Die Bestimmung von Marktmacht: Eine Untersuchung von Marktkriterien unter Berücksichtigung der Zusammenschlußkontrolle des »Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen« in der Bundesrepublik Deutschland [1 ed.] 9783428434107, 9783428034109

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Die Bestimmung von Marktmacht: Eine Untersuchung von Marktkriterien unter Berücksichtigung der Zusammenschlußkontrolle des »Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen« in der Bundesrepublik Deutschland [1 ed.]
 9783428434107, 9783428034109

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Schriftenreihe zur Industrie- und Entwicklungspolitik

Band 18

Die Bestimmung von Marktmacht Eine Untersuchung von Marktkriterien unter Berücksichtigung der Zusammenschlußkontrolle des „Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen“ in der Bundesrepublik Deutschland

Von

Gerd Klauss

Duncker & Humblot · Berlin

GERD

KLAUSS

Die Bestimmung von Marktmacht

SCHRIFTENREIHE ZUR I N D U S T R I E - U N D

ENTWICKLUNGSPOLITIK

Herausgegeben von Fritz Voigt Band 18

Die Bestimmung von Marktmacht Eine Untersuchung von Machtkriterien unter Berücksichtigung der Zusammenschlu&kontrolle des „Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen* 4 i n der Bundesrepublik Deutschland

Von

Dr. Gerd Klauss

D U N C K E R

& H U M B L O T

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B E R L I N

Redaktion der Schriftenreihe: Frank Walcher Alle Rechte vorbehalten © 1975 Duncker & Humblot, Berlin 41 Gedruckt 1975 bei Buchdruckerei A. Sayffaerth - E. L. Krohn, Berlin 61 Printed i n Germany

ISBN 342808410 4

Vorwort M i t Einführung einer Konzentrationskontrolle i n das deutsche Wettbewerbsgesetz wurde 1973 erstmals der Versuch unternommen, i n der Bundesrepublik Deutschland ein geschlossenes Analyseinstrumentarium zur Erfassung und Beurteilung wettbewerbsbeschränkender Marktmacht zu entwickeln. Die damit verknüpfte Diskussion über Fragen der Marktbeherrschung / o PC

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Quelle: Caves, R.: American Industry, S. 24.

AC sei als Durchschnittskostenkurve und MC als Grenzkostenkurve eines Monopolisten zu verstehen. D stelle seine Nachfragekurve und MR seine Grenzertragskurve dar. Nach preistheoretischen Vorstellungen maximiert dieser Monopolist seinen Gewinn dort, wo die Grenzkostendie Grenzerlöskurve schneidet und der gewinnmaximale Preis Pm gefordert wird. Der „kompetitive Marktpreis" Pc sei durch seine Gleichheit m i t den Grenz- und Durchschnittskosten (unter Einschluß „normaler" Gewinnzuschläge 99 ) gekennzeichnet. Kann nun ein Unternehmen seinen Preis oberhalb von Pc festsetzen, ohne Rivalen (trotz der etwas höheren Gewinne) i n seinen M a r k t zu ziehen und ist dieser Preis nicht zu sehr von Pc entfernt, so w i r d von niedrigen Marktzutrittsschranken und damit leichter Markteindringungsfähigkeit der potentiellen Konkurrenz gesprochen. Vermag dagegen ein Unternehmer seinen Preis unmittelbar bis zu Pm oder kurz unterhalb von Pm anzuheben (um so monopolistische oder quasi-monopolistische Maximalgewinne zu realisieren), ohne damit Konkurrenten auf den M a r k t zu locken, dann werden hohe Marktzutrittsschranken und damit schwierige Markteindringungsfähigkeit unterstellt. Alle übrigen Preisaktionen, die von Unternehmen zwischen dem kompetitiven Gewinniveau und dem monopolistischen Gewinnmaximum gewählt werden können — ohne hierbei den Markteintritt potentieller Wettbewerber hervorzurufen — werden als Zeichen mittlerer Marktzutrittsschranken gewertet. Die Eintrittsbedingungen lassen sich i n diesem Zusammenhang numerisch als Prozentsatz bestimmen, um den der „ein99 „Equality of price and average cost (including normal profits) is the essential idea of »competition price' here." Caves, R.: American Industry, S. 23; zur Frage „normaler Gewinnraten" vgl. auch Bain, J. S.: Industrial Organization, S. 396 if.; Caves, R : American Industry, S. 102 f.

2. Das Kriterium der Marktzutrittsschranken

183

trittsbeschränkende" Verkaufspreis die minimalen Durchschnittskosten der etablierten Anbieter längerfristig übersteigt 100 . Da jedoch die aktuellen wie potentiellen Konkurrenten untereinander und zueinander unterschiedliche Kosten bzw. Eintrittsbedingungen aufweisen können, konkretisiert Bain seine Aussage dahingehend, daß er die Eintrittsbedingungen des am geringsten benachteiligten potentiellen Anbieters i m Vergleich zu dem am meisten begünstigten aktuellen A n bieter mißt. Obgleich es häufig schwierig ist, die Eintrittsbedingungen i n der Realität anhand der verfügbaren statistischen Daten exakt zu erfassen, hat Bain dennoch die Marktzutrittsschranken für zwanzig bedeutende Wirtschaftszweige der verarbeitenden US-Industrie zu berechnen bzw. zu schätzen versucht 101 . Unter Zugrundelegung numerischer Prozentsätze teilte er dabei die Zutrittsschranken i n drei Kategorien ein: I n hohe Zutrittsschranken, wonach Firmen ihre Verkaufspreise (über einen längeren Zeitraum betrachtet) um 10 Prozent und mehr über das M i n i m u m der Durchschnittskosten anheben konnten, ohne dadurch Neuanbieter auf ihren Markt zu ziehen; i n mittlere Schranken m i t Verkaufspreisen zwischen 6 und 8 Prozent und schließlich i n niedrige Zutrittsschranken m i t Verkaufspreisen von 1 bis 4 Prozent über dem Durchschnittskostenminimum. Die Gesamtergebnisse dieser Untersuchung sind i n Tabelle 14 zusammengetragen 102 . Diese aggregierten Zutrittsbarrieren, die oben ganz allgemein als finanzielle Nachteile der potentiellen gegenüber den etablierten Anbietern definiert wurden, können nun auf grundsätzlich drei Unterarten zurückgeführt werden: I n Schranken der Betriebs- oder Unternehmensgrößenvorteile, der Produktdifferenzierungen und der absoluten Kostenvorteile 1 0 3 . Betriebs- oder Unternehmensgrößenvorteile ergeben sich dann, wenn steigende Produktionsmengen zu sinkenden Stückkosten erstellt werden können. Der Umstand, daß ein Unternehmen dann eine günstige Eintrittschance hat, wenn es i m Kostenoptimum von Produktion und A b satz anbieten kann, stellt dort eine nennenswerte Marktzutrittsschranke dar, wo eine relativ große Mindestmenge des Angebots zum Erreichen 100 Vgl. Caves, R.: American Industry, S. 22 ff.; Bain, J. S.: Industrial Organization, S. 251 ff. 101 Vgl. Bain, J. S.: Barriers to New Competition, S. 53 ff. und 167 ff.; derselbe: Industrial Organization, S. 278 ff. 102 Ygi hierzu auch die Bemerkung Bain's: „ . . . t h e heights of these barriers remain roughly unchanged to the present data in nearly all of the industries . . . " Industrial Organization, S. 278. 103 Vgl. Bain, J. S.: Barriers to New Competition, S. 53—166; vgl. auch Modigliani, F.: New Developments on the Oligopoly Front, S. 215 ff.; Wenders, J. T.: Collusion and Entry, in: JPE, Vol. 79, Chicago 1971, S. 1258 ff.; Freitag, D.: Wirksamer Wettbewerb und potentielle Konkurrenz, S. 299 ff.

184

V I . Die Schlüsselkriterien des „divergenten Strukturansatzes" Tabelle 14 Marktzutrittsschranken für 20 Sektoren der verarbeitenden US-Industrie&) A) Industrien mit hohen Marktzutrittsschranken Automobile Zigaretten Traktoren Schreibmaschinen Alkoholische Getränke Schreibgeräte (hohe Qualitätsplassen) B) Industrien mit mittleren Marktzutrittsschranken Kupfer Landwirtschaftliche Maschinen (Großgeräte) ölverarbeitende Industrie Stahl Seife Schuhe (hohe Qualitätsklassen) C) Industrien mit niedrigen Marktzutrittsschranken Zement Landwirtschaftliche Maschinen (Kleingeräte) Schreibgeräte (niedrigere Qualitätsklassen) Baumaterial Schuhe (niedrigere Qualitätsklassen) Bereifung Mehl Metalldosen Kunstseide Fleischverpackung Dosenverpacktes Obst und Gemüse

Quelle: Bain, J. S.: Barriers to New Competition; a.a.O.; S. 169; derselbe: Industrial Organization; a.a.O.; S. 279. a) Die Sektoren „Landwirtschaftliche Geräte", „Schuhe" und „Schreibgeräte" wurden jeweils in zwei Größen- bzw. Qualitätsklassen unterteilt.

dieses O p t i m u m s n o t w e n d i g ist. D i e s i s t v o r a l l e m a k t u e l l , w o d i e D u r c h s c h n i t t s k o s t e n k u r v e bis z u m O p t i m u m s t e i l v e r l ä u f t 1 0 4 . So w ü r d e — bei theoretischer Betrachtung i m S i n n v o n Grafik 5 — ein Unternehm e n Kostenersparnisse d a n n realisieren, w e n n es (bei s i n k e n d e n D u r c h schnittskosten b i s B ) seine A n g e b o t s m e n g e v o n 0 i n R i c h t u n g a u f B aus104 Vgl. Johnston, J.: Statistical Cost Analysis, New York 1960, Chapt. 4 u. 5; Bain, J. S.: Barriers to New Competition, S. 53 ff,; Weiss, L. W.: Survival Techniques and the Extent of Suboptimal Capacity, in: JPE, Vol. 72, Chicago 1964, S. 246 ff.

2. Das Kriterium der Marktzutrittsschranken

185

dehnen könnte. Es sei der Einfachheit halber angenommen, daß die kostenoptimale Angebotsmenge OB ein D r i t t e l des Gesamtmarktes (OM) beträgt, der i n seiner Gesamtheit zu gleichen Teilen von drei Firmen beliefert wird. Der mögliche Neuanbieter w i r d i m Normalfall seine Entscheidung, ob er i n den betreffenden Markt eintreten soll oder nicht, von der vermeintlichen Marktsituation nach seinem E i n t r i t t machen. Hierbei w i r d er — neben weiteren Einflußgrößen — vor allem die Reaktion der bisherigen' Anbieter und die Entwicklungsphase des Marktes zu beachten haben. Grafik 5: Zutrittsschranken der Betriebsbzw. Unternehmensgrößenvorteile

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A

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Menge

Quelle: Caves, R.: American Industry, S. 25.

Strebt der Neuanbieter das Erreichen seiner kostenoptimalen Betriebs« oder Unternehmensgröße an und ist der zu erringende M a r k t anteil nicht unerheblich, so ist schwerlich zu erwarten, daß dies von den bereits etablierten Firmen ohne weiteres hingenommen wird, besonders wenn sie m i t einer Verringerung ihrer bisherigen optimalen Angebotsmengen (OB) zu rechnen haben. Das Eindringen i n einen M a r k t m i t optimalen Betriebs- und Unternehmensgrößen kann deshalb für einen Neuanbieter m i t erheblichen Verlusten verbunden sein. Verzichtet ein potentieller Konkurrent andererseits auf eine optimale Angebotsmenge, indem er eine kleinere als die kostenoptimale Menge produziert und auf den M a r k t bringt, verschlechtert er seine Erlös-Kosten-Situation und damit seine Eintrittschance i n den Markt. Folglich kann gesagt werden: „The greater the output of a Single f i r m which has gained all scale economies, relative to the national market, the harder i t is for a new f i r m zu start out at an efficient size" 105 . A u f die obige Grafik bezogen bedeutet das: Je größer OB i m Vergleich zu O M ist, desto höher sind auch die Marktzutrittsschranken. 105

Caves, R.: American Industry, S. 25.

186

VI. Die Schlüsselkriterien des „divergenten Strukturansatzes"

Ein Ausleuchten derartiger theoretischer Grundzusammenhänige kann helfen, die Bemerkungen i m Bericht des Wirtschaftsausschusses zur Zusammenschlußkontrolle des § 24 GWB zu verstehen, wo es lediglich heißt: „Die Marktzutrittsschranken werden z. B. durch die optimale Betriebsgröße i m Verhältnis zur Gesamtnachfrage . . . bestimmt" 1 0 6 . Unter Verwendung der Daten des „US-Census of Manufacturers" von 1947 u n d durch Auswertung umfangreichen Fragebogenmaterials (wie es von den untersuchten Industrien zur Verfügung gestellt w u r Tabelle 15 Schranken der Betriebsgrößenvorteile für 20 Sektoren der verarbeitenden US-Industrie A) Hohe Schranken Automobile Schreibmaschinen B) Mittlere Schranken Zement Landwirtschaftliche Maschinen Kunstseide Stahl Traktoren C) Niedrige Schranken Dosenverpacktes Obst und Gemüse Zigaretten Mehl Alkoholische Getränke Bereifung Fleischverpackung ölverarbeitende Industrie Seife Schuhe D) Industrien, die eine Klassifikation aufgrund der verfügbaren Daten nicht erlaubten Kupfer Baumaterial Schreibgeräte Metallbehälter Quelle: Bain, J. S.: Barrlers to New Competition; S. 81f.; sowie Appendix B und C; S. 227 ff. 106

Bericht des Ausschusses für Wirtschaft zu dem Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des GWB, S. 6.

2. Das Kriterium der Marktzutrittsschranken

187

de 107 ) versuchte Bain, die von seiner Analyse betroffenen 20 Wirtschaftszweige entsprechend der Höhe ihrer „Betriebsgrößen-Schranken" zu klassifizieren (vgl. Tabelle 15). Die zweite Unterart von Zutrittshindernissen bezieht sich auf die Produktdifferenzierung. Zu dieser Gruppe gehören i m wesentlichen: — Schaffung von Kundenpräferenzen für die eigenen Markenwaren — Exklusivrechte an Warenzeichen — Werbeausgaben — Überlegenes eigenes Vertriebssystem — Ausgebauter eigener Kundendienst 108

Wenn sich z. B. die auf einem Markt bereits etablierten Firmen durch intensive Werbung einen Namen i n der Öffentlichkeit erworben haben, kann der potentielle Anbieter nur durch kostspielige Einführungswerbung m i t einiger Aussicht auf Erfolg i n den Markt eintreten. Die Notwendigkeit des Aufbaues eines eigenen Absatznetzes m i t ebenbürtigem Kundendienst kann (ebenso wie eine kostspielige Werbung) die Ausgaben des potentiellen Konkurrenten erheblich erhöhen. Dies kann zur Folge haben, daß die etablierten Anbieter den Marktzutritt eines neuen Mitwettbewerbers trotz ansehnlicher Gewinne i n diesem M a r k t kaum zu befürchten haben 109 . Falls somit neue Anbieter wegen der Existenz ausgeprägter Käuferpräferenzen entweder nur m i t niedrigeren Preisen konkurrieren können oder aber höhere Verkaufskosten zur Überwindung dieser Präferenzen auf sich nehmen müssen, verschlechtert sich erneut ihre Erlös-KostenSituation und damit ihre Eintrittschance i n den Markt. Die letzte Aussage kann grafisch vereinfacht i n der Weise wiedergegeben werden, daß die durchschnittliche Stückkostenkurve für Verkaufsaufwendungen (average selling costs per unit) für den Neuanbieter über jener der bereits auf dem M a r k t bestehenden Firmen zu liegen kommt (vgl. Grafik 6, Seite 189). Auch für diese zweite spezielle A r t von Zutrittsschranken seien die Klassifikationsergebnisse der Bain-Studie i n Tabelle 16 wiedergegeben.

107 Vgl. insbes. Bain, J. S.: Barriers to New Competition, Appendix B und C, S. 227 ff. los vgl. Needham, D.: Economic Analysis and Industrial Structure, London/New York/Sydney/Toronto 1969, S. 97 ff.; Caves, R.: American Industry, S. 27 ff.; Bain, J. S.: Industrial Organization, S. 223 ff.; derselbe: Barriers to New Competition, S. 114 ff.; Marcus, M.: Advertising and Changes in Concentration, in: SEJ, Vol. 36, Chapel Hill/N. C., 1969/70, S. 117 ff. to» v g l Freitag, D.: Wirksamer Wettbewerb und potentielle Konkurrenz, S. 300.

188

VI. Die Schlüsselkriterien des „divergenten Strukturansatzes" Tabelle 16 Schranken der Produktdifferenzierung für 20 Sektoren der verarbeitenden US-Industrie*) A) Hohe Schranken Landwirtschaftliche Maschinen (Großgeräte) Traktoren Schreibmaschinen Zigaretten Alkoholische Getränke Schreibgeräte (hohe Qualitätsklasse) Automobile B) Mittlere Schranken Dosenverpacktes Obst und Gemüse (hohe Qualitätsklasse) Schuhe (hohe Qualitätsklasse) Mehl (hohe Qualitätsklasse) Metallbehälter Bereifung ölverarbeitende Industrie Seife C) Niedrige Schranken Kupfer Kunstseide Schuhe (niedrigere Qualitätsklasse) Dosenverpacktes Obst und Gemüse (niedrigere Qualitätsklasse) Mehl (niedrigere Qualitätsklasse) Schreibegräte (niedrigere Qualitätsklasse) Fleischverpackung Zement Stahl Landwirtschaftliche Maschinen (Kleingeräte) Baumaterial

Quelle: Bain, J. S.: Barriere to New Competition, S. 127 ff. und Appendix, S. 263 ff. a) Die Sektoren „Landwirtschaftliche Maschinen", „Schreibgeräte", „Schuhe", „Mehl", „Dosenverpacktes Obst und Gemüse" wurden Jeweils in zwei Größen- bzw. Qualitätsklassen unterteilt.

Als Bestandteile der dritten Unterart von Zutrittsschranken — den absoluten Kostenvorteilen — sind insbesondere die — — — —

Kontrolle über Patente Verfügungsmacht über knappe Rohstoffe Hochqualifizierte Arbeitskräfte Kontrolle über vor- bzw. nachgelagerte Produktionsstufen

2. Das Kriterium der Marktzutrittsschranken

189

— Günstige Kreditbeschaffungsmöglichkeiten — Jeweiliger Kapitalbedarf zur kostengünstigsten Produktion zu nennen 1 1 0 .

Grafik

6: Zutrittsschranke

der Produktdifferenzierung

Sofern die etablierten Unternehmen z. B. über Schlüsselpatente verfügen, sind die potentiellen Anbieter gezwungen, entweder m i t inferioren Techniken oder aber m i t hohen Patent- bzw. Lizenzgebühren (also m i t höheren Kosten) arbeiten zu müssen. Das spezielle Zutrittshindernis der absoluten Kostenvorteile gewinnt vor allem an Bedeutung i m Hinblick auf die Erfassung des zweidimensionalen Oligopolphänomens bei horizontaler und vertikaler Unternehmensverflechtung. Ein Hinderungsgrund, infolge dessen potentielle Konkurrenten nur unter Schwierigkeiten i n einen M a r k t eintreten können, muß auch i n der vertikalen Integration der bisherigen Anbieter gesehen werden. Sind diese nämlich m i t den vor- oder nachgelagerten Stufen derart verflochten, daß potentielle Konkurrenten nur erfolgreich auftreten können, wenn sie auch i n den M a r k t der Vor- und Nachprodukte eindringen, so kann die dadurch erforderliche Produktionsmenge und der für einen aussichtsreichen Markteintritt erforderliche Marktanteil weit größer sein als dies bei freier Zugänglichkeit zu den Beschaffungsund Absatzmärkten der Fall wäre. Vertikale Verflochtenheit der bestehenden Anbieter ist deshalb ein weiteres spezielles Zutrittshindernis möglicher Neuanbieter auf einem Markt 1 1 1 . Insgesamt gesehen können absolute Kostenvorteile definiert werden als „anything which makes the production cost curve of a new f i r m lie 110 Vgl. Bain, J. S.: Barriers to New Competition, S. 144 ff.; Caves, R.: American Industry, S. 2 6 1 ; Lenel, H. O.: Externes Unternehmenswachstum als Problem der Wettbewerbspolitik, S. 502. 111 Vgl. Gutowski, A.: Konglomerate Unternehmensgröße und wirtschaftliche Macht, S. 15.

