This work is a study of the distinctive Leuna beaker type, a unique form of Roman silver vessel. The beakers under discu
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German Pages [117] Year 2004
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VORWORT
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2. VERBREITUNG
3. FUNDKONTEXTE UND BEFUNDE
4. FUNKTION UND INTERPRETATION
5. DATIERUNG
6. ZUR HERLEITUNG DER HALBKUGELFORM
7. DIE GLASSCHLIFF- UND TERRA SIGILLATA-BECHER DER TYPENE 216 UND DRAG. 41 UND IHRE BEZIEHUNG ZU DENSILBERBECHERN VOM TYP LEUNA
8. ORNAMENTIK
9. HERSTELLUNGSTECHNIK
10. DIE BECHER- UND KASSEROLLENPAARE MIT OVALDELLENDES 1. JAHRHUNDERTS
12. ZUSAMMENFASSUNG
13. ENGLISH SUMMARY
14. KATALOG 1: DIE SILBERNEN HALBKUGELBECHER VOM TYP LEUNA
15. KATALOG 2: SCHALEN MIT DELLEN
17. ABK RZUNGS- UND LITERATURVERZEICHNIS
18. TABELLEN
19. LISTE DER FUNDORTE UND FUNDREGIONEN
20. VERWEISE AUF DIE ABBILDUNGEN IM TEXT
21. ABBILDUNGSNACHWEIS
BAR S1250 2004 NIEMEYER DIE SILBERNEN HALBKUGELBECHER VOM TYP LEUNA
Die silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna Fundkomplexe und Interpretationen, Herstellungstechnik und Datierung
Barbara Niemeyer
BAR International Series 1250 9 781841 716107
B A R
2004
Die silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna Fundkomplexe und Interpretationen, Herstellungstechnik und Datierung
Barbara Niemeyer
BAR International Series 1250 2004
ISBN 9781841716107 paperback ISBN 9781407326672 e-format DOI https://doi.org/10.30861/9781841716107 A catalogue record for this book is available from the British Library
BAR
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VORWORT Der vorliegende Band ist die leicht überarbeitete und aktualisierte Fassung meiner Magisterarbeit, die im Oktober 2002 am Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin vorgelegt wurde. Als Gutachter fungierten J. Callmer und H. Wrede, Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte bzw. Winckelmann-Institut. Zunächst gilt mein Dank W.-D. Heilmeyer und G. PlatzHorster, Direktor und stellvertretende Direktorin der Antikensammlung, SMB-SPK Berlin sowie allen Kolleginnen und Kollegen in der Antikensammlung, die mich bei der Durchführung meines Studiums unterstützt und über fünf Jahre lang meine Fortschritte mit Interesse verfolgt haben. Die Erkenntnisse zu den herstellungstechnischen Aspekten der Silberbecher und -schalen konnten nur durch die Untersuchung und Dokumentation des Originalmaterials gewonnen werden. Diese Untersuchungen fanden zwischen Dezember 2001 und August 2002 in den Restaurierungswerkstätten verschiedener Museen statt. Für die Genehmigung zu den Untersuchungen und die Überlassung der Silbergefäße, für die kollegiale Unterstützung und die Nutzungserlaubnis von Dokumentationsmaterial und z.T. teuren Laboreinrichtungen möchte ich folgenden Personen und Institutionen hiermit meinen herzlichen Dank ausdrücken: Hans-Georg Hartke, Ursula Heimberg, Ute Knipprath und Frank Willer, Rheinisches Landesmuseum Bonn; Christian Bagge, Matthias Becker, Harald Meller, Björn Schlenker, Bettina Stoll-Tucker und Christian Wunderlich, Landesamt für Archäologie SachsenAnhalt/Landesmuseum für Vorgeschichte Halle; Gerd Elling und Flemming Kaul, Nationalmuseet København; Neil Adams, Sheridan Bowman, Paul. T. Craddock, Marilyn Hockey, Catherine Johns, Susan La Niece, Fleur Shearman, Judith Swaddling, Alexandra Villing und Leslie Webster, British Museum London sowie Helen Ganiaris und Jenny Hall, Museum of London. David Davidson, danke ich für die Aufnahme der Arbeit in die International Series der British Archaeological Reports.
Weitere Unterstützung erfuhr ich durch Frédérique Barret, Musée Bavay und Hélène Chew, Musée des Antiquités Nationales, Saint-Germain-en-Laye in Form klärender Informationen zum Becher aus Bavay bzw. durch die Überlassung von Neuaufnahmen der drei Silbergefäße des Schatzfundes von Saint-Pabu, durch Susanna Künzl, Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz durch diverse Literaturhinweise und die Überlassung eines noch unpublizierten Manuskriptes, durch Janet Lang, ehemals British Museum London durch die Überlassung von Metallanalysen, durch Veit Stürmer, Winckelmann-Institut der Humboldt-Universität zu Berlin, durch seine Frage nach der Hauptansichtsseite sowie durch Michael Vickers, Ashmolean Museum Oxford, die MitarbeiterInnen der Kunstbibliothek, SMBSPK Berlin und der Bibliothek des Rheinischen Landesmuseum Trier durch die Bereitstellung von Literatur. Beate Steiger-Nawarotzky, Berlin und Hans Ullrich Voss, Schwerin haben die Magisterarbeit Korrektur gelesen, Alexandra Villing und Susan La Niece, British Museum, London den English summary (Kap. 13) ediert. Johannes Laurentius und Karsten Schwager, beide Berlin, danke ich für ihre Hilfe beim Scannen der Abbildungen und Erstellen der Tafeln sowie bei Formatierungsproblemen am Computer. Während der Anfertigung dieser Arbeit ist Heinrich Fendel, Leiter der archäologischen Restaurierungswerkstatt am Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege Hannover, gestorben. Er hat mir durch sein Beispiel gezeigt, daß man Berufstätigkeit und Studium bis zur Promotion parallel bewältigen kann, in seinem Fall noch dazu bei einer sich vergrößernden Familie. Sein Vorbild hat mir den Anstoß gegeben, selbst das Studium aufzunehmen und ‚berufsbegleitend‘ zu absolvieren. Deshalb ist diese Arbeit Heiner Fendel in dankbarer Erinnerung gewidmet. Barbara Niemeyer
Berlin, im Januar 2004
INHALTSVERZEICHNIS 1. Einleitung ........................................................................................................................................................... 1 2. Verbreitung ........................................................................................................................................................ 2 3. Fundkontexte und Beifunde ............................................................................................................................. 3 3. 1. Schatzfunde ................................................................................................................................................. 3 3. 1. 1. Ballinrees............................................................................................................................................. 3 3. 1. 2. Chaourse .............................................................................................................................................. 4 3. 1. 3. Saint-Pabu ........................................................................................................................................... 4 3. 1. 4. Water Newton...................................................................................................................................... 5 3. 1. 5. Wettingen ............................................................................................................................................ 5 3. 2. Grabfunde .................................................................................................................................................... 6 3. 2. 1. Bavay................................................................................................................................................... 6 3. 2. 2. Rheinbach-Flerzheim........................................................................................................................... 6 3. 2. 3. Hågerup ............................................................................................................................................... 6 3. 2. 4. Leuna Grab 2, 1917 ............................................................................................................................. 7 3. 2. 5. Leuna Grab 3, 1926 ............................................................................................................................. 7 3. 3. Kultstätte ..................................................................................................................................................... 7 3. 3. 1. London................................................................................................................................................. 7 4. Funktion und Interpretation ............................................................................................................................ 9 4. 1. Funktion....................................................................................................................................................... 9 4. 2. Profaner Gebrauch..................................................................................................................................... 10 4. 2. 1. Silbergefäßbeigaben in provinzialrömischen Bestattungen: Bavay und Rheinbach-Flerzheim......................................................................................................................... 10 4. 2. 2. Silbergefäßbeigaben in germanischen Bestattungen: Hågerup und Leuna........................................ 11 4. 2. 3. Silberschatzfunde: Chaourse ............................................................................................................. 12 4. 3. Verwendung im Kult ................................................................................................................................. 13 4. 3. 1. London............................................................................................................................................... 13 4. 3. 2. Water Newton.................................................................................................................................... 13 4. 3. 3. Wettingen .......................................................................................................................................... 13 5. Datierung.......................................................................................................................................................... 15 5. 1. Die Sarkophagbestattung von Rheinbach-Flerzheim................................................................................. 15 5. 2. Die Körperbestattungen von Hågerup und Leuna ..................................................................................... 16 5. 3. Zur Datierung von Schatzfunden über die Beigefäße................................................................................ 17 5. 3. 1. Ballinrees........................................................................................................................................... 17 5. 3. 2. Chaourse ............................................................................................................................................ 18 5. 3. 3. Water Newton.................................................................................................................................... 18 5. 3. 4. Wettingen .......................................................................................................................................... 19 5. 4. Das Mithräum in London .......................................................................................................................... 20 5. 5. Ergebnis..................................................................................................................................................... 20 6. Zur Herleitung der Halbkugelform ............................................................................................................... 21 7. Die Glasschliff- und Terra Sigillata-Becher der Typen E 216 und Drag. 41 und ihre Beziehung zu den Silberbechern vom Typ Leuna....................................................................................... 23 7. 1. Die Glasschliffbecher vom Typ E 216 ...................................................................................................... 23 7. 1. 1. Zu einer Typologie der Glasschliffbecher vom Typ E 216 ............................................................... 23 7. 1. 2. Zur Datierung der Glasbecher vom Typ E 216 ................................................................................. 25 7. 1. 3. Typ E 216 und die Silberbecher vom Typ Leuna ............................................................................. 26 7. 1. 4. Vergleich einzelner Dekormotive...................................................................................................... 27 7. 1. 4. 1. Lang gestreckte Sechsecke ................................................................................................... 28 7. 1. 4. 2. Gegitterte Rauten .................................................................................................................. 28 7. 1. 4. 3. Fischgrätmuster .................................................................................................................... 29 7. 1. 4. 4. Sog. Triglyphenmuster ......................................................................................................... 29 7. 1. 5. Zusammenfassung ............................................................................................................................. 29 7. 2. Die Terra Sigillata-Becher vom Typ Drag. 41........................................................................................... 30 7. 2. 1. Form und Dekore............................................................................................................................... 30 7. 2. 2. Datierung ........................................................................................................................................... 30 7. 2. 3. Die Beziehung der Terra Sigillata-Schalen Drag. 41 zu den Glasschliff- und Silberbechern der Typen E 216 und Leuna........................................................................................ 31
II
8. Ornamentik...................................................................................................................................................... 32 8. 1. Qualitätsstufe 1 mit Eierstabdekor............................................................................................................. 32 8. 2. Qualitätsstufe 2 mit Glasschliffdekoren .................................................................................................... 33 8. 3. Ballinrees und Water Newton.................................................................................................................... 33 8. 4. Zur Rahmung der eingewölbten Dellen..................................................................................................... 34 8. 5. Innen oder außen? Zur Frage der Hauptansichtsseite ................................................................................ 34 9. Herstellungstechnik......................................................................................................................................... 36 9. 1. Das Gießen von Rohlingen und das Ausarbeiten der Hohlkörper ............................................................. 36 9. 2. Drehen und Drücken.................................................................................................................................. 36 9. 3. Die Ausarbeitung der runden Dellen ......................................................................................................... 37 9. 3. 1. Markierung der Dellenmittelpunkte .................................................................................................. 38 9. 3. 2. Die dellenrahmenden Hohlkehlen ..................................................................................................... 38 9. 3. 3. Die Einwölbung der Dellen ............................................................................................................... 39 9. 4. Sonstige punzierte Dellen .......................................................................................................................... 39 9. 5. Die Fülldekore ........................................................................................................................................... 40 9. 6. Die Antike Reparatur am Becher aus Rheinbach-Flerzheim ..................................................................... 41 9. 7. Die Identifizierung von Werkstattgruppen ................................................................................................ 41 9. 8. Zur Aussagekraft von Metallanalysen antiker Silbergefäße ...................................................................... 42 9. 9. Zur Frage provinzialrömischer Silberwerkstätten in Gallien..................................................................... 42 10. Becher- und Kasserollenpaare mit Ovaldellen des 1. Jhs. ......................................................................... 45 11. Schalen mit Dellen ......................................................................................................................................... 46 11. 1. Die Dellenschale aus Saint-Pabu ............................................................................................................. 46 11. 2. Die Schalen aus Notre-Dame d’Allençon und Taragnat.......................................................................... 46 11. 3. Zur Innenansichtigkeit der Dellenschalen ............................................................................................... 47 11. 4. Schalen mit Dellen aus Glas .................................................................................................................... 47 12. Zusammenfassung ......................................................................................................................................... 48 13. English summary ........................................................................................................................................... 51 14. Katalog 1: Die silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna...................................................................... 53 1. Ballinrees, Co. Londonderry/Nordirland ....................................................................................................... 53 2. Bavay, Dept. Nord/Frankreich....................................................................................................................... 54 3. Chaourse 1, Dept. Aisne/Frankreich.............................................................................................................. 54 4. Chaourse 2, Dept. Aisne/Frankreich.............................................................................................................. 56 5. Chaourse 3, Dept. Aisne/Frankreich.............................................................................................................. 56 6. Chaourse 4, Dept. Aisne/Frankreich.............................................................................................................. 57 7. Hågerup, Fünen/Dänemark............................................................................................................................ 58 8. Leuna 1, Sachsen-Anhalt/Deutschland .......................................................................................................... 59 9. Leuna 2, Sachsen-Anhalt/Deutschland .......................................................................................................... 60 10. London, Großbritannien .............................................................................................................................. 61 11. Rheinbach-Flerzheim, Nordrhein-Westfalen/Deutschland .......................................................................... 62 12. Saint-Pabu 1, Dept. Finistère/Frankreich..................................................................................................... 63 13. Water Newton, Huntingdonshire/Großbritannien........................................................................................ 64 14. Wettingen, Kt. Aargau/Schweiz .................................................................................................................. 65 15. Katalog 2: Schalen mit Dellen ...................................................................................................................... 66 15. Notre-Dame d’Allencon, Dept. Maine-et-Loire/Frankreich ........................................................................ 66 16. Saint-Pabu 2, Dept. Finistère/Frankreich..................................................................................................... 66 17. Taragnat, Dept. Puy-de-Dôme/Frankreich................................................................................................... 67 16. Katalog 3: Becher- und Kasserollenpaare mit Ovaldellen......................................................................... 68 18 – 19. Becherpaar aus der Casa del Menandro, Pompeji/Italien .................................................................... 68 20 – 21. Kasserollenpaar, Oberkassel, Nordrhein-Westfalen/Deutschland ....................................................... 68 22 – 23. Kasserollenpaar aus der Casa del Menandro, Pompeji/Italien............................................................. 69 24 – 25. Kasserollenpaar, Tekija/Serbien .......................................................................................................... 69 17. Abkürzungs- und Literaturverzeichnis ....................................................................................................... 70 18. Tabellen .......................................................................................................................................................... 76 19. Liste der Fundorte und Fundregionen ........................................................................................................ 80 20. Verweise auf die Abbildungen im Text........................................................................................................ 82 21. Abbildungsnachweis...................................................................................................................................... 83
III
1. EINLEITUNG Die vierzehn bisher bekannten sog. silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna1 (Abb. 1 – 11 u. 16 a) aus elf Fundkomplexen bilden einen relativ seltenen Objekttyp, der nur in einem beschränkten Gebiet Mitteleuropas in der Zeit vom 3. bis 4./5. Jh. n. Chr. im Fundgut vertreten ist2. Stücke dieses Typs treten beiderseits des Limes auf, also sowohl in provinzialrömischen als auch in germanischen Kontexten. Obwohl eine ausgesprochene Halbkugelform nur in den wenigsten Fällen beobachtet werden kann, haben sich die Bezeichnungen Halbkugelbecher, hemispherical bowl und coupe hémisphérique durchgesetzt3. Charakteristisch für den Dekor sind die meist flach in die Wandung getriebenen runden Dellen, die durch konzentrische Hohlkehlen oder Punktkreise eingefaßt sind.
Newton und Rheinbach-Flerzheim stammen aus den Jahren 1956, 1975 und 1985. Bei der Behandlung von silbernen Halbkugelbechern vom Typ Leuna und den formgleichen facettierten Glasschliffbechern wurde von allen Bearbeitern immer wieder auf die Serie von Vergleichsstücken hingewiesen, zuletzt bei der Neubearbeitung des Schatzes von Saint-Pabu durch F. Baratte 19984. Trotzdem ist es bisher weder zu einer Zusammenstellung der Befunde, in denen dieser Bechertyp aufgetreten ist, noch zu einem direkten Vergleich der Dekore gekommen. Auch auf die offensichtlichen Qualitätsunterschiede wurde bislang nicht eingegangen. Diese Arbeit trägt alle Befunde zusammen, in denen silberne Halbkugelbecher vom Typ Leuna enthalten sind, überprüft ihre Datierungen und geht der immer wieder aufgestellten Behauptung nach, bei den Silberbechern handele es sich um Nachahmungen facettiert geschliffener Glasbecher. Mit den Beobachtungen zur Herstellungstechnik soll untersucht werden, ob sich die Unterschiede in den Dekoren in der Art der Metallbearbeitung widerspiegeln und ob sich eine oder mehrere Werkstätten identifizieren oder zumindest wahrscheinlich machen lassen.
Der zuerst bekannt gewordene Halbkugelbecher stammte aus dem Schatzfund von Wettingen. Der ganze Schatzfund wurde aber kurz nach der Auffindung 1633 eingeschmolzen. Somit ist der älteste erhaltene Becher derjenige aus dem 1854 entdeckten Hacksilberfund von Ballinrees, gefolgt von den vier Bechern aus Chaourse von 1883 und dem Exemplar aus Saint-Pabu von 1889. Die Becher aus den germanischen Körperbestattungen von Leuna und Hågerup wurden 1917, 1926 und 1932 ausgegraben, der aus Bavay im Jahr 1923. Die Exemplare aus London, Water
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Die von Menninger 1997a, 110 und 1997b, 27 als „eingebürgert“ bezeichnete Benennung „Typ Leuna-Hassleben“ nach der Bezeichnung der Gräbergruppe halte ich für irreführend, weil silberne Halbkugelbecher nur in den Gräbern von Leuna, nicht aber in denen von Hassleben gefunden wurden. Lund Hansen 1987, 83 verwendet die Bezeichnung „getriebene Silberschale vom Typ Leuna“. 2 Die im Text genannten Jahreszahlen sind immer n. Chr. zu verstehen. 3 Toynbee 1964, 314. – Strong 1966, 175. – Gelsdorf 1986, 26. – K. Painter in Trésors 1989, 119. – Baratte 1993, 233. 235. – Shepherd 1998, 181. – Außerdem werden die Bezeichnungen „embossed bowls“ und „coupes à bossages“ verwendet, s. Baratte 1993, 21-22. – Trésors 1989, 119-22. – Baratte 1998, 128. – Bei den Glasbechern wird auch von „überhöht halbkugeliger Form“ gesprochen, s. Harter 1999, 70-72 zu Form B 15b. – Baratte 1997 b, 66: „Becher in Bossenarbeit“.
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Schulz 1953, 62 – Strong 1966, 175. – Fremersdorf 1967, 96. – Silver for the Gods 1977, 169. – Baratte 1981, 51-52. – Bird 1986. – Lund Hansen 1987, 83. – Trésors 1989, 103-04. 119. – Baratte 1993. – Galliou 1993, 170-72. – Vickers 1996 a und b. – Menninger 1997 a. – Baratte 1998.
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2. VERBREITUNG umgesiedelten Germanen bewohnt waren7. Dies wären im Köln-Bonner Raum die Ubier, die im Jahr 38 v.Chr. durch Agrippa von jenseits des Rheins auf linksrheinisches Gebiet umgesiedelt wurden. Bei den Ubiern ist die Körperbestattung bis in die Mitte des 1. Jhs. gebräuchlich und wird nach ca. 100 Jahren der Brandbestattung Mitte des 2. Jhs. wieder aufgenommen8. Ob man aber die Mitgabe der facettierten Silberbecher in Bavay und Rheinbach-Flerzheim mit ursprünglich germanischen Bewohnern direkt in Verbindung bringen kann, scheint angesichts der zeitlichen Differenz und der geringen Anzahl an Material eher unwahrscheinlich. Außerdem handelt es sich bei den bestattenden Gemeinschaften nach Ausweis der sonstigen Beigaben um stark romanisierte Bevölkerungsgruppen.
Die Verbreitung der Silberbecher vom Typ Leuna beschränkt sich auf die nordwestlichen Provinzen des Imperium Romanum und einen ebenso begrenzten Bereich des westlich davon gelegenen Barbarikums (Abb. 12). Aus anderen Regionen innerhalb und außerhalb des Römischen Reiches ist dieser Bechertyp bisher nicht bekannt. Die Verbreitungskarte zeigt, daß die Schatzfunde mit silbernen Halbkugelbechern in einem südwestlichen, die Grabfunde dagegen in einem nordöstlichen Bereich erscheinen. Der Limes fungiert nicht als Trennlinie, da sich Grabfunde mit silbernen Halbkugelbechern diesseits (Bavay, RheinbachFlerzheim) und jenseits des Limes (Hågerup, Leuna) finden. Die Befundtypen Grab- und Schatzfund schließen sich für die silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna in der Verbreitung gegenseitig aus, so daß man eine imaginäre Grenzlinie zwischen beiden Befundtypen von der Nordsee, durch die Gallia Belgica hindurch bis zum Oberrhein ziehen könnte5.
Das ‚geographische Zentrum‘ der Verbreitung der silbernen Halbkugelbecher liegt im belgisch-nordfranzösischen Raum. Dies wird durch den Schatzfund von Chaourse unterstrichen, in dem allein vier Becher dieses Typs enthalten waren (28,6 %). Diese Verbreitung hat möglicherweise zu der Vermutung geführt, die Becher seien in Gallien hergestellt worden9. Für den gallischen Raum werden provinzialrömische Silberschmiedewerkstätten postuliert, die ab dem 2. Jh. die Produktion von Silbergeschirr für den umliegenden provinzialrömischen Markt und für den Export zu den Germanen übernommen haben sollen10. Demnach müßte das Silbergeschirr, das in den nordwestlichen Provinzen und in den jenseits des obergermanisch-rätischen Limes gelegenen germanischen Gebieten gefunden wurde, in diesen Werkstätten hergestellt worden sein. Konkrete Belege von Silberwerkstätten in Form archäologischer Befunde konnten für diese Behauptung bislang allerdings nicht erbracht werden.
Mit Ausnahme des Hildesheimer Silberfundes sind Silberschatzfunde aus dem Barbarikum nicht bekannt. Im gallischen Raum dagegen gibt es davon eine ganz erhebliche Anzahl6. Da in beiden Gebieten in der fraglichen Zeit Körperbestattung geübt wurde, ist es eher erstaunlich, daß im gallischen Raum nicht mehr Silberbecher vom Typ Leuna in Bestattungen aufgetaucht sind. Am Forschungsstand kann die unterschiedliche Verbreitung der Befundtypen kaum liegen. Schon Doorselaer hat bei seinen Überlegungen zum Übergang von der Brand- zur Körperbestattung die Frage aufgeworfen, ob sich die Körperbestattung schneller in den provinzialrömischen Gebieten durchgesetzt hat, die von
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A. van Doorselaer, Les nécropoles d’epoque romaine en Gaule septentrionale (Diss. Arch. Gandenses 10, Gent 1967) 59-60 ohne zu einer Antwort zu kommen. 8 F. Naumann-Steckner, Tod am Rhein. Begräbnisse im frühen Köln (Köln 1997) 28. 9 Broholm 1952, 67. – Schulz 1953, 62. – Strong 1966, 162. – Bird 1986, 53. – Schmidt 1989, 558. – Galliou 1993, 172. – Shepherd 1998, 181. 10 Durch ein ähnliches Vorgehen werden z.T. Glasverarbeitungswerkstätten postuliert, s. hierzu Rütti 1991, 145. – Siehe auch Kap. 9.9.
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Ein ähnliches Phänomen ergab sich für die Silberlöffel des 5.7. Jhs., deren ‚Grenzlinie‘ die Alpen bildeten. Nördlich der Alpen wurden sie in Gräbern gefunden, südlich und östlich der Alpen in Schatzfunden, s. Hauser 1992, 12. 58. 6 Trésors 1989, 284 [Verbreitungskarte].
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3. FUNDKONTEXTE UND BEFUNDE Seit Oscar Montelius (1843-1921) werden in der archäologischen Forschung drei bzw. vier Fundtypen unterschieden: Grabfunde, Hort-, Schatz- oder Depotfunde, Siedlungsfunde und Einzelfunde11. Bei Grab- und Schatzfunden handelt es sich um absichtliche Niederlegungen12. Sie beinhalten einen bewußt ausgewählten Bestand von Objekten aus dem seinerzeit vorhandenen Typenvorrat und stellen somit eine positive Auslese dar. Die Auswahl aus dem Typenvorrat der Kultur kann stark von der Art der Niederlegung oder Deponierung bestimmt sein, so daß sich aus der gleichen Kultur oder Zeitstufe völlig andere Objekte in Gräbern und in Horten finden können, obwohl alle Objekttypen gleichzeitig in Umlauf waren und für die Auswahl zur Verfügung gestanden haben13. Dagegen stellen Siedlungsfunde i.A. eine negative Auslese dar, weil sich unter dem Fundbestand diejenigen Objekte befinden, die von der lebenden Kultur als Abfall weggeworfen bzw. zurückgelassen, also aus dem täglichen Gebrauch ausgesondert worden sind. Nur bei katastrophalen Ereignissen, wie z.B. der Verschüttung von Pompeji und Herculaneum durch den Vesuv im Jahr 79, findet sich evt. ein repräsentativer Querschnitt durch den Typenvorrat der damals lebenden Kultur. Hier blieb keine Zeit, eine positive Auslese der Objekte vorzunehmen, die beim Verlassen der Siedlung mitgenommen werden sollten. Müller-Karpe und Eggert haben weitere archäologische Quellenkategorien angeführt, von denen Funde stammen können: Kultstätten, Wirtschaftsanlagen bzw. Werkplätze, Verkehrsmittel und einrichtungen sowie Felsbilder, Schlachtfelder, Menhire, Moorleichen und Flußfunde14.
3. 1. Schatzfunde Schatzfunde, die silberne Halbkugelbecher vom Typ Leuna enthalten, sind bisher nur aus den nordwestlichen Provinzen des römischen Reiches bekannt: der Britannia (Water Newton), der Gallia Belgica (Chaourse), der Gallia Lugdunensis (Saint-Pabu) und der Raetia (Wettingen). Der Hacksilberfund von Ballinrees in Nordirland müßte eigentlich außer Acht bleiben, weil er nicht auf römischem, sondern auf seinerzeit keltischem Gebiet gefunden wurde. Da aber alle Teile des Coleraine Hoard ebenfalls römische Produkte sind, kann man mit einer gewissen Sicherheit annehmen, daß die enthaltenen Fragmente aus dem provinzialrömischen Britannien stammen. 3. 1. 1. Ballinrees (Kat. 1, Abb. 1 u. 22) Der ursprünglich völlig zusammengedrückte Halbkugelbecher stammt aus einem 1854 entdeckten Hacksilberfund mit Münzen, Silberbarren und Fragmenten von Silbergefäßen, dem sog. Coleraine Hoard15. Über die Anzahl der Münzen gibt es unterschiedliche Angaben. Ursprünglich sollen 1937 Münzen von Constantius II. (337-361) bis Constantin III. (407-411) und Honorius (393-423) vorhanden gewesen sein. Davon sind noch 1506 erhalten, wovon wiederum 537 in zerteilter Form vorliegen16. Daneben gehören fünf komplette stangenförmige und drei unvollständige doppelaxtförmige Silberbarren zum Schatzfund, von denen zwei wegen ihrer Stempelung aus einer offiziellen, also kaiserlichen Prägestätte stammen. Weiterhin sind Fragmente von zwei Silberlöffeln, einer vergoldeten Gürtelschnalle mit Niello- und Kerbschnittdekor, zwei vergoldete Silberbeschläge von Schwertscheiden sowie drei Boden- und sieben Randfragmente von Silbergefäßen, davon sechs mit Perlrändern, Bestandteile des Schatzes. Nur zwei Wandungsfragmente tragen figürlichen Reliefdekor, die anderen sind rein ornamental verziert. Außerdem gehören noch das Fragment der teilvergoldeten Griffplatte eines Silberkruges sowie ein Silberknopf zum Hacksilberfund von Ballinrees.
Silberne Halbkugelbecher von Typ Leuna kommen in nur drei der genannten Quellenkategorien vor, nämlich in Schatzfunden (Ballinrees, Chaourse, Saint-Pabu, Water Newton, Wettingen), Gräbern (Bavay, Hågerup, Leuna, Rheinbach-Flerzheim) und einer Kultstätte (London). Die Übersicht in Tabelle 1 zeigt mit acht Stücken zunächst ein Überwiegen der Becheranzahl in Schatzfunden gegenüber den Grabfunden mit fünf Bechern und einem Becher in einer Kultanlage. Verwendet man aber statt der Anzahl der Silberbecher die Zahl der Befunde, so relativiert sich das Verhältnis zwischen Schatz- und Grabfunden auf jeweils fünf Befunde.
Die Zusammensetzung des Coleraine Hoard aus Münzen und Silbergefäßfragmenten ist relativ selten. Üblicherweise sind in römischer Zeit Münzen als reine Münzhorte versteckt worden, die in wenigen Fällen zusätzlich noch
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H.J. Eggers, Einführung in die Vorgeschichte. Mit einem Nachwort von G. Kossack (München 21986) 91. 264-68. – Einzelfunde bleiben als Fundtyp wegen fehlender Befunddaten oftmals unberücksichtigt. 12 K. Frerichs, Begriffsbildung und Begriffsanwendung in der Vor- und Frühgeschichte. Zur logischen Analyse archäologischer Aussagen (Frankfurt 1981) 105. – Th. Fischer (Hrsg.), Die römischen Provinzen. Eine Einführung in ihre Archäologie (Stuttgart 2001) 205. 13 Siehe auch Künzl 1996, 474. 14 H. Müller-Karpe, Einführung in die Vorgeschichte (München 1975), 42-57. – M.H.K. Eggert, Prähistorische Archäologie. Konzepte und Methoden (Tübingen 2001), 56-99.
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Als weitere Bezeichnungen nennt Bateson 1973 ‚Macosquin Hoard‘ und ‚Portsteward Hoard‘. 16 Scott Porter 1855. – W. Ridgeway, Niall ‚of the Nine Hostages‘ in connection with the treasures of Traprain Law and Ballinrees ... Journ. Rom. Stud. 14, 1924, 123-36. – Mattingly/Pearce 1937. – Bateson 1973. – J.D. Bateson, Further finds of roman material from Ireland. Proc. Roy. Irish Acad. 76 C, 1976, 171-80.
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Gold- oder Silberschmuck enthalten haben17. Silbergefäße sind meistens als ganze oder Teile von Geschirrsätzen versteckt worden, z.B. beim Hildesheimer Silberfund (1. Jh.), dem Chaourse-Schatz (3. Jh.) oder dem Schatz von Kaiseraugst (4. Jh.). In Gefäßfunden dieser Zeitstellungen sind in keinem Fall Fragmente mit eindeutigen Zerlegungsspuren enthalten gewesen. Daß im Coleraine Hoard ausschließlich Stücke von zerteilten Silbergefäßen vorhanden sind und der Fundort außerhalb der Grenzen des römischen Reiches liegt, weist darauf hin, daß an den Stücken nur noch der Materialwert des Silbers von Interesse war18.
silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna (Kat. 3–6), zwei silberne Hemmoorer Eimer, von denen einer mit einem vergoldeten Rankenband verziert ist, ein teilvergoldeter Silberkrug vom Typ Strong C25, ein silberner Trichter mit Siebeinsatz, drei gedrungene Becher und drei doppelkonische Silberbecher auf niedrigen Standringen können zum Trinkgeschirr gerechnet werden. Zum Eßgeschirr zählen drei kleine runde Platten mit Astragalrändern26, eine davon mit zentralem Niellodekor, sieben Schalen mit Astragalrändern, drei Kragenrandschüsseln mit verschiedenen Rankendekoren und figürlichen Motiven, drei große runde Platten mit Astragalrändern, zwei davon mit zentralen Niellodekoren, eine kleine 29-fach kannelierte Schale, eine teilvergoldete Sitzstatuette als Pfefferstreuer sowie zwei Teller aus folienversilberter Kupferlegierung. Die teilvergoldete Statuette der Fortuna auf sechsseitigem Sockel, ein weiterer runder Statuettensockel mit Eierstab und Girlandenband sowie ein Teller mit teilvergoldetem Merkuremblem dürften bzw. könnten zu einem privaten Lararium gehört haben. Das große 12-fach kannelierte Becken und ein runder Flachspiegel, dessen Griff verloren ist, sind Teile des Toilettegerätes27.
3. 1. 2. Chaourse (Kat. 3–6, Abb. 2–4 u. 23–25) Der Silberschatzfund von Chaourse wurde 1883 in der Nähe von Montcornet, Dept. Aisne/Frankreich gefunden19. 1885 haben Thédenat und de Villefosse 32 der Stücke publiziert20. Drei Jahre später wurde der aus dann 39 Stücken bestehende Silberschatz von den Besitzern Rollin und Feuardent auf einer Auktion in Paris zum Verkauf angeboten21. Das British Museum in London hat den Schatz 1889 und 1890 in zwei Chargen von 19 und 20 Objekten erworben. Reste von Geweben, die sich an einigen Gefäßwandungen erhalten haben, deuten auf eine Verpackung in Tüchern, um die Gefäße während der Vergrabungszeit zu schützen. Sicherlich wollte der Besitzer das Silbergeschirr zum Weitergebrauch später wieder heben. Die Zugehörigkeit von sechs Bronzemünzen von Domitian (81-96) bis Postumus (259-268) zum Schatzfund ist nicht völlig sicher, wird aber üblicherweise zur Datierung des Schatzfundes ins 3. Jh. herangezogen22.
Zwei der Gefäße konnten erst kürzlich als zum Schatzfund von Chaourse gehörend identifiziert und vom Musée du Louvre, Paris angekauft werden28. Es handelt sich um ein weiteres Astragalrandschälchen und eine Platte mit nielliertem Zentralmedaillon, die in Maßen und Dekor identisch zu einer schon vorhandenen Platte ist29. Die Platte, ebenfalls mit Astragalrand, trägt am Boden die gleiche Inschrift des GENIALIS, wie sie auf sechs anderen schon bekannten Gefäßen des Schatzes auftritt. Die Zusammengehörigkeit dürfte damit hinreichend belegt sein.
Der Chaourse-Silberschatz besteht heute aus 41 bekannten Stücken23; fünf davon sind nicht aus Silber, sondern aus folienversilberter Kupferlegierung24. Die vier
3. 1. 3. Saint-Pabu (Kat. 12, Abb. 9) 17
Z.B. in Regensburg-Kumpfmühl, s. Römer zwischen Alpen und Nordmeer 2000, 371-72 Kat. 125, im Kastell von IsnyBettmauer, s. ebd. 384-85 Kat. 141 und in Rettenberg-Freidorf, s. ebd. 429 Kat. 233. 18 Eine entsprechende Erscheinung bei den Hacksilberfunden von Großbodungen und Traprain Law, s. W. Grünhagen, Der Schatzfund von Großbodungen. Röm.-Germ. Forsch. 21 (Berlin 1954). – M. Becker, Fund Nr. 62 von 1936 in: Becker 2001 b, 16869. – A.O. Curle, The treasure of Traprain. A Scottish hoard of Roman silver plate (Glasgow 1923). 19 In frühen Publikationen wird daher als Fundort Montcornet angegeben, z.B. Walters 1921. 20 Es fehlen ein fragmentierter doppelkonischer Becher = Trésors 1989 Kat. 57, die beiden silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna Chaourse 3 und 4 (Kat. 5 u. 6) = Trésors 1989 Kat. 58 und 59, drei Astragalrandschälchen = Trésors 1989 Kat. 67, 71 und 72 sowie der Statuettensockel = Trésors 1989 Kat. 84. 21 Catalogue Chaource 1888. 22 Siehe Kap. 5. 23 Da die Vollständigkeit des Schatzfundes nicht gesichert ist, könnten jederzeit weitere Gefäße aus Privatbesitz bekannt werden, die ursprünglich ebenfalls zum Chaourse-Schatz gehört haben, s. Baratte 1997 a, 34. 24 Trésors 1989, 116-17 Kat. 52-54. 124 Kat. 65-66. Abb. des Gesamtfundes in Trésors 1989, 38-39 und bei KaufmannHeinimann 1998, 246 Abb. 197.
Im Februar 1889 wurde ca. 30 cm unterhalb der Erdoberfläche zunächst ein Schatz aus 61 kg Münzen von Valerian II. (255-258) bis Constantius II. (337-361) entdeckt, der ursprünglich in einer vergangenen Holzkiste mit Steinabdeckung vergraben worden war. Die Fundstelle liegt ca. 1,2 km außerhalb von Saint-Pabu und ist mit Orts- und Parzellenbezeichnungen bekannt. Die Anzahl der Münzen wird in der Erstpublikation mit „...monnaies au nombre de dix à onze mille...“ angegeben30. Bei Nachuntersuchungen 25
Strong 1966, 189 Fig. 37c. Unter ‚Astragal‘ wird ein Stab aus längsovalen Perlen mit ein oder zwei vertikalen Scheiben verstanden in Abgrenzung zur Bezeichnung ‚Perlstab‘, der aus einer Reihung runder Perlen besteht, s. Kleines Wörterbuch der Architektur (Stuttgart 5.1998) 12-13. – Künzl 1973 bes. 187. – S. Künzl 1997, 22. 27 Thédenat/de Villefosse 1884 u. 1885. – Catalogue Chaource 1888. – Walters 1921, 38-46 Kat. 144-182. Taf. 23-30. – Trésors 1989, 110-37 Kat. 46-86. – Evt. bilden das kannelierte Becken und die Kanne vom Typ Strong C ein Ensemble zur Handwaschung bei Tisch, s. H.U. Nuber, Kanne und Griffschale. 53. Ber. RGK 1972, 1-233. 28 Baratte 1997 a, 34-38. 29 Trésors 1989, 123 Kat. 62. 30 Chatellier 1889 a, 189. 26
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Wirz, dem Finanzverwalter der Stadt Zürich36, gezeichnet. Mit Ausnahme des Bechers vom Typ Leuna wurden alle Gefäße in zwei Ansichten im Maßstab 1:1, „teilweise farbig eingetönt (Vergoldung?)“37 dargestellt. Diese Zeichnungen dienten Matthäus Merian als Vorlage für seine (spiegelverkehrten) Kupferstiche der Silbergefäße, die er in der 1642 erschienenen Topographia Helvetiae abbildete. Der von Merian im Text beschriebene Münzschatz, von dem er vier Exemplare auf der gleichen Tafel zeigt, wurde zwar im gleichen Jahr und in der Nähe entdeckt, bildet aber keine Einheit mit dem Silbergefäßfund: „Was den Münzfund betrifft, so melden Wagner in Helvet. Mercur und Andere, dass bei weiterem Nachgraben ganz nahe bei der Stelle, wo die Opfergeschirre entdeckt wurden, ein irdener Topf mit römischen Kaisermünzen von Silber gefunden worden sei“38.
an der Fundstelle wurde im Abstand von ca. 40 cm ein Silbergefäßfund ausgegraben, der aus den Resten eines Halbkugelbechers, einer flachgewölbten Schale im entsprechenden Dekorschema und einer glattwandigen niedrigen Silberschale besteht. Trotz der separaten Vergrabung von Münzen und Silbergefäßen werden beide Schatzfunde wegen der Nähe der Vergrabungsstellen als zusammen gehörend und damit zeitgleich betrachtet. Eine vergleichbare Fundsituation ist aus Wettingen bekannt und ergab sich 1992 bei einer Ausgrabung in Lyon-Vaise, wo die Münzen ebenfalls getrennt, aber dicht neben den silbernen Gefäßen, Geräten und Statuetten sowie dem Gold- und Silberschmuck deponiert worden waren31. Die drei Silbergefäße galten lange als verschollen32, wurden aber Anfang der 1990er Jahre in den Magazinen des Musée des Antiquités Nationales in Saint-Germain-en-Laye wieder entdeckt33, restauriert und erneut publiziert34.
Der Wettinger Silbergefäßschatz bestand aus einer runden Platte mit reliefverziertem Horizontalrand und Zentralmedaillon, um das eine Inschrift angebracht war: DEO MARTI MIL[itari]/ „dem soldatischen Mars“. Eine weitere Inschrift im Boden innerhalb des Standrings ist unverständlich und vom Zeichner wahrscheinlich falsch abgeschrieben. Außerdem gehörten eine glatte, runde Platte mit niellierter Swastika und einer wiederum unverständlichen Inschrift innerhalb des Standrings, eine kleine Schale mit Inschrift ebenfalls innerhalb des Standrings: MERCURI[O] MATUTI[no]/ „dem morgendlichen Merkur“, gefolgt von einer Gewichtsinschrift und C. HELVI PRIVATI/ „Gaius Helvius Privatus“ als Besitzerinschrift, eine Schale mit zwei konzentrischen Kreislinien39 und eine ovale Platte mit Astragalrand und rhombischem Zentralmotiv zum Silberfund. Eine ovale Platte mit Horizontalrand und eine Kasserolle waren reliefverziert, die Platte auf dem Horizontalrand, die Kasserolle auf Außenwandung und Griff.
3. 1. 4. Water Newton (Kat. 13, Abb. 10 u. 30) Der Silberschatz von Water Newton wurde im September 1975 auf dem Gebiet der ehemaligen römischen Stadt Durobrivae gefunden. Er besteht aus 27 identifizierbaren Objekten und weiteren kleinen Fragmenten: dem aufwendig reliefdekorierten Halbkugelbecher und einem in Relief verzierten Krug, einem flachen Becken mit eingraviertem Chi-Rho/Christusmonogramm, einem silbernen Kantharos, drei Schalen und Bechern unterschiedlicher Form, zwei davon mit ziselierten Weihinschriften und Chi-Rho, dem Hals-Mündungsfragment einer Kanne, einem kleinen Sieblöffel an langem Griff mit Chi-Rho, einer Blechscheibe aus Gold mit Chi-Rho und mindestens siebzehn blattförmigen Votivblechen unterschiedlicher Größe, von denen einige teilvergoldet sind. Neun dieser Votivblätter tragen ein gepreßtes oder ziseliertes Chi-Rho. Einige undekorierte Fragmente gehören zu weiteren silbernen Votivblechen gleichen Typs. 3. 1. 5. Wettingen (Kat. 14, Abb. 11) Der Silberschatz wurde im August 1633 auf dem Boden des Wettinger Klosters gefunden. Er soll ein Gesamtgewicht von ca. 3 kg gehabt haben35. Die acht Gefäße des Schatzfundes wurden am Tag der Auffindung von einem unbekannten Künstler im Auftrag von Hans Heinrich
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Von Simonett 1946, 3 als ‚Gesandter‘ bezeichnet. Die Berufsbezeichnung ‚Seckelmeister‘ bei Keller 1864 dürfte aber wohl eher mit der Finanzverwaltung zu tun haben. 37 Simonett 1946, 3. – Siehe auch Keller 1864, Taf. 13 und 14 mit Zeichnungen der Kasserolle im Maßstab 1:1 und unter Angabe der Vergoldung. 38 Keller 1864, 133. – Über die Entfernung der Fundstellen voneinander gibt es in keinem der Berichte eine so genaue Angabe wie bei den beiden Schatzfunden von Saint-Pabu. 39 Simonett 1946, 5: „feingraviertes, konzentrisches Kreispaar“. Auf den Zeichnungen sind diese Linien nicht zu erkennen. Wahrscheinlich hält sich Simonett bei seinen Beschreibungen an die Notizen des unbekannten Zeichners und Merians neben ihren jeweiligen Zeichnungen.
31
Lascoux et al. 1994. 32 Noch bei Galliou 1993, 169. 33 Baratte 1993, 234 Anm. 1065. 34 Baratte 1998. 35 Simonett 1946 gibt S. 2-3 eine Liste wieder, in der die Gewichte der einzelnen Gefäße wahrscheinlich nach deren Einschmelzen aufgeführt sind. Darin ist das Gesamtgewicht des Silberschatzes mit 194 Loth 3 Quintli angegeben = 3,1653 kg. Nach R.L. Wyss, Handwerkskunst in Gold und Silber. Das Silbergeschirr der Bernischen Zünfte, Gesellschaften und bürgerlichen Vereinigungen (Bern 1996) 218 hat ein Berner Pfund 520,1 g und besteht aus 32 Loth, das Loth zu vier Quintli. Also hat ein Berner Loth 16,253124 g, ein Quintli 4,0632812 g.
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Verschluß versehen sind, ein goldener Fingerring mit hellrotem, transluzidem Glascabochon der Form Henkel IV c2 und drei Haarnadeln aus Gagat mit Polyederköpfen der Form Hagen F3. Weiterhin enthielt der Sarkophag noch eine Statuette des Attis aus Gagat auf spulenförmigem Sockel sowie Goldbrokat- und Textilreste von der Verpackung des Schmucks im Silberbecher und von der Kleidung bzw. Umhüllung der Toten.
3. 2. Grabfunde 3. 2. 1. Bavay (Kat. 2, Abb. 16 a40) Zur Körperbestattung mit silbernem Halbkugelbecher aus Bavay liegen nur äußerst marginale Informationen vor. Danach stammt der Becher aus einem Bleisarkophag, dem auch noch eine, allerdings unbestimmte, Bronzemünze beigegeben war.
Auf dem Hof der ländlichen Villa rustica von RheinbachFlerzheim in der Nähe von Bonn wurden insgesamt fünf Gräber angelegt. Vier davon bilden eine Grabgruppe am Rande des Hofareals in direkter Nachbarschaft zu einem Keller; das fünfte Grab lag abseits der anderen inmitten des Hofes. Auf einem zerstörten Grabstein ist wahrscheinlich der Name der dortigen Gutsbesitzerfamilie überliefert: SECVN[dinii], so daß die Grabgruppe wohl als der Friedhof des Gutshofes angesprochen werden kann. Die Bediensteten waren in einer separaten Grabgruppe hinter der Risalitvilla mit wesentlich bescheideneren Beigaben bestattet worden43. Die vier Gräber der Grabgruppe am Gutshofkeller bilden einen geschlossenen Komplex aus dem letzten Viertel des 3. Jhs. Die z.T. reichen Beigabenausstattungen belegen die wirtschaftliche Blüte des Gutshofes in dieser Zeit, nachdem Anfang des 3. Jhs. viele römische Siedlungsstellen in der Umgebung aufgelassen worden waren. Den damit einhergehenden Konzentrationsprozeß in der Landwirtschaft hat der Gutshof der Secundinii in Rheinbach-Flerzheim überlebt und ist sogar wirtschaftlich gestärkt daraus hervorgegangen, weil er in günstiger Lage nahe der Straße nach Bonn als Absatzmarkt lag. In der Mitte des 3. Jhs. konnten sich die Secundinii sogar die Anlage einer Befestigung mit Doppelgraben und Wehrturm als Rückzugsmöglichkeit vor den drohenden Germaneneinfällen leisten.
Als weiteres römisches Silbergefäß aus Bavay ist nur noch eine kleine runde Platte mit reliefverziertem Horizontalrand bekannt, die nach Vergleichsstücken mit entsprechendem Dekorsystem ins 3. Jh. datiert werden kann. Genaue Fundumstände diese Tellerchens sind ebenfalls nicht bekannt41. 3. 2. 2. Rheinbach-Flerzheim (Kat.11, Abb. 8 u. 29) In dem Sarkophag aus rötlichem Sandstein von 2,20 x 0,95 x 1,5 m Abmessung waren zwei Kinder im Alter von ca. 10 Jahren mit reicher Beigabenausstattung beigesetzt worden42. Der Silberbecher lag zusammen mit einer Glaskugelflasche rechts der Köpfe bzw. dem Schulterbereich der fast gänzlich vergangenen Skelette. Die übrigen Glasgefäßbeigaben waren links der Beine der Toten an der Sarkophaginnenwand aufgestellt. Neben dem Silberbecher enthielt der Sarkophag als weitere Beigaben drei stark abgegriffene Bronzemünzen: einen Sesterz des Antoninus Pius (138-161) von 140/44, einen Sesterz des Antoninus Pius für die Diva Faustina I. von nach 141 und einen Sesterz des Marc Aurel (161180) für Faustina II. aus der Zeit zwischen 161 und 176; außerdem dreizehn Glasgefäße: einen einhenkligen Krug mit dreigeteiltem Bandhenkel, eine größere und zwei kleine Kugelbauchflaschen mit verengtem Hals, zwei doppelkonische Flaschen mit hohem trichterförmigen Hals, einen kleinen sechsseitigen Krug, ein langhalsiges, askosförmiges Gefäß ohne Griff, einen kleinen kugeligen Topf, einen hohen Becher und einen aus Glas geschnittenen zweihenkligen Scyphus mit aus der Wandung herausgeschnittenem, griechischen Trinkspruch ΠΙΕ ΖΗCΑΙΝ ΕVΤVXΩC/ „Trinke und lebe glücklich“. Der Schmuck war bei der Grablege in den silbernen Halbkugelbecher gelegt worden: eine Fuchsschwanzkette mit Haken-Ösen-Verschluß aus Golddraht, eine Kette aus 51 Saphir- und Naturperlen (in Gruppen von fünf Saphirund drei Naturperlen angeordnet, die in der Mittelgruppe verlorenen Saphirperlen wurden durch solche aus blauem Glas ersetzt), die auf Golddrähten aufgezogen, miteinander verschwänzelt und mit Haken-Ösen-
3. 2. 3. Hågerup (Kat. 7, Abb. 5 u. 26) Das reich ausgestattete Körpergrab von Hågerup wurde 1932 „z.T. unsachgemäss ausgegraben“44. Die Grabgrube von ca. 2,5 m Länge war ca. 2 m ins Erdreich eingetieft und mit einer Holzkammer ausgekleidet, die von sechs großen Steinen umgeben war. Im Süden, dem Kopfende des Bestatteten, befand sich ein großer Deckstein über dem Holzeinbau. Der Tote, nach dem anthropologischen Befund ein 45-50 jähriger Mann45 von ca. 176 cm Körpergröße lag S-N-gerichtet an einer Seite der Grabkammer, der größere Teil der Beigaben war neben seinen Beinen platziert worden. Außer dem silbernen Halbkugelbecher waren der Bestattung noch beigegeben: zwei Östlandkessel Typ E 41, eine Kelle-Sieb-Garnitur mit ruderförmigen Griffen Typ E 161, ein goldener Fingerring Typ Beckmann 22a mit Darstellung des Bonus Eventus in einem Nicolo (wohl 1. Jh. n.Chr.), ein Silberdenar des Lucius Aelius Caesar aus dem Jahr 137 als Obolus, eine flache Scheibe aus spiralig
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Die Umzeichnung des Bechers basiert auf den von Baratte publiziertem Fotos, so daß die Zeichnung in den Details hypothetisch ist. 41 Thédenat/de Villefosse 1884, 342 mit Fig. 3. – Trésors 1989, 155 Kat. 103. – F. Drexel, Alexandrinische Silbergefäße der Kaiserzeit. Bonner Jahrb. 118, 1909, 176-235; 184 Kat. A 6. 215. 42 Vor der anthropologischen Untersuchung war 1986 wegen der Schmuckbeigaben eine Frau vermutet worden, s. Niemeier 1986, 21 und Gelsdorf 1986, 28.
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Gechter 1986, 17. Mackeprang 1943, 114. 45 Albrectsen 1968, 123. – Lund Hansen 1999, 351: 20-35jähriger Mann. 44
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aufgedrehtem Golddraht (5,5 g) evt. als zweiter ‚Obolus‘, ein Silberlöffel, Pinzette und Ohrlöffel aus Silber, zwei silberne Riemenzungen, ein kleiner Silberring vom Gürtel oder vom Toilettegerät, eine Glasschale Typ E 216 mit Facettschliffdekor, ein Holzeimer mit Bronzebeschlägen, ein Bronzeanhänger, zwei Tongefäße sowie weitere Keramikscherben und ein Knochenkamm vom Typ Thomas I/Var. 2. Evt. ist auch ein Eisenschwert zugehörig.
möglichten mehrere Stufen im Erdreich den Zugang zur Grabkammer. Die silbernen Sporen mit vergoldeten Silberpreßblechen und Perldrahtzier und je zwei zugehörigen Schnallen, Riemenzungen und je einem Zierbuckel lagen in Höhe der Füße, neben dem rechten Arm zwei silberne Flügelpfeilspitzen. Die anderen Beigaben waren, in drei Gruppen angeordnet, in der östlichen Hälfte platziert. Links neben Kopf und Oberkörper waren Metall-, Glas und Keramikgefäße niederlegt: vier scheibengedrehte Tonschalen unterschiedlicher Größe, darunter ein Faltenbecher nach römischem Vorbild, ein silberner Löffel, der facettierte Silberbecher, ein Bronzeteller Typ E 118, auf dem eine Kelle-Sieb-Garnitur mit ruderförmigen Griffen Typ E 161 lag, ein Glasbecher mit Schliffdekor Typ E 222, Reste eines hohen Glasbechers mit Schlangenfadenauflagen und das Randfragment einer Glasschale. Auf einem rechteckigen Holztablett von 70 x 40 cm mit bronzenen Eckbeschlägen standen eine scheibengedrehte und eine handgeformte Tonschale, ein handgearbeiteter Kumpf und ein verzinnter Bronzeteller vom Typ E 117. Weiter südlich lagen noch ein Elfenbeinkästchen mit Schiebedeckel, ein Bronzebecken Typ E 89 und ein Spielbrett aus Holz von ca. 40 cm Kantenlänge mit 29 dunklen und 30 weißen Glasspielsteinen mit Durchmessern zwischen 1,5 und 2,6 cm. Außerdem enthielt das Grab einen Bronzering mit Zwinge, den Rest einer Bronzenadel, Knochen von Schwein, Spanferkel und Huhn sowie Fischgräten als Reste von Speisebeigaben.
3. 2. 4. Leuna Grab 2, 1917 (Kat. 8, Abb. 6 u. 27) Für die Bestattung war eine ca. 1,5 m tiefe Grabgrube ausgehoben worden, in der der Verstorbene in einem ca. 2,5 x 0,45 m großen Holzsarg beigesetzt worden war. Nach dem anthropologischen Befund handelte es sich bei der in nordsüdlicher Ausrichtung niedergelegten Person um einen männlichen Jugendlichen von ca. 150 cm Körpergröße. Der Holzsarg war mit 2,5 m Länge in Relation zur Körpergröße sehr viel größer angefertigt worden, um Raum für die Beigabenausstattung zu schaffen. Am Kopf war ein scheibengedrehter profilierter Keramikbecher deponiert. Schmuck- und Trachtbestandteile wurden ihrer üblichen Trageweise entsprechend angetroffen: an der linken Hand ein germanischer Goldring vom Typ Beckmann 17a mit römischer Karneolgemme mit Merkur, eine silberne Gürtelschnalle sowie zwei silberne Sporen. Der Aureus des Tetricus (271-274) wurde in Kopfbereich des Toten angetroffen, wo er als Obolus ursprünglich im Mund gelegen haben dürfte. Der dreilagige Knochenkamm mit glockenförmigem Griff und die römische Scharnierfibel aus Silber mit Niellodekoren und vergoldeten Bronzeteilen (Knöpfe und Nadel) lagen neben dem linken Fuß, die drei aufwärtsgerichteten silbernen Pfeilspitzen neben dem rechten Oberarm. Die weiteren Ausstattungsgegenstände waren unterhalb der Füße niedergelegt: der umgestülpte Silberbecher vom Typ E 179 und der gerippte Glasbecher vom Typ E 205/206 lagen zusammen mit der Kelle-SiebGarnitur mit ruderförmigen Griffen Typ E 161 auf einem Bronzeteller vom Typ E 117. Daneben standen zwei handgeformte Keramikschalen und ein kleiner scheibengedrehter Becher. Außerdem gehörten einige Bernsteinkugeln, zwei aufgestiftete Glaskugeln, ein Holztablett oder -kasten mit Bronzewinkeln sowie Knochen von Spanferkel und Huhn als Reste von Speisebeigaben zur Grabausstattung. Lederreste dürften von einer Tasche oder einem Beutel stammen.
Schulz vermutete wegen der ungeordnet angetroffenen Reste des Skeletts und fehlender Schmuck- und Trachtbestandteile eine antike Beraubung der Bestattung, was von Becker aber wegen fehlender eindeutiger Hinweise wie z.B. einem Grabräuberschacht angezweifelt wird48.
3. 3. Kultstätte 3. 3. 1. London (Kat. 10, Abb. 7) In der Londoner Walbrook Street wurde 1956 das Fundament einer dreischiffigen Basilika mit halbrunder Apsis und zwei Seitenapsiden von 17,86 x 7,84 m freigelegt. Das Mittelschiff lag eingetieft zwischen zwei Säulenreihen mit jeweils sieben Säulen. In den Seitenschiffen wurden Reste von Holzkonstruktionen gefunden, die als Unterbauten für erhöhte Sitzreihen interpretiert wurden. Im Mittelschiff konnten neun Fußbodenniveaus unterschieden werden, die z.T. durch eingeschlossene Münzen datierbar waren. Die Errichtung des Gebäudes erfolgte um 250, im dritten Fußboden fand man einen Sesterz des Marius, der für wenige Monate des Jahres 269 Augustus des Gallischen Sonderreiches war. Fußboden fünf enthielt eine Münze des frühen 4. Jhs. (307/08). In dieser Phase erfuhr das Gebäude wahrscheinlich eine Nutzungs-
3. 2. 5. Leuna Grab 3, 1926 (Kat. 9, Abb. 6 u. 28) Dieses Körpergrab ist das am reichsten ausgestattete der Gräbergruppe von Leuna und nimmt die größte Grundfläche ein46. Der männliche, im Alter von ca. 20-25 Jahren verstorbene Tote war in der Westhälfte des fast quadratischen, NNW-SSO-gerichteten Holzeinbaus von 2,60 x 2,40 m Größe niedergelegt worden47. Am Fußende er46
Nach Schlüter 1970 stehen in den Körpergräbergruppen von Leuna und Hassleben Größe und Tiefe der Grabanlage in einem direkten Verhältnis zum Reichtum der Beigabenausstattung. 47 Bei Schulz 1939 werden für Seitenlängen und Höhe des Holzeinbau je 2 m angegeben. Diese Maße erscheinen in
späteren Publikationen nicht mehr. Außerdem wird auf der Rekonstruktion 188 Abb. 240 der Tote auf einem Holzbett liegend abgebildet, wovon Schulz 1953, 22 und 24 Abb. 39 wieder abrückt. 48 Schulz 1953, 22. – Becker 2001, 300.
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änderung, denn in Fußboden fünf waren im Eingangsbereich zwei Gruben ausgehoben worden, um Teile von Marmorstatuen darin zu vergraben: Einsatzköpfe von Mithras und Serapis, die Statuette eines sitzenden Merkur und eine überlebensgroße Hand. Da die Stücke bei dieser Maßnahme kaum beschädigt worden sind, kann man von einer regelrechten Bestattung der Kultstatuen bzw. ihrer Teile innerhalb ihres Heiligtums ausgehen. Die Gruben mit den mithräischen Skulpturenteilen wurden durch die Fußböden sechs und sieben, letzterer mit einer Münze von 310-317, regelrecht versiegelt. Die Fußböden acht und neun müssen wegen einer Münze nach 335 datiert werden. Da sich in diesen Fußböden diverse Fundstücke in Sturzlage fanden, die für einen Bacchuskult sprechen, muß der Tempel nach der Beseitigung der mithräischen Kultstatuen zu einem Bacchusheiligtum umgewandelt worden sein49.
Über der nördlichen Längswand der Basilika, ca. 60 cm oberhalb der Gebäudefundamente50, fanden sich nach Abtragen einer Mauer vom Anfang des 20. Jhs. eine runde reliefverzierte Silberdose mit Siebeinsatz und die Fragmente eines stark zerstörten silbernen Halbkugelbechers vom Typ Leuna in nicht stratifizierbarer Lage: „Unstratified, in the top of the north wall, and possibly originally hidden within the wall“51. Im Zuge der Baumaßnahmen Anfang des 20. Jhs. wurde auf dem Gelände ein Mithraskultbild mit Tauroktonie gefunden sowie wahrscheinlich der silberne Halbkugelbecher fragmentiert und der Befund von Becher und reliefierter Dose gestört. Ausgrabungen erfolgten seinerzeit nicht.
50 49
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Henig 1998.
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Shepherd 1998, 55. 56 Abb. 55. Shepherd 1998, 181.
4. FUNKTION UND INTERPRETATION Durch Beifunde und Grabungsbefunde können die silbernen Halbkugelbecher in ihrer Verwendung annähernd interpretiert werden. Danach dürften neben dem Stück aus dem Mithräum in London (Kat. 10) auch die beiden Exemplare aus den Schatzfunden von Water Newton und Wettingen (Kat. 13 u. 14) einer Verwendung im Kultgeschehen zugewiesen werden. Diese Interpretationen basieren auf der Auswertung der Stücke selbst (Water Newton), der Beifunde (Wettingen) und des Fundortes (London). Bei den Stücken aus dem ChaourseFund und denen aus den Körperbestattungen auf provinzialrömischem und germanischem Gebiet ist eher profaner Gebrauch anzunehmen. Weder der Befund noch die Beifunde des Bechers aus Saint-Pabu (Kat. 12) geben einen Hinweis auf dessen Verwendung. Beim zusammengefalteten Stück im Hacksilberfund von Ballinrees (Kat. 1) dürfte nur noch der Metallwert von Bedeutung gewesen sein52. Aus welchem Zusammenhang dieser Becher ursprünglich stammt, läßt sich daher nicht mehr ermitteln. Die Befundtypen mit silbernen Halbkugelbechern vom Typ Leuna und deren Interpretationen sind in Tabelle 2 zusammengestellt.
ton belegen, daß dieses Stück wohl kaum als Trinkgefäß angesprochen werden kann. Zur Berechnung der maximalen Gefäßvolumina wurden die Becher in zwei stereometrische Körper als Teilelemente untergliedert, eine ideale Halbkugel und einen Zylinder. Die Höhe des Zylinders, in Tabelle 3 als Resthöhe bezeichnet, errechnet sich aus der Gesamthöhe des Bechers abzüglich des Radius, der als Höhenmaß schon in die Berechnung der Halbkugel eingegangen ist. Je besser sich die Becher diesen idealen Körpern in der Form annähern, desto größer ist die Übereinstimmung zwischen berechneten und praktisch ausgemessenen Volumina. Die Glasschliffschale aus dem Leuna-Grab von 1834, die Silberbecher aus Ballinrees, Leuna 1 und 2 sowie aus Water Newton (Kat. 1, 8, 9 u. 13, Abb. 14 a) mit Differenzen von 3 und 12 ml sind Beispiele für eine gute Übereinstimmung zwischen den berechneten und den tatsächlichen Volumina. Bei vielen Silberbechern sind dagegen größere Abweichungen festzustellen, wobei, mit Ausnahme des Bechers aus Rheinbach-Flerzheim, das ausgemessene Volumen immer größer ist als das theoretisch berechnete. Die Ursache liegt in den Abweichungen der Silberbecher von den stereometrischen Idealkörpern. In den meisten Fällen handelt es sich bei den Bodenbereichen der Becher eben nicht um ideale Halbkugeln, sondern eher um relativ flache Kugelabschnitte. Dadurch verringert sich das Volumen der ‚Halbkugeln‘, die Höhenmaße der Zylinder vergrößern sich dementsprechend. Maßänderungen in der Zylinderhöhe haben aber erheblich größere Volumenveränderungen zur Folge als solche bei den Halbkugeln. Somit ist in den Abweichungen der Becher von den stereometrischen Idealkörpern die Hauptfehlerquelle für die divergierenden Ergebnisse von berechneten und ausgemessenen Volumina zu suchen. Außerdem lassen sich die leichten Ausbauchungen einiger Silberbecher bei den mathematischen Berechnungen nicht berücksichtigen. Dies dürfte die Ursache für die erheblichen Differenzen von 112 bis 195 ml bei den drei Bechern Chaourse 1, 2 und 4 (Kat. 3, 4 u. 6, Abb. 14 c) sein. Eine mittlere Gruppe aus den Bechern aus Chaourse 3, Hågerup und Rheinbach-Flerzheim (Kat. 5, 7 u. 11, Abb. 14 b) weist Differenzen von -21 – -26 ml, 58 und 66 ml auf.
4. 1. Funktion Üblicherweise kann bei Bechern der vorliegenden Form und Größe wohl von einer Funktion als Trinkgefäß ausgegangen werden. Dies dürfte sowohl bei profaner als auch bei sakraler Verwendung der Fall gewesen sein. Die Abbildung eines Bechers im Mosaik des Mithräums von Ostia belegt, daß Becher als Trinkgefäße im Kultgeschehen ihren Platz hatten. Die Berechnung und Messung der Faßungsvermögen der Silberbecher (Tabelle 3) zeigt in Verbindung mit der Abbildung der Becherumriße (Abb. 13), daß die beiden Exemplare aus Ballinrees und Water Newton mit Faßungsvermögen von über 2 l viel zu groß sind, um als Trinkgefäße verwendet worden zu sein. Auch die starke Einziehung des Randes und die beiden erhaltenen Ringösen mit Attaschen beim Exemplar aus Water New-
52 Painter 1997, 105. – Das gleiche Phänomen tritt schon im 3. Jh. in Buntmetallhorten im germanischen Barbarikum auf, M. Becker, Klasse und Masse – Überlegungen zu römischem Sachgut im germanischen Milieu. Germania 81, 2003, 277-288. – Reste von römischen Silbergefäßen mit eindeutigen Zerteilungsspuren fanden sich z.B. in den beiden Fundkomplexen germanischen Plünderungsgutes von Hagenbach (Bernhard et al. 1990, 28-32) und Neupotz (S. Künzl in E. Künzl, Die Alamannenbeute aus dem Rhein bei Neupotz. Plünderungsgut aus dem römischen Gallien [Mainz 1993] Kat. D 2, D 16-18) und als Lesefund in Körner (W. Walter, Zum Nachweis eines seltenen römischen Silbergefäßes von Körner, Unstrut-HainichKreis. Mülhäuser Beiträge 22, 1999, 81-85).
Um die Faßungsvermögen der Silberbecher und -schalen in der Praxis zu bestimmen, wurden kleine Styroporkügelchen eingefüllt und diese Mengen dann in Laborgefäßen ausgemessen. Die mit Fehlstellen vorliegenden Becher, z.B. aus Ballinrees (Kat. 1) sowie Chaourse 3 und 4 (Kat. 5 u. 6), wurden mit Hilfe einer Haushaltsfolie von außen abgedichtet. Da es beim praktischen Ausmessen der Faßungsvermögen nicht auf im Milliliterbereich exakte Mengen ankommen sollte, müssen Abweichungen von ca. 20 ml in Kauf genommen werden.
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Horizontalrand57 sowie die beiden Körperbestattungen in Bavay und Rheinbach-Flerzheim des 3. Jhs. mit jeweils einem silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna.
Zusätzlich wurden in Tabelle 3 die gemessenen Volumina in das römische Flüssigkeitsmaß Hemina à 273 ml umgerechnet. Nur beim Schälchen aus Hågerup stimmt das Maß von 410 ml mit 1,5 Heminae exakt überein. In allen anderen Fällen liegen die errechneten Differenzen zwischen ausgemessenen Volumina und in ml umgerechneten römischen Heminae bei max. 26 ml, reichen also recht nah an das römische Hohlmaß heran. Daher dürfte das römische Raummaß bei der Anfertigung der Becher wohl Beachtung gefunden haben. Ein für alle Becher einheitliches Maß kann allerdings nicht festgestellt werden. Lediglich die drei bzw. zwei Becher Chaourse 2, 4 und Leuna 1 bzw. Ballinrees und Water Newton weisen mit 630 bzw. 2200 ml oder 2,25 bzw. 8 Heminae identische Volumina auf.
Aus Rom stammt ein mit einem ganzen Geschirrsatz aus silbernen Miniaturgefäßen, Schmuck, Toiletteartikeln, Bergkristall- und Bernsteinobjekten reich ausgestattetes Grab, das ins 1. Jh. datiert58. Dem 2./3. Jh. werden die Brandbestattungen mit mehreren Silbergefäßen und -geräten aus Lillebonne/F, Aquincum/H Grab B von 1880 und Pattern bei Jülich zugewiesen. Bei der Bestattung von Lillebonne in einer reliefverzierten Bleiurne waren an Edelmetall ein silberner Löffel vom cochlear-Typ, ein kleines rundes Schälchen mit graphischem Ziselierdekor und eine ovale Platte mit Handhaben und reliefverziertem Horizontalrand beigegeben59. Die Bestattung von Pattern war in einer Aschenurne von Sarkophagausmaßen beigesetzt und enthielt an Edelmetall einen silbernen Löffel wahrscheinlich vom cochlear-Typ, einen kleinen Silberteller und ein Schälchen, die letzteren beide mit Reliefdekoren versehen60. Der Körperbestattung in Aquincum Grab B vom Ende des 3./Anfang des 4. Jhs. waren eine niedrige Schale, ein Astragalrandschälchen und ein Löffel vom cochlear-Typ beigegeben61. Diese drei Bestattungen weisen mit je einem Löffel, einem Schälchen und einem Teller bzw. einer Platte fast identisch zusammengestellte Silbergefäßsets aus Teilen des Speiseservices auf. Ein zweiteiliges Silbergeschirrset aus Schälchen und Löffel vom cochlear-Typ enthielt die Bestattung eines Tempelarztes in Ephesos, dem außerdem eine größere Anzahl medizinischer Instrumente und eine vierkantige Glasflasche beigegeben waren62. Datiert wird dieses Grab nach den Formen des Silberschälchens und der Glasflasche um 250. Da die Bestattungen von Köln-Bickendorf und Zülpich-Enzen neben den Schalen ebenfalls jeweils noch einen silbernen Löffel enthielten, könnten auch sie zu der Gruppe der Bestattungen mit mehrteiligen Silbergeschirrsets gezählt werden. Zwei-
4. 2. Profaner Gebrauch Trinkgefäße, in diesem Fall Becher, werden üblicherweise dem profanen Gebrauch zugewiesen, sofern nicht durch Weihinschriften, Beifunde oder den Befund ein eindeutig kultischer Gebrauch belegt oder zumindest wahrscheinlich gemacht werden kann. Obwohl man Bestattungen auch dem kultischen Bereich zuweisen könnte, sind die beigegebenen Trinkgefäße wohl doch als im täglichen Leben verwendete Gefäße anzusehen, die dem Verstorbenen in gleicher Funktion für sein Leben im Jenseits zur Verfügung stehen sollten. Daher sind sie hier dem profanen Bereich zugewiesen. 4. 2. 1. Silbergefäßbeigaben in provinzialrömischen Bestattungen: Bavay und Rheinbach-Flerzheim Die Beigabe von Silbergefäßen in römischen und provinzialrömischen Körperbestattungen ist relativ selten. Es handelt sich aber immer um reich ausgestattete Gräber, in denen neben den Silbergefäßen eine Vielzahl weiterer Beigaben enthalten ist. Einzelne Silbergefäße kommen eher vor als mehrteilige Geschirrsets. Bestattungen mit nur einem Silbergefäß sind die Brandgräber von Belfort bei Maastricht/NL, 1. Hälfte 2. Jh. mit einem silbernen Miniaturbecher53, Bonn, 2. Jh. mit einer silbernen Halsringflasche54, Tirlemont-Avendoren/B, 2. Hälfte 2. Jh. mit einer geradwandigen Silberkasserolle des Typs E 15355, Zülpich-Enzen, 2. Hälfte 3. Jh., mit einer muschelförmigen Schale56, Köln-Bickendorf, um 280, mit einer kleinen Schale mit rippenverziertem
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F. Fremersdorf, Gräber der einheimischen Bevölkerung römischer Zeit in Köln. Prähist. Zeitschr. 18, 1927, 255-93, bes. 275-76 mit Taf. 37 Abb. 16. – P. La Baume, Römisches Kunstgewerbe (Braunschweig 1964) 305. 308 Abb. 291. – H. Hellenkemper (Red.), Trésors romains – Trésors barbares. Industrie d’art à la fin de l’Antiquité at au début du Moyen Age (Ausstellungskat. Brüssel 1979) 78-79 mit Abb. Kat. 8. 58 R. Zahn, Das sog. Kindergrab des Berliner Antiquariums. Jahrb. DAI 65-66, 1950-51, 264-86. – G. Platz-Horster, Grabbeigaben für ein junges Mädchen. In: K. Vierneisel (Hrsg.), Römisches im Antikenmuseum (Berlin 1978/1979) 184-95. 59 [M. Yvart, Mobilier d’une tombe romaine au musée de Lillebonne. Revue des Sociétés Savantes de Haute-Normandie 44, 1966, 36-68.] – Yvart/Sennequier 1975. – F. Baratte, L’argenterie de Lillebonne. Centenaire de l’abbè Cochet. Actes du colloque international d’archéologie, Rouen 1975 (1978) II, 197090. – Trésors 1989, 106-10. 60 Gaitzsch 1999/2000. 61 A.S. Burger, Spätrömische Gräber in Aquincum. Budapest Regisegei 25, 1984, 81-118. 62 E. Künzl, Medizin in der Antike. Aus einer Welt ohne Narkose und Aspirin (Stuttgart 2002) 75-76 mit Abb. 100. – E. Künzl, Medizinische Instrumente im Römisch-Germanischen Zentralmuseum. Kataloge vor- und frühgeschichtlicher Altertümer (Mainz 2002) 1-20. 16 Kat A1 u. A3. Taf. 1.
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A. Koster, Domein van de doden de ommuurde graven van Maastricht-Belfort. In: M. de Grooth/B. Benoît, Een huis voor altijd. Ausst.Kat. Bonnefantenmuseum (Maastricht 1997) 44-45. 54 W. Haberey, Römische Brandgräbergruppe an der Ecke Adolfstr.-Im Krausfeld zu Bonn. Bonner Jahrb. 160, 1960, 285300, bes. 289-92 mit Abb. 11,5 und Taf. 40. – Menninger 1997 a, 107 Kat. 5. 110 Abb. 15-16. 55 J. Mertens, Une riche tombe gallo-romaine, découverte à Tirlemont (Belgique). L’Antiquité Classique 21, 1952, 39-73, als Separatdruck: Arch. Belgica 7, 1952. 56 A.-B. Follmann-Schulz, Ein römischer Grabfund des 4. Jahrhunderts n.Chr. aus Zülpich-Enzen, Rheinland. In: Kölner Jahrb. Vor- u. Frühgesch. 22, 1989, 49-68, bes. 57-58 Kat. 24 und 25.
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teilige Sets aus Silberschälchen und Silberlöffel vom cochlear-Typ sind z.B. auch in den gemischten, vielteiligen Schatzfunden von Ambleteuse/F63 und Heuqueville/F64 enthalten. Aus den Inventaren weiterer vielteiliger Silbergeschirrschätze lassen sich einige zweiund dreiteilige Service aus Schälchen und/oder kleiner Platte sowie Löffel zusammenstellen: im Schatzfund von Vienne/F sogar zwei dreiteilige Ensembles aus kleinem Teller, Schälchen und Löffel65, in den Schatzfunden von Graincourt-lès-Havrincourt/F und Thil/F je ein Set aus kleinem Teller und Schälchen66; ein zweiteiliges Set aus Schälchen und Löffel wurde bei Montbellet/F aus der Saône geborgen, ein weiteres entsprechendes Ensemble ist im Schatzfund von Manching enthalten, ein Set aus kleinem Teller und Löffel im Schatzfund von SaintGenis-Pouilly67. In allen Fällen von Brandbestattungen handelt es sich um sekundäre Beigaben, d.h. sie wurden nicht mit auf dem Scheiterhaufen verbrannt, sondern erst bei der Niederlegung der verbliebenen Asche- und Knochenreste beigegeben oder auch außerhalb des Aschebehältnisses deponiert, wie z.B. in Pattern.
wird auch noch in den Reihengräbern des Frühmittelalters bis ins 7. Jh. geübt71. Als wohl bekanntestes Beispiel sei das Schiffsgrab von Sutton Hoo angeführt, wahrscheinlich die Bestattung des 624/5 gestorbenen Königs Raedwald, die u.a. auch zwei spätantike Silberlöffel vom cochlear-Typus mit christlichen Inschriften enthielt. Bei den bekannten Körper- und Brandbestattungen mit Silbergefäßbeigaben handelt es sich um Gräber, die auch mit anderen Beigaben reich ausgestattet worden sind. Üblicherweise wird die Reichhaltigkeit der Beigaben als Ausdruck von Wohlstand und Reichtum der bestattenden Familie gewertet. Im Falle der Sarkophagbestattung von Rheinbach-Flerzheim mit silbernem Halbkugelbecher vom Typ Leuna wird diese Annahme durch die sonstige reiche Ausstattung mit Goldschmuck, Goldbrokatgewändern und Glasgefäßen eindrucksvoll belegt. Der größte Teil der Beigaben ist in jeweils zwei Exemplaren beigegeben und könnte damit ‚gerecht‘ auf die beiden bestatteten Kinder aufgeteilt werden. Der Silberbecher vom Typ Leuna würde dann vom Wert her dem geschnittenen Glasscyphus mit Trinkspruch entsprechen. Ein weiterer Interpretationsanhalt könnte auch darin liegen, daß es sich in Rheinbach-Flerzheim um eine Doppelbestattung handelt. Möglicherweise ist mit den beiden gleich alten Kindern sogar ein Zwillingspaar bestattet worden, das gleichzeitig an einer Krankheit verstorben ist. Damit könnte die reiche Beigabenausstattung auch im Zusammenhang mit der außergewöhnlichen Lebens- und Sterbesituation der Kinder gestanden haben. Allerdings spricht gegen die zuletzt geäußerte Vermutung, daß auch die anderen drei Brandund Körpergräber der Grabgruppe ebenso reich mit wertvollen Beigaben ausgestattet waren72. Somit dürfte sich wohl in allen Gräbern der allgemeine Wohlstand der Gutsbesitzerfamilie der Secundinii widerspiegeln.
Aus dem 4. Jh. sind Bestattungen mit mehrteiligen Silbergefäß- und Silbergerätbeigaben ebenfalls nur mit wenigen Beispielen bekannt. Der Sarkophagbestattung über dem Columbarium von Köln-Weiden sind eine silberne Rippenschale und ein runder Griffspiegel beigeben worden, von dem nur der Griff in Form eines Heraklesknotens erhalten war68. Im Grab eines Kriegers in Taranesh/Mazedonien waren in Silber eine große runde Platte, eine Kanne und ein Löffel vom cochlearTypus enthalten69. Drei Sets aus Schälchen und Löffel vom cochlear-Typus waren in einem Kirchenschatz des 5./6 Jhs. aus Sucidava-Izvoarele/ROM enthalten, ein Set in der thüringischen Wagenbestattung des 6. Jhs. von Erfurt-Gispersleben 70. Die Beigabe von silbernen Löffeln ist in spätantiken Gräbern häufiger zu beobachten und
4. 2. 2. Silbergefäßbeigaben in germanischen Bestattungen: Hågerup und Leuna
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F. Baratte, La coupe en argent niellé d‘Ambleteuse. Septentrion 10, 1980, 71-74. – Kaufmann-Heinimann 1998, 235 Kat. GF 13 mit Abb. 186. 64 F. Baratte, Remarques préliminaires à un inventaire da la vaisselle d’argent trouvée en Gaule. In: Argenterie 1988, 85-95, bes. 88 Nr. 4 mit Fig. 1. 65 Trésors 1989, 214-216 Kat. 172 u. 173. – F. Baratte et al. 1990, 53-64 Kat. 5 u. 6, 67 Kat. 9-10, 76-78 Kat. 14-18. 66 Trésors 1989, 144-145 Kat. 90 u. 91. – Trésors 1989, 245-247 Kat. 201 u. 202. 67 F. Baratte et al., Vases antiques de métal au Musée de Chalon-sur-Saône (Dijon 1984) 115-116 Kat. 178 u. 179 sowie Trésors 1989, 183-184 Kat. 130 u 131. – A. Linfert, Römischer Tafelluxus. Das Silbergeschirr von Manching. Kölner RömerIllustrierte 2, 1975, 132-33. – Trésors 1989, 204-204 Kat. 154 u. 155. 68 J. Deckers/P. Noelke, Die römische Grabkammer in KölnWeiden. Rheinische Kunststätten H. 238 (Neuss 1980). – Der Spiegelgriff und weitere Beigaben gelten als Kriegsverluste. 69 M. Ivanovski, The grave of a warrior from the period of Licinius I. found at Taranesh. Arch. Iugoslavica 24, 1987, 8190. 70 Goldhelm, Schwert und Silberschätze. Ausstellungskat. (Frankfurt/M. 1994) 257 Kat. 105.3 u. 4. – W. Timpel, Das altthüringische Wagengrab von Erfurt-Gispersleben. AltThüringen 17, 1980, 181-238.
Metall- und Glasbecher als Beigaben in den reich ausgestatteten Körpergräbern der älteren und jüngeren römischen Kaiserzeit werden i.A. dem profanen Trinkgeschirr zugerechnet. Zu dieser Gruppe zählen auch die Bestattungen von Hågerup und Leuna (Kat.7–9) mit ihren silbernen Halbkugelbechern. In den Gräbern der älteren römischen Kaiserzeit, den sog. Lübsow-Gräbern, bestand nur das beigegebene Trinkgeschirr aus römischen Importstücken. Die silbernen Scyphi erscheinen dort üblicherweise in Paaren, also mit zwei identischen Stücken. In den Gräbern der jüngeren römischen Kaiserzeit, den Gräbern der sog. Hassleben-Leuna-Gruppe, sind Teile sowohl des Trink- als auch des Eßgeschirrs in Form 71
H.W. Böhme, Löffelbeigabe in spätrömischen Gräbern nördlich der Alpen. Jahrb. RGZM 17, 1970, 172-200. – V. Milojcic, Zu den spätkaiserzeitlichen und merowingischen Silberlöffeln. Ber. RGK 49, 1968, 111-52. – E. Riha/W.B. Stern, Die römischen Löffel aus Augst und Kaiseraugst. Forsch. Augst (Augst 1982). – M. Martin, Kat. 1-35 Eßlöffel. In: Cahn/Kaufmann-Heinimann 1984, 56-96. – Hauser 1992. 72 Niemeier 1986.
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römischer Importwaren beigegeben. Die Trinkbecher bestehen nun i.A. nicht mehr aus Silber sondern aus Glas, treten aber nach wie vor in Paaren auf, wenn auch nicht mit formidentischen Stücken. So kommen z.B. im sog. Fürstinnengrab von Hassleben ein flachgerippter Glasbecher Typ E 217 und ein Becher mit eingeschliffenen Arkaden des Typs E 219 vor. Auch im Grab von Gommern bilden zwei unterschiedlich verzierte, überhöht halbkugelige Glasbecher der Typen E 201 und E 218 ein Becherpaar. Der Wert, der diesen Stücken beigemessen wurde, wird durch das geflochtene Körbchen belegt, in dem diese beiden Glasbecher ineinander gestellt der Bestattung beigegeben worden sind73.
identischer Silberbecher sind, bis auf die beiden genannten Ausnahmen, eigentlich charakteristisch für die ältere römische Kaiserzeit, die Gräber der Lübsow-Gruppe77. In der jüngeren Kaiserzeit wird diese Tradition der Becherpaarigkeit auf die nun gebräuchlichen Glasbecher übertragen. Die älterkaiserzeitliche Tradition der Becherpaarigkeit stellt damit neben der Körperbestattungssitte selbst einen weiteres Traditionselement der reich ausgestatteten germanischen Körpergräber dar, das bis in die jüngere Kaiserzeit reicht. 4. 2. 3. Silberschatzfunde: Chaourse Der Chaourse-Schatz wird als Silberservice eines reichen gallo-römischen Privathaushaltes interpretiert, weil er überwiegend aus Teilen von Trink- und Speisegeschirr besteht. Mit Becken und Spiegel sowie der Fortunastatuette und einem Statuettensockel enthält er aber auch Toilettegerät und Teile eines Larariums, des römischen Hausheiligtums78. Auf neun Gefäßen sind Namen eingeritzt oder eingraviert, die als Besitzerinschriften gedeutet werden: GENIALIS (fünfmal), CAVA(r)IANI79/kavaiani80, MARVS (zweimal) sowie AURELIA(ni), RVSA und ANV. Weiterhin erscheinen eingeritzte Gewichtsinschriften und diverse unleserliche Zeichen.
In den drei Gräbern von Hågerup und Leuna bilden jeweils ein Silber- und ein Glasbecher ein Becherpaar. Bei Grab Leuna 2, 1917 (Kat. 8) handelt es sich um einen Glasbecher mit plastischen Rippen im unteren Wandungsbereich vom Typ E 205/206. Das Grab aus Hågerup und die Bestattung Leuna 3, 1926 (Kat. 7 u. 9) enthalten dagegen schliffverzierte Glasbecher der Typen E 216 bzw. E 222. In den beiden letztgenannten Bestattungen waren neben den silbernen Halbkugelbechern jeweils noch ein silberner Löffel beigegeben, ein Umstand, der sie in enge Verbindung zu den provinzialrömischen Bestattungen mit mehrteiligen Silbergefäß- und -gerätebeigaben stellt. Auch Grab 8 von Hassleben, das sog. Fürstinnengrab, enthielt neben einer großen runden, reliefverzierten Silberplatte ‚nur‘ noch einen Silberlöffel als Edelmetallbeigabe74. Die meisten der bisher erwähnten Löffel in provinzialrömischen und germanischen Gräbern gehören dem cochlear-Typ mit sog. beutelförmiger Laffe an, der für das 3. Jh. typisch ist, aber auch noch im 4. Jh. erscheint. Die beiden Silberlöffel aus dem älterkaiserzeitlichen Königsgrab von Mušov, die neben einem kleinen runden Perlrandteller aus Silber der Bestattung beigegeben waren, weichen von diesem Schema ab. Sie gehören ebenfalls zum cochlear-Typ, der eine weist aber eine langovale Laffe und ein profiliertes Griffende, der andere eine kleine runde Laffe auf75. Das Fürstengrab vom Gommern enthielt dagegen weder silberne Löffel noch Teller oder Schalen vom Speiseservice, dafür aber als Teile des Trinkservices einen silbernen Hemmoorer Eimer und die einzige bislang bekannte silberne Kelle-Sieb-Garnitur76.
Als Indiz für eine Interpretation als Tempelschatz könnte lediglich die Schale mit Merkuremblem dienen. Üblicherweise ist bei Weihgaben die Weihinschrift deutlich sichtbar auf der Außen- bzw. Oberseite des geweihten Objektes angebracht. Auf der Merkurschale dagegen gibt es nur unleserliche Reste von Graffiti auf der Schalenunterseite innerhalb des Standringes, also keine eindeutige Weihinschrift. Bei einer profanen Benutzung der Schale wäre das Emblem mit der Darstellung des Gottes aber verdeckt worden. Denkbar wäre, daß die Schale anstatt einer Merkur-Statuette zum Lararium des Hauses gehört haben könnte, zumal der Gott Merkur einer der am häufigsten auftretenden Götter in provinzialrömischen Lararien ist81. Allerdings gehören Gefäße nicht zur Standardausstattung von Lararien, womit diese Hypothese doch eher unwahrscheinlich wird. Im Schatz von Lyon-Vaise, der nach Kaufmann-Heinimann Teile eines Larariums enthält, treten allerdings ebenfalls eine Fortuna-Statuette und eine Schale mit Merkuremblem in Kombination auf82. Trotzdem wäre eine Identifizierung des Chaourse-Silbers als Tempelschatz allein aufgrund der Merkurschale, die zwar eine Götterdarstellung, aber keine Weihinschrift trägt, zu unsicher83. Im Fall des Chaourse-Schatzes können die
Obwohl die beiden identisch verzierten Silberbecher aus Leuna auf zwei Gräber verteilt aufgefunden worden sind, müssen sie doch ursprünglich ein Paar gebildet haben und als solches auch nach Mitteldeutschland gelangt sein. Neben dem Becherpaar germanischer Herkunft aus Grab 1829 von Himlingøje bilden sie damit das einzige bekannte Silberbecherpaar wohl provinzialrömischer Herkunft der jüngeren römischen Kaiserzeit im Barbarikum. Paare
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E. Künzl 1988, 40. 50. – Bender 2000, 478. Trésors 1989, 110. – Bird 1986, 54. 79 Walters 1921, 41 Kat. 152. 43 Kat. 165. 80 Trésors 1989, 123-26 Kat. 63-64, 68-69. 81 Künzl 1996, 457. – Kaufmann-Heinimann 1998, 163 Abb. 111 u. 112. 193 Abb. 139. 204 Abb. 142. 82 Lascoux et al. 1994, bes. 35 mit Interpretation als Tempelschatz. – Kaufmann-Heinimann 1998, 253-54 Kat. GF32. 83 Nach Johns 1994 und E. Künzl 1997 sind Götternamen, -darstellungen oder -symbole, Votiv- oder Weihinschriften, Fundsituationen in Heiligtümern oder eindeutige Opferbefunde in Mooren und Gewässern notwendig, um eine eindeutige Ansprache als religiöses Opfer oder als Tempelinventar zu 78
73
Gommern 2000, 156-57. – In den Gräbern sind außerdem meistens Fragmente von mindestes einem weiteren Glasbecher enthalten, die wegen ihres Zustandes oft nicht typologisiert werden können. In Gommern und in Grab 3,1926 von Leuna handelt es sich jeweils um einen Fußbecher mit Fadenauflagen. 74 Schulz 1933. 75 H.W. Böhme, Ausgewählte Funde aus dem germanischen Königsgrab von Mušov (Südmähren/CSFR) anläßlich der Restaurierung. Arch. Korrbl. 21, 1991, 291-304. 76 Gommern 2000, 151-52 mit Abb. auf S. 149.
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silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna also als Teile des Trinkgeschirrs interpretiert werden.
der Sammlung Ernesto Wolf in Stuttgart steht dem silbernen Exemplar aus Water Newton wegen ihres vergleichbar verengten Mündungsrandes in der Form sehr nahe, ist aber erheblich kleiner88. Aufgrund der vielen Objekte mit Christusmonogramm/Chi-Rho (13 von insgesamt 27 identifizierbaren) wird der Water NewtonFund als christlicher Tempelschatz interpretiert und ist damit der früheste bislang bekannte christliche Kultgerätefund des gesamten römischen Reiches89. Entweder wurde er von der christlichen Gemeinde selbst zum Schutz vor Plünderern oder heidnischen Tempelzerstörern versteckt, evt. während der Christenverfolgung unter Diocletian 303/04, oder er ist aus einer christlichen Kultstätte entwendet und von den Dieben auf der Flucht versteckt worden. Zwei Becher tragen in großen Buchstaben Weihinschriften unterhalb der Mündungsränder: INNOCENTIA ET VIVENTIA ... [dede/dedicave/offe]RVNT/ „Innocentia und Viventia [haben gegeben/gestiftet/geweiht]“ und SANCTVM ALTARE TVVM DOMINE SVBNIXVS HONORO/ „Ich, Dein Diener (Publianus), ehre Deinen heiligen Altar/Deine Heilige Kirche, o Herr“ sowie im Boden PUBLIANVS als Stifternamen. Die Gegenüberstellung des Water Newton-Schatzes mit den beiden christlichen Kultgerätefunden des 6./7. Jhs. aus Hama/Syrien durch Frend bestätigt diese Interpretation, weil in beiden Schatzfunden die gleichen Gefäßtypen enthalten sind90.
4. 3. Verwendung im Kult 4. 3. 1. London Die Fragmente des silbernen Halbkugelbechers wurden zusammen mit einer runden Pyxis mit Reliefdekor und Siebeinsatz im Zuge der Ausgrabungen des Londoner Mithräums gefunden, womit der Fundplatz die Grundlage für die Zuschreibung der Objekte als Kultgeräte bzw. Tempelinventar bildet84. Die Pyxis ist von Merrifield (1998) durch eine detaillierte ikonographische Analyse der Reliefs mit relativer Sicherheit dem Mithraskult zugeordnet worden; einige der Darstellungen lassen sich allerdings nicht mit dem Mithrasmythos oder dem mithräischen Kultgeschehen in Verbindung bringen85. Der silberne Halbkugelbecher vom Typ Leuna könnte unter Heranziehung des Bodenmosaiks im Mithräum des Felicissimus in Ostia mit dem ersten Weihegrad der Mithrasmysten in Verbindung gebracht werden86. Die Symbole für diesen ersten Weihegrad sind nach Ausweis des Mosaiks in Ostia der corax/Rabe als Name der Stufe, ein caduceus, der Heroldstab des Gottes Merkur als dem Schutzgott dieses Weihegrades, und ein Becher. Diese erste Stufe des Raben hat jeder der Kultanhänger mit dem Aufnahmeritus in die Kultgemeinschaft erreicht, so daß ein Becher ein häufig verwendetes Gefäß bei der Aufnahme in die MithrasKultgemeinschaft gewesen sein muß. Selbst wenn man der Interpretation eines Bacchiums von Henig (1998) folgt, dürfte der silberne Halbkugelbecher auch im Kultgeschehen zu Ehren des Bacchus als Trinkgefäß verwendet worden sein.
4. 3. 3. Wettingen Vier der Gefäße, d.h. die Hälfte des Silberschatzes nennen in Weihinschriften Götternamen (Mars und Merkur) und/ oder tragen in den Reliefdekoren Darstellungen von Göttern (Kasserolle und eine der ovalen Platten). Dies deutet darauf hin, daß es sich bei den Wettinger Silbergefäßen um einen Tempelschatz gehandelt haben könnte, zumal mit Götternamen bzw. -darstellungen nach Johns, Künzl und Painter Kriterien für die Ansprache eines Fundes als Tempelschatz erfüllt sind91. Keller stellt eine Verbindung zwischen Silbergeschirr und dem sog. Isistempel her, der seinerzeit in den
4. 3. 2. Water Newton Die „facetted bowl“ im Water-Newton-Fund ist neben dem Stück aus Ballinrees mit Abstand das größte Exemplar der Becher und Schalen vom Typ Leuna (Abb. 13). Im Schatzfund waren zwei Attaschen mit eingehängten Ringösen erhalten, die wegen der Dünnwandigkeit des Silberblechs und der Vollständigkeit der anderen Gefäße im Randbereich nur zu der „facetted bowl“ gehören können. Im Vergleich mit schliffverzierten gläsernen Hängeschalen, auf deren Wandungen jeweils drei Ringösen aufgeschmolzen sind, wird die silberne Schale aus Water Newton als Hängelampe interpretiert87. Eine Hängelampe aus Glas in
Painter 1999, 3. 17. – Zu den beiden gläsernen Hängeschalen aus Apostelnkloster und Horrem siehe Fremersdorf 1967, 10607. Taf. 106. 107 und Glas der Caesaren 1988, 204-05 Kat. 113. – Zu byzantinischen Silberlampen mit jeweils drei Ösen für Ketten zum Aufhängen siehe S. Boyd, A bishop’s gift: openwork lamps from the Sion treasure. In: Argenterie 1988, 191-210. 88 Stern 2001, 321-22 Kat. 183. 89 Frend 1984/85, 148. – Johns 1994, 112. – Künzl 1996, 472 Tab. 7. – E. Künzl 1997, 77 Abb. 17 Nr. 58 u. 78 Abb. 18 Nr. 26: Water Newton bei Tempelschatzkartierungen. – Painter 1997, 98-102. – Painter 1999, 1. 19. – Vereinzelt tauchen zwar Stücke mit Christusmonogrammen in Schatzfunden des 4. Jhs. auf, so z.B. in Kaiseraugst und Canterbury, eine Interpretation dieser Funde als christliches Kirchensilber geben die Gesamtfunde aber nicht her. – Zu Kaiseraugst: Cahn/Kaufmann-Heinimann 1984, Kat. 39. – Zu Canterbury: C.M. Johns/T.W. Potter, The Canterbury late Roman treasure. Antiqu. Journal 65 (2) 1985, 312-52, Kat. 5 u. 17. 90 Frend 1984/85, 147-48. 91 Johns 1994, 112. – Künzl 1996, 472 Tab. 7. – E. Künzl 1997, 65. 77 Abb. 17 Nr. 60 und 78 Abb. 18 Nr. 28: Wettingen bei Tempelschatzkartierungen. – Painter 1997, 105.
rechtfertigen; dabei sollten möglichst mehrere dieser Kriterien in Kombination auftreten. 84 Johns 1994, 112. – E. Künzl 1997, 60. – Painter 1997, 105. 85 Henig 1998 lehnt die Interpretation von Toynbee 1986 und Merrifield 1998 ab, ohne allerdings eine alternative Interpretation auf der Grundlage einer vergleichbaren Detailstudie vorzulegen. Wegen der dargestellten wilden Tiere sieht Henig eher eine Beziehung zum Dionysisch-Bacchantischen, was besser zu seiner Interpretation des Tempels als Bacchium des 4. Jhs. passen würde. 86 Schwertheim 1979, 61 Abb. 29 u. 68 Liste der Attribute. 87 Frend 1984/85, 147. – Woodward 1992 Taf. 10. – Painter 1997, 101 Fig. 2. – Baratte 1998, 124. – Frend 1998, 289. 293. –
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Mauerresten unter der Wettinger Kirche vermutet wurde: „Man kann daher mit aller Bestimmtheit annehmen, dass die eben beschriebenen Dinge einen Theil des Tempelschatzes bildeten“92. Die Interpretation als Tempelschatz macht Simonett (1946) vor allem an den drei reliefverzierten Gefäßen, nämlich dem Marsteller, der ovalen Platte und der Kasserolle fest, indem er die Darstellungen interpretiert und Vergleichsbeispiele heranzieht. Der Marsteller trägt die den Gott nennende Inschrift deutlich sichtbar in großen Buchstaben um das Zentralmedaillon herum: DEO MARTI MIL[itari]/ „dem soldatischen Mars“. Der im Dativ benannte Gottesname MARTI belegt die Weihung an den Gott. Bei der kleinen Schale dagegen ist der Göttername des Merkur versteckt auf der Unterseite der Schale angebracht, aber ebenfalls im Dativ gegeben, weil ihm das Geschenk zugeeignet wurde: MERCURI[o] MATUTI[no]/ „dem morgendlichen Merkur“. Hier folgt nach einer Gewichtsinschrift auch noch der Name des Weihenden: C. HELVI PRIVATI/ „von Gaius Helvius Privatus“. Auf dem Reliefdekor des Randes der ovalen Platte sind durch ihre Attribute zwölf Götter und deren Begleiter dargestellt: Apollon, Neptun, Diana, Fortuna, Mars, Saturn und Dionysos sowie Satyr und Pan als römische, Sabazios, Kybele und Mithras als ursprünglich aus dem Osten stammende Götter. Durch die
Eingliederung östlicher Gebiete ins römische Reich und die Mobilität von Soldaten und Kaufleuten fanden die östlichen Mysterienkulte im Laufe des 2. und 3. Jhs. im gesamten Imperium rasche Verbreitung. Somit handelt es sich bei der ovalen Platte um ein pantheistisches Objekt, das in der gemeinsamen Wiedergabe verschieden ausgerichteter Kulte die religiöse Toleranz und die Akzeptanz fremder Kulte in der römischen bzw. provinzialrömischen Gesellschaft bezeugt. Die Kasserolle ist anhand ihrer figürlichen Dekoration mit dem Mithraskult in Verbindung zu bringen, da alle sieben relevanten Planetengötter mit ihren Attributen so dargestellt werden, wie sie auch auf dem Fußbodenmosaik im Mithräum des Felicissimus in Ostia erscheinen93. Eine Verwendung dieser Gefäße im profanen Bereich scheint kaum denkbar, so daß der Wettinger Fund als Sakralgeschirr einer paganen Kultgemeinschaft angesprochen werden kann. Die Kasserolle ist explizit auf den Mithraskult bezogen. Mit Schlange, Leiter und phrygischer Mütze erscheint ein Bezug zu Mithras aber auch auf dem Horizontalrand der ovalen Platte. Mars als Gott der Soldaten gehört ebenfalls zu den mithräischen Planetengöttern, womit auch die große Marsplatte in Bezug zum Mithraskult gebracht werden kann. Somit weisen vier von acht Gefäßen des Wettinger Silberschatzes einen Bezug zum Mithraskult auf.
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Schwertheim 1979, 57 Abb. 74. – Merkelbach 1984, 295 Abb. 38. – Shepherd 1998, 224, Abb. 248.
Keller 1864, 135.
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5. DATIERUNG Bei der Frage der Datierung geht es zunächst um die Bestimmung des Zeitpunktes, wann die Fundstücke in die Erde gekommen sind. Hierfür eignen sich am besten Grabfunde, deren Niederlegungen sich durch ihre Ausstattungsensembles und evt. darin enthaltene Münzbeigaben gut datieren lassen94. Bei reinen Silbergefäßfunden kann meist nur unter Heranziehung von typologisch und ikonographisch vergleichbaren Objekten aus besser datierten Zusammenhängen eine ungefähre zeitliche Einordnung erfolgen. Im Fall der Beigabe römischen Importgeschirrs auf germanischem Gebiet sind noch der Zeitpunkt des Übergangs der römischen Gegenstände ins Barbarikum und die Gebrauchszeit für die Datierung relevant. Erst anschließend an die zeitliche Bestimmung der Niederlegung kann über den Zeitraum der Herstellung der niedergelegten Objekte spekuliert werden. Bei ungestörten Befunden können die Beigaben naturgemäß nur älter datieren als die Niederlegung. Dieser Zeitraum kann sich bei der Mitgabe von Altstücken aber weit in die Vergangenheit erstrecken, wie die Grablege des Childerich in Tournai und das Königsgrab von Mušov belegen. Dem ChilderichGrab waren über 450 Jahre alte Münzen der römischen Republik, dem Mušov-Grab des 3. Jhs. ein spätlatènezeitlicher Feuerbock beigegeben95.
Chaource postérieurement à la découverte du trésor d’argent“96. Damit ist die Zusammengehörigkeit von Bronzemünzen und Silbergefäßen nicht eindeutig erwiesen, so daß die Münze des Postumus für eine Datierung des Schatzfundes und der anderen silbernen Halbkugelbecher nicht herangezogen werden sollte. Eine ähnliche Situation lag beim Schatzfund von Wettingen (Kat. 14) vor, bis Simonett die auch hier zuvor als sicher angenommene Zusammengehörigkeit von Silbergefäßfund und Münzschatz widerlegen konnte97. Wegen der Schlußmünze Constantins II. (316-340) aus dem Jahr 328 war eine Datierung des Silberschatzes ins frühe 4. Jh. erfolgt. Somit eignen sich die Schatzfunde von Chaourse und Wettingen trotz der angeblich zugehörigen Münzen nicht für eine sichere Datierung der silbernen Halbkugelbecher ins 3. bzw. frühe 4. Jh. Die Überprüfung der üblichen Datierung ins 3. Jh. muß also über andere Befunde mit entsprechenden Bechern versucht werden. Hierfür bieten sich insbesondere die Körpergräber aus RheinbachFlerzheim, Hågerup und Leuna an, die durch beigegebene Münzen, relativchronologische Befunde und/oder ihre weitere Beigabenausstattung zeitlich recht gut eingeordnet werden können.
In Tabelle 4 sind die aus der Literatur entnommenen Datierungen der silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna zusammengestellt. Eine Datierung erfolgt meist über die bekannten Vergleichsstücke. Dazu werden vor allem die vier Becher aus dem Schatzfund von Chaourse (Kat. 3–6) herangezogen, weil hier eine vermeintlich feste Datierung durch die Schlußmünze des Postumus (259-268) vorliegt. Wegen dieser Münze wird ein Vergraben des Chaourse-Fundes um 270 vermutet, so daß die im Schatz enthaltenen Silbergefäße aus dem 3. Jh. oder früher datieren. Die Angaben im Auktionskatalog von 1888 besagen aber, daß die Münzen zeitlich nach dem Silbergefäßschatz gefunden worden sind: „Six monnaies en bronze provenant de fouilless opérées à
5. 1. Die Sarkophagbestattung von RheinbachFlerzheim Die vier Gräber der Grabgruppe beim Keller lassen sich durch die Überschneidungen der Grabgruben in eine sichere relativchronologische Abfolge bringen und z.T. durch beigegebene Münzen auch absolut datieren. Das älteste Grab, eine Brandbestattung in einem mit Blei ausgeschlagenen Holzsarg, dürfte bald nach 274 angelegt worden sein, weil die Schlußmünze der sechs Münzbeigaben aus der Zeit des Tetricus I. stammt, Kaiser des Gallischen Sonderreiches von 271-27498. Als zweites erfolgte eine Körperbestattung in einem mit Blei ausgeschlagenen Holzsarg mit Goldschmuck, einem silbernen Schreibgriffel sowie jeweils einem Glas- und Keramikbecher. Die Grabgrube schneidet die der ersten Bestattung, muß also später als diese angelegt worden sein. Das dritte Grab, die Doppelbestattung mit silbernem Halbkugelbecher vom Typ Leuna, schneidet wiederum die Grabgrube der zweiten Bestattung99. Das
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Diverse Bearbeiter römischen Importgutes im freien Germanien konnten eine kurze Umlaufzeit für den Import belegen, s. Lund Hansen 1987, 29-33 u. Lund Hansen 1989, 177. 95 Zum Childerich-Grab: H.J. Eggers, Einführung in die Vorgeschichte (München 3.1986) 170-74. – P. Périn/M. Kazanski, Das Grab Childerichs I. In: Die Franken – Wegbereiter Europas (Mainz 1996) Bd. 1, 173-82. – Zu Mušov: J. Peška u.a., Die Königsgruft von Mušov. Germanen und Römer nördlich der mittleren Donau in den ersten zwei nachchristlichen Jahrhunderten (Mikulov 1991). – J. Peška, Das Königsgrab von Mušov in Südmähren. In: Römer zwischen Nordmeer und Alpen 2000, 201-05. – J. Peška/J. Tejral, Das germanische Königsgrab von Mušov in Mähren. Monogr. RGZM 55, 1-3 (Mainz 2002).
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Catalogue Chaource 1888, 15 Kat. 42. – Entsprechend auch Painter in Trésors 1989, 111 und Baratte 1978, 44. Zur Lage bzw. Identität der Fundstellen gibt es keine Angaben. 97 Simonett 1946, 1-2. 98 Die Angaben zu Anzahl und Zugehörigkeit der Münzen zu den einzelnen Bestattungen sind nicht eindeutig, vgl. Niemeier 1986, 20-21, Zedelius 1986, 30 und Gechter 1990, 254. 99 Die drei dieser Bestattung beigegebenen stark abgegriffenen Bronzemünzen des Antoninus Pius (138-161) von 140/44 und
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vierte Grab in der Reihe, eine Brandbestattung ohne (anorganischen) Leichenbrandbehälter, war ohne Schneiden der vorangegangenen Bestattungen angelegt worden. Es enthielt zwei Glasgefäße sowie Elfenbeinintarsien eines Kästchens oder Spielbretts. Die letzte der mitverbrannten Münzen stammt von 276. Damit kann die Grabgruppe von Rheinbach-Flerzheim in den kurzen Zeitraum zwischen 271 und ca. 280 datiert werden, die Sarkophagbestattung mit silbernem Halbkugelbecher wohl sogar zwischen 274 und 276, also um 275.
5. 2. Die Körperbestattungen von Hågerup und Leuna Das Grab aus Hågerup und die beiden Bestattungen aus Leuna mit den namengebenden Bechern gehören zu den reich ausgestatteten Körpergräbern der jüngeren römischen Kaiserzeit. Eggers hat die Silberbecher vom Typ Leuna als Leitform für seine Stufe C 2 angesehen, obwohl auch ihm nur die drei Exemplare aus Hågerup und Leuna bekannt waren104. Das Grab von Hågerup wird mit der Stufe C 1 b (210/20-250/60) etwas früher datiert als die Leunaer Gräber mit der Stufe C 2 (Eggers 1951: 200-300; Lund Hansen 1987: 250/60-310/20)105. Ein Vergleich der Grabausstattungen ergibt als typische gemeinsame Beigabenelemente neben den Silberbechern vom Typ E 179 die flachbödigen Kelle-Sieb-Garnituren mit ruderförmigen Griffen aus Bronze oder Messing vom Typ E 161 und die Glasbecher der Typen E 205/206, 216 bzw. 222 (vgl. Tabelle 5)106.
Der Umbruch von der Brand- zur Körperbestattungssitte begann Anfang des 2. Jhs. in der Oberschicht Stadtroms, verbreitete sich zunächst in die größeren Städte der Provinzen, um von dort aus auch die ländlichen Gegenden zu erreichen. Ein direkter Zusammenhang mit dem sich ausbreitenden Christentum oder Mysterienkulten aus dem Osten läßt sich nicht feststellen, da der Umbruch in der Bestattungssitte deutlich eher zu verzeichnen ist100. Auf vielen Friedhöfen der Provinzen ist ein zeitliches Nebeneinander von Brand- und Körperbestattungen zu beobachten, andernorts werden die verschiedenen Bestattungsformen auf getrennten Friedhofsarealen angelegt. Die Gräber der Secundinii in ihren unterschiedlichen Bestattungsarten auf dem Gutshofareal von Rheinbach-Flerzheim zeigen, daß dort der Übergang von der Brand- zur Körperbestattung im letzten Viertel des 3. Jhs. stattgefunden hat.
Der Silberdenar des Lucius Aelius Caesar aus dem Jahr 137 im Grab von Hågerup eignet sich nicht für die Datierung der Bestattung; er muß als ‚Antiquität‘ dem Verstorbenen mitgegeben worden sein. Eine Datierung anhand des Denars würde das Grab in die ältere römische Kaiserzeit datieren, was aber der gesamten Beigabenausstattung vollkommen widerspräche. Als datierend kann dagegen der Aureus des Tetricus (271-274) im Leuna-Grab 2, 1917 betrachtet werden. Eine Münzbeigabe dieses Kaisers des Gallischen Sonderreiches findet sich auch in Grab 1 der Grabgruppe von RheinbachFlerzheim, so daß hier wohl von einer fast gleichzeitigen Niederlegung der beiden Bestattungen ausgegangen werden kann. Im Grab von Hågerup ist ein komplett römischer Ring vom Typ Beckmann 22a mit der Darstellung des Bonus Eventus in einem Nicolo enthalten107. In Grab 2, 1917 von Leuna ist dagegen eine römische Karneolgemme mit Merkur in einem germanischen Goldring vom Typ Beckmann 17a gefaßt; beide Ringe datiert Beckmann nach Eggers 1951 und 1955 in die Stufe C 2. Die Silberlöffel aus Hågerup und Leuna Grab 3, 1926 gehören zum Typ mit beutelförmiger Laffe, die beim Exemplar aus Leuna in einer asymmetrischen Variante erscheint108. Diese Löffelform ist nach Ausweis diverser
Im westlichen Germanien und in Skandinavien treten mit den Gräbern vom Lübsow-Typ Körperbestattungen schon in der älteren römischen Kaiserzeit auf101. Diese Bestattungen müssen sicher unabhängig vom Umbruch der Bestattungssitte innerhalb des Römischen Reiches betrachtet werden, da Körperbestattungen jenseits der römischen Reichsgrenzen sehr viel früher auftreten, sich aber nicht auf die Bestattungen von Angehörigen der Oberschicht beschränken102. Auch bei den Körpergräbern der jüngeren römischen Kaiserzeit vom Typ Hassleben-Leuna sollte nicht mit einer Übernahme der Körperbestattungssitte aus dem Römischen Reich gerechnet werden, obwohl gerade in den Gräbern vom letztgenannten Typ eine enge Beziehung zum Gallischen Sonderreich nachweisbar ist103. von nach 141 für die Diva Faustina I. und des Marc Aurel (161180) für Faustina II. aus der Zeit zwischen 161 und 176 können für eine Datierung nicht herangezogen werden. 100 A.D. Nock, Cremation and burial in the Roman Empire. Harvard Theol. Review 25, 1932, 321-59. – R.F.J. Jones, Cremation and inhumation – Change in the third century. In: A. King/M. Henig (eds.), The Roman West in the third century. Contributions from archaeology and history (Oxford 1981). – R. Brulet, La Gaule septentrionale au Bas-Empire. Nordgallien in der Spätantike. Trierer Zeitschr. Beih. 11 (Trier 1990) 324-25. 101 Eggers-Stufe B: Eggers 1955: 0-150 n.Chr. – Lund Hansen 1987: 0-150/60. 102 M. Gebühr, Zur Definition älterkaiserzeitlicher Fürstengräber vom Lübsow-Typ. Prähist. Zeitschr. 49, 1974, 82-128. 103 J. Werner, Bemerkungen zur mitteldeutschen Skelettgräbergruppe Hassleben-Leuna. Zur Herkunft der ingentia auxilia Germanorum des gallischen Sonderreiches in den Jahren 25974. Mitteldt. Forsch. 74/1, 1973 (= Festschr. W. Schlesinger, hg. v. H. Beumann), 1-30. – Werner 1989.
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Eggers 1951 177 Beilage 80. – Eggers 1955, 202-03 mit Abb. 4, 59 b. 105 Lund Hansen hat den Umbruch von Stufe C 1 zu C 2 verschoben, so daß es trotz unterschiedlicher Zeitstufenbezeichnungen zu einer zeitlichen Überschneidung der Stufen Eggers C 2 und Lund Hansen C 1b zwischen den Jahren 250/60 und 300 kommt. 106 Alle diese Glasbechertypen wurden von Fremersdorf ins 3. Jh. datiert, s. F. Fremersdorf, Gutachten über die römischen Gläser im freien Germanien. Jahrb. RGZM 2, 1955, 43-44. 107 Unter Nicolo versteht man einen doppellagigen Achat aus einer schwarzen Unter- und einer blauen Oberschicht, in die das Siegelmotiv geschnitten wird. 108 Ein weiterer Silberlöffel mit asymmetrischer Laffe ist als Einzelstück in der Auvergne gefunden worden, s. Trésors 1989, 269 Kat. 234.
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Grab- und Schatzfunde typisch für das 3. Jh.109. Aber auch im 4. Jh. treten diese Löffel noch auf, dann aber in abnehmender Anzahl. Die silberne Zwiebelknopffibel mit Nielloverzierungen in Bügel und Fuß im Grab Leuna 2, 1917 gehört nach Pröttel zu seinem Typ 1, den er von ca. 280/90 bis 320 datiert110.
5. 3. Zur Datierung von Schatzfunden über die Beigefäße Da die Zusammengehörigkeit der Münzschatz- mit den Silbergefäßfunden von Chaourse, Saint-Pabu und Wettingen nicht gesichert ist, sollten die Schlußmünzen für eine Datierung der Silbergefäße nicht herangezogen werden. Deshalb kann in diesen Fällen nur eine allgemeine Datierung über spezifische Dekormerkmale im Vergleich mit besser datierten Vergleichsstücken erfolgen.
Die Kelle-Sieb-Garnituren mit ruderförmigen Griffen und flachem Kellenboden sind in jeweils einem Paar in den drei Körpergräbern von Leuna und Hågerup enthalten. Sie gelten als Leitfunde für die Stufen C 1 a bis C 2, so daß eine feinchronologische Differenzierung mit ihnen nicht durchgeführt werden kann. Ein Bronzeteller des Typs E 118 ist in Dänemark lediglich im Grab von 1977 in Himlingøje aufgetreten. In den beiden Körpergräbern 2, 1917 und 3, 1926 sind dagegen allein drei Exemplare der Typen E 117 und 118 enthalten.
5. 3. 1. Ballinrees Beim Coleraine Hoard bestehen keine Zweifel über die Zusammengehörigkeit der zerteilten Silbergefäßfragmente und der Münzen, die bis zu Kaiser Honorius (393423) reichen und damit einen terminus post quem geben. Die Fragmente von Gefäßen mit Perlrändern können mit einiger Sicherheit ins 4. Jh. datiert werden, da eben solche Perlränder an Silbergefäßen für diese Zeit typisch sind. Auch die Fragmente von Gürtelzubehör gehören wegen ihres Kerbschnittdekors dem späten 4./frühen 5. Jh. an114. Außerdem sind die Teile von zwei zusammengedrückten Löffeln des cochlear-Typs mit großer birnenförmiger Laffe und ornamental durchbrochener Rolle nach Ausweis etlicher Vergleichsfunde sicher ins 4. Jh. zu datieren115. Eine weitere Möglichkeit der Datierung bieten die drei halben Silberbarren in Ochsenhaut- oder Doppelaxtform, von denen zwei mit Stempeln kaiserlicher Silberprägestätten versehen sind: EX OF PA|TRICI und CVRMISSI. Mit Patricius ist der Stempelmeister der Prägestätte benannt, der mit seinem Namen für den staatlich garantierten Feingehalt der Barren bürgte. Willers hat den Stempel CVRMISSI ebenfalls als Eigennamen eines Stempelmeisters Flavius Curmissus interpretiert116. Mattingly und Pearce konnten im Vergleich mit identischen Stempelungen auf Goldbarren aus Siebenbürgen deutlich machen, daß es sich um die Abkürzung von „curator missionum“ handelt117. Diese Interpretation konnte von Painter durch den Neufund eines Silberbarrens in Kent bestätigt werden118. Gestempelte Gold- und Silberbarren erscheinen vermehrt in der 2. Hälfte des 4. Jhs. Durch den Vergleich mit Stempelabbildungen auf Münzen bzw. kaiserlichen Namensinschriften sind sie z.T. gut datierbar. Auf Silbergefäßen
Nach Laser sind die Gräber der Hassleben-Leuna-Gruppe ohne Terra Sigillata zeitlich etwas später anzusetzen als die mit Terra Sigillata. Die Leuna-Gräber von 1834 und 1, 1926 enthalten noch reliefverzierte Schüsseln vom Typ Drag. 37. Die Schüssel aus dem Grab von 1834 ist mit Werkstattstempeln von IVLIVS II und IVLIANVS I versehen, die beide im 2. Viertel des 3. Jhs. gearbeitet haben. Vom Stempel der Schüssel aus Grab 1, 1926 sind nur drei Buchstaben RES erhalten, so daß eine Werkstattzuweisung nicht möglich ist. Die Keramikproduktion in Rheinzabern, deren Ware in den mitteldeutschen Grabkomplexen dominiert, endet um 270, womit auch der Import von Sigillata nach Mitteldeutschland abbricht. Bestattungen, die keine Sigillaten mehr enthalten und zu denen auch die beiden hier interessierenden Leuna-Gräber 2, 1917 und 3, 1926 zählen, müssen demnach nach ca. 270 angelegt worden sein111. In Dänemark ist die Situation in Bezug auf die Terra Sigillata anders. Die hier in den Gräbern enthaltenen Gefäße und zu Spielsteinen, Spinnwirteln oder Anhängern umgearbeiteten Scherben von reliefverzierten Sigillaten überwiegend des Typs Drag. 37 stammen aus Werkstätten, die im 2. Jh. produzierten112. Damit sind die in Dänemark gefundenen Sigillaten früher zu datieren als die in den Gräbern der Hassleben-Leuna-Gruppe. Die Zufuhr von Terra Sigillata nach Dänemark endet bereits im Laufe der Stufe C 1 b113.
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H.W. Böhme, Germanische Grabfunde des 4. bis 5. Jahrhunderts zwischen unterer Elbe und Loire. Münchner Beitr. Vor- u. Frühgesch. 19 (München 1974). 115 Z.B. wird der Silberschatz von Kaiseraugst mit 21 cochlearia durch Münzen und historische Ereignisse in die 2. Hälfte des 4. Jhs. datiert, s. H. Wrede/H.A. Cahn, Vermutungen über Funktion und Besitzer des Silberschatzes. In: Cahn/ Kaufmann-Heinimann 1984, 405-09 sowie H.A. Cahn, Kommentar zu den Barren 66-68, ebd. 327-29. 116 H. Willers, Die römischen Silberbarren aus Dierstorf. In: ders., Die römischen Bronzeeimer von Hemmoor (Hannover, Leipzig 1901) 221-39, bes. 237. 117 Mattingly/Pearce 1937, 44. 118 K.S. Painter, A Roman silver treasure from Canterbury. Journal Brit. Archaeol. Ass. 28, 1965, 1-15. – K.S. Painter, A late-roman silver ingot from Kent. Antiqu. Journal 52, 1972, 8491, bes. 85-86.
