Die deutsche Seemacht und ein deutsch-skandinavischer Bund [Reprint 2019 ed.] 9783111491950, 9783111125572

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Die deutsche Seemacht und ein deutsch-skandinavischer Bund [Reprint 2019 ed.]
 9783111491950, 9783111125572

Table of contents :
I.
II.
III.
IV.
Berichtigung

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deutsche Seemacht und

ein deutsch-skandinavischer Bund.

Marcus Uiebuhr.

Zum Besten der deutschen Flotte.

Berlin. Druck und Verlag von G. Reimer

I. Deutschland bat den ersten Schritt gethan, eine Seemacht zu werden: es kann jetzt nicht mehr die Rede davon sein, ob nicht vielleicht eine Concentration der Kräfte auf das Festland wei­ ser gewesen wäre; es kann sich nur noch darum handeln, was die weiteren Schritte sein sollen. Jetzt fragen wir nur, ob Deutschland eine wirkliche Seemacht werden, oder ob es sich damit begnügen soll, seine Küsten und Häfen zur Abwehr feind­ licher Unbill zu rüsten, sich in den Stand zu setzen, so lange es neutral ist, seine Handelsflotten zu convoyiren, und sei­ ner Flagge in fernen Meeren Achtung zu verschaffen, im höch­ sten Falle mit einer oder zwei Seemächten vierten und fünften Ranges anzubinden? Soll es, um mit den Worten des Prin­ zen Adalbert von Preußen in seiner trefflichen Denkschrift zu reden, sich begnügen mit einer Flotille zur Vertheidigung der Küsten, mit einer Marine zur offensiven Vertheidigung und zum nothwendigsten Schutze des Handels? Wir antworten, Nein! Denn eine Rüstung auf diesem Fuße würde nur im Frieden, und in einem Kampfe gegen eine einzelne der skandinavischen Mächte oder Niederland, oder end­ lich in Consularzänkereien in Amerika und im Mittelmeer von Nutzen sein: in jedem anderen Kriege gegen eine Coalition klei­ nerer Mächte oder eine große Macht würde sie nur Schaden brin­ gen. Sie würde in solchen Kriegen unsere Kraft zu Lande schwä­ chen, ohne den Küsten und dem Handel einen wirksamen und

4 dauernden Schutz zu gewähren; die Marine wäre ferner ge­ nöthigt im Hafen sich zu verschließen oder sich zwecklos zu opfern, und in beiden Fällen würde das Selbstgefühl der Nation entmuthigende Demüthigungen, im letzteren würden wir ohne Zweck namhafte materielle Verluste erleiden. Unser Han­ del, unsere Küsten würden also eben so ruinirt, als wenn wir keine Marine gehabt hätten, und wir verlieren noch ein gutes Stück Nationalcapital in der Marine dazu. Denn eine Marine, wie sie zu den angegebenen beschränk­ ten Zwecken erforderlich sein würde, ist doch immer eine sehr kostbare Sache, und es würde ein für deutsche Verhältnisse sehr großes Capital darin stecken. Eine solche Marine müßte in dem vom Prinzen Adalbert angegebenen Minimum — und das ist das äußerste Mini­ mum — betragen: 6 Fregatten von 60 Kanonen, 12 Dampfschiffe von pptr. 850 bis 1300 Tonnen und 350 bis 560 Pferdekraft, 40 Gaffelkanonenböte, 80 Kanonenschaluppen, eine Anzahl Kanonenjollen und gemietheter Bugsir-Dampf­ böte. Der erlauchte Prinz hat aber dies nur als das Minimum des disponibeln Geschwaders gemeint, nicht als das Minimum der gesammten Schiffszahl. Er hat bei seiner Berechnung des Bedarfs vorausgesetzt, daß die Schiffe sämmtlich zusammen sind, und hat die nöthige Reserve nicht mitberechnet. Sollen aber 6 Fregatten und 12 Dampfschiffe streitfertig sein, so muß mindestens die doppelte Zahl Fregatten und die Hälfte an Dampfschiffen mehr vorhanden sein. Denn zunächst müssen, wenn die Marine dem deutschen Handel im Frieden von Nutzen sein und der Flagge Achtung verschaffen soll, einige Fregatten beständig kreuzen — wie dies auch Prinz Adalbert

5 und das Hamburger Marine-Comite vorschlagen.

Es müssen

dies mindestens vier sein: zwei am atlantischen Ocean, eine in der Südsee zum Anhalt für die Fischer, eine in den ostindischen Gewässern. *)

Diese vier Fregatten sind für europäische Zwi­

schenfälle so gut wie nicht da. 6 Fregatten disponibel sein

Also müssen, wenn in Europa sollen, mindestens

theils in See, theils im Arsenal fertig liegen.

10 Fregatten Für diese Zahl

2 in Reserve für Abgang durch See- oder Kriegsschaden gibt als Minimum der Gesammtzahl an Fregatten Zwölf. Von Dampfschiffen möchten mindestens zwei für auswär­ tigen Dienst zu nehmen sein.

Wollten wir also ein Geschwa­

der von zwölfen disponibel halten, müssen 14 Schiffe vorhan­ den sein, und dazu die — gewiß sehr geringe — Reserve von 4 Schiffen gerechnet, erhalten wir als Minimum für die Ge­ sammtzahl der Dampfschiffe Achtzehn. Nun ist es aber mit diesen 12 Fregatten und 18 Dampf­ schiffen nicht gethan.

Avisoschiffe, kleinere Kreuzer gegen Ka­

per u. dgl., sind, so wenig zweckmäßig sie auch sein mögen, doch einmal — verzeihe man uns ein anmaßendes Urtheil — nicht zu entbehren, so lange sie in anderen Marinen so sehr zahlreich sind. **)

Eine kleine Anzahl solcher Schiffe würde

uns die Kauffahrteiflotte liefern, namentlich die Auswanderer­ schiffe, wenn nach dem System des wackern Andresen Siemens Prämien für marinemäßigen Schiffbau ausgesetzt würden: aber wenn auch bei dem Ausbruch von Feindseligkeiten eine genü­ gende Anzahl derselben heimische Häfen gewänne, so würde es doch mindestens mehrere Wochen dauern, bis sie kriegsmäßig eingerichtet wären.

Auch müssen die Außenstationen von sol-

*) Kreuzer für das Mittclmcer würden wir mir bedürfen, wenn Deutsch-

(ant) wirklich das Küstenland vvit Trieft nnd Istrien verlieren sollte. **) England hatte 1847 170 Schiffe mit weniger als 30 Kanonen, Zollschiffe u. dgl. ungerechnet, Frankreich 132 Corvetten, Briggs, Goeletten u. s. w., Nicderland 60 dgl., Nordamerika 10,

chen Schiffen begleitet sein, jede Fregatte mindestens von Einem r und in den indischen Gewässern müßten wir mindestens 4 ha­ ben, um die Seeräuber in ihre Schlupfwinkel verfolgen zu können, die eine einzelne große Fregatte ganz ungestraft ver­ höhnen würden.