190

VI. Die Schlüsselkriterien des „divergenten Strukturansatzes"

above that of a going concern" 112 . Grafik 7 zeigt, daß i n einem solchen Fall dem Neuanbieter gegenüber den bisherigen Anbietern ein Kostennachteil entsteht, der — i m Gegensatz zur Situation der optimalen Betriebs- oder Unternehmensgröße — unabhängig von der jeweiligen Ausbringungsmenge ist. I m Unterschied zum Zutrittshindernis der Produktdifferenzierung liegt bei den absoluten Kostenvorteilen das Untersuchungsschwergewicht nicht auf den Verkaufs-, sondern auf den Produktionskosten. Grafik

7: Zutrittsschranke

der absoluten Kostenvorteile

\ Alte Firma

Menge

Quelle: Caves, R.: American Industry, S. 27.

Die Bain'sche Kategorisierung der 20 Wirtschaftszweige gemäß der Höhe ihrer absoluten Kostenvorteilsschranken sei zum Abschluß am Kostenelement des Kapitalbedarfs 1 1 8 i n Tabelle 17 wiedergegeben. Unter Stärkenbestimmung und Aggregation dieser drei Unterarten von Zutrittsschranken gelangt Bain schließlich zur Höhe der Gesamtmarktbarriere, die jeden Wirtschaftszweig umgibt: Bei der Stärkenbestimmung jeder einzelnen Unterart von Zutrittsbarrieren w i r d zwischen dem Grad I (relativ unbedeutend), dem Grad I I (bedeutend) und dem Grad I I I (sehr bedeutend) unterschieden 114 . Die Zusammenfassung dieser einzelnen Stärkegrade 115 führte dann zu jener allgemeinen Marktschrankenklassifikation der 20 US-Industrien wie sie vorne i n Tabelle 14 gezeigt wurde. 112

Caves, R.: American Industry, S. 26. Der Kapitalbedarf (zur Erstellung optimaler Betriebs- bzw. Unternehmensgrößen) wird bei Bain aus statistischen Gründen als gesondertes Teilelement der absoluten Kostenvorteile behandelt; vgl. hierzu Bain, J. S.: Barriers to New Competition, S. 144 ff. 114 Vgl. Bain, J. S.: Barriers to New Competition, S. 167 ff., insbes. S. 169. 115 Vgl. auch unten das entsprechende Aggregationsvorgehen bei Mann, H. M.: Tab. 19 dieser Arbeit. 113

2. Das Kriterium der Marktzutrittsschranken

191

Tabelle 17 Schranken der absoluten Kostenvorteile für 20 Sektoren der verarbeitenden US-Industrie*) A) Hohe Schranken (Kapitalbedarf: 10—100 Mio US-Dollar) Stahl Automobile ölverarbeitende Industrie Traktoren Zigaretten Kunstseide Alkoholische Getränke Zement Bereifung Seife Fleischverpackung (diversifiziert) B) Mittlere Schranken (Kapitalbedarf: 2,5—10 Mio US-Dollar) Schreibgeräte Metallbehälter Kalkprodukte Dosenverpacktes Obst und Gemüse C) Niedrige Schranken (Kapitalbedarf unter 2,5 Mio US-Dollar) Mehl Schuhe Fleischverpackung (Frischfleisch) D) Industrien, die eine Klassifikation aufgrund der verfügbaren Daten nicht erlauben Schreibmaschinen Landwirtschaftliche Geräte Kupfer Quelle: Bain J. S.: Barriers to New Competition; S. 158 f. a) Der Sektor „Fleischverpackung" wurde in zwei Größen- bzw. Qualitätsklassen unterteilt.

Nach Präzisierung des Strukturelementes Marktzutrittsschranken soll nun — ebenso wie beim statischen K r i t e r i u m der Konzentrationsgrade — festgestellt werden, welcher Kausalzusammenhang zwischen den Marktbarrieren (in ihrer aggregierten Form) und der Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs besteht. Die Klärung eines eventuellen Zusammenhanges zwischen Zutrittsschranken und Wettbewerbsergebnis ist für eine Konzentrationskontrolle, die dieses Tatbestandsmerkmal als ein Hauptkriterium der Marktanalyse i n den Mittelpunkt ihrer Betrachtung stellt, insofern wichtig als eine Kontrolle der Höhe von Marktschranken

192

VI. Die Schlüsselkriterien des „divergenten Strukturansatzes"

nur dann sinnvoll ist, wenn sie direkt auf das Wettbewerbsergebnis einwirken. Ist der Konkurrenzdruck i m intraindustriellen Bereich durch Kontrolle der Konzentrationsgrade und i m interindustriellen Bereich durch Kontrolle der Zutrittsschranken von signifikantem Einfluß auf ein funktionsfähiges Wettbewerbsergebnis, so können damit indirekt auch Annahmen über die begrenzte und langfristige Verwendbarkeit von antikompetitiven Verhaltensweisen gemacht werden. Von den wenigen empirischen Studien, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt zum Interdependenzproblem Marktzutrittsschranken und Wettbewerbsergebnis vorliegen, seien — aufbauend auf den bisherigen Grundlagen — Untersuchungen von J. S. Bain, H. M. Mann und C. E. Mueller herangezogen. b) Zum Problem des Zusammenhanges zwischen Marktzutrittsschranken und Wettbewerbsergebnis Ausgehend von den angeführten 20 Wirtschaftszweigen der verarbeitenden Industrie der USA und deren Klassifizierung nach hohen, m i t t leren und niedrigen Zutrittsschranken, versuchte Bain erstmals vor rund 15 Jahren die Möglichkeit eines Kausalzusammenhanges zwischen aggregierten Marktbarrieren und dem Wettbewerbsergebnis empirisch zu testen. Bei den statistischen Berechnungen wurden von Bain die durchschnittlichen Gewinnraten (als Ausdruck des schon früher behandelten „allokativen" Wettbewerbsergebnisses) für jeden Industriezweig innerhalb der drei Marktzutrittskategorien kalkuliert. Die hierzu herangezogenen Gewinnraten der größten zwei bis vier Unternehmen jedes Wirtschaftszweiges bezogen sich auf die Zeitperioden unmittelbar vor und nach dem 2. Weltkrieg, d. h. auf die Zeitspannen zwischen 1936 bis 1940 und 1947 bis 1951116. Die Einzelergebnisse zur Verknüpfung zwischen den unabhängigen Marktzutrittsvariablen und den abhängigen Marktergebnisvariablen sind i n Tabelle 18 zusammengefaßt. Die Resultate zeigen, daß ein wesentlicher Unterschied zwischen den durchschnittlichen Gewinnraten in der Gruppe m i t hohen Marktzutrittsschranken gegenüber den anderen beiden Gruppen m i t mittleren bzw. niedrigeren Barrieren festzustellen ist. Diese Unterschiede sind statistisch signifikant für die Berechnungen der Zeit zwischen 1936 bis 1940 und zwischen 1947 bis 1951117. M i t Bain kann folglich gesagt werden: „ I n brief, the condition of entry appeared to make a difference for profit rates only i f barriers to entry were very high" 1 1 8 . 116 117 118

Vgl. Bain, J. S.: Barriers to New Competition, S. 182 ff. Vgl. ebenda, S. 196. Bain, J. S.: Industrial Organization, S.456.

193

2. Das Kriterium der Marktzutrittsschranken Tabelle 18

Marktzutrittsschranken und durchschnittliche Gewinnraten (nach Steuern) für 20 Sektoren der verarbeitenden US-Industrie; 1936—1940 bzw. 1947—1951 Durchschnittl. Gewinnraten (°/o) Industrien 1936—1940

1947—1951

25,2 21,1 15,2 15,7 18,0

23,9 12,6 18,6 18,0 21,8

8,5 3,8 8,9 6,6 13,0 10,6 11,2 9,3

14,6 11,2 13,4 12,9 15,8 13,4 15,4 10,7

3,2 5,2 7,1 3,0 13,2 8,1 7,8

9,8 14,3 10,1 5,1 18,0 11,0 12,7

A) Industrien mit hohen (aggregierten) Marktschranken Automobile Zigaretten Alkoholische Getränke Schreibmaschinen Schreibgeräte B) Industrien mit mittleren (aggregierten) Marktschranken Kupfer Stahl Landwirtschaftliche Geräte und Traktoren ölverarbeitende Industrie Seife Schuhe (hohe Qualitätsklassen) Baumaterial Metallbehälter C) Industrien mit niedrigen (aggregierten) Marktschranken Verpacktes Obst und Gemüse Zement Mehl Fleischverpackung Kunstseide Schuhe (niedrigere Qualitätsklassen) Bereifung Quelle: Bain, J. S.: Barriers to New Competition, S. 190 ff.

W i e schon b e i d e r f r ü h e r e n U b e r p r ü f u n g des Z u s a m m e n h a n g e s z w i schen K o n z e n t r a t i o n s g r a d u n d M a r k t e r g e b n i s k a n n d e n e m p i r i s c h e n U n t e r s u c h u n g e n B a i n ' s jedoch e n t g e g e n g e h a l t e n w e r d e n , daß sich d i e berechneten G e w i n n r a t e n a u f d i e ökonomische A u s n a h m e s i t u a t i o n d e r g r o ß e n Depression u n d r a p i d e n N a c h k r i e g s i n f l a t i o n d e r a m e r i k a n i s c h e n W i r t s c h a f t b e z i e h e n 1 1 9 . A u s d i e s e m G r u n d seien d i e statistischen Berech119 Vgl. Mann, H. M.: Seller Concentration, Barriers to Entry, and Rates of Return in Thirty Industries, 1950—1960, S. 296.

13 Klauss

194

VI. Die Schlüsselkriterien des „divergenten Strukturansatzes"

nunigen von H. M. Mann herangezogen, die sich auf den längeren Zeitraum zwischen 1950 bis 1960 erstrecken und insgesamt 30 verschiedene Wirtschaftszweige der verarbeitenden US-Industrie umfassen. Wie Bain verwendet auch Mann drei unterschiedliche Höhen von aggregierten Zutrittsschranken (hoch, mittel, niedrig). Diese Marktbarrieren werden von i h m ebenfalls auf ihre speziellen Unterarten zurückgeführt, u m daraus dann i n einer A r t A d d i t i w e r f a h r e n die Gesamtstärke der aggregierten Marktbarrieren abzuschätzen 120 . Bei den Unterarten differenziert Mann zwischen den Schranken der optimalen Betriebsgröße, der Produktdifferenzierung, der absoluten Kostenvorteile und der Kapitalerfordernisse (als besonderem Teilelement der absoluten Kosten vorteile). Bezüglich der Schwierigkeit, diese speziellen Zutrittsschranken zu überwinden, trennt auch Mann zwischen drei Stärkegraden, nämlich relativ „unbedeutend" (Gradl), „bedeutend" (Grad II) und „sehr bedeutend" (Grad III). Von den insgesamt 30 Wirtschaftszweigen übernahm er 17 Industrien aus der Bain'schen Kategorisierung und ordnete sie zum größten Teil denselben Gruppen von Marktbarrieren zu 121 . Die von Mann neu hinzugefügten 13 Industriebereiche wurden dann nach ihrer speziellen Unterart von Zutrittsschranken und deren Stäricegrade gegliedert und auf ihre Gesamthöhe hin abgeschätzt (vgl. Tabelle 19). Stellt man den insgesamt 30 Wirtschaftszweigen (eingeteilt nach hohen, mittleren und niedrigen Zutrittsschranken) ihre entsprechenden durchschnittlichen Gewinnraten zwischen 1950 und 1960 gegenüber, so ergibt sich auf die Frage nach einem Zusammenhang zwischen der unterschiedlichen Höhe von Marktbarrieren und „allokativem" Marktergebnis folgendes B i l d (vgl. Tabelle 20): Danach zeigt sich auch bei dieser erweiterten empirischen Studie ein ähnliches Ergebnis wie bei Bain. Die durchschnittlichen Gewinnraten sind bei den einzelnen Industrien m i t hohen Marktbarrieren i n der A n zahl der Fälle höher (Gesamtgruppendurchschnitt: 16,4) als bei den Wirtschaftszweigen m i t mittleren und niedrigeren Marktzutrittshindernissen (Gesamtgruppendurchschnitt: 11,3 bzw. 9,9). A n dieser Stelle sei nun die wettbewerbspolitisch wichtige Frage aufgeworfen, welche Wirkungen auf das Wettbewerbsergebnis empirisch nachgewiesen werden können, wenn für bestimmte Wirtschaftszweige eine Kombination hoher Konzentrationsgrade und hoher Marktzutrittsschranken festzustellen ist. Diese Frage impliziert zugleich auch das Problem, ob hohe Konzentrationsgrade i n der Regel m i t hohen IM V g l . ebenda, S. 296 ff. 121

Vgl. ebenda, S. 296 ff.; zur Umgruppierung insbes. S. 297 und Appendix A, S. 301.

einzelner

Sektoren

vgl.

19*

I—III

I

I

Bier

Textilien

III I

I

II

I

III

II

II

I

I

I

I

I

III

II

I

n. b.

II

I

I

II

n. b.

II

I

Gesamthohe Marktschranke

niedrig

niedrig

niedrig

niedrig

mittel

mittel

mittel

hoch

hoch

hoch

hoch

hoch

Kapitalerfordernisse

niedrig

n. b.

I

n. b.

II

II

II

n. b.

II

Absolute Kostenvorteile

n. b.

II

n. b.

n. b.

III

III

Produktdifferenzierung

Quelle; Mann, H. M.: Seiler Concentration, Barriers to Entry, and Rates of Return in Thirty Industries, 1950—1960, S. 301.

n. b. = nicht bestimmbar

I

Fettkohle

I—III

I

Glasbehälter

Backwaren

I

Biskuits

II

Aluminium

I

n. b.

Kaugummi

Schuhmaschinen

III

Flachglas

I

n. b.

Nickel

Arzneimittel

n. b.

Betriebsgrößenvorteile

Schwefel

Industrie

Tabelle 19: Marktzutrittsschranken (und ihre speziellen Unterarten) für dreizehn Wirtschaftszweige der US-Industrie

2. Das Kriterium der Marktzutrittsschranken 195

196

VI. Die Schlüsselkriterien des „divergenten Strukturansatzes" Tabelle 20 Marktzutrittsschranken und durchschnittliche Gewinnraten für 30 Wirtschaftszweige der US-Industrie; 1950—1960

Industrien

Durchschnittl. Gewinnraten (°/o) 1950 — 1960

A) Industrien mit hohen (aggregierten) Zutrittsschranken Automobile Kaugummi Zigaretten Arzneimittel Flachglas Alkoholische Getränke Nickel Schwefel

15,5 17,5 11,6 17,9 18,8 9,0 18,9 21,6

Durchschnitt:

16,4

B) Industrien mit mittleren (aggregierten) Zutrittsschranken Aluminium Biskuits ölverarbeitende Industrie Stahl Seife Landwirtschaftliche Maschinen Kupfer Zement Schuhmaschinen

10,2 11,4 12,2 10,8 13,3 8.8 11,5 15,7 7,4

Durchschnitt:

11,3

C) Industrien mit niedrigen (aggregierten) Zutrittsschranken Glasbehälter Bereifung Schuhe Kunstseide Baumaterial Dosenverpacktes Obst und Gemüse Fleischverpackung Mehl Metallbehälter Bier Backwaren Fettkohle Textilien Durchschnitt:

13,3 13,2 9,6 8,5 14.4 7,7 5.3 8,6 9,9 10,9 11,0 8,8 6,9 9,9

Quelle: Mann, H. M.: Seller Concentration, Barriers to Entry, and Rates ol Return in Thirty Industries, 1950—1960, S. 299.

2. Das Kriterium der Marktzutrittsschranken

197

Zutrittsschranken verbunden sind oder — ökonometrisch ausgedrückt — ob eine positive Interkorrelation zwischen diesen beiden Strukturvariablen zu finden ist. Theoretisch könnte es möglich sein, daß hohe Konzentrationsgrade und hohe Zutrittsschranken i n dem Maße interkorreliert sind, daß jede Industrie, die eines dieser Elemente besitzt, gleichzeitig auch das andere beinhaltet. Eine Interkorrelation könnte für den hier vorgetragenen „divergenten Strukturansatz" aber zur Folge haben, daß die Forderung, das K r i t e r i u m der Zutrittsschranken als eigenständiges (vom Konzentrationsgrad losgelöstes) Kernkriterium der Marktanalyse anzuwenden, zweifelhaft würde. U m einer Klärung dieser Fragen näherzukommen, sei — i n Ermangelung ausreichenden statistischen Materials für die Bundesrepublik — erneut auf die bereits zitierten amerikanischen Studien sowie auf eine breitere Untersuchung von C. E. Mueller zurückgegriffen. Die einfache Relation zwischen Gewinnraten (nach Steuern) und Konzentrationsgrad kann dadurch verdeutlicht werden, daß die Durchschnittsgewinne dominierender Unternehmen i n Industrien m i t hohem Konzentrationsgrad jenen Industrien mit niedrigem Konzentrationsgrad gegenübergestellt werden. „Hoher" Konzentrationsgrad heißt hierbei, daß die ersten acht Großunternehmen innerhalb jedes Wirtschaftsbereiches einen Marktanteil von 7 0 % oder mehr innehaben; „niedriger" Konzentrationsgrad bezieht sich auf einen Marktanteil der ersten acht Größtfirmen von unter 70'%. Tabelle 21 zeigt diesen Zusammenhang für die 20 Industrien der Bain-Studie für die Perioden zwischen 1936 bis 1940 und 1947 bis 1951 1Ä . Dieser Konzentrationsgrad-Gewinn-Tabelle sei i m nächsten Schritt Tabelle 22 gegenübergestellt, die das Verhältnis zwischen durchschnittlichen Gewinnraten und verschiedenen Höhen von Marktzutrittsschranken (hoch, mittel, niedrig) zum Ausdruck bringt. Es handelt sich auch bei dieser Gegenüberstellung um die obigen 20 Wirtschaftszweige und dieselben Zeitperioden vor bzw. nach dem 2. Weltkrieg. Ein Vergleich der Tabelle der Konzentrationsgrade m i t jener der Zutrittsschranken erbringt, daß von den höher konzentrierten Industrien nur fünf durch die Existenz hoher Zutrittsschranken gekennzeichnet waren. Die restlichen Wirtschaftssektoren m i t hohem Konzentrationsgrad fielen dagegen i n die Gruppe m i t nur mittleren oder niedrigen M a r k t barrieren. Es ist entscheidend festzuhalten, daß sämtliche fünf Industrien m i t hohem Konzentrationsgrad und hohen Marktzutrittshindernissen Gewinnraten aufwiesen, die substantiell höher waren als i n den entsprechenden Industrien m i t niedrigeren Marktbarrieren. Wie die Tabellen zeigen, gilt dies sowohl für die Berechnungen der Zeitperiode zwischen 1936 bis 1940 als 1947 bis 1951. 122

Vgl. Bain, J. S.: Barriers to New Cempetition, S. 196 ff.

1947 — 1951

1 1 1

1

1 2 1

1

1 3

2 1

2 2

3

1

2

1

1

1 1

1

1

Quelle: Bain, J. S.: Barriers to New Competition, S. 197.

a) Konzentrationsgrad der ersten acht Unternehmen je Industriezweig größer bzw. kleiner als 70 %.

25 — 25.9 24 — 24.9 23 — 23.9 22 — 22.9 21 — 21.9 20 — 20.9 19 —19.9 18 — 18.9 17 —17.9 16 — 16.9 15 —15.9 14 —14.9 13 — 13.9 12 —12.9 11 — 11.9 10—10.9 9 — 9.9 8— 8.9 7— 7.9 6—6.9 5 —r- 5.9 4 — 4.9 3—3.9

Durchschnittliche Zahl der Zahl der ZaMder T /ahl der T Gewinnraten