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Schatzfunde mit Löffeln mit beutelförmiger Laffe sind z.B. Ruffieu mit 4 Stück (Trésors 1989, 200-01 Kat. 146-149), Lyon-Vaise mit 14 Stück (Lascaux et al. 1994, 13-14) sowie Vienne mit 5 Stück (Baratte et al. 1990, 76-77 Kat. 14-18). 110 P.M. Pröttel, Zur Chronologie der Zwiebelknopffibeln. Jahrb. RGZM 35, 1988, 347-72. 111 R. Laser, Einige Bemerkungen zum spätkaiserzeitlichen Körpergrab von Leuna, 1834. In: A. Lang/H. Parzinger/H. Küster (Hrsg.), Kulturen zwischen Ost und West. Festschr. G. Kossack zum 70. Geb. (Berlin 1993) 309-26, bes. 315-6. 112 Lund Hansen 1987, 65-66. 113 U. Lund Hansen, Die skandinavischen Terra Sigillata-Funde. Zu ihrer Herkunft, Datierung und Relation zu den übrigen römischen Importen der jüngeren Kaiserzeit. Stud. Sachsenforsch. 3, 1982, 75-99. – Lund Hansen 1987, 57 Fig. 21.
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dagegen sind gut datierbare Stempel erst für das 5. Jh. zu finden. Lediglich zwei silberne Perlrandbecken aus Sulin am Don im Staatlichen Historischen Museum in Moskau und aus Syrien in der Antikensammlung Berlin sind mit offiziellen Stempeln des 4. Jhs. versehen. Die Datierung stützt sich auf den Vergleich der Stempelbilder einer sitzenden Tyche mit Münzstempeln Valentinians II. (383392). Ein vergleichbarer Stempel erscheint auch auf einem Goldbarren aus Transsylvanien, der durch weitere Stempel datiert werden kann. Einer davon zeigt Theodosius d. Gr. (379-395) mit seinen Caesaren Honorius und Arcadius119.
Im 4. Jh. wird der kleinteilige Astragalrand durch den Perlrand aus großen Dreiviertelkugeln abgelöst. Als weitere Stücke aus dem Chaourse-Fund kommen die beiden silbernen Hemmoorer Eimer für eine Datierung über Vergleichsstücke in Frage. Der zuletzt bekannt gewordene Hemmoorer Eimer aus Silber von ähnlich gedrungener Form ist als Beigabe im Fürstengrab von Gommern gefunden geworden. Dieses äußerst reich ausgestattete Körpergrab kann durch den Vergleich seiner Gesamtausstattung mit denen der Körpergräber vom Typ Hassleben-Leuna ins 3. Jh. datiert werden123. Die wenigen bekannten Exemplare Hemmoorer Eimer aus Silber hat Rau zusammengestellt124. Hemmoorer Eimer aus Messing125 treten in den Stufen C 1 b und C 2 in germanischen Fundzusammenhängen auf, in den südlichen Gebieten von Schweden und Norwegen auch noch in der Stufe C 3, also im frühen 4. Jh. Die Produktion von Hemmoorer Eimern soll nach Erdrich schon um 169/70 begonnen haben. Die beiden silbernen Stücke aus Chaourse und Gommern gelten wegen ihrer gedungenen Form als frühe Exemplare126. Für sie muß also mit einer langen Umlaufzeit gerechnet werden.
Anhand der Beifunde läßt sich der Hacksilberfund von Ballinrees also gut an den Anfang des 5. Jhs. datieren. Diese Datierung muß aber für die große Silberschale mit angedeutetem Dellendekor nicht maßgebend sein. Sie kann auch schon früher angefertigt worden sein. Zwar wird das Kreisaugenmotiv, von dem auf dem großen Becher des Coleraine Hoard ausgiebig Gebrauch gemacht worden ist, bevorzugt im frühen Mittelalter eingesetzt, aber auch in früheren Jahrhunderten erscheinen Kreisaugenmotive als Dekorelemente. So ist z.B. bei einer ovalen Platte mit Handhaben im Schatzfund von Saulzoir/F, die ins 3. Jh. datiert wird, das Kreisaugenmotiv beim Dekor der Innenfläche wiederholt eingesetzt worden120.
5. 3. 3. Water Newton Auch beim Fund von Water Newton kann eine Datierung nur über typologische und ikonographische Vergleichsstücke erfolgen, weil datierende Münzen fehlen. Die auffälligsten Objekte dieses Fundes sind die silbernen Blattvotive mit Christusmonogrammen. Vergleichbare Votivbleche aus Bronze, Silber und Gold aus paganen Fundzusammenhängen des späten 1. bis 4. Jhs. sind vorwiegend aus den römischen Provinzen bekannt, weniger aus Stadtrom bzw. Italien selbst127. Es lassen sich grob zwei Varianten unterscheiden, eine mit Götterdarstellungen in Tempeln oder unter Ädiculen und eine blattförmige, die sich durch ziselierte Blattadern auszeichnet128. Da nach der Fundstatistik das Hauptverbreitungsgebiet der blattförmigen Votivbleche in den britannischen, gallischen und germanischen Provinzen, also vormals keltischen Gebieten liegt, bringt Künzl die
5. 3. 2. Chaourse Beim Silbergefäßfund von Chaourse bieten sich insbesondere die astragalierten Ränder von insgesamt 13 Platten, Tellern und Schalen für eine Datierung über Vergleichsstücke an. So wurden im Kastell von Niederbieber drei Silberschälchen mit Astragalrändern in zwei durch Münzen gut datierten Befundzusammenhängen geborgen. Der eine Fundkomplex in einer Offiziersunterkunft enthielt zwei große runde silberblechverkleidete Bronzeplatten121 sowie zwei Silberschälchen, die zusammen mit ca. 900 Silberdenaren in einem Bronzekessel deponiert waren. Die Schlußmünzen datieren in das Jahr 259/60. Im zweiten Fundkomplex war das Silberschälchen zusammen mit Goldschmuck und einem Münzschatz verborgen, dessen Schlußmünze unter Kaiser Valerian I. (253-260) geprägt wurde. Damit können die Schälchen mit astragalierten Rändern aus Niederbieber und ihre Entsprechungen in anderen Fundkomplexen sicher ins 3. Jh. datiert werden122.
123
Gommern 2000 Abb. S.149. Rau 1972, 140. – Ein bei Rau nicht genannter silberner Hemmoorer Eimer mit großflächigem Reliefdekor und tordiertem Henkel stammt aus Revel-Tourdan, s. Trésors 1989, 224-25 Kat. 183. 125 M. Erdrich, Zu den Messingeimern vom Hemmoorer Typ: Verbreitung, Datierung und Herstellung. In: R. Busch (Hrsg.), Rom an der Niederelbe (Neumünster 1995) 71-80, bes. 72. 126 Rau 1972, 140-42. – Lund Hansen 1987, 71-73. – M. Erdrich, Zur Herstellung von Hemmoorer Eimern. Acta of the 12th International Congress on Ancient Bronzes (Nijmegen 1995) 33-38. – M. Erdrich, Rom und die Barbaren. Das Verhältnis zwischen dem Imperium Romanum und den germanischen Stämmen vor seiner Nordwestgrenze von der späten römischen Republik bis zum Gallischen Sonderreich. Röm.-Germ. Forsch. 58 (Mainz 2001) 46. 127 E. Künzl 1997, 67 Abb. 8. 73 Abb. 11. 128 Den Water Newton vergleichbare dreieckige Silbervotivblätter sind im Votivfund von Vichy enthalten, s. Baratte 1981 a, Taf. 38 u. Kaufmann-Heinimann 1998, 264 Kat. GF47 mit Abb. 221. 124
119
R. Zahn, Spätantike Silbergefäße. Amtl. Ber. 39, 1917, Sp. 262-304, bes. Sp. 271-77 und 292-96. – E. Cruikshank-Dodd, Byzantine silver stamps. Dumbarton Oaks Studies VII (Washington D.C.1961) 3-5. 230-33 Kat. 81-82. 120 Trésors 158-60 Kat. 105. 121 Bei der Verwendung von „Bronze“ als Materialbezeichnung kann es sich im hier betrachteten Zeitraum auch um Messing handeln. Da eine eindeutige Unterscheidung erst nach einer Metallanalyse möglich ist, sollte der Begriff Kupferlegierung verwendet werden. 122 Silver for the Gods 1977, 164-65 Kat. 109-111. – Menninger 1997a, 111-23 Kat. 8-13. – Weitere Literatur zu Silbergefäßen mit Astragalrändern: Baratte 1978. – Trésors 1989, 123-27 Kat. 62-73. 131-33 Kat. 78-80 (Chaourse). 150-52 Kat. 96-99 (Reims). 166-67 Kat. 110-112 (Rethel).
18
Blattform mit Verbindung129.
der
keltischen
Baumverehrung
in
von Durobrivae ein kleiner Schatz bestehend aus einer Bronzeschale, zwei zusammengefalteten Fragmenten von Silbergefäßen und 30 Goldmünzen gefunden worden, der in einer einheimischen Tonschale mit Deckel deponiert worden war134. Die Solidi reichen von Constantin I. (306337) bis Constans I. (337-350). Das Fehlen von Münzen des Magnentius, im Januar 350 Usurpator des Westreiches, machen das Schließen des Schatzes zu Beginn des Jahres 350 und seine unmittelbare Deponierung wahrscheinlich135. Die beiden Schatzfunde von Durobrivae scheinen einen sog. Schatzfundhorizont anzudeuten, der mit den historischen Ereignissen im Westteil des römischen Reiches um 350 in Zusammenhang gebracht werden kann. Daher liegt der Schluß nahe, die Deponierung des Kirchensilbers von Water Newton ebenfalls in die Mitte des 4. Jhs. zu datieren136.
Zu den schlichten, undekorierten Gefäße können kaum typologische Vergleichsstücke des 3. oder 4. Jhs. angeführt werden, was eine Datierung erschwert. Zur großen runden Platte gibt es allerdings ein Vergleichsstück im Schatzfund von Hoxne, das im Gegensatz zur Platte von Water Newton einen Standring aufweist130. Beide Platten oder Becken sind im Innern mit konzentrischen Kreislinien verziert; beim Stück aus Water Newton ist in den innersten Kreis ein großes Christusmonogramm mit Alpha und Omega eingeschrieben. Der Hoxne Treasure wird wegen der im Fundkomplex enthaltenen Schlußmünzen der Kaiser Arcadius (383-408) und Honorius (393-423) an den Anfang des 5. Jhs. datiert. Weiterhin gibt es zum Water Newton-Sieblöffel mit Christusmongramm am Stielende einige Vergleichsstücke des 3. bis 6. Jhs., die M. Martin in der Publikation des Kaiseraugster Silberschatzes zusammengestellt hat131. Dabei gibt es zu Form und Umrißgestaltung eine größere Anzahl vergleichbarer Siebchen, aber nur bei einem erscheint auch ein Christusmonogramm. Ausgerechnet dieses Stück ist aber von anderer Form; es handelt sich um einen Löffel vom cignus-Typ mit Schwanenhalsgriff132, der zum Kirchenschatz von Canoscio gehört. Das Christusmonogramm befindet sich in der Laffe und ist perforiert. Datiert wird dieser Löffel wegen des Schwanenhalsgriffes vor 500, wenn auch der ganze Kirchenschatz an den Anfang des 6. Jhs. gesetzt wird. Der Blattschuppendekor in klassischrömischer Tradition an der Hängelampe von Water Newton ergibt keinen Anhaltspunkt für eine zeitliche Eingrenzung. Er tritt in der Toreutik schon im Hellenismus auf und ist noch bis ins 4./5. Jhs. auf Edelmetallgefäßen zu finden, z.B. der Amphora aus Concesti133. Schale und Krug könnten also aus einem älteren Zusammenhang stammen und dem Ensemble aus den schlichten Gefäßen mit Weihinschriften und Christusmonogrammen hinzugefügt worden sein. Daher datiert Painter (1975) die „facetted bowl“ ins 3. Jh., die Deponierung des Schatzes aber in die Mitte des 4. Jhs.
5. 3. 4. Wettingen Beim Silbergefäßfund von Wettingen dienen ebenfalls Vergleichsstücke zur Datierung des Fundkomplexes ins 3. Jh. Zum Marsteller können die große Silberplatte aus dem Fürstinnengrab von Hassleben, eine Platte aus dem Schatzfund von Vienne/F und die Kragenrandschüsseln aus Chaourse/F und Graincourt-lès-Havrincourt/F herangezogen werden137. Diese Vergleichsstücke sind alle auf den Horizontalrändern mit unendlichen Blüten- und Knospenranken in Relief verziert. Allerdings stammen nur die beiden Platten aus dem Fürstinnengrab von Hassleben und aus dem Schatzfund von Vienne aus datierbaren Fundzusammenhängen des 3. Jhs. Zum Hakenkreuzdekor der zweiten Wettinger Platte gibt es Vergleichsstücke in den Schatzfunden von Chatuzange und Chaourse, die ihrerseits nur über Vergleichsstücke und die Astragalränder ins 3. Jh. datiert werden können138. Zur ovalen Platte mit reliefiertem Horizontalrand sind die nächsten Vergleichsstücke die ovalen Platten mit Handhaben aus dem Grabfund von Lillebonne, datiert ans Ende des 2./Anfang des 3. Jhs.139, und aus dem Schatzfund von Rethel, datiert ins 3. Jh.140 Bei der Platte aus Rethel wird der Reliefdekor von einem
Im Februar 1974, also eineinhalb Jahre vor der Entdeckung des Silbergefäßfundes, ist im gleichen Gebiet
134
C. Johns/R.A.G. Carsons, The Waternewton hoard. Durobrivae 3, 1975, 10-12. – C. Johns/R.A.G. Carsons, Appendix: The 1974 Water Newton hoard. In: Painter 1977, 27-28 mit 4244 Fig. 31-35. 135 Vgl. der Silberschatz von Kaiseraugst, s. Cahn/KaufmannHeinimann 1984. 136 Mawer 1995, 18 dagegen hält im Vergleich mit den syrischen Kirchensilberschätzen des 6. Jhs. eine sehr viel spätere Datierung für den Water Newton-Fund für wahrscheinlicher. 137 Simonett 1946 Taf. 1, 1,3. – R. Zahn, Die Silberteller von Hassleben und Augst. In: W. Schulz/R. Zahn, Das Fürstengrab von Hassleben. Röm.-Germ. Forsch. 7 (Berlin 1933) 59-96. – Baratte et al. 1990, 47-50 Kat. 3. – Trésors 1989, 127-28 Kat. 74 (Chaourse). 147-49 Kat. 94 (Graincourt). 138 Trésors 1989, 232-33 Kat. 190. 238 Kat. 194 (Chatuzange). – Trésors 1989, 131-32 Kat. 78 (Chaourse). 139 Simonett 1946 Taf. 3,8. – Trésors 1989, 107 Kat. 38. 140 Orfèvrerie gallo-romaine. Le trésor de Rethel (Paris 1988) 40-58 Kat. 2. – Trésors 1989, 161-63 Kat. 107.
129
E. Künzl, Sakrale Objekte und Votive. In: Ders., Die Alamannenbeute aus dem Rhein bei Neupotz (Mainz 1993) Bd. 1, 85-104, bes. 88. – Künzl 1996, 462. – E. Künzl 1997, 68. 130 R. Bland/C. Johns, The Hoxne treasure. An illustrated introduction (London 1993). 131 M. Martin, 36-40 Weinsiebchen und Toilettegerät. In: Cahn/Kaufmann-Heinimann 1984, 97-132, bes. 103 mit Abb. 55,2 und 89 mit Abb. 49,5. 132 H. Mielsch, Miszellen zur spätantiken Toreutik, darin u.a. zum antiken Namen der Löffel mit Schwanenhalsgriff. Arch. Anz. 1992, 475-8. 133 E. Simon, Toreutica. In: Enciclopedia dell’Arte Classica e Orientale 7, 1966, 919-48. – Zur Amphora aus Concesti z.B. L. Matzulewitsch, Byzantinische Antike. Studien auf Grund der Silbergefäße der Eremitage (Leningrad 1929) 132-34. – K. Weitzmann (ed.), Age of Spirituality. Late Antique and Early Christian art, third to seventh century (New York 1979)170-71 Kat. 149.
19
umlaufenden Astragal begleitet. Die zweite ovale Platte mit zentraler Raute aus dem Wettinger Fund ist ebenfalls mit einem Astragalrand versehen. Diese Astragale sind, wie oben ausgeführt, ein deutlicher Hinweis auf das 3. Jh.
5. 5. Ergebnis Engere Datierungen lassen sich nur für die vier Körpergräber aus Hågerup, Leuna und RheinbachFlerzheim herausarbeiten. Das Körpergrab von Hågerup kann in dieser Reihe wohl als die älteste Niederlegung mit silbernem Halbkugelbecher vom Typ Leuna gelten. Nach der Matrix von Lund Hansen ist das Grab in die Mitte der Stufe C 1 b zu datieren141, was absoluten Daten von ca. 230-250 entsprechen dürfte. Die Sarkophagbestattung von Rheinbach-Flerzheim kann wegen der benachbarten Gräber mit Münzen um das Jahr 275 datiert werden. Die beiden Körpergräber von Leuna sind etwas später angelegt worden, nach Aussage des Aureus des Tetricus und der Datierung der Zwiebelknopffibel in Grab 2, 1917 wohl um bzw. nach 280142.
5. 4. Das Mithräum in London Wegen der Fundlage über dem nördlichen Mauerzug des Mithräums können die beiden Silbergefäße stratigraphisch keinem der Fußbodenniveaus zugewiesen werden, wodurch eine Datierung erschwert wird. Da aber beide Stücke zusammen aufgefunden wurden, müßten sie auch gemeinsam deponiert worden sein. Dies legt die Vermutung nahe, daß die beiden wohl im Mithraskult verwendeten Objekte gleichzeitig mit den mithräischen Skulpturenteilen ebenso wie diese versteckt bzw. innerhalb des Heiligtums ‚rituell bestattet‘ worden sind. Diese Maßnahme erfolgte, den Münzfunden in den Laufhorizonten nach zu urteilen, zwischen 307/08 und 310/17, so daß man den im Kult des Mithras verwendeten silbernen Halbkugelbecher wohl ins 3. Jh. datieren kann.
Die Niederlegungen der Schatzfunde mit silbernen Halbkugelbechern vom Typ Leuna lassen sich anhand spezifischer Dekordetails der Beifunde nur grob ins 3. Jh. datieren, weil datierende Münzen fehlen bzw. deren Zugehörigkeit fragwürdig ist. Damit kann das Silberschälchen aus Hågerup mit einiger Sicherheit als das früheste Exemplar der silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna gelten. Die beiden Stücke aus Ballinrees und Water Newton müssen wegen der Depotniederlegungen im 4. bzw. frühen 5. Jh. als die jüngsten der 14 bekannten Exemplare betrachtet werden, auch wenn die Datierung der Deponierung nicht unbedingt eine entsprechende Datierung für die Silbergefäße nach sich ziehen muß.
141 142
20
Lund Hansen 1987, 57 Fig. 21. 77. Pröttel 1988.
6. ZUR HERLEITUNG DER HALBKUGELFORM hen148. Hieran läßt sich ein Becher mit Wein- und Olivenblättern in Relief aus dem Schatzfund von Hockwold, Norfolk anschließen, der aber keine Hinweise auf ehemals angelötete Griffe aufweist149. Im Vergleich mit dem Hildesheimer Silberfund und Silbergefäßen aus den vom Vesuv verschütteten Städten werden die HockwoldGefäße ins frühe 1. Jh. datiert. Der Hockwold-Fund enthält auch einen vollständig mit Fuß und zwei Griffen erhaltenen halbkugeligem Becher ohne Reliefdekor150. Ein dem schlichten Hockwold-Becher sehr ähnliches Becherpaar stammt aus dem Rheinkies bei XantenWardt, dem Füße und ein Griffpaar fehlen151. Diese Gefäße werden wiederum im Vergleich mit anderen Gefäßen ins letzte Viertel des 1. Jhs. v.Chr. bis Anfang des 1. Jhs. n.Chr. datiert.
Die Bezeichnung ‚Halbkugelbecher‘ für die silbernen Becher vom Typ Leuna ist streng genommen nicht zutreffend, da eine annähernde Halbkugelform lediglich bei dem Stück aus Hågerup vorliegt. Bei der Beschreibung vergleichbarer Glasbecher wird daher oftmals der Ausdruck „überhöht halbkugelige Form“ verwendet143. Die Standfestigkeit sowohl der Metall- als auch der Glasbecher wird allein durch die eingezogene bzw. eingeschliffene Bodendelle erreicht. Trotzdem muß man wohl davon ausgehen, daß die (leeren) Becher eher umgestülpt auf dem Rand stehend gelagert wurden144. Formale Vorläufer halbkugeliger Becher ohne Standring oder -fuß sind die sog. megarischen Becher des griechischen Hellenismus. Die Exemplare aus Keramik sind i.A. auf der Außenseite mit floralen Reliefdekoren versehen145. Bei den megarischen Bechern aus Glas gibt es eine recht breite Palette von Dekorationen. Sie kommen mit Reliefdekor, in Reticella- und Millefioritechnik sowie als Zwischengoldgläser vor146. Die Stücke aus Silber sind mit plastisch gestalteten Zungen und ziseliertem Rankendekor (massiv) oder floralem Reliefdekor (doppelwandig) verziert und sollen vornehmlich aus dem iranischen Raum stammen147. Ein Masken-, zwei Ranken- und vor allem der Lorbeerbecher aus dem Hildesheimer Silberfund, datiert ins 1. Jh., nehmen die halbkugelige Form und den Reliefdekor der megarischen Becher auf, waren ursprünglich aber mit Standfüßen und Griffen verse-
Zwei Silberschalen aus Sîncrãeni/Rumänien entsprechen in Form und Dekor den gläsernen und silbernen Halbkugelbechern auffällig152. Beide bilden aufgrund ihrer Form, der Maße und Dekoration aus lediglich drei horizontalen Doppelriefen auf der Außenwandung ein Gefäßpaar. Nach dem sparsamen Dekor und mit den Quotienten aus Durchmesser und Höhe von 1,74 und 1,79 würden sie der Variante A der Halbkugelbecher zuzuweisen sein153 bzw. in dekorativer Hinsicht noch eine Art Vorläufer darstellen, weil die Dellen fehlen. Der Silbergefäßfund von Sîncrãeni wird in die 2. Hälfte des 1. Jhs. v.Chr. datiert, würde also auch in zeitlicher Hinsicht als Vorläufer gut passen. Plinius d. Ä. erwähnt in seiner Naturalis Historia Silbergefäße mit nach innen gewölbtem Reliefdekor: „Ja, es werden auch Trinkgefässe so geformt, dass innen gleichsam zahlreiche Spiegel aus der Oberfläche herausgetrieben werden, so dass, selbst wenn nur einer
143
Z.B. Follmann-Schulz 1988, 106 Kat. 392 und Harter 1999, 70-72. 144 Siehe die Korrosions- und Erdablagerungen beim Becher von Hågerup (Kap. 14, Kat. 7) und die Rekonstruktionszeichnungen der Grablegen von Leuna, Schulz 1953, 15 Abb. 10. 24 Abb. 39. 145 L. Byvanck-Quarles van Ufford, Les bols mégariens. Bull. Ant. Beschaving 28, 1953, 1-21. – U. Hausmann, Hellenistische Reliefbecher aus attischen und böotischen Werkstätten. Untersuchungen zur Zeitstellung und Bildüberlieferung (Stuttgart 1959). – U. Sinn, Die homerischen Becher. Hellenistische Reliefkeramik aus Makedonien. Athen. Mitt. Beih. 7 (Berlin 1979). 146 D.B. Harden, The Canosa group of Hellenistic glasses in the British Museum. Journal Glass Stud. 10, 1968, 22-47. – A. Oliver jr., Millefiori glass in classical antiquity. Journal Glass Stud. 10, 1968, 48-70. – S.M. Goldstein, Old glass, new glass, gold glass: some thoughts on ancient casting technology. Kölner Jahrb. Vor- u. Frühgesch. 22, 1989, 115-20. – E.M. Stern, Ein Fund hellenistischen Luxusglases. In: dies./B. Schlick-Nolte, Frühes Glas der Alten Welt, 1600 v.Chr. - 50 n.Chr. Sammlung Ernesto Wolf (Stuttgart) 1994, 97-115. 147 R. Zahn, Ein hellenistischer Silberbecher im Antiquarium der Staatlichen Museen zu Berlin. Jahrb. DAI 82, 1967, 1-14. – R. Zahn, Ein goldener Becher in der Eremitage zu Leningrad. Jahrb. DAI 82, 1967, 15-26. – Künzl 1973 bes. 183-86. – Silver for the Gods 1977, 76-79 Kat. 41-43.
148
Gehrig 1980, 17-18 Kat. 15-18. 19 Kat. 22. – K. Roth-Rubi, Der Hildesheimer Silberschatz und Terra Sigillata im Vergleich – eine Gegenüberstellung. Arch. Korrbl. 14, 1984, 177 Abb. 2,3 und 187. 149 C. Johns, The Roman silver cups from Hockwold, Norfolk. Archaeologia (London) 108, 1986, 1-13; 1 cat. 1 mit 3 Fig. 2, Pl. 3b u. 4. 150 Johns 1986 (s. Anm. 149) 9 cat. 9 mit 5 Fig. 4 u. Pl. 6a. 151 F. Baratte, Silbergeschirr in Gallien und den benachbarten Provinzen. In: H.-H. von Prittwitz und Gaffron/H. Mielsch, Das Haus lacht vor Silber. Die römische Prunkplatte von Bizerta und das römische Tafelgeschirr (Bonn 1997) 61 Abb. 1. – U. Schädler, Silber- und Bronzegefäße aus dem Altrhein bei Xanten. In: Geschichte im Herzen Europas. Archäologie in Nordrhein-Westfalen (Ausstellungskat. Köln 1990) 219-22. – C. Bridger in: H.-J. Schalles/Ch. Schreiter (Hrsg.), Geschichte aus dem Kies. Neue Funde aus dem Alten Rhein bei Xanten. Xantener Ber. 3 (Köln, Bonn 1993) 229 Kat. Mg 1 u. 2 mit Taf. 48. 152 D. Popescu, Le trésor dace de Sîncrãeni. Dacia N.S. 2, 1958, 157-206, bes. 158-159 Fig. 1, 1. 2. Fig. 2, 1. 2. 184-186. 153 Siehe Kap. 7.
21
becher vom Typ Leuna aus den zeitlich vorausgehenden Gefäßtypen des Hellenismus und der frühen Kaiserzeit ist nicht mit Sicherheit auszumachen.
hineinblickt, ein ganzes Volk ebenso vieler Bilder [wie Spiegel] entsteht.“154 Diese Stelle würde man gern mit den zur Diskussion stehenden Silberbechern in Verbindung bringen, denn genau der bei Plinius beschriebene Effekt tritt bei den silbernen Halbkugelbechern vom Typ Leuna auf. Die nach innen eingewölbten Dellen wirken wie Zerrspiegel, die das Gesicht des aus dem Becher Trinkenden in vielfacher Zahl widerspiegeln. Da aber in den bislang bekannten Silbergefäßfunden des 1. und 2. Jhs. Gefäße mit einem entsprechenden Dekor nicht enthalten waren, kann das Plinius-Zitat nicht mit einer der bekannten Silbergefäßformen des 1. Jhs. in Übereinstimmung gebracht werden. Auch eine Herleitung der halbkugeligen Gefäßform der facettierten Halbkugel-
Einzig ein gläserner, schliffverzierter Halbkugelbecher aus einem Kölner Körpergrab des 4. Jhs. scheint eine formale Verbindung zwischen hellenistischen Bechern mit plastischem Dekor und den Halbkugelbechern des 3. und 4. Jhs. darzustellen. Er trägt den für die megarischen und achämenidischen Keramik- und Silberbecher typischen Blattkranz als plastische Bodenverzierung. Für eine Datierung ins 4. Jh. spricht aber das Dekorregister unterhalb des Randes mit den gegitterten Rauten155.
154
Nat. Hist. 33, 129 zitiert nach Projektgruppe Plinius, Silberbergbau und -verhüttung in der Antike nach Texten von Plinius, Diodor und Dioskurides (Bochum 1998) 46.
155
RGM Inv. 36.163; Fremersdorf 1967, 95: „Die Verzierung ist singulär“ mit Taf. 85.
22
7. DIE GLASSCHLIFF- UND TERRA SIGILLATA-BECHER DER TYPEN E 216 UND DRAG. 41 UND IHRE BEZIEHUNG ZU DEN SILBERBECHERN VOM TYP LEUNA werden auch die Glasschliffbecher halbkugeliger und überhöht halbkugeliger Form in die diversen Typologien eingeordnet, ohne die Art der Schliffverzierung und die unterschiedlichen Formen mit zu berücksichtigen. Nur Fremersdorf (1967) hat die eher gedrungene Form halbkugeliger und die kugelige Form überhöht halbkugeliger Becher als Unterscheidungskriterium herangezogen162, die den Eggers-Typen E 215/ 216 und E 218/219 entsprechen. Rütti (1991) hat bei den halbkugeligen Glasschliffbechern aus Augst in zwei Verbreitungskarten zwischen solchen mit sparsamen und solchen mit flächendeckenden Dekoren unterschieden163.
7. 1. Die Glasschliffbecher vom Typ E 216 Für die gläsernen Halbkugelbecher mit Facettschliff haben sich in der Provinzialrömischen Archäologie und der Urund Frühgeschichte unterschiedliche Typenbezeichnungen eingebürgert. Die hier relevante Becherform wurde von Eggers als sein Importtyp 216 benannt (= Typ E 216)156. Bei Isings entspricht dies der Form 96 b, bei GoethertPolaschek (bzw. Trier) Form 49 a, bei Harter Form B 15 b, bei Rütti Form AR 60.1157. Verwirrung zwischen den Becherformen kann dadurch entstehen, daß Eggers die halbkugeligen und diverse unterschiedlich schliffverzierte Glasbecher überhöht halbkugeliger Form in insgesamt 15 verschiedene Typen (E 215-229) unterschieden hat, die im Sprachgebrauch der provinzialrömischen Archäologie alle unter den oben genannten Formen subsumiert werden. Nur Fremersdorf (1967) hat zwischen kugeligen und glockenförmigen Bechern sowie Halbkugelbechern unterschieden158. So würden beispielsweise die Typen E 218 und E 222 zu den kugeligen, die Typen E 215 und E 216 zu den halbkugeligen Bechern bei Fremersdorf zählen, während sie alle vier in den anderen Typologien als Isings 96 b, Trier 49 a, Harter B 15 b bzw. AR 60.1 bezeichnet würden.
Kombiniert man die Kriterien von Fremersdorf und Rütti, können die Glasschliffbecher vom Typ E 216 (unter Einbeziehung der Typen E 218 und E 222) in vier Varianten untergliedert werden, wenn sowohl der Umfang der Schliffdekore als auch die Form der Becher berücksichtigt wird (Abb. 15): • •
7. 1. 1. Zu einer Typologie der Glasschliffbecher vom Typ E 216
• •
Wie eben erwähnt, werden geschliffene Glasbecher halbkugeliger und überhöht halbkugeliger Form mit unterschiedlichen Dekoren von provinzialrömischen und kaiserzeitlich-germanischen Fundstellen meist unter eine einzige Typenbezeichnung subsumiert159. Bei der Definition von Untergruppen oder Varianten basieren diese insbesondere auf der Form der Mündungsränder160 oder auf dem Vorhandensein unterschiedlicher Dekore161. So
Var. A: sparsamer Schliffdekor, halbkugelig mit Quotient 1,5 bis 2. Var. B: flächendeckender Schliffdekor, halbkugelig mit Quotient 1,5 bis 2. Var. C: sparsamer Schliffdekor, kugelig mit Quotient 1 bis 1,4. Var. D: flächendeckender Schliffdekor, kugelig mit Quotient 1 bis 1,4.
Die Variante A (Abb. 15, Var. A) wird insbesondere durch die drei Becher aus dem Grab 1 von 1949 in Himlingøje repräsentiert. Weitere Exemplare dieser Variante wurden in Augst, im sog. Fürstengrab 2 von Ostrovany/Ostrópataka/ Slowakei, in Pannonien, im Schwarzmeergebiet und in Ephesos gefunden164. Die Becher der Var. A sind nur sparsam mit Schliffdekor versehen, der sich fast ausschließlich aus waagerechten und senkrechten Facettschliffen sowie Rundschliffen mit kleinen Durchmessern zusammensetzt. Die einzelnen Schliffe sind relativ weit auseinander liegend angebracht. Oft sind Dekorzonen durch feine, meist einzelne Horizontalrillen voneinander getrennt. Die Becher der Var. A sind im Vergleich zu denen der Var. B zum ganz überwiegenden Teil auffällig dünnwandig; das farblose Glas hat einen gelblichen Einschlag.
156
Eggers 1951, 60 und Taf. 15. – Im Folgenden werden im Wesentlichen Glasgefäße aus den gut publizierten Sammlungen der Museen in Bonn (Follmann-Schulz 1988), Trier (Goethert-Polaschek 1977), Köln (Fremersdorf 1967), Mainz (Harter 1999) und Augst (Rütti 1991) zum Vergleich herangezogen. 157 Isings 1957, 113-16. – Goethert-Polaschek 1977, 50-59 Kat. 156-221. – Harter 1999, 70-72. 199-203 Kat. 320-361. – Rütti 1991, Bd. 1, 92-93. 158 Fremersdorf 1967, 68-86 „Kap. 5: Kugelige und glockenförmige Becher“ mit Taf. 32-65. 90-97 „Kap. 7: Halbkugelbecher“ mit Taf. 72-88. 159 Z.B. Fremerdsorf 1968. – Goethert-Polaschek 1977. – Harter 1999. – Rau 1972, 115-16. – Lund Hansen 1987, 77. – Im hier diskutierten Sinn auch Eggers 1951, 180 Beilage 97 mit Karte 57. 160 Follmann-Schulz 1988. – Harter 1999. 161 Isings 1957. – Goethert-Polaschek 1977 Formentafel A. – Rütti 1991.
Der Becher aus dem Leuna-Grab von 1834 stellt hier den ‚Prototyp‘ für die Variante B dar (Abb. 15,Var. B). Eng 162
Siehe Anm. 158. Rütti 1991, Bd. 1, 271-72 Abb. 250-251. 164 Rütti 1991, Bd. 2, 68 Kat. 1335, Taf. 60. – A. Wieczorek/P. Périn (Hrsg.), Das Gold der Barbarenfürsten (Darmstadt 2001) 93-97 Kat. 1.5.5.2. und 3. – Rau 1972, 182 Abb. 77. – Rütti 1991, Bd. 1, 94 Abb. 52 Nr. Ia. – Czurda-Ruth 1989. 163
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daran anzuschließen sind zwei Exemplare aus Augst, die zu einem Fundkomplex gehören und wegen ihrer beinahe identischen flächendeckenden Schliffdekore wohl als Becherpaar gelten können165. Beim Leunaer Becher sind vorwiegend senkrechte Facett- und Rundschliffe angebracht; bei den Augster Bechern kommen waagerechte Facettschliffe unterhalb des Randes, feine Horizontalrillen, sog. Giebelmuster, gegitterte Rauten, Rundschliffe und das sog. Triglyphenmuster vor. Die Glasbecher der Var. B sind dickwandiger, das eigentlich farblose Glas tendiert stark ins Grünliche.
werkstatt ist in Köln zwar für die frühe römische Kaiserzeit belegt, nicht aber für das 3. und 4. Jh.169. Auch für Mainz und Trier wurden lokale Werkstätten postuliert, die spezielle Glasgefäßtypen erzeugt haben sollen170; archäologische Nachweise gibt es hierfür aber ebenso wenig wie in Köln. Dagegen sind für Augsburg, Augst und Avenches/ CH durch Glasschmelzöfen, -tiegel und Formplatten aus Sandstein zum Ausblasen von Vierkantkrügen, Roh- und Altglas sowie Produktionsabfälle eindeutig Glaswerkstätten nachgewiesen171. Auch in Pannonien und an der westlichen Schwarzmeerküste konnte Glasproduktion in archäologischen Befunden des 2. und 3. Jhs. belegt werden, z.B. in Tanaïs, Kertsch und Olbia172. Die dort gefundenen Becher bzw. Becherfragmente entsprechen in den Dekoren den halbkugeligen Glasschliffbechern aus dem postulierten rheinländischen Produktionsgebiet. Damit wäre auch eine östliche Herkunft der im germanischen Raum gefundenen Glasbecher vom Typ E 216 u.ä. denkbar. Lund Hansen (1989) sieht daher das Gebiet der Cernjachov-Kultur als Herkunftsregion für die geschliffenen Glasbecher in den Körpergräbern der Phasen C 2 und C 3 auf den dänischen Inseln als gesichert an, zumal durch die Markomannenkriege die Handelsrouten in West-Ost-Richtung unterbrochen und die Süd-Nord-Routen wieder belebt wurden173. Schon Schulz (1953) hat Andeutungen in diese Richtung gemacht, indem er die Sitte der Obolusbeigabe in den Körpergräbern Mitteldeutschlands auf den Einfluß der Sarmaten und Goten zurückführte und dafür auch im anthropologischen Material eine Bestätigung zu finden meinte174.
Die Varianten A und B sind von ausgesprochen halbkugeliger Form, was sich im Quotienten von Durchmesser zu Höhe ausdrückt. Bei einer idealen Halbkugel ist der Quotient gleich 2, weil Höhe und Radius gleich groß sind, der Durchmesser also genau doppelt so groß ist wie die Höhe. Die Quotienten bei den Glasbechern der Varianten A und B in Tabelle 6 liegen zwischen 1,62 und 2,08. Die Varianten C und D sind eher kugelförmig. Ihre Quotienten liegen zwischen 1 und 1,29. Bei einer idealen Kugel ist der Quotient gleich 1, weil Höhe und Durchmesser gleich groß sind. Die Variante C tritt relativ häufig auf und wird hier durch ein Exemplar aus Mainz repräsentiert (Abb. 15, Var. C). Als typisch für diese Variante können zwei Exemplare aus Köln, eines aus Grab 20 von Hassleben und ein verschollenes ehemals im Antiquarium Berlin gelten166. Sie sind wie die Stücke der Var. A nur sparsam mit Schliffdekor versehen, der sich ebenfalls ganz überwiegend aus senkrechten und waagerechten Facettschliffen und kleinformatigen Rundschliffen zusammensetzt, z.T. sind die Dekorzonen durch feine Schliffrillen getrennt. Auch diese Becher sind wie die der Var. A eher dünnwandig und weisen einen gelblichen Farbeinschlag auf.
Ob mit einer Lokalisierung der Werkstätten der halbkugeligen Glasschliffbecher auch der Ursprung der silbernen Halbkugelbecher verknüpft werden kann, muß dahingestellt bleiben. Barkóczi (1986) hat Vermutungen 169
F. Fremersdorf, Die Anfänge der römischen Glashütten Kölns. Kölner Jahrb. Vor- u. Frühgesch. 8, 1965/66, 24-43. 170 Follmann-Schulz 1988, 5-7. – Harter 1999, 342-43. – D. Zobel-Klein, Glaskannen mit Kettenhenkeln – eine Mainzer Spezialität. In: M.J. Klein (Hrsg.), Römische Glaskunst und Wandmalerei (Mainz 1999) 91-105. 171 Augsburg: A. Rottloff, Römische Glasverarbeitung in Augusta Vindelicum - Augsburg. Bayer. Vorgeschbl. 64, 1999, 167-93. – Augst: Rütti 1991, Bd. 1, 150-68. – Avenches: J. Morel et al., Un atelier de verrerie du milieu du 1er siècle apr. J.-C. à Avenches. Arch. d. Schweiz 15, 1992, 9-17. 172 Rau 1972, 116 mit Fig. 3 [nach N.P. Sorokina, Stekljannye sosudy iz Tanaisa (Glasgefäße aus Tanais). Mat. Issled. Arch. SSSR 127, 1965, 202-48, Fig. 5]. – Rau 1972, 182 Fig. 77 [nach E.M.A. Alekseeva/T.M. Arseneva, Steklodelie Tanaisa (Glaswerkstätten in Tanaïs) Sov. Arch. 1966, Fasc. 2, 176-88]. – Barkóczi 1988, 27-38. – Sorokina 1978. – Vickers 1996 a, 54 Abb. 5, 1 [nach Sorokina 1978, 114 Abb. 1]. 173 Lund Hansen 1989, 178. – Sorokina 1978, 112. – R. Mischker, Untersuchungen zu den römischen Metallgefäßen in Mittel- und Westeuropa (Frankfurt 1991) 117-18. – Die Beliebtheit facettiert geschliffener Glasbecher bei den Germanen dürfte auch eine Nachahmung in Keramik aus der Maslomecz-Gruppe der Przeworskkultur belegen, s. A. Kokowski, Schätze der Ostgoten (Stuttgart 1995) 135 Kat. 1562. 136 Abb. 86: Schale in Halbkugelform der Var. A/B mit Dellen und Dreiecksverzierungen. 174 Schulz 1953, 47. 71-72.
Für die Variante D (Abb. 15, Var. D), kugelig mit flächendeckendem Schliffdekor, konnten in der Literatur nur wenige Beispiele gefunden werden. Als ‚Prototyp‘ steht der Becher aus dem sog. Fürstengrab von Gommern, dem die Stücke aus Grab 3, 1926 von Leuna (Typ E 222), ein Becher aus Köln und einer aus Bonn anzuschließen sind167. Wie bei den Bechern der Var. B sind die Wandungen auffällig dick bzw. verstärken sich vom Rand zum Bodenbereich hin ganz erheblich und die Farbe des Glases tendiert ins Grünliche. Üblicherweise wird für viele Glasgefäße des 3. und 4. Jhs., die in den nordwestlichen römischen Provinzen und im angrenzenden Germanien gefunden wurden, der Kölner Raum als Produktionsgebiet angenommen168. Eine Glas165
Glas der Caesaren 1988, 196 Kat. 106. – Rütti 1991, Bd. 2, 69 Kat. 1338 und 1339, Taf. 61. 166 Fremersdorf 1967, Taf. 32 unten links. Taf. 40 oben. Taf. 34 unten rechts. Taf. 38. 167 Gommern 2000, Abb. S. 92; die Maße wurden mir freundlicherweise durch M. Becker, Halle, zur Verfügung gestellt. – Fremersdorf 1967, Taf. 60-62. 168 Eggers 1951, 60. – Fremersdorf, 1967, 9-34. – Lund Hansen 1987, 159-61. – Harter 1999, 71.
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dahingehend angestellt, daß Fundkonzentrationen bestimmter Schliffmuster einen Hinweis auf deren Herstellungszentren ergeben könnten175. Dieser Ansatz scheint mit dem Auftreten des sog. Triglyphenmusters auf den Glasschliffbechern in Pannonien und im Schwarzmeergebiet sowie auf dem Silberbecher von Hågerup eine Bestätigung zu finden.
Rau grenzt die ‚dünnwandigen‘ Glasschalen der Typen E 215 bis E 219 von den späteren, sehr viel dickwandigeren Typen E 220 bis E 238 ab, z.B. den sog. KowalkBechern. Er listet die Funde der sog. dünnwandigen Schalen (hier inklusive Var. A bis D) auf und datiert sie unter Hinweis auf den Aureus der Herennia Etruscilla (geprägt 248-251) im Grab von Ostrovany/Ostrópataka II in die 2. Hälfte des 3. Jhs. bzw. um 300179. Damit kommt auch Rau zu einer pauschalen Spätdatierung.
7. 1. 2. Zur Datierung der Glasbecher vom Typ E 216 Die Datierung der Glasschliffbecher vom Typ E 216 wird kontrovers diskutiert. Zuletzt hat Lund Hansen eine Zusammenfassung hierzu vorgelegt, die einiger kritischer Anmerkungen bedarf176. Isings listet für das 2. Jh. lediglich einige Fragmente mit Facettschliff auf, die aber evt. auch Glasformen mit Schliffdekoren des 1. Jhs. zugeordnet werden können177. Eine eindeutige Zuweisung dieser Fragmente zu den halbkugeligen Bechern oder Schalen der Isings-Form 96 b bedürfte sicher einer Überprüfung des Originalmaterials und sollte daher nicht als Grundlage für eine Frühdatierung der Halbkugelbecher ins 2. Jh. verwendet werden. Auch die von Lund Hansen angeführte Datierung der halbkugeligen Glasschliffbecher vom Typ E 216 ins 2. Jh. durch Fremersdorf (1967) basiert lediglich auf dessen Beobachtung, daß im Laufe des 2. Jhs. das vorher in Köln vorherrschende blaugrüne Glas durch entfärbtes abgelöst wird. Da die Halbkugelbecher der Var. A und C vom Typ E 216 aus entfärbtem Glas gemacht sind, kombiniert Lund Hansen hier zwei Aussagen von Fremersdorf zu einer Schlußfolgerung, die dieser selbst jedoch nicht gezogen hat. Somit sind die von Lund Hansen aufgeführten Nachweise für Frühdatierungen von halbkugeligen Glasschliffbechern ins 2. Jh. nicht wirklich stichhaltig.
Nach Lund Hansen gehören die Funde von Hågerup und Himlingøje eindeutig in die Phase C 1 b (210/20-250/60). Die drei Glasschliffschalen aus Grab 1/1949 von Himlingøje gehören der Var. A mit sparsamem Schliffdekor an, wie die meisten der von ihr aufgelisteten Glasbecher des Typs E 216180. Der Glasbecher aus Hågerup wäre wegen des Schliffdekors wohl am ehesten der Var. B zuzuweisen. Unterhalb einer feinen Schliffrille liegt eine Reihe von Horizontalfacetten; auf der Wandung sind drei Reihen aus versetzt angeordnete Vertikalfacetten eingeschliffen, im Bodenbereich drei Reihen von Rundschliffen sowie ein einzelner Rundschliff als ‚Boden‘. Gegen die Zuordnung des Hågeruper Glasbechers zum Typ E 216 spricht, daß er nicht die typische Halbkugelform aufweist. Seine ausgesprochen zylindrisch angelegte Wandung erinnert eher an die steilwandigen Glasbecher des 1. und 2. Jhs.181. Das ähnlichste Vergleichsstück zum Glasbecher aus Hågerup stammt aus Brigentio und wird an das Ende des 1./Anfang des 2. Jhs. datiert182. Dieser Becher weist zwei versetzt angeordnete Reihen von Vertikalfacetten auf und wird zum leicht eingezogenen Boden hin durch eine Reihe horizontaler Facetten abgeschlossen183. Bei einem weiteren vergleichbaren Becher aus Dalmatien sind die Schlifffacetten der oberen größer als die der unteren Reihe und liegen relativ weit auseinander; außerdem sind am Boden zwei niedrige konzentrische Standringe ausgearbeitet184. Die Randbereiche der beiden zylindrischen Becher aus Brigentio und Dalmatien sind profiliert, was wiederum ein Hinweis auf ältere Glasformen ist.
Isings nimmt zwar für den allergrößten Teil der schliffverzierten Becher das 3. Jh. als Herstellungszeit an, datiert aber z.B. die Glasbecher aus dem Leuna-Grab von 1834 sowie Gläser aus weiteren Gräbern in Leuna und Hassleben ausdrücklich ins 4. Jh., obwohl sie die Eggers’sche Datierung ins 3. Jh. zitiert178. In ihre Betrachtung zieht Isings auch die Glasbecher der EggersTypen E 220 ff. inklusive der äußerst dickwandigen sog. Kowalk-Becher mit ein und kommt wohl dadurch zu ihren allgemein späten Datierungen.
Unterstützung findet die Frühdatierung der Glasschliffbecher der Var. A bei Sorokina185. Für das Schwarzmeergebiet werden zwei Phasen römischen Importgutes 179
Rau 1972, 115-19. Lund Hansen 1987, 77-8: 14 Stück der Var. A (Himlingøje, Pilgramsdorf, Balenthin, Ostrovany, Stráze, Köln), 3 der Var. B (Häven, Leuna), von den Fundplätzen Tanaïs und Olbia beide Varianten, aus Krossen Var. unklar. 181 Formen zylindrischer Becher ohne Fuß- oder Standring: Goethert-Polaschek 1977, Form 34 formgeblasen, trajanischhadrianisch, Form 41 = Kat. 140 aus datierbarem Brandgrab in Wederath mit Schliffdekor, 1. Hälfte 3. Jh. – Rütti 1991, Bd. 1, 48 Form AR 31.1/31.2 formgeblasen, claudisch-neronisch bis trajanisch. – Harter 1999, 202 Kat. 346 „mit Keramik der Nieder-Bieber-Zeit“ [180-268]. 182 Barkóczi 1988, 63 Kat. 37, Taf. 4. 183 Der Boden scheint nicht mit Schliffdekor versehen zu sein. 184 A. Cermanovic-Kuzmanovic, Pregled i razvitak rimskog stakla u Crnoj Gori. Arh. Vestnik 25, 1974, 175-90, darin: 189 Taf. 4,2. 185 Sorokina 1978, 112-13. 180
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Eine Kartierung der Glasschliffdekore ist leider bisher nicht erfolgt. – Siehe auch Stern 2001, 137. 176 Lund Hansen 1987, 77-78. Etliche der hier aufgeführten Glasbecher bzw. -fragmente sind entweder eher den Kowalkbechern zuzuordnen (Stuchow, Kertsch), nach den publizierten Abbildungen nicht eindeutig zuweisbar (Westick, CastropRauxel), andere Eggers-Typen (Grabow) oder eher spätere Imitationen aus grünlich-blasigem Glas (Altenwalde, Tirgsor, Komorowo). 177 Isings 1957, 104. – Möglicherweise basiert die Datierung der beiden Glasschliffbecher aus dem Leuna-Grab von 1834 durch K.S. Painter in Glas der Caesaren 1988, 196-98 Kat. 106 und 107 ins 2. Jh. auf Isings Bemerkungen, obwohl von beiden Autoren die Gräber selbst ins späte 3./frühe 4. Jh. datiert werden. 178 Isings 1957, 115-16.
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unterschieden, die durch die Einfälle gotischer Stämme in der 40er Jahren des 3. Jhs. voneinander abgegrenzt werden. Die Befunde mit Tonformen zum Formblasen, Glasschliffbechern sowie deren Fragmenten, die zum ganz überwiegenden Teil der Var. A zuzuordnen sind, datieren in die erste Phase, also an das Ende des 2. und den Anfang des 3. Jhs. Diese Gläser sind dünnwandig und entfärbt mit einem leicht gelblichen Einschlag; beides Charakteristika der Becher-Var. A und C.
Balkendiagramm im Vergleich zu entsprechenden Bechern anderer Fundorte zusammengestellt190. Das Hauptvorkommen der Glasschliffbecher in Augst liegt zwischen 150 und 350; die anzahlmäßig meisten Funde datieren in den Zeitraum von 250 bis 280. Die frühesten Stücke datiert Rütti schon ins 1. Jh. Die Glasschliffbecher anderer Fundorte datieren nach dem Diagramm von 150 bis 400. 7. 1. 3. Typ E 216 und die Silberbecher vom Typ Leuna
Chronologisch sind an den Glasbecher aus Hågerup die beiden Becher der Var. A aus ‚Fürstengrab‘ 2 von Ostrovany und die fünf Exemplare aus Grab 1 von Stráze, ebenfalls alle Var. A, anzuschließen, die Lund Hansen an den Übergang von C 1 b zu C 2 stellt. Die Grabfunde in Mitteldeutschland gehören der Stufe C 2 (250/60-310/20) an. In ihnen dominieren Glasschliffbecher der Var. B und D (Leuna, Häven, Gommern) und anderer Glasschliffgefäß-Typen (Leuna, Hassleben). Dies könnte bedeuten, daß die Glasbecher der Varianten A/C und B/D des Typs E 216 tatsächlich relativchronologisch auswertbar sind, zumal in den Befunden des 4. Jhs. nur noch kugelförmige Glasbecher aus grünlichem Glas und ohne Schliffdekor erscheinen186.
In Anlehnung an Tabelle 6 der Glasschliffbecher wurden die silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna anhand der Durchmesser-Höhen-Quotienten den vier Varianten der Glasbecher zugeordnet (Tabelle 7). Zunächst fällt auf, daß zehn Silberbecher sicher zu den halbkugelförmigen Varianten A oder B gehören, weil die Quotienten zwischen 1,59 und 2,26 liegen; bei den Glasschliffbechern lagen diese zwischen 1,62 und 2,08. Die flächendeckenden Dekore stellen die engste Verbindung zu den Glasschliffbechern der Var. B her, was beim Vergleich des Becherpaares aus Chaourse (Kat. 3 u. 4) mit dem Glasbecher aus dem Leuna-Grab von 1834 deutlich wird191. Die beiden einzelnen Becher aus Chaourse (Kat. 5 u. 6) sowie das Stück aus Hågerup (Kat. 7) kämen am ehesten als Vertreter der Var. A in Frage, weil sie relativ sparsam verziert sind.
Für die spät zu datierenden Glasschliffbecher aus Augst hat Rütti jeweils eine Reihe relativ weit auseinander liegender Horizontalfacetten als Charakteristikum ausgemacht187. Gerade diese Becher oder Schalen weisen auch breite Bänder aus mehrfachen Schliffrillen auf. In diesem Zusammenhang ist ein Fundkomplex aus Augst-Obermühle interessant, in dem Dreiersätze von Glasschliffbechern zusammen mit zwei großen Doppelhenkelkrügen gefunden wurden: drei beutelförmige Becher mit vier Zonen aus horizontalen Schliffrillen, drei identisch schliffverzierte Becher mit gegitterten Rauten, ein figural-schliffverzierter Halbkugelbecher und Fragmente von zwei Facettschliffbechern halbkugeliger Form sowie ein Satz aus drei unterschiedlichen überhöht halbkugeligen Bechern, einem mit Rund- und Facettschliffen sowie Horizontalrillen, einer mit in Halbbögen liegenden Ovalschliffen und einer mit sechs horizontalen Schliffrillen188. Gegitterte Rauten als Dekorelemente, reiner Schliffrillendekor bzw. breite Bänder aus Schliffrillen sowie überhöhte halbkugelige und beutelförmige Gefäßformen deuten auf eine späte Datierung, nach Rütti ins 3. Viertel des 3. Jhs. Ein weiteres Charakteristikum für Becher besonders des 4. Jhs. sollen nicht überschliffene Mündungsränder sein189.
Der Becher aus Rheinbach-Flerzheim (Kat. 11) mit flächendeckendem Dekor liegt wegen des für die Variantengruppe B niedrigen Quotienten von 1,53 an der Grenze zur kugelförmigen Var. D. Er könnte mit gleichem Recht daher auch als Var. D eingruppiert werden. Allerdings fehlt ihm die Einziehung der Wandung unterhalb des Randes, die für die Kugelform der Varianten C und D typisch ist.
Für die schliffverzierten Glasbecher der Form AR 60.1B aus Augst und Kaiseraugst hat Rütti die Datierungen als
Die Stücke aus Saint-Pabu und Wettingen müssten auf grund der Quotienten den Varianten C oder D zugeordnet werden. Da der Becher aus Saint-Pabu (Kat. 12) nur aus einem Rand- und einem Bodenfragment besteht, die keine Verbindung miteinander haben, ist das Höhenmaß völlig unsicher und auch das Ausmaß des Dekors ist nicht genau abzuschätzen. Der Becher hat nach der Neurestaurierung die gleiche Gestalt, in der ihn Chatellier 1889 in einer Rekonstruktionsskizze publiziert hat; offensichtlich sind die alten Metallmontagen bei der Neurestaurierung wieder verwendet worden. Eine zeichnerische Formkorrektur nach dem Vorbild der Becher aus Ballinrees und Chaourse ergibt eine ungefähre Höhe von 7 cm für den Becher aus SaintPabu. Damit errechnet sich ein Quotient von 1,61192, nach dem auch dieser Becher einer der Varianten A oder B zuzuweisen wäre. Woher die Maße des Wettinger Bechers
186
190
W. Haberey, Spätantike Gläser aus Gräbern in Mayen. Bonner Jahrb. 147, 1942, 249-84. – M. Vanderhoeven, Verres romaines tardifs et Mérovingiens du Musée Curtius (Liège 1958) 10-20 Kat. 1-15. – Goethert-Polaschek 1977, 50-55 Kat. 156-193. – Rütti 1991, Bd. 1, 95-96. Bd. 2, 68 Kat. 1317. – Vickers 1996 a, 54 Fig. 5, 1 [nach Sorokina, 1978]. – Harter 1999, 70-71 nennt sechs Beispiele des 4. Jhs. aus datierbaren Grabzusammenhängen. 187 Rütti 1991 Bd. 1, 93. 188 Rütti 1991, Bd. 197 Abb. 53. 189 Isings 1957, 114-15. – Rütti 1991, Bd. 1, 95-96.
Rütti 1991, 34 Abb. 19. 46 Teilabb. 35. – Die Anzahl von 27 im Diagramm berücksichtigten Glasbechern stimmt nicht mit der Anzahl der Katalogeinträge für den Typ AR 60.1B überein, weil nur Stücke aus datierbaren Zusammenhängen in das Diagramm aufgenommen wurden. Diese Becher sind aber nicht identifizierbar, weil eine Liste mit den Inventarnummern fehlt. Dagegen sind die Becher von anderen Fundorten mit Literaturhinweisen zusammengestellt, s. Rütti 1991, Bd. 1, 46. 191 Bei Vickers 1996 b, 462 Fig. 1 und 2 sowie Vickers 1998 Taf. 12 Abb. 1 in direkter Gegenüberstellung. 192 In Tabelle 7 in Klammern gesetzt.
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(Kat. 14) bei Simonett stammen, geht aus dem Text nicht hervor. Evt. basieren sie auf den Angaben neben den Zeichnungen von unbekannter Hand oder sind dem Text auf den Merian-Stichen entnommen; das angegebene Höhenmaß könnte aber auch von Simonett geschätzt worden sein193. Eine Zuordnung der Becher aus Saint-Pabu und Wettingen zu den Varianten muß wegen dieser Unsicherheiten unterbleiben.
zu erfüllen. Auffällig ist, daß der rudimentäre ‚Zentrierpunkt‘ nur bei den dickwandigen Glasschliffbechern der Var. B erscheint, nicht aber bei den sparsam dekorierten der Var. A. Daraus könnte eine ideale Entwicklungslinie von den sparsam schliffverzierten Glasbechern der Var. A ohne ‚Zentrierpunkte‘ über die Silberbecher mit funktional bedingten Zentrierpunkten hin zu den flächendeckend schliffverzierten Glasbechern der Var. B mit dekorativen ‚Zentrierpunkten‘ aufgestellt werden. Dann wären die sparsam schliffverzierten und dünnwandigen Glasbecher der Var. A früher zu datieren als die flächendeckend beschliffenen und dickerwandigen Glasbecher der Var. B. Allerdings wird man diese Zeitdifferenz durch archäologische Befunde wohl kaum fassen können.
Der Glasschliffbecher aus dem Leuna-Grab von 1834, drei Glasbecher aus Augst, eine Schale ehemals im British Rail Pension Fund sowie einige Fragmente aus Pannonien weisen in den Rundschliffen Mittelpunkte auf, die aus den Schliffflächen herausragen194; beim Glas aus Leuna sind dies immerhin ca. 2 mm (Abb. 31 a u. b unten). Bei den silbernen Halbkugelbechern vom Typ Leuna sind regelmäßig vertiefte Zentrierpunkte in der Mitte der runden Dellen zu beobachten. Sie dienen dem Anbringen von Kreislinien als Vorzeichnungen für die rahmenden Hohlkehlen. Im Vergleich hierzu dürften die ‚Zentrierpunkte‘ bei den Glasbechern, Fremersdorf nennt sie „genabelte Runde“ und „genabelte Rundschliffe“195, wohl als typologisches Rudiment interpretiert werden. Sie können nur auf die Zentrierpunkte bei den Metallbechern zurückgehen, weil ‚Zentrierpunkte‘ beim Glasschliff vom Technischen her sinnlos sind, zumal erhöhte. Die Rundschliffe in den Glasbechern sind meist flächig eingetieft ohne von Hohlkehlen gerahmt zu werden. Die erhöhten Mittelpunkte erschweren die Ausarbeitung der Schliffdekore daher ganz erheblich, weil Material um die Mittelpunkte herum weggeschliffen werden muß, anstatt für die Rundschliffe großflächig Glas wegschleifen zu können. Wären die Rundschliffe mit einem Zentrumsbohrer oder -schleifkörper angebracht worden, müssten die ‚Zentrierpunkte’ ebenfalls vertieft in der Glasoberfläche erscheinen. Der ‚Zentrierpunkt‘ als Dekorelement beim Glasschliff zeigt, daß von einer linearen Nachahmung der Metall- nach dem Vorbild der Glasbecher nicht gesprochen werden kann, sondern daß eine gegenseitige Beeinflußung stattgefunden haben muß196. Die ‚Zentrierpunkte‘ bei einem Teil der flächendeckend mit Schliffdekor versehenen Glasbecher müssen von den Silberbechern übernommen worden sein und stellen damit ein klassisches Beispiel für ein typologisches Rudiment dar. Das ursprünglich funktionale Element der Metallbecher tritt als rein dekoratives Element bei den Glasbechern auf, ohne dort einen funktionalen Sinn
Zu diesen Überlegungen passen die frühen Datierungen der Glasschliffbecher der Var. A aus Himlingøje (drei Stück), Ostrovany/Ostrópataka II (zwei Stück) und Stráze (fünf Stück) sowie die des Grabes aus Hågerup mit dem silbernen Halbkugelbecher, der am ehesten der Var. A zuzuweisen ist. Lund Hansen (1987) datiert die Gräber von Himlingøje und Hågerup nach C 1 b (210/20-250/60), Stráze in den Übergang von C 1 b nach C 2 (250-270) und Ostrovany II wegen des Aureus der Herennia Etruscilla, geprägt zwischen 248 und 251, in ein frühes C 2 (250-280). Danach wäre der silberne Halbkugelbecher aus Hågerup das frühest zu datierende Stück, was zusätzlich in den frühen Datierungen der Glaswerkstätten und Glasschliffbecher aus dem Schwarzmeergebiet und Pannonien mit vergleichbaren ‚Triglyphendekoren‘ unterstützt wird. 7. 1. 4. Vergleich einzelner Dekormotive Stellt man das Becherpaar aus Chaourse (Kat. 3 u. 4) und den Facettschliffbecher Typ E 216 aus dem Leuna-Grab von 1834 nebeneinander, so wird die enge Verwandtschaft zwischen beiden Materialgruppen in Bezug auf den Dekor besonders augenfällig. Die Dekorschemata sind fast identisch197: zwischen zwei Linien sind drei Reihen aus versetzt angeordneten senkrechten Oval- bzw. Facettschliffen eingearbeitet, darunter eine Reihe aus runden Schliffen bzw. Dellen mit Zentrierpunkten. Das Astragalband am Silberbecher fehlt am gläsernen Gegenstück und die Bodenbereiche sind unterschiedlich gestaltet: beim Glasbecher wieder senkrechte Ovalschliffe, beim Silberbecher eine ziselierte Weinranke. Eine so enge Verwandtschaft zu Glasschliffbechern ist bei den anderen Silberbechern vom Typ Leuna nicht zu beobachten. Aber einige der an den Metallbechern verwendeten Füllmotive finden sich bei zeitgleichen Glasschliffgefäßen unterschiedlicher Formen. Dies trifft insbesondere auf die silbernen Halbkugelbecher aus Ballinrees (Kat. 1), Bavay (Kat. 2), Chaourse (Kat. 6), Hågerup (Kat. 7) und Wettingen (Kat. 14) zu.
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Simonett 1946, 6. 194 Glas der Caesaren 1988, 196 Kat. 106. – Rütti 1991, Bd. 2, 68-69 Kat. 1333, 1338, 1339. – Important Ancient Glass from the Collection formed by the British Rail Pension Fund. Auktionskatalog Sotheby’s London, 24. November 1997, 26-27. – Barkóczi 1986, 179 Abb. 1c. 7. 187. 195 Fremersdorf 1967, 93 u. 96. 196 Die hier beobachtete Rück-Beeinflußung der Glas- durch die Silberbecher widerspricht der Theorie einer Hierarchie der Materialien, wie sie von La Baume 1965 und vor allem von Vickers 1996 a und b vertreten wird. Vickers meint, daß Formen und Dekore teurer Materialien in billigeren Materialien nachgeahmt werden; danach müßten für die silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna und die Glasschliffbecher vom Typ E 216 Bergkristallgefäße als ‚Urformen‘ vorausgesetzt werden.
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27
Siehe Anm. 191.
Marwedel207, aus Herculaneum208, Boscoreale209 und Manching210, datiert ins 1. und 2. Jh. Die Hildesheimer Efeubecher sind am Boden mit leicht plastischen Zungen dekoriert, bei denen Rahmung und Innenfläche durch eine eingeschnittene Hohlkehle von einander abgegrenzt sind. Die Innenflächen der Zungen wölben sich also leicht nach außen. Die Zungen der anderen Becher und Kasserollen dagegen sind nach innen eingezogen. Die Becher aus dem frühkaiserzeitlichen ‚Fürstengrab‘ von Marwedel, Niedersachsen stellen vom Dekor her eine Verbindung zwischen den Hildesheimer Efeubechern und den Kasserollen mit reinem Zungendekor her. Sie vereinen nämlich beide Dekorsysteme: am Boden sind jenseits der breiten Standringe glatte Zungen ausgearbeitet, ohne die Zungenflächen durch eine Hohlkehle zu unterteilen; die leicht eingezogene Wandung ist mit oben rundbogigen, leicht gekehlten Zungen dekoriert. Drei unterschiedliche Zungentypen sind vertreten: eine glatte Zunge steht im Wechsel mit einer mit verdicktem oberen Ende sowie einer mit ebenfalls verdicktem oberen Ende und plastischer Mittelrippe. Die Zungen an den Wandungen der beiden Kasserollen aus Boscoreale treten am oberen Ende plastisch hervor. Alle Zungendekore an den Boscoreale-Kasserollen sowie am Gefäß aus Herculaneum weisen plastische Mittelrippen auf. Die Kasserolle aus Manching ist mit ihren glatten, leicht gekehlten Zungen am einfachsten gearbeitet, stellt darin aber die deutlichste Verbindung zu dem Glasbecher aus Trier dar.
7. 1. 4. 1. Lang gestreckte Sechsecke Beim Becher aus Bavay sind die oberste Dekorzone, die Felder zwischen den Dellen und die darunter liegende Fläche zur Bodendelle hin mit aufgereihten lang gestreckten Sechsecken und ebenso lang gezogenen Ovalschliffen gefüllt (Abb. 16 a). Ein entsprechendes Einzelmuster findet sich bei geschliffenen Gläsern recht häufig und wird hier auch als „Giebelmuster“198, „stehende Zungen mit giebelförmigem Abschluss“199 oder „stehendes Oval in ‚Hausumriss‘ “200 bezeichnet. Die direkteste Parallele zum Becher aus Bavay ist ein halbkugeliger Glasschliffbecher aus Ephesos. Er weist unter weit auseinander liegenden horizontalen Facettschliffen sowie einer feinen Schliffrille Giebelmotive im ganzen Umfang und einen Kranz von Giebelmotiven im Bodenbereich auf (Abb. 16 c)201. Als weitere nahe stehende Beispiele kommen zwei geschliffene Glasbecher aus Augst (Abb. 16 b) und ein Kantharos aus Trier in Betracht, die ebenfalls im ganzen Umfang mit Giebelmotiven bzw. aufgereihten lang gestreckten Sechsecken verziert sind202. Ansonsten treten Aneinanderreihungen von drei oder vier lang gestreckten Giebelmustern u.a. bei einem halbkugeligen Becher aus Trier, einem Kantharos aus Köln, einem zylindrischen Glasbecher aus Mainz sowie bei zwei hohen, konischen Bechern aus Bonn auf203. Bei einem weiteren Becher aus Trier ist ein dem Giebelmuster recht ähnliches Zungenmuster zu beobachten, bei dem der obere Zungenabschluß rund statt giebelförmig ist204. Zwei glatte eingeschliffene Zungen stehen sechsmal im Wechsel neben fast doppeltbreiten Zungen mit gegitterten Innenflächen. Dieser Becher weist Anklänge an die Zungendekore der hellenistischen Halbkugelbecher in Silber auf, die als typische Verzierungsvariante eben mehrere aufgereihte, lang gestreckte Zungen neben zwischengeschalteten Flächen mit kleinteiligem, vegetabilen Dekor aufweisen205. Den zeitlichen Hiatus ‚füllen‘ u.a. die fünf Näpfe mit niellierten Efeuranken auf Standfüßen aus dem Hildesheimer Silberfund, datiert ins 1. Jh.206, und eine Gruppe von Bechern und Kasserollen aus dem Grab von
7. 1. 4. 2. Gegitterte Rauten Die Becher aus Ballinrees und aus Wettingen tragen auf der Spitze stehende Rauten oder Quadrate, deren Innenflächen gegittert sind. Die eingeschriebenen Quadrate sind mit Kreisaugen und Punkten ausgefüllt. Beim Becher aus Wettingen tritt daneben noch eine zweite Rautenfüllung auf, bei der die Spitzen mit Linien verbunden und die entstandenen Viertel mit jeweils einem Punkt gefüllt sind; zu diesem Dekor gibt es keine Parallelen bei schliffverzierten Glasgefäßen. Einfach gegitterte Rauten treten bei Gläsern sowohl aus provinzialrömischen als auch aus germanischen Fundkontexten relativ häufig auf. Glasbecher der Formen E 220 und 221 mit gegitterten Rauten datieren in die Stufe C 2. Andere Formen, z.B Kantharoi,
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Fremersdorf 1967, 75 mit Taf. 43. 80-81 mit Taf. 55. 56. 84 mit Taf. 63. 90 mit Taf. 71. 98 mit Taf. 92/3. 199 Goethert-Polaschek 1977, 54 Kat. 182. Vor allem für entsprechende Muster mit nur einem ‚Giebel‘ verwendet. 200 Follmann-Schulz 1988, 52 Kat. 149. 201 Czurda-Ruth 1989, bes. 132 mit Abb. 3, 36. 202 Goethert-Polaschek 1977, Kat. 367. – Rütti 1991, Bd. 2, 69 Kat. 1338 und 1339 mit Taf. 61. 203 Fremersdorf 1967, 84 mit Taf. 63. = Goethert-Polaschek 1977, 54 Kat. 182. – Fremersdorf 1967, 123 mit Taf. 140. = Glas der Caesaren 1988, 206 Kat. 114. – Harter 1999, 203-04 mit Taf. 17. – Follmann-Schulz 1988, 85 Kat. 293. 86 Kat. 297, beide Taf. 37. 204 Fremersdorf 1967, 85 mit Taf. 65. = Goethert-Polaschek 1977, 49-50 Kat. 155. 205 Siehe Anm. 147. 206 Gehrig 1980, 19-20 Kat. 27-28. – K. Hitzl u.a., Katalog der Gefäße und Geräte des Hildesheimer Silberfundes. In: M. Boetzkes/H. Stein (Hrsg.), Der Hildesheimer Silberfund. Original und Nachbildung. Vom Römerschatz zum Bürgerstolz (Hildesheim 1997) 50-53 Kat. 20-25.
207
E. Künzl, Romanisierung am Rhein – Germanische Fürstengräber als Dokument des römischen Einflußes nach der gescheiterten Expansionspolitik. In: Kaiser Augustus und die verlorenen Republik (Berlin 1988) 546-85, bes. 575 Kat. 401. 402. 208 R. Carcuilo, Collection of the most remarkable monuments of the National Museum Bd. 3 (Naples 1873) Taf. 19. – Pappalardo 1986, 212 Kat. 55 mit Abb. S. 213. 209 F. Baratte, Le trésor d’orfèvrerie romaine de Boscoreale (Paris 1986) 30-31 mit Abb. Kat. S. 92. 210 A. Linfert, Römischer Tafelluxus. Das Silbergeschirr von Manching. Kölner Römer-Illustrierte 2, 1975, 132-33 mit Abb. 175. – S. Künzl 1997, 21 mit Anm. 83. 24 Abb. 13. – Zur Geschichte der Kannelur insbesondere an Silbergefäßen siehe F. Baratte in Cahn/Kaufmann-Heinimann 1984, 161-62.
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zylindrische und konische Becher sowie Kugelabschnittschalen, sind auch aus Befunden des 4. Jhs. bekannt211.
Becher aus Bonn wechseln sich in der mittleren Dekorzone sechs Rundschliffe und sechs ‚Triglyphen‘ mit zwei Kerben ab, im Bodenbereich sind nur noch einfache Kerben mit Querhasten eingeschliffen218. Bei den beiden Schliffbechern aus Augst sind ‚Triglyphen‘ mit zwei Kerben zwischen jeweils sieben Rundschliffen mit Zentrierpunkten als Dekor verwendet worden219. Bei den Glasschliffbechern liegen Kerben und Rundschliffe aber sehr viel dichter neben einander als beim Silberbecher von Hågerup.
7. 1. 4. 3. Fischgrätmuster Der einzelne Becher Chaourse 4 (Kat. 6) ist mit einem ziselierten eineinhalbfachen Fischgrätmuster unterhalb der randbegrenzenden Linien verziert. Einfache Fischgrät- oder Tannenzweigmuster kommen bei Glasschliffgefäßen ebenfalls vor212, ein eineinhalbfaches Fischgrätmuster konnte nur in einem Fall nachgewiesen werden. Hier sind allerdings der ganze und der halbe Rapport durch ein umgekehrtes Giebelmotiv getrennt213.
7. 1. 5. Zusammenfassung Die Glasschliffbecher des Typs E 216, unter Einbeziehung des Typs E 218, können nach ihrer Form und unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Ausprägung ihrer Schliffdekore in vier Varianten unterteilt werden. Das Auftreten der Varianten scheint relativchronologisch auswertbar zu sein220. Halbkugelige Becher mit sparsamem Schliffdekor (Var. A) sind nach Ausweis diverser Grabfunde die am frühesten zu datierende Variante. Ein ‚Zentrierpunkt‘ kommt ausschließlich auf den Glasschliffbechern der Variante B vor. Er wurde wahrscheinlich als Dekorelement von den Silberbechern übernommen, wo er eine rein technische Funktion erfüllte. Er kann damit bei den Glasschliffbechern als typologisches Rudiment bezeichnet werden. Mag das Grundprinzip des Dellendekors auch von den Glasschliffbechern auf die Silberbecher übertragen worden sein221, so belegt das Auftreten des ‚Zentrierpunktes‘ bei den Glasschliffbechern der Var. B, daß es zu einer gegenseitigen Beeinflußung gekommen ist. Kugelförmige Becher der Varianten C und D treten wahrscheinlich erst später auf. Im 4. Jh. kommen nur noch kugelförmige Glasbecher ganz ohne Schliffdekor oder nur noch mit Horizontalrillen vor; halbkugelförmige Becher der Varianten A und B erscheinen überhaupt nicht mehr.
7. 1. 4. 4. Sog. Triglyphenmuster Zu dem sog. Triglyphenmuster des Bechers von Hågerup gibt es ebenfalls nur bedingt Vergleiche bei den Glasschliffbechern. Lang gestreckte Kerben zwischen zwei Querhasten kommen vorwiegend mit einer oder zwei senkrechten Kerben vor214. Ein triglyphonähnliches Motiv mit drei Kerben, bei dem die obere Querhaste zu einem großen Ovalschliff erweitert und die untere Querhaste verdoppelt ist, weist eine Schale in Köln auf215. Am nächsten stehen dem Hågerup-Becher aber drei Glasschliffbecher aus Pannonien, die jeweils zwei Reihen mit Rundschliffen und triglyphenähnlichen Fülldekoren mit ein und zwei senkrechten Kerben zwischen Querhasten aufweisen (Abb. 17)216. Bei einem Becher bestehen beide Dekorreihen, die durch eine Horizontalrille getrennt sind, aus Rundschliffen mit ‚Zentrierpunkten‘ und zweikerbigen Triglyphenmustern. Die beiden anderen Becher sind überwiegend mit einkerbigen Fülldekoren versehen; nur bei einem sind im unteren Register vier einkerbige und zwei zweikerbige Füllmotive eingeschliffen. Beim letztgenannten Becher besteht die zweite Reihe aus Schliffringen anstatt flächiger Rundschliffe. Die Bodendelle wird durch zwei Schliffringe umrahmt217.
Von den 14 Silberbechern vom Typ Leuna können sieben, unter Einschluß des Bechers aus Saint-Pabu wahrscheinlich acht Exemplare der Glasschliffvariante B zugeordnet werden. Die Becher aus Hågerup, Chaourse 3 und 4 dürften der Variante A angehören. Das charakteristische Dekorelement von Silber- und Glasschliffbechern sind die eingewölbten bzw. eingeschliffenen runden Dellen bzw. Rundund Ovalschliffe. Ansonsten sind nur wenige der Silberbecher mit Dekoren versehen, die auch bei den Glasschliffbechern der verschiedenen Eggers-Typen auftreten (Bavay, Chaourse 4 und Hågerup, mit Einschränkungen auch Ballinrees und Wettingen). Die Fülldekore der meisten Silberbecher stehen dagegen in keiner Beziehung zu den Dekoren auf den Glasschliffgefäßen.
Weitere Vergleichsstücke sind drei Glasschliffbecher überhöht halbkugeliger Form aus Bonn und Augst. Beim 211
Fremersdorf 1967, 99-103 mit Taf. 94-98 und Textabb. 1416. 118 mit Taf 131. 121-22 mit Textabb. 22 und Taf. 137. 123 mit Taf. 140.124-25 mit Taf. 142-145. – Goethert-Polaschek 177, 83 Kat. 367. – Harter 1999, 204 Kat. 362. 205 Kat. 368. 212 Fremersdorf 1967, 74 mit Taf. 40. 88-89 mit Taf. 67-69. 213 Fremersdorf 1967, 122-23 mit Taf. 139. 214 Mit einer Kerbe: Fremersdorf 1967, 73 mit Taf. 40. 75 mit Taf. 42. 77 mit Abb. 6 und Taf. 48. – Mit zwei Kerben: Fremersdorf 1967, 82-83 mit Taf. 59. 137 mit Taf. 165. 215 Fremersdorf 1967, 138 mit Taf. 171. 216 Barkóczi 1988, 64 Kat. 39, 65 Kat. 41 u. 42. Taf. 4. Taf. 71. 217 Eine größere Anzahl ähnlich verzierter Fragmente von halbkugeligen Glasschliffbechern der Var. A sind bei Barkóczi 1986 und 1988 abgebildet. Eine Kartierung aller bekannten entsprechend verzierten Glasschliffbecher und -fragmente könnte möglicherweise einen Hinweis auf die Herkunft dieses Dekormotivs geben. Der Ansatz, durch Fundkonzentrationen einzelner Schliffmuster Hinweise auf deren Herstellungszentren zu erhalten, wurde von Barkóczi 1986 in die Diskussion eingeführt, hat aber nicht zu entsprechenden Kartierungen geführt.
218
Follmann-Schulz 1988, 106 Kat. 392 mit Taf. 46. Rütti 1991, Bd. 2, 68-69 Kat. 1333 und 1338. 220 Dieser vorläufige Eindruck müßte in einer eingehenden Studie zu den gläsernen Halbkugelbechern mit Schliffdekor überprüft werden. 221 Fremersdorf 1967, 96 zu Taf. 88. – Glas der Caesaren 1988, 196 zu Kat. 106. – Trésors 1989, 119 zu Kat. 58. 219
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Gellep232, in den Kastellen Niederbieber bei Neuwied233, Altenstadt gegenüber dem Glauberg234 und Holzhausen235, Lauriacum/Enns236, ein Exemplar mit Inschriftenband in Pons Aeni/Pfaffenhofen237 und ein Dreiersatz mit identischem Dekor und geradem Mündungsrand in Lopodunum/Ladenburg238. Die Schalen sind durch ährenförmige Vertikalleisten, auch Tannenzweigmuster genannt239, oder Hohlkehlen240 in metopenartige Felder untergliedert, die mit den Kerbschnittdekoren gefüllt sind. Bei jeweils einer der Kölner und Rheinzaberner Schalen sowie beim Dreiersatz aus Ladenburg handelt es sich um auf Lücke gesetzte Vertikalkerben, so daß rautenähnliche Dekore entstehen. Bei dem Stück aus Pfaffenhofen und der zweiten Schale aus Köln sind mit den Kerbschnitten aufwendigere florale Dekore ausgearbeitet worden.
7. 2. Die Terra Sigillata-Becher vom Typ Drag.41 7. 2. 1. Form und Dekore Die Terra Sigillata-Becher oder -Schalen vom Typ Drag. 41 sind formtypologische Entsprechungen zu den Glasschliffbecher Typ E 216 und den silbernen Halbkugelbechern vom Typ Leuna in Keramik222. Sie sind ebenfalls meistens mit einem nach außen umgebogenen, spitz auslaufenden Rand versehen, treten aber auch mit geradem Mündungsrand auf223. Es kommen verschiedene Dekorvariationen auf der Außenwandung vor, u.a. plastische Auflagen in Form von Barbotinemalerei oder als Rauhschlicker224. Wie schon Dragendorff beobachtet hat, ist die sog. Kerbschnittzier225 von besonders auffälligem Bezug zu den Glasschliff- und Silberbechern: „ ... die Nachahmung von Glasgefässen (ist) meines Erachtens sicher bei den Vasen mit eingekerbten Verzierungen. Sie ahmen Glasgefässe mit eingeschliffenen Mustern nach. ... Der weiche Thon gibt, wenn man Einschnitte in ihn zu machen sucht, stets etwas aufgeworfene Ränder, da das Material elastisch und klebrig ist. Diese Dekoration muss daher ursprünglich für einen Stoff erfunden sein, dem diese beiden Eigenschaften abgehen. Ein solcher Stoff ist aber das Glas und zu allen Zeiten bis in die Gegenwart sind für den Glasschliff Olive und Gerstenkorn die beliebtesten Dekorationselemente gewesen.“226 Gefunden wurden Terra Sigillata-Schalen mit Kerbschnitt- bzw. Glasschliffdekor der Form Drag. 41 z.B. in Köln und Umgebung227, in Rheinzabern228, Nida/Heddernheim229, Pforzheim230, Trier231, in einem Grab von Krefeld-
7. 2. 2. Datierung Dragendorff nimmt nach Ausweis einiger münzdatierter Fundkomplexe den Beginn der Terra Sigillata mit sog. Glasschliffdekor im späten 2. Jh. an, ein Zeitansatz, den auch Oelmann und Bernhard vertreten241. La Baume (1965) datiert die beiden Kölner Schalen in die 2. Hälfte des 2. bis ins 3. Jh. Der Ladenburger Dreiersatz gehört der Bauphase 4 der Fläche ‚An der Kellerei‘ an, die von 160/200 bis nach 250 datiert wird. Der Pfaffenhofener Becher muß aus der Produktionszeit der dortigen Terra Sigillata-Werkstätten zwischen 190 und 259/60 stammen.
231
I. Huld-Zetsche, Glatte Sigillaten des ‚Massenfundes‘ aus Trier. Rei Cretaria Romanae Fautorum Acta 13, 1971, 21-39, Typ 18 a und b. 232 R. Pirling, Das römisch-fränkische Gräberfeld von KrefeldGellep 1975-1982. Germ. Denkmäler der Völkerwanderungszeit Ser. B, Bd. 17 (1989) 83 Grab 4143, Kat. 1 und 4 mit Taf. 79, 3 und 4. Taf. 129. 233 Oelmann 1914. 234 H. Schönberger/H.-G. Simon, Die Kastelle in Altenstadt. Limesforsch. 22 (Berlin 1983) 99-100 mit Taf. 25 C I 769 und 770. 235 Pferdehirt 1976, 84-86 Kat. A 1253 bis A 1267 mit Taf. 11. 236 E.M. Ruprechtsberger, Terra Sigillata aus dem Ennser Museum II: Kerbschnitt- und Barbontinesigillata. Unverzierte Sigillata. Töpferstempel und Ritzinschriften (Linz 1980) 40 Kat. 4/7-13 mit Taf. 4. 42 Kat. 5/1-2 mit Taf. 5, insgesamt 9 Fragmente von Bechern Typ Drag. 41. 237 J. Garbsch, Terra Sigillata. Ein Weltreich im Spiegel seines Luxusgeschirrs (München 1982), 88 Kat. I 28. – Kellner Abb. 30 oben. – Römer zwischen Nordmeer und Alpen 2000, 141 Abb. 115. 238 C.S. Sommer/H. Kaiser, LOPODVNVM – Ladenburg a.N. Archäologische Ausgrabungen 1981-1987. Arch. Inf. BadenWürttemberg 5 (Stuttgart 1988) 37 Abb. 32 l. – D. Planck (Hrsg.), Archäologie in Baden-Württemberg. Das Archäologische Landesmuseum, Außenstelle Konstanz (Stuttgart 1994) 127 obere Abb. 239 Köln, Rheinzabern und Ladenburg, s. Anm. 227, 228 u. 238. 240 Pfaffenhofen, Kellner 1973. 241 Dragendorff 1895/96, 106-08. – Oelmann 1914, 8-9. – H. Bernhard, Terra Sigillata und Keramikhandel. In: Römer zwischen Nordmeer und Alpen 2000, 138-41, bes. 141.
222
Dragendorff 1895/96 Taf. III. – Oelmann 1914, 23 Typus 12 b: fußlose Tasse mit leicht auswärts gebogenem Rand = Form Niederbieber 12 b. 223 Form Niederbieber 12 a. 224 Antikensammlung Berlin Inv. VI 5905 mit Barbotinemalerei, Antikensammlung Berlin Inv. 33533 mit Rauhschlicker, Antikensammlung Berlin Inv. TC 5648 ohne Dekor. 225 Oelmann 1914, 7 Anm. 6: „Die gemeinhin übliche Bezeichnung „Kerbschnitt“ ist ganz irreführend, denn diese Technik ist der Holzbearbeitung eigentümlich. Dass die Keramik damit gar nichts zu tun hat, sondern hier wie so oft von der qualitativ höher stehenden Glastechnik abhängig ist, ist augenfällig und schon von Dragendorff. Bonn. Jahrbb. 96, 1985, S. 122 bemerkt worden.“ 226 Dragendorff 1895/96, 106-07. – Kerbschnitt tritt insbesondere bei den Typen Drag. 41, Drag. 52 hohe konische Becher und Drag. 54 Kugelbecher auf Fuß mit geringem MündungsDm vor, s. Kellner 1973, 15-16. 227 La Baume 1964, 19 Abb. 16. – La Baume 1965, 496 mit Abb. 14. – F. Behn, Römische Keramik mit Einschluß der hellenistischen Vorstufen (Mainz 1910) 168 Kat. 1143 vom Typ Drag. 41 = Behn Form 304 sowie Kat. 1144 bis 1147 mit geradem Rand der Form 288 nach Behn [ohne Abb.]. – U. Friedhoff, Der römische Friedhof an der Jakobstraße zu Köln. Kölner Forsch. 3 (1991), 92-93 mit Taf. 63 Grab 27 Nr. 1. 228 R. Schulz/W. Schellenberger, Museumskatalog Terra-Sigillata in Rheinzabern (Rheinzabern 1996) 56. 68 Abb. 70. Umschlagrückseite. 229 Ausgestellt im Museum für Vor- und Frühgeschichte/ Archäologisches Museum, Frankfurt/M. 230 Kortüm 1995, 253-54 mit Taf. 85 Kat. T 28 a-c.
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Bemerkenswerterweise tut sich damit ein Widerspruch auf zwischen den Frühdatierungen der Terra SigillataSchalen in die 2. Hälfte des 2. Jhs. und der Datierung der Glasschliffbecher vom Typ E 216 ins 3. und 4. Jh. Folgt man den Datierungen, dann sind die Terra SigillataSchalen vor den Glasschliffbechern entwickelt worden. Andererseits soll aber der Kerbschnittdekor der Terra Sigillata-Gefäße nach dem Vorbild der Glasschliffbecher entstanden sein. Somit muß der Kerbschnittdekor auf den Terra Sigillata-Schalen von den frühen Glasschliffdekoren des 1. und 2. Jhs. übernommen worden sein. Bestätigung findet dies in zwei Schalen aus dem Kastell Holzhausen242, einer Schale aus Pforzheim243 sowie einer weiteren in der Archäologischen Staatssammlung München244. Hier haben für den Kerbschnittdekor ganz eindeutig die Facettschliffe der hohen, konischen Becher des 1. Jhs. als Vorbild gedient245, die schon vorher in weißem Ton nachgeahmt wurden246. Die halbkugelige Schalenform mit geradem Rand vom Typ Niederbieber 12 a mit flächendeckender Facettschliffverzierung dürfte schon um die Mitte des 2. Jhs. entstanden sein und stellt damit den älteren Formtyp dar. Der Typ Niederbieber
12 b mit ausbiegendem Rand und reduziertem Facettschliffdekor tritt erst im 3. Jh. auf247. Die frühe Datierung der Terra Sigillata-Schalen legt daher den Schluß nahe, daß die Form der Halbkugelbecher aus Glas auf der Terra Sigillata-Form Drag. 41 basiert. 7. 2. 3. Die Beziehung der Terra Sigillata-Schalen Drag. 41 zu den Glasschliff- und Silberbechern der Typen E 216 und Leuna Die Dekore der Terra Sigillata-Schalen vom Typ Drag. 41 und der anderen Terra Sigillata-Formen mit Kerbschnittdekoren stehen in keiner Beziehung zu den Dekoren auf den Glasschliffbechern und den Silberbechern vom Typ Leuna. Weder treten Dellen auf noch Dekore, die den Fülldekoren auf den Silberbechern oder Dekorelementen auf den Glassschliffbechern entsprechen. Die einzige Gemeinsamkeit der Silber-, Glasschliffund Terra Sigillata-Becher und -Schalen sind die halbkugelige Form und die Ausgestaltung der Dekore durch Facetten bzw. facettenartige Punzierungen.
242
B. Pferdehirt 1976, 86 mit Taf. 11 Kat. A 1254 und 1256. K. Kortüm 1995 Taf. 85 Kat. T 28 b. 244 Inv.Nr. 1931.110. 245 Z.B. A. Oliver jr., Early Roman facetted glass. Journal of Glass Studies 26, 1984, 35-63. – Glas der Caesaren 1988, 19395 Kat. 103-105. 246 J. Werner, Zu älterkaiserzeitlichen Glasbechern (EggersFormen 185-187). Germania 31, 1953, 61-64, bes. 62 mit Abb. 1 u. 2. – La Baume 1964, 86 Abb. 68. 111 Abb. 94 = La Baume 1965, 495 Abb. 12. – Th. Martin, Vases sigillés de Montans imitant des formes en verre? Gallia 35, 1977, 249-57. 243
247
31
Pferdehirt 1976, 85.
8. ORNAMENTIK Schon bei der Überprüfung tatsächlich identischer Dekorelemente bei Silber- und Glasschliffbechern (Kap. 7) wurde deutlich, daß nur sehr wenige der silbernen Halbkugelbecher übereinstimmende Dekore mit zeitgenössischen Glasgefäßen aufweisen. Am überzeugendsten konnte ein Vergleich bei den lang gezogenen Sechsecken auf dem Becher von Bavay (Abb. 16) und dem sog. Triglyphenmuster auf dem Becher von Hågerup gezogen werden (Abb. 17).
bach-Flerzheim (Kat. 11) und Ballinrees (Kat. 1) beobachtet werden. Am aufwendigsten sind die Fülldekore der Water NewtonHängelampe (Kat. 13) gestaltet, da jeder eine Variation darstellt, so daß achtzehn singuläre Dekore entstanden sind (Abb. 19). Bis auf zwei Ausnahmen sind die ‚Eierschalen‘ durch zwei oder drei Hohlkehlen oder blasen- bzw. schlaufenförmig unterteilte Hohlkehlen mit begleitenden ziselierten Kerben dargestellt. Als ‚Mittelstege‘ erscheinen Blätter und Einschläge von Kugel- und Ovalpunzen mit Zentrierpunkten, die bei jedem Fülldekor unterschiedlich angeordnet sind. Bei allen anderen Bechern werden in den Dellenreihen jeweils die gleichen Füllmotive wiederholt. Ist nur eine Dellenreihe vorhanden (Chaourse 1 u. 2, Kat. 3 u. 4) bzw. erhalten (Saint-Pabu, Kat. 12), erscheint nur jeweils ein Fülldekor. Beim Becher aus Rheinbach-Flerzheim treten in den beiden Dellenreihen zwei verschiedene Fülldekore auf. Der Becher Chaourse 3 (Kat. 5) weist in jeder der drei Dellenreihen einen anderen Fülldekor auf, also drei unterschiedliche.
Dagegen weist der größere Teil der Fülldekore an den Silberbechern vom Typ Leuna eine auffällige Ähnlichkeit mit einem Eierstab auf, der als Zierelement vorwiegend in der griechischen und römischen Architektur auftritt. Die Dellen auf den Silberbechern entsprechen hierbei den Eiern, die Fülldekore den Eierschalen und Mittelstegen des Eierstabes. Dabei zeigen die Fülldekore das ursprüngliche Eierschalen-Mittelsteg-Motiv in z.T. erheblich stilisierten Umformungen (Abb. 18). Auf der Basis dieses Unterschiedes und unter Berücksichtigung des Vergleiches mit den Varianten der Glasschliffbecher248 können die 14 bekannten silbernen Halbkugelbecher in mindestens zwei Qualitätsstufen unterteilt werden. Dabei werden die Silberbecher, deren Fülldekore Ähnlichkeiten mit einem Eierstab aufweisen, zur Qualitätsstufe 1, die mit glasschliffähnlichen Dekoren zur Qualitätsstufe 2 erklärt249. Die Becher aus Ballinrees und Water Newton lassen sich diesen Qualitätsstufen nur unter Einschränkung zuordnen. Zum einen stellen beide schon wegen ihrer Größe Sonderfälle dar, zum anderen heben sie sich durch einen singulären flächendeckenden Reliefdekor (Water Newton) bzw. durch den rein grafischen Dekor und nur angedeutete ‚Dellen‘ von den übrigen Stücken ab (Ballinrees).
Abgesehen von der Hängelampe aus Water Newton, ist das obere Füllmotiv des Bechers aus Rheinbach-Flerzheim am aufwendigsten gestaltet. Die Schalen des Eierstabes sind zu punktgefüllten Halbmonden erweitert und der Mittelsteg schließt relativ eng an das architektonische Vorbild an. Das Füllmotiv der zweiten Dellenreihe am RheinbachFlerzheimer Becher wiederholt das erste Motiv in stilisierter Form. Bei den Bechern Chaourse 3 (Kat. 5) und aus SaintPabu (Kat. 12) sind die Fülldekore so stark stilisiert, daß die Eierschalen und Mittelstege zusammengenommen zu Andreaskreuzen reduziert sind. Bei allen genannten Füllmotiven sind an die Enden der ‚Eierschalen‘ Punktpyramiden angefügt, was im Vergleich mit dem architektonischen Vorbild eine Eigenentwicklung darstellt. Bei den beiden Bechern aus Leuna sind die Eierschalen selbst ganz weggefallen und nur noch der Mittelsteg in Form eines ‚Doppelpfeils‘ übrig geblieben. Bei den Bechern Chaourse 1 und 2 (Kat. 3 u. 4) sowie dem Stück aus London (Kat. 10) ist das Eierschalenmotiv zu einem Dekor in Form einen großen X aus gebogenen Kerben und Punzeinschlägen reduziert, an die Mittelstege wird nur noch durch jeweils zwei kleine tropfenförmige Punzeinschläge erinnert. Trotzdem bleibt die Anlehnung an das architektonische Vorbild erkennbar. Beim mittleren und untersten Füllmotiv des Bechers Chaourse 3 (Kat. 5) ist die Stilisierung noch weiter fortgeschritten. Hier sind die Motive aus ovalen und punktförmigen Punzeinschlägen zusammengesetzt, die beim mittleren auch als umgeformtes Senkrechtastragal bezeichnet werden könnten.
8. 1. Qualitätsstufe 1 mit Eierstabdekor Der Eierstab tritt in der Architektur häufig in Kombination mit dem Astragal auf. Diese Erscheinung ist auch bei den Silberbechern der Qualitätsstufe 1 zu finden. Die Fülldekore lehnen sich eng an den Eierstabdekor an und das Astragal erscheint in klassischer oder mißverstandenstilisierter Version. Astragale klassischer Art sind auf den Bechern Chaourse 1, 2 und 3 (Kat. 3–5), der Hängelampe aus Water Newton (Kat. 13) und evt. auch dem Becher aus dem Londoner Mithräum (Kat. 10) vorhanden. Mißverstandene Astragale können bei den Stücken aus Rhein-
248
Siehe Kap. 7.1.3. Die Bezeichnungen ‚klassisch‘, ‚provinziell‘ oder ‚barbarisch‘ werden bewußt nicht verwendet, weil mit diesen Begriffen im allgemeinen Verständnis auch Herkunft- bzw. Produktionsgebiete assoziiert werden, was aber hier vermieden werden soll. 249
Der starke Stilisierungsgrad der Füllmotive bei den Bechern Chaourse 3 (Kat. 5) und Saint-Pabu (Kat. 12) zu andreaskreuzförmigen Dekoren schließt diese beiden Stücke enger zusammen. Trotz des klassischen Astragals und des 32
Vorhandenseins von Fülldekoren nimmt der Becher Chaourse 3 auf Grund der Ausarbeitung der Dellen ohne rahmende Hohlkehlen und wegen der Zuordnung zur Variante A250 innerhalb der Qualitätsstufe 1 doch eine Sonderstellung ein. Er leitet mit den hohlkehlenlosen Dellen zum Becher Chaourse 4 (Kat. 6) über, der der Qualitätsstufe 2 zugeordnet wird.
wenigen Glasgefäßen des 3. Jhs., vermehrt dann auf sassanidischen Glasgefäßen, die meist ins 6. Jh. datiert werden255. Mit Rundschliffen flächendeckend verzierte Gläser aus dem provinzialrömischen und germanischen Gebiet wurden in Köln, Brühl und Herlufmagle, Seeland/ DK gefunden. Es handelt sich um einen Becher der Variante B (Köln), zwei Schalen (Brühl, Köln)256 und einen Becher mit stark verengtem Mündungsrand (Herlufmagle)257. Dieser letztgenannte Becher erinnert von der Form her an das Silbergefäß mit sog. Wabendekor aus dem Schatzfund von Berthouville und die Terra Sigillata-Form Drag. 54. Beim Gefäß aus Berthouville sind auf der Wandung acht Reihen runder Dellen angebracht, die durch ihre dichte und versetzte Anordnung sechseckige Umrahmungen erzeugen258. Ein überhöht halbkugeliger Glasbecher mit drei Reihen aus 16, 10 und 6 Kugelschliffen und ein weiterer schliffverzierter Halbkugelbecher überhöhter Form aus Glas waren der Körperbestattung von Nordhausen beigegeben259. Am erstgenannten Becher ist zwischen ausbiegendem Rand und der ersten Kugelschliffreihe eine Reihe schmaler, senkrechter Facetten angebracht. Damit ist dieser Glasbecher vom Gesamteindruck her dem Silberbecher Chaourse 4 am ähnlichsten; lediglich die Anzahl der Dellen bzw. Kugelschliffe variiert und dem eineinhalbfachen Fischgrätmuster des Silberbechers steht beim Glasbecher aus Nordhausen eine Facettenreihe gegenüber. Bei den sassanidischen Glasgefäßen, die ausschließlich mit Kugelschliffen flächendeckend dekoriert sind, kommen an Formen schlichte, leicht überhöhte Becher mit geradem Rand und Schalen vor260.
In diesem Zusammenhang soll noch darauf hingewiesen werden, daß ein ähnliches Dekorschema in der hellenistischen Toreutik auftritt, das auf einer Mischung aus ägyptischen und assyrisch-achämenidischen Dekorelementen basiert. Die entsprechenden Fülldekore treten auf Schalen zusammen mit tief eingewölbten, kurzen, zur Mitte gerichteten spitzovalen bzw. tropfenförmigen Buckeln auf251 (Abb. 20). Lediglich ein hoher Becher aus Panderma, Türkei, datiert ins 4. Jh. v.Chr., zeigt einen dem der LeunaBecher fast identischen ziselierten Eierstabdekor zwischen runden ‚Dellen‘ 252. Diese sind zwar nicht einge-wölbt, weisen aber alle einen Zentrierpunkt auf. Wegen der unrunden ‚Dellen‘-Rahmungen und fehlender Hinweise auf Vorzeichnungen auf der glatten Oberfläche dürften diese Zentrierpunkte aber kaum für Zirkelschläge verwendet worden sein. Eine Kontinuität dieses Dekorsystems auf Edelmetallgefäßen vom hellenistischen Griechenland des 4. Jhs. v.Chr. bis in das 3. Jh. n.Chr. kann nicht belegt werden.
8. 2. Qualitätsstufe 2 mit Glasschliffdekoren Die Qualitätsstufe 2 wird durch die Ähnlichkeit der Fülldekore auf den Silberbechern mit denen auf zeitgleichen Glasschliffbechern charakterisiert. Hierzu zählen die Stücke aus Bavay (Kat. 2), Chaourse 4 (Kat. 5), Hågerup (Kat. 7) und Wettingen (Kat. 14). Im Vergleich mit den Bechern der Qualitätsstufe 1 wirkt der Dekor bei den Stücken der Qualitätsstufe 2 im Gesamteindruck stark vereinfacht und auf das Wesentliche reduziert. Die deutlichsten Dekorparallelen mit Glasschliffbechern konnten für die beiden Exemplare aus Bavay und Hågerup aufgezeigt werden253. Der Becher aus Wettingen ist kaum eindeutig beurteilbar, da er wahrscheinlich in einer perspektivisch verzerrten Zeichnung vorliegt. Die gegitterte Raute ist im Glasschliff bekannt, eine solche mit einem senkrecht angelegten Kreuz und punktgefüllten Vierteln dagegen nicht.
8. 3. Ballinrees und Water Newton Die Becher aus Ballinrees und Water Newton (Kat. 1 u. 13) sind in ihrer Größe sowie ihrem jeweiligen Dekor singulär und müssen wegen ihrer Beifunde wohl als die spätesten Exemplare der silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna angesehen werden. Die Hängelampe aus Water Newton ist mit dem flächendeckenden Reliefdekor das mit Abstand am 255
Obwohl die Dynastie der Sassaniden schon ab dem 3. Jh. das Perserreich beherrschte. 256 Fremersdorf 1967 Taf. 86-87, 99 und 109. 257 U. Lund Hansen, Herlufmagle – et splittet gravfund med glas fra yngre romertid. Aarboger for Nordisk Oldkyndighed og Historie 1979, 89-101. – Lund Hansen 1987, 108-09. 258 Babelon 1916, 137-38 Kat. 35. Der Fund enthält außerdem eine kleine zweihenklige Amphora mit entsprechendem Wabendekor. Babelon 1916, 138 Kat. 36. – Trésors 1989, 96 Kat. 26. – Der Becher aus dem Schatzfund von Hagenbach ist auf der Wandung flächendeckend mit viereckigen Waben verziert und schlägt wegen der überhöhten Halbkugelform und der Rankenverzierung unter dem Rand sowie auf dem Bodenrund wiederum einen Bogen zu den Halbkugelbechern, wegen der Ranken insbesondere zum Becherpaar aus Chaourse (Kat. 3 u. 4), s. Bernhard et al. 1990, 31 Abb. 18, 3. 259 R. Feustel, Das Adelgrab von Nordhausen. Alt-Thüringen 20, 1984, 140-206. 260 K. Erdmann, Neuerworbene Gläser der islamischen Abteilung. Berliner Museen N.F. 11, 1961, 31-41, bes. 32-35 Kat. 13. – Fremersdorf 1967, Taf. 167-169. – Sotheby`s, Antiquities Auction, London 12th December 1988, 115 Kat. 193. – Stern 2001, 353 Kat. 200 mit der Angabe weiterer Vergleichsstücke.
Der Becher Chaourse 4 weist ein im Glasschliff nur selten vorkommendes Fischgrätmuster auf. Dagegen erscheinen flächendeckend angeordnete Rundschliffe254 auf einigen 250
Siehe Tab. 7 zu Kap. 7.1.3. Z.B. bei drei Schalen aus dem Fund von Tuch el-Karamus, Ägypten, s. M. Pfrommer, Studien zu alexandrinischer und großgriechischer Toreutik frühhellenistischer Zeit. Arch. Forsch. 16 (Berlin 1987) Kat. KTK 13-15, und einer Schale im Schatzfund von Rogozen, Bulgarien, s. A. Fol (Bearb.), Der thrakische Silberschatz aus Rogozen, Bulgarien (Mainz 1988) 134-135 Kat.99. – H. Luschey, Die Phiale (Bleicherode 1939). 252 H. Luschey in: Berliner Museen 59, 1938, 78 Abb. 3 Fundkomplex Panderma 2. 79. – Vickers 1998 Taf. 14, 1. 253 Siehe Kap. 7.1.4.1. und 7.1.4.4. 254 Von Fremersdorf 1967 und Lund Hansen 1987, 109 als „Kugelschliffe“ bezeichnet. 251
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aufwendigsten gestaltete Exemplar der silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna. Sie weist neben den achtzehn verschiedenen Fülldekoren acht Astragalbänder auf und ist zwischen Rand und erster Dellenreihe mit Blattschuppenreihen dekoriert. Bis auf die Innenbereiche der nur ganz flach eingewölbten Dellen ist keine Fläche unreliefiert geblieben. Die Astragale und die an den Eierstab angelehnten Fülldekore sind Indizien, die für die Qualitätsstufe 1 sprechen, übertreffen diese aber in Qualität und Quantität des Dekors261.
nach gehören die vier Becher aus Chaourse (Kat. 3–6) ebenfalls hierher, bilden aber wegen der Einwölbung ihrer Dellen ohne Rahmung eine Sondergruppe. Die drei Becher mit reiner Punkteinfassung (Ballinrees, London und Water Newton, Kat. 1, 10 u. 13), die z.T. nicht eingewölbt sind, stammen alle von insularen Fundorten.
8. 5. Innen oder außen? Zur Frage der Hauptansichtsseite
Das wegen der Größe wohl besser Becken zu benennende Stück aus Ballinrees weist Elemente beider Qualitätsstufen auf: das mißverstandene Astragal unterhalb des Randes ist das einzige offensichtliche Indiz für die Qualitätsstufe 1, das spindelförmige Füllmotiv in der oberen Dellenreihe könnte im Vergleich mit den Doppelpfeilen der LeunaBecher fast noch als stark mißverstandener Mittelsteg eines Eierschalenmotivs gelten. Die gerasterten Rauten als Füllmotiv in der unteren Dellenreihe und der wegen des fehlenden Reliefs eher schlichte Gesamteindruck des Gefäßes mit seinem rein grafischen Dekor sind dagegen Hinweise auf die Qualitätsstufe 2.
Zunächst scheint sich die Frage nach der Hauptansichtsseite gar nicht zu stellen, denn üblicherweise werden die Becher und Schalen vom Typ Leuna mit ihren Außenseiten abgebildet. Die Teilvergoldung auf der Außenseite Bechers aus Rheinbach-Flerzheim scheint dies zu bestätigen. Auch die beiden Stücke aus Ballinrees und Water Newton dürften sicherlich auf Außenansicht hin angefertigt worden sein. Bei der Hängelampe von Water Newton ist dies schon durch die Funktion unzweifelhaft, beim Stück aus Ballinrees tritt der feingliedrige Dekor auf der Innenseite nur undeutlich in Erscheinung. Anders verhält es sich dagegen bei den Bechern der Qualitätsstufe 1, die mit Motiven nach dem Eierstabschema und mit Astragalen verziert sind. Denn sowohl die Elemente des Eierstabes als auch die Astragalbänder erscheinen ja auf der Innenseite im Positivrelief, also ebenso erhaben wie bei ihren architektonischen Vorbildern. Besonders deutlich wird dies bei den Innenansichten der Becher Chaourse 1 und 2, Hågerup, Leuna und RheinbachFlerzheim (Abb. 21262). Beim erstgenannten erscheint insbesondere das Astragal identisch mit dem in der Architekturdekoration, obwohl beim Silber keine Hinterschneidungen wie in der Architektur vorkommen. Beim Eierstabmotiv sind die Dekorelemente Ei und Eierschale im Vergleich zu den architektonischen Eierstäben in den Proportionen verschoben. So ist das ‚Ei‘ am Silberbecher Chaourse 1 kreisrund und relativ groß, am Eierstab dagegen meist oval. Die Hohlkehlen-‚Eierschale‘ des Silberbechers ist sehr viel schmaler als die anschwellenden Eierschalen in der Architektur. Eine so große Ähnlichkeit bzw. Identität in der Erscheinung wie beim Astragal kann am Becher Chaourse 1 für das Eierstabmotiv nicht konstatiert werden.
Im direkten Vergleich wirken die beiden Stücke aus Water Newton und Ballinrees wie die entgegengesetzten Endpunkte einer Entwicklungsreihe von stark reliefiertem hin zu rein grafischem Dekor. Bis auf die Dellenreihen weisen sie kaum Gemeinsamkeiten auf.
8. 4. Zur Rahmung der eingewölbten Dellen In einer Übersicht (Tabelle 8) sind die Merkmale zur Rahmung der eingewölbten Dellen zusammengestellt. Auffällig ist, daß keine der vorkommenden Variationen anzahlmäßig deutlich überwiegt, sondern die einzelnen Merkmale jeweils bei drei oder vier Bechern vorkommen. Die als charakteristisch für diesen Gefäßtyp bezeichnete Rahmung der Dellen kommt in drei Variationen bei neun von dreizehn beurteilbaren Bechern vor: jeweils dreimal als glatte Hohlkehle, als Punkteinfassung und als nachstrukturierte Hohlkehle. Die vier Becher aus dem Schatzfund von Chaourse sind die einzigen, die ganz ohne Rahmung eingewölbt worden sind. Beim Becherpaar Chaourse 1 und 2 erzeugen allerdings die zum Fülldekor gehörenden langen gebogenen Kerben den Eindruck einer Dellenrahmung. Nicht eingewölbt sind die ‚Dellen‘ der Becher aus Ballinrees und London, was wiederum fast mit der Gruppe der Becher mit punkteingefaßten Dellen korreliert.
Beim Becher von Rheinbach-Flerzheim ist dies genau umgekehrt. Das Astragal tritt nur in mißverstandener Form im Wechsel einer liegenden Ovaldelle mit zwei über einander stehenden kleinen Punkteinschlägen auf und kann deshalb schon dem Vergleich mit einem architektonischen Astragal nicht standhalten. Das Eierstabmotiv dagegen kommt vor allem in der oberen Dellenreihe dem architektonischen Eierstab durchaus nahe, denn der Fülldekor lehnt sich mit seinen, den anschwellenden Eierschalen recht ähnlichen, punktgefüllten Halbmonden stark an den Eierstab an. Für die zweite Dellenreihe gilt dies in einge-
Überträgt man diese in Bezug auf die Dellenrahmung aufgestellten Gruppen auf die Verbreitungskarte, ergibt sich folgendes Bild: die drei Becher mit Hohlkehlenrahmung stammen aus dem germanischen Barbaricum (Hågerup und Leuna, Kat. 7–9), die Becher mit nachstrukturierten Hohlkehlen aus dem nordgallischen Raum (Bavay, RheinbachFlerzheim und Saint-Pabu, Kat. 1, 11 u. 12). Dem Fundort
262
Siehe auch Broholm 1952 a, 21 Fig. 6 b u. d (Hågerup u. Chaourse 1). – Schulz 1953, Taf. 5, 1 u. 25, 1 (Leuna 1 u. 2). – Pirzio Biroli 1991, 206 Abb. 212 (Chaourse 1). – Menninger 1997 a, 112 Abb. 20 (Rheinbach-Flerzheim). – Menninger 1997 b, 27 oben (Rheinbach-Flerzheim).
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Das Fischgrätmuster im Bodenbereich, das auch auf geschliffenen Glasgefäßen auftritt, dürfte für eine Zuweisung zur Qualitätsstufe 2 wohl kaum ausreichen.
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schränkter Form ebenfalls. Die Fülldekore sind hier zwar auf die wesentlichen Elemente reduziert, ansonsten entsprechen sie aber weitgehend denen der ersten Reihe (Abb. 18). Obwohl eigentlich wegen der Teilvergoldung die Außenseite als Hauptansichtsseite gelten müßte, könnte wegen des dem Eierstab stark entsprechenden positivplastischen Fülldekors genauso gut die Innenseite des Rheinbach-Flerzheimer Bechers als Hauptansicht gelten.
Trotzdem gibt es auch Gegenstimmen: „The popularity of fine quality cut glass in the third century A.D. is demonstrated not only by the immense quantity that has survived but by several copies in silver. ... But the silver could not outshine the sparkle of fine glass„264, „die gläsernen Schalen waren in der Herstellung aufwendig und teuer. So ist es wohl zu erklären, dass man Silberschalen herstellte, die das gläserne Vorbild in das kostbare Material Silber umsetzen, obgleich sich die optischen Effekte geschliffenen Glases beim Werkstoff Silber gar nicht verwirklichen lassen“265 und „when potters and metalworkers copied the designs, the results were disappointing, because they did not duplicate the play of light – as can be seen, for example, in the silver bowl from the Chaourse hoard.“266 Der Grund für diese abweichende Beurteilung scheint in der Betrachtung der Gläser mit der Außenseite als Hauptansichtsseite zu liegen, die i.A. im Auf- oder Gegenlicht abgebildet werden. Bei Betrachtung gerade der mit figürlichem Dekor versehenen Schliffgefäße wird aber klar, daß hier die Innenseite die Hauptansichtsseite bildet. So ist es durchaus naheliegend, die Hauptansichtsseite sowohl bei den Glasschliff- als auch bei den Silberbechern in der Innenseite zu sehen.
Bei der Diskussion zur Hauptansichtsseite der Silberbecher vom Typ Leuna stellt sich ebenfalls die Frage nach der Hauptansicht der Glasschliffbecher. Meist können deren ursprüngliche Lichteffekte wegen der Korrosion des Glases nur noch eingeschränkt am Originalmaterial nachvollzogen werden, zumal auch die geschliffenen Glasgefäße üblicherweise mit der Außenseite abgebildet werden. Bei den wenigen Innenansichten, insbesondere von Glasschalen mit figürlichen Schliffdekoren, wird aber deutlich, daß der Schliff bei Innenansicht nach innen plastisch eingewölbt zu sein scheint263. Dieser Effekt entspricht bei den Silberbechern dem plastischen Positivrelief der Punz- und Ziselierdekore auf den Innenseiten. Wie nah die plastischen Dekore ihren ebenfalls plastischen Vorbildern in der Architekturdekoration kommen, wurde oben dargelegt.
264
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Silver for the Gods 1977, 169. Menninger 1997 b, 27. 266 Stern 1997, 204.
Siehe z.B. Fremersdorf 1967, Taf. 82, 86, bes. aber 170 u. 233. – Glas der Caesaren 1988, 212-13 Kat. 117. 218-19 Kat. 121. 223-34 Kat. 124.
265
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9. HERSTELLUNGSTECHNIK Elf der vierzehn silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna konnten auf herstellungstechnische Spuren untersucht werden. Es handelt sich um die Stücke aus Ballinrees (Kat. 1), Chaourse (Kat. 3–6), Hågerup (Kat. 7), Leuna (Kat. 8 u. 9), London (Kat. 10), Rheinbach-Flerzheim (Kat. 11) und Water Newton (Kat. 13)267. Die Untersuchungen wurden mit gebräuchlichen Stereomikroskopen in den Restaurierungswerkstätten und Konservierungslabors der Museen in Bonn, Halle, Kopenhagen und London durchgeführt und die Hinweise zur Herstellungstechnik auf den Objektoberflächen in makroskopischen Fotoaufnahmen dokumentiert.
Auf den Innenseiten der Bodendellen des Bechers Chaourse 4, der beiden Becher aus Leuna und dem Hågerup-Schälchen sind für den Schmiedevorgang noch Hinweise auszumachen. In allen vier Fällen sind hier die typischen Abdrücke einer Treibhammerbahn stehen geblieben. Bei den Leuna-Bechern begrenzt die die Bodendelle rahmende Hohlkehle den Bereich mit den Hammerabdrücken (Abb. 27 c), beim Schälchen aus Hågerup nehmen die Hammerbahnspuren auch noch den Bereich des Bodens jenseits der Bodendelle bis hin zur Unterkante der untersten Dellenreihe ein (Abb. 26 e). Die Abdrücke der Hammerbahnen auf den Innenseiten der Becher sind nur deshalb erhalten, weil sie beim anschließenden Drücken und Drehen durch das Gegenlager der Pinole abgedeckt worden sind und für die Bearbeitung auf der Drehbank nicht erreichbar waren. Also müssen die Becher schon beim Treiben auf ihre vorliegenden Wandstärken gebracht worden sein. Denn durch Drücken kann die Wandstärke kaum oder nur noch in sehr geringfügigem Maße verändert werden.
9. 1. Das Gießen von Rohlingen und das Ausarbeiten der Hohlkörper Auch für jedes durch Treibarbeit zu formende Werkstück muß zunächst eine sog. Plantsche als Ausgangsprodukt gegossen werden. Für silberne Halbkugelbecher vom Typ Leuna reichte es aus, jeweils eine runde Platte aus einer Silberlegierung zu gießen, die zunächst durch Schmieden in der Fläche vergrößert wurde. Die gezielte Bearbeitung des Innenbereiches ermöglichte es, schon beim Schmieden halbkugelförmige Hohlkörper auszutreiben. Der hierbei nahezu unbearbeitet verbleibende Rand behielt wegen der größeren Materialstärke seine Gestalt, so daß sich die Ronde im Verlauf des Treibvorgangs von allein halbkugelig auswölbte.
9. 2. Drehen und Drücken Drehen und Drücken sind Metallbearbeitungsverfahren, die auf dem gleichen Arbeitsgerät, der Dreh- und/oder Drückbank ausgeführt werden269. Der Unterschied liegt in der Art der Bearbeitungstechnik und in den verwendeten Werkzeugen. Das Drehen ist ein spanabhebender Vorgang, bei dem mit scharfkantigen Drehwerkzeugen Material abgetragen wird; das Werkstück verliert an Gewicht. Beim Drücken wird mit glatten Werkzeugen während der Rotation des Werkstückes Druck auf die Metalloberfläche ausgeübt, wodurch sich das Metall verformt; beim Drücken bleibt demnach alles Material erhalten. Das Werkstück wird mit einer Pinole aus Metall an einem Gegenlager festgedrückt, das üblicherweise gleichzeitig als Formkern dient270. In der Regel wird ein schon vorgeformtes Werkstück von der Außenseite her über einen Holzkern gedrückt. Aber auch ein Arbeiten auf der Innenseite des Werkstücks ist möglich gewesen, allerdings kaum bei kleinformatigen Objekten, weil die rotierende Pinolachse den Arbeitsbereich erheblich einschränkt. Eine Glättung der Innenfläche mit Schmirgelmittel, wie an den Innenseiten der Becher Chaourse 1 und 2 (Abb. 23 c) zu beobachten, dürfte aber durchaus möglich gewesen sein. Für eine Bearbeitung der Innenseite muß das Werkstück in einem
Auf Grund der starken Überarbeitung durch die Treibund Ziselierarbeit ist vom Gießen des Rohlings als erstem Arbeitsschritt auf den Oberflächen von Silbergefäßen üblicherweise nichts mehr nachweisbar. Lediglich beim Schälchen aus Hågerup zeugt ein kleiner Spalt mit glatter ‚Bruchfläche‘ durch die ganze Wandungsstärke hindurch vom Gußvorgang. Hier muß beim Abkühlen der Metallschmelze eine kleine Luftblase in den Rohling eingeschlossen worden sein, die auch durch das Ausschmieden der Plantsche nicht verdichtet worden ist268. Ähnliche Erscheinungen können auf der Oberfläche der großen Schale aus Ballinrees beobachtet werden. Hier sind unter dem Mikroskop feine Spalten mit glatten, sich anschmiegenden Kanten zu erkennen, bei denen es sich um fast verschmiedete Gußlunker handeln dürfte.
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E. Pernice, Untersuchungen zur antiken Toreutik III. Die Metalldrehbank im Altertum. Österreichische Jahresh. 8, 1905, 51-60. – A. Mutz, Die Kunst des Metalldrehens bei den Römern. Interpretationen antiker Arbeitsverfahren auf Grund von Werkspuren (Basel, Stuttgart 1972). 270 A.R. Furger, Zwei Werkzeuge aus der Augster Insula 30 und ihre Rekonstruktion. In: J. Tauber (Hrsg.), „Keine Kopie an Niemand!“ Festschr. Jürg Ewald. Arch. u. Mus. 39 (Liestal 1997) 31-37, bes. 34-37 Pinole einer Dreh- oder Drechselbank.
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Für die Stücke aus Bavay und Saint-Pabu wurden keine Genehmigungen für mikroskopische Untersuchungen erteilt. Der Becher aus dem eingeschmolzenen Fund von Wettingen erübrigt sich von selbst. 268 Dieser Spalt kann während der Gebrauchszeit durchaus geschlossen gewesen sein, denn sonst wäre das Schälchen undicht gewesen. Er dürfte durch geringfügige Deformierungen während der Bodenlagerung geöffnet worden sein.
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bereits angebracht war. Die feinen Riefen unterhalb der Ränder auf den Außenseiten der Becher Chaourse 1 und 2 sowie auf den Innenseiten der Becher Chaourse 4, London und und Saint-Pabu dürften spanabhebend eingedreht worden sein, weil aufgeworfene Grate fehlen und keine Hinweise auf Ziselierarbeit erkennbar sind. Eine gegensätzliche Situation liegt wiederum bei der Riefe unterhalb der kleinen Ovaldellenreihe auf der Außenseite des Becher aus Saint-Pabu vor. Hier ist die feine Hohlkehle eindeutig einziseliert, da sie sich auf der Innenseite als Wulst abzeichnet.
hohlen Futter befestigt werden. Dies sollte der Außenform des Werkstücks möglichst genau entsprechen, damit ein Vibrieren vermieden wird. An etlichen silbernen Halbkugelbechern vom Typ Leuna haben sich Pinolenabdrücke erhalten: Bei den Bechern aus Ballinrees und Chaourse 4 sind sie sehr deutlich an aufgeworfenen und flachgedrückten Graten zu identifizieren, bei Chaourse 4 zeigt ein kreisrunder Hof die Größe des Pinolenauflagers an (Abb. 22 b u. 25 a). Bei den Bechern Chaourse 3 und bei beiden Leuna-Bechern wirken die Pinolenabdrücke in den Bodendellen wie leicht vergrößerte Zentrierpunkte der Dellen. Beim Becher Leuna 1 ist ein kleines Rechteck mit weit überzeichneten Seitenlinien als Markierung für den Ansatz der Pinole im Zentrum der Bodendelle sichtbar (Abb. 27 c u. e).
Auf allen Bechern sind mit den horizontal verlaufenden, z.T. welligen Linien eindeutig Spuren vom spanlosen Formen der Becher durch Drücken erhalten. Diese Drückspuren finden sich sowohl auf den Außen- als auch auf den Innenseiten der Becher (Abb. 24 b, 27 b u. 28 a). Bei einigen der Becher sind die Drückspuren auf den Innenseiten sehr viel deutlicher zu erkennen als außen. Die scharfen Grate, die besonders auf den Innenseiten der Becher Chaourse 1 und 2 zu erkennen sind, dürften eher durch die Körnung eines Schleif- oder Schmirgelmittels entstanden sein (Abb. 23 c). Außen sind die Drückspuren durch Polieren der Oberfläche allmählich abgetragen worden, was insbesondere bei den Bechern Chaourse 1 und 2 auffällig ist.
Die große Schale aus Ballinrees ist während ihrer Bearbeitung auf der Drehbank umgespannt worden. Auf Innen- und Außenseite sind die Pinolenabdrücke deutlich zu erkennen, die um ca. 5 mm gegeneinander versetzt sind (Abb. 22 a u. b). Der Pinolenabdruck auf der Innenseite ist zuerst angebracht worden. Er diente als Zentrierpunkt beim Anreißen zweier Kreislinien auf der Innenseite, die wohl als Markierung für eine Punkteinfassung der Bodendelle dienen sollten. Der Toreut erkannte, daß ihm Rißlinien auf der Innenseite der Schale nichts nützen würden, weil er die Punzierung auf der Außenseite ausführen mußte. Möglicherweise bemerkte er auch, daß der Becher eine leichte Unwucht aufwies und versetzte deshalb gleichzeitig den Mittelpunkt. Dieses Umspannen und Versetzen des Zentrierpunktes hat zu Folge, daß die beiden Rißlinien auf der Innenseite nun von der auf der Außenseite ausgeführten Punktumrahmung der Bodendelle geschnitten werden (Abb. 22 a u. c). Auch der Becher Chaourse 1 weist in der Bodendelle zwei Zentrierpunkte auf, die aber beide auf der Außenseite sitzen. Also muß auch dieser Becher zunächst mit einer leichten Unwucht auf der Drückbank eingespannt worden sein. Bei der Rotation dürfte dies visuell durch einen wellenförmigen Verlauf des Randes aufgefallen und der Becher deshalb neu eingespannt geworden sein.
Beim Becher Leuna 1 ist nach dem Drücken eine Überarbeitung des Randes mit einem Hammer vorgenommen worden. Auf dem schon gedrückten und/oder abgedrehten Rand sind deutliche Abdrücke einer Hammerfinne zu erkennen, die zuvor mit einer Feile bearbeitet worden sein muß. Die groben Feilriefen haben sich in die Silberoberfläche eingedrückt und die feinen konzentrischen Dreh- und Drückspuren beseitigt (Abb. 27 a). Der Kranz der Hammerfinnenabdrücke liegt im unteren Drittel des Randbereiches über einer eingeschnittenen Hohlkehle. Möglicherweise hatte sich der Becher beim Punzieren leicht verzogen, was durch gezielte Schläge mit einer Hammerfinne wieder ausgeglichen werden sollte.
9. 3. Die Ausarbeitung der runden Dellen
Die Größen der Pinolengegenlager sind beim Schälchen aus Hågerup und den Bechern aus Leuna sowie Chaourse 4 auf den Innenseiten abzulesen, da auf diesen Flächen die Abdrücke der Schmiedehammerbahn stehen geblieben sind (Abb. 27 e). Die Außenseiten aller Bodendellen sind sorgfältig gedrückt und nachpoliert. Beim Becher Leuna 2 sind von diesem Arbeitsgang feine konzentrische Kratzer um den Zentrierpunkt herum stehen geblieben.
Die runden Dellen und die Fülldekore sind durch Ziselieren auf den Außenseiten der Becher angebracht worden. Dazu mußten die Becher mit einer klebenden und zugleich dehnbaren Masse vollständig ausgefüllt und zusätzlich mit einer Befestigungsmöglichkeit versehen werden, damit sie für die Ziselierarbeit rundum zugänglich waren271. Genau diese Montage könnte auf dem römischen Grabstein des FABER ARGENTARIVS/Silberschmiedes namens P(ublius) CVRTILIVS PLACATVS abgebildet sein, der im J. Paul Getty Museum Los Angeles aufbewahrt und anhand der Frisur in die 1. Hälfte des 1. Jhs. datiert wird272. Der
Das spanabhebende Drehen scheint nur in wenigen Fällen und dort ganz gezielt nur an den Rändern angewandt worden zu sein. So sind an den identisch dekorierten Bechern Chaourse 1 und 2 und den Hågerup-Schälchen beim Abdrehen der stärkerwandigen Randbereiche Rattermarken entstanden, weil die Werkstücke oder das Drehwerkzeug bei der Bearbeitung ins Vibrieren geraten sind (Abb. 23 b). Die ‚Rattermarken‘ am Becher aus Saint-Pabu (Abb. 9) dagegen stehen in regelhaftem Bezug zu den kleinen senkrechten Ovaldellen. Dies weist auf ein Nacharbeiten auf der Drückbank hin, nachdem der Punzdekor
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Heute verwendet man für diese Zwecke Treibkitt, in der Antike dürfte Bienenwachs, evt. mit Füllstoffen versetzt, als Treibmasse verwendet worden sein. 272 V. Kockel, Porträtreliefs stadtrömischer Grabbauten. Beitr. zur Erschließung hellenistischer und kaiserzeitlicher Skulptur und Architektur 12 (Mainz 1993) 174-175 Kat. K 17. Taf. 89 d. – A passion for antiquities. Ancient art from the collection of
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Silberschmied scheint zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand einen Punzen zu halten, während die anderen drei Finger das mit einem Reliefdekor versehene becherförmige Silbergefäß stabilisieren. Dieses ist mit einer Masse gefüllt, die über den Gefäßrand hinausquillt und in der Mitte einen quadratischen Pflock fixiert. Die rechte Hand hält wahrscheinlich den Ziselierhammer (Abb. 32).
größeren Anzahl der Dellen liegen die Zentrierpunkte knapp neben den vorgezeichneten Schnittpunkten von horizontalen Rißlinien und senkrechten Markierungen (Abb. 24 b). Der Becher Chaourse 2 weist zwei horizontale Rißlinien und jeweils zwei Zentrierpunkte pro Delle auf, von denen dann die Reihe der unteren Punkte tatsächlich als Mittelpunkte für die Dellenumrahmung verwendet worden ist (Abb. 23 e). Hier muß eine Veränderung der Dekorabfolge notwendig geworden sein, nachdem der Dekor vom wohl zuerst angefertigten Becher Chaourse 1 auf den kleineren, zweiten Becher Chaourse 2 übertragen worden war273.
Das Ziselieren ist eine spanlose Verformungstechnik und im Prinzip ein Treiben im Kleinen, mit dem Detailformen in Metallblech gestaltet werden. Charakteristisch für das Ziselieren ist, daß sich der ziselierte Dekor auf der Rückseite, hier also der Becherinnenseite, im Positivrelief abzeichnet. Die Arbeit wird mit glatten Linier- oder reliefierten Formpunzen ausgeführt. Linierpunzen werden locker über die Oberfläche geführt und erzeugen z.B. glattwandige Hohlkehlen. Bei der Verwendung länglicher Punzen entstehen in kleineren Rundungen i.A. sog. Ausfiederungen, weil die Länge der (geraden) Punzen den Grad der Rundungen übersteigt. In den Ausfiederungen zeichnet sich der Punzen in ganzer Länge ab und erzeugt an den Außenseiten der Rundungen fächerförmige Strukturen (Abb. 23 d).
9. 3. 2. Die dellenrahmende Hohlkehlen Zunächst wurden mit Hilfe eines Stechzirkels Kreislinien um die Zentrierpunkte als Vorzeichnung für die Hohlkehlen angerissen. An einigen der Dellen sind noch Reste dieser Kreise zu erkennen, die sich als schmale Linien mit scharfen Graten in und neben den ziselierten Hohlkehlen abzeichnen (Abb. 27 d). Nur das Schälchen aus Hågerup weist im Verhältnis dazu breite, glattwandige Kreislinien als Vorzeichnungen für die Hohlkehlen auf (Abb. 26 b). Sie können nicht mit einem scharfkantigen Reißzirkel geschlagen, sondern müssen mit einem ganz feinen Ziselierpunzen gezogen oder durch kreisförmiges Führen um den Zentrierpunkt und unter Ausübung von Druck in die Silberoberfläche gerieben worden sein. Vielleicht sollten die dellenrahmenden Hohlkehlen allein schon hierdurch ausgearbeitet werden, erschienen dem Toreuten dann aber nicht ausgeprägt genug. Daraufhin hat er die feinen Kreislinien mit dem sehr viel gröberen Kugel- oder Ovalpunzen nachgearbeitet, um wirklich tiefe Hohlkehlen zu erzielen.
9. 3. 1. Markierung der Dellenmittelpunkte Die horizontalen Rißlinien für die Zentrierpunkte der Dellenreihen sind auf der Dreh- und Drückbank angebracht worden (Abb. 23 a, 27 d u. 28 e). Bei vielen der Becher ist noch erkennbar, daß die Mittelpunkte der Dellen auf diesen Rißlinen durch kleine senkrechte oder schräge Riße markiert worden sind. Dies ist der Fall bei den Bechern aus Ballinrees, Chaourse 1 und 2 (Abb. 23 a u. e) sowie Leuna 1 und 2; beim Becher Leuna 1 sind senkrechte Markierungen allerdings nur in der oberen Dellenreihe vorhanden. Beim Becher Chaourse 3 sind kleine ‚Andreaskreuze‘ als Markierungen für die Zentrierpunkte eingeritzt worden. In der oberen und mittleren Dellenreihe liegen diese Kreuze in der Waagerechten (Abb. 24 b), in der unteren Reihe dagegen stehen sie senkrecht. Bei beiden Leuna-Bechern sind in den unteren Dellenreihen die senkrechten Markierungen für die Zentrierpunkte jeweils durch Hinund Herführen eines Ritzwerkzeuges grob markiert worden. Diese Kratzer sind nur zwischen den Zentrierpunkten und den Rändern der Delleneinwölbungen oberhalb der Zentrierpunkte angebracht worden (Abb. 28 e). Beim Becher Chaourse 4 sind nur noch wenige der winzigen Zentrierpunkte erkennbar. Bei der Hängelampe aus Water Newton sind die sehr kleinen Zentrierpunkte durch den jeweils mittleren von fünf runden Punzeinschlägen unkenntlich gemacht worden. In der oberen Dellenreihe sind trotzdem noch einer, in der unteren drei der ursprünglichen Zentrierpunkte erhalten (Abb. 30 c). Bei der präzisen Vorarbeit ist es erstaunlich, daß nur sehr wenige der Markierungen für die Zentrierpunkte tatsächlich ganz exakt eingehalten worden sind (Abb. 23 a, 27 d u. 28 b). Bei der
Die vorgezeichneten Kreislinien müssen aufgrund ihrer Ausarbeitung mit einem Zirkel ursprünglich kreisrund gewesen sein. Trotzdem haben die wenigsten Dellenrahmungen eine wirklich kreisrunde Form. Durch geringfügiges Abweichen von den gerissenen Zirkelschlägen sind beim Ziselieren die meisten Hohlkehlen unrund geworden. Deutlich sichtbar werden die Abweichungen von der idealen Kreisform auf den Innenseiten der Becher. Besonders eindrückliche Beispiele sind das Schälchen aus Hågerup und die beiden Leuna-Becher (Abb. 26 a u. 27 b). Die dellenrahmenden Hohlkehlen sind in den meisten Fällen mit länglichen Ziselierpunzen ausgearbeitet worden. Dies zeigen die z.T. starken Ausfiederungen in den Hohlkehlen und die zahlreichen tiefen Einzelabdrücke der Punzen (Abb. 27 d). Beim Schälchen aus Hågerup sind die Hohlkehlen dagegen, nach Ausweis zahlreicher Einzelabdrücke, mit einem relativ kurzen, fast ovalen Punzen ziseliert worden (Abb. 26 b). Außerdem weisen die Hohlkehlen hier zahlreiche stumpf zusammenstoßende und sich überlappende Enden auf (Abb. 26 a u. b). Beim Becher aus Rheinbach-Flerzheim sind zunächst glatte Hohlkehlen angelegt worden, die anschließend mit einem kleinen, scheibenförmigen Punzen nachgearbeitet worden sind. Die
Barbara and Lawrence Fleischman (Malibu 1994) 336-338 Kat. 178. – The J. Paul Getty Museum, Handbook of the antiquities collection (Los Angeles 2002) 155 mit veränderter Interpretation der Inschrift: P. Curtilius, Freigelassener des Publius.
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Ausführlicher erläutert in Kap. 14, Kat. 4.
Punzabdrücke liegen dabei nicht direkt nebeneinander, sondern sind mit Zwischenräumen gesetzt (Abb. 29 c). Dies verstärkt den Eindruck der Punktsetzungen trotz der vertieften Lage in den Hohlkehlen. Die gleiche Methode scheint bei den inneren dellenrahmenden Hohlkehlen am Becher aus Bavay angewandt worden zu sein. Auch hier ist eine glatte Hohlkehle mit Punktsetzungen nachstrukturiert worden. Beim Becher aus Saint-Pabu ist diese Art der Delleneinfassung in etwas abgewandelter Form angewandt worden. Im Unterschied zu den Bechern aus RheinbachFlerzheim und Saint-Pabu ist der Durchmesser des Kugelpunzen hier größer als die Breite der Hohlkehle, so daß von den Punzabdrücken nur die nach außen und innen überstehenden Kreissegmente deutlich ins Auge fallen.
verändert worden sind. Diese Beobachtung leitet zum Schälchen aus Hågerup und der Hängelampe aus Water Newton (Kat. 7 u. 13) über. Bei beiden Stücken sind sehr deutlich die Abdrücke kleiner Punzen auf den Dellenoberflächen zu erkennen, mit denen die Einwölbungen ausgeführt worden sind. Beim Schälchen aus Hågerup handelt es sich um einen stark reliefierten, aber sehr kleinen Punzen, der möglicherweise auch zum Setzen der Zentrierpunkte verwendet wurde (Abb. 26 a). Das starke Relief des Punzens zeichnet sich in abgemilderter Form auch auf der Innenseite des Schälchens deutlich ab (Abb. 26 c). Bei der Hängelampe aus Water Newton sind die Dellenoberflächen mit unzähligen halbkreisförmigen Punzabdrücken übersät (Abb. 30 b). Gerade bei der aufwendig dekorierten Hängelampe wirkt diese Einwölbungsmethode besonders grob. Betrachtet man die Dellenoberfläche aber mit bloßem Auge, ist die feine, durch den Punzen verursachte Oberflächenstruktur nicht sichtbar. Trotz der zahlreichen Punzabdrücke haben sich auch bei diesen beiden Stücken streckenweise noch die Rißlinien und Drückspuren auf den eingewölbten Flächen erhalten. Daraus kann man im Hinblick auf die anderen Becher ohne derartig offensichtliche Punzabdrücke schlußfolgern, daß beim Einwölben der Druck auf die Silberoberfläche nicht besonders stark gewesen sein kann. Somit ist es durchaus nachvollziehbar, daß bei anderen Bechern keine Spuren von den Einwölbwerkzeugen auszumachen sind.
Dagegen wurde die Bodendelle des Bechers aus Rheinbach-Flerzheim mit einzelnen Einschlägen eines kleinen Kugelpunzens eingefaßt. Beide Methoden werden im direkten Vergleich besonders deutlich (Abb. 29 c). Bei den insularen Bechern aus Ballinrees und London sowie der Hängelampe aus Water Newton sind alle Boden- und ‚Dellen‘-Einfassungen aus einzeln gesetzten, relativ weit auseinander stehenden Einschlägen von Kugelpunzen gearbeitet, bei der Water Newton-Hängelampe allerdings innerhalb der eingewölbten Dellenfläche. 9. 3. 3. Die Einwölbung der Dellen Beim Ziselieren der dellenrahmenden Hohlkehlen dürften sich die Flächen innerhalb der Hohlkehlen leicht nach außen aufgewölbt haben274. Daher mußten die Dellenflächen zunächst in ihre flache Ausgangslage zurückgeführt und anschließend weiter nach innen eingewölbt werden. Bei den meisten Bechern erscheinen die Dellenflächen völlig glatt, z.B. bei den Bechern aus Ballinrees, Chaourse 1 bis 4 und Rheinbach-Flerzheim. Sie weisen auf allen Dellenoberflächen noch die horizontalen Spuren des Drückvorgangs auf, die scheinbar keine Verformungen durch harte Werkzeuge erfahren haben (Abb. 23 e u. 24 b). Hier könnten zum Eindellen große, flachgewölbte Punzen aus Holz, Horn/Geweih oder Knochen verwendet worden sein, die keine Spuren auf den Silberoberflächen hinterlassen haben. Auch ein Zwischenglühen zur Rekristallisation des Metallgefüges wäre vor dem Einwölben hilfreich gewesen, da das Metall danach wieder leichter verformbar ist. Sofern die Dellenfläche aber vor dem Einwölben keine anderen Verformungen erfahren haben, wäre ein Ausglühen nicht unbedingt erforderlich gewesen.
Bei den Dellen einiger Becher wird deutlich, daß das Metall besonders am Übergang von Dellenfläche zu Hohlkehle der gegengerichteten Verformung Widerstand entgegengesetzt hat; zumal wenn man die leichte Aufwölbung der Dellenflächen berücksichtigt, die beim Ziselieren der rahmenden Hohlkehlen entstanden sind. Dies wird z.B. beim Becher aus Hågerup an den ca. 1 mm breiten, aufgewölbten ‚Ringen‘ innerhalb der Dellenflächen besonders deutlich. Auf diesen ‚Ringen‘ können die konzentrischen Spuren des Drückvorgangs noch im Detail verfolgt werden (Abb. 26 a u. b). Eine Beobachtung, die man bei den meisten anderen Bechern ebenfalls machen kann, zumal in der Seitenansicht diese inneren ‚Ringe‘ oftmals über die Becheroberfläche hinausragen (Abb. 31 b oben). Nur bei der großen Schale aus Ballinrees und den Fragmenten des Londoner Bechers sind die ‚Dellen‘ nicht eingewölbt worden. Die einzeln gesetzten Punkte umrahmen lediglich die Bereiche auf den Oberflächen, die bei den übrigen Bechern von Leuna-Typ als Dellen nach innen eingewölbt sind.
Auch beim Becherpaar aus Leuna scheinen die Dellenoberflächen zunächst völlig glatt, zumal sie auch noch die horizontalen Drückspuren aufweisen (Abb. 28 e). Im Streiflicht konnte aber eine feine Oberflächenstruktur sichtbar gemacht werden (Abb. 28 b). Also muß die Einwölbung der Dellenflächen hier mit vielen kleinen Punzschlägen erfolgt sein. Der Punzen muß aus weichem Material, z.B. Holz, bestanden haben, da die Drückspuren und Rißlinien auf den Dellenoberflächen nicht sichtbar
9. 4. Sonstige punzierte Dellen Bei den Becherpaaren aus Chaourse und Leuna sind neben den runden Dellen weitere Reihen aus kleinen runden und ovalen Dellen gesetzt. Hierzu sind glatte Punzen verwendet worden. Besonders bei den beiden Bechern aus Leuna ist deutlich die längliche Form der Punzen in den Tiefen der Einschläge zu erkennen, mit denen die jeweils zwei Reihen von Ovaldellen gesetzt worden sind (Abb. 28 d). Hierfür sind zwei Punzen mit leicht differierenden Maßen verwendet worden. Der Punzen für die oberen Ovaldellen
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Dieser Effekt ist schon bei den ca. 3 mm großen Kreiseinschlägen auf der großen Schale aus Ballinrees zu beobachten (Abb. 22 d u. e).
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einzelne Punzabdrücke hinterlassen. Auf dem HågerupBecher sind solche Einzelabdrücke eines länglichen Punzens in einem der Triglyphenmuster erhalten geblieben (Abb. 26 d). Aber auch in den Kerben der Doppelpfeile auf den Leuna-Bechern und in den ausfiedernden Ästen der Weinranken innerhalb der Bodendekore des Becherpaares aus Chaourse hat sich der verwendete Punzen in zahlreichen Abdrücken niedergeschlagen (Abb. 23 d).
ist 4 x 1 mm, der für die unteren 5 x 1 mm groß. Der kürzere dürfte auch für die Punzdekorbänder jenseits der Bodendellen beider Becher verwendet worden sein. Beim Becher Leuna 1 sind die beiden verschieden langen Punzen konsequenter eingesetzt worden als beim Becher Leuna 2. Dort sind auch viele Punzeinschläge in der oberen Ovaldellenreihe mit dem längeren Punzen ausgeführt worden. Dies kann nur durch Unterbrechungen während der Punzierung verursacht worden sein, als bei Wiederaufnahme der Arbeit zufällig der ‚falsche‘ Punzen zum Weiterarbeiten gegriffen wurde. Beim Einschlagen der Punzen hat sich das umgebende Metall mit nach innen eingewölbt. Da die Punzeinschläge beider Reihen versetzt angeordnet sind, sind Dellen mit länglich-sechseckigen Umrissen entstanden (Abb. 28 d).
Nur zwei regelrechte Formpunzen konnten beobachtet werden. Auf der großen Schale aus Ballinrees handelt es sich um einen Kreispunzen, der für das ‚mißverstandene‘ Astragal unterhalb des Randes, die umlaufenden Bänder unterhalb der Dellenreihen und zur Ausgestaltung der Fülldekore verwendet worden ist. Der Kreis ist bei vielen Abdrücken nicht ganz geschlossen (Abb. 22 d u. e). Entweder war er entsprechend geformt, dann mußte er für komplette Kreiseinschläge leicht versetzt zweimal eingeschlagen werden. Für diese Überlegung sprechen einige Doppelabschläge des Kreispunzens (Abb. 22 d), u.a. auch um den Pinolenabdruck auf der Außenseite der Bodendelle. Oder er ist im Zuge der Ausgestaltung der Schale ausgebrochen. Dann müßten sich die unvollständigen Kreiseinschläge auf bestimmte Dekorelemente konzentrieren, die zuletzt einpunziert worden sind. Daß die offenen Kreislinien durch Schräghalten des Punzen beim Auftreffen des Ziselierhammers entstanden sind, kann mit ziemlicher Sicherheit ausgeschlossen werden, weil die Enden der ‚Fehlstellen‘ z.T. recht scharfkantig sind und nicht schräg nach oben auslaufen (Abb. 22 e).
Beim Becherpaar aus Chaourse wurden die drei größeren Ovaldellenreihen der oberen Zierzone wahrscheinlich mit dem gleichen Ovalpunzen von ca. 7-7,5 x 4-4,5 mm angebracht, der auch für die querliegenden Ovalperlen der Astragale an diesen beiden und dem Becher Chaourse 3 verwendet worden ist. Unterschiede in den Größen der Einschläge können durch die unterschiedliche Schlagkraft beim Punzieren verursacht sein. Die jeweils obere Ovaldellenreihe ist mit einem deutlich kleineren Punzen von ca. 3,5 x 2 mm gesetzt worden. Dieser Punzen dürfte ebenfalls für die jeweils drei Reihen querliegender Ovaldellen oberhalb der Bodendellen verwendet worden sein. Auch bei den Bechern Chaourse 1 und 2 sind durch die versetzte Anordnung der Punzeinschläge sechseckige Konturen um die Ovaldellen herum entstanden. Weitere größere Ovaldellen sind nur noch in den beiden ‚mißverstandenen‘ Astragalen beim Becher aus RheinbachFlerzheim zu beobachten.
Zur Einfassung der Bodendelle des Bechers Chaourse 3 ist ein spitzovaler Formpunzen verwendet worden. Er weist auf einem Teil der Oberfläche eine wolkige Struktur auf und scheint an der Kante geringfügig ausgebrochen zu sein. Diese Unregelmäßigkeiten wiederholen sich bei allen Punzeinschlägen an der gleichen Stelle (Abb. 24 c). Ein weiterer spitzovaler Punzen scheint bei der Anlage der Triglyphenmuster auf dem Schälchen aus Hågerup eingesetzt worden zu sein. Etliche der Längskerben sind unten mit dem Einschlag eines spitzovalen Punzens abgeschlossen (Abb. 26 e).
9. 5. Die Fülldekore Füll- und Bodendekore der Becher sind ebenfalls mit länglichen Ziselierpunzen und runden Kugelpunzen ausgearbeitet worden. Der kleinste der drei Kugelpunzen, die am Becher von Rheinbach-Flerzheim eingesetzt worden sind, weist eine markante Ausbruchstelle auf. Dieser Punzen ist für diverse Dekorelemente am Becher verwendet worden, die durch diese Ausbruchstelle eindeutig charakterisiert werden (Abb. 29 b u. d). Den länglichen Punzen mit matter Oberfläche, mit dem die Kerben der Astragale an den drei Bechern Chaourse 1 bis 3 gesetzt worden sind, kann man nicht als Formpunzen im eigentlichen Sinne bezeichnen. Diese Kerben mit der gleichen mattierten Oberfläche belegen allerdings, daß alle drei Becher mit dem gleichen Werkzeug verziert worden sind, also in der gleichen Werkstatt hergestellt worden sein müssen (Abb. 23 a u. 24 a).
Beim Becher aus Ballinrees und der Hängelampe aus Water Newton sind kleinste Kugelpunzen zum Setzen der Mittelpunkte innerhalb der Kreiseinschläge bzw. in diversen größeren Kugelpunzeinschlägen verwendet worden (Abb. 22 d). Viele der längsovalen kleine Dellen innerhalb der reich ausgestalteten Fülldekore der Hängelampe sind aus zwei und drei sich überschneidenden Einschlägen eines Kugelpunzens entstanden. Jeder dieser Einschläge hat, wie die Kreispunzierungen der großen Schale aus Ballinrees, noch einen kleinen ‚Zentrierpunkt‘ erhalten (Abb. 30 a).
Längliche Kerben wie die Wellenranken und Strahlen um die Bodendellen der Becher Chaourse 1 und 2, das Fischgrätmuster des Bechers Chaourse 4, die punktgefüllten ‚Eierschalen‘ des Bechers aus Rheinbach-Flerzheim und die Fülldekore am Becher aus dem Londoner Mithräum werden üblicherweise mit länglichen Linierpunzen ziseliert. Diese werden beim Schlagen fortlaufend über die Metalloberfläche geführt, so daß sie nur in Ausnahmefällen 40
Bezug auf Silbergefäße meint Baratte, bestimmte runde Platten und Schälchen mit Astragalrändern und sparsamen Niellodekoren einer gemeinsamen Werkstatt zuschreiben zu können277. Diese Zuschreibung basiert lediglich auf dem Vorhandensein der klassischen Astragalränder aus Einheiten aus einer Ovalperle und zwei Scheiben sowie kleinformatigen Niellodekoren als ‚Zentralmedaillons‘. Anzumerken ist hier, daß Form- und Dekorvergleiche für die Zuschreibung zu einer gemeinsamen Werkstatt nicht ausreichen, sondern daß dies nur nach der Identifizierung identischer Werkzeugspuren erfolgen sollte. Dies haben Rekonstruktionsversuche zu Astragal- und Perlrändern an römischen Silbergefäßen gezeigt278. Im Schatzfund von Weißenburg konnte in zwei Fällen für jeweils zwei silberne Votivbleche der Nachweis für Werkstattidentität durch die Verwendung identischer Patrizen erbracht werden. Weitere gestalterische Spezifika fassen alle elf vorhandenen Silberblechvotive eng zusammen und machen die Anfertigung in einer Werkstatt bzw. Werkstattgemeinschaft äußerst wahrscheinlich279.
9. 6. Die Antike Reparatur am Becher aus Rheinbach-Flerzheim Beim Becher aus Rheinbach-Flerzheim ist eine antike Reparatur auszumachen, die während des Herstellungsprozeßes notwendig geworden sein muß. Wohl schon beim Treiben des Bechers ist ein Riß am Becherrand aufgetreten, der sich auf der Innenseite unterhalb des Reparaturbleches noch abzeichnet (Abb. 29 a). Da die Treibarbeit schon fast abgeschlossen war, entschloß sich der Silberschmied zu einer Reparatur, anstatt das Metall wieder einzuschmelzen und die Arbeit von Neuem zu beginnen. Er schnitt die Rißstelle halbkreisförmig aus und lötete mit Hartlot von innen ein entsprechend zugerichtetes Stück Silberblech ein. Dies zeigen die Maße des Einsatzbleches, das mit 10 x 6 mm innen größer ist als außen mit 9,5 x 5,5 mm. Die Lötstelle ist auf der Außenseite sorgfältig überarbeitet worden, so daß Becheroberfläche und Einsatzblech glatt ineinander übergehen. Auf der Innenseite dagegen ist die Lötfuge kaum überarbeitet worden und zeichnet sich mit einem kleinen Absatz deutlich ab (Abb. 29 a). Daß die Reparatur noch bei der Anfertigung des Bechers erfolgte, belegen die innen und außen über das Einsatzblech verlaufenden Drückspuren.
Die Becherpaare aus Chaourse und Leuna dürften mit Sicherheit wegen identischer Dekore und Werkzeugspuren in der jeweils gleichen Werkstatt gearbeitet worden sein. Am Becherpaar aus Chaourse lassen sich identische Punzen nachweisen. So ist für die ausfiedernden Rundungen der Äste und Blätter in den Weinranken bei beiden Bechern der gleiche Punzen verwendet worden. Aber auch der Punzen mit matter Oberfläche, mit dem die Kerben in den Astragalen eingeschlagen wurden, ist identisch. Ein Astragal mit identischen matten Kerben erscheint ebenfalls auf dem Becher Chaourse 3 (Abb. 24 a). Deshalb muß auch dieses Stück in der gleichen Werkstatt wie das Becherpaar Chaourse 1 und 2 angefertigt worden sein. Weitere Hinweise auf Werkstattidentitäten haben sich bei den mikroskopischen Untersuchungen nicht ergeben. Auch der Vergleich der Dekore ergibt keine entsprechenden Hinweise (Abb. 34). Trotzdem möchte man vor allem bei den Bechern mit Dekorsystemen nach dem Eierstabschema eine gemeinsame Basis in Form eines Musterbuches o.ä. vermuten.
Bei der Reparatur ist es zu einer typischen Erscheinung beim Einsetzen eines Blechstückes gekommen: die Wandung des Einsatzbleches ist stärker als die des Bechers. Der Bereich der Lötungen ist am Rand auf der Innenseite durch Feilen eingeebnet worden, so daß die Wandstärke hier reduziert ist. Dadurch weist das Einsatzblech die größte, die befeilten Lötstellen die geringste Wandstärke auf (Abb. 29 e). Von außen dürfte die Reparaturstelle nach der Fertigstellung des Bechers kaum sichtbar gewesen sein. Heute hebt sich das Einsatzblech durch eine erheblich glattere Oberfläche deutlich vom Material der Becheroberfläche ab, die stärker korrodiert ist und daher matt erscheint275.
9. 7. Die Identifizierung von Werkstattgruppen
Die unterschiedlichen Qualitäten in der Ornamentik der Becher Chaourse 1 und 2 auf der einen und Chaourse 3 auf der anderen Seite zeigen, daß in der gleichen Werkstatt unterschiedlich qualitätvolle Produkte hergestellt wurden und Qualitätsunterschiede im Dekor nicht unbedingt mit unterschiedlichen Produktionsorten in Verbindung gebracht werden können280. Ein weiteres Beispiel dafür, daß in einer Werkstatt in unterschiedlichen ‚Stilen‘ gearbeitet wurde, sind die beiden Zierscheiben aus dem Thorsberger Moorfund. Eine von ihnen
Wiederholt ist versucht worden, Metallobjekte bestimmten Werkstätten zuzuschreiben. Diese Versuche stützen sich im überwiegenden Teil der Fälle auf stilistische Vergleiche oder Eigenheiten im Dekor. Bei figürlichen Bronzen wie Statuetten, Gefäßattaschen u.ä. stellt sich die Frage nach der Identität von Gußformen und/oder ‚Urmodellen‘276. In 275
Die bei Gelsdorf 1986, 26 erwähnte weitere antike Reparatur an der Becherlippe konnte bei der mikroskopischen Untersuchung nicht beobachtet werden. Allerdings fallen am Rand, punktuell auf der Außenwandung und dem durch die Punkteinfassung des Bodens ausgebildeten ‚Standring‘ schwarze Auflagen mit kupfrig-roten und silbrigen metallischen Einschlüssen auf, die wegen ihres unregelmäßigen Auftretens weder als antike Reparaturen noch als Lötpunkte für eine Aufhängung vergleichbar der Hängelampe aus Water Newton gedeutet werden können. Es könnte sich hierbei um eine Erscheinung handeln, die durch korrosive Lösungen im Sarkophag oder bei der Restaurierung durch die Behandlung mit korrosionslösenden Chemikalien entstanden ist. 276 Kaufmann-Heinimann 1998, bes. 21-51.
277
Baratte 1978. – Baratte 1993, Taf. 15 Fig 30. J. Lang/R. Holmes, Studies on the technology of beaded rims on Late Roman silver vessels. Britannia 14, 1983, 197-205. – Kaufmann-Heinimann 1998, 27. 279 H.-J. Kellner/G. Zahlhaas, Der römische Tempelschatz von Weißenburg in Bayern (Mainz 1993), bes. 67-70. 280 Eine entsprechende Beobachtung konnte bei einer Gruppe von Kasserollenattaschen mit Mänaden- oder Medusenhäuptern gemacht werden, s. Kaufmann-Heinimann 1998, 21-22 mit Abb. 3. 278
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ist in ‚klassisch-römischem Stil‘, die andere im sog. germanischen Stil gearbeitet. Trotzdem stammen sie aus der gleichen Werkstatt, weil auf beiden Scheiben der gleiche Delphinpunzen verwendet worden ist281.
Silberobjekte ist eine Definition unterschiedlicher Legierungstypen bislang nicht versucht worden. Es kann lediglich festgestellt werden, daß antike Silberlegierungen i.A. zwischen 94 und 98 % Silber enthalten und somit einen höheren Feingehalt aufweisen als die heute gebräuchlichen Legierungen mit 92,5, 90 oder 80 % Silberanteil. Der hohe Feingehalt antiken Silbers ergibt eine bessere Silberfarbe als stärker legierte Sorten und mindert die Korrosionsanfälligkeit, das Anlaufen. Von neuzeitlichem Silber läßt sich antikes vor allem durch geringfügige Gehalte an Gold und Blei unterscheiden. Diese Metalle sind in modernem Silber, das durch elektrolytische Verfahren gereinigt wurde, nicht mehr enthalten284. Als Spurenelemente können außerdem Antimon, Arsen, Eisen, Wismut, Zinn und Zink enthalten sein, deren Relationen u.U. eher Aussagen über die Ähnlichkeit bzw. Identität von Legierungen erlauben als die reinen Silber- und Kupfergehalte.
9. 8. Zur Aussagekraft von Metallanalysen antiker Silbergefäße Nur von sechs silbernen Halbkugelbechern liegen Metallanalysen vor, die in Tabelle 9 zusammengestellt sind. Schlußfolgerungen in Bezug auf eine gemeinsame Herstellung können aber nicht allein auf der Basis der Metallanalysen gezogen werden. Nur bei den beiden identisch verzierten Stücken aus Leuna bestätigen die recht ähnlichen Analysewerte insbesondere bei den Nebenelementen Blei und Gold die schon durch den Dekor offensichtliche gemeinsame Anfertigung beider Becher. Leider fehlt eine Analyse des Bechers Chaourse 1, die einen entsprechenden Vergleich mit dem identisch dekorierten Stück Chaourse 2 und dem Becher Chaourse 3 aus derselben Werkstatt zulassen würde. Diese beiden Becher zeigen so unterschiedliche Werte in den Nebenelemente, daß sie kaum aus der gleichen Metallschmelze stammen können.
9. 9. Zur Frage provinzialrömischer Silberwerkstätten in Gallien Archäologische Befunde von Buntmetall verarbeitenden Werkstätten sind u.a. für die nordwestlichen Provinzen des Römischen Reiches bekannt285. Allerdings konnten Produktionsstätten, in denen das in den Provinzen zahlreich gefundene Silbergeschirr hergestellt worden sein könnte, bisher nicht lokalisiert werden. E. Künzl spricht deshalb sicher zurecht von „hypothetischen Grenzwerkstätten des Römischen Reiches“286. Es gibt nur einige wenige Silbergefäße mit Künstlersignaturen, die aber keine Anhaltspunkte für die Lokalisierung ihrer Werkstätten hergeben287. Für den gallischen Raum sind Silberschmiede lediglich durch Inschriften belegt, so z.B. auf zwei Grabsteinen in Genf und Lyon. Auf dem Grabstein aus Lyon wird ein NEGOTIATOR ARGENTAR(ius) VASCULARIUS mit dem Namen Cn. Danius Minuso genannt; ein Händler von Silbergefäßen also. Der Grabstein aus Genf, jetzt im Museum in Lyon, nennt ebenfalls einen Verarbeiter von Silber namens Politus Romulus: DEFVNCTO ARTI ARGE(nti) EXCLVSSOR(i). In beiden Fällen darf wohl auf die Ansiedlung von silberverarbeitenden Werkstätten an den Fundorten der Grabsteine geschlossen werden 288.
Generell läßt sich feststellen, daß Metallanalysen archäologischer Silberobjekte nur von begrenzter Aussagekraft sind. Dies liegt am Umstand, daß die Zweistofflegierung aus Silber und Kupfer während der Bodenlagerung der Korrosion ausgesetzt ist. Aufgrund des Chemismus wird das unedlere Kupfer schneller aus dem Metallverbund herausgelöst und in Mineralien umgesetzt, also korrodiert, als das Silber. Die bevorzugte Umwandlung des Kupfers resultiert in einer grünen Patina aus Kupfermineralien, wie sie noch auf dem Schälchen aus Hågerup erhalten ist. Dieses in den grünen Mineralien enthaltene Kupfer wurde durch die Korrosion aus der Metalllegierung entfernt. In der nun noch vorhandenen Silberlegierung fehlt diese Menge Kupfer, so daß sich bei einer Analyse ein höherer Feingehalt für die Silberlegierung ergibt als es ursprünglich tatsächlich der Fall gewesen ist. Für römische Bronzen und Messinge konnten durch umfangreiche Analysereihen diverse Legierungstypen charakterisiert und inflationäre Tendenzen bei römischen Messing- und Silbermünzen nachgewiesen werden282. Auch für bronze- und eisenzeitliche Goldobjekte konnten verschiedene Goldsorten unterschieden und chronologisch differenziert werden. Die Herkunftsgebiete der Goldsorten konnten durch Kartierung von Objekten der einzelnen Sorten wahrscheinlich gemacht werden283. Für antike
Hartmann, Prähistorische Goldfunde aus Europa. Stud. zu den Anfängen der Metallurgie 3 (Berlin 1970). – A. Hartmann, Ergebnisse der spektralanalytischen Untersuchung äneolithischer Goldfunde aus Bulgarien (Varna). Studia Praehistorica 1/2, Sofia 1978, 27-45. 284 Hughes/Hall 1979, 321-44. – W.B. Stern, Zur zerstörungsfreien Zustandsdiagnose: Metallkundliche Untersuchungen an antiken Silberlegierungen. In: F. Schweizer/V. Villiger (Hrsg.), Methoden zur Erhaltung von Kulturgütern (Bern, Stuttgart 1989) 181-92, bes. 185. 285 Untersuchungen hierzu konzentrieren sich zum ganz überwiegenden Teil auf die unedlen Buntmetalle, vor allem Bronze und Messing sowie Blei, Zinn und Zink als deren Legierungsmetalle. 286 Künzl 1988, 45. 287 E. Künzl, Quod sine te factum est hoc magis archetypum est? (Martialis 8, 34). Arch. Korrbl. 8, 1978, 311-17. 288 CIL 13, 1948 u. 2024.
281
C. von Carnap-Bornheim, Neue Forschungen zu den beiden Zierscheiben aus dem Thorsberger Moorfund. Germania 75, 1997, 69-99. 282 J. Riederer, Metallanalysen römischer Bronzen. In: U. Gehrig (Hrsg.), Toreutik und figürliche Bronzen römischer Zeit. Akten der 6. Tagung über antike Bronzen, Berlin 1980 (Berlin 1984) 220-25. 283 A. Hartmann, Spektralanalytische Untersuchungen einiger Goldfunde des Donauraumes. Germania 46, 1968, 19-27. – A.
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Generell stellt sich die Frage, ob man wenige größere Werkstätten mit großen Produktionsmengen oder eher eine größere Anzahl kleinerer Werkstätten mit nur gelegentlicher Anfertigung von Silbergefäßen postulieren soll. Nach Gralfs haben Buntmetallwerkstätten auf dem Lande vorwiegend als Einzel- und Kleinbetriebe bestanden. In den Städten hat es z.T. auch Großwerkstätten gegeben, in denen nach vorläufiger Befundlage Bronze und Messing in größeren Mengen für die Produktion von Statuetten und Geschirr verarbeitet wurde. Eine Trennung der Arbeitsverfahren in Guß- und Treibarbeiten hat es zwischen den Werkstätten offenbar nicht gegeben. Vielmehr sind beide Bearbeitungsverfahren nebeneinander in den gleichen Betrieben ausgeführt worden. Für die drei gallischen Provinzen Narbonensis, Lugdunensis und Aquitania konnte Gralfs mit 19% der untersuchten Befunde eine gewisse Konzentration an Buntmetallwerkstätten feststellen. Diese befanden sich zum ganz überwiegenden Teil in Handwerkervierteln von Städten und Siedlungen mit guter Verkehrsanbindung. Allerdings ließ die Verbreitung keine Konzentrationen von Werkstätten in bestimmten Regionen oder in der Nähe größerer Städte erkennen. In der Gallia Belgica entspricht die Verteilung der Buntmetallwerkstätten dem eher ländlichen Charakter der Provinz, konzentriert sich aber in Gebieten mit Erzlagerstätten289. Erst für die späte Kaiserzeit sind durch schriftliche Überlieferung sowie Stempelbilder und -inschriften auf Silberbarren und -gefässen etliche Edelmetallwerkstätten bekannt. Diese Silberwerkstätten unterstanden der kaiserlichen Aufsicht, weil dort die largitiones hergestellt wurden, Geschenke der Kaiser zu besonderen Anlässen, i.A. Regierungsjubiläen, an verdiente Militärs und Verwaltungsbeamte u.a. in Form von wertvollem Silbergeschirr und Silberbarren.
silver was practised, and perhaps extensively practised, in Ireland, at that time of its inhumation“, „une autre coupe enfin, trouvée à Coleraine en Irlande, ... est une imitation plus tardive des précédentes [Water Newton, London, Chaourse, Wettingen, Rheinbach-Flerzheim, Leuna, SaintPabu]“ und „ ... le bol du Ballinrees, Coleraine (Irlande du Nord) montrant d’allieurs l’imitation de ces pièces de bon style dans des ateliers secondaires“292. Baratte bezeichnete später auch das Schälchen aus Hågerup als wohl barbarische Imitation: „La coupe de Bavay et les deux de Leuna appartiennent à la même série, ainsi que quatre coupes du trésor de Chaourse, auxquelles on ajoutera celle d’Hagerup au Danemark, qui est une imitation des précédentes“293. Damit schließt er sich Gross an, der in seiner Betrachtung auch die Frage nach im Provinzialrömischen ausgebildeten germanischen Handwerkern anschneidet: „Da kommt aus einem Grab bei Haagerup auf Fünen ein kleines Silberschälchen, das eindeutig Glasware imitiert oder, sagen wir es etwas vorsichtiger, typische Glasornamentik als Schmuck verwendet. Handelte es sich um ein Einzelstück, so wäre man sicher geneigt, an eine lokale Imitation römischen Glases in einem kostbaren Metall zu denken. Aber es gibt zwei weitere Schälchen dieses Typs aus Leuna in Mitteldeutschland. Eggers setzte alle drei Exemplare ins 3. (bis in den Anfang des 4.) Jh. und fragt „Römische Arbeit?“. Es kann auch eine Arbeit des Freien Germanien sein, nur bleibt dabei unklar, wo sie hergestellt wurde. Das Fundstück aus Fünen macht schon rein technisch nicht den Eindruck, eine Arbeit aus den Grenzgebieten des Imperium zu sein. Die Frage führt zu der Konsequenz, dass mit der Rückkehr in der römischen Provinz ausgebildeter Facharbeiter ins Freie Germanien gerechnet werden darf.“294
Trotz der unklaren Situation in Bezug auf eindeutig als Silberschmieden anzusprechende Werkstätten im gallischen Raum gehen viele Bearbeiter von einer Herkunft der silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna aus gallorömischen Werkstätten aus: „ ... i Chaource-Fundet skiller disse 4 Skaale, som ... galliske Arbejder... Haagerupskaalen maa herefter bestemmes som et Produkt of den galliske Metallindustri“, „die beiden Silberschalen von Leuna ... gehören zu einer Gruppe getriebener Silberschalen und becher, die aus einer gallischen Werkstatt stammen“, „... it is likely enough that small silver bowls of late Roman date, vaguely imitating cut-glass vessels, on the one hand from Haagerup in Fyen ... and Leuna in Saxony, and on the other hand from Chaource, Dep. Aisne were made in Gaul“290. Galliou hat mit Ausnahme der großen Schale aus Ballinrees alle silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna einer einzigen Werkstatt in Gallien zugeschrieben: „Il est donc vraisembable que nous ayons là les productions d’un atelier spécifique, peut-être situé en Gaule, et fonctionnant dans les prémièrs décennies du IIIe siècle“291. Die große Schale aus Ballinrees wird als ‚barbarische‘ Kopie der in Gallien hergestellen Becher angesehen: „... it [the Coleraine hoard‘s] contents prove ... that the art of manufacturing
Aufgrund der Verbreitung der Silberbecher (Abb. 12) und im Zusammenhang mit der Verbreitung der Glasschliffbecher können zumindest außeritalische Produktionsorte als sehr wahrscheinlich angenommen werden. Der gallische Raum scheint naheliegend zu sein, doch fehlen hier immer noch eindeutige archäologische Befunde von Silberschmiedewerkstätten bzw. Hinweise auf Silbergeschirrproduktion größeren Umfangs. Auf die Besonderheiten der beiden Stücke insularer Fundorte (Ballinrees und Water Newton) wurde schon mehrfach hingewiesen. Sie sind beide so singulär, daß sich Vergleiche untereinander als auch mit den anderen Silberbechern vom Typ Leuna beinahe verbieten. Die Vermutung Painters, daß die Hängelampe aus Water Newton und die vier Chaourse-Becher aus der gleichen Werkstatt stammen, muß nach den durchgeführten Untersuchungen entschieden zurückgewiesen werden295. Auch die Aussage Werners, der Becher aus RheinbachFlerzheim würde „in Form und Dekor vollkommen den beiden Silberbechern von Leuna“296 entsprechen, kann u.a. mit Hinweis auf das Beziehungsdiagramm (Abb. 34) als
289 290
292
Scott Porter 1855, 108. – Baratte in Trésors 1989, 104. – Galliou 1993, 172. 293 Baratte 1998, 121. 294 Gross 1976, 259-60. 295 Painter in Trésors 1989, 119. Unklar bleibt, auf welche der vier Chaourse-Becher sich diese Aussage speziell bezieht. 296 Werner 1989, 121.
Gralfs 1994, 56-57. 61-62. Broholm 1952 a, 22. – Schulz 1953, 62. – Wheeler 1955, 70-
71. 291
Galliou 1993, 172.
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tration der Glasschliffbecher mit vergleichbaren Füllmotiven im pannonischen Raum läßt es sogar denkbar erscheinen, daß es sich um das erste Stück vom Leuna-Typ handelt, das evt. in einer südöstlichen Provinz entstanden ist. Damit wäre das Hågerup-Schälchen keine ‚barbarische‘ spätere Nachahmung nach dem Vorbild der anderen Becher, sondern müßte eher als der ‚Prototyp‘, also das früheste Stück der Serie betrachtet werden.
gegenstandslos betrachtet werden, da keine identischen Dekore auf diesen Bechern auftreten. Beim Becher aus Hågerup scheint es sich um ein Einzelstück zu handeln. Hier könnte evt. die Kartierung der zeitgleichen Glasbecher mit identischen Schliffdekoren einen Hinweis auf seine Herkunft ergeben, weil sich der Dekor eindeutig an Glasschliffbechern orientiert. Die frühe Datierung des Schälchens aus Hågerup und die Konzen-
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10. DIE BECHER- UND KASSEROLLENPAARE MIT OVALDELLEN DES 1. JAHRHUNDERTS
Als einziger früher zu datierender Gefäßtyp mit Dellendekor stehen ein Becher- und drei Kasserollenpaare des 1. Jhs. zur Verfügung. Sie werden z.T. bei Besprechungen der silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna als Vergleiche angeführt297. Die Kasserollenpaare bestehen aus jeweils einem kleineren und einem größeren Exemplar, die ineinander gestellt werden konnten298. Allerdings sind ihre Dellen ausnahmslos von spitzovaler Form. Die Kasserollen stammen aus einem Baggerfund aus dem Rheinkies bei Oberkassel (Kat. 27 u. 28) aus dem Silberschatzfund von Tekija in Serbien (Kat. 31 u. 32), und aus dem Silbergefäßfund in der Casa del Menandro in Pompeji (Kat. 29 u. 30), zu dem auch das Becherpaar gehört (Kat. 18 u. 19). Die Datierung der Stücke aus Pompeji ist durch die Verschüttung der Stadt beim Vesuvausbruch im Jahr 79 gesichert. Die Datierung der Kasserollen aus Tekija stützt sich auf die im Schatzfund enthaltenen Münzen republikanischer Zeit bis zu Kaiser Domitian (81-96). Auf diesen Vergleichsstücken sowie der Reliefausgestaltung der Kasserollengriffe basiert die Datierung des Kasserollenpaares aus dem Rhein bei Oberkassel in die erste Hälfte des 1. Jhs. Der seltene Elefantenkopf-Dekor an den Griffplattenenden der Kasserollen aus Oberkassel tritt in sehr ähnlicher Form an einem ebenfalls straffwandigen Kasserollenpaar im Silbergeschirr der Villa von Boscoreale auf, die gleichfalls im Jahr 79 vom Vesuv verschüttet wur-
de. Dies bestätigt die Datierung der Oberkasseler Kasserollen ins 1. Jh.299. Nach dem Typenkatalog von H.J. Eggers (1955) gehören die Kasserollen mit gewölbter Wandung aus Pompeji zum Typ E 152, die vier Exemplare aus Tekija und Oberkassel mit straff-konischer Wandung zum Typ E 153, der mit als Leitform für die Stufe B 2 (ca. 50-150) gilt300. Die spitzovalen Dellen sind bei den Stücken aus Oberkassel und Tekija sowie beim Becherpaar aus Pompeji nach innen eingezogen, bei den beiden pompejanischen Kasserollen sind sie dagegen nach außen gewölbt. Nur das Becherpaar aus Pompeji zeigt den Leuna-Bechern vergleichbare rahmende Hohlkehlen. Die Dellen der Kasserollen sind ohne umlaufende Hohlkehlen gearbeitet. Auf Grund der Gefäßform könnte einzig das Becherpaar Kat. 18 u. 19 eine Verbindung zu den silbernen Halbkugelbechern vom Typ Leuna herstellen. Allerdings handelt es sich den Maßen nach um ‚Miniaturbecher‘, die eher als Gefäße für Gewürze oder Saucen und kaum als Trinkgefäße gedient haben dürften. Somit kann wohl festgestellt werden, daß eine Verbindung zwischen den silbernen Halbkugelbechern vom Typ Leuna und den Becher- und Kasserollenpaaren des 1. Jhs. mit spitzovalen Dellen nicht gezogen werden kann.
297
299
Trésors 1989, 103. – Vickers 1996 a, 52 Anm. 32. – Vickers 1996 b, 463 Anm. 7. – Baratte 1998, 125. 298 Zur Paarigkeit von Kasserollen siehe Bender 2000.
Zur Dekorentwicklung auf Kasserollengriffen siehe Strong 1966, 146 Fig. 30. 300 Eggers 1955, 202 mit 199 Abb. 2, 31 c.
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11. DIE SCHALEN MIT DELLEN Üblicherweise wird bei der Besprechung der silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna die große Schale aus Notre-Dame d’Allencon (Kat. 15) als Vergleichsstück angeführt301. Eine Schale aus dem dreiteiligen Silbergefäßfund von Saint-Pabu (Kat. 16, Abb. 33) stellt aber eine wesentlich überzeugendere Verbindung zu den Halbkugelbechern her. Von der dritten, in den Katalog 2 aufgenommenen Schale mit großen runden Dellen aus Taragnat (Kat. 17) sind die Fundumstände unbekannt. Sie weist als weiteren Dekor eine gravierte oder ziselierte Darstellung im Bodenrund, also ein Zentralmedaillon, auf.
überschneiden sich, so daß sich jeweils zwei spitzovale Flächen und zwei Zwickel pro Delle ergeben, wobei die spitzovalen Flächen jeweils für zwei Dellen zu berücksichtigen sind. Diese spitzovalen Flächen sind nach innen eingewölbt, die Zwickel mit kleinen Ovalpunzierungen in Pyramidenanordnung ausgefüllt. Durch die aufgeführten Merkmale und Vergleiche stellt die Schale aus Saint-Pabu beinahe ein Verbindungsglied zwischen den ‚kontinentalen‘ und den ‚insularen‘ Bechern dar. Daß die Innenseite die Hauptansichtsseite darstellt, ist unzweifelhaft. Trotzdem kann man wegen der Schale aus Saint-Pabu nicht auch bei den Bechern die Innenseite pauschal zur Hauptansichtsseite erklären. Gerade bei diesem Stück wird deutlich, wie störend die hoch stehenden Zentrierpunkte in den Dellenmittelpunkten beim Vergleich mit den Eiern des architektonischen Eierstabes wirken.
11. 1. Die Dellenschale aus Saint-Pabu Die Schale aus Saint-Pabu (Kat. 16302, Abb. 33) steht den silbernen Halbkugelbechern vom Typ Leuna in Vielem nahe. Der auffälligste Unterschied zu den Halbkugelbechern ist die Eindeutigkeit der Innenseite als Hauptansichtsseite. Wie bei den Halbkugelbechern ist der Dekor von der Außenseite her angebracht worden, so daß er in der Hauptansicht, der Innenseite, in erhabenem Relief erscheint. Das Dekorband unterhalb des Randes und die Einfassung der Bodendelle aus einer mittleren Reihe senkrechter Ovalpunzierungen zwischen zwei Punktreihen stellt eine Wiederholung der Bodeneinfassungen der beiden Leuna-Becher (Kat. 8 u. 9) dar. Bei der sehr ähnlichen Bodeneinfassung des Bechers aus dem Mithräum in London sind die mittleren Ovalpunzierungen lediglich schräg gestellt. Die Dekorzonen unter den Rändern der beiden Leuna-Becher aus zwei Reihen senkrechter Ovalpunzierungen zwischen zwei Punktreihen scheinen eine Variation des Dekorbandes darzustellen.
11. 2. Die Schalen aus Notre-Dame d’Allençon und Taragnat Die Schalen aus Notre-Dame d’Allençon (Kat. 15) und Taragnat (Kat. 17) tragen jeweils sechs große runde Dellen in ihren Wandungen, die mit doppelt großen Durchmessern von 47 mm (Notre-Dame d’Allençon) und 46 mm (Taragnat) keine Verbindung mehr zu den Dellen der Halbkugelbecher vom Typ Leuna aufweisen. Auf der Schale aus Notre-Dame d’Allençon ist ein Füllmotiv aus einer Art Doppelpfeil mit Blättern und Voluten, die in die Zwickel geführt sind, durch kleine Punktsetzungen ausgeführt. Der ‚Doppelpfeil‘ erinnert an einen doppelseitigen Thyrsosstab, entfernt aber auch an die doppelseitigen ‚Pfeile‘ auf den Leuna-Bechern und die Mittelspindel des Eierstabes. Allerdings weisen die vom Mittelpunkt ausgehenden Dekorelemente keinerlei Anklänge mehr an die Eierschalen des Eierstabes auf. Im Glasschliff erscheinen vergleichbare Dekore ebenfalls nicht.
Die Einfassung der Dellen durch einzeln gesetzte Punkte stellt eine enge Verbindung zu den Bechern aus Ballinrees, London und Water Newton dar (Kat. 1, 10 u. 13), aber auch zur Schale aus Notre-Dame d’Allençon. Der Fülldekor dagegen ist fast identisch mit dem reduzierten Dekor der zweiten Dellenreihe am Becher von Rheinbach-Flerzheim (Kat. 11). Beide bestehen aus einer Mittelspindel und zwei seitlichen gebogenen ‚Eierschalen‘, außerdem sind alle Enden mit Punktpyramiden besetzt (Abb. 18 unten). Eine Ähnlichkeit zwischen den Fülldekoren von Becher und Schale aus dem Schatzfund von Saint-Pabu ist dagegen sehr viel weniger naheliegend.
Die großen Dellen sind bei der Schale aus Notre-Dame d’Allençon wie bei den Bechern aus Ballinrees und London (Kat. 1 u. 10) sowie der Schale aus Saint-Pabu (Kat. 16, Abb. 33) von Kreisen einzeln gesetzter Punzeinschläge eingefaßt, die der Schale aus Taragnat sind dagegen ohne jegliche Rahmung eingezogen. Die Böden sind bei beiden Schalen nach innen eingewölbt und von zwei Hohlkehlen eingefaßt. Auf dem Omphalos der Schale von Taragnat ist ein Vogel mit Pflanzen eingraviert oder ziseliert. Der Bereich zwischen den Hohlkehlen ist mit einer Weihinschrift am Mars Randosas ausgefüllt, weshalb die Schale von Taragnat, obwohl ein Einzelfund, als Hinweis auf einen Tempelschatz des Mars gewertet wird303. Der Silberfund
Eine Verbindung zu den Bechern der Qualitätsstufe 1 stellt der die Dellenreihen trennende Astragal dar, der in klassischer Form aus horizontaler Ovalperle und zwei kleinen Kerben ausgearbeitet ist. Die innere Dellenreihe ist singulär: die Punktkreise sind in ihrer Anzahl verdoppelt und 301
Siehe Kap. 15, Kat. 15. Im Katalog 2 als ‚Saint-Pabu 2‘ bezeichnet, um Verwechslungen mit dem Becher =‚Saint-Pabu 1‘ zu vermeiden. 302
303
Baratte 1981, 53. – Künzl 1982, 397. – E. Künzl 1997, 77 Abb. 17 Nr. 52.