Einige Kreuzer müssen also als Kriegsschiffe

gehalten werden; wir meinen mindestens 12; das müssen aber zum wenigsten Brigantinen oder Schooner mit 3—8 schweren Geschützen sein. Für die Küstenflotille bedarf es keiner Reserve. Also wäre das Minimum der Schiffe, die vorhanden sein müßten: 12 Fregatten von 60 Kanonen, 18 Dampfschiffe von 350 bis 560 Pferdekraft, 12 Brigantinen und Schooner mit 3—8 Geschützen, 40 Gaffelkanonenböte, 80 Ruderkanonenschaluppen außer den Jollen. Der Werth einer ausgerüsteten Fregatte von 60 Kanonen ist rund 400,000 Thlr., eines Dampfschiffes von den angege­ benen Größen 300—400,000 Thlr., eines kleinen Schiffs von bezeichneter Größe 40,000 Thlr., eines großen Kanonenbotes 8,000 Thlr.

Der Werth dieser Marine würde also sein in

runder Summe Zwölf und eine halbe Million Thaler, ungerechnet die kleine Ausrüstung, Handwaffen u. s. w.

Dies

Capital ist für Deutschland bedeutend genug, um damit sorg­ sam Rath zu halten. Würde ein solches Capital einer unter gewissen Umständen sicheren Zerstörung ausgesetzt, ohne daß die gleiche Gewißheit eines überwiegenden Nutzens unter anderen Umständen gegeben wäre, so wäre es nicht haushälterisch gehandelt, es hinzugeben. Sicherer Zerstörung wäre aber diese Marine in den mei­ sten Kriegsfällen ausgesetzt.

England, Frankreich, Rußland,

die Vereinigten Staaten würden sie auch mit vereinzelten Kräf­ ten zermalmen, ohne daß sie uns einen anderen Nutzen ver-

schafft haben könnte, als den, daß der Feind den Sieg nicht ohne schweren Verlust errungen.

Es würde aber diese kleine

Marine auch kaum irgend einer Coalition kleiner Mächte, als etwa einer sardinisch-neapolitanischen Widerstand leisten können. Selbst gegen das einzelne Niederland würde sie sich nur dann wehren können, wenn das Mittelmeer-Geschwader — falls Deutschland dies behalten wird — Zeit gehabt hätte in die nordischen Gewässer zu gelangen. Welchen Nutzen eine Marine dieses Umfangs in Fällen großer Kriege leisten würde, hat der Prinz Adalbert vollständig dargestellt.

So lange wir nicht in einer Coalition sind, würde

sich dieser Nutzen darauf beschränken, daß die Marine etwa im ersten Sturme einige Convoys noch sicher in den Hafen brächte, und daß die Flotille, der der Feind so viel schwerer beikommen kann, als der eigentlichen Seemacht,

eine Zeitlang feindliche

Landungen verhinderte. Ob aber dieser Nutzen im Verhältniß zu den bedeutenden Kräften stehen würde, die der Landmacht durch die zerstörte Flotte entzogen worden, ist wohl sehr fraglich.

Die Unterhal­

tung einer solchen Marine würde im Frieden mindestens 2 Mil­ lionen kosten, wofür man 10,000 Mann mehr hätte auserekciren können, und Rüstung und Geschütz für 50,000 halten.

Die

Unterhaltung auf dem Kriegsfuße würde monatlich mindestens 400,000 Thlr. kosten: mit der Zerstörung wäre nicht allein dies Geld ganz verloren, und der Werth der Schiffe, sondern auch Leben oder Freiheit von 10,000 der kräftigsten Männer der Nation. Es wäre noch mehr verloren: das Selbstgefühl der Na­ tion wäre mit der Zerstörung der Flotte gebrochen.

Brauchen

wir an Abukir zu erinnern? Das Alles ließe sich nur durch eine Allianz mit einer gro­ ßen Seemacht vermeiden. zur Charybdis.

Da käme man aber von der Scylla

Das wäre das ärgste Uebel, wenn Deutsch-

9 land durch seine kleine Marine genöthigt würde Allianzen mit großen Mächten zu suchen — und zu erkaufen. Allianzen mit kleinen Mächten würden wenig hel­ fen. Denn selbst eine Coalition Deutschlands mit Niederland und ganz Skandinavien würde aus die Dauer keiner der gro­ ßen Seemächte gewachsen sein, so lange wir nur ein kleines Fregattengeschwader halten. Also für die Fälle größerer Kriege, würde eine Marine auf diesem Fuße Deutschland Unheil bringen, — die wenigen Fälle abgerechnet, in denen wir mit anderen Mächten in einer uns nicht abgedrungenen Allianz stehen würden. Sie würde nur Nutzen schaffen für Friedenszeiten und für kleine Kriege, worüber abermals auf die Denkschrift des Prin­ zen zu verweisen ist. Die Wichtigkeit des Nutzens für kleine Kriege ist man im gegenwärtigen Augenblicke, wo Deutschland gerade in zwei sol­ cher Kriege verwickelt ist, leicht geneigt zu hoch anzuschlagen. Aber gerade darum, weil wir augenblicklich diese Kriege führen, ist es nicht sehr wahrscheinlich, daß wir bald wieder in solche gerathen. Zählen wir die Staaten auf, gegen die wir durch eine solche Marine vertheidigungsfähig werden, so werden wir am besten erkennen, wie selten wir in dieser Be­ ziehung von ihr Nutzen ziehen werden. Es sind: Spanien mit 3 alten Linienschiffen, 6 kleinen Fregatten, 13 klei­ nen Dampfböten. Portugal mit 2 — 3 alten Linienschiffen und einigen Fregatten. Neapel mit 1 Linienschiff, 5 Fregatten, 14 Dampfbovten. Sardinien mit 4 Fregatten, 5 Dampfboten. Schweden mit 10 (kleinen) Linienschiffen, 8 Fregatten. Dänemark mit 6 Linienschiffen, 8 Fregatten, 4 Dampfbovten. Norwegen ohne hochbordige Schiffe und Dampfboote. Türkei und Aegypten mit vielen und theilweise schönen Schif­ fen, aber ohne Matrosen und Offfziere.

9 Alle mittel- und südamerikanische Staaten, China, Cochinchina, Maskat u. s. w. Daß für Friedenszeiten die Außen-Kreuzer sehr nützlich Wären, ist unstreitig.

Aber soll man eine Flotte haben, die

nur für den Frieden gut ist? Das wäre ja wie eine päpstliche Armee. Also muß Deutschland eine große Flotte haben, oder gar keine, und da die Frage entschieden ist, ob es überhaupt auf die See sich begeben soll, ist es auch entschieden daß es eine große Seemacht werden muß. *)

Daß eine mittlere

Marine gar nichts taugt, und noch weniger als eine ganz kleine, das ist in der Denkschrift des Prinzen überzeugend dargethan. Aber eine große Seemacht kann es für sich allein nicht werden, es kann das nicht seiner materiellen Mittel und des Mangels an Mannschaft wegen, vor allen wegen seiner geo­ graphischen Lage.

Mit Skandinavien verbunden wird

es eine Seemacht werden, die mit Frankreich, Rußland, den Vereinigten Staaten sich messen kann, die auch England Ach­ tung einflößt. So wie wir uns zur See begeben, bedürfen wir des skan­ dinavischen Bündnisses, aber auch Skandinavien bedarf unser, wenn seine Seemacht ihm von wesentlichem Nutzen werden soll. Aber das ist auch nicht der einzige Grund, der zu einem Bunde Deutschlands mit Skandinavien mahnt.

Die Wehrhaf­

tigkeit zu Lande, die innere Politik und die Nationalität mah­ nen eben so zum engen Zusammenhalten.

*) Daß Deutschland Linienschiffe wird halten können, nimmt Vers, nach­ dem er selbst früher Zweifel dagegen ausgesprochen (Ran und Haußcn Archiv d. polit. Oekonomic Bk. III.), als ausgemacht an, nachdem Tachpcrständige cs entschiede» ausgesprochen haben.

10 II.

Deutschland kann für sich allein eine große Seemacht nicht werden. Der Flottenbestand, den Prinz Adalbert als das Minimum einer selbständigen deutschen Seemacht berechnet hat, ist für Deutschland sogar zu groß, sofern — nämlich wie der Prinz es anscheinend meint *) — jener Flottenbestand nicht die Zahl der Schiffe darstellt, die Deutschland überhaupt besitzen, sondern diejenige, die es bei dem Ausbruch eines ernsten Krieges in See stellen und bemannen muß. Ein solches Geschwader kann Deutschland wegen Mangel an Mannschaften unmöglich in See halten. Der Prinz berechnet als den Matrosenbedarf für diese Flotte 15,600 Mann außer 2500 Saboteurs, Fischer u. s. w. und den Schiffsjungen. Diese Zahl reicht aber nicht aus, denn erstens müssen wir die Bemannung der Avisoschiffe und kleinen Kreuzer hinzurechnen, deren wir aus den oben angegebenen Gründen einmal nicht entbehren können. Davon gehören zu der großen Flotte mindestens 10, ohne die armirten Kauffahrer zu rechnen. Als durchschnittliche Bemannung sind 80 Köpfe zu rechnen, zusammen also 800 Mann, davon nach den An­ nahmen des Prinzen 480 Matrosen und pptr. 80 Caboleurs u. s. w. Zweitens ist auf die Bemannung der auswärtigen Kreuzer Rücksicht zu nehmen, die in den seltensten Fällen recht­ zeitig werden zur Flotte stoßen können. Diese Kreuzer sind, wenn auch Deutschland als große Seemacht nicht mehr Schiffe auf den Außenstationen halten soll, als vorher für eine kleine Marine berechnet ist, mindestens 4 Fregatten, 8 kleine Segel') Allerdings ist das nicht klar, da S 3l gesagt wird: „daß es fast nie­ mals eintreten würde, sämmtliche Schiffe und Kanonenboote auf ein­ mal in Dienst zu stellen “

11 schiffe und 2 Dampfschiffe, und ihre Besatzung bedarf minder stens 1750 Matrosen und 300 Saboteurs u. s. w. Wir er­ halten also zusammen: Für die Flotte und Flvtille . Für kleine Segelschiffe . . Für auswärtige Kreuzer . .

Matrosm . 15,500 480 . 1,750 17,830

Cabvteurs 2500 80 300 2880

Eine Flotte, wie sie der Prinz Adalbert als das Mini-? «um einer selbständigen Seemacht für Deutschland normirt bedarf also 18,000 gelernter Matrosen langer Fahrt. Ganz Deutschland aber hat deren nach allen vorhandenen Angaben jetzt noch nicht 22,000. Es ist auch nicht zu erwarten, daß deren Zahl unter den neuen Verhältnissen sehr zunehmen wird. Hohe Schutzzölle und innere Unruhen werden im Gegentheil die Rhederei von ihrer jetzigen Höhe herunterdrücken, und die Zahl der Handelsmatrosen wird eher abnehmen, wenn auch ein neuer Stamm von Kriegsmatrosen sich bildet. Davon sollen nach des Prinzen Vorschlag 6000 Mann neu gebildet werden. Von denen könnten aber nur 5000 Mann auf die Flotte ge­ setzt werden, da man der Reserve - Cadres nicht entbehren kann. Immer also muß die Handelsmarine 13,000 Matrosen hergeben. Also bleiben, wenn die Flotte bemannt werden soll, der Handelsmarine höchstens etwa Neuntausend Mann gelernter Matrosen. Das geht aber nicht, ohne sie zu ruiniren. Es würde ferner auch gar nicht einmal möglich sein, die erforder­ liche Mannschaft, drei Fünftel sämmtlicher Handelsmatrosen, vollständig zusammenzubekommen. Es werden nie so viele deutsche Matrosen zu einer Zeit oder binnen der wenigen Wo­ chen die man zur Kriegsrüstung Zeit hat, in den deutschen Hä­ fen zusammen sein: von denen, die nicht im ersten Anfang in den heimischen Häfen sind, werden Viele — am wenigsten ist dies zu befürchten wenn der Krieg gegen Rußland geht — in

13 feindliche Gefangenschaft gerathen, Viele in neutrale Dienste gehen müssen um nicht zu verhungern — die Deserteurs wol­ len wir nicht derückstchtigen, da deren Abgang uns durch feind­ liche Ueberläufer ersetzt werden wird. Auch müssen Leute zum Ersatz von Abgängen disponibel bleiben. Wollen wir also jene Flotte bemannen, so bleibt nichts übrig, als starke fremde Werbungen anzustellen, und statt ge­ lernter Matrosen langer Fahrt eine stärkere Zahl Fischer u. s. w. anzunehmen. Im ersten Fall erhalten wir unsichere und sehr kostbare Mannschaften, wissen auch nie, auf wie viele wir rech­ nen können, im zweiten Fall haben wir ungeschickte Leute, wäh­ rend die Hauptbasis unserer Seemacht die Tüchtigkeit der Leute wie der Schiffe sein muß. Wir müssen uns also mit einem geringeren Geschwader in See begnügen, etwa Matrosm

16 8 8 24 120

Linienschiffen mit ... Fregatten - ... Brigantinen u. s. w. mit Dampfschiffe Kanonenboote

Dazu die auswärtigen Kreu­ zer mit ......... .

7680 2400 384 1920 600 12,984

. . . . .. . . .. . .

Gtsammtmannschast

. . . . . .

1750 . . . 14,734 . , . Davon ab an festem Stamm: 5,OOP bleiben Handelsmatrosen 9,734

. . . . . .

. . . . . .

12,800 4,000 640 3,960 7,200 28,600

. . 2,970 . 31,570

Da die Handelsmatrosen immer der Kern der Mannschaft sind und nie durch Feste-Stamms Matrosen ganz ersetzt wer­ den, so ist das sich hier ergebende Verhältniß zur Gesammtmannschaft auf den Segelschiffen von 2 zu 5 gewiß das ge­ ringste das ohne großen Schaden zulässig ist. Auf der anderen

13 &tHe sind aber 10,000 Handelsmatrosen gewiß das Höchste,

was Deutschland im ersten Anlauf stellen kann. Mithin ist eine Flotte, die nicht mehr als 10,000 solcher Matrosen bedarf, g^wiß das Marimum einer deutschen Flotte. Mit den nöthigen Reserveschiffen würde diese Flotte zählen: Haupt-Geschwader Auswärtige Kreuzer. Reserve ......

