter der F ig u r einer am Meere liegenden

Bacchantin

m it

besonderem

Lobe gefeiert wurde. V o n Florenz aus wurde sie aufgefordert ih r B ild fü r

die dortige S a m m lu n g

eigenhändiger K ü n stle rpo rträ ts ztl m alen, welcher A ufforderung sie im Jahre 1790 nachkam, nach­ dem schon im Jahre 1788

das B ild n iß

der A n ­

gelika K a u fm an n daselbst aufgestellt worden w ar. Ueber dies B ild , so w ie

über

die

gesammte

Kunstweise der M adam e Lebrun unterrichtet nichts besser, der

als

das

wohlbegründete U rth e il G öthe's,

daran zugleich einen Vergleich m it Angelika

K aufm ann knüpft, ztl welchem attch das Leben der beiden Künstlerinnen punkte darbietet.

die interessantesten A n h a lts ­

„ D a es" (das P o rträ t der M a -

tarne Lebrun) sagt Göthe „ f ü r

eine

ihrer

besten

Arbeiten g a lt und noch g ilt , so glauben w ir u n fere Leser von dem eigentlichen G ehalt ihrer Kunst sowohl, als von dem relativen W e rth , den sie als K ü n stle rin behauptet, am angemessensten zu unterrich­ ten, wenn w ir eben erwähntes B ild m it einem andern von der Angelika Kaufm ann, welches dieselbe, n u r ein paar Jahre früher, auch fü r die florentinische S a m m ­ lung malte, vergleichen. Angelika hat einen wahreren T on des C o lo rits in ih r B ild gebracht, die S te llu n g ist anm uthiger, das Ganze verräth

einen schöne­

ren Geist, einen richtigeren Geschmack.

D a s W erk

der Lebrun hingegen ist überhaupt zarter,

fle iß i­

ger gemalt, auch fester gezeichnet, es hat ein Helles, jedoch etwas geschminktes C o lo rit, weißlicht, b lä u ­ lic h t,

geröthet rc.

S ie weiß sich zu putzen, der

Aussatz, die Haare, die Krause von

Spitzen um

den Busen, ist alles niedlich angelegt

und,

man

kann w ohl sagen, m it Liebe a u sg efü h rt; aber das hübsche Bacchische Gesicht, m it geöffnetem M u n d , in welchem man schöne Zähne gewahr w ird , sieht, m it allzu offenbarer Absicht zu gefallen, sich nach dem Beschauer um , während die H and sel zum M a le n ansetzt.

V orzüge

den P in ­

gegen Vorzüge

gehalten steht das B ild n iß der Angelika, m it der sanften N eigung

des H a u p tes,

dem

zarten,

ge-

müthlichen Blicke, in Hinsicht auf G eist und .Ta­ lent höher, w enn auch in Betracht dessen, w as bloße Kunstfertigkeit ist, die W a ge nicht entschie­ den zu seinen G unsten sich neigen sollte." Kehren w ir aber von diesen B ild e r n , deren Gegensatz zugleich den Gegensatz der beiden Künst­ lerinnen selbst zu enthalten scheint, zur M adam e Lebrun zurück, so finden w ir dieselbe bald in der Fortsetzung ihrer R eise begriffen, die ihr w ie ein T rium phzug überall neue E h ren , neue A n ­ erkennung und neue B eloh n u n g en zu T heil werden ließ. S i e gin g über Florenz und P a r m a , w o sie ebenfalls zum M itglied e der Akademie ernannt wurde, nach V en ed ig, V eron a und M ailan d und wendete sich endlich nach W ien , w o sie von dem G rafen Kaunitz sehr zuvorkommend empfangen und sogleich bei H ofe eingeführt wurde. G ew inn ward ihr auch in diesem neuen Kreise im reichsten M aaße zu T heil, und auch an E roberungen scheint es ihr nicht ganz gefehlt zu haben; der Fürst de Ligne w en igsten s, jener ächte T y p u s eines K a­ valiers vom ancien regime, der sie überdies w ohl von seinem früheren A ufenthalte am H ofe von V ersailles noch kennen mochte, erschöpfte sich in A u f­ merksamkeiten, sorgte für eine prächtige W ohn u n g

und

besang

sie

in

anmuthigen

und

galanten

Versen. A ls sie von W ie n nach B e r lin ging, fand sie Ln der Person des P rin ze n Heinrich ebenfalls einen alten Freund wieder und ward auch do rt bei Hofe w o h l empfangen.

V o n hier wandte sich die K ü n st­

le rin nach S t . P etersburg, wo sie eine R eihe von Jahren Ln den glänzendsten Verhältnissen und un ­ ter dem Schutze

der Kaiserin K a th a rin a

II.,

so

w ie P a u l's I . lebte, und auch nach des letzteren E rm ord u n g von A le ra n d er I . Zeichen des größ­ ten W o h lw o lle n s erhielt.

Trotz aller dieser Ehren,

wozu die im Jahre 1800 erfolgte E rnennung zum M itg lie d e

der Akademie von S t. Petersburg

ge­

borte, und trotz der sehr bedeutenden Einnahm en, die

ih r

aus

des A dels ih re r

den Bestellungen

erwuchsen,

nöthigte

des Kaisers

und

sie der

Zustand

Gesundheit, R u ß la n d zu verlassen,

w as sie

ungeachtet der B itte n des kaiserlichen P a a re s

im

J a h re 1801 ausführte.

im

In

B e r lin ,

wo

sie

J u li desselben Jahres eintraf, wurde sie ebenfalls zum M itg lie d e der Akademie ernannt und es fehlte auch hier nicht an A ufträgen,

denen sie sich

doch wegen zu kurzen Aufenthaltes unterziehen konnte.

je­

daselbst nicht

Ueber Dresden kehrte sie nun

nach P a r is

zurück und tra f daselbst im W in te r

desselben Jahres glücklich ein. Den B o u rb o n s, in weiter Ferne

deren

m it

trauriges

Geschick

in n ig e r Theilnahm e

hatte, blieb sie auch fortan unter

ganz

sie

e rfü llt

veränder­

ten Umständen getreu und scheint dieser Gesinnung auch in ihren Beziehungen zu M itg lie d e rn der kai­ serlichen

F a m ilie Ausdruck

verliehen

zu haben;

insbesondere als sie nach einem dreijährigen A u f ­ enthalte in England wieder nach P a r is zurückge­ kehrt, das P o rträ t der M adam e M u r a t zu malen hatte. In

Coppet, w ohin

sie auf

einer

Schweizer

Reise (1 8 0 8 — 9 ) gekommen w a r , matte sie F ra u von

S ta ö l;

ein

B ild ,

brachte.

Aus

sie

ein Landhaus

sich

das ih r

der Schweiz

einst ih r H a u s

bei M a r ly ,

in P a ris

namentlich

zu

Beispiele

M aaße

wieder

zu haben.

des Hofes

kaufte

welches

wie

Gesellschaft wurde,

der Z e it

scheint sich die Aufmerksamkeit dem

Ruhm

das Rendez-vous einer

glänzenden und feingebildeten und

großen

zurückgekehrt,

der des

folgend,

R estauration P u b lik u m s , in

erneutem

der M adam e Lebrun zugewendet

Nachdem schon im

Jahre

1813

ih r

M a n n gestorben w a r, ve rlor sie im Jahre 1818 ihre einzige

Tochter, die

ih r

manchen K u m m e r

gemacht hatte, und zwei Jahre darauf ihren B ru ­ der, dessen Verlust sie tief schmerzte. Noch in dem hohen Alter bort achtzig Jahren malte sie das P o rträt ihrer Nichte, Madame de Riviere und dies Bild wird an Kraft des Kolorits und Ausdrucks noch den besten Erzeugnissen ihrer Blüthezeit an die Seite gestellt. Z u derselben Zeit (1835) gab sie in den „Souvenirs" ihre eigene Lebensbeschreibung heraus, worin sie auch sorgfältig aller ihrer bis dahin vollendeten Werke gedenkt; die Z ahl derselben be­ läuft sich aus 662 P o rträ ts, 15 größere Kompo­ sitionen und gegen 200 Landschaften, die sie auf ihren Reisen in der Schweiz und in England aufgenommen hat. S ie starb im fast vollendeten siebenundachtzigsten Jahre am 30. März 1842 nach einem Leben, das ebenso reich an angestreng­ ter Arbeit, als an glücklichen Erfolgen und den mannigfachsten Genüssen w ar; eine Gestalt von seltener Lebenskraft und Frische und zur Zeit ihrer Blüthe ein rechtes Kind jener äußerlich glänzen­ den, innerlich aber an vielen Gebrechen leidenden Periode, die der französischen Revolution voraus­ ging und dieselbe als nothwendige Folge hervor­ gerufen hat. Die Künstlerinnen des romanischen Südens 15

mögen diese Uebersicht der kunstübenden F rauen des achtzehnten Jahrhunderts beschließen. A us S panien sind nur wenig Namen zu erwähnen, wie ja denn auch seit dem R egierungsantritt der Bourbonen das künstlerische Interesse aufhört, ein so bedeutendes Element in dem Leben der spanischen N ation zu sein, als dies unter den H absburger Herrschern während des ganzen siebenzehnten J a h r­ hunderts der F all gewesen war. Auch hier be­ stätigt sich wiederum , daß die Theilnahme der Frauen der Gradmesser des allgemeinen I n ­ teresses ist, das eine N ation für Kunst und Kunst­ schöpfung hegt. Doch sehen w ir auch hier die bedeutendsten Schulen wenigstens durch einige N am en vertreten; die von S evilla durch die schon oben erwähnte P o rträtm alerin M a r i a d e V a l d e s L e a l , deren V ater und Lehrer D on Ju a n de V aldes nach dem Tode M u rillo 's als der erste M aler dieser Schule betrachtet wurde; die von M adrid durch C l a r a und A n n a M e n e n d e z , von deren letzte­ ren eine Reihe von Scenen aus dem D on Q u iro te bekannt ist. Ueberdies gehören dieser Schule D onna B a r b a r a M a r i a d e H u e v a und D onna M a r i a de S i l v a , Herzogin von Arcos a n , die als Zeichnerinnen gerühmt werdm und wie A n n a Me -

n en de z und die M alerin A n n a P e r e z auS N avarra Mitglieder der Akademie von S . Fer­ nando waren; endlich M a r i a P r i e t o, . d i e Toch­ ter eines angesehenen Medailleurs, die neben der Malerei auch die Kupferstecherkunst übte, aber schon im zwanzigsten Jahre ihres Alters 1772 zu M a­ drid starb. I n P o rtugal, das damals auf zwei dichtende Frauen, Magdalena da Gloria und die Gräfin de Vimeiro stolz war, finden wir auch zwei Malerinnen thätig, Donna I s a b e l M a r i a R i t e aus O porto und C a t a r i n a V i e i r a aus Lissabon, deren erstere durch ihre M iniaturporträts R uhm erlangte und deren letztere nach Entwürfen ihres Bruders Don Francisco Vieira de M attos mehrere Bilder für Kirchen ausgeführt hat. Größer ist die Zahl der Künstlerinnen in Italien, wo überhaupt kaum weniger Frauen zu R uhm und Auszeichnung während dieses Zeitraumes ge­ langt sind, als während des an weiblichen Talen­ ten so reichen sechszehnten und siebenzehnten J a h r­ hunderts. E s ist jetzt recht eigentlich das Zeitalter der gelehrten Frauen, und während wir sonst mit V or­ liebe bei den Dichterinnen Italiens weilen konnten, so haben wir es nun mit weiblichen Doctoren und Professoren zu thun. W ir lernen Kinder kennen, 15*

die lateinische Reden h a ltm , wie die neunjährige M a r ia

Gaetana

Agnesi

zu

M ailan d

über

die

Studien des weiblichen Geschlechts; Jungfrauen promoviren und erwerben „ rite " die Doctorwürde in

Philosophie

und

Jurisprudenz,

wie

M a r ia

V itto ria Delfini, Cristina Roccati und Laura Bassi an der Universität zu Bologna und M a r ia Pellegrina Am oretti in P a v ia ;

Frauen nehmen Lehr­

stühle an Universitäten ein, wie A n n a M a n z o l i n i geb. M o r a n d i ,

die im Jahre 1 7 5 8

„Professor der Anatomie"

zum

in Bologna und die

oben erwähnte Agnesi, welche ebendaselbst von Papst Benedikt zum Professor der mathematischen Wissen­ schaften ernannt wurde.

Doch fehlt es auch an

Dichterinnen nicht, und unter den Arkadierinnen glänzen manche Frauennamen; E m ilia B a lla ti ent­ w irft in

einem Sonett kein allzu lockendes B ild

der Liebe, G iu lia B aitelli preiset in einem anderen Petrarca, und in den Poesieen der Laura V a n e tti glaubt

Metastasio

den

Geist

des

Dichters

der

Liebe selbst zu erkennen. M e h r Namen hier zu nennen ist uns nicht ge­ stattet, und auch von den Künstlerinnen wollen w ir nur eine rasche Uebersicht geben. Keine der früheren bedeutenden Schulen ist ohne die Zierde w eibli­ chen Talentes auch in diesem Zeitraume geblieben.

I n Florenz blühte, nach längeren Studien bei Boucher und Rigaud in P aris V i o l a n t a B e a ­ t r i ce S i r i e s als Porträtm alerin, zu der die denselben Kunstzweig ausübenden A n n a B o c c c h e r i n i und A n n a G a l e o t t i hinzuzuft'lgen sind; ferner die Kupferstecherinnen L i v i a P i s a n i , V i o l a n t a V a n n i und T e r e s a M o g a l l i , die auch in der Malerei erfahren war. Durch enkaustische Malereien hat sich gegen das Ende dieses Jahrhunderts A n n a P a r e n t i - D u c l o s ausge­ zeichnet. I n Rom lebte die durch ihr Talent in der Malerei, so wie durch die Tugenden des Her­ zens gleich ausgezeichnete M a r i a F e l i c i a T i b a l d i , der noch andere Malerinnen wie ihre Schwester T e r e s a , R o s a l b a M a r i a S a l v i a n i und K a t a r i n a C h e r u b i n i anzureihen sind. Als Kupferstecherinnen thaten sich K a t a r i n a Zu c c h i und L a u r a P i r a n e s i hervor; als M iniatur­ malerinnen B i a n c a und M a t i l d a Fe s t a , von denen die letztere zum Professor an der Akademie von S . Luca ernannt wurde. Den Ruhm der Dichtkunst vereinigten mit dem der Malerei M a r i a M a r a t t i , Tochter und Schülerin des berühmten Carlo M aratti und später Gattin des Dichters Giamb. Zappi und A n n a V i t t o r i a D o l o r a , die erst in hohem Alter im Jahre 1827 als Do-

minikaner-Nonne gestorben ist.

I n Neapel, das

Ln diesem Zeitraume eine berühmte Mathematikerin in M a ria Angela A rdinghelli hervorgebracht hat, finden w ir außer den drei talentvollen Geschwistern M a r i a A n g i o l a , F e l i c e und E m m a n u e l s M a t t e i s zwei angesehene Malerinnen A n g e l i c a S i s c a r a und C o l o m b a G a r r i , die Blum en und Genrebilder malte und die in einer Reihe von Küchenstücken dies specielle Gebiet weiblichen Schaf­ fens auch künstlerisch zu verherrlichen suchte. Nicht minder zeichnen sich die oberitalienischen Städte aus; T u rin , M ailand, Bergamo, Roveredo, C arpi und Parm a haben wenn auch n u r verein­ zelt M alerinnen hervorgebracht, wogegen in B o ­ logna und Venedig sich die Macht der T radition in einer größeren Reihe von tüchtigen Künstlerin­ nen bekundet. I n Bologna, das an gelehrten Frauen so reich war, wirkte das V o rb ild der edlen S ira n i in den weiblichen Gemüthern fort; A n n a M a n z o l i n i , die w ir schon als Professor kennen ge­ lernt, war sehr geschickt P orträts in Wachs zu bossiren; auch C l a r i c e V a s i n i wurde als B ild ­ hauerin gerühmt und zum M itglied der Accademia Clementina ernannt. L u c i a C a s a l i n i , B i a n c a G io v a n n in i, B a rb a ra B u r in i, Eleonora M o n t i , A n n a T e r e s i a M es si er i, Rosa A l -

b o n i und T e r e s a T e s i halten den R uhm der bolognesischen Frauen in der M alerei aufrecht. Venedig aber hat den R u h m , außer einer nicht unbedeutenden Z ah l von M alerinnen die dem V o r­ bilde d e r M a r i a R o b u s t i nacheiferten, eine Künst­ lerin hervorgebracht zu haben, die auch in weiteren Kreisen und bei fremden N ationen den G lanz des italienischen N am ens erneut und wie keine andere während dieses Zeitalters verbreitet hat. E s ist dies R o s a k b a C a r r i e r a , geboren zu Venedig im Jahre 1675 und von dem V ater, der ein in der V erw altung beschäftigter Beam ter, dabei aber Freund der Kunst w ar, und selbst gut zeichnete, schon früh zu seiner eigenen Lieblings­ beschäftigung angehalten. Nach den ersten kind­ lichen Versuchen studirte sie die Kunst in ernsterer Weise unter Antonio N a za ri, der namentlich als Pastellm aler sehr angesehen w ar, unter dem Cavaliere D ia m a n tin i, der auch als K upfer­ stecher thätig w ar und endlich unter Antonio B a lestra, dem sie vielleicht zum größten Theile die Leichtigkeit der Technik und die tiefere Auffassung zu verdanken h a t, wodurch sich ihre Werke a u s­ zeichnen. V o n dem ihr verwandten Antonio P e llegrini endlich erlernte sie die Technik der M in iatu r­ malerei, in der sie eine hohe S tu fe der Vollendung

erreichte und die sie vielleicht nur ungern, jedoch durch die Schwäche ihrer Augen gezwungen mit der Pastellmalerei vertauschte,

in

der sie später

ihren größten R uhm erworben hat. V o n ihren M iniaturbildern wird insbesondere die strenge und richtige Zeichnung gerühmt, ver­ bunden mit einer in dieser Gattung nur seltenen Leichtigkeit

des

P in s e ls ,

die

durchdachte

An­

ordnung und die leuchtende K raft des Kolorits, welche sie sogar auf ihre später in Pastell gemalten B ilder zu übertragen gewußt hat.

Schon früh

wurde ihr Anerkennung und Ehre

int

reichsten

M aaße zu Theil; in der Heimath als „Vertraute der malerischen M usen,"

als „Zierde ihres G e­

schlechts und der venetianischen Malerschule"

ge­

priesen, wurde sie nach P a ris und W ien berufen, um dort ihre Kunst zu üben, und die Akademieen von P a r is , Bologna und R o m

zählten

sie zu

ihren Mitgliedern. A lle diese Ehren aber scheinen ihr Herz und Gemüth unberührt gelassen zu haben, und obschon sie ein Kind

V en edig s,

der

noch

immer

in

Lust und Genuß schwelgenden S ta d t w a r, geht ein Z u g tiefen Ernstes, ja schwärmerischer Schwermuth durch ihr ganzes Leben, der nicht selten auch durch ihre Werke hindurchblickt.

A ls sie sich einst

auf einem B ilde m it düsterm Blätterkranze darge­ stellt hatte, äußerte sie zu den besorgt fragenden Freunden, es sei dies das B ild ihres Lebens, und tragisch, wie dieses, würde auch ih r Ende sein. W a r es Trauer um ein verlorenes Glück oder die Furcht eines nahenden U nheils, das die reichbegabte Künstlerin in so herbe Bande geschlagen? W enn es das letztere war, so hatten ihre düsteren A hn un­ gen sie nicht betrogen; sie erblindete gegen das Ende ihres Lebens und, was sie ebenfalls voraus­ gesehen, m it dem Augenlichte trübte sich auch das Licht ihres Geistes. S ie starb am 15. A p r il 1757 in Venedig und wurde unter den Aeußerungen eines allgemeinen und ungeheuchelten Schmerzes in der Parochialkirche di S . Sisto e Modesto begraben.

IX .

9 J t it den vorhergenannten Künstlerinnen deS acht­ zehnten J a h rh u n d e rts beschließen w ir die Ueber­ sicht einer mehr als zweitausendjährigen B e th e ili­ gung

des

weiblichen

Geschlechts

an

den F o r t­

schritten und den verschiedenen Entwickelungsform en, welche die Kunstgeschichte während dieses Z e itra u ­ mes durchlaufen hat.

Doch

stattet sein, zum Schluß

möge es uns

ge­

unserer Betrachtungen

noch einige Andeutungen über die K unst des neun­ zehnten J a h rh u n d e rts hinzuzufügen. In

ununterbrochener F olge reicht die T h ä tig ­

keit weiblicher Talente bis

an die Schwelle der

G e g en w a rt, um Ln dieser selbst eine noch größere und ausgedehntere zu werden.

Diese S te ig e ru n g

ist eine solche, daß die der ersten H ä lfte des neun­ zehnten Jah rh u n d e rts

angehörigen K ünstlerinnen

die Z a h l derjenigen, welche während

des ganzen

achtzehnten Ja h rh u n d e rts th ä tig gewesen sind, u m

ein

Bedeutendes

H ä lfte

übertreffen

sämmtlicher m ir

ausmachen.

und

ungefähr

die

bekannten Künstlerinnen

E s hat dies seinen G ru n d zum T h e il

in dem ungemein gesteigerten Kunstbetriebe unserer Z e it überhaupt, zum T h e il aber auch in der im m er mehr zunehmenden B e fre iu ng des weiblichen G e­ schlechtes von V o ru rth e ile n und Hemmnissen, die demselben früh e r die B e th e ilig u n g an den wissen-, schaftlichen und künstlerischen Interessen erschwerten. Je

weiter diese B efreiung

in

der

geschichtlichen

Entwickelung der V ö lke r vorschritt, um so größer wurde die Z a h l bedeutender, durch S itte , B ild u n g und T a le n t hervorragender Frauen, um so größer auch die Z a h l der K ünstlerinnen.

In

w a rt n u n ist diese B e fre iu ng —

ganz abgesehen

der Gegen­

von allen Ertrem en einer s. g. E m ancipation, die w e il sie gegen die eigenste N a tu r

des weiblichen

Geschlechtes la u fe n , weder tiefgreifende W irksa m ­ keit noch D a u e r haben können — größer geworden, als je ;

w ie denn auch kein Z e ita lte r dem weib­

lichen Geschlechte so weite S p h ä re n der B ild u n g eröffnet hat, als auch in

das unsrige.

Und

wenn m an

dieser Beziehung schon jetzt des G uten

picht selten zu vie l zu th u n und die weibliche J u ­ gend m it einer allzubunten F ü lle

von B ild u n g s ­

stoffen zu überladen geneigt is t, so d a rf die sorg-

faltigere Rücksichtnahme auf die Erziehung des weiblichen Geschlechts im Ganzen und Großen doch nur als ein großer Vorzug unserer Zeit ge­ rühm t werden. D er Gedanke, daß das W ohl und Wehe der künftigen Generationen nicht allein Ln den Händen des M annes ruht, der die Dinge und Verhältnisse des Lebens edler und würdiger gestalten soll, sondern auch in denen der Frauen, die dem heranwachsenden Geschlechte als Mütter und Pflegerinnen den S in n für alles Edle und Große einzupflanzen haben; dieser Gedanke und diese Ueberzeugung haben in der That der E r­ ziehung des weiblichen Geschlechtes eine erhöhte Wichtigkeit beigelegt und dieselbe innerlich wie äußerlich reicher und mannigfacher gestaltet. S o ist mehr vielleicht und in weiteren Kreisen als sonst der S in n auch für das Große in der Kunst angeregt worden und es konnte nicht ausbleiben, daß mit gesteigerter Einsicht in das Wesen der Kunst und mit erhöhtem Geschmack für die Schön­ heiten derselben, auch der Drang sich steigerte, das Schöne durch die Kunstübung selbst hervorzubrin­ gen , wozu überdies die Einführung gewisser Kunstzweige in den Jugendunterricht noch das Ihrige beitragen mußte. S o kommen mancherlei Umstände zusammen, um die Betheiligung der

Frauen an der künstlerischen Entwickelung der Ge­ genwart größer zu machen, als dieselbe früher ge­ wesen ist; ja, man könnte denselben noch einen andern hinzufügen, der mehr auf den socialen V erhält­ nissen unserer Zeit beruht und der darin besteht, daß die weibliche Jugend jetzt mehr als sonst von dem Wunsch beseelt erscheint, sich zur Erwerbung einer selbständigen und unabhängigen S tellun g in der Gesellschaft zu befähigen. Daher die große und fast in's Bedenkliche sich steigernde Z a h l von jungen Mädchen, die keine M ühe und Anstren­ gung scheuen, um sich zu Lehrerinnen an Schulen oder zu Erzieherinnen auszubilden; daher die Menge derer, die sich musikalischen Studien unter­ ziehen, um sich durch Musik und Gesangunterricht eine ihren Neigungen und Fähigkeiten entsprechende ehrenvolle Wirksamkeit zu schaffen. Daher endlich die große Z a h l von solchen, die in der Ausübung der bildenden Künste sich einen B eru f schaffen, der ihnen innere Befriedigung von Geist und Herz und zugleich die M itte l gewährt, zu jener gewünschten Unabhängigkeit zu gelangen, ohne aus der Sphäre ächter und reiner Weiblichkeit heraustreten zu müssen. Derartige Verhältnisse sind es, aus denen man sich die große Steigerung weiblicher Kunstübung

im neunzehnten Jahrhunderte zu erklären hat. W as nun das qualitative Verhältniß derselben zu der in früheren Zeiten anbelangt, so g ilt fü r das neunzehnte Jahrhundert, was w ir schon oben über die Künstlerinnen des achtzehnten Jahrhunderts gesagt haben, in

noch höherem

Maaße.

Der

S tro m geht auch jetzt mehr in die Breite. Es liegt dies, wie w ir dort andeuteten, in dem Wesen der ganzen Z e it begründet, daß bei verhältnißmäßig weit und gleichmäßig verbreiteten Gaben und Bildungsm itteln die außergewöhnliche Befä­ higung, das eminente Talent und das eigentliche Genie seltener als in früheren Zeiten hervortreten. Es ist dies ein Gesetz, dem nicht blos die künst­ lerische, sondern nicht weniger die wissenschaftliche und poetische Produktion, sowie alle übrigen Kreise menschlicher Thätigkeit und menschlicher Bestrebun­ gen unterliegen, und welches in der Kunst die M ä n ­ ner nicht minder, als die Frauen betrifft. S o kann man Ln der That sagen, daß es weniger ausgezeichnete und große Künstlerinnen in unseren Tagen giebt; man w ird aber hinzufügen müssen, daß die Z a h l der guten Künstlerinnen größer als sonst ist. W a s nun aber das Wesen und den Gehalt moderner Kunst anbelangt, an welcher die T h e il­ nahme des weiblichen Geschlechtes in raschen Zügen

nachzuweisen ist, so haben w ir zunächst einen B lick a u f das

achtzehnte

Ja h rhundert zurückzuwerfen.

D ie s J a h rh u n d e rt bewegte sich im Ganzen in d m Reminiscenzen der großen Schulen der früheren B lüthezeiten; die K unst wurde tra d itio n e ll geübt und konnte

sich so

eine

der Technik bewahren,

große Vollkom m enheit

zu welcher eine

S o n d e ru n g der G attungen

größere

auch ihrerseits beige­

tragen zu haben scheint. In n e rlic h aber hatte sich diese Kunstweise fortgebildet.

nicht

Neue

in

Ideen

entsprechender traten

weder

Weise in

der

K unst, noch in dem übrigen Leben der N a tio n e n hervor, bis etwa u m die M itte dieses Ja h rh u n d e rts a u f dem Gebiete der literarischen T hä tig ke it und des

politischen

Lebens

eine

große Entwickelung

stattfand, die zu einer Um gestaltung a lle r Lebens­ verhältnisse der

modernen V ö lke r

führen

sollte.

W i r haben diese Entwickelung schon oben näher bezeichnet; daß w ir die Folgen derselben nicht schon d o rt in

ih re r ganzen Ausdehnung f u t die Kunst

geschildert haben, lag in dem Umstande begründet, daß alle derartige Veränderungen sich erst in dem geistigen,

sittlichen

und

staatlichen Leben

einer

N a tio n vollziehen müssen, ehe sie zu ih re r vollen G e ltu ng auch in der K unst gelangen können; ob­ schon dann allerdings

diese selbst die Bewegung,

von berste angeregtworden ist, auch ihrerseits fördern und beschleunigen Hilst. S o haben wir zwar schon früher der Kunstweise David's und Carstens' Erwähnung gethan und deren Einfluß auch auf die Thätigkeit weiblicher Talente angedeutet; die Resultate aber dieser Richtungen, so wie anderer die durch sie hervorgerufen sind, treten in Bezug auf die weibliche Kunstübung erst im Beginne des neunzehnten Jahrhunderts in deutlich erkenn­ barer Weise hervor. Sin d doch die Frauen, wie wir schon öfter gezeigt, überhaupt mehr geneigt, sich an dem Gewordenen und Bestehenden zu be­ theiligen, als den Prozeß des Werdens und der Entwickelung selbstthätig mit durchzumachen! I n Frankreich nun ist die neue Richtung, außer einigen andern Künstlern verwandten S trebens hauptsächlich von David angebahnt worden. V on dem ernsteren Sinne beseelt, der sich damals mitten in einer frivolen und sittlich verfallenen Zeit zu regen begann, machte David durch eine strengere und ernstere Auffassung gegen eine Kunstweise Opposition, die durch äußerlichen Reiz und süßliche Frivolität recht eigentlich als der Ausdruck jener ganzen Zeitrichtung gelten konnte, welche Ln der Regentschaft und der Regierung Ludwigs X V . ihren Höhepunkt erreicht hatte. „David hat" sagt

G öthe in

dieser Beziehung »tuet, ja das Meiste

zu der allerdings

wesentlichen Verbesserung

des

Geschmacks, welche bei seinen Landsleuten sich er­ eignete, beigetragen; seitdem er aufgetreten, ist die galante und fade M a n ie r der V a n lo o und Boucher ziemlich verschwunden; man n im m t nun allgem ein in den Produkten französischer K ünstler mehr E m st, Wissenschaft, auch fleißigere A u s fü h ru n g , die ein S treben nach der F o rm anzeigt, w a h r." D ie

Eigenschaften

dieser

neuen

Kunstweise

zeigten sich zuerst an seinem „ B e lis a r", sodann an dem 1786 in R o m

ausgestellten B ild e ,

welches

den S c h w u r der H o ra tie r darstellte. D ie W irk u n g war

eine überraschende.

M an

fühlte

daß m an

es hier m it einer Richtung zu thun hatte, die im entschiedensten Gegensatz gegen die Kunst der oben­ genannten M eister, im

entschiedensten Gegensatz

auch gegen die gesammten Zeitoerhältnisse stand, gegen welche fast gleichzeitig der S tu rm der p o li­ tischen Leidenschaften losbrach. zu dem großen E rfo lg e haben,

indem

w ohl

A lle s

des B ild e s

niem als,

wie

dies m ag beigetragen

Göthe

sagt,

»ein Gemälde m it solchem Z u la u f und lauterem B e ifa lle geehrt worden ist."

A lle rd in g s lag auch

in dieser Kunstweise V ie le s, was Tadel verdiente. Es

w ar

in ihren Erzeugnissen eine gewisse A b 16

sichtlichkeit nicht zu verkennen, die sich in einzelnen Gebährden u. n. bis zum Gekünstelten und Thea­ tralischen steigerte.

Je mehr die Absicht einer be­

stimmten W irk u n g sich geltend machte, um so m ehr tra t

die Seite des Gemüthes

der R eiz natürlicher E in fa lt.

zurück.

Es

fehlte

A b e r trotzdem d a rf

man diesen Werken, wenn m an sie m it den H e r­ vorbringungen der entgegengesetzten oberflächlichen und

weichlichen

R ichtung

vergleicht,

Berechtigung nicht absprechen. als

ob

diese,

zösischen N a tio n

aus

dem

ihre

volle

J a es scheint fast,

Charakter

der

fra n ­

selbst hervorgehenden Fehler m it

dazu gehört hätten, um der neuen R ichtung ihren großen E rfo lg

zu

den Ausdruck der

sichern und um

dieselbe

neuen Zeitbestrebungen

erscheinen zu lassen, die bald

in

als selbst

den gewaltigen

Erschütterungen der R e vo lu tio n und in der G r ü n ­ dung

der R epublik

hervortraten.

Denn

D a v id

ist recht eigentlich als der M a le r der R e p u b lik zu betrachten, der er auch seiner politischen G esinnung nach zugethan w ar, und gewiß hat er nicht wenig dazu beigetragen, durch seine W erke die Zeitge­ nossen

in

der

einm al

eingeschlagenen R ich tu n g

weiter zu führen und dieser selbst den Reiz künst­ lerischer Verherrlichung

hinzuzufügen.

W ie

nun

aber das gesammte staatliche unb sociale Leben des

französischen

Volkes

auf

diesen

großen

E re ig ­

nissen b e ru h t, so kann man auch sagen, daß die aus dem glühenden Boden jener Z e it hervorge­ wachsene K unst D a vid 's die G rundlage der he u ti­ gen französischen Kunst geworden ist und daß selbst die letzten Gestaltungen und Richtungen derselben, sowohl

in

ihren Vorzügen,

als

auch

in

ihren

M ä n g e ln noch deutliche Anklänge an jene ursprünglichen Schöpfungen des M eisters

der R e vo lu tio n

erkennen lassen. W ir können hier das W erden und die W e iterentwickelung der französischen Künst nicht aus­ führlicher

betrachten

und

bemerken

fü r

unseren

besonderen Zweck n u r , daß, wie an der B e g rü n ­ dung derselben,

so auch

an allen

später in ih r

hervortretenden Richtungen Frauen in reicher Z a h l und m it regem E ife r sich betheiligt haben.

Zu­

nächst hat D a v id selbst eine große Z a h l von S ch ü ­ lerinnen gezogen, unter denen sich einige von nicht geringer

Begabung

befanden;

sein

Nebenbuhler

R e g n a u lt ist ebenfalls durch die B ild u n g mehrerer S chülerinnen bekannt und fast jedem der bedeu­ tenderen N achfolger D a vid 's, wie G 6 ra rd , G irodet, A b e l de P u jo l u. A . stehen einige weibliche Z ö g lin g e zur Seite.

oder mehrere

Dasselbe g ilt von

den späteren M eistern der ernsteren H istorienm alerei 16 *

bis auf Robert Fleury und Leon Cogniet, welcher letztere vielleicht die größte Z ah l talentvoller S chü­ lerinnen aufzuweisen hat. V on der überwiegenden M ehrzahl der französischen Künstlerinnen wird das P o rträ t behandelt; sodann die Blumenm alerei, für deren Verbreitung namentlich R e d o u te , V an D ael und Spaendonk große Verdienste haben, und die M iniatur- und Porcellanm alerei, in welcher halb der In dustrie, halb der Kunst angehörenden Thätigkeit sich Frauen in großer Z ah l und oft m it bedeutendem Erfolge hervorgethan haben. Auch in der Plastik hat Frankreich im Laufe dieses Jahrhunderts einige talentvolle Künstlerinnen hervorgebracht, von denen insbesondere eine hoch­ gestellte und nur allzu früh durch den Tod dahin­ geraffte D ilettantin zu den hervorragendsten E r­ scheinungen in diesem nur selten von F rauen ge­ übten Kunstzweige gerechnet werden darf. N u r ungern verzichten wir darauf die Namen, wenigstens der bedeutendsten unter diesen Künst­ lerinnen aufzuführen. Dagegen verdient noch als ein für die französische Kunstübung höchst charak­ teristischer Umstand hervorgehoben zu werden, daß sich die Thätigkeit fast sämmtlicher Künstlerin­ nen während dieses Jahrhunderts auf das eine P a r is koncentrirt. Eine solche Koncentration hatte

allerdings

schon

stattgefunden;

in den ftüheren Jahrhunderten

jetzt

größer geworden.

ist dieselbe wo möglich noch Das

bekannte W o r t : „Paris,

c’est la France“ g ilt fü r die K u n s t, wie es fü r das politische und wissenschaftliche Leben der N a ­ tio n g ilt, und man kann sagen, daß diese C e n tra li­ sation,

die man noch in jüngster Z e it und an

bedeutsamer S te lle französischen

als

den Grundgedanken des

Nationallebens

bezeichnet h a t,

fü r

die Kunst wie fü r jeden anderen Bereich des V o lk s ­ lebens

die

nachhaltigsten Folgen

ausgeübt hat;

Folgen die einerseits ebenso Vortheilhast und gün­ stig sind, als sie andererseits der Gesammtentwickelu n g des Volkes Nachtheile bringen.

Betrachten

w ir dieselben zunächst fü r die Kunstübung, nicht zu verkennen, daß

so ist

das Zusammenströmen

fast sämmtlicher K ünstler nach diesem einen O rte einen W etteifer a lle r T alente,

eine Anspannung

a lle r Kräfte und eine S teigerung technischer V o ll­ kommenheit hervorrufen m uß , zu

den

bemerkenswerthesten

die in

der T h a t

Eigenschaften

französischen Kunstlebens gehören und

an

des denen

auch die französischen K ünstlerinnen im allgemeinen einen größeren A n th e il haben, als dies in andern Ländern der F a ll ist. Diesem Vorzüge höherer technischer V o lle n d u n g

indeß stehen Nachtheile der allererheblichsten A rt zur S e ite , welche ebenfalls a u s jener C entralisa­ tion des K unstlebens in P a r is heroorgehen und von denen w ir hier nur die absichtliche S te ig e ­ rung und die daraus folgende Uebertreibung ge­ wisser Kunstrichtungen, sowie die V erarm ung des Kunstlebens in dem ganzen übrigen Lande hervor­ heben w ollen. W ie m an nämlich einerseits durch eine stete A u sb ild u n g und S teig eru n g der Technik in der W irkung des Kunstwerkes einander zu übertreffen sucht, so kann es nicht fehlen, daß auch die verschiedenen Auffassungen und R ich tu n ­ gen in der K unst an dieser bewußten und absicht­ lichen S teig eru n g T h eil nehmen. D ah er jenes J ag en nach dem Effekte, daher jenes künstliche Zuspitzen und Berechnen der W irkung, daher end­ lich jenes R affinem ent, welches eine so unerfreuliche Z u th at zu der M ehrzahl der französischen K unstproduktionen selbst besserer A rt bildet und durch welche die N aivetät des Schaffens auf das E m pfind­ lichste beeinträchtigt w ird. D erartige W erke können im poniren und ergreifen; aber es fehlt ihnen die stille Läuterung und S a m m lu n g , es fehlt ihnen der rein menschliche Kern einfacher und wahrer E m p fin d u n g, die immer den eigentlichen

G ehalt, wie

das höchste Endziel der Kunst a u s­

machen sollen. W a s den andern P u n k t anbelangt, so ist es n a tü rlic h , daß, wo alle K rä n e

m it G ew alt nach

einem M ittelp u n kte hinström en,

das

armen

muß.

Das

P ariser

Ganze ver­

Kunstleben ist reich

und groß artig, das Kunstleben Frankreichs dagegen ist arm und d ü rftig ; und in demselben M aaße als tagtäglich in der P ariser K unst-A rena neue Talente sich Hausen und in rastlosem Wetteiser die P r o ­ du ktio n,

die

allerdings

W eltm arktes

zu

den

genügen

Bedürfnissen

h a t,

eines

sich steigert und

übersteigert, in demselben Maaße t r itt die künst­ lerische P ro d u ktio n in den P rovinzen zurück, und das Kunstleben geht überall der V e ra rm u n g ent­ gegen. a llm ä lig

B e i der Hypertrophie des Herzens muß der

K ö rp e r

des

Landes

dahinsiechen.

N u n sind auch hier zahlreiche Ausnahm en nicht zu verkennen; ja es ist m öglich, daß neuere B e ­ strebungen der P ro vin ze n , ihrem

eigenthümlichen

Leben einen geistigen Ausdruck zu verschaffen, auch fü r die bildenden Künste einst glückliche Früchte tragen werden; fü r jetzt aber haben jene oben an­ gedeuteten Verhältnisse noch ihre volle G ü ltig ke it. W e rfen a u f die

w ir nun schließlich noch einen B lick

Entwickelung

der

deutschen

K u n s t,

so

haben w ir auch hier

anzuerkennen, daß in

der­

selben kaum eine R ichtung hervorgetreten is t,

an

der sich nicht Frauen m it Liebe und E ife r betheiligt hätten.

Schon oben ist aus die B e g rü nd u n g der

modernen deutschen K u n st durch Carstens wiesen.

W ir sahen d o rt,

der äußerlich

vollendeten,

hinge­

daß auch er sich von innerlich

Kunstweise seiner Zeitgenossen

aber armen

abgewendet

hatte

und zu den reineren Form en der Antike zurückgekehrt w a r,

wie dies fast

schehen. und

den

gleichzeitig

von D a v id

ge­

Aber wenn der Letztere in diesen Form en der

alten

W e lt entnommenen Gegen­

ständen M itte l und Ausdrucksweise fü r bestimmte praktische Bedürfnisse des französischen N a tio n a l­ gefühls suchte und fand, so w a r es ein durchweg idealeres

S tre b en , welches

geführt hat.

Carstens

zur A ntike

Seine Absicht w a r es,

den edlen

und reinen Geist der alten Heroenwelt zur E r ­ scheinung zu b ring e n , um einer in Künstelei und U n n a tu r befangenen Z e it das B ild schöner Zustände vorzuhalten und

einfacher und dies hat er in

der T h a t m it einer Tiefe des Gedankens und m it einer W ä rm e der E m pfindung

gethan,

über D a v id 's Leistungen hinausgingen V orzüge gaben, deren M a n g e l bei D a v id hervorgehoben haben.

w ir

die

w eit

und

ihm

schon oben

Ueberall ist es

n u r der Gedanke des Gegenstandes, der die K o m ­ position des Kunstwerkes bedingt und

auch den

leisesten Schein aller Absichtlichkeit von demselben fern h ä lt;

statt dessen t r it t

die M acht des G e­

müthes und der E m pfindung siegreich hervor und obschon w ir es hier m it den Erzeugnissen eines tief und richtig denkenden Geistes zu thun haben, so haben sich dieselben doch überall den R eiz u n m it­ telbarster N a ive tä t und einfach natürlicher A n m u th bewahrt.

D ie M acht dieser neuen R ich tu n g be­

kundete sich Ln überraschender Weise, als Carstens im Jahre 1792 eine A usstellung seiner Kunstwerke in R o m veranstaltete und der S ie g , den dieselben in der öffentlichen M einu n g errangen, w a r um so höher anzuschlagen, als dieselben n u r aus schwarzen und getuschten Zeichnungen bestanden und ihnen somit der bestechende G lanz fü h ru n g

einer schulgerechten A u s ­

fehlte, der den W erken der bekämpften

Kunstweise und denen D a v id 's in so hohem G rade zu eigen w ar.

In

dieser A usstellung

ist die erste

M anifestation des neu erwachten deutschen K u n st­ geistes zu sehen und m it ih r daher die Geschichte der modernen deutschen K u n st zu beginnen.

W ie

sich diese Geschichte nun im m er reicher und reicher gestaltete, dies zu schildern würde über die engen Grenzen dieses Merkchens w eit hinausführen und

ich d arf d arau f um so eher verzichten, als ich diesen G egenstand in einem besonderen W erke einer ausführlichen Untersuchung unterw orfen habe. N u r das Eine sei hier noch hervorgehoben, daß nach dem V orgänge jenes großen M eisters sich eine Z a h l reich begabter deutscher K ünstler, a ls noch das Joch der Frem dherrschaft aus dem V a ­ terlande lastete, in R o m zusammengefunden hatte, um eifrigem S tlld iu m obzuliegen lind sich in die stille und seelenvolle W elt der christlichen K unst hineinzuleben, wie C arstens dies in Bezug au f die A ntike gethan. U nd als nu n endlich jenes Joch abgeschüttelt w ar, als ein neuer Lebensathem die H erzen aller D eutschen, und auch die der K ünstler zu beseelen begann, da w ard , noch nicht drei Jahrzehende nach jener ersten A eußerung des deutschen Kunstgeistes eine R eihe von W erken in den W andm alereien der V illa M assim i geschaffen, von einer solchen V ollendung der F o rm en , von einer solchen Innigkeit und W ärm e des G efühls, von einem so tiefen E indringen in den G eist und G edanken der Gegenstände, die au s den G edichten D a n te 's, A riosto's und Tasso's entnommen w aren, daß m an w ohl berechtigt ist, dieselben als d as erste glänzende Siegesdenkm al der neueren deutschen K unst zu preisen. W o so G roßes geleistet und

und

m it so großem

M änner

wie

S c h n o rr u.

E rfo lg e gekrönt w u rde , wo

C o rn e liu s , Koch, Overbeck, A.

Begeisterung

in

dem

w irkte n ,

ersten E ife r

V e it,

glücklicher

da mußte sich denn auch

bald ein K re is jüngerer und von gleichem S treben beseelter Kunstgenossen zusammenfinden, und unsere F rauen mögen stolz darauf sein, daß

in

diesem

Kreise auch treffliche K ünstlerinnen m it thätig ge­ wesen sind. Eine Kunstweise, die aus dem G runde des Herzens

emporgewachsen und von vaterlän­

discher wie religiöser Begeisterung

getragen

w ar,

konnte nicht anders, als auch die F rauen mächtig ergreifen, gänglich

die religiösen Em pfindungen stets zu­ sind und die auch gerade dam als

viel­

fache Beweise innigster Theilnahm e an den G e­ schicken des Vaterlandes gegeben hatten.

D azu kam,

daß einige der obengenannten M eister dieser neuen R ich tu n g sich m it V o rlie b e

den zarten und

an-

m uthigen Form en der frommen M eister des fü n f­ zehnten Jahrhunderts zugewendet hatten, die auch ihrerseits dem weiblichen Charakter besonders zu­ sagen mußten. Nachdem nun so die deutsche K unst in R o m erstarkt

und

durch

eine F ü lle

strebsamer K rä fte

zu r allgemeinen Anerkennung gelangt w a r, an der auch jene Künstlerinnen reichen A n th e il gewännen,

bietet sich das schöne Schauspiel dar, daß dieselbe a u f den heimathlichen Boden Deutschlands zurück­ geleitet w ird , um sich daselbst zahlreiche neue S tä tte n zu gründen Geistes

und nach

sich ‘ in

der Vielseitigkeit deutschen

m annigfaltigen Richtungen

und

Schulen zu bethätigen. E ine M an n ig fa ltig ke it, die der deutschen K u n s t, namentlich im Vergleich zu der französischen, zum

großen V orzüge

gereicht

und a ls Bew eis betrachtet werden kann, daß die­ selbe bei uns mehr vielleicht, als bei irgend einer N a tio n

m it den tiefsten Em pfindungen und B e ­

dürfnissen des Volkes selbst verwachsen ist. Von

den neuen S tä tte n

nun,

in

denen sich

ein frisches und kräftiges Kunstleben zu regen be­ gann ist zunächst München zu nennen, wo dasselbe durch die B e ru fu n g M itte lp u n k t gewann.

von

C o rne lius

einen

festen

D ie hohe Bedeutung M ü n ­

chens fü r die Entwickelung

einer m onum entalen

und w a h rh a ft historischen K u n st bedarf hier keiner A u s fü h ru n g ; n u r so viel sei bemerkt, daß zu den N am en der großen K ünstler, die ein Jeder kennt, auch

eine

nicht

unbedeutende Z a h l von K ü n s t­

lerinnen sich gesellt, die, wenn sie auch jenen an Bedeutung nicht verglichen werden können, doch Zeugniß fü r die K ra ft der S ym pathieen ablegen, m it der die ernsten M ünchener Bestrebungen auch

weibliche Talente

nach

sich

zu ziehen und

her­

vorzurufen im Stande waren. W e niger zahlreich sind die Künstlerinnen, welche aus der Düsseldorfer Schule hervorgegangen sind, doch auch diese von einer dem S in n e

und dem

Wesen der Schule w o h l entsprechenden B e d e u tu ng ; dagegen sind mehrere weibliche Talente in W e im a r thätig

gewesen und noch thätig,

um

den alten

R u h m auftecht zu erhalten, den die Frauen grade do rt durch ihre Theilnahm e an dem Aufschwung unserer modernen L ite ra tu r sich errungen haben. W o h l die größte A n za h l von K unstjüngerinnen h a t, wie schon in dem vergangenen, so auch in dem

gegenwärtigen

weisen.

Ja h rh u n d e rt

K unstzweige, die von einem

B e r lin

aufzu­

D ie frische E n tfa ltu n g der verschiedensten vielleicht

m ehr

kunstliebenden Fürsten und als

anderswo der K unst

zugänglichen Bürgerstande gefördert und von M e i­ stern höchsten Ranges getragen, daselbst stattfand, mußte hier zahlreiche weibliche Talente hervorrufen, denen überdies das bewegtere Leben der großen S ta d t, der Reichthum der Kunstsammlungen, sowie die A te lie rs gediegener Meister mehr a ls anderswo Gelegenheit zu gründlicher A u s b ild u n g

darbieten.

S o ist denn fast kein Z w e ig moderner Kunstübung von

Frauen

daselbst

unberührt

geblieben;

die

P la stik hat einige vortreffliche Jüngerinnen

auf­

zuweisen,

und

von

denen

großen P rin z ip ie n

die

eine die reinen

der Rauch'schen Schule nach

W e im a r übertragen h a t; die M a le re i w ard von jeher von talentvollen D ile tta n tin n e n geübt, unter denen einige dem königlichen Hause selbst ange­ hören, und von denen, welche die K u n st zu ihrem Lebensberuf e rw ählt haben, sind fast alle G a ttu n ­ gen m it E rfo lg behandelt w orden; von der ernsten und

gediegenen H istorienm alerei

schafts- und

B lu m enm alerei,

von einer trefflichen K ü n stle rin gezeichneten Leistungen Lyon geübt w ird V e rb in d un g m it

b is

zur Land-

welche letztere jetzt in

dem an aus­

dieses Faches

und von einigen

so reichen

andern durch

einer phantasievollen und

erstn-

dungsreichen Arabeskenmalerei einen neuen Reiz erhalten hat. V o n den übrigen deutschen Städten, in denen die K unst von weiblichen Händen

gepflegt w ird ,

wollen w ir n u r noch W ie n anführen, in welchem allerdings, vielleicht wegen des heiteren und leichten S in n e s seiner lebenslustigen Bew ohner, n u r wenige Frauen der Kunstübung sich zugewendet haben, und Dresden, das sich seinen R u h m durch kunstgebildete Frauen zu glänzen, auch in diesem Zeitraum e be­ w a h rt bat und

dessen Akadem ie, die einige der

ersten deutschen K ünstler zu ihren Z ierden zählt, b is aus den heutigen T ag eine Pflanzstätte w eib­ licher Talente geblieben ist. W erfen die

w ir

übrigen

schließlich noch einen B lick

auf

kunstübenden N ationen der Gegen­

w a rt und wenden uns zunächst nach Ita lie n , dem alten Heim athlande der schönen Künste, so h a t es der Wechsel aller menschlichen D in g e dem reich­ begabten Volke fü r den Allgenblick nicht gestattet, m it den Leistungen der V o rfa hre n sich zu messen. Auch die B e th e ilig lln g von Frauen an dem K u n st­ leben der N a tio n ist nicht mehr so groß, als w ir sie fü r

die

früheren Zeiten

nachweisen konnten.

Doch sind noch im m er einige Namen zu nennen, die

m it

dem

Ruhm

wetteifern vermögen,

ih re r und

V o rg ä ng e rin n en namentlich

zu

haben die

S tä d te T u r in , M a ila n d und R o m einige K ü n st­ lerinnen hervorgebracht, die sich in den verschiedenen G attungen

der M a le re i ausgezeichnet haben und

zum T h e il auch durch große äußere E rfo lg e ehrt worden lerinnen

sind.

haben

Bei

sich —

weitem

ge­

weniger K ü n st­

wie dies auch schon im

verflossenen Jah rh u n d e rt der F a ll gewesen ist, — in S p a n ie n und bei den skandinavischen V ö lke rn hervorgethan.

I n E ngland dagegen, wo w ir schon

am Ende des vorigen Z eitraum es

einige K ü n st-

lerinnen kennen F la rm a n

gelernt haben,

die

in der

von

und F ü ß li augeregten Weise arbeiteten,

haben auch im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts E c u lp tu r und M a le re i, und in letzterer namentlich die A q u a re ll- und M in ia tu rm a le re i nicht unbedeu­ tende Vertreterinnen aichuweisen.

I n noch höherem

Grade g ilt dies von den Niederlanden, m it denen diese Uebersicht in werden kann. den alten nicht

erfreulicher Weise abgeschlossen

D enn es h a t sich sowohl H o lla n d

künstlerischen R u f bewahrt

unbedeutende Z a h l

von Frauen

und

eine

hervorge­

bracht, die sich zum großen T h e il m it der W e ite r­ b ild u n g

der

aus

dem

siebzehnten

Ja h rh u n d e rt

überlieferten Kunstrichtungen beschäftigen, als auch B e lg ie n , das seit seiner Unabhängigkeitserklärung eine fü r die Größe des Landes überraschende und als F olge

regsten Kunstgesühls

ztl

betrachtende

T hätigkeit a u f dem Gebiete der bildenden Künste entwickelt hat, an der weibliche Talente in großer Z a h l und m it großem E rfo lg e sich bis a u f den heutigen T a g betheiligen. Es

regen

sich

überall

die

m annigfaltigsten

K rä fte in dem Kunstleben der G egenwart und der Reichthum, sowie der E rnst ih re r Bestrebungen ist ganz geeignet, den Frauen

die sich daran bethei-

ligen w ollen, als S p o rn zu ernstesten Bem ühungen

-unb S tu d ien zu dienen. M an m ag über die bisherigen Leistungen der Frauen auf dem Kunstgebiete denken wie man will; m an m ag warnend und abmahnend an die angebliche Unmöglichkeit einer vollständigen A usbildung der Frauen zur Kunst erinnern; m an mag endlich die Zweifel an dem künstlerischen Berufe derselben aus der herrschenden S itte oder aus der N a tu r des weiblichen Charakters selbst begründen wollen: niemand wird es mehr in Abrede stellen können, daß gerade in dem weiblichen Geschlechte Keime zu Kräften und Fähigkeiten ruhen, die dasselbe wenn nicht zu allen, so doch zu gewissen Zw ei­ gen künstlerischer Thätigkeit besonders geschickt machen. O b die Frauen unserer oder der kommenden T age durch die Pflege dieser Keime und A nlagen befähigt sein werden, so G roßes und Bedeutendes, als hervorragende Frauen bisher geleistet haben, und vielleicht G rößeres und Bedeutenderes zu schaffen, das hängt einerseits von der Gesammtentwickelung des weiblichen Geschlechtes ab , die überall durch neue und bedeutende Triebfedern ge­ hoben zu werden scheint, so wie andrerseits, und zwar vielleicht in noch höherem G rade, von dem M uthe der einzelnen Künstlerinnen, sich nicht blos zu 17

den höchsten H offnungen, sondern auch zu den höchsten Anstrengungen zu erheben. Göthe hat einmal bei Gelegenheit der Angelika K aufm ann diese Fragen berührt und darüber äußerst beherzigenswerthe W orte geäußert, an welche es m ir hier zu erinnern gestattet sein m ag. „Ausgezeichnet gut erfundene W erke der b il­ denden Kunst" sagt derselbe „von Frauenzim m ern herrührend lassen sich fteilich nicht nachweisen; aber wenn dieses Geschlecht in andern Künsten und Wissenschaften Denk- und Erfindungskräfte Ln reichem M aaße gezeigt, wie könnte m an ihm solche hier ableugnen wollen? Doch es werde zu­ gegeben, die figurenreichen Kompositionen, die einen weitläustig angelegten P la n erfordern, finden sich bei W eibern selten oder gar niem als, desgleichen sei, aus Ursachen, welche in der Erziehung, im Zustand, Ln B ildung der Begriffe liegen mögen, ihr S in n für's Erhabene, G roße, für Aeußerun­ gen von K raft und T hat nicht geweckt, werde auch wohl schwerlich sich wecken lassen, so bleibt dessen ungeachtet noch immer das Schöne, Zarte, alles w as in das ergiebige Feld friedlicher Gegen­ stände von Liebe und Gegenliebe, zwischen Gatten, M üttern , K indern rc. fällt, ihnen und zwar m it D ortbeil tu bearbeiten übria. A us welchen G ründen

also, wie aus den angeführten Beispielen (Lavinia F ontana, Sofonisbe A ngusciola, M aria R obusti und Artemisia Gentileschi) hervorzugehen scheint, das weibliche Geschlecht sei weder durch die herr­ schenden S itte n , noch durch schwache N aturgaben gegen die bildende Kunst so nachtheilig bedingt, als manche glauben möchten; vielmehr kann für ausgemacht gelten, daß, wenn Künstlerinnen bei ihrem S tudium zwar einige Vortheile entbehren müssen, sie sich hingegen auch mancher Vortheile zu erfreuen haben, und also ohne allen Zweifel im Stande sind, besonders wo die Gegenstände Schönheit, Innigkeit und Zartgefühl erfordern, einen weit höheren G rad von Vollkommenheit zu erreichen, als bisher geschehen ist; n u r m üßten künftig ihre Bemühungen eine zweckmäßigere Rich­ tung erhalten, von mehrerem Ernst und B eh arr­ lichkeit unterstützt werden. S ollen wir ohne Rück­ h alt unsere M einung sagen, so scheint uns die eigentliche Ursache, w arum in der bildenden Kunst auch von den begabtesten Frauen bisher noch keine die Oberfläche durchdrungen h a t, keineswegs in dem geringern M aaße ihrer Fähigkeiten zu liegen, sondern in der Scheu vor gründlichem S tu d iu m , in der Abneigung fest gegen Schwierigkeiten a u s­ zuharren. Bei eifrigem Bestreben, m it erhöhten 17*

richtigern Kunstbegriffen, als gewöhnlich im Gange sind, müßten daher Manche die ihnen entgegen­ stehenden Hindernisse überwinden und sich zu bleibend herrlichem R uhm emporarbeiten können. M an nim m t w ahr, daß die Z a h l der Individuen vom schönen Geschlecht, welche sich der Kunst an­ nehmen, täglich wächst; je mehr daher Ansprüche entstehen, daß ih r Schaffen und Urtheilen gelte, je strenger dürfen auch die Forderungen sein, die man an ihre Werke macht, und je mehr werden sie sich hinfort zum Ernsten entschließen müssen, zu Gehalt im Gedanken sowohl als in der A u s ­ führung." W a s Göthe in diesen W orten den Künst­ lerinnen seiner Z eit mahnend an's Herz legt, hat eine noch viel größere W ichtigkeit für die Gegen­ wart erhalten. Die Bedeutsamkeit der künst­ lerischen Bestrebungen hat sich gegen damals in auf­ fallendem Maaße gesteigert; mannigfaltigere Rich­ tungen haben sich seither in der Kunst entwickelt und sowohl an innerer Vertieftm g, als auch in der Spannung gegen einander zugenommen; die Z a h l der künstlerischen Bildungsm ittel, so wie die Forderungen der Technik sind unendlich ange­ wachsen. Ueberdies sind die Zeiten vorüber, in denen es genügte, daß ein W erk von weiblicher

Hand herrührte, um schon um deswillen gepriesen zu werden. W a s früher als eine meist seltene A usnahm e Reiz und Anspruch auf Anerkennung hatte, verliert beides in demselben Grade, als die A usnahm e aufhört selten zu sein. Heut zu Tage, wo Frauen fast Ln jedem Zweige der Literatur sich hervorthun und selbst in den Wissenschaften nicht blos äußeren R u f , sondern auch praktische G eltung zu erlangen befähigt sind, wird auch den künstlerischen Erzeugnissen weiblicher Hände nichts anderes mehr Geltung und Erfolg zu sichern im S tande sein, als innerer W erth und wirkliche Tüchtigkeit. Und wenn jene gesteigerte Theilnahme der Frauen an den künstlerischen Interessen der Gegenw art eine Folge gehabt h at, die auch von den Gegnern dieser Erscheinung anerkannt werden m uß, so ist es die, daß dam it aller Halbheit und bloßer Schönthuerei m it der Kunst jeder Anspruch auf Geltung genommen worden ist. Eine ernste Z eit fordert auch von den Frauen ernstes T hun und die Künstlerinnen mögen nicht vergessen, daß in der Kunst kein w ahrer und nachhaltiger Erfolg zu erreichen ist, wenn nicht nach dem höchsten Ziele gestrebt wird. W ollen sie aber um dieses Z iel den W ettkampf m it den M ännern eingehen, so mögen sie, bei W ahrung und Hütung

weiblichen Sinnes und weiblichen Gemüthes, die stets ihre schönste Zierde bleiben müssen, auch männliche A rbeit nicht scheuen. Die Geschichte ist auch hierin die große Lehrerin der Gegenwart und wenn der Blick auf die großen Leistungen der V o r­ gängerinnen geeignet ist, die eigene Thätigkeit zu kräftigen und zu begeistern, dann darf vielleicht auch dies Merkchen hoffen, zur Kräftigung und Stärkung weiblichen Talentes m it beitragen zu können. Möge diese Hoffnung in E rfüllung gehen!

Zusätze.

3 « Seite 35. D as im T ert erwähnte Buch der Cristina Pisani „la cit6 des Dames“ ist im Jahre 1498 zu P a ris im Druck erschienen. W ir lernen aus demselben eine gelehrte Jungfrau kennen, die als Zierde der Jurisprudenz betrachtet wurde und die den S . 35 aufgezählten Frauen hinzuge­ fügt werden kann. E s w ar dies N ovella, die Tochter eines Professors der Rechtsgelehrsamkeit an der Universität zu B ologna, Audry, und selbst Ln dieser von Frauen vielleicht nie wieder behan­ delten Wissenschaft so erfahren, daß sie, wenn der V ater verhindert w ar, die Vorlesungen desselben an seiner S ta tt zu halten psiegte. D a sie nun aber von nicht geringerer Schönheit als Gelehr­ samkeit w ar, so mußte sie, wie unser weiblicher G ew ährsm ann versichert, mit verdecktem Antlitz lesen, um nicht durch ihren Anblick die H örer aus den trockenen Pfaden deS C orpus J u ris und der

Digesten in die Jrrgänge anmuthigerer und süßerer Betrachtungen zu verlocken. Z u Seite 77. Von niederländischen Künst­ lerinnen sind hier noch S u s a n n a H o r e b ou t oder H o r n e b a n d und L i e w i n a B e n n i n g s zu erwähnen. Beide waren in England thätig. Die letztere aus Brügge gebürtig, wurde von Heinrich V III. dorthin berufen und stand noch 1570 bei Elisabeth in hoher Gunst. S ie soll sich mit einem englischen Edelmanne verheirathet haben, so daß ich aus der Gleichheit der V or­ namen fast vermuthen möchte, daß sie mit der im T ert Seite 76 erwähnten M alerin L e wi n a T i r l i n k s eine und dieselbe Person sei. — Auch ist zu bemerken, daß die M utter des berühmten M alers Anton van Dhk (geb. 1599) in der Land­ schaftsmalerei erfahren gewesen sein soll. Z u Seite 92. Unter den Schülerinnen der E l i s a b e t t a S i r a n i , über welche ganz kürzlich von Alfred von Reumont einige Mittheilungen ge­ macht worden sind, werden zunächst ihre Schwestern A n n a M a r i a und B a r b a r a S i r a n i genannt. Ferner V e r o n i c a und V i n c e n z a F a b r i und G i n e v r a C a n t o f o l i oder C e n t o f o g l i . Letztere hatte schon vorher bei einem andern Meister sich ausgebildet und ist erst später die Schülerin der

Girant geworden. Dasselbe gilt auch von mehreren anderen Malerinnen, wie von L u c r e z i a S c a r a f a g l i a , M a r i a T e r e s a C o r i o l a n i , Teresa M u r a t o r i - S c a n n a b e c c h i und V e r o n i c a F o n t a n a , welche auch im Holzschnitt erfahren war und die Porträts geschnitten hat, die den Werken des Historikers der bolognesischen Schule, des Grafen Malvasia hinzugefügt sind. (Vergl. oben S . 89). Von anderen Zeitgenossinnen und Späteren, die mehr oder weniger unter ihrem Einflüsse sich gebildet haben, nennen wir noch die Damen M o n g a r d i und de' F r a n c h i , A n n a Ter esia Messieri, Angelika CantelliC a v a z z a , C a m i l l a L a u t e r i , Lu c i a C a s a l i ni , Lucrezia B i a n c h i , G e n r i l e Z a n a r d i , M a ri a Elena Pansaccchi, Maria O ri an a G a l l i da B i b b i e n a u. A. Ferner gehören Bologna an die Malerinnen E r s i l i a C r e t i , welche eine Schülerin ihres Vaters Donato war, M a r i a C a t e r i n a L u c a t e l l i ( | 1723) und M a r i a V i a n i , von welcher sich in der Gallerte zu Dresden das fein und anmuthig ausgeführte Bild einer liegenden Venus befindet. Z u Seite 98. Den oberitalienischen Schulen gehören an die Kunststickerin C a t e r i n a C a n i a n a und die Malerin C h i a r a S a l m e g g i a

von Bergam o, Z s a b e lla b ei P o z z o , die im Jahre 1676 Hofmalerin der Churfürstin Adelheid von Bayern wurde; die Blumenmalerin B e t t i n a und die Kunststickerin D o r o t e a A r o m a t a r i von M ailand und M a r g a r e t a oder M a r i a l a C a f f a aus Cremona, die später am Hofe von Tyrol lebte; aus derselben Zeit sind noch die M a­ lerinnen C a m i l l a T r i u m s i und M a r i a D o ­ m i n i c i zu nennen, welche letztere aus Neapel ge­ bürtig, in Rom auch die Bildhauerei übte und im Jahre 1703 als Nonne starb. Die als Schüle­ rin der C h i a r a V a r o t a r i angeführte L u c i a S c a l i g e r i hatte eine Tochter A g n e s e , die von Boschini auch als Malerin angeführt wird. AuS Ferrara war C a t e r i n ä R u s c a gebürtig, die sich als Stickerin und Dichterin bekannt gemacht hat; ein von ihr gedichtetes Sonett über die Liebe be­ ginnt mit den W orten: W as Liebe ist? E in Meer, deß wilde W ogen M anch liebend Herz zum Abgrund schon gezogen! —

Z u Seite 120. Ueber die Schurmann ist vor einigen Jahren ein ausführliches Werk erschienen: „Anna Maria van Schurman, door Dr. Gr. 1 ). I . Schote), Predikant te Tilborg. Met Portret en Facsimile, ’s Hertogenbosch 1853," worin sie

nach den verschiedenen Seiten ihrer Thätigkeit, der gelehrten, der dichterischen und künstlerischen, dar­ gestellt und Ln ihren Bezügen zu den hervorragend­ sten Personen ihres Zeitalters, namentlich auch zu Labadie ausführlich geschildert wird.

V o n gleich­

zeitigen Künstlerinnen, die im T ert nicht erwähnt werden,

füge ich

Peters,

hier

Alida

die

Malerinnen

W ithoos,

C lara

Susanna

van

S t e e n , K a t h a r i n a O o s t f r i e s und J o h a n n a Block

geb.

Koerten

aus

Amsterdam

hinzu,

die in der Kunst aus Pap ier B ilder zu schneiden, ausgezeichnet w a r, Susanna Koker

sowie die Kupferstecherinnen

Berbruggen,

und M a r i a

letztere die

im Besitz

Anna

de W i l d e ihres

M aria

hinzu,

Vaters

de

welche

befindlichen

Gemmen auf 50 Blättern radirte und im Jahre 1700 zu Amsterdam erscheinen ließ. Z u S . 137.

Den deutschen Künstlerinnen des

siebzehnten Jahrhunderts fügen w ir noch eine der Schweiz angehörige M a le rin hinzu. A n n a M a ­ ser w ar in Zürich im Jahre 1679 geboren und zeigte schon früh bedeutende Anlagen für die M a ­ lerei, wie für Sprachen.

Im

dreizehnten Jahre

kopirte sie eine F lo ra nach dem M a le r Joseph W erner in Bern und setzte dadurch Alles in E r ­ staunen. W erner selbst lud sie ein, nach B ern zu

kommen und vollendete ihre Ausbildung zur Künst­ lerin.

Viele ihrer Werke

gingen nach England,

Holland und Deutschland, wo sie den größten B e i­ fall fanden; die Zeitgenossen verglichen sie mit der Schurmann

und

sie auf,

ihre

sie indeß

durch

Tod

Jakob

von S an drart

Biographie

zu

schreiben,

ihren im Jahre 1713

verhindert wurde.

forderte woran erfolgten

M i t vielen hervorragen­

den Zeitgenossen stand sie

in naher Verbindung

und Korrespondenz; unter ihren Freundinnen wird Clara

Eim art

genannt,

die

w ir unter den

deutschen Künstlerinnen aus dem Anfang des sieb­ zehnten Jahrhunderts erwähnt haben. Z u S . 156.

A ls

Wachsbossirerinnen waren

im achtzehnten Jahrhundert außerdem thätig E l i ­ s abet h K ö ß aus Salzburg, D o r o t h e a M e n n , geb. S c h a u b e r g aus

S iraß b u rg

aus K ö ln stammende

Steinschneiderin C h a r l o t t e aus H anau, später in P a r is ;

und eine vielleicht F ra u

W eis;

Rebecca

als

Schild

in der Stuccatur-

arbeit wird R o s i n a P f l a u d e r in Salzburg als Gehülfin ihres Mannes erwähnt. Z u Seite 158. A n die oben erwähnten Künst­ lerinnen schließen w ir nach der ungefähren Z e it­ folge

ihrer

Wirksamkeit nachfolgende M in ia tu r­

malerinnen an.

D ie schön als Stempelschneiderin

erwähnte M a r i e J u l ia n e W e r m u t h , die auch in E m ail gemalt hat; K a t h a r i n a H aeckel aus Augsburg; J u s t in a A y r e r aus Danzig; E le o n o r a C a t h a r in a R e m s h a r d t aus A ugsburg; C l a r a R ie g e r aus München; S o p h ie F r i e ­ d e rik e D i n g l i n g e r , S chülerin von Oeser in Dresden; die schöne und vielbegabte M a r i a A n n a T r e u aus Bamberg, und die ih r wohl verwandte R o s a lie T r e u , die, nachdem sie erst an den M a le r D orn verheirathet gewesen, später in ein Kloster zu Mainz ging, um den Schleier zu nehmen; einen Entschluß, den sie jedoch vier Tage vor A blau f des Noviziats aufgegeben haben soll, um wieder in das Weltleben und ihre Heimath Bamberg zurück zu kehren. An A n n a M a r i a M e n g s schließen sich deren beide weniger begabte Schwestern J u l i a und T h e re s a C o n ­ c o r d La an; in Augsburg sind S a b in a und E le o n o r a S e d e lm a y e r zu nennen; in Gotha H e n r ie t t e S c h n e id e r ; Ln F rankfurt a. M . E lis a b e t h M u n d t ; in Nürnberg R e g in a C a ­ t h a r i n a L e n g ; in Dresden F r ie d e r ik e B a c c i a r e l l i geb. R ic h t e r , D o r i s S to c k und R o s in a C a t h a r i n a N ils o n . A ls Dilettantinnen widmeten sich dieser Kunst die bayerische Prinzes­ sin M a r i a A n t o n ia W a l p u r g i s , spätere

Churfürstin von Sachsen; C h ris t in a C h a r ­ lo t t e F r i e d e r i k e , Gräfin von S o l m s - L a u bach und die Gräfin von K a i s e r l i n k , geb. Gräfin von T r u c h s e ß - W a l d b u r g . An Anna Rosina Liscewska schloffen sich in Berlin mehrere Künstlerinnen an, wie E l i s a b e t h B l e s e n d o r f , C a ro lin e F ra n k e , J o h a n n a W ah lsta b , F rie d e rik e S ie b u r g . H e n rie tte F e lic ita s T a s s a e r t , die Tochter des berühmten Bildhauers malte vortreffliche Pastellbilder und stach in Kupfer. Fräulein R o h r e n aus Brieg genoß den Unterricht Chodowieckis in Berlin, wo sie später zum Mitgliede der Akademie ernannt wurde. Gegen das Ende dieses Jahrhunderts, etwa mit C a r o l i n e S c h e s s e r gleichzeitig, und wie diese noch bis in das neunzehnte Jahrhundert lebend, erhielten ihre Ausbildung A m a l i a v o n S c h a t ­ t e n h o f e r geb. B a a d e r , eine Dilettantin aus Erding; F r a n c i s k a S c h ö p f e r aus Mannheim; ein Fräulein S o n n e n s c h e i n , welche 1816 als Mitglied der Akademie in Stuttgart gestorben ist; so wie mehrere andere Künstlerinnen, von denen wir noch E l i s a b e t h P f e n n i n g e r und S u ­ s a n n « H i r z e l aus Zürich, S a b i n a R e m s ­ h a rd t, S o p h ie C h a rrin , C a ro lin e S a t t ­ le r und K u n i g u n d e S o p h i e L u d o v i k e

S i m a n o w i t z geb. Re i c henbac h, nennen wollen, von denen die letztere durch das Portrait Schil­ lers bekannt ist, und einige andere in gewisser Beziehung auch den französischen Künstlerinnen dieses Zeitraumes zugerechnet werden können. Z u Seite 161. Landschaftsmalerinnen. Von den Dilettantinnen der Landschaftsmalerei nennen wir hier noch die Gräfin M a r i a n n a v o n L e r ­ chen sei d, die spätere Gattin des General - Lieutenats N o g a r o l a zu München; A n t o n i a Ti s c h­ b e i n , und eine Regierungs-Räthin S c h m e r f e l d in Kassel. I n Berlin übten diese Kunst das schon früher erwähnte Fräulein R o h r e n , eine Frau v o n S c h o e n a u , Fräulein S t u t e n , P h i l i p ­ p i n e S i e b u r g und J e a n e t t e L e h m a n n . I n Dresden sind W i l h e l m i n e R e i n o w , J o ­ h a n n a M a r i a F r e y s t e i n und die Tochter des Landschafters I . C h r i s t i a n K l e n g e l zu nennen. M it C r e s c e n t i a S c h o t t endlich gleichzeitig wirkten gegen das Ende des Jahrhunderts C a t h a r i n a S i e v e r t , M a r i a E l e o n o r a Ho c h ­ ecker und A n n a B a r b a r a S t e i n e r , die im Jahre 1796 mit ihrem Gatten, dem Maler S tei­ ner, eine Studienreise nach Italien unternahm. Von Blumenmalerinnen fügen wir den im Tert genannten noch folgende hinzu: aus dem 18

Anfange b e in

des Jahrhunderts

und

U r s u la

A m a lie

S c h n e tz le r

P a c h e l-

geb.

P fa u ;

aus späterer Z e it J o h a n n a E l i s a b e t h W e y d m ü lle r ;

gegen den

J s a b e lla Josepha

von

des

die

Jahrhunderts

G rä fin

M a r ia

M n i s z e k , die schon oben als

Landschaftsmalerin b e in ,

Schluß

C o e n tg e n ,

erwähnte

A n to n ia

T is c h ­

die von einer Dilettantin F r ie d r ic h un­

terrichtete T h e r e s ia

R ic h te r ,

Anna

M a r ia

R e i n h a r d t , E lis a b e t h C h r i s t i n e M a t t h e s , Fräulein S c h l e e m ü l l e r , Fräulein H e n g e n r o d e r , F ra u R e i n e r m a n n , m e is te r

T h e o d o ra

Bau­

und endlich M a g d a l e n a T is c h b e in ,

Tochter des M alers Johann Jakob Tischbein und seit 1795 mit dem Hofmaler S t r a c k von O lden­ burg verheirathet. Z u Seite 162.

D ie im Terte erwähnte P r in ­

zessin von Sachsen-M einingen w ar schon im A n ­ fange dieses Jahrhunderts durch kunstvolle Tape­ ten m it biblischen Bildern berühmt; späterer Z e it gehören F rau

von S ch o en au

und H e n r i e t t e

D o r o t h e a W e s te r m a y e r an, so wie eine F ra u B ro c h a zk a

geb. D e r i e d e r

aus K öln und die

eben daher gebürtige, im Dienste des Churfürsten M a r Franz stehende Hosstickerin M a r i a B ö s e n b a c h e r.

In

Anna

einer mehr spielenden G a t-

tung der M a le re i, nämlich der Herstellung und Verzierung von Bildern durch eingelegte Seiden­ stoffe rc. wird M a r i a B a r b a r a K e l z aus S a lz ­ burg erwähnt, die später an den M a le r Durach verheirathet war. Z u Seite

162.

D ie Z a h l der Dilettantinnen

in der von W ille u. A . zu hoher Vollendung ge­ brachten Kupserstecherkunst ist sehr groß; die E rz­ herzoginnen M a r i e A n n a und C h a r l o t t e von Oesterreich, die M arkgräfin von B a d e n - D u r ­ l ach , die Prinzessin V i c t o r i a von A n h a lt-B e rn burg und die Prinzessin E l i s a b e t h von B ra u n ­ schweig haben w ir oben schon angeführt. Ih n e n schlie­ ßen sich von Dilettantinnen die Prinzessin P a u l i n e von Schwarzenberg, eine Prinzessin L u b o m i r s ka, Anna

Fürstin

von P a a r ,

die G räfin

M aria

I o s e p h a von M n i s z e c k , M a r i a n n e von L e r ­ chenfeld, A n t o i n e t t e v o n T y s k i e w i c z , J s a be l l a von R o t e n h a n , die Gräfin von C a v r i a n i und A m a l i e den schon

von

Schattenhoser

erwähnten

Künstlerinnen

an.

Von

beschäftigten

sich mehrere noch nebenbei m it Radiren, wie A m a ­ l i e P a c h e l b e i n , C a t h a r i n a Hae ck el , B a r ­ bara

H e l e n a O e d i n g geb. P r e i s l e r ,

tharina R einhart,

Elisabeth

He i ne c k e ,

Franciska

Ca­

Sophia

S ch oe ps er , 19*

Anna

B a r b a r a S t e i n e r , C res c e n tia Schortund H e n r i e t t e F e l i c i t a s T a s s a e r t . — Al s ihren eigentlichen Beruf dagegen übten diese Kunst um die M itte des achtzehnten Jahrhunderts Elisabeth Anna

Wyon

Rosina

verehelichte

Wicker,

M aria

Lam blotte,

Anna

Felicitas

P r e i s l e r , C a t h a r i n a K l a u b e r und Fräulein B illy. bet h

Nicht unbedeutend waren ferner E l i s a ­

Resch,

Antonie

Tassaert,

Regina

S c h o e n a c k e r , F r i e d e r i k e P a s c a l und beson­ ders M a r i a

Catharina

Prestel

geb. H ö l l ,

die G attin und anfängliche Gehülfin des Kupfer­ stechers Johann Theophit Prestel; späterhin ging sie, durch den unerträglichen Charakter des Gatten gezwungen, nach London, wo sie nebst ihrer Tochter diese Kunst m it außerordentlichem Erfolge übte und im Jahre 1 794 starb. Z u Seite 181.

Noch fügen w ir den M a le rin ­

nen dieser Periode nach ihrer ungefähren Zeitfolge hier hinzu: S u s a n n a M a y r geb. F i s c h e r aus Augsburg; B a r b a r a J u l i a n a P r e i s l e r , die außer ihren anderen Beschäftigungen auch in O e l malte; A n n a stern der

R o s i n a und J u l i e , Stiefschwe­

oben angeführten A n n a

Dorothea

L i s c e w s k a ; A n n a F e l i c i t a s Z w i n g e r aus Nürnberg;

M argaretha

A ntonia

Hoelzel

aus Ingolstadt, unter deren historischen Darstellun­ gen namentlich mehrere Madonnenbilder hervor­ gehoben werden; A n n a D o r o t h e a S c h r ö d e r ; C a r o l i n e Wi l cke ; L o ui s e L e h m a n n und die Dilettantin Frau von S v d o w aus B erlin; die Baronesse von P a l i s k y aus W ien; E l i s a ­ b e t h Si n t z e n i c h ; F r i e d e r i k e L i s z e w s k a ; die schon erwähnte Herzogin S o p h i e von C o b u r g - S a a l f e l d ; M a r g a r e t h a G e y g e r und C a r o l i n e Ri ck, von der 1780 — 1796 auf den Berliner Ausstellungen Genrebilder ausgestellt waren. Ebenfalls den letzten Jahrzehenden des vergangenen und dem Anfang unseres Jahrhunderts gehören an C h r i s t i n e H e n r i e t t e D o r o ­ t h e a S t ö t z e r aus W eim ars M a r i a n n e K ü r ­ z i n g er aus München und B a r b a r a K r af f t geb. S t e i n e r aus Jglau. E s werden von ihr n a­ mentlich mehrere Genrebilder in dreister M anier und in Lebensgröße erwähnt, so daß sie in diesem Kunstzweige als Vorgängerin der Frau JerichowBaumann betrachtet werden kann. S ie starb zu Bamberg im Jahre 1825 in einem Alter von mehr als 60 Jahren. Z u Seite 182. Von den belgischen Künstle­ rinnen sind hier noch hinzuzufügen T h e r e s i a M a r i a Ve r e l s t und A n n a de D e y s t e r , beide

Malerinnen, von denen die erstere auch in Kupfer gestochen hat, und vielleicht die durch ihre F ertig­ keit im Tapetenwirken und durch ausgedehnte Sprachkenntniß gleichberühmte J a c o b a W e r b r o n k , die in der zweiten Hälfte dieses Jahrhun­ derts lebte und im Jahre 1801 in dem Kloster Jseghen gestorben ist. Z u S . 186. An die oben erwähnten hollän­ dischen M alerinnen mögen hier noch angeschlossen werden M a r i a Eisabeth P h i l i p p s geb. K o u s 6 , eine D ilettantin in Amsterdam, A n t o ­ nia Houbraken, C la ra C h a rlo tte D id ie r de B o n c o u r aus dem Haag, A n n a F o l k e m a aus Amsterdam, C o r n e l i a M u p s aus R otter­ dam und die D ilettantin W i l h e l m i n n G e r t r u i d a v o n J d s i n g a aus Leuwarden. Z u S . 191. A ls Blumenmalerinnen waren in diesem Zeitraume in England thätig M iß E l i s a ­ beth B l a c k w e t l , Miß G r a y , A n n a L a d d , A n n a Lee und M a r y L a w r e n c e , die in den letzten Jahrzehenden dieses Jahrhunderts m it Her­ ausgabe eines Prachtwerkes über Rosen beschäf­ tig t war, dessen Blätter von ih r selbst gestochen und ausgemalt sind. V o n Kupferstecherinnen sind außer den D ile t­ tantinnen zu nennen M a r y O g b o r n e , E l i s a -

beth J u d k i n s , C a r o l i n e W a t s o n , S a r a R e a d i n g und M rs . D . T u r n e r , von der eine große Anzahl radirter P o rtra its bekannt ist. Z u Seite 202. A ls Portraitm alerinnen fügen w ir bier hinzu L o u i s e B o c q u e t , die später an F illo e u il verheirathet, und C. L ' U s u r i e r , welche Schülerin vonD rouais war und im Jahre 1780 jung gestorben ist. A ls M iniaturm alerinnen werden er­ wähnt eine M lle. M e t e z e a u , welche diesen Kunst­ zweig von V i r g i n i a de V e z z o erlernt hat und T h e r e s e D e v a u r ; als Pastellmalerinnen G a ­ b r i e l e B e r t r a n d , die später in W ien als G attin des Hofbildhauers B e y e r lebte und M lle. L i n o t , nach der Romanel gestochen hat. A m e l i e L e g r i s malte in O el, M in ia tu r und Aquarell, so wie auf Porcelan, welcher letztere Kunstzweig im neunzehn­ ten Jahrhundert so viele französische Künstlerinnen beschäftigt hat. A ls Landschaftsmalerinnen seien hier M a r i e h'Odunne, Susanne D r u r y und Mlle. d ' E t o u r s erwähnt; als Malerinnen von Blum en und anderen naturhistorischen Gegenständen M a r i e T h e r e s e R e b o u l , die 1805 als G attin des M alers B i e n und M itglied der Akademie starb, und A n n a C o s t e r - V a l l a y e r , die seit 1770

Mitglied der Akademie w ar und im Zahre 1818 gestorben ist. Z u Seite 203. V on den französischen Kupferstecherinnen geben w ir folgendes nach der unge­ fähren Zeitfolge der Künstlerinnen geordnetes V er­ zeichniß. Dilettantinnen waren eine Herzogin von L u y n e s , eine G räfin von L u b e r s a c und viel­ leicht J u l i e H a r d t v i l l e . Berufsm äßig übten diese Kunst T o i n e t t e L a r c h e r , Schülerin des berühmten De P o illv ; A n n e P i c a r t ; M a r i e M a d e l e i n e H o c h e m e l s , G attin C o c h in 's d. ä. und deren Schwestern M a r i e N i c o l e und M a ­ rie H y a c i n t h e ; E l i s a b e t h C l air e T a r d i e u geb. T o u r n a y ; S u s a n n e S i l v e s t r e , w ohl nach ihrem M anne auch L em o in e genannt; L o u i s e T a r d i e u geb. D u v i v i e r ; M a r g u 6 rite Thevenard; Ren^e M arie Elisabeth L e p i c i e geb. M a r l i s ; C a t h e r i n e D u c h e n e ; Therese Devaur; Catherine Haussart; Mme. J o u r d a n ; Mme. Le f o r t und A n g s l i q u e C h a r b o n n i e r e , welche sämmtlich noch der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts angehören. S p äte r sind E l i s a b e t h L ' E m p e r e u r geb. C o u f i n e t ; M a r i e T h e r e s e V i e n geb. R e b o u l ; L o u i s e A m e l i e de L o r m e ; Mme. P e l l e t i e r ; A n n e P h i l i p p i n e C o u l e t , seit 1771 M itglied

der Akademie in Wi e n; M a r g . T h e r . nay;

M aria

V illa in H^mery; laide

geb.

Rosalie G6rard;

D elau-

Bertaud; Marg.

Mme.

Ponce

geb.

M . M . Jgo net; M . Louise A d e ­

Boizot;

Elise

B rin clair;

Ange-

liq u e M a r t i n e t ; Therese Eleonore L in gee geb.

Hemery;

S augrain;

Rosalie

Thomas;

Julie Papavoine;

C a r o lin e Liottier.

Ebenfalls in

Elise

Elisabeth der zweiten

Hälfte dieses Jahrhunderts arbeiteten M a r i e T h e ­ rese M a r t i n e t ; R . F. T a u n a y ; F r a n y o i s e B e a u v a r l e t g e b . De S c h a mp s ; J e a n n e P e n y ; Ml l e . M a n g ei n;

die Geschwister Th.

und M .

Rousselet;JeanneFran?oiseundM.Jeanne O z a n n e , die an den Kupferstecher Legouaz verheirathet war ; R o s e A n g e l i q u e und E l i s e M e l a ­ n i e M o i t t e ; Ml le. R o t o r ; Mme. O u d r v ; Mll-e. G r o s n i e r und Ml le. R ich a r d i o r e ; E l i s a b e t h R e y ; L o u i s e de M o n t i g n y ; F r a n 9 v i s e B a s ­ set; Ml l e . d ' E t o u r s ; C a r o l i n e B e a u v a r l e t geb. R i o l et und E l i s a b e t h D u f l os geb T h i b a u t , welche, wie viele der obengenannten Künstle­ rinnen, ihrem M anne beim Kupferstechen Hülfe leistete. Z u Seite 231. Z u T u rin blühten in der ersten Hälfte dieses Zeitraumes Anna M etrana,

die Portraitmalerinnen

in der zweiten die Blum en-

Malerin G i l i a . C a r l o t t a M e la n ia A l ­ ster i w ird in den Wissenschaften, in der M usik und der M alerei gleichmäßig gerühmt. I n M a i­ land die Portraitm alerin G iu s e p p in a S e p o l i n a und eine der wenigen Landschaftsmalerinnen, die Ita lie n hervorgebracht hat, A n g L o la T a ­ d e lt a. A u s Bergamo stammte die M alerin M a ­ r i a G ia c o m in a N a z a r i; aus Roveredo die Ln Sprachen, Musik und Philosophie ausgezeich­ nete L a u r a V a n e t t i , die w ir schon als Dich­ terin angeführt haben und deren Fertigkeit auch in der M alerei gerühmt wurde; aus Carpi die B a m bocciaden- und Karikaturmalerin M a r g h e r it a G a b a s s i. In Parma finden w ir im A n ­ fange dieses Jahrhunderts die Prinzessin E l i s a ­ b e th , die als Dilettantin in der M alerei genannt wird und später an den König von Spanien verheirather war, so wie gegen den Schluß desselben die M alerin M a r i a C a la n i, die im Jahre 1801 m it einem großen Gemälde den Preis da­ selbst gewonnen hat, so wie noch eine Prinzessin E lis a b e t h , die später an den Erzherzog Joseph von Oesterreich vermählt war und wegen ihrer Pastellgemälde im Jahre 1789 zum Ehrenmit­ glieds der Akademie von W ien ernannt wurde. V o n den zur venezianischen Schule gehörenden

Künstlerinnen dieses Zeitraum s sind außer der R o ­ salba Carriera noch zu nennen P e r i n a M a n te , G i u l i a L a m a ; J p p o l i t a D e n i e r , die Toch­ ter des M alers Pietro Denier aus Udine, aber wohl in Venedig geboren, wo sie im Jahre 1765 eine Anbetung der heil, drei Könige für die Kirche della V igna malte und Fe l i ci t ö. S a r t o r i , welche Schülerin der Rosalba Carriera war und ihre Kunst in Dresden übte, wohin sie ihren: G at­ tin, dem Hofrath Hoffmann gefolgt war. Dem Schluß dieses Zeitraums gehört A p o l l o n i a de F o r g u e an, die 1767 geboren war und später ihrem Gatten I . Crescenz Seydelmann bei seinen Bildern behülflich war. S ie wurde zum Mitgliede der Akademie in Dresden ernannt und wird noch im Anfang dieses Jahrhunderts als thätig erwähnt. A ls Malerinnen von italienischer Herkunft die im Auslande thätig waren, haben wir schon M a r i a M a r t i n e n g o , V i r g i n i a de Ve z z o und M a r i a H a d f i el d kennen gelernt; von an­ dern wie von F r a n c i s ca F a n t o n i , M a r i a di S . A g o s t i n o (?), G i u s t i n a G h i s l i n i , A n ­ gela A i r o l a , M a r i e t t a T r a t t o r a t a , V i t t o r i a S e r e n a und L u c r e z i a S a n t i n i fügen wir der Vollständigkeit halber blos die Namen hier hinzu.

I n Bezug auf Rosalba Carriera ist noch zu bemerken, daß von ih r ein während ihrer Reise und ihres Aufenthaltes in Frankreich in den Jahren 1720 und 1721 geführtes Tagebuch eristirt. Dasselbe ist gegen Ende des vorigen Jahrhunderts veröffentlicht, m ir aber leider nicht zugänglich ge­ worden. Z u Seite 243. V o n David's Schülerinnen nennen w ir C o n s t a n c e M a r i e C h a r p e n t i e r , die außerdem den Unterricht Gerard's und Lafitte's genossen hat; A n g e l i q u e M o n g e z , die erst von D avid, dann von Regnault unterrichtet wurde und im Jahre 1802 durch ein großes B ild , Ulysses und Astyanar Aufsehen erregte, welches, wie auch ihre späteren Werke, ganz in dem klassischen S ty l David's gehalten war; Madame D a v in geb. M ir vaur, die auch bei S uve und Augustin Unterricht genossen und für ihre Leistungen in der M in ia tu r­ malerei, sowie ihre Genrebilder die goldne P re is­ medaille erworben hat; endlich N a n i n e V a l l a i n , welche durch Genrebilder und M a r i e A n n e I u l i e F o r e s t i e r , welche durch B ild e r im klassischen S ty l und andre dem romantischen Genre unge­ hörige bekannt geworden sind. Gleichzeitig sind auch einige Künstlerinnen thätig gewesen, welche in der Weise Greuze's malten, wie C o n s t a n c e

M a y e r , welche später auch den süßen Prudhon zum Lehrer und wie man sagt zum zärtlichen Freunde hatte) Madame E li e , die durch P ortraits und P h i l i b e r t e L e d o u r , die durch Scenen aus dem Kinderleben sich bekannt gemacht haben. Bei weitem zahlreicher sind die Schülerinnen R egnault's. Von diesen hat Madame A n z o u geb. D e s m a r q u e t s schon in dem Jahre 1793 große Bilder ausgestellt; S o p h i e G u i l l e m a r d brachte 1802 „Alcibiades und G l y c e r i o n 1804 „Joseph und die Gemahlin Potiphar's" zur A us­ stellung; C l a i r e R o b i n e a u malte seit 1804 historische Bilder und später auch Landschaften; R o s a l i e de L a f o n t a i n e seit 1806 zarte Genre­ bilder. Noch nennen wir M a r i e F r a n k o ise Jaser, Anne Nicole Voullem ier, Fanny M orlot, Victorine Ang6lique Amelie R u m i l l y geb. G e n ö v e , C y a n e Le c oc q de Boisbaudran,AuroreEtiennedeLafond und E u g e n i e B r u n , von denen viele sich mit der Miniaturmalerei beschäftigt und die beiden letzteren Preismedaillen gewonnen haben. Von den Schülern und Nachfolgern David's sind weniger Schülerinnen gezogen worden. Bei Drolling lernte dessen Tochter L o ui s e A d 6 o n e D r o l l i n g , die erstanden Architekten Pagnierre,

dann an Hrn. Zoubert verheirathet war; in Girodets Atelier bildete sich F a n n y R o b e r t ; bei Abel de P u jo l lernte A d r i e n n e M a r i e Lo u i s e G r a n d p i e r r e D e v e r z o , und G erard's Unter­ richt genossen außer, der schon als David's Schü­ lerin angeführten M . C h a r p e n t i e r noch M. E l e o n o r e G o d e f r o y , die seit 1810 P orträts und Kopien nach ihrem Meister ausgestellt und L o u i s e R o s e J u l i e D u v i d a l de M o n t f e r r i e r , Gräfin von H u g o , die seit 1819 Genrebilder zu den Ausstellungen gebracht hat. Auch studirte unter diesem Meister im Jahre 1823 Frau von B u t l a r geb. E rn s t aus Dresden. Z u Seite 251. V on den Künstlerinnen, die zur Zeit des im Terte geschilderten Aufschwunges der deutschen Kunst in Rom thätig waren, nennen wir zunächst M a r i a E l l e n r i e d e r . Dieselbe hatte früher die Akademie in München besucht und sich dort zur Historienmalerin ausgebildet. I n ihren Werken suchte sie den Geist älterer deutscher Kunst wieder gu beleben und so mußte sie sich unwillkürlich nach dem Mittelpunkt ver­ wandter Bestrebungen hingezogen fühlen, wie sich ein solcher damals in Rom gebildet hatte. S o finden wir sie denn in der ewigen S tadt im Jah r 1820, kurz nachdem die Bilder in der Villa

Massimi entstanden waren. werden namentlich

Unter ihren Werken

mehrere Altarblätter m it D a r ­

stellungen der heiligen Fam ilie erwähnt; ist nach

ihr

lithographirt

worden.

einiges

S e it

dem

Jahre 1825 lebte sie w ieder.in Deutschland, wo sie noch mehrere Werke ausgeführt hat und auch in der Radirkunst thätig gewesen ist. zugleich R om .

w ar In

L o u is e

Jena

C aroline

sie nach Perugino

in

geboren hatte sie in München

unter dem Professor von Langer lerin ausgebildet.

M i t ih r

Seidler

In

Ita lie n , um

sich zur M a ­

der angegebenen Z e it ging insbesondere nach P ietro

und Rafael zu studiren.

Später zur

Hofm alerin in W eim ar ernannt, malte sie mehrere B ild e r, die dem romantischen Genre angehören. A ls Frucht ihrer Studien nach älteren Meistern ist eine Sam m lung von Köpfen aus vorzüglichen Bildern des fünfzehnten und sechszehnten J a h r­ hunderts zu betrachten, die von Schmeller litho­ graphirt

und

im

Jahre

1836

in W e im a r

er­

schienen sind. Z u derselben Zeit finden w ir unter den deut­ schen Künstlern in Rom auch E l e k t r i n e S t u n t z , spätere Freifrau v o n F r e i b e r g

genannt.

S ie

war die Tochter eines Landschaftsmalers I . Stuntz aus Straßburg und hatte sich der Historienmalerei

gewidmet. I n den Jahren 1821 und "1822 lebte sie in Rom , wo sie zum Ehrenmitglied der Akademie von S . Luca ernannt wurde und eine Stellung ähnlich der Angelika Kaufmann einnahm. Ih re Werke haben einen ernsten Charakter und bestehen vorzugsweise in Madonnenbildern. S eit dem Jahre 1823 an den Freiherrn von F r e i b e r g verheirathet lebte sie fortan gleichmäßig ihrer Familie und ihrer Kunst, in der sie sich auch durch mehre Radirungen bekannt gemacht hat. — Demselben Jahrzehend, mit dem wir unsere Mittheilungen ab­ schließen, gehört auch die Thätigkeit der F rau C a r o l i n e v o n S c h r ö t e r an, welche sich um das Ja h r 1826 durch ihre Miniaturbilder in Rom auszeichnete und daselbst zum Mitgliede der Akademie von S . Luca ernannt wurde.