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von Notre-Dame d’Allençon304 wird als Tempelschatz der Minerva interpretiert, weil eine erhebliche Anzahl der Objekte Weihinschriften an diese Göttin trägt, obwohl sie ikonographisch nicht erscheint305.
belegt eine nähere Verbindung zu den Schalen aus Berthouville und Lillebonne als zu den Halbkugelbechern vom Typ Leuna. Das Schälchen aus Lillebonne könnte auch zweischalig sein, so daß der auf der Außenseite einziselierte Dekor innen gar nicht sichtbar gewesen wäre und damit die Außenseite als Hauptansichtsseite zu gelten hätte309.
11. 3. Zur Innenansichtigkeit der Dellenschalen 11. 4. Schalen mit Dellen aus Glas
Bei den offenen Dellenschalen stellt sich die Frage nach der Hauptansichtsseite nicht, diese ist ganz klar die Innenseite. Trotzdem wird die Schale aus Notre-Dame d’Allençon i.A. mit der Außen- bzw. Unterseite abgebildet306. Wahrscheinlich soll so über die eingewölbten Dellen eine Beziehung zu den Halbkugelbechern vom Typ Leuna hergestellt werden. Mit den punktierten Fülldekoren leitet die Schale aus Notre-Dame d’Allençon aber eher zu den Schalen im sog. grafischen Stil über, wie sie mit der Merkurschale aus dem Schatz von Berthouville und dem Silberschälchen aus dem reich ausgestatteten Brandgrab von Lillebonne bekannt sind307. Die Merkurschale aus Berthouville ist mit der Innenansicht publiziert, so daß sie eine Vorstellung von der Innenseite der Schale aus NotreDame d’Allençon vermitteln kann308. Die beiden, von einer Punktreihe getrennten Dekorbänder sind aus kleinteiligen Elementen zusammengesetzt. Da sie in feiner Linienführung von der Rückseite her einziseliert sind, erscheinen die Linien auf der Innenseite in erhabenem Relief. Obwohl die Fülldekore der silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna auch in Form von Hohlkehlen ausgearbeitet sind, z.B. beim Becher von Rheinbach-Flerzheim, ist die Arbeit an den Schalen im grafischen Stil als sehr viel feiner zu beurteilen. Die Ausarbeitung der Dekore durch feine PunktPunzierungen auf der Schale aus Notre-Dame d’Allençon
Schalen mit großen Dellen sind auch in Glas bekannt. Die Form der Schalen entspricht der der silbernen Schalen aus Notre-Dame d’Allençon und Taragnat. Die Dellen sind üblicherweise von längsovaler Form, womit sie eher denen an den Kasserollen des 1. Jhs. vergleichbar sind. Datiert werden diese dünnwandigen, geblasenen Schalen ins späte 3. bis frühe 5. Jh. bzw. in die 2. Hälfte des 4. Jhs.310. Zur Schale aus Saint-Pabu mit ihrem Dekor aus sich überschneidenden Kreislinien gibt es in geschliffenem Glas nur zwei Vergleichsstücke aus Laubenheim und Trier311. Die Schliffschale aus Trier weist vier große Kreise auf, in denen durch Einfügung sphärischer Quadrate spitzovale Flächen entstanden sind. Diese sind durch Facettschliffe vertieft und erscheinen demnach in der Innenansicht erhaben. Die verschollene Schale aus Laubenheim weist nur im Bodenrund einen vollständigen Kreis mit eingeschriebenem sphärischen Quadrat auf. Jenseits eines Kreises aus senkrecht angebrachten Facettschliffen erscheinen nur noch halbe unterteilte Kreise, so daß im Rund eine Anordnung gegenständiger Spitzovale entsteht. Beide Schalen sind unterhalb des Randes mit jeweils einem Kreis aus senkrechten Facettschliffen verziert.
309
Yvart/Sennequier 1975, 92 mit Abb. Kat. 505. – Eine entsprechende Abdeckung des Ziselierdekors auf der Innenseite vermutet Schulz 1933, 65 Anm. 6 für die Merkurschale aus Berthouville: „Die Schauseite ist zweifellos die äussere. Ich frage, ob der erhabene Durchschlag der Ornamente auf der Innenseite nicht durch eine glatte Silberblechauflage gedeckt war oder wenigstens gedeckt werden sollte?“ 310 Rütti 1991, 66 Form AR 59.2. – Goethert-Polaschek 1977, 349 Form T 28. 311 Fremersdorf 1967, 103-04 mit Taf. 100-101. – GoethertPolaschek 1977, 282 Kat. 71 mit Taf. 31-32 (= Fremersdorf 1967 Taf. 101).
304
Auch als „Schatz von Chavagnes“ bezeichnet, s. Künzl 1996. – Kaufmann-Heinimann 1998, 247 Kat. GF25. 305 Baratte 1981, 18. – Künzl 1982, 396. – Künzl 1996, 468. – E. Künzl 1997, 77 Abb. 17 Nr. 18. 78 Abb. 18 Nr. 9. – Kaufmann-Heinimann 1998, 247. 306 Siehe Abbildungsnachweise in Kap. 15, Kat. 15. – Eine Innenansicht ist der Verf. nicht bekannt. 307 Berthouville: Babelon 1916, 119-20 Kat. 16. Taf. 21-22. – Schulz 1933, Taf. 31. – Trésors 1989, 90-91 Kat. 22. – Lillebonne: Yvart/Sennequier 1975. – Trésors 1989, 107 Kat. 38. 308 Babelon 1916, Taf. 21. – Trésors 1989, 91.
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12. ZUSAMMENFASSUNG lampe zu interpretieren. Das Stück aus dem Hacksilberfund von Ballinrees kann wegen der gleichen Dimension wie die Lampe aus Water Newton und eines entsprechenden Faßungsvermögens von über 2 Litern wohl ebenfalls nicht als Trinkgefäß verwendet worden sein.
Das Charakteristikum der silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna sind die flach in die Wandung gewölbten runden Dellen, die durch konzentrische Hohlkehlen oder Punktkreise eingefaßt sind. Ausnahmen bilden die beiden Stücke aus Ballinrees und London, deren ‚Dellen‘ nicht eingewölbt sind. Der Dellendekor zusammen mit der halbkugeligen bis überhöht halbkugeligen Form unterscheidet diesen Gefäßtyp von allen anderen römischen Silbergefäßformen. Exemplare aus Bronze oder Messing sind nicht bekannt.
Die übliche Datierung ins 3. Jh. ist zwar für die meisten Stücke stimmig, sollte aber nicht auf der Basis der angeblich zum Chaourse-Fund gehörenden Münzen erfolgen, weil deren Zugehörigkeit unsicher ist. Eine weitaus bessere Datierungsgrundlage bilden die Körperbestattungen von Rheinbach-Flerzheim auf provinzialrömischem Gebiet sowie Hågerup und Leuna im nördlichen und westlichen Barbarikum. Das Schälchen aus Hågerup scheint das älteste Stück der ‚Serie‘ zu sein, zumal es auch wegen seines Fülldekors und wegen des beigegebenen Glasbechers eine Sonderstellung einnimmt. Möglicherweise stammt es aus dem pannonischen Raum und ist als Importgut in den Norden gelangt. Die beiden großformatigen Exemplare aus Ballinrees und Water Newton müssen trotz ihrer Unterschiedlichkeit als die wohl jüngsten Stücke gelten.
Die Verbreitung beschränkt sich auf die nordwestlichen Provinzen des Imperium Romanum und den nördlichen Bereich des Barbarikums. Auf provinzialrömischem Gebiet sind silberne Halbkugelbecher in Schatzfunden, Gräbern und in einer Kultstätte gefunden worden, auf germanischem Gebiet dagegen ausschließlich in Körperbestattungen. Die Schatzfunde erscheinen in einem süd- und westlichen, die Grabfunde dagegen in einem nordöstlichen Bereich, wobei der Limes nicht als Grenzlinie fungiert. Die Befundtypen Grab- und Schatzfund scheinen sich in der Verbreitung gegenseitig auszuschließen, was aber im Wesentlichen durch das allgemeine Fehlen von Silberschatzfunden im Barbarikum bedingt ist.
Als formale Vorläufer der Halbkugelform wären die sog. megarischen Becher des griechischen Hellenismus zu nennen, die in Silber, Keramik und Glas auftreten. Aber auch im 1. Jh. nehmen z.B im Hildesheimer Silberfund einige Becher die Halbkugelform auf, obwohl sie durch Anfügen von Standfüßen und Griffen dem Zeitgeschmack und veränderten Tischsitten angepaßt worden sind. Ein chronologisch durchgängiger Nachweis für die halbkugelige Gefäßform kann nicht erbracht werden.
Silberne Halbkugelbecher von Typ Leuna kommen in nur drei Befundkategorien vor, nämlich in Schatzfunden, Grabfunden und in einem Fall in einer Kultstätte. Von der Anzahl her überwiegen sie in den Schatzfunden mit acht gegenüber fünf Exemplaren in Grabfunden. Auf der Grundlage der Befundanzahlen relativiert sich das Verhältnis aber auf jeweils fünf Befunde.
In einem ausführlichen Kapitel wird die Beziehung der silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna zu den zeitgenössischen Glasschliffbechern untersucht. Die halbkugeligen Glasschliffbecher der Eggers-Typen E 216 und E 218 können nach Form und Schliffdekor den vier Varianten A bis D zugeordnet werden, die sich möglicherweise auch relativchronologisch auswerten lassen312. Im detaillierten Vergleich konnte der ‚Zentrierpunkt‘ auf den Glasschliffbechern der Variante B als typologisches Rudiment identifiziert werden, das von den Silberbechern vom Typ Leuna herrührt. Hier wurde ein Funktionselement der Metallbearbeitung in ein Dekorelement im Glasschliff transformiert. Obwohl die Ähnlichkeit zwischen Silber- und Glasschliffbechern von diversen Bearbeitern immer wieder betont wird, ließen sich nur für die wenigsten der Silberbecher tatsächlich identische Dekore auf Glasschliffgefäßen nachweisen.
Diverse Grabausstattungs- und Schatzfundensembles legen die Funktion der silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna als Teil profaner Trinkservice nahe. In den germanischen Körpergräbern bilden jeweils ein Silber- und ein Glasbecher ein Becherpaar, womit eine Tradition der älteren römischen Kaiserzeit weitergeführt wird. Im Fall von Leuna wurde ein identisch verziertes Silberbecherpaar nach Germanien importiert und für die beiden Bestattungen getrennt. Dies spricht für eine besondere Beziehung zwischen den beiden bestatteten jungen Männern, denen diese Becher in ihre Gräber mitgegeben wurden. Grab 3, 1926 ist das am reichsten ausgestattete der ganzen Gruppe und enthielt den größeren der beiden Silberbecher. Es könnte sich also um zwei Brüder gehandelt haben, von denen der in Grab 3, 1926 bestattete wegen der reicheren Ausstattung der ältere, erbberechtigte war. Der möglicherweise erstverstorbene jüngere, nicht erbberechtigte Bruder hatte nur Anspruch auf eine geringere Anzahl von Beigaben und hat deshalb den kleineren der beiden Silberbecher erhalten.
Auch bei der Terra Sigillata erscheint mit dem Typ Dragendorff 41 ein halbkugeliger Becher, der u.a. einen Glasschliff- bzw. Kerbschnittdekor aufweist und ins 2./3.
Für drei Becher konnte durch Fundort bzw. Beifunde die Verwendung in kultischem Zusammenhang festgestellt oder zumindest sehr wahrscheinlich gemacht werden. Das großformatige Exemplar aus Water Newton ist als Hänge-
312
Dieser These müßte in einer separaten Untersuchung zu den halbkugeligen und überhöht halbkugeligen Glasschliffbechern nachgegangen werden.
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Hängelampe aus Water Newton Ausnahmen, da die Dellen hier nach Ausweis der Werkzeugspuren mit kleinen Metallpunzen eingezogen worden sind. Identische Werkzeugabdrücke an Bechern unterschiedlicher Fundorte konnten nicht beobachtet werden. Lediglich die beiden Becherpaare aus den Körpergräbern von Leuna und dem Schatzfund von Chaourse sind jeweils gemeinsam gearbeitet worden. Für das Paar aus Chaourse konnte die Reihenfolge ihrer Anfertigung durch die Hinweise auf Änderungen in der Dekoranordnung beim Becher 2 mit ziemlicher Sicherheit festgestellt werden. Der Becher Chaourse 3 muß wegen eines identischen Punzens in der gleichen Werkstatt wie das Becherpaar Chaourse 1 und 2 angefertigt worden sein. Dieser und der Becher Chaourse 4 sind evt. erst nachträglich durch identische Ritzungen in den Böden zu einem Becherpaar ‚erklärt‘ worden. Damit können von den vierzehn Bechern sechs Stück zu drei Becherpaaren zusammengestellt werden.
Jh. datiert wird. Die Dekore zeigen aber keine Identitäten mit denen der Glasschliff- und Silberbecher des 3. Jhs., sondern dürften eher in Bezug zum Facettschliff der hohen, konischen Glasschliffbecher des 1. und 2. Jhs. stehen. Aus chronologischen Gründen könnten also die Terra SigillataSchalen des Typs Drag. 41 als Vorbild für die Halbkugelform der Glasschliff- und Silberbecher gedient haben. Die Untersuchung der Ornamentik ergab, daß die Fülldekore der größeren Anzahl der silbernen Halbkugelbecher deutliche Ähnlichkeiten mit einem Eierstab aufweisen (9 von 14 = 64%), einem üblichen Dekorelement in der griechischen und römischen Architektur. Sowohl in der Architektur als auch bei den Silberbechern erscheint der Eierstab häufig in Verbindung mit einem Astragal. Becher, die diese Dekorelemente aufweisen, wurden in die Qualitätsstufe 1 eingruppiert. Die Becher der Qualitätsstufe 2 weisen in ihren Dekorelementen engere Verbindungen zu Glasschliffgefäßen auf. Die beiden großformatigen Exemplare aus Ballinrees und Water Newton lassen sich hier nicht eindeutig zuordnen. Das Vorkommen von Bechern beider Qualitätsstufen im Schatzfund von Chaourse belegt, daß die Qualitätsstufen chronologisch nicht auswertbar sind.
Warum die beiden identisch dekorierten Becherpaare aus Chaourse und Leuna jeweils aus Bechern mit doch auffallend differierenden Maßen bestehen, bleibt unklar. Die Becher aus Leuna lassen sich mit viel Spielraum, die aus Chaourse wegen der starken Randeinziehung nur knapp ineinander stellen. Gerade im Vergleich mit den älterkaiserzeitlichen Becherpaaren, die jeweils aus maßidentischen Stücken bestehen, ist diese Besonderheit auffällig. Eine vergleichbares Phänomen ist lediglich von Kasserollenpaaren313 und Kelle-Sieb-Garnituren bekannt, die mit Absicht zum Ineinanderstellen angefertigt worden sind.
Außerdem wurde der Frage nach der Hauptansichtsseite der silbernen Halbkugelbecher nachgegangen. Dabei konnten sowohl für die Innen- als auch für die Außenseite Argumente gefunden werden, die jeweils für die Hauptansichtsseite sprechen. Die Teilvergoldung des Bechers von Rheinbach-Flerzheim kann als Hinweis darauf gewertet werden, daß die Außenseite als Hauptansichtsseite angesehen werden muß. Der Vergleich der Astragale und der Dekore nach dem Eierstabschema auf den Silberbechern mit ihren architektonischen Vorbildern stellt ein überzeugendes Argument für die Innenseite als Hauptansichtsseite dar. Der Dekor steht auf der Innenseite, die ja beim Trinken sichtbar war, im Positivrelief und zeigt hier die Ähnlichkeit mit dem architektonischen Vorbild besonders eindrücklich. Unterstützung findet dies zum einen in der Schale aus Saint-Pabu, bei der eindeutig die Innenseite die Hauptansichtsseite darstellt, und zum anderen in den Glasschliffbechern und -schalen, deren Schliffdekore sich bei der Innenansicht plastisch einzuwölben scheinen. Dieser Effekt entspricht dem plastischen Innenrelief der Silberbecher.
Der Becher aus Rheinbach-Flerzheim weist eine antike Reparatur auf, die schon bei der Anfertigung des Bechers notwendig wurde. Die Verbreitung der silbernen Halbkugelbecher vom Typ Leuna legt ihre Anfertigung auf provinzialrömischem Gebiet nahe, auch wenn eindeutige archäologische Befunde von Silberschmiedewerkstätten für dieses Gebiet nicht vorliegen. Im sog. Beziehungsdiagramm (Abb. 34) sind die diversen Dekorelemente und ihr Vorkommen auf den bekannten Silberbechern vom Typ Leuna sowie der Schale aus SaintPabu (= Saint-Pabu 2, Kat. 16) optisch umgesetzt314. Das Hågerup-Schälchen steht vom Dekor her völlig isoliert ohne jeglichen Bezug zu den anderen Bechern. Der Becher Chaourse 4 und das Exemplar aus Wettingen können mit nur jeweils einem Dekorelement in Beziehung zu anderen Bechern gebracht werden. Der Becher aus Bavay zeigt mit den durch Punkten nachgearbeiteten Hohlkehlen ebenfalls nur ein vergleichbares Motiv, das aber an zwei weiteren Bechern erscheint. Einige ‚Dreiecksbeziehungen‘ sind zu beobachten, so bei den Bechern Chaourse 1/2, 3 und Water Newton durch das klassische Astragal, bei Bavay, SaintPabu 1 und Rheinbach-Flerzheim durch die durch Punktsetzungen nachstrukturierten Hohlkehlen, bei Chaourse 1/2,
Die mikroskopischen Untersuchungen zu Herstellungs- und Dekorationstechniken haben ergeben, daß trotz der mit nur vierzehn Stücken geringen Anzahl silberner Halbkugelbecher vom Typ Leuna von einer ‚Halbkugelbecher-Werkstatt‘ nicht gesprochen werden kann. Die Becher weisen so unterschiedliche Arbeitsweisen und Dekore auf, daß sie nicht aus einer einzigen Werkstatt stammen können. Im Gegenteil, bis auf die beiden jeweils identisch dekorierten Becherpaare aus Chaourse und Leuna scheint es sich um ausgesprochene ‚Individualisten‘ zu handeln. Gemeinsam ist allen Bechern lediglich, daß sie auf der Dreh- und Drückbank geformt und die charakteristischen Dellen durch Zirkelschläge vorgezeichnet wurden. Schon bei der Markierung der Zentrierpunkte wurden unterschiedlichsten Methoden angewandt. Die Einwölbung der Dellen erfolgte i.A. wohl mit nicht-metallischen Punzen. Von dieser ‚Regel‘ bilden das Schälchen aus Hågerup und die
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Siehe Kap. 10 u. 16. Aufgenommen wurden nur Dekorelemente, die mindestens auf zwei Bechern vertreten sind. Die identisch verzierten Becherpaare Chaourse 1 und 2 sowie Leuna 1 und 2 erscheinen jeweils zusammengenommen. Nicht berücksichtigt wurden die Eierstab- und Glasschiffdekore. 314
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Die Becher und Kasserollen des 1. Jhs. mit spitzovalen Dellen konnten in keine eindeutige Beziehung zu den silbernen Halbkugelbechern vom Typ Leuna gebracht werden. Bei den Dellenschalen des 3. Jhs. steht das singuläre Stück aus Saint-Pabu zwei Schalen mit übergroßen Dellen gegenüber. Nur die Schale aus Saint-Pabu zeigt im Dekorschema und in Details der Dekore eine enge Verbindung zu den Halbkugelbechern vom Typ Leuna. Die Schale mit übergroßen Dellen aus Notre-Dame d’Allençon verweist eher auf die ziselierten Schalen im sog. grafischen Stil.
Leuna 1/2 und Rheinbach-Flerzheim durch die Punktpyramiden sowie bei Leuna 1/2, London und Saint-Pabu 2 durch eine spezifische Dekorzone (Punzzone o – o). Doppelbeziehungen erscheinen in vier Fällen bei den Becherpaaren Chaourse 1/2 und Leuna 1/2 in den Ovaldellenzonen und Punktpyramiden, bei Ballinrees und Rheinbach-Flerzheim in den mißverstandenen Astragalen und den Dellen- bzw. Bodeneinfassungen durch einzeln gesetzte Punkte, bei London und Saint-Pabu 2 in der Punzzone o – o und den Delleneinfassungen durch Einzelpunkte sowie bei Rheinbach-Flerzheim und Saint-Pabu 2 in dem fast identischen Füllmotiv und den Dellen- bzw. Bodeneinfassungen durch einzeln gesetzte Punkte. Der Becher aus Rheinbach-Flerzheim weist mit vier unterschiedlichen Dekorelementen die höchste Anzahl vergleichbarer Motive auf. Auf jeweils vier Bechern erscheinen drei bzw. zwei vergleichbare Dekormotive. Mehr als zwei identische Dekorelemente erscheinen nicht, so daß engere Verbindungen zwischen einzelnen Bechern nicht gezogen werden können, um evt. Werkstattgruppen zu identifizieren.
In die nachfolgenden Kataloge 1 bis 3 sind vierzehn silberne Halbkugelbecher vom Typ Leuna, ein Becher- und drei Kasserollenpaare des 1. Jhs. und drei Schalen mit Dellendekoren aufgenommen worden. Jeder Katalogeintrag der Halbkugelbecher enthält eine ausführliche Beschreibung und Anmerkungen zur Herstellungstechnik des betreffenden Stückes. In den Katalogeinträgen der Kasserollen und Schalen sind ausführlichere Informationen zu Fundkontexten und Beifunden enthalten, da sie im Textteil nicht angeführt wurden.
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13. ENGLISH SUMMARY The Leuna beaker type is characterised by the round and slightly embossed dents framed by chased or dotted circles. Only on two examples the ‚dents‘ are not embossed; these are the beakers from Ballinrees and London. The embossing as well as the hemispheric or elongated form distinguish this type of drinking vessel from all other Roman silver vessels. Examples made of copper alloys are hitherto unknown.
date. The beaker or bowl from Hågerup seems to be the oldest example of the series. It takes a special position in the series because of its decoration and the glass beaker found with it. It might have been produced in the Pannonian region and was brought to the North by trade. Despite their differences, the large examples from Water Newton and Ballinrees must be the youngest beakers of the series.
The beakers under discussion appear in three types of find context, treasures or hoards, burials and in one case in a cult context. With regard to the numbers of beakers from the find contexts, hoards are dominant with eight examples, compared to only five from burials (from a total of five hoards and five burials).
Formal predecessors of the hemispheric bowls are the socalled Megarian bowls in silver, ceramic and glass of the Hellenistic period in Greece. Also in the 1st century some hemispheric bowls are known, e.g. from the Hildesheim silver treasure, even though they were adapted to the prevailing taste and drinking practices by adding handles and feet. But a chronological development of the hemispherical shape cannot be proven.
The distribution of embossed silver beakers of the Leuna type is confined to the Northwestern provinces of the Roman Empire and the so-called free Germanic area. In the Roman provinces the known examples of silver beakers were found in treasures of silver vessels, burials and one in a cult context (London). In the Germanic area, the beakers come exclusively from burials. The Limes does not function as a border for the types of contexts, since burials containing silver beakers of the Leuna type occur also in the Roman provinces. The find contexts ‚burial‘ and ‚hoard‘ seem to be mutually exclusive in each region. But this is mainly due to the general lack of silver treasures in the Germanic area.
The detailed discussion of the connection of the hemispheric embossed silver beakers of the Leuna type with the contemporary hemispheric cut glass beakers takes up one chapter. The cut glass beakers of the socalled Eggers types E 216 and E 218 can be distinguished by form and cut decoration into four variants, named A to D, for which a relative chronology may be established. In a detailed comparison, the ‚centering points‘ on the cut glass beakers of variant B may be identified as a typological respectively decorative remnant of embossed silver beakers. A functional element of metalwork has been transformed into a decorative element of glass cutting. Although several authors point to the decorative similarities between silver and glass beakers, actual congruence of decoration could be proven for only a few of the silver beakers.
Several treasures of silver vessels and associated finds in burials indicate that the embossed silver beakers of the Leuna type were used as drinking vessels. In the case of the burials in Leuna, an identical decorated pair of silver beakers was imported to the Germanic area, but separated to be placed into the two burials. This indicates a special relationship between the two young men in these burials. The burial Leuna 3, 1926 is the richest burial of the whole group containing the larger of the two embossed silver beakers. The second brother was only entitled to a reduced amount of burial goods. The smaller silver beaker was placed into his burial. For three beakers a cult use could be identified or made probable because of their find context respectively on the basis of the associated finds. The large example from Water Newton can be interpreted as a hanging lamp. The second large beaker found within the silver hoard of Ballinrees has a similar volume of about 2 litres and seems therefore not to have been used as a drinking vessel.
With Dragendorff type 41 a hemispheric beaker also appears in ceramics (terra sigillata). These vessels are also decorated with facets and dated to the 2nd and 3rd centuries. But the decoration systems do not show any similarities to those of glass and silver beakers of the 3rd century. It is more likely that they are based on facetted glass beakers dating to the 1st and 2nd centuries. For chronological reasons, the ceramic bowls Dragendorff type 41 can be relevant as predecessors for the hemispheric shape of glass and silver beakers of the 3rd century. Investigation into the decorative ornaments revealed that most of the silver beakers of the Leuna type feature egg and dart pattern, a traditional ornament in Greek and Roman architecture (9 of 14 = 64 %). In architecture as well as on the silver beakers, egg and dart patterns often appear in combination with astragals. Beakers with these decorative elements were assigned to type 1. The beakers assigned to type 2 show greater similarities to cut glass beakers in their decoration systems. The two large examples from Water Newton and Ballinrees could not be assigned to these types. The combination of beakers of
The traditional dating of these beakers to the 3rd century is convincing for most of the beakers, but should not be argued on the basis of the coins allegedly found within the Chaourse hoard, for their connection with the hoard is questionable. The burials of Rheinbach-Flerzheim in the Roman provinces and those of Hågerup and Leuna in the Germanic area provide a better basis for a 3rd century 51
non is quite noticeable, especially in comparison with the pairs of beakers dating from the early Roman Empire for those pairs are composed of beakers identical in their measurements. A similar phenomenon is only known from pairs of casserols/trullas and sets of strainer and sieve, which were intentionally made fit inside one another.
both types in the Chaourse silver treasure shows that these types have no chronological relevance. Another point of discussion is the question of what was the important viewpoint, from the inside during drinking or from the outside before and after drinking. For both views, several arguments could be found. The part gilding of the beaker from Rheinbach-Flerzheim suggests that the outside was the main aspect. In contrast to this, the astragals and egg and dart patterns on the silver beakers can be taken as a good argument for the inside view being the main view, because the relief shows similarities to architectural predecessors especially well in a drinking situation. This is supported also by the flat embossed silver bowl found together with the embossed silver beaker in the treasure of Saint-Pabu. Here, the inside view is unquestionably the main view. But also with the cut glass beakers one can argue for the inside view as the main view, for only on the inside the incisions appear in positive relief, while they appear in negative relief on the outside.
The beaker from Rheinbach-Flerzheim shows an ancient repair which became necessary during manufacture. The distribution of the embossed hemispheric silver beakers of the Leuna type makes it quite probable that they were made in the Northwestern Roman provinces, although silver smithing workshops have hitherto not been archaeologically identified in this region. In the so-called relationship diagram (fig. 49) the different decorative elements on the silver beakers, including the bowl from Saint-Pabu, are visually linked. The small bowl from Hågerup is completely isolated. The beaker Chaourse 4 and the beaker from Wettingen each show only a single decorative element comparable to the other beakers. The beaker from Bavay shares the dotted surroundings of the bosses with two other beakers, those from Rheinbach-Flerzheim and Saint-Pabu. Several other ‘eternal triangles’ can be observed: the beakers Chaourse 1/2, 3 and Water Newton show the classic astragal, the beakers from Bavay, Saint-Pabu and RheinbachFlerzheim feature dots in the chased surroundings of the bosses, the beakers Chaourse 1/2, Leuna 1/2 and Rheinbach-Flerzheim show pyramids made by dots, the beakers Leuna 1/2, London and the bowl from Saint-Pabu show a specific punched decorative element. Two identical decorative elements can be observed four times on the beakers Chaourse 1/2 and Leuna 1/2, Ballinrees and Rheinbach-Flerzheim, London and Saint-Pabu 2, and Rheinbach-Flerzheim and Saint-Pabu 2. With four comparable decorative elements the beaker from Rheinbach-Flerzheim has the highest number of connections. On four beakers, three respectively two comparable decorative elements appear. But no more than two identical decorative elements could be observed.
The microscopic examination of eleven of the silver beakers of the Leuna type for manufacturing and decoration techniques revealed that they do not come from one or only a few specialised ‚hemispherical bowl workshops‘. On the contrary, they seem to be unique pieces, each beaker respectively each pair coming from a different workshop. The only common element were their having been formed on the turning lathe and the compass-drawn surrounding circles around the bosses, even though different methods were used to set the centering points. On most of the beakers the embossing was probably done using a non-metallic tool. Only on the small bowl from Hågerup and on the hanging lamp from Water Newton, the embossing was produced by metal punches as indicated by the punch marks. Identical tool marks on beakers from different provenances could not be found. Only the two identically decorated pairs from the two Leuna burials and from the Chaourse treasure were made in the same workshop. For the pair of beakers from Chaourse the sequence of their manufacture could be identified. The beaker Chaourse 1 was made first; the smaller beaker Chaourse 2 shows changes to its decoration system because the decoration transferred from beaker 1 did not fit onto the smaller surface of beaker Chaourse 2. Identical tool marks show that beaker Chaourse 3 was made in the same workshop as the beakers Chaourse 1 and 2. The beakers Chaourse 3 and 4 were probably ‘declared’ a pair later on by scratching identical marks on their bases. Thus, six beakers of altogether fourteen can be grouped together into three pairs: one pair in Leuna and two pairs in the Chaourse treasure.
The beakers and casseroles with pointed oval bosses dating to the 1st century do not show any connection with the embossed hemispheric silver bowls of the Leuna type. Three embossed silver bowls are known of which only the one from Saint-Pabu is similar in decoration to the beakers of the Leuna type, whereas the two bowls from Notre-Dame d’Allençon and Taragnat each have six oversized bosses. The catalogues 1 to 3 list fourteen embossed hemispherical silver beakers of the Leuna type, one pair of silver beakers, three pairs of silver casseroles from the 1st century and three embossed silver bowls. Each catalogue entry for the Leuna beakers gives a detailed description of the decoration system and of manufacturing and decoration techniques. The catalogue entries for casseroles and bowls also contain information on the find contexts and associated objects, as these are not included in the text.
It is still unclear, why the two identically decorated pairs of beakers found in Chaourse and in Leuna are composed of two pieces of notably differing sizes. The pair of beakers found in the burials in Leuna can easily be placed inside one another; those from the Chaourse treasure fit only barely due to the distinct profile of the rims. This phenome-
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14. KATALOG 1: DIE SILBERNEN HALBKUGELBECHER VOM TYP LEUNA wird durch ein Band aus 145 Kreisaugen von der zweiten getrennt, in der nur sechs ‚Dellen‘ mit 33 mm Durchmesser durch konzentrische Punktkreise angedeutet sind. ‚Dellen‘ und Füllmotive der zweiten Zone sind direkt unterhalb der Füllmotive der ersten ‚Dellenzone‘ angebracht. Zwischen den ‚Dellen‘ der zweiten Zone erscheinen jeweils zweimal drei weitere, alternierend abgebrachte Füllmotive. Bei einem handelt es sich um eine in 16 Felder untergliederte Raute. Die äußeren Felder sind mit Kreisaugen, die inneren mit einfachen Punkten gefüllt. An die Ecken der Rauten sind jeweils drei Kreisaugen gesetzt. Das zweite Füllmotiv ist wiederum eine Art Baum mit drei Registern herabhängender Äste, die wie die Spitze mit jeweils drei pyramidenartig angeordneten Kreisaugen abschließen. Das dritte Motiv ist ein achtstrahliger ‚Stern‘ mit Kreisaugen an den Enden der linearen ‚Strahlen‘. Zwischen den Kreisaugen sind auf einer konzentrischen Rißlinie einzelne kleine Punkte gesetzt. Diese zweite ‚Dellenzone‘ wird wiederum von einem Band aus 69 Kreisaugen abgeschlossen. Das leicht eingezogene Bodenrund mit einem Durchmesser von 64 mm ist von einem Kreis aus 98 Punkten eingefaßt. Im Zwischenraum zum darüberliegenden Kreisaugenband sind unregelmäßig vier Punktpyramiden aus 3-2-1 Punkten eingefügt. Herstellungs- und Dekorationstechnik: Deutliche Drückspuren konnten wegen des Auffindungszustandes und der nachträglichen Rückformung auf der Oberfläche nicht mehr festgestellt werden. Allerdings zeigen die Pinolenabdrücke auf Innen- und Außenseite des Bodens und die über den ganzen Umfang verlaufenden konzentrischen Rißlinien deutlich, daß die Schale aus Ballinrees in ihrer Grundform auf der Drehbank ausgearbeitet worden ist (Abb. 22 b). An der großen Schale aus dem Coleraine Hoard ist ausgiebig vom Zirkel Gebrauch gemacht worden, um konzentrische Rißlinien als Vorzeichnungen für die Dekore anzubringen. Für alle drei Kreisaugenreihen sind Rißlinien angebracht worden; für die oberste eine vierfache, die Kreisaugen der mittleren Reihe wurden zwischen zwei Rißlinien, die untere Kreisaugenreihe ist mitten auf die Rißlinie gesetzt (Abb. 22 d). Auch bei beiden ‚Dellenreihen‘ sind Rißlinien für die Zentrierpunkte angebracht worden; bei der oberen ‚Dellenreihe‘ ist diese Rißlinie aber nicht verwendet worden. Die Zentrierpunkte sind hier ca. 3,5 mm unterhalb der Rißlinie gesetzt worden. Für die Punkteinfassungen der ‚Dellen‘ und des Bodens sind ebenfalls Rißlinien um die Zentrierpunkte geschlagen worden, und zwar üblicherweise zwei im Abstand von 1,52 mm. Auch bei den achtstrahligen Sternen ist jeweils eine konzentrische Rißlinie um die Mittelpunkte geschlagen worden, die als Orientierung für Kreisaugen und Einzelpunkte gedient hat. Im Innern sind im Bereich des Bodens zwei parallele Rißlinien um einen Mittelpunkt bzw. den inneren Pinolenabdruck zu erkennen317 (Abb. 22 a u. c).
In alphabetischer Reihenfolge der Fundorte. Die in eckige Klammern [ ] gesetzten Nachweise sind der Literatur entnommen, konnten aber nicht eingesehen werden.
1. Ballinrees, Co. Londonderry, Nordirland (Abb. 1 u. 22) Verbleib: British Museum London, Inv.-Nr. BM (M&LA) 1855.8-15.31. Fundtyp: Schatzfund von Hacksilber. Fundkontext: Gefunden 1854 in Ballinrees bei Coleraine, daher als Coleraine Hoard bezeichnet. Beifunde: Siehe Kap. 3. 1. 1. Datierung: Bateson 1973: wegen Münzen nach 420 deponiert. – Dolley 1976: 420-440. – Thomas 1981, 420425. – Baratte 1998: Deponierung Ende 5. Jh. Maße: Rand-Dm 19,3 cm, max. Dm 19,7 cm, H. 10,7 cm, Wandstärke am Mündungsrand 1,9-2,2 mm. Zustand: Der Becher ist in zusammengefaltetem, aber fast kompletten Zustand gefunden und rückgeformt worden. Die ursprünglichen Faltungen sind noch an Unregelmäßigkeiten in der Oberfläche und ihrer rissigen Struktur erkennbar. Riße und Bruchstellen wurden geklebt, die Fehlstellen aber nicht ergänzt. Beschreibung: Der nur leicht ausgestellte Rand wird von einer Reihe von 98 weit auseinander stehenden Punkten begleitet. Darunter ist ein Band aus 139 einfachen Kreisaugen von ca. 3 mm im Durchmesser angebracht. Die ‚Zwickel‘ sind mit kleinen Punkten ausgefüllt, so daß eine Art mißverstandenes Astragal entstanden ist. Die erste Zierzone besteht aus zwölf ‚Dellen‘ und zwei alternierend angebrachten Fülldekoren, die dementsprechend jeweils sechsmal erscheinen. Die ‚Dellen‘ mit 34 mm Durchmesser weisen jeweils einen Zentrierpunkt auf. Sie sind aber nicht nach innen eingewölbt, sondern lediglich durch konzentrische Kreise aus 57, 60 bzw. 65 Punkten angedeutet315. Einer der Fülldekore ist als stilisiertes Bäumchen mit seitlich je vier aufwärts gerichteten Ästen beschreibbar; Äste und Baumspitze schließen mit Kreisaugen ab316. Das zweite Füllmotiv besteht aus einer senkrechten Punktreihe mit einem einfachen Kreisauge in der Mitte. An den Enden sind jeweils drei Kreisaugen pyramidenförmig einpunziert. Die erste ‚Dellenzone‘
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Nur drei der Punkteinfassungen sind noch komplett erhalten und konnten ausgezählt werden. 316 Ein vergleichbarer, aber sehr viel naturalistischer gearbeiteter ‚Lebensbaum‘ ist in vierfacher Ausführung auf einem großen Skyphos in einem parthischen Silbergefäßfund zu sehen. Dieses Silbergeschirr wird ins 1. Jh. v. bis 1. Jh. n.Chr. datiert, s. F. Baratte, East and West: A Central Asian silver hoard from the Parthian era (London 2002, Separatdruck in eng. Übers. von: Orient et Occident: le témoignage d’une trovaille d'argenterie d’epoque parthe en Asie centrale. Journal des Savantes 2/2001, 249-307) 23-27 Kat. 4 mit Abb. 7-9.
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Dazu ausführlicher in Kap. 9.2.
Erste Beobachtungen zur Dekorationstechnik hat Scott Porter 1855 angestellt: „The decoration of the large silver article which Mr. Carruthers conjectures to have been a cup, as it is in the very simplest style imaginable, consisting only of lines, circles, awkward decorations of foliage, formed by punching. Two punches were used; one to impress a plain dot, another a little circle, such as would be made by pressing the pip of a small key on paper: the type is varied by punching occasionally the dot within the little circle“318. Entsprechende Beobachtungen stammen von Walters 1921: „Designs punched in dots and circles from the outside, so as to be in relief inside.“319 Beide Bearbeiter weisen auf die Tatsache hin, daß die Mittelpunkte der Kreisaugen separat eingepunzt wurden, was durch die aus der Mitte versetzte Lage der Punkte bei vielen Kreisaugen bestätigt wird (Abb. 22 d u. e). Auch bei einigen Doppelschlägen der Kreise erscheint nur jeweils ein Mittelpunkt (Abb. 22 d). Wäre ein Kreisaugenpunzen mit eingearbeitetem Mittelpunkt verwendet worden, müßten auch bei den Mittelpunkten Hinweise auf Erstschläge des Punzens erkennbar sein. Bei einigen Kreisaugen erscheint der Kreisumfang nur unvollständig (Abb. 22 e), so daß offenbar ein fehlerhafter Punzen Anwendung fand320. Publ.: Scott Porter 1855, 104. 107-08. – Walters 1921, 55 Kat. 223 mit Fig. 63. – Mattingly/Pearce 1937, 43. Taf. 3. – Schulz 1953, 62. – Toynbee 1964, 314. – Pirzio Biroli 1965, 108. Taf. 32,2. – Bateson 1973, 63-64. – Wealth 1977, 127 Kat. 230. – Baratte 1981 a, 52. – Thomas 1981, 320. – Lund Hansen 1987, 83. – Trésors 1989, 104. – Baratte 1993, 34. 234. – Galliou 1993, 172. – Vickers 1996 b, 463 Anm. 7. – Menninger 1997 a, 124 Anm. 8. – Baratte 1998.
kannelierten Sechsecken angebracht, die von Punktreihen umfahren sind. Dieses sog. Palisadenband324 wird oben und unten von jeweils einer Punktreihe begrenzt. Die oberen Zwickel der ‚Palisaden‘ sind mit jeweils einem Punkt gefüllt. Als zweite Zierzone folgt eine Reihe von vermutlich zehn runden, leicht eingezogenen Dellen, die jeweils von einer konzentrischen Hohlkehle gerahmt sind. Diese Hohlkehle ist mit Punktpunzierungen nachstrukturiert. Die Dellen sind durch einzelne lang gezogene Sechsecke voneinander getrennt, die innen mit jeweils einer senkrechten Punktreihe gefüllt sind. Zum Bodenrund hin schließt sich ein Kreis aus lang gezogenen Sechsecken mit Punktumfahrungen an. Diese Sechsecke verjüngen sich zum Boden hin. Publ.: Fremersdorf 1967, 96. – Lycée de Bavay 1989, 86, 94 Taf. 7,3 (Zeichnung). – Baratte 1993, 21. 234. Taf. 4,6 (Foto). – Vickers 1996 a, 62 Anm. 85. – Baratte 1997 b, 66. – Baratte 1998, 121. 122 Fig. 6 (Foto). 124.
3. Chaourse 1, Dept. Aisne/Frankreich (Abb. 2 u. 23) Verbleib: British Museum London, Inv.-Nr. GR 1890.923.7. Fundtyp: Schatzfund. Fundkontext: Gefunden 1883 in der Nähe von Montcornet, Dept. Aisne. Beifunde: Siehe Kap. 3. 1. 2. Datierung: Walters 1921: 2. Jh., Münze des Postumus (260-274) zufällig hineingeraten, aber z.Zt. des Gallienus (253-268) vergraben. – Lund Hansen 1987: 3. Jh. wegen Münze des Postumus. – Painter in Trésors 1989: Gefäße aus erster Hälfte 3. Jh., vergraben um 275. Maße325: Dm 12,3 cm, H. 7,4 cm, Wandstärke am Mündungsrand 1,4-1,5 mm, Gewicht 173 g. Zustand: Der Becher ist völlig intakt. Lediglich in der zweiten und dritten Ovaldellenreihe in der oberen Zierzone ist eine leichte Deformation vorhanden. Alle vier Becher des Chaourse-Schatzfundes sind an den Rändern mit einem kleinen Rechteckpunzen mit den Buchstaben „E T“ versehen worden. Beschreibung: Der glatte auskragende Rand ist durch zwei eingedrehte Rillen von der reliefierten Wandung abgesetzt. Die untere dieser Rillen ist z.T. von der ersten Reihe aus 52 kleinen ovalen Dellen überlagert (Abb. 23 b). Darunter befinden sich drei weitere Reihen aus jeweils 52 längsovalen Dellen, die auf Lücke gesetzt sind und nach unten hin jeweils etwas größer werden. Die
2. Bavay, Dept. Nord/Frankreich (Abb. 16 a)321 Verbleib: Musée Archéologique, Bavay, 1923 00 2511 (alte Inv.-Nrn. 2511 u. N 370). Fundtyp: Grabfund. Fundkontext: Beigabe in einem Bleisarkophag. Gefunden 1923 in der Sandabbaugrube Dehon. Beifunde: Bronzemünze. Datierung: 2./3. Jh.322 Maße: Dm 11,1 cm, H. 7 cm. Beschreibung323: Unter dem auskragenden Rand ist zunächst eine breite Zierzone aus lang gezogenen, 318
Scott Porter 1855, 106-07. Walters 1921, 55. 320 Dazu ausführlicher in Kap. 9.5. 321 Divergierende Materialbeschreibungen: Von Fremersdorf 1967, 96 als „kugeliger Silberbecher mit Nachahmung reichen Facettenschliffs“ publiziert. In Lycée de Bavay 1989, 86 sowie im Inventar des Museums „bronze étamé“/verzinnte Bronze als Materialangabe. Bei Baratte 1993, 234 mit Anm. 1064 und 1998, 122 Fig 6 wiederum als „en argent“/in Silber beschrieben. 322 Nach A. Mülfid, Die Bleisarkophage im Antikenmuseum zu Istanbul. Archäol. Anz. 47, 1932, Sp. 389-446. – E. von Mercklin, Antike Bleisarkophage. Überblick und Vorschlag einer neuen Untersuchungsmethode. Archäol. Anz. 51, 1936, Sp. 252-81. 319
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Die Beschreibung erfolgt nach den identischen Fotos des Bechers bei Baratte 1993 Taf. 4 Fig. 6 und Baratte 1998, 122 Fig. 6. Der Dekor auf der Zeichnung in Lycée de Bavay 1989 Taf. 7 Fig. 3 stimmt mit dem Foto nur grob überein. 324 Siehe Lycée de Bavay 1989, 86. 325 Die hier angegebenen Maße sind an den Objekten ausgemessen worden. Die in Trésors 1989, 119-22 publizierten Maßangaben für die vier Chaourse-Becher weichen z.T. bis zu 10 mm in den Höhenmaßen ab, weil dort z.B. für die deformierten Stücke Chaourse 3 und 4 (Kat. 5 und 6) die maximalen Maße verwendet wurden. Trotz der Deformierungen sind die Konturen der Becher an einigen Stellen erhalten, so daß sich bei der Untersuchung andere Maße ergaben als die schon publizierten.
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kleineren Einschläge in der ersten Reihe sind in der Größe sehr unterschiedlich; im Durchschnitt 4 x 2,5 mm weisen die größten eine Länge von 7 mm auf. Die Ovaldellen der zweiten bis vierten Reihe sind ca. 7 x 5, 7,5-8 x 4,5 und 8,5 x 5 mm groß. Unterhalb der vierten Dellenreihe wird ein Astragal oben und unten von je einer Hohlkehle begleitet. Das Astragal besteht aus 30 querliegenden längsovalen Perlen von 8,5 x 5 mm, die jeweils von zwei kleinen senkrechten Kerben getrennt werden. Unterhalb des Astragals zieht sich die Wandung zum Boden hin stark ein. Es folgt eine Zone aus 14 fast kreisrunden großen Dellen von 19-20 mm im Durchmesser, die ohne Rahmung eingewölbt sind, deren Konturen aber durch vier bogige, zum Fülldekor gehörende Kerben betont werden (vgl. Abb. 2 u. 18 unten). Zwischen den Dellen sind längere senkrechte Kerben ziseliert. Die Zentrierpunkte liegen auf einer Rißlinie und sind durch kurze senkrechte Striche markiert (Abb. 23 a). In die oben größeren und unten kleineren Zwickel der Dellenzwischenräume ist jeweils eine tropfenförmige Delle gesetzt. Zum Boden hin folgt eine Weinranke, die durch eine Hohlkehle vom Dellenband abgesetzt ist (Abb. 2 b). Die Ranke besteht aus sechs großen Schlingen, von denen kleine ‚Äste‘ mit Blättern und jeweils zwei Trauben abzweigen326. Die Trauben werden aus Punktpyramiden gebildet, die Blätter durch hakenförmige Kerben (Abb. 23 d). Diese Punktpyramiden sind in den nach oben geöffneten Bögen sehr regelmäßig aus 5-4-32-1 Punkten aufgebaut; nur einmal erscheinen nur 4-3-21 Punkte. In den zum Boden hin geöffneten Bögen sind die Traubenpyramiden sehr viel unregelmäßiger: in einem Bogen kommen 6-4-2-1 sowie 5-4-3-2-1 Punkte vor, in zwei Bögen zweimal 4-3-2-1 Punkte, in drei Bögen jeweils einmal 5-4-3-2-1 und 4-3-2-1 Punkte. Unterhalb dieser Weinranke sind drei Reihen aus 32, 29 und 30 auf Lücke gesetzten querliegenden Ovaldellen von 3,5 x 2,5 mm angebracht. An einer Stelle ist die Anordnung unklar; wahrscheinlich zeichnet sich hier die ‚Nahtstelle‘ ab, also Anfang und Ende der Punzierung. Die Bodendelle mit einem Durchmesser von 26 mm wird von einer Hohlkehle eingefaßt, an die sich zur Weinranke hin ein Strahlenkranz aus 30 ca. 7 mm langen Kerben anschließt. In der Bodendelle befindet sich 7 mm seitlich vom tatsächlich verwendeten ein zweiter Zentrierpunkt. Herstellungs- und Dekorationstechnik: Die konzentrischen Spuren auf den Oberflächen des Bechers (Abb. 23 c u. e) belegen ebenso wie die Rattermarken innerhalb der eingeschnittenen Riefen unterhalb des Randes (Abb. 23 b), daß der Becher auf der Dreh- und Drückbank geformt wurde. Die äußere Oberfläche ist stark poliert und daher nahezu frei von Drückspuren. Der Becher ist in sich schief, was durch eine maximale Höhendifferenz von 2,5 mm belegt wird. Der zweite Zentrierpunkt im Boden belegt ein Umspannen des Gefäßes auf der Drehbank, bevor die Dekore einziseliert wurden. Ein weiterer Beleg für das Umspannen findet sich in der oberen Ovaldellenzone, die in der Breite
zwischen 30 und 35 mm schwankt. Um diesen Fehler optisch zu kaschieren, mußten die Ovaldellen in der Höhe entsprechend der Breite des Bandes auseinander gezogen bzw. zusammengerückt werden. Wahrscheinlich sind noch auf der Drückbank die Hohlkehlen als ‚Rißlinien‘ für die Dekorzonen einziseliert worden, womit wohl am Bodenrund begonnen wurde. Zum Rand hin wurde die Unwucht des Bechers deutlich und mußte innerhalb der Ovaldellenzone optisch ausgeglichen werden. Hätte man oben am Rand Material abgetrennt, wäre die Wandstärke dort nicht mehr einheitlich gewesen und der Becher hätte an Gewicht verloren. Im Astragal und in der oberen Ovaldellenzone wird die Arbeitsrichtung beim Anbringen der Punzdekore erkennbar. Der Silberschmied hat von rechts nach links gearbeitet. Der Beginn des Astragals ist durch zwei kräftige Kerben mit gleichmäßigen Zwischenräumen angezeigt. Zwischen den letzten drei Astragalperlen ist aus Platzmangel kaum noch Raum für die beiden zwischengeschalteten Kerben gewesen, so daß sie nur rudimentär erscheinen. In der Ovaldellenzone wird die ‚Nahtstelle‘ durch eine Unregelmäßigkeit innerhalb der Punzsetzungen angezeigt. Die Kerben zwischen den Astragalen und die senkrechten Kerben zwischen den Dellen sind mit einem speziellen Punzen mit mattierter Oberfläche ausgearbeitet worden (Abb. 23 a). Die umlaufenden Hohlkehlen, die gebogenen Einfassungen der Dellen und die wellenförmige Hauptranke im Bodenbereich sind dagegen mit einem glatt polierten Punzen ausgeführt worden. Ein kleinerer, länglicher Punzen wurde für die Weinranken verwendet, in deren ausfiedernden Rundungen viele Punzeinschläge zu erkennen sind (Abb. 23 d). Die tropfenförmigen Elemente der Fülldekore sind in vier Fällen durch einen kräftigen Punzschlag nachgearbeitet worden; möglicherweise war die Einwölbung zu flach ausgefallen. Trotz der in den Dellen vorhandenen Zentrierpunkte sind keine konzentrischen Rißlinien als Vorzeichnung für die Delleneinfassungen auszumachen. Möglicherweise sind sie durch die starke Ziselierarbeit und die nachfolgende Politur beseitigt worden. Publ.: Thédenat/de Villefosse 1884 Taf. 35 (Foto); 1885, 329 Kat. 18. – Catalogue Chaource 1888, 11 Kat. 21. Taf. 5 (Foto). – Walters 1921, 42 Kat. 159. Taf. 29 (Foto). – Broholm 1952 a, 21mit Fig. 6 c.d (Foto). 22. – Schulz 1953, 62. Taf. 36,1 (Fotos). – Wheeler 1955, 71. – Wheeler 1965, 77. – Strong 1966, 175. – Fremersdorf 1967, 16. 96-97 mit Abb. 13 oben (Zeichnung nach Fototaf. 29 bei Walters 1921). – Silver for the Gods 1977, 169 Kat. 115 (Foto). – Baratte 1981 a, 51. – Baratte 1984, 61 Abb. 15 (Foto). 87 (Text). – Arveiller-Dulong 1985, 107. – Bird 1986, 53 Abb. 27 (Foto). – Lund Hansen 1987, 83. – Trésors 1989, 103. 121 Kat. 60 (Foto und Zeichnung). – Pirzio Biroli 1991, 206 Abb. 212 (Foto). 281 Kat. 124. – Baratte 1993, 233. – Galliou 1993, 170. – Vickers 1996 a, 51. 52 Abb. 3 (Foto). – Vickers 1996 b, 462 mit Abb. 1 (Foto). – Baratte 1997 a, 34. – Baratte 1997 b, 66. – S. Künzl 1997, 16. 26 Abb. 16. – MartinKilcher 1997, 30 Abb. oben (Gesamtfund mit falscher Bildunterschrift). – Menninger 1997 a, 124 Anm. 8. – Stern 1997, 192. – Baratte 1998 mit Fig. 7-8 (Fotos) – Kaufmann-Heinimann 1998, 246 Kat. GF24 mit Abb.
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Die Ranke auf dem Silberbecher mit Wabenmuster aus dem Schatzfund von Hagenbach besteht aus fünf Schlingen, in die außen und innen jeweils ein ‚Efeublatt‘ aus drei Rundeln an einem Stiel gefüllt sind, s. Bernhard et al. 1990, 31 Abb. 18, 3.
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197 (Gesamtfund). – Vickers 1998 , 21. Taf. 12 Abb. 1. – www.rubens.anu.edu.au/htdocs/bycountry/ subjectindex/ hoards.england.html (Fotos aus Ausstellungsräumen des British Museum, London).
An diesem Stück belegt wiederum das Heruntersetzen der Dellenreihe eine Änderung des vom ersten Becher übertragenen Dekorentwurfs, weil aufgrund von geringerer Höhe und Durchmesser beim zweiten Becher weniger Platz für die Dellen verblieb (Abb. 23 e). Nach Fertigstellung des ersten Bechers wurde der Dekor des Bodenbereiches auf den zweiten Becher übertragen. Danach müssen die Vorzeichnungen für die runden Dellen sowie die Ovaldellen auf der Wandung des zweiten Bechers markiert worden sein. Dabei wurde deutlich, daß alle diese Dellen auf weniger Fläche untergebracht werden mußten als beim Becher Chaourse 1. Für die runden Dellen war nur noch in einer verkleinerten Ausführung Platz, so daß wegen des geringeren Durchmessers die Zentrierpunkte nach unten versetzt werden mußten. Obwohl auch beim zweiten Becher die ‚Nahtstelle‘ beim Astragal auszumachen ist und die Trauben-Punktpyramiden sehr viel unregelmäßiger in der Anzahl sind, ist der zweite Becher im Ganzen doch sehr viel gleichmäßiger gearbeitet. Dies wird besonders im oberen Dekorband aus den vier Ovaldellenreihen deutlich, wo sich die auffällige Unregelmäßigkeit des Becher Chaourse 1 nicht wiederholt. Publ.: Thédenat/de Villefosse 1885, 330 Kat. 19. – Catalogue Chaource 1888, 11 Kat. 22. – Walters 1921, 42 Kat. 160. Taf. 29. – Broholm 1952 a, 22. – Schulz 1953, 62. – Wheeler 1955, 71. – Wheeler 1965, 77. – Fremersdorf 1967, 96. 97 mit Abb. 13 unten (Zeichnung nach Fototaf. 29 bei Walters 1921). – Baratte 1981 a, 51. – Lund Hansen 1987, 83. – Trésors 1989, 103. 122 Kat. 61 mit Abb. (Foto und Zeichnung). – Galliou 1993, 170. – Vickers 1996 a, 51. – Vickers 1996 b, 462. – Baratte 1997 a, 34. – Baratte 1997 b, 66. – S. Künzl 1997, 16. 26 Abb. 16. – Martin-Kilcher 1997, 30 Abb. oben (Gesamtfund mit falscher Bildunterschrift). – Baratte 1998. – Kaufmann-Heinimann 1998, 246 Kat. GF24 mit Abb. 197 (Gesamtfund) – www.rubens.anu.edu.au/htdocs/by country/ subjectindex/hoards.england.html (Fotos aus Ausstellungsräumen des British Museum, London).
4. Chaourse 2, Dept. Aisne/Frankreich (Abb. 2 u. 23) Verbleib: British Museum London, Inv.-Nr. GR 1889.10-19.10. Zu Fundtyp, Fundkontext, Beifunden und Datierung siehe Becher Chaourse 1 (Kat. 3). Maße: Dm 11,5 cm, H. 6,95 cm, Wandstärke am Mündungsrand 1,5-1,9 mm, Gewicht 141 g327. Zustand: Völlig intakt. Beschreibung: Die Dekorabfolge ist mit der des Bechers Chaourse 1 (Kat. 3) identisch. Wegen der unterschiedlichen Maße treten leichte Differenzen in der Anzahl der Ovaldellen und bei den Durchmessern der runden Dellen auf. So besteht die obere Dekorzone nur aus jeweils 51 Ovaldellen pro Reihe gegenüber 52 Ovalen beim Becher Chaourse 1. Diese sind bei Chaourse 2 aber sehr viel gleichmäßiger gesetzt worden als beim Becher Chaourse 1. Das Astragal besteht dagegen aus 31 gegenüber 30 Ovalperlen bei Chaourse 1 und zeigt durch dichtgedrängte Kerben zwischen drei der Ovalperlen die gleiche Arbeitsrichtung und Nahtstelle an. Die runden Dellen weisen mit 17-18 mm einen deutlich kleineren Durchmesser auf. Alle Dellen dieses Bechers sind mit jeweils zwei Zentrierpunkten auf zwei Rißlinien im Abstand von 1 mm versehen. Als tatsächliche Mittelpunkte für die Dellen fungieren die unteren Zentrierpunkte, die alle durch kurze senkrechte Striche markiert sind (Abb. 23 e). Die Trauben aus Punktpyramiden in der Weinranke sind zahlenmäßig sehr viel unregelmäßiger als beim Becher Chaourse 1. In den nach oben geöffneten Bögen erscheinen in jeweils drei Fällen zwei mal 5-4-3-2-1 sowie 5-43-2-1 und 4-3-2-1 Punkte; in den zum Boden geöffneten Bögen zwei mal 5-4-3-2-1 und 4-3-2-1 Punkte, jeweils einmal bei beiden Trauben 4-3-2-1 sowie jeweils einmal 5-4-3-2-1 und 3-2-1, 5-4-3-2-1 und 4-3-2-1, 5-4-3-2-1 und 4-3-2 Punkte. Die jeweils 31 querliegenden Ovaldellen und der Strahlenkranz entsprechen denen des Bechers Chaourse 1. Die Bodenbereiche innerhalb der Hohlkehlen um die Weinranken sind mit Durchmessern von 84 und 86 mm fast identisch (Abb. 2 b). Auch die Bodendellen sind mit Durchmessern von 26 mm bei Chaourse 1 und 27 mm bei Chaourse 2 ebenfalls fast gleich. Damit wird die Größendifferenz der Becher also allein durch die unterschiedlichen Dellendurchmesser und das Engersetzten der Ovaldellen in der oberen Zierzone aufgefangen. Beide Becher lassen sich wegen der starken Profilierung gerade eben ineinander stellen. Wahrscheinlich ist zuerst der größere Becher Chaourse 1 hergestellt worden. Hier sind einige Unsicherheiten sowohl in der Formgebung (Umspannen in der Drückbank) als auch bei der Dekoration (unregelmäßige Breite des oberen Ovaldellenbandes) festzustellen, die beim Becher Chaourse 2 nicht auftreten.
5. Chaourse 3, Dept. Aisne/Frankreich (Abb. 3, Abb. 24) Verbleib: British Museum London, Inv.-Nr. GR 1890.923.9. Zu Fundtyp, Fundkontext, Beifunden und Datierung siehe Becher Chaourse 1 (Kat. 3). Maße: Rand-Dm 11,65 cm, max. Dm 12,25 cm, H. 6,2 cm, Wandstärke am Mündungsrand 1,2-1,8 mm, Gewicht 87 g (unvollständig). Zustand: Der Becher ist deformiert und weist vom Rand bis in die Mitte der ersten Dellenreihe hinein eine größere Fehlstelle auf; eine zweite Fehlstelle liegt innerhalb der zweiten Dellenreihe. Die um die randständige Fehlstelle herum vorhandenen Riße sind innen mit Gewebeeinlagen hinterklebt. Beschreibung: Der glatte auskragende Rand ist durch zwei eingedrehte Riefen vom reliefverzierten Körper abgesetzt. Es folgt ein Astragal aus 28 querliegenden längsovalen Perlen und jeweils zwei senkrechten Kerben (Abb. 24 a); für den Bereich der Fehlstelle müssen 4 Perlen-KerbenEinheiten addiert werden. Darunter ist die Becherwandung durch drei Reihen runder Dellen gegliedert. Alle diese
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Nach Thédenat/de Villefosse 1885, 330 Kat. 19. In Trésors 1989, 122 Kat. 61 mit 151 g publiziert.
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Dellen sind ohne Hohlkehlenrahmung eingewölbt und nicht vollkommen kreisrund. Die Füllmotive variieren in den Dellenreihen (Abb. 18). In der ersten Reihe sind andreaskreuzförmige Motive aus einem Zentralpunkt und vier leicht gebogenen Armen mit jeweils drei Punkten an den Enden zwischen die zwölf Dellen mit 20 mm Durchmesser gesetzt. Die zweite Dellenreihe ist versetzt abgebracht, so daß die ebenfalls zwölf Dellen der zweiten Reihe mit Durchmessern von 19 mm unter den andreaskreuzförmigen Füllmotiven der ersten Reihe zu liegen kommen. Das Füllmotiv der zweiten Reihe wird aus einer längeren Kerbe sowie anschließend einem Punkt und einer Querhaste gebildet; es könnte als ‚Senkrechtastragal‘ bezeichnet werden. Die Dellen der dritte Reihe sind direkt unterhalb denen der zweiten Reihe angebracht. Da aber im Bodenbereich der Umfang erheblich geringer ist, liegt nun in der dritten Reihe nur noch unter jeder zweiten Delle der zweiten Reihe eine Delle. Somit weist die dritte Reihe nur noch sechs Dellen mit 21 mm im Durchmesser auf. Die Zwischenräume sind durch ein X-förmiges Motiv ausgefüllt: an einen zentralen Punkt schließt oben und unten jeweils ein längsovaler, senkrecht stehender Punzschlag an, von dem schräg kleine, ärmchenförmige Kerben ausgehen. Der Boden von 22 mm Durchmesser wird von einem Kranz aus 20 kleinen spitzoval Punzierungen von 4 x 1,5 mm eingefaßt (Abb. 24 c). Inschrift: Fünf lamda-förmige Ritzungen und ein senkrechter Strich. Identisch mit der Ritzung im Becher Chaourse 4 (Kat. 6, Abb. 25 a). Herstellungs- und Dekorationstechnik: Auf Innen- und Außenwandung sind deutliche Drückspuren zu erkennen (Abb. 24 b). Auch die Reste der Rißlinien in den Dellenreihen belegen die Ausarbeitung des Bechers auf der Dreh- und Drückbank. In der ersten Dellenreihe sind die Zentrierpunkte durch liegende Diagonalkreuze auf der Rißlinie markiert (Abb. 24 b), wobei diese Markierungen aber nur ein einziges mal exakt eingehalten wurde. In der zweiten Dellenreihe ist die Rißlinie nur noch an einer Stelle schwach zu erkennen. Die Markierungen der Zentrierpunkte mit Diagonalkreuzen sind nur in zwei Fällen exakt berücksichtigt worden; zwei Dellen sind verloren. In der dritten Dellenreihe kommt es zu einigen Abweichungen. Die Diagonalkreuze zur Markierung der Zentrierpunkte stehen hier senkrecht, aber weder diese Markierungen, noch Rißlinien oder Zentrierpunkte sind beim Setzen der Mittelpunkte eingehalten worden. Der spitzovale Punzen, der für den Strahlenkranz um die Bodendelle herum verwendet wurde, zeigt unten rechts eine auffällige Unregelmäßigkeit328 (Abb. 24 c). Publ.: Catalogue Chaource 1888, 7 Kat. 1. – Walters 1921, 42 Kat. 157. – Wheeler 1951, 71. – Broholm 1952 a, 22. – Wheeler 1965, 77. – Silver for the Gods 1977, 169. – Baratte 1981 a, 51. – Bird 1986, 53 Abb. 27 (Foto). – Lund Hansen 1987, 83. – Trésors 1989, 103. 119 Kat. 58 (Foto und Zeichnung). – Galliou 1993, 170. 172. – Vickers 1996 a, 51. – Vickers 1996 b, 462. – Baratte 1997 a, 34. – Baratte 1997 b, 66. – S. Künzl 1997, 16. 26 Abb. 16. – Martin-Kilcher 1997, 30 Abb. oben (Gesamtfund mit falscher Bildunterschrift). – Baratte 1998 mit Fig. 9-10 (Fotos/Unterseite). – Kaufmann-Hei328
nimann 1998, 246 Kat. GF24 mit Abb. 197 (Gesamtfund) – www.rubens.anu.edu.au/htdocs/bycountry/ subjectindex/hoards.england.html (Fotos aus Ausstellungsräumen des British Museum, London).
6. Chaourse 4, Dept. Aisne/Frankreich (Abb. 4 u. 25) Verbleib: British Museum London, Inv.-Nr. GR 1890.923.8. Zu Fundtyp, Fundkontext, Beifunden und Datierung siehe Becher Chaourse 1 (Kat. 3). Maße: Rand-Dm 12,4 cm, max. Dm 12,6 cm, H. 6,2 cm, Wandstärke am Mündungsrand 0,9-1,1 mm, Gewicht 107 g (unvollständig). Zustand: Der Becher ist seitlich zusammengedrückt und weist an den dadurch entstandenen Spitzen jeweils eine größere Fehlstelle auf. Die um die Fehlstellen herum vorhandenen Riße im Metall sind auf der Außenseite mit Kunstharz und einem faserigen Material verklebt, das einen Teil der äußeren Oberfläche bedeckt. Daher sind größere Bereiche für herstellungstechnische Beobachtungen nicht einsehbar. Beschreibung: Der glatte auskragende Rand ist durch zwei eingedrehte Rillen seitlich einer leichten Hohlkehle abgesetzt. Darunter befindet sich ein Dekorband aus einem 1,5-fachen Fischgrätmuster, das aus drei schräg angelegten Reihen aus 77 Kerben von 6, 7 und 5-5,5 mm Länge gebildet wird; für die Bereiche der Fehlstellen müssen ca. sechs Kerben hinzugezählt werden. Die Kerben sind am unteren Ende durch kleine runde Punzeinschläge von 1,8 mm Durchmesser abgeschlossen. Unterhalb dieses Fischgrätbandes befinden sich drei Reihen mit 16, 12 und 8 Dellen, die ebenfalls ohne rahmende Hohlkehlen eingewölbt sind. Die Durchmesser der Dellen betragen von oben nach unten 17-18, 19-21 und 17 mm. Rißlinien und Zentrierpunkte sind kaum noch zu erkennen. Die Zwischenräume zwischen den i.A. unrunden Dellen sind nicht verziert. Die ‚Standfläche‘ des Bechers wird wiederum durch die Einwölbung einer Bodendelle mit 29 mm im Durchmesser gebildet, die in diesem Fall durch zwei konzentrische Hohlkehlen eingerahmt wird. Der äußere Durchmesser des Bodens einschließlich der Hohlkehlen beträgt 36 mm. Der Becher Chaourse 4 ist neben den Bechern aus London und Saint-Pabu (Kat. 10 u. 12) als einziger auf der Innenseite mit einer eingedrehten Riefe profiliert, die hier 1 mm unterhalb des Randes liegt. Inschrift: Fünf lamda-förmige Ritzungen und ein senkrechter Strich. Identisch mit der Ritzung im Becher Chaourse 3 (Kat. 5, Abb. 25 a). Die Becher dürften damit als Paar gekennzeichnet worden sein. Herstellungs- und Dekorationstechnik: Drückspuren und Rattermarken sind nur noch auf der Innenseite erkennbar, belegen aber die Bearbeitung auf der Drehund Drückbank. Die äußere Oberfläche scheint stärker korrodiert zu sein als die der anderen Becher. Daher sind die Bearbeitungsspuren fast völlig verwischt, so daß Rißlinien, Zentrierpunkte und die Zirkelschläge als Vorzeichnungen für die Delleneinwölbungen nur noch in sehr geringen Resten beobachtet werden können.
Dazu ausführlicher in Kap. 9.5.
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Die Einwölbung des Bodens ist auf der Innenseite von Hammerabdrücken strukturiert, auf der Außenseite aber geglättet, was dem Befund am Hågerup-Schälchen und bei den beiden Leuna-Bechern und (Kat. 7–9) entspricht. Um den Pinolenabdruck ist ein ‚Kranz‘ erhalten geblieben, der die Größe des Pinolenfutters anzeigt329 (Abb. 25 a). Publ.: Catalogue Chaource 1888, 7 Kat. 2. – Walters 1921, 42 Kat. 158. – Wheeler 1951, 71. – Broholm 1952 a, 22. – Wheeler 1965, 77. – Silver for the Gods 1977, 169. – Baratte 1981 a, 51. – Lund Hansen 1987, 83. – Trésors 1989, 103. 120 Kat. 59 (Foto und Zeichnung). – Galliou 1993, 170. – Vickers 1996 a, 51. – Vickers 1996 b, 462. – Baratte 1997 a, 34. – Baratte 1997 b, 66. – S. Künzl 1997, 16. 26 Abb. 16. – Martin-Kilcher 1997, 30 Abb. oben (Gesamtfund mit falscher Bildunterschrift). – Baratte 1998 mit Fig. 14. – Kaufmann-Heinimann 1998, 246 Kat. GF24 mit Abb. 197 (Gesamtfund) – www.rubens.anu.edu.au/htdocs/bycountry/ subjectindex/ hoards.england.html (Fotos aus Ausstellungsräumen des British Museum, London).
‚Triglyphen‘. In der dritten Dellenreihe sind die Triglyphenkerben nur unvollständig einziseliert (Abb. 26 e). Der Bodenbereich unterhalb der dritten Dekorreihe ist als ‚Standfläche‘ leicht eingezogen und trägt eine einzelne Delle, die in der Größe den Wandungsdellen entspricht (Abb. 5 b). Herstellungs- und Dekorationstechnik: Auf der ganzen sichtbaren Oberfläche sind deutlich konzentrisch verlaufende Spuren zu erkennen, die von der Bearbeitung auf der Drück- und Drehbank stammen (Abb. 26 b). Diese Drückspuren sind auch noch in den beiden Reihen aus Ovalpunkten unterhalb der Randzone zu verfolgen. Durch den Ovalpunzen von ca. 2,5 x 1,5 mm sind die Drückspuren lediglich in die Tiefe versetzt und dabei leicht gequetscht worden. Ein weiterer deutlicher Hinweis auf die Bearbeitung auf einer Drehbank sind die Rattermarken in der Kehlung des Randes. Bei der oberen Dellenreihe ist die Höhenrißlinie für die Zentrierpunkte der Dellen deutlich sichtbar. Alle Dellen sind mit einem Dm von 15-16 mm gleich groß, weichen aber im Kontur auffällig von der idealen Kreisform ab. Die dellenrahmenden Hohlkehlen sind ‚vorgezeichnet‘. Streckenweise sind noch Reste von schmalen, rundkehligen Riefen sichtbar, die wegen der sich aufwölbenden Kanten nicht graviert sein können (Abb. 26 a u. b). Auch ein Metallreißzirkel kann nicht verwendet worden sein, weil die Vorzeichnungsriefen dafür zu breit und zudem rundkehlig sind. Ob die Zentrierpunkte der Dellen für diese ‚Vorzeichnung‘ Verwendung fanden, läßt sich nicht eindeutig feststellen. Die rahmenden Hohlkehlen sind mit einem ca. 0,5-0,8 mm breiten, locker geführten ‚Kugel‘punzen ziseliert, dessen Oberfläche matt war. In den meisten Dellenrahmungen sind deutlich Einzelabdrücke des Punzens zu erkennen (Abb. 26 b). Bei einigen überschneiden sich Anfang und Ende oder treffen relativ geradlinig aufeinander. Zur Einwölbung der Delleninnenflächen wurde der Zentrierpunktpunzen verwendet. Dieser Punzen zeigt ein S-förmiges Relief, wodurch sämtliche Dellenoberflächen mattiert wurden. Auf der Becherinnenseite zeichnen sich die einzelnen Punzeinschläge der Delleneinwölbung ebenfalls deutlich ab (Abb. 26 a u. c). Die senkrechten Riefen der triglyphenförmigen Füllmotive sind zwischen 9,5 und 17 mm lang; die längsten finden sich in der untersten Dellenreihe. Der Zwischenraum zwischen den senkrechten Riefen verringert sich von der ersten zur dritten Dekorreihe erheblich. Dies steht im Zusammenhang mit dem sich verringernden Becherdurchmesser, zumal die Größe der Dellen gleich bleibt. So betragen die Abstände zwischen den senkrechten Triglyphenkerben in der ersten Dekorreihe 2,53,5mm, in der mittleren 2,5 mm und in der dritten 1-1,5 mm. In der untersten Dekorreihe sind die beiden seitlichen Riefen der ‚Triglyphen‘ nicht komplett ausgearbeitet, sondern nur durch ihre oberen und unteren Enden angedeutet, da sie sonst die Dellenrahmungen durchschnitten hätten (Abb. 26 e). Für die ‚Triglyphen‘ scheinen mindestens zwei verschiedene Punzen verwendet worden zu sein. Mit einem fast spitzovalen Punzen wurden die Enden der drei senkrechten Triglyphenriefen eingeschlagen. Nach einer Einschnürung im Kontur setzen sich die Riefen nach
7. Hågerup, Fünen/Dänemark (Abb. 5 u. 26) Verbleib: Nationalmuseum Kopenhagen, Inv.-Nr. NM C 23248-59, dnf. 30-38/32. Fundtyp: Grabfund. Zu Fundkontext und Beifunden Kap. 3. 2. 3. Datierung: Eggers 1951: Stufe C2 (200-300). – Broholm 1952 a: 175-225. – Albrectsen 1968: Periode II: 250-325 – Lund Hansen 1987: Stufe C1b (210/20-250/60). Maße: Dm 11,3-11,5 cm, H. 5,3-5,6 cm, Wandstärke am Mündungsrand 1,3-1,6 mm. Zustand: Vollständig und intakt. Ein großer Teil der äußeren Oberfläche ist mit Kupferkorrosionsprodukten und Kalk bedeckt, so daß nur der Rand, die erste Dellenreihe, eine Delle der zweiten Reihe und die Bodendelle komplett sichtbar und beurteilbar waren. Die Innenseite dagegen ist frei von jeglichen Ablagerungen. Der Becher dürfte daher umgestülpt im Grab gelegen haben. Beschreibung: Unter dem auskragenden Rand wird zunächst eine eingedrehte Riefe beidseitig von je einer Reihe aus liegenden Ovalpunkten begleitet. Die obere Reihe besteht aus 101 Punzeinschlägen, die untere aus 92. Die eingedrehte Riefe verläuft leicht wellig, so daß die Punzeinschläge in der oberen Reihe z.T. durchschnitten werden. Streckenweise trennt sich die Hohlkehle in zwei schmalere, parallel verlaufende Riefen auf. Der Dekor auf dem Becherkörper ist in drei Reihen angeordnet, die aus jeweils sieben runden Dellen und den dazwischenliegenden Füllmotiven bestehen. Die Dellen sind jeweils von einer eingetieften Hohlkehle umrahmt. Die Fülldekore sind triglyphenähnlich. Sie sind aus drei langen senkrechten Kerben sowie oben und unten horizontal verlaufenden, kürzeren Querhasten aufgebaut. Wegen des sich nach unten hin verkleinernden Umfangs verringern sich die Freiflächen zwischen Dellen und Fülldekoren sowie zwischen den senkrechten Kerben der 329
Ausführlicher in Kap. 9.1.
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oben gleichmäßig breit fort (Abb. 26 e). Daher muß für diese Strecken ein anderer Punzen verwendet worden sein. Dieser Punzen zeichnet sich durch seitliche Versätze in den Kerben einer ‚Triglyphe‘ deutlich ab (Abb. 26 d). Die ‚Triglyphen‘-Querhasten sind im Regelfall mit zwei Einschlägen eines länglichen Punzen ausgearbeitet worden. Teilweise scheint der zweite Einschlag mit nur verringerter Schlagkraft bzw. schon beim Abheben des Punzen ausgeführt worden zu sein, weil oftmals die rechte Seite tiefer und breiter eingeschlagen ist als die linke330. Bei etlichen Querhasten ist aber auch nur ein Einschlag erfolgt. Im Gegensatz zum mattierten Kugelpunzen und dem S-förmig reliefierten Zentrier- und Delleneinwölbpunzen sind die für die ‚Triglyphen‘ verwendeten Punzen glatt poliert gewesen. Zwischen zweiter und dritter Dekorreihe ist ein kleiner Spalt mit glatten ‚Bruchkanten‘ durch die ganze Wandstärke hindurch zu erkennen. Er ist auf einen Fehler beim Guß des Rohlings zurückzuführen331. Publ.: Breitenstein 1943, 3-4 Nr. 5. – Mackeprang 1943, 114 Nr. 322. – Eggers 1951, 82 Nr. 102. 177 Beilage 80. – Broholm 1952 a, 18. 21-22 mit Fig. 6 a.b (Foto). – Broholm 1952 b, 34 Fig. 10 (Foto). – Wheeler 1955, 7071. Taf. 7b. – Wheeler 1965, 77. Taf. Abb. 11 (Foto). – Beckmann 1969, 68 Nr. 100. – Albrectsen 1968, 123 Nr. 62. Taf. 24 a. – Rau 1972, 186-87 Nr. 109. – Werner 1973, 11. – Gross 1976, 259. – Silver for the Gods 1977, 169. – Baratte 1981 a, 52. – Sellevold et al. 1984, 67. – Lund Hansen 1987, 83 mit Abb. 30. 224. 352 Karte 62. 383 Taf. 14 Typ 179. 426. – Andersson 1993, 82 Kat. 384a. – Galliou 1993, 172. – Lund Hansen 1995, 377. – Vickers 1996 a, 52 Anm. 32. – Vickers 1996 b, 463 Anm. 7. – Baratte 1998 mit Fig. 11. – Lund Hansen 1999, 351. – Sieg und Triumph 2003, 119. 400 Kat. 4. 19 mit Farbabb.
aus 65 bzw. 64 ovalen, senkrecht stehenden Punzeinschlägen. Die beiden mittleren Ovalreihen sind zueinander auf Lücke gesetzt; die obere und die untere Punktreihe scheinen ohne Bezug zu den Ovalreihen angebracht zu sein. Die beiden nachfolgenden Dekorzonen aus runden Dellen und Fülldekoren sind durch eine Punktreihe aus 71 Punzeinschlägen voneinander getrennt. Die Dekorreihen bestehen beide aus jeweils acht, von Hohlkehlen eingefaßten Dellen, die in der Mitte je einen Zentrierpunkt aufweisen. Die Fülldekore sind jeweils aus einer senkrechten Mittelkerbe und zwei nach oben und unten gerichteten Punktpyramiden aufgebaut, so daß doppelpfeilähnliche Motive entstehen. Die Punktpyramiden bestehen aus jeweils vier Punktreihen; allerdings sind bei den unteren Pyramiden der unteren Dekorzone aus Platzmangel nur drei Punktreihen angebracht (Abb. 27 b). Es folgt eine weitere Dekorzone aus drei Punktreihen: die mittlere besteht aus 36 ovalen, senkrecht stehenden, die beiden rahmenden aus 43 und 34 runden Punzeinschlägen (Abb. 28 c). Unterhalb der untersten Punktreihe ist zur Hohlkehle der Bodendelle hin ein ‚Ring‘ von ca. 6,5 mm Breite undekoriert stehen geblieben, der sich leicht nach außen wölbt. Die Bodendelle wiederum ist eingezogen, so daß ein ‚Standring‘ entstanden ist. Herstellungs- und Dekorationstechnik: Auf der inneren und äußeren Oberfläche sind deutlich konzentrisch verlaufende Spuren der Bearbeitung auf der Drückbank sichtbar. Diese Drückspuren sind auf der Becherinnenseite (Abb. 27 b) noch sehr viel deutlicher zu sehen als auf der Außenseite, wo sie durch Polieren der Oberfläche eingeebnet worden sein dürften. Die konzentrischen Höhenrißlinien für die Zentrierpunkte beider Dellenreihen und für einige der Punktreihen sind auf der Drückbank angebracht worden (Abb. 27 d). Die untere Punktreihe der oberen Zierzone, die Rißlinien der Zentrierpunkte beider Dellenreihen, die der Punktreihe zwischen den Dellenreihen sowie die der beiden unteren Punktreihen oberhalb des Bodens sind beim Anbringen der Dekore exakt eingehalten worden. Die Rißlinien innerhalb der oberen Dekorzone aus runden und ovalen Punzeinschläge sind nur als grobe Leitlinien verwendet worden. So verlaufen die Punzeinschläge der unteren Punktreihe wellig auf und an der Höhenrißlinie entlang. Für die Punktzone unterhalb des Randes wurden ein Kugelpunzen von 1,7-1,8 mm Durchmesser und zwei längliche Punzen von ca. 4 x 1 und 5 x 1 mm verwendet. Mit dem kleineren länglichen Punzen wurden die Ovaldellen der oberen, mit dem größeren die der unteren Reihe eingeschlagen. Die Kehlung des Randes wurde nach dem Drücken mit einem Hammer nachgearbeitet. Viele längliche Abdrücke einer Hammerfinne, der schmalen, horizontal verlaufenden Seite eines Hammers, sind deutlich sichtbar. Diese Hammerfinne hat kurze, vertikale Spuren auf der Silberoberfläche hinterlassen, die zeigen, daß die Finne mit einer groben Feile bearbeitet worden sein muß (Abb. 27 a). Die Dellen in der oberen Dellenreihe haben einen Durchmesser von 21 mm. Jede zeigt neben der horizontalen durchgängigen Rißlinie jeweils einen oder zwei kurze, senkrechte, gerissene Markierungen, um an den Kreuzungs-
8. Leuna 1, Sachsen-Anhalt/Deutschland (Abb. 6 u. 27) Verbleib: Landesamt für Archäologie Sachsen-Anhalt/ Landesmuseum für Vorgeschichte, Inv.-Nr. 17:452n. Fundtyp: Grabfund, Körpergrab 2, 1917. Zu Fundkontext und Beifunden siehe Kap. 3. 2. 4. Datierung: Schulz 1953: 3. Jh. – Eggers 1955: Stufe C2 (200-300). – Behm-Blancke 1973: 3./4.Jh. – Lund Hansen 1987: Stufe C2 (250/60-310/20). – Baratte 1998: Ende 3./Anfang 4. Jh. Maße: Dm 12,5-12,7 cm, H. 6,8-7 cm, Wandungsstärke am Rand 0,8-1,1 mm. Zustand: Der Becher ist komplett und weist keine Deformierungen auf. Beschreibung: Der auskragende, glatte Rand wird durch eine eingedrehte Riefe vom reliefierten Becherkörper abgeteilt. Darunter befindet sich eine Zone aus vier Punktreihen: die erste und die vierte Reihe bestehen aus 86 bzw. 78 runden Punkten, die zweite und dritte Reihe 330
Dies würde für einen Rechtshänder sprechen, der in der rechten Hand den Hammer hält und mit der linken den Punzen über die Metallfläche führt, so daß der Punzen nach links wegrutschen kann. 331 Siehe auch Kap. 9.1.
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punkten die Zentrierpunkte setzen zu können. Trotzdem ist genau dies nicht geschehen, sondern die Zentrierpunkte sind alle neben die Strichmarkierungen gesetzt worden. Die Zentrierpunkte wurden zur Anbringung der konzentrischen Rißlinien für die dellenrahmenden Hohlkehlen verwendet, von denen etliche streckenweise noch zu erkennen sind (Abb. 27 d). Sie sind, im Gegensatz zu denen am Becher von Hågerup, tatsächlich mit einem spitzen Reißzirkel gezogen, da sie scharfe Grate aufweisen. Der Zirkel muß in vielen Fällen mehrmals angesetzt worden sein, denn es sind z.T. mehrere, sich schneidende Rißlinien zu sehen. An einer Stelle ist der Zirkel am Mittelpunkt abgerutscht, da die Rißlinie in unregelmäßigem Verlauf aus der Rundung über die Hohlkehle hinaus ausweicht. Die ziselierten Hohlkehlen liegen streckenweise direkt auf, aber auch neben diesen vorgezeichneten Kreislinien. Für die 0,7-0,8 mm breite Kehlung ist ein ca. 0,3 mm breiter und 3 mm langer Punzen verwendet worden, wie an einigen ausfiedernden Rundungen zu erkennen ist, deren scharfe Absätze die Größe des Punzen anzeigen. Die Breite der Hohlkehle muß durch mehrere Ziselierrunden und Schwenken bzw. Verkanten des Punzen erreicht worden sein (Abb. 27 d). Die Dellen in der zweiten Reihe sind 19,5 mm im Durchmesser und haben senkrechte Markierungen für die Zentrierpunkte, die im gesamten Radiusbereich oberhalb des Zentrierpunktes angebracht sind. Sie sind durch Hinund Herführen eines Reißwerkzeuges entstanden und unterscheiden sich in der Art der Anbringung deutlich von den kurzen scharfen Strichen in der oberen Dellenreihe (Abb. 28 e). Die senkrechten Mittellinien der Füllmotive sind mit einem Punzen von ca. 1 mm Breite ziseliert worden. In einigen der Linien sind deutlich Einzelschläge des Punzens zu erkennen. Der runde Punzen, der für die Punktpyramiden verwendet wurde, hat einen Durchmesser von ca. 1,25-1,3 mm. In der oberen Dellenreihe bestehen die Punktpyramiden üblicherweise aus 1-2-3-5 Punzeinschlägen. Nur bei den nach oben weisenden Pyramiden kommt eine Ausnahme mit 1-2-3-4-5 Punkten vor. Bei den Füllmotiven der unteren Dellenreihe entsprechen die nach oben weisenden Pyramiden mit 1-23-5 Punkten denen von Füllmotiv 1, die nach unten weisenden Pyramiden sind wegen des geringeren Umfangs nur noch aus 1-2-3 Punkten aufgebaut (Abb. 27 b). Die Punzeinschläge sind bei allen Punktpyramiden relativ unregelmäßig gesetzt und es kommen etliche Mehrfacheinschläge vor. Die Bodendelle hat einen Durchmesser von 26,5 mm. Auf der Innenfläche sind die Spuren einer Hammerbahn zu erkennen, was mit der Montage in der Drückbank in Zusammenhang steht332 (Abb. 27 c). Auf der Außenseite ist eine quadratische Markierung mit überzeichneten Kanten für die Anlage des Zentrierpunktes der Bodendelle bzw. der Pinolenspitze eingeritzt (Abb. 27 e). Publ.: Schulz 1922, 96. 102 mit Abb. (Rekonstruktionszeichung des Befundes). – Schulz 1926. – Schulz 1939, 185 Abb. 235 (Foto der Innenseite, unrestauriert). 189. – Schulz 1950, 159. – Eggers 1951, 134 Nr. 1536. 177 Beilage 80. Taf. 14 Typ 179 (Zeichnung). – Schulz 1953, 16. 62. Taf. 5, 1. – Eggers 1955, 202 Nr. 59 b. 332
203 mit Abb. – Wheeler 1955, 71. – Wheeler 1965, 77. – Fremersdorf 1967, 16. 83. 93. 96. 138. Taf. 88 (Fotos). – Beckmann 1969, 90 Nr. 668. – Rau 1972, 159. 164. 184 Kat. 89 [Nr. 2]. – Behm-Blancke 1973, Taf. 31 (Foto). – Werner 1973, 9. – Rau 1975, 475. – Gross 1976, 260. – Silver for the Gods 1977, 169. – Menghin 1980, 176. – Baratte 1981 a, 52. – Schmidt 1982 Taf. 9, 4 (3) Nr. 18. – Lund Hansen 1987, 83. Taf. 14 Nr. 179 (Wiederabdruck der Typentafeln Eggers 1951). – Huck 1988 Bd.2: 72-76 Kat. 47c. – Roggenbuck 1988, 47. 274 Kat. 766. – Trésors 1989, 104. 119. – Werner 1989, 121. 123. – Baratte 1993, 233. – Becker 1995, Nr. 31 mit Abb. (Farbfoto.) – Vickers 1996 a, 51 Anm. 32. – Vickers 1996 b, 463 Anm. 7. – Baratte 1997 b, 66. – Menninger 1997 a, 110. 113 Abb. 2 (Foto). 124 Anm. 8. – Baratte 1998. – Voss/Hammer/Lutz 1998, 137. Kat. 12./93,0. – Becker 2001 a. – Becker 2001 b, 112 mit Abb. (Foto). 114-15 (Foto des Gesamtfundes). – Sieg und Triumph 2003, 121 Abb. 14 (Farbfoto des Gesamtfundes). 400 Kat. 4. 18.
9. Leuna 2, Sachsen-Anhalt/Deutschland (Abb. 6 u. 28) Verbleib: Landesamt für Archäologie Sachsen-Anhalt/ Landesmuseum für Vorgeschichte, Inv.-Nr. 26:670n. Fundtyp: Grabfund, Körpergrab 3, 1926. Zu Fundkontext und Beifunden siehe Kap. 3. 2. 5. Datierung: Schulz 1953: 3. Jh. – Eggers 1955: Stufe C2 (200-300). – Behm-Blancke 1973: 3./4. Jh. – Lund Hansen 1987: Stufe C2 (250/60-310/20). – Baratte 1998: Ende 3./Anfang 4. Jh. Maße: Dm 13,9 cm, H. 7,8-8 cm, Wandstärke am Mündungsrand 0,7-0,8 mm. Zustand: Oberhalb der Bodendelle war der Becher eingerissen und deformiert. Die Deformierungen wurden zurückgeformt und die Risse mit Weichlot verbunden. Es treten lediglich zwei quadratmillimetergroße Fehlstellen auf. Beschreibung333: Der Dekor ist identisch mit dem des Bechers Leuna 1. Wegen der unterschiedlichen Maße treten aber kleinere Variationen auf. So sind in der oberen Punktdekorzone oben 99 und unten 97 runde Punzeinschläge, dazwischen in beiden Reihen je 79 ovale Dellen zu zählen. Die beiden Dellenreihen werden durch eine Reihe aus 78 Punkten getrennt. In der unteren Punktdekorzone oberhalb des Bodens sind 54 runde, 39 ovale und wieder 38 runde Punzpunkte gesetzt worden. Schon Schulz hat 1953 erkannt, daß die Bodendelle mit 26 mm im Durchmesser am kleineren Becher Leuna 1 identisch ist mit den Dellen in der oberen Dellenreihe des größeren Bechers Leuna 2 und die Dellen mit 21 mm im Durchmesser in der oberen Dellenreihe von Becher Leuna 1 wiederum mit denen in der unteren Reihe von Becher Leuna 2: „Die kleineren Dellen der unteren Zone der Schale von 1926 entsprechen in der Grösse denen der oberen Zone der Schale von 1917, die oberen Dellen der Schale von 1926 der Bodendelle der Schale von 1917“334. 333
In den Abschnitten Beschreibung und Herstellungs- und Dekorationstechnik werden nur die Unterschiede zum Becher Leuna 1 aufgezeigt. 334 Schulz 1953, 27.
Siehe Kap. 9.1.
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Die Bodendelle beim Becher Leuna 2 ist 30-31 mm im Durchmesser. Auch bei den Fülldekoren treten Unterschiede auf. So sind beim größeren Becher Leuna 2 für die Punktpyramiden fünf Punktreihen aus 1-2-3-4-5 Punkten angebracht und nicht nur vier wie beim kleineren Becher Leuna 1 mit 1-2-3-5 Punkten; dies gilt auch für die nach oben weisenden Pyramiden der unteren Dellenreihe. Nur die untersten Punktpyramiden mit je drei Punktreihen aus 1-2-3 Punkten sind bei beiden Bechern gleich (Abb. 27 b u. 28 a). Herstellungs- und Dekorationstechnik: Für die Ovale der Punktzone unterhalb des Randes wurden ebenfalls die beiden Punzen von 4 x 1 und 5 x 1 mm Größe verwendet (Abb. 28 d). Hier sind sie aber nicht so konsequent eingesetzt worden wie beim Becher Leuna 1, sondern in beiden Punzreihen kommen Einschläge beider Punzen vor335. Für die runden Punkte in der oberen Punktdekorzone wurde der gleiche Kugelpunzen mit 1,7-1,8 mm im Durchmesser verwendet wie beim Becher Leuna 1. Die Punktreihe zwischen den Dellenreihen und die beiden Punktreihen in der unteren Dekorzone oberhalb der Bodendelle wurden beim Becher Leuna 2 dagegen mit einem Kugelpunzen von 1,5 mm im Durchmesser angebracht (Abb. 28 c). Damit sind beim Becher Leuna 2 drei verschiedene Kugelpunzen verwendet worden. Beim Becher Leuna 1 sind dagegen nur zwei Kugelpunzen zum Einsatz gekommen. Der Becher Leuna 2 hat in der oberen Dellenreihe keine senkrechten Markierungen für die Zentrierpunkte, aber wie Leuna 1 senkrechte Mehrfachritzungen im Radiusbereich in der unteren Dellenreihe (Abb. 28 e). Publ.: Schulz 1922. – Schulz 1926. – Schulz 1939 Abb. 236 (Rekonstruktionszeichnung des Grabes). 187 Abb. 239 (Teil der Geschirrausstattung). 188. – Schulz 1950, 159. – Eggers 1951, 134 Nr. 1539. 177 Beilage 80. Taf. 14 Typ 179 (Zeichnung). – Schulz 1953, 27. 62. Taf. 17,1.2. 25,1. – Eggers 1955, 202 Nr. 59 b. 203 mit Abb. – Wheeler 1955, 71. – Wheeler 1965, 77. – Fremersdorf 1967, 16. 83. 93. 96. 138. Taf. 88 (Fotos). – Schlette 1971 Abb. 66 (Foto des Gesamtfundes), Abb. 67 (Foto vom Becher). – Rau 1972, 184 Kat. 89 [Nr. 4]. – BehmBlancke 1973, 31. Taf. 31 (Foto). – Werner 1973, 9. – Rau 1975, 475. – Gross 1976, 260. – Silver for the Gods 1977, 169. – Baratte 1981 a, 52. – Die Germanen 1983, Taf. 2 a. – Lund Hansen 1987, 83. – Huck 1988 Bd.2: 7983 Kat. 47f. – Roggenbuck 1988, 47. 274 Kat. 769. – Trésors 1989, 103. 119 (nur ein Becher erwähnt). – Werner 1989, 121. – Baratte 1993, 233. – Galliou 1993, 172. – Becker 1995, Nr. 31 mit Abb. (Farbfoto.) – Vickers 1996 a, 51 Anm. 32. – Vickers 1996 b, 463 Anm. 7. – Baratte 1997 b, 66. – Menninger 1997 a, 110. 113 Abb. 21 (Foto). 124 Anm. 8. – Baratte 1998. – Voss/ Hammer/Lutz 1998, 137. Kat. 12./94,0. – Gommern 2000, 146 mit Foto des Gesamtfundes. – Becker 2001 a mit Taf. 4 (Foto des Gesamtfundes).
Verbleib: Museum of London, Acc.No. 21552. Fundtyp: Gefunden in einer Kultstätte/Mithräum. Zu Fundkontext und Beifunden siehe Kap. 3. 3. 1. Datierung: 3./4. Jh. Maße: Wandstärke am Mündungsrand 1,5-1,8 mm. Zustand: Vom Halbkugelbecher sind nur fünf größere Rand- und fünf Wandungsfragmente erhalten, die alle stark deformiert und beim Versuch einer Oberflächenfreilegung an den Bruchkanten weiter zerscherbt sind. Diese Freilegung, die nur an einigen Fragmenten stattfand, muß mit Stahlbürstchen erfolgt sein. Bei den behandelten Fragmenten sind Korrosionsauflagen und Metall bis unterhalb der antiken Oberflächen abgetragen worden, die behandelten Flächen sind völlig zerkratzt. Alle Randfragmente sind fast flachgedrückt, so daß die Angabe eines Mündungsdurchmessers kaum möglich scheint336. Beschreibung: Innen sind zwei konzentrische Rillen 1 und 2,5 mm unterhalb des Mündungsrandes eingedreht. Außen ist der Rand durch eine 3 mm breite, nur leicht eingetiefte Hohlkehle und zwei begleitende eingedrehten Rillen profiliert. Es folgt eine Zierzone aus zwei Punktreihen mit Durchmessern von 1-1,2 mm und einer mittleren Reihe aus länglichen, senkrecht stehenden Kerben in den Maßen 0,5-0,8 x 3,5-4,5 mm. Die folgende Dekorzone besteht aus von Punkten eingefaßten ‚Dellen‘ mit Zentrierpunkten sowie X-förmigen Füllmotiven mit Innenflächen. Laut der publizierten Rekonstruktionszeichnung befindet sich unterhalb der ‚Dellenzone‘ ein Zierband aus querliegenden V-förmigen Elementen zwischen zwei Punktreihen, von denen vier erhalten sind. An dieser Stelle sind zwei Fragmente zeichnerisch zusammengesetzt worden, deren tatsächlicher Anschluß am Original eher zweifelhaft erscheint. Deshalb ist die Platzierung dieses Zierbandes direkt unterhalb der ‚Dellenreihe‘ eher fraglich. Ein anderes Fragment trägt Punkte von einer Dellenumrahmung und einer Zierzone aus Punkten und tropfenförmigen Kerben, an die sich Reste eines klassischen Astragals anzuschließen scheinen. Die ‚Bodendelle‘ von ca. 40 mm Durchmesser ist in Form eines weiteren Einzelfragmentes teilweise erhalten: sie wird von einer Zierzone aus einer Reihe schräger Kerben zwischen zwei Punktreihen eingefaßt. Die Punkte sind 1-1,2 mm im Durchmesser, die Kerben 3 x 1 mm groß. Eine Einwölbung der ‚Dellen‘ konnte nicht mit Sicherheit festgestellt werden, scheint aber eher unwahrscheinlich. Das Fragment mit der Bodendelle ist zumindest nicht eingewölbt. Herstellungs- und Dekorationstechnik: Der Zustand der Fragmente läßt Aussagen zur Herstellungstechnik kaum zu. Die konzentrischen Rillen unterhalb des Mündungsrandes dürften auf der Drehbank angebracht worden sein. Deutliche Drückspuren sind aber wegen der Behandlung mit Stahlbürstchen bzw. wegen der noch mit Korrosionsauflagen bedeckten Oberflächen nicht mehr bzw. noch nicht feststellbar. Rißlinien für die Zentrierpunkte oder innerhalb der Zierbänder konnten nicht beobachtet werden, könnten aber bei einer Oberflächenfreilegung der noch unbehandelten Fragmente möglicherweise aufgedeckt werden.
10. London, Großbritannien (Abb. 7) 335
336
Dazu ausführlicher in Kap. 9.4.
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Bei Bird 1986, 52 mit ca. 12 cm angegeben.
Publ.: Toynbee 1963, 173 Anm. 1. – Toynbee 1964, 315 Anm. 2. – Henig 1980, 101. – Bird 1986 Kat. 17 mit Abb. 5 (Rekonstruktionszeichung). – Trésors 1989, 103. 119. – Baratte 1993, 34. 234. – Galliou 1993, 170. – Shepherd 1998, 181 mit Abb. 211 (Rekonstruktionszeichnung). – Baratte 1998 mit Fig. 15 (Rekonstruktionszeichnung).
über den darüberliegenden Dekoren durch Stilisierung verkleinert. Die mondsichelförmigen Elemente mit vierreihigen Punktpyramiden sind zu einer gebogenen Hohlkehle mit oben drei- und unten zweireihigen Punktpyramiden reduziert; die Querrille in der langen senkrechten Mittelkerbe und der Punkt zwischen Mondsichel und Dellenhohlkehle fehlt (Abb. 18 unten). Unterhalb dieser zweiten Dellenzone ist ein konzentrischer Kreis aus Punkteinschlägen angebracht, dessen Innenraum leicht eingezogen ist und so einen Standring mit einem Durchmesser von 28,5 mm bildet. In der Bodendelle ist der Zentrierpunkt besonders tief, weil er zunächst als Pinolendruckpunkt diente. Herstellungs- und Dekorationstechnik: Auf der Oberfläche sind horizontal verlaufende Spuren vom Drücken des Bechers erhalten, die am Rand und innerhalb des obersten Dekorbandes besonders deutlich erscheinen. Nur eine unregelmäßige Rille ganz oben am Rand könnte durch ein verkantet gehaltenes Drückwerkzeug oder durch spanabhebendes Drehen entstanden sein (Abb. 29 b). Der Rand ist vom Ausschmieden leicht wellig stehen gelassen worden. Zur antiken Reparatur des Rißes im Rand siehe Kap. 9.6 mit Abb. 29 a. Das mißverstandene Astragal des obersten Dekorbandes, das von zwei Punktreihen eingefaßt wird, wurde mit zwei verschieden großen Ovalpunzen von ca. 1,2 x 2,2, mm und ca. 0,6 x 1,1 mm ausgearbeitet, die bei den weiteren Punzierungen nicht wieder zur Anwendung gekommen sind. Der größere Ovalpunzen hat zwei unterschiedlich gebauchte, der kleinere zwei fast gerade Seiten (Abb. 29 b). Für die einfassenden Punktreihen des obersten Dekorbandes, die Fülldekore, den trennenden Astragal und die Punkteinfassung der Bodendelle sind drei unterschiedlich große Kugelpunzen verwendet worden. Der kleinste mit 0,8 mm im Durchmesser ist für die Punkteinfassungen des oberen und die Zwischenpunkte des die Dellenzonen trennenden Eierstabes, die Punktpyramiden beider Fülldekore, die Punktfüllung der Halbmonde von Fülldekor 1 und die Punkteinfassung der Bodendelle eingesetzt worden. Dieser Punzen hat als auffälliges Merkmal eine kleine spitzovale Ausbruchstelle, die beim Setzen der Punzpunkte ein kleines hoch stehendes Spitzoval im eingetieften Punzpunkt hinterlassen hat. Dieses Merkmal ist bei allen angeführten Motiven zu beobachten, für die dieser Punzen verwendet worden ist339 (Abb. 29 d). Mit dem mittleren Kugelpunzen von 1,5 mm im Durchmesser sind die drei Punkte am unteren Ende der Mittelspindel von Füllmotiv 2, die größeren Punkte des trennenden Eierstabes und die Einzelpunkte zwischen Halbmonden und Dellen von Füllmotiv 1 gesetzt worden. Mit dem größten Kugelpunzen mit 2 mm im Durchmesser wurden die jeweils drei Punkte an den Mittelspindeln von Füllmotiv 1 und die an den oberen Enden der Mittelspindeln von Füllmotiv 2 eingeschlagen. Für alle linearen Dekorelemente wie die Mittelspindeln, die Halbmonde und die konzentrischen Einfassungen der Dellen wurde ein länglicher Punzen verwendet. Da innerhalb der linearen Verzierungselemente keine Absätze bzw.
11. Rheinbach - Flerzheim, Nordrhein-Westfalen/ Deutschland (Abb. 8 u. 29) Verbleib: Rheinisches Landesmuseum Bonn, Inv.Nr. 85.8001.02/Flerz 210,2 (Fund-Nr. E 252/84). Fundtyp: Grabfund. Zu Fundkontext und Beifunden siehe Kap. 3. 2. 2. Datierung: Gechter, Gelsdorf, Niemeier 1986: Ende 3. Jh. – Gechter 1990: zwischen 260 und 280 n.Chr. – Baratte 1998: letztes Viertel 3 Jh. – Gaitzsch 1999/2000: Mi. 3. Jh. Maße: Dm 7,8 - 8,1 cm, H. 5,3-5,4 cm, Wandstärke am Mündungsrand 0,6 mm, Gewicht 42 g. Zustand: Komplett und bis auf eine geklebte Ausbruchstelle am Rand völlig intakt. Materialfehler, besonders im Randbereich, sind durch Korrosionsvorgänge im Boden sichtbar geworden. Beschreibung: Der glatte auskragende Rand ist durch eine unregelmäßige Drehrille abgegrenzt (Abb. 29 b). Die oberste Zierzone besteht aus zwei Punktreihen, zwischen denen in 69 Einheiten jeweils ein größerer ovaler Punkt und zwei längliche übereinander stehende Kerben angebracht sind, die als mißverstandenes Astragal bezeichnet werden können. Es folgen zwei Zierzonen aus jeweils sechs runden, von Hohlkehlen eingefaßten Dellen mit deutlichen Zentrierpunkten; jede zweite Delle in beiden Reihen ist vergoldet. Die Dellen der ersten Dellenreihe weisen Durchmesser von 17-18 mm337 auf. Die Füllmotive bestehen aus senkrechten langen Kerben, deren Enden jeweils durch drei größere Punkte abgeschlossen werden. In der Mitte der senkrechten langen Kerbe führt, von einem Punkteinschlag ausgehend, eine kurze quer liegende Kerbe zu mondsichelförmigen Zierelementen. Diese werden von Hohlkehlen eingefaßt und sind jeweils mit einer Punktreihe gefüllt (Abb. 29 d). Die Anzahl der Punzpunkte in den Mondsicheln variiert zwischen 9 und 13. An den Enden der Mondsicheln befinden sich vierreihige Punktpyramiden, die in ihrer Ausrichtung den engeren Bogen des Sichelmotivs aufnehmen. Üblicherweise bestehen diese Punktpyramiden aus 4-3-2-1 Punzpunkten, allerdings treten als Variation bei den oberen Pyramiden auch einmal 5-4-2-1 Punkte und bei den unteren Punktpyramiden jeweils zweimal 5-3-2-1 und 3-2-1 Punkte auf. Zwischen Hohlkehlenrahmungen der Dellen und mondsichelförmigen Füllmotiven sind mittig jeweils einzelne Punkteinschläge gesetzt (Abb. 18 unten). Die zweite Dellenreihe mit Dellendurchmessern vom 14 mm338 wird durch ein aus 52 Einheiten bestehendes Band aus jeweils einem größeren und zwei übereinander stehenden kleinen Punkten abgetrennt, wiederum ein mißverstandenes Astragal. Die Fülldekore in der zweiten Dellenzone sind wegen des geringeren Umfangs gegen-
339
Bei wirklich allen in Frage kommenden Punzeinschlägen konnte dieses kleine Spitzoval nicht beobachtet werden, weil viele der Punzeinschläge mit Schutzlack ausgefüllt sind.
337
Dm mit Hohlkehle 19-20 mm. 338 Dm mit Hohlkehle 16,5-17 mm.
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Einzeleinschläge des Punzens zu erkennen sind, muß das Ziselieren mit ganz gleichmäßig ausgeführten Hammerschlägen erfolgt sein. Nur an einer Stelle eines Halbmondes konnte ein Zusammentreffen zweier Linien beobachtet und die Arbeitsabfolge nachvollzogen werden. Einige Delleneinfassungen wirken nicht ganz gleichmäßig rund, auch winklig aufeinander zulaufende Enden konnten beobachtet werden. Alle delleneinfassenden Hohlkehlen wurden zunächst glatt ausgeführt. Die Strukturierung erfolgte in einem zweiten Arbeitsgang mit einen rädchenförmigen Punzen, der in der Größe genau auf die Breite des Linierpunzens abgestimmt war. Die ursprüngliche Tiefe der glatten Delleneinfassungen ist in allen Hohlkehlen noch erkennbar, weil der rädchenförmige Punzen tiefer eingeschlagen werden mußte, um die Strukturierung sichtbar zu machen. Diese Vorgehensweise wird besonders in der Gegenüberstellung der Delleneinfassungen mit der Punkteinfassung der Bodendelle deutlich, für die einzelne Punkte mit Zwischenräumen gesetzt worden sind (Abb. 29 c). Der Becher aus Rheinbach-Flerzheim ist der einzige dieses Fundtyps, der eine Teilvergoldung aufweist. Jede zweite Delle ist bis zur Innenkante der Hohlkehleneinfassung vergoldet. Da die Dellen in den beiden Zierzonen versetzt angebracht sind, liegen die jeweils vergoldeten und nicht vergoldeten Dellen schräg untereinander. Sofern es sich nicht um einen Korrosionseffekt handelt, könnten leicht blasig hoch stehende Goldpartikel für eine Feuervergoldung sprechen340. Die leicht gebogenen horizontalen Kratzspuren könnten bei der Nachpolitur entstanden sein. Publ.: Gelsdorf 1986, 27-28 mit Abb. (Fotos). – Trésors 1989, 104. – Werner 1989, 121. 132. – Gechter 1990, 253 mit Abb. (Foto). – Gechter 1992, 454. – Baratte 1993, 22. 234 Taf. 4,7 (Foto). – Galliou 1993, 170. 171. Fig. 5. 172. – Rottloff 1995, 385 Tab. 1 Nr. 24. – Vickers 1996 a, 51 Anm. 32. 62 Anm. 85. – Vickers 1996 b, 463 Anm. 7. – Baratte 1997 b, 66. – S. Künzl 1997, 16. – Menninger 1997 a, 108-10. 112 Abb. 18-20 (Fotos). – Menninger 1997 b, 24 u. 27 mit Abb. (Foto). – Baratte 1998 mit Fig. 5 (Foto). – Gaitzsch 1999/2000, 279.
bracht, die darunter von einer Hohlkehle begleitet wird. Es folgt eine Zierzone aus runden Dellen und kreuzförmigen Füllmotiven. Auf der Rekonstruktionszeichnung hat Chatellier um die Dellen herum kleine, leicht schräg gestellte Striche gesetzt. Nachdem die Objekte wieder aufgetaucht sind, können diese Striche am Objekt selbst interpretiert werden: Chatellier wollte damit andeuten, daß die Hohlkehlen mit einem Kugelpunzen nachstrukturiert worden sind, vergleichbar den Bechern aus Bavay und Rheinbach-Flerzheim (Kat. 2 u. 11). Die Kreuzarme der Füllmotive enden jeweils in einem größeren Punkt, der wiederum von mehreren kleinen Punkten umgeben ist. Der Schnittpunkt der Kreuzarme wird ebenfalls durch einen größeren Punkteinschlag markiert. Die Dreiecksflächen zwischen den Kreuzarmen sind mit vier kleinen Punkten gefüllt342. Auf der Innenseite ist unterhalb des Randes eine feine Riefe eingeschnitten. Chatellier hat die obere Partie nach den vorhandenen Fragmenten zeichnerisch rekonstruiert, da nur eine der Dellen zu gut der Hälfte und nur eines der Füllmotive fast komplett erhalten sind. Durch die Ansätze weiterer Dellen und Kreuze ist aber die gleichmäßige Abfolge von Dellen und Füllmotiven gesichert. Herstellungs- und Dekorationstechnik: Auf dem verdickten Rand sind auf der Außenseite feine konzentrische Linien und vor allem deutliche Rattermarken zu erkennen. Da diese Rattermarken immer direkt über den senkrecht stehenden Punzeinschlägen erscheinen, muß der Randbereich des Bechers nach der Anbringung der Punktreihe nochmals auf der Drückbank überarbeitet worden sein. Die Hohlkehle oberhalb der Dellenreihe verläuft wellig und weist Absätze und unregelmäßige Kanten auf. Sie kann daher nicht auf der Drehbank eingeschnitten, sondern muß per Hand in das Metall ziseliert worden sein. Unterstützung findet dies in einer sich im Innern des Bechers abzeichnenden horizontalen Rippe in Höhe der Hohlkehle. Die einzige, teilweise erhaltene Delle ist eingezogen und weist einen Zentrierpunkt auf. Die dellenrahmende Hohlkehle wurde durch einzeln gesetzte Punkteinschläge mit einem feinen Kugelpunzen nachstrukturiert. Dieser Kugelpunzen dürfte von der Größe her auch für die kleinen Punke um die Enden der Kreuzarme und die Füllungen der Dreiecksflächen verwendet worden sein. Die größeren runden Punkte im Zentrum der Kreuze und an den Enden der Kreuzarme sind mit einem weiteren Punzen gesetzt. Für die Ausarbeitung der Kreuzarme könnte der längliche Punzen eingesetzt worden sein, mit dem auch die senkrecht stehenden Punzeinschläge unterhalb des Randes angebracht worden sind. Publ.: Chatellier 1889 a, 192 No. 3 mit Abb. 4 (Rekonstruktionszeichnung). – Baratte 1981 a, 51. – Argenterie 1988, 89 mit Anm. 57-60. – Trésors 1989, 104. 119. – Baratte 1993, 234. – Galliou 1993, 168 Fig. 4 oben. 170 No. 3. – Vickers 1996 a, 52 Anm. 32. –
12. Saint-Pabu 1, Dept. Finistère/Frankreich (Abb. 9) Verbleib: Musée des Antiquités Nationales, SaintGermain-en-Laye, Inv.Nr. 76286-bis.b. Fundtyp: Schatzfund von 1889. Zu Fundkontext und Beifunden siehe Kap. 3. 1. 3. Datierung: Chatellier 1889: Nach 361 wegen Schlußmünzen Constantius II. – Baratte in Trésors 1989: Deponierung in 2. Hälfte des 4. Jhs. – Baratte 1998: Deponierung im 1. Viertel 4. Jh.; Silbergefäße aus 3. Jh. Maße: Dm 11,3 cm, H. 9 cm (rekonstruiert). Zustand: Nur äußerst fragmentarisch in Form des Randes und des Bodens bzw. der Bodendelle erhalten, die ohne Anschluß vorliegen. Beschreibung341: Unterhalb des Randes ist eine Punktreihe aus senkrecht stehenden Punzeinschlägen ange-
von Hélène Chew, der Direktorin des Musée Nationale des Antiquités in Saint-Germain-en-Laye zur Verfügung gestellt wurden. 342 Der bei Chatellier abgebildete mittlere Punkt konnte auf dem Foto nicht entdeckt werden.
340
Eine Analyse zum Nachweis von Quecksilber als Indiz für eine Feuervergoldung wurde bisher nicht durchgeführt. 341 Die Beschreibung und die wenigen Aussagen zur Herstellungstechnik beruhen lediglich auf Fotografien, die der Verf.
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Vickers 1996 b, 463 Anm. 7. – Baratte 1998 mit Fig. 1 (Foto der drei Gefäße), Fig. 3 (Foto), Fig. 4 (Rekonstruktionszeichnung von Chatellier).
sind noch drei der ursprünglichen Zentrierpunkte erhalten (Abb. 30 c). Mit zwei Ausnahmen variieren die Fülldekore das Blattmotiv des Eierstabes; ein Fülldekor wird durch ein herzförmiges Dekorelement mit zwei gegenständigen Voluten, das andere aus zwei gegenständigen peltenförmigen Motiven gebildet. In die Zwickel oder Mittelachsen sind bei allen Fülldekoren kleine Blätter eingeschrieben; die restlichen Freiflächen sind mit Punkten sowie kleinen runden und ovalen Punzeneinschlägen gefüllt. Die dritte Zierzone wird wiederum durch ein Astragal aus 70 Perlen zwischen zwei Punktreihen abgeteilt. Diese Zone wird aus acht Dellen von meist 31 mm Durchmesser und weiteren acht unterschiedlichen Fülldekoren gebildet, die alle das Blattmotiv des Eierstabes aufnehmen (Abb. 19 unten). Zum Bodenrund hin folgen drei weitere von Punktreihen begleitete Astragalbänder mit 40, 41 bzw. 31 Perlen, wobei sich beim ersten und dritten Ovalperlen und kleine runde Dellen mit vertieften Mittelpunkten abwechseln. Die runden Dellen haben einen Durchmesser von 4 mm, die Kerben Maße von 4-5,5 x 1,5-3 mm. Es folgt ein 9 mm breiter, linksgerichteter Fischgrätkranz und ein weiteres, von Punktreihen begleitetes Astragal aus 25 Ovalperlen sehr unterschiedlicher Längen (4,5-6 mm). Das Bodenrund innerhalb der letzten Punktreihe ist leicht eingewölbt. Das Fischgrätband könnte den Standring für den Becher bzw. die Lampe bilden (Abb. 30 a). Herstellungs- und Dekorationstechnik: Bei der Hängelampe aus Water Newton konnten zwar deutliche Drückspuren, aber nur sehr wenige Reste von Rißlinien der Vorzeichnungen festgestellt werden, z.B. außerhalb des Fischgrätbandes und seitlich der obersten Punktreihe. Die meisten Rißlinien dürften durch die starke Überformung der Oberfläche mit dem ausgeprägten Reliefdekor beseitigt worden sein, der von einem regelrechten horror vacui zeugt. In den eingewölbten Flächen der Dellen sind die Reste eines sehr kleinen unregelmäßigen Halbkreispunzens zu erkennen, der zur Einwölbung der Dellenflächen verwendet worden sein dürfte (Abb. 30 b). Eine vergleichbare, aber sehr viel ausgeprägtere Erscheinung konnte beim Becher aus Hågerup beobachtet werden344. Durch Verformungen an den Kanten konnte für die Astragale eine Punzierungsabfolge der einzelnen Elemente festgestellt werden: zuerst wurden die begleitenden Punktreihen eingeschlagen, dann die Kerben angebracht und zuletzt die Astragalperlen gesetzt. Publ.: Painter 1975, 336 Abb. 3 (Foto des Bodens). – Painter 1976, 7. – Painter 1977, 11-12 Kat. 4. 30 Fig. 4 (Foto des Bodens). – Wealth 1977, 30 Kat. 27. – Hughes/Hall 1979, 326 Tab. 2.2 Nr. 73 (Metallanalyse). – Henig 1980, 101. – Baratte 1981 a, 51. – Thomas 1981, 115. 118. – Frend 1984/85, 147. – Bird 1986, 53 Abb. 28 (Seitenansicht/Foto). – Trésors 1989, 103. – Woodward 1992 Taf. 10 (Farbabb. vom Gesamtfund). – Baratte 1993, 34. 234. – Galliou 1993, 170. – Vickers 1996 a, 51. – Vickers 1996 b, 462. – Painter 1997, 101 Fig. 2 (s/wAbb. vom Gesamtfund). – Potter 1997, 85 Abb. 81 (Farbfoto vom Gesamtfund). – Baratte 1998. – Frend 1998, 289. 293. – Painter 1999, 9-10. Taf. II A. –
13. Water Newton, Huntingdonshire/Großbritannien (Abb. 10 u. 30) Verbleib: British Museum London, Inv.-Nr. BM (P&RB) P.1975.10-2.2. Fundtyp: Schatzfund. Zu Fundkontext und Beifunden siehe Kap. 3. 1. 4. Datierung: Painter 1975: Halbkugelbecher spätes 3. Jh., Deponierung 4. Jh. – Painter 1977: spätes 4. Jh. – Wealth of the Roman World 1977: 4. Jh. – Thomas 1981: deponiert frühes bis Mitte 4. Jh. – Frend 1984/85: Ende 4. Jh. – Baratte in Trésors 1989: Deponierung Anfang 4. Jh.– Woodward 1992: deponiert Mitte 4. Jh. – Mawer 1995: später als 4. Jh. – Künzl 1997: um 350. – Painter 1997: 2. Hälfte 4. Jh. – Painter 1999: deponiert in der 2. Hälfte 4. Jh. Maße: Rand-Dm 14,8 cm, max. Dm 19,5 cm, H. ca. 11,2 cm (Kunstharz-Rekonstruktion), Wandstärke ca. 0,1-0,2 mm (geschätzt), Gewicht 220,4 g (unvollständig). Zustand: In viele Fragmente zerbrochen und auf einer Kunstharzrekonstruktion montiert343. Daher ist die Innenseite nicht zugänglich, was die Beobachtungen zur Herstellungs- und Dekorationstechnik einschränkt. Der senkrechte Rand ist bis auf ein ca. 20 mm breites Stück verloren. Am vorhandenen Rest ist eine der beiden erhaltenen schlaufenförmigen Attaschen mit eingehängten Ringösen befestigt. Wegen dieser Ringösen wird die Schale aus Water Newton als Hängelampe interpretiert. Beschreibung: Die flächendeckend verzierte Wandung wird oben von einem Astragal zwischen zwei Reihen aus Punkten mit 1 mm Durchmesser abgeschlossen. Die Astragale werden aus querliegenden längsovalen, fast rechteckigen Perlen von 4 x 1,8 mm gebildet, die durch jeweils zwei senkrechte Kerben von 4-5 mm Länge voneinander getrennt sind. Die erste Zierzone setzt sich aus vier versetzt angeordneten Blattschuppenreihen zusammen, deren Höhe nach unten hin abnimmt. In der obersten Reihe sind die Blattschuppen 15 mm hoch, in der zweiten 13 mm, in der dritten 12-13 mm und in der vierten nur noch 9 mm. Die Zwickel, die in der obersten Blattschuppenreihe zum Astragal hin entstehen, sind jeweils mit drei Punkten gefüllt. Unterhalb der Blattschuppenzone befindet sich ein zum oberen identisches Astragal zwischen zwei Punktreihen. Nur die Kerben sind hier mit 2,5 mm etwas kürzer. Die zweite Zierzone besteht aus zehn Dellen und ebenso vielen unterschiedlichen Fülldekoren (Abb. 19 oben). Die Dellen von 33-35 mm Durchmesser sind jeweils von einer gepunkteten Kreislinie umgeben, die mit in die Einwölbung der Dellen einbezogen sind. Rißlinien für die Zentrierpunkte sind nicht erhalten. Die Zentrierpunkte werden optisch von fünf größeren Punkteinschlägen überlagert. Durch den jeweils mittleren dieser 5er-Punkte sind die meisten der ursprünglichen Zentrierpunkte beseitigt worden. In der oberen Dellenreihe ist einer, in der unteren 343
Die neue Rekonstruktion unterscheidet sich durch eine veränderte Form der Randpartie von der bei Painter 1997 u.a. abgebildeten Rekonstruktion.
344
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Dazu ausführlicher Kap. 9.3.
Guggisberg 2003, 278 Abb. 260 (Gesamtfund).– www.rubens.anu.edu.au/htdocs/bycountry/ subjectindex/ hoards.england.html (Fotos aus Ausstellungsräumen des British Museum, London).
Dreiecke geteilt. Diese Dreiecke sind mit jeweils einem Punkt gefüllt. In den Zwickeln zwischen Rautenspitzen und Ovaldellen sind jeweils zwei Punkte angebracht. Die zweite Dekorzone besteht nur aus Dellen, die gegenüber der darüberliegenden Zone versetzt angeordnet sind. So kommen die unteren Dellen jeweils unterhalb der beiden Punkte in den Zwickeln vom Dellen und Rauten der oberen Zierzone zu liegen. Zwischen den Dellen der unteren Zone ist jeweils ein Punkt bzw. eine kleine Dellen angebracht. Der Bodenbereich ist auf den Zeichnungen nicht erkennbar. Publ.: Keller 1864, 135. Taf. 14. Fig. 7. – Thédenat/de Villefosse 1884, 339; 1885, 330. – Beierli 1898, 85 Wettingen 7. – Simonett 1946, 6 Kat. 7. Taf. 3 Abb.10 (Zeichnung für Hans Heinrich Wirz). Taf. 4 Abb.12 (Stich von Matthäus Merian). – Schulz 1953, 62. – Strong 1966, 175. – Silver for the Gods 1977, 169. – Baratte 1981 a, 52. – Baratte 1984, 51 Abb. 2 (Merianstich). – Lund Hansen 1987, 83. – Römer in der Schweiz 1988, 241 Abb. 224,7 (Merianstich). – Trésors 1989, 103. 119. – Baratte 1993, 31. 234. – Galliou 1993, 170. – Vickers 1996 a, 52 Anm. 32. – Vickers 1996 b, 463 Anm. 7. – Menninger 1997 a, 124 Anm. 8. – Baratte 1998 mit Fig. 16 (Merianstich).
14. Wettingen, Kt. Aargau/Schweiz (Abb. 11) Verbleib: Nach der Auffindung 1633 wurde der Fund komplett eingeschmolzen. Fundtyp: Schatzfund. Zu Fundkontext und Beifunden siehe Kap. 3. 1. 5. Datierung: Simonett 1946: Mitte 3. Jh. Maße: Mündungs-Dm 10 cm, H. ca. 8 cm 345, Gewicht 112,32 oder 120,24 g346. Beschreibung: Die auf den Zeichnungen erkennbaren zwei Zierzonen mit ovalen Dellen wurden oben und unten von je einer Reihe aus kleinen Ovaldellen eingefaßt347. In der oberen Reihe wechseln sich wahrscheinlich jeweils acht Dellen und Rauten mit leicht eingezogenen Seiten ab. Es sind zwei verschiedene Rautenfüllungen zu erkennen: einmal ist die Raute schachbrettartig unterteilt, beim anderen Muster sind die Ecken durch Linien verbunden und die Raute somit in vier
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Die Maßangaben dürfte Simonett von den Zeichnungen des unbekannten Künstlers im Maßstab 1:1 abgenommen haben, die im Original in Zürich erhalten sind, s. Simonett 1946, 3. 346 In der von Simonett 1946, 2 wiedergegebenen Liste der Gewichte der Silbergefäße dürfte es sich bei dem Stück mit dem geringsten Gewicht um den Silberbecher vom Leuna-Typ handeln. Für ihn sind 7 Loth und 1 Quintli als Gewicht angegeben (s. Anm. 35). 347 Wahrscheinlich ist der Becher perspektivisch verzerrt wiedergegeben, so daß es sich auch beim Wettinger Becher eigentlich um runde Dellen gehandelt hat.
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15. KATALOG 2: SCHALEN MIT DELLEN unten verlaufender Punktlinie unterhalb des Mittelpunktes gesetzt. Die Bodendelle bzw. der Omphalos wird von einer gepunkteten Linie und zwei glatten Hohlkehlen gerahmt. Der Dekor ist von außen angebracht, so daß sich Dellen und Punzpunkte plastisch nach innen wölben. Für die Punkte der Linien und konzentrischen Einfassungen wurde ein kleiner Kugelpunzen verwendet. Die größeren Punkte der Blütenmotive und die Einzelpunkte ober- und unterhalb der Dellen sind mit einem zweiten Kugelpunzen gesetzt. Die thyrsos- bzw. efeublatt-ähnlichen Zierelemente wurden mit einem länglichen Ziselierpunzen eingearbeitet. Auf der Unterseite sind mit Punzpunkten eine Gewichtsinschrift P I/ pondo uno und eine Weihinschrift VMIDIAE VRSAE/ „von Umidia Ursa“ angebracht worden348. Publ.: De Ridder 1924, 191 Kat. 1966. Taf. 27 (Foto). – Schulz 1953, 62. – Strong 1966, 175. – Fremersdorf 1967, 96. – Baratte 1981 a, 49-53 Kat. 20. 60 mit Abb. (Schnittzeichnung). Taf. 21 (Foto). – Baratte 1981 b, 45 mit Abb. – Künzl 1982, 398. – Baratte 1984, 21 Taf. 3 (Gesamtfund). 69 Abb. 26 (Foto). – Bird 1986, 53. 54 mit Abb. 29 (Foto). – Lund Hansen 1987, 83. – Trésors 1989, 102-04 Kat. 33 mit Abb. (Fotos). 165. – Baratte et al. 1990, 38 mit Abb. 9b (Detail/Foto). – Baratte 1993, 34. – Galliou 1993, 170. 172. – Vickers 1996 a, 51. – Vickers 1996 b, 462. – Baratte 1998, 124 Fig. 13 (Foto). – KaufmannHeinimann 1998, 247 Kat. GF25 mit Abb. 198 (Gesamtfund).
15. Notre - Dame d’Allencon, Dept. Maine-et-Loire/ Frankreich Verbleib: Musée du Louvre, Département des Antiquités grecques, étrusques et romaines, Inv.Nr. Bj 1966. Fundtyp: Schatzfund. Fundkontext: Gefunden im März 1836 beim Anlegen einer Weinplantage. Beifunde: Im Fundbericht von 1838 sind 42 Silberobjekte, vier Bronzegegenstände, eine ungenannte Zahl Bronzemünzen von Tiberius (14-37) bis Constantin (306337) sowie Terra Sigillata erwähnt. 1852 wurden vom Louvre 52 Objekte angekauft, 50 aus Silber, zwei aus Bronze, darunter zwei silberne Gesichtsmasken, 22 silberne Schalen und Platten, drei silberne Kasserollen, vier silberne Löffel, zwei reliefverzierte Zentralmedaillons von Schalen oder Platten (Apollo und evt. Caracalla als Togatus), zwei silberne Griffe, zwei silberne runde Handspiegel, das Fragment eines silbernen Votivblattes, eine büstenförmige Applik aus Silber, ein Bronzeschlüssel und ein Fragment eines bronzenen Armreifs. Die Keramik und die Bronzemünzen gelten als verschollenen mit Ausnahme von vier Antoninianen des Gallienus (253268), Victorinus (269-270) und Aurelianus (270-275), die 1977 wieder aufgefunden wurden. Etliche Jahre später wurde an der gleichen Fundstelle ein großer eiserne Kopf aus Hinterhauptteil und Gesichtsmaske gefunden, der im Musée Archéologique d’Angers aufbewahrt wird. Datierung: Baratte 1981: 3. Jh. – Künzl 1982: 3. Jh. – Baratte in Trésors 1989: 3. Jh. Maße: Dm 17,5 cm, H. 3,5 cm, Gewicht 146 g. Beschreibung: Der Rand wird unterhalb der Verdickung von einer Linie aus einzeln gesetzten Punkteinschlägen begleitet. In die gerade Wandung der Schale sind sechs große, kreisrunde Dellen mit 47 mm im Durchmesser nach innen eingewölbt. Jede Delle wird von einer konzentrischen Linie aus kleinen, einzeln gesetzten Punkteinschlägen umrahmt. Die Freiflächen zwischen den Dellen sind mit sechs identischen Motiven gefüllt, die ebenfalls durch einzelne Punkteinschläge angelegt wurden. An den Enden einer senkrechten Linie mit etwas größerem Mittelpunkt sind jeweils ein Zierelement aus zwei kleinen Kreisen und einem Winkel einziseliert, die eine Art Efeublatt oder Thyrsosspitze ergeben. Zum Rand hin gehen vom Mittelpunkt jeweils symmetrisch drei weitere Zierelemente aus: an kurzen Linien eine Art Blüte aus einem größeren Punkteinschlag und einer konzentrischen Punkteinfassung bestehend, ein nach außen gebogenes Blatt mit abgerundeter Spitze und wiederum ein blütenartiges Motiv an einer längeren, geschwungenen Punktlinie. Zwei lange Linien mit jeweils einem blütenähnlichen Ende verlaufen vom Mittelpunkt aus schräg nach unten. Ober- und unterhalb jeder Delle ist jeweils ein Punkt mit dem etwas größeren Kugelpunzen gesetzt. Je ein kleiner Punkteinschlag ist in die Zwickel zwischen Dellenrahmung und langer, nach
16. Saint-Pabu 2, Dept. Finistère/Frankreich (Abb. 33) Verbleib: Musée des Antiquités Nationales, SaintGermain-en-Laye, Inv.Nr. 76286-bis.c. Zu Fundtyp, Fundkontext, Beifunden und Datierung: siehe Saint-Pabu 1 (Kat. 12). Maße: Dm 15,5 cm, H. 4,7 cm. Zustand: Die Schale ist nur fragmentarisch erhalten, das vorhandene Teilstück aus 15 Fragmenten zusammengesetzt, wobei Fehlstellen flächig ergänzt wurden. Beschreibung349: Unterhalb des leicht verdickten Randes verläuft ein Band aus drei Punktreihen. Die mittlere aus ovalen Punkten wird von zwei Reihen aus runden Punkten eingefaßt. Es folgt eine Dekorzone aus zehn nach innen gewölbten Dellen, die jeweils von einer 348
Das römische Pfund hat ein Gewicht von 327,45 g, so daß das Gewicht der Schale mit 146 g nicht einmal die Hälfte dieser Angabe ausmacht. Somit dürfte die Gewichtsangabe für ein Schalenpaar gemeint sein. Dies ist umso wahrscheinlicher, als im Schatzfund von Notre-Dame d’Allençon fünf Schalenpaare identischer Formen enthalten sind, von denen eines auch identische Gewichtsinschriften trägt, s. Baratte 1981 a, 42-48 Kat. 8-17. 349 Die Beschreibung stützt sich wiederum auf z.T. unpublizierte Fotos des Musée des Antiquités Nationales, SaintGermain-en-Laye, s. Anm. 336.
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konzentrischen Linie aus kleinen Punzpunkten eingerahmt werden. Die Zwischenräume zwischen den Dellen sind mit einem Füllmotiv verziert, das dem der unteren Dekorzone des Bechers aus Rheinbach-Flerzheim (Kat. 11) eng verwandt ist (Abb. 18 unten). Drei Kerben, die mittlere gerade, die beiden seitlichen zu den Dellen hin leicht gebogen, werden von jeweils drei pyramidenförmig angeordneten Punkten abgeschlossen. Die mittlere Kerbe wird von einem gepunzten Mittelpunkt unterbrochen. Unterhalb dieser Dellenzone verläuft ein Band aus einer Folge von einem querliegenden ovalen und zwei runden Punzeinschlägen, das sicher ein Astragal darstellen soll. Die zweite Zierzone besteht aus ineinander verschränkten Kreisen aus kleinen Punzpunkten. Die spitzovalen Schnittflächen sind nach innen eingewölbt, die Zwickel innerhalb der Kreise mit Punzpunkten ausgefüllt. Oben sind sechs ovale und ein kleiner runder Punkt pyramidenförmig angeordnet, unten sind es wegen des geringeren Durchmessers nur drei runde Punkte. Der Zwischenraum zum eingewölbten Omphalos wird von dem gleichen Band aus zwei runden und einer ovalen Punktreihe ausgefüllt, das unterhalb des Randes angebracht ist. Diese beiden Bänder sind identisch mit den entsprechenden Punktbändern an den beiden Bechern aus Leuna (Abb. 34). Publ.: Chatellier 1889 a, 191-92 No. 2 mit Abb.3 (Rekonstruktionszeichnung). – Baratte 1981 a, 51. – Baratte 1993, 34. – Trésors 1989, 104. – Galliou 1993, 168 Fig. 4 Mitte. 170 No. 2. – Baratte 1998, 120 Fig. 1 (Foto der drei Silbergefäße). 123 Fig. 12 (Foto).
17. Taragnat, Dept. Puy-de-Dôme/Frankreich Verbleib: Cabinet des Médailles, Bibliothèque Nationale, Paris, Inv.Nr. 359, Ankauf 1901 mit Ankaufsnr. M 4484; ehemals Sammlung Constancias, Lezoux. Fundtyp: Einzelfund. Fundkontext: Gefunden 1829. Datierung: keine Angaben in der Literatur. Maße: Dm 16,6 cm, H. 3,7 cm, Gewicht 142 g. Beschreibung: Wie die Schale aus Notre-Dame d’Allençon sind in der Wandung sechs große runde Dellen mit Durchmessern von 46 mm eingewölbt; die Zwischenräume sind hier aber ohne jeglichen Dekor. Das Bodenrund mit einem Durchmesser von 61 mm ist eingewölbt und mit einem gravierten oder ziselierten Dekor verziert, das einen Vogel, Früchte und Pflanzen zeigt. Zwischen zwei konzentrischen Hohlkehlen ist mit große Buchstaben eine umlaufende Weihinschrift an Mars Randosas angebracht, deren einzelne Worte bzw. abkürzende Buchstaben von stilisierten Palmetten getrennt werden: MARTI RANDOSATI BASSINVS BASSVLI F(ilius) V(otum) S(olvit) L(ibens) M(erito)350/ „Dem Mars Randosas. Bassinus, Sohn des Bassulius, hat sein Gelübde gern und nach Gebühr eingelöst“. Publ.: [Bulletin de Société des Antiquaires de France 1884, 239-41 mit Abb.] – Baratte 1981 a, 19. 24. 53. Taf. 37 b-c (Fotos). – Künzl 1982, 397. – Trésors 1989, 103. – Vickers 1996 a, 52 Anm. 32. – Vickers 1996 b, 463 Anm. 7.
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CIL XIII (1899), 203 Kat. 1516.
16. KATALOG 3: BECHER- UND KASSEROLLENPAARE MIT OVALDELLEN Goldschmuck: Drei Paar Ohrringe, zwei Armbänder aus Halbkugeln, zwei Ketten, eine davon mit Smaragdpolyedern, zwei röhrenförmige Teile, eine bulla, elf Fingerringe mit gravierten Steineinlagen und ein Stück Golddraht. Münzen: 25 republikanische Silberdenare der Zeit von 173/151 bis 32/31 v.Chr., sechs frühkaiserzeitliche Silberdenare, fünf aurei des Kaisers Nero (54-68) und acht aurei des Kaisers Vespasian (69-79). Datierung: 1. Jh. Maße: Dm 7 cm, H. 6,8 cm, Gewichte 73 u. 75 g Beschreibung: Die beiden Becher verbreitern sich mit leicht gewölbter Wandung zum Rand hin. In der Wandung sind jeweils sechs spitzovale Dellen mit abgerundeten Spitzen nach innen eingezogen, die außen von einer Hohlkehle eingefaßt werden. In die Zwickel sind oben und unten einzelne kleine, runde Dellen gesetzt. Unterhalb des Randes ist eine konzentrische Hohlkehle eingeschnitten. Die Ausformung des Bodenbereiches, flach oder als Omphalos, ist unbekannt. Publ.: Maiuri 1933, 361 Kat. 25-26 mit Abb. 140. – Strong 1966, 135. – Fremersdorf 1967, 96. – Baratte 1981, 51. – Trésors 1989, 103. – Vickers 1996 a, 51-52 Anm. 32. – Vickers 1996 b, 463 Anm. 7. – Painter 2001, 47 Fig. 3. 67 Kat. M 25-26.
18 - 19. Becherpaar aus der Casa del Menandro, Pompeji, Italien Verbleib: Nationalmuseum, Neapel, ohne Inv.Nr. Fundtyp: Siedlungsfund. Fundkontext: Das komplette Silbergeschirr ist beim Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 zusammen mit Schmuck und Münzen in eine Holzkiste verpackt und in einem Kellerraum unterhalb des beheizbaren Bades versteckt worden. Mit dem Bronzegeschirr wurde entsprechend verfahren351. Die Metallobjekte wurden 1930 bei Ausgrabungen entdeckt. Die Benennung des Hauses erfolgte nach einem Wandgemälde in einer der Exedren des Peristyls mit der inschriftlich benannten Darstellung des griechischen Komödiendichters Menander. Das Haus gehörte der gens Poppaea, der Familie von Poppaea Sabina (30/32-65), der Frau des Kaisers Nero. Beifunde: Trinkgeschirr: Sechs reliefierte Scyphi zylindrischer Form auf breiten Standringen, zwei reliefverzierte Scyphi ovoider Form auf hohen Füßen, zwei mit Olivenzweigen reliefverzierte Cantharoi, ein kleiner und zwei große reliefierte zylindrische Becher mit jeweils einem Griff, eine Emblemschale mit Tyche, ein hoher und ein niedriger Krug mit reliefverzierten Griffen, am kleineren ein negroider Kopf als Daumenrast, zwei kleine Kännchen mit Kleeblattmündung und spitzem Ausguß und eine kleine doppelhenklige Amphora. Eßgeschirr: Eine große Kasserolle mit äußerst aufwendig reliefverziertem Griff, die beiden Kasserollen mit Ovaldellen (Kat. 22-23), eine große und sechzehn kleine runde Platten mit jeweils zwei reliefverzierten Griffplatten, die kleinen sind jeweils viermal in vier verschiedenen Formen vertreten, zwölf kleine Platten und Näpfe dreier verschiedener Formen à vier Stück, acht kleine Schälchen auf Füßen zweier unterschiedlicher Formen à vier Stück, ein großer Löffel mit asymmetrischer Laffe, sechs ligulae und zwölf cochlearia, eine große und zwei kleine muschelförmige Schalen, zwei simpula, zwei kleine niedrige Schalen, vier Näpfe mit ausbiegenden Rändern, vier kleine kelchförmige Gefäße mit ausbiegenden Rändern, acht niedrige kelchförmige kleine Gefäße, vier flachbodige Näpfe, vier sog. Eierbecher mit großen Fußplatten, ein kleiner spitzbodiger Amphoriskos, ein sog. Pfefferstreuer mit plastischem Rippendekor, ein Röhrchen, eine Halterung für eine Zierschale und eine große rechteckige Platte bzw. Tablett mit Randappliken. Toilettegerät: Ein großer Griffspiegel mit Frauenkopfemblem und ein kleiner runder Spiegel mit Aufhängeöse an einer peltenförmigen Attasche.
20 - 21. Kasserollenpaar, Oberkassel, NordrheinWestfalen, Deutschland Verbleib: Rheinisches Landesmuseum Bonn, Inv.Nr. 50.104 und 50.105. Fundtyp: Baggerfund aus dem Rhein bei Niederdollendorf, Siegkreis vom Anfang des 20. Jhs. Datierung: Neuffer 1951: um 70 n.Chr. – Trésors 1989, 103: 1. Jh. – Menninger 1997a: erste Hälfte 1. Jh. n.Chr. Maße: Dm 9,6 cm, H. 6 cm, Gewicht 245 g und Dm 10 cm, H. 6 cm, Gewicht 236 g (unvollständig). Beschreibung: Die Kasserollen sind als Paar konzipiert; sie konnten wegen ihrer leicht divergierenden Durchmesser ineinander gestellt werden. Beide weisen jeweils acht runde Ovaldellen auf, die ohne Zwischenraum aneinander stoßen und nicht von Hohlkehlen umfahren werden. Auch der Reliefdekor auf der Oberseite der Griffe ist identisch. Am Griffende bildet jeweils ein Mänadenkopf das zentrale Motiv, seitlich begleitet von nach unten gerichteten Kranichköpfen. Von den Kranichschnäbeln gehen Voluten mit zentralen Blüten aus, die sich zu einem vegetabilen, symmetrischen Dekor vereinen. Unterhalb einer Freifläche folgt ein wiederum gegenständig angelegtes Ranken- und Volutenmotiv, das sich bis in die schmalen Griffplatten fortsetzt. Diese enden in jeweils einem Elefanten- und einem Kranichkopf. Publ.: Neuffer 1951, Taf. 11. 12,2 (Fotos). – Aus Rheinischer Kunst und Kultur. Auswahlkat. Rheinisches Landesmuseum Bonn (1963) 90 Kat. 46. Abb. 46 (Foto). – La Baume 1964, 24-25 mit Abb. 19. – Strong 1966, 148. – Baratte 1981 a, 51. – Trésors 1989, 103. – Menninger
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Maiuri 1933. – R. Ling, The insula of the Menander at Pompeii, vol. 1: The structures (Oxford 1997), 93-95. 144 Anm. 258 mit erheblich variierenden Angaben zur Anzahl der Münzen. Möglicherweise hat Maiuri nur die Edelmetallmünzen aufgeführt, nicht aber die aus Bronze.
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Beifunde: Östlandeimer als Schatzbehälter. Schmuck: zwei Paar und ein einzelner halbkugelförmiger Goldohrring in hellenistischer Tradition, drei unterschiedliche goldene Bandringe, z.T. in dako-getisch-keltischer Tradition, sieben Armringe aus Silber, z.T. mit eingehängten kleinen Ringen und Miniatur-Werkzeuganhän-gern sowie eine Haarnadel mit Kugel. Militärgürtelteile aus Silber: drei Agraffen oder Balteusschließen, eine davon mit Besitzerinschrift, zwei Gürtelschnallen, eine davon mit Beschlag, je acht quadratische Cingulumelemente und Zieranhänger mit peltenförmigen Endbeschlägen, zwei kleinere Zierbeschläge, 48 Knöpfe und ein LunulaAnhänger. Silbergefäße und -geräte: drei cochlearia, ein simpulum mit Besitzer- und Gewichtsinschrift sowie sechs Votivbleche in Blatt- und Naiskosform mit verschiedenen römischen Göttern. Insgesamt 27,5 g Gold und 1.669,36 kg Silber sowie 111 Silberdenare aus republikanischer Zeit bis Domitian (81-96). Datierung: Popovic 1994: zweite Hälfte 1. Jh. – Menninger 1997a: 1. Jh. Maße: Dm 10,5 cm, H. 7,4 cm, L. 17,9 cm, Gewicht 170,08 g und Dm 10,3 cm, H. 5,3 cm, L. 17 cm, Gewicht 157,6 g. Beschreibung: Auch diese beiden Kasserollen sind als ineinander zu stellendes Paar konzipiert. Zehn ovale Dellen mit abgerundeten Spitzen sind ohne Hohlkehlenumrahmung nach innen in die gerade Wandung eingewölbt. Am Rand sind innen und außen Riefen eingeschnitten. Der Boden ist auf der Innenseite mit konzentrischen Hohlkehlen dekoriert. Von der Unterseite fehlen Abbildungen zur Beschreibung. Die Griffe sind aufwendig reliefdekoriert. Eine bärtiger Silenskopf bzw. ein Mänadenkopf an den Griffenden werden seitlich von Pantherköpfen im Profil flankiert. Darunter sind die Griffe bis zum Beckenansatz flächendeckend mit symmetrisch angelegtem, reichen vegetabilen Ranken- und blütengefülltem Volutenwerk gefüllt. Der Kontur der unteren Dekorpartie leitet in die Voluten der schmalen profilierten Griffplatten über, die in Kranichköpfen abschließen. Im Boden beider Kasserollen ist mit VALE(ri) eine Besitzerinschrift des Valerius in Abkürzung angebracht. Beide Kasserollen sind an den Griffenden seitlich der Köpfe gelocht, um Ringe mit eingeschwänzelten Enden einhängen zu können. An der Kasserolle mit Mänadenkopf hängt in dem Ring eine silberne Miniaturaxt. Diese Ringe und die kleine Axt entsprechen den Beifunden im Hort. Publ.: Mano-Zisi 1957, 90-94 Kat. 32-33. Taf. 20-21 (Fotos). Taf. 22 (Zeichnung). – Baratte 1981 a, 51. – Trésors 1989, 103. – Popovic 1994, 266-67 Kat. 162-163 mit Abb. (Fotos). – Menninger 1997 a, 105 mit Anm. 5. – Bender 2000, 470. – Painter 2001, 65.
1997a, 104-05 Kat. 3a/b. 105 mit Abb. 7. 8. 106 mit Abb. 9 (Fotos). – Menninger 1997b, Abb. (Foto) S. 5. 24-25 mit Abb. (Fotos). – Painter 2001, 65.
22 - 23. Kasserollenpaar aus Menandro, Pompeji, Italien
der Casa del
Verbleib: Nationalmuseum, Neapel, Inv.Nr. 145518 u. 145519. Zu Fundtyp, Fundkontext, Beifunden und Datierung siehe Kat. 18-19. Maße: Dm 12,5 cm, H. 5 cm, L. 22,5 cm, Gewicht 360 g und Dm 12 cm, H. 5 cm, L. 21,5 cm, Gewicht 309 g. Beschreibung: Die Kasserollen sind mit leicht divergierenden Maßen als Paar konzipiert, die ineinander gestellt werden konnten. In die leicht gewölbte Wandung sind acht spitzovale Dellen eingearbeitet, die in diesem einzigen bekannten Fall nach außen gewölbt und durch scharf abgesetzte Kanten konturiert sind. Innen sind unterhalb des Randes mehrere konzentrische, breite Hohlkehlen eingearbeitet. Die Griffe sind reliefiert und im Dekor denen der Kasserollen aus Oberkassel sehr ähnlich. Das Griffende ist jeweils mit einem mittig gesetzten Mänadenkopf und zwei seitlichen Kranichköpfen im Profil verziert. Darunter befindet sich ein symmetrisch angelegter vegetabiler Dekor. Unterhalb eines undekorierten Zwischenraumes ist die Fläche bis zum Beckenansatz mit einem ebenfalls symmetrischen Dekor aus blütengefüllten Voluten und vegetabilen Elementen verziert. Der Reliefkontur leitet durch eine blütengefüllte Volute zu den schmalen profilierten Griffplatten über, die in Kranichköpfen abschließen. Publ.: Maiuri 1933, 357-58 Kat. 18-19. Taf. 49. 51 (Fotos). – Strong 1966, 146 Fig. 30 b. 148. – Baratte 1981, 51. – Pappalardo 1986, 208 Kat. 17 mit Abb. auf S. 209. – Trésors 1989, 103. – Pirzio Biroli 1991, 163 Abb. 148. 149 (Fotos). 268 Kat. 78. – Vickers 1996 a, 51-52 Anm. 32. – Vickers 1996 b, 463 Anm. 7. – Bender 2000, 470. – Painter 2001, 46 Fig. 2. 65 Kat. M 18-19. Pl. 17.
24 - 25. Kasserollenpaar, Tekija, Serbien Verbleib: Nationalmuseum Belgrad, Inv.Nr. 817/II bzw. 2775. Fundtyp: Schatzfund. Fundkontext: Gold- und Silberschmuck, Münzen, Silbergefäße, Votivbleche und Zierteile von Militärgürteln aus Silber waren in einem Östlandeimer an einem Mauerzug in der römischen Stadt Transdierna vergraben worden. Bis zur Einrichtung der Provinz Dacia unter Trajan war Transdierna eine Grenzstadt, die im Zuge der Dakerkriege Domitians befestigt wurde. Das Militärlager blieb bis zum Ende des 3. Jhs. bestehen.
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17. ABKÜRZUNGS- UND LITERATURVERZEICHNIS Die römische Prunkplatte von Bizerta und das römische Tafelgeschirr (Bonn 1997) 59-70. Baratte 1998: F. Baratte, Le trésor de Saint-Pabu (Finistère): une redécouverte. Antiquités Nationales 30, 1998, 119-129. Barkóczi 1986: L. Barkóczi, Szádad elsö feléböl szármasó vésett dízü üvegek Pannóniában. Arch. Èrt. 113, 1986, 166-89 (dt. Zusfass. 186-189: Geschliffene Gläser aus der ersten Hälfte des 3. Jhs. in Pannonien). Barkóczi 1988: L. Barkóczi, Pannonische Glasfunde in Ungarn (Budapest 1988). Bateson 1973: J.D. Bateson, Roman material from Ireland: A reconsideration. Proc. Roy. Irish Acad. 73 C (2) 1973, 21-97. Becker 1995: M. Becker, 31 Leuna, Ldkr. Merseburg-Querfurt. In: S. Fröhlich (Hrsg.), Aus der Vorgeschichte Sachsen-Anhalts (Halle 1995). Becker 2001 a: M. Becker, ‚Leuna ‘. RGA 18, 2001, 299-302. Becker 2001 b: M. Becker, Fund Nr. 35 von 1917: Luxus für das Jenseits. In: H. Meller (Hrsg.), Schönheit, Macht und Tod. 120 Funde aus 120 Jahren. Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Halle 2001) 112115. Beckmann 1969: C. Beckmann, Die Metallfingerringe der römischen Kaiserzeit im Freien Germanien. Saalburg Jahrb. 26, 1969, 5-106. Behm-Blancke 1973: G. Behm-Blancke, Gesellschaft und Kunst der Germanen. Die Thüringer und ihre Welt (Dresden 1973). Beierli 1898: J. Beierli, Die archäologische Karte des Kantons Aargau nebst allgemeiner Erläuterungen und Fundregister. Argovia. Jahresschr. Histor. Ges. des Kantons Aargau 27, 1898, 1-100. Bender 2000: St. Bender, Paarbildung bei römischen Schalen mit flachem horizontalen Griff (‚Kasserollen‘). Kölner Jahrb. Vor- u. Frühgesch. 33, 2000, 469483. Bernhard et al. 1990: H. Bernhard/H.J. Engels/R. Engels/R. Petrovsky, Der römische Schatzfund von Hagenbach (Mainz 1990). Bird 1986: J. Bird, The silver bowl. In: Toynbee 1986, 52-54 Kat. 17.
Die in eckige Klammern [ ] gesetzte Literatur konnte nicht berücksichtigt werden, wird aber der Vollständigkeit wegen aufgeführt. Im Literaturverzeichnis sind auch die Publikationen enthalten, die lediglich in den Literatur- und Abbildungsangaben der Kataloge erscheinen, nicht aber im Text und in den Fußnoten erwähnt werden,.
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75
18. TABELLEN Tabelle 1 zu Kap. 3: Übersicht über die Befundtypen Fundort Ballinrees (Kat. 1) Bavay (Kat. 2) Chaourse 1 (Kat. 3) Chaourse 2 (Kat. 4) Chaourse 3 (Kat. 5) Chaourse 4 (Kat. 6) Hågerup (Kat. 7) Leuna 1 (Kat. 8) Leuna 2 (Kat. 9) London (Kat. 10) Rheinbach-Flerzheim (Kat. 11) Saint-Pabu (Kat. 12) Water Newton (Kat. 13) Wettingen (Kat. 14) Summen
Grabfunde
Schatzfunde: Anzahl der Becher +
Schatzfunde: Anzahl der Befunde +
+ + + +
+
Kultstätte
+
+ + + + + + + + 8
5
+ + + 5
1
Tabelle 2 zu Kap. 4: Befunde und Interpretationen im Vergleich Fundort Ballinrees (Kat. 1) Bavay (Kat. 2) Chaourse 1 (Kat. 3) Chaourse 2 (Kat. 4) Chaourse 3 (Kat. 5) Chaourse 4 (Kat. 6) Hågerup (Kat. 7) Leuna 1 (Kat. 8) Leuna 2 (Kat. 9) London (Kat. 10) Rheinbach-Flerzheim (Kat. 11) Saint-Pabu (Kat. 12) Water Newton (Kat. 13) Wettingen (Kat. 14)
Grabfund
Schatzfund
profaner Gebrauch
+
? + + + + + + + +
+ + + + + + + +
Kultstätte
?
+ + + + +
76
+ ?
kultischer Gebrauch
+ ? + +
Tabelle 3 zu Kap. 4. 1: Fassungsvermögen der Silberbecher
Fundort
Radius in cm352
Volumen des Errechnetes Volumen Resthöhe Zylinders Gesamtder in cm in ml volumen in ml Halbkugel in ml 1940,23 1,45 252,7 2192,93 1881,14 1,05 307,02 2188,16 702,74 0,95 132,91 835,65
Water Newton Ballinrees Leuna 2
9,75 9,65 6,95
Chaourse 1 Leuna 1
6,15 6,3
486,92 523,43
Chaourse 2 Chaourse 4 Bavay Chaourse 3 Hågerup Rheinb.-Flerzh. Zum Vergleich: Glasschale aus Leuna, Grab von 1834
5,75 6,2 5,55 5,825 5,7 4
398 498,9 357,86 413,74 387,67 133,97
7,3
814
mit r=6,675
1,25 0,9
Praktisch überprüftes Volumen in ml 2200 2200 840
Volumen in römischen Heminae à 273 ml353 8 (=2184 ml) 8 (=2184 ml) 3 (=819 ml)
148,45 103,44
535,37 626,87
730 630
2,75 (=750 ml) 2,25 (=614 ml)
1,25 1,45 0,375 -0,35 1,35
119,4 140,24 39,95 -35,7 67,82
517,4 498,9 498,1 453,69 351,97 201,79
630 630 520 410 175-180
2,25 (=614 ml) 2,25 (=614 ml) 2 (=546 ml) 1,5 5/8 (=171 ml)
1,55
259
1073
1080
4 (=1092 ml)
mit r=6,05
Tabelle 4 zu Kap. 5: Übersicht über die Datierungen Fundort Ballinrees (Kat. 1) Bavay (Kat. 2) Chaourse 1 (Kat. 3) Chaourse 2 (Kat. 4) Chaourse 3 (Kat. 5) Chaourse 4 (Kat. 6) Hågerup (Kat. 7) Leuna 1 (Kat. 8) Leuna 2 (Kat. 9) London (Kat. 10) Rheinbach-Flerzheim (Kat. 11) Saint-Pabu (Kat. 12) Water Newton (Kat. 13) Wettingen (Kat. 14)
2. Jh.
3. Jh. ?
4. Jh. ?
2.-3. Jh.
5. Jh. Deponierung
+ + + + + + +
3.-4. Jh.
+ + + +
Deponierung Deponierung
Tabelle 5 zu Kap. 5. 2: Übereinstimmende Beigaben in den Körpergräbern von Hågerup und Leuna Silberbecher E 179 Römische Münze Goldener Fingerring mit römischer Gemme Silberlöffel Kelle-Sieb-Garnitur E 161 Glasbecher E 205/206 Glasbecher E 216 Glasbecher E 222
Hågerup + + (Denar) + (in römischem Ring) + +
Leuna 2, 1917 + + (Aureus) + (in germanischem Ring) + +
Leuna 3, 1926 +
+ +
+ +
352
Für die Berechnungen wurden die max. Dm bzw. Radien der Becherkörper verwendet und nicht der Randdurchmesser, weil die Ränder alle ausbiegen. Erstaunlicherweise ergeben sich aber für die Becher Chaourse 3 u. 4 und Leuna 1 u. 2 bei Verwendung der Randdurchmesser für die Berechnung mit 549, 641, 610 und 860 ml fast übereinstimmende Ergebnisse zu den ausgemessenen Volumina. 353 Stichwort ‚Cochlear‘. In: Der kleine Pauly 3, 1997, Sp. 49-50.
77
Tabelle 6 zu Kap. 7. 1. 1: Verhältnis von Durchmesser zu Höhe bei Glasbechern354 Fundort, Inv.Nr.
Var. A
Augst355, 80.27905.29125B Häven, Grab 1 Himlingøje, C 24707 Himlingøje, C 24708 Himlingøje, C 24709 Köln, RGM 61.415 Köln, RGM N 334 Köln, RGM 474 Köln, Privatbesitz Straze 1, Fürstengrab II Straze 2, Fürstengrab II Straze 3, Fürstengrab II Straze 4, Fürstengrab II Straze 5, Fürstengrab II
Dm in cm
H in cm
Quotient
11 11 15 10 13,3 9 12,1 11,5 14,8 15,3 13,7 11,9 11,1 10,4
6,8 5,7 9 6 8,1 5,5 7,3 6,6 9 9,2 7,8 7 6,4 5,5
1,62 1,93 1,67 1,67 1,64 1,64 1,66 1,74 1,64 1,66 1,75 1,7 1,73 1,89
12,5 13 12,1 13,2 14,4
8,5 (rekonstr.) 8,4 7,7 7,5 8,7
1,47 1,53 1,57 1,76 1,66
9,5 7,8 9,4 8,4 8,1 10 10,5 4,7 4,8 7,4 8,4 10,3 10,7
8,2 6,5 8,4 6,5 7,4 10 9,7 4 4 6,5 6,5 9,2 9,9
1,16 1,2 1,12 1,29 1,09 1 1,08 1,18 1,2 1,14 1,29 1,12 1,08
13 10,7 11 9,1 10,4 9,8 10,5 10,5 11,6 8,1 8,7
10,2 10 10,5 7,7 8,8 9,7 10,5 8,3 10,1 7,1 8,5
1,27 1,07 1,05 1,18 1,18 1,01 1 1,27 1,15 1,14 1,02
Var. B Augst, 76.2359.3884.4480A Augst, 76.4480B.9215A Kertsch, Eremitage E 668 Köln, RGM 540 Leuna, BM MLA 1868.5-1.321
Var. C Hassleben, Grab 7 Hassleben, Grab 20 Hassleben, Grab 21 Ingelheim, LM Mainz F 4205/52G Köln, RGM 39.2 Köln RGM 528 Köln, RGM 35.762 Köln, RGM 293 Köln, RGM N 335 Köln, RGM N 333 Mainz, F 4205/52 Trier, 54,46 Trier, 06,597a
Var. D
Augst, 75.1913A.1916.1918A. 1920.1925.7894 Bonn, 1705 Gommern Köln, RGM 519 Köln, RGM N 330 Köln, RGM N 5768 (Kantharos) Leuna, Grab 3/1926 Nordhausen, MW 1259/81 Nordhausen, MW 1257/81 Trier, 5208 Trier, 03,275a
354
Es handelt sich hier lediglich um eine nicht repräsentative Auswahl, die im Wesentlichen durch die Publikationslage entstanden ist; Vollständigkeit war nicht angestrebt. Deshalb kann aus den Fundorten nicht auf die Gesamtverbreitung der jeweiligen Varianten geschlossen werden. Die Maße sind entnommen aus J. Hampel, Der Goldfund von Nagy-Szent-Miklós (Budapest 1885). – V. Ondrouch, Bohaté hroby z doby rímskej na Slovenska (Bratislava 1957). – Fremersdorf 1967. – Goethert-Polaschek 1977. – R. Feustel, Das Adelsgrab von Nordhausen. Alt-Thüringen 20, 1985, 140-206. – Glas der Caesaren 1988. – Rütti 1991. – Lund Hansen 1995. – Harter 1999. – Gommern 2000. 355 Die in Tabelle 6 im Fettdruck erscheinenden Fundorte weisen auf die als ‚Prototypen‘ verwendeten Exemplare in Abb. 15 hin.
78
Tabelle 7 zu Kap. 7. 1. 3: Verhältnis von Durchmesser zu Höhe bei den Silberbechern Fundort Ballinrees (Kat. 1) Bavay (Kat. 2) Chaourse 1 (Kat. 3) Chaourse 2 (Kat. 4) Chaourse 3 (Kat. 5) Chaourse 4 (Kat. 6) Hågerup (Kat. 7) Leuna 1 (Kat. 8) Leuna 2 (Kat. 9) London (Kat. 10) Rheinbach-Flerzheim (Kat. 11) Saint-Pabu (Kat. 12) Water Newton (Kat. 13) Wettingen (Kat. 14)
Dm in cm max. 19,7 11,1 12,3 11,5 max. 12,25 max. 12,6 11,4 12,6 13,9 12 8 11,3 max. 19,5 10
H in cm
Quotient Var. B Var. B/D 1,84 1,59 1,66 1,64
Var. A
10,7 7 7,4 7 6,2 6,2 5,45 6,9 7,9 5,35 9 (7) 11,2 8 (?)
Var. C/D
1,98 2,03 2,09 1,83 1,76 -
-
1,49
(1,61) 1,74
1,25 1,25 (?)
Tabelle 8 zu Kap. 8. 4: Variationen der Dellenrahmungen Fundort mit Hohlkehle Ballinrees (Kat. 1) Bavay (Kat. 2) Chaourse 1 (Kat. 3) Chaourse 2 (Kat. 4) Chaourse 3 (Kat. 5) Chaourse 4 (Kat. 6) Hågerup (Kat. 7) Leuna 1 (Kat. 8) Leuna 2 (Kat. 9) London (Kat. 10) Rheinbach-Flerzheim (Kat. 11) Saint-Pabu (Kat. 12) Water Newton (Kat. 13) Summen
mit Punkteinfassung
mit nachstrukturierter Hohlkehle
ohne Rahmung eingewölbt
+
nicht eingewölbt +
+ + + + + + + + +
+ + +
3
+ 3
3
4
2
Tabelle 9 zu Kap. 9. 8: Metallanalysen von sechs silbernen Halbkugelbechern Fundort Chaourse 2356 (Kat. 4) Chaourse 3 (Kat. 5) Chaourse 4 (Kat. 6) Leuna 1357 (Kat. 8) Leuna 2 (Kat. 9) Water Newton358 (Kat. 13)
Ag % 97,5 / 97,56 94,8 94 95 96 94,5
Cu % 1,05 3,94 4,04 3,2 2,79 4,25
356
Pb % 1,19 0,95 1,64 0,6 0,53 0,45
Au % 0,19 0,26 0,15 0,71 0,64 0,84
Die erste Analyse nach Trésors 1989,119-22, die zweite Angabe nach persönlichen Unterlagen von Janet Lang. Ermittelt durch Röntgenfluoreszenzanalyse; nach Internetkatalog www.dainst.de/rgk/metallurgie01 zu Voss/Hammer/Lutz 1998. 358 Durch energiedispersive Röntgenfluoreszenzanalyse, siehe Hughes/Hall 1979 bes. 326 Tab. 2.2 Nr. 73. 357
79
19. LISTE DER FUNDORTE UND FUNDREGIONEN Krossen......................................................25 Anm. 180 Laubenheim................................................................47 Lauriacum ..................................................................30 Leuna............................................................................1, 7, 9, 11, 12, 15, 16, 17, 20, 24, 26, 31, 32, 34, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 44, 45, 46, 48, 49, 51, 52, 58, 5960 (Kat. 8), 60-61 (Kat. 9), 67, 76, 77, 78, 79 Leuna-Grab von 1834...........9, 17, 24, 25, 26, 27, 77 Lillebonne ......................................................10, 20, 47 London.........................................3, 7, 9, 13, 20, 32, 34, 36, 39, 43, 46, 48, 50, 51, 52, 61-62 (Kat. 10), 76, 77, 79 Lopodunum/Ladenburg ..............................................30 Lübsow Lübsow-Gruppe......................................................12 Lübsow-Typ ...........................................................16 Lyon ...........................................................................43 Lyon-Vaise .........................................................5, 12 Mainz..............................................................24, 28, 78 Manching Schatzfund ........................................................11, 28 Marwedel....................................................................28 Mitteldeutschland .....................................12, 17, 26, 43 Moncornet ..................................................................54 Montbellet ..................................................................11 Mušov...................................................................12, 15 Neupotz .........................................................9 Anm. 52 Nida/Heddernheim .....................................................30 Niederbieber ...................................................18, 30, 31 Nordhausen ................................................................33 Notre-Dame d’Allencon ....................... 46, 66 (Kat. 15) Oberkassel ..................................45, 68-69 (Kat. 20-21) Olbia...........................................................................24 Ostrovany/Ostrópataka...................................23, 25, 27 Panderma....................................................................33 Pannonien ...........................................23, 24, 25, 27, 29 Pattern ........................................................................10 Pforzheim .............................................................30, 31 Pompeji ..................................................................3, 45 Casa del Menandro...........................68 (Kat. 18-19), 69 (Kat. 22-23) Pons Aeni/Pfaffenhofen .............................................30 Provincia Aquitania....................................................43 Provincia Lugdunensis ...........................................3, 43 Provincia Narbonensis................................................43 Rethel .........................................................................20 Rheinbach-Flerzheim.......................................1, 2, 3, 6, 10, 11, 15, 16, 20, 26, 32, 34, 36, 39, 40, 41, 43, 44, 46, 47, 48, 49, 51, 52, 62-63 (Kat. 11), 67, 76, 77, 79 Rheinzabern..........................................................17, 30 Rom ............................................................................10 Saint-Genis-Pouilly ....................................................11 Saint-Pabu........1, 3, 4, 9, 17, 26, 29, 32, 34, 39, 46, 47, 49, 50, 52, 57, 63-64 (Kat. 12) , 66-67 (Kat. 16), 76, 77, 79 Saulzoir ......................................................................18
Altenstadt ...................................................................30 Ambleteuse ................................................................10 Aquincum...................................................................10 Augsburg....................................................................24 Augst ......................................23, 24, 26, 27, 28, 29, 78 Augst-Obermühle...................................................26 Avenches....................................................................24 Ballinrees....................................................... 1, 3, 9, 13, 17, 18, 20, 27, 28, 29, 32, 33, 34, 36, 37, 38, 39, 40, 43, 46, 48, 49, 50, 51, 52, 53-54 (Kat. 1), 76, 77, 79 Bavay...................................................1, 2, 3, 6, 10, 28, 29, 32, 33, 34, 39, 43, 49, 52, 54 (Kat. 2), 63, 76, 77, 79 Belfort ........................................................................10 Berthouville..........................................................33, 47 Bonn...................................................10, 24, 28, 29, 78 Boscoreale............................................................28, 45 Brigentio ....................................................................25 Brühl ..........................................................................33 Canoscio.....................................................................19 Chaourse...........................................1, 2, 3, 4, 9, 12, 15, 17, 18, 19, 26, 27, 28, 29, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 48, 49, 51, 52, 54-56 (Kat. 3), 56 (Kat. 4), 56-57 (Kat. 5), 57-58 (Kat. 6), 76, 77, 79 Chatuzange.................................................................19 Concesti......................................................................19 Dalmatien ...................................................................25 Durobrivae .............................................................5, 19 Ephesos ..........................................................10, 23, 28 Erfurt-Gispersleben ....................................................11 Gallia Belgica.....................................................2, 3, 43 Genf ...........................................................................43 Gommern ...........................................12, 18, 24, 26, 78 Graincourt-lès-Havrincourt ..................................11, 19 Hagenbach..................................................... 9 Anm. 52 Hågerup........1, 2, 3, 6, 9, 11, 12, 15, 16, 17, 20, 21, 25, 26, 27, 28, 29, 32, 33, 34, 36, 37, 38, 39, 40, 42, 43, 44, 48, 49, 51, 52, 58-59 (Kat. 7), 60, 64, 76, 77, 79 Hama ..........................................................................13 Hassleben .....................................12, 19, 24, 25, 26, 78 Häven ...................................................................26, 78 Herculaneum ..........................................................3, 28 Herlufmagle ...............................................................33 Heuqueville ................................................................11 Hildesheim Hildesheimer Silberfund ..........................2, 4, 48, 51 Himlingøje ...................................12, 17, 23, 25, 27, 78 Holzhausen...........................................................30, 31 Hoxne.........................................................................19 Ingelheim ...................................................................78 Kaiseraugst.............................................................4, 26 Kertsch .................................................................24, 78 Köln .................................10, 11, 24, 28, 29, 30, 33, 78 Köln-Bickendorf ....................................................10 Köln-Weiden..........................................................11 Körner ........................................................... 9 Anm. 52 Krefeld-Gellep ...........................................................30 80
Tirlemont-Avendoren.................................................10 Tournai .......................................................................15 Transsylvanien ...........................................................18 Trier....................................................24, 28, 30, 47, 78 Vienne ........................................................................11 Water Newton.............................................................. 1, 3, 5, 9, 13, 18, 19, 20, 32, 33, 34, 36, 38, 39, 40, 43, 46, 48, 49, 51, 52, 64-65 (Kat. 13), 76, 77, 79 Wettingen.................................1, 3, 5, 9, 13, 15, 17, 19, 26, 28, 29, 33, 43, 49, 52, 65 (Kat. 14), 76, 77, 79 Xanten-Wardt .............................................................21 Zülpich-Enzen ............................................................10
Schwarzes Meer Schwarzmeergebiet ..............................23, 25, 26, 27 Schwarzmeerküste..................................................24 Siebenbürgen..............................................................17 Straze..........................................................................78 Sulin ...........................................................................18 Sutton Hoo .................................................................11 Syrien .........................................................................18 Tanaïs.........................................................................24 Taragnat ................................... 46, 47, 52, 67 (Kat. 17) Taranesh.....................................................................11 Tekija .............................................. 45, 69 (Kat. 24-25) Thil.............................................................................11
81
20. VERWEISE AUF DIE ABBILDUNGEN IM TEXT Abb. 23-25 ...................................................................4 Abb. 24.......................................................................56 Abb. 24 a....................................................40, 41, 56 Abb. 24 b..............................................37, 38, 39, 57 Abb. 24 c..........................................................40, 57 Abb. 25.......................................................................57 Abb. 25 a....................................................37, 57, 58 Abb. 26...................................................................6, 58 Abb. 26 a....................................................38, 39, 58 Abb. 26 b....................................................38, 39, 58 Abb. 26 c..........................................................39, 58 Abb. 26 d..........................................................40, 59 Abb. 26 e....................................................36, 58, 59 Abb. 27...................................................................7, 59 Abb. 27 a..........................................................37, 59 Abb. 27 b........................................37, 38, 59, 60, 61 Abb. 27 c....................................................36, 37, 60 Abb. 27 d....................................................38, 59, 60 Abb. 27 e..........................................................37, 60 Abb. 28...................................................................7, 60 Abb. 28 a..........................................................37, 61 Abb. 28 b..........................................................38, 39 Abb. 28 c..........................................................59, 61 Abb. 28 d..........................................................40, 61 Abb. 28 e..............................................38, 39, 60, 61 Abb. 29...................................................................6, 62 Abb. 29 a..........................................................41, 62 Abb. 29 b..........................................................40, 62 Abb. 29 c..........................................................39, 63 Abb. 29 d..........................................................40, 62 Abb. 29 e................................................................41 Abb. 30...................................................................5, 64 Abb. 30 a..........................................................41, 64 Abb. 30 b..........................................................39, 64 Abb. 30 c..........................................................38, 64 Abb. 31 Abb. 31 a................................................................27 Abb. 31 b oben .......................................................39 Abb. 31 b unten ......................................................27 Abb. 32.................................................................38, 83 Abb. 33...........................................................46, 66, 83 Abb. 34.....................................................41, 44, 49, 83
Abb. 1...............................................................3, 53, 83 Abb. 1– 11....................................................................1 Abb. 2...................................................................54, 56 Abb. 2 b............................................................55, 56 Abb. 2 – 4.....................................................................4 Abb. 3.........................................................................56 Abb. 4.........................................................................57 Abb. 5.........................................................6, 58, 83, 85 Abb. 5 b..................................................................58 Abb. 6...................................................7, 59, 60, 83, 85 Abb. 7.........................................................7, 61, 83, 85 Abb. 8...............................................................6, 62, 83 Abb. 9.........................................................4, 37, 63, 83 Abb. 10.............................................................5, 64, 83 Abb. 11.............................................................5, 65, 83 Abb. 12.........................................................................2 Abb. 13.............................................................9, 13, 83 Abb. 14 Abb. 14 a..................................................................9 Abb. 14 b..................................................................9 Abb. 14 c..................................................................9 Abb. 15.................................................................23, 83 Var. A.....................................................................23 Var. B.....................................................................24 Var. C.....................................................................24 Var. D.....................................................................24 Abb. 16.................................................6, 28, 32, 83, 85 Abb. 16 a..................................................1, 6, 28, 54 Abb. 16 b................................................................28 Abb. 16 c................................................................28 Abb. 17...........................................................29, 32, 83 Abb. 18.........................................32, 34, 57, 62, 67, 83 Abb. 19.....................................................32, 64, 83, 86 Abb. 20.................................................................33, 83 Abb. 21.................................................................34, 83 Abb. 22...................................................................3, 53 Abb. 22 a..........................................................37, 54 Abb. 22 b..........................................................37, 53 Abb. 22 c..........................................................37, 54 Abb. 22 d..............................................40, 41, 53, 54 Abb. 22 e..........................................................40, 54 Abb. 23.................................................................54, 56 Abb. 23 a....................................................38, 40, 55 Abb. 23 b....................................................37, 54, 55 Abb. 23 c....................................................36, 37, 55 Abb. 23 d....................................................38, 40, 55 Abb. 23 e..............................................38, 39, 55, 56
82
21. ABBILDUNGSNACHWEIS Fotos von Museen: 1. Copyright The British Museum, Department of Medieval and Modern Europe, Neg. PS 021471.
Umzeichnungen Verf.: 7 oben. Nach Bird 1986, 52 fig. 5 und anhand der Originale.
2. Copyright The British Museum, Department of Greek and Roman Antiquities, a. Neg. 823501, b. Neg. 200345.
11. Nach Simonett Taf. 3 Abb. 10. 15. Var. A nach nach Rütti 1991, 272 Legende von Abb. 251; Var. B nach Glas der Caesaren 1988, Abb. S. 196),; Var. C nach Harter 1999, Taf. 16, 349; Var. D nach Gommern 2000 Abb. S. 92.
3. Copyright The British Museum, Department of Greek and Roman Antiquities, Neg. 195506. 4. Copyright The British Museum, Department of Greek and Roman Antiquities, Neg. 195507.
16 a. Nach Baratte 1993 Taf. 6 Fig. 6; b. nach Rütti 1991 Taf. 61 Kat. 1338; c. Ephesos nach Czurda-Ruth 1989, 132 Abb. 3, 36.
5 a u. b. Lennart Larsen, The National Museum of Denmark, Kopenhagen.
17 a. Nach Fotos Abb. 5 a u. b; b. nach Barkóczi 1986, 172 Abb. 6, 1. 173 Abb. 7, 1a.
6 a u. b. Archiv des Landesamtes für Archäologie/ Landesmuseum für Vorgeschichte, Neg. 23953 u. 23955.
18 oben. Erechtheion nach L.D. Caskey/H.N. Fowler/ J.M. Paton/G.P. Stevens, The Erechtheum (Cambridge, Mass. 1927) Textbd. 215 Fig. 140; Titusbogen nach F.J. Hassel, Der Trajansbogen in Benevent (Mainz 1966) Taf. 31 Abb. 2; Traianeum nach V. Kästner, Pergamonmuseum: Griechische und römische Architektur (Berlin 1992) 64 Abb. 86; Cigognier-Heiligtum nach M. Bossert, Die figürlichen Baureliefs des Cigognier-Heiligtums in Avenches. CSIR Schweiz I, 2 (Lausanne 1998) Taf. 3 Abb. 5; Quellheiligtum Nîmes nach M. Bossert 1998, s.o. Taf. 36 Abb. 3. Für den Vergleich mit den Füllmotiven der Silberbecher wurden die Eierschalen-MittelstegMotive der architektonischen Eierstäbe durch Spiegelung um die waagerechte Achse ‚komplettiert‘.
8. H. Lilienthal, Landschaftverband Rheinland/Rheinisches Landesmuseum Bonn, Inv. 85.8001,02. 9. Copyright Musée des Antiquités Nationales, SaintGermain-en-Laye, Inv. 76286-bis.b. 20 a. Isolde Luckert, Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin, Inv. 30963. 21 a. Archiv des Landesamtes für Archäologie/Landesmuseum für Vorgeschichte, Neg. 8609/1; b. Copyright The British Museum, www.rubens.anu.edu.au/htdocs/by country/ subjectindex/hoards.england.html.
20 b u. c. Tuch el-Karamus nach M. Pfrommer, Studien zu alexandrinischer und großgriechischer Toreutik frühhellenistischer Zeit. Arch. Forsch. 16 (Berlin 1987) Taf. 16 u. 17; d. Rogozen nach A. Fol (Bearb.), Der thrakische Silberschatz aus Rogozen, Bulgarien (Mainz 1988) Abb. 135 Kat. 99.
32. Courtesy of The J. Paul Getty Museum, Los Angeles, Inv. 96.AA.40. 33 a. Copyright Musée des Antiquités Nationales, SaintGermain-en-Laye, Inv. 76286-bis.c.
22. Übernommen von Walters 1921, 55 Fig. 63. 23. Nach Trésors 1989, 122 Zeichnung zu Kat. 61. 24. Nach Trésors 1989, 119 Zeichnung zu Kat. 58. 25. Nach Trésors 1989, 120 Zeichnung zu Kat. 59. 26. Nach Foto Abb. 5 a. 27 u. 28. Nach Schulz 1953 Taf. 25, 1. 29. Nach Menninger 1997, 112 Abb. 19.
83
Fotos Verf.: 10. Hängelampe aus Water Newton.
Zeichnungen Verf.: 7 unten. Randfragmente des Bechers aus London.
22 b – e. Details Becher Ballinrees (Kat. 1).
12. Verbreitungskarte.
23 a – e. Details Becher Chaourse 1 u. 2 (Kat. 3 u. 4).
13. Umrißlinien.
24 a – c. Details Becher Chaourse 3 (Kat. 5).
14. Abweichungen der Becherformen von den stereometrischen Idealkörpern Halbkugel und Zylinder, bzw. Halbkreis und Rechteck.
25 a. Detail Becher Chaourse 4 (Kat. 6).
18 unten. Füllmotive der Silberbecher vom Typ Leuna in verschiedenen Stilisierungsgraden.
26 a – e. Details Becher Hågerup (Kat. 7). 27 a – e. Details Becher Leuna 1 (Kat. 8).
19. Fülldekore der Hängelampe von Water Newton. 28 a – e. Details Becher Leuna 2 (Kat. 9). 20 e. Vom Original abgenommen. 29 a – e. Details Becher Rheinbach-Flerzheim (Kat. 11). 22 a. Rißlinien innen und außen, Ballinrees. 30 a – c. Details Becher Water Newton (Kat. 13). 30. Hängelampe aus Water Newton. 31 a. Detail Glasschliffbecher aus Leuna-Grab von 1834. 31 b. Schnitte durch die Dellen von Silber- und Glasbechern. 33 b. Rekonstruktionszeichnung Saint-Pabu 2. 34. Beziehungsdiagramm.
84
Abb. 12: Verbreitungskarte