Linienschiffe

Fregatten

16 — 4

8 4 4 16

20

Brigan­ tinen re. 8

8 —

16

Dampf­ Kanonen­ boote schiffe 120 24

2 6 32

— — 120

Das ist also daS Höchste was wir mit Rücksicht auf die Mannschaft halten können. Eine Flotte von dieser Größe, die noch um % geringer ist, als das von Prinz Adalbert normirte Geschwader mit dessen nothwendigen Ergänzungen, kostet aber schon so ungeheure Svlymen daß auch in dieser Beziehung Deutschland mehr nicht halten kann. Die Anschaffung und Ausrüstung der bloßen Schiffskörper mit Artillerie kostet mindestens Dreißig Millionen Thaler, denn ein Linienschiff von 90 Kanonen, was die durchschnittliche Größe der neuen Linienschiffe ist, kostet 600,000 Thlr., eine sechzig Kanonenfregatte circa 400,000 Thlr., ein Dampfschiff von den angegebenen Größen 300— 400,000 Thlr., ein klei­ ner Kreuzer 40,000 Thlr., ein großes Kanonenboot 8,000 Thlr.: also kosten: 20 Linienschiffe ..... 12,000,000 Thlr. 16 Fregatten ...... 6,400,000 16 Kreuzer ....... 640,000 32 Dampfschiffe .... 11,200,000 120 Kanonenboote.... 960,000 31,200,000 Thlr.

14 Die Kbsten der übrigen nicht tuet* und nagelfesten Aus­ rüstung auf den Schiffen und in den HäfeU sind auf 15 Mil­ lionen mindestens zu veranschlagen. Die Kosten der Arsenalbauten sammt nochwendigen Befe­ stigungen auch auf nicht weniger als 15 Millionen. Also betragen die ersten Anlagekosten mindestens Ein und sechzig Millionen. Die Kosten der laufenden Unterhaltung, des periodischen Neubaus, Besoldung der Mannschaften u. s. w. im Frieden läßt sich ohne speciellen Anschlag nicht richtig berechnen. An­ nähernden Anhalt aber geben die Flottenbudgets der Seemächte. Es verausgabten für ihre Marine: stehende Segelflotte in Dampfschiffe Geschützen in Zahl der Mannschaft ausgedrückt Schiffe

Ausgabe in Thaler

46,000,000 17,000 125 43,000 50,000 64 25,000,000 9,000 13 6,000 4,150,000 2,500 4 1,500 900,000 1,250 76,050,000 206 90,500 29,750 Deutschland würde haben: 32 10,000 *) 3,100 also circa ein Neuntel jener vereinten Marinen, und es würden mithin betragen die laufenden Ausgaben nahezu: 8% Millionen. Nehmen wir aber auch an, daß Manches erheblich wohlfeiler sein wird, wie in England und Frankreich, werden wir doch die laufende Ausgabe nicht auf weniger als Sieben Millionen England: Frankreich: Niederland: Dänemark:

*) Fester Stamm ..................... Schiffsjungen............ . . Stabe u. 's. w............... Scesoldaten, Veteranen u. s. w

6000 1000 1500 1500

10,000

rechnen können-. *)

Setzen wir davon für die erste Zeit we­

gen der Neuheit der Schiffe die Kosten des periodischen Neu­ baus Md der Materialergänzungen, so wie großer Reparaturen gb, setzen dagegen die ersten Anschaffungskosten auf 10—12 Jahre vertheilt mit circa 6 Millionen hinzu, so erhalten wir für die ersten 10—12 Jahre des Bestehens einen Marine-Etat im Frieden von Eilf Millionen. **)

Wie viel die Ausgabe im Kriege betragen wird, ist gar nicht Btt berechnen. Diese Ausgabe wird auf Deutschland so

schwer lasten,

daß es ganz unmöglich sein wird, eine größere Flotte zu halten. Man ist so schnell mit dem Einwand bei der Hand, die Kosten der Marine ließen Militair-Etat ersparen.

sich ja leicht an dem übergroßen Aber selbst die nicht sehr den Heeren

geneigte Frankfurter Versammlung hat schon anerkannt, daß die kleinen deutschen Staaten viel zu schwach gerüstet sind, und die diminutiven Militair - Hin - und Herzüge in Deutschland, die Zänkereien um ein paar hundert Gewehre, wie sie selbst in den Kammern vorgekommen sind, haben uns Frankreich gegenüber, das eine neue Armee von 300,000 Mann zu den alten 500,000 aus dem Boden stampft und Gewehre zu hunderttausenden ver­ theilt, so hülflos gezeigt, daß der Militair - Etat der kleinen Staaten nicht vermindert werden kann, und im Gegentheil eine Erhöhung nothwendig wird, die auf 6 Millionen nicht zu ge­ ring angeschlagen ist.

Das ist um so mehr nothwendig als

die Contingente der slavischen Länder Oesterreichs uns mögli­ cher Weise verloren gehen werden.

Nur Preußen kann allen-

*) Das stimmt ganz genau mit icm Kostenverhältniß in den Niederlanden überein. **) Prinz Adalbert veranschlagt den Etat auf circa 8% Million.

S. 36.

16 falls Etwas sparen — wenn nämlich der Frieden wieder ge­ sichert ist —, indem es auf Rechnung der Verstärkung der klei­ nen Heere einen Theil des seinigen entlassen kann. Wenn es aber auch ein Viertel entläßt, und das wäre nach dem Abfall der böhmischen, mährischen, krainischen Truppen wahrlich schon Viel, — so würden kaum mehr als 4 Millionen damit gespart werden können: denn ein sehr großer Theil der Ausgaben, na­ mentlich alle Festungs-Ausgaben bleiben bei einer solchen Re­ duktion unverändert. Ersparnisse bei den Gehältern der Ge­ neralität u. dgl. werden aber durch die nothwendig gewordene bessere Verpflegung der Truppen reichlich ausgewogen. Der Theil Oesterreichs, der so Gott will uns bleibt, wird sehr we­ nig ersparen können. Also spart Preußen 4 Millionen, die kleinen Staaten geben 6 Millionen mehr aus, und so kann Deutschland in seiner Gesammtheit an der Landmacht nichts sparen, und die Kosten für den Marine-Etat sind eine reine Mehr-Ausgabe. Uns wird eingewandt werden, daß wir ja aber eben durch die Wehrbarmachung zur See in den Stand gesetzt werden, unsere Defensivstellung zu Lande zu vermindern. Das ist aber nicht richtig: die Marine macht uns auch nicht einen Mann Landmacht entbehrlich, und im Gegentheil zwingt sie uns noch mehr kriegsgerüstet zu sein, da Marinen immer neue Veran­ lassung zu Verwickelungen geben. Die Flotille wird unsere Landmacht in den Stand zu wirksameren Operationen gegen Rußland setzen, aber keine Verminderung der Operationscorps möglich machen. Höchstens wird durch die Flotte und Flo­ tille an der Küstenbesatzung etwas erspart werden können. Diese aber sollte bei einem kriegerischen Volke überhaupt keine mobi­ len Soldaten erfordern, die Besatzung eigentlicher Forts aus­ genommen. Und wenn an der Küstenbesatzung wirklich einige Truppen erspart werden, so werden zur Vertheidigung der Ar­ senale desto mehr gebraucht, und die Flotille selbst erfordert

17 gewiß mehr Truppen *) als

an der Küstenbesatzung

erspart

werden kann. Der Schluß von allem Gesagten bleibt also, daß weder die disponible Mannschaft noch die Geldkräfte der Nation es Deutschland gestatten, mit mehr als 16 Linienschiffen, 8 großen Fregatten, 24 Dampfschiffen u. s. w. im Kriege aufzutreten. Kann es mit dieser Flotte irgend einer der großen See­ mächte mit sicherer Aussicht auf Erfolg entgegentreten? — Wir antworten Nein! Bon England kann nicht die Rede sein: Frankreich und Rußland werden uns an Zahl der Linienschiffe, die Vereinig­ ten Staaten an Zahl der vortrefflichsten Matrosen und kleiner Kreuzer und Kaper so überlegen sein, daß wir stets einen un­ gleichen Kampf mit ihnen beginnen werden, den nur ungewöhn­ licher Muth und Geschick und ein gutes Glück, wie es Deutsch­ land so selten lächelt, zum Siege für uns wneden konnten. So stände es, auch wenn wir die Flotte zu ganz freier Disposition hätten, und nach unserem Willen vereinigt in Nord­ oder Ostsee operiren lassen könnten.

Aber das ist ja durch un­

sere unglückliche geographische Lage, durch die Schließung der Ostsee durch die dänischen Inseln unmöglich. Entweder haben wir unsere Flotte in zwei Hälften getheilt, in Nordsee und Ostsee stationirt, oder das ganze Geschwader hat seine Arsenale in einem dieser Meere.

In jenem Falle ist

sie durch Skandinavien gespalten, im zweiten Falle ist sie von dem andern Meere, in welchem sie nicht stationirt ist, durch Skandinavien abgeschnitten. Also selbständig können wir unsere Flotte gar nicht zur freien und vollen Thätigkeit bringen.

Wir bedürfen dazu

der Hülfe Skandinaviens.

*) Slujjer Matrosen, Srcfiiitommn n tyl mintcstrnö 5000 Mann vanvtruppen

18 Ist unsere Flotte in beiden Meeren stationirt, so können wir, so wie Skandinavien unserem mächtigen Feinde bcitritt, dem Feinde jedesmal nur die halbe Flotte entgegenstellen, und diese ist eben so sichere Beute des Feindes, als es eine Marine jenes kleinsten Maßstabes sein würde.

Aber selbst, wenn wir

mit. Skandinavien im Frieden sind, wird es nicht immer mög­ lich fein, die beiden Flotten rechtzeitig zu vereinigen.

Sie

können Wochen im Sund und Kattegat verlieren, und das an­ segelnde Geschwader kann gar leicht vereinzelt angegriffen wer­ den, ehe es zur Vereinigung kam.

Wir bedürfen nicht bloß

der Freundschaft, auch der thätigen Hülfe Skandinaviens. Nicht besser steht es, wenn die ganze Flotte (ohne die Flotille) in einem der Meere stationirt ist.

Wäre dies die

Ostsee, so wäre die Nordsee ganz ungeschützt gegen Angriffe Englands, Frankreichs oder Amerikas: denn wenn auch Skan­ dinavien nicht in Coalition gegen uns träte, so würde doch eine kleine Flotten-Abtheilung uns das Durchsegeln durch die Engen der Ostsee verbieten können, und wäre Skandinavien uns feindlich, so wären wir ganz sicher eingeschloflen.

Läge

aber die Flotte in der Nordsee, so wäre in eben dem Maße die Ostsee gegen Rußland ungeschützt. Manche Leute träumen darum von einem für Linienschiffe passirbaren Canal durch

Schleswig-Holstein.

Ob aber ein

praktischer Mensch diesen Einfall getheilt hat, weiß ich nicht. Also nur, wenn wir mit Skandinavien im Frie­ den sind, können wir jene, auch in ihrer Vereinigung noch zu schwache Flotte vereinigen, und auch unter dieser Voraus­ setzung ist die ansegelnde Flvttenhälfte noch großer Gefahr ausgesetzt. Also bedürfen wir mindestens des Friedens mit Skan­ dinavien.

Warum schreiten wir dann nicht lieber sogleich zum

Bunde? Wie ganz anders steht Deutschland als Seemacht, so wie

19 es mit Skandinavien verbündet ist, so wie die getrennten Brü­ der sich die Hände reichen. Dieser Seebund bildet die zweite Seemacht der Welt. Die erste Folge eines solchen Seebundes ist, daß die deut­ sche Flotte unter der Aegide einer schon bestehenden Seemacht sich sicher entwickeln, in den Traditionen und unter die Leitung zweier ganz vorzüglicher Marinen sich ausbilden kann. Für ihre ungestörte und für ihre gesunde Entwickelung ist eine Ga­ rantie gegeben, die sie sonst unter keinen Umständen haben würde. Die größte Schwierigkeit, welche der Bildung der deutschen Flotte entgegensteht, ist damit beseitigt. Noch ehe unsere eigenen Schiffe fertig und ein Offizier­ corps gebildet wäre, würden unsere Mannschaften auf schwe­ dischen und dänischen Schiffen den Dienst lernen können; unser Officiercorps würde sich an den Schweden und Dänen heran­ bilden, nicht bunt zusammengewürfelt heranwachsen, wie es der Zufall wollte, oder aus Miethlingen erstehen. Wir würden uns bei dem Schiffbau nicht zu übereilen brauchen und die Schiffe, deren Bau am längsten dauert, und die zugleich die Hauptstücke der künftigen Seemacht sein wür­ den, die Linienschiffe sogleich aus den Stapel legen können, vielleicht selbst noch ehe unsere Arsenale fertig wären, auf dem Holm und in Karlskrona. Ohne diesen Bund würde das erste deutsche Linienschiff wahrscheinlich erst in 10 Jahren ab­ laufen können; treten wir dem Bunde bei, würde das erste vielleicht schon in 3 Jahren, das letzte schon in 10 —12 Jahren ablaufen. Nicht so leicht würde uns auch Jemand muthwillig in dem Werke stören. Denn unsere Bundesgenossen bringen uns eine Flotte von 16 freilich meist kleinen Linienschiffen, 16 kleinen Fregatten, 33 kleinen Fahrzeugen und 4 Dampfschiffen, eine Flotille von fast 450 Booten zu, die sie ohne unsere Hülfe nur zum kleinen Theil ausrüsten können, aber mit unseren Matro2*

20 feit vollständig. bemannt und mit unserem Gelde ausgerüstet, entweder nach Osten zwischen Dagerort und den Alands, oder nach Westen zwischen Norwegen und Jütland legen können , in Positionen die mit Hülfe der Flotille jeden Angriff höchst schwierig machen. Die Reserveschiffe bauen wir ihnen indessen, und wir werden in wenigen Jahren so weit sein, daß wir zu der Flotte ein achtungsgebietendes Contingent stoßen lassen und die vielen nicht ganz brauchbaren Schiffe der Dänen und Schwe­ den ablösen können. Denn nicht allein wir ernten von dem Bunde wohlthätige Früchte für die Ausbildung unserer Flotte, auch die Dänen und Schweden bedürfen unserer Hülfe znr Weiterbildung ihrer Marine. Ihre Linienschiffe und Fregatten sind meist zu klein. Von jenen müssen mehrere, wohl mindestens 6, rasirt, der Ab­ gang an kleinen Fregatten durch große ersetzt werden. So lange sie allein stehen, können sie ihre Linienschiffszahl nicht vermindern, und die alten Fregatten gehen nicht so schnell ab; so wie sie mit uns verbunden sind, die wir lauter Schiffe der größten Gattung bauen werden, geht es vortrefflich. Mehr wie 16 Linienschiffe sind für den Anfang und in den Engen, die der Bund besitzt, nicht nöthig. So wie wir 6 Linienschiffe geliefert haben d. h. etwa nach 4 Jahren, können die 6 däni­ schen und schwedischen Linienschiffe, die als solche nicht beibe­ halten werden können, rasirt, d. h. in Fregatten von 50—60 Kanonen verwandelt werden. Haben wir nun in der Zwi­ schenzeit auch noch ein paar schwere Fregatten und ein Dutzend der größten Dampfschiffe gebaut, dann wird die vereinigte Flotte nicht bloß an Zahl der Schiffe und vorzüglicher Matrosen stark sein, sondern auch an starken, dem jetzigen Stande der Kriegs­ kunst entsprechenden Schiffen. Sie hatte im Anfang Linienschiffe 1. Rangs (90 K. und mehr) — nach 4 Jahren 6 2. u. 3. Rangs (70 K. u. mehr) 16 10 Fregatten von 50 K. und mehr .... — 10

21 Fregatten von 40 — 48 K. im Anfang Kleine Fahrzeuge...... - -

16 nach 4 Jahren 16 36 *) 36

Dampffregatten ...... Dampfcorvetten und Schooner

— 4

= - -

-

-

12 4

Flotille .......... = -450 500 Und wenn nun Jahr für Jahr von uns 2 Linienschiffe, 1—2 Fregatten, 2 — 3 Dampfschiffe, und nebenbei ein und das andere kleine Fahrzeug und Kanonenboot vom Stapel ge­ lassen werden, und die Dänen und Schweden ihren Abgang durch Schiffe von neuem Modell namentlich durch Dampf­ schiffe ersetzen, so wird die vereinigte Seemacht am Schluffe von 11 Jahren sich in Güte und Größe der Schiffe mit jeder anderen messen können, und ihren vollen Bestand erreicht haben. Sie wird dann ungefähr zählen: deutsch dänisch schwedisch norwegisch Summa

Linienschiffe v. 1. Rang -

20

v. 2. u. 3. Rang —

— 4

— 6

16

2

4 7



20



10



22 14

30 Fregatten v. 1. Rang v. 2. Rang

7

36 Corvetten, Brigs, Schooner u. s. w.

16

12

6

16

1

1

18

16

5

1

22

8

42 42

Dampffregatten..... Dampfcorvetten und Schooner......

40 Flotille

(incl.

Jollen,

aber ohne Bugsir Dampfboote) .... 140

80

250

120

590 590

Noch weitere Vervollkommnungen lassen sich in Aussicht *) incl. der jetzt vorhandenen 3 deutschen Segelschiffe.

SS stellen, namentlich wenn Schweden und Norwegen ihre Flotille etwas zu Gunsten der Flotte einschränken: — denn weniger als 590 Boote würden auch ausreichen —und Dänemark und Schweden statt der abgehenden kleinen Segel-Fregatten Und kleinen Segel- Corvetten lauter Dampffregatten und Dampfcorvetten bauen. Man könnte dann auf den Etat von 30 Li­ nienschiffen von 80 — 120 K., 24 Fregatten von 60 K., 24 kleine Segelschiffe, 24 Dampffregatten, 24 Dampfcorvetten und 500 Boote kommen. Wenn man zu dieser Höhe aber auch nur nach und nach kommen wird, so können wir uns mit einer Flotte, so zusam­ mengesetzt wie die eben gegebene Tabelle nachweist, auch schon mit jeder Seemacht, außer England, messen, und sind selbst für England ein furchtbarer Feind. Denn der Seebund würde diese Flotte ganz bemannen können, und wird nur circa % in See geschickt, um Reserve­ schiffe zu behalten, so hat er für diese Escadre die größte Auswahl unter den an sich so trefflichen deutschen und nordi­ schen Matrosen. Der Bedarf für diese Flotte wäre etwa 23,500 Mann gelernte Matrosen langer Fahrt. Davon ab etwa 8000 Mann fester Stamm, bliebe Bedarf 15,500 Mann auf eine Gesammtzahl von ungefähr 45,000 Mann. Also nur etwas über ein Drittel der Handelömatrosen brauchte eingezo­ gen zu werden, während die isolirte deutsche Flotte 9/u einzie­ hen müßte. Wollte aber die Bundeöflotte die Handelsmarine in diesem stärkeren Verhältnisse herannehmen, so könnte sie 20,000 Handelsmatrosen einziehen, hätte dann incl. des festen Stamms 28,000 Matrosen langer Fahrt und auf den Segel­ schiffen nicht 60 sondern über 67 Procent solcher Matrosen, und (da man auf der Flotille keine Handelsmatrosen langer Fahrt braucht) nicht 40 sondern 55 Procent Handelsmatrosen. Mit dieser Bemannung kann eine solche Flotte, wie sie aus der Vereinigung erwachsen würde, in den günstigen Po-

23 sitionen, welche der Bund inne hat — eben so günstig als die deS isolirten Deutschlands ungünstig ist — selbst unverhofften Angrif­ fen Ettglands die Stirne bieten.

Die baltische Flotte mit 16

Linienschiffen von der ganzen ungeheuren Flotille flankirt, deckt die Ostsee-Einfahrt.

Eine Reservelinie von Blockschiffen kann

sie unterstützen, und macht es ihr möglich zur Offensive über­ zugehen.

Die Nordsee-Abtheilung mit 8 Linienschiffen liegt in

der Elbe, nöthigt den Feind zu starken Detachirungen und be­ droht den Rücken:

einen Gesammtangriff auf sie kann der

Feind, von der Ostseeflotte flankirt, nicht wagen.

Dabei ha­

ben wir den Vortheil für uns, daß wir unsere Flotte weit schneller bemannen können, und daß bis auf circa 4 Fregatten nitsere ganze Flotte concentrirt, die englische Flotte dagegen über die ganze Welt zerstreut ist. uns gewiß erwehren.

So können wir Englands

Ist aber auch Niederland mit uns ver­

bündet, dann kämpfen wir — die starke Stellung der balti­ schen Flotte angesehen — sogar nicht ohne Hoffnung auf Sieg. Das alliirte Dampfgeschwader,

50 Kriegsdampfer stark,

kann sich, wenn nicht sehr unglückliche Umstände eintreten, in Hellevoetsluys sammeln und, von 30 Linienschiffen gedeckt, in einer Nacht 50,000 Mann nach England hinüberwerfen. solcher Haufe würde, wenn nicht London

Ein

nehmen, doch die

Arsenale von Chatham und Woolwich zerstören und sich, ehe er einen Angriff erfahren, wieder einschiffen können, um nach Irland zu gehen.

111. Wir haben eben mit einigen Zügen

ausgeführt, welche

Vortheile ein skandinavisch - deutscher Seebund der Erstarkung Deutschlands zur See gewährt und eben so der skandinavischen Seemacht: wir wollen jetzt weiter andeuten, welche ungeheuern

24 politischen Vortheile sonst dieser Bund beiden Theilen bringen würde. Ziehen wir Skandinavien nicht eng an uns, so wird cs immer bereit sein mit unseren Feinden sich zu verbinden: es würde, wenn es auch nicht dazu bereit wäre, in vielen Fällen dazu gezwungen werden, und namentlich in einem Kriege mit Rußland.

Ja nach. dem eben stattgehabten vielleicht bald wie­

der ausbrechenden Kampfe ist es sehr wahrscheinlich, daß Skan­ dinavien, wenn wir ihm nicht ein enges Bündniß antragen, in eine ständige Allianz mit Rußland treten wird.

Auf eine

Neutralität Skandinaviens ist sehr wenig Hoffnung zu setzen. Entweder für uns oder gegen uns wird es sein. Steht es gegen uns, so wird es in jeder Coalition ein sehr gefährlicher Feind werden und uns zu einer Theilung un­ serer Kräfte nicht allein zur See, sondern auch zu Lande zwin­ gen, die für den Hauptkrieg von den allerunglücklichsten Folgen sein kann.

Zur See würden wir, wie eben nachgewiesen ist,

durch Skandinavien ganz gelähmt sein. Steht es mit Rußland in einem Kriege gegen uns, so wird seine Seemacht

unsere

Ostseeflotte und Nordseeflotte so

lange im Schach halten, bis die russische Flotte herankommen kann, und dann sich ganz Nordseehandel werfen.

aus unsere Nordseeflotte und den

Die skandinavische Armee greift uns

an der Eider und Elbe an, und eine russische Armee kann, von der Scheerenflotte nach Schweden getragen, von da zu Lande, über den Sund uns in den Rücken kommen,

ohne daß die

große Flotte zum Transport verwandt zu werden braucht, so daß diese ganz freie Hand zu Operationen gegen uns behält. Fängt aber die Campagne im Winter oder Frühjahr an, so kommen die Russen noch leichter theils über das Eis, theils auf festen Schneebahnen uns in den Rücken, und alle Vortheile gehen uns verloren, die sonst das späte Ausgehen der russischen Häsen uns bietet.

25 Ein Krieg mit England würde ohne eine Coalition dessel­ ben mit Skandinavien nur Schaden zur See zur Folge haben, ein Landangriff ist kaum denkbar. Steht aber Skandinavien zu England, so haben wir einen Angriff zu Lande zu erwarten, der auch unsere Kräfte zu Lande in aller Weise in Anspruch nehmen wird. Eben so würde es in einem Kriege mit Amerika sein. Eine französisch-skandinavische Coalition würde den Fran­ zosen ..wahrscheinlich die Weserlinie sichern. Wir dürfen eben nicht vergessen, daß Skandinavien geo­ graphisch wie ein Pfahl in unserem Herzen sitzt, daß es von fast 6 Millionen reiner kräftiger Germanen bewohnt ist, und schon jetzt eine Seemacht besitzt, wie sie Deutschland nur nach langer Arbeit und nur bei fortdauerndem Frieden erwerben wird. Steht Skandinaaien für uns, so werden wir nicht allein zur See stark sein, auch zu Lande werden wir unendlich an Kraft gewinnen. In einem Kriege gegen Frankreich wird zunächst dieses gezwungen werden, seine ganze Flotte auszurüsten, und seinem Landheere starke Kräfte zu entziehen: ferner werden wir den dann wahrscheinlich drohenden Bewegungen im Osten gegenüber in ganz anderer Weise auftreten können, als jetzt. Wir werden nicht, wie sonst wohl der Fall sein würde, eine Armee am Pregel und eine an der Oder aufzustellen brauchen und nur mit der Hälfte unserer Kräfte uns gegen Westen wenden können. Nicht mehr als die gewöhnlichen Garnisonen brauchen dann im Osten stehen zu bleiben, denn in wenigen Tagen können 50,000 Mann und 250 Kanonenboote bei Stockholm cvncentrirt sein und Finnland bedrohen, und statt mit 200,000 Mann können wir mit 300,000 Mann gegen Frankreich ziehen. Diese Flankenstellung gegen Rußland ist aber, nächst der Stärkung zur See, überhaupt die wichtigste Folge der deutschskandinavischen Allianz. Wie völlig verändert unsere strate-

26 gische Stellung gegen Rußland dadurch wird, zeigt ein Blick auf die Karte. Wenn Deutschland durch die skandinavische Allianz so be­ deutend an Bertheidigungskraft gewinnt, und dadurch in der äußeren Politik eine ganz andere Stellung gewinnt, so ist auch für die innere Politik der Bund nicht gleichgültig. Nicht allein, daß die Vermehrung der äußeren Sicherheit auch auf die Stätigkeit der inneren Politik günstig wirkt, auch sonst muß die innige Verbindung Deutschlands mit den ächt germanischen Brnderstämmen des Nordens wohlthätige Folgen haben. Hat die Politik des Tages, die eine Staatenbildung nach Nationalitäten fordert, überhaupt eine innere Berechtigung und Nothwendigkeit, so muß die Bereinigung aller germani­ schen Stämme des Festlands als eine nothwendige Bedingung ihrer vollständigen politischen Entwickelung betrachtet werden. Zur Vereinigung aller germanischen Stämme würde frei­ lich auch noch der Beitritt der deutschen Schweiz, des Elsasses, Lothringens, des deutschen Belgiens und Niederlands gehören. Aber die Verbindung mit Skandinavien muß der erste Schritt fein, und ist militairisch betrachtet die wichtigste. Die andern deutschen Länder zu gewinnen ist nur eine ferne Hoffnung, eine Verbindung mit Skandinavien liegt nahe.

IV. Eine Verbindung mit Skandinavien liegt nahe? fragt man uns. Wird nicht, je mehr sie für uns als Vortheilhaft er­ scheint, Skandinavien sie verschmähen und fortfahren, seine Kraft bei den Deutschland feindlichen Mächten zu suchen? wer­ den wir nicht, um dies Bündniß zu erlangen, vor einer klei­ nen Nation uns demüthigen müssen, die uns bitter beleidigt hat, vielleicht gar genöthigt sein ihr Opfer zu bringen? und ist nicht unter allen Umständen in diesem Augenblicke die Feind-

27 schüft noch zu frisch, um an ein Bündniß denken zu können? ist dies Bündniß nicht unnatürlich? Wir müssen zu Allem diesem Nein sagen, sobald Deutsch­ land den Bund als

zwischen Gleichen ehrlich und

ernstlich will, sobald es seine Würde nicht in Eroberungsgelüsten und Kriegsgepolter sucht, und nicht meint, mit jeder Billigkeit und Gerechtigkeit gegen Andere sich selbst Unrecht zu thun.

Das ist aber überhaupt die Bedingung einer kräftigen

Entwickelung Deutschlands.

Sonst machen wir uns bei allen

Nachbarn gleich lächerlich und verhaßt. So wie Deutschland eine feste und männliche Politik an­ nimmt, deren Grundbedingungen Versöhnlichkeit und Gerech­ tigkeit sind, würden die Dänen, Schweden und Normänner die dargebotene Allianz annehmen

und freudig annehmen, denn

eine vortheilhastere kann es für sie nicht geben.

Es wird dann

auch keine bittere Erinnerung das Band unnatürlich, dessen Dauer zweifelhaft machen. Allein kann Skandinavien einmal nicht stehen:

es bedarf

ständiger oder vorübergehender Allianzen mit Deutschland, Ruß­ land, England oder Frankreich. Kann aber Etwas förderlicher für die innere politische Ent­ wickelung sein, als wenn das unselige Jntriguiren mit den großen Mächten, durch welches Skandinavien bisher sich hat schützen müssen, durch eine feste Allianz überflüssig wird? Kann aber irgend eine feste Allianz Skandinavien besser schützen, als die mit Deutschland?

Frankreich ist ein schwan­

kendes Rohr, und weit entfernt, England und Rußland sind als Freunde so gefährlich wie als Feinde.

Deutschland ist der

nächste Nachbar, und in seinem wahren Interesse liegt keine Eroberung.

Jetzt schon, bevor Deutschland eine Seemacht hat,

kann es Skandinavien gegen jeden Feind decken, wie ganz an­ ders wird es sein, wenn mit Skandinaviens Hülfe und unter seinem zeitweiligen Schutze die deutsche Flotte erstarkt ist.

28 Wird aber nicht die Allianz mit Deutschland auch für die innere Politik und die geistige Entwickelung Skandinaviens die gesegnetsten Früchte tragen?

Fühlen die Skandinavier nicht

selbst, daß die Jsolirung, in der sie bisher gestanden haben, nicht gut war? Vor Allem aber, werden die skandinavischen Völker nicht freudig die Gelegenheit ergreifen, ihre vortrefflichen Marinen, die so lange sie allein standen, fast ein Luxusartikel geworden waren, zur vollen Geltung zu bringen, und ihren seekriegslusti­ gen Söhnen, die zu Hause bleiben mußten, weil das Heimathsland kein Geld hatte, um Schiffe für sie zu bauen und zu rü­ sten, Dienst auf den deutschen Schiffen zu verschaffen, die für Skandinavien so gut fechten werden, wie für Deutschland? Und wenn wir den materiellen Gesichtspunkt auffassen, wird es nicht für die dänischen Inseln von höchster Wichtigkeit sein die bisherigen Handelsverhältniffe mit den Herzogthümern aufrecht zu erhalten?

Das ist aber nur möglich, wenn die

Zollverhältnisse, wie sie bis zum März d. I. bestanden, wie­ derhergestellt werden, und daran ist, sobald Schleswig-Holstein in den deutschen Zvllbund tritt, nicht zu denken, wenn Däne­ mark nicht einen politischen Bund mit uns schließt. Ja, wenn wir den edlen Stämmen Skandinaviens offen die Hand bieten mit der Achtung, die ihnen gebührt, werden sie sie annehmen, ohne daß wir uns demüthigen.

Oder ist das

etwa männliche Politik, daß der Stärkere nie dem Schwächeren entgegenkommen, daß er ein solches Entgegenkommen immer als Demüthigung betrachten soll? Es kann auch zwischen edlen Völkern niemals eine frische Feindschaft eine natürliche Verbrüderung hindern.

Hat man

gegenseitige Beschwerden mit dem Schwerte ehrlich ausgefochten, so darf ein Groll im Herzen nicht mehr bleiben, und alles Leid, das man sich angethan, muß vergessen sein.

Man hat

sich aber auch immer gegenseitig etwas zu vergeben, nie ist

29 das Unrecht aus einer Seite allein gewesen.

Und gewiß haben

wir nicht allein zu verzeihen, die Dänen haben mehr gefehlt gegen «ns, als wir gegen sie, vor dem Kriege und in dem Kriege, aber schuldlos sind wir wahrhaftig auch nicht. Und sollte es nicht so nahe verwandten Völkern doppelt leicht sein einander zu verzeihen? Oder soll es für ewige Zei­ ten wahr sein, daß der Nationalhaß nirgends bitterer ist, als zwischen nahe verwandten Stämmen? Und nahe verwandt sind wir wahrlich.

Wie leise sind die

Uebergänge in Sprache, Sitten, physischer Gestaltung! wie leicht wird der Deutsche Däne und der Däne Deutscher.

Wer will

entscheiden, ob der friesische und sächsische Stamm dem schwäbi­ schen und bairischen verwandter ist, oder dem anglisch-jütischdänischen?

Und wenn wirklich gothisches Blut in schwedischen

Stämmen fließen sollte, wären diese dann nicht mit den Baiern und Tyrolern die nächsten Blutsverwandten?

Hätte nicht die

Natur der Wohnsitze die skandinavischen Stämme in einen an­ dern Weg gedrängt, und ihnen eine besondere Geschichte gege­ ben, wir würden keine größere Verschiedenheit des Stammes sehen, als zwischen den Stämmen des deutschen Festlandes. Wie nahe war es im vorigen Jahrhundert daran, daß die Dänen in die deutsche Nation übergingen! deutsch, die Geschäftssprache, das deutsch.

Der Hof war

Militaircommando waren

Das war nicht gut, da der Stamm sich einmal in

einer besonderen Richtung entwickelt hatte, aber daß es möglich war, zeugt doch von inniger Verwandtschaft.

Und noch mehr

zeugt davon, daß selbst nach der nationalen Revolution deutsche Minister blieben, ohne daß Jemand daran Anstoß nahm.

Die

deutsche Literatur hat in Kopenhagen Schutz gefunden, als Deutschland sie verstieß, Klopstock hat seine schönsten Oden dort gedichtet, und Baggesen war Deutscher, ohne darum minder Däne zu sein. an.

Oelenschläger gehört ja auch beiden Stämmen

Mein Vater, Bartold Georg Niebuhr, der ein Deutscher

30 gewesen ist in jedem Ding wie wenige, hat Jahre lang fast nur dänisch gesprochen und ist der feurigste dänische Patriot gewesen. War das Widerspruch? nein, es war Beweis, daß beide Völker eins sind. Und die Schweden? Ist nicht das Volk, dessen König Gustav Adolph war, unser Brudervolk? Betrachtet nicht jeder protestantische Deutsche ihn als Landsmann? Und wie vielen katholischen fällt es wohl ein, ihn als Fremden zu betrachten. Was von Dänen und Schweden gilt, gilt von den bra­ ven Normännern auch. Und gibt es einen besseren Zeugen für unsere Stammeseinheit mit ihnen, als den edlen Deutsch Normann Steffens? Fürwahr solche Völker dürfen nicht getrennt bleiben; sie dürfen vor Allen in der gegenwärtigen Zeit nicht getrennt blei­ ben, da die Slavenstämme so drohend sich zusammenballen, da im Herzen Deutschlands sich ein südslavisches Reich bildet, das schon 18 Millionen Slaven enthält, und wahrscheinlich noch die 4 Millionen, die unter türkischer Botmäßigkeit leben, an sich ziehen wird. Der germanische Stamm ist auf dem Continent der schwächste, 48 Millionen gegen 70 Millionen Slaven und 75 Millionen Romanen, und wir haben wohl Grund un­ ter uns freundlich zusammenzuhalten und nicht unnützen Strei­ tigkeiten nachzujagen. Das sei uns Deutschen gesagt, aber auch Euch Dänen! Magdeburg den Isten October 1848. Marcus Niebuhr.

Berichtigung. Der Seite 9 in der Anmerkung citivtc Aufsah des Vers. steht nicht Bd. III., sondern Bd. IV. des Archivs der politischen Ockonomie von Nau und Haiißen. Seite 61.