Die Auseinandersetzungen an der Pariser Universität im XIII. Jahrhundert 9783110845358, 9783110059861

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Die Auseinandersetzungen an der Pariser Universität im XIII. Jahrhundert
 9783110845358, 9783110059861

Table of contents :
Vorwort
Monastisches Bildungsideal und weltgeistliches Wissenschaftsden¬ken. Zur Vorgeschichte des Mendikantenstreites an der Universi¬tät Paris
Die ersten Konflikte zwischen der Universität von Paris und der kirchlichen Lehrautorität
Papst, Ortsbischof und Universität in den Pariser Theologen¬prozessen des 13. Jahrhunderts
Signification historique de la quereile des Mendiants: Ils sont le progrès au 13e siècle
The Conflict between the Chancellor and the University of Masters and Students at Paris during the Middle Ages
Les crises de l’université de Paris d’après les sermons universitaires
Die Maimonidische Kontroverse und die Auseinandersetzungen in der lateinischen Scholastik
David von Dinant als Ausleger der Aristotelischen Naturphilo¬sophie
Amalrich von Bena und der mittelalterliche Pantheismus
Gulielmus de Sancto Amore, Opera omnia (1252—70)
La forme des polémiques et les formes poétiques: Dits et motets du Xllle siècle
Diskussionen um die Wissenschaftstheorie an der Artistenfakultät
Gotteserkenntnis per essentiam im 13. Jahrhundert
Les discussions de 1270 à l’université de Paris et leur influence sur la pensée philosophique de S. Thomas d’Aquin
„Mundus est aeternus“. — Zur Auslegung dieser These bei Bona¬ventura und Thomas von Aquin
L’éthique à Nicomaque et le problème du libre arbitre à la lumière des Commentaires parisiens du XIIIe siècle et la philo¬sophie de la liberté de Jean Buridan
La generation des êtres naturels dans l’interprétation de Thomas Sutton
Brèves remarques sur les Questiones super Metaphysice Libros I—VI (Codex Fesulano 161 f° 1ra—41va) et leurs relations avec l’aristotelisme hétérodoxe
Namenregister

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DIE AUSEINANDERSETZUNGEN AN DER PARISER UNIVERSITÄT IM XIII. JAHRHUNDERT

W DE

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MISCELLANEA MEDIAEVALIA VERÖFFENTLICHUNGEN DES THOMAS-INSTITUTS DER UNIVERSITÄT ZU KÖLN HERAUSGEGEBEN VON ALBERT ZIMMERMANN

BAND 10

DIE AUSEINANDERSETZUNGEN AN DER PARISER UNIVERSITÄT IM XIII. JAHRHUNDERT

WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK 1976

DIE AUSEINANDERSETZUNGEN AN DER PARISER UNIVERSITÄT IM XIII. JAHRHUNDERT

HERAUSGEGEBEN VON ALBERT ZIMMERMANN FÜR DEN DRUCK BESORGT VON GUDRUN VUILLEMIN-DIEM

WALTER DE GRUYTER · BERLIN · NEW YORK

1976

CIP-Kurztitelanfnahme der Deutschen Bibliothek Die Auseinandersetzungen an der Pariser Universität im XIII. [dreizehnten] Jahrhundert / hrsg. von Albert Zimmermann. (Miscellanea mediaevalia; Bd. 10) ISBN 3-11-005986-X NE: Zimmermann, Albert [Hrsg.]

© 1975 by Walter de Gruyter & Co. vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung · J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung · Georg Reimer Karl J. Trübner · Veit & Comp., Berlin 30 Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen Printed in Germany Satz und Druck: Saladruck, Berlin 36 Bindearbeit: Lüderitz & Bauer, Berlin

VORWORT Die XIX. Kölner Mediävistentagung fiel in ein Jahr, in welchem auf zahlreichen Veranstaltungen die wissenschaftliche Welt das Andenken an zwei bedeutende Gelehrte und Lehrer des Mittelalters, Thomas von Aquin und Bonaventura — beide 1274 gestorben —, beging. Die Mitarbeiter des Thomas-Instituts der Universität zu Köln beabsichtigten, durch die Wahl des Rahmenthemas der Tagung 1974 eine zwar unauffällige, aber doch respektvolle Ehrung dieser großen Denker vorzunehmen. Wer sich nämlich mit den Auseinandersetzungen an der Pariser Universität im Mittelalter befaßt, der kann nicht an den Personen und an den Werken des Thomas von Aquin und des Bonaventura vorbeigehen. Es entspricht aber dem traditionellen Charakter der Kölner Mediävistentagungen, die Thematik nicht auf doktrinäre Kontroversen zu beschränken, sondern möglichst den ganzen Umkreis, die zeitgeschichtlichen Hintergründe und die Folgen dieser Konflikte in das Blickfeld zu rücken. Der vorliegende Band der Miscellanea Mediaevalia enthält Vorträge und weitere Beiträge zum Rahmenthema, wobei wie immer verschiedene Disziplinen der Mittelalterforschung durch Vertreter des Inund Auslandes zu Wort kommen. Bei der Vorbereitung der Tagung bewährten sich wieder alle Mitarbeiter des Instituts, vor allem Herr Dr. Klaus Jacobi und Frau Dr. Ingrid Craemer-Ruegenberg. Den Druck des Bandes besorgte Frau Dr. Gudrun Vuillemin-Diem zusammen mit Herrn Lothar Pfennig. Ihnen allen sei herzlich gedankt. Für die finanzielle Unterstützung der Tagung gilt unser Dank dem Herrn Minister für Wissenschaft und Forschung des Landes NordrheinWestfalen und der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Der Verlag Walter de Gruyter sorgte dankenswerterweise für die gute Gestaltung dieses 10. Bandes der Miscellanea Mediaevalia. Köln, im August 1975

Albert Zimmermann

INHALTSVERZEICHNIS ALBERT ZIMMERMANN (Köln): Vorwort ROLF KÖHN (Konstanz): Monastisches Bildungsideal und weltgeistliches Wissenschaftsdenken. Zur Vorgeschichte des Mendikantenstreites an der Universität Paris NIKOLAUS M. HÄRING (Toronto): Die ersten Konflikte zwischen der Universität von Paris und der kirchlichen Lehrautorität JÜRGEN MIETHKE (Berlin): Papst, Ortsbischof und Universität in den Pariser Theologenprozessen des 13. Jahrhunderts MICHEL-MARIE DUFEIL (Brazzaville): Signification historique de la querelle des Mendiants: Ils sont le progres au 13e si^cle ASTRIK L. GABRIEL (University of Notre Dame): The Conflict between the Chancellor and the University of Masters and Students at Paris during the Middle Ages Louis JACQUES BATAILLON O. P. (Grottaferrata): Les crises de l'universite de Paris d'apres les sermons universitaires HERMANN GREIVE (Köln): Die Maimonidische Kontroverse und die Auseinandersetzungen in der lateinischen Scholastik MARIAN KURDZIALEK (Lublin): David von Dinant als Ausleger der Aristotelischen Naturphilosophie KARL ALBERT (Neuss): Amalrich von Bena und der mittelalterliche Pantheismus . . . . MICHEL-MARIE DUFEIL (Brazzaville): Gulielmus de Sancto Amore, Opera omnia (1252—70) N. H. J. VAN DEN BOOGAARD (Amsterdam): La forme des polomiques et les formes po£tiques: Dits et motets du XHIe si£cle JAN PINBORG (Kopenhagen): Diskussionen um die Wissenschaf tstheorie an der Artistenfakultät

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Inhaltsverzeichnis

WILLIAM J. HOYE (Mainz): Gotteserkenntmis per essentiam im 13. Jahrhundert

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EDOUARD-HENRI WEBER O. P. (Paris): Les discussions de 1270 a l'universite de Paris et leur influence sur la pensee philosophique de S. Thomas d'Aquin 285 ALBERT ZIMMERMANN (Köln): „Mundus est aeternus". — Zur Auslegung dieser These bei Bonaventura und Thomas von Aquin 317 JERZY B. KOROLEC (Varsovie): L,'£thique a Nicomaque et le probleme du libre arbitre ä la lumiere des Commentaires parisiens du XII le siecle et la philosophie de la liberte de Jean Buridan 331 SOPHIE WLODEK (Cracovie): La generation des etres naturels dans ^interpretation de Thomas Sutton 349 JEANNINE QUILLET (Paris): Breves remarques sur les Questiones super Metaphysice Libros I—VI (Codex Fesulano 161 f° Lra—41va) et leurs relations avec l'aristotelisme heterodoxe 361 Namenregister 387

MONASTISCHES BILDUNGSIDEAL UND WELTGEISTLICHES WISSENSCHAFTSDENKEN. ZUR VORGESCHICHTE DES MENDIKANTENSTREITES AN DER UNIVERSITÄT PARIS Von ROLF KÖHN (Konstanz) Als 1252 Professoren aus dem Weltklerus den Dominikanern und Franziskanern die Berechtigung zu wissenschaftlichen Studien, öffentlicher Lehre und unbeschränkter Mitgliedschaft in der Magisterkorporation verwehren wollten, begann an der Universität von Paris der Mendikantenstreit. Auch wenn sich die Auseinandersetzungen zwischen Bettelorden und Weltgeistlichen bald auf Fragen der Exemtion und des Armutsideals der Mendikanten konzentrierten, blieb doch der inneruniversitäre Konflikt ein entscheidender Anlaß für diesen Streit: die literarische Polemik zwischen Dominikanern und Franziskanern auf der einen und weltgeistlichen Professoren auf der anderen Seite zeigt deutlich, daß unterschiedliche Auffassungen über das Verhältnis der Bettelorden zu Schulbildung und Universitätswissenschaft zu den eigentlichen Ursachen des Streites gehörten1. Die Ansichten der Pariser Professoren aus dem Weltklerus formulierte zuerst Wilhelm von Saint-Amour in Traktaten und Predigten ausführlicher: er ordnete die Mendikanten dem Mönch turn zu und verwies sie daher auf überlieferte Forderungen der monastisdien Lebensform, in denen eine unbedingte Distanz zu gelehrten Studien und 1

Franz Xaver Seppelt: Der Kampf der Bettelorden an der Universität Paris in der Mitte des 13. Jahrhunderts. In: Kirchengeschichtliche Abhandlungen, hg. v. Max Sdralek, Band 3, Breslau 1905, S. 197—241 und Band 6, Breslau 1908, S. 73—139; Max Bierbaum: Bettelorden und Weltgeistlichkeit an der Universität Paris. Texte und Untersuchungen zum literarischen Armuts- und Exemtionsstreit des 13. Jahrhunderts (1255—1272). (Franziskanische Studien, Beiheft 2) Münster 1920; [Rupert] Fulgentius Hirsdienauer: Grundlagen und Grundfragen des Pariser Mendikantenstreites. In: Zeitschrift für Aszese und Mystik 10 (1935) 221—236; Decima L. Douie: The conflict between the Seculars and the Mendicants at the university of Paris in the thirteenth century. (Aquinas Papers 23) London 1954; Palimon Glorieux: Le conflict de 1252—1257 ä la lumiere du memoire de Guillaume de Saint-Amour. In: Recherckes de Theologie Ancienne et Medievale 24 (1957) 364—372; Yves M.-J. Congar: Aspects ecclesiologiques de la querelle cntre Mendiants et Seculiers dans la seconde moitie du XII siede et le debut du XIV*. In: Archives d'Histoire Doctrinale et Litteraire du Moyen Age 28 (1961) 35—155; Peter R. McKeon: The status of the university of Paris as ,Parens scientiarum'. An episode in the development of its autonomy. In: Speculum 39 (1964) 651—675; Midiel-Marie Dufeil: Guillaume de Saint-Amour et la polemique universitaire Parisienne 1250—1259. Paris 1972. Med. X

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öffentlicher Lehre verlangt wurde2. Die Antwort der Bettelorden findet sich exemplarisch in der Schrift Contra Impugnantes Dei cultum et religionem des Thomas von Aquin: dieser verwahrt sich nicht gegen die Zuordnung der Dominikaner und Franziskaner zum Mönchtum, behauptet sogar die Übereinstimmung der Mendikanten mit dem tradierten Bildungsideal des älteren Mönchtums und hält den Anspruch der Bettelorden auf ungehinderten Zugang zu Studium, Lehre und Selbstorganisation an der Universität von Paris aufrecht8. Wie bekannt, konnten die beiden Mendikantenorden nach langwierigen Auseinandersetzungen mit den weltgeistlichen Professoren ihre Ansprüche dank päpstlicher Unterstützung durchsetzen. Seit 1261 besaßen die Professoren aus den Bettelorden wieder die unbeschränkte Möglichkeit zu öffentlicher Lehre und zur Mitgliedschaft in der Magisterkorporation der Pariser Universität'4. Es wäre nun überflüssig gewesen, an die bekannten Details der ersten Phase des Mendikantenstreites zu erinnern, wenn sie nicht auf bildungsgeschichtliche Ursachen des inneruniversitären Konfliktes weisen könnten, die in der literarischen Polemik des 13. Jahrhunderts nur verzerrt und in der historischen Forschung nur verkürzt zur Sprache gekommen sind. So blieb zum Beispiel die ausdrückliche Zuwendung der Bettel2

Christine Thouzellier: La place du ,De periculis' de Guillaume de Saint-Amour dans les polemiques universitaires du XIII* siede. In: Revue Historique 156 (1927) 69—83; Emmanuel Aegerter: L'ajfaire du ,De periculis novissimorum temporum'. In: Revue de l'Histoire des Religions 112 (1935) 242—272; Sophronius Glasen: Die Kampf predigten des Wilhelm von Saint-Amour gegen die Mendikantenorden. In: Kirchengescbichtliche Studien, P. Michael Bihl, O. F. M. dargeboten. Kolmar 1941, S. 80—95; Edmond Faral: Les ,Responsiones' de Guillaume de Saint-Amour. In: Archives d'Histoire Doctrinale et Litteraire du Moyen Age 25/26 (1950/51) 237—288; John V. Fleming: The ,collations' of Wilhelm of Saint-Amour against S. Thomas. In: Recherches de Theologie Ancienne et Medievale 32 (1965) 132—138; Dufeil: Guillaume de Saint-Amour (wie Anm. 1). — Der Traktat ,De periculis novissimorum temporum' wird nidit nach dem Erstdruck (Magistri Guillielmi de Sancto Amore opera omnia. Coutances 1632) zitiert, sondern nach Matthiae de Janov dicti magister Parisiensis regulae veteris et novi testamenti, ed. Vlastimil Kybal. Band 3, Innsbruck 1911, S. 252—314; der ,Liber de Antichristo et eiusdem ministris' findet sich in der Veterum scriptorum et monumentorum amplissima collectio, edd. Edmond Martene und Ursin Durand. Band 9, Paris 1733, Sp. 1273—1446 unter dem Namen des Nikolaus Oresme. 3 Rupert (Fulgentius) Hirschenauer: Die Stellung des heiligen Thomas von Aquin im Mendikantenstreit an der Universität Paris. St. Ottilien 1934. — Der Traktat ,Contra impugnantes Dei cultum et religionem' wird nach den S. Thomae Aquinatis opuscula omnia, ed. Pierre Mandonnet. Band 4, Paris 1927, S. l ff. zitiert; zur Streitschrift siehe Palimon Glorieux: Le ,Contra impugnantes' de S. Thomas. Ses sources — son plan. In: Melanges Mandonnet. Etudes d'histoire litteraire et doctrinale du moyen age. Band 1 (Bibliotheque Thomiste 13), Paris 1930, S. 51—81. 4 Zur Chronologie und Periodisierung des Mendikantenstreites vergleiche die Übersichten bei Glorieux: Le conflict de 1252—1257 (wie Anm. 1), S. 366—372 und Congar: Aspects ecclesiologiques (wie Anm. 1), S. 44—52.

Zur Vorgeschickte des Mendikantenstreites

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orden zur Scholastik und zu den Universitäten in ihrer bildungsgeschichtlichen Bedeutung weitgehend verkannt: die Hinweise Wilhelms von Saint-Amour auf die verpflichtende Gültigkeit des monastischen Bildungsideals auch für die Mendikanten galten als irrelevante Polemik eines konkurrenzbedrohten Theologieprofessors und nicht als Ausdruck der subjektiven Erfahrung eines Weltgeistlichen, der Schulbildung und Wissenschaft bislang nur in den Händen des Weltklerus gesehen hatte. Entgegen der harmonisierenden Argumentation bei Thomas von Aquin mußte es jedoch für weltgeistliche Professoren überraschend gewesen sein, als Dominikaner und Franziskaner monastische Reformforderungen mit Wissenschaftsvorstellungen des Weltklerus verbanden und deshalb unbeschränkten Zugang zu öffentlicher Lehre und ungehinderte Mitgliedschaft in der Magisterkorporation verlangten. So versuchte der gelehrte Weltklerus im Mendikantenstreit, monastisches Bildungsideal und weltgeistliches Wissenschaftsdenken voneinander zu trennen, obwohl der Unterschied zwischen diesen Bildungseinstellungen nicht mehr „religiosi" und „clerici saeculares" trennte, sondern zur individuellen Entscheidung geworden war5. Eine Typologie der historisch bedingten und nur historisch zu verstehenden Bildungseinstellungen von Mönchtum und Weltklerus, den einzigen Trägern lateinsprachiger Bildung bis ins hohe Mittelalter6, kann vielleicht den Wandel und die Kontinuität von monastischen und weltgeistlichen BildungsVorstellungen bis ins 13. Jahrhundert genauer beschreiben und dadurch die erste Phase des Mendikantenstreites besser erklären. Denn auf dem Hintergrund der unterschiedlichen Positionen von Bettelorden und Weltklerus wird sowohl die Notwendigkeit der inneruniversitären Auseinandersetzung wie auch die Schärfe der literarischen Polemik verständlicher. Dabei handelt es sich freilich nicht um die Konfrontation zweier unveränderlicher und auch unveränderter Bildungseinstellungen bis zum 13. Jahrhundert. Im Gegenteil: es bedurfte einiger Jahrhunderte, bis sich dann das frühmittelalterliche Mönchtum zum Ideal des Gebildeten bekannte und die Schulbildung innerhalb des Klosters institutionalisierte, während der Weltklerus erst im 10./11. Jahrhundert durch die Klosterschulen den Weg zu gelehrten Studien und hohen Schulen fand. Andererseits haben beide Gruppen selten eine homogene Stellung zu Bildung und Wissenschaft eingenommen. 5

Siehe dazu Kapitel VII dieses Aufsatzes. * Über die Bildungsgeschichte des Mittelalters informieren die allgemeinen Darstellungen von Wilhelm Wühr: Das abendländisae Bildungswesen im Mittelalter. München 1950; Rudolf Limmer: Pädagogik des Mittelalters. Mallersdorf 1958; Josef Dolch: Lehrplan des Abendlandes. Zweieinhalb Jahrtausende seiner Geschichte. Zweite Auflage, Ratingen 1965; Theodor Ballauff: Pädagogik. Eine Geschichte der Bildung und Erziehung. Band 1: Von der Antike bis zum Humanismus (Orbis Academicus 11), Freiburg i. Br. 1969, S. 313—501.

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Sdion sehr früh finden sich Außenseiter, Vermittler und Kritiker im Spannungsfeld von Kloster und Schule, monastischer Spiritualität und weltgeistlicher Gelehrsamkeit. Aber auf diese Individualisten kommt es hier weniger an. Wichtiger sind die allgemeinen und übereinstimmenden Urteile, die von den Gebildeten, hier also den Mönchen und Weltgeistlichen, über Schulbildung und Universitätswissenschaft gefällt worden sind. Deshalb ist auch für die überblicksartige Darstellung einer früh- und hodimittelalterlichen Bildungsgeschichte die idealtypische Rekonstruktion der Bildungseinstellungen notwendig, wenn man sich nicht in der Vielfalt der jeweiligen Äußerungen und Details verlieren will. Die beiden konträren Begriffe ,monastisches Bildungsideal· und ,weltgeistliches Wissenschaftsdenken' markieren dabei die Extreme der typischen Bildungsvorstellungen des lateinischen Mittelalters, die im Mendikantenstreit an der Universität von Paris eine so bedeutende Rolle gespielt haben7. Eine historische Untersuchung von Bildungseinstellungen im Mittelalter hat sich nicht nur mit programmatischen Erklärungen und Regelvorschriften, mit Idealbeschreibungen und Planungsabsichten zur Wissensvermittlung und Schulorganisation zu beschäftigen, sondern ebensosehr mit jenen formelhaften Wendungen und literarisch-theologischen Topoi, die geradezu eine Artikulation gruppenspezifischer Meinungen und Vorurteile sind. Daher besitzen Formeln wie „amor sciendi", „summum in vita solamen est Studium sapientiae" oder „vita sine litteris mors est" genug Aussagekraft, um positive Einschätzungen des Gebildeten oder Gelehrten zu bezeichnen und die intellektuellen (nicht die materiellen!) Möglichkeiten für eine Organisation der Wissensvermittlung und gelehrten Studien zu beschreiben8. Auf diesem Wege ist vielleicht eine Geschichte der Mentalitäten für den Bildungs- und Schulbereich möglich, die ihrerseits natürlich nur einen Aspekt einer Bildungsgeschichte des Mittelalters darstellen kann9. Die sozialgeschichtliche Interpretation der erwähnten Quellengruppen muß aber auch Bildungsvorstellungen, bildungstragende Gruppen und deren Interessen mit der historischen Reali7

Die Bedeutung dieser beiden Bildungsvorstellungen für das 12. Jahrhundert hat Jean Leclercq: Wissenschaft und Gottverlangen. Zur Mönchstheologie des Mittelalters. Düsseldorf 1963 herausgestellt. 8 Zum „amor sciendi" als entscheidende Studienmotivation und Bildungsvorstellung für das Entstehen von Universitäten im hohen Mittelalter siehe Herbert Grundmann: Vom Ursprung der Universität im Mittelalter. Nachdruck der zweiten Auflage, Darmstadt 1964, S. 39, 59 und 63. 9 Eine sozialgeschichtliche Darstellung monastischer Bildungseinstellungen hat Karl Bosl: Mönchtum und Wissenschaft. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 82 (1971) 353—364 versucht. Zur Geschichte weltgeistlicher Bildungseinstellungen im Mittelalter gibt es nur zeitlich und/oder regional begrenzte Untersuchungen (vergleiche die bibliographischen Angaben in den Anmerkungen der folgenden Kapitel).

Zur Vorgeschichte des Mendikantenstreites

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tat konfrontieren, um zwischen subjektiven Intentionen und objektiven Funktionen unterscheiden zu können: das Selbstverständnis einer Person oder Gruppe, wie es den Quellen zu entnehmen ist, darf nicht unvermittelt in eine historische Erklärungskategorie übergehen10. Die folgenden Überlegungen wollen in groben Zügen eine Skizze der monastischen und weltgeistlichen Einstellungen zur lateinsprachigen Schulbildung vom frühen Mittelalter bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts zeichnen. Dabei geht es nicht so sehr um eine vollständige und detaillierte Beschreibung aller Gesichtspunkte des Themas, als vielmehr um die Entstehung von monastischer Verhaltenserziehung und scholastischer Wissensvermittlung, deren unterschiedliche Formen in der geschichtlichen Entwicklung und ihr jeweiliges Verhältnis bis zum Konflikt zwischen Weltklerus und Bettelorden an der Pariser Universität. Diese inhaltliche Einschränkung des Themas bedeutet deshalb auch eine geographische Begrenzung der Untersuchung auf den westeuropäischen Raum, weil die Vorgeschichte eines Ereignisses aus der hochmittelalterlichen Universitätsgeschichte erörtert wird11.

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Beispielhaft durch Detlef Illmer: Formen der Erziehung und Wissensvermittlung im frühen Mittelalter. Quellenstudien zur Frage der Kontinuität des abendländischen Erziehungswesens. (Mündiener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung 7) München 1971 verwirklicht. 11 Zur Laienbildung im frühen und hohen Mittelalter siehe Henri Pirenne: L'instruction des marchands att moyen age. In: Annales d'Histoire Economique et Sociale 1 (1929) 13—28; Walter Goetz: Die Enzyklopädien des 13. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Entstehung der Laienbildung. In: Zeitschrift für deutsche Geistesgeschichte 2 (1936) 227—250; James Westfall Thompson: The literacy of the laity in the middle ages. (University of California, Publications in Education 9) Berkeley Calif. 1939; Herbert Grundmann: ,Litteratus — illitteratus". Der Wandel einer Bildungsnorm vom Altertum zum Mittelalter. In: Archiv für Kulturgeschichte 40 (1958) l—65; Pierre Richi: Recherches sur l'instruction des laics du Xle au XII9 siede. In: Cahiers de Civilisation Medievale 5 (1962) 175—182. — Zur lateinsprachigen Bildung an den hochmittelalterlichen Universitäten vergleiche die allgemeinen Darstellungen von Heinrich Denifle: Die Entstehung der Universitäten des Mittelalters bis 1400. Berlin 1885 (Nachdruck: Graz 1956); Charles Homer Haskins: The rise of universities. New York 1923 (Nachdruck: Ithaca . . 1957 u.ö.); Stephen d'Irsay: Histoire des universites frangaises et etrangeres. Band 1: Moyen age et renaissance, Paris 1933; Hastings Rashdall: The universities of Europe in the middle ages. Zweite Auflage, hg. v. F. M. Powicke und A. B. Emden. 3 Bände, Oxford 1936; Horst Drechsler: Die Universitäten des Mittelalters. Ihre Enstehung und Entwicklung bis 1300. Phil. Diss., Jena 1952; Lowrie John Daly: The medieval university, 1200—1400. New York 1961; Helene Wieruszowski: The medieval university: Masters, students, learning. (Anvil Books 90), Princeton N.J. 1966; Jacques Verger: Les universites au moyen age. (Collection SUP, L'Historien 14) Paris 1973; Alan B. Cobban: Medieval universities, their development and organization. London 1975.

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I. Das Mönchtum des frühen Mittelalters — in jener Epoche ein wichtigerer Träger lateinsprachiger Bildung als der Klerus12 — war zwar nicht ausgesprochen bildungsfelndlich eingestellt, doch konnte es auch nicht als bildungsfreundlich gelten. Die Mönche verschiedener Observanz lehnten gelehrte Studien innerhalb der Klostergemeinschaft ab, förderten es aber, wenn sich einzelne Mönche aufgrund ihrer Bildung intensiv mit der Bibellektüre oder dem Studium der Kirchenväter beschäftigten. So konnte ein frühmittelalterlicher Mönch durchaus theologisch gebildet sein, doch durfte er kein Gelehrter werden18. Jegliches Wissen, soweit es überhaupt in Buchform den Mönchen zur Verfügung stand, konnte nur im Hinblick auf die Verwirklichung der monastischen Lebensform bewertet werden, durfte also nur in seiner religiösen Funktion Geltung finden. Erziehung und Unterweisung waren deshalb auch nicht in Klosterschulen institutionalisiert, sondern Teil einer praktischen und kollektiven Einübung des einzelnen Mönches in die christliche Lebensform der Klostergemeinschaft. Weil die Sozialisation in die Mönchsgemeinschaft zum Ziel monastischer Erziehung und Bildung geworden war, bedurfte es nicht eines organisierten Schulunterrichtes und der institutionalisierten Wissensvermittlung: „Das Wissen, das an das Charisma der Gemeinschaft gebunden blieb, konnte nicht vermittelt, sondern nur durch gemeinsame Übung jgeweckt* werden."14 Da die Wissensvermittlung im Kloster vor allem ,Erweckungserziehung' (Max Weber) war, konnte der Bildungserwerb eine Form asketischer Übung werden, wenn er sich auf das legitimierte Wissen beschränkte. „Ama scientiam scripturarum et carnis vitia non amabis" hatte Hieronymus in einem Brief gefordert und damit die Weltflucht zum Fixpunkt christlicher und monastischer Bildungseinstellung gemacht15. So konnte der religiöse Eif er eines Nichtgebildeten dem Bildungsstreben eines Mönchen durchaus überlegen sein, wie in den Klosterregeln gläubige Kontemplation höher stand als aktive Gelehrsamkeit und monastische Spiritualität nichts mit Schulbildung zu tun hatte. 18

Paul Lehmann: Das Verhältnis der abendländischen Kirche (bis 800) zu Literatur und Gelehrsamkeit. In: Le chiese nei regni dell'Europa occidentale e i loro rapporti con Roma sino all'800. (Settimane di Studio del Centre Italiano di Studi sull'Alto Medioevo 7) Band 2, Spoleto 1960, S. 613—632; Pierre Richer Education et culture dans 1'occident barbare, We-V7//e siecles. Dritte Auflage (L'Univers Historique), Paris 1962; Friedrich Prinz: Zur geistigen Kultur des Mönchtums im spätantiken Gallien und im Merowingerreich. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 26 (1963) 29—102; Max Ludwig Wolfram Laistner: Thought and letters in western Europe, A. D. 500 to 900. Nachdruck der zweiten Auflage, Ithaca N. Y. 1966; Illmer: Formen der Erziehung und Wissensvermittlung (wie Anm. 10). 13 Leclercq: Wissenschaft und Gottverlangen (wie Anm. 7), S. 288. 14 Illmer: Formen der Erziehung und Wissensvermittlung (wie Anm. 10), S. 181. 15 Hieronymus: Ep. 125 (CSEL 56, S. 130).

Zur Vorgeschichte des Mendikamenstreites

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Die Diskrepanz zwischen den Zielen monastischer Erziehung und den Ansprüchen einer Schulbildung schlug sich in der Unterscheidung von „scientiae spirituales" und „scientiae saeculares" nieder: diese Begriffe aus der Bildungseinstellung des antiken Christentums markieren die inhaltliche Trennung von christlich-legitimiertem und heidnisch-verbotenem Wissen. Dabei verwarf die christliche Polemik gegen profane Bildung vor allem die Lektüre antiker Dichter und das Studium heidnischer Philosophen19. So führte die kulturelle Konfrontation zwischen Christentum und Antike auch zu einer Abwertung der Laienkultur und rechtfertigte den einseitig religiös ausgerichteten Bildungsbegriff bei Mönchen und Klerikern. Diese neuen (und bald auch alleinigen) Träger lateinsprachiger Bildung begegneten der antiken Kultur in einer dreifachen Abwehrhaltung: sie zerstörten überliefertes Wissen durch bewußtes Vergessen und Vernichten, werteten es in Übernahme ab oder verformten es in der Aneignung17. Daß einzelnen Christen der Spätantike eine Synthese von christlichen Normen und antiken Bildungsinhalten wünschbar erschien — wie etwa Hieronymus oder Augustinus —, wurde vielen Klerikern und Mönchen erst wieder im Hochmittelalter bewußt18. Weil aber die spirituellen Aufgaben der Mönchsgemeinschaft, die liturgischen Pflichten der Priester und die administrativen Erfordernisse der Amtskirche ein gewisses Maß an schriftlicher Bildung unerläßlich machten, sonderte man aus dem Bereich des profanen Wissens („scientiae saeculares") den elementaren Fächerkanon der Artes Liberales aus19. Die deutliche Trennung von philologisch-philosophischen und mathematischnaturwissenschaftlichen Fächern (Trivium: Grammatik, Rhetorik, Dialektik; Quadrivium: Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik) weist allerdings nicht auf ein enzyklopädisches Interesse an dem tradierten Wissen der Antike, sondern auf den propädeutischen Zweck der nicht16

Eine vorwiegend ablehnende Haltung gegenüber den .scientiae saeculares' zeigen die patristischen Zitate bei Apollonia Koperska: Die Stellung der religiösen Orden zu den Profanwissenschaften im 11. und 13. Jahrhundert. Phil. Diss., Freiburg (Schweiz) 1914, S. 15—27. Eine positivere Darstellung der profanen Bildung im spätantiken Christentum gibt Franz Weißengruber: Monastische Profanbildung in der Zeit von Augustinus bis Benedikt. In: Römische Historische Mitteilungen 10 (1966/67) 12—42. 17 Illmer: Formen der Erziehung und Wissensvermittlung (wie Anm. 10), S. 75 und S. 183 mit Verweis auf Jacques Le Goff: Culture clericale et traditions folkloriques dans la civilisation morovingienne. In: Annales 22 (1967) 780—789, hier S. 786 f. 18 Vergleiche dazu Kapitel V dieses Aufsatzes. 19 Raymond-M. Martin: Arts liberaux (sept). In: Dictionnaire d'Histoire et de Geographie Ecclesiastiques. Band 4, Paris 1930, Sp. 827—843; Artes Liberales. Von der antiken Bildung zur Wissenschaft des Mittelalters. Hg. v. Josef Koch (Studien und Texte zur Geistesgeschichte des Mittelalters 5), Leiden und Köln 1959; Arts liberaux et Philosophie au moyen age. Actes du quatrieme congrös international de philosophic m£di£vale. Montreal und Paris 1969; Hans Martin Klinkenberg: Artes liberales / artes mechanicae. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie, hg. v. Joachim Ritter. Band l, Basel 1971, Sp. 531—535.

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religiösen Elementarbildung hin: sie bestand vor allem im Erwerb der lateinischen Sprache, in der Lektüre einzelner Klassiker und in stilistischrhetorischen Übungen; noch rudimentärer blieb bis ins 10. Jahrhundert die Beschäftigung mit dem Quadrivium20. Doch schon dieser elementare Bestand antiker Bildung war bei Mönchen und Klerikern umstritten, weil er nicht die Wahrheiten des christlichen Glaubens erfaßte, auch wenn er von christlichen Autoren handbuchartig zusammengestellt worden war21. So führten die Artes Liberales zur Lektüre und schriftlichen Mitteilung, bestanden also allenfalls in exzerpierender und arrangierender Sdhriftstellerei (Florilegien und Kompilationen): das profane Wissen hatte nur die religiöse Bildung zu ermöglichen, besaß aber keinen Eigenwert. Wenn sich bei Cassiodor trotzdem eine Hochschätzung der „eruditio saecularis" findet, dann war sie durchaus untypisch: das außergewöhnliche Bildungsniveau seiner Klostergründung in Vivarium, mit einer Ausrichtung der Studien auf das Trivium, fand erst in frühmittelalterlichen Mönchsgemeinschaften konvertierter und gebildeter Adeliger eine Parallele, wenn auch keine Nachahmung22. Typisch für das frühe Mittelalter blieb die ablehnende Haltung gegenüber der profanen Bildung, wie sie etwa Isidor von Sevilla niederschrieb: „Nil aliud agit amor mundanae scientiae nisi extollere laudibus hominem"23. Schon Paulus hatte diese Befürchtung in seinem Brief an die Gemeinde von Korinth geäußert: „Scientia inflat, charitas vero aedificat" (1. Kor. 8,1). Noch schärfer urteilte Gregor der Große und nannte die profane Bildung eine „doctrina falsitatis", doch blieb sein Verdikt nicht unwidersprochen24. Die Verurteilung der „scientiae saeculares" ist als Ablehnung der antiken Schulbildung durch das Christentum zu verstehen und wurde deshalb zum wichtigen Bestandteil der historisch bedingten Bildungsdistanz des Mönchtums, das mit seiner religiösen Gemeinschaftsform die 20

Hans Martin Klinkenberg: Der Verfall des Quadriviums im frühen Mittelalter. In: Artes Liberales (wie vorige Anm.), S. l—32. Andere Aspekte bei Kurt Reindel: Vom Beginn des Quadriviums. In: Deutsches Archiv 15 (1959) 516—522. 21 So sdion Augustinus: Retractionum libri duo, hier I 3,4 (CSEL 36, S. 19 f.), und Ep. 101,2 (CSEL 34, S. 540 f.). 22 Cassiodor: De institutione divinarum litterarum, Vorwort (PL 70, 1107 A). Vergleiche auch Günter Ludwig: Cassiodor. Über den Ursprung der abendländischen Schule. Frankfurt/M. 1967 mit Illmer: Formen der Erziehung und Wissensvermittlung (wie Anm. 10), S. 49 ff. Zur Wirkungsgeschichte von Cassiodor siehe auch Prinz: 2«r geistigen Kultur des Mönchtums (wie Anm. 12). 28 Isidor von Sevilla: Sententiarum libri tres, hier III 13,9 (PL 83,688 A). Zu ihm allgemein Jacques Fontaine: Isidore de Seville et la culture classique dans l'Espagne •wisigothique. 2 Bände (Etudes Augustiniennes 7), Paris 1959. 2 * Gregor d. Gr.: Moralium libri, hier XXXIII 10 (PL 76, 684 A). Dagegen PS. — Gregor d. Gr.: In librum primum regum, hier V 31 zu l Reg. 20—21: „sed eiusdem sacri eloquii profunditatem penetrare ignari saecularis scientiae non valemus" (PL 79, 357 B).

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christliche Weltabkehr konsequent vorleben wollte. Für Schulbildung und gelehrte Studien war im Kloster kein Platz, weil dort nicht in einem Schulunterricht Wissen vermittelt, sondern in der Erziehung monastisches Verhalten eingeübt werden sollte. Der Gegensatz zwischen ,claustrumc und jSchola' wurde dem Mönch nicht nur in theoretischen Überlegungen verständlich, sondern auch biographisch anschaulich, wenn er etwa an die Flucht Benedikts von Nursia aus den Schulen Roms in die klösterliche Abgeschiedenheit dachte. Nach dem berühmten, vielzitierten Ausspruch des Hieronymus bestand die Aufgabe des Mönches nicht in öffentlichem Unterricht, sondern er hatte zu trauern, solange er in der sündigen Welt lebte25. Gelehrsamkeit, Neugierde und Schulbetrieb charakterisierten nämlich im Verständnis eines Christen den heidnischen ,academicus'26. Das Verhältnis von monastischer Erziehung und Bildung zu Schulunterricht und profanem Wissen blieb jedoch weiterhin ein praktisches Problem für das Mönchtum des Mittelalters, erst recht nach der Errichtung von Klosterschulen. Noch im Mendikantenstreit des 13. Jahrhunderts ist der Wert und die Aufgabe profaner Bildung nicht nur in den Bettelorden heftig umstritten. Es verwundert daher nicht, wenn gerade in dieser Zeit die zitierten Stellungnahmen zum monastischen Bildungsideal wieder aktuell wurden — mögen sie auch zu unterschiedlichsten Zwecken angeführt worden sein27. Die strikt religiös ausgerichtete Bildungseinstellung der frühmittelalterlichen Mönche, die man fast als Bildungsfeindlichkeit bezeichnen könnte, übte wegen ihrer konsequenten Eindeutigkeit großen Einfluß auf die christliche Bildungshaltung aus und wirkte bis in die Gegenwart nach28.

II. Zwei Entwicklungen haben im frühen Mittelalter entscheidend dazu beigetragen, daß sich innerhalb des Klosters Erziehung und Wissensvermittlung in Form von Schulen institutionalisierten: die religiöse Laiengemeinschaft, die durch Gelübde der monastischen Lebensform verpflichtet war, wurde immer mehr zu einer Gemeinschaft von Mönchen, die zum Priester geweiht worden waren und pastorale Aufgaben ausübten; innerhalb der Klostergemeinschaft stieg ferner der Anteil jener Mönche, die als „pueri oblati" aufgenommen wurden und im Kloster aufwuchsen, bis sie die monastischen Gelübde ablegten. Die Erziehung und Bildung 85

Hieronymus: Contra Vigilantium, cap. 15: „Monadms autem non doctoris habet, sed plagentis officium: qui vel se, vel mundum lugeat, et Domini pavidus praestoletur adventum" (PL 23, 367 A). 26 Zum Beispiel Augustinus, Contra Academicos libri tres (CSEL 63, S. l—81). 27 Siehe dazu Kapitel VII dieses Aufsatzes. 28 Siehe dazu die Kapitel V und VII.

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konnte nun nicht mehr vom Erwachsenen, der in ein Kloster eintrat, erwartet werden, sondern mußte für die „pueri oblati" innerhalb des Klosters stattfinden. Andererseits mußte der einzelne Mönch durch Schulung auf das Priesteramt vorbereitet werden, damit er mit Liturgie, Seelsorge und kirchlicher Administration vertraut wurde29. Doch begnügten sich die frühmittelalterlichen Klöster häufig nicht mit den internen Schulen für die Klosterinsassen, sondern organisierten zur Bildung der künftigen Weltgeistlichen, aber manchmal auch zur Erziehung von Laien, externe Schulen30. Bildungshistorisch gesehen ist dies jene Phase, in der das Mönchtum zum alleinigen Träger lateinsprachiger Bildung geworden war und auch dem Weltklerus die notwendige lateinsprachige Bildung vermittelte. Die Missionsarbeit irischer und angelsächsischer Mönche auf dem Kontinent bedeutete im 8. Jahrhundert auch einen neuerlichen Aufbau geistlicher Bildung. Über das Mönchtum fand der Klerus erst wieder zur adäquaten Erfüllung seiner pastoralen und spirituellen Pflichten. Es erstaunt daher nicht, wenn sich Bonifatius als „amator sapientiae" bezeichnete und in seinen Briefen auf die religiöse Notwendigkeit einer gründlichen Bildung hinwies31. Selbst wenn Beda Venerabilis am Ende seiner Kirchengeschichte bekannte, wie glücklich er beim Lernen, Lehren und Schreiben gewesen sei, so darf diese Äußerung eines monastischen Bildungsenthusiasmus nicht zur Ansicht verführen, mit ihr habe sich eine Abkehr von tradierten Bildungsidealen vollzogen32. Nach wie vor galt für das frühmittelalterliche Mönchtum die beschriebene Distanz gegenüber gelehrten Studien außerhalb von Bibellektüre, Kirchenväterstudium und Liturgie. Eine Beschäftigung mit den Artes Liberales um ihrer selbst willen erschien ebenso undenkbar, wie ein Studium um seiner selbst willen. Auch wenn es den Eifer des Lernens und die Begeisterung für die Bildung gab, so war doch unausgesprochen die religiöse Funktion des individuellen Studiums und des Schulunterrichtes gefordert und anerkannt. So liegt denn die Leistung der monastischen Schulbildung des frühen Mittelalters nicht in stofflichen Neuerungen, sondern in der Verbreitung einer weitgehend elementaren Bildung bei Mönchen und Geistlichen, aber auch in 29

Zur Bildungsgeschichte des 8. Jahrhunderts vergleiche die bibliographischen Angaben in Anm. 12 bzw. Anm. 33. 30 Maitre: Les ecoles episcopales et monastiques en accident avant les universites (768—1180). Zweite Auflage (Archives de la France Monastique 26), Paris 1924; Emile Lesne: Histoire de la propriete ecclesiastique en France. Band 5: Les ecoles de la fin du VIII" siede a la fin du XIIe. (Mimoires et Travaux des Facultis Catholiques de Lilie 50) Lilie 1940. 31 Bonifatius: Ep. 9: „Hanc [sapientiam] amavi et exquisivi a iuventute mea, et amator factus sum formae illius" (MG Epist. sei. I, S. 6). 32 Beda Venerabilis: Historia ecclesiastica gentis Anglorum, hier V 24: „semper aut discere aut docere aut scribere dulce habui" (edd. B. Colgrave und R. A. B. Mynors, Oxford 1969, S. 566).

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dem Bemühen, durdi ein höheres Bildungsniveau der Priester eine intensivere Glaubensverkündigung bei den Laien zu erreichen. Die Anstrengungen der irischen und angelsächsischen Missionare sowie ihrer Schüler auf dem Kontinent blieben zwar nur begrenzt erfolgreich, doch ermöglichten sie schließlich eine umfassendere Verbreitung lateinsprachiger Bildung unter den Karolingern33. Eine organisierte, regional übergreifende Anstrengung zur Hebung des niedrigen Niveaus religiöser Bildung bei Mönchen und Geistlichen begann im christlichen Westeuropa erst unter Karl dem Großen: er verfügte mit seinen Verordnungen nicht nur die Pflege lateinsprachiger Bildung, sondern sammelte auch um sich einen Kreis gebildeter Persönlichkeiten, die am Hofe und dann in Klöstern oder an Bischofssitzen für die Verwirklichung des karolingischen Bildungsprogrammes sorgten84. Diese Bildungspolitik war zunächst eine Reform der tradierten Bildung aus dem Geist einer „norma rectitudinis" und reichte von den philologischen Zielen einer zuverlässigen Textausgabe bis zur religiösen Erziehung der Laien; sie bildete einen Bestandteil, wenn nicht gar den wichtigsten Teil bei der Reform der fränkischen Kirche35. Die karolingische Bildungsreform beruhte also auf der bereits erwähnten Vorstellung, daß Nichtbildung bei einem Christen identisch sei mit Unglauben, und vollzog sich deshalb in einem religiös motivierten Erziehungspathos, das bei Karl dem Großen und einigen seiner Mitarbeiter wiederholt auftaucht36. Das benediktinische Mönchtum wurde zum Zentrum und Ausgangspunkt aller Reformbemühungen: die karolingischen Benediktiner bildeten den wichtigsten Träger lateinsprachiger Bildung und wirkten auch auf den Weltklerus ein, damit dieser nach entsprechender Schulung seine pastoralen Aufgaben besser erfüllen konnte87. In den karolingischen Klöstern 38

Franz Anton Specht: Geschichte des Unterrichtswesens in Deutschland von den ältesten Zeiten bis zur Mitte des dreizehnten Jahrhunderts. Stuttgart 1885, Nachdruck: Wiesbaden 1967; Georg Heinrich Hörle: Frühmittelalterliche Mönchs- und Klerikerbildung in Italien. Geistliche Bildungsideale und Bildungseinrichtungen vom 6. bis zum 9. Jahrhundert. (Freiburger Theologische Studien 13) Freiburg i.Br. 1914; Richard Stachnik: Die Bildung des Weltklerus im Frankenreiche von Karl Martell bis auf Ludwig dem Frommen. Paderborn 1926; Erich Weniger: Das deutsche Bildungswesen im Frühmittelalter. In: Historische Vierteljahrschrift 30 (1935/36) 446—492. 34 Josef Fleckenstein: Die Bildungsreform Karls des Großen als Verwirklichung der , rectitudinis'. Bigge (Ruhr) 1953; Franz Brunhölzl: Der Bildungsauftrag der Hofecbule. In: Karl der Große, Lebenswerk und Nachleben. Hg. v. Wolf gang Braunfels. Band 2: Das geistige Leben, hg. v. Bernhard Bischoff. Düsseldorf 31967, S. 28—41. 35 Karl d. Gr.: Admonitio generalis, Prolog (MG Capit. I, S. 54). 39 Alkuin: Ep. 129 (MG Epist. IV, S. 191). Zu Alkuins Bildungsvorstellungen siehe Wolf gang Edelstein: ,Eruditio' und ,sapientia', Weltbild und Erziehung in der Karolingerzeit. Untersuchungen zu Alcuins Briefen. (Freiburger Studien zur Politik und Soziologie) Freiburg i. Br. 1965. 37 Karl d. Gr.: Capitula de presbyteris admonendis, cap. 5 (MG Capit. I, S. 238) und Leidrad von Lyon: Ep. 30 (MG Epist. IV, S. 542 f.).

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erscheint zum ersten Mal eine Bildungsbegeisterung, die sich nicht mehr auf theologische Studien beschränkte, sondern auch den propädeutischen Artes Liberales, vor allem dem Trivium, ein gewisses Eigengewicht geben wollte. Exponent dieser Einstellung ist Lupus von Ferneres gewesen, der zum Beispiel von sich behauptete: „Amor litterarum ab ipso fere initio pueritiae mihi est innatus"38. Er mag dabei weniger an den „amor scientiae scripturarum" des Hieronymus gedacht haben, als an seine philologische Beschäftigung mit den antiken Klassikern39. Doch wurzelte sowohl das gelehrte Interesse am Trivium, wie auch die theologische Spekulation unwidersprochen in den tradierten monastischen Bildungsvorstellungen, auch wenn die zeitgenössische Kritik an den karolingischen Hofgeistlichen ideellen und materiellen Mißbrauch der geistlichen Bildung konstatierte40. An diesen Mitgliedern der Hofkapelle läßt sich jedoch ein neues Tätigkeitsfeld für die Gebildeten aus Mönchtum und Weltklerus nachweisen, das auf ein zweites, vorwiegend administrativ-politisches Motiv der karolingischen Bildungsreform hindeutet41. Trotzdem wurden Möglichkeiten und Grenzen der klösterlichen Schulbildung von den Idealen der monastischen Lebensform bestimmt, nur glaubten diese Benediktinermönche, den Anforderungen des religiösen Gemeinschaftslebens und den Aufgaben des Christentums mit einer institutionalisierten Erziehung und Wissensvermittlung besser gerecht werden zu können. Allein diese Vorstellung trennt das monastische Bildungsideal des 8. und 9. Jahrhunderts deutlich genug von den Bildungsvorstellungen des älteren Mönchtums. Doch gab es auch die Gegenbewegung jener Kirchen- und Klosterreformer, die wie Ludwig der Fromme versuchten, die Tätigkeit der Klosterschulen auf die Erziehung der „pueri oblati" zu beschränken und damit die Ausbildung der Mönche oder Weltgeistlichen innerhalb eines Klosters zu unterbinden42. Selbst wenn der Alltag und das religiöse Leben der Mönchsgemeinschaft durch die Errichtung von internen und externen Schulen verändert worden waren, so öffnete sich in den benediktinischen Klöstern der Karolingerzeit weder in der Bildungseinstellung noch in der Lebenswirklichkeit jene Kluft zwischen „claustrum" und „schola", wie sie seit dem 11. Jahrhundert für das Mönchtum scheinbar 38

Lupus von Ferneres: Ep. l (ed. L. Levillain. Band l, Paris 21964, S. 4). Charles Henry Beeson: Lupus of Ferneres as scribe and text critic. A study of bis autograph copy of Cicero's ,De oratore". (Mediaeval Academy of America, Publication 4) Cambridge Mass. 1930. 40 Wilhelm Lüders: Capella. Die Hofkapelle der Karolinger bis zur Mitte des neunten Jahrhunderts. Capellae auf Königs- und Privatgut. In: Archiv für Urkundenforschung 2 (1909) 1—100, hier S. 60—64. 41 Dieser Zusammenhang zwischen königlicher Bildungsreform und administrativen Aufgaben der Hofkleriker läßt sich im 10. Jahrhundert bei den Ottonen nachweisen. Siehe dazu Kapitel III mit Anm. 45 und 46. n Ludwig der Fromme: Capitulare monasticum von 817, cap. 45: „Ut scola in monasterio non habeatur, nisi eorum qui oblati sunt." (MG Capit. I, S. 346). 39

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unüberbrückbar bestand43. Inhaltlich war ja die Klosterbildung nach wie vor auf Bibellektüre und Patristikstudium, Liturgie und Hagiographie, religiöse Dichtung und Kirchengeschichte ausgerichtet. Mochten auch einzelne Mönche ihre Begabung dem Trivium der Artes Liberales widmen und auf diesem Gebiet die Antike umfassend rezipieren, so dominierte doch die religiös-asketische Funktion der ganzen Schulbildung und sicherte damit die Vorrangstellung der patristischen Theologie. In der Aneignung des überlieferten Wissensbestandes, jedoch nicht in der Schöpfung neuer Studiengebiete oder Methoden lag deshalb auch die Leistung der karolingischen Klosterbildung44.

III. Die Kontinuität und der Einfluß karolingischer Klosterbildung erwiesen sich im 10. Jahrhundert, als nach Normannen- und Ungarneinfällen die westeuropäischen Klosterschulen erneut aufblühten und nun die Ottonen die karolingische Bildungspolitik fortsetzten. Noch enger als Karl der Große verband Otto der Große religiöse und administrativ-politische Ziele, als er Kloster- und Domschulen förderte oder gebildete Mönche und Weltgeistliche unterstützte: seine Anstrengungen begünstigten nicht nur die lateinsprachige Schulbildung späterer Seelsorger, Äbte oder Prälaten, sondern auch die Fähigkeiten künftiger Mitglieder der Hofkapelle und der Reichskirche, also der administrativen und politischen Helfer seiner Königsherrschaft45. Doch wäre es unrichtig, aus dieser doppelten Motivation ottonischer Bildungspolitik auf eine geringere Bedeutung des Mönchtums im Vergleich zum Weltklerus oder auf einen grundlegenden Wandel in den Unterrichtsgebieten zu schließen. Für das 10. Jahrhundert läßt sich weder eine Trennung zwischen religiös-theologischer und weltlich-administrativer Schulbildung noch ein Gegensatz zwischen Kloster- und Domschulen behaupten. Von einer berufsbildenden Schulung der Hofkapelläne oder Reichsbischöfe kann erst recht nicht die Rede sein: zu rudimentär blieben die schriftlichen Verwaltungstechniken, als daß sie Gegenstand eines Schulunterrichtes hätten sein müssen; zudem spielten neben Wissen und Bildung auch andere Faktoren eine ausschlaggebende Rolle46. Noch immer waren die benediktinischen Klö48

Siehe dazu Kapitel V dieses Aufsatzes. Jan Dhont: Das frühe Mittelalter. (Fischer Weltgeschichte 10) Frankfurt/M. 1968, S. 328—331 gibt eine realistische Zusammenfassung der karolingischen Bildungsund Schulgeschichte, die zur nüchternen Einschätzung der tatsächlichen Zustände mahnt. 45 Josef Fleckenstein: Königshof und Bischofsschule unter Otto d. Gr. In: Archiv für Kulturgeschichte 38 (1956) 38—62. 46 Josef Fleckenstein: Die Hof kapeile der deutschen Könige. 2 Bände (Schriften der Monumenta Germaniae historica 16), Stuttgart 1959—1966. 44

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ster die Zentren des Unterrichts, der Studien und der literarischen Produktion; erst allmählich formierten sich unter Mithilfe von Mönchen die Schulen an den Bischofssitzen und bis ins späte 11. Jahrhundert dauerte die Dominanz der monastischen Bildungsprinzipien an. Deshalb setzte die Schulbildung unter den Ottonen auch inhaltlich die klösterliche Überlieferung fort und wurde von der patristischen Theologie geprägt, die schon für die karolingischen Klosterschulen die Ausrichtung des Unterrichts vorgeschrieben hatte. Trotzdem deuteten sich in den Studiengebieten — nicht schon im Unterrichtsstoff — jene neuen Entwicklungen an, die es erlauben, die Bildungsgeschichte des 10. und 11. Jahrhunderts als Einheit zu begreifen47. Die Zusammenhänge zwischen monastischen und weltgeistlichen, theologischen und weltlichen Aspekten in der Schulbildung des ausgehenden 10. Jahrhunderts können vielleicht an einem biographischen Beispiel verdeutlicht werden, nämlich an Gerbert von Aurillac48. Der Benediktinermönch Gerbert lernte an der Domschule von Reims und wurde dort später auch Lehrer; er gehörte als Mitglied der Hofkapelle aber auch zu den administrativen Helfern Ottos des Großen49. Als Gelehrter beherrschte er nicht nur die Theologie, sondern ebenso alle sieben Fächer der Artes Liberales, besonders aber die Mathematik, Musik und Astronomie50. Sein Wissensdrang ging über die Bibel und die Kirchenväter hinaus, so daß er sogar nach Katalonien reiste, um von den Arabern Naturwissenschaften zu lernen. Den Zeitgenossen galt er nicht nur als ein Logiker, weil er alle logischen Schriften des Boethius kannte, sondern auch wegen seiner Vertrautheit mit dem Quadrivium als unheimlicher Zauberer51. Sich selbst stufte Gerbert jedoch als Rhetoriker ein: die indirekte Vertrautheit mit der aristotelischen Logik und die Anwendung logischer Kategorien waren für ihn vor allem eine Bereicherung seiner rhetorischen Mittel, nicht aber eine methodische Grundlegung der schola47

Gegenüber der älteren Forschung ist deutlicher zwischen den gelehrten Studien einzelner Mönche oder Weltgeistlicher und der durchschnittlichen monastischen oder weltgeistlichen Schulbildung zu unterscheiden. Ohne diese Unterscheidung würde die Bildungsgeschichte des lateinischen Mittelalters nur allzuschnell zu einer Literatur- oder Theologiegeschichte, wie Illmer: Formen der Erziehung und Wissensvermittlung (wie Anm. 10), S. 48 feststellt. 48 Oscar G. Darlington: Gerbert, the teacher. In: American Historical Review 52 (1946/47) 456—476; Richard William Southern: Gestaltende Kräfte des Mittelalters. Das Abendland im 11. und 12. Jahrhundert. Stuttgart I960, S. 156—159. 49 Fleckenstein: Die Hofkapelle der deutschen Könige (wie Anm. 46), Band 2, S. 93—96. 50 Gerberts Opera mathematica (ed. N. Bubnov, Berlin 1899) mögen als ein Beleg dafür gelten. 61 Nicht zugänglich war mir Uta Lindgren: Gerbert von Aurillac und das Quadrivium. Untersuchungen zur Bildung im Zeitalter der Ottonen. Phil. Diss., Freiburg i. Br. 1970.

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stisdien Wissenschaft52. Die Schule schätzte er als Ort gelehrter Disputation und seine Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Gelehrten führte er auch am kaiserlichen Hof, wo er 981 in Ravenna mit dem Magdeburger Domscholaster und königlichen Hofkapellan Ochtrich diskutierte53. Sein Wissensdrang und seine Diskussionsfreudigkeit charakterisieren ihn als einen neuen Vertreter der geistlichen Schulbildung, dennoch mochte er selbst der Vernunft keinen Eigenwert zuerkennen: im Menschen sei die Vernunft nur ein Ansatz und ihre Anwendung behalte daher immer etwas Zufälliges an sich, behauptete er in seinem Traktat De rationali et ratione uti5*. Das Verstandes- und Vernunftsmässige war für Gerbert von Aurillac nur in einem religiösen Zusammenhang zu begreifen, nicht etwa als selbständiger Bestandteil der Schulbildung und Wissenschaft. Verwundert es da, wenn der Lehrer an der Domschule seine Aufgaben innerhalb der Amtskirche suchte, sich zum Erzbischof von Reims wählen ließ und sein Leben als Papst Silvester II. beschloß? Wie Gerbert haben die meisten Gebildeten des l O./ll. Jahrhunderts Studium und Frömmigkeit als Einheit begriffen und eine Synthese von gelehrter Bildung und christlicher Religion angestrebt, mochten sie nun dem Mönchtum, den Kanonikern oder dem Weltklerus angehören. Gerberts Schüler Fulbert von Chartres sei als ein Beispiel für diese Bildungseinstellung genannt, Thangmar und Bernward von Hildesheim als zwei weitere55. Sie setzten die Tradition klösterlicher Bildung fort und haben sich in ihrer religiösen Lebensform am benediktinischen Mönchtum orientiert, waren also trotz aller individuellen Gelehrsamkeit keine Wissenschaftler. Mochten sie auch an der traditionalistischen Schulbildung festhalten und sie allenfalls durch umfassende Aneignung vervollständigen, so postulierten sie doch nicht den Widerspruch von „auctoritas" und „ratio", Vernunft und Glauben56. Späteren Gelehrten des 11. Jahrhunderts wurde es immer schwieriger, patristische Theologie und rationalistisches Denken, tradierten Glauben und eigenständige Reflexion harmonisch zu verbinden. An den Schülern Fulberts von Chartres zeigt sich, wie Schulbildung und Gelehrsamkeit 62

Southern: Gestaltende Kräfte des Mittelalters (wie Anm. 48), S. 156 f. mit Verweis auf Gerbert: Ep. 44 (MG, Briefe der deutschen Kaiserzeit II, S. 73). 88 Der Bericht darüber bei Richer von Reims: Historiarum libri quattuor, hier III 55—61 (ed. R. Latouche, Band 2, Paris 1937, S. 64 ff.). 64 Gerbert von Aurillac: De rationali et ratione uti (PL 139, 159—168). Siehe dazu Wolfram von den Steinen: Der Kosmos des Mittelalters. Von Karl dem Großen zu Bernhard von Clairvaux. Zweite Auflage, Bern und München 1967, S. 149. 66 Loren Carey MacKinney: Bishop Fulbert and education at the school of Chartres. (Text and Studies in the History of Mediaeval Education 6) Notre Dame Ind. 1957; Konrad Algermissen: Bemward und Godehard von Hildesheim. Ihr Leben und Wirken. Hildesheim 1960. 68 Von den Steinen: Der Kosmos des Mittelalters (wie Anm. 54), S. 146 ff.

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konfliktbildend wirken57. Der begabte Berengar von Tours gerät in Häresieverdacht, weil er seine Ansichten zur Abendmahlslehre auf grammatische und logische Unterscheidungen aufbaut und seine Meinungen öffentlich verteidigt58. Walter von Besannen, um einen ganz anderen Schüler Fulberts zu erwähnen, will sich nach langer Studienzeit und forschendem Herumreisen in Besanfon niederlassen, wird jedoch von Neidern ermordet59. Beide Vorgänge wären nicht möglich gewesen, wenn sich der Unterricht und die Überlegungen der Lehrer noch ausschließlich in der Abgeschlossenheit von Klosterschulen vollzogen hätten. Jetzt wurde die Aufmerksamkeit des lateinsprechenden Publikums, also der Mönche und Geistlichen, nicht erst durch die Abschriften von Traktaten, sondern bereits durch die Nachrichten von den Schulen des Weltklerus geweckt. Das Streitgespräch erhielt seinen festen Platz im Schulunterricht und eine breitere Öffentlichkeit verfolgte die Diskussionen. Weil sich aus der propädeutischen Beschäftigung mit der Grammatik und Dialektik die Ansätze zu einer scholastischen Methode entwickelten, veränderten sich auch die überlieferten Studiengebiete und die vorhandene Schulbildung. Nun erschien die Logik als ordnendes Element in einer verwirrenden Tradition von Gedanken und Meinungen: mithilfe der Kategorien und der Syllogistik des Aristoteles beginnt man an den Schulen, die Überlieferung zu sichten, zu systematisieren und zu beurteilen. Die Aneignung der aristotelischen Logik wurde zur größten geistigen Anstrengung des hohen Mittelalters und ihre Anwendung auf die Theologie zum mächtigen Konfliktstoff60. Der Historiker darf allerdings nicht die Vorstufen der Scholastik im 11. Jahrhundert mit der Scholastik des 12. Jahrhunderts eng verknüpfen: noch Lanfranc von Bec, Anselm von Canterbury, Odo von Cambrai und Anselm von Laon bewogen nicht nur philosophische Motive zur Verwendung der Logik im theologischen Studium und Schulunterricht, sondern ebensosehr didaktische Motive: sie zogen die Logik bei der Behandlung theologischer Fragen heran, „nicht um die absolut sichere Wahrheit sicherzustellen, sondern um die verborgene Wahrheit zu er57

Sie sind im ,Rhythmus' Adelmans von Lüttidi beschrieben. Zum Text siehe Alexandre Clerval: Les ecoles de Chartres au moyen age (du Ve au XV7e siede). Paris 1895, S. 59—61 und zum Autor vergleiche Hubert Silvestre: Notice sur Adelman de Liege, eveque de Brescia (f!061). In: Revue d'Histoire Ecclesiastique 56 (1961) 855—871. 58 Jean de Montclos: Lanfranc et Berenger. La controverse eucharistique du XI" siede. (Spicilegium Sacrum Lovaniense, Etudes et Documents 37) Louvain 1971. 59 Adelman von Lüttich, Rhythmus (ed. A. Clerval. Paris 1895, S. 60) und Petrus Damiani, De sancta simplicitate, cap. 6 (ed. P. Brezzi und B. Nardi. Firenze 1943, S. 182 f.). 60 Southern: Gestaltende Kräfte des Mittelalters (wie Anm. 48), S. 159 und 161. Zusammenfassende Darstellung bei Jan Pinborg: Logik und Semantik im Mittelalter. Ein Überblick, (problemata 10) Stuttgart-Bad Cannstatt 1972.

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schließen"61. Im Verständnis dieser Lehrer war die aristotelische Logik keine methodische Grundlage der Theologie, sondern ein Hilfsmittel bei ihrer Vermittlung. Deshalb entsprang ihr Wissensdrang auch keiner wissenschaftlichen Neugierde, sondern dem Bemühen um ein bewußteres Verständnis der christlichen Lehre. Weil die „ratio" eine Kategorie theologischer Reflexion und des Glaubens war, gab es für die genannten Mönche und Kleriker keine Diskrepanz zwischen Schulbetrieb und religiöser Lebensform62. IV.

Die Gregorianische Kirchenreform hat die beginnende Differenzierung zwischen religiöser Lebensform und scholastischer Theologie beschleunigt. Die Forderung nach asketisch-eremitisch lebenden Mönchen und nach konsequenter Reform des Weltklerus hat die Klosterschulen von den Stifts- und Domschulen getrennt: seit dem späten 11. Jahrhundert wurden die externen Schulen von den Mönchsgemeinschaften aufgegeben oder den Weltgeistlichen überlassen, sodaß die Schulbildung der Reformorden nur mehr innerhalb der Klostermauern für die Mönche selbst stattfand. Parallel zur Abschließung der Klosterschulen nach außen verlagerte sich der Schwerpunkt geistlicher Bildung endgültig in die Städte, an die hohen Schulen des Klerus63. Auch wenn sich diese bildungsgeschichtliche Entwicklung schon im ausgehenden 10. Jahrhundert an einigen Einzelfällen nachweisen ließ, so wurde sie doch erst mithilfe des Reformpapsttums zu einem verbreiteten Phänomen, als zum Beispiel 61

Martin Grabmann: Die Geschichte der scholastischen Methode, nach den gedruckten und ungedruckten Quellen dargestellt. Band 2, Freiburg i. Br. 1911, S. 129 (hier über Odo von Cambrai). Vergleiche auch den entsprechenden Bericht Hermanns von Tournai im ,Liber de restauratione monasterii sancti Martini Tornacensis', cap. 2 (MG SS XIV S. 275) über Odos Logikunterricht. 82 Wolfram von den Steinen: Monastik und Scholastik. Zu Dom Jean Leclercq, L'Amour des lettres et le desir de Dieu. In: "Leitschrijt für deutsches Altertum und deutsche Literatur 89 (1958/59) 243—256, hier S. 251 f. 83 Zur Schul- und Bildungsgeschichte des späten 11. und des 12. Jahrhunderts vergleiche die in Anm. 30 genannten Darstellungen sowie Gerard Par£, Adrien Brunet und Pierre Tremblay: La renaissance du XII* siede. Les ecoles et l'enseignement. (Publications de l'Institut d'Etudes Modiivales d'Ottawa, troisieme s£rie 27) Paris und Ottawa 1933; Philippe Delhaye: U organisation scolaire au XIIs siede. In: Traditio 5 (1947) 211—268; Urban Tigner Holmes: Transitions in European education. In: Twelfth-century Europe and the foundations of modern society, hgg. v. M. Clagett, G. Post und R.Reynolds. Madison Wise. 21966, S. 15—38; Peter Classen: Die Hohen Schulen und die Gesellschaft im 12. Jahrhundert. In: Archiv für Kulturgeschichte 48 (1966) 155—180; Jürgen Petersohn: Normannische Bildungsreform im hochmittelalterlichen England. In: Historische Zeitschrift 213 (1971) 265—295; La scuola neu' occidente latino dell'alto medioevo. 2 Bände (Settimane di Studio del Centre Italiano di Studi sull'Alto Medioevo 19), Spoleto 1972. Med, XI

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Gregor VII. 1079 allen Bischöfen die Errichtung von Domschulen vorschrieb64. Aus dieser Organisierung geistlicher Studien für den Weltklerus ergab sich zwar noch keine allgemeine Schulbildung für alle Weltgeistlichen und Säkularkanoniker, doch blieb eine umfassendere geistliche Bildung auch nicht mehr das Privileg einzelner Gelehrter. Seit dem späten 11. Jahrhundert wurde ein immer größerer Teil des hohen Klerus in den Schulen erzogen und ausgebildet, um jene pastoralen und administrativen Aufgaben zu erfüllen, die ihm die Kirchenreform gestellt hatte65. Die institutionelle Sonderentwicklung der Schulen des Reformmönchtums und des Weltklerus begründete auch im 12. Jahrhundert die Diskrepanz zwischen monastischer Verhaltenserziehung und weltgeistlicher Wissensvermittlung, die dann zum Gegensatz von Monastik und Scholastik führte66. Die Unterschiede zwischen einer klösterlichen und einer klerikalen Schulbildung wurden vor allem an der jeweiligen Ausarbeitung und Anwendung der scholastischen Methode sichtbar. Aus der systematisierenden Zusammenstellung tradierter „auctoritates" zur Erschliessung der verborgenen Wahrheit entwickelten die Lehrer an den Schulen des Klerus eine Wissenschaftskonzeption, die aus dem Unterricht hervorging: nach der „lectio "einer Textstelle führte die „quaestio" zu einer „disputatio", deren Ergebnis in einem Kommentar niedergelegt wurde; das dialogische Verfahren erstrebte ein Textverständnis durch die Anwendung von Begriffen und Kategorien der aristotelischen Logik, um Sachprobleme oder Interpretationsdifferenzen zu lösen67. Die neuen Lehrbücher des 12. Jahrhunderts repräsentieren diese Entwicklung der scholastischen Methode besser als etwa der bekannte Bericht Peter Abaelards in seiner Autobiographie und man muß die Concordia discordantium canonum Gratians, die Quatuor libri sententiarum des Petrus Lombardus oder andere zeitgenössische Werke in die Hand nehmen, um die Eigenart der Schulbildung an den Bischofssitzen erkennen zu können68. Hier 84

Sacrorum conciliorum nova et amplissima collectio, ed. Giovanni Domenico Mansi. Band 20, Nachdruck: Graz 1960, Sp. 509. 65 Vergleiche dazu Delhaye: L'organisation scolaire, Holmes: Transitions in European education und Classen: Die Hohen Schulen (alle wie Anm. 63). Leclercq: Wissenschaft und Gottverlangen (wie Anm. 7) und die Rezension durch von den Steinen: Monastik und Scholastik (wie Anm. 62). Man kann den Gegensatz auch an Personen illustrieren, wie Anselm von Besäte einerseits (H. E. J. Cowdrey: Anselm of Besäte and some north-italian scholars of the eleventh century. In: Journal of Ecclesiastical History 23 [1972] 115—124) und Otloh von St. Emmeram andererseits (Helga Schauwecker: Otloh von St. Emmeram. Ein Beitrag zur Bildungs- und Frömmigkeitsgeschichte des 11. Jahrhunderts. München o. J.). 67 Pointierte Zusammenfassung bei Southern: Gestaltende Kräfte des Mittelalters (wie Anm. 48), S. 171—181 bzw. S. 181—194. 88 Martin Anton Schmidt: Scholastik. (Die Kirche in ihrer Geschichte, Band 2, Lieferung G, Teil 2) Göttingen 1969, S. G 86 ff.

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wurde die aristotelische Logik zur methodischen Grundlage aller Studiengebiete und blieb nicht länger ein didaktisches Hilfsmittel. In den Schulen des Weltklerus wurde nicht nur die scholastische Methode ausgearbeitet, sondern auch der starre Kanon der überlieferten Unterrichtsfächer überwunden. Im Vordergrund der geistlichen Schulbildung stand zwar nach wie vor das theologische Studium als Ausbildung für angehende Kleriker, doch entwickelten sich aus den propädeutischen Artes Liberales, besonders aus dem Trivium, neue Studiengebiete, die auch außerhalb der Schule Anwendung fanden, wie die „ars notaria" und die „ars dictandi"60, oder eigenständige Fächer im Schulstudium, wie die Grammatik und die Logik70. Durch intensive Aneignung antiken und arabischen Wissens kamen die Fächer Medizin und Römisches Recht als höhere Studien in den Schulunterricht, ebenso wie das Kirchliche Recht ein Schulfach wurde71. Neben der Theologie hatten sich nun drei weitere Hauptfächer ausgebildet: Kanonistik, Römisches Recht und Medizin. Ob für diese neuen Unterrichtsgebiete ein theoretisches Interesse verantwortlich zu machen ist oder ob auch außerschulische Bedürfnisse bei der Etablierung der drei neuen Studien eine Rolle gespielt haben, ist immer noch strittig; immerhin fanden sich im 12. Jahrhundert Scholaren, die entweder aus Wissensdrang oder aus beruflichen Erwägungen bislang unbekannte Schulfächer studierten72. Ein allgemeiner Enthusiasmus des Lernens und Lehrens erscheint als die vordergründige Ursache dieser bildungsgeschichtlichen Entwicklung neuer Schulen und Studien, so daß man in der historischen Forschung schon seit längerer Zeit von einer ,Renaissance des 12. Jahrhunderts* spricht73. Abgesehen von der problematischen Anwendung des Begriffs 89

Franz-Josef Schmale: Die Bologneser Schule der ,Ars dictandi'. In: Deutsches Archiv 13 (1957) 16—34 und Das Bürgertum in der Literatur des 12. Jahrhunderts. In: Probleme des zwölften Jahrhunderts (Vorträge und Forschungen 12), Konstanz und Stuttgart 1968, S. 409—424. 70 Richard William Hunt: Studies on Priscian in the twelfth century. In: Mediaeval and Renaissance Studies 1 (1941—43) 194—231 und 2 (1950) 1—56; Pinborg: Logik und Semantik (wie Anm. 60). 71 Paul Oskar Kristeller: Studies in Renaissance thought and letters (Storia e Letteratura 54), Roma 1956, S. 495—551: The school of Salerno, its development and its contribution to the history of learning; Brian Lawn: The Salernitan questions. An introduction to the history of medieval and renaissance problem literature. Oxford 1963; Peter Weimar: Die legistische Literatur und die Methode des Rechtsunterrichts der Glossatorenzeit. In: lus Commune 2 (1969) 43—83; Willibald M. Plöchl: Geschichte des Kircbenrecbts. Zweite Auflage. Band 2, Wien 1962, S. 489 S. 72 Gegensätzliche Interpretationen bei Grundmann: Vom Ursprung der Universität (wie Anm. 8) und Classen: Die Hohen Schulen (wie Anm. 63). 73 Charles Homer Haskins: The renaissance of the twelfth century. Cambridge Mass. 1927; Pare, Brunet und Tremblay: La renaissance du XIIe siede (wie Anm. 63); Entretiens sur la renaissance du 12e siede, hg. v. Maurice de Gandillac und Edouard Jeauneau. (Decades du Centre Culturel International de Cerisy-Ia-Salle, nouvelle



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auf mittelalterliche Verhältnisse besteht doch Einigkeit über die historischen Vorgänge, die zugrundeliegen: einzelne Bischofsstädte haben Domschulen, die wegen ihrer Lehrer berühmt sind; um diese Lehrerpersönlichkeiten gruppieren sich Scholaren; einige Schulen erlangen schnell Bedeutung, vergrößern sich, werden aber häufig wieder bedeutungslos; die Scholaren ziehen an andere Schulen oder folgen den umherziehenden Lehrern. Die hohen Schulen in den Städten haben also noch nicht die institutionellen Formen von Universitäten angenommen und der ganzen Schulorganisation haftet etwas Flexibles und Improvisiertes an74. Ähnlich unstet sind die Scholaren, die man oft als „clerici vagantes" beschrieben hat75. Ihre beherrschende Studienmotivation war nach den mittelalterlichen Quellen der „amor sciendi", die Liebe zum Wissen. So bekannte Abaelard, daß er selbst wie sein Vater von der Liebe zur Bildung angelockt worden sei und deshalb auf sein Erbe und den Ritterberuf verzichtet habe, um zu studieren76. Ähnliche Bekenntnisse zum „amor sciendi" haben später Gilbert Foliot, Warinus von St. Albans, Guido von Bazoches, Giraldus Cambrensis, Ernisius von St. Victor und Stefan von Tournai abgelegt, um ihre idealistischen Motive beim Studium zu betonen77. Entsprechende Erwartungen der Lehrer an die Bildungseinstellung ihrer Scholaren formulierte ein berühmter Dreizeiler, der Bernhard von Chartres zugeschrieben wird: „mens humilis, Studium quaerendi, vita quieta, / scrutinium taciturn, paupertas, terra aliena: / haec reserare solent multis obscura legendo"78. In diesen Versen werden nicht nur Ideale beschrieben, die eine auffallende Ähnlichkeit mit monastischen Vorstellungen haben (wie Demut, Armut, Schweigsamkeit), sondern auch die faktischen Studienbedingungen des 12. Jahrhunderts als Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium ethisch gewertet. Denn die Armut des Scholaren, sein Aufenthalt in der Fremde, seine rechtliche seVie 9) Paris und Den Haag 1968; Christopher Brooke: The twelfth century renaissance (Library of European Civilization), London 1969; The twelfth-century renais-· sance, hg. v. Charles R. Young. (European Problem Studies) New York 1969; Richard William Southern: Medieval humanism and other studies. Oxford 1970, S. 158—180: The place of England in the twelfth century renaissance. 74 Übersicht bei Delhaye: L'organisation scolaire (wie Anm. 63). 75 Helen Waddell: The wandering scholars. London 1927; Martin Bechthum: Beweggründe und Bedeutung des Vagantentums in der lateinischen Kirche des Mittelalters. (Beiträge zur mittelalterlichen, neueren und allgemeinen Geschichte 14) Jena 1941. 78 Peter Abaelard: Historia calamitatum (ed. J. Monfrin. Paris S1967, S. 63). 77 Gilbert Foliot: Ep. 188 und ep. 192 (edd. Z.N.Brooke, A. Morey und C. N. L. Brooke. Cambridge 1967, S. 261 bzw. S. 263); Warinus von St. Albans (Chartularium universitatis Parisiensis, edd. H. Denifle und E. Chatelain. Band l, Paris 1899, Nr. 37 S. 40); Guido von Bazoches: Ep. 4 (ed. H. Adolfsson. Stockholm 1969, S. 14); Giraldus Cambrensis: Expugnatio Hibernica, Prolog (ed. J. F. Dimock. Opera omnia, Band 5, London 1867, S. 212); Ernisius von St-Victor (PL 190, 687 B); Stefan von Tournai: Ep. 223 (ed. J. Desilve. Valenciennes und Paris 1893, S. 278). 78 Classen: Die Hohen Schulen (wie Anm. 63), S. 160.

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Unsicherheit — all dies nannte auch 1158 die Authentica ,Habita' Friedrich Barbarossas als Studienbedingungen der Bologneser Rechtsstudenten, um daraus die Notwendigkeit eines kaiserlichen Scholarenprivilegs abzuleiten79. Selbst wenn einzelne Scholaren von einem Studium in Armut berichtet haben, wie etwa Wilhelm von Tyros80, so hielten doch andere Studenten an ihrem Studienenthusiasmus fest. In etymologischer Anspielung nannten sie die Schulstadt Paris ein Paradies und bezeichneten es als neues Jerusalem, was kaum der historischen Wirklichkeit entsprochen haben dürfte, wie häufig die gleichen Autoren beschreiben81. Wirklichkeitsnäher und aufschlußreicher sind jene Vorstellungen, die in der Schule eine Burg sahen und das Studium als „militia scolaris" auffaßten, was ebensogut mit Schulkampf wie mit Schuldienst übersetzt werden kann, aber in jedem Fall ein Beleg für den Einfluß ritterlich-adeliger Denkweise ist und mehr über die soziale Herkunft der Scholaren sagt als biographische Einzelmitteilungen82. Die Bildungsideale und das Selbstbild des gebildeten Klerus erscheinen jedoch vornehmlich humanistisch ausgerichtet. Man polemisiert nämlich gegen fachliche Spezialisierung, Karrieredenken und unsolide Schulbildung, um sich von zeitgenössischen Tendenzen im Schulbetrieb zu distanzieren. Angriffe gegen die sogenannten ,Cornificiani' und gegen gewinnbringende Studiengebiete markieren die doppelte Abwehrhaltung83. Humanistisch gesinnte Geistliche wie Johann von Salisbury, Peter von Blois und Giraldus Cambrensis plädierten für eine gründliche Schulung in den Artes Liberales vor einem höheren Studium und wandten sich gegen medizinische oder zivilrechtliche Studien der angehenden Kleriker84. Diese Unterschiede zeitgenössischer Klerikerbildung vermerkte der Grammatiker Ralf von Beauvais, als er „clerici pannosi", „clerici super79

H. Koeppler: Frederick Barbarossa and the schools of Bologna. Some remarks on the ,Authentica Habita'. In: English Historical Review 54 (1939) 577—607, hier S. 607. 80 Robert B. C. Huygens: Guillaume de Tyr etudiant. Un chapitre (XIX,12) de son ,Histoire' retrouve. In: Latomus 21 (1962) 811—829, hier S. 822 Z.11 f. 81 Jacques Le Goff: Les intellectuels au moyen age (Le temps qui court 3), Paris 2 1965, S. 24—29. 82 Jacques Le Goff: Quelle conscience I'universite medievale a-t-elle eu d'elle-meme? In: Beiträge zum Berufsbewußtsein des mittelalterlichen Menschen, hg. v. Paul Wilpert. (Miscellanea Mediaevalia 3) Berlin 1964, S. 15—29, hier S. 17 f. 83 John W. Baldwin: Masters, princes and merchants. The social views of Peter the Chanter and his circle. Band 1, Princeton N.J. 1970, S. 175—204 gibt eine Übersicht. 84 Zu diesen und anderen Klerikern im anglo-normannischen Königreich vergleiche Gunnar Stollberg: Die soziale Stellung der intellektuellen Oberschicht im England des 12. Jahrhunderts (Historische Studien 427), Lübeck 1973; Colin Morris: Zur Verwaltungsethik. Die Intelligenz des 12. Jahrhunderts im politischen Leben. In: Saeculum 24 (1973) 241—250; Beryl Smalley: The Becket conflict and the schools. A study of intellectuals in politics. Oxford 1973.

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seminati" und „clerici a fundamento massati" voneinander trennte85. Der umfassend gebildete Kleriker hatte nadi diesen Forderungen mit Sorgfalt das Trivium zu lernen und seinen Sprachstil an den antiken Klassikern zu schulen, ohne sich in grammatikalische und logische Spitzfindigkeiten zu verlieren oder unbesehen den Ansichten heidnischer Dichter zu folgen. Fraglos waren diese ,Humanistenc des 12. Jahrhunderts gläubige Christen und theologisch versierte Kleriker, doch belegten sie ihre Bildungseinstellung mit antiken Sentenzen, wie etwa mit Senecas Ausspruch „Otium sine litteris mors est et hominis vivi sepultura"86. Ihre deklamatorischen Zitate weisen zwar auf eine ausgeprägte Vorliebe für die literarische Bildung, sind aber in ihrem Kern eine intellektuelle Selbsttäuschung über die Möglichkeiten geistlicher Schulbildung. Sie verschweigen nämlich, daß der ,homme des lettres* aus dem Weltklerus seine Berufsmöglichkeiten innerhalb der Kirche oder an den weltlichen Höfen suchen mußte, wenn er nicht als Lehrer an den hohen Schulen des Klerus bleiben wollte87. Die Polemik dieses literarischen Bildungsideals gegen die wissenschaftliche Neugierde und die berufsbezogene Schulbildung übersah jedoch völlig, wie sehr ihre Kritik auf die Schultheologie zutraf. Denn daran ist kein Zweifel möglich: die Dom- und Stiftsschulen verdankten ihren Aufstieg seit dem späten 11. Jahrhundert gerade dem wissenschaftlichen Denken der scholastischen Methode und den außerschulischen Forderungen der Kirchenreform88. V.

Konnte der Weltgeistliche Peter von Blois noch Schule und Kloster als unterschiedliche, aber gleichwertige Verwirklichungen des himmlischen Paradieses auf Erden denken, so zerfiel dieser religiöse Zusammenhang für das Reformmönchtum des 12. Jahrhunderts vollständig89. 85

Giraldus Cambrensis: Gemma ecclesiastica, II 37 (ed. J. S. Brewer. Opera omnia, Band 2, London 1862, S. 348 f.). 88 Senecas Ep. 82,3 ad Lucilium wird u. a. von Johann von Salisbury: Policraticus, Prolog (ed. C. C. I. Webb, Bd. l, London 1909, S. 17); Peter von Blois: Ep. 9 und Canon episcopalis (PL 207,26 B bzw. 1102 B) und Giraldus Cambrensis: Symbolum electorum, ep. 24 an Walter Map (ed. J. S. Brewer, Opera omnia, Band l, London 1861, S. 281) zitiert. Zum literaturgeschichtlichen Kontext siehe Klaus-Dieter Nothdurft: Studien zum Einfluß Senecas auf die Philosophie und Theologie des zwölften Jahrhunderts (Studien und Texte zur Geistesgeschichte des Mittelalters 7), Leiden und Köln 1963. 87 Immerhin hatte Johann von Salisbury: Metalogicon, I 4 (ed. C. C. I. Webb. Oxford 1929, S. 12 f.) die Berufsmöglichkeiten gebildeter Kleriker erkannt. 88 So auch Classen: Die Hohen Schulen (wie Anm. 63), der im übrigen eine sozialgeschichtliche Erklärung bevorzugt. 89 Peter von Blois: Ep. 13 (PL 207,42 B) einerseits, Leclercq: Wissenschaft und Gottverlangen (wie Anm. 7), S. 222—224 andererseits.

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Mit der Abschließung der Klosterschulen nach außen besann sich die monastische Schulbildung wieder verstärkt auf kontemplative Geistigkeit und individuelle Bildung. Entsprechend scharf fiel daher die Kritik der Mönche an dem Schulbetrieb und an der Studienbegeisterung des Weltklerus aus. Der behauptete Zusammenhang zwischen Schulbildung und pastoralen Aufgaben wurde bezweifelt, die Gnade religiöser Erfahrung spielte man gegen die „vanitas" scholastischer Wissenschaft aus und vermutete bei den Scholaren nur Ehrgeiz und Ruhmsucht, Gewinnstreben und Karrieredenken90. In der monastischen Polemik gegen extrovertiertes Gelehrtentum und wissenschaftliche Neugierde gewannen auch die spätantiken und frühmittelalterlichen Argumente an Aktualität: antike Klassiker und heidnische Philosophie, Medizin und Römisches Recht wurden zum Inbegriff des verbotenen weltlichen Wissens erklärt91. Den Anhängern eines klösterlichen Bildungsideals erschien die Schulstadt Paris als das moderne Babylon, wo ein irregeleiteter Wissensdrang zu ungeistlicher Lebensform und zu theologischer Häresie führen mußte, wie zeitgenössische Beispiele zu belegen schienen92. Weil sich aber Ergebnis und Nutzen einer Schulbildung nur an der religiösen Relevanz des Wissens messen ließen, hielten die Reformmönche an ihrer Theologie als bewußter Gegenposition zur scholastischen Theologie der weltgeistlichen Schulen fest: man verzichtete auf die aristotelische Logik bei der Erörterung theologischer Fragen, gestand den Artes Liberales nur die überlieferte propädeutische Rolle zu und konzentrierte sich im übrigen vorwiegend auf allegorische und moralisch-^tropologische Bibelexegese oder Lektüre der Kirchenväter93. Damit erhielt der Unterricht in den Klosterschulen des 12. Jahrhunderts im wesentlichen jene affektive und kontemplative Ausrichtung wieder, die schon die Klosterbildung vor der Frühscholastik charakterisiert hatte. Aus dem Unterschied von Kloster und Schule war aber jetzt der Gegensatz von monastischer und scholastischer Theologie geworden, der auch nach der Beendigung des Mendikantenstreites andauern sollte94. Aus der konservativen, fast schulfeindlichen Einstellung der Reformorden darf jedoch nicht auf Bildungsfeindlichkeit oder geringe schrift90

Leclercq: Wissenschaft und Gottverlangen (wie Anm. 7), S. 63 ff. und Joachim Ehlers: Monastische Theologie, historischer Sinn und Dialektik. Tradition und Neuerung in der Wrwereic&d/f des 12. Jahrhunderts. In: Antiqui und Moderni. Traditionsbewußtsein und Fortschrittsbewußtsein im späten Mittelalter, hgg. v. Albert Zimmermann. (Miscellanea Mediaevalia 9) Berlin 1974, S. 58—79. Zur monastischen Schulbildung vergleiche auch den Sammelband Los monjes y los estudios, IV semana de estudios monasticos, Pöblet 1961. Pöblet 1963. 91 Koperska: Die Stellung der religiösen Orden (wie Anm. 66), S. 32—94. 92 Le Goff: Les intellectuels au moyen age (wie Anm. 81), S. 24—29. 93 Leclercq: Wissenschaft und Gottverlangen (wie Anm. 7) und Ehlers: Monastische Theologie (wie Anm. 90). 94 Vergleiche dazu Kapitel VII dieses Aufsatzes.

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liehe Kultur in den Klöstern des Hochmittelalters geschlossen werden: Eigenart und Vielfalt der monastischen Bildung hat Dom Jean Leclercq eindringlich beschrieben und gewürdigt95. Die schärfsten Kritiker der Schullogik waren ja oftmals die besseren Dialektiker, wie sich an Petrus Damiani zeigen läßt, und die polemischen Äußerungen Bernhards von Clairvaux zum Schulbetrieb bestätigen ihn nur als hervorragenden Rhetoriker96. Auch wenn den Mönchen und Regularkanonikern seit 1130 ein Studium der Medizin und des Römischen Rechts verboten war und die Beschäftigung mit den „scientiae saeculares" immer noch sporadisch und elementar blieb, so kennzeichnete die Reformmönche häufig ein Bekenntnis zum Ideal des Gebildeten97. Ein religiös interpretierter „amor sciendi" wurde zu ihrem Bildungsideal, doch mischte sich in dieses Bekenntnis ein apologetischer Unterton, der die Klosterbildung von der Schulbildung abgrenzen wollte98. So flüchtete man sich in eine Vorstellung von der Beschäftigung mit der „sapientia" oder „philosophia" als größtem Trost im Leben, die zuerst bei Boethius erscheint99. Die „sapientia" der Klöster war aber nicht die „seientia" der Schulen und damit erhielt das Boethius-Zitat eine antischolastische Tendenz, die auf die Schulfeindlichkeit des mittelalterlichen Mönchtums weist. Diese Einstellung hat ihre klassische Formulierung in einem Ausspruch des Benediktiners Peter von Gelle gefunden, wo es heißt: „O beata scola, ubi Christus docet corda nostra verbo virtutis sue, ubi sine studio et lectione apprehendimus quomodo debemus eternaliter beate vivere!"100. Die stille Meditation in klösterlicher Abgeschiedenheit galt aus religiösen Gründen mehr als der Unterricht in der Schule oder der wissenschaftliche Eifer des Einzelnen, weil durch die Meditation eine größere Festigung des 95

Leclercq: Wissenschaft und Gottverlangen (wie Anm. 7), S. 169 ff. Jean Gonsette: Pierre Damien et la culture profane (Essais philosophiques 7), Louvain und Paris 1956 und Jean Leclercq: L'humanisme des meines au moyen äge. In: Studi Medievali, serie terza 10,1 (1969) 69—113. 97 Eine Zusammenstellung dieser Verbote bei Stephan Kuttner: ,Dat Galienus opes et sanctio Justiniana'. In: Linguistic and literary studies, in honour of Helmut A. Hatzfeld. Washington D. C. 1964, S. 237—246, hier S. 238 Anm. 5. 98 Otloh von St. Emmeram: De cursu spiritual! (PL 146, 240 C); Longuel von Clairvaux: Theographia, Widmungsbrief (ed. J. Leclercq. In: Citeaux 12 [1961] S. 214); Philipp von Harvengt: Ep. 3 und ep. 20 (Chartularium universitatis Parisiensis, edd. H.Denifle und E. Chatelain. Band l, Paris 1899, Nr. 52 S. 50 bzw. PL 203, 165 B); Absalon von Springiersbach: Sermo 4 in adventu Domini (PL 211, 37 B). 99 Boethius: De consolatione philosophiae, III pr. l (bzw. De syllogismo hypothetico I [PL 64, 831 B]) wird von Hugo von St-Victor: Didascalicon, 12 (ed. Ch. H. Buttimer. Washington D. C. 1939, S. 10) und Otto von Freising: Chronicon, Widmungsbrief an Rainald von Dassel (ed. W. Lammers. Darmstadt 1960, S. 6) zitiert. Zur monastischen ,philosophia' vergleiche Jean Leclercq: Etudes sur le vocabulaire monastique du moyen äge (Studia Anselmiana 48), Roma 1961, S. 39—79. 100 Peter von Celle: Ep. an Johann von Salisbury (Chartularium universitatis Parisiensis, edd. H. Denifle und E. Chatelain. Band l, Paris 1899, Nr. 22 S. 24). 96

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christlidien Glaubens erreicht werden konnte als durch die Diskussion. Nach Meinung der Mönche war die klösterliche Trias „lectio — meditatio — oratio" der weltgeistlichen Trias „lectio — disputatio — praedicatio" spirituell überlegen101. Eine vermittelnde Stellung im Spannungsfeld zwischen weltgeistlicher Schulbegeisterung und monastischer Wissenschaftsfeindlichkeit scheinen Regularkanoniker und Augustinerchorherren, aber auch Prämonstratenser, einzunehmen. Diese Klostergemeinschaften von Klerikern wollten der „vita arctior" des Reformmönchtums nacheifern und in der Nachahmung die Vita Apostolica unter einer Regel verwirklichen. Wie sie in ihrer religiösen Lebensform weder dem Mönchtum noch dem Weltklerus zugerechnet werden können, so scheinen auch ihre Bildungsideale zwischen den Extremen der Monastik und Scholastik zu liegen102. Nun reicht es aber nicht aus, die Namen eines Hugo von St-Victor oder Philipp von Harvengt zu nennen, um die positiven Urteile dieser Gruppe über Schulbildung und Gelehrsamkeit zu belegen: das Didascalicon Hugos erkennt zwar einer umfassenden Schulbildung weit größere Bedeutung zu als Philipps De institutione clericorum libri sex, doch unterscheiden sich beide Schriften in ihrer monastischen Spiritualität nicht voneinander103. Noch eindeutiger wird das Bild, wenn man Stefan von Tournai hinzunimmt, der ja auch im nordfranzösischen Raum lebte und die Entstehung der Universität von Paris beobachten konnte104. Von seiner Schulbildung her könnte Stefan als typisches Beispiel für jene gebildeten Kleriker des 12. Jahrhunderts gelten, die nach einem Studium an den hohen Schulen des Weltklerus innerhalb der Kirche Karriere machten: Stefan wurde an der Kathedralschule von Orleans erzogen, studierte Römisches Recht und Kanonistik in Bologna, hielt sich an der Domschule von Chartres auf, verfaßte einen Kommentar zu Gratians kanonistischem Werk, wurde Abt von St-Euverte in Organs und später von Ste-Genevieve in Paris, schließlich Bischof von Tournai. Aber welch ein Gegensatz zwischen diesen biographischen Details und seinen Äußerungen zum zeitgenössischen Schulbetrieb und zur scholastischen Theologie! Der Regularkanoniker unterscheidet sich in seinen Beobachtungen und Wertungen 101

So zum Beispiel Bernhard von Clairvaux: Sermo 36 in Cantica (PL 183, 967—

971).

102

Von den Steinen: Monastik und Scholastik (wie Anm. 62), S. 251. Ehlers: Monastiscke Theologie (wie Anm. 90) zum Vergleich von Hugos .Didascalicon' (wie Anm. 99) und Philipps Schrift (PL 203, 665—1206). Zu den Bildungsvorstellungen Hugos von St-Victor vergleiche Roger Baron: Science et sagesse chez Hugues de Saint-Victor. Paris 1957 und Benoit Lacroix: Hugues de Saint-Victor et les conditions du savoir au moyen äge. In: An Etienne Gilson tribute, hg. v. Charles J. O'Neil. Milwaukee 1959, S. 118—134. 104 Selmar Scheler: Sitten und Bildung der französischen Geistlichkeit nach den Briefen Stephans von Tournai (f 1203). (Historische Studien 130) Berlin 1915; Joseph Warichez: Etienne de Tournai et son temps, 1128—1203. Touraai und Paris 1937. 103

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kaum von einem Reformmöndi: die profanen Studiengebiete bereiten nicht auf das theologische Studium vor und die Theologie selbst ist eine „inanitas quaestionum et inutilitas disputationum", die Schulen der Weltgeistlichkeit sind von „venditores verborum" bevölkert105. Allein die Klosterschule auf dem Mont Sainte-Genevieve vermittelt eine Schulbildung, die zum Glauben an Christus erzieht und weder aus wissenschaftlicher Neugierde noch aus Vorliebe für heidnische Autoren gelernt oder gelehrt wird — das behauptete zumindest Stefan angesichts des weltgeistlichen Schulbetriebs in Paris106. Eine ähnliche Überzeugung hegten auch andere Mitglieder des regulierten Klerus, wobei Alexander Nequam stellvertretend genannt sei, weil seine Biographie und sein literarisch-theologisches Werk manche Parallele mit Stefan von Tournai aufweisen107. Die Regularkanoniker, Augustinerchorherren und Prämonstratenser richteten zwar ihre Einstellung zur Schulbildung und scholastischen Wissenschaft am monastischen Bildungsideal aus, doch versuchten sie gleichzeitig, sich durch eine positivere Haltung zum Studium von dem Reformmönchtum abzugrenzen. So behauptete Anselm von Havelberg, daß der Vorrang der regulierten Chorherren vor den Mönchen gerade im Recht der Regularkanoniker auf ein Studium bestehe, während dieses Recht den Mönchen nicht zugestanden sei108. Ebenso verteidigte Arno von Reichersberg die religiöse Lebensform des regulierten Klerus mit dem Hinweis auf das Recht der Geistlichen zum Studium, um dadurch die pastoralen Aufgaben besser erfüllen zu können100. Es überrascht daher nicht, wenn Schulbildung und privates Studium in den zeitgenössischen Regeln für den regulierten Klerus eine Vorzugsstellung einnehmen110. Allerdings muß entschieden bezweifelt werden, ob diese Übernahme weltgeistlicher Bildungsideale den prägenden Einfluß der monastischen Bildungseinstellung wesentlich geschwächt hat. Selbst die Existenz externer Schulen in manchen Stiften von Regularkanonikern oder die Hochschätzung der Artes Liberales in der Schule von St-Victor kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß die regulierten Chorherren nicht nur in ihrer Bildungseinstellung dem Mönchtum zugerechnet werden 105

Stephan von Tournai: Sermo de Spiritu Sancto (ed. J. Waridiez. Tournai und Paris 1937, S. 113 Anm. 2) und ep. 93 bzw. ep. 274 (ed. J. Desilve. Valenciennes und Paris 1893, S. 109 bzw. S. 344). 108 Scheler: Sitten und Bildung der französischen Geistlichkeit (wie Anm. 104). 107 Alexander Nequam: De naturis rerum libri duo und De laudibus divinae sapientiae (ed. Th. Wright. London 1863). Zu Alexanders Biographie siehe A biographical register of the university of Oxford to A. D. 1500, hg. v. A. B. Emden. Band 2, Oxford 1958, S. 1342—1343. 108 Anselm von Havelberg: Brief an Abt Egbert von Huysburg (PL 188, 1119—1140). 109 Arno von Reidiersberg: Scutum canonicorum regularium (PL 194, 1493—1528). 110 So zum Beispiel Petrus de Honestis: Regula clericorum, lib. I cap. 18 (PL 163, 715 B).

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müssen. Die Abwehrhaltung gegenüber der scholastischen Theologie und den Universitäten des Weltklerus ist bei den Dominikanern des 13. Jahrhunderts bald überwunden, doch konnte sich der Aristotelismus nie vollständig gegenüber dem Augustinismus durchsetzen111. VI.

Mit der Entstehung der Universität an der Wende vom 12. zum 13. Jahrhundert war die institutionelle Sonderentwicklung hoher Schulen des Weltklerus abgeschlossen. Die autonomen Korporationen in Bologna und Paris repräsentierten auch den organisatorischen Ausbau von wissenschaftlichen Studien und die Anerkennung einer relativen „libertas scolastica" durch universale oder partikulare Gewalten112. Schon seit dem frühen 12. Jahrhundert hatte sich diese schulorganisatorische Entwicklung angebahnt, weil die lateinsprachig Gebildeten das theologische Studium als eigenständige Tätigkeit eines Klerikers anerkannten und dem „negotium scolare" eine religiöse Berechtigung zubilligten113. Die Aufwertung des Scholaren und Magisters ging sogar so weit, daß sich Peter Abaelard und Philipp von Harvengt gegen die Handarbeit eines „clericus scolaris" aussprechen konnten, weil die berufliche Spezialisierung fortgeschritten und das „negotium scolare" zu einem selbständigen Beruf geworden war114. Die selbstbewußten Forderungen der hohen Schulen nach Freiheit von lokaler Herrschaft und bischöflicher Beaufsichtigung zählten auf die allgemeine Anerkennung des Studiums und der Schulbildung. Dieses berufliche Standesbewußtsein war auch eine der Voraussetzungen für die Entstehung autonomer 111

Vergleiche dazu Kapitel VII dieses Aufsatzes. Zur Entstehung der Universität im hohen Mittelalter vergleiche außer den genannten Titeln (Anm. 8, 11 und 63) die Untersuchungen von Richard Meister: Beiträge zur Gründungsgeschichte der mittelalterlichen Universität. In: Anzeiger der österreichischen Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, Band 94, Wien 1957, S. 27—50; Ernst Behler: Die Entstehung der mittelalterlichen Universität von Paris. In: ,Perennitas''. Feific&n/f für P. Thomas Michels, O. S. B. (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinerordens, Ergänzungsband 2) Münster 1963, S. 294—321; Heinrich Schmidinger: Zur Entstehung der Universität im Mittelalter. In: Forschung und Bildung. Aufgaben einer katholischen Universität. Hg. v. Norbert A. Luyten. Freiburg (Schweiz) 1965, S. 127—141. 113 Le Goff: Quelle concience (wie Anm. 82) und Laetitia Boehm: ,Libertas scholastic A* und ,negotium scholare'. Entstehung und Sozialprestige des akademischen Standes im Mittelalter. In: Universität und Gelehrtenstand, 1400 bis 1800. Hgg. v. Hellmuth Rössler und Günther Franz (Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit 4), Limburg/L. 1970, S. 15—61. 114 Zu Peter Abaelard und Philipp von Harvengt siehe die Interpretation von Le Goff: Quelle conscience (wie Anm. 82), S. 16—22. llz

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Studenten- und Magisterkorporationen, mit denen sich die höheren Studien des Weltklerus in Form von Universitäten organisierten115. Wie sehr die ersten Universitäten des Mittelalters auf die Ausbildungserfordernisse der Geistlichen und Mönche zugeschnitten waren, läßt sich an den Studiengebieten ablesen: nur ein Teil jenes Wissens, das im Laufe des 12. Jahrhunderts rezipiert, wiederentdeckt oder eigenständig ausgearbeitet worden war, wurde an den Universitäten des 13. Jahrhunderts auch studiert und gelehrt. Die geistliche Schulbildung traf mit ihrer theoretischen Abwertung und praktischen Vernachlässigung vor allem die profanen Studien des Quadriviums und der „artes mechanicae"116. Wenn andere Studiengebiete, wie das Römische Recht und die Medizin, das Niveau der Philosophie, Theologie und Kanonistik erreichten, dann war dies in Salerno oder Bologna, jedoch nicht in Paris und Oxford geschehen. Die Universität von Paris beschränkte sich schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts auf Theologie und Philosophie als einzige höhere Studien, obwohl noch Giraldus Cambrensis Römisches Recht und Ägidius von Corbeil Medizin öffentlich gelehrt hatten117. Als „parens scientiarum" war die Pariser Universität überwiegend eine Hochschule für Theologie, also die wichtigste Ausbildungsstätte für Geistliche und Mönche im christlichen Westeuropa118. Die starke religiöse Ausrichtung des Studiums und der Wissenschaft zeigte sich an der Universität von Paris zu Beginn des 13. Jahrhunderts in Reformbemühungen, die nicht nur vom Papsttum ausgingen119. Unter ihren Professoren fand die Universität nun scharfe Kritiker, wie etwa 118

Der Begriff einer .libertas scholastica' erscheint schon in einem Schreiben Honorius III. für die Universität Bologna vom 6. April 1220 (ed. H. Rashdall: The universities of Europe [wie Anm. 11], Bd. l, S. 587 f.) und nicht erst im Werbeschreiben der Universität Toulouse von 1229, wie Boehm: ,Libertas scholastic^ (wie Anm. 113) behauptet. — Zur Korporationsbildung in Paris vergleiche Gaines Post: Studies in medieval legal thought, 1100 to 1322. Princeton N. J. 1964, S. 27—60: Parisian masters as a corporation, 1200 to 1246. 119 Zum Quadrivium und den Artes mechanicae im hohen Mittelalter siehe die in Anm. 20 genannte Literatur, sowie Franco Alessio: La filosofia e le ,artes mechanicae' nel secolo XII. In: Studi Medievali, serie terza 6 (1965) 71—155 und Peter Sternagel: Die artes mechanicae im Mittelalter. Begriffs- und Bedeutungsgeschichte bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. (Münchener Historische Studien, Abteilung Mittelalterliche Geschichte 2) Kallmünz 1966. 117 Giraldus Cambrensis: De rebus a se gestis, II l—3 (ed. J. S. Brewer. Opera omnia, Band l, London 1861, S. 45—49) bzw. Ägidius von Corbeil: Karolinus, Captatio Vers 25—28 (ed. M. L. Colker. In: Traditio 29 [1973] S. 319). 118 Chartularium universitatis Parisiensis, edd. H. Denifle und E. Chatelain. Band l, Paris 1899, Nr. 79 S. 136—139: Gregor IX. an die Pariser Magister und Scholaren (13. April 1231). Dazu vergleiche McKeon: The status of the university of Paris (wie Anm. 1) und Gordon LefF: Paris and Oxford universities in the thirteenth and fourteenth centuries. An institutional and intellectual history. New York 1968. 119 Peter Classen: Die ältesten Universitätsreformen und Universitätsgrundungen des Mittelalters. In: Heidelberger Jahrbücher 12 (1968) 72—92.

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Philipp den Kanzler und Robert von Sorbon, die sich besorgt über Scholaren und Magister, Unterrichtsformen und Studieninhalte äußerten120. Diese Moraltheologen aus dem Weltklerus argumentierten im Geiste der Kirchenreform und ihre Argumente erinnern sehr an die monastische Schulkritik oder an die humanistischen Bildungsideale gebildeter Kleriker des 12. Jahrhunderts121. Innerhalb der Universität Paris gab es also Theologieprofessoren, die eine stärkere Berücksichtigung der religiösen Funktion des Universitätsstudiums verlangten und deshalb den Folgen des scholastischen Wissenschaftsbetriebs ablehnend gegenüberstehen mußten, weil er eher theologische Spezialisten als geschulte Seelsorger hervorbrachte. Die philosophische Grundlegung der Theologie durch die aristotelische Logik konnte für sie im Vergleich mit dem biblisch-pastoralen Ziel des Studiums nur weniger wichtig sein, da das Studienprogramm der Artistenfakultät keine eigenständige Bedeutung haben durfte, sondern nur auf die höheren Studien vorbereiten sollte. So haben diese Reformtendenzen des frühen 13. Jahrhunderts — seien sie organisatorisch angelegt und vom Papsttum initiiert oder spirituell motiviert und von Universitätslehrern getragen worden — die religiöse Ausrichtung der hochmittelalterlichen Universität Paris verstärkt zur Geltung gebracht, denn die hohen Schulen des Weltklerus waren auch schon vorher kirchliche Bildungsinstitutionen122. Obwohl Gegenstand und Fragestellung des Studiums von dieser religiösen Ausrichtung bestimmt wurden, obwohl die Kirche nicht nur die Schulinstitutionen, sondern auch die ökonomische Freistellung der Scholaren und Magister ermöglichte, kann man durchaus von der Scholastik als einer Wissenschaft sprechen. Die Ansätze zu einer Methodenlehre und die erkenntnistheoretischen bzw. ontologisdien Überlegungen zu ihrer Absicherung haben die Scholastik — und nicht nur die scholastische Theologie oder Philosophie — zu einer Wissenschaft werden lassen123. Die dogmatischen Auseinandersetzungen belegen zudem, daß sich weltgeistliches Wissenschaftsdenken auch einen gewissen Freiraum zu schaffen versuchte. Andererseits gingen die entscheidenden, konfliktbildenden Neuerungen vorwiegend von der Artistenfakultät aus, die nun eine 120

Robert E. Lerner: Weltklerus und religiöse Bewegung im 13. Jahrhundert. Das Beispiel Philipps des Kanzlers. In: Archiv für Kulturgeschichte 51 (1969) 94—108; Palimon Glorieux: Aux origines de la Sorbonne. Band 1: Robert des Sorbon (Etudes de Philosophie !^di6vale 53), Paris 1966, S. 9—67. 121 Das wird zum Beispiel an den Traktaten ,De conscientia' und ,De tribus dietis' Roberts von Sorbon (ed. F. Chambon. Paris 1903) sichtbar. 122 Dies wird aus der Übersicht von Rudolf Limmer: Bildungszustände und Bildungsideen des 13. Jahrhunderts, unter besonderer Berücksichtigung der lateinischen Quellen. München und Berlin 1928, Nachdruck: Darmstadt 1970 teilweise deutlich. 123 Zur scholastischen Methode in den Universitätswissenschaften vergleiche die in Anm. 61, 68, 70 und 71 angeführte Literatur.

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Mittelstellung zwischen berufsorientierter Ausbildung und philosophischer Spekulation einnahm124. Wie sehr das Selbstverständnis der Universität Paris vom Weltklerus getragen wurde, zeigt die Auseinandersetzung zwischen den weltgeistlichen Theologieprofessoren und den Mendikantenorden in der Mitte des 13. Jahrhunderts. Obwohl ein Universitätsstudium auch den Ordensangehörigen offenstehen sollte und auch offenstand, hatten sich schon zu Beginn des 12. Jahrhunderts Magister aus dem Weltklerus dagegen gewehrt, daß Mönche ein Lehramt außerhalb der Klosterschulen übernahmen. Mit dem bekannten Hieronymus-Zitat — es ist Aufgabe des Mönches, zu trauern, jedoch nicht öffentlich zu lehren — versuchte zum Beispiel Roscelin gegenüber dem Benediktinermönch und Schullehrer Peter Abaelard das Monopol des Weltklerus auf das Lehramt durchzusetzen, ähnlich wie rund anderthalb Jahrhunderte später Wilhelm von Saint-Amour gegenüber den Bettelorden argumentiert hat125. Dieses ungeschriebene Privileg des Weltklerus auf Besetzung der Lehrstühle an hohen Schulen und Universitäten konnten die Magister der Universität Paris auch bis 1229 aufrechterhalten. Dann traten in einem Zeitraum von sieben Jahren drei Professoren der Theologie zu den Mendikanten über: Roland von Cremona und Johann von St-Gilles wurden 1229 bzw. 1231 Dominikaner, Alexander von Haies wurde 1236 Franziskaner126. Auch wenn diese Übertritte von weltgeistlichen Professoren den Orden zum ersten Mal das Recht zu öffentlicher Lehre an einer Universität eröffneten, so hat dieser Vorgang doch zunächst zu keinem Konflikt innerhalb der Pariser Universität geführt. Offensichtlich sahen die weltgeistlichen Mitglieder der Magisterkorporation ihre Interessen nicht allzusehr berührt, denn erst 1252 begannen die ersten Versuche, um die Zahl der Lehrstühle von Ordensmitgliedern zu begrenzen127. Spannungen zwischen den Bettelorden und dem Weltklerus der Pariser Universität hatte es allerdings schon vor 1229 gegeben, weil der anerkannte Studieneifer und die überzeugende religiöse Lebensform der Dominikaner und Franziskaner Neid und Eifersucht erregten. Zu diesem Mißtrauen kam aber 1229 noch der Ärger über das unkorporative Verhalten der Scholaren 124

Zu den philosophischen und theologischen Häresien an der Universität Paris im 13. Jahrhundert siehe den Beitrag von Jürgen Miethke in diesem Band. 125 Josef Reiners: Der Nominalismus in der Frühscholastik. Ein Beitrag zur Geschichte der Universalienfrage im Mittelalter, nebst einer neuen Textausgabe des Briefes Roscelins an Abälard. (Beiträge zur Geschichte der Philosophie des Mittelalters 8,5) Münster 1910, S. 80. — Vergleiche auch Gratian: Concordia discordantium canonum, II c. 16 q. 1,4. 126 Zu diesen Vorgängen siehe die in Anm. l genannte Spezialliteratur und die in Anm. 11 aufgezählten Universitätsgeschichten. 127 Chartularium universitatis Parisiensis, edd. H. Denifle und E.Chatelain. Band l, Paris 1899, Nr. 200 S. 226—227: neue Universitätsstatuten für die theologische Fakultät (2. Februar 1252).

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und Magister aus den Mendikantenorden, die sich dem vorübergehenden Auszug der Universität aus der Stadt Paris nicht angeschlossen hatten128. Der Anlaß zum endgültigen Bruch zwischen der weltgeistlichen Magisterkorporation und den Mendikanten ergab sich 1253, als die drei Theologieprofessoren aus den Bettelorden dem Streikaufruf der Universität nicht folgten und später den Eid auf die Statuten der Magisterkorporation verweigerten129. Das berühmte Rundschreiben des weltgeistlichen Magisterkollegiums vom 4. Februar 1254 war dann der Beginn jener langwierigen Auseinandersetzungen, die man als Mendikantenstreit an der Universität Paris in der historischen Forschung kennt130.

VII. Berücksichtigt man die distanzierte, fast feindliche Haltung der Reformmönche des 12. Jahrhunderts zur Schulbildung und Universitätswissenschaft, dann muß die aktive Teilnahme der Bettelorden an Studium und Lehre der Universitäten des 13. Jahrhunderts überraschen. Dieses Engagement von Ordensmitgliedern ist innerhalb der bislang beschriebenen Bildungsgeschichte des lateinischen Mittelalters ein Novum. Das Neuartige wird auch dann nicht geringer, wenn man darauf hinweist, daß die Dominikaner und Franziskaner eben keine Mönche gewesen seien: denn ein solcher Hinweis übersieht die monastischen Elemente bei den Mendikanten, die gerade in der Bildungseinstellung wirksam wurden131. Es wäre zu keinen Auseinandersetzungen an der Universität von Paris gekommen, hätte sich nicht der gebildete Weltklerus auf sein Verdienst bei der Organisation hoher Schulen oder der Institutionalisierung wissenschaftlicher Studien berufen können und hätten nicht die Bettelmönche das tradierte Bildungsideal der „religiosi" in wichtigen Punkten aufgegeben. Der Kontinuitätsbruch zwischen der monastischen Bildungseinstellung frühmittelalterlicher Benediktiner und dem Universitätsengagement der Mendikanten des 13. Jahrhunderts mag angesichts der langfristigen und vielschichtigen Wandlungen in der Ge128

Beispielhaft sind die Bemerkungen Odos von Chäteauroux in seiner Predigt vom 18. März 1229 (Andre* Callebaut: Le sermon bistorique d'Eudes de Chäteauroux A Paris, le 18 mars 1229. Autour de l'origine de la greve universitaire et de l'enseignement des Mendiants. In: Archivum Franciscanum Historicum 28 [1935] 81—114, hier S. 111) und die Darstellung des Matthäus Parisiensis, Chronica maiora, zum Jahr 1229 (ed. H. R. Luard. Band 3, London 1876, S. 166—169). 129 Vergleiche die Übersichten bei Glorieux: Le conflict de 1252—1257 (wie Anm. 1), S. 366 und Congar: Aspects ecclesiologiques (wie Anm. 1), S. 44. 180 Chartularium universitatis Parisiensis, edd. H. Denifle und E. Chatelain. Band l, Paris 1899, Nr. 230 S. 252—258. 131 Siehe den Überblick bei Koperska: Die Stellung der religiösen Orden (wie Anm. 66), S. 95 ff.

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schichte der lateinsprachigen Schulbildung kaum so deutlich zu Bewußtsein kommen, ist aber unübersehbar. So hat Thomas von Aquin sicherlich die Interpretation des wiederholt zitierten Satzes von Hieronymus überzogen, als er behauptete, der Kirchenvater fordere geradezu die Mönchsorden auf, öffentlich an der Schule zu lehren132. Selbst der Hinweis auf den Einfluß der Bildungsforderungen der Augustinerchorherren und Regularkanoniker — etwa die Maxime Hugos von St-Victor: Lerne alles, denn später wirst du den Nutzen daraus erkennen133 — im Denken der Dominikaner kann diese weitgefaßte Interpretation nicht rechtfertigen und historisch erklären. Hier liegen neue, traditionslose Ansprüche vor, mit denen Studium und Lehre der Bettelorden an den Universitäten verteidigt werden sollen. Die apologetische Tendenz in der Argumentation des Thomas von Aquin tritt noch deutlicher vor Augen, wenn man die Beweisführung liest, mit der die gleichberechtigte Teilnahme der Dominikaner und Franziskaner an der Universitätskorporation und an der öffentlichen Lehre innerhalb der Pariser Universität erreicht werden soll134. Gegenüber Wilhelm von St-Amour behauptet nämlich Thomas, daß Ordensleute dank ihres asketischen Eifers ganz besonders zum Studium und zur Lehre der scholastischen Theologie geeignet seien. Ja, er legitimiert sogar die Lehrtätigkeit seines Ordens unabhängig von dessen seelsorgerischer Wirksamkeit — wie das bisher die Weltgeistlichen taten —, indem er die öffentliche Lehre von Mendikanten als ein Werk der Barmherzigkeit einstuft. Das „officium docendi et discendi" ist nach Thomas auch ein gemeinsames Kennzeichen von Ordensleuten und Weltgeistlichen, die es bislang für sich allein beansprucht hatten. Er fordert deshalb den ungehinderten Zugang der Bettelorden zur Universität, da die „societas studii", also die Korporation der Scholaren und Magister, für diese Aufgabe des Lehrens und Lernens geschaffen worden sei135. Nicht nur mit dem Anspruch auf das Lehramt der Ordensleute weicht Thomas von Aquin vom Bildungsideal des älteren Mönchtums ab, sondern auch in der Anerkennung wissenschaftlicher Autonomie: in seiner Antwort auf Wil132

Thomas von Aquin: Contra impugnantes Dei cultum et religionem, cap. 2 (ed. P. Mandonnet. Opuscula omnia, Bd. 4, S. 7—20, hier besonders S. 10 f.). 133 Hugo von St-Victor: Didascalicon, VI 3 (ed. Ch. H. Buttimer. Washington D. C. 1939, S. 115). 134 Thomas von Aquin: Contra impugnantes Dei cultum et religionem, cap. 3 (ed. P. Mandonnet [wie Anm. 132], S. 21—30). 135 Thomas von Aquin: Contra impugnantes Dei cultum et religionem, cap. 2: „Sed docere est actus misericordiae, unde inter eleemosynas spirituales computatur. Ergo potest aliqua religio institui specialiter ad docendum." und cap. 3: „Officium autem docendi et discendi est commune religioso et saeculari, ut ex supra dictis patet: unde nihil prohibet religiosos saecularibus in uno officio docendi et discendi sociari." (ed. P. Mandonnet [wie Anm. 132], S. 12 bzw. S. 26).

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heims Traktat De periculis novissimorum temporum beharrt er auf der Nützlichkeit und Notwendigkeit profaner und theologischer Studien für Ordensleute, gewährt aber darüber hinaus den philosophischen Studien! jenseits der propädeutischen Funktion für die Theologie einen gewissen Eigenwert und vertritt nachdrücklich die „Selbständigkeit der Philosophie auf ihrem eigenen Gebiete"136. Mit seiner Anerkennung der aristotelischen Philosophie als eigenständiger Wissenschaft geht Thomas von Aquin über die Ansichten weltgeistlicher Theologen hinaus, die noch an der Hilfsfunktion profanen Wissens festhalten und den Artes Liberales keinen autonomen Status innerhalb der Wissenschaften zugestehen wollten, obwohl sich die Philosophie in der Artistenfakultät als höheres Studium etabliert hatte137. Tatsächlich war jedoch die Einstellung der beiden Bettelorden zur Universität und zur Scholastik nicht so eindeutig oder gar positiv, wie man nach einer Lektüre von Thomas' Schrift meinen könnte. Zwischen den Dominikanern und den Franziskanern, selbst innerhalb jedes Ordens, bestanden Meinungsverschiedenheiten über den Umfang und die Organisation höherer Schulbildung oder wissenschaftlicher Studien. So hatte sich Dominikus zwar schon 1217 entschlossen, die ersten Ordensbrüder nach Paris zu schicken, damit sie in enger Verbindung mit der Universität eine theologische Ausbildung erhielten, doch spielten die Hausstudien in St-Jacques eine ebenso wichtige Rolle wie die Vorlesungen an der theologischen Fakultät138. Die religiös-aszetische Ausrichtung des Universitätsstudiums wurde in den Konstitutionen von 1228 ausdrücklich bekräftigt, als man eine Beschäftigung mit den profanen Studiengebieten nur im Ausnahmefall zulassen wollte139. Erst die Studienordnung von 1259 machte das Studium der Artes Liberales für alle Ordensmitglieder in den Partikularstudien obligatorisch140. Bei den Franziskanern wirkte das persönliche Vorbild des Ordensgründers nachhaltiger auf die Bildungseinstellung, so daß seine Nachfolger den Weg zur Schulbildung und zum Universitätsstudium weisen mußten, der schließlich von der Bildungsfeindlichkeit Franz' von Assisi zur scholastischen Theologie eines Alexander von Haies und Johann von La Rochelle 136

Martin Grabmann: Der Wissenschaftsbegriff des hl. Thomas von Aquin und das Verhältnis von Glaube und Theologie zur Philosophie und weltlichen Wissenschaft. In: Jahresbericht der Görresgesellschaft 1932/33, Köln 1934, S. 7*—44*, hier S. 15*. 187 So schon Seppelt: Der Kampf der Bettelorden (wie Anm. 1), [Teil II], S. 117. 138 Siehe jetzt zusammenfassend Andro Duval: L'etude dans la legislation religieuse de saint Dominique. In: Melanges offerts a Marie-Dominique Chenu. (Bibliotheque Thomiste 37), Paris 1967, S. 221—247. 189 Chartularium universitatis Parisiensis, edd. H. Denifle und E. Chatelain. Band 1, Paris 1899, Nr. 57 S. 112. 140 Chartularium universitatis Parisiensis, edd. H. Denifle und E. Chatelain. Band 1, Paris 1899, Nr. 335 S. 385. Med. XII

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führte141. Für beide Orden bildete die Rolle der aristotelischen Philosophie beim Studium der Theologie einen ständigen Anlaß zu internen Diskussionen und Differenzen, die sogar die Bettelorden angesichts der Frage nach der Bedeutung profaner Studiengebiete in zwei Richtungen spalteten: die ältere Dominikaner- und Franziskanerschule wünschte eine mehr affektive Theologie und richtete sich am Augustinismus des 12. Jahrhunderts aus, während jüngere Mitglieder aus dem Dominikanerorden — und später auch aus dem Franziskanerorden — die scholastische Theologie des Weltklerus übernahmen, um die Theologie mithilfe der aristotelischen Philosophie zu einer Wissenschaft zu machen142. Für die konservative Richtung war die Distanz zur scholastischen Wissenschaft gleichzeitig eine Hinwendung zur monastischen Theologie: sie stellte dem Zutrauen in die natürlichen Erkenntnismöglichkeiten des Verstandes ihre Hoffnung auf die Offenbarung in der Meditation entgegen. Diese Haltung war aber nicht identisch mit bildungsferner Unwissenheit, wie das Beispiel des Dominikaners Vinzenz von Beauvais zeigt143. Der enzyklopädisch belesene Theologe kannte das Universitätsstudium wahrscheinlich aus eigener Anschauung, doch wählte er seinen Wirkungskreis in den Klostergemeinschaften, so als „lector" bei den Zisterziensern von Royaumont. Trotz aller Gelehrsamkeit neigte er mehr zum Augustinismus der Schule von St-Victor als zur Scholastik der zeitgenössischen Universitätstheologie. Seine literarisch-theologischen Kompilationen sind schon von ihrer Komposition her als Ausdruck einer monastischen Bildungseinstellung zu verstehen, bei der sich gelegentliche Aristoteleszitate wie Ornamente ausnehmen144. Wenn noch andere Dominikaner eine Verankerung profaner Bildung in den Ordensstudien ablehnten und sich einer philosophischen Grundlegung der Theologie im Aristotelismus widersetzten, dann sollte man diese Haltung als Konsequenz eines weiterwirkenden Gegensatzes von Kloster und Schule bzw. Glauben und Wissen bei den Bettelorden begreifen145. Bezeichnender141

Hilarin Felder: Geschichte der wissenschaftlichen Studien im Franziskanerorden bis um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Freiburg i. Br. 1904 und Franz Xaver Seppelt: Wissenschaft und Franziskanerorden, ihr Verhältnis im ersten Jahrzehnt des letzteren. Eine kritische Auseinandersetzung mit P. Dr. H. Felder. In: Kirchengeschichtliche Abhandlungen, hg. v. Max Sdralek. Band 4, Breslau 1906, S. 149—179; Koperska: Die Stellung der religiösen Orden (wie Anm. 66), S. 129—134 und S. 200—209. 142 Isnard Wilhelm Frank: Die Spannung zwischen Ordensleben und wissenschaftlicher Arbeit im frühen Dominikanerorden. In: Archiv für Kulturgeschichte 49 (1967) 164—207. 143 Astrik L. Gabriel: Vinzenz von Beauvais. Ein mittelalterlicher Erzieher. Frankfurt/M. 1967. 144 Ludwig Lieser: Vinzenz von Beauvais als Kompilator und Philosoph (Forschungen zur Geschichte der Philosophie und Pädagogik 3,1), Leipzig 1928. 145 In diesem Sinne lassen sich monastische Elemente und Kennzeichen bei den Bettelorden feststellen und die Frage, ob Dominikaner und Franziskaner als ,religiosi' dem Mönchtum zugerechnet werden können, bleibt nur noch sekundär.

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weise taucht diese Bildungsfeindlidikeit zuerst wieder bei den häretischen Bewegungen des späten 12. Jahrhunderts auf und im 13. Jahrhundert bei den Oppositionsgruppierungen innerhalb der Mendikanten: so beklagten die Franziskanerspiritualen das Eindringen einer unersättlichen Neugierde im Orden und meinten damit wahrscheinlich die stärkere Berücksichtigung der scholastischen Theologie im franziskanischen Studienprogramm146. Die Leistung der Theologen aus dem Dominikaner- und Franziskanerorden wurde weder von der weltgeistlichen Polemik noch von den ordensinternen Kritikern richtig erkannt und bewertet. Sie bestand nämlich in der Harmonisierung von Philosophie und Theologie, also der beiden divergierenden und sogar widersprüchlichen Tendenzen, in die sich die Universität von Paris teilte. Es waren Theologen aus den Bettelorden, wie Albertus Magnus und Thomas von Aquin, die den ganzen positiven Inhalt legitimierten, den die Artistenfakultät durch ihre Aristotelesrezeption erarbeitet hatte. Gleichzeitig reorganisierten diese Theologen die traditionelle Schultheologie, sodaß sie nun wissenschaftlich begründet als scholastische Theologie gelehrt und gelernt werden konnte147. In der literarischen Polemik zwischen Weltklerus und Mendikanten wurde dieser Vorgang einseitig entweder als illegitime Preisgabe der monastischen Lebensform oder als Konsequenz pastoraler Aufgaben der neuen Orden bezeichnet. Beide Standpunkte sind zugleich richtig und falsch, weil sie jeweils einen Aspekt der historischen Entwicklung herausstellen. Den Theologieprofessoren aus dem Weltklerus war sicherlich der Gedanke Bonaventuras vertraut, daß ein Studium als Ausbildung zur Seelsorge asketisch-religiösen Wert besitze und in der Beanspruchung des Intellekts durch das Studium der Müßiggang vermieden werde148. Andererseits bedeutete das Engagement der Bettelorden in Studium, Lehre und Selbstorganisation der Universität eine Annäherung an die weltgeistliche Bildungseinstellung. Dabei haben sich einige Theologen aus dem Dominikaner- und Franziskanerorden nicht mit einer bloßen Übernahme der Scholastik des Weltklerus begnügt, sondern die Theologie als Wissenschaft so weiterentwickelt, daß im späten 13. Jahrhundert die weltgeistlichen Professoren als Vertreter der älteren Schultheologie angesehen werden müssen149. Die Anpassung der Mendikanten an die Universitätswissenschaft hat allerdings den Gegensatz zwischen klösterlicher Spiritualität und scholastischer Theologie nicht überwinden können, sondern vielmehr in die neuen Ordensgemeinschaften hineingetragen. Des146

Koperska: Die Stellung der religiösen Orden (wie Anm. 66), S. 131 f. Siehe die Zusammenfassung bei Schmidt: Scholastik (wie Anm. 68), S. G118 ff. 148 Sophronius Glasen: Der hl. Bonaventura und das Mendikantentum. Ein Beitrag zur Ideengeschichte des Pariser Mendikantenstreites (1252—72). (Franziskanisdie Forschungen 7) Werl 1940, S. 71—77. 149 Grabmann: Der Wissenschaftsbegriff des hl. Thomas von Aquin (wie Anm. 136). 147

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halb konnte eine Synthese zwischen beiden Positionen nur einzelnen Ordensmitgliedern gelingen, aber nicht mehr dem ganzen Orden. Das persönliche Vorbild eines Albertus Magnus oder Thomas von Aquin hat die ordensinternen Differenzen nicht verhindert, seine Heiligsprechung konnte die individuelle Entscheidung bestenfalls erleichtern. Denn daran ist festzuhalten: der „appetitus scientiae" eines Thomas hatte mit dem „amor sciendi" des älteren Mönchtums nichts gemein, weil das monastisdie Bildungsideal die wissenschaftlichen Studien von Ordensangehörigen nicht legitimierte, die nun zum Inbegriff geistlicher Schulbildung wurden150. Die Stabilisierung der scholastischen Theologie durch Theologen aus den Bettelorden verstärkte die geistliche Wissenschaftskonzeption der hohen Schulen und Universitäten in ihrer religiös ausgerichteten Funktion. Die Scholastik als Methode war zwar eine Wissenschaftstheorie mittelalterlicher Prägung, doch begrenzte sie die Freiheit des Studierens und Untersuchens erheblich, wie Pariser Artistenprofessoren und Oxforder Naturphilosophen erfuhren. In Paris wirkte an der Artistenfakultät ein enthusiastischer „amor sciendi" weiter und es ist sicherlich nicht zufällig, wenn Siger von Brabant und Boethius von Dacien jene Formeln des 12. Jahrhunderts aufgreifen151. Einige Sätze aus den Verurteilungen von 1270 bzw. 1277 weisen auf eine Bildungseinstellung, die zum ersten Mal ein Selbstbewußtsein autonomer Universitätsphilosophen formuliert152. Obwohl die Naturstudien des 13. Jahrhunderts pastoral motiviert waren und zur Beispielsammlung für die Predigt wurden (wie bei Thomas von Cantimpre) oder in biblisch orientierter Naturphilosophie kaum als naturwissenschaftliche Empirie gelten konnten (wie bei Roger Bacon), stießen sie schon in dieser Form an die Grenze religiös legitimierter Gelehrsamkeit153. Diese Einseitigkeit der lateinsprachigen Universitätsbildung wird schließlich offenkundig, wenn man bedenkt, daß die volkssprachliche Bildung außerhalb der geistlichen Schulorganisation blieb, wie auch das berufsorientierte Wissen im Bereich der an150

Daher audi die ordensinternen Oppositionsbewegungen, die in den ,Vitas fratrum' Gerhards von Fradiet (Monumenta Ordinis Fratrum Praedicatorum, Band l, Louvain 1896) pointiert zum Ausdruck kommen. 151 Le Goff: Quelle conscience (wie Anm. 82), S. 24—26. — So zitiert Siger von Brabant in den .Quaestiones de anima intellectiva' (ed. P. Mandonnet. Band 2, Louvain 1908, S. 171) Senecas ep. 82,3 ad Lucilium (wie Anm. 86), was Grundmann: Vom Ursprung der Universität (wie Anm. 8), S. 58 allerdings entgangen ist. 152 Paul Wilpert: Boethius von Dacien — die Autonomie des Philosophen, In: Beiträge zum Berufsbewußtsein (wie Anm. 82), S. 135—152. 153 Guy Beaujouan: Motives and opportunities for science in the medieval universities. I: Scientific change. Symposium on the history of science, university of Oxford, 9—15 July 1961. Hg. v. Alistair C. Crombie. London 1963, S. 219—236 und die Diskussionsbeiträge von Richard William Southern (S. 301—306), Alistair C. Crombie (S. 316—323), Richard William Southern (S. 323 f.) und Guy Beaujouan (S. 333).

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gewandten Studien (zum Beispiel die „artes mechanicae")154. Diese Aufgaben wollte die hochmittelalterliche Universität nicht übernehmen, erst recht nicht nach der Integrierung der Bettelorden.

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Einseitig von Hubert Mohr: Der Kampf gegen Kirche und Scholastik und die Anfänge des wissenschaftlichen Denkens im deutschen Hochmittelalter. In: Ost und West in der Geschichte des Denkens und der kulturellen Beziehungen. Festschrift für Eduard Winter. Berlin 1966, S. 45—58 dargestellt.

DIE ERSTEN KONFLIKTE ZWISCHEN DER UNIVERSITÄT VON PARIS UND DER KIRCHLICHEN LEHRAUTORITÄT VON NIKOLAUS M. HÄRING (Toronto) Was man später als die Universität von Paris bezeichnete, war in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine ständig wachsende Anzahl von Schulen, die nicht viel mehr als den Namen „scola" gemeinsam hatten. Die älteste von ihnen war sicher die Domschule von Notre-Dame, die auf eine lange Tradition zurückschauen konnte1. Man widmete sich dort dem Studium der seit Augustinus, Boethius und Kassiodorus gepflegten Sieben Freien Künste, die als notwendige Vorstufe zum Studium der Theologie angesehen wurden. Als im Anfang des Jahrhunderts die Zahl der Studenten in Paris in ungeahnter Weise zu wachsen begann, reichte der Raum auf der SeineInsel nicht mehr aus, und es blieb dem Magister, der zu Paris lehren wollte, nichts anderes übrig, als ein Haus („domus") zu erwerben, in dem er wohnte, unterrichtete und wohl noch Studenten Unterkunft anbieten konnte. Dieses Haus war eine „scola". Ein solches Haus befand sich z. B. auf dem Petit-Pont, also auf der Kleinen Brücke, die von der Insel zum linken Ufer der Seine führte. Man darf sich das so vorstellen wie etwa die Gebäude auf dem Ponte Vecchio in Florenz. Schon in den dreißiger Jahren residierte auf dem Petit-Pont ein Engländer, der als Magister Adam von der Kleinen Brücke bekannt wurde. Seine Anhänger nannte man „Paruipontani". Der Anfang dieser Entwicklung geht vielleicht auf den Kanoniker Durannus zurück, der ein Haus außerhalb des Dombereiches („claustrum") bewohnte. König Ludwig VI. ließ jedoch 1115 im Zorn das Haus niederreißen, worauf Bischof Galo ihn darauf hinwies, daß die Häuser der Kanoniker auch außerhalb privilegiert seien2. Die Studenten lebten noch in der sogenannten „Tresantia", störten immer mehr die Ruhe der Kanoniker, sodaß das Domkapitel 1127 beschloß, sie aus dem „claustrum" zu entfernen3. 1

A. L. Gabriel: Les ecoles de la catbedrale de Notre-Dame et le commencement de l'Universite de Paris. In: Revue d'hist. de l'eglise de France 50 (1964) 73—87. 2 B. Gu£rard: Cartul. de l'Eglise de Notre-Dame de Paris. In: Coll. des cartitl. de France 2, Paris 1850, S. 430. * Ibid. l, S. 339.

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Das Wort „scola", das wußte man, war griechischer Herkunft. Gilbert von Poitiers (fl!54) behauptete, es bezeichne eine Lehrdisziplin4. Wenn man einmal die Historia calamitatum Abaelards überprüft, stellt sich heraus, daß er „scola" nur in der Mehrzahl gebraucht. Schon als Kind, so erfahren wir, hatte er sich danach gesehnt, das „regimen scolarum", also die Leitung einer Schule zu übernehmen5. Wilhelm von Champeaux (fH23) versuchte, Abaelards Schule „scolas nostras " soweit wie möglich von sich fern zu halten6. Hier bezeichnet also das Wort ein Gebäude, in dem unterrichtet wird. Falls der Unterricht der Allgemeinheit zugänglich war, konnte man von einer „öffentlichen Schule" sprechen7. „Scolas auferre" bedeutet, jemand vom Schulbetrieb entfernen, während „scolas constituere" die Eröffnung einer Schule bezeichnete8. Unter den „magistri" herrschte schon früh ein gewisser Kriegszustand. Darum schreibt Abaelard, er habe vor der Stadt auf dem Genovefaberg sein Lager aufgeschlagen, als man ihm 1108 die Schule auf der Insel verweigerte9. Thierry von Chartres spricht vom Neid, der manche „magistri" dazu trieb, ihn zu verleumden10. Von Adam schrieb sein Landsmann Johannes von Salisbury: „Putabatur enim inuidia laborare."11 Später kehrte Abaelard zum Dom oder wenigstens zur Insel zurück, nachdem er sich in Laon unter Anselm dem Studium der Theologie gewidmet hatte12. Auf der Insel hatte er die Liebesaffäre mit H£loise, die bei ihrem Onkel „ganz nahe bei seiner Schule" wohnte13. Als der Engländer Johannes von Salisbury um 1136 nach Paris kam, fand er Abaelard wieder auf dem Genovefaberg14. Wir haben also bereits mehrere Schulen kennengelernt: zunächst die Domschule, die Everard von Ypres einmal als „aula episcopi" bezeichnet, 4

De Hebdomadibtts 2, prol.; ed. N. M. Häring: The Commentaries on Boethius by Gilben of Poitiers. In: Studies and Texts 13, Toronto 1966, S. 183: disciplina que Grece dicitur scola. 5 Historia calamitatum; ed. J. Monfrin. In: Bibl. des textes philos., Paris 1962, S. 64. Vgl. S. 67: a regimine scolarum cessare compulsus est. 8 Hist, cal.; S. 64: scolas nostras a se remouere conatus... priusquam a suis recederem scolis, nostrarum preparationem scolarum prepediret... scolarum nostrarum tiricinio ...(S. 65): quamtotius scolas nostras transferrem... (S. 66): ad nostras conuolarent scolas. 7 S. 65: publicas exercuit scolas. 8 S. 66: ei scolas auferre molitus est... scolas ibi nostras sicut antea constitui. * S. 66: extra ciuitatem in monte Sancte Genouefe scolarum nostrarum castra posui quasi eum obsessurum qui locum occupauerat nostrum. 10 Vgl. P. Thomas: In: Mel. Charles Graux, Paris 1884, S. 4. 11 Metalogicon II, 10; ed. Cl. C I. Webb, Oxford 1929, S. 81. 12 Hist, cal; S. 70 J. G. Sikes: Peter Abailard. Cambridge 1932, S. 10. 13 Hist, cal.; S. 72: me in domum suam que scolis nostris proxima erat. 14 Metal, II, 10; ed. Webb, S. 78.

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in der er die Vorlesungen (1137—42) Gilberts gehört hatte15. Auf der „Kleinen Brücke", die zum linken Seine-Ufer führte, war das Schulhaus des Engländers, Magister Adam vom Petit-Pont. Weiter südöstlich und schon außerhalb der Stadt war der Genovefaberg, auf dem Abaelard mehrmals lehrte. Gerhard von Wales spricht von einem „auditorium" in Paris, wo er Vorlesungen eines Magister Manerius hörte16. Ein Magister Ivo, vermutlich der spätere Dekan von Chartres (f 1165), hatte eine „scola" und einen „prepositus", wie wir aus einem Brief eines Studenten erfahren, der einen Gruß von Magister Robert ausrichtet: „Es grüßt Sie Magister Robert, „prepositus" der Schule des Magister Ivo."17 Die Aufgabe des „prepositus" bestand vor allem darin, den Schulleiter bei dessen Abwesenheit zu ersetzen. Die Schulmänner waren nämlich sehr gesuchte Leute und darum viel unterwegs. Der spätere Erzbischof Wilhelm von Tyrus (1175—86), der um die Mitte des 12. Jahrhunderts in Paris studierte, erwähnt, daß er je nach der Ab- oder Anwesenheit seiner „magistri", Vorlesungen aus- und einschalten mußte18. Magister Hugo von Novara besaß ein Haus in Paris, das von Abt Hugo von Saint-Germain 1166/7 bestätigt ist19. Magister Manerius, den wir bereits genannt haben, war auch Besitzer eines Hauses, also einer Schule20. Magister Hugo von Champfleury war sogar Eigentümer von zwei Häusern in der Stadt21. Wie schon angedeutet, hatte die Schule ihren „prepositus", der den Magistertitel führte. So beklagt sich Odo von Ourscamp bei Papst Alexander III (1159—81) über das Schicksal eines seiner früheren Schüler, der, wie er bemerkt, sein „prepositus" war und ihm in der Schule nachfolgte22. Adam vom Petit-Pont hatte einen „prepositus" mit dem Namen Peter23. Der Kanzler Petrus von Poitiers (1168—78) war „prepositus" der Schule des Petrus Comestor gewesen24. Ein gewisser Magister Bernhard von Pisa war auch einmal „prepositus" in der Schule des 15

Everard: Dialogus; ed. N. M. Häring. In: Mediaeval Studies 15 (1953) 252. Spec, eccl., dist. I, und Gemma eccl.ll, 37; ed. J. S. Bre-wer. In: Rolls Series 21, 4 (S. 7) und 21, 2 (S. 349). 17 B. Barth: Ein neues Dokument der frühschol. Theologie. In: Tbeol. Quartalschr. 100 (Tübingen 1919) 415. 18 Hist, hieros. XIX, 12; ed. R.B.Huygens. In: Latomus 21 (1962) 822. 19 R. de Lasteyrie: Cartul. gen. de Paris l, Paris 1887, S. 391, Nr. 462. 20 B. Guirard: Cartul. de l'Eglise Notre-Dame 4, Paris 1850, S. 23, Nr. 56. 21 R. de Lasteyrie: Cartul. l, S. 144, Nr. 536. 22 Ep.I; ed. J. B. Pitra: Anal, nova Spie. Solesm. altera continuatio, Paris 1888, S. XXXiX. 23 Cod. Leipzig, Univ. 172, f. 102 enthält Adams De utensilibus mit dem folgenden explicit: „Explicit expositio super faletholum magistri ade a petro proposito suo laboriose conquisita". 24 Walter von Saint-Victor: Contra quator lab. Francie; ed. P. Glorieux. In: Arch, d'hist. doctr. et litt, du moyen age 19 (1952) 274. 16

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Petrus Comestor25. Beim dritten Laterankonzil (1179) erhob sich ein Bischof Adam von St. Asaph (1175—81) in Wales, um die Christologie des Lombarden zu verteidigen. Er soll dabei gesagt haben: „Herr Papst, als ehemaliger Kleriker und „prepositus" seiner Schule, verteidige ich die Ansicht des Magisters."2e Wenn man bedenkt, daß Abaelard den Magister Wilhelm von Champeaux in Paris vorfand und nur einen Magister erwähnt, den man schleunigst herbeigeholt hatte, um die Stelle zu besetzen, die Abaelard übernehmen wollte27, so wird es klar, daß bis zur Mitte des Jahrhunderts die Anzahl der Schulen und der Professoren ganz enorm gewachsen sein muß. Ihre Schulhäuser fanden sich auf dem linken Ufer der Seine. Und es scheint, daß sich gelegentlich ein Straßenname im Namen des Magisters widerspiegelt wie z. B. im Namen des Magister Adam von der Kleinen Brücke. So wird Gilbert von Poitiers öfters „Porretanus" oder „Porreta" genannt. Der Beiname bezieht sich wahrscheinlich auf die Straße, in der er seine Schule hatte. Im Zentrum des Universitätsviertel befand sich nämlich ein „uicus poretarum" oder „uicus ad porretas", was man etwa mit Zwiebelstraße übersetzen kann28. Aus dem gleichen Grunde wird wohl auch Alanus ab Insulis gelegentlich „Porretanus" genannt29. Wenn wir aus dem bisher Gesagten schließen dürfen, daß die Zahl der Schulen ständig im Steigen war, so läßt sich das auch aus der wachsenden Zahl der „magistri" bestätigen. Am Anfang stehen Wilhelm von Champeaux, ein „magister" unbekannten Namens und Abaelard. In den dreißiger Jahren lehrte ein Magister Alberich auf dem Genovefaberg, unter dem z. B. der Pisaner Hugo Aetherianus Theologie studierte80. Um 1136 lehrte daselbst wieder Abaelard, der jedoch den Ort wieder verließ. Neben Alberich und Abaelard dozierte dort Robert von Melun (f 1167) Theologie81. Mit Magister Mauritius, dem späteren Bischof von Paris (1161—96), griff Robert in den fünfziger Jahren die Christologie des Lombarden an32. In dem Zusammenhang wird auch Magister 25

A. Dudiesne: Rer. Fr. Script. 4, Paris 1641, S. 560. C. E. DuBoulay: Hist. Univ. Par. 2, Paris 1665, S. 667. PL 200, 1371 B. 26 Walter von Saint-Victor: Contra quat. lab. Francie; ed. Glorieux, S. 201. 27 Hist, call ed. J. Monfrin, S. 67. 28 A. Berty und L. M. Tisserand: Hist. gen. de Paris. Topographie hist, du vieux Paris, Paris 1897, S. 372—373. Sie ist eingetragen als „Rue des Poir^es" in der Stadtkarte, die L. Thorndike: Univ. Records and Life in the Middle Ages. In: Records of Civilization 38, New York 1944, veröffentlicht hat. 29 Cod. Tours, Bibl. mun. 247, f. 484: cum commento Porretani... 30 Hugo von Honau: Liber de diuers. nature I, 7; ed. N. M. Häring. In: Arch, d'hist. doctr. et litt, du moyen age 29 (1962) 122. 31 Johannes von Salisbury: Metal. II, 10; ed. Webb, S. 78. 32 Johannes von Cornwall: Eulogium ad Alexandrum papam tercium 4; ed. N. M. Häring. In: Mediaeval Studies 13 (1951) 268.

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Adiard von Saint-Victor, später Erzbischof von Avranches (1161—71) genannt33. Audi Magister Hugo von Saint-Victor, der 1141 starb, ist hier zu erwähnen. Ein Magister Richard mit dem Beinamen der Bischof, der Nachfolger von Erzbischof Achard (1171—82), lehne Grammatik bis er um 1159 Erzdiakon von Coutance wurde34. Ein Deutscher namens Hardwin, Magister Thierry und Magister Petrus Helias aus Poitiers gaben Vorlesungen über die Rhetorik35. Um 1137 kam Gilbert von Poitiers aus Chartres nach Paris und lehrte sowohl Logik wie Theologie36. Ihm folgte 1142 der spätere Kardinal Robert Pulleyn (l 144—46). Dieser unterzeichnete im Jahre 1144 eine Urkunde zusammen mit einem Magister Gauterus37. Magister Robert Pulleyn wurde ersetzt durch Magister Simon von Poissy (bei Versailles)38, der im Dienst des Königs stand39. Der Verfasser der Metamorphosis Go/ze40, der in den vierziger Jahren schrieb, zählt folgende Pariser „magistri" auf: Thierry von Chartres, Gilbert von Poitiers, Adam von Petit-Pont, Petrus Lombardus, Ivo, der spätere Dekan von Chartres (fll65), Petrus Helias von Poitiers, Bernhard aus der Bretagne, Reginald, der Mönch41, Robert, der Theologe42, Manerius, Bartholomaeus und Robert Amiclas. Als am 4. September 1154 der Abt Odo von Deuil (1151—62) zu Saint-Denis eine Urkunde ausstellte, waren unter den Zeugen die folgenden „magistri": Ein Erzdiakon von Paris namens Bernhard, Petrus Lombardus, die Kanoniker Walter und Manerius, der Kanzler Hugo, Remigius und Prior Wilhelm von Notre Dame de Gournaye-surMarne43. Wilhelm, Erzbischof von Tyrus, der die Pariser Szene von 1145 bis 1160 beschreibt, hat ungefähr die gleiche Liste wie die Metamorphosis Go/ze44. Er erwähnt, daß ein Magister Hilarius von Organs ihn „in 5S

Robert Cricklade: Spec, fidei III, 5; ed. R. W. Hunt: English Learning in the Late Twelfth Century. In: Transactions of the Royal Hist. Society IV, 19 (1936) 37—38. 84 Metal. I, 24; ed. Webb, S. 57. 35 Metal. II, 10; ed. Webb, S. 80. 38 Metal. II, 10; ed. Webb, S. 82. 37 R. de Lasteyrie: Cart. gen. de Paris 1, S. 293, Nr. 313—314. 38 Metal. II, 10; ed. Webb, S. 82. 39 Chron. Maur. Ill; PL 180, 172 C. 40 Metam. Gölte 189—217; ed. R. B. Huygens: Mitt, aus Handschriften. In: Studi medievali, serie terza, 3 (1962) 771. 41 Ein Reginaldus monachus ist der Verfasser von Gedichten, die einem Abt Gilbert von Westminster gewidmet sind. ed. Thomas Wright. In: Rolls Series 59, 2 (1872) 258—267. 42 Das könnte Robert von Melun oder Robert Pulleyn sein. 43 J. Ramackers: Papsturk. in Frankreich. In: Abb. der Gesellsch. der Wiss. zu Göttingen, phil. hist. Kl. Ill, 21 (1937) 146. Gall. ehr. 7, Paris 1744, S. 50 instr. 44 Hist, hieros. XIX, 12; ed. R.B. C. Huygens: Guillaume de Tyr. In: Latomtts 21 (1962) 822—823.

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auctorum expositione" unterrichtete, während ein Wilhelm von Soissons ihm Unterricht in Geometrie, vor allem Euklid, gab45. Der Engländer Magister Johannes von Salisbury brachte dem Wilhelm von Soissons die „Grundbegriffe der Logik" bei46. Nicht zu übersehen ist ein Magister Garnerus, der Gilberts Vorlesungen über Priscianus hörte und von Gilbert vor die Tür gesetzt wurde, weil er eine Regel mißachtete, die er gerade erklärt hatte47. In der Abtei Saint-Victor waren um die Mitte des Jahrhunderts die „magistri" Achard, Andreas und Richard tätig48. Ein Magister Anselm ist mit Magister Manerius in einer von Bischof Petrus Lombardus veröffentlichten Notifikation als Zeuge genannt49. Ein Magister „Gauterus canonicus Parisiensis" ist um 1150 bezeugt50 und ein „magister Albertus subdiaconus" um 114251. Magister Odo wurde um 1160 Kanzler der Domschule52. Es ist im einzelnen nicht leicht festzustellen, welcher von diesen „magistri* in der Philosophie oder in der Theologie tätig war. Sie waren wohl alle theologisch ausgebildet und in der Lage, zu theologischen Fragen Stellung zu nehmen. Es besteht auch kein Zweifel, daß gewisse Konflikte mit der Lehrautorität der Kirche tief in sprachlogischen Theorien der Philosophien verwurzelt waren. Das ist allerdings noch nicht der Fall bei der Auseinandersetzung zwischen Abaelard und dem kirchlichen Lehramt auf dem sogenannten Konzil von Soissons im Jahre 1121. Abaelard beschreibt es als „conuenticulum quoddam sub nomine concilii", das der Erzbischof von Reims, Radulph (1106—24), auf das Betreiben von zwei Reimser „magistri", Alberich und Lotulph, einberufen hatte53. Der römische Delegat Cono, Bischof von Preneste (1111—23), einige Bischöfe wie Gottfried von Chartres (1116—49) und ein gewisser Magister Thierry werden von Abaelard als anwesend genannt54. Es ging um die Orthodoxie Abaelards in einer Schrift über die Trinität55, in der er angeblich die drei Personen als drei Götter darstellte56. 45

Huygens, S. 823. Zu Hilarius von Orleans vgl. N. M.Häring: Hilary of Orleans and His Letter Collection. In: Studi medievali, terza Serie, 14,2 (1973) 1069—1122. « Metal. II, 10; ed. Webb, S. 81. 47 R. W. Hunt: Studies on Priscian II. In: M ed. and Ren. Studies 2 (1950) 42. 48 J. Chätillon: Les ecoles de Chartres et de Saint-Victor. In: Settimane di studio del Centre ital. di studi sull'alto medioevo 19 (1972) 818. 49 R. de Lasteyrie: CartuL l, 362, Nr. 415. 60 S. 362, Nr. 360. 61 S. 281, Nr. 359. 52 S. 361, Nr. 451. 63 Hist, cal; ed. Monfrin, S. 83. Otto von Freising: Gesta Frid. I, 49; MGH SrG 46 (1912) 69 spridit von einer Provinzialsynode. " Hist, cal.; ed. Monfrin, S. 83—88. 65 Theologia ,Summi Boni'; ed. H. Ostlender. In: Beiträge 35, 2—3 (1939). 89 Hist, cal.; ed. Monfrin, S. 83: dicentes me tres deos predicare et scripsisse.

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Der Nachweis, wie Abaelard behauptet, schlug fehl und schließlich forderte man ihn auf, als Beweis seiner Rechtgläubigkeit das sogenannte athanasianische Glaubensbekenntnis zu rezitieren. Das tat er unter Tränen. Darauf mußte er seine Schrift den Flammen übergeben57. Obwohl ihm nichts nachgewiesen wurde, kam er in Klosterhaft in Saint-Medard (Soissons), dessen Mönche ihn mit Freuden aufnahmen58. Die Auseinandersetzung mit dem hl. Bernhard auf der Synode von Sens (1141) fand nicht auf das Betreiben der kirchlichen Autorität statt sondern auf die Herausforderung Abaelards, der damit den Abt von Clairvaux öffentlich bloßzustellen hoffte. Bernhard wollte bestimmt keine öffentliche Debatte, konnte aber der Sache nicht mehr ausweichen. Dadurch daß er an den Papst appellierte, entzog sich Abaelard der bischöflichen Autorität. Man notierte aber seine angeblichen Irrtümer in den bekannten 19 capitula, die man lange für ein Werk des hl. Bernhard angesehen hat59. Wenn man die dem Abaelard zugeschriebenen Irrtümer überprüft, sieht man zwar eine Reihe von Behauptungen, die einem damaligen Theologen neu vorkommen konnten, aber es läßt sich kein sprachphilosophisches Prinzip entdecken, das zu solchen Behauptungen geführt hätte. Wenn z. B. Abaelard die Lehre zugeschrieben wird, der hl. Geist sei mit der Weltseele Platons identisch60, so ist das eine Frage der Interpretation, die sich auch bei anderen Autoren findet61. Robert von Melun (fll67), der als durchaus orthodox angesehen war, vertrat die Meinung, man könne die Theorie nicht schlechthin verwerfen, sie könne sich jedoch auf keine kirchliche Autorität stützen62. Dagegen verwarf sie ein anderer Engländer, Johannes von Salisbury (fllSO), als heidnischen Irrtum63. Wenn man Abaelard die Lehre vorwarf, daß die Juden, die Christus aus Unwissenheit kreuzigten, nicht gesündigt hätten, so könnte man zwar darüber disputieren, aber die These als solche war sicher nicht durch die einfache Verneinung widerlegt. 57

Hist, cal; ed. Monfrin, S. 89. Otto von Freising: Gesta Frid. I, 49; S. 69. Hist, cal.; ed. Monfrin, S. 89. 59 J. Leclercq: Les formes successives de la Lettre-Traite de Saint-Bernard contre Abelard. In: Revue ben. 78 (1968) 87—105. Zur Liste der Handschriften kann hinzugefügt werden der von Prof. Benton (Calif.) identifizierte Text in Cod. Durham, Cath. B. III. 7, f. 364 v (s. xüi), wo jedoch das dritte capitulum (Quod Spiritus s. sit anima mundi) fehlt. Vgl. L. Grill: Die neunzehn „Capitula" Bernhards von Clairvaux gegen Abälard. In: Hist. Jahrbuch 80 (1961) 230—239; Text aus Cod. Heiligenkreuz, Stiftsb. 226, f. 93—93 v (s. xii). Otto von Freising: Gesta Frid.I, 51; MGH SrG 46 (1912) 74. 80 Leclercq: Les formes successives, S. 103. 81 L. Ott: Die platonische Weltseele in der Theologie der Friihsckolastik. In: K. Flasch: Parusia, Frankfurt 1965, S. 307—331. 92 Sent. I, 2; ed. R. M. Martin: CEuvres de Robert de Melun III, l, Louvain 1947, S. 296. 63 Metal. IV, 16; ed. Webb, S. 182. 58

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Ein ganz neues Element kam in die Theologie durch die Einführung einer Sprachphilosophie oder Sprachlogik, die ganz klar für mehrere Konflikte mit der Lehrautorität verantwortlich wurde. Leider ist diese Sprachlogik noch nicht ganz hinreichend erforscht. Sie läßt sich aber aus den Kontroversen herauslesen und beschreiben. In erster Linie handelt es sich hier um die trinitärischen und christologischen Debatten, die vor allem auf zwei päpstlichen Konsistorien geführt wurden. Diese Konsistorien wurden abgehalten in Paris (April 1147) und Reims (März/April 1148) unter dem Vorsitz von Papst Eugen III. (1145—53)64. Ähnliche Auseinandersetzungen dieser Art auf den Konzilien von Tours (1163) und Rom (1179) verliefen ebenfalls ergebnislos. Wie bereits angedeutet, wurden die Probleme durch die Übertragung sprachlogischer Prinzipien auf die Theologie heraufbeschworen. Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß die Diskussionen nur sterile grammatische und spradilogische Ziele verfolgten. Es ging vielmehr darum, theologische Einsichten in die richtige sprachlogische Form zu kleiden. Das ging oft nicht ohne Mißverständnisse ab, denn nicht alle Theologen und Philosophen vertraten z. B. die von Gilbert angewandte Sprachphilosophie. Es ließ sich ferner sehr leicht nachweisen, daß Äußerungen der Kirchenväter im offenen Widerspruch mit dieser Sprachlogik standen. Wir können mit Recht sagen, daß die von Gilbert vertretene und geforderte Sprachlogik stark platonisch gefärbt ist. Sie geht von der Formenlehre aus. Jedes Wort, so lehrte sie im Anschluß an Priscianus65, oder jedes „nomen" (Ding- oder Eigenschaftswort) drückt eine Substanz und eine Qualität aus. Bei einem konkreten Wort wie „homo" ist die Wortsubstanz die volle konkrete Realität Mensch66. Die Wortqualität ist das, was den Menschen zu Menschen macht, mit anderen Worten die Form oder „humanitas". Man war der Auffassung, daß das konkrete Wort „homo" von dem abstrakten Wort „humanitas" abgeleitet sei67. Audi im abstrakten Wort unterscheidet man zwischen Wortsubstanz und Wortqualität. Aber in diesem Fall ist die Form die Wortsubstanz. Andererseits ist die Wortqualität die von der Form hervorgebrachte Wirkung. Daher ist „humanitas" die Wortsubstanz, „homo" die Wortqualität. 61

N. M. Häring: Das Pariser Konsistorium Eugens III. vom April 1147. In: Studia Gratiana (misc. Kuttner) 11 (1967) 91—118. Idem: Notes on the Council and the Consistory of Reims (1148). In: Mediaeval Studies 28 (1966) 39—59. 85 Priscianus: /»si. gramm. II, 5, 25; ed. M. Hertz 1, Leipzig 1858, S. 58. ** Vgl. N.M. Häring: Sprachlogische und logische Voraussetzungen zum Verständnis der Theologie Gilberts von Poitiers. In: Scholastik 42 (1957) 373—398. Idem: Petrus Lombardus und die Sprachlogik in der Trinitätslehre der Porretanerschule. In: Miscell. Lombardiana, Novara 1957, S. 113—127. 87 Der Verfasser des Commentarius Victorinus; ed. N. M. Häring. In: Texts and Studies 20 (1971J 502 schreibt: ut hoc nomen homo ab humanitate datum est sie hoc nomen lapis a lapiditate.

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Die gleichen Unterschiede bestehen z. B. zwischen „bonus" und „bonitas", zwischen „corpus" und „corporalitas" u.s.w. Im weiteren Rahmen dieser Sprachlehre stehen wir hier vor dem konkreten „id quod" und dem mannigfachen „id quo", durch das der konkrete Gegenstand geformt ist. So ist der Mensch „homo" durch seine „humanitas", er ist „substantia" durch seine „substantialitas", „rationalis" durch seine „rationalitas", „persona" durch seine „personalitas". All diese Formen und noch viele andere sind im oder inhärieren im Gegenstand und sind als Formen schon, bevor sie inhärieren, in bestimmter Weise einander zugeordnet. Gilbert spricht hier von „adesse" (nicht „inesse"). So ist z. B. die „rationalitas" nicht der „corporalitas" zugeordnet sondern jener Form („spiritualitas"), durch die die Seele konstituiert wird. Wenn man bei diesen Autoren etwa von der „causa dicendi" spricht, so bezieht sich das auf die Formen als Ursachen. Der Mench ist nicht groß oder klein auf grund seiner „humanitas" sondern auf grund seiner „corporalitas", der jene Quantität zugeordnet ist, die ihn groß oder klein macht. Zur Bedeutung eines Wortes ist dessen Stellung im Satzgefüge von höchster Bedeutung. Es ist durchaus nicht gleichgültig ob „homo" im Subject oder Prädikat eines Satzes auftritt. Das Subjekt ist nämlich der Platz für das konkrete Individuum, während das Prädikat Platz der universellen Form ist. Wenn man also sagt: „Plato est homo", so steht als Subjekt ein Individuum, von dem ausgesagt ist, daß es durch die „humanitas" Mensch ist. Im Prädikat steht also eine universelle oder allgemeine Form oder die Wortqualität von „homo". Darum sagte man mit Recht: „Plato est homo humanitate". Man kann aber den Satz nicht umkehren und sagen: „Homo est Plato", weil das Prädikat kein Individuum zuläßt sondern eine allgemeine Form verlangt. Es ist ebensowenig richtig zu sagen: „Plato est humanitas", weil das bedeuten würde, daß die „humanitas" den Platon zu Platon macht. Bei der Anwendung solcher Sprachregeln auf die Theologie stellt sich sehr bald heraus, daß weder die hl. Schrift noch die Sprache der Kirchenväter nach solchen Regeln geformt ist. Boethius hatte z. B. geschrieben: „Pater est ueritas". Streng genommen würde das bedeuten, daß der Vater die Wirkung oder der Effekt der göttlichen „ueritas" ist. Darum kommentierte Gilben: „Pater ueritas i. e. uerus est."68 Damit ist „ueritas" durch „uerus" ersetzt und der Satz bedeutet, daß der Vater durch die Wahrheit und nicht etwa durch die Güte wahr ist. Der hl. Bernhard war dagegen der Auffassung, die Formulierung des Boethius sei „sanissima atque catholica"69. Er verwarf Gilberts Erläuterung als „obscuram 88

De Trin. II, l, 47; ed. N. M. Häring. In: Studies and Texts 13 (1966) 172. Super cant. s. 80, 4, 8; ed. J. Leclercq (et al.}. In: S.Bernardi Opera 2, Rom 1958, S. 280. 89

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peruersamque explanationem". Von Gilberts Sprachlogik wußte er allerdings nichts. Hier ist jedoch beizufügen, daß Gilbert auch für die Schreibweise des Boethius und anderer Autoren Raum ließ. Er betrachtete solche Redensarten als Ausdruck rhetorischer Freiheit, als „locutio emphatica" oder als „usus loquendi". Derlei Redensarten seien nicht so stark an logische Sprachregeln gebunden. Aufgrund solcher rednerischen Freiheit kann man z. B. sagen: „Dieser Mann ist die Güte, die Weisheit selber".70 In der Theologie ist auch das Wort „deus" nach den gleichen Regeln zu gebrauchen. Die Wortsubstanz ist Gott als konkrete Realität; die Wortqualität ist die Gottheit („diuinitas" oder „deitas"). Man kann daher sagen: „Pater est deus" oder „Pater est deus diuinitate". Allerdings besteht ein großer Unterschied zwischen dem Satz: „Plato est homo" und „Pater est deus". Im Bereich des Natürlichen drückt nämlich die Kopula „est" eine Zusammensetzung aus. Der Satz: „Plato est bonus" besagt, daß Platon und seine „bonitas" nicht dasselbe sind. In der Theologie muß man dagegen festhalten, daß Gott und seine „bonitas" identisch sind. Während Gilbert wie alle Theologen den Satz: „Pater est deus", billigte, verwarf er den Satz: „Deus est pater", weil hier im Prädikat ein Individuum oder eine Person steht71. Die grammatische Regel lautete: Man kann wohl von einer Person etwas aussagen. Man kann aber nicht eine Person aussagen72. Otto von Freising berichtet, daß die dritte Anklage gegen Gilbert lautete, er lehre, daß die göttlichen Personen in keinem Satz ausgesagt werden können73. Das päpstliche Konsistorium war sehr bestürzt, als Gilbert den Satz aufstellte: „Deus est deus diuinitate"74 und somit in Gott zwischen einem „id quod" und einem „id quo" unterschied, also einen Unterschied machte zwischen Gott und einer Form, durch die Gott Gott ist75. Der hl. Bernhard76, der diese Redeweise als häretisch verdammte, hatte nicht gemerkt, daß nicht nur Gilbert sondern auch Boethius eine „substantia qua deus est" lehrte, also eine Substanz durch die Gott Gott ist. Die 70

Vgl. De Trin. I, 2, 55; ed. Häring, S. 90. Hugo von Rouen: De fide catholica; PL 192, 1327 B. Vgl. Gottfried von Auxerre: Libellus 3,9; ed. N. M. Häring. In: Analecta Cist. 22 (1966) 49. 72 Vgl. Gilberts Trinitätstraktat; ed. N. M. Häring. In: Rech, de theol. anc. et med. 39 (1972) 48. 73 Otto von Freising: Gesta Frid. I, 52; MGH SrG 46 (1912) 75. Vgl. Gilbert, De Trin. I, 2, 71; ed. Häring, S. 93. 74 Vgl. Bernhard: De cons. V, 6, 13; ed. J. Leclercq und H. M. Rodiais. In: S. Bernardi Opera 3, Rom 1963, S. 477. 75 De Trin. 1,4, 98: ed. Häring, S. 135. 76 Super Cant. s. 80, 4, 8: ed. Leclercq, S. 282. 71

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Redeweise war an sich nichts Neues und schon dem hl. Augustinus und anderen Vätern durchaus geläufig77. Man warf Gilbert den Satz vor: „Diuinitas deus non est"78. Aber alle Gegner hätten den Satz gebilligt: „Humanitas homo non est." Und doch sind beide Behauptungen sprachlogisch gesehen einwandfrei. Es kam Gilbert darauf an, theologische Einsichten in korrekter sprachlogischer Form auszudrücken, allerdings mit der Einschränkung, daß man dabei die absolute Einfachheit Gottes nicht aus dem Auge verlieren darf. Es wurde Gilbert auch vorgeworfen, er vertrete die Ansicht daß nicht die göttliche Natur sondern die Person des Sohnes Gottes Fleisch angenommen habe79. Dieses Problem ist nicht direkt aus sprachphilosophischen Gründen entstanden sondern vielmehr aus Gilberts Bedürfnis, genaue Formulierungen auszuarbeiten, durch die möglichen Häresien vorgebeut würde. Wenn man nämlich behauptet, die göttliche Natur habe Fleisch angenommen, so könnte man daraus ableiten, daß auch der Vater Fleisch angenommen habe. Die oberste kirchliche Autorität, deren Urteil über Gilberts Lehransichten seine Gegner suchten, war der ehemalige Zisterzienser, Papst Eugen III. (1145—53). Er hatte wie viele andere Zeitgenossen Schwierigkeiten, Gilberts Gedankengängen zu folgen. Er weigerte sich aber, Gilbert als Häretiker zu brandmarken. Der Papst ließ den Bischof nach Poitiers zurückkehren „cum ordinis integritate et honoris plenitudine", wie Otto von Freising berichtet80. Der christologische Konflikt, der sich in den fünfziger Jahren entwickelte, geht zurück auf die Scheidung zwischen „homo" und „humanitas". Wie wir gesehen haben, bedeutet „homo" als konkrete Realität eine Substanz, eine Person oder ein „aliquid". „Humanitas" dagegen bedeutet eine Natur oder Form. Die Theologen waren sich einig in der Lehre, daß der Sohn Gottes keine menschliche Person angenommen hatte sondern nur eine menschliche Natur81. Daraus erwuchs die Frage, was man denn eigentlich sagen will, wenn es heißt: Gott ist Mensch geworden. Die ersten Spuren dieser Problemstellung finden sich bei Thierry von Chartres, der wie die übrigen Theologen behauptet, der Sohn Gottes habe nicht eine menschliche Person sondern eine menschliche Natur angenommen82. Er verneint daher, daß Christus ein „indiuiduum hominis" 77

Vgl. N. M. Häring: Das sogen. Glaubensbekenntnis des Reimser Konsistorium von 1148. In: Scholastik 40 (1965) 61, Anm. 38. 78 Bernhard: De cons. V, 6, 13; ed. Leclercq, S. 474. 79 N. M. Häring: Das sog. Glaubensbekenntnis, S. 55—90. 80

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Vgl. Lombard: Sent. Ill, 5, 1; ed. Quaracchi (1916) 366. Contra Eutychen IV, 16; ed. N. M. Häring: The Commentaries on Boethius by Thierry of Chartres and His School. In: Texts and Studies 20 (1971) 251. 82

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sei83. Christus würde nämlich nicht „ad quid" (Substanz) sondern „ad quäle" (Natur) Mensch genannt84. Es kam bald zu erhitzten Debatten, von denen z. B. das Eulogium des Johannes von Cornwall spricht. In Paris wurde eine Theorie, die Petrus Lombardus vortrug, vor allem von Magister Robert von Melun und von Magister Mauritius angegriffen85. Was der Lombarde persönlich für richtig gehalten hat, ist nicht ganz klar. In den Sentenzen erhebt er die Frage, was eigentlich der Sinn der Aussage sei: „Deus est homo" oder „Deus factus est homo"86. Der Lombarde betont, die Antwort sei nicht einfach. Es hatten sich schon in den fünfziger Jahren drei Gruppen herausgebildet, von denen die erste das Wort „homo" im Sinne einer konkreten Substanz interpretierte, die durch die Vereinigung mit der zweiten göttlichen Person anfing, Gott zu sein87. Die zweite Gruppe von Theologen lehnte diese Interpretation ab, weil „homo" als konkrete Substanz notwendigerweise eine Substanz oder ein „aliquid" sei. Hier liegt die Wurzel für ihr Schlagwort: „Christus secundum quod homo non est aliquid."88 Diese Theorie wird gelegentlich als christologischer Nihilismus bezeichnet, eine irreführende Bezeichnung, die anscheinend auf Walter von Saint-Victor zurückgeht, der die Lehre mit einem sehr unerleuchteten Fanatismus diffamierte89. Die Anhänger dieser Theorie interpretierten „homo" im Sinne von „humanitas", also im Sinne von Natur, Form oder Subsistenz90. Sie erklärten daher Christus als eine Zusammensetzung von zwei oder gar drei Naturen: Gottheit, Seele und Leib, wodurch die Person des Sohnes Gottes die Person eines Menschen wurde91. Diese sogenannte Subsistenz-Theorie wurde von Gilbert entwickelt, der den Satz geschrieben hat: „Non est enim in Christo qui homo sit."92 In Christus besteht nämlich keine Vereinigung von „deus" und 83

Contra Etttychen IV, 14; ed. Häring, S. 251: Et dicimus quod nee hominis nee alterius specie! indiuiduum est. Vgl. Clarembald von Arras: Tractatulus 12; ed. N. M. Häring: In: Text and Studies 10 (1965) 231. 84 Ibid. 85 Johannes von Cornwall: Eulogium ad Alex, papam tercium; ed. N. M. Häring. In: Mediaeval Studies 13 (1951) 268. 89 Lombard: Sent. Ill, 6, 1; ed. Quaracchi (1916) 573. 87 Sent. Ill, 6, 2; S. 574. 88 Eulogium 7; ed. Häring, S. 271. Den gleichen Sinn hat die Formel: Christus non est aliquis homo. Vgl. Eulogium 5; ed. Häring, S. 268. 89 Contra quat. lab. Fremde; ed. P. Glorieux. In: Archives d'hist. doctr. et litt, du moyen age 19 (1952) 187—335. 90 Sent. Ill, 6, 3; S. 576. Subsistenz bedeutet hier das „id quo" der Substanz oder die Form, die einen Gegenstand zur Substanz macht. Sie wird gelegentlich „substantialitas" genannt. 91 Sent. Ill, 6, 3; S. 577. 82 Contra Eutychen 4, 42; ed. Häring, S. 295. Med. XIII

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„homo" sondern eine Verbindung von „deitas" und „humanitas"93. Damit korrigiert Gilbert wieder den Boethius, der konkrete Worte („deus", „homo") gebrauchte, um die Vereinigung zu beschreiben. In ähnlicher Weise korrigierte er den Satz: „Deus assumpsit hominem", der, genauer formuliert, lauten müßte: „Deus assumpsit humanitatem."94 Nicht alle Theologen akzeptierten diese Theorie: sie lehnten sowohl die erste als auch die zweite ab, weil ihrer Meinung nach diese Art substanzieller Vereinigung des Göttlichen mit dem Menschlichen unannehmbar war. Dahre griffen sie zu einer anderen Kategorie und verlegten das Verhältnis von Gott und Menschheit aus der Kategorie der Substanz in die Kategorie des „habitus"95. Sie beriefen sich dabei auf das Wort des hl. Paulus: „Habitu inuentus est ut homo" (Phil. 2:7) und auf den Kommentar des hl. Augustinus96, dessen Autorität allerdings von den Vertretern aller Theorien beansprucht wurde. Die Debatten wirbelten viel Staub auf und das Problem wurde schließlich auf dem Konzil von Tours im Mai 1163 unter dem Vorsitz von Papst Alexander III. (1159—80) besprochen. Es ging vor allem um den Satz: „Christus non est aliquis homo" oder die Behauptung: „Christus secundum quod homo non est aliquid". Beide Formulierungen waren gegen die erste der drei Theorien gerichtet, deren Parole war: „Christus secundum quod homo est aliquid." Johannes von Cornwall schrieb wenige Jahre später: „Welche Partei nun in diesem Wortkampf den Sieg davongetragen hat, weiß ich nicht."97 Der Papst war allerdings sehr gut informiert und hatte in seinen Sentenzen um 1150 die Ansicht vertreten, daß Christus als Mensch weder eine Person noch ein „aliquid" sei98. Später änderte der Papst seinen Standpunkt und schrieb am 28. Mai 1170 an den Erzbischof Wilhelm von Sens (1168—76), später Erzbischof von Reims (1176—1202), er solle seine Suffragane beauftragen, die „praua doctrina" des ehemaligen Bischofs von Paris, Petrus Lombardus, wonach Christus als Mensch kein „aliquid" sei, mit allen verfügbaren Mitteln zu unterdrücken99. Er hatte dem Erzbischof bereits mündlich in Rom den Auftrag erteilt, gegen die Lehre einzuschreiten. Er verlangte von Wilhelm, er solle den Pariser Theologen befehlen zu lehren, daß Christus wie vollkommener Gott so vollkommener Mensch sei, aus Seele und Leib zusammengesetzt. Der Papst ging wohl in der Ansicht fehl, der Lombarde habe einer Lehre den 9S

Contra Eutychen 4, 42; ed. Häring, S. 295—296. Contra Eutychen 4, 104; ed. Häring, S. 309. 85 Sent. Ill, 6, 4; S. 578. Ein bekannter Vertreter dieser These war Gandulphus. Sent. Ill, 33; ed. J. de Walter, Wien 1924, S. 297. 98 Liber octog. quaestionum, qu. 73, l; PL 40, 84. 97 Johannes von Cornwall: Eulogium; ed. Häring, S. 257. 98 A. M. Gietl: Die Sentenzen Rolands, Freiburg i. B. 1891, S. 177. 99 Ef. 744; PL 200, 685 BC. 94

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Vorzug gegeben, denn die Wirklichkeit versuchte dieser, unparteiisch die drei Theorien dem Urteil des Lesers zu unterbreiten100. Das päpstliche Schreiben hatte keine Wirkung und am 18. Februar 1177 schrieb Alexander von neuem an Wilhelm, der inzwischen Erzbischof von Reims geworden war101, und verwarf die Lehre zum zweiten mal. Schließlich entschloß sich der Papst, die Frage auf dem dritten Laterankonzil im März 1179 zu erörtern. Er stieß aber auf sehr starken Widerstand. Einige Kardinale sollen aus Protest den Saal verlassen haben, als Alexander seine Absicht kundgab, die Lehre zu prüfen „quod Christus nihil sit secundum quod homo"102. Wir haben bereits den Protest des Bischofs Adam von St. Asaph (Wales) notiert, der auf dem Konzil öffentlich erklärt haben soll: „Herr Papst,... ich verteidige die Ansicht des Magisters."103 Noch unter Papst Urban III. (1185—87) schrieb ein Magister Everard an den Papst, er solle jene Pariser zurechtweisen, die zwar die Weisung Alexanders akzeptierten und sagten, Christus als Mensch sei ein „aliquid", aber es, wie Everard bemerkt, in ihrem eigenen Sinne interpretierten als „aliquid i. e. alicuius modi"104. Diese Interpretation findet sich bereits wörtlich in den um 1150 verfaßten Sentenzen des Kardinals Roland Bandinelli105 und später bei Petrus von Poitiers106. Der Verlauf der hier skizzierten Kontroverse zeigt, daß die Theologen nicht leicht bereit waren, ihre Lehransichten aufzugeben, auch wenn der Papst anderer Ansicht war und ihnen vorschrieb, seine Lehrmeinung vorzutragen. Mit den Jahren verloren die Theologen jedoch das rechte Verständnis für die drei Theorien und interpretierten den Lombarden in einer Weise, die dem geschichtlichen Hintergrund nicht mehr ganz gerecht wurde.

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Sent. Ill, 7, 3; S. 589. H. Denzinger-Schönmetzer: Enchiridion symbolorum, Freiburg i. Br. 1963, S. 239. 102 Walter von Saint-Victor: Contra quat. lab. Francie; ed. Glorieux, S. 201. 103 Mansi 22, 458. 104 Ep. ad Urbanum papam tertium; ed. N. M. Häring. In: Mediaeval Studies 17(1955) 163. 105 Roland Bandinelli: Sententie; ed. A. M. Gietl, S. 177: Non enim ex eo quod Christus homo est aliquid sed potius, si fas est, dici potest alicuius modi. petrus Von Poitiers: Sent. TV, 10; PL 211, 1176 D: secundum quod est homo est aliquid i. e. alicuius modi uel alicuius nature. 101

PAPST, ORTSBISCHOF UND UNIVERSITÄT IN DEN PARISER THEOLOGENPROZESSEN DES 13. JAHRHUNDERTS

Von JÜRGEN MIETHKE (Berlin) Josef Koch, auf dessen Initiative die Kölner Mediävistentage zurückgehen, hat durch seine grundlegenden Arbeiten zu den Theologenprozessen am Ende des 13. und am Beginn des 14. Jhds1. den Historikern demonstriert, daß in den Lehrzuchtverfahren der mittelalterlichen Kirche nicht nur die Probleme des je einzelnen Falles, die sachlichen Streitfragen und persönlichen Momente, Interesse verdienen, sondern daß in diesen Verfahren, wenn man sie in ihrem Zusammenhang sieht, auch allgemeinere Entwicklungen in Kirche und Theologie ablesbar werden. Der Zusammenhang der Prozesse untereinander aber kann, wenn nicht geistesgeschichtliche oder andere Spekulation die Feder führen soll, allein im Ausgang von der formalen Seite der Verfahren her in den Blick kommen. Koch selbst hat 1930 in der Festschrift für Mandonnet in einem programmatischen Aufsatz schon die Verfahrensprozedur ins Auge gefaßt, als er die Gattung der Irrtumsliste als wesentliches Verfahrensmoment seines Beobachtungszeitraumes (1270 bis 1329) zusammenfassend untersuchte2. Mir geht es heute zunächst auch darum, die Linie nun in das 13. Jhd. zurückzuverlängern, aber ich möchte nicht alleine nach den Irrtumslisten fragen, sondern allgemein nach dem Verfahren, das kirchliche Instanzen im Einzugsbereich der Universität Paris im Laufe des 13. Jahrhunderts anwandten, wenn sie in Wahrnehmung der kirchlichen Lehraufsicht die Entwicklung der Theologie und Philosophie unter Kontrolle zu bringen versuchten. Dabei geht es mir hier nicht um eine Theorie dieser Aktivität3, sondern um die historische Rekonstruktion des „procedere" in diesen Verfahren, 1

Jetzt zusammengefaßt in J. Koch: Kleine Schriften I—II. (Storia e letteratura. 127, 128). Roma 1973. Hier insbes. I, 309 ff., sowie der gesamte Bd. II. 2 Jetzt in: Kleine Sanften, II, 423—450. Den ursprünglichen Plan, für diesen Zeitraum eine umfassend dokumentierte minuziöse Darstellung der Prozesse zu geben, mußte Koch aufgeben, als ihm im II. Weltkrieg seine Unterlagen verbrannten, vgl. Kleine Schriften II, 259 A. l; II, 450, außerdem K. Bormann, ibid. I, p. VII. 3 Hier wird daher auch nicht die Entwicklung des kanonischen (bzw. zivilistischen) mittelalterlichen Prozeßrechts mit der Entwicklung unserer Prozesse verglichen. Unmittelbar beschäftigen sich die Traktate der Juristen natürlich nicht mit den extremen

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wie es aus den meist gerade in diesem Punkte nur sehr dürftigen Quellen4 zu erheben ist. Die Aufmerksamkeit gilt dabei zunächst und vor allem jenen drei Kräften, die im 13. Jhd. den größten Einfluß auf die Prozesse genommen haben: dem Papsttum, das auch auf diesem Felde in jener Zeit seine Kompetenzen zunehmend durchzusetzen vermochte, dem zunächst unmittelbar zuständigen Ortsbischof und den theologischen Magistern als Fachleuten und Kollegen der Betroffenen. Wie sich das Kräftedreieck aus diesen Momenten in den einzelnen Verfahren darstellt, wie es sich im Laufe der Zeit verwandelt, wird zu prüfen sein. Das Vorhaben zwingt mich, streng chronologisch voranzuschreiten und nicht die Lücken unserer Kenntnis über ältere Prozesse durch Anleihen bei den Zeugnissen über jüngere Verfahren zu stopfen. Ich muß daher um Nachsicht dafür bitten, daß manches Detail hier ausgebreitet werden muß, auch wenn es nur indirekt Aufschluß gibt für unsere Fragestellung. Der Pariser Magister der Theologie Amalrich von Bena5 wurde etwa 1204 einem Verfahren wegen theologischer Irrtümer unterzogen. Offenbar hatten zuerst die magistri der Theologie seine Irrtümer verurteilt, Sonderfällen der hier zu behandelnden Prozeduren. Gleichwohl könnte ein eingehender Vergleich manch wichtigen Hinweis erbringen. Doch muß das einer eigenen Untersuchung vorbehalten bleiben. 4 Die wesentlichen Sammlungen sind immer noch C. Duplessis d'Argentre" (ed.): Collectio judiciorum de novis erroribus. I. Paris 1728 (Neudruck Bruxelles 1963); vor allem aber H. Denifle — Ae. Chatelain: Cartularium Universitatis Parisiensis. I. Paris 1899 (Neudruck Bruxelles 1964 [«CUP I»]). Zu den zeitlich vorangegangenen Verfahren des 11. und 12 Jhds. vgl. zuletzt etwa den Vortrag von N. M. Häring (Die ersten Konflikte zwischen der Pariser Universität und Rom im 12. Jhd.) im vorliegenden Band, sowie J. Miethke: Theologenprozesse in der ersten Phase ihrer institutionellen Ausbildung. Die Verfahren gegen Abaelard und Gilben von Poitiers. In: Viator 6 (1975), im Druck. 5 Über Amalrich von Bena und die Amalrikaner ist die Literatur recht umfangreich, die geringste Aufmerksamkeit hat aber bisher das Verfahren selbst gefunden. Seine Lehre (ohne Differenzierung von der seiner Sekte) untersuchten G. C. Capelle: Autour du decret de 1210. III.: Amaury de Bene. £tude sur son pantheisme formel. (Bibliotheque thomiste. 16). Paris 1932. — M. dal Prä: Amalrico di Bena. Milano 1951. Die wichtigste Quelle für die Lehren ist — außer den Prozeßakten — die anonyme, wahrscheinlich dem Garnerius von Rochefort gehörende Schrift Contra Amaurianos, ed. C. Baeumker (Beiträge z. Gesch. der Philosophie des Mittelalters, 24, 5—6) Münster i. W. 1926. Zu dem Verfahren gegen seine Schüler vgl. insbes. M. Th. d'Alverny: Un fragment du proces des Amauriciens. In: Archives d'histoire doctrinale et litteraire du moyen-äge [«AHDL»] a. 25—26 t. 18 (1950/51) 325—336; über die Amalrikaner vgl. insbes. immer noch die Analyse von H. Grundmann: Religiöse Bewegungen im Mittelalter. (*1935) Darmstadt 21961. S. 355—385, 534 f. (Hier auch S. 360 A. 11 zu den verschiedenen Schreibungen des Namens, den ich gegen die philologische Exaktheit, die für «Almaricus» spräche, hier weiterhin in der üblich gewordenen Weise schreibe. Der Augenzeuge des IV. Laterankonzils schreibt übrigens «Emelricus»; vgl. die unten A. 27 zitierte Quelle, ed. S. Kuttner u. A. Garcia, S. 127, 156 f., ebenso gebraucht Robert v. Courson in seinem Privileg [wie A. 25] die Form «Amalricus»).

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woraufhin Amalrich an den Papst appellierte. Innozenz III. hatte dann nadi Anhörung beider Parteien gegen Amalrich entschieden, der daraufhin nach Paris zurückkehrte und zum öffentlichen Widerruf vor der Universität gezwungen wurde6. Wenig später, es muß gegen 1206 gewesen sein7, starb Amalrich dann in Paris. Leider wissen wir über die Einzelheiten dieses Verfahrens sonst nichts weiteres. Alle unsere Quellen interessieren sich für diesen Vorgang allenfalls deswegen, weil wenig später eine Sekte entdeckt wurde, die auf die Lehren des Amalrich sich bezog. Der Prozeß gegen diese Sekte, der sich nicht primär gegen Universitätslehrer wegen LehrdifFerenzen, sondern offenbar gegen eine Gruppe von gewisser organisatorischer Konsolidierung richtete, und der somit eigentlich weniger in unseren Zusammenhang als in den der Ketzerverfolgung und der entstehenden Inquisition gehört8, braucht uns hier nicht in allen Details zu beschäftigen9. Bezeichnend genug ist aber, daß die kirchlichen Autoritäten dabei von vorneherein, bei der Auskundschaftung, Überführung und Verurteilung der Haeretiker, eng mit den Theologen der Pariser Universität zusammenarbeiteten. Einer der theologischen Magister erfährt von den Lehren der Sekte und läßt sich mit Wissen und im Auftrag des Bischofs von Paris und unter Beratung einer kleinen Theologenkommission10 in die Geheimnisse der Gruppe einweihen. Als dann schließlich die Verdächtigen aufgrund der Angaben dieses Vertrauensmannes verhaftet wurden, konnte man sie sogleich mit einer „schedula" konfrontieren, auf der ihre Irr• Guilelmus Brito, Gesta Philippi Augttsti, § 152, ed. H. F. Delaborde: Oeuvres de Rigord et de Guillaume le Breton. (SodM de l'histoire de France). Paris 1882. I, S. 230 f. Vgl. auch das noch ungedruckte Memoriale historiarum des Johannes Bouin von Saint Viktor (entst. ca. 1320), zitiert bei Ch. Duplessis d'Argentro (wie A. 4), I, p. 126b: «Anno 1204 universitas Parisiensiensis celeberrima habuit comitia adversus Almaricum de Bena eiusque sectatores, quorum errores condemnavit et anathemate percussit." 7 Diese Datierung ergibt sich aus Alberich vonTroisfontaines: Chronica (Monumenta Germaniae Historica, Scriptores [„MGH SS"] XXIII, 890, 54). 8 Vgl. auch H. Maisonneuve: Etudes sur les origines de l'Inquisition. (L'eglise et l'etat au moyen äge. 7). Paris 21960. S. 166—168, der allerdings den Bezug zur werdenden Inquisition nicht allzu scharf beleutet. 9 Quellen vor allem: Caesarius von Heisterbach: Dialogus miraculorum V. 22, ed. J. Strange. Köln-Bonn-Brüssel 1851 [Neudruck Rigdewood, N. J. 1966] I, 304—307; vgl. auch Guilelmus Brito, Gesta § 153—154 (I, 231—234 Delaborde), (abgedruckt auch mit weiteren Zeugnissen im nützlichen Anhang bei G. C. Capelle: Amaury [wie A. 5] S. 98—111). Aktenstücke sind die Irrtumsliste in CUP I, 71—72, nr. 12; das Protokollfragment der Verhöre (vor dem bischöflichen Offizial?) bei M. Th. d'Alverny (wie A. 5), 331—333; und die Sentenz der Synode in CUP I, 70—71, nr. 11. 10 Zu dieser Kommission gehörte nach Caesarius von Heisterbach, Dialogus (I, 306 Strange), neben anderen Magistern auch Magister Robertus „de Kortui", d. i., wie allgemein angenommen wird, Robert de Courson, vgl. z. B. Ch. Dickson (wie A. 18) 80.

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turner aufgelistet waren11. Eine Synode der Kirchenprovinz Sens, an der auch die Pariser Theologen teilnahmen, verhörte die Ketzer und verurteilte 10 von ihnen zur Übergabe an das weltliche Gericht — der französische König ließ sie dann vor dem Stadttor verbrennen —; vier weitere wurden zu dauernder Einschließung verurteilt; die Anhänger der Sekte aus Laienkreisen verschonte man und ließ sie laufen. Amalrichs Gebeine, die seit vier Jahren auf dem Friedhof lagen, wurden exhumiert und in ungeweihter Erde verscharrt. Aber damit war die aufsehenerregende Aktion gegen die Amalrikaner noch nicht abgeschlossen. Es ist nicht zu entscheiden, ob der Erzbischof von Sens und der Bischof von Paris aus eigener Initiative oder, was mir wahrscheinlicher vorkommt12, auf Anregung durch die beteiligten Theologen den Beschluß der Synode ausweiteten. Zusätzlich nämlich zur Abrechnung mit Amalrich und seinen Anhängern werden noch in dasselbe Verurteilungsdekret zwei andere Punkte aufgenommen: die Verurteilung der Schriften des Pariser Magisters David von Dinant und ein Vorlesungsverbot, das die in wachsendem Umfang bekanntwerdenden naturphilosophischen Schriften des Aristoteles aus dem offiziellen Lehrbetrieb von Paris ausschließen sollte. Die Provinzialsynode handelte hier offensichtlich in Wahrnehmung ihrer Aufgabe, über die Glaubenslehre in dem Sprengel ihrer Kompetenz zu wachen. Ein Vergleich mit dem Vorgehen gegen die Amalrikaner aber macht deutlich, wie viel gröber man in diesen beiden Zusatzpunkten verfuhr: Hatte man sich bei den Amalrikanern noch die Mühe gemacht, die einzelnen inkulpierten Personen ausdrücklich zu benennen, wie vor allem die wichtigsten Irrtümer aufzulisten, so steht weiterhin13 nur sehr allgemein, daß die „quaternuli" des Magisters David von Dinant dem Bischof von Paris gebracht werden und verbrannt werden sollten. Nicht einmal des Autors selbst hatte man sich versichern können: „.. .de Francia fugatus est, et punitus fuisset, si de11

Vgl. M. Th. d'Alverny (wie A. 5) 332 mit A. l (vgl. audi ibid. 330). Dieselbe Vermutung äußert audi M. Kurdzialek in seinem Kölner Vortrag (wie A. 13). 13 Zum Prozeß gegen David von Dinant vgl. vor allem G. Thiry: Autour du decret de 1210. I: David de Dinant. £iude sur son pantheisme materialists. (Bibliotheque thomiste. 6). Paris 1925. Bes. S. 7—12 (zur Biographie). Fragment der Quaternuli fand auf A. Birkenmajer: Dicouverte de fragments manuscrits de David de Dinant. In: Revue neoscolastique de philosophic 35 (1933) 220—235. Jetzt in derselbe Etudes d'histoire des sciences et de la philosophic du· moyen age. (Studia Copernicana 1). Wroclaw-Warszawa-Krakow 1970. S. 11—20. Diese Texte hat ediert und intensiv kommentiert M. Kurdzialek: Davidis de Dinanto „Quaternulorum" fragmenta. In: Studia mediewistyczne 3 (1963) p. VII—LX, l—108. Vgl. jetzt den Kölner Vortrag von demselben (David von Dinant als Ausleger der aristotelischen Naturphilosophie) in diesem Bande. Zur theologischen Problematik vgl. auch M. D. Chenu: La theologie au. XHe siede. (Etudes de philosophic mtdifrzle. 45). Paris 21966. S. 309 ff., bes. 316—322. 12

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prehensus fuisset", so wird Albertus Magnus14 später den Effekt dieser Verurteilung für David von Dinant resümieren15. Ob diese Bestimmungen der Synode noch als Teil einer Ausrottungskampagne gegen die Amalrikaner zu verstehen sind, muß hier ebenso offen bleiben, wie die Frage, ob das ebenfalls pauschale Verbot, das die Synode gegen Vorlesungen über die „libri naturales" des Aristoteles erließ, in die gleiche Richtung zielte16. Auch hier gibt der Text weder eine genaue Liste der verbotenen Schriften, noch eine Andeutung einer Begründung für seine in der Forschung vielbesprochene Entscheidung17. Daß die Kampagne gegen die Amalrikaner mit dem Ergebnis der Pariser Synode keinen Abschluß fand, versteht sich von selbst. Noch 1211 wurde der Pariser Theologe und Kanoniker von Notre Dame Robert von Courson, der schon jenen in die Sekte eingeschleusten Vertrauensmann der kirchlichen Amtsträger beraten hatte18, vom Papst damit beauftragt, den Haeresievorwurf gegen einen Priester in der Diö-

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Albertus Magnus: Gutachten gegen die Ketzer im Ries, ed. W. Preger: Geschichte der deutschen Mystik im Mittelalter I. Leipzig 1874 (Neudruck Aalen 1962) 461—469, hier 467, Nr. 76 (zitiert auch bei H. Grundmann: Religiöse Bewegungen [wie A. 5] 420 A. 143. Zu dem Gutachten vgl. ibid. 403 ff.; A. Patschovsky: Der Passauer Anonymus. [Schriften der MGH. 22]. Stuttgart 1968; hier S. 31 f., 38 ff., bes. 39 A. 57). Die Zitate aus David von Dinant bei Albert verzeichnet etwa G. Thary: David S. 13—15, vgl. ibid. S. 84—113, 120—145. 18 Offenbleiben muß, ob die Nachricht des Anonymus von Laon (Chronicon universale, ed. A. Cartellieri u. W. Stechele. Leipzig-Paris 1909. S. 69 f.; bzw. MGH SS XXVI, 454) sich auf Davids letzte Lebensjahre bezieht: „... David (...) circa papam Innocentium conversabatur, eo quod idem papa subtilitatibus studiose incumbebat..." David ist nämlich für 1206 als päpstlicher Kapellan bezeugt (A. Potthast: Regesta pontificum Romanorum. Berlin 1874. Nr. 2790; d.i. Innozenz III.: Reg. IX. 85, in: J. P. Migne: Patrologia latina [„MPL"] t. 215, col. 901 sq.). — Vgl. dazu G. Thery: David. S. 9. Zur Geschichte der päpstlichen Kapelle vor allem R. Elze: Die päpstliche Kapelle im 12. u. 13. Jh. In: Zeitschrift der Savigny-Gesellschaft für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung [„ZRG, kan."] 36 (1950) 145—204, zu Innozenz bes. S. 169—180. Der Anonymus weiß aber ebenso zu berichten (a. a. O.), daß Amalrich von Bena eng mit dem französischen Könighaus verbunden gewesen sei, und will so offenbar deutlich machen, daß beide, König wie Papst, als Institutionen versagt haben (s. auch unten A. 19, vgl. A. Borst: Die Katharer. [Schriften der MGH. 12]. Stuttgart 1953. S. 114). Demnach könnte er sich auch auf eine vorherliegende Zeit Davids als Kapellan des Papstes beziehen. 16 M. Kurdzialek: David von Dinant als Ausleger (wie A. 13) hat beides wiederum wahrscheinlicher gemacht. 17 Vgl. vor allem M. Grabmann: I divieti ecclesiastici di Aristotele sotto Innocenzo HI e Gregorio IX. (Miscellanea historiae pontificae. 5 = 1 papi del duecento e l'Aristotelismo. 1). Roma 1941. Hier bes. S. 5—69 passim. 18 Vgl. oben A. 10. Zu Robert von Courson vgl. insbes. Ch. Dickson: Le cardinal Robert de Courson. Sa vie. In AHDL a. 9 (1934) 53—142. J. W. Baldwin: Masters, Princes and Merchants. The Social Views of Peter the Chanter and his Circle. I—II. Princeton N. J. 1970, zur Biographie bes. 19—25 mit II, 9—15.

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zese Langres zu überprüfen19; 1212 wird in Amiens ein Magister Godinus als Amalrikaner verbrannt20. Der letzte Fall zeigt, warum der Entscheid der Provinzialsynode von Sens nicht ausreichte, galt er doch nicht unmittelbar für die Diözesen der benachbarten Kirchenprovinz Reims. Daß Robert von Courson von Innozenz III. im Frühjahr 1212 zum Kardinal erhoben21 und Anfang 1213 mit einer Legation in Frankreich zur Vorbereitung des geplanten großen Konzils beauftragt wurde, macht die Fortsetzung des Vorgehens gegen die Amalrikaner mit neuen Mitteln möglich. Zwar ist aus den Synoden, die Robert in Paris und Rouen, in Montpellier, Bordeaux und Clermont abgehalten hat22, keine Wiederaufnahme der Bestimmungen der Pariser Synode von 1210 bekannt. Auf die Amalrikaner kam Robert aber an anderer Stelle zurück, die gleichwohl für die künftige Entwicklung der Universität Paris von besonderer Bedeutung sein sollte. 1215 stellte nämlich der Kardinallegat unter Berufung auf ein „speciale mandatum" Papst Innozenz' III. allen Magistern und Scholaren in Paris sein berühmtes Privileg23 aus, das durch Sicherung des Rechtsstandes der Universität ihre ruhige Entwicklung befördern sollte24. Nun bezog sich das „Sondermandat" des Papstes gewiß nicht auf die einzelnen in dem Statut getroffenen Entscheidungen, sondern allgemein auf den Erlaß einer solchen rechtssetzenden Privilegierung. Weder die Einzelheiten des Curriculums, die hier geregelt werden, noch der Lektüreplan für die Artes-Fakultät, der hier aufgestellt wird, sind wohl in Rom Gegenstand von vorherigen Beratungen gewesen. Ebensowenig darf man den Satz für römisch inspiriert halten, in dem der Kardinallegat in seiner neuen Eigenschaft seinen alten Überzeugungen Rechtskraft zu geben versuchte, 19

Nach dem Anonymus von Laon, Cbronicon universale (wie oben A. 15) konnte sich dieser Priester durch eine Appellation nach Rom retten. Vgl. aber A. Potthast (wie A. 15) nr. 4197 [1211.111.17] (= Innozenz III.: Reg. XIV. 15, MPL 216, 391 sq.). 20 Anonymus Laudunensis, Chronicon universale (wie A. 15). Chronica de Mailros, ed. J. Stevenson (Publications of the Bannatyne Club). Edinburgh 1835. S. 109 f. (Text auch bei H. Grundmann: Religiöse Bewegungen, S. 357 A. 4; vgl. S. 374 mit A. 1. — G . C. Capelle, S. 111). 21 Ch. Dickson (wie A. 18), S. 85 ff. 22 Ibid. S. 124—127. Die für Bourges angesetzte Synode kam wegen der Widerstände des Klerus gegen die doktrinäre Starrheit des Legaten, der die Theorien, die er in der Zeit seiner Pariser Professur entwickelt hatte, nun zu Synodalbeschlüssen gerinnen lassen wollte, nicht zu Stande. 23 CUP I, 78—80, nr. 20. 21 "Wenig früher (1214. VII. 20, bzw. 25) hatte ein anderer Kardinallegat, Nicolaus von Frascati, in einem Streit zwischen der Universität und der Stadt Oxford vermittelt. Vgl. den Text des Spruches bei H. E. Salter: The Medieval Archives of the University of Oxford. (Oxford Historical Society Publications. 70) Oxford 1920. I, 2—4, nr. 2. Zu Nicolaus vgl. etwa E. Kartusch: Die Mitglieder des Kardinalkollegiums in der Zeit von 1181—1227. Phil. Diss. (masch.) Wien 1948. S. 286—289.

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wenn er neben Vorlesungen zur Naturphilosophie und Metaphysik des Aristoteles auch die „Lehren des David von Dinant, des Haeretikers Amalrich oder des Mauricius Hispanus" verbietet25. Die Aufnahme dieser Verurteilung in die Grundurkunde der Universität mußte aber zunächst eine Steigerung ihres Effektes bedeuten. Wenige Monate später hat das IV. Laterankonzil unter seine dogmatisch-apologetischen Canones auch eine Verurteilung des Amalrich aufgenommen26. Damit wurde die feierlichste bekannte Art einer Ketzerverurteilung gegen diesen Magister eingesetzt. Leider reichen unsere Kenntnisse über den Gang der Verhandlungen27 nicht dazu aus, über den knappen Text des Canons selbst hinaus Urheber und Absichten dieser Verurteilung näher zu bestimmen28. Es kann keine Rede davon sein, daß in den hier besprochenen Verfahren gegen Amalrich und seine Anhänger sowie in dem Vorgehen gegen David von Dinant eine eindeutig feststellbare Prozedur verfolgt worden wäre, die alle Beteiligten zusammengeschlossen hätte. Noch han25

CUP I, 78 f.; „Non legantur libri Aristotelis de methafisica et de naturali philosophia, nee summe de eisdem, aut de doctrina magistri David de Dinant, aut Amalrici heretici, aut Mauricii hyspani." Zur umstrittenen Identifikation des Mauritius vgl. bes. M. Bouyges: Connaissons-nous le „Mauricius hyspanus" interdit par Robert de Courgon en 1215? In: Revue d'histoire ecclesiastique 29 (1933) 637—658. — M. Grabmann: / divieti (wie A. 17) S. 51 f. Zuletzt madite einen neuen interessanten, wenn auch nicht voll überzeugenden Versuch C. G. Hana: Der „Mauritius Hispanus" in der Studienordnung der Pariser Universität aus dem fahre 1215. In: Archiv für Kulturgeschichte 55 (1973) 352—365 (der an al-Magritl/Magritius, f 1007, denkt). 26 Vgl. c. 2 des IV. Laterankonzils, ed. C. Leonardi in: Conciliorum oecumenicorum decreta, ed. Istituto per le scienze religiöse. Bologna 31973 [„COD"]. S. 233, 5—8. Eingegangen in die Dekretalen Gregors IX., vgl. X 1.1.2 (ed. E. Friedberg: Corpus luris Canonici. II. Leipzig 1879 [Neudruck Graz 1954]. Sp. 7). 27 Vgl. schon H. Grundmann: Religiöse Bewegungen, S. 136. — Jedenfalls hat Courson am Konzil teilgenommen, vgl. die Teilnehmerliste bei J. Werner: Nachlese aus Züricher Handschriften. In: Neues Archiv 31 (1905)584—592, hier 584. Aus S.Kuttner, A. Garcia Garcia: A New Eyewitness Account of the Fourth Lateran Council. In: Traditio 20 (1964) 115—178, Text 123—129, läßt sich, so bedeutsam die Quelle auch ist, für unsere Frage wenig entnehmen. Vgl. allenfalls S. 127 f., Z. 149 bis 158. — A. Garcia Garcia: El gobierno de la iglesia universal en el concilio IV Laternanese de 1215. In: Annuarium historiae conciliorum l (1969) 50—68, bes. 59 ff. kann demgemäß gleichfalls nicht viel weiter helfen. Die Formulierung (c. 2, COD, S. 232, 4 f.: „Nos autem sacro et universali concilio approbante credimus et confitemur") läßt über das Zustandekommen des Kanons zwar nichts Näheres erkennen, auch Garcia (S. 63 mit A. 52) aber rechnet c. 2 zu den Canones, in denen er eine „intervencion de los padres del Concilio" vermutet. 28 Vgl. dazu auch die neuere Gesamtdarstellung von R. Foreville: Latran I, H, III et IV. (Histoire des conciles. 6). Paris 1965, S. 227—419, bes. 275 ff. Heinrich von Susa, der „Hostiensis" will in seiner Lectura zu den Dekretalen Gregors IX. wissen, (Henrici de Segusio Commentarii in I. librum Decretalium, Venedig 1581 [Neudruck Torino 1965], ad X 1.1.2 s.v. „reprobamus", f. 7 rb, Rdnr. 22 [vgl. auch CUP I, 107 n. l, u. G. C. Capelle, S. 94]): „Si queras, quare dogma istud non fuit specificatum in hoc concilio? Respondeo in genere, quod Almaricus iste habuit quosdam discipulos tempore huius concilii adhuc superstites, ob quorum reverentiam suppressum exstitit

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delt jede einzelne Kraft selbständig und die einzelnen Aktionen laufen eher nebeneinander als koordiniert ab. Die Aktivität der theologischen Magister der Universität verliert nach einem ersten, vom römischen Stuhl als Apellationsinstanz sogar bestätigten Auftritt in jenem Augenblick an Selbständigkeit, als in der Gruppe der Amalrikaner eine wirkliche Sekte zu Tage tritt. Die Diözesangerichtsbarkeit greift in eigener Verantwortung ein, nicht ohne die theologischen Fachleute zu Rate zu ziehen, aber ohne deren vorgängiger Aktionen im Verurteilungsbeschluß auch nur mit einem Worte Erwähnung zu tun. Das Papsttum wird unmittelbar allein tätig, als es als Appellationsinstanz angerufen wird, ohne daß seine Entscheidung automatisch Weiterungen nach sich gezogen hätte. Ob ohne die Hartnäckigkeit Roberts von Courson überhaupt noch die beiden generellen Sentenzen des Jahres 1215 zustande gekommen wären, mag dahinstehen. Der Canon des IV. Laterankonzils richtet sich zudem ausschließlich gegen Amalrich, das präsumptive Haupt einer haeretischen Sekte, ohne den Magister David noch zu nennen29. Jedenfalls hat weder der Papst, noch die Kurie in erkennbarer Weise aufgrund eigener Initiative in die Ereignisse eingegriffen. Das Bild, das wir an diesem Verfahren gewonnen haben, ändert sich auch in den folgenden Jahrzehnten des 13.Jhds. nicht grundsätzlich. Gewiß fanden die Nachfolger Innozenz' III. auch in politisch bewegten Jahren Zeit, auf die Verhältnisse an der Universität Paris einzuwirken. Honorius III. unterstützt so die Universität in ihrem Kampf mit dem Pariser Bischof und dessen Kanzler, indem er etwa 1219 die Exkommunikation aufhebt, mit der der Bischof in Zusammenarbeit mit dem Kardinallegaten eine Einschränkung der Satzungsautonomie der Korporation hatte durchsetzen wollen30. Ein halbes Jahr später, ebenfalls 1219, erläßt derselbe Papst ein Statut31, das ausdrücklich zur Förderung der dogma istud, quorum etiam nomina honestius est supprimere quam specialiter nominare. Dictum autem librum [d.i. ] exposuit (errores singulos specialiter condemnando) venerabilis pater Odo Tusculanus [d.i. Odo von Chateauroux], a quo habuimus hanc doctrinam." Zur Auslegungsgeschichte vgl. die nützliche Zusammenstellung bei P. Michaud-Quantin: Commentaires sur les deux premieres decre tales du rectteil de Gregoire IX au XIII* siede. In: P. Wilpert (ed.): Die Metaphysik im Mittelalter. (Miscellanea Mediaevalia. 2). Berlin 1963. S. 103—109. 29 Vgl. auch oben A. 15 u. 28. Ich halte es für wenig wahrscheinlich, daß der Name Davids nur wegen einer Protektion durch Innozenz III. fehlte. Dagegen spricht auch seine Nennung durch Robert von Courson 1215. 30 CUP I, 87—90, nrr. 30 und 31. 31 CUP I, 90—93, nr. 32 (teilweise eingegangen in die Dekretalen Gregors IX., vgl. X 5.5.5 u. X 3.50.10). Vgl. dazu auch die anregenden, wenn auch einseitigen und ergänzungsbedürftigen Bemerkungen von E. Pitz: Papstreskript und Kaiserreskript im Mittelalter. (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom. 36). Tübingen 1971. S. 171—191 (der u.a. aus der Überlieferung schließen will, daß das Statut im Sinne der These seines Buches ein impetriertes „Reskript" sei). Dazu vgl. aber z. B. P. Landau in ZRG, kan. 59 (1973) 441—445, bes. 444.

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theologischen Studien gedacht ist, und das neben einigen technischen Regelungen auch ein Verbot römischrechtlicher Studien in Paris enthält32, und also schon recht empfindlich in die Ordnung der Korporation eingreift. Der ferne Beschützer, der gegen den nahen Bischof Rückhalt versprach, konnte sich und sollte sich im Laufe des 13. Jhds. in zunehmendem Maße recht spürbar zur Geltung bringen. Nicht immer sahen sich Papst und Bischof jedoch hinsichtlich der Universität in einem Gegensatz. Ein päpstliches Mandat vom Januar 1225, in dem Honorius III. die alte Schrift des Johannes Scotus Eriugena „ " zu konfiszieren und feierlich zu verbrennen befiehlt33, beweist das augenscheinlich. Denn diesem Mandat war die feierliche Verurteilung des Buches auf einer Synode der Kirchenprovinz Sens vorausgegangen und wahrscheinlich war für die Synode wiederum eine förmliche Verdammung durch die theologischen Magister der Universität Voraussetzung gewesen. Was das hier greifbare, abgestufte Verfahren von den Aktionen gegen Amalrich und seine Schüler unterscheidet34, war vor allem, daß der Bischof von Paris sich, wie es scheint, mit dem Spruch der Synode nicht zufrieden gab und das päpstliche Mandat erwirkte, das uns — dank der günstigeren Überlieferungschance registrierter päpstlicher Mandate — allein noch von den Vorfällen Kunde gibt. Glaubte der Pariser Bischof, den Entscheid der Synode nur so — oder so besser — gegen die „viri scholastic! novitatum forte plus quam expediat amatores", die sich dem Studium dieses Werkes widmeten, durchsetzen zu können, oder hoffte er, die Klosterbibliotheken so leichter zur Preisgabe ihrer Handschriften bewegen zu können? Formal teilt das Mandat mit den Dokumenten zum Amalrichprozeß, daß es nicht einzelne Irrtümer verdammt, sondern mit einem Federstrich ein ganzes Buch. Den Siegeszug des Pseudodionys im Paris des 13. Jhd. sollte diese Verurteilung einer seiner Ableitungen jedenfalls ebensowenig verhindern, wie es die Aristotelesverurteilungen 32

Vgl. dazu insbes. S. Kuttner: Papst Honorius HI. und das Studium des Zivilrechts. In: Festschrift für Martin Wolff. Tübingen 1952. S. 79—101. W. Trusen: Die Anfänge des gelehrten Rechts in Deutschland (Recht und Geschichte. 1). Wiesbaden 1962, S. 15—18. 33 CUP I, 106—107, nr. 50. Der Erlaß ist an „archiepiscopis et episcopis et aliis ecclesiarum prelatis, ad quos littere iste pervenerint", gerichtet. H. Denifle weist (S. 107 n.) einen weiteren an den gleichen Empfängerkreis in England („.. .per regnum Anglie constitutis") nach. Zu der Verurteilung vgl. etwa auch M. Cappuyns: Jean Scot Erigene. Sa vie, son oeuvre, sä pensee. (Universitas catholica Lovaniensis, Dissertationes... in facultate theologica ... conscriptae. Series II 26). Louvain 1933 [Neudruck Bruxelles 1969]. S. 247—252. 34 Ein Zusammenhang scheint gleichwohl insofern sicher, als Amalrich sich wohl auf die Schrift des Joh. Scotus bezog. Schon der Hostiensis (wie oben A. 28) sieht beide Verurteilungen aufgrund der Mitteilungen des Odo von Chateauroux im Zusammenhang. Vgl. etwa H. Grundmann -.Religiöse Bewegungen, S. 361 f.

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derselben Jahrzehnte vermochten, die Aristotelesrezeption aufzuhalten. Die Form der Koordination von Papst, Bischof und Fakultät, die hier zu finden ist, wirkte aber, vielleicht gerade weil sie das freiwillige Zusammenspiel aller Instanzen voraussetzte, nicht Maßstab setzend. Die folgenden Verfahren kehren jedenfalls, was die Mitwirkung des Papstes betrifft, zum Modell des Legatenentscheides zurück, wobei nur in dem sachlich hier nicht zu behandelnden, aber verwandten Fall der Talmudverfolgungen35 eine erkennbare Differenz zwischen Kurie und Legat auftritt36. Während der Pontifikate Gregors IX. und Innozenz' IV. hatte den Pariser Bischofsstuhl der frühere Magister der Theologie Wilhelm von Auvergne (übrigens aufgrund päpstlicher Entscheidung nach einer gespaltenen Wahl) inne, ein Mann, der sich nicht nur um die gewissenhafte Verwaltung seiner Diözese, sondern auch um die Durchsetzung einer,wie er es verstehen mochte, richtigen Theologie bemühte37. Das Verbot der Pfründenhäufung, das er, wie der Dominikaner Thomas von Cantimpr£ lobend berichtet, im Jahre 1235, in einer feierlichen „disputatio longa valde" mit den Magistern der Theologie vorbereitet hatte38, knüpfte noch an das Reformprogramm der Pariser Theologen um Petrus Cantor an39. Auch das erneute Mandat Papst Gregors IX., das 1228, wenige Monate nach der Einsetzung Wilhelms von Auvergne als Bischof von Paris, an die Theologen der Pariser Universität erging40, entspricht durchaus in Inhalt und Stil41 der Pariser Theologie konservativeren Zu36

Dazu vgl. etwa die Dokumente in Ch. Duplessis d'Argentre" (wie A. 4) I, p. 146 a—156 b, oder bei CUP I, 173 f., 201 f., 202—205, 209—211 (nrr. 131, 172, 173, 178). Aus der umfänglichen Literatur sei hier bes. verwiesen auf H. Graetz: Geschichte der Juden. VII, 4. Auflage (bearb. von J. Guttmann). Leipzig o. J. (1906). Bes. S. 92 ff., 405—410. — S. W. Baron: A Social and Religious History of the Jews. IX. New York 1965. S. 63—83, 269—279. — S.Grayzel: The Church and the Jews in the XIIIth Century. New York 21966. S. 29 ff., 339 f., 341—343. — K. H. Rengstorf u. S. v. Kortzfleisch (edd.): Kirche und Synagoge. Handbuch zur Geschichte von Juden und Christen. Stuttgart 1968. S. 227 ff. (W. P. Eckert) u. 336 f. (E. I. J. Rosenthal). 39 Siehe CUP I, 202—205, nr. 173, bes. S. 204, 27 ff. 37 Vgl. N. Valois: Guillaume d'Auvergne, eveque de Paris (1228—1249). Sa vie et ses ouvrages. Paris 1880. Bes. 24 ff. (Zu seiner Einsetzung als Bischof ibid., S. 12 f.). Zur Bischofswahl vgl. auch N. Wicki: Philipp der Kanzler und die Pariser Bischofswahl 1227/28. In: Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 5 (1958) 318—326. 38 Thomas Cantimpratensis: Bonum universale de apibus I. 19.5. Douais 1605. S. 67 f. (auch in CUP I, 157 f., nr. 108). 39 Vgl. dazu etwa J. W. Baldwin: Masters (wie A. 18). Bes. I, 119 f. mit II, 79—81. 40 CUPI, 114—116, nr. 59. 41 Hinweise bei M. Grabmann: I divieti (wie A. 17), 75 ff. Vgl. auch J.W.Baldwin: Masters, passim.

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Schnittes, wenn dort geboten wird, die Theologie rein und ohne das Ferment weltlicher Wissenschaft zu lehren und insbesondere die naturphilosophischen Studien beiseite zu lassen. Es ist durchaus nicht auszuschließen, daß der neue Bischof dieses Mandat an der Kurie selbst erwirkte, um seiner Anschauung in Paris größeren Rückhalt zu verschaffen42. Differenzen zwischen Bischof und Papst über die Politik, die der Universität gegenüber einzuschlagen war, blieben freilich nicht aus, am einschneidensten sollten sie sich angesichts der berühmten Sezession von 1229/31 zeigen, in der der Papst die Universität unterstützte und Wilhelm von Auvergne ausdrücklich wegen seines zweideutigen Verhaltens getadelt hat43. Die Konstitution Parens sdentiarum von 123l44, der für die Verfassungsgeschichte der Universität grundlegende Bedeutung zukommt, enthält wiederum auch einige Bestimmungen zum Lehrprogramm, insbesondere war erneut das Verbot der „libri naturales" übernommen, allerdings diesmal mit einer bemerkenswerten Abschwächung, die eine Einwirkung der Prokuratoren der Universität auf den Inhalt des von ihnen erwirkten Privilegs bezeugen könnte45: Die „libri naturales" sollten im Unterricht nicht „gebraucht" werden, „quousque examinati fuerint et ab omni errorum suspitione purgati". 10 Tage nach der Konstitution Parens sdentiarum datiert das Mandat, das eine Kommission von drei Pariser Theologen zur Überprüfung der fraglichen Schriften einsetzt46. Daß die Hoffnung auf einen Aristoteles, gewissermaßen gereinigt für die akademische Jugend, nicht in Erfüllung gehen konnte47, ist klar,

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Für die kanzleimäßigen Vorgänge bei der Registrierung eines soldien Mandats im 13. Jhd. etwa bei P. Herde: Beiträge zum päpstlichen Kanzlei- und Urkundenwesen im 13. Jh. (Mündiener Historische Studien. Abt. Historische Hilfswissenschaften. 1). Kalimünz 21966. Bes. S. 241 f. 43 CUP I, 125—127, nr. 69. Eine andere Haltung als Wilhelm von Auvergne hatte der damalige Magister Odo von Chateauroux gezeigt (vgl. A. Callebaut: Le sermon historique d'Eudes de Chateauroux ä Paris le 18 mai 1229. Autour de l'origine de la greve universitaire et de l'enseignement des mendiants. In: Archivum Franciscanum Historicum [„AFH"] 28, 1935, 81—114) und auch der Kanzler Philippus Cancellarius (vgl. N. Wicki in: Lexikon für Theologie und Kirche. 2. Auflage VIII, Freiburg 1963, 452 f.). 44 CUP I, 136—139, nr. 79. 45 Einer dieser Prokuratoren war der berühmte Theologe Wilhelm von Auxerre; vgl. H. Denifle: Zum päpstlichen Urkunden- und Regestenwesen des 13. und 14. Jhds. In: Archiv für Literatur- u. Kirchengeschichte des Mittelalters [„ALKG"] 3 (1887) 624—633, hier 629 f. — Vgl. auch allgemein M. Grabmann: / divieti (wie A. 17), S. 95 ff., 101 ff. 48 Unter ihnen auch Wilhelm von Auxerre (vgl. CUP I, 143—144, nr. 87). 47 Und das nicht nur deswegen, weil Wilhelm von Auxerre schon bald, noch in Rom, starb (1231. XL 3).

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trotzdem verdient der Versuch einer differenzierteren Verfahrensweise Beachtung auch im Zusammenhang unserer Fragestellung nach den Theologenprozessen. Daß die pauschalen Verurteilungen nun wenigstens durch das Bemühen um Irrtumsnachweis ersetzt wurden, konnte auch bei den Verfahren eine Fortentwicklung bringen. Die Verfahren, bei denen wir etwas deutlicher das Vorgehen greifen können, bestätigen diese eben formulierte Vermutung wenigstens teilweise48. 1241 und 1244 trifft eine Verurteilung einen „frater Stephanus49", d. h. wie man glaubt50, den Dominikaner Stefan von Venizy, der zusammen mit anderen Theologen (auch seines Ordens) sich in 10 Punkten eine harte Zensur zuzog. Die Prozedur dabei ist nicht mit absoluter Sicherheit zu rekonstruieren, da sich die wohl zweifache Verurteilung auf eine identische Irrtumsliste stützt und es zweifelhaft bleibt, wie weit spätere Kontamination im Protokoll und Eschatokoll die Verläßlichkeit der Berichte beeinträchtigt. Nach der plausiblen Analyse von Victorinus Doucet erfolgte am 13. Januar 1241 ein „acte magistral51", durch den die

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Von dem Widerruf, den man dem Franziskaner Gilain 1240 abzwang, wissen wir kaum mehr, als daß es sich um Sätze aus der Gnadenlehre handelte. Der Theologe widerrief und wurde später vielleicht sogar, wenn die fragwürdige Identifikation zutrifft, Bischof von Coutances. Vgl. Gallia Christiana. XI. Neudruck Paris 1874. S. 880, nr. XLIV. 49 CUP I, 170—172, n. 123. Die hsl. überlieferten Fassungen hat aufgeteilt in Formulare (I—V) V. Doucet: La date des condammations Pansiennes dites de 1241. Faut-il corriger le cartulaire de l'Universite? In: Melanges Auguste Pelzer (Universite" de Louvain. Recueil de travaux d'histoire de philologie. 3me sirie, fasc. 26) Louvain 1947. S. 183—193, hier 185—187. Zur These von der doppelten Verurteilung, nahm negativ Stellung F. Pelster: Die Pariser Verurteilung von 1241. Eine Frage der Datierung. In: Archivum Tratrum Praedicatorum [„AFP"] 18 (1948) 405—417, positiv etwa P. Glorieux: Les annees 1242—1247 a la faculte de theologie de Paris. In: Recherche; de theologie ancienne et medievale [„RTAM"] 29 (1962) 234—249, hier 240. Zur theologischen Bedeutung der Auseinandersetzungen vgl. vor allem M. D. Chenu: Un dernier avatar de la theologie Orientale en accident au XIHesiede. In: Melanges Auguste Pelzer. S. 159—181. Vgl. auch H. F.Dondaine: L'ohjet et le „medium" de la vision beatifique ehe z les theologiens du XIHe siede. In: RTAM 19 (1952) 60—99. — P.-M. de Contenson: La theologie de la vision de dieu au debut du XIII" siede. In: Revue de sciences philosophiques et theologiques [„RSPT"] 46 (1962) 409—444. 50 Zu dieser Identifikation vgl. V. Doucet: La date. S. 193 A. 17. Zweifelnd bleibt auch F. Pelster: Die Pariser Verurteilung, 405, 416 f. 61 V. Doucet: La date, 185 (Text I); vgl. ibid. (Text II); u. S. 190. Nur zur Datierung benutzt Bonaventura die Angabe des Bischofs (S. 186, Text III): „Hie est unus de X articulis reprobatis ab universitate magistrorum Parisiensium tempore Guillelmi et Odonis Cancellarii et fratris Alexandri de Haies... qui ut evitentur subscript! sunt."

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Pariser Magister der Theologie eine Liste von 10 Irrtümern verwarfen, indem sie jedem der 10 genannten Sätze ein Bekenntnis der entgegengesetzten Wahrheit entgegenstellten: „Hüne errorum reprobamus, firmiter enim credimus, quod .. .52". Mit diesem Verfahren tat man nichts anderes, als dem Usus der altkirchlichen Synoden zu folgen. Das Bekenntnis der Wahrheit wird dem festgestellten Irrtum emphatisch gegenübergestellt. Damit konstituierte sich die Versammlung der Magister gewissermaßen als synodales Gremium und postulierte für sich die Autorität der „doctores ecclesiae", die die kirchliche Wissenschaft sonst nur den Prälaten zugestand53. Das Mittel, das diesen hohen Anspruch nicht als Usurpation erscheinen lassen sollte, war die ebenfalls im synodalen Vorbild schon vorgegebene Formulierung der Wahrheiten als „confessio", ein Verfahren, das auch an das Vorgehen Bernhards gegen Gilbert von Poitiers auf seiner Sonderversammlung der französischen Prälaten anläßlich des Konsistoriums in Reims erinnert. Die Formulierung der Irrtümer ist ebenso thetisch wie die der „veritates oppositae": es sind keinesfalls wörtliche Zitate aus den Schriften des Gegners, sondern auf epigrammatische Knappheit zielende Zusammenfassungen längerer Erörterungen. So wird es verständlich, daß in der Überlieferung diese Verurteilung nicht ausschließlich auf den wohl ursprünglich zunächst gemeinten Stephan allein bezogen wird, sondern z. T. anonym, z. T. auch in der späteren Fassung gegen den Magister Johannes Pagus gerichtet erscheint54. Der pneumatische Charakter dieser ersten Verurteilung von 1241, der der altchristlichen Anathematisierung vergleichbar bleibt, nahm dem Vorgehen allerdings, wie sich zeigen sollte, viel von seiner Durchschlagskraft. Offenbar war auch die gemeinsame Formulierung von Bekenntnissätzen durch die Mehrheit der Pariser Magister nicht so bindend, daß die Minderheit darauf verzichtet hätte, an ihren gegenteiligen Lehrüberzeugungen festzuhalten. Das Generalkapitel des Dominikanerordens beschloß zwar Anfang Juni in Paris, daß alle Dominikaner die „errores condempnatos per magistros Parisienses" aus ihren Schriften ausradie52

Hier zitiert nach der Formel zum 2. Irrtum im Ms. Paris Arsenal 532 (V. Doucet: La date, S. 186, Text IV; Die Fassung zu Art. l vgl. unten Anm. 57. Zu diesem Manuskript vgl. auch F. Feister: Die Pariser Verurteilung, 407). Vgl. in ähnlichem Sinn auch die Fassungen von Text I und II. Vor allem vgl. die von V. Doucet (S. 192 A. 13) zitierte Bemerkung des Richard von Cornwall aus Ms. Oxford, Balliol Coll. 62, f. 113 va: „...Parisienses sententialiter istam damnant dicentes: „Hüne errorem etc. Firmiter credimus etc...." 53 Vgl. dazu nur Y. M. J. Congar: L'eglise de Saint Augustin ä l'efoque moderne. (Histoire des dogmes III. 3). Paris 1970. S. 241 ff. 64 Vgl. dazu wieder V. Doucet: La date, 193. Auf Johannes Pagus bezieht die Verurteilung das Ms. Vat. lat. 692 (Formular V).

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ren sollten55, aber es scheint mit diesem Bemühen darum, Anstoß zu vermeiden, nicht bei allen Dominikanertheologen Anklang gefunden zu haben. Ein Magister jedenfalls, so wird uns berichtet56, verweigerte hartnäckig, sich zu fügen. Ob schon bei dem ersten Akt Wilhelm von Auvergne teilgenommen hat, muß offenbleiben57. Jedenfalls scheint er in diesem Stadium seine bischöfliche Autorität noch nicht voll zur Geltung gebracht zu haben. Daß er jedoch mit dem Vorgehen der Mehrheit der Magister einverstanden war, beweist der Fortgang der Ereignisse. Anfang 1244 macht er sich in einem „acte solennel" (um hier die glücklichen Kennzeichnungen von Victorinus Doucet aufzugreifen) den „acte magistral" der Magister gänzlich zu eigen: Am 5. Januar 1244 „subscript! articuli in presentia universitatis magistrorum theologie Parisiensium de mandato domini Guillelmi episcopi fuerunt examinati et reprobati per cancellarium Odonem et fr. Alexandrum de Ordine fratrum Minorum, quorum primus est, quod... Hüne errorem prohibemus et assertores eius et defensores excommunicamus. Firmiter enim credimus et asserimus quod... etc.58" Offenbar waren die Sätze selbst identisch geblieben, auch die Form der Widerlegung durch eine „confessio" blieb gewahrt. Was neu hinzutrat, war, wenn die Rekonstruktion zutrifft, die Exkommunikation des Ortsbischofs, der damit der magistralen Entscheidung der Professoren eine Sanktion hinzufügte, die ihr rechtlich offenbar bis zu diesem Zeitpunkt gefehlt hatte. Indem sich der Bischof den Spruch der Magister zu eigen machte und ihm mittels seiner eigenen Kompetenz zur Durchsetzung ver55

Vgl. bereits CUP I, 173, nr. 130; jetzt ed. B. M. Reichert: Acta capitulorum generalium Ordinis Praedicatorum, I. (Monumenta Ordinis Fratrum Praedicatorum Historica [, "]. 3) Roma 1898, S. 27, 10 sq. 68 Gerard de Frachet: Vitas fratrum, ed. B. M. Reichert (MOPH 1. Louvain 1897) S. 208. 57 Dafür könnte sprechen der Wortlaut von Formular I und II, insbesondere aber, was Roger Bacon, Of MS mains II.5, ed. J. H. Bridges, III, Oxford 1900 [Neudruck Frankfurt / Main 1964], S. 47, berichtet: „Nam universitate Parisiensi convocata bis vidi et audivi venerabilem antistitem dominum Guillelmum Parisiensem episcopum felicis memoriae coram omnibus sententiare, quod..." — Auf diesen Passus machte V. Doucet aufmerksam in: Alexander de Haies, Glossae in IV libros Sententiarum. I. (Bibliotheca Franciscana scholastica medii aevi. 12). Quaracchi 1951. S. 16* nota 2. Vgl. auch die Fassung des Magisterbeschlusses nach Formular IV (Ms. Paris A^nal 532), in der Sentenz zu Art. l: „.. .Hüne errorem reprobamus et assertores et defensores auctoritate Wilhermi episcopi excommunicamus. Firmiter autem credimus et asserrimus quod... (Das scheint mir doch auf eine Kontamination mit Formular V [vgl. A. 58] in dieser Fassung hinzudeuten!). 58 Formular V (S. 187 Doucet). In der zeitgenössischen Chronistik erscheint diese Verurteilung bei Matthäus Parisiensis: Chronica maiora, ed. H. R. Luard. IV (Rerum Britannicarum scriptores. 57.4). London 1877. S. 279—283, vgl. bes. 281: „.. .ecclesiarum praelati, ecclesiae et fidei Christianae praecaventes (...) praesumptuosos ausus eorum refraenando, fidelibus, congregatione orthodoxorum facta, fidei veritatem sanius propalarunt." Med. XIV

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half, war der Schlußstrich gezogen. Die Dominikaner haben noch im selben Jahr auf ihrem Generalkapitel in Bologna versucht, eine allgemeine Konsequenz aus den Geschehnissen zu ziehen, indem sie die Theologen ihres Ordens ermahnten, „keine neuen Meinungen zu erfinden, sondern den allgemein gebräuchlichen und schon stärker anerkannten zu folgen59". Auch in den Schriften der Franziskanertheologen läßt sich der strikte Einfluß der Zensur nachweisen60. Von einem päpstlichen Eingreifen in dieses Verfahren, unmittelbar oder auch mittelbar durch einen Legaten, war zu keiner Zeit, soweit unsere Zeugnisse Auskunft geben, die Rede. Was diese Verfahren von 1241/44 motiviert hat, bleibt mangels historischer Zeugnisse dem Bereich mehr oder minder plausibler Vermutungen überlassen. Michel-Marie Dufeil hat die Mutmaßung geäußert61, hier manifestiere sich eine Spannung zwischen Weltklerus und Bettelordenstheologen an der theologischen Fakultät, die dann in den 50er Jahren so eklatant ausufern sollte. Die Zeugnisse geben dafür wenig Anhalt62. Etwas deutlichere Hinweise haben wir aber auf den Personenkreis, der das längere Zeit ungenutzt gebliebene Instrument des Lehrzuchtverfahrens erneut mit Schärfe anzuwenden entschlossen war. Für die Irrtumsliste gegen Stephan wird übereinstimmend der Kanzler der Universität Paris, Odo von Chateauroux, verantwortlich gemacht. Er soll sie formuliert haben, seine Teilnahme an den Verurteilungen wird mehrfach hervorgehoben, und die Zukunft sollte zeigen, daß zumindest er Geschmack an diesem Vorgehen gewonnen hatte. Odo von Chateauroux63, war um 1230 zum theologischen Magister promoviert worden, seit 1234 ist er als Kanoniker von Notre Dame de Paris nachweisbar, 1238 wird 59

MOPH 3, S. 29, 5—6 (CUP I, 173, nr. 130 A. 1): „Monemus lectores. quod novas opiniones non inveniant. sed communiores et magis approbatas sequantur." Vgl. auch unten A. 99 und 100. 60 Dazu vgl. insbes. die Angaben bei V. Doucet: La date, 188—192, aus Texten des Odo Rigaldi und der Summa Halesiana, dazu vgl. auch V. Doucet in Alexander von Haies, Summa theologica, edd. PP. Colegii S. Bonaventurae. IV. l: Prolegomena. Quaracchi 1948. S. ccxxviii sq. Ohne die zeitliche Präzisierung fördern zu können, sind von Bedeutung ferner die Beispiele bei H. F. Dondaine: Hugues de Saint Cher et la condamnation de 1241. In: RSPT 33 (1949) 170—174; und derselbe: Guerric de Saint Quentin et la condamnation de 1241. In: RSPT 44 (1960) 225—242. 61 M.-M. Dufeil: Guillaume de Saint-Amour et la polemique universitaire Parisienne 1250—1259. Paris 1972. S. 56. 92 Dagegen spricht auch die starke Beteiligung, die in den Formularen III und V dem Franziskaner Alexander von Haies neben dem Kanzler zugewiesen wird. 63 Zu Odo von Chateauroux vgl. z.B. M. M. Lebreton in: Dictionnaire de sfiritualite. IV. 2 (Paris 1961). Sp. 1675—1678. — M. A.Dimier in: Dictionnaire d'Histoire et de Geographie eccleuastiqu.es. XV (Paris 1963). Sp. 1321—1324. — Jetzt vor allem A. Paravicini Bagliani: Cardinali di curia e ufamiliaea cardinalizie dal 1227 al 1254. (Italia sacra. Studi e document! di storia ecclesiastica. 18/19) Padova 1972. S. 198— 209 (mit Lit.).

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er Kanzler der Universität. Er hat sich vor allem als Prediger64 einen Namen gemacht, seine theologischen Leistungen treten demgegenüber, um es vorsichtig zu sagen, in den Hintergrund. Seine energische und in praktischen Geschäften offenbar sehr effektive Tätigkeit machte ihn früh zu einem einflußreichen Mann, und seine weitere Karriere beweist, daß das auch offizielle Anerkennung fand. 1244 macht ihn Innozenz IV. zum Kardinalbischof von Frascati, ein Jahr später, 1245, wird er zum päpstlichen Legaten für Frankreich ernannt, um dort den geplanten großen Kreuzzug vorzubereiten. Von 1248 bis 1254 wird er dann seinen König, Ludwig den Heiligen, nach Ägypten und Nordafrika begleiten, und bis zu seinem Tode (1273) der Kurie noch mancherlei Dienste leisten. Der große Kanonist Heinrich von Susa, der „Hostiensis", faßte, als er seine Lectura zu den Dekretalen niederschrieb65, den Kollegen im Kardinalskollegium jedenfalls als theologischen Fachmann für Theologenprozesse auf, wie aus seinem Kommentar zur Amalrichverurteilung hervorgeht66. Und der Kardinalbischof von Ostia hätte nicht so leicht einen Mann finden können, der so wie Odo von Chateauroux mit den Pariser Vorgängen aus der intimen Kenntnis des Hauptbeteiligten vertraut gewesen wäre. Eine seiner Aktionen haben wir schon kennengelernt. Seine Haltung und führende Beteiligung im Verlauf der Talmudverfolgung und -Verbrennung verdiente gleichfalls eine nähere Beleuchtung, die aber hier unterbleiben muß67. Die Akten der Universität enthalten aber aus der Zeit seiner Legation in Frankreich einen weiteren Fall, der gut illustriert, wie Odo seine genaue Vertrautheit mit den Pariser Verhältnissen in Verbindung mit den Kompetenzen seines Amtes zur Vernichtung theologischer Irrtümer einzusetzen wußte. Fünf Tage vor dem Weihnachtsfest, am Freitag, den 20. Dezember 1247, versammelt der Kardinallegat den Kanzler, die „magistri" der Theologie und andere „probi viri" der Stadt — der Bischof Wilhelm von Auvergne hatte sich offiziell krankheitshalber entschuldigen lassen — und läßt einen Kleriker vor sich bringen, der sich als rückfällig Irrender erwiesen hatte. Dieser Johannes von Brescain, so berichtet der Legat in einem Schreiben an die Magister und Scholaren der Pariser Universität, dem wir alle unsere Kenntnis verdanken68, hatte schon früher vor dem M

1077 Sermones verzeichnet J. B. Schneyer: Repertorium der lateinischen „Sermones" des Mittelalters für die Zeit von 1150 bis 1350. (Beiträge z. Gesch. der Phil. u. Theol. des MAs. XLIII). Bd. IV. Münster 1972. S. 394—483. Zur Predigt in der Krise der Universität von 1229/31 s. oben A. 43. 65 Zur Datierung der Lectura (beendet vor 1271. IV. 30) vgl. etwa Ch. Leffebvre in: Dictionnaire de Droit Canonique. V. (Paris 1953). Sp. 1220 f. « Vgl. oben A. 28. « Vgl. oben A. 35. 88 CUP I, 206—208, nr. 176.

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Bischof, dem Kanzler und den theologischen Magistern von Paris einigen Irrtümern in der Logik rechtsförmlich abschwören müssen. Gemäß dem Mandat des Bischofs hätte er nun, wie er es auch versprochen hatte, diese Irrtümer öffentlich widerrufen und selber bekämpfen müssen, so meint der Legat, habe aber weder das eine noch das andere getan, vielmehr habe er nur versucht, die inkriminierten Sätze zu entschuldigen oder abzuschwächen. Es nutzte dem Angeschuldigten wenig, daß er betonte, er habe diese ihm zur Last gelegten Äußerungen wohl getan, „sed sub alio intellectu, aliqua vero sub aliis predicatis et alio intellectu". Er mußte einräumen, nach jener Abschwörung in einer öffentlichen Universitätsdisputation vor 30 Magistern als „respondens" eine bestimmte These über die Natur des geschaffenen Lichtes vertreten zu haben, die der Zensor als „fast an den Arianismus heranreichend69" einstufte. Aus seiner Verantwortung für die „puritas studii, que hactenus Parisius viguit", fällte der Kardinal mit Rat und Zustimmung der anwesenden Magister und der anderen Urteilsfähigen70 — ausdrücklich erwähnt wird auch der Konsens, den der abwesende Bischof Wilhelm von Auvergne erteilt habe — den Spruch: zu der schon verwirkten Strafe, der Verpflichtung zum Widerruf mit allen Konsequenzen, soll Johannes von Brescain für immer aus Stadt und Dioezese Paris vertrieben sein; in Paris wie auch in den anderen Gebieten des Legationsbezirkes des Kardinallegaten, soll ihm verboten sein, an einer Universität öffentlich oder in privatem Zirkel zu lehren. Und damit nicht genug. Auf der gleichen Versammlung wird in Abwesenheit ein weiterer Magister, ein gewisser Remundus, zu einer — ebenfalls verschärften — Haftstrafe verurteilt. Auch hier hatte der Bischof bereits „de consilio magistrorum theologie" den Mann mit einer Beugehaft für seine Irrtümer belegt, aber Remundus hatte sich, wie der Legat gehört hat, als nicht wirklich gebessert erwiesen, „sondern als widerspenstig, und er hatte das Gift seiner alten Irrtümer in wieder aufgelebter Anmaßung an. einige Einfältige weitergegeben"71. Sollte man ihn ergreifen, sollte er wieder in den Kerker geworfen werden, und unter Banndrohung wird allen jegliche Kommunikation mit dem Verurteilten „in domo, mensa, doctrina" zu Paris untersagt. Zur Frage der Prozedur in diesem Verfahren bleibt festzuhalten, daß in beiden Fällen erneut auf einen erstinstanzlichen Prozeß von Bischof, Kanzler und Magistern zurückverwiesen wird. Wann diese Vorprozesse stattgefunden haben, läßt sich nicht ermitteln, vielleicht hatte der Legat, der nun in der zweiten Phase so willig seine Kompetenz strafverschärfend zur Verfügung stellte, schon damals als Kanzler persönlich seine 89

Ibid. 206: „.. .que fere ad Arianam heresim accedere videbantur." Ibid. 207: „aliorum bonorum". 71 Ibid. 207: „non correctum, sed contumacem et errorum pristinorum virus recidiva presumptione quibusdam simplicibus propinantem" 70

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Hand im Spiel? Wie bei der Verurteilung von 1241/4 ergibt sich aber auch in diesen indirekt greifbaren Fällen, daß es das Ziel des Verfahrens vor dem erstinstanzlichen Gremium war, Irrtümer festzustellen. Der überführte Beschuldigte hatte dann diesen Irrtümern abzuschwören. Die Irrtumsliste ist uns meist verloren, in dem Verfahren gegen Johannes von Brescam kennen wir wenigstens den schließlich im Prozeß der zweiten Instanz straf entscheidenden Irrtum72. Der Eingriff des Legaten führt auf das Problem der Bestimmung des Verhältnisses zwischen Bischof und Legat in diesen Verfahren. Es fällt auf, daß mit keinem Wort einer Intervention des Bischofs Erwähnung getan wird, durch die dieser das Eingreifen des Legaten gefordert hätte. Die Verhinderung des Bischofs bei der ausdrücklichen Betonung seines Konsenses zu dem Urteil braucht gleichwohl natürlich keine Spannung zwischen beiden anzuzeigen, wenn eine solche auch nicht auszuschließen ist. Das Verhältnis zwischen Bischof und Legat verdient unsere Beachtung aber auch in anderer Hinsicht. Der Legat entscheidet weder ganz allein kraft seiner Legationsvollmacht (wenn er sich auch auf seinen generellen Auftrag beruft, den Acker des Herrn von den Dornen der Irrtümer und Haeresien zu reinigen), noch bedient er sich einer Synode als Instrument. Er benutzt vielmehr das lokale Sondergremium der Pariser Diözese aus Prälat, Kanzler und Magistern, dessen Vorsitz er selbstverständlich übernimmt. Die Betonung des Konsenses des Ortsbischofs geschah wohl nicht ohne Rücksicht auf die Adressaten, denen jede Einrede von vorneherein verlegt werden sollte. Eine Einschaltung der Kurie vorher oder nachher ist nicht bezeugt. Daß das Sondergremium als Pariser lokale Instanz den kasuellen Eingriff des päpstlichen Legaten überlebte, werden noch die Verfahren des Bischofs Stephan Tempier beweisen, auch wenn es in der nächst folgenden Phase der Entwicklung kaum in die Geschehnisse eingreifen wird. Das Jahrzehnt zwischen 1250 und 1260 an der Pariser Universität wird beherrscht von dem dramatischen Streit zwischen dem Weltklerus und den Bettelordenstheologen78 um die korporative Selbständigkeit der Universität74 und um die angemessene Lebensform der Kirche75. Daß in dem turbulenten Kampf auch mit der Waffe der Haeresieverdächtigung 72

Vgl. Ibid. 206, Zeile 4 f. v. u. Vgl. dazu jetzt vor allem die farbige, reich dokumentierte Darstellung von M.-M. Dufeil: Guillaume de Saint-Amour (wie A. 61). 74 Besonders aufschlußreich hier P. Michaud-Quantin: Le droit universitaire dans le conflit Parisienne de 1252—1257. In: Studia Gratiana 8 (1962) 577—599. 75 Dazu vgl. vor allem J. Ratzinger: Der Einfluß des Bettelordensstreites auf die Entwicklung der Lehre vom päpstlichen Universalprimat. In: Theologie in Geschichte und Gegenwart (Festschrift M. Schmaus zum 60. Geb.). München 1957. S. 697—724. Y. M. J. Congar: Aspects ecclesiologiques de la quereile entre mendiants et seculiers dans la seconde moitie du XHI* siede et le debut du XlVe. In: AHDL a. 36 t. 28 (1961) 35—151. Kürzer derselbe etwa in: L'eglise (wie A. 53) 248—252. 73

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auf beiden Seiten gearbeitet wurde, versteht sich angesichts der entscheidenden Fragen, um die gestritten wurde, von selbst. Hier kann es nicht darum gehen, jede einzelne solcher Verdächtigungen aufzugreifen und zu prüfen, wir wollen nur die förmlichen Verfahren oder die als Teil eines förmlichen Verfahrens gedachten Aktionen etwas näher betrachten. Schon vor Ausbruch des offenen Konflikts versuchten offenbar die enragierten Wortführer der Theologen aus dem Weltklerus die Grundlagen der Beichtpraxis der Bettelorden mittels eines Feststellungsverfahrens von der Universität Paris verurteilen zu lassen. Das Dokument, das uns über diese Aktion Aufschluß gibt76, ist aber in seinen Sachaussagen von zweideutiger Knappheit und legt sich — wohl absichtlich — in der eigentlichen Streitfrage nicht fest. Nur soviel wird deutlich, daß der Kanzler Haimericus „ceterique sacre scripture Parisienses doctores" in einer gemeinsamen Sitzung am Jahresbeginn 1253 ein Votum verabschieden, das eine bestimmte Meinung verwirft („reprobamus, erroneum reputamus") und eine andere als richtig akzeptiert, diesmal allerdings nicht in der Stilform einer „confessio", sondern nur als Feststellung der übereinstimmenden Überzeugung der theologischen Fachleute („diximus et dicimus in hoc unanimiter consencientes"). Die Autorität der Theologen hatte offenbar inzwischen soweit zugenommen, daß man die pneumatische Emphase einer Bekenntnisformulierung unterließ77. Kanzler und Magister verwerfen einen Irrtum, sie verurteilen keinen Irrenden; vielleicht war es deshalb überflüssig, daß der Bischof sich an ihrer Versammlung beteiligte. So könnte man die Aktion ganz nahe mit jenem von Doucet für 1241 postulierten „act magistral" in Analogie setzen. Die vorsichtige Entscheidung jedoch brachte in ihrer Unentschiedenheit keine Lösung des Streites; ja, sie konnte den ausbrechenden Konflikt nicht einmal beeinflussen. Auf diesen Akt wird man folgerichtig während des Konfliktes nicht mehr zurückkommen. Die Theologen des Weltklerus erblickten eine Chance, ihren Kampf gegen die Ordenstheologen für die Kurie verständlich zu machen, als ihnen im Laufe des Jahres 1254 eine Schrift des Franziskaners Gerardino de Borgo San Donnino in die Hände fällt, das Evangelium aeternum, in dem der Autor nach einem eigenen „Über introductorius" drei Haupt76

CUP I, 240—241, nr. 216; vgl. dazu M.-M. Dufeil: Gttillaume. S. 92 f. Über das Verfahren berichtet Annibaldo Annibaldi in seinem Sentenzenkommentar (um 1260) im IV. Buch: „Semel requisiti magistri Parisienses tarn in theologia quam in decretis (!) in hoc consenserunt et scripto editum fuit, cui omnes praedicti magistri apposuerunt sigilla sua, uno excepto, qui tarnen tenori litterae non contradixit, sed sigillum suum apponere noluit." (Hier zit. nach J. Quetif — J. Echard: Scriptores Ordinis Praedicatorum recensiti. I. Paris 1719 [Neudruck New York I960]. S. 109 a—b). Zu Annibaldo vgl. etwa A. L. Redigonda in: Dizionario biografico degli Italiani 3 (Roma 1961) 342 a—344 b. — Für ein ähnliches Dokument vgl. unten A. 165. 77

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Schriften des 1202 verstorbenen Calabreser Abtes Joachim von Fiore noch einmal veröffentlichte78. Das eigentlich Anstößige war, daß der Franziskaner die exegetisch-spekulativen Geschichtsdeutungen Joachims in radikaler Zuspitzung zu einer Ortsbestimmung seiner Gegenwart umgedeutet hatte und für die nächste Zukunft den Anbruch der Geistkirche erwartete, die die Amtskirche, die Kirche des Neuen Testamentes, ablösen würde. Mit der Kirche würde auch das Neue Testament selbst abgelöst vom „evangelium aeternum", und als dieses „evangelium aeternum" der kommenden Epoche stellt Gerardino drei Schriften des Joachim vor. Wilhelm von Saint-Amour und seine Freunde79 haben sich offenbar an die Arbeit gemacht, sobald sie den Traktat in Händen hatte. Sie formulieren eine Liste von 31 Irrtümern80, die sie teils im Introductorius des Gerardino, teils in der Concordia, der von Gerardino als erster Teil des Evangelium aeternum aufgefaßten Schrift Joachims, gefunden haben. Da Joachims Schrift überliefert ist, läßt sich die Methode der Exzerpierung gut verfolgen. Auch hier herrscht die thetische Zusammenfassung vor. Im wesentlichen lassen sich drei Hauptformen unterscheiden81. Einmal gibt es Sätze, die wie wörtliche Zitate erscheinen, von denen sich aber kein einziger als wörtlich identisch mit der Bezugstelle nachweisen läßt; vielmehr verschärfen die Exzerptoren den Sinn und spitzen die Tendenz der Aussage aufs Haeretische zu. Zweitens gibt es kurze wörtliche Zitate aus dem Joachim-Text, durch eine erläuternde Bemerkung wird aber auf gefährliche oder haeretische Konsequenzen aus diesem Zitat aufmerksam gemacht. Drittens finden sich Zusammenfassungen längerer Ausführungen Joachims zu knappen Thesen, die natürlich auch den Beweisgang zumindest pointieren. So sehr aber diese polemische Liste dem Gebräuchlichen entsprochen haben mag, die im herkömmlichen Verfahren angelegte Fortsetzung der Prozedur, die Versammlung von Kanzler und Magistern und schließlich 78

Dazu vgl. vor allem H. Grundmann: Studien über Joachim von Fiore. (H927) Neudruck Darmstadt 1967. S. 15 f. — E. Benz: Ecdesia spiritualis. Kirchenidee und Geschichtstkeologie der franziskanischen Reformation. (11934) Neudruck Darmstadt 1969. Bes. S. 244—255. — J. Moorman: A History of the Franciscan Order. Oxford 1968. S. 128 f. — M. Reeves: Prophetism in the Later Middle Ages. Oxford 1969. S. 59—70, 187—189. — M.-M. Dufeil: Guillaume. S. 126 f., 172 f. — B. Toepfer: Das kommende Reich des Friedens. Zur Entwicklung chiliastischer Zukunftshoffnungen im Hochmittelalter. (Forschungen zur mal. Geschichte. 11) S. 126—131. 79 M.-M. Dufeil, S. 127, schreibt Wilhelm die Abfassung allein zu. Die Mitwirkung Wilhelms ist gewiß höchst plausibel, seine alleinige Verfasserschaft dürfte dagegen nicht erweislich sein. 80 Beste Edition bei E.Benz: Joachimstudien II. Die Exzerptsätze der Pariser Professoren aus dem ,Evangelium aeternum'. In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 5\ (1932) 415—455 (Text 415—426). Früher CUP I, 272—276, nr. 243. 81 Vgl. E.Benz: Joachimstudien II, 441 f. Vgl. auch bereits H. Denifle: Das „Evagelium aeternum" und die Commission zu Anagni. In: ALKG l (1885) 49—142, hier 70—88.

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vielleicht die Verurteilung durch Bischof, Kanzler und Magister, war den Anklägern versperrt, da ja gerade die Zugehörigkeit der Mendikanten zur „societas" der Magister strittig war. Der Bischof82 wagte es jedenfalls nicht, auf die gewohnte Weise zu prozedieren, und schickte das inkriminierte Buch83, vielleicht zusammen mit den Pariser Exzerpten84, an den Papst zur Überprüfung. Da Innozenz IV. aber am 7. Dezember 1254 starb, ohne weitere Veranlassungen treffen zu können85, blieb es die Aufgabe seines am 12. Dezember 1254 gewählten Nachfolgers Alexander IV., die Angelegenheit weiter zu verfolgen. Alexander, vor seiner Wahl Kardinalprotektor des Franziskanerordens86, hat sich im Pariser Mendikantenstreit ganz anders orientiert als sein Vorgänger, aber in dieser Frage ließ er eine genaue Untersuchung vornehmen. Er übertrug sie einer Kommission von drei Kardinalen: Odo von Chateauroux, dem Dominikaner, früheren Theologiemagister in Paris und berühmten Exegeten Hugo von Saint Cher87 und Stefan von Vancsa88. Da diese Kommission sich offenbar zu besonderer Sorgfalt verpflichtet wußte, begnügte sie sich nicht damit, die ihr nachweisbar vorliegenden Exzerpte der Pariser Professoren zu benutzen89, sondern machte sich die Mühe, die inkriminierte Schrift selbst durchzuarbeiten. Zuerst untersuchte sie Gerardinos Introductorius. Man notierte irrige Anschauungen, und schrieb dazu aus82

Rainald von Corbeil, 1250—1268. VI. 6. Vgl. CUP I, 297, nr. 257 und das Protokoll von Anagni, ed. H. Denifle (wie A. 81), 99—142, hier 99. 84 M.-M. Dufeil läßt (S. 124 f.) Wilhelm selbst die Exzerpte überbringen (dagegen vgl. S. 172), aber das hat nur chronikalische Zeugnisse für sich, vgl. schon H. Denifle: Das „Evangelium aeternum", 87. 85 M.-M. Dufeil läßt (S. 172) die Kommission bereits von Innozenz IV. berufen sein. Zu dieser Vermutung besteht kein Anlaß. Im Protokoll von Anagni (S. 99 Denifle) muß „eodem" nicht Personengleichheit implizieren, da es auf institutionelle Identität abstellt. Auch das Verurteilungsdekret (wie unten A. 93) gibt keinen Anhaltspunkt für eine solche Vermutung. Die Zusammensetzung der Kommission spricht aber sehr heftig gegen sie. 86 Z.B. Philipp von Perugia: Epistola de cardinalibus frotectoribus (entst. ca. 1305), ed. O. Holder-Egger in: MGH SS XXXII, 682. Vgl. dazu W.R.Thomson: The Earliest Cardinal Protectors of the Franciscan Order. A Study in Administrative History, 1210—1261. In: Studies in Medieval and Renaissance History 9 (1972) 17—80, hier 52—63. 87 Zu Hugo von Saint Cher (Magister in Paris 1230—1235, Kardinal 1244, f 1263) vgl. z.B. B. Smalley: The Study of the Bible in the Middle Ages. Oxford 21956. S. 264—355, bes. 269—275, 279. Eine gute biobibliographische Übersicht gibt A. Paravicini Bagliani: Cardinali di curia (wie A. 63) S. 256—265. 429 Sermones von ihm1 verzeichnet J. B. Schneyer: Repertorium (wie A. 64) II, 758—785. 88 Zu ihm vgl. wiederum bes. A. Paravicini Bagliani, S. 349—352. Stefan war später (1263) Kardinalprotektor der Franziskaner, vgl. Philipp von Perugia: Epistola (wie A. 86) 682. Da Alexander IV. zunächst nach seiner Wahl keinen Kardmalprotektor bestellen wollte (MGH SS XXXII, 681, 10 ff.) hat er vielleicht Stefan v. Vancsa seiner franziskanischen Interessen wegen in die Kommission geschickt? 89 Vgl. E. Benz: ]oaΐέ du pape, dans le parti ultramontain. Cette dechirure de la modernite entre national et occidental fait le fond d'un certain 20e s. et dέbute alors; niera-t-on que cela soit moderne? Oserait-on meme nier qu'il y aurait eu plus de modern^ a prolonger le regroupement jusqu'a l^tage supra-national, plutot que de l'arreter la f^odalit£ ^gionale cassant Ι'ηηίΐέ d'une civilisation qu'est l'Etat souverain? Comment ne pas prendre les mots au βέπβυχ? La construction de la souverainete nationale a bloqu£ 7 siecles durant le but limpide et logique d'une communaute internationale; comment par cet arret, de*finir le progres? Comment ne pas voir combien les Mendiants furent dans Taxe meme du progressisme; dans sa definition lexicale? III. T h o m a s e n f i n Les incomprehensions ΰέ!έ1>Γ68 de bien des P£res des conciles de Trente ou de Vatican II pour l'applaudir ou le rejeter comme doctrinaire d'une fixite du dogme, du langage et de l'organisation, ne peuvent cacher que l'inverse est son vrai visage15. Guillaume de Saint-Amour rejetait la pauvretέ, le rationalisme et le droit a la nouveautέ. 11 souhaitait maintenir et magnifier les dignite's et les avoirs ηέπίέβ du passe. II proclame la un fixisme 4conomique, technique, social, politique et philosophique en m&me temps que religieux. Thomas, en sens contraire utilisa les concepts de rhytemorphisme pour en faire jaillir une notion nouvelle de mouvement et le droit au renouvellement, a la nouveauto. Guillaume propose de ramener tous les religieux a l'etat, oublie depuis longtemps, de moine laue, de peni14 15

L. Gimcot; Le Xllle siecle, 144, 352—57; P 160,210. P 256, 259—60, 263—64.

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tent sans voix de 1'Eglise primitive. 11 est done proprement reactionnaire et reve — logiquement — d'une serie d'excommunications et interdictions visant a une «remise en ordre». Pourquoi refuser d'y reconnaitre la coherence meme des possedants balzaciens aux prises avec leur ennemi, le progr^s? La modernite n'a pas tellement change du 13e au 19e s. Guillaume rejette la vision joachimiste d'une histoire ternaire ou la fin rejoindrait le commencement. Mais il accepte le finimondisme catastrophiste et l'empire, comme tous les pessimistes qui ne voient que mal dans revolution; position instinctuelle de ceux qui se voient p^ricliter. Mais il rejette du meme coup le mouvement circulaire eher aux grecs dont 1'histoire a fait Tun des ingredients de la dialectique du progres par antithesis successives, en spirale, en helico'ide. On n'a pas assez aper9u qu'il rejetait en meme temps le jeu biblique et έsotέrique de l'A et de \Ώ qui est certainement une des traductions mythiques des aspirations dialectiques de notre espece. Thomas d'Aquin, en face, en particulier aux chapitres 23 et 24 du Contra Impugnantes dirige procisement contre Guillaume, propose un sens de 1'histoire a la fois realiste scientifique et mystique, penetro d'optimisme et d'esprit de progres. Thomas refute d'abord toutes les billevesees d'un ternarisme romantique ou d'une fin du monde masochistement caressee comme proche. Niera-t-on que sur ce point l'an 1260 se refusant a etre le dernier lui a donne raison? Que s conception demythif^e de l'Apocalypse et des signes de la fin, dont la date est imprevisible en soi, pour etre parfaitement tl^ologique n'en est pas moins la plus moderne et la plus intellectuelle des version du siecle sur ce sujet? Puis il demolit les concepts lineaires, ficistes et monistes. Il se refuse enfin dessiner un schema nai'f de 1'histoire. Mais une probl£matique de Involution έιηε^ε de toute son oeuvre. Le mouvement est le passage de la puissance a l'acte, l'actualisation de certaines virtual^s. Le «factum esse», point sans epaisseur temporelle qui termine un mouvement de devenir, un «fieri»16, peut etre considere en logique comme devenir dans l'intemporel d'un «simul fit et factum est»; mais peut aussi etre regard£ concretement dans le temps comme £volution. Il est alors le point de depart souvent d'un autre «fieri», poste"rieur, syn^trique du «fieri» anterieur; il est la rupture de deux structures diff^rentes et successives: «corruptio illius generatio alterius». Cette formule scolastique est, 6 combien, dialectique. Cette «histoire» dirions-nous, car le mot au 13e s. n'est pas employe, cette histoire lineaire se combine avec d'autres types de mouvements et s'entrecroise ateatoirement avec d'autres s£ries pour donner tout un reseau de causes et d'eVenements, le sch£ma de 1'histoire complexe. 16

In II Analyt.2\z; Quodl.VU 4 IX ad 4; S.Tbeol. l CIV l contra, 3 L 6 c., LXXV 7 ad 2.

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En dehors de cette systematique, de ce comprendre au superlatif et au plus haut niveau, hardiement en avance sur les connaissances materielles de son temps, Thomas d'Aquin donne aussi une probl£matique etrangement moderne que ses adversaires ignorerent plusieurs si£cles encore. Dialectiquement appuy^ sur la vision cosmique de la Bible et sur le questionnement intellectualise d'Aristote, Thomas se pose toutes les questions d'une philosophic de l'histoire: origine de l'univers avec possiblite de son apparition intemporelle depuis toujours, «creatio ab eterno»; origine de l'ecoulement historique: les quatre premiers «concreati» (temps, matiere, anges, ciel) origine de la vie et des especes; origine de l'individu par reproduction et transmission de la vie; origine de l'organisation socio-politique de l'espece et meme progres historial du corps de l'Eglise; organisation de la serie des pέΓiodes reellement parcourues dans le temps; previsibilite ou non de Involution par la detection de certaines de ses lois et causes. Les reponses theologiquement lucides et scientifiquement sans precision pretentieuse, que Thomas apporte parfois a son reseau logique de questions (ou son refus de repondre parce que rationellement on n'en a pas le moyen17) sont beaucoup plus proches de l'esprit scientifique que celles a lui attribuέes par les lecteurs, et non lecteurs, des 18e et 19e ss. Par exemple, on l'a vu, il soutient contre tous son temps la possibilite rationelle d'un univers cree depuis toujours18. On l'a pre"tendu fixiste, il laisse place a Γένοlution genetique et a cru a la generation spontanee des microorganismes par la «vertu» du soleil19. Il a devine, a propos de la resurrection20 des corps, le flux de la matiere qui fait qu'une cellule, un Electron, n'appartient pas a teile ou teile identite individuelle, mais va et vient d'un corps a un autre, d'un e"tat un autre. Il a vu parfaitement la relativite des organismes politiques crees par le cours des choses dans le temps et qui se su^dent. Il Jette un regard lucide sur les causes naturelles qui determinent leur «generatio» et leur «corruptio». Il a vu la causalite astronomique et climatique des choix de civilisation tout en refusant l'astrologie naive et les de"terminismes magiques de la νοΙοηΐέ humaine que vehiculaient les mentalites neolitico-antiques21. Il a affirme avec force que les grandes series historiques n'etaient pas des caprices evenementiels mais etaient produites aieatoirement («sors») 17

«Ille seit cui soli cognitus est numerus electorum ...»; P. 160. Les 4 concreati l a 66 a 4. 18 P 211, 256. 19 G£n£ration spontanie: «in iis que ex putrefactione generantur est virtus celestis corporis». l a q 71 a un. ad 1. 20 S. theol. III (= In 4 Sent.) q 80 a 4 et 5, surtout a 4 ad 5 et a 5 sed contra «fluunt et refluunt». 21 S. theol. II a II e q 95, surtout a 5, corp. «Unde...» et «Secundo...»; I a q 115, a 4—a6.

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par la structure naturelle logique des lois generates de la nature, le «Fatum», la nature des choses22. II a soutenu, non sans courage intellectuel en ce temps, le caract£re non miraculeux et naturaliste des lois de 1'univers et de son devenir, refusant la religiosite traditionelle et l'intervention d'une Providence nai've en «deus ex machina», au profit d'une axiomatique de la nature et du cours des choses23. Thomas est un esprit scientifique et beaucoup plus moderne que les humanistes et έ5θΐέπ$ΐ68 des si£cles post£rieurs, dopourvu de l'inqui^tude et de Pangoisse n£es en Occident des crises du 14e et 16e ss. Thomas est certes le plus moderne des intellectuels de son έpoque et un universitaire du 20e. n'a aucune peine έ dialoguer avec ses oeuvres. Thomas d'Aquin est moderne et il presente l'esprit de progres le plus elabo^ du 13e s. Conclusion Les grandes polemiques de 1229—31, 1250—60, 1268—72 qui, a partir du foyer parisien, ont fortement secoue" et les structures universitaires de la Chr&uent6 et les idees que celles-ci, inseparablement, portaient, ont etc le mouvement meme de la pensee europeenne en ce siecle. Les grandes questions alors posees (comprέhension du probleme et intelligence du mystere, autonomie de la logique rationelle devant les dogmes, des organismes sociaux devant la religion) et surtout le conflit des methodes entre raisonnement et croyance, commandent la suite de l'histoire des idέes en Occident et dans toute 1'espece. Ces questions et cette methode, alors choisie, de toujours raisonner scientifiquement au lieu de se laisser aller au mouvement d'une opinion instinctive, sont la consistance meme de l'apport occidental la civilisation commune des hommes. Il n'est pas rare aujourd'hui de se retrouver dans certains pays neufs, solidement enracine's en des mentalites neolithico-antiques, devant le meme heurt concret de la croyance et de la r£flexion, devant le meme conflit du logique et de la religi s^ que le 13e s. vit entre Guillaume et Thomas. Le 20e s. reel en effet n'est pas fait d'acier, pe*trole et noyaux d'atomes mais d'une rencontre tradition-construction dont le 13e s. universitaire parisien donne le premier exemple explosif; et ce en ΰοηίίηυίΐέ avec nous, car en fait cette querelle sans cesse deplacee ne s'est pas arretee; celle que nous menons a commencee la, est en continuite historique avec 1256. Le refus thomiste et pέripateticien de la pluralite des formes et de leur succession dans 1'embryon commande avec έvidence la th£orie de l'avortement sur quoi la fin du 20e s. s^meut. Histologie du foetus et scolastique montrent cette con22 23

Ibid. 28 et la q 116 (surtout a 1 sed contra). P 210.

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tinuitö intellectuelle sur sept siecles et une modernd d'un certain 13e siecle. Les Mendiants, pas tous mais en somme presque eux seuls, et Thomas d'Aquin en premier, par leur mouvement de pauvrete face au capitalisme, par leur intellectualisme naturaliste, anti-religiositaire, par leur decouverte du sens de l'histoire, anti-tradition repetitive, representent alors le progr^s.

THE CONFLICT BETWEEN THE CHANCELLOR AND THE UNIVERSITY OF MASTERS AND STUDENTS AT PARIS DURING THE MIDDLE AGES BY ASTRIK L. GABRIEL (University of Notre Dame) This year, as we celebrate the 700th anniversaries of the death of St. Thomas (March 7, 1274) and of St. Bonaventure (July 15), it is appropriate to recall that it was also in the year 1274 that the Corporation of Masters and Students in Paris were firmly molded into a "Universitas Magistrorum et Discipulorum", well protected by papal and royal privileges and governed by various statutes adapted to the necessities of the University and its subjects. We may go so far as to say that the years 1274—75 could be considered the dividing point separating the preceding years of struggle for autonomy from the following years of skirmishes devoted to the defense of previously-obtained privileges and to a clarification of rules regarding the scholastic and administrative functions of the Society of Masters and Students. The years before 1274—75 witnessed the consolidation of power of two offices vital to the life of the University, namely that of the chancellor of Notre Dame, the delegate of the Pope, and that of the rector, the head of the University, elected from among the members of the Faculty of Arts. The purpose of this paper is to examine the differing natures of the conflicts between the chancellors of Notre Dame and the Corporation during the years preceding and following 1274—75. Our task is also to determine how these conflicts contributed to the strengthening of the quality of teaching as well as the examination of the candidates' fitness to be licensed. In the first period the conflict centered on the historical jurisdiction of the chancellor of Notre Dame, concerning the circumstances and conditions of granting the "licentia docendi". In the second period the dispute focused on the method of examining the candidate before his admission to the Society of Masters — in a word, on the problem of granting licenses and accepting fees for them. This second period, extending into the fourteenth century, is marked also by the confrontation of the two dignitaries of the University, the

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chancellor and the rector, raising the question of who is the greater between them: "quis eorum major est". In the fifteenth century the confrontation ended in peaceful coexistence. By the end of the Middle Ages, the frequently-changing office of the rector had become overshadowed by the increased influence of the chancellor, bolstered by the latter's learning and scholastic reputation. The commanding intellectual qualities of the chancellors greatly enhanced the privileged character of their office. Surviving these conflicts, they emerged as the personification of scholastic dignity in the life of the "Studium Parisiense". The Office of the Chancellor Denifle1 and recently Ullmann2 pointed out that the history of the office of the chancellor is yet to be written. Older historians such as Rashdall unduly emphasized the importance of the conflict between the chancellor and the Corporation of Masters and Students, arguing that the resistance to paying for the license to teach seriously affected the formative evolution of the University of Paris3. Recent publications convincingly show that the period of formation and consolidation of the Association of the Masters coincides with the years 1140 to 11784 — a period when the chancellor did receive payment for granting licenses. The fact that the masters' reluctance to pay for the license was not an impediment to the formation of the early Corporation is best shown in the case of Petrus Comestor. No protest was launched against him as chancellor (at least not between 1164 and 1168) when he was explicitly authorized by the Pope to accept fees for granting licenses5. In the early Cathedral schools the official in charge of supervision of schools and granting licenses to teach was called "scholasticus" or 1

H. Denifle: Die Entstehung der Universitäten des Mittelalters bis 1400. Berlin 1885. P. xxvi. 2 W. Ullmann: Note: the Decline of the Chancellor's Authority in Medieval Cambridge: A Rediscovered Statute. In: The Historical Journal 1 (1958) 176—182. 3 H. Rashdall, F. M. Powicke and A. B. Emden: The Universities of Europe in the Middle Ages. Oxford 1936. Vol.1. P. 304: "It was in fact the necessity of mutual support and united opposition to the chancellor which called into existence the university-organization if not the university itself." 4 G. Post: Alexander III, the Licentia Docendi and the Rise of the Universities. In: Anniversary Essays in Mediaeval History by Students of Charles Homer Haskins. 1929: [Reprint] 1967. P. 274; — A.L.Gabriel: Garlandia. Studies in the History of the Mediaeval University. Notre Dame—Frankfurt am Main 1969. Pp. 26, 39 and ff. 5 H. Denifle — Ae. Chatelain: Chartularium Universitatis Parisiensis. Paris 1889. Tomus I. P. 8 No. 8 (Hereafter abbreviated as Chart. Univ. Paris).

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"magister scholarum". In Paris, in the second half of the twelfth century, the duties of the "scholasticus" were taken over by the chancellor6. He was selected from among the eight dignitaries of the Cathedral chapter of canons at Notre Dame. Later on, in other universities the dignity of the chancellor was bestowed upon the bishop of the city or on the provost of the canons of the Cathedral chapter, always on an ecclesiastical dignitary. The tradition of selecting the chancellor from among the ranks of the clergy was so strong that even emperors and secular princes chose only ecclesiastical dignitaries to serve in their universities7. The duties of the University chancellor were similar to those of the royal chancellor. He was the "custos" of the seal of the Cathedral chapter, he drew up letters, and he assumed charge of the library for the collection and safekeeping of the books8. But his main tasks were to supervise the teaching and to appoint the master of the "Cloitre"9. His most important prerogative was the granting of the licenses to teach. Pope Alexander III in his Quanto Gallicana, edited in 1170—71, forbade demanding payment for this service10. Dispensation was allowed only to chancellor Petrus Comestor. With the intellectual revival of the twelfth century, the multiplication of the masters, and the presence of well-to-do foreign students, teaching was becoming quite a lucrative enterprise. It was perfectly natural that the chancellor, who granted the licenses, should want to share in the profits of the masters. Thus, mildly stated, scholastic simony was born. The great conflict of 1384—1386 was to center on this issue. The authority of the chancellor was rooted partly in the royal privilege granted by Philip Augustus in 1200 and partly in papal trust authorizing the chancellor to confer the license to teach anywhere. The chancellor thus became a representative of the Pope, "Commissarius Pape", as Peter Alliacus referred to him in 1385. The authority of the chancellor was increased first by the privilege of Philip Augustus exempting the scholars in Paris from the jurisdiction of the provost of Paris, subjecting them instead to that of the bishop of 8

While the Dean of the Chapter was elected by the Chapter, the Chanter and the three ardideacons (Paris, Jonas and Brie), along with the Chancellor, were appointed by the Bishop of Paris. A. L. Gabriel: Garlandia. P. 51. 7 E. Schling: Daniel von Superville. Das Kanzleramt an der Universität Erlangen. Leipzig 1893. Pp. 66—68. 8 B. Gu6rard: Cartulaire de Veglise Notre Dame de Paris. In: Collection de documents in6dits sur l'histoire de France. Paris 1850. Tome I. P. CV; Post: Alexander III and .. .the Universities. P. 256. 9 "Et talem instituere magistrum in claustro, qui sufficiens sit ad scolarum regimen": Chart. Univ. Paris. I. P. 81. No. 21 (Oct. 1215). 10 "Pro prestanda licentia docendi alios ab aliquo quidquam amodo exigere audeant vel extorquere": Ibid. I.P. 5 (Intro. No 4).

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Paris: "reddet eum justicie ecclesiastice"11. The office of the chancellor thus became a kind of appeals court. If a scholar arrested by the provost was not released after the intercession of two masters and in ultimate recourse after that of the rector, then the rector had to appeal first to the chancellor and then to the bishop or to his official for the subject's release12. This jurisdiction of the chancellor over the students was confirmed by several deeds of the thirteenth century, among them that of November 18,123413. The authority of the chancellor stemmed also from the fact that he granted the license to teach, not in his own name but in that of the Pope, not as an official of the Cathedral Chapter of Notre Dame but as an official of the Supreme Pontiff14. His function was best explained by chancellor Gautier de ChateauThierry (1246—49), later bishop of Paris. Gautier said that the keys of learning are entrusted to the masters; the treasury of knowledge, however, is opened by the Pope or, on his order, by the chancellor15. The chancellor's authority was further enhanced by the fact that from the middle of the twelfth century down to the end of the fifteenth, from Petrus Comestor to Petrus Alliacus, from Peter of Poitiers to Johannes Gerson, they were known as scholars of distinguished reputation. Already in the thirteenth century, John of Garland acknowledged that the chancellor of Notre Dame leads the governance of studies16. The Battle of the Seven Arts, "Bataille des Sept Ars", a thirteenth-century poem, nominated the chancellor as the best cleric in France17. Robert de 11

Ibid. I. P. 60. No. 1: Privilege of Philip Augustus in 1200. "Et si prepositus eum [the scholar] reddere noluerit rectori, tune recurret rector ad cancellarium et postremo ad episcopum vel officialem ejusdem": Chart, Univ. Paris. I. P. 223. No. 197; P.Kibre: Scholarly Privileges in the Middle Ages. In:Mediaeval Academy of America Publication. No. 72. Cambridge, Mass. 1962. P. 103 (Abbr. Kibre, Privileges). ls "Ratione jurisdictionis ordinarie quam obtinet in eisdem subject! erant cancellario memorato": Chart. Univ. Paris. I. P. 156. No. 105. 14 Post: Alexander III and ... the Universities. P. 264. 16 "Magistris commissas esse... claves scientiae a domino Papa, vel a Cancellario Parisiensi ex ordinatione domini Pape, ad aperiendum thesaurum sapientie": Padua, Ms. Cod. Anton. No. 152, fol. 150 v; Cf. Chart. Univ. Paris. I. P. XI. note 2; and Denifle, Entstehung der Universitäten. P. 687, note 102. 19 "Parisius studii directas ducit habenas...": Johannes de Garlandia, De mysteriis ecclesiae. Bruges. Ms. 546, -fol. 54; Cf. Chart. Univ. Paris. I. P. xix. 17 Louis John Paetow, ed.: La Bataille des VII Ars of Henri d'Andeli and the Morale Scolarium of John of Garland. In: Memoirs of the University of California. Vol. 4 No. 1 and 2. Berkeley 1927. P. 44: Vv. 84—86: Par le conseil au chancelier Ou ele avoit molt grant fiance Quar c'ert li mieldres clers de France (La Bataille des VII ars) 12

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Sorbon, in his De consciencia, portrayed him as a man of such profound learning that students were frightened to speak before him18. Stabilitas loci Since 1207 the chancellor had had to promise under oath to reside in the Cloitre of Notre Dame while he was in possession of the office. Magister Prepositinus, elected chancellor around 1206—1207, was the first to take this oath. Odo, bishop of Paris (died 1208), explained that this requirement was ordered in the interest of the Church of Paris and the community of scholars19. The "stabilitas loci" was strictly enforced during the thirteenth century. Boniface VIII on December 18, 1296, ordered the chancellor to reside at Paris and not to leave the city for any longer than two months at a time20. The Objects

of

Conflicts

As mentioned above, the conflict between the Corporation or Guild of Masters and Students and the chancellor over resistance to payment for licenses had little to do with the development and strengthening of the Corporation. The Masters' opposition to the chancellor, however, proved very beneficial to a definition of the latter's jurisdictional limits and to a codification of the role of the Faculty of Masters in the examination of the candidates before licensing. The conflict helped to stabilize the legal relationship of the University Faculties, and individual members to the chancellor. The conflicts of the thirteenth and fourteenth centuries tried to resolve "grosso modo" first the chancellor's right to license; second, the method of examining the candidate and the role of the Faculties in the examination; third, the financial remuneration demanded by the chancellor from the candidate for bestowing the license; fourth, the chancellor's relationship to the University as a Corporation in his capacity as a former member; along with the rector's right to summon the chancellor to the 18

"Multi autem bene respondent coram aliquibus simplicibus [magistris], qui male responderent coram Cancellario, perterriti et stupefacti propter magnitudinem sue sapiencie": F. Chambon: Robert de Sorbon. De Conscientia et De tribtts dietis. Paris 1903. P. 18 chapt. [13]. 19 "Se facturum residentiam bona fide in ecclesia Parisiensi, quamdiu cancellariam tenuerit": Chart. Univ. Paris. I. P. 65. No. 6. 20 "Decanus, cantor et cancellarius... residere continue in ecclesia ipsa personaliter teneantur": H. Denifle — Ae. Chatelain: Ckartularium Universitatis Parisiensis. Paris 1891. II. Pars Prior, P. 74. No. 600.

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meetings of the University; and fifth, the question of the chancellor's overseeing the quality of the teaching. The Right to Grant the "Licentia docendi" In 1212—1213 one of the first conflicts between the Corporation and the chancellor, Johannes de Candelis (chancellor from 1209 to 1214 or 1215), was touched off by the right to grant licenses. The conflict ended in a happy compromise, "in concordiam", that had a considerable impact on the life of the University in the century to come. Among the most important issues of the agreement were the following: 1. a) The chancellor should not refuse the license to teach Theology to anyone asking for it — provided that the majority of the theologians actually engaged in teaching testified to the aptitude of the candidate, "quod idoneus sit"21. b) Nevertheless, the right of the chancellor to give the license to whomever he wished was recognized, "possit dare licentiam cui viderit", even without the testimony and consent of the master or masters. 2. If the candidate was refused by the chancellor (and the former appealed to the Curia), then the Pope was to grant the license on his own authority: "auctoritate nostra habeat legendi licentiam". 3. If anyone from the Decretists or Legists asked for the license, and a majority of the teachers, "legentium de decretis vel legibus", gave testimony in his behalf, the chancellor could not refuse the license. 4. As for the Physicians, the chancellor had the right to license whomever he wished. For those, however, who were presented for lectures, he needed the approval of the masters. 5. To license someone from the Faculty of Arts the consent of six masters, or at least a majority of them, was necessary. Of the six masters three were elected by the Faculty, and three designated by the chancellor. If the candidate was recommended by the majority, of the masters, and the chancellor still refused, in this event the license was given on the authority of the Pope. The compromise worked out under Innocent III, though it weakened the earlier strong position of the chancellor, nevertheless recognized his rights to grant a license to whomever he wished among Theologians, Decretists, and Legists without the testimony of the masters. In regard to 21

"Porro petenti licentiam de theologia non poterit cancellarius denegare licentiam, si major pars theologorum legentium perhibuerit ei testimonium et asseruerit pro vero, quod idoneus sit ad hoc": Chart. Univ. Paris. I. P. 75. No. 16.

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the Physicians he could do the same — if I am correct in my interpretation of the statement, "aliis etiam quibus voluerit dare poterit licentiam sine testimonio illorum", which I take to refer to those candidates who did not wish to teach Medicine at Paris22. The seed of controversies and bitter contention of later decades was planted in this early compromise sanctioned by Innocent III in August 1213. In the agreement there was no clarification of the nature of the "testimonium" to be given by the masters. It also left the nature of the examination to be taken by the candidate open to debate. It became the source of later contention at the Faculty of Theology over whether the chancellor needed the approval of the majority or of all the masters to establish the fitness of the candidate, or whether he should be satisfied with the statement of only one master: "vel alkujus magistri" only, evidently that of the applicant, "petens". The next crisis in 1219—1222 clarified the matter somewhat, thanks to Honorius III. The Pope directed the chancellor not to admit anyone to teach "ad regendum" in any Faculty unless he was presented by his own master, "nisi a magistro proprio", or upon the testimony of masters elected by colleagues for that purpose: "cum magistrorum ad hoc a magistris electorum testimonio". The chancellor could not deny the license to anyone who was presented according to such procedure. Yet one loophole remained in the ordinance. It left to the chancellor to decide during the examination — in case such examination was otherwise customary — whether the knowledge of the candidate was sufficient. If not, he had the right to refuse the applicant23. Robert de Sorbon, who must have been a student around the year 1222, wrote that the chancellor did not personally examine all the candidates who applied for licenses but let the masters examine them24· The Parens scientiarttm, the Magna Carta of the University of Paris, given by Gregory IX on April 13, 1231, announced further restrictions concerning the power of the chancellor in granting licenses. The Pope ordered him to swear in the presence of the bishop of Paris or upon his order before the Chapter in the presence of two masters: 1. From now on he was to bestow the license to teach Theology and Canon Law, "ad regimen theologie et decretorum", only upon the worthy, and he was to reject the unworthy: "non nisi dignis licentiam largietur". 22

Ibid. I. Pp. 75—76. No. 16. "Et taliter presentato (nisi examinatus, si examinari soleat per cancellarium, insufficiens repertus fuerit)..." Ibid. I. P. 103. No. 45. 24 "Item, Cancellarius non audit omnes qui petunt licenciam in propria persona, sed facit eos audiri ab aliquibus aliis magistris": Chambon: Robert de Sorbon P. 18 De consciencia. Chapter [13]; Cf. A. L. Gabriel: Robert de Sorbonne. In: Revue de l'Universite aOttawa 23 (1953) 473, 489. 23

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2. In order to determine who was worthy, and who was not, within three months of the request for the "licentia docendi" the chancellor had to inquire about the life, learning, and eloquence ("vita, scientia et facundia") of the candidate from all the masters of Theology present in Paris: "ab omnibus magistris theologie in civitate presentibus", as well as from other honest and learned men25. 3. To insure that faithful testimony, "fidele testimonium", be given by the masters in Theology and Canon Law, the masters of both Faculties had to take an oath before they began their teaching career. The chancellor had to swear also not to reveal the advice offered by the masters, "quod consilia magistrorum in malum eorum nullatenus revelabit"26. 4. These severe regulations applied only to the Theologians. For the Physicians and Artists, the conditions of examination were left flexible. All the chancellor had to "promise" was to examine the masters in good faith: "bona fide promittet examinare magistros". Let us emphasize that Gregory IX used the word "promittet" — "promise", not "permit" or "allow", as it was erroneously interpreted by the masters of the later conflicts of 1283 and 1331—32, a point we shall take up shortly27. The Parens scientiarum was reconfirmed by the same Pope Gregory IX on September 7, 1237, repeating the previous conditions imposed upon the chancellor for granting licenses28. In the quarrels of the Seculars and the Mendicants, the chancellors assumed a careful stance of non-interference. They feared the cessation of courses and the transfer of the Paris Studium to another city. The chancellor of Notre Dame, as canon of this Church, along with the other Cathedral canons who taught Theology in Paris, with their benefices

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The translation of the text of Parens Scientiarum given by L. Thorndike: University Records and Life in the Middle Ages. In: Records of Civilization-Sources and Studies No. 38. New York 1949. P. 37. No. 19 should be corrected from "But before he shall license anyone, within three months from the time of the petty" to »the requested licence": "a tempore petite licentie": Chart. Univ. Paris. I. P. 137. No. 79. 28 Chart Univ. Paris. I. P. 137. No. 79. This fact impelled Robert de Sorbonne to say: "Item si aliquis refutetur a Cancellario Parisiensi, non omnes sciunt, sed solum quinque vel sex," i. e., if someone was rejected by the Chancellor only five or six masters were aware of the refusal. Chambon: Robert de Sorhon P. 6. De consciencia chap. [5]. 27 Chart. Univ. Paris. I. P. 137. No. 79. On August 4, 1237, during the vacancy of the Chancellorship, even the bishop of Paris, Guillaume d'Auvergne, was warned to observe the rules of licensing as laid down in the Parens scientiarum. Ibid. I. Pp. 161 —162. No. 115. 28 Chart. Univ. Paris. I. P. 163. No. 117. Med. XVII

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tied to Paris and their houses located in the Cloitre, naturally were reluctant to face an uncertain displacement in case the courses should be terminated and the students migrate to another area29. While the secular masters, particularly William of St. Amour, vituperated against the Mendicants, the chancellor, Haimericus de Veire (1249—1263), voiced only a faint echo of unwillingness to grant licenses to the Mendicants. Pope Innocent IV warned the chancellor in 1350 not to use as a "pretext" the words of earlier statutes (namely, of Parens scientiarum in 1231) and refuse the license even to a worthy candidate because the latter had not requested it: "nisi petatus ab ipso". The Pope resented that the chancellor refused the license to outstanding religious candidates simply because the latter, having transferred their will to their superiors, did not ask for it on their own: "qui voluntatem suam in alios transtulerunt30. Alexander IV, this early enemy of academic freedom, in his April 14, 1255, decree Quasi lignum vitae (commonly called Quasi lignum mortis by the Seculars)31, reaffirmed the right of the chancellor to grant licenses to deserving persons. The Pope added, however, that he expected the chancellor to license not only Seculars, but also Mendicants (regulars): "tarn de scolaribus quam de regularibus"32. A few months later, on December 12, Alexander IV ordered the chancellor to refuse the license to anyone unless the candidate was willing to obey the decree Quasi lignum vitae, ordering the acceptance of Mendicants into the Corporation of Masters and Students33. Chancellor Haimericus de Veire obediently followed the course set by Alexander. He was commended by the Pope on March 3, 1256, for admitting Brother Thomas Aquinas, "viro utique nobilitate generis et morum honestate conspicuo", to the Licentiate in the Faculty of Theology34.

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"Qui timore translationis studii aut recessus scolarium": Ibid. I. P. 292. No. 256. "Chart Univ. Paris I. P. 219. No. 191. The Chancellor expected the Candidate to ask for the licence. This was practiced already in Robert of Sorbonne's time around 1250—1274: "Cancellarius Parisiensis nullum prevenit vel cogit ad petendum licenciam, sed expectat quamdiu volunt scolares". Chambon: Robert de Sorbon. P. 9. De consciencia. Chapt. [7]. 31 "Quasi lignum vite... ut credimus, nobis facta est lignum mortis": Letter of the secular Masters, Radix amaritudinis, addressed to Alexander IV on Oct. 2, 1255: Chart. Univ. Paris. I. Pp. 292—293. No. 256. 82 Ibid. I. P. 283. No. 247. 38 "Quatinus regendi Parisius in aliqua facultate nemini licentiam tribuas, qui dictam ordinationem [sc. Quasi lignum vite~\ noluerit observare": Chart. Univ. Paris. I. P. 299. No. 259; Repeated Jan. 7, 1257: Ibid. Pp. 346—347. No. 298; March 10, 1257: Ibid. P. 350. No. 303; and on July 25, 1259: Ibid. P. 396. No. 345. 81 Ibid. I. P. 307. No. 270. 80

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Examen for the "licentia docendi" The ambiguity of the above-mentioned papal ordinances on how to conduct the examination gave rise to considerable litigation, contention, appeals and counter-appeals to the Apostolic Curia, keeping the University in a state of protracted unrest throughout the thirteenth and fourteenth centuries. In due time the frame of examination was described in University Statutes but no one could expect legislators to define in minute detail the methodical intricacies of an examination, requiring different arrangements in each Faculty. Towards the middle of the thirteenth century, as indicated above, the chancellor apparently did not personally examine all the candidates, but left this task to others — or, to use the expression of Robert de Sorbon, to simpler masters: "simplicibus [magistris] "35. Frequently the chancellor was exposed to inordinate pressure from the candidate and his influential protectors who wanted him examined without delay36. In the thirteenth century, the candidate was not examined on all the material taught during his years in the schools, but only on "seven or eight lessons". Nor did the examination last long, for as Robert de Sorbon informs us, if the candidate answered well to three or four questions, he was promptly passed and granted his license: "transit et licentiatur"37. By the end of the thirteenth century, the frame of the examination became more clearly defined, and the role of the chancellor was fairly well crystallized. Certain difficulties, however, remained to be solved: namely, who would decide the aptitude of the candidate? And what kind of remuneration, if any, was allowed to the chancellor, and when should the license be awarded? The previous papal decrees concerning the examination addressed themselves mainly to the "testimony" of the regent masters who were actually teaching. After mid-century, towards 1259—1275, in connection with the licensing of Johannes de Lixiaco, we learn that the chancellor had to procure depositions of regent and non-regent masters alike, "regentium et non regentium", or at least of the majority of them38. 35

Chambon, Robert de Sorbon. P. 18. De consciencia. Chapt. [13]. "Cancellarius Parisiensis nullum prevenit vel cogit ad petendum licenciam, sed expectat quamdiu volunt scolares, immo gravatur multociens quod ita instanter examinari et licenciam petunt". Chambon: Robert de Sorbon. P. 9. De consciencia. Chapt. [7]. 37 "Si Cancellarius Parisius examinat aliquem clericum in aliquo libro, sufficit quod reddat ei septem vel octo lectiones..." Chambon: Robert de Sorbon P. 12 De consciencia. Chapt. [9]. "Item si aliquis [clericus] respondeat coram Cancellario [bene] de quatuor questionibus ad tres, transit et licenciatur": Ibid. P. 17, Chapt. [12]. 38 "Per depositiones magistrorum Parisius in dicta facultate regentium et non regentium vel majoris partis eorum reperiatur ydoneus ad hujusmodi licentiam obtinendam." Chart. Univ. Paris. I. P. 537. No. 465. 38



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The

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The entire question of "how" to license exploded in a long conflict between Guillelmus Bernardi de Narbona (chancellor from 1329 to 1336) and the Faculty of Medicine from October 1330 to April 133239. The origin of the crisis lay, according to the Dean and the Faculty of Medicine (or a fraction of it), in the improper handling of the licentiate of Alphonsus de Portugalia by the chancellor. The Faculty of Medicine, in its appeal to the Roman Curia on January 9, 1331, accused Chancellor Guillelmus of being "ignorant in the science of medicine" ("sciencie medicine ignorans") for granting the license to Alphonsus without the testimony of the Faculty concerning the candidate's life, learning, and morals — a condition necessary for any valid examination. The chancellor had thus committed a violation of an "actus scholasticus". He was also accused of having disregarded the custom of licensing the candidates every second year, during the so-called "Annus Jubileus", a relatively new custom40. In defending himself the chancellor recalled his right to grant the license at any time he wished, not only in the so-called "Jubileus" year, for the masters had sworn to come to him as often as and whenever they were summoned by the chancellor: "quotienscumque et quandocumque"41. In the counter-appeal of June 2, 3, and 23, 1331, the chancellor claimed the "office of the judge" for himself as far as correction, punishment, and teaching in academic matters were concerned42. He declared the Faculty disobedient for suspending its lectures and referred to his own right to punish delinquents in such cases43. The legalistic bickering — over who should examine the candidates, and how, or who should testify concerning their aptitude — was due to a misread and consequently misinterpreted sentence of the 1231 Par ens scientiarum of Gregory IX. The papal text referring to the Physicians read, "The chancellor promises ('promittet') to examine the masters, 39

Chart. Univ. Paris. II. Pp. 349—399. Nos. 918—943. Ibid. II. P. 358, No. 923: "Ipse cancellarius debet vocare singulos magistros dicte facultatis [medicine] per bidellum... et cujuslibet depositionem audire super scientia, vita et moribus licentiandorum predictorum, et sie per ipsorum depositionem dignos ad licentiam admittet et repeilet indignos; Item, (3) et contra aliam consuetudinem ... videlicet quod de biennio in biennium duntaxat ipse cancellarius debet licentiare in loco solempni baccalarios in theologia decretis et medicina." 41 Ibid. II. P. 379. No. 930. 42 "Circa actum scolasticum ... illicite commissis ... quarumque correctio, jurisdictio, punitio ... dicto domino cancellario ... noscitur pertinere". Ibid. II. P. 378. No. 932. 43 "Ad quem secundum privilegia hujusmodi pertinere dicitur punitio excedentium predictorum". Ibid. II. P. 381, No. 933. 40

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admitting the worthy and rejecting the unworthy"44. Due to the misreading of this sentence — already in circulation in 1283 when, as we shall see, the proctor of the Faculty of Arts, Johannes de Malignes, attacked chancellor Philip de Tori — the Physicians in 1332 vindicated the right to examine the candidates, because, according to their interpretation, the chancellor permits ("permittet"), which may also mean "gives up the right", to examine the masters: "cancellarius bona fide permittet examinare magistros"45. The Faculty of Medicine, or at least its spokesmen, looked for alliance against the chancellor. They appealed to secular power, to King Philip VI of France, and to the provost of Paris, accusing the chancellor of destroying the old custom of licensing: "la dicte coustume vuille destreuire"46. At the trial47 before the bishop of Paris on Novemer 12, 1331, the chancellor stated his rights: 1. He claimed the right to grant licenses without requiring the presence of "all" the masters for the examination of the candidate48. 2. He stated that the masters had taken an oath not to restrict the jurisdiction of the chancellor and to come whenever they were summoned by the chancellor to give testimony about the candidate regardless of the year: "absque annorum distinctione". The Faculty of Medicine, in retaliation, refused to present Simon de Lantagiis for the licentiate because he had always sided with the chancellor: "semper fuisset et esset adherens dicto cancellario"49. The awkward conflict of 1330—32 resulted in the clarification of the rights of both parties: "La maladresse est la loi de tout essai" — clumsiness is the law of all experiment. The great quarrel furnished an excellent opportunity for the Faculty of Medicine: 1. They used the occasion to state the necessary requirement of time for the licentiate: 34 months of study for the "licentiati in arti44

Chart. Univ. Paris. I. P. 137, No. 79; Cf. Thorndike: University Records. P. 37, No. 19. 45 Chart. Univ. Paris I. P. 616. No. 515 between 1283 and Oct. 24, 1284. 46 Chart. Univ. Paris. II. P. 383. No. 934 a. 47 Ibid. II. P. 384. No. 935; Ibid. Pp. 385—386. No. 936; Ibid. Pp. 386—390. No. 937. 48 "Possitque idem cancellarius ac potuerunt ejus predecessores cancellarii Parisienses, quilibet pro tempore suo, dare licentiam seu licentias, examinatis primitus magistris dicte facultatis non omnibus necessarie, sed prout eidem cancellario in conscientia sua et secundum earn visum fuerit vel videbitur expedire": Ibid. II. P. 387. No. 937. 49 Ibid. II. P. 396. No. 942.

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bus" and 36 months for those who wanted to lecture, "ad legendum admittatur". It required 56 months for the "licentiati in ambus" and 60 for the "non licentiati" before they were admitted to the examination for mastership: "ad examen et magistratus licentiam"50. The conflict resulted in the strengthening of the quality of learning. 2. As a result of the conflict a protest was lodged against the admission of such candidates who were recommended by influential outside powers, such as the King of Portugal. This was an early step against such abuses that were condemned a hundred years later, on November 16, 1435, by the Faculty of Theology in Paris. The Faculty decided to take vigorous action against the prevailing abuses to mobilize important and influential persons to obtain dispensation from the "spatium temporis", the time required for the licentiate. The Theologians decided to take punitive action against bachelors seeking such dispensation through the pressure of influential princes: "dispensatione aut vi aut metu aliquorum principum"51. The Faculty decided also to deprive its masters of their regency for two years whenever they attempted to seek improper dispensation from the "spatium temporis". On the other hand, the conflict of 1330—32 provided the chancellor with an opportunity to recall certain long-forgotten rights and customs, including the provision that the examination of the candidate by all master regents of the Faculty was not necessary. If the instigators of the next conflict in 1384—86, Petrus Alliacus and his cronies, would have read the proceedings of this earlier crisis, many costly appeals and counter-appeals might have been avoided. This 1330—32 conflict of wasted energies ended otherwise without a codification of existing customs and disputed rights. The chancellor, in order to placate the Faculty of Medicine, asked the masters to present his friend Simon de Lantagiis for licensing. On April 10, 1332, the bishop, the sole judge delegated by the Holy See in this case, permitted the licensing of the disputed candidates, namely Guido de Navarra for "practica" and Alfonsus de Portugalia for "theorica et practica", beginning the following year. The agreement was praised and accepted by all: "concordaverunt, laudaverunt, approba[ve]runt"52.

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Ibid. II. P. 379. No. 933 and Ibid. P. 353. No. 921; P. 357. No. 923. Chan. Univ. Paris. IV. P. 575. No. 2472 between Nov. 16 and 23 to Dec. 1, 1435. Cf. Ch. Thurot: De l'organisation de I'enseignement dans l'Universite de Paris au may en-age. Paris-Besancon 1850. P. 152. 52 Chart. Univ. Paris. II. P. 399. No. 943. 51

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The C o n f l i c t of 1384 — 1386: A c c e p t i n g Fees for the L i c e n t i a t e It seems that the pungent conflicts between the University, its Faculties, and the chancellor followed a cyclical pattern of fifty-sixty years: 1219—1223; then in 1283—1284; again in 1331—1332; and culminating in 1384—1387 in a heated dispute between the University and Johannes Blanchart (chancellor from 1381 to 1386). This conflict brought into the open many disputed issues concerning the privileges of the chancellor and the Corporation which went back to "immemorial times". The most significant fact was that, for the first time, the core of the controversy was focused on the delicate issue of accepting fees for licensing. The conflict between the University and Blanchart lasted almost three years, from 1384 to 138653. One of the accusations brought against the chancellor was that he had licensed candidates against the advice of the Faculties54. This was one of the old grievances which the University continually raised in its collision course with the chancellor. The second and strongest mcrimination against him was the charge of accepting remuneration for granting the license to teach. Referring to Parens scientiarum (1231) and to the Servus crucis statutes of Robert of Courfon (1215), the University unanimously stated that the chancellor neither on his own nor through any other person could accept any compensation for granting the license: "quod cancellarii nichil debent exigere per se vel per alium pro licentia danda"55. Leading the attack against the chancellor was an ambitious young master of Theology seeking popularity among the younger generation, the 36-year-old Petrus Alliacus. He was probably the author of the 83 accusations drawn up against the chancellor in May 138556. The core of these charges was repeated on an academic level by the same Petrus Alliacus in his two treatises, Tractates contra cancellarium Parisiensem57. History of Regulations against A c c e p t i n g Fees for the L i c e n t i a t e : "Nichil debent exigere" In the twelfth century the taxes requested from the masters to obtain the license to teach became quite burdensome. Serlin of Wilton, an 53

Documents published in Chart. Univ. Paris. III. Pp. 340—420. Nos. 1504—1522. "Contra rationabiles deliberationes dictarum facultatum fundatas in mandatis ac privilegiis apostolicis": Ibid. III. P. 390. No. 1514 July 7, 1385. 55 Ibid. III. P. 350. No. 1511, article 7. M Ibid. III. Pp. 349—365. No. 1511. 67 Edited in L. Ellies du Pin, Joannis Gersonii Opera Omnia. Antwerpen 1706. Tome I. Col. 723—778. 84

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English master, complained that he had to teach "publicly" and give "secretly" to the chancellor: "dare cogimur atque tacere"58. Due to the high fees paid by the promoted masters to the chancellor when judging their fitness, it was in the interest of the latter to admit the greatest number possible. The scholastic level of teaching was consequently lowered, which made fitienne de Tournai (fl. 1192—1203) complain to the Pope: "There are as many errors as there are doctors" ("tot jam sint errores quot doctores")59. Alexander III, in his Quanta Gallicana (1170—71) forbade the chancellor to exact any remuneration for the "licentia docendi"; and the custom of payment of one mark for the license, "qui a quolibet docente marcam unam exigebat"60, was no longer tolerated. An exception was granted, as mentioned above, to chancellor Petrus Comestor. In 1179 the Third Lateran Council repeated the prohibition of asking money for licensing: "pro licentia vero docendi nullus omnino pretium exigat"61. Forty years later, on January 20, 1212, Innocent III reprimanded Johannes de Candelis (chancellor from 1209 to 1214 or 1215), who, inspired by cupidity, not by zeal for justice, forced the scholars at Paris to pay for the right to teach. He put those who refused into prison: "pro motu proprio incarcerans delinquentes... ac exigens pecuniam ab eisdem"62. The conflict was settled in August 1213. The chancellor promised not to demand money or any other emolument for licensing: "pecuniam non exiget cancellarius... pro licentia danda"63. Robert of Courfon incorporated this prohibition against taking payment into his Statutes Servus cruets of August 1215: "Nullus incipiat licentiatus a cancellario vel ab alio data ei pecunia"64. Gregory IX also inserted it into his Parens scientiarum: "nee aliquod emolumentum seu promissionem recipiet pro licentia concedenda"65. In the long run, despite all these warnings and decrees, the abuse of accepting fees by the chancellor for the license was not eradicated. The 58

E. Faral: Notice sur le manmcrit latin de la Bibliotheque Nationale No. 3718. In: Romania Tome 46 [49e anne"e] (1920) 266, 1.29; A. L. Gabriel: Garlandia. Pp.52; 63 note 103. 59 Patrologia Latina [PL] 211, Col. 517. Epist. 251; Cf. Chart. Univ. Paris. I. P. 48. Introduction. No. 48. 80 "Pro prestanda licentia docendi alios ab aliquo quidquam amodo exigere audeant vel extorquere": Chart. Univ. Paris. L P. 5, Introduction. No. 4. 91 Ibid. I. P. 10. No. 12. 82 Ibid. I. P. 73. No. 14. 63 Specifying: "nee aliquam aliam rem loco pecunie aliquo modo". Ibid. I. P. 75. No. 16. 84 Ibid. I.P.79. No. 20. «5 Ibid. I. P. 138. No. 79.

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practice came to be tolerated and even condoned long before the conflict between Johannes Blanchart and the University erupted in 1384—86ββ.

The acceptance of gifts by the chancellor in Robert de Sorbon's time, the second half of the thirteenth century, had become quite a common practice. Even the refusal of the license could be overturned by intercession or by gifts or services given to the chancellor's household — and of course, to the examining masters67. Robert mentioned in his De consciencia that through the intercession of influential persons the license was even given without examination68. Such a case occurred in May 1281 when Philip de Thori (chancellor 1280—1284) was accused by the rector, Pierre de Saint-Amour, of granting the license to a certain Ferrand, probably the bastard son of King James I of Spain, without examination by the master regents69. In the conflict between Johannes Vate, rector of the University, and Berthault of Saint-Denis (chancellor from 1288 to 1295), the latter was accused in 1290 of selling favors (i. e., the license) through his family, through various laymen and women, and even through jugglers. He did so not only in behalf of nobles or other influential persons (which would be understandable, and might even be considered an honor to the Faculty), but he bestowed the license as well on simple ignorants who were able to purchase their nescience with large sums of money: "qui tarnen possent suam ignorantiam redimere per multam pecunie quantitatem"70. One can conceive that the chancellor, dealing with such crass fools, did not always have the patience to listen to these candidates and often burst out with insults, calling them "stinking jackasses": "asinos fetidos"71. From 1290 on, for almost one hundred years we hear of few or no accusations against the chancellor for accepting gifts in connection with the process of licensing. It must have become quite an accepted custom 69

Kibre: Privileges. P. 169. "Data sentencia revocatur aliquando per preces aliquorum, vel per dona, vel per servicia aliquando data vel facta collateralibus Cancellarii, vel examinatoribus aliis": Chambon: Robert de Sorbon. P. 5, De Consciencia. Chap. [4]. 68 "Multis enim magnatibus fit aliquando gracia ut licencientur sine examinacione": Chambon: Ibid. P. 2 Chapt. [2]. 69 "Non examinatum per dictos magistros actu regentes in nostra facultate licenciari intenditis": Chart. Univ. Paris. I. P. 588. No. 503; Cf. Kibre: Privileges. P. 123. Note 166. 70 "Sed cum aliqui de familia vestra, aliqui alii laici, mulieres et etiam istriones gracias venales eis a vobis concessas per villam sepius detulerint publice ad vendendum: Chart. Univ. Paris. II. P. 44. No. 569. 71 "Verbis inhonestissimis infestaveritis, eos 'asinos fetidos' altis vocibus inclamando":Ibid. II. P. 44. No. 569. 87

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that the candidates when receiving the "signetum" entertained not only their own masters, but also offered presents to the chancellor. According to an old tradition, when the bachelor received notice of the date of his license, a letter called the " signetum" was sent to him. The bachelor, in token of his gratitude and delight over being admitted, gave or sent money or presents to the chancellor, or to his household, and to the "portator", the bearer of the "signetum". We might therefore ask why the conflict of 1384—87 involving Blanchart exploded with such vehemence. Why were witnesses summoned and accusations hurled at him and listed in such unprecedented detail? The explanation is that the factor which motivated the conflict was not the issue of bribery, for as far as remuneration for the license was concerned, the masters were as guilty as the chancellor, at least indirectly. Even the biased defense of Petrus Alliacus in his Tractates contra cancellanum Parisiensem could not whitewash them. The investigations concerning the acceptance of emoluments were merely a pretext. At the root of the issue lay first the troubled question of the superiority or precedence of the chancellor over the rector72, the delicate challenge: "quis illorum esset major". Second, the conflict offered an opportunity for the young, ambitious Petrus Alliacus to rally the younger masters around him and eventually to acquire the chancellorship for himself. O r i g i n s of the C o n f l i c t of 1384 — 1386 Great conflicts always begin on a very simple scale. The chancellor, Johannes Blanchart, and the rector, Laurentius Quilleti, were invited to the Franciscan Convent to participate in June 1384 in a "prandium" in honor of a newly-promoted Franciscan master. After the meal, the group adjourned to another room where refreshments were served. The chancellor, not because of his own presumption but at the request of those who made the arrangements, was seated at the first place, "situatus fuit primus", and the rector at the second, "rector secundus". The rector, incited by the noisy, ill-mannered crowd of young masters of the Faculty of Arts, became indignant and summoned the chancellor to the meeting of the Faculty. The chancellor excused himself and did not attend. The rector, pressed by the riotous behavior of the younger masters, "ad... juniorum artistarum ibi presencium clamorosum impetum", declared the chancellor "contumax"73. One of the later witnesses of the affair put his finger correctly on the cause of the conflict. Petrus Plaul, 32-year-old sub-chancellor, declared 72 78

Chart Univ. Paris. III. P. 408—409. No. 1521, article XXXI. Ibid. III. P. 409. No. 1519, article XXXII.

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that the question of precedence was at the root of the dissension: "occasio dissensionis fuit prioritas sedis". Anything that followed was inspired by the lust for vengeance: "ex appetitu vindicte". If the chancellor would have admitted that the rector was superior and held the right of precedence over the chancellor, the latter would have been dismissed in peace74. This is confirmed by Bonitus Litelli, Provincial Superior of the Dominicans in France, who also saw the origin of the controversy in the desire for vengeance against the chancellor: "appetitu vindicte"75. In their behavior against the chancellor, some of the young masters of arts resembled the "docteurs en Philantrie" more than the disciples of Lady Wisdom. They did not hesitate to intimidate witnesses, or even to assault respected masters. Only ambition could have chosen such inglorious allies. On one occasion, Bonitus Litelli, trying to settle the conflict, was viciously insulted and came very close to being physically attacked — "quod verberaretur propter hoc"76. Master Thomas de Borvilla, a 26-year-old master of arts, promised before receiving his license that he would pay 20 francs and give securities to the chancellor. But instead of paying, he managed even to recover his securities by menacing the sub-chancellor with four armed men, threatening to assault him: "ad verberandum per IIIIor armigeros". He was licensed nevertheless without a fee. Later on his own confidant Magister Johannes Troulleti, a student in Theology, alleged that Thomas cheated the sub-chancellor: "nichil solverat dicto subcancellario, ymo ipsum trumpaverat"77. Another master, identified only as "Petrus", also did not pay the promised fee of 15 francs which he owed "pro licencia obtinenda". Instead he actually man-handled the sub-chancellor in the Rue de la Sorbonne: "dictum subcancellarium .. in vico Sarbone optime verberavit"78. Similar hooliganism was displayed by Henricus de Ludenschede of Cologne, at the time a bachelor awaiting his license in Arts. He agreed to pay 16 francs to the sub-chancellor, "conventione et pacto", but having no cash he gave securities. Because of this "contract" he now claimed to be licensed; and having obtained the license, he wanted his securities back. (There is no mention in the records that he had ever paid what had been promised in cash). The sub-chancellor refused to return the securities, and he promptly became another casualty in the same Rue de la Sorbonne: "egregie verberatus fuit"79. 74 75 78 77 78 79

Ibid. Ibid. Ibid. Ibid. Ibid. Ibid.

III. III. III. III. III. III.

P. 419. No. P. 413. No. P. 412. No. P. 383. No. P. 382. No. P. 362. No.

1521, article No. XII. 1521, article II. 1521, article II. 1513, article L. 1513, article XLVIII. 1511, article LXIII.

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The Chancellor and the Rector: "Quis illorum esset m a j o r ? " The question of precedence first arose in 1283—84 in an open debate during the controversy between the Faculty of Arts and Philip de Thori. The chancellor apparently had claimed that he was the head of the University: "ipse tanquam cancellarius est capud [sic] universitatis". The proctor of the Faculty of Arts, Johannes de Malignes, retorted that if the University were to be governed by two heads — by both the chancellor and the rector — then it would become a two-headed monster: "per hoc universitas in formam monstri bicipitis redigeretur". As such, the University soon would be doomed to perish: "Universitatem regi per duo capita in processu temporis periret". The issue arose because the University, or, more precisely, the Faculty of Arts, wanted to compel the chancellor to appear at one of its meetings. The chancellor refused, because "as a Head and Superior cannot be bound by inferiors, consequently he cannot be subjected to the University"80. In the case brought before the Curia, Pope Honorius IV, in his letter of February 1, 1286, without deciding who is the official "Head" of the University, supported the claim of Nicolaus de Nonacuria (chancellor from 1284 to 1288), thus confirming the privilege of Martin IV, that the chancellor cannot be summoned to meetings of the University, but may be invited with reverence and respect: "cum reverentia invitentur et precibus"81. Johannes Blanchart, a hundred years later, referred to this same privilege of Pope Martin, retorting that he could not be coerced to attend the meetings unless he was courteously and respectfully invited82. The sensitivity of the University's insistence on the superior dignity of the rector is shown in several incidents involving senior members of the Faculty of Theology. We learn from a 1359 document that Pastor of Sarras(ard) Cardinal "Sanctorum Marcellini et Petri" then apostolic delegate as "oldest master in Theology" at Paris, occupied a higher seat in the Church of Saint-Germain-des-Pres in the presence of the University. He was dishonorably ejected by the rector and the Faculty of Arts: "per dictum rectorem et Facultatem Artium violenter etiam turpiter ejectus". 80

"Cum dicit cancellarius postea quod, cum ut capud et superior ab inferioribus ligari non possit ut non subditus Universitati: Chart. Univ. Paris. I. P. 619. No. 515; Cf. Pp. 605—622. No. 515. 81 Ibid. I. P. 642. No. 528; Kibre: Privileges. P. 125 and note 172. 82 "Cum reverencia et precibus vocarentur": Chart. Univ. Paris. III. P. 408. No. 1520, article XXVI.

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The same fate was shared by other ranking masters in Theology. Johannes de Camberona and Magister Leonardus, seated in prominent places during a Mass attended by the University, were also violently and physically expelled ("violenter et manualiter expulsi"), their seat being vacated and taken by the rector83. The friction between the office of the rector and the Faculty of Theology is best expressed in a conclusion pronounced by the Faculty in 1359: "It is evident that the rector is not the Head or Superior of the University": "idem rector non est caput ipsius Universitatis aut superