Die Datierung neutestamentlicher Pseudepigraphen: Herausforderungen und neuere Lösungsansätze 9783161602337, 9783161602344, 3161602331

Glaubt man den Angaben des Kolosserbriefes, dann wurde das Schreiben von Paulus in einer Haftsituation niedergeschrieben

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Die Datierung neutestamentlicher Pseudepigraphen: Herausforderungen und neuere Lösungsansätze
 9783161602337, 9783161602344, 3161602331

Table of contents :
Cover
Titel
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Wolfgang Grünstäudl/Karl Matthias Schmidt — Einleitung
I. Das Problem im Überblick
Stefan Schreiber — Orientierungsmarken? Im Irrgarten „klassischer“ und neuerer Datierungen der neutestamentlichen Pseudepigraphen
Martina Janẞen — „Risse und Fenster in der Fassade“? Zur Problematik innertextlicher Zeitanspielungen als Indizien für die Datierung anonymer und pseudepigraphischer Fiktionen
Karl Matthias Schmidt — Ein Anklang wohnt dem Anfang inne. Die relative Datierung neutestamentlicher Pseudepigraphen im Lichte eines dynamisch veränderten Briefformulars
Peter v. Möllendorff — Problem und Methode. Datierung und Datierungsnotwendigkeit am Beispiel Lukians
II. „Der Gruß von meiner, des Paulus, Hand“ – Neue Briefe des Apostels
Andrea Taschl-Erber — Zwischen Römer- und Epheserbrief. Zur Kontextualisierung des Kolosserbriefs
Lukas Bormann — Zur Datierung des sogenannten Epheserbriefs
Tobias Nicklas — Die Datierung des Zweiten Thessalonicherbriefes. Möglichkeiten, Grenzen und Gefahren
III. „Die Ältesten unter euch ermahne ich, der Mitälteste“ – Briefe jenseits des paulinischen Musters
Kelsie G. Rodenbiker — Pseudonymity, Exemplarity, and the Dating of James
Travis B. Williams — Pseudonymity, Persecution, and the Date of 1 Peter. Some Methodological Reflections
Wolfgang Grünstäudl — Die „Neue Perspektive“ auf den Zweiten Petrusbrief. Interpretatorische und methodologische Impulse einer veränderten Datierung
Dan Batovici — Was 1 Clement Written During the Reign of Domitian?
IV. „Ich weiß, wer ich bin und wem ich schreibe“ – Briefbündel?
Korinna Zamfir — Something Old, Something New, Something Borrowed.Dating the Pastoral Epistles
Michael Theobald — Zur Datierung der Pastoralbriefe. Parameter zur Ausmessung ihres Entstehungskorridors
Timo Glaser — The Letters of Ignatius of Antioch. An Epistolary Novel on a Martyr Bishop and the Quest for Christian Identity
Jan N. Bremmer — The Place, Date and Author of the Ignatian Letters. An Onomastic Approach
Angela Standhartinger — Der Philipperbrief und die Entstehung der Paulusbriefsammlung
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren
Stellenregister
Register moderner Autorinnen und Autoren
Schlagwortregister

Citation preview

Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament Herausgeber / Editor

Jörg Frey (Zürich) Mitherausgeber / Associate Editors Markus Bockmuehl (Oxford) · James A. Kelhoffer (Uppsala) Tobias Nicklas (Regensburg) · Janet Spittler (Charlottesville, VA) J. Ross Wagner (Durham, NC)

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Die Datierung neutestamentlicher Pseudepigraphen Herausforderungen und neuere Lösungsansätze

herausgegeben von

Wolfgang Grünstäudl und Karl Matthias Schmidt

Mohr Siebeck

Wolfgang Grünstäudl, geboren 1977; Studium der Kath. Fachtheologie und der Kath. Religionspädagogik; 2013 Promotion; 2013–18 Akademischer Rat, seit 2018 Akademischer Oberrat am Institut für Kath. Theologie der Bergischen Universität Wuppertal. orcid.org/0000-0001-8720-2972 Karl Matthias Schmidt, geboren 1970; Studium der Theologie und Germanistik; 2003 Promotion; 2009 Habilitation; seit 2011 Professor für Bibelwissenschaft mit dem Schwerpunkt Neutestamentliche Exegese am Institut für Katholische Theologie der Justus-Liebig-Universität Gießen. orcid.org/0000-0001-8774-0682

ISBN 978-3-16-160233-7 / eISBN 978-3-16-160234-4 DOI 10.1628/978-3-16-160234-4 ISSN 0512-1604 / eISSN 2568-7476 (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament) Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2021  Mohr Siebeck Tübingen.  www.mohrsiebeck.com Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für die Verbreitung, Vervielfältigung, Übersetzung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von Martin Fischer in Tübingen gesetzt, von Gulde Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier gedruckt und von der Großbuchbinderei Spinner in Ottersweier gebunden.

Vorwort Der vorliegende Sammelband vereint Beiträge, die auf einer vom 30. Mai bis zum 1. Juni 2019 unter dem Titel „Das Baujahr hinter der Fassade. Probleme bei der Datierung neutestamentlicher Pseudepigraphen und neuere Lösungsansätze“ von den Herausgebern durchgeführten Tagung vorgestellt wurden. Abgedruckt finden sich in überarbeiteter Form der allergrößte Teil der vierzehn in Gießen diskutierten Referate sowie drei zusätzliche Aufsätze. Unser Dank gilt zuvorderst der Fritz-Thyssen-Stiftung, die diese Tagung finanziert und damit erst ermöglicht hat. Den Autorinnen und Autoren danken wir für die Präsentation ihrer Vorträge, die angeregten Debatten und die Bereitstellung der Beiträge für diesen Sammelband. Hervorgehoben werden darf Travis B. Williams, der bei der Tagung nicht zugegen war, sich aber spontan und sehr kurzfristig des Ersten Petrusbriefes angenommen hat, als andere absagen mussten. Besonderen Dank schulden wir Anna Leckel (Gießen) sowie Gianna D’Auria und Niels Sperling (Wuppertal), die zur Korrektur der Aufsätze beigetragen und deren formale Vereinheitlichung über weite Strecken verantwortet haben. Der Dank für die immer aufwendige Erstellung der Register gebührt Niels Sperling sowie Johannes Fautsch und Benedikt Oehlmann (Gießen). An dieser Stelle darf auch Kerstin Jost in die Danksagung eingebunden werden, die gemeinsam mit Anna Leckel und Benedikt Oehlmann organisatorisch wesentlich zum Gelingen der diesem Band zugrunde liegenden Tagung beigetragen hat. Abschließend danken wir sehr herzlich der Herausgeberin und den Herausgebern der Reihe Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament, namentlich Jörg Frey, für die Aufnahme des Bandes in die Reihe sowie Elena Müller, Matthias Spitzner und Tobias Stäbler vom Verlag Mohr Siebeck für die sehr gute Zusammenarbeit und die reibungslose Begleitung der Drucklegung. Wuppertal/Gießen, Oktober 2020

Wolfgang Grünstäudl/ K. Matthias Schmidt

Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V Wolfgang Grünstäudl/Karl Matthias Schmidt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

I. Das Problem im Überblick Stefan Schreiber Orientierungsmarken? Im Irrgarten „klassischer“ und neuerer Datierungen der neutestamentlichen Pseudepigraphen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Martina Janẞen „Risse und Fenster in der Fassade“? Zur Problematik innertextlicher Zeitanspielungen als Indizien für die Datierung anonymer und pseudepigraphischer Fiktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 Karl Matthias Schmidt Ein Anklang wohnt dem Anfang inne. Die relative Datierung neutestamentlicher Pseudepigraphen im Lichte eines dynamisch veränderten Briefformulars . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Peter v. Möllendorff Problem und Methode. Datierung und Datierungsnotwendigkeit am Beispiel Lukians . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121

II. „Der Gruß von meiner, des Paulus, Hand“ – Neue Briefe des Apostels Andrea Taschl-Erber Zwischen Römer- und Epheserbrief. Zur Kontextualisierung des Kolosserbriefs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 Lukas Bormann Zur Datierung des sogenannten Epheserbriefs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169

VIII

Inhaltsverzeichnis

Tobias Nicklas Die Datierung des Zweiten Thessalonicherbriefes. Möglichkeiten, Grenzen und Gefahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203

III. „Die Ältesten unter euch ermahne ich, der Mitälteste“ – Briefe jenseits des paulinischen Musters Kelsie G. Rodenbiker Pseudonymity, Exemplarity, and the Dating of James . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 Travis B. Williams Pseudonymity, Persecution, and the Date of 1 Peter. Some Methodological Reflections . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Wolfgang Grünstäudl Die „Neue Perspektive“ auf den Zweiten Petrusbrief. Interpretatorische und methodologische Impulse einer veränderten Datierung . . . . . . . . . . . . . 269 Dan Batovici Was 1 Clement Written During the Reign of Domitian? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 297

IV. „Ich weiß, wer ich bin und wem ich schreibe“ – Briefbündel? Korinna Zamfir Something Old, Something New, Something Borrowed. Dating the Pastoral Epistles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 313 Michael Theobald Zur Datierung der Pastoralbriefe. Parameter zur Ausmessung ihres Entstehungskorridors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355 Timo Glaser The Letters of Ignatius of Antioch. An Epistolary Novel on a Martyr Bishop and the Quest for Christian Identity . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385 Jan N. Bremmer The Place, Date and Author of the Ignatian Letters. An Onomastic Approach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405

Inhaltsverzeichnis

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Angela Standhartinger Der Philipperbrief und die Entstehung der Paulusbriefsammlung . . . . . . . . 435 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 475 Stellenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 477 Register moderner Autorinnen und Autoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 505 Schlagwortregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 513

Einleitung δίκαιον δὲ ἡγοῦμαι, ἐφ᾽ ὅσον εἰμὶ ἐν τούτῳ τῷ σκηνώματι, διεγείρειν ὑμᾶς ἐν ὑπομνήσει εἰδὼς ὅτι ταχινή ἐστιν ἡ ἀπόθεσις τοῦ σκηνώματός μου, καθὼς καὶ ὁ κύριος ἡμῶν  Ἰησοῦς Χριστὸς ἐδήλωσέν μοι.

In wünschenswerter Klarheit, wenn auch ohne genaue Datierung, gibt der Text in 2 Petr 1,13–14 zu erkennen, wann er verfasst wurde – wann er verfasst worden sein will, so dürfen wir sogleich korrigierend hinzusetzen. Denn mindestens im europäischen Raum gehen die meisten Auslegungen derzeit davon aus, dass der Zweite Petrusbrief zu den neutestamentlichen Pseudepigraphen zu zählen ist, folglich nicht von Petrus stammt und daher auch kaum, wie vom angeblichen Verfasser notiert, kurz vor dem Tod des Apostels entstanden sein dürfte. Es liegt in der Natur der Sache, dass pseudepigraphische Schreiben das tatsächliche Datum ihrer Niederschrift verbergen, indem sie nicht nur einen falschen Autor als fingierten Verfasser präsentieren, sondern in der Regel auch dessen Lebensumstände oder – wie im Fall des Zweiten Petrusbriefes – Sterbestunde im Text inszenieren. Bemühungen um die Datierung der neutestamentlichen Pseudepigraphen sahen sich daher von jeher mit besonderen Schwierigkeiten konfrontiert. Überlegungen zur zeitlichen Einordnung können sich fraglos auf die intertextuellen Beziehungen der Texte stützen, die im Feld der Pseudepigraphie jedoch leicht zu einer systemischen Unwucht führen. Wo die Inszenierung die anachronistische Aufnahme von Dokumenten, die nach dem angeblichen Abfassungszeitraum entstanden sind, konsequent vermeidet, bleibt neben dieser künstlichen Eingrenzung auf vergleichsweise alte Texte nur die erste klare Rezeption als Orientierungsmarke am Ende des zeitlichen Rahmens. Selbst die ältesten Pseudepigraphen dürften nach den Paulusbriefen entstanden sein – wie viel später lässt die Bezeugung jedoch selten erkennen, finden wir die Deuteropaulinen und die sogenannten Katholischen Briefe in der Regel doch erst sehr spät bezeugt. Immerhin wurden bei der Abfassung einzelner Texte wie dem Epheserbrief‑ oder dem Zweiten Petrusbrief umfangreiche Anleihen bei vorausliegenden Pseudepigraphen aufgenommen, sodass in diesen Fällen zumindest eine relative Datierung möglich scheint. Wo sekundäre Zeugnisse fehlen und die Bezeugung nicht weiterführt, bleiben Überlegungen zur Datierung auf Hinweise im überlieferten Text selbst verwiesen. Auch die Suche nach solchen Indizien ist jedoch, wie eingangs angedeutet, aufgrund der Inszenierung erschwert. Bisweilen verbergen pseudepigraphische Texte ihre tatsächliche Entstehungszeit wie Neubauten, die sich mit einer älteren Fassade schmücken.

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Einleitung

Es erstaunt daher nicht, dass sich die Datierungen der kanonischen Pseudepigraphen in der Kommentar‑ und Einleitungsliteratur jeweils auf grobe Zeitfenster einpendelten, die lange Zeit als einigermaßen solide, fest in den Boden gerammte Pfeiler dienten. Maßgeblich waren dabei neben der Bezeugung Annahmen zu theologischen Entwicklungen, hypothetische Schätzungen zur Verbreitungsgeschwindigkeit frühchristlicher Literatur oder auch Hypothesen zur sukzessiven Kanonbildung. Besonders belastbar waren die für die zeitliche Verankerung der Texte angeführten Argumente allerdings nicht. Das führte dazu, dass tradierte Gewissheiten in der letzten Dekade vermehrt hinterfragt wurden. Obschon die Debatte bisweilen durch wieder florierende Versuche, die Orthonymität einzelner Texte zu verteidigen, beflügelt wurde, verschoben sich auch unter der Voraussetzung der Pseudepigraphie die Gewichte. Fixierungen wurden aufgelöst. Der Druck lastet derzeit insbesondere auf zwei Seiten des Gebäudes. Die einst zumindest in Deutschland festgefügte Wand der Pastoralbriefe steht nicht mehr sicher. Die beinahe klassische Ansetzung „um 100 n. Chr.“ wird nicht nur durch die Rückbesinnung auf eine vermeintlich paulinische Verfasserschaft und die daraus resultierenden Frühdatierungen bestürmt, sondern auch unter Voraussetzung einer pseudepigraphischen Abfassung untergraben, wo man stattdessen eine Datierung in der Mitte des zweiten Jahrhunderts favorisiert. Luft nach oben wurde der Diskussion dort verschafft, wo man die Echtheit der Ignatianen bestritt. Da damit in der Regel eine Spätdatierung einhergeht, ruhen die Ignatianen zumindest nicht mehr als festgefügtes Dach auf der Debatte um die Datierung der Pastoralbriefe auf. Aber auch an anderer Stelle ist etwas gehörig ins Rutschen geraten. Der Zweite Petrusbrief wurde als alexandrinisches Schreiben aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts eingeordnet – vor allem aber als Text gelesen, der die griechisch-äthiopische Petrusapokalypse voraussetzt. In dem so erweiterten Raum ließ sich zeitgleich der Erste Petrusbrief als Vorbild vorstellen, das die Architektur des Polykarpbriefes bereits voraussetzt. Die Einbindung von Hadrians Visitationen führte zu erstaunlich präzisen Datierungsvorschlägen, die sich zunächst erfrischend von den üblichen vagen Näherungswerten abhoben. Von anderer Seite versuchte man, dem Ersten Petrusbrief die grauen Haare unter Verweis auf kaiserzeitliche Trends bei der Variation des Kopfputzes auszukämmen. Für Überlegungen zur Entstehung der frühchristlichen Pseudepigraphie gewannen Datierungsfragen an Bedeutung, wo eine Einordnung des Zweiten Thessalonicherbriefes in die siebziger Jahre des ersten Jahrhunderts Unterstützung fand. Das Schreiben könnte damit anstelle des Kolosserbriefes als ältestes Pseudepigraph gelten. Die Frage ist nicht nur hinsichtlich der formalen Ausprägung der Texte für die Genese der frühchristlichen Pseudepigraphie von Belang. Da die neutestamentlichen Pseudepigraphen in einem vergleichsweise engen Zeitfenster entstanden sind und eine wichtige literarische Phase des frühen Chris-

Einleitung

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tentums markieren, ist nicht unerheblich, wie diese Entwicklung verlaufen ist, die im Folgenden schlaglichtartig beleuchtet werden soll. Den Beiträgen zur Datierung einzelner Schriften vorangestellt finden sich drei Aufsätze, die einen Überblick über das Spektrum neutestamentlicher Pseudepigraphie eröffnen. Stefan Schreiber lotet die aktuelle Diskussion aus, indem er anhand dreier Beispiele (2 Thess, Past, 1 Petr) die besonderen Herausforderungen bei der Datierung pseudepigraphischer Texte umreißt. Dabei verweist er unter Würdigung der bisherigen konsensualen Ansetzungen auf Schwierigkeiten jüngerer Vorstöße und vertritt eine relative Frühdatierung der besprochenen Texte. Martina Janßen problematisiert die Schwierigkeit, trotz der Inszenierung einer älteren Zeit innerhalb der Texte verwertbare Indizien zur Eingrenzung des Abfassungszeitraums aufzuspüren. Sie bindet im Rückgriff auf die Apostolischen Väter und frühchristliche Apokryphen auch anonyme Schriften in ihre Überlegungen ein und wendet die grundsätzlichen Überlegungen auf drei Fallstudien an (1 Petr 5,13; Barn 16,3 f.; EvThom Log. 68; 71). Während sie sich somit vorrangig den Inhalten der Texte widmet, versucht Karl Matthias Schmidt das oft nur behutsam veränderte Briefformular der neutestamentlichen Pseudepigraphen für eine relative Datierung aufgrund literarischer Abhängigkeiten auszuwerten. Diese methodischen Grundlegungen werden um eine wichtige interdisziplinäre Perspektive durch den Beitrag von Peter v. Möllendorff erweitert, der den beschränkten Mehrwehrt sowie die engen Grenzen der Bemühungen um die Datierung antiker Werke betont. Im Fall Lukians können aus den Schriften zwar einzelne Eckdaten erhoben werden, die eine Verankerung seiner Lebensspanne im zweiten Jahrhundert ermöglichen. Weder aus der Charakterisierung der literarischen Figuren noch im Rückgriff auf chronologische Werklisten lassen sich allerdings unmittelbare Rückschlüsse auf die Vita des Autors ziehen. Darüber hinaus misst Peter v. Möllendorff der intertextuellen Rezeption vorausliegender Texte nur geringe Bedeutung für deren Interpretation zu, sodass die Frage gestattet sein muss, ob sich Kontroversen über die zeitliche Fixierung von Texten in wenig instruktiven Gelehrtendebatten erschöpfen. Der im Anschuss unternommene Durchgang durch die kanonischen Texte setzt bei den mutmaßlichen Anfängen der neutestamentlichen Pseudepigraphie an. Die Verortung des Kolosserbriefes zwischen dem Römer‑ und dem Epheserbrief konkretisiert Andrea Taschl-Erber, indem sie jüdische Identitätsmarker und Verschiebungen in der frühkaiserzeitlichen Metaphorik als intertextuelle Orientierungspunkte heranzieht. Der Tod des Apostels als möglicher Impuls für die Abfassung des Schreibens und die noch übersichtliche Epigraphik Kolossäs erlauben dagegen keine maßgeblichen Eingrenzungen des Abfassungszeitraumes. Lukas Bormann dokumentiert exemplarisch, dass Verschiebungen in der Diskussion um die Datierung anderer frühchristlicher Texte zwangsläufig Folgen für die zeitliche Einordnung neutestamentlicher Schreiben nach sich ziehen. Im Fall des Epheserbriefes haben neuere Einschätzungen der Intertextualität zu einer

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Einleitung

diffizileren Bewertungsgrundlage im Hinblick auf die Datierungsversuche geführt, die sich zudem mit Unsicherheiten im Hinblick auf die Adressierung und den Briefzweck konfrontiert sehen. Verbleibt auch nach wie vor die Bezeugung als sicherstes Kriterium, so erlaubt der deutlich erweiterte Zeitrahmen doch nur noch eine Eingrenzung auf gut 100 Jahre. Die Auswertung einzelner Hinweise zu einer dem Autor des Zweiten Thessalonicherbriefes bereits vorliegenden Paulusbriefsammlung führt Tobias Nicklas unter Hinzuziehung des Polykarpbriefes dazu, das Schreiben im letzten Viertel des ersten Jahrhunderts oder etwas später anzusetzen, was Spielraum jenseits der von Stefan Schreiber favorisierten Frühdatierung lässt. Verbunden mit dieser Einordnung mahnt Tobias Nicklas dazu, den heuristischen Wert solcher vergleichsweise unsicheren Datierungen nicht zu überschätzen und diese nicht zum Ausgangspunkt für die Textinterpretation zu machen. Ungeachtet der im Detail nach wie vor ungeklärten Entwicklung darf daran festgehalten werden, dass die Anfänge der frühchristlichen Pseudepigraphie der Imitation des Apostels Paulus galten. Das änderte sich erst am Beginn des zweiten Jahrhunderts mit dem Jakobusbrief, der – offenbar unter bewusster Absetzung von paulinischen Konzeptionen – eine größere Variationsbreite frühchristlicher Pseudepigraphie eröffnete. Das gilt zumindest dann, wenn man das als Pseudepigraph eingestufte Schreiben mit Kelsie G. Rodenbiker partiell als bewusste Auseinandersetzung mit Paulusbriefen versteht und erst im zweiten Jahrhundert ansetzt. Einen Anhaltspunkt dafür bietet die Funktion der aus den Schriften entlehnten exempla in diesem Schreiben, die nicht die Repräsentation jüdischer Tradition realisiert und sich damit von der Funktion älterer Verwendungen abhebt, aber Berührungen mit Realisierungen in Texten des zweiten Jahrhunderts zeigt. Travis B. Williams verdeutlicht am Beispiel des Ersten Petrusbriefes, dass selbst dort, wo der Text Anspielungen auf konkrete Ereignisse wie Repressalien, die das frühe Christentum zu bewältigen hatte, aufweist, hinsichtlich der Datierung nicht viel gewonnen ist, wenn ungeklärt bleibt, ob die geschilderte Situation die Zeit des angeblichen Verfassers Petrus oder die der intendierten Leserinnen und Leser einfängt. Die kommunikative Anlage des Schreibens legt allerdings die Annahme nahe, dass der Zuspruch einer aktuellen Bedrängnis gilt, die wegen 1 Petr 5,12 nach der Tempelzerstörung und folglich auch nach den neronischen Prozessen zu suchen ist. Der Vorschlag, den Zweiten Petrusbrief als einen Text zu lesen, der die griechisch-äthiopische Petrusapokalypse voraussetzt, eröffnet eine „Neue Perspektive“ auf den Zweiten Petrusbrief. In seinem Beitrag ordnet Wolfgang Grünstäudl diesen neuen Ansatz forschungsgeschichtlich ein und dokumentiert dessen Rezeption zwischen Widerspruch, Zustimmung und kritischer Fortführung. An den Beispielen „kumulative Argumentation“ und „isolierte Verknüpfung“ werden zudem methodische Impulse für die Diskussion datierungsrelevanter intertextueller Beziehungen benannt.

Einleitung

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Der Erste Klemensbrief trägt fraglos keine falsche Verfasserangabe. Dan Batovicis Beitrag stellt aber einen wichtigen Zwischenruf dar, der die Frage nach der Datierung der neutestamentlichen Pseudepigraphen mit Texten außerhalb des Kanons verknüpft. Der Brief spielt nämlich dort eine nicht unwesentliche Rolle für die Datierung der kanonischen Schreiben, wo diese in Relation zu Schriften aus der Sammlung der Apostolischen Väter vorgenommen wird. Vergleichbares lässt sich vom Polykarpbrief sagen, der in diesem Band keine eigenständige Diskussion erfährt, weil ein Ausfall kurzfristig nicht kompensiert werden konnte. Der Erste Klemensbrief gilt der Forschung bis heute als ein zentraler Fixpunkt im Zeitraster, wo er mit großer Wahrscheinlichkeit in die ausgehende Regentschaft Domitians datiert wird. Dan Batovici hinterfragt diese Einordnung zunächst, um dann mögliche intertextuelle Beziehungen zu prüfen. Da die Berührungen mit dem Polykarpbrief und mit Pastor Hermas nicht ausreichen, um eine Datierung zu tragen, eröffnen sich unter Einbeziehung der kanonischen Schriften Räume diesseits und jenseits der geläufigen Festlegung. Im Rückgriff auf Hegesippus verbleibt so ein Zeitfenster vom Tod des Petrus bis zum letzten Viertel des zweiten Jahrhunderts. Während die inszenierten Verfasser der Briefe seit dem Beginn des zweiten Jahrhunderts ausdifferenziert werden, könnte eine andere Entwicklung im Bereich der frühchristlichen Pseudepigraphie noch später anzusetzen sein. Das hängt maßgeblich von der Datierung der Pastoralbriefe ab, mit denen erstmals drei Briefe auftauchen, die eng aufeinander bezogen erscheinen (im Gegensatz zu 1 Petr und 2 Petr), obschon sie unterschiedliche Situationen voraussetzen und inhaltlich insofern divergieren, als für ihre Abfassung im Gegensatz zu anderen Fällen (Eph oder Jud sowie 2 Thess) nicht einfach Versatzstücke vorausliegender Briefe wiederverwertet wurden. Das führte dazu, dass die drei Schreiben nicht nur als Corpus Pastorale, sondern sogar als Briefroman interpretiert werden konnten. Korinna Zamfir beschreitet einen anderen Weg. Unter Berücksichtigung der Gemeinsamkeiten bei verbleibenden Divergenzen geht sie zwar von drei für unterschiedliche Anforderungen verfassten Texten aus, führt diese aber auf den gleichen Autor oder die gleiche Autorin zurück. Auf Basis inhaltlicher und sprachlicher Beobachtungen gelangt sie zu einer zeitlichen Reihung (Tit; 1 Tim; 2 Tim), die sie – da Hinweise auf eine Auseinandersetzung mit Marcion fehlen – aufgrund der Verwendung einer Paulusbriefsammlung und der Bezeugung bei Polykarp an der Wende vom ersten zum zweiten Jahrhundert verortet. Deutlich später datiert Michael Theobald die Pastoralbriefe als Corpus Pastorale, das allerdings nie eigenständig umlief, sondern als Abschluss einer Paulusbriefsammlung geschaffen wurde, die den Römerbrief ohne die beiden letzten Kapitel enthielt und nicht nur zur „Israel-Vergessenheit“ der Pastoralbriefe beitrug, sondern bald darauf auch den Boden für Marcions Theologie bereitete. Seines Erachtens lassen diese Koordinaten auch unter Berücksichtigung der

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Einleitung

kirchlichen Strukturen geraten erscheinen, die drei Briefe nicht vor dem zweiten Viertel des zweiten Jahrhunderts anzusetzen, wobei ihre Verwendung im Polykarpbrief den terminus ad quem bietet. Da Michael Theobald auch für die IgnatianenmR eine Benutzung der Pastoralbriefe nicht ausschließen will, muss er das Sieben-Briefe-Korpus in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts datieren. So erscheint eine Einbindung der Ignatianen in die Debatte unabdingbar, obschon sie bei der Fixierung des neutestamentlichen Kanons nicht berücksichtigt wurden. Hinderlich dürfte neben der späten Entstehung der Sammlung insbesondere die Angabe eines Verfassers aus dem zweiten Jahrhundert gewesen sein, was man im Fall der Pseudepigraphie als Ergebnis der oben angesprochenen voranschreitenden Ausdifferenzierung der Verfasserinszenierungen interpretieren kann. Die Auseinandersetzung mit den Ignatianen ist – im Gegensatz zum Ersten Klemensbrief und zum Polykarpbrief – im Hinblick auf die frühchristliche Pseudepigraphie allerdings auch deshalb geboten, weil sich unter Voraussetzung falscher Verfasserangaben hier insofern eine späte Entwicklung zeigen würde, als in einer Sammlung mehrerer pseudepigraphischer Briefe eine Entfaltung der Fingierung zu beobachten wäre, und zwar noch einmal in ganz anderer Weise als bei den intra‑ oder intertextuell aufeinander bezogenen Pastoralbriefen. Die Konstruktion des Verfassers, seiner Lebensgeschichte und mehrerer fiktiver Kommunikationssituationen über sieben literarisch aufeinander abgestimmte Schreiben hinweg veranschaulicht Timo Glaser, indem er darlegt, wie sehr die vorauszusetzende Abfolge der Briefe der Idee des antiken Briefromans entspricht. Da eine Datierung der Ignatianen zu Lebzeiten des Ignatius angesichts der literarischen Vorbilder mehr als unwahrscheinlich erscheint, untermauert die Analyse die Annahmen von Michael Theobald zur Datierung der Texte. Mit der Onomastik bringt Jan N. Bremmer einen weiteren methodischen Ansatz für die Spätdatierung der Ignatianen in Anschlag. Die kürzere Rezension klammert er aufgrund der jüngsten Debatte um deren Alter zwar nicht aus, er erkennt in ihr aber wegen des überschaubaren Vergleichsmaterials keine hinreichenden Anhaltspunkte. Das den Ignatianen der mittleren Rezension zugrunde gelegte Namenscluster weist er dagegen auf Basis der in der Antike vergleichsweise stabilen Namenstraditionen einem Oberschichtmilieu im Westen Kleinasiens in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts zu. Diese Einordnung korrespondiert mit dem intertextuellen Befund, der unter Einbindung der Texte vom Vierten Makkabäerbuch bis zu Lukians Peregrinus in die 60er Jahre des zweiten Jahrhunderts führt. Abschließend fällt es Angela Standhartinger zu, aufzuzeigen, wie spätestens mit der Ausbildung der Corpora die Grenzen zwischen Orthonymität und Pseudonymität verschwammen. Da die neutestamentlichen Schriften ausschließlich in sekundären Sammlungen auf uns gekommen sind, ist bei der Analyse der Texte immer auch zu berücksichtigen, wie nahe sich echter und angeblich echter

Einleitung

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Paulus in den Sammlungen ab dem 3. Jahrhundert nach Christus stehen. Dabei ist in Anschlag zu bringen, dass bei der Zusammenstellung der Texte im Rahmen des antiken Archivwesens das Bild des Apostels regelmäßig durch Redaktionen, vereinzelt auch durch Kompilationen, verändert wurde. Am Beispiel des Philipperbriefes illustriert Angela Standhartinger, die sich der These von drei ursprünglichen Schreiben anschließt, diese Praxis, die zudem erkennen lässt, dass der graduelle Prozess bereits früh einsetzte. Die in diesem Buch vereinten Stimmen bleiben trotz einzelner Tendenzen wie der Spätdatierung der Ignatianen und einer Skepsis gegenüber zu eng gefassten Zeitfenstern bei den älteren Pseudepigraphen kontrovers. Das Ziel der Publikation wie der ihr zugrundeliegenden Tagung war nicht, abschließende Antworten zu liefern. Vielmehr sollte eine Diskussion fortgeführt, vertieft und weiter angeregt werden. Denn wenn Theologie nicht unabhängig von kontingenten Rahmenbedingungen verstanden werden kann und sich die Theologie der Texte nicht in der inszenierten Oberfläche erschöpft, lohnt sich der Versuch, einen Blick hinter die Fassade zu erlangen, allemal. Dabei wird es trotz aller Vorbehalte und im Wissen um die begrenzten Erträge jeglicher Datierungsversuche auch darum gehen, die Baujahre der frühchristlichen Pseudepigraphen einzugrenzen.

Orientierungsmarken? Im Irrgarten „klassischer“ und neuerer Datierungen der neutestamentlichen Pseudepigraphen Stefan Schreiber Die Datierung pseudepigraphischer Briefe im Neuen Testament muss schwierig, ja fast unmöglich sein, weil die Idee hinter der Pseudepigraphie darin besteht, einen Brief möglichst genau so zu verfassen, als hätte ihn eine Gestalt der Vergangenheit geschrieben. Es handelt sich also um eine literarische Fiktion. Ein fiktiver Autor spricht fiktive Adressaten an, und mit diesem Textgefüge wendet sich ein realer Autor an reale Leser.1 Die Fiktion darf dann als gelungen gelten und auf eine positive Rezeption hoffen, wenn sie gut gemacht ist, wenn sie „täuschend echt“ ist.2 Da Verfasser und Gesprächssituation auf diese Weise fingiert sind, erlauben sie keine Datierung des Briefes. Doch der aktuelle Abfassungskontext scheint an manchen Stellen im Brieftext noch durch. Man ist also auf Beobachtungen angewiesen, die in irgendeiner Weise die Fiktion durchbrechen. Das kann leicht zu einem munteren Rätselraten hinsichtlich der Abfassungszeit führen. Daher lohnt es sich, die in der Forschung beigebrachten Argumente kritisch zu prüfen. Ich möchte dies an drei Fallbeispielen zeigen, an 2 Thess, den Pastoralbriefen (Past) und 1 Petr, deren pseudepigraphischen Charakter ich voraussetze. Ich biete dabei keinen Forschungsbericht, sondern versuche eine Kategorisierung älterer und aktueller Argumente.

1. Der Zweite Thessalonicherbrief 2 Thess bietet auf den ersten Blick kaum Hinweise für eine exakte Datierung. Die Annahme pseudepigraphischer Abfassung gibt den terminus post quem vor, den Tod des Paulus Anfang der 60er Jahre des 1. Jahrhunderts. Die Bezeugung 1 Vgl. dazu Rosenmeyer, Patricia A., Ancient Epistolary Fictions. The Letter in Greek Literature, Cambridge: Cambridge University 2001, 248.250. 2  Vgl. Schreiber, Stefan, Pseudepigraphie als Problem der Einleitungswissenschaft. Perspektiven aus der antiken Briefliteratur, in: Michael Labahn (Hg.), Spurensuche zur Einleitung in das Neue Testament. Eine Festschrift im Dialog mit Udo Schnelle (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 271), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2017, 231–258, 239 f.

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Stefan Schreiber

des 2 Thess markiert als terminus ante quem den Anfang des 2. Jahrhunderts – wenn denn Anspielungen bei Polykarp vorliegen3 und der Polykarpbrief auf etwa 120 n. Chr. datiert werden darf (dazu später). 2 Thess war bereits Bestandteil von frühen Paulusbriefsammlungen des 2. Jahrhunderts. Er wird sowohl bei Markion (Mitte 2. Jahrhundert) als auch im Canon Muratori (Ende 2. Jahrhundert) vorausgesetzt.4 Auch Irenäus bezieht sich explizit auf einen zweiten Brief an die Thessalonicher und referiert auf 2 Thess 2,8 (Iren.haer. 3,7,2; entstanden wohl 180–189). 1.1 Theologiegeschichtliche Argumente Sieht man einmal von einer Frühdatierung  – trotz Pseudepigraphie!  – in die 60er Jahre, noch zu Lebzeiten des Paulus, die Otto Merk und Martin Karrer vertreten,5 ab, überwiegt in der Forschung eine Datierung zwischen 80 n. Chr. und dem frühen 2. Jahrhundert.6 Meist werden dafür theologiegeschichtliche Argumente vorgebracht: die Entwicklung der Eschatologie gegenüber der Vorlage 1 Thess und die Verzögerung der erwarteten Parusie Christi; auch die gesteigerte Autorität des Paulus und der Konflikt um das rechte Verständnis seiner Lehre. Daneben wird auf die historische Situation der fiktiven Adressaten von 2 Thess hingewiesen: die Erfahrung andauernder Feindschaft der Umwelt gegenüber der Gemeinde. Diese Aspekte bieten jedoch nur sehr vage Anhaltspunkte für eine Datierung. 3  Polyk 11,3–4 kann sich auf 2 Thess 1,4; 3,15 beziehen. Holmes, Michael W., Polycarp’s Letter to the Philippians and the Writings that later formed the New Testament, in: Andrew F. Gregory/Christopher M. Tuckett (Hg.), The Reception of the New Testament in the Apostolic Fathers I, Oxford: Oxford University 2005, 187–227, 214 f. Skeptisch gegenüber der Bezeugung bei Polykarp z. B. Trilling, Wolfgang, Der zweite Brief an die Thessalonicher (Evangelischkatholischer Kommentar zum Neuen Testament 14), Zürich: Benziger/Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 1980, 27 f.; Broer, Ingo/Weidemann, Hans-Ulrich, Einleitung in das Neue Testament, Würzburg: Echter 42016, 478.  – Zur späteren Bezeugung des 2 Thess Nicklas, Tobias, Der zweite Thessalonicherbrief (Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament 10/2), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2019, 58–60. 4  Vgl. Aland, Kurt, Die Entstehung des Corpus Paulinum, in: Ders., Neutestamentliche Entwürfe (Theologische Bücherei 63), München: Kaiser 1979, 302–350. 5  Vgl. Merk, Otto, Überlegungen zu 2 Thess 2,13–17, in: Ders., Wissenschaftsgeschichte und Exegese. Gesammelte Aufsätze (Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 95), Berlin/New York: de Gruyter 1998, 422–431, 427.429 f.; Karrer, Martin, Der Zweite Thessalonicherbrief und Gottes Widersacher, in: Horizons in Biblical Theology 29 (2007), 101–131, 103–105.129 f. 6 Zuletzt Nicklas, 2 Thess, 61 f.; vgl. Schnelle, Udo, Einleitung in das Neue Testament (Uni-Taschenbücher 1830), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 92017, 396 (Ende des 1. Jahrhunderts); Broer /Weidemann, Einleitung, 478 f.; Trilling, 2 Thess, 27 f.; Boring, M. Eugene, I & II Thessalonians. A Commentary (The New Testament Library), Louisville: Westminster John Knox 2015, 220–223. Weitere Autoren bei Schreiber, Stefan, Der zweite Brief an die Thessalonicher (Ökumenischer Taschenbuch-Kommentar 13/2), Gütersloh: Gütersloher 2017, 62.

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1.2 Historische Anhaltspunkte Die Suche nach konkreten historischen Anhaltspunkten, die bei der Datierung weiterhelfen könnten, wird meist als ergebnislos beurteilt. Es gibt aber auch Ausnahmen, die Anspielungen auf einen römischen Kaiser des 1. Jahrhunderts erkennen. Entscheidend dafür ist die Gestalt des „Gesetzlosen“ in 2 Thess 2,3– 6 – wenn man ihn nicht, wie die Mehrheit der Forschung, als mythische Figur deutet: 3 Keiner soll euch täuschen, auf keine Weise! Denn wenn nicht zuerst der Abfall kommt und offenbart wird der Mensch der Gesetzlosigkeit, der Sohn des Verderbens, 4 der sich entgegenstellt und überhebt über alles, was Gott genannt wird oder verehrungswürdig, so dass er sich selbst in den Tempel Gottes setzt und sich selbst dazu macht, dass er Gott ist. 5 Erinnert ihr euch nicht, dass ich euch, als ich noch bei euch war, dies sagte? 6 Und nun wisst ihr, was ihn noch verbirgt (τὸ κατέχον), auf dass er offenbart wird zu seiner Zeit.7

Da die Gestalt des Gesetzlosen die Gegenwart der Gemeinde betrifft, kann man an einen römischen Kaiser als geschichtlich fassbaren Gegenspieler Gottes denken. Aber an welchen? Bereits 1887 bestimmte Johannes Kreyher den Gesetzlosen als Kaiser Nero.8 Jüngst dachte Geurt van Kooten an Nero rediturus.9 Taeseong Roh plädiert für Vespasian, und James Harrison sieht in erster Linie Caligula angesprochen.10 Die Vielzahl der konkreten Identifizierungen erklärt sich damit, dass der Text keine Anhaltspunkte für die Identifizierung mit einem konkreten Kaiser enthält. Diese Offenheit dürfte der Absicht des 2 Thess ent Übersetzung aus Schreiber, 2 Thess, 149. Kreyher, Johannes, L. Annaeus Seneca und seine Beziehungen zum Urchristentum, Berlin: Gaertners 1887, 139–147 (der Katechon ist dann der Kaisererzieher, Stoiker und Politiker Seneca). Weitere ältere politische Deutungen nennt Dobschütz, Ernst von, Die Thessalonicherbriefe (Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament 10), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1909 (Nachdruck 1974), 293.  9  Vgl. Van Kooten, Geurt H., „Wrath Will Drip in the Plains of Macedonia“: Expectations of Nero’s Return in the Egyptian Sibylline Oracles (Book 5), 2 Thessalonians, and Ancient Historical Writings, in: Anthony Hilhorst/Ders., The Wisdom of Egypt (FS Gerard P. Luttikhuizen, Arbeiten zur Geschichte des antiken Judentums und des Urchristentums 59), Leiden/Boston: Brill 2005, 177–215 (der/das Katechon ist dann Galba bzw. die Aufstände gegen Nero unter Vindex und Galba); Ders., The Jewish War and the Roman Civil War of 68–69 c.e.: Jewish, Pagan, and Christian Perspectives, in: Mladen Popović (Hg.), The Jewish Revolt against Rome (Journal for the Study of Judaism in the Persian, Hellenistic and Roman Period. Supplements 154), Leiden/Boston: Brill 2011, 419–450, 427–433. 10  Vgl. Roh, Taeseong, Der zweite Thessalonicherbrief als Erneuerung apokalyptischer Zeitdeutung (Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 62), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht/Fribourg: Academic Press 2007, 88–108; vgl. Crüse­ mann, Marlene, Die pseudepigraphen Briefe an die Gemeinde in Thessaloniki. Studien zu ihrer Abfassung und zur jüdisch-christlichen Sozialgeschichte (Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament 191), Stuttgart: Kohlhammer 2010, 269–276. – Harrison, James R., ‚The Ultimate Sinner‘: Paul and the Anti-Christ in Political Context, in: Ders., Paul and the Imperial Authorities at Thessalonica and Rome (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 273), Tübingen: Mohr Siebeck 2011, 71–95.  7

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sprechen, das Wesen, die tieferen Strukturen der römischen Herrschaft und der damit verbundenen gesellschaftlichen Strukturen und Werte aufzudecken. Vielleicht bietet der Text aber jenseits der Identifizierung mit einem konkreten Kaiser doch einen Anhaltspunkt für eine genauere historische Einordnung. Auffällig ist das Motiv des Tempels in 2 Thess 2,4 – gemeint ist als Tempel Gottes der Jerusalemer Tempel –, der von einer Gestalt, die sich selbst göttliche Würde anmaßt, usurpiert wird. Die Hybris dieses Gesetzlosen – der die jüdische Tora missachtet – gegen den Tempel konnte in kritischer Perspektive im Verhalten des römischen Feldherrn und Kaisersohnes Titus 70 n. Chr. wiedererkannt werden: Titus betrat das Innere des Tempels, leitete dessen Zerstörung ein und erlaubte die Aufstellung römischer Feldzeichen und die Darbringung römischer Opfer im ehemaligen Tempelvorhof.11 Er repräsentiert die kaiserliche Familie, der göttliche Verehrung zuteilwurde. Die lebendige Erinnerung an dieses symbolträchtige Ereignis könnte auf eine Abfassung des 2 Thess in den 70er Jahren des 1. Jahrhunderts hinweisen. Dabei steht nicht die Anspielung auf eine konkrete Person, einen bestimmten Kaiser, im Fokus, sondern die hinter dem gottfeindlichen Verhalten der obersten Repräsentanten Roms stehende Gefahr, die vom politisch-gesellschaftlichen System „Rom“ ausgeht. 1.3 Weitere theologiegeschichtliche Beobachtungen Dazu passt eine theologiegeschichtliche Beobachtung. 2 Thess bemüht sich um das richtige Verständnis der Paulus-Tradition. Nach dem Tod des Paulus stellte sich seinen Gemeinden die Aufgabe der Sicherung und Aktualisierung dieser Tradition. Die Zirkulation von Paulusbriefen, die 2 Thess 2,2.15; 3,17 voraussetzt, bleibt, was den Umfang der bekannten Briefe betrifft, sehr offen und erlaubt keine genauere Datierung. Aber die Tatsache, dass sich 2 Thess in Sprache und Struktur eng an 1 Thess anlehnt,12 könnte darauf hinweisen, dass der Brief einen frühen Versuch von Pseudepigraphie darstellt. Dafür spricht auch ein Vergleich mit den Past: Während die Past ihre Fiktion als Gruppe von drei Briefen bereits an einer Sammlung von Paulusbriefen orientieren, macht 2 Thess seine Fiktion noch an einer Einzelschrift, 1 Thess, fest und lehnt sich sogar an konkrete Formulierungen an.13 Zudem bringt 2 Thess 2,5 einen hervorgehobenen Hinweis auf mündliche Paulus-Tradition als Quelle der Warnung in 2,3–4. Eine weitere theologiegeschichtliche Beobachtung steht zumindest nicht gegen eine Datierung des 2 Thess in die 70er Jahre. Endzeitlich geprägte Bedrohungen und Verführungen (2 Thess 1,4 f.; 2,3–12) werden in christlichen Schriften um  Dazu Schreiber, 2 Thess, 168.  Belege bei Schreiber, 2 Thess, 27–30. 13  Zu dieser Beobachtung vgl. Trummer, Peter, Corpus Paulinum – Corpus Pastorale, in: Karl Kertelge (Hg.), Paulus in den neutestamentlichen Spätschriften (Quaestiones disputatae 89), Freiburg i. Br.: Herder 1981, 122–145, 131 f. 11 12

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100 n. Chr. häufiger genannt (1 Tim 4,1; 2 Tim 3,1–9; Jud 17–19; 2 Petr 3,3–13; Did 16,3–4). Sie finden sich allerdings auch schon in der synoptischen Endzeitrede in Mk 13/Mt 24, mit der 2 Thess 2,3–12 einige Berührungen aufweist,14 sodass eine Entstehung etwa zeitgleich zu MkEv bald nach 70 n. Chr. durchaus möglich ist. Mit dieser Diskussion um die Datierung des 2 Thess haben wir bereits die relevanten Kategorien von Argumenten kennengelernt: (1) die frühe Bezeugung des Briefes, (2) Bezugnahmen auf historische Ereignisse, die sich im Brief spiegeln, und (3) eine theologiegeschichtliche Einordnung.

2. Die Pastoralbriefe Die Past werden heute häufig um 100  n. Chr. datiert, z. B. von Udo Schnelle, Jürgen Roloff, Lorenz Oberlinner, Alfons Weiser und Annette Merz.15 Die Unsicherheit dieser Datierung zeigt sich darin, dass Ingo Broer/Hans-Ulrich Weidemann und Gerd Häfner ein größeres Zeitfenster öffnen: 100–140 n. Chr.16 Michael Theobald votiert neuerdings für den Zeitraum zwischen den 20er Jahren und der Mitte des 2. Jahrhunderts.17 Wenn ich von „den Pastoralbriefen“ spreche, gehe ich davon aus, dass es sich dabei um ein intentional zusammengehörendes Corpus Pastorale handelt. Auch wenn Autoren wie Jens Herzer diese Annahme mit Verweis auf die Unterschiede zwischen den drei Briefen in Frage stellen und zu zeigen versuchen, dass diese als Einzelbriefe zu verstehen sind,18 scheinen mir die Argumente für die  Vgl. Schreiber, 2 Thess, 152–155.  Vgl. Schnelle, Einleitung, 410; Roloff, Jürgen, Der erste Brief an Timotheus (Evangelisch-katholischer Kommentar zum Neuen Testament 15), Zürich: Benziger/NeukirchenVluyn: Neukirchener 1988, 46; Oberlinner, Lorenz, Die Pastoralbriefe. Kommentar zum ersten Timotheusbrief (Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament 11/2.1), Freiburg i. Br.: Herder 1994, xlvi; Weiser, Alfons, Der zweite Brief an Timotheus (Evangelisch-­ katholischer Kommentar zum Neuen Testament 16/1), Düsseldorf: Benziger/NeukirchenVluyn: Neukirchener 2003, 63; Merz, Annette, Die fiktive Selbstauslegung des Paulus. Intertextuelle Studien zur Intention und Rezeption der Pastoralbriefe (Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 52), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht/Fribourg: Academic Press 2004, 188; Holladay, Carl A., A Critical Introduction to the New Testament, Nashville: Abingdon Press 2005, 424. 16  Vgl. Broer /Weidemann, Einleitung, 549; Häfner, Gerd, Die Pastoralbriefe (1 Tim/​ 2 Tim/Tit), in: Martin Ebner/Stefan Schreiber (Hg.), Einleitung in das Neue Testament (Kohlhammer Studienbücher Theologie 6), Stuttgart: Kohlhammer 32020, 459–483, 472 f.; Wolter, Michael, Die Pastoralbriefe als Paulustradition (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 146), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, 24. 17 Vgl. Theobald, Michael, Israel-Vergessenheit in den Pastoralbriefen. Ein neuer Vorschlag zu ihrer historisch-theologischen Verortung im 2. Jahrhundert n. Chr. unter besonderer Berücksichtigung der Ignatius-Briefe (Stuttgarter Bibelstudien 229), Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 2016, 331.350–353. 18 Vgl. Herzer, Jens, Abschied vom Konsens? Die Pseudepigraphie der Pastoralbriefe als Herausforderung an die neutestamentliche Wissenschaft, in: Theologische Literaturzeitung 129 14 15

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Corpus-These gewichtiger zu sein.19 Mit dieser Alternative ist in der Regel die Verfasserfrage verbunden, denn die Einzelbrief-These unterstützt die Annahme der Echtheit einzelner oder aller drei Briefe, während die Corpus-These einer pseudepigraphischen Abfassung korrespondiert. Die literarische Fiktion, dass die drei Briefe ein kleines Corpus bilden, verleiht diesen einen Mehrwert an Bedeutung. Gewisse Parallelen dazu finden sich in antiken Briefromanen.20 Ich gehe hier heuristisch von der Corpus-These aus. Als ursprüngliche Reihenfolge wird häufig 1 Tim – Tit – 2 Tim angenommen,21 aber auch Tit – 1 Tim – 2 Tim wird vertreten.22 Vier Argumente werden immer wieder für eine Datierung der Past um 100 n. Chr. genannt, knapp zusammengestellt in der weit verbreiteten Einleitung in das Neue Testament von Udo Schnelle:23 (1) Die paulinischen Personaltraditionen in den Past stammen noch aus der lebendigen Überlieferung der Gemeinden. Gemeint sind Notizen wie 2 Tim 4,13: Paulus bittet Timotheus, den Mantel, den er in Troas bei Karpos zurückließ, und die Buchrollen (βιβλία), v. a. die Pergamente (μεμβράνας), mitzubringen.24 Es kann als ein probates Mittel der Pseudepigraphie gelten, auf einzelne historische Erinnerungen zurückzugreifen, um die Fiktion zu gestalten. Allerdings kann es sich dabei auch um typische Situationen aus dem Leben des fiktiven Autors handeln, die stilisiert in den Brief eingebaut werden.25 Und selbst wenn (2004), 1267–1282; Ders., Fiktion oder Täuschung? Zur Diskussion über die Pseudepigraphie der Pastoralbriefe, in: Jörg Frey u. a. (Hg.), Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246), Tübingen: Mohr Siebeck 2009, 489–536; Ders., Zwischen Mythos und Wahrheit: Neue Perspektiven auf die sogenannten Pastoralbriefe, in: New Testament Studies 63 (2017), 428–450 (die drei Briefe seien von drei verschiedenen Personen verfasst, 1 Tim pseudepigraphisch, Tit und 2 Tim eher authentisch). 19  Vgl. Häfner, Gerd, Das Corpus Pastorale als literarisches Konstrukt, in: Theologische Quartalschrift 187 (2007), 258–273 (mit weiterer Literatur); Ders., Pastoralbriefe, 464–467. Vgl. Roloff, 1 Tim, 43–45. Zur Forschung Weidemann, Hans-Ulrich, Die Pastoralbriefe, in: Theologische Rundschau 81 (2016), 353–403, 355–373. 20  Vgl. Glaser, Timo, Paulus als Briefroman erzählt. Studien zum antiken Briefroman und seiner christlichen Rezeption in den Pastoralbriefen (Novum Testamentum et Orbis Antiquus/ Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 76), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2010; vgl. Pervo, Richard I., Romancing an Oft-Neglected Stone. The Pastoral Epistles and the Epistolary Novell, in: The Journal of the Higher Criticism 1 (1994), 25–47. 21 Vgl. Häfner, Corpus, 270–273; Ders., Pastoralbriefe, 467 f.; vgl. Schnelle, Einleitung, 411. 22  Vgl. Theobald, Israel, 40–42. 23 Vgl. Schnelle, Einleitung, 410 f. Die vier Punkte nennen auch Roloff, 1 Tim, 43.45 f.; Weiser, 2 Tim, 63. Kritisch Merz, Selbstauslegung, 80–86; Häfner, Pastoralbriefe, 468, der auch eine spätere Datierung für möglich hält; Broer /Weidemann, Einleitung, 547 f. 24  Vgl. 2 Tim 4,14 den Hinweis auf den feindlich gesinnten Schmied Alexander und in 2,10– 12.16.20 Hinweise auf Mitarbeiter. 25  Der zu den Kynikerbriefen zählende Diogenesbrief 33,1 greift eine typische Situation im Leben des Philosophen auf: „Ich saß im ‚Atrium‘ und war dabei, Papyrusblätter aneinander zu kleben“. Vgl. mit weiteren Beispielen Schreiber, Pseudepigraphie, 241–243.

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sich historische Erinnerungen wahrscheinlich machen lassen, bleiben sie als Datierungskriterium unscharf: Ab wann versiegen solche Traditionen? (2) Die Amtsstruktur, die die Past favorisieren, ist noch nicht so ausgeprägt wie die in den Ignatiusbriefen und bei Polykarp sichtbare, die in die Zeit zwischen 110 und 130 n. Chr. gehöre. Polykarp zeige Kenntnis der Past (Polyk 4,1/1 Tim 6,7.10). Aber die Datierung des Polykarpbriefs und der Ignatianen steht heute wieder stark in der Diskussion: Gehören sie nicht eher in die Mitte (Polykarp) bzw. in die zweite Hälfte (Ignatius) des 2. Jahrhunderts? (3) Die Past setzen eine Sammlung von Paulusbriefen voraus, ohne dass diese bereits abgeschlossen wäre. Sie gehören also in den Prozess der Entstehung des Corpus Paulinum. Das ist sicher richtig, doch bleibt fraglich, wie dieser Prozess zeitlich genau anzusetzen ist. Michael Theobald hat hierzu einen differenzierten Vorschlag vorgelegt, der ihn jedoch zu einer späteren Datierung führt (s. 2.3). (4) Die Irrlehre, gegen die sich die Past wenden, ist als Frühform einer christlichen Gnosis zu betrachten. Hier stellt sich allerdings die Frage, ob eine Nähe zur Gnosis nicht eher für eine spätere Datierung spricht – wenn man überhaupt Züge der Gnosis in den Past erkennen will. Beim heutigen Stand der Diskussion erscheinen die vier Argumente kaum geeignet, um eine Datierung der Past um 100 n. Chr. zu sichern. Gruppieren wir mögliche Argumente nach den oben angeführten Kategorien, lässt sich mit der frühen Bezeugung der Past beginnen. 2.1 Frühe Bezeugung Einig ist man sich darin, dass die Past etwa ab 180 n. Chr. durch christliche Autoren klar bezeugt sind.26 Eine frühere äußere Bezeugung bleibt strittig. Annette Merz hatte 2004 intertextuelle Bezüge auf die Past bei Polykarp aufgewiesen und auch eine Kenntnis bei Ignatius wahrscheinlich gemacht,27 was Michael Theobald kürzlich noch einmal bestätigt hat.28 Da Merz den Polykarpbrief auf 105–120, vielleicht auch 120–135 datiert und auch für Ignatius eine Frühdatierung vertritt, können die Past nach ihrer Einschätzung kaum nach der Jahrhundertwende entstanden sein.29 26  Athenagoras (supplicatio 37,1); Theophilus (ad Autolycum 3,14); Irenäus (haer. 1,16,3; 2,14,7 u. ö.). Vgl. Merz, Selbstauslegung, 74; Weiser, 2 Tim, 63. 27  Merz, Selbstauslegung, 117–129, nennt Bezugnahmen bei Polykarp: Polyk 4,1/1 Tim 6,10.7; Polyk 9,2/2 Tim 4,8.10 (nicht den jetzigen Äon lieben, sondern den Herrn); Polyk 5,2/1 Tim 3,1–13; Tit 1,6–9 (Diakone); 1 Tim 6,17–19 (jetziger Äon  – zukünftiger); 2 Tim 2,12 (mitherrschen); 141–187: Kenntnis bei Ignatius. 28 In Bezug auf Ignatius vgl. Theobald, Israel, 252–289 (der Weg des Ignatius zum Martyrium nach Rom werde dem des Paulus der Past parallelisiert; in beiden Corpora fehlt Jerusalem); 305–307 (im Detail); ebd. 326 f. in Bezug auf Polykarp (zu den schon genannten Stellen Polyk 11,2/1 Tim 3,5, Polyk 12,3/1 Tim 2,2; Polyk 3,2/2 Tim 2,15; Polyk 11,4/2 Tim 2,26). Vgl. Broer / Weidemann, Einleitung, 548. 29  Vgl. Merz, Selbstauslegung, 133–140.188.

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Mit der Datierung der Ignatiusbriefe betreten wir jedoch ein offenes Diskussionsfeld. Folgt man zwei Notizen bei Eusebius, die Ignatius in die Zeit Trajans einordnen (Eus.h.e. 3,36,1 f.; Eus. Chronik ccx xi), gelangt man zu einer Datierung zwischen 110–117  n. Chr. Doch bestehen berechtigte Zweifel an der historischen Zuverlässigkeit dieser Notizen bei Eusebius.30 Die Frühdatierung wird von Autoren wie Reinhard Hübner, Thomas Lechner und jüngst Michael Theobald in Frage gestellt, indem sie die Ignatianen als pseudepigraphisch beurteilen und entsprechend deutlich später zwischen 160–180 ansetzen.31 Es erheben sich aber auch weiterhin Stimmen, die an der Echtheit festhalten und die Auffälligkeiten der Ignatianen in den zeitgeschichtlichen Kontext einordnen (Philip Harland, Allen Brent).32 Eine Datierung in die Zeit Hadrians (117–138) lässt sich damit verbinden.33 Mit Hermut Löhr ist die „ignatianische Frage“ „gegenwärtig als offen zu bezeichnen“.34 Auch der Polykarpbrief bietet keine Datierungssicherheit mehr, da der alte Konsens, den Brief um 120 zu datieren,35 ins Wanken gerät. So werden Datierungen bald nach 130 (in Verbindung mit dem später datierten Martyrium des Ignatius) oder erst zwischen 144 und 156 (dem Martyrium des Polykarp) vertreten.36  Vgl. Hübner, Reinhard M., Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien, in: Zeitschrift für Antikes Christentum 1 (1997), 44–72, 45–48; Lechner, Thomas, Ignatius adversus Valentinianos? Chronologische und theologiegeschichtliche Studien zu den Briefen des Ignatius von Antiochien (Vigiliae Christianae Supplements 47), Leiden: Brill 1999, 75–115; Koch, Dietrich-Alex, Geschichte des Urchristentums. Ein Lehrbuch, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 22014, 449 Anm. 33. 31  Vgl. Hübner, Thesen; Lechner, Ignatius; Theobald, Israel, 252–258.289–314, Fazit 312 (nach dem Tod des Polykarp 156 n. Chr. und vor Irenäus’ 5. Buch von Adversus Haereses um 185). Als Kontext lässt sich die Auseinandersetzung mit den Valentinianern bzw. die Ausbildung des Monepiskopats in Rom angeben. – Vgl. zur Spätdatierung den Beitrag von Jan Bremmer in diesem Band. 32  Vgl. Harland, Philip A., Christ-Bearers and Fellow-Initiates: Local Cultural Life and Christian Identity in Ignatius’ Letters, in: Journal of Early Christian Studies 11 (2003), 481–499; Brent, Allen, Ignatius of Antioch. A Martyr Bishop and the Origin of Episcopacy, London/ New York: T&T Clark 2007; Ders., Ignatius of Antioch and the Second Sophistic. A Study of an Early Christian Transformation of Pagan Culture (Studien und Texte zu Antike und Christentum 36), Tübingen: Mohr Siebeck 2006. Sie verweisen auf die Mysteriensprache und die „zweite Sophistik“. 33  Vgl. Koch, Geschichte, 449 f.; Brent, Sophistic, 298–302.309–311. 34  Vgl. Löhr, Hermut, Die Briefe des Ignatius von Antiochien, in: Wilhelm Pratscher (Hg.), Die Apostolischen Väter. Eine Einführung (Uni-Taschenbücher 3272), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, 104–129, bes. 107–109 (Zitat 107). 35  Vgl. Bauer, Johannes B., Die Polykarpbriefe (Kommentar zu den Apostolischen Vätern 5), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1995, 5: zweites oder drittes Jahrzehnt des 2. Jahrhunderts; Dehandschutter, Boudewijn, Der Polykarpbrief, in: Wilhelm Pratscher (Hg.), Die Apostolischen Väter. Eine Einführung (Uni-Taschenbücher 3272), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, 130–146, 135: um 120 n. Chr. 36  Nach 130: Koch, Geschichte, 447 f. mit Anm. 26. – 120–140: Broer /Weidemann, Einleitung, 640. – 144–156: Lechner, Ignatius, 35 f.; Theobald, Israel, 328–330. Letztere verstehen das Problem der Gerechtigkeit Gottes angesichts von Leiden und Martyrien (Polyk 9) als Reaktion auf die dualistische Lösung der Häretiker, u. a. Markions (der ab 144 nach der Trennung 30

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Die derzeitigen Verschiebungen in den Datierungen der Ignatiusbriefe und des Polykarpbriefs eröffnen zwar einen größeren Spielraum für eine Datierung der Past in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts, bieten aber selbst keine greifbaren Indizien für eine späte Datierung dieser Briefe.37 2.2 Übereinstimmungen mit historischen Daten Nachdem die Diskussion der frühen Bezeugung sehr offen geblieben ist, lässt sich nach signifikanten Übereinstimmungen zwischen den Past und historischen Daten fragen. So hat man seit Ferdinand Christian Baur die Past als Reaktion auf das etwa 140 entstandene (verlorene) Werk Markions, das den Titel Antithesen trägt, verstanden. Zuletzt hat Martina Janßen diese These wieder aufgenommen.38 Einen Anhaltspunkt dafür erkannte man in der Formulierung von 1 Tim 6,20: „Meide […] die ἀντιθέσεις (Entgegenstellungen, Widerreden) der ψευδώνυμος γνῶσις (falsch benannten Erkenntnis)“. Die ἀντιθέσεις lassen sich als titulare Referenz auf Markions Antithesen lesen. Der Großteil der Forschung lehnt eine direkte Verbindung mit Markion jedoch ab – mit guten Gründen.39 Denn die Past bringen keine gezielte Reaktion auf Markion zum Ausdruck, und das Irrlehrerprofil der Past lässt, anders als Markion, eine positive Rezeption jüdischer Tradition erkennen.40 Der Begriff ἀντίθεσις ist wenig spezifisch, denn er wird in verschiedenen rhetorischen und philosophischen Kontexten verwendet und in 1 Tim 6,20 als Gegenbegriff zur παραθήκη, der bewahrten, zuverlässigen Lehre des Paulus, eingesetzt. Auch der Begriff γνῶσις wird unspezifisch vervon der römischen Gemeinde eigenständig auftrat). Probleme um Leiden von Christen und Martyrien gab es jedoch schon früher, schon bei Paulus oder in Apk 2,13, sodass der Zusammenhang mit Markion alles andere als zwingend ist. – Um die Spätdatierung der Ignatiusbriefe, die bei Polyk 13,2 als Sammlung erwähnt sind, aufrechterhalten zu können, nehmen Lechner, Ignatius, 47–63, und Theobald, Israel, 315–325, Interpolationen in Polyk 1,1–3 und 13 im Kontext der späteren Ignatiusbriefe an. Dagegen Brent, Sophistic, 144–148. 37 In 1 Clem (90er Jahre des 1. Jahrhunderts) ist keine Kenntnis der Past nachweisbar; vgl. Theobald, Israel, 247–252. Umgekehrt ist eine Kenntnis der Apg seitens der Past unwahrscheinlich; vgl. Roloff, 1 Tim, 45; Weiser, 2 Tim, 69 f.; Theobald, Israel, 187 f.193 f.212. 38  Vgl. Janẞen, Martina, „Wider die Antithesen der fälschlich so genannten Gnosis“. 1 Tim 6,20 und die Antithesen Markions, in: Martina Janßen (Hg.), Frühes Christentum und Religionsgeschichtliche Schule (FS G. Lüdemann, Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 95), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011, 96–109 (Forschungsliteratur ebd. 96 f.). Vgl. Herzer, Jens, Juden  – Christen  – Gnostiker. Zur Gegnerproblematik der Pastoralbriefe, in: Berliner theologische Zeitschrift 25 (2008), 143–168. 39 Vgl. Schlarb, Egbert, Miszelle zu 1 Tim 6,20, in: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 77 (1986), 276–281; Merz, Selbstauslegung, 75–77.80; Schnelle, Einleitung, 410 f.; Theobald, Israel, 351; Lieu, Judith M., Marcion and the Making of a Heretic. God and Scripture in the Second Century, Cambridge: Cambridge University 2015, 431 (die die Past kurz vor Markion datiert). 40  „Gesetzeslehrer“ 1 Tim 1,7; Meiden von Speisen 1 Tim 4,3; Beschneidung Tit 1,10; Berufung auf  Ἰουδαικοὶ μύθοι Tit 1,14. Dazu Schreiber, Stefan, Häresie im Kanon? Zum historischen Bild der dritten christlichen Generation, in: Biblische Zeitschrift 58 (2014), 186–210, 200–205.

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wendet. Sicher kann sich hinter der „Erkenntnis“ eine Selbstzuschreibung seitens der Kontrahenten verbergen. Aber bereits Paulus warnt in Röm 2,20 vor der Anmaßung von γνῶσις durch die heidnische Welt und nennt in 1 Kor 8,1.7.10–11 γνῶσις als Merkmal einer Gruppe in Korinth, die die Bedeutungslosigkeit von Götzenopferfleisch durchschaut hat.41 Diese offene Verwendung des Begriffs γνῶσις spricht auch gegen die Annahme, die Past setzten sich mit einer Frühform der geistesgeschichtlichen Strömung der Gnosis auseinander.42 Einen terminus post quem könnte der Tod der fiktiven Adressaten Timotheus und Titus markieren, wenn man davon ausgeht, dass die Adressatenfiktion den Tod der Paulusschüler voraussetzt. Doch die ältesten Texte, die Informationen über deren Tod enthalten, sind die Timotheus‑ und Titusakten aus dem 4. bzw. 6. Jahrhundert. Ihnen zufolge sei Timotheus unter Nerva (96–98 n. Chr.) erschlagen worden und Titus im hohen Alter von 94 Jahren eines natürlichen Todes gestorben; da er schon Jesus gekannt habe, kommt man etwa auf das Jahr 104.43 Nach Hermann von Lips spiegeln sich diese unterschiedlichen Todesarten in den Past, indem 1/2 Tim von Leiden und Kampf des Timotheus sprechen, während das Leidensmotiv im Tit auffallenderweise fehle. Daraus folgert von Lips, die Past könnten erst in einem gewissen Abstand zum Tod ihrer Adressaten, also um 120 n. Chr. entstanden sein.44 Doch von Lips selbst bewertet die biographischen Angaben der Titusakten als „sehr konstruiert“ und „unhistorisch“ (228), und wahrscheinlich sind die Akten überhaupt erst auf der Basis der Past gestaltet worden, was ihren historischen Wert stark in Zweifel zieht. Auch kann das Motiv des „Leidens“ nicht notwendig mit dem Martyrium in Verbindung gebracht werden, da es in urchristlichen Schriften meist mit Bezug zu sozialen Leiden wie Diskriminierung seitens der städtischen Mitbewohner verwendet wird (vgl. nur 1 Tim 6,7–16 und unten zu 1 Petr). Das Todesdatum der Apostelschüler muss weiterhin als unbekannt gelten. 41  ἀντίθεσις = 1. Gegenüberstellung, Entgegenstellung in der Rede (Isokrates, Plutarch); 2. Gegensatz (Platon, Plutarch, oft danach); 3. Widerstand (Strato epist. 42) (Passow, Franz, Handwörterbuch der griechischen Sprache 1/1, Leipzig 51841, Nachdruck Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2008, 263). – γνῶσις begegnet häufig im Neuen Testament, gerade auch bei Paulus: Lk 1,77; 11,52; Röm 2,20; 11,33; 15,14; 1 Kor 1,5; 8,1.7.10–11; 12,8; 13,2.8; 14,6; 2 Kor 2,14; 4,6; 6,6; 8,7; 10,5; 11,6; Eph 3,19; Phil 3,8; Kol 2,3; 1 Tim 6,20; 1 Petr 3,7; 2 Petr 1,5–6; 3,18. – Wenn die Lehre, gegen die sich Apk richtet, für sich reklamiert, die „Tiefen des Satan erkannt zu haben (ἔγνωσαν)“ (Apk 2,24), beansprucht sie ebenfalls eine besondere Erkenntnis. 42  Gegen Roloff, 1 Tim, 43.46; Oberlinner, 1 Tim, xxxviif. (judenchristlich-gnostische Tendenzen); Weiser, 2 Tim, 62 f. (gnostisierende Tendenzen); Schnelle, Einleitung, 418 f. – Nach Standhartinger, Angela, Eusebeia in den Pastoralbriefen. Ein Beitrag zum Einfluss römischen Denkens auf das entstehende Christentum, in: Novum Testamentum 48 (2006), 51–82, 80 f., deute der „theologisch pointierte Gebrauch von εὐσέβεια“ auf die Mitte des 2. Jahrhunderts. 43  Vgl. Lips, Hermann von, Die Timotheus‑ und Titusakten und die Leidensthematik in den Pastoralbriefen. Aspekte zur Entstehungszeit und Intention der Pastoralbriefe, in: Early Christianity 2 (2011), 219–241, 220 f.224–226. 44  Vgl. ebd. 229–241, Fazit 239.

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2.3 Theologiegeschichtliche Einordnung Nachdem man auch keine signifikanten Übereinstimmungen mit historischen Daten findet, bleibt die theologiegeschichtliche Einordnung der Past. Hier ist zunächst an die Funktion der Past im Prozess der Entstehung einer Paulusbriefsammlung zu denken. Michael Theobald hat dazu 2016 in seinem Buch IsraelVergessenheit in den Pastoralbriefen eine komplexe These vorgelegt. Er geht davon aus, dass die Past an eine bereits bestehende Sammlung von Paulusbriefen angefügt wurden und so eine Neuedition geschaffen wurde. Diese Sammlung umfasste nach seiner Analyse bereits einen Großteil des heutigen Corpus Paulinum: Röm, 1/2 Kor, Gal, Kol, Eph, Phil, Phlm, womit er eher eine Maximalposition vertritt.45 Dieser Umfang spreche „entschieden gegen eine Frühdatierung der drei Briefe in die 80er oder 90er Jahre oder um 100 n. Chr.“ (212). Auf dieser Grundlage fragt Theobald, wie sich die Past in den Prozess der Entstehung des Corpus Paulinum einordnen lassen. Dieser Prozess kann aber keineswegs als geklärt gelten.46 Theobald geht von einem schrittweisen Wachstum von Teilsammlungen (217) über „Ur-Corpora“ bis zu – ab etwa 200 (𝔓46) bezeugten – Gesamtcorpora aus, wobei die Past in die Phase der Ur-Corpora gehören (238–244). Der entscheidende Punkt ist, dass Theobald eine große Nähe der vor-pastoralen Sammlung zur vor-markionitischen Ausgabe erkennt:47 Beide Ausgaben enthielten den Röm nur bis Kap. 14,48 und der Autor des Corpus Pastorale habe den Gal „in genau der exklusiv-heidenchristlichen Lesart wahrgenommen […], die auch für die vormarkionitische Briefsammlung und ihre Rezeption in Kleinasien zu seiner Zeit bestimmend gewesen ist“ (243). Damit gewinnt Theobald als terminus post quem für die Past die vor-markionitische Ausgabe, die er mit Ulrich Schmid eine Generation vor 140 ansetzt.49 Damit seien die Past zwischen 120 und der Mitte des 2. Jahrhunderts zu datieren (331.353). 45  Vgl. Theobald, Israel, 57.158–177, Fazit 172. Bei Phil und Phlm bleiben kleinere, bei Eph und Kol größere Unsicherheiten bzgl. der Zugehörigkeit zur vor-pastoralen Paulusbriefsammlung. 46  Vgl. nur Trobisch, David, Die Entstehung der Paulusbriefsammlung. Studien zu den Anfängen christlicher Publizistik (Novum Testamentum et Orbis Antiquus 10), Fribourg: Universitätsverlag/Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1989; und die Übersicht bei Ebner, Martin, Der christliche Kanon, in: Ders./Stefan Schreiber (Hg.), Einleitung in das Neue Testament (Kohlhammer Studienbücher Theologie 6), Stuttgart: Kohlhammer 32020, 13–53, 37 f.; Theobald, Israel, 213–218. 47  Er beruft sich dabei auf Schmid, Ulrich, Marcion und sein Apostolos. Rekonstruktion und historische Einordnung der marcionitischen Paulusbriefausgabe (Arbeiten zur neutestamentlichen Textforschung 25), Berlin/New York: de Gruyter 1995, bes. 294–296. 48 Das auffällige Fehlen von Jerusalem im fiktiven „Itinerar“ der Past, das Paulus auf dem Weg nach Rom zeichnet, erklärt sich für Theobald, Israel, 135–156 damit, dass der Verfasser der Past Röm nur in seiner 14-Kapitel-Form kannte (und eben nicht die Reisepläne von Röm 15,23–28). Für die Vorlage der Past bleibt dies hypothetisch. 49  Vgl. Theobald, Israel, 244; Schmid, Marcion, 307.

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Es bleiben freilich gravierende Unsicherheiten. Der Umfang der vor-pastoralen Sammlung ist, über einen Kern hinaus, nicht klar zu bestimmen, und Datierungen für verschiedene Stadien von Teilsammlungen der Paulusbriefe sind kaum möglich.50 Wenn die vor-markionitische Paulusausgabe schon eine Generation vor Markions Rom-Aufenthalt bekannt war, muss es bereits frühere Sammlungsbewegungen gegeben haben, auf die die Past rekurrieren konnten. Damit ist eine frühere Datierung um 100 nicht ausgeschlossen. Eine Einordnung der Past in die frühchristliche Entwicklung von Leitungsstrukturen in den Gemeinden führt ebenfalls nicht zu eindeutigen Ergebnissen. Betrachtet man die Past aus der Perspektive, dass sie sich auf dem Weg zum Monepiskopat befinden, kann man geneigt sein, sie – in Verbindung mit einer Spätdatierung der Ignatianen – spät zu datieren.51 Setzt man sie als Fortentwicklung mit der Charismenordnung des Paulus in Beziehung und sieht in ihnen das Nebeneinander von Presbyter‑ und Episkopenordnung, kann man sie gut um die Jahrhundertwende und in sachlicher und zeitlicher Nähe zu 1 Clem einordnen.52 Darüber hinaus ist bei der Entwicklung frühchristlicher Ordnungsmodelle immer die Ungleichzeitigkeit der konkreten Formen an unterschiedlichen Orten zu berücksichtigen. Ein Konsens dürfte in diesen Fragen derzeit schwer zu erreichen sein, was neuen Spielraum zur Diskussion eröffnet. M. E. können jedoch zwei Beobachtungen zur theologiegeschichtlichen Einordnung weiterführen. (1) Die Past gehören noch in die Phase der Aushandlung der gültigen PaulusTradition. Die Etablierung urchristlicher Traditionsströme begann nach dem Tod der ersten christlichen Generation in den 60er Jahren des 1. Jahrhunderts.53 Im Binnenraum der Paulus-Tradition dokumentieren die Past ein fortgeschrit50  Theobald, Israel, 213, weiß selbst: „Über hypothetische Rekonstruktionen ist nicht hinaus zu kommen“, und es gab „lokal bedingte Unterschiede gerade in der Anfangsphase“; belegbare Fassungen existieren erst mit Markion, 𝔓46, Canon Muratori und Tertullian (ebd. 215 f.). Vgl. kritisch auch Häfner, Pastoralbriefe, 473. 51  So Theobald, Israel, 360–372. 52  Vgl. Tit 1,5–9; 1 Clem 42,4–5; 44,1–6; 47,6; 54,2; 57,1. Die Past lassen sich mit 1 Clem darin vergleichen, dass sie (je unterschiedlich) erste, noch unausgereifte und nach Begründungen suchende Modelle für Gemeindeämter entwerfen. Keine literarische Abhängigkeit zwischen den Past und 1 Clem, aber theologische Gemeinsamkeiten in der Amtsfrage diagnostiziert Lona, Horacio E., Der erste Clemensbrief (Kommentar zu den Apostolischen Vätern 2), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1998, 50 f.; vgl. Theobald, Israel, 250 f. – Für eine Datierung der Past um 100 werten die Amtsentwicklung aus Roloff, 1 Tim, 45 f.; Oberlinner, 1 Tim, xxxviiif. (die Gemeindeordnung durch Amtsträger habe ein neues Stadium erreicht); Schnelle, Einleitung, 410; Weiser, 2 Tim, 63. 53 Zur Bildung solcher Traditionsströme vgl. Theiẞen, Gerd, Die Religion der ersten Christen. Eine Theorie des Urchristentums, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 32003, 326–355; jetzt auch Schnelle, Udo, Die ersten 100 Jahre des Christentums. 30–130 n. Chr. Die Entstehungsgeschichte einer Weltreligion (Uni-Taschenbücher 4411), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2015, 496–508. Einen Streit um die richtige Bewahrung der Paulustradition in den Past sieht auch Theobald, Israel, 363.

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tenes Stadium dieses Prozesses, da sie bereits eine Sammlung von Paulusbriefen, der sie sich selbst als Dreiergruppe einschreiben, als Referenz voraussetzen, anders als 2 Thess, der sich noch an einem Einzelbrief orientierte. Nachdem die Formierung der grundlegenden Traditionsströme weitgehend abgeschlossen ist, beginnt die nächste Phase, die an der Einheit dieser Traditionen interessiert ist. Sie dürfte ihre Anfänge im frühen 2. Jahrhundert haben. So verbindet 2 Petr 3,15–16 die Petrus-Tradition mit den Briefen „unseres geliebten Bruders Paulus“. Der Polykarpbrief stellt, noch eher anfanghaft, Zitate und Anspielungen aus verschiedenen Schriften zusammen. Stärker reflektiert und profiliert wählt Markion bewusst aus, was verlässliche christliche Tradition sein soll. Dagegen verteidigt Justin die Breite christlicher Tradition,54 und Irenäus führt um 180 eine stattliche Zahl unterschiedlicher christlicher Schriften zusammen.55 Die Past stehen vor diesem Prozess, was auf eine Entstehung spätestens im frühen 2. Jahrhundert hinweist. (2) Die Past versuchen eine Antwort auf das Problem der Anpassung bzw. Abgrenzung gegenüber der paganen Gesellschaft und Kultur. Sie schlagen eine Stabilisierung der Gemeinden durch das Ordnungsmodell des „Hauses“ und die feste Bewahrung der paulinischen Lehre als „anvertrautes Gut“, das von Amtsträgern (und einer Briefsammlung) gesichert wird, vor. Dabei übernehmen sie soziale Ordnungsmuster ihrer Umwelt (Haus-Ordnung) und fügen sich so in die Stadtgesellschaft ein. Diese Problemlage lässt sich mit der Offenbarung des Johannes vergleichen, die, wie ich immer noch meine, am Ende des 1. Jahrhunderts in Kleinasien verfasst wurde.56 Die Apk setzt – anders als die Past – auf Abgrenzung zur Umwelt und entwirft ihre Antwort auf der Basis einer jüdisch geprägten Tradition. Die Past lassen sich als kritische Reaktion auf eine solche judenchristliche Gruppe lesen, denn die „Irrlehrer“, gegen die sie sich richten, zeigen deutlich judenchristliche Züge. Das würde es erlauben, die von Theobald diagnostizierte „Israel-Vergessenheit“ der Past57 historisch zu erklären: Sie gehen 54 Nach Justin sind vier Evangelien in Geltung (Iust.dial. 103,8), da diese beim sonntäglichen

Gottesdienst verwendet werden (Iust.1 apol. 67,3); er erklärt die Evangelien als „Erinnerungen der Apostel“ (1 apol. 66,3). 55  Die vier Evangelien, Apg, 13 Paulusbriefe, 1 Petr, 1/2 Joh, Apk; Hirt des Hermas (!); Hebr. Er sieht sich genötigt, eine Begründung für die Vierzahl der Evangelien zu liefern: Sie ist in der göttlichen Ordnung gegeben, die sich auch in den vier Weltgegenden und vier Himmelsrichtungen niederschlägt, und sie ist in den vier Lebewesen von Apk 4,7 symbolisiert (Iren.haer. 3,11,8). 56  Ausführlicher Schreiber, Häresie; vgl. Häfner, Gerd/Schreiber, Stefan, Pastoralbriefe und Johannesoffenbarung. Kontroverse Einstellungen zu Staat und Gesellschaft, in: Martin Ebner/Gerd Häfner/Konrad Huber (Hg.), Kontroverse Stimmen im Kanon (Quaestiones disputatae 279), Freiburg i. Br.: Herder 2016, 10–63. – Zur Datierung Schreiber, Stefan, Die Offenbarung des Johannes, in: Martin Ebner/Ders. (Hg.), Einleitung in das Neue Testament (Kohlhammer Studienbücher Theologie 6), Stuttgart: Kohlhammer 32020, 578–601, 586. 57  Theobald, Israel, 61–115 analysiert die Israel-Vergessenheit der Past im Vergleich zum Röm als Prätext. Darüber wäre freilich zu diskutieren, vgl. z. B. den Bezug auf die „heiligen Schriften“, womit die Schriften Israels gemeint sind, die zur Lebensgestaltung wichtig sind,

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ausgesprochen zurückhaltend mit der jüdischen Tradition um. Die Frage nach der Bedeutung jüdischer Traditionen steht also kontrovers im Raum.58 Die Übereinstimmung der Lebenssituation, der Auseinandersetzung um Anpassung oder Abgrenzung der Christen gegenüber ihrer Umwelt, könnte auf eine ungefähre Gleichzeitigkeit der Entstehung von Apk und Past hindeuten. 2.4 Die Gestaltung der Fiktion Zusätzlich lässt sich die Gestaltung der Fiktion in den Past für die Datierung auswerten. Die Adressatenfiktion ist nämlich unter den Paulusbriefen auffällig: Die Past sind an Mitarbeiter bzw. Schüler des Paulus gerichtet. Die fiktiven Aufträge des Paulus an Timotheus und Titus zielen bereits wieder auf die Weitergabe der rechten Lehre an die nächste, die dritte christliche Generation59 – die erste vertritt Paulus, die zweite repräsentieren Timotheus und Titus, die dritte ist die der aktuellen Briefrezeption. Die Schüler werden als Bindeglied zur dritten Generation eingesetzt. Vermittelt über die Schüler teilt ihr Paulus mit, wie die richtige Auslegung der Paulus-Tradition gegenüber anderen Auslegungen aussehen muss.60 Besonders aufschlussreich dafür ist 2 Tim 2,2, wo Timotheus als Traditionsträger eingesetzt wird: Was er von Paulus gehört hat, soll er zuverlässigen Menschen anvertrauen, die nun ihrerseits diese Lehre vermitteln. Mit ihnen befinden wir uns in der dritten Generation.61 Und die Anweisung des fiktiven in 2 Tim 3,15 (sie werden „durch den Glauben an Jesus Christus“ ausgelegt); gegen „falsche“ (judenchristliche?) Auslegung richtet sich Tit 1,14–15. 58  Konflikte um die Bedeutung der jüdischen Tradition bleiben im 2. Jahrhundert virulent; vgl. Nicklas, Tobias, Jews and Christians? Second-Century „Christian“ Perspectives on the „Parting of the Ways“ (Annual Deichmann Lectures 2013), Tübingen: Mohr Siebeck 2014. Die Ignatianen z. B. wehren einen „Judaismus“ (ἰουδαισμός) ab, worunter eine bestimmte Lebensweise zu verstehen ist (IgnMagn 8,1); dagegen ist das rechte Verhältnis von χριστιανισμός und Judentum zu beachten (IgnMagn 10,3); das Christus-Bekenntnis schließt eine jüdische Lebensweise aus (IgnMagn 8,1; 10,3), konkret das Halten des Sabbat (IgnMagn 9,1). Interessant ist die Bemerkung in IgnPhld 6,1: „Wenn euch aber jemand Judentum auslegt, den hört nicht. Es ist nämlich besser von einem beschnittenen Mann Christentum zu hören, als von einem unbeschnittenen Judentum“. Dies zeigt, dass die Frage der Rezeption des „Judentums“ auch in heidenchristlichen Kreisen zentral blieb. Vgl. Löhr, Briefe, 125. 59  Vgl. zu dieser Beobachtung auch Häfner, Pastoralbriefe, 473. 60  Vgl. z. B. 1 Tim 1,3.18; 3,15; 4,6.11.16; 5,7; 6,2–4. Laut 1 Tim 4,12 fungiert jetzt bereits Timotheus als Vorbild für die nächste Generation. Nach 1 Tim 4,1 teilt „Paulus“ dem „Timotheus“ die Ansage des Geistes mit, in den „(nächst)folgenden Zeiten“ werden sich einige vom Glauben abwenden. 61 Umstritten ist, ob in 2 Tim 2,2 die Wendung διὰ πολλῶν μαρτύρων instrumental („durch, vermittelt“; so z. B. Oberlinner, Lorenz, Die Pastoralbriefe. Kommentar zum zweiten Timotheusbrief [Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament 11/2.2], Freiburg i. Br.: Herder 1995, 68 f.) oder modal („unter, vor“; z. B. Weiser, 2 Tim, 157 f.) zu übersetzen ist. Für die modale Übersetzung „vor vielen Zeugen“ spricht die Vorstellung, dass die Übergabe der Tradition von Paulus an Timotheus öffentlich und damit verlässlich geschah. Auf jeden Fall steht die Weitergabe an die nächste Generation nach Timotheus im Fokus. – Auf die dritte Generation

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Paulus an Titus in Tit 1,5, er solle Älteste einsetzen, richtet sich ebenso auf die Gemeindegestaltung der dritten Generation. Rechnet man für eine „Generation“ 25 bis 30 Jahre, gelangt man mit der dritten Generation – vom Tod des Paulus etwa im Jahr 60 an gerechnet – in die Zeit zwischen 85/90 und 110/120. In dieser Zeit dürften die Past verfasst worden sein.

3. Der Erste Petrusbrief Die Datierungsvorschläge weisen auch bei 1 Petr eine große Spannbreite auf: Norbert Brox nannte 1979 den Zeitraum 70–100 n. Chr. und sah das Ende des 1. Jahrhunderts als wahrscheinlich an. Udo Schnelle präferiert eine Datierung um 90 n. Chr. Ingo Broer und Hans-Ulrich Weidemann nehmen eine Abfassung „am ehesten um die Wende vom ersten zum zweiten Jahrhundert“ an. Reinhard Feldmeier datiert 2005 in die Frühzeit Domitians zwischen 81 und 90.62 Marlis Gielen hat ihre Ansicht selbst korrigiert: Während sie noch in der zweiten Auflage der Einleitung in das Neue Testament von 2013 1 Petr zwischen 80 und 120, genauer gegen Ende der Regierungszeit Domitians datierte,63 plädiert sie in der dritten Auflage von 2020 für das exakte Datum 130 n. Chr. (s. u.).64 Die jüngsten Kommentare bleiben bei der Datierung vor der Jahrhundertwende. Martin Vahrenhorst hält 2016 ein Zeitfenster von 40 Jahren (70–110) offen und eine Datierung in die letzten Jahrzehnte des 1. Jahrhunderts für wahrscheinlich.65 Theo Heckel bewegt sich 2019 im Rahmen 80–100 n. Chr.66 Betrachten wir die wesentlichen Argumente. verweist auch die Glaubens-Abfolge in 2 Tim 1,5: Großmutter – Mutter – Timotheus (womit dann jedoch Timotheus selbst für die dritte Generation steht). 62 Vgl. Brox, Norbert, Der erste Petrusbrief (Evangelisch-katholischer Kommentar 21), Zürich: Benziger/Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 1979 (41993), 39–41; Schnelle, Einleitung, 481; Broer /Weidemann, Einleitung, 639–641, Zitat 641; Feldmeier, Reinhard, Der erste Brief des Petrus (Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament 15/1), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2005, 26 f. 63  Vgl. Gielen, Marlis, Der erste Petrusbrief, in: Martin Ebner/Stefan Schreiber (Hg.), Einleitung in das Neue Testament (Kohlhammer Studienbücher Theologie 6), Stuttgart: Kohlhammer 22013, 517–527, 524 f., wegen (1) der Bezeugung durch 2 Petr 3,1 und Polykarp und (2) der Verbindung zu Domitian, der für sich schon zu Lebzeiten den Kaiserkult gefordert habe (und worauf 1 Petr 2,13.17 mit der Differenzierung Kaiser – Herr/Gott zurückweisend reagiere). 64 Vgl. Gielen, Petrusbrief (32020), 521–533, 530. 65 Vgl. Vahrenhorst, Martin, Der erste Brief des Petrus (Theologischer Kommentar zum Neuen Testament 19), Stuttgart: Kohlhammer 2016, 37–51, 50 f. Mit Doering, Lutz, Gottes Volk. Die Adressaten als „Israel“ im Ersten Petrusbrief, in: David S. du Toit (Hg.), Bedrängnis und Identität. Studien zu Situation, Kommunikation und Theologie des 1. Petrusbriefes (Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 200), Berlin/New York: de Gruyter 2013, 81–113. 66 Vgl. Heckel, Theo K., Die Briefe des Jakobus, Petrus, Johannes und Judas (Das Neue Testament Deutsch 10), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2019, 80.

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3.1 Frühe Bezeugung Was den terminus post quem betrifft, bleibt unklar, ob 1 Petr MtEv, Apg und das Corpus Paulinum voraussetzt. Nach Udo Schnelle ist 1 Petr Teil der Wirkungsgeschichte des Paulus.67 Eine ausführliche Durchsicht führt jüngst bei Martin Vahrenhorst wieder zur Skepsis: Abhängigkeiten seien wegen zu geringer sprachlicher Übereinstimmungen nicht wirklich nachweisbar; beim Corpus Paulinum erkennt er eher den Einfluss von Traditionen als Anzeichen einer direkten Lektüre durch den Verfasser von 1 Petr.68 Zumeist wird angenommen, dass die früheste Bezeugung des 1 Petr in 2 Petr und im Polykarpbrief vorliegt, was häufig als Indiz betrachtet wird, dass der Brief kaum nach 100 n. Chr. entstanden ist.69 Doch ist die Datierung des Polykarpbriefs und auch von 2 Petr heute fraglich (s. o.). Neuerdings vertritt Marlis Gielen umgekehrt eine Abhängigkeit des 1 Petr vom Brief des Polykarp.70 3.2 Theologiegeschichtliche Entwicklung Eine Einordnung des 1 Petr in die theologiegeschichtliche Entwicklung kann versuchsweise bei der Ämterentwicklung ansetzen. Das Fehlen des monarchischen Episkopats in 1 Petr deute auf eine Abfassung vor 100, da Ignatius um 110 diese Amtsform bezeuge.71 Die Einschätzung hängt freilich an der – umstrittenen – Datierung der Ignatiusbriefe (und der Past). Manchmal wird eine veränderte Missionssituation als Indiz genannt, so bei Udo Schnelle: In 1 Petr verlaufe die 67  Vgl. Schnelle, Einleitung, 481; auch 486–488. Für Gielen, Petrusbrief (32020), 530, spricht die vermutliche Kenntnis des MtEv und der Apg für eine Spätdatierung des 1 Petr; vgl. schon Schmidt, K. Matthias, Ein Brief aus Babylon. Die Anpassung der Verfasserfiktion im Ersten Petrusbrief an die Realität der angesprochenen Gemeinde, in: Martin Ebner/Gerd Häfner/Konrad Huber (Hg.), Der Erste Petrusbrief. Frühchristliche Identität im Wandel (Quaestiones disputatae 269), Freiburg i. Br.: Herder 2015, 67–99, 82; Ders., Die Stimme des Apostels erheben. Pragmatische Leistungen der Autorenfiktion in den Paulusbriefen, in: Jörg Frey u. a. (Hg.), Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246), Tübingen: Mohr Siebeck 2009, 625–644, 625 Anm. 1. 68  Vgl. Vahrenhorst, 1 Petr, 42–44 (MtEv), 44 f. (Apg), 45–47 (Corpus Paulinum). Ebenfalls zurückhaltend Broer /Weidemann, Einleitung, 640: Abhängigkeiten von den Paulusbriefen, v. a. Röm und Eph, seien nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu erkennen. 69  Vgl. 2 Petr 3,1; Polyk 1,3; 2,1–2; 5,3; 7,2; 8,1–2; 10,2. Vgl. Brox, 1 Petr, 39–40; Broer / Weidemann, Einleitung, 640 (mit Verweis auf direkte Zitate in Polyk 1,3/1 Petr 1,8; Polyk 2,1/1 Petr 1,13.21; Polyk 8,1–2/1 Petr 2,21–24; Polyk 10,2/1 Petr 5,5); Feldmeier, 1 Petr, 27 (der noch die Benutzung durch Papias laut Eus.h.e. 3,39,15 nennt); Gielen, Petrusbrief (22013), 524; Vahrenhorst, 1 Petr, 47–50. – Die Beziehung zu 1 Clem ist unsicher. 70 Vgl. Gielen, Marlis, Der Polykarpbrief und der 1. Petrusbrief. Versuch einer Neubestimmung ihres literarischen Verhältnisses, in: Wilfried Eisele/Christoph Schaefer/Hans-Ulrich Weidemann (Hg.), Aneignung durch Transformation (FS Michael Theobald, Herders biblische Studien 74), Freiburg i. Br.: Herder 2013, 416–444. Dagegen Vahrenhorst, 1 Petr, 47–50 (Polyk enthält zahlreiche Aufnahmen aus urchristlichen Schriften, ohne die Quelle zu nennen, was also auch für 1 Petr wahrscheinlich ist). 71  Vgl. Feldmeier, 1 Petr, 27; Broer /Weidemann, Einleitung, 641.

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Trennungslinie nicht mehr zwischen Juden‑ und Heidenchristen (wie bei Paulus), sondern zwischen den Christen und ihrer heidnischen Umwelt, worin sich eine späte Phase der Missionsgeschichte zeige.72 Das lässt jedoch immer noch einen größeren zeitlichen Spielraum offen. Die Front zur paganen städtischen Umwelt wird bereits im ältesten Paulusbrief in 1 Thess 2,14 erkennbar. 3.3 Übereinstimmungen mit historischen Daten Bei 1 Petr werden häufig Übereinstimmungen mit historischen Daten diskutiert. (1) Wichtig ist die geographische Verortung, die 1 Petr 1,1 und 5,9 vornimmt. Die Christus-Bewegung hat sich bereits bis ins nördliche Kleinasien, bis in die römische Provinz Pontus und Bithynien ausgebreitet.73 Das deutet auf eine „späte“ Entstehung des 1 Petr, die aber am Ende des 1. Jahrhunderts ebenso möglich ist wie im 2. Jahrhundert. (2) Schwierig ist die Argumentation mit Christenverfolgungen. Nach Udo Schnelle setze 1 Petr zwar noch keine planmäßige Christenverfolgung voraus, gehe aber über lokale Diskriminierungen hinaus, was auf das Ende der Regierung Domitians verweise (93–96 n. Chr.).74 Anders denkt Reinhard Feldmeier an die Frühzeit Domitians zwischen 81 und 90, weil in 1 Petr Hinweise auf Martyrien – wie in der Apk – gerade fehlen (27). Christenverfolgungen unter Domitian sind jedoch seit einiger Zeit als Mythos der Geschichtsschreibung entlarvt, und die Apk kann genau einen Märtyrer namentlich nennen: Antipas in Apk 2,13.75 (3) Motivgeschichtliche Details können sich historisch einordnen lassen. Die Chiffre „Babylon“ in 1 Petr 5,13 begegnet für die Übermacht Roms bzw. allgemeiner für die Lebenssituation der Adressaten in einer „fremden“ Umwelt erst in der apokalyptisch geprägten frühjüdischen Literatur nach 70. Dies sei „ein relativ sicheres Indiz“ für die Datierung nach 70.76 Der terminus ante quem bleibt jedoch offen. Troy Martin hat jüngst (2018) eine Entsprechung in Bezug auf das Hair Styling von Frauen ins Gespräch gebracht.77 Die von 1 Petr 3,3 abgelehnte ἐμπλοκὴ τριχῶν, Einflechtungen von Nadeln, Bändern o.ä. in die Haare oder wahrschein72 Vgl.

Schnelle, Einleitung, 481. Auch Broer /Weidemann, Einleitung, 640.  Vgl. Schnelle, Einleitung, 481 (das werde durch Plinius ep. 10,96 f. „für 90 n. Chr. bestätigt“); Brox, 1 Petr, 41; Broer /Weidemann, Einleitung, 640; Vahrenhorst, 1 Petr, 50. 74  Vgl. Schnelle, Einleitung, 481. Vgl. auch Broer /Weidemann, Einleitung, 640 f., später (644) etwas relativiert: Es müsse nicht „gleich an eine umfassende Verfolgung gedacht werden“. 75  Vgl. dazu Schreiber, Offenbarung, 587–590. 76 So Brox, 1 Petr, 41; vgl. Schnelle, Einleitung, 481; beide unter Verweis auf Hunzinger, Claus-Hunno, Babylon als Deckname für Rom und die Datierung des 1. Petrusbriefes, in: Henning Graf Reventlow (Hg.), Gottes Wort und Gottes Land (FS Hans-Wilhelm Hertzberg), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1965, 67–77. Vgl. Broer /Weidemann, Einleitung, 639 f. 77  Vgl. Martin, Troy W., Dating First Peter to a Hairdo (1 Pet 3:3), in: Early Christianity 9 (2018), 298–318, bes. 300–314. 73

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licher Extensions von Haaren, jedenfalls sehr elaborierte Frisuren, entspreche der in flavisch-trajanischer Zeit bei römischen Aristokratinnen prominenten, orbis comarum genannten Frisur. Darunter hat man sich ein hochaufgetürmtes Flechtwerk von Haaren, teilweise dekoriert mit Gold oder Perlen, vorzustellen. Diese Frisuren signalisierten Reichtum und hohen Status. Sie wurden verbreitet durch Portraits von Marcia Furnilla, der zweiten Frau des Titus, Julia Titi, ihrer Tochter, und Domitia Longina, der Frau Domitians (u. a. auf Münzen). Trajans Frau Plotina übernahm diese Haarmode zunächst, kehrte dann aber zu einfacheren Frisuren zurück. Diese Entsprechung bietet ein Zeitfenster für die Abfassung von 1 Petr, wobei Martin die kurze Regentschaft des Titus (79–81 n. Chr.) bevorzugt.78 – Die Plausibilität der These hängt daran, für wie spezifisch man die Formulierung in 1 Petr 3,3 erachtet; es könnte auch teurer Haarschmuck allgemein gemeint sein. Eine eindeutige Übereinstimmung in der Terminologie besteht nicht. (4) Als wesentliches historisches Datum wird die Plinius-Korrespondenz herangezogen. Der berühmte Briefwechsel zwischen Plinius dem Jüngeren, Statthalter der Provinz Pontus und Bithynien, und Kaiser Trajan aus den Jahren 112/113 n. Chr. stellt eine der ältesten historischen Quellen zum Verhältnis einer römischen Behörde zu den Christen dar (Plinius ep. 10,96.97). Er schuf eine Rechtsgrundlage im Umgang der Behörden mit Anzeigen gegen Christen. Dabei stellte Plinius das Christsein an sich, das nomen ipsum, unter Todesstrafe, um eine Abwendung von der Christus-Gruppe zu erreichen. Das Christsein an sich wird zum Straftatbestand. Nun werden diese Maßnahmen immer wieder mit bestimmten Texten des 1 Petr in Verbindung gebracht. Einschlägig sind 1 Petr 3,15–16 und 4,14–16 (nach der Einheitsübersetzung von 2016): 3,15  (H)eiligt vielmehr in eurem Herzen Christus, den Herrn! Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt; 16 antwortet aber bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen, damit jene, die euren rechtschaffenen Lebenswandel in Christus in schlechten Ruf bringen, wegen ihrer Verleumdungen beschämt werden. 4,14 Wenn ihr wegen des Namens Christi beschimpft werdet, seid ihr seligzupreisen; denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes, ruht auf euch. 15 Wenn einer von euch leiden muss, soll es nicht deswegen sein, weil er ein Mörder oder ein Dieb ist, weil er Böses tut oder sich in fremde Angelegenheiten einmischt. 16 Wenn er aber leidet, weil er Christ ist (ὡς χριστιανός), dann soll er sich nicht schämen, sondern Gott darin verherrlichen.

Dietrich-Alex Koch interpretiert die Stellen aus 1 Petr als direkte Reaktion auf die Maßnahmen des Plinius.79 Denn die Verwendung des Begriffs χριστιανός sei in den neutestamentlichen Briefen auffällig (er begegnet jedoch bereits in Antio78 Die Entsprechungen zur Regierungszeit des Titus, die Martin, Dating, 315–317, zur Datierung anführt (Naturkatastrophen einerseits, Maßnahmen gegen Denunzianten andererseits), bleiben zu allgemein. 79  Vgl. Koch, Geschichte, 470–479. Vgl. auch Reichert, Angelika, Durchdachte Konfusion. Plinius, Trajan und das Christentum, in: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 93 (2002), 227–250, 248–250.

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chia nach Apg 11,26), und neu ist die Differenzierung zwischen Leiden aufgrund von Übeltaten und Leiden ὡς χριστιανός in 1 Petr 4,16, die erst Plinius eingeführt habe. Koch datiert 1 Petr daher zwischen 112 und 115 n. Chr., also unter Trajan. Marlis Gielen geht noch einen Schritt weiter.80 Sie sieht das Datum 112/113 als terminus post quem für 1 Petr und nimmt an, dass es noch etwa ein Jahrzehnt dauerte, bis sich dieses Verfahren reichsweit (1 Petr 5,9) durchgesetzt hatte. Damit eröffnet sich Spielraum für eine Datierung unter Hadrian (117–138). Gielen begründet diese Datierung mit einem um 122 verfassten Reskript Hadrians, das Eusebius überliefert und das Denunziationen (συκοφαντία) gegen Christen einschränkt, d. h. dann unter Strafe stellt, wenn die Ankläger in einem Gerichtsverfahren keine Verbrechen von Christen gegen das Gesetz nachweisen können.81 Das dürfte nach Gielen Anklagen reduziert haben. Zugleich nimmt sie an, der gesellschaftliche Druck auf die Christen hätte in dem Jahrzehnt nach dem Pliniusbrief noch einmal deutlich zugenommen, denn die Beliebtheit Hadrians bei der Bevölkerung Kleinasiens habe zu einer Intensivierung des Kaiserkults geführt, was umgekehrt die Außenseiterrolle der Christen verstärkt habe. Gielen bringt noch ein konkretes historisches Indiz für eine Datierung von 1 Petr um 130: Die Briefadresse in 1 Petr 1,1 zählt sämtliche römische Provinzen Kleinasiens mit Ausnahme der südlichen Provinzen Kilikien und Lydien-Pamphylien auf. Die aufgezählten Provinzen hatte Hadrian auf seinen Visitationsreisen von 123–124 und 129 n. Chr. besucht und dabei seine Beliebtheitswerte gesteigert, was die Lage der Christen verschlechtert habe. Die beiden südlichen Provinzen besuchte er erst 131, so dass eine Abfassung um 130 naheliege. Allerdings enthält die Aufzählung der Provinzen in 1,1 keinerlei Hinweis auf einen damit verbundenen Kaiserbesuch. Dabei hätte 1 Petr z. B. die „Ankunft“ des Kaisers in einer Provinz mit der erwarteten „Ankunft“ (Parusie) des Christus relativierend kontrastieren können. Die Annahme einer mehr oder weniger schlechten Lage der Christen lässt sich weder historisch verifizieren noch graduell am Text festmachen. Es ist schwierig, anhand der (fehlenden) Quellen ein „Mehr-oder-weniger“ an Anfeindung zu diagnostizieren. Die Frage ist, ob 1 Petr 3,15–16 und 4,14–16 überhaupt eine Gerichtssituation bzw. Anzeigen bei Behörden spiegeln. Die Aussagen sind kaum hinreichend signifikant, um ein einzelnes historisches Ereignis als Hintergrund zu identifizieren. Bereits 1979 wandte sich Norbert Brox gegen solche „präzisen zeitlichen Ansetzungen“ und hielt fest, dass die Diktion des 1 Petr nicht auf eine Verfolgungssituation hinweist. Stattdessen deute sie auf eine Situation sozialer Diskriminierung und Anfeindung.82 80  Vgl. Gielen, Marlis, Der 1. Petrusbrief und Kaiser Hadrian. Zur Frage der zeitgeschichtlichen Einordnung des 1. Petrusbriefes, in: Biblische Zeitschrift 57 (2013), 161–183; Dies., Petrusbrief (32020), 529–531. 81  Vgl. Eus.h.e. 4,9,1–3; vgl. auch Iust.1 apol. 68. Text bei Koch, Geschichte, 539 f. 82  Vgl. Brox, 1 Petr, 29–34, Zitat 29. Auch Feldmeier, 1 Petr, 1–2.5, situiert den in 1 Petr be-

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4,14 spricht nicht von Verfolgung, sondern von Schmähungen (ὀνειδίζεσθε) „im Namen Christi“; ἀπολογία bzw. λόγον αἰτεῖν in 3,15 deutet nicht notwendig auf eine Verteidigung vor Gericht, sondern auf die Rechenschaft vor „jedem“ Mitbürger im alltäglichen Leben.83 Brox bezeichnet dies als „bis zur Feindschaft gesteigerte Entfremdung zwischen Nichtchristen und Christen aufgrund der verschiedenen Verhaltensweisen bzw. des neuen Lebensstils der Christen“ (29), was in den Texten klar zum Ausdruck komme (2,1.11–12.23; 3,1–4.14–17; 4,1–4.14–16). Es handelt sich nicht um die städtischen Behörden, die gegen Christen vorgehen, sondern um die Mitmenschen im Stadtviertel, die Christen „schmähen“, anfeinden und aus sozialen Bezügen ausschließen (vgl. Mt 5,11). So „leiden“ sie unter ihren Mitmenschen, wie das schon 1 Thess 2,14 formuliert. Eine solche Situation lässt sich mit der Zeit Domitians, Trajans oder sogar Hadrians in Verbindung bringen, ist also wenig spezifisch. Letztlich spricht nach meiner Einschätzung doch manches dafür, 1 Petr der Vorgeschichte der PliniusKorrespondenz zuzurechnen. Das in 1 Petr häufig genannte „Leiden“ (2,19–20; 3,14.17; 4,1.15–16.19; 5,9–10) verweist kaum auf die bei Plinius belegte Todesstrafe, sondern auf soziale Diskriminierung, wie die christliche Tradition des Leidens um Christi willen seit 1 Thess 2,14 zeigt (Phil 1,29–30; Mt 5,11; 10,22; Lk 21,12; vgl. das soziale „Leiden“ der Sklaven in 1 Petr 2,18–20). 1 Petr erörtert nicht die Frage des Bekenntnisses bzw. der Apostasie, die sich angesichts von Verhören und des „Opfertests“, eines Bittopfers (supplicare) an die Götter, unweigerlich gestellt hätte. Dabei hätte die Figur des Petrus als des fiktiven Briefverfassers dazu die Gelegenheit par excellence geboten. In der christlichen Erinnerung hatte Petrus Jesus ängstlich verleugnet, war aber von Jesus rehabilitiert worden (Mk 14,66–72; 16,7). Den Vorwurf, Verbrechen zu begehen, hat man in der Bevölkerung schon vor Plinius gegen Christen erhoben. 1 Petr und antike Zeugnisse verweisen auf diese gegenüber Christen misstrauisch-feindliche „Atmosphäre“.84 Weil die Verbindung von Christsein und Verübung von Verbrechen geläufig war (wie sie auch 1 Petr 4,15 bezeugt), hat sie Plinius zu seinen Untersuchungen veranlasst. So ging sie in die römische Rechtspraxis ein. Der Ablauf wäre so zu denken: Man zeigt Christen bei Plinius an, Plinius forscht zunächst nach Verbrechen, die mit dem Christsein (angeblich) verbunden sind, als er keine findet, wird das sprochenen Konflikt weniger im Verhältnis zu den römischen Behörden, sondern in sozialen Ausgrenzungen, Diffamierungen und Anfeindungen. Vahrenhorst, 1 Petr, 18–20, spricht von Erfahrungen verbaler Gewalt und verortet diese 23–29 im Bruch mit der Mehrheitsgesellschaft. – Nach Broer /Weidemann, Einleitung, 644, lasse sich aus 1 Petr 4,15 nicht „zweifelsfrei“ auf eine gerichtliche Verurteilung schließen. 83 Wem gegenüber das καταλαλεῖσθε (verleumden, denunzieren) von 3,16 stattfindet, wird nicht gesagt. 84  Den Vorwurf, Christsein sei mit Verbrechen und Missetaten verbunden, spiegeln die ältesten paganen Quellen: Tacitus Ann. 15,44,2.4 (flagitia, odium humanis generis), Suet.Nero 16,3 (superstitio nova et malefica); Plinius ep. 10,96,2 (flagitia); vgl. später Minucius Felix, Octavius 8 ff.

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Christsein an sich zum Straftatbestand. 1 Petr spiegelt solche Vorwürfe gegen Christen und gehört daher zur Vorgeschichte des Pliniusbriefes.85 Er nimmt nirgends ersichtlich Bezug auf die neue Rechtslage unter Trajan.86 3.4 Eine weitere theologiegeschichtliche Beobachtung Am Ende möchte ich noch eine theologiegeschichtliche Beobachtung hinzufügen. 1 Petr 5,12–13 stellt indirekt eine Verbindung zur Paulus-Tradition her, indem die Namen „Silvanus“ und „Markus“ auf Paulusmitarbeiter referieren.87 Es fehlt aber jede direkte Referenz auf Paulus. 1 Petr hat Paulus im Blick, etabliert aber eine eigene Petrus-Tradition. Im Rahmen dieser Petrus-Tradition gelingt es ihm, die Paulus-Tradition in größere Zusammenhänge einzuordnen. So versucht er einen Ausgleich zwischen einer charismatischen Gemeindestruktur, wie sie bei Paulus vorherrschte (1 Petr 4,10–11), und einer Leitung durch Presbyter (5,1–5).88 Der dichte Text in 2,5 nimmt verschiedene urchristliche Vorstellungen auf: „lebendige Steine“ und „geistliches Haus“ verbinden die gesellschaftlich geläufige Haus-Ordnung (Steine, Haus; vgl. Past) mit der charismatischen Lebendigkeit bei Paulus (1 Kor 12). Auch in der kreativen Aufnahme der Form der Haustafel in 1 Petr 2,18–3,7 zeigen sich Berührungen mit den Haustafeln in Kol, Eph und Past.89 So entwickelt 1 Petr eine eigene Petrus-Traditionslinie. Damit erhebt er indirekt seine Stimme im Ringen um den Einfluss und das rechte Verständnis der paulinischen Theologie, womit er im Vergleich mit 2 Thess und den Past gut ans Ende des 1. Jahrhunderts (oder an den Anfang des 2. Jahrhunderts) passen würde. 1 Petr steht (sachlich und zeitlich) parallel zu der oben erarbeiteten Linie der paulinischen Tradition, die sich zwischen 2 Thess und den Past erkennen lässt. Die Fiktion, dass der galiläische Judenchrist Petrus an großräumig angesiedelte Christen in ganz Kleinasien, also der paganen Welt, schreibt, und das sogar auf Griechisch, dürfte für viele Leserinnen und Leser durchschaubar gewesen sein. 85  Eine Folge der veränderten Rechtslage sind Hinrichtungen von Christen, wie sie z. B. Iust.2 apol. 2 schildert. – Auch Vahrenhorst, 1 Petr, 40, stellt fest, dass sich für die Praxis des Plinius gegen die Christen (Abwendung wird gefördert, Bleiben bestraft), für „staatlich organisierte Sanktionen“, keine Indizien im 1 Petr finden, sodass eine Datierung in die Jahre vor der PliniusKorrespondenz angezeigt ist. Vgl. Heckel, Briefe, 84. 86  Schmidt, Stimme, 637 f. nimmt an, dass die in der Plinius-Korrespondenz gespiegelte Rechtspraxis schon bei früheren Gerichtsverhandlungen gegen Christen geübt wurde. Doch zeigt der Briefwechsel, dass Plinius diese Praxis erst etabliert und von Trajan bestätigt wissen will. 87  Erwähnt in 1 Thess 1,1; 2 Kor 1,19; Apg 15,22.27.32.40 bzw. Phlm 24; Kol 4,10; Apg 12,12.25; 15,37.39. Vahrenhorst, 1 Petr, 47 spricht von einer „Brücke zur paulinischen Tradition“. 88  Vgl. auch Feldmeier, 1 Petr, 27: 1 Petr kennt „als einzige nachpaulinische Schrift noch die Charismenverfassung der Gemeinden“ (4,10–11), wobei diese von einer Frühform der Presbyterialverfassung überlagert ist. 89  Vgl. Vahrenhorst, 1 Petr, 50.

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Damit bildet 1 Petr eine Parallele zur Entstehung pseudepigraphischer Paulusbriefe, was auch, mit einer gewissen Verzögerung, auf eine zeitliche Parallelität hinweist.

4. Fazit Wer nach der Datierung pseudepigraphischer Briefe des Neuen Testaments fragt, setzt die Überzeugung voraus, dass eine historische Einordnung wesentliche Bedeutung für die Auslegung eines Briefes besitzt. Damit ist unvermeidlich die hermeneutische Frage berührt, welche Interessen der Auslegerinnen und Ausleger mit den Früh‑ bzw. Spätdatierungen verbunden sind. Damit diese häufig verborgenen Interessen nicht die Oberhand über die historischen Argumente gewinnen, ist zumindest eine wissenschaftliche Transparenz in den beigebrachten Argumenten gefordert. Es ist zu fragen, welche Orientierungsmarken die Datierung leiten können. Drei (oder vier) Kategorien haben sich bei meinen Ausführungen als hilfreich erwiesen, um eine methodisch strukturierte Frageperspektive zu eröffnen. (1) Die frühe Bezeugung. Da die Datierung der ältesten potentiellen Zeugen selbst gegenwärtig lebhaft in der Diskussion steht, ist hier nur eine grobe Orientierung, ein weiter zeitlicher Rahmen zu gewinnen. (2) Bezugnahmen auf historische Ereignisse. Dabei spielt die historische Interpretation einzelner Briefpassagen eine entscheidende Rolle, mit der Bezüge zu historischen Hintergründen hergestellt werden können. Doch steht diese Interpretation immer unter dem Vorbehalt, dass sie selbst eine historische Konstruktion der Auslegerin oder des Auslegers auf der Basis des Textes darstellt. Das liegt in der Natur historischen Arbeitens und bedarf der Diskussion in der Community. Interessant sind dabei grundlegende Verschiebungen in historischen Basisannahmen, wie z. B. der Wechsel vom Verfolgungs-Paradigma hin zur Annahme prekärer gesellschaftlicher Erfahrungen der ersten Christen. (3) Theologiegeschichtliche Einordnung. Im Grunde entsteht dabei eine urchristliche Literaturgeschichte. Sichtbar werden Entsprechungen in der vorausgesetzten Lebenssituation, auf die die einzelnen Schriften (bisweilen ganz unterschiedlich) reagieren, ebenso Entsprechungen in den theologischen Diskursen, in denen sich die einzelnen Schriften positionieren. Auch hier handelt es sich immer um unsere Konstruktionen auf der Basis der Texte, die sich im wissenschaftlichen Diskurs bewähren müssen und weiterführende Diskussionen erfordern. Die Zusammenschau der verschiedenen urchristlichen Schriften(corpora) erlaubt aber eine gewisse gegenseitige Kontrolle der Ergebnisse. Darüber hinaus erweist sich (4) manchmal auch die Gestaltung der Fiktion eines pseudepigraphischen Briefes als aufschlussreich für die Datierung, weil

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sie Elemente enthalten kann, die in die Gegenwart der Verfasser und der Rezipierenden führen. Mein an diesen Kategorien orientierter Durchgang hat gezeigt, wie sich 2 Thess und die Past unterschiedlichen (zeitlichen) Stationen bei der Rezeption und Fortschreibung der Paulus-Tradition zuordnen lassen, während 1 Petr parallel zu diesem sich entwickelnden Traditionsstrom eingeordnet werden kann.

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„Risse und Fenster in der Fassade“? Zur Problematik innertextlicher Zeitanspielungen als Indizien für die Datierung anonymer und pseudepigraphischer Fiktionen Martina Janẞen

1. Zur Datierungsproblematik pseudepigraphischer und anonymer Fiktionen Bei der Datierung pseudepigraphischer und anonymer Schriften begegnen im Vergleich zur zeitlichen Einordnung orthonymer Schriften ganz spezifische Probleme und Herausforderungen. Ein wesentlicher Punkt ist, dass „die unbekannten Verfasser […] ihre Spuren verwischt [haben]“1. Entweder sind die entworfenen Welten in die Lebenszeit eines vorgeblichen Autors aus der Vergangenheit rückprojiziert (Pseudepigraphie) oder in einer „Urzeit“ bzw. in einer vergangenen historischen Erzählwelt verortet ([programmatische] Anonymität). Da in beiden Fällen der reale Autor unbekannt ist, fehlt nicht nur der Bezug auf eine historische Autorpersönlichkeit und ihre zeitgeschichtliche Einordnung, sondern es entfallen auch jene Datierungsindizien, die eine relative Datierung auf der Basis weiterer Schriften desselben Autors ermöglichen könnten (vgl. exemplarisch für die relative Datierung der Tragödien Senecas Merkmale wie die Reihenfolge in Handschriften, Motiventwicklungen, Selbstzitation und sprachliche Indizien [z. B. Inversion von Partikeln, ‚sense pauses‘, Zunahme der Enjambements in den Trimetern])2. Erschwerend kommt hinzu, dass bei etlichen anonymen und pseudepigraphischen Schriften oft die „handschriftliche Überlieferung erst lange nach der vermuteten Entstehungszeit ein[setzt]“3. Auch Erwähnungen in antiken Testimonien bieten meist, z. B. aufgrund der Homonymität von Werktiteln oder dem tendenziösen Charakter der Quellen, keine sicheren Anhaltspunkte und müssen stets auf ihre Zuverlässigkeit, Tendenz 1 Burkert, Walter, Zur geistesgeschichtlichen Einordnung einiger Pseudopythagorica, in: Kurt von Fritz (Hg.), Pseudepigrapha I. Pseudopythagorica, Lettres de Platon. Littérature pseudépigraphique juive (Entretiens sur L’antiquité classique 18), Genf: Fondation Hardt 1972, 23–56, 25. 2  Vgl. Dingel, Joachim, Die relative Datierung der Tragödien Senecas (Beiträge zur Altertumskunde 271), Tübingen: de Gruyter 2009, 1–11. 3  Böttrich, Christfried, Art. Pseudepigraphen, AT, in: Wissenschaftliches Bibellexikon https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/31588/, 6 (abgerufen am 13. 01. ​2020).

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und Eindeutigkeit hin geprüft werden. Einige Beispiele aus dem Bereich der frühchristlichen Literatur mögen dies exemplarisch illustrieren. So bleibt z. B. offen, ob die Erwähnung der Pilatusakten (Nikodemusevangelium) bei Iust.1 apol. 35; 48; Tert.apol. 21 auf vorhandene Pilatusakten Bezug nimmt oder erst den Anstoß zu deren Abfassung gegeben hat.4 Bei den zahlreichen Verweisen auf eine frühchristliche Paulusapokalypse (z. B. Eus.h.e. 3,24,4; Epiph.haer. 38,2,5; Aug.hom. in Joh. 98,8) wiederum ist nicht immer eindeutig, um welche Paulusapokalypse es sich handelt, da mehrere, voneinander unabhängige Schriften unter diesem Titel existieren (z. B. NHC V 2; griechische Paulusapokalypse; weitere unbekannte Schriften als kreative Fortschreibungen von 2 Kor 12,2–4). Selbst im Hinblick auf Tertullians Erwähnung der Paulusakten (Tert.bapt. 17,5) steht in Frage, ob der Bezug eindeutig ist.5 Schließlich können Kirchenväter irren. Dies betrifft nicht nur Verfasser‑ und Authentizitätsfragen (fast alle neutestamentlichen Pseudepigraphen werden in der alten Kirche als authentische Schreiben rezipiert!), sondern gilt auch im Blick auf zeitliche Einordnungen von Schriften. So muss die von Irenäus vertretene Datierung der Johannesapokalypse in die Zeit Domitians (Iren.haer. 5,30,3) nicht zwingend historisch korrekt sein.6 Vergleichbar schwierig erweist sich die Datierung anonymer und pseudepigraphischer Fiktionen anhand von intertextuellen Bezügen auf historisch einordbare Prätexte (Prioritätskritik; relative Chronologie). Zunächst sind die Datierungen der (oft ebenfalls anonymen oder pseudepigraphischen) Bezugstexte häufig unpräzise und folglich umstritten, wovon z. B. die aktuelle Kontroverse um die Datierung der Ignatiusbriefe zeugt. Folgt man hier der These, die Ignatiusbriefe seien pseudepigraphisch und dementsprechend spät zu datieren,7 so hat dies Einfluss auf die Datierung weiterer Schriften wie z. B. der Pastoralbriefe8, da  Vgl. auch Klauck, Hans-Josef, Apokryphe Evangelien, Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 2002, 121. 5  Vgl. dazu auch Klauck, Hans-Josef, Apokryphe Apostelakten, Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 2005, 61. 6   Vgl. z. B. Witetschek, Stephan, Ein weit geöffnetes Zeitfenster? Überlegungen zur Datierung der Johannesapokalypse, in: Jörg Frey/James A. Kelhoffer/Franz Tóth (Hg.), Die Johannesapokalypse. Kontexte – Konzepte – Wirkungen (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 287), Tübingen: Mohr Siebeck, 2012, 117–148; Witulski, Thomas, Die Johannesoffenbarung und Kaiser Hadrian. Studien zur Datierung der neutestamentlichen Johannesapokalypse (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 221), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2007, 119–135. 7   Vgl. z. B. Hübner, Reinhard Maria, Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien, in: Zeitschrift für antikes Christentum 1 (1997), 44–72; Lechner, Thomas, Ignatius adversus Valentinianos? Chronologische und theologiegeschichtliche Studien zu den Briefen des Ignatius von Antiochien (Vigiliae Christianae. Supplements 47), Leiden: Brill 2015. 8  Vgl. z. B. Weidemann, Hans-Ulrich, Die Pastoralbriefe, in: Theologische Rundschau 81 (2016), 353–403, 376.379 f.: „Die Diskussion um die Datierung der Past hat in den letzten Jahren eine neue Wendung genommen, genauer: Sie wurde viel stärker als bisher mit ‚benachbarten‘ Diskursen vernetzt: mit der frühen Kanongeschichte, mit der Rekonstruktion der Entstehung und des Wachstums der Paulusbriefsammlung und mit der christlichen Literaturgeschichte des 4

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die jeweiligen Forschungsdiskurse grundsätzlich miteinander vernetzt sind und ineinandergreifen. Weiter sind Abhängigkeitsverhältnisse oft nicht eindeutig zu bestimmen: Ist a von b abhängig oder b von a oder liegt a und b eine gemeinsame Quelle zugrunde?9 Diese Fragestellung spielt in der neutestamentlichen Exegese seit langem z. B. bei der Datierung der einzelnen Schriften des Corpus Johanneum eine Rolle. Da innerhalb des Corpus Johanneum „eindeutige Indizien wie z. B. Zitate oder explizite Rekurse etc.“10 fehlen, bleibt die Entstehungsreihenfolge der johanneischen Schriften unsicher, was sich auf die Datierungsmöglichkeiten der einzelnen Schriften auswirkt und diese einschränkt: „Angesichts der Unsicherheiten hinsichtlich der Traditionsentwicklung des johanneischen Kreises ist eine genauere Datierung der Abfassung der Apk aufgrund traditionsgeschichtlicher Erwägungen kaum möglich.“11 Gegenwärtig gewinnt die Prioritätsdiskussion in der exegetischen Forschung zunehmend an Relevanz, da – vergleichbar mit der altphilologischen Forschung (z. B. Priorität der Ciris gegenüber Vergil [Dorothea Gall]12) – etliche Konsensbildungen der Vergangenheit auf dem Prüfstand stehen. Beispiele hierfür sind die aktuell zur Diskussion gestellte Priorität der Petrusapokalypse gegenüber dem Zweiten Petrusbrief 13 und die Priorität des Polykarpbriefes gegenüber dem Ersten Petrusbrief.14 2. Jhs., insbesondere mit der Erforschung der Ignatiusbriefe und des Polycarpbriefes.“ (ebd. 380). Vgl. exemplarisch Theobald, Michael, Israel-Vergessenheit in den Pastoralbriefen. Ein neuer Vorschlag zu ihrer historisch-theologischen Verortung im 2. Jahrhundert n. Chr. unter besonderer Berücksichtigung der Ignatius-Briefe (Stuttgarter Bibelstudien 229), Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 2016, bes. 12.246. Weitere Beispiele für diese Problematik lassen sich mühelos anführen, z. B. was die Datierung des Zweiten Petrusbriefes angeht. Wenn – wie neuere Forschungen es nahelegen (z. B. Wolfgang Grünstäudl) – der Zweite Petrusbrief die (alexandrinische) Petrusapokalypse voraussetzt, ist dennoch nicht automatisch eine sichere Erkenntnis über die Abfassungszeit des Zweiten Petrusbriefes gewonnen, da die Datierung der Petrusapokalypse selbst unsicher ist; siehe auch Frey, Jörg, Der Brief des Judas und der zweite Brief des Petrus (Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament 15/2), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2015, 173. Vgl. weiter zur Problematik der für die konventionelle Datierung des Zweiten Petrusbriefes relevanten „Basisannahme“, der Erste und Zweite Clemensbrief und der Hirt des Hermas seien Texte aus dem späten ersten Jahrhundert n. Chr., z. B. Grünstäudl, Wolfgang, Petrus Alexandrinus. Studien zum historischen und theologischen Ort des zweiten Petrusbriefes (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 353), Tübingen: Mohr Siebeck 2013, 190.  9 Vgl. Burkert, Einordnung, 26. 10 Popkes, Enno Edzard, Die Theologie der Liebe Gottes in den johanneischen Schriften. Zur Semantik der Liebe und zum Motivkreis des Dualismus (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 197), Tübingen: Mohr Siebeck 2005, 54 f. Anm. 8. 11 Witulski, Johannesoffenbarung, 53 f. Anm. 306. 12   Z. B. Gall, Dorothea, Zur Technik von Anspielung und Zitat in der römischen Dichtung. Vergil, Gallus und die Ciris (Zetemata 100), München: C. H. Beck 1999, 90–140. 13 Vgl. Grünstäudl, Petrus, 97–144. Vgl. zur Diskussion den von Jörg Frey/Matthijs den Dulk/Jan G. van der Watt herausgegebenen Band „2 Peter and the Apocalypse of Peter: Towards a New Perspective“ (Biblical Interpretation Series 174), Leiden/Boston: Brill 2019. 14 Vgl. Gielen, Marlis, Der Polykarpbrief und der 1. Petrusbrief, in: Wilfried Eisele/Christian Schaefer/Hans-Ulrich Weidemann (Hg.), Aneignung durch Transformation. Beiträge zur

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Aufgrund dieser Problemanzeigen kommt neben sprachlich-stilistischen bzw. prosodisch-metrischen Indizien vor allem zeitgeschichtlichen Anspielungen eine große Bedeutung in der Datierungsdiskussion zu.15 Doch die Bestimmung des terminus post quem einer Schrift aufgrund von erwähnten Namen, Orten, historischen Ereignissen oder lebensweltlichen Realia erweist sich gerade im Fall pseudepigraphischer und anonymer historischer Fiktionen als besonders schwierig, da die suggerierte Zeit der historischen (Verfasser‑)Fiktion nicht mit der realen Abfassungszeit identisch ist. In den meisten Schriften hat die erzählte Welt der fiktiven Vorzeit ein solches Gewicht, dass zeitgeschichtliche Anspielungen, die als Anachronismen aus dieser Welt heraustreten würden, nur selten zu finden sind.16

(Primäre) Pseudepigraphie und programmatische Anonymität sind in der Regel bewusst gewählte literarische Verfahren, mit denen bestimmte Intentionen verfolgt werden. Oft ist hierbei eine transparente historische Verortung kontraproduktiv, d. h. die Fassade der historischen (Verfasser‑)Fiktion soll aufrechterhalten werden. Die logische Folge ist, dass zeitgeschichtliche Anspielungen  – sieht man von gezielt gesetzten Fiktionssignalen ab (s. u.) – vermieden werden bzw. „bewußt dunkel gehalten sind“17. Evident ist dies z. B. im Fall von intendierten Fälschungen, die mit der Vortäuschung einer falschen Autorschaft  – gestützt durch Plausibilisierungs‑ und Authentifizierungsstrategien etwa in Form von Echtheitsbeglaubigungen18 – konkrete außerliterarische Ziele wie z. B. finanzielle Bereicherung, Polemik oder die Durchsetzung von inhaltlichen Positionen verfolgen, betrifft aber auch Konzepte programmatischer Anonymität. So vermutet z. B. Clemens Leonhard im Hinblick auf den Verfasser der Syrischen Schatzhöhle: Wahrscheinlich gehörte es zu seinen Absichten, einen zeitlosen Text zu verfassen. […] Vielleicht um den Anschein zu wahren, Quelle uralter Weisheit zu sein, hütet er sich vor Anspielungen an seine Gegenwart und der Behandlung aktueller Streitfragen.19 Analyse von Überlieferungsprozessen im frühen Christentum (FS Michael Theobald, Herders Biblische Studien 74), Freiburg i. Br.: Herder 2013, 416–438. 15  Weiter können archäologische Funde textinterne Datierungsindizien stützen; vgl. z. B. die Münzserie des Polemon im Hinblick auf die Ausdeutung von Apk 13 auf Hadrian, Antinoos und Antonius Polemon; siehe dazu Ehling, Kay, Rezension zu: Witulski, Thomas, Die Johannesoffenbarung und Kaiser Hadrian. Studien zur Datierung der neutestamentlichen Apokalypse (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 221), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2007, in: H-Soz-Kult, 13. 10. ​2008, http://www.hsozkult. de/publicationreview/id/reb-11836 (abgerufen am 13. 01. ​2020). 16 Böttrich, Pseudepigraphen, im Hinblick auf die jüdische Literatur, 7. 17  Vielhauer, Philipp, Geschichte der urchristlichen Literatur, Berlin/New York: de Gruyter 1975, 503, im Hinblick auf die Johannesapokalypse. 18 Vgl. dazu Speyer, Wolfgang, Die literarische Fälschung im heidnischen und christlichen Altertum. Ein Versuch ihrer Deutung (Handbuch der Altertumswissenschaft 1/2), München: C. H. Beck 1971, 44–84; Ehrman, Bart D., Forgery and Counterforgery. The Use of Literary Deceit in Early Christian Polemics, Oxford: Oxford University Press 2013, 121–128. 19  Leonhard, Clemens, Die Beschneidung Christi in der syrischen Schatzhöhle. Beobach-

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Auch im Fall von „offener“ bzw. literarischer Pseudepigraphie, die gegenwärtig verstärkt sowohl in den Fokus der neutestamentlichen20 als auch der altphilologischen Forschung (z. B. griechische Pseudepistolographie als Briefromanliteratur21 und lateinische Pseudepigraphie als „kreative Fiktion“ bzw. „literarisches Erkennungsspiel“22) rückt, wird gemäß der in der antiken Fiktionalitätstheorie und Rhetorik (Prosopopoiie) geltenden Grundsätze der Angemessenheit und Wahrscheinlichkeit23 Wert auf eine plausible (Re‑)Konstruktion der fiktiven Zeit der Erzählung bzw. auf die Stimmigkeit der Verfasserfiktion im Sinne eines gekonnt durchgeführten „Maskenspiels“ gelegt (z. B. Theon, progymn. 115)24. Diese Haltung tritt nicht zuletzt in einem antiken Selbstzeugnis offen zutage. Der Herausgeber der griechischen Brutusbriefe, Ps-Mithridates, reflektiert explizit über sein Vorhaben, passende (εἰκός) pseudepigraphische Antwortbriefe auf die Briefe des Brutus zu formulieren (Ep.Ps-Mithr. 4).25 Um Realitätsnähe tungen zu Datierung und Überlieferung des Werks, in: Martin Tamcke (Hg.), Syriaca II. Beiträge zum 3. deutschen Syrologen-Symposium in Vierzehnheiligen 2002, Münster: LIT 2004, 11–28, 11. 20  Vgl. z. B. Vouga, François, Pseudépigraphies Crypto-Paul, deutéro-Paul, trito-Paul et quarto-Paul, in: Études théologiques et religieuses 88 (2013/2014), 529–547 (deuteropaulinische Briefe); Schmidt, Karl Matthias, Die Stimme des Apostels erheben. Pragmatische Leistungen der Autorenfiktion in den Petrusbriefen, in: Jörg Frey u. a. (Hg.), Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246), Tübingen: Mohr Siebeck 2009, 625–644 (Petrusbriefe). 21  Vgl. z. B. Holzberg, Niklas, Der griechische Briefroman. Versuch einer Gattungstypologie, in: Ders. (Hg.), Der griechische Briefroman. Gattungstypologie und Textanalyse (Classica Monacensia 8), Tübingen: Narr 1994, 1–52; Rosenmeyer, Patricia A., Ancient Epistolary Fictions. The Letter in Greek Literature, Cambridge: Cambridge University Press 2001; Owen Hodkinson/Patricia A. Rosenmeyer/Evelien Bracke (Hg.), Epistolary Narratives in Ancient Greek Literature (Mnemosyne Supplements 359), Leiden/Boston: Brill 2013. 22   Vgl. z. B. Peirano, Irene, The Rhetoric of the Roman Fake. Latin Pseudepigrapha in Context, Cambridge: Cambridge University Press 2012; Seelentag, Sabine, Der pseudovergilische Culex. Text – Übersetzung – Kommentar (Hermes Einzelschriften 105), Stuttgart: Steiner 2012, 17–25; Stachon, Markus, Tractavi monumentum aere perennius. Untersuchungen zu vergilischen und ovidischen Pseudepigraphen (Bochumer altertumswissenschaftliches Colloquium 97), Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier 2014. 23  Leitend sind hier Termini wie z. B. accomodus, aptum, πιθανός, οἰκεῖος, εἰκός, τὸ πρέπον; vgl. z. B. Cic.invent. 1,27; Quint.inst. 8,3,70; 10,1,101, Hor.po. 119 f.338; Arist.po. 9 [51b]. 24  Theon, progymn. 115: προσωποποιΐα ἐστὶ προσώπου παρεισαγωγὴ διατιθεμένου λόγους οἰκείους ἑαυτῷ τε καὶ τοῖς ὑποκειμένοις πράγμασιν ἀναμφισβητήτως. Text nach: Aelius Theon, Progymnasmata, hg. v. Michel Patillon/Giancarlo Bolognesi (Collection des universités de France. Série grecque 364), Paris: Les Belles Lettres 1997. Vgl. weiter im Hinblick auf die Fingierung von Reden historischer Personen in der Historiographie z. B. Luc.hist. 58 (ἐοικότα τῷ προσώπῳ καὶ τῷ πράγματι οἰκεῖα λεγέσθω); Dion.Halicar.Thuc. 34–49 (36: τοῖς προσώποις πρέποντας καὶ τοῖς πράγμασιν οἰκείους). 25 Ep.Ps-Mithr. 4: […] ᾠήθην δεῖν πεῖραν ποιήσασθαι τῆς ἀντιγραφῆς καὶ πορίσασθαι λόγους, οἵους εἰκὸς ἦν ἕκαστον ἀποκρίνασθαι τῶν ἐπεσταλκότων. Vgl. grundlegend Calhoun, Robert Matthew, The Letter of Mithridates. A Neglected Item of Ancient Epistolary Theory, in: Jörg Frey u. a. (Hg.), Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246), Tübingen: Mohr Siebeck 2009, 295–330.

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zu erzeugen, greift er bei der Abfassung seiner Briefe auch auf historische Darstellungen zurück (Ep.Ps-Mithr. 6: ἐξ ἱστοριῶν ἐπιλεξάμενος). Aus diesen Überlegungen und Befunden folgt, dass Anspielungen auf die reale Abfassungszeit in pseudepigraphischen und anonymen historischen Fiktionen naturgemäß als Anachronismen auftreten. Da diese illusionsstörend wirken, dienten Anachronismen schon im Rahmen antiker Echtheitskritik als Indikatoren für die Unechtheit einer Schrift26 und gehören prinzipiell zum klassischen „Signalrepertoire, durch das der fiktionale Text seinen Fiktionscharakter offenlegt“27. Neben Anachronismen zählen hierzu z. B. terminologische Indikatoren, Überdeterminationen, Übertreibungen, z. B. der Brieflichkeit, Brüche in der Autor/Adressatenkonstruktion bzw. der Kommunikationssituation, logische Unstimmigkeiten, Auffälligkeiten im Orts‑ und Personeninventar (z. B. redende Namen), paratextuelle Markierungen der Fiktion sowie selbstreflexive und metafiktionale Signale.28 Für die Datierungsfrage sind indes nicht alle Fiktionssignale gleichermaßen relevant. Generell impliziert die Selbstentblößung der Fiktion nicht automatisch einen Hinweis auf eine konkrete zeitliche Verortung; in einigen Fällen setzt die pseudepigraphische Verfasserfiktion nicht einmal den Tod des vorgeblichen Autors als terminus post quem voraus.29 Doch gerade im Fall historischer (Verfasser‑)Fiktionen ermöglichen Anachronismen nicht nur, die Unechtheit einer Schrift aufzudecken,30 sondern liefern auch Anhaltspunkte 26 Vgl.

auch Speyer, Fälschung, 125 f.; Ehrman, Forgery, 139. Das Instrumentarium antiker Echtheitskritik umfasst außer der Feststellung von Anachronismen weiter z. B. sprachlichstilistische Beobachtungen, inhaltliche Spannungen und äußere Kriterien, z. B. Buchstaben, Dialekte, Versmaß, Schreibmaterialen. 27  Moers, Gerald, Fingierte Welten in der ägyptischen Literatur des 2. Jahrtausends v. Chr. Grenzüberschreitung, Reisemotiv und Fiktionalität (Probleme der Ägyptologie 19), Leiden/ Boston: Brill 2001, 81. 28  Vgl. dazu z. B. Feddern, Stefan, Der antike Fiktionalitätsdiskurs (Göttinger Forum für Altertumswissenschaft. Beihefte N. F. 8), Berlin/Boston: de Gruyter 2018, 79–85; Moers, Welten, 79–105. 29  Erwähnt sei exemplarisch die mitunter geäußerte Annahme, der Kolosserbrief sei nicht nach-, sondern nebenpaulinisch; siehe dazu z. B. Luz, Ulrich, Der Kolosserbrief, in: Jürgen Becker/Ulrich Luz, Briefe an die Galater, Epheser und Kolosser (Neues Testament Deutsch 8/1), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1998, 185 f.; vgl. auch den Beitrag von Lukas Bormann in diesem Band. Auch Fälschungen im polemischen Kontext setzen in der Regel voraus, dass die Referenzgröße, unter dessen Namen eine Schrift geschrieben ist, lebt, da die Fälschung auf deren Diffamierung abzielt; vgl. z. B. Diog.Laert. 10,1,3: Der Stoiker Diotimos verfasste obszöne Briefe unter dem Namen Epikurs, um diesen zu diskreditieren; siehe zu solcherlei Fälschungen z. B. auch Pausanias 2,18,5; Iamb.vit.Pyth. 258–260; Apul.apol. 87,2–5. 30 Vgl. Syme, Ronald, Fälschung und Betrug, in: Norbert Brox (Hg.), Pseudepigraphie in der heidnischen und jüdisch-christlichen Antike (Wege der Forschung 484), Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1977, 295–310, 302: „Ein deutlicher Anachronismus in Tatsachen oder Sprachgebrauch kann zur Unechtheitserklärung genügen, ebenso ein historischer Irrtum oder schwerer Mißgriff.“ Die Feststellung von Anachronismen ist somit ein wesentliches Kriterium bei der Analyse der Echtheit von Verfasserfiktionen. Exemplarisch sei auf die griechische Pseudepistolographie verwiesen; siehe z. B. im Hinblick auf das Corpus Hippocraticum (z. B.

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für die Bestimmung der realen Entstehungszeit. Die Offenlegung der Fiktion und der Hinweis auf den terminus post quem einer Schrift sind dabei zwei Kehrseiten einer Medaille. Offen bleibt indes die Frage nach der pragmatischen bzw. literarischen Funktion. Fiktionssignale können entweder vestigia falsarii, d. h. unbeabsichtigte und versehentliche „Risse in der Fassade“, oder vom Autor gezielt eingebaute „Fenster in der Fassade“ sein, um im Dienst der Leserlenkung die Fiktion zu markieren und so zum Gelingen des fiktionalen Diskurses im Sinne eines „Make-believe-Spiels“31 beizutragen. Um hier im Zuge weiterer Analysen zu einer angemessenen Einordnung zu gelangen, ist nicht zuletzt der Blick auf den jeweiligen soziokulturellen bzw. institutionellen Kontext sowie auf die Bildungsvoraussetzungen der Träger‑ und Rezipientengruppen zu richten.32

2. Innertextliche Zeitanspielungen als Indizien für die Datierung anonymer und pseudepigraphischer Fiktionen Datierungsindizien in Form von innertextlichen Zeitanspielungen ermöglichen als Anhaltspunkte für den terminus post quem einen Blick auf das reale Baujahr hinter der Fassade der (Verfasser‑)Fiktion. Textinterne Datierungshilfen können sich dabei auf ganz unterschiedliche externe Fixpunkte wie Personen, Orte, Ereignisse, Schriften und Dokumente oder lebensweltliche Realia bzw. zeitgeschichtliche Phänomene beziehen; auch die Art und Weise der Bezugnahmen variiert (z. B. explizite Nennung, Anspielung, Verschlüsselung, argumentum e silentio). a) Personenbezogene Indizien. Zu den innertextlichen Zeitanspielungen zählt zunächst die Erwähnung von Namen historischer, chronologisch einordbarer Personen, wobei die Bezüge im Einzelnen unterschiedlich gestaltet und auch unterschiedlich zu gewichten sind. In der ps-verg. Schrift Ciris wird z. B. in der Widmung an Messalla (Ciris 54) ein Indiz für deren zeitliche Einordnung gesePhilippson, Robert, Verfasser und Abfassungszeit der sogenannten Hippokratesbriefe, in: Rheinisches Museum N. F. 77 [1928], 293–328, bes. 302.305), das Corpus Socraticum (vgl. die Angaben bei Holzberg, Briefroman, 44), die Aeschinesbriefe (z. B. Schwegler, Karl, De Aeschinis quae feruntur epistolis, Gießen: Christ & Herr 1913, 6 f.) oder die Chionbriefe (z. B. Rosenmeyer, Fictions, 235–240). 31  Vgl. dazu prinzipiell Feddern, Fiktionalitätsdiskurs, 85–95. 32 Vgl. für den frühchristlichen Bereich z. B. die Überlegungen von Frenschkowski, Marco, Erkannte Pseudepigraphie? Ein Essay über Fiktionalität, Antike und Christentum, in: Jörg Frey u. a. (Hg.), Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246), Tübingen: Mohr Siebeck 2009, 181–232; Schreiber, Stephan, Pseudepigraphie als Problem der Einleitungswissenschaft. Perspektiven aus der antiken Briefliteratur, in: Michael Labahn (Hg.), Spurensuche zur Einleitung in das Neue Testament. Eine Festschrift im Dialog mit Udo Schnelle (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 271), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2017, 231–258.

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hen;33 gleiches gilt für Octavius als Adressat der ebenfalls ps-verg. Schrift Culex (Culex 1 f.).34 In apokryphen Schriften dienen mitunter Herrschernamen explizit als (fiktive) Datumsangaben. Die Paulusapokalypse gibt z. B. in ihrer (sekundär hinzugefügten; s. u.) Einleitung (§§ 1–2) vor, unter Theodosius I. und Cynegius (388 n. Chr.) bzw. Theodosius II. und Constantinus (420 n. Chr.) aufgefunden worden zu sein, womit ein Hinweis auf den terminus post quem gegeben ist.35 Nicht selten stellen personenbezogene Datierungsindizien augenfällige Anachronismen dar. Exemplarisch sei ein Blick auf das Personeninventar in den (apokryphen) Apostelakten geworfen, das in chronologischer Hinsicht nicht immer ein kohärentes Bild bietet, sondern Brüche aufweisen kann. Einzelne Namen bzw. Anspielungen auf Personen verweisen auf eine Zeitepoche, die nicht mit der zeitlichen Verortung der erzählten „story“ übereinstimmt und zu dem dazugehörigen Personeninventar in Konkurrenz tritt. Identifiziert man z. B. in den Paulus‑ und Theklaakten die literarische Figur Falconilla (ActPaul 27–31) mit der gleichnamigen Frau des römischen Konsuls M. Pontius Laelianus (Pompeia Sosia Falconilla) aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts n. Chr.,36 so führt dies nicht nur zu einem Anachronismus, wenn man gleichzeitig in Falconillas Mutter Tryphaena (ActPaul 27–31) eine Referenz auf die Königin Antonia Tryphaena (Mitte erstes Jahrhundert n. Chr.)37 entdeckt, sondern liefert zugleich einen Anhaltspunkt für den terminus post quem der Akten (Lebenszeit von Falconilla; zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts n. Chr.). Auch in Apg 12,18–25 (Ende des Herodes Agrippa) bezieht man mehrere textinterne Angaben auf historische Personen, die indes unterschiedlichen Zeiten zuzuordnen sind. Abgesehen von der expliziten Nennung des Herodes Agrippa und der Thematisierung seines Todes (44  n. Chr.) werden in der Forschung einzelne Textsignale auf unterschiedliche römische Kaiser hin ausgedeutet. So vermutet Karl Matthias Schmidt einerseits in Apg 12,20–22 einen Reflex auf die Krönung des armenischen Königs Tiridates (66 n. Chr.)38, was in die Regierungszeit Neros weist, wozu auch die mitunter in Apg 12,22 (θεοῦ φωνὴ καὶ οὐκ ἀνθρώπου) ent33  Vgl. dazu Bretzigheimer, Gerlinde, Poeta memor ludensque oder The Making of Ciris, in: Niklas Holzberg (Hg.), Die „ Appendix Vergiliana“. Pseudepigraphen im literarischen Kontext (Classica Monacensia 30), Tübingen: Narr Francke Attempto 2005, 142–224, 158 mit Anm. 69; Gall, Technik, 52. 34  Vgl. Gall, Technik, 255 f. 35  Vgl. dazu Klauck, Hans-Josef, Die apokryphe Bibel. Ein anderer Zugang zum frühen Christentum, Tübingen: Mohr Siebeck 2008, 161 f. Gleiches gilt für die Pilatusakten (Nikodemusevangelium), wobei die lateinische und griechische Rezension im Detail stark voneinander abweichen; vgl. Klauck, Evangelien, 119 f. 36  Vgl. Bremmer, Jan N., The Five Major Apocryphal Acts: Authors, Place, Time, and Readership, in: Ders. (Hg.), The Apocryphal Acts of Thomas (Studies of Early Christian Apocrypha 6), Louvian: Peeters 2001, 149–170, 153. 37  Vgl. Klauck, Apostelakten, 70. 38 Vgl. Schmidt, Karl Mattthias, Der Friede von Cäsarea. Apg 12,20–22 und die Krönung des armenischen Königs Tiridates, in: Biblische Zeitschrift 52 (2008), 110–117.

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deckte Anspielung auf die Sangeskunst Neros (z. B. Cass.Dio 62,20,5) passt.39 Andererseits schlägt Karl Matthias Schmidt vor, den Kämmerer Blastus (Apg 12,20 [πείσαντες Βλάστον, τὸν ἐπὶ τοῦ κοιτῶνος τοῦ βασιλέως, ᾐτοῦντο εἰρήνην διὰ τὸ τρέφεσθαι αὐτῶν τὴν χώραν ἀπὸ τῆς βασιλικῆς]) in Beziehung zu dem Kämmerer Ti. Claudius Parthenius (z. B. Cass.Dio 67,15,1; 67,17,2) zu setzen, der wiederum eine Rolle bei der Ermordung Domitians gespielt hat, womit der Tod Domitians (96 n. Chr.) zum möglichen Datierungsindiz für die Apostelgeschichte wird.40 Diese Befunde stellen für den wissenden Leser nicht nur eine Illusionsstörung dar, sondern bieten zudem aufgrund der Lebensdaten der „aus der Zeit fallenden“ Referenzfiguren Anhaltspunkte für die Bestimmung des terminus post quem. Auch die spezifische Charakterisierung von Personen kann anachronistische Züge aufweisen. Dieser Aspekt wird z. B. in der Echtheitsdiskussion über den zweiten Brief des Sallust angeführt: Cäsar wird als imperator tituliert (z. B. Ep.Sal. 2,6,6), was ebenso wie seine Machtstellung zum vorgeblichen Abfassungszeitpunkt des Briefes eine „Rückprojektion“41 und ein indirekter Hinweis auf die chronologische Einordnung des Briefes sei, mit der die Feststellung der Unechtheit einhergeht. Personenbezogene Indizien spielen auch in der antiken Echtheitsdiskussion eine Rolle. So vergleicht Dionysius Halicarnassus z. B. die Reden des Dinarch mit den Daten der für die Lebenszeit des Dinarch relevanten A ­ rchonten42 und kommt aufgrund chronologischer Unstimmigkeiten wie z. B. dem aus dem Abgleich mit den Daten der Archonten folgenden zu jungen Lebensalter des Dinarch zu dem Ergebnis, einzelne Reden seien als ψευδεπίγραφοι δημόσιοι (Dion.Halicar.Din. 11 [z. B. Gegen Theodorus]) bzw. ἰδιωτικοὶ ψευδεπίγραφοι (Dion.Halicar.Din. 13 [Gegen Pedieus; gegen B ­ oeotus]) zu bewerten. 39  Vgl. dazu Backhaus, Knut, Zur Datierung der Apostelgeschichte. Ein Ordnungsversuch im chronologischen Chaos, in: Zeitschrift für neutestamentliche Wissenschaft 108 (2017), 212–258, 237 f. 40  Vgl. Schmidt, Karl Matthias, Rendezvous mit dem Kammerdiener. Indizien für eine verdeckte Anspielung auf den Tod Domitians in Apg 12,20, in: Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt. Serie A (Aufsätze) Bd. 42 (2017), 163–202; siehe auch Backhaus, Datierung, 235. 41  Von Albrecht, Michael, Geschichte der römischen Literatur: von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken, Bd. 1, Berlin/New York: de Gruyter 32012, 388 f.; Syme, Fälschung, 302. 42  Vgl. grundsätzlich Dion.Halicar.Din. 9: Τοῖς μὲν οὖν γνησίοις αὐτὸ τὸ τῆς ἀναγραγῆς προσέσται μόνον, τοῖς δὲ ψευδέσι τὰ τοῦ τ’ ἐλέγχου καὶ τῆς αἰτίας διηκριβωμένα, δι’ ἣν ἕκαστον ἀθετοῦμεν αὐτῶν. ἐπεὶ δ’ ἀναγκαία πρὸς ταῦτα ἡ τῶν χρόνων διάγνωσις, τοὺς Ἀθήνησιν ἄρξαντας, ἀφ’ οὗ Δείναρχον ὑπέθεμετα γεγονέναι χρόνου, μὲχρι τῆς δοθείσης αυτᾠ μετὰ τὴν φυγὴν καθόδου, γενομένους ἑβδομήκοντα, προθήσομεν. Εἰσἰ δἐ οἳδε […]). Text nach: Dionysius Harlikarnassus, The Critical Essays II (Loeb Classical Library 466), hg. v. Stephen Usher, Cambridge/London: Harvard University Press 1985. Nicht nur die Lebensdaten der Archonten, auch die Lebensdaten weiterer historischer Figuren, z. B. der Priesterin Ninus, sind für Dionysius ein externer Fixpunkt in der Authentizitäts‑ und Datierungsfrage (Dion. Halicar.Din. 11: Gegen Menekles).

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Im Fall pseudepigraphischer Verfasserfiktionen wiederum ist das Wissen um den Tod bzw. die Todesumstände der fiktiven Verfasser oder Adressaten nicht allein ein illusionsstörender Anachronismus, sondern auch ein erster Anhaltspunkt für den terminus post quem und damit für die Datierung der Schrift. In den pseudepigraphischen Themistoklesbriefen scheinen Ep.Ps-Them. 20 und Ep.PsThem. 21 auf den Suizid des Themistokles anzuspielen: Ps-Themistokles empfindet seine Lage als aussichtslos (Ep.Ps-Them. 20)43 und bittet um Opfergeräte (Ep. Ps-Them. 21), die vermutlich auf das Opfer im Zusammenhang mit seinem Suizid zu beziehen sind (vgl. z. B. Plut.Them. 31). Damit blitzt die Kenntnis einer Überlieferung über die Todesumstände des Themistokles auf (vgl. z. B. Thuc. 1,138,4), was wiederum den Tod des Themistokles voraussetzt. Hiermit ist zwar ein Anfang für eine zeitliche Einordnung gegeben (Tod des Themistokles), nicht aber eine Datierungshilfe für den engeren Entstehungszeitraum. Eine vergleichbare Argumentation begegnet in der Datierungsdiskussion über die Pastoralbriefe. So liefere das Wissen um den Tod bzw. um die Todesumstände der Adressaten Titus und Timotheus einen Anhaltspunkt für einen dementsprechenden terminus post quem.44 In 2 Petr 3,4 wiederum wird oft eine Anspielung auf den Tod des fiktiven Autors Petrus ausgemacht, da dieser zu den entschlafenen „Vätern“ zu zählen sei (ἀφ’ ἧς γὰρ οἱ πατέρες ἐκοιμήθησαν), was eine nachpetrinische Entstehung des Briefes impliziere (vgl. auch die distanzierende Rede von „euren Aposteln“ in 2 Petr 3,2).45 Weiter finden sich in pseudepigraphischen Apokalypsen wie z. B. den Jakobusapokalypsen aus Nag Hammadi (1ApkJak [NHC V 3] 32,16–24; 2ApkJak [NHC V 4] 61,5–62,16) deutliche Anspielungen auf das Martyrium des fiktiven Autors, die gemeinhin als vaticinia ex eventu gedeutet werden. Gleiches wird für die alexandrinische Petrusoffenbarung (ApkPetr [griech.] 14,4 [R]) vermutet (vgl. „Stadt des Westens“ [= Rom], „Sohn des Hades“ [= Nero], Allusion auf Mk 10,39par [= Hinweis auf das Martyrium]).46 43  Vom Perserkönig als Statthalter in Magnesia eingesetzt (Ep.Ps-Them. 20,36–39) soll Themistokles den persischen Angriff auf Athen anführen, was dieser mit seiner Loyalität Athen gegenüber (vgl. auch Ep.Ps-Them. 4; 13; 15) nicht vereinbaren kann: πολλὰ ἄλλα ἔσται, τοῦτο δὲ οὐδέποτε. 44  Vgl. von Lips, Hermann, Die Timotheus‑ und Titusakten und die Leidensthematik in den Pastoralbriefen. Aspekte zur Entstehungszeit und Intention der Pastoralbriefe, in: Early Christianity 2 (2011), 219–241. Diese Interpretation ist jedoch keineswegs unumstritten. Beispielsweise ist 1 Tim 6,11–16 nicht zwingend als Martyriumsparänese zu interpretieren, sondern kann auch als Anspielung auf eine zurückliegende Verteidigung des Timotheus vor Gericht oder als Taufhomologie bzw. Ordinationsparänese verstanden werden. 45   Vgl. z. B. Frey, Brief, 182: „Wenn die Gegner zur Begründung ihrer Skepsis gegenüber der Erwartung der Parusie Christi auf den Tod der ‚V äter‘ verweisen, dann können damit nicht die Väter Israels gemeint sein, sondern nur die ersten Zeugen der christlichen Hoffnung (nicht zuletzt Petrus selbst). […] Der Verweis auf den Tod der Zeugengeneration setzt die Argumentation der Gegner – und damit auch die Argumentation des Briefs – klar in die ‚nachapostolische‘ Zeit, also eine Zeit, in der auch Petrus nicht mehr am Leben war.“; siehe auch ebd. 323. 46  Dass in ApkPetr (griech.) 14,4 [R] das Martyrium des Petrus in Rom durchscheint, wird allerdings auch kritisch hinterfragt; vgl. Zwierlein, Otto, Petrus in Rom: Die literarischen

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Auch in Schriften, die weder durch die „story“ noch durch die Verfasser‑ und Adressatenfiktion in einem konkreten (fiktiven) historischen Kontext verortet sind, können onomastische Angaben zu Orientierungspunkten für die Datierung werden, ohne indes Anachronismen zu sein. In der anonymen Abhandlung Testimonium Veritatis [NHC IX 3] 56,2–5 werden in einem polemischen Kontext u. a. der gnostische Lehrer Valentin und seine Schüler genannt, deren Lebensdaten folglich Anhaltspunkte für die Bestimmung des terminus post quem bieten. Ähnlich verhält es sich mit der möglichen, aber nicht gesicherten (s. u.) Erwähnung der Anhomöer (ⲛⲓⲁⲛϩⲟⲙⲟⲓⲟⲛ) (vgl. Epiph.haer. 76,4.7–9)47 in der als anonyme Offenbarungsrede stilisierten Nag-Hammadi-Schrift Noēma (NHC VI 4) 40,7. b) Ortsbezogene Indizien. Neben Namen von Personen(‑gruppen) dienen auch historische Orte bzw. deren spezifische Charakterisierungen als Orientierungspunkte für die zeitliche Einordnung einer Schrift. In den pseudepigraphischen Phalarisbriefen z. B. begegnen Städte, die erst nach der Lebenszeit des Phalaris gegründet wurden,48 womit nicht nur ein Anachronismus vorliegt, sondern auch ein erster Anhaltspunkt für den terminus post quem (Gründung der Städte) gegeben ist. Im Zuge der Datierung der Johannesapokalypse werden die Charakterisierung der Gemeinde in Smyrna als eine im Glauben bewährte Gemeinde (Apk 2,8–11) bzw. der Gemeinde in Ephesus als eine im Glauben erkaltete Gemeinde (Apk 2,1–7) sowie die Stilisierung von Laodikea als dezidiert reiche Stadt (Apk 3,17) als Argumente für eine Datierung der Apokalypse gegen Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. angeführt.49 Im Fall des Ersten Petrusbriefes wiederum schließt Marlis Gielen aus der spezifischen Adressierung an die kleinasiatischen Gemeinden in Pontus, Galatien, Kappadozien, Asia und Bithynien ohne die südlichen Provinzen Kilikien und Lykia-Pamphylia (vgl. 1 Petr 1,1b: Zeugnisse. Mit einer kritischen Edition der Martyrien des Petrus und Paulus auf neuer handschriftlicher Grundlage (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 96), Berlin/New York: de Gruyter 22010, 480 f. 47  So Wisse, Frederik, The Nag Hammadi Library and the Heresiologists, in: Vigiliae Christianae 25 (1971), 205–223, 208 Anm. 16. 48  Vgl. Merkle, Stefan/Beschorner, Andreas, Der Tyrann und der Dichter. Handlungssequenzen in den Phalaris-Briefen, in: Nicklas Holzberg (Hg.), Der griechische Briefroman. Gattungstypologie und Textanalyse (Classica Monacensia 8), Tübingen: Narr 1994, 116–168, 117. 49  Vgl. dazu z. B. Kerner, Jürgen, Die Ethik der Johannesapokalypse im Vergleich mit der des 4. Esra. Ein Beitrag zum Verhältnis von Apokalyptik und Ethik (Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft 94), Berlin/New York: de Gruyter 1998, 14; Broer, Ingo/ Weidemann, Hans-Ulrich, Einleitung in das Neue Testament (Neue Echterbibel Ergb. 2), Würzburg: Echter 32010, 682. Die Aussage, die Gemeinde in Smyrna habe sich im Glauben bewährt (Apk 2,8–11), lege deswegen eine spätere Datierung nahe, da Polykarp zufolge die Gemeinde in Smyrna zur Zeit des Paulus noch gar nicht existiert habe. Das negative Zeugnis für die Gemeinde in Ephesus lässt auf einen zeitlichen Abstand zu deren Gründung schließen. Auch die Charakterisierung Laodikeas als reiche Stadt (Apk 3,17) weise in den gleichen Zeitraum, da nach der Zerstörung Laodikeas 60 n. Chr. der Wiederaufbau der Stadt und ihr Prosperieren einige Zeit in Anspruch genommen haben dürfte.

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διασπορά Πόντου, Γαλατίας, Καππαδοκίας, Ἀσίας καὶ Βιθυνίας) auf eine Entstehung des Briefes um 130 n. Chr., wobei sie auf die Visitationspraxis Hadrians Bezug nimmt.50 c) Ereignisbezogene Indizien. Eine weitere Datierungshilfe ist der Rekurs auf konkrete historische Ereignisse. So stellt z. B. die Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n. Chr. einen wichtigen Anhaltspunkt für die Datierung von Schriften jüdischer und christlicher Provenienz dar (z. B. Mk 13,1–2 [kontrovers diskutiert; s. u.]; Mt 22,7; 21,41; 23,38; Lk 13,35; 21,24; Joh 11,48; Barn 16,3–4; EvThom 71 [kontrovers diskutiert; s. u.]; 2 Thess 2,3–4 [kontrovers diskutiert; s. u.]).51 Weitere Beispiele für die Bedeutung konkreter Ereignisse als Datierungshilfen lassen sich aus dem Bereich der antik-paganen Literatur mühelos anbringen. Favorinus zufolge (bei Diog.Laert. 2,39) kann z. B. die Rede des Polykrates gegen Sokrates nicht echt sein, da sich in dieser Rede eine Referenz auf den Wiederaufbau des Walls durch Konon (394 v. Chr.) findet, der erst Jahre nach dem Tod des Sokrates (399 v. Chr.) gebaut wurde. Der Wiederaufbau des Walls durch Konon markiert nicht nur den terminus post quem der Rede, sondern fungiert zugleich als Unechtheitsindikator. Auch Dionysius Halicarnassus berücksichtigt im Zuge seiner Untersuchung der Reden des Lysias chronologische Gesichtspunkte (Dion.Halicar.Lys. 12: τοὺς χρόνους ἀναλογισαμένῳ; παραθεὶς τοὺς χρόνους): So könne die Lysiasrede über die Iphikrates-Statue nicht von Lysias selbst stammen, da die dort erwähnte Iphikrates-Statue (εἰκών) erst nach dem Tod des Redners geschaffen wurde. Einen vergleichbaren Anachronismus stellt Dionysius auch im Hinblick auf eine weitere Lysias zugeschriebene Rede über Iphikrates fest, da die darin dargelegten politischen Ereignisse erst 20 Jahre nach dem Tod des Lysias datiert werden können. Sowohl die Iphikrates-Statue als auch das politische Geschehen markieren den terminus post quem für die jeweiligen Reden, der mit einer Abfassung durch Lysias unvereinbar scheint.52 Neben der Anspielung auf konkrete Ereignisse dienen auch allgemein gehaltene Bezugnahmen auf historische Ereignisse und Entwicklungen als Indizien für die zeitliche Einordnung einer Schrift. Diese sind aber in der Regel aufgrund ihrer mangelnden Eindeutigkeit nur schwache Indizien und führen zu keinem belastbaren Ergebnis, sodass ihnen in der Datierungsdiskussion allenfalls eine 50 Vgl. Gielen, Marlis, Der 1. Petrusbrief und Kaiser Hadrian. Zur Frage der zeitgeschichtlichen Einordnung des 1. Petrusbriefes, in: Biblische Zeitschrift 57 (2013), 161–183, 161–177. Durch die mit der Visitationspraxis verbundene Stärkung des Kaiserkults seien die christlichen Gemeinden zunehmend in eine Minderheitssituation geraten, was in den von Hadrian erst 131 n. Chr. visitierten Provinzen Kilikien und Lykia-Pamphylia noch nicht so akut gewesen sei wie in den von Hadrian 123/124 n. Chr. und 129 n. Chr. visitierten Provinzen, an die der Erste Petrusbrief adressiert ist. Dass Kilikien und Lykia-Pamphylia in der Briefadresse fehlen, weise deshalb auf eine Entstehung vor 131 n. Chr. (und nach 129 n. Chr.) hin, was zu einer relativ exakten Datierung des Briefes um 130 n. Chr. führe. 51  Siehe im Hinblick auf die jüdischen Pseudepigraphen auch Böttrich, Pseudepigraphen. 52  Vgl. auch Ehrman, Forgery, 139.

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flankierende Funktion zukommt. Dies verdeutlicht exemplarisch die Problematik möglicher Reflexe auf Christenverfolgungen im Hebräerbrief, im Ersten Petrusbrief und in der Johannesapokalypse. So könnten sich die Verfolgungen in Hebr 10,32–33; 11,35–38; 12,4 auf den Beginn der Christenverfolgungen durch Domitian beziehen, was aber nicht zwingend und daher umstritten ist.53 Auch in der Datierungsdiskussion über die Johannesapokalypse erweist sich eine zeitliche Einordnung aufgrund der Verfolgungssituation als unsicher, was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass die Lage der Christen unter den einzelnen römischen Kaisern, wie z. B. Domitian, in historischer Hinsicht keineswegs klar, sondern Gegenstand von kontroversen Diskussionen ist.54 Gleiches gilt im Fall des Ersten Petrusbriefes für den Zusammenhang von Datierung und Verfolgungs-, Konflikt‑ bzw. Leidenssituation (z. B. 1 Petr 3,15–16; 4,12–16).55 Hier tritt neben die „klassische Datierung“ in die Zeit Domitians z. B. die Datierung unter Hadrian (Intensivierung des Kaiserkults → zunehmende Isolation und Bedrohungssituation für Christen). Neben der umstrittenen zeitlichen Einordnung bleibt zudem unklar, ob es sich im Ersten Petrusbrief überhaupt um staatliche Christenverfolgungen handelt.56 d) Schriftenbezogene Indizien. Auch textinterne Anspielungen auf Schriftstücke können Hinweise auf eine zeitliche Einordnung geben. Unabhängig davon, dass prinzipiell die (unmarkierte) Repräsentanz eines Prätextes in einem Text eine zentrale Rolle bei der Bestimmung des terminus post quem spielt (relative Chronologie), liegt weiter mit der direkten oder indirekten Bezugnahme auf konkrete historische Dokumente, Edikte oder Schriften eine innertextliche Zeitanspielung vor. Die ps-verg. Schrift Ciris ist der Fiktion nach dem jungen Messalla  – vermutlich M. Valerius Messalla Corvinus (64  v. Chr.–8  n. Chr.)  – gewidmet, aber der intertextuelle Bezug u. a. auf die Metamorphosen Ovids (ca. 1–8 n. Chr.) setzt die letzten Lebensjahre bzw. den Tod Messallas voraus. Damit erweist sich das Epyllion Ciris als „self-consciously ‚anachronistic‘: it purports to be dedicated to a young Messalla, but it actually postdates his death“57. Abgesehen von der damit verbundenen Illusionsstörung markiert die Abfassung der Metamorphosen Ovids den terminus post quem für die Entstehung der Schrift. Blickt man auf die ps-verg. Schrift Catalepton, so entsteht durch die Zusammenschau der Stilisierung des Catalepton als Jugendwerk Vergils und der relativen Chronologie der vergilischen Schriften ein Anachronismus.58 In dem Schluss Vgl. z. B. Vielhauer, Geschichte, 251. dazu z. B. Broer /Weidemann, Einleitung, 678–683. 55  Vgl. exemplarisch Schnelle, Udo, Einleitung in das Neue Testament, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 82013, 482 f. 56 Vgl. dazu z. B. Vahrenhorst, Martin, Der erste Brief des Petrus (Theologischer Kommentar zum Neuen Testament 19), Stuttgart: Kohlhammer 2016, 20–23. 57  Peirano, Fake, 180; vgl. insgesamt ebd. 173–204. Siehe auch Syme, Fälschung, 302. 58  Vgl. unterschiedlich akzentuiert Peirano, Fake, 74–116; Stachon, Markus, Mirifice Vergilius? Fiktive Vergilbiographie im Catalepton, in: Wolfgang Kofler/Anna Novokhatko (Hg.), 53

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epigramm (Sphragis) dieser Sammlung (Cat. 15) werden die 14 Kleingedichte als Jugendwerk Vergils ausgegeben (divini elementa poetae), was indes in Spannung zur Erwähnung des Spätwerks Vergils, der Aeneis, in Cat. 14 steht, dessen Abfassung wiederum den terminus post quem markiert. Selbst wenn man – wie oft vermutet – davon ausgeht, das Schlussepigramm und damit die Stilisierung der Gedichtsammlung als Jugendwerk Vergils sei von einem Grammatiker nachträglich den 14 Gedichten hinzugefügt worden, bleibt der Anachronismus innerhalb von Cat. 15 selbst bestehen, da Vergil hier mit seinen großen Vorbildern Theokrit, Hesiod und Homer verglichen wird, wobei Theokrit für die Bucolica, Hesiod für die Georgica und Homer für die Aeneis, also Vergils Spätwerk, steht.59 Der Bezug auf Dokumente oder Schriften spielt auch in der neutestamentlichen Datierungsdiskussion eine große Rolle. So wird z. B. in Apk 6,6 (χοῖνιξ σίτου δηναρίου καὶ τρεῖς χοίνικες κριθῶν δηναρίου, καὶ τὸ ἔλαιον καὶ τὸν οἶνον μὴ ἀδικήσῃς) gelegentlich ein Hinweis auf das „Weinbauedikt“ Domitians (Suet. Dom. 7,2) bzw. das Edikt des Lucius Antistius Rusticus entdeckt, was eine Entstehung der Johannesapokalypse in domitianischer Zeit nahelegen würde.60 Nach Thomas Witluski wiederum begegne in Apk 11,1–2 ein Reflex auf den Befehl Hadrians zur Neugründung Jerusalems (129/130  n. Chr.).61 In der Diskussion über die Datierung des Ersten Petrusbriefes wird mit der Plinius-Trajan-Korrespondenz (datiert auf 112 n. Chr.) als externem Fixpunkt argumentiert. Da der Erste Petrusbrief bereits auf die Plinius-Trajan-Korrespondenz reagiere (z. B. Repression allein aufgrund des Christseins; vgl. Plin.ep. 10,96,2: [nomen ipsum] mit 1 Petr 4,16 [ὡς Χριστιανός]), sei mit einer Entstehung des Briefes nach 112 n. Chr. zu rechnen.62 Auch im Fall des Ersten Timotheusbriefes bzw. des Corpus Pastorale wäre zu erwägen, ob 1 Tim 6,20 (ἀντιθέσεις τῆς ψευδωνύμου γνώσεως) als eine unmarkierte titulare Referenz auf Markions Antithesen (140 n. Chr.) gewertet werden kann, womit 140 n. Chr. als terminus post quem gegeben wäre.63 Verleugnete Rezeption. Fälschungen antiker Texte, Freiburg i. Br.: Rombach 2017, 95–108, 104– 106; Ders., Untersuchungen, 173–177. 59  Cat. 15: Vate Syracosio qui dulcior, Hesiodoque maior, Homereo non minor ore fuit, illius haec quoque sunt divini elementa poetae, et rudis in vario carmine Calliope. Text nach: Vergil, Landleben. Catalepton  – Bucolica  – Georgica, hg. v. Maria und Johannes Götte (Sammlung Tusculum), München: Artemis & Winkler 61995. 60  Vgl. dazu z. B. Witulski, Johannesoffenbarung, 25; Schnelle, Einleitung, 602; Kerner, Ethik, 14. 61  Vgl. Apk 11,1–2: Καὶ ἐδόθη μοι κάλαμος ὅμοιος ῥάβδῳ, λέγων· ἔγειρε καὶ μέτρησον τὸν ναὸν τοῦ θεοῦ καὶ τὸ θυσιαστήριον καὶ τοὺς προσκυνοῦντας ἐν αὐτῷ. καὶ τὴν αὐλὴν τὴν ἔξωθεν τοῦ ναοῦ ἔκβαλε ἔξωθεν καὶ μὴ αὐτὴν μετρήσῃς, ὅτι ἐδόθη τοῖς ἔθνεσιν, καὶ τὴν πόλιν τὴν ἁγίαν πατήσουσιν μῆνας τεσσεράκοντα [καὶ] δύο); siehe dazu Witulski, Thomas, Offb 11,1 und die (Neu‑)Gründung Jerusalems durch Kaiser Hadrian, in: Biblische Zeitschrift 55 (2011), 35–62. 62  Vgl. zur Problematik insgesamt Vahrenhorst, Brief, 37–41. 63  Vgl. Janẞen, Martina, „Wider die Antithesen der fälschlich sogenannten Gnosis“ – 1 Tim 6,20 und die Antithesen Markions, in: Dies./Stanley F. Jones/Jürgen Wehnert (Hg.), Frühes Christentum und Religionsgeschichtliche Schule. (FS Gerd Lüdemann, Novum testamentum

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e) Zeitgeschichtliche Indizien. Die lebensweltliche bzw. mentalitätsgeschichtliche „Großwetterlage“, d. h. „Ausdrücke und Gedanken, die sich bestimmten Epochen zuordnen lassen“64, wird bereits in der Antike als illusionsstörendes Signal und damit als impliziter Hinweis auf die reale Abfassungszeit aufgefasst. Als z. B. Salvian von Marseille vom Bischof Salonius gerügt wird, seine Bücher an die Kirche (ad ecclesiam) unter dem Pseudonym Timotheus geschrieben und so eine apokryphe, d. h. anstößige, Schrift verfasst zu haben, entgegnet er unter anderem, dass die behandelten Fragen die aktuelle Diskussion widerspiegeln würden, was einen apokryphen, eine falsche Verfasserschaft vortäuschenden Charakter der Schrift automatisch ausschließen würde (vgl. Ep.Salv. 9,2).65 Lebensweltliche Reflexe, die in eine bestimmte Zeit(‑epoche) weisen, dienen auch in der modernen Datierungsdiskussion als Indizien. Hierzu zählen z. B. Titel(‑Namen) (vgl. z. B. Apg 17,6–7 [πολιτάρχης]; 17,34 [ὁ Ἀρεοπαγίτης]; 19,35 [γραμματεύς];66 siehe auch die Titulatur ὁ κύριος καὶ ὁ θεὸς ἡμῶν [Apk 4,11 u. ö.] als Reaktion auf die Anrede Domitians als dominus et deus noster [Suet. Dom. 13,2])67 sowie weitere rechtlich-administrative Spezifika, lexikalische und terminologische Befunde68 und geistes‑ und theologiegeschichtliche Positionen (vgl. im Hinblick auf die „Ignatianische Frage“ z. B. mögliche anti-valentianische Reflexe monarchianischer Provenienz [Noet von Smyrna]; s. o.). Auch astrologische Daten sind Datierungshilfen. Beispielsweise inszeniert sich Dorotheus von Sidon in einem astrologischen Lehrgedicht als mythischer König der vorrömischen Zeit, aber seine Horoskope beziehen sich auf Daten im ersten Jahrhundert n. Chr.,69 was den terminus post quem des Lehrgedichts offenlegt. Weitere Datierungshilfen sind politische bzw. mentalitätsgeschichtliche Eckpunkte. So ist z. B. die Ablehnung des Militärdienstes aus religiösen Gründen für die zeitgeschichtliche Einordnung der apokryphen Andreasakten von Relevanz.70 Selbst Realia wie Frisuren können zu Indizien werden. Aktuell erkennt Troy W. Martin in 1 Petr 3,3 (ἐμλοκή τριχῶν) eine Frisur aus der flavisch-trajaet orbis antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 95), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011, 96–109. 64 Burkert, Einordnung, 26. 65 Ep.Salv. 9,2: Sufficere itaque ad excludendam penitus apocryfi stili suspicionem etiam hoc solum poterat, quod superius iudicaui libros neotericae disputationis esse et a praesentis temporis homine diuinarum rerum studio atque amore conscriptos; carent enim apocryfa suspicione, qui agnoscuntur Timothei apostoli non fuisse. Text nach: Salvianus von Marseille, Epistulae. Timothei ad ecclesiam libri V, hg. v. Georges Lagarrigue (Sources chrétiennes 176), Paris: Les Editions du Cerf 1971. 66  Siehe z. B. Backhaus, Datierung, 235. 67  Vgl. Schnelle, Einleitung, 602. 68  Vgl. hierzu z. B. die Arbeiten von Jan N. Bremmer; z. B. Bremmer, Jan N., Maidens, Magic and Martyrs in Early Christianity. Collected Essays I (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 379), Tübingen: Mohr Siebeck 2017. 69  Vgl. Frenschkowski, Pseudepigraphie, 210. 70 Vgl. dazu Bremmer, Acts, 154; Klauck, Apostelakten, 127.

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nischen Zeit (orbis comarum), was auf eine entsprechende Datierung des Ersten Petrusbriefes hinweise.71 Die Argumentation mit zeitgeschichtlichen Reflexen hat vor allem dann Überzeugungskraft, wenn die Bezüge konkret und spezifisch sind. Lebensweltliche und mentalitätsgeschichtliche Erscheinungen hingegen, die mehrere zeitliche Einordnungen zulassen, haben als Datierungshilfen einen geringen Wert. Blickt man z. B. auf das in der neutestamentlichen Exegese gängige Verfahren, Schriften aufgrund von Charakteristika gegnerischer Gruppen zu datieren, so steht eine diesbezügliche Argumentation besonders dann auf unsicheren Füßen, wenn die Merkmale unspezifisch sind und prinzipiell auf viele Gruppierungen und ihre jeweilige historische Kontextualisierung passen könnten (z. B. Askese). f ) Verschlüsselte Datierungsindizien. Innertextliche Zeitanspielungen können auch verdeckt oder verschlüsselt sein. In diesem Fall deutet man prinzipiell offene bzw. unbestimmte Textsignale als Referenzen auf konkrete externe Fixpunkte wie Personen, Orte oder historische Ereignisse. Klassische Beispiele in der neutestamentlichen Exegese sind ἡ πόλις ἡ μεγάλη (Apk 14,8) bzw. ἡ πόρνη μεγάλη (Apk 17,1) und „Babylon“ (1 Petr 5,13; Apk 14,8; 16,19; 17,5; 18,2.10.21) als Metaphern bzw. Kryptonyme für Rom (s. u.), die Identifikation des ἄνθρωπος τῆς ἀνομίας in 2 Thess 2,3 mit einer historischen Person (z. B. Nero, Vespasian, Caligula),72 die αἱ ἑπτὰ κεφαλαὶ in Apk 17,9b–11, die θηρίa in Apk 13,1–2 sowie die Gematrie in Apk 13,18 als Hinweise auf einen römischen Kaiser, dessen Lebens‑ bzw. Regierungszeit den terminus post quem der Apokalypse markiert (z. B. Nero, Domitian, Nerva, Trajan, Hadrian). Mit Blick auf die gegenwärtig in den Fokus rückende Spätdatierung der Johannesapokalypse und des Ersten Petrusbriefes in die Zeit Hadrians sei weiter auf 1 Petr 2,13a (πᾶσα ἀνθρωπίνη κτίσις als polemische Bezugnahme auf den Beinamen κτίστης für Hadrian)73 oder die ὀνόματα des „Messiasreiters“ in Apk 19,11–16 als „Kontrastanalogie“74 zu den mit Hadrian verbundenen Titeln und Benennungen verwiesen. Weitere Beispiele lassen sich aus dem Bereich der frühchristlichen Literatur beibringen. So werden die „Könige“ in Barn 4,4–5 auf unterschiedliche Kaiser hin ausgedeutet (s. u.); im Fall der alexandrinischen Petrusoffenbarung wiederum ist die Identifizierung des „falschen Messias“ (ApkPetr [griech.] 2,7–10) mit Bar Kochba eine weit verbreitete Annahme (folglich terminus post quem 135 n. Chr.).75 Für den Bereich 71  Vgl. Martin, Troy W., Dating First Peter to a Hairdo (1 Pet 3:3), in: Early Christianity 9 (2018), 298–318. 72  Vgl. zu den konkreten Vorschlägen z. B. Harrison, James R., Paul and the Imperial Authorities at Thessalonica and Rome (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 273), Tübingen: Mohr Siebeck 2011, 72 f. 73 Vgl. Gielen, 1. Petrusbrief, 178–184. 74  Witulski, Thomas, Die ὀνόματα der Figur des sog. „Messiasreiters“ in Offb 19,11–16. Ein Versuch ihrer zeitgeschichtlichen Einordnung, in: Biblische Zeitschrift 60 (2016), 182–208. 75 So geht z. B. Richard Bauckham davon aus, dass in ApkPetr (griech.) 2 die Warnung vor den falschen Propheten aus Mt 24,3–5.23–26 aufgenommen ist; die spezifische Art der redak-

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der antiken klassischen Literatur kann exemplarisch die ps-verg. Schrift Culex angeführt werden. In diesem Epyllion auf eine Mücke und ihren Tod liege mit der Beschreibung des tumulus für die Mücke (Culex 385–414) ein verdeckter Hinweis auf die Entstehungszeit des Culex vor, da der tumulus dem Mausoleum Augusti im Hinblick auf Bau, Elogium, Bepflanzung und Lage gleiche und eventuell als dessen als Karikatur aufzufassen sei.76 g) Argumenta e silentio. Nicht nur die positive Bezeugung von historischen Ereignissen, Personen, Orten, Schriften/Dokumenten und lebensweltlichen Reflexen – seien sie nun explizit genannt oder aus impliziten Textsignalen erschlossene Hinweise auf die Abfassungszeit eines Textes –, sondern auch deren Nichterwähnung kann im Sinne eines argumentum e silentio zu Rückschlüssen hinsichtlich der Datierung von Schriften führen. Dieses Verfahren gewinnt vor allem dann an Plausibilität, wenn sich ein Rekurs auf bestimmte Ereignisse oder Personen vom Inhalt der Schrift her nahegelegt hätte.77 Beispielsweise deutet der Befund, dass trotz der für den Barnabasbrief charakteristischen antijüdischen Polemik der Bar Kochba-Aufstand (132–135 n. Chr.) und dessen Niederschlagung nicht erwähnt werden, nach gängiger Meinung auf eine Entstehung des Briefes vor 132 n. Chr. hin (s. u.). Im Zuge der Datierung des Hebräerbriefes wiederum wird die Nichterwähnung der Tempelzerstörung – verbunden mit der präsentischen Rede vom Opferkult und Priestertum (Hebr 5,1; 7,5; 8,3) – gelegentlich als Argument für eine Entstehung des Briefes vor 70 n. Chr. angeführt (z. B. August Strobel); dies wird in der Regel heute nicht mehr vertreten.78

tionellen Bearbeitung lege indes nahe, dass in ApkPetr (griech.) ein konkreter „Falschmessias“ im Blick sei, der aus inneren Gründen mit Bar Kochba identifiziert werden kann; vgl. Bauckham, Richard, The Apocalypse of Peter. A Jewish Christian Apocalypse from the Time of Bar Kokhba, in: Apocrypha 5 (1994), 7–111. 76  Vgl. Ax, Wolfram, Marcellus, die Mücke. Politische Allegorien im Culex?, in: Ders., Text und Stil. Studien zur antiken Literatur und deren Rezeption. Hrsg. von Christian Schwarz, Stuttgart: Steiner 2006, 46–87 (= Philologus 136 [1992] 89–129): 56–67; Seelentag, Culex, 13–15. Weiter wird z. B. die unidentifizierbare Pflanze bocchus (Culex 406) auf dem Mückengrab als Hinweis auf den mauretanischen König Bocchus I. oder II. aufgefasst, nach dem Iuba II. die Pflanze benannt habe, womit eine Beziehung zwischen Iuba II. und dem Kaiserhaus hergestellt werde; siehe Ax, Marcellus, 81 f. 77 Vergleichbares gilt für die Datierung einer Schrift anhand der Nichtbenutzung von Prätexten, wenn diese ins Konzept gepasst hätten. Beispielsweise wird aus der fehlenden Rezeption der Paulusbriefe in der Apostelgeschichte gelegentlich gefolgert, dass diese vor das Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. zu datieren sei; vgl. zum Problem z. B. Vielhauer, Geschichte, 407; Backhaus, Datierung, 241–216. 78  Vgl. dazu Vielhauer, Geschichte, 251; Schnelle, Einleitung, 445 f.; Broer /Weidemann, Einleitung, 581 f.

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3. Probleme und Grenzen im Hinblick auf innertextliche Zeitanspielungen als Datierungshilfen Die Datierung antiker Schriften auf der Basis von innertextlichen Zeitanspielungen – so wertvoll einige Indizien für die Datierungsfrage auch sein mögen – ist mit etlichen Unsicherheiten belastet und erfordert aus mehreren Gründen eine hohe methodische Umsicht. a) Mangel an Eindeutigkeit. Eine grundlegende Schwierigkeit liegt darin, dass innertextliche Zeitanspielungen mitunter nicht eindeutig sind. Bei der Erwähnung von Personen, deren Lebensdaten zu Datierungsindizien werden, stellt z. B. die Homonymität ein Problem dar, d. h. eine Person (und damit der Zeitrahmen, auf den sie verweist) kann nicht eindeutig identifiziert werden, da mehrere Träger des Namens in Frage kommen. Dies betrifft beispielsweise das Problem der Homonymität von Rabbinennamen (besonders im Fall fehlender Patronyme)79 oder  – anders gelagert  – die Identität von historisch bekannten Figuren im Rahmen von Dedikationen. So ist z. B. weder die Identität des Messalla als Empfänger der ps-verg. Schrift Ciris (z. B. M. Valerius Messalla Corvinus? Vipstanus Messalla?)80 noch die des Octavius als Adressat der ps-verg. Schrift Culex (Octavianus Musa? Octavius Augustus?)81 unstrittig. Wieder anders gelagert begegnet das Problem der Homonymität bei Personennamen, die auf historische Persönlichkeiten verweisen könnten, aber nicht zwangsläufig müssen. Ein möglicher Rekurs auf Figuren der Geschichte wird etwa im Hinblick auf einzelne onomastische Angaben in apokryphen Apostelakten vermutet, z. B. Falconilla in ActPaul 27–31 (= Pompeia Sosia Falconilla [s. o.]?), Marcellus in ActPetr 8 (= Granius Marcellus, Prokonsul von Bithynien unter Augustus?)82 oder Balbus in ActPetr 3 (= Q. Julius Balbus, Prokonsul von Asia um 100 n. Chr.?)83. Die Frage einer möglichen, aber nicht zwingenden Anspielung auf eine namentlich bekannte Person stellt sich auch im Fall der koptischen Apokalypse des Petrus (NHC VII 3) 78,18. Hier ist umstritten, ob mit „Hermas“ auf den Hirt des Hermas im Sinne einer kritischen Positionierung gegen die in diesem Schreiben entwickelte Bußtheologie angespielt wird, womit ein konkreter terminus post quem, nämlich die (freilich auch nicht sichere) Datierung des Hirt des Hermas, gegeben wäre.84 Im Fall der Erwähnung der Anhomöer (ⲛⲓⲁⲛϩⲟⲙⲟⲓⲟⲛ) in Noēma (NHC VI 4) 40,7 79  Vgl. dazu Stemberger, Günter, Einleitung in Talmud und Midrasch, München: C. H. Beck 92011, 71 f. 80  Vgl. dazu Bretzigheimer, Poeta, 158 mit Anm. 69; Gall, Technik, 52. In der Regel wird Messalla mit dem Rhetor Messalla Corvinus identifiziert; vgl. Peirano, Fake, 179. 81  Siehe dazu Gall, Technik, 255 f.; Ax, Marcellus, 51. 82 Siehe dazu Bremmer, Jan N., Aspects of the Acts of Peter: Women, Magic, Place, and Date, in: Ders. (Hg.), Apocryphal Acts of Peter. Magic, Miracles, and Gnosticism (Studies on the Apocryphal Acts of the Apostles 3), Louvain: Peeters 1998, 1–20, 15; Klauck, Apostelakten, 96. 83  Vgl. Bremmer, Aspects, 15. 84  Vgl. zur Diskussion Grünstäudl, Petrus, 160–171.

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liegt die mangelnde Eindeutigkeit dagegen auf rein sprachlicher Ebene. Die personale Übersetzung von ⲛⲓⲁⲛϩⲟⲙⲟⲓⲟⲛ  – und damit der polemische Bezug auf die Lehre der Anhomöer  – ist nicht zwingend, da auch eine nicht-personale Übersetzung von ⲛⲓⲁⲛϩⲟⲙⲟⲓⲟⲛ einen (besseren?) Sinn ergeben würde.85 Neben onomastischen Angaben sind auch historische Ereignisse – unabhängig von der generellen Problematik, dass deren exakte Datierung in der Antike oft aufgrund widersprüchlicher, lückenhafter oder einseitig-tendenziöser Quellen unsicher ist86 bzw. dass die genauen Abläufe historischer Ereignisse mitunter im Dunkel bleiben87 – als Datierungsindizien nicht immer eindeutig. Im Hinblick auf Barn 16,3–4 und EvThom 71 ist z. B. umstritten, auf welchen Tempel bzw. auf welche Wiederaufbauhoffnung angespielt wird (s. u.). Besondere Vorsicht ist bei der Ausdeutung von krypto‑ und metonymen, gematrischen oder symbolischen Hinweisen auf Personen, Orte und Ereignisse angebracht, was sich nicht zuletzt in den kontroversen exegetischen Diskussionen niederschlägt. Obwohl in der Antike Anspielungen als rhetorische Kunstgriffe begegnen88 und auch die metaphorische Bedeutung von Orts‑ und Personennamen geläufig war,89 ist die Datierung einer Schrift auf der Basis von verschlüsselten 85  Vgl. zu einer alternativen Übersetzung: „Lasst ab von den bösen Begierden und Wünschen und den ungleichen Dingen (oder: Dingen, die eurem Wesen nicht entsprechen), schlechten Häresien, die keinen Bestand haben (ϩⲉⲛⲙⲛ̄ⲧϩⲉⲣⲉⲥⲓⲥ ⲉⲩϩⲟⲟⲩ ⲉⲙⲛ̄ⲧⲁⲩ ⲣⲁⲧⲟⲩ).“ Denkbar wäre auch, dass „Anhomöer“ sich in der Tat auf die bei Epiphanius (haer. 76,4.7–9) erwähnte Gruppe bezieht (vgl. auch die Näherbestimmung als „Häresie“ [TestVer 40,8 f.: ϩⲉⲛⲙⲛ̄ⲧϩⲉⲣⲉⲥⲓⲥ]), aber eine spätere Interpolation darstellt, die somit nicht relevant für die zeitliche Einordnung der zugrundeliegenden Schrift ist. 86  Vgl. z. B. das Claudiusedikt (z. B. Suet.Claud. 25,4). Die in der Exegese mehrheitliche Datierung in das Jahr 49 n. Chr. orientiert sich an Orosius 7,6,15, der das Edikt in das neunte Jahr des Claudius datiert; vgl. indes zu alternativen Datierungen und zur Diskussion z. B. Riesner, R ainer, Die Frühzeit des Apostels Paulus. Studien zur Chronologie, Missionsstrategie und Theologie (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 71), Tübingen: Mohr Siebeck 1994, 139–180. 87  Vgl. z. B. in Bezug auf die Bar Kochba-Bewegung Nicklas, Tobias, „Insider“ und „Outsider“: Überlegungen zum historischen Kontext der Darstellung „jenseitiger Orte“ in der Offenbarung des Petrus, in: Walter Ameling (Hg.), Topographie des Jenseits. Studien zur Geschichte des Todes in Kaiserzeit und Spätantike (Altertumswissenschaftliches Kolloquium 21), Stuttgart: Steiner 2011, 38. Zur Problematik des hadrianischen Beschneidungsverbots in der Datierungsdiskussion über den Barnabasbrief s. u. Auch im Hinblick auf die Plinius-Trajan-Korrespondenz, die bei der Datierung des Ersten Petrusbriefes eine Rolle spielt, ist umstritten, ob der dort dokumentierte Umgang mit den Christen neu ist oder ob Plinius „das geschilderte Vorgehen nicht selbst entwickelt, sondern bereits vorgefunden habe“ (Vahrenhorst, Brief, 37). Siehe insgesamt zur Problematik z. B. Döring, Lutz, Gottes Volk. Die Adressaten als „Israel“ im Ersten Petrusbrief, in: David S. du Toit (Hg.), Bedrängnis und Identität. Studien zur Situation, Kommunikation und Theologie des 1. Petrusbriefes, Berlin/Boston: de Gruyter 2013, 81–113, 82 f. 88  Vgl. auch Schmidt, Friede, 116. 89  Vgl. Baum, Armin Daniel, ‚Babylon‘ als Ortsnamenmetapher in 1 Petr 5,13 auf dem Hintergrund der antiken Literatur und im Kontext des Briefes, in: Stefan Heid (Hg.), Petrus und Paulus in Rom. Eine interdisziplinäre Debatte, Freiburg i. Br.: Herder 2011, 180–220, 188 f. (mit Beispielen aus dem jüdischen und christlichen Bereich).

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Textsignalen oder Anspielungen mit etlichen Unsicherheiten behaftet. Eine eindeutige Identifikation ist z. B. weder im Hinblick auf den ἄνθρωπος τῆς ἀνομίας in 2 Thess 2,3 noch im Hinblick auf die „Könige“ in Barn 4,4–5 möglich. Dies gilt auch für die keineswegs gesicherte Annahme, in der (alexandrinischen) Petrusoffenbarung sei der „falsche Messias“ (ApkPetr [griech.] 2,7–10) mit Bar Kochba zu identifizieren, was eine Datierung der Schrift um 135 n. Chr. wahrscheinlich machen würde.90 Besonders deutlich zeigt sich die Problematik der chronologischen Auswertung von verschlüsselten Anspielungen in der Datierungsdiskussion über die Johannesapokalypse. Apk 17,9b–11 ist u. a. aufgrund der mit der Zählung der römischen Kaiser verbundenen Unsicherheiten (z. B. Beginn der Zählung mit Cäsar oder Augustus? Zählung der Regenten nach Nero?) als höchst problematisches Datierungsindiz einzustufen.91 Auch im Fall von Apk 13,18 führt die durch den Text selbst nahegelegte (ὁ ἔχων νοῦν ψηφισάτω τὸν ἀριθμὸν τοῦ θηρίου!) Dechiffrierung der Gematrie in der Forschung zu unterschiedlichen Identifizierungen des Tieres und damit zu unterschiedlichen Datierungen (vgl. zum Problem schon Iren.haer. 5,30,3: quando multa nomina inveniri possunt habentia praedictum numerum), wobei die chronologische Spannweite von Nero bis Hadrian reicht.92 Allein diese „dehnbare[n] Zahlenspielereien“93 weisen auf ein grundlegendes Problem hin. Anzunehmen, dass in Texten eine „kohärente, in sich schlüssige parallelsymbolische Eins-zu-Eins-Verschlüsselung“94 vorliegt und davon ausgehend auf historische Wirklichkeiten zu schließen und so einen Text historisch zu verorten, ist höchst fraglich. Die Problematik eines solchen Verfahrens („intellektuelles Exercicium“95) hat z. B. Stephan Witetschek am Beispiel der Johannesapokalypse aufgezeigt. Die divergierenden Datierungen der Johannesapokalypse zwischen Nero/Vierkaiserjahr (68/69 n. Chr.) und Hadrians Orientreise (128–132 n. Chr.) ergeben sich nicht zuletzt daraus, dass Figuren und Ereignisse auf konkrete textexterne Fixpunkte hin ausgedeutet und zu einem historischen Gesamtbild zusammengefügt werden, wobei allerdings im Ergebnis ganz unterschiedliche Szenarien und damit verbunden unterschiedliche zeitliche Einordnungen möglich sind. Allein dieser forschungsgeschichtliche Befund 90  Die Bar Kochba-These vertritt neben Richard Bauckham z. B. Enrico Norelli; dagegen argumentiert neben Eibert Tigchelaar z. B. Nicklas, „Insider“, 38–40. Vgl. zur Problematik z. B. Grünstäudl, Petrus, 100 Anm. 50; Bremmer, Jan N., The Apocalypse of Peter as the First Christian Martyr Text: Its Date, Provenance and Relationship with 2 Petr, in: Jörg Frey/Matthijs den Dulk/Jan G. van der Watt (Hg.), 2 Peter and the Apocalypse of Peter: Towards a New Perspective (Biblical Interpretation Series 174), Leiden/Boston: Brill 2019, 79–98, 85–87; siehe auch Frey, Brief, 173; Vielhauer, Geschichte, 508. 91  Vgl. dazu z. B. Witetschek, Zeitfenster, 121; Broer /Weidemann, Einleitung, 678 f.; Vielhauer, Geschichte, 503 (siehe hier auch zu Apk 13,1). 92 Vgl. zum Problem z. B. Vielhauer, Geschichte, 503; Witulski, Johannesoffenbarung, 178–184; Witetschek, Zeitfenster, 126–132. 93  Ehling, Rezension. 94  Ax, Marcellus, 47. 95  Witetschek, Zeitfenster, 147.

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mahnt zu methodologischer Vorsicht […]. Die Johannesapokalypse lebt zwar von Bildern, aber sie ist keine Allegorie, in der sich jedes Element des Textes mechanisch einem Phänomen der (historisch erkennbaren) Realität zuordnen ließe.96

Bereits die mit Blick auf eine allegorische Exegese ausgesprochene Mahnung, dass „Allegorien nicht beliebig unterstellt werden [können], sondern nur dann, wenn kontextuelle und intertextuelle Merkmale dazu berechtigen“97, weist auf ein weiteren Aspekt hin, den es bei der chronologischen Auswertung innertextlicher Zeitanspielungen zu berücksichtigen gilt. b) Zur Frage nach der pragmatischen und literarischen Funktion von innertextlichen Zeitanspielungen. Nicht alle innertextlichen Zeitanspielungen auf externe Fixpunkte sind automatisch Anspielungen an die Entstehungszeit einer Schrift. In Texten, die eine in die Vergangenheit rückprojizierte Fiktion darstellen und in denen kein „Entsprechungsverhältnis zwischen dramatischer Welt und Verfasserwelt“98 vorliegt, sind zeitgeschichtliche Reflexe lediglich Teil der historischen Fiktion und fungieren als Zeit‑ und Lokalkolorit, Realitätseffekte oder literarische Strategien; d. h. sie sind für die Erhebung der tatsächlichen Entstehungszeit der jeweiligen Schrift nur bedingt relevant (ausgenommen sind freilich Anachronismen [s. u.]). So ist in der ps-verg. Schrift Culex die Widmung an Octavius nicht zwingend ein Hinweis auf die reale zeitliche Ansetzung, sondern kann auch als „ironische Nachahmung vergilischer Widmungstechnik“99 Teil der Fiktion sein. Ebenso kann die in der Apostelgeschichte durchscheinende Kenntnis der „administrativen, rechtlichen, reisetechnischen, lebensweltlichen und semantischen Verhältnisse“100 der Zeit vor den Adoptivkaisern nicht automatisch als Argument für die Frühdatierung der Apostelgeschichte herangezogen werden.101 Auch in 2 Thess 2,3–4 ein Datierungsindiz zu sehen, das in die Zeit vor der Zerstörung des Tempels weist (→ Abfassung des Zweiten Thessalonicherbriefes vor 70 n. Chr.), ist keineswegs zwingend, da die präsentische Rede vom Tempel auch

 96  Witetschek, Zeitfenster, 147 f. Vgl. auch die Erwägungen von Ax, Marcellus, 47, im Hinblick auf die Interpretation bukolischer Dichtung. Es kann nicht darum gehen, „die poetische Struktur in simpler Identifikation vollständig mit der Realität in Deckung zu bringen, in der Erwartung, daß in der Dichtung ein kohärentes, in sich geschlossenes System von Personen und Beziehungen dargestellt ist, dem ein ebenso geschlossenes System der historischen Realität spiegelbildlich entspricht.“  97  Ax, Marcellus, 49. Es gilt vielmehr, die allegorischen Verfahren in der jeweiligen Textgattung zu beachten: „Der zweite, allegorische Sinn muss die eigentliche Aussage des Textes oder Textausschnittes konstituieren oder zumindest in wichtiger Verbindung zu ihr stehen. Würde nämlich der Text auch ohne Allegorese einen zufriedenstellenden Sinn ergeben, wären Allegorien redundant und könnten vernachlässigt werden.“  98 Backhaus, Datierung, 258.  99  Gall, Technik, 255 f. 100  Backhaus, Datierung, 231. 101  Vgl. Backhaus, Datierung, 231 f.

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in Texten nach 70 n. Chr. anzutreffen ist.102 Generell sind bei der Auswertung von zeitgeschichtlichen Anspielungen für die Datierung einer Schrift Fragen der (Gattungs‑)Pragmatik zu beachten: Wird ein historisches Geschehen antizipiert oder wird darauf geantwortet bzw. liegt eine post-eventum-Erzählperspektive vor?103 Ein klassisches Beispiel für diese Problemstellung in der neutestamentlichen Exegese ist die Frage, ob es sich bei Mk 13,1–2 und der folgenden „markinischen Apokalypse“ um eine Unheilprophetie oder um ein vaticinum ex eventu handelt.104 Auch mit Blick auf die Johannesoffenbarung wäre zu erheben, ob das in Apk 17–20 entworfene Szenario ein Widerschein der historischen Verhältnisse der Abfassungszeit ist (Unruhen während des „Vierkaiserjahrs“ 69 n. Chr.) oder ob es sich um die Konstruktion einer Gegenwelt im Sinne einer prophetischen „Hoffnungsperspektive“ handelt,105 was eine Datierung auch zur Blütezeit Roms unter Hadrian ermöglicht. c) Zur Gefahr der Isolierung einzelner innertextlicher Datierungsindizien. In methodischer Hinsicht besteht eine weitere Gefahr darin, mögliche historische Anspielungen zu isolieren, selektiv auszuwerten und dabei den Argumentationsgang bzw. die Pragmatik eines Textes sowie Texthinweise, die eine alternative Datierung nahelegen könnten, zu vernachlässigen. Aus der Nichtbeachtung der werkimmanenten gedanklichen Struktur ergibt sich teilweise die groteske Konsequenz, daß ein und dieselbe Stelle zur Untermauerung divergierender zeitlicher Ansetzungen dienen kann.106

Deshalb ist zu hinterfragen, ob einzelne historische Reflexe repräsentativ für den gesamten Text sind,107 insbesondere dann, wenn fluide Textüberlieferungen oder Gattungen vorliegen, die zur sekundären Erweiterung einladen (z. B. Spruch 2 Thess 2,3–4: ἄνθρωπος τῆς ἀνομίας […] ὁ ἀντικείμενος καὶ ὑπεραιρόμενος ἐπὶ πάντα λεγόμενον θεὸν ἢ σέβασμα, ὥστε αὐτὸν εἰς τὸν ναὸν τοῦ θεοῦ καθίσαι ἀποδεικνύντα ἑαυτὸν ὅτι ἐστὶν θεός. Vgl. dazu z. B. Nicklas, Tobias, Der zweite Thessalonicherbrief (Kritischexegetischer Kommentar über das Neue Testament 10/2) Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2019, 135–138. 103  Vgl. Dingel, Datierung, 3: „Selbst wo man glauben mag, die geschichtliche Parallele mit Händen zu greifen – wie beim Selbstmord Iocastas im Oedipus – , bleibt doch die Frage offen, ob die poetische Fiktion das historische Geschehen antizipiert oder darauf ‚antwortet‘.“ 104  Vgl. Becker, Eve-Marie, Historiographieforschung und Evangelienforschung. Zur Einführung in die Thematik, in: Dies. (Hg), Die antike Historiographie und die Anfänge der christlichen Geschichtsschreibung (Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft 129), Berlin/New York: de Gruyter 2005, 1–17, 16 f. 105 Vgl. dazu z. B. Witetschek, Zeitfenster, 132 f. Siehe auch Lichtenberger, Hermann, Apokalypse (Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament 23), Stuttgart: Kohlhammer 2014, 50 f. Siehe auch Ehling, Rezension, 3: „Zu fragen ist schließlich auch, ob die Vision des himmlischen Jerusalem (Apk 21) die Antwort des Apokalyptikers auf die Errichtung von Aelia Capitolina war.“ 106  Pollmann, Karla, Das Carmen adversus Marcionitas: Einleitung, Text, Übersetzung und Kommentar (Hypomnemata 96), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1991, 31; siehe am Beispiel der Johannesapokalypse Witetschek, Zeitfenster, 117 f. 107  Vgl. dazu Witulski, Johannesoffenbarung, 55. 102

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sammlungen wie das Thomasevangelium [s. u.], Apostelakten und Apokalypsen als „work in progress“).108 Prinzipiell ist einerseits mit der Möglichkeit zu rechnen, dass textinterne Datierungsindizien Interpolationen oder sekundäre Erweiterungen sind, was zur Folge hat, dass sie keinen Aufschluss über die Datierung des Grundtextes bzw. Archetyps geben können. Ein Beispiel ist die Paulusapokalypse, deren Einleitung in Form einer konkret in das vierte bzw. fünfte Jahrhundert n. Chr. datierten Bücherfundgeschichte (§§ 1–2) (s. o.) vermutlich sekundär als Authentifizierungsstrategie hinzugefügt worden ist.109 Weiter sei auf die Datierungsdiskussion über die Syrische Schatzhöhle verwiesen. Hier stellt die Erwähnung von Kyrill und Severus von Antiochia in Kapitel 29 ein Indiz für die historische Einordnung der Schrift dar, wobei allerdings zur Diskussion steht, ob es sich bei der entsprechenden Passage um eine ostsyrische Redaktion einer „Urschatzhöhle“ handelt oder ob die Personalnotiz ursprünglich mit der Schrift verbunden war.110 Andererseits kann eine innertextliche Zeitanspielung auch Bestandteil eines Traditionsstücks sein, sodass allenfalls ein Hinweis auf Datierung der verarbeiteten Tradition vorliegt, nicht aber ein Datierungsindiz für die engere zeitliche Einordnung der gesamten Schrift (vgl. die Diskussion um Barn 4,4–5 als apokalyptisch geprägte Tradition; s. u.).

4. Exemplarische Fallstudien 4.1 1 Petr 5,13 Der Erste Petrusbrief stellt nach gängiger Meinung eine pseudepigraphische Verfasserfiktion dar. Das Schreiben bietet wenig Anhaltspunkte für eine präzise Datierung; vor allem die Bestimmung des terminus post quem ist umstritten.111 Eine mögliche zeitgeschichtliche Anspielung wird in 1 Petr 5,13 gesehen: ἀσπάζεται ὑμᾶς ἡ ἐν Βαβυλῶνι συνεκλεκτὴ καὶ Μᾶρκος ὁ υἱός μου. In der Regel wird „Babylon“ nicht als Referenz auf ein reales Babylon (in Mesopotamien oder Ägypten) aufgefasst,112 sondern im übertragenen Sinn als Ortsnamenmetapher 108  In diesem Zusammenhang ist auch auf die textkritische Problematik hinzuweisen; vgl. dazu z. B. die aktuelle Diskussion über die Datierung der Ignatiusbriefe, in deren Zuge der Befund zu IgnEph 1,2/IgnMagn 8,2 relevant ist; siehe Zwierlein, Petrus, 185–188. 109  Vgl. zur Diskussion Klauck, Bibel, 159–163. 110 Vgl. Leonhard, Beschneidung, 13–28. Weitere Beispiele für diese Problematik ließen sich in großer Zahl anführen; zu EvThom 68 s. u. Auch im Hinblick auf 1 Tim 6,20 wurde gelegentlich vermutet, dass sich 1 Tim 6,20 durchaus auf Markions Antithesen beziehen könnte, aber ein nachgetragener Einschub in den Ersten Timotheusbrief sei und so zu dessen Datierung nichts beitrage; vgl. zur Diskussion z. B. Janẞen, Antithesen, 108. 111  Oft gilt die Rezeption des Ersten Petrusbriefes im Polykarpbrief als Orientierungspunkt für die zeitliche Einordnung (Eus.h.e. 4,14,9). Diesen Konsens hat jüngst Marlis Gielen in Frage gestellt, die von der Priorität des Polykarpbriefes ausgeht; vgl. Gielen, Polykarpbrief, 416–438. 112  Vgl. Baum, Babylon, 181–188; Feldmeier, Reinhard, Der erste Brief des Petrus (Theo-

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verstanden.113 Aufgrund des vielfältigen evokativen Potentials des Toponyms „Babylon“114 bleibt der konkrete Vergleichspunkt jedoch zunächst offen und muss näher bestimmt werden (z. B. Stadt der Sprachverwirrung, große Stadt bzw. Hauptstadt einer Weltmacht, reiche Stadt, schwer bezwingbare Stadt, Stadt des Götzendienstes, tempelzerstörende Stadt, Stadt des Exils, dem Untergang geweihte Stadt). Einflussreich und für die Datierungsfrage des Ersten Petrusbriefes von Relevanz ist die Interpretation Claus-Hunno Hunzingers geworden, der – vor allem ausgehend von jüdischem Referenzmaterial (z. B. 4 Esr 3,1–2.28; ApkBar [syr.] 67,7; Sib 5,137–161)115 – in Babylon ein Kryptonym für Rom erkennt, wobei er von einer Entsprechung zwischen 587 v. Chr. und 70 n. Chr. ausgeht und folglich den Fokus auf Babylon als tempelzerstörende Stadt legt. Das einhellige jüdische Belegmaterial zwingt zu dem Schluß, daß die Bezeichnung Roms als Babylon unter dem Eindruck der erneuten Zerstörung des Jerusalemer Tempels zustande gekommen ist [Hervorhebung C. H.].116

Mit dem dieser Deutung inhärenten Hinweis auf ein historisch datierbares Ereignis, nämlich die Tempelzerstörung 70 n. Chr., wird 1 Petr 5,13 sowohl zum Datierungsindiz (→ terminus post quem 70 n. Chr.) als auch zum Fiktionssignal, da der Reflex auf 70  n. Chr. im Hinblick auf die petrinische Verfasserfiktion einen Anachronismus darstellt und deswegen illusionsstörend wirkt: „Die Nennung Babylons [würde] schon allein genügen, die Autorschaft Petri zu wider-

logischer Handkommentar zum Neuen Testament 15/1), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2005, 170 u. ö.; Zwierlein, Otto, Petrus in Rom? Die literarischen Zeugnisse, in: Stefan Heid (Hg.), Petrus und Paulus in Rom. Eine interdisziplinäre Debatte, Freiburg i. Br.: Herder 2011, 444–467, 448; Döring, Lutz, Apostle, Co-Elder, and Witness of Suffering. Author Construction and Peter Image in First Peter, in: Jörg Frey u. a. (Hg.), Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246), Tübingen: Mohr Siebeck 2009, 645–681, 669 Anm. 113; Durst, Michael, Babylon gleich Rom in der jüdischen Apokalyptik und im frühen Christentum. Zur Auslegung von 1 Petr 5,13, in: Stefan Heid (Hg.), Petrus und Paulus in Rom. Eine interdisziplinäre Debatte, Freiburg i. Br.: Herder 2011, 422–443, 433; Horn, Friedrich Wilhelm, Die Petrus-Schule in Rom. Forschungsgeschichtliche Notizen zur Abfassungssituation des 1. Petrusbriefes, in: David S. du Toit (Hg.), Bedrängnis und Identität. Studien zur Situation, Kommunikation und Theologie des 1. Petrusbriefes, Berlin/Boston: de Gruyter 2013, 3–20, 9. 113  Vgl. den Forschungsüberblick bei Baum, Babylon, 206–208; Horn, Petrus-Schule, 9–13. 114 Vgl. dazu z. B. Horn, Petrus-Schule, 11; Baum, Babylon, 193–205; Sals, Ulrike, Die Biographie der „Hure Babylon“. Studien zur Intertextualität der Babylon-Texte in der Bibel (Forschungen zum Alten Testament 2/6), Tübingen: Mohr Siebeck 2004. 115 Vgl. Hunzinger, Claus-Hunno, Babylon als Deckname für Rom und die Datierung des 1. Petrusbriefes, in: Henning Graf Reventlow (Hg.), Gottes Wort und Gottes Land, (FS Hans Wilhelm Herzberg), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1965, 67–77; siehe auch Durst, Babylon, 423–429. Oft wird in diesem Zusammenhang auch auf Apk 14,8; 16,19; 17,5; 18,2.10.21 verwiesen; z. B. Vielhauer, Geschichte, 587; Durst, Babylon, 426–429. 116  Hunzinger, Babylon, 76.

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legen.“117 Gegen diese Interpretation von 1 Petr 5,13 werden unterschiedliche Einwände geltend gemacht. Neben dem Verweis auf inhaltliche, formale und pragmatische Gesichtspunkte118 wird auch mit der Polyvalenz des evokativen Potentials des Bildspenders „Babylon“ argumentiert. Da etliche Vergleichspunkte des Bildspenders „Babylon“ keine konkrete Datierung implizieren (z. B. unreine Stadt, Stadt des Exils), sei 1 Petr 5,13 als eindeutiges Datierungsindiz für den Ersten Petrusbrief hinfällig.119 Selbst wenn man in Babylon ein Kryptonym bzw. eine Metonymie für Rom entdeckt (so schon Eus.h.e. 2,15,2), ist ein Rekurs auf die Eigenschaft Babylons als tempelzerstörende Stadt nicht zwingend. Vielmehr kommen aufgrund der Mehrdeutigkeit des Bildspenders auch andere mit Babylon assoziierte Aspekte in Frage, die im Hinblick auf die zeitliche Ansetzung offen sind, wie z. B. Babylon (und Rom) als Weltmacht. Verbreitet ist die (rein) metaphorische Deutung von „Babylon“ als „Schlüsselwort für einen Ort im Exil bzw. der Diaspora“120. Diese Interpretation fügt sich in der Tat gut in den literarischen Kontext des Ersten Petrusbriefes ein.121 Die Fremdheitserfahrung der Christen ist ein charakteristisches Merkmal des Briefes (vgl. 1 Petr 2,11: παρακαλῶ ὡς παροίκους καὶ παρεπιδήμους; 1 Petr 1,17: τῆς παροικίας ὑμῶν χρόνος) und wird durch die Korrespondenz zwischen Präskript (1 Petr 1,1: Πέτρος ἀπόστολος  Ἰησοῦ Χριστοῦ ἐκλεκτοῖς παρεπιδήμοις διασπορᾶς […]) und Postskript (1 Petr 5,13: ἐν Βαβυλῶνι συνεκλεκτὴ) betont, wobei „Babylon“ als „metonymische Entsprechung“122 zu παρεπιδήμοις διασπορᾶς aufzufassen ist. Auch die Stilisierung des Ersten Petrusbriefes als 117  Vielhauer, Geschichte, 587 Anm. 12. Siehe auch Schnelle, Einleitung, 480: „Babylon erscheint nach 70 n. Chr. als Chiffre für Rom […], ein deutliches Signal für die eingeweihten Leser.“ 118 So finde sich im Ersten Petrusbrief keine Problematisierung der staatlichen Obrigkeit (vgl. im Gegenteil 1 Petr 2,13–17!), die bei einer derart negativ konnotierten Metapher zu erwarten wäre; vgl. dazu insgesamt z. B. Zwierlein, Petrus, 478 f. Zwierlein, Petrus II, 448, problematisiert zudem, wer die „kapriziöse Verschlüsselung“ „Babylon = Rom n. 70  n. Chr.“ überhaupt hätte verstehen können. In formaler Hinsicht wird weiter eingewandt, dass in Briefen die Angabe des Ortes nicht am Ende stehe; vgl. Zwierlein, Petrus II, 449; generell zustimmend auch Durst, Babylon, 442, der aber den Ersten Petrusbrief als Ausnahme von der Regel wertet. 119  Vgl. Baum, Babylon, 218 f. „Als Datierungshilfe für den ersten Petrusbrief fällt die Ortsnamenmetapher ‚Babylon‘ daher aus“ (ebd. 219). 120  Vahrenhorst, Brief, 58. Vgl. weiter z. B. Zwierlein, Petrus, 478 f. Auch Baum, Babylon, 212–215, versteht „Babylon“ als Metapher im oben genannten Sinne, hält aber im Gegensatz zu anderen am konkreten Ortsbezug im Sinne eines Rombezugs fest („Hauptstadt der irdischen Fremde“; ebd. 215): Eine Metapher habe neben dem Vergleichspunkt auch einen konkreten Referenten, weswegen sich der Aspekt „Fremdheitserfahrung“ und ein konkreter Ort nicht ausschließen müssten. Zudem sei bei einem rein metaphorischen Verständnis zu fragen, warum sich der Verfasser mit „Babylon“ zum Gebrauch einer „synonymen Metapher“ zu διασπορά entschlossen habe. „Babylon“ weise vielmehr auf einen konkreten Teil der Diaspora hin, nämlich Rom als Hauptstadt. Dass Rom nicht direkt genannt wird, habe rhetorische Gründe und ziele darauf, die „Aussage anschaulicher und emotionaler zu gestalten“ (ebd. 216 f.). 121  Vgl. Baum, Babylon, 210–212. 122  Zwierlein, Petrus II, 449. Vgl. auch Ders., Petrus, 479 f.

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Diasporaschreiben123 kann die Deutung, Bablyon fungiere als „a cipher for the capital of an empire ultimately responsible for the trials and sufferings mentioned in the letter“124, unterstützen. Zu fragen ist allerdings, ob diese zweifellos zutreffenden Erwägungen ein zwingendes Argument gegen die These Hunzingers sind. Der Verfasser des Ersten Petrusbriefes könnte auch bewusst mit der Polyvalenz des evokativen Potentials der Ortsnamenmetapher gespielt und beide (und weitere?)125 Eigenschaften Babylons – die tempelzerstörende Stadt und die Stadt des Exils – kombiniert haben,126 womit die Relevanz von 1 Petr 5,13 für die Datierung des Ersten Petrusbriefes bestehen bleibt, sich allerdings nicht darin erschöpft. Eine zeitliche Ansetzung des Ersten Petrusbriefes nach 70  n. Chr. legen neben der entsprechenden Interpretation von 1 Petr 5,13 noch weitere Indizien und innere Gründe nahe wie z. B. die Verbreitung des Christentums in Kleinasien (1 Petr 1,1b).127 Die aktuell umstrittene Frage, ob 1 Petr 5,13 auch ein Lokalisierungsindiz darstellt und als Hinweis auf eine römische Petrustradition gewertet werden kann, steht dagegen auf einem anderen Blatt.128 4.2 Barn 16,3–4 Im Hinblick auf die nähere zeitliche Einordnung des Barnabasbriefes ist man aufgrund der Anonymität des Schreibens sowohl auf innere Gründe als auch auf die äußere Bezeugung angewiesen. Clemens von Alexandrien benutzt den Brief, was einen ersten Anhaltspunkt für die Datierung bietet. Da sich weiter im antijüdisch akzentuierten Barnabasbrief weder Hinweise auf den Bar KochbaAufstand (132–135 n. Chr.) bzw. dessen Zerschlagung noch129 – trotz der Kritik 123  Vgl.

z. B. Döring, Lutz, Ancient Jewish Letters and the Beginnings of Christian Epistolography (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 298), Tübingen: Mohr Siebeck 2012, 434–452; Ders., Volk 81–113; Ders., Apostle 645–681. Die formgeschichtliche Bestimmung als Disporaschreiben stellt einen breiten Konsens dar; siehe z. B. auch Vahrenhorst, Brief, 57 f. 124  Döring, Apostle, 669. 125  Auch Baum, Babylon, 210–212, sieht im Ersten Petrusbrief mehrere Aspekte des Bildspenders „Babylon“ aktiviert (Fremdheit, „antigöttliche Züge“ und Gericht; evtl. auch Stadt des Götzendienstes [1 Petr 4,3]). 126  So auch Feldmeier, Brief, 28: „Beide Deutungen – Kryptonym für Rom und Symbol für die Zerstreuung – müssen sich nicht gegenseitig ausschließen.“ Vgl. zu dieser Position auch die Angaben bei Durst, Babylon, 434 Anm. 69. 127  Vgl. z. B. Durst, Babylon, 430; Gielen, 1. Petrusbrief, 161–177; siehe auch knapp Schnelle, Einleitung, 481. 128 Im Gegensatz zu anderen (z. B. Durst, Babylon, 442 f.) geht auch Hunzinger nicht von Rom als Abfassungsort aus (Ders., Babylon, 77); vielmehr weise die Provenienz des Referenzmaterials auf den östlichen Raum als Abfassungsort hin. Vgl. zum Problem, in 1 Petr 5,13 einen Hinweis auf eine Abfassung des Briefes in Rom zu sehen, auch Döring, Apostle, 669; zur Diskussion siehe auch Horn, Petrus-Schule, 9. 129  Vgl. zum Fehlen der Kenntnis des Bar Kochba-Aufstands als Datierungsindiz für den Barnabasbrief z. B. Wengst, Klaus, Tradition und Theologie des Barnabasbriefes (Arbeiten

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an der Beschneidung (Barn 9,1; 10,12) – Reflexe auf das Beschneidungsverbot Hadrians (vermutlich 131/132 n. Chr.)130 finden, wird mit einer Entstehungszeit vor 131  n. Chr. gerechnet. Beide Erwägungen sind argumenta e silentio, und zwar von unterschiedlichem Gewicht, da das Beschneidungsverbot Hadrians schwer zu datieren und darüber hinaus historisch nicht gesichert ist.131 Die verschlüsselte Anspielung auf die „Könige“/„Tiere“ in Barn 4,4–5f (Dan 7,24; 7,7–8) ist unklar und zudem als Bestandteil eines apokalyptischen Traditionsstücks der „Abfassung des Briefes nicht gleichzeitig“132 und fällt somit als Datierungsindiz für den Barnabasbrief als ganzen aus. Deswegen liegt die einzige zeitgeschichtliche Anspielung, mit der das „Datum des ganzen Briefes“133 zu klären sei, in Barn 16,3–4 vor: πέρας γέ τοι πάλιν λέγει· ἰδού, οἱ καθελόντες τὸν ναὸν τοῦτον αὐτοὶ αῦτὸν οἰκοδομήσουσιν (Jes 49,17). γίνεται. διὰ γὰρ τὸ πολεμεῖν αὐτοὺς καθῃρέθη ὑπὸ τῶν ἐχθρῶν· νῦν καὶ αὐτοὶ οἱ τῶν ἐχθρῶν ὑπηρέται ἀνοικοδομήσουσιν αὐτόν. Zunächst wird deutlich auf die Tempelzerstörung 70 n. Chr. angespielt (οἱ καθελόντες τὸν ναὸν τοῦτον [Barn 16,3]; καθῃρέθη ὑπὸ τῶν ἐχθρῶν [Barn 16,4]), die zudem als zurückliegendes Ereignis erscheint, was einen gewissen Abstand zwischen 70 n. Chr. und der Abfassung des Barnabasbriefes nahelegt.134 Weiter  – und für die nähere Bestimmung des terminus post quem von Relevanz  – ist von einem Tempelneubau die Rede (ἀνοικοδομήσουσιν αὐτόν [Barn 16,4]), wobei allerdings umstritten ist,

zur Kirchengeschichte 42), Berlin/New York: de Gruyter 1971, 112; Prostmeier, Ferdinand R., Der Barnabasbrief (Kommentar zu den Apostolischen Vätern), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1999, 118. 130  Vgl. zum Fehlen der Kenntnis des Beschneidungsverbots als Datierungsindiz Prostmeier, Barnabasbrief, 118 f.; vgl. zur Datierung ebd. 343 f. 131  Vgl. zu den Quellen (z. B. HistAug.vit.Hadr. 14,2; vereinzelte rabbinische Belege) und deren Problematik z. B. Schäfer, Peter, Der Bar Kokhba-Aufstand. Studien zum zweiten jüdischen Krieg gegen Rom (Texte und Studien zum Antiken Judentum 1), Tübingen: Mohr Siebeck 1981, 38–50; Weikert, Christopher, Von Jerusalem zu Aelia Capitolina. Die römische Politik gegenüber den Juden von Vespasian bis Hadrian (Hypomnemata 200), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2016, 286–291; Kuhlmann, Peter, Religion und Erinnerung. Die Religionspolitik Kaiser Hadrians und ihre Rezeption in der antiken Literatur (Formen der Erinnerung 12), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2002, 133–136: „Die Annahme, Hadrian habe wirklich vor Ausbruch des Krieges ein solches Beschneidungsverbot erlassen, steht insgesamt auf höchst unsicheren Füßen. Abgesehen von dieser zweifelhaften Erwähnung in der Historia Augusta gibt es kein einziges sicheres Zeugnis, das überhaupt ein solches hadrianisches Verbot belegen würde.“ (ebd. 134). 132  Wengst, Tradition, 106. Barn 4,4–5 zielt auf die Kennzeichnung der eschatologischen Zeit (Prostmeier, Barnabasbrief, 113). Auch als Traditionsstück ist Barn 4,4–5 schwer zu datieren, da die zeitgeschichtliche Anspielung nicht eindeutig ist; vgl. dazu z. B. Prostmeier, Barnabasbrief, 113 Anm. 11; Vielhauer, Geschichte, 611; Wengst, Tradition, 106. Siehe insgesamt zu den Interpretationsmöglichkeiten z. B. Prostmeier, Barnabasbrief, 112–114; Wengst, Tradition, 107–113. 133  Wengst, Tradition, 107. 134  Vgl. Prostmeier, Barnabasbrief, 118.

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auf welchen Tempelneubau angespielt wird.135 Gegen die mitunter vertretene These, es handle sich um einen geistlichen Tempel, sprechen der polemische Kontext (Barn 16,1–2.5), das Personeninventar in Barn 16,3–4 und der Neuansatz in Barn 16,6 (ζητήσωμεν δέ, εἰ ἔστιν ναὸς θεοῦ), der anzeigt, dass erst ab Barn 16,6 der geistliche Tempel zum Thema wird.136 Auch die mitunter zur Diskussion gestellte These, es handle sich um den Wiederaufbauversuch des jüdischen Tempels, ist mit diversen Schwierigkeiten belastet.137 Unter anderen stellen sich Fragen im Hinblick auf die historische Plausibilität, zumal Barn 16,4 nahelegt, dass der Wiederaufbau nicht nur ein Plan ist, sondern bereits in Angriff genommen wird: γίνεται. Ein jüdischer Tempelbau zwischen 70 und 130 n. Chr. hätte indes der Zustimmung Roms bedurft, womit die Problematik einer möglichen Tempelbauerlaubnis durch Hadrian in den Blick kommt. Eine solche Absicht ist zwar in einigen Quellen bezeugt, aber historisch keineswegs gesichert, da diesbezügliche christliche Belege wie Chrys.Jud. 5,10 spät und tendenziös sind und sich in der zeitgenössischen jüdischen Literatur selbst kein expliziter, eindeutiger Beleg für eine Tempelbauerlaubnis Hadrians findet. Auch was die vermeintliche Judenfreundlichkeit Hadrians angeht, die überhaupt zu einer solchen Bauerlaubnis hätte führen können, ist eine unsichere Befundlage zu verzeichnen. Mögliche Belege wie Sib 5,421, Epiph. de mensu. et pond. 14 und vereinzelte rabbinische Stellen sind in ihrer Interpretation umstritten bzw. haben den Charakter von legendarischen Ausschmückungen ohne historische Aussagekraft, die u. a. durch die Friedenspolitik Hadrians und seine ausgeprägte Bautätigkeit motiviert sind.138 Plausibler als die These vom Wiederaufbauversuch des jüdischen Tempels mutet die alternative Interpretation von Barn 16,3–4 an, die in dem Tempelneubau einen Reflex auf den Befehl Hadrians zum Bau eines Jupitertempels im Zusammenhang mit den Bautätigkeiten 130 n. Chr. sieht (vgl. z. B. Cass.Dio 69,12), deren Ziel es war, das infolge des römischen Krieges zerstörte Jerusalem als römische Stadt (Aelia Capitolina) wiederaufzubauen.139 Für diese These spricht z. B. der gegen Jerusalem, den Tempel und das Volk Israel gerichtete polemische Kontext in Barn 16,1–2.5: Auf den Trümmern des zerstörten jüdischen Tempels wird ein heidnisches Jupiterheiligtum errichtet (Barn 16,3–4)! Die Polemik gegen das Gebäude aus Stein, auf das die 135  Vgl. zu den unterschiedlichen Interpretationen Prostmeier, Barnabasbrief, 112–119; Wengst, Tradition, 106 f. 136  Vgl. dazu auch Prostmeier, Barnabasbrief, 115; Wengst, Tradition, 107. 137  Vgl. Wengst, Tradition, 107–111. 138 Vgl. Prostmeier, Barnabasbrief, 116; Wengst, Tradition, 108–111. 139  Vgl. z. B. Wengst, Tradition, 111–113; Prostmeier, Barnabasbrief, 117–119; Vielhauer, Geschichte, 611. Nach Cass.Dio 69,12 ist der Bau(‑befehl) Anlass für den Bar Kochba-Aufstand gewesen. Anders Eus.h.e. 4,6, der die Errichtung von Aelia Capitolina zeitlich nach dem Bar Kochba-Aufstand ansetzt. Beides schließt einander nicht aus, sondern kann kombiniert werden (Baubeginn → Aufstand → Zerschlagung des Aufstands → Weiterbau); vgl. auch Wengst, Tradition, 112.

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Juden vergeblich ihre Hoffnung setzen (Barn 16,1.5)140 und damit die einzig angemessene geistliche Deutung des Tempels verfehlen (Barn 16,10: πνευματικὸς ναὸς), steht im Kontext des Briefes zudem nicht isoliert da, sondern passt zu der Spiritualisierung alttestamentlich-jüdischer Vorstellungen (Zeremonialgesetz [Barn 10,1–12] bzw. Opfervorschriften [Barn 2,1–10], Beschneidung [Barn 9,1–9], Sabbat [Barn 15,1–9]) und der für den Barnabasbrief charakteristischen antijüdischen Polemik gegen jüdische Opfer, Regeln und Feste (z. B. Barn 2,9–10; 3,1–2), die Davidsohnschaft (Barn 12,8–11) und gegen Christen, die am Bund mit Israel festhalten (Barn 4,6).141 Die kumulative Evidenz dieser Erwägungen ermöglicht eine relativ genaue Datierung des Barnabasbriefes zwischen 130 n. Chr. (Bau[‑befehl] durch Hadrian) und 132 n. Chr. (Beginn des Bar Kochba-Aufstands). 4.3 EvThom Log. 68; 71 Die Datierung des Thomasevangeliums (NHC II 2; POxy 1; 654 f.), einer Sammlung von Jesusworten, die der Fiktion nach vom Apostel Thomas niedergeschrieben worden sind,142 ist stark umstritten.143 Die nordamerikanische Forschung datiert das Thomasevangelium früh (50–70 n. Chr.) und schreibt ihm darüber hinaus eine wichtige Bedeutung auch für die Frage nach dem historischen Jesus zu, rechnet aber mit nachträglichen Überarbeitungen und Ergänzungen; die deutsche bzw. europäische Forschung hingegen präferiert eine Datierung in die Mitte des zweiten Jahrhunderts n. Chr., schließt aber nicht aus, dass der jetzigen Textgestalt älteres Traditionsgut (z. B. Log. 98) oder ursprünglichere, vorkanonische Fassungen einzelner synoptischer Überlieferungen zugrunde liegen.144 Die divergierenden Einschätzungen resultieren vor allem aus den unterschiedlichen Prämissen, was die Entstehungshypothesen und das Verhältnis zu den synoptischen 140 Siehe dazu Wengst, Tradition, 111 f.; vgl. auch Prostmeier, Barnabasbrief, 115. Siehe auch Barn 9,1–9, wo ebenfalls der Vorwurf erscheint, das Vertrauen in ein nicht-geistliches Verständnis, konkret die Beschneidung, gesetzt zu haben. 141   Vgl. z. B. Prostmeier, Ferdinand R., Antijudaismus im Rahmen christlicher Hermeneutik. Zum Streit über die christliche Identität in der Alten Kirche. Notizen zum Barnabasbrief, in: Zeitschrift für antikes Christentum 6 (2002), 38–58. 142  Vgl. das Incipit/Log. 1, die Subscriptio (NHC II 51,27 f.) und Log. 13, in dem Thomas als hervorgehobener Offenbarungsempfänger der Worte Jesu erscheint. 143  Auch die äußere Bezeugung hilft nur bedingt weiter. Zwar könnten die griechischen Fragmente des Thomasevangeliums (POxy 1; 654 f.) auf eine Entstehung im zweiten Jahrhundert n. Chr. hinweisen, aber die Unterschiede zwischen der griechischen und der koptischen Version des Thomasevangeliums zeugen von textlicher Instabilität und einer fluiden Überlieferung, was die Relevanz der äußeren Bezeugung für die Datierungsfrage relativiert. 144  Vgl. zum Problem Frey, Jörg, Die Lilien und das Gewand: EvThom 36 und 37 als Paradigma für das Verhältnis des Thomasevangeliums zur synoptischen Überlieferung, in: Jörg Frey/ Enno Edzard E. Popkes/Jens Schröter (Hg.), Das Thomasevangelium. Entstehung – Rezeption – Theologie (Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft 157), Berlin/New York: de Gruyter 2008, 122–180, 127–147.177 f.

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Evangelien angeht. Hinzu kommt, dass der Textgattung Spruchsammlung bzw. „Spruchevangelium“ sowohl eine Entkontextualisierung und Enthistorisierung der Worte Jesu als auch eine Tendenz zur Erweiterung bzw. Anreicherung durch weitere Jesuslogien inhärent sind, was die Rekonstruktion des Argumentationsgangs bzw. der ursprünglichen Kompositionsstruktur des Textes sowie dessen Datierung in der vorliegenden Gestalt erschwert. Dennoch werden unter den 114 Logien des Evangeliums zwei Logien ausgemacht, die für die Datierung des Thomasevangeliums relevante Zeitanspielungen enthalten könnten. In Log. 68 liegt nach Meinung einiger Interpreten ein Hinweis auf die Abfassungszeit vor. „Jesus spricht: Selig seid ihr, wenn sie euch hassen (und) euch verfolgen. Sie (selbst) werden keinen Platz an dem Ort finden, an dem sie euch verfolgt haben.“145 Identifiziert man den Ort der Verfolgung der Christen mit Jerusalem (vgl. z. B. Apg 7,54–60; 12,2; 8,1–2; Jos.Ant. 20,9,1) und die Verfolger der Christen mit den Juden, dann wäre die Zeit, in der die Juden keinen Platz (mehr) in Jerusalem haben, vermutlich die Zeit nach der Niederschlagung des Bar Kochba-Aufstands 135  n. Chr. (→ 135  n. Chr. als terminus post quem für Log. 68).146 Diese Interpretation könnte dadurch gestützt werden, dass die Verfolgung von Christen durch Juden auch sonst für die Mitte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. belegt ist (z. B. Iust.dial. 16,4; 47,5; 96,2). Die einem solchen Verständnis von Log. 68 inhärente antijüdische Tendenz würde weiter zu der im Thomasevangelium erscheinenden Gesetzes‑ und Kultkritik und der dementsprechenden Polemik gegen Juden und deren Verständnis von Schrift und Beschneidung passen (z. B. Log. 6; 14; 39; 43; 52; 53; 89; 102).147 Auch in Log. 71 wird mitunter ein zeitgeschichtlicher Reflex vermutet, der ebenfalls auf eine Entstehung nach 135 n. Chr. hinweisen könnte.148 „Jesus spricht: Ich werde [dieses] 145  EvThom Log. 68: ⲡⲉϫⲉ ⲓⲥ̅ ϫⲉ ⲛ̅ⲧⲱⲧⲛ̅ ϩⲙ̅ⲙⲁⲕⲁⲣⲓⲟⲥ ϩⲟⲧⲁⲛ ⲉⲩϣⲁⲛⲙⲉⲥⲧⲉ ⲧⲏⲩⲧⲛ̅ ⲛ̅ⲥⲉⲣ̅ⲇⲓⲱⲕⲉ ⲙ̅ⲙⲱⲧⲛ̅ ⲁⲩⲱ ⲥⲉⲛⲁϩⲉ ⲁⲛ ⲉⲧⲟⲡⲟⲥ ϩⲙ̅ ⲡⲙⲁ ⲉⲛⲧⲁⲩⲇⲓⲱⲕⲉ ⲙ̅ⲙⲱⲧⲛ̅ ϩⲣⲁⲓ̈ ⲛ̅ϩⲏⲧϥ. Text nach: Nag Hammadi Codex II,2–7 together with XIII,2* Brit. Lib. Or.4926, and P.OXY. 1,654,655, hg. v. Bentley Layton (Nag Hammadi Studies 20), Leiden: Brill 1989. 146  Vgl. Schenke, Hans-Martin, On the Composition History of the Gospel of Thomas, in: Forum 10 (1994), 9–30, 25. Schenkes These hat viel Zustimmung erfahren; vgl. z. B. Plisch, Uwe Karsten, Das Thomasevangelium. Originaltext mit Kommentar, Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft 2007, 17.177; Goodacre, Mark, Thomas and the Gospels. The Case for Thomas’s Familiarity with the Synoptics, Grand Rapids [MI]: Eerdmanns 2012, 168–170; Schnelle, Udo, Die ersten 100 Jahre des Christentums 30–130 n. Chr. Die Entstehungsgeschichte einer Weltreligion (Uni-Taschenbücher für die Wissenschaft 4411), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 22015, 221; Patterson, Stephen J., The Gospel of Thomas and the Historical Jesus, in: Andrew F. Gregory/Christopher Mark Tuckett (Hg.), The Oxford Handbook of Early Christian Apocrypha, Oxford: Oxford University Press 2015, 233–249, 240. 147 Hier würde sich auch die Annahme, das Thomasevangelium sei in Syrien entstanden, einfügen, da für Syrien antijüdische Tendenzen auszumachen seien (z. B. Joh 8,44; 9,22; 16,2; EvPetr 1 u. ö.); vgl. Plisch, Thomasevangelium, 117 f. 148  Vgl. dazu Schenke, Composition, 9–30; Goodacre, Thomas, 168; Gathercole, Simon, The Gospel of Thomas. Introduction and Commentary (Texts and Editions for New Testament Studies 11), Leiden/Boston: Brill 2014, 118–120.479.

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Haus [zerstören], und niemand wird es aufbauen können […].“149 Voraussetzung für diese zeitgeschichtliche Einordnung des Logions, das in Beziehung zum neutestamentlichen Tempelwort steht (Mk 14,58; 15,29–32; [13,1–2]; Mt 26,61; [27,40]; Joh 2,13–22; Apg 6,14; [2 Kor 5,1]),150 ist die Identifikation des Hauses mit dem jüdischen Tempel. Nach der Zerschlagung des Bar Kochba-Aufstands sei es plausibel, dass die Hoffnung auf den Wiederaufbau des Tempels endgültig zerstört sei. Zudem spiele in der christlichen Polemik gegen das Judentum im zweiten und dritten Jahrhundert n. Chr. allgemein die Zerstörung Jerusalems und des Tempels eine Rolle (z. B. Iust.1 apol. 47; Or.Cels. 4,22; vgl. später auch Chrys.Jud. 16,8).151 Auch wenn die angeführten Interpretationen der Logien 68 und 71 sich gegenseitig stützen und auf eine Entstehung nach 135 n. Chr. hinweisen könnten, ist dennoch keine Sicherheit im Hinblick auf eine eindeutige Datierung des Thomasevangeliums in seiner Gesamtheit zu gewinnen. Zunächst bleiben die angeführten Interpretationen bis zu einem gewissen Grad spekulativ. Mit Recht bemerkt Simon Gathercole: „GTh 68 is rather unclear.“152 Sein Optimismus bezüglich der Interpretation von Log 71 („but GTh 71 is more promising as evidence“153) ist allerdings zu dämpfen, da gerade im Hinblick auf Log. 71 diverse konkurrierende Ausdeutungen bestehen. Bei diesem „dunkle[n], schwer zu verstehende[n] Spruch des Thomasevangeliums“154 sind vor allem zwei Fragen zu klären: a) wer oder was ist das Haus und b) wenn das Haus der Tempel ist, welcher Tempel ist gemeint? Die Ausdeutungen des Hauses sind vielfältig und reichen u. a. vom „Haus der Herodianer“ (und dessen Untergang) (Stephen Patterson) bzw. dem „Haus Davids“ (im Sinne einer Neuinterpretation des davidischen Messianismus) (Uwe-Karsten Plisch) bis hin zum Kosmos (Peter Fieger) bzw. Leib (Bertil Gärtner; Gregory J. Riley).155 Letztgenannte Ausdeutungen sind eine doketisch motivierte Polemik gegen konkurrierende Deutungen des Tempelwortes als Hinweis auf die Auferstehung Jesu (z. B. Joh 2,19–21), in deren  EvThom Log. 71: ⲡⲉϫⲉ ⲓⲥ̅ ϫⲉ ϯⲛⲁϣⲟⲣ[ϣⲣ̅ ⲙ̅ⲡⲉⲉ]ⲓⲏⲉⲓ ⲁⲩⲱ ⲙⲛ̅ ⲗⲁⲁⲩ ⲛⲁϣⲕⲟⲧϥ […]. Die Ergänzung der Lücke ist nicht sicher; entweder: „niemand wird es aufbauen können [außer mir]“ (ⲛ̅[ⲥⲁⲃⲗ̅ⲗⲁⲓ̈]) oder „niemand wird es [wieder …] aufbauen können (ⲛ̄[ⲕⲉⲥⲟⲡ …]).“ 150 Die Beziehung zwischen Log. 71 und den neutestamentlichen Varianten des Tempelwortes ist komplex; vgl. zu Log. 71 im Kontext der neutestamentlichen Tempelworte insgesamt Paesler, Kurt, Das Tempelwort Jesu. Die Tradition von Tempelzerstörung und Tempelerneuerung im Neuen Testament (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 184), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1999, 115–120. 151  Vgl. Gathercole, Gospel, 118–120. 152  Gathercole, Gospel, 117. 153  Ebd. 117. 154  Plisch, Thomasevangelium, 182. Vgl. zum Forschungsüberblick über die Interpretationen von Log. 71 z. B. Gathercole, Gospel, 117–120; Paesler, Tempelwort, 111–120; Plisch, Thomasevangelium, 182–184. 155  Vgl. zu diesen und weiteren Identifizierungen des Tempels die Angaben bei Gathercole, Gospel, 478 f. 149

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Zuge Log. 71 gewissermaßen als Antithese zur leiblichen Auferstehung verstanden wird. Doch selbst wenn man das Haus auf den Tempel in Jerusalem hin ausdeutet, ist umstritten, welcher Tempel bzw. welche Tempelzerstörung gemeint ist (so wird mitunter in Log. 71 ein Reflex auf 70 n. Chr. gesehen156 oder auch ein echtes Jesuswort, das die Hoffnung auf einen neuen Tempel in der neuen Welt, der nicht wieder aufgebaut werden würde, zum Ausdruck bringe).157 Erschwerend kommt bei der Interpretation von Log. 71 hinzu, dass sowohl die textliche Rekonstruktion als Grundlage für die Interpretation158 als auch eine interpretatio gnostica im Sinne der „Aufhebung aller materielle[n] Bindung als das Heilsziel des Gnostikers“159 unsicher ist: Das Thomasevangelium ist kein rein gnostischer Text, sondern weist unterschiedliche „theologische Profile“ auf,160 sodass eine mögliche gnostische Ausrichtung für jedes einzelne Logion plausibel gemacht werden muss.161 Grundsätzlich ist kritisch zu hinterfragen, ob ausgehend von einzelnen Logien und den möglicherweise in ihnen enthaltenen Datierungsindizien eine tragfähige zeitliche Einordnung des gesamten Evangeliums entwickelt werden kann. Selbst wenn man in Log. 71 und/oder Log. 68 einen Reflex auf die Niederschlagung des Bar Kochba-Aufstandes sieht, sagt dies nicht zwingend etwas über die Entstehung des gesamten Thomasevangeliums aus. Was chronologische Fragen angeht, scheint es ratsam, den Fokus auf die Datierung der einzelnen Logien zu richten. Aufgrund der fluiden Texttradition bzw. der textlichen Instabilität und der offenen Gattung „Spruchsammlung“, die zu sekundären Erweiterungen einlädt, ist „eine Hochrechnung auf das gesamte Evangelium […] methodisch unzulässig“162.

156   Vgl. z. B. Theiẞen, Gerd/Merz, Annette, Der historische Jesus. Ein Lehrbuch, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1996, 52; Dunderberg, Ismo, The Beloved Disciple in Conflict? Revisiting the Gospels of John and Thomas, Oxford: Oxford University Press 2006, 114. 157  De Conick, April D., The Original Gospel of Thomas in Translation. With a Commentary and New English Translation of the Complete Gospel (The Library of New Testament Studies), London: T&T Clark 2006, 227. 158  So auch Plisch, Thomasevangelium, 182: „Die Interpretation des Textes wird zusätzlich erschwert durch eine Lücke am Ende des Spruches, von deren Füllung die konkrete zu interpretierende Textgestalt abhängt und damit auch die Interpretation selbst.“ Die Lückenhaftigkeit des Logions geht leider aus dem Abdruck bei Paesler, Tempelwort, 111, nicht hervor; hier wird der Eindruck eines gesicherten Textes suggeriert. 159  Paesler, Tempelwort, 120. 160  Vgl. dazu z. B. Plisch, Thomasevangelium, 32.35 f. 161 Vgl. Klauck, Evangelien, 145. Log. 71 „gnostisch“ als antidoketische Fassung des Tempelwortes zu interpretieren, sei schwierig, da der für die Deutung auf die Auferstehung Jesu relevante Verweis auf die διὰ τριῶν ἡμερῶν in Log. 71 fehlt. 162  Plisch, Thomasevangelium, 17.178. Vgl. auch Patterson, Gospel, 240. Nach Plisch, Thomasevangelium, 178, ist Log. 68 eine sekundäre Erweiterung im Sinne einer kommentierenden Glosse, die eine spätere historische Entwicklung reflektiert.

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5. Fazit und Folgerungen Die Problemanzeigen und der exemplarische Blick auf drei Fallstudien machen deutlich, dass mögliche textinterne Zeitanspielungen allein keine ausreichende Grundlage für die Datierung von anonymen und pseudepigraphischen Schriften sind, sondern nur im Verbund mit anderen Indizien eine Annäherung an die Datierung einer Schrift ermöglichen.163 1.) Es gehört zum Wesen von anonymen und pseudepigraphischen historischen Fiktionen, dass weder die tatsächliche Abfassungszeit noch der reale Autor offen zutage treten. Deswegen entfallen im Vergleich zu orthonymen Schriften etliche Datierungsindizien (z. B. relative Chronologie der Werke eines Autors, der historisch einordbar ist) oder ermangeln der Eindeutigkeit (z. B. umstrittene Datierungen von oft ebenfalls anonymen oder pseudepigraphischen Bezugstexten; Unklarheit der Abhängigkeitsverhältnisse [Prioritätskritik]). Sieht man von anonymen theoretischen Abhandlungen ohne fiktive historische Verortung ab (z. B. Testimonium Veritatis [NHC IX 3]), begegnen zeitgeschichtliche Anspielungen in anonymen oder pseudepigraphischen Fiktionen naturgemäß als Anachronismen. Diese werden aus pragmatischen oder literarischen Beweggründen in der Regel spärlich eingesetzt, weil entweder die Aufdeckung der realen Abfassungsverhältnisse kontraproduktiv wäre (Täuschungsintention, z. B. bei Fälschungen mit außerliterarischen Zielen) oder die entworfene fiktive Welt bzw. Prosopopoiie plausibel durchgeführt sein soll (rhetorischer Grundsatz der Angemessenheit). Dennoch durchscheinende zeitgeschichtliche Anspielungen sind nicht nur Datierungsindizien für den terminus post quem einer Schrift, sondern zugleich aufgrund ihres illusionsstörenden Charakters Fiktionssignale und als solche entweder unbeabsichtigte „Risse in der Fassade“ oder bewusst eingebaute „Fenster in der Fassade“, welche zum Gelingen des fiktionalen Diskurses beitragen sollen. 2.) Bereits eine exemplarische Bestandsaufnahme kann für die Vielfalt innertextlicher Datierungshilfen sensibilisieren. Personen und Orte (bzw. deren spezifische Charakterisierung) liefern ebenso wie historische Ereignisse, Dokumente und lebensweltliche Realia Indizien für die Bestimmung des terminus post quem und bieten so Orientierungspunkte für die Datierung einer Schrift. Innertextliche Referenzen auf externe Fixpunkte können dabei offen und explizit 163  Vgl. zur Datierung pseudepigraphischer und anonymer Schriften grundsätzlich z. B. ­ öttrich, Pseudepigraphen; Schaller, Bernd, Zur Methodologie der Datierung und LoB kalisierung pseud‑ und anonymer Schriften, in: Hermann Lichtenberger/Gerbern S. Oegema (Hg.), Jüdische Schriften in ihrem antik-jüdischen und urchristlichen Kontext (Studien zu den jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit 1), Gütersloh: Gütersloher 2002, 59–74; Burkert, Einordnung, 25–27. Siehe auch den Beitrag von Stefan Schreiber in diesem Band, der im Hinblick auf die Datierung neutestamentlicher Pseudepigraphen das Zusammenspiel von (früher) Bezeugung, Bezugnahmen auf historische Ereignisse, theologiegeschichtlicher Einordnung und Gestaltung der Fiktion eines pseudepigraphischen Briefes betont.

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erfolgen oder in Form von Anspielungen oder Verschlüsselungen vorliegen. Mitunter wird auch aus der Nichterwähnung zentraler, für den Inhalt einer Schrift aber relevanter Ereignisse oder Namen ein Hinweis auf die Datierung gesehen, was als argumentum e silentio allerdings von geringerer Beweiskraft ist. 3.) Insgesamt erfordert die Datierung auf der Basis von innertextlichen Datierungshilfen eine hohe methodische Umsicht, da z. B. onomastische Angaben etwa aufgrund der Homonymität von Personen und Orten nicht immer eindeutig sind oder die Datierung der externen Fixpunkte selbst umstritten ist. Besondere Vorsicht ist vor allem bei der chronologischen Auswertung von vermuteten Anspielungen und der Interpretation von verschlüsselten Textsignalen (z. B. Kryptonyme; Gematrie) angebracht, da allegorisch motivierten exegetischen Verfahren eine Tendenz zur Spekulation, wenn nicht gar zur Eisegese inhärent sein kann. Insgesamt sind innertextliche Zeitanspielungen auf ihre literarische bzw. pragmatische Funktion hin zu hinterfragen. Namen, Orte, Realia etc. können z. B. als Zeitkolorit Teil der in die Vergangenheit rückprojizierten Welt bzw. Epoche sein; als „Bausteine der Fassade“ tragen sie somit für die Bestimmung des „realen Baujahrs hinter der Fassade“ nichts aus (vgl. z. B. antike Romanliteratur, Apostelakten, historische Brieffiktionen). Auch der Pragmatik apokalyptischer und prophetischer Texte gilt es Rechnung zu tragen. Innertextliche Zeitanspielungen können auch darauf abzielen, eine kontrafaktische Gegenwelt zu entwerfen bzw. zukünftige (Bedrohungs‑)Szenarien vorwegzunehmen. Schließlich ist zu bedenken, dass einzelne zeitgeschichtliche Reflexe nicht automatisch repräsentativ für die gesamte Schrift sein müssen, sondern auch in Form von Traditionen, Interpolationen oder sekundären Erweiterungen vorliegen können, wodurch ihr Wert für die Datierung einer Schrift als Ganze gering ist. Diese und weitere Problemanzeigen erfordern es, a) den gesamten Text sowohl in diachroner Hinsicht (z. B. Literarkritik, Redaktionsgeschichte) als auch in synchroner Hinsicht (z. B. Kohärenzanalyse, [narrative] Pragmatik, Gattungskritik) in den Blick zu nehmen und b) innertextliche Zeitanspielungen mit weiteren Datierungsindizien wie z. B. relativer Chronologie oder sprachlich-lexikalischen Beobachtungen zu verbinden. 4.) Anhand von drei exemplarischen Fallstudien aus dem Bereich der frühchristlichen Literatur (1 Petr 5,13; Barn 16,3–4; EvThom Log. 68; 71) konnten Potentiale und Probleme von textinternen Zeitanspielungen im Hinblick auf die Datierungsfrage pseudepigraphischer und anonymer Fiktionen illustriert werden. Auf der einen Seite ist deutlich, dass anonyme und pseudepigraphische Schriften durchaus (verdeckte) Hinweise auf den terminus post quem enthalten können, auf der anderen Seite hat sich aber auch gezeigt, dass die Argumentation mit zeitgeschichtlichen Anspielungen von unterschiedlicher Beweiskraft ist. a) „Babylon“ als Ortsnamenmetapher in 1 Petr 5,13 erweist sich als mögliches, nicht aber sicheres Datierungsindiz, da das evokative Potential von „Babylon“ in seiner Vielfältigkeit nicht zwingend auf Rom verweist und sich auch alterna-

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tive Ausdeutungen, z. B. „Babylon“ als Ort der Fremde, gut in den literarischen Kontext einfügen. Zudem liegt selbst bei der Gleichsetzung „Babylon = Rom“ eine Mehrdeutigkeit der Vergleichspunkte vor (z. B. Weltstadt, dem Untergang geweihte Stadt), was indes die Ausdeutung der Ortsnamenmetapher „Babylon“ = Rom als tempelzerstörende Stadt und damit 70 n. Chr. als terminus post quem für den Ersten Petrusbrief nicht ausschließt. b) Die Referenz auf einen Tempelneubau in Barn 16,3–4 verweist mit relativer Sicherheit auf Hadrians Baubefehl zur Errichtung eines Jupitertempels (→ terminus post quem 130 n. Chr.). Die alternativen Interpretationen des Tempelneubaus sind mit größeren Schwierigkeiten belastet (z. B. kein Hinweis auf einen geistlichen Tempel [erst ab Barn 16,6]; unsichere bzw. tendenziöse Quellenlage hinsichtlich eines Wiederaufbauversuchs des jüdischen Tempels); zudem unterstützen innere Gründe wie der literarische Mikro‑ und Makrokontext (antijüdische Polemik) die These vom Bau des Jupitertempels. c) Im Fall des Thomasevangeliums dagegen sind die möglichen zeitgeschichtlichen Anspielungen auf die Niederschlagung des Bar Kochba-Aufstands in Log. 68 und Log. 71 (→ terminus post quem 135 n. Chr.) kein verlässlicher Anhaltspunkt für die Datierung der gesamten Schrift. Zum einen können beide Logien auch anders interpretiert werden, zum anderen hat die Datierung einzelner Logien aufgrund der „offenen“ Gattung und der fluiden Textüberlieferung keine repräsentative Bedeutung für das gesamte Evangelium.

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Ein Anklang wohnt dem Anfang inne Die relative Datierung neutestamentlicher Pseudepigraphen im Lichte eines dynamisch veränderten Briefformulars Karl Matthias Schmidt In 2 Petr 3,1 notiert der vorgebliche Verfasser des Zweiten Petrusbriefes, er schreibe der Gemeinde schon zum zweiten Male. Was berechtigt uns zu der Annahme, hier verweise der Text auf den kanonischen Ersten Petrusbrief ?1 Könnte nicht auch ein verloren gegangenes Schreiben gemeint sein, wenn es sich nicht gar um eine fiktive Referenz handeln sollte, die gar keinen konkreten Text in den Blick nimmt? Der Zweite Petrusbrief erweckt nicht den Eindruck, als orientiere er sich an seinem Vorläufer als einem Meister, dem es zu folgen gelte. Die beiden kanonischen Petrusbriefe sind inhaltlich und formal derart voneinander verschieden, dass es schwerfällt, in Wort und Werkart eine Anknüpfung des zweiten Schreibens an das erste nachzuweisen. Beim Versuch einer Identifizierung des erwähnten Briefes ist die Not folglich groß. Die deutlichsten Anklänge finden sich zwischen den beiden Präskripten, wenngleich dort neben Ähnlichkeiten auch einzelne Abweichungen zu beobachten sind.2 Πέτρος Συμεὼν Πέτρος δοῦλος καὶ

ἀπόστολος  Ἰησοῦ Χριστοῦ (1 Petr 1,1) ἀπόστολος  Ἰησοῦ Χριστοῦ (2 Petr 1,1)

ἐκλεκτοῖς παρεπιδήμοις διασπορᾶς Πόντου, Γαλατίας, Καππαδοκίας, Ἀσίας καὶ Βιθυνίας κατὰ πρόγνωσιν θεοῦ πατρὸς ἐν ἁγιασμῷ πνεύματος εἰς ὑπακοὴν καὶ ῥαντισμὸν αἵματος  Ἰησοῦ Χριστοῦ, (1 Petr 1,1–2) τοῖς ἰσότιμον ἡμῖν λαχοῦσιν πίστιν ἐν δικαιοσύνῃ τοῦ θεοῦ ἡμῶν καὶ σωτῆρος  Ἰησοῦ Χριστοῦ, (2 Petr 1,1) χάρις ὑμῖν καὶ εἰρήνη πληθυνθείη. (1 Petr 1,2) χάρις ὑμῖν καὶ εἰρήνη πληθυνθείη ἐν ἐπιγνώσει τοῦ θεοῦ καὶ  Ἰησοῦ τοῦ κυρίου ἡμῶν. (2 Petr 1,2)3 1 Zu diskutierten alternativen Lösungsvorschlägen vgl. Frey, Jörg, Der Brief des Judas und der zweite Brief des Petrus (Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament 15/2), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2015, 311 f. 2 Vgl. außerdem 1 Petr 3,19–20 und 2 Petr 2,4–5. 3  Kursivierungen in Texten aus Quellen stammen jeweils vom Autor des Beitrags. Die in den jeweiligen Texteditionen ausgewiesenen Hervorhebungen wurden nicht übernommen. Als Textgrundlage für neutestamentliche Texte dient Novum Testamentum Graece. Begründet von Eberhard und Erwin Nestle. Herausgegeben vom Institut für Neutestamentliche Textforschung.

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Die adscriptio des Zweiten Petrusbriefes ist gänzlich anders gestaltet. Die superscriptio könnte sich bei angepasster Wortstellung an vorausliegende Briefe aus dem späteren Corpus Paulinum anlehnen;4 gegenüber derjenigen des Ersten Petrusbriefes weist sie nämlich zwei zusätzliche Elemente auf: Den Eigennamen Συμεών sowie den mit καί vor ἀπόστολος vorangestellten Titel δοῦλος. Sowohl in Röm 1,1 als auch in Tit 1,1 sind die tituli δοῦλος und ἀπόστολος aber jeweils einerseits Gott und andererseits Christus zugeordnet. Die Verbindung δοῦλος καὶ ἀπόστολος (2 Petr 1,1) wird daher auf eine schlichte Ergänzung des ἀπόστολος  Ἰησοῦ Χριστοῦ in 1 Petr 1,1 zurückgehen. Bemerkenswert ist vor allem die salutatio. Die finite Verbform πληθυνθείη widerspricht zwar nicht der Briefphraseologie,5 sie ist christlich vor dem Ersten Petrusbrief aber nicht belegt. Die Verbindung der Verbform mit dem paulinischen Grußelement χάρις ὑμῖν καὶ εἰρήνη dürfte deswegen aus 1 Petr 1,2 übernommen worden sein. Die Adaption der Vorlage am Briefeingang dient gleichsam als Signal, noch bevor der Text ausdrücklich auf diesen rekurriert. Das legen zumindest die ähnliche superscriptio und der Verweis in 2 Petr 3,1 nahe. Unschwer ist zu erkennen, dass der Autor des Schreibens sich nicht einfach mit dem schlichten Kopieren formaler Elemente begnügte. Er ersetzte nicht nur die für seine Leserschaft unpassende adscriptio, sondern ergänzte auch die superscriptio. Dadurch stellte er aber gleich zu Beginn des Textes gewissermaßen einen etwas anderen Petrus vor, der entsprechend auch einen überwiegend ganz anders gearteten Brief folgen ließ. Die These dieses Beitrages lautet, dass der Autor des Zweiten Petrusbriefes mit diesem Verfahren nicht allein war, sondern sich einer Praxis verschrieb, die sukzessive von Verfassern neutestamentlicher Pseudepigraphen konstituiert wurde. Bereits im Briefeingang kennzeichneten die Autoren pseudepigraphischer Briefe über formale Wiederaufnahmen, wer ihre Diskurspartner waren; gleichzeitig wurde jedoch das je eigene Profil durch Modifikationen markiert. Im Präskript des Zweiten Petrusbriefes dient nicht zuletzt die vorgebliche Selbstbezeichnung als Συμεὼν Πέτρος (2 Petr 1,1) diesem Zweck. Schon Paulus band in den Beginn seiner Briefe Lesehinweise für die Rezipienten ein. Da er seine Phraseologie nur geringfügig modifizierte, konnte seine Realisierung des Briefformulars als vergleichsweise klar umrissene Vorgabe für die kanonischen Pseudepigraphen dienen, weshalb eine Annäherung an frühchristliche Briefkonventionen über den formalen Rahmen der Paulusbriefe sinnvoll ist Herausgegeben von Barbara Aland u. a., Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft 282012 (1898, 1979). 4 Zu ἀπόστολος Χριστοῦ  Ἰησοῦ vgl. 1 Kor 1,1; 2 Kor 1,1; Kol 1,1; Eph 1,1, außerdem 2 Tim 1,1 und 1 Tim 1,1. 5  Vgl. nur Dan LXX 4,34c[ RA4,37c]; Dan Th 3,98[ RA4,1]; 6,25[ RA6,26], weitere Belege bei Aune, David E., The New Testament in Its Literary Environment (Library of Early Christianity 8), Philadelphia: Westminster 1987, 185.

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(1). Von dieser Basis aus sind jene Dokumente, die im Briefeingang formale Berührungen mit anderen neutestamentlichen Pseudepigraphen aufweisen, durchzusehen, um sie in eine relative Chronologie einzuordnen (2). Da die Sachlage im Fall der Pastoralbriefe divergiert, dürfen sie gesondert behandelt werden (3). Im Anschluss an die Auseinandersetzung mit den neutestamentlichen Pseudepigraphen kann die Beobachtung eingebunden werden, dass sich die skizzierte Praxis auch im Korpus der Apostolischen Väter nachweisen lässt (4).6 Die Kernthese ist angreifbar. Denn im Folgenden werden Ähnlichkeiten, die sich dem Gattungsformular verdanken, für die Intertextualität der Texte ausgewertet. Was als typisches Element eines antiken Briefes gelten darf, wird als Adaption eines vorausliegenden Textes gedeutet. Dennoch können die vorgestellten Beobachtungen angesichts der Häufung des Phänomens einen Hinweis auf relative Datierungen geben. Drei kurze methodologische Problematisierungen sollen den Überlegungen dennoch vorangestellt werden. 1) Annahmen über literarische Abhängigkeitsverhältnisse, die eine relative Chronologie begründen können, werden im Folgenden auf Basis des bekannten Textkorpus getroffen. Natürlich sind nicht alle frühchristlichen Briefe erhalten geblieben. 1 Kor 5,9 bietet einen Beleg dafür. Folglich wäre denkbar, dass die salutatio in 2 Petr 1,2 auf einen verloren gegangenen Brief zurückgeht, der vielleicht gar vor dem Ersten Petrusbrief datierte. Das Postulat eines nicht auf uns gekommenen Textes, der die in einer vorliegenden Quelle beobachteten Merkmale enthalten haben soll, über den wir aber keine gesicherten Aussagen machen können, bildet allerdings eine weitergehende Voraussetzung als die Annahme, eine beobachtete Ähnlichkeit beruhe auf der Kenntnis eines uns bekannten Textes. Die These, in 2 Petr 1,2 verdanke sich die formale Gestaltung unter anderem 1 Petr 1,2, kommt folglich mit weniger Voraussetzungen aus als die Annahme, die Form verdanke sich einem nicht überlieferten Text. 2) Zurückhaltung empfiehlt sich auch bei dem Versuch, Ähnlichkeiten zwischen den Briefen auf Angleichungen der Kopisten zurückzuführen, sofern sich diese nicht durch materielle Zeugnisse plausibel machen lassen. Diesbezügliche Postulate ohne handschriftlichen Befund kommen Konjekturen gleich. Betreibt man sie extensiv, gibt man die Basis der Textkritik auf. Bei einem vorliegenden Befund gelten für die Gewichtung der Zeugen auch in diesem Fall die üblichen Bewertungskriterien. Für die Analyse wird daher, sofern nicht anders vermerkt, der Text aus NA28 vorausgesetzt. Damit steht der hier unternommene Datierungsversuch zwangsläufig unter dem Vorbehalt einer zuletzt unsicher bleibenden Textbasis. Das ist insofern problematisch, als sich die These auf vergleichsweise geringe Übereinstimmungen stützt. 6  Um den dem Beitrag gesetzten Rahmen nicht gänzlich zu sprengen, beschränkt sich die Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur in diesem Überblick auf wenige Hinweise. Weiterführende Literaturangaben finden sich in den jeweiligen Beiträgen dieses Bandes, die einzelne Schriften oder Schriftengruppen fokussieren.

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3) Dennoch stellt der Einwand, abwegig erscheine, dass ein Autor nur an wenigen Stellen einzelne formale Elemente, nicht aber Inhalte oder theologische Konzepte aus seiner Vorlage übernommen habe, die hier vorgetragene These nicht grundsätzlich in Frage. Denn es ging bei den Markierungen im Briefeingang nicht notwendigerweise um die Fortsetzung einer theologischen Debatte unter gleichen Vorzeichen. Man musste sich auch nicht umfassend aus dem Fundus eines Schreibens bedienen, wenn man sich auf dieses bezog. Weder die Adaption des Kolosserbriefes durch den Epheserbrief noch die des Judasbriefes durch den Zweiten Petrusbrief bilden eine allgemeingültige Norm ab. Auch die Konzeption der Texte, etwa die Pseudepigraphie an sich oder ein bestimmtes Verfasserkonstrukt, lieferte Anknüpfungspunkte. Dafür bietet der sporadische Rückgriff des Zweiten Petrusbriefes auf den Ersten Petrusbrief ein sprechendes Beispiel, das auch jenseits der gleichen Verfasserfiktion Analogien kennt.

1. Das Formular der Paulusbriefe Die unten vorgenommene Durchsicht der Pseudepigraphen hinsichtlich der jeweiligen Realisierung des Briefformulars beschränkt sich auf den Briefeingang, das heißt auf Präskript sowie Prologanfang, flankiert von einzelnen Bemerkungen zum Briefschluss. Sofern Texte weniger eng an ihre Vorlagen angebunden wurden, nutzte man nämlich insbesondere den Rahmen der Briefe für die Platzierung von Verweisen. Den Ausgangspunkt des Vergleichs bildet das Briefformular der orthonymen Paulusbriefe, das hinsichtlich des Briefrahmens vergleichsweise stabil war.7 Im Ersten Thessalonicherbrief begegnet uns noch eine Frühform des Paulusbriefes.8 Ab dem Ersten Korintherbrief stabilisieren sich regelmäßig wiederkehrende Merkmale.

7 Vgl. zum Ganzen auch etwa Bauer, Thomas J., Paulus und die kaiserzeitliche Epistolographie. Kontextualisierung und Analyse der Briefe an Philemon und an die Galater (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 276), Tübingen: Mohr Siebeck 2011, 78–88; Schnider, Franz/Stenger, Werner, Studien zum neutestamentlichen Briefformular (New Testament Tools and Studies 11), Leiden u. a.: Brill 1987. 8  Die im Folgenden vorausgesetzte Reihenfolge der Briefe (1 Thess – 1 Kor – Gal – Phlm – Phil  – 2 Kor 1–9  – Röm) kann im Rahmen dieses Beitrags nicht im Einzelnen begründet werden. Sie setzt voraus, dass Paulus in 2 Kor 1,8–11 auf eine Haft in Ephesus zurückblickte, während derer der Philipperbrief abgefasst wurde. Phil 3,1b–4,3 bildete eine zeitnahe Reaktion auf die Vorfälle in der Provinz Galatia, die zur Abfassung des Galaterbriefes geführt hatten. Die Priorisierung des Philemonbriefes gegenüber dem Philipperbrief verdankt sich der Annahme, dass der Apostel Epaphras im Schreiben an dessen Herkunftsgemeinde mit dem dort gebräuchlichen, ursprünglichen Namen Epaphroditus bezeichnete und dieser folglich bei der Abfassung des Philemonbriefes noch zugegen war.

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1.1 Der Briefeingang In der superscriptio tritt zunächst ἀπόστολος (1 Kor 1,1; Gal 1,1, vgl. auch 2 Kor 1,1) als titulus zum schlichten Eigennamen Παῦλος aus dem Ersten Thessalonicherbfrief hinzu. In Phlm 1 stellt sich der Apostel wegen der Haftsituation dagegen als δέσμιος Χριστοῦ  Ἰησοῦ vor. Beim Verzicht auf den Apostel-Titel kann eine Rolle gespielt haben, dass das Schreiben nicht an eine Gemeinde gerichtet war.9 Obschon Paulus die eigene Autorität in Erinnerung rief (Phlm 8), war für die Pragmatik des Textes vorrangig das Ethos des Gefangenen (Phlm 9.10.13) bedeutsam, der auf die Erfüllung seiner Bitte durch Philemon hoffen durfte, weil er damit einer zusätzlichen Sorge entledigt wäre. In das Präskript des Philipperbriefes fand der Aposteltitel möglicherweise auch deswegen keine Aufnahme, weil Paulus sich und Timotheus – den mit der Gemeinde wegen mindestens einer Mitarbeitereise nach Makedonien (1 Thess 3,1– 6), die auch Philippi gegolten haben wird, eine besondere Beziehung verband, weshalb er gleichauf mit Paulus genannt wurde  – als δοῦλοι Χριστοῦ  Ἰησοῦ (Phil 1,1) vorstellte.10 In Röm 1,1 verknüpfte Paulus schließlich die Selbstbezeichnung aus Phil 1,1, die ihre Relevanz im Schreiben an die römische Gemeinde zuvorderst mit Blick auf die Rechtfertigungstheologie gewann,11 mit jener aus 1 Kor 1,1 (κλητὸς ἀπόστολος), die er angesichts der als Seitenrezipienten anvisierten korinthischen Gemeinde auch als Modifikation von 2 Kor 1,1 aufgriff. Schon das Präskript diente je länger je mehr als erste Orientierung, was sich nicht nur am voluminösen Briefeingang des Römerbriefes, sondern auch beim Vergleich der Korintherbriefe zeigt.12 Mittels der Mitabsenderangaben unterstrich der Apostel, dass er seine Verantwortung gemeinschaftlich wahrnahm. Sie fehlen auch in Gal 1,2 und Phlm 1 nicht, lediglich der Römererbrief, mit dem sich Paulus an eine Gemeinde wandte, in der er noch nicht gewirkt hatte, bildet hier eine Ausnahme.  9 Der Ausdruck τῇ κατ᾽ οἶκόν σου ἐκκλησίᾳ (Phlm 2) umschreibt nicht in Anlehnung an ein Gebäude die sich in einem bestimmten Haus versammelnde Gemeinde oder Teilgemeinde, sondern die Gemeindemitglieder, die zum angesprochenen Haushalt zählten. Das zeigt sich angesichts der analogen Formulierung τῇ κατ᾽ οἶκον αὐτῶν ἐκκλησίᾳ in 1 Kor 16,19 (vgl. auch Röm 16,5), die Paulus anfügen konnte, obschon αἱ ἐκκλησίαι τῆς Ἀσίας unmittelbar zuvor grüßen ließen. Über die Sozialstrukturen der Gemeinden gibt der Ausdruck daher keine Auskunft. 10 Damit korrespondiert, dass der Apostel im Verlauf des Briefes auf seine Berufung zu sprechen kam, die ihn einem neuen Herrn unterstellte (διὰ τὸ ὑπερέχον τῆς γνώσεως Χριστοῦ  Ἰησοῦ τοῦ κυρίου μου, Phil 3,8). Das galt analog für Timotheus. 11  Vgl. Röm 6,6.16–22; 7,6.25; 12,11; 14,18; 16,18. 12 Nicht ohne Grund begann der Apostel den Zweiten Korintherbrief mit der gleichen superscriptio wie den Ersten Korintherbrief unter Auslassung des κλητός. Auch der Rekurs auf die Berufung in der adscriptio, die im früheren Schreiben u. a. den κλητοῖς ἁγίοις (1 Kor 1,2) galt, erzeugte im späteren keinen Nachhall, weil er offenbar zum Problem geworden war. Paulus thematisierte die Berufung im gesamten Zweiten Korintherbrief nicht mehr. Umso bemerkenswerter ist, dass er die Bezeichnung als κλητὸς ἀπόστολος in Röm 1,1 erneut aufnahm, wobei er das Attribut Χριστοῦ  Ἰησοῦ mit δοῦλος verband.

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Da der Apostel die adscriptio vergleichsweise variabel gestaltete, müssen die verbleibenden Gemeinsamkeiten hier nicht aufgerufen werden. Zu notieren ist allerdings, dass die Adressatenansprache im Galaterbrief wegen der erfahrenen Enttäuschung keinerlei rühmende Ergänzung erfuhr (ταῖς ἐκκλησίαις τῆς Γαλατίας, Gal 1,2), was Paulus ausnahmsweise zu einer erweiterten salutatio veranlasste, die er jedoch auch hier mit der nach dem Ersten Thessalonicherbrief bekanntlich einheitlichen Wendung χάρις ὑμῖν καὶ εἰρήνη ἀπὸ θεοῦ πατρὸς ἡμῶν καὶ κυρίου  Ἰησοῦ Χριστοῦ13 eröffnete. 1 Thess 1,1 bietet noch die kürzere salutatio. Die Paarung von Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus ist jedoch in der adscriptio zu finden: τῇ ἐκκλησίᾳ Θεσσαλονικέων ἐν θεῷ πατρὶ καὶ κυρίῳ  Ἰησοῦ Χριστῷ (1 Thess 1,1). Im Präskript des Ersten Korintherbriefes rutschte diese Verbindung in die salutatio, wo sie von da an regelmäßig begegnet.14 In Phlm 3 ist der Plural ὑμῖν wegen der Mitadressaten zwar plausibel,  1 Kor 1,3; Gal 1,3; Phlm 3; Phil 1,2; 2 Kor 1,2; Röm 1,7. Die Erweiterung in Gal 1,4–5, die nach der Doxologie mit ἀμήν schloss, könnte dazu geführt haben, dass der Apostel, um den Brief zu rahmen, an den Schlussgruß angesichts der nüchternen adscriptio die Anrede ἀδελφοί verbunden mit einem abschließenden ἀμήν anhängte (Gal 6,18), vgl. auch Bachmann, ­Michael, Kirche und Israel Gottes. Zur Bedeutung und ekklesiologischen Relevanz des Segenswortes am Schluß des Galaterbriefes, in: Ders., Antijudaismus im Galaterbrief ? Exegetische Studien zu einem polemischen Schreiben und zur Theologie des Apostels Paulus (Novum Testamentum et Orbis Antiquus 40), Freiburg i. Üe.: Universitätsverlag Freiburg/Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1999, 159–189, 185. Die Ergänzung des ἀδελφοί würde dann mit der Mitabsenderangabe in Gal 1,2 korrespondieren. Kremendahl, Dieter, Die Botschaft der Form. Zum Verhältnis von antiker Epistolographie und Rhetorik im Galaterbrief (Novum Testamentum et Orbis Antiquus 46), Freiburg i. Üe.: Universitätsverlag Freiburg/Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2000, 36.106–115, weist dagegen mit ἀδελφοί· ἀμήν (Gal 6,18) auch den Schlusswunsch als sekundären Zusatz aus, weil sich das ἀμήν dem Handschriftenbefund zufolge der von der Liturgie geprägten Praxis der Kopisten verdanke, die ἀδελφοί dagegen der erst an der Wende vom 1. zum 2. Jahrhundert n. Chr. einsetzenden Gepflogenheit, den Abschluss des Briefes mit einer Anrede zu verknüpfen. Zu klären bleibt allerdings, warum B und 𝔓46 in Gal 6,18, aber nicht regelmäßig einen Zusatz führen (für 𝔓46 siehe auch Phil 4,23, dort steht das ἀμήν – möglicherweise aus Platzgründen – allerdings in einer eigenen Zeile). 14  Der Autor des Zweiten Thessalonicherbriefes übernahm mit τῇ ἐκκλησίᾳ Θεσσαλονικέων ἐν θεῷ πατρὶ ἡμῶν καὶ κυρίῳ  Ἰησοῦ Χριστῷ (2 Thess 1,1) zwar fast wörtlich die adscriptio aus 1 Thess 1,1, bediente sich aber zugleich der späteren, längeren salutatio: χάρις ὑμῖν καὶ εἰρήνη ἀπὸ θεοῦ πατρὸς [ἡμῶν] καὶ κυρίου  Ἰησοῦ Χριστοῦ (2 Thess 1,2). Er orientierte sich folglich nicht nur am Ersten Thessalonicherbrief, sondern darüber hinaus am paulinischen Briefformular, bildete damit aber eine Wiederholung, die für Paulus nicht belegt ist, und enttarnte seinen Text vermutlich ungewollt als pseudepigraphisches Schreiben. Die Ergänzung des ἡμῶν in der adscriptio zeigt die Formelhaftigkeit der Wendung. Unsicher ist das ἡμῶν in der salutatio. Auf Basis des Handschriftenbefundes ist mit B D P 0111vid. 33. 1739. 1881 m bopt gegen ℵ A F G I K L 0278. 81. 104. 365. 630. 1175. 1241. 1505. 2464 𝔐 lat sy sa bopt eine Entscheidung kaum zu fällen. Möglicherweise wurde ἡμῶν vom Autor aus der üblichen Form der salutatio getilgt, um eine minimale Variation gegenüber der adscriptio zu bieten. Wegen dieser ist aber auch denkbar, dass es zu einer Auslassung kam, wo das ἡμῶν der adscriptio bei der Niederschrift der salutatio als bereits notiert memoriert oder, etwa beim Verrutschen in der Zeile, gelesen wurde. Bemerkenswert ist angesichts der formalen Treue, die sich auch am gegenüber 1 Thess 5,28 (vgl. auch Röm 15,33; 1 Kor 16,24; 2 Kor 13,13) lediglich um ein πάντων ergänzten Schlusswunsch in 2 Thess 3,18 zeigt, dass das Gebetsgedenken aus dem Prologbeginn in 2 Thess 1,3 13

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wobei der Gruß wegen des zuvorderst angeschriebenen pater familias τῇ κατ᾽ οἶκόν σου ἐκκλησίᾳ (Phlm 2) gilt. Doch schon in Phlm 4 zeigt sich die Einbindung des Singulars in die Briefphraseologie (μνείαν σου ποιούμενος). Das unterstreicht die Formelhaftigkeit der salutatio, die trotz 1 Thess 1,1 und Gal 1,4–5 das am wenigsten variierte Element des Briefformulars darstellt. Der Prolog beginnt bekanntlich im Regelfall mit einer Danksagung (1 Kor 1,4), die zumeist um eine Variation der Proskynema-Formel ergänzt wird (1 Thess 1,2; Phlm 4; Phil 1,3; Röm 1,8–10). Ausnahmen bilden der Galaterbrief, in dem Paulus nach dem Präskript wegen seines Ärgers mit dem in der antiken Epistolographie zum Ausdruck der Enttäuschung nicht unüblichen, für ihn selbst aber ungebräuchlichen θαυμάζω (Gal 1,6) fortfährt,15 und der Zweite Korintherbrief, der angesichts der Erleichterung, die Titus’ Nachrichten dem Apostel verschafften, mit der üblichen Eröffnung des Prologs zu kurz gegriffen hätte. 1.2 Der Briefschluss Am Briefschluss bilden Eigenhändigkeitsvermerke nicht die Regel; sie sind wohl weniger als Authentizitätssicherungsmaßnahme, vielleicht nicht einmal zuvorderst als Ausdruck der Verbundenheit, sondern vor allem als verbindliche Aneignung des Geschriebenen zu verstehen. Phlm 19 stellt wegen der Selbstverpflichtung, mit der Paulus die Zahlung einer eventuell ausstehenden Summe zusagt, ein Spezifikum im Korpus dar.16 Darüber hinaus begegnet der Verweis auf die eigene Hand (τῇ ἐμῇ χειρί) in den kritischeren Briefen, die so eine Bestätigung erhalten (1 Kor 16,21; Gal 6,11). Der Friedenswunsch, den Paulus seit dem Ersten Thessalonicherbrief zumeist dem Postskript voranstellte,17 rahmt in der Regel mit dem Abschlusswunsch das χάρις ὑμῖν καὶ εἰρήνη aus der salutatio. In der von Paulus am häufigsten gewählten Form besteht er bei leichten Variationen in der Zusage, dass der nicht neben dem Dank (vgl. zu 1 Thess 1,2 auch 2 Thess 2,13) übernommen wurde, sondern eine über πάντοτε περὶ ὑμῶν parallelisierte Gebetszusage den Prolog beschließt (2 Thess 1,11). Ob ein Einfluss von Kol 1,3.9 vorliegt, muss hier offengelassen werden. Außerdem fehlen im Zweiten Thessalonicherbrief Grüße, obschon das knappe Grußformular in 1 Thess 5,26 allgemein gehalten ist. 15 Vgl. dazu Bauer, Epistolographie, 223 f., und die dort angeführten Belege. 16  Vgl. dazu Arzt-Grabner, Peter, Philemon (Papyrologische Kommentare zum Neuen Testament 1), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2003, 240–243. Schreiberwechsel waren nicht die Regel, kamen im Einzelfall aber vor, etwa, wenn Cicero die Niederschrift beim Essen nicht unterbrechen wollte (Cic. Epistulae ad Quintum fratrem 3,1,19). Anfügungen mit der eigenen Hand nahm er insbesondere vor, wenn es um Fragen der Diskretion ging (Epistulae ad Atticum 11,24,2; 12,32,1; 13,29,1, Vulgata-Zählung). Dabei hängt die Deutung der Notizen von der Zuordnung der Brieffragmente bzw. von der Abgrenzung der Briefe ab. Da Cicero Atticus zumeist selbst geschriebene Briefe zukommen ließ, dürften Demonstrativa zur Abhebung von dem zuvor Diktierten stehen. 17  Vgl. 1 Thess 5,23; Gal 6,16; 2 Kor 13,11; Röm 16,20, außerdem Phil 4,9.

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Gott des Friedens mit den Adressaten sein werde. Der enge Zusammenhang von Friedens‑ und Abschlusswunsch zeigt sich daran, dass der Apostel in Röm 16,20 nach der langen Liste von Grußaufträgen nebst der Empfehlung Phoebes einen weiteren, abwandelten Friedenswunsch anfügte (ὁ δὲ θεὸς τῆς εἰρήνης συντρίψει τὸν σατανᾶν ὑπὸ τοὺς πόδας ὑμῶν ἐν τάχει), nachdem er den inzwischen für ihn üblich gewordenen bereits vor dem Grußformular eingebunden hatte:  Ὁ δὲ θεὸς τῆς εἰρήνης μετὰ πάντων ὑμῶν, ἀμήν (Röm 15,33). 1 Thess 5,23 dokumentiert auch hier eine Frühform, Gal 6,16 eine der Situation angepasste Alternative und 2 Kor 13,11 eine geringfügige Erweiterung.18 Im Ersten Korintherbrief fügt sich der Verzicht auf den Friedenswunsch zu anderen Eigenheiten, die als Distanzierung gewertet werden konnten. Im kurzen Philemonbrief versuchte der Apostel vermutlich den Briefschluss trotz der zahlreichen Grußaufträge einigermaßen kurz zu gestalten. Vielleicht hielt er den Friedenswunsch angesichts des Adressatenkreises auch für entbehrlich. Sieht man von Teilungshypothesen ab, lässt der scheinbar verfrühte Friedenswunsch in Phil 4,9 (ὁ θεὸς τῆς εἰρήνης ἔσται μεθ᾽ ὑμῶν) erkennen, dass Paulus die Danksagung in Phil 4,10–20, an die ihn vielleicht der mit dem Brief nach Philippi zurückkehrende Epaphroditos erinnern musste, erst anfügte, als er im Begriff war, das Schreiben abzuschließen. In Phil 4,6 hatte er mit der Aufforderung zu Danksagung und Gebet bereits rahmend den Prologanfang (Phil 1,3–4) aufgenommen. Im Gegensatz zum Römerbrief wird der Friedenswunsch am Ende des Philipperbriefes zwar nicht wiederholt. Das mag aber damit zusammenhängen, dass ἡ εἰρήνη τοῦ θεοῦ in Phil 4,7 bereits kurz vor dem eigentlichen Friedenswunsch angesprochen worden war, und zwar in ihrer Wächterfunktion. Auch wenn des Friedens nie genug sein kann, band der Apostel in Phil 4,19–20 daher einen variierten Wunsch ein (ὁ δὲ θεός μου πληρώσει πᾶσαν χρείαν ὑμῶν, Phil 4,19), bevor er, wie auch andernorts, wo er von den Gepflogenheiten der eigenen Konvention abgewichen war, eine Doxologie anschloss (vgl. Gal 1,5; Röm 16,27). Die Grußaufträge sind in der Regel kurzgehalten und beschränken sich weitgehend auf den in der Gemeinde auszutauschenden heiligen Kuss: Ἀσπάσασθε τοὺς ἀδελφοὺς πάντας ἐν φιλήματι ἁγίῳ (1 Thess 5,26). Denn da ohnehin die ganze Gemeinde in der adscriptio angesprochen wurde, erübrigten sich Grüße eigentlich, sofern keine Gläubigen, die nicht zur Gemeinde gehörten, unter den Adressaten weilten. Schon in 1 Kor 16,20 ersetze der Apostel τοὺς ἀδελφοὺς πάντας durch das einfache ἀλλήλους, weil er die Brüder in die Grußübermittlungen übernahm (ἀσπάζονται ὑμᾶς οἱ ἀδελφοὶ πάντες, 1 Kor 16,20), die im Ersten Thessalonicherbrief noch fehlten. Diese Form wurde ihm so geläufig, dass 18  1 Thess 5,23: Αὐτὸς δὲ ὁ θεὸς τῆς εἰρήνης ἁγιάσαι ὑμᾶς ὁλοτελεῖς; Gal 6,16: καὶ ὅσοι τῷ κανόνι τούτῳ στοιχήσουσιν, εἰρήνη ἐπ᾽ αὐτοὺς καὶ ἔλεος καὶ ἐπὶ τὸν  Ἰσραὴλ τοῦ θεοῦ; 2 Kor 13,11: καὶ ὁ θεὸς τῆς ἀγάπης καὶ εἰρήνης ἔσται μεθ᾽ ὑμῶν (vgl. 2 Kor 13,13).

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er sie nicht nur – bei geringfügig veränderter Wortstellung – in 2 Kor 13,12 aufnahm, sondern auch in Röm 16,16, wo sie die lange Aufzählung der individuellen Grußaufträge (Röm 16,3–15) abschließt. Diese Liste benennt die Fraktionsstärke des Apostels in der römischen Gemeinde. Wie im Fall von Philippi, das Paulus wegen seiner Haft zunächst nicht besuchen konnte, war es sinnvoll, einen Brief als Prophylaxe in den Diskurs einzuspeisen, bevor die Befürworter der Paganenbeschneidung, die nach Westen wanderten, überhaupt Fuß fassen konnten. Da Paulus die Kollekte nach Jerusalem bringen musste, konnte er seine Sache in Rom zunächst nicht selbst vertreten. Umso notwendiger schien es, eine lange Liste von Unterstützern anzufügen, die seine Position im Streit um die Beschneidung vertreten würden.19 Für den Fall, dass seine Gegner in Rom eintreffen sollten, bevor er selbst die Hauptstadt erreichen konnte, war die römische Gemeinde auf diese Weise informiert, wer auf Paulus’ Seite stand. Ein Gruß setzte nicht zwangsläufig voraus, dass der Apostel den Gegrüßten persönlich bekannt war. Viele der Angesprochenen werden zum Umkreis von Priska und Aquila gehört haben. Mit dem Gruß gab Paulus den Gegrüßten aber zu verstehen, dass er mit ihrer Unterstützung rechnete. Im Philemonbrief konnten Grußaufträge angesichts der umfassenden Mitadressatenangabe in Phlm 2 fehlen. Die Situation des Galaterbriefes ließ keinen Raum für irgendwelche Grüße. Ein Spezifikum stellt die abweichende Formulierung in Phil 4,21 dar: ᾽Ασπάσασθε πάντα ἅγιον ἐν Χριστῷ  Ἰησοῦ. Sie hängt damit zusammen, dass Paulus in Phil 1,1 nicht die Gemeinde als solche ansprach, sondern den Brief πᾶσιν τοῖς ἁγίοις ἐν Χριστῷ  Ἰησοῦ τοῖς οὖσιν ἐν Φιλίπποις schrieb, weil er die Gemeindemitglieder ausnahmsweise im Verbund mit ihren ἐπισκόποις καὶ διακόνοις adressierte.20 Mit dem variierten Grußauftrag nahm er die adscriptio als zusätzliche Rahmung auf. Das schien vielleicht auch deshalb zweckmäßig, weil der Friedenswunsch aufgrund der nachgetragenen Danksagung nicht mehr in Verbindung mit der χάρις aus dem Abschlusswunsch stand. Ähnlich allgemein gehalten wie die Grußaufträge sind die Grußübermittlungen, wenngleich sie eine etwas größere Varianz aufweisen. Der Erste Thessalonicherbrief entbehrt sie, wie erwähnt, noch ganz. Die Liste der individuellen Grußübermittlungen in Phlm 23–24 verdankt sich der Textpragmatik, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann. In 1 Kor 16,19 stehen αἱ ἐκκλησίαι 19  Mit anderem Akzent auch etwa Wilckens, Ulrich, Der Brief an die Römer. Studienausgabe (Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament 6), Neukirchen-Vluyn/ Mannheim: Neukirchener; Patmos 2010 (1978, 1980, 1982), Bd. 3, 133. Daher erübrigen sich Überlegungen zur gestörten Textintegrität, denen zufolge die vergleichsweise große Zahl von Namen mit Ephesus in Verbindung zu bringen sei. Vgl. dazu etwa Schmithals, Walter, Der Römerbrief als historisches Problem (Studien zum Neuen Testament 9), Gütersloh: Gütersloher 1975, 140–151. 20  Phil 1,1c stellt daher keine Interpolation dar. Die adscriptio in Röm 1,7 ist angesichts des Umstandes, dass der Apostel die römische Gemeinde noch nicht besucht hatte, ebenfalls anders gestaltet.

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τῆς Ἀσίας am Beginn. Da Paulus aufgrund der persönlichen Bekanntschaft des Paares mit der Gemeinde gesonderte Grüße von Priska und Aquila samt ihrem Haus anfügte, ergänzte er mit ἀσπάζονται ὑμᾶς οἱ ἀδελφοὶ πάντες (1 Kor 16,20) eine zweite summarische Formulierung. Im Philipperbrief rücken die Grußübermittlungen erstmals hinter die Grußaufträge. Die summarische Angabe οἱ σὺν ἐμοὶ ἀδελφοί (Phil 4,21), die an die Mitabsenderangabe in Gal 1,2 erinnert, bezieht sich auf die Unterstützer vor Ort. Indem Paulus darüber hinaus πάντες οἱ ἅγιοι (Phil 4,22) als Grüßende anführte, setzte er die Grußübermittlungen mit dem Grußauftrag in Phil 4,21 (πάντα ἅγιον ἐν Χριστῷ  Ἰησοῦ) in Beziehung und unterstrich so im Anschluss an die verspätete Danksagung die gegenseitige Verbundenheit der Heiligen. In Phil 4,21–22 werden somit partiell die gleichen Gruppen abgedeckt, wobei sich der engere Kreis vom weiteren (πάντες οἱ ἅγιοι) abheben lässt, weshalb auch in 1 Kor 16,20 eine kleinere Gruppe um Paulus im Gegensatz zu den Heiligen in der gesamten Provinz abgegrenzt sein dürfte. Die Hintergründe, die zur Konkretisierung μάλιστα δὲ οἱ ἐκ τῆς Καίσαρος οἰκίας neben πάντες οἱ ἅγιοι (Phil 4,22) führten, bleiben uns verborgen. Bemerkenswert ist auch in diesem Fall die sprachliche Parallele zum zuvor in Ephesus geschrieben Galaterbrief: ἐργαζώμεθα τὸ ἀγαθὸν πρὸς πάντας, μάλιστα δὲ πρὸς τοὺς οἰκείους τῆς πίστεως (Gal 6,10). Es wirkt fast, als würde durch den konkretisierten Gruß vor Ort eine Balance neu austariert. Vielleicht diente der Hinweis auf die nicht näher umrissene Gruppe auch zur Bestätigung des in Phil 1,12–13 Gesagten. Hatte der Gruß eine Funktion innerhalb der Briefkommunikation, wird man erwarten dürfen, dass die Grüßenden in der Gemeinde von Philippi bekannt waren. Für 2 Kor 13,12 nahm der Apostel bei leicht veränderter Wortstellung die allgemeine Grußübermittlung aus Phil 4,22  auf. In Röm 16,21–23 wurden die Grußübermittlungen nach dem Abschlusswunsch in Röm 16,20 nachgetragen. Vermutlich war Timotheus, der ausnahmsweise im Präskript keinen Platz fand, weil er der Gemeinde noch nicht bekannt war, zunächst vergessen worden. Mit ihm wurde eine Gruppe weiterer Namen angeführt, die angesichts der langen Liste von Grußaufträgen angemessen erscheinen durfte, wobei sich Tertius vielleicht etwas zu früh zur Wort meldete. Da der Brief nicht mit den nachgetragenen Grußübermittlungen enden sollte, ergänzte der Apostel in Röm 16,25–27 eine abschließende Doxologie, die wie die Doxologie in Gal 1,4–5 dazu diente, eine formale Unwucht auszugleichen. Eine „textliche Verwundung des Briefes“21 war daher in gewisser Weise schon bei dessen Abfassung entstanden. Obgleich für 21  Theobald, Michael, Israel-Vergessenheit in den Pastoralbriefen. Ein neuer Vorschlag zu ihrer historisch-theologischen Verortung im 2. Jahrhundert n. Chr. unter besonderer Berücksichtigung der Ignatius-Briefe (Stuttgarter Bibelstudien 229), Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 2016, 151.

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Röm 16,25–27 die „redaktionelle Herkunft […] heute opinio communis“22 ist, dürfte die rahmende Funktion nämlich eher auf Paulus als Urheber verweisen.23 Τῷ δὲ δυναμένῳ ὑμᾶς στηρίξαι κατὰ τὸ εὐαγγέλιόν μου (Röm 16,25) nimmt neben Röm 1,11 (εἰς τὸ στηριχθῆναι ὑμᾶς) Röm 1,16 auf: τὸ εὐαγγέλιον, δύναμις γὰρ θεοῦ ἐστιν εἰς σωτηρίαν auf. Die Zusammenstellung von κατὰ ἀποκάλυψιν μυστηρίου (Röm 16,25) und φανερωθέντος δὲ νῦν (Röm 16,26) erinnert an die Paarung in Röm 1,17 (ἐν αὐτῷ ἀποκαλύπτεται) und Röm 1,19 (φανερόν ἐστιν ἐν αὐτοῖς/αὐτοῖς ἐφανέρωσεν). Die Erwähnung der Schriftprophetie in Röm 16,26 knüpft folglich nicht nur bei Röm 1,2 (διὰ τῶν προφητῶν αὐτοῦ ἐν γραφαῖς ἁγίαις) an, sondern verweist abschließend zugleich auf das theologisch zentrale Schriftzitat aus dem Habakukbuch, das in Röm 1,17 verarbeitet ist. Die Wendung εἰς ὑπακοὴν πίστεως εἰς πάντα τὰ ἔθνη (Röm 16,26) nimmt allerdings ebenfalls das Präskript auf: ἀποστολὴν εἰς ὑπακοὴν πίστεως ἐν πᾶσιν τοῖς ἔθνεσιν (Röm 1,5). Nachdem der Apostel in Röm 16,20 den Brief wie üblich im Rückgriff auf das Präskript gerahmt hatte, griff er mit der Doxologie neben dem Präskript aber auch den Korpusbeginn auf. Die Erinnerung an den Gehorsam der Völker spielte dabei die apostolische Vollmacht noch einmal ein. Die Verpflanzung der Doxologie in den Handschriften mag irritieren, sie dürfte jedoch durch den – auch für die Verlesung in der Liturgie – unkonventionellen Abschluss angeregt worden sein. Die Anfügung an den gleichfalls mit ἀμήν abgeschlossenen Friedenswunsch in Röm 15,33 (𝔓46), vor der langen Grußliste, war formal plausibel. Für die Eintragung hinter Röm 14,23 (L Ψ 0209vid 1175. 1241. 1505. 1881. 𝔐 mvid syh; Orlat mss) dürften inhaltliche Gründe ausschlaggebend gewesen sein, nämlich die mit στηρίξαι (Röm 16,25) angesprochene Stärkung und der Verweis auf die δόξα in Röm 16,27, die als Anknüpfungspunkte für den Rekurs in Röm 15,7 fungieren konnten. Die Grundform des Abschlusswunsches, an dessen Beginn immer ἡ χάρις τοῦ κυρίου  Ἰησοῦ steht, zeigt schon 1 Thess 5,28:  Ἡ χάρις τοῦ κυρίου ἡμῶν  Ἰησοῦ Χριστοῦ μεθ᾽ ὑμῶν. Die von Paulus in 1 Kor 16,23 verknappte Bezeichnung τοῦ κυρίου  Ἰησοῦ korrespondiert mit den in 1 Kor 16,22 vorausgehenden harschen Einlassungen.24 Im Galaterbrief, gerichtet an jene, die vermeintlich auf das  Theobald, Israel-Vergessenheit, 151 Anm. 125.  Für Zeller, Dieter, Der Brief an die Römer. Übersetzt und erklärt (Regensburger Neues Testament), Regensburg: Friedrich Pustet 1985, 251, war der „komprimierende Rückgriff auf den Briefanfang“ geradezu Ausweis der Redaktionsarbeit. 24  Nach der schlichten Danksagung zu Beginn des Prologs (1 Kor 1,4) tritt am Ende des Schreibens neben einen kurzen Abschlusswunsch, dem kein Friedenwunsch vorausgeht, ein bedingter Fluch (1 Kor 16,22–23), der durch die dem eigentlichen Schluss nachklappende Liebesversicherung in 1 Kor 16,24 kaum gemildert wird. Schon in formaler Hinsicht dürfte der Brief daher die Gemeinde, die um die Gestaltung des Ersten Thessalonicherbriefes wusste, brüskiert haben. Der dem Aramäischen entlehnte Zusatz in 1 Kor 16,22, der vielleicht als liturgische Formel gebraucht wurde (vgl. Apk 22,20; Did. 10,6), andernfalls aber nur einzelnen Gemeindemitgliedern unmittelbar verständlich war, konnte auch als phonetisches Wortspiel aufgefasst werden, weil beinahe alle Buchstaben dem ἀνάθεμα (1 Kor 16,22) entlehnt sind, und wirkte 22 23

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Fleisch statt auf den Geist setzten, begegnet anstelle von μεθ᾽ ὑμῶν erstmalig μετὰ τοῦ πνεύματος ὑμῶν (Gal 6,18). Damit sprach Paulus zwar den Geist der Gemeindemitglieder an, wohingegen er im Brief das fehlende Vertrauen auf den Geist Gottes bzw. den Geist des Sohnes (Gal 4,6) beklagte. Da dieser Geist jedoch den Gläubigen zuteilwurde, berührte Gal 6,18 das Thema abschließend noch einmal. Die χάρις des Herrn wurde gerade dort dem Geist der Adressaten zugesagt, wo diese sich vom Geist Gottes abwandten. In Phlm 25 und Phil 4,23 behielt der Apostel die Formulierung grundsätzlich bei; um die scheinbar kontrastierende und daher gegebenenfalls missverständliche Einbindung zweier Possessivpronomen zu vermeiden, strich er das Possessivpronomen ἡμῶν als Konkretisierung des κυρίου  Ἰησοῦ Χριστοῦ. Es fehlt auch in der triadischen Wendung in 2 Kor 13,13, die sich der besonderen Zuwendung, die der Gemeinde im Trostbrief zuteilwerden sollte, verdankt.25 In Röm 16,20  kehrte Paulus zur Grundform aus 1 Thess 5,28 zurück, allerdings unter Auslassung des Χριστοῦ, was vermutlich einer Variation gegenüber τῷ κυρίῳ ἡμῶν Χριστῷ (Röm 16,18) geschuldet ist. Es zeigt sich somit, dass bei Paulus zwar immer wieder Abweichungen hinsichtlich der Realisierung des Briefformulars zu beobachten sind, diese aber zumeist auf spezifische Umstände der Briefabfassung zurückgehen. Trotz einzelner Modifikationen gestaltete der Apostel den formalen Rahmen seiner Briefe weitgehend nach einem erkennbaren Muster. Dennoch nutzte er den Anfang seiner Briefe für eine erste Orientierung der Adressaten.

2. Vom Kolosserbrief zum Zweiten Petrusbrief Wenngleich die Diskussion über die Orthonymität der kanonischen Texte noch nicht abgeschlossen ist und einzelne Schriften, die bereits als pseudepigraphische Briefe identifiziert worden waren, erneut auf die angegebenen Autoren zurückgeführt wurden, zeichnet sich mindestens in der deutschsprachigen Exegese dann wie eine Besiegelung des Fluches. An die Stelle des Epsilon tritt ein weiteres Alpha, das Rho ist ergänzt. Schrage, Wolfgang, Der erste Brief an die Korinther. 4 Bd. (EvangelischKatholischer Kommentar zum Neuen Testament 7), Zürich, Braunschweig: Benziger/Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 1991–2001, Bd. 4, 465, zieht den fremdsprachigen Ausdruck dagegen zum Folgenden. Wegen 1 Kor 4,5; 11,26 legt sich die Abgrenzung μαράνα θά nahe. 25  2 Kor 13,11–13 schloss als Ende des Trostbriefes ursprünglich an 2 Kor 9,15 an; οἱ ἅγιοι πάντες (2 Kor 13,12) entsprechen τοῖς ἁγίοις πᾶσιν (2 Kor 1,1) in der adscriptio. Paulus nahm zudem Begriffe und Wendungen aus dem wenig zuvor verfassten Philipperbrief auf. Λοιπόν, ἀδελφοί, χαίρετε (2 Kor 13,11) begegnet fast wortgleich in Phil 3,1 (Τὸ λοιπόν, ἀδελφοί μου, χαίρετε); ἡ ἀγάπη und ἡ κοινωνία τοῦ ἁγίου πνεύματος (2 Kor 13,13) stehen auch in Phil 2,1 in engem Zusammenhang: εἴ τι παραμύθιον ἀγάπης, εἴ τις κοινωνία πνεύματος. In Phil 2,2 wird die Mahnung τὸ αὐτὸ φρονῆτε um τὴν αὐτὴν ἀγάπην ergänzt, die den Maßstab für das Miteinander bilden soll (vgl. 2 Kor 13,11: τὸ αὐτὸ φρονεῖτε). Vermutlich verknüpfte Paulus in 2 Kor 13,13 nicht von ungefähr die volltönende, triadische Formel mit dem μετὰ πάντων ὑμῶν, nachdem er in 1 Kor 16,24 mit dieser Adressierung noch schlicht ἡ ἀγάπη μου verbunden hatte.

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ein gewisser Konsens ab.26 Demnach enthalten nur sieben der in den beiden Briefkorpora des Kanons zusammengefassten Texte eine korrekte Absenderangabe, nämlich die sieben orthonymen Paulusbriefe. Die Johannesoffenbarung stellt der Form nach zwar ebenfalls einen Brief dar, bildet aber einen Sonderfall, der hier nicht verhandelt werden muss.27 Auch die Johannesbriefe können ausgenommen werden, weil sie keine namentliche Verfasserangabe tragen. Die Frage, welche Implikationen mit dem Ehrentitel πρεσβύτερος verbunden wurden und ob diese auf den realen Autor anwendbar waren, darf hier außer Acht gelassen werden. Die zu betrachtende Gruppe von neutestamentlichen Texten umfasst somit sechs deuteropaulinische Briefe, einschließlich der Pastoralbriefe, und vier Schreiben aus dem Korpus der sogenannten katholischen Briefe.28 Dabei muss die Zugehörigkeit des Jakobus‑ und des Judasbriefes zur Gruppe der pseudepigraphischen Texte formal zweifelhaft bleiben. 26 Die

Renaissance der Echtheitshoffnung zeigt sich hier zuvorderst bei den Pastoralbriefen, namentlich beim Zweiten Timotheusbrief und beim Titusbrief. Vgl. etwa Herzer, Jens, Abschied vom Konsens? Die Pseudepigraphie der Pastoralbriefe als Herausforderung an die neutestamentliche Wissenschaft, in: Theologische Literaturzeitung 129 (2004), 1267–1282. Fuchs, Rüdiger, Unerwartete Unterschiede. Müssen wir unsere Ansichten über „die“ Pastoralbriefe revidieren? (Bibelwissenschaftliche Monographie 12), Wuppertal: Brockhaus 2003, hatte auch den Ersten Timotheusbrief nicht ausgenommen. 27  Die Umsetzung des Briefformulars setzt zwar erst mit Apk 1,4  ein. Apk 1,1–3 steht aber insofern anstelle einer inscriptio, als die Verse die Kommunikation bzw. den Übertragungsweg beschreiben. Die Frage der Orthonymität hängt u. a. von der Interpretation der Kaiserliste ab. Sofern diese in einem vaticinium ex eventu die Herrschaft Vespasians als Abfassungsraum bestimmte, obschon der Text bereits auf den dies imperii Domitians als Nero redivivus zurückblickte – vgl. dazu etwa Klauck, Hans-Josef, Do They Never Come Back? Nero Redivivus and the Apocalypse of John, in: Ders., Religion und Gesellschaft im frühen Christentum. Neutestamentliche Studien (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 152), Tübingen: Mohr Siebeck 2003 (2001), 268–289, 284–286 –, barg der Brief zumindest ein Element der Fiktionalität. Auch die Einbindung der als Prophetie verstandenen Botschaft in die Form des Briefes und die damit verbundene Parusia des Abwesenden könnten für eine Verfasserkonstruktion sprechen. 28 Zur Übersicht über das Spektrum neutestamentlicher Pseudepigraphie vgl. Frey, Jörg u. a. (Hg.), Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen – Pseudepigraphy and Author Fiction in Early Christian Letters (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246), Tübingen: Mohr Siebeck 2009, sowie den Forschungsbericht von Janẞen, Martina, Unter falschem Namen. Eine kritische Forschungsbilanz frühchristlicher Pseudepigraphie (Arbeiten zur Religion und Geschichte des Urchristentums 14), Frankfurt: Lang 2003, und den Forschungsüberblick von Pellegrini, Silvia, Die „Pseudepigraphie“ in frühchristlichen, neutestamentlichen Schriften im Spiegel der aktuellen Forschung, in: Verkündigung und Forschung 61 (2016), 59–67, außerdem etwa Schreiber, Stefan, Pseudepigraphie als Problem der Einleitungswissenschaft. Perspektiven aus der antiken Briefliteratur, in: Michael Labahn (Hg.), Spurensuche zur Einleitung in das neue Testament (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 271), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2017, 231–258, der zu Recht konstatiert: „Die antike Mentalität besitzt ein Bewusstsein vom Wert des geistigen Eigentums und der individuellen Autorschaft von Schriften“ (234). Vgl. auch etwa Janẞen, Martina, Art. Plagiat, in: Reallexikon für Antike und Christentum 27 (2016), 811–837; Janẞen, Martina, „Was ist ein Autor?“ Vorstellungen und (Selbst‑)Inszenierungen von Autorschaft in der Antike, in: Jörg Frey/Michael R. Jost/Franz Tóth (Hg.), Autorschaft und Autorisierungsstrategien in apokalyptischen Texten (Wissenschaftliche Untersuchungen zum

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2.1 Der Kolosserbrief Den Autoren neutestamentlicher Pseudepigraphen dürfte nicht entgangen sein, dass Paulus den Rahmen seiner Briefe im Rückgriff auf eine insgesamt vergleichsweise konstante Phraseologie gebildet hatte. Dafür sprechen zumindest Übernahmen aus den orthonymen Paulusbriefen, angefangen beim Kolosserbrief.29 So gleicht die superscriptio in Kol 1,1  wortwörtlich 2 Kor 1,1. An den Zweiten Korintherbrief lehnt sich auch der Prologanfang mit τῷ θεῷ πατρὶ τοῦ κυρίου ἡμῶν  Ἰησοῦ Χριστοῦ (Kol 1,3) an (vgl. auch Röm 15,6), wenngleich der Ausdruck nicht wie in 2 Kor 1,3 Teil einer Eulogie ist, sondern mit der für Paulus sonst üblichen Danksagung verknüpft wurde. Die Danksagung des Apostels galt zu Beginn des Prologs schlicht τῷ θεῷ (1 Thess 1,2; 1 Kor 1,4; Phlm 4; Phil 1,3, vgl. auch Röm 1,8), dem er sich im Gebet gegenüber wusste, nicht dem πατρὶ τοῦ κυρίου ἡμῶν  Ἰησοῦ Χριστοῦ (Kol 1,3). Der Ausdruck πάντοτε περὶ ὑμῶν (Kol 1,3) könnte auf 1 Thess 1,2 (πάντοτε περὶ πάντων ὑμῶν) oder 1 Kor 1,4 (πάντοτε περὶ ὑμῶν) zurückgehen. Der Plural der Danksagung, der mit Blick auf Timotheus gewählt wurde, obwohl Paulus selbst den Plural nur dort verwandte, wo er den Brief formal zugleich auch mit Silvanus verfasste (1 Thess 1,2, auch Phil 1,3 bildet keine Ausnahme), bietet keine Entscheidungshilfe, weil der Mitarbeiter im Präskript des Ersten Korintherbriefes nicht begegnet. Die Wendung kann sich aber ohnehin der allgemeinen Briefphraseologie verdanken. Das Gedenken wird anders als beim Apostel nicht ausdrücklich erwähnt. Da dieses zusammen mit dem Hinweis auf das Gebet auch in 1 Kor 1,4 fehlt, darf man annehmen, dass der Baustein aus 2 Kor 1,3 mit der Danksagung aus 1 Kor 1,4 verbunden wurde, unter Einbindung des Timotheus. Der Autor des Kolosserbriefes wird gleichwohl, mindestens dank des Philemonbriefes, ein Verständnis für das Gebetsgedenken im paulinischen Schreiben besessen haben, weil er dieses mit der für Paulus ungewöhnlichen Partizipialform προσευχόμενοι (Kol 1,3, vgl. 1 Kor 11,4.5) einband, um in Kol 1,4 leichter die captatio benevolentiae in Anlehnung an Phlm 5 verknüpfen zu können. Neuen Testament 426), Tübingen: Mohr Siebeck 2019, 49–108. Auch wenn es kein einklagbares Urheberrecht gab, sollte man ein eingeschränktes Verständnis von geistigem Eigentum im Zusammenhang mit neutestamentlicher Pseudepigraphie daher nicht länger unterstellen. 29  Der Kolosserbrief darf freilich nur als ältestes der bekannten frühchristlichen Pseudepigraphen gelten, wenn der Zweite Thessalonicherbrief und der Jakobusbrief jünger sein sollten. Der Text stammt vermutlich aus der Zeit der anfänglichen Trennung vom Judentum, als es zu Transfers von Strukturen und Riten kam, also aus den 70er Jahren des 1. Jahrhunderts n. Chr. Auf Basis von Kol 1,24 und der Beobachtung, dass sich im Brief noch keine Sammlung von Paulusbriefen abzeichnet, gelangt Theobald, Michael, Der Kolosserbrief, in: Martin Ebner/ Stefan Schreiber (Hg.), Einleitung in das Neue Testament (Kohlhammer-Studienbücher Theologie 6), Stuttgart: Kohlhammer 32020 (2008), 429–444, 440, zu einer ähnlichen Einschätzung. Borman, Lukas, Der Brief des Paulus an die Kolosser (Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament 10/1), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2012, 51, steckt das Zeitfenster mit 54–75 n. Chr. dagegen früher ab.

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Angesichts solch weitreichender Übereinstimmungen fallen einzelne Abweichungen gegenüber der Praxis des Apostels ins Auge. Die salutatio erscheint verkürzt als χάρις ὑμῖν καὶ εἰρήνη ἀπὸ θεοῦ πατρὸς ἡμῶν (Kol 1,2). Man wird Kol 1,2 kaum als Verlegenheitslösung verstehen müssen, die aus 1 Thess 1,1 und 2 Kor 1,2 einen Querschnitt bildete. Sofern man nicht annimmt, dass Kopisten versehentlich oder willentlich den Hinweis auf den Sohn unterschlagen haben, darf mal Kol 1,2 als bewusst divergierende Gestaltung der paulinischen salutatio verstehen. Ein ähnliches Bild zeigt sich nämlich am Ende des Briefes. Der Abschlusswunsch ist in einer Weise verknappt, wie sie nicht einmal in 1 Kor 16,23 begegnet: ἡ χάρις μεθ᾽ ὑμῶν (Kol 4,18, vgl. Hebr 13,25). Jeweils wurde gegenüber dem paulinischen Briefformular das christologische Element getilgt. Auch die vergleichsweise umfangreichen Ergänzungen von Namen im Rahmen der Grußübermittlungen, die sich wie das Personenprogramm insgesamt im Kern Phlm 23–24 verdanken (Kol 1,7; 4,10.12.14), sind ungewöhnlich und haben allenfalls in Röm 16,21–23, wo sie wegen der besonderen Kommunikationssituation sinnvoll sind, einen Anhaltspunkt. Der Kolosserbrief übernimmt die exzeptionellen Grußübermittlungen des Philemonbriefes wegen der vorausgesetzten Haftsituation, modifiziert und erweitert diese aber, wie das Postskript insgesamt um weitere Elemente ergänzt ist. Der Grußauftrag gilt zunächst der Nachbargemeinde in Laodizea (Kol 4,15; vgl. auch Kol 4,16; 1 Thess 5,27), der konkrete Gruß für Nympha ähnelt dem Grußauftrag in Röm 16,3–5, dürfte aber an Phlm 2 angelehnt sein (vgl. auch 1 Kor 16,19). Der Eigenhändigkeitsvermerk in Kol 4,18 entspricht wörtlich 1 Kor 16,2130 und geht auch hier dem Abschlusswunsch nicht unmittelbar voraus, weil diesem ein Hinweis auf die Fesseln vorangestellt ist. Diese Elemente mögen einem pragmatischen Interesse geschuldet sein. Die Realisierung des paulinischen Briefformulars bleibt jedoch auffällig. Denn die offenkundigen Differenzen waren für jene, die mehrere Paulusbriefe kannten, wahrnehmbar. Damit stellt sich die Frage, ob mit den Modifikationen bewusst Divergenzen gegenüber Paulus eingezogen wurden, sei es, dass die Veränderungen als Rückfallversicherung für den Fall gedacht waren, dass ein Täuschungsversuch enttarnt wurde, sei es, dass auf diese Weise die fiktionale Gestaltung transparent werden sollte. Gegen diese Annahme scheint schon der Eigenhändigkeitsvermerk in Kol 4,18 zu sprechen. Außerdem bietet die Aufforderung, sich mit der Gemeinde aus Laodizea auszutauschen, das gleich viermal erwähnt wird (Kol 2,1; 4,13.15.16), einen Ansatzpunkt für eine Initiationslegende, mit der ein angeblich echtes Schreiben Jahre nach dem Ableben des Apostels in die Gemeinde von Laodizea eingeführt werden konnte. Andererseits kann der Eigenhändigkeitsvermerk auch im Rahmen einer Fiktion als ein Paulus zuzuordnendes briefliches Element übernommen worden sein. Die Bitte, der Fesseln zu gedenken, wird sich nicht  Vgl. auch 2 Thess 3,17.

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auf eine eigentümliche Handschrift beziehen,31 zumal die Gemeinde kaum noch mit der Hand des Apostels vertraut gewesen sein dürfte. Die Mahnung, den Brief in Laodizea zu verlesen, konnte im Hinblick auf die Rezeptionsumstände auch im Rahmen einer Fiktion eine Pointe bieten. In die Frage nach der Pragmatik des Textes ist in jedem Fall die bewusste Modifikation des paulinischen Briefformulars einzubinden. 2.2 Der Epheserbrief Im Briefeingang des Epheserbriefes treten neben Anleihen aus dem Zweiten Korintherbrief Anklänge an den Kolosserbrief, das Schreiben, dem der Text umfangreiche Textbausteine verdankt.32 Die Anknüpfung beim Zweiten Korintherbrief ist gleichsam geerbt, der Epheserbrief geht hinsichtlich der Übernahmen aber über den Kolosserbrief hinaus. Eph 1,3 bietet im Gegensatz zu Kol 1,3 auch den Anfang der Eulogie aus 2 Kor 1,3. Die Danksagung begegnet daher im weiteren Verlauf des Briefes. Während Kol 1,9 mit οὐ παυόμεθα ὑπὲρ ὑμῶν προσευχόμενοι die Gebetsversicherung aus Kol 1,3 aufnimmt – in eigener Diktion, weil ὑπέρ an die Stelle des paulinischen περί tritt (vgl. aber Röm 15,30) –, greift der Epheserbrief in Eph 1,15 zunächst die captatio benevolentiae aus Kol 1,4 auf, um dann οὐ παύομαι εὐχαριστῶν ὑπὲρ ὑμῶν mit μνείαν ποιούμενος ἐπὶ τῶν προσευχῶν μου (Eph 1,16) und folglich mit einer Wendung zu verbinden, die auch in Paulusbriefen begegnet (1 Thess 1,2; Phlm 4). Eph 1,2 bietet die paulinische salutatio zudem in voller Länge. Die superscriptio, aus der Timotheus gestrichen wurde – wie der Epheserbrief auf ein Personenprogramm überhaupt weitgehend verzichtet, Grüße fehlen – könnte 2 Kor 1,1 wie Kol 1,1 entlehnt sein. Vom Briefanfang her gelesen beansprucht der Epheserbrief gewissermaßen hinsichtlich der Form das paulinischere Schreiben im Vergleich mit dem Kolosserbrief zu sein.33  Sie muss metonymisch verstanden nicht einmal gebundene Hände voraussetzen, unpräzise daher Schmidt, Karl Matthias, Mahnung und Erinnerung im Maskenspiel. Epistolographie, Rhetorik und Narrativik der pseudepigraphen Petrusbriefe (Herders biblische Studien 38), Freiburg i. Br. u. a.: Herder 2003, 10 mit Anm. 3. 32  Auch der Epheserbrief dürfte der flavischen Zeit entstammen, dafür bieten Sprache und Metaphorik neben der sozialgeschichtlichen Einbettung zumindest Anhaltspunkte, vgl. dazu Faust, Eberhard, Pax Christi et Pax Caesaris. Religionsgeschichtliche, traditionsgeschichtliche und sozialgeschichtliche Studien zum Epheserbrief (Novum Testamentum et Orbis Antiquus 24), Freiburg i. Üe.: Universitätsverlag Freiburg/Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1993, 290–306.360–430. Theobald, Michael, Der Epheserbrief, in: Martin Ebner/Stefan Schreiber (Hg.), Einleitung in das Neue Testament (Kohlhammer-Studienbücher Theologie 6), Stuttgart: Kohlhammer 32020 (2008), 411–428, 421, votiert für 80–90 n. Chr. Ob die Auseinandersetzung der Johannesoffenbarung mit den sozialen Konflikten in Kleinasien für ein argumentum e silentio herangezogen werden kann, das die 90er Jahre ausschließt, darf hier offengelassen werden. 33  Zur kontrastierenden Verfasserkonstruktion vgl. auch etwa Hüneburg, Martin, Paulus versus Paulus. Der Epheserbrief als Korrektur des Kolosserbriefes, in: Jörg Frey u. a. (Hg.), 31

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Die adscriptio, die ursprünglich wohl keine Ortsgemeinde bezeichnete, sich aber gleichwohl an 2 Kor 1,1 (τῇ ἐκκλησίᾳ τοῦ θεοῦ τῇ οὔσῃ ἐν Κορίνθῳ σὺν τοῖς ἁγίοις πᾶσιν τοῖς οὖσιν ἐν ὅλῃ τῇ Ἀχαΐᾳ) anlehnte, beschrieb mit τοῖς ἁγίοις τοῖς οὖσιν καὶ πιστοῖς ἐν Χριστῷ  Ἰησοῦ34 nicht die Heiligen in einer bestimmten Stadt, sondern all jene, die in Christus waren. Die etwas sperrige Formulierung verdankt sich dem Umstand, dass die adscriptio nicht nur 2 Kor 1,1, sondern zugleich auch Kol 1,2 (ἁγίοις καὶ πιστοῖς ἀδελφοῖς ἐν Χριστῷ) aufnehmen sollte. Da καὶ πιστοῖς daher offenbar τοῖς ἁγίοις ergänzt, kann man zwar fragen, warum der Autor die beiden Adjektive nicht wie in Kol 1,2 verband. Dort wurden diese allerdings attributiv verwendet. Zur Nachahmung des Zweiten Korintherbriefes gehörte jedoch nicht nur die Syntax unter Einbindung des οὖσιν, sondern auch die paulinische Zuwendung zu den Adressaten als τοῖς ἁγίοις. Der Brief richtet sich unter Anknüpfung an zwei Prätexte daher an „die Heiligen, die, auch gläubig, in Christus Jesus sind“. Ein Nachklang des Kolosserbriefes zeigt sich auch in Eph 6,24, wo der knappe Abschlusswunsch aus Kol 4,18 (ἡ χάρις μεθ᾽ ὑμῶν) wieder um Christus ergänzt und zu der sehr eigenständigen und für Paulus untypischen Wendung ἡ χάρις μετὰ πάντων τῶν ἀγαπώντων τὸν κύριον ἡμῶν  Ἰησοῦν Χριστὸν ἐν ἀφθαρσίᾳ (Eph 6,24) weitergeführt wurde (vgl. auch 2 Kor 13,13: μετὰ πάντων ὑμῶν). 2.3 Der Erste Petrusbrief Auch der Erste Petrusbrief knüpft bei seinen pseudepigraphischen Vorläufern an. Denn die Eulogie in 1 Petr 1,3 verdankt sich nicht einer verbreiteten frühchristlichen Phraseologie,35 sondern literarischer Abhängigkeit. Die Übereinstimmung erschöpft sich nämlich nicht in der identischen Wortfolge, die sich über zehn Wörter erstreckt, sondern betrifft auch das über den Artikel angeschlossene, qualifizierende Partizip. Εὐλογητὸς ὁ θεὸς καὶ πατὴρ τοῦ κυρίου ἡμῶν  Ἰησοῦ Χριστοῦ […] ὁ παρακαλῶν ἡμᾶς ἐπὶ πάσῃ τῇ θλίψει ἡμῶν (2 Kor 1,3–4)

Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen – Pseudepigraphy and Author Fiction in Early Christian Letters (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246), Tübingen: Mohr Siebeck 2009, 387–409. 34  Eph 1,1 nach ℵ* B* 424c. 1739 (vgl. auch 𝔓46) gegen ℵ2 A B2 D F G K L P Ψ 0278. 33. 81. 104. 365. 630. 1175. 1241. 1505. 1881. 2464 𝔐 latt sy co. Die Ergänzung einer konkreten Ortsgemeinde durch die zweite Korrektur von Sinaiticus bzw. Vaticanus ist angesichts der paulinischen Praxis nicht überraschend. Zur Diskussion des Handschriftenbefundes vgl. Sellin, Gerhard, Adresse und Intention des Epheserbriefes, in: Ders., Studien zu Paulus und zum Epheserbrief. Herausgegeben von Dieter Sänger (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 229), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009 (1998), 164–179, 164–171. 35  So etwa Goppelt, Leonhard, Der Erste Petrusbrief (Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament 12/1), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1978, 49.

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Εὐλογητὸς ὁ θεὸς καὶ πατὴρ τοῦ κυρίου ἡμῶν  Ἰησοῦ Χριστοῦ, ὁ εὐλογήσας ἡμᾶς ἐν πάσῃ εὐλογίᾳ πνευματικῇ (Eph 1,3) Εὐλογητὸς ὁ θεὸς καὶ πατὴρ τοῦ κυρίου ἡμῶν  Ἰησοῦ Χριστοῦ ὁ κατὰ τὸ πολὺ αὐτοῦ ἔλεος ἀναγεννήσας ἡμᾶς (1 Petr 1,3)

Der Vergleich lässt erkennen, dass sich der Epheserbrief an den Zweiten Korintherbrief und nicht an den Ersten Petrusbrief anlehnt; dafür spricht auch die adscriptio, die derjenigen in 2 Kor 1,1 nahekommt.36 Die Eulogie in 1 Petr 1,3 könnte sich zwar ebenfalls 2 Kor 1,3–4 verdanken. Da ein Einfluss des Paulusbriefes darüber hinaus jedoch nicht erkennbar wird, spricht der Befund, der mindestens an einer Stelle einen Einfluss des Epheserbriefes wahrscheinlich macht,37 dafür, dass der Autor des Ersten Petrusbriefes seinerseits den brieflichen Rahmen eines pseudepigraphischen Schreibens, nämlich des Epheserbriefes, adaptierte. Der Briefeingang des Ersten Petrusbriefes lehnt sich zudem an einen weiteren pseudepigraphischen Text an. Ob der Autor des Schreibens den Brief eines Jakobus, der sich an die zwölf Stämme in der Diaspora richtete, als Pseudepigraph auffasste oder überhaupt dem Herrenbruder zuschrieb, lässt sich kaum eruieren. Offenbar stellte er im Eingang seines Textes aber auch zu diesem Vorläufer eine Verbindung her. Die adscriptio des Ersten Petrusbriefes zählt die Adressaten zu den ἐκλεκτοῖς παρεπιδήμοις διασπορᾶς (1 Petr 1,1). Der Text benennt so von Beginn an eines seiner zentralen Themen, die soziale Aus‑ und Abgrenzung der Gemeindemitglieder von einer ihnen fremd gewordenen paganen Umwelt. Der Begriff διασπορά fügt sich folglich trefflich zum Inhalt des Briefes. Die Metaphorik des Schreibens knüpft zwar vorrangig an Exodus‑ und Sinai-Topik an.38 Motive aus den Kontexten des Exils‑ und Exodus-Gedenkens ließen sich aber mühelos miteinander verknüpfen. Wenn 1 Petr 2,11 mit dem Ausdruck παροίκους καὶ παρεπιδήμους lediglich den παρεπιδήμοις und nicht dem theologisch bedeutsameren Konzept der Diaspora aus der adscriptio Rechnung trägt, lässt sich das leicht mit alttestamentlichen Vorgaben begründen (Gen 23,4; Ps 39[38],13). In Anbindung an den Hinweis auf die Diaspora in 1 Petr 1,1 wird der Brief zudem in 1 Petr 5,13 gerahmt, wo Petrus aus Babylon grüßt und folglich gleichsam aus dem Ort der Zerstreuung schlechthin schreibt, wenngleich der Text mit der Chiffre die Vorstellung von Rom als Abfassungsort evozierte (vgl. Sib V 143.159; Apk 14,8; 16,19; 17,5; 18,2.10.21), weil er nach 70 n. Chr. verfasst wurde.39  Eine Berührung im weiteren Kontext zeigt sich auch etwa zwischen Eph 1,13–14 und 2 Kor

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37 Eph 5,21–22 dürfte Impulse für die Anweisungen in 1 Petr 2,18; 3,1.5 geliefert haben. Außerdem ist die Verbindung der Zeitangabe πρὸ καταβολῆς κόσμου mit dem Adjektiv ἄμωμος (Eph 1,4) wahrscheinlich in 1 Petr 1,19–20 eingeflossen. Zu 1 Petr 1,13 vgl. neben Ex 12,11 auch Eph 6,14. An diesen Vers könnte sich auch die Formulierung in 1 Petr 5,12 anlehnen. 1 Petr 2,5 erinnert zudem an Eph 2,22, wie auch der größere Zusammenhang in 1 Petr 2,4–11, trotz der Anklänge an Röm 9,32–33, mit der Einbindung von Jes 28,16 der Thematik in Eph 2,19–22 ähnelt. 38  Vgl. 1 Petr 1,13–21 sowie 1 Petr 1,22–2,10. 39  Zu einer Verankerung in der absoluten Chronologie gelangt man, wenn man annimmt,

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Ein Brief an Adressaten in der Diaspora büßt an Plausibilität ein, wo das Schreiben selbst im Exil verfasst sein will. Denn Briefe an die Diaspora schrieb man in der Regel aus dem Land Israel.40 Dem entspricht die Konzeption in Jak 1,1. Die Kommunikationssituation des Ersten Petrusbriefes lässt dagegen keinen Raum für die Vorstellung, hier würden aus dem gelobten Land Instruktionen an Gemeinden in der Zerstreuung gesandt. Eine Pointe des Textes besteht jedoch darin, dass er die Idee der Diaspora transformierte. Man war im Himmel zuhause und überall auf Erden in der Fremde. Auch die Sorge um die παροίκους καὶ παρεπιδήμους (1 Petr 2,11) wurde insofern invertiert, als die angesprochenen Adressaten wie die intendierte Leserschaft als in der angestammten sozialen Heimat Wohnende zu παροίκους καὶ παρεπιδήμους erklärt wurden.41 Obschon die Einbindung der Diaspora folglich thematisch hinreichend nahelag, ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Aufnahme des Begriffs einem Impuls dass der Erste Petrusbrief, der wohl – wie von Herzer, Jens, Petrus oder Paulus? Studien über das Verhältnis des Ersten Petrusbriefes zur paulinischen Tradition (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 103), Tübingen: Mohr Siebeck 1998, 64–73.160–165.177– 181.190–195.262–264, zurückhaltend in Erwägung gezogen – die Apostelgeschichte bereits voraussetzt, auf die vom jüngeren Plinius durchgeführten Christenprozesse reagierte. Vgl. dazu etwa Downing, Gerald F., Pliny’s Prosecutions of Christians:  Revelation and 1 Peter, in: Journal for the Study of the New Testament 34 (1988), 105–123, 106; Reichert, Angelika, Durchdachte Konfusion. Plinius, Trajan und das Christentum, in: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 93 (2002), 227–250, 248–250; Reichert, Angelika, Gegensätzliche Wahrnehmungen einer ambivalenten Krisensituation. Das Plinius-Trajan-Konzept, der 1. Petrusbrief und die Johannesapokalypse, in: David S. du Toit (Hg.), Bedrängnis und Identität. Studien zu Situation, Kommunikation und Theologie des 1. Petrusbriefes (Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 200), Berlin/Boston: De Gruyter 2013, 281–302, 293–296; Horrell, David G., The Label Χριστιανός. 1 Peter 4:16 and the Formation of Christian Identity, in: Journal of Biblical Literature 126 (2007), 361–381, 370–376; Guttenberger, Gudrun, Passio Christiana. Die alltagsmartyrologische Position des Ersten Petrusbriefes (Stuttgarter Bibelstudien 223), Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 2010, 92–93. Kritisch dagegen etwa Heckel, Theo K., Die Briefe des Jakobus, Petrus, Johannes und Judas (Das Neue Testament Deutsch 10), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2019, 84. Die Abfolge der Briefe im X. Buch der Epistulae legt nahe, dass es zu diesen Prozessen im Pontus kam, namentlich in Amisus (Plin. epist. 10,92–93) oder seiner Umgebung. Das könnte erklären, warum der Pontus in der adscriptio zuvorderst angesprochen wird, der konkurrierende Provinzteil Bithynien dagegen am Ende der Liste. Dazwischen finden sich die Anrainerprovinzen des Pontus, dann die andere Anrainerprovinz Bithyniens in Kleinasien. Die Ausführungen gelten der gesamten Region, zuvorderst aber dem Pontus. Auf die Reisen Hadrians muss man die Auswahl der Provinzen daher nicht zurückführen, vgl. dazu und zu den daraus abgeleiteten Konsequenzen für die Datierung des neutestamentlichen Schreibens Gielen, Marlis, Der 1. Petrusbrief und Kaiser Hadrian. Zur Frage der zeitgeschichtlichen Einordnung des 1. Petrusbriefes, in: Biblische Zeitschrift 57 (2013), 161–183, 176–177. Ob die von Martin, Troy W., Dating First Peter to a Hairdo (1 Pet 3:3), in: Early Christianity 9 (2018), 298–318, herangezogen Beschreibungen der Haartracht hinreichend konkret sind, um eine Datierung zu präzisieren, darf als fraglich gelten. 40  Vgl. nur Jer 29(36),1–3.31; 3 Bar 77,17.19. 41  Vgl. Feldmeier, Reinhard, Die Christen als Fremde. Die Metapher der Fremde in der antiken Welt, im Urchristentum und im 1. Petrusbrief (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 64), Tübingen: Mohr Siebeck 1992, 105–192.

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aus Jak 1,1 verdankt. Dafür spricht, dass sich im Briefeingang des Ersten Petrusbriefes weitere Anklänge an den Jakobusbrief finden lassen. Weniger auffällig ist die abweichende Wortstellung in der superscriptio. Paulus verknüpfte den titulus durchgängig mit der Ergänzung Χριστοῦ  Ἰησοῦ (1 Kor 1,1; Phlm 1; Phil 1,1; 2 Kor 1,1; Röm 1,1), gleiches gilt auch für Kol 1,1 und Eph 1,1. Eine Ausnahme bildet Gal 1,1, wo διὰ  Ἰησοῦ Χριστοῦ jedoch als präpositionaler Ausdruck angeschlossen wird. Der Jakobusbrief dürfte daher der erste erhalten gebliebene Brief sein, der den titulus mit der Wortstellung  Ἰησοῦ Χριστοῦ (Jak 1,1) verband. Das wiegt jedoch nicht schwer, weil die Wortfolge mehr als geläufig war und folglich jederzeit variiert werden konnte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang aber, dass im Prolog nach der dem Epheserbrief entlehnten Eulogie ein deutlicher Anklang an den Prolog des Jakobusbriefes begegnet.42 Es ist also nicht abwegig, dass der Erste Petrusbrief im Prolog zwei seiner pseudepigraphischen Referenztexte markierte. Πᾶσαν χαρὰν ἡγήσασθε, ἀδελφοί μου, ὅταν πειρασμοῖς περιπέσητε ποικίλοις, γινώσκοντες ὅτι τὸ δοκίμιον ὑμῶν τῆς πίστεως κατεργάζεται ὑπομονήν. (Jak 1,2–3) ἐν ᾧ ἀγαλλιᾶσθε ὀλίγον ἄρτι, εἰ δέον ἐστίν, λυπηθέντας ἐν ποικίλοις πειρασμοῖς, ἵνα τὸ δοκίμιον ὑμῶν τῆς πίστεως πολυτιμότερον χρυσίου τοῦ ἀπολλυμένου (1 Petr 1,6–7)

2.4 Der Jakobusbrief, der Judasbrief und der Zweite Petrusbrief Der Jakobusbrief selbst lässt sich zwar nicht mit Sicherheit als Pseudepigraph bestimmen, weil der Eigenname ,Jakobus‘ in jüdischen Kreisen geläufig war und der Text keine eindeutige Identifizierung des Verfassers mit dem Herrenbruder vorgibt. Der Titel θεοῦ καὶ κυρίου  Ἰησοῦ Χριστοῦ δοῦλος (Jak 1,1) muss nicht einem Gemeindeleiter oder einer anderen bedeutenden Persönlichkeit vorbehalten gewesen sein. Das Schreiben wird hier gleichwohl zu den neutestamentlichen Pseudepigraphen gezählt, weil die Auseinandersetzung mit der Theologie des Römerbriefes und die topographische Perspektive der adscriptio, die eine Abfassung in Israel suggeriert, den Herrenbruder als fiktiven Verfasser naheliegend erscheinen lassen.43 Wegen der von den Paulusbriefen gänzlich abweichenden Briefform des Jakobusbriefes lässt sich die Linie, die vom Ersten Petrusbrief zum Jakobusbrief führt, über die hier vorgestellten Merkmale allerdings nicht weiter zurückverfolgen. 42 Zur gängigen traditionsgeschichtlichen Interpretation der Textrelationen vgl. etwa Konradt, Matthias, Der Jakobusbrief als Brief des Jakobus. Erwägungen zum historischen Kontext des Jakobusbriefes im Lichte der traditionsgeschichtlichen Beziehungen zum 1. Petrusbrief und zum Hintergrund der Autorfiktion, in: Petra von Gemünden/Matthias Konradt/Gerd Theißen (Hg.), Der Jakobusbrief. Beiträge zur Rehabilitierung der „strohernen Epistel“ (Beiträge zum Verstehen der Bibel 3), Münster: Lit 2003, 16–53. 43  Heckel, Briefe, 5 f.17.21 f.254 f.260, hat den Jakobusbrief und den Judasbrief jüngst dagegen wieder als orthonyme, von den Herrenbrüdern verfasste Briefe ausgelegt.

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Der fehlende Bezugspunkt im Feld der neutestamentlichen Pseudepigraphen wirft die Frage auf, wie oft der pseudepigraphische Brief im frühchristlichen Umfeld „erfunden“ wurde. Wenngleich der Kolosserbrief als ältestes Pseudepigraph angesehen werden darf, ist nicht ausgeschlossen, dass die Autoren des Jakobusbriefes und des Zweiten Thessalonicherbriefes eigenständig zu diesem Mittel griffen, jeweils in kritischer Auseinandersetzung mit der problematischen Rezeption echter Paulusbriefe, nämlich der des Römerbriefes bzw. der des Ersten Thessalonicherbriefes. Für die Datierung des Jakobusbriefes könnte das Verhältnis zum Matthäusevangelium maßgeblich sein, wenn eine intertextuelle Abhängigkeit vorliegen sollte. Diese Möglichkeit kann hier nicht weiter verfolgt werden.44 Im Rahmen der unten vorgenommenen Gesamtschau auf die neutestamentlichen Pseudepigraphen wird jedoch vorausgesetzt, dass Jak 5,12 bereits eine Zusammenfassung von Mt 5,34–37 bietet. Für den Judasbrief gilt analog, was oben bereits für den Jakobusbrief festgehalten wurde: Auch der Name ,Judas‘ und der Verweis auf einen Bruder namens ,Jakobus‘ lassen keine eindeutige Identifizierung mit dem Herrenbruder zu, wenngleich zwei Brüder, die ,Jakobus‘ bzw. ,Judas‘ heißen, in neutestamentlicher Zeit, sonst nicht belegt sind.45 Ob der Autor des Judasbriefes den Jakobusbrief kannte, lässt sich nicht nachweisen. Angesichts der Berührungen zwischen den Briefeingängen anderer Pseudepigraphen darf allerdings notiert werden, dass der titulus  Ἰησοῦ Χριστοῦ δοῦλος in Jud 1 demjenigen des Jakobusbriefes ähnelt.  Ἰάκωβος θεοῦ καὶ κυρίου  Ἰησοῦ Χριστοῦ δοῦλος (Jak 1,1)  Ἰούδας  Ἰησοῦ Χριστοῦ δοῦλος, ἀδελφὸς δὲ  Ἰακώβου (Jud 1)

Für sich genommen ist die Parallele nicht einmal marginal. Angesichts der ausdrücklichen Einbindung eines Jakobus mittels der Selbstbezeichnung als ἀδελφὸς δὲ  Ἰακώβου stellt sich aber die Frage, ob auch der Autor des Judasbriefes seine Verfasserfiktion an einen pseudepigraphischen Vorläufer anlehnte. Die Streichung des θεοῦ καὶ κυρίου aus dem titulus in Jud 1 muss nicht irritieren, wenn man berücksichtigt, dass die adscriptio τοῖς ἐν θεῷ πατρὶ ἠγαπημένοις καὶ  Ἰησοῦ Χριστῷ τετηρημένοις κλητοῖς (Jud 1) gilt, weshalb es vielleicht schlicht darum ging, das Präskript des kurzen Briefes nicht zu überladen. 44  Zur Diskussion vgl. etwa Sandt, Huub van de/Zangenberg, Jürgen (Hg.), Matthew, James, and Didache. Three Related Documents in Their Jewish and Christian Settings (Society of Biblical Literature. Symposium Series 45), Atlanta: SBL 2008; Zangenberg, Jürgen, Matthew and James, in: David C. Sim/Boris Repschinski (Hg.), Matthew and His Christian Contemporaries (Library of New Testament Studies 333), London/New York: Clark 2008, 104–122. Für über geteilte Traditionen konstituierte Relationen bei fehlender Kenntnis votiert Luther, Susanne, Sprachethik im Neuen Testament. Eine Analyse des frühchristlichen Diskurses im Matthäus­evangelium, im Jakobusbrief und im 1. Petrusbrief (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 2), Tübingen: Mohr Siebeck 2015, 435–436. 45 In Mk 15,40.47; 16,1 (vgl. Mt 27,56) handelt es sich wegen Mk 6,3 um genau dieses Brüderpaar.

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Die salutatio mit einfachem χαίρειν (Jak 1,1) hat sich in Jud 2 nicht niedergeschlagen. Der Autor des Schreibens griff aber auch nicht auf die paulinische Form des Nominalsatzes zurück. Die finite Verbform πληθυνθείη scheint, wie erwähnt, als Teil der salutatio auch andernorts auf. Im christlichen Brief begegnet sie uns jedoch erstmalig im Umfeld der pseudepigraphischen Briefe (1 Petr 1,2; 2 Petr 1,2; Jud 2). Deswegen ist nicht ausgeschlossen, dass über die salutatio auch eine Verbindung zum Ersten Petrusbrief gebildet wurde. Da im Fall des Judasbriefes im Gegensatz zum Epheserbrief und zum Jakobusbrief ein weitergehender Einfluss auf den Ersten Petrusbrief nicht zu erkennen ist, angesichts der Kürze und Konzeption des Judasbriefes ein Nachhall des Ersten Petrusbriefes aber andererseits nicht zu erwarten ist, wird für den Fall einer Adaption der Judasbrief hier als das jüngere Schreiben aufgefasst. An die Stelle von χάρις ὑμῖν καὶ εἰρήνη (1 Petr 1,2) wären dann die Glieder ἔλεος ὑμῖν καὶ εἰρήνη καὶ ἀγάπη (Jud 2) getreten. Die Ersetzung der χάρις durch das ἔλεος nebst der Ergänzung der ἀγάπη ist insofern plausibel, als die salutatio so auf Jud 21 vorausschaut (vgl. auch Jud 22.23). Die Beibehaltung des Pendants zum hebräischen ‫ ׁ ָשלוֹ ם‬verstand sich von selbst.46 Zweifelsohne kann man fragen, warum der Autor des Judasbriefes eine Referenz an den Ersten Petrusbrief in sein Präskript eingebaut haben sollte, wenn er sich weder inhaltlich an den Vorläufer anlehnte noch wie der Autor des Zweiten Petrusbriefes die schon zuvor bemühte Verfasserfiktion aufgriff. Eventuell ging es in diesem Fall lediglich darum, sich in den Reigen pseudepigraphischer Texte einzureihen. Da die Möglichkeit einer intertextuellen Verbindung zwischen dem Ersten Petrusbrief und dem Judasbrief jedoch ohnehin offengelassen werden muss, kann die Frage vernachlässigt werden. Die Spur wird hier zu dünn, um ihr weiter folgen zu können. Die Anlehnung des Briefrahmens des Zweiten Petrusbriefes an den Ersten Petrusbrief ist oben schon skizziert worden. Auch dieser Text bietet jedoch möglicherweise schon im Präskript eine Referenz an einen weiteren pseudepigraphischen Text. Denn während der titulus in 1 Petr 1,1 ἀπόστολος  Ἰησοῦ Χριστοῦ lautet, wurde er in 2 Petr 1,1 zu δοῦλος καὶ ἀπόστολος  Ἰησοῦ Χριστοῦ erweitert. Als Ιησοῦ Χριστοῦ δοῦλος hatte sich zuvor bereits der angebliche Verfasser in Jud 1 vorgestellt. Der Anklang im Briefeingang ist denkbar gering. Es besteht allerdings kein Zweifel daran, dass der Judasbrief bei der Niederschrift des Zweiten Petrusbriefes ausgiebig Verwendung fand;47 und auch wenn der Zweite Petrusbrief innerhalb der Inszenierung suggeriert, dem Judasbrief zeitlich vorauszugehen (vgl. 2 Petr 3,2 und Jud 17), ist nicht ausgeschlossen, dass er schon im Briefeingang seinen  Zum Brief im Frühjudentum vgl. etwa Bauer, Epistolographie 58–71.  Vgl. etwa Wassermann, Tommy, The Epistle of Jude. Its Text and Transmission (Coniectanea Biblica. New Testament Series 43), Stockholm: Almqvist & Wiksell 2006, 73–98. 46 47

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Vorläufer transparent machte, indem er nicht nur die superscriptio aus 1 Petr 1,1 übernahm, sondern auch einen Teil des titulus aus Jud 1 integrierte. Der Schluss des Schreibens lehnt sich mit der Absehung von einem förmlichen Postskript, an dessen Stelle eine Doxologie getreten ist, denn auch nicht an den Ersten Petrusbrief an, sondern an das Ende des Judasbriefes (Jud 25). Setzt man voraus, dass die Offenlegung vorausgehender Referenztexte im Briefeingang markiert wurde, ergibt sich demnach folgende chronologische Reihenfolge für die angesprochenen Briefe, wobei die Positionierung des Jakobusbriefes gegenüber dem Kolosserbrief und dem Epheserbrief offenbleiben muss und die des Judasbriefes mit großer Unsicherheit behaftet ist: Kolosserbrief – Epheserbrief – Jakobusbrief – Erster Petrusbrief – Judasbrief – Zweiter Petrusbrief.

3. Die Pastoralbriefe Das Ergebnis des oben skizzierten Befundes ist nicht sonderlich überraschend und deckt sich weitgehend mit den relativen Datierungen der Einleitungswerke. Der Epheserbrief folgt fraglos dem Kolosserbrief, und der Zweite Petrusbrief setzt den Ersten Petrusbrief und den Judasbrief voraus. Lediglich die Benutzung des Epheserbriefes und des Jakobusbriefes durch den Autor des Ersten Petrusbriefes ist strittig, sie führt aber nicht zu einer ungewöhnlichen zeitlichen Ansetzung. Bei der Einordnung der Pastoralbriefe hilft der Blick auf die Briefeingänge nur bedingt weiter, weil die drei Schreiben keine augenscheinlichen Parallelen zu anderen Pseudepigraphen aufweisen, untereinander aber auffällige formale Berührungen zeigen, was unter anderem dazu geführt hat, dass sie als ursprüngliches Korpus aufgefasst wurden, eine Annahme, die hier nicht vorausgesetzt wird. Bemerkenswert ist nämlich, dass sich die drei Texte nicht nur vom oben skizzierten Formular der Paulusbriefe abheben lassen, sondern sich auch untereinander hinsichtlich ihrer formalen Gestaltung deutlich unterscheiden.48 48  Vgl. dazu auch Richards, William A., Difference and Distance in Post-Pauline Christianity. An Epistolary Analysis of the Pastorals (Studies in Biblical Literature 44), New York u. a.: Lang 2002, 71–92.108–128.144–177. Hinweise auf formale Unterschiede zwischen den Briefen bietet auch Luttenberger, Joram, Prophetenmantel oder Bücherfutteral? Die persönlichen Notizen in den Pastoralbriefen im Licht antiker Epistolographie und literarischer Pseudepigraphie (Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte 40), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2012, 295–369, wobei man der Anwendung der Gattungsdifferenzierung (87–117) und der Tendenz zur Orthonymität des Zweiten Timotheusbriefes und des Titusbriefes (382) nicht folgen muss. Für drei einzeln abgefasste Pseudepigraphen tritt aufgrund von motivgeschichtlichen Beobachtungen auch Engelmann, Michaela, Unzertrennliche Drillinge? Motivsemantische Untersuchungen zum literarischen Verhältnis der Pastoralbriefe (Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 192), Berlin/Boston: De Gruyter 2012, ein. Vgl. außerdem Baur, Ferdinand C., Die sogenannten Pastoralbriefe des Apostels Paulus aufs neue kritisch untersucht, Stuttgart/Tübingen: Cotta’sche Verlagshandlung 1835, 54. Zur

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3.1 Der Briefeingang Es ist nur ein äußerst kleines Detail, das hier zur zeitlichen Einordnung des Titusbriefes nach dem Zweiten Timotheusbrief herangezogen wird: Der Autor des Titusbriefes schrieb in der Regel  Ἰησοῦ Χριστοῦ (Tit 1,1; 2,13; 3,6). Die Belegdichte ist mit drei Nachweisen angesichts einer gängigen und hinsichtlich der Wortstellung variablen Namensbezeichnung alles andere als überwältigend. Dennoch ist auffällig, dass in Tit 1,4 wie in 2 Tim 1,2, aber entgegen der für Paulus’ salutatio üblichen Wortstellung Χριστοῦ  Ἰησοῦ zu lesen ist.49 Das ist zumindest ein Indiz dafür, dass der Titusbrief mit Blick auf den Zweiten Timotheusbrief entstanden ist.50 Die Übernahme der von Paulus gewählten Wortstellung wäre nämlich zu erwarten, weil sich Tit 1,4 mit χάρις καὶ εἰρήνη ἀπὸ θεοῦ πατρός trotz Auslassung des paulinischen ὑμῖν grundsätzlich enger an die paulinische salutatio anlehnt, wohingegen der Zweite Timotheusbrief und der Erste Timotheusbrief eine identische salutatio mit dreigliedriger, asyndetischen Wohlergehensbeschreibung (χάρις ἔλεος εἰρήνη) und einer gegenüber Paulus leicht veränderten Rückführung auf Gott, den Vater, und unseren Herrn Jesus Christus zeigen.51

Diskussion vgl. Weidemann, Hans-Ulrich, Die Pastoralbriefe, in: Theologische Rundschau 81 (2016), 353–403, 355–373. Ein Beispiel dafür, dass der Vergleich der Briefformulare auch zu ganz anderen Ergebnissen führen kann, bietet Roller, Otto, Das Formular der paulinischen Briefe. Ein Beitrag zur Lehre vom antiken Brief (Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament 58), Stuttgart: Kohlhammer 1933, 130–144, der die Einheitlichkeit des Briefformulars als Beleg für die Echtheit der 13 unter dem Namen des Apostels versammelten Briefe im Korpus wertet. 49  Der Autor des Zweiten Timotheusbriefes stellte Χριστός durchgängig voran (2 Tim 1,1–2.9– 10.13; 2,1.3.10; 3,12.15; 4,1), mit einer Ausnahme: Da 2 Tim 2,8 der Auseinandersetzung mit Röm 1,3–4 dient, rekurriert der Text ausnahmsweise auf  Ἰησοῦν Χριστόν (vgl. Röm 1,4). Im Ersten Timotheusbrief begegnet die für den Titusbrief üblichere Wortstellung nur zweimal in der Erwähnung τοῦ κυρίου ἡμῶν  Ἰησοῦ Χριστοῦ (1 Tim 6,3.14), zwangsläufig, weil der Kyrios-Titel vorangestellt ist. Ist der Kyrios-Titel (vgl. auch 1 Tim 1,14) dagegen nachgestellt (1 Tim 1,2.12), findet sich die im Schreiben auch darüber hinaus gebräuchliche Wortfolge Χριστὸς  Ἰησοῦς (1 Tim 1,1.14–16; 2,5; 3,13; 4,6; 5,21; 6,13). Bemerkenswert ist zudem, dass der Kyrios-Titel im Titusbrief überhaupt nicht, im Zweiten Timotheusbrief nur in der an das paulinische Formular angelehnte salutatio, im Ersten Timotheusbrief darüber hinaus aber weitere viermal begegnet (vgl. außerdem 1 Tim 6,15). 50  Die Einbindung des σωτῆρος anstelle des κυρίου erlaubte eine Parallelisierung des Χριστοῦ  Ἰησοῦ τοῦ σωτῆρος ἡμῶν (Tit 1,4) in Anknüpfung an die κατ᾽ ἐπιταγὴν τοῦ σωτῆρος ἡμῶν θεοῦ (Tit 1,3). 51 Starr, James, Letter Openings in Paul and Plato, in: Stanley E. Porter/Andrew W. Pitts (Hg.), Christian Origins and Greco-Roman Culture. Social and Literary Contexts for the New Testament (Texts and Editions for New Testament Study 9), Leiden/Boston: Brill 2013, 515– 549, 526, verweist zwar auf die Unterschiede „in setting, language, and theology“ des Zweiten Timotheusbriefes, fährt dann jedoch, nachdem er „the same type of allusions to the Christian worldview“ diagnostiziert hat, fort, „Paul’s language“ zu referieren.

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Παῦλος ἀπόστολος Χριστοῦ  Ἰησοῦ

διὰ θελήματος θεοῦ κατ᾽ ἐπαγγελίαν ζωῆς τῆς ἐν Χριστῷ  Ἰησοῦ

Παῦλος δοῦλος θεοῦ, ἀπόστολος δὲ  Ἰησοῦ Χριστοῦ κατὰ πίστιν ἐκλεκτῶν θεοῦ καὶ ἐπίγνωσιν ἀληθείας τῆς κατ᾽ εὐσέβειαν ἐπ᾽ ἐλπίδι ζωῆς αἰωνίου, ἣν ἐπηγγείλατο ὁ ἀψευδὴς θεὸς πρὸ χρόνων αἰωνίων, ἐφανέρωσεν δὲ καιροῖς ἰδίοις τὸν λόγον αὐτοῦ ἐν κηρύγματι, ὃ ἐπιστεύθην ἐγὼ κατ᾽ ἐπιταγὴν τοῦ σωτῆρος ἡμῶν θεοῦ,

Τιμοθέῳ ἀγαπητῷ τέκνῳ, Τίτῳ γνησίῳ τέκνῳ κατὰ κοινὴν πίστιν, χάρις καὶ εἰρήνη ἀπὸ χάρις ἔλεος εἰρήνη ἀπὸ θεοῦ πατρὸς καὶ θεοῦ πατρὸς καὶ Χριστοῦ  Ἰησοῦ ­Χ ριστοῦ  Ἰησοῦ τοῦ κυρίου τοῦ σωτῆρος ἡμῶν. (Tit 1,1–4) ἡμῶν. (2 Tim 1,1–2)

Παῦλος ἀπόστολος Χριστοῦ  Ἰησοῦ

κατ᾽ ἐπιταγὴν θεοῦ σωτῆρος ἡμῶν καὶ Χριστοῦ  Ἰησοῦ τῆς ἐλπίδος ἡμῶν Τιμοθέῳ γνησίῳ τέκνῳ ἐν πίστει, χάρις ἔλεος εἰρήνη ἀπὸ θεοῦ πατρὸς καὶ ­Χ ριστοῦ  Ἰησοῦ τοῦ κυρίου ἡμῶν. (1 Tim 1,1–2)

Die adscriptio des Titusbriefes wäre demnach gegenüber dem Zweiten Timotheusbrief ergänzt worden. Obschon auch hier, neben dem Namen, ein Glied ersetzt wurde (ἀγαπητῷ/γνησίῳ), ist die Übernahme der Adressatenbezeichnung aus 2 Tim 1,2 (τέκνῳ) noch erkennbar. Die superscriptio, die im Titusbrief umfangreich erweitert wurde, lehnt sich mit der Selbstvorstellung des Verfassers als Παῦλος δοῦλος zunächst an Röm 1,1 an, allerdings unter Einbindung des θεοῦ, weil der Aposteltitel ähnlich wie in 2 Tim 1,1 mit Christus verbunden wurde, vielleicht in Anlehnung an 1 Petr 1,1 (ἀπόστολος  Ἰησοῦ Χριστοῦ). Der Erste Timotheusbrief folgt mit der superscriptio dagegen zunächst wörtlich 2 Tim 1,1, verknüpft mit der Präposition κατά dann aber in variierter Wortstellung die Vorgabe aus Tit 1,3 (ἐπιταγὴν τοῦ σωτῆρος ἡμῶν θεοῦ). Die Überblendung von Zweitem Timotheusbrief und Titusbrief zeigt sich im Kleinen auch in der adscriptio. Denn während der Name des Adressaten 2 Tim 1,2 entlehnt ist, sind dessen Qualifizierung (γνησίῳ) und die Verbindung mit dem Glauben Tit 1,4 entnommen. Mögen diese Divergenzen als schlichte Variation auch innerhalb eines Corpus Pastorale plausibel escheinen,52 so lässt der Vergleich der drei Prologanfänge 52  Vgl. Glaser, Timo, Paulus als Briefroman erzählt. Studien zum antiken Briefroman und seiner christlichen Rezeption in den Pastoralbriefen (Novum Testamentum et Orbis Antiquus. Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 76), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, 195 f. Wo das lange Präskript des Titusbriefes nicht schlicht als Reminiszenz an den Römerbrief aufgefasst wird, kann es eine programmatische Funktion innerhalb eines rezeptionsästhetisch konstruierten Corpus Pastorale gewinnen.

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doch stutzen. Es erschließt sich nämlich nicht, warum innerhalb eines Korpus ausgerechnet der in der Erzählfolge letzte Brief den typischen paulinischen Briefeingang imitieren sollte, wenn auch in eigener, von Paulus vermutlich bewusst abgesetzten Diktion, wohingegen die anderen beiden Schreiben von der Gepflogenheit, die Danksagung mit dem Gebetsgedenken zu verknüpfen, nichts erkennen lassen.53 Χάριν ἔχω ist zwar auch in 1 Tim 1,12 zu finden, aber in Verbindung mit Christus und eben nicht am Eingang zum Prolog. Χάριν ἔχω τῷ θεῷ, ᾧ λατρεύω ἀπὸ προγόνων ἐν καθαρᾷ συνειδήσει, ὡς ἀδιάλειπτον ἔχω τὴν περὶ σοῦ μνείαν ἐν ταῖς δεήσεσίν μου νυκτὸς καὶ ἡμέρας, ἐπιποθῶν σε ἰδεῖν, μεμνημένος σου τῶν δακρύων, ἵνα χαρᾶς πληρωθῶ (2 Tim 1,3–4)

Τούτου χάριν ἀπέλιπόν σε ἐν Κρήτῃ,

Καθὼς παρεκάλεσά σε προσμεῖναι ἐν  Ἐφέσῳ πορευόμενος εἰς Μακεδονίαν,

ἵνα τὰ λείποντα ἐπιδιορθώσῃ καὶ καταστήσῃς κατὰ πόλιν πρεσβυτέρους, ὡς ἐγώ σοι διεταξάμην (Tit 1,5)

ἵνα παραγγείλῃς τισὶν μὴ ἑτεροδιδασκαλεῖν (1 Tim 1,3)

Das χάριν in Tit 1,5 erinnert nur phonetisch an die Danksagung in 2 Tim 1,3 und verdankt sich möglicherweise einer bewussten Absetzung. Der Erste Timotheusbrief lehnt sich hier insofern an den Titusbrief an, als auch dieses Schreiben zu Beginn des Prologs den Verbleib des Adressaten an einem der Missionsorte thematisiert. Die chronologische Schlussstellung des Ersten Timotheusbriefes ergibt sich daher nicht nur daraus, dass die Anweisungen für die Funktionsträger in der Gemeinde ein späteres Stadium widerspiegeln dürften,54 sondern auch 53  Vgl. auch Marshall, I. H., The Pastoral Epistles (The International Critical Commentary), London/New York: Clark 2006 (1999, 2004), 63, der allerdings von einer Abfassung durch eine Gruppe, zu der Timotheus und Titus gehört haben können, bald nach dem Tod des Apostels ausgeht, wobei mindestens in den Zweiten Timotheusbrief Textbausteine von Paulus eingeflossen sein sollen. Daher gelten ihm die Briefe als „examples not of pseudonymity but of allonymity“ (92). 54 Die Opposition zu τὰς βεβήλους κενοφωνίας καὶ ἀντιθέσεις τῆς ψευδωνύμου γνώσεως (1 Tim 6,20) ist für sich genommen zu unspezifisch, um sie auf Marcions Werk zu beziehen und für die Datierung auszuwerten. Wenn der Erste Timotheusbrief als jüngstes Schreiben des Neuen Testaments unabhängig von 1 Tim 6,20 erst Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. entstanden sein sollte, bliebe allerdings zu fragen, ob die Lesegemeinde die Notiz unabhängig von Marcion rezipierte, sofern der Text noch nach den Antithesen abgefasst worden sein sollte. Eine Anspielung würde nicht notwendigerweise eine breitere Auseinandersetzung mit Marcions Ansichten voraussetzen, zumal eine unmittelbare Bezugnahme auf Marcions Werk Paulus im Rahmen der Inszenierung kaum in den Mund zu legen war. Auch die partiell in Anlehnung an den Titusbrief formulierten Reserven gegenüber Abstammungsregistern und einer kultischen Gesetzesauslegung oder der Observanz der Endogamie und der Speisegebote (1 Tim 1,4.7–11;

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aus der Form des Briefes, die sich am leichtesten durch Übernahmen aus beiden Vorgängern begründet lässt. 3.2 Der Briefschluss Die Elemente des Postkriptes divergieren ebenfalls. Die umfangreicheren Grußaufträge des Zweiten Timothesubriefes könnten innerhalb eines Korpus zwar zum testamentarischen Schreiben passen. Ἀσπάζονταί σε οἱ μετ᾽ ἐμοῦ πάντες (Tit 3,15) lässt sich aber auch als bewussten Verzicht auf eine Reihung von Namen wie in 2 Tim 4,21 verstehen, zumal angesichts der etwas widersprüchlich anmutenden Angabe in 2 Tim 4,11 (Λουκᾶς ἐστιν μόνος μετ᾽ ἐμοῦ). Ἄσπασαι Πρίσκαν καὶ Ἀκύλαν καὶ τὸν  Ὀνησιφόρου οἶκον. Ἀσπάζεταί σε Εὔβουλος καὶ Ἀσπάζονταί σε Πούδης καὶ Λίνος καὶ Κλαυδία καὶ οἱ ἀδελφοὶ πάντες. οἱ μετ᾽ ἐμοῦ πάντες. ἄσπασαι τοὺς φιλοῦντας ἡμᾶς ἐν πίστει.  Ὁ κύριος μετὰ τοῦ πνεύματός σου. ἡ χάρις μεθ᾽ ὑμῶν. (2 Tim 4,19.21–  Ἡ χάρις μετὰ πάντων ὑμῶν.  Ἡ χάρις μεθ᾽ ὑμῶν. 22) (Tit 3,15) (1 Tim 6,21)

Auffällig bleibt fernerhin, dass alle drei Briefe einen im Plural formulierten Segenswunsch bieten. Im Fall des Titusbriefes mag das noch angehen, wenn man ihn auf die zu Grüßenden bezieht. Im Ersten Timotheusbrief, der auf jegliche Grüße verzichtet und sich im Postskript auf ein Minimum beschränkt, wirkt der Plural dagegen befremdlich. Wo man von drei eigenständigen Briefen ausgeht, kann der Schlusswunsch, der wörtlich – in Tit 3,15 ergänzt um πάντων – aus 2 Tim 4,22 übernommen worden sein dürfte, allerdings eine Funktion im Rahmen der intertextuellen Vernetzung gewinnen. Das gilt vermutlich schon für den Zweiten Timotheusbrief, der ja auffälliger Weise zwei abschließende Segenswünsche bietet, was sich damit erklären lässt, dass sich der im Singular formulierte 4,3–5) schließen eine Kritik nicht aus, wenn der Autor des Ersten Timothesubriefes gleichsam eine Mittelstellung zwischen Marcions Position und starken Affinitäten zur jüdischen Lebensweise wählte. Kritik an jüdischen Gepflogenheiten konnte auch darauf abzielen, Gegnern wie Marcion das Wasser abzugraben. Zur möglichen Distanzierung des Ersten Timotheusbriefes von Marcion vgl. Janẞen, Martina, „Wider die Antithesen der fälschlich so genannten Gnosis“. 1 Tim 6,20 und die Antithesen Markions, in: Dies./F. Stanley Jones/Jürgen Wehnert (Hg.), Frühes Christentum und Religionsgeschichtliche Schule (FS G. Lüdemann, Novum Testamentum et Orbis Antiquus. Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 95), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011, 96–123. Sollte der Erste Timotheusbrief bereits auf Marcion reagieren, ergäbe sich mit Blick auf die neutestamentlichen Pseudepigraphen für das Ende des zeitlichen Spektrums eine Verbindung zur absoluten Chronologie.

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Wunsch ausdrücklich an Timotheus selbst, der im Plural gefasste dagegen auch an die mit Grüßen Versehenen richtet, namentlich an Priska und Aquila sowie das Haus des Onesiphorus. Der Autor des Zweiten Timotheusbriefes entlehnte diesen Segenswunsch aber offenbar bereits selbst, und zwar aus Kol 4,18. ἡ χάρις μεθ᾽ ὑμῶν. (Kol 4,18)  Ὁ κύριος μετὰ τοῦ πνεύματός σου.

ἡ χάρις μεθ᾽ ὑμῶν. (2 Tim 4,22)

Da im Personenprogramm des Zweiten Timotheusbriefes neben Markus, Demas und Lukas (Phlm 24; Kol 4,10.14; 2 Tim 4,10.11) auch Tychikus erscheint (2 Tim 4,12, vgl. Kol 4,7) und die Schnittmenge mit dem Kolosserbrief folglich größer ist als mit dem Philemonbrief,55 dürfte auch der briefliche Rahmen auf den Kolosserbrief verweisen, obschon der Beginn der superscriptio, wie gesehen, gleichlautend auch in 2 Kor 1,1 und Eph 1,1 begegnet und die Erweiterung in 2 Tim 1,1 keine Parallelen aufweist. Παῦλος ἀπόστολος Χριστοῦ  Ἰησοῦ διὰ θελήματος θεοῦ (Kol 1,1)

Παῦλος ἀπόστολος Χριστοῦ  Ἰησοῦ διὰ θελήματος θεοῦ κατ᾽ ἐπαγγελίαν ζωῆς τῆς ἐν Χριστῷ  Ἰησοῦ (2 Tim 1,1)

Der Autor des Zweiten Timotheusbriefes dürfte den Briefeingang des Kolosserbriefes adaptiert haben, weil er sich von dessen skeptischer Haltung gegenüber dem Judentum (Kol 2,16–23) distanzierte, indem er die bleibende Bedeutung jüdischer Wurzeln betonte (2 Tim 1,3–5; 2,8; 3,16). Es ist nicht zuletzt auch die Positionierung in dieser Frage, die neben der Briefform und weiteren Ungereimtheiten Zweifel an der Korpus-These aufkommen lässt. Denn der Zweite Timotheusbrief ist einer der judenfreundlichsten, wenn nicht gar der judenfreundlichste Text des Neuen Testaments überhaupt, ganz im Gegensatz zum Titusbrief und zum Ersten Timotheusbrief.56 Die Berührungen zwischen den Briefformularen des Kolosserbriefes und des Zweiten Timotheusbriefes sind denkbar gering, sie beschränken sich im Wesentlichen auf den äußersten Rah55  Zur Annahme einer Auseinandersetzung des Corpus Pastorale mit dem Philemonbrief vgl. Merz, Annette, Die fiktive Selbstauslegung des Paulus. Intertextuelle Studien zur Intention und Rezeption der Pastoralbriefe (Novum Testamentum et Orbis Antiquus. Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 52), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht/Freiburg i. Üe.: Academic Press Fribourg 2004, 245–267. 56  Die von Michael Theobald beobachtete Israelvergessenheit – vgl. Theobald, Israel-Vergessenheit, sowie Theobald, Michael, Israel‑ und Jerusalem-Vergessenheit im Corpus Pastorale? Zur Rezeption des Römerbriefs im Titus‑ sowie im 1. und 2. Timotheusbrief, in: Tobias Nicklas/ Andreas Merkt/Joseph Verheyden (Hg.), Ancient Perspectives on Paul (Novum Testamentum et Orbis Antiquus. Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 102), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013, 317–412 – lässt sich am Zweiten Timotheusbrief allein weitaus schlechter ablesen, als es im Kontext eines postulierten Corpus Pastorale den Anschein erwecken mag, trotz zurückhaltender Schriftrezeption. Vgl. dazu Häfner, Gerd, „Nützlich zur Belehrung“ (2 Tim 3,16). Die Rolle der Schrift in den Pastoralbriefen im Rahmen der Paulusrezeption (Herders biblische Studien 25), Freiburg i. Br. u. a.: Herder 2000, 175–188.204–254.

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men der beiden Schreiben. Das überrascht angesichts der divergierenden Einlassungen zum Judentum und der unterschiedlichen Adressateninszenierungen aber auch nicht. Für die Datierung des Zweiten Timotheusbriefes bedeutsamer ist eine Parallele zum Zweiten Petrusbrief, die für eine zeitliche Priorität des petrinischen Schreibens spricht. Denn während die Ankündigung künftiger Gegner im Zweiten Petrusbrief sehr konkret ist und den Kern der Argumentation berührt, bildet sie im Zweiten Timotheusbrief eher ein Beiwerk. τοῦτο πρῶτον γινώσκοντες ὅτι ἐλεύσονται ἐπ᾽ ἐσχάτων τῶν ἡμερῶν ἐν ἐμπαιγμονῇ ἐμπαῖκται

Τοῦτο δὲ γίνωσκε, ὅτι ἐν ἐσχάταις ἡμέραις ἐνστήσονται καιροὶ χαλεποί· ἔσονται γὰρ οἱ ἄνθρωποι φίλαυτοι φιλάργυροι ἀλαζόνες ὑπερήφανοι βλάσφημοι (2 Tim 3,1–2)

κατὰ τὰς ἰδίας ἐπιθυμίας αὐτῶν πορευόμενοι (2 Petr 3,3)

Ἔσται γὰρ καιρὸς ὅτε τῆς ὑγιαινούσης διδασκαλίας οὐκ ἀνέξονται ἀλλὰ κατὰ τὰς ἰδίας ἐπιθυμίας ἑαυτοῖς ἐπισωρεύσουσιν διδασκάλους (2 Tim 4,3)

Der Autor des petrinischen Schreibens adaptierte in 2 Petr 3,3  zudem Jud 18 und redigierte dabei das seltene ἐπ᾽ ἐσχάτου χρόνου, das sich 1 Petr 1,20 verdanken könnte (ἐπ᾽ ἐσχάτου τῶν χρόνων). Es ist zwar nicht grundsätzlich ausgeschlossen, dass er zugleich 2 Tim 3,1 verarbeitete, notwendig ist diese Annahme jedoch nicht. Denn die Formulierung in 2 Tim 3,1–2 scheint gegenüber 2 Petr 3,3 geglättet zu sein. Gegen die Priorität des Zweiten Petrusbriefes spricht auch nicht, dass der Ausdruck κατὰ τὰς ἰδίας ἐπιθυμίας erst in 2 Tim 4,3 begegnet, wo erneut die Gefahren der Zukunft zur Sprache kommen. Fraglos könnte man auch die Ansicht vertreten, der Autor des Zweiten Petrusbriefes habe zwei thematisch miteinander verbundene Blöcke aus dem Zweiten Timotheusbrief zusammengeführt. Der erneute Rekurs auf die Gegner in 2 Tim 4,3–5 lässt sich jedoch strukturell begründen, weshalb beide Passagen auf 2 Petr 3,3 zurückgehen dürften.57 57  Inzwischen gewinnt die Spätdatierung der Pastoralbriefe wieder Befürworter, vgl. nur etwa Häfner, Gerd, Die Pastoralbriefe (1 Tim/2 Tim/Tit), in: Martin Ebner/Stefan Schreiber (Hg.), Einleitung in das Neue Testament (Kohlhammer-Studienbücher Theologie 6), Stuttgart: Kohlhammer 32020 (2008), 459–483, 473; Standhartinger, Angela, Eusebeia in den Pastoralbriefen. Ein Beitrag zum Einfluss römischen Denkens auf das entstehende Christentum, in: Novum Testamentum 48 (2006), 51–82, 80; Theobald, Israel-Vergessenheit, 350–353. Zur Diskussion vgl. Weidemann, Pastoralbriefe, 374–380. Nach wie vor kann jedoch die „Datierung auf um die Jahrhundertwende […] als Mehrheitsmeinung der kritischen Forschung gelten“ (374). Rekurrierte der Autor des Zweiten Timotheusbriefes auf den Zweiten Petrusbrief, lässt sich die Spätdatierung der in einer Abfolge entstandenen Pastoralbriefe mit der von Grünstäudl, Wolfgang, Petrus Alexandrinus. Studien zum historischen und theologischen Ort des zweiten Petrusbriefes (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 353), Tübingen: Mohr Siebeck 2013, 74.219.234, auf Basis einer Kenntnis Justins favorisierten Spätdatierung des Zweiten Petrusbriefes (160–180 n. Chr.) nur schlecht vereinbaren. Grünstäudls Überlegungen

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4. Polykarpbrief und Erster Klemensbrief Die oben skizzierten Berührungen zwischen den neutestamentlichen Pseudepigraphen mögen zu klein erscheinen, um den beschriebenen Zusammenhang zu plausibilisieren. Die dargelegte Indizienkette ist dünn. Sie wird aber durch die Beobachtung ergänzt, dass sich mit dem Polykarpbrief und dem Ersten Klemensbrief auch außerhalb des Kanons ein Beispiel für die Praxis zeigt, mit dem Präskript des eigenen Briefes an das eines älteren Schreibens anzuknüpfen, auch dort, wo die Texte nicht vom gleichen Verfasser stammen sollen.58 Fragen der Verfasserschaft können hier ausgeklammert werden, der Autor des Poykarpbriefes wird als ,Polykarp‘ angesprochen, der sogenannte Erste Klemensbrief behauptet ohnehin nicht, von einem Klemens geschrieben worden zu sein. Zu vermerken ist allerdings, dass der Polykarpbrief hier als das ältere der beiden Schreiben vorgestellt und daher links notiert wird.59 zur Abhängigkeit des Zweiten Petrusbriefes von der griechischen Petrusapokalypse haben die Debatte gleichwohl beflügelt, vgl. nur den Sammelband von Frey, Jörg/Dulk, Matthijs den/ Watt, Jang G. van der (Hg.), 2 Peter and the Apocalypse of Peter. Towards a New Perspective. Radboud Prestige Lectures by Jörg Frey (Biblical Interpretation Series 174), Leiden/Boston: Brill 2019, außerdem etwa Nicklas, Tobias, Jewish, Christian, Greek? The Apocalypse of Peter as a Witness of Early 2nd-Cent. Christianity in Alexandria, in: Luca Arcari (Hg.), Beyond Conflicts. Cultural and Religious Cohabitations in Alexandria and Egypt between the 1st and the 6th Century ce (Studien und Texte zu Antike und Christentum 103), Tübingen: Mohr Siebeck 2017, 27–46, 39. 58  Nach Lindemann, Andreas, Die Apostolischen Väter I: Die Clemensbriefe (Handbuch zum Neuen Testament 17), Tübingen: Mohr Siebeck 1992, 11, verweisen „die Parallelen […] in keinem Fall auf literarische Abhängigkeit.“ Das zeigt, welch immense Anforderungen bisweilen an die Voraussetzung eines Kenntniszusammenhangs geknüpft werden. Streeter, Burnett H., The Four Gospels. A Study of Origins. Treating of the Manuscript Traditions, Sources, Authorship, & Dates, London: Macmillan 1964 (1924), 528, schrieb dagegen: „Polycarp, again, must have known 1 Clement by heart.“ Vgl. auch Berding, Kenneth, Polycarp and Paul. An analysis of Their Literary & Theological Relationship in Light of Polycarp’s Use of Biblical & Extra-Biblical Literature (Supplements to Vigiliae Christianae 62), Leiden/Boston/Köln: Brill 2002, 187: „It is almost certain that Polykarp knew and drew upon the following sources: The Psalms […] 1 Clement.“ Für das Präskript rekurriert er gleichwohl lediglich auf epistolographische Konvention (ebd. 34 f.). Eine Übersicht über die Parallelen bietet etwa Bauer, Johannes Baptist, Die Polykarpbriefe (Kommentar zu den Apostolischen Vätern 5), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1995, 28–30. Zur Diskussion vgl. auch Hartog, Paul, Polycarp’s Epistle to the Philippians and the Martyrdom of Polycarp. Introduction, Text, and Commentary (Oxford Apostolic Fathers), Oxford: Oxford University Press 2013, 62 f. 59  Der Text der Apostolischen Väter ist Lindemann, Andreas/Paulsen, Henning (Hg.), Die Apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe mit Übersetzungen von Martin Dibelius/Dietrich-Alex Koch, Tübingen: Mohr Siebeck 1992, entnommen. Die Gründe für die zeitliche Priorisierung des Polykarpbriefes, mit der fraglos eine Spätdatierung des Ersten Klemensbriefes einhergehen würde, sollen zeitnah an anderer Stelle dargelegt werden. Fischer, Joseph A., Die Apostolischen Väter. Eingeleitet, herausgegeben, übertragen und erläutert (Schriften des Urchristentums 1), Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 31959 (1956), 3, konnte noch schreiben „Als erstes genauer datierbares Werk begegnet uns in der christlichen Literatur außerhalb des Neuen Testaments ein Schreiben der Kirchengemeinde von Rom an die

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Πολύκαρπος καὶ οἱ σὺν αὐτῷ πρεσβύτεροι τῇ ἐκκλησίᾳ τοῦ θεοῦ τῇ παροικούσῃ Φιλίππους·

ἔλεος ὑμῖν καὶ εἰρήνη παρὰ θεοῦ παντοκράτορος καὶ  Ἰησοῦ Χριστοῦ τοῦ σωτῆρος ἡμῶν πληθυνθείη. (Polyk prae.)

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Ἡ ἐκκλησία τοῦ θεοῦ ἡ παροικοῦσα Ῥώμην τῇ ἐκκλησίᾳ τοῦ θεοῦ τῇ παροικούσῃ Κόρινθον, κλητοῖς ἡγιασμένοις ἐν θελήματι θεοῦ διὰ τοῦ κυρίου ἡμῶν  Ἰησοῦ Χριστοῦ. χάρις ὑμῖν καὶ εἰρήνη ἀπὸ παντοκράτορος θεοῦ διὰ  Ἰησοῦ Χριστοῦ πληθυνθείη. (1 Clem prae.)

Das Präskript des Polykarpbriefes lehnt sich lose an paulinische Vorgaben an, weist aber eine Reihe von Modifikationen auf, für die möglicherweise auch der Erste Petrusbrief eine Rolle spielte. Während 1 Petr 1,2 den für Paulus typischen Grußeingang χάρις ὑμῖν καὶ εἰρήνη zeigt und 1 Petr 1,3 in der Eulogie ἔλεος bietet, band der um eine eigene Diktion durch Variation bemühte Polykarp die χάρις in den Prolog ein und notierte ἔλεος ὑμῖν καὶ εἰρήνη in der salutatio. Gegenüber der paulinischen Ergänzung ἀπὸ θεοῦ πατρὸς ἡμῶν καὶ κυρίου  Ἰησοῦ Χριστοῦ wurden zwei Änderungen vorgenommen. Der Prologanfang setzt bei τῷ κυρίῳ ἡμῶν  Ἰησοῦ Χριστῷ an,60 weshalb in der salutatio als Alternative das Epitheton τοῦ σωτῆρος gewählt wurde. Da die Vater-Sohn-Relation für Polykarp zumindest in diesem Brief keine Rolle spielte, trat an die Stelle des πατρὸς ἡμῶν die phonetisch ähnlich anmutende und vielleicht bereits etablierte Bezeichnung Gottes als des παντοκράτορος (vgl. Apk 4,8; 11,17; 15,3; 16,7.14; zu Korinth“, um dann die Jahre 96 und 97 n. Chr. als mögliche Abfassungsjahre auszuweisen. Mit Abstrichen kann die Ansetzung in den 90er Jahren nach wie vor als verbreiteter Konsens gelten, vgl. nur Lindemann, Andreas, Der Erste Clemensbrief, in: Wilhelm Pratscher (Hg.), Die Apostolischen Väter. Eine Einleitung (Uni-Taschenbücher 3272), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, 59–82, 77 f. Zu den Argumenten vgl. Lona, Horacio E., Der erste Clemensbrief (Kommentar zu den Apostolischen Vätern 2), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1998, 75–78. Diese Frühdatierung darf jedoch als nicht ausreichend begründet angesehen werden. Zur Kritik an der Verbindung mit einer angeblichen Verfolgung unter Domitian vgl. etwa Adams, Sean A., Crucifixion in the Ancient World. A Response to L. L. Welborn, in: Stanley E. Porter (Hg.), Paul’s World (Pauline Studies 4), Leiden/Boston: Brill 2008, 111–129. Der Annahme von Sturdy, John V. M., Redrawing the Boundaries. The Date of Early Christian Literature. Edited by Jonathan Knight, London/New York: Routledge 2014 (2007), 14–18, der Polykarpbrief datiere als pseudepigraphisches Schreiben aus dem 3. Jahrhundert, muss man trotz bedenkenswerter Beobachtungen zu einer wesentlich früher anzusetzenden „Spätdatierung“ nicht folgen. Eine Abfassung des Briefes bereits um 120  n. Chr., die etwa Gielen, Marlis, Der Polykarpbrief und der 1. Petrusbrief. Versuch einer Neubestimmung ihres literarischen Verhältnisses, in: Wilfried Eisele/Christoph Schaefer/Hans-Ulrich Weidemann (Hg.), Aneignung durch Transformation (FS M. Theobald, Herders biblische Studien 74), Freiburg i. Br./Basel/Wien: Herder 2013, 416–444, 418.437, voraussetzt, gerät in Konflikt mit einer Spätdatierung der Pastoralbriefe, sofern mindestens einzelne von ihnen dem Polykarpbrief vorausliegen, der kaum vor 130 n. Chr. entstanden sein dürfte. 60  Vgl. 1 Petr 1,3, außerdem 1 Thess 1,3; 2 Kor 1,3; Kol 1,3; Eph 1,3 sowie 1 Kor 1,2.

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19,15; 21,22). Ungewohnt ist die Präposition παρά. Ein Einfluss von 2 Joh 3 lässt sich zwar nicht grundsätzlich ausschließen,61 so wenig wie ein Impuls von 1 Petr 2,20 (παρὰ θεῷ) wo im Kontext ebenfalls die Leiden für den Glauben thematisiert werden, vielleicht verdankt sich die Wahl der Präposition jedoch schlicht einer stilistischen Akzentuierung des ,π‘ im Präskript (Πολύκαρπος, πρεσβύτεροι, παροικούσῃ, παρά, παντοκράτορος, πληθυνθείη). Da Polykarp den Ersten Petrusbrief kannte,62 dürfte zumindest die finite Verbform πληθυνθείη, wenngleich auch andernorts belegt, auf einen Impuls dieses Schreibens zurückgehen. Daher könnte sich auch die Zuwendung zu τῇ ἐκκλησίᾳ τοῦ θεοῦ τῇ παροικούσῃ Φιλίππους anstelle von τῇ ἐκκλησίᾳ τοῦ θεοῦ τῇ οὔσῃ ἐν Φιλίπποις (vgl. 1 Kor 1,2; 2 Kor 1,2) trotz der Häufung des ,π‘ dem Ersten Petrusbrief verdanken, obschon παροικί und πάροικος (1 Petr 1,17; 2,11) dort semantisch anders konnotiert sind und in der adscriptio von den παρεπιδήμοις διασπορᾶς (1 Petr 1,1) die Rede ist. Polykarp verzichtete nicht nur auf einen titulus, sondern führte auch eine Gruppe von bei ihm anwesenden Presbytern als Mitabsender an. Da er seinem Schreiben die 1. Pers. Sg. zugrunde legte, im Zusammenhang mit den Presbytern aber auf die 3. Pers. Sg. zurückgriff (οἱ σὺν αὐτῷ πρεσβύτεροι, Polyk 1,1, vgl. dagegen Gal 1,2), darf man annehmen, dass er sich selbst als einen der Presbyter verstand. Damit ist nicht grundsätzlich ausgeschlossen, dass er zugleich ἐπίσκοπος war. Der angebliche Verfasser des Ersten Petrusbriefes stellte sich als Πέτρος ἀπόστολος (1 Petr 1,1) vor und bezeichnete sich dennoch als ὁ συμπρεσβύτερος (1 Petr 5,1). Doch Polykarp führte keinen weiteren Titel an, obwohl er diesen Brief kannte. Gegen die Annahme, dass er sich selbst als ἐπίσκοπος verstand könnte sprechen, dass die Funktion des Presbyters ähnlich wie in Apg 20,28, 1 Petr 5,2 und Tit 1,7, aber im Gegensatz zu 1 Tim 3,1–2 noch den Aufseher‑ und Hirtendienst umfasste.63 Polykarp verwandte zwar nicht das Verb ἐπισκοπέω, sondern das diesem verwandte ἐπισκέπτομαι (Polyk 6,1), und das im Hinblick auf die Kranken. Dennoch scheint fraglich, ob er dieses Verb verwendet hätte, wenn er eine gesonderte Gruppe von ἐπίσκοποι unterschieden hätte. Denn mit der Rückführung der Verirrten (ἐπιστρέφοντες τὰ ἀποπεπλανημένα, Polyk 6,1) dürfte er zugleich das Hirtenmotiv aufgenommen haben (vgl. 1 Petr 2,25; Jer 50[27],6; Ez 34,4.16). 61  2 Joh 3: χάρις ἔλεος εἰρήνη παρὰ θεοῦ πατρὸς καὶ παρὰ  Ἰησοῦ Χριστοῦ τοῦ υἱοῦ τοῦ πατρὸς ἐν ἀληθείᾳ καὶ ἀγάπῃ.  Auch die Erwähnung der ἀληθοῦς ἀγάπης (Polyk 1,1) hätte hier einen Anhaltspunkt. Polyk 2,2 (ἐὰν ποιῶμεν αὐτοῦ τὸ θέλημα καὶ πορευώμεθα ἐν ταῖς ἐντολαῖς αὐτοῦ καὶ ἀγαπῶμεν ἃ ἠγάπησεν) erinnert zudem an 2 Joh 1,6 (αὕτη ἐστὶν ἡ ἀγάπη, ἵνα περιπατῶμεν κατὰ τὰς ἐντολὰς αὐτοῦ). 62 Die von Gielen, Polykarpbrief, 421–437, angeführten Argumente nötigen nicht dazu, ein umgekehrtes Abhängigkeitsverhältnis vorauszusetzen. Die Auseinandersetzung mit der These muss einem anderen Beitrag vorbehalten bleiben. 63  Die Bezeichnung als ἐπίσκοπος in MartPolyk 16,2 und IgnMagn 15,1; IgnPol prae. bezöge sich dann auf einen späteren Zeitpunkt, sofern es sich nicht um einen Anachronismus handelt.

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Im Präskript des Ersten Klemensbriefes wurden einzelne Abweichungen gegenüber den paulinischen Wendungen beseitigt. Dabei setzte der Autor auf Wiederholungen. Die aus dem Polykarpbrief übernommene Konstruktion der adscriptio (τῇ παροικούσῃ) wurde auf die superscriptio übertragen.64 Die Gemeinden bewegten sich auf Augenhöhe. Die Ergänzung zeigt vorwiegend Elemente aus dem Präskript des Ersten Korintherbriefes (ἡγιασμένοις ἐν Χριστῷ  Ἰησοῦ, κλητοῖς ἁγίοις, 1 Kor 1,2), könnte aber geringfügig von Polyk 1,3 beeinflusst sein.65 Der Beginn der salutatio ist syntaktisch wieder an die paulinische Konvention angepasst, παρά wurde durch ἀπό ersetzt. Die Präferenz des παντοκράτορος wurde jedoch beibehalten. Zu notieren ist, dass mit der Wendung ἀπὸ παντοκράτορος θεοῦ διὰ  Ἰησοῦ Χριστοῦ in der salutatio beide Figuren aus der adscriptio wieder aufgenommen wurden, wobei jeweils nur einer Figur ein Epitheton beigefügt wurde, sofern Χριστός bereits als Eigenname fungierte. Fragt man danach, warum der Autor des Ersten Klemensbriefes im Präskript so deutlich vernehmbar beim Polykarpbrief anknüpfte, obwohl er darüber hinaus nur vereinzelt auf den Vorläufer zurückgriff, wird man auch hier zunächst auf die frühchristliche Briefpraxis verweisen dürfen. Nachdem die pseudepigraphischen Texte sowohl beim echten Paulus als auch bei fiktiven Inszenierungen der Apostel angeknüpft und so ihren Bezugsrahmen benannt hatten, repräsentierte der Polykarpbrief ein anderes Konzept. Hier schrieb nicht mehr einer der Apostel, sondern der Presbyter Polykarp an die Gemeinde in Philippi. Der Rückgriff auf die Autorität der Apostel erfolgte als ausdrückliche Referenz und in bewusster Unterordnung (Polyk 3,2; 9,1–2).66 64 Für eine Adaption von 1 Petr 1,1 könnte das παρεπιδημήσας in 1 Clem 1,2 sprechen, das jedoch semantisch anders konnotiert ist. 65 Zu ἐν θελήματι θεοῦ vgl. 1 Kor 1,1 (διὰ θελήματος θεοῦ) – außerdem 2 Kor 1,1; Kol 1,1; Eph 1,1; 2 Tim 1,1 sowie Röm 15,32; 2 Kor 8,5 – bzw. Röm 1,10 (ἐν τῷ θελήματι τοῦ θεοῦ), auch Kol 4,12. Die Präposition ἐν (vgl. 1 Clem 49,6) dürfte hier anstelle des präpositionslosen Dativs in Polyk 1,3 stehen (ἀλλὰ θελήματι θεοῦ διὰ  Ἰησοῦ Χριστοῦ). Zu διὰ τοῦ κυρίου ἡμῶν  Ἰησοῦ Χριστοῦ vgl. Röm 5,1.11; 15,30; 1 Kor 15,57; 1 Thess 5,9. 66  Dennoch dürfte der Polykarpbrief in der Folge auch noch in einem pseudepigraphischen Schreiben rezipiert worden sein, weil ihn der Autor des Ersten Timotheusbriefes vermutlich kannte. Wegen der engen Parallelen zwischen 1 Tim 6,7.10 und Polyk 4,1 sowie 1 Tim 4,12 und Polyk 4,2 (vgl. 1 Tim 2,15) wird hier eine literarische Abhängigkeit zwischen den beiden Schreiben vorausgesetzt, das einer eingehenderen Untersuchung Bedarf. Überlegungen zur Frage unter Voraussetzung eines Corpus Pastorale bei Merz, Selbstauslegung, 114–140. Zur grundsätzlichen Frage der Abhängigkeit vgl. auch etwa Berding, Polycarp, 142–155; Hartog, Paul, Polycarp and the New Testament. The Occasion, Rhetoric, Theme, and Unity of the Epistle to the Philippians and its Allusions to New Testament Literature (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 134), Tübingen: Mohr Siebeck 2002, 178 f.; Lookadoo, Jonathon, Polycarp, Paul, and the Letters to Timothy, in: Novum Testamentum 59 (2017), 366–383. Vgl. zur Diskussion außerdem die Übersicht bei Holmes, Michael W., Polycarp’s Letter to the Philippians and the Writings that later formed the New Testament, in: Andrew F. Gregory/Christopher M. Tuckett (Hg.), The Reception of the New Testament in the Apostolic Fathers, Oxford: Oxford University Press 2005, 187–227, 215–217. Bauer, Walter, Rechtgläubigkeit und Ketzerei im ältesten Christentum. Zweite, durchgesehene Auflage mit einem Nachtrag herausgegeben von Georg Strecker

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Der Autor des Ersten Klemensbriefes knüpfte beim Polykarpbrief an, um dessen Praxis aufzugreifen, einen auch nicht vorgeblich von einem Apostel oder einer anderen Autorität der Frühzeit verantworteten Gemeindebrief zu verfassen; er unterstrich aber zugleich die Bindung an Paulus, indem er stärker als Polykarp auf Elemente des paulinischen Briefformulars zurückgriff. Neu war, dass nicht mehr ein führender Presbyter der Gemeinde, sondern die ganze Gemeinde an eine im Glauben verbundene andere Gemeinde schrieb. Für die vorliegende Fragestellung ist zuletzt nicht einmal entscheidend, wer wessen Präskript adaptierte. Zu notieren ist in jedem Fall, dass sich die Praxis, bei einem vorausliegenden Schreiben bereits im Präskript anzuknüpfen, auch außerhalb der neutestamentlichen Pseudepigraphen im christlichen Umfeld des 2. Jahrhunderts n. Chr. nachweisen lässt, sofern man die engen Parallelen nicht auf eine allgemeine, andernorts in dieser Weise aber nicht belegte Briefphraseologie zurückführen will.

5. Fazit Vor dem Hintergrund der Beobachtung, dass schon Paulus trotz eines relativ stabilen Briefformulars den Briefeingang immer wieder dazu verwendete, eine erste Einordnung seines Schreibens zu bieten, erlaubt der Vergleich neutestament(Beiträge zur historischen Theologie 10), Tübingen: Mohr Siebeck 21964 (1934), 226, votierte für eine Datierung aller Pastoralbriefe nach Polyk, wo man nicht bereit war, die Parallelen auf den gleichen Sprachgebrauch zurückzuführen. Hinsichtlich des infrage stehenden Abhängigkeitsverhältnisses hilft der Vergleich von 1 Tim 6,7.10 und Polyk 4,1 wenig weiter, weil beide Stellungnahmen auf in der Antike geläufige Wendungen zurückgehen und der Einfluss der jeweiligen Prägungen kaum noch ermittelt werden kann, Belege etwa bei Marshall, The Pastoral Epistles, 646.651–652. Wenn in Polyk 4,1 das Adjektiv χαλεπός auf 2 Tim 3,1 zurückgeht, wo im Kontext die φιλάργυροι (2 Tim 3,2) angesprochen werden, ließe sich das zugunsten einer Priorität des Polykarpbriefes werten (zur möglichen Kenntnis des Zweiten Timotheusbriefes vgl. 2 Tim 1,9 und Polyk 1,3 sowie 2 Tim 4,10 und Polyk 9,2). Dafür spricht zuvorderst der Vergleich von 1 Tim 3,2–11 und Polyk 5,2. Denn die Tugenden und Laster in 1 Tim 3,2–11 wurden ganz überwiegend aus Tit 1,7–8 (πάροινον; πλήκτην; αἰσχροκερδῆ; ἀνέγκλητον; σώφρονα; φιλόξενον), Tit 2,2–3 (νηφαλίους; σεμνούς; μὴ οἴνῳ πολλῷ δεδουλωμένας; διαβόλους), Tit 2,7 (σεμνότητα) und Tit 3,2 (ἐπιεικεῖς; ἀμάχους) übernommen. Hinzu kommen mögliche Entlehnungen aus 2 Tim 1,3 (ἐν καθαρᾷ συνειδήσει), 2 Tim 2,24 (διδακτικόν) und 2 Tim 2,26 (ἐκ τῆς τοῦ διαβόλου παγίδος) sowie 2 Tim 3,4 (τετυφωμένοι). Vermutlich dürften einzelne weitere Qualifizierungen wie ἀνεπίλημπτον und κόσμιον (1 Tim 3,2) oder νεόφυτον (1 Tim 3,6) zwar auf den Autor des Ersten Timotheusbriefes selbst zurückgehen. Angesichts dieser Kollage scheint aber plausibel, dass sich auch διλόγους (1 Tim 3,8) und ἀφιλάργυρον (1 Tim 3,3) einer Quelle verdanken, nämlich Polyk 5,2: μὴ δίλογοι, ἀφιλάργυροι (vgl. auch 2 Tim 3,2: φιλάργυροι). Es ist jedenfalls nicht ersichtlich, warum Polykarp, der hier vergleichsweise eigenständig formulierte, aus der Fülle von Attributen in 1 Tim 3,2–11 ausgerechnet die beiden dort nicht zusammenhängenden Begriffe ausgewählt haben sollte. Die Geldgier war für seine Ausführungen zwar auch an anderer Stelle von Belang (Polyk 2,2; 4,1.3; 6,1). Gerade deswegen legt sich die Rückführung des Begriffes ἀφιλάργυρος auf den Ersten Timotheusbrief aber nicht dringlich nahe.

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licher Pseudepigraphen die Annahme, dass auch die Autoren dieser Texte den Briefeingang zur Orientierung der Leser nutzten, indem sie formal bei zeitlich vorausliegenden Schreiben anknüpften und deren Gestaltung des Briefformulars zugleich variierten. Dabei lässt sich das Ineinander von Übernahme und Modifikation insofern als paulinisches Erbe verstehen, als sich diese Praxis, wenn auch im Kontext eines orthonymen Briefœuvres, schon beim Apostel abzeichnete. Der Rekurs auf die jeweils älteren Texte implizierte nicht zwingend, dass Wortschatz, Inhalt oder Theologie des Vorläufers einen starken Einfluss auf die Abfassung ausübten. Man schrieb sich mit den Übernahmen aber auch nicht nur in eine Praxis pseudepigraphischer Textabfassung ein, sondern positionierte sich zugleich in einem diachronen Diskurs. Die formale Gestaltung neutestamentlicher Pseudepigraphen kann daher, so die Annahme, zu einer relativen Datierung dieser Texte beitragen. Der Zugang stößt allerdings nicht nur beim Jakobusbrief, der im Rückgriff auf das einteilige griechische Präskript einem eigenen Weg folgt, und dem im vorliegenden Beitrag nicht berücksichtigten Zweiten Thessalonicherbrief, der seinerseits bei keinem anderen Pseudepigraph unmittelbar anknüpft, an seine Grenzen, sondern auch bei den Pastoralbriefen. Hier zeigen die Realisierungen des Briefformulars, die sich nicht von der Praxis des Apostels, sondern auch untereinander deutlich unterscheiden, dass es sich um drei getrennt voneinander verfasste Texte handeln dürfte, wobei der Zweite Timotheusbrief das älteste und der Erste Timothesubrief das jüngste der drei Schreiben darstellt. Die Einordnung der drei Briefe im Spektrum frühchristlicher Pseudepigraphen wird möglich, wenn man 2 Tim 3,1 als Adaption von 2 Petr 3,3 auffasst. Eine Unterstützung erfährt die These, dass sich frühchristliche Autoren bei der Gestaltung des Briefeingangs an vorausliegenden Texten orientierten durch einen Vergleich des Polykarpbriefes und des Ersten Klemensbriefes, die offenkundig Berührungen im Präskript zeigen. Versteht man die Pastoralbriefe als drei einzelne, nacheinander von unterschiedlichen Händen verfasste Texte, die noch nach dem Zweiten Petrusbrief entstanden sind, ergibt sich als Implikation, dass die Ignatianen der mittleren Rezension, so sie denn die Pastoralbriefe voraussetzen,67 erst in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. entstanden sein können.68 Der formale Vergleich der neutestamentlichen Pseudepigraphen, 67  Vgl. dazu etwa Merz, Selbstauslegung, 141–187, und Theobald, Israel-Vergessenheit, 252– 314, die aufgrund der divergierenden Datierungen zu unterschiedlichen Einschätzungen hinsichtlich der Frage der Orthonymität gelangen. 68 Vgl. nur Joly, Robert, Le dossier d’Ignace d’Antioche (Université Libre de Bruxelles. Faculté de Philosophie et Lettres 69), Brüssel: L’Université de Bruxelles 1979; Hübner, Reinhard M., Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien, in: Zeitschrift für antikes Christentum 1 (1997), 44–72; Lechner, Thomas, Ignatius adversus Valentinianos? Chronologische und theologiegeschichtliche Studien zu den Briefen des Ignatius von Antiochien (Supplements to Vigiliae Christianae 47), Leiden/Boston/Köln: Brill 1999. Die Spätdatierung der IgnatiusbriefemR fügt sich nicht zuletzt zur Ämterentwicklung, weil sie ein

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die vom Zweiten Thessalonicherbrief abgesehen Stuf ’ um Stufe auf jeweils vorausliegenden Pseudepigraphen aufbauen oder wie im Fall des Kolosserbriefes und des Jakobusbriefes zumindest von späteren Pseudepigraphen aufgegriffen werden, führt im Ergebnis zu einer chronologischen Reihung, in die abschließend auch der gänzlich ausgeblendete Zweite Thessalonicher und die hier nicht näher behandelten Texte ausblickartig eingeordnet werden dürfen: Kolosserbrief – Epheserbrief – Jakobusbrief – Zweiter Thessalonicherbrief (?) – Erster Petrusbrief – Judasbrief – Zweiter Petrusbrief – Zweiter Timotheusbrief – Titusbrief – Polykarpbrief – Erster Timotheusbrief – Erster Klemensbrief – IgnatiusbriefemR .

Literaturverzeichnis Adams, Sean A., Crucifixion in the Ancient World. A Response to L. L. Welborn, in: Stanley E. Porter (Hg.), Paul’s World (Pauline Studies 4), Leiden/Boston: Brill 2008, 111–129. Arzt-Grabner, Peter, Philemon (Papyrologische Kommentare zum Neuen Testament 1), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2003. Aune, David E., The New Testament in Its Literary Environment (Library of Early Christianity 8), Philadelphia: Westminster 1987. Bachmann, Michael, Kirche und Israel Gottes. Zur Bedeutung und ekklesiologischen Relevanz des Segenswortes am Schluß des Galaterbriefes, in: Ders., Antijudaismus im Galaterbrief ? Exegetische Studien zu einem polemischen Schreiben und zur Theologie des Apostels Paulus (Novum Testamentum et Orbis Antiquus 40), Freiburg i. Üe.: Universitätsverlag Freiburg/Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1999, 159–189. Bauer, Johannes Baptist, Die Polykarpbriefe (Kommentar zu den Apostolischen Vätern 5), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1995. Bauer, Thomas J., Paulus und die kaiserzeitliche Epistolographie. Kontextualisierung und Analyse der Briefe an Philemon und an die Galater (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 276), Tübingen: Mohr Siebeck 2011.

Ämterverständnis repräsentieren, das sich im Ersten Timotheusbrief abzeichnet, aber noch nicht zu einer festen Form kristallisiert ist. Denn innerhalb des Neuen Testaments kennt nur dieses Schreiben einen Monepiskopat neben Diakonen. Damit ist der Erste Timotheusbrief einem Stadium zuzurechnen, in dem die nach Paulus auch außerhalb Israels etablierte Leitung der jeweiligen Gemeinden durch Presbyter sukzessive durch die Bestellung eines Episkopos und mehrerer ihn unterstützender Diakonoi abgelöst wurde. Diese Neuerung kann als Reaktion auf eine möglicherweise mit dem Namen ,Marcion‘ verbundene „Paulusrenaissance“ verstanden werden, die bei Phil 1,1 anknüpfte, um die Leitung durch Episkopoi und Diakonoi einzufordern. In 1 Clem 42,4–5 ist die Neuerung in deren Bestreitung noch vernehmbar. Auch Did 15,1 muss für die Einsetzung der Funktionsträger werben. Sollte die Anpassung der Ämterstruktur als Reaktion auf Marcion erfolgt sein, wären 1 Clem 42,4–5, Did 15,1 sowie PastHerm Vision 3,5,1 und Similitudo 9,27,2 (vgl. auch 25,4; 26,2) nicht vor 135 n. Chr. zu datieren. Vor diesem Hintergrund ist auch das Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem Polykarpbrief und dem Ersten Timotheusbrief neu zu bedenken.

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Problem und Methode Datierung und Datierungsnotwendigkeit am Beispiel Lukians Peter v. Möllendorff Die ältere Klassische Philologie hat sich oft und umfänglich mit Datierungsfragen beschäftigt, galten doch solche Fragen sowohl um ihrer selbst willen als auch zum Zweck der Vervollständigung historischer Tableaus als beantwortungsbedürftig. Zudem vertrat man die Auffassung, mithilfe von Datierungsmaßnahmen Fragen einer Werkchronologie und zur Vita eines Autors beantworten zu können; auch Verbindungen von Autorviten und bestimmten Texten zu konkreten realhistorischen Ereignissen waren (und sind) Gegenstand der Aufmerksamkeit.1 Das Stellen solcher Fragen setzt eine primär historische, genauer gesagt eine literaturgeschichtliche Ausrichtung der Disziplin voraus und damit ein Denken primär in Epochen, Entwicklungen und Abhängigkeiten. Die aktuelle Klassische Philologie versteht sich demgegenüber verstärkt als entweder literaturwissenschaftlich oder kulturwissenschaftlich orientiert. In beiden Fällen tritt das Interesse an kausalen und temporalen Verläufen hinter dem Interesse an einem Systemverstehen zurück. Gleichwohl kann es in Einzelfällen und gerade dann, wenn wir über das Leben eines Autors insgesamt gut informiert sind, wichtig sein, einzelne Werke in diesen Lebensgang einzufügen; allerdings waren solche Datierungen auch oft mit Wertungen von Teilen des Œuvres als Frühwerk, Werk der „Reife“, Alterswerk verbunden – Kategorisierungen, die heutzutage sicher von den meisten Philologen als obsolet angesehen würden, ebenso wie man weitgehend davon abgekommen sein dürfte, bestimmte literarische 1 Ich unterscheide im Folgenden grundsätzlich zwischen argumentativen und literarischen Texten, also einerseits Texten, deren primäres Anliegen die Entfaltung einer These oder das Erreichen eines Überzeugungszieles ist, andererseits Texten, in denen Form und Stil vom Ausgesagten nicht zu trennen sind und eine essentielle Qualität darstellen; vgl. hierzu exemplarisch Seel, Martin, Platons Apologie der Literatur. Eine kurze Lektüre des Phaidros, in: Ders., Die Macht des Erscheinens. Texte zur Ästhetik, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2 2013, 131–142. Fragen nach der Datierung sind bei ersteren selbstverständlich von höchster (etwa ideen‑ und begriffsgeschichtlicher) Relevanz. Ich beschäftige mich in diesem Beitrag hingegen ausschließlich mit literarischen Texten. Innerhalb des Gesamtwerks eines einzelnen Autors Stil‑ und Formgeschichte betreiben zu wollen ist zumindest ambitioniert. Besitzt man eine externe Quelle für die Datierung einzelner Texte, lassen sich an ein solches von außen gesichertes Datengerüst womöglich stilistische Entwicklungen anhängen; umgekehrt scheint es mir methodisch unabgesichert, aus der Beobachtung stilistischer Varianten eine Werkchronologie abzuleiten.

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Peter v. Möllendorff

Darstellungsweisen und Darstellungstechniken einem Lebensalter oder einer Entwicklungsstufe zuzuweisen. Ohnehin lassen sich Datierungsfragen kaum noch belastbar lösen, wenn wir mit dem Werk von Autoren konfrontiert sind, die ihre auktoriale Person kaschieren oder gar hinter sogenannten „unreliable narrators“ verstecken. Hierfür ist ein besonders schönes und instruktives Beispiel Lukian aus Samósata, aus dessen Feder uns ein mindestens 80 Titel umfassendes Œuvre überkommen ist. Lukian wird gemeinhin auf das zweite nachchristliche Jahrhundert, gern etwas präzisierend auf ca. 120 bis 180 n. Chr. datiert. Wie kommt man darauf ? Zunächst einmal gibt es einen – gegen Lukian heftig polemisierenden – Eintrag in der Suda (s. v. Loukianos), der behauptet: γέγονε δὲ ἐπὶ τοῦ Καίσαρος Τραιανοῦ καὶ ἐπέκεινα. Es ist zunächst schon nicht völlig klar, was hier genau mit γέγονε gemeint ist. Meint der Verfasser, dass die Lebenszeit Lukians (γέγονε als Zustandsperfekt) Trajans Regierungszeit (hierauf weist Καίσαρος) und weitere Jahre danach (καὶ ἐπέκεινα) umfasst habe? Dann käme man auf ein Geburtsjahr um 98 n. Chr. und auf eine Lebenszeit, die sich über 117 n. Chr. erstreckt hätte.2 Da Lukian in seiner Invektive gegen Alexander von Abonuteichos den Tod Mark Aurels erwähnt,3 woraus sich ein terminus post quem 180 n. Chr. ergibt, wäre er 80 bis 100 Jahre alt geworden. Das ist nicht ausgeschlossen; es sei etwa an den attischen Rhetor Isokrates erinnert, der 98 Jahre alt wurde, oder den Sophisten Gorgias von Leontinoi, der die 100 tatsächlich erreichte; zudem findet sich in Lukians Œuvre auch eine kleine Schrift über Leute, die älter als 80 Jahre wurden – Μακρόβιοι –, und man könnte versucht sein, hieraus Rückschlüsse auf den Autor zu ziehen.4 Allerdings wäre das eben auch nicht mehr als eine verlockende Spekulation, und die generelle Verwendbarkeit der Suda-Notiz ist allein schon angesichts ihrer Feindseligkeit gegenüber ihrem Gegenstand ohnehin bestreitbar. So landen wir also bei Angaben, die wir womöglich dem Werk entnehmen können, und die uns bei der Rekonstruktion der Vita Lukians behilflich sein könnten. Ich hoffe aber, gleich zeigen zu können, dass man sich hier insgesamt betrachtet eher auf Glatteis bewegt, und nicht genug: Dass auch die Rekonstruk2  Für entschieden unwahrscheinlich halte ich es, dass mit „Kaiser Trajan“ dessen Nachfolger Hadrian gemeint ist, der den Namen seines Adoptivvaters, wie es üblich war, in seiner Kaisertitulatur mitführte (Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus); dies würde uns auf eine Lebenszeit von ca. 117 bis 138 „und darüber hinaus“ führen. Ebenso unwahrscheinlich ist es aufgrund des Perfekttempus, dass mit γέγονε die Angabe des Geburtsjahres gemeint sein könnte, und auch in diesem Fall bliebe offen, welche Jahresangabe daraus zu beziehen wäre. An sich scheint jedoch in der Suda γέγονε auf die Akmé des Betreffenden zu gehen. Es wäre dann unklar, wo genau in Trajans Regierungszeit man dieses 40. Lebensjahr Lukians ansetzen sollte; ebenso unklar wäre, was καὶ ἐπέκεινα in diesem Fall zu bedeuten hätte. 3 Alexander 48. 4  Aus diesem Werk wurden früher ebenfalls weitreichende Schlüsse bezüglich Lukians Lebensdaten abgeleitet; vgl. Gallavotti, Carlo, Luciano nella sua Evoluzione Artistica e Spirituale, Lanciano: Carabba 1932; vgl. hierzu die unbezweifelbare Widerlegung bei Hall, Jennifer, Lucian’s Satire, New York: Arno Press 1981, 11–13.

Problem und Methode

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tion einer Vita insgesamt möglicherweise ein von Lukian intendierter Irrweg der Rezeption ist. Beginnen wir aber einmal mit dem, was wir dem erhaltenen umfänglichen Werk an festen Datierungen entnehmen können (ich lasse hier relative Datierungen außer Acht; wir können in einigen Fällen durchaus mit Sicherheit sagen, dass ein Werk einem anderen vorausgeht, aber leider hilft uns das nie für die Eruierung einer festen Jahreszahl). Leider ist die Ausbeute hier mager:5 1) Das Dialogpaar Bilder/Verteidigung der Bilder setzt die Liaison des Kaisers Lucius Verus mit der Hetäre Panthea voraus, deren Beginn wir aus externen Quellen auf 162/3 n. Chr. datieren können. Das Doppelwerk ist also nach diesem Jahr entstanden – aber vielleicht auch erst nach dem Tod des Kaisers im Jahr 169. Wir gewinnen hier also nur einen sehr vagen terminus post quem. 2) In drei Schriften – Vom Tod des Peregrinus, Die entlaufenen Sklaven, Gegen den ungebildeten Büchernarren – wird der Tod des Scharlatans Proteus Peregrinos erwähnt, den wir durch externe Angaben auf das Jahr 165 (= 236. Olympiade) datieren können.6 Ebenso scheint die Schrift Wie man Geschichte schreiben soll das Ende oder ein fortgeschrittenes Stadium der Partherkriege vorauszusetzen und also auch um oder nach 165/166 entstanden zu sein; Helene Homeyer hat gute Gründe für eine Abfassung um 167 beigebracht.7 3) Im Demonax wird der Tod des Pflegesohnes des Sophisten und Redners Herodes Atticus erwähnt, was uns auf eine Abfassung nach 174 führt. Allerdings steht nicht gänzlich fest, ob diese Schrift wirklich von Lukian stammt; ich persönlich habe da entschieden Zweifel.8

 Vgl. Jones, Christopher P., Culture and society in Lucian, Cambridge u. a.: Harvard University Press 1986, 167–169, sowie Baumbach, Manuel/Möllendorff, Peter von, Ein literarischer Prometheus. Lukian aus Samosata und die Zweite Sophistik, Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2017, 223 f. Bereits Anderson, Graham, Some alleged relationships in Lucian’s opuscula, in: American Jounal of Philology 97 (1976), 262–275, hat für eine Reihe anderer in der Forschung gern kausal miteinander verbundenen Texte Lukians gezeigt, dass selbst dann, wenn es thematisch-motivisch enge Verbindungen gibt, aus ihnen nicht auf eine Werkchronologie geschlossen werden kann. Anderson, Graham, Lucian. Theme and variation in the Second Sophistic, Leiden: Brill 1976, 177–181, fasst dieses Argument zusammen, lässt aber die Beobachtung thematischer Affiliationen in Lukians Werk in einem weiteren Schritt zu einer elementaren Kritik von Lukians Kreativität und Arbeitsweise ausufern, die unabhängig von jeder faktischen Chronologie beschränkt und über sein gesamtes Schaffen hinweg gleich uninspiriert gewesen sei. 6 Unbegründete Zweifel an diesem Datum sind referiert in RE s. v. Peregrinus (37, 1937, Sp. 657). 7 Vgl. Homeyer, Helene, Lukian. Wie man Geschichte schreiben soll, München: Fink 1965, 11 f. Insofern ihre Argumente historiographischer Natur sind, erscheinen sie akzeptabel; die Valenz ihrer auf einer eher impressionistischen Analyse von Atmosphäre, Ton und Aufbau beruhenden Argumentation ist demgegenüber, wie Homeyer durchaus selbst einräumt, bestreitbar; vgl. auch unten S. 128. 8  Vgl. Baumbach/v. Möllendorff, Ein literarischer Prometheus 225 f. 5

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4) Die Handlung des Eunuchen setzt voraus, dass Marc Aurel bereits die Athener Philosophielehrstühle eingerichtet hat, um deren Besetzung es hier geht. Der Text muss also aus einer Zeit nach 176 stammen. 5) Von der Erwähnung des Todes des Marc Aurel – 180 n. Chr. – war bereits die Rede. Ist Lukians Tod mit einem terminus post quem 180 also einigermaßen abgesichert, dann gewinnen wir aus dieser Liste den Eindruck, dass sich Datierungshinweise vor allem für die 160er Jahre finden lassen. Es ist wiederum verlockend, hieraus stillschweigend eine besondere Aktivität Lukians in diesen Jahren abzuleiten und dies dann als seine Akmé zu interpretieren. Und hieraus erklärt sich dann das ominöse Geburtsdatum „um 120“, obwohl es eigentlich nicht mit der Angabe der Suda korreliert; doch liegt es rund vierzig Jahre vor jener Akmé – die aber eben nur eine konstruierte Akmé ist, und dies auf nicht wirklich plausible Weise. Denn es mag ja gute biographische Gründe geben, warum sich datierungstaugliche Hinweise in Lukians Texten der 160er Jahre finden, aber es ist ein Trugschluss, daraus zunächst auf einen Höhepunkt der Lebenstätigkeit und dann in einem zweiten ebenso trügerischen Schluss auf die Koinzidenz eines solchen (angenommenen) Höhepunktes mit einem topischen Lebensalter, eben der Akmé, zu gelangen.9 Dabei muss man gerechterweise zugeben, dass Lukian sich geradezu bemüht zu haben scheint, den späteren Philologen gewissermaßen einige Irrlichter auf dem Weg in den Datierungs‑ und Biographisierungssumpf vorauszuschicken. So lässt er auktorial konnotierte Figuren auftreten, die von gravierenden Konversionen – nämlich von der Rhetorik zur Philosophie – sprechen und deren Zeitpunkt gerade auf das vierzigste Lebensjahr legen.10 Lag es da nicht nahe, diese Figuren mit dem historischen Lukian gleichzusetzen und auch diese μεταβολὴ βίου dann in die 160er Jahre zu datieren? War man erst einmal so weit gegangen – und eine solche (methodisch hinterfragbare) Gleichsetzung liegt letztlich allen wissenschaftlichen Arbeiten zugrunde, die Fragen zu Lukians Datierung gewidmet sind –11, dann war ein weiterer Schritt schnell getan: In der Schrift Apologia nämlich verteidigt sich der Sprecher – den auch wieder viele mit Lukian gleichsetzen – dafür, dass er einen Posten in der ägyptischen Provinzialverwaltung angenommen habe, obwohl er in seiner Schrift Über diejenigen, die sich gegen Lohn vermieten (Merc. Cond.) gerade solche Salärtätigkeiten böse verspottet hatte. Natürlich fällt es aufgrund der Tatsache, dass hier gleich zwei  9 Diesem Irrtum erliegt auch Hall, Lucian’s Satire 16, die ansonsten (6–16) ältere Datierungsversuche, die auf abenteuerlichen Konstruktionen und bisweilen auch Konjekturen beruhten, mit wohltuendem Scharfsinn abweist. 10 So insbesondere der ‚Syrer‘ in Bis acc. 32 und ‚Lykinos‘ in Herm. 13. Tatsächlich schließen sich diese beiden Pseudo-Autobiographismen hinsichtlich einer Konversionslogik gegenseitig aus: Vgl. Bompaire, Jacques, Lucien écrivain. Imitation et création, Paris: de Boccard 1958, 529. 11  Ein instruktives Referat der älteren Forschung gibt MacLeod, Matthew D., Lucianic studies since 1930, in: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt 34/2 (1994), 1379–1384.

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Schriften ins gleiche Spiel kommen, schon viel schwerer, dies nicht auf Lukian zu beziehen. Diese bezahlte Tätigkeit dann aber auch gleich in die 160er Jahre zu verlegen, setzte im Grunde die oben referierten Überlegungen stillschweigend bereits voraus, obwohl wir weder Hinweise noch externe Zeugnisse haben, die eine solche Einordnung nahelegen.12 So erhebt hier der Verdacht sein Haupt, Lukian bemühe sich geradezu darum, seine Leser auf solch spekulative Bahnen zu locken. Schauen wir zu seiner Widerlegung oder Erhärtung in eine Schrift, die an sich wie keine andere hätte geeignet sein müssen, gerade solchen Spekulationen ein rasches Ende zu bereiten. In seiner mit Traum oder Leben Lukians überschriebenen kurzen Rede berichtet der (ohne Namen bleibende) Sprecher, er sei nach seiner Ausbildung zum Rhetor und Sophisten wieder in seine Heimatstadt zurückgekehrt und erzähle jetzt von seinem Bildungsweg, damit die Jugend in ihm ein Vorbild finden und sich ebenfalls auf den Weg der Paideia machen könne. Was er nun über seine „Bekehrung zur Bildung“ erzählt, klingt zunächst sehr realistisch. Er stamme, so sagt er, aus einer guten, aber nicht sehr reichen Familie, und so hätte sein Vater mit den männlichen Familienangehörigen und seinen Freunden beratschlagt, was der Junge lernen solle. Man sei auf die Idee verfallen, ihn beim Bruder der Mutter das edle Handwerk des Steinmetzen lernen zu lassen. Schon am ersten Tag seiner Lehre sei er aber von seinem Onkel verprügelt worden, weil er eine teure Steinplatte zerschlagen habe. Weinend sei er nach Hause gelaufen und habe in der darauffolgenden Nacht geträumt, zwei Frauen träten ihm gegenüber, nämlich Frau Handwerk (Τέχνη) und Frau Bildung (Παιδεία), und versuchten, ihn durch Werbereden jeweils auf ihre Seite zu ziehen. Er habe sich dann für Frau Bildung entschieden. Spätestens in dem Augenblick, in dem der Traum ins Spiel kommt, wird der Leser aber ja stutzig. Erinnert uns diese Geschichte nicht sehr, ja allzu sehr, an die in Xenophons Erinnerungen an Sokrates wiedergegebene Erzählung des Sophisten Prodikos von Herakles am Scheideweg, der sich mit Frau Schlechtigkeit und Frau Tugend konfrontiert sah und sich natürlich für Frau Tugend entschied?13 Das ist ganz ohne Zweifel die Vorlage für Lukians Traumerzählung, und somit verlassen wir hier das Gebiet autobiographischer Narration und bewegen uns auf das Feld der Selbststilisierung des Gebildeten. Denn wird nun nicht auch das Motiv des Steinmetzen verdächtig? War nicht auch Sokrates ein Steinmetz? Tatsächlich ist das nicht an den Haaren herbeigezogen, denn eine der wichtigsten Lukianischen Figuren auktorialer Konnotation nennt sich Lykinos. Ihn hat die ältere Forschung umstandslos als Chiffre für Lukian selbst verstanden – ohne sich je über die für Lukians Esprit nun wirklich allzu simplizistische Camouflage zu wundern –, bis Sandrine Dubel schlagend 12  Die sich an dieses Schriftenpaar anschließende Datierungsdiskussion entbehrte nicht einer gewissen Komplexität, basierte aber letztlich doch ausschließlich auf einer Reihe von Luftbuchungen; vgl. hierzu ausführlich Hall, Lucian’s Satire, 7–9. 13  Xen. Mem. 2,1,22–33.

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nachwies, dass es sich bei ‚Lykinos‘ um eine Anspielung auf einen Eigennamen in Aristophanes’ Acharnern (47–50) handelte, der selbst wiederum, ebenfalls in verrätselter Form, auf Sokrates anspielte:14 Tatsächlich geriert sich jener Lykinos in Lukians Dialogen als ein zweiter Sokrates, der scheinbar Gebildete auf die Tatsächlichkeit ihres Expertentums hin befragt und in elenktischen Gesprächen widerlegt. Diese Chiffrierung zeigt wiederum, dass mit einer einfachen Gleichsetzung Lykinos-Lukian bei aller Namensähnlichkeit letztlich nichts gewonnen ist. Auf eine solche Assoziation  – Lukian-Sokrates  – wäre (und war) man ja angesichts der Art und Weise der Gesprächsführung in Lukians den Frühdialogen Platons nachempfundenen Texten auch ohnedies gekommen: Wichtiger ist aber offensichtlich, dass man als gebildeter Leser eine komplexe und schwierige Aristophanes-Anspielung erkennt und entschlüsselt: Die klassisch-philologische Forschung hat dafür, und zwar gerade aufgrund dessen, dass sie sich mit der scheinbaren Namensähnlichkeit vorschnell zufrieden gab, einige Jahrzehnte gebraucht. Solchermaßen auf die Spur gesetzt, entdeckt man dann schnell, dass eigentlich der ganze Text, der so autobiographisch einherkommt, im Grunde eine allusive Flickendecke ist.15 Und dann fällt natürlich auf, dass der Text uns weder einen Ortsnamen – etwa Samósata – noch Namen der Beteiligten oder irgendeine Art von Zeitangabe liefert. Der Titel Leben Lukians ist also entweder ein späterer Zusatz, der auf einem Missverständnis beruht, oder aber er stellt den Gipfel der Irreführung durch einen „unreliable narrator“16 dar, der uns tatsächlich gar kein Leben des Autors präsentiert, sondern eine Lebensbeschreibung, wie sie gleichsam idealtypisch jenes von klassizistischer Mimesis durch und durch geprägte Bildungsideal erfüllt,17 in der die fragliche Person sich sozusagen allusiv durchtränkt hat und sich als klassizistisch geformte Gestalt wahrnimmt oder jedenfalls vorstellt. Hier geht es dann offensichtlich gar nicht um die Repräsentation einer realen Person in ihrer Identität, sondern um eine Figuration von Bildung. Unter diesen Umständen erklärt sich also wohl auch Lukians Operation mit dem Akmé-Topos. Auch dieser ist dann nichts anderes als ein klassizistisches Zitat: In diesem Denken finden wesentliche Lebensereignisse nun einmal um das 40. Lebensjahr statt, und was überhaupt ein wesentliches Lebensereignis ist, bestimmt sich nicht aus der faktischen Historie, sondern aus dem Diskurs. Denn jener Paideia-Diskurs entfaltet sich ja bekanntlich um die Pole von Rhetorik und 14  Dubel, Sandrine, Dialogue et autoportrait: les masques de Lucien, in: Alain Billault (Hg.), Lucien de Samosate, Lyon: 1994, 19–26. 15  Vgl. die Auflistung der Anspielungen, basierend auf den Angaben in der Oxforder Textausgabe von MacLeod, Lucianic studies, (t. 32), bei Baumbach/v. Möllendorff, Ein literarischer Prometheus, 21. 16  Zum Konzept vgl. fundamental immer noch Booth, Wayne C., The Rhetoric of Fiction, Chicago: University of Chicago Press 1961/1983, zitiert nach 1991, 211–398. 17  So letztlich bereits Bompaire, Lucien écrivain, 530, der gleichwohl die Existenz von erkennbaren Autobiographismen entschieden bejaht.

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Philosophie, die zwar ihr immenses Interesse an Sprache miteinander teilen, ansonsten aber entschieden kontrastiv aufeinander bezogen sind. Jedenfalls verläuft die Konversion eines wirklichen, also idealen Gebildeten direktional von der Rhetorik als früherem zur Philosophie als späterem Bildungsabschnitt, und dieser ideale Bildungsweg führt vom Handwerk, der Techne, über die rhetorische Paideia zur philosophischen Paideia. Deshalb ist vor weiteren Zirkelschlüssen Vorsicht geboten. Denn Lukian präsentiert uns nicht nur mit ‚Lykinos‘ eine solche auktoriale Maske, sondern noch fünf weitere: Herr Zufällig, Herr Freisprech, der Syrer, Menipp – und Loukianós.18 Es lässt sich gut zeigen, dass Lukian selbst dort, wo er seinen eigenen Namen verwendet, ihn immer auch figural einsetzt und nicht einfach nur als autobiographischen Marker verwendet.19 Mit Blick auf Datierungsfragen möchte ich hier nur sagen, dass ‚Loukianós‘ als handelnde Figur in der Alexander-Satire auftritt, die wir aufgrund ihrer Erwähnung des verstorbenen Marc Aurel bereits in die Zeit nach 180 „spätdatieren“ konnten, sodass wir durch die Erwähnung des Eigennamens des Autors hier nicht mehr erfahren, als wir schon wussten. Genauso halte ich es für methodisch nicht eigentlich zulässig, aus Stellen, an denen ein Ich sagender Erzähler sich als alter Mann geriert – so beispielsweise in den Prolalien Herakles und Dionysos –, auf das fortgeschrittene Alter des Autors zu schließen und die Entstehung dieser Schriften dann ebenfalls vorzugsweise in die Zeit zwischen den 160ern und 180ern zu setzen.20 Ebenso wenig finden wir eine belastbare Antwort auf die sich doch aufdrängende Frage, warum wir in Lukians Werk keine datierungstauglichen Marker aus der Zeit vor den frühen 160er Jahren finden.21 So bleibt letztendlich als Ergebnis nur, dass sich zwar nirgends je ausschließen lässt, dass textuelle Elemente der Art, wie ich sie hier präsentiert habe, realiter autobiographische Reminiszenzen sind und sich mithin bestimmten Lebensabschnitten des Autors zuordnen. Aber Lukian hat nicht den Weg beschritten, sich auch für den Rezipienten zweifelsfrei in sein Œuvre einzuschreiben; es scheint für ihn nicht von Interesse zu sein, sich seiner eigenen Identität schreibend zu ver Vgl. Baumbach/v. Möllendorff, Ein literarischer Prometheus, 26–54.  Vgl. ebd. 26–30. 20  Vgl. hierzu erneut Hall, Lucian’s Satire, 7 f. 21  Den Versuch einer Zuordnung einzelner Schriften Lukians zu der Phase vor den 60er Jahren des 2. Jahrhunderts n. Chr. unternahm Sinko, Thaddeus, Symbolae chronicae ad scripta Plutarchi et Luciani, Krakau 1947. Er nimmt eine thematische Gruppierung vor und ordnet die einzelnen Gruppen dann tentativ Lebensphasen zu; hier gehören dann zur Phase zwischen 150 und 163 (dieses Jahr liegt in Sinkos Rechnung genau auf Lukians angenommener Akmé) die prolaliae et acroases iuveniles, in quibus fabulatoris ars conspicitur (u. a. Tyrannicida, Abdicatus, Phalaris A und B, Anacharsis, Toxaris, Navigium, Symposium – insgesamt immerhin 24 Schriften!). Bereits MacLeod, Lucianic studies, 1381, verweist auf die sich aus derartigen Überlegungen weiterhin ergebende, erstaunliche „tremendous productivity“ Lukians zwischen 163 und 167. Nach Schwartz, Jacques, Biographie de Lucien de Samosate, Brüssel: Latomus 1965, war Lukians erstes Werk der Nigrinus, den er auf 156/7 datiert; dieser gehört hingegen bei Sinko zusammen mit dem Hermotimos in die Phase nach 163. 18 19

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sichern, und so lässt sich, was produktionshistorisch zutreffen mag, rezeptionsanalytisch nicht rekonstruieren. Wir stoßen nicht auf Faktizität, sondern auf partiell idealdiskursive Konstruktionen, deren Verhältnis zum Faktischen immer und, will man fast meinen, absichtsvoll im Unklaren gelassen wird. Und so hat es Lukian trotz seines immensen Œuvres – der Suda-Artikel formuliert abschätzig: γέγραπται αὐτῷ ἄπειρα – nicht in die biographischen Darstellungen von Philostrats Sophistenviten geschafft, ein beachtliches Faktum in einer Epoche, die bekanntlich die epideiktische Selbstinszenierung entschieden propagierte und praktizierte. Nur sehr knapp möchte ich schließlich Versuche erwähnen, wenn schon keine exakten Datierungen, so doch Zuordnungen von Texten zu Lebensabschnitten aus kompositorischen Gestaltungsweisen und generell aus Erwägungen textueller „Charaktere“ zu gewinnen. So hat man erwogen, aggressivere Texte einer frühen (eben rhetorischen …) und heitere und ruhigere Texte einer späteren (eben philosophischen …) Periode zuzuordnen.22 Dass man hier erneut einem Zirkelschluss verfällt, liegt auf der Hand. Es gibt keinen Grund, warum jemand nicht auch noch im Alter eine aggressive Streitschrift oder in früheren Phasen seines Lebens einen atmosphärisch unaufgeregten Text verfassen sollte. Und so landet man schlussendlich bei dem Urteil Barry Baldwins, der schon 1973 zutreffend und pointiert formuliert hat: It should be iterated that there is virtually nothing in the evidence, internal and external, for Lucianic chronology that deserves the status of fact. […] The precise details of Lucian’s career are beyond retrieval; our curiosity suffers more than our comprehension of his particular role in the age.23

An Baldwins letzte Formulierung – our curiosity suffers more than our comprehension of his particular role in the age – möchte ich anschließen und zum Abschluss diese Überlegungen, die durch ein Gewirr von Jahreszahlen, Eigennamen und Werktiteln doch nur zu einem non liquet geführt haben, eine Wendung ins Positive nehmen lassen. Es sollte deutlich geworden sein, dass ich Datierungsbemühungen im Falle Lukians keinen Mehrwert abzugewinnen vermag, was die Rekonstruierbarkeit einer Lukianischen Werkgeschichte oder Biographie betrifft; auch historiographisch unmittelbar umsetzbare Erkenntnisgewinne vermag ich nicht zu erkennen. Das ist einigermaßen enttäuschend, wenn man auf der anderen Seite bedenkt, wie sehr Lukian offensichtlich mit beiden Beinen im Leben gestanden und wie genau und scharfsinnig er seine Zeitgenossen aller gesellschaftlicher Bereiche in den Blick genommen hat. Lukian konstruiert sich 22 Referat bei Homeyer, Lukian, 12. Vgl. auch Sinko, Symbolae chronicae, sowie Korus, Kazemierz, Zur Chronologie der Schriften Lukians, Philologus 130, 1986, 96–103, der allerdings seine Argumentation ebenfalls auf der Prämisse fußen lässt, dass Lukians auktoriale Figuren ungefilterte Aussagen über den historischen Verfasser ermöglichen. 23  Baldwin, Barry, Studies in Lucian, Toronto: Hakkert 1973, 18.20.

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und sein Werk stattdessen im besten Sinne einer klassizistischen Mimesis-Doktrin als allusives Corpus, was nicht heißt, dass er sich von seiner Zeit und seiner Umgebung eskapistisch verabschiedet, sondern vielmehr, dass er diese Daten mit den Vorgaben der Mimesis erfasst, ins Verhältnis setzt und transformiert, eben gestaltet. Lukians Werk und Leben sollen – und ich meine: nach dem Willen des Autors! – nicht „historisch“, sondern als intertextuelles Geflecht wahrgenommen werden. Das Konzept „Intertextualität“ sollte man aber nicht als bloßes Netzwerk aus Quell‑ und Zieltexten verstehen. Vielmehr schließe ich mich in meiner Verwendung des Begriffs Jan Willem van Hentens Ausführungen an, der ein stark kulturwissenschaftliches Verständnis des Begriffes vertritt, das sich insbesondere eindringlich von einer forcierten Quellenforschung absetzt.24 Kultur wird von van Henten und der von ihm hier repräsentierten Gruppe von Theologen als ein feinmaschiges Netz textueller, ikonischer und performativer Zeichen angesehen, die je für sich unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten und diskursiven Regeln gehorchen, aber als different medialisierte Dispositive aufeinander einwirken. Manifestationen solchen Einwirkens sollen, in verkürzender Terminologie, als Formen von ‚Interaktion‘ aufgefasst werden, innerhalb derer Intertextualität wiederum ein medialer Sonderfall ist (ich halte das für besser, als einen generalistischen und transmedialen Begriff von Intertextualität zu vertreten). Angesichts solcher Allgemeinheit und vor dem Hintergrund eines raumzeitlich einigermaßen homogenen kulturellen Umfeldes kann es nicht in erster Linie darum gehen, konkrete Beeinflussungsrichtungen zwischen Texten festzustellen (und aus ihnen Früh‑ oder Spätdatierungen abzuleiten). Fixierbare konkrete Bezugnahmen eines ‚Textes‘ auf einen anderen gibt es natürlich, sie mögen aber vielleicht sogar eher Sonderfälle als den Normalfall von Intertextualität bilden. Stattdessen lässt sich mithilfe des beschriebenen Verständnisses von Intertextualität das vielbesprochene ‚intertextuelle Rauschen‘ sowohl theoretisch als auch praktisch besser analysieren. Wer sich mit Anspielungsverfahren beschäftigt, kann ja ein Lied davon singen, wie schwierig es nur allzu oft ist, den Nachweis zu führen, dass eine Allusion, die der wissenschaftliche Rezipient eruiert zu haben meint, auch faktisch vorliegt, soll heißen: Dass sie erkennbar als eine solche vom Autor oder, allgemeiner, vom Hervorbringer jener kulturellen Äußerung intendiert ist. Für eine Hermeneutik ist die Feststellung auktorialer Intention nicht unwesentlich, während man sich unter semiotischen Vorzeichen auch darauf beschränken könnte, mit Eco von einer ‚intentio operis‘ zu sprechen.25 24 Henten, Jan Willem Van, The Intertextual Nexus of Revelation and Graeco-Roman Literature, in: Stefan Alkier/Thomas Hieke/Tobias Nicklas (Hg.), Poetik und Intertextualität der Johannesapokalypse, Tübingen: Mohr Siebeck 2015, 395–422. 25  Vgl. bspw. Eco, Umberto, Überzogene Textinterpretation, in: Ders. (Hg.), Zwischen Autor und Text. Interpretation und Überinterpretation, München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 1994, 52–74, 71–74, sowie Eco, Umberto, Die Grenzen der Interpretation, München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 1992, 35–39.

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Aber auch hier scheint mir die Annahme von Intentionalität zu stark, und ich möchte stattdessen Texte als Knotenpunkte im energetischen Netz kultureller Bedeutungserzeugung verstehen. Es geht dann nicht mehr darum, letztlich herausfinden zu wollen, was ein Text uns ‚sagen‘ will, also eine Allusion als einen Hinweis darauf zu sehen, wie der Autor ‚verstanden‘ werden möchte. Vielmehr geht es weniger um Sinn als eben um ‚Bedeutung‘, nämlich um die Bedeutung und Position des infrage stehenden Textes in jenem Netzwerk und seine (ungerichtete!) Verbindung zu anderen Knotenpunkten, die seine semiotische Tätigkeit ebenso ‚erregen‘, wie er selbst andere Knotenpunkte durch die in ihm enthaltene textuelle Energie aktiviert. In historischer Konkretisierung könnten wir sagen, dass in einem homogenen kulturellen Feld kulturelle Manifestationen wie Riten, Texte jedweden Umfangs und jedweder Materialität, Bilder, Bauten, Statuen, Münzen, Symbole permanent produziert und rezipiert werden und die damit verbundenen Aneignungsprozesse seitens der Menschen in jener Kultur unterschiedlich intensiv und unterschiedlich absichtsvoll, ja bewusst erfolgen. Ihre eigenen Äußerungen wiederum bedienen sich all dieser Ausdrucks‑ und Kommunikationsmittel notwendigerweise, aber nicht immer in der Absicht, einen spezifischen Sinn zu erzeugen. Energetisch gesprochen fungieren diese Äußerungen aufs Ganze genommen als Katalysatoren permanent fließender kultureller Energie. Die Feststellung intertextueller Konnexe sagt uns auch und gerade dann, wenn sie hinsichtlich einer eventuellen Verbindungsrichtung unpräzise bleiben muss – etwa weil eine lebensweltlich existierende Verbindung zwischen den Äußerungen nicht nachgewiesen werden kann oder weil eine Allusion zu wenig markiert ist, um als absichtsvolle und damit hermeneutisch relevante Strategie gelten zu können –, weniger über den einzelnen Text als über das kulturelle Feld, in das er eingebettet ist. Intertextualitätsforschung im Zeichen des ‚cultural turn‘ operiert folglich semiotisch deskriptiv im Sinne von Clifford Geertz’ berühmter ‚dichter Beschreibung‘ und bemüht sich um die Erfassung diskursiver Potentiale jenseits manifester auktorialer Willensakte. Sie benennt Formen und Möglichkeiten kultureller Interaktionen, nicht Interdependenzen, und versteht Kultur als „Montage von Texten“, als eine autorlose Kombination von Hervorbringungen durchaus ästhetischer Natur, die menschlich-gesellschaftliche Dispositionen ebenso mimetisch erfassen, wie sie sie zugleich auch hervorbringen.26 Historisch hervorgegangen aus einem poststrukturalistischen Verständnis von Semiose grenzt sie weder die einzelnen kulturellen Genres von Äußerungen zu stark voneinander ab – es sind ja immerhin dieselben Menschen, die sie verwenden – noch hierarchisiert sie sie gegeneinander: Kleinste ‚Spuren‘ (um einen gedächtnisgeschichtlichen Begriff zu verwenden) sind genauso wichtig wie die großen Linien, sie konstituieren 26 Vgl. hierzu und zur terminologischen Differenzierung Geertz, Clifford, Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 132015.

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sogar möglicherweise Bedeutungen, die nicht zum Mainstream der untersuchten Kultur gehören, womöglich subversiv sind. Datierungen sind in einer solchen Sichtweise auf Lukians Werk dann tatsächlich nachrangig. Denn sicher trifft die Auffassung zu, dass das römische Imperium des 2. Jahrhunderts nach Christus ein insgesamt kulturell recht homogener Raum war. Diesen Raum in seinem Gestaltetsein, seiner Formung gerade auch im Rückgriff auf eine idealisierte Klassik zu verstehen könnten wir als die eigentliche Aufgabe einer sich mit der Literatur der Kaiserzeit beschäftigenden Philologie ansehen. Gerade angesichts der Tatsache, dass der Gebildete jener Epoche alte und älteste Texte als präsenten und wirksamen Bestandteil seiner eigenen Welt, seines Blickes auf und seines Agierens in dieser Welt versteht, dass er sie also gerade nicht als vergangen ansieht, entbindet uns m. E. von der Aufgabe, die einzelnen Texte des pepaideumenos Lukian in eine Abfolge von Datierungen zu bringen. Vielmehr können wir sie in ganz ähnlicher Weise als kulturelle Präsenzen begreifen und aus ihren vielfältigen Verschränkungen mit klassischen und archaischen Texten, aber gerade und vor allem auch untereinander, ein besseres Verständnis nicht nur von Lucian’s particular role in the age, sondern auch von den epochalen Modalitäten kultureller Interaktion gewinnen.

Literaturverzeichnis Anderson, Graham, Lucian. Theme and variation in the Second Sophistic, Leiden: Brill 1976. – Some alleged relationships in Lucian’s opuscula, in: American Journal of Philology 97 (1976), 262–275. Baldwin, Barry, Studies in Lucian, Toronto: Hakkert 1973. Baumbach, Manuel/Möllendorff, Peter von, Ein literarischer Prometheus. Lukian aus Samosata und die Zweite Sophistik, Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2017. Bompaire, Jacques, Lucien écrivain. Imitation et création, Paris: de Boccard 1958. Booth, Wayne C., The Rhetoric of Fiction, Chicago: University of Chicago Press 1961/1983. Dubel, Sandrine, Dialogue et autoportrait: les masques de Lucien, in: Alain Billault (Hg.), Lucien de Samosate, Lyon 1994, 19–26. Eco, Umberto, Die Grenzen der Interpretation, München: Deutscher TaschenbuchVerlag 1992. – Überzogene Textinterpretation, in: Ders. (Hg.), Zwischen Autor und Text. Interpretation und Überinterpretation, München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 1994, 52–74. Gallavotti, Carlo, Luciano nella sua Evoluzione Artistica e Spirituale, Lanciano: Carabba 1932. Geertz, Clifford, Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 132015. Hall, Jennifer, Lucian’s Satire, New York: Arno Press 1981.

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Henten, Jan Willem van, The Intertextual Nexus of Revelation and Graeco-Roman Literature, in: Stefan Alkier/Thomas Hieke/Tobias Nicklas (Hg.), Poetik und Intertextualität der Johannesapokalypse, Tübingen: Mohr Siebeck 2015, 395–422. Homeyer, Helene, Lukian. Wie man Geschichte schreiben soll, München: Fink 1965. Jones, Christopher P., Culture and society in Lucian, Cambridge u. a.: Harvard University Press 1986. Korus, Kazemierz, Zur Chronologie der Schriften Lukians, Philologus 130, 1986, 96–103. MacLeod, Matthew D., Lucianic studies since 1930, in: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt 34/2 (1994), 1379–1384. Schwartz, Jacques, Biographie de Lucien de Samosate, Brüssel: Latomus 1965. Seel, Martin, Platons Apologie der Literatur. Eine kurze Lektüre des Phaidros, in: Ders., Die Macht des Erscheinens. Texte zur Ästhetik, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 22013, 131–142. Sinko, Thaddeus, Symbolae chronologicae ad scripta Plutarchi et Luciani, Krakau: Polnische Akademie der Gelehrsamkeit 1947.

Zwischen Römer- und Epheserbrief Zur Kontextualisierung des Kolosserbriefs Andrea Taschl-Erber Unter mehreren Aspekten liefert Kol seit je Anlass für vielfache Untersuchungen – sei es, dass seine wirkmächtige Christologie im Zentrum steht, welche insbesondere im vielzitierten Hymnus in 1,15–20 zu Tage tritt, oder dass die Frage nach seiner Intention oder auch nach der religionsgeschichtlichen Einordnung der im Schreiben anvisierten ,Gegner‘ den Ausgangspunkt bildet.1 Dabei werden gängige Datierungen häufig unhinterfragt vorausgesetzt. Nach konkreten Anhaltspunkten für eine mögliche nähere zeitliche Einordnung Ausschau zu halten, fördert das Gesamtverständnis des Schreibens und stellt angesichts der Quellenlage gleichzeitig ein schwieriges Feld dar, um gesicherte Daten erheben zu können. Als fundamentale Frage, die möglichen Datierungen des Kol zugrunde liegt, ist zunächst jene nach der Authentizität der Verfasserangabe des Briefes zu stellen. Divergierende Rekonstruktionen von Entstehungszeit und ‑anlass basieren noch vor allen anderen Gesichtspunkten auf einer grundsätzlichen Entscheidung für oder gegen paulinische Verfasserschaft. Wenn Kol für authentisch paulinisch gehalten wird (so z. B. im englischsprachigen Raum eine verbreitete Ansicht), dann wird er meist um 60 (gern in Rom) bis in die frühen 60er Jahre des 1. Jahrhunderts als später Brief des Paulus datiert.2 Als deutero-paulinische Pseudepigraphie (so der weitgehende Konsens 1 Hinsichtlich meiner eigenen Forschungsarbeiten zu Kol verweise ich auf Taschl-­E rber, Andrea, „Erstgeborener der ganzen Schöpfung“: Der exklusive „Mittler“ im Brief an die Gemeinde in Kolossä, in: Dies./Irmtraud Fischer (Hg.), Vermittelte Gegenwart. Konzeptionen der Gottespräsenz von der Zeit des Zweiten Tempels bis Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr. (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 367), Tübingen: Mohr Siebeck 2016, 245–292; Dies., Identitätspolitische Rhetorik. Der Brief „an die Heiligen in Kolossä“, in: Gernot Michael Müller/Sabine Retsch/Johanna Schenk (Hg.), Adressat und Adressant in antiken Briefen. Rollenkonfigurationen und kommunikative Strategien in griechischer und römischer Epistolographie (Beiträge zur Altertumskunde 382), Berlin/Boston: De Gruyter 2020, 279–328. 2  Unter den jüngeren Publikationen: Copenhaver, Adam, Reconstructing the Historical Background of Paul’s Rhetoric in the Letter to the Colossians (Library of New Testament Studies 585), London u. a.: Bloomsbury T&T Clark 2018 (ohne nähere Diskussion); im deutschsprachigen Raum: Baumert, Norbert/Seewann, Maria-Irma, Israels Berufung für die Völker. Übersetzung und Auslegung der Briefe an Philemon, an die Kolosser und an die Epheser (Paulus

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im deutschsprachigen Bereich) wird er oft um 70 (z. B. in oder um Ephesus) angesetzt,3 bald nach dem Tod des Paulus in den späteren 60er oder in den 70er Jahren (und darüber hinaus), weniger bereits zu Lebzeiten des Paulus (als Schreiben eines Mitarbeiters).4 Unter den Argumenten, die gegen eine paulinische Verfasserschaft ins Feld geführt werden, rangieren etwa die sprachlich-stilistischen Eigenheiten des Kol,5 das transportierte Paulusbild in seiner überhöhten Stilisierung sowie inhaltlich-theologische Fortschreibungen paulinischer Tradition: In Entsprechung zur kosmischen Christologie (siehe die ,All‘-Aussagen im Hymnus) wird ebenso die Ekklesiologie in diesem universalen Rahmen entworfen, mit Christus als Haupt des kosmischen Leibes. Das konkrete gemeindliche Modell ist freilich durch das missionarische Netzwerk um Paulus organisch bestimmt und noch nicht von einer Ämterstruktur geprägt. Die Eschatologie zeigt sich stärker präsentisch (siehe 2,12–15; balanciert in 3,1–4) und arbeitet mit räumlichen Vorstellungen (siehe z. B. die im Himmel bereitliegende Hoffnung in 1,5). Auch die HaustafelEthik (3,18–4,1) – im Unterschied zum Programm in Gal 3,28, was Frauen und SklavInnen betrifft – verbindet Kol mit späteren Briefen. Sprache, Theologie und Situation sind nicht mehr die der unumstrittenen Paulinen, sondern es zeichnet sich eine Weiterentwicklung ab. Als terminus post quem lässt sich entsprechend der Tod des Paulus Anfang der 60er Jahre ansetzen, daraus folgt eine Datierung ab ca. 65. Zielt Kol auf eine Bewältigung einer Verunsicherung nach seinem Tod in relativer Nähe dazu? Die intertextuellen Bezüge zu den unumstrittenen Paulusbriefen zeigen dabei eine bewahrende Aufnahme, aktualisierende Neuinterpretation und auch umneu gelesen), Würzburg: Echter 2016. – Eine tabellarische Übersicht (freilich englischlastig) zu divergierenden Datierungen findet sich bei Foster, Paul, Colossians (Black’s New Testament Commentaries), London u. a.: Bloomsbury T&T Clark 2016, 73–78. 3  Um hier einige KommentatorInnen aus dem deutschsprachigen Raum zu nennen: siehe z. B. Gnilka, Joachim, Der Kolosserbrief (Herders Theologischer Kommentar zum Neuen Testament 10/1), Freiburg i. Br.: Herder 1980, 23; Pokorný, Petr, Der Brief des Paulus an die Kolosser (Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament 10/1), Berlin: Evangelische Verlagsanstalt 1987, 15; Wolter, Michael, Der Brief an die Kolosser. Der Brief an Philemon (Ökumenischer Taschenbuchkommentar zum Neuen Testament 12; Gütersloher Taschenbücher Siebenstern 519), Gütersloh u. a.: Mohn 1993, 31; Maisch, Ingrid, Der Brief an die Gemeinde in Kolossä (Theologischer Kommentar zum Neuen Testament 12), Stuttgart: Kohlhammer 2003, 21; Theobald, Michael, Der Kolosserbrief, in: Martin Ebner/Stefan Schreiber (Hg.), Einleitung in das Neue Testament, Stuttgart: Kohlhammer 22013, 431–445, 441. 4   So z. B. Dunn, James D. G., The Epistles to the Colossians and to Philemon. A Commentary on the Greek Text (The New International Greek Testament Commentary), Grand Rapids: Eerdmans 1996, 38; Luz, Ulrich, Der Brief an die Kolosser, in: Jürgen Becker/Ulrich Luz, Die Briefe an die Galater, Epheser und Kolosser (Das Neue Testament Deutsch 8/1), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1998, 181–244, 190 (Timotheus). 5 Siehe die grundlegende Arbeit von Bujard, Walter, Stilanalytische Untersuchungen zum Kolosserbrief als Beitrag zur Methodik von Sprachvergleichen (Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 11), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1973.

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akzentuierende Verschiebung paulinischer Konzepte unter dem literarischen Patronat des Apostels, dessen Verkündigungskonzept der Kommunikation mittels Briefmedium weitergeführt wird. Der terminus ante quem wird wiederum durch die Abfassung des von Kol literarisch abhängigen Eph konstituiert, sodass sich eine sehr grobe Einordnung „zwischen Röm und Eph“ ergibt6 – die im Blick auf den divers datierten Eph freilich ein unterschiedlich weites Zeitfenster eröffnet.7 Lassen sich nähere Anhaltspunkte festmachen? Im Folgenden sei ein Versuch der Annäherung von mehreren Angelpunkten gestattet: (1) vom Absender her, ausgehend von der im Präskript entworfenen Kommunikationssituation: Die Inszenierung des Paulus als Verfasser wirft auch die Frage auf, ob sein Tod Briefanlass gewesen sein könnte. (2) von der Adresse her: Der Versuch über Kolossä historische Anhaltspunkte zu gewinnen, führt allerdings zu mehr Fragezeichen als Sicherheiten. (3) vom Inhalt her: Über intertextuelle Bezüge lässt sich eine Teilnahme an bestimmten Diskursen aufzeigen und so eine relative historische Verortung erreichen (in aller Vorsicht gegenüber einer relativen Chronologie). Dabei werden zwei verschiedene Kontexte einer solchen Intertextualität fokussiert, um hier in spezifischen Themenfeldern Tiefenbohrungen vorzunehmen: Zur Rekonstruktion des durchscheinenden Konflikthintergrundes wird die Verhandlung klassischer jüdischer identity marker in der Briefrhetorik in den Blick genommen – auffällige Schlagworte deuten im Vergleich mit anderen frühchristlichen Texten auf übergreifende Diskursentwicklungen (3.1). Anhand des Diskurses beispielsweise zur Beschneidung lässt sich Kol innerhalb des paulinischen Briefcorpus „zwischen Röm und Eph“ verorten (3.2). Die Verschiebung in der ekklesiologischen Leibmetaphorik gegenüber den unumstrittenen Paulusbriefen hinsichtlich einer akzentuierten Rolle des Hauptes findet wiederum ihre Parallele in der zeitgleichen römischen kaiserzeitlichen Literatur und könnte ebenfalls zur Kontextualisierung dienen (3.3).

6 Dass Kol Röm voraussetzt (mindestens eine auch über subliterarische Vermittlung mögliche Kenntnis der hier verschriftlichten Konzepte), legen kumulierte intertextuelle Bezüge des Kol zu Röm nahe. 7  Klassisch etwa bei Foster, Colossians, 111: „perhaps some time between 65 and 80 ce“. Eine Abfassung noch zu Lebzeiten des Paulus nicht ausschließend datiert wiederum Bormann, Lukas, Der Brief des Paulus an die Kolosser (Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament 10/1), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2012, 51, „zwischen 54 n. Chr. (ephesinische Gefangenschaft) und 75 n. Chr. (1. Generation der Paulusgruppe)“.

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1. Inszenierung der spirituellen Anwesenheit des Paulus – sein Tod als Briefanlass? In welcher Situation und mit welcher Motivation wird die autoritative Präsenz des Paulus als des „Apostels des Messias Jesus durch Gottes Willen“ (1,1; in Anlehnung an die Präskripte von Röm, 1–2 Kor, Gal) pseudepigraphisch inszeniert? Die imaginierte Abfassungssituation wird am Briefende beleuchtet: Die Abwesenheit des Paulus rührt von einer Gefangenschaft (4,3.10.18).8 Ist wie in den ,Gefangenschaftsbriefen‘ Phlm und Phil, an die Kol anknüpft, an Ephesus gedacht? Kolossä lag ca. 180 km davon entfernt an der wichtigen West-Ost-Route nach Apamea. Als Schreiben von Ephesus aus würde der Brief den Anspruch auf die Deutungsmacht gerade auch gegenüber im dortigen Umfeld konkurrierenden Gruppen erheben (das würde auch zu Ephesus als realem Abfassungsort passen). Alternativ käme Rom in Frage: Dann wäre der Brief als knapp vor seinem Tod verfasst imaginiert – in einer Gefangenschaft, aus der er nicht mehr zurückkehrt, sodass daraus bleibende Abwesenheit resultiert. Wo und wann immer der Brief auftaucht, würde er quasi als sein Testament gelten. Was könnte also ein vorstellbares Szenario sein? Der genaue Zeitpunkt des Todes des Paulus ist nicht sicher – die Spuren verlieren sich in der Gefangenschaft in Rom. Wird die Pseudepigraphie zeitnah zu seinem Tod verfasst, kann der Verfasser eventuell davon ausgehen, dass die Todesnachricht noch nicht allgemein bekannt ist. Von daher wäre es durchaus plausibel, den Brief in dieser Phase einer Schwellensituation anzusetzen (bis hin zur These, dass ein Mitarbeiter noch zu Lebzeiten des Paulus den Brief verfasst hat). Ansonsten muss man von einer durchschaubaren Autorfiktion ausgehen, in einem bewussten Was-wäre-wenn-Spiel, in einer offenen Pseudepigraphie.9 In jedem Fall unterstützt die Gefangenschaftssituation als literarische Fiktion eine entsprechende Rezeption der vorgestellten Textwelt. Reagiert Kol, möglicherweise als Anfang deuteropaulinischer Pseudepigraphie, direkt auf den Tod des Paulus? Eine Anspielung auf seinen Tod könnte sich in 1,24 finden: 8  In 4,3 werden die AdressatInnen zu Fürbittgebeten aufgefordert mit der doppeldeutigen Formulierung: „damit Gott uns eine Tür des Wortes öffne“ (vgl. 1 Kor 16,9; 2 Kor 2,12 oder auch Apg 14,27), der nachfolgende auf das Christusmysterium bezogene Hinweis δι’ ὃ καὶ δέδεμαι stellt den näheren Zusammenhang her. Dass „die Verf. nach Kol 4,3 zwar die Freilassung des Wortes, nicht aber des Paulus erhoffen“, erklärt Standhartinger, Angela, Studien zur Entstehungsgeschichte und Intention des Kolosserbriefs (Supplements to Novum Testamentum 44), Leiden u. a.: Brill 1999, 3, mit dem Wissen um seinen Tod. 9  Vgl. Standhartinger, Studien, 2 f.; Hübenthal, Sandra, Pseudepigraphie als Strategie in frühchristlichen Identitätsdiskursen? Überlegungen am Beispiel des Kolosserbriefs, in: Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt 36 (2011), 61–92.

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(1,24) Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch (ἐν τοῖς παθήμασιν ὑπὲρ ὑμῶν), und ich fülle auf (ἀνταναπληρῶ) das Ausstehende der Bedrängnisse Christi (τὰ ὑστερήματα τῶν θλίψεων τοῦ Χριστοῦ) in meinem Fleisch (ἐν τῇ σαρκί μου) für seinen Leib (ὑπὲρ τοῦ σώματος αὐτοῦ), der die Kirche (ἡ ἐκκλησία) ist, (25) von der ich „Diener“ (διάκονος) geworden bin gemäß des mir verliehenen Amtes Gottes (κατὰ τὴν οἰκονομίαν τοῦ θεοῦ τὴν δοθεῖσάν μοι: vgl. Röm 15,15), an euch zu erfüllen (πληρῶσαι: vgl. Röm 15,19) das Wort Gottes (τὸν λόγον τοῦ θεοῦ), (26) das verborgene Geheimnis (τὸ μυστήριον τὸ ἀποκεκρυμμένον, vgl. 1 Kor 2,7 in Bezug auf „Gottes Weisheit“) seit Äonen und seit Generationen – jetzt aber wurde es offenbart (ἐφανερώθη, vgl. Röm 16,26) seinen Heiligen (τοῖς ἁγίοις αὐτοῦ), (27) denen Gott kundtun wollte, was der Reichtum der Herrlichkeit (τὸ πλοῦτος τῆς δόξης, vgl. Röm 9,23) dieses Geheimnisses bei den Völkern (ἐν τοῖς ἔθνεσιν) [ist], das ist Christus bei euch (ὅ ἐστιν Χριστὸς ἐν ὑμῖν), die Hoffnung (ἡ ἐλπίς, vgl. Röm 15,12–13) auf die Herrlichkeit (τῆς δόξης), (28) den wir verkünden, indem wir jeden Menschen zurechtweisen (vgl. Spr 2,2 ff. LXX) und jeden Menschen belehren in jeder Weisheit (σοφίᾳ), damit wir jeden Menschen als vollkommen in Christus vor Augen stellen:10 (29) dazu mühe ich mich auch ab, kämpfend gemäß seiner Wirkkraft, die in mir mit Macht wirkt. (2,1) Denn ich will, dass ihr wisst, welchen großen Kampf ich führe für euch (ὑπὲρ ὑμῶν) und die in Laodizea und alle, die nicht gesehen haben (ἑόρακαν) mein Angesicht (τὸ πρόσωπόν μου) im Fleisch (ἐν σαρκί) […].

Im Rahmen der Selbstvorstellung des Völkerapostels (in V. 27 wird das adressierte Ihr explizit mit τοῖς ἔθνεσιν identifiziert) mit akzentuiertem ἐγὼ Παῦλος11 (V. 23) wird sein Lebenseinsatz betont, der im Unterschied zu unumstrittenen Paulusbriefen nicht konkret geschildert (siehe die dortigen Peristasenkataloge),12 jedoch in Analogie zu den Leiden Jesu formuliert wird:13 Die Begriffe παθήματα/ θλῖψις sind in den unumstrittenen Paulinen umgekehrt zugeordnet, ὑπὲρ ὑμῶν hat etwa von 1 Kor 1,13; 11,24 her einen spezifischen Klang.14 Die spezifisch ekklesiologische Zielrichtung dieser „Leiden für euch“ (während sie beim gekreuzigten Messias soteriologisch gedeutet werden) zeigt sich – in apokalyptischer Diktion15  – im ergänzenden „Auffüllen“, „Vollmachen“, „zur Fülle Brin Ebenso in 1,22 mit forensischer Motivik (vgl. z. B. 1QH XV,30 f.).  Vgl. 2 Kor 10,1; Gal 5,2; 1 Thess 2,8; Phlm 19 sowie Eph 3,1. 12  Zum formelhaften Θέλω γὰρ ὑμᾶς εἰδέναι in 2,1 – fast identisch in 1 Kor 11,3 (in 10,1; 12,1; Röm 1,13; 11,25; 2 Kor 1,8 mit doppelter Verneinung) – vgl. die näheren Situationsschilderungen (mit Ortsangaben) etwa in 2 Kor 1,8 ff.; Phil 1,12 ff.; 1 Thess 2,1–2. 13  Zu den Leiden des Apostels um Christi willen vgl. z. B. 2 Kor 4,8–12; 6,4–10; 11,23–28; 12,10. 14  Für einen christologischen Gebrauch der präpositionalen Wendung vgl. ferner etwa Lk 22,19–20; 1 Petr 2,21. 15  In der LXX bezeichnet θλῖψις große Notsituationen Israels (Ex 4,31; 1 Makk 9,27), „die Leiden der Gerechten“ (Ps 33,20 LXX) sowie die endzeitliche „Bedrängnis“ (Dan 12,1; Hab 3,16). Siehe Kremer, Jacob, Art. θλῖψις, in: Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament 2 (1981), 375–379; mit Rekurs auf die apokalyptische Vorstellung von einem Vollmaß eschatologischer Bedrängnisse: Ders., Was an den Bedrängnissen des Christus mangelt. Versuch einer bibeltheologischen Neuinterpretation von Kol 1,24, in: Ders., Weshalb ich es euch verkündet habe. Gesammelte Studien zur Exegese, Theologie und Hermeneutik des Neuen Testaments, hg. v. Roman Kühschelm u. a., Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 2005, 214–233 [Ndr. aus: Biblica 82 (2001) 130–146], 222–229. 10 11

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gen“ (ἀνταναπληρῶ) des noch „Ausstehende[n] der Bedrängnisse Christi (τὰ ὑστερήματα τῶν θλίψεων τοῦ Χριστοῦ)“, und zwar ganz physisch, „in meinem Fleisch“,16 wobei die Bestimmung „für euch“ nun unter Aufnahme der ekklesialen Leibmetapher fortführend erläutert wird als „für seinen Leib“ (ἐν τῇ σαρκί μου ὑπὲρ τοῦ σώματος αὐτοῦ), der „die Kirche (ἡ ἐκκλησία) ist“. Im posthumen Rückblick wird Paulus so eine ergänzende heilsgeschichtliche Bedeutung zugesprochen: Αls von Gott beauftragter διάκονος (V. 25) der kosmisch-universalen ἐκκλησία (bzw. des in der vorausgehenden parallelen Formulierung in V. 23 in der ganzen Schöpfung verkündeten Evangeliums) erfüllt er eine komplementäre Funktion (siehe dazu Christus als διάκονος der „Beschneidung“/ περιτομή in Röm 15,8) „gemäß dem göttlichen Heilsplan“ (κατὰ τὴν οἰκονομίαν τοῦ θεοῦ), dem ihm „verliehenen Amt“ (τὴν δοθεῖσάν μοι, vgl. Röm 15,15 [hier χάρις], εἰς ὑμᾶς), das Wort Gottes voll(ständig) zu machen (πληρῶσαι [vgl. vorher ἀνταναπληρῶ] τὸν λόγον τοῦ θεοῦ). Ähnlich wird in Röm 15 sein Wirken in breitem geographischen Horizont autorisiert (V. 19: πεπληρωκέναι τὸ εὐαγγέλιον τοῦ Χριστοῦ). Wird im vorangegangenen Hymnus Christus funktional mit der präexistenten, personifizierten Weisheit identifiziert,17 übernimmt Paulus in Relation zum verkündeten Christus („in welchem alle Schätze der σοφία und der γνῶσις verborgen sind“, 2,3),18 in Aufnahme des in der Zweiten Tempel-Periode verbreiteten apokalyptischen Schemas der verborgenen, göttlich autorisierter Offenbarung harrenden Weisheit, die Rolle des universalen wirkenden, „jeden Menschen“ adressierenden Weisheitslehrers (1,28) und Offenbarers des „Mysteriums Christi“.19 Wie Ingrid Maisch es formuliert, ist er „als Offenbarer selbst Teil des durch ihn offenbarten Geheimnisses geworden“20. Mit einem solchen Paulus-Narrativ wird jener zugleich als zweite identitätsstiftende Bezugsgestalt neben Christus, durch welchen die ἐκκλησία corporate identity erhält (als „sein Leib“), konstruiert  – als autoritative Leit‑ und Gründungsfigur in abgestufter Analogie. In welcher zeitlichen Nähe zu seinem Tod ist das denkbar? Einerseits ist eine lebendige Paulus-Erinnerung vorauszusetzen, andererseits bezeugt der posthume Blick schon eine gewisse zeitliche Distanz. 16  Vgl. in Bezug auf die Versöhnung durch Jesu Tod die Wendung ἐν τῷ σώματι τῆς σαρκὸς αὐτοῦ in 1,22. 17  Zu Christus als Gottes Weisheit vgl. 1 Kor 1,24.30. 18  Nach 1 Hen 46,3 wird der Menschensohn (gegen Ende der Bilderreden mit dem entrückten Henoch identifiziert: siehe 71,14–17) „alle Schätze des Verborgenen“, nach 51,3 „alle Geheimnisse der Weisheit“ offenbaren. In 2 Bar 44,14 sind die Schätze der Weisheit wiederum bei den Gesetzestreuen zu finden (als Erben der verheißenen Zeit bzw. kommenden Welt: 44,13.15). Vgl. dazu Jes 45,3. 19  Siehe neben dem passivum divinum ἐφανερώθη in 1,26 auch 2,2 sowie 4,3–4 (aktiv φανερώσω in 4,4). 20  Maisch, Brief, 17.

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Mit dem prägnant gesetzten Stichwort des „Leidens“ wird möglicherweise sein Tod theologisch gedeutet. So sieht hier etwa Michael Gese den „ersten Versuch […], den Märtyrertod des Paulus theologisch zu verarbeiten“21. Vor dem Hintergrund des allgemeineren Topos der kämpferischen Mühen um des Evangeliums willen (1,29–2,1), die Paulus ὑπὲρ ὑμῶν auf sich nimmt, ist diese Interpretation jedoch nicht zwingend, wiewohl in der Perfektform ἑόρακαν in 2,1, welche auch die hinkünftige Möglichkeit physischer Begegnung ἐν σαρκί auszuschließen scheint (als erweiterter Kreis von AdressatInnen werden diejenigen beschrieben, die ihn nicht in persona „gesehen haben“), ebenso eine Anspielung auf den Tod des Paulus vermutet werden könnte.22 Rief der Tod des Paulus eine Orientierungskrise hervor (und wann wurde eine solche virulent)? So erklärt etwa Angela Standhartinger die „Entstehungsgeschichte und Absicht des Schreibens […] aus der Problematik, die durch den Tod des Paulus in den von ihm beeinflußten Gemeinden hervorgerufen wurde“23. Um den Abwesenden zu vergegenwärtigen, wird mittels des Briefmediums seine (fortdauernde) spirituelle Präsenz inszeniert: εἰ γὰρ καὶ τῇ σαρκὶ ἄπειμι, ἀλλὰ τῷ πνεύματι σὺν ὑμῖν εἰμι (2,5)24 betont das auktoriale Ich unter Aufnahme antiker Briefphraseologie. Dabei erhält der klassische Brieftopos der räumlichen Abwesenheit des Verfassers, der im Brief die Distanz transzendiert und anwesend ist, einen noch tiefgründigeren Sinn25 – in einem doppelbödigen literarischen Spiel mit dem Thema physischer Abwesenheit (sei es durch Haft oder Tod) und 21  Gese, Michael, Das Vermächtnis des Apostels. Die Rezeption der paulinischen Theologie im Epheserbrief (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 99), Tübingen: Mohr Siebeck 1997, 267. Vgl. auch Betz, Hans Dieter, Paul’s „Second Presence“ in Colossians, in: Tord Fornberg/David Hellholm (Hg.), Texts and Contexts. Biblical Texts in Their Textual and Situational Contexts. Essays in Honor of Lars Hartman, Oslo u. a.: Aschehoug 1995, 507–518, 513; Standhartinger, Studien, 167; Maisch, Brief, 138; Dübbers, Michael, Christologie und Existenz im Kolosserbrief. Exegetische und semantische Untersuchungen zur Intention des Kolosserbriefes (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 191), Tübingen: Mohr Siebeck 2005, 162 f. 22   So z. B. Standhartinger, Studien, 3. Die Perfektform könnte sich andererseits auch einfach aus der imaginierten Briefsituation erklären lassen: Neben den unmittelbaren AdressatInnen in Kolossä (das direkt angesprochene Ihr) und jenen in Laodizea bezieht Paulus all jene ein, die ihn nicht persönlich (τὸ πρόσωπόν μου) kennengelernt haben. 23  Standhartinger, Studien, 3. 24  Zum ἀπών/παρών-Schema vgl. bes. 1 Kor 5,3 (ἀπὼν τῷ σώματι παρὼν δὲ τῷ πνεύματι); ferner 2 Kor 10,1.11; 13,10. In Phil beschwört Paulus in der Situation der Gefangenschaft die AdressatInnen, εἴτε […] ἰδὼν ὑμᾶς εἴτε ἀπών, dass sie einmütig für den Glauben an das Evangelium kämpfen (1,27), bzw. für ihr Heil, μὴ ὡς ἐν τῇ παρουσίᾳ μου μόνον ἀλλὰ νῦν πολλῷ μᾶλλον ἐν τῇ ἀπουσίᾳ μου (2,12). 25  Vgl. insbesondere auch Betz, Presence, 514 (er zitiert Seneca, Epist. 55,9–11 als Vorbild): „the formula of 2:5 turns out to be an epistolary device for creating a ‘second presence’ for Paul. The literary topos of ‘presence in absence’ allows the author of Colossians to create what a letter should be, a conversation between friends when separated, a being together (2:2–7) on a higher level (‘in the spirit’) and despite distances.“

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brieflich vermittelter Anwesenheit (etwa in der gemeindlichen Verlesung des Briefs, die Paulus in der Versammlung ein autoritatives Wort einräumt).26 Diese literarische Strategie erhält ihren spezifischen Ort angesichts einer durch die Abwesenheit des Paulus möglicherweise ausgelösten Identitäts‑ und Orientierungskrise (zumindest aus der Sicht des Verfassers, welcher einer solchen vielleicht auch vorausschauend entgegenzuwirken trachtet), wie sich in der Argumentation ab 2,4 abzeichnet (dazu in 3.1). Herausgefordert durch oppositionelle Stimmen wendet sich die Sprecherinstanz mit der geliehenen Autorität des göttlich legitimierten Apostels an die Adressierten, um den paulinischen Standpunkt in Abgrenzung zu einflussreichen konkurrierenden Positionen zu untermauern. Vermittelt durch das Briefmedium (in anknüpfender Nachahmung und adaptierender Fortführung der vorliegenden brieflichen Kommunikation des Paulus) erhebt der zum universalen Lehrer und Offenbarer stilisierte Apostel gleichsam aus der Ferne seine Stimme, um in einer identitätspolitischen Konflikt‑ oder Krisensituation zu intervenieren und im Ringen um die Definitionsmacht in Glauben und Praxis paulinische Tradition zu sichern. Paulus tritt dabei als Sprecher eines kollektiven Wir auf, das zunächst Timotheus als Mitverfasser einschließt (1,1), aber auch weitere namentlich genannte MitarbeiterInnen (z. B. Epaphras, Tychikos),27 die in direkter Relation zu ihm, mit stellvertretender Kompetenz und in vermittelnder, repräsentativer Funktion, von ihm gesandt, beschrieben werden.28 Als Mittelpunkt eines missionarischen Netzwerkes erscheint er, obwohl er die Gemeinde nur vom Hören kennt (1,4.9) und  – wie zu vielen anderen, die ihm nicht persönlich begegnet sind (2,1)  – keinen direkten Kontakt hat, dennoch aus erster Hand informiert und kann reagieren. Diese durch die Textstrategien von Paulus autorisierte und legitimierte WirGruppe vermag paulinische Tradition zu bewahren und in seinem Namen, seiner Rolle bzw. Maske aktualisierend fortzuschreiben (inklusive Transformationen), um im Rückgriff auf die – im Sinne einer startenden Paulus-Überlieferung analog zur Jesus memory auch erst konstruierte – Tradition des Apostels Orientierung für die Gegenwart zu stiften. Die Aufforderung zur Weitergabe des Briefs an die Gemeinde in Laodizea sowie zum gegenseitigen Austausch der 26 Vgl. Theobald, Michael, Der Epheserbrief, in: Martin Ebner/Stefan Schreiber (Hg.), Einleitung in das Neue Testament, Stuttgart: Kohlhammer 22013, 414–430, 416, zu Eph. 27  Ob das vorgestellte Personeninventar im Sinne einer Rückprojektion vertraute Namen aufrufen soll (siehe bes. Phlm) oder diese tatsächlich mit dem Brief auf einer historischen Ebene in Verbindung zu bringen sind, ist schwer zu sagen – methodisch ist für Vorsicht zu plädieren. Zumindest sollten die Namen zur Entstehungszeit des Kol noch bekannt sein. In Eph fehlen später die aufgetragenen und ausgerichteten Grüße. 28  Röhser, Günter, Der Schluss als Schlüssel. Zu den Epistolaria des Kolosserbriefes, in: Peter Müller (Hg.), Kolosser-Studien (Biblisch-Theologische Studien 103), Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 2009, 129–150, 145, sieht in diesem Mitarbeiterkreis den „Sitz im Leben“ für „die pseudepistolographische Fiktion des Kol“.

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jeweils erhaltenen Schreiben (ein Indiz für beginnende Briefsammlungen?) am Schluss (4,16) reflektiert und propagiert paulinische Traditionsbildung. – Wie bald dies nach seinem Tod geschieht, bleibt die Frage und lässt sich nicht gesichert festmachen.

2. Kolossä als materialer Anhaltspunkt? Adressiert ist der Brief – in Übernahme frühjüdischer identitätspolitischer Diktion – „an die Heiligen (nicht: an die ἐκκλησία) in Kolossä“ (1,2).29 Ein konkreter Ort ist genannt.30 Allerdings könnte es sich durchaus um eine doppelte Fiktion handeln,31 die nicht nur die Verfasserfrage betrifft. Würde sich nämlich ein pseudepigraphes Schreiben dennoch an eine bestimmte Gemeinde richten – oder gerade an Kolossä an den äußersten Rändern der paulinischen Mission? Dient die Adresse im Sinne der entworfenen Textwelt der Fassade, um die Konstruktion einer Rückprojektion in die Zeit des Paulus zu stützen? Dann erhebt sich natürlich in der Folge die Frage, inwieweit dem Ort für die Datierung Relevanz zukommt. Wie insbesondere 2,1 suggeriert, reicht die Adressatenschaft über die primäre im Präskript explizit genannte sowie die aus den textinternen Hinweisen auf Laodizea (2,1; 4,13.15–16: Austausch der Korrespondenz) und Hierapolis (4,13) eruierbare erweiterte Adressatenschaft hinaus auf ein größeres (potentiell un29  Vgl. klassisch Dtn 7,6 sowie in der apokalyptischen Tradition Dan 7,18.21–22.25.27; 8,24; außerdem etwa Ps 15,3 LXX; 33,10 LXX; Tob 12,15 (parallel zu den Engeln); 1 Makk 1,46; Weish 18,9. Die Bezeichnung begegnet ebenso in Qumrantexten (z. B. 1QM VI,6: „die Heiligen seines Volkes“; vgl. III,5; 1QSb III,2); siehe ferner „die Gemeinde der Auserwählten und Heiligen“ in 1 Hen 62,8 (ähnlich 50,1). Vgl. auch Röm 1,7 (oder 1 Petr 2,9). Die Übertragung des Titels auf das adressierte Ihr steht im Kontext der in Kol 1,12 betonten „Teilhabe am Erbe der Heiligen im Licht“. Dazu vgl. z. B. 1QS XI,7 f. (Gott hat den erleuchteten Auserwählten „Anteil am Los der Heiligen gegeben und ihre Versammlung mit den Söhnen des Himmels verbunden“) oder 1 Hen 58 (Erbteil der Gerechten und Auserwählten, im Licht). In Weish 5 erkennen die Frevler angesichts der unerwarteten Rettung des verhöhnten Gerechten: ἐν ἁγίοις ὁ κλῆρος αὐτοῦ ἐστιν (V. 5; zum Licht siehe V. 6; vgl. dazu Jes 53,11–12). In Kol 1,26–27 wird der Terminus verwendet im Zusammenhang der Offenbarung des Christusmysteriums ἐν τοῖς ἔθνεσιν. 30  Zu Bedeutung und Profil der antiken Stadt siehe Cadwallader, Alan H./Trainor, Michael (Hg.), Colossae in Space and Time. Linking to an Ancient City (Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 94), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011; außerdem die Studie von Huttner, Ulrich, Early Christianity in the Lycus Valley (Ancient Judaism and Early Christianity 85; Early Christianity in Asia Minor 1), Leiden/ Boston: Brill 2013. 31 So z. B. explizit Wolter, Brief, 35 f.; Standhartinger, Studien, 16.153.281; Frank, ­Nicole, Der Kolosserbrief und die „Philosophia“. Pseudepigraphie als Spiegel frühchristlicher Auseinandersetzungen um die Auslegung des paulinischen Erbes, in: Jörg Frey u. a. (Hg.), Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen, Tübingen: Mohr Siebeck 2009 (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246), 411–432, 412–414; Theobald, Kolosserbrief, 442; für die aktuelle Diskussion siehe Hübenthal, Pseudepigraphie.

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begrenztes) Publikum als ,Adressaten zweiter Ebene‘, für welche die im Brief anhand einer Modellgemeinde dargestellte typische Situation paradigmatisch anzuwenden ist.32 Über das Städtedreieck Kolossä – Laodizea – Hierapolis im Lykostal hinaus erfolgt gemäß der Textstrategie ein universaler Ausblick. Das spezifische räumlich-zeitliche Kolorit ist aber wiederum konkret genug, um von einer Situierung der in Kol gespiegelten Diskurse im kleinasiatischen Raum (im weiteren Umkreis der von Kolossä ca. 180 km entfernten Metropole Ephesus) auszugehen.33 Auch wenn der Brief nicht authentisch paulinisch ist, könnte dennoch ein realer Anlass im Hintergrund stehen. Um 60 war Kolossä vermutlich ebenfalls von dem Erdbeben betroffen, das nach den Annalen des Tacitus das benachbarte (ca. 15 km entfernte) Laodizea zerstörte  – so explizit in der Chronik des Eusebius zu lesen (beeinflusst von Kol?): In Asia tres urbes terrae motu conciderunt, Laodicia Hierapolis Colossae.34 Nach Tacitus wurde Laodizea jedoch im selben Jahr wieder aufgebaut: Eodem anno ex inlustribus Asiae urbibus Laodicea, tremore terrae prolapsa, nullo a nobis remedio, propriis opibus revaluit.35 Eine beliebte These geht von der Zerstörung Kolossäs aus, um in mehreren Varianten die Pseudepigraphie zu plausibilieren.36 Adressiert an einen nicht mehr existierenden Ort, lässt sich die Autorfiktion weniger schnell durchschauen, wenn der Brief auftaucht (Paulus hätte ihn eben vor dem Erdbeben an die Gemeinde geschrieben, woraufhin er zwischenzeitlich verloren ging). Oder Kolossä dient als bewusstes Fiktionalitätssignal, womöglich auch als Scheinadresse für das tatsächlich anvisierte Laodizea.37 In Kol 4,16 (Austausch der Korrespondenz mit Laodizea) könnte sich freilich ein Weg für die Promulgation des Pseudepigraphons andeuten. 32 Vgl.

dazu auch Standhartinger, Studien, 181. Theobald, Kolosserbrief, 441 f.; Bormann, Brief, 50 f. (zum rekonstruierten Milieu im Lykostal: 12–28). Laodizea ist auch als eine der sieben kleinasiatischen Gemeinden in Apk adressiert (1,11; 3,14 ff.), zu der es ferner Verbindungslinien über christologische Titel gibt (πρωτότοκος [ἐκ] τῶν νεκρῶν in Kol 1,18/Apk 1,5; zu ἀρχὴ τῆς κτίσεως in Apk 3,14 vgl. Kol 1,15). 34  210. Olympiade, in der Übersetzung des Hieronymus, GCS 47,183,21 f. 35  Tacitus, Ann. 14,27. „Im selben Jahr wurde Laodizea aus den bekannten Städten Asiens durch ein Erdbeben zerstört und ohne Unterstützung von uns mit eigenen Mitteln wieder hergestellt.“ 36  Früher wurde damit umgekehrt die Echtheit des Briefes untermauert, insofern er von Paulus vor dem Erdbeben geschrieben worden sein müsse. 37 So Lindemann, Andreas, Die Gemeinde von „Kolossä“. Erwägungen zum „Sitz im Leben“ eines pseudopaulinischen Briefes, in: Ders., Paulus, Apostel und Lehrer der Kirche. Studien zu Paulus und zum frühen Paulusverständnis, Tübingen: Mohr Siebeck 1999, 187–210 [Ndr. aus: Wort und Dienst NF 16 (1981), 111–134], 194 ff.; kritisch dazu Cadwallader, Alan H., Refuting an Axiom of Scholarship on Colossae: fresh insights from new and old inscriptions, in: Ders./Michael Trainor (Hg.), Colossae in Space and Time. Linking to an Ancient City (Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 94), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011, 151–179, 158 f. 33 Vgl.

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Das Erdbeben würde allerdings die (Weiter‑)Existenz einer Gemeinde nicht ausschließen.38 Wie bei Laodizea wäre von einem baldigen Wiederaufbau auszugehen, da aufgrund der epigraphischen Zeugnisse „eine nennenswerte Unterbrechung in der Geschichte […] äußerst unwahrscheinlich [ist]“39, wie auch Lukas Bormann feststellt. Eine Ehrinschrift für einen Korumbos mit dem Ehrentitel φιλόπατρις („Freund der Vaterstadt“) bezieht sich auf die Renovierung der Therme (aufgrund einer Zerstörung durch das Erdbeben?) und ihre Kosten (SEG 61,1160, hier Z. 4–5): zur Reparatur des Bad[es … u]nd für die Wasserleitung des Demos der Koloss[…

Eine weitere interessante Ehrinschrift vom Ende des 1. oder Anfang des 2. Jahrhunderts, gewidmet Μάρκωι Μάρκου Κολοσσηνῶν ἀρχερμηνεῖ καὶ ἐξηγητηῖ (SEG 57,1382), bezeugt die Notwendigkeit eines „Oberübersetzers“ in Kolossä – in einem multikulturellen Milieu.40 Da Kolossä bisher nicht ausgegraben ist, besteht ein archäologisches Desiderat. Zu erwarten wären vielleicht Inschriften in situ oder sonstige erhellende Funde. Dennoch wirft die Epigraphik hinsichtlich der Datierung des Kol mehr Fragen auf, als sie beantworten kann: Was bedeutet der epigraphische Befund, abgesehen von Datierungsunsicherheiten, für die 60er/70er Jahre (wann konkret erfolgte der Wiederaufbau)? Und inwiefern ist überhaupt die Situation in Kolossä als relevant in Betracht zu ziehen?

3. Intertextuelle Bezüge als Anhaltspunkte für eine relative Datierung? An dieser Stelle sind zunächst ein paar Vorbemerkungen nötig im Sinne eines methodischen caveat, inwieweit intertextuelle Bezüge überhaupt als mögliche Anker dienen können, um daran chronologische Beobachtungen festzumachen. 38  So aber z. B. Lindemann, Gemeinde, 203–205; Pokorný, Brief, 17; Maisch, Brief, 22; Theobald, Kolosserbrief, 442. 39  Bormann, Brief, 28; vgl. Cadwallader, Axiom, 174. Ausführlich dazu Verheyden, Joseph/Öhler, Markus/Corsten, Thomas (Hg.), Epigraphical Evidence Illustrating Paul’s Letter to the Colossians (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 411), Tübingen: Mohr Siebeck 2018. 40 Siehe Cadwallader, Axiom, 170–174; Bormann, Brief, 19–28.54; Ders., Barbaren und Skythen im Lykostal? Epigraphischer Kommentar zu Kol 3:11, in: Joseph Verheyden/Markus Öhler/Thomas Corsten (Hg.), Epigraphical Evidence Illustrating Paul’s Letter to the Colossians (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 411), Tübingen: Mohr Siebeck 2018, 161–198, 193–196. Die hier referierten Inschriften wurden auch von Bernd Heininger im Rahmen seines Vortrags auf der AKN-Tagung 2019 in Linz vorgestellt.

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(1) Intertextualität bedeutet nicht einfach literarische Abhängigkeit. Vielmehr geht es um die gemeinschaftliche Partizipation an übergreifenden Diskursen. Was die paulinische Sammlung betrifft, ist  – über die Verwendung konventionalisierter Briefformeln hinaus – eine Kenntnis bestimmter unumstrittener Paulusbriefe möglich,41 jedoch können Stichwortverbindungen, thematische und motivische Parallelen auch über andere Wege  – mündliche Traditionsbildung, Verkündigung etc. – vermittelt sein.42 Im Falle philosophischer, etwa stoischer Texte (z. B. Seneca), stellt sich die Situation der Intertextualität mit Kol noch einmal anders dar. Noch mehr ist vermutlich von ,über mehrere Ecken‘ zustande gekommenen Übereinstimmungen auszugehen. Die Interaktionen finden eben in einem gemeinsamen kulturellen Netzwerk statt. Da es sich insgesamt um komplexe Rezeptionsprozesse – über einen längeren Zeitraum hinweg – handelt, sind chronologische Feststellungen nur sehr bedingt möglich. (2) Eine weitere methodische Unschärfe liegt in der Textüberlieferung: Wie zuverlässig sind die eigentlichen Text-Parallelen? Lässt sich in Bezug auf die paulinische Briefsammlung etwa mit Sicherheit sagen, was genuin Bestandteil des jeweils ursprünglichen Brieftextes gewesen ist – oder muss man vielleicht auch eine redigierende Harmonisierung miteinkalkulieren (auch im Sinne einer eventuellen Überarbeitung und Ergänzung der ,authentischen‘ Paulinen)? Analoges gilt für die klassischen antiken Texte: Wie stabil ist der Textbestand jeweils, ist er gesichert für das 1. Jahrhundert? Diese Frage ist zumindest methodischhermeneutisch zu stellen. (3) Zudem bewegt man sich mit Datierungen in relativer Bestimmung ohnehin auf glattem Eis, wo aufgrund der Abhängigkeit von weiteren Hypothesen kaum sicherer Boden zu erreichen ist. Wie sicher sind z. B. auch die im Folgenden in den Blick genommenen klassischen antiken Texte zu datieren? Dennoch gibt es einige Auffälligkeiten, die zu diskutieren sind – ob es um Diskursentwicklungen entlang klassischer jüdischer identity marker geht oder um mögliche Einflüsse kaiserzeitlicher Literatur.

41  Für Frank, Nicole, Der Kolosserbrief im Kontext des paulinischen Erbes. Eine intertextuelle Studie zur Auslegung und Fortschreibung der Paulustradition (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 271), Tübingen: Mohr Siebeck 2009, 351–353, setzt der Kol eine frühe Sammlung der Protopaulinen voraus. – In der vorliegenden Untersuchung zeigt sich einerseits eine oft in die Details reichende Nähe zu unumstrittenen Paulusbriefen, andererseits fehlen wichtige Konzepte und Begriffe (z. B. νόμος, δικαιοσύνη oder ἁμαρτία im Sg.). 42 Skeptisch gegenüber einer möglichen Benutzung von Paulusbriefen (außer Phlm) ist Standhartinger, Studien, 61–89.91–152.278–281, die auf die Aufnahme mündlicher Paulustradition rekurriert. Im Unterschied zur eindeutigen literarischen Abhängigkeit des Eph von Kol könnte die Vertrautheit mit paulinischer Verkündigungstradition auch subliterarisch vermittelt sein; vgl. Wolter, Brief, 33, der aber eine Abhängigkeit von Phlm und Röm annimmt; Bormann, Brief, 43–45; Foster, Colossians, 81–85, der „a more general knowledge of key Pauline concepts“ (81) und „familiarity with Pauline ideas“ (82) vermutet.

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3.1 Verhandlung jüdischer Identitätsmarker Wichtige Stichwortbezüge lassen sich z. B. hinsichtlich der Beschreibung der vieldiskutierten „Philosophie“, die als oppositionell fokalisiert wird, beobachten. Denn das autoritative Gewicht des Apostels, seine spirituelle Präsenz werden gegen eine offenbar einflussreiche konkurrierende φιλοσοφία in Stellung gebracht, von der sich die auktoriale Instanz unter Aufnahme stereotyper antiker Topoi polemisierend abgrenzt  – zunächst in einer Warnung vor negativ konnotierter sophistischer „Überredung“43, wie sie etwa bei Plato und Aristoteles angeprangert wird: (2,4) Dies sage ich, damit niemand euch in die Irre führt (παραλογίζηται, vgl. z. B. Aristoteles, Politika 1307b35)44 durch Überredung (πιθανολογίᾳ, vgl. Plato, Theaitetos 162e). […] (8) Schaut, dass niemand euch „einfängt“ (βλέπετε μή τις ὑμᾶς ἔσται ὁ συλαγωγῶν45) durch die „Philosophie“ (διὰ τῆς φιλοσοφίας) und leere Täuschung (καὶ κενῆς ἀπάτης, vgl. z. B. Sib. Or. 3,586: ἀπάτῃσι κεναῖς) nach der Überlieferung der Menschen (κατὰ τὴν παράδοσιν τῶν ἀνθρώπων), nach den Elementen des Kosmos (κατὰ τὰ στοιχεῖα τοῦ κόσμου) und nicht nach Christus (καὶ οὐ κατὰ Χριστόν).

Inhaltlich wird die als „leere Täuschung“ (in den Sibyllinischen Orakeln in Bezug auf Idolatrie) gebrandmarkte „Philosophie“ mit zunächst unspezifisch wirkenden Schlagworten charakterisiert als (im Unterschied etwa zum „Wort der Wahrheit des Evangeliums“, 1,5) trügerische Lehre „nach der Überlieferung der Menschen“ und „nach den Elementen des Kosmos“ – und „nicht nach Christus“. Der Terminus φιλοσοφία an sich (welcher in der griechischen Bibel sonst nicht vorkommt) gibt dabei noch keine spezifische Verstehensrichtung vor. In einem jüdisch-hellenistischen Kontext kann er auch jüdische Glaubensüberzeugung (im Sg.) sowie jüdische Richtungen und Lehrtraditionen (im Pl.) bezeichnen.46 Analog taucht er in Justins Dialog mit Tryphon für christliche Lehre – als „allein zuverlässige und brauchbare Philosophie“ (8,1) – auf.

 Vgl. dazu 1 Kor 2,4. der Einleitung zu den Sophistischen Widerlegungen 164a20 ff. gebraucht Aristoteles das Substantiv παραλογισμοί. 45  Vgl. analog Tatian, Oratio ad Graecos 22 (2. Jahrhundert) im Rahmen seiner Polemik gegen hellenistische Kultur in Bezug auf Schauspieler (συλαγωγεῖσθε). 46 Vgl. etwa Philo, legat. 156 bzw. 245 (τῆς  Ἰουδαϊκῆς φιλοσοφίας); Mos. 2,216; De contemplatione 26; mut. 223 (τοῖς κατὰ Μωυσῆν φιλοσοφοῦσιν). Textzitate aus: Philonis Alexandrini opera quae supersunt, hg. v. Leopold Cohn und Paul Wendland, 7 Bde, Berlin: Reimer 1896–1930 [Ndr. 1962–1963]. Josephus bezeichnet in Antiquitates Iudaicae 18,1,2 § 11 Essener, Sadduzäer und Pharisäer als φιλοσοφίαι, gleichsam als philosophische Schulen bzw. Lehrtraditionen; vgl. auch § 9 und 18,1,6 § 23 sowie Bellum Iudaicum 2,8,2 § 119. Siehe am Endes des 1. Jahrhunderts n. Chr. auch in 4 Makk 1,1; 5,11.22; 7,9.21. 43

44 In

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Ein näherer Blick auf die intertextuellen Bezüge der vagen, fragmentarischen Anspielungen, die für die zeitgenössischen AdressatInnen genügen mochten, leistet eine deutlichere Konturierung des zugrunde liegenden Diskussionshorizonts. So taucht etwa das Stichwort der bloß menschlichen Überlieferung – im Unterschied zu göttlicher Offenbarung gedacht – bei Mk im Kontext einer Debatte um Speise‑ und Reinheitsvorschriften auf: In Mk 7,8 finden wir wortgleich τὴν παράδοσιν τῶν ἀνθρώπων – gegenüber dem „Gebot“ bzw. „Wort“ Gottes (V. 8–9.13). Unmittelbar davor wird Jes 29,13 zitiert, wo eine bestimmte Form der Gottesverehrung kritisiert wird, die nur auf „Geboten und Lehren von Menschen“ basiere (der in Mk 7,7 zitierte Text ist allerdings nicht deckungsgleich mit dem Wortlaut der LXX, wie von Alfred Rahlfs ediert): Mk 7,7 als explizites Zitat (siehe V. 6) von Jes 29,13: μάτην δὲ σέβονταί με, διδάσκοντες διδασκαλίας ἐντάλματα ἀνθρώπων. Jes 29,13 LXX: […] μάτην δὲ σέβονταί με διδάσκοντες ἐντάλματα ἀνθρώπων καὶ διδασκαλίας.

Ebenso werden in Kol 2,22 bestimmte Speiseverbote als „gemäß den Geboten und Lehren der Menschen“ (κατὰ τὰ ἐντάλματα καὶ διδασκαλίας τῶν ἀνθρώπων) charakterisiert. Auch diese Textvariante ist offensichtlich als JesAnspielung zu verstehen.47 In die Linie von Mk 7 passt weiter der Hinweis auf Speisegebote in Kol 2,16 (in 2,9–15 wird die eigene Lehre κατὰ Χριστόν ausgeführt): Niemand soll euch also richten (Μὴ οὖν τις ὑμᾶς κρινέτω, vgl. bes. Röm 14,3: ὁ δὲ μὴ ἐσθίων τὸν ἐσθίοντα μὴ κρινέτω; 14,10: σὺ τί κρίνεις τὸν ἀδελφόν σου; 14,13: Μηκέτι οὖν ἀλλήλους κρίνωμεν) in puncto Essen und Trinken (ἐν βρώσει καὶ ἐν πόσει, vgl. Röm 14,17: οὐ γάρ ἐστιν ἡ βασιλεία τοῦ θεοῦ βρῶσις καὶ πόσις)

Hier liegen insbesondere intertextuelle Bezüge zu Röm 14 vor, wo ebenfalls – allerdings mit einem stärkeren Blick auf wechselseitige Toleranz (vgl. 14,13: „wir wollen einander also nicht mehr richten“)  – gegenseitige Verurteilungen (das Stichwort „richten“ begegnet in Röm 14,3.10 etc.) in Fragen von „Essen und Trinken“ (wortgleich in Röm 14,17) thematisiert werden. Das Konfliktfeld um Reinheit/Unreinheit bringt Röm 14,14.20 zur Sprache. Die darauf folgende Trias „oder bezüglich (ἢ ἐν μέρει) Fest, Neumond oder Sabbat (ἑορτῆς ἢ νεομηνίας ἢ σαββάτων, formelhaft in der LXX)“48 verweist auf 47 Auch ohne explizit markierte Zitate argumentiert Kol – innerhalb eines jüdischen Traditionshorizonts – aus der Schrift heraus. 48  Vgl. bes. Hos 2,13; Ez 45,17 sowie 1 Chr 23,31; 2 Chr 2,3; 31,3; 1 Esdr 5,51; 1 Makk 10,34; Jdt 8,6; Jes 1,13–14 (in der Zusammenstellung mit νηστεία, „Fasten“); ferner Jub 1,14; 1QM II,4; Iust.dial. 8,4.

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den jüdischen Festkalender. Für die Zeitstrukturen und damit kalendarische Regelungen zuständig sind in der gemeinantiken Vorstellungswelt astrale Mächte.49 Auf diese wurde bereits in Kol 2,8 Bezug genommen in der Charakterisierung der gegnerischen Philosophie als κατὰ τὰ στοιχεῖα τοῦ κόσμου, „gemäß den Elementen der Welt“, zu denen neben den klassischen vier auch Gestirne gezählt werden.50 Das Stichwort der kosmischen, im antiken Kontext oft vergöttlichten Elementarmächte muss nicht notwendigerweise (allein) eine Warnung vor konkurrierenden Kosmologien hellenistischer Philosophie oder vor lokalen Mysterienkulten indizieren. Im paulinischen Traditionsrahmen ist auf Gal 4 hinzuweisen, wo Paulus die στοιχεῖα τοῦ κόσμου als versklavende Mächte beschreibt (V. 3.9), wohingegen der von Gott gesandte Sohn (V. 4) „die unter dem Gesetz freikaufe“, sodass sie die „Sohnschaft“ erlangen (V. 5) und dadurch auch Erben sind (V. 7). Den AdressatInnen wirft er vor, zu den „schwachen und armseligen“ στοιχεῖα wieder zurückzukehren (V. 9); unmittelbar darauf ist von der Einhaltung bestimmter Zeiten die Rede (V. 10: ἡμέρας παρατηρεῖσθε καὶ μῆνας καὶ καιροὺς καὶ ἐνιαυτούς). Auch Röm 14,5–6 nimmt die Unterscheidung bestimmter Tage in den Blick. Daher ist im paulinischen Traditionshorizont – in Rezeption von Gal 4 – der Zusammenhang der στοιχεῖα mit dem jüdischen Kalender plausibler als der Rekurs auf pagane Kontexte. Demgegenüber betont der Christus-Hymnus in Kol 1,15–20 dass „alles in den Himmeln und auf der Erde, das Sichtbare und das Unsichtbare, ob Throne oder Herrschaften, ob Mächte oder Gewalten (εἴτε θρόνοι εἴτε κυριότητες εἴτε ἀρχαὶ εἴτε ἐξουσίαι)“51 in Christus geschaffen wurden, „durch ihn und auf ihn hin“ (1,16). „Das All hat in ihm Bestand“ (1,17: τὰ πάντα ἐν αὐτῷ συνέστηκεν, vgl. die Aufgabe der Elementarmächte in Platons Timaios 32c: ἡ τοῦ κόσμου σύστασις),52 dem „Erstgeborenen der Schöpfung“ (1,15: πρωτότοκος πάσης κτίσεως). Daran anknüpfend wird er in 2,10 als „das Haupt jeder Macht und Gewalt“ (ἡ κεφαλὴ πάσης ἀρχῆς καὶ ἐξουσίας) bezeichnet. In 2,15 wird deren Entmachtung als endzeitlicher Triumph53 in apokalyptischer Motivik personifiziert verbildlicht in poetischer Sprache.54 49 Siehe die differenzierten Kompetenzen der Engel, Geister und kosmischen Mächte, die Elemente und Gestirne kontrollieren, in 1 Hen 60,11–22; 69,21–22; 75,1–3; 80,6; 82,4.7–8.10–20; 2 Hen 5–6; Jub 2,2; 1QH I,9–13. 50  Siehe z. B. Weish 13,2 (ἀλλ’ ἢ πῦρ ἢ πνεῦμα ἢ ταχινὸν ἀέρα ἢ κύκλον ἄστρων ἢ βίαιον ὕδωρ ἢ φωστῆρας οὐρανοῦ πρυτάνεις κόσμου θεοὺς ἐνόμισαν); außerdem 2 Hen 15,1 („die Elemente, die Phönix und Chalkedrios genannt werden“; dazu vgl. 12,1); 16,7: „fliegende Geister und Elemente und Engel“; 23,1 und 27,3 in Bezug auf ihre Himmelsbahnen. 51  Die Viererreihe, die ebenso in 2 Hen 20,1 begegnet (hier treten noch zusätzliche Bezeichnungen aus der jüdischen Angelologie hinzu), verweist auf Engelklassen. 52  Vgl. auch das Bild in Kol 2,19. 53  Vgl. 2 Kor 2,14. 54  Zu Christus als kosmischem Triumphator über die Mächte vgl. auch 1 Kor 15,24–28 (V. 24: ὅταν καταργήσῃ πᾶσαν ἀρχὴν καὶ πᾶσαν ἐξουσίαν καὶ δύναμιν).

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Im Resümee des Abschnittes (welches sich ausgezeichnet in einen paulinischen Denkrahmen fügt) tauchen die στοιχεῖα noch einmal auf (2,20)  – die Stichworte vom Beginn begegnen erneut in rahmender Funktion: (20) Wenn ihr gestorben seid mit Christus, (Εἰ ἀπεθάνετε σὺν Χριστῷ; vgl. Röm 6,8: εἰ δὲ ἀπεθάνομεν σὺν Χριστῷ) [und also frei] von den Elementen der Welt, (ἀπὸ τῶν στοιχείων τοῦ κόσμου; vgl. Gal 4,3: τὰ στοιχεῖα τοῦ κόσμου sowie Röm 7,6: νυνὶ δὲ κατηργήθημεν ἀπὸ τοῦ νόμου ἀποθανόντες […]55) was lasst ihr euch [dann] Vorschriften machen, als ob ihr in der Welt lebtet: (τί ὡς ζῶντες ἐν κόσμῳ δογματίζεσθε56; vgl. dazu die rhetorische Frage in Röm 6,2: οἵτινες ἀπεθάνομεν τῇ ἁμαρτίᾳ57, πῶς ἔτι ζήσομεν ἐν αὐτῇ;) (21) iss nicht, koste nicht, rühr nicht an, (Μὴ ἅψῃ μηδὲ γεύσῃ μηδὲ θίγῃς) (22) was alles zum Verderben ist durch den Verbrauch, (ἅ ἐστιν πάντα εἰς φθορὰν τῇ ἀποχρήσει) nach den Geboten und Lehren der Menschen (κατὰ τὰ ἐντάλματα καὶ διδασκαλίας τῶν ἀνθρώπων; vgl. Jes 29,13 LXX, zitiert ebenso in Mk 7,7) (23) – was (ἅτινά58 ἐστιν), obgleich es den Ruf von Weisheit hat, (λόγον μὲν ἔχοντα σοφίας) in selbst auferlegtem Gottesdienst, Demut und Schonungslosigkeit gegenüber dem Körper, (ἐν ἐθελοθρησκίᾳ καὶ ταπεινοφροσύνῃ [καὶ] ἀφειδίᾳ σώματος) ohne jegliche Ehre zur Befriedigung des Fleisches dient. (οὐκ ἐν τιμῇ τινι πρὸς πλησμονὴν τῆς σαρκός)

In der Taufe vollzieht sich in einer definitiven Wende59 ein radikaler (vgl. 2,7) Existenzwechsel: Der „alte Mensch“ (3,9; nach Röm 6,6 „mitgekreuzigt“60), wird – in der Sprache der Gewandmetaphorik von Kol 3,8–12 (Kleidung konstruiert ja soziale, ethnische, kulturelle Identität)61  – „abgelegt“,62 um „den 55 Vgl.

weiter Röm 7,4; Gal 2,19; außerdem Röm 6,2.7.10 (in Bezug auf „die Sünde“).  Vgl. in Kol 2,14 die „gegen uns lautende Rechtsurkunde (χειρόγραφον) mit den (die Schuld aufweisenden) δόγμασιν“ (zum Begriff vgl. etwa 3 Makk 1,3: τῶν πατρίων δογμάτων; Josephus, Contra Apionem 1,42: θεοῦ δόγματα; außerdem Philo LA 1,55; gig. 52). 57 Der paulinische Zentralbegriff der „Sünde“ im Sg. fehlt in Kol (ebenso wie die „Gerechtigkeit“). 58 Während der erste Relativsatz mit ἅ ἐστιν πάντα das Objekt zu den Speiseverboten angibt, bezieht sich das verallgemeinernde Relativpronomen ἅτινα unspezifisch auf die Beachtung solcher Tabus. 59  Vgl. συνηγέρθητε (2,12; wieder aufgenommen in 3,1) innerhalb einer ganzen Reihe von Aoristen, die auf „realized eschatology“ verweisen. 60  In Röm 6,6 mit Fokus auf die „Sünde“: τοῦτο γινώσκοντες, ὅτι ὁ παλαιὸς ἡμῶν ἄνθρωπος συνεσταυρώθη, ἵνα καταργηθῇ τὸ σῶμα τῆς ἁμαρτίας (in Kol 2,11: τῆς σαρκός), τοῦ μηκέτι δουλεύειν ἡμᾶς τῇ ἁμαρτίᾳ. 61  Die geschlechtliche Identität spielt in Kol 3,11 anders als in Gal 3,28 keine Rolle. 62  In Kol 2,11 ist es der „Fleischesleib“ (zur Phrase vgl. neben 1,22: Sir 23,17; 1 Hen gr. 102,5; 1QpHab IX,2). 56

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neuen“ Menschen gemäß der durch Christus neu vermittelten Gottesbildlichkeit „anzuziehen“ (3,10; vgl. Gal 3,27). Daher haben die in „der Welt“ geltenden Vorschriften (2,20) keine soteriologische Relevanz (mehr): „das oben denkt, nicht das auf der Erde“ (3,2).63 Die in der komplizierten Satzkonstruktion zitierten Speise‑ und Reinheitsgebote (2,21) basieren bloß auf menschlichen Lehren (2,22; vgl. 2,8), als selbstgewollte Frömmigkeitspraxis (ἐθελοθρησκία64), und werden zuletzt in ironisierendem Kontrast zur vorher erwähnten Demut und Askese (ταπεινοφροσύνῃ [καὶ] ἀφειδίᾳ σώματος) als πλησμονὴ (Fülle, Sättigung) τῆς σαρκός, Befriedigung irdischer Eitelkeit karikiert (2,23; vgl. die Polemik in V. 18). Die Schlagworte zur Deklassierung der „Philosophie“ (nach der Überlieferung von Menschen, bezogen auf die kosmischen στοιχεῖα) deuten daher auf eine stereotypisierte Rhetorik – wie sie einerseits in etwa auch (zeitgleich?) bei Mk zu Tage tritt bezüglich Reinheits‑ und Speisegeboten, andererseits in Fortsetzung der bereits in Gal und Röm geführten Diskussionen angepasst an bereits etwas geänderte Vorzeichen. Im Unterschied zu unumstrittenen Paulusbriefen wirkt die Auseinandersetzung weniger konkret, Kol greift bekannte Stichworte eines breiteren Diskurses auf, ohne etwa bestimmte ProponentInnen oppositioneller Meinungen namentlich anzusprechen. Eine nähere Datierung für die Diskursentwicklung quasi auf einer Zeitleiste zu veranschlagen, ist schwierig, zumal ja auch nicht von flächendeckend gleichen Entwicklungen auszugehen ist. Die sozialgeschichtliche Realität ist bestimmt von fluiden Identitäten und variierenden Grenzlinien. In den Verbindungslinien zu Mk spiegelt sich ein übergreifender Diskurs, keine direkte Abhängigkeit.65 Für eine grobe zeitliche Einordnung des Kol könnten diese intertextuellen Beziehungen dennoch Relevanz haben, zumal die gängige Datierung des Mk zu einer des Kol in den 70er Jahren passt. Für ein weiteres Schlagwort findet sich eine intertextuelle Beziehung: Werden die Fragen des Essens und Trinkens bzw. des Kalenders in Kol 2,17 als „Schatten des Kommenden“ (σκιὰ τῶν μελλόντων) bezeichnet, wird die Formulierung in Hebr 10,1 vom „Gesetz“ gebraucht (Σκιὰν γὰρ ἔχων ὁ νόμος τῶν μελλόντων  Vgl. auch im Lasterkatalog von 3,5 τὰ ἐπὶ τῆς γῆς.  Die in der griechischen Bibel nur hier vorkommende ἐθελοθρησκία bezeichnet eine vom Wollen ([ἐ]θέλω) bestimmte Gottesverehrung. In der Zusammenstellung mit Demut und Askese könnte sie als freiwillige Frömmigkeitsübung zu verstehen sein, die man sich selbst auferlegt (in Analogie zu ἐθελοδουλεία), im polemischen Kontext auch abwertend als Gottesdienst, an dem man selbst Gefallen hat – oder den man gerne hätte, vgl. θέλων ἐν […] θρησκείᾳ in 2,18 als Septuagintismus; analog etwa zu ἐθελοφιλόσοφος als „Möchtegern-Philosoph“; vgl. Francis, Fred O., Humility and Angelic Worship in Col 2:18, in: Ders./Wayne A. Meeks (Hg.), Conflict at Colossae. A Problem in the Interpretation of Early Christianity Illustrated by Selected Modern Studies (Sources for Biblical Study 4), Missoula: Scholars Press 1973, 163–195 [Ndr. aus: Studia Theologica 16 (1962), 109–134], 181. 65  Vgl. auch die teils analogen „Lasterkataloge“ in Mk 7,21–22/Kol 3,5.8. 63 64

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ἀγαθῶν). Der Begriff νόμος fehlt in Kol, doch deuten die erwähnten Konfliktthemen auf halachische Diskussionen (auf der Linie von Mk 7 könnte es sich freilich auch um später sogenannte Halachot de-rabbanan handeln – in jüdischer Rechtstheorie unterschieden von solchen mit Tora-Status). Für die Intertextualität mit Hebr lässt sich mithin ein gemeinsamer Sprachkontext des Theologisierens postulieren, die Datierungsfrage allerdings ebenso wenig klären. Gegenüber vielfältigen anderen in der Forschungsgeschichte vorgeschlagenen Hypothesen ist daher m. E. die in Kol gespiegelte Diskussion mitsamt der kontrovers erörterten Gegnerkonstruktion im übergreifenden Kontext von jüdisch-christlichen Identitätsdiskursen, zumal fortschreitenden Debatten um die Relevanz klassischer jüdischer identity marker für die Anhänger und Anhängerinnen Jesu speziell aus den Völkern zu verorten.66 Hier treten Fortschreibungen der unumstrittenen Paulusbriefe, insbesondere Gal und Röm, zu Tage, wie die aufgezeigten intertextuellen Bezüge verdeutlichen, allerdings auch schon eine gewisse Stereotypisierung der Schlagworte in der Diskussion. Zur Begründung der 66 Auf einen jüdischen Hintergrund rekurriert bereits Lightfoot, Joseph Barber, The Colossian Heresy, in: Fred O. Francis/Wayne A. Meeks (Hg.), Conflict at Colossae. A Problem in the Interpretation of Early Christianity Illustrated by Selected Modern Studies (Sources for Biblical Study 4), Missoula: Scholars Press 1973, 3–59 [Ndr. aus: Ders., St. Paul’s Epistles to the Colossians and to Philemon, London: Macmillan 31879], 25: „when I speak of the Judaism in the Colossian Church as Essene, I do not assume a precise identity of origin, but only an essential affinity of type“. Auch Lyonnet, Stanislas, Paul’s Adversaries in Colossae, in: Fred O. Francis/Wayne A. Meeks (Hg.), Conflict at Colossae. A Problem in the Interpretation of Early Christianity Illustrated by Selected Modern Studies (Sources for Biblical Study 4), Missoula: Scholars Press 1973, 147–161 [Ndr. aus: Ders., L’Étude du milieu littéraire et l’exégèse du Nouveau Testament, in: Biblica 37 (1956), 27–38], 150–153, verweist – gegen die These eines hellenistischen Synkretismus – auf Material aus Qumran. Dunn, James D. G., The Colossian Philosophy: A Confident Jewish Apologia, in: Biblica 76 (1995), 153–181, geht von einer Abgrenzung zu den Synagogen in Kolossä aus (vgl. auch Ders., Epistles, 29–33), während etwa Smith, Ian K., Heavenly Perspective. A Study of the Apostle Paul’s Response to a Jewish Mystical Movement at Colossae (Library of New Testament Studies 326), London: T&T Clark 2006, die konkurrierende φιλοσοφία eher innerhalb der Gemeinde ortet; wie Dunn, Philosophy, 154, denkt er an „Jewish mysticism“ (resümierend: Smith, Perspective, 143–145; eventuell als frühe Form von Merkaba-Mystik: vgl. Bruce, F. F., The Epistles to the Colossians, to Philemon, and to the Ephesians [The New International Commentary on the New Testament], Grand Rapids: Eerdmans 1984, 23–26). Vgl. außerdem z. B. Luz, Brief, 218 f. („asketische Judenchristen“), dem sich Theobald, Kolosserbrief, 441, anschließt; Stettler, Christian, Der Kolosserhymnus. Untersuchungen zu Form, traditionsgeschichtlichem Hintergrund und Aussage von Kol 1,15–20 (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 131), Tübingen: Mohr Siebeck 2000, 58–74 („mystisches und gesetzestreues Judentum“ [72]); Huttner, Early Christianity, 124–131.148.  – Die jüdische Präsenz in Phrygien beleuchten Bruce, Epistles, 8–13; Dunn, Philosophy, 154–158; Bormann, Brief, 19–21; Huttner, Early Christianity, 67–79; Foster, Colossians, 10–16. Für das Städtedreieck im Lykostal ist neben jüdischen Grabinschriften in Hierapolis folgender Textbefund relevant: Cicero, Pro Flacco 28,68 f. (Konfiszierung von mehr als 20 Pfund Gold Tempelsteuer in Laodizea, was auf eine relativ hohe jüdische Bevölkerungsdichte schließen lässt); Josephus, Antiquitates Iudaicae 12,3,4 § 148–153 (aufgrund seleukidischer Siedlungspolitik in Lydien und Phrygien); 14,10,20 § 241–243 (Gewährung der Sabbatobservanz und anderer ritueller Sonderrechte „nach den väterlichen Gesetzen“ in Laodizea).

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in paulinischer Tradition stehenden Position zur kultisch-rituellen Praxis rekurriert Kol – in Abgrenzung zu anderen Entwürfen der Existenz‑ und Handlungsorientierung  – auf eine Kosmologie unter christologischen Vorzeichen (auch gegenüber der Tora-Weisheit). „In Christus“ ergibt sich eine Neudefinition der Kriterien der Zugehörigkeit zur Heilsgemeinschaft (der „Teilhabe am Erbe der Heiligen im Licht“, wie Kol 1,12 formuliert), welche nicht an der Einhaltung von Speise‑ und Reinheitsvorschriften, von Sabbat und Festen hängt. In der Taufe erhalten die Glaubenden bereits Vergebung und Leben (2,12–13; vgl. 1,14.22; 3,1), wird ihnen die in ihm wohnende göttliche „Fülle“ zuteil (2,9–10; vgl. 1,19)67. Die im Text zu Gehör gebrachten Gegenstimmen befürchten demgegenüber offenbar eine Auflösung der jüdischen Identität der messianischen Bewegung, welche sie wiederum unter strikter Bezugnahme auf gerade jene traditionellen Marker definieren.68 Eine solche Einordnung mag auch durch den Blick auf spätere Texte erhellt werden, um ferner nachzuzeichnen, welche Verschiebungen sich im Lauf des 1. bis ins 2. Jahrhundert hinein ablesen lassen. Einschlägig ist hier Justin, dessen Dialog mit Tryphon auch noch für das zweite Jahrhundert ähnliche Diskurse voraussetzt.69 So wird in dial. 46–47 verhandelt, inwieweit an Jesus Glaubende „alles durch Mose Angeordnete“ jetzt halten können (εἰ ἔνεστιν […] φυλάσσειν τὰ διὰ Μωϋσέως διαταχθέντα ἅπαντα νῦν; 46,2). Tryphon als jüdischer (nichtchristlicher) Gesprächspartner seines christlichen (nichtjüdischen) Gegenübers – das Setting stellt bereits einen Kontrast her – nennt konkret Sabbat, Beschneidung, die Beobachtung der Monate und Reinheitsvorschriften. In 8,4 empfahl er die Beschneidung, die Beobachtung von Sabbat, Festen und Neumonden (vgl. Kol 2,16) sowie generell Gesetzesobservanz (πρῶτον μὲν περιτεμοῦ, εἶτα φύλαξον, ὡς νενόμισται, τὸ σάββατον καὶ τὰς ἑορτὰς καὶ τὰς νουμηνίας τοῦ θεοῦ, καὶ ἁπλῶς τὰ ἐν τῷ νόμῳ γεγραμμένα πάντα ποίει).  – In paulinischer Tradition  Die Formulierung nimmt Schekina‑ und Zionstheologie (vgl. Ps 67,17 LXX; 71,19 LXX; Jes 6,1.3–4 LXX etc.) sowie hellenistische Weisheitsspekulationen (z. B. Weish 1,7; Philo conf. 136) auf. 68  In der Relativierung ritueller Vorschriften bewegt sich die paulinische – wie auch markinische – Linie dabei durchaus im Rahmen frühjüdischer Deutungsmuster, v. a. in der hellenistischen Diaspora. Philos Tadel in migr. 89 ff. bezeugt für das 1. Jahrhundert eine rein auf die symbolische Ebene abhebende Interpretationslinie der Tora im Blick auf Sabbat (91), Fest (ἑορτή), Beschneidung und Tempeldienst (92) – und damit unterschiedliche Denk‑ und Praxisformen hinsichtlich jüdischer Identität. 69 Justins Dialog mit Tryphon ist auch insofern interessant, als hier Christologumena des Kol in ähnlicher Form, mehrfach variiert auftauchen (und so auf einen gemeinsamen diskursiven Horizont verweisen, vgl. auch Apk 1,5; 3,14): ἀρχὴν πρὸ πάντων τῶν κτισμάτων (61,1); τὸν πρωτότοκον τῶν πάντων ποιημάτων (84,2); πρωτοτόκου πάσης κτίσεως (85,2); πρωτότοκον μὲν τοῦ θεοῦ καὶ πρὸ πάντων τῶν κτισμάτων (100,2); πρωτότοκον τῶν ὅλων κτισμάτων (125,3); πρωτότοκος πάσης κτίσεως (138,2). Zitate aus: Iustini Martyris Dialogus cum Tryphone (Patristische Texte und Studien 47), hg. v. Miroslav Marcovich, Berlin: de Gruyter 1997. 67

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lautet die Bedingung für das oben angefragte ἔνεστιν sowie die Erlangung des Heils, „die anderen Menschen“, nämlich „die von den Völkern“, nicht zur Einhaltung derselben Vorschriften, zumal als heilsnotwendiger, zu überreden (λέγω ὅτι σωθήσεται ὁ τοιοῦτος, ἐὰν μὴ τοὺς ἄλλους ἀνθρώπους, λέγω δὲ τοὺς ἀπὸ τῶν ἐθνῶν […], ἐκ παντὸς πείθειν ἀγωνίζηται ταὐτὰ αὐτῷ φυλάσσειν, λέγων οὐ σωθήσεσθαι αὐτοὺς ἐὰν μὴ ταῦτα φυλάξωσιν […], 47,1). Eine Verschiebung gegenüber Paulus besteht darin, dass die Selbstverständlichkeit von Tora-Praktiken für die aus jüdischen Kontexten stammenden Christusgläubigen offenbar hinterfragt wird (εἰ ἔνεστιν) – und die in den Paulinen betonte Einheit von  Ἰουδαῖος und  Ἕλλην in der einen ἐκκλησία (so noch stärker im Eph hervorgehoben) auf dem Spiel steht. Die jüdischen KommunikationspartnerInnen geraten zunehmend aus dem Blickfeld.70 Aus der Nicht-Bedingung für „die von den Völkern“ wird eine Bedingung für die andere Seite, gleichsam als Zugeständnis für jüdische Praxis. Hingegen stellen etwa für Ignatius Christusbekenntnis und ἰουδαΐζειν, Χριστιανισμός und  Ἰουδαισμός, überhaupt unvereinbare Gegensätze dar (IgnMagn 10,3). Aus dem Rahmen klassischer jüdischer identity marker fällt, zumindest auf den ersten Blick, die Erwähnung von θρησκείᾳ τῶν ἀγγέλων in Kol 2,18, sie verbleibt aber durchaus im Spektrum dessen, was in der Literatur der Zweiten Tempel-Periode geläufig erscheint (man denke etwa an das ausgeprägte angelologische Interesse in den in Qumran kursierenden Schriften) und ist somit nicht nur an den Rändern eines imaginierten ,Mainstream‘-Judentums anzusiedeln. Analoge Vorstellungen haben ja auch Eingang in Apk (siehe die dort auftretenden Engel und die Thronsaalvision in Apk 4–5) sowie weitere frühchristliche Literatur gefunden. Gerade zu Apk gibt es eine auffällige Nähe des Kol (siehe z. B. die christologische Terminologie) wie Differenz (neben der akzentuierten Angelologie etwa auch strikte Speisevorschriften), die möglicherweise mit einem gemeinsamen Diskurshorizont – ähnlich theologisierender, in praktischrituellen Fragen aber divergierender – konkurrierender Gruppen in Ephesus zu erklären sind.71  In Kol 4,11 werden noch Mitarbeiter „aus der Beschneidung“ genannt.  In Apk 2,6–7.14–17.20–24 wird „die Lehre der Nikolaiten“ als zu laxe Haltung bei den Speisetabus (φαγεῖν εἰδωλόθυτα) verurteilt: Lässt sich ein Konnex zum Konfliktthema in Kol 2,16.20–23 herstellen? Trebilco, Paul, Christians in the Lycus Valley: the view from Ephesus and from Western Asia Minor, in: Alan H. Cadwallader/Michael Trainor (Hg.), Colossae in Space and Time. Linking to an Ancient City (Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 94), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011, 180–211, versucht, ausgehend vom Befund zu Ephesus, das Nebeneinander verschiedener Gruppen und Traditionen (z. B. paulinisch, johanneisch, nikolaitisch) im Lykostal zu rekonstruieren. ­R oyalty, Robert M., Dwelling on Visions. On the Nature of the so-called „Colossian Heresy“, in: Biblica 83 (2002), 329–357, sieht im apokalyptischen Zirkel hinter Apk die in Kol ins Visier genommene gegnerische Partei. Ganz abgesehen von Datierungsfragen, handelt es sich zumindest um interessante Vorschläge der Kontextualisierung der Diskussionsfragmente in den Texten. 70 71

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μηδεὶς ὑμᾶς καταβραβευέτω θέλων ἐν ταπεινοφροσύνῃ καὶ θρησκείᾳ τῶν ἀγγέλων ἃ ἑόρακεν ἐμβατεύων εἰκῇ φυσιούμενος ὑπὸ τοῦ νοὸς τῆς σαρκὸς αὐτοῦ

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Niemand soll euch disqualifizieren Gefallen habend an „Demut“ (vgl. 2,23) und Kult [seitens?] der Engel (vgl. ἐθελοθρησκίᾳ in 2,23) [in Bezug auf das?] was er gesehen hat eintretend grundlos aufgeblasen (vgl. 1 Kor 8,1 φυσιοῖ)72 durch den V ­ erstand seines Fleisches (vgl. Röm 8,5–8: τὸ φρόνημα τῆς σαρκός)

Die unklare Syntax73 des (ähnlich wie 2,23) polemisierenden Verses verweist auf Askese (ταπεινοφροσύνη als Enthaltsamkeit und Fasten,74 zumal als Vorbereitung für apokalyptische Visionen, Offenbarungen und Himmelsreisen75) und „Kult der Engel“ (bei einem genitivus subiectivus wäre eventuell an die himmlische Liturgie der Engel zu denken, an der z. B. die Gemeinde von Qumran teilhaben möchte: siehe die Sabbatopferlieder)76 auf Seiten der sich arrogant als Richter77 (vgl. auch 2,16) aufspielenden Kontrahenten.78 Die vage und deutungsoffene, somit in der Auswertung schwierige Anspielung ist in den Gesamtrahmen der Argumentation in Kol 2,4–23 einzuordnen und sollte nicht isoliert als Ausgangspunkt für von der Textwelt sich entfernende Rekonstruktionen fungieren. Aus dem Kontext legt sich eine Zusammenschau der „Engel“ mit den Christus untergeordneten „Mächten“ nahe (deren Verehrung vom eigentlichen Gottesdienst wegführt).79  Hier „macht“, in der Frage des Götzenopferfleisches, „die Erkenntnis aufgeblasen“.  Siehe die ausführlichere Analyse mit unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten der einzelnen Satzglieder in Taschl-Erber, Erstgeborener, 282–286; Dies., Rhetorik, 308–311. 74  So häufig ταπεινόω in der LXX (siehe z. B. Lev 16,29.31 oder 23,27.29.32/analog 11Q19 XXV,11 f.; XXVII,7: Fasten am Versöhnungstag). Bei Tertullian, De ieiunio 12,2; 13,4 taucht der griechische Begriff ταπεινοφρόνησις innerhalb des lateinischen Textes auf und verweist so auf eine technische Bedeutung. – Dass Askese in zeitgenössischen jüdischen Milieus ein Thema war, zeigt etwa auch die Beschreibung des Täufers in Mk 1,6; Mt 11,18. 75 Francis, Humility, 168–171, bietet Belege in jüdischer und frühchristlicher Literatur. – Mit der Deutung auf einen visionär-mystischen Kontext hängt eine entsprechende Interpretation des unbestimmten Relativsatzes ἃ ἑόρακεν sowie des absolut gebrauchten Partizips ἐμβατεύων (in das Erbe eintretend? als terminus technicus, etwa aufgrund epigraphischer Belege von Klaros: in das Heiligtum? oder bloß in die Gemeinde?) zusammen. 76  In diese Richtung könnte auch der freilich ebenso offene Hinweis auf die Engel in 1 Kor 11,10 deuten. 77  καταβραβεύω (vgl. das Simplex in 3,15) bedeutet „als (Schieds‑)Richter (βραβεύς) gegen (κατα‑) jemanden entscheiden“ und so auch „jemandem den Kampfpreis (βραβεῖον; vgl. 1 Kor 9,24; Phil 3,14) aberkennen, jemanden um sein Recht bringen“. 78 Die ταπεινοφροσύνη wird in 2,23 der gegnerischen Seite zugesprochen und durchaus als im „Ruf von Weisheit“ stehend anerkannt, sie findet sich auch im allgemein gehaltenen Tugendkatalog in 3,12. 79 Siehe die Zusammenstellung von ἄγγελoι und ἀρχαί/ἐξουσίαι in Röm 8,38 (οὔτε ἄγγελοι οὔτε ἀρχαὶ) und 1 Petr 3,22 (ὑποταγέντων αὐτῷ ἀγγέλων καὶ ἐξουσιῶν καὶ δυνάμεων; dazu vgl. 1 Kor 15,24: ὅταν καταργήσῃ πᾶσαν ἀρχὴν καὶ πᾶσαν ἐξουσίαν καὶ δύναμιν sowie generell als 72 73

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Später findet sich entsprechende antijüdische Polemik, auch wenn Engelkult in biblischer und rabbinischer Tradition untersagt ist,80 im Kerygma Petri (Clemens von Alexandrien, Stromata 6,5,41) oder in der Apologie des Aristides 14,4 (explizit aufgrund der Beachtung von Sabbaten, Neumond‑ und anderen Festen, Fasten, Beschneidung und Reinheit der Speisen) sowie bei Origenes, Contra Celsum 1,26 (wogegen Origenes tora-observante Juden und Jüdinnen verteidigt; vgl. auch 5,6). Das Konzil von Laodizea formuliert in c. 35 ein Verbot ἀγγέλους ὀνομάζειν,81 c.  29 wendet sich gegen Sabbatobservanz (οὐ δεῖ Χριστιανοὺς ἰουδαΐζειν καὶ ἐν τῷ σαββάτῳ σχολάζειν), c. 37 f. gegen die Übernahme und Mitfeier jüdischer Feste. Engelverehrung ist zu einem festen Topos in der Abgrenzung von ,judaisierender‘ Praxis geworden. 3.2 Am Beispiel Beschneidung: Diskursentwicklung innerhalb des Corpus Paulinum Insbesondere am Beispiel des klassischen Identitätsmarkers Beschneidung lässt sich für das Corpus Paulinum eine diskursive Entwicklung aufzeigen, die eine Verschiebung in der Definition relevanter Kriterien für die Zugehörigkeit im Sinne von shifting identities bzw. boundaries transparent macht. Dabei lässt sich Kol „zwischen Röm und Eph“ einordnen, wenn sich der Blick zunächst auf die argumentative Auseinandersetzung mit der Beschneidung in der Linie Röm 2 – Kol 2 – Eph 2 richtet. ersttestamentliche Basis Dan 7,27 LXX: καὶ πᾶσαι αἱ ἐξουσίαι αὐτῷ ὑποταγήσονται), welche eine Austauschbarkeit der Begriffe belegt. 80  Vgl. Dtn 4,19; 17,3; Jer 8,2; 19,13; Zef 1,5; Apk 19,10; 22,8–9; ApkZef 10,3; AscJes 7,21; sowie yBer 13a (nicht Michael oder Gabriel, sondern Gott um Hilfe anrufen); ShemR 32 (keine Vertauschung des Engels mit Gott); bḤag 15a; bSan 38b bezüglich Metatron (vgl. 3 Hen § 20). Philo schreibt, dass die Engel von denen, „die noch in Mühen und Knechtschaften (δουλείαις) sind“, für θεοί gehalten werden (De fuga et inventione 212; vgl. somn. 1,232.238). 81 Griechischer Text: http://www.documentacatholica omnia.eu/04z/z_0363–0​3​6​4​_​_​S​y​n​o​ d​us​ _ ​ L ​ a​ o ​ d ​ i​ c​ i​ a​ e​ _ ​ _ ​ ​D​o​c​u​m​e​n​t​a​_​O​m​n​i​a​_​_G ​ ​R ​.pdf.html. Hier dürfte die (nachbiblische) kolossische Legendentradition zum Erzengel Michael vorausgesetzt sein, ein Scholion auf einem Manuskript der Konzilsentscheidungen notiert Kolossä am Rand zu c. 35. Theodoret verweist in seinem Kommentar zu Kol 2,18, wo er in Bezug auf das von ihm gedeutete τοὺς ἀγγέλους σέβειν auf die Tradition der Vermittlung der Tora durch Engel rekurriert (vgl. Gal 3,19; Hebr 2,2; Apg 7,53), explizit auf den Konzilskanon – sowie auf den zeitgenössischen Schrein Michaels in Kolossä (PG 82,613a–b.620d–621a). Siehe dazu Cadwallader, Alan H., A Stratigraphy of an Ancient City through its Key Story: the Archistrategos of Chonai, in: Alan H. Cadwallader/Michael Trainor (Hg.), Colossae in Space and Time. Linking to an Ancient City (Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 94), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011, 282–298, 290 Anm. 34 (samt dem Appendix zur Chronologie von Kolossä, 303); Huttner, Early Christianity, 128 f.301–303.372–377.381. – Zur populären Anrufung von Engeln in paganen, jüdischen und christlichen Kontexten siehe ausführlich Arnold, Clinton E., The Colossian Syncretism. The Interface between Christianity and Folk Belief at Colossae (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 77), Tübingen: Mohr Siebeck 1995; der Begriff ἄγγελοι inkludiert dabei untergeordnete Gottheiten, Geister und Dämonen sowie astrale Mächte und personifizierte Naturgewalten.

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In Röm 2 tritt in einer auf die symbolische Ebene abhebenden Lesart eine ethisierende Öffnung des boundary markers Beschneidung für die „physische Unbeschnittenheit“ (vgl. 2,27: ἡ ἐκ φύσεως ἀκροβυστία) zu Tage. Gesetzesobservanz (Röm 2,14–15.26–27) meint hier im Kontext variierender Tora-Diskurse in der Zeit des Zweiten Tempels das Erfüllen des Willens Gottes (2,18),82 sodass in diesem Fall (2,26: ἐὰν οὖν ἡ ἀκροβυστία τὰ δικαιώματα τοῦ νόμου φυλάσσῃ; V. 27: τὸν νόμον τελοῦσα) „die Unbeschnittenheit zur Beschneidung gerechnet“ werden kann (in der rhetorischen Frage von V. 26 zugespitzt: οὐχὶ ἡ ἀκροβυστία αὐτοῦ εἰς περιτομὴν λογισθήσεται;). Es folgt in 2,28–29 die Begründung: Denn […] nicht die [es] im Sichtbaren am Fleisch [ist, ist] Beschneidung (οὐδὲ ἡ ἐν τῷ φανερῷ ἐν σαρκὶ περιτομή): sondern […] die Beschneidung [ist eine] des Herzens, durch Geist, nicht Buchstaben (περιτομὴ καρδίας ἐν πνεύματι οὐ γράμματι) […].83

Die „Beschneidung des Herzens“ in Röm 2,29 nimmt u. a. Dtn 30,6 auf. Die Bezugnahme auf den „Geist“ lässt weiter an Ez 11,19–20/36,26–27 denken, wo Gott ein neues Herz bzw. einen neuen Geist schenkt, um in seinen Vorschriften zu wandeln. In Jer 31 schreibt Gott im „neuen Bund“ (V. 31) Israel die Tora auf das Herz (V. 33).84 Für die radikal-inklusive Perspektive des Paulus ist das Völkerwallfahrtsmotiv in Jes 2,2–4/Mi 4,1–4 in Betracht zu ziehen: Am Zion lernen die ἔθνη die Tora bzw. das Wort Gottes (Jes 2,3/Mi 4,2).85 Vor der Hintergrundfolie der ersttestamentlichen Prätexte bewegt sich Paulus in Röm 2 ganz in einem jüdischen Vorstellungshorizont. Demgegenüber spricht Kol 2 von einer „nicht handgemachten Beschneidung […] Christi“ in der Taufe (2,11–12: περιτομῇ ἀχειροποιήτῳ ἐν τῇ ἀπεκδύσει τοῦ σώματος τῆς σαρκός, ἐν τῇ περιτομῇ τοῦ Χριστοῦ, συνταφέντες αὐτῷ ἐν τῷ βαπτισμῷ). Diese inkludiert auch jene, die aufgrund der (physischen) „Unbeschnittenheit“ als „tot“ galten 82  Vgl. dazu Bergmeier, Roland, Gesetzeserfüllung ohne Gesetz und Beschneidung, in: Dieter Sänger/Matthias Konradt (Hg.), Das Gesetz im frühen Judentum und im Neuen Testament (FS Christoph Burchard, Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 57), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006, 26–40. Zum komplexen Konzept von „Tora“ (nicht schlechthin identisch mit einem fixen Textkorpus) in der Zeit des Zweiten Tempels siehe ferner z. B. Zenger, Erich (Hg.), Die Tora als Kanon für Juden und Christen (Herders Biblische Studien 10), Freiburg i. Br. u. a.: Herder 1996; Tiwald, Markus, Gesetz, in: Lukas Bormann (Hg.), Neues Testament. Zentrale Themen, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 2014, 295–314; Gillmayr-Bucher, Susanne/Häusl, Maria (Hg.), Ṣedaqua and Torah in Postexilic Discourse (The Library of Hebrew Bible 640), London/New York: T&T Clark 2017. 83 Zur Differenzierung von πνεῦμα und γράμμα vgl. auch 2 Kor 3,6: dazu siehe TaschlErber, Andrea, (K)ein Ende des Alten Bundes? Paulinische Schrifthermeneutik in 2 Kor 3, in: Mirja Kutzer/Ilse Müllner/Annegret Reese-Schnitker (Hg.), Heilige Texte. Verständigungen zwischen Theologie und Kulturwissenschaft, Stuttgart: Kohlhammer, erscheint 2021. 84  Vgl. außerdem die Metaphorik in Lev 26,41 (unbeschnittenes Herz); Dtn 10,16 (ihr sollt die Vorhaut eures Herzens beschneiden); Jer 4,4 (entfernt die Vorhaut eures Herzens); Jub 1,23; 1QS V,5; 1QpHab XI,13; Philo spec. 1,304 f. Zur Argumentationslinie vgl. ferner Phil 3,3. 85  Vgl. auch Sach 2,15, wo sich viele Völker JHWH anschließen, oder die Sammlung der Völker in Jes 66,18 ff.

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(2,13: νεκροὺς ὄντας τοῖς παραπτώμασιν καὶ τῇ ἀκροβυστίᾳ τῆς σαρκὸς ὑμῶν) und nun mitauferweckt wurden. Riten und Ritualen kommt als identitätsstiftende Praxis in den Grenzziehungen zwischen ingroup und outgroup eine wichtige Rolle zu. In Kol bleibt die Beschneidung auf einer symbolisch-allegorischen Ebene identity marker, doch wird ihr identitätsstiftender Gehalt auf die Taufe als Initiationsritus übertragen. In dieser Umwertung geht Kol über Röm 2 hinaus. In Kol 3,11 wird dann gegenüber der analogen Taufformel in Gal 3,28 ein expliziter Akzent auf die Aufhebung der  – für jüdische Identität grundlegenden  – Unterscheidung von Beschneidung/περιτομή und Unbeschnittenheit/ ἀκροβυστία (vgl. wiederum Gal 5,6; 6,15; 1 Kor 7,19) gesetzt.86 Die übergeordnete Identitätsbestimmung für den „neuen Menschen“ gemäß der imago Dei (Kol 3,10) – in Anknüpfung an den universalen Schöpfungshorizont (siehe Gen 1,26–27) – gründet „in Christus“. Gegenüber anderen jüdischen Gruppen markieren nicht mehr (physische) Beschneidung (vgl. Kol 2,11; 3,11) oder Sabbat (2,16) Identität und Differenz der sich mit Rekurs auf den „Willen Gottes“ (1,1.9.27; 4,12) „den Völkern“ (1,27) öffnenden Gruppe, ebensowenig „menschliche“ Vorschriften (2,8.22), was Speisetabus und Kultkalender betrifft (wesentliche Kriterien für jüdische Identität gerade in der Diaspora), sondern allein die Eingliederung in Christus. Die Herausforderung bleibt die Entwicklung einer tragfähigen gemeinsamen Identität für Jüdinnen und Juden, die (auch) der Jesusbewegung zugehörig sind, und (ursprünglich) nichtjüdischen Anhängerinnen und Anhängern (die aus der paulinischen Mission hervorgegangen sind). Hier kommt der Metaphorik des Leibes als ekklesiologischer Leitmetapher eine tragende Rolle zu, in den die Glaubenden durch die Taufe inkorporiert sind. Als gleichsam erster Kommentar zu Kol gibt Eph in seiner Entfaltung der Themen eine Leseanweisung für seinen Prätext. Die Vereinigung von περιτομή und ἀκροβυστία in einem Leib durch Christus in Folge seines Frieden und Versöhnung verstiftenden Kreuzestodes wird in Eph 2 noch stärker expliziert: (14) Er ist nämlich unser Friede, der beides eins (τὰ ἀμφότερα ἓν) gemacht und die Trennwand der Mauer vernichtet hat, die Feindschaft, in seinem Fleisch (ἐν τῇ σαρκὶ αὐτοῦ)87, (15) indem er das Gesetz der Gebote in Satzungen (τὸν νόμον τῶν ἐντολῶν ἐν δόγμασιν88) aufgehoben hat, damit er die zwei (τοὺς δύο) in sich zu einem neuen Menschen erschafft 86 Zur Überwindung der Dichotomie des Gegensatzpaares  Ἕλλην –  Ἰουδαῖος vgl. außerdem 1 Kor 1,24 (τοῖς κλητοῖς,  Ἰουδαίοις τε καὶ  Ἕλλησιν); 12,13 (ἐν ἑνὶ πνεύματι ἡμεῖς πάντες εἰς ἓν σῶμα ἐβαπτίσθημεν, εἴτε  Ἰουδαῖοι εἴτε  Ἕλληνες); Röm 1,16 (εἰς σωτηρίαν παντὶ τῷ πιστεύοντι,  Ἰουδαίῳ τε πρῶτον καὶ  Ἕλληνι); 10,12 (οὐ γάρ ἐστιν διαστολὴ  Ἰουδαίου τε καὶ  Ἕλληνος). 87  Vgl. Kol 1,22 (ἐν τῷ σώματι τῆς σαρκὸς αὐτοῦ). 88  Vgl. Kol 2,14 (ἐξαλείψας τὸ καθ’ ἡμῶν χειρόγραφον τοῖς δόγμασιν ὃ ἦν ὑπεναντίον ἡμῖν, καὶ αὐτὸ ἦρκεν ἐκ τοῦ μέσου προσηλώσας αὐτὸ τῷ σταυρῷ).

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(κτίσῃ ἐν αὑτῷ εἰς ἕνα καινὸν ἄνθρωπον89), Frieden stiftend (ποιῶν εἰρήνην90), (16) und die beiden in einem Leib mit Gott versöhnt durch das Kreuz (ἀποκαταλλάξῃ τοὺς ἀμφοτέρους ἐν ἑνὶ σώματι τῷ θεῷ διὰ τοῦ σταυροῦ91), indem er die Feindschaft in ihm tötet.

Im Unterschied zu Kol liegt eine explizite Bezugnahme auf τὸν νόμον vor. Aufgehoben wird in der umständlichen Formulierung „das Gesetz“ von seiner juristischen Seite her als das in Satzungen niedergelegte Gesetz insbesondere in seiner trennenden Funktion, d. h. nicht die Tora schlechthin als Ausdruck des göttlichen Wortes und Willens. Speise‑ und Reinheitsvorschriften, Sabbat und jüdische Feste werden nicht erwähnt (auch die „Engel“ nicht, jedoch himmlische „Mächte“92). Insgesamt wirkt Eph stärker theologisch reflektierend und abstrahierend, weniger auf eine konkrete Situation bezogen – etwa im Vergleich zur Gegnerpolemik des Kol. Anstatt in einem akuten Konfliktfeld zu polemisieren, entwickelt Eph gleichsam einen Grundsatzfragen klärenden ‚theologischen Traktat‘. Auf die Beschneidung wird nur vorausgehend in der Beschreibung konträrer Gruppen vor der Versöhnung durch Christus Bezug genommen, in einer distanzierten Redeweise („die so genannte“): (11) Daher erinnert euch, dass einst (ποτὲ) ihr, die Völker durch das Fleisch (τὰ ἔθνη ἐν σαρκί), die „Unbeschnittenheit“ genannt werden (οἱ λεγόμενοι ἀκροβυστία) von der so genannten „Beschneidung“ im Fleisch, [die] handgemacht [ist] (ὑπὸ τῆς λεγομένης περιτομῆς ἐν σαρκὶ χειροποιήτου)93, (12) dass ihr wart in jener Zeit (τῷ καιρῷ ἐκείνῳ) getrennt von Christus (χωρὶς Χριστοῦ), ausgeschlossen von der Bürgerschaft Israels (ἀπηλλοτριωμένοι94 τῆς πολιτείας τοῦ  Ἰσραὴλ) und Fremde [gegenüber] den Setzungen der Verheißung (ξένοι τῶν διαθηκῶν τῆς ἐπαγγελίας), Hoffnung nicht habend (ἐλπίδα μὴ ἔχοντες), gottlos (ἄθεοι) in der Welt.

Die περιτομή dient nicht als positive Folie für die Taufe. In einem ,Einst-JetztSchema‘ (vgl. Kol 1,21–22) gehört die Kategorisierung ,beschnitten – unbeschnitten‘ der Vergangenheit an, den neuen Status leitet Eph 2,13 ein: „Jetzt aber (νυνὶ δὲ) wurdet ihr in Christus Jesus, die ihr einst fern wart (οἵ ποτε ὄντες μακρὰν), 89  Vgl. Kol 3,10 (καὶ ἐνδυσάμενοι τὸν νέον τὸν ἀνακαινούμενον εἰς ἐπίγνωσιν κατ’ εἰκόνα τοῦ κτίσαντος αὐτόν). 90  In Kol 1,20 ist εἰρηνοποιήσας theozentrisch formuliert (siehe δι’ αὐτοῦ); vgl. 1,2. Siehe aber auch Kol 3,15 („der Friede Christi“). 91 Vgl. Kol 1,20 (καὶ δι’ αὐτοῦ ἀποκαταλλάξαι τὰ πάντα εἰς αὐτόν, εἰρηνοποιήσας διὰ τοῦ αἵματος τοῦ σταυροῦ αὐτοῦ); 1,22 (νυνὶ δὲ ἀποκατηλλάγητε ἐν τῷ σώματι [hier jedoch anders kontextualisiert] τῆς σαρκὸς αὐτοῦ διὰ τοῦ θανάτου). Zur Wendung ἐν ἑνὶ σώματι vgl. wiederum bes. Kol 3,15. 92  Siehe Eph 1,21 (ὑπεράνω πάσης ἀρχῆς καὶ ἐξουσίας [vgl. Kol 2,10] καὶ δυνάμεως [zur Dreierreihe 1 Kor 15,24] καὶ κυριότητος [Kol 1,16] καὶ παντὸς ὀνόματος ὀνομαζομένου οὐ μόνον ἐν τῷ αἰῶνι τούτῳ ἀλλὰ καὶ ἐν τῷ μέλλοντι); 3,10 (ταῖς ἀρχαῖς καὶ ταῖς ἐξουσίαις ἐν τοῖς ἐπουρανίοις); 6,12 (πρὸς τὰς ἀρχάς, πρὸς τὰς ἐξουσίας, πρὸς τοὺς κοσμοκράτορας τοῦ σκότους τούτου, πρὸς τὰ πνευματικὰ τῆς πονηρίας ἐν τοῖς ἐπουρανίοις). 93  Umgekehrt in Kol 2,11. 94  Vgl. Kol 1,21 (ἀπηλλοτριωμένους καὶ ἐχθροὺς).

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nahe (ἐγγὺς), im Blut Christi (ἐν τῷ αἵματι95 τοῦ Χριστοῦ).“ Die „Fernen“ (das adressierte Ihr aus den „Völkern“) und die „Nahen“ (die bisherige Politie Israels) haben nun „beide“ „Zugang […] zum Vater“, aus den exkludierten „Fremden“ werden „MitbürgerInnen“ und sogar „Hausangehörige“ (vgl. in Gal 3,26–4,7 die „Sohnschaft“ mit der aus ihr folgenden Erbberechtigung): (17) Und gekommen verkündete er Frieden euch, denen, [die] fern [sind] (ὑμῖν τοῖς μακρὰν), und Frieden denen, [die] nahe [sind] (τοῖς ἐγγύς): (18) denn durch ihn haben wir den Zugang (ὅτι δι’ αὐτοῦ ἔχομεν τὴν προσαγωγὴν)96, die beiden (οἱ ἀμφότεροι), in einem Geist (ἐν ἑνὶ πνεύματι), zum Vater (πρὸς τὸν πατέρα). (19) Also seid ihr nun nicht mehr Fremde (ξένοι) und BeisassInnen (πάροικοι), sondern ihr seid MitbürgerInnen der Heiligen (συμπολῖται τῶν ἁγίων) und HausgenossInnen Gottes (οἰκεῖοι τοῦ θεοῦ).

Eph 3,6 betont noch ausdrücklicher die partizipative Mit-Erbenschaft (vgl. die „Teilhabe am Erbe der Heiligen“ in Kol 1,12), wenn Paulus die ihm zuteil gewordene Offenbarung wiedergibt,97 „dass die Völker (τὰ ἔθνη) mit-erbend (συγκληρονόμα) und Mit-Leib (σύσσωμα) und mit-teilhabend (συμμέτοχα) [sind an] der Verheißung (τῆς ἐπαγγελίας) in Christus Jesus durch das Evangelium“. Verhandelt wird die gleichberechtigte Zugehörigkeit zur Heilsgemeinschaft Israels, ohne an τὸν νόμον im beschriebenen engeren Sinn gebunden zu sein. Dagegen ist die Einheit von Unbeschnittenheit und Beschneidung in den Pastoralbriefen offenbar kein Thema mehr. 1 Tim 1 reflektiert freilich Konflikte (in Ephesus, V. 3) um die angemessene Tora-Auslegung mit als unverständig bezeichneten „Gesetzeslehrern“ (1,7: θέλοντες εἶναι νομοδιδάσκαλοι). Dabei wird das Gesetz in paulinischer Tradition als gut bezeichnet (vgl. Röm 7,12) – wenn es „vernünftig“ gebraucht wird (1,8: Οἴδαμεν δὲ ὅτι καλὸς ὁ νόμος ἐάν τις αὐτῷ νομίμως χρῆται); allerdings sei es nicht für Gerechte bestimmt, sondern Gesetzlose (es folgt ein ganzer Katalog polemischer Zuschreibungen in V. 9). Der Maßstab liegt in „der gesunden Lehre nach dem Evangelium“ (1,10–11: τῇ ὑγιαινούσῃ διδασκαλίᾳ […] κατὰ τὸ εὐαγγέλιον)  – eine Begrifflichkeit, die öfter in den Pastoralbriefen begegnet. In 1 Tim 4 wird polemisiert gegen „LügnerInnen“ (V. 2), die Heirats‑ und Speiseverzicht fordern (V. 3). Tit 1,10 rekurriert bei den DissidentInnen insbesondere auf „die aus der Beschneidung“ (μάλιστα οἱ ἐκ τῆς περιτομῆς). Sie sollen zurechtgewiesen werden, „damit sie im Glauben gesunden“ (V. 13: ἵνα ὑγιαίνωσιν ἐν τῇ πίστει; der Abschnitt in 1,10–16 wird gerahmt durch das Stichwort der „gesunden Lehre“ in 1,9; 2,1), „nicht achtend auf jüdische Fabeln (Ἰουδαϊκοῖς μύθοις) und Gebote von Menschen (ἐντολαῖς ἀνθρώπων), die sich von der Wahrheit abwenden“ (V. 14). Die menschlichen Gebote (vgl. Kol 2,22) begegnen bezeichnender Weise in einer Linie mit dezidiert so genannten  Ἰουδαϊκοῖς μύθοις, die eine wachsende Distanz  Vgl. Kol 1,20.  Ähnliche Formulierung in Kol 1,14 (ἐν ᾧ ἔχομεν τὴν ἀπολύτρωσιν). 97  Zum Paulus verliehenen Amt im Hinblick auf die Enthüllung des Christusmysteriums (Eph 3,2–9) vgl. Kol 1,25–27. 95 96

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suggerieren. V. 15–16 wendet Reinheit und Unreinheit auf der Linie von Mk 7,15 ins Ethische (πάντα καθαρὰ τοῖς καθαροῖς – und vice versa). Zusammenfassend lässt sich beobachten, dass anhand der Verhandlung jüdischer identity marker bestimmte Stationen eines Identitätsdiskurses zu Tage treten, der in einem zunehmenden Parting of the Ways98 kulminiert. Die Diskursentwicklung auf einer Zeitleiste einzutragen, erweist sich allerdings als schwierig. Die hier nachgezeichnete gleichsam ,lineare‘ Entwicklung bezieht sich außerdem nur auf das Corpus Paulinum, ansonsten zeigen sich Ungleichzeitigkeiten im vielstimmigen Kanon und außerhalb. 3.3 Christus als Haupt der Kirche, seines Leibes Die in paulinischer Tradition99 verbildlichte σῶμα Χριστοῦ-Ekklesiologie100 zielt auf die Stärkung der kohäsiven Einheit der heterogen zusammengesetzten ἐκκλησία. Bereits für die Körpermetaphorik in 1 Kor 12 lassen sich antike Analogien anführen,101 so appelliert z. B. das bekannte Gleichnis des Menenius Agrippa an sozialen Zusammenhalt.102 Schon Plato vergleicht den Staat mit dem menschlichen Organismus.103  98  Siehe dazu meine Habilitationsschrift Schriftauslegung im Neuen Testament – Angelpunkt für „the Parting of the Ways“? Fallstudien zur Rezeption alttestamentlicher Traditionen, Motive und Figuren, Graz 2017. Klassisch Dunn, James D. G. (Hg.), Jews and Christians. The Parting of the Ways A. D. 70 to 135 (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 66), Tübingen: Mohr Siebeck 1992; Ders., The Partings of the Ways Between Christianity and Judaism and their Significance for the Character of Christianity, London: SCM 22006. Problematisierung des Begriffs z. B. bei Himmelfarb, Martha, The Parting of the Ways Reconsidered: Diversity in Judaism and Jewish-Christian Relations in the Roman Empire: „A Jewish Perspective“, in: Eugene J. Fisher (Hg.), Interwoven Destinies. Jews and Christians Through the Ages (Studies in Judaism and Christianity), New York/Mahwah: Paulist 1993, 47–61; Lieu, Judith, „The Parting of the Ways“: Theological Construction or Historic Reality?, in: Journal for the Study of the New Testament 56 (1994), 101–119; Becker, Adam H./Reed, Annette Yoshiko (Hg.), The Ways that Never Parted. Jews and Christians in Late Antiquity and the Early Middle Ages (Texts and Studies in Ancient Judaism 95), Tübingen: Mohr Siebeck 2003; Reinhartz, Adele, A Fork in the Road or a Multi-Lane Highway? New Perspectives on the „Parting of the Ways“ between Judaism and Christianity, in: Ian H. Henderson/Gerbern S. Oegema (Hg.), The Changing Face of Judaism, Christianity, and Other Greco-Roman Cults in Antiquity (FS James Charlesworth, Studien zu den Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit 2), Gütersloh: Mohn 2006, 280–295; Nicklas, Tobias, Getrennte Wege oder verflochtene Linien? „Juden“ und „Christen“ vor der konstantinischen Wende, in: Kirche und Israel 30 (2015), 35–47.  99  Siehe 1 Kor 6,15; 10,17; 12,12–27; Röm 12,4–5. 100  Siehe Kol 1,18.24; 2,17.19; 3,15; vgl. auch 2,9. 101  Dazu z. B. Lindemann, Andreas, Die Kirche als Leib. Beobachtungen zur „demokratischen“ Ekklesiologie bei Paulus, in: Zeitschrift für Theologie und Kirche 92 (1995), 140–165. 102 Siehe Livius (59 v. Chr. – 17 n. Chr.), Ab urbe condita 2,32,9–12; vgl. auch Dionysios von Halikarnassos (ca. 54 v. Chr. – nach 7 v. Chr.), Antiquitates Romanae 6,86; Plutarch (ca. 45–125 n. Chr.), Gaius Marcius 6. – In ähnlicher Funktion begegnet die Körpermetaphorik bei Cicero (106–43 v. Chr.), off. 3,5,22 f. oder Seneca († 65 n. Chr.), De ira 2,31,7. Vgl. außerdem Philo († nach 40 n. Chr.), spec. 3,131. 103 Plato rep. 5,462c–e; 8,556e; analog Arist.pol. 5,1302b34–40.

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Für die kosmische Dimension der ἐκκλησία in Kol, welche die paulinische Ekklesiologie weiterentwickelt und das Konzept der konkreten Ortsgemeinde überlagert, lässt sich wiederum Platos einflussreicher Timaios heranziehen, in dessen Kosmogonie das Bild des  – im Unterschied zu der ihn durchwaltenden Seele sichtbaren  – „Allkörpers“ entworfen wird (Tim. 31b.32a.32c: τὸ τοῦ παντὸς/ κόσμου σῶμα). Entsprechend bezeichnet Philo den Kosmos als τὸ μέγιστον σωμάτων,104 der Logos fungiert dabei als feste Stütze und unzerreißbares Band des Alls105 (vgl. dazu in Kol 2,19 die vom Haupt ausgehenden Bänder, die den ganzen Körper zusammenhalten; in 3,14 ist die Liebe „Band der Vollkommenheit“, vgl. auch 2,2).106 In De migratione Abrahami 220 beschreibt Philo den Kosmos als τὸν μέγιστον καὶ τελεώτατον ἄνθρωπον. Auch Seneca kann in seinen Epistulae morales ad Lucilium, die er nach seinem Rückzug aus der Politik verfasst (ca. 62–64), in panentheistischer Diktion die Körperbildlichkeit auf das All anwenden: „Wir sind Glieder eines großen Körpers.“107 Eine Fortschreibung der paulinischen Tradition zeigt sich insbesondere in der Zuspitzung der christologisch-ekklesiologischen Leibmetaphorik auf die besondere Funktion des Hauptes. Gegenüber den unumstrittenen Paulusbriefen tritt eine mit dem „Haupt“ (1,18; 2,10.19) implizierte Hierarchisierung im Körpermodell zu Tage (welche sich auch in der Haustafel108 niederschlägt).109 Im Unterschied zur paulinischen Verbildlichung ist nicht die Gleichwertigkeit aller Glieder, sondern eine Abhängigkeit vom herrscherlichen Haupt110 akzentuiert. Diese vertikale Linienführung in der Ekklesiologie ergänzt die durch die weltweite Evangeliumsverkündigung gesetzte horizontale Universalität. Durch das  Philo plant. 7.  Plant. 8 f.; vgl. Philo conf. 136; De fuga et inventione 112. 106  Vgl. dazu Plato Tim. 31b–32c (in Bezug auf den Allkörper).38e (Himmelskörper). 41b.43a (traditionelle Gottheiten).73b.81d (von menschlichem Körper und Seele); zur Liebe 32c. 107  Sen.ep. 15,95,52: omne hoc quod uides, quo diuina atque humana conclusa sunt, unum est: membra sumus corpori magni. Vgl. auch ep. 14,92,30: Totum hoc quo contenimur, et unum est et deus: et socii sumus eius et membra. (Zitiert aus: L. Annaeus Seneca, Philosophische Schriften. Lateinisch und Deutsch, Bd. 4: An Lucilius. Briefe 70–124, [125]. Lateinischer Text von François Préhac, hg. v. Manfred Rosenbach, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1984, 404–406.492–494.) 108  In Kol liegt der älteste neutestamentliche Beleg einer so genannten ,Haustafel‘ vor, die patterns der hellenistisch-jüdischen Weisheitsliteratur aufnimmt (siehe z. B. Sir 7,19–28; 33,20–33) und auch im Dialog mit der griechisch-römischen Philosophie steht: siehe die Parallelen zu stoischer Ethik etwa bei Seneca (z. B. ep. 94,1) und Plutarch (z. B. mor. 142E). Dazu Crouch, James E., The Origin and Intention of the Colossian Haustafel (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 109), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1972; Lincoln, Andrew T., The Household Code and Wisdom Mode of Colossians, in: Journal for the Study of the New Testament 74 (1999), 93–112; Standhartinger, Studien, 247–276; Hellholm, David, Die Gattung Haustafel im Kolosser‑ und Epheserbrief, in: Peter Müller (Hg.), KolosserStudien (Biblisch-Theologische Studien 103), Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 2009, 103–128. 109  Diese findet in Eph 1,22–23; 4,15; 5,23 (vgl. 1,10: ἀνακεφαλαιόω) ihre Fortführung. 110  Zur Vorrangstellung, was die κεφαλή betrifft, vgl. z. B. Plato Tim. 44d: […] τοῦτο ὃ νῦν κεφαλὴν ἐπονομάζομεν, ὃ θείοτατόν τέ ἐστιν καὶ τῶν ἐν ἡμῖν πάντων δεσποτοῦν […]. 104 105

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Haupt reicht die ἐκκλησία in den Himmel. Doch woher stammt die Vorstellung, wodurch wurde diese Verschiebung inspiriert? Eine analoge Körper-Haupt-Metaphorik ist einerseits in einem in der Antike offenbar sehr bekannten, mehrfach überlieferten orphischen Zeus-Hymnus bezeugt:111 Ζεὺς πρῶτος γένετο, Ζεὺς ὕστατος ἀργικέραυνος, Ζεὺς κεφαλή, Ζεὺς μέσσα, Διὸς δ᾿ ἐκ πάντα τέτυκται. […] πάντα γὰρ ἐν μεγάλῳ Ζηνὸς τάδε σώματι κεῖται. […]

Bei Philo wird der Logos als „Haupt des Alls“ (caput universorum) tituliert in Quaestiones et Solutiones in Exodum 2,117 (der Text wird allerdings als christliche Interpolation verdächtigt). Andererseits wird bezogen auf staatspolitische Anwendungen des Bildfeldes in der Kaiserzeit die in der Demokratie bereits instrumentalisierte Metaphorik an die geänderte Situation adaptiert. Die Verschiebung in der Körperbildlichkeit trägt der politischen Entwicklung Rechnung, indem eine spezifische Rolle für das Haupt (den Kaiser) eingetragen wird. So spricht Seneca112 – noch als Berater Neros – in De clementia (55–56) vom „riesigen Reichskörper“ (immane imperii corpus, 1,2,1), dessen Wohl „vom Haupt ausgeht“113 (vgl. Kol 2,19). Weiter bezeichnet er den imperator (Nero) als uinculum („Band“, 3,2,1) und als animus rei publicae sowie den Staat als corpus tuum (3,3,1). Curtius Rufus, ein römischer Historiker des 1. Jahrhunderts, überträgt in seiner Geschichte Alexanders des Großen das Bild des Körpers auf das Reich, das eines Hauptes bedarf:114 eine Anspielung auf das ,Vierkaiserjahr‘ 69 n. Chr., in dem sich schließlich Vespasian durchsetzte?115 111 Orph. Fr. 168 [Kern]; siehe Eus.praep. 3,9 (GCS 43,126 f.). Der Beginn entspricht Fr. 21a [Kern]. Der Hymnus ist vollständig zitiert in Ps.-Aristoteles, De mundo 7. Durch die Bezeugung des zweiten Verses im Derveni-Papyrus (col. XIII 12; 4. Jahrhundert v. Chr.), dessen allegorische Interpretation einer orphischen Theogonie ins 5. Jahrhundert zurückgeht, gibt es hier einen terminus ante quem. 112  Senecas älterer Bruder Novatus (ihm widmete er De ira) wurde unter dem Adoptivnamen Gallio 51/52 Prokonsul in der Provinz Achaia: siehe dazu Apg 18,12–17 (Abweisung einer Klage gegen Paulus). 113  A capite bona ualetudo in omnes corporis partes exit (L. Annaeus Seneca, Philosophische Schriften. Lateinisch und Deutsch, Bd. 5: Über die Milde. Über die Wohltaten. Lateinischer Text von François Préhac, hg. v. Manfred Rosenbach, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2 1995, 14). 114 Historiae Alexandri Magni Macedonis 10,9,2.4. Das Werk könnte unter Vespasian (69–79) entstanden sein – oder schon unter Claudius (41–54)? Siehe Fugmann, Joachim, Zum Problem der Datierung der „Historiae Alexandri Magni“ des Curtius Rufus, in: Hermes 123 (1995), 233–243 (er votiert für „die Zeit Vespasians“ [242]). 115 In diesem Jahr erhoben Galba, der 68 Neros Nachfolge antrat, Otho, Vitellius und Vespasian Anspruch auf die Kaiserwürde, unterstützt von ihren jeweiligen Truppen, im Kampf um die

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In der Funktion des „Hauptes“ zeigen sich in Kol somit auch politische Untertöne gegen die imperiale Ideologie, die mit ähnlich universalistischem Anspruch auftritt.116 Parallel zur Adaptation älterer Bildvorstellungen an die geänderte politische Situation bei zeitgenössischen römischen Autoren wird Christus als Haupt der ἐκκλησία als seines kosmischen Leibes figuriert, der ihr corporate identity verleiht – mit subtiler Herrschaftskritik: Nicht dem Kaiser kommt diese Rolle zu (ebensowenig Zeus), wie auch nicht jene des Friedenstifters.117 Eine Hauptmetaphorik mit kaiserlichem Hintergrund würde in die Zeit Neros passen, aber auch unter Vespasian. Doch so plausibel eine Verschiebung der genuin paulinischen Körpermetaphorik unter den Vorzeichen der Kaiserideologie ist, beeinflusst von den herrschenden Diskursen, lässt sich kaum eine gesicherte nähere Datierung daraus erschließen.

4. Bilanz Kol bietet wenige Ansätze, um eine genauere Datierung stichhaltig untermauern zu können. Aufgrund der kumulativen Evidenz scheint das klassische Zeitfenster – nach dem Tod des Paulus, ab ca. 65 bis (mindestens) in die 70er Jahre des 1. Jahrhunderts – bestätigt. Damit der Brief auf die Autorität des Paulus rekurrieren (bzw. diese etablieren) kann, sollte er nicht allzu lange nach dem Tod des Apostels angesetzt werden. Gesicherte Ergebnisse sind aufgrund der Quellenlage nicht möglich. Unter Berücksichtigung intertextueller Bezüge zu in etwa zeitgleich datierbaren Texten sowie Fortschreibungen paulinischer Tradition, wie sie in den unumstrittenen Paulusbriefen vorliegt, lässt sich die Teilnahme an Diskursentwicklungen im Bereich der Verhandlung jüdischer Identität der messianischen Bewegung sowie in Abhebung zu parallelen Topoi der römischen Kaiserideologie aufzeigen. Auf einer Untersuchungsebene, die auch kreativ-spekulative Überlegungen miteinbezieht, kann damit eine nähere Kontextualisierung der sich abzeichnenden Diskurse und Konzepte vorgenommen werden. Doch bleiben hinsichtlich einer enger umrissenen Datierung weiterhin viele Fragezeichen. Macht im römischen Reich – es obsiegte Vespasian, der die neue Dynastie der Flavier (Söhne Titus und Domitian) begründete. 116  Vgl. Heininger, Bernhard, Soziale und politische Metaphorik im Kolosserbrief, in: Peter Müller (Hg.), Kolosser-Studien (Biblisch-Theologische Studien 103), Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 2009, 55–82, 77–80. 117 Vor der Hintergrundfolie der pax Romana (bzw. Augusta: siehe Augustus, Res gestae 12 f.; 25 f.; Vergils 4. Ekloge; die Inschrift von Priene; ferner Philo legat. 147). Vgl. dazu Maier, Harry O., Reading Colossians in the Ruins: Roman Imperial Iconography, Moral Transformation, and the Construction of Christian Identity in the Lycus Valley, in: Alan H. Cadwallader/Michael Trainor (Hg.), Colossae in Space and Time. Linking to an Ancient City (Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 94), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011, 212–231.

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Verheyden, Joseph/Öhler, Markus/Corsten, Thomas (Hg.), Epigraphical Evidence Illustrating Paul’s Letter to the Colossians (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 411), Tübingen: Mohr Siebeck 2018. Wolter, Michael, Der Brief an die Kolosser. Der Brief an Philemon (Ökumenischer Taschenbuchkommentar zum Neuen Testament 12; Gütersloher Taschenbücher Siebenstern 519), Gütersloh u. a.: Mohn 1993. Zenger, Erich (Hg.), Die Tora als Kanon für Juden und Christen (Herders Biblische Studien 10), Freiburg i. Br. u. a.: Herder 1996.

Zur Datierung des sogenannten Epheserbriefs Lukas Bormann Fragt man nach Problemen und neuen Lösungsansätzen zur Datierung des kanonischen Epheserbriefs, wird man sagen können, dass es wenige neue Lösungsansätze, aber zahlreiche Probleme gibt. Letztere liegen auf sehr unterschiedlichen Ebenen und stehen zugleich in Beziehung zueinander: (a) Autorschaft (Authentizität oder Pseudonymität), (b) Adressaten, (c) Anlass des Schreibens. Neuere Lösungsansätze eröffnen nicht den einen eleganten Weg zur Klärung der Datierungsfrage, sondern müssen auf Argumentationen zurückgreifen, die selbst wieder vielschichtig sind, wie etwa die Frage nach den Kriterien, die für den Nachweis einer literarischen Abhängigkeit zwischen Texten erfüllt sein müssen. Diese Problematik wird in diesem Beitrag deswegen eine zentrale Rolle spielen, weil sich die wissenschaftliche Diskussion zur Benutzung des Epheserbriefs in den Schriften der Paulustradition von den Deuteropaulinen bis zu den Ignatianen in der gegenwärtigen Forschung erheblich verschoben hat. Der ältere Konsens der Forschung bestand darin, dass der Epheserbrief deuteropaulinisch sei, den Kolosserbrief und andere Paulusbriefe benutzt habe und deswegen ein fortgeschrittenes Stadium der Paulusbriefsammlung voraussetze und schließlich dem Ignatius bekannt gewesen sei, dessen Briefe wiederum für authentisch zu gelten hätten und in die erste Dekade des zweiten Jahrhunderts zu datieren seien. Sellin folgt diesem breiten Konsens und reflektiert in der Einleitung seines fast 500 Seiten umfassenden Kommentars deswegen nur sehr knapp über die Datierung: Benutzung des Kolosserbriefs durch den Autor des Epheserbriefs nach dem aus Kol 1,24 geschlossenen Tod des Paulus, also „80–100“.1 Eine 1 Vgl. Sellin, Gerhard, Der Brief an die Epheser (Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament 8), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2008, 58. Ähnlich Schnackenburg, Rudolf/Schweizer, Eduard, Der Brief an die Epheser  – Der Brief an die Kolosser (Evangelisch-katholischer Kommentar zum Neuen Testament/Studienausgabe 10/11), Neukirchen-Vluyn: Neukirchener/Patmos 2013 (1976), 30 „Spätdatierung des Eph etwa um 90“; Schnelle, Udo, Einleitung in das Neue Testament, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 92017, 382: „zwischen 80 und 90“; Theobald, Michael, Der Epheserbrief, in: Martin Ebner/Stefan Schreiber (Hg.), Einleitung in das Neue Testament, Stuttgart: Kohlhammer 32019, 411–428, 421: „zwischen 80–90“; Best, Ernest, A Critical and Exegetical Commentary on Ephesians, Edinburgh: T&T Clark 1998, 45: „in the period ad 80–90“; Pokorný, Petr, Der Brief des Paulus an die Epheser (Theologischer Handkommentar 10/2), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 1992, 43: „80–90“; Pfammatter, Josef, Epheserbrief, Kolosserbrief (Die Neue Echter-Bibel. Kommentar zum Neuen Testament mit der Einheitsübersetzung), Würzburg: Echter 21990,

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ganze Reihe von Kommentaren nennt keine Jahreszahlen, sondern sieht die Datierungsfrage mit der Entscheidung in der Verfasserfrage als beantwortet an, so kommt etwa Perkins in seinem Kommentar zu dem Ergebnis: „author was a disciple of Paul who used Colossians“2. Dennoch galt die Datierungsfrage nie als gelöst und insbesondere in der englischsprachigen Forschung als nach wie vor offen, zumindest als kompliziert. Strelan notiert in seiner Monographie über die Gemeinde(n) in Ephesus: „This letter presents too many problems to be dealt with in any detail here. In what sense is it Pauline? Was it meant for the Ephesians?“3 Aufgrund der von ihm als zu problematisch erscheinenden Abfassungsverhältnisse, entscheidet er sich dagegen, den Epheserbrief für seine Untersuchung zur Gemeinde in Ephesus auszuwerten. Wenn man in neueste Dissertationen zum Epheserbrief blickt, stößt man unter anderem auch auf geradezu fatalistisch anmutende Aussagen zu den Abfassungsverhältnissen. Smith kommt zu dem Ergebnis: „Efforts to ground the letter’s purpose in an historical situation will likely remain inconclusive.“4 In seiner 2018 publizierten Monographie stellt Covington eine festgefahrene Forschungslage in dieser Frage fest: „Though there is no consensus concerning these historical issues [authorship, recipients, historical situation; LB], a general stasis has developed with most discussions repeating established evidence and conclusions.“5 Angesichts dieser Situation können neue Lösungsansätze nicht darin bestehen, die Komplexität der Fragestellung zu reduzieren. Sie müssen ihr vielmehr dadurch gerecht werden, dass sie die Kriterien für die Beantwortung der offenen Fragen so klar wie möglich benennen und zur Diskussion stellen. In diesem Beitrag wird demnach die bekannte Evidenz rekapituliert, die literarischen Abhängigkeiten zwischen den für die Datierungsfrage relevanten Schriften mit klaren Kriterien für Textbeziehungen analysiert, zu den neuen Einsichten über die Paulusrezeption im ersten und zweiten Jahrhundert in Beziehung gesetzt und so transparent wie möglich evaluiert. 10: „80–100“; Lincoln, Andrew T., Ephesians (World Biblical Commentary 42), Nashville: Nelson 1990, LXXIII: „A date between 80 and 90 C. E.“; Lindemann, Andreas, Der Epheserbrief (Zürcher Bibelkommentare Neues Testament 8), Zürich: Theologischer Verlag 1985, 12: „vermutlich im letzten Viertel des 1. Jahrhunderts“. 2  Perkins, Pheme, Ephesians (Abingdon New Testament Commentaries), Nashville: Abingdon Press 1997, 33; Conzelmann, Hans, Epheser, in: Jürgen Becker/Ders./Gerhard Friedrich (Hg.), Die Briefe an die Galater, Epheser, Philipper, Kolosser, Thessalonicher und Philemon (Das Neue Testament Deutsch 8), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 151981, 88: „von einem Schüler des Paulus verfasst, in dem das Erbe des Meisters mit ungewöhnlicher Kraft lebendig ist.“ 3  Strelan, Rick, Paul, Artemis, and the Jews in Ephesus (Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft 80), Berlin: de Gruyter 1996, 291. 4 Smith, Julien, Christ the Ideal King. Cultural Context, Rhetorical Strategy, and the Power of Divine Monarchy in Ephesians (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 313), Tübingen: Mohr Siebeck 2011, 3. 5 Covington, Eric, Functional Telelology and the Coherence of Ephesians (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 470), Tübingen: Mohr Siebeck 2018, 3.

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1. Der sogenannte Epheserbrief: Laodicenerbrief oder Zirkularschreiben? Die hohe Bedeutung der Stadt Ephesus für die neutestamentliche Zeit und das frühe Christentum ist breit dokumentiert und zeigt sich in 1 Kor 15,32 und 16,8 (vgl. 2 Kor 1,8–10) sowie 1 Tim 1,3; 2 Tim 1,18 und 4,12 über zahlreiche Aussagen in der Apostelgeschichte (Apg 18,19–20,1; 20,16–17), den apokryphen Apostelakten bes. den Johannesakten, der Johannesapokalypse (Apk 1,11; 2,1–6) bis hin zu den Legenden um die Gräber des Jüngers Johannes und des gleichnamigen Presbyters sowie der Mutter Jesu.6 Das Material zu diesen Sachverhalten findet sich in einer zurückhaltenden historischen Interpretation zusammengestellt bei Trebilco.7 Er notiert nach kurzer Diskussion der Abfassungsverhältnisse des Epheserbriefs, in der die Abhängigkeit vom Kolosserbrief und die unsichere Briefadresse als wichtigste Sachverhalte erläutert werden, dass er den Epheserbrief nicht als Quelle für seine Darstellung der Christen in Ephesus benutzen wird.8 Aus der Perspektive eines Interpreten des Epheserbriefs kommt Schwindt in seiner Arbeit über das Weltbild des Epheserbriefs zum gegenteiligen Schluss. Er will Kenntnisse über die Stadt Ephesus und deren religiöses Lokalkolorit für seine Interpretation des Weltbilds des Epheserbriefs heranziehen.9 In der Durchführung dieses Vorhabens wertet Schwindt aber vor allem Sachverhalte aus, die das geistige und religiöse Klima im Kleinasien des ersten Jahrhunderts im Allgemeinen charakterisieren bzw. analysiert die „Einflüsse teils volkstümlicher teils popularphilosophischer Vorstellungen des hellenistischen Umfelds“10 auf den Epheserbrief. In jüngster Zeit sind einige Arbeiten erschienen, die ebenfalls die lokalen Gegebenheiten der Stadt Ephesus, insbesondere den Artemiskult und den dort im ersten Jahrhundert sich durchsetzenden römischen Herrscherkult für die Interpretation des Schreibens fruchtbar machen wollen. Harrison kommt dabei zu dem Ergebnis, dass Paulus in der Eulogie Eph 1,3–14 mit Rückgriff auf die Sprache der städtischen Ehrinschriften die Unterstützung der römischen imperialen Propaganda durch die städtische Elite kritisiere und zugleich den Status der Gemeindeglieder

 6  Vgl. Meiser, Martin, The City of Ephesus in Early Christian Literature, in: Early Christianity 7 (2016), 368–377, 374.  7  Vgl. Trebilco, Paul, The Early Christians in Ephesus from Paul to Ignatius (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 166), Tübingen: Mohr Siebeck 2004.  8  Vgl. Trebilco, Christians, 94: „we will not draw on either Eph or the hypothesis of a Pauline school, as evidence for our portrayal of the life of Christians in Ephesus.“  9  Vgl. Schwindt, R ainer, Das Weltbild des Epheserbriefes. Eine religionsgeschichtlich-exegetische Studie (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 148), Tübingen: Mohr Siebeck 2002, 63–134. 10  Schwindt, Weltbild, 509.

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aufwerte.11 Long und Immendörfer setzen an ähnlichen Fragestellungen an.12 Die genannten Forschungsansätze zur Wechselbeziehung von Epheserbrief und Quellen der Stadt Ephesus können nur dann fassbare Ergebnisse erreichen, wenn sie den Brief möglichst genau datieren und ihn vor allem überhaupt nach Ephesus adressiert sehen. Entsprechend fallen die Entscheidungen in dieser Frage aus. Long hält an Paulus als Verfasser fest, sieht den Brief nach Ephesus adressiert und datiert ihn auf 58–60 n. Chr., geschrieben aus Caesarea Maritima. Harrison datiert eher auf 60–62 n. Chr. und entscheidet sich in der Verfasserfrage wie folgt: „I will retain the traditional attribution of authorship in the epistle.“13 Folgen wir den Arbeiten, die das umfangreiche inschriftliche, numismatische und archäologische Material zu Ephesus für das Verständnis des Briefes auswerten wollen, oder muss man sich diesem nachvollziehbaren Interesse entziehen, weil die Adressierung des Schreibens nach Ephesus zu unsicher und zu fraglich ist? Geht man die genannten Arbeiten durch, stellt man schnell fest, dass sich die von den genannten Exegeten aus den jeweiligen Quellen entnommenen Aussagen nur auf einer interpretativen Metaebene in einer Weise berühren, die eine explizite Verortung des Schreibens in Ephesus nicht wahrscheinlicher machen, etwa wenn die ephesinischen Ehrinschriften zur Eulogie in Eph 1,3–14 dadurch in Beziehung gesetzt werden, dass beide Quellen als Ausdruck eines Statusdiskurses interpretiert werden.14 Auf diese Weise aber können Wechselbeziehungen zwischen dem Text des kanonischen Epheserbriefs und den Quellen, die diese Stadt so reichhaltig bietet, nicht nachgewiesen oder auch nur plausibel gemacht werden. Man folgt dann doch eher Strelan, Trebilco und dem Themenheft Ephesus: Early Christian communities in a Pluriform Urban context der Zeitschrift Early Christianity, dessen Beiträge kaum auf den Epheserbrief eingehen, und gesteht ein, dass eine Auswertung des lokaltopographischen Kontexts für die Datierung des Epheserbriefs nichts austrägt.15 In welcher Beziehung steht nun aber der Epheserbrief zu Ephesus? Das Schreiben macht keinerlei ortsspezifische Angaben, so dass es alles andere als gewiss ist, dass wir überhaupt zu Recht von einem Epheserbrief sprechen. Um dies zu 11  Vgl. Harrison, James, Ephesians cultic officials, their benefactors, and the quest for civic virtue. Paul’s alternative quest for status in the epistle to the Ephesians, in: Ders./Laurence Welborn (Hg.), The First Urban Churches, Bd. 3: Ephesus, Atlanta: SBL 2018, 253–297. 12  Vgl. Long, Frederick J.: ἐκκλησία in Ephesians as Godlike in the heavens, in temple, in gamos, and in armor. Ideology and iconography in Ephesus and its environ, in: James ­Harrison/Laurence Welborn (Hg.), The First Urban Churches, Bd. 3: Ephesus, Atlanta: SBL 2018, 193–234; Immendörfer, Michael, Ephesians and Artemis. The Cult of the Great Goddess of Ephesus as the Epistle’s Context (Wisenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 436), Tübingen: Mohr Siebeck 2017. 13  Harrison, Ephesians, 255 f. n. 9; vgl. Long, ἐκκλησία, 227; Immendörfer, Ephesians, 329 f. 14 Vgl. Harrison, Ephesians, 292. 15  Vgl. Early Christianity 7 (2016) Heft 3.

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klären, soll im Folgenden a) auf den Namen des Schreibens, b) den handschriftlichen Befund und c) den Briefeingang Eph 1,1 näher eingegangen werden. a) Name des Schreibens: Markion nennt um 140  n. Chr. nach der Aussage Tertullians in seinem fünften Buch Gegen Markion (207 n. Chr.) einen Brief an die Laodicener, den Tertullian als den Brief an die Epheser identifiziert: Tert.Marc. 5.11: Praetereo hic et de alia epistula, quam nos ad Ephesios praescriptam habemus, haeretici vero ad Laodicenos. („Nun handele ich auch über einen anderen Brief, dem wir den Titel „An die Epheser“ gegeben haben, die Häretiker aber ,An die Laodicener‘.“)

Die älteste textexterne Bezeugung nennt dieses Schreiben demnach epistula ad Laodicenοs. Für Tertullian stellt diese Namensgebung keine wirkliche Herausforderung dar. Er hält daran fest, dass die kirchliche Tradition zu Recht dieses Schreiben als ad Ephesios überschrieben habe. Tert.Marc. 5.17: Ecclesiae quidem veritate epistulam istam ad Ephesios habemus emissam, non ad Laodicenos; sed Marcion ei titulum aliquando interpolare gestiit, quasi et in isto diligentissimus explorator. („Durch die Wahrheit der Kirche haben wir [die Gewissheit], dass dieser Brief an die Epheser, nicht aber an die Laodicener geschickt wurde. Markion aber bemühte sich, ihm eine Überschrift einzufügen, wie ein darin sehr gewissenhafter Forscher.“)

Markion habe sich mit der alternativen Adressierung als jemand präsentieren wollen, der sich als ein äußerst akkurater Untersucher (diligentissimus explorator) hätte darstellen wollen. Tertullian verweist damit vermutlich darauf, dass die Adresse ad Laodicenos sich der Schlussfolgerung aus der Notiz in Kol 4,16 verdankt, in der bekanntlich ein uns bis heute unbekannter Brief des Paulus erwähnt ist, den die Kolosser „aus Laodikeia“ holen und lesen sollen (Kol 4,16: ἡ ἐπιστολή […] τὴν ἐκ Λαοδικείας). Die Charakterisierung der Selbstdarstellung Marcions als explorator zeigt nun aber auch, dass es einen zu untersuchenden Gegenstand, nämlich die Frage der Adressierung gab, so dass man mit Philipp Vielhauer und vielen anderen zu Recht schließen kann, dass Tertullian „nachweislich im Präskript ebenfalls keine Ortsangabe las“16. Tertullian fährt nun in seiner Verteidigung der kirchlichen Zuschreibung des Schreibens an die Epheser überraschend mit der apologetischen Überlegung fort, dass es doch letztlich unbedeutend sei, welche Adresse ein Schreiben des Apostels habe, da doch gelte, „der Apostel habe an alle geschrieben, wenn er an einige (geschrieben hat)“. Tert.Marc. 5.17: Nihil autem de titulis interest, cum ad omnes apostolus scripserit dum ad quosdam, certe tamen eum deum praedicans in Christo cui competunt quae praedicantur. („Nichts aber ist bezüglich der Titel wichtig, weil der Apostel [auch dann] an alle schrieb, wenn an einige, denn mit Sicherheit verkündigte er den Gott in Christus, dem zukam, was gepredigt wurde.“) 16 Vielhauer, Philipp, Geschichte der urchristlichen Literatur. Einleitung in das Neue Testament, die Apokryphen und die Apostolischen Väter, Berlin: de Gruyter 1975, 205.

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Diese etwas gewundene Argumentation macht darauf aufmerksam, dass die Adressierung für Tertullian noch umstritten ist. Er stellt Markion nicht als Fälscher oder Unwissenden dar, sondern geht auf dessen Argumentation für eine Adressierung ad Laodicenes ein. Bei Irenäus und seinem Schüler Hippolyt finden wir dann eindeutige Zitate des Schreibens: Hippolyt haer. 5,33,7: περὶ τούτων, φησίν, ἡ γραφὴ λέγει „ἔγειραι, ὁ καθεύδων, καὶ ἐξεγέρθητι [ἐκ τῶν νεκρῶν], καὶ ἐπιφαύσει σοι ὁ Χριστός“. („Von ihnen sagt die Schrift: ,Erwache, der du schläfst, und werde erweckt [aus den Toten], und Christus wird dich erleuchten‘.“) Eph 5,14: διὸ λέγει, ἔγειρε, ὁ καϑεύδων, καὶ ἀνάστα ἐκ τῶν νεκρῶν, καὶ ἐπιϕαύσει σοι ὁ Χριστός.

Hippolyt schreibt zwar später als Irenäus, belegt aber in seiner Widerlegung der Valentinianer eine intensive gnostische Rezeption des Epheserbriefs, die auf die Mitte des zweiten Jahrhunderts zu datieren ist.17 In Iren.haer. I (180–85) wird der Epheserbrief häufiger zitiert als der Römerbrief oder der Erste Korintherbrief.18 In Buch fünf 2,3 wird das Schreiben dann auch explizit genannt. In der Zitateinleitung zu Eph 5,30 heißt es: Iren.haer. 5,2,3: Quemadmodum et beatus Apostolus ait in epistula quae est ad Ephesios. („So sagt es der selige Apostel im Brief, der an die Epheser [gerichtet] ist.“)

Tertullian, Irenäus und Hippolyt sind die ältesten Belege für die Kanonisierung des Epheserbriefs, während Markion von einem Laodicenerbrief spricht und damit nach Tertullian den Epheserbrief meint. Die Stellung des Epheserbriefs in den Kanonlisten unterscheidet sich danach, ob die Länge der Briefe oder eine unterstellte chronologische Abfolge als Ordnungsprinzip genutzt wurden. Der Canon Muratori und der Codex der ältesten Paulusbriefsammlung Papyrus Chester Beatty II (𝔓46) ordnen den Epheserbrief nach den Korintherbriefen ein, Markion und Tertullian, die einem chronologischen Ansatz folgen, stellen ihn vor den Römerbrief.19 Die Unklarheit in den ältesten Quellen bezüglich der Bezeichnung des Briefes führt uns nun wiederum zu einem zweiten Problem: die handschriftliche Bezeugung des Epheserbriefs, die die Zweifel an der Adressierung des Schreibens bestärkt.

17 Vgl. Weiss, Hans-Friedrich, Frühes Christentum und Gnosis. Eine rezeptionsgeschichtliche Studie (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 225), Tübingen: Mohr Siebeck 2008, 446 f. 18  Z. B. Iren.haer. 1,8,4 / Eph 5,32; haer. 1,8,5 / 5,14; haer. 1,10,3 / 3,6; s. Mutschler, Bernhard, Irenäus als johanneischer Theologe. Studien zur Schriftauslegung bei Irenäus von Lyon (Studien und Texte zu Antike und Christentum 21), Tübingen: Mohr Siebeck 2004, 80 f. Z. B. Eph 5,30 in Iren.haer. 5,2,3 und Eph 1,10–11 in haer. 1,3,4. 19  Vgl. Sellin, Epheser, 49–51.

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b) Der handschriftliche Befund: Wenn man aus der Argumentation Tertullians schließt, dass auch er im Schreiben selbst keine Adresse gelesen hat, dann wird das durch die ältesten und besten Textzeugen bestätigt. Sowohl im 𝔓46 um 200–250 n. Chr. als auch im Vaticanus (B 03) um 350 n. Chr., Sinaiticus (ℵ 01) um 350 n. Chr. sowie in der Minuskel 1739 fehlt die topographische Adresse.20 Während 𝔓 46 einen Text bietet, der das Syntagma ἐν ᾿Εϕέσῳ gar nicht enthält, bietet der Codex Sinaiticus die Angabe ΕΝΕΦΕCω als Korrektur. Der Codex Vaticanus bietet ebenfalls eine Korrektur, die allerdings auch als Textergänzung am Ende der Zeile verstanden werden kann.21 Alle genannten Handschriften, in denen die Adresse fehlt, notieren nun auch als Überschrift πρὸς  Ἐφεσίους und stellen damit klar, dass es sich um einen Brief an die Epheser handelt. Diese Notizen gehen aber auf die Zusammenstellung der Briefe des Paulus in einer Briefsammlung zurück und sind eben nicht Teil des ältesten erreichbaren Texts. Vor diesem Hintergrund plädiert Lindemann dafür, dass die Adresse nachträglich gestrichen worden sei. Seine Begründung lautet, die Schreiber hätten die Adressierung gestrichen, da ihnen der Inhalt des Epheserbriefes nicht mit ihrem Wissen über Ephesus und über die Biographie des Apostels übereinzustimmen schien.22 Theobald verweist darauf, dass in einigen Handschriften des Römerbriefs auch die Adressen in Röm 1,7.15 ausgefallen sind und schließt daraus, dass die Streichung den übergemeindlichen Charakter der Schreiben unterstreichen sollte.23 Diese phantasievollen Überlegungen sind allerdings nicht durch den Befund über den Charakter von Interventionen von Schreibern bei der Manuskripterstellung gedeckt. Da eine nachträgliche Streichung textkritisch kaum erklärlich ist, wird man von einem Briefeingang ohne geographische Präzisierung als ältester erreichbarer Text ausgehen müssen.24 Der sogenannte Epheserbrief ist demnach ein Schreiben ohne Adresse. Ist aber die inscriptio des Textes ohne Adresse überhaupt verständlich? c) Der Beginn des Epheserbriefs: Nach den weitgehend identischen ersten sieben Wörtern Eph 1,1 Παῦλος ἀπόστολος Χριστοῦ ᾿Ιησοῦ διὰ ϑελήματος ϑεοῦ, die zudem mit der in 2 Kor 1,1 (Kol 1,1; 2 Tim 1,1; vgl. 1 Kor 1,1) gebrauchten Wortfolge übereinstimmen, folgen die Varianten: 20  Die mittelalterliche Minuskel 1739 (zehntes Jahrhundert) bietet eine ältere Textform des vierten Jahrhunderts, so Wachtel, Klaus, Varianten in der handschriftlichen Überlieferung des Neuen Testaments, in: Christa Jansohn (Hg.), Varianten – variants – variantes (Beihefte zu Editio 22), Tübingen: Niemeyer 2005, 25–38, 28. 21  Codex Vaticanus Graecus 1209, p. 1493, Vatican Library, digi.vatlib.it/view/MSS_Vat. gr.1209, Zugriff 29. Dezember 2020. 22  Vgl. Lindemann, Andreas, Bemerkungen zu den Adressaten und zum Anlaß des Epheserbriefs, in: Ders., Paulus, Apostel und Lehrer der Kirche, Tübingen: Mohr Siebeck 1999, 211– 227, 214. 23  Vgl. Theobald, Epheser, 420. 24  Vgl. Sellin, Gerhard, Adresse und Intention des Epheserbriefs, in: Ders. (Hg.), Studien zu Paulus und zum Epheserbrief (Forschungen zu Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 229), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, 164–179, 165 f.

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ℵ, B, 1739: τοῖς ἁγίοις τοῖς οὖσιν καὶ πιστοῖς ἐν Χριστῷ ᾿Ιησοῦ 𝔓 46: τοῖς ἁγίοις οὖσιν καὶ πιστοῖς ἐν Χριστῷ ᾿Ιησοῦ Mehrheit: τοῖς ἁγίοις τοῖς οὖσιν ἐν ᾿Εϕέσῳ καὶ πιστοῖς ἐν Χριστῷ ᾿Ιησοῦ

Im Sinaiticus wie im Vaticanus hat jeweils eine zweite Hand die Adresse nachgetragen. Die Angabe ἐν ᾿Εϕέσῳ ist demnach textkritisch sekundär. Die Übersetzung der rekonstruierten Textfassung ist nicht ganz einfach. Das absolut gebrauchte Partizip des Verbs εἰμί (οὖσιν) hätte dann die Funktion der Präzisierung des mit ἅγιος bezeichneten Personenkreises und der Hervorhebung der Tatsächlichkeit der attributiven Aussage πιστός, auch wenn man dann eher das Adverb ὄντως o.ä. erwartet hätte, und könnte übersetzt werden mit: „An die Heiligen, die (wirklich) loyal/glaubend an/durch Jesus Christus sind“25. Die Übersetzung legt damit nahe, dass der Autor auch an „Heilige“ denkt, an die er sich eben nicht richtet, weil sie nicht in dieser durch das Partizip von εἰμί indizierten festen und tatsächlichen christologischen Beziehung stehen, also entweder an Juden oder an auf eine unbestimmte Weise abweichende Christen.26 Eine Alternative zu der Annahme, dass diese sprachlich nicht ganz eingängige Wortfolge ursprünglich gewesen sei, hat u. a. Dahl mit der These vertreten, es habe mehrere gleichlautende Briefe mit unterschiedlichen Ortsangaben gegeben, die dann bei der Abschrift für die Gemeinde in Ephesus ausgelassen worden seien.27 Auch nach Luz, sei der sogenannte Epheserbrief als „Rundschreiben oder Zirkularbrief “ angelegt gewesen.28 Für die Erhärtung dieser These fehlt es nun aber an stichhaltigen Argumenten, insbesondere finden sich in der frühchristlichen Briefliteratur keine Belege für eine solche Vorgehensweise. Die kritische Rekonstruktion des Textes zeigt vielmehr, dass die Ortsangabe „in Ephesus“ aus der für die Briefsammlung notwendig gewordene Überschrift „an die Epheser“ entnommen wurde und so in den Text eingedrungen ist.29 Diese wiederum kann von einem antiken Textkompilator leicht aus der Nennung des Tychikos in Eph 6,21 geschlossen worden sein. Dieser ist in Kol 4,7 als Bote des Paulus an die Gemeinden im Lykostal ge25  Schmidt, Karl Matthias, Die Gnade des Leidens. Die Positionierung des Ersten Petrusbriefes im Gegenüber zum Epheser‑ und Jakobusbrief, in: David du Toit (Hg.), Bedrängnis und Identität. Studien zur Situation, Kommunikation und Theologie des 1. Petrusbriefes (Beihefte zur Zeitschrift für die Neutestamentliche Wissenschaft 200), Berlin: de Gruyter 2013, 303–324, 306: Übersetzt Eph 1,1 (Vaticanus): „den Heiligen, die auch als Gläubige in Christus sind“ und die Version in 𝔓46: „den Heiligen, die auch gläubig in Christus sind“. Vgl. die Diskussion bei Theobald, Epheser, 420. 26  Vgl. Pokorný, Epheser, 37. 27  Vgl. Dahl, Nils Alstrup, Einleitungsfragen zum Epheserbrief, in: Ders., Studies in Ephesians. Introductory questions, text‑ & edition-critical issues, interpretation of texts and themes (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 131), Tübingen: Mohr Siebeck 2000, 3–105, 63. 28  Vgl. Luz, Ulrich, Epheserbrief, in: Jürgen Becker/Ders., Die Briefe an die Galater, Epheser und Kolosser (Neues Testament Deutsch 8/1), Göttingen 1998, 107–180, 108. 29  Vgl. Sellin, Adresse, 165 f.

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nannt. Apg 20,4 hält fest, er sei aus Asien (᾿Ασιανοὶ δὲ Τυχικὸς καὶ Τρόϕιμος). Tit 3,12 erwähnt seine Entsendung nach Kreta. In 2 Tim 4,12 schließlich wird notiert: „Tychikos sandte ich nach Ephesus“ (Τυχικὸν δὲ ἀπέστειλα εἰς ῎Εϕεσον). Nach antikem Textverständnis ist mit den Tychikosnotizen in Eph 6,21, Apg 20,4 und 2 Tim 4,12 die Verbindung des ursprünglichen Textes ohne die Adresse ἐν ᾿Εϕέσῳ mit dieser Stadt plausibel hergestellt.30 Als Zwischenbilanz können wir hier festhalten, dass der sogenannte Epheserbrief zwar die Briefform wählt, aber auf eine Ortsangabe in der Adresse verzichtet. Er ist das einzige Schreiben in der paulinischen Briefsammlung, das die fundamentale Frage nach der vom Autor intratextual intendierten Adresse unbeantwortet lässt. Allerdings legt er mit der Nennung des Tychikos, des einzigen Namens, der neben Paulus im Epheserbrief genannt wird, eine geographische Spur, die auf Kleinasien verweist und über 2 Tim 4,12 mit Ephesus konkretisiert werden kann. Eine ähnliches Vorgehen der Spurenlegung oder, in Anlehnung an Gerard Genette formuliert, der Indizierung von Faktualität ist im Hebräerbrief festzustellen.31 Im wahrscheinlich sekundären Schluss in Hebr 13,22–25, wird ebenfalls durch namentliche Erwähnungen, in diesem Fall werden Timotheus und die „Brüder aus Italien“ genannt, die Position innerhalb des Corpus Paulinum definiert.32 Die sekundäre Textergänzung im Hebräerbrief zielt darauf, dieses Schreiben als paulinisch darzustellen und einen Hinweis auf die Adressaten (Italien) zu geben, während im Epheserbrief durch die Nennung des Tychikos nur die Adressaten angedeutet werden. Die genannten Prozesse der Indizierung von Faktualität sind im Zusammenhang entstehender Paulusbriefsammlungen zu erklären und ergeben für die Datierung des Epheserbriefs, angelehnt an die Entstehung der Paulusbriefsammlung, die in 𝔓46 erhalten ist, den vagen Hinweis auf einen terminus ante quem „à la fin du IIe siècle“33. Verbindet man diese Überlegung mit der durch Hippolyt und Irenäus belegten valentinianischen Rezeption des Epheserbriefs, gelangt man in den Zeitraum zwischen der Trennung Valentinians von der römischen Gemeinde um das Jahr 150 und der Abfassung der Schriften des Irenäus ab 180, also etwa in die Mitte des zweiten Jahrhunderts.34

 Vgl. Lincoln, Ephesians, LXXXII, Sellin, Epheser, 491.  Vgl. Genette, Gerard, Fiktion und Diktion, München: Fink 1992, 93. 32  Vgl. Grappe, Christian, Hébreux et la tradition paulinienne, in: Jens Schröter/Simon Butticaz/Andreas Dettwiler (Hg.), Receptions of Paul in Early Christianity. The Person of Paul and His Writings Through the Eyes of His Early Interpreters (Beihefte zur Zeitschrift für die Neutestamentliche Wissenschaft 234), Berlin: de Gruyter 2018, 461–483, 477–483. 33 Grappe, Hébreux, 483. 34  Vgl. Rudolph, Kurt, Die Gnosis, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 31994, 406 f. 30 31

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2. Der Verfasser Es kann als Grundkonsens der neutestamentlichen Wissenschaft gelten, dass die paulinische Verfasserschaft von sieben der dreizehn im neutestamentlichen Kanon dem Paulus zugeschriebenen Briefe unumstritten ist. Die paulinische Verfasserschaft der übrigen Briefe wird hingegen infrage gestellt und gilt als umstritten.35 Die neutestamentliche Forschung der Gegenwart zählt den sogenannten Epheserbrief zu den umstrittenen Paulusbriefen.36 Hoehner hat eine Übersicht zusammengestellt, die die Meinungen zur Authentizität des Epheserbriefs in der „kritischen Forschung“ von Erasmus von Rotterdam (ca. 1466–1536) bis zum Jahr 2001 enthält.37 Er wertet die Tabellendaten auch statistisch aus, um zu zeigen, dass sich nie mehr als etwa 50 % der Exegeten gegen die paulinische Verfasserschaft ausgesprochen hätten.38 Hoehner nimmt allerdings in seiner Tabelle auch Exegeten auf, die alle dreizehn Briefe des Corpus Paulinum als echt ansehen. Diese Gruppe von Exegeten wird man kaum als Teil der „kritischen Forschung“ betrachten können, so dass Hoehners Statistik auf einer falschen Voraussetzung beruht. Durch Hoehner angeregt hat Paul Foster während der Tagung der britischen Neutestamentlervereinigung 2011 eine Umfrage zur Echtheit der Paulusbriefe unter den Mitglieder durchgeführt, nach der von den 109 beteiligten Wissenschaftlern alle die Briefe Römerbrief, Erster Korintherbrief, Zweiter Korintherbrief, Galaterbrief, Erster Thessalonicherbrief und 108 auch den Philipperbrief und den Philemonbrief ohne Zweifel für echt hielten, während der Kolosserbrief nur von 56 und der Epheserbrief nur von 39 als ein paulinisches Schreiben angesehen wurden.39 Stellt man auch hier die Frage, ob man Exegeten, die alle dreizehn dem Paulus zugeschriebenen Briefe für authentisch halten – in Fosters Umfrage sind das etwa 23 gewesen – zur kritischen Forschung zählen kann und entscheidet sich dazu, diese bei der Auswertung nicht zu berücksichtigen, bleiben deutlich weniger kritische Befürworter der Echtheit des Epheserbriefs übrig. Hoehners Tabelle zeigt jedenfalls auch, was sich bereits aus der oben festgehaltenen Mehrheitsmeinung zur Datierung des Briefes in die Jahre 80 bis 100 n. Chr. ergeben hat, dass nämlich in der deutschsprachigen kritischen Forschung die große Mehrheit der Exegeten von einem pseudepigraphen Schreiben ausgeht. Mit der Verfasserfrage steht diejenige nach der Beziehung zwischen Epheserbrief und Kolosserbrief im Zusammenhang. Geht man nämlich nicht von einer gemeinsamen Verfasserschaft durch Paulus aus, dann bedürfen die wörtlichen 35  Vgl. Foster, Paul, Who wrote 2 Thessalonians? A fresh look at an old problem, in: Journal for the Study of the New Testament 35 (2012), 150–175, 150 f. 36 Vgl. Sellin, Epheser, 56. 37  Vgl. Hoehner, Harold W., Ephesians, Grand Rapids [MI]: Baker 2002, 9–18. 38 Vgl. Hoehner, Ephesians, 18 f. 39  Vgl. Foster, Who wrote 2 Thessalonians?, 171.

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und motivlichen Übereinstimmungen zwischen diesen beiden Schreiben, die zum Teil umfangreiche und satzübergreifende identische Wortfolgen umfassen, einer Erklärung.40 Deswegen wird hier die Verfasserfrage nicht eigens thematisiert, sondern thetisch zusammengefasst: Das Schreiben selbst lässt keinen Zweifel daran, dass es als Brief des Paulus verstanden werden will. Neben der Namensnennung in der Absenderangabe (1,1; vgl. 3,1) und der bereits erläuterten Erwähnung des Tychikos verweisen noch die Gefangenschaftsnotizen (3,1; 4,1; 6,20) auf die Identifikation des Absenders mit Paulus. Dennoch weicht das Schreiben in Stil, Wortschatz und Theologie weit von den unumstrittenen Paulusbriefen ab und steht zu diesen wie zum Kolosserbrief in literarischer Abhängigkeit. Deswegen wird in der wissenschaftlichen Exegese aus diesen Beobachtungen der Schluss gezogen, dass der Epheserbrief nicht von Paulus geschrieben worden ist. Der pseudonyme Autor ist auch nicht identisch mit dem Autor des Kolosserbriefes, hat diesen aber gekannt und benutzt. Er hat auch weitere Paulusbriefe, etwa den Römer‑ und den Ersten Korintherbrief gekannt, diese aber mit einer weniger engen literarischen Bindung benutzt als den Kolosserbrief. Die literarische Abhängigkeit des Epheserbriefs vom Kolosserbrief ist in den letzten Jahren immer detaillierter herausgearbeitet worden.41 Diese Einschätzung beruht auf einer sehr langen und umfangreichen Forschungsgeschichte zur Frage, ob der Kolosser‑ den Epheserbrief benutzt hat oder umgekehrt.42 Die zwei wichtigsten Argumente für die literarische Abhängigkeit des Epheserbriefs vom Kolosser sind: 1. identische Wortfolge von 19 Wörtern (z. B. Kol 4,7–8 = Eph 6,21–22), 2. Gemeinsame Terminologie, Phraseologie und Motive (z. B. Kol 3,18–19/Eph 5,22.25). Lässt sich die Abfassung noch enger eingrenzen? Dunn, Luz und andere rechnen mit Timotheus als Verfasser, der während der ephesinischen Gefangenschaft des Paulus den Kolosserbrief abgefasst und dem Paulus zur Unterschrift vorgelegt habe, was der Eigenhändigkeitsvermerk in Kol 4,18 belege.43 Dafür spricht aber angesichts der Forschung zu Eigenhändigkeitsver-

40  Vgl. Kol 4,7–8 mit Eph 6,21–22 (19 Wörter, Kontextübereinstimmung, exakte Wortfolge von zehn Wörtern, weitere syntaktische und semantische Gemeinsamkeiten); Kol 3,16–17 mit Eph 5,19–20 u. a. 41  Vgl. Bormann, Lukas, Schriftgebrauch im Kolosser‑ und im Epheserbrief. Zur Praxis frühchristlicher Text‑ und Interpretationsgemeinschaften, in: Markus Öhler/Florian Wilk (Hg.), Schrift bei Paulus, Grundlagen – Ausprägungen – Wirkungen – Wertungen (Forschungen zur Literatur des Alten und des Neuen Testaments 268), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2017, 217–238, 229. 42  Zusammenfassend: Foster, Paul, Colossians, London: T&T Clark 2016, 85–90. 43  Vgl. Dunn, James D. G., The Epistles to the Colossians and to Philemon. A Commentary on the Greek Text (The New International Greek Testament Commentary), Grand Rapids [MI]: Eerdmans 1996, 38 f.; Luz, Ulrich, Kolosserbrief, in: Jürgen Becker/Ders., Die Briefe an die Galater, Epheser und Kolosser (Neues Testament Deutsch 8/1), Göttingen 1998, 183–244, 190.

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merken im Corpus Paulinum und in antiken Papyri, nach denen diese in der Regel nicht von einer zweiten Hand eingetragen sind, nicht viel.44 Die wesentlichen Unterschiede zwischen Kolosser‑ und Epheserbrief seien auch knapp aufgelistet: a) Der Epheserbrief verzichtet auf die Gegnerpolemik in Kol 2,6–23 und auf die Mitarbeiterlisten in Kol 4,10–17. Er blendet die für den Kolosserbrief charakteristischen historischen Konkretionen konsequent aus und hat nach Schmidt „keinerlei Interesse an der Abfassungssituation, den konkreten Lebensumständen des Apostels oder der Brieffiktion insgesamt“45. b) Kolosser enthält keine Schriftzitate, während der Epheser die Schrift mehrfach im Wortlaut anführt (Eph 4,7/Ps 68,19; 4,25/Sach 8,16; 4,26/Ps 4,5LXX ; 5,31/Gen 2,24LXX ; 6,2/Eph 6,2/Ex 20,12LXX ).46 c) Eph 2,1–13 thematisieren das Verhältnis von Juden („sogenannte Beschnittene“) und Nichtjuden („ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels“), während der Kolosserbrief dieses Thema nicht direkt behandelt. Die synoptischen Analysen des Kolosser‑ und Epheserbriefs, die Theobald und van Kooten vorgelegt haben, zeigen zudem, dass die Abfolge der gemeinsamen Themen aus dem Kolosser übernommen ist.47 Van Kooten schließt daraus: „Eph is a reworking of Col“48. Lincoln fasst zusammen: „Colossians is his [Ephesians’; LB] primary model and source”49. Aufgrund der genannten Sachverhalte wird gelegentlich für den Epheser die Bezeichnung „tritopaulinisch“ verwendet.50 Diese soll zum Ausdruck bringen, dass ein Paulusschüler 1 den Kolosser geschrieben und ein Paulusschüler 2 den Kolosser für die Abfassung des Ephesers verwendet hätte. Daraus folgt, dass 44  Kol 4,18: ὁ ἀσπασμὸς τῇ ἐμῇ χειρὶ Παύλου. Vgl. 1 Kor 16,21; 2 Thess 3,17; Gal 6,11; Phlm 19; vgl. Bormann, Lukas, Der Brief des Paulus an die Kolosser (Theologischer Handkommentar 10/1), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2012, 198 f.; Arzt-Grabner, Peter, Philemon (Papyrologische Kommentare zum Neuen Testament 1), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2003, 242. 45 Schmidt, Gnade, 310 f. 46  Vgl. Lincoln, Andrew T., The use of the OT in Ephesians, in: Journal for the Study of the New Testament 14 (1982), 16–57; Harris, W. Hall, The Descent of Christ. Ephesians 4:7–11 and Traditional Hebrew Imagery (Arbeiten zur Geschichte des antiken Judentums und des Urchristentums 32), Leiden: Brill 1996, 64 f.; Moritz, Thorsten, A Profound Mystery. The Use of the Old Testament in Ephesians (Supplements of Novum Testamentum 85), Leiden: Brill 1996, 9–212. 47  Vgl. Theobald, Epheser, 415; van Kooten, George H., Cosmic Christology in Paul and the Pauline School. Colossians and Ephesians in the Context of Graeco-Roman Cosmology with a New Synopsis of the Greek Texts (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 171), Tübingen: Mohr Siebeck 2003, 215–289. 48  Van Kooten, Cosmic Christology, 203. 49 Lincoln, Ephesians, LVII. 50  Vgl. z. B. Schröter, Jens, Sammlungen der Paulusbriefe und die Entstehung des neutestamentlichen Kanons, in: Jens Schröter/Simon Butticaz/Andreas Dettwiler (Hg.), Receptions of Paul in Early Christianity. The Person of Paul and His Writings Through the Eyes of His Early Interpreters (Beihefte zur Zeitschrift für die Neutestamentliche Wissenschaft 234), Berlin: de Gruyter 2018, 799–822, 806.

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die Datierung des Epheserbriefs relativ zum Kolosserbrief, der als terminus post quem, und zur ersten Bezeugung des Epheserbriefs, die als terminus ante quem zu gelten hat, vorzunehmen ist.

3. Die Abfassung des Kolosserbriefs (terminus post quem) Zur Abfassung des Kolosserbriefs wird von einigen Autoren eine dreifache Fiktionalitätsthese vertreten, nach der sowohl der Autor, als auch die Adressaten sowie der Anlass des Schreibens fiktiv sind bzw. was den Anlass betrifft, so allgemein gehalten sind, dass das gesamte Schreiben historisch in keiner der genannten Hinsichten zu verorten ist und bestenfalls, so Frank, als Abschluss einer vorläufigen Paulusbriefsammlung formuliert wurde, in der die offene Frage nach dem Schicksal des Onesimus abschließend geklärt werden sollte.51 Dem stehen nun aber zahlreiche Sachverhalte im Text des Briefs entgegen: 1. Die Bezüge zum Lykostal sind durch die Nennung der Städte Laodikeia, Hierapolis und Kolossai sehr deutlich, konkret und auf der Briefebene kommunikativ offen, d. h. sie setzen eine vorgängige Kommunikation voraus. 2. Das umfangreiche Personeninventar ist aufwändig und literarisch absichtslos konkret abgefasst. 3. Der Anlass, die Auseinandersetzung um die Bedeutung asketischer Praktiken im Verhältnis zum christologischen Bekenntnis, ist wiederum voraussetzungsvoll konkret. Die dreifache Fiktionalitätsthese zum Kolosserbrief lässt die drängende Frage unbeantwortet, auf welche Weise diese drei überaus prägnanten und ausführlich entfalteten Sachverhalte auf andere Gemeindesituationen geradezu zeitlos übertragen werden könnten.52 Die dreifache Fiktionalitätsthese ist eine 51 Vgl. Frank, Nicole, Der Kolosserbrief im Kontext des paulinischen Erbes. Eine intertextuelle Studie zur Auslegung und Fortschreibung der Paulustradition (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 271), Tübingen: Mohr Siebeck 2009, 26–31.350–353; vgl. Bormann, Lukas, Rez. Frank, Kolosserbrief, in: Theologische Literaturzeitung 136 (2011), 516–518; vgl. Schmidt, Gnade, 311: „(künstlich aufgebaute) ,Briefrealität‘ des Kolosserbriefes“; Theobald, Michael, Der Kolosserbrief, in: Martin Ebner/Stefan Schreiber (Hg.), Einleitung in das Neue Testament, Stuttgart: Kohlhammer 32019, 429–444, 439 f.: Autorenfiktion und Adressatenfiktion, nicht aber Anlassfiktion: „Gefährdung ihres Glaubens durch die von ihm angeprangerte ,judenchristliche‘ Bewegung“. 52  Von der historischen dreifachen Fiktionalitätsthese, die die Autorschaft, Adressatenschaft und den Anlass historisch-kritisch bestreitet, ist eine literaturwissenschaftliche fiktionale Lektüre, die von der Grundeinsicht der skalierbaren Fiktionalität jedes sprachlichen Ausdrucks ausgeht, zu unterscheiden: vgl. Hübenthal, Sandra, Erfahrung, die sich lesbar macht. Kol und 2 Thess als fiktionale Texte, in: Susanne Luther/Jörg Röder/Eckart Schmidt (Hg.), Wie Geschichten Geschichte schreiben. Frühchristliche Literatur zwischen Faktualität und Fiktionalität (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 395), Tübingen: Mohr Siebeck 2015, 295–336, 321–334; Gerber, Christine, Erfundene Briefe und ihre Wahrheit. Überlegungen zum Identitätsangebot der Brieffiktion des Epheserbriefes, in: Jochen Flebbe/Matthias Konradt (Hg.), Ethos und Theologie im Neuen Testament, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 2016, 310–330.

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forschungsgeschichtlich verdienstvolle, zuletzt aber wenig überzeugende Anwendung konstruktivistischer Grundannahmen, die sich eher einer poststrukturalistischen Grundstimmung als sorgfältiger historischer Exegese verdanken. Sinnvoll ist hingegen, mit Lincicum die Frage zu stellen, welche Folgen es hat, ein Schreiben, dem man pseudepigraphe Verfasserschaft unterstellt, in Hinsicht auf die Adressaten und den Anlass für authentisch zu halten.53 Lincicum entscheidet sich nicht für die einfache Lösung der dreifachen Fiktionalitätsthese, fordert aber, dass das Dreieck von Autor, Adressaten und Situation bei pseudepigraphen Briefen sehr viel zurückhaltender anzuwenden sei, als das gemeinhin der Fall sei. Die Textstrategie eines pseudonymen Autors könne so viele Techniken des Realitätsbezugs („reality-effect“) nutzen, dass sie nach Meinung Lincicums nicht verlässlich zu entschlüsseln seien.54 Berücksichtigt man diese zwar sehr allgemein gehaltenen, aber bedenkenswerten Einwände, wird man dennoch in Rechnung stellen müssen, dass der Kolosserbrief, der zahlreiche historisch konkrete Aussagen enthält, nicht einfach auf einer Stufe mit dem sogenannten Epheserbrief, den Pastoralbriefen und den katholischen Briefen steht. Für die Datierungsfrage des Kolosserbriefs ist bedeutsam, ob das Schreiben den Tod des Paulus voraussetzt. Da der Kolosserbrief Paulus als Autor voraussetzt, kann der Tod des Paulus nur implizit und vor allem gegen die Autorfiktion geschlossen werden. Dennoch meinen einige Exegeten, aus Formulierungen des Schreibens gegen dessen eigene literarische Konstruktion auf den Tod des Paulus schließen zu können. Sellin interpretiert Kol 1,24 als Beleg für diese These. Dort heißt es: Kol 1,24: Νῦν χαίρω ἐν τοῖς παϑήμασιν ὑπὲρ ὑμῶν, καὶ ἀνταναπληρῶ τὰ ὑστερήματα τῶν ϑλίψεων τοῦ Χριστοῦ ἐν τῇ σαρκί μου ὑπὲρ τοῦ σώματος αὐτοῦ, ὅ ἐστιν ἡ ἐκκλησία.

Dieser nicht leicht zu interpretierende Satz hält fest, dass Paulus das, was an den Bedrängnissen Christi fehle, durch sein Leiden für die Kirche ergänze. Angesichts des in Kol 1,15–20 entfalteten Versöhnungsgeschehens, kann die Aussage in 1,24 nicht soteriologisch effektiv gemeint sein, ohne zum Kolosserhymnus in Widerspruch zu treten. Sie ist deswegen in Bezug auf die universale Evangeliumsverkündigung, die „Leiden“ mit sich bringt, zu interpretieren.55 Auch die Aussage über die Abwesenheit des Paulus in Kol 2,5 wird von einigen Auslegern auf den Tod des Paulus bezogen: Kol 2,5: εἰ γὰρ καὶ τῇ σαρκὶ ἄπειμι, ἀλλὰ τῷ πνεύματι σὺν ὑμῖν εἰμι, χαίρων καὶ βλέπων ὑμῶν τὴν τάξιν καὶ τὸ στερέωμα τῆς εἰς Χριστὸν πίστεως ὑμῶν.

53  Vgl. Lincicum, David, Mirror-reading a pseudepigraphal letter, in: Novum Testamentum 59 (2017), 171–193, 172. 54  Vgl. Lincicum, Mirror-reading, 193. 55  Vgl. Bormann, Kolosser, 114.

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Die Wendung steht der Aussage in 1 Kor 5,3 sehr nahe, ohne dass daraus abzuleiten wäre und auch von niemanden abgeleitet wird, dass Paulus schon tot war, als er den Ersten Korintherbrief schrieb (vgl. 2 Kor 10,1–2.11; 13,2.10; Phil 1,27; 2,12): 1 Kor 5,3: ἐγὼ μὲν γάρ, ἀπὼν τῷ σώματι παρὼν δὲ τῷ πνεύματι, ἤδη κέκρικα ὡς παρὼν τὸν οὕτως τοῦτο κατεργασάμενον.

Die Autorenfiktion des Kolosserbriefs setzt demnach nicht zwingend den Tod des Paulus ca. 62  n. Chr. voraus, schließt ihn aber auch nicht aus. Sie spricht prominent von der Haft des Paulus, so dass diese situative Fassung entweder für eine tatsächliche Haft, etwa die ephesinische Gefangenschaft, oder seine reale Abwesenheit steht. Die Nähe zu der Situation des Lykostales und das Personeninventar aus Mitgliedern der Paulusgruppe der ersten Generation wie Timotheus, Onesimus und anderen weist demnach auf eine Abfassung in einer Zeit, in der diese erste Generation als Paulusnetzwerk aktiv ist: „Die Abfassungszeit liegt in den Jahren zwischen 54 n. Chr. (ephesinische Gefangenschaft) und 75 n. Chr. (erste Generation der Paulusgruppe).“56

4. Die erste Bezeugung (terminus ante quem) Der Epheserbrief tritt als ein Brief des Apostels Paulus (1,1: Παῦλος ἀπόστολος) auf, den dieser als „Gefangener“ (3,1; 4,1: ὁ δέσμιος; vgl. 6,20: ἐν ἁλύσει) geschrieben habe. Seine Situation ist zudem durch „Bedrängnisse“ (3,7: ἐν ταῖς ϑλίψεσίν) geprägt. Aus Haft und Bedrängnis heraus schreibt er an die Briefempfänger als einer, der dennoch zur Fürbitte (1,17; 3,16) in der Lage ist. Bei ihm befindet sich Tychikos, der den Empfängern bekannt ist, und den Paulus nun sofort zu ihnen senden wird, damit Tychikos von ihm berichte (6,21–22). Der Zweite Timotheusbrief verzichtet darauf, die Haft des Paulus in Anklang an die Aussagen des Epheserbriefs darzustellen.57 Auch das Anliegen des Epheserbriefs, eine Kirche für Juden und Nichtjuden theologisch zu begründen, interessiert die Pastoralbriefe gar nicht mehr.58 Sie sind nach Rom orientiert, beschreiben des Paulus‘ Vergangenheit als die eines „Heiden“ und sehen ihn ausschließlich in einem nichtjüdischen Licht (1 Tim 1,12–17).59 Theobald attestiert den Pastoralbriefen deswegen „Israel-Vergessenheit“60.  Bormann, Kolosser, 51.  Vgl. Weiser, Alfons, Der zweite Brief an Timotheus (Evangelisch-katholischer Kommentar 16/1), Düsseldorf: Benziger/Zürich: Neukirchener, 2003, 316–318. 58  Vgl. Smith, Julien, Christ the Ideal King. Cultural Context, Rhetorical Strategy, and the Power of Divine monarchy in Ephesians (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 313), Tübingen: Mohr Siebeck 2011, 6 f. 59  Vgl. Merkel, Helmut, Die Pastoralbriefe (Neues Testament Deutsch 9/1), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1991, 21. 60  Theobald, Michael, Israel-Vergessenheit in den Pastoralbriefen. Ein neuer Vorschlag zu 56 57

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Da man eine Rezeption des Epheserbriefs durch die Pastoralbriefe nicht belegen kann, muss man sich jenseits des Kanons orientieren, um eine für die Datierungsfrage relevante Rezeption des Epheserbriefs nachzuweisen.61 Dabei rücken der Philipperbrief des Polykarp und die Ignatiusbriefe, zu denen auch ein Epheserbrief des Ignatius gehört, in den Fokus.62 Auch in diesem Fall ist das Urteil über die Benutzung von demjenigen über die Authentizität der Verfasserschaften und der Historizität des faktualen Gehalts dieser Schreiben beeinflusst, also von der Frage, ob der Philipperbrief des Polykarp und die Ignatianen tatsächlich von den Bischöfen von Antiochien und Smyrna geschrieben worden sind.63 Diese Vorentscheidungen sind wichtig, weil nicht wenige Forscher von der religions‑ und theologiegeschichtlichen Vorannahme ausgehen, dass jeder Autor und/oder Bischof, der durch metatextuelle Verweise Paulus erwähnt oder sich in die Paulustradition stellt oder gar jeder Bischof des zweiten Jahrhunderts überhaupt, die Paulusbriefe gekannt haben müsse.64 Theodor Zahn etwa staunte über das „unglaubliche Nichtwissen des Lukas“ in Bezug auf die Briefe des Paulus und kam zu dem Schluss: Dieser stand Paulus so nahe, dass er meinte, „auf ein Studium seiner Briefe zum Zweck der Bereicherung seiner Geschichtskenntnis verzichten zu können.“65 Eine in dieser Weise voreingenommene Sichtweise führte nicht nur in der älteren Forschung dazu, dass terminologische Übereinstimmungen oder motivliche Ähnlichkeiten unkritisch als Anspielung, Zitat oder Paraphrase bewertet wurden, ohne dass dies durch eine angemessene ihrer historisch-theologischen Verortung im 2. Jahrhundert n. Chr. unter besonderer Berücksichtigung der Ignatiusbriefe (Stuttgarter Bibelstudien 229), Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 2016, 91. 61  Vgl. Weiser, Zweiter Brief an Timotheus, 54–63; Merkel, Pastoralbriefe, 10–12; Roloff, Jürgen, Der erste Brief an Timotheus (Evangelisch-katholischer Kommentar 15), Zürich: Benziger 1988, 39 f.; Wolter, Michael, Die Pastoralbriefe als Paulustradition (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten Testaments 146), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, 15–20. Auch die Überschneidungen bei den im Zweiten Timotheusbrief und im Kolosserbrief genannten Namen belegen keine Kenntnis des Kolosserbriefes durch die Pastoralbriefe, da die nur im Kolosserbrief und nicht im Philemonbrief genannten Namen Jesus Justus und Nympha im Zweiten Timotheusbrief nicht vorkommen. 62  Gelegentlich wird auch auf „Anspielungen“ im Ersten Clemensbrief verwiesen (Eph 1,18/1 Clem 36,2 und 59,3; Eph 4,18/1 Clem 46,6; Eph 4,4–6/1 Clem 46,6; Eph 5,21/1 Clem 38,1), so Hoehner, Ephesians, 2 f. Die von Hoehner genannten Bezüge können nicht als signifikante Textbeziehungen gewertet werden, da sie nicht nur auf den Epheserbrief, sondern zugleich auf andere Paulusbriefe verweisen, z. B. steht 1 Clem 46,6 (ἕνα θεὸν ἔχομεν καὶ ἕνα Χριστόν) 1 Kor 8,6 ebenso nahe wie Eph 4,4–6. In der Regel sieht die Forschung keine Textbeziehungen zwischen dem Epheserbrief und dem Ersten Clemensbrief, siehe Lindemann, Andreas, Der Erste Clemensbrief, in: Wilhelm Pratscher (Hg.), Die Apostolischen Väter, Götttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, 59–82, 70. 63  Vgl. Theobald, Israel-Vergessenheit, 252–331. 64 Vgl. Lindemann, Andreas, Paulus im ältesten Christentum. Das Bild des Apostels und die Rezeption der paulinischen Theologie in der frühchristlichen Literatur bis Marcion (Beiträge zur historischen Theologie 58), Tübingen: Mohr Siebeck 1979, 161–173. 65 Zahn, Theodor, Einleitung in das Neue Testament, Wuppertal: Brockhaus 1994 (=31906), 414–420, 414.419.

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textanalytische Untersuchung, die auf historische Imaginationen verzichtete, sondern auf sprachlichen Beobachtungen basierte, überprüft wurde. Folgt man der neueren Intertextualitätsdebatte, wird man in einer solchen textanalytischen Untersuchung zunächst Textbeziehungen identifizieren, um dann deren Charakter näher zu bestimmen und auszuwerten – und nicht umgekehrt historische Beziehungen zwischen Paulus, Ignatius und Polykarp voraussetzen und auf dieser Basis Textkenntnis und ‑benutzung unterstellen.66 Als Textbeziehungen, die die literarische Abhängigkeit nachweisen können, gelten neben metatextuellen Verweisen, d. h. explizite Nennungen oder Verweise auf Textcorpora, vor allem signifikante wörtliche Übereinstimmungen, d. h. Übereinstimmungen in der Wortfolge außerhalb konventionalisierter Textformen wie z. B. dem Briefgruß. Es sind für die Auswertung von Textbeziehungen für die literarische Abhängigkeit vor allem vier Sachverhalte zu berücksichtigen: a) metatextuelle Verweise auf die zu untersuchenden Schriften, b) identische Wortfolgen von fünf Wörtern, c) prägnante Syntagmata von mindestens zwei bis drei Wörtern, d) syntaktisch äquivalent eingebundene signifikante Wortübereinstimmungen.67 Eine besondere Bedeutung für die intertextuellen Beziehungen zwischen dem Corpus Paulinum und den Ignatianen kommt dem Philipperbrief des Polykarp zu.68 In Polyk 3,2 thematisiert der Verfasser in einem metatextuellen Verweis die Briefe des Paulus, insbesondere den Philipperbrief: Polyk 3,2: Παύλου […], ὃς καὶ ἀπὼν ὑμῖν ἔγραψεν ἐπιστολάς („des Paulus […], der euch abwesend Briefe geschrieben hat“)

Weiterhin wird erneut im lateinisch erhaltenen Teil des Briefes in Polyk 11,3 auf den Philipperbrief des Paulus und dessen Anwesenheit in Philippi verwiesen: in quibus laboravit beatus Paulus qui estis in principio epistulae eius („bei denen der selige Paulus gewirkt hat, die ihr am Anfang seines Briefes steht“).69 Dieses

66 Vgl.

Stocker, Peter, Theorie der intertextuellen Lektüre. Modelle und Fallstudien, Paderborn: Schöningh 1998, 50–92; Bormann, Lukas, Psalm 110 im Dialog mit dem Neuen Testament, in: Dieter Sänger (Hg.), Heiligkeit und Herrschaft. Intertextuelle Studien zu Heiligkeitsvorstellungen und zu Psalm 110 (Biblisch-Theologische Studien 55), Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 2003, 171–205. 67 Vgl. Bormann, Schriftgebrauch, 221; Ders., The Colossian Hymn. Wisdom and Creation, in: Michaela Bauks (Hg.), Between Text and Text. Interpretation in Ancient Near Eastern, Ancient Mediterranean and Early Medieval Literature (Supplements of the Journal of ancient Judaism 6), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013, 243–256, 244–246; Bormann, Lukas, Die Bedeutung des Philipperbriefs für die Paulustradition, in: Wolfgang Kraus (Hg.), Beiträge zur urchristlichen Theologiegeschichte (Beihefte zur Zeitschrift für die Neutestamentliche Wissenschaft 163), Berlin: de Gruyter 2009, 321–341, 325. 68  Vgl. Dehandschutter, Boudewijn, Der Polykarpbrief, in: Wilhelm Pratscher (Hg.), Die Apostolischen Väter, Götttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, 130–146, 132–134. 69  Verweis auf „Paulus“ in Polyk 3,2; 9,1; 11,2; 11,3. „Paulus“ in den Ignatiusbriefen: IgnEph 12,2; IgnRöm 4,3.

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Schreiben erwähnt zudem die Ignatiusbriefe und hält fest, dass diese dem Schreiben beigelegt seien: Polyk 13: τὰς ἐπιστολὰς  Ἰγνατίου τὰς πεμφθείσας ἡμῖν ὑπ’ αὐτοῦ καὶ ἄλλας ὅσας εἴχομεν παρ’ ἡμῖν, ἐπέμψαμεν ὑμῖν, καθὼς ἐνετείλασθε. αἵτινες ὑποτεταγμέναι εἰσὶν τῇ ἐπιστολῇ ταύτῃ. („Die Briefe des Ignatius, die uns von ihm geschickt worden waren, und andere, so viele wir bei uns hatten, schickten wir euch, wie ihr angefragt hattet. Diese sind diesem Brief beigelegt.“)

Ein Verweis auf die Personen des Paulus und des Ignatius findet sich neben Polyk 3,1, wo die Anwesenheit des Paulus in Philippi erwähnt wird (Παύλου ὃς γενόμενος ἐν ὑμῖν κατὰ πρόσωπον [des Paulus, der angesichtig bei euch war]) und 11,3 noch in Polyk 9,1–2: Polyk 9,1–2: […] εἴδατε κατ’ ὀφθαλμοὺς οὐ μόνον ἐν τοῖς μακαρίοις  Ἰγνατίῳ καὶ Ζωσίμῳ καὶ Ῥούφῳ, ἀλλὰ καὶ ἐν ἄλλοις τοῖς ἐξ ὑμῶν καὶ ἐν αὐτῳ Παυλῳ καὶ τοῖς λοιποῖς ἀποστόλοις […] εἰσὶ παρὰ τῷ κυρίῳ, ᾧ καὶ συνέπαθον […] („Ihr saht vor Augen nicht alleine an den seligen Ignatius, Zosimus und Rufus, sondern auch an den anderen aus euren Reihen und an Paulus selbst und den übrigen Aposteln […] sie sind beim Herrn, mit dem sie gelitten haben […]“)

Das Schreiben stellt demnach durch metatextuelle Verweise eine intertextuelle Beziehung zwischen dem Polykarpbrief und den Paulusbriefen sowie den Ignatiusbriefen her. Sowohl der Absender Polykarp als auch die Adressaten in Philippi kennen und besitzen diese Briefe. Beide sind gleichermaßen mit den Personen Paulus und Ignatius sowie deren Biographien durch persönliche Begegnungen bzw. Augenzeugenberichte vertraut. Die Hinweise im Philipperbrief des Polykarp zielen darauf, den Lesern dieses Briefes das enge Kommunikationsgeschehen um die Philipper, Polykarp sowie Paulus und Ignatius eindrücklich vor Augen zu führen. Eine ähnliche Wendung wie die oben genannte in Polyk 11,3 findet sich auch in IgnEph 12,2 „der eurer in jedem Brief gedenkt“ (ὂς ἐν πάσῃ ἐπιστολῇ μνημονεύει ὑμῶν). Beide Wendungen sind nach ihrem faktualen Gehalt interpretationsbedürftig, da weder die Philipper am Anfang eines jeden Paulusbriefes oder der Philipperbrief am Anfang einer Briefsammlung stehen noch die Epheser in jedem Paulusbrief erwähnt werden, was aber hier nicht näher diskutiert werden kann.70 Der Epheserbrief des Ignatius bietet einen zweiten metatextuellen Verweis in 20,1: ἐν τῷ δευτέρῳ βιβλιδίῳ ὃ μέλλω γράφειν ὑμῖν (in dem zweiten kleinen Dokument, das ich euch schreiben will). Dadurch wird der Eindruck einer intensiven schriftsprachlichen Kommunikation zwischen Ignatius und der Ephesergemeinde verstärkt. Zugleich wird dieses zweite Schreiben als im Planungsstadium befindlich dargestellt und so auf ein zukünftiges Geschehen geöffnet. Die enge Beziehung des Ignatius zur Gemeinde in Ephesus wird neben  Die Stadt Ephesus neben Eph 1,1 (unsicher) nur 1 Kor 15,32; 16,8; 1 Tim 1,3; 2 Tim 1,18; 4,12.

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der Abfassung eines Briefes an diese dadurch belegt, dass er fünf seiner sieben Briefe im Briefschluss darauf aufmerksam macht, von Christen aus Ephesus (Ἐφέσιοι; „Epheser“) umgeben zu sein bzw. unterstützt zu werden (IgnMagn 15,1; IgnTrall 13,1; IgnRöm 10,1; IgnPhil 11,2; IgnSm 12,1). Dieses Kommunikationsnarrativ wird dann im Brief des Ignatius an Polykarp weitergeführt, wo in 8,1 festgehalten wird, dass Ignatius nicht alle geplanten Briefe habe schreiben können, und Polykarp gebeten wird, dies für ihn zu tun. Die metatextuellen Verweise im Brief des Ignatius an die Epheser thematisieren, dass Ignatius Briefe des Paulus gekannt habe, in denen die Epheser erwähnt sind (IgnEph 12,2), und dass Ignatius im brieflichen Kontakt zu dieser Gemeinde gestanden, dessen Weiterführung aber an Polykarp übergeben habe (IgnEph 20,1; IgnPolyk 8,1). Wertet man die genannten Aussagen des Ignatius zu den Ephesern aus, wird man festhalten müssen, dass IgnEph 12,2 zwar deutlich macht, dass Paulus nach Meinung des Ignatius die Epheser in seinen Briefen thematisiert hat, nicht aber, dass er einen Brief an diese geschrieben habe. Gerade der Vergleich mit den Verweisen auf den Philipperbrief des Paulus, die sich im Philipperbrief des Polykarp finden, macht deutlich wie vage die Aussage in IgnEph 12,2 in dieser Hinsicht ist. Es gibt demnach keinen metatextuellen Verweis auf einen Epheserbrief des Paulus in den Ignatianen. Nach der Auswertung der metatextuellen Verweise sollen nun die weiteren Textbeziehungen zwischen den genannten Schreiben untersucht werden. Die Forschungsliteratur, die sich mit der Rezeption des Epheserbriefs beschäftigt, verweist auf nachfolgende Belege, die als Textbeziehungen zwischen Epheserbrief und Polykarpbrief gelten können und die im Folgenden nach den oben genannten Kriterien für Textbeziehungen analysiert werden: Polyk 1,3: εἰδότες ὅτι χάριτί ἐστε σεσῳσμένοι οὐκ ἐξ ἔργων Eph 2,5.8: χάριτί ἐστε σεσῳσμένοι […] 8 τῇ γὰρ χάριτί ἐστε σεσῳσμένοι διὰ πίστεως· καὶ τοῦτο οὐκ ἐξ ὑμῶν, ϑεοῦ τὸ δῶρον· 9 οὐκ ἐξ ἔργων. ἔργων

In Polyk 1,3 und Eph 2,5.8 finden sich zwei identische Wortfolgen von drei Wörtern (χάριτί ἐστε σεσῳσμένοι; οὐκ ἐξ ἔργων) sowie eine syntaktisch äquivalente, identische, wenn auch im Epheserbrief unterbrochene Wortfolge von sechs Wörtern (χάριτί ἐστε σεσῳσμένοι / οὐκ ἐξ ἔργων). Die Aussage ist in Polyk 1,3 zudem mit einer Zitationsformel eingeleitet, die die Empfänger miteinbezieht: εἰδότες ὅτι. Die weiteren Textbeziehungen bestehen zwischen dem nur lateinisch überlieferten Teil des Polykarpbriefs und dem Epheserbrief. Besonders aussagekräftig ist eine Textbeziehung, die die Zusammenstellung von Ps 4,5 und der an Ex 22,25 (πρὸ δυσμῶν ἡλίου ἀποδώσεις αὐτῷ) angelehnten Anweisung in Eph 4,26 und Polyk 12,1 umfasst. Polyk 12,1 (Ps 4,5): irascimini et nolite peccare, peccare et sol non occidat super iracundiam vestram. vestram Eph 4,26 (Ps 4,5): 26: ὀργίζεσϑε καὶ μὴ ἁμαρτάνετε· ἁμαρτάνετε ὁ ἥλιος μὴ ἐπιδυέτω ἐπὶ τῷ παροργισμῷ ὑμῶν. ὑμῶν

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Die Auswertung ist dadurch eingeschränkt, dass ein lateinische und eine griechische Textfassung verglichen werden müssen, so dass die Wortfolge von elf bzw. zwölf Wörtern nur mit einem gewissen Vorbehalt als identisch beurteilt werden kann. Die weiteren Stellen sind weniger zwingend, aber doch berücksichtigenswert: Polyk 10,2: omnes vobis invicem subiecti estote Eph 5,21: ὑποτασσόμενοι ἀλλήλοις ἐν ϕόβῳ Χριστοῦ Polyk 12,3: pro omnibus sanctis orate Eph 6,18: δεήσει περὶ πάντων τῶν ἁγίων

Die Textbeziehungen zwischen dem kanonischen Epheserbrief und dem Philipperbrief des Polykarp umfassen zwei identische Wortfolgen von drei Wörtern, eine syntaktisch äquivalente Wortfolge von sechs Wörtern sowie eine im Lateinischen mit der griechischen Fassung äquivalenten Wortfolge von elf bzw. zwölf Wörtern. Die Textbeziehungen belegen demnach die literarische Abhängigkeit und erlauben die Schlussfolgerung, dass der Epheserbrief dem Autor des Philipperbriefs des Polykarp bekannt gewesen sein muss.71 Sind nun aber Textbeziehungen zwischen dem kanonischen Epheserbrief und den Ignatianen überzeugend zu belegen? Bis heute ist die Arbeit von Rathke grundlegend.72 Rathke fand keine „deutlichen Zitate“ des Epheserbriefs, nur viele „kürzere Anklänge“ und schloss daraus, dass Ignatius die Paulusbriefe „stillschweigend“ genutzt habe.73 Bei Rathke ist die Überzeugung der älteren Forschung, die weniger auf wörtliche als auf die hinter den Wörtern stehenden konzeptuellen (bzw. theologischen) Übereinstimmungen setzte und zudem von der Echtheit der Ignatiusbriefe ausging, zusammengefasst. Ein Beispiel für eine theologisch konzeptuelle Argumentation unter der Voraussetzung der Echtheit der Briefe findet sich in der vermeintlichen Textbeziehung zwischen Eph 1,9, wo es heißt, Paulus habe das „Geheimnis“ des Willens Gottes bekannt gemacht, und der Aussage in IgnEph 12,2, dass die Empfänger „Miteingeweihte des Paulus“ genannt werden. Die historische Imagination führt hier dazu, dass eine Textbeziehung gesehen wird: Das Miteingeweihtsein setze die Einweihung in das „Geheimnis“ durch Paulus voraus, die man in Eph 1,9 finde. Deswegen kenne Ignatius den Epheserbrief. Manche Forscher halten es zudem für selbstverständlich, dass Ignatius für seinen Brief an die Epheser den paulinischen Epheserbrief benutzt habe und finden denn auch unter dieser Vorannahme 71 So auch: Hartog, Paul, Polycarp and the New Testament: The Occasion, Rhetoric, Theme, and Unity of the Epistle to the Philippians and its Allusions to New Testament Literature (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 134), Tübingen: Mohr Siebeck 2002, 177; Pokorný, Epheser, 42 f.; Dahl, Einleitungsfragen, 31. 72  Vgl. R athke, Heinrich, Ignatius von Antiochien und die Paulusbriefe (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 99), Berlin: Akademie-Verlag 1967, 28–41. 73  Vgl. R athke, Ignatius, 39–41.

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zahlreiche vermeintliche Textbezüge.74 Dahl verweist auf vier im Neuen Testament seltene, aber im Epheserbrief verwendete Wörter, die auch bei Ignatius vorkommen (ἄθεος, ἑνότης, μέγεθος, εὔνοια).75 Diese Sachverhalte können auf der Basis der hier zugrunde gelegten Kriterien einer textanalytischen Untersuchung keine literarische Abhängigkeit beweisen, sie werden aber in Verbindung mit einzelnen weiteren Übereinstimmungen auf einer interpretativen Ebene als Gemeinsamkeit und Nähe interpretiert. Gelegentlich werden diese Textbeziehungen unkritisch in Kommentaren und Arbeiten zum Epheserbrief übernommen. So hat etwa Schwindt die Liste von Rathke aufgenommen und schließt auf die Kenntnis des Epheserbriefs bei Ignatius,76 obwohl Rathke nur Übereinstimmungen im „Wortschatz“ feststellte und keine identischen Wortfolgen nachwies.77 Paulsen beurteilte die Ergebnisse von Rathke eher skeptisch und gestand nur zu, dass eine Bekanntschaft des Ignatius mit dem Ersten Korintherbrief „nicht auszuschließen“ sei und hielt fest, „direkte bzw. wörtliche Zitate sind das alles nicht“78. Schnelle greift zwei ihm aussagekräftig erscheinende Textbeziehungen heraus, um sie als Argumente für die literarische Abhängigkeit zu werten:79 IgnPolyk 5,1: παράγγελλε […] ἀγαπᾶν τὰς συμβίους ὡς ὁ κύριος τὴν ἐκκλησίαν Eph 5,25: Οἱ ἄνδρες, ἀγαπᾶ ἀγαπᾶτε τὰς γυναῖκας, καϑὼς ὼς καὶ ὁ Χριστὸς ἠγάπ γάπησεν τὴν ἐκκλησίαν καὶ ἑαυτὸν παρέδωκεν ὑπὲρ αὐτῆς Eph 5,29: οὐδεὶς γάρ ποτε τὴν ἑαυτοῦ σάρκα ἐμίσησεν, ἀλλὰ ἐκτρέϕει καὶ ϑάλπει αὐτήν, καϑὼς καὶ ὁ Χριστὸς τὴν ἐκκλησίαν, ἐκκλησίαν IgnEph 9,1: ὡς ὄντες λίθοι ναο ναοῦ πατρός, ἡτοιμασμένοι εἰς οἱκοδομὴ οἱκοδομὴν θεοῦ πατρός Eph 2,20–22: ἐποικοδομ οικοδομηϑέντες ἐπὶ τῷ ϑεμελίῳ τῶν ἀποστόλων καὶ προϕητῶν, ὄντος ἀκρογωνιαίου αὐτοῦ Χριστοῦ ᾿Ιησοῦ, 21 ἐν ᾧ πᾶσα οἰκοδομὴ συναρμολογουμένη αὔξει εἰς ναὸ ναὸν ἅγιον ἐν κυρίῳ, 22 ἐν ᾧ καὶ ὑμεῖς συνοικοδομ οικοδομεῖσϑε εἰς κατοικητήριον τοῦ ϑεοῦ ἐν πνεύματι.

Die erste gilt auch Foster als wichtigster Beleg für seinen Schluss auf die Benutzung des kanonischen Epheserbriefs durch Ignatius, auch wenn er zugesteht, dass diese Textbeziehung nach seinen eigenen Kriterien nur einer Kategorie B, d. h. „a high level of correspondence, but not exact quotation“, und deswegen auch der Epheserbrief insgesamt nur in Kategorie B einzuordnen sei („a high

74  Vgl. Fischer, Joseph A., Die Apostolischen Väter, Darmstadt 101993, 122: „Die Verwendung des paulinischen Eph legt sich im ignatianischen E[pheser] von selbst nahe.“ 75  Vgl. Dahl, Einleitungsfragen, 31. 76  Vgl. Schwindt, Weltbild, 58. 77 Vgl. R athke, Ignatius, 46. 78  Paulsen, Henning, Studien zur Theologie des Ignatius von Antiochien, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1978, 34. 79  Vgl. Schnelle, Einleitung, 382: „vgl. Eph 5,27 [sic!] mit IgnPol 5,1; Eph 2,20–22 mit IgnEph 9,1“.

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degree of probability of knowledge of the document“80). Die Benutzung des Ersten Korintherbriefes durch Ignatius erscheint ihm hingegen als sicher (A = „no reasonable doubt concerning knowledge of the document“81). Foster korrigiert allerdings die unterschiedliche Kategorisierung des Ersten Korintherbriefes als A und des Epheserbriefes als B, die er auf der Basis des Textvergleichs gewonnen hat, aufgrund seiner historischen Einschätzung, dass Ignatius die Paulusbriefe gekannt haben müsse, wie folgt: „Perhaps it would be better to designate 1 Corinthians as A* and Ephesians as A, for there can be little doubt that both were well known to Ignatius, and that he could cite large portions of each letter from memory.“82 Im Fall der Textbeziehung zwischen IgnPolyk 5,1 und Eph 5,25 bzw. 5,29 liegt keine identische Wortfolge vor. Allerdings kann man von einer syntaktisch äquivalent eingebundenen Wortfolge von etwa vier bis fünf Wörtern sprechen (ὡς ὁ κύριος / Χριστὸς τὴν ἐκκλησίαν). Die Aussage, dass der Herr bzw. Christus die Gemeinde liebt, ist im Neuen Testament einzigartig und ist zudem Teil des für den Epheserbrief besonders charakteristischen, „größten und wichtigsten Einschub(s) in die Haustafel: V25b–33“83. Die offensichtliche Prägnanz der Aussage ist nun dadurch etwas eingeschränkt, dass sie Vorbilder im Alten Testament hat. Nach Dtn 23,5 liebt Gott „dich“, d. h. Israel (ἠγάπησέν σε κύριος ὁ ϑεός σου), das Objekt der Liebe wird im Kontext als „Gemeinde des Herrn“ bezeichnet (Dtn 23,3.4 [2x].9: ἐκκλησία κυρίου).84 Auch das Bild vom Brautverhältnis zwischen Christus und den Seinen ist vom Alten Testament inspiriert, ohne dass ein „bestimmter Text im Hintergrund steht“85. Schließlich sind auch die Aussagen im Johannesevangelium noch anzuführen, nach denen Gott bzw. Christus „die Seinen“ liebt (Joh 13,1; 14,21 u. ö.). Der Epheserbrief versteht unter „Liebe“ zunächst die Selbsthingabe Jesu (Eph 5,2.25), dann aber auch die pflegende Fürsorge (5,29). Trotz dieser Einschränkungen wird man aber die Aussage, nach der der Herr/Christus die Gemeinde liebt wie Männer ihre Lebensgefährtinnen, als eine prägnante und signifkante Textbeziehung, die auf literarische Abhängigkeit hinweist, bewerten müssen. Die weiteren Belege erreichen allerdings bei weitem nicht diese Qualität. Die Textbeziehung zwischen IgnEph 9,1 und Eph 2,20–22

80 Foster, Paul, The epistles of Ignatius of Antioch and the writings that later formed the New Testament, in: Andrew Gregory/Christopher Tuckett (Hg.), The Reception of the New Testament in the Apostolic Fathers, Oxford: Oxford University Press 2005, 159–186, 168–170. 81  Foster, Epistles, 164–167. 82  Foster, Epistles, 169; ihm folgen Theobald, Israel-Vergessenheit, 304; Löhr, Hermut, Die Briefe des Ignatius von Antiochien, in: Wilhelm Pratscher (Hg.), Die Apostolischen Väter, Götttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, 104–129, 115. 83  Sellin, Epheser, 446. 84  Vgl. Ps 145,8LXX ; Sir 4,14; 24,11; 46,13. 85  Theobald, Michael, Mit den Augen des Herzens sehen. Der Epheserbrief als Leitfaden für Spiritualität und Kirche, Würzburg: Echter 2000, 173.

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bietet keine identische Wortfolge, sondern nur Wortübereinstimmungen (ναός, οἰκοδομή). Darüber hinaus werden weitere Beispiele für Textbeziehungen genannt, die ebenfalls wenig griffig sind. So werden vermeintliche Übereinstimmungen in den Briefeingängen der beiden Epheserbriefe, also im Rahmen einer konventionalisierten Textgattung, als Beleg für die literarische Abhängigkeit angeführt. Die Übereinstimmungen werden jeweils dadurch erreicht, dass der inscriptio des ignatianischen Ephesers ähnelnde Passagen aus dem kanonischen Epheserbrief unterlegt werden, die dort aber nicht in einem syntaktischen Zusammenhang stehen. Rathke bietet folgende Übersicht:86

Die genannten Textbeziehungen halten den Kriterien für eine intertextuelle textanalytische Untersuchung literarischer Abhängigkeit nicht stand. Es gibt keine einzige identische Wortfolge, nur Übereinstimmungen im Wortschatz, die sich zudem über den gesamten paulinischen Epheserbrief verteilen. Da es sich hier aber gelegentlich um seltene Wörter handelt (z. B. μέγεθος), schließen einige Forscher auf literarische Abhängigkeit. Eine Gegenüberstellung beider Briefeingänge in ihrer sprachlichen Abfolge zeigt hingegen hinreichend genau, dass nicht von einer literarischen Abhängigkeit gesprochen werden kann:

86 Vgl. R athke, Ignatius, 45; übernommen von Schwindt, Weltbild, 58; vgl. Theobald, Israel-Vergessenheit, 304; Foster, Epistles, 168 f.

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IgnEph inscr.:

1 Παῦλος ἀπόστολος Χριστοῦ ᾿Ιησοῦ διὰ Ἰγνάτιος, ὁ καὶ Θεοφόρος, ϑελήματος ϑεοῦ τῇ εὐλογημένῇ ἐν μεγέθει θεοῦ πατρὸς πληρώματι, τῇ προωρισμένῃ πρὸ αἰώνων εἶναι διὰ παντὸς εἰς δόξαν παράμονον, ἄτρεπτον ἡγωμένην καὶ ἐκλελεγμένην ἐν πάθει ἀληθινῷ, ἐν θελήματι τοῦ πατρὸς καὶ  Ἰησοῦ Χριστοῦ, τοῦ θεοῦ ἡμῶν, τῇ ἐκκλησίᾳ τῇ ἀξιομακαρίστῳ τῇ οὔσῃ ἐν  Ἐφέσῳ τῆς Ἀσίας, πλεῖστα ἐν  Ἰησοῦ Χριστῷ καὶ ἐν τοῖς ἁγίοις τοῖς οὖσιν (ἐν ᾿Εϕέσῳ) καὶ ἀμώμῳ χαρᾷ χαίρειν πιστοῖς ἐν Χριστῷ ᾿Ιησοῦ· 2 χάρις ὑμῖν καὶ εἰρήνη ἀπὸ ϑεοῦ πατρὸς ἡμῶν καὶ κυρίου ᾿Ιησοῦ Χριστοῦ.

Analysiert man auch die von Rathke und Schwindt genannten Textbeziehungen zwischen weiteren Ignatianen und dem Epheserbrief in ihrer Wortfolge, dann bleiben folgende Übereinstimmungen erkennbar: IgnEph inscr.:  Ἰγνάτιος […] ἐν θελήματ θελήματι τοῦ πατρὸς καὶ  Ἰησοῦ Χριστοῦ […] τῃ οὔσῃ ἐν  Ἐφέσῳ Eph 1,1: Παῦλος ἀπόστολος Χριστοῦ ᾿Ιησοῦ διὰ ϑελήματ ϑελήματος ϑεοῦ τοῖς ἁγίοις τοῖς οὖσιν (ἐν ἐν ᾿Εϕέσῳ) ᾿Εϕέσῳ καὶ πιστοῖς ἐν Χριστῷ ᾿Ιησοῦ· IgnEph 12,2: Παύλου συμμύστ μύσται Eph 3,4–5: πρὸς ὃ δύνασϑε ἀναγινώσκοντες νοῆσαι τὴν σύνεσίν μου ἐν τῷ μυστ μυστηρίῳ τοῦ Χριστοῦ, 5 ὃ ἑτέραις γενεαῖς οὐκ ἐγνωρίσϑη τοῖς υἱοῖς τῶν ἀνϑρώπων ὡς νῦν ἀπεκαλύϕϑη τοῖς ἁγίοις ἀποστόλοις αὐτοῦ καὶ προϕήταις ἐν πνεύματι (vgl. Eph 1,9; 3,9; 5,32; 6,19) IgnPhld 2,1: τέκνα οὖν ϕωτὸς ἀληθείας, φεύγετε […] Eph 5,8: ἦτε γάρ ποτε σκότος, νῦν δὲ ϕῶς ἐν κυρίῳ· ὡς τέκνα ϕωτὸς περιπατεῖτε IgnSm 1,2: εἴτε ἐν  Ἰουδαίοις εἴτε ἐν ἔθνεσιν, ἐν ἑνὶ σώματι τῆς ἐκκλησίας αὐτοῦ Eph 2,16: καὶ ἀποκαταλλάξῃ τοὺς ἀμϕοτέρους ἐν ἑνὶ σώματι τῷ ϑεῷ διὰ τοῦ σταυροῦ, ἀποκτείνας τὴν ἔχϑραν ἐν αὐτῷ. IgnPolyk 1,2: πάντων ἀνέχο ἀνέχου ἐν ἀγαπῃ Eph 4,2: ἀνεχό ἀνεχόμενοι ἀλλήλων ἐν ἀγάπῃ

Bei diesen Übereinstimmungen handelt sich jeweils um Wendungen, die nicht sehr spezifisch sind: „durch den Willen“, „in Ephesus“, „Miteingeweihte“/„Geheimnis“, „Kinder des Lichts“, „in einem (einzigen) Leib“, „nimm/nehmt in Liebe an“. Nur eine der angeführten Textbeziehungen beruht auf einer identischen Wortfolge von drei Wörtern, nämlich diejenige zwischen IgnSm 1,2 und Eph 2,16: ἐν ἑνὶ σώματι. Die Wendung kommt exakt so auch in Röm 12,4 (ἐν ἑνὶ σώματι) und in einer Variante in Röm 12,5 sowie 1 Kor 12,12–13.20 vor (ἓν σῶμά), sodass es sich nicht um eine signifikante Textbeziehung handelt. Die weiteren Textbeziehungen beruhen weder auf prägnanten Syntagmata noch auf signifikanten Wortübereinstimmungen, die syntaktisch äquivalent eingebunden sind. Das Ergebnis einer an den genannten Kriterien orientierten textanalytischen Untersuchung stellt mit großer Sicherheit eine literarische Abhängigkeit zwi-

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schen dem Epheserbrief und dem Philipperbrief des Polykarp fest. Es ist zudem wahrscheinlich, dass im Epheserbrief des Ignatius Wendungen, die auch in Eph 5,25.29 belegt sind, benutzt werden. Die Textbeziehungen erschienen aber Rathke, auf dessen Untersuchung sich die Fürsprecher der Benutzung des kanonischen Epheserbriefs durch Ignatius berufen, als so gering, dass selbst er, der von der Kenntnis der Paulusbriefe durch Ignatius aus historischen Gründen überzeugt war, redlich festhielt: „Daß Ignatius auch die Pastoralbriefe, der paulinische Epheserbrief und die Thessalonicherbriefe bekannt waren, ist aufgrund der vorgefundenen Anklänge nicht zu beweisen.“87 Dieses Resultat stimmt mit dem vorsichtigen Urteil Pokornýs überein, der ebenfalls nur im Philipperbrief des Polykarp eine Benutzung des paulinischen Epheserbriefs als sicher ansieht.88 In der Datierungsfrage hat man sich deswegen auf den Philipperbrief des Polykarp zu konzentrieren. Das Schreiben ist ausschließlich als Teil der Langrezension der Ignatianen mit dreizehn Briefen, die auf mittelalterlichen Handschriften überliefert ist und deren Textfassung nach Brennecke auf das vierte Jahrhundert zurückgeht.89 Die vollständige Fassung des Briefs mit 14 Kapiteln ist nur auf Latein erhalten, während die griechische Handschrift Codex Vaticanus graecus 859 (elftes Jahrhundert) einen Text bietet, der Kap. 1–9 außer den letzten drei Wörtern enthält, dann nach δι’ ὑμᾶς ὑπό auf der Versoseite abbricht und abrupt in der ersten Zeile der nächsten Rectoseite mit dem Text des Barnabasbriefs ab den Worten τὸν λαόν (Barn 5,7) weitergeführt wird.90 Eusebius überliefert den Wortlaut der Kap. 9 und 13 (hier fehlt der letzte Satz) des Briefes (h.e. 3,36,13–15). Die Historizität des Philipperbriefs des Polykarp wird in der Forschung nicht angezweifelt, da Polykarps Schicksal durch das Martyrium Polycarpi, die älteste Märtyrerakte, und den Bericht des Irenäus über seine Begegnung mit dem greisen Bischof ausreichend zuverlässig dokumentiert ist.91 Irenäus erwähnt und lobt in diesem Zusammenhang auch den Philipperbrief des Polycarp (epistula Polycarpi ad Philippenses).92 Dennoch lassen Text‑ und Überlieferungsgeschichte  R athke, Ignatius, 39.  Vgl. Pokorný, Epheser, 42 f. 89  Vgl. Brennecke, Hanns Christof, Die recensio longior des Corpus Ignatianum, in: Thomas Johann Bauer/Peter von Möllendorff (Hg.), Die Briefe des Ignatios von Antiochia. Motive, Strategien, Kontexte (Millennium-Studien 72), Berlin: de Gruyter 2018, 249–269, 250–254; Dehandschutter, Polykarpbrief, 132 f. 90  Vgl. Prostmeier, Ferdinand R., Der Barnabasbrief (Kommentar zu den Apostolischen Vätern 8), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1999, 18–22; Dehandschutter, Polykarpbrief, 132 f.; Fischer, Apostolische Väter, 244f; Meinhold, Peter, Art. Polykarpos, RealEncyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft 21,2 (1952), 1662–1693, 1682. 91 Iren.haer. 3,3,4; vgl. Tert. praescr. 32; Eus.h.e. 5,20,4–8; Dehandschutter, Polykarpbrief, 130; Buschmann, Gerd, Das Martyrium des Polykarp (Kommentar zu den Apostolischen Vätern 6), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1998, 39; Meinhold, Polykarpos, 1682: Polykarp sei „einer der wenigen gut bezeugten, hervorragenden Gestalten aus der Geschichte des frühen Christentums“. 92  Vgl. Dehandschutter, Polykarpbrief, 132. 87 88

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des Schreibens kein vollständig sicheres Urteil über dessen Authentizität und Integrität zu. Innere Widersprüche stellen die Einheitlichkeit infrage und provozieren Teilungs‑ und Interpolationshypothesen.93 Im Zentrum der Debatte steht die Frage, ob die Aussage in Polyk 9,1, die das Martyrium des Ignatius voraussetzt, und diejenige in 13,2, in denen der Briefautor nach Informationen über Ignatius und seine Reisebegleiter (qui cum eo sunt) fragt und anscheinend noch damit rechnet, dass Ignatius lebt, miteinander vereinbar sind. Lechner und Theobald kommen zudem zu dem Ergebnis, dass der pseudepigraphe Verfasser der Ignatianen („Pseudo-Ignatius“) das echte Schreiben des Polykarp interpoliert habe (in Polyk 1,1 und 13,2), um seine fiktionale Briefsammlung, eine „raffinierte Fälschung“, zu legitimieren.94 Beurteilt man trotz der genannten Unsicherheiten sowohl die Ignatianen als auch den Philipperbrief des Polykarp als authentisch, wird man sich für deren Datierung am Todesdatum des Ignatius orientieren müssen, da das Schreiben Polykarps unter dieser Annahme in das Todesjahr des Ignatius, kurz nach seinem Durchzug durch Makedonien datiert werden kann. Dieses Jahr ist dann aufgrund der oben nachgewiesenen Textbeziehungen zwischen dem kanonischen Epheserbrief und dem Philipperbrief des Polykarp unmittelbar als terminus ante quem für die erste Rezeption des kanonischen Epheserbriefs zu verstehen. Der Tod des Ignatius lässt sich aufgrund von Eusebius, h.e. 3,21–22 und 36,1–3 in die Regierungszeit Trajans (98–117) datieren, sodass die Briefe „vor 117 n. Chr. auf seiner Märtyrerreise nach Rom“95 geschrieben sein müssten. Schwindt urteilt auf dieser Basis: „Reise des Ignatius etwa zwischen 105 und 115 n. Chr.“96 Nach Hieronymus fiel das Martyrium in das elfte Jahr der Herrschaft Trajans (Hier.vir. ill. 16: passus est undecimo anno Traiani) und in seiner von Eusebius bearbeiteten Chronik wird das Jahr 108/9 n. Chr. für das Martyrium notiert: Eus. chron.: Ignatius quoque Antiochenae ecclesiae episcopus Romam perductus bestiis traditur. („Ignatius, der auch Bischof der Gemeinde Antiochens [war], wurde, nachdem er nach Rom überführt worden war, den Raubtieren ausgeliefert.“)97 93  Vgl. Harrison, Percival N., Polycarp’s two Epistles to the Philippians, Cambridge: Cambridge University Press 1936; Fischer, Apostolische Väter, 234–236. Lechner, Thomas, Ignatius adversus Valentinianos? Chronologische und theologiegeschichtliche Studien zu den Briefen des Ignatius von Antiochien (Supplements to Vigiliae Christianae 47), Leiden: Brill 1999, 8–64; Theobald, Israel-Vergessenheit, 323. 94  Vgl. Theobald, Israel-Vergessenheit, 323; vgl. Lechner, Ignatius adversus Valentinianos, 63. 95  Schnelle, Udo, Die ersten 100 Jahre des Christentums 30–130 n. Chr., Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 32019, 546; Hartog, Polycarp, 169; Paulsen, Henning, Die Briefe des Ignatius von Antiochien und der Brief des Polykarp von Smyrna (Handbuch zum Neuen Testament 18), Tübingen: Mohr Siebeck 1985, 4; vgl. Löhr, Briefe des Ignatius, 108 f. 96  Schwindt, Weltbild, 59. 97  Helm, Rudolf (Hg.), Eusebius Werke 7, Die Chronik des Hieronymus (Hieronymi Chronicon) (Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte), Berlin: AkademieVerlag 21956, 194, Z. 24–26.

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Man könnte demnach das Jahr 108/9 als Todesdatum nennen. Schoedel wiederum hat Zweifel an den Aussagen des Eusebius und des Hieronymus und erweitert diesen Zeitraum auf die Jahre 105–135.98 Eastman, der ebenfalls sowohl an der Historizität des Ignatius als auch der Authentizität der Ignatianen festhält, folgt ihm darin und datiert das Martyrium entweder unter Trajan (98– 117) oder Hadrian (117–138).99 Selbst unter diesen historischen Voraussetzungen reicht demnach die Bandbreite der Datierungsvorschläge vom exakten Todesjahr 108/9 n. Chr. bis zu einem Zeitraum von drei Jahrzehnten. Die oben festgehaltene Mehrheitsmeinung zur Datierung des kanonischen Epheserbriefs in die Jahre 80 bis 100 beruht auf der Annahme, dass Ignatius zwischen 108/9 und 117 hingerichtet worden sei.100 Stellt man die Echtheit der Ignatianen infrage, hält aber an der Echtheit des Philipperbriefs des Polykarp fest, kann man den terminus ante quem für die Abfassung des kanonischen Epheserbriefs nicht mit dem Todesjahr des Ignatius bestimmen, sondern muss nach dem Todesjahr des Polykarp und, wenn man die Textbeziehung zwischen IgnPolyk 5,1 und Eph 5,25.29 für signifikant hält, nach dem ersten Beleg für die Rezeption der Ignatianen fragen. Der Römerbrief des Ignatius ist durch ein Zitat von IgnRöm 4,1 in Iren.haer. 5,28,4 belegt: Quemadmodum quidam dixit de nostris, propter martyrium in Deum adiudicatus ad bestias, quoniam „frumentum sum Christi, et per dentes bestiarum molot, ut mundus panis Dei inveniar.“ Iren.haer. 5,28,4 gr. frg. 22: σῖτός εἰμι τοῦ θεοῦ καὶ διὰ ὀδόντων θηρίων ἀλήθομαι, ἵνα καθαρὸς θεοῦ ἄρτος εὑρεθῶ. („Wie ein gewisser der unsrigen, der wegen des Zeugnisses für Gott zum Tod durch Raubtiere verurteilt worden war, gesagt hat: ,Ich bin Weizen Christi und durch die Zähne der Raubtiere werde ich gemahlen, damit ich als reines Brot Christi erwiesen werde‘.“) IgnRöm 4,1: σῖτός εἰμι θεοῦ καὶ δι’ ὀδόντων θηρίων ἀλήθομαι, ἵνα καθαρὸς ἄρτος εὑρεθῶ τοῦ Χριστοῦ.

Die Wortübereinstimmung umfasst im griechischen Fragment die identische Wortfolge von zehn Wörtern und in äquivalenter syntaktischer Einbindung je nach Zählung vierzehn Wörter, die durch die Unterschiede zwischen dem Gebrauch der Gottesbezeichnung und des Christusnamens durchbrochen wird. Schließlich können die drei Wendungen „Getreide Christi/Gottes“, „durch die Zähne der Bestien“ und als „reines Brot Gottes/Christi“ als prägnante Syntagmata gelten. Das Zitat belegt die Entstehung des ignatianischen Römerbriefs und damit wohl auch der Briefsammlung vor der Abfassung der antihäretischen  98  Vgl. Schoedel, William R., Die Briefe des Ignatius von Antiochien. Ein Kommentar, München: Kaiser 1990, 26–28.  99  Vgl. Eastman, David L., Ignatius, Pseudo-Ignatius, and the Art of Pauline Reception, in: Early Christianity 7 (2016), 213–229, 214. 100  S.o. Anm. 1 und 2.

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Schriften des Irenäus, die in die Jahre 180–185 zu datieren sind. Allerdings bleibt der Autor des Zitats hier ohne namentliche Nennung, was nach Hübner auf eine „kurzfristig nicht behebbare Irritation“ des Irenäus über den Inhalt des Briefes zurückzuführen ist.101 Mit der ersten Rezeption der Ignatianen um 180 n. Chr. ist dann unter den genannten Annahmen auch der terminus ante quem der frühest belegbaren Rezeption des Epheserbriefs gegeben. In jüngster Zeit wurden für die Datierung der Ignatianen zusätzlich kulturgeschichtliche Beziehungen zur Zweiten Sophistik herangezogen, die dann ebenfalls an die zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts als Entstehungszeit denken lassen.102 Eine Datierung des Todes Polykarps vor 180 n. Chr. würde den Zeitraum für die Entstehung des kanonischen Epheserbriefs noch weiter eingrenzen. In der Diskussion um die Datierungsfrage wird auf eine vermeintlich antimarkionitische Ausrichtung von Polyk 7–9 verwiesen.103 Mit dem in Polyk 7 genannten „Antichrist“ und „Erstgeborenen des Satans“ sei Markion gemeint. Dadurch kann man die Jahre zwischen 144, das Jahr der Trennung der römischen Kirche von Markion, und 156 n. Chr., das Jahr des Martyriums des Polykarp, als Abfassungszeit bestimmen.104 Stellt man die Authentizität der Ignatianen und des Philipperbriefs des Polykarp infrage, dann rückt die Entstehung dieser Texte in die Zeit der ersten Rezeption des kanonischen Epheserbriefs durch Irenäus (180–185) und trägt für einen terminus ante quem nichts mehr aus. Zweifelt man die Authentizität der Ignatianen, nicht aber des Polykarpbriefs an, dann ist das Todesjahr Polykarps 155/56 entscheidend.105 Hält man an der Authentizität der Ignatianen und des Polykarpbriefs fest, dann legt sich als terminus ante quem für die Datierung des kanonischen Epheserbriefs das Todesjahr des Ignatius 108/9 oder spätestens 117 an. 101  Vgl. Hübner, Reinhard M., Überlegungen zur ursprünglichen Bedeutung des Ausdrucks „Katholische Kirche“ (katholike ekklesia) bei den frühen Kirchenvätern, in: Johannes Arnold (Hg.), Väter der Kirche. Ekklesiales Denken von den Anfängen bis in die Neuzeit, Paderborn: Schöningh 2004, 31–79, 39 f. 102 Vgl. Lechner, Thomas, Ignatios von Antiochien und die zweite Sophistik, in: Thomas Johann Bauer/Peter von Möllendorff (Hg.), Die Briefe des Ignatios von Antiochia. Motive, Strategien, Kontexte (Millennium-Studien 72), Berlin: de Gruyter 2018, 19–68, 64 f.; Brent, Allen, Ignatius of Antioch and the Second Sophistic. A Study of an Early Christian Transformation of Pagan Culture (Studies and texts in Antiquity and Christianity 36), Tübingen: Mohr Siebeck 2006, 313–318. 103  Vgl. Theobald, Israel-Vergessenheit, 329; Lechner, Ignatius adversus Valentinianos, 35 f.; gegen eine antimarkionitische Ausrichtung votieren: Hartog, Polycarp, 101; Dehandschutter, Polykarpbrief, 135.140 f.; Fischer, Apostolische Väter, 238. 104 Vgl. Theobald, Israel-Vergessenheit, 328–331. 105 Vgl. auf der Basis einer kritischen Textrekonstruktion mit zahlreichen Interpolationshypothesen: Zwierlein, Otto, Die Urfassungen der Martyria Polycarpi et Pionii und das Corpus Polycarpianum, Bd. 2, Textgeschichte und Rekonstruktion. Polykarp, Ignatius und der Redaktor Ps.-Pionius (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 116), Berlin: de Gruyter 2014, 1–36, 35 f.: „Das Martyrium Polykarps dürfte demnach in die frühen Jahre der Herrschaft Marc Aurels fallen, also in die Zeitspanne Mitte 161–167/168.“

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5. Ergebnis Der sogenannte Epheserbrief hatte ursprünglich keine Briefadresse. Tertullian wusste das und auch Ignatius kennt den Brief nicht unter diesem Namen. Dem Markion gilt er als Laodicenerbrief, was aber wohl eine Schlussfolgerung aus Kol 4,16 war und nicht auf dem Wissen um eine ursprüngliche Adresse beruhte. Die Adresse „an die Epheser“ konnte hingegen aus der Nennung des Tychikos in Eph 6,21, die als Indizierung von Faktualität zu verstehen ist, geschlossen werden. Erst Irenäus benennt den Epheserbrief unzweideutig mit seinem kanonisch gewordenen Namen und zitiert ihn, um dessen Interpretation durch die Valentianer zu widerlegen. Für die Datierung des Schreibens ist der Zeitpunkt für die Abfassung des Kolosserbriefs terminus post quem und die erste Rezeption bzw. Nennung des Epheserbriefs terminus ante quem. Sieht man den Kolosserbrief als Produkt der ersten Generation des Paulusnetzwerks an, dann wird man an die Jahre zwischen 54 n. Chr. und 75 n. Chr. denken müssen. Die erste Rezeption ist hingegen viel schwerer zu fassen. Die textanalytische Untersuchung hat ergeben, dass sich in den Ignatiusbriefen zwar ein metatextueller Verweis auf Paulusbriefe (IgnEph 12,2), nicht aber speziell auf den Epheserbrief findet, obwohl die „Epheser“ im Briefnarrativ der Ignatianen hervorgehoben sind. Eine mögliche Textbeziehung zwischen Ignatianen und kanonischem Epheserbrief ist bestenfalls für IgnPolyk 5,1 zu Eph 5,25.29 festzustellen. Insgesamt lässt sich eine Benutzung des Epheserbriefes durch die Ignatianen nicht sicher belegen. Als sicher kann gelten, dass Polykarp in seinem Philipperbrief den Epheserbrief zwar nicht metatextuell thematisierte, ihn jedoch kannte und benutzte. Es finden sich ausreichend deutliche Textbeziehungen zum kanonischen Epheserbrief, um eine Benutzung mit großer Sicherheit belegen zu können. Für den Zeitraum der Entstehung des kanonischen Epheserbriefs bedeutet das, dass seine Abfassung sicher zwischen der des Kolosserbriefs und der des Philipperbriefs des Polykarp liegen muss und damit am ehesten zwischen 50–74  n. Chr. einerseits und 155  bzw. 168  n. Chr. andererseits. Folgt man der Darstellung des Eusebius und hält zudem die Ignatianen wie den Philipperbrief des Polykarp für authentisch, dann ist der Zeitraum zwischen 105 n. Chr. und 117 n. Chr. zu berücksichtigen und mit Hieronymus schließlich auf das Jahr 108/9 n. Chr. zu präzisieren. Eine solche Datierung ist zwar durch ihre Fasslichkeit attraktiv, beruht aber auf zahlreichen Vorannahmen und Unsicherheiten. Im Ergebnis wird man deswegen eher zurückhaltend, aber mit großer Sicherheit festhalten können, dass der sogenannte Epheserbrief nach dem Kolosserbrief (54–75 n. Chr.) entstanden ist und zuerst im Philipperbrief des Polykarp, der vor Polykarps Martyrium in Rom geschrieben wurde, und damit vor den Jahren 155/156 bzw. 168 n.Chr entstanden sein muss.

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Die Datierung des Zweiten Thessalonicherbriefes Möglichkeiten, Grenzen und Gefahren Tobias Nicklas Als mir vor knapp zehn Jahren die ehrenvolle Aufgabe übertragen wurde, in der Reihe „Kritisch-exegetischer Kommentar“ die Kommentierung des 2 Thess zu übernehmen, war die Einladung von der mündlichen Bemerkung „Sie sind ja Experte für Pseudepigraphie“ begleitet. Ich weiß nicht, ob ich mich wirklich als Experten vor allem für neutestamentliche Pseudepigraphie verstehen würde, vor allem aber konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass damit bereits eine Vorentscheidung über meine Kommentierung gefallen war. Wenn man bedenkt, wie viele wichtige Arbeiten zu 2 Thess auch heute noch davon ausgehen, dass dieser Text tatsächlich von Paulus stammt, ist die Entscheidung über die Pseudepigraphie ja keineswegs selbstverständlich.1 Ich begann meine Arbeit an 2 Thess deswegen so vorurteilsfrei, wie dies eben möglich ist, und versuchte zunächst den Spuren meines Vorgängers im Kritisch-exegetischen Kommentar, Ernst von Dobschütz, zu folgen, welcher den Text für echt hielt, aber immer wieder Passagen einfügte, in denen er ihn unter der Voraussetzung der Unechtheit bearbeitete.2 Letztendlich jedoch erschienen mir die Argumente für die Pseudepigraphie des Textes zu drückend – und ich kommentierte 2 Thess 1  Würde man zählen, wären wahrscheinlich die Arbeiten, die 2 Thess für pseudepigraphisch halten, weiterhin in der Minderheit. Dies ist natürlich kein Kriterium für wissenschaftliches Arbeiten. Zu den gewichtigsten neueren Kommentierungen des 2 Thess, die den Text als paulinisch einstufen, gehören Wanamaker, Charles A., The Epistles to the Thessalonians (The New International Greek Testament Commentary), Grand Rapids, [MI]: Eerdmans 1990; Malherbe, Abraham J., The Letters to the Thessalonians (The Anchor Bible), New York: Random House 2000 und Fee, Gordon D., The First and Second Letters to the Thessalonians (The New International Commentary on the New Testament), Grand Rapids [MI]/Cambridge: Eerdmans 2009. Im deutschsprachigen Raum vertritt v. a. Niebuhr, Karl-Wilhelm (Hg.), Grundinformation Neues Testament (Uni-Taschenbücher 2108), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht ²2003, 271–279, die Echtheit des 2 Thess. 2 Vgl. von Dobschütz, Ernst, Die Thessalonicherbriefe. Nachdruck der Ausgabe von 1909. Mit einem Literaturverzeichnis von Otto Merk, hg. von Ferdinand Hahn (Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1974. Wichtig zu dieser Kommentierung sind auch die Gedanken von Mell, Ulrich, Der erste und der zweite Thessalonicherbrief, in: Eve-Marie Becker/Friedrich Wilhelm Horn/Dietrich-Alex Koch (Hg.), Der Kritisch-exegetische Kommentar in seiner Geschichte. H. A. W. Meyers KEK von seiner Gründung 1829 bis heute, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2018, 330–346.

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durchgehend als einen pseudepigraphischen Text. Neben den bereits bei William Wrede zusammengestellten klassischen Argumenten, unter denen besonders die im Vergleich zu 1 Thess deutlich veränderte Eschatologie wichtig scheint,3 war mir besonders die Arbeit von Christina Kreinecker hilfreich, die einerseits auf die im Vergleich zum echten Paulus dominierende juristische Sprech‑ und Denkweise des 2 Thess Wert legt und andererseits deutlich macht, dass der Verfasser des 2 Thess – anders als etwa der Paulus des Phlm – sich mit der Rechtssprache von Handwerkern und Arbeitsverträgen nicht auszukennen scheint, ja sie falsch anwendet.4 Natürlich kann bei der Frage nach theologischen Differenzen zum echten Paulus darauf verwiesen werden, dass Paulus nur Briefe hinterlassen hat, die sich aus konkreten Situationen heraus speisen (und die es deswegen schwer machen, von so etwas wie einer in allen Details konsequenten paulinischen Theologie zu sprechen).5 Selbst wenn wir Paulus also eine gewisse Entwicklung, ja Situationsgebundenheit seines Denkens unterstellen wollen, die Schlüsse von der Theologie des einen auf die des anderen Briefes zumindest problematisch macht, halte ich es für kaum denkbar, dass ein in seinem Denken vollkommen inkonsequenter Paulus in irgendeiner Weise Menschen für den von ihm vorgezeichneten Weg – der dann ja keiner wäre – gewinnen hätte können. Im Verhältnis von 1 zu 2 Thess verschärft sich dies noch einmal: Wollte man 2 Thess als echtes paulinisches Schreiben ansehen, müsste der Text aufgrund seiner unübersehbaren intertextuellen Beziehungen zu 1 Thess,6 die ihn in Teilen beinahe wie eine Kopie wirken lassen, aber auch aufgrund des im Präskript noch immer er3  Vgl. Wrede, William, Die Echtheit des zweiten Thessalonicherbriefs (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 9/2), Leipzig: Hinrichs 1903. 4 Hierzu weiterführend Kreinecker, Christina, 2. Thessaloniker (Papyrologische Kommentare zum Neuen Testament 3), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2010, 66–100. – Zu meiner eigenen Argumentation im Detail vgl. Nicklas, Tobias, Der Zweite Thessalonicherbrief (Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament 10/2), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2019, 41–55; ganz ausführlich diskutiert auch der gewichtige Kommentar von ­S chreiber, Stefan, Der zweite Brief an die Thessalonicher (Ökumenischer TaschenbuchKommentar zum Neuen Testament 13/2), Gütersloh: Gütersloher 2017, 38–59, die Pseudepigraphie des Briefs wie auch die Möglichkeiten des hermeneutischen Umgangs mit diesem Phänomen. 5  Wegen der Kontingenz paulinischer Aussagen legt z. B. Campbell, Douglas A., Framing Paul. An Epistolary Biography, Grand Rapids [MI]/Cambridge: Eerdmans 2014, die Messlatte für paulinische Pseudepigraphie sehr hoch und datiert gleichzeitig 2 Thess sehr früh, knapp nach 1 Thess in den Jahren 40–42 n. Chr. (ebd. 313). Zur Kritik an diesem Zugang vgl. Nicklas, Tobias, Framing Paul? Eine Diskussion mit Douglas Campbell, in: Annali di storia dell’esegesi 32 (2015), 381–392. 6 Für eine Übersicht von Parallelen vgl. z. B. Nicklas, 2 Thess, 27 f. (mit knappem Überblick auch zu entsprechender Sekundärliteratur) sowie zur Diskussion um verschiedene Lösungsansätze zur Frage des Verhältnisses zwischen beiden Texten ebd. 49–51. Sehr ausführlich und hilfreich auch Schreiber, 2 Thess, 26–32. Ich selbst verstehe 2 Thess als „Leseanweisung des 1 Thess“ sowie „im Kontext eines Ringens um angemessenes Pauluserbe als den durch den Namen des Paulus selbst autorisierten Versuch, die Perspektive zu bieten, von der aus entscheidende Aussagen des 1 Thess von nun an interpretiert werden sollen“ (ebd. 51).

Die Datierung des Zweiten Thessalonicherbriefes

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scheinenden Silvanus7 wohl kurz nach 1 Thess entstanden sein. Innerhalb kurzer Zeit das Bild von Zeit und Geschichte so radikal zu ändern wie 2 Thess dies gegenüber 1 Thess tut, müsste m. E. jedoch bedeuten, die Adressaten komplett vor den Kopf zu stoßen und die Mission in Thessalonich radikal zu gefährden. Beträgt der Abstand zwischen beiden Texten aber mehr als eine Generation und sind die (impliziten) Adressaten eben nicht unbedingt mehr die Thessalonicher alleine, halte ich dies sehr wohl für denkbar. Damit aber bin ich schon recht nahe am eigentlichen Thema des Beitrags, meinen Überlegungen zur Datierung des Textes. Ich möchte dabei in zwei Schritten vorgehen: Zunächst einmal werde ich Bausteine zusammentragen, die zu einer mehr oder minder konkreten Datierung des 2 Thess führen können; anschließend stelle ich die Frage nach dem heuristischen Wert dieses Datierungsversuches.8

1. Bausteine für eine Datierung des Zweiten Thessalonicherbriefes Vor dem Hintergrund meiner Einordnung des Texts als pseudepigraphisch sind meine konkreten Überlegungen zur Datierung des 2 Thess keineswegs originell. Mit der Entscheidung für die Pseudepigraphie des Textes fallen Frühdatierungen in unmittelbarer Nähe zu 1 Thess aus. Das immer wieder von Jan N. Bremmer angewandte Kriterium, einen Text anhand etwa der Verwendung historisch wie geographisch kontextualisierbarer Spezialterminologie präziser einzuordnen, entfällt für 2 Thess.9 Beobachtungen anhand der Entwicklung von Motiven, wie sie sich in erzählender Literatur, z. B. am apokryphen Petrusevangelium, anwenden lassen, sind zu unpräzise, um an ein konkretes Jahrzehnt denken zu lassen.10  Zu Silas/Silvanus vgl. Nicklas, 2 Thess, 69 f.  Gleichzeitig halte ich es nicht für sinnvoll, noch einmal im Detail meine Argumente für die Pseudepigraphie des Textes auszubreiten.  9  Vgl. hierzu z. B. die entsprechenden Beiträge in Bremmer, Jan, Maidens, Magic and Martyrs in Early Christianity (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 379), Tübingen: Mohr Siebeck 2017, sowie Ders., Author, Date and Provenance of the Protevangelium of James, in: Ders. u. a. (Hg.), The Protevangelium of James (Studies on Early Christian Apocrypha 16), Leuven u. a.: Peeters 2020, 49–70. 10  Beim Petrusevangelium aus Akhmim ergibt sich inzwischen die Schwierigkeit, dass der Text aufgrund der Entdeckung der sogenannten Apostolic Memoirs aus dem nachchalzedonischen Ägypten nicht mehr ohne Weiteres aufgrund des bei Eusebius von Caesarea (h.e. 6, 12,1–6) überlieferten Zeugnisses des Serapion von Antiochien ins zweite Jahrhundert unserer Zeitrechnung datiert werden kann. Dies liegt v. a. daran, dass das entscheidende Kriterium der Identifizierung, die Tatsache, dass der Text sich auf Petrus als „Ich-Erzähler“ beruft, auch für andere evangelienähnliche Schriften aus dem fünften bis siebten Jahrhundert anwendbar wäre. Hierzu ausführlich Nicklas, Tobias, The Gospel of Peter between Synoptics and Late Antique Apostolic Memoirs, in: Igor Dorfmann-Lazarev (Hg.), Esoteric and Apocryphal Sources in Christian and Jewish Traditions, Leiden/Boston: Brill 2021, [im Druck] sowie Ders., Das Petrus 7  8

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Auch angebliche historische Anspielungen führen kaum weiter: So muss die in 2 Thess 2,4 zum Tragen kommende Vorstellung, dass der „Mensch der Gesetzwidrigkeit“ sich in den Tempel Gottes setzt und als Gott ausgibt, keineswegs voraussetzen, dass der Jerusalemer Tempel zur Abfassungszeit des 2 Thess tatsächlich noch nicht zerstört war. So konnten Zeitgenossen des Jüdischen Krieges zunächst einmal nicht wissen, dass der Tempel tatsächlich nie wieder aufgebaut würde.11 Vor allem aber finden sich vergleichbare Motive auch bei klar datierbaren, deutlich späteren Autoren.12 So schreibt noch Irenäus von Lyon am Ende des zweiten Jahrhunderts: Der Tempel in Jerusalem ist auf Anordnung des wahren Gottes hin gebaut. Der Apostel selbst hat ihn nämlich aus eigener Überzeugung ausdrücklich den Tempel Gottes genannt […] in ihm [dem Tempel, TN] wird der Widersacher sitzen und versuchen, sich selbst als Christus darzustellen (haer. 5,25,2; vgl. 5,25,1.4).13

Noch der Anfang des vierten Jahrhunderts verfasste Apokalypsekommentar des Victorin von Pettau (gest. 303/4) enthält Passagen, die klingen, als sei der Tempel nie zerstört worden (Apoc. 13,15), ja selbst das Präskript zu Buch I der Historiae des Gregor von Tours (538–594 n. Chr.) spricht davon, dass der Antichrist am Ende der Zeiten sein Bild im Tempel zu Jerusalem aufstellen werde14 – die Frage, ob der Tempel noch steht oder dazu wieder aufgebaut werden muss, spielt dabei überhaupt keine Rolle. Auch die ältesten Handschriften des 2 Thess können zur historischen Einordnung des Originals – wie im Grunde im gesamten Neuen Testament, vielleicht mit Ausnahme des Joh15  – nichts beitragen. So ist die Datierung des 2 Thess letztlich auf die Beurteilung intertextueller Bezüge wie auch (sekundär) die Einordnung des Textes in mögliche Diskurse angewiesen. Hier hilft zunächst die Tatsache, dass Marcion 2 Thess als Teil seines Corpus paulinischer Schriften aufnahm, recht wenig weiter. Auch zwei mögliche Parallelen zum Brief des Polyevangelium aus Akhmim (Kommentare zur apokryphen Literatur), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2022 [in Vorbereitung]. In einem Fall wie diesem kann der Vergleich mit Motiven aus der christlichen Literatur des zweiten Jahrhunderts viel dazu beitragen, eine wenigstens grobe Einbettung des Textes in diese Zeit zu begründen; eine präzise Datierung alleine aber lassen solche Beobachtungen nicht zu. 11  Ein sehr konkreter Versuch zum Wiederaufbau wurde z. B. in der Zeit von Kaiser Julian (360–363 n. Chr.) unternommen. 12  Zum Argument vgl. auch Nicklas, 2 Thess, 137. 13 Übersetzung Brox, Norbert, Irenäus von Lyon. Adversus Haereses (Formula Concordiae 8/5), Freiburg u. a.: Herder 2001, 191–193. 14  Vgl. z. B. Gregorius von Tours, The History of the Franks, translated with an introduction by Lewis Thorpe, London: Penguin 1974, 68. 15 Selbst der Gedanke, Joh aufgrund einer Frühdatierung von 𝔓52 auf das Jahr 125 (oder ähnlich) um das Jahr 100 datieren zu müssen, kann nun aufgrund der neuen Ansätze zur Spätdatierung des 𝔓52 um das Jahr 200 unserer Zeitrechnung aufgegeben werden. Vgl. hierzu Nongbri, Brent, The Use and Abuse of P52. Papyrological Pitfalls in the Dating of the Fourth Gospel, in: Harvard Theological Review 98 (2005), 23–52.

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karp an die Philipper sind alles andere als unproblematisch.16 Zumindest auf den ersten Blick scheint literarische Abhängigkeit durchaus wahrscheinlich zu sein, gerade auch, weil beide Stellen sehr knapp hintereinander liegen: Parallele 1: Polyk 11.3b De vobis etenim gloriatur in omnibus ecclesiis, quae deum solae tunc cognoverant; nos autem nondum cognoveramus „Rühmt er [Paulus] sich euer [der Philipper!] doch in allen Versammlungen, welche allein damals Gott erkannt hatten; wir aber hatten noch keine Erkenntnis gewonnen“ Vgl. 2 Thess 1,4 ὥστε αὐτοὺς ἡμᾶς ἐν ὑμῖν ἐγκαυχᾶσθαι ἐν ταῖς ἐκκλησίαις τοῦ θεοῦ… „mit der Folge, dass wir selbst uns mit euch in den Versammlungen Gottes … rühmen.“ Parallele 2: Polyk 11.4 Et non sicut inimicos tales existimetis, sed sicut passibilia membra et errantia eos revocate „… und achtet solche nicht als Feinde, sondern ruft sie zurück als leidende und irrende Glieder …“ Vgl. 2 Thess 3,15 καὶ μὴ ὡς ἐχθρὸν ἡγεῖσθε, ἀλλὰ νουθετεῖτε ὡς ἀδελφόν. „Und behandelt ihn nicht wie einen Feind, sondern weist ihn wie einen Bruder zurecht …“

Trotz der offensichtlichen Verwechselung von Thessalonichern und Philippern in der ersten Passage – beide aber immerhin aus Makedonien stammend – ist auch wegen des expliziten Bezuges auf Paulus vor allem die erste Stelle signifikant. Die zweite wiederum wäre alleine für sich zwar kaum eindeutig; sie wird aber aufgrund ihrer Nähe zur ersten interessant. Kann es sein, dass Polykarp in seinem Schreiben an die Philipper die entsprechenden Passagen des 2 Thess im Kopf hat, dabei aber nicht den Brief selbst vor Augen? Dies könnte eine solche Verwechselung des 2 Thess mit einem Brief an die Philipper möglich machen.17 So halte ich es für wahrscheinlich, dass die genannten Passagen im Brief des Polykarp an die Philipper in der vorliegenden Textform eine Kenntnis von 2 Thess voraussetzen. Dies aber gilt, wie gesagt, nur für die vorliegende, eben zitierte Textform des Polykarpbriefs. Für die Datierung des 2 Thess muss dies noch recht wenig heißen, ist die Textüberlieferung des Polykarpbriefes in den lateinischen Passagen doch recht unsicher. Hinzu kommt die Diskussion der Frage,

 Zur folgenden Argumentation vgl. Nicklas, 2 Thess, 58–60.  Dass 2 Thess zudem möglicherweise in Makedonien, aber nicht in Thessalonich selbst, aufgekommen sein mag, habe ich in meinem Kommentar Nicklas, 2 Thess, 62, vorsichtig versucht, plausibel zu machen. 16 17

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ob der Polykarpbrief überhaupt ein einheitliches Schreiben darstellt.18 Dessen Datierung wiederum hängt von der Datierung der Ignatius von Antiochien zugeschriebenen Briefe ab.19 Daraus ergibt sich ein solch großes Knäuel von Fragezeichen, dass wir damit einer einigermaßen sicheren Datierung des 2 Thess kaum näher kommen. Für die große Frage nach der Datierung von Texten aber ist dieses Beispiel bezeichnend: Wir haben es mit einem Puzzle von Einzelteilen zu tun, deren präzise Zuordnung in jedem Einzelfall Fragen aufwirft, die wir aber zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen haben. Dieses Bild wird immer ein Bild sein, das wir in seiner inneren Stimmigkeit als plausibel wahrscheinlich zu machen haben. Doch zurück zu 2 Thess: Selbst wenn wir der lateinischen Überlieferung des Polykarpbriefs trauen und mit Boudewijn Dehandschutter für eine frühe Datierung dieses Texts um das Jahr 120 votieren,20 entfallen mit all unseren Beobachtungen nur ganz extreme Spätansetzungen des 2 Thess. Für ein weiteres, eher kumulatives Argument muss ein wenig weiter ausgeholt werden. Die altbekannte Tatsache, dass 2 Thess deutliche Parallelen zu 1 Thess zeigt, lässt sich an einer Reihe von Beobachtungen vertiefen und weiterführen. Mit Hanna Roose halte ich 2 Thess 2,2 für bewusst so offen formuliert, dass die Funktion der Passage nicht darin bestanden haben kann, 1 Thess zu verdrängen.21 Will man 2 Thess stattdessen (ebenfalls mit Roose) als Leseanweisung des 1 Thess verstehen,22 dann macht dies nur da Sinn, wo Paulus bereits ‚literarisch‘ gedacht wird, als Verkünder der Vergangenheit, dessen ‚Lehre‘ jedoch in seinen ‚Briefen‘ ‚überliefert‘ ist (2 Thess 2,15), die jedoch der Auslegung und Interpretation bedürfen.23

Dieser Gedanke erhält an Gewicht, wenn man bedenkt, dass 2 Thess auch Bezüge zu anderen Texten des Corpus Paulinum zeigt.24 Zu nennen wären etwa 18  Vgl. z. B. die Kommentierung des Textes durch Bauer, Johannes B., Die Polykarpbriefe (Kommentar zu den Apostolischen Vätern 5), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1995, der mit seiner These einer Teilung in zwei Polykarpbriefe nicht alleine steht, sondern Autoren wie Harrison, Fischer, Altaner, Quasten und Drobner folgt und daraus wiederum folgert, dass eine präzise Datierung des vorliegenden Textes nicht möglich ist (ebd. 5). 19 Siehe hierzu die entsprechenden Beiträge im vorliegenden Band. 20  Vgl. die Einleitung von Dehandschutter, Boudewijn, Der Polykarpbrief, in: Wilhelm Pratscher (Hg.), Die Apostolischen Väter. Eine Einleitung (Uni-Taschenbücher 3272), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, 130–146, 135. 21  Vgl. Roose, Hanna, Polyvalenz durch Intertextualität im Spiegel der aktuellen Forschung zu den Thessalonicherbriefen, in: New Testament Studies 51 (2005), 250–269, 260, sowie Dies., „A Letter as by Us.“ Intentional Ambiguity in 2 Thessalonians 2.2, in: Journal for the Study of the New Testament 29 (2006/07), 107–124, 117–119. Ausführlicher die Argumentation in Nicklas, 2 Thess, 50 f. (dort auch Literatur zur Verdrängungshypothese). 22  Vgl. Roose, Hanna, Der erste und zweite Thessalonicherbrief (Die Botschaft des Neuen Testaments), Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 2016, 197 f. 23  Nicklas, 2 Thess, 51. 24  Vgl. Nicklas, 2 Thess, 29, angelehnt an die Übersicht bei Leppä, Outi, A Pseudonymous

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die Kombination der Rede von „Überlieferung“ und „Mimesis“, wie sie sowohl in 2 Thess 3,6–7, als auch 1 Kor 11,1–2 begegnet, das Zueinander von „Wir haben keine Vollmacht“ und „arbeiten“, wie es in 2 Thess 3,9–10 und 1 Kor 9,6 auftaucht, oder die Worte „Werdet nicht müde, Gutes zu tun“ (2 Thess 3,13), die an Gal 6,9 erinnern. Dies sind nur drei von mehr als einem halben Dutzend Beispielen, von denen keines für sich allein trägt. Die Zahl der Hinweise auf Parallelen vor allem zu 1 Kor, aber auch Gal und Röm jedoch lässt zumindest die begründete Vermutung zu, dass der Verfasser des 2 Thess bereits auf die Gedankenwelt einer (wie auch immer gearteten) Sammlung von Paulusbriefen – und damit einen „schriftlichen“ Paulus – zurückgreifen konnte; Beobachtungen, die eher an eine späte denn eine allzu frühe Datierung denken lassen. All dies gewinnt weiter an Gewicht, wenn wir uns das in 2 Thess erkennbare Bild des „Apostels“ vor Augen führen:25 Wenn man bedenkt, wie sehr der Paulus, der uns in Texten wie Gal, 2 Kor oder auch Röm begegnet, um seine Autorität als Apostel zu ringen hat, dann fällt auf, wie unbestritten die Apostolizität des Paulus in 2 Thess ist. Eine Vielzahl von kleinen Beobachtungen (wie z. B. die Rede von „unserem Zeugnis“ in 2 Thess 1,10, die Mittlerfunktion „unseres Evangeliums“ zur Berufung durch Gott selbst in 2 Thess 2,14, die nun die Rückbindung an Christus verlierende Vorbildfunktion des Apostels bis in konkrete Aspekte seiner Lebensführung hinein [vgl. 2 Thess 3,7–9] u. a.) zeigt, wie sehr sich in 2 Thess „[a]us dem Christus‑ bzw. Erscheinungsapostolat des echten Paulus […] ein der Gemeindeleitung zugeordnetes Apostolat“26 entwickelt hat. Wo man diese Beobachtungen akzeptiert und 2 Thess als bereits in einer Perspektive auf die vergangene, in Schrift vorliegende, gleichzeitig für Interpretationen offene und gerade dadurch gefährdete Autorität des Paulus verfasst sieht, macht auch die in 2 Thess vorgenommene apokalyptische Neuinterpretation der in 1 Thess erkennbaren paulinischen Eschatologie Sinn. Ich habe, anknüpfend an 2 Thess 1,5, wo das gegenwärtige Leiden der Adressaten als „sicheres Indiz“ im Hinblick auf ihre im Endgericht zu erwartende Würdigung und Verherrlichung gedeutet wird, die Funktion dieser Eschatologie als „Neubestimmung der Gegenwart“ interpretiert.27 Writer Warning about Pseudonymous Letters. Tracing the Literary Links between 2 Thessalonians and Other Pauline Epistles, in: Thomas L. Brodie/Dennis R. MacDonald/Stanley E. Porter (Hg.), The Intertextuality of the Epistles. Explorations of Theory and Practice, Sheffield: Sheffield Phoenix 2006, 176–195, 194 f. (auch aufgenommen bei Schreiber, 2 Thess, 35 f.). 25 Hierzu ausführlicher Nicklas, 2 Thess, 36 f. 26 Nicklas, 2 Thess, 37, mit Verweis auf Frey, Jörg, Paulus und die Apostel. Zur Entwicklung des paulinischen Apostelbegriffs und zum Verhältnis des Heidenapostels zu seinen „Kollegen“, in: Eve-Marie Becker/Peter Pilhofer (Hg.), Biographie und Persönlichkeit des Paulus (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 187), Tübingen: Mohr Siebeck 2005, 192–227, 195. 27  Zur Eschatologie des 2 Thess vgl. Nicklas, 2 Thess, 37–39; zur theologischen Gesamtinterpretation ebd. 63–66.

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Erst wo man diese Konstruktion in ihrem Gesamt, d. h. all diese jeweils in sich keineswegs als Fakten feststehenden, sondern aufgrund von Beobachtungen am Text wahrscheinlich gemachten Überlegungen in ihrer Konvergenz betrachtet, ergibt sich die für mich schlüssige Datierung „in eine (nicht genauer) einzugrenzende Periode im letzten Viertel des 1. Jahrhunderts […], vielleicht sogar leicht darüber hinaus“28.

2. Der heuristische Gewinn des Datierens Mit meinen bisherigen Überlegungen habe ich in entscheidenden Zügen die Argumentation meines kürzlich erschienenen Kommentars zu 2 Thess zusammengefasst. Wo wir uns alleine für (mehr oder minder wahrscheinliche) Daten interessieren, die sich auf einem Zeitstrahl eintragen lassen, können wir dabei stehen bleiben. Damit aber ist weder unsere Aufgabe als Historiker noch die als theologisch interessierte Interpreten des Textes erfüllt. Die grundlegende Funktion der Datierung eines Textes wie auch seiner Einordnung in einen geographischen Entstehungshorizont kann jedoch nur darin bestehen, ihn besser als bisher zu kontextualisieren, ihn in eine Welt hinein einzuordnen, in die hinein er ursprünglich (wohl) sprechen wollte – und ihn damit besser als ohne diese Einordnung zum Sprechen zu bringen. Dieses „Zum-Sprechen-Bringen“ wiederum kann ganz Verschiedenes bedeuten und im Horizont sehr unterschiedlicher Fragen stehen: Inwiefern erzählt uns ein frühchristlicher Text über seinen Autor und die Entwicklung seines Denkens (vielleicht auch über den historischen Jesus oder die apostolische Zeit)? Inwiefern können wir ihn als Teil einer Entwicklung von Problemen, Fragestellungen und den jeweils darauf gegebenen Fragen verstehen? Inwiefern bestätigt er unsere Grundparadigmen von der Entstehung des frühen Christentums (bzw. stellt diese in Frage)? Das Beispiel des 2 Thess zeigt m. E., dass wir uns in den Diskussionen um die konkrete Datierung eines neutestamentlichen Textes wenigstens manchmal in Zirkeln bewegen, die ab einem bestimmten Punkt kaum mehr weiterführen. Wir müssen uns dessen bewusst sein, ohne dass dies bedeuten müsste, das Projekt „Datierung“ einfach aufzugeben. Folgende Fragen und damit verbundene Gedanken erscheinen mir wichtig: (1) Was bedeutet es konkret, eine Schrift wie 2 Thess in die letzten Jahrzehnte des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung – und vielleicht in der Form, in der ich es getan habe – in Makedonien einzuordnen?29 Was gewinnen wir dabei 28 Nicklas,

2 Thess, 62.  Zur präziseren Argumentation zur (sehr hypothetischen!) Verortung des Textes vgl. Nicklas, 2 Thess, 62 f.; vgl. aber auch die Gedanken bei Schreiber, 2 Thess, 61 f., der zwischen thematischem und tatsächlichen Ort des Textes differenziert, aber v. a. an Kleinasien, insbes. Ephesus, denkt (ebd. 62). 29

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an Kontextualisierung? Wenn man ganz scharf argumentieren möchte – für die Interpretation des Textes gewinnen wir zunächst einmal nichts oder fast nichts. Dies liegt einfach daran, dass nahezu alles, was wir über „christliche“ Gruppen im Makedonien des ersten Jahrhunderts wissen, aus 1 Thess, Phil und ein paar Passagen der Apg stammt.30 Die beiden Briefe aber sind wohl deutlich früher als 2 Thess anzusetzen – und die Apostelgeschichte gibt zumindest vor, sich als eine Erzählung von den Ursprüngen auch auf diese zu beziehen. Über die Zeit nach dem Tode der Apostel erzählt sie, auch wenn sie sicherlich aus dieser Perspektive heraus verfasst ist, zunächst einmal nichts. Anders als etwa im Falle des 2 Petr, bei dem Wolfgang Grünstäudls mutige und kluge Einordnung ins Alexandria der Mitte des zweiten Jahrhunderts ermöglicht, den Text als Teil einer ansonsten wenigstens in ersten Ansätzen greif‑ und beschreibbaren Denkwelt zu betrachten,31 bleibt 2 Thess ein isoliertes Zeugnis, das auf eine Krise reagiert, über die konkret wir jenseits der Informationen, welche der Brief selbst bietet (oder besser: in manchen Punkten nur andeutet), nichts wissen. (2) Vielleicht mag dies manchem etwas zu weit gehen. Natürlich lässt sich die Krise, auf die 2 Thess reagiert, recht konkret beschreiben. Sie scheint mehrere Dimensionen, die eng miteinander verzahnt sind, zu haben: Mit der Verzögerung der noch in 1 Thess offenbar recht unmittelbar erwarteten Parusie Christi sowie damit einhergehenden leidvollen Erfahrungen scheint Ungeduld unter den Adressaten, bei denen wir nicht ganz sicher sein können, ob wirklich in erster Linie und alleinig die Thessalonicher gemeint sind, aufgekommen zu sein. In diese Situation hinein treten „Irrlehrer“ auf, die behaupten, der „Tag des Herrn“ (und damit die Parusie) sei schon „da“ (2 Thess 2,2) – und zwar zumindest so, dass die Gegenwart sich schon vollkommen von diesem und seinem berechenbaren Ankommen her bestimmt. Fatal daran ist, dass die „Irrlehrer“ sich mit dieser höchst problematischen, ja die Zukunft der Ekklēsia32 gefährdenden Aus30  Der letztere Punkt wird noch etwas gewichtiger, wenn man dem Verfasser der Apg eine besondere Kenntnis Makedoniens unterstellen will, was durchaus nicht abwegig erscheint. Gleichzeitig ist bereits die Datierung der Apg so umstritten, dass es schwierig ist, ihre Aussagen zu den Ursprüngen der christlichen Bewegung in Makedonien historisch zu verifizieren. 31 Vgl. Grünstäudl, Wolfgang, Petrus Alexandrinus. Studien zum historischen und theologischen Ort des zweiten Petrusbriefes (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 353), Tübingen: Mohr Siebeck 2013, sowie meine darauf aufbauenden, zugegebenermaßen spekulativen Überlegungen zu einem petrinischen Diskurs im Alexandrien des zweiten Jahrhunderts in Nicklas, Tobias, Petrus-Diskurse in Alexandria. Eine Fortführung der Gedanken von Jörg Frey, in: Jörg Frey/Mathijs den Dulk/Jan van der Watt (Hg.), 2 Peter and the Apocalypse of Peter. Towards a New Perspective (Biblical Interpretation Series 174), Leiden/ Boston: Brill 2019, 99–127. 32 Ich versuche den Begriff „Gemeinde“, der doch sehr in der Gefahr des Anachronismus ist, weitgehend zu vermeiden. Die vielleicht beste Übersetzung als „Versammlung“ kann jedoch – wenigstens in der heutigen Diskussion  – ebenfalls zu Missverständnissen führen. Hilfreich Park, Youn-Ho Paul’s Ekklesia as a Civic Assembly. Understanding the People of God in their Politico-Social World (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 393), Tübingen: Mohr Siebeck, 2015.

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sage auf Paulus selbst berufen. In diesem Ringen um das angemessene Erbe des Apostels ist auch dessen Autorität gefährdet. Wie problematisch die Situation tatsächlich ist, zeigt schließlich 2 Thess 3, das nur dann als integraler Bestandteil des Briefes Sinn macht, wenn – durch die Lehren der Gegner hervorgerufen – tatsächlich eine nicht zu unterschätzende Zahl an Mitgliedern der Ekklēsia die bisher gewohnte Ordnung durchbricht und, wohl um sich auf das Kommen des Herrn vorzubereiten, nicht mehr für die Zukunft sorgt. Tatsächlich lässt sich im Grunde jeder dieser aus Beobachtungen am Brieftext selbst erbrachten Gedanken kontextualisieren; einer konkreten Verortung ins Makedonien an das Ende des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung aber bedarf es dazu nicht unbedingt. So gehört unsere Schrift in den breiten Kontext von Texten, die sich mit dem Problem einer schwindenden Naherwartung auseinanderzusetzen haben. Dabei steht sie an einer Schnittstelle, in der ganz offensichtlich die apostolische (aber nicht im engeren Sinne „amtliche“) Autorität des Paulus das prophetische Element zu verdrängen sucht.33 Und natürlich bietet sie eine Stimme innerhalb der Kontroverse um ein angemessenes Bild des Apostels und die Anerkennung seiner Autorität. Die Datierung an der Schnittstelle einer Zeit nach der Generation der Apostel und (vielleicht bereits) der direkten Apostelschüler, aber vor der Durchsetzung weitgehend allgemein anerkannter amtlicher Strukturen, wie sie z. B. bei Ignatius von Antiochien begegnen,34 macht deswegen durchaus Sinn. Sobald sie jedoch beginnt, sich absolut zu setzen, von der begründeten Vermutung zum Faktum zu mutieren, ist sie in der Gefahr, ein Geschichtsbild zu zementieren, von dem wir im Grunde nicht wissen, wie weit es tatsächlich zutreffend ist. Denn natürlich macht es Sinn, zunächst eine Phase unmittelbarer Naherwartung der Parusie anzusetzen, auf die in einem zweiten Schritt enttäuschte Naherwartung folgt, die dann schließlich mit einer Reihe von Konzepten aufgefangen wird. Doch wie einlinig ist diese Entwicklung zu beschreiben?35 Wie lange mag bei welchen Gruppen die direkte Naherwartung angehalten haben (und welche Hoffnungen, aber auch Ängste und Sorgen mag sie ausgelöst haben)? Dürfen wir 33  Zum Verhältnis zwischen „amtlicher“ und „prophetischer“ Autorität im Christentum vom Ende des ersten bis zum zweiten Jahrhundert vgl. u. a. die Gedanken von Bremmer, Jan, N., The Domestication of Early Christian Prophecy and the Ascension of Isaiah, in: Ders./Thomas R. Karmann/Tobias Nicklas (Hg.), The Ascension of Isaiah (Studies on Early Christian Apocrypha 11), Leuven u. a.: Peeters 2016, 1–22 (mit Hinweisen auf ältere Sekundärliteratur). 34  Zur Problematik der Datierung der Schriften der mittleren Sammlung von Briefen des Ignatius von Antiochien vgl. die entsprechenden Beiträge im vorliegenden Band. 35 Ähnliche Beobachtungen zeigen sich nun bei der Beurteilung des sogenannten „Parting of the Ways“: Hier erlauben die vorliegenden Quellen zu zeigen, dass wir nicht einfach von punktuellen, einlinigen und v. a. überall auf gleiche Weise verlaufenden Entwicklungen ausgehen sollten. Weiterführend u. a. Nicklas, Tobias, Parting of the Ways? Probleme eines Konzepts, in: Stefan Alkier/Hartmut Leppin (Hg.), Juden – Heiden – Christen? Religiöse Inklusion und Exklusion in Kleinasien bis Decius (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 400), Tübingen: Mohr Siebeck 2018, 21–42.

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mit einer Generation rechnen oder mit zweien oder mehr? Und könnte nicht die Enttäuschung an verschiedenen Punkten zu unterschiedlicher Zeit aufgebrochen sein – vielleicht sogar weniger als Enttäuschung darüber, dass das Endgericht Gottes noch nicht hereingebrochen sei, denn als Enttäuschung darüber, dass sich die konkreten Lebensbedingungen vieler Christusanhängerinnen und Christusanhänger aufgrund des „neuen Weges“ nicht wirklich verbessert hatten, ja die Gegenwart leidvoll geblieben war. So sehr sich an verschiedenen Orten und in verschiedenen Kontexten frühchristliche Schriften mit dem Problem der Erwartung der Parusie auseinandersetzen, so sehr sind wir für die Konstruktion eines dahinterliegenden Bildes geistes‑ wie theologiegeschichtlicher Entwicklung darauf angewiesen, diese verstreuten Zeugnisse mehr absolut zu setzen als dies eigentlich wissenschaftlich vertretbar ist. Und sind wir nicht mit einem derartigen Bild der Geschichte des frühen Christentums in der Gefahr, andere Blickwinkel zu verdrängen – so etwa einen Text wie das Thomasevangelium, den ich zwar weiterhin für eine Schrift des zweiten Jahrhunderts halte, der aber durchaus in einem nicht mehr sicher fassbaren Kern Zeugnis eines kaum eschatologisch orientierten Christentums sein könnte?36 Ähnliches lässt sich für das Ringen zwischen prophetischer und apostolischer bzw. rechtlich festgesetzter „amtlicher“ Autorität sagen. Dieses Ringen ist keinesfalls auf eine bestimmte Zeit (oder gar einen bestimmten Ort) festgelegt – ich halte es stattdessen für ein Grundthema der Kirche(n) aller Zeit(en), das immer wieder und aufgrund unterschiedlicher Impulse aufbricht. Da uns die im Text des 2 Thess sicherlich nur verzerrt erhaltene Gegenstimme nicht in ihrem Originalton erhalten ist, können wir letztlich nur ein gespiegeltes Gefecht – und dies nur aus einer Perspektive heraus – versuchen zu rekonstruieren. Konkrete Datierungen und Verortungen mögen uns da helfen, wo wir wenigstens vermuten können, welche „Gegenspieler“37 aufeinandertreffen, und wir ihre Stimmen in Bezug zu setzen vermögen. Ich halte dies – wenn auch in spekulativer Weise – für die petrinischen Diskurse im Alexandria des zweiten Jahrhunderts für denkbar,38 vielleicht auch für das Zueinander prophetischer, zu „Doketismus“ neigender Gruppierungen, wie sie in der Ascensio Isaiae gespiegelt sind, zu einem von Ignatius von Antiochien repräsentierten Christentum.39 Doch selbst in diesen 36  Zur Diskussion um die Datierung des Thomasevangeliums vgl. z. B. die Überlegungen bei Gathercole, Simon, The Gospel of Thomas. Introduction and Commentary (Texts and Editions for New Testament Study 11), Leiden/Boston: Brill 2014, 112–127. 37 Ich spiele hiermit bewusst auf den Titel einer Tübinger Tagung des Jahres 2016 an. Vgl. Tilly, Michael/Mell, Ulrich (Hg.), Gegenspieler. Zur Auseinandersetzung mit dem Gegner in frühjüdischer und urchristlicher Literatur (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 428), Tübingen: Mohr Siebeck 2019. 38  Siehe den bereits erwähnten Beitrag Nicklas, Petrus-Diskurse. 39  Vgl. hierzu die Überlegungen in Nicklas, Tobias, A Church without Spirit? Pneumatology in the Writings of Ignatius of Antioch, in: Predrag Dragutinovic/Karl-Wilhelm Niebuhr/ James B. Wallace (Hg.), The Holy Spirit and the Church according to the New Testament (Wis-

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Fällen ist solche Vorsicht geboten, dass wir nicht allzu viel auf ganz konkrete Datierungen von Texten setzen dürfen. Ähnliche Probleme ergeben sich auch bei weiteren Aspekten des 2 Thess: Während das in 2 Thess 3 angesprochene Thema der „Arbeit“ im Grunde nirgends im Christentum des ersten Jahrhunderts einen klaren Andockpunkt findet,40 ist das Ringen um die Autorität des Paulus (sowie, damit verbunden, das korrekte Paulusbild) keineswegs alleine eine Frage, die sich zwischen dem Tod des Apostels und der Entstehung der Apostelgeschichte des Lukas stellte und stellt. Die vielen Gegenstimmen gegen die Mission des Apostels, die sich bereits in den echten Paulinen erkennen lassen, gleichzeitig aber auch die Tatsache, dass es begeisterte Paulusanhänger schon zu Lebzeiten des Apostels gegeben haben muss, lassen dieses Ringen bereits vor dem Tode des Paulus erkennen. Wie sehr uns das Neue Testament in Schriften wie Mt, Jak, 2 Petr oder Apk Zeugnisse einer distanzierten, kritischen Haltung gegenüber Paulus – oder gar eines Antipaulinismus – bietet, ist in der Forschung umstritten. Dass aber selbst nach dem Ende des zweiten Jahrhunderts die Frage nach der Anerkennung und Autorität des Paulus offen blieb, zeigen Texte späterer Zeiten wie die Pseudoklementinen mit ihrem z. T. verdeckten, durchaus aber drastischen Antipaulinismus.41

3. Was bedeutet all dies für unsere Fragestellung? Wo die Datierung einer Schrift nur mit Hilfe von Kriterien erbracht wurde, wie sie auch für 2 Thess zutreffen, darf diese nie den Ausgangspunkt ihrer Deutung bilden. Zu sehr besteht die Gefahr, dass eine nur aufgrund von bestimmten intertextuellen Annahmen und möglichen Einordnungen in ein vorgefertigtes Bild von Geschichte erbrachte Datierung dieses Geschichtsbild zementiert, ohne tatsächlich unabhängige Evidenz bieten zu können, welche dieses Geschichtsbild erhärten könnte. Wir sollten uns zudem dessen bewusst sein, wie sehr unsere Konstrukte frühchristlicher Geschichte von ganz wenigen Quellen abhängen, deren Rezeptions‑ und Interpretationsgeschichte den freien Blick auf sie geradezu zu erdrücken droht, und wie sehr die Neubewertung einer einzigen Quelle dieses Bild zu verändern vermag. Beispiele wie die Frage nach der Datierung des Thomasevangeliums, der Existenz von Q (in welcher Form auch immer) und senschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 354), Tübingen: Mohr Siebeck 2016, 405–426, 425. 40 Am nächsten erscheint Did 12,3b, wo es allerdings in erster Linie um christliche Gastfreundschaft geht; erst die syrische Didaskalie (griech. Original aus dem dritten Jahrhundert) wird das Thema wieder ansprechen. 41  Vgl. weiterführend z. B. Wehnert, Jürgen, Antipaulinismus in den Pseudoklementinen, in: Tobias Nicklas/Andreas Merkt/Joseph Verheyden (Hg.), Ancient Perspectives on Paul (Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 102), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013, 170–190.

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seiner sozialgeschichtlichen Bedeutung, aber auch der Bedeutung und Rolle des Evangelium Marcions im Verhältnis zu den synoptischen Evangelien, vor allem Lukas, zeigen derzeit an verschiedensten Punkten,42 wie gefährdet unsere Konstruktionen christlicher Literaturgeschichte – und damit christlicher Geschichte  – sind. Die Datierung wie die geographische Verortung von Texten bleibt eine wichtige Aufgabe der Exegese des Neuen Testaments wie der Erforschung des antiken Christentums; wir können und dürfen nicht einfach die Errungenschaften des vergangenen Jahrhunderts ad acta legen. Vielleicht aber wäre es sinnvoll, nicht weiter von historischer Kritik, sondern von kritischer Anwendung historischer Methoden zu sprechen,43 dürfen doch die dabei erbrachten „Daten“ nicht einfach als „Fakten“ missverstanden werden, welche uns in einen Zirkel hineinführen könnten, der Möglichkeiten unseres Verstehens der Texte mehr einengt als befreit.

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42 Vgl. hierzu z. B. die provokativen Überlegungen bei Vinzent, Markus, Marcion and the Dating of the Synoptic Gospels (Studia Patristica Supplements 2), Leuven: Peeters 2014, und Klinghardt, Matthias, Das älteste Evangelium und die Entstehung der kanonischen Evangelien, 2 Bde. (Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter 60), Tübingen/Basel: Francke 2015, sowie die Rezension der beiden Werke von Aland, Barbara, in: Theologische Literaturzeitung (2016), 1226–1230. 43  Ich nehme hier einen Gedanken von Stefan Alkier (persönliche Mitteilung) auf.

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Tobias Nicklas

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1. Introduction Taking as a starting point the pseudepigraphic nature of the epistle of James, this essay examines the distinct but related literary strategies of pseudepigraphy and the use of scriptural exempla and how they relate to the dating of James.1 These strategies are considered under the common category of “exemplarity,” itself part of the broader phenomenon of intertraditionality. With Eva Mroczek, who proposes that in scriptural texts there are not simply texts in search of authors but characters in search of stories, we might also add more specifically that there are apostles in search of traditions.2 To put it differently, pseudepigraphy is not merely an issue of a source-critical and genealogical nature, but can be more broadly conceptualized as the intentional construction of apostolic tradition orbiting a key figure of prestige who serves as a gravitational center. While the figure of James does not feature prominently throughout the NT,3 this supposed brother of Jesus and Jude and the leader of the Jerusalem church in Acts serves as the pseudonymous author of the Epistle of James, an apparent letter4 often listed as the first of seven Catholic Epistles (cf. Athanasius, Ep. fest. 39.18). While James’ dating has previously been studied in light of its pseudepigraphy, the inclusion of these scriptural exempla has not so far been examined alongside the practice of pseudepigraphy. When considered as two facets of the same literary strategy,

1 See also n. 55 for a bibliography of the pseudepigraphy of James; for a differing opinion, see Rainer Metzner, Der Brief des Jakobus, Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament 14 (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2017), who argues that an otherwise unknown 2nd-century Christian teacher named James, not the brother of Jesus, is the author of the letter. 2  Cf. Eva Mroczek, The Literary Imagination in Jewish Antiquity (Oxford: Oxford University Press, 2016), 16, and esp. chapter two, “The Sweetest Voice: The Poetics of Attribution,” 51–85. 3  James is named only in Matt 13:55; Mark 6:3; Acts 12:17, 15:13–29, 21:17–26; 1 Cor 15:7; Gal 1–2; Jude 1:1, and, “[t]hough James is something of a marginal figure in these texts, the authority accorded him appears rather high,” David R. Nienhuis, Not By Paul Alone: The Formation of the Catholic Epistle Collection and the Christian Canon (Waco, TX: Baylor University Press, 2007), 123, 148–49. 4  Due to space, I do not delve into the ‘real’ vs. ‘literary’ nature of ancient letters here. Bauckham discusses the issue in light of James in Richard Bauckham, James (London: Routledge, 1999), 11–25.

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namely exemplarity, James’ pseudepigraphy and use of scriptural exempla contribute to the cumulative evidence in favor of a 2nd-century date. Five scriptural figures – Abraham, Rahab, the prophets, Job, and Elijah – are employed throughout James, in a way which is both more cohesive throughout and more central to the epistle than is normally recognized. Contrary to the notion of the presence of figures from Israel’s past as markers of the epistle’s distinctly Jewish design, these exempla show similarities to a wide range of literature, including the Septuagint (perhaps via other New Testament texts such as Romans) and both Jewish and Christian (now) paracanonical texts (e. g., Ben Sira, 1 Clement, and the Testament of Job). Elsewhere in Christian literature as well as in Jewish and Greco-Roman rhetorical practices, there is clear interest in the use of exempla, indicating that the author of James – even in a possible 2nd-century context – is by no means alone in the use of scriptural figures – a cautionary anchor against the claim to an early date for James. The scriptural exempla in James do not serve as representatives of Jewish identity but rather as illustrative examples of James’ central concerns, whether the synergy of faith and works (Abraham and Rahab), the ability to endure (the prophets and Job), or that efficacious prayer reflects the integrity of the one who prays (Elijah). I first describe the strategy of exemplarity, situating it under the umbrella of intertraditionality, which it shares with the distinct but related strategy of intertextuality. I then offer a few examples from Jewish and Greco-Roman literature that make use of exemplarity, illustrating James’ place among a wide literary community of interest in exempla, before examining the strategy of exemplarity in James more specifically, both in terms of the epistle’s pseudepigraphy and its use of scriptural exempla. Lastly, I consider the connection between exemplarity and the dating of James, concluding that James’ double exemplarity cannot favor an early, 1st-century dating. What will emerge is a distinct usage in James of scriptural exempla from a Jewish context who are separated from key Jewish concerns such as circumcision (which are still highly relevant for an earlier Christian writer like Paul in connection with exempla), and that James’ strategy of exemplarity is not niche but rather at home among other 2nd-century texts making use of a similar rhetorical strategy.

2. What is Exemplarity? Exemplarity is a rhetorical strategy through which key figures of status serve as centers of gravity for tradition tied to their name.5 It can take a number of forms, 5  On traditioning and composite character construction, cf. Hindy Najman, “The Vitality of Scripture Within and Beyond the ‘Canon’,” Journal for the Study of Judaism 43: 497–518; “Traditionary Processes and Textual Unity in 4 Ezra,” in 4 Ezra and 2 Baruch, Proceedings from the Sixth Enoch Seminar, eds. Gabriele Boccaccini and Matthias Henze (Leiden: Brill, 2013), 99–117;

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all related to the use of an exemplary character and/or historical person. Pseudepigraphy (and to some extent pseudonymous attribution, since the intention of the ‘real’ author is not necessarily at work in this case) might be considered the most embodied, or personified, form of exemplarity: a ‘real’ author takes on the name and persona of some figure of prestigious status in order to present their message in a strategic way. What we might call ‘narrated exemplarity’ is slightly less firm than pseudepigraphy and can be seen, for example, in Testament literature in which a thin narrative voice is all that separates the story  – which typically includes the first-person voice of a scriptural exemplar (cf. the Testaments of the Twelve Patriarchs or the Testament of Job) – from being outright pseudepigraphy. What I am calling “illustrative exemplarity” includes references to strategic exempla in order to demonstrate a rhetorical point: one aspect of deliberative rhetoric is the use of exempla to illustrate particular virtues or vices, often set in parallel associations. 2.1 Exemplarity vs. Intertextuality Exempla in the New Testament are often generalized in two ways: first, as allusions according to the commonly-used Haysian sliding scale of intertextuality: citation, allusion, and echo; and second, they are generalized as typological, that is, as representative of a theological principle or identity.6 Both of these generalizations are inappropriate when applied to James and the rest of the Catholic Epistles. The reference to scriptural exempla as “allusions” in biblical scholarship is perhaps the result of the lack of a better category within which to situate the use of narrative exemplary figures rather than because the classification as “allusion” is the most suitable. It is not enough for exempla merely to fall into the “allusion” unit, as Hays’ categories represent a descending scale of certainty – alwith Eva Mroczek, “How to Make Sense of Pseudonymous Attribution: The Cases of 4 Ezra and 2 Baruch,” in Companion to Biblical Interpretation in Early Judaism, ed. Matthias Henze (Grand Rapids: Eerdmans, 2012), 308–36. See also Grünstäudl, “Was lange währt …: Die Katholischen Briefe und die Formung des neutestamentlichen Kanons,” Early Christianity 7/1 (2016): 71–94, esp. 85–86, where he suggests that the apostolic pseudonyms of the Catholic Epistles and their association to key figures from the Gospels (who are also mentioned in Gal 2:9) strengthened both their ties as a collection and their authoritative status. 6  Cf. David Lincicum, “Genesis in Paul,” in Genesis in the New Testament, eds. Steve Moyise and Marten J. J. Menken, Library of New Testament Studies Series 466 (London: Bloomsbury T&T Clark, 2012), 106; J. Daryl Charles, Polemic and Persuasion: “Typological and Rhetorical Perspectives on the Letter of Jude” in Reading Jude with New Eyes: Methodological Reassessments of the Letter of Jude, eds. Robert L. Webb and Peter Hugh Davids, Library of New Testament Studies Series 383 (London: Bloomsbury T&T Clark, 2008), 81–108; Darian R. Lockett, Letters from the Pillar Apostles: The Formation of the Catholic Epistles as a Canonical Collection (Eugene, Oregon: Pickwick, 2017), 163–64; For more on contrasting figures, see Lukas Bormann, “Paul and the Patriarchs of the Hebrew Bible,” in Rewritten Biblical Figures, eds. Erkki Koskenniemi and Pekka Lindqvist, Studies in Rewritten Bible (Turku, Finland: Åbo Akademi University, 2010), 181–96, 184.

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lusions are less certain references than citations. The use of exempla, however, is no less certain than an explicit textual citation, and can in fact be more thorough (if potentially also more vague) in the efficient recall of tradition.7 The use of scriptural exempla is better classified in its own category of exemplarity, parallel to intertextuality, as it does not fit neatly into the commonly used Haysian categories. Both exemplarity and intertextuality fall under the broader umbrella of intertraditionality. Secondly, in contrast to James and the Catholic Epistles, Paul does tend to use scriptural exempla typologically, for example, to represent covenant relationship to God (cf. the contrast between Sarah and Isaac and Hagar and Ishmael in Galatians 4) or prosopologically as speakers of scripture (cf. Rom 9:27–29, 10:20–21 [Isaiah], 10:19 [Moses], 11:9–10 [David]), and his vocabulary of primarily τύπος language reflects this. Scriptural exempla in James, in contrast, illustrate desirable actions that exemplify what is arguably the letter’s overarching theme of integrity (more on this below). I suspect that the ‘typological’ generalization of scriptural exempla reflects an overly-Pauline portrait of the New Testament letters. And, not only is the classification as allusion or as primarily typological inappropriate; there is also a widespread rhetorical strategy of exemplarity in both Jewish and Greco-Roman literature to which New Testament texts’ usage can be compared. 2.2 Exemplarity and Ancient Rhetoric Exempla in Jewish literature tend to be found in ‘hero lists’ comprised of primarily positive figures from the ancient past, while for Greco-Roman writing, exempla usually originate from the more recent past and often come in contrasting pairs corresponding to virtues and vices.8 In 1 Maccabees, Joseph, Phinehas, Joshua, Caleb, David, Elijah, Hananiah, Azariah, Mishael, and Daniel are all listed along with their individual exemplary actions (1 Macc 2:53–61); in 4 Maccabees, many of the same, including Abraham, are exemplars of endurance in suffering (4 Macc 16:20–22) and exempla are used to summarize ‘the law and the prophets’ as emblematic of key moments in Israel’s history (4 Macc 18:11–13).9 7  Menken argues, for example, that the reference to Cain in 1 John is “not a quotation nor an allusion; the category of straightforward reference probably comes closest, but we must again take into consideration that the reference here is not only to the Genesis story but also to its interpretive development.” The use of a scriptural exemplar can thus be strategically vague in order to make space for echoes of a variety of tradition and its continued interpretation: Marten J. J. Menken, “Genesis in John’s Gospel and 1 John,” in Genesis in the New Testament, ed. idem, Library of New Testament Studies Series 224 (London: Bloomsbury T&T Clark, 2014), 83–98, 95. 8  Cf. Pamela M. Eisenbaum, The Jewish Heroes of Christian History: Hebrews 11 in Literary Context, Society of Biblical Literature Dissertation Series 156 (Atlanta, GA: Scholar’s Press, 1997), 74. 9  Cf. David deSilva, 4 Maccabees (Sheffield: Sheffield Academic Press, 1998), especially “4 Maccabees as Encomium,” 76–98. Eusebius attributed to Josephus (Hist. eccl. 3.10.6).

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Ben Sira 44–49 is a mostly-chronological recapitulation of Israel’s history with exempla at the center, from Enoch to a retrospective pronouncement about the ultimate honor of Adam (Sir 49:16). The Testaments of the Twelve Patriarchs are an interesting intersection between the Jewish and Christian employment of exemplarity: figures from Israel’s past represent various Hellenistic moral ideals, both virtues and vices, and the question remains whether the Testaments are Jewish or Christian in origin.10 Josephus was also interested in scriptural exempla as representatives of Jewish history, often including information distinct from their biblical accounts (Ant. 5.1.2,5–7). Concerning the exempla also mentioned in James, Josephus fills in emotional details the Genesis story (and James) lack, such as Abraham’s happiness over Isaac’s birth and his mournful-but-obedient explanation to his son before his intended sacrifice. Isaac’s response is one of understanding – even eagerness to participate in the act God has required of Abraham (Ant. 1.222–232). Rahab is an “innkeeper” rather than a “harlot,” and, while she does hide the spies sent from Joshua, they let themselves down the wall to their own escape (Ant. 5.3). Josephus’ account of Elijah is very similar to the narrative in 1 Kings (Ant. 8.344). As for Greco-Roman literature, Teresa Morgan states that, “[t]he tradition of using the sayings and doings of famous men and women of the past as examples to be imitated or avoided goes back at least to classical Greek literature.”11 Pamela Eisenbaum, referring to Cosby’s work on example lists, claims Cosby, “concludes that there is no such formal genre, ‘example lists of famous men,’ in antiquity [quoting Cosby]: ‘No one type of literature dominates in the use of these lists. Indeed the different styles of composition are almost as diverse as are the documents employing the lists.’”12 While James is not an ‘example list’ per se, Cosby’s observation regarding the diversity of documents that include exempla should be considered inclusive of a text like James that incorporates numerous exempla into its overall structure and argument.13 10  Cf. Luke Timothy Johnson, The Letter of James, 2nd ed., Anchor Bible Commentaries (New Haven, CT: Yale University Press, 2005), 43–46; Yet “it would be impossible to demonstrate that James made use of the Testaments or that they made use of James; what is clear is that they share a remarkably similar dualistic appropriation of Greco-Roman ethics within the symbolic world of Torah,” 46. 11  Teresa Morgan, Popular Morality in the Early Roman Empire (Cambridge: Cambridge University Press, 2007), 122. Additionally, “[b]y the beginning of the Roman Empire, chreiai were endemic in both Greek and Latin, in everything from epic poetry to encomium via history, biography, oratory and educational theory. Orators as diverse as Aelius Aristides, Dio Chrysostom and Maximum of Tyre included them in speeches. Livy and Tacitus could describe themselves as educating their readers through examples of a wide range of Romans of the past, as if it were an uncontroversial element of historiography,” 123–24. 12  Eisenbaum, Jewish Heroes, 17–18. 13  On the relation of James to Greco-Roman rhetoric, Duane F. Watson argues, similarly, that James’ structure is reflected in the letter’s use of deliberative rhetoric: contrasting examples that

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Aside from such generic diversity, users of exempla in Greco-Roman literature include philosophers, historians, and rhetoricians: Plutarch, Seneca, Valerius, Pliny, and Tacitus among them.14 In addition to the lack of a unifying body of literature or corresponding interest in diachronic historiographical portraits of exempla as representatives of historical events, Eisenbaum argues that “the historical figures employed as examples by Greek and Roman writers are quite human, while the biblical figures are always examples of perfection or, in the case of negative examples, evil. They are always paradigmatic types or anti-types; there are no in-betweens. This is not at all the case with Greco-Roman lists.”15 While she is correct to say that biblical exempla often serve a paradigmatic function, Eisenbaum’s stark characterization here is too strict: James, for instance, explains that Elijah “was a man just like us” (Jas 5:17), and his exempla are intended as models for readers’ imitation. Notable distinctions between the Greco-Roman and scriptural employment of exempla still exist, of course: while endurance is a virtue shared by both,16 for James it is explicitly Christian, tied to God’s purposes and a heavenly “crown of life” (Jas 1:12, 5:11).17 encourage certain actions and dissuade readers from others; Duane F. Watson, “An Assessment of the Rhetoric and Rhetorical Analysis of the Letter of James,” in Reading James With New Eyes: Methodological Reassessments of the Letter of James, eds. Robert L. Webb and John S. Kloppenborg, Library of New Testament Studies Series 342 (London: Bloomsbury T&T Clark, 2007), 99–120; idem, “James 2 in Light of Greco-Roman Schemes of Argumentation,” New Testament Studies 39 (1993): 94–121. Van der Westhuizen argues on similar grounds that James can be characterized as deliberative rhetoric and specifically analyzes Jas 2:14–26 in light of Kennedy’s methodology for rhetorical criticism: Jan D. van der Westhuizen, “Stylistic Techniques and their Function in James 2:14–26,” Neotestamentica 25/1 (1991): 89–107. 14  Cf. Alex Dressler, “‘You Must Change Your Life’: Theory and Practice, Metaphor and Exemplum, in Seneca’s Prose,” Helios 39/2 (2012): 145–92; Teresa Morgan, “Exempla,” in Popular Morality in the Early Roman Empire, ed. idem (Cambridge: Cambridge University Press, 2007), 122–59; William Turpin, “Tacitus, Stoic exempla, and the praecipuum munus annalium,” Classical Antiquities 27/2 (2008): 359–404. 15  Eisenbaum, Jewish Heroes, 77. 16  Cf. Morgan, Popular Morality, 137–38; cf. T. Job 4:10–11, 20:9, 27:7; Jas 5:10–11. 17  At least one material Christian witness also indicates an emphasis on scriptural exempla: one of the scribes of the 3rd or 4th-century so-called Bodmer Miscellaneous Codex places supralinear lines above or apostrophes after the non-Greek names of the scriptural exempla found in Third Corinthians, Jude, and 1 and 2 Peter. Sarah and Abraham (1 Pet 3:6), Noah (1 Pet 3:20; 2 Pet 2:5), Michael the archangel (Jud 9), Enoch (Jud 14), David (3 Cor 5), and Israel (3 Cor 10, 32) are all marked by a line partly or entirely covering their name, similar to that over more common nomina sacra. Lot (2 Pet 2:7), Balaam and Bosor (2 Pet 2:15), and possibly Elisha (3 Cor 32) are marked by an apostrophe following their names, while Jonas and ‘Amathiou (3 Cor 29–30) are marked by two supralinear dots. In all three texts, only positive exempla are marked, while negative figures such as Cain or Korah are not. The prevalence of the names marked, using various conventions, signifies a scribal interest in scriptural exempla. Michael the archangel is the only figure with a line fully covering his name, perhaps due to his angelic status, but the reason is not made explicit by the scribe. Michael is also an important figure in apocryphal literature; cf. Hugo Lundhaug, The Assumption of Moses, The Investiture of Michael the Archangel; “Textual Fluidity and Monastic Fanfiction: The Case of the Investiture of the Archangel Michael in Coptic Egypt,” in The Archangel Michael in Africa: History, Cult and Persona, eds. Ingvild

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The use of exempla is thus a common rhetorical practice – not a niche biblical strategy. Not only is exemplarity a specific rhetorical device distinct from citation, but there is wide interest across Jewish and Greco-Roman literature in the role of exempla. Yet, the author of James does not directly imitate either Jewish or Greco-Roman style: while his exempla are ancient rather than Hellenistic figures, James is not interested in a chronological recapitulation of Israel’s history but rather the exemplary function of particular actors and their faithful actions. Like Jewish hero lists, James uses only ‘ancient’ examples; like Greco-Roman literature, exempla are used as historical proofs for illustration and exhortation; like 2 Peter, James makes use of Jesus tradition without explicitly quoting the canonical gospels18 – and Jewish tradition without calling explicit attention to the exemplars’ Jewish textual context.

3. James and the Strategy of Exemplarity 3.1 The Pseudonymous James If imitation is said to be the sincerest form of flattery, then pseudepigraphy might be considered the sincerest form of veneration: exemplarity as pseudepigraphy is to attach an authorial voice to the past in a strategic way. I affirm along with Najman and Peirano that “… pseudepigraphy should not be understood primarily as forgery but rather as a reading practice which is fundamentally interpretive,” that is, pseudepigraphy is an intentional extension and generation of tradition.19 S. Gilhus et al. (London: Bloomsbury T&T Clark, 2019), 59–73. Moses (Jud 9) and Adam (Jud 14) are unmarked, despite their high status as scriptural figures. This could be due to their secondary function as helping to locate Michael and Enoch, respectively, rather than serving as exemplary figures themselves. Images of Jude can be viewed at https://bodmerlab.unige.ch/fr/ constellations/papyri/mirador/1072205366?page=049, pages 49–55; images of 1–2 Peter can be viewed at https://digi.vatlib.it/view/MSS_Pap.Bodmer.VIII; images of Third Corinthians can be viewed at https://bodmerlab.unige.ch/fr/constellations/papyri/mirador/1072205366?page=040, pages 40–45. For more on this codex, see Brent Nongbri, God’s Library: The Archeology of the Earliest Christian Manuscripts (New Haven: Yale University Press, 2018), esp. ch. 2: “An Elusive Collection: The Bodmer Papyri,” 157–215; Hugo Lundhaug, “The Dishna Papers and the Nag Hammadi Codices: The Remains of a Single Monastic Library?,” in The Nag Hammadi Codices and Late Antique Egypt, eds. idem and Lance Jenott, Studien und Texte zu Antike und Christentum 110 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2018), 329–86; Tommy Wasserman, “Papyrus 72 and the Bodmer Miscellaneous Codex,” New Testament Studies 51 (2005): 137–54. 18 Cf. John S. Kloppenborg, “The Emulation of the Jesus Tradition in the Letter of James,” in Reading James with New Eyes: Methodological Reassessments of the Letter of James, eds. Robert L. Webb and idem, Library of New Testament Studies Series 342 (London; New York: Bloomsbury T&T Clark, 2007), 121–50. 19  Hindy Najman and Irene Peirano Garrison, “Pseudepigraphy as an Interpretive Construct” in The Old Testament Pseudepigrapha: Fifty Years of the Pseudepigrapha Section at the SBL (Atlanta: SBL Press, 2019), 1; Additionally, “We are inviting a reconfiguration of narratives of canonicity and authenticity and a new shift in focus onto the growth of corpora and the pluriformity

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Finding additional inspiration in Najman’s concept of “traditionary processes” tied to key historical figures,20 I also consider James an example of apostolic exemplarity in the sense that it represents the generative construction of tradition with a principal apostolic figure at its center. Furthermore, in an essay on “Exemplarity and its Discontents,” Najman and Reinhardt identify exempla both as ideal figures characterized by a text and as sage-like figures employed as uniquely knowledgeable narrators (or pseudonyms). A sage is “an idealized human being who embodies the particular text’s values and outlook” and “who can help the reader become an embodiment of such understanding.”21 The idealized pseudonym is a strategic construct who adds to the composite tradition that already orbits such a figure, and thus it could be said of James that [t]his claim to having been written by a prior figure, who is then extended and transformed through the application and extension of that past, is about recovering the past, but also and at the same time it is about re-invigorating a new present. This is then catapulted into a new figure which is a revised and transformed interpretive extension of that past.22

Gamble makes a strikingly similar statement regarding pseudepigraphy and apostolic tradition: Because the early church regarded the apostolic past as both the source and the norm of authoritative teaching, pseudonymously apostolic authorship was a ready means for the extension of apostolic authority into the post-apostolic period, and for the interpretive contemporization and application (Vergegenwärtigung) of teachings that had, or were believed to have, apostolic sanction.23

The pseudonymous James, embodied by the ‘real’ author for the purposes of strategic epistolography, thus serves alongside the textual usage of scriptural exempla as a facet of exemplarity. The letter’s mandate toward wisdom and embodied action is well-suited to such a strategy and its double exemplarity serves to underscore the emphasis on action. That is to say, exempla are uniquely posi-

of textuality,” 2. See also Brakke’s work on scriptural practices, contra a view of canon formation that sees certain texts as inherently, and therefore inevitably, canonical: David Brakke, “Scriptural Practices in Early Christianity: Towards a New History of the New Testament Canon” in Invention, Rewriting, Usurpation: Discursive Fights over Religious Traditions in Antiquity, eds. Jörg Ulrich et al. (Frankfurt: Peter Lang, 2012). Furthermore, in his review of Ehrman’s Forgery and Counterforgery, Brakke also comments on recent scholarship on pseudepigraphy and biblical literature: David Brakke, “Early Christian Lies and the Lying Liars Who Wrote Them: Bart D. Ehrman’s Forgery and Counterforgery,” Journal of Religion 96 (2016): 378–90. 20  Cf. Hindy Najman, “The Vitality of Scripture,” 497–518; “Traditionary,” 99–117; with­ Mroczek, “How to Make Sense of Pseudonymous Attribution,” 308–36. 21 Hindy Najman and Tobias Reinhardt, “Exemplarity and Its Discontents: Hellenistic Jewish Wisdom Texts and Greco-Roman Didactic Poetry,” Journal for the Study of Judaism 50 (2019): 14. 22  Najman and Peirano, “Pseudonymity,” 18. 23  Gamble, “Pseudonymity,” 360.

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tioned, as both narrative or authorial voices and illustrative examples, to prompt readers to embody the same ideals the text espouses. 3.2 Scriptural Exempla in James Three times in James, scripture is cited using a traditional citation formula (Jas 2:8,23, 4:5–6). Distinct from such textual citation is the use of key figures from the past who exemplify certain virtues or actions, and four of the five exempla – Rahab, the prophets, Job, and Elijah  – stand apart from textual citation. Lest this be taken as a sign of James’ use of oral tradition – and therefore, perhaps, an earlier date – a similar use of exempla can be demonstrated across the Catholic corpus, even in 1 Peter, which displays the most obvious awareness of scriptural texts. James’ brief use of each exemplar invokes a wide array of narrative contexts, while also effectively illustrating the significance of action: readers are implored to behold, ask, show, resist the devil, draw near to God, and pray, among the many imperatives used throughout James (e. g. Jas 1:5–6, 3:4–5,13, 4:7–9, 5:13–16). The use of exempla represents a uniquely vivid and efficient invocation of tradition, which facilitates James’ exhortations toward action. In contrast with James, Paul makes use primarily of figures from the Torah’s narrative world, such as Adam (Rom 5:19), Hagar and Sarah (e. g. Gal 4:21–31), and Abraham (e. g. Rom 4, Gal 3:6–14); he does so employing almost exclusively τύπος language, rather than any of the variety of terms designating scriptural exempla used in the Catholic Epistles (ὑπόδειγμα, δεῖγμα, ὑπογραμμόν, ἀντίτυπον); and, most often, characters are either the mouthpiece for or are found within a scriptural citation. In James, only the figure of Abraham comes from the Torah’s narrative world, while Rahab and Elijah are tied to history texts, Job to wisdom, and prophets can be found throughout the Hebrew Bible. Furthermore, only for Abraham does James cite scripture (Gen 15:6), and here it appears to be an engagement with a Pauline passage making use of the very same citation in Rom 4:3, 9, and 22 and Gal 3:6. James’ lack of specificity via textual citation allows space for the interpretive development of scriptural tradition in texts that now fall outside of the biblical canon – e. g. Jubilees, the Testament of Job, or 1 Clement. James’ use of more abbreviated or excerpted narratives of each exempla means the author has chosen particular aspects to exemplify, which can be seen in a brief comparison with 1 Clement: for Abraham in particular, the choice of the Akedah (in James) to exemplify his obedience and not also that he left his land and his father’s house (as in 1 Clement) may signal an intentional engagement with Paul;24 1 Clement also nearly reproduces Rahab’s narrative as 24  This point remains controversial, though commonly taken up: Ehrman analyzes James first under the heading “Forgeries in Opposition to Paul and His Message,” see Bart D. Ehrman, Forgery and Counterforgery: the Use of Literary Deceit in Early Christian Polemics (Oxford: Oxford University Press, 2013), 283–97; and Nienhuis argues that James was written to introduce a

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in Joshua, adding that not only faith but also prophecy is found in her (1 Clem. 12:8), while James hones in on the action that exemplifies her faith.25 3.2.1 Abraham and Rahab: Faith Works James 2:21–24 Ἀβραὰμ ὁ πατὴρ ἡμῶν οὐκ ἐξ ἔργων ἐδικαιώθη, ἀνενέγκας  Ἰσαὰκ τὸν υἱὸν αὐτοῦ ἐπὶ τὸ θυσιαστήριον; βλέπεις ὅτι ἡ πίστις συνήργει τοῖς ἔργοις αὐτοῦ καὶ ἐκ τῶν ἔργων ἡ πίστις ἐτελειώθη, καὶ ἐπληρώθη ἡ γραφὴ ἡ λέγουσα·  Ἐπίστευσεν δὲ Ἀβραὰμ τῷ θεῷ, καὶ ἐλογίσθη αὐτῷ εἰς δικαιοσύνην, καὶ φίλος θεοῦ ἐκλήθη. ὁρᾶτε ὅτι ἐξ ἔργων δικαιοῦται ἄνθρωπος καὶ οὐκ ἐκ πίστεως μόνον.26

Following a warning that faith without works is useless (Jas 2:20), two actions are attributed to Abraham: he offered up his son on the altar (Jas 2:21) and he believed God (Jas 2:22). In accordance with his active faith, two passive pronouncements are made: Abraham was credited with righteousness and he was called a friend of God (Jas 2:22). The plural reference to his works may show James’ knowledge of the various trials of Abraham detailed in Jubilees and elsewhere in pseudepigraphal literature, or the author may be satisfied with his references elsewhere to hospitality, as Abraham’s is well known (e. g., Jas 1:27, 2:1–9).27 Abraham’s belief is confirmed by his willingness to do what he is told,28 contrary to Paul’s presentation of the same story in Romans 4, where Abraham’s

sevenfold Catholic Epistle collection intended explicitly to balance a heavily Pauline New Testament collection, see Nienhuis, Not By Paul Alone, 5, 22. See also n. 29. 25  1 Clement is an interesting text for comparison to James for a number of reasons: first, it includes all five scriptural exempla found in James (among many others); second, it displays a sustained strategy of the use of exempla; and, third, regardless of its authenticity, 1 Clement is self-consciously not the work of an original apostle, in contrast to James as a pseudepigraphal but apparently apostolic work. James and 1 Clement both make use of specific vocabulary of exemplarity: Jas 5:10 exhorts readers to take the prophets as an example (ὑπόδειγμα), while 1 Clement shifts from ancient examples (ὑποδειγμάτων) from Israel’s history to apostolic exempla, referring to Paul as a ὑπογραμμός of endurance (ὑπομονή, 1 Clem. 5:1,7). Holy men of the past are referred to as “superb exemplars” (again, ὑπόδειγμα, 6:1). Lastly, the author explicitly says these exempla are examples to be imitated (1 Clem. 63:1). Unlike James, 1 Clement uses apostolic figures as well as Jewish scriptural exempla. Peter and Paul are both upheld as ideal figures representative of the “good Apostles” (1 Clem. 5:3); Abraham and Rahab are both remembered for their faith and hospitality (1 Clem. 10:7, 12:1); while Job also makes an appearance, but one more clearly aligned to the canonical book rather than James (1 Clem. 17:3, citing Job LXX 1:1b). 26 Note the ties between Jas 2:21–24; Rom 3:28 and 4:1–3,22; and Gal 2:16. Citations from the New Testament come from B. and K Aland et al., Novum Testamentum Graece 28 (Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft, 2012). 27 Cf. Peter H. Davids, “Pseudepigrapha in the Catholic Epistles,” in The Pseudepigrapha and Early Biblical Interpretation, eds. James H. Charlesworth and Craig A. Evans, Journal for the Study of the Pseudepigrapha Supplement Series 14/Studies in Scripture in Early Judaism and Christianity 2 (Sheffield: JSOT Press, 1993), 228–45: 230; Ward, Roy B. “The Works of Abraham,” Harvard Theological Review 61/2 (1968): 283–90, 288. 28  Cf. Nienhuis, Not By Paul Alone, 116; Allison, James, 490.

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righteousness is pronounced on the basis of his faith – even, as Paul emphasizes, prior to his circumcision.29 In contrast to James, the many canonical Gospel uses of Abraham almost entirely reference him not as an exemplar of faith or works, but as a genealogical or spiritual identity marker, referring to “the God of Abraham, Isaac, and Jacob,” (e. g. Matt 22:32; Mark 12:26) or to descendants of Abraham (e. g. Matt 1:1–2,17; Lk 1:55, 13:16; John 8:39–58). While James does introduce the patriarch as “Abraham our father,” his function here is rather as an illustrative exemplar of faithworks in interaction with the Pauline presentation of the patriarch in Romans – not as a representative of Jewish identity or history, or even as a typological representative of faith, suggesting distance from earlier interest in Abraham as an identity marker as well as interpretive development interacting with the epistles of Paul. James’ characterization of Rahab runs parallel to that of Abraham: James 2:25–26 ὁμοίως δὲ καὶ Ῥαὰβ ἡ πόρνη οὐκ ἐξ ἔργων ἐδικαιώθη, ὑποδεξαμένη τοὺς ἀγγέλους καὶ ἑτέρᾳ ὁδῷ ἐκβαλοῦσα; ὥσπερ γὰρ τὸ σῶμα χωρὶς πνεύματος νεκρόν ἐστιν, οὕτως καὶ ἡ πίστις χωρὶς ἔργων νεκρά ἐστιν.

As in the case of Abraham, Rahab’s actions of receiving and sending the messengers are emphasized, unlike in her Joshua narrative. According to Joshua 2, Joshua sent two young men to spy (κατασκοπεῦσαι) on the land of Jericho, and when they got there they entered Rahab’s house (Josh 2:1). Whereas in Joshua, two spies departed for Jericho, entered Rahab’s house (πορεύω, εἰσέρχομαι, 2:1) and later left (πορεύω, 2:22 LXX), in James the narrative is formulated to emphasize Rahab’s action: she received (ὑποδέχομαι) the messengers (ἄγγελοι) and sent them out another way (ἐκβάλλω, Jas 2:25). In place of ἄγγελοι, κατασκόποι is also well attested in James, bringing the text more closely in line with Joshua LXX.30 In later rabbinic literature, Rahab is the archetypal proselyte;31 here in James, her statement of faith from Josh 2:9–11 goes unmentioned, but her actions are strategically treated as equivalent to her faith.32 29  James’ use of Abraham, as commonly noted, is formulated as a response to Abraham’s Pauline context in Romans 4 and Galatians 3: e. g. Nienhuis, Not by Paul Alone, 99–121, and see especially his third chapter, “Reading James as a Canon Conscious Pseudepigraph,” 163–231; also on the James-Paul relationship, see Magaret M. Mitchell, “The Letter of James as a Document of Paulinism?” in Reading James with New Eyes: Methodological Reassessments of the Letter of James, eds. Robert L. Webb and John S. Kloppenborg, Library of New Testament Studies Series 342 (London; New York: Bloomsbury T&T Clark, 2007), 75–98. 30 Τους κατασκοπους C307c. 642. 1739 ff syP(hmg) bo, etc.; κατασκοπους 181Z; τους κατασκοπους ιησου S:Hm>; τους αγγελους κατασκοπους 918Z; αγγελους κατασκοπους 918T; κατασκοπους εκ των δωδεκα φυλων των υιων ισραηλ L:F; Aland, Aland, and Mink, eds., Die Katholischen Briefe/Catholic Letters, Editio Critica Maior IV, 46. 31  Cf. Davids, “Pseudepigrapha in the Catholic Epistles,” 230. 32  Cargal makes a similar claim about the central importance of Rahab’s faith in James: Timothy B. Cargal, “When is a Prostitute Not An Adulteress?: The Language of Sexual Infidelity in the Rhetoric of the Letter of James.” in A Feminist Companion to the Catholic Epistles and He-

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The connection to Pauline arguments regarding faith and works in this section of James 2 has resulted in the tendency to treat Abraham and Rahab primarily in light of parallel Pauline passages on faith and works. This has created a James-versus-Paul vacuum, detaching Jas 2:14–26 from the rest of the letter and therefore isolating Abraham and Rahab from their exemplary counterparts.33 It is not that James is not likely responding to Paul here, but rather that in making use of scriptural exempla he also contributes to his rhetorical strategy of exemplarity overall – it is not only of interest that James interacts with Paul. In contrast to the Pauline typological profile of Abraham, as illustrations of the synergy of faith and works, Abraham and Rahab also act as representatives whose faith-works make them antithetical to the double nature of those who doubt (literally, double-souled, δίψυχος; v. 8, cf. Jas 1:2–12) and those who hear the word but do not respond with action (Jas 1:19–27). In this sense, both Abraham and Rahab are not treated by James for their essential Jewishness but rather as exemplary illustrations of the letter’s theme. Like Abraham and Rahab and their faith-works, the prophets and Job also serve to underscore another of James’ key concerns: endurance. 3.2.2 The Prophets and Job: Endurance and Eternal Reward James 5:10 ὑπόδειγμα λάβετε, ἀδελφοί, τῆς κακοπαθίας καὶ τῆς μακροθυμίας τοὺς προφήτας, οἳ ἐλάλησαν ἐν τῷ ὀνόματι κυρίου.

James’ reference to the prophets is both “as general as it could be”34 and specific: the author uses an odd phrase, ὑπόδειγμα λάβετε, take as an example, which some manuscripts alter to “you have as an example.”35 The prophets exemplify suffering and patience, serving for James as illustrations of the earlier imperative instruction toward patience (Jas 5:7,8). James’ prophets are those who “spoke in the name of the Lord,” a qualification that may set them apart from false prophets who are accused of having dreamed up their own message in passages such as Jeremiah 23.36 The use of ὑπόδειγμα, example, is the only instance in James, brews, eds. Amy-Jill Levine and Maria Mayo Robbins (London; New York: T&T Clark, 2004), 114–26: 121. 33  Cf. Oda Wischmeyer, “Abraham unser Vater: Aspekte der Abrahamsgestalt im Neuen Testament” in Deuterocanonical and Cognate Literature Yearbook 2008: Biblical Figures in Deuterocanonical and Cognate Literature, eds. Nuria Calduch-Benages et al. (Berlin: de Gruyter, 2009), 567–85, arguing Jas 2:20–26 is anti-Pauline specifically because of Abraham’s role and its relation to a Pauline theology of faith. Allison’s rehearsal of the history of interpretation of Jas 2:14–26 also effectively portrays the tendency toward a James-Paul vacuum: Allison, James, 426–53. 34  Wiard Popkes, “James and Scripture: An Exercise in Intertextuality,” New Testament Studies 45/2 (1999): 213–29, 227. 35 Among the variants, ὑπόδειγμα λάβετε is common, found in 181Z. 1874. 02. 044. 33. 436. 1067. 1409. 2344. 2464. 2541. 2805; while 623. 1735 insert ἐχετε in place of λάβετε with varied word orders; 5. 398C. 623C include both; see Aland, Aland, and Mink, Editio Critica Maior IV, 1:90. 36  Cf. Allison, James, 710.

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and one of the few times in the Catholic Epistles, where specific vocabulary of exemplarity is employed. Following the prophets, James appears to offer an even more specific example in Job: James 5:11 τὴν ὑπομονὴν  Ἰὼβ ἠκούσατε, καὶ τὸ τέλος κυρίου εἴδετε, ὅτι πολύσπλαγχνός ἐστιν ὁ κύριος καὶ οἰκτίρμων.37

Due to the shared virtue of endurance and the close context in which the prophets and Job are presented, Job serves as a specific example of endurance from among the vague grouping of the prophets. James does not say what he endured, only that his endurance is renowned – the focus falls not on what Job suffered but how he suffered. In a rare reference to Job, Ben Sira lists Job among the prophets: between Ezekiel who saw a vision of glory ‘upon the chariot of cherubim’ (Sir 49:8) and the twelve prophets ‘who comforted Jacob’ (Sir 49:10) is Job, whom God “remembered in the thunderstorm” (Sir 49:9).38 In contrast to Ben Sira’s reference to the prophets James’ reference to Job is not intended as a representative of Israel’s past, but rather as an illustration of the virtue of endurance. Endurance is not the obvious defining characteristic of Job that emerges from the canonical book; rather, a picture of Job like that found in the Testament of Job appears to have infused our letter.39 The Testament is a narrative retelling of Septuagint Job,40 sharpening the more ambiguous now-canonical figure into an ideal exemplar of endurance. In vivid contrast to the canonical narrative of Job in which Job’s endurance is not a defining quality, the Testament has Job sitting on a dung heap outside the city, imploring the worms wriggling from his open 37  Luke also uses this word, but it appears to mean merciful, as it is in parallel context to Matthew’s proclamation in the Sermon on the Mount, ‘blessed are the merciful, for they will receive mercy’: γίνεσθε οἰκτίρμονες καθὼς ὁ πατὴρ ὑμῶν οἰκτίρμων ἐστίν (Luke 6:36–37, alluding to Lev 11:44, 19:2, 20:26, ‘be holy for I am holy’). πολύσπλαγχνός and οἰκτίρμων appear to be essentially synonymous, as both are forms of words meaning both mercy and compassion. The verse might read, then, ‘full of mercy and merciful’ or ‘full of compassion and compassionate,’ to emphasize this divine quality. 38 Cf. Robert J. Foster, The Significance of Exemplars for the Interpretations of the Letter of James, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 376 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2014), 134. Foster argues that Job is the more likely interpretation via the Hebrew, ‫איוב‬, while the LXX has read ‘enemies,’ ‫ אויב‬or ‫ איב‬ἐχθροί) rather than Job in Sir 49.9; the text can be viewed at: www.bensira.org, BXVIII Verso. Yet, the thunderstorm is reminiscent of the whirlwind out of which God answers Job (Job 38:1–3). Further, it makes little sense that there would be a section on God’s enemies inserted between two positive figures in a list of faithful prophets. 39  For a more thorough analysis of the exemplar of Job in James, see Kelsie G. Rodenbiker, “The Persistent Sufferer: The Exemplar of Job in the Letter of James,” Annali di Storia dell’Esegesi 34/2 (2017): 479–96. 40 Cf. Jan Dochhorn, “Das Testament Hiobs als exegetischer Test,” in Die Septuaginta: Texte, Theologien, Einflüsse, eds. Wolfgang Kraus and Martin Karrer, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 252 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2010), 671–88; R. P. Spittler, “The Testament of Job,” in The Old Testament Pseudepigrapha, vol. 1, ed. James H. Charlesworth (Garden City, NY: Doubleday, 1983), 829–68, 830.

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wounds to “[r]emain where you have been placed, until the one who put you there orders you away” (T. Job 20:9).41 Here, Job is not an innocent righteous man victimized by Satan, but rather a paradigmatic, willing agent in the destruction of evil. Victorious against Satan (T. Job 27:1–6), Job exhorts his children toward patience (μακροθυμία), “which is better than anything”; James’ readers are exhorted to do the same (T. Job 27:7, Jas 5:7–11). And, like the Job of the Testament, who is promised a crown as his reward for endurance (στέφανος, TJob 4:10–11), James’ readers are promised that those who endure trials will be given a στέφανον τῆς ζωῆς and reminded of the merciful and compassionate purposes of God (Jas 1:12, 5:11b). The connection to the Testament further emphasizes the role of Job in James as an exemplary figure illustrating the virtue of endurance, not a representative of Jewish identity or as part of a historical recapitulation, as in Ben Sira. 3.2.3 Elijah: Prayer Works James 5:17–18  Ἠλίας ἄνθρωπος ἦν ὁμοιοπαθὴς ἡμῖν, καὶ προσευχῇ προσηύξατο τοῦ μὴ βρέξαι, καὶ οὐκ ἔβρεξεν ἐπὶ τῆς γῆς ἐνιαυτοὺς τρεῖς καὶ μῆνας ἕξ· καὶ πάλιν προσηύξατο, καὶ ὁ οὐρανὸς ὑετὸν ἔδωκεν καὶ ἡ γῆ ἐβλάστησεν τὸν καρπὸν αὐτῆς.

The prophet Elijah is found in the last chapter of James, exemplifying the effectiveness of prayer, which reflects the integrity of the one who prays (Jas 4:1–3). Because of the abundant extracanonical tradition surrounding Elijah, Popkes argues James received his information second-hand, possibly, as with Abraham, from Paul, rather than from direct access to the Hebrew Bible narrative.42 The story in 1 Kings is bookended by Elijah’s claim that no rain will fall unless by his word (1 Kgs 17:1) and his warning to Ahab to prepare for heavy rain (1 Kgs 18:41). If he knows the now-canonical account, James is more interested in Elijah’s posture of prayer than his location, despite the significance of Mount Carmel for the God-Baal conflict.43Also, in a note of precision on James’ part that remains unmentioned in 1 Kings but can be found in Luke 4:25, Elijah is said to have prayed and stopped the rain for three and a half years. Unlike in James, Elijah did not explicitly pray in 1 Kings, but bowed forward on the ground (ἔκυψεν ἐπὶ τὴν γῆν) and put his face between his knees (1 Kgs 18:42).44 James focuses on the effectiveness of the prophet’s action: crucially, in 41  Παράμεινον ἐν τῷ αὐτῷ τόπῳ ἐν ᾧ ἐτέθης ἄχρις οὗ ἐνταλθῇ ὑπὸ τοῦ κελεύσαντός σε. See Sebastian P. Brock, ed.,“Testamentum Iobi” in Testamentum Iobi, Apocalypsis Baruchi Graece, Pseudepigrapha Veteris Testamenti Graece 2 (Leiden: Brill, 1967), 33, translation mine. 42  Cf. Popkes, “James and Scripture,” 223–24, 228. 43  Cf. Simon J. DeVries, 1 Kings, 2nd ed., Word Biblical Commentary 12 (Nashville, TN: Nelson, 2003), 219. 44  The exact form ἔκυψεν is used six times in the LXX and in every case it denotes reverence, cf. 1 Sam 24:8 David bows before Saul; 1 Sam 28:14 Saul “did homage” (προσεκύνησεν) before Samuel; 1 Kgs 1:16,31 Bathsheba bows before King David; 1 Sam 24:9; Isa 2:9. Elsewhere in the

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understanding Elijah’s posture as prayer, James has equated a physical action with prayer, similar to the previous example of Rahab, whose actions sufficed as evidence of her faith.45 Furthermore, in 1 Kings, Elijah sends his servant to watch the sky for coming rainclouds, while in James Elijah prays and immediately “the earth gave forth her fruit” (Jas 5:18). As with James’ interest not in what Job suffered but more precisely how he suffered, Elijah’s reason for praying for it not to rain (and then to rain again) is not relevant; the focus is on the effectiveness of his prayers, proving his lack of inner turmoil as discussed in Jas 4:1–3.46 3.2.4 The Unifying Theme of James’ Exempla James’ employment of exempla, perhaps even more so than the explicit citation of texts, is thus tied to the text’s overall literary architecture. Abraham and Rahab exemplify the synergy of faith-works against a false binary of faith and works; the prophets and Job, in their steadfastness, exemplify the sort of endurance that culminates in James’ ideal of teleological perfection; and Elijah’s fervent prayers and their immediate fulfillment show that prayer, literally, works. One suggestion for the unifying theme of James’ exempla is wholehearted faithfulness,47 but I think the author has something even more foundational in mind. The faith of Abraham and Rahab, the endurance of the prophets and Job, and the effective prayer of Elijah display a fundamental integrity contrary to warnings found throughout James against double-mindedness (Jas 1:8), the temporality of riches and certainty (Jas 1:9–11, 4:13–17, 5:1–6), hearing but not doing (Jas 1:22–26), expecting to be shown mercy but showing no mercy (2:12– 13), blessing and cursing flowing from the same source (3:1–12), unspiritual wisdom (3:13–18), inner turmoil leading to false motives (4:1–6), and judging others (2:1–7, 4:11–12). Each exemplar serves as an illustrative proof of the central theme of integrity, which relies not on the essential Jewishness of each character but rather on their specific exemplary actions, and James employs illustrative exemplarity rather than a more Pauline typological role for each scriptural figure. While James’ exempla do tie James’ use of tradition to Jewish scriptures, those exempla do not function as inherently Jewish representatives. James’ exempla are also relatively unique within the New Testament, even when it comes to the common example of Abraham. In the canonical gospels Abraham tends to function genealogically or as an identity marker;48 Rahab is NT John the Baptist calls himself unworthy to “stoop down” (κύψας) and untie Jesus’ sandals (Mark 1:7); and Jesus stooped down (κύψας) to write in the dirt (John 8:6,8). 45  E. g., ὅτι εἰ μὴ διὰ στόματος λόγου μου (1 Kgs 17:1; cf. 17:8, 18:1); DeVries, 1 Kings, 219. 46 An earlier Elijah story is mentioned in Romans 11 – his anxiety over being the last remaining, and persecuted, prophet (cf. 1 Kgs 19:10,14). Paul uses Elijah here in a context regarding the remnant of Israel and its relationship to God – an explicitly Jewish concern. 47 Cf. Foster, Significance, 192–204. I engage with Foster more substantially below. 48  Matt 1:1, 2,17, 3:9; Luke 1:55,73, 3:8,34, 13:16; John 8:39–58.

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mentioned only in Matthew’s genealogy;49 the prophets are often referred to as persecuted martyrs50 or among the ‘the Law and the Prophets’;51 Job is otherwise absent from the rest of the New Testament; and John the Baptist is confused with Elijah, who serves as a forerunner of Christ.52 The overall impression of the exempla in the canonical gospels, then, perhaps aside from the prophets, is distinct from their use in James. This is likewise the case with Pauline literature, which almost always situates exempla within or alongside scriptural texts. This does not necessarily indicate the author’s ignorance of gospel literature or independence from Paul, but instead suggests distance from the earliest stages of Christian epistolography: James makes use of scriptural exempla outside the debate of Jewish and Gentile identity, apart from explicit textual citations (except in the case of Abraham), and as illustrative exemplars of faithful actions, rather than as representatives of Jewish tradition. Pseudepigraphy and the use of scriptural exempla can therefore be seen as two facets of the literary practice of exemplarity: both involve the development of tradition in the names of key figures of status, contributing to the composite construction of the authorial (and, in the case of James, the apostolic) exemplar as well as to traditions surrounding the scriptural exempla used throughout the text.53 Due to the questions surrounding their genuineness, the Catholic Epistle collection also exemplifies the 4th-century tension between historicity and apostolicity, and the status of the collection ultimately hinges more on the construction of tradition as embodied by key figures from the apostolic age and on the custom of use than on historical arguments for their apparent authenticity. ‘Apostolicity’ takes on a broader connotation, particularly for the perceived canonicity of scriptural texts, that can include tradition associated with apostles, and James’ pseudonymity contributes to this phenomenon.

 Matt 1:5, if this is indeed the same Rahab.

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50 Cf. Matt 2:23, 5:12, 23:29,30,31,37; Luke 6:23, 11:47,50, 13:28,34, 16:29,31, 24:25; Acts 3:18,24,

7:52, 13:27,40, 15:15; 1 Thess 2:15; Heb 11:32. 51  Cf. Matt 7:12, 11:13, 22:40; Luke 16:16, 24:44; Acts 13:15, 24:14, 28:13; Rom 3:21; more subtly mentioned in 2 Pet 3:2 as “the words spoken beforehand by the holy prophets and the commandment of the Lord and Savior spoken by your apostles.” 52  Cf. Matt 11:14, 16:14, 17:3–12; Mark 6:15, 8:28, 9:4–13; Luke 1:17, 9:8,19,30–33; John 1:21–25. 53  James also contributes to the extensive rhetorical strategy of exemplarity in the Catholic Epistle collection, letters whose pseudepigraphal status has been widely discussed in both ancient and modern contexts and throughout which a remarkable number of scriptural exempla are used: Jas 2:8/Lev 19:18 (Matt 22:36–40; Mark 12:31); Jas 2:23/Gen 15:6 (Rom 4:3,9,22; Gal 3:6); Jas 4:6/Prov 3:34; 1 Pet 1:16/Lev 11:44, 19:2; 1 Pet 1:24–25/Isa 40:6–8 (Isa 40:8 is reflected, though not cited, in Matt 24:35, Mark 13:31; there are clear allusions in Jas 1:9–11, 1 John 2:17); 1 Pet 2:6/Isa 28:16 (Rom 9:33); 1 Pet 2:7/Ps 118:22 (Matt 21:42, Mark 12:10–11, Luke 20:17); 1 Pet 2:8/Isa 8:14–15 (Matt 21:44, Luke 20:18); 1 Pet 2:10/Hos 1:6,9, 2:23 (Rom 9:25–26); 1 Pet 2:21–25/ Isa 53:9,7,4 (Matt 8:17), 5,12 (Mark 15:28, Luke 22:37), 6; 1 Pet 4:17/Prov 11:31; 1 Pet 5:5/Prov 3:34; 2 Pet 2:22/Prov 26:11; Jude 1:14–15/1 En 1:9.

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4. Exemplarity and the Dating of James In 2014, Robert J. Foster published the only monograph I am aware of specifically addressing the role of scriptural exempla in James (or any of the other Catholic Epistles).54 His conclusion is that their significance is tied to their wholehearted faithfulness despite significant trials, including ostracization.55 In dating James, he is “content … to take the Letter’s authorial claims at face value and to accept a date during the lifetime of that leader of the Jerusalem Church, namely between c40 and 62 C. E.” since, “what really matters for our understanding of [James’] message is the significance of the composition’s association with James the Just.” Because the New Testament portrayal of this James is linked to the Jerusalem Church, he also takes for granted that the letter’s readership is made up of Jewish followers of Jesus.56 He does not at this point address the role of the exempla or whether they have a bearing on the dating of the letter. However, in assuming an early dating within the life of the historical James – and with it presumed authenticity – as well as a Jewish Christian readership, Foster ties the author’s usage of scriptural exempla to a context of explicitly Jewish tradition. He furthermore claims that the use of these Jewish scriptural exempla reinforces the notion that James’ readership is “essentially a Jewish one.”57 But, as we have established, these exemplars are not stand-ins for Jewish tradition, and neither do they necessarily serve a Jewish audience; the presence of Abraham in Romans 4, for example, is likewise not evidence for the Jewish readership of Romans. Foster thematically links Abraham, Rahab, Job, and Elijah as exempla who cohesively reflect the underlying structure of James – on this much we agree. But his historical emphasis on an early date for James based on the letter’s association with James the Just and a Jewish Christian readership takes much for granted and remains unnecessarily bound to both an authentic James and a Jewish context. Foster thus connects James’ use of exempla to its dating only in light of their Jewishness, as he takes the authenticity of James for granted. However, James’ exempla do not and need not stand in as Jewish representatives to be effective for the author’s purposes. As Allison demonstrates in his commentary on James, summarizing an impressive volume of research on James, the arguments in favor of James’ pseudepigraphy and later dating compellingly overtake those suggestive of an early dating and authentic authorship, which typically go hand-in-hand. Those in favor of an early and authentic dating and authorship for the letter argue on the basis of its humble attribution to James, its Jewish tone, overlaps with James’ speech 54  Robert J. Foster, The Significance of Exemplars for the Interpretation of the Letter of James, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 376 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2014). 55  Cf. idem, 192–97. 56  Cf. idem, 24. 57  Idem, 102.

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in Acts 15, lack of explicit familiarity with the fourfold Gospel, apparent use by supposedly later texts such as 1 Peter and 1 Clement, and possible Palestinian milieu.58 On the other hand: (1) the New Testament letter is the only text among other Jacobian pseudepigrapha (e. g. the Protevangelium of James, the First and Second Apocalypse of James)59 with arguments in favor of its early and authentic dating and Allison suggests there may be some theological and/or canonical bias at work; (2) there is no clear evidence for its existence or usage prior to Origen; (3) the earliest extant papyri date from the 3rd or 4th-century; (4) James is missing from the Muratorian Fragment, often dated to the later 2nd-century, though datings are still proposed in the 4th-century or later, as well as the Cheltenham and Mommsen canons and the earliest Syriac New Testament collections; (5) James’ possible and established use begins from the mid-2nd-century on, attested in such writers as Irenaeus, Hippolytus, Tertullian, Hegesippus, and Clement of Alexandria, and such texts as Thomas the Contender and the Epistula Apostolorum; (6) James struggled for authoritative acceptance in the New Testament, as declared by Eusebius, for one; (7) Jerome attests to a tradition of James’ pseudonymity; (8) the ‘real’ James, a native Aramaic speaker, is unlikely to have written an epistle in “fairly accomplished Greek”; and the letter lacks issues, “with which James, as Acts 15 and 21 report, concerned himself,” including rituals, Gentiles, circumcision, the Jerusalem letter from Acts 15, or the temple; and (9) James originates from a post-Pauline situation: “a time when Paul’s rhetoric was no longer tied to the debate over circumcision and the status of Gentiles” – a key point for my purposes here.60 Allison concludes that arguments in favor of an early dating “arise less from data within the text itself than from a desire to retain some substance for the traditional ascription.”61 4.1 Scriptural Exempla and Jewish Identity In the Letter of James we see exemplarity at work on two levels: first, through the use of an apostolic pseudonym,62 and second, through references to exempla 58  As summarized and convincingly countered by Allison; Dale C. Allison, James: A Critical and Exegetical Commentary, International Critical Commentary of the Holy Scriptures of the Old and New Testament (London; New York: Bloomsbury T&T Clark, 2013), 6–13. 59 Other early James traditions are effectively summarized in Nienhuis, Not by Paul Alone, 99–161. 60 Allison, James, 13–32. 61 Allison, James, 32. 62 For ancient discussion on the pseudepigraphy of James, 2 Peter, 2 and 3 John, and Jude, see for example Eusebius, Hist. eccl. 2.23.25, 3.3.1–4, 3.25.3; Amphilochius, Patristische Texte und Studien 9/39, 310–13; Epiphanius, Pan. 76.5; Athanasius, Ep. fest. 39.18–19; Jerome, Vir. ill. 1, 2, 4, 9. On Didymus the Blind, see Bart D. Ehrman, “The New Testament Canon of Didymus the Blind,” Vigiliae Christianae 37/1 (1983): 1–21. On the Peshitta, John Chrysostom, Theodoret, and Theodore of Mopsuestia, see Harry Y. Gamble, “Pseudonymity,” 344 n. 21. For modern arguments in favor of James’ pseudonymity, see: Allison, James, 3–32; Ehrman, Forgery, 283–97;

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from Jewish scriptures who illustrate the rhetorical purposes of the author. Both forms of exemplarity contribute to the cumulative evidence in favor of a dating later than the mid-1st-century which authorial authenticity would require. The use of scriptural figures as illustrative exempla, rather than as markers of Jewish identity, shows a distance from earlier uses of the same figures (e. g. Abraham in Romans 4) as more typological representatives. Similarly, circumcision is not at all an issue for James, but rather used in a manner more akin to later Patristic writers, indicating a post-Pauline situation in which the main discussion surrounding Abraham had moved on from his ethnic identity. The illustrative approach to exemplarity distinguishes James’ use of exempla from their use as Jewish representatives. As we have seen above, the scriptural exempla of James are not characterized by Jewish identity even as they are drawn from the Jewish scriptural past. Each exemplar illustrates a key virtue the author wishes to emphasize: Abraham and Rahab exemplify the synergy of faith and works; the prophets and Job exemplify patient endurance; and Elijah’s effective prayer offers proof of his internal integrity. In conflict with Foster’s argument that James’ scriptural exempla are inherently tied to Jewish tradition and thus to a Jewish readership, James is not concerned with circumcision or with the conflict, as told in Acts 15 and recounted by Paul in Gal 2:11–21, over rules governing food and conduct and whether these should be observed by Christian Jews and Gentiles. And Abraham, a figure used in earlier New Testament texts in which his ethnic identity is specifically highlighted and circumcision is discussed, is of interest to James in light of his conduct, not necessarily because of his identity. James’ discussion of Abraham, lacking interest in circumcision, is thus more similar to 2nd-century Patristic writings such as 1 Clement or Irenaeus’ Against Heresies.63 James’ use of exempla is also virtually indistinguishable in style from the other Catholic Epistles, in which exempla are also deployed as ethical figures for readers to emulate. 1 Peter highlights Sarah’s obedience and casts Christ as the Isaianic Suffering Servant (1 Pet 3:6; 2:21–25); 2 Peter sets in parallel the alternating positive and negative exemplars of sinful angels, Noah, Sodom and Gomorrah, David R. Nienhuis, Not by Paul Alone; John Painter, “James as the First Catholic Epistle,” in The Catholic Epistles and Apostolic Tradition, eds. Karl-Wilhelm Niebuhr and Robert W. Wall (Waco, TX: Baylor University Press, 2009),161–81, esp. 164–66; 128 (Painter argues for a twostage process). For arguments in favor of authenticity, see: Luke T. Johnson, The Letter of James: A New Translation with Introduction and Commentary, 2nd ed., Anchor Bible Commentaries 37A (New York: Doubleday, 2005 [1995]), 118–21; Foster, 18–24 (Foster also considers a two-stage process); as do Karl-Wilhelm Niebuhr, “James in the Minds of the Recipients: a Letter from Jerusalem” in The Catholic Epistles and Apostolic Tradition, eds. idem and Robert W. Wall (Waco, TX: Baylor University Press, 2009), 43–54; and Bauckham, James, 23–25. 63  1 Clem. 5:1–7; Irenaeus Haer. 4.7–8, 21, 25, v. 32. Allison also notes that James appears with Patristic literature, not the New Testament, in Codex Corbeiensis, a possible 4th-century text; cf. Allison, James, 18.

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Lot, and Balaam (2 Pet 2:4–16); Cain exemplifies hatred for his brother, Abel, for 1 John (1 John 3:12); and for Jude, Michael the archangel showed the appropriate deference to God in restraining from condemning even the devil, while Cain, Balaam, and Korah brought deserved destruction on themselves through their errors (Jude 11). That the exempla in James are not intended to exemplify Jewish identity also ties in with their distance from the earliest Christian literature. This is not to say that Jewish scriptures are not also crucial for the author of James, but that his deployment of exempla from the Jewish scriptural past is not inherently intertwined with the letter’s earlier dating. James’ illustrative exemplarity not only does not contribute to arguments in favor of an early (and authentic) dating  – James’ rhetorical strategy of exemplarity rather place James among other 2nd-century Christian literature making use of exempla in a similar way. 4.2 Scriptural Exempla and Their Distance from the Earliest Christian Literature The illustrative approach distances James’ use of scriptural exempla from earlier scriptural usage of these figures, a particularly notable contrast being the Pauline typological function served by characters such as Adam, Abraham, Sarah, and Hagar. Furthermore, in James all the exempla except Abraham appear without an accompanying scriptural citation, unlike in Paul, and the Abrahamic exception is arguably due to James’ intentional interaction with Paul’s use of Abraham in Romans 4 (and/or Galatians 3). James’ Abraham is more literal than Paul’s: for Paul, Abraham serves as a theological representative of a whole mode of being in relation to God; for James Abraham is an example of obedience that results from truly integrated faith and works that readers themselves should emulate. By leaving Abraham’s religious and ethnic identity in the background, James employs the patriarch in a more universally exemplary light. Many of the same elements that for some indicate an earlier date (the lack of overt reference to early Jesus tradition, for example) also serve as intentional restraint on the part of a savvy pseudepigrapher: Pseudo-James would likely avoid the use of apostolic exempla (in the vein of 1 Clem. 5:1–6, e. g.), as the use of figures such as Paul or Peter would betray a later era in which the apostles had taken on the exemplary status of the ancients. Additionally, the earliest Christian literature is characterized in part by a keen appeal to the purportedly historical words of Christ in gospels and sayings texts (e. g. the Gospel of Thomas). James appears to have taken Christ for granted, rather than having made a specific appeal to his authority and teaching, bodily incarnation and resurrection, or even virtuous action.

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5. Conclusion Exemplarity as a rhetorical strategy arguably includes both pseudonymity and the illustrative use of scriptural exempla to model characteristics a text espouses as ideal. For the Epistle of James, these strategies of exemplarity are manifested in both a pseudo-apostolic author – James the brother of Jesus – and in the use of five scriptural exempla, namely Abraham, Rahab, the prophets, Job, and Elijah. Exemplarity, a strategy I have considered parallel to intertextuality under the broad umbrella of intertraditionality, provides insight into the dating of ancient literature in addition to other methods that focus on source-critical and genealogical approaches. Exemplarity also represents the constructive characterization of both the pseudonymous author and the scriptural exempla present; tradition is composite, and no one particular source text is necessarily invoked by James in his use of scriptural exempla, though his interaction with Paul in the case of Abraham, at least, is notable. Exemplarity is tied to imitation: the pseudonymous author of James is himself imitating an apostolic figure of central prestige in the early church in order to communicate a message in a strategic way, while his scriptural exempla provide models for readers. James is also far from alone in the employment of prestigious exempla as models of ethical conduct, displaying a likeness to Jewish hero lists, Greco-Roman deliberative rhetoric, and other New Testament literature also drawing from such traditions. James’ use of scriptural exempla is distinct from other tendencies within the New Testament, though is arguably similar to the rest of the Catholic Epistles. As we have seen, the common example of Abraham tends to function genealogically or as a marker of identity, but James universalizes the patriarch’s action as exemplary of the synthesis of faith and works. This contrast suggests James’ interpretive development and distance from the earliest stages of Christian writing: James makes use of scriptural exempla outside the debate of Jewish and Gentile identity, apart from explicit textual citations (except for Abraham), and as illustrative exemplars of faithful action, rather than as representatives of Jewish identity. The author uses ancient figures from the Jewish scriptural past, not more recent apostolic figures or even Jesus. But James is interested neither in exempla as Jewish identity markers nor in a recapitulation of Jewish history, as in Jewish hero lists present in Ben Sira, for example. Exemplarity in James contributes to its underlying structure, which is tied to the concern over wise and ethical conduct that reflects internal integrity, as emphasized in James 1. James’ strategy of exemplarity, both in its pseudepigraphy and the use of scriptural exempla, thus contributes to a discussion of its date in a number of ways: 1) James is far from alone in the use of exempla as a rhetorical strategy, as the practice is well-represented throughout both Jewish and Greco-Roman tradition; 2) James’ two-fold exemplarity suggests a distance from earlier Christian writing emphasizing eyewitness testimony and the direct words of Jesus; and 3) James’ scriptural exempla,

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rather than serving as markers of Jewish identity, function as illustrations of the letter’s central concern over internal integrity as reflected in the faith-works synthesis (Abraham and Rahab), the ability to endure trials (the prophets and Job), and the effectiveness of human prayer (Elijah). James’ use of Jewish scriptural exempla is not inherently intertwined with the necessity of an earlier dating. While James’ exempla cannot alone confirm a 2nd-century dating for the epistle, they do reflect that James is at home among other 2nd-century tradition making use of a similar rhetorical strategy. Taken along with other cumulative evidence in favor of James’ pseudepigraphy and its attestation from around the mid-to-late 2nd century, James’ double exemplarity – its pseudonymity and the use of scriptural exempla – contribute to arguments in favor of a later date.

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Pseudonymity, Persecution, and the Date of 1 Peter Some Methodological Reflections* Travis B. Williams

1. Introduction The date of 1 Peter is far from a settled conclusion within critical scholarship. Among those who read the letter as an authentic correspondence from the apostle Peter, the date is generally located sometime in the seventh decade of the first century ce. Where division arises is over how to situate the epistle in relation to the imperial pogroms of Nero (cf. Tacitus, Ann. 15.38–44). According to some, 1 Peter envisions a form of conflict whose severity is not comparable to the tortures undergone by Christians following the burning of Rome, and therefore its composition is located just prior to 64 ce.1 But given that suffering represents the author’s primary concern, others argue that it must have been written shortly after the start of Nero’s persecution.2 Regardless of which view is adopted, the letter is positioned within a relatively narrow window of time (ca. 62–68 ce).

* I would like to express my gratitude to David G. Horrell, who read through an earlier draft of this essay and offered many valuable comments. Any errors, omissions, or weakness that still remain, however, are my own. 1  E. g., Wayne Grudem, 1 Peter, Tyndale New Testament Commentaries 17 (Grand Rapids: Eerdmans, 1988), 37; D. Edmond Hiebert, First Peter, 2nd ed. (Chicago: Moody, 1992), 27–28; Donald G. Miller, On This Rock: A Commentary on First Peter, Princeton Theological Monograph Series 34 (Allison Park, PA: Pickwick, 1993), 40; Scot McKnight, 1 Peter, The NIV Application Commentary (Grand Rapids: Zondervan, 1996), 26–29; Thomas R. Schreiner, 1, 2, Peter, Jude, The New American Commentary (Nashville: Broadman & Holman, 2003), 36–37; Karen H. Jobes, 1 Peter, Baker Exegetical Commentary on the New Testament (Grand Rapids: Baker, 2005), 28–41; Duane F. Watson, “First Peter,” in Duane F. Watson and Terrance Callan, First and Second Peter, Paideia Commentaries on the New Testament (Grand Rapids: Baker, 2012), 5–6. 2 E. g., Samuel Bénétreau, La Première Épître de Pierre, 2nd ed., Commentaire évangélique de la Bible 1 (Vaux-sur-Seine: Edifac, 1992), 33–41; Rebecca Skaggs, The Pentecostal Commentary on 1 Peter, 2 Peter, and Jude, Pentecostal Commentary Series 17 (Sheffield: Sheffield Academic, 2004), 3–7; cf. also Robert W. Thurston, “Interpreting First Peter,” Journal of the Evangelical Theological Society 17 (1974): 177; John A. T. Robinson, Redating the New Testament (Philadelphia: Westminster, 1976), 150–69; Fritz Neugebauer, “Zur Deutung und Bedeutung des 1. Petrusbriefes,” New Testament Studies 26 (1979–80): 61–86.

246

Travis B. Williams

Those who take the authorial ascription to be pseudonymous are left with a much larger timeframe in which to date the epistle.3 In fact, recent proposals have ranged over a period of seventy years. While many tend to restrict these limits to the late-first century (70–100 ce),4 there are still a number of scholars who extend the terminus ad quem into the early‑ to mid-second century (110–140 ce).5 Contributing to this disparity is the way that interpreters understand certain pieces of historical, theological, and literary evidence and the priority that is afforded to each. Over the years, one of the most important considerations for dating 1 Peter has been the nature of suffering. Interpreters have attempted to connect the conflict with instances of Christian persecution recorded in other sources. What is often overlooked in this discussion, however, is the impact of pseudonymity on the representation of suffering. My aim in this essay will be to consider whether 3 The

majority of critical scholars now view 1 Peter as a pseudepigraphical document. See M. Eugene Boring, “First Peter in Recent Study,” Word & World 24 (2004): 359–60; Lewis R. Donelson, “Gathering Apostolic Voices: Who Wrote 1 and 2 Peter and Jude?” in Reading 1–2 Peter and Jude: A Resource for Students, eds. Eric F. Mason and Troy W. Martin, Resources for Biblical Studies 77 (Atlanta: SBL, 2014), 17. 4  E. g., Norbert Brox, Der erste Petrusbrief, 4th ed., Evangelisch-Katholischer Kommentar zum Neuen Testament 21 (Zürich: Benziger; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 1993), 39–41 (70–100 ce); Paul J. Achtemeier, 1 Peter: A Commentary on First Peter, Hermeneia (Minneapolis: Fortress, 1996), 43–50 (80–100 ce); Donald P. Senior, “1 Peter,” in Donald P. Senior and Daniel J. Harrington, 1 Peter, Jude and 2 Peter, SP 15 (Collegeville, MN: Liturgical, 2003), 7–8 (late-first century ce); Lewis R. Donelson, I & II Peter and Jude: A Commentary, New Testament Library (Louisville: Westminster John Knox, 2010), 14–15 (85–95 ce); Jacques Schlosser, La première épître de Pierre, Commentaire Biblique Nouveau Testament 21 (Paris: Cerf, 2011), 33–35 (70– 90 ce); Theo K. Heckel, Die Briefe des Jakobus, Petrus, Johannes und Judas, Neues Testament Deutsch 10 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2019), 80 (80–100 ce). Others who have espoused this view include: Raymond E. Brown, An Introduction to the New Testament, Anchor Bible Reference Library (New York: Doubleday, 1997), 721–22 (70–90 ce); Udo Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 9th ed. (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2017), 481 (90 ce); Troy W. Martin, “Dating First Peter to a Hairdo (1 Pet 3:3),” Early Christianity 9 (2018): 298–318 (79–81 ce). 5  E. g., Hubert Frankemölle, 1. Petrusbrief, 2. Petrusbrief, Judasbrief, Die Neue Echter Bibel 18/20 (Würzburg: Echter, 1987), 13–17; Richard B. Vinson, “1 Peter,” in Richard B. Vinson, Richard F. Wilson, and Watson E. Mills, 1 & 2 Peter, Jude, Smyth and Helwys Bible Commentary 29c (Macon, GA: Smyth & Helwys, 2010), 13–20; Martin Vahrenhorst, Der erste Brief des Petrus, Theologischer Kommentar zum Neuen Testament 19 (Stuttgart: Kohlhammer, 2016), 37–51 (70– 110 ce). Others who have adopted this view include: J. V. M. Sturdy, Redrawing the Boundaries: The Date of Early Christian Literature, ed. Jonathan Knight (Oakville, CT: Equinox, 2007), 73 (after 115 ce); Gudrun Guttenberger, Passio Christiana: Die alltagsmartyrologische Position des Ersten Petrusbriefes, Stuttgarter Bibelstudien 223 (Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2010), 65–68 (70–120 ce); Ingo Broer and Hans-Ulrich Weidemann, Einleitung in das Neue Testament, 4th ed. (Würzburg: Echter, 2016), 639–41; Lutz Doering, “‘You are a Chosen Stock …’: The Use of Israel Epithets for the Addressees in First Peter,” in Jewish and Christian Communal Identities in the Roman World, ed. Yair Furstenberg, Ancient Judaism and Early Christianity 94 (Leiden: Brill 2016), 244–45 (70–110 ce); Elritia Le Roux, Ethics in 1 Peter: The Imitatio Christi and the Ethics of Suffering in 1 Peter and the Gospel of Mark – A Comparative Study (Eugene, OR: Pickwick Publications, 2018), 21–26 (second century ce).

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scholars are justified in reading the descriptions of conflict as a window into the circumstances of the actual readers, given that the letter was, in my opinion, designed as a literary deception. This question will help to determine the extent to which historical evidence like the nature of persecution can be used as a means of dating 1 Peter.

2. Persecution and the Date of 1 Peter Despite the fact that 1 Peter’s descriptions of suffering often lack specific details about the cause or form, scholars have used this information to connect the letter to known instances (or periods) of persecution experienced by Christians in the same geographical location and time period. Unlike proponents of the letter’s authenticity, who associate the situation with the pogroms of Nero, those who view 1 Peter as pseudepigraphical generally identify the readers’ suffering with the oppression that Christians (are said to have) faced during the time of Domitian or, more specifically, with the trials of Christians undertaken by Pliny, who served as governor of Bithynia-Pontus under the reign of Trajan.6 2.1 Christian Persecution during the Second Century ce Among those who appeal to references of suffering, the evidence most commonly used to date 1 Peter is the correspondence between Pliny and Trajan regarding a group of Christians who were brought to trial by private accusers. In his letter to the emperor, Pliny explains the process by which he approached these cases. He began by questioning the accused about their membership within the Christian community.7 If the defendants refused to deny their faith, the non-Roman citizens were condemned to execution, while the citizens were sent to Rome for trial (Pliny, Ep. 10.96.2–4). Following this judicial decision, charges began to multiply. An anonymous pamphlet containing the names of accused Christians was circulated, and further accusations were made by personal informants. To verify the confessions of those who denied that they were (or ever had been) Christians, Pliny introduced a test whereby defendants were required to invoke the gods through a repeated formula, to make a sacrifice before the statue of the

6 A helpful review of how persecution has recently been used to locate the date of 1 Peter, see Friedrich W. Horn, “Gute Staatsbürger. Zur politischen Ethik des 1. Petrusbriefs,” in Ethos und Theologie im Neuen Testament. Festschrift für Michael Wolter, eds. Jochen Flebbe and Matthias Konradt (Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Theologie, 2016), 371–78. 7  For a summary of the Pliny materials as they relate to 1 Peter, see David G. Horrell, Becoming Christian: Essays on 1 Peter and the Making of Christian Identity, The Library of New Testament Studies 394 (London: Bloomsbury T&T Clark, 2013), 183–97.

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emperor, and to revile the name of Christ. Those who undertook this procedure were released (Ep. 10.96.4–5). Pliny’s actions against these Christians are significant. While he expressed uncertainty about punishing individuals simply for confessing the name alone (nomen ipsum), without any evidence that they were guilty of the crimes associated with that name (Ep. 10.96.2), this was nonetheless the strategy he pursued. As such, legal culpability was directly associated with the defendants’ Christian identity. According to Angelika Reichert, this decision by Pliny represented a crucial shift in the treatment of Christians. Prior to this point no official policy existed for punishing Christians as Christians. It was Pliny’s correspondence, Reichert contends, that established such a policy.8 The outflow of this decision is evident later in the second and third centuries where Christianity was criminalized.9 Such treatment of Christians provides an important lens through which interpreters have read 1 Peter. Noting that the letter encourages its audience to be prepared to give a “defense” (ἀπολογία) to anyone who asks about their faith (1 Pet 3:15), and that it raises the prospect of suffering “as a Christian” (ὡς Χριστιανός, 4:16), many have claimed that 1 Peter was written in response to the persecutions of Pliny. If this is the case, then it would require dating the epistle somewhere around 111/112 ce or shortly thereafter.10  8  Cf. Angelika Reichert, “Durchdachte Konfusion. Plinius, Trajan und das Christentum,” Zeitschrift für neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 93 (2002): 227– 50; idem, “Gegensätzliche Wahrnehmungen einer ambivalenten Krisensituation. Das PliniusTrajan-Konzept, der 1. Petrusbrief und die Johannesapokalypse,” in Bedrängnis und Identität: Studien zu Situation, Kommunikation und Theologie des 1. Petrusbriefes, ed. David S. du Toit, Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und Kunde der älteren Kirche 200 (Berlin: de Gruyter, 2013), 281–302. Cf. also Klaus Thraede, “Noch einmal. Plinius d. J. und die Christen,” Zeitschrift für neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 95 (2004): 102–28.  9   E. g., Pliny, Ep. 10.96; Mart. Pol. 10.1; 12.1; Justin, 2 Apol. 2; Acts of Justin and his Companions; Acts of the Scillitan Martyrs; Pass. Pert. 6. 10  This view was especially popular among an earlier generation of scholars (e. g., F. C. Baur, Kirchengeschichte der drei ersten Jahrhunderte, 3rd ed. [Tübingen: Fues, 1863], 123–24; Albert Schwegler, Das nachapostolische Zeitalter in den Hauptmomenten seiner Entwicklung [Tübingen: Fues, 1846], 2:10–17; Carl H. Weizsäcker, Das apostolische Zeitalter der christlichen Kirche, 3rd ed. [Tübingen: J. C. B. Mohr, 1902], 475, 667; Otto Pfleiderer, Das Urchristentum, seine Schriften und Lehren, in geschichtlichem Zusammenhang, 2nd ed. [Berlin: Reimer, 1902], 2:503– 509). Even in more recent scholarship, it has continued to flourish. See, e. g., John Knox, “Pliny and I Peter: A Note on I Pet 4:14–16 and 3:15,” Journal of Biblical Literature 72 (1953): 187–89; J. D. McCaughey, “Three ‘Persecution Documents’ of the New Testament,” Australian Biblical Review 17 (1969): 37–40; F. Gerald Downing, “Pliny’s Prosecution of Christians: Revelation and 1 Peter,” Journal for the Study of the New Testament 34 (1988): 105–23; Angelika Reichert, Eine urchristliche praeparatio ad martyrium. Studien zur Komposition, Traditionsgeschichte und Theologie des 1. Petrusbriefes, Beiträge zur biblischen Exegese und Theologie 22 (New York, Lang, 1989), 73–95; Nello Casalini, Lettere cattoliche, Apocalisse di Giovanni: Introduzione storica, letteraria, teologica, Studium Biblicum Franciscanum Analecta 58 (Jerusalem: Franciscan Printing Press, 2002), 81–87; Dietrich-Alex Koch, Geschichte des Urchristentums. Ein Lehrbuch,

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2.2 Christian Persecution during the First Century ce Others similarly use persecution as an indicator of date, but in doing so, they argue for a slightly earlier time period in connection with the reign of Domitian. Where they locate 1 Peter within this framework depends, to a large extent, on how they diagnose the severity of the persecution. Many work from the premise that the early years of Domitian were marked by relative peace and tranquility, whereas the pressure on Christians intensified near the end of his reign. This portrait of the emperor arises out of the ancient testimony of Greek and Roman authors.11 The beginning of Domitian’s reign is represented as a time of progress, which was gladly embraced both in Rome (Martial, Epig. 4.1; 6.4; 8.36; Quintilian, Inst. 4, preface 5) and around the empire (Sib. Or. 12.124–129). His accomplishments are said to include restoring neglected customs, refurbishing abandoned building projects, faithfully administering justice, and extending mercy to the undeserving (Suetonius, Dom. 3–9). It is within this period that some situate the date of 1 Peter, based on the claim that the suffering described in the letter does not yet appear to represent an escalated form of conflict.12 As the reign of Domitian progressed, the ancient sources note a change in his disposition (Suetonius, Dom. 3.2; Tacitus, Agr. 44). The final years of his rule are remembered as a period of cruelty and violence (Pliny, Ep. 8.14; Pan. 48.3; 49.2; 90.5; Dio Chrysostom, Or. 45.1; Martial, Epig. 10.72). It was during this time that the emperor put to death numerous individuals, either out of threat or jealousy, 2nd ed. (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2014), 470–79; Karl Matthias Schmidt, “Ein Brief aus Babylon. Die Anpassung der Verfasserfiktion im Ersten Petrusbrief an die Realität der angesprochenen Gemeinde,” in Der Erste Petrusbrief. Frühchristliche Identität im Wandel, eds. Martin Ebner, Gerd Häfner, and Konrad Huber, Quaestiones Disputatae 269 (Freiburg: Herder, 2015), 85–86. 11 Important objections have been raised against the objectivity of the primary source materials, leading many to question whether the emperor actually played any significant role in the persecution of Christians (see Joachim Molthagen, “Die Lage der Christen im römischen Reich nach dem 1. Petrusbrief: Zum Problem einer Domitianischen Verfolgung,” Historia 44 [1995]: 422–58; cf. also Duane Warden, “Imperial Persecution and the Dating of 1 Peter and Revelation,” Journal of the Evangelical Theological Society 34 [1991]: 203–12). 12  E. g., M. Eugene Boring, 1 Peter, Abingdon New Testament Commentaries (Nashville: Abingdon, 1999), 33–34; John H. Elliott, 1 Peter: A New Translation with Introduction and Commentary, Anchor Bible 37B (New York: Doubleday, 2000), 134–38; Paula-Angelika Seethaler, 1. und 2. Petrusbrief/Judasbrief, 3rd ed., Stuttgarter kleiner Kommentar Neues Testament 16 (Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2003), 12–13; Paul Bony, La Première épître de Pierre: Chrétiens en diaspora (Paris: Cerf, 2004), 11–14; Reinhard Feldmeier, Der erste Brief des Petrus, Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament 15/1 (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2005), 26–27. Others situate the epistle just prior to the reign of Domitian based on a similar reading of this ancient testimony (see Leonhard Goppelt, Der erste Petrusbrief, Meyers kritischexegetischer Kommentar über das Neue Testament 12/1 [Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1978], 60–65; Otto Knoch, Der erste und zweite Petrusbrief. Der Judasbrief, Regensburger Neues Testament [Regensburg: Pustet, 1990], 19–22; Jacob Prasad, Foundations of the Christian Way of Life according to 1 Peter 1,13–25: An Exegetico-Theological Study, Analecta biblica 146 [Rome: Pontifical Biblical Institute, 2000], 35).

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and banished various groups that were considered suspicious (Suetonius, Dom. 10–11). According to many modern reconstructions, it was during this time that Domitian’s ire turned toward Christians. His anger was particularly fueled by their refusal to acknowledge his claim to divinity (cf. Suetonius, Dom. 13.2). While Christians did not face systematic persecution, wherein the movement as a whole was targeted and members were actively pursued by the Roman State, the frequency and fervor of the resistance against Christians is believed to have steadily increased. In fact, later Christian traditions memorialized Domitian as the second great persecutor of the church.13 Those who find in 1 Peter a more perilous situation tend locate the date during these final years of Domitian’s reign.14

3. The Impact of Pseudonymity on Dating During the last few decades, views of the persecution in 1 Peter have undergone an important shift.15 As a result, some have expressed skepticism about dating the letter on the basis of references to suffering. Such reservations have been grounded in an insistence that the type of conflict described in the epistle consisted of harassment from the local populace and thus did not rise to the level of governmental involvement. In recent scholarship, significant challenges have been raised against the validity of this distinction between “official” and “unofficial” persecution.16 Nevertheless, a potentially larger problem is just beginning 13  Cf. Melito of Sardis, Apology Addressed to Marcus Aurelius Antoninus [= Eusebius, Hist. eccl. 4.26]; Tertullian, Apol. 5; Eusebius, Hist. eccl. 3.17–18; Lactantius, Mort. 3; Orosius, Hist. 7.10. 14 E. g., Johannes B. Bauer, “Der erste Petrusbrief und die Verfolgung unter Domitian,” in Die Kirche des Anfangs: Für Heinz Schürmann, eds. Rudolf Schnackenburg, Josef Ernst, and Joachim Wanke, Erfurter Theologische Studien 38 (Freiburg: Herder, 1978), 513–27; Cristiano Dognini, “Le comunità cristiane e l’impero romano secondo la Prima Lettera di Pietro,” Latomus 68 (2009): 957–71. For confirmation, appeal is commonly made to Pliny’s reference to a group of Christians who confessed to abandoning their faith 20 years earlier (Ep. 10.96.6), presumably in connection to some type of strong outside pressure such as persecution. According to this reconstruction, the event would have occurred around the time that Domitian’s fury was growing. 15  For a discussion of this shift, see Travis B. Williams, “Suffering from a Critical Oversight: The Persecutions of 1 Peter within Modern Scholarship,” Currents in Biblical Research 10 (2012): 271–88. 16  See, e. g., David G. Horrell, “Leiden als Diskriminerung und Martyrium: (Selbst‑)Stigmatisierung und Soziale Identität am Beispiel des ersten Petrusbriefes,” in Erkennen und Erleben: Beiträge zur psychologischen Erforschung des frühen Christentums, eds. Gerd Theissen and Petra von Gemünden (Gütersloh: Gütersloher, 2007), 119–32; idem, “The Label Χριστιανός: 1 Pet 4.16 and the Formation of Christian Identity,” Journal of Biblical Literature 126 (2007): 361–81; idem, 1 Peter, New Testament Guides (London: T&T Clark, 2008), 53–59; Paul A. Holloway, Coping with Prejudice: 1 Peter in Social-Psychological Perspective, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 244 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2009), 40–73; Travis B. Williams, Persecution in 1 Peter: Differentiating and Contextualizing Early Christian Suffering, Supplements to Novum Testamentum 145 (Leiden: Brill, 2012).

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to be recognized: the difficulties associated with the letter’s pseudepigraphical character. Despite the fact that scholars have questioned the authorial attribution of 1 Peter since the early 19th century,17 it has only been recently that interpretations have been informed by a close comparison of the practice of pseudonymity in the Greco-Roman world. This discussion began in earnest with the ground-breaking studies by Wolfgang Speyer and Norbert Brox,18 and since then important strides continued to be made. In particular, scholars have worked to distinguish the fictive world that is constructed by the pseudonymous author from the real world that stands behind the text.19 This strategy, which has been especially informed by insights from the field of narrative criticism, has led to a number of significant interpretive questions: Is the letter’s authorial attribution intended to be a transparent fiction, or was it meant to deceive its readers?20 Is the closing reference to “Babylon” (1 Pet 5:12) simply a way to connect the image of Peter to Rome as part of the letter’s literary fiction, or does it indicate 1 Peter’s actual place of origin?21 One question that has a significant bearing on the date of the 17 The first to move in this direction was Hermann Heimart Cludius, Uransichten des Christenthums nebst Untersuchungen über einige Bücher des Neuen Testaments (Altona: Heimart, 1808), 296–302, who maintained that the attribution to Peter was the result of a textual corruption (with ὁ πρεσβύτερος being eventually replaced by Πέτρος ἀπόστολος), and that the actual author of the letter was a Jewish-Christian from Asia Minor who was sympathetic to the Pauline perspective. 18  Cf. Wolfgang Speyer, Die literarische Fälschung im heidnischen und christlichen Altertum. Ein Versuch ihrer Deutung, Handbuch der Altertumswissenschaft 1/2 (Munich: Beck, 1971); Norbert Brox, Falsche Verfasserangaben. Zur Erklärung der frühchristlichen Pseudepigraphie, Stuttgarter Bibelstudien 79 (Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 1975). 19 Related to this development, some have attempted to account for the different levels on which suffering in 1 Peter can be read. For instance, Marcus Sigismund, “Identität durch Leiden. Anmerkungen zur Leidensthematik des Ersten Petrusbriefes im Rahmen einer frühchristlichen Gedächtnisgeschichte,” in Hoffnung in Bedrängnis. Studien zum Ersten Petrusbrief, Stuttgarter Bibelstudien 216 (Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2009), 177–206, seeks to bridge the gap between traditional historical approaches which assume that the descriptions of persecution can be used to ascertain the date of the letter’s composition and recent narratological approaches which assume a fictionalized construction. 20 For a reading of 1 Peter as a transparent fiction, see Karl Matthias Schmidt, Mahnung und Erinnerung im Maskenspiel: Epistolographie, Rhetorik und Narrativik der pseudepigraphen Petrusbriefe, Herders biblische Studien 38 (Freiburg: Herder, 2003); idem, “Die Stimme des Apostels erheben. Pragmatische Leistungen der Autorenfiktion in den Petrusbriefen,” in Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen, eds. Jörg Frey, et al., Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2009), 625–44. For others who have espoused this view more generally, see Martina Janssen, Unter falschem Namen. Eine kritische Forschungsbilanz frühchristlicher Pseudepigraphie, Arbeiten zur Religion und Geschichte des Urchristentums 14 (New York, Lang, 2003), 182–85. 21 For a discussion of these interpretive possibilities, see Lutz Doering, “Apostle, Co-Elder, and Witness of Suffering: Author Construction and Peter Image in First Peter,” in Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen, eds. Jörg Frey, et al., Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2009), 667–73; Friedrich W. Horn, “Die Petrus-Schule in Rom. Forschungsgeschichtliche Notizen zur Abfassungs-

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epistle is whether the descriptions of suffering are intended to reflect the experiences of specific Christian communities across Asia Minor, or whether they are merely representative of the fictionalized situation created through the process of pseudonymity. 3.1 Implied Readers, Fictive Readers, and Persecution Most who read 1 Peter as a pseudepigraphical composition assume continuity between the implied readers and the fictive addressees. In this way, the designation of the audience as the “elect sojourners of the diaspora residing in Pontus, Galatia, Cappadocia, Asia, and Bithynia” (1 Pet 1:1) is more than just a device of pseudonymity. The epistle is understood as an actual correspondence directed toward Christian communities in the Roman provinces of Asia Minor. One caveat to this reconstruction is that while the implied readers are normally understood to be located in the same geographic area as those specified in the prescript, they are a generation or two removed from this narrative construction. Consistent with this line of interpretation, the descriptions of conflict are thought to be representative of the actual circumstances of Anatolian Christians during the late-first or early-second century ce. The tendency to equate the fictive narrative that is constructed within pseudepigraphical letters and the referential world of the actual author/readers has recently been challenged in an insightful article by Will Robinson and Stephen R. Llewelyn.22 They propose that, like the fictive addressor in 1 Peter, the addressees are also fictitious.23 Their case is built, in part, on probability and analogy. Related to the former, it is argued that in a pseudepigraphical epistle fictitious addressees naturally follow from a fictitious addressor.24 Thus, emphasis is placed situation des 1. Petrusbriefs,” in Bedrängnis und Identität: Studien zu Situation, Kommunikation und Theologie des 1. Petrusbriefes, ed. David S. du Toit, Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 200 (Berlin: de Gruyter, 2013), 3–20. 22  Cf. Will Robinson and Stephen R. Llewelyn, “The Fictitious Audience of 1 Peter,” The Heythrop Journal 61 (2020): 939–50. Robinson and Llewelyn are not the first to raise this issue. Within Pauline scholarship, some have also pointed out the various ways that pseudonymity complicates appeals to the real world behind the text. See, e. g., Trevor Thompson, “As If Genuine. Interpreting the Pseudepigraphic Second Thessalonians,” in: Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen, eds. Jörg Frey, et al., Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2009), 471–88; David Lincicum, “MirrorReading a Pseudepigraphical Letter,” Novum Testamentum 59 (2017): 171–93. 23  The possibility that the addressees might be fictional is considered, but ultimately dismissed, by Matthew V. Novenson, “Why Are There Some Petrine Epistles Rather Than None?” in Peter in Early Christianity, eds. Helen K. Bond and Larry W. Hurtado (Grand Rapids: Eerdmans, 2015), 154. 24  Cf. Robinson and Llewelyn, “Fictitious Audience,” 939: “if the addressor is fictive, must not the addressee also be fictive?”; ibid 940: “If … the author is considered deceptive as regards his name, he may be deceptive regarding his readers, in both generational and geographical determinants.”

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on the inconsistency of accepting geographical designations in the text while rejecting temporal indicators. Related to the latter, attention is drawn to other pseudonymous epistles where both the addressor and the addressee(s) are fictitious, such as 3 Corinthians or the Epistle to the Laodiceans. These letters, they point out, tell us nothing meaningful about specific Christian communities in Corinth or Laodicea, respectively.25 The strongest arguments made for a fictive audience arise out of the text of 1 Peter. Robinson and Llewelyn make the case for understanding the locations mentioned in the prescript (Pontus, Galatia, Cappadocia, Asia, and Bithynia) as parallel with the letter’s provenance described in the farewell (Babylon). They contend that since the latter was intended to represent social estrangement and dislocation, “it begs the question as to why the provincial designators in the prescript should not also be so construed.”26 With this, their attention turns to the mechanics of delivery. What they argue is that the basis for judging the fictive nature of 1 Peter’s addressees is “whether it was delivered or not.”27 After exploring various means by which a pseudonymous epistle might have reached specific communities, Robinson and Llewelyn define the greatest obstacle for equating the fictive readers with the implied readers: “If the letter is pseudonymous and written in the late first century, it is difficult to see how a church could believe that the Apostle Peter was truly giving instructions for their present situation.”28 In other words, the further the letter is removed from the time of the historical Peter, the more difficult it would be for the readers to believe the fiction that the apostle was speaking directly to their historical circumstances.29 The question of the fictitious nature of the audience has an important bearing on how one views the letter’s descriptions of suffering. If the situation, like the addressor and addressees, is a fictive construction, the persecutions would not reveal anything specific about the circumstances of Christian communities in Asia Minor during the late-first or early-second century. They would simply re Cf. Robinson and Llewelyn, “Fictitious Audience,” 944. and Llewelyn, “Fictitious Audience,” 942. 27 Robinson and Llewelyn, “Fictitious Audience,” 943. 28 Robinson and Llewelyn, “Fictitious Audience,” 946. 29 A similar argument has been set forth by those who defend Petrine authorship: “es sich schwerlich denkbar machen lässt, wie ein Falsarius es versucht haben soll, bestimmten Gemeinden etwa 50 Jahre nach dem Tode des Petrus einen Brief als von Petrus geschrieben, in die Hände zu spielen, in welchem sie wegen gegenwärtiger Leiden getröstet werden, und dass ihm das so gut gelungen sei, dass keine der Gemeinden den Betrug gemerkt hat” (Johann E. Huther, Kritisch exegetisches Handbuch über den 1. Brief des Petrus, den Brief des Judas und den 2. Brief des Petrus, 4th ed., Kritisch-exegetischer Kommentar 12 [Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1877], 39; original emphasis). While Huther’s protest was originally directed toward those who assigned the epistle a Trajanic date, the same argument has been made against a first century ce forgery as well (see, e. g., Edward G. Selwyn, “The Persecutions in I Peter,” Bulletin of the Studiorum Novi Testamenti Societas 1 [1950]: 48; Ben Witherington, Letters and Homilies for Hellenized Christians, vol. 2: A Socio-Rhetorical Commentary on 1–2 Peter [Downers Grove, IL: InterVarsity, 2007], 38). 25

26 Robinson

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flect general conditions, applicable to any Christian community at any time and in any part of the Roman empire. This, in fact, is the claim made by Robinson and Llewelyn.30 According to this interpretation, all attempts to identify specific historical situations behind the letter would thus be futile. 3.2 The Fictive Situation as the Real Situation in 1 Peter The case that Robinson and Llewelyn make for a fictitious audience draws attention to an issue that is foundational for dating 1 Peter: with a pseudepigraphical letter, one must not only account for the fictive nature of the addressor, but also the possibility that the addressee(s) and the situation might be fictitious. The simple fact that this matter has been brought to the surface will no doubt move the discussion forward in important ways. Nevertheless, what I would like to suggest is that an equally, if not more, convincing case can be made for the view that 1 Peter addresses the threat of actual persecution facing Christian communities across Asia Minor;31 in other words, the fictive situation may very well be reflective of the real situation – although a situation that very well could apply to other Christian communities in different places (cf. 1 Pet 5:9). 3.2.1 Pseudonymous Epistles and Real Situations At the outset, it is crucial to establish the possibility that a pseudonymous epistle might be addressed to an actual situation. This is especially important since the argument of Robinson and Llewelyn is grounded in the assumption that a fictive audience/situation naturally follows from a pseudonymous addressor. It is true, as these scholars point out, that many forged letters did involve a fictive addressor writing to a fictive addressee about a fictive situation (e. g., 1  Macc 12.7–9; Josephus, J. W. 1.526–529; Eusebius, Praep. ev. 9.31–34; Augustine, Cons. 1.10). But what weakens their case is that they do not fully account for the possibility that some pseudepigraphical letters were addressed to actual situations involving real recipients. Evidence for this type of pseudepigraphon is provided both directly and indirectly within the ancient source materials. Direct evidence is found in 30  Cf. Robinson and Llewelyn, “Fictitious Audience,” 944: “the suffering cannot be used as an example of specific knowledge the author has concerning the churches in Asia Minor.” At most, they contend that it can inform us about Christianity in the late first century, especially “its theology and approach to suffering”. Cf. Markus Öhler, “Graeco-Roman Associations, Judean Synagogues and Early Christianity in Bithynia-Pontus,” in Authority and Identity in Emerging Christianities in Asia Minor and Greece, eds. Cilliers Breytenbach and Julien M. Ogereau, Ancient Judaism and early Christianity 103 (Leiden: Brill, 2018), 62–88, who takes a similar approach toward persecution in 1 Peter based on the pseudepigraphical nature of the epistle. He argues that “the letter … does not react to any precise situation in a specific region but to widespread problems and challenges commonly affecting the early Christians” (76). 31 The tentativeness of this claim must be emphasized. Pseudepigraphical literature tends to complicate the interpretive process in ways that make even probabilities difficult to establish.

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letters sent to the emperor in connection with the appointment and intermittent role of Athanasius in the episcopacy of Alexandria during the fourth century. Rumors circulating at that time claimed that the position was only secured after forged letters were sent to Constantine on behalf of the city koinon petitioning for the ordination of Athanasius. Thinking that the epistles were authentic, the emperor conceded the request (Philostorgius, Hist. eccl. 2.11). Some years later in Athanasius’ tenure in Alexandria, a forged letter was also sent to Constantius II; but this time it claimed to be from Athanasius himself (Athanasius, Apol. Const. 19–21). This epistle, which was likely composed by an Arian opponent, asked that Athanasius be granted leave to travel to Italy. Again, since the document was viewed as authentic, permission for the request was granted by the emperor. What examples like these reveal is that pseudepigraphical epistles could address actual situations involving real audiences. Indirect evidence for this type of pseudepigraphon is available as well. Here we could appeal to the forged letter of “Paul” referenced in 2 Thess 2:2 (δι᾿ ἐπιστολῆς ὡς δι᾿ ἡμῶν). Like 1 Peter, 2 Thessalonians is also a pseudepigraphon, and thus requires interpreters to determine whether the readers and situation it describes are real or fictive.32 Yet, this question is unrelated to our main point, which is the type of forgery envisioned in this passage. What the passage describes is the case of a pseudonymous author writing to a real Christian community about an actual situation. Regardless of whether the letter in question ever existed, ancients could at least conceive the potential of such a forgery (cf. also Plutarch, Brut. 53.6–7; Jerome, Epist. 102.1). A further clue that pseudonymous epistles could address actual situations is provided by the response to letters of questionable origin. At times, recipients express their uncertainty about whether a given letter is authentic or forged. The dilemma that arises in these situations is whether and how to respond (cf. Jerome, Epist. 102.1; Ruf. 3.20; Augustine, Ep. 59.1–2). What is clear in such cases is that the epistle – even if it was forged – was understood as a real correspondence involving actual circumstances. So, even if all the elements in the author–recipient–situation triad are fictional in some ancient epistles (e. g., 3 Corinthians; Epistle to the Laodiceans), we need not assume this is the case in every instance. The nature of the recipients and the situation in a pseudonymous letter must be determined on a case-by-case basis.33 32  Some maintain that the letter was actually intended for the church in Thessalonica (e. g., L. McKinnish Bridges, 1 & 2 Thessalonians, Smyth and Helwys Bible Commentary 17 [Macon, GA: Smyth & Helwys, 2008], 194–213), while others read the epistle as addressing a specific situation in another locale (e. g., Earl J. Richard, First and Second Thessalonians, Sacra Pagina [Collegeville, MN: Liturgical Press, 1995], 28). Alternatively, both the addressors and the addressees have been read as fictive (see Margaret M. Mitchell, “Thessalonicherbriefe,” Religion in Geschichte und Gegenwart4 8 [2005]: 360–61). 33  Pace Lincicum, “Mirror-Reading a Pseudepigraphical Letter,” 172, who argues, “the burden of proof falls to the interpreter who wants to suggest that one element of the triad of author – recipient – situation is not fictionalized while the others are.”

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In what follows, therefore, I would like to propose a reading of 1 Peter which connects the fictive addresses with the implied readers, but which still accounts for the letter’s pseudepigraphical authorship. 3.2.2 Connecting 1 Peter to an Actual Situation Within 1 Peter, there may be clues that an actual situation was in view. It appears to be significant, for instance, that the author chose to limit the geographic location of his addressees. Such a decision stands in contrast to James, another pseudepigraphical epistle, which is addressed more broadly to “the twelve tribes in the diaspora” (Jas 1:1). If nothing else, the selection of specific geographic designations in 1 Peter requires an explanation. On the assumption that the audience and situation are fictitious, one explanation of the author’s choice would be the letter’s connection with Paul. If these designations are intended to be Roman provinces, the overlap with Paul’s missionary travels (e. g., Asia, Galatia) might suggest an attempt to bring together the Petrine and Pauline missions.34 If, on the other hand, they are to be understood simply as geographic regions in northern Asia Minor, then they may have been selected to establish a mission field for “Peter” that was slightly removed from the territory of Paul.35 But while these explanations are possible, they probably represent too heavy an emphasis on the letter’s connection to Paul. A more natural alternative, based on the assumption that the letter would have created the most interest in the places to which is was specifically addressed,36 would be to locate the original circulation of 1 Peter 34 This interpretation would be consistent with the view of F. C. Baur and the Tübingen school, which held sway for a long time within Petrine studies, viz. that 1 Peter is a synthesis or reconciliation of apostolic theology that attempts to demonstrate the unity of the two great apostles. 35  Cf. Lutz Doering, “Gottes Volk: Die Adressaten als ‘Israel’ in Ersten Petrusbrief,” in Bedrängnis und Identität: Studien zu Situation, Kommunikation und Theologie des 1. Petrusbriefes, ed. David S. du Toit, Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 200 (Berlin: de Gruyter, 2013), 84–87. Robinson and Llewelyn consider this possibility before acknowledging “[i]n truth, we do not know (and cannot know) what it would indicate” (“Fictitious Audience,” 942). Later they raise the possibility that “the pseudepigraphical author chose Asia Minor because the work was presented elsewhere (e. g., Rome) thus avoiding the question as to why it had never previously been known. The conceit of the letter was that it had been delivered far away” (“Fictitious Audience,” 945; cf. Vinson, “1 Peter,” 6). Yet, such a proposal does not explain why these specific provinces were selected and not others. 36 While apostolic letters directed toward particular situations within specific congregations were read as authoritative and applicable across many places and times, special significance was often granted to an epistle at the location to which it was originally addressed. For instance, the Epistle of Christ and Abgar (cf. Eusebius, Hist. eccl. 1.13.5), which claims to have been written by Jesus to Abgar, the ruler of Osroene, was thought to have possessed magical powers. A copy was thus hung on the city walls in Edessa, the capital of Osroene, to ward off enemies (Peregrinatio Egeriae 17.1; 19).

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within the five designated geographic areas. At most, however, this evidence is only suggestive. More significant, perhaps, is the motive and presentation of 1 Peter. Unlike many Christian forgeries from the ancient world, 1 Peter is not a doctrinal treatise defending a particular theological idea. The letter makes no reference to false teaching (as, e. g., the Pastoral epistles or 2 Peter), and there is little that is innovative about its theological message. Instead, it displays a genuine pastoral concern for a group of persecuted Christians. But it is more than just the issue that the letter was designed to address; it is how it does so. This was pointed out some years ago by Richard Bauckham, who made a case for the letter’s authenticity on the basis of the manner in which it addresses the situation of suffering. He argued that 1 Peter is unlike pseudepigraphical letters, which “must describe the situation of their supposed addressee(s) sufficiently for the real readers, who would not otherwise know it, to be able to recognize it as analogous to their own.”37 Distinct from this common format of fictional writings, 1 Peter “assume[s] a specific situation without having to describe it.”38 An alternative (and arguably, a better) interpretation is that Bauckham has identified not a mark of the letter’s authenticity, but an indication that this pseudonymous composition was intended to address an actual situation. 3.2.3 The Dissemination and Reception of a Pseudepigraphical Letter While there may be evidence to suggest that 1 Peter was directed toward the persecution of churches in Asia Minor, an adequate defense of this position requires some explanation of how a fictitious letter could have addressed a real situation – both in terms of its dissemination among actual Christian communities and its reception as an authentic composition. The first question relates to the logistics of delivery: how would a pseudonymous epistle like 1 Peter circulate among actual congregations? This question is important in light of an objection that is occasionally raised against pseudonymity. In her defense of Petrine authorship, for example, Karen H. Jobes draws attention to the fact that if the letter were pseudonymous, it would have been delivered by someone other than Silvanus, who is commended as the letter-carrier (1 Pet 5:12).39 As she puts it, “this ruse 37 Richard Bauckham, The Jewish World around the New Testament (Tübingen: Mohr Siebeck, 2008), 145. 38  Richard Bauckham, “Pseudo-Apostolic Letters,” Journal of Biblical Literature 107 (1988): 490. 39 There is some disagreement as to whether 1 Pet 5:12 designates Silvanus as the amanuensis or the courier. While the former cannot be ruled out altogether, in that Silvanus could have served in both capacities, the formula γράφειν διά τινος invariably refers to the letter-carrier whenever it is used in literary sources (e. g., Ign. Smyrn. 12.1; Phld. 11.2; Rom. 10.1), non-literary papyri (e. g., P.Mich. 466, 751; P.Lund II 2; P.Leid.Inst. 31; P.Brem. 48; P. Fay. 123; P.Oxy. 937, 2728, 3067; BGU 33; P.Mil. 80; P.Princ. 163; SB 10800, 12037; P.Kell. 12), and ostraca (e. g., O.Claud. 158, 292; O.Wilck. 78). See further E. Randolph Richards, “Silvanus Was Not Peter’s

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would certainly preclude the letter being actually delivered to an original destination, for a pseudonym for its bearer(s) would spoil the intent of the ruse.”40 The named individuals in the epistolary closing (Silvanus [1 Pet 5:12]; Mark [5:13]) do represent fictional characters designed to give the letter a sense of verisimilitude. Other pseudepigrapha from Greco-Roman antiquity – both Christian and non-Christian  – include plenty of similar fictitious personalia.41 Yet, contrary to the assertion of Jobes, this would not jeopardize the “ruse” of pseudonymity. This is due, first of all, to the expectations of recipients. Through the encyclical nature of the prescript, with its broad set of addressees that included Christian communities spread across Asia Minor, the author offsets the expectation that every church who received the epistle would encounter an apostolic messenger. This has been recognized even among those who defend the letter’s authenticity. One of the more popular reconstructions envisions Silvanus carrying the letter from Rome to a port city in Asia Minor (e. g., Amisus, Sinope). Rather than visiting every Christian congregation in each of the named provinces, Silvanus is merely thought to have delivered the letter to intermediaries at certain locations, who then distributed copies to the various churches within their areas.42 In this scenario, the commendation of the letter-carrier only affects a small group of associates without any relevance for the Anatolian congregations to whom it was designated. Even if Silvanus actually carried the letter from church to church, the apostolic recommendation would have only been relevant for a limited number of churches. When the letter was copied and transmitted to other congregations, there would have been no direct exposure to Silvanus, and the need for the author’s commendation would have been lost. The second reason why the individuals mentioned in the postscript would not have compromised the letter’s fictive character is because of the alternative disSecretary: Theological Bias in Interpreting διὰ Σιλουανοῦ … ἔγραψα in 1 Peter 5:12,” Journal of the Evangelical Theological Society 43 (2000): 417–32. 40  Jobes, 1 Peter, 321; cf. also Greg W. Forbes, 1 Peter, Exegetical Guide to the Greek New Testament (Nashville: B&H Academic, 2014), 2. 41  See Norbert Brox, “Zu den persönlichen Notizen der Pastoralbriefe,” Biblische Zeitschrift 13 (1969): 76–94, and Lewis R. Donelson, Pseudepigraphy and Ethical Argument in the Pastoral Epistles, Hermeneutische Untersuchungen zur Theologie 22 (Tübingen: J. C. B. Mohr, 1986), 23–42. Fictitious personalia represent one of the many elements used to construct a plausible fiction. For more of the elements involved in pseudepigraphical letters in antiquity, see Stefan Schreiber, “Pseudepigraphie als Problem der Einleitungswissenschaft. Perspektiven aus der antiken Briefliteratur,” in Spurensuche zur Einleitung in das Neue Testament. Eine Festschrift im Dialog mit Udo Schnelle, ed. Michael Labahn, Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 271 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2017), 238–43. 42 See Colin J. Hemer, “The Address of 1 Peter,” The Expository Times 89 (1978): 239–43. An alternative is that “Silvanus could simply have carried the letter to its port of entry … and been officially welcomed there and at a few other congregations in the vicinity. His personal greetings from Peter would then have been conveyed by word of mouth from congregation to congregation through the provinces along with the letter itself ” (J. Ramsey Michaels, 1 Peter, Word Biblical Commentary 49 [Nashville, Nelson, 1988], 307).

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semination of pseudepigrapha. One problem with the reconstruction of Jobes is that she assumes 1 Peter would have been sent out in the same manner as an authentic epistolary correspondence – which certainly would not have been the case. Although real letters and pseudepigraphical letters were similar in many ways (e. g., formal characteristics), they would have been disseminated quite differently. A pseudonymous author would not have felt constrained to send a lettercarrier throughout Asia Minor reproducing the imaginary steps of Silvanus. It is more reasonable to imagine that 1 Peter would have been brought to a given Christian community and presented as a letter sent by the apostle Peter some years prior (see below). The believability of 1 Peter’s slow circulation naturally leads into the second question: what is the likelihood that a pseudepigraphical epistle would have been received by actual Christian congregations? As Robinson and Llewelyn have correctly argued, the acceptance of 1 Peter was dependent upon whether it was viewed as a genuine correspondence from the apostle Peter.43 If suspicions had been raised about its authenticity, it would have most likely been rejected.44 Therefore, to be able to use the authority of the apostle Peter, whose legacy of suffering and martyrdom was particularly relevant,45 while still addressing a contemporary situation, the pseudonymous author had limited options in constructing the letter. One possibility would have been to write a testamentary letter in which the persecutions of the Anatolian congregations were “predicted” by the apostle. Although 1 Peter does not emphasize the author’s impending death like 2 Peter, the testamentary nature of the epistle may be indicated through subtle clues.46  Cf. Robinson and Llewelyn, “Fictitious Audience,” 944–45. problems surround the view that ancient pseudepigrapha were accepted as transparent fiction, and as such, most have moved away from this idea (see, e. g., Armin D. Baum, Pseudepigraphie und literarische Fälschung im frühen Christentum: mit ausgewählten Quellentexten samt deutscher Übersetzung, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 138 [Tübingen: Mohr Siebeck, 2001]; Terry L. Wilder, Pseudonymity, the New Testament, and Deception: An Inquiry into Intention and Reception [Lanham, MD: University Press of America, 2004]; Bart D. Ehrman, Forgery and Counterforgery: The Use of Literary Deceit in Early Christian Polemics [Oxford: Oxford University Press, 2013]). One of the greatest obstacles to reading 1 Peter as a transparent fiction is that in the early church the letter was unanimously understood as a genuine correspondence originating directly from the apostle Peter (see Andreas Merkt, “1 Peter in Patristic Literature,” in Reading 1–2 Peter and Jude: A Resource for Students, eds. Eric F. Mason and Troy W. Martin, Resources for Biblical Study 77 [Atlanta: SBL, 2014], 167–79; idem, 1 Petrus, Novum Testamentum Patristicum 21/1 [Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2015]). 45  It is noteworthy that later Petrine forgeries drew upon the figure of Peter because of his association with suffering (see Pamela Reaves, “Pseudo-Peter and Persecution: (Counter‑)Evaluations of Suffering in the Coptic Apocalypse of Peter (NHC VII,3) and the Letter of Peter to Philip (NHC VIII,2),” in Fakes, Forgeries, and Fictions: Writing Ancient and Modern Christian Apocrypha, ed. Tony Burke [Eugene, OR: Wipf & Stock, 2017], 129–51). 46  For a discussion of the testamentary nature of 1 Peter (especially as it relates to 5:1), see Doering, “Apostle, Co-Elder, and Witness of Suffering,” 658–61; David G. Horrell, “Peter Remembered in 1 Peter? Representations, Images, Traditions,” in The Apostle Peter in the early 43

44 Serious

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Particularly relevant is 1 Pet 5:1, where the author describes himself as “a witness (μάρτυς) of the sufferings of Christ.” While the word μάρτυς can refer to one who observes an event (cf. Matt 18:16; Acts 7:58; 2 Cor 13:1), in this case, the emphasis seems to be placed on the act of proclamation, and in particular, a type of practical testimony in which the author is equipped to address the difficult situation of his readers due to his own personal experience.47 Whether this insight derived from the suffering that “Peter” faced during his lifetime or even from his eventual martyrdom,48 his testimony would be especially relevant to these readers. Even more important, however, is that “Peter” is able to attest to the glory that follows. The verse continues by describing him as “a partaker (κοινωνός) of the glory that is about to be revealed” (5:1). In this way, “‘Peter’ has already arrived at the glory that is however yet to be revealed to all,”49 and thus he is able to confirm the reward that is granted to those who endure suffering. This subtlety allows the author to address contemporary readers without directly disclosing the fiction. Another possibility – although these options are not mutually exclusive – is that the pseudonymous author could have attempted to pass off the letter as an earlier composition of the apostle Peter that was only now making its way around to the current location. Unlike some pseudepigrapha that required fantastic discovery stories,50 the late appearance of 1 Peter would be perfectly believable in light of the time and obstacles involved in circulating a letter over such a vast area. Further, this explanation would be a natural choice because the level of persecution that threatened (and in many cases, overtook) Christians in Asia Minor was consistent from the final years of Peter’s lifetime until the end of the first century ce (and even beyond).51 This means that a genuine correspondence from the historical Peter to a group of suffering Christians written in 65–66 ce would have remained perfectly relevant some twenty or thirty years later.52 What Church, ed. Judith Lieu, Bibliotheca Ephemeridum theologicarum Lovaniensium (Leuven: Peeters, forthcoming). 47  See further Doering, “Apostle, Co-Elder, and Witness of Suffering,” 658–59. 48  Some interpreters read this verse as a reference to the persecution that Peter faced as a disciple of Jesus (e. g., Theofried Baumeister, Die Anfänge der Theologie des Martyriums, Münsterische Beiträge zur Theologie 45 [Münster: Aschendorff, 1980], 209; Brox, Der erste Petrusbrief, 229–30). Others find a specific reference to Peter’s martyrdom (e. g., A. R. C. Leaney, The Letters of Peter and Jude: A Commentary on the First Letter of Peter, a Letter of Jude and the Second Letter of Peter, Cambridge Bible Commentary [Cambridge: Cambridge University Press, 1967], 69; Feldmeier, Der erste Brief des Petrus, 156). 49  Doering, “Apostle, Co-Elder, and Witness of Suffering,” 661 (original emphasis). 50 E. g., Pliny the Elder, Nat. 13.84–87; Apocalypse of Paul 1–2; cf. also Lucian, Alex. 10; Suetonius, Jul. 81. For more on the “discovery” of written works in antiquity, see Wolfgang Speyer, Bücherfunde in der Glaubenswerbung der Antike. Mit einem Ausblick auf Mittelalter und Neuzeit, Hypomnemata 24 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1970). 51  See Williams, Persecution in 1 Peter, 180–226. 52  This answers one of the objections that Robinson and Llewelyn raise against the possibility that 1 Peter was disseminated as an earlier composition by Peter. They argue, “if our author wrote the letter in the late first century, and then claimed it was an older letter, (s)he could not

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is more, the letter does not contain the types of specific details that would have compromised its fictitious character. Instead, its description of the readers’ situation allows it to address a variety of potential problems. Understood from this perspective, the words of “Peter” would have still been able to speak to future generations, despite the assumption that they were written decades in the past.

4. Conclusion In discussions of the date of 1 Peter, very little attention has been devoted to one of the most fundamental questions: whether a pseudonymous epistle can actually reveal anything of value about the historical situation of the ascribed audience. Numerous examples of pseudepigraphical epistles from antiquity involved a fictive author writing to a fictive audience about a fictive set of circumstances. If this is the case in 1 Peter, then persecution reveals little about when the letter was composed. We have shown, however, that a plausible case can be made for equating the fictive readers (“the elect sojourners of the diaspora residing in Pontus, Galatia, Cappadocia, Asia, and Bithynia,” 1:1) with the implied readers (i. e., those toward whom the message and instructions of 1 Peter are specifically directed). As such, this epistle is similar to other pseudepigraphical letters that were intended to address the actual circumstances of a specific group of recipients. But even though this conclusion opens the possibility that the persecutions might inform the dating of 1 Peter, a problem still persists: the minimal contribution of such evidence. Perhaps the only specific clue that is provided in the letter is the potential that the readers might have to suffer “as Christians” (1 Pet 4:16). This description, as argued elsewhere, seems to indicate that at the time of composition Christianity had become effectively illegal,53 which would situate the epistle sometime after the persecutions of Nero. At most, this evidence could be used to establish a terminus a quo around 64 ce. Yet, the usefulness of this date is relativized by the presence of the cipher “Babylon” (5:12), which pushes this limit back even further to 70 ce. Moving forward, therefore, scholars would do well to focus on alternative means of dating 1 Peter.54 have easily suggested that the letter was meant for contemporaneous communities in the area – people would have more easily assumed that it was written for communities in Asia Minor in another decade” (“Fictitious Audience,” 944; original emphasis). 53 Cf. Horrell, Becoming Christian, 164–210; Williams, Persecution in 1 Peter, 281–95. 54 A more productive strategy, especially given the pseudonymous nature of the epistle and the vague references to suffering, would be to focus on literary connections. This is not to imply that such an approach presents no problems for interpreters. At times, merely establishing a literary connection can be difficult, particularly when there are no agreed-upon criteria for making an identification (see Travis B. Williams, “Intertextuality and Methodological Bias: Prolegomena to the Evaluation of Source Materials in 1 Peter,” Journal for the Study of the New Testament 39 [2016]: 1–19). Further, the dates of certain key documents (e. g., 1 Clement) can also

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be difficult to establish with any degree of certainty. But regardless of these limitations, literary connections have the potential to reveal undeniable relationships – regardless of a document’s pseudepigraphical character.

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Die „Neue Perspektive“ auf den Zweiten Petrusbrief Interpretatorische und methodologische Impulse einer veränderten Datierung Wolfgang Grünstäudl Datierungsfragen mögen schwierig zu beantworten sein, irrelevant sind sie nicht. Dies gilt auch und gerade im Hinblick auf neutestamentliche Texte, deren interpretatorische Erschließung sich im Rahmen einer als Theologie verstandenen Exegese zwar nicht in ihrer historischen Einordnung erschöpft, von dieser jedoch nicht absehen kann. Datierungsversuche sind dabei niemals Selbstzweck, sie sollen vielmehr gegenwärtige Lektüren unterstützen. Dort, wo neutestamentliche Texte nicht nur als historische Zeugnisse spätantiker Religionsgeschichte, sondern unter den Vorzeichen ihrer normativen Geltung im Rahmen einer oder mehrerer Rezeptionsgemeinschaften gelesen werden, ergeben sich dabei spannende und nicht immer konfliktfrei aufzulösende Interferenzen zwischen historischem Klärungsinteresse und theologischer Deutungsabsicht. Am Beispiel der „Neuen Perspektive“ auf 2 Petr,1 die sich nun seit knapp einem Jahrzehnt auf der Basis meiner Monographie Petrus Alexandrinus2 ent1 Eine

umfassende Darstellung des Diskussionsstandes bietet jetzt Frey, Jörg/den Dulk, Matthijs/van der Watt, Jan G. (Hg.), 2 Peter and the Apocalypse of Peter. Towards a New Perspective (Biblical Interpretation Series 174), Leiden/Boston: Brill 2019. 2 Grünstäudl, Wolfgang, Petrus Alexandrinus. Studien zum historischen und theologischen Ort des Zweiten Petrusbriefes (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 353), Tübingen: Mohr Siebeck 2013. Zu den Konsequenzen dieses Ansatzes für die Lektüre des 2 Petr einschließlich kanongeschichtlicher und theologischer Fragestellungen vgl. Ders., Petrus, das Feuer und die Interpretation der Schrift. Beobachtungen zum Weltenbrandmotiv im Zweiten Petrusbrief, in: Luke Neubert/Michael Tilly (Hg.), Der eine Gott und die Völker in eschatologischer Perspektive. Studien zur Inklusion und Exklusion im biblischen Monotheismus (Biblisch-Theologische Studien 137), Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 2013, 183–208; Ders./ Nicklas, Tobias, Searching for Evidence. The History of Reception of the Second Letter of Peter and the Letter of Jude, in: Troy W. Martin/Eric F. Mason (Hg.), Reading 1–2 Peter and Jude. A Resource for Students (Resources for Biblical Study), Atlanta: Society of Biblical Literature 2014, 215–228; Ders., „On Slavery“. A Possible Herrenwort in 2 Pet 2:19, in: Novum Testamentum 57 (2015), 57–71; Ders., Geschätzt und bezweifelt. Der zweite Petrusbrief im kanongeschichtlichen Paradigmenstreit, in: Jan Heilmann/Matthias Klinghardt (Hg.), Das Neue Testament und sein Text im zweiten Jahrhundert (Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter 61), Tübingen: Narr Francke Attempto 2018, 57–88; Ders., „Vom Heiligen Geist getragen“ (2 Petr 1,21). Überlegungen zu einem polytopischen Inspirationsverständnis, in: Ders./Uta Poplutz/Tobias Nicklas (Hg.), Der zweite Petrusbrief und das Neue Testament (Wissenschaft-

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faltet,3 soll im Folgenden diesen Wechselwirkungen nachgegangen werden, um exemplarisch aufzuzeigen, wie und mit welchen Mitteln der Diskurs um die Datierung eines neutestamentlichen Pseudepigraphons so geführt werden kann, dass er letztlich der theologischen Erschließung dieses Textes dienlich ist. Dazu wird zuerst knapp das Grundanliegen der „Neuen Perspektive“ vorgestellt und ihre Einbettung in die zum Teil stark konfessionell akzentuierte Forschungsgeschichte zu 2 Petr skizziert. Anschließend werden unter den Rubriken „kumulative Argumentation“ und „isolierte Verknüpfungen“ zwei charakteristische Elemente der aktuellen Datierungsdiskussion zu 2 Petr näher beleuchtet, um so einen Beitrag zu jenen grundsätzlichen methodologischen Fragen zu leisten, die den vorliegenden Band inspirieren. liche Untersuchungen zum Neuen Testament 397), Tübingen: Mohr Siebeck 2018, 279–303; Ders., Ein apokryphes Petrusbild im Neuen Testament. Zur Konstruktion apostolischer Autorität in OffbPetr und 2 Petr, in: Claire Clivaz/Jörg Frey/Tobias Nicklas (Hg.), Between Canonical and Apocryphal Texts. Processes of Rewriting, Reception and Interpretation in Early Judaism and Early Christianity (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 419), Tübingen: Mohr Siebeck 2019, 289–307. 3 Von entscheidender Bedeutung für die Entstehung der „Neuen Perspektive“ war die positive Rezeption meiner Kernthese durch Jörg Frey (vgl. dazu unten Abschnitt 4) – insbesondere in Frey, Jörg, Der Brief des Judas und der zweite Brief des Petrus (Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament 15/2), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2015, 162–176 (engl.: Ders., The Letter of Jude and the Second Letter of Peter [übers. v. Kathleen Ess], Waco, TX: Baylor University Press 2018, 201–206) –, der in einem 2014 an der Universität Wuppertal gehaltenen Vortrag auch den Begriff prägte: „I my commentary I largely adopt the new perspective on 2 Peter as suggested by Wolfgang Grünstäudl.“ (Ders., Hermeneutical Problems Posed by 2 Peter, in: Wolfgang Grünstäudl/Uta Poplutz/Tobias Nicklas [Hg.], Der zweite Petrusbrief und das Neue Testament [Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 397], Tübingen: Mohr Siebeck, 2017, 9–36, 25). Begründend hierzu Ders., Second Peter in New Perspective, in: Ders./ Matthijs den Dulk/Jan G. van der Watt (Hg.), 2 Peter and the Apocalypse of Peter. Towards a New Perspective (Biblical Interpretation Series 174), Leiden/Boston: Brill 2019, 7–74, 8: „Of course, the term ‚new perspective‘ may be considered problematic, as the rhetoric of newness often promises more than it actually delivers, and from Pauline studies we see how ‚new,‘ ‚newer,‘ and ‚newest‘ perspectives try to outdo each other. But since 2 Peter is not so much a focus of New Testament scholarship, I am confident that this will not be a danger in the present case, and that the ‚new perspective‘ developed here will stimulate the debate on 2 Peter, Petrine literature more broadly, and the New Testament canon for a certain period of time.“ Vgl. überdies die abschließende response im selben Diskussionsband Ders., 2 Peter and the Apocalypse of Peter. Concluding Reflections, in: Ders./Matthijs den Dulk/Jan G. van der Watt (Hg.), 2 Peter and the Apocalypse of Peter. Towards a New Perspective (Biblical Interpretation Series 174), Leiden/Boston: Brill 2019, 282–305, sowie die vertiefenden Einzelstudien Ders., Fire and Water? Apocalyptic Imagination and Hellenistic Worldview in 2 Peter, in: Joel Baden/Hindy Najman/Eibert Tigchelaar (Hg.), Sibyls, Scriptures, and Scrolls (FS John J. Collins, 2 Bd.), Leiden/Boston: Brill 2016, 1:451–471; Ders., Between Holy Tradition and Christian Virtues? The Use of πίστις/πιστεύειν in Jude and 2 Peter, in: Ders./Benjamin Schließer/Nadine Ueberschaer (Hg.), Glaube. Das Verständnis des Glaubens im frühen Christentum und in seiner jüdischen und hellenistisch-römischen Umwelt (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 373), Tübingen: Mohr Siebeck 2017, 609–640, und zuletzt Ders., Von der ‚petrinischen Schule‘ zum ‚petrinischen Diskurs‘. Der zweite Petrusbrief und seine literarischen Bezüge, in: Ders./ Martin Wallraff (Hg.), Petrusliteratur und Petrusarchäologie. Römische Begegnungen (Rom und Protestantismus 4), Tübingen: Mohr Siebeck 2020, 87–123.

Die „Neue Perspektive“ auf den Zweiten Petrusbrief

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1. Eine neue Datierung Bei einem Blick in die maßgeblichen deutschsprachigen Einleitungsbücher zum Neuen Testament fallen die markanten Änderungen auf, welche die Abschnitte zur Datierung des 2 Petr in den jeweils letzten Ausgaben aufweisen.4 Stellt man zum Beispiel die 2016 erschienene vierte Auflage der Einleitung von Ingo Broer und Hans-Ulrich Weidemann (rechts) der dritten Auflage von 2010 (links) gegenüber, so ergibt sich folgendes Bild: „Führen diese Hinweise zu einer Abfassung in den ersten Dekaden des zweiten Jahrhunderts, so darf man mit der Abfassung jedoch nicht zu weit ins zweite Jahrhundert hinabgehen, da die Petrusapokalypse, die um 135 entstanden sein könnte, den zweiten Petrusbrief benutzt hat. Da der Verfasser dieser Apokalypse den Brief vermutlich nicht unmittelbar nach dessen Abfassung kennengelernt haben wird, ist mit einer entsprechend früheren Abfassung zu rechnen.“5

„Diese Hinweise führen zumindest zu einer Abfassung in den ersten Dekaden des zweiten Jahrhunderts. – Wie weit man mit der Abfassungszeit des Briefes im zweiten Jahrhundert hinabgehen kann, hängt ganz wesentlich davon ab, wie das Verhältnis des Briefes zur Petrus-Apokalypse zu bestimmen ist. Ist die Petrus-Apokalypse Vorlage für den 2 Petr, so ist dieser natürlich später anzusetzen als wenn das umgekehrte Verhältnis gelten würde. Vertreter der Abhängigkeit des 2 Petr von der Petrus-Apokalypse datieren den Brief zum Teil auf die Jahre 130–140, halten aber auch den Zeitraum 140–160 für möglich.“6

4  Das gilt nicht für die weit verbreitete Einleitung von Udo Schnelle, da deren 2017 erschienene 9. (und bislang letzte) Auflage gegenüber der 2014 erschienenen 8. Auflage nur auf Fehler durchgesehen wurde und deshalb die „Neue Perspektive“ auf 2 Petr noch nicht berücksichtigen konnte. Der Passus zur Datierung des 2 Petr in Schnelle, Udo, Einleitung in das Neue Testament (Uni-Taschenbücher 1830), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 92017, 503 f., lautet: „Über Abfassungsort und ‑zeit des 2 Petr lassen sich nur Mutmaßungen anstellen. Hinweise ergeben sich aus der Rezeptionsgeschichte des Briefes, er gehört in die umfangreiche petrinische Literatur des 2. Jhs. n. Chr. So setzt die um 135 n. Chr. wahrscheinlich in Ägypten entstandene Offenbarung des Petrus den 2 Petr voraus. Die Aufnahme des Judasbriefes als terminus a quo […], die in 2 Petr  3,15f vorausgesetzte Paulusbriefsammlung und die vergleichbare Parusieproblematik in 1 Klem 23–27 weisen ebenfalls in einen Entstehungszeitraum um 110 n. Chr.“ In Ders., Theologie des Neuen Testaments (Uni-Taschenbücher 2917), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 32016, 635 Anm. 152, findet mit Frey, Jud/Petr, zumindest bereits eine Publikation der „Neuen Perspektive“ Erwähnung. 5  Broer, Ingo in Verbindung mit Weidemann, Hans-Ulrich, Einleitung in das Neue Testament, Würzburg: Echter 32010, 657. 6  Broer, Ingo in Verbindung mit Weidemann, Hans-Ulrich, Einleitung in das Neue Testament, Würzburg: Echter 42016, 671.

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Datiert die dritte Auflage von Broer/Weidemann 2 Petr in die „ersten Dekaden des zweiten Jahrhunderts“7, so öffnet die vierte Auflage mit einem „zumindest […] in den ersten Dekaden des zweiten Jahrhunderts“8 diesen Zeitraum zur Mitte des zweiten Jahrhunderts hin. Der entscheidende Grund für diese Differenz liegt in einer veränderten Bestimmung des Verhältnisses zwischen 2 Petr und ApkPetr. Bietet die ApkPetr in 2010 noch einen sicheren terminus ad quem für den 2 Petr („da die Petrusapokalypse, die um 135 entstanden sein könnte, den zweiten Petrusbrief benutzt hat“9), so wird in 2016 der aktuellen Forschungsdiskussion Rechnung getragen und die Möglichkeit eines Abhängigkeitsverhältnisses in die umgekehrte Richtung erwähnt. Wenngleich die ins Auge springenden Jahreszahlen (130–140 bzw. 140–160 n. Chr.10) eine Rezeption der ApkPetr durch 2 Petr voraussetzen, so treffen Broer/ Weidemann ausdrücklich keine Entscheidung zwischen den beiden genannten Möglichkeiten (Priorität des 2 Petr oder der ApkPetr) – was ganz auf der sorgfältig abwägenden, stets differente Argumente und Perspektiven würdigenden Gesamtlinie dieses Einleitungswerkes liegt. Marlis Gielen, die den Eintrag zu 2 Petr in dem von Martin Ebner und Stefan Schreiber herausgegebenen Einleitungswerk verantwortet, bezieht hingegen klar Position, wodurch die Differenzen zwischen den beiden letzten Ausgaben (links zweite Auflage 2013, rechts dritte Auflage 2020) noch deutlicher als bei Broer/ Weidemann hervortreten: „Die Entstehung des 2 Petr ist nach 1 Petr und Jud, die jeweils an den Ausgang des 1. Jh. zu datieren sind […], einerseits

und vor der um 135 n. Chr. entstandenen ApkPetr anzusetzen. Die Bezugnahme auf 1 Petr und die Rezeption von Jud in 2 Petr setzt ebenso eine gewisse Zeit zum Bekanntwerden der

„Aufgrund von 1 Petr und Jud, die beide jenseits der Wende zum 2. Jh. zu datieren sind […] und auf die 2 Petr in unterschiedlicher Weise rekurriert […], rückt eine plausible Abfassungszeit von 2 Petr in Richtung Mitte des 2. Jh. vor.

 Broer /Weidemann, Einleitung (2010), 657. Einleitung (2016), 671 (meine Hervorhebung).  9  Broer /Weidemann, Einleitung (2010), 657. 10  Der Verweis auf unterschiedliche „Vertreter der Abhängigkeit des 2 Petr von der PetrusApokalypse“, die „den Brief zum Teil auf die Jahre 130–140 [datieren], […] aber auch den Zeitraum 140–160 für möglich [halten]“ (Broer /Weidemann, Einleitung [2016], 671; meine Hervorhebung), ist nicht ganz nachvollziehbar. Vgl. dazu Frey, Jud/2 Petr, 186 (meine Hervorhebung): „Wenn 2 Petr auch die ApkPt benutzt (und nicht umgekehrt), dann ist – abhängig von der Datierung des Werks – eine Datierung nach 130/140 n.Chr wahrscheinlicher. Ob 2 Petr – wie Grünstäudl vermutet – auch noch Justin kennt und dann frühestens um 160 n. Chr. zu datieren wäre, ist zweifelhaft, doch bleibt eine Zeitspanne um die Mitte des 2. Jh.s (140–160 n. Chr.) als wahrscheinlichster Zeitraum für die Entstehung des Schreibens.“  7

 8 Broer /Weidemann,

Die „Neue Perspektive“ auf den Zweiten Petrusbrief

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beiden Schreiben voraus wie die Kenntnisnahme des 2 Petr durch ApkPetr kaum unmittelbar nach Abfassung des Briefes erfolgt sein dürfte. Dies legt eine Entstehung von 2 Petr um 120 n. Chr. nahe. Diese Datierung wird gestützt zum einen dadurch, dass die in 2 Petr 3,15 f. vorausgesetzte Sammlung von Paulusbriefen bereits ins 2. Jh. verweist […], und zum anderen dadurch, dass die in 2 Petr bekämpften Gegner noch keineswegs als typische Gnostiker zu identifizieren sind,

Diese Zeitmarke wird zum einen dadurch bekräftigt, dass der Autor des 2 Petr in 3,15 f. die Kenntnis einer ihm bereits als abgeschlossen geltenden Paulusbriefsammlung bezeugt … Zum anderen spricht für eine Spätdatierung von 2 Petr, dass gesicherte Belege für eine Rezeption des Schreibens im 2. Jh. fehlen […] und dass es erstmals explizit in der 1. Hälfte des 3. Jh. bei Origenes genannt, jedoch noch keineswegs als authentisch anerkannt wird (Eusebius, Hist VI 25,8) […] Wenn zudem ApkPetr 2 Petr vorausliegt […], jedenfalls bereits früher bezeugt und anerkannt ist […], ist dies ein weiteres Argument für eine verhältnismäßig späte Datierung von 2 Petr. so dass es nicht ratsam ist, den Brief erst in Insgesamt konvergieren also die Indizien die Mitte bzw. in die 2. Hälfte des 2. Jh. zu dahin, mit J. Frey, ThHK 15/II, 186 f. die Abfassung von 2 Petr zwischen 140 und 160 datieren […] n. Chr. anzusetzen. Gleichwohl handelt es sich bei 2 Petr wohl Damit gehört dieser Brief wohl zu den um die jüngste Schrift des ntl Kanons.“11 jüngsten Schriften des NT, wenn er nicht sogar die jüngste Schrift ist.“12

Die Datierung ändert sich hier deutlich von einem „um 120 n. Chr.“13 zu einem „zwischen 140 und 160 n. Chr.“14. Wiederum ist der Ausfall der ApkPetr als sicherer terminus ad quem („um 135 n. Chr.“15) von entscheidender Bedeutung, wobei Gielen „beachtenswerte Argumente für eine neue Bewertung des literarischen Abhängigkeitsverhältnisses zwischen ApkPetr und 2 Petr […], die auf eine Rezeption von ApkPetr durch den Autor des 2 Petr (und nicht umgekehrt) verweisen“16, notiert. Interessant sind zudem die jeweils angeführten Begleitargumente: Die Rezeption von 1 Petr und Jud wie auch der Verweis auf eine aus Sicht des 11  Gielen, Marlis, Der zweite Petrusbrief, in: Martin Ebner/Stefan Schreiber (Hg.), Einleitung in das Neue Testament (Kohlhammer Studienbücher Theologie 6), Stuttgart: Kohlhammer 22013, 528–535, 533. 12  Gielen, Marlis, Der zweite Petrusbrief, in: Martin Ebner/Stefan Schreiber (Hg.), Einleitung in das Neue Testament (Kohlhammer Studienbücher Theologie 6), Stuttgart: Kohlhammer 32020, 534–541, 539. 13 Gielen, 2 Petr (2013), 533. 14  Gielen, 2 Petr (2020), 539. 15  Gielen, 2 Petr (2013), 533. 16  Gielen, 2 Petr (2020), 536 f.

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2 Petr in gewisser Hinsicht abgeschlossene Sammlung der Paulusbriefe in 2 Petr 3,15 f. bewertet Gielen 2020 stärker als Indizien, die „eine plausible Abfassungszeit von 2 Petr in Richtung Mitte des 2. Jh. vor[rücken]“17 lassen, während das Gegenargument, die Charakteristik der in 2 Petr bekämpften ψευδοδιδάσκαλοι (2 Petr 2,1) verbiete eine Datierung zur Mitte oder in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts („noch keineswegs als typische Gnostiker zu identifizieren“18), gegenüber der vorigen Auflage nicht mehr angeführt wird. Neu hinzu kommen hingegen rezeptionsgeschichtliche Beobachtungen (kaum Spuren im zweiten Jahrhundert, erste explizite Erwähnung bei Origenes, frühere Beachtung der ApkPetr), die zur Unterstützung einer späteren Datierung dienen. Illustriert dieser Blick in die aktuelle Einleitungsliteratur, dass sich die Diskussion der Datierung des 2 Petr zuletzt deutlich verändert hat, so soll im Folgenden dargestellt werden, wie es zu dieser Veränderung kam – wozu zunächst einige Etappen der Forschungsgeschichte zu rekapitulieren sind.

2. 2 Petr als Herausforderung für die neutestamentliche Wissenschaft „Auch wenn das Ziel einer einigen Kirche noch vor uns liegt, gibt es doch schon jetzt nur eine Wissenschaft vom Neuen Testament. Hier ist weder evangelische noch katholische, sondern gemeinsame Exegese.“19 Prägnanter als mit diesen Worten Cilliers Breytenbachs lässt sich die zutiefst ökumenische Natur gegenwärtiger neutestamentlicher Wissenschaft nicht zum Ausdruck bringen. Glücklicherweise stellt sich internationale neutestamentliche Exegese gegenwärtig als ein Diskursraum dar, in dem nicht zuerst die Konfessionszugehörigkeit, sondern die Valenz der vorgebrachten Argumente darüber entscheidet, welchen Stimmen Gehör geschenkt wird. Das bedeutet nun aber nicht, dass diesen Stimmen keine konfessionellen Akzente zu eigen wären, zumal evangelische und katholische Exegese in der Moderne ganz unterschiedliche Diskursgeschichten besitzen,20 deren Wirkung auf gegenwärtige Zugänge nicht zu unterschätzen ist. So war 2 Petr im Bereich der katholischen neutestamentlichen Exegese bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts ein „heißes Eisen“, dessen Behandlung für ambitionierte Exegeten21 mit Risiken behaftet war. Einerseits erschien in philo Gielen, 2 Petr (2020), 539.  Gielen, 2 Petr (2013), 533. 19  Breytenbach, Cilliers, Das II. Vatikanische Konzil und „evangelische“ Exegese des Neuen Testaments, in: Berliner Theologische Zeitschrift 31 (2014), 342–358, 357. 20 Noch einmal anders gelagert sind natürlich die Entwicklungen der neutestamentlichen Exegese im Bereich der Orthodoxen Kirchen, welche hier unberücksichtigt bleiben. 21  Für den Zeitraum, der hier im Blick ist, ist das Maskulinum angebracht. Erst 2007 (!) wurde mit Maria Neubrand (1955–2020) die erste Frau auf einen Lehrstuhl für Exegese des Neuen Testaments an einer deutschen Fakultät für Katholische Theologie berufen. 17 18

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logischer und historischer Perspektive die positive Beantwortung der Pseudepigraphie-Frage bei 2 Petr so klar wie bei kaum einem anderen neutestamentlichen Text, andererseits galt in kirchenpolitischer Perspektive ein Votum gegen die Authentizität des „Testaments Petri“ lange Zeit als wenig ratsam. So vermerkt Karl Hermann Schelkle in seinem 1942 in der Theologischen Rundschau publizierten Forschungsbericht eigens, dass sein Mentor Heinrich Vogels 1925 „als erster katholischer Theologe den 2. Petrusbrief als pseudepigraphisch erklärt“22 habe. Zwei Jahre später ist es dann an Schelkle selbst, sich hinsichtlich des 2 Petr zu positionieren. Von Alfred Wikenhauser eingeladen, zu Herders Theologischem Kommentar zum Neuen Testament eine Auslegung des 2 Petr (zusammen mit 1 Petr und Jud) beizutragen, fragt der junge Tübinger Neutestamentler mit Blick auf eine mögliche pseudepigraphische Bestimmung des 2 Petr besorgt: „Werden Sie das für tragbar halten?“23 Ganze 17 Jahre später, zu Beginn des zweiten Vatikanums, erscheint dann Schelkles 2 Petr-Kommentar,24 ab dem in der katholischen neutestamentlichen Exegese weitgehend einhellig eine pseudepigraphische Abfassung des 2 Petr – verbunden mit einer Datierung in das (frühe) zweite Jahrhundert – vertreten wird. Deutlich anders verläuft die Entwicklung des Forschungsdiskurses im Bereich der evangelischen Exegese. Hier gilt 2 Petr vielen Forschern bereits im 19. Jahrhundert weitgehend selbstverständlich als Pseudepigraphon und die Datierungen reichen mitunter tief in das zweite Jahrhundert hinab, so etwa bei Adolf von Harnack, der 2 Petr zwischen 150–175 n. Chr. einordnet.25 Nicht 22  Schelkle, Karl Hermann, Zur neueren katholischen Exegese des Neuen Testaments, in: Theologische Rundschau 14 (1942), 173–198, 177. Vgl. Vogels, Heinrich Joseph, Grundriß der Einleitung in das Neue Testament, Münster: Aschendorff 1925, 227–229. 23 Schelkle an Wikenhauser, 19. 11. ​1944 (Universitätsarchiv Freiburg im Breisgau C 103/28). 24 Zu den biographischen Hintergründen von Schelkles 2 Petr-Kommentierung und ihrer exegesegeschichtlichen Bedeutung vgl. nun Grünstäudl, Wolfgang, „… nicht gewalttätig polternd, so doch klar …“. Karl Hermann Schelkles Zusage einer Mitarbeit an Herders neutestamentlichem Kommentar, in: Elżbieta Adamiak/Judith Distelrath/Bettina Reichmann (Hg.), Glaubenswege. Aufgeklärt – kritisch – zeitgemäß (FS Wolfgang Pauly), Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2020, 173–194 und Ders., Weihnachten, Krieg und Exegese. Notizen zu Heinrich Vogels’ Brief an Karl Hermann Schelkle vom 19. Dezember 1944, in: Markus Adrian/ Rainer Kampling/Sara Han (Hg.), Blickwechsel. Perspektiven der Wahrnehmung der Katholischen Tübinger Neutestamentler (Contubernium), Stuttgart: Steiner 2021, 159–180. Zu den Verwerfungen rund um Schelkles theologische Dissertation, die schließlich bei Vogels in Bonn angenommen wurde vgl. die sehr erhellende Studie Thurau, Markus, Der „Fall Schelkle“ (1929–1949). Zur frühen Rezeption der Formgeschichte innerhalb der katholischen Bibelwissenschaft im Spannungsfeld von lehramtlichem Widerstand, politischem Kalkül und theologischer Erneuerung (Apeliotes  – Studien zur Kulturgeschichte und Theologie 14), Frankfurt a. M.: Lang 2017. 25 Vgl. Harnack, Adolf, Geschichte der altchristlichen Literatur bis Eusebius. Erster Band: Die Chronologie der Literatur bis Irenäus nebst einleitender Untersuchungen, Leipzig: Hinrichs’sche Buchhandlung 1897, 470f (bis!). Eine Spätdatierung findet sich auch noch im ThHKVorgänger zu Jörg Freys Kommentar, nämlich bei Grundmann, Walter, Der Brief des Judas und der zweite Brief des Petrus (Theologischer Handkommentar 15), Berlin: Evangelische

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zu übersehen ist dabei eine tiefe theologische Skepsis gegenüber 2 Petr, dessen Kompatibilität mit dem paulinischen Evangelium nicht selten grundsätzlich bezweifelt wird.26 Parallel dazu – personifiziert etwa in Harnacks großem Antipoden Theodor Zahn – existierte aber eine starke, betont konservativ geprägte Forschungstradition, die 2 Petr energisch als authentisches (und nicht zuletzt deshalb theologisch wertvolles) Schreiben des galiläischen Fischers und ersten Jüngers verteidigt.27 Bis heute publizieren vor allem evangelikal geprägte Exegetinnen und Exegeten regelmäßig Kommentare, die die Authentizität des 2 Petr voraussetzen oder zumindest explizit als Möglichkeit offenhalten wollen.28 Mitunter kann dabei von außen betrachtet der Eindruck entstehen, die forsche Ablehnung einer pseudepigraphen Abfassung des 2 Petr – und des Phänomens von später kanonisch gewordenen Pseudepigraphen insgesamt – diene in gewisser Weise als Lackmustest für die theologische Integrität der jeweiligen Autorin bzw. des jeweiligen Autors.

Verlagsanstalt 1974, 65: „frühestens 110–150 p.Chr.“ (meine Hervorhebung). Zum unseligen Wirken Walter Grundmanns im Rahmen zweier totalitärer Regime vgl. Deines, Roland/ Leppin, Volker /Niebuhr, Karl-Wilhelm (Hg.), Walter Grundmann. Ein Neutestamentler im Dritten Reich (Arbeiten zur Kirchen‑ und Theologiegeschichte 21), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2007, Heschel, Susannah, The Aryan Jesus. Christian Theologians and the Bible in Nazi Germany, Princeton: Princeton University Press 2008, sowie Bormann, Lukas, Walter Grundmann und das Ministerium für Staatssicherheit. Chronik einer Zusammenarbeit aus Überzeugung 1956–1969, in: Kirchliche Zeitgeschichte 22 (2009), 595–632. 26 Vgl. Käsemann, Ernst, Eine Apologie der urchristlichen Eschatologie, in: Ders., Exegetische Versuche und Besinnungen I, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 51967, 135–157. Vgl. hierzu Frey, Hermeneutical Problems, 11–14. Deutlich auch Schrage, Wolfgang, Der zweite Petrusbrief, in: Herbert Balz/Ders. (Hg.), Die „Katholischen“ Briefe. Die Briefe des Jakobus, Petrus, Johannes und Judas (Neues Testament Deutsch 10), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1973, 118–149, 123: „Obschon es dem Brief an theologischer Tiefe und geistlicher Kraft fehlt und er von anderen Aussagen des Neuen Testaments her zu Widerspruch provoziert, ist er nicht einfach wertlos.“ 27  Vgl. Zahn, Theodor, Einleitung in das Neue Testament. Mit einer Einleitung von Rainer Riesner, Wuppertal/Zürich: Brockhaus 1994 [Nachdruck von 31906/1907], 66: „um 60–63“. Entscheidendes Argument für diese Datierung ist für Zahn die Abhängigkeit des Jud von (!) 2 Petr: „Nehmen wir die Zeit um 75 als ungefähre Abfassungszeit des Ju[dasbriefes] – denn erheblich tiefer herabzugehen, verbietet uns das Wenige, das wir von der Lebensgeschichte des Vf wissen […] –, so waren etwa 10–15 Jahre verstrichen, seid P[etrus] an dieselben Gemeinden den 2 Pt geschrieben hat“ (ebd. 84 f.; vgl. ebd. 92 f.). Darüber hinaus nimmt Zahn an, dass 2 Petr 3,1 nicht auf 1 Petr, sondern auf einen anderen, nun verlorenen (authentischen) Petrusbrief verweist, vgl. z. B. ebd. 72 f. 28 Vgl. paradigmatisch Green, Michael, 2 Peter and Jude (The Tyndale New Testament Commentaries), Leicester/Grand Rapids, MI.: Inter-Varsity/Eerdmans 21987, 13–39, sowie z. B. Moo, Douglas J., 2 Peter and Jude (The NIV Application Commentary), Grand Rapids, MI.: Zondervan 1996, 24 und Schreiner, Thomas R., 1, 2 Peter and Jude (The New American Commentary), Nashville, TN: Broadman & Holman 2003, 276. Zu weiteren Stimmen und den vorgebrachten Argumenten vgl. Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 10 Anm. 43.

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3. Richard Bauckhams „new perspective on the problem of date“ Auf dem Hintergrund der soeben geschilderten Spannung innerhalb der evangelischen Exegese wird die forschungsgeschichtliche Bedeutung des 1983 vorgelegten Datierungsvorschlags von Richard Bauckham umso deutlicher sichtbar. Mit seiner über 200 Seiten starken Kommentierung des 2 Petr legte der britische Neutestamentler ein Meisterwerk vor, dass die Exegese des 2 Petr über Jahrzehnte entscheidend beeinflussen sollte und vom Anliegen geprägt ist, 2 Petr möglichst eng an den historischen Petrus anzubinden. So sieht Bauckham etwa „some possible hints that the author may have had some personal connection with Peter“ und erwägt, dass der Autor „may have been a colleague of Peter’s in the leadership of the Roman church in the 60s“29, vor allem aber verteidigt er 2 Petr gegen jeden Verdacht der Inauthentizität als „a faithful mediator of the apostolic message“30. Dennoch kann Ádám Szabados festhalten, dass „the reaffirmation of a certain form of pseudonymity in the definitive commentary of Richard Bauckham somewhat disappointed those conservative scholars who hoped to have him on their side.“31 Eine petrinische Verfasserschaft des 2 Petr ist für Bauckham, der ansonsten durchaus für die nachdrückliche Verteidigung „konservativer“ Positionen bekannt ist,32 nämlich unmöglich – und zwar insbesondere aufgrund der Datierung des Textes: The evidence which really rules out composition during Peter’s lifetime is that of literary genre (Form and Structure) and that of date (Date). Either of these might be fatal for any degree of Petrine authorship. Together they must be regarded as entirely conclusive against Petrine autorship.33

Einerseits sei 2 Petr insgesamt der Gattung der Testamentsliteratur zuzurechnen, die gerade den Tod des (nunmehr fiktiven) Autors voraussetze und andererseits sei 2 Petr 3,4, also die Frage nach der ausbleibenden Parusie angesichts des Todes der Väter, nur „in the context of the immediate crisis provoked by the passing of the first generation“34 verständlich, was allein ausreiche, 2 Petr mit großer Wahrscheinlichkeit in die Dekade zwischen 80 und 90 n. Chr. zu datieren. Mit den Worten Bauckhams:  Beide Zitate Bauckham, Jude/2 Peter, 160.  Bauckham, Jude/2 Peter, 161 f. 31 https://divinity.szabadosadam.hu/wp-content/uploads/2010/09/2-Peter.pdf (Szabados, Ádám, The Authorship of Second Peter and the Question of Honesty; das Zitat Seite 2 des pdfDokuments). Vgl. Ders., The Tradition of the Apostles. The Relationship Between Apostolic Authority and the Earliest Tradition of the Church, in: Tyndale Bulletin 70 (2019), 317–320. 32  Man denke nur an den Herrenbruder Judas als Autor des Jud oder an die Bedeutung von Augenzeugenschaft in der Abfassung der kanonisch gewordenen Evangelien. 33  Bauckham, Jude/2 Peter, 159. 34  Bauckham, Jude/2 Peter, 158. 29 30

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Thus 3:4 alone enables us to date 2 Peter with considerable probability c. A. D. 80–90. The fact that a wide range of other evidence also points toward a date in the late first century gives this conclusion very high probability […] Contrary to established scholaly tradition, 2 Peter is probably not the latest book in the NT.35

Bemerkenswert an diesem Ansatz, den Bauckham selbst als „a relatively new perspective on the problem of date“36 bezeichnet, ist vor allem, dass die Exegese von 2 Petr 3,4 zu einem festen Anker für die Datierung des 2 Petr avanciert; zu einem Anker, der verlässlicher ist als alle Argumente, die auf literarischen Beziehungen beruhen.37 Begleitet und gestützt wird diese auf 2 Petr 3,4 beruhende Einordnung (80–90 n. Chr.) laut Bauckham durch „a wide range of other evidence“38, wie die Nicht-Rezeption von 1 Hen, die „Familienähnlichkeit“ mit 1 Clem, 2 Clem und Herm, die Christologie (vgl. 2 Petr 1,1; 3,18), die Eschatologie und das Profil der sogenannten Gegner.39 Doch der frische Datierungsansatz Bauckhams führt nicht nur zu einer Abgrenzung von einer Frühdatierung in die Lebenszeit des Apostels Petrus, sondern ebenso zu einer Abgrenzung gegenüber Datierungen in das zweite Jahrhundert. Da aber gerade „the weakness of the second-century attestation of 2 Peter […] a major factor in the prevailing scholarly view that it must be a secondcentury, even a late second century work“40 gewesen sei, widmet Bauckham der Rezeptionsgeschichte des 2 Petr besondere Aufmerksamkeit. Er führt dabei ein Argument an, das enorme forschungsgeschichtliche Bedeutung erlangen sollte: However, the Apo. Pet. (c. 110–40) is very good evidence that at least one early secondcentury writer knew and used 2 Peter, and it is sufficient to rule out a late date for 2 Peter. However we may account for the neglect of 2 Peter in the second century, the reason cannot be that it was not written until the second half of the century.41

Dieser Begründung eines terminus ad quem, die auch dann rezipiert werden kann, wenn man Bauckhams Interpretation von 2 Petr 3,4 nicht teilt, sind wir oben bereits in der Einleitungsliteratur begegnet. Die These selbst – Rezeption des 2 Petr durch eine in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts entstandene 35 Bauckham, Jude/2 Peter, 158 (Hervorhebung von mir). Dazu Foster, Paul, Does the Apocalypse of Peter Help to Determine the Date of 2 Peter?, in Jörg Frey/Matthijs den Dulk/Jan G. van der Watt (Hg.), 2 Peter and the Apocalypse of Peter. Towards a New Perspective (Biblical Interpretation Series 174), Leiden/Boston: Brill 2019, 217–260, 222: „The confidence and precision that is derived from this small textual detail is impressive. However, others may not think such a detail will bear the weight Bauckham places upon it.“ 36  Bauckham, Jude/2 Peter, 157. 37  Vgl. Bauckham, Jude/2 Peter, 158. 38  Bauckham, Jude/2 Peter, 158; vgl. ebd. 157 f. 39  Vgl. Bauckham, Jude/2 Peter, 157 f. In Frey, Jud/2 Petr, 186 Anm. 326, wird Bauckhams Datierung via 2 Petr 3,4 nur knapp als „[u]nplausibel“ beurteilt; eine umfassendere Kritik findet sich in Ders., Petrinischer Diskurs, 98–102. 40  Bauckham, Jude/2 Peter, 162. 41  Bauckham, Jude/2 Peter, 162 (Hervorhebung von mir).

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ApkPetr – ist dabei nicht neu, sondern findet sich bereits zuvor, etwa im 1969 publizierten Kommentar von John N. D. Kelly,42 und geht letztlich auf einen breit rezipierten Aufsatz Friedrich Spittas aus dem Jahr 1911 zurück.43 Neu, entscheidend und wegweisend ist jedoch, dass Bauckham zum ersten Mal die gesamte Überlieferung der ApkPetr berücksichtigt, wobei er allerdings für die Details seiner Argumentation auf „a forthcoming article“44 verweisen muss. Fassen wir zusammen: Die Interpretation von 2 Petr 3,4 als eines Textes, der die unmittelbare Krisensituation nach dem Tod der ersten Generation von JesusAnhängerinnen und -Anhängern widerspiegele, ist für Richard Bauckham für sich allein genommen bereits ein sehr starkes Argument, um 2 Petr auf 80–90 n. Chr. zu datieren und damit sowohl eine Abfassung durch Petrus selbst als auch eine Entstehung im zweiten Jahrhundert auszuschließen. Unabhängig davon genügt nach Bauckham auch die durch ihn neu begründete Rezeption des 2 Petr durch die ApkPetr für sich allein genommen, um eine Datierung des 2 Petr zur Mitte oder in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts auszuschließen („sufficient to rule out a late date for 2 Peter“45).

4. Entstehung und Entwicklung der „Neuen Perspektive“ auf 2 Petr Wenngleich weiterhin frühere wie spätere Datierungen des 2 Petr vertreten wurden, so ist der Einfluss von Bauckhams Kommentar auf die folgende 2 PetrForschung kaum zu überschätzen. Noch im Vorwort des 2010 publizierten Sammelbandes Reading Second Peter with New Eyes betonen die Herausgeber Robert L. Webb und Duane F. Watson, dass die historisch-kritische Erforschung des 2 Petr in Bauckhams Kommentar ihren Höhepunkt („apogee“) und ihre Vollendung gefunden habe: „This commentary masterfully gathered, assessed, and moved creatively beyond what the historical-critical paradigm had discovered before it, and it provided a unified understanding of the many features of 2 Peter.“46 Fortschritt in der exegetischen Erschließung des 2 Petr, so Webb und 42  Kelly, John N. D., A Commentary on the Epistles of Peter and Jude (Black’s New Testament Commentaries), London: Adam & Charles Black 1969, 236, listet „the highly popular Apocalypse of Peter (c. 135)“ unter die petrinischen Pseudepigrapha des zweiten Jahrhunderts und hält fest: „2 Peter was studied and used by the author of the Apocalypse of Peter“. 43  Vgl. Spitta, Friedrich, Die Petrusapokalypse und der zweite Petrusbrief, in: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 12 (1911), 237–242. Zur forschungsgeschichtlichen Einbettung dieses Beitrags vgl. Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 105–111, sowie nun Foster, Date, 225–238. 44 Bauckham, Jude/2 Peter, 149. 45  Bauckham, Jude/2 Peter, 162. 46  Webb, Robert L./Watson, Duane F., Introduction, in: Dies. (Hg.), Reading Second Peter with New Eyes. Methodological Reassessments of the Letter of Second Peter (Library of New Testament Studies 382), London/New York, NY: T&T Clark 2010, xi–xviii, xi–xii.

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Watson, sei vor allem durch die Anwendung neuer methodischer Werkzeuge und Paradigmen zu erlangen.47 Dennoch eröffnete sich gerade auf dem Weg klassischer historisch-kritischer Forschung eine „Neue Perspektive“ auf 2 Petr – und zwar in der Spur von Bauckhams Neubegründung einer literarischen Abhängigkeit von 2 Petr und ApkPetr. Nach seinem 2 Petr-Kommentar legte Bauckham mehrere Arbeiten zur ApkPetr vor, die ganz wesentlich zur Erneuerung des Interesses an diesem wichtigen frühchristlichen Text beitrugen und unter denen insbesondere ein umfangreicher Forschungsbericht48 und eine detaillierte Studie zum Feigenbaumgleichnis49 hervorzuheben sind. In letzterer votierte Bauckham mit Nachdruck für eine Datierung der ApkPetr in die Zeit der Bar Kochba-Revolte,50 wodurch er dazu beitrug, dass sich das Jahr 135 n. Chr., wie oben gesehen, als Datierungsgrenze für 2 Petr weiter etablierte. Zudem erschien schließlich 1998 jener Aufsatz zum Verhältnis von 2 Petr und ApkPetr, auf dessen Inhalt Bauckham bereits in seinem 2 Petr-Kommentar verwiesen hatte. Im Vorwort der Aufsatzsammlung The Fate of the Death erklärt Bauckham, dass dieser Text ursprünglich als Anhang des 2 Petr-Kommentars intendiert gewesen sei, dann aber aus Platzgründen keine Aufnahme gefunden habe.51 47  Bei genauerem Hinsehen stößt dieses Ablöseschema – „new exploration of 2 Peter“ (Webb/ Watson, Introduction, xiii) auf der Basis von „previous solid work of historical criticism“ (ebd. xii) – jedoch recht deutlich an einleitungswissenschaftliche Grenzen: Nicht weniger als drei der sechs Beiträge des genannten Bandes (Green, Reese und Miller) lassen die Frage nach der Authentizität des 2 Petr explizit offen und konstatieren in unterschiedlichen Formulierungen, diese sei für die in ihnen untersuchten literarischen Techniken und Strategien des 2 Petr unerheblich. Besonders deutlich formuliert dies Miller, James C., The Sociological Category of ‚Collective Identity‘ and its Implications for Understanding Second Peter, in: Robert L. Webb/Duane F. Watson (Hg.), Reading Second Peter with New Eyes. Methodological Reassessments of the Letter of Second Peter (Library of New Testament Studies 382), London/New York, NY: T&T Clark 2010, 147–177, 147 Anm. 2: „I recognize that the issue of the authorship of this epistle remains unresolved. See the standard commentaries on the letter and New Testament introductions for a guide to the issues of the debate. A decision on this matter one way or another would not effect the argument of the essay.“ Selbstverständlich lassen sich literarische Untersuchungen auch dann gewinnbringend durchführen, wenn ein historisches Urteil in der Schwebe bleiben muss – was oft genug der Fall ist –, doch die Annahme, dass veränderte historische Vorzeichen literarische Urteile unverändert ließen, ist – gerade bei einem Text wie 2 Petr, der selbst die Identität seines Autors massiv betont – keineswegs nachzuvollziehen. 48  Vgl. Bauckham, Richard, The Apocalypse of Peter. An Account of Research, in: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt 2,25,6 (1988), 4712–4750. 49 Vgl. Bauckham, Richard, The Two Fig-Tree Parables in the Apocalypse of Peter, in: Journal of Biblical Literature 104 (1985), 269–287. 50 Vgl. auch Bauckham, Richard, The Apocalypse of Peter. A Jewish Christian Apocalypse from the Time of Bar Kokhba, in: Apocrypha 5 (1994), 7–111. 51  Vgl. Bauckham, Richard, Preface, in: Ders., The Fate of the Death. Studies on the Jewish and Christian Apokalypses (Supplements to Novum Testamentum 93), Leiden: Brill 1998, VII–VIII, VII–VIII: „Chapter 11 was originally planned as an appendix to my commentary on Jude, 2 Peter (World Biblical Commentary 50; Waco: Word Books, 1983), but had to be excluded

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Diese Forschungslinie kritisch fortführend, zielte meine eigene Untersuchung des Verhältnisses von 2 Petr und ApkPetr vor allem auf die Richtung der Abhängigkeit zwischen 2 Petr und ApkPetr – eine Frage, der Bauckham insgesamt nur einen einzigen Satz gewidmet hatte. Im Gegensatz zu Bauckham („it is clear that the dependence must be of the Apocalypse of Peter on 2 Peter“52) kam ich hierbei zum Urteil, dass es wahrscheinlicher ist, eine Priorität der ApkPetr gegenüber 2 Petr anzunehmen. Diese Umkehr des Abhängigkeitsverhältnisses eröffnete als „gamechanger“53 zwei neue Zugänge zu 2 Petr: Einerseits konnte nun die ApkPetr unter die Prätexte des 2 Petr eingereiht werden, wodurch viele Charakteristika des Briefes – von textkritischen Fragen über die Verfasserfiktion bis hin zur Eschatologie – in einem veränderten Licht erscheinen. Andererseits verlagerte sich die Suche nach der historischen Heimat des 2 Petr in die Zeit nach der Entstehung der ApkPetr, wobei die unterschiedlichen Spuren schließlich in das alexandrinische Milieu der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts führten.54 Dieser neue Ansatz zur Einordnung und Interpretation des 2 Petr überzeugte Jörg Frey, der ihn seiner 2 Petr-Kommentierung zugrunde legte, in weiteren Beiträgen vertiefte und modifizierte sowie mit dem Begriff „Neue Perspektive“ auf 2 Petr belegte.55 Für die von Frey dabei durchgängig an den Tag gelegte Wertschätzung und Fairness gegenüber der Arbeit eines jüngeren Kollegen – im Wissenschaftsbetrieb nicht immer eine Selbstverständlichkeit  – sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt. Durch Freys Publikationen erreichte die „Neue Perspektive“ auf 2 Petr auch die englischsprachige Forschung, wo sie mittlerweile „reactions ranging from enthusiastic applause to vigorous opposition“56 ausgelöst hat. Eindrücklich zeigt sich das gesamte Spektrum der aktuellen Debatte im 2019 erschienenen Disfor reasons of space and has only reached publishable form in the preparation of the present volume.“ 52 Bauckham, 2 Peter/Apocalypse of Peter, 303. 53 Nienhuis, David R., 2 Peter, the Johannine Epistles, and the Authority of ‚Eyewitness‘ Apostolic Tradition, in: Jörg Frey/Matthijs den Dulk/Jan G. van der Watt (Hg.), 2 Peter and the Apocalypse of Peter. Towards a New Perspective (Biblical Interpretation Series 174), Leiden/ Boston: Brill 2019, 147–159, 147. 54  Wichtig ist dabei zu sehen, dass gerade die Rezeption der ApkPetr auf einen Bereich der Schriften des Clemens von Alexandrien verweist, in dem dieser Traditionen aufgreift, die – wie 2 Petr – Ähnlichkeiten und markante Differenzen zu den Hauptströmen seiner Theologie aufweisen. Vgl. Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 268–281, sowie jetzt Ders., The Quest for Pantaenus. Paul Collomp, Wilhelm Bousset, and Johannes Munck on an Alexandrian Enigma, in: Jörg Frey/Jan Rüggemeier/Benjamin Schliesser (Hg.), Alexandria. Hub of the Hellenistic World (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament), Tübingen: Mohr Siebeck 2020, 413–439, 429–432. 55 Vgl. oben Anm. 3. Allerdings folgte Frey nicht meiner Verhältnisbestimmung von 2 Petr und Justin, vgl. dazu unten 5.2. 56  Ruf, Martin G., ‚In Aegyptum, ut denuo disseratur de me‘, in: Jörg Frey/Matthijs den Dulk/Jan G. van der Watt (Hg.), 2 Peter and the Apocalypse of Peter. Towards a New Perspective (Biblical Interpretation Series 174), Leiden/Boston: Brill 2019, 196–216, 197.

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kussionsband zu den von Frey 2016 in Nijmegen gehaltenen Radboud Prestige Lectures.57 Während darin die Beiträge von Richard Bauckham, Paul Foster und Martin Ruf der Kernthese der „Neuen Perspektive“ – der Abhängigkeit des 2 Petr von ApkPetr – entschieden widersprechen, akzeptieren die Aufsätze von Jan N. Bremmer, Terrence Callan, Jeremy Hultin, Tobias Nicklas und David Nienhuis dieses Urteil, um es in ganz unterschiedlichen Weisen für die Interpretation des 2 Petr fruchtbar zu machen.

5. Kritik und methodologische Grundfragen Die lebhafte Diskussion um die „Neue Perspektive“ berührt natürlich methodologische Grundfragen, die nicht nur für die Erforschung des 2 Petr, sondern grundsätzlich für die Datierung frühchristlicher Schriften von Relevanz sind. Dazu gehören zwei Arten der Bestimmung datierungsrelevanter intertextueller Beziehungen, nämlich die Fragen nach der Tragfähigkeit kumulativer Argumentationen einerseits sowie – dazu komplementär – nach der Signifikanz einzelner, besonders auffälliger Parallelen andererseits.58 5.1 Zur Trag fähigkeit kumulativer Argumente (ApkPetr und 2 Petr) Richard Bauckhams Beitrag im oben erwähnten Diskussionsband zur „Neuen Perspektive“ auf 2 Petr kulminiert in einem Paukenschlag: It should be noted that, in my essay on the subject published in 1998, I concluded only that a literary relationship is ‚somewhat probable.‘ Gründstäudl [sic] and Frey have proceeded on the assumption that I had demonstrated a literary relationship and then have argued that the relationship is the reverse of my proposal. I now think that I did not examine the evidence sufficiently closely. So I have changed my mind and I have concluded that the case for a literary relationship is actually very weak.59

Diese spektakuläre retractatio jenes Neutestamentlers, der wohl wie kein anderer sowohl die Forschung zu 2 Petr wie auch zur ApkPetr maßgeblich geprägt hat, nötigt großen Respekt ab60 und illustriert unmittelbar die unterschiedlichen  Vgl. oben Anm. 1.  Einige der folgenden Überlegungen konnte ich bereits im Rahmen eines Review Panel zur englischen Übersetzung von Jörg Freys 2 Petr-Kommentar zur Diskussion stellen. Vgl. Grünstäudl, Wolfgang, Old Texts, Young Scholars, New Perspectives: Writing a ‚Theological Commentary‘ on Second Peter (and Jude), Review Paper SBL Annual Meeting, San Diego 2019, https://www.academia.edu/41034045/Old_Texts_Young_Scholars_New_Perspectives_W​r​i​t​i​n​g​ _​a​_​T​h​e​o​l​o​g​i​c​al_Commentary_on_Second_Peter_and_Jude. 59  Bauckham, Richard, 2 Peter and the Apocalypse of Peter Revisited, in: Jörg Frey/Matthijs den Dulk/Jan G. van der Watt (Hg.), 2 Peter and the Apocalypse of Peter. Towards a New Perspective (Biblical Interpretation Series 174), Leiden/Boston: Brill 2019, 261–281, 276 f. 60  Richtig Frey, Concluding Reflections, 285: „It marks the nobility of a great scholar that 57 58

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Möglichkeiten zur Bewertung des Quellenbefundes. Da Jörg Frey bereits ausführlich auf die einzelnen Argumente Bauckhams geantwortet hat, kann an dieser Stelle auf eine detaillierte Einzelbesprechung verzichtet werden;61 auch einige kleinere Missverständnisse – ich hätte die Rezeption des 2 Petr durch Origenes in Zweifel gezogen62 und Bauckhams Argumente zum Teil verzerrt dargestellt63 – wie forschungsbiographische Details64 müssen hier nicht näher erörtert werden. he accepts that a view developed twenty to thirty years ago now needs to be changed or even corrected, and Bauckham deserves the utmost respect for his open-mindedness and willingness to revise his earlier views.“ 61 Vgl. ebd. 285–289. Außerdem liegt im Folgenden der Schwerpunkt nicht auf der Frage nach der Rezeptionsrichtung, sondern auf der fundamentaleren Frage nach der Verbindung zwischen ApkPetr und 2 Petr an sich, steht doch diese im Mittelpunkt der Kritik, während die „alte“ Position einer Rezeption des 2 Petr durch ApkPetr aktuell, so weit ich sehe, nicht mehr verteidigt wird. 62 Vgl. Bauckham, 2 Peter and the Apocalypse of Peter Revisited, 277 Anm. 68: „Gründstäudl [sic], Petrus Alexandrinus, doubts that even Clement or Origen knew it (52–74, 236–286).“ Zwar prüft meine Untersuchung der Rezeption des 2 Petr bei Origenes sorgfältig die einzelnen Belege und betont, dass in den von Rufin von Aquileia ins Lateinische übersetzten – und nur in dieser Form erhaltenen – Teilen von Origenes’ Œvre aus guten Gründen mit einer Vermehrung der 2 Petr-Belege gegenüber dem verlorenen griechischen Original zu rechnen ist, doch das Gesamturteil fällt eindeutig aus: „Es besteht kein vernünftiger Zweifel, dass Origenes um die Existenz des 2 Petr wusste“ (Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 73). 63 Vgl. Bauckham, 2 Peter/Apocalypse of Peter Revisited, 273 Anm. 50: „But Gründstäudl [sic] makes very misleading use of my list of parallels between 2 Peter and the Apocalypse. He says that I list 20 such parallels (excluding those that are only with the Akhmim text) and that in 17 of these cases there is no parallel with Jude. But my list of parallels was a list of all the parallels that might indicate a literary relationship. I list them merely in order to consider every possible case. Most of them I discount as evidence of a literary relationship, and conclude that a literary relationship is ‚somewhat probable‘ in the case only of six parallels (Bauckham, ‚2 Peter and the Apocalypse of Peter,‘ 303).“ Selbstverständlich beachtet meine Untersuchung durchgängig die gestufte Valenz der von Bauckham gelisteten Parallelen (vgl. Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 110) und stellt „[t]he most impressive group of correspondences“ (Bauckham, 2 Peter/ Apocalypse of Peter, 302) in den Mittelpunkt. Nur im Zusammenhang der Argumentation zum Textdreieck Jud, 2 Petr und ApkPetr (vgl. Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 137–141) werden dann notwendigerweise alle gelisteten Parallelen (außer jene zum Akhmîm-Text, vgl. Bauckham, 2 Peter/Apocalypse of Peter, 293, Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 112 Anm. 128) geprüft – und zwar „in order to consider every possible case.“ 64  Hinsichtlich der komplexen Publikationsgeschichte von Bauckham, 2 Peter/Apocalypse of Peter (vgl. dazu bereits Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 99 f. Anm. 49) sind zwei Punkte zu beachten: (1) Wenn Bauckham, 2 Peter/Apocalypse of Peter Revisited, 277, betont, er habe in seinem einschlägigen Aufsatz eine literarische Beziehung zwischen 2 Petr und ApkPetr „only“ als „somewhat probable“ bezeichnet (vgl. oben Anm. 59 und 63), so ist dies – abgesehen vom Duktus des Kontexts (vgl. Ders., 2 Peter/Apocalypse of Peter, 302 f.) – um das eindeutige Urteil in Bauckhams Kommentar zu ergänzen: „Only [sc. von allen petrinischen Pseudepigrapha des zweiten Jahrhunderts; Anm. Grünstäudl] the Apoc. Pet. shows extensive similarities with 2 Peter. In a forthcoming article we have shown that these result from literary dependence on 2 Peter“ (Ders., Jud/2 Petr, 149, meine Hervorhebung; vgl. ebd. 162). (2) Wenn Bauckham des Weiteren das Ergebnis seines einschlägigen Aufsatzes mit dem Hinweis relativiert, dieser sei vor dem Großteil seiner Forschungen zu ApkPetr geschrieben worden (Ders., 2 Peter/Apocalypse of Peter Revisited, 263: „So most of my detailed work on the Apocalypse of Peter was undertaken subsequently to writing that essay.“), so ist – abgesehen davon, dass die Forschungen zu ApkPetr die ältere Position zu 2 Petr zustimmend integrieren, vgl. Ders., Bar Kokhba, 41 („the author

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Wichtig ist jedoch ein grundsätzlicher Blick auf Wert und Nutzen kumulativer Argumente, denn es ist völlig unstrittig, „dass keine einzelne Parallele bzw. Berührung zwischen ApkPetr und 2 Petr als solche eine literarische Beziehung zwischen den beiden Texten beweisen kann.“65 Die von Richard Bauckham in seinem Kommentar geäußerte und vielfach rezipierte Ansicht, die ApkPetr sei „very good evidence that at least one early second-century writer knew and used 2 Peter“66, beruht vielmehr auf einer klassischen kumulativen Argumentation, was in Formulierungen wie „[t]he most impressive group of correspondences, which is impressive only when considered as a group“67 deutlich durchscheint. Dagegen wird man kaum einwenden können, dass keine identifizierte Parallele zwischen 2 Petr und ApkPetr „a compelling case for concluding that there is a direct literary link between the two writings“ bereitstelle und deshalb „the basis for developing a cumulative argument, let alone seeing it as compelling“68 schwach sei. Denn: Wo sich aus einer einzelnen Parallele „a compelling case“ entwickeln ließe, wäre ein kumulatives Argument, das gerade auf der Gesamtbeurteilung mehrerer für sich genommen nicht ausreichender Indizien beruht, gar nicht erst notwendig. Umgekehrt kann es natürlich nicht angehen, eine literarische Beziehung auf die bloße Listung möglichst vieler letztlich irrelevanter Parallelen zu stützen.69 Wie lässt sich dann aber die Qualität einer kumulativen Argumentation ermessen? Einen ersten wichtigen Hinweis dazu gibt Jörg Frey, wenn er fordert, die relative Seltenheit von Motiven wie der Verklärung, des Martyriums Petri oder (im Besonderen) einer eschatischen Feuersbrunst im frühchristlichen Schrifttum of the Apocalypse of Peter probably knew 2 Peter“; vgl. ebd. 92) und besonders deutlich Ders., Apocalypse of Peter/Account of Research, 4722 f., – dazu zu ergänzen, dass der Aufsatz zu 2 Petr und ApkPetr erst bei seiner endgültigen Veröffentlichung in „publishable form“ (vgl. oben Anm. 51) gebracht wurde und als „an updated version“ (Ders., 2 Peter/Apocalypse of Peter, 292 Anm. 14) erschien. Mit Blick auf beide genannten Punkte sollte deshalb nicht der Eindruck entstehen, in der Rezeption von Bauckhams wichtigem Aufsatz zum Verhältnis von 2 Petr und ApkPetr sei gewissermaßen ein Frühwerk über Gebühr beansprucht worden. 65  Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 111. So auch Frey, Concluding Reflections, 287 f.: „Bauckham rightly argues that also the common phrase ‚eternal kingdom‘ (of Christ) as such does not prove literary dependence, but this is true for most of the parallels, if they are considered in isolation. As I have stated in my commentary, it is the cumulative weight of the observations that makes the case.“ 66  Bauckham, Jud/2 Petr, 162. 67 Bauckham, 2 Peter/Apocalypse of Peter, 302 (meine Hervorhebung). 68 Beide Zitate Foster, Paul, The Relationship Between 2 Peter and Early Petrine Pseudepigrapha, in: Wolfgang Grünstäudl/Uta Poplutz/Tobias Nicklas (Hg.), Der zweite Petrusbrief und das Neue Testament (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 397), Tübingen: Mohr Siebeck, 2017, 179–201, 198. Vgl. Ders., Date, 244 f. 69  So auch die Argumentation gegen die Position von Daryl R. Charles (gemeinsames Milieu von Jak und Jud) in Bemmerl, Christian/Grünstäudl, Wolfgang, Wahlverwandtschaften. Studien zum Verhältnis von Jakobus‑ und Judasbrief, in: Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt 38 (2013), 5–22, 7–15.

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in Betracht zu ziehen.70 Darüber hinaus erscheint es mir zudem wichtig, auf die Kohärenz der in einer kumulativen Argumentation verbundenen Indizien zu achten. In Bezug auf das hier diskutierte Beispiel – die Beziehung von 2 Petr und ApkPetr – lässt sich diese Forderung in vierfacher Hinsicht konkretisieren: (1) Zunächst kann die schlichte räumliche Nähe der Berührungen, also die Ausbildung von Clustern, den Eindruck einer literarischen Verbindung verstärken, zumal dann, wenn solche Cluster (und/oder die einzelnen Elemente in ihnen) in beiden Vergleichstexten in der gleichen Reihenfolge auftreten. In Bauckhams Untersuchung von 1998 war dieser Aspekt entscheidend: „The fact that these correspondences occur in close proximity in both works suggests a literary relationship between the two works.“71 (2) Kohärenz entsteht auch dort, wo Indizien für dasselbe literarische Verhältnis auf unterschiedlichen Analyseebenen begegnen. So teilen ApkPetr und 2 Petr nicht nur Elemente ihres Vokabulars, sondern auch geprägte Syntagmen, erzählerische Motive und theologische Konzepte. Indem solcherart Berührungspunkte nicht nur auf einer Ebene  – etwa dem Vokabular oder den theologischen Konzepten – begegnen, sondern sich unter mehreren unterschiedlichen Hinsichten zeigen, gewinnt der Verweis auf ihre kumulative Kraft deutlich an Plausibilität. (3) Einen weiteren möglichen Kohärenzmarker stellt die kommunikative Strategie des Verfassers bzw. des Textes dar. Hier lautet die Leitfrage: Fügen sich die vermuteten intertextuellen Berührungspunkte plausibel in die (überprüfbaren) Vernetzungsstrategien des Textes ein? Mit Martin Rufs umfassender Studie zur Metatextualität des 2 Petr liegt hierzu ein ausgezeichnetes Referenzwerk vor.72 Ruf weist nach, dass 2 Petr eine Fülle von mit großer Sicherheit identifizierbaren Verweisen auf andere antike Texte enthält, dabei jedoch nicht mit explizit markierten Zitaten operiert („The author of Second Peter does not quote.“73) und zudem unterschiedliche Texte in unter70  Vgl. Frey, Concluding Reflections, 291: „If we conceive of ‚literary dependency‘ in terms of the sort of connection we observe among the Synoptic gospels, all the parallels between the Apocalypse of Peter and 2 Peter must appear inconclusive. But this is to some extend to be expected, because the genres, themes, and the length of the texts differ, and of course, there is also much uncertainty about the original text of the Apocalypse of Peter. Thus, our evaluation of this possibility must take into consideration other aspects, e. g., the fact that there are only very few references to the transfiguration or to Peter’s martyrdom in the first two centuries or that the idea of a final conflagration is only very rarely adopted in early Christianity. […] [W]hen incorporating an otherwise rarely adopted tradition, even a small number of parallels may be significant and may point to the influence of another version. Such a version, exhibiting those non-Matthean details in 2 Peter’s account of the transfiguration, is known from the Apocalypse of Peter.“ 71  Bauckham, 2 Peter/Apocalypse of Peter, 302. 72 Vgl. Ruf, Martin G., Die heiligen Propheten, eure Apostel und ich. Metatextuelle Studien zum zweiten Petrusbrief (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 300), Tübingen: Mohr Siebeck 2011. 73  Ders., Elective Affinity. Second Peter’s Reception of Paul, in: Dan Batovici/Kristin DeTroyer (Hg.), Authoritative Texts and Reception History. Aspects and Approaches (Biblical Interpretation Series 151), Leiden: Brill 2017, 167–183, 182.

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schiedlicher Weise rezipiert. Besonders eindrücklich ist die Differenz zwischen der expliziten Erwähnung eines ersten Petrusbriefes (vgl. 2 Petr 3,1) und einer Paulusbriefsammlung (vgl. 2 Petr 3,15 f.) einerseits und der unmarkierten, jedoch um vieles intensiveren Verwendung des Judasbriefs andererseits. In diesen metatextuellen Diskursraum lassen sich die intertextuellen Berührungspunkte zu ApkPetr nicht nur problemlos integrieren, eine Rezeption von ApkPetr durch 2 Petr macht überdies die oftmals als rätselhaft empfundene Referenz auf einen ersten Petrusbrief in 2 Petr 3,1 in neuer Weise verständlich: 2 Petr kann auf eine Imitation von 1 Petr und dessen Petrusbild verzichten, da die Plausibilität seiner Autorfiktion auf der Verwandtschaft mit der ApkPetr beruht.74 (4) Damit ist bereits der vierte – und vielleicht wichtigste – Kohärenzaspekt berührt: Gerade bei pseudepigraphen Texten ist zu beachten, ob und wie sich die vermuteten Berührungspunkte in die Autorfiktion insgesamt einfügen lassen. Unter methodischem Gesichtspunkt ist es wichtig zu sehen, dass eine pseudepigraphe Abfassung jedes Textdetail affiziert und deshalb Argumente zu Verwandtschaftsverhältnissen und Datierungen pseudepigrapher Texte immer die Konstruktion der Autorfiktion mit berücksichtigen müssen.75 Mit Blick auf 2 Petr und ApkPetr darf ich meine eigene Einschätzung wiederholen: Da die drei genannten Bereiche (Verklärung, Todesprophetie und Weltenbrand), die die meisten und deutlichsten Berührungspunkte zwischen […] ApkPetr und 2 Petr bieten, nicht nur untereinander verwoben sind, sondern auch jeweils die Gestalt der Petrusfigur prägen (Petrus als Verklärungszeuge, Petrus als Märtyrer/Sterbender, Petrus als Empfänger/Vermittler von eschatologischem Wissen), ist es legitim, von einem distinkten Petrusbild zu sprechen, dessen wesentlich[e] Züge beide Texte teilen. Diese in beiden Texten auftretenden charakteristischen Züge eines apokalyptisch geprägten Petrusbildes verleihen der These Bauckhams, 2 Petr und ApkPetr seien literarisch voneinander abhängig, zusätzliche Plausibilität.76

Dieser Ähnlichkeit der Petrusbilder wird meines Erachtens in der gegenwärtigen Diskussion sowohl von Bestreitern als auch von Befürwortern der „Neuen Per74 Vgl.

hierzu zuletzt Frey, Petrinischer Diskurs, 110. richtig Gilmour, Michael J., The Significance of Parallels between 2 Peter and Other Early Christian Literature (Academia Biblica 10), Antlanta: Society of Biblical Literature 2002, 7, mit der Abschnittsüberschrift „If pseudepigraphal, 2 Peter is potentially deceptive when mined for clues about historical context“. Wichtig dazu sind die methodischen Überlegungen bei Hübenthal, Sandra, Erfahrung, die sich lesbar macht. Kol und 2 Thess als fiktionale Texte, in: Susanne Luther/Jörg Röder/Eckart D. Schmidt (Hg.), Wie Geschichten Geschichte schreiben. Frühchristliche Literatur zwischen Faktualität und Fiktionalität (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 395), Tübingen: Mohr Siebeck 2015, 295–339 und Lincicum, David, Mirror-Reading a Pseudepigraphal Letter, in: Novum Testamentum 59 (2017), 171–193. 76  Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 110 f. Gemeint ist hier natürlich Bauckhams ursprüngliche Position. Es zeigt sich hier außerdem, dass die Argumentation der „Neuen Perspektive“ Bauckhams These einer literarischen Abhängigkeit nicht bloß voraussetzt, sondern diese an einem entscheidenden Punkt weiter ausbaut und verstärkt. 75 So

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spektive“ zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.77 Dadurch, dass sich die unterschiedlichen Berührungspunkte zwischen 2 Petr und ApkPetr Elementen eines in zentralen Punkten ähnlichen Petrusbildes zuordnen lassen, gewinnen sie nochmals an Kohärenz und damit als Bausteine einer kumulativen Argumentation an Gewicht. 5.2 Zur Trag fähigkeit einzelner Verknüpfungen (Justin, Dial. 82,1 und 2 Petr 2,1) Gewissermaßen das methodologische Gegenstück zu kumulativen Argumenten, die auf einer Mehrzahl von Einzelbeobachtungen aufruhen, sind Versuche, eine intertextuelle Beziehung zweier Texte aufgrund eines einzelnen, dann als besonders signifikant beurteilten Berührungspunktes wahrscheinlich zu machen. Ein klassisches Beispiel im Bereich der Forschung zu 2 Petr ist die Parallele zwischen 2 Petr 2,1 und Justin, Dial. 82,1, die nicht selten als Zeichen einer Bekanntschaft Justins mit 2 Petr ausgewertet wurde. In der Tat teilen beide Stellen jenseits der identen inhaltliche Aussage – die Parallelisierung des Auftretens von Pseudopropheten in Israel mit dem Auftreten von Pseudolehrern im Christentum  – auffällige Gemeinsamkeiten wie dieselbe chiastische Struktur und die Verwendung des seltenen Vokabels ψευδοδιδάσκαλοι. In meiner Monographie zu 2 Petr kam ich zum Ergebnis, dass (a) sich diese Parallele am besten unter der Annahme einer literarischen Beziehung zwischen 2 Petr und Justins Dial. verstehen lasse und (b) dabei eine Rezeption durch 2 Petr wahrscheinlicher sei als eine Verwendung des 2 Petr.78 Wenngleich mir in dieser sicherlich ungewohnten Einschätzung79 bislang niemand gefolgt ist,80 bin ich nach wie vor der Auffassung, dass eine solch auffällige  Eine Ausnahme bildet Ruf, In Aegyptum, 201: „The portaits of Peter show similar traits.“  Vgl. Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 206–226 (Lit.). 79  Vgl. dazu die „Methodologische Notiz“ in Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 219–226, in der ich versucht habe, mögliche prinzipielle Bedenken gegen eine solche Zuordnung zu entkräften. 80  Die vorgebrachten Gegenargumente sind dabei durchaus unterschiedlich. Frey, Jud/2 Petr, 267 f., spricht von „einer auffälligen Parallelität“, trotz der aber „eine literarische Berührung nicht zu belegen“ sei (ebd. 186: „zweifelhaft“), da der Begriff ψευδοδιδάσκαλοι „um die Mitte des 2. Jh.s quasi ‚in der Luft‘ lag“ (vgl. ψευδοδιδασκαλία in Polyk 7,2). Die Kohärenz „der signifikanten Übereinstimmungen auf drei verschiedenen Ebenen (Vokabular, Struktur, Inhalt)“ (Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 212) ist m. E. jedoch von einer anderen Qualität als eine bloße terminologische Nähe. Foster, Date, 223, nennt als „key elements“ meiner Argumentation die Parallelen Dial. 81,1/2 Petr 3,13 (neuer Himmel und neue Erde) und Dial. 81,3/2 Petr 3,8 (der Tag des Herrn bzw. ein Tag wie 1000 Jahre) und schreibt: „Not only are there a few differences in the phraseology, but more significantly these are both memorable and stock phrases.“ Abgesehen davon, dass ich diese beiden Parallelen – zusammen mit Dial. 81,2/2 Petr 1,18 (der heilige Berg) – gerade nicht zum Ausgangspunkt meiner Argumentation gemacht habe (Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 218: „kann an keiner der drei Stellen eine literarische Abhängigkeit zwischen beiden Texten wahrscheinlich gemacht werden“), bleibt damit das eigentliche „key element“ – die ψευδοπροφήται/ψευδοδιδάσκαλοι-Sentenz in Dial. 82,1/2 Petr 2,1 – unbe77 78

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Einzelparallele grundsätzlich die These einer literarischen Verbindung begründen kann, dass die Nähe zwischen 2 Petr und Justin nicht mit Hilfe des Zufalls erklärt werden sollte,81 und dass, wenn man eine direkte literarische Beziehung annehmen möchte, bei allen Unsicherheiten eine Rezeption durch 2 Petr wahrscheinlicher ist als das Gegenteil.82 Eine alternative Möglichkeit, die ich in Petrus Alexandrinus als unwahrscheinlich bewertet habe, möchte ich aber aufgrund meiner weiteren Arbeit an 2 Petr nun wesentlich stärker in Betracht ziehen: Den unabhängigen Rückgriff auf nicht kanonisch gewordene Herrenwort-Tradition. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die Beobachtung, dass sich 2 Petr 2,19 (ᾧ γάρ τις ἥττηται, τούτῳ δεδούλωται) als Rückgriff auf ein Logion verstehen lässt, welches bereits dem Verfasser des 2 Petr als Herrenwort zukam. Die entsprechende Argumentation, die ich an anderer Stelle ausführlich entfaltet habe,83 sei hier nur kurz rekapituliert: Wiewohl Kommentatoren den kurzen und prägnanten Spruch („Über Versklavung“) gerne als „common proverb“84 bezeichnen, wurde bislang noch kein nicht-christliches Beispiel für seine Verwendung beigebracht – er scheint nur in christlichen Quellen bezeugt zu sein. Neben 2 Petr 2,19 sind dies Hippolyt, Comm. Dan. III,22:3, Origenes, Hom. Exod. 12:4, Adamant. 58:1–2 und Ps.-Clem. Rec. V,12:4. In Anbetracht der Chronologie dieser insgesamt fünf Belege liegt es nahe zu vermuten, dass 2 Petr 2,19 als mit Sicherheit ältester Beleg zugleich als Quelle der anderen vier Zeugen anzusehen sei. Doch eine solche Abhängigkeit von 2 Petr lässt nur Origenes erkennen, der in Hom. Exod. 12:4 explizit „Schrift“ zitiert (scriptum esse),85 während die anderen drei Belege „Über Versklavung“ in unterschiedlicher Weise als Herrenwort ausweisen. Bei Hippolyt lässt sich dies aus der kontextuellen Einbindung erschließen, während der Spruch in den Adamantius-Dialogen als „das außerhalb [des Kanons überlieferte] Wort“ (ὁ ἔξωθεν λόγος) identifiziert wird. Über jeden Zweifel erhaben ist schließlich das Zitat in den Pseudo-Klementinen, das die Einleitungsformel secundum quod ipsum (= verus propheta, d. h. Jesus) dixit verwendet. Da es, nicht zuletzt unter Berücksichtigung der schwierigen Rezeptionsgeschichte des 2 Petr, wenig wahrscheinlich ist, dass ausgerechnet eine von 2 Petr geprägte Formulierung im Laufe der Überlieferung zu einem weithin bekannten, rücksichtigt. Heckel, Theo K., Die Briefe des Jakobus, Petrus, Johannes und Judas (Das Neue Testament Deutsch 10), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2019, 135, nimmt schließlich „eine gemeinsame Quelle“ hinter 2 Petr und Justin an, vgl. dazu im Folgenden. 81  Mit Ruf, Die heiligen Propheten, 359–361. Vgl. auch Bauckham, Jud/2 Petr, 237, Gilmour, Significance, 120 und Kraus, Thomas J., Sprache, Stil und historischer Ort des zweiten Petrusbriefes (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 136), Tübingen: Mohr Siebeck 2001, 340 Anm. 100. 82  Vgl. Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 214–218. 83 Vgl. Grünstäudl, On Slavery, passim. 84  So Bauckham, Jud/2 Petr, 277. 85  Auch in dem Fall, dass diese Referenz nicht von Origenes selbst, sondern von seinem Übersetzer Rufin stammte, bliebe die Tatsache, dass es sich um einen Schriftverweis – als dessen Bezugspunkt dann nur 2 Petr 2,19 in Betracht kommt – bestehen.

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jedenfalls dreimal in unterschiedlichen Kontexten bezeugten Herrenwort wurde, erscheint es angezeigt anzunehmen, dass „Über Versklavung“ bereits zur Zeit des 2 Petr ein Herrenwort war und als solches in 2 Petr 2,19 Verwendung fand. Zusätzlich gestützt wird diese Annahme durch 2 Petr 2,20, wo in derselben unmarkierten Weise ein uns bekanntes Herrenwort integriert wird. Mit Jörg Frey wird man eine „implizite Bezugnahme“86 auf das in Mt 12,45 par. Lk 11,26 belegte Logion vermuten dürfen, wenngleich es „hier ohne Bezug auf Jesus, sondern sprichwörtlich verwendet wird“87. Das bedeutet aber: Hätten wir nicht das Matthäus‑ und/oder das Lukasevangelium (bzw. eine Rekonstruktion von Q) als Vergleichsobjekt zur Verfügung, wäre uns eine Identifizierung dieses kurzen und prägnanten Spruchs als Jesuswort schlicht nicht möglich – vielleicht würde er wie 2 Petr 2,19 als „Sprichwort“ bezeichnet werden.88 Berechtigen diese Beobachtungen zu der Feststellung, dass der Verfasser von 2 Petr kanonische wie außerkanonische Herrenworte in seinen Text einwebt, ohne sie explizit auf Jesus zurückzuführen, so hat dies unmittelbar Auswirkungen auf die Beurteilung der Parallele in 2 Petr 2,1 und Justin, Dial. 82,1. Justin bezieht nämlich das Auftreten der ψευδοδιδάσκαλοι auf eine Warnung Jesu (οὓς φυλάσσεσθαι προεῖπεν ἡμῖν ὁ ἡμέτερος κύριος), wodurch sich in Anbetracht von 2 Petr 2,19 (und 2,20) die Möglichkeit nahelegt, dass auch in 2 Petr 2,1 ein Herrenwort ohne explizite Markierung in den Text von 2 Petr integriert wurde. Damit würde nicht unnötigerweise eine ansonsten nicht belegte Quelle hinter Justin und 2 Petr eingeführt,89 sondern schlicht dem an 2 Petr beobachtbaren Umgang mit Jesus-Tradition Rechnung getragen – von Justins Umgang mit der Logien-Tradition ganz zu schweigen. Allerdings fällt es schwer, die ψευδοπροφήται/ψευδοδιδάσκαλοι-Sentenz im Kontext von Dial. 82 und der wichtigen Parallelstelle in Dial. 35 als außerkanonisches Herrenwort zu begreifen. Zum ersten fehlt natürlich eine eindeutige Einleitungsformel, wie etwa ein εἶπε γάρ, das in Dial. 35,3 (vermittels καί) dem Agraphon ἔσονται σχίσματα καὶ αἱρέσεις (vgl. 1 Kor 11,18 f.) voransteht. Ebenso werden die in Dial.  82,2 folgenden Logia  – φονεύεσθαι και μισεῖσθαι διὰ τὸ ὄνομα αὐτοῦ μέλλομεν (vgl. Mk 13,3 par.) und ψευδοπροφήται καὶ ψευδόχριστοι πολλοὶ ἐπὶ τῷ ὀνόματι αὐτοῦ παρελεύσονται καὶ πολλοὺς πλανήσουσιν (Mk  Frey, Jud/2 Petr, 304 Anm. 1001.  Frey, Jud/2 Petr, 304. 88  Frey, Jud/2 Petr, 303, für den im Anschluss an Ruf, Die heiligen Propheten, 460 f., eine „Anlehnung an Röm 6,16 […] plausibler“ ist, urteilt zu 2 Petr 2,19: „2 Petr legt hier keinen Bezug auf Jesusüberlieferung nahe, und ein solcher ist in seiner Argumentation wenig wahrscheinlich.“ Genau dasselbe gilt auch für 2 Petr 2,20 – an beiden Stellen wir der „Bezug auf Jesusüberlieferung“ erst durch den Vergleich mit anderen Quellen sichtbar! 89  So aber Heckel, Briefe, 135: „Die partielle Ähnlichkeit einer Stelle bei Justin (dial 81,4 [sic]) mit 2 Petr 2,1 ist so wenig in das Werk des Märtyrers eingebunden, dass eine gemeinsame Quelle diese Ähnlichkeit m. E. hinreichend erklärt.“ Eine solche Vermehrung der Quellen ist nicht geboten, solange eine direkte Beziehung der Texte eine plausible Möglichkeit darstellt. 86 87

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13,22 par.) – zwar grammatisch in die Sprechsituation Justins integriert, doch klar mit εἶπε γὰρ ὅτι […] καὶ ὅτι als Jesusworte markiert. Wichtig dabei ist: Justin behauptet in Dial. 82,1 nicht, Jesus habe gesagt: „So wie es einst Pseudopropheten gab, wird es hinkünftig Pseudolehrer geben“, sondern nur, Jesus habe das Auftreten von Pseudolehrern vorhergesagt (zu προεῖπεν vgl. Dial. 35,7). Ein zweiter beachtenswerter Punkt ist die Einbettung in den Kontext. Wäre Dial. 82,1 „so wenig in das Werk des Märtyrers eingebunden“90, wie Theo K. Heckel meint, dann könnte das in der Tat auf ein aus einer Quelle oder der Tradition übernommenes Stück hindeuten. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wie in 2 Petr 2,1, wo der Satz einen glatten Übergang zwischen der Prophetiediskussion in 2 Petr 1,16–21 und der Gegnerpolemik in 2 Petr 2 schafft, fungiert die ψευδοπροφήται/ ψευδοδιδάσκαλοι-Sentenz auch in Justins Dial. als Scharnier, das die ausführliche Referenz auf die Prophetie des Johannes (vgl. Dial. 81,4) mit dem Auftreten von – aus der Sicht des Justin – heterodoxen christlichen Lehrern (vgl. die Prominenz von διδασκ-Bildungen in Dial. 35 und 82!) geschickt verknüpft. Eine dritte und besonders wichtige Beobachtung ist schließlich die Tatsache, dass Justin selbst sagt, wo sich die Warnung Jesu vor den ψευδοδιδάσκαλοι findet: Nämlich in den Dial. 82,2 explizit zitierten Herrenworten, welche er im Rückbezug auf die νῦν auftretenden ψευδοδιδάσκαλοι mit einem affirmativen ὅπερ καὶ ἔστι kommentiert.91 Somit muss es letztlich doch als eher unwahrscheinlich gelten, dass die ψευδοπροφήται/ψευδοδιδάσκαλοι-Sentenz Justin als ein Herrenwort galt und als solches auch in 2 Petr 2,1 integriert ist. Unbeschadet dessen verdient die Erforschung des Verhältnisses zwischen 2 Petr und der Jesus-Tradition, in der bislang vor allem die kanonischen Evangelien sowie narrative Elemente (allen voran natürlich die Verklärung) im Mittelpunkt standen,92 durch einen Blick auf die in 2 Petr eingewobenen LogienÜberlieferungen erweitert und vertieft zu werden. Dabei ist dann nicht nur die historische Frage nach Ursprung und Kontext dieser Überlieferungen gestellt, sondern vor allem auch die faszinierende rezeptionsästhetische Frage, welche Wirkung 2 Petr als ein Text entfaltet, in welchem Petrus wie Jesus spricht.  Heckel, Briefe, 135.  Zu beachten ist dabei auch, dass der Satz von ψευδοπροφήται/ψευδοδιδάσκαλοι in dem zu Dial. 82,2 parallelen, aber umfangreicheren Cluster von Herrenworten in Dial. 35,3 nicht begegnet. 92  Vgl. neben Callan, Terrance, The Gospels of Matthew and John in the Second Letter of Peter, in: Alicia J. Batten/John S. Kloppenborg (Hg.), James, 1 & 2 Peter, and Early Jesus Traditions (The Library of New Testament Studies 478), London u. a.: Bloomsbury 2014, 166–180, und Green, Gene L., The Testimony of Peter. 2 Peter and the Gospel Traditions, in: Alicia J. Batten/John S. Kloppenborg (Hg.), James, 1 & 2 Peter, and Early Jesus Traditions (The Library of New Testament Studies 478), London u. a.: Bloomsbury 2014, 181–198 vor allem die Beiträge von Matthias Berghorn, Michael Kok und Marida Nicolaci in Wolfgang Grünstäudl/Uta Poplutz/Tobias Nicklas (Hg.), Der zweite Petrusbrief und das Neue Testament (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 397), Tübingen: Mohr Siebeck 2018. 90 91

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6. Zusammenfassung und Ausblick Den erst bei Origenes zweifelsfrei belegten 2 Petr versteht die noch kein Jahrzehnt alte „Neue Perspektive“ als einen Text, der die in der ersten Häfte des zweiten Jahrhunderts entstandene ApkPetr bereits voraussetzt und verwendet. Innerhalb dieses Korridors (nach ApkPetr, vor Origenes), der sich durch den nötigen Autoritätszuwachs der ApkPetr einerseits und des 2 Petr andererseits von beiden Seiten her noch weiter verengt, werden unterschiedliche Akzente gesetzt. So votiert Jörg Frey für das Zeitfenster 140–160 n. Chr., während Jan Bremmer unter anderem infolge einer Spätdatierung der ApkPetr auf 150 n. Chr.93 2 Petr in „about the 180s“94 ansetzt. Die Plausibilität meiner eigenen Festlegung auf ca. 160–180 n. Chr. hängt ganz wesentlich davon ab, ob und unter welchen Umständen der Rekurs auf nur einen einzigen markanten Bezugspunkt eine direkte Verbindung zwischen zwei Texten (hier: 2 Petr und Justins, Dial.) akzeptiert wird. Unter methodologischer Hinsicht ist in der Debatte um die „Neue Perspektive“ darüber hinaus vor allem die Frage von Belang, ob und wann eine kumulative Argumentation zur Bestimmung einer datierungsrelevanten intertextuellen Beziehung herangezogen werden kann. Am Beispiel des Verhältnisses von ApkPetr und 2 Petr lässt sich meines Erachtens zeigen, dass insbesondere der Kohärenz der einzelnen Indizien (unter den vier Aspekten Clusterbildung, Pluralität der Bezugsebenen, kommunikative Strategie und Autorfiktion) eine plausibilitätssteigernde Wirkung zukommt. In jedem Fall ist, so hoffe ich, deutlich geworden, dass die „Neue Perspektive“ zwar eine veränderte Datierung des 2 Petr impliziert, darüber hinaus aber einen grundlegend neuen Interpretationshorizont für 2 Petr eröffnet. Mit Spannung darf man die Kommentierung des 2 Petr durch Jeremy Hultin in der Hermeneia-Reihe erwarten, die ebenfalls die Priorität von ApkPetr voraussetzt, um sie jedoch sicherlich nochmals in eigenständiger Weise zu entfalten.95 Wie auch 93  Zur zuletzt insgesamt in Bewegung geratenen Frage nach der Datierung der ApkPetr (vgl. auch Nicklas, Tobias, Petrus-Diskurse in Alexandria. Eine Fortführung der Gedanken von Jörg Frey, in: Jörg Frey/Matthijs den Dulk/Jan G. van der Watt [Hg.], 2 Peter and the Apocalypse of Peter. Towards a New Perspective [Biblical Interpretation Series 174], Leiden/Boston: Brill 2019, 99–127, 106 Anm. 34) bietet nun Sommer, Michael, Reading the Apocalypse of Peter Politically. Depictions of Christ and Trajan, in: Julia A. Snyder/Korinna Zamfir (Hg.), Reading the Political in Jewish and Christian Texts (Biblical Tools and Studies 38), Leuven/Paris/Bristol, CT: Peeters 2020, 257–274, 258–261, einen prägnanten Überblick. 94  Bremmer, Jan N., The Apocalypse of Peter as the First Christian Martyr Text. Its Date, Provenance and Relationship with 2 Peter, in: Jörg Frey/Matthijs den Dulk/Jan G. van der Watt (Hg.), 2 Peter and the Apocalypse of Peter. Towards a New Perspective (Biblical Interpretation Series 174), Leiden/Boston: Brill 2019, 75–98, 91, der im Anschluss an Lightfoot, Jane L., The Sibylline Oracles. With Introduction, Translation, and Commentary on the First and Second Books, Oxford: Oxford University Press 2008, 253, im zweiten Sibyllinischen Orakel „the terminus ante quem of 2 Peter, certainly well predating Origen“ erkennt. 95  Erste Einblicke bietet Hultin, Jeremy, Reading 2 Peter 3 in the Light of the Apocalypse of Peter and the Sibylline Oracles, in: Jörg Frey/Matthijs den Dulk/Jan G. van der Watt (Hg.),

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immer sich die „Neue Perspektive“ auf 2 Petr weiter entwickeln wird – zur Diskussion um die Datierung neutestamentlicher Pseudepigraphen hat sie jedenfalls bereits einen ersten Beitrag geleistet.

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Was 1 Clement Written During the Reign of Domitian? Dan Batovici

1. Introduction The aim of this contribution is to revisit the dating of 1 Clement from the perspective of the problems that surround the dating of several temporal landmarks on which it depends. Brief methodological remarks are therefore followed by a discussion of a number of such temporal pins which tend to emerge in the scholarship on the dating of 1 Clement. An attempt is then made to evaluate the impact of issues that complicate the dating of the connected landmarks in the process of assessing the internal or external evidence for establishing the dating of 1 Clement. The starting point is a methodological concern raised by the manner in which the dating of 1 Clement is reflected in current scholarship: How do we end up with such a punctual dating as ‘around year 96’ or ‘c. 95’ when even a superficial glance at the evidence suggests that an interval of several decades remains in fact possible? How do we arrive to propose a five-year window for a text that does not say explicitly, for instance, that it was written on the occasion of a recurring acclamation of an emperor when a new imperial decree was passed, an event for which we also have external, perhaps epigraphic, confirmation? In a sense, it is striking that it is not uncommon for early Christian writings as the ones discussed in the present volume to be dated to a specific part of just one decade. Some may wish to explain the differences in establishing composition dates for texts as the result of different styles or schools of scholarship, however conceived – more conservative vs. more liberal or perhaps older vs. newer scholarship. Others might consider the image of the pendulum as more appropriate, given that the history of dating a text can sometimes be seen as oscillating between cautious takes and narrower, more committed proposals. Further complicating matters, scholarly decisions on dating a text necessarily involve various sets of presuppositions and allegiances with relevance for a socio-historical understanding of the field, especially around notions like ‘consensus’ and ‘majority view’. The common ground remains that in the process of dating texts we first try to establish the termini post quem and ante quem with some sort of certainty and proceed to work our way through the various levels of plausibility, in order to indicate, between the two margins of the interval, more narrow areas of likeli-

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hood. From this point, a sceptical and more minimalist approach would warrant caution, and settle for a broader but safer interval for dating a text. A more optimist approach, however, may lead to advancing, following a careful discussion of the evidence, a narrower window for the dating. In many cases, the latter takes the form of an (often remarkably) educated guess, which tends to form a that much weaker basis for establishing further chronological connections. Moreover, as a hypothetical dating, it runs the risk of being taken as proven fact in connected fields.

2. ‘C. 96’ and the End of Domitian’s Reign 1 Clement provides a very interesting case, as there is a remarkable number of scholars that have accepted a dating shortly after, or around, year 96.1 This is mainly based on 1 Clem. 1.1a which reads: “Because of the sudden and repeated misfortunes and reverses that happened to us, brothers, we acknowledge that we have been somewhat slow in giving attention to the matters in dispute among you.”2 This beginning has been long understood to indicate that the letter was written at a time when the Roman Christian community has reached some 1 This is already reported as the consensus by the turn of the nineteenth century: Joseph B. Lightfoot, S. Clement of Rome, vol. 1, The Apostolic Fathers I/1 (London: Macmillan, 1890), 346: “Common opinion places the date of this document about the close of the reign of Domitian or immediately after (A. D. 95, 96). This view … was put forward by Patrick Young the first editor (A. D. 1633).” It has continued to be accepted; see Joseph A. Fischer, ed., Der Clemens-Brief, Die Sieben Ignatius-Briefe, Die beiden Polykarp-Briefe, Das Quadratus-Fragment, Schriften des Urchristentums 1 (Munich: Kösel, 1956), 19–20, esp. 20: “Die Formulierung von 1,1 legt die Vermutung nahe, daß die domitianische Verfolgung (95/96) eben vorübergegangen ist. Sie endete mit dem Tode dieses Kaisers, der am 18. September 96 einer Verschwörung zum Opfer fiel. Der Klemens-Brief mag daher noch 96 oder im frühen Jahr 97 abgefaßt sein.” For an only slightly broader interval, see Annie Jaubert, ed., Clément de Rome, Épître aux Corinthiens, Sources Chrétiennes167 (Paris: Cerf, 1971), 15–20, esp. 20: “Toutes ces indications concordent bien avec la fin du règne de Domitien (95–96) ou le règne de Nerva (97–98),” followed by Juan José Ayan Calvo, ed., Clemente de Roma (Carta a los Corintios), Homilía anónima (Secunda Clementis), Fuentes patrísticas 4 (Madrid: Ciudad Nueva, 1994), 25–27, at 26: “Todo ello conduce a pensar que 1 Clem. fue escrita en los últimos años del siglo I, entre el 95 y el 98.” More recently, see Bart D. Ehrman, ed., The Apostolic Fathers I, Loeb Classical Library 24 (Cambridge, MA; London: Harvard University Press, 2003), 23–25, esp. 25: “it appears best to assume a date sometime near the end of the first century, possibly, as traditionally thought, in the mid 90s during the reign of Domitian,” taken to indicate 95–96, for instance, in Murray J. Smith, “The Gospels in Early Christian Literature,” in The Content and Setting of the Gospel Tradition, eds. Mark Harding and Alanna Nobbs (Grand Rapids, MI; Cambridge: Eerdmans, 2010), 181–208, 200. The same goes for Emanuela Prinzivalli, “La lettera di Clemente ai Corinzi: Introduzione,” in Seguendo Gesù: Testi cristiani delle origini, vol. 1, eds. Emanuela Prinzivalli and Manlio Simonetti, Scrittori greci e latini (Milan: Fondazione Lorenzo Valla; Mondadori, 2010), 79–89, 83 n. 3: “Trovo plausibile una datazione alla metà degli anni 90, forse all’inizio del regno di Nerva …” 2  Διὰ τὰς αἰφνιδίους καὶ ἐπαλλήλους γενομένας ἡμῖν συμφορὰς καὶ περιπτώσεις, άδελφοί, βράδιον νομίζομεν ἐπιστροφὴν πεποιῆσθαι περὶ τῶν ἐπιζητουμένων παρ᾽ ὑμῖν πραγμάτων;

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breathing air, following persecution.3 Even more specifically, this has been taken to presuppose the persecutions of Domitian, and therefore to imply that the dating of 1 Clement should be around or shortly after the end of his reign, which we know from other sources to have happened in September of 96, by the means of a successful conspiration towards his assassination. Currently, the pendulum seems to be in full swing away from this position, with few if any among scholars working on 1 Clement in favour of such a connection. There are two reasons that lead to this. First, the vocabulary used  – συμφορὰς καὶ περιπτώσεις  – is too vague to indicate a persecution. Indeed, the various modern translations show some hesitation with regard to the gravity reflected by the Greek text. Fischer translates this as “Heimsuchungen und Drangsale”4 and Jaubert “des malheurs et des calamités,”5 while Ayan Calvo “desgracias y contratiempos”6 and Prinzivalli “difficoltà e vicissitudini.”7 In English, it is translated as “misfortunes and calamities” by Lake,8 but somewhat less aggravating as “misfortunes and setbacks” by Ehrman,9 and “misfortunes and reverses” by Holmes.10 However, scholars have rightly drawn attention to the fact that συμφορά also means ‘event’ or ‘circumstance,’ often but not always bad; in particular, περίπτωσις, rather than ‘calamity,’ was shown to simply mean ‘event’ or ‘accident,’ which can therefore indicate a whole array of other problems than persecution.11 In any case, the expected word for persecution, διωγμός, used text and English translation from Michael W. Holmes, ed., The Apostolic Fathers: Greek Texts and English Translations, 3rd ed. (Grand Rapids, MI: Baker Academic, 2007), 44–45.  3  Cf. Laurence L. Welborn, “The Preface to 1 Clement: The Rhetorical Situation and the Traditional Date,” in Encounters with Hellenism: Studies on the First Letter of Clement, eds. Cilliers Breytenbach and idem, Arbeiten zur Geschichte des antiken Judentums und des Urchristentums 53 (Leiden; Boston: Brill, 2004), 197–216, 201: “this rather innocent statement is unanimously interpreted as an allusion to a terrible persecution through which the church of Rome has just been passing.”  4  Fischer, Der Clemens-Brief, 25. Andreas Lindemann, Die Clemensbriefe, Handbuch zum Neuen Testament 17/Die Apostolischen Väter I (Tübingen: Mohr Siebeck, 1992), 26, has “Unglücke und Mißhelligkeiten,” and Horacio E. Lona, Der erste Clemensbrief, Kommentar zu den apostolischen Vätern, vol. 2 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1998), 115, “Unglücke und Vorfälle.”  5 Jaubert, Clément de Rome, 99.  6 Ayan Calvo, Clemente de Roma, 69.  7  Prinzivalli, Seguendo Gesù I, 181.  8 Kirsopp Lake, ed., The Apostolic Fathers I, Loeb Classical Library 24 (Cambridge, MA; London: Harvard University Press, 1975), 9.  9 Ehrman, The Apostolic Fathers I, 35. 10 Holmes, The Apostolic Fathers, 45. 11 See especially the discussion in Welborn, “The Preface to 1 Clement,” 201–205; Andrew Gregory, “Disturbing Trajectories: 1 Clement, the Shepherd of Hermas and the Development of Early Roman Christianity,” in Rome in the Bible and the Early Church, ed. Peter Oakes Carlisle: Paternoster (Grand Rapids, MI: Baker Academic, 2002), 146–66, 148. See, for instance, alternative proposals such as that in Odd Magne Bakke, “Concord and Peace:” A Rhetorical Analysis of the First Letter of Clement with an Emphasis on the Language of Unity and Sedition, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 143 (Tübingen, Mohr Siebeck 2001), 10: “We

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elsewhere in the letter – 1 Clem. 3.2 – does not appear here,12 where the language is significantly vaguer in comparison. Secondly – and more damaging for this view – fairly recent scholarship has shown that there is cause to doubt that there even were persecutions against Christians towards the end of Domitian’s principate.13 Yet the dating of 1 Clement between 93 and 97 seems to have been the most commonly held opinion throughout the 20th century.14 The association with Domitian is still almost always mentioned, even when it is refuted, and there are authors who reject the association with the Domitian persecution, but still date 1 Clement between 95 and 98.15

3. Polycarp As in many other cases, establishing a terminus ante quem for 1 Clement is a matter of reception.16 Among the several candidates there is Polycarp’s Epistle to the Philippians. If we can clearly ascertain that Polycarp had used 1 Clement, the dating of Polycarp’s letter would then offer a decisive terminus ante quem. Indeed, in the history of modern scholarship, this is an often-encountered assumption. For instance, Streeter considered that “Polycarp, again, must have known 1 Clement by heart.”17 More recently, M. Holmes notes that “Polycarp seems to be particularly familiar with 1 Peter and 1 Clement,”18 however, Lighthope that our contribution will sufficiently demonstrate that the language of delay in 1 Clem. 1.1 does not refer to persecution of the Church, but to internal strife and sedition.” 12  Cf. Gregory, “Disturbing Trajectories,” 138. 13  See E. Truesdell Merrill, “The Alleged Persecution by Domitian,” in idem, Essays in Early Christian History (London: Macmillan, 1924), 148–73 and R. L. P. Milburn, “The Persecution of Domitian,” Church Quarterly Review 139 (1945): 156–57. In reaction, Leslie W. Barnard, Studies in the Apostolic Fathers and Their Background (New York: Schocken, 1966), 5–18, suggests that although a fully blown persecution did not take place, Domitian rather targeted and “singled out Christians who were prominent members of the Church of Rome,” at 15. See, however, in particular Welborn, “The Preface to 1 Clement,” 205–11, and Kurt Erlemann, “Die Datierung des ersten Klemensbriefes: Anfragen an eine Communis Opinio,” New Testament Studies 44 (1998): 591–607, 595–97. See also Gregory, “Disturbing Trajectories,” 148. 14  Cf. Lona, Der erste Clemensbrief, 75: “Die Abfassungszeit gegen Ende der Regierung des Domitian oder am Anfang der Regierung von Nerva ist die meist vertretene Meinung in der Forschung des zwanzigsten Jahrhunderts.” 15   E. g. Jaubert, Clément de Rome, 19, n. 1: “Mais il ne semble pas qu’il y ait eu de persécution directe contre les chrétiens [under Domitian].” 16  Cf. Gregory, “Disturbing Trajectories,” 145. 17 Burnett H. Streeter, The Four Gospels: A Study of Origins, 4th ed. (London: Macmillan, 1930), 528; also quoted, with further references, in Paul Hartog, “Peter in Paul’s Churches: The Early Reception of Peter in 1 Clement and in Polycarp’s Philippians,” in Peter in Early Christianity, eds. Helen K. Bond and Larry W. Hurtado (Grand Rapids, MI; Cambridge: Eerdmans, 2015), 168–80, 172. 18  Holmes, The Apostolic Fathers, 273.

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foot was already claiming that “Clement’s epistle was in the hands of Polycarp.”19 This seems therefore to be an established connection. To be sure, there is shared material between the two letters. For instance, as Paul Hartog shows, “in both 1 Clement 5 and Philippians 9, the apostles serve as paradeígmata (‘models’) to follow, in view of their personal endurance in suffering.”20 Hartog counts six points of contact: the reappearance of ‘righteousness’ (twice); the reappearance of endurance; the similar references to events appearing before the ‘eyes’ of the recipients; the apostolic reputation of ‘faith;’ similar references to the ‘appointed place of glory’ and ‘holy place’ (1 Clement) and ‘the place due them with the Lord’ (Philippians); and somewhat otherworldly sentiments (although using different vocabulary).

He also adds a list of four differences, e. g. the fact that “Polycarp does not explicitly mention ‘Peter’ (although he is undoubtedly included among the rest of the apostles, Phil. 9.1),”21 presumably where one would expect parallel material had one author known the other. Previously, Kenneth Berding had produced a reconsideration of the assumption that Polycarp used 1 Clement, concluding cautiously that “Polycarp knew and used 1 Clement, but his familiarity should not be exaggerated.”22 Paul Hartog, however, is less convinced about the question at hand, which is that of whether or not Polycarp offers a clear usage of 1 Clement, this being the only context in which his letter can act as a viable terminus ad quem: “although one cannot establish any literary dependence on Polycarp’s Phil 11–12 upon 1 Clem 47, there are interesting parallels.”23 It is important in this regard therefore that Lindemann finds: “bei Polykarp zeigen sich zahlreiche Parallelen … doch gibt es für die Behauptung, ‘that Clement’s Epistle was in the hands of Polycarp’ (Lightfoot I/1, 149), keinen sicheren Beleg, denn die Parallelen verweisen in keinem Fall auf literarische Abhängigkeit.”24 Indeed, in the absence of clear literary dependence, it is impossible to rule out the shared use of elements and traditions which precede both letters. This is fairly clearly a case of intertextuality, but whether that is enough to establish dating upon it, it remains less clear. Granted, one can con19 Lightfoot,

Clement of Rome I, 149.  Hartog, “Peter in Paul’s Churches,” 172. 21  Hartog, “Peter in Paul’s Churches,” 172–73. Further parallels include 1 Clement 47 and Pol. Phil. 11–12, where both “call for repentance in the face of ecclesiastical troubles in Paulinefounded churches” and their respective calls include a series of various common elements,” in Paul Hartog, “The implications of Paul as epistolary author and church planter in 1 Clement and Polycarp’s Philippians,” in The Apostolic Fathers and Paul, eds. Todd D. Still and David E. Wilhite (London: Bloomsbury, 2018), 20–40: 22. 22  Kenneth Berding, “Polycarp’s use of 1 Clement: An Assumption Reconsidered,” Journal of Early Christian Studies 19/1 (2011): 127–39: 139. 23  Hartog, “The implications of Paul as epistolary,” 21. 24  Lindemann, Die Clemensbriefe, 11. 20

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sider this connection as established, but whether there is enough data to form a safe basis for dating remains less clear.25

4. Hegesippus Another possible terminus ante quem is Hegesippus. Active in the second century, he seems to have known 1 Clement, as Eusebius preserves few testimonies from him to that effect in Hist. eccl. 3.16 and 4.22.1. Indeed, Andrew Gregory takes it as a possible ad quem, as seems to do J. V. M. Sturdy. Gregory gives this by cautiously mentioning “Hegesippus [who] appears to have seen the letter c. 150,” and simply referring to Hist. eccl. 3.15 and 4.22.1.26 However, Hegesippus has dating problems of his own, as the writing activity of Hegesippus is normally set later on, in the seventh and eight decade of the second century.27 If a later dating stands, and Hegesippus is to be retained as the earliest terminus ante quem, then the dating of 1 Clement should follow accordingly. Moreover, Sturdy assigns Hegesippus’ list of Roman bishops to 165, and also calls into question the reliability of the source, and thus the accuracy of the list considering, for instance, that Hegesippus’ description of Roman bishops does not correspond with the church office implied in 1 Clement.28 Indeed, perhaps even the connection between Hegesippus and 1 Clement can be questioned: all that Hist. eccl. 3.16 is saying is that a) Eusebius knows that the accepted letter of Clement, written in the name of the Roman church for that of the Corinthians concerning dissension in Corinth, is and has been read publicly in churches, and then that b) Eusebius

25  Further complicating matters, Polycarp has a dating interval of its own. For instance, Hartog estimates that the external evidence points to 110–117, and the internal evidence to 110–140, converging on the “late Trajanic period,” i. e. 112–117/120, in Polycarp’s Epistle to the Philippians and the Martyrdom of Polycarp, ed. Paul Hartog, Oxford Apostolic Fathers (Oxford: Oxford University Press, 2013), 44. But even that can be seen too narrow a dating interval. 26  Gregory, “Disturbing Trajectories,” 145. See also Stephen E. Young, Jesus Tradition in the Apostolic Fathers: Their Explicit Appeals to the Words of Jesus in Light of Orality Studies, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 311 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2011), 111 n. 16: “Though there are problems with pinpointing the exact dates of the writing of Hegesippus and Dionysius, their witnesses means at least that 1 Clement could not have been written after the middle of the 2nd century.” 27  See, for instance, Christoph Markschies, “Hegesippos, christl. Schriftsteller, 2. Jh.,” in Der Neue Pauly, herausgegeben von H. Cancik, H. Schneider and M. Landfester. Consulted online on 1 July 2020 http://dx.doi.org/10.1163/1574–9347_dnp_e505170. First published online: 2006: “H. wird von Eusebios zwar als ‘einer der ersten Nachfolger der Apostel’ bezeichnet (Eus. H. E. 2,23,3), dürfte aber nach Ausweis eines Fragmentes, das Eusebios selbst überliefert (H. E. 4,22,3), eher in der Zeit zw. 174 und 189 n. Chr. schriftstellerisch tätig gewesen sein.” 28  J. V. M. Sturdy, Redrawing the Boundaries: The Date of Early Christian Literature (London: Equinox, 2007), 4–6.

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knows of unrest in those days in Corinth also from Hegesippus.29 It is unclear, however, from Hist. eccl. 3.16, whether Hegesippus himself spoke about 1 Clement at all or simply reported on earlier dissent in Corinth without explicitly linking it to the letter 1 Clement, given that the text does not preclude this possibility. In other words, it is unclear whether the connection between Hegesippus and 1 Clement originates in the seventies or nineties of the second century, when the former writes his account, or in the fourth century with Eusebius. The second Eusebian excerpt – in Hist. eccl. 4.22.1 – is perhaps less ambiguous, in the sense that Eusebius introduces a quotation from Hegesippus suggesting that in the latter’s writing it follows some remarks on Clement’s epistle to the Corinthians.30 The quotation itself does not mention Clement, and Eusebius’ account implies that Hegesippus speaks of the letter, not only about the character Clement. But, even if one takes Eusebius’ statement at face value, that would put the terminus ante quem at the time of Hegesippus’ writing activity, between two to four decades later than the middle of the second century.

5. The Clement in the Shepherd of Hermas The Shepherd of Hermas is also adduced occasionally in the discussion on the dating of 1 Clement. Toward the end of the second vision, Vision 2.4.2 [8], after Hermas finishes copying the booklet received from the heavenly mediator, he is asked whether “he had already given the book to the presbyters” (εἰ ἤδη τὸ βιβλίον δέδωκα τοῖς πρεσβυτέροις). The personification of the church, pleased with his negative reply given that there were still things to be added to the initial message, instructs Hermas thus: 29  Hist. eccl. 3.16: Τούτου δὴ οὖν ὁμολογουμένη μία ἐπιστολὴ φέρεται, μεγάλη τε καὶ θαυμασία, ἣν ὡς ἀπὸ τῆς Ῥωμαίων ἐκκλησίας τῇ Κορινθίων διετυπώσατο, στάσεως τηνικάδε κατὰ τὴν Κόρινθον γενομένης. ταύτην δὲ καὶ ἐν πλείσταις ἐκκλησίαις ἐπὶ τοῦ κοινοῦ δεδημοσιευμένην πάλαι τε καὶ καθ’ ἡμᾶς αὐτοὺς ἔγνωμεν. καὶ ὅτι γε κατὰ τὸν δηλούμενον τὰ τῆς Κορινθίων κεκίνητο στάσεως, ἀξιόχρεως μάρτυς ὁ  Ἡγήσιππος. Greek text from Gustave Bardy, ed., Eusèbe de Césarée. Histoire ecclésiastique, 3rd ed., livres 1–4, Sources chrétiennes 31 (Paris: Cerf, 1967), 120. 30  Hist. eccl. 4.22.1:  Ὁ μὲν οὖν  Ἡγήσιππος ἐν πέντε τοῖς εἰς ἡμᾶς ἐλθοῦσιν ὑπομνήμασιν τῆς ἰδίας γνώμης πληρεστάτην μνήμην καταλέλοιπεν· ἐν οἷς δηλοῖ ὡς πλείστοις ἐπισκόποις συμμίξειεν ἀποδημίαν στειλάμενος μέχρι Ῥώμης, καὶ ὡς ὅτι τὴν αὐτὴν παρὰ πάντων παρείληφεν διδασκαλίαν. ἀκοῦσαί γέ τοι πάρεστιν μετά τινα περὶ τῆς Κλήμεντος πρὸς Κορινθίους ἐπιστολῆς αὐτῷ εἰρημένα ἐπιλέγοντος ταῦτα· καὶ ἐπέμενεν ἡ ἐκκλησία ἡ Κορινθίων ἐν τῷ ὀρθῷ λόγῳ μέχρι Πρίμου ἐπισκοπεύοντος ἐν Κορίνθῳ· οἷς συνέμιξα πλέων εἰς Ῥώμην καὶ συνδιέτριψα τοῖς Κορινθίοις ἡμέρας ἱκανάς, ἐν αἷς συνανεπάημεν τῷ ὀρθῷ λόγῳ· γενόμενος δὲ ἐν Ῥώμῃ, διαδοχὴν ἐποιησάμην μέχρις Ἀνικήτου· οὗ διάκονος ἦν  Ἐλεύθερος, καὶ παρὰ Ἀνικήτου διαδέχεται Σωτήρ, μεθ’ ὃν  Ἐλεύθερος. ἐν ἑκάστῃ δὲ διαδοχῇ καὶ ἐν ἑκάστῃ πόλει οὕτως ἔχει ὡς ὁ νόμος κηρύσσει καὶ οἱ προφῆται καὶ ὁ κύριος. Greek text from Bardy, Eusèbe: Histoire ecclésiastique 1–4, 199–200.

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Therefore you will write two little books, sending one to Clement and one to Grapte. Clement will then send it to the foreign cities, because that is his commission. But Grapte will instruct the widows and orphans. And you will read it in this city, along with the presbyters who lead the church.31

The Shepherd normally placed in Rome in the first half of the second century, mentions therefore a Clement whose job is to write letters to other churches. Associating this character with the author of 1 Clement is indeed a very appealing connection to make, if we have here external attestation for a Clement located in Rome, with a certain standing in the community enough to be singled out, writing letters to other cities – ἐκείνῳ γὰρ ἐπιτέτραπται – who was perhaps a bit older when Hermas wrote his book. This particular connection has a history of its own in terms of being accepted or not by scholars, perhaps with scholars from the past being more inclined to accept it than more recent ones. Overall, it is comparatively less successful than the connection often seen between the author of the gospel of Mark and the character mentioned at the end of 1 Peter, as ‘Mark, my son,’32 and it is not uncommon to be described in the following terms: “the proposed connection rests on nothing more than the similarity of name.”33 Incidentally, the Shepherd of Hermas is also an example for the problems that an early Christian text can pose with regard to dating. In this case too there is a broader interval, and there is then a narrower window, and the latter is usually taken as the date of the book. The interval however goes from 70 to at least 150, specifically from shortly after the Neronian persecution up to the Pius mentioned by the Muratorian fragment as bishop of Rome and brother of Hermas.34 The 31  Vis. 2.4.3 [8]: γράψεις οὖν δύο βιβλαρίδια καὶ πέμψεις ἓν Κλήμεντι καὶ ἓν Γραπτῇ. πέμψει οὖν Κλήμης εἰς τὰς ἔξω πόλεις, ἐκείνῳ γὰρ ἐπιτέτραπται. Γραπτὴ δὲ νουθετήσει τὰς χήρας καὶ τοὺς ὀρφανούς. σὺ δὲ ἀναγνώσῃ εἰς ταύτην τὴν πόλιν μετὰ τῶν πρεσβυτέρων τῶν προϊσταμένων τῆς ἐκκλησίας. Greek text established by M. Leutzsch, in Ulrich H. J. Körtner and Martin Leutzsch, Papiasfragmente, Hirt des Hermas, Schriften des Urchristentums 3 (Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1998), 158. 32  On this see Dan Batovici, “Mark, Peter’s son, and the reception of 1 Peter,” in Reading the Gospel of Mark in the Twenty-First Century: Method and Meaning, ed. Geert van Oyen, Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium 301 (Leuven: Peeters, 2019), 431–41: 432–34. 33  Holmes, The Apostolic Fathers, 35. For further cautious takes see Robert Joly, Hermas. Le Pasteur, 2nd ed. Sources Chrétiennes 53 (Paris: Cerf, 1958, 1968), 14, 97–98; Graydon F. Snyder, The Shepherd of Hermas, The Apostolic Fathers: A New Translation and Commentary 6 (Camden, NJ: Nelson, 1968), 39; Brox, Der Hirt des Hermas, 136–37; Osiek, Shepherd of Hermas, 59; Ehrman, Apostolic Fathers II, 169; Mark Grundeken, Community Building in the Shepherd of Hermas: A Critical Study of Some Key Aspects, Supplements to Vigiliae Christianae 131 (Leiden: Brill, 2015), 4–5. For an exception see Lightfoot, Clement of Rome I, 348. More recent authors, even when they are entertaining this possibility, tend to remain cautious, e. g. Peter Lampe, From Paul to Valentinus: Christians at Rome in the First Two Centuries (Minneapolis, MN: Fortress Press, 2003), 206 n. 1. 34  Cf. Gregory, “Disturbing Trajectories,” 149. But see Grundeken, Community Building, 6, “More reliable external evidence consists of the references to Hermas in Clement of Alexandria, Irenaeus (Gaul), Tertullian (Carthage) and the Muratorian Fragment (Rome), which indicate,

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narrower dating, which tends to come more in the form of an educated guess, is the decade before the middle of the second century, 140–150. The Shepherd is a comparatively large book, which can be broken in at least three main parts, which some scholars took as indicative of multiple authorship.35 The most accepted view today, however, is that the book is written in successive stages. Clement is mentioned early in the narrative, and if one adheres to the notion that the various compositional layers were not written in one setting, but spread over time, then we would even have its Clement perhaps around the turn of the second century. Again, the connection between the author of 1 Clement and Hermas’ Clement remains insecure – especially since “‘Clement’ was a fairly common name”36 – and so does the dating of Hermas. Even if one takes the terminus ante quem of the Shepherd to be that implied by the Muratorian Fragment, it depends nonetheless on the dating of the Fragment, which is also disputed. Each actor – Clement, Hermas, the Muratorian Fragment – tends to be dated to an interval with a less secure, rather tentative and narrower focus. But whenever the dating of one of them is analysed, it is only the narrower focus of the other two documents that is brought into discussion, rather than the full amplitude of their respective intervals.

6. 1 Clement’s Use of the New Testament and the terminus a quo The use of sources would offer a clue for the terminus post quem. Indeed, 1 Clement seems to know and use texts, comparatively more than other Early Christian writings. In a more inclusive approach, Donald Hagner concludes that 1 Clement certainly used 1 Corinthians, Romans and Hebrews, probably 2 Corinthians, Galatians, Ephesians, 1 Timothy, Titus, James, 1 Peter and Acts, and possibly 1 or 2 synoptic gospels and 2 Timothy.37 However – similar to the case of Polycarp at the opposite end of 1 Clement’s dating – it remains difficult to rule out the possibility of a shared use of elements and traditions which precede both 1 Clement and the New Testament books which are proposed as sources for 1 Clement. There certainly is intertextuality, but for the purposes of dating it would be required to have a reasonably clear situation, where we can establish with a higher level of certainty that 1 Clement made use of a given New Testament text. More useful for dating purposes is therefore a minimalist approach as that of because of the geographical spread, that the terminus ante quem lies some time before the late second century.” 35  See the survey in Grundeken, Community Building, 11–13. 36  Grundeken, Community Building, 4. 37  Cf. Donald A. Hagner, The Use of the Old and New Testaments in Clement of Rome, Series: Novum Testamentum Supplements 34 (Leiden: Brill, 1973), 237.

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Gregory, who argues that 1 Clement used (certainly) 1 Corinthians and (very likely) Romans and Hebrews. If that is the case, 1 Clement’s terminus post quem would follow the dating of the least old of the three Pauline letters. Specifically, the terminus should follow the interval amplitude – rather than the narrow window – of the dating of that letter. A difficulty in using Hebrews for the dating of 1 Clement, however, is the fact that the latter occasionally also appears in discussions of the dating of the former. What is more, in such arguments it is often that the remarkably narrow window of one year for the dating of 1 Clement is taken into account,38 rather than the broader interval, which would be a safer and better-grounded starting point.39 The terminus post quem is therefore traditionally drawn from internal evidence. Welborn, for instance, places this terminus during “the last decades of the first century,” based on the fact that “the accounts of the deaths of Peter and Paul in ch. 5 is not that of the eye-witness,” and “the presbyters installed by the apostles have died (44.2), and a second ecclesiastical generation has also passed (44.3),” whereas “the church at Corinth is called ‘ancient’ (47.6),” and “the emissaries from Rome are said to have lived ‘blamelessly’ as Christians ‘from youth to old age’ (63.3).”40 However, the text itself allows for different readings and, for instance, Thomas Herron disputes most of these points.41 A. Gregory, following Herron, finds that there is no reason to not push the terminus post quem back  See, for instance, Donald Guthrie, The Epistle to the Hebrews: An Introduction and Commentary (Grand Rapids, MI: Eerdmans, 1983), 28: “We may, at least, conclude that it was written before the letter of Clement of Rome (ad 95), unless of course it be maintained that Hebrews used Clement or that both used a common source.” Others have noted this tendency too, e. g. in David L. Allen, Hebrews, The New American Commentary 35 (Nashville, TN: B&H Publishing, 2010), 74: “Until recently, the terminus ad quem was said to be ad 96 since Hebrews is quoted by Clement of Rome in his epistle to the Corinthians, which is traditionally dated ad 96. … But the traditional date for Clement’s epistle is now considered suspect by many and cannot be used as a firm peg for the terminus ad quem for Hebrews.” Nonetheless, see Nicholas J. Moore, Repetition in Hebrews: Plurality and Singularity in the Letter to the Hebrews, Its Ancient Context, and the Early Church, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 388 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2015), 34: “Given that 1 Clement uses Hebrews and that Timothy (13.23, presuming this denotes Paul’s companion) is still alive and can travel, a terminus ante quem of ad 90 is probable.” 39 There are, of course, exceptions. For instance, Harold Attridge, who considers 1 Clement as a possible terminus ante quem for Hebrews, takes into account nonetheless a broader interval of dating the former: Harold W. Attridge, The Epistle to the Hebrews: A Commentary on the Epistle to the Hebrews, Hermeneia (Philadelphia: Fortress, 1989), 7–8: “A somewhat more compressed date range of 90 to 120 may be assumed for the epistle [1 Clement]. That provides a rather insecure terminus ad quem for Hebrews of 115.” 40 Welborn, “The Preface to 1 Clement,” 200. 41  Cf. Thomas J. Herron, “The Most Probable Date of the First Epistle of Clement to the Corinthians,” in Papers presented to the Tenth International Conference on Patristic Studies held in Oxford 1987: Second Century, Tertullian to Nicaea in the West, Clement of Alexandria and Origen, Athanasius, ed. Elizabeth Livingstone, Studia Patristica 21 (Leuven: Peeters, 1989), 106–21, 114–16. 38

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to the “late 60s or early 70s,” which “allows a sufficient lapse of time for the Neronian persecution to have ended and for the church in Rome to be aware of that period as distinct from the current struggle engaging Christians at both Corinth and Rome,”42 whereas Bart Ehrman links the terminus a quo with the usual dating around 64 of the deaths of Peter and Paul, mentioned in 1 Clement 5.43 On balance, a terminus post quem in the late sixties of the first century stands.

7. In lieu of Conclusion: Broad Interval or Narrow Window? At the end of the present discussion we are left with a rather broad temporal interval – spanning from the 60s to 170s – itself dependent on the various intervals occurring in the dating process of the temporal pegs involved. An interval might seem unsatisfactory, leading to the (legitimate) scrutiny of various available internal clues to produce, working through the levels of plausibility in order to indicate a narrower window of likelihood, between the two margins of the interval, resulting in a more committed dating. To give just a few examples,44 Lake proceeds in precisely this manner for 1 Clement, stating first the interval between the termini (in his case 75–110), then the narrow window: “It is safest to say that it must be dated between 75 and 110 ad; but within these limits there is a general agreement among critics to regard as most probable the last decade of the first century.”45 In this case, the author is explicit that the interval is better grounded than the narrower dating, which in turn is more a matter of convention. After careful consideration of evidence, Lindemann leans towards the same ten-year window, based on the level of the development of the church office as reflected in 1 Clement, compared for instance, with Ignatius: Eine Datierung des 1 Clem wird am ehesten durch die Analyse der vorausgesetzten Kirchenstruktur ermöglicht: Für eine nicht zu späte Ansetzung (noch vor 100) spricht, daß 1 Clem ähnlich wie die Past zwar ἐπίσκοποι kennt, aber noch keinen Monepiskopat, wie er bei Ignatius (um 110) greifbar wird.46

This is of course possible, even plausible, but in terms of the reliability of the dating, it is worth stressing out the fact that the narrowing down depends on  Gregory, “Disturbing Trajectories,” 145–46.  Cf. Ehrman, The Apostolic Fathers I, 24. 44  The following considerations are not meant to offer a full survey of scholarship on dating 1 Clement. For a recent survey see Andreas Pflock, “Zur Datierungsfrage des Ersten Clemensbriefs: Eine exemplarische Evaluation anhand der Argumente bei Lightfoot und Edmundson,” Römische Quartalschrift 115.1 (2020): 94–126. Thanks are due to the author for allowing me to read it before publication. 45 Lake, The Apostolic Fathers I, 5. 46  Lindemann, Die Clemensbriefe, 12. 42 43

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how uniform and synchronised are we imagining the first two centuries to be in terms of the dynamics of church offices.47 It goes without saying that the tenyear window established in this manner as something ‘possible’ or even ‘likely,’ should not be used as something ‘established’ when using this dating to further date other texts or events in early Christianity, as we have seen to be the case occasionally for Hebrews or the Shepherd of Hermas. For his part, Lona also prefers the last decade of the first century for the dating of 1 Clement in as much as it seems to sit well with the tradition, being also where the character of the letter fits best in his view, but he admits nonetheless that this is not very accurate as it is highly unverifiable: “Sie verzichtet auf größere – allerdings mit etlichen Unüberprüfbarkeiten belastete – Genauigkeit.”48 More or less in the same line of dating, Ehrman, who acknowledges that συμφορὰς καὶ περιπτώσεις could simply mean “internal struggles within the church” and that “there is no solid evidence from the period itself of a persecution of Christians under Domitian,” still finds that “a date near the end of Domitian’s reign is altogether possible” rather than later, on the basis that the letter “indicates that the deaths of Peter and Paul took place ‘within our own generation’ (ch. 5) and assumes that there are still living leaders of the Christian churches … sometime no later than early in the second half of the first century (chs. 42, 44)” and that “there is no indication that the hierarchical structures later so important to proto-orthodox Christians … was yet in place.”49 As seen, all these points can and have been questioned in past or recent scholarship. Holmes places 1 Clement’s composition during the “last two decades or so of the first century,”50 and in a lengthy article devoted to the dating of 1 Clement, a significantly more committed proposal is put forward by W. D. Lebek, arguing that the prayer for the worldly authorities in 1 Clem. 60.4–61.2 is meant specifically for the emperors Nerva and Trajan, and therefore composed at the end of year 97, between Nerva’s appointment of Trajan as successor and the death of the former, hence in the interval between the end of October 97 and 27 January 98,51 which seems to be indeed an overly exact identification based on too scarce evidence that can point in other directions as well.52 47 A recent challenge of the communis opionio with regard to this development is available for instance in Alistair C. Stewart, The Original Bishops: Office and Order in the First Christian Communities (Grand Rapids, MI: Baker Academic, 2014). 48  Lona, Der erste Clemensbrief, 77–78. 49  Ehrman, The Apostolic Fathers I, 24–25. 50 Holmes, The Apostolic Fathers, 35–36. 51 Cf. Wolfgang D. Lebek, “Das Datum des Ersten Clemensbriefes,” in Von Homer bis Landino: Beiträge zur Antike und Spätantike sowie zu deren Rezeptions‑ und Wirkungsgeschichte. Festgabe für Antonie Wlosok zum 80. Gerburtstag, ed. Beate Regina Suchla (Berlin: Pro Business, 2011), 133–206. 52  See the critique in Otto Zwierlein, Petrus und Paulus in Jerusalem und Rom: Vom Neuen Testament zu den apokryphen Apostelakten, Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 109 (Berlin: de Gruyter, 2013), 89–104.

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Finally, it is important to draw attention to the fact that there are a number of proposals that argue that the narrow window for dating 1 Clement should be placed outside the decade toward which most proposals tend to gravitate. One could mention here J. Sturdy as well, who dates 1 Clement to the decade between 130 and 140, based on the elusive connection with the Shepherd, taken as a suggestion for external attestation.53 There is also the important proposal by Otto Zwierlein (“Der durch mehrere Indizien nahegelegten Datierung des Ersten Clemensbriefes in die Zeit um 120–125 n. Chr. steht nichts im Wege”), who questions both the reliability of the later lists of Roman bishops and Eusebius’s presentation of them in relation to 1 Clement, as well as 1 Clement’s knowledge of Peter’s stay in Rome or of the persecution and martyrdom of Paul and Peter under Nero other than that derived from New Testament writings,54 with regard to the last point, a more inclusive approach to the question of what neo-testamentary books are used in 1 Clement. To conclude, we may now return to the question in the title of this contribution: was 1 Clement written during the reign of Domitian? The short answer would be that if so, it is not because of a Domitian temporal anchor, let alone one which points to a single decade of his reign. Should we settle for a more sceptical and minimalist approach, and adopt a broader but safer interval for the dating of 1 Clement? An even brief survey of the available evidence shows that the composition of 1 Clement can span over a disconcerting interval that covers a full century. This state of the matter virtually invites seeking – in the absence of certainty – for a narrower interval of probability. A more optimist approach usually leads to proposing, following a careful discussion of the evidence, a narrower window, which is particularly appealing in a context in which it is self-evident that a more exact dating leads to a better understanding of early Christianity in more than one way, by pinning down events, ideas and contexts, and also by serving for establishing the relative dating of other writings. However, the result is that as often as not it is the focused estimation – which has only a fictional precision and therefore tends to form a weaker basis for establishing further chronological relationships – that is taken in adjacent studies. And it is often understood as ‘certainty’ rather than the ‘probability’ it was initial meant to express. For 1 Clement, this is visible in the case of the Shepherd and that of Hebrews, incidentally with a circular effect  Sturdy, Redrawing the Boundaries, 5–7.  Cf. Otto Zwierlein, “Kritisches zur Römischen Petrustradition und zur Datierung des Ersten Clemensbriefes,” in idem, Petrus und Paulus in Jerusalem und Rom: Vom Neuen Testament zu den apokryphen Apostelakten, Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 109 (Berlin: de Gruyter, 2013), 31–104, 89–104, quote from 104; previously argued for in Otto Zwierlein, Petrus in Rom: Die literarischen Zeugnisse, Mit einer kritischen Edition der Martyrien des Petrus und Paulus auf neuer handschriftlicher Grundlage, Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 96 (Berlin: de Gruyter, 2009), 245–331. This proposal is accepted, for instance, in Birgit Van der Lans and Jan Bremmer, “Tacitus and the Persecution of the Christians: An Invention of Tradition?”, Eirene: studia graeca et latina 53/1–2 (2017): 299–331, 312. 53

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that works in both directions. This contribution serves to stress the need to keep the full amplitude of such dating ranges whenever we move on to dating a different, related text. This runs the risk of producing a somewhat muddy picture of the dates of early Christian texts, but it has the advantage that it helps to avoid building historical discourse on too ephemeral foundations, and at the same time it gives full due to the state of the scarce and fragmentary evidence that is today available to us with regard to such texts.

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Something Old, Something New, Something Borrowed Dating the Pastoral Epistles Korinna Zamfir The task to date writings which claim to have been written by Paul, thus at some point in the fifties or latest in the early sixties of the first century remains a challenge, and the discussion that started about two centuries ago continues with old and new arguments. The issue at stake is not simply to decide about matters of style, theology, ethics and language. As the Pastoral Epistles [PE] are canonical writings, literary arguments that would be used to date any ancient text are often found problematic, due to the potential consequences for their canonical status and theological authority. Much of the debate in contemporary scholarship, notably the efforts to rescue the Pauline authorship of the disputed epistles have to do with the ethical and theological consequences some authors fear, once we accept pseudepigraphy, let alone forgery in the canon.1 In the attempt to date the PE, I shall survey the external and internal evidence. I shall argue that the PE have some reminiscences of Paul (“something old”) but also significant elements of novelty (“something new”), partly reflecting the adoption of terms and concepts known from Greco-Roman religious, moralphilosophical or political language (“something borrowed”). In doing that, I cannot adduce radically new insights since much ink has been spilled on the specifics of these epistles and virtually all arguments are on the table.2 The new challenge for those who deal with the PE and pseudepigraphy is to address the 1  On the ethical and theological concerns raised by New Testament pseudepigraphy and the dilemma regarding the canonical status of pseudonymous writings: David G. Meade, Pseudonymity and Canon: An Investigation into the Relationship of Authorship and Authority in Jewish and Earliest Christian Tradition (Grand Rapids, MI: Eerdmans, 1986), 2–3; Armin Daniel Baum, Pseudepigraphie und literarische Fälschung im frühen Christentum, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 138 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2001), 81–91, 191, 194–96; Lee M. McDonald and Stanley E. Porter, Early Christianity and Its Sacred Literature (Peabody, MA: Hendrickson, 2000), 388–93; Stanley E. Porter “Pauline Authorship and the Pastoral Epistles: Implications for Canon,” Bulletin for Biblical Research 5 (1995): 105–23. 2 The arguments for pseudonymity are detailed in the commentaries of Jürgen Roloff, Alfons Weiser, Lorenz Oberlinner, Raymond Collins, Benjamin Fiore and others. (I. Howard Marshall preferred to speak of allonymity instead of pseudonymity, but his position is similar). For a summary of the scholarly arguments against the authenticity of the PE: Bart D. Ehrman, Forgery and Counterforgery: The Use of Literary Deceit in Early Christian Polemics (Oxford: Oxford University Press, 2013), 195–217.

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view raised in recent years by a number of scholars that the three epistles do not belong together in a corpus but are independent letters. Frequently, this proposal is advanced in order to defend the authenticity of one, two or all three of them. In this endeavour, the differences between the epistles are strongly emphasised and the obvious similarities are disregarded or minimised. Nonetheless, when comparing writings like the PE and attempting to decide the question of authorship, it is essential to explain the obvious similarities (while the dissimilarities may be due to any number of reasons).3 In the latter part of the paper, I will attempt to respond to the question whether the PE should be dated in relation to second century doctrines like the Gnosis or Marcionism. To that aim, I will briefly re-examine the views attributed to the opponents challenged by the PE (in particular by 1 Timothy), since clues often used to propose a late date, up to the second half of the second century, are mainly related to these systems.

1. External Evidence The earliest textual evidence, the fragmentary 𝔓32 (P.Ryl. 5), which attests Titus (1:1–15; 2:3–8), is usually dated around 200, with ascriptions ranging from the late first to the fourth century.4 Emily Gathergood has lately argued that the fragment was part of a third-century multi-text codex probably comprising the entire Pauline Corpus.5 This would mean that at some point between 200 and 300, Titus was copied in Egypt together with other letters of Paul, most probably including the epistles to Timothy.  Rightly, Ehrman, Forgery, 195, 383.  The papyrus found in Egypt, possibly in Oxyrhynchus, is most often dated around 200, cf. Kurt Aland and Barbara Aland, The Text of the New Testament: An Introduction to the Critical Editions and to the Theory and Practice of Modern Textual Criticisms (Grand Rapids, MI: Eerdmans; Leiden: Brill, 1987), 98, who refer to Arthur S. Hunt, Catalogue of the Greek Papyri in the John Rylands Library, Manchester I, Literary Texts (Nos. 1–61) (Manchester: Manchester University Press, 1911), 10–1. Hunt, however, mentions a broader third century date (in relation to the dating of P. Oxy. 656). Ernst von Dobschütz suggested even a fourth century date: “Zur Liste der Neutestamentlichen Handschriften,” Zeitschrift für neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 23 (1924): 248–64, 251. Comfort dates it to the first half of the second century, possibly even the late first century, based on similarities with P. London 130, P.Oxy. 4443, 𝔓104, P. Bodleian G. bib. g. 5: The Text of the Earliest New Testament Greek Manuscripts vol. 1. Papyri 1 – 72, eds. Philip W. Comfort and David P. Barrett, 3rd ed. (Grand Rapids, MI: Kregel Academic, 2019), 115–17, and vol. 2. Papyri 75 – 139 and Uncials, ed. Philip W. Comfort, 3rd ed. (Grand Rapids, MI: Kregel Academic, 2019), 298. This approach is overly optimistic. For further discussion: Emily Gathergood, “Papyrus 32 (Titus) as a Multi-text Codex: A New Reconstruction,” New Testament Studies 59/4 (2013): 588–606. The oldest textual evidence for 1 Timothy is 𝔓133 (P.Oxy. 5259), from the early third century: Comfort, Text II, 198. 5  Cf. Gathergood, “Papyrus 32,” 588–606 (based on contextual and stylistic arguments). 3 4

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The PE are missing from the earliest extant collection of the epistles of Paul (𝔓46/Chester Beatty/Mich.). 𝔓46 is also commonly dated around 200.6 Against Jeremy Duff,7 Eldon Jay Epp8 and more recently Edgar Ebojo9 have shown that 𝔓46 could not have accommodated the PE. These are also absent from the midfourth century Vaticanus. Due to their attestation in the other major uncial codices, including the Sinaiticus, it is more likely that they were originally part of the Vaticanus10 (although opinions to the contrary also exist).11 The textual evidence cannot be used to date the PE,12 but it may be significant that a probably third-century witness like the 𝔓46 most probably did not include them. This suggests that in the third century, collections of the epistles of Paul circulated with or without the PE. The Muratorian Fragment [MF] attests the reception of all three epistles. The fragment is commonly taken to reflect the canon of Rome, around 200.13  6 Cf.

Frederick Kenyon, Chester Beatty Biblical Papyri. Descriptions and Texts of Twelve Manuscripts on Papyrus of the Greek Bible. III Sup. Pauline Epistles (London: Emery Walker, 1936), XIV–XV (referring to Ulrich Wilcken); Aland, Aland, Text, 57, 87, 99.  7 Jeremy Duff, “P46 and the Pastorals: A Misleading Consensus?,” New Testament Studies 44 (1998): 578–90 (he suggests a uniform, intentional increase in the number of lines and characters on the last leaves and surmises that the scribe added four more leaves with the intent to accommodate the PE).  8 Eldon Jay Epp, “Issues in the Interrelation of New Testament Textual Criticism and Canon in Perspectives on New Testament Textual Criticism,” in The Canon Debate: On the Origins and Formation of the Bible, eds. Lee M. McDonald and James A. Sanders (Peabody, MA: Hendrickson, 2002), 485–515: 497–502.  9  Edgar Battad Ebojo, A Scribe and His Manuscript: An Investigation into the Scribal Habits of Papyrus 46 (P. Chester Beatty II – P. MICH. INV. 6238) (thesis submitted to the University of Birmingham, 2014), 204–26, 234–35, based on a thorough analysis of the manuscript. 10  Cf. Bruce M. Metzger, The Text of the New Testament. Its Transmission, Corruption, and Restoration, 4th ed. (New York; Oxford: Oxford University Press, 2005), 68, and Epp, “Issues,” 503 assume that the B also included them (the latter in view of the roughly contemporary ‫ א‬and the A). The same argument was made earlier by Theodore C. Skeat, “The Codex Vaticanus in the Fifteenth Century,” in The Collected Biblical Writings of T. C. Skeat, ed. Keith Elliott, Novum Testamentum Supplements 113 (Leiden; Boston: Brill, 2004): 122–34, 133. 11  Cf. Lee M. McDonald, “Wherein Lies Authority? A Discussion of Books, Texts, and Translations,” in Exploring the Origins of the Bible: Canon Formation in Historical, Literary, and Theological Perspective, eds. Craig A. Evans and Emanuel Tov (Grand Rapids, MI: Baker, 2008): 203–39, 226. 12  Rightly, Raymond F. Collins, 1&2 Timothy and Titus: A Commentary (The New Testament Library; Louisville, KY: Westminster John Knox, 2002), 9. 13  Cf. Udo Schnelle, Einleitung in das Neue Testament, 5th ed. (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2005), 284; Gathergood, “Papyrus 32,” 598. Geoffrey M. Hahnemann assigns it to the fourth century and to the East: The Muratorian Fragment and the Development of the Canon (Oxford Theological Monographs; Oxford: Clarendon Press, 1992); see also Lee M. McDonald, “Canon,” in The Oxford Handbook of Biblical Studies, eds. John W. Rogerson and Judith M. Lieu (Oxford: Oxford University Press, 2006): 777–809, 795. For a critical discussion of Hahneman’s proposal: C. E. Hill, “The Debate Over the Muratorian Fragment and the Development of the Canon,” Westminster Theological Journal 57/2 (1995): 437–52, and the thorough criticism of Joseph Verheyden, “The Canon Muratori. A Matter of Dispute,” in The Biblical Canons, eds. Jean-Marie Auwers and H. J. de Jonge (Leuven: Peeters, 2003), 487–556.

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To sum up, the evidence discussed so far suggests that the PE were attested at least in some third century sources (lists and editions), but not in all. To be sure, more information should be gleaned from the reception of these epistles in the Apostolic Fathers and other second century sources. The citations or clear allusions to the PE are highly significant for establishing the terminus ante quem. The question is nonetheless complicated by the difficulty to date these second century sources, notably the Ignatian epistles. The Biblia Patristica lists three references in 1 Clement, but the evidence is inconclusive.14 At any rate, the traditional date of 1 Clement, around 95,15 shortly after a (no longer tenable) persecution during Domitian has been challenged, and a broader interval/a later date have been proposed (the terminus ante quem being Hegesippus, ca. 150).16 The designation of God as eternal king (βασιλεύς τῶν αἰώνων)17 is not specific for 1 Tim 1:17.18 Readiness for all good deeds (ἕτοιμοι 14  Horacio E. Lona lists several other terms but argues for a shared linguistic and theological background: Der erste Clemensbrief (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1998), 50; also, Michael Theobald, Israel-Vergessenheit in den Pastoralbriefen: Ein neuer Vorschlag zu ihrer historisch-theologischen Verortung im 2. Jahrhundert n. Chr. unter besonderer Berücksichtigung der Ignatius-Briefe (Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2016), 251. 15 Lindemann and Paulsen record the traditional date, but are aware of its shaky ground; Die Apostolischen Väter. Griechisch-deutsche Parallelausgabe auf der Grundlage der Ausgaben von Franz Xaver Funk/Karl Bihlmeyer und Molly Whittaker, mit Übersetzungen von M. Dibelius und D.-A. Koch, eds. Andreas Lindemann and Henning Paulsen (Tübingen: J. C. B. Mohr [Paul Siebeck], 1992 [cited as Lindemann, Paulsen, Die Apostolischen Väter]), 77. Wolfgang Dieter Lebek has argued anew for the traditional interval, proposing in fact a remarkably precise date, during the joint rule of Nerva and Trajan, from October 97 to January 98: “Das Datum des Ersten Clemensbriefes,” in Von Homer bis Landino. Beiträge zur Antike und Spätantike sowie zu deren Rezeptions‑ und Wirkungsgeschichte. Festgabe für Antonie Wlosok zum 80. Geburtstag, ed. Beate Regina Suchla (Berlin: Pro Business, 2011), 133–206. 16 Cf. Andrew Gregory, “Disturbing Trajectories: 1 Clement, the Shepherd of Hermas and the Development of Early Roman Christianity,” in Rome in the Bible and the Early Church, ed. Peter Oakes (Carlisle: Pater Noster, 2002): 142–66, 149 (between 70–140, suggesting that it could have also been contemporary with Hermas, or later than it). Laurence L. Welborn, “The Preface to 1 Clement: The Rhetorical Situation and the Traditional Date,” in Encounters with Hellenism: Studies on the First Letter of Clement, eds. Cilliers Breytenbach and Laurence L. Welborn (Leiden – Boston: Brill, 2004): 197–216, 200–201 (dating it between 80–140). See also Dan Batovici in this volume. Otto Zwierlein dates 1 Clement to 120–125, not least in relation with 1 Peter, which he locates to ca. 110: Petrus und Paulus in Jerusalem und Rom. Vom Neuen Testament zu den apokryphen Apostelakten, Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 109 (Berlin: de Gruyter: 2013), 89–104. Conversely, Thomas J. Herron has argued for a very early date, in 70, probably not least for ideological reasons Clement and the Early Church of Rome: On the Dating of Clement’s First Epistle to the Corinthians (Steubenville, OH: Emmaus Road Publishing, 2010; orig. The Dating of the First Epistle of Clement to the Corinthians: The Theological Basis of the Majoral View, Rome: 1988). 17  Clem., Cor 61.2, Die Apostolischen Väter: Neubearbeitung der Funkschen Ausgabe, eds. Franz Xaver Funk and Karl Bihlmeyer, 2nd ed. (Tübingen: Mohr (Siebeck), 1956) [Funk, Bihlmeyer, Die Apostolischen Väter], 68, l.22; cf. Lindemann, Paulsen, Die Apostolischen Väter, 146. 18  The idiom appears in LXX Tob 13:11; 1 En 9:4; 12:3; 25:3, 7; 27:3. Kathy Ehrensperger, Διδάσκαλος ἐθνῶν  – Pauline Trajectories According to 1 Timothy, in eadem Searching Paul

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εἰς πᾶν ἔργον ἀγαθόν)19 sounds indeed like 2 Tim 2:21 (εἰς πᾶν ἔργον ἀγαθὸν ἡτοιμασμένον), but πᾶν ἔργον ἀγαθόν also occurs in 2 Cor 9:8, as the more obvious source, and the idiom may well have been a stock phrase in paraenetical discourse. (In fact, the sense of a potential relationship between the two writings depends on their relative chronology.)20 Cor 1.3 addresses the qualities to be displayed by women, but uses a rather common station code-like terminology,21 and there are few verbal links with Tit 2:4–5. Typical female virtues are described with different terms, whereas other idioms are extremely common in ancient moral-philosophical writings concerning the respectable behaviour of women. To be sure, a better case can be made for the reception of the PE in the Ignatian epistles and even more so in Polycarp.22 The Ignatians allude to a number of epistles (1 Corinthians, Romans, Philippians, Ephesians, and possibly others),23 but the references to the PE are debated. Those who regard these writings as genuine letters of Ignatius attribute the lack of exact citations from the PE to the circumstances under which Ignatius was writing (travelling, he would not have carried with him a copy of Paul’s letters).24 As often underscored, Ignatius uses similar language, notably in the critique of the opponents,25 and he deals with offices in the community.26 He styles himself

Conversations with the Jewish Apostle to the Nations. Collected Essays, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 429 (Tübingen: Mohr Siebeck): 395–402, 399. 19  Clem., Cor 2.7, Funk, Bihlmeyer, Die Apostolischen Väter, 36, l.19; Lindemann, Paulsen, Die Apostolischen Väter, 82. 20  Cf. Douglas A. Campbell, Framing Paul: An Epistolary Biography (Grand Rapids, MI: Eerdmans, 2014), 392, arguing against the dependence of 1 Clement on Titus. 21  Clem., Cor 1.3, Funk, Bihlmeyer, Die Apostolischen Väter, 36, l.1; Lindemann, Paulsen, Die Apostolischen Väter, 80, 82. 22 Cf. Annette Merz, Die fiktive Selbstauslegung des Paulus: Intertextuelle Studien zur Intention und Rezeption der Pastoralbriefe, Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 52 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2004), 114–94. She argues that a corpus that included the PE was available to Ignatius and Polycarp (Selbstauslegung, 188–90). 23  Cf. Bruce Metzger, The Canon of the New Testament: Its Origin, Development, and Significance (Oxford: Oxford University Press, 1987), 44–45, 49; Merz, Selbstauslegung, 147–49, 157–59. Michael Theobald, who regards the Ignatian Corpus as an example of pseudepigraphy, points to references to the entire Corpus Paulinum, including the PE, and sees here an indication for an advanced stage of its formation, Israel-Vergessenheit, 300–309. 24 Cf. Merz, Selbstauslegung, 155–87; Paul Foster, “The Epistles of Ignatius of Antioch and the Writings that Later Formed the New Testament,” in The Reception of the New Testament in the Apostolic Fathers I, eds. Andrew Gregory and Cristopher Tuckett (Oxford: Oxford University Press, 2005): 159–86, 185 [Foster, “Epistles” (2005)]. Alexander N. Kirk finds in IgnRom 4.3 a number of conceptual parallels with Philippians, understood rather as an influence of Paul: The Departure of an Apostle: Paul’s Death Anticipated and Remembered, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 406 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2015): 82–83, 85. 25  Cf. Merz, Selbstauslegung, 158–61. 26  Cf. Merz, Selbstauslegung, 162–65.

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as a follower of Paul,27 particularly in his martyr’s death.28 But these aspects do not require a knowledge of the PE. The possible allusions to the PE listed in the Biblia Patristica are rather numerous, but some of them are unspecific or uncertain. “Jesus Christ our [common] hope”, found four times in Ignatius, may allude to 1 Tim 1:1.29 The use of ἑτεροδιδασκαλοῦντες in the epistle to Polycarp evokes the same verb in 1 Tim 1:3; 6:3.30 The references to his chains, perseverance and death, in the likeness of Paul, are possible (but not unquestionable) references to 2 Timothy.31 The metaphor of being poured out as a drink offering (σπονδισθῆναι) in Ign.Rom. 2.2 as reference to his sacrificial death is more likely an allusion to Phil 2:17 (σπένδομαι), and does not prove or require an additional reliance on 2 Timothy (4:6).32 Ign.Eph. 14.1 (τέλος δὲ ἀγάπη) has been paralleled with 1 Tim 1:5.33 Several other parallels have been proposed,34 but a number of them seem rather unspecific. 27  Cf. Merz, Selbstauslegung, 144–47 (“Selbststilisierung des Ignatius als Paulusnachfolger als ein strukturelles Muster”). 28  Cf. Merz, Selbstauslegung, 165–71; he does that based on 2 Timothy. 29  “Jesus Christ our hope”: Ign.Magn. 11.1 (ὑπὸ  Ἰησοῦ Χριστοῦ, τῆς ἐλπίδος ἡμῶν), Funk, Bihlmeyer, Die Apostolischen Väter, 91, l.2 6; Lindemann, Paulsen, Die Apostolischen Väter, 196; Ign.Trall. 2.2, Funk, Bihlmeyer, 93, l.15; Lindemann, Paulsen, 200; Ign.Eph. 21.2 (ἐν  Ἰησοῦ Χριστῷ, τῇ κοινῇ ἐλπίδι ἡμῶν), Funk, Bihlmeyer, 88, l.23; Lindemann, Paulsen, 190; compare Ign.Phld. 11.2, Funk, Bihlmeyer, 105, l.23; Lindemann, Paulsen, 224. 30 Ign.Pol. 3.1, Funk, Bihlmeyer, Die Apostolischen Väter, 111, l.17; Lindemann, Paulsen, Die Apostolischen Väter, 236. 31  Ign.Smyrn. 10.2, Funk, Bihlmeyer, Die Apostolischen Väter, 109, l.7; Lindemann, Paulsen, Die Apostolischen Väter, 232 (καὶ τὰ δεσμά μου ἃ οὐχ ὑπερηφανήσατε οὐδὲ ἐπῃσχύνθητε, a possible allusion to 2 Tim 1:8.16); Ign.Pol. 6.2 evokes military metaphors, including the idea of pleasing the enlister, evoking 2 Tim 2:4 (with a different terminology), Funk, Bihlmeyer, 112, l.19; Lindemann, Paulsen, 238. 32  For Ign.Rom. 2.2 (Funk, Bihlmeyer, Die Apostolischen Väter, 98, l.1, Lindemann, Paulsen, Die Apostolischen Väter, 210) as allusion to Phil 2:17: Merz, Selbstauslegung, 168 with n. 104; Theobald, Israel-Vergessenheit, 304–305 Conversely, I. Howard Marshall saw here an allusion to 2 Tim 4:6; The Pastoral Epistles, International Critical Commentary of the Holy Scriptures of the Old and New Testaments (London: T&T Clark, 1999), 806. In fact, 2 Tim 4:1–8 is an intertextual composition relying heavily on Philippians (1:23–24,30; 2:16–17, 19–24): Korinna Zamfir and Joseph Verheyden, “Reference-Text-Oriented Allusions,” in Exploring Intertextuality: Diverse Strategies for New Testament Interpretation of Texts, eds. B. J. Oropeza and Steve Moyse (Eugene, OR: Cascade Books/Wipf & Stock, 2016), 242–52. 33  Funk, Bihlmeyer, Die Apostolischen Väter, 86, l.23; Lindemann, Paulsen, Die Apostolischen Väter, 186, referred to by Foster, “Epistles” (2005), 171; Theobald, Israel-Vergessenheit, 305; Markus Vinzent, Writing the History of Early Christianity: From Reception to Retrospection (Cambridge: Cambridge University Press, 2019), 308. But 1 Tim 1:5 (τὸ δὲ τέλος τῆς παραγγελίας ἐστὶν ἀγάπη κτλ.) is much more elaborate. 34 Ign.Eph. 10.3 (ἐν πάσῃ ἁγνείᾳ, Funk, Bihlmeyer, Die Apostolischen Väter, 85, l.28; Lindemann, Paulsen, Die Apostolischen Väter, 184) is too general to be an allusion to 1 Tim 5:2. Vinzent finds in Ign.Trall. 8.2 a reference to 1 Tim 6:1; Tit 2:5 (Writing, 308). Ign.Smyrn. 1,1 (Lindemann, Paulsen, 226) sounds like 2 Tim 2:8; Rom 1:3–4, but it has γένος instead of σπέρμα. See also Theobald, Israel-Vergessenheit, 305–7.

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The decision rests therefore largely on the specificity assigned to the idioms “Jesus Christ our hope”, “the goal is love”, and ἑτεροδιδασκαλεῖν. The question is further complicated by the fact that the Ignatians are notoriously difficult to date. The traditional date of the Ignatian Corpus during the reign of Trajan (based on Eusebius) is rather problematic, and there are good reasons to propose a later date. This impacts on the dating of the PE, since the references to them are found in the middle recension, attested with certainty around 177–180.35 The emphasis on the monepiscopate, highly improbable in the first two decades of the second century, has led to the view that some or all seven epistles are forgeries, to be dated around the middle of the second century or later.36 Assessing the date of the PE in their relation to the middle recension, Michael Theobald argues that the Ignatian corpus was conceived after the martyrdom of Polycarp, as part of an endeavour to promote the monepiscopate in Rome.37 Markus Vinzent has refined the position of Cureton that the middle recension is an expansion of the short recension,38 based on linguistic and theological differences, corroborated with the attestation of the middle recension only around 180.39 Paul Foster, who holds to the authenticity of the middle recension, proposes a date between 125–150, arguing that the monepiscopacy envisaged in the Ignatian corpus would be difficult to fit into the first two decades of the second century.40 While these approaches diverge, they all point to a later date than the 35  Cf. Vinzent, Writing, 308 (they are missing from the short recension). The middle recension is attested around 180 in Irenaeus, Athenagoras, Theophilus of Antioch and the Letter of the Churches of Vienne and Lyons (Writing, 280–84). 36 Cf. Josep Rius-Camps, The Four Authentic Letters of Ignatius, the Martyr. A Critical Study Based on the Anomalies Contained in the Textus Receptus, Orientalia Christiana Analecta 213 (Rome: Edizioni Orientalia Christiana, 1980), Robert Joly, Le dossier d’Ignace d’Antioche, Université Libre de Bruxelles, Faculté de philosophie et lettres 69 (Bruxelles: Éditions de l’Université, 1979), Reinhard M. Hübner “Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien,” Zeitschrift für Antikes Christentum 1 (1997): 42–70 or Thomas Lechner, Ignatius Adversus Valentinianos?: Chronologische und theologiegeschichtliche Studien zu den Briefen des Ignatius von Antiochien (Leiden; Boston: Brill, 1999). (I do not find convincing the anti-Valentinian edge). 37  Cf. Theobald, Israel-Vergessenheit, 259–314, 323 (based on the reception of the entire Pauline corpus and the plea for monepiscopacy). He also underscores the anti-Jewish polemic in Ign.Magn. 8–10, including the plea to celebrate the day of the Lord instead of the Sabbath, in connection with the resurrection of Christ. Theobald sees here the enforcement of the Roman position regarding the date of Easter, against the quartodecimal practice of the Eastern churches, sustained by Polycarp. 38  Cf. Vinzent, Writing, 312–14 (the letters of the earlier short recension were edited and the corpus was expanded). 39  Cf. Vinzent, Writing, 266–372. See also the paper of Jan N. Bremmer in this volume; Campbell, Framing Paul, 399–400 (he advocates a late date for the Ignatian epistles, he argues that the PE were written in response to Marcion, a point that will not be followed here). 40  Cf. Foster, “Epistles” (2005), 171–72; idem, “The Epistles of Ignatius of Antioch,” in The

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reign of Trajan.41 This implicitly means that the passages which allude to the PE are also later than commonly thought. It seems fairly certain that Polycarp has known and paraphrased 1 Timothy and 2 Timothy.42 Φιλαργυρία as the root of all evil and the understanding of the human condition as deprivation of possessions at entering and leaving this life (Pol.Phil. 4.1) are most probably references to 1 Tim 6:10 and 6:7, respectively.43 The station codes, notably the mirror of deacons may confirm the use of 1 Timothy.44 Phil 9.2 (τὸν νῦν ἠγάπησαν αἰῶνα) alludes to 2 Tim 4,10 (ἀγαπήσας τὸν νῦν αἰῶνα).45 There is no evidence however that Polycarp also referred to Titus.46 (Whether he knew it is a different question, ultimately a moot one.) Obviously, if Polycarp quotes 1 and 2 Timothy and assigns them the same authority as to major undisputed epistles like 1 Corinthians, Galatians and Romans, the letters could not have been written by him.47 The date of his epistle is uncertain. The terminus ante quem is Polycarp’s death, probably around 156. Some date the epistle early, around 120, others late(r), after 135.48 Michael Theobald Writings of the Apostolic Fathers, ed. Paul Foster (London-New York: T&T Clark, 2007), 81–107 [Foster, “Epistles” (2007)], 84–89, 106 (the second quarter of the second century). 41  Hermut Löhr assumes the existence of a collection of epistles by the middle of the second century, without the possibility to say more about their number and date (“Die Briefe des Ignatius von Antiochien,” in Die Apostolischen Väter. Eine Einleitung, ed. Wilhelm Pratscher [Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009], 104–29, 108–9. Andreas Lindemann holds to the authenticity of the middle recension but disconnects the issue of authenticity from the traditional early date, “Antwort auf die ‘Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien’,” Zeitschrift für Antikes Christentum 1 (1997): 185–94: 186. More recently he seemed to be more open to a later date: “Paulus im ältesten Christentum. Überlegungen zur gegenwärtigen Diskussion über die frühe Paulusrezepzion,” in Receptions of Paul in Early Christianity: The Person of Paul and His Early Interpreters, eds. Jens Schröter, Simon Butticaz and Andreas Dettwiler (Berlin: de Gruyter, 2018), 23–58, 46. Merz seems to defend both the authenticity and the date during Trajan, although she also considers a later date, between 120–135 (Selbstauslegung, 134–40). Udo Schnelle appears to favor the traditional date: Einleitung, 380. 42  Cf. Merz, Selbstauslegung, 123–27 (noting the shared language and genre, the thematic and verbal connections, and the similar image of Paul, 129–33; Jonathon Lookadoo, “Polycarp, Paul, and the Letters to Timothy,” Novum Testamentum 59 (2017): 366–83, 368, 379–82), Collins, 1&2 Timothy and Titus, 1–2; Michael W. Holmes, “Polycarp’s Letter to the Philippians,” in The Reception of the New Testament in the Apostolic Fathers I, eds. Andrew Gregory and Cristopher Tuckett (Oxford: Oxford University Press, 2005): 187–227, 215–18; Theobald, Israel-Vergessenheit, 314–31. Conversely Hahneman, Muratorian Fragment, 117 assumes only a shared ecclesial and cultural tradition. 43  Cf. Merz, Selbstauslegung, 117–22; Holmes, “Polycarp’s Letter,” 215–16; Theobald, IsraelVergessenheit, 315, 326–27. 44  Cf. Merz, Selbstauslegung, 127–29; Holmes, “Polycarp’s Letter,” 217. 45  Cf. Merz, Selbstauslegung, 123–27; Holmes, “Polycarp’s Letter,” 217; Lookadoo, “Polycarp,” 378. 46  Cf. Holmes, “Polycarp’s Letter,” 218. 47  Cf. Merz, Selbstauslegung, 122; against the proposal of Hans von Campenhausen, “Polykarp von Smyrna und die Pastoralbriefe,” in idem, Aus der Frühzeit des Christentums (Tübingen: Mohr Siebeck, 1963), 197–252. 48  Merz, Selbstauslegung, 135–36, 138, dates the letter in relation to the martyrdom of Igna-

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argues for a date between 144–155, relating the epistle to Marcion.49 It is doubtful, however, that Polycarp (cf. 6:3–7:1) rebukes Marcion.50 The heterodoxy challenged in this passage is a form of Docetism that has little if any connection with the views of Marcion, as specific Marcionite doctrines are missing.51 This means that even if Irenaeus’s account about the encounter of Polycarp with Marcion in Rome could be verified, there is no conclusive evidence that he would have written the epistle against the presbyter, after their encounter. It would certainly be helpful to establish the date of Philippians with more precision, as this would allow ascertaining with more accuracy the terminus ante quem of the PE, but it is difficult to say more. It is unclear whether Marcion excluded the PE deliberately, as claimed by Tertullian,52 or he simply did not know them.53 He could also have written before the PE, but I find this hypothesis unconvincing. According to yet another scenario, theoretically Marcion could have post-dated 1 Timothy and reacted to it.54 Ultimately, it is impossible to tell based on 1 Tim 6:20 what sort of relationship (if any) existed between Marcion and the PE. I shall return to the question later, on the margin of the internal evidence. On the other hand, at least according to Jerome, Tatian, roughly contemporary to (probably slightly later than) Marcion, accepted Titus but rejected other epistles. (It is often maintained that he rejected the epistles to Timothy,55 but Jerome does not say that much; he asserts that while Tatian repudiated some of the epistles of Paul, he regarded Titus as genuine.56) The rejection of 1 Timothy by an Encratite like Tatian would make sense, given its emphasis on marriage, the critius, before 135. Collins locates it around 120: 1&2 Timothy and Titus, 2. Similarly, Boudewijn Dehanschutter preferred this earlier date: “Der Polycarpbrief,” in Die Apostolischen Väter. Eine Einleitung, ed. Wilhelm Pratscher (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009), 130–46, 135. 49  Following Lechner, Theobald pleads for a post-144 date (the departure of Marcion from Rome), after Polycarp’s travel to Rome in the context of the Easter-controversy during Anicetus (155–166); Israel-Vergessenheit, 330. 50  Cf. Merz, Selbstauslegung, 137. 51  For a critical assessment of this claim and of Irenaeus’ account of Polycarp’s visit to Rome (Haer. 3.3.4): Sebastian Moll, The Arch-heretic Marcion, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 250 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2010), 12–14; Paul Hartog, Polycarp’s Epistle to the Philippians and the Martyrdom of Polycarp: Introduction, Text, and Commentary, (Oxford: Oxford University Press, 2013), 73–76; Judith Lieu, Marcion and the Making of a Heretic. God and Scripture in the Second Century (Cambridge; New York: Cambridge University Press, 2015), 34–35, 295. 52  Tert., Marc. 5,21, PL 2,524. 53  Cf. Lieu, Marcion, 242; Gathergood, “Papyrus 32”; Collins, 1&2 Timothy and Titus, 1–2. 54  Cf. Merz, Selbstauslegung, 76 (his Antitheses would have thus shown that the true contradictions are found in 1 Timothy). 55  Cf. Mark Harding, What Are They Saying About the Pastoral Epistles? (New York; Mahwah, NJ: 2001), 10; Collins, 1&2 Timothy and Titus, 2; M. Eugene Boring, An Introduction to the New Testament: History, Literature, Theology (Louisville, KY: Westminster John Knox, 2012), 384. 56 Comm. Tit. praef., PL 26,556; St. Jerome’s Commentaries on Galatians, Titus, and Philemon, transl. Thomas P. Scheck (Notre Dame, IN: University of Notre Dame, 2010), 278. Indeed, ear-

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tique of ascetic practices, and the permissive attitude toward wine consumption. It could be surmised that Tatian knew all three epistles, but the lack of first hand evidence should inspire caution.

2. Internal Evidence The assessment of the internal evidence is mainly meant to position the PE in relation to the undisputed epistles of Paul. It is obvious that the PE incorporate several biographical notes and a number of theological motifs found in the undisputed epistles (“something old”). Yet, this may not obscure the particularities of these writings (“something new” and “something borrowed”) and their belonging together. 2.1 Something Old Biographical details include Paul’s calling by and turning to Christ, his journeys in the service of the gospel, his persecutions, his imprisonment in Rome and his readiness to die for Christ. The PE evoke Timothy and Titus as main collaborators of Paul. Other co-workers named in the epistles of Paul and in Acts reemerge: Prisca and Aquila (1 Cor 16:19; Rom 16:3; Acts 18:2,18,26), Apollo (1 Cor 1:12; 3:4–6,22; 4:6; 16:12; Acts 18:24; 19:1), Erastus (Rom 16:23; Acts 19:22), Mark, Luke and Demas (Phlm 1:24). To these add collaborators like Trophimus and Tychicus, known only from Acts (20:4; 21:29) and the deutero-Pauline epistles (Tychicus: Col 4:7; Eph 6:21). Theological reminiscences comprise a critique of Jewish tenets (Titus 1:10,14) and the affirmation of the redeeming grace of God. Justification happens through grace and through the mercy of God, not through deeds (Titus 3:7), and so does salvation (Titus 3:5; 2 Tim 1:9). 2 Tim 3:15 speaks of salvation (not justification) through faith. These reminiscences of Paul may not obscure the differences in terms of theological emphases and the meaning assigned to the shared terms. Malherbe established with good reason a “mélange of Pauline and non-Pauline elements”57. Salvation (σωτηρία) is a far more essential theological theme than justification, and the polemic against the Mosaic Law has lost its edge.58 (This lier he speaks of heretics who have rejected the epistles to Timothy and Hebrews, but is more vague about Tatian. 57 Abraham J. Malherbe, “Christ Jesus Came into the World to Save Sinners”: Soteriology in the Pastoral Epistles, in Light from the Gentiles: Hellenistic Philosophy and Early Christianity Collected Essays, 1959–2012, vol. 1, eds. Carl R. Holladay et al., (Leiden; Boston: Brill, 2013), 431–57, 432. 58  “The author is enough of a Paulinist to deny that human merit is a condition of salvation (v. 5; cf. 2 Tim 1:9) and to use the passive in v. 7, δικαιωθέντες τῇ ἐκείνου χάριτι. This sounds like Paul but is not precisely Paul. Paul speaks of the Law, and faith as the means of salvation

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does not mean that the theology of the PE is of lesser value compared to that of Paul.) Baptism is described as washing (λουτρόν), rebirth (παλιγγενεσία) and renewal (ἀνακαίνωσις) (Titus 3:5), evoking 1 Cor 6:11; Rom 6:4 (καινότης), but the terminology differs. The noun λουτρόν appears only in Titus (and in the deutero-Pauline Eph 5:26), while παλιγγενεσία and ἀνακαίνωσις are not used anywhere else for baptism (the latter is found in Rom 12:2 and 2 Cor 4:16 without relation to baptism).59 Christ is called σωτήρ (thrice in Titus, once in 2 Timothy), a possible reminiscence of Phil 3:20, although the formulaic “our σωτήρ”, common in Titus and 2 Timothy, is not found in Paul. Readiness for every good deed may be found in 2 Cor 9:8. Submission to the authorities, advocated in Titus and 1 Timothy, is a topic also addressed in Rom 13. Based on the reception of the Pauline epistles, Michael Theobald argues that the PE know and rely on an essentially premarcionite collection of the Corpus Paulinum, which included the Corinthian correspondence, Romans (a 14 chapter-version with the doxology in 16:25–27), Philippians, Philemon, and very probably Galatians, Colossians and Ephesians.60 No doubt, Romans served as a pre-text for Titus; also, the Corinthian correspondence, Philippians and Philemon were certainly used by the author. From my perspective the knowledge of Galatians is possible, while that of Colossians and Ephesians is highly doubtful.61 I do not see any references to 1–2 Thessalonians. This means that we cannot have the certitude that the PE presuppose a (Rom 3:20, 27–28; Gal 2:16), neither of which is present here. Furthermore, for Paul, faith is reckoned as δικαιοσύνη (Rom 4:1–4), whereas in the PE δικαιοσύνη is something to be pursued (διώκε[τε]/δικαιοσύνην; 1 Tim 6:11; 2 Tim 2:22), for which one will receive a crown of victory on the Day of Judgment.” “… It is something one is trained (παιδεύω, παιδεία) for by the saving grace of God (Titus 2:11–12) or by Scripture (2 Tim 3:16).” (Malherbe, “Christ Jesus Came”, 453–54). Theobald notes that soteriology is disconnected from its Jewish background, and the debate regarding the relevance of the Torah and works is turned into an ethical discussion (Israel-Vergessenheit, 112). 59  On the Hellenistic-Stoic background of παλιγγενεσία: Céslas Spicq, Les Épîtres Pastorales II (Paris: Gabalda, 1969), 653; Christiane Zimmermann, “Wiederentstehung und Erneuerung (Tit 3:5): Zu einem erhaltenswerten Aspekt der Soteriologie des Titusbriefs,” Novum Testamentum 51 (2009): 272–95. 60  Cf. Israel-Vergessenheit, 135–212, 226–27, 238–41. A version of Romans without chs. 15–16 is surmised due to the lack of references to the Jerusalem-collect and the related travel plans. However, this is an argumentum e silentio. 61 Merz notes that the knowledge of Colossians/Ephesians is uncertain, but surmises an acquaintance with Galatians. Selbstauslegung, 242 with 241; also 363–66, where she suggests that the household code in Eph 5 could have served as pre-text for 1 Tim 2:11–15, but the latter could have relied instead on other Pauline traditions. In fact, demanding women to be submitted to their husbands was such a common topos in antiquity, that it seems much more likely that both Colossians/Ephesians and 1 Timothy used the same motif. All the more that there are no convincing arguments to assume a literary dependence on Colossians or Ephesians.

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complete collection of a pre-Pastoral corpus. (Conversely, I would not rule out the knowledge of Acts.)62 It is extremely difficult to reconstruct the formation of the Pauline Corpus. Frequently, the assessment involves comparing extant, second to third century lists and textual witnesses (the “canon” of Marcion, the Muratorian Fragment, Tertullian, 𝔓46 and other manuscripts).63 This allows certain observations regarding the types of preliminary corpora, the principles of arranging and grouping the epistles, identifying the epistle which introduces a certain collection or a subgroup within it. This approach provides valuable insights into the constitution of the existing collections. However, reconstructing the early collections of the epistles of Paul based on extant witnesses involves extrapolating from mid-second to third century witnesses that include the disputed epistles (and Hebrews) to collections probably constituted in the second half of the first century. This is a hazardous endeavour since we have simply no evidence about the period extending from the writing of the genuine epistles to the addition of the deutero-Paulines. It is rather obvious that the genuine epistles had to be preserved, exchanged and collected first, simply because they were produced first. The most reasonable assumption is that the epistles written by Paul circulated from their composition on and were collected in the communities which belonged to the area of Pauline mission.64 Hints to an exchange of letters are provided by the address in Galatians and more clearly by the deutero-Pauline Col 4:16.65 2 Pet 3:15–16 indicates a broader awareness of Paul’s letters as authoritative writings. But the epistle is difficult to date, and is probably rather late, therefore it is not particularly helpful for dating a collection of the Pauline epistles (of unknown breadth). It is reasonable to surmise the existence of several early collections of genuine epistles, which probably differed among each other, to which the later, pseudonymous epistles were added, once they were written and started to be circulated.66 Extant lists like that of Marcion or of the MF, as well as manuscripts attest a later stage of systematisation according to various criteria (epistles to  Pace Theobald, Israel-Vergessenheit, 50–53.  Cf. David Trobisch, Die Entstehung der Paulusbriefsammlung: Studien zu den Anfängen christlicher Publizistik, Novum Testamentum et Orbis Antiquus 10 (Freiburg: UniversitätsVerlag, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1989); Theobald, Israel-Vergessenheit, 215–44. 64  On the dissemination and early collection of the letters: Harry Y. Gamble, Books and Readers in the Early Church. A History of Early Christian Texts (New Haven; London: Yale University Press, 1997), 96–100. Whether Paul kept copies of his letters (as assumed by Gamble, 100–101), is a moot question. 65 Gamble, Books, 97: “the author either knew that letters of Paul were circulating among Pauline churches or wanted to encourage their circulation by offering a Pauline warrant”. 66  Cf. Eugene H. Lovering, The Collection, Redaction, and Early Circulation of the Corpus Paulinum, PhD Diss., Southern Methodist University, 1989, referred to by Annette Bourland Huizenga, Moral Education for Women in the Pastoral and Pythagorean Letters: Philosophers of the Household, Novum Testamentum Supplements 147 (Leiden; Boston: Brill, 2013), 230–32 (I did not have access to Lovering’s thesis). 62 63

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communities and to individuals, geographic and historical aspects, length). We simply lack any evidence for the earliest stages of this process of gathering, which preceded the constitution of the comprehensive corpora. Thus, for the PE the terminus a quo depends on the certainty with which we can establish their reliance on other epistles currently belonging to the Corpus Paulinum. I am not persuaded that we can prove beyond doubt that the author knew a complete collection of epistles that included the deutero-Paulines. The lacking sense of eschatological imminence and certain social concerns (the adoption of conventional social ethics, the emphasis on traditional gender roles) are shared with Colossians and Ephesians, yet, ecclesial structures are more developed. This means that the terminus a quo could be the late first century. 2.2 Something New 2.2.1 Personalia New biographical details emerge with respect to Paul, his collaborators and their family members. New co-workers, friends and enemies of Paul are named. Titus mentions previously unknown collaborators like Artemas and Zenas (3:12–13). In 2 Timothy Onesiphorus and his household have a prominent place (1:16–18; 4:19). We learn of Demas, a co-worker that has abandoned Paul, and of Roman believers (Pudens, Linus and Claudia, 2 Tim 4:21), who send greetings to Timothy. Unknown opponents are named: Hymenaios (1 Tim 1:20; 2 Tim 2:17) and Philetus (2 Tim 2:17), along with Alexander (1 Tim 1:20, possibly the same as Paul’s enemy, 2 Tim 4:14). 2 Timothy introduces Timothy’s grandmother, Lois, and mother, Eunice, in whose faith he has persevered (1:5). Travel itineraries emerge, including details which are not recorded in the undisputed epistles and Acts. Paul has travelled from Ephesus to Macedonia, leaving Timothy behind (1 Tim 1:3).67 He has apparently had a Cretan journey (Tit 1:5).68 At the end he appears to be in Rome (the setting of 2 Timothy), expecting 67  1 Tim 1:3 possibly takes up 1 Cor 16:5–11, cf. Acts 19:21–22; 20,1–6, but because of the differences this journey cannot be seen as the historical background of 1 Timothy. Timothy’s travel ahead of Paul to Macedonia and Corinth (1 Cor 16:10; Acts 19:22), and their return together from Achaia via Macedonia (Acts 20:3–4) contradicts 1 Tim 1:3. Paul’s travel to Macedonia is also addressed in 2 Cor 2:12–13; 7:5–6; 8:1,6 (all mentioning Paul’s longing for, meeting Titus, and urging him to complete the collect, but never mentioning Timothy). 1 Thess 3:1–2, 6 records an earlier travel of Timothy to Macedonia (Thessalonica), but this presupposes Timothy moving away from Paul (not the other way round), from Corinth; this contradicts Acts 17:14–15 (Paul goes from Beroea to Athens ahead of Timothy and Silvanus). (For an attempt of harmonisation of 1 Thessalonians and Acts: Hermann von Lips, Timotheus und Titus. Unterwegs für Paulus, Biblische Gestalten 19 (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2008), 45–47. 68  Tit 1:5 possibly alludes to Acts 27:7–13 (Cf. Jens Schröter, “Kirche im Anschluss an Paulus. Aspekte der Paulusrezeption in der Apostelgeschichte und in den Pastoralbriefen,” Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 98 (2007): 77–104, 86), but in the latter there is no reference to Titus accompanying Paul, let alone his commissioning.

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his martyrdom, a detail which converges with Acts and other traditions about Paul,69 but we do not know how did he get here, although travel plans are also mentioned.70 Paul might return to Ephesus (1 Tim 3:14). Titus is expected to join Paul in Nicopolis, where he spends the winter; Titus will thus replace Artemas or Tychicus, to be dispatched to Crete (Tit 3:12). Zenas and Apollo are already on (their way to) Crete (Tit 3:13). Timothy should join Paul in Rome and bring with him Mark, the cloak71 and the books, notably the parchments (2 Tim 4:11, 13). The personalia found in all three epistles, and quite abundantly in 2 Timothy are often seen as proofs for the letters’ authenticity, on the assumption that these details could not be forged. However, the personalia, far from proving the authenticity of writings, have a particular importance in forgeries, as they serve their authentication.72 It should not be forgotten that usually personalia/biographical details, which introduce previously unknown names, locations and events, usually proliferate in later works, to fil in the gaps of earlier writings on which they rely.73 In the PE, biographical details are in fact commonly linked to theological considerations. 1 and 2 Timothy envisage an idealised Paul, apostle, herald and Acts recounts a very brief transition, and has no recollection of Paul’s mission on Crete (in contrast to his activity in Malta, during the same travel to Rome). 69  2 Tim 1:16, 18 presupposes a mission in Asia (Ephesus), while 3:11 may be a summary of (traditions preserved in) Acts 13:45,50; 14:1–6,19. Rom 15:24–28 created the basis for a tradition about Paul’s Western mission (Cor. 5.7), and his alleged release from Roman captivity (Eus., Hist. eccl. 2.22.2); Murat. 38–39 is also quoted, yet the text of the MF is uncertain, see Hahneman, Muratorian Fragment, 6: “profectione pauli a(d)b urbe(s) ad spania”. Such hypothesis has no foundation in the PE, unless one postulates such release, in order to find a historical setting for these epistles. 70  Michael Theobald reconstructs the travel itinerary of the Pastoral Corpus combining the geographic information from the three epistles, and points to a focus on Rome: Paul leaves Ephesus to reach Nicopolis (Epirus) via Troas, Macedonia, Corinth, and from Nicopolis, where he expects to meet Titus, he eventually travels to Rome. This reconstruction presupposes the Titus – 1 Timothy – 2 Timothy sequence, and the writing of the PE as a corpus from the inception. The travel itinerary of the PE taken together would be thus inscribed in an already existing collection of the epistles of Paul, where Romans plays a central role (Israel-Vergessenheit, 119, 186–97, 211–12). 71 Pace Joram Luttenberger, who takes φαιλόνης to mean container or wrapping of rolls (“Bücher­f utteral”). Prophetenmantel oder Bücherfutteral? Die Persönlichen Notizen in den Pastoralbriefen im Licht Antiker Epistolographie und Literarischer Pseudepigraphie, Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte 40 (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2012), 340–41. 72  Cf. Wolfgang Speyer, Die literarische Fälschung im heidnischen und christlichen Altertum. Ein Versuch ihrer Deutung, Handbuch der Altertumswissenschaft 1/2 (München: Beck, 1971), 82 passim; Norbert Brox, “Zu den persönlichen Notizen der Pastoralbriefe,” 272–94; Ehrman, Forgery, 122, 209. Also Alfons Weiser, Der zweite Brief an Timotheus, Evangelisch-katholischer Kommentar zum Neuen Testament 16/1 (Düsseldorf/Zürich: Benzinger; Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 2003), 320, 327–39. 73  Suffices to recall the case of the gospels. Matthew and Luke expand on Mark, introducing an infancy narrative, involving new characters, named and unnamed, new events and locations. The Protoevangelium Jacobi takes this course further, naming the parents of Mary, introducing biographical details about Joseph, and additional characters, and so does Ps.-Matthew. Later (notably Coptic) traditions describe in much detail the travel itinerary of the flight into Egypt.

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teacher appointed by Christ as διδάσκαλος and κῆρυξ, titles that appear with respect to Paul only in these two epistles (1 Tim 2:7; 2 Tim 1:11). (Notice also the close verbal similarities between the two passages, which cannot be explained outside a literary relationship.) Paul becomes the paradigmatic apostle, whose authority legitimises the teaching ministry of current day leaders. Paul’s claimed solitude in the Roman captivity, before his death, is an appeal to officials to remain faithful to his heritage, to preserve the deposit and continue his mission. Travel itineraries or plans point to the behaviour expected from leaders in the absence of the apostle: Paul’s departure from Crete (Tit 1:5), his failure to return to Ephesus (1 Tim 3:15), just as Timothy’s joining the apostle who faces impending death (2 Tim 4:9) require an exemplary disciple to replace the absent apostle. 2.2.2 New Themes and Theological Concepts The PE share a pervasive concern for the preservation of sound doctrine (ὑγιαινούση διδασκαλία: Tit 1:9, 2:1; 1 Tim 1:10; 2 Tim 4:3; cf. sound λόγοι: 1 Tim 6:3; 2 Tim 1:13), matched by soundness in faith (Tit 1:13; 2:2). The concept of sound teaching or faith is entirely specific to the PE, and is related to the desiderate of reaching the knowledge of truth (ἐπίγνωσις ἀληθείας). The medical language of soundness has to be read in correlation with the disease-terminology used to discredit the teachings of the opponents.74  Ἐπίγνωσις ἀληθείας, from which some are excluded, is again a typical concept (1 Tim 2:4; 2 Tim 2:25, 3:7; Tit 1:1).  Ἐπίγνωσις occurs a number of times in Rom and once in Phil, but ἐπίγνωσις ἀληθείας is found nowhere else in the Corpus Paulinum (it appears only in Heb 10:26).75 Paul’s deposit (παραθήκη, an idiom which does not appear outside the PE), was preserved by Christ (2 Tim 1:12). It should be safeguarded by Timothy (1 Tim 6:20; 2 Tim 4:14). The verbal agreement between 1 and 2 Timothy is remarkable (τὴν παραθήκην μου φυλάξαι, 2 Tim 1:12; τὴν παραθήκην φύλαξον, 1 Tim 6:20; τὴν καλὴν παραθήκην φύλαξον, 2 Tim 1:14). Both letters stress the empowerment and commissioning of Paul’s collaborator (1 Tim 1:2–3, 18–19; 2 Tim 1:6,8,13–14; 2:1; 4:1–2,5–6). The task of preserving sound teaching pertains to appointed leaders, holding the authority handed down by Paul. Thus, Timothy is demanded to appoint faithful men to hand down the tradition (2 Tim 2:2). Titus has to appoint episkopoi-prebyteroi (Tit 1:5,7). The doctrine of apostolic succession is not crystal74 Cf. Abraham J. Malherbe, “Medical Imagery in the Pastoral Epistles,” in Texts and Testaments: Critical Essays on the Bible and Early Christian Fathers. A Volume in Honor of Stuart Dickson Currie, ed. W. Eugene March, (San Antonio, TX: Trinity University Press, 1980), 19–35, 23. 75  For a discussion of the idiom: Jerome D. Quinn, The Letter to Titus. A New Translation with Notes and Commentary and an Introduction to Titus, I and II Timothy, Anchor Bible Commentaries 35 (New York: Doubleday, 1990), 276–82.

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lized yet, but the PE clearly point into that direction. Legitimate succession to the apostle provides for the preservation of doctrine. 1 Timothy and Titus are connected through a theological emphasis on the universal saving will of God (1 Tim 2:4; 4:10; Tit 2:11).76 (Paul stresses the sovereignty of God, divine election and the salvation of a remnant. God’s love is highlighted, but so is his wrath.) Nowhere else in the Corpus Paulinum is God referred to as Saviour. (I shall return to this later.) Titus and 1 Timothy stress the irreproachable conduct of the officials, the traditional roles of women, and slaves’ subordination to their masters, topics either unknown in the undisputed epistles or addressed from a different perspective. Marriage and childbearing become the norm, replacing the ideal of celibacy and virginity. Slaves are demanded full obedience to their masters (ἰδίοι δεσπόται, Tit 2,9; 1 Tim 6,1, nowhere else in the NT). Masters are not exhorted to treat their slaves fairly (as opposed to the household codes in Colossians and Ephesians, not to mention that Paul had encouraged Philemon to welcome Onesimus as a beloved brother (1:16)). Specific terms emerge in the paraenesis. The PE speak repeatedly of good deeds, a remarkable shift compared to the emphasis on faith in the genuine epistles. In the PE, ἔργα καλά appear repeatedly (1 Tim 5:10,25; 6:18; Tit 2:7,14; 3:8,14), aside ἔργα ἀγαθά (1 Tim 2:10), sometimes in closely resembling phrases (πᾶν ἔργον ἀγαθόν, 2 Tim 3:17; Tit 3:1). Πᾶν ἔργον ἀγαθόν appears once in the seven undisputed epistles (2 Cor 9:8, without πᾶν in Phil 1:6); comparatively, it is found once in 1 Tim 5:10, and twice in Titus and 2 Timothy each (2 Tim 2:21; 3,17; Tit 1:16; 3:1), i. e. five times in these three epistles. A good or pure conscience (συνείδησις ἀγαθή [1 Tim 1,5.19]/καθαρά [1 Tim 3:9; 2 Tim 1:3; negated in Tit 1:15]) emerges from compliance with norms, as opposed to the understanding of conscience as a forum of inner freedom in Paul. Whereas Paul uses the verb ἀπολούω for baptism (1 Cor 6:11), Titus describes baptism with the idiomatic λουτρὸν παλιγγενεσίας (Tit 3:5; otherwise λουτρόν for baptism appears only in Eph 5:26). (Παλιγγενεσία is found only one more time in the NT, in Matt 19:28, unrelated to baptism.)

76  Malherbe notes the association between salvation and divine paideia, and the Hellenistic moral-philosophical background of this perspective, “Christ Jesus Came,” 432, 441–56. Μάλιστα πιστῶν (1 Tim 4:10) does not contradict the universal scope of God’s salvation plan but applies it particularly to believers who open up to this saving will. Lorenz Oberlinner, Die Pastoralbriefe. Kommentar zum ersten Timotheusbrief, Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament 11/2 (Freiburg: Herder, 1994), 187; idem, “Die ‘Epiphaneia’ des Heilswillens Gottes in Christus Jesus. Zur Grundstruktur der Christologie der Pastoralbriefe,” Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 71 (1980): 193–213, 196. Pace Michaela Engelmann, Unzertrennliche Drillinge? Motivsemantische Untersuchungen zum literarischen Verhältnis der Pastoralbriefe, Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 192 (Berlin: de Gruyter, 2012), 135, 139.

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Other formulaic turns of phrase that occur repeatedly are the well-known πιστὸς ὁ λόγος formula (1 Tim 1:15, 3:1; 4:9; 2 Tim 2:11; Tit 3:8), or the καιροῖς ἰδίοις (1 Tim 2:6; 6:15, Tit 1:3; compare ὑστέροις καιροῖς in 1 Tim 4:1). Ehrman notes with good reason, that as much flexibility of thought one would allow, and even taking into account that Paul could have changed his mind over time, the differences from his views expressed in the undisputed epistles are so numerous and of such degree, that they cannot be simply explained away.77 Nor can verbal agreements of such magnitude, with idioms appearing in all three or at least in two out of three be accounted for otherwise. 2.3 Something Borrowed The emergence of terms which seldom or never occur in the undisputed epistles of Paul, is striking. Interesting are particularly those which reflect a Hellenistic/ Roman philosophical and religious background. Theological concepts include ἐπιφάνεια, σωτήρ, the idiom μακάριος θεός and the φιλανθρωπία of God. The origin of these terms is debated. While they clearly presuppose a Hellenistic background, it is often argued that their New Testament-use is mediated by Hellenistic Judaism, more specifically by the LXX. This leads to the broader question whether New Testament authors have taken over all Hellenistic notions from the LXX, or they could have been influenced directly by their Greco-Roman environment. Abraham Malherbe has argued convincingly that the authors of New Testament writings lived in and shared the same cultural environment and were shaped by the same influences, therefore we should not imagine the latter as borrowing Hellenistic concepts solely through the LXX.78 In this sense he advanced an ecological or environmental approach regarding the relationship between New Testament texts and their cultural background.79 Malherbe argued that the Greco-Roman cultural-philosophical background of early Christianity should  Cf. Ehrman, Forgery, 206.  Rightly, Abraham J. Malherbe, “The Virtus Feminarum in 1 Timothy 2:9–15,” in Renewing Tradition: Studies in Texts and Contexts in Honor of James W. Thompson, eds. Mark W Hamilton et al., Princeton Theological Monograph Series (Eugene, OR: Pickwick, 2007), 45–65, 50–51, and in a personal communication (September 29, 2011): “it is unnecessary, indeed wrong, to posit some grand theory that everything Greek in the NT came through a filter of Judaism. In the case of Paul that is demonstrably false. Jewish material is of extraordinary significance but as important examples of how authors who shared some major presuppositions with Paul appropriated traditions that Paul also appropriated, not because they were the vehicles by which the traditions came to Paul. Some of the traditions certainly did come to him via this route (see Rom 1), but others did not.” Pace Paul Trebilco, The Early Christians in Ephesus from Paul to Ignatius, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 166 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2004), 354. 79  Cf. Malherbe, in the “Introduction” to his collected essays, Malherbe, Light from the Gentiles: Hellenistic Philosophy and Early Christianity, eds. Carl R. Holladay et al. (Leiden; Boston: Brill, 2013), 1–8, 3–4; idem, “Paul and the Popular Philosophers,” lecture delivered at Wheaton College on 4 April 2006, and personal communications by e-mail (September 29, 2011). See 77 78

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not be taken merely for a contingent backdrop, but we should rather see the New Testament as integral part of the world to which Christianity belonged.80 New Testament authors and popular philosophers inhabited the same space, the same intellectual environment. There is no need therefore to postulate the mediation of Hellenistic Judaism on New Testament authors.81  Ἐπιφάνεια (Tit 2:13; 1 Tim 6:14; 2 Tim 1:10; 4:1,8) appears in all three epistles. Titus adds the cognate verb (Tit 2:11; 3:4). (In the Corpus Paulinum the noun is found only in 2 Thess 2:8, another disputed epistle).  Ἐπιφάνεια/ἐπιφαίνω denote the manifestation of Christ or of God’s glory, grace and loving kindness in Christ (Tit 2:11,13; 3:4).82  Ἐπιφάνεια refers more frequently to the Parousia (1 Tim 6:14; Tit 2:13; 2 Tim 4:1,8, in relation to the last judgment and reward). It also denotes the earthly manifestation of (divine attributes in) Christ (2 Tim 1:10, related to the eternal decree of God, revealed in Christ, and to his death and resurrection; Tit 2:11; 3:4). In spite of attempts to advocate a Pauline character (in Titus), to minimise the importance of the term (in 1 Timothy), or to emphasise the independent character of the epistles based on differences in the way the term is used, it is clear that ἐπιφάνεια and ἐπιφαίνω never occur in the undisputed epistles,83 and, the other way round, parousia is never used in the PE. Notwithstanding claims about an exclusively or chiefly biblical provenance,84 the background of the term is Hellenistic, rooted in religious language,85 and it also his introductory considerations to his “Godliness, Self-Sufficiency,” Novum Testamentum 52 (2010): 376–405, 376–77. 80  Cf. Malherbe, “Introduction,” 3, 5; “Paul and the Popular Philosophers” (cf. n. 79 above). Even NT scholars who address the Greco-Roman background frequently treat it as a “backdrop”, “at most providing a setting for the action that takes place in front, on the stage, without actually being part of the action”; “Introduction,” 3. One should consider the “ecology of ancient Christianity and its world” and “think in terms of the environment in which early Christianity came into existence”. “Introduction,” 3, emphases added. Malherbe has used “ecology” in the broadest sense of the word, as an approach that examines “the interrelationship of organisms and their environments”. “Introduction,” 4; quoting the Merriam-Webster Dictionary. 81 Cf. Malherbe, “Introduction,” 4. 82  Cf. Oberlinner, Kommentar zum ersten Timotheusbrief, 297; idem, ‘Epiphaneia’. 83  Strangely, Engelmann tries to argue for a Pauline character of the epiphany-concept in Titus, leaving aside the fact that Paul never uses the term (Unzertrennliche Drillinge?, 155; also 157: in Titus it is the epiphany of the grace, goodness and kindness of God, not of the person of Christ). But it is entirely obvious in the context that the epiphany of these divine manifestations occurs precisely in Christ. See also Engelmann, 158, arguing that 1 Timothy has it only once (6:14), therefore the importance of the term is limited, compared to Titus. But the issue is not how many times a term appears; the fact that has to be accounted for is that these three epistles of the Pauline Corpus use the ἐπιφα(ι)ν-root (as substantive and/or verb) repeatedly, and besides them the idiom is found only in 2 Thess 2:8, another disputed epistle. 84 Engelmann claims that because of its use in the LXX, its exclusive connection with the pagan Hellenistic religious background is unthinkable (Unzertrennliche Drillinge?, 151). At any rate it is interesting that the noun used with a specific religious connotation is not particularly frequent in the LXX, except for the Maccabean literature. Whether the author was acquainted with this, as argued by Anthony T. Hanson, is another question (“An Academic Phrase: I Timothy 3.16a,” in idem, Studies in the Pastoral Epistles, Eugene, OR: Wipf & Stock, 2015; previously

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was also embraced by the imperial cult.86  Ἐπιφάνεια describes the manifestation and rescuing intervention of divine powers. Similarly, in the PE ἐπιφάνεια and ἐπιφαίνω appear quite frequently in relation to salvation (σωτηρ-, Tit 2:11,13; 3:4–5; 2 Tim 1:8–10).87 In the undisputed epistles, σωτήρ appears only once, for Christ, in Phil 3:20,88 and the term is never used for God. Conversely, in the PE σωτήρ is used four times for Christ (three times in Titus, and once in 2 Timothy: Tit 1:4; 2:13; 3:6; 2 Tim 1:10). The designation of God as σωτήρ is quite typical for the PE: it occurs three times in 1 Timothy and Titus, each (1 Tim 1:1; 2:3; 4:10; Tit 1:3; 2:10; 3:4, additionally σωτήριος: Tit 2:11).89 Even if admitting that σωτήρ for God could have been borrowed from the LXX,90 the title preserved its Hellenistic connotations.91 It cannot be ignored that in the immediate political-cultural-religious context the term was increasingly used for various saving figures. It is difficult to imagine that the author, belonging to a Greek-speaking entourage, did not think of the use of the title for various divinities92 and of emperors as benefactor published at SPCK, 1968, 21–28, based on other terms). Andrew Y. Lau also favors a LXX-background, focusing on the Maccabean literature, notably on 2 Maccabees: Manifest in Flesh: The Epiphany Christology of the Pastoral Epistles, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 86 (Tübingen: Mohr Siebeck, 1996). Céslas Spicq, although defending the Pauline authorship, has remarked that the term belonged to Hellenistic court-language, and it referred to the visit of the ruler as a manifestation of his philanthropia: Les Épîtres Pastorales I (Paris: Gabalda, 1969), 572. 85  Cf. Martin Dibelius and Hans Conzelmann, The Pastoral Epistles. A Commentary on the Pastoral Epistles Hermeneia; tr. Ph. Buttolph, A. Yarbro (Philadelphia: Fortress, 1972), 104. A cursory search on ἐπιφαν in the PHI database brings up a multitude of references to the manifestation of divinities. For all of the references given in n. 92–93 see https://inscription.packhum.org 86  Cf. Raymond F. Collins, “From ΠΑΡΟΥΣΙΑ to ΕΠΙΦΑΝΕΙΑ: The Transformation of a Pauline Motif,” in Unity and Diversity in the Gospels and Paul: Essays in Honor of Frank Matera, eds. Christopher W. Skinner and Kelly R. Iverson (Leiden; Boston: Brill, 2012), 273–99, 297–98; Linda L. Belleville, “Christology, Greco-Roman Religious Piety, and the Pseudonymity of the Pastoral Letters,” in Paul and Pseudepigraphy, eds. Stanley E. Porter and Gregory P. Fewster, Pauline Studies 8 (Leiden; Boston: Brill, 2013), 221–43, 228. 87  Cf. Malherbe, “Christ Jesus Came,” 436–37. 88  Martin Karrer notes the late occurrence of the term in Paul. “Jesus, der Retter (Sôtêr). Zur Aufnahme eines hellenistischen Prädikats im Neuen Testament,” Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 93 (2002): 153–76, 161. The term is rather common in Luke-Acts and in 2 Peter. 89 See the overview in Quinn, Titus, 304–13. 90  Cf. Oberlinner, Kommentar zum ersten Timotheusbrief, 72. 91  Cf. Oberlinner, Kommentar zum ersten Timotheusbrief, 72; Trebilco, Early Christians, 360; pace Dibelius, Conzelmann, Pastoral Epistles, 100. The translators and readers of the LXX expectedly associated it with the title of Hellenistic rulers. On the similar attribution of the title to human and divine saviours in antiquity (though not in the LXX): Franz Jung, ΣΩΤΗΡ: Studien zur Rezeption eines hellenistischen Ehrentitels im Neuen Testament, Neutestamentliche Abhandlungen 39 (Münster: Aschendorff, 2002), 172, 177. 92  Cf. Franz Poland, Geschichte des griechischen Vereinswesens (Leipzig: Teubner, 1909), 238; Trebilco, Early Christians, 360; Simon R. F. Price, Rituals and Power: The Roman Imperial Cult in Asia Minor (Cambridge: Cambridge University Press, 1985), 39, 225. For Zeus see Dio Chrys.,

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of the polis, the oikoumenē or the cosmos,93 as bringers of peace and welfare.94 It would be even more difficult to argue for a purely biblical background when σωτήρ is used for Christ. In this context, Titus 3:4–5 is an interesting text, as it associates the typical terminology used to describe the manifestation (epiphany) of benevolent divine saviours and emperors: the loving kindness (χρηστότης) and love for humanity (φιλανθρωπία) of the saviour God (τοῦ σωτῆρος ἡμῶν θεοῦ) was manifested (ἐπεφάνη) and saved us (ἔσωσεν).95 Φιλανθρωπία is a virtue of gods and divine rulers,96 of God in Hellenistic Judaism.97 Μακάριος never appears as a divine epithet except for 1 Timothy (μακάριος θεός, 1 Tim 1:11; 6:15), not even in the thoroughly Hellenistic Maccabean literature or in Wisdom. It is a typical attribute of God (the gods) in Greek religious and philosophical language.98 The term is frequent in Philo,99 but it cannot be inferred that the author of 1 Timothy (let alone Paul) would have been influenced by Philo. Or. 12.74; IK Knidos 1.189 = PH258555 [PH numbers refer to the database of the Packard Humanities Institute; https://inscriptions.packhum.org]; IEph 3402 = PH252015; McCabe, IMiletos 308 = PH252400. For Asclepius: IStr 1122 = PH262527; ITral 10 = PH262889. For Athena: IG II2, 2869 = PH5126 (with Zeus Soter); Milet II 3, 401.1–3 = PH252375. For Artemis: IEph 1265 = PH248944; IMagn 79 = PH260455 (ll. 19–20); IIsolMil 24 = PH251961. 93 Augustus: Price, Rituals, 54; Karrer, “Jesus, der Retter [Sôtêr],” 167: IGRR 4.200; Claudius: Vincent M. Scramuzza, “Claudius Soter Euergetes,” Harvard Studies in Classical Philology 51 (1940): 261–66 (θεὸς σωτὴρ καὶ εὐεργέτης: IGRR 4.584, Aezani; σωτὴρ τὰς οἰκουμένας: IG 12/2, 541; σωτὴρ καὶ εὐεργέτης: IGRR 4.1099). See also Titus, IIasos 602 = PH257934; cf. Dominique Cuss, Imperial Cult and Honorary Terms in the New Testament, Paradosis 23 (Fribourg: University Press Fribourg, 1974), 68–69. The emperor as σωτήρ of the cosmos: Claudius (IG II² 3273), Hadrian (IG II² 3293); as σωτήρ and κτίστης of a city: Hadrian (IMT Olympene 2702 = PH289822; ISmyrna 622 = PH255039); Hadrian as σωτὴρ καὶ εὐεργέτης (IG II² 3319 = PH5592). Of other officials: Price, Ritual, 42, 46–47. 94 Augustus as saviour of the human race, sent by Providence to bring universal peace (the inscription from Halicarnassus, CAGI 4/1, 894 = SEG 4, 201 = PH257992; not Caesar, as suggested in the PHI database). Nero as the Saviour Zeus (the inscription from Akraiphia, Boeotia, 67), IG VII 2713, SIG3 814 (PH146221), also John G. Cook, Roman Attitudes Toward the Christians from Claudius to Hadrian, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 261 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2011), 31–38. 95  Cf. Zimmermann, “Wiederentstehung,” 293–94; Philo, Legat. 1.73 (χρηστότης γὰρ καὶ φιλανθρωπία). 96  Cf. Spicq, Épîtres, II, 657, 661–63, 668–69 (human benefactors replicate this divine quality); Malherbe, “Christ Jesus Came,” 452. 97 Philo, Virt. 77. Compare the philanthropy of the personified Wisdom in the thoroughly Hellenistic Wisd 1:6; 7:23.  98 Cf. Epic., Ep. ad Menoeceum, in Epicuri Epistulae tres et Ratae Sententiae, ed. Peter von der Mühll (Teubner, Leipzig, 1922), 44 (§ 123): God is ἄφθαρτος and μακάριος; Friedrich Hauck, s. v. μακάριος, Theological Dictionary of the New Testament 4 (1967): 363–64; Jerome H. Neyrey, “ʽFirst’, ‘Only’, ‘One of a Few’, and ‘No One Else’. The Rhetoric of Uniqueness and the Doxologies in 1 Timothy,” Biblica 86 (2005): 59–87, 80–81.  99 Spec. 2.53; Sacr. 1. 95, 101, Deus 1.26 (associated in the three latter passages with ἄφθαρτος).

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Specific virtues and qualities define respectable behaviour: piety (εὐσέβεια), selfrestraint, prudence, temperance (σωφροσύνη), dignity and sobriety (σεμνότης), decorum (κοσμιότης), modesty (αἰδώς), irreproachable (ἀνεπίλημπτος) behaviour, hospitality (φιλοξενία). Of these, two stand out: εὐσέβεια and σωφροσύνη. None of them is found in the undisputed epistles. Εὐσέβεια, a prominent term in religious and moral-philosophical discourse, in honorary inscriptions and epitaphs, is one of the most important virtues in antiquity, covering a range of religious, moral, social and political meanings.100 It connects religious devotion101 with moral integrity102 and respect for the social order, which secures the welfare and safety (σωτηρία) of the individual and the community.103 Honorary inscriptions consistently emphasise the εὐσέβεια displayed by officials or benefactors in their public pursuits and private life, to characterise them as reliable and respectable citizens reverent toward the gods, the authorities and the country.104 Εὐσέβεια is strikingly frequent in the PE.105 It is a virtue to which Timothy and Titus, as leaders, just as all Christians should aspire (1 Tim 6:11; cf. 4:7; Tit 2:12; 2 Tim 3:12). Believers should show piety toward their family (1 Tim 5:4),106 the wealthy through the appropriate use of wealth (1 Tim 6:6–10,17–19). Timothy’s integrity and piety is contrasted to the vices and fake piety of the opponents (1 Tim 6:5; 2 Tim 3:5). Only in the traditional 1 Tim 3:16, εὐσέβεια has a narrower sense, referring to the core of faith, the mystery of God revealed in Christ. But since the context (chs. 3–4) discusses the attitudes expected from the ministers of the 100  Cf. Dieter Kaufmann-Bühler, “Eusebeia,” Reallexikon für Antike und Christentum 6 (1966): 985–1052: 985; Werner Foerster, “Εὐσεβής κτλ. in the Greek World,” Theological Dictionary of the New Testament II, eds. Gerhard Kittel et al. (Grand Rapids: Eerdmans, 1964), 175–84: 176–78. Angela Standhartinger, “Eusebeia in den Pastoralbriefen. Ein Beitrag zum Einfluss römischen Denkens auf das entstehende Christentum,” Novum Testamentum 48/1 (2006): 51–82: 58–62; and very thoroughly T. Christopher Hoklotubbe, Civilized Piety: The Rhetoric of Pietas in the Pastoral Epistles and the Roman Empire (Waco, TX: Baylor University Press; 2017), esp. 13–34, 111–25. 101  Cf. Kaufmann-Bühler, “Eusebeia,” 987, 1003–4; Foerster, “ Εὐσεβής,” 177. 102  Cf. Kaufmann-Bühler, “Eusebeia,” 991–93. 103 Cf. Kaufmann-Bühler, “Eusebeia,” 1000. 104  Cf. Kaufmann-Bühler, “Eusebeia,” 999–1000. 105  Cf. Quinn, Titus, 282–90. 106 Cf. Spicq, Épîtres I, 526–28 (children should show piety towards their parents); Dibelius, Conzelmann, Pastoral Epistles, 74; Norbert Brox, Die Pastoralbriefe, Regensburger Neues Testament (Regensburg: Pustet, 1969), 188; Oberlinner, Kommentar zum ersten Timotheusbrief, 225; Marshall, The Pastoral Epistles, 583–85; James R. Harrison, “Benefaction Ideology and Christian Responsibility for Widows,” New Docs 8 (1998): 106–16, 114–15. Some argue that the widows are expected to show piety toward their own relatives: Ulrike Wagener, Die Ordnung des Hauses Gottes: der Ort von Frauen in der Ekklesiologie und Ethik der Pastoralbriefe, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 65 (Tübingen: Mohr Siebeck, 1994), 149–54; Jürgen Roloff, Der erste Brief an Timotheus, Evangelisch-katholischer Kommentar zum Neuen Testament 15 (Zürich: Benzinger, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener, 1988), 287–88; Merz, Selbstauslegung, 286. This does not impact the argument.

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congregation (3:1–11), from Timothy as leader of the community (3:14), and from believers (4:1–8), εὐσέβεια alludes here, too, to believers’ way of life.107 The exemplary life of believers, in particular the submission and dedication of women and slaves are expressions of a pious life (Tit 2:12). A pious life is connected to prayers for and a reverent attitude toward political authorities (1 Tim 2:1–4). The PE share thus the contemporary conviction that social peace and welfare are grounded in a divinely ordered life in piety.108 These passages indicate the social and political dimension of εὐσέβεια.109 The exhortations coincide with the imperial pietas-program promoting traditional family values, worthy behaviour and respect for the social and political order.110 Σωφροσύνη is another typical and rather frequent idiom in the PE. In the undisputed epistles, σωφρονέω is found twice: in 2 Cor 5:13; Rom 12:3, both referring to sound judgment, not to a moral attitude, and the noun is absent. In the PE, the σώφρoν word group appears ten times (Tit 1:8; 2:2,4–6,12; 1 Tim 2:9,15; 3:2; 2 Tim 1:7). Σωφροσύνη is a common virtue of women in antiquity, which preserves their modesty and inconspicuousness.111 Silence and obedience are essential to female σωφροσύνη.112 This is the way decorous female behaviour is described in 1 Tim 2:9,15 and Tit 2:4–5. Titus demands self-control and purity from older and younger men, more generally from believers (2:2,6,12). Σώφρον appears in the list of qualifications demanded from the episkopos-presbyteros, among other virtues (Tit 1:8; 1 Tim 3:3).113 In 2 Tim 1:7 σωφρονισμός is a quality of Paul, Timothy and the other leaders. After this overview of the “new” and the “borrowed” in the PE, the unity or independence of the three epistles has to be addressed, since the issue obviously impacts their dating.

107  Cf. Roloff, Der erste Brief an Timotheus, 118, 201; Oberlinner, Kommentar zum ersten Timotheusbrief, 161–62. 108  Cf. Standhartinger, “Eusebeia,” 55, 80–82; Hoklotubbe, Civilized Piety, 71–76, passim. 109  Cf. Spicq, Épîtres I, 490–91; Quinn, Titus, 289; Mary Rose D’Angelo, “Εὐσέβεια: Roman Imperial Family Values and the Sexual Politics of 4 Maccabees and the Pastorals,” Biblical Interpretation 11/2 (2003), 139–65; Standhartinger, “Eusebeia,” 51–82. 110  Cf. D’Angelo, “Εὐσέβεια,” 140–46, 163–64; Standhartinger, “Eusebeia,” 62–76; Hoklotubbe, Civilized Piety, 98–110, passim. 111 On the ancient understanding of σωφροσύνη and its gender-specific aspects: Adriaan Rademaker, Sophrosyne and the Rhetoric of Self-Restraint: Polysemy and Persuasive Use of an Ancient Greek Value Term, Mnemosyne Supplementa 259 (Leiden: Brill, 2005), 75, 96–7, 154–61, 260–61. 112  Cf. Rademaker, Sophrosyne, 263–65; Malherbe, “Virtus Feminarum,” 45–65. 113  In men σωφροσύνη denoted both self-restraint and prudence enabling wise decisions in public life, the judicious management of the household and of the public affairs (frequently linked with δικαιοσύνη and the rejection of shameful gain). It had to be acquired by officials, as a prerequisite for fulfilling a public role. Rademaker, Sophrosyne, 78–86, 96–98, 342–49, 351–53.

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3. Is the Corpus Pastorale an Obsolete Notion? For a long time, the Pastoral Epistles were widely acknowledged as pseudonymous writings belonging together in a Corpus pastorale.114 This consensus has been challenged over the last years by authors who argue that each writing should be regarded as a letter on its own, wherefore the idea of a pastoral corpus should be dropped. This opens in fact the path to defending the authenticity of at least one (usually 2 Timothy),115 if not two (Titus and 2 Timothy)116 or all three of them.117 Only a few authors treat the three epistles as distinct, yet pseudonymous writings.118 114  The classical position of Peter Trummer, “Corpus Paulinum  – Corpus Pastorale. Zur Ortung der Paulustradition in den Pastoralbriefen,” in Paulus in den neutestamentlichen Spätschriften, ed. Karl Kertelge, Quaestiones disputatae 89 (Freiburg: Herder, 1981), 122–45; also Gerd Häfner, “Das Corpus Pastorale als literarisches Konstrukt,” Theologische Quartalschrift 187 (2007): 258–73. Major German commentaries (Brox, Dibelius–Conzelmann, Roloff, Oberlinner, Weiser) treat them as a distinct unit in the Pauline Corpus, and so do I. Howard Marshall, Raymond Collins and Benjamin Fiore (The Pastoral Epistles: First Timothy, Second Timothy, Titus, Sacra Pagina 12 [Collegevile, MN: Liturgical Press], 2007). 115 Cf. Jerome Murphy O’Connor, “2 Timothy Contrasted With 1 Timothy and Titus,” Revue Biblique 98/3 (1991): 403–18. 116 Cf. Jens Herzer, “Abschied vom Konsens? Die Pseudepigraphie der Pastoralbriefe als Herausforderung an die neutestamentliche Wissenschaft,” Theologische Literaturzeitung 129 (2004): 1267–82; idem, “Fiktion oder Tauschung? Zur Diskussion über die Pseudepigraphie der Pastoralbriefe,” in Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen – Pseudepigraphy and Author Fiction in Early Christian Letters, eds. Jörg Frey et al., Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246; (Tübingen: Mohr Siebeck, 2009), 489–536, 514–15, passim; idem, “Zwischen Mythos und Wahrheit: Neue Perspektiven auf die sogenannten Pastoralbriefe,” New Testament Series 63 (2017): 428–50; idem, “Sinn und Nutzen der Polemik. Zur Pragmatik der Gegnerinvektiven in den Pastoralbriefen,” in Gegenspieler. Zur Auseinandersetzung mit dem Gegner in frühjüdischer und urchristlicher Literatur, eds. Michael Tilly and Ulrich Mell, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 428 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2018), 183–205; Joram Luttenberger, Prophetenmantel oder Bücherfutteral? Die Persönlichen Notizen in den Pastoralbriefen im Licht Antiker Epistolographie und Literarischer Pseudepigraphie, Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte 40 (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2012). 117  Cf. Michael Prior, Paul the Letter-Writer and the Second Letter to Timothy, Journal of the Study of the New Testament Supplement Series 23 (Sheffield: Sheffield Academic Press, 1989) (though focusing on 2 Timothy); Luke Timothy Johnson, Letters to Paul’s Delegates. 1 Timothy, 2 Timothy, Titus (New York: Bloomsbury, 1996); The First and Second Letters to Timothy: A New Translation with Introduction and Commentary, Anchor Bible Commentaries (New York: Doubleday, 2001), 63–4, 98–9. E. Randolph Richards, Paul and First-Century Letter Writing: Secretaries, Composition and Collection (Downers Grove: IVP Academic, 2004); Philip H. Towner, The Letters to Timothy and Titus, The New International Commentary on the New Testament (Grand Rapids, MI: Eerdmans, 2006), 88–9, passim; cautiously Karl Paul Donfried, “Rethinking Scholarly Approaches to 1 Timothy,” in 1 Timothy Reconsidered, ed. idem, Colloquium Oecumenicum Paulinum 18 (Leuven: Peeters, 2008), 153–82, 155–56. 118  Cf. William A. Richards, Difference and Distance in Post-Pauline Christianity. An Epistolary Analysis of the Pastorals, Studies in Biblical Literature 44 (New York: Peter Lang, 2002); Engelmann, Unzertrennliche Drillinge?, 112, passim; she follows Herzer in that she regards 1 Timothy the latest of the three epistles.

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Those who challenge the unity of the corpus usually overemphasise the differences and disregard or explain away the numerous thematic and verbal similarities between the epistles, the number of expressions unique to the PE, which connect the three writings. It is sometimes surprising to see the pains taken to argue for significant differences. More problematically, many of these apparently critical interventions are motivated (whether explicitly or in a more concealed manner) not by a critical scholarly spirit, but by ideological reasons, namely the wish to save one or more epistles for Paul.119 The very resilience to accept the possibility of forgery in the New Testament is symptomatic for the fear that these canonical writings would lose their theological authority. (The relationship between authorship, canon, scriptural and ecclesial authority would deserve a separate discussion, but this is not the topic of this paper.) However, the numerous thematic and verbal parallels between the epistles indicate that they were written by the same author and belong together.120 These parallels are significant due to the degree of verbal resemblance, impossible to explain outside a literary relationship, the unicity of most of these idioms and phrases, specific to these letters (some hapax legomena), the cumulative force of the similarities, and the obvious dissimilarity from anything Paul said in the undisputed epistles. Ehrman justly argues that if a decision needs to be taken about the literary dependence and unity of certain writings, it is the similarities that have to be accounted for, not the dissimilarities.121 To deny that the three writings belong together implies discarding the undeniable similarities. In sum, the best way to explain the verbal, thematic, theological and stylistic similarities of these writings is to assume that the three epistles were written by the same author. Their particularities result in an individual profile,122 probably due to the fact that they were written for different purposes. 119  Rightly Roloff, Der erste Brief an Timotheus, 24–5 (a certain understanding of inspiration and canonicity takes the debate to an ideological level). 120  Ehrman has summarised the thematic and verbal parallels between the epistles, compared almost verse by verse. Forgery, 192–217. Although the list of parallels is not exhaustive, the force of the argument may not be ignored. In the same time, Ehrman challenges what he calls bad arguments for pseudonymity (like the incongruence of the travel itineraries with those known from the undisputed epistles and Acts). He avoids unwarranted generalisations based on the three epistles, and admits the differences and individual character of the epistles, notably when it comes to the polemic against the opponents. 121  Cf. Ehrman, Forgery, 195. Ehrman’s argument regarding joint authorship is essentially based on a sort of syllogism: if 2 Timothy and 1 Timothy have been written by the same author, and 1 Timothy and Titus have been written by the same author, it necessarily results that the same author wrote 2 Timothy and Titus. 122 For “individual profile”: Christoph Schaefer, “Judentum und Gnosis? Die Gegnerpolemik im Titusbrief als Element literarischer Konstruktion,” in Ein Meisterschüler. Titus und sein Brief. Michael Theobald zum 60. Geburtstag, eds. Hans-Ulrich Weidemann and Wilfried Eisele (Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2008), 55–80, 57, 60; also Huizenga, Moral Education, 223 (end of n. 4).

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Some authors regard the epistles as building blocks of a coherent narrative. This understanding implies that they were written from the beginning as a trilogy, as a “Briefroman”,123 or as a composition inscribed in the wider narrative and travel itinerary of a pre-existing Corpus Paulinum.124 While such a reading is possible, it does not account sufficiently for the individual profile of the letters, mentioned above, manifest notably in the particulars of the opponents. In addition, reconstructions of the narrative (and/or of the travel itinerary) depend not only on the surmised order of the three epistles, but also on personal decisions about the way the narrative elements should be combined in a larger story. I also share the view that the more probable sequence is that of the Muratorian Fragment, but I think that a sequential writing could also have been possible. This means that the author may not have decided from the very beginning to write a trilogy.125 Titus may have been the first piece of pseudepigraphy, connected to an important disciple (yet not so prominent as Timothy),126 associated with an area (Crete) mentioned in Acts, yet not otherwise known as the territory of Pauline mission.127 These aspects could have been useful in constructing a narrative, and in the same time sufficiently unspecific as to prevent the disclosure of the pseudepigraphic venture. The partial success of the enterprise, and possibly the occurrence of new problems in the community may have occasioned the writing of the more detailed and forceful 1 Timothy, this time in a letter addressed to Paul’s outstanding collaborator. Eventually 2 Timothy, as a spiritual testament, would have been meant to conclude the debate about the appropriate interpretation of the Pauline legacy, strengthening the authority of local leaders who stood for continuity in tradition and ministry. No doubt, this is a hypothetical reconstruction, but perhaps it accounts better for the distinctive profile of the three epistles. This perspective would allow a somewhat broader interval for the writing of the PE, possibly over a couple of years.

123  Cf. Timo Glaser, Paulus als Briefroman erzählt: Studien zum antiken Briefroman und seiner Christlichen Rezeption in den Pastoralbriefen (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2007). 124 Cf. Theobald, Israel-Vergessenheit, 186–212. 125  “[I]t does not seem possible … to recover the intention of the Pastor from the manuscript evidence or from early lists of the Pauline letters.” This evidence “fails to shed much light on the individual letters themselves, or on the purposes for which they were composed.” Seán Charles Martin, Pauli Testamentum: 2 Timothy and the Last Words of Moses, Tesi Gregoriana. Serie Teologia 18 (Rome: Editrice Pontificia Università Gregoriana, 1997), 18. 126 Titus is mentioned only in Galatians and 2 Corinthians, whereas Timothy is much more prominent, both in the Pauline Corpus and in Acts. 127  Whether the association of Titus with Crete reflects a historical tradition (Theobald, Israel-Vergessenheit, 208, following von Lips), is impossible to know. Oberlinner argues for a fictitional setting: Titus, 21–2.

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4. Are There Clues to Date the Epistle(s) in Relation to the Gnosis or Marcion? Dating the PE often involves associating them with second-century theological systems. A long tradition of scholarship related 1 Timothy and, by way of extension, all three epistles to the Gnosis.128 There is quite wide agreement notably among German scholars that rejecting the contradictions of the falsely called knowledge (ἀντιθέσεις τῆς ψευδωνύμου γνῶσεως, 1 Tim 6:20) points to the Gnosis, or at least to an early form of it (Frühgnosis).129 Further arguments are adduced from the asceticism of the opponents, that would question the goodness of creation (based on the mirror reading of 1 Tim 4:3–4),130 and from women’s alleged rejection of motherhood (again, through the mirror reading of 1 Tim 2:15). The myths and genealogies (1 Tim 1:4, the Jewish myths in Tit 1:14) are also interpreted as part of a Gnostic system.131 On the other hand, ἀντιθέσεις (1 Tim 6:20) has been understood as a titular allusion to Marcion, and the ascetic inclinations challenged in 1 Timothy have 128 Starting

with Friedrich Schleiermacher, Über den sogenannten Ersten Brief des Paulus an den Timotheus. Ein kritisches Sendschreiben an J. C. Gass (Berlin: Realbuchhandlung, 1807), for 1 Timothy; Ferdinand Christian Baur, Die sogenannten Pastoralbriefe des Apostels Paulus aufs neue kritisch untersucht (Stuttgart; Tübingen: J. G. Cotta, 1835), for all three epistles. Baur regards Marcionism as a form of Gnosis (10); universal salvation was emphasised against the Gnostics (18–21), and Gnostics displayed hostility towards creation (21–25). 129  Cf. Walter Bauer, Rechtgläubigkeit und Ketzerei im ältesten Christentum, ed. Georg Strecker, Beiträge zur historischen Theologie 10 (Tübingen: Mohr Siebeck, 1964); Engl. Orthodoxy and Heresy in Earliest Christianity (Philadelphia, PA: Fortress Press, 1979), 92–93, 222–24, 226– 27; Dibelius, Conzelmann, Pastoral Epistles, 65–7; Hans-Friedrich Weiss, Frühes Christentum und Gnosis. Eine rezeptionsgeschichtliche Studie, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 225 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2008), 34, 37–38, 40; Brox, Pastoralbriefe, 32–38, 169; Oberlinner, Kommentar zum ersten Timotheusbrief, 13–4, 179–80, idem, Die Pastoralbriefe. Kommentar zum zweiten Timotheusbrief, Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament 11/2.2 (Freiburg: Herder, 1995), 101, 131; Roloff, Der erste Brief an Timotheus, 43, 46, 64, 224; Michael Wolter, Die Pastoralbriefe als Paulustradition (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1988), 265–67; Arland J. Hultgren, The Rise of Normative Christianity (Minneapolis, MN: Fortress, 1994), 70–1; Gerd Häfner, “Nützlich zur Belehrung” (2 Tim 3,16). Die Rolle der Schrift in den Pastoralbriefen im Rahmen der Paulusrezeption, Herders biblische Studien 25 (Freiburg: Herder, 2000), 22–41; George T. Montague, First and Second Timothy, Titus, Catholic Commentary on Sacred Scripture (Grand Rapids, MI: Baker Academic, 2008), 34–35; Jens Herzer, “Juden  – Christen  – Gnostiker: zur Gegnerproblematik der Pastoralbriefe,” Berliner Theologische Zeitschrift 25/1 (2008): 143–68, 159–61, for 1 Timothy; idem, “Was ist falsch an der ‘fälschlich so genannten Gnosis’? Zur Paulusrezeption des Ersten Timotheusbriefes im Kontext seiner Gegnerpolemik,” Early Christianity 5 (2014): 68–96. With some hesitation, Collins, 1&2 Timothy and Titus, 75, 114–16. 130 Cf. Brox, Pastoralbriefe, 167, 169; Roloff, Der erste Brief an Timotheus, 224; Stephen G. Wilson, Luke and the Pastoral Epistles (London: SPCK, 1979), 47; Montague, 1–2 Tim, Tit, 94. Häfner, “Nützlich zur Belehrung,” 172–75. 131  Cf. Dibelius, Conzelmann, Pastoral Epistles, 16–7; Udo Schnelle, Einleitung, 388. Compare Tit 1:14; 3:9; 2 Tim 4:4.

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been thought to point to a Marcionite disregard for the body and marriage.132 More recently a number of authors have argued anew for an anti-Marcionite edge and implicitly a mid-second century date.133 The problem, however, is more complicated, because the interpretation of these passages is largely based on external sources and on mirror reading. There is no conclusive evidence that the asceticism of the proponents was inspired by Gnostic and/or Marcionite views about the evil nature of creation.134 The lack of primary sources and the polemical context recommend caution in interpreting 1 Tim 4:3–5.135 Opposing or abstaining from marriage136 was not particular to Gnostics or Marcionites.137 Sexual continence could have expressed an uncompromising commitment to the ideal endorsed by Paul, as a token of one’s wholehearted dedication to Christ in the expectation of an imminent parousia (cf. 1 Cor 7:7–8,32–34,38b). Asceticism could also signify believers’ adherence to teachings of Jesus about embracing asceticism for the sake of the Kingdom of God (Matt 19:12; Luke 18:29)138 or anticipating eschatological angelism (Mk 12:25; Luke 20:35–36). It cannot be doubted that Paul favoured virginity over marriage.139 It is not surprising that the Acts of Paul and Thecla promote sexual continence in the name of the apostle and identify Paul’s opponents, which propose a realised resurrection through marriage and procreation (APTh 3.14; compare 2 Tim 2:17–18), with those said to have abandoned Paul (2 Tim 1:15) 132  Cf. Baur, Die sogenannten Pastoralbriefe, 10, 25–28 (the Antitheses of Marcion), against a Marcionite community in Rome (55–58). He also discovers a reflection of the Marcionite antinomism (14–18), a Marcionite doctrine on resurrection (38–39), and thinks that women’s prohibition to teach would also respond to Marcionism (40–42). See further Bauer, Rechtgläubigkeit, 229; von Campenhausen, “Polykarp,” 206. 133  Cf. Adela Yarbro Collins, “The Female Body as Social Space in 1 Timothy,” New Testament Studies 57 (2011): 155–75, 161–63 (notably in view of the asceticism fought by 1 Timothy); Herzer, “Juden – Christen – Gnostiker,” 159–61, for 1 Timothy; Martina Janßen, “‘Wieder die Antithesen der fälschlich so genannten Gnosis’. 1 Tim 6,20 und die Antithesen Markions,” in Frühes Christentum und religionsgeschichtliche Schule: Festschrift zum 65. Geburtstag von Gerd Lüdemann, eds. Martina Janßen et al., Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 95 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2011), 96–109; Campbell, Framing Paul, 389–392; see also Gilles Quispel, “Marcion and the Text of the New Testament,” in Gnostica, Judaica, Catholica. Collected Essays of Gilles Quispel, ed. Johannes van Oort (Leiden: Brill, 2008), 271–83, 280. 134 Cf. Marshall, Pastoral Epistles, 51; Jerry L. Sumney, Servants of Satan’, ‘False Brothers’ and Other Opponents of Paul, Journal for the Study of the New Testament Supplement Series 188 (Sheffield: Sheffield Academic Press, 1999), 260, 262, 278. 135  Cf. Sumney, ‘Servants of Satan’, 262, on the marriage regulations. 136  Sumney thinks that the author may have distorted their views; they probably imposed stricter regulations on marriage (‘Servants of Satan’, 260–62). 137  On Marcion’s asceticism: Lieu, Marcion, 393–94. 138  Cf. Theobald, “Vergessenheit,” 406. 139  Cf. Margaret MacDonald, The Pauline Churches. Socio-historical Study of Institutionalization in the Pauline and Deutero-Pauline Writings, Monograph Series. Society for New Testament Studies 60 (Cambridge: Cambridge University Press, 1988), 180. 1 Timothy also differs from Paul in demanding widows to remarry.

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for the sake of this world (4:10).140 Clearly, certain Christ-believers did embrace an ascetic lifestyle following Paul, without adhering to Gnostic or Marcionite teachings.141 Abstaining from foods, on the other hand, could involve adherence to Jewish traditions,142 or to moral philosophical opinions.143 While Paul found both eating and abstaining from eating acceptable (Rom 14:3,6,21), 1 Tim 4:3 condemns abstinence.144 Asserting that all creation is good (1 Tim 4:4) can also be understood as a common ground or theological counter-argument, used to reject ascetic claims.145 Reading this passage as a proof for the proponents’ hostility to creation runs the risk of a circular argument, as no other passages can corroborate this claim.146 If something can be said about 1 Timothy, it is that it proceeds to the deviantisation of asceticism. Marriage, accepted by Paul with some reticence, becomes the norm and the expression of true faith. An alternative, ascetic lifestyle inspired by the teaching of Jesus and Paul becomes heterodox. (Marriage is also the norm in Titus and 2 Timothy; the latter even introduces the family as a milieu which ensures the transmission of authentic faith.) There is no proof that the myths and genealogies allegedly proffered by the opponents were Gnostic speculations. The terms appear in ancient literature 140  Cf. Dennis R. MacDonald, The Legend and the Apostle. The Battle for Paul in Story and Canon (Philadelphia, PA: Westminster Press, 1983), esp. 57–66; Merz, Selbstauslegung, 320–33; Hans-Josef Klauck, Apokryphe Apostelakten. Eine Einführung (Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2005), 62–3; Dibelius, Conzelmann, Pastoral Epistles, 48; Frances M. Young, The Theology of the Pastoral Letters, New Testament Theologie (Cambridge: Cambridge University Press, 1994), 13–16, 18; M. MacDonald, Pauline Churches, 181–83; Collins, 1&2 Timothy and Titus, 75, 114–16; Marshall, Patoral Epistles, 51. Pace Gerd Häfner, “Die Gegner in den Pastoralbriefen und die Paulusakten,” Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 92 (2001): 42–77. Willy Rordorf argued that the PE and APTh use similar traditions about Paul (“In welchem Verhältnis stehen die apokryphen Paulusakten zur kanonischen Apostelgeschichte und zu den Pastoralbriefen?”, in Lex orandi – lex credendi, Paradosis 36 (Freiburg: Universitätsverlag, 1993), 449–65; “Nochmals: Paulusakten und Pastoralbriefe,” in the same volume, 466–74). Elisabeth Esch-Wermeling argues that the APTh challenge the PE in a form of dissimulated agreement (Thekla – Paulusschülerin wider Willen? Strategien der Leserlenkung in den Theklaakten, Neutestamentliche Abhandlungen 53 (Münster: Aschendorff, 2008), 304–8). 141  Ehrman suggests that 2 Timothy could be a counter-forgery to Ephesians, fighting a form of realised eschatology found in this letter (Forgery, 217). This does not need to be the case, but a realised eschatology was proposed by various groups. 142 Cf. Merz, Selbstauslegung, 41–43; Sumney, ‘Servants of Satan’, 260–62; cautiously Marshall, Pastoral Epistles, 541, 544 (a possibility, beside Gnostic dualism). 143  On moderation in eating, notably meat, in philosophical traditions: Veronika E. Grimm, From Feasting to Fasting: The Evolution of a Sin: Attitudes to Food in Late Antiquity (London, New York: Routledge, 1996), 58–59, 118–19; Yan Redalié, “‘Sois un modèle pour les croyants’. Timothée, un portrait exhortative, 1 Tm 4,” in 1 Timothy Reconsidered, ed. Karl Paul Donfried, Colloquium Paulinum 18 (Leuven: Peeters, 2008), 87–108, 93. 144  Abstaining from eating could have also been a misunderstanding of 1 Cor 8:10, 13; Redalié “Sois un modèle,” 95. See also Ehrman, Forgery, 208. 145  Cf. Merz, Selbstauslegung, 40–4; Sumney, ‘Servants of Satan’, 260–69. 146  Cf. Merz, Selbstauslegung, 41.

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in relation to ancient religious stories (e. g. Greek myths of origins), sometimes even without a pejorative sense.147 “Myths” could also have been used as in ancient literature, to refer to naïve or fictitious stories, contrasted to the truth.148 The association between myths and genealogies in Greek sources shows that the two terms were not specific to the Gnosis.149 Given the cultural background, as well as the polemical context of these charges, the reference to “myths” and “speculations” was meant to discredit the teachings of the opponents.150 In the absence of any reference to the content of these “myths”, the terms cannot be used to identify a specific religious system. It is at least as important that 1 Timothy does not take issue with typical tenets of the Gnosis, such as a succession of aeons, the matter-spirit contrast and dualism. The sheer reference to γνῶσις does not prove that the 1 Timothy counters a Gnostic group, either,151 given the wide interest in knowledge in various Greek, Jewish and Christian philosophical and religious traditions.152 The falsely called knowledge is more likely the opposite of the knowledge of truth (ἐπίγνωσις ἀληθείας).153 1 Timothy does not address specific Marcionite teachings,154 like ditheism and the rejection of the Jewish Scriptures. Should we imagine that the author 147 Pl., Tim. 22b; 23b; Polyb., Hist. 9.1.4. See also Egbert Schlarb, Die gesunde Lehre. Häresie und Wahrheit im Spiegel der Pastoralbriefe, Marburger theologische Studien 28 (Marburg: Elwert, 1990), 83–93, 87–88; Lloyd K. Pietersen, The Polemic of the Pastorals. A Sociological Examination of the Development of Pauline Christianity, Journal for the Study of the New Testament Supplement Series 264 (London: T&T Clark; New York: Continuum, 2004), 121. On genealogical myths: Walter Burkert, “The Logic of Cosmogony,” in From Myth to Reason? Studies in the Development of Greek Thought, ed. Richard G. A. (Buxton, Oxford: Oxford University Press, 1999), 87–106; Jan N. Bremmer, “Rationalization and Disenchantment in Ancient Greece: Max Weber among the Pythagoreans and Orphics?,” in the same volume, 71–83, 80–81. 148  Pl., Tim. 26e; Str., Geogr. 11,5,3; Epict., Diatr. 3.24.18. For more examples: Fiore, Pastoral Epistles, 41. 149 Men. Rhet., Π. ἐπιδεικτ. 1.6 (genealogical myths in the theogonies of the pre-Socratic Acusilaus Argeus, Hesiod, Orpheus); Menander Rhetor. A Commentary, eds. Donald A. Russell and Nigel G. Wilson (Oxford: Clarendon, 1981), 14–17; Robert L. Fowler, Early Greek Mythography 1. Text and Introduction (Oxford: Oxford University Press, 2000), 1; Polyb., Hist. 9.2.1. 150  Cf. Sumney, ‘Servants’, 257–58. 151  Cf. Sumney, ‘Servants of Satan’, 264; Andreas Lindemann, Paulus im ältesten Christentum: das Bild des Apostels und die Rezeption der paulinischen Theologie in der frühchristlichen Literatur bis Marcion, Beiträge zur historischen Theologie 58 (Tübingen: Mohr Siebeck, 1979), 135; Christoph Markschies, Gnosis. An Introduction (transl. John Bowden; London, New York: T&T Clark, 2003), 5–6, 69. 152 Cf. Markschies, Gnosis, 2–9; Kaufmann-Bühler, “Eusebeia,” 1007–010; Collins, 1&2 Timothy and Titus, 12, n. 16. 153 1 Tim 2:4; cf. 1 Tim 4:3, Tit 1:1; 2 Tim 2:25; 3:7. Merz, Selbstauslegung, 75. On ἐπίγνωσις ἀληθείας as (re)cognition of the truths of faith: Hermann von Lips, Glaube-Gemeinde-Amt: Zum Verständnis der Ordination in den Pastoralbriefen, Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 122 (Göttingen, 1979), 37; on truth standing for sound doctrine: Glaube, 33–40. 154 Cf. Merz, Selbstauslegung, 75–77, 80; Theobald, Israel-Vergessenheit, 351.

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rejected ascetic practices, but passed under silence serious issues, like the distinction between the God(s) of the Old and New Testament, and the rejection of Jewish Scriptures?155 If we remember that the mirror reading of 1 Tim 4:3–5 is inconclusive, ultimately we are left with the titular interpretation of ἀντιθέσεις in 1 Tim 6:20 as an alleged allusion to Marcion. But since there are no other passages corroborating the anti-Marcionite hypothesis, this argument is also circular. It is less hazardous therefore to read the ἀντιθέσεις as a polemical contrast to the παραθήκη of Paul.156 Furthermore, if both γνῶσις and ἀντιθέσεις are taken to refer to specific doctrinal systems, the adversaries would be both Gnostics and adepts of Marcion.157 But in spite of certain similarities between the two doctrines,158 they cannot be simply equated. Marcion does not derive the Creator from the good or transcendent God, as the Gnosis.159 There are no further subordinated divine beings. There are no mythological speculations about the fall of divine elements into an evil world or of divine sparks in humans, and an account of the human drama.160 Christ does not communicate salvific knowledge (γνῶσις), but salvation comes from the mercy of God, through faith. Marcion does not contrast true and false knowledge, and does not propose philosophical or mythological speculations.161 Humans are created by an inferior God, but anthropological dualism is absent.162 Thus Marcion’s views cannot be simply labelled as Gnostic.163 The description of the opponents as self-proclaimed νομοδιδάσκαλοι (1:7) also goes against the Marcionite theory. Whatever νόμος means here, followers’ 155  Pace Janßen, “Antithesen,” esp. 101–4 (her explanation of the lack of specific Marcionite references is based on an argument e silentio). 156  Cf. Merz, Selbstauslegung, 75, 77, 80. For a general meaning of ἀντίθεσις: BDAG s. v. (cf. Plut., Prim. frig., Mor. 953b; Lucian, Dial. mort. 10, 10; Philo, Ebr. 187); here: Oberlinner, Kommentar zum ersten Timotheusbrief, 310–11; Marshall, Pastoral Epistles, 677. 157  Cf. Bauer, Rechtgläubigkeit, 92–93, 229; Yarbro Collins, “Female Body,” 171. 158  Belief in a distant supreme God, the Creator as an evil god, contempt for the body, due to the evil nature of matter and the created world. Barbara Aland, “Marcion. Versuch einer neuen Interpretation,” Zeitschrift für Theologie und Kirche 70 (1973): 429–35, republished in idem, Was ist Gnosis?: Studien zum frühen Christentum, zu Marcion und zur kaiserzeitlichen Philosophie, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 239 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2009), 291–317, 300–303; Moll, Arch-heretic, 365–66, 381–85. 159  Cf. Lieu, Marcion, 366. 160  Cf. Lieu, Marcion, 381. 161 Cf. Moll, Arch-heretic, 78, Lieu, Marcion, 365–66. 162 Cf. Lieu, Marcion, 384–85. 163 Cf. Aland, “Marcion,” 303–7 (the lack of mythological speculations is due to the anthropological differences: Gnostic myths explain the fall and liberation of the divine spark from the captivity of the evil matter, but such a view is incompatible with the Marcionite anthropology); Lindemann, Paulus, 388–89; Moll, Arch-heretic, 71–75; Markschies, Gnosis, 87–89; Harry Y. Gamble, “Marcion and the ‘Canon’,” Cambridge History of Christianity 1, Origins to Constantine, eds. Margaret M. Mitchell, Frances M. Young and K. Scott Bowie (Cambridge: Cambridge University Press, 2006), 195–213, 196–99.

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claim to be teachers of the law cannot be reconciled with Marcion’s anti-nomism.164 In sum, the case for 1 Timothy targeting the Gnosis and Marcion is not convincing. Moreover, the opponents cannot be both Gnostics (in view of a reference to knowledge) and adepts of Marcion (in view of the antitheses). Gnostics would have postulated the importance of salvific knowledge and would have developed mythological speculations, both foreign to Marcion.

5. Conclusions The PE are pseudonymous writings that resort to the authority of Paul to settle questions regarding appropriate behaviour in the community and in society, encouraging a virtuous, orderly and respectable way of life, and strengthen the role of the officials in preserving what they regard as the Pauline deposit. To that aim the author builds on several genuine epistles of Paul (the old), introducing in the same time a number of new themes and terms, some clearly borrowed from or shared with the society to which he and his community belong. The best explanation for the numerous and striking verbal and thematic similarities is that the three epistles were written by one and the same author and belong together. This does not mean that they cannot have a distinctive profile or they would have necessarily been conceived from their inception as a corpus. Based on the character of the opponents and the individual profile of the letters, we may attempt to establish a relative chronology. The Jewish views allegedly held by the opponents according to Titus come closest to the time of Paul. The intertextual links with Romans may imply that the epistle uses the “Jewishness” of the opponents as a sign of verisimilitude and/or a cipher, or at least it evokes views challenged by Paul in the undisputed epistles. The opponents censured by 1 Timothy have embraced an ascetic lifestyle. The views of Paul, the connection he made between eschatological expectations and continence could have provided sufficient ground for such decision. (The emphasis on marriage in Titus and the censure of past resurrection in 2 Timothy may suggest the same, but this is more difficult to ascertain.) The critique of asceticism and the importance assigned to marriage and childbearing suggest a more significant distance from Paul. The anti-Jewish dimension of the polemic is much more subdued, compared to Titus. This insight, on top of other elements (the more detailed discussion of other themes, like the qualification lists for offices or the regulations imposed on the behaviour of women and slaves), strengthens the impression that 1 Timothy followed Titus. The realised eschatology countered by 2 Timothy also indicates a temporal distance from the time of Paul, when the Parousia was  Cf. Moll, Arch-heretic, 71.

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thought to be imminent. The sense of Paul’s absence is the acutest of all three epistles and the emphasis on ministers – Timothy and the faithful men he appoints – preserving devotedly the deposit entrusted by Paul is particularly strong. These considerations suggest the Titus – 1 Timothy – 2 Timothy sequence. Attention to the individual profile (not independence!) of the three writings allows a more nuanced discussion of the views (allegedly) held by the opponents. To be sure, I see no convincing evidence for an anti-Gnostic or anti-Marcionite polemic, therefore I see no reason to date the PE in relation to the Gnosis and or Marcion. The external evidence points to the reception of 1 and 2 Timothy by Polycarp, probably between 130–140. This seems to be the terminus ante quem, to be understood rather as an interval than a precise year, given the uncertain date of Polycarp’s epistle to the Philippians. If Jerome is right, Titus may have been received by Tatian (to be dated a little later than Marcion). The reception in Ignatius is possible, but not mandatory. At any rate, it would not prove an early reception, because the middle recension, even on the hypothesis of its authenticity, can hardly reflect an early second century ecclesial situation (besides, it is clearly attested only after 170). We cannot know why the PE are absent from the list of Marcion, whether due to ideological reasons, or to their ignorance. At any rate I see no reason to regard 1 Timothy as a response to Marcion. The terminus a quo could be the indicated by the degree to which the PE rely on a more or less comprehensive corpus of Pauline epistles. From my perspective, the PE clearly reflect five of the genuine letters (Romans, the Corinthian correspondence, Philippians, Philemon) and possibly Galatians. A collection that would have comprised the undisputed epistles did not need to be later that 90–100. The internal evidence points to established offices, but not to a monarchic episcopate. The exclusive role of the officials in teaching and leading the community still needs to be strengthened by way of fictitious references to the mandate of Paul. All these issues considered, the PE fit well the last decade of the first century – the beginning of the second century.

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Zur Datierung der Pastoralbriefe Parameter zur Ausmessung ihres Entstehungskorridors Michael Theobald Wenn im Folgenden Paramater zur Ausmessung des Entstehungskorridors der Pastoralbriefe diskutiert werden, wird dreierlei vorausgesetzt: 1. Die drei Schreiben sind Pseudepigrapha in einem doppelten Sinn: Sowohl der Absender als auch die beiden Adressaten sind fingiert.1 2. Es handelt sich nicht um offene, 1  Zur Frage der Echtheit der Pastoralbriefe in der Geschichte der modernen Exegese siehe Wikenhauser, Alfred/Schmid, Josef, Einleitung in das Neue Testament, Freiburg: Herder 6 1973, 515–517; Schmithals, Walter, Art. Pastoralbriefe, in: Die Religion in Geschichte und Gegenwart3 V (1961), 144–148; Roloff, Jürgen, Art. Pastoralbriefe, in: Theologische Realenzyklopädie 26 (1996), 50–68, 51 f. – Die wichtigsten forschungsgeschichtlichen Stationen sind: J. E. C.  Schmidt bezweifelte 1804 als erster die paulinische Verfasserschaft des Ersten Timotheusbriefes, ihm folgte Friedrich Schleiermacher 1807 mit seiner Schrift Über den ersten Brief Pauli an Timotheus. Johann G. Eichhorn bezog den Zweiten Timotheusbrief und den Titusbrief unter Verweis auf die Zusammengehörigkeit der drei Schreiben in das Urteil mit ein. Ferdinand C. Baur und seine Schüler, die in den Gegnern der Past die werdende Gnosis sahen, datierten die Schreiben in das zweite Jahrhundert. Holtzmann, Heinrich J., Die Pastoralbriefe, kritisch und exegetisch behandelt, Leipzig: Engelmann 1880, verschaffte der Annahme ihrer pseudepigraphen Herkunft breite Anerkennung in der kritischen protestantischen Forschung. Die katholische Exegese – gehemmt durch die Entscheidung der Päpstlichen Bibelkommission von 1913 – folgte erst nach offizieller Freigabe der historisch-kritischen Exegese durch Rom im Vorfeld des 2. Vatikanums. Heinrich Schlier ging noch von der Echtheit der Schreiben aus (Die Ordnung der Kirche nach den Pastoralbriefen [1948], in: Ders., Die Zeit der Kirche, Freiburg: Herder 3 1965, 129–147), auch Ceslas Spicq in seinem monumentalen Kommentar (Les Épitres Pastorales, Tome I + II [Études Bibliques], Paris: Gabalda 41969); anders dann Schierse, Franz J., Die Pastoralbriefe. 1. und 2. Timotheus/Titus (Die Welt der Bibel), Düsseldorf: Patmos 1968; Brox, Norbert, Die Pastoralbriefe (Regensburger Neues Testament), Regensburg: Pustet 51989. Dagegen vertritt Gourgues, Michel, Les deux lettres à Timothée. La lettre à Tite (Coniectanea biblica New Testament series 14), Paris: Les Éditions du Cerf 2009, noch eine Fragmentenhypothese. – Inzwischen hat sich (auch unter dem Einfluss evangelikaler Kreise Nordamerikas) wieder der Wind gedreht, die Echtheitshypothese erfreut sich erneuten Zuspruchs: G. D. Fee, R. Fuchs, D. Guthrie, J. Herzer (wenigstens der Zweite Timotheusbrief ist echt), J. N. D. Kelly, G. W. Knights, I. H. Marshall, W. D. Mounce, J. Thissen, P. H. Towner und andere. Angaben bei Marshall, Ian H. (in collaboration with P. H. Towner), The Pastoral Epistles (International Critical Commentary of the Holy Scriptures of the Old and New Testaments), Edinburgh: T&T Clark 1999; Fuchs, Rüdiger, Unerwartete Unterschiede. Müssen wir unsere Ansicht über die Pastoralbriefe revidieren? (Bibelwissenschaftliche Monographien 12), Wuppertal: SCM Brockhaus 2003; Herzer, Jens, Abschied vom Konsens? Die Pseudepigraphie der Pastoralbriefe als Herausforderung an die neutestamentliche Wissenschaft, in: Theologische Literaturzeitung 129 (2004), 1267–1282; Towner, Philip H., The Letters to Timothy and Titus (The New In-

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sondern um verdeckte Pseudepigraphie.2 3. Die drei Schreiben bilden ein Briefkorpus, das, bevor es nach dem Prinzip abnehmender Länge in die kanonische Abfolge gebracht wurde, anders angeordnet war: Wahrscheinlich eröffnete der Titusbrief mit seinem überlangen Proömium die Trilogie, der Erste Timotheusbrief stand in deren Mitte und der Zweite Timotheusbrief mit seinem Einblick in den Prozess des Paulus vor dem römischen Tribunal beschloss sie.3 Auch die ternational Commentary), Grand Rapids/Cambridge: Eerdmans 2006; Carson, Donald A./ Moo, Douglas J., Einleitung in das Neue Testament. Mit einem Geleitwort von Rainer Riesner, Gießen: Brunnen 2010; Thiessen, Jacob, Die umstrittenen Paulusbriefe  – Abschriften oder Fälschungen? Intertextuelle, literarkritische und theologische Studien. Mit zwei Ergänzungen von Rüdiger Fuchs (Studien zu Theologie und Bibel 19), Münster: LIT 2016; Herzer, Jens, Zwischen Mythos und Wahrheit. Neue Perspektiven auf die sog. Pastoralbriefe, in: New Testament Studies 63 (2017), 428–450.– Roloff, ebd. 51, beschreibt die Situation treffend: „Es besteht Anlass zu der Vermutung, dass die Heftigkeit dieses Echtheitsstreites ideologische Gründe hat. Letztlich geht es nicht um den größeren oder kleineren Umfang der authentischen Zeugnisse des großen Heidenapostels. Was hier auf dem Spiel zu stehen scheint, ist vielmehr die Integrität und Authentizität der Heiligen Schrift schlechthin […]“. 2 Vgl. Theobald, Michael, Alt und Neu. Innovative Begriffsbildungen in den Pastoralbriefen als Indiz ihres pseudepigraphen Charakters, in: Armin D. Baum/Detlef Häußer/Emmanuel L. Rehfeld (Hg.), Der jüdische Messias Jesus und sein jüdischer Apostel Paulus (FS Riesner, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 425), Tübingen: Mohr Siebeck 2016, 357–380. Das wichtigste Argument zugunsten dieser zweiten Voraussetzung ist die Annahme, dass der Vf. die drei Schreiben – abgesehen von ihrer pseudepigraphen Gestaltung (s. Voraussetzung 1) – auch in der Weise der Autorität des Apostels unterstellt hat, dass er sie in das vorgegebene und im Umlauf befindliche Corpus Paulinum editorisch integriert und in dessen narrativen Rahmen eingeschrieben hat; vgl. unten Punkt 2 ad 3). Der Erfolg seines literarischen Vorgehens, das sich den unverdächtigen Umstand zu Nutze macht, dass ein spätes Auftauchen von Schüler-Briefen nichts Außergewöhnliches sein muss, spricht für seine Absicht „verdeckter“ Pseudepigraphie: Es brauchte Jahrhunderte, bis die Fiktionalität der drei Schreiben durchschaut wurde. Anders Janẞen, Martina, Corpus pastorale catholicum. Studien zu Komposition und Intention der Pastoralbriefe, Habil., Göttingen 2019, 428: „Auch wenn der literarischen Strategie der fiktiven Selbstreferenzen [hier: auf das vorgegebenen Corpus Paulinum] besonderes Gewicht und ein ausdrücklicher autoritativer Anspruch zukommt, kann der Anspruch einer letztgültigen Auslegung und Traditionsaktualisierung bzw. ‑korrektur auch […] in Form einer ‚offenen‘ Pseudepigraphie konstruiert und postuliert werden“. Martina Janßen erörtert die Frage „offener“ oder „verdeckter“ Pseudepigraphie unter kundiger Einbeziehung antiker (Brief‑)Literatur in einer auch sozialgeschichtliche Aspekte wie die Frage nach frühchristlicher Bildung und literarischen Kompetenzen etc. berücksichtigenden Weise (459–524); so rechnet sie mit der „Möglichkeit einer geteilten Primärrezeption“ (523) einerseits durch gebildete Amtsträger, die eigentlichen Adressaten der Schreiben, von denen der Autor erwartete, dass sie die Fiktion durchschauten, und andererseits durch „Laien“, einfache Gemeindemitglieder (520: „die sich in den Pastoralbriefen abzeichnende Unterscheidung zwischen Klerikern und Laien“). Das führt sie zu einer Unterscheidung zwischen Primär‑ und Sekundärrezeption: „Dass […] das Corpus pastorale in der Alten Kirche nicht als fiktives Briefcorpus, sondern als Sammlung authentischer Paulusbriefe rezipiert worden ist, spricht nicht prinzipiell gegen eine vom Autor auf Durchschaubarkeit hin angelegte Pseudepigraphie, die von den Erstrezipienten aufgrund der dazu nötigen Bildungsvoraussetzungen auch verstanden werden konnte“ (523). 3  Vgl. Theobald, Michael, Israel-Vergessenheit in den Pastoralbriefen. Ein neuer Vorschlag zu ihrer historisch-theologischen Verortung im 2. Jahrhundert n. Chr. unter besonderer Berücksichtigung der Ignatius-Briefe (Stuttgarter Bibelstudien 229), Stuttgart: Katholisches Bibelwerk 2016 (dazu: Towner, Philip H., in: Biblica 99 [2018] 617–620), 40–42. Häfner, Gerd, Die

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jüngsten philologischen Versuche, durch feinste Differenzierung von Sprachnuancen die Briefe unterschiedlichen Händen zuzuweisen,4 überzeugen nicht. Unterschiede zwischen den drei Schreiben gibt es genug.5 Aber die narrative Konzeption der drei Briefe mit ihrer impliziten Pauluserzählung zwischen Ephesus, Kreta und Rom6 lässt unterschiedliche Perspektivierungen, auch inhaltlicher Art, nicht nur zu, sie verlangt sie geradezu. Sie tragen zur Dynamik der Trilogie wesentlich bei und können deshalb nicht als Argument gegen die Corpus-Theorie vorgebracht werden.7

1. Terminus post quem und ante quem. Die Rahmenbedingungen der Datierung Der terminus post quem oder ante quem non des Corpus Pastorale ist das Martyrium des Paulus in Rom, wahrscheinlich 64 n. Chr. unter Nero.8 Paulinische Pastoralbriefe (1 Tim/2 Tim/Tit), in: Martin Ebner/Stefan Schreiber (Hg.), Einleitung in das Neue Testament (Studienbücher Theologie Bd. 6), Stuttgart: Kohlhammer 32020, 459–483, 467 f., entscheidet sich nach sorgfältiger Abwägung der Argumente pro und contra für die Alternative, der zufolge das Corpus ursprünglich von 1 Tim eröffnet und von 2 Tim beschlossen wurde. 4  Erwähnt seien die Arbeiten von Engelmann, Michaela, Unzertrennliche Drillinge? Motivsemantische Untersuchungen zum literarischen Verhältnis der Pastoralbriefe (Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 192), Berlin/Boston: de Gruyter 2012, und Luttenberger, Joram, Prophetenmantel oder Bücherfutteral? Die persönlichen Notizen in den Pastoralbriefen im Licht antiker Epistolographie und literarischer Pseudepigraphie (Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte 40), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2012; vgl. den Literaturüberblick von Weidemann, Hans-Ulrich, Die Pastoralbriefe, in: Theologische Rundschau 81 (2016), 353–403; außerdem Nes, Jermo van/Koning, Harro, Motif-Semantic Differences in Paul? A Question to Advocates of the Pastorals’ Plural Authorship in Dialogue with Michaela Engelmann, in: Tyndale bulletin 68 (2017), 73–94. 5  Vgl. etwa die oben in Anm. 1 genannte Studie von R. Fuchs. 6  Die drei Briefe erinnern mit ihrer Paulus-„Erzählung“ zwar an zeitgenössische Briefromane (Pervo, Richard I., Romancing an Oft-Neglected Stone. The Pastoral Epistles and the Epistolary Novel, in: The Journal of Higher Criticism 1 [1994], 25–47; Glaser, Timo, Paulus als Briefroman erzählt. Studien zum antiken Briefroman und seiner christlichen Rezeption in den Pastoralbriefen [Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 76], Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009), bilden selbst aber keinen solchen Roman; dazu s. u. Punkt 2, ad 3). 7  So auch Janẞen, Corpus, 301–401; als Fallstudie vgl. Theobald, Micheal, Von den Presbytern zum Episkopos (Tit 1,5–9). Vom Umgang mit Spannungen und Widersprüchen im Corpus Pastorale, in: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 104 (2013), 209–237; außerdem s. u. Punkt 4. – Es wäre ein Missverständnis der Corpus-Theorie, zu meinen, sie setze eine wie auch immer geartete Gleichförmigkeit der drei Schreiben voraus. 8  Vgl. Schnelle, Udo, Probleme einer Paulus-Biographie, in: Friedrich W. Horn (Hg.), Paulus-Handbuch, Tübingen: Mohr Siebeck 2013, 44–49, 48: „Das Todesjahr und der Todesort des Apostels sind unbekannt, man darf aber vermuten, dass er während der Christenverfolgung unter Nero im Jahr 64 in Rom als Märtyrer starb. Dies ergibt sich aus 1 Clem 5,5–7 in Ver-

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Pseudepigrapha sind zu Lebzeiten des Apostels unwahrscheinlich.9 Schwierig gestaltet sich der Versuch, den terminus ante quem der Pastoralabriefe zu bestimmen. Entscheidend ist die Frage, ab wann ihre Kenntnis oder Benutzung in frühchristlichen Schriften nachweisbar ist. Markierte Zitate aus den Pastoralbriefen finden sich erst bei Theophilus von Antiochien (kurz nach 180  n. Chr.)10 und Irenäus von Lyon (80–185  n. Chr.).11 Vom Autor des Ersten Clemensbriefs, den die Forschung „weithin“ ins letzte Jahrzehnt des ersten Jahrhunderts datiert,12 wird zwar oft behauptet, er kenne die Briefe und spiele auf sie an.13 Aber Horacio E. Lona dürfte gezeigt haben, dass es sich bei den Berührungen lediglich um gemeinsame Sprachmuster und Sprachkonventionen handelt.14 Ob Justin mit seiner Rede von der „Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes“ in seinem Dialog mit Trypho 47,5 (zwischen 155 und 160)15 auf Tit 3,4 anspielt oder sich eines Topos bedient, bleibt unentbindung mit den Nachrichten über den Brand Roms bei Tacitus (Ann. 15,44,2–59 und Sueton (Nero 16,2)“.  9 Bormann, Lukas, Der Brief des Paulus an die Kolosser (Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament 10/1), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2012, 51, hält die Abfassung dieses ältesten paulinischen Pseudepigraphons noch vor dem Tod des Paulus für denkbar. 10 Vgl. Theophilus, Ad Autolycum III 14 (1 Tim 2,1 f.); II 16 (Tit 3,5). Möglicherweise zitiert auch Athenagoras aus Athen in seiner Legatio pro Christiani 37,1 (wahrscheinlich 177 n. Chr.: Lexikon der antiken christlichen Literatur [32002] 76) 1 Tim 2,1 f. 11  Vgl. Iren.haer. 2,14,7; 3,3,3; 3,4. Schmithals, Art. Pastoralbriefe, 147: „Die P(astoralbriefe) sind sicher erst durch Irenäus und Clemens von Alexandrien bezeugt. Das erlaubt, ihre Abfassung noch um 150 anzusetzen“. – Die früheste handschriftliche Bezeugung bietet um 200 n. Chr. das Papyrusblatt 𝔓32 mit Tit 1,11–15 auf der einen, 2,3–8 auf der anderen Seite. 12  Vgl. Lindemann, Andreas, Der Erste Clemensbrief, in: Wilhelm Pratscher (Hg.), Die Apostolischen Väter. Eine Einleitung (Uni-Taschenbücher 3272), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, 78; vgl. Theobald, Israel-Vergessenheit, 247–252. 13  Vgl. Porter, Stanley E., Paul and the Pauline Letter Collection, in: Michael F. Bird/ Joseph R. Dodson (Hg.), Paul and the Second Century (Library of New Testament Studies 412), London: T&T Clark 2011, 19–36, 33: „1Clement quotes Romans and 1 Corinthians and probably Titus“; Hagner, Donald A., The use of the Old and New Testaments in Clement of Rome (Novum Testamentum Supplements 34), Leiden: Brill 1973, 226. 14  Vgl. Lona, Horacio E., Der erste Clemensbrief (Kommentar zu den Apostolischen Vätern 2), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1998, 50 f. 15 ἡ γὰρ χρηστότης καὶ ἡ φιλανθρωπία τοῦ θεοῦ καὶ τὸ ἄμετρον τοῦ πλούτου αὐτοῦ τὸν μετανοοῦντα ἀπὸ τῶν ἁμαρτημάτων, ὡς δι᾽  Ἰεζεκιὴλ μηνύει, ὡς δίκαιον καὶ ἀναμάρτητον (Marcovich, Miroslav [Hg.], Iustini Martyris Dialogus cum Tryphone [Patristische Texte und Studien Bd. 46], Berlin: de Gruyter 1997, 148). Lindemann, Andreas, Paulus im ältesten Christentum. Das Bild des Apostels und die Rezeption der paulinischen Theologie in der frühchristlichen Literatur bis Marcion (Beiträge zur historischen Theologie 68), Tübingen: Mohr Siebeck 1979, 353–367; Ulrich, Jörg, Justin Apologien (Kommentar zu frühchristlichen Apologeten 4/5), Freiburg: Herder 2019, 109: „Gut denkbar ist eine mögliche Verbindung von 1apol. 10,2/2 Tim 2,12“; allerdings beschränkt sich der Bezug auf das eine Verb συμβασιλεύειν; ebd. 185: „Die Vorstellung vom ‚Mitherrschen‘ dürfte von 2 Tim 1,12 [gemeint ist: 2,12] her inspiriert sein. Im Dialog mit dem Juden Tryphon, der ca. zehn Jahre später geschrieben [ist] als die Apologien, zeigt sich, dass Justin dieses ‚Mitherrschen‘ mit chiliastischen Vorstellungen verbindet: Es findet statt im himmlischen Jerusalem, wo die Christen 1000 Jahre lang in einem Friedens-

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scheidbar. Clemens von Alexandrien und Hieronymus zufolge16 kannten die Aszetiker Basilides und Tatian (in der Mitte des zweiten Jahrhunderts) den Titusbrief und akzeptierten ihn, vielleicht deshalb, weil dieser im Unterschied zum Zweiten Timotheusbrief keine schöpfungstheologisch begründete Polemik gegen die Askese treibt. Leider ist das Zeugnis nicht überprüfbar.17 Entscheidend für den terminus ante quem sind die sieben Briefe des Ignatius an kleinasiatische Gemeinden und nach Rom sowie der Brief des Polykarp von Smyrna, Adressat des letzten der sieben Ignatiusbriefe, an die Gemeinde zu Philippi. Diese Schreiben werfen zahlreiche Fragen auf:18 Kennen ihre Autoren das Corpus Pastorale und benutzen sie es? Wie ist das Verhältnis der Ignatianen und des Polykarpbriefs zueinander zu bestimmen? Hat Polykarp seinen Brief unmittelbar nach dem Martyrium des Ignatius nach Philippi geschrieben (so die Mehrheitsmeinung), was interne Angaben nahezulegen scheinen,19 oder ist er im Gegenteil älter als die Ignatianen? Die zuletzt genannte Alternative ergibt sich aus den komplexen literargeschichtlichen Fragen, die einerseits der Polykarpbrief aufwirft, andererseits das Corpus Ignatianum: Wie ist der Philipperbrief literarkritisch zu beurteilen? Ist er einheitlich oder liegt eine Briefkomposition vor?20 Eine weitere Möglichkeit besteht in der Annahme, dass der authentische reich mit Christus leben und herrschen werden (dial. 80,1.5; 81,1 f.)“; 59: Die Entstehung von 1apol. zwischen 150 und 155 ist „unstrittig“ und darf als „gesichert“ gelten. 16 Vgl. Clem., Stromateis 2,52,5–7, und Hier., Titus-Kommentar: PL 29, col. 589–590. 17  Schelkle, Karl H., Das Neue Testament. Seine literarische und theologische Geschichte, Kevelaer: Butzon & Bercker 31966, verweist noch auf das „Evangelium der Wahrheit“ (Nag Hammadi, Mitte zweites Jahrhundert), eine Schrift, die „sehr häufig das Alte und insbesondere das Neue Testament“ zitiert. Folgende Paulusbriefe verwendet sie deutlich: Römerbrief, Erster Korintherbrief, Zweiter Korintherbrief, Epheserbrief, Kolosserbrief, Philipperbrief, Hebräerbrief. Die Pastoralbriefe fehlen. 18  Die folgende Darstellung beruht auf Theobald, Israel-Vergessenheit, 252–330; dazu Lechner, Thomas, Ignatios von Antiochia und die Zweite Sophistik. Kritische Anmerkungen zu den Thesen von A. Brent, in: Thomas J. Bauer/Peter von Möllendorff (Hg.), Die Briefe des Ignatios von Antiochia. Motive, Strategien, Kontexte (Millenium-Studien Vol. 72), Berlin: de Gruyter 2018, 19–68, 55–65 („Theobalds Spurensuche: Die Pastoralbriefe und die Ignatianen“); Hübner, Reinhard, Kirche und Dogma im Werden. Aufsätze zur Geschichte und Theologie des frühen Christentums (hg. von R. Kany) (Studien und Texte zu Antike und Christentum 108), Tübingen: Mohr Siebeck 2017, 6 f. 19  Vgl. Polyk 1,1; 9,1 f.; 13,1 f. – Polyk 1,1: „Ich habe mich sehr gefreut mit euch in unserem Herrn Jesus Christus, die ihr die Abbilder der wahren Liebe aufgenommen und weitergeleitet habt, wie es euch zukam, welche umwunden sind mit hochheiligen Fesseln, welche die Diademe derer sind, die in Wahrheit von Gott und unserem Herrn auserwählt sind […]“; in 9,1 nennt Polykarp (neben zwei anderen Zeugen) ausdrücklich Ignatius, wobei V. 2 den Märtyrertod der drei voraussetzt; vgl. auch 13,1 f. (s. u. Anm. 41). 20 Vgl. Harrison, Percy N., Polycarp’s Two Letters to the Philippians, Cambridge: Cambridge University Press 1936: Kap. 13 des überlieferten Textes = 1 Polyk, ein Begleitschreiben zur Übersendung des von den Philippern erbetenen Corpus Ignatianum; 2 Polyk 1–12 = ein späteres Schreiben des Polykarp nach Philippi. Auf der Basis dieser Briefteilungshypothese kommentiert Bauer, Johannes B., Die Polykarpbriefe (Kommentar zu den Apostolischen Vätern 5), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1995, das Schreiben.

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Brief des Gemeindeleiters von Smyrna nachträglich interpoliert wurde.21 Heiß umstritten ist die Frage, ob die Ignatianen authentische Schreiben eines sonst unbekannten syrischen Bischofs sind, die er als Gefangener auf seinem Weg nach Rom ins Martyrium geschrieben hat, oder ob ein pseudepigrapher Briefroman unter der Autorität eines Märtyrers designatus vorliegt, dessen kirchenpolitische Zielsetzung dann plausibel zu machen wäre.22 Je nachdem, welche Antworten diese Fragen finden, stellt sich die Datierungsfrage für die Ignatianen wie für den Polykarpbrief neu. Abgesehen von der Frage, ob die Ignatianen die Pastoralbriefe kennen oder nicht  – eine Frage, die wahrscheinlich zu bejahen ist23  –, markieren sie, authentisch oder nicht, allein schon aus verfassungsgeschichtlichen Gründen eine Grenze, die für die Datierung der Pastoralbriefe entscheidend ist. Während diese nach plausibler Auffassung den Monepiskopat erst noch auf den Weg bringen wollen,24 scheinen die Ignatianen ihn in der entwickelten Gestalt eines monarchischen Episkopats in Kleinasien schon weithin vorauszusetzen.25 Die Pastoralbriefe sind also in jedem Fall vor ihnen entstanden.26 Die historische und 21  Vgl. Lechner, Thomas, Ignatius adversus Valentinianos? Chronologische und theologiegeschichtliche Studien zu den Briefen des Ignatius von Antiochien, Leiden: Brill 1999, 6–65 (im Anschluss an R. Joly, s. nächste Anm.). 22  Grundlegend: Joly, Robert, Le dossier d’Ignace d’Antioche (Université Libre de Bruxelles. Faculté de Philosophie et Lettres 69), Brüssel: Editions de l’Université Bruxelles 1979. 23 Den überzeugenden Nachweis führte Merz, Anette, Die fiktive Selbstauslegung des Paulus. Intertextuelle Studien zur Intention und Rezeption der Pastoralbriefe (Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 52), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2004; anders noch Broer, Ingo (in Verbindung mit Hans-Ulrich Weidemann), Einleitung in das Neue Testament, Würzburg: Echter 32010, 538: „Die Annahme, die Verfasser des ersten Clemensbriefes und der Ignatiusbriefe hätten die Pastoralbriefe gekannt, hat Lindemann gründlich widerlegt“; vgl. Lindemann, Paulus, 199–221, insbesondere 201 mit Anm. 181; inzwischen hat Lindemann aber seine Position unter dem Einfluss der Studie von Merz korrigiert: Ders., Paul’s Influence on ‚Clement’ and Ignatius, in: Andrew F. Gregory/Christopher M. Tuckett (Hg.), Trajectories through the New Testament and the Apostolic Fathers, Oxford: Oxford University Press 2007 (Paperback-Ausgabe) (2005), 9–24. 24  Vgl. Roloff, Jürgen, Der erste Brief an Timotheus (Evangelisch-katholischer Kommentar zum Neuen Testament 15), Zürich: Benziger/Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 1988, 169–181; anders Hofius, Otfried, Die Ordination zum Amt der Kirche und die apostolische Sukzession nach dem Zeugnis der Pastoralbriefe, in: Zeitschrift für Theologie und Kirche 107 (2010), 261–284; auf der Basis von Tit 1,5.7 postuliert er für das ganze Corpus Pastorale eine Identität von πρεσβύτεροι und ἐπίσκοποι; dazu Theobald, Episkopos, 223 f. 25  Vgl. vor allem IgnEph 3,2: „Die Bischöfe, die bis an die Grenzen (der Erde) eingesetzt sind, sind im Sinne Jesu Christi (οἱ ἐπίσκοποι οἱ κατὰ τὰ πέρατα ὁρισθέντες ἐν  Ἰησοῦ Χριστοῦ γνώμῃ εἰσίν)“. 26 Repräsentativ  – unter Voraussetzung einer Frühdatierung der Ignatianen  – Schelkle, Das Neue Testament, 190: „Hier (sc. bei den Ignatianen) ist die Entwicklung bedeutsam fortgeschritten, und die Pastoralbriefe müssen vorher angesetzt werden, können also nicht unter das Ende des ersten Jahrhunderts hinabgerückt werden“; vorsichtiger Weiser, Alfons, Der zweite Brief an Timotheus (Evangelisch-katholischer Kommentar zum Neuen Testament 16/1), Düsseldorf: Benziger/Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 2003, 63: „Die Ämterstruktur der Past scheint noch vor der der Ignatius‑ und Polykarpbriefe zu liegen“.

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literarische Analyse der Ignatius-Briefe (in Gestalt ihrer „mittleren Rezension“) avanciert damit zur Gretchenfrage der Datierung der Pastoralbriefe. Udo Schnelle folgt noch 2015 der auf der Chronologie des Eusebius fußenden klassischen Datierung der Ignatius-Briefe in die Spätzeit Kaiser Trajans: Ignatius verfasste vor 117 n. Chr. auf seiner Märtyrerreise nach Rom sieben Briefe an Gemeinden in Kleinasien [!], die einen Einblick geben in die theologische Argumentation und kirchenpolitische Situation zu Beginn des 2. Jh.27.

Darauf gründet Schnelle seine Annahme, dass die Pastoralbriefe „[w]ahrscheinlich […] um 100 n. Chr.“28 entstanden sein müssen, und zwar in Ephesus. Das ist bislang die Mehrheitsmeinung, vertreten z. B. von Josef Schmid, Norbert Brox, Jürgen Roloff, Lorenz Oberlinner, Alfons Weiser und Ingo Broer.29 Zweifel an der Eusebschen Chronologie30 führen vereinzelt dahin, mit der Datierung der Briefe des Märtyrerbischofs bis in die Zeit Hadrians (117–138 n. Chr.) hinunter zu gehen.31 Dabei kommt auch der Polykarpbrief mit ins Spiel, der „[g]ewöhnlich

27 Schnelle,

Udo, Die ersten 100 Jahre des Christentums. 30–130 n. Chr. (Uni-Taschen­ bücher), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 32019, 546; richtig: fünf Briefe an fünf kleinasiatische Gemeinden (Ephesus, Magnesia, Tralles, Philadelphia, Smyrna), einer nach Rom und ein letzter, der siebente, an Polykarp von Smyrna. 28  Schnelle, Jahre, 354. 29  Vgl. Wikenhauser-Schmid, Einleitung, 538: „um das Jahr 100“; Brox, Past, 58: „um das Jahr 100“; ebd. 74: die Past gehören „nicht dem 2. Jahrhundert (allenfalls dessen erstem Jahrzehnt) an“; Roloff, 1 Tim, 46: „kaum sehr viel später als um das Jahr 100“; Oberlinner, Lorenz, Die Pastoralbriefe. Erste Folge: Kommentar zum ersten Timotheusbrief (Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament 11/2), Freiburg: Herder 1994, XLVI: „Für die Abfassungszeit scheint die aufgrund von sprachlichen und sachlichen Gründen gefundene und auf relativ breiter Basis akzeptierte Datierung am Übergang vom ersten zum zweiten Jahrhundert am überzeugendsten“; Weiser, 2 Tim, 63: „um die Jahrhundertwende“; Broer / Weidemann, Einleitung, 538; vgl. auch Öhler, Markus, Geschichte des frühen Christentums (Uni-Taschenbücher 4737), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2018, 321: „um 100 n. Chr.“; zurückhaltend bleibt Wolter, Michael, Die Pastoralbriefe als Paulustradition (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 146), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988, 22–25, er nennt als Abfassungszeitraum die Jahre zwischen 90 und 140, mit größerer Wahrscheinlichkeit die erste Hälfte dieses Zeitraums. 30  Die Chronologie des Eusebius, h.e. 3.36,1 f. (Text: Theobald, Israel-Vergessenheit, 253 Anm. 31), wird u. a. mit Hinweis darauf, dass er seinen zeitlichen Ansatz des Ignatius unter Trajan aus seiner (fiktiven) Bischofsliste für Antiochien „erschlossen“ haben dürfte, in Frage gestellt: Lechner, Ignatius, 76–78. 31  Vgl. Löhr, Hermut, Die Briefe des Ignatius von Antiochen, in: Wilhelm Pratscher (Hg.), Die Apostolischen Väter. Eine Einleitung (Uni-Taschenbücher 3272), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, 104–129, 109; vgl. Lindemann, Andreas, Antwort auf die „Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien“, in: Zeitschrift für Antikes Christentum 1 (1997), 185–194, 186.193 f.; Brent, Allen, Ignatius of Antioch and the Second Sophistic. A Study of an Early Christian Transformation of Pagan Culture (Studien und Texte zu Antike und Christentum 36), Tübingen: Mohr Siebeck 2006; Koch, Dietrich-Alex, Geschichte des Urchristentums. Ein Lehrbuch, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013, 439 f.

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[…] nicht lange nach dem Tod des Ignatius“32 datiert wird, was einige Autoren indes auch in Zweifel ziehen. Grundlegend anders stellt die Situation sich dar, wenn (a) die Ignatianen nicht als authentische Briefe eines syrischen Bischofs angenommen werden und (b) der Polykarpbrief literargeschichtlich neu verortet wird. Ohne die komplexe Materie hier entfalten zu können, seien die wichtigsten Ergebnisse aus der Analyse der genannten Schriften doch kurz vorgestellt. (a) Viel spricht für die Annahme, dass die Ignatianen ein pseudepigraphes Briefcorpus sind, bei dessen Analyse es auf die Abfolge der sieben Briefe ankommt, weil sie nach Art eines Briefromans eine interne Geschichte erzählen. Diese interne Geschichte wurde in einer Situation, die es offenkundig nicht mehr erlaubte, sich pseudepigraphisch der paulinischen Autorität zu bedienen,33 dem Zweck dienstbar gemacht, die fiktive Figur eines Märtyrerbischofs als Autoritätsfigur für die zu übermittelnde Botschaft aufzubauen. Übermittelt wird diese Botschaft zunächst durch das Konstrukt der Briefsammlung: In allen Briefen setzt Ps-Ignatius für die jeweiligen Gemeinden die Existenz von Episkopen, Diakonen und Presbytern voraus, sodass der Eindruck entsteht: In Ephesus, Magnesia, Tralles, Philadelphia und Smyrna ist der Monepiskopat kirchlicher Alltag, in Kleinasien, aber auch darüber hinaus, „bis an die Grenzen (der Erde)“ (IgnEph 3,2). Nur nicht in Rom! Denn allein der Brief an die dortige Ekklesia, der nicht zufällig in der Mitte des Siebener-Corpus steht, erwähnt mit keiner Silbe eine episkopale Struktur der dortigen Ekklesia, weil es sie offenkundig noch nicht gab. Bereits die theologiegeschichtlichen Beobachtungen, die R. M. Hübner und sein Schüler T. Lechner vorbrachten, führen zu massiven Zweifeln an der Authentizität der Briefe.34 Den Ausschlag aber gibt deren literarische Analyse. Nicht nur, dass sie als kunstvoll arrangierte Briefsammlung, inspiriert von der zeitgenössischen Gattung des Briefromans,35 eine eigene Geschichte erzählen, sie verleihen dieser durch gezielte intertextuelle Verknüpfung mit der paulinischen Brief32 Dehandschutter, Boudewijn, Der Polykarpbrief, in: Wilhelm Pratscher (Hg.), Die Apostolischen Väter. Eine Einleitung (Uni-Taschenbücher 3272), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2009, 130–146, 135: „Gewöhnlich datiert man Polyk nicht lange nach dem Tod des Ignatius, obwohl diese letzte Tatsache viel weniger sicher zu bestimmen ist, als lange Zeit angenommen wurde. Wir schließen uns daher der Datierung des ‚einen‘ Polyk um 120 n. Chr. an, aber dessen Inhalt lässt eine weitere Marge zu“, seiner Anm. 33 zufolge, „eine Marge mit Polykarps Tod als terminus ante quem“. Ebenso Löhr, Briefe, 103 f. 33  Das Corpus Paulinum galt wohl mit den drei Pastoralbriefen als abgeschlossen. Weitere paulinische Pseudepigrapha schienen – jedenfalls im Umkreis Kleinasiens – nicht mehr möglich. 34 Vgl. Hübner, Reinhard M., Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien, in: Zeitschrift für Antikes Christentum 1 (1997), 44–72 (in: Ders., Kirche, 63–92); Lechner, Ignatius. 35  Vgl. Holzberg, Nicklas, Der griechische Briefroman. Versuch einer Gattungstypologie, in: Ders. (Hg.), Der griechische Briefroman. Gattungstypologie und Textanalyse (Classica Monacensia 8), Tübingen: Narr 1994, 1–52; vgl. Luchner, Katharina, Pseudepigraphie und antike Briefromane, in: Jörg Frey u. a. (Hg.), Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchrist-

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sammlung auch ein besonderes Profil.36 Schon die Abfolge der sieben Briefe ist aufschlussreich: Wie im Corpus Paulinum die Briefe an die Gemeinden voranstehen und die an die Apostelschüler Titus und Timotheus, Typen der zukünftigen Gemeindeleiter, folgen, so lässt auch das ignatianische Corpus den Märtyrerbischof in den ersten sechs Briefen an Ekklesien schreiben, im siebenten an den Episkopos Polykarp (obwohl ein Schreiben an seine Gemeinde in Smyrna schon vorangeht). Auf diese Weise wird die fingierte Autorität des designierten Märtyrers und Geistträgers Ignatius als des Verfassers einer Briefsammlung der Autorität des Apostels Paulus und seiner brieflichen Hinterlassenschaft an die Kirche an die Seite gestellt. Hinzu kommen zahlreiche interne Parallelisierungen des Ignatius mit Paulus, der seinen Weg nach Rom ins Martyrium schon vor Ignatius gehen musste. Die Botschaft ist klar: Ignatius handelt und spricht wie Paulus und wird am Ende – wie dieser – in Rom das Martyrium erleiden. Wer wollte dem Ansinnen, wie es die Briefsammlung suggeriert, widerstehen, unter Berufung auf die Autorität dieses vorbildlichen Märtyrerbischofs den Monepiskopat auch in Rom einzuführen, wo bislang kollegial gehandelt wurde?37 Ist dies die kirchenpolitische Absicht des Corpus, dann legt sich für seine Entstehung die Zeit zwischen dem ersten und zweiten Osterfeststreit, also zwischen Aniket von Rom (155–166 n. Chr.) und Viktor von Rom (189–199 n. Chr.) nahe, als es in der Metropole noch keinen Monepiskopat gab, den bekanntlich erst Viktor auf den Weg gebracht hat.38 Der Fortgang der Geschichte zeigt: Das Ziel der in Kleinasien (oder vielleicht doch in Rom)39 entstandenen ignatianischen Briefsammlichen Briefen (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246), Tübingen: Mohr Siebeck 2009, 233–266. 36  Entscheidend ist – wie beim Corpus Pastorale – die ursprüngliche Reihenfolge der Briefe, die wahrscheinlich Eusebius, nicht die armenische Übersetzung überliefert (Theobald, Israel-Vergessenheit, 259–275); unter Voraussetzung dieser Akoluthie „erzählen“ die Briefe eine „Geschichte“ des Episkopos Ignatius; vgl. ebd. 276–289 zum Itinerar des Corpus und einigen Leitmotiven, die mit dem Itinerar verquickt sind. 37  Vgl. Schmithals, Walter, Zu Ignatius von Antiochien, in: Zeitschrift für Antikes Christentum 13 (2009), 181–203; kritische Überlegungen zur Rom-Hypothese Schmithals‘ stellt Lechner, Ignatios, 62, Anm. 195, an. 38 Lampe, Peter, Die stadtrömischen Christen in den ersten beiden Jahrhunderten. Untersuchungen zur Sozialgeschichte (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 18), Tübingen: Mohr Siebeck 1987. – Thomas Lechner, dem ich für den Austausch danke, bezieht die Erzählzeit der Ignatianen auf das Jahr 166: „Ich fasse die Deportationsreise des Ignatios als counter-history zur Rückkehr des Lucius Verus vom Partherkrieg auf [am 12. Okt. 166 n. Chr. wurde er in Rom mit einem Triumphzug gefeiert]. Das ergibt dann folgende Chronologie: Zeitgeschichtlicher Bezug der Geschichte, die in den Ignatianen erzählt wird, Sommer 166 n. Chr., Tod Polykarps wie in der Chronik Eusebs, der das Martyrium tatsächlich nach dem Triumph des Jahres 166 ansetzt und in diesem Fall wohl richtig informiert war, im Jahr 167 [s. u. Anm. 43]. Abfassungszeit der Ignatianen um 175 n. Chr.“ (E-Mail vom 20. April 2020; s. demnächst seinen Beitrag zu „Lucius Verus und die Ignatianen)“. 39  Vgl. Schmithals, Ignatius; Prostmeier, Ferdinand R., Cui bono? Ignatios von Rom, in: Thomas J. Bauer/Peter von Möllendorff (Hg.), Die Briefe des Ignatios von Antiochia. Motive, Strategien, Kontexte (Millenium-Studien Vol. 72), Berlin: de Gruyter 2018, 169–199.

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lung, den Monepiskopat in der römischen Ekklesia zu befördern, wurde erreicht. Welchen Anteil die Briefsammlung daran hatte, entzieht sich unserer Kenntnis. (b) Wird der Polykarp-Brief wegen seiner Selbstaussagen in der Regel den Ignatianen nachgeordnet, so ist dieses Verhältnis mit Thomas Lechner40 nun umzukehren: Der Brief ist älter, das Konstrukt der Ignatianen knüpft an ihn an. Der Grund dafür ist der: Die beiden Passagen Polyk 1,1b–f und 13,1 f., die in Spannung zu ihrem Kontext stehen, sind interpoliert, wahrscheinlich vom Verfasser des ignatianischen Briefcorpus.41 Sie haben den propagandistischen Effekt, dass sie Polykarp als Kenner der Ignatianen erscheinen lassen, der sie hochschätzte und gesammelt hat. Den Anlass zu diesem Konstrukt liefert Polykarp selbst, wenn er gegen Ende seines Schreibens in 9,1 drei Märtyrer namens Ignatius, Zosimus und Rufus nennt, die wohl aus Philippi stammen. Den ersten der Drei stilisiert der Autor der Ignatianen zum vorbildlichen Märtyrerbischof, ein Bild, das er in seinem Siebener-Corpus literarisch raffiniert in Szene setzt. Damit ergibt sich die Notwendigkeit, den Polykarpbrief (ohne die beiden Interpolationen) neu zu datieren. Nach Ausweis seiner anti-markionitischen Argumentation in Polyk 742 stammt das Schreiben wohl aus der Zeit nach dem Ausschluss Markions aus der römischen Gemeinde 144 n. Chr., also aus dem letzten Lebensabschnitt des Gemeindeleiters von Smyrna, der sein Martyrium hochbetagt erlitt. In welchem Jahr, das ist umstritten.43 Benutzt Polykarp in seinem Brief an die Philipper, die  S. oben Anm. 21.  Polyk 1,1b–f = die oben in Anm. 19 kursiv gesetzte Passage; 13,1 f.: „1 Ihr habt mir geschrieben – ihr und auch Ignatius [Brief an Polykarp] –, dass, wenn jemand nach Syrien reise, er auch den Brief von euch mitnehmen solle, was ich machen werde, wenn ich eine günstige Gelegenheit finde, entweder ich oder jemand, den ich als Boten sende, auch in eurer Sache. 2 Die Briefe des Ignatius, die uns von ihm gesandt wurden, und andere, so viele wir bei uns haben, senden wir euch eurem Auftrag gemäß. Sie sind diesem Brief beigegeben; ihr werdet aus ihnen reichen Gewinn ziehen können, denn sie handeln von Glauben, Geduld und jeglicher Erbauung, die unseren Herrn betrifft. Und was ihr Zuverlässiges über Ignatius und seine Gefährten und die mit ihm in Erfahrung bringt, das tut kund!“ Zur Literarkritik beider Passagen im Anschluss an Lechner vgl. Theobald, Israel-Vergessenheit, 317–325. 42 So Lechner, Ignatius, 27–38, vor allem 35 f. 43 Vgl. Bauer, Polykarpbriefe, 12: „Wann das Martyrium Polykarps stattgefunden hat, ist seit langem höchst kontrovers. Verfolgt man die Forschungsgeschichte und die Argumentation, so kommt man heute mit einiger Sicherheit auf das Todesdatum, den 23. Februar 167“ (vgl. MartPol 21: „am zweiten des Monats Xanthikus“); zuletzt Kinzig, Wolfram, Christenverfolgung in der Antike (Beck Wissen 2898), München: Beck 2019, 46: 167/168, „[…]das Jahr ist aber strittig“. Lechner, Ignatius, 64 f., spricht sich (unter Bezug auf Dehandschutter, Martyrium Polycarpi [Löwen 1979] 191–219) für eine Datierung vor 160 n. Chr. aus, ohne indes die Möglichkeit, dass Polykarp erst 167 hingerichtet wurde, grundsätzlich auszuschließen (ebd. 64); zu seiner jüngsten Positionierung s. oben Anm. 38. Zwierlein, Otto, Die Urfassungen der Martyria Polycarpi et Pionii und das Corpus Polycarpianum, Bd. 2: Textgeschichte und Rekonstruktion. Polycarp, Ignatius und der Redaktor Ps.-Pionius (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 116), Berlin/Boston: de Gruyter 2014, 1–36, insbesondere 30–36: zwischen 161 und 167/168. Hartog, Paul, Polycarp’s Epistle to the Philippians and the Martyrdom of Polycarp. 40 41

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er wohl auf seiner Reise nach Rom zu Aniket aus Anlass des Osterfeststreits auf dem Hin‑ und Rückweg besucht hat, die Pastoralbriefe (jedenfalls den Ersten Timotheusbrief )44, dann ist sein Schreiben deren ältestes Zeugnis. Folglich müssen diese vor ca. 150 n. Chr. entstanden sein, wobei es sich empfiehlt, sie nicht zu nahe an die Jahrhundertmitte heranzurücken. Sind „pseudonyme Schriften, zumal Briefe […] meist dort entstanden, wo sie zuerst auftauchen“45, dann dürften die Pastoralbriefe im weiteren Umkreis von Smyrna46 abgefasst worden sein, in Kleinasien, vielleicht in Ephesus. Der zeitliche Korridor ihrer möglichen Datierung umspannt also rund 80 Jahre. Wie lässt er sich eingrenzen? Sind die Briefe eher am Eingang des Korridors, in der Mitte – so die Mehrheitsmeinung, die „um 100 n. Chr.“ vorschlägt – oder gegen Ende zu verorten?

2. Zwischen mündlicher und schriftlicher Paulus-Tradition oder: Die Geschichte der paulinischen Briefsammlung und das Corpus Pastorale Wichtig für die meisten Datierungsversuche ist die Verhältnisbestimmung von mündlicher Paulusüberlieferung und Kenntnis paulinischer Briefe.47 In dem Maße Introduction, Text, and Commentary (Oxford Apostolic Fathers), Oxford: Oxford University Press 2013, 191–200, lässt die Frage offen, bezeichnet „a general placement between 155 and 161“ als „terra firma“, fügt aber hinzu: „If Mart. Pol. 21 is filled with mere guesswork rather than any historical data (though this seems unlikely), even the Eusebian date of 167 can be reconsidered. Locating the martyrdom as late as 176–7 or prior to 155 remains problematic“ (200). 44  Vgl. vor allem Polyk 4,1 mit 1 Tim 6,7.10a: dazu Lindemann, Paulus, 223 f. (ebd. Anm. 346: „M. E. kann hier [sc. Polyk 4,1] sogar mit einem Zitat nach schriftlicher Vorlage gerechnet werden“); Theobald, Israel-Vergessenheit, 325–328; Broer /Weidemann, Einleitung, 538. Außerdem vgl. Polyk 5,2 mit 2 Tim 2,12. – Lindemann, Paulus, 224 Anm. 346: „Man kann die Stelle (sc. Polyk 4,1) geradezu als Beweis dafür ansehen, dass Polykarp nicht der Vf. der Past sein kann – es sei denn, man würde annehmen, er zitiere hier absichtlich sich selbst“; vgl. bereits Brox, Past, 57: „Man wird vor allem E. Käsemann beipflichten: ‚Gerade wenn Polykarp die (sc. von H. v. Campenhausen) aufgewiesene Bedeutung und Autorität besaß, fällt es schwer, ihn sich als Fälscher von Paulusbriefen vorzustellen‘ (Verkündigung und Forschung [Theologischer Jahresbericht 1949/50, Lieferung 3, München 1952], 215). Die Nähe der Pastoralen zu den Polykarpbriefen ist unbestritten, aber man sieht in der Tat keinen Anlass, wieso ein Polykarp nicht (wenn auch unter Berufung auf apostolische Überlieferung und Autorität) im eigenen Namen gesagt hätte, was er zu sagen für notwendig hielt“. 45  Vielhauer, Philipp, Geschichte der urchristlichen Literatur. Einleitung in das Neue Testament, die Apokryphen und die Apostolischen Väter, Berlin: de Gruyter 1975, 237, zu den Zitaten des Kleinasiaten Irenäus aus den Pastoralbriefen, die er noch für die frühesten uns bekannten hält. Ebd.: Timotheus „residiert in Ephesus“. 46 Möglicherweise verstanden auch die Adressaten des Briefs in Philippi die Anspielung auf 1 Tim, denn Polykarp scheint sie in 4,1 mit einzubeziehen: εἰδότες οὖν = „wissen wir doch“. 47  Vgl. Wikenhauser-Schmid, Einleitung, 537: „Ein terminus a quo, wenn auch nur ein ungenauer, ist wohl daraus zu gewinnen, dass der Verfasser eine Sammlung von Paulusbriefen gekannt hat, obgleich sein Paulusbild mehr durch die Tradition als durch die eigenen Briefe des Apostels geprägt ist. Wenn man der herrschenden Ansicht zustimmt, dass das Corpus Paulinum

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dem Autor der Briefe „Unmittelbarkeit zu Paulus“ bzw. ein Stehen in „der lebendigen Überlieferung der Gemeinde von Paulus herab“48 bescheinigt wird, wächst die Tendenz, sein Briefcorpus früh zu datieren  – bis dahin, dass ihm direkte Schülerschaft zu Paulus nachgesagt wird.49 Umso größer dagegen die Bedeutung eines Corpus Paulinum für die Paulus-Vermittlung an den Autor des Corpus Pastorale eingeschätzt wird, desto weiter wird er von der Generation der ersten Paulus-Schüler abgerückt.50 Daraus leiten sich verschiedene Fragen ab: (1) Was lässt sich über das Werden der Paulusbriefsammlung sagen? (2) Welche Briefe des Paulus bzw. was für eine Paulusbriefsammlung setzt der Autor des Corpus Pastorale voraus? (3) Wie schließt er sein Corpus an die ihm vorgegebene Sammlung von Paulusbriefen an? Und damit verbunden: (4) Wie ist die erwähnte Relation zwischen schriftlicher und mündlicher Paulustradition zu bestimmen? Ad 1) Bewährt hat sich für eine Rekonstruktion der Genese der kanonischen Paulusbriefsammlung die sog. „Gradual collection theory“51, die besagt, dass das Corpus eine „schrittweise“ Entwicklung durchlaufen hat, angefangen von kleineren Teilsammlungen (die in unterschiedlichen Gemeinden erstellt wurden) über größere Corpora hin zur bekannten 14-Briefe-Sammlung, einschließlich des Hebräerbriefes. Für die ersten Sammlungsphasen ist mit Pluriformität zu rechnen. Besondere Beachtung verdient die Paulusbriefsammlung des Markion. Er hat sie nicht (wie gerne behauptet wird) selbst zusammengestellt, sondern aus

im letzten Jahrzehnt des 1. Jh. zusammengestellt wurde, dann kann auch die Abfassung der drei Briefe nicht vor diese Zeit verlegt werden“ (Kursive von mir); Weiser, 2 Tim, 63: „die Entstehung der Past gehört noch dem Prozess lebendiger Überlieferung paulinischer Personaltraditionen und der Bildung des Corpus Paulinum an“ (als Argument zugunsten einer Abfassungszeit „um die Jahrhundertwende“). – Ein eigenes Modell zur Verarbeitung von Paulustradition entwickelt Herzer, Jens, Paulustradition und Paulusrezeption in den Pastoralbriefen, in: Jens Schröter/Simon Butticaz/Andreas Dettwiler (Hg.), Receptions of Paul in Early Christianity. The Person of Paul and His Writings Through the Eyes of His Early Interpreters (Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 234), Berlin: de Gruyter 2018, 487–518. 48  Dies die Formulierungen von Brox, Past, 68: „Höchstwahrscheinlich verdankt er (sc. der Autor) seine Unmittelbarkeit zu Paulus – zumindest auch – der lebendigen Überlieferung der Gemeinde von Paulus herab (vgl. auch Käsemann, E., Verkündigung und Forschung, 215). Aber auch dann scheint man eben nicht ohne die Voraussetzung auszukommen, dass ihm echte Paulusbriefe als Vorlage für seine Schriften bekannt waren. Wo eine mündliche Paulus-Tradition lebendig war, dort wird man auch Briefe des Apostels aufgehoben und gelesen haben.“ 49 Neben anderen Riesner, R ainer, Once more: Luke-Acts and the Pastoral Epistles, in: Son, Sang Won A. (Hg.), History and Exegesis (FS E. Earle Ellis), New York/London: T&T Clark 2006, 239–258; kritisch zur Annahme lkn. Verfasserschaft bereits Brox, Norbert, Lukas als Verfasser der Apostelgeschichte?, in: Jahrbuch für Antike und Christentum 13 (1970), 672–677; Ders., Past, 68: „Von einem direkten Schülerverhältnis zu sprechen, scheint betreffs des Verfassers der Pastoralbriefe zu gewagt, da der neben den Berührungen bestehende Abstand zu Paulus zu groß ist“; Weiser, 2 Tim, 67–69. 50  Bis dahin, dass ein Schul-Kontinuum überhaupt höchst fraglich wird. 51  Theobald, Israel-Vergessenheit, 214.

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Kleinasien mit nach Rom gebracht.52 Sie fällt nicht unter die Rubrik der „kleinen Teilsammlungen“, sondern unter die der „größeren Corpora“53. Zwei Merkmale zeichnen sie aus: ihre Eröffnung durch den Galaterbrief und die 14-Kapitel-Form des an vierter Stelle stehenden Römerbriefs mit der Doxologie Röm 16,25–27 an seinem Ende. Damit fehlen dem Römerbrief die detaillierten Reisepläne des Paulus, was bedeutet: Dem Brief selbst, nämlich Röm 1,10–13, ist nur zu entnehmen, dass Paulus plante, nach Rom zu reisen, nicht aber, dass er den „Umweg“ über Jerusalem nehmen wollte (vgl. Röm 15,25–29.30–33). Für die zweite Frage nach der Gestalt der vom Autor des Corpus Pastorale vorausgesetzten Paulusbriefsammlung ist dies von entscheidender Bedeutung. Ad 2) Eine Analyse des Corpus Pastorale ergibt, dass sein Verfasser eine Reihe von Paulusbriefen ausgiebig benutzt hat, nachweislich den Römerbrief, die beiden Korintherbriefe54 sowie den Kolosserbrief, Epheserbrief und Philemonbrief, wohl auch den Philipperbrief und möglicherweise den Galaterbrief. Die sog. „Gefangenschaftsbriefe“ (Philipperbrief, Philemonbrief, Kolosserbrief, Epheserbrief ) waren für ihn insofern von Relevanz, als er ihre Situation im Zweiten Timotheusbrief fortschrieb: Hoffte der Apostel im Philemonbrief bald frei zu kommen (Phlm 22) und sah er in Phil 1 den möglichen Tod vor Augen (1,20 f.), so lässt ihn der Verfasser im Zweiten Timotheusbrief im Angesicht des sicheren Todes in Rom schreiben. Dieser Befund lässt keine andere Antwort zu als die, dass die Paulusbriefsammlung, die der Autor benutzte, ein „größeres Corpus“ war. Aber es lässt sich noch mehr sagen. Wer sich die narrative Konstruktion der Brieftrilogie anschaut, dem wird die Ost-West-Richtung auffallen, die „Paulus“ hier einschlägt: Im Titusbrief beordert er seinen Schüler von Kreta nach Nikopolis in Epirus/Nordgriechenland, wo er ihn zu treffen gedenkt, wenn er dort „überwintert“ (Tit 3,12),55 um dann wohl Richtung Rom weiterzureisen. Dem Ersten Timotheusbrief zufolge hat er Timotheus in Ephesus gelassen, während er selbst nach Makedonien abgereist war (1 Tim 1,3).56 Nach dem Zweiten Timotheusbrief ist er in Rom im Gefängnis und bittet Timotheus, rasch zu ihm zu kommen (2 Tim 4,9). Bietet die Trilogie 52  Vgl. Schmid, Ulrich, Marcion und sein Apostolos. Rekonstruktion und historische Einordnung der marcionitischen Paulusbriefausgabe, Berlin/New York: de Gruyter 1995, 305. 53  Theobald, Israel-Vergessenheit, 218 f. 54  Vgl. Häfner, Pastoralbriefe, 463: Der Römerbrief und Erste Korintherbrief gelten als „die sichersten Kandidaten“ der postulierten Paulusbriefsammlung des Autors. Für eine Kenntnis des Zweiten Korintherbriefes spricht die Wahl des Titus als einer der beiden fiktiven Briefadressaten, denn nur der Zweite Korintherbrief weist ihm unter den uns bekannten Paulusbriefen eine herausragende Stellung unter den Paulusmitarbeitern zu. 55 Vgl. Janẞen, Corpus, 389. 56  1 Tim 3,14 f. („Dies schreibe ich dir [zwar] in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen; sollte sich aber mein Kommen verzögern, damit du weißt, wie man im Hause Gottes wandeln soll […]“) und 4,13 („bis ich komme“) deuten in der fiktiven Briefsituation eine von Paulus erhoffte Gegenrichtung an (nach einem Rom-Besuch ein erneuter Besuch seiner Gemeinden in Kleinasien?), dienen indes vor allem dazu, Timotheus für die Zeit der Abwesenheit des Paulus, die

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keinerlei Hinweise darauf, dass es sich hier um eine zweite Reise des Paulus aus dem Osten in die Metropole handelt, nachdem der erste Prozess gegen ihn dort gescheitert war und er wegen häretischer Umtriebe nochmals Kleinasien und Griechenland aufgesucht hatte, dann scheint dieser rätselhafte Befund mit der überwiegenden Mehrheit der Forschung nicht anders zu erklären sein als mit der Annahme, dass diese Ost-West-Reise ein freies Konstrukt des Autors ohne jeglichen Anhalt an der Biographie des Apostels ist.57 Aber des Rätsels Lösung liegt woanders. Sie bietet die 14-Kapitel-Form des Römerbriefs, die nicht zu erkennen gibt, dass Paulus einst über Jerusalem nach Rom gelangt war, sondern die übliche Route durch Nordgriechenland nahelegt. Von hierher wird der Verfasser des Corpus Pastorale seine Reisevorstellung bezogen haben, woraus zu schließen ist: Er verfügte über eine Paulusbriefsammlung, die der des Markion nicht nur dem Umfang nach glich, sondern auch eines ihrer wichtigsten Erkennungszeichen teilte, die 14-Kapitel-Form des Römerbriefes, mit ihr also wohl identisch war. Ad 3) Weithin anerkannt ist die These von Peter Trummer, dass die Trilogie der Pastoralbriefe im Rahmen einer Neuedition der vorauszusetzenden Paulusbriefsammlung in Umlauf kam.58 Im Zusammenhang mit diesem eher technisch-editorischen Vorgang war aber schon die Abfassung der Briefe an der vorgegebenen Sammlung orientiert. Die Rede vom Corpus Pastorale darf das nicht verdecken. Denn dieses Corpus stellt keine in sich stehende Trilogie mit eigenständiger „Paulus“-Geschichte dar, vielmehr zielt die Absicht ihres Autors dahin, dass der Leser die narrativen Notizen der drei Briefe von der Paulusbriefsammlung insgesamt her liest.59 Unter Voraussetzung verdeckter Pseudepigraphie war das ein vernünftiges Vorgehen, wollte er doch die drei von ihm neugeschaffenen Briefe – gemessen an der bekannten Paulus-Hinterlassenschaft – mit Plausibilität und Glaubwürdigkeit ausstatten, die ihnen von dieser Paulus-Hinterlassenschaft her auch zuwachsen. Das bedeutet: Eine Gattungsbestimmung der drei Briefe als sich für die realen Leser als endgültig herausgestellt hat, als seinen „Stellvertreter“ (Roloff, 1 Tim, 254) aufzubauen. 57  Vgl. Schreiber, Stefan, Chronologie: Lebensdaten des Paulus, in: Martin Ebner/Ders. (Hg.), Einleitung in das Neue Testament (Studienbücher Theologie Bd. 6), Stuttgart: Kohlhammer 32020, 270–280, 279. 58  Vgl. Trummer, Peter, Die Paulustradition der Pastoralbriefe (Beiträge zur biblische Exegese und Theologie 8), Frankfurt a. M.: Lang 1978; Ders., Corpus Paulinum ‑Corpus Pastorale, in: Karl Kertelge (Hg.), Paulus in den neutestamentlichen Spätschriften (Quaestiones disputatae 89), Freiburg: Herder 1981, 122–145; vgl. Schnelle, Jahre, 346: die Past wurden „im Rahmen einer Edition des Corpus Paulinum veröffentlicht“ (unter Bezug auf Trummer). 59 Aber dem Autor geht es nicht nur um die narrativen Notizen, sondern vor allem um seine theologischen Optionen, denen er – gelesen im Gesamt der Paulusbriefsammlung – Dignität zugeschrieben wissen möchte (vgl. unten!). Wie die narrativen Notizen der Pastoralbriefe sich vom Corpus Paulinum her aufschlüsseln lassen, dazu siehe Theobald, Israel-Vergessenheit, 186–212 („Die vorgegebene Paulusbriefsammlung – der für das Corpus Pastorale maßgebliche narrative Rahmen“).

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„Briefroman“ führt in die Irre. Diese suggeriert nämlich eine narrative Eigenständigkeit und innere Geschlossenheit des Corpus, die sein Autor gerade nicht bezweckte. Ihm zufolge ist das Corpus im Kontext der ganzen Briefsammlung zu lesen, wie diese umgekehrt von ihrem (neu geschaffenen) Ende her. Ad 4) Mit den zuletzt Gesagten ist die Eingangsfrage nach der Gewichtung von schriftlicher oder mündlicher Paulustradition für das Konstrukt des Corpus Pastorale bereits beantwortet: Primär ist nicht die lebendige Paulus-Erinnerung in Gestalt mündlicher Überlieferung, sondern die Paulusausgabe, an die sich die Trilogie anlehnt und von der sie ihre Autorität leiht, die sie umkehrt aber auch neu deuten möchte. Daneben wirken mündliche Überlieferungen ein, wie etwa die Kreta-Tradition des Titusbriefs, die wohl an eine frühe christliche Mission auf der Insel erinnert, oder Elemente einer Paulus-Vita, die nicht aus seinen Briefen abgeleitet sind. Aber dieser Faktor ist von geringem Gewicht als die prägende Kraft des schriftlichen Paulus-Erbes, das nicht mehr zu hintergehen war. Für die Frage der Datierung der Pastoralbriefe folgt daraus: Ihr terminus post quem setzt die Verbreitung der vormarkionitischen Paulusbriefsammlung in Kleinasien voraus. Mit ihrem beträchtlichen Umfang gehört diese in die zweite Phase der Geschichte der Paulusbriefsammlung, was auf ihre Entstehung in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts schließen lässt. Ulrich Schmid rechnet damit, dass diese Paulusausgabe „mindestens schon eine Generation lang auf dem Markt“ war, als Markion Rom erreichte, also vielleicht seit 110 oder später. Die Pastoralbriefe sind danach entstanden.

3. Außenbezüge des Corpus Pastorale Neben einer Verortung der Pastoralbriefe im Rahmen „innerpaulinischer“ Entwicklungen spielt als Datierungsparameter auch die Frage möglicher Außenbezüge eine Rolle, zur Apostelgeschichte einerseits und zu Markion insbesondere andererseits. 3.1 Das Corpus Pastorale und die Apostelgeschichte Gemeinsamkeiten zwischen den Pastoralbriefen und Lukas bzw. der Apostelgeschichte fallen schon bei flüchtiger Betrachtung auf. Gemeinsam sind beiden das große Interesse an Paulus; das Bewusstsein, inmitten einer möglicherweise noch lange währenden Zeit christlich in dieser Welt zu leben und Zeugnis zu geben; eine zur hellenistisch-römischen Kultur mit ihren Sozial‑ und Werteordnungen offene Grundeinstellung; die Wortwahl und der Sprachstil60.  Weiser, 2 Tim, 67.

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Seit langem wird dieser Befund damit erklärt, dass der Verfasser des Corpus Pastorale die Apostelgeschichte gekannt und als Quelle für seine Pauluskenntnis benutzt habe.61 Näher liegt die Annahme, dass er aus Überlieferungen geschöpft hat, die auch dem Verfasser der Apostelgeschichte bekannt waren.62 Diese Annahme reicht völlig aus, um etwa 2 Tim 3,11 zu erklären, wo drei „Leidensstationen“ des Paulus aufgezählt werden – Antiochia, Ikonion und Lystra –, die in gleicher Reihenfolge auch in Apg 14 f. begegnen.63 Gegen eine Kenntnis und Benutzung der Apostelgeschichte durch den Verfasser der Pastoralbriefe spricht entschieden der Widerspruch zwischen den jeweiligen Vorstellungen, wie Paulus nach Rom gelangte. Wenn der Verfasser der Pastoralbriefe die Apostelgeschichte gekannt hätte, die Paulus ab Apg 19,2164 seinen Blick auf Rom richten, ihn aber die Metropole über Jerusalem erreichen lässt, hätte er seine aus der 14-Kapitel-Form des Römerbriefs abgeleitete Vorstellung von der Ost-West-Route des Paulus gewiss nicht umsetzen können. Der Zwang, diese Route entweder zu einem Gebilde der Phantasie zu erklären65 oder eine zweite Reise des in Rom freigelassenen Paulus nicht direkt nach Spanien, sondern nochmals in den Osten zu postulieren, ergib sich nur dort, wo und seitdem die Möglichkeit besteht, die Pastoralbriefe mit der Apostelgeschichte zu 61  Vgl. Holtzmann, Pastoralbriefe, 118.156; Dibelius, Martin/Conzelmann, Hans, Die Pastoralbriefe (Handbuch zum Neuen Testament 13), Tübingen: Mohr (Siebeck) 41966, 4; Brox, Past, 57: „Höchstwahrscheinlich kannte er (sc. der Autor der Pastoralbriefe) auch die Apostelgeschichte des Lukas, jedenfalls deren Überlieferungen“. Vgl. Schenk, Wolfgang, Die Briefe an Timotheus I und II und an Titus (Pastoralbriefe) in der neueren Forschung (1945– 1985), in: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt 2/25,4, 3404–3438, 3421 f.; Thiessen, Christen, 340. Zur Fragestellung vgl. auch Lüke, Nathanael, Über die narrative Kohärenz zwischen Apostelgeschichte und Paulusbriefen (Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter 62), Tübingen: Narr 2019, 242–259. 62  Vgl. Roloff, 1 Tim, 40.45; Weiser, 2 Tim, 66–70, insbesondere 69 f.; 271 f. 63  Vgl. Apg 13,14–50; 13,51–14,5; 14,8–19. Oberlinner, Lorenz, Die Pastoralbriefe. Zweite Folge: Kommentar zum zweiten Timotheusbrief (Herder theologischer Kommentar zum Neuen Testament 11/2.1), Freiburg: Herder 1995, 139, verweist auch auf folgende „Spannung“, „die im Vergleich der biographischen Angaben der Past mit der Apostelgeschichte auftaucht“ und die sich leicht durch Annahme eines traditionsgeschichtlichen Zusammenhangs beheben lasse: „Timotheus wird erst im Rahmen der zweiten Missionsreise von Paulus als Mitarbeiter gewonnen (Apg 16,1–39)“, hat die erwähnten Leidensstationen also nicht miterlebt; vgl. auch Weiser, 2 Tim, 270 f., außerdem: Breytenbach, Cilliers, Paulus und Barnabas in der Provinz Galatien. Studien zu Apostelgeschichte 13 f.; 16,6; 18,23 und den Adressaten des Galaterbriefes (Arbeiten zur Geschichte des antiken Judentums und des Urchristentums 38), Leiden: Brill 1996, 18.23.42.44.91.94. Anders Merkel, Helmut, Die Pastoralbriefe (Neues Testament Deutsch 9/1), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1991, 74: möglicherweise „der erste Beleg für Kenntnis der Apostelgeschichte“; Schenk, Pastoralbriefe, 3422. 64  Apg 19,21: „Als sich dies erfüllt hatte, fasste Paulus im Geist den Beschluss, über Mazedonien und Achaia nach Jerusalem zu reisen. Er sagte: Wenn ich dort gewesen bin, muss ich auch Rom sehen“. 65  Dies spielt oft genug auch in der Argumentation zugunsten pseudepigrapher Herkunft der Pastoralbriefe eine Rolle.

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vergleichen. Dieser Zwang entfällt für den Fall, dass die Apostelgeschichte dem Verfasser der Pastoralbriefe unbekannt war. Damit stellt sich die Frage nach der Datierung der Apostelgeschichte, die genauso schwankend ist wie die der Pastoralbriefe. Knut Backhaus hat versucht, in das chronologische Chaos der Datierungsdebatte Ordnung zu bringen mit dem plausiblen Ergebnis, dass „die relative Spätdatierung“ der Apostelgeschichte (ca. 100–130 n. Chr.) sich „als insgesamt tragfähigste Lösung“ erweise.66 Daraus folgt: Die Pastoralbriefe wurden mehr oder weniger zeitgleich mit der Apostelgeschichte bzw. nicht allzu viel später verfasst. 3.2 Die Gegner des Corpus Pastorale und Markion Die Frage nach den Gegnern der Pastoralbriefe ist deshalb so schwierig zu beantworten, weil dem Verfasser nichts „an einer systematischen Darstellung“ ihres „theologischen Standorts“ liegt.67 Polemik führt ihm die Feder. Dient ihm sein literarisches Konstrukt der Gegner dazu, seinen gemeindeorganisatorischen Maßnahmen Nachdruck zu verleihen, stellt sich die Frage, ob es überhaupt Aussagen über die realen Gegner erlaubt. Erschwert wird die Frage dadurch, dass nicht klar ist, ob ihr Bild in den drei Schreiben einheitlich ist oder diese unterschiedliche Fronten zu erkennen geben.68 Die sozusagen klassische Lösung der Frage besteht in der Verortung der Gegner in einem gnostischen oder gnostisierenden Milieu.69 Verquickt damit ist 66  Backhaus, Knut, Zur Datierung der Apostelgeschichte. Ein Ordnungsversuch im chronologischen Chaos, in: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und Kunde der älteren Kirche 108 (2017), 212–258, 258. 67 Oberlinner, Lorenz, Die Pastoralbriefe. Dritte Folge: Kommentar zum Titusbrief (Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament 11/2), Freiburg: Herder 1996, 53; ebd.: Der Verfasser führt „keine inhaltliche Auseinandersetzung“ mit den Gegnern, „seine gelegentlich eingestreuten Gegenargumente (bleiben) recht allgemein“. 68  Die Autoren, die letzteres behaupten, bezweifeln in eins damit auch den Corpus-Charakter der drei Briefe: vgl. Herzer, Jens, Vom Sinn und Nutzen der Polemik. Zur Pragmatik der Gegnerinvektiven in den Pastoralbriefen, in: Michael Tilly/Ulrich Mell (Hg.), Gegenspieler. Zur Auseinandersetzung mit dem Gegner in frühjüdischer und urchristlicher Literatur (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 428), Tübingen: Mohr Siebeck 2019, 183–205. Nur wer wie Oberlinner die Corpus-Theorie und der Annahme der Einheit des Gegner-Bildes folgt, kann erklären: „[D]er einzig mögliche Weg zur Bestimmung der Grundzüge der bekämpften Irrlehre (scheint) darin zu liegen, aus den verschiedenen Mosaiksteinen ein theologisch stimmiges und historisch passendes Bild zu erstellen“. „Dazu ist zu fragen, ob aus den Angaben der Past so etwas wie eine theologische Mitte zu erkennen ist, die für den Standpunkt der vom Verfasser bekämpften Christen von zentraler Bedeutung war, die aber auch von der Seite der Repräsentanten der – dem eigenen Anspruch nach – rechtgläubigen Gemeinde als gravierende Abweichung vom Glauben bewertet werden konnte oder gar musste“ (Tit, 53 f.). 69  Vgl. Roloff, 1 Tim, 228–239 („Exkurs: Die Gegner“), 238: Wir erhalten „das Bild einer bestimmten Entwicklungsphase, in der sich zwar bereits Konturen christlicher Gnosis unmissverständlich abzeichnen, in der aber ein in sich geschlossenes christlich-gnostisches Lehrsystem noch nicht vorliegt. Die endgültige Scheidung zwischen rechtgläubigem Christentum

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eine Vorstellung von Gnosis und ihrer Geschichte, die Norbert Brox zur Überzeugung gelangen ließ, dass gegen eine Spätdatierung der Pastoralbriefe in die Mitte des zweiten Jahrhunderts „in erster Linie das noch ganz unentfaltete Stadium der gnostischen Häresie“ spräche.70 Allerdings werden heute die großen gnostischen Systementwürfe eher dem späten zweiten und frühen dritten Jahrhundert zugeordnet,71 weshalb sich daraus kaum Kapital für die Datierung der Pastoralbriefe schlagen lässt. Ein präziserer Blick auf die Gegner verortet sie im Streit um das paulinische Erbe. Wie der Verfasser der Briefe, so könnten auch seine Gegner sich mit ihrem Asketismus als Sachwalter des Paulus verstanden haben.72 Dann wäre die Neuedition der Paulusbriefsammlung durch Eingliederung der Pastoralbriefe auch ein Akt der Beanspruchung des Paulus durch die hinter den Pastoralbriefen stehende Fraktion gewesen – gegen ein alternatives Paulusbild, das als häretisch gebrandmarkt wird.73 Aber auch dieser Diskurs trägt für die Datierungsproblematik wenig aus. Anders verhält es sich bei der Frage, ob die Pastoralbriefe auf Markion reagieren. Die Fokussierung auf 1 Tim 6,20, also die Frage, ob die Warnung: „Halte dich fern von dem gottlosen Geschwätz und Widersprüchen (ἀντιθέσεις) der fälschlich sogenannten Erkenntnis!“ auf den mutmaßlichen Titel seines Werks Die Antithesen74 anspielt oder nicht, was mit Judith Lieu eher zu verneinen ist,75 und Gnosis ist darum auch noch nicht akut“; Weiser, 2 Tim, 210–225 („Exkurs: Sinngehalt und theologiegeschichtlicher Ort der Irrlehre, die Auferstehung sei schon geschehen [2,18]“), 225: 1 Tim 2,18 gehört „in die Phase zwischen der in den Deuteropaulinen (Kol, Eph) moderat vertretenen Gegenwartseschatologie und ihrer extremen Überinterpretation, wie sie mit spiritualistischer Verengung in den gnostischen Systemen geschah“. 70  Vgl. Brox, Past, 58 (mit Hinweis auf Kümmel, Werner G., Einleitung in das Neue Testament (Feine – Behm), Heidelberg: Quelle & Meyer 151967, 280); so auch Weiser, 2 Tim, 63: „es zeigen sich bereits gnostisierende Tendenzen, ohne dass schon ein entfaltetes System erkennbar wird“. 71 Beim sog. „valentinianischen System“ etwa ist zwischen den theologischen Optionen des Schulhaupts Valentins und dem System, das seine Schüler ausbildeten, zu unterscheiden: Markschies, Christoph, Valentinus Gnosticus? Untersuchungen zur valentinianischen Gnosis mit einem Kommentar zu den Fragmenten Valentins, Tübingen: Mohr Siebeck 1992; vgl. Ders., Die Gnosis, München: Beck 2001, 85–101. 72  Vgl. Weidemann, Hans-Ulrich, Engelsgleiche, Abstinente – und ein moderater Weintrinker. Asketische Sinnproduktion als literarische Technik im Lukasevangelium und im 1. Timotheusbrief, in: Ders. (Hg.), Asceticism and Exegesis in Early Christianity. The Reception of New Testament Texts in Ancient Ascetic Discourses (Novum Testamentum et Orbis Antiquus 101), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2013, 21–68. 73 Vgl. Theobald, Michael, Paulus gegen Paulus? Der Streit um die Pastoralbriefe, in: Theologische Quartalschrift 187 (2007), 253–257. 74 Vgl. Harnack, Adolf von, Marcion. Das Evangelium vom fremden Gott. Eine Monographie zur Geschichte der Grundlegung der katholischen Kirche. Neue Studien zu Marcion (Nachdruck der 2. Aufl., Leipzig 1924), Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1985, 3* Anm. 1. 75  Vgl. Lieu, Judith, Marcion and the Making of a Heretic. God and Scripture in the Second Century, Cambridge: University of Cambridge 2015, 431: „The Pastoral Epistles […] can only

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führt nicht weiter. Die Pastoralbriefe geben keine anti-markionitische Front zu erkennen. Ihr Gegnerbild lässt sich nicht auf Markion und seine Anhängerschaft engführen.76 Corpus Pastorale und Markion stehen in einem nicht direkten,77 sondern indirekten Verhältnis zueinander, insofern beide auf der gleichen Paulusausgabe fußen. Von größter Bedeutung ist die an der Rezeption des PaulusErbes durch die Pastoralbriefe aufweisbare Israel-Vergessenheit ihres Autors, die einen gravierenden Paradigmenwechsel gegenüber der Frühzeit der Kirche zu erkennen gibt. Die kirchengeschichtliche Phase, zu der die Pastoralbriefe gehören, ist im Vorfeld Markions spezifisch „heidenchristlich“ geprägt78 – nicht von einer aggressiven Polemik gegen die Synagoge, aber von einer „Israelvergessenheit“ bestimmt, die zwar „unschuldig“ scheint, indes der Theologie eines Markion den Boden bereitet hat.

4. Das Corpus Pastorale in der frühkirchlichen Verfassungsgeschichte Deutlicher noch als theologische Profile79 weisen verfassungsgeschichtliche Strukturvergleiche einer Datierung der Pastoralbriefe den Weg. Auszugehen ist be read as targeted against Marcion through a degree of eisegesis“. „It is more likely that they shortly predate him even if they reflect some of the same dilemmas“; vgl. bereits Schlarb, Egbert, Miszelle zu 1 Tim 6,20, in: Zeitschrift für die Neutestamentliche Wissenschaft und Kunde der älteren Kirche 77 (1986), 276–281. – Anders Schmithals, Art. Pastoralbriefe 147 (mit älterer Lit.); Vielhauer, Geschichte, 237: „m. E. spricht nichts dagegen [sc. die Annahme einer Anspielung], aber einiges dafür“ (er datiert die Briefe in die 30er Jahre des zweiten Jahrhunderts, in die Zeit „nach dem Auftreten Markions“); Janẞen, Martina, „Wider die Antithesen der fälschlich so genannten Gnosis“, in: Dies./F. Stanley Jones/Jürgen Wehnert (Hg.), Frühes Christentum und Religionsgeschichtliche Schule (FS Lüdemann, Novum Testamentum et Orbis Antiquus 95), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2011, 96–109; vgl. auch Hübner, Kirche, 59 (mit weiterer Lit. zu 1 Tim 6,20). 76 Vgl. Köster, Helmut, Einführung in das Neue Testament im Rahmen der Religionsgeschichte und Kulturgeschichte der hellenistischen und römischen Zeit, Berlin: de Gruyter 1980, 743: „[…] mit Marcions scharfer Kritik am Alten Testament lassen sich die Hinweise auf die Gesetzeslehre der Gegner nicht gut vereinbaren“. Köster versucht nicht, aus der Irrlehrerpolemik der Past einen spezifischen theologischen Typos zu rekonstruieren, sondern sieht in ihr eher „stichwortartige Charakterisierungen, mit denen typische Erscheinungen von Irrlehre kurz umrissen werden“. Das müsste eine anti-markionitische Front unter anderen nicht ausschließen. 77  Weder polemisieren die Pastoralbriefe gegen Markion, noch hat Markion – wie Tertullian behauptet – die Pastoralbriefe gezielt aus seiner Paulusbriefsammlung entfernt; Lieu, Marcion, 431. 78 Nach Jülicher, Adolf, Einleitung in das Neue Testament, Tübingen: Mohr (Siebeck) 5/61906, 169, ist der Verfasser der Pastoralbriefe, wertet man seine fiktiven Notizen 2 Tim 1,3; 3,15 aus, „wahrscheinlich schon von christlichen Eltern geboren“ (bei Brox, Past, 57). Das „heidenchristliche“ Milieu kommt auch deutlich in der Distanzierung von „denen aus der Beschneidung“ (Tit 1,10) zum Ausdruck. 79  Theologiegeschichtlich argumentiert etwa Standhartinger, Angela, Eusebeia in den Pastoralbriefen. Ein Beitrag zum Einfluss römischen Denkens auf das entstehende Christentum,

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von der Beobachtung, dass der Verfasser des Corpus Pastorale im ersten Schreiben, dem Titusbrief, beim Ist-Zustand der Gemeinden in Kleinasien ansetzt – der „Institution des Ältestenrates“80 – und im zweiten Schreiben, dem Ersten Timotheusbrief, versucht, diese Struktur zu dynamisieren: Angesichts der Herausforderung durch die Heterodoxie zeigt er sich daran interessiert, dass in jeder Stadt ein Hauptverantwortlicher im Leitungsteam der Orts-Ekklesia installiert wird, als primus inter pares, aber ausgestattet mit „Aufsichts“-Funktion (= ἐπισκοπή).81 Der Ist-Zustand, an dem sich die Trilogie orientiert, entspricht dem, was in breiter lokaler Streuung zwischen Syrien und Rom aus der Didache,82 dem Jakobusbrief,83 dem Ersten Clemensbrief 84 und später auch aus der Apostelgeschichte85 und dem Ersten Petrusbrief 86 an kollegialer Leitung bekannt ist, ob in: Novum Testamentum 48 (2006), 51–82, 80: Weil das Konzept der εὐσέβεια in den Pastoralbriefen vom römischen pietas-Konzept (seit Trajan, etabliert unter Hadrian und Antoninus Pius) beeinflusst ist, dürften die Briefe „in der Mitte des 2. Jh.s.“ entstanden sein. 80 Vgl. Roloff, 1 Tim, 306 f. „Die Ältesteninstitution beruht nicht darauf, dass aufgrund von Charismen bestimmte Funktionen übernommen bzw. zugewiesen werden, sondern darauf, dass Ansehen und Würde zur Basis einer bestimmten institutionellen Geltung gemacht werden“. 81 Was das konkret heißt, deuten z. B. 1 Tim 5,17–22 an.  – Bei ἐπισκοπεῖν, ἐπισκοπή und ἐπίσκοπος handelt es sich um Funktionsterminologie, die profan-griechischer Verwaltungssprache entstammt; sie steht für die Aufgabe der „Aufsicht“, die in einer Gruppe oder einer Institution, in einem Verein oder sonst wo in der Polis ausgeübt wird. Dem Amt der „Presbyter (πρεσβύτεροι)“ wird sie in Apg 20,28, 1 Petr 5,1–4 und Tit 1,5 f./7 zugeordnet. Erst allmählich wird aus ἐπίσκοπος (= Verantwortlicher; Aufseher) die Bezeichnung eines Amtes, nämlich das des „Bischofs“. 82  Vgl. Did 15,1: „Wählt euch (χειροτονήσατε … ἑαυτοῖς) nun Verantwortliche [Bischöfe] und Diakone, würdig des Herrn […]“; dasselbe terminologische Paar auch in Phil 1,1, unter den paulinischen Präskripten allerdings ein singulärer Fall, welcher einer Interpolation verdächtig ist (vgl. Theobald, Michael, Eucharistie als Quelle sozialen Handelns. Eine biblischfrühkirchliche Besinnung [Biblisch-theologische Studien 77], Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 2 2014, 168–172). 83  Vgl. Jak 5,14: „Ist einer unter euch krank, dann rufe er die Ältesten der Gemeinde (τοὺς πρεσβυτέρους τῆς ἐκκλησίας) zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben“. 84  Vgl. 1 Clem 42,4 f.; 44,5 f.; 47,6; 54,2; 57,1. 85  Vgl. Apg 14,23: „Sie (sc. Paulus und Barnabas) setzten für sie in jeder Gemeinde Älteste ein (χειροτονήσαντες … αὐτοῖς κατʾ ἐκκλησίαν πρεσβυτέρους) und empfahlen sie unter Gebet und Fasten dem Herrn, an den sie zum Glauben gekommen waren“; 20,17–18a: „Von Milet aus sandte er (sc. Paulus) nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde (τοὺς πρεσβυτέρους τῆς ἐκκλησίας) zu sich rufen. Als sie bei ihm eingetroffen waren, sprach er zu ihnen“. Im Verlauf seiner Rede heißt es: „Habt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher der Heilige Geist euch als Aufseher (ἐπισκόπους) eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten (ποιμαίνειν)“ (Apg 20,28). Was diese „Aufsicht“ beinhaltet, konkretisieren die nachfolgenden Verse, nämlich angesichts des Treibens von „Irrlehrern“, das Paulus ankündigt, „wachsam“ zu sein (V. 31). 86 Vgl. 1 Petr 5,1–4: „Die Ältesten (πρεσβυτέρους) unter euch nun ermahne ich, der Mitälteste (ὁ συμπρεσβύτερος) und Zeuge der Leiden des Christus und auch Teilhaber der Herrlichkeit, die geoffenbart werden soll: Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, indem ihr Aufsicht führt (ἐπισκοποῦντες), nicht aus Zwang, sondern freiwillig, Gott gemäß, auch nicht aus schändlicher Gewinnsucht, sondern bereitwillig, nicht als die, die über ihren Bereich herrschen, sondern

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deren Träger nun „Älteste“87 oder „Aufseher“ = ἐπίσκοποι heißen88 oder beide Terminologien sich überschneiden.89 Verglichen mit diesen Schriften spielt das Corpus Pastorale gleichsam eine Vorreiterrolle, wenn es mit der ihm eigenen Dynamik vom Titusbrief hin zum Ersten und Zweiten Timotheusbrief die gegebene Struktur zu flexibilisieren trachtet. Das wird auch daran ersichtlich, dass es das Kriterium des Alters für das Amt aufweicht.90 Diese Vorreiter-Rolle wird als solche allerdings erst aus der Perspektive späterer Entwicklungen deutlich, vor allem aus der Sicht des ignatianischen Briefcorpus. Wer an dessen traditioneller Sicht und Datierung vor 117  n. Chr. festhält, kommt bei der Datierung der Pastoralbriefe in Erklärungsnot. Setzen die Ignatianen nach eigenem Bekunden „in allen Ekklesien“ Kleinasiens den Epi­ skopat in seiner „monarchischen“ Spielart voraus, müsste man die Pastoralbriefe erheblich früher datieren, vielleicht in die 80er oder 90er Jahre des ersten Jahrhunderts. Die Kollision mit den zuvor genannten Zeugnissen, vor allem denen aus Kleinasien, ist offensichtlich. Polykarp, der seinen Brief gegen Ende seines Lebens um die Mitte des zweiten Jahrhunderts verfasst hat, stellt sich nicht als (monarchischen) Episkopos (im Sinne des „Ignatius“) vor und begreift sich auch nicht als solchen91 – ganz im indem ihr Vorbilder der Herde werdet! Und wenn dann der oberste Hirte (τοῦ ἀρχιποίμενος) offenbar geworden ist, so werdet ihr den unverwelklichen Siegeskranz der Herrlichkeit empfangen“. 87 Vgl. 1 Petr 5,1; Jak 5,14; Apg 14,23; 20,17; 1 Clem 44,5 f.; 47,6; 54,2; 57,1 (für Korinth). 88  Vgl. Did 15,1; 1 Clem 42,4 f. (für Rom?). 89  Vgl. Apg 20,28; 1 Clem 44,4 f.: „Denn es wird für uns keine kleine Sünde sein, wenn wir die, die untadelig und fromm die Gaben darbrachten, vom Aufsichtsamt (τῆς ἐπισκοπῆς) entfernen. Selig sind die vorangegangenen Ältesten (πρεσβύτεροι), die reich an Ertrag und vollkommen hinschieden; denn sie müssen nicht Angst haben, es könnte sie jemand von dem für sie errichteten Platz entfernen“. 90  Vgl. 1 Tim 4,12; 5,1 f.; 2 Tim 2,22; vgl. auch Tit 2,6 f.15: dazu Theobald, Episkopos, 234 f. („‚Titus‘ und ‚Timotheus‘ – Repräsentanten einer jungen Generation von Amtsträgern“), zu Tit 2,6 f. im Anschluss an Brox, Past. 91  Vgl. Hübner, Kirche, 61: „[F]ast regelmäßig (wird) übersehen, dass der zeitlich nach den Pastoralen schreibende Polykarp nur Presbyter als höchstes Gemeinde-Gremium kennt, sich selbst in die Presbyter einreiht und den Titel episkopos nirgends erwähnt“. Vgl. Polyk praesc.: „Polykarp und die Presbyter mit ihm (Πολύκαρπος καὶ οἱ σὺν αὐτῷ πρεσβύτεροι) an die Kirche Gottes, die zu Philippi in der Fremde wohnt“. Weil es im Brief um die Verfehlung eines dortigen Presbyters und seiner Frau geht, wird Polykarp das Presbyterium seiner eigenen Gemeinde bewusst mit in den Absender aufgenommen haben. Offensichtlich liegt ihm an einem kollegial verantworteten Schreiben, dessen Ton im Übrigen durchweg vornehm-zurückhaltend ist. Mahnungen lässt Polykarp zumeist in der „wir“-Form ergehen. Im Fall des Presbyters mahnt er zu Besonnenheit. Eingangs stellt er fest: „Dies, Brüder, schreibe ich euch über die Gerechtigkeit nicht aus eigenem Antrieb, sondern nachdem ihr mich aufgefordert habt“ (3,1). Vgl. Theobald, Michael, Paulus und Polykarp an die Philipper. Schlaglichter auf die frühe Rezeption des Basissatzes von der Rechtfertigung, in: Michael Bachmann (Hg.), Lutherische und Neue Paulusperspektive. Beiträge zu einem Schlüsselproblem der gegenwärtigen exegetischen Diskussion (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 182), Tübingen: Mohr Siebeck 2005, 349–388. – Der zurückgenommenen Selbstdarstellung des Polykarp in seinem

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Unterschied zu dem Porträt, das die Ps-Ignatianen in den 60er/70er Jahren des zweiten Jahrhunderts von ihm zeichnen.92 Von Bedeutung ist zudem, dass der Polykarpbrief auch aufseiten der Adressatengemeinde in Philippi keine „episkopale“, sondern eine presbyterale Ordnung voraussetzt. Kennt Polykarp die Pastoralbriefe, was höchst wahrscheinlich ist, dann fügt er sich mit seinem Leitungsprofil eines primus inter pares im Kreis der Presbyter ausgezeichnet zu der Entwicklungslinie, die das Corpus Pastorale zu erkennen gibt.93 Er entspricht ihr im Übergang zum Monepiskopat, der in seiner Person erste Konturen annimmt.94

5. Abschließende These Wer das Zusammenspiel der unterschiedlichen Parameter beurteilt, wird mit guten Gründen sagen können: Weder einer Frühdatierung der Pastoralbriefe in die letzten Jahrzehnte des ersten Jahrhunderts noch ihrer mittleren um 100 n. Chr., sondern allein ihrer relativen Spätdatierung in das zweite Viertel des zweiten Jahrhunderts95 gelingt es, sie historisch plausibel zu kontextualisieren: mittels Schreiben entspricht das Bild, das der unmittelbar nach seinem Martyrium entstandene Rundbrief der Gemeinde von Smyrna an andere Kirchen (= Martyrium des Polykarp) von ihm vermittelt: Nirgends nennt das Schreiben ihn ἐπίσκοπος (auch nicht in 16,2, einem sekundären Eintrag: Hübner, Kirche, 61, mit Verweis auf Zwierlein), wohl einen „ausgezeichneten Lehrer“ (MartPol 19). 92  Das Präskript des Ignatius-Briefs an Polykarp lautet: „Ignatius, der auch Theophorus heißt, an Polykarp, Bischof der Ekklesia der Smyrnäer (Πολυκάρπῳ ἐπισκόπῳ Σμυρναίων), der vielmehr Gott den Vater und den Herrn Jesus Christus zum Bischof hat (μᾶλλον ἐπισκοπημένῳ ὑπὸ θεοῦ πατρός …), alles Gute“. Bauer, Polykarp, 34: „μᾶλλον (vielmehr) setzt […] eigentlich voraus, dass man vorher übersetzt: ‚der zwar Bischof der Smyrnäer ist, vielmehr aber (wie alle, vgl. 1 Petr 2,25) zum Bischof Gott den Vater hat und den Herrn Jesus Christus‘“. Darin findet er „eine leise Bestätigung“ der Annahme, dass „die bischöfliche Stellung des Polykarp in seiner Gemeinde noch nicht so hervorgehoben (war) wie etwa die des Ignatius“. 93  Für Vielhauer, Geschichte, 237, „scheint […] der Nachweis von Campenhausens gelungen, dass die Past in die zeitliche, räumliche und geistige Nähe Polykarps gehören (auch wenn sein Versuch, Polykarp selbst als Autor der Past zu erweisen, m. E. nicht gelungen ist) [s. oben Anm. 44]. In jener Zeit und in jenem Raum ist dieser massierte literarische Versuch kirchlicher Kreise, Paulus, den Apostel, als Kronzeugen im Kampf der Rechtgläubigkeit gegen die Ketzerei zu beschwören, historisch am ehesten verständlich“ (unter Verweis auf Bauer, Walter, Rechtgläubigkeit und Ketzerei im ältesten Christentum [mit einem Nachtrag hg. von G. Strecker], Tübingen: Mohr (Siebeck) 21964, 88). 94  Auf seine allseits anerkannte Stellung weist auch seine Reise nach Rom zu Aniket hin, die er unternimmt, um im Streit um den Ostertermin die kleinasiatische Position zu vertreten. 95 Ähnlich Vielhauer, Geschichte, 237; Köster, Einführung, 744; Wagener, Ulrike, Die Ordnung des „Hauses Gottes“. Der Ort von Frauen in der Ekklesiologie und Ethik der Pastoralbriefe (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 65), Tübingen: Mohr Siebeck 1994, 13 f.; Standhartinger, Eusebeia, 80. – Vgl. Weiser, 2 Tim, 63: „Die Nähe zu Polykarp (gest. 156 n. Chr.) sowie die Beobachtung, dass die Past keine Anzeichen einer Verfolgungszeit erkennen lassen und somit gut in die Regierungszeit des Hadrian (117–138 n. Chr.)

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ihrer Verortung in der Geschichte der Paulusbriefsammlung, der Bestimmung ihres theologischen Profils als Dokument „heidenchristlicher“ Provenienz im Vorfeld Markions wie insbesondere durch Präzisierung ihrer Vorreiterrolle in der kirchlichen „Verfassungsgeschichte“. Der monarchische Episkopat, von dem der Verfasser der Pastoralbriefe gewiss noch nicht zu träumen wagte, ist nicht vom Himmel gefallen. Vor allem ist er nicht, wie interessierte katholische Dogmatiker immer wieder behaupten, in großer Nähe zur „apostolischen Gründungszeit“96 entstanden. Aus all dem zieht die Auslegung der Pastoralbriefe enormen Gewinn. In die Lage versetzt, das theologische Profil der historisch kontextualisierten Trilogie schärfer zu zeichnen, wird sie auch hermeneutisch bestrebt sein, deren theologische Stimme im pluralen Konzert der frühen Kirche als lediglich eine unter anderen zu Gehör zu bringen  – vor allem in Relation zu Paulus, einem der Kronzeugen des Neuen Testaments.97

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The Letters of Ignatius of Antioch An Epistolary Novel on a Martyr Bishop and the Quest for Christian Identity Timo Glaser1 Pseudepigraphical letters are usually interpreted as works of fiction that (are supposed to) work like works of non-fiction. The authors of such letters, claiming to be another person, disguise themselves with the mask of the named letter writers for obtaining argumentative force which they do not otherwise possess. This borrowed authority, consequently, wanes as soon as the readers unmask the pretenders.2 As a complement to such a rhetorical reading of epistolographic literature, a narratological approach asks how letters work in transforming the conceptual patterns of readers without presupposing authenticity: How does such a text, one might ask, function once unmasked?3 Collections of pseudepigraphical letters are a special case, that is collections that form a designed unity and are not randomly collected later. A rhetorical analysis of a collection of letters is not sufficient, since the plurality of letters and their 1 An

earlier version of this article was discussed at the Society of Biblical Literature’s Annual Meeting in Boston 2008. I am especially grateful for discussing my paper with the late Richard Pervo and Annette Merz. 2  This understanding of pseudepigraphy is greatly influenced by its founding father, Richard Bentley, A Dissertation upon the Epistles of Phalaris, Themistocles, Socrates, Euripides, and Others, and the Fables of AEsop by Richard Bentley (London: Printed by J. Leake, for Peter Buck, 1697), 79, http://name.umdl.umich.edu/A27425.0001.001, who informed about his motivation for the study of pseudepigraphy: “It will be no unpleasant labour to me, nor, I hope, unprofitable to others, to pull off the disguise from those little Pedants, that have stalked about so long in the apparel of Hero’s.” For the history of research on (early Christian) pseudepigraphy see Martina Janssen, Unter falschem Namen: eine kritische Forschungsbilanz frühchristlicher Pseudepigraphie, Arbeiten zur Religion und Geschichte des Urchristentums 14 (Frankfurt a. M.; New York: Lang, 2003), for some new approaches see the contributions in Jörg Frey et al., eds., Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen/Pseudepigraphy and author fiction in early Christian letters, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2009). 3 Such a narratological approach does not apply to pseudepigraphical letters only, but can also be enlightening for authentic letters, as especially Norman R. Petersen, Rediscovering Paul: Philemon and the Sociology of Paul’s Narrative World (Philadelphia: Fortress, 1985) and William G. Doty, “Imaginings at the End of an Era: Letters as Fictions,” Semeia 69 (1995): 83–110 have shown.

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Timo Glaser

sequence are constituent for the construction of meaning. Hence, the plot and story of these texts should be taken as a starting point for the analysis, which brings these texts in the proximity of the genre of the epistolary novel.4 This paper argues that the genre of the epistolary novel can help uncover the (theological) intentions of the pseudepigraphical letters which are known as the letters of Ignatius of Antioch.5

1. The Letters of Ignatius The plot of the novel, that is to say: the historical background extrapolated from these letters, runs as follows: Ignatius, bishop of Antioch in Syria, having received a death sentence there, is on his way to Rome where he will be thrown to the beasts. On this journey through Asia Minor, he finds an opportunity to receive delegates from the surrounding churches and involves heretics in theological discussions. The preserved seven letters are the ones he wrote from Smyrna to the churches in Ephesus, Magnesia, Tralles, and Rome, and from Troas to the churches in Philadelphia and Smyrna as well as to Polycarp, bishop of Smyrna. In these letters he exhorts the communities to follow their bishop, to fight against heretics, and he reflects on his impending martyrdom. This historical reconstruction presupposes the authenticity of the letters which is generally accepted. In recent years, however, their authenticity has been called into question again by Reinhard Hübner amongst others.6 Next to theological 4 In recent years, the ancient epistolary novel has been rediscovered as a literary genre that flourished in the time of the nascent principate (first c. bce to the third c. ce), see Timo Glaser, Paulus als Briefroman erzählt: Studien zum antiken Briefroman und seiner christlichen Rezeption in den Pastoralbriefen, Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments 76 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009), 29–62. 5  On the Ignatian letters as an epistolary novel see Thomas Lechner, Ignatius adversus Valentinianos? Chronologische und theologiegeschichtliche Studien zu den Briefen des Ignatius von Antiochien, Supplements to Vigiliae Christianae 47 (Leiden; Boston: Brill, 1999), 56; Otto Zwierlein, Petrus in Rom, die literarischen Zeugnisse: mit einer kritischen Edition der Martyrien des Petrus und Paulus auf neuer handschriftlicher Grundlage, 2nd ed., Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte 96 (Berlin; New York: de Gruyter, 2010), 216–19; Timo Glaser, “Liaisons Dangereuses: Epistolary Novels in Antiquity,” in A Companion to the Ancient Novel, eds. Edmund P. Cueva and Shannon N. Byrne, Blackwell Companions to the Ancient World (Oxford: Wiley & Sons, 2014), 252–53; Michael Theobald, Israel-Vergessenheit in den Pastoralbriefen: Ein neuer Vorschlag zu ihrer historisch-theologischen Verortung im 2. Jahrhundert n. Chr. unter besonderer Berücksichtigung der Ignatius-Briefe, Stuttgarter Bibelstudien 229 (Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2016), 276 note 98; Thomas Lechner, “Ignatios von Antiochia und die Zweite Sophistik,” in Die Briefe des Ignatios von Antiochia: Motive, Strategien, Kontexte, eds. Peter von Möllendorff and Thomas Johann Bauer, Millennium Studies 72 (Berlin; Boston: de Gruyter, 2018), 42. 6  Cf. Reinhard M. Hübner, “Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien,” Zeitschrift für Antikes Christentum 1/1 (1997): 44–72; Reinhard M. Hübner and Markus Vinzent, Der Paradox Eine: antignostischer Monarchianismus im zweiten Jahrhun-

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Figure 1: Cities mentioned in the letters

considerations this is due to the peculiar historical setting of the letters:7 Why Ignatius felt the need to write to communities that he has recently seen or whose authorities were with him is not evident, especially so since he has no episcopal authority in these churches.8 The next peculiarity is the lack of concreteness and the identical situations he addresses:9 Each community is exhorted to follow the bishop,10 the character of the opponents is, as it were, the same,11 and though Ignatius should be acquaintdert, Supplements to Vigiliae Christianae 50 (Leiden; Boston: Brill, 1999) as well as the authors in the previous footnote.  7 The letters seem to take part inter alia in a discussion with Noet of Smyrna and his followers (see previous footnotes).  8  Cf. Karen Piepenbrink, “Zur Perzeption des kirchlichen Amtes durch einen ‘Märtyrerbischof ’,” in Die Briefe des Ignatios von Antiochia: Motive, Strategien, Kontexte, eds. Peter von Möllendorff and Thomas Johann Bauer, Millennium Studies 72 (Berlin; Boston: de Gruyter, 2018), 135.  9 Cf. e. g. Jakob Speigl, “Ignatius in Philadelphia: Ereignisse und Anliegen in den Ignatiusbriefen,” Vigiliae Christianae 41/4 (1987): 360–76; Allen Brent, “The Ignatian Epistles and the Threefold Ecclesiastical Order,” Journal of Religious History 17/1 (1992): 18–32. Brent argues that Ignatius “deliberately ignores the previous knowledge he has of his clerical visitors, or of their church Order” (20) to present an “idealized picture” (24) of his vision of church order. 10  Cf. Mikael Isacson, “Follow Your Bishop! Rhetorical Strategies in the Letters of Ignatius of Antioch,” in The Formation of the Early Church, ed. Jostein Ådna, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 183 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2005), 317–40, who tries to show the individuality of each letter. 11 Cf. the overview given by Paul Foster, “The Epistles of Ignatius of Antioch (Part 1),” Expository Times 117/12 (2006): 492–94, who differentiates two distinct groups, Jewish-Christian (Ign. Magn. and Ign. Phld.) and docetic (Ign. Eph., Ign. Trall., Ign. Smyrn.) opponents. But as (cf. ibid. 494) Walter Bauer, Orthodoxy and Heresy in Earliest Christianity, trans. Robert A. Kraft and Gerhard Krodel (Philadelphia: Fortress, 1971), 61–94, and William R. Schoedel, Ignatius of Antioch: A Commentary on the Letters of Ignatius of Antioch, Hermeneia (Philadelphia: Fortress,

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ed with local peculiarities, no details can be discerned.12 The question the letters pose is the one of the purpose of each letter, and how the two main points – the exhortation to subordinate to ecclesiastical authority and the self-depiction of Ignatius13 – can be united? Albeit these difficulties (and many more, most of all those concerning the historical setting) are acknowledged, few scholars would follow Hübner in regarding the letters as a spurious collection.14 One crucial argument cited against him is the genre and the literary character of the collection, which seems to be inexplicable: It seems hardly plausible to imagine a historical setting and a theological or ideological motivation for writing a collection of pseudepigraphical letters.15 1985), 118, have shown, the uncertainty is caused by the polemical rhetoric used by Ignatius. In other words, it is a literary device that makes it difficult to determine the historicity of the opponents. Cf. also Frederik Wisse, “Heterodidaskalia: Accounting for Diversity in Early Christian Texts,” in The Changing Face of Judaism, Christianity, and Other Greco-Roman Religions in Antiquity, eds. Ian H. Henderson and Gerbern S. Oegema, Studien zu den Jüdischen Schriften aus Hellenistisch-Römischer Zeit 2 (Gütersloh: Gütersloher, 2006), 265–79. 12  Thus, Adolf von Harnack, Die Briefsammlung des Apostels Paulus und die anderen vorkonstantinischen christlichen Briefsammlungen: Sechs Vorlesungen aus der altkirchlichen Literaturgeschichte (Leipzig: Hinrichs, 1926), 29–30 has stated that no one would be able to remember the specific topics of each letter: “Diese 7 Briefe sind also sämtlich im Laufe weniger Wochen entstanden, und die sechs an die asiatischen Gemeinden gerichteten sind auch nach Geist, Art und Farbe so einheitlich, daß ein außerordentliches Gedächtnis dazu gehört, um zu behalten, was in dem einen Brief steht und was in den anderen. … Der nach Rom gerichtete Brief aber unterscheidet sich nur dadurch von den übrigen, daß er einen anderen Zweck verfolgt; sonst ist auch er mit ihnen geistig und schriftstellerisch identisch.” For an analysis of the specific topics of each letter on the basis of the parakalo-formula cf. Hermann-Josef Sieben, “Die Ignatianen als Briefe: einige formkritische Bemerkungen,” Vigiliae Christianae 32/1 (1978): esp. 16–18. 13 Cf. Harnack, Die Briefsammlung des Apostels Paulus, 30. 14  See the reactions to Hübner’s “Thesen” in the following issues of the Zeitschrift für Antikes Christentum by Andreas Lindemann, “Antwort auf die ‘Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien,’” Zeitschrift für Antikes Christentum 1/2 (1997): 185–94; Georg Schöllgen, “Die Ignatianen als pseudepigraphisches Briefcorpus: Anmerkung zu den Thesen von Reinhard M. Hübner,” Zeitschrift für Antikes Christentum 2/1 (1998): 16–25; Mark J. Edwards, “Ignatius and the Second Century: An Answer to R. Hübner,” Zeitschrift für Antikes Christentum 2/2 (1998): 214–26; Hermann Josef Vogt, “Bemerkungen zur Echtheit der Ignatiusbriefe,” Zeitschrift für Antikes Christentum 3/1 (1999): 50–63. Allen Brent tried repeatedly to prove their authenticity: Allen Brent, Ignatius of Antioch and the Second Sophistic: A Study of an Early Christian Transformation of Pagan Culture, Studien und Texte zu Antike und Christentum; Studies and Texts in Antiquity and Christianity 36 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2006); Allen Brent, Ignatius of Antioch: A Martyr Bishop and the Origin of Monarchial Episcopacy, T&T Clark Theology (London; New York: Continuum, 2007). However, Löhr’s statement still applies (Winrich A. Löhr, “Das antike Christentum im zweiten Jahrhundert: neue Perspektiven seiner Erforschung,” Theologische Literaturzeitung 127 [2002]: 248–49): “Trotz bereits vorliegender beachtlicher kritischer Reaktionen hat Hübner bis dato keinen Grund, sich als widerlegt zu betrachten.” The late Walter Schmithals has reinforced Hübner’s argument against his critics, Walter Schmithals, “Zu Igantius von Antiochien,” Zeitschrift für Antikes Christentum 13/2 (2009): 181–203. 15  Cf. Lindemann, “Antwort auf die ‘Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien,’” 190: “Wenn man den pseudepigraphischen Charakter einer Schrift oder eines ganzen Schriftencorpus behauptet, dann kommt es entscheidend darauf an, eine

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The following contribution addresses this objection by interpreting the Ignatian letters on the generic background of the ancient epistolary novel. By extending the generic frame of reference from the (collection of ) letters of Paul to the epistolary novel, the corpus of the Ignatian letters becomes visible as an intentionally designed collection as does the narrative technique the author has used to create the story of a martyr bishop. Finally, the chosen genre helps understand the growing problem of Christian identity in the second century and the solution the author envisioned.

2. Corpus and Sequence The first witness to the Ignatian letter collection is Eusebius (Hist. eccl. 3:36): Not only does he list the letters in the order as we have them now in modern editions of the middle recension (Ephesus, Magnesia, Tralles, Rome, Philadelphia, Smyrna, Polycarp),16 he is also the first to reconstruct the story and itinerary of Ignatius from the letters: Ignatius, still a name of note to most men … The story goes that he was sent from Syria to Rome to be eaten by beasts in testimony to Christ. He was taken through Asia under most careful guard, and strengthened by his speech and exhortation the dioceses of each city in which he stayed. (Lake, LCL)

Since the sequence of the letters varies greatly in the manuscripts, one has to search the text for evidence of the original sequence.17 plausible Hypothese für den Abfassungszweck der betreffenden Schrift(en) zu entwickeln; diese muß vor allem auch erklären, warum der Text pseudepigraphisch (und nicht orthonym oder anonym) verfaßt wurde.” (italics Lindemann); Schöllgen, “Die Ignatianen als pseudepigraphisches Briefcorpus”; Katharina Waldner, “Letters and Messengers: The Construction of Christian Space in the Roman Empire in the Epistles of Ignatius of Antioch,” in The Changing Face of Judaism, Christianity, and Other Greco-Roman Religions in Antiquity, eds. Ian H. Henderson and Gerbern S. Oegema, Studien zu den Jüdischen Schriften aus Hellenistisch-Römischer Zeit 2 (Gütersloh: Gütersloher, 2006), 76. 16 On the different recensions cf. William R. Schoedel, “Polykarp of Smyrna and Ignatius of Antioch,” in Aufstieg und Niedergang der Römischen Welt 2/27.1. Part 2, eds. Wolfgang Haase and Hildegard Temporini, vol. 27/1 of Principat (New York: de Gruyter, 1993), 286–292; Theobald, Israel-Vergessenheit in den Pastoralbriefen, 262–75, esp. 272. 17  Schoedel, Ignatius of Antioch, 132 has argued for a different historical sequence of the first three letters (Ign. Magn., Ign. Trall., Ign. Eph.) on the basis of the (missing) greetings at the end of each letter. Eusebius, he assumes, has arranged the first three letters due to their length (Ign. Eph. 186, Ign. Magn. 111, Ign. Trall. 102 lines in the Bihlmeyer edition), the last letters according to the historical setting. Whatever the historical order of the letters might have been (if there ever was one), the point to make here is to look for the ordo artificialis to explain the present sequence of the letters. In epistolary novels the ordo naturalis (according to the date of writing) is not the ‘natural’ one, see Glaser, Paulus als Briefroman erzählt, 28–29, 177–182. Thomas Johann Bauer, “Ignatios – alter Paulus?,” in Die Briefe des Ignatios von Antiochia: Motive, Strategien, Kontexte, eds. Peter von Möllendorff and Thomas Johann Bauer, Millennium Studies 72 (Berlin;

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In (ancient) epistolary novels, three typical devices are employed to form a coherent whole: the opening section works as an introduction to the corpus, the last letter is designed as a farewell letter, and the entire collection is divided into blocks of letters. 1) In epistolary novels, it can often be observed that the beginning of the opening letter already mentions the most important points the following collection deals with.18 Taking Ephesians as the opening letter, this can be confirmed. In the inscriptio, the ‘true suffering’ (πάθος ἀληθινόν) is mentioned, although its meaning remains obscure for the present. It is not obvious whether this refers to Christ, to the addresser or the addressees,19 but that it is to be understood in an antidocetical sense becomes intelligible later in the communications. The first chapter, then, gathers all the topics Ignatius takes up later: the main aspiration for Christians should be to become ‘imitators of God’ (μιμηταὶ θεοῦ);20 next, he gives a short biographical sketch which enables the reader to localize all the following letters: he comes from Syria, is led under guard to Rome where he will face wild beasts and will die for the common name.21 Finally, Ignatius refers to the need of the churches to look for community with the martyr (i. e. himself ) and regards the bishop as the sole representative of the church who,22 as he wishes, shall be loved and taken as a role model (πάντας ὑμᾶς αὐτῷ ἐν ὁμοιότητι εἶναι).23 2) The last letter is a farewell address in which the writer looks at his impending death or gives other reasons for the end of writing.24 This is made explicit in Boston: de Gruyter, 2018), 93–130, has convincingly argued for the Eusebian sequence based on the analysis of the letters’ prescripts and postscripts. 18  Cf. e. g. Titus 1:1–4; Euripides Ep. 1:1; Themistokles Ep. 1:1; Seneca Ep. 1:1; cf. Glaser, Paulus als Briefroman erzählt, 182–88. 19  Schoedel, Ignatius of Antioch, 39 interprets it in respect to Jesus Christ and sees here the first confession of Ignatius to the reality of Christ’s suffering in an antidocetical sense―the opposition to docetism is one of the main points Ignatius deals with in these letters. 20 Compare also the use of the epitheton ‘God-bearer’ (θεόφορος). Ignatius uses this as selfdesignation in each letter’s inscriptio, furthermore once in Ign. Eph. 9:2 in respect to the Christians in Ephesus (for the possible martyrological connotation cf. Walter Bauer and Henning Paulsen, Die Briefe des Ignatius von Antiochia und der Brief des Polykarp von Smyrna, 2nd ed., Handbuch zum Neuen Testament 18/2 (Tübingen: Mohr Siebeck, 1985), 22–23). In Ign. Eph. 10:3 he exhorts: “let us be eager to be imitators of the Lord.” 21  Waldner, “Letters and Messengers,” 78 (cf. 80) also argues with the opening function of Ephesians for the whole collection though she takes the letters as authentic. 22  In the course of the letters (already in Ign. Eph. 2:2) Ignatius modifies this exclusive estimation of the bishop by extending it to the entire leadership of the communities. 23  The letter to the Smyrneans instead (against Harnack’s suggestion of its opening function, see Briefsammlung, 33, 77–78) just focusses on one point, on the true humanity of Christ, cf. the repeated ἀληθῶς which signals the antidocetical character of this whole passage, see Joseph Anton Fischer, ed., Die Apostolischen Väter, Schriften des Urchristentums 1, 3rd ed. (Darmstadt: Wissen­schaftliche Buchgesellschaft, 1959), 205 note 8; Schoedel, Ignatius of Antioch, 220–24. 24  In addition, it can often be observed that the last two letters form a unity in epistolary novels, cf. Niklas Holzberg, “Der griechische Briefroman: Versuch einer Gattungstypologie,” in Der griechische Briefroman: Gattungstypologie und Textanalyse, ed. Niklas Holzberg, Clas-

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the last chapter of the letter to Polycarp. Ignatius explains why he will not write anymore:25 he will be taken “all of a sudden” (ἐξαίφνης) from Troas to Neapolis, the seaport close to Philippi (8,1).26 Therefore, Ignatius commissions Polycarp to act on his behalf and write to the other churches in (presumably27) Asia Minor to send delegates and letters to Ignatius’s former see in Antioch: … you [singular] will write to the churches on this side as one who has the purpose of God, that they may also do the same thing, those who can by sending messengers, others (by sending) letters through those whom you [singular] send, that you [plural] may be glorified by an eternal deed, since you [singular] are worthy. (Ign. Pol. 8:1 trans. Schoedel)

Here, at the very end of the letter collection, collecting and passing on of letters with the prospect of reward for the one who does it is referenced: In the narrative of this letter, other letters to his home community in Antioch are imagined,28 but as far as the present collection is concerned, this can also be an indication of the publication of the corpus, as the corresponding section in the letter of Polycarp to the Philippians eludes (13:2):29 he sends them all the letters of Ignatius he could gather (τὰς ἐπιστολὰς  Ἰγνατίου τὰς πεμφθείσας ἡμῖν ὑπ’ αὐτοῦ καὶ ἄλλας, ὅσας εἴχομεν παρ’ ἡμῖν, ἐπέμψαμεν ὑμῖν, καθὼς ἐνετείλασθε). sica Monacensia 8 (Tübingen: Narr, 1994), 21, 34–35 (with note 98), 40–41, 51. This can explain why our collection ends with two letters to Smyrna; cf. Robert Joly, Le dossier d’Ignace d’Antioche, Université libre de Bruxelles, Faculté de philosophie et lettres 69 (Bruxelles: Editions de l’Université de Bruxelles, 1979), 48–49.―To give any reason why the historical Ignatius should have written both letters seems to be impossible. After Ignatius has been in Smyrna and conversed with the bishop and the community some time, it seems very unlikely that he now feels the need to exhort them on the topics on which he has written a few letters before. If he expects the letter to the bishop to be read out in public (Ign. Pol., cf. esp. 6–7; and the plural ἔρρωσθε in 8:3), why has he written a separate letter to the community (Ign. Smyrn.)? Schoedel, Ignatius of Antioch, 274 is highly speculative: “Evidently Ignatius wished to communicate with the Christians in Smyrna a second time after the lapse of only a very short time and found it advisable to address them through their bishop. He expected that the letter would be read to the group and now drops the mask. The reason for the second letter was probably to guard against any slackening of support for the request that Ignatius had previously made of the Smyrnaeans” (cf. 278). Is there any hint that Polycarp wouldn’t follow Ignatius’s wish? Cf. ibid. 219–20. Contra Schöllgen, “Die Ignatianen als pseudepigraphisches Briefcorpus,” 23. 25  The two final letters are singled out by the repetition of the farewell formula ἔρρωσθε and ἐρρῶσθαι respectively: ἔρρωσθέ μοι ἐν δυνάμει πατρός. … ἔρρωσθε ἐν χάριτι θεοῦ. (Ign. Smyrn. 13:1–2); ἐρρῶσθαι ὑμᾶς διὰ παντὸς ἐν θεῷ ἡμῶν  Ἰησοῦ Χριστῷ εὔχομαι, ἐν ᾧ διαμείνητε ἐν ἑνότητι θεοῦ καὶ ἐπισκοπῇ. … ἔρρωσθε ἐν κυρίῳ. (Ign. Pol. 8:3). This is a further indication of the close connection as well as the valedictory character of both, cf. also Sieben, “Die Ignatianen als Briefe,” 6; Bauer, “Ignatios – alter Paulus?,” 120–22. 26 Here, again, is an act of imitating Paul in the depicting of Ignatius: According to Acts (16:10–11), Paul left Troas as well ‘all of a sudden’ (εὐθέως) with the direction of Philippi via (Samothrake and) Neapolis (cf. apparatus ad loc.). 27 On the meaning of the opaque ἔμπροσθεν cf. the commentaries ad loc. 28  As the aforementioned “God’s courier … worthy of going to Syria” (Ign. Pol. 7:1, trans. Schoedel) suggests. 29 It is possible that this section was interpolated by the author of the Ignatian letters, cf. Lechner, Ignatius adversus Valentinianos?, 6–65.

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At the same time, with Ign. Pol. 8:1 the author offers an explanation for a curious incident from the beginning of the novel: In the letter to the Ephesians, he has announced a second letter, which is not part of the collection (20:1). One could assume that this letter went astray or wasn’t accessible for Polycarp when he collected the letters. The other explanation could be according to the one he gives in the letter to Polycarp. His suddenly resumed journey hindered him to write another letter; in both cases, the text reads ‘if it is the will’ (Ign. Eph. 20:1: ἐάν … θέλημα ᾖ) and ‘as the will commands’ (Ign. Pol. 8:1: ὡς τὸ θέλημα προστάσσει) respectively.30 Georg Schöllgen thinks that the missing of a second letter to the Ephesians can only be explained in case of authenticity.31 There is, however, ample evidence that this is a common narratological device: such references to missing letters can often be found in pseudepigraphical collections of letters, for example in Chion Ep. 13:1; Euripides Ep. 1:2 or Socrates Ep. 1:1. 3) Epistolary novels are often divided into blocks of letters.32 The Ignatian epistles form three blocks: the first three letters, to the Ephesians, to the Magnesians, and to the Trallians are addressed to communities that have sent delegates to the arrested bishop. The last three letters are addressed to communities which Ignatius has passed through on his journey: Philadelphia and Smyrna. In the middle of both blocks is the letter to the Romans.33 Whereas the first block unites the towns Ignatius has not visited, and the last block is formed by the towns he has visited, the center of the collection names the city he will finally visit. The author of the novel hints at this division in the central letter: My spirit greets you as does the love of the churches who received me in the name of Jesus Christ, not as a transient traveller; for even churches that do not lie on my way according to the flesh went before me city by city (Ign. Rom. 9:3 trans. Schoedel).

The careful construction of the collection of seven letters with an introductory chapter, a farewell letter, and the division into three blocks makes it likely that the collection of letters is indeed a designed corpus of pseudepigraphical letters. Naturally, certainty cannot be gained since epistolary fiction works with the impression of authenticity and haphazardness of the collected material.34 Yet, if one considers the construction of the narrative world, the corpus character becomes more obvious.  Cf. also Schoedel, Ignatius of Antioch, 279.  Cf. Schöllgen, “Die Ignatianen als pseudepigraphisches Briefcorpus,” 23–24; cf. Brent, Ignatius of Antioch: A Martyr Bishop, 146–48. 32  Cf. Holzberg, “Der griechische Briefroman,” 50. 33 Based on his analysis of the letter form, Bauer, “Ignatios – alter Paulus?,” 111–13, confirms the central role of the letter of Ignatius to the Romans in tying both blocks together. 34  Cf. e. g. Pliny Ep. 1:1; Ovid Ep. ex Ponto 3,9,51–54. On this technique in respect to the letters of Pliny, cf. Matthias Ludolph, Epistolographie und Selbstdarstellung: Untersuchungen zu den “Paradebriefen” Plinius des Jüngeren, Classica Monacensia 17 (Tübingen: Narr, 1997), 11–88, esp. 39–40. 30 31

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3. Constructing the Drama To create the impression of a real letter, the author does not give the whole information the reader needs but works with the difference between external and internal reader. The later, the addressee, has background information resulting from his acquaintance with the letter writer, something the external, i. e. the real reader, has not. From this follows that the author can leave gaps of information in the letter which would be necessary for an outside reader. By this technique, the external readers are forced to imagine the missing information – i. e. to become creative themselves – or they have to look for other ways to fill in these gaps. This could be by gathering either external information or supplementary details from other letters of the novel. Identifying such a narratological device of giving necessary information only in later letters can be a conspicuous hint for a corpus of fictional letters. It is another clue when the letter writer is giving superfluous information.35 Both of these techniques can be found in the Ignatian epistles. The very beginning of this novel is the mise-en-scène of the drama which will be unrolled in the communications of the next seven letters. Here, the readers become acquainted with the letter-writer and are informed that this Ignatius is led as a prisoner from Syria to Rome to face wild beasts: “I was put in bonds from Syria for the common name and hope, hoping by your prayer to attain to fighting with beasts in Rome” (Ign. Eph. 1:2 trans. Schoedel). It is, however, only in the beginning and the end of the first letter that the readers are informed of his destiny: “Pray for the church in Syria from where I am being led off in bonds to Rome” (Ign. Eph. 21:2 trans. Schoedel). This was hardly necessary information for the Ephesians since they sent their delegates to him to Smyrna and consequently already knew about his current predicament. Yet, it is unlikely to evaluate this as mere accidental information, considering that this information is given in the frame of the first letter, naturally in the letter to the Romans, albeit nowhere else in the entire collection. This seems only to be explicable with respect to the external, not the internal readers. Equally unimportant for the internal readers is the information of the place of his writing. Nevertheless, Ignatius repeats it stereotypically (ὅθεν καὶ γράφω ὑμῖν) in each letter.36 For the external readers, on the other hand, this is essen35 This narratological device in epistolary novels is treated in more detail in Timo Glaser, “Erzählung im Fragment: Ein narratologischer Ansatz zur Auslegung pseudepigrapher Briefbücher,” in Pseudepigraphie und Verfasserfiktion in frühchristlichen Briefen/Pseudepigraphy and author fiction in early Christian letters, eds. Jörg Frey et al., Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 246 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2009), 273–79. 36  With these words in Ign. Eph. 21:1, Ign. Magn. 15:1, Ign. Phld. 11:2, and Ign. Smyrn. 12:1; cf. also Ign. Rom. 10:1: γράφω δὲ ὑμῖν. In Ign. Trall. 1:1 and 13:1 he relates the name of the town with different formulations. It should be noted that this Ignatian ‘formula’ is only to be found

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tial information. Only with this information at hand can they reconstruct the journey of the hero: Ignatius is writing the first four letters from Smyrna, the last three letters from Troas, the very last one on the go to Neapolis (Ign. Pol. 8:1). To be able to reconstruct the journey, the readers need the starting point of the route. However, although Ignatius names Syria in each letter, it is only with the letter to Philadelphia (10:1) that the readers learn the name of the city, Antioch. In the subsequent letters, the name is repeated (Ign. Smyrn. 11:1; Ign. Pol. 7:1). Now it can be proposed that since Ignatius has just recently heard of the return of peace in his former see, he now wants to thank the communities for their prayers and by this, he drops the name of the city incidentally.37 But he does so with purpose in each letter starting with Ign. Phld., whereas he evades the name in the previous pleas for prayers in Ign. Eph. 21:2; Ign. Mag. 14; Ign. Trall. 13:1; Ign. Rom. 9:1. It is to read subsequent information into these lines of the first four letters when one interprets them as “previous requests for prayers on behalf of the Antiochenes.”38 It is evident that the identification of the church of Syria with the one in Antioch would be (again) unnecessary information for the internal readers, since Ignatius has been with them or their delegates. That the Romans, on the other hand, are not informed of this seems odd. They are, however, acquainted with his ecclesiastical office: it is only in this letter – in which the topic of episcopacy is not addressed at all (except of course in 9:1, where episcopacy is attributed to Christ) – that he discloses himself as bishop: … you may sing to the Father in Jesus Christ because God judged the bishop of Syria worthy to be found at the (sun’s) setting having sent him from the (sun’s) rising (Ign. Rom. 2:2 trans. Schoedel).

Giving superfluous information and leaving out essential information for the internal reader compel the real reader to read the whole collection in search of further details and thus fill in gaps with later letters.39 in Greek literature in these four letters, so it cannot be classified as an epistolographical formula. The formulaic phrase on the other hand seems to make it implausible to regard it as an ad hoc formulation. 37  Or one can resort to a psychological interpretation, as Schoedel, Ignatius of Antioch, 100 does: “… that only now (scil. after the good news from Antioch reached Ignatius) can he bring himself to utter a name previously linked with such painful memories.” On the contrary, Joly, Le dossier d’Ignace d’Antioche, 40–44 is puzzled with the observation that Ignatius never mentions a letter he has written or a delegate he would like to send (on his behalf ) to the church of Antioch/Syria, neither does he give a single name of a fellow Christian there (though he mentions this church in every single letter). This seems to be very unlikely and implies for Joly the nonauthentic character of the whole fabrication: “Antioche n’intéresse pas au fond l’auteur des Lettres: la métropole n’intervient juste que pour la fiction” (43). 38  Schoedel, Ignatius of Antioch, 213. 39  Holzberg, “Der griechische Briefroman,” 9 has termed this “Enthüllungsdramaturgie,” cf. also ibid. 12; Patricia A. Rosenmeyer, “The Epistolary Novel,” in Greek Fiction: The Greek

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In doing so, the historical setting can be reconstructed, as Eusebius has done and as scholars continue to do. However, the circumstances of Ignatius’ condemnation, the reason for the transfer from Antioch to Rome, and the route he took remain obscure. As a condemned criminal who is enchained and dragged through half the empire by “ten leopards, i. e. a company of soldiers” (Ign. Rom. 5:1), he nevertheless is able to receive delegates from the churches in Asia Minor and discuss with opponents though he says about his guardians:40 “who when well treated become worse. By their mistreatment I become more of a disciple” (Ign. Rom. 5:1 trans. Schoedel).41 The itinerary remains a puzzle as well: The route through Asia Minor in conjunction with his freedom in speaking and meeting with people – which can be labeled a triumphant martyr procession42 – resembles more the way Paul was treated and acted like a prisoner on his way to Rome according to Acts43 and are similar to Paul’s itinerary found in the Pastoral Epistles,44 in whose footsteps Ignatius wishes to be found (cf. Ign. Eph. 12:2), than the predicament of an imperial condemnatus ad bestias.45 The author of the novel did not try to give a his-

Novel in Context, eds. J. R. Morgan and Richard Stoneman (London; New York: Routledge, 1994), 161: “For an epistolary novelist, the initial withholding of information from the external reader is a generic necessity.” In respect to the Ignatian letters, Hübner, “Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien,” 70 has perceived the same: “Nach und nach, geschickt dosiert und arrangiert, erfährt der Leser alle ‘Fakten’, die geeignet sind, die Autorität des Briefschreibers aufzubauen und aufs höchste zu steigern.” Ibid. 71: “Liest man unter der skizzierten Rücksicht nacheinander die Briefe, dann läßt sich ein völlig einsichtiger und konsequenter Aufbau des gesamten Corpus feststellen.” Consequently, his doctoral student Lechner has made a comparison with the epistolary novel in passing: Lechner, Ignatius adversus Valentinianos?, 56. 40 Cf. Ign. Eph. 9:1; in Ign. Phld. 8:2, he gives an account of such a discussion about the relevance and interpretation of scripture which parallels the debate of Paul with the Roman Jews, as Acts 28:22–28 relates it. 41  Schoedel, Ignatius of Antioch, 179 interprets the ‘well treated’ as being bribed and thus explains how Ignatius’ fellow Christians could seek him out. Why this should be a ‘mistreatment’ for Ignatius, however, he fails to explain. 42  Cf. Brent, Ignatius of Antioch and the Second Sophistic, 180–212; Theobald, Israel-Vergessenheit in den Pastoralbriefen, 285. 43 Cf. esp. Acts 24:23; 27:3; 28:7–10,14–15,16–31. 44  Cf. Theobald, Israel-Vergessenheit in den Pastoralbriefen, 252–53, 286–89 and the map he provides on page 393. 45 On the importance of the Pauline tradition for Ignatius’s self-perception see Matthew W. Mitchell, “In the Footsteps of Paul: Scriptural and Apostolic Authority in Ignatius of Antioch,” Journal of Early Christian Studies 14/1 (2006): 27–45. This focus on Paul is the reason why there is no hint to a Johannine tradition in Ephesus at all. It is furthermore interesting to note that the author of this letter seems not to know anything about a connection of Timothy with this city, neither his being bishop there, nor of his martyrdom (cf. Eusebius Hist. eccl. 3,4; Acta Timothei); on the tradition on Timothy in Ephesus cf. Glaser, Paulus als Briefroman erzählt, 220 note 232–33.

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torical account of the ‘case of Ignatius’46 but wanted to model his martyr bishop as an imitator of Paul.47 This indifference to historical accuracy affected the use of temporal specifications of the journey also. Most scholars follow the reconstruction of Eusebius (Hist. eccl. 3:36) who dates the martyrdom of Ignatius in the reign of Trajan (98– 117 ce), though later dates are considered as well.48 It seems curious that the date of the martyrdom remains controversial since Ignatius gives a specific date for writing the letter to the Romans: “I am writing this to you on the ninth day before the calends of September” (Ign. Rom. 10:3 trans. Schoedel), i. e. the 24th of August. It was assumed that the reason for providing this date was to enable the Romans (and the Syrians who have come to Rome, cf. Ign. Rom. 10:2: “Do tell them that I am near.”) to calculate the approximate date of his arrival in Rome.49 However, though the recipients of the letter knew the place of writing (Smyrna), they were not informed on the route Ignatius would take, and consequently could not do such a calculation.50 Surely, Ignatius could expect the bearer of the letter to inform the Romans of the supposed route―but then he could also in46 On

the juridical possibility for transporting a damnatus ad bestias from a province to the capital for a special “Volksfesthinrichtung” cf. Theodor Mommsen, Römisches Strafrecht, Systematisches Handbuch der deutschen Rechtswissenschaft 4 (Leipzig: Duncker & Humblot, 1899), 925–28, though Ignatius had to be an extraordinary strong or skillful fighter to make a good spectacle in the Roman circus (cf. Digesta 48,19,31 as cited by Schoedel, “Polykarp of Smyrna and Ignatius of Antioch,” 349). Cf. Brent, Ignatius of Antioch: A Martyr Bishop, 14–22, 49–60 for an attempt to answer these questions. However, a precise analysis of the causa Ignatii is still missing, cf. also Lindemann, “Antwort auf die ‘Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien,’” 185. 47  This imitation of Paul is realized in several motives but also by the literary character of this piece of fiction: Ignatius writes letters to communities as Paul has done, and the only letter to an unknown community is the one to Rome, just as is the case with Paul’s Romans. 48  Cf. Schoedel, “Polykarp of Smyrna and Ignatius of Antioch,” 347–49 (favoring 105–135 ce); Marco Rizzi, “Jews and Christians under Trajan and the Date of Ignatius’ Martyrdom,” in Jews and Christians in the First and Second Centuries: The Interbellum 70–132 ce, eds. Joshua J. Schwartz and Peter J. Tomson, Compendia rerum Iudaicarum ad novum testamentum 15 (Leiden; New York: Brill, 2017), 119–26, (favoring 115–117 ce); Foster, “The Epistles of Ignatius of Antioch (Part 1),” 490–92 (favoring 122–150  ce). Scholars challenging the authenticity of the letters often date them after the 160s, cf. Lechner, “Ignatios von Antiochia und die Zweite Sophistik,” 61. 49  Cf. Schoedel, Ignatius of Antioch, 191; Bauer and Paulsen, Die Briefe des Ignatius von Antiochia und der Brief des Polykarp von Smyrna, 79. 50  Schoedel, Ignatius of Antioch and Bauer/Paulsen, Die Briefe des Ignatius von Antiochia und der Brief des Polykarp von Smyrna reconstruct the journey of the letter from 10:1: “I write you this from Smyrna through the Ephesians (δι᾿  Ἐφεσίων)”: from Smyrna via Ephesus by ship to Rome, since “it was generally faster to go by sea than by land” (Schoedel, Ignatius of Antioch, 191), whereas Ignatius would take the longer route via land. The problem is, however: How could his addressees calculate without knowing his route to Rome. If the historical evaluation of Ign. Eph. 12:2 (“You are a passage/highway for those slain for God”) which Stevan L. Davies, “Predicament of Ignatius of Antioch,” Vigiliae Christianae 30/3 (1976): 179 gave, was correct, then the Romans had to think that the Syrian bishop took this route also.

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form the Romans about the supposed date of arrival.51 Again one can see how data given in the letter at first seem to be of use for the process of communication, but at a closer look, these data reveal to be useless because further information would be needed to make sense of it. This hints at a non-communicative use of the letters. These data are not given to the internal reader but the external reader. By not including the year, the author can give a precise date and abstain from becoming too concrete: as Eusebius shows, one has to do a lot of guesswork to find a historical setting for the martyrdom.52 Filling in gaps, doing guesswork―these are the two principal literary devices for creating the story in epistolary novels. Doing so, the readers gradually become informed who Ignatius is. Yet, all these pieces of information do not suffice to answer all questions, because most of them are mere insinuations. One reason for the entire ‘problem of Ignatius’ is that he rarely says anything explicitly and that contradictory remarks can be found.53 Andreas Lindemann in his objections to Hübner took this as a case against the spuriousness of the letters, since the author would have tried to give his forgery more verisimilitude.54 He argues for this on the basis of the conviction that pseudepigraphical literature always tries to impose authenticity for achieving its purpose. Comparing the Ignatian letters with epistolary novels, however, helps explain this observation as a literary device: In epistolary novels, the story is essentially constructed by the reader, not by the author; the latter one only provides clues, the reader, then, is doing the detective work to gather details and information dotted about the novel and combine it to a coherent story. This is precisely what scholarship is doing each time the letters are analyzed and read as authentic, e. g. with the intention to reconstruct the reasons for Ignatius’s imprisonment and the situation in Antioch.55 In other words, in reading this piece of historical fiction as real history, scholars apply the narrative technique epistolary novels presuppose. 51 Neither date nor place of writing were essential for private letters, cf. Sieben, “Die Ignatianen als Briefe,” 5–6. 52 On the appropriate dating of Eusebius, when one considers his sources, cf. Lechner, Ignatius adversus Valentinianos?, 75–115. 53  Lindemann, “Antwort auf die ‘Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien,’” 186–87 mentions the contradiction between Pol. Phil. 13 and Ign. Pol. 8. Yet, in the novel itself such contradictions can be found, most prominent and puzzling for scholarship is the discrepancy between Ignatius’s self-designation as κατάκριτος (Ign. Eph. 12:1; Ign. Trall. 3:3; Ign. Rom. 4:3) and the possibility of the Romans to intervene on behalf of him. See further Joly, Le dossier d’Ignace d’Antioche, 39–52. 54 Cf. Lindemann, “Antwort auf die ‘Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien,’” 190–93. 55 The creativity is exemplified by critical scholarship: The respective paragraphs in the literature abound with subjunctives, words like ‘maybe,’ ‘possibly,’ ‘not too far fetched,’ etc. As a consequence, every new explanation rates the preceding one as ‘highly hypothetical,’ cf. Joly, Le dossier d’Ignace d’Antioche, 47 in respect to Joseph Barber Lightfoot, The Apostolic Fathers, Part 2. S. Ignatius, S. Polycarp, 2nd ed., 3 vols. (London: Macmillan, 1899), vol. 1, 591; ibid. 52 and Christine Trevett, “Ignatius ‘To the Romans’ and 1 Clement 54–56,” Vigiliae Christianae

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4. Epistolary Novel and the Quest for Identity The strength of epistolary fiction lies in its epistolary character. The letter is the medium used for addressing questions of distance and proximity. By trying to overcome distance and creating proximity between addressee and addresser, it enacts this very problem. It is, therefore, no wonder that epistolary novels are often – like the novel on Ignatius – set to the final stage of life and deal with the problem of exile, imprisonment, or related issues.56 Reading the letters from this fundamental epistolary situation, the basic epistolary subject can be seen as being under consideration here.57 The Ignatian letters (as do most letters) deal with such questions as: “Who am I?”, “Who are you?”, and “Who are we?”, i. e. “What is our relation, how can we keep in touch and strengthen our relationship?” Thus, the letters do not deal with such specialties as a single ecclesiastical office (episcopacy) or order,58 but with a question of growing importance in the second century, the quest for Christian identity. It is not by accident that this question is connected with martyrdom. As especially Elaine Pagels has argued, the experience of persecution led to intensified epistolary communication between Christian communities throughout the empire. In search for (spiritual) support in situations of suffering, the assumed common ground became more fragile than ever because by means of extensive communication the differences became more obvious and consequently had to be dealt with.59 43/1 (1989): 36 in respect to Davies, “Predicament of Ignatius of Antioch”; Hübner, “Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien,” 66 in respect to Trevett, “Ignatius ‘To the Romans’ and 1 Clement 54–56.” 56  Andrew Piper detected this as a typical ‘topic’ of epistolary novels in modern times by applying a distant reading method called topic modeling: “… this topic highlights the extent to which letters and notebooks serve as reflective media on some of the most elementary human categories, such as the distinction between life and death.” (Andrew Piper, Enumerations: Data and Literary Study [Chicago; London: University of Chicago Press, 2018], 78–79, cf. 69). It could be worthwhile to analyze ancient epistolary fiction with distant reading methods like topic modeling to explore thematic “zones of similarities” (ibid. 75) on a broader scale. 57  Waldner, “Letters and Messengers,” 85 (cf. 82) has laid emphasis on this still neglected interconnection of letter and unity: “the theological ideal of unity is realized in the concrete situation involving the exchange of letters and messengers.” 58  Though Brent (“The Ignatian Epistles and the Threefold Ecclesiastical Order”; Ignatius of Antioch and the Second Sophistic; Ignatius of Antioch: A Martyr Bishop) aims at showing the propagation of a specific ecclesiastical order by Ignatius, he (Ignatius of Antioch and the Second Sophistic, 22) has to concede that Ignatius’s concept matches neither the situation at the beginning nor at the end of the second century and explains this with the singular cultural background of Ignatius, who tried to interpret Christian thinking with the political language of the second sophistic (esp. with the concept of ὁμόνοια). Lechner, “Ignatios von Antiochia und die Zweite Sophistik,” 28–55 offers a thorough critique of Brent’s interpretation of Ignatius on the background of the second sophistic. 59 Cf. Elaine H. Pagels, “Gnostic and Orthodox Views of Christ’s Passion: Paradigms for the Christian’s Response to Persecution?,” in The Rediscovery of Gnosticism: Proceedings of the

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The novel on Ignatius combines these different elements: the medium of communication, the topic of martyrdom, and the question of church. The epistolary novel, it seems, is a very appropriate literary genre for addressing these questions.60 As such a novel, the text presents a different persuasive strategy than under the presupposition of authenticity. In the guise of historical fiction, it discloses a new possible self-understanding by offering an ideal combination of bishop and martyr as an example of Christian identity. It is, hence, not the real (and questionable) authority of the letter writer but the persuasiveness of the concept of the depicted hero.61 Therefore, the author does not have to worry too much International Conference on Gnosticism at Yale, New Haven, Connecticut, March 28–31, 1978, Vol 1: The School of Valentius, ed. Bentley Layton, Studies in the History of Religions. Supplement to Numen 41 (Leiden: Brill, 1980), 283; on Ignatius cf. 266–67. Cf. Elaine H. Pagels, Versuchung durch Erkenntnis: die gnostischen Evangelien (Frankfurt a. M.: Insel, 1981), 149–51; Ekkehard Mühlenberg, “The Martyr’s Death and Its Literary Presentation,” Studia patristica 29 (1997): 85–93; Stanley Kent Stowers, Letter Writing in Greco-Roman Antiquity, Library of Early Christianity 5 (Philadelphia: Westminster, 1986), 44–46. On the interconnections between martyrdom and identity see further Barbara Aland, “Märtyrer als christliche Identifikationsfiguren: Stilisierung, Funktion, Wirkung,” in Literarische Konstituierung von Identifikationsfiguren in der Antike, eds. Barbara Aland, Johannes Hahn, and Christian Ronning, Studien und Texte zu Antike und Christentum 16 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2003), 51–70; Daniel Boyarin, Dying for God: Martyrdom and the Making of Christianity and Judaism, Figurae (Stanford: Stanford University Press, 1999); Boudewijn Dehandschutter, “A Community of Martyrs. Religious Identity and the Case of the Martyrs of Lyons and Vienne,” in More than a Memory. The Discourse of Martyrdom and the Construction of Christian Identity in the History of Christianity, ed. Johan Leemans, Annua Nuntia Lovaniensia 51 (Leuven; Paris; Dudley, MA: Peeters, 2005), 3–22; Elaine H. Pagels and Karen L. King, Reading Judas: The Gospel of Judas and the Shaping of Christianity (London: Allen Lane, 2007). 60  Lindemann, “Antwort auf die ‘Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien,’” 193 is wrong in arguing against Hübner: “Es scheint mir ein wesentlicher Einwand gegen Hübners These zu sein, daß auch unter ihren Prämissen die Ignatianen im Grunde einzigartig wären, weil es für das Stilmittel, pseudepigraphische Briefe angehender Märtyrer zu schreiben, keine Parallele gibt.” Such pseudepigraphical letters of soon to be martyrs are the Pastoral Epistles (2 Tim); the letters of Chion (Ep. 15–17); from later times, the letters of John Chrysostom (mimicking Ovid’s Epistulae ex Ponto) seem very likely to make up an epistolary novel on a prospective martyr; cf. Glaser, “Liaisons Dangereuses,” 248–50 on Chion, 252–54 on the Christian reception of the epistolary novel. 61 Neither bishop nor martyr were generally acknowledged authorities, as the discussions in the second/third century show, cf. e. g. Hans von Campenhausen, Kirchliches Amt und geistliche Vollmacht in den ersten drei Jahrhunderten, 2nd ed., Beiträge zur historischen Theologie 14 (Tübingen: Mohr Siebeck, 1963), 82–233; Elaine H. Pagels, “‘The Demiurge and His Archons’: A Gnostic View of the Bishop and Presbyters?,” Harvard Theological Review 69/3–4 (1976): 301– 24; Elaine H. Pagels, “Visions, Appearances, and Apostolic Authority: Gnostic and Orthodox Traditions,” in Gnosis: Festschrift für Hans Jonas, ed. Barbara Aland (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1978), 415–30; Pagels, “Gnostic and Orthodox Views of Christ’s Passion: Paradigms for the Christian’s Response to Persecution?”. David J. DeVore, “Opening the Canon of Martyr Narratives: Pre-Decian Martyrdom Discourse and the Hypomnēmata of Hegesippus,” Journal of Early Christian Studies 27/4 (2019): 579–609 questions the implications the canon of martyr narratives has for understanding the martyrological discourse in the first centuries. On the controversy on episcopal authority in the Ignatian letters cf. Walter Bauer, Rechtgläubigkeit und Ket-

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about historical facts or even about a consistent construction of a historical likely scenario.62 The novel on Ignatius is a monological one, this means that all letters are from the same writer and reveal his perspective only. This is not just a literary device, but is also telling with respect to the concept of identity: Ignatius repeatedly highlights his imitation of Jesus63 and Paul64 as martyrs and at the same time attributes special ecclesiastical authority to both. Christ is the bishop of the bishopless church of Syria,65 Paul as an apostle had special authority in commanding others to do as he liked (cf. Ign. Rom. 4:3). Ignatius thus inscribes charismatic authority in ecclesiastical authority and consequently exhorts constantly the communities he addresses to follow their bishop or the ecclesiastical authorities in general.66 The Christian identity is to be maintained by following the authorities. Comparing this to the dialogical epistolary novel on Socrates and the Socratics, the specific concept of identity emerges: The novel (dating to the second/ third c. ce) deals with the question of identity of the Socratics as well and answers it quite differently from the Ignatian epistles: identity is preserved not by doctrinal homogeneity, instead the diverse αἱρέσεις (Ep. 32:2) remain a Socratic

zerei im ältesten Christentum, ed. Georg Strecker, 2nd ed., Beiträge zur historischen Theologie 10 (Tübingen: Mohr Siebeck, 1964), 71–76. 62 Scholars like Lindemann, “Antwort auf die ‘Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien,’” 192–93 and Schöllgen, “Die Ignatianen als pseudepigraphisches Briefcorpus,” 21 seem to miss the point of historical fiction when they expect pseudepigraphical letters to be more accurate than authentic ones since they assume that this world of make-believe only works as long as it makes believe. Rather than historical accuracy it is the appearance of verisimilitude historical fictions aims at, cf. Saundra Schwartz, “Rome in the Greek Novel? Images and Ideas of Empire in Chariton’s Persia,” Arethusa 36/3 (2003): 376. 63  Beginning with the very first line of the novel, Ign. Eph. inscr., where he calls himself θεόφορος, only to identify later in the inscriptio Christ with God, cf. Schoedel, Ignatius of Antioch, 39. 64  Ign. Eph. 12:2; Ign. Rom. 4:3; cf. Andreas Lindemann, Paulus im ältesten Christentum: Das Bild des Apostels und die Rezeption der paulinischen Theologie in der frühchristlichen Literatur bis Marcion, Beiträge zur historischen Theologie 58 (Tübingen: Mohr Siebeck, 1979), 84–87; Ernst Dassmann, Der Stachel im Fleisch: Paulus in der frühchristlichen Literatur bis Irenäus (Münster: Aschendorff, 1979), 149: “Im Gegensatz zu manchen anderen frühchristlichen Schriften prägt weniger der erfolgreiche Missionar als vielmehr der leidensbereite und sich nach Christus sehnende Apostel das Paulusbild des Antiochener Bischofs.” In the fourth century, the novel on Ignatius was reedited and augmented by an unknown author (the so called ‘long recension’) who stressed the parallels between Ignatius and Paul by using the Pastoral Epistles extensively, cf. Norbert Brox, “Pseudo-Paulus und Pseudo-Ignatius: einige Topoi altchristlicher Pseudepigraphie,” Vigiliae Christianae 30/3 (1976): 181–88. On the mimesis of Paul by Ignatius cf. Theobald, Israel-Vergessenheit in den Pastoralbriefen, 252–53, 289–309. 65 “Remember in your prayer the church in Syria which has God instead of me for its shepherd. Jesus Christ alone will oversee it―and so will your love.” (μόνος αὐτὴν  Ἰησοῦς Χριστὸς ἐπισκοπήσει καὶ ἡ ὑμῶν ἀγάπη, Ign. Rom. 9:1 trans. Schoedel). 66 Cf. Paul Foster, “The Epistles of Ignatius of Antioch (Part 2),” Expository Times 118/1 (2006): 3.

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community as long as the reverence to the teacher and the communication with each other is preserved.67 In the novel on Ignatius, the dialogical process of finding and updating the identity of the group is confined to the supervision of the bishop.

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The Place, Date and Author of the Ignatian Letters An Onomastic Approach Jan N. Bremmer There can be little doubt that the date of the composition of the Ignatian Letters has been one of the most fiercely discussed problems of second-century Christianity in the last few decades. I will not rehearse this debate here, as this has been done various times from different perspectives.1 In fact, the fronts seem to have hardened in this debate in that no new arguments have been produced and no new converts have been made to either side: those who stick to the traditional dating of Ignatius and those who place him in the last decades of the second century, that is, until last year. In a recent book, Markus Vinzent has again taken a close look at the available evidence and, as could be expected from him, he has reached some unusual conclusions, at least, compared with the positions occupied by most contemporary scholars. His analysis takes full account of the three recensions we have, the so-called short, middle and long recension, and makes a plea for the acceptance of the short recension as the original Letters of Ignatius.2 It is his highly stimulating study that has induced me to take up this problem again, albeit from a somewhat different angle. As many scholars today, I assume that Eusebius was wrong in dating Ignatius’ martyrdom to the reign of Trajan and in making him the second bishop of Antioch, the more so as it has been shown that Eusebius constructed a succession of bishops and teachers in the major sees without sufficient evidence.3 Now for the dating of the Ignatian Letters, we can adduce different criteria of which most scholars have limited themselves to the dogmatic and institutional ones. It was the great merit of Robert Joly (1922–2011) to have expanded these criteria by incorporating the citations in and from other authors, especially 4 Maccabees, and 1  See, most recently, Hermut Löhr, “Die Briefe des Ignatius von Antiochien,” in Die Apostolischen Väter, ed. Wilhelm Pratscher (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009), 104–29; Thomas Lechner, “Ignatios von Antiochia und die Zweite Sophistik: Kritische Anmerkungen zu den Thesen von Allen Brent,” in Die Briefe des Ignatios von Antiochia: Motive, Strategien, Kontexte, eds. Thomas J. Bauer and Peter von Möllendorff (Berlin and Boston: de Gruyter, 2018), 19–68. 2  Cf. Markus Vinzent, Writing the History of Early Christianity: from Reception to Retrospection (Cambridge: Cambridge University Press, 2019), 266–464. 3  Cf. James Corke-Webster, Eusebius and Empire: Constructing Church and Rome in the Ecclesiastical History (Cambridge: Cambridge University Press, 2019), 217–26.

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to take a closer look at the vocabulary of the Ignatians.4 Unfortunately, he did not do a completely convincing job. Yet when we look at several important terms from the Ignatians, it becomes immediately clear to which period of time we have to assign them. Let us start with Χριστιανισμός, a term probably coined by Marcion.5 It occurs in the Ignatians (Magn. 10.1, 3; Rom. 3.3; Phld. 6.1) but also in the Martyrdom of Polycarp (10.1), Celsus (Cels. 1.1, 2, 8) and Clement of Alexandria (Strom. 7.1.1.3) before Origen uses it often. That is, in authors who all date to the period of about ad 170–200. The same is true for the expression καθολικὴ ἐκκλησία (Smyrn. 8.2), which subsequently appears in the Martyrdom of Polycarp (Prol., 8, 16, 19), in Clement of Alexandria (Strom. 7.17.106.3 and 107.5) and Hippolytus of Rome (Haer. 9.12.25). Similarly, the adjective ἀποστολικός (Trall. inscr.) is found in Ptolemaeus (Letter to Flora 7), in the Martyrdom of Polycarp (16.2), the Letter of Lyon and Vienne (1.49), Hegesippus (apud Eus. HE 4.8.2), Irenaeus (Haer. 1.1, frr. 2, 7, 35) and Clement (Protr. 1.4.4 and 8.1, 2.12, Strom. 1.1.11.2, etc.). Finally, αἵρεσις in the meaning of heresy (Eph. 6.2, Trall. 6.1) does not occur before 2 Peter (2.1), which also brings us to the later second century.6 In addition, Milton Perry Brown has noted that the Ignatians contain 22 words that are peculiar of the Apologists. Albert Osger Mellink, to whom I owe the counting, thinks this negligible, but in the face of such evidence, to claim that we do not have enough Christian literature is clearly an argument from embarrassment and should not be acceptable. Such an argument might perhaps work when it is only one or two words but not when we have a whole series of words.7 Now, although the arguments that the Ignatians react to the Gnostics and know of Noetus of Smyrna seem convincing to me,8 it must be admitted that these have 4  Cf. Robert Joly, Le dossier d’Ignace d’Antioche, Université libre de Bruxelles, Faculté de philosophie et lettres 69 (Bruxelles: Editions de l’Université de Bruxelles, 1979). 5  Cf. Judith Lieu, Image and Reality: The Jews in the World of the Christians in the Second Century (London; New York: Continuum, 1966), 266; Marcus Vinzent, Tertullian’s Preface to Marcion’s Gospel (Leuven: Peeters, 2016), 344–45. 6  Cf. Jan N. Bremmer, “The Apocalypse of Peter as the First Christian Martyr Text: Its Date, Provenance and Relationship with 2 Peter,” in Second Peter in New Perspective: Radboud Prestige Lectures by Jörg Frey, eds. Matthias den Dulk et al., Biblical Interpretation Series 174 (Leiden: Brill, 2019), 75–98. A late date of 2 Peter was first advocated by Wolfgang Grünstäudl, Petrus Alexandrinus: Studien zum historischen und theologischen Ort des zweiten Petrusbriefes, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 353 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2013). 7  Cf. Milton Perry Brown, The Authentic Writings of Ignatius. A Study of Linguistic Criteria (Durham NC: Duke University Press, 1963) , contra Albert Osger Mellink, Death as Eschaton: A Study of Ignatius of Antioch’s Desire for Death, PhD Diss. (University of Amsterdam, 2000), 33–34. The same argument of too little or perished literature is used by Caroline P. Hammond Bammel, “Ignatian Problems,” Journal of Theological Studies 33 (1982): 62–97, 73–4 and Mark J. Edwards, “Ignatius and the Second Century. An Answer to Reinhard Hübner,” Zeitschrift für Antikes Christentum 2 (1998): 214–26, 217, but see Walter Schmithals, “Zu Ignatius von Antiochien,” Zeitschrift für Antikes Christentum 13 (2009): 181–203, 185: “Seine Begrifflichkeit verweist das Corpus Ignatianum unzweifelhaft in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts.” 8 As they do to Schmithals, Zu Ignatius von Antiochien, 186–87, cf. Reinhard Hübner, Der Paradox Eine (Leiden: Brill, 1999) and “Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe

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not been able to sway the general opinion, although both Andreas Lindemann and Georg Schöllgen honestly admit that they do not feel competent to discuss the arguments concerning Noetus.9 That is why I will take a different direction and take a look at the onomastics of the Letters. As is well-known, names are an important source of information for antiquity, as they are expressive of religious worship, as in the case of the theonyms, such as Athenodorus or Diodorus, but also of values, such as names expressing courage, like Andreas, names expressing admiration of reverence for kings, such as Ptolemaeus, names expressing ethnic origins, such as Lacedaemonius, names pointing to Roman dynasties, such as Aurelius, and so on.10 And just as names were often local or regional in our own world before the present globalisation, this was also the case for the Greeks and Romans. It therefore can pay to look at the names in an œuvre to see if they will help us to locate an author whose origin is disputed or plainly unknown. I have applied this procedure to the Acts of Paul, where I could establish that the names suggest the south-western corner of Asia Minor, although without being able to locate the Acts in a specific town.11 In my contribution here, I want to apply the same approach to the Letters of Ignatius. So, my main question is: what do they say, if any, about the author, the place of composition of the Letters and the period in which they were written. Such an approach is less arbitrary, I suggest, than arguing that an institutional detail is rather early or later, as, given the intelligence of scholars, there are always reasons to find why we have to deal with exceptions or typically local developments. Now such an approach is not wholly new. Of the older commentators, the erudite Joseph Barber Lightfoot (1828–1889) paid attention to the names in the des Ignatius von Antiochien,” Zeitschrift für Antikes Christentum 1 (1997): 42–70, reprinted with Addenda et Corrigenda in idem, Kirche und Dogma im Werden (Tübingen: Mohr Siebeck, 2018), 63–92; Thomas Lechner, Ignatius adversus Valentinianos? (Leiden: Brill, 1999).  9  See the detailed critical discussion of Hübner and Lechner by Andreas Lindemann, “Antwort auf die ‘Thesen zur Echtheit und Datierung der sieben Briefe des Ignatius von Antiochien”,’ Zeitschrift für Antikes Christentum 1 (1997): 185–94; Georg Schöllgen, “Die Ignatianen als pseudepigraphisches Briefcorpus. Anmerkungen zu den Thesen von Reinhard M. Hübner,” Zeitschrift für Antikes Christentum 2 (1998): 16–25; Edwards, “Ignatius and the Second Century;” Hermann Josef Vogt, “Bemerkungen zur Echtheit der Ignatiusbriefe,” Zeitschrift für Antikes Christentum 3 (1999): 50–63; Mellink, Death as Eschaton, 17–22, 41–43. 10  For the history of the study of Greek names, see the introduction by the editors in Greek Personal Names: Their Value as Evidence, eds. Simon Hornblower and Elaine Matthews (London: Oxford University Press, 2000), 1–14, as well as Robert Parker, “The Lexicon of Greek Personal Names: a Brief History,” in A Lexicon of Greek Personal Names V. C, eds. Jean-Sébastian Balzat et al. (Oxford, 2018), xxxi–xxxv. For Roman onomastics, see especially Heikki Solin, “Zur Tragfähigkeit der Onomastik in der Prosopographie,” in Prosopographie und Sozialgeschichte. Studien zu Methodik und Erkenntnismöglichkeit der kaiserzeitlichen Prosopographie, ed. Werner Eck (Cologne: Böhlau, 1993), 1–33. 11  Cf. Jan N. Bremmer, “The Onomastics and Provenance of the Acts of Paul,” in Philologie, herméneutique et histoire des textes entre orient et occident. Mélanges en hommage à Sever J. Voic, eds. Francesca Prometea Barone et al., Instrumenta Patristica et Mediaevalia 73 (Turnhout: Brepols, 2017), 527–47.

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Letters and noted possible parallels with inscriptions, but the best analysis is undoubtedly still to be found in the learned 1920 commentary of Walter Bauer (1877–1960) on his German translation of the Ignatians and the Letter of Polycarp, in which he could profit from the progress in epigraphy and papyrology since the time of Lightfoot.12 However, after 1920 we have had many new excavations and discoveries, new editions of inscriptions and, above all the Lexicon of Greek Personal Names (LGPN), of which the three most recent volumes cover the whole of Asia Minor. These studies as well as its very well-designed website enormously facilitate research into the origin and frequency of personal names and offer possibilities for onomastic investigations undreamt of in the time of Lightfoot and Bauer.13 In this manner, we can stand as dwarfs on the shoulders of the towering scholars of the past and thus see a bit further. After Bauer, nobody seems to have taken an onomastic interest in Ignatius, not even the scholars who fiercely debated his authenticity at the turn of the twenty-first century. It is only Ulrich Huttner, the ancient historian of Siegen, who recently took up this approach again, if, unfortunately, in an epigraphic Festschrift that did not attract the attention of patristic and New Testament scholars. Huttner looked at areas in which the names in the Letter to the Magnesians (2) occurred.14 I will come back to these shortly, but will first note that Huttner’s approach has been taken up by Markus Vinzent in his just mentioned book. Vinzent gives us a very useful survey of the names in all the three traditionally recognised recensions and also offers some observations about these names.15 Yet his analysis is neither complete nor in all respects satisfactory, as he has clearly consulted only the online version of the Lexicon of Greek Personal Names without taking into account that this fantastic work does not contain the Greek names of the Levant and Egypt nor the Greek names in the Roman world nor includes the most recent publication in the series of printed volumes of the Lexicon. Vinzent, though, does lay the foundation on which I will build. A proper analysis should discuss all the names in the three recensions, but I will leave out the long recension which is to be dated considerably later and would require a separate discussion. I will start with the short recension, which, as is well known, was discovered by William Cureton (1808–1864) in Syriac manuscripts and contains the Letters to Polycarp, the Ephesians and the Ro12  Cf. Joseph Barber Lightfoot, 2nd ed. The Apostolic Fathers II.1–3 (London: Macmillan, 1889) 2.1–360; Walter Bauer, Die Briefe des Ignatius von Antiochia und der Polykarpbrief (Tübingen: Mohr Siebeck, 1920). 13  A Lexicon of Greek Personal Names, eds. P. M. Fraser et al., 8 vol. (1987–2018); http://claslgpn2.classics.ox.ac.uk/cgi-bin/lgpn_search.cgi. When I call a name popular or rare, it will be based on this website. 14  Cf. Ulrich Huttner, “Der Name Zotion und die Authentizität der Ignatiusbriefe,” in Vir Doctus Anatolicus. Studies in Memory of Sencer Şahin, eds. Burak Takmer et al. (Istanbul Kabalci Yayinevi 2015), 500–506. 15  Cf. Vinzent, Writing the History of Early Christianity, 393–402.

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mans.16 Although Lightfoot first accepted that these Letters were the original ones, he later changed his views, mainly under the influence of Theodor Zahn (1838–1933), and the latter’s erudition and the premature death of Cureton made this view prevail until virtually today. Yet by a careful analysis of the vocabulary and the views contained in these Letters, Vinzent has made a persuasive case that they are the oldest collection, although already perhaps somewhat edited, but we will leave that problem here for what it is and now begin our survey of the names (§ 1–2), after which we will look at the social profile of the author (§ 3) and conclude with the place and date of the composition of the Ignatians (§ 4).

1. Names in the Short Recension The short recension contains only four proper names: the Letter to Polycarp mentions Ignatius, Theophoros and Polykarpos, and the one to the Ephesians Onesimos. From these names, Polykarpos and Onesimos are fairly common and widespread in the Greek world, but whereas Polykarpos gives only 60 hits in the LGPN, there are really hundreds of examples of the name Onesimos, both in Greek and Latin inscriptions and papyri. Vinzent calls it a “still obscure” name, but this is evidently mistaken. It is somewhat different with Ignatius, which Vinzent calls “a most obscure and rare name.”17 This is not really true either. Admittedly, the name does not occur in Greek inscriptions of the Greek mainland and Asia Minor, but in the spelling Egnatius the name occurs in a couple of hundred Latin inscriptions spread over Africa, Germania, Italy, Syria and Egypt, and in the spelling Ignatios there are dozens of examples of the name in Egyptian papyri.18 In general, it can be said that the spelling Egnatius is the older one, whereas Ignatius is the later development which, consequently, we find much more often in Greek sources. Yet in a few papyri of the second century, we can still see that the bearer of the name Egnatius has a full Roman name.19 However, none of the Latin and Greek inscriptions with the name Ignatio/us seems to predate 5 bc.20 Apparently, then, Ignatius derived from a Roman background, 16  For Cureton, see Stanley Lane-Poole, revised by Sinéad C. Agnew, “Cureton, William,” Oxford Dictionary of National Biography 14: 713–14; see also Dan Batovici, “Four New Syriac Witnesses to the Middle Recension of the Ignatian Corpus,” in Caught in Translation: Studies on Versions of Late Antique Christian Literature, eds. Madalina Toca and Dan Batovici, Texts and Studies in Eastern Christianity 17 (Leiden: Brill, 2020), 122–37. 17  Vinzent, Writing the History, 398. 18  See http://papyri.info/search. 19 P. Hamb. 1.73: Λούκιος  Ἐγ νάτι[ο]ς Λό[νγος] (100–200 ad); P. Soter 19: Λο[υ]κ̣[ ίο]υ  Ἐγνα­ τίου Κρίσ̣π̣ου (128/9 ad). 20  Cf. Heikki Solin (per email 16–5–2019): “In Latin there was a Lautgesetz, according to which e before a guttural nasal becomes i: for example, dignus < *dek-nos or signum < *sec-nom (see e. g. Leumann, Lat. Laut‑ und Formenlehre 45). The Clauss-Slaby database (http://db.edcs. eu/epigr/epi.php?s_sprache=en) has some 15 examples of the spelling Ignat-, and they are all rel-

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maybe from an Italic merchant family or a freedman of a Roman notable. As we will see, his language supports this conclusion (§ 3). It is different with Ignatius’ second name, which is mentioned at the beginning of all the letters in all the various recensions:  Ἰγνάτιος ὁ καὶ Θεοφόρος. Vinzent is not quite clear about the status of this name as he calls it both an ‘epithet’ and a ‘cognomen’, which is not the same thing,21 but the formula ὁ καί is well known from papyri and inscriptions. Such double names were very normal and the use of ὁ καί for double names is attested throughout the entire Byzantine and Arabian periods, right until the end of the use of Greek in Egypt in the eighth century. Outside Egypt, there are some attestations up until the sixth century, but it is more difficult to trace any evolutions in this case, since late epigraphical material is rarely dated.22 Given the decreasing popularity of this custom outside Egypt, it is hard to see why the double name should have been added at the beginning of the sixth century as argued by Vinzent.23 Moreover, at that time the three recensions already existed, in the cases of the short and middle recensions even several centuries. It would be difficult to understand why the name in that case would be immediately accepted in all three recensions and not be absent from some manuscripts. On the other hand, Theophoros is an odd name. The Greek word θεοφόρος is very rare and seems to occur before Ignatius only in Aeschylus (Ag. 1150, F 225 Radt) and the philosopher Clearchus (F 86 Wehrli), where it means ‘god carrying’. In inscriptions, it occurs in a second-century bc dedication from Samos to the local Mater Epikrateia by a certain Dionysodorus ὁ θεοφόρος (IG XII 6, 2.595) and in the famous Torre Nova inscription in honour of the priestess Agrippinilla (ca. ad 160–165), where it is the title of two of the Dionysiac mystai, whose function apparently was to carry the statue of the god.24 ‘God carrying’ will also be its meaning here, as Lightfoot (ad prologue Eph.) convincingly argued, although overlooking the earlier passages. The problem, however, is that Theophoros as a proper name is non-existent in the Greek and Roman world. We atively late, whereas Egnatius shows in Clauss-Slaby circa 650 instances. No one has noticed the relationship, but it seems clear to me Ignatius is a later variant of Egnatius. As personal names are more reluctant than appellatives to undergo phonological changes, Egnatius remained for the classical period the main form of the gentilicium, and only in the Imperial period, from the second century onwards, Ignatius gained a footing. Perhaps the old Lautgesetz cn > gn remained in anthroponymy in some way in force in the Imperial period.” I am most grateful to Heikki Solin for this clarification. It is not quite true, though, that nobody had seen the relationship between Egnatius and Ignatius. Bauer, Die Briefe des Ignatius, 189 notices it, with good examples from inscriptions and literature, but wrongly notes that the name Ignatius was “ziemlich selten.” 21  Cf. Vinzent, Writing the History, 301 (epithet), 395 (cognomen). 22 I thank Yanne Broux for this information (email 10–5–2019). 23  Cf. Vinzent, Writing the History, 302. 24  Cf. Anne-Françoise Jaccottet, Choisir Dionysos, 2 vols (Kilchberg: Akanthus, 2003), 2.303 (no. 188 A 18); see also Albert Henrichs, Greek Myth and Religion (Berlin; Boston: de Gruyter, 2019) 243–45.

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must assume that Ignatius himself has made the adjective into a name, surely in the metaphorical meaning, as Lightfoot has shown. The onomastic analysis of the short recension thus informs us only about the possible social status of Ignatius but does not help us with locating these letters, as there is no connection between Ignatius and Egypt, where the name was popular, as we just saw. None of these few names helps us with the date either, so we turn now to the middle recension.

2. The Middle Recension In the middle recension we have a multitude of names, at least compared to the short one. Let us start with the Letter to the Ephesians. Here we subsequently find Bourros, Krokos, Onesimos, Euplous and Fronton (2). The name Bourros is extremely rare in the Greek world, but occurs several times in Roman inscriptions; of course, its most famous carrier was Sextus Africanus Burrus, the advisor of Nero who was forced to commit suicide in ad 62.25 Our Bourros clearly has a Roman name and probably is a freedman. Krokos is a not unusual name, which, however, is absent from Western Asia Minor, except for a second-century bc Smyrnaean (I.Smyrna 133); in Latin inscriptions it especially occurs in Pompeii (CIL IV.6647, 6667, 10.826). Onesimos we have already discussed. Euplous is reasonably common, and also occurs in Ephesus (I.Ephesos 909). Fronton is a fairly popular name in Asia Minor, but mostly in the south west and Cilicia; the name occurs twice in Ephesian inscriptions (I.Ephesos 20 A II, 20, 1687). The lack of family names, then, suggests several freedmen in the Ephesian congregation. The Letter to the Magnesians also contains several names: Damas, Bassos, Apollonios, Zotion (2) and Polykarpos (15). Contrary to the Ephesian names, these are all Greek, although Bassos may derive from a Semitic word for ‘cat’.26 From these names, Damas and Apollonios are widespread in the Aegean, the former occurring twice also in Magnesia itself (I.Magnesia 287, 321) and the latter there even numerous times. Yet the most interesting name is Zotion. Contrary to the other names, this one is strictly limited to the west coast of Asia Minor in the area from Smyrna down to Ephesus with a concentration in Priene. By all accounts, this name shows that the author of the Ignatians was well at home in the area from Smyrna to Ephesus. This is a very important indication for the geographical profile of the author, as Huttner rightly argues, even if it does not prove 25 Greek: IG II2 4062.5, 10978. Roman: AE 1984, 0283 (Samnium); CIL I2.3253 (Samnium, first century bc); CIL XIII.8284.(Germany, first century ad); AE 1971.272.(Belgium); CIL III.5418 (Noricum, first century ad); CIL VI.1979 (Rome, ca. 180 ad); CIL IV.10582 (Herculaneum, pre-79 ad); CIL V. 5216 (Como, second century ad). 26  Cf. Heikki Solin, Analecta Epigraphica 1970–1997 (Rome, 1998), 249.

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anything about the authenticity of the Letters, as he claims, as a later author from the region could also have introduced the name.27 The Letter to the Trallians gives us only Polybios, their bishop. The name is fairly common and is also found in Smyrna (I.Smyrna 219, 472, 701) and Ephesus (I.Ephesos 20B, 1687, 2302 B; SEG 45.1588 A), although not in Tralles itself. The Letter to the Romans only gives us Krokos (10), which we just discussed. In addition to the now familiar Bourros (11), the Letter to the Philadelphians has two very common names: Philon (11) and Gaius Agathopous (11). Strangely, all modern editions print the emendation R(h)aius, a non-existing name in Greek, whereas the long recension, the Coptic and Latin translations, and a fifth-century papyrus of a fragment of the Letter to the Smyrnaeans have the undoubtedly correct Gaiu(o)s Agathopous. The explanation must be the authority of Lightfoot, even though he (ad loc.) had realised that there is no Greek name Rheos or Rhaios. For the combination, we can compare Gellius Agathopus (AE 1976, 0124), Cornelius Acatobus (AE 1982, 0419), Serenus Agathopous (P. Yale 3.13), etc. As a name, Agathopous is often characteristic of slaves or freedmen. In addition to the familiar Bourros (12), Philon (10, 12) and Gaius Agathopous (10), the Letter to the Smyrnaeans mentions Daphnos, Euteknos, Gavia and Alke (13). The first name is nothing special, but is especially popular in Athens and Ephesus (both seven times). Euteknos is unknown as name in the Greek or Roman world. There is an author with the name Euteknios, and we should perhaps emend the name in our manuscript into the one of this obscure sophist, who seems to date from the third to the fifth century,28 as we also find the name Euteknia (TAM II.3.1018, III.1.489) in Asia Minor in the third century. Although the recent editions of William R. Schoedel, Bart D. Ehrman,29 and Michael Holmes all print Ταουΐα of the middle recension and Latin translation, which is a non-existing Greek or Roman name, Lightfoot rightly printed Γαουΐα (13), as attested in the long recension and Armenian translation. Gavia is once again a Roman name and, undoubtedly, was a wealthy woman or widow – at least, according to our text. Although the name is widespread in the Western part of the Mediterranean, it is very rare in Asia Minor and only attested in Cilician Anazarbos (I. Anazarbos 279–80, 302). However, for us the name Gavia is very interesting as two early second-century honorary inscriptions, ca. 112–114 and after 123/124, show that the brothers (or cousins) M. Gavius Bassus (I.Ephesos 680) and P. Gavius Balbus (I.Ephesos 3048), both members of the equestrian

 Cf. Huttner, ‘Der Name Zotion’; add to his evidence: CIL 10.1882 (‘L(ucio) Lollio Zotioni’).  Cf. Mario Geymonat, Eutecnii paraphrasis in Nicandri alexipharmaca, Testi e documenti per lo studio dell’antichità 57 (Milan: Cisalpino-Goliardica, 1976), 25–58; Manolis Papathomopoulos, Ἀνωνύμου παράφρασις εἰς τὰ  Ὀππιανοῦ Ἁλιευτικά (Joannina, 1976) 1–29. 29  For Ehrman’s edition of the Letters, see Brandon Cline and Trevor Thompson, “Ignatius Redux: Bart Ehrman on Ignatius and His Letters,” Journal of Religion 86 (2006): 442–54. 27

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Gavius family, had a private home in Ephesus, perhaps already in the later first century ad.30 The name Alke is fairly rare, but not wholly uncommon in imperial times, both in the Greek and Latin world. In second-century Asia Minor the name occurs once in Kolophon, a town between Smyrna and Ephesus,31 in Lydian Julia Gordos, and twice in Smyrna itself: once in an inscription of the first or second century as a daughter of Timocrates (I. Smyrna 195), but of course also as the sister of Herodes in the Martyrdom of Polycarp (17.2). Lightfoot (ad loc.) supposed her to be the same person, albeit forty to fifty years older than when Ignatius first met her under Trajan. This seems very unlikely, yet the similarity of names is too good to be true. Now both Dehandschutter and Zwierlein have noted textual similarities between the Ignatians and the Martyrdom, but neither adduced the mention of Alke in this respect.32 Admittedly, like von Campenhausen and others before him, Zwierlein even proposed to delete the whole passage of 17.2–3 in which Alke is mentioned because it is absent from his favourite Armenian translation. However, the Greek text mentions a quarrel with the Jews, who are introduced as wanting to prevent the Christians to take away the body of Polycarp. In the Armenian translation, this quarrel is not mentioned, but the text proceeds with an unexplained contentiousness of the Jews.33 In other words, the translation has clearly omitted the original passage with Alke, probably as not of interest to its contemporary readers, just as it omitted to mention the church of Philomelium at the beginning of the Martyrdom.34 However, Alke is adduced by Joly in what is still the most detailed comparison of the Ignatians with the Mar30  Cf. Werner Eck, “Überlieferung und historische Realität: ein Grundproblem prosopographischer Forschung,” in Prosopographie und Sozialgeschichte. Studien zu Methodik und Erkenntnismöglichkeit der kaiserzeitlichen Prosopographie, ed. idem (Cologne: Böhlau, 1993), 365–96, 368–77 and “M. Gavius Crispus Numisius Iunior als Prokonsul von Lycia-Pamphylia in einer Inschrift aus Perge,” Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 131 (2000): 251–57; for the family, note also Werner Eck, “Gavius Maximus und Marius Perpetuus in einer Inschrift aus Firmum Picenum,” Picus 8 (1988 [1992]): 157–62. I am most grateful to Werner Eck for advice regarding this family (email 14–5–2019). 31  Cf. Jean-Louis Ferrary, Mémoriaux de délégations du sanctuaire oraculaire de Claros, d’après la documentation conservée dans le Fonds Louis Robert, Mémoires de l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres 49 (Paris: de Boccard, 2014), no. 75–9. 32  Cf. Boudewijn Dehandschutter, Polycarpiana: Studies on Martyrdom and Persecution in Early Christianity: Collectes Essays, Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium 205 (Leuven: Leuven University Press, 2007), 150, persuasively compares Mart. Pol. 22.1 with Ign. Eph. 12.2 and Pol. 8.3; Otto Zwierlein, Die Urfassungen der Martyria Polycarpi et Pionii und das Corpus Polycarpianum, 2 vol., Untersuchungen zur Antiken Literatur und Geschichte 116 (Berlin; Boston: de Gruyter, 2014) 2.380–82. 33  Cf. Zwierlein, Urfassungen, 1.65 (German translation by D. Kölligan of the Armenian version). 34  The abbreviating character of the Armenian translation is also noted by Erwin Preuschen, Eusebius Kirchengeschichte Buch VI und VII aus dem armenischen übersetzt (Leipzig: Hinrichs, 1902), XV.

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tyrdom.35 And surely rightly so. Naturally, the borrowing could have been either way, and we will return to that problem shortly. We conclude our survey with the Letter to Polycarp, in which we find as new names Attalos and the wife of Epitropos. Not surprisingly, given the rule of the Attalid dynasty, the first name was extremely popular in Asia Minor. Epitropos, on the other hand, is rare but can be found slightly more often than Vinzent suggests.36 The name is found twice for Athenians in classical and Hellenistic times (IG II2 1156; Agora XV 72.43), but afterwards only in Roman times in the Roman world, especially Rome itself (CIL VI.1058, XII.4885).37 Once again, it seems that we have to do with the milieu of the freedmen or, perhaps, businessmen.

3. The Profile of the Author of the Ignatians Having looked at the names, what conclusions can we draw? The author suggests intimate contacts of Ignatius with the Roman and Greek upper-classes of western Asia Minor, witness the names of Gavia and Alke. Interestingly, these Christians are women, which conforms to the fact that males from the highest classes only slowly converted to Christianity, whereas women did this much earlier.38 Now if we accept the early date, we should also accept that already at the beginning of the second century one female member of the equestrian family of the Gavii had moved to Smyrna, about which our rich epigraphic evidence makes no mention, but also had become Christian and was well acquainted with a passing criminal on transport to Rome. This seems all very hard to believe. It is much more likely that the author of the Ignatian Letters took the name of a famous family from Ephesus, with which city he seems to be well acquainted, just as the author of the Acts of Paul incorporated contemporary names of upper-class women, such as Tryphaena, Falconilla, Procla and Phrontina, into his work.39 The other name, Alke, is just as revealing. We cannot fail to notice that she receives special attention in the Letters as she is mentioned twice, even as the very last name of all the Letters at the very end of the Letter to Polycarp: there  Cf. Joly, Le dossier, 116–20, 119.  Cf. Vinzent, Writing the History, 398. 37  See also Heikki Solin, Die griechischen Personennamen in Rom, 3 vol. (Berlin; New York: de Gruyter, 2002), 2.1089 and ‘Episcopus und Verwandtes. Lexikographisches und Namenkundliches aus der christlichen Frühzeit Roms’, Philologus 150 (2006): 232–50, 232–33. 38 Males: Alexander Weiss, Soziale Elite und Christentum. Untersuchungen zu ordo-Angehörigen unter den frühen Christen, Millennium Studien 52 (Berlin; Boston: de Gruyter, 2015); Emiliano Rubens Urciuoli, Servire due padroni (Brescia: Morcelliana, 2018), 329–36 (with a helpful chart of Christians from the highest classes); add Mehmet Alkan and Johannes Nollé, “Heliodoros or the Fate of a Christian Councilman of Perinthos during the Great Persecution,” Gephyra 14 (2017): 117–32. Women: Jan N. Bremmer, Maidens, Magic and Martyrs in Early Christianity (Tübingen: Mohr Siebeck, 2017), 33–41. 39  Cf. Bremmer, “Onomastics and Provenance of the Acts of Paul.” 35 36

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can be no doubt that the reader should take notice and remember her. Now according to the Martyrdom of Polycarp (17.2), Alke was the aunt of Herodes and the sister of Nicetes, Herodes’ father. She obviously came from an upper-class, pagan Smyrnaean family.40 Given that Herodes occupied the position of eirenarchos, Alke cannot have been that young at that time. If we take it, conservatively, that Polycarp was executed around ad 157,41 Alke should have been not much older than 30 years around ad 115, if we follow the traditional date. At that time, then, she would already have been a Christian convert and a clearly intimate acquaintance of Ignatius, who twice mentions her with ‘the name dear to me’. That is not very probable, I suggest. It is thus much more likely that the author of the Ignatians took her name from the Martyrdom to authenticate his Letters than the reverse position. Rather intriguing is the fact that the author mentions several Roman names, which clearly suggest a milieu of Roman freedmen – Burrus, Fronto, Gaius Agathopus – and a wealthy Roman lady, Gavia. Taken together, these names suggest that the author came from a Roman milieu or was used to mix with Romans. This idea is supported by a series of unique Latin words in his text, which are unparalleled in contemporary Greek literature: ἐξεμπλάριον (Eph. 2.1, Trall. 3.2, Smyrn. 12.1), δεσέρτωρ, δεπόσιτα and ἄκκεπτα (Pol. 6.2). The latter three are derived from the military language and may well have served to stress or to authenticate his prisonhood,42 but this does not explain ἐξεμπλάριον, the highly unusual dating via the Roman calendar in this Greek text (Rom. 10.2) or the two phrases that strongly look like calques on Latin words.43 It is this Roman connection which may well explain the interest of the author in Rome, an interest 40  The names of her male relatives were probably derived from the famous sophist Herodes Atticus and the local Neronian sophist Nicetes, as suggested by Walter Ameling, “Smyrna von der Offenbarung bis zum Martyrium des Pionios – Marktplatz oder Kampplatz der Religionen?,” in Juden–Christen–Heiden?, eds. Stefan Alkier and Hartmut Leppin, Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 400 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2018), 391–432, 418 note 157. Nicetes was the name of a Smyrnaean sophist (Philostratus, VS 1.19), but a connection with the Nicetes of the Martyrdom cannot be proved, although not be excluded either, cf. G. Petzl on I.Smyrna 697.22. 41  For the much debated date, see, most recently, Jan den Boeft and Jan N. Bremmer, “Notiunculae martyrologicae V,” Vigiliae Christianae 49 (1995): 146–64, 146–51; Dehandschutter, Polycarpiana, 56–60; Timothy D. Barnes, Early Christian Hagiography and Early Roman History (Tübingen: Mohr Siebeck, 2010), 368–73; Zwierlein, Urfassungen, 2.30–36. 42  Cf. Bauer and Schoedel ad loc. 43  Cf. Benedikt Eckhardt and Clemens Leonhard, Juden, Christen und Vereine im Römischen Reich, Religionsgeschichtliche Versuche und Vorarbeiten 75 (Berlin; Boston: de Gruyter, 2018), 182 note 78 (by Eckhardt): “In Magnesier 4 spricht Ignatius denjenigen, die ohne Zustimmung ihres Bischofs agieren, die Legitimität mit dem Hinweis ab, dass sie “nicht in gültiger Weise gemäß dem Gebot zusammenkommen” (διὰ τὸ μὴ βεβαίως κατ’ ἐντολὴν συναθροίζεσθαι); hier könnte die Frage des legitimen bzw. nichtlegitimen coire bzw. convenire mitschwingen. In Ign. Smyrn. 11,2 berichtet Ignatius den Smyrnäern von seiner eigenen Gemeinde in Syrien, die ihre Größe wiedergefunden habe, “und ihr eigener Körper ist ihnen wiederhergestellt worden” (καὶ ἀπεκατεστάθη αὐτοῖς τὸ ἴδιον σωματεῖον). “Auch wenn es hier um die spirituelle Konnotation

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that has been noted several times and even suggested to some scholars that the Ignatians were written in Rome or focussed on Rome.44 It is unlikely, though, that a Roman author would know a typically local name like Zotion or give so much attention to Smyrna. There certainly is a Roman aspect to the Letters, but lack of further evidence prevents us to know its precise nature.

4. The Place and Date of the Ignatians What can we conclude from our survey for the location of the author of the Ignatians? When we look at our survey of the names, we notice that various names are also attested in Smyrna and Ephesus, but only a few names really stand out: Zotion, Gavia and Alke. Apparently, our author was well acquainted with names typical of the region in Asia Minor stretching from Smyrna to Ephesus.45 His focus on Smyrna, culminating in addressing his last letter to Polycarp, also suggests that he came from Smyrna, but the name Gavia shows that he was also well acquainted with Ephesus, the closest big city with a Christian congregation, the size of which, though, is hard to determine.46 That is as far as we can go on the basis of our onomastic approach. As regards the time of composition, we have seen that the names and social status of Gavia and Alke are easier to understand in the later second century when Christianity was making much more progress than at the very beginning of the second century.47 This brings us to the complicated question of the dating of the Ignatians. Before we take a closer look, let us start with two general questions. First, how believable is it that the Roman government would invest in a group of ten soldiers to let a petty criminal, who could hardly have been bishop of more than a couple of hundred people around ad 100, to march him overland to Rome instead of putting him in a ship? What parallels do we have for such gehen dürfte, die der σῶμα-Begriff bereits bei Paulus hat, liegt doch der Gedanke an das corpus habere des Vereinsrechts nicht fern.” 44  See, most recently, Schmithals, “Zu Ignatius von Antiochien,” 195–201; Ferdinand R. Prostmeier, “Cui bono?,” in Die Briefe des Ignatios von Antiochia: Motive, Strategien, Kontexte, eds. Thomas J. Bauer and Peter von Möllendorff (Berlin and Boston: de Gruyter, 2018), 169–200. 45  Note that Hübner, Der Paradox Eine, 203, along a completely different route, also concludes that the author lived “im Raume Smyrna – Ephesus.” With fewer arguments, Joly, Le dossier, 46 also concludes to “un faussaire smyrniote,” which is accepted by Zwierlein, Urfassungen, 2.337. 46 Cf. Tobias Georges, “Die ephesischen Christen in nachneutestamentlicher Zeit: Erwägungen zur christentumsgeschichtlichen Bedeutung der Stadt Ephesus und ihrer Darstellung bei Euseb von Cäsarea,” in Ephesos. Die antike Metropole im Spannungsfeld von Religion und Bildung, ed. idem, Civitatum Orbis Mediterranei Studia 2 (Tübingen: Mohr Siebeck, 2017), 321–36. 47  For the rise of Christianity, see, most recently, Jan N. Bremmer, The Rise of Christianity through the Eyes of Gibbon, Harnack and Rodney Stark, 2nd ed. (Groningen: Barkhuis, 2010); Benjamin Schliesser, “Vom Jordan an den Tiber. Wie die Jesusbewegung in den Städten des Römischen Reichs ankam,” Zeitschrift für Theologie und Kirche 116 (2019): 1–45.

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a treatment? The answer can be fairly simple: none!48 Second, which criminal would be given scope for endless visits, even of wealthy women? Again, it will be hard to find any parallels for such treatments. A common sense approach, then, should make us sceptical to believe Ignatius’ Selbstdarstellung, if it is one. Such general considerations do not, of course, help us to date either the short or middle recension. As I cannot redo all the various discussions, I will limit myself to a brief enumeration of what I consider the most important arguments. I will take Markus Vinzent’s discussion of the dates in which we find references to the Ignatians as my point of departure, but I will not follow him slavishly and sometimes add to or vary his argument. The oldest references to be considered are the relationships of the Ignatians with Hermas and 4 Maccabees. At least since Theodor Zahn, scholars have noted similarities between Hermas and the Ignatians,49 with the stress on repentance suggesting Hermas as the giving side. However, Hermas’ date is debated and could, conceivably, fall within Trajan’s rule, although most scholars nowadays will put him in the second quarter of the second century.50 A similar case is the relationship with 4 Maccabees. There can be little doubt that the Ignatians are the taking side, given their usage of the rare noun ἀντίψυχον.51 Like the Ignatians, the time and place of 4 Maccabees are also much debated. For its date, I would like to offer a new argument for a plausible terminus post quem. It is striking to what extent its author is fascinated by tortures, which he describes in great detail and with a highly varied vocabulary.52 It is not surprising, therefore, that he uses words which we find virtually limited to medical 48  Admittedly, Theodor Mommsen, Römisches Strafrecht (Leipzig: Duncker & Humblot, 1899), 926 quotes Modestinus, Dig. 48.19.31: ad bestias damnatos favore populi praenes dimittere non debet, sed si eius roboris vel artifieii sint, ut digne populo Romano exhiberi possint, principem consulere debet. Ex provincia autem in provinciam transduei damnatos sine permissu principis non licere divus Severus et Antoninus rescripserunt, but observes that this happened so “dass namhafte oder sonst ausgezeichnete Missethäter zu solcher Schaustellung aus den Provinzen nach der Hauptstadt transportirt wurden.” But from a Roman point of view, Ignatius certainly was not a famous criminal. 49  Cf. Theodor Zahn, Ignatius von Antiochien (Gotha: Friedrich Andreas Perthes, 1873), 618–20; Daniel Völter, Polykarp und Ignatius und die ihnen Zugeschriften Briefe (Leiden: Brill, 1910), 118–20; Joly, Le dossier, 54–7 and “Le milieu complexe du ‘Pasteur d’Hermas’,” in Aufstieg und Niedergang der römischen Welt 2/27.1 (1993): 524–51, 539–40; Zwierlein, Urfassungen, 2.397–405 (not all persuasive). 50  For a date between 120 and 140, see Anton Hilhorst, “Hermas,” Reallexikon für Antike und Christentum 14 (1983): 682–702, 682–83 and Alexander Weiss, Hermas’ ‘Biography’: social upward and downward mobility of an independent freedman, Ancient Society 39 (2009): 185–202, 188–89. 51 Compare 4 Macc. 6.29, 17.22 with Eph. 21.1, Smyrn. 10.2, Pol. 2.3 and 6.1, cf. Joly, Le dossier, 93–98; Dehandschutter, Polycarpiana, 148–49; Otto Zwierlein, Petrus in Rom, 2nd ed. (Berlin; Boston: de Gruyter, 2010), 214–15; Michael Theobald, Israel-Vergessenheit in den Pastoralbriefen, Stuttgarter Bibelstudien 229 (Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2016), 281–83. 52 As noted by Urs Breitenstein, Beobachtungen zu Sprache, Stil und Gedankengut des Vierten Makkabäerbuchs (Basel; Stuttgart: Schwabe, 1978), 181–83.

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authors or do not occur before them. These authors are Aretaeus of Cappadocia, who seems to have worked in the late first century ad,53 Asclepiades Junior (fl. 90 ad),54 Soranus, who practised under Trajan and Hadrian, and Galen (129–ca. 200/216).55 Taken together, the usage of these authors suggests a time for 4 Maccabees somewhere in the beginning of the second century and not earlier. Unfortunately, the dates of Hermas and 4 Maccabees are not certain enough for a decisive judgement, but their usage persuasively points to a date for the Ignatians after the traditional date of execution of Ignatius in about ad 117. We advance somewhat later when looking at an uncommon term in Ignatius himself. Tim Barnes has rightly argued that the term ἀψηλάφητον in Irenaeus’ account of the teachings of Ptolemaeus was taken up and countered by Ignatius in his Letter to Polycarp (3.2).56 It had escaped Timothy Barnes, though, that Hübner had already made the same connection.57 Yet Barnes rightly observes that, except for a passage in Polybius, “neither ψηλαφητός nor ἀψηλάφητος occurs anywhere in extant Greek literature before the second century, when it was used both by Ignatius and Ptolemaeus, the disciple of Valentinian [sic].”58 Unfortunately, the date of Ptolemaeus is not certain, but Christoph Markschies has noted that in the famous Letter to Flora ‘the true systematic interlocutor of Ptolemy was Marcion’.59 This brings us at least to a time after the 140s for the text of the middle recension.

53  Cf. Vivian Nutton, Ancient Medicine, Sciencce of Antiquity, 2nd ed. (London; New York:Routledge, 2013), 210. 54  Cf. Nutton, Ancient Medicine, 268. 55  Compare 4 Maccabees 10.19 with Aretaeus, CD 1.5 (προκεχάλασται); 6.6 with Asclepiades Junior apud Galenus 13.1022 Kühn (ἀπεξαίνετο); 14.6, 16.7 with Sor. Gyn. 1.18, 47 and 2.10 (κυοφορία) and 8.13 with Galen 2.303, 307–09, 312 Kühn, etc. (τροχαντῆρ), as noted by Douglas A. Campbell, The Rhetoric of Righteousness in Romans 3.21–26 (Sheffield: JSOT Press, 1992), 226, who, on this basis, persuasively concludes to a second-century date for 4 Maccabees. Dependence of the Ignatians on 4 Maccabees is also accepted by Hammond Bammel, ‘Ignatian Problems’, 73. I am grateful to Philip van der Eijk for confirming that these are the currently accepted dates for these medical authors (email 22–5–2019). 56 Timothy Barnes, “The Date of Ignatius,” Expository Times 120 (2008): 119–30, 123–25. 57  Cf. Hübner, Der paradox Eine, 162–65. 58  Barnes, “The Date of Ignatius,” 124. 59 Cf. Christoph Markschies, “New Research on Ptolemaeus Gnosticus,” Zeitschrift für Antikes Christentum 4 (2000): 225–54, 237. For the time of Ptolemaeus, it may be not unimportant to note that the expression τῶν περὶ Πτολεμαῖον, ἀπάνθισμα οὖσαν τῆς Οὐαλεντίνου σχολῆς (Haer. 1, pr. 2 = Epiphanius, Pan. 31.9.8) should be translated as ‘Ptolemaeus, the offshoot of the school of Valentinus’, since it is more likely that Ptolemaeus is the offshoot of Valentinus than his followers. For this usage of οἱ περὶ Πτολεμαῖον for Ptolemaeus, see Stefan Radt, “Noch einmal Aischylos, Niobe Fr. 162 N. 2 (278 M),”, Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 38 (1980): 37–58, “Οὶ (αὶ etc.) περὶ + acc.nominis proprii bei Strabon,” Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 71 (1988): 35–40 and “Addendum,” Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 74 (1988): 108, reprinted in Noch einmal zu … Kleine Schriften von Stefan Radt zu seinen 75. Geburtstag, eds. Annette Harder et al. (Leiden: Brill, 2002), 236–46.

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Unfortunately, we do not have a certain date for Polycarp’s Letter to the Philippians.60 This is particularly regrettable, as the Letter (13) mentions letters by Ignatius. Admittedly, the passage is considered an interpolation in several recent studies,61 but this seems hardly necessary. Lechner explains the fact that the passage very much looks like authentically Polycarpian from the fact that “der Interpolator an den betreffenden Stellen Stil und Wortschatz des Polykarp imitiert hat.”62 Yet it is hard to see why the supposed interpolator would have taken this literary trouble at this passage and not at the beginning (1), which Thomas Lechner and others also consider to be interpolated because of its clumsy style.63 When we read the Letter (9), it seems clear that Ignatius has been executed in Philippi together with his fellow martyrs Rufus and Zosimus. The latter two names are fairly common, and Michael Theobald’s suggestion that the author of the Ignatians elaborated the name of a local Philippian martyr called Ignatius is highly unlikely,64 given the fact that outside Egypt the name Ignatius is not otherwise attested in earlier Greek inscriptions and literature (§ 1). Now in Chapter 13 there are two items that have raised a number of questions. First, Polycarp asks for more news “about Ignatius himself and about those who are with him.” Here I would like to compare the beginning of the Martyrdom of Polycarp (Prol.) which mentions that this letter is directed to the church of Philomelium. Now it is absolutely improbable that Smyrna would send on its own accord a letter to this small town, situated hundreds of kilometres away. It must have been that the church of Philomelium had heard about the death of Polycarp and had asked for more detailed information. The request of Polycarp can be seen in a similar manner. Second, Polycarp clearly mentions several letters of Ignatius which he sends along with his own letter. In the latest discussions, there has been no attention to an important material aspect of this passage, namely, that we have here the first mention of a collection of letters of Ignatius together with this letter of Polycarp. The combination of Polycarp and Ignatius must have been old, as in the most valuable manuscripts we find Polycarp’s Letter together with the Greek Ignatians 60  For the Letter, see most recently Boudewijn Dehandschutter, “Der Polykarpbrief,” in Die Apostolischen Väter, ed. Wilhelm Pratscher (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009), 130– 46; Paul Hartog, Polycarp’s Epistle to the Philippians and the Martyrdom of Polycarp (Oxford: Oxford University Press, 2013), 23–141. 61 See most recently: Joly, Le dossier, 17–37; Lechner, Ignatius adversus Valentinianos?, 47–65; Zwierlein, Urfassungen, 2.321–47, who, in Petrus in Rom, 188–93, still argued against the idea of interpolations, which shows that the matter is not crystal clear; Theobald, Israel-Vergessenheit, 317–25. 62  Lechner, Ignatius, 61. 63 Thus, rightly, Schmithals, “Zu Ignatius von Antiochien,”, 194. Note, though, that the passage is not considered clumsy by Peter von Möllendorff, “Sonne über Smyrna. Überlegungen zur Konstruktion von Kirche und Raum in den Briefen des Ignatios von Antiochia,” in Die Briefe des Ignatios von Antiochia: Motive, Strategien, Kontexte, eds. Thomas J. Bauer and idem (Berlin and Boston: de Gruyter, 2018), 153–67, 166 n. 36. 64  Contra Theobald, Israel-Vergessenheit, 323.

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of the long recension, and also the Latin translation of the ‘long’ Ignatians is combined with Polycarp’s Letter.65 Given that Eusebius, Timotheus Aelurus and Severus of Antioch all knew both Polycarp and the Ignatians,66 it seems reasonable to suppose that the combination in the manuscript transmission of the ‘long’ recension, which was composed in the last decades of the fourth century,67 goes back to an older tradition.68 Of course, Polycarp does not inform us about the nature of ‘his’ Ignatians, but it seems clear that, at an early moment, the Ignatians must have been combined with Polycarp’s Letter. When was Polycarp’s Letter written? Here, recent observations about Polycarp’s knowledge of the Pastorals are helpful.69 If we assume with Theobald’s persuasive dating that these were written in the second quarter of the second century, we may date Polycarp’s perhaps somewhat later in this time period, as he also seems to know the Gospel of Matthew.70 As Ignatius had probably been executed recently, we may think of the 140s as a reasonable time. I would conclude from my discussion of Polycarp’s Letter, therefore, that we may think of the existence of a collection of his Letter together with Ignatians from the 140s onwards. However, the Letter gives no indication as to which Ignatians, their number or the nature of their contents. Our next two sources reflect both the short and middle recension: the Martyrdom of Polycarp and Melito of Sardis. Once again, we cannot be certain about the date of one of these. Polycarp was probably executed around 157 (§ 2), but the surviving report of his martyrdom must be later. In the present discussions, too little attention has been paid to its Chapter 19.1, where we read that: “This, then, about the blessed Polycarp, who, with those of Philadelphia was the twelfth that was martyred in Smyrna. Yet he alone is remembered by all men, so that he is even everywhere spoken of by the pagans.” Even if the rhetoric here is hyperbolic, it seems highly unlikely that so soon after the execution of the twelve, all other martyrs, except Polycarp, already could be mentioned as being forgotten. Surely, these words suggest that the text was written at some distance from the actual facts. Given also its theologised contents, I therefore take it that the Mar65  Unfortunately, there does not seem to be a recent study of the textual transmission of the Ignatians and Polycarp’s Letter, but see Lightfoot, The Apostolic Fathers II, 3.316–20; Paul Hartog, Polycarp and the New Testament (Tübingen: Mohr Siebeck, 2002), 67–69; Michael Holmes, The Apostolic Fathers:Greek Texts and English Translation, 3rd ed. (Grand Rapids, MI: Baker Academic, 2007), 277, to be read with the additional evidence offered in his review of Holmes, by T. M. Sailors, Bryn Mawr Classical Review 2009.07.08; Hartog, Polycarp’s Epistle, 27. 66 Cf. Lightfoot, The Apostolic Fathers II, 1.547. 67  Cf. Hanns Christof Brennecke, “Die recensio longior des Corpus Ignatianum,” in Die Briefe des Ignatios von Antiochia: Motive, Strategien, Kontexte, eds. Thomas J. Bauer and Peter von Möllendorff (Berlin and Boston: de Gruyter, 2018), 249–70; Vinzent, Writing the History, 361. 68  Contra Lightfoot, The Apostolic Fathers II, 1.547. 69  Cf. Theobald, Israel-Vergessenheit, 325–28; Jonathon Lookadoo, “Polycarp, Paul and the Letters to Timothy,” Novum Testamentum 59 (2017): 366–83. 70  Cf. Dehandschutter, Polycarpiana, 164–70.

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tyrdom was written somewhat later, perhaps in the later 160s. In any case, Vinzent notes a persuasive parallel between the Martyrdom and the short and middle recension of Ignatius’ Letter to the Romans.71 The parallel had also been noted by Lightfoot as well as Joly,72 but Vinzent observes that the parallel fits the short recension, whereas another parallel fits only the middle recension.73 A quotation from the short recension also occurs in Melito of Sardis, who is generally dated to the 160–170s, although the parallel is perhaps less literal than Vinzent suggests and also fits the middle recension.74 Our last source to discuss is Lucian of Samosata (c. 115/125–after 180).75 Zahn already argued that Lucian knew letters of Ignatius, witness his Peregrinus.76 In addition to several valuable observations on the relationship, Daniel Völter (1855–1942) even went so far as to suggest that Peregrinus was Ignatius,77 but we need not believe that. Now in the nineteenth and sometimes even in the twentyfirst century, it was considered unlikely that Lucian would have read Christian writings,78 but in the last two decades it has been convincingly shown that he actually did. Apparently, Lucian had read or taken a look at at least (one of the) Gospels, the Book of Revelation and the Apocalypse of Peter.79 Given his attention 71 Mart.

Pol. 3: ἑαυτῷ ἐπεσπάσατο τὸ θηρίον προσβιασάμενος compare with Ign. Rom. 5 (short and middle recension): κἂν αὐτὰ [τὰ θηρία] δὲ ἑκοντα μὴ θελήσῃ (v.l. θελῃ), ἐγὼ προσβιάσομαι. I quote the text of the Martyrdom from the editions by Holmes and Dehandschutter and that of the short recension of Ignatius from the translation into Greek from the Syriac by Christian Carl Josias Bunsen, Die drei ächten und die vier unächten Briefe (Hamburg: Verlag der Agentur des Rauhen Hauses, 1847), 1–15. Both Ehrman and Holmes have overlooked that the old Syriac translation supports the reading ἑκοντα against ἄκοντα of Eusebius and the separate Greek textual transmission (GHKTM). 72 Cf. Lightfoot on Ign. Rom. 5; Joly, Le dossier, 117, with a number of other possible parallels. 73  Compare Mart. Pol. 22.1: ὁ μακάριος Πολύκαρπος, οὗ γένοιτο ἐν τῇ βασιλείᾳ  Ἰησοῦ Χριστοῦ πρὸς τὰ ἴχνη εὑρεθῆναι ἡμᾶς with Ign. Eph. 12.2: Παύλου συμμύσται τοῦ ἡγιασμένου, τοῦ μεμαρτυρημένον, ἀξιομακαρίστον, οὗ γένοιτό μοι ὑπὸ τὰ ἴχνη εὑρεθῆναι, ὅταν θεοῦ ἐπιτύχω, ὃς ἐν πάσῃ ἐπιστολῇ μνημονεύει ὑμῶν ἐν Χριστῷ  Ἰησοῦ, already noted by Lightfoot ad loc.; Vinzent, Writing the History, 279. 74  Compare Melito, Frg. 13.14–17, 28–31, in Melito of Sardis, ed. S. Hall (Oxford, 1979), 80–81 with Ign. Pol 3.2 (short recension); Vinzent, Writing the History, 279. 75  For Lucian’s (not unproblematic) dates, see the contribution of Peter von Möllendorff in this volume. 76  Cf. Zahn, Ignatius von Antiochien, 517–28; similarly, Lightfoot, The Apostolic Fathers, 347; Daniel Plooij and J. C. Koopman, Lucianus, De dood van Peregrinus (Utrecht, 1915), 41–42, who explain the similarities from similar circumstances. 77  Cf. Völter, Polykarp und Ignatius, 173–93. Völter’s suggestion was refuted by Kurt von Fritz, “Peregrinus 16,” Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft 19 (1937): 656–63, 662–63. 78 The same prejudice still in Peter Pilhofer et al., Lukian, Der Tod des Peregrinos. Ein Scharlatan auf dem Scheiterhaufen, SAPERE IX (Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2005), 92 note 139; Zwierlein, Petrus in Rom, 194–201, despite him adducing numerous close parallels! 79  Cf. Peter von Möllendorff, Auf der Suche nach der verlorenen Wahrheit. Lukians Wahre Geschichten, Classica Monacensia 21 (Tübingen: Narr, 2000), 427–30 and “Christliche Apokalypsen und ihr mimetisches Potential in der paganen Bildungskultur. Ein Beitrag zu Lukians Wahren Geschichten,” in Die Bibel im Dialog der Schriften. Konzepte intertextueller Bibellektüre, eds.

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to the Christians in his Peregrinus, it is not surprising that he had taken some interest in them, the less so because he was clearly interested in new cults, witness his booklet on Alexander of Abounoteichos.80 It will not be surprising, then, that he had also read the Letters of Ignatius. This is clear when we compare: Ignatius, Pol. 7.2: Πρέπει, Πολύκαρπε θεομακαριστότατε, συμβούλιον ἀγαγεῖν θεοπρεπέστατον καὶ χειροτονῆσαί τινα, ὃν ἀγαπητὸν λίαν ἔχετε καὶ ἄοκνον, ὃς δυνήσεται θεοδρόμος καλεῖσθαι· τοῦτον καταξιῶσαι, ἵνα πορευθεὶς εἰς Συρίαν δοξάσῃ ὑμῶν τὴν ἄοκνον ἀγάπην εἰς δόξαν θεοῦ. Lucian, Peregrinus 41: φασὶ δὲ πάσαις σχεδὸν ταῖς ἐνδόξοις πόλεσιν ἐπιστολὰς διαπέμψαι αὐτόν,81 διαθήκας τινὰς καὶ παραινέσεις καὶ νόμους· καί τινας ἐπὶ τούτῳ πρεσβευτὰς τῶν ἑταίρων ἐχειροτόνησεν ἐχειροτόνησεν, νεκραγγέλους καὶ νερτεροδρόμους προσαγορεύσας προσαγορεύσας.82

Now Otto Zwierlein thought that Ignatius was satirising Lucian,83 but this is highly unlikely.84 Our Ignatius is not a satirist, and it is extremely improbable that he would have used the writings of an apostate. This is even the less likely, since there are clearly a good many other echoes of our Letters in the Peregrinus. To mention two obvious ones from a long list: like Ignatius, Peregrinus is sending letters to all the cities (see above) and in his prison in Antioch he is visited by fellow Christians from the congregations in Asia Minor, in Western Anatolia, precisely the area from which Ignatius receives visitors. Lightfoot had already Stefan Alkier and Richard B. Hays, Neutestamentliche Entwürfe zur Theologie 10 (Tübingen and Basel: Francke, 2005), 179–94; (Apocalypse of Peter and Revelation); Jason König, “The Cynic and Christian Lives of Lucian’s Peregrinus,” in The Limits of Biography, eds. B. McGing and Judith Mossman (Swansea: Classical Press of Wales, 2006), 227–54 (not all parallels convincing); Jan N. Bremmer, “Richard Reitzenstein’s Hellenistische Wundererzählungen,” in Credible, Incredible. The Miraculous in the Ancient Mediterranean, eds. Tobias Nicklas and Janet Spittler (Tübingen: Mohr Siebeck, 2013), 1–19, 5–6 (Gospels); Ilaria Ramelli, “Lucian’s Peregrinus as Holy Man and Charlatan, and the Construction of the Contrast between Holy Men and Charlatans in the Acts of Mari,” in Holy Men/Women and Charlatans in the Ancient Novel, eds. Michael Paschalis and Stelios Panayotakis, Ancient Narrative Supplements 19 (Groningen: Barkhuis, 2015), 105–20, who at 111–12 interestingly compares the question by Zeus in Icaromenippus 24: ‘Εἰπέ μοι, Μένιππε,’ ἔφη, ‘περὶ δὲ ἐμοῦ οἱ ἄνθρωποι τίνα γνώμην ἔχουσι;’ with the question by Jesus in Mark 8:27: Τίνα με λέγουσιν οἱ ἄνθρωποι εἶναι; (see also Matt 16:13–23, Luke 9:18–22). 80  Cf. Jan N. Bremmer, “Lucian on Peregrinus and Alexander of Abonuteichos: A Sceptical View of Two Religious Entrepeneurs,” in Beyond Priesthood: Religious Entrepreneurs and Innovators in the Roman Empire, eds. Richard L. Gordon et al. (Berlin; Boston: de Gruyter, 2017), 47–76. 81  As others before him, William R. Schoedel, Ignatius of Antioch (Philadelphia: Fortress, 1985), 175, notices the parallel with Ign. Rom. 4.1:  Ἐγὼ γράφω πάσαις ταῖς ἐκκλησίαις. 82  Peter von Möllendorff (per email 21–1–2020) compares VH 1.10 αἐροδρομήσαντες and 1.13 ἀνεμοδρόμοι, showing that Lucian liked these compounds, but these examples may well come from a later date than the Peregrinus. 83 Cf. Zwierlein, Petrus in Rom, 194–201 and Urfassungen, 2.405–07. 84  Similarly, Katharina Waldner, “Ignatius’ Reise von Antiochia nach Rom: Zentralität und lokale Vernetzung im christlichen Diskurs des 2. Jahrhunderts,” in Zentralität und Religion, eds. Hubert Cancik et al., Studien und Texte zu Antike und Christentum 39 (Tübingen: Mohr Siebeck 2006), 95–121, 118.

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concluded that Lucian knew the seven Ignatians,85 but if one takes a good look at the list of parallels compiled by a Dutch dissertation at the beginning of last century,86 one can only conclude that Lucian filled his spare knowledge of the Christian period of Peregrinus with material from the seven Ignatians, of which he had clearly read the middle recension. Unfortunately, the time of the Peregrinus is not certain, but probably it is to be dated not that long after the suicide of Peregrinus in 165.87 In any case, it shows that around 170 the collection of the middle recension was known. Now if we accept that Lucian used the middle recension of the Ignatians, it will be less difficult to accept that he also used the Martyrdom of Polycarp to give body to his description of the death of Peregrinus. In an, as far as I can see, mainly overlooked article in recent discussions of the Martyrdom, Jacques Schwartz has noted a list of correspondences between the Peregrinus and our Martyrdom.88 As he shows, Lucian closely modelled his description of Peregrinus’ death on that of Polycarp in the Martyrdom, even following its order, which, by the way, throws doubt on his actual presence at Peregrinus’ suicide. For us, it is also important to note that the close similarities show that Lucian had a copy of the Martyrdom at hand that contained passages Zwierlein wanted to delete from the first edition on the basis of a later Armenian translation,89 which again suggests that the latter was an abridgement of the original, as we noted above (§ 2). Apparently, Lucian had read two Christian texts that had recently appeared on the market. Now, as at the time of Lucian there was available a text of the Martyrdom that was close to the one we have today, there is no reason not to accept that it also contained the name of Alke. After Lucian, Irenaeus quotes Ignatius, although he refers to him only as an anonymous martyr: “I am the wheat of God, and let me be ground by the teeth of the wild beasts, that I may be found the pure bread of Christ”90 (Ign. Rom. 4.5). This quotation fits the short but also the middle recension. Irenaeus’ description of the ‘docetists’,91 however, is reminiscent of two letters of the middle  Cf. Lightfoot, The Apostolic Fathers, 1.287–88.  See the discussion and detailed correspondences in two columns in H. P. Schim van der Loeff, Onderzoek naar de herkomst en de strekking der zeven brieven van Ignatius in de korte recensie, Diss. (Leiden, 1906), 102–16, even though he supposes Lucian to be the giving side; below, Appendix II. 87  Cf. Christopher P. Jones, Culture and Society in Lucian (Cambridge, MA; London: Harvard University Press, 1986), 120 (shortly after); Zwierlein, Petrus in Rom, 194, is less persuasive with a date of ad 180, as Lucian clearly depicts the death of Peregrinus as a very recent event. 88  Cf. Jacques Schwartz, “Note sur le martyre de Polycarpe de Smyrne,” Revue d’histoire et de philosophie religieuses 52 (1972): 331–35, noted, but insufficiently used, by Joly, Le dossier, 104, 114; see Appendix 1. 89  Compare, for example, Peregr. 33 with Mart. Pol. 12 (not disturbed), 35 with 13 (pyre and kindling), 36 with 15 (looking up), 37 with 15 (baking). 90  Irenaeus, Haer. 5.28.4. 91  Irenaeus, Haer. 4.33.5: Putativum est igitur et non veritas omne apud eos, et nunc iam 85 86

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recension.92 Other examples up to and including Eusebius are also compared by Vinzent, and he concludes: The three letters contained in the Syriac collection are quoted by Polycarp, the oldest surviving recension of the Martyrdom of Polycarp, Melito, Irenaeus, Athenagoras, perhaps Clement, more assuredly Origen, even though Polycarp and perhaps Irenaeus and the Letter of the Churches of Vienne and Lyon knew of more than these three letters, while Lucian seems to be the first to have had knowledge of the middle recension of the Ignatian letters93.

Yet from all these authors, it is only Origen who may have quoted from the short recension only, and that in a passage that is not wholly clear. On the other hand, in a very detailed discussion of the vocabulary, syntax, quotations of the Gospels, theology and attention to ecclesiastical hierarchy, which I cannot repeat here, Vinzent has made a persuasive case for a clear difference in profile of the authors of the short and the middle recension, even though there have occurred textual contaminations in all three recensions.94 It is time to conclude. Clearly, there is no smoking gun to decide the case for the place of composition or against an early or late date of the Ignatians. Yet when we look at our discussion, I would say that the onomastic evidence points to the region of Smyrna and Ephesus as place of composition rather than Rome. Regarding the chronology, the dependence on Hermas, 4 Maccabees and the Gnostic Ptolemaeus points to a terminus post quem of the 140s for the Ignatians, whereas Lucian and Irenaeus constitute the terminus ante quem. We cannot be certain of the precise date of his Peregrinus or the Martyrdom of Polycarp, but the latter predates Peregrinus, as appears from Schwartz’s analysis, as well as the Letter of Lyon and Vienne, which can only be dated to sometime after 177, which leaves a time span of about a decade between ca. 157 as the time of Polycarp’s martyrdom and the later 160s, the approximate date of Lucian’s Peregrinus. In this time span, I take it that both the Ignatians and the Martyrdom of Polycarp preceded Peregrinus and that the Martyrdom preceded the Ignatians because of the latter attention to Alke. Thus, one could imagine a scenario in which a martyr Ignatius, whose existence I do not doubt, wrote some letters which were combined with Polycarp’s Letter to the Philippians. We do not know the precise time or content of these letters, but they may be related to or have consisted of the short recension if we follow Vinzent. This combination became expanded in the 160s (?) to contain the seven Ignatians, just as the authentic letters of Paul became expanded with the quaeretur, ne forte, cum et ipsi homines non sint, sed muta animalia, hominum umbras apud plurimos proferant. 92  Trall. 10: Εἰ δέ, ὥσπερ τινὲς ἄθεοι ὄντες, τουτέστιν ἄπιστοί, λέγουσιν, τὸ δοκεῖν πεπονθέναι αὐτόν, αὐτοὶ ὅντες τὸ δοκεῖν …; Smyrn. 2: ἄπιστοί τινες λέγουσιν, τὸ δοκεῖν αὐτὸν πεπονθέναι, αὐτοὶ τὸ δοκεῖν ὄντες … 93  Vinzent, Writing the History, 284. 94  Cf. Vinzent, Writing the History, 293–313.

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Pastorals, which happened not that long before the appearance of the Ignatians. We have another interesting contemporary example of this reworking of letters in the case of Bishop Dionysius of Corinth, of whose letters Eusebius has left us a pretty detailed description. Presumably, they, seven in number (!: Eus. Hist. eccl. 4.23.1),95 together with a letter to a wealthy Christian woman, were still circulating in his time as a discrete collection.96 The authority of his letters is attested by the fact that Dionysius complained that people even falsified and reworked them (Eus. Hist. eccl. 4.23.12). Such a (mis)handling of letters, then, was possible even during the life of the author himself ! There is of course much more to say about the Ignatians, such as their order,97 their imitation of the travels of Paul,98 their composition as a single book,99 their summaries of the Christian faith,100 their relation to the writings of his (on my reading) contemporary Aelius Aristides,101 or even the problem of pseudepigraphy itself.102 But that would take us outside our immediate subject and approach. In any case, isn’t it finally time to give up the early chronology?103  95 For the number seven of these letters, see also Andreas Merkt, 1 Peter, vol. 1, Novum Testamentum Patristicum 21/1 (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2015), 19–21, 27–9 (on the expansion of the Catholic Epistles to seven and the symbolism of this number).  96 Surprisingly, they are not mentioned in Bronwen Neil and Pauline Allen, eds., Collecting Early Christian Letters: from the Apostle Paul to Late Antiquity (Cambridge: Cambridge University Press, 2015), but see Harry Gamble, Books and Readers in the Early Church (New Haven; London: Yale University Press, 1995), 116–18; Cavan Concannon, Assembling Early Christianity. Trade, Networks, and the Letters of Dionysios of Corinth (Cambridge: Cambridge University Press, 2017).  97  Cf. Schim van der Loeff, Ignatius, 95–102, to be added to Theobald, Israel-Vergessenheit, 261–75.  98  Imitation: most recently, Theobald, Israel-Vergessenheit, 286–88; Yonatan Moss, “From Syria all the Way to Rome: Ignatius of Antioch’s Pauline Journey to Christianity,” in Journeys in the Roman East: Imagined and Real, ed. Maren R. Niehoff (Tübingen: Mohr Siebeck, 2017), 409–21.  99 Composed as book: Schim van der Loeff, Ignatius, 95–102, overlooked by Thomas J. Bauer, “Ignatios – alter Paulus? Die Präskripte und Postskripte der Ignatianen,” in Die Briefe des Ignatios von Antiochia: Motive, Strategien, Kontexte, eds. Idem and Peter von Möllendorff (Berlin and Boston: de Gruyter, 2018), 93–129. 100  Cf. Wolfram Kinzig, Faith in Formulae: A Collection of Early Christian Creeds and CreedRelated Texts, 4 vol., Oxford Early Christian Texts (Oxford: Oxford University Press, 2017), 1.173: “In various places in these letters the author quotes summaries of the Christian faith approaching the regula fidei as it is later found in Irenaeus and Tertullian.” 101  Cf. Judith Perkins, The Suffering Self. Pain and Narrative Representation in the Early Christian Era (London; New York: Routledge, 1995), 190–93; Georgia Petridou, “The Curious Case of Aelius Aristides. The Author as Sufferer and Illness as ‘Individualizing Motif,” in Autoren in religiösen literarischen Texten der späthellenistischen und der frühkaiserzeitlichen Welt, eds. EveMarie Becker and Jörg Rüpke (Tübingen: Mohr Siebeck, 2018), 199–219. 102 Cf. Hermut Löhr, “Die Geburt des Autors aus der Überlieferung der Texte. Überlegungen zum Phänomen der Pseudepigraphie in Quellen des entstehenden Christentums,” in Autor und Autorität. Historische, systematische und praktische Perspektiven, eds. Uta Heil et al. (Vienna: Vandenhoeck & Ruprecht, 2019), 57–71. 103  I am most grateful to audiences in Giessen (2019), especially Peter von Möllendorff, and

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Appendix I: Polykarp and Peregrinus In this Appendix, I list the correspondences noted by Schwartz (note 80) between the Martyrdom of Polycarp and Peregrinus, but follow the text of Boudewijn Dehandschutter, Polycarpiana, 3–22: Polycarp

Peregrinus

VIII.3 θορύβου τηλικούτου ὄντος … ὡς μηδὲ ἀκουσθῆναί τινα δύνασθαι, cf. IX .1 θόρυβος ἦν μέγας ἀκουσάντων ὅτι Πολύκαρπος συνείληπται.

32 τά μέν οΰν είρημένα πολλά ήν. εγώ δέ όλίγων ήκουσα ύπό πλήθους των περιεστώτων

XI.2 εἰ τῶν θηρίων καταφρονεῖς, φέρε ὃ βούλει.

33 δν χρή τρόπον θανάτου καταφρονεΐν τέλει τά δεδογμένα

XII.1 μὴ … ταραχθέντα ὑπὸ τῶν λεγομένων πρὸς αὐτόν

δ πρεσβύτης ού μετρίως έθορυβήθη

τὸ πρόσωπον αὐτοῦ χάριτος ἐπληροῦτο

ήδη νεκρικώς τήν χρόαν

XIII.1–3 φρύγανα … πυράν

35 πυρὰν … δᾷδες … φρυγάνων

2 ἀποθέμενος … ἐκεκόσμητο

36 άποθέμενος … ἐν ὀθόνῃ (cf. XV.2 ὀθόνη) ῥυπώσῃ

XV.2 ὡς λιβανωτοῦ πνέοντος

36 εἶτα ᾔτει λιβανωτόν, ὡς ἐπιβάλοι ἐπὶ τὸ πῦρ

XIV.1 ἀναβλέψας εἰς τὸν οὐρανὸν

εἶπεν ἐς τὴν μεσημβρίαν ἀποβλέπων

XV.1 μεγάλης δὲ ἐκλαμψάσης φλογὸς

περιεσχέθη ὑπὸ τῆς φλογὸς πολλῆς ἠρμένης

XV.2 ἄρτος ὀπτώμενος

37 ὠπτημένον γέροντα

εὐωδίας τοσαύτης … λιβανωτοῦ … ἀρωμάτων

οὐ γὰρ ἡδὺ (cf. Fug. 1: τοσαύτη εύωδίας, … των ἀρωμάτων καὶ έν λιβανωτῷ)

XVI.1 έξήλθεν περιστερά

39 γὺψ ἀναπτάμενος ἐκ μέσης τῆς φλογὸς

XVII.1 ἐστεφανωμένον … στέφανον

40 κοτίνῳ τε ἐστεμμένον

Regensburg (2020), especially Andreas Merkt, Tobias Nicklas and Luigi Walt, for comments. The contribution was completed in the stimulating environment of the Centre for Advanced Studies ‘Beyond Canon’ in Regensburg. Charlotte von Schelling kindly corrected my English.

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Appendix II: Ignatius and Peregrinus In Appendix II, I list the correspondences observed by Schim van der Loeff (note 86), with some corrections and leaving out the less probable ones: Ignatius

Peregrinus

Ignatius describes his own fate

5: Peregrinus is praised by Theagenes

Rom 2: Ignatius is a bishop

11: Peregrinus is prophet, thasiarch and synagogeus104 Ignatius sends letters to a number of cities 41: Peregrinus sends letters to nearly all known cities 41: Peregrinus’ letters contain διαθήκας The content of Ignatius’ Letters consists τινὰς καὶ παραινέσεις καὶ νόμους especially of prescriptions and admonitions Eph 19: Ignatius calls his letters βιβλίδια 11: Peregrinus also wrote books Rom 5: Ignatius is accompanied by sol16: Peregrinus is δορυφορούμενος by the diers Christians 4: τὸν ἐν Συρίᾳ δεθέντα, Eph 1, Smyrn 11: Ignatius is δεδεμένον ἀπὸ Συρίας, cf. Rom 5: Ἀπὸ Συρίας μέχρι Ῥώμης Rom 1: Ignatius admonishes the brothers 12: the Christians try in vain to liberate not to try liberating him Peregrinus Rom 1: Ignatius is afraid of the love of the 13: they do everything in their power: Romans as it makes it difficult for him to ἀφειδοῦσι πάντων attain to God – ἐάνπερ ὑμεῖς μὴ φείσησθέ μοι Rom 5: οὐ παρὰ τοῦτο (his prisonhood) 13: because of his prisonhood, Peregrinus δεδικαίωμαι receives presents Ignatius’ letters often mention ἀγάπη and 12: For Peregrinus δεῖπνα ποικίλα εὐχαριστία εἰσεκομίζετο καὶ λόγοι ἱεροὶ αὐτῶν ἐλέγοντο Eph 1–2 and passim: Ignatius is visited by 13: Peregrinus is visited by the most prombishops, presbyters and deacons inent men of the congregations Eph, Mgn, Tr, Rom: envoys visit Ignatius in 13: envoys from cities in Asia Minor visit his prison in Smyrna Peregrinus in his prison Eph 1, Mgn 2, Smyrn 11, Pol 7: the envoys 13: the Christian envoys have been sent ἀπὸ have been elected by the congregations τοῦ κοινοῦ

104  For these titles, see Bremmer, “Lucian on Peregrinus and Alexander of Abonuteichos,” 55–56.

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Der Philipperbrief und die Entstehung der Paulusbriefsammlung Angela Standhartinger Bereits die spätantike Auslegung entdeckt einen abrupten Thema‑ und Stimmungswechsel zwischen Phil 3,1 und Phil 3,2. Für Theodor von Mopsuestia und Theodoret verweist „euch dasselbe zu schreiben“ (τὰ αὐτὰ γράφειν ὑμῖν) auf einen nicht erhaltenen Brief an die Gemeinde.1 In Modifikation einer These von Severian von Gabala (gest. 408) vermuten Johann Heinrich Heinrichs und Heinrich Eberhard Gottlob Paulus, der Abschnitt 3,2–4,20 richte sich entweder an Eingeweihte oder an die Gemeindeleitung.2 Im 19. Jahrhundert vermuten andere in dem in Phil 3,2 einsetzenden Briefteil ein Schreiben gegen „judaisierende Irrlehrer“.3 Umgekehrt erklärt Joseph Barber Lightfoot den Stimmungswechsel zwischen Phil 3,1 und 3,2 mit dem Eintreffen neuer Nachrichten und entwirft damit das Modell einer temporären Briefkompilation.4 Wegen der widersprüchlichen biografischen Nachrichten zu Epaphroditus in Phil 2,26–28 und 4,18 vermutet erstmals J. E. Symes, dass in Phil 4,10–20 ein bereits vorher verfasstes Quittungsschreiben eingefügt wurde.5 1  Vgl. Theodor von Mopsuestia, In epistolam B. Pauli ad Philippenses 3,1 [332 Greer]; Thdt. comm. in Phil 3,1 (PG 82.577,33 f.). Die These wurde auch von Ewald, Paul/Wohlenberg, Gustav, Der Brief des Paulus an die Philipper, Kommentar zum Neuen Testament 11, Leipzig: Deichert 31917, 163 vertreten. 2  Vgl. Heinrichs, Johann Heinrich, Pauli Epistolae ad Philippenses et Colossenes Graeca perpetua annotatione illustratae, Göttingen: Dieterich 1803, 83; Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob, Philologisch-kritischer und historischer Commentar über das Neue Testament, Leipzig: Barth 21812, 702–704. Vgl. auch Koperski, Veronica, The Early History of the Dissection of Philippians, Journal of Theological Studies 44 (1993), 599–603. Severian von Gabala nahm an, Paulus habe den ganzen Philipperbrief an Kleriker, nicht an Laien geschrieben (vgl. Prolog in: Staab, Karl, Pauluskommentare aus der griechischen Kirche aus Katenenhandschriften gesammelt, Münster: Aschendorff 1933, 313. 3  Vgl. Clemen, Carl, Die Einheitlichkeit der paulinischen Briefe an der Hand der bisher mit Bezug auf sie aufgestellten Interpolations‑ und Compilationshypothesen, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1894, 239 f.; Goodspeed, Edgar J., An Introduction to the New Testament, Chicago: University of Chicago Press 1937, 90 f. Das 19. Jahrhundert entdeckte auch in Phil 2,19–24 einen älteren Brief, da die Sendung des Timotheus, anders als die des Epaphroditus, auf einen älteren Zeitpunkt verschoben ist (Clemen, Einheitlichkeit, 137–139). 4  Vgl. Lightfoot, Joseph Barber, Saint Paul’s Epistle to the Philippians, London: Macmillan 51896, 69; zuletzt Müller, Ulrich B., Der Brief des Paulus an die Philipper (Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament 11/1), Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 22002, 9–16; Schluep-Meier, Christoph, Der Philipperbrief, Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 2014, 16 f. 5  Vgl. Symes, J. E., Five Epistles to the Philippians, in: The Interpreter 10 (1914), 167–170.

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Diese seit der Spätantike bekannten Beobachtungen lassen viele Auslegungen vermuten, dass der Philipperbrief aus zwei oder drei Briefen des Paulus an die Gemeinde in Philippi kompiliert oder besser redigiert wurde.6 Damit aber wäre der Philipperbrief der Nukleus einer Paulusbriefsammlung. Im Folgenden möchte ich dieser Beobachtung im Kontext von neueren Überlegungen zu antiken Briefsammlungen nachgehen. Ich werde zunächst einiges zu den materiellen Techniken antiker Briefsammlungen aus der Welt der antiken Papyri zusammenstellen. Ein zweiter Blick ist auf die Briefe Ciceros gerichtet, deren Sammlungen bereits in der Kontroverse für und gegen sogenannte Teilungshypothesen eingebracht wurden. In einem dritten Schritt werden Forschungen zur Entstehung von Paulusbriefsammlungen vorgestellt. Viertens sollen dann die Intentionen in den Blick kommen, die mit solchen Briefsammlungsprozessen verbunden wur Statt von Teilungshypothesen sollte man besser von Redaktionshypothesen sprechen. Siehe Lindemann, Andreas, „… an die Kirche in Korinth samt allen Heiligen in ganz Achaja“. Zu Entstehung und Redaktion des 2. Korintherbriefs, in: Dieter Sänger (Hg.), Der zweite Korintherbrief. Literarische Gestalt, historische Situation, theologische Argumentation (FS DietrichAlex Koch, Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments 250), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2012, 131–159, 131–133. Für den Philipperbrief wird eine Redaktion aus drei Briefen angenommen. Brief A: Phil 4,10–20, Brief B: 1,1–3,1+4,1–7 und Brief C: 3,2–21. Mit Modifikationen in Kapitel 4 wurde diese Hypothese Ende der 50er Jahre von R ahtjen, B. D., The Three Letters of Paul to the Philippians, in: New Testament Studies 6 (1959/60), 167–173; Schmithals, Walter, Die Irrlehrer des Philipperbriefs, in: Zeitschrift für Theologie und Kirche 54 (1957), 297–341, 299–309; Ders., Zur Abfassung und ältesten Sammlung der paulinischen Hauptbriefe, in: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft 51 (1960), 225–245, 233–236; Müller-Bardorff, Johannes, Zur Frage der literarischen Einheit des Philipperbriefs, in: Wissenschaftliche Zeitschrift, Jena 7 (1957/58), 591–604 und Bornkamm, Günther, Der Philipperbrief als paulinische Briefsammlung, in: Geschichte und Glaube II, München: Kaiser 1971, 195–205 gleichzeitig entwickelt. Unter den neueren Auslegungen schließen sich u. a. Bormann, Lukas, Philippi. Stadt und Christengemeinde zur Zeit des Paulus (Novum Testamentum Supplementum 78), Leiden: Brill 1995, 87–136; Walter, Nikolaus, Der Brief an die Philipper, in: Nikolaus Walter/Eckart Reinmuth/Peter Lampe (Hg.), Die Briefe an die Philipper, Thessalonicher und an Philemon (Neues Testament Deutsch 8,2), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 181998, 11–156; Poplutz, Uta, Athlet des Evangeliums. Eine motivgeschichtliche Studie zur Wettkampfmetaphorik bei Paulus (Herders Biblische Studien 43), Freiburg: Herder 2004, 295–297; Reumann, John, Philippians. A New Translation with Introduction and Commentary (Anchor Bible Commentary 33b), New Haven: Yale University Press 2008, 9–17; Standhartinger, Angela, ‘Join in imitating me’ (Philippians 3.17). Towards an Interpretation of Philippians 3, in: New Testament Studies 54,3 (2008), 417–435 und Betz, Hans Dieter, Studies in Paul’s Letter to the Philippians (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 343), Tübingen: Mohr Siebeck 2014, 47–67 an. Neben einer Redaktion aus drei Briefen wird auch eine aus zwei Briefen vertreten. Reed, Jeffrey T., A Discourse Analysis of Philippians. Method and Rhetoric in the Debate over Literary Integrity (Journal for the Study of the New Testament Supplement 136), Sheffield: Sheffield Academic Press 1997, 409–412 entdeckt im Quittungsschreiben 4,10–20 ein zweites Brieffragment, andere in 3,2–21. Z. B. Gnilka, Joachim, Der Philipperbrief (Herders Theologischer Kommentar zum Neuen Testament 10/3), Freiburg: Herder 1968, 5–10; Theobald, Michael, Der Philipperbrief, in: Martin Ebner/Stefan Schreiber (Hg.), Einleitung in das Neue Testament, Stuttgart: Kohlhammer 3 2020, 368–386, 375–377. 6

Der Philipperbrief und die Entstehung der Paulusbriefsammlung

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den. Einige Interpretationen sind in antiken Kanonlisten benannt. Abschließend werde ich den Philipperbrief in die Entstehungsgeschichte der Paulusbriefsammlung einordnen.

1. Briefsammlungen und Archive in der Antike Kein Paulusbrief liegt uns im Original vor.7 Seit Johann Salomo Semmler hat sich an dieser Einsicht nichts geändert, auch wenn inzwischen mit 𝔓30 ein auf 175– 225 n. Chr. datiertes Fragment einer Textsammlung mit beiden Thessalonicherbriefen sowie mehrere Fragmente mit dem Römerbrief und je ein Fragment mit dem Philemon-, dem Epheser-, dem Titus‑ und dem Ersten und Zweiten Timotheusbrief aus dem 3. Jahrhundert bekannt geworden sind.8 Die umfangreichste auf Papyrus erhaltene Paulusbriefsammlung, Codex Chester Beatty II = 𝔓46, gehört allerdings wohl ins 4. Jahrhundert und nicht schon ins Jahr 200 n. Chr.9 Ins 3. oder 4. Jahrhundert gehört auch ein zweiter, den Philipperbrief enthaltender Papyrus, 𝔓16, der vermutlich ebenfalls Teil einer Paulusbriefsammlung ist.10 Zwischen der Ankunft eines Paulusbriefs in Philippi und den ersten materiellen Zeugnissen der Existenz des heute kanonisch gewordenen Philipperbriefs liegt eine zeitliche Lücke von mindestens 150 Jahren.11 Fehlende Spuren in der Textüberlieferung können zeitlich früher zu veranschlagende Redaktionsprozesse oder Glossen keinesfalls ausschließen.  Vgl. Lindemann, Kirche, 131 f.  P.Oxy 13.1598 = 𝔓30 enthält Fragmente der beiden Thessalonicherbriefe und wird von Leuven Database of Ancient Books auf 175–225 n. Chr. datiert. Die beiden Papyrusseiten tragen die Seitenzahlen 207 bis 210, sind also ein Teil einer Sammlung von Schriften, möglicherweise Paulusbriefen (Nongbri, Brent, God’s Library. The Archaeology of the Earliest Christian Manuscripts, New Haven/London: Yale University Press 2018, 233). Aus dem 3. Jahrhundert sind außerdem überliefert: der Römerbrief in P.Oxy 11.1355 = 𝔓27; P.Baden 57 = 𝔓40; P.Oxy 66.4497 = 𝔓113; der Philemonbrief in P.Köln 4.170 = 𝔓87; der Epheserbrief in P.Yale 2 = 𝔓49; der Titusbrief in P.Ryl. Gr. 1.5 = 𝔓32 und der Erste und Zweite Timotheusbrief in P.Oxy 81.5259 = 𝔓133.  9  Vgl. Pickering, Stuart R., The Dating of the Chester Beatty-Michigan Codex of the Pauline Epistles, in: Thomas W. Hillard (Hg.), Early Christianity, Late Antiquity and Beyond, Grand Rapids: Eerdmans 2009, 216–227; Nongbri, God’s Library, 142–144. 10  P.Oxy. 1009 = 𝔓16, überliefert nur ein Papyrusblatt mit Phil 3,10–17 und 4,2–8. Die gleiche Hand schrieb aber auch P.Oxy. 1008 = 𝔓15 mit 1 Kor 7,18–8,4, sodass 𝔓16 vermutlich ebenfalls aus einer Paulusbriefsammlung aus dem 3./4. Jahrhundert stammt. Siehe Royse, James R., The Early Text of Paul (and Hebrews), in: Charles E. Hill/Michael J. Kruger (Hg.), The Early Text of the New Testament, Oxford: Oxford University Press 2012, 175–203, 189 f. 𝔓92 = P.Narmuthis inv. 69.39a+69.229a, 3.–4. Jahrhundert, enthält den Epheserbrief und den Zweiten Thessalonicherbrief. Einige Auslegungen diskutieren auch die Zusammengehörigkeit von 𝔓49 und 𝔓65. Siehe Royse, Text, 194 f. 11  Die ältesten  – freilich im Umfang in Bezug auf den Philipperbrief relativ vage zu bestimmenden Hinweise – bieten Tertullians Darstellungen zur von Markion verwendeten oder erstellten Sammlung der Paulusbriefe. Siehe auch unten.  7  8

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Anhand der materiellen Zeugnisse in Papyrusarchiven kann man einige Techniken bei der Erstellung von Briefsammlungen beobachten. Zum einen gibt es Papyrusbriefe, die Briefe dritter und an andere versandte Briefe in Abschrift an‑ oder einfügen (ὑπογράφειν).12 Ein frühes Beispiel ist der Brief des Panakestor an Zenon, der den Beschwerdebrief des Apollonios an ihn und seine Antwort an Apollonios enthält. Dabei kürzt Panakestor das komplette Präskript auf Ἀπολλώνιος (von Apollonios) und Ἀπολλωνίωι (an Apollonios) zusammen. Im Brief von Apollonios ist vom Schlussabschnitt lediglich das relevante Datum erhalten, im Brief an Apollonios fehlen Schlussgrüße und Datierung ganz.13 Das Schreiben des Panakestor ist Teil des Archiv des Zenon und der Archivar hat das Schreiben des Panakestor inklusive der Schreiben von und an Apollonios abgeschrieben und am Ende – ohne Zeilenwechsel – vermerkt: „Panakestor. Kopie (ἀντίγραφον) des Briefs an Apollonios“.14 Ein weiteres Beispiel (P.Tebt. I 33) ist ein kurzer Brief des Hermias an Horos mit der Kopie eines an Asklepiades übersandten Schreibens, welches Anweisungen für das touristische Programm des römischen Senators Leucius Memmius in Fayum mitteilt.15 Horos erhält den Brief von Hermias, damit er überwachen kann, dass Asklepiades den Anweisungen folgt. Ein dritter Papyrus (P.Tebt. I 30) aus dem Jahr 115 v. Chr. ist der Brief des Onnophris an Menches, in dem er ihn über eine Landtransaktion informiert, wobei er einen Brief des königlichen Schreibers kopiert, der wiederum einen Briefwechsel des neuen und des ehemaligen Besitzers sowie eine Nachschrift über das eingeleitete Verfahren dokumentiert. Nach John L. White hat Peter Arzt-Grabner Papyrusbriefe in die Diskussion um mögliche Briefkompilationen eingebracht. Arzt-Grabner diskutiert Spannungen, Unterbrechungen und Einschübe anderer Schreiben an einigen Papyri aus den Archiven des Athenodoros und des Claudius Tiberianus.16 Sein Hauptaugenmerk liegt aber auf der Frage: „Finden sich in einheitlichen Briefen der  Vgl. White, John Lee, Light from Ancient Letters, Philadelphia: Fortress 1986, 217 f. PSI V 502, 257 v. Chr. Siehe auch White, Light, 41–43, Nr. 18. Vgl. auch P.Tebt. I 33, 112 v. Chr. 14  Abbildung: http://www.psi-online.it/images/orig/PSI%20V%20502 %20r.jpg?1365957341 (19. 1. ​2020). 15  Vgl. P.Tebt I 33, 112  v. Chr. Wiederum ist das Präskript auf Ἀσκλη(πιάδει) gekürzt. Der Papyrus bricht ab, sodass der Briefschluss unklar bleibt. Siehe auch White, Light, 81, Nr. 51; TUANT NF 3/VIII S. 212 f., Nr. 6. 16  Vgl. Arzt-Grabner, Peter, 2. Korinther (Papyrologische Kommentare zum Neuen Testament 4), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2014, 73–95. Das Archiv des Athenodoros liegt in BGU 16 2600–2674, 99 v. Chr. bis 5 n. Chr., vor. Zu diesem Archiv siehe zuletzt Armoni, Charikleia, Aus dem Archiv des Διοικητής Athenodoros: Neuedition von BGU XVI 2601, 2605 und 2618, in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 207 (2018) 123–134. Das Archiv des Claudius Tiberianus liegt vor in P.Mich. 8 467–481, 510, 167 n. Chr. Zu diesem Archiv siehe Strassi Zaccaria, Silvia, L’archivio di Claudius Tiberianus da Karanis (Archiv für Papyrusforschung und verwandte Gebiete Beiheft 26), Berlin: de Gruyter 2008. Arzt-Grabner vermerkt allerdings nicht, dass die von ihm besprochenen Papyri zu Archiven gehören. 12

13 Vgl.

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griechisch-römischen Zeit Spannungen, Unterbrechungen und Einschübe, die in ihrem Ausmaß in etwa mit jenem in 2 Kor vergleichbar sind?“17 Ein solcher Nachweis lege aus papyrologischer Sicht die Annahme der Einheitlichkeit des Zweiten Korintherbriefs nahe. Das Phänomen „einheitliche Papyrusbriefe mit unterschiedlichen Beschreibungen der Briefsituation“ diskutiert er am Beispiel von BGU XVI 2618, der zum Athenodorosarchiv gehört,18 weiterhin an dem leider mit vielen Lücken erhaltenen Brief der Hikane an ihren Sohn Isidoros19 und an einer Papyrusdoppelseite mit Schreiben des Aurelius Demareus an Aurelia Arsinoe aus dem 3. Jahrhundert n. Chr.20 Die Annahme unterschiedlicher Briefsituationen ist bei den ersten beiden Beispielen m. E. nicht zwingend. Interessant ist der „Stimmungswechsel“, den Arzt-Grabner in P.Oxy. 7.1070, 47 beobachtet. Tatsächlich beginnt der auf dem recto des Papyrusblatts ziemlich überladen formulierte Brief des Aurelius Demareus an Aurelia Arsinoe sehr freundlich. Auf den ausführlichen Gebetsbericht an den Gott Serapis folgt die Bitte um das Wohlergehen und der Dank für die gute Sorge für das gemeinsame Kind. Das Schreiben endet mit dem Hinweis, der Absender habe zwei Eingaben von Xenophas als Abschriften in einem Briefbündel mitgeschickt.21 Am rechten Rand folgt eine Nachschrift, dass man, falls man sich versammle, ihm Aufträge bezüglich dieser Eingabe mitteilen solle, und ein ἐρρῶσθαί σε εὔχομαι (Ich bete, dass du gesund bist).22 Auf dem verso desselben Papyrus folgt nach einer kurzen Geschäftsmitteilung die Bitte um Übermittlung von Grüßen und dann ein ironisch formuliertes Schreiben, in dem Damareus Arsinoe anklagt, seine vielen Briefe überhaupt nicht beantwortet zu haben und schließlich die Notiz, wem der Brief zu überbringen sei.23 Auch hier scheint mir an der Stelle eines „Stimmungswechsels“ die Annahme wahrscheinlicher, dass recto und verso des Papyrus zwei verschiedene Schreiben bewahren.24 Möglicherweise handelt es sich um die Abschrift einer Briefsammlung für ein Archiv. Ein vergleichbarer Fall ist im Archiv

17 Arzt-Grabner,

2. Korinther, 74.  Anders als Arzt-Grabner interpretiert Armoni, Archiv, 131–134 den Brief als das Schreiben einer geschäftstüchtigen Spekulantin, die sich, obgleich in so großen finanziellen Schwierigkeiten, dass ihre Sklaven und Sklavinnen in Schuldhaft Gefahr laufen zu sterben, ihren Briefpartner dennoch auffordert, Getreide zu horten, weil sie auf das Steigen des Getreidepreises setzt. 19  Vgl. O.Berenike II 129, 50–75  n. Chr.; vgl. auch Bagnall, Roger S./Cribiore, R affaella, Women’s Letters from Ancient Egypt. 300 B. C. – A. D. 800, Ann Arbor: University of Michigan Press 2006, 169 f. 20  Vgl. P.Oxy. 7.1070 (3. Jahrhundert n. Chr.). 21  Vgl. P.Oxy. 7.1070, 33–39: βιβλίδια δύο ἐκ Ξεινοφᾶ δοθέντα …. καὶ τούτω(ν) τὰ ἀντίγραφά σοι διεπεμψάμη(ν) ἐν τῷ ἀποδέσμῳ τῶν ἐπιστολῶν. 22  Vgl. P.Oxy. 7.1070, 42. Es folgt noch unlesbarer Text in 1,5 Zeilen. 23  Vgl. P.Oxy. 7.1070, 45–52. Vgl. Arzt-Grabner, 2. Korinther, 87–91. 24  So auch Tibiletti, Giuseppe, Le lettere private nei papiri greci del III e IV secolo d. C. Tra paganesimo e cristianesima, Mailand: Vita e pensiero 1979, 158: „Il verso costituisce quasi una seconda lettera“. 18

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des Paniskos aus dem Jahr 297 n. Chr. erhalten.25 In drei aufeinanderfolgenden Briefen lädt Paniskos seine Frau zunächst mit liebendem Ton ein, zu ihm zu kommen. Im dritten Brief macht er ihr schließlich verärgerte Vorwürfe, dass sie ihm nicht einmal zurückschreibt.26 Die Papyrologie beobachtet zunehmend, dass viele Papyrusbriefe aus Archiven stammen. Es gibt Archive mit Sammlungen offizieller Verwaltungsdokumente, Privatarchive mit Briefen und anderen Urkunden, und schließlich auch gemischte Archive, die sowohl offizielle als auch private Korrespondenz enthalten.27 Ein Beispiel ist ein Fragment einer Papyrusrolle aus dem Archiv des Eutychides, Sohn des Sarapion, das neben Vermögensdeklarationen und anderen Papieren drei Briefe seines Sohnes Heliodor an verschiedene Adressaten enthält.28 Es handelt sich um ein Stück aus einem Kopialbuch, in dem Ausgangs‑ und Eingangspost gesammelt ist.29 Eine preiswerte und in der römischen Verwaltung des 2. und 3. Jahrhunderts häufig genutztes Verfahren für das Sammeln von Eingangspost war der τόμος συγκολλήσιμος („zusammengeklebtes Stück“).30 Hier wurden die eingegangenen Schreiben aneinandergeklebt, sodass eine Buchrolle entstand. Solche Rollen müssen nicht chronologisch geordnet sein, auch alphabetische oder topographische Ordnungen sind bezeugt.31 Und auch für private Briefe wurde die Praxis übernommen, wenn auch selten.32 Ein Beispiel ist das Ar25  P.Mich. 3.214–221 (215 ist Teil von 219); SB 16 12326. Siehe auch Rowlandson, Jane, Women and Society in Greek and Roman Egypt. A Sourcebook, Cambridge: Cambridge University Press 1998, 147–151. 26  Vgl. P.Mich. 3.214.216 f., 297 n. Chr. Vgl. Auch Vandorpe, Katelijn, Archives and Dossiers, in: Roger S. Bagnall (Hg.), The Oxford Handbook of Papyrology, Oxford: Oxford University Press 2009, 216–255, 246 f. 27  Liste der bekannten Archive bei Vandorpe, Archives, 248–250; Sarri, Antonia, Material Aspects of Letter Writing in the Graeco-Roman World c. 500 bc – c. ad 300, Leiden: Brill 2017, 195–335, 195–335. 28 Vgl. P.Sarap. 87–90, 90–133 n. Chr. Zum Folgenden, Nongbri, Brent, 2 Corinthians and Possible Material Evidence for Composite Letters in Antiquity, in: Bronwen Neil/Pauline Allen (Hg.), Collecting Early Christian Letters. From the Apostle Paul to Late Antiquity, Cambridge: Cambridge University Press 2015, 54–67, 59–65. 29 Den Begriff Kopialbuch prägte Deissmann, Adolf, Licht vom Osten. Das Neue Testament und die neuentdeckten Texte der hellenistisch-römischen Welt, Tübingen: Mohr Siebeck 41923, 200. In der Antike behauptet Cicero, er habe Rollen von Ausgangspost (libris litterarum missarum) und von Eingangspost (litterarum adlatarum libris) gefunden und eingesehen (Cic.Verr. 3,71.167). Siehe auch unten, Anm. 43. 30 Vgl. Schade, Gerson, Tomos synkollesimos, in: Der Neue Pauly 12/1 (2002), 673. Zur Verbreitung vgl. Clarysse, Willy, Tomoi Synkollesimoi, in: Maria Brosius (Hg.), Ancient Archives and Archival Traditions. Concepts of Record-Keeping in the Ancient World, Oxford: Oxford University Press 2003, 344–359, 345. 31  Vgl. Clarysse, Tomoi, 357 zählt 17 von 228 Beispielen aus der Kaiserzeit. Ein Beispiel ist BGU 4.1206–1207 aus dem Archiv des Asklepiades, siehe auch Nongbri, 2 Corinthians, 61 f. mit Abbildung. Nongbri beobachtet, dass die Rolle nach Absendern und nicht chronologisch geordnet ist. Zu Ordnungsprinzipien antiker Sammlungen siehe unten unter 4. 32 Vgl. Clarysse, Tomoi, 357.

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chiv des Asklepiades, das unter anderem eine Reihe von Briefen von Isidora und Tryphaina mit geschäftlichen Inhalten enthält.33 Eve-Marie Becker hat jüngst vermutet, der Zweite Korintherbrief sei durch das Übertragen von Briefen auf Wachstafeln in Rollen oder Codizes entstanden, wobei die einzelnen Fragmente in chronologischer Reihenfolge angeordnet worden seien.34 Tatsächlich werden Adressen und Schlussgrüße in Abschriften von Ein‑ und Ausgangspunkt oder, wie oben gesehen, bei einer Weiterleitung in Kopie, häufig nicht mitkopiert oder auf ein Minimum gekürzt. Im Archiv des königlichen Schreibers aus Magdola Arsinoites sind gleiche Adressen schlicht mit ἄλλη („eine andere“), bezogen auf ein anderes Schreiben der gleichen Adressatin des vorher notierten Briefes, angegeben.35 P.Oxy. 60.4060 ist die Kopie eines τόμος συγκολλήσιμος aus der öffentlichen Verwaltung von Oxyrhynchus aus dem Jahr 161 n. Chr. Versammelt sind hier Listen von Personen, die sich einem öffentlichen Dienst entzogen haben sowie Konfiskationen wegen Steuerflucht. Die Dokumente sind durchnummeriert, aber Nr. 37 fehlt. Möglich, dass dieser Haftbefehl irgendwann zwischen Sammlung und Kopie der Rolle entfernt wurde.36 Bei Sammlungen von Ein‑ und Ausgangspunkt wird also durchaus nicht alles und auch nicht unbedingt die Originalversion bewahrt. Dies zeigt auch die Sammlung von Cicerobriefen, die bereits in die Diskussion über die Redaktionsprozesse in den Paulusbriefen eingebracht wurde.

2. Redaktionsgeschichte der Cicerobriefe Viele Briefsammlungen der Antike sind in mehreren Fassungen bekannt. Obgleich Plinius der Jüngere seine Briefsammlung edierte, war in der Spätantike sowohl eine neun als auch eine zehn Bücher umfassende Sammlung im Umlauf und beide Sammlungen wurden von Späteren imitiert.37 Keine der ca. 150 Handschriften mit Briefen an und von Cyprian (ca. 200–258 n. Chr.) enthält alle heute bekannten Briefe und dies, obgleich sich Cyprian selbst um die Verbreitung 33  Vgl. BGU 4.1203–1209 + BGU 16.2665, 29–23. v. Chr.; vgl. Olsson, Papyrusbriefe, 24–40, Nr. 1–7; White, Light, 103–105, Nr. 63–65; Bagnall/Cribiore, Women’s Letters, 114–125. 34  Vgl. Becker, Eve-Marie, Schreiben und Verstehen. Paulinische Briefhermeneutik im Zweiten Korintherbrief (Neutestamentliche Entwürfe zur Theologie 4), Tübingen: Mohr Siebeck 2002, 99 f. 35 Z. B. in der Korrespondenz eines königlichen Schreibers in P.Lille 1.3, Zeile  42, 216– 215 v. Chr. Ein weiteres Beispiel ist P.Panop.Beatty 2, eine Rolle mit Verwaltungsdokumenten, in der fast alle Schlussgrüße fehlen. Siehe Nongbri, 2 Corinthians, 62–64. 36 Vgl. Coles, Revel, Official Correspondence, in: Revel A. Coles/Michael W. Haslam/ Peter J. Parsons (Hg.), The Oxyrhynchus Papyri LX, London: 1994, 127–141, 141, Anm. 81. Siehe auch Nongbri, 2 Corinthians, 62. 37  Vgl. Salzman, Michele Renee, Latin Letter Collections before Late Antiquity, in: Cristiana Sogno/Bradley K. Storin/Edward J. Watts (Hg.), Late Antique Letter Collections: A Critical Introduction and Reference Guide, Oakland: University of California Press 2017, 12–37, 21–23.

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und Abschrift seiner Briefe bemühte.38 Keine Sammlung von Cyprianbriefen ist dabei „vollständig“, es gibt kein einheitliches Ordnungsprinzip, dagegen aber Teilsammlungen, die sich mit gegensätzlichen theologischen Standpunkten in Märtyrerfragen verbinden lassen.39 Brent Nongbri hat jüngst auf die differierende Einteilung von Briefen des Pachomius (ca. 298–346 n. Chr.) in neu gefundenen griechischen und koptischen Handschriften im Gegenüber zur lateinischen Übersetzung des Hieronymus aufmerksam gemacht. Pachomius’ Briefe 1, 2, 9 und 11 erweisen sich im Vergleich der Handschriften als kompilierte oder aber artifiziell getrennte Briefe.40 Die einflussreichsten Briefsammlungen der Antike, die gleichwohl auch in der Moderne die wichtigsten Diskussionen hervorgebracht haben, stammen jedoch von Marcus Tullius Cicero (106–43  v. Chr.). Hans-Josef Klauck und Thomas Schmeller diskutieren sie zur Frage der Wahrscheinlichkeit von Redaktionshypothesen zum Zweiten Korintherbrief.41 Klauck und Schmeller nehmen mit der älteren Ciceroforschung an, dass die Briefsammlung Ad Familiaris zum Teil auf Ciceros schließlich freigelassenen Sekretär Tiro zurückgehe, der Kopialbücher und erste Briefsammlungen aus den Archiven Ciceros zusammenstellte, und dass die Sammlung Ad Atticus auf einen Grundstock aus den Kopialbüchern von Ciceros Freund T. Pomponius Atticus zurückgeht.42 Jedoch, auch das vermerkt 38  Vgl. Clarke, Graeme W., The Letters of Saint Cyprian of Carthage I, New York: Newman 1984, 7–12. Siehe z. B. Cyp.ep. 32.1.2: „Damit ihr wisst, teuerste Brüder, was für ein Schreiben ich an den in Rom tätigen Klerus gerichtet und welche Antwort sie mir erteilt haben und was des Weiteren die Presbyter Moyses und Maximus und die Diakone Nikostratus und Rufinus sowie die übrigen mit ihnen in Haft befindlichen Bekenner in gleichem Sinne mir auf meinen Brief erwidert haben, so übersende ich euch Abschriften davon zur Einsicht.“ Übersetzung: Cyprian von Karthago, Des heiligen Kirchenvaters Caecilius Cyprianus Briefe, in: Bibliothek der Kirchenväter 1/60 (1928). Eingelegte Abschriften von Märtyrerbriefen enthalten auch Cyp.ep. 20–24.25.32 u. ö. 39  Es gibt z. B. Hinweise auf eine von Donatisten veranstaltete Sammlung, siehe Clarke, Letters, 10. Salzman, Michele Renee, Latin Letter Collections before Late Antiquity, in: Cristiana Sogno/Bradley K. Storin/Edward J. Watts (Hg.), Late Antique Letter Collections: A Critical Introduction and Reference Guide, Oakland: University of California Press 2017, 12–37, 28. 40 Vgl. Nongbri, 2 Corinthians, 58 f. 41 Vgl. Salzman, Latin Letter Collections, 19–21. 42 Vgl. Klauck, Hans-Josef, Compilation of Letters in Cicero’s Correspondence, in: John T. Fitzgerald/Thomas H. Olbricht/L. Michael White (Hg.), Early Christianity and Classical Culture (FS Abraham J. Malherbe, Novum Testament Supplementum 110), Leiden: Brill 2003, 131–155, 134–136; vgl. Ders., Die antike Briefliteratur und das Neue Testament. Ein Lehr‑ und Arbeitsbuch, Paderborn: Schöningh 1998, 129 f.; Schmeller, Thomas, Die Cicerobriefe und die Frage nach der Einheitlichkeit des 2. Korintherbriefs, in: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft 95 (2004), 181–208, 186–188. Verwiesen wird auf Cic.ep.Att. [Epistulae ad Atticum] 16.5.5 Vulgatazählung = 410 S[hackleton ]B[ailey]) = 16.2.5 K[asten]: „Eine Sammlung meiner Briefe existiert nicht, aber Tiro hat etwa 70 beieinander. Auch du könntest welche beisteuern. Ich muss sie aber erst durchsehen und korrigieren, ehe sie herausgegeben werden.“ Außerdem erwähnt Cic.ep.Fam. [Epistulae ad Familiaris] 16.17.1 = 186SB Briefe seien gesammelt in volumina. Die Arbeit mit Cicerobriefen wird erschwert durch die in fast allen Editionen neu verteilten Nummerierungen. Die verschiedenen Ausgaben lassen sich nur durch die sogenannte

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Klauck, entspricht keine der vier Briefsammlungen des Cicero solchen vermuteten Ursammlungen und die Handschriftenüberlieferung ist sehr uneinheitlich. Daher sammelt Klauck anhand eines Vergleichs der sogenannten aktuellen Ausgaben von Watt (Teubner) und Shackleton Bailey (Loeb) 50–60 Beispiele, die auf die Kompilationen zweier Briefe zurückgehen könnten.43 Auch nachträgliche Kombinationen von Einzelbriefen ließen sich zeigen.44 Außerdem sammelt Klauck Beispiele von Nachträgen oder Postskripten, die nach dem Eintreffen neuer Nachrichten entstehen.45 Mögliche dislozierte, eingelegte oder fälschlich zugeschriebene Briefe diskutiert Klauck an Ad Brutum 1.2 = 14SB = 9K und 1.16 f. = 25–26SB = 25–26K. Eine nachträglich beigeführte Einlage könnte nach Klauck auch den Bruch zwischen Phil 3,1 und 3,2 erklären.46 Ciceros Briefe böten also durchaus Briefkompilationen, jedoch seien solche viel weniger komplex durchgeführt als die für die Paulusbriefe vorgeschlagenen und kämen relativ selten vor. Erwägenswert für die Paulusbriefe seien dagegen vor allem Postskripte nach dem Erhalt neuer Nachrichten oder nach „durchwachten Nächten“.47 Auf der Basis des von Klauck gebotenen Materials zieht Schmeller den Schluss: Die „Kompilationen, die wir in den Briefkorpora Ciceros finden, lassen allenfalls (!) eine addierende Verschmelzung chronologisch geordneter Paulusbriefe […] plausibel erscheinen.“48 Ein Blick in die neuere Ciceroforschung lässt diese Schlussfolgerungen jedoch anzweifeln. Denn die Forschung rückt zunehmend von der These ab, Ciceros Sekretär Tiro oder sein Freund Atticus seien für die Sammlungen der Briefe verantwortlich gewesen.49 Zwar verweist Cicero kurz vor seinem Lebensende auf Vulgatazählung vergleichen. Im Folgenden werden neben der Vulgatazählung auch die Nummerierung der Loebedition von Shackleton Bailey (SB) von sowie die der deutschen Tusculumausgabe von Kasten (K) angegeben. Wo keine Nummer zu Kasten angegeben ist, fehlt der Brief in seiner Auswahl. Zum Hintergrund des Phänomens siehe unten. 43  Vgl. Klauck, Compilation, 136–140. Smith Watt, William, Ciceronis Epistvlae vol. I–III, Oxford: Clarendon 1958–1973 (Teubner); Bailey, Shackleton/Roy, David, Cicero’s Letters vol. 1–7, Cambridge: Harvard University Press 1965–1970 (Loeb). 44  Wenige kompilierte und in ihrer Reihenfolge nicht chronologisch angeordnete Briefe sind zu finden in Cic.ep.Brut. [Epistolae ad Brutum] 1.3 = 7SB = 1.6K; 1.3a = 8SB = 7K; 1.4 = 10SB = 19K; 1.4a =11SB = 20K; 1.5 = 9SB = 8K; Klauck, Compilation, 141–147. Klauck, Compilation, 149–151 diskutiert Cic.ep.Att. 8.9 = 188SB = 9,3–4K ausführlicher, entdeckt hier aber vor allem einen eingelegten Brief. 45 Klauck, Compilation, 141–145 findet Nachträge oder Postskripte in Cic.ep.Fam. 8.6.5 = 88.5SB = 8.9.5K zu Cic.ep.Fam. 8.1.1–4 = 88.1–4SB = 8.9.1–4K und in Cic.ep.Att. 9.15.6 = 184SB = 9.18.6K zu Cic.ep.Att. 9,1–5 = 183.1–5SB = 9.17.1–5K und zu Cic. ad Quintum fratrem 3.1–20+21–23 = 21SB. In Cic. ad Quintum fratrem 3.1.23 = SB 21 = 3.1.23K entdeckt er einen über einen längeren Zeitraum verfassten Brief. 46  Vgl. Klauck, Compilation, 152; Bahr, Gordon J., The Subscriptions in the Pauline Letters, Journal of Biblical Literature 87 (1968), 27–47, 38. 47  Vgl. Klauck, Compilation, 153–155. 48  Schmeller, Cicerobriefe, 207 f. Emphasen im Original. 49  Vgl. McDermott, William C., M. Cicero and M. Tiro Cicero, in: Historia 21 (1972), 259– 286, 281 f.; Nicholson, John, The Survival of Cicero’s Letters, in: Carl Deroux (Hg.), Studies

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eine Sammlung von 70 Briefen in Tiros Händen50 und andernorts erwähnt er eine Rolle von Atticusbriefen,51 aber Cicero möchte sie erst noch redigieren, was er nicht mehr geschafft haben kann. Es fragt sich auch, welche 70 der ca. 407 Briefe in den heutigen 16 Briefbüchern an Atticus gemeint sein sollen.52 Bei einer Herausgabe von Tiro oder Atticus ließen sich z. B. die Verwechslungen von Personen, z. B. M. Fabius Gallus mit Titus Fadius53 oder Decimus Brutus mit Marcus Brutus nicht erklären.54 Die Atticusbriefe enthalten große Lücken von bis zu zwei Jahren, die sich nicht auf Schreibpausen zurückführen lassen.55 Die Sammlung der Atticusbriefe wird erstmals durch Aulus Gellius zitiert.56 Aus Ciceros Briefen an die Freunde ist das Buch an Servius Sulpicius beim älteren Seneca (40 n. Chr.) belegt.57 Die heute vorliegende Sammlung der Briefe Ad Familiaris wurde jedoch erst in byzantinischer Zeit zusammengestellt.58 Möglicherweise haben die Einzelsammlungen nach dem Tod des Augustus oder Tiberius, möglicherweise aber auch erst um 60 n. Chr., öffentlich zirkuliert.59 Neben den erhaltenen 36 Büchern heutiger Sammlungen sind durch Testimonien 38 weitere Bücher bezeugt.60 Peter White sammelt darüber hinaus mehr als 35 Verweise auf Briefe, die erwähnt werden, aber nicht erhalten sind.61 Einige Briefe enthalten Hinweise auf Redaktionen. Einige wurden offensichtlich gekürzt,62 andere sind eigentlich das Postskript nicht erhaltener anderer Briefe.63 Die modernen Ausgaben enthalten je nach Zählung, oder genauer Rekonstruktion der Redaktionsgeschichte, zwischen 846 und 966 Briefe in den Cicerokorrespondenzen.64 Dabei sind alle in Latin Literature and Roman History IX, Bruxelles: 1998, 63–87; Beard, Mary, Ciceronian Correspondences. Making a Book out of Letters, in: Timothy P. Wiseman (Hg.), Classics in Progress. Essays on Ancient Greece and Rome, Oxford: Oxford University Press 2002, 103–144, 116–124; White, Peter, Cicero in Letters. Epistolary Relations of the Late Republic, Oxford: Oxford University Press 2010, 31–34. 50  Vgl. Cic.ep.Att. 16.5.5 = 410.5.5SB = 16.2.5K. 51  Vgl. Cic.ep.Att. 9.10.4 = 177.4SB = 9.11.4K. 52  Zahl der Atticusbriefe nach Shackleton Bailey. 53  Vgl. Cic.ep.Fam. 7.27 = 148SB. 54  Vgl. Cic.ep.Fam. 11.16 = 434B = 11.28K; vgl. Cic.ep.Fam. 11.17 = 435SB = 11.27K. Vgl. White, Cicero, 33, weitere Beispiele bei Bailey, Shackleton, Onomasticon to Cicero’s Letters, Stuttgart: Teubner 1995, 141–143. 55  Vgl. Beard, Correspondence, 125 f. 56  Vgl. Aulus Gellius, Noctes Atticae (ca. 130–180  n. Chr.) 4.9.6 = Att. 9.5.2 = 171SB. Zum Folgenden auch: Beard, Correspondence, 116–120. 57  Vgl. Seneca, Suasoriae 1.5.5 zitiert Cic.ep.Fam. 15.19.4 = 216SB. 58  Vgl. Beard, Correspondence, 118 f.; White, Cicero, 171. 59  Vgl. Nicholson, Cicero, 73 für ad Atticus, einzelne Bücher von ad Familiaris vielleicht schon um 30 n. Chr.; White, Cicero, 175, vgl. auch Beard, Correspondence, 116–119. 60  Vgl. White, Cicero, 171. 61 Vgl. White, Cicero, 35–41. 62  Vgl. Cic.ep.Fam. 3.10.11 = 73.11SB; Cic.ep.Att. 13.9.1 = 317.1SB = 13.21.1K. 63  Vgl. Cic.ep.Att. 10.15 = 390SB = 10.19.1K. Ad Brutum 1.3 = 14SB = 7K; vgl. White, Cicero, 41–43. 64  Vgl. White, Cicero, 172. Shackleton Baileys Loeb-Ausgabe enthält z. B. 864 Cicerobriefe.

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modernen Editionen bestrebt, die Briefe in einer chronologischen Reihenfolge anzuordnen. Die radikalste Lösung findet sich in der Oxfordausgabe des 19. Jahrhundert von Tyrrell und Purser, die Sammlungen auflösten und die Briefe von 1 bis 931 durchzählten.65 Andere beschränken die chronologische Ordnung auf die einzelnen Sammlungen (so Shackleton Bailey), dritte, wie die deutsche Auswahl von Kasten, erstellen ihre eigene, die hier, soweit existent, ebenfalls zitiert wird. Da sich die Ausgaben nur durch die sogenannte Vulgatazählung vergleichen lassen, wird hier die aufwendige Parallelzählung geboten. Die Handschriften ordnen jedenfalls keineswegs chronologisch. So eröffnet die Atticussammlung ein Brief, der Ciceros Wahl zum Konsul diskutiert (ep.Att. 1.1 = 10SB = 1.10K), wogegen der zehnte Brief vor seiner Wahl zum Prätor, also drei Jahre vorher geschrieben ist.66 Wie Schmeller zu Recht beobachtet, will ep.Att. 1.1–2 = 10SB = 1.10K Cicero als „Insider des Politikgeschäfts“ vorstellen.67 Auch die einzelnen Sammlungen in Ad Familiaris sind thematisch angeordnet.68 Die Briefe an Tiro, die seine Freilassung thematisieren  – dokumentiert in dem einzigen nicht an Tiro, sondern an Ciceros Bruder Quintus gerichteten Brief –, lassen sich als Allegorie auf den Tod Ciceros und das Ende der alten Republik lesen.69 Ein anderes Prinzip der Auswahl ist die Prominenz der Briefpartner, die Cicero als einflussreiche Persönlichkeit vorstellen, die sogar Senatoren empfehlen kann. 74 der 97 Briefpartner stammen aus dem Senatorenstand. Es fehlen Briefe an Magistrate, Klienten und griechische Intellektuelle, denen Cicero aber ebenso geschrieben haben muss.70 Um es zusammenzufassen: Die antiken Editionen der Briefe Ciceros sind keineswegs „konservativ“ redigiert. Vielmehr konstruieren die Sammlungen durch ihre Auswahl, Anordnung, ihre Beigaben und Auslassungen das Bild eines bedeutenden Politikers im Zentrum der einflussreichsten politischen Größen seiner Zeit. Schließlich muss man angesichts antiker Veröffentlichungs‑ und Editionspraxis bezweifeln, dass es jemals (nur) eine einzige „Uredition“ der Briefsammlungen Ciceros gegeben hat.71 Da alle antiken Schriften auf „privat“ organisierte Abschriften und persönliche Weitergabe angewiesen waren, sind auch Cicerobriefsammlungen bis in die Frühneuzeit als fluide Textcorpora verschiedenster Umfänge, Auswahlen und Anordnungen überliefert und sie enthalten auch „falsch“ zugeschriebene Briefe.72 Die Briefe werden mit unterschiedlichen Intentionen  Vgl. Beard, Correspondence, 106–116; vgl. auch die französische Ausgabe von Jean Beaujeu.  Vgl. Cic.ep.Att. 1.10 = 6SB = 1.6K. 67  Vgl. Schmeller, Cicerobriefe, 199 f. 68  Vgl. White, Cicero, 51–56. 69  Vgl. Cic.ep.Fam. 16.16 = 44SB = 16.22K. Beard, Correspondence, 130–143. 70  Vgl. White, Cicero, 59. 71  Vgl. McCutcheon, R. W., A Revisionist History of Cicero’s Letters, in: Mouseion 13 (2016), 35–63. 72  Vgl. McCutcheon, History, 54–59. Als unecht wird heute der Brief an Octavian erkannt. Der Brief ist in der Loebausgabe von Shackleton Bailey im Anhang zu den Brutusbriefen geboten. 65

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gesammelt und zusammengestellt. Mit seinem Wunsch, eine, allerdings von ihm noch zu edierende, Sammlung herauszugeben, folgt Cicero dem Modell der (pseudepigraphen) Plato‑ und Demosthenesbriefe, die durch Offenlegung der brieflichen Kommunikation das jeweilige politische Handeln verteidigen möchten.73 Vermutlich möchten sowohl Cicero selbst als auch einige spätere Herausgebenden von Cicerobriefen das Potential von Briefen nutzen, dass sie nämlich als „Abbild der eigenen Seele“ und „Hälfte eines Dialogs“ die inneren Gedanken der Absendenden und ihre vertrauten Gespräche mit ihren nächsten Freunden enthalten und damit einen unmittelbaren Einblick in eine authentische Persönlichkeit und ihre integren Handlungen zu vermitteln vermögen.74 Bereits Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. liest Cornelius Nepos eine Sammlung von Cicerobriefen als Geschichtsquelle des Bürgerkriegs.75 Seneca wählt Cicerobriefe als Vorbild seines protreptisch-philosophischen Lehrgesprächs mit seinem vermutlich fiktiven Schüler Lucilius.76 Fronto erstellt eine Auswahl von Cicerobriefen, die der Kaiser Antoninus Pius erbittet, um „seinen Ausdruck zu v­ erbessern“77. Fronto verfügt 73  Vgl. Bishop, Caroline, Cicero, Greek Learning, and the Making of a Roman Classic, Oxford: Oxford University Press 2019, 219–258, 221 f. Cicero hat die Platobriefe nachweislich gekannt. Siehe Bishop, Cicero, 241 f. Bishop bemerkt allerdings auch, dass sich Ciceros Briefe stilistisch kaum von seinen Prosawerken unterscheiden (231). Zu den griechischen Briefsammlungen siehe auch: Jones, Christopher P., Greek Letter Collection before Late Antiquity, in: Cristiana Sogno/Bradley K. Storin/Edward J. Watts (Hg.), Late Antique Letter Collections: A Critical Introduction and Reference Guide, Oakland: University of California Press 2017, 36–53. Cicero ist nicht der einzige Politiker, der im römischen Bürgerkrieg Briefe veröffentlicht hat oder in dessen Namen später Briefe veröffentlicht wurden. Caesar soll seine Sammlung selbst erstellt haben (Suet.Caesar 56.6), außerdem gab es Briefe des Marcus Antonius (Suet.Aug. 7.1; Tacitus Ann. 4.34; Dio Cassius 50.2.1), des Cassius (Suet.Aug. 4.2) und des Marcus Brutus (Institutio Oratoria 9.4.75–76; Plut.Brutus 2.3–5). Vgl. auch Bishop, Cicero, 238–242. 74  Demetrius, De elocutione, 227: „Wer einen Brief schreibt, malt beinahe das Bild der eigenen Seele. Und keine Redegattung lässt den Charakter des Schreibenden in solcher Weise sehen wie die Gattung des Briefes.“ Demetrius zitiert außerdem die Meinung des Herausgebers der verlorenen Aristotelesbriefe: „Der Brief ist der eine Teil eines Dialogs“ (De elocutione, 223), wobei Demetrius diese Meinung kritisiert und für stilistische Überarbeitung votiert, denn der Brief sei – anders als der Dialog – ein Teil der Schriftkultur (224) 75 Nepos, Atticus 16,2–4: „Cicero freilich schütze ihn (Atticus) ganz besonders, nicht einmal die Beziehung zu seinem eigenen Bruder Quintus war inniger oder intimer; (3) außer den bereits veröffentlichten Schriften, in denen er von seinem Freund spricht, verdeutlichen dies jene elf Bände Atticus-Briefe [heute 16 Bücher bekannt] aus der Zeit zwischen Konsulat und Tod, die den Leser eine systematische Darstellung der Geschichte dieser Zeit kaum vermissen lassen. (4) Sie enthalten nämlich die politischen Ambitionen der Führungsspitzen, der Fehler des Militärs sowie die revolutionären Umwälzungen im Staat in so kompletter und detaillierter Analyse, dass nichts im Dunkeln bleibt und der Eindruck einer Weitsicht entsteht, die schon an einen sechsten Sinn grenzt. Cicero hat ja nicht nur die Entwicklung seiner Tage vorausgesagt, sondern auch die Realität von heute mit Seherblick vorweggenommen.“ Übersetzung: Nepos, Cornelius, De viris illustribus. Biographien berühmter Männer. Lateinisch-deutsch, hg. und übers. v. Peter Krafft und Felicitas Olef-Krafft, Stuttgart: Reclam 2006. 76  Vgl. Sen.ep. 118.1–2. 77  Fronto, ad Antonius Imperator 3.7 (103 Hout; 2.156 Haines, LCL): ad facultatem sermonis fovendam.

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bereits über Exzerpte aus Cicerobriefen, die Abschnitte sammeln, in denen es um Redekunst, Philosophie oder die Erörterung von Staatsgeschäften geht. Er bietet dem Kaiser außerdem seine Exemplare von zwei Büchern Brutus‑ und einem Buch Axiusbriefen zur Kopie an und stellt abschließend fest: „Jedoch erachte ich alle Briefe Ciceros als lesenswert, nach meinem Urteil viel mehr als seine Reden. Nichts ist perfekter als die Briefe Ciceros.“78 An den Caesar Aurelius schreibt Fronto, seine Briefe könnten von der Nachahmung der Cicerobriefe gewinnen.79 In der Spätantike liest man Cicero neben den Pliniusbriefen als Mastermodell von Briefsammlungen.80 Seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. werden die Cicerobriefe also gleichzeitig als Apologie seines politischen Handelns, als Geschichtswerk zum ausgehenden römischen Bürgerkrieg, als philosophische Einübung und als Manual des lateinischen Rede‑ und brieflichen Schreibstils gelesen, um nur vier wichtige Rezeptionsweisen zu benennen. Die Vielfalt der Rezeptionsweisen wird dabei befördert durch die Sammlung von Briefen. Denn Briefsammlungen verbreiten nicht nur die einzelnen Briefe über den zeitlichen und räumlichen Kontext ihrer ursprünglichen Abfassungssituation hinaus, sie spannen neue Kommunikationsnetze auf. Um es mit den Worten von Judith Lieu zu sagen: Any such collection, by definition, dissolves the bond between the individual letter and the specific places inhabited by the author and by the recipients, and in this way creates the possibility of reading them collectively as a narrative, whether as a narrative of external events or as one of the author’s or the recipient’s personal journey.81

Im Folgenden möchte ich nun die Paulusbriefsammlungen genauer in den Blick nehmen.

3. Die Entstehung der Paulusbriefsammlungen Paulusbriefe liegen uns immer in Sammlungen vor.82 Bereits die beiden ältesten heute bekannten Paulusbriefsammlungen, die von Markion und 𝔓30, stellen

78  Fronto, ad Antonius Imperator 3.8 (104 Hout; 2.156 Haines, LCL): Omnes autem Ciceronis epistulas legendas censeo, mea sententia vel magis quam omnes eius orationes. Epistulis Ciceronis nihil est perfectius. Ciceros Briefe an Axius sind heute unbekannt, werden aber in der Antike auch andernorts erwähnt. 79  Vgl. Fronto, ad M. Caesarem 2.2; 17 Hout; 1.118 Haines, LCL. In Ad Antonius Imperator 3.15 (47 Hout; 1.1000 Haines, LCL) behauptet Fronto, sogar Brutus habe seine Briefe an Cicero zur Korrektur geschickt. 80  Siehe Salzman, Latin Letter Collections, 20. 81 Lieu, Judith, Letters and the Topography of Early Christianity, in: New Testament Studies 62,2 (2016), 167–182, 173. 82  Derzeit sind ca. 800 Manuskripte bekannt, etwa 50 davon stammen aus ganzen Bibeln, die zwischen dem 11. und dem 15. Jahrhundert entstanden sind. Siehe Nongbri, Brent, Pauline Letter Manuscripts, in: Mark Harding/Alanna Nobbs (Hg.), All Things to All Cultures. Paul

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Paulusbriefe mit Deuteropaulinen zusammen.83 Die Fragen, wo, wie und zu welchem Zweck Paulusbriefe gesammelt wurden, werden in der Forschung kontrovers diskutiert. Grundlegend können zwei Modelle unterschieden werden: (A) die Annahme einer von einem einzigen Redaktor intentional veranstalteten Edition und (B) ein graduelles Zusammenwachsen von einzeln verbreiteten Briefen und Teilsammlungen an verschiedenen Orten. (A) Weil alle vollständig erhaltenen Paulusbriefsammlungen mindestens 13 Paulusbriefe umfassen, vermutet Hans Lietzmann eine ursprünglich in Kleinasien aus neun Gemeindebriefen und vier Briefen an Einzelpersonen entstandene Sammlung. Die Redaktion habe die entsprechenden Briefe aus den Gemeinden angefordert.84 Gegen die These spricht, dass Paulus in der Darstellung der Apostelgeschichte keine Briefe schreibt, dagegen nach 2 Tim 4,13 anscheinend auch Notizbücher in Gemeinden deponiert.85 Deuteropaulinische Briefe dokumentieren nicht verfolgte Sammlungsstrategien, etwa auch die Briefe aus Gemeinden, an Paulus oder an andere Gemeinden zu sammeln.86 2 Thess 2,2 und 2,15 bekämpfen „fälschlich“ zugeschriebene Briefe.87 Der syrische und lateinische Kanon enthielt zeitweilig auch den Dritten Korintherbrief oder den lateinischen Laodizenerbrief und eine gekürzte Fassung von Phil 1–2.4.88 Among Jews, Greeks, and Romans, Grand Rapids: Eerdmans 2014, 84–102, 85 f. Sammlungen gibt es schon unter den Papyri (z. B. 𝔓15–16; 𝔓46), allerdings kommen auch Abschriften in Schulübungen vor (z. B. 𝔓10 und 𝔓99). 83  Nach Ausweis von Tert.Marc. 5.1–21 und Epiph.haer. 41 kommentierte Markion die Pastoralbriefe nicht. Das älteste Zeugnis für die Existenz einer Paulusbriefsammlung in den Händen des Markion stammt von Irenäus: „Genauso [wie er das Evangelium des Lukas bearbeitete und dabei nur einen kleinen Teil davon lieferte] schnitt er [Pauli espistolas abscidit] (Teile aus den) Briefen des Apostels Paulus heraus und ließ alles weg, was der Apostel eindeutig über den Gott gesagt hat, der die Welt gemacht hat, dass er nämlich der Vater unseres Herrn Jesus Christus ist, und was der Apostel im Rückgriff aus den Prophetenbüchern lernte, die die Ankunft des Herrn ankündigen“, Iren.haer 1.27.2; vgl. 3.12.12. Übersetzung: Irenäus, Adversus haereses, in: Fontes Christiani 8/1 (1993). 84  Vgl. Lietzmann, Hans, Einführung in die Textgeschichte der Paulusbriefe. An die Römer (Handbuch zum Neuen Testament 8) Tübingen: Mohr Siebeck 1928, 1–5. 85  Ob die μεμβράνα in 2 Tim 4,13 als Schreibmaterial für zukünftig zu schreibende Texte gedacht sind oder ob sie biblische Schriften, paulinische Briefe oder Notizen des Paulus enthalten sollen, lässt sich nicht erschließen. Der Neufund einer Galenschrift περὶ Ἀλύπας zeigt, dass der Pergamentcodex (μεμβράνα) nicht nur für Notizen verwendet wurde, sondern auch für wertvolle technische Schriften wie medizinische Rezepturen. Siehe Nicholls, Matthew, Parchment Codices in a New Text of Galen. Greece & Rome 57 (2), 378–386, 380–386. In P.Petaus 30 teilt ein Julius Placidus seinem Vater mit, es seien ihm sechs Pergamentcodizes angeboten worden, er habe aber keinen gekauft, jedoch acht Codizes für 100 Drachmen verglichen (ἀντιβάλλειν). 86  Vgl. Kol 4,16: τὴν ἐκ Λαοδικείας. Vgl. auch 1 Kor 7,1. Angesichts dieser Praxis in den Cicero-, Plinius‑ und Frontobriefen wundert es nicht, dass der Dritte Korintherbrief diese Idee auch verwirklicht. 87  Einige vermuten, in 2 Thess 2,2.15 sei der Erste Thessalonicherbrief im Blick. 88  Vgl. Standhartinger, Angela, Paul’s ‘Favorite Community’ after Paul: Early Chris-

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Walter Schmithals möchte die Briefsammlung Ende des 1. Jahrhunderts in Korinth ansiedeln. Der Redaktor habe aus insgesamt 20 Fragmenten die heutige Sammlung von sieben „echten“ Paulusbriefen kompiliert, um gegen die Gnosis zu kämpfen.89 Die Siebenzahl unterstreiche die ökumenische Bedeutung.90 Tatsächlich enthält 1 Kor 1,2b eine universalisierende Adresse und einige Handschriften streichen die Adressen Rom und Ephesus im Epheser‑ bzw. Römerbrief.91 Jedoch ist kaum jemand Schmithals komplexen redaktionsgeschichtlichen Entwürfen gefolgt und das kirchengeschichtliche Grundmodell eines Antagonismus zwischen „Gnosis“ und „Orthodoxie“ hat sich inzwischen als anachronistisch, nämlich als apologetische Geschichtskonstruktion der Kirchenväter aus konstantinischer Zeit erwiesen. David Trobisch möchte schließlich in einer Analogie zu den Pliniusbriefen plausibel machen, dass Paulus eine Ursammlung selbst veranstaltet habe, da sich „bei Paulus der Wunsch fest[setzte], seine Lehre der Nachwelt zu hinterlassen“92. Es fragt sich allerdings, was Paulus angesichts seiner Naherwartung mit einer solchen Sammlung bezweckt haben soll und warum er ausgerechnet Briefe wählt, in denen seine Arbeit angezweifelt und bekämpft wurde.93 tianity in Philippi from the 2nd to the 4th Century, in: Steven J. Friesen/Daniel N. Schowalter/ Michalis Lychounas (Hg.), Philippi. From Colonia Augusta to Communitas Christiana: Religion and Society in Transition, Leiden: Brill, im Erscheinen. Der in lateinischen Bibelhandschriften enthaltene Laodizenerbrief verarbeitet ausschließlich Phil 1,1–3,1.4,1–9. Vgl. Tite, Philip L., The Apocryphal Epistle to the Laodiceans. An Epistolary and Rhetorical Analysis (Texts and editions for New Testament Study 7), Leiden: Brill 2012, 68–70. 89  Für Korinth als Ort der Paulusbriefsammlung votiert schon Harnack, Adolf von, Die Briefsammlung des Apostel Paulus, Leipzig: Hinrichs 1927, 8–10 wegen der Liste aus dem Muratorischen Fragment, das er für die älteste Paulusbriefsammlung hält. 90  Vgl. Schmithals, Abfassung, 240 f. 91 1 Kor 1,2b spricht über die Gemeinde in Korinth alle an, die an allen Orten Christus anrufen. Diese Universalisierung überrascht im Kontext der übrigen Paulusbriefe und wird daher von einigen Auslegungen als Glosse erachtet. Die Adresse „an die Epheser“ fehlt in allen alten Zeugen 𝔓46, ‫א‬, B u. a. Die Adresse „an die Römer“ fehlt in G, einer Origeneshandschrift und einigen lateinischen Zeugen. Eine Reihe von Handschriften platzieren die sekundäre Schlussdoxologie aus Röm 16,25–27 hinter 14,23 oder 15,33 und/oder 16,23 [34]. Die deutschsprachige Forschung der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahm daher häufig an, bei Röm 16,1–20/23[24] handele es sich um eine nach Ephesus gerichtete Grußliste (vgl. die aus in Ephesus zu verortenden Personen Priska, Aquila und Epainetos). Michaelis, Wilhelm, Einleitung in das Neue Testament. Die Entstehung, Sammlung und Überlieferung der Schriften des Neuen Testaments, Bern: 21954,160–166. Überblick über die Texttraditionen: Schreiber, Stefan, Der Römerbrief, in: Martin Ebner/Stefan Schreiber (Hg.), Einleitung ins Neue Testament, Stuttgart: Kohlhammer 2008, 281–306, 288. 92 Trobisch, David, Die Entstehung der Paulusbriefsammlung. Studien zu den Anfängen christlicher Publizistik (Novum Testamentum et Orbis Antiquus 10), Freiburg: Universitätsverlag 1989, 129. Als Ursammlung bestimmt Trobisch Römer-, Galater-, Erster und Zweiter Korinther-, Erster Thessalonicher‑ und Philipperbrief. Neben Plinius gibt Trobisch Cicero als Beispiel eines Herausgebers eigener Briefe an. 93  Zur Kritik z. B. Pervo, Richard I., The Making of Paul. Constructions of the Apostle in Early Christianity, Minneapolis: Fortress Press 2010, 26; Porter, Stanley E., When and How was the Pauline Canon Compiled? An Assessment of Theories, in: Ders. (Hg.), The Pauline

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Plausibler ist das Modell (B). Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gehen Theodor Zahn und Adolf von Harnack von einem graduellen Wachstum der Sammlung(en) aus.94 Kurt Aland und Eugene Lovering fügen die Beobachtung unterschiedlicher Textqualitäten innerhalb von Paulusbriefhandschriften sowie die differierende Anordnung von Paulusbriefen in den ältesten Sammlungen hinzu.95 Umso mehr fragt sich nunmehr, warum Paulusbriefe überhaupt gesammelt wurden. Adolf von Harnack ist der Ansicht, das besondere Charisma der brieflichen Äußerungen könnten alle Lesenden unmittelbar empfinden: […] diese aus der Sache fließende, produktive Lebendigkeit, diese sich ganz hingebende Herzlichkeit, diesen Ernst, diese Verbindung von Einfachheit und Tiefsinn, diese Fähigkeit, das Innerste auszusprechen und jede Seite des Herzens zu erschüttern, und über das alles – diese Kraft, das Einzelne zu allgemeinen Weihe zu erheben, immer im Zentrum des neuen Lebens aus Gott und mit Gott zu bleiben und an den entscheidenden Stellen ohne den Mantel des Propheten Gott selbst reden zu lassen.96

Dass man solche unmittelbar ergreifende Verbalisierung des Christuszeugnisses auch sofort sammeln und vervielfältigen musste, versteht sich für Harnack ganz von selbst. Seine Einschätzung bleibt aber ein Geschmacksurteil. Und die These, dass gelegentliche Verweise auf „alle Gemeinden“ oder konkrete andere Gemeinden zu einem Bedürfnis nach Briefen an andere Gemeinden geführt habe, lässt sich gerade nicht verifizieren.97 Ganz anders hat John Barclay jüngst beobachtet, dass im Netzwerk des Paulus die Briefe keine organisatorische Rolle spielten. Die paulinische Mission lebte vielmehr von persönlichen Begegnungen und Austausch von Nachrichten durch persönlichen Kontakt, Gesandtschaften und Boten.98 Erst der Tod des Paulus habe erste Anstöße zur Sammlung von PauCanon, Leiden: Brill 2004, 95–127, 113–121; Lindemann, Andreas, Die Sammlung der Paulusbriefe im 1. und 2. Jahrhundert, in: Jean-Marie Auwers/Henk Jan de Jonge (Hg.), The Biblical Canons (Bibliotheca Ephemeridum theologicarum Lovaniensium 163), Leuven: University Press 2003, 321–351, 330–335. 94  Vgl. Zahn, Theodor, Geschichte des Neutestamentlichen Kanons, Bd. 1/2, Erlangen und Leipzig: Deichert 1889, 811–838; Harnack, Briefsammlung, 3–27. Die Hypothese wird im englischen Sprachraum auch „snowball hypothesis“ genannt. Pervo, Making, 55; Elmer, Ian J., The Pauline Letters as Community Documents, in: Bronwen Neil/Pauline Allen (Hg.), Collecting Early Christian Letters. From the Apostle Paul to Late Antiquity, Cambridge: Cambridge University Press 2015, 37–53, 39. 95  Vgl. Aland, Kurt, Die Entstehung des Corpus Paulinum, in: Ders., Neutestamentliche Entwürfe (Theologische Bücherei 63), München: Kaiser 1979, 302–350; Lovering, Eugene Harrison, The Collection, Redaction, and Early Circulation of the Corpus Paulinum, Diss., Southern Methodist University 1988. Vgl. auch Nongbri, Collection, 97–102. 96  Harnack, Briefsammlung, 7. 2 Kor 10,10 ist für Harnack ein Beweis dieser These. 97 Vgl. Harnack, Briefsammlung, 8 mit Verweis auf 1 Kor 7,17 und 14,33; siehe auch 1 Kor 4,17; 16,1; 2 Kor 8,1. 98  Vgl. Barclay, John M. G., The Letters of Paul and the Construction of Early Christian Networks, in: Paola Ceccarelli u. a. (Hg.), Letters and Communities: Studies in the Socio-Political Dimensions of Ancient Epistolography, Oxford: Oxford University Press 2018, 289–301. Persön-

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lusbriefen gegeben.99 Aus der Existenz der Deuteropaulinen möchte Alexander Sand ablesen, dass Paulus’ Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit der Sammlung versucht haben, gelungene Missionspredigt zu bewahren, „um sich einerseits an ihr zu orientieren, andererseits auf ihrer Basis literarisch tätig zu werden“100. Allerdings zeugen die Deuteropaulinien sowohl literarisch als auch theologisch von durchaus eigenständiger Kreativität.101 Erst Ende des 2. Jahrhunderts mehren sich dann die Hinweise, dass der Besitz von Paulusbriefen christliche Identität demonstriert.102 Um diese Zeit werden die uns bekannten Paulusbriefe bei frühchristlichen Autoren eindeutig zitiert.103 liche Gesandtschaften finden sich z. B. in Phil 2,19–30; Röm 16,1–3, 1 Kor 1,11–12 u. ö. Paulus bedauert die Begrenzung des Mediums Schrift im Gegensatz zum persönlichen Gespräch (z. B. Gal 4,20; 2 Kor 3,6). Vgl. auch: Standhartinger, Angela, Studien zur Entstehungsgeschichte und Intention des Kolosserbiefes (Novum Testamentum. Supplements 94), Leiden: Brill 1999, 106–108. Anders z. B. Hoegen-Rohls, Christina, Zwischen Augenblickskorrespondenz und Ewigkeitstexten. Eine Einführung in die paulinische Epistolographie (Biblisch-theologische Studien 135), Neukirchen-Vluyn: Neukirchener 2013, die die Paulusbriefe als eigene Gattung eines kerygmatischen Briefes bestimmt. Ihre Bedeutung erschöpfe sich nämlich nicht im konkreten Situationsbezug, „weil Paulus den Gemeinden seine Briefe zur Verlegung und Weitergabe empfahl“ (106). Den einzig möglichen Belegtext dieser These scheint mir allerdings erst der nachpaulinische Kolosserbrief (4,16) zu liefern.  99 Vgl. Schenke, Hans-Martin, Das Weiterwirken des Paulus und die Pflege seines Erbes durch die Paulus-Schule, in: New Testament Studies 21 (1975), 505–518, 511 f. „Die Gemeinden des Paulus bedurften des (nach dem in konkreter Situation Einmal-Vorgelesenseins) toten Buchstabens seiner gelegentlichen Briefe gar nicht […] Erst der Tod des Paulus gibt den Anstoß dazu, dass man auf paulinischem Missionsgebiet beginnt, seine Briefe als seinen Nachlass zu sammeln und dieses Erbe für den Gemeindegebrauch (durch geeignete Redaktion) verwendungsfähig zu machen.“ Tatsächlich wirken insbesondere der Epheserbrief wie ein einleitender Metakommentar zu den Paulusbriefen. So Goodspeed, J. Edgar, New Solutions to New Testament Problems, Chicago: University of Chicago Press 1927. Der Epheserbrief kommentiere und korrigiere dabei den Kolosserbrief mithilfe von anderen Paulusbriefen. 100  Sand, Alexander, Überlieferung und Sammlung der Paulusbriefe, in: Karl Kertelge (Hg.), Paulus in den neutestamentlichen Spätschriften. Zur Paulusrezeption im Neuen Testament (Quaestiones Disputatae 89), Freiburg: Herder 1981, 11–24, 19. Die Idee einer von einem Paulusschüler initiierten Sammlung ist älter. Knox, John, Philemon among the Letters of Paul, New York: Abingdon 1959, denkt an Philemon, da sich die Überlieferung seines Briefes sonst nicht erklären könnte. Zu möglichen Kopialbüchern in der Hand von Mitarbeitenden vgl. auch Elmer, Letters, 52 f. 101  Zum Verhältnis des Kolosserbriefes zu den Paulusbriefen und ihrer Diktion sowie zur Weiterentwicklung der Theologie in der nachpaulinischen Zeit, siehe: Standhartinger, Studien. 102  Die Märtyrer in der Passio Scillitanorum haben eine capsa, also ein Behältnis für Buchrollen, mit Paulusbriefen beim Verhör vor dem Statthalter dabei. Welche Auswahl von Briefen darin war, lässt sich allerdings ebensowenig ermessen wie die Auswahl des von 2 Petr 3,15 ebenfalls am Ende des 2. Jahrhunderts benutzten. Siehe auch Grünstäudl, Wolfgang, Petrus Alexandrinus. Studien zum historischen und theologischen Ort des zweiten Petrusbriefes (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament II 353), Tübingen: Mohr Siebeck 2013, 23–33. Zur Entstehung einer christlichen Buchkultur siehe: Kloppenborg, John S., Literate Media in Early Christ Groups. The Creation of a Christian Book Culture, in: Journal of Early Christian Studies 22,1 (2014), 21–59. 103 Tertullian, Irenäus und Clemens von Alexandrien zitieren aus (fast) allen heute zur Sammlung gehörenden Briefen. Zitate aus dem Philemonbrief fehlen allerdings bei Irenäus

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Um die Frage zu beantworten, warum und zu welchen Zwecken Paulusbriefe gesammelt wurden, ist ein Vergleich mit den Briefen des Epikur instruktiv. Anders als die Briefe von Paulus, Timotheus, Silvanus und Sosthenes enthalten die Briefe des Epikur und seiner Schüler und Schülerinnen ausdrücklich Aufforderungen, sie zu verbreiten und wiederholt zu lesen. Ein Beispiel ist der kürzlich veröffentlichte Papyrus P.Oxy. 76.5077: Schickt es auch an Leonteus, damit auch jener eine Abschrift mache. Und befiehl ihm, die Kopie aufzubewahren, damit auch wir, die übrigen, sie benutzen können.104

Das Schreiben enthält also nicht nur die Aufforderung, Epikurs Briefe zu verbreiten, sondern auch noch die zur Erstellung einer Masterkopie.105 Tatsächlich bieten einige Lehrbriefe Epikurs Kurzfassungen und Einstiegshilfen in die Philosophie.106 Darüber hinaus demonstrieren „persönliche“ Briefe, etwa der Abschiedsrief an Idomeneus oder der Brief an seine Mutter, die Wahrheit von Epikurs Philosophie am persönlichen Beispiel im Alltag.107 Letztere Gattung und Clemens. Siehe Gallagher, Edmon L./Meade, John D., The Biblical Canon Lists from Early Christianity. Texts and Analysis, Oxford: Oxford University Press 2017, 40 f. Vor Ende des 2 Jahrhunderts ist die Evidenz weniger klar. 1 Clem 47,1–4 beruft sich auf den Ersten Korintherbrief, der Epheserbrief kennt den Kolosser-, Römer-, Ersten Korinther‑ und Galaterbrief, die Pastoralbriefe setzen anscheinend eine Sammlung von Paulusbriefen voraus. Polykarp kennt Philipperbriefe (P), Ignatius (wann?) einen Epheserbrief. Unter den möglichen Anspielungen und Zitaten bei Polykarp und Ignatius stechen der Erste Korinther-, der Epheser‑ und die beiden Timotheusbriefe heraus. Mögliche Anspielungen und Referenzen sind jedoch kein Beweis für die Existenz einer festen Sammlung, siehe Lieu, Judith, Marcion and the Making of a Heretic: God and Scripture in the Second Century, Cambridge: Cambridge University Press 2015, 242. Lieu zeigt, dass Markion der erste ist, der Paulus nachweislich theologisch interpretiert (234–269). 104  P.Oxy 76.5077: ἀποστεί[λα]τε καὶ πρὸς Λεοντέα ἵνα κ[ἀ]κεῖνος ἀπογράψηται. καὶ τὸ ἀντίγραφον κέλευε σώζει(ν) ἵνα καὶ οἱ λοιποὶ ἔχωμε(ν) χρῆσθαι. Übersetzung: Klauck, Hans-Josef, Epikurs Briefsammlung und POxy 76.5077, in: Zeitschrift für die Neutestamentliche Wissenschaft 110,2 (2019), 266–276, 272. Vgl. auch schon Klauck, Briefliteratur, 121–126. Weitere Beispiele auch bei Stowers, Stanley K., Letter Writing in Greco-Roman Antiquity, Philadelphia: Westminster 1986, 36–40. Textsammlung der Fragmente von Epikurbriefen sammelt Arrighetti, Stanley K., Epicuro, Opere, Turin: Einaudi 1960, 421–476, Nr. 40–133. Deutsche Übersetzung bei Eckstein, Peter, Gemeinde, Brief und Heilsbotschaft. Ein phänomenologischer Vergleich zwischen Paulus und Epikur (Herders biblische Studien 42), Freiburg: Herder 2004, 164–176. 105  Vgl. Jones, Greek Letter, 45. 106  Epikur an Herodot (D. L. 10.35–84) ist eine Kurzfassung seiner Naturphilosophie, „damit man sie leichter im Gedächtnis behalten kann“ (D. L. 10.35), sein Brief an Pythokles (D. L. 10.84– 116) ist eine kurze Abhandlung über Physik und Himmelserscheinungen und Epikurs Brief an Menoikeus (D. L. 10.122–135) fasst die Ethik zusammen als Werbeschrift für Epikurs Philosophie. Die Briefe wurden in der Schule Epikurs breit rezipiert. Siehe Klauck, Briefsammlung, 268 f. mit Beispielen aus Senecas Briefen und der Inschrift des Diogenes von Oinoanda. 107  Z. B. der bei D. L. 10.22 zitierte Abschiedsbrief an Idomeneus sowie der Brief an die Mutter, den Diogenes von Oinoanda in seiner Inschrift veröffentlicht. Letzterer lautet: „Verlasse dich darauf, liebe Mutter, dass wir im Besitz solcher Güter [sc. der Philosophie] stets Freude empfinden und sei im Hinblick auf das, was wir tun, guten Mutes. Die Geldzuwendungen, die Du

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unter Epikurs Briefen wurde auch als Satire und Parodie zur Verspottung von Epikurs Lehren produziert.108 Aber auch die Anhänger und Anhängerinnen Epikurs waren literarisch sehr produktiv. Der Epikureer Diogenes aus Oinoanda in Lykien ließ Epikurs und seine eigenen Schriften und Briefe als „Medizin zur Erlösung“ in einer Säulenhalle auf dem Marktplatz für die Mitbürger seiner Heimatstadt veröffentlichten.109 Diese längste bekannte Inschrift der Antike ist ca. 80m lang und 3,5m hoch und präsentiert Schriften und Briefe von Epikur und Diogenes in Form mehrerer aufgerollter Buchrollen.110 Diogenes Briefe imitieren sein Vorbild, die Briefe Epikurs, nicht nur inhaltlich, sondern auch formal.111 Der Brief, eigentlich ein vertrautes Gespräch unter Freunden und Freundinnen, wird so nicht allein ein didaktisches Medium, sondern – in Analogie zu den inschriftlich publizierten Briefen hellenistischer Könige und römischer Kaiser und Statthalter – eine öffentliche Demonstration, die auf größtmögliche Verbreitung zielt.112 Auch wenn Epikur vermutlich nicht an die Veröffentlichung seiner Briefe im Rahmen einer Inschrift gedacht haben wird, so intendierte er doch die Verbreitung seiner Lehr‑ und Privatbriefe unter seinen Schülerinnen und Schülern.113 mir ständig zukommen lässt, aber spare Dir, beim Zeus. Denn ich wünsche nicht, dass Dir etwas abgeht, damit ich es im Überfluss habe […]“ Übersetzung: Erler, Michael, Otium als negotium – Epikureische Briefe. Themen und Funktionen, in: Franziska C. Eickhoff (Hg.), Muße und Rekursivität in der antiken Briefliteratur, Tübingen: Mohr Siebeck 2016, 61–74, 64 f. 108 Vgl. Gordon, Pamela, Epistolary Epicureans, in: Owen Hodkinson (Hg.), Epistolary Narratives in Ancient Greek Literature (Mnemosyne. Supplement 359), Leiden: Brill 2013, 133–152, 138–149. 109  Vgl. Ferguson Smith, Martin, The Philosophical Inscription at Oinoanda in Lycia (Denkschriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse 251), Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1996, 2, Fragment 3.V. 23–VI.2: ἐν κοινῷ τὰ τῆς σωτηρίας προθεῖναι·φάρμακα ([die gestiftete Säulenhalle mit der Inschrift soll] für die Gemeinschaft das Heilmittel der Rettung vorstellen). 110  Vgl. Erler, Michael, Diogenes von Oinoanda, in: Christoph Horn/Dietmar Wyrwa (Hg.), Die Philosophie der Antike 5,1: Philosophie der Kaiserzeit und der Spätantike, Basel: Schwabe 2018, 207–211. 111 Vgl. Diogenes an Antipatros (Smith, Inscription, Diogenes, Fragment 62–67), Dionysios (Diogenes, Fragment 68–74) sowie Menneas und Karos. Diogenes Brief an Antipater erinnert z. B. inhaltlich und formal an Epikurs Brief an Pythokles, vgl. Erler, Otium, 63. 112  Vgl. Nasrallah, Laura, The Formation of a Pauline Letter Collection in Light of Roman Epigraphic Evidence, in: Cilliers Breytenbach/Julien Ogereau (Hg.), Authority and Identity in Emerging Christianities in Asia Minor and Greece, Leiden: Brill 2018, 281–302. 113  Plutarch spottet über die Vorliebe Epikurs für Briefe in seiner Schrift De latenter vivendo, die den philosophischen Grundsatz „Lebe im Verborgenen“ gar nicht ernst nehmen, denn sonst müsste doch gelten: „Schreibe nicht an die Freunde in Kleinasien, rekrutiere keine Schüler in Ägypten und spiele auch nicht den Aufpasser für die Jugendlichen von Lampsakos, verschicke nicht überallhin deine Bücher, um jedem und jeder deine Weisheit zu demonstrieren und triff nicht noch Anordnungen für dein Begräbnis […]“, Plut.mor. 1128F–1129A, Übersetzung: ­P lutarch, Ist „Lebe im Verborgenen“ eine gute Lebensregel? Eingel., übers. und mit interpretierenden Essays versehen von Ulrich Berner, Reinhard Feldmeier, Bernhard Heininger und Rainer Hirsch-Luipold, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2000.

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Im Laufe der Zeit überbrückt die Materialität des Geschriebenen Raum und Zeit und ermöglicht so einen Dialog mit dem Verstorbenen.114 Aber überall in den bisher bekannt gewordenen Epikurbriefen spricht Epikur Einzelpersonen an, und selbst wo Diogenes von Oinoanda an seine Mitbürger denkt, geht es um das Seelenheil und Glück des und der Einzelnen. Dagegen schreibt Paulus nur den Römer‑ und Philemonbrief als Alleinabsender. Die von ihm Adressierten sind immer die Volksversammlungen in den jeweiligen Städten bzw. die Gruppe der Heiligen und Glaubenden, die in einer bestimmten Stadt wohnt. Auch Paulusbriefe spannen ein Netzwerk zwischen Absendern und Adressierten auf und ermöglichen einen Dialog mit dem Verstorbenen jenseits von Raum und Zeit. Aber Rettung vermittelt nach den Paulusbriefen nicht die Nachahmung seines vorbildhaften Lebens der Unerschütterlichkeit, sondern das Leben in der Gemeinschaft der Glaubenden und Getauften, die in der Wirklichkeit des Geistes schon jetzt am Beginn der Heilszeit stehen.115 Es gibt also wichtige Unterschiede in Form und Intention zwischen Paulus‑ und Epikurbriefen. Die ursprünglich deutliche Differenz zwischen Epikur‑ und Paulusgruppenbriefen verändert sich jedoch im Laufe der Rezeptionsgeschichte. Bereits in den Deutero‑ und Tritopaulinen treten Mitabsender in den Hintergrund, die Biografie des Apostels dagegen in den Vordergrund. Wie oben in Bezug auf die Cicerobriefe gesagt, gelten Briefe der antiken Brieftheorie als „Spiegel des Selbst“. Wer einen Brief schreibt, entwirft sich selbst im Lichte der erwarteten Rezeption des damit ebenfalls konstruierten Empfängers. Die Briefe beleuchten damit immer auch das Handeln und den Charakter der Schreibenden und Empfangenden und sind daher bereits in der antiken Geschichtsschreibung ein wichtiges Medium zur prosopopoiiea und ethopoiiea.116 Diese Dynamik verstärkt sich, wenn Briefe von Nachgeborenen gelesen werden und wenn sie im Kontext einer Sammlung sich gegenseitig interpretieren. Um es mit den Worten von Judith Lieu zu sagen: Subsequent readers of any letter that has been preserved beyond its original context, and in particular of a letter within a collection, have the possibility of relating to speaking and hearing voices therein in mutable and different ways. They can retain the position of a third person eavesdropper, but they may also identify with one or both of the internal voices, or measure themselves against them.117

114  Vgl. Ceccarelli, Paola u. a., Introduction, in: Dies. u. a. (Hg.), Letters and Communities: Studies in the Socio-Political Dimensions of Ancient Epistolography, Oxford: Oxford University Press 2018, 1–44, 6–12. 115  Vgl. auch Erler, Michael, Epicureanism in the Roman Empire, in: James Warren (Hg.), The Cambridge Companion to Epicureanism, Cambridge: Cambridge University Press 2009, 46–64, 62. 116  Vgl. Lieu, Letters and the Topography, 176. 117  Lieu, Judith, Letters and the Construction of Early Christian Memory, in: Simon Butticaz/Enrico Norelli (Hg.), Memory and Memories in Early Christianity. Proceedings of the

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Es verwundert daher nicht, wenn einige Forschende Briefsammlungen gegenüber Einzelbriefen als eigene Gattung betrachten möchten.118 Auch in den Paulusbriefen haben verschiedene Rezeptionsweisen Spuren hinterlassen.

4. Rezeptionen der Paulusbriefsammlungen Wie Roy Gibson gezeigt hat, arrangieren antike Briefsammlungen die Briefe höchst selten chronologisch oder gar nach Länge.119 Vielmehr überwiegt die Anordnung nach Adressierten/Absendenden und Themen, häufig ohne Blick auf chronologische Entwicklungen.120 Plinius, der selbst behauptet, seine Briefe zufällig angeordnet zu haben, arrangiert sie kunstvoll nach stilistischer Varianz und hintergründigen Anspielungen und Gegenüberstellungen, was insgesamt an die Versbriefe des Horaz erinnert.121 Auch die ältesten Paulusbriefsammlungen bieten unterschiedliche Anordnungen. Hier eine Auswahl der ältesten Beispiele:

International Conference Held at the Universities of Geneva and Lausanne (June 2–3, 2016) (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 398), Tübingen: Mohr Siebeck 2018, 133–143, 143. 118  Vgl. Hodkinson, Owen, Better Than Speech: Some Advantages of the Letter in the Second Sophistic, in: Ruth Morello/Andrew D. Morrison (Hg.), Ancient Letters: Essays in Classical and Late Antique Epistolography, Oxford: Oxford University Press 2007, 283–300, 287. Lieu, Letters and the Topography, 173. Vgl. Sogno, Cristiana/Storin, Bradley K./Watts, Edward Jay, Introduction, in: Dies. (Hg.), Late Antique Letter Collections. A Critical Introduction and Reference Guide, Oakland: University of California Press 2017, 1–10, 4 f.: „[T]he epistolographer-collector is no innocent archivist. He does not simply present whatever letters he could find in his records in whatever order they were filed. His goal was self-presentation, not comprehensive epistolary inclusion. This means that letters were both selected for inclusion and deliberately organized […] The epistolographer-collector is only one type of author that we find in late antique letter collections. A more frequent type of author is the editor collector. This is an admirer or associate of the epistolographer who selected, arranged, and published a famous individual’s letters to contribute to the epistolography’s broader literary legacy.“ 119  Vgl. Gibson, Nature, 64–77. Zur Geschichte einer chronologischen Anordnung, die die Briefe als Geschichtsschreibung liest, siehe Gibson, Roy K., Letters into Autobiography: The Generic Mobility of the Ancient Letter Collection, in: Theodore D. Papanghelis/Stephen J. Harrison/Stavros Frangoulidis (Hg.), Generic Interfaces in Latin Literature. Encounters, Interactions and Transformations, Generic Interfaces in Latin Literature. Encounters, Interactions and Transformations (Trends in Classics  – Supplementary Volumes 20), Berlin/Boston: de Gruyter 2013, 387–416. 120  Thematisch z. B. die Zusammenstellung von Empfehlungsbriefen (ausschließlich an und für Senatoren) in Cic.ep. 13. 121  Vgl. Plinius ep. 1.1. Vgl. auch Gibson, Letters, 64–67; Salzman, Latin Letter Collections, 21–23.29 f.

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Angela Standhartinger Markion Markion Cod. Fuldensis Victori(Tertul­ ian) (Epipha- (anti(?)-mark- nus von nius) ionitische Prol.) Poetovio

1 2 3 4 5 6 7

Gal 1 Kor 2 Kor Rom 1 Thess 2 Thess Laod = Eph 8 Kol 9 Phil 10–13 Phlm 11–14

Gal 1 Kor 2 Kor Rom 1 Thess 2 Thess Laod = Eph Kol Phlm Phil

Gal 1 Kor 1 Thess Laod(?) Kol Phil Phlm

Röm 1 Kor 2 Kor Eph 1 Thess 2 Thess Gal

Eph 2 Thess 1–2 Tim, Tit

Phil Kol 1 Tim [2 Tim, Tit, Phlm]

Kanon Kanon Muratori Muratori Z. 40–49 Z. 50–64

P46

Cod. Coislinianus „Euthalische Trad.“

1(2?)Kor 1 Kor Gal Eph Röm Phil Kol Gal 1 Thess Röm

Röm Hebr 1 Kor 2 Kor Eph Phil Kol

Röm 1 Kor 1 Kor Gal Eph Phil Kol

2 Kor 2 Thess Phlm, 1–2 Tim, Tit

1 Thess 1 Thess [2 Thess?] 2 Thess [Phlm??] Hebr 1–2 Tim, Tit, Phlm

Viele Auslegungen vermuten, dass Markion den Galaterbrief aus theologischen Gründen an die Spitze seiner Sammlung gestellt und überhaupt seine Sammlung in Gestalt und Inhalt stark bearbeitet hat. Die Quellen für diese These sind vor allem Tertullian (ca. 150–220) und Epiphanius (315–403), wobei die beiden Quellen in Bezug auf die Stellung von Philipper‑ und Philemonbrief differieren.122 Die Anordnung Galater-, Erster Korinther-, Römer-, Erster Thessalonicher, [Laodizener-/Epheser‑], Kolosser‑ und Philipperbrief bieten auch die sogenannten (anti‑)markionitischen Prologe oder argumenta, die sich als kurze Inhaltsangaben der Briefe im Codex Fuldensis aus dem 6. Jahrhundert und anderen lateinischen Handschriften finden und die von einem Teil der Forschung für eine protomarkionitische Sammlung gehalten werden.123 Die Prologe benennen 122 Vgl. Epiph.haer. 42.11.7–8. Vgl. auch Lieu, Marcion, 236. Wieviel Markion aus dem Philipper‑ und Philemonbrief im Apostolos Markion gelesen hat, muss offenbleiben. Deutlich ist, dass Markion Phil 2,6–8 zitiert (Tert.Marc. 5.20.3–5). In Bezug auf den Philemonbrief sagt Tertullian, er sei wegen der Kürze der „Verfälschung“ entkommen (Tert.Marc. 5.21.1). Die Rekonstruktion des von Markions Apostolos gebotenen Philipperbrieftext von Schmid ist allerdings optimistischer. Schmid, Ulrich, Marcion und sein Apostolos. Rekonstruktion und historische Einordnung der marcionitischen Paulusbriefausgabe (Arbeiten zur neutestamentlichen Forschung 25), Berlin: de Gruyter 1995, 343 f. Siehe auch Lieu, Marcion, 242. 123  Codex Fuldensis, F (geschrieben 541 oder 546 n. Chr.). Ein Präskript für den Laodizenerbrief ist nicht erhalten und wird lediglich aus der Bemerkung „die Kolosser sind gleichwie die Laodizener Asiaten“ (Colossenses et hi sicut Laudicenses sunt Asiani) erschlossen. Der Prolog zum Epheserbrief gehört dann zur zweiten Liste (mit Zweitem Korinther-, Philemon‑ und Pastoralbriefen). Text und englische Übersetzung bei Scherbenske, Eric W., Canonizing Paul. Ancient Editorial Practice and the Corpus Paulinum, Oxford: Oxford University Press 2013, 88 f.282 f.; Jongkind, Dirk, On the Marcionite Prologues to the Letters of Paul, in: Daniel M. Gurtner/Juan Hernández/Paul Foster (Hg.), Studies on the Text of the New Testament and Early Christianity. Studies in Honor of Michael W. Holmes on the Occasion of his 65th Birthday

Der Philipperbrief und die Entstehung der Paulusbriefsammlung

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ein Ethnos der Adressierten und bringen eine kurze ‚Inhaltsangabe‘, die sich an der Frage orientiert, ob und wenn ja, welche „falschen Apostel“ aufgetreten sind und aus welcher Stadt Paulus schreibt. „Falsche Apostel“ haben nach der Meinung der Prologe in Galatien, Korinth, Rom und Kolossä, nicht aber in Philippi Eingang in die dortigen Gemeinden gefunden. Zu Römer‑ und Philipperbrief könnte man auch die gegenteilige These vertreten. Bemerkenswert ist außerdem, dass die Inhaltsangaben zu Philemon-, Epheser-, Zweitem Korinther‑, Zweitem Thessalonicher, Erstem und Zweitem Timotheusbrief und Titusbrief formal weniger streng formuliert sind und im Anhang geboten werden.124 Ob die Prologe die Adressierten in der römischen bewohnten Welt zwischen Griechen, Achaiern, Makedonen und Römern platzieren wollen oder ihre Widerstandsfähigkeit gegen falsche Apostel der makedonischen Gemeinden in Thessaloniki und Philippi hervorheben wollen, muss offen bleiben.125 So oder so aber verknüpfen die Prologe die Einzelbriefe und geben der Sammlung zwei neue thematische Schwerpunkte. Kampf und Bewahrung gegenüber „falschen Aposteln“ und anderen „Feinden“ verbindet auch die erste der beiden Paulusbrieflisten, die als Teil einer Kanon(New Testament Tools. Studies and Documents 50), Leiden: Brill 2015, 389–407. Corssen, ­P eter, Zur Überlieferungsgeschichte des Römerbriefs, in: Zeitschrift für die Neutestamentliche Wissenschaft 10 (1909), 1–45.97–102, 40 f., findet eine ältere Bezeugung der Liste in den Prologen zu Epheser-, Galater‑ und Philipperbrief des Marius Victorinus (355–365). Corssen und andere Autoren des 19. und frühen 20. Jahrhunderts führten die Liste auf Markions Paulusbriefsammlung zurück, weil sie mit dem Galaterbrief beginnt. Dies wurde wirkmächtig von Alstrup Dahl, Nils, The Origin of the Earliest Prologues to the Pauline Letters, in: David Hellholm/Vemund Blomkvist (Hg.), Studies in Ephesians. Introductory Questions, Text‑ & Edition-Critical Issues, Interpretation of Texts and Themes (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 131), Tübingen: Mohr Siebeck 2000, 179–209 bestritten, da die Prologe falsche Apostel (= Markioniten) bekämpfen. Dahl schreibt sie stattdessen einem „katholischen“ Bischof zu Beginn des 2. Jahrhundert zu. Man habe sie aber erst im 4. Jahrhundert, nach der Überwindung der markionitischen Krise, in den Kanon aufnehmen können. Zur Kritik an Dahls Bestreitung eines markionitischen Ursprungs siehe Scherbenske, Paul, 83–95.237–242; Jongkind, Prologues. 124  Die Anordnung Galater-, Erster und Zweiter Korinther-, Römer-, Hebräer-, Kolosser-, Epheser-, Philipper-, Philipper, Erster und Zweiter Thessalonicher-, Zweiter Timotheus-, Titus‑ und Philemonbrief ist in einer syrischen Kanonliste aus dem 8. oder 9. Jahrhundert enthalten, die, wegen des Fehlens der katholischen Briefe und der Offenbarung häufig auf das 4. Jahrhundert datiert wird. Text und Übersetzung in Gallagher /Meade, Canon, 239–243. Auffällig sind zwei Philipperbriefe mit unterschiedlichen Längenangaben (318 und 235 Verse). Die meisten Auslegungen vermuten ein Versehen, das möglicherweise durch das Weglassen des Ersten Timotheusbriefs ausgeglichen wurde. Siehe Markschies, Christoph, Haupteinleitung, in: Christoph Markschies/Jens Schröter (Hg.), Antike christliche Apokryphen in deutscher Übersetzung, Bd. 1,1, Tübingen: Mohr Siebeck 72012, 1–180, 131. Man könnte sich allerdings auch eine inhaltliche Anordnung vorstellen. Alle Briefe im zweiten Teil der Sammlung haben geographische Bezüge nach Makedonien und Griechenland und alle außer dem Thessalonicher‑ und dem Titusbrief reflektieren Paulus Gefangenschaft und Martyrium. 125 Für die erste Auslegung votiert Lieu, Letters and the Topography, 173 f. mit Verweis auf Diognet.

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liste im Jahr 1700 in einer Bibliothek in Mailand entdeckt wurde und nach ihrem Finder „Kanon Muratori“ oder „Muratorisches Fragment“ genannt wird. Ein Teil der Forschung datiert das Fragment auf das Ende des 2. Jahrhunderts.126 Albert Sundberg, Geoffrey Mark Hahnemann und jüngst Clare Rothschild haben den Kanon Muratori jedoch mit guten Gründen erst ins 4. Jahrhundert datiert.127 In der ersten der im Muratorischen Fragment gebotenen Paulusbrieflisten wird ihr Sammlungsprinzip begründet. In Zeile 40–49 heißt es: Zuerst hat er an die Korinther, (denen) er die Häresie der Spaltung, sodann an die Galater, (denen) er die Beschneidung untersagt, sodann aber an die Römer, (denen) er darlegt, dass Christus die Regel der Schriften und ferner ihr Prinzip sei, ausführlich geschrieben.128

Für diese Liste ist mit der Reihenfolge der Briefe ein Weg der fortschreitenden Durchdringung des christlichen Glaubens verbunden. Nach Überwindung der Häresie und Beschneidung dringen die Lesenden zum Römerbrief vor, in dem das Prinzip aller Schriften, Christus, am ausführlichsten und damit genauesten dargestellt ist. Die Idee, dass Lesende von Brief zu Brief immer weiter im christlichen Glauben fortschreiten können, teilen auch die sogenannten Euthalischen Prologe, nämlich Vorworte, die den Paulusbriefen im Codex Coislinianus (HP, 015) aus dem 6. Jahrhundert vorangestellt sind. „Der Selige“ (Paulus) habe, so heißt es hier, „in seinen Briefen Ermahnungen zu einem tugendreichen Leben niedergelegt und in seinen vierzehn Briefen den ganzen Lebenswandel (ὅλη πολιτεία) für die Menschen beschrieben“129. Der Römerbrief enthalte den auf Christus hinführenden Unterricht (κατήχησις εἰς Χριστόν) mit seinen Beweisen aus der Natur und sei daher als erstes angeordnet. Die beiden Korintherbriefe wenden sich an Glaubende, die allerdings auf Grund ihres unpassenden Lebenswandels zurechtgewiesen würden, der Galaterbrief richtete sich gegen die, die „in 126  Text mit englischer Übersetzung zuletzt bei Gallagher /Meade, Canon, 178–182. Für eine Frühdatierung votieren Verheyden, Joseph, The Canon Muratori. A Matter of Dispute, in: Jean-Marie Auwers/Henk Jan de Jonge (Hg.), The Biblical Canons (Bibiliotheca Ephemeridum theologicarum Lovaniensium 163), Leuven: University Press 2003, 487–556; Markschies, Haupteinleitung, 64–67. Die Datierung verdankt sich der Bemerkung in Zeile 73–75, dass Hermas seine Schrift erst jüngst verfasst habe, sowie der in Zeile 62–57, dass ein Laodizener‑ und ein Alexandrinerbrief im Namen Markions gefälscht worden seien in Verbindung mit der Vermutung, das schlechte Latein gehe auf eine Übersetzung aus dem Griechischen zurück. 127  Vgl. Sundberg, Albert C., Canon Muratori: A Fourth-Century List, The Harvard Theological Review 66 (1973), 1–41; Hahneman, Geoffrey Mark, The Muratorian Fragment and the Development of the Canon, Oxford: Clarendon, 1992. Vergleichbare Listen treten ab dem 4. Jahrhundert auch andernorts auf. Siehe auch Rothschild, Clare K., The Muratorian Fragment as Roman Fake, in: Novum Testamentum 60,1 (2018), 55–82. Zur Diskussion auch Grünstäudl, Petrus Alexandrinus, 81–84. 128  Canon Muratori, Zeile 40–49, zitiert nach Klauck, Briefliteratur, 251. 129  Text mit englischer Übersetzung bei Blomkvist, Vemund, Euthalian Traditions. Text, Translation and Commentary (Texte und Untersuchungen 170), Berlin: de Gruyter 2012, 104– 107.

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das jüdische Leben abgebogen sind“. Der Epheserbrief führe dann eine zweite Reihe der Briefe an Eingeweihte an. Im Epheserbrief werde das Geheimnis ähnlich wie im Römerbrief zur Schau gestellt, nun aber für die schon Glaubenden. Der Philipperbrief spiegele die Korintherkorrespondenz, jedoch sei diese Gemeinde bereits treu und bringe Frucht und Paulus fordere sie zum Mitnachahmen auf (Phil 3,17; vgl. 1 Kor 1,11). Im Kolosserbrief warne Paulus vor jüdischer Praxis, im Ersten Thessalonicherbrief tröste Paulus wegen jüdischer Verfolgung, der Hebräerbrief zeige auf, wie man vom jüdischen Mysterium zu Christus aufsteige. Kolosser-, Erster Thessalonicher‑ und Hebräerbrief spiegeln also den Galaterbrief.130 So gelesen, reflektieren die Paulusbriefe den Weg von den Anfängen des Glaubens bis hinein in sein tiefstes Mysterium.131 Der Römerbrief als Lektüre für die im christlichen Glauben Anfangenden und Katechumenen erscheint allerdings nicht erst den Heutigen als anspruchsvoll. Anders entscheidet auch die eben besprochene erste Liste des Muratorischen Fragments. Und bereits Origenes beobachtet, dass der Apostel von Brief zu Brief – und zwar in der Reihenfolge Erster Korinther-, Zweiter Korinther-, Philipper‑ und Römerbrief – Fortschritte in der Durchdringung des Glaubens hin zur Vollkommenheit macht.132 Man kann also verschiedene Wege der Vertiefung des Glaubens durch die Sammlung der Paulusbriefe einschlagen. So oder so ist die Anordnung der Sammlung keineswegs zufällig, sondern gibt wichtige Hinweise auf ihre intendierten Rezeptionen. Das Band, das die Sammlerinnen und Sammler in der ersten Liste des Muratorischen Fragments und in den sogenannten Euthalischen Prologen knüpfen, ist jedenfalls eine spirituelle Reise zum Geheimnis des Glaubens. Die zweite Liste im Muratorischen Fragment nennt sieben Briefe an Gemeinden in Korinth, Ephesus, Philippi, Kolossä, Galatien, Thessaloniki und Rom.133 Mit den sieben Briefen gebe Paulus zu erkennen, dass „seine Gemeinde über den ganzen Erdkreis verstreut ist. Denn auch Johannes in der Offenbarung schreibt zwar an sieben Gemeinden, redet jedoch zu allen.“134 Die Erklärung reagiert damit auf die Besonderheit, dass die paulinischen Briefe einige, aber eben nicht alle Städte des Mittelmeerraums nennen. Das Argument erscheint auch im Kommentar zur Apokalypse des Victorinus von Poetovio (gest. 304 n. Chr.), dem die Beobachtung auch noch ein Argument liefert, zu begründen, warum Paulus andere Briefe an Einzelpersonen schreibt.135 Die lokalen Bezüge der Paulusbriefe 130  Vgl. Blomkvist, Euthalian Traditions, 207–210. Blomkvist sieht auch noch eine Spiegelung zwischen Verfolgtwerden im Ersten Thessalonicherbrief und Verfolgtwerden und Ins-Geheimnis-des-Christus-Übergehen im Hebräerbrief. 131  Vgl. Scherbenske, Paul, 130–136. 132  Orig.comm.in Rom. Prolog. Siehe Heither, Origenes, 62–69. 133 Der Zweite Korinther‑ und Zweite Thessalonicherbrief sind im Anschluss erwähnt und nachgetragen, außerdem vier Briefe an Einzelpersonen (Pastoralbriefe und Philemonbrief ). 134  Muratorisches Fragment, Zeile 54–59. Übersetzung: Klauck, Briefliteratur, 251. 135  Victorinus von Poetovio zu Apk 1,20: „Paulus lehrte, dass die sieben erwähnten Gemeinden die eine katholische (= allgemeine) Kirche bilden. Tatsächlich hat er zunächst dasselbe

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betont dagegen Tertullian mit der Bemerkung, man könne in verschiedenen Provinzen jeweils in einer Stadt noch Paulusbriefe im Original lesen.136 Ob die Briefadressen nun als pars pro toto für die bewohnte Welt stehen sollen oder bestimmte Städte in der römischen Mittelmeerwelt markieren, immer transformieren sie partikulare Schreiben zu einer programmatisch an die ganze Welt gerichteten Sammlung, die nicht nur die ersten, sondern auch alle späteren Leserinnen und Hörer ansprechen will.137 Umgekehrt werden die Erstadressierten und die von ihnen bewohnten Städte und Landschaften zu markierten Orten, die exemplarische Leserinnenschaft symbolisieren können.

5. Der Philipperbrief und die Entstehung der Paulusbriefsammlung Ich hoffe, gezeigt zu haben, dass Redaktionen in Sammlungs‑ und Überlieferungsprozessen von Briefen die Regel und nicht die Ausnahme darstellen. Die unter den antiken Papyrusfunden belegten Briefarchive bieten Auswahlen, Kürzungen und intentionale Anordnungen. Cicerobriefsammlungen verdanken sich in jeder Überlieferungsstufe bis in die Gegenwart vielfältigen Redaktions‑ und Auswahlprozessen, die von jeher sehr beherzt in Texte eingreifen und bis heute die Dokumentation von Belegstellen stark verkomplizieren. Dabei liest man Cicerobriefe seit der Antike aus ganz unterschiedlichen Interessen; als historische Quelle, Charakterstudie, philosophisches Lehrgespräch oder Stilübung, um nur die ersten belegten Rezeptionsweisen zu nennen. Auch die Paulusbriefsammlung ist mit größter Wahrscheinlichkeit durch verschiedene Sammlungsprozesse an verschiedenen Orten entstanden. Und auch für die Paulusbriefe lassen sich seit dem 2. Jahrhundert verschiedene Intentionen und Interpretationen der Editorinnen und Editoren nachweisen. Das ist umso auffälliger, als keiner der heute beachtet und hat nicht die Zahl von sieben Gemeinden überschritten, sondern schrieb an die Römer, an die Korinther, an die Epheser, an die Thessalonicher, an die Galater, an die Philipper und an die Kolosser. Danach, um nicht die Zahl der sieben Kirchen zu überschreiten, schrieb er einzelnen Personen. In den Briefen an Timotheus fasst er seine Predigt kurz zusammen: ‚Du sollst wissen, wie man sich in der Hausgemeinschaft Gottes verhalten soll, das heißt in der Kirche des lebendigen Gottes‘“ (1 Tim 3,15). Übersetzung: Peter H. Uhlmann, https://www. peteruhlmann.ch/_Resources/Persistent/d/d/f/f/ddff2e52df8d12e85d76c1080f75fc947d5315e2/ Victorinus%20Offenbarungskommentar.pdf (4. 2. ​2020). 136  Vgl. Tert.praesc. 36. Tertullian fordert zu einer Pilgerrundeise auf und behauptet auch, man könne in den jeweiligen für die Provinz genannten Städten noch die Briefe im Original bewundern. Für Makedonien erwähnt er Philippi, nicht Thessaloniki. Anders aber Tert.Marc. 4.5.1 mit der Erwähnung eines Epheserbriefs! 137  Vgl. Lieu, Letters and the Topography, 170–174. Zum Brief als Medium der Gemeindebildung auch Ceccarelli, Introduction, 6–12. Zu Briefsammlungen auch Morello, Ruth/ Morrison, Andrew, Editor’s Preface, in: Dies. (Hg.), Ancient Letters: Essays in Classical and Late Antique Epistolography, Oxford: Oxford University Press 2007, V–XIV, X–XI.

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dem historischen Paulus zugeschriebenen Briefe zur Sammlung und über die Adressierten hinausreichende Weitergabe der Briefe auffordert. Dies unterscheidet die Paulusbriefe wesentlich von den Epikurbriefen, die von vornherein auf die Bildung von Schülerinnen‑ und Schülernetzwerken durch Verbreitung der Briefe gezielt zu haben scheinen. Die Beobachtung, dass bisher keine einzige Paulusbriefsammlung sicher zu belegen ist, die ausschließlich aus genuinen Paulusbriefen besteht, weist auf Transformationsprozesse im Hinblick auf Interessen und Intentionen der Sammelnden und Lesenden. Das Interesse der nachpaulinischen Zeiten gilt der christlichen Persönlichkeit des Apostel Paulus und seinen spirituellen Einsichten. Wie Epikurs Briefe sind Paulusbriefe für Origenes, für die erste Liste im Muratorischen Fragment und die sogenannte Euthalische Tradition sowohl ein Kurzlehrbuch als auch die Demonstration der Wahrheit am persönlichen Beispiel des Apostels. Dagegen nehmen Tertullian und die zweite Liste des Muratorischen Fragments die Adressierten in den Blick, die nunmehr die auserwählten und zugleich paradigmatisch gemeinten Adressierten repräsentieren. In Bezug auf den Philipperbrief fällt in den oben aufgeführten Anordnungen einiger der ältesten Paulusbriefsammlungen auf, dass seine Platzierung in der Reihenfolge der Briefe stark schwankt.138 Der Philipperbrief kann jeden Platz zwischen Platz drei und Platz neun einnehmen. Häufig steht er zusammen mit Epheser‑ und Kolosserbrief und/oder zusammen mit den Briefen an die andere makedonische Gemeinde in Thessaloniki. Nicht nur diese Beobachtung lässt nach der Bedeutung des Philipperbriefs für die Entstehung der paulinischen Briefsammlungen überhaupt fragen. Ein Argument für die graduelle Entstehung der Paulusbriefsammlungen aus lokalen Kleinsammlungen ist die von vielen Auslegungen geteilte Vermutung, dass sich der heutige Zweite Korinther‑ und der Philipperbrief Redaktionsprozessen verdanken. Der Blick auf die Redaktionsprozesse in den Cicerobriefen macht deutlich, dass Redaktionen mehr wollen, als die „vorhandene theologische Substanz bewahren, sinnvoll ordnen und den so geschaffenen Text der entstehenden Paulusbriefsammlung zur Verfügung stellen“139. Vielmehr scheint mir z. B. im Zweiten Korintherbrief die Präsentation des Apostelamts als Verteidigung gegen „falsche Apostel“ und andere Häresien leitend.140 Für das Ziel  Weitere Listen bei Pervo, Making, 29; Lovering, Collection, 259–262.  Lindemann, Kirche, 157. Die Behauptung bei Schmithals, Walter, Literarkritik und Theologie, in: Cilliers Breytenbach (Hg.), Paulus, die Evangelien und das Urchristentum. Beiträge von und zu Walter Schmithals zu seinem 80. Geburtstag (Arbeiten zur Geschichte des antiken Judentums und des Urchistentums 54), Leiden: Brill 2004, 161–173, 150, dass die Komposition von Briefen aus Einzelbriefen unüblich war, ist unbegründet und wie oben gesehen schlicht falsch. 140  So schon Bornkamm, Philipperbrief, 202. Der Kampf um die Autorität des Paulus angesichts der Irrlehrer ist auch Thema des Dritten Korintherbriefs. Spuren des Zweiten Korintherbriefs finden sich erst am Ende des 2. Jahrhunderts. 138 139

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der Redaktion des kanonischen Philipperbriefs gibt der erste bezeugte Leser, Polykarp von Smyrna, Hinweise. Polykarp berichtet von einem Auftrag der Gemeinde in Philippi, ihr(e) Schreiben (γράμματα) nach Syrien zu bringen.141 Außerdem preist er das Wirken des Paulus unter ihnen und „abwesend in Briefen“142. Vor allem aber rühmt Polykarp die Philipper und Philipperinnen für ihre Treue und ihre Unterstützung von Märtyrern, darunter insbesondere des Paulus.143 Polykarp spiegelt also die briefliche Identität der Gemeinde als die Lieblingsgemeinde des Märtyrerapostels, die sich darum bemüht, ihr Schreiben und damit auch ihr Bild in anderen Gemeinden zu verbreiten.144 Es gibt nun Hinweise, dass sich diese Rezeption der Redaktion des Briefes Anfang des 2. Jahrhunderts in Philippi verdankt. Anhand der Brüche und der inneren Chronologie einzelner Teile muss man annehmen, dass Paulus eigentlich dreimal relativ kurz nacheinander Mitte der 50er Jahre aus dem Gefängnis in Ephesus an die Gemeinde in Philippi schrieb.145 Zunächst verfasst er ein Quittungsschreiben, in dem Paulus gleich nach der Ankunft des Gemeindeapostels Epaphroditus den Erhalt der von ihm überbrachten Gabe quittiert und zugleich zugeben muss, dass er in Angewiesenheit auf die Gemeinde eben kein stoischer Weiser ist (Phil 4,10–20). Er muss dabei einräumen, dass er jenseits der Fürbitte derzeit keine adäquate Gegengabe zur Verfügung hat. Ein weiterer Brief liegt in Phil 1,1–3,1.4,1–7.20–23 vor.146 Nach einer ersten in 141 Vgl.

Polyk 13,1. Die Datierung des oder der Polykarpbriefe ist wiederum schwierig. Das MartPol (2. Jahrhundert?) erzählt sein Martyrium unter Antoninus Pius, also vor 161 n. Chr. Polyk 13,2 teilt mit, dass Ignatius um einen Brief aus Philippi bittet, während Phil 9,1 auf das Martyrium des Ignatius zurückblickt. Daher folgen viele der Theorie von Harrison, Percy N., Polycarp’s two Epistles to the Philippians, Cambridge: Cambridge University Press 1936, dass es sich bei Polyk 13(14) um ein Begleitschreiben zur Versendung der Ignatiusbriefe nach Philippi handelt, wogegen Polyk 1,1–12 ein späteres Schreiben darstellt. Datiert man allerdings die Ignatiusbriefe mit guten Gründen ans Ende des 2. Jahrhunderts, ist der Widerspruch nur noch ein literarischer Anachronismus. So oder so zeigt Polykarp, dass die Idee von der Versendung einzelner Briefe und Briefsammlungen im 2. Jahrhundert vorstellbar ist. 142  Polyk 3,1–2: καὶ ἀπὼν ὑμῖν ἔγραψεν ἐπιστολάς, vgl. 11,2. Ob der Plural ἐπιστολάς Einzelfragmente aus dem Philipperbrief meint oder weitere uns nicht bekannte Philipperbriefe oder ob er lediglich die Bedeutung der Korrespondenz unterstreichen will, bleibt unsicher. Aus heutiger Sicht korrekter formuliert der nur lateinisch erhaltene Text von Polyk 11,2: in quibus laboravit beatus Paulus, qui estis in principio epistulae eius (unter denen Paulus wirkte, die ihr am Anfang eines Briefes von ihm steht). Siehe: Bauer, Johannes B., Die Polykarpbriefe (Kommentar zu den Apostolischen Vätern 5), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1995, 46 f. Polykarp gibt keinen Hinweis auf Phil 3, ebenso fehlt Phil 3 im Laodizenerbrief. 143 Vgl. Polyk 1,1; 9,1–2 144  Vgl. auch Bornkamm, Philipperbrief, 202–205. 145 Das in Phil 1,13 genannte Prätorium ist ein Gerichts‑ und möglicherweise auch Haftgebäude in der Provinz, aber keinesfalls in Rom. Daher datieren derzeit die meisten Auslegungen die philippische Korrespondenz in eine aus 2 Kor 1,8–10 zu erschließende todesbedrohliche Haftsituation. 146 Die Nähe von V. 9 zu nachpaulinischen Paulusbildern und die kritiklose Kopie einer populärphilosophischen Tugendliste in V. 8 macht es m. E. unmöglich, den historischen Paulus für

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Bezug auf seine Freilassung gescheiterten Verhandlung und nach Genesung des Epaphroditus sendet Paulus eine Art Rechenschaftsbericht und Aufforderung zur öffentlichen Danksagung für die gute Arbeit des krank gewordenen Epaphroditus.147 In diesem wegen seines Leitmotivs häufig „Freudenbrief “ genannten Schreiben fällt das Missverhältnis zwischen Erfolgsrhetorik und schlechten Nachrichten und Warnungen vor akuten Gefahren auf.148 Kein Wunder also, dass Paulus versucht, die Gemeinde zur Eintracht aufzufordern und damit ihre Weiterexistenz nach seinem möglichen Tod zu befördern.149 Schließlich enthält Phil 3,2–21 eine weisheitliche Biografie mit eschatologischem Ausblick, die wie ein abschließender Rechenschaftsbericht wirkt und die „Mitnachahmenden“ in Philippi zur kreativen Aneignung seiner weisheitlichen Christusbiografie auffordert.150 Polykarp liest jedoch das oder die Schreiben nach Philippi zu seiner Zeit mit Recht als ein letztes Wort des Märtyrerapostels, denn inzwischen ist Paulus ja tatsächlich vermutlich einem römischen Richtschwert zum Opfer gefallen. Die Rezeption als Abschiedsbrief eines Märtyrers wird durch die heute im Kanon gebotene Version unterstrichen. Typischerweise sind Präskripte und Schlussgrüße der beiden im heutigen Kapitel 3 und 4 präsentierten Briefe gekürzt. Weitere technische Details der Sammlung müssen im Dunkeln bleiben und auch, ob man tatsächlich in Philippi ein Original aufbewahrte, wie Tertullian behauptet.151 Paulus stellt sich und Timotheus als Sklaven Christi vor und hebt damit bereits die Rolle der Gemeinde und ihrer Aufseher und Gesandten hervor (Phil 1,1). Nach ausführlichem Lob der Gemeinde in Phil 1,3–11 wird uns ein Paulus vorgestellt, der unablässig auf das nahe Ziel der „himmlischen Berufung“ (Phil 3,14) vorrückt (Phil 1,12–26). Bereits beinahe in unmittelbarer Christusgemeinschaft und in sehnsuchtsvoller Erwartung des verheißenen Herrlichkeitsleibs (Phil 1,23; 3,20–21) ist der Apostel Identifikationsfigur für alle, die „für Christus leiden“ (Phil 1,29–30). Er ist aber schon unterwegs, um Christi Leiden zu erkennen und seinem Tod gleichgestaltet zu werden und der himmlische Preis liegt für ihn den Autor der Verse zu halten. Es handelt sich um eine nachpaulinische Glosse. Vgl. auch Fiedler, Peter, Art. σεμνότης, Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament III (1982), 568. 147  Vgl. Phil 2,25–30. 148  Vgl. z. B. Phil 1,12–24.25–26; 2,24 mit 1,15–18.20–23.29–30; 2,17–18. 149 Phil 1,27–2,5(–11) knüpft an den antiken Eintrachtsdiskurs an. Siehe Standhartinger, Angela, Eintracht in Philippi. Zugleich ein Beitrag zur Funktion von Phil 2,6–11 im Kontext, in: Paul-Gerhard Klumbies und David S. du Toit (Hg.), Paulus – Werk und Wirkung. Festschrift für Andreas Lindemann zum 70. Geburtstag, Tübingen: Mohr Siebeck 2013, 149–175. 150 Siehe hierzu Standhartinger, Angela, Weisheitliche Idealbiografie und Ethik in Phil 3, in: Novum Testamentum 61(2) (2019), 156–175 und Dies., Apocalyptic Thought in Philippians, in: Benjamin E. Reynolds/Loren T. Stuckenbruck (Hg.), The Jewish Apocalpytic Tradition and the Shaping of New Testament Thought, Minneapolis: Fortress 2017, 233–245. Einige vermuten auch eine literarische Abhängigkeit des Kolosserbriefes vom Philipperbrief. Siehe hierzu Standhartinger, Studien, 86–89. 151  Vgl. Tert.praesc. 36. Siehe oben, Anm. 136.

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bereit (Phil 3,10.14). Seine Feinde sind „die Feinde des Kreuz Christi“ (Phil 3,18), deren Ende freilich das Verderben ist, während auf ihn und die Seinen die himmlische Verwandlung seines leidenden Leibes wartet (Phil 3,20–21). Der leidende Kämpfer für das Evangelium fordert die Gemeinde zu gleichem Einsatz auf (Phil 1,27–30; 2,12–18; 3,2–17). Nicht nur sein Brief, sondern auch sein Leben verweist auf Christus, dessen himmlische Erhöhung auch Paulus vor Augen steht (Phil 2,9–11; 3,14; 3,20–21). Sein Handeln und sein Tod sind Opfergaben an Gott (Phil 2,17–18; 4,18–19). Vor seinem Ableben setzt er Nachfolger ein, die sein Wirken ebenso wie die sehnsuchtsvolle Liebe zur Gemeinde und seinen vollkommenen Einsatz für Christus spiegeln (Phil 2,19–30). Hier spricht nun tatsächlich ein Märtyrer zu Märtyrern, wie ein berühmter Kommentar des 20. Jahrhundert es formulierte.152 Aber auch die Gemeinde setzt sich ein „schönes Denkmal“153. Die den Brief eröffnende ausführliche Danksagung unterstreicht ihren Einsatz für den gefangenen Apostel und den ihr dafür zustehenden himmlischen Lohn (Phil 1,3–11). Gespiegelt wird dies in der Danksagung für ihre Gabe, die die ursprüngliche und andauernde Beziehung zu dem Märtyrerapostel hervorhebt (Phil 4,15–16). Bereits Seneca bemerkt in Bezug auf die Epikur‑ und Cicerobriefe: Wer kennte Idomeneus, hätte Epikur ihn nicht in seinen Briefen verewigt? […] Den Namen des Atticus lassen nicht vergessen Ciceros Briefe: Nichts hätte ihm genutzt der Schwiegersohn Agrippa und Tiberius, seiner Enkelin Mann, und der Urenkel Drusus Caesar; unter so großen Namen würde er mit Schweigen bedeckt, wenn Cicero ihn nicht mit seiner Person verbunden hätte.154

Plinius Briefwechsel mit Trajan stellt eben auch oder sogar vor allem den Kaiser als weisen Regenten und Freund der Senatoren und Provinzen vor und kann als Preisrede für den Kaiser gelesen werden.155 Philippi, die Lieblingsgemeinde des Märtyrerapostels, heißt kaum zufällig „meine Freude und mein Kranz“ (Phil 4,1). Das Bild des gefangenen und von seinen Gemeinden endgültig Abschied nehmenden Apostels prägt auch die Paulusdarstellung des Kolosser-, Epheser-, Zweiten Timotheus-, Dritten Korinther‑ und lateinischen Laodizenerbriefs. Es ist durchaus möglich, dass der Philipperbrief in der kanonisch gewordenen Ge152  Vgl. Lohmeyer, Ernst, Die Briefe an die Philipper, an die Kolosser und an Philemon (Kritischer Exegetischer Kommentar 9), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 131964, 4 f. 153 Bornkamm, Philipperbrief, 202. 154  Sen.ep. 21.4. Übersetzung: Seneca minor, Epistulae morales at Lucilium, in: Philosophische Schriften III, hg. v. Manfred Rosenbach, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1987. Siehe auch Gibson, Nature, 67. 155 Vgl. Fear, Andrew T., Advice from on High – Pliny and Trajan, in: Diana Spencer/Elena Theodorakopoulos (Hg.), Advice and its Rhetoric in Greece and Rome (Nottingham Classical Literature Studies. Midlands Classical Studies 9), Bari: Levante Editori, 2006, 105–116; Noreña, Carlos F., The Social Economy of Pliny’s Correspondance with Trajan, in: American Journal of Philology 128 (2007), 239–277.

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stalt ein Muster geschaffen hat, das viele Nachahmer in der nachpaulinischen Literatur gefunden hat. Abschiedsbriefe aus dem Gefängnis sind allerdings auch in den Sokratesbriefen und anderen zumeist pseudepigraphen Briefsammlungen geläufig. Und viele Märtyrerakten sind ebenfalls als Briefe gestaltet.156 Es ist also ebenso gut möglich, dass die Gemeinde in Philippi einem bereits etablierten literarischen Muster folgte. Literarischen Einfluss hat der Philipperbrief nachweislich auf den Zweiten Timotheus-, den Dritten Korinther‑ und Laodizenerbrief geübt.157 Es fällt gleichfalls auf, dass auf der Suche nach Teilsammlungen die Gefangenschaftsbriefe häufig eine Gruppe bilden. Möglicherweise bilden also die Gefängnisbriefe eine Teilsammlung, die die weiteren Sammlungsprozesse angeregt und befördert hat. Sobald die drei paulinischen Briefe nach Philippi in einer größeren Sammlung von Paulusbriefen eingegangen waren, ergaben sich neue Relationen und Beziehungen.158 Wer die im Philipperbrief vereinigte philippische Korrespondenz des Paulus im heutigen Kontext liest, wird einbezogen in das warmherzige Ringen des Apostels um seine geliebten Geschwister. Wer den Philipperbrief in einer Sammlung von paulinischen und deuteropaulinischen Briefen liest, wird sich vor allem mit dem Apostel selbst identifizieren. Die Briefe werden so tatsächlich zum Spiegel der Seele, zu einem halben Dialog und zu einer „abwesenden Anwesenheit“ (Kol 2,5). Noch immer lassen sich die Briefe mit vielerlei Interessen lesen, als Rechenschaftsbericht und Apologie, als Quellen für historische Prozesse, als Geschichtswerk, als stilistisches Vorbild, als theologisches Traktat oder Lehrbuch. So oder so aber spannt sich zwischen Lesenden, der Gemeinde in Philippi und dem Sklaven Christi, der nunmehr eher „der Apostel“ geworden ist, ein überzeitliches und translokales Netzwerk auf, das den Späteren eine paulinische Identität vermitteln kann. Weil diese paulinische Identität durchaus nicht für alle und zu allen Zeiten eine identische ist und war, bleibt es bedeutsam, ihre fluiden Konstruktionen immer wieder historisch-kritisch zu hinterfragen.

156  Vgl. MartPol; Martyrs of Lyons (Eus.h.e. 5.2.2); Letter of Phileas in Eus.h.e. 10.2–3. Siehe auch: McLarty, Jane, The Function of the Letter Form in Christian Martyrdom Accounts, in: Owen Hodkinson (Hg.), Epistolary Narratives in Ancient Greek Literature (Mnemosyne. Supplements 359). Leiden: Brill 2013, 371–386. 157 Vgl. Standhartinger, Angela, Paul’s ‘Favorite Community’. Zum Zweiten Timotheusbrief vgl. auch Schmidt, K. Matthias, Im Angesicht des Todes. Der Abschiedsbrief als narratives Konstrukt in 2 Petr und 2 Tim, in: Wolfgang Grünstäudl/Uta Poplutz/Tobias Nicklas (Hg.), Der zweite Petrusbrief und das Neue Testament (Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament 397), Tübingen: Mohr Siebeck 2017, 151–178, 168–178. 158  Vgl. auch Lieu, Letters and the Construction, 143.

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Verzeichnis der Autorinnen und Autoren Batovici, Dan (1976); research associate at UC Louvain and KU Leuven; Apostolic Fathers, patristic exegesis, the reception of early Christian writings in Late Antiquity and in ancient translations Bormann, Lukas (1962); since 2014 Professor of New Testament at University of Marburg; Luke-Acts, Paul, Deutero-Pauline letters, theology of New Testament Bremmer, Jan N. (1944); since 2010 Professor Emeritus of Religious Studies at University of Groningen; Greek and Roman religion, early Christianity, Apocrypha and their historiographies in modern times Glaser, Timo (1976); since 2010 subject librarian at Marburg University; Pastoral Epistles, epistolary fiction, ancient novels, Digital Humanities in the study of early Christian literature Grünstäudl, Wolfgang (1977); since 2013 Akademischer Rat/Oberrat at University of Wuppertal; Catholic Epistles (especially 2 Peter/Jude), Gospel of Luke, canon history, disability studies and New Testament hermeneutics, history of New Testament scholarship in the 20th century Janssen, Martina (1971); since 2019 Privatdozentin (New Testament) at University of Göttingen; Pseudepigraphy, Pastoral Epistles, New Testament and early Christian literature in Greco-Roman context, apocryphal Christian literature (especially Gospel of Thomas) v. Möllendorff, Peter (1963); since 2003 Professor of Greek philology at University of Gießen; Greek drama, literature of the imperial period, theory of literature and aesthetics, orality and acoustics Nicklas, Tobias (1967); since 2007 Professor of New Testament, University of Regensburg, Germany, Research Fellow University of the Free State, Bloemfontein, South Africa, Adjunct Ordinary Professor Catholic University of America, Washington, D. C.; Christian Apocrypha, Johannine Literature including Revelation, 2 Thessalonians, New Testament Reception History Rodenbiker, Kelsie Gayle (1987); since 2020 postdoctoral researcher at Glasgow University on the ERC-funded Titles of the New Testament (TiNT) project; Catholic Epistles, pseudepigraphy and authorial attribution, canonicity and the

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Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

canonical process, exemplarity and the use and construction of scriptural figures, manuscripts Schmidt, Karl Matthias (1970); since 2011 Professor of Biblical Theology at University of Gießen; Gospel of Mark, Acts, pseudepigraphy Schreiber, Stefan (1967); since 2010 Professor of New Testament at University of Augsburg/Germany; Paul and Early Judaism, New Testament writings in their political world, history of Early Christianity, Johannine Epistles, New Testament hermeneutics and methodology Standhartinger, Angela (1964); since 2000 Professor in New Testament studies at the University of Marburg; Pauline and Deuteropauline Epistles (Philippians, Colossians, Pastoral Epistles), Jewish Hellenistic Literature (Joseph and Aseneth, Philo of Alexandria), Greco-Roman meals and the origin of the Eucharist, Gender studies, history of New Testament scholarship Taschl-Erber, Andrea (1971); since 2019 Vice-president of religious education and interreligious dialogue at Kirchliche Pädagogische Hochschule Wien/ Krems; Deutero-Pauline letters, Gospel of John, sapiential literature, biblical theology, gender studies, reception studies Theobald, Michael (1948); since 2016 Professor Emeritus of New Testament, University of Tübingen; Gospel of John, Pauline Letters, biblical hermeneutics Williams, Travis B. (1980); since 2011 Assistant Professor and since 2017 Associate Professor of Religion at Tusculum University; Catholic Epistles, Dead Sea Scrolls, pseudonymity in early Christianity; reading and writing in ancient Mediterranean book cultures Zamfir, Korinna (1966); Professor of Biblical Studies and Ecumenical Theology at Babeș-Bolyai University, Cluj; Pastoral Epistles, Acts of Paul and Thecla, hermeneutics, gender roles, and politics, Catholic-Protestant ecclesiological dialogue

Stellenregister Altes Testament Gen 1,26–27 156 2,24 180 6,2 180 15,6 227, 234 23,4 96 Ex 4,31 137 12,11 96 20,12 180 22,25 187 Lev 11,44 231, 234 16,29 153 16,31 153 19,2 231, 234 19,18 234 20,26 231 23,27 153 23,29 153 23,32 153 26,41 155 Dtn 4,19 154 7,6 141 10,16 155 17,3 154 23,3 190 23,4 190 23,5 190 23,9 190 30,6 155 Jos 2 229 2,1 229 2,9–11 229 2,22 229

1 Sam 24,8 232 24,9 232 28,14 232 1 Kön 1,16 232 1,31 232 17,1 232–233 17,8 233 18,1 233 18,41 232 18,42 232 19,10 233 19,14 233 1 Chr 23,31 146 2 Chr 2,3 146 31,3 146 Tob 12,15 141 13,11 316 Jdt 8,6 146 1 Makk 1,46 141 2,53–61 222 9,27 137 10,34 146 12,7–9 254 Hi 1,1 228 4,10–11 224, 232 20,9 224, 232 27,1–6 232 27,7 224, 232

478 Ps 4,5 180, 187 16(15),3 141 34(33),10 141 34(33),20 137 39(38),13 96 68(67),17 151 68(67),19 180 72(71),19 151 118(117),22 234 146(145),8 190 Spr 2,2 137 3,34 234 11,31 234 26,11 234 SapSal 1,6 332 1,7 151 5 141 5,5 141 5,6 141 7,23 332 13,2 147 18,9 141 Sir 4,14 190 7,19–28 160 23,17 148 24,11 190 33,20–33 160 44–49 223 46,13 190 49,8 231 49,9 231 49,10 231 49,16 223 Jes 1,13–14 146 2,2–4 155 2,3 155 2,9 232 6,1 151 6,3–4 151 8,14–15 234 28,16 96, 234 29,13 146, 148 40,6–8 234 40,8 234

Stellenregister 45,3 138 49,17 63 53,4 234 53,5 234 53,6 234 53,7 234 53,9 234 53,11–12 141 53,12 234 66,18 155 Jer 4,4 155 8,2 154 19,13 154 23 230 29(36),1–3 97 29(36),31 97 31(38) 155 31(38),31 155 31(38),33 155 50(27),6 110 Ez 11,19–20 155 34,4 110 34,16 110 36,26–27 155 45,17 146 Dan 4,34 80 7,7–8 63 7,18 141 7,21–22 141 7,24 63 7,25 141 7,27 141, 153 8,24 141 12,1 137 Hos 1,6 234 1,9 234 2,13 146 2,23 234 Mi 4,1–4 155 4,2 155 Hab 3,16 137

Stellenregister Zeph 1,5 154

Sach 2,15 155 8,16 180

Neues Testament Mt 1,1 233 1,1–2,17 229 1,2 233 1,5 234 1,17 233 2,23 234 3,9 233 5,11 28 5,12 234 5,34–37 99 7,12 234 8,17 234 10,22 28 11,13 234 11,14 234 11,18 153 12,45 289 13,55 219 16,13–23 422 16,14 234 17,3–12 234 18,16 260 19,12 339 19,28 328 21,41 48 21,42 234 21,44 234 22,7 48 22,32 229 22,36–40 234 22,40 234 23,29 234 23,30 234 23,31 234 23,37 234 23,38 48 24 13 24,3–5 52 24,23–26 52 24,35 234 26,61 67 27,40 67 27,56 99

Mk 1,6 153 1,7 233 6,3 99, 219 6,15 234 7 146, 150 7,7 146, 148 7,8 146 7,8–9 146 7,13 146 7,15 158 7,21–22 149 8,28 234 9,4–13 234 10,39 46 12,10–11 234 12,25 339 12,26 229 12,31 234 13 13 13,1–2 48, 58, 67 13,3 289 13,22 289–290 13,31 234 14,58 67 14,66–72 28 15,28 234 15,29–32 67 15,40 99 15,47 99 16,1 99 16,7 28 Lk 1,17 234 1,55 229, 233 1,73 233 1,77 18 3,8 233 3,34 233 4,25 232 6,23 234 6,36–37 231 9,8 234 9,18–22 422

479

480 9,19 234 9,30–33 234 11,26 289 11,47 234 11,50 234 11,52 18 13,16 229, 233 13,28 234 13,34 234 13,35 48 16,16 234 16,29 234 16,31 234 18,29 339 20,17 234 20,18 234 20,35–36 339 21,12 28 21,24 48 22,19–20 137 22,37 234 24,25 234 24,44 234 Joh 1,21–25 234 2,13–22 67 2,19–21 67 8,6 233 8,8 233 8,39–58 229, 233 8,44 66 9,22 66 11,48 48 13,1 190 14,21 190 16,2 66 Apg 3,18 234 3,24 234 6,14 67 7,52 234 7,53 154 7,54–60 66 7,58 260 8,1–2 66 11,26 27 12,2 66 12,12 29 12,17 219 12,18–25 44 12,20 45

Stellenregister 12,20–22 44 12,22 44 12,25 29 13,14–50 370 13,15 234 13,27 234 13,40 234 13,45 326 13,50 326 13,51–14,5 370 14–15 370 14,1–6 326 14,8–19 370 14,19 326 14,23 374–375 14,27 136 15 236–237 15,13–29 219 15,15 234 15,22 29 15,27 29 15,32 29 15,37 29 15,39 29 15,40 29 16,1–39 370 16,10–11 391 17,6–7 51 17,14–15 325 17,34 51 18,2 322 18,12–17 161 18,18 322 18,19–20,1 171 18,24 322 18,26 322 19,1 322 19,21 370 19,21–22 325 19,22 322, 325 19,35 51 20,1–6 325 20,3–4 325 20,4 177, 322 20,16–17 171 20,17 375 20,17–18 374 20,28 110, 374–375 20,31 374 21 236 21,17–26 219 21,29 322 24,14 234

Stellenregister 24,23 395 27,3 395 27,7–13 325 28,7–10 395 28,13 234 28,14–15 395 28,16–31 395 28,22–28 395 Röm 1 329 1,1 80, 83, 98, 103 1,2 89 1,3–4 102, 318 1,4 102 1,5 89 1,7 84, 87, 141, 175 1,8 92 1,8–10 85 1,10 111 1,10–13 367 1,11 89 1,13 137 1,15 175 1,16 89, 156 1,17 89 1,19 89 2 154–156 2,14–15 155 2,18 155 2,20 18 2,26 155 2,26–27 155 2,27 155 2,28–29 155 2,29 155 3,20 323 3,21 234 3,27–28 323 3,28 228 4 227–229, 235, 237–238 4,1–4 323 4,1–3,22 228 4,3 227, 234 4,9 227, 234 4,22 227, 234 5,1 111 5,11 111 5,19 227 6,2 148 6,4 323 6,6 83, 148 6,7 148

6,8 148 6,10 148 6,16 289 6,16–22 83 7,4 148 7,6 83, 148 7,12 158 7,25 83 8,5–8 153 8,38 153 9,23 137 9,25–26 234 9,27–29 222 9,32–33 96 9,33 234 10,12 156 10,19 222 10,20–21 222 11 233 11,9–10 222 11,25 137 11,33 18 12,3 334 12,4 192 12,4–5 159 12,5 192 12,11 83 13 323 14 19, 146 14,3 146, 340 14,5–6 147 14,6 340 14,10 146 14,13 146 14,14 146 14,17 146 14,18 83 14,20 146 14,21 340 14,23 89, 449 15 138 15,6 92 15,7 89 15,8 138 15,12–13 137 15,14 18 15,15 137–138 15,19 137 15,23–28 19 15,24–28 326 15,25–29 367 15,30 94, 111 15,30–33 367

481

482

Stellenregister

15,32 111 15,33 84, 86, 89, 449 16,1–3 450 16,1–20 449 16,1–23 449 16,3 322 16,3–5 93 16,3–15 87 16,5 83 16,16 87 16,18 83, 90 16,20 85–86, 88–90 16,21–23 88, 93 16,23 322, 449 16,24 449 16,25 89 16,25–27 88–89, 323, 367, 449 16,26 89, 137 16,27 86, 89 1 Kor 1,1 80, 83, 98, 111, 175 1,2 83, 109–111, 449 1,3 84 1,4 85, 89, 92 1,5 18 1,11 459 1,11–12 451 1,12 322 1,13 137 1,24 138, 156 1,30 138 2,4 145 2,7 137 3,4–6 322 3,22 322 4,5 90 4,6 322 4,17 450 5,3 139, 182–183 5,9 81 6,11 323, 328 6,15 159 7,1 448 7,7–8 339 7,17 450 7,18–8,4 437 7,19 153 7,32–34 339 7,38 339 8,1 18, 153 8,6 184 8,7 18

8,10 340 8,10–11 18 8,13 340 9,6 209 9,24 153 10,1 137 10,17 159 11,1–2 209 11,3 137 11,4 92 11,5 92 11,10 153 11,18–19 289 11,24 137 11,26 90 12 29, 159 12,1 137 12,8 18 12,12–13 192 12,12–27 159 12,13 156 12,20 192 13,2 18 13,8 18 14,6 18 14,33 450 15,7 219 15,24 153, 157 15,24–28 147 15,32 171, 186 15,57 111 16,1 450 16,5–11 325 16,8 171, 186 16,9 136 16,10 325 16,12 322 16,19 83, 87, 93, 322 16,20 86, 88 16,21 85, 93, 180 16,22 89 16,22–23 89 16,23 89, 93 16,24 84, 89–90 2 Kor 1–9 82 1,1 80, 83, 90, 92, 94–96, 98, 106, 111, 175 1,2 84, 93, 110 1,3 92, 94, 109 1,3–4 95–96 1,8 137

Stellenregister 1,8–10 171, 462 1,8–11 82 1,19 29 1,22 96 2,12 136 2,12–13 325 2,14 18, 147 3,6 155, 451 4,6 18 4,16 323 5,1 67 5,13 334 6,6 18 7,5–6 325 8,1 325, 450 8,5 111 8,6 325 8,7 18 9,8 317, 323, 328 9,15 90 10,1 137, 139 10,1–2 183 10,5 18 10,10 450 10,11 139, 183 11,6 18 12,2–4 38 13,1 260 13,2 183 13,10 139, 183 13,11 85–86, 90 13,11–13 90 13,12 87–88, 90 13,13 84, 86, 90, 95 Gal 1–2 219 1,1 83, 98 1,2 83–84, 88, 110 1,3 84 1,4–5 84–85, 88 1,5 86 1,6 85 2,9 221 2,11–21 237 2,16 228, 323 2,19 148 3 229, 238 3,6 227, 234 3,6–14 227 3,19 154 3,26–4,7 158 3,27 149

483

3,28 134, 148, 156 4 147, 222 4,3 147–148 4,4 147 4,5 147 4,6 90 4,7 147 4,9 147 4,10 147 4,20 451 4,21–31 227 5,2 137 5,6 156 6,9 209 6,10 88 6,11 85, 180 6,15 156 6,16 85–86 6,18 84, 90 Eph 1,1

80, 95, 98, 106, 111, 173, 175–176, 179, 183, 186, 192 1,1–2 192 1,2 94 1,3 94, 96, 109 1,3–14 171–172 1,4 96 1,9 188, 192 1,10–11 174 1,13–14 96 1,15 94 1,16 94 1,17 183 1,18 184 1,21 157 1,22–23 160 2 154, 156 2,1–13 180 2,5 187 2,8 187 2,11 157 2,12 157 2,13 157 2,14 156 2,15 156 2,16 157, 192 2,17 158 2,18 158 2,19 158 2,19–22 96 2,20–22 189–190

484

Stellenregister

2,22 96 3,1 137, 179, 183 3,2–9 158 3,4–5 192 3,6 158, 174 3,7 183 3,9 192 3,10 157 3,16 183 3,19 18 4,1 179, 183 4,2 192 4,4–6 184 4,7 180 4,15 160 4,18 184 4,25 180 4,26 180, 187 5 323 5,2 190 5,8 192 5,14 174 5,19–20 179 5,21 184, 188 5,21–22 96 5,22 179 5,23 160 5,25 179, 189–190, 193, 195, 197 5,25–33 190 5,26 323, 328 5,27 189 5,29 189–190, 193, 195, 197 5,30 174 5,31 180 5,32 174, 192 6,2 180 6,12 157 6,14 96 6,18 188 6,19 192 6,20 179, 183 6,21 176–177, 197, 322 6,21–22 179, 183 6,24 95 Phil 1–2 448 1 367 1,1 83, 87, 98, 114, 374, 463 1,1–3,1 436, 449, 462 1,2 84 1,3 85, 92

1,3–4 86 1,3–11 463–464 1,6 328 1,12 137 1,12–13 88 1,12–24 463 1,12–26 463 1,15–18 463 1,20–21 367 1,20–23 463 1,23 463 1,23–24 318 1,25–26 463 1,27 139, 183 1,27–30 464 1,27–2,5 463 1,27–2,11 463 1,29–30 28, 463 1,30 318 2,1 90 2,2 90 2,6–8 456 2,6–11 463 2,9–11 464 2,12 139, 183 2,12–18 464 2,16–17 318 2,17 318 2,17–18 463–464 2,19–24 318 2,19–30 450, 464 2,24 463 2,25–30 463 2,26–28 435 3 462–463 3,1 90, 435, 443 3,1–4,3 82 3,2 435, 443 3,2–17 464 3,2–21 436, 463 3,2–4,20 435 3,3 155 3,8 18, 83 3,10 464 3,10–17 437 3,14 153, 463–464 3,17 459 3,18 464 3,20 323, 331 3,20–21 463–464 4 436, 448, 463 4,1–7 436, 462 4,1–9 449

Stellenregister 4,2–8 437 4,6 86 4,7 86 4,8 462 4,9 85–86, 462 4,10–20 86, 435–436, 462 4,15–16 464 4,18 435 4,18–19 464 4,19 86 4,19–20 86 4,20–23 462 4,21 87–88 4,21–22 88 4,22 88 4,23 84, 90 Kol 1,1

80, 92, 94, 98, 106, 111, 136, 140, 156, 175 1,2 93, 95, 141, 157 1,3 85, 92, 94, 109 1,4 92, 94, 140 1,5 134, 145 1,7 93 1,9 85, 94, 140, 156 1,12 141, 151, 158 1,14 151, 158 1,15 142, 147 1,15–20 133, 147, 182 1,16 147, 157 1,17 147 1,18 142, 159–160 1,19 138, 151 1,20 157–158 1,21 157 1,21–22 157 1,22 137–138, 148, 151, 156–157 1,23 137–138 1,24 92, 136, 159, 169, 182 1,24–2,1 137 1,25 138 1,25–27 158 1,26 138 1,26–27 141 1,27 137, 156 1,28 138 1,29–2,1 139 2 154–155 2,1 93, 137, 139–141 2,2 138, 160 2,3 18, 138

485

2,4 140 2,4–23 153 2,5 139, 182, 465 2,6–23 180 2,7 148 2,8 147, 149, 156 2,9 159 2,9–15 146 2,9–10 151 2,10 147, 157, 160 2,11 148, 156–157 2,11–12 155 2,12 148 2,12–13 151 2,12–15 134 2,13 156 2,14 148, 156 2,15 147 2,16 146, 151–153, 156 2,16–23 106 2,17 149, 159 2,18 149, 152, 154 2,19 147, 159–161 2,20 148–149 2,20–23 152 2,21 148–149 2,22 146, 148–149, 156, 158 2,23 148–149, 153 3,1 148, 151 3,1–4 134 3,1–6 83 3,2 149 3,5 149 3,8 149 3,8–12 148 3,9 148 3,10 149, 156 3,11 148, 156 3,12 153 3,14 160 3,15 153, 157, 159 3,16–17 179 3,18–19 179 3,18–4,1 134 4,3 136 4,3–4 138 4,4 138 4,7 106, 176, 322 4,7–8 179 4,10 29, 93, 106, 136 4,16 448, 451 4,10–17 180 4,11 152

486

Stellenregister

4,12 93, 111, 156 4,13 93, 141 4,14 93, 106 4,15 93 4,15–16 141 4,16 93, 140, 142, 173, 197, 324 4,18 93, 95, 106, 136, 179, 180 1 Thess 1,1 29, 84–85, 93 1,2 85, 92, 94 1,3 109 2,1–2 137 2,8 137 2,14 25, 28 2,15 234 3,1–2 325 3,6 325 5,9 111 5,23 85–86 5,26 85–86 5,27 93 5,28 84, 89–90 2 Thess 1,1 84 1,2 84 1,3 84 1,4 10, 207 1,4–5 12 1,5 209 1,10 209 1,11 85 2,2 12, 208, 211, 255, 448 2,3 52, 56 2,3–4 12, 48, 57–58 2,3–6 11 2,3–12 12–13 2,4 12, 206 2,5 12 2,8 10, 330 2,13 85 2,14 209 2,15 12, 208, 448 3 212, 214 3,6–7 209 3,7–9 209 3,9–10 209 3,13 209 3,15 10, 207 3,17 12, 93, 180 3,18 84

1 Tim 1 158 1,1 80, 102, 318, 331 1,1–2 103 1,2 102 1,2–3 327 1,3 22, 104, 158, 171, 186, 318, 325, 367 1,4 104, 338 1,5 318, 328 1,7 17, 158, 342 1,7–11 104 1,8 158 1,9 158 1,10 327 1,10–11 158 1,11 332 1,12 102, 104 1,12–17 183 1,14 102 1,14–16 102 1,15 329 1,17 316 1,18 22 1,18–19 327 1,19 328 1,20 325 2,1–2 358 2,1–4 334 2,2 15 2,3 331 2,4 327–328, 341 2,5 102 2,6 329 2,7 327 2,9 334 2,10 328 2,11–15 323 2,15 111, 334, 338 2,18 372 3–4 333 3,1 329 3,1–11 334 3,1–13 15 3,1–2 110 3,2 112, 334 3,2–11 112 3,3 112, 334 3,5 15 3,6 112 3,8 112 3,9 328 3,13 102

Stellenregister 3,14 326, 334 3,14–15 367 3,15 22, 327, 460 3,16 333 4 158 4,1 13, 22, 329 4,1–8 334 4,2 158 4,3 17, 158, 340–341 4,3–4 338 4,3–5 105, 339, 342 4,4 340 4,6 22, 102 4,7 333 4,9 329 4,10 328, 331 4,11 22 4,12 22, 111, 375 4,13 367 4,16 22 5,1–2 375 5,2 318 5,4 333 5,7 22 5,10 328 5,17–22 374 5,21 102 5,25 328 6,1 318, 328 6,2–4 22 6,3 102, 318, 327 6,5 333 6,6–10 333 6,7 15, 111–112, 320, 365 6,7–16 18 6,10 15, 111–112, 320 6,10 365 6,11 323, 333 6,11–16 46 6,13 102 6,14 102, 330 6,15 102, 329, 332 6,17–19 15, 333 6,18 328 6,20 17, 18, 50, 59, 104, 321, 327, 338, 342, 372–373 6,21 105 2 Tim 1,1 80, 103, 106, 111, 175 1,1–2 102–103

1,2 102–103 1,3 104, 112, 328, 373 1,3–4 104 1,3–5 106 1,5 22, 325 1,6 327 1,7 334 1,8 318, 327 1,8–10 331 1,9 112, 322 1,9–10 102 1,10 330–331 1,11 327 1,12 327, 358 1,13 102, 327 1,13–14 327 1,14 327 1,15 339 1,16 318, 326 1,16–18 325 1,18 171, 186, 326 2,1 102, 327 2,2 22, 327 2,3 102 2,4 318 2,8 102, 106, 318 2,10 102 2,10–12 14 2,11 329 2,12 15, 358 2,15 15 2,16 14 2,17 325 2,17–18 339 2,18 372 2,20 14 2,21 317, 328 2,22 323, 375 2,24 112 2,25 327, 341 2,26 15, 112 3,1 107, 112–113 3,1–2 107 3,1–9 13 3,2 112 3,4 112 3,5 333 3,7 327, 341 3,11 326, 370 3,12 102, 333 3,15 22, 102, 322, 373 3,16 106, 323 3,17 328

487

488 4,1 102, 330 4,1–8 318 4,1–2 327 4,3 107, 327 4,3–5 107 4,4 338 4,5–6 327 4,6 318 4,8 15, 330 4,9 105, 327, 367 4,10 15, 106, 112, 320, 340 4,11 105–106, 326 4,12 106, 171, 177, 186 4,13 14, 326, 448 4,14 14, 325, 327 4,19 325 4,21 105, 325 4,21–22 105 4,22 105–106 Tit 1,1 80, 102, 327, 341 1,1–4 103, 390 1,1–15 314 1,3 102–103, 329, 331 1,4 102–103, 331 1,5 22, 104, 325, 327, 360 1,5–6 374 1,5–9 20 1,6–9 15 1,7 110, 327, 360, 374 1,7–8 112 1,8 334 1,9 158, 327 1,10 17, 158, 322, 373 1,10–16 158 1,11–15 358 1,13 158, 327 1,14 17, 158, 322, 338 1,14–15 22 1,15 328 1,15–16 159 1,16 328 2,1 158, 327 2,2 327, 334 2,2–3 112 2,3–8 314, 358 2,4–5 317, 334 2,4–6 334 2,5 318 2,6 334

Stellenregister 2,6–7 375 2,7 112, 328 2,9 328 2,10 331 2,11 328, 330–331 2,11–12 323 2,12 333–334 2,13 102, 330–331 2,14 328 2,15 375 3,1 328 3,2 112 3,4 330–331, 358 3,4–5 331–332 3,5 322–323, 328, 358 3,6 102, 331 3,7 322 3,8 328–329 3,9 338 3,12 177, 326, 367 3,12–13 325 3,13 326 3,14 328 3,15 105 Phlm 1 83, 98 2 83, 85, 87, 93 3 84 4 85, 92, 94 5 92 8 83 9 83 10 83 13 83 16 328 19 85, 137, 180 22 367 23–24 87, 93 24 29, 106, 322 25 90 Hebr 2,2 154 5,1 53 7,5 53 8,3 53 10,1 149 10,26 327 10,32–33 49 11,32 234 11,35–38 49 12,4 49

Stellenregister

489

13,22–25 177 13,23 306 13,25 93

5,17–18 232 5,18 233

Jak 1 239 1,1 97–100, 256 1,2–12 230 1,2–3 98 1,5–6 227 1,8 233 1,9–11 233–234 1,12 224, 232 1,19–27 230 1,22–26 233 1,27 228 2 230 2,1–7 233 2,1–9 228 2,8 227, 234 2,12–13 233 2,14–26 224, 230 2,20 228 2,20–26 230 2,21 228 2,21–23 228 2,21–24 228 2,22 228 2,23 227, 234 2,25 229 2,25–26 229 3,1–12 233 3,4–5 227 3,13 227 3,13–18 233 4,1–3 232–233 4,1–6 233 4,5–6 227 4,6 234 4,7–9 227 4,11–12 233 4,13–17 233 5,1–6 233 5,7 230 5,7–11 232 5,8 230 5,10 228, 230 5,10–11 224 5,11 224, 231–232 5,12 98 5,13–16 227 5,14 374–375 5,17 224

25, 27, 47, 61–62, 79–80, 96, 100–101, 103, 110–111, 251, 261 1,1–2 79 1,2 79–81, 100, 109 1,3 95–96, 109 1,6–7 98 1,8 24 1,13 24, 96 1,13–21 96 1,16 234 1,17 61, 110 1,19–20 96 1,20 107 1,21 24 1,22–2,10 96 1,24–25 234 2,1 28 2,4–11 96 2,5 29, 96 2,6 234 2,7 234 2,8 238 2,9 141 2,10 234 2,11 61, 96–97, 110 2,11–12 28 2,13 52 2,13–17 61 2,18 96 2,18–20 28 2,18–3,7 29 2,19–20 28 2,20 110 2,21 137 2,21–24 24 2,21–25 234, 237 2,23 28 2,25 110, 376 3,1 96 3,1–4 28 3,3 25–26, 51 3,5 96 3,6 224, 237 3,7 18 3,14 28 3,14–17 28 3,15 28, 248 3,15–16 26–27, 49

1 Petr 1,1

490

Stellenregister

3,16 28 3,17 28 3,19–20 79 3,20 224 3,22 153 4,1 28 4,1–4 28 4,3 62 4,10–11 29 4,12–16 49 4,14 28 4,14–16 26–28 4,15 28 4,15–16 28 4,16 27, 50, 248, 261 4,17 234 4,19 28 5,1 110, 259–260, 375 5,1–4 374 5,1–5 29 5,2 110 5,5 24, 234 5,9 24, 27, 254 5,9–10 28 5,12 96, 251, 257–258, 261 5,12–13 29 5,13 3, 25, 52, 59–62, 70, 96, 258 2 Petr 1,1 79–80, 100, 278 1,2 79, 81, 100 1,5–6 18 1,13–14 1 1,16–21 290 1,18 287 2 290 2,1 274, 287, 289–290, 406 2,4–5 79 2,4–16 238 2,5 224 2,7 224 2,15 224 2,19 288–289 2,20 289 2,22 234 3,1 24, 79–80, 276, 286 3,2 46, 100, 234 3,3 107, 113 3,3–13 13 3,4 46, 277–279 3,8 287 3,13 287

3,15 451 3,15–16 21, 271, 273–274, 286, 324 3,18 18, 278 1 Joh 2,17 234 3,12 238 2 Joh 1,6 110 3 110 Jud 1 99–101, 219 2 100 9 224–225 11 238 14 224–225 14–15 234 17 100 17–19 13 18 107 21 100 22 100 23 100 25 101 Apk 1,1–3 91 1,4 91 1,5 142, 151 1,11 142, 171 1,20 459 2,1–6 171 2,1–7 47 2,6–7 152 2,8–11 47 2,13 17, 25 2,24 18 3,14 142, 151 3,17 47 4–5 152 4,7 21 4,8 109 4,11 51 6,6 50 7,14–17 152 11,1–2 50 11,17 109 13 40 13,1–2 52 13,18 52, 56

491

Stellenregister 14,8 52, 60, 96 15,3 109 16,7 109 16,14 109 16,19 52, 60, 96 17–20 58 17,1 52 17,5 52, 60, 96 17,9–11 52, 56 18,2 52, 60, 96

18,10 52, 60, 96 18,21 52, 60, 96 19,10 154 19,11–16 52 19,15 110 20–24 152 21 58 21,22 110 22,8–9 154 22,20 89

Qumranschriften 1QH I,9–13 1QH XV,30–31 1QM II,4 1QM III,5 1QM VI,6 1QpHab IX,2

147 137 147 141 141 148

1QpHab XI,13 1QS V,5 1QS XI,7–8 1QSb III,2 11Q19 XXV,11–12 11Q19 XXVII,7

155 155 141 141 153 153

Alttestamentliche Apokryphen 2 Bar 44,13 138 44,14 138 44,15 138 67,7 60 3 Bar 77,17 97 77,19 97 3 Esra 5,51 146 4 Esra 3,1–2 60 3,28 60 1 Hen 1,9 234 9,4 316 12,3 316 25,3 316 25,7 316 27,3 316 46,3 138 50,1 141 51,3 138

58 141 60,11–22 147 62,8 141 69,21–22 147 71,14–17 138 75,1–3 147 80,6 147 82,4 147 82,7–8 147 82,10–20 147 102,5 148 2 Hen 5–6 147 12,1 147 15,1 147 16,7 147 20,1 147 23,1 147 27,3 147 3 Hen 20 154 3 Makk 1,3 148

492

Stellenregister

4 Makk 1,1 145 2,10 418 5,11 145 5,22 145 6,6 418 6,29 417 7,9 145 7,21 145 8,13 418 14,6 418 16,7 418 16,20–22 222 17,22 417 18,11–13 222

ApkZeph 10,3 154 Jub 1,14 146 1,23 155 2,2 147 Sib 3,586 145 5,137–161 60 5,143 96 5,159 96 5,421 64 12,124–129 249

Neutestamentliche Apokryphen 3 Kor 5 224 10,32 224 29–30 224 32 224 ActPaul 27–31

44, 54

ActPetr 3 54 8 54 ActThecl 3,14 339 ApkPetr 2,7–10 52, 56 14,4 46 78,18 54 110–40 278 135 279 ApkPl 1–2

44, 59, 260

AscJes 7,21 154 EvPetr 1 66 EvThom (= NHC II, 2) 1 65

6 66 13 65 14 66 39 66 43 66 52 66 53 66 89 66 102 66 68 3, 59, 65–68, 70–71 71 3, 48, 55, 59, 65–68, 70–71 98 65 NHC V,3 (1ApkJak) 32,16–24 46 NHC V,4 (2ApkJak) 61,5–62,16 46 NHC VI,4 (Noēma) 40,7 47, 54 NHC IX,3 (TestVer) 40,8–9 55 56,2–5 47 PsClem R 5,12,4 288 Syrische Schatzhöhle 29 59

Stellenregister

Apostolische Väter 1 Clem prae. 109 1,1 298, 300 1,2 111 1,3 317 2,7 317 3,2 300 5 301, 306–308 5,1 228 5,1–6 238 5,1–7 237 5,3 228 5,5–7 357 5,7 228, 326 6,1 228 10,7 228 12,1 228 12,8 228 17,3 228 23–27 271 36,2 184 38,1 184 42 308 42,4–5 20, 114, 374–375 44 308 44,1–6 20 44,2 306 44,3 306 44,4–5 375 44,5–6 374–375 46,6 184 47 301 47,1–4 452 47,6 20, 306, 374–375 49,6 111 54–56 398 54,2 20, 374–375 57,1 20, 374–375 59,3 184 60,4–61,2 308 61,2 316 63,1 228 63,3 306 Barn 2,1–10 65 3,1–2 65 4,4–5 52, 56, 59, 63 4,6 65 5,7 193 9,1 63

9,1–9 65 10,1–12 65 10,12 63 12,8–11 65 16,1 65 16,1–2 64 16,3 63 16,3–4 3, 48, 55, 62–64, 70–71 16,4 63–64 16,5 64–65 16,6 64, 71 16,10 65 Did 10,6 89 12,3 214 15,1 114, 374–375 16,3–4 13 Herm sim 9,27,2 114 25,4 114 26,2 114 Herm vis 2,4,2 303 2,4,3 304 3,5,1 114 IgnEph inscr. 192, 400 1–2 427 1 427 1,2 59, 393 2 411 2,1 415 2,2 390 3,2 360, 362 6,2 406 9,1 189–190, 395 9,2 390 10,3 318, 390 12,2 185–188, 192, 197, 395–396, 400, 413, 421 14,1 318 19 427 20,1 186–187, 392 21,1 393, 417 21,2 318, 393–394

493

494 IgnMagn 2 408, 411, 427 4 415 8–10 319 8,1 22 8,2 59 9,1 22 10,1,3 406 10,3 22, 152 11,1 318 14 394 15 411 15,1 110, 187, 393 IgnPhld 2,1 192 6,1 22, 406 8,2 395 10,1 394 11 412 11,2 187, 257, 318, 393 IgnPol inscr. 110 1,2 192 2,3 417 3,1 318 3,2 418, 421 5,1 189–190, 195, 197 6,1 417 6,2 318, 415 6–7 391 7 427 7,1 391, 394 7,2 422 8,1 187, 391–392, 394 8,3 391, 413 IgnRöm 1 427 2 427 2,1 192 2,2 318, 394 3,3 406 4,1 195, 422 4,3 185, 317, 395, 400 4,5 423 5 421, 427 5,1 395 9,1 394, 400 9,3 392 10 412

Stellenregister 10,1 187, 257, 393, 396 10,2 396, 415 10,3 396 11 412 IgnSm 1,1 318 1,2 192 8,2 406 10 412 10,2 318, 417 11 427 11,1 394 11,2 415 12 412 12,1 187, 257, 393, 415 13 412 13,1–2 391 IgnTrall inscr. 406 1,1 393 2,2 318 3,2 415 6,1 406 8,2 318 10 424 13,1 187, 393–394 MartPol prol. 406, 419 3 421 8 406 8,3 426 9,1 426 10,1 248, 406 11,2 426 12 423 12,1 248, 426 13 423 13,1–3 426 14,1 426 15 423 15,1 426 15,2 426 16 406 16,1 426 16,2 110, 376, 406 17,1 426 17,2 413, 415 17,2–3 413 19 376, 406 19,1 420

495

Stellenregister 21 364–365 22,1 413 Polyk prae. 109, 375 1–12 359 1,1 110, 194, 359, 462 1,1–2 364 1,1–3 17 1,1–12 462 1,3 24, 111–112, 187 1,13 17, 462 2,1 24 2,1–2 24 2,2 110, 112 3,1 186, 375 3,1–2 462 3,2 15, 111, 185 4 207 4,1 15, 111–112, 320, 365 4,2 111 4,3 112 5,2 15, 112 5,3 24 6,1 110, 112

6,3–7,1 321 7 196, 364 7–9 196 7,2 24, 287 8,1–2 24 9 16, 301, 419 9,1 185, 194, 301, 359, 364, 462 9,1–2 111, 186, 359, 462 9,2 15, 112, 320, 359 10,2 24, 188 11 207 11–12 301 11,2 15, 185, 462 11,3 185–186, 207 11,3–4 10 11,4 15 12,1 187 12,3 15, 188 13 186, 359, 419 13,1 462 13,1–2 359, 364 13,2 194, 391, 462 13,12 17

Frühjüdische Literatur Talmud und Midrasch bHag 15a 154 bSan 38b 154 jBer 13a 154 ShemR 32 154 Flavius Josephus, ant. 1,222–232 223 5,1 223 5,2 223 5,3 223 5,5–7 223 8,344 223 12,148–153 150 14,241–243 150 18,9 145 18,11 145 18,23 145 20,200 66 Flavius Josephus, Apion. 1,42 148

Flavius Josephus, bell. 1,526–529 254 2,119 145 Philon, all. 1,55 148 Philon, conf. 136

151, 160

Philon, cont. 26 145 Philon, deus 26 332 Philon, ebr. 187 342 Philon, fug. 112 160 212 154

496 Philon, Gai. 73 332 147 162 156 145 245 145 Philon, gig. 52 148 Philon, migr. 89 151 91 151 92 151 220 160 Philon, Mos. 2,216 145 Philon, mut. 223 145

Stellenregister Philon, plant. 7 160 8–9 160 Philon, Qu. in Ex. 2,117 161 Philon, sacr. 95 332 101 332 Philon, somn. 1,232 154 1,238 154 Philon, spec. 1,304–305 155 2,53 332 3,131 159 Philon, virt. 77 332

Frühchristliche Literatur Adamantii dialogus 58,1–2 288

40–49 458 54–59 459

Aristides, apol. 14,4 154

Clemens Alex., protr. 1,4,4 406 1,8,1 406 2,12 406

Athanasius, apol. 19–21 255 Athanasius, epist. fest. 39,18 219 39,18–19 236 Athenagoras, suppl. 37,1 15, 358 Augustinus, consens. 1,10 254 Augustinus, epist. 59,1–2 255 Augustinus, in Ioh. tract. 98,8 38 Canon Muratori 38–39 326

Clemens Alex., strom. 1,1,11,2 406 2,52,5–7 359 6,5,41 154 7,1,1,3 406 7,17,106,3 406 7,17,107,5 406 Cyprian, epist. 20–24 442 25 442 32 442 32,1,2 442 Egeria, peregr. 17,1 255 19 255

Stellenregister Epiphanios, haer. 31,9,8 418 38,2,5 38 41 41 42,11,7–8 456 76,4 47, 55 76,5 236 76,7–9 47, 55

Hieronymus, comm. in Tit. praef. 321

Epiphanios, mens. 14 64

Hieronymus, vir. 1 236 2 236 4 236 9 236 16 194

Eusebios, chron. CCX 142 CCXXI 16, 194 Eusebios, h.e. 1,13,5 256 2,15,2 61 2,22,2 326 2,23,3 302 2,23,25 236 3,3,1–4 236 3,4 395 3,10,6 222 3,15 302 3,16 302–303 3,17–18 250 3,21–22 194 3,24,4 38 3,25,2 236 3,36 389, 396 3,36,1–2 16, 361 3,36,13–15 193 3,39,15 24 4,6 64 4,8,2 406 4,9,1–3 27 4,14,9 59 4,22,1 302–303 4,22,3 302 4,23,1 425 4,23,12 425 4,26 250 5,2,2 465 5,20,4–8 193 6,12,1–6 205 6,25,8 273 10,2–3 465 36,1–3 194 Eusebios, praep. 9,31–34 254

Hieronymus, epist. 102,1 255 Hieronymus, Ruf. 3,20 255

Hippolytus, comm. in Dan. III,22,3 288 Hippolytus, haer. 5,33,7 174 9,12,25 406 Ioannes Chrys., Iud. 5,10 64 16,8 67 Irenaeus, haer. 1 174 1, prol. 2 418 1,1 406 1,3,4 174 1,8,4 174 1,8,5 174 1,10,3 174 1,16,3 15 1,27,2 448 2,14,7 15, 358 3,3,3 358 3,3,4 193, 321 3,4 358 3,7,2 10 3,11,8 21 3,12,12 448 4,7–8 237 4,21 237 4,25 237 4,33,5 423 5,2,3 174 5,25,1 206 5,25,2 206 5,25,4 206 5,28,4 195, 423

497

498 5,30,3 fr. 2 fr. 7 fr. 35

Stellenregister 38, 56 406 406 406

Iustinos, 1 apol. 10,2 358 35 38 47 67 48 38 66,3 21 67,3 21 68 27 Iustinos, 2 apol. 2

29, 248

Iustinos, dial. 8,1 145 8,4 146, 151 16,4 66 35 289–290 35,3 289–290 35,7 290 46–47 151 46,2 151 47,1 152 47,5 66, 358 61,1 151 80,1 358 80,5 358 81,1 287 81,1–2 358 81,2 287 81,3 287 81,4 289–290 82 289–290 82,1 287, 289–290 82,2 289–290 84,2 151 85,2 151 96,2 66 100,2 151 103,8 21 125,3 151 138,2 151

Minucius Felix, Oct. 8 28 Origenes, Cels. 1,26 154 4,22 67 5,6 154 Origenes, hom. in Ex. 12,4 288 Orosius, hist. 7,6,15 55 7,10 250 Passio Sanct. Perpet. 6 248 Philostorgios, hist. 2,11 255 Ptolemaios, ad Flor. 7 406 Salvianus, epist. 9,2 51 Tatianus, or. 22 145 Tertullianus, apol. 21 38 Tertullianus, bapt. 17,5 38 Tertullianus, ieiun. 12,2 153 13,4 153

Lactantius, mort. 3 250

Tertullianus, Marc. 4,5,1 460 5 250 5,1–21 448 5,11 173 5,17 173 5,20,3–5 456 5,21 321 5,21,1 456

Meliton, fr. 13,14–17 421 13,28–31 421

Tertullianus, praescr. 32 193 36 460, 463

Stellenregister Theodoretos, comm. in Col. PG 82,613a–b 154 PG 82,620d–621a 154

Theophilus, Autol. 2,16 358 3,14 15, 358

Theodoretos, comm. in Phil. PG 82,577,33–34 435

Victorinus, apocal. 13,15 206

Pagane Literatur (gr.) Aischylos, Ag. 1150 (fr. 225)

410

Dionysios Halicarn., Thuk. 34–39 41

Aischylos, Niobe fr. 162 n. 2

418

Epikuros, ad Menoec. 123 332

Aretaios, CD 1,5 418 Aristoteles, poet. 1451b 41 Aristoteles, pol. 1302b 159 1307b 145 Aristoteles, soph. el. 164a 145 Diogenes Laertios 2,39 48 10,1,3 42 10,22 452 10,35 452 10,35–84 452 10,84–116 452 10,122–135 452 Dion Chrysostomos 12,74 332 45,1 249

Galenos, method. 2,303 418 2,307–309 418 2,312 418 13,1022 418 Iamblichos, v.P. 258–260 42 Kelsos 1,1 406 1,2 406 1,8 406 Klearchos, fr. 86 410 Lukianos, Alex. 10 260 Lukianos, bis acc. 32 124 Lukianos, dial. mort. 10,10 342

Dionysios Halicarn., ant. 6,86 159

Lukianos, Herm. 13 124

Dionysios Halicarn., Din. 9 45 11 45 13 45

Lukianos, Icarom. 24 422

Dionysios Halicarn., Lys. 12 48

Lukianos, Peregr. 4 427 5 427 11 427

499

500

Stellenregister

12 427 13 427 16 427 32 426 33 423, 426 35 423, 426 36 423, 426 37 423, 426 39 426 40 426 41 422, 427

Plutarchos, mor. 142E 160 953B 342 1128F–1129A 453 Brut. 2,3–5 446 Brut. 53,6–7 255 Gaius Mar. 6 159

Lukianos, quom. hist. 58 41

Ps.-Aristoteles, mund. 7 161

Lukianos, verae hist. 1,10 422 1,13 422

Ps.-Chion, epist. 13,1 392 15–17 399

Menandros, peri epid. 1,6 341

Ps.-Demetrios, elecut. 223 446 224 446 227 446

Orpheus, fr. 21a 161 168 161 Pausanias 2,18,5 42 Philostratos, soph. 1,19 415 Platon, rep. 462c–e 159 556e 159 Platon, Tht. 162e 145 Platon, Tim. 22b 341 23b 341 26e 341 31b 160 31b–32c 160 32a 160 32c 160 38e 160 41b 160 43a 160 73b 160 81d 160 44d 160

Polybios 9,1,4 341 9,2,1 341

Ps-Diogenes, epist. 33,1 14 Ps.-Euripides, epist. 1,2 392 Ps.-Mithridates, epist. 4 41 6 42 Ps.-Sokrates, epist. 1,1 392 32,2 400 Ps.-Themistokles, epist. 1,1 390 4 46 13 46 15 46 20 46 20,36–39 46 21 46 31 46 Soranos, gyn. 1,18 418 1,47 418 2,10 418

501

Stellenregister Strabon 11,5,3 341

Thukydides 1,138,4 46

Theon, prog. 115 41

Xenophon, mem. 2,1,22–33 125

Pagane Literatur (lat.) Apuleius, mag. 87,2–5 42 Augustus, res 12–13 162 25–26 162 Cassius Dio 50,2,1 446 62,20,5 45 67,15,1 45 67,17,2 45 69,12 64 Cicero, ad Brut. 1,2 443 1,3 443–444 1,3a 443 1,4 443 1,4a 443 1,5 443 Cicero, ad Q. fr. 3,1–20 443 3,1,19 85 3,1,23 443 3,21–23 443 Cicero, Att. 1,1–2 445 1,1 445 1,10 445 8,9 443 9,1–5 443 9,5,2 444 9,10,4 444 9,15,6 443 10,15 444 11,24,2 85 12,32,1 85 13,9,1 444 13,29,1 85 16,5,5 442, 444

Cicero, fam. 3,10,11 444 7,27 444 8,1,1–4 443 8,6,5 443 11,16 444 11,17 444 13 455 15,19,4 444 16,16 445 16,17,1 442 Cicero, Flacc. 28,68–69 150 Cicero, inv. 1,27 41 Cicero, off. 3,5,22–23 159 Cicero, Verr. 3,71,167 440 Curtius Rufus 10,9,2 161 10,9,4 161 Digesta 48,19,31

396, 417

Fronto, ad Anton. imp. 3,7 446 3,8 447 3,15 447 Fronto, ad M. Caesarem 2,2 447 Gellius 4,9,6 444

502 Horatius, ars 119–120 41 338 41 Livius 2,32,9–12 159 Martialis 4,1 249 6,4 249 8,36 249 10,72 249 Nepos, Att. 16,2–4 446 Ovidius, Pont. 3,9,51–54 392 Plinius, nat. 13,84–87 260 Plinius, epist. 1,1 392, 455 8,14 249 10,92–93 97 10,96 26, 248 10,96–97 25 10,96,2 28, 50, 248 10,96,2–4 247 10,96,4–5 248 10,96,6 250 10,97 26 Plinius, paneg. 48,3 249 49,2 249 90,5 249 Ps.-Sallustius, rep. 2,6,6 45 Ps.-Vergilius, Ciris 54 43 Ps.-Vergilius, Culex 1–2 44 358–414 53 406 53 Quintilianus, inst. 4 249 8,3,70 41

Stellenregister 9,4,75–76 446 10,1,101 41 Seneca, clem. 1,2,1 161 3,2,1 161 3,3,1 161 Seneca, epist. 1,1 390 14,92,30 160 15,95,52 160 21,4 464 55,9–11 139 94,1 160 118,1–2 446 Seneca, ira 2,31,7 157 SHA Hadr. 14,2 63 Suetonius, Aug. 4,2 446 7,1 446 Suetonius, Claud. 25,4 55 Suetonius, Dom. 3–9 249 3,2 249 7,2 50 10–11 249 13,2 51, 249 Suetonius, Iul. 56,6 446 81 260 Suetonius, Nero 16,2 358 16,3 28 Tacitus, Agr. 44 249 Tacitus, Ann. 4,34 446 14,27 142 15,38–44 245 15,44,2 28

503

Stellenregister 15,44,2–59 358 15,44,4 28

Vergilius, ecl. 4 162

Vergilius, catal. 14 50 15 50

Ostraka und Papyri Ostraka O.Claud. I 158 O.Claud. II 292 O.Wilck. 78

257 257 257

Papyri BGU I 33 257 BGU IV 1203–1209 441 BGU IV 1206–1207 440 BGU XVI 2601 438 BGU XVI 2605 438 BGU XVI 2618 438–439 BGU XVI 2665 441 Derveni-Papyrus 161 O.Ber. II 129 439 P.Baden 57 437 P.Bodleian G. bib. g. 5 314 P.Brem. 48 257 P.Chest.B. II 19–20, 174, 315, 324, 437, 448 P.Chest.B. Ac. 1499 448 P.Fay. 123 257 P.Kell. I 12 257 P.Köln IV 170 437 P.Leid.Inst. 31 257 P.Lille I 3 441 P.Lond. I 130 314 P.Lund. II 2 257 P.Mich. III 214–221 440 P.Mich. III 214 440 P.Mich. III 215 440 P.Mich. III 216 440 P.Mich. III 217 440 P.Mich. III 219 440 P.Mich. VIII 466 257 P.Mich. VIII 467–481 438 P.Mich. VIII 510 438

P.Mich. XV 751 P.Mil. I 80 P.Narmuthis 69.39a/229a P.Oxy I 1 P.Oxy. II 209 P.Oxy IV 654 P.Oxy IV 655 P.Oxy. IV 656 P.Oxy. VI 937 P.Oxy. VII 1008 P.Oxy. VII 1009 P.Oxy. VII 1070 P.Oxy. XI 1355 P.Oxy. XIII 1598 P.Oxy. XXXIV 2728 P.Oxy. XLII 3067 P.Oxy. LX 4060 P.Oxy. LXIV 4404 P.Oxy. LXV 4443 P.Oxy. LXVI 4497 P.Oxy. LXXVI 5077 P.Oxy. LXXXI 5259 P.Panop.Beatty 2 P.Petaus 30 P.Princ. III 163 P.Ryl. Gr. I 5 P.Ryl. Gr. 457 P.Sarap. 87–90 P.Tebt. I 30 P.Tebt. I 33 P.Yale III 13 P.Yale 415 PSI V 502 PSI XIV 1373 SB XII 10800 SB XIV 12037 SB XVI 12326

257 257 437 65 448 65 65 314 257 437, 448 437, 448 439 437 437, 447 257 257 441 314 314 437 452 314, 437 441 448 257 314, 358, 437 206 440 438 438 412 437 438 437 257 257 440

504

Stellenregister

Inschriften Agora XV 72,43

414

AE 1971, 272 1976, 0124 1982, 0419 1984, 0283

411 412 412 411

CIL III 5418 IV 10,826 IV 6647 IV 6667 IV 10582 V 5216 VI 1058 VI 1979 X 10.1882 XII 4855 XIII 8248

411 411 411 411 411 411 414 411 412 414 411

IG II² 1156 II² 2869 II² 3273 II² 3293 II² 3319 II² 4062,5 II² 10978 VII 2713 XII 6,2,595 XII 2,541

414 332 332 332 332 411 411 332 410 332

IGRR 4,200 332 4,584 332 4,1099 332 IK Knidos I,189

332

IMT Olympene 2702 332 I.Anazarbos 279–280 412 302 412 I.Ephesos 20 A

411

20 B 412 680 412 909 411 1265 332 1687 412 2302 B 412 3048 412 3402 332 I.Iasos 602 332 I.Isole Milesie 24 332 I.Magnesia 79 332 287 411 321 411 I.Miletos II 3,401,1–3 332 308 332 I.Smyrna 133 411 195 413 219 412 472 412 622 332 697,22 415 701 412 I.Stratonikeia 1122 332 I.Tralles 10 332 OGIS 458 162 SEG 4,201 332 45,1588 A 412 57,1382 143 61,1160,4–5 143 TAM II 3,1018 III 1,489

412 412

Register moderner Autorinnen und Autoren Achtemeier, P.  J. ​246 Adams, S.  A. ​109 Agnew, S. C. ​409 Aland, B. ​215, 314–315, 342, 399 Aland, K. ​10, 314–315, 450 Albrecht von, M. ​45 Alkan, M. ​414 Alkier, S. ​215 Allen, D.  L. ​306 Allison, D. C. ​228, 230, 235–237 Ameling, W. ​415 Armoni, C. ​438–439 Arnold, C.  E. ​154 Arrighetti, G. ​452 Arzt-Grabner, P. ​85, 180, 438, 439 Attridge, H.  W. ​306 Aune, D.  E. ​80 Ax, W. ​53–54, 56–57 Ayan Calvo, J. J. ​298–299 Bachmann, M. ​84 Backhaus, K. ​45, 51, 53, 57, 371 Bagnall, R. S. ​439, 441 Bahr, G.  J. ​443 Bailey, S. ​443–445 Baldwin, B. ​128 Barclay, J. M. G. ​450 Barnard, L.  W. ​300 Barnes, T. D. ​415, 418 Batovici, D. ​304, 316, 409 Bauckham, R. ​52–53, 56, 219, 237, 257, 277–286, 288 Bauer, J. B. ​16, 108, 208, 250, 359, 364, 376, 462 Bauer, T. J. ​82, 85, 100, 389, 391–392, 425 Bauer, W. ​111, 338–339, 342, 376, 387, 390, 396, 399, 408, 410, 415 Baum, A. D. ​55, 59–62, 259, 313 Baumbach, M. ​123, 126–127 Baumeister, T. ​260 Baumert, N. ​133 Baur, F. C. ​17, 101, 248, 256, 338–339, 355 Beard, M. ​444–445 Becker, A.  H. ​159 Becker, E.-M. ​58, 441 Belleville, L.  L. ​331

Bemmerl, C. ​284 Bénétreau, S. ​245 Bentley, R. ​385 Berding, K. ​108, 111, 301 Berghorn, M. ​290 Bergmeier, R. ​155 Beschorner, A. ​47 Best, E. ​169 Betz, H. D. ​139, 436 Bihlmeyer, K. ​316–318 Bishop, C. ​446 Blomkvist, V. ​458–459 Boeft den, J. ​415 Bompaire, J. ​124, 126 Bony, P. ​249 Booth, W.  C. ​126 Boring, M. E. ​10, 246, 249, 321 Bormann, L. ​42, 92, 135, 142–144, 150, 179–183, 185, 221, 276, 358, 436 Bornkamm, G. ​436, 461–462, 464 Böttrich, C. ​37, 40, 48, 69 Bourland Huizenga, A. ​324, 336 Boyarin, D. ​399 Brakke, D. ​226 Breitenstein, U. ​417 Bremmer, J. N. ​16, 44, 51, 54, 56, 205, 212, 282, 291, 309, 319, 341, 406–407, 414–416, 422, 427 Brennecke, H. C. ​193, 420 Brent, A. ​16–17, 196, 359, 361, 387–388, 392, 395–396, 398 Bretzigheimer, G. ​44, 54 Breytenbach, C. ​274, 370 Broer, I. ​10, 13–16, 23–25, 28, 47, 49, 53, 56, 246, 271–272, 360–361, 365 Broux, Y. ​410 Brown, M.  P. ​406 Brown, R.  E. ​246 Brox, N. ​23–25, 27–28, 206, 246, 251, 258, 260, 304, 326, 333, 335, 338, 355, 361, 365–366, 370, 372–373, 375, 400 Bruce, F.  F. ​150 Bujard, W. ​134 Burkert, W. ​37, 39, 51, 69, 341 Buschmann, G. ​193

506

Register moderner Autorinnen und Autoren

Cadwallader, A. H. ​141–143, 154 Calhoun, R.  M. ​41 Callan, T. ​282, 290 Campbell, D. A. ​204, 317, 319, 339, 418 Campenhausen von, H. ​320, 339, 365, 376, 399, 413 Cargal, T.  B. ​229 Carson, D.  A. ​356 Casalini, N. ​248 Ceccarelli, P. ​454, 460 Charles, D.  R. ​284 Charles, J.  D. ​221 Clarke, G.  W. ​442 Clarysse, W. ​440 Clemen, C. ​435 Cline, B. ​412 Coles, R. ​441 Collins, R. F. ​313, 315, 320–321, 331, 335, 338, 340–341 Comfort, P.  W. ​314 Concannon, C. ​425 Conick de, A. D. ​68 Conzelmann, H. ​170, 331, 333, 335, 338, 340, 370 Cook, J.  G. ​332 Copenhaver, A. ​133 Corke-Webster, J. ​405 Corssen, P. ​457 Corsten, T. ​143 Covington, E. ​170 Cribiore, R. ​439, 441 Crouch, J.  E. ​160 Crüsemann, M. ​11 Cuss, D. ​332 D’Angelo, M.  R. ​334 Dahl, N. A. ​176, 188–189, 457 Dassmann, E. ​400 Davids, P.  H. ​228–229 Davies, S. L. ​396, 398 Dehandschutter, B. ​16, 185, 193, 196, 208, 321, 362, 364, 399, 413, 415, 417, 419–421, 426 Deines, R. ​276 Deissmann, A. ​440 DeSilva, D.  A. ​222 DeVore, D.  J. ​399 DeVries, S.  J. ​232–233 Dibelius, M. ​331, 333, 335, 338, 340, 370 Dingel, J. ​37, 58 Dobschütz von, E. ​11, 203, 314 Dochhorn, J. ​231

Doering, L. ​23, 55, 60, 62, 246, 251, 256, 259–260 Dognini, C. ​250 Donelson, L. R. ​246, 258 Donfried, K.  P. ​335 Doty, W.  G. ​385 Downing, F. G. ​97, 248 Dressler, A. ​224 Dübbers, M. ​139 Dubel, S. ​125–126 Duff, J. ​315 Dulk den, M. ​108, 269 Dunn, J. D. G. ​134, 150, 159, 179 Durst, M. ​60–62 Eastman, D.  L. ​195 Ebner, M. ​19 Ebojo, E.  B. ​315 Eck, W. ​413 Eckhardt, B. ​415 Eckstein, P. ​452 Eco, U. ​129 Edwards, M. J. ​388, 406–407 Ehling, K. ​40, 56, 58 Ehrensperger, K. ​316 Ehrman, B. D. ​40, 42, 48, 226–227, 236, 259, 298–299, 304, 307–308, 313–314, 326, 329, 336, 340, 412, 421 Eichhorn, J.  G. ​355 Eijk van der, P. ​418 Eisenbaum, P.  M. ​222–224 Elliott, J.  H. ​249 Elmer, I.  J. ​450–451 Engelmann, M. ​101, 328, 330, 335, 357 Epp, E.  J. ​315 Erlemann, K. ​300 Erler, M. ​453–454 Esch-Wermeling, E. ​340 Ewald, P. ​435 Faust, E. ​94 Fear, A.  T. ​464 Feddern, S. ​42–43 Fee, G. D. ​203, 355 Feldmeier, R. ​23–25, 27, 29, 59, 62, 97, 249, 260 Ferrary, J.-L. ​413 Fiedler, P. ​463 Fiore, B. ​313, 335, 341 Fischer, J. A. ​108, 189, 193–194, 196, 298–299, 390 Foerster, W. ​333 Forbes, G.  W. ​258

Register moderner Autorinnen und Autoren Foster, P. ​134–135, 144, 150, 178–179, 189–191, 278–279, 282, 284, 287, 317–320, 387, 396, 400 Foster, R. J. ​231, 233, 235, 237 Fowler, R.  L. ​341 Francis, F. O. ​149, 153 Frank, N. ​141, 144, 181 Frankemölle, H. ​246 Frenschkowski, M. ​43, 51 Frey, J. ​39, 46, 56, 65, 79, 91, 108, 209, 269– 273, 275–276, 278, 281–287, 289, 291 Fritz von, K. ​421 Fuchs, R. ​91, 355, 357 Fugmann, J. ​161 Funk, F.  X. ​316–318 Gall, D. ​39, 44, 54, 57 Gallagher, E. L. ​452, 457–458 Gallavotti, C. ​122 Gamble, H. Y. ​226, 236, 324, 342, 425 Gathercole, S. ​66–67, 213 Gathergood, E. ​314–315, 321 Geertz, C. ​130 Genette, G. ​177 Georges, T. ​416 Gerber, C. ​181 Gese, M. ​139 Geymonat, M. ​412 Gibson, R. K. ​455, 464 Gielen, M. ​23–24, 27, 39, 47–48, 52, 59, 62, 97, 109–110, 272–274 Gillmayr-Bucher, S. ​155 Gilmour, M. J. ​286, 288 Glaser, T. ​14, 103, 337, 357, 386, 389–390, 393, 395, 399, 401 Gnilka, J. ​134, 436 Goodacre, M. ​66 Goodspeed, E. J. ​435, 451 Goppelt, L. ​95, 249 Gordon, P. ​453 Gourgues, M. ​355 Graham, A. ​123 Grappe, C. ​177 Green, G. L. ​280, 290 Green, M. ​276 Gregory, A. ​299–300, 302, 304, 306–307, 316 Grimm, V.  E. ​340 Grudem, W. ​245 Grundeken, M. ​304–305 Grundmann, W. ​275 Grünstäudl, W. ​39, 54, 56, 107, 211, 221, 269–270, 272, 275–276, 279, 281–284, 286–288, 290, 406, 451, 458

507

Guthrie, D. ​306, 355 Guttenberger, G. ​97, 246 Häfner, G. ​13–14, 20–22, 106–107, 335, 338, 340, 356, 367 Hagner, D. A. ​305, 358 Hahnemann, G. M. ​315, 326, 458 Hall, J. ​122, 124–125, 127 Hammond Bammel, C. P. ​406, 418 Hanson, A.  T. ​330 Harding, M. ​321 Harland, P. ​16 Harnack von, A. ​275–276, 372, 388, 390, 449–450 Harris, W.  H. ​180 Harrison, J. R. ​11, 52, 171–172, 333 Harrison, P. N. ​194, 359, 462 Hartog, P. ​108, 111, 188, 194, 196, 300–302, 321, 364, 419–420 Hauck, F. ​332 Häusl, M. ​155 Heckel, T. K. ​23, 29, 97–98, 246, 288–290 Heimart Cludius, H. ​251 Heininger, B. ​143, 162 Heinrichs, J.  H. ​435 Hellholm, D. ​160 Helm, R. ​194 Hemer, C.  J. ​258 Henrichs, A. ​410 Henten van, J. W. ​129 Herron, T. J. ​306, 316 Herzer, J. ​13–14, 17, 91, 97, 335, 338–339, 355–356, 366, 371 Heschel, S. ​276 Hiebert, D.  E. ​245 Hilhorst, A. ​417 Hill, C.  E. ​315 Himmelfarb, M. ​159 Hodkinson, O. ​455 Hoegen-Rohls, C. ​451 Hoehner, H. W. ​178, 184 Hofius, O. ​360 Hoklotubbe, T.  C. ​333–334 Holladay, C.  A. ​13 Holmes, M. W. ​10, 111, 299–300, 304, 308, 320, 412, 420–421 Holtzmann, H. J. ​355, 370 Holzberg, N. ​41, 43, 362, 390, 392, 394 Homeyer, H. ​123, 128 Horn, F. W. ​60, 62, 247, 251 Horrell, D. G. ​97, 247, 250, 259, 261 Hübenthal, S. ​136, 141, 181, 286

508

Register moderner Autorinnen und Autoren

Hübner, R. M. ​16, 38, 113, 196, 319, 359, 362, 373, 375–376, 386, 388, 395, 397–399, 406–407, 416, 418 Hultgren, A.  J. ​338 Hultin, J. ​282, 291 Hüneburg, M. ​94 Hunt, A.  S. ​314 Hunzinger, C.-H. ​25, 60, 62 Huther, J.  E. ​253 Huttner, U. ​141, 150, 154, 408, 411–412 Immendörfer, M. ​172 Isacson, M. ​387 Jaccottet, A.-F. ​410 Janßen, M. ​17, 50, 59, 91, 105, 251, 339, 342, 356–357, 367, 373, 385 Jaubert, A. ​298–300 Jobes, K. H. ​245, 257–259 Johnson, L. T. ​223, 237, 335 Joly, R. ​113, 304, 319, 360, 391, 394, 397, 405–406, 413–414, 416–417, 419, 421, 423 Jones, C. P. ​123, 423, 446, 452 Jongkind, D. ​456–457 Jülicher, A. ​373 Jung, F. ​331 Karrer, M. ​10, 331–332 Käsemann, E. ​276, 366 Kaufmann-Bühler, D. ​333, 341 Kelly, J. N. D. ​279, 355 Kenyon, F. ​315 Kerner, J. ​47, 50 Kinzig, W. ​364, 425 Kirk, A.  N. ​317 Klauck, H.-J. ​38, 44, 51, 54, 59, 68, 91, 340, 442–443, 452, 458–459 Klinghardt, M. ​215 Kloppenborg, J. S. ​225, 451 Knights, G.  W. ​355 Knoch, O. ​249 Knox, J. ​248, 451 Koch, D.-A. ​16, 26–27, 248, 361 Kok, M. ​290 König, J. ​422 Koning, H. ​357 Konradt, M. ​98 Koopman, J.  C. ​421 Kooten van, G. H. ​11, 180 Koperski, V. ​435 Korus, K. ​128 Köster, H. ​373, 376 Kraus, T.  J. ​288

Kreinecker, C. ​204 Kremendahl, D. ​84 Kremer, J. ​137 Kreyher, J. ​11 Kuhlmann, P. ​63 Kümmel, W.  G. ​372 Lake, K. ​299, 307 Lampe, P. ​304, 363 Lane-Pool, S. ​409 Lans van der, B. ​309 Lau, A.  Y. ​331 Leaney, A. R. C. ​260 Lebek, W. D. ​308, 316 Lechner, T. ​16–17, 38, 113, 194, 196, 319, 321, 359–364, 386, 391, 395–398, 405, 407, 419 Leonhard, C. ​40, 59, 415 Leppä, O. ​208 Leppin, V. ​276 Leumann, M. ​409 Lichtenberger, H. ​58 Lietzmann, H. ​448 Lieu, J. M. ​17, 159, 321, 339, 342, 372–373, 406, 447, 452, 454–457, 460, 465 Lightfoot, J. B. ​150, 298, 301, 304, 397, 407–413, 420–423, 435 Lightfoot, J.  L. ​291 Lincicum, D. ​182, 221, 252, 255, 286 Lincoln, A. T. ​160, 170, 177, 180 Lindemann, A. ​108–109, 142–143, 159, 170, 175, 184, 299, 301, 307, 316–318, 320, 341–342, 358, 360–361, 365, 388–389, 396–397, 399–400, 407, 436–437, 450, 461 Lips von, H. ​18, 46, 325, 337, 341 Llewelyn, S. R. ​252–254, 256, 259–260 Lockett, D.  R. ​221 Lohmeyer, E. ​464 Löhr, H. ​16, 22, 190, 194, 320, 361–362, 405, 425 Löhr, W.  A. ​388 Lona, H. E. ​20, 109, 299–300, 308, 316, 358 Long, F.  J. ​172 Lookadoo, J. ​111, 320, 420 Lovering, E. H. ​324, 450, 461 Luchner, K. ​362 Ludolph, M. ​392 Lüke, N. ​370 Lundhaug, H. ​224–225 Luther, S. ​99 Luttenberger, J. ​101, 326, 335, 357 Luz, U. ​42, 134, 150, 176, 179 Lyonnet, S. ​150

Register moderner Autorinnen und Autoren MacDonald, D.  R. ​340 MacDonald, M. ​339–340 MacLeod, M. D. ​124, 126–127 Magne Bakke, O. ​299 Maier, H.  O. ​162 Maisch, I. ​134, 138–139, 143 Malherbe, A. J. ​203, 322–323, 327–332, 334 Marcovich, M. ​358 Markschies, C. ​302, 341–342, 372, 418, 457–458 Marshall, I. H. ​104, 112, 313, 318, 333, 335, 339–340, 342, 355 Martin, S. C. ​337 Martin, T. W. ​25–26, 51–52, 97, 246 McCaughey, J.  D. ​248 McCutcheon, R.  W. ​445 McDermott, W.  C. ​443 McDonald, L. M. ​313, 315 McKinnish Bridges, L. ​255 McKnight, S. ​245 McLarty, J. ​465 Meade, D.  G. ​313 Meade, J. D. ​452, 457–458 Meinhold, P. ​193 Meiser, M. ​171 Mell, U. ​203, 213 Mellink, A.  O. ​406–407 Menken, M. J. J. ​222 Merk, O. ​10 Merkel, H. ​183–184, 370 Merkle, S. ​47 Merkt, A. ​259, 425 Merrill, E.  T. ​300 Merz, A. ​13–15, 17, 68, 106, 111, 113, 317– 318, 320–321, 323, 333, 340–342, 360 Metzger, B. M. ​315, 317 Metzner, R. ​219 Michaelis, W. ​449 Milburn, R. L. P. ​300 Miller, D.  G. ​245 Miller, J.  C. ​280 Mitchell, M. M. ​229, 255 Mitchell, M.  W. ​395 Moers, G. ​42 Moll, S. ​321, 342–343 Möllendorff von, P. ​123, 126–127, 419, 421–422 Mommsen, T. ​396, 417 Montague, G.  T. ​338 Moo, D. J. ​276, 356 Moore, N.  J. ​306 Morello, R. ​460 Morgan, T. ​223–224

509

Moritz, T.  A. ​180 Morrison, A. ​460 Moss, Y. ​425 Mounce, W.  D. ​355 Mroczek, E. ​219, 221, 226 Mühlenberg, E. ​399 Müller, G.  L. ​377 Müller, U.  B. ​435 Müller-Bardorff, J. ​436 Mutschler, B. ​174 Najman, H. ​220, 225–226 Nasrallah, L. ​453 Nes van, J. ​357 Neugebauer, F. ​245 Neyrey, J.  H. ​332 Nicholls, M. ​448 Nicholson, J. ​443–444 Nicklas, T. ​10, 22, 55–56, 58, 108, 159, 204–213, 269, 282, 290–291 Nicolaci, M. ​290 Niebuhr, K.-W. ​203, 237, 276 Nienhuis, D. R. ​219, 227–229, 236–237, 281–282 Nollé, J. ​414 Nongbri, B. ​206, 225, 437, 440–442, 447, 450 Norelli, E. ​56 Noreña, C.  F. ​464 Novenson, M.  V. ​252 Nutton, V. ​418 O’Connor, J.  M. ​335 Oberlinner, L. ​13, 18, 20, 22, 313, 328, 330– 331, 333–335, 337–338, 342, 361, 370–371 Öhler, M. ​143, 254, 361 Olsson, B. ​441 Osiek, C. ​304 Paesler, K. ​67–68 Pagels, E.  H. ​398–399 Painter, J. ​237 Park, Y.-H. ​211 Parker, R. ​407 Passow, F. ​18 Patterson, S.  J. ​66–68 Paulsen, H. ​108, 189, 194, 316–318, 390, 396 Paulus, H. E. G. ​435 Peirano Garrison, I. ​41, 49, 54, 225 Pellegrini, S. ​91 Perkins, J. ​425 Perkins, P. ​170 Pervo, R. I. ​14, 357, 449–450, 461 Petersen, N.  R. ​385

510

Register moderner Autorinnen und Autoren

Petridou, G. ​425 Petzl, G. ​415 Pfammatter, J. ​169 Pfleiderer, O. ​248 Pflock, A. ​307 Philippson, R. ​43 Pickering, S.  R. ​437 Piepenbrink, K. ​387 Pietersen, L.  K. ​341 Pilhofer, P. ​421 Piper, A. ​398 Plisch, U.  K. ​66–68 Plooij, D. ​421 Pokorný, P. ​134, 143, 169, 176, 188, 193 Poland, F. ​331 Pollmann, K. ​58 Popkes, E.  E. ​39 Popkes, W. U. ​230, 232 Poplutz, U. ​290, 436 Porter, S. E. ​313, 358, 449 Prasad, J. ​249 Preuschen, E. ​413 Price, S. R. F. ​331–332 Prinzivalli, E. ​298–299 Prior, M. ​335 Prostmeier, F. R. ​63–65, 193, 363, 416 Quinn, J. D. ​327, 331, 333–334 Quispel, G. ​339 Rademaker, A. ​334 Radt, S. ​418 Rahtjen, B.  D. ​436 Ramelli, I. ​422 Rathke, H. ​188–189, 191–193 Reaves, P. ​259 Redalié, Y. ​340 Reed, A.  Y. ​159 Reed, J.  T. ​436 Reese, R.  A. ​280 Reichert, A. ​26, 97, 248 Reinhardt, T. ​226 Reinhartz, A. ​159 Reumann, J. ​436 Richard, E.  J. ​255 Richards, E. R. ​257, 335 Richards, W. A. ​101, 335 Riesner, R. ​55, 366 Rizzi, M. ​396 Robinson, J. A. T. ​245 Robinson, W. ​252–254, 256, 259–260 Rodenbiker, K.  G. ​231 Roh, T. ​11

Röhser, G. ​140 Roller, O. ​102 Roloff, J. ​13–14, 17–18, 20, 184, 313, 333–336, 338, 355–356, 360–361, 368, 370–371, 374 Roose, H. ​208 Rordorf, W. ​340 Rosenmeyer, P. A. ​9, 41, 43, 394 Rothschild, C.  K. ​458 Roux Le, E. ​246 Rowlandson, J. ​440 Roy, D. ​443 Royalty, R.  M. ​152 Royse, J.  R. ​437 Rudolph, K. ​177 Ruf, M. G. ​281–282, 285, 287–289 Sailors, T.  M. ​420 Salzman, M. R. ​441–442, 447, 455 Sand, A. ​451 Sandt van de, H. ​99 Sarri, A. ​440 Schade, G. ​440 Schaefer, C. ​336 Schäfer, P. ​63 Schaller, B. ​69 Schelkle, K. H. ​275, 359–360 Schenk, W. ​370 Schenke, H.-M. ​66, 451 Scherbenske, E. W. ​456–457, 459 Schierse, F.  J. ​355 Schim van der Loeff, H. P. ​423, 425, 427 Schlarb, E. ​17, 341, 373 Schleiermacher, F. ​338, 355 Schlier, H. ​355 Schliesser, B. ​416 Schlosser, J. ​246 Schluep-Meier, C. ​435 Schmeller, T. ​442–443, 445 Schmid, J. ​355, 361, 365 Schmid, U. ​19, 367, 369, 456 Schmidt, J. E. C. ​355 Schmidt, K. M. ​24, 29, 41, 44–45, 55, 94, 176, 180–181, 249, 251, 465 Schmithals, W. ​87, 355, 358, 363, 373, 388, 406, 416, 419, 436, 449, 461 Schnackenburg, R. ​169 Schnelle, U. ​10, 13–14, 17–18, 20, 23–25, 49–51, 53, 61–62, 66, 169, 189, 194, 246, 271, 315, 320, 338, 357, 361, 368 Schnider, F. ​82 Schoedel, W. R. ​195, 387, 389–392, 394–396, 400, 412, 415, 422

Register moderner Autorinnen und Autoren Schöllgen, G. ​388–389, 391–392, 400, 407 Schrage, W. ​90, 276 Schreiber, S. ​9–14, 17, 21, 25, 43, 69, 91, 204, 209–210, 258, 368, 449 Schreiner, T. R. ​245, 276 Schröter, J. ​180, 325 Schwartz, J. ​127, 423–424, 426 Schwartz, S. ​400 Schwegler, A. ​248 Schwegler, K. ​43 Schweizer, E. ​169 Schwindt, R. ​171, 189, 191–192, 194 Scramuzza, V. M. ​332 Seel, M. ​121 Seelentag, S. ​41, 53 Seethaler, P.-A. ​249 Seewann, M.-I. ​133 Sellin, G. ​95, 169, 174–178, 182, 190 Selwyn, E.  G. ​253 Senior, D.  P. ​246 Sieben, H.-J. ​388, 391, 397 Sigismund, M. ​251 Sinko, T. ​127–128 Skaggs, R. ​245 Skeat, T.  C. ​315 Smith Watt, W. ​443 Smith, I.  K. ​150 Smith, J. ​170, 183 Smith, M.  F. ​453 Smith, M.  J. ​298 Snyder, G.  F. ​304 Sogno, C. ​455 Solin, H. ​407, 409–411, 414 Sommer, M. ​291 Speigl, J. ​387 Speyer, W. ​40, 42, 251, 260, 326 Spicq, C. ​323, 331–334, 355 Spitta, F. ​279 Spittler, R.  P. ​231 Staab, K. ​435 Stachon, M. ​41, 49–50 Standhartinger, A. ​18, 107, 136, 139, 141– 142, 144, 160, 333–334, 373, 376, 436, 448, 451, 463, 465 Starr, J. ​102 Stemberger, G. ​54 Stenger, W. ​82 Stettler, C. ​150 Stewart, A.  C. ​308 Stocker, P. ​185 Storin, B.  K. ​455 Stowers, S. K. ​399, 452 Strassi Zaccaria, S. ​438

511

Streeter, B. H. ​108, 300 Strelan, R. ​170, 172 Strobel, A. ​53 Sturdy, J. V. M. ​109, 246, 302, 309 Sumney, J.  L. ​339–341 Sundberg, A.  C. ​458 Syme, R. ​42, 45, 49 Symes, J.  E. ​435 Szabados, Á. ​277 Taschl-Erber, A. ​133, 153, 155 Theißen, G. ​20, 68 Theobald, M. ​13–17, 19–21, 39, 88–89, 92, 94, 106–107, 113, 134, 140–143, 150, 169, 175–176, 180–181, 183–184, 190–191, 194, 196, 316–321, 323–324, 326, 337, 339, 341, 356–361, 363–368, 372, 374–375, 377, 386, 389, 395, 400, 417, 419–420, 425, 436 Thiessen, J. ​356, 370 Thompson, T. ​252, 412 Thraede, K. ​248 Thurau, M. ​275 Thurston, R.  W. ​245 Tibiletti, G. ​439 Tigchelaar, E. ​56 Tilly, M. ​213 Tite, P.  L. ​449 Tiwald, M. ​155 Towner, P. H. ​335, 355–356 Trainor, M. ​141 Trebilco, P. ​152, 171–172, 329, 331 Trevett, C. ​397–398 Trilling, W. ​10 Trobisch, D. ​19, 324, 449 Trummer, P. ​12, 335, 368 Turpin, W. ​224 Ulrich, J. ​358 Urciuoli, E.  R. ​414 Vahrenhorst, M. ​23–25, 28–29, 49–50, 55, 61–62, 246 Vandorpe, K. ​440 Verheyden, J. ​143, 315, 318, 458 Vielhauer, P. ​40, 49, 53, 56, 60–61, 63–64, 173, 365, 373, 376 Vinson, R. B. ​246, 256 Vinzent, M. ​215, 318–319, 386, 405–406, 408–410, 414, 417, 420–421, 424 Vogels, H.  J. ​275 Vogt, H. J. ​388, 407 Völter, D. ​417, 421 Vouga, F. ​41

512

Register moderner Autorinnen und Autoren

Wachtel, K. ​175 Wagener, U. ​333, 376 Waldner, K. ​389–390, 398, 422 Wanamaker, C.  A. ​203 Ward, R.  B. ​228 Warden, D. ​249 Wassermann, T. ​100, 225 Watson, D. F. ​223–224, 245, 279–280 Watt van der, J. G. ​108, 269 Watts, E.  J. ​455 Webb, R.  L. ​279–280 Wehnert, J. ​214 Weidemann, H.-U. ​10, 13–16, 23–25, 28, 38, 47, 49, 53, 56, 102, 107, 246, 271–272, 357, 360–361, 365, 372 Weikert, C. ​63 Weiser, A. ​13–15, 17–18, 20, 22, 183–184, 313, 326, 335, 360–361, 366, 369–370, 372, 376 Weiss, A. ​414, 417 Weiss, H.-F. ​174, 338 Weizsäcker, C.  H. ​248 Welborn, L. L. ​172, 299–300, 306, 316 Wengst, K. ​62–65 Westhuizen van der, J. D. ​224 White, J. L. ​438, 441 White, P. ​444–445

Wikenhauser, A. ​355, 361, 365 Wilckens, U. ​87 Wilder, T.  L. ​259 Williams, T. B. ​250, 260–261 Wilson, S.  G. ​338 Wischmeyer, O. ​230 Wisse, F. ​47, 388 Witetschek, S. ​38, 56–58 Witherington, B. ​253 Witulski, T. ​38–40, 50, 52, 56, 58 Wohlenberg, G. ​435 Wolter, M. ​13, 134, 141, 144, 184, 338, 361 Wrede, W. ​204 Yarbro Collins, A. ​339, 342 Young, F.  E. ​340 Young, S.  E. ​302 Zahn, T. ​184, 276, 409, 417, 421, 450 Zamfir, K. ​318 Zangenberg, J. ​99 Zeller, D. ​89 Zenger, E. ​155 Zimmermann, C. ​323, 332 Zwierlein, O. ​46, 59–61, 196, 308–309, 316, 364, 386, 413, 415–417, 419, 421–423

Schlagwortregister Englische Begriffe sind grundsätzlich unter ihren deutschen Äquivalenten subsumiert (z. B. „identity“ unter „Identität“), es sei denn, dass kein deutsches Äquivalent in den Beiträgen verwendet wurde oder aber eine deutliche semantische Differenz zum deutschen Begriff besteht (z. B. „community“ zu „Gemeinde“). Abschiedsbrief ​452, 463 Abschlusswunsch/Schlusswunsch ​84–89, 93, 95, 105 Adressaten ​9 f., 18, 25, 42, 44, 46, 54, 84, 86, 90, 95–97, 103 f., 107, 136, 139, 141 f., 146 f., 169, 177, 181 f., 186, 205, 209, 211, 355 f., 359, 365, 367, 376, 440 f. – Adressatenfiktion/fictious adressees ​18, 22, 47, 181 – Mitadressaten ​84, 87 adscriptio ​80, 83 f., 86 f., 90, 95–99, 103, 110 f. Akedah ​227 Akmé ​122, 124, 126 f. Alterswerk ​121 Amt, amtlich ​24, 137 f., 158, 212 f., 374 f., 461 – Ämterentwicklung ​20, 24, 113 – Ämterstruktur ​15, 114, 134, 360 – Amtsträger ​20 f., 356, 375, – church office ​302, 307, 308 – Leitungsstrukturen ​20 Anachronismus ​40, 42, 44, 46–50, 57, 60, 69, 110, 211, 462 Anklang ​VII, 79, 94, 96, 98, 100, 183, 188, 193 Anonymität, anonym ​VII, 3, 37 f., 40, 42 f., 47, 62, 69, 70, 247, 389, 423 – programmatische Anonymität ​37, 40 Echtheitsdiskussion, antike ​45 Antithesen ​17, 50, 59, 68, 104, 321, 339, 343, 372 f. Apostolizität ​209 Apostelbild ​7, 209, 212, 464 argumentum e silentio ​43, 53, 70, 94, 323 Artemiskult ​171 Askese ​52, 149, 153, 338 f., 340, 343, 359 Authentizität ​133, 169, 178, 184, 194–196, 225, 228, 234 f., 237, 247, 257–259, 275 f., 280, 313 f., 319 f., 326, 335, 344, 356, 362, 385 f., 388, 392, 396 f., 399, 408, 412 – Authentizitätsfragen ​38, 45 – Inauthentizität ​277

Autorität ​10, 83, 111 f., 140, 162, 209, 212– 214, 219, 226, 238, 356, 259, 313, 320, 327, 337, 343, 360, 362 f., 365, 369, 385, 387, 395, 399 f., 412, 425, 461 – ecclesiastical authority ​336, 388, 400 – theological authority ​313, 336 Bar Kochba-Aufstand ​53, 55 f., 62, 64–68, 71, 280 Behörde ​26–28 Beschneidung ​17, 63, 65 f., 87, 135, 138, 151 f., 154–158, 373, 458 – Beschneidungsverbot ​55, 63 Bezeugung ​1, 2, 4, 5, 9 f., 13, 15, 17, 23 f., 30, 53, 62, 65, 69, 161, 173 f., 181, 183, 358, 457 Bischof ​VIII, 51, 184, 193 f., 302, 304, 309, 360–362, 364, 374, 376, 385–387, 389–392, 394–396, 399, 400 f., 405, 412, 415 f., 425, 427, 457 – episcopal authority ​287, 399 – episkopale Struktur ​362 – Episkopat ​255, 375, 394, 398 – Episkopenordnung ​20 – Episkopos ​114, 194, 334, 357, 362 f., 375 – monarchischer Episkopat ​24, 344, 360, 377, 388, 401 – Monepiskopat ​16, 20, 114, 307, 319, 360, 362, 363, 364, 376 Biographie ​128, 175, 186, 368 Brief – Briefcorpus ​135, 356, 362, 364, 366, 375 – Briefeingang ​80–83, 94, 96, 98, 100–102, 104, 106, 112 f., 173, 175 – Briefkompilation ​435, 438, 443 – Briefphraseologie ​80, 85, 92, 112, 139 – Briefroman ​5, 6, 14, 41, 337, 357, 360, 362, 369 – Briefsammlung ​19, 21, 141, 169, 175 f., 186, 194 f., 362–365, 369, 436–439, 441– 443, 445–447, 449, 455, 462, 465

514

Schlagwortregister

– Briefschluss ​82, 85 f., 105, 187, 438 – Brieftheorie, antike ​454 – epistolary fiction ​392, 398 – epistolary novel ​IX, 385 f., 389, 390, 392 f., 395, 397–400 – farewell letter ​390, 392 captatio benevolentiae ​92, 94 Chronologie ​38, 49, 69, 70, 81, 96, 105, 123, 135, 154, 288, 361, 363, 462 – Werkchronologie ​121, 123 circular effect ​309 corpus/Korpus ​6, 14, 81, 85, 89, 91, 101 f., 104 f., 129, 135, 155, 161, 206, 227, 314, 317, 319, 324, 326, 336, 343, 356 f., 362–364, 366–369, 371, 375, 388, 389–393, 395, 416 – Corpus Johanneum ​39 – Corpus-These ​14, 106 – Ur-Corpora ​19 – Corpus Pastorale ​5, 13, 19, 50, 103, 106, 111, 335, 356 f., 359 f., 363, 365–371, 373–376 – vor-pastorale Sammlung ​19, 20 kumulative Argumentation/cumulative evidence ​4, 220, 237, 240, 270, 284, 291 Datierung – relative ​Datierung ​VII, 1, 3, 37, 79, 81, 123, 143 – Frühdatierung ​2–4, 10, 15 f., 19, 30, 57, 109, 129, 205 f., 278, 360, 376, 458 – Spätdatierung ​2, 6 f., 16 f., 20, 24, 30, 52, 107–109, 113, 127, 129, 169, 206, 273, 275, 291, 371 f., 376 Deuteropaulinen, deuteropaulinisch ​1, 41, 91, 136, 169, 372, 448, 451, 465 Diakon ​15, 114, 362, 374, 442 Diaspora ​61, 96, 97, 151, 156, 252, 256, 261, – Diasporaschreiben ​62 discovery stories ​260 Doketismus ​213 – doketisch ​67  f. Doxologie ​84, 86, 88 f., 101, 367, 449 Eigenhändigkeitsvermerk ​85, 93, 179 Elite ​171 Epigraphik, epigraphisch ​3, 143, 153, 297, 408, 410, 414 Erdbeben ​142, 143 Eschatologie, eschatologisch ​10, 63, 134, 137, 148, 204, 209, 213, 278, 281, 286, 325, 339 f., 343, 372, 463

Eulogie ​92, 94, 96, 98, 109, 171 f. euthalische Prologe ​458, 459 exemplarity ​VIII, 219, 220, 221, 222, 223, 225, 226, 228, 230, 231, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 240 - apostolic exemplarity ​226 - example list ​223 - exempla ​4, 216, 220–228, 230, 233–240 - illustrative exemplarity ​233, 238 - narrated exemplarity ​221 Fälschung ​40, 42, 45, 69, 194, 456 Fiktion, fiktiv  ​VII, 6, 9 f., 12, 14, 18 f., 22, 28, 29, 30, 37 f., 40–43, 46, 49, 57 f., 65, 69 f., 79, 91, 93 f., 98, 111, 136, 140 f., 181, 194, 251–255, 257–261, 277, 309, 356, 362, 367, 373, 385, 392, 394, 396–400, 446 – Adressatenfiktion/fictitious addressees (s. Adressaten) – dreifache Fiktionalitätsthese ​181  f. – Fiktionalitätssignal/Fiktionssignal ​40, 42 f., 60, 69, 142 – fiktive Welt ​69, 251 – Gestaltung der Fiktion ​22, 30, 69, 93 – literarische Fiktion ​9, 14, 251 – transparent fiction ​251, 259 Flavier, flavisch ​26, 51, 94, 162 Fortschreibungen ​31, 38, 134, 150, 160, 162 Frisur, hair styling ​25, 26, 51 Frühwerk ​121, 284 Gefangenschaft ​135 f., 139, 179, 183, 457 – Gefangenschaftsbrief ​136, 367, 465 Gegner, gegnerisch ​21, 46, 52, 87, 105, 107, 133, 147, 152, 153, 211 f., 273, 278, 335, 355, 371–374, 435, 461 – Gegnerbild ​17, 373 – Gegnerkonstruktion ​150 – Gegnerpolemik ​157, 180, 290, 338, 373 Gemeinde/community ​10–12, 14, 17, 20 f., 23, 29 f., 47 f., 79, 82 f., 86–90, 93–97, 104, 108, 111 f., 114, 139–143, 150, 153, 160, 170, 176 f., 181, 186 f., 190, 194, 209, 211, 220, 247, 253–255, 259, 276, 298, 304, 317, 333 f., 337, 343 f., 356, 359, 361–364, 366 f., 371, 374–376, 387 f., 390 f., 396, 401, 415, 435 f., 448–451, 457, 459–465 – Gemeindeleiter ​98, 360, 363, 364 Genealogie, genealogisch ​219, 229, 233, 239, 338, 340 f. Generation ​19, 20, 22 f., 46, 135, 137, 183, 197, 205, 212 f., 225, 248, 252, 261, 277, 279, 306, 308, 366, 369, 375

Schlagwortregister Gesetzlose ​11  f., 158 Gnosis, gnostisch ​15, 18, 47, 68, 174, 273 f., 314, 338, 339–344, 355, 371 f., 406, 424, 449 gradual collection theory ​366 Gruß ​VII, 85–88, 93, 94, 105 – Grußauftrag ​86–88, 93, 105 – Grußübermittlung ​86–88, 93 Haustafel ​29, 134, 160, 190 Heide, heidnisch ​21, 25, 28, 29, 48, 64, 96, 147, 154, 183, 330, 356, 373, 377, 415, 420 Herrenbruder ​96, 98 f., 277 Herrenwort ​288  f. Hirte ​110, 375 Homonymität, homonym ​37, 54, 70 Identität ​VIII, 54, 126 f., 141, 148–151, 156, 162, 220 f., 229, 232, 234, 236–240, 248, 280, 360, 385, 389, 398–401, 451, 462, 465 – corporate identity ​138, 162 – Identitätsdiskurs ​150, 159 – Identitätskrise ​140 – Identitätsmarker ​3, 135, 144 f., 150, 152, 154, 156, 159, 229, 233, 239 – identitätsstiftend ​138, 156 – shifting identities ​154 Indiz ​VII, 1, 3, 17, 24 f., 27, 29, 37, 39 f., 43–45, 47–49, 51 f., 54–63, 68–70, 102, 108, 141, 209, 273 f., 284 f., 291, 309 inscriptio ​91, 175, 191, 390, 400 Inschriften ​143, 150, 162, 171 f., 333, 408– 412, 419, 452 f. Integrität ​194, 276, 356 – Textintegrität ​87 Intention, auktoriale ​129 Intentionalität ​130 internal evidence ​302, 306, 313, 321 f., 344 Interpolation ​17, 55, 59, 70, 87, 161, 364, 374, 419 – Interpolationshypothesen ​194, 196 Intertextualität ​3, 6, 81, 129, 130, 135, 144, 150, 191, 214, 220, 221, 222, 239, 301, 305, 343, – intertextuelle(r) Berührungspunkt/Beziehung/Bezug/Verbindung/Verknüpfung/ Vernetzung ​1, 4 f., 15, 38, 49, 100, 105, 134 f., 143, 146, 149 f., 162, 185 f., 204, 206, 282, 285–287, 291, 362 – intertextual composition ​318 – Intertextualitätsdebatte ​185 – intertextuelle Abhängigkeit ​99 – intertextuelle ​Merkmale ​57

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intertraditionality ​219 f., 222, 239 Interval ​297 f. 302, 304–309, 316, 344 Irrlehrer (s. Gegner) Israel ​21, 46, 64 f., 97 f., 114, 137, 155, 157 f., 180, 190, 220, 222–225, 228, 231, 233, 287 – Israel-Vergessenheit ​5, 19, 21, 106, 183, 373 itinerary ​326, 337, 389, 395 Jesus memory ​151 Jude, jüdisch – jewish scriptures ​234, 237 f., 341 f. – jüdische Tradition ​4, 17, 22, 146 – Judenchrist, judenchristlich ​18, 21 f., 29, 150, 181 Kaiser ​11 f., 26 f., 44, 49, 52, 56 f., 91, 122 f., 161 f., 206, 298, 361, 446 f., 453, 464 – Kaiserideologie ​162 – Herrscherkult, römischer ​171 – Kaiserzeit, kaiserzeitlich ​2 f., 131, 135, 144, 161 – Kaiserkult ​23, 27, 48, 49 Kanon, kanonisch ​2 f., 5 f., 10, 20, 65, 79 f., 90 f., 108, 154, 159, 169, 172, 174, 178, 184, 188 f., 191, 193, 194–197, 220, 225–229, 231–234, 236, 270, 273, 276, 288–290, 313, 315, 324, 336, 356, 366, 427, 437, 448, 456–458, 462–464 – canonical status ​313 – Kanongeschichte, kanongeschichtlich ​38, 269 Kohärenz, kohärent ​44, 56, 57, 70, 285–287, 291 Kompilation ​7, 435, 438, 443 Kopialbuch ​440, 442 Körper (s. auch ​Leib) ​148, 159–162, 415 Krise ​139, 140, 211, 279, 457 Kriterien ​42, 81, 151, 154, 156, 169 f., 187, 189, 191 f., 214 Kryptonym ​52, 60–62, 70 Laodizea ​93 f., 137, 139–143, 150, 154 Leib (s. auch Körper) ​67, 137, 156, 157, 158 Leid/suffering ​16–18, 26–28, 49, 62, 110, 137, 139, 182, 207, 209, 211, 213, 222, 230, 237, 245–254, 259–261, 301, 370, 374, 390, 398, 463, 464 – Leidensmotiv ​18 – Peristasenkataloge ​137 Leserlenkung ​43 Lokalkolorit ​57, 171

516

Schlagwortregister

Makedonien ​83, 194, 207, 210–212, 367, 457, 460 Manuskript ​108, 154, 175, 230, 324, 337, 389, 408, 410, 412, 419 f., 447 Marcionism ​314, 338, 339 – (anti-)markionitische Prologe ​456 – anti-markionitisch ​364, 373 – vor-markionitische Ausgabe  19 f. Märtyrer ​25, 286, 289 f., 357, 360, 363 f., 390, 395, 399, 419, 424, 451, 462–464 – Märtyrerakte ​193, 465 – Märtyrerapostel ​462–464 – Märtyrerbischof ​VIII, 361–364, 385, 389, 396 – Märtyrerbrief ​442 – Märtyrerfrage ​442 – Märtyrerreise ​194, 361 – Märtyrertod ​139, 359 – Martyrium/martyrdom ​15 f., 18, 46, 193–197, 259 f., 284 f., 309, 319 f., 326, 357, 359 f., 363–365, 376, 386, 395–399, 405 f., 413, 415, 419–421, 423 f., 426, 462 – Martyrs ​234, 399 f., 419 f. Maske ​41, 127, 140, 385 Metatextualität, metatextuell ​184–187, 197, 286, Mimesis ​126, 129, 209, 400 mirror reading ​338, 339, 342 Mission, missionarisch ​134, 140 f., 156, 205, 214, 256, 324, 326 f., 337, 369, 450 – Missionar ​400 – Missionsgebiet ​451 – Missionsgeschichte ​25 – Missionsort ​104 – Missionspredigt ​451 – Missionsreise ​370 – Missionssituation ​24 Mitabsender ​110, 454 Mitabsenderangaben ​83 f., 88, Mitarbeiter ​14, 22, 29, 83, 92, 134, 136, 140, 152, 367, 370, 451 – Mitarbeiterlisten ​180 mosaic law ​322 Naherwartung ​212, 449 narrative criticism ​251 Neuedition ​19, 368, 372 Neugründung Jerusalems ​50 Numismatik, numismatisch ​172

Onomastik, onomastisch ​VIII, 6, 47, 54, 55, 70, 405, 407, 408, 411, 416, 424 – nomen ipsum ​26, 50, 248 orbis comarum ​26, 52 Ordnungsprinzip ​174, 440, 442 Orthonymität, orthonym ​2, 6, 37, 69, 82, 90–92, 98, 101, 113, 389 Osterfeststreit ​363, 365 pagan (s. Heide, heidnisch) – Paganenbeschneidung ​87 Paideia ​125–127, 328 Papyrus ​14, 161, 174, 180, 236, 314, 358, 409 f., 412, 436–439, 448, 452, 460 – Papyrologie ​408, 440 – Papyrusarchiv ​438 – Papyrusbriefe ​438–440 – Papyrusrolle ​440 Parting of the Ways ​159 Parusie (s. auch Naherwartung) ​10, 27, 46, 211–213, 271, 277 Paulus – paulinische Personaltradition ​14, 366 – paulinisches Briefformular ​84, 93 f., 112 – Paulus-Erinnerung ​138, 369 – Paulusmitarbeiter ​29, 367 – schriftlicher Paulus ​365, 369 – Paulusbriefsammlung ​IX, 4 f., 10, 19, 38, 144, 169, 174, 177, 181, 271, 273, 286, 366–369, 372 f., 377, 435–437, 447 f., 455, 457, 460 f. – paulinische Tradition, Paulus-Tradition ​ 12, 20, 22, 29, 31, 134, 140 f., 144, 147, 151, 158–160, 162, 169, 184, 365 f., 369 Personalia ​258, 325  f. Philosophie ​124, 127, 145, 147, 149, 160, 447, 452 Polemik (s. auch Gegner) ​40, 53, 64–67, 71, 145, 149, 154, 359, 371, 373 Postskript ​61, 85, 93, 101, 105, 443, 444 Pragmatik, pragmatisch ​43, 57 f., 61, 69 f., 83, 87, 93 f. Präskript ​61, 79 f., 82–85, 88 f., 92, 99 f., 103, 108–113, 135 f., 141, 173, 204, 206, 374, 376, 438, 456, 463 Presbyter ​20, 29, 110–112, 114, 171, 303 f., 306, 321, 334, 362, 374–376, 427, 442 Priorität ​39, 59, 107, 112, 272, 281, 291 – Prioritätsdiskussion ​39 – Prioritätskritik ​38, 69 Prolog (Brief ) ​82, 84–86, 89, 92, 98, 103, 104, 109, 456, 457, 458, 459 Propaganda ​171

Schlagwortregister Prosopopoiie ​41, 69, 454 Pseudepigraphie – Offene Pseudepigraphie ​41, 136, 355 f. – Verdeckte Pseudepigraphie ​356, 368 Realia ​40, 43, 51, 69, 70 reality-effect ​182 Redaktionsprozesse ​437, 441, 461 Rezeption – Rezeptionsästhetik ​103, 290 – Rezeptionsgeschichte, rezeptionsgeschichtlich ​271, 274, 278, 288, 454 Rhetorik ​41, 124, 126 f., 135, 149, 463 salutatio ​80 f., 84 f., 93 f., 100, 102, 109, 111 Schöpfung ​138, 147, 156, 359 – Schöpfungstheologisch ​359 Schule, Schüler ​18, 22, 47, 170, 174, 180, 212, 355 f., 362 f., 366 f., 372, 446, 448, 451–453, 461 second sophistic ​398 Semiose ​130 similarity ​220, 283, 304, 314, 327, 336, 342 f., 398, 413, 417, 421, 423 snowball hypothesis ​450 Speise- und Reinheitsvorschriften ​146, 151 f., 157 superscriptio ​80, 83, 92, 94, 98, 101, 103, 106, 111 Taufe ​148, 151, 155–157 Täuschung ​9, 11, 40, 51, 69, 93, 145 Teilung ​208 – Teilsammlungen ​19 f., 366 f., 442, 448, 465 – Teilungshypothesen ​86, 194, 359, 436 Tempel ​11 f., 55, 57, 64 f., 67 f., 71, 155, 206 – Tempelneubau ​63  f., 71 – Jupitertempel ​64, 71 – Wiederaufbau des Tempels, Tempelneubau ​55, 63, 64, 67, 71, 206 – Zweite Tempel-Periode ​138, 152, 166 – Tempelzerstörung ​4, 12, 48, 53, 57, 60–63, 67 f., 71 terminus ad quem/terminus ante quem ​6, 10, 25, 135, 161, 177, 181, 183, 194–197, 246, 272 f., 278, 291, 300–303, 305 f., 316, 302, 321, 344, 358 f., 362, 424 terminus post quem/terminus a quo ​9, 18 f., 24, 27, 40, 42–52, 54, 59 f., 63, 66, 69–71, 122–124, 134, 181, 197, 261, 271, 305–307, 325, 344, 357, 365, 369, 417, 424

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Textbeziehung ​170, 184 f., 187–195, 197 Textkritik, textkritisch ​59, 81, 175, 176, 281 theologiegeschichtlich ​10, 12 f., 19 f., 24, 29 f., 51, 69, 184, 213, 362, 372, 373 titulus  80, 83, 98–101, 110, 173 Tod/death ​1, 3, 5, 9, 12, 16, 18, 20, 23, 42, 44–46, 48 f., 53, 104, 122–124, 134–136, 138 f., 141, 155, 162, 169, 174, 182 f., 194– 196, 211, 214, 249, 253, 259, 277, 279, 298, 306–308, 318, 320, 327, 350, 358, 362 f., 367, 386, 390, 409, 419, 423, 444–446, 450 f., 462–464 – Todesdatum ​18, 194 f., 364 – Todesprophetie ​286 – Todesstrafe ​26, 28 Traditionsträger ​22 Trajanisch ​26 translations ​299, 311, 412 unreliable narrator ​122, 126 Valentinianer, valentinianisch ​16, 51, 174, 177, 197, 372, vaticinium ex eventu ​46, 91 Verfolgung/persecution  ​VIII, 25, 27 f., 30, 49, 109, 245–254, 257, 259–261, 298–300, 304, 307–309, 316, 322, 376, 398, 459 – Christenverfolgung ​25, 49, 66, 357 – domitianische ​Verfolgung ​109, 298 verisimilitude ​258, 343, 397, 400 Veröffentlichung ​284, 445, 453 – logistics of delivery ​257 vestigia falsarii ​43 Wortfolge ​95, 98, 102, 175 f., 179, 185, 187–192, 195, Wortschatz/vocabulary ​113, 179, 189, 191, 222, 228, 231, 299, 301, 406, 409, 417, 419, 424 Wortübereinstimmungen, wörtliche Übereinstimmungen ​185, 188, 191 f., 195 Zeitanspielungen ​VII, 37, 43, 49, 52, 54, 57, 59, 66, 69, 70 Zitat/citation ​16, 21, 23 f. 27, 37, 39, 89, 126, 145 f., 151, 174, 180, 184, 187–189, 195 f., 221 f., 225, 227 f., 233 f., 238 f., 277, 284 f., 288, 316 f., 358, 365, 405, 451 f. – Schriftzitate ​89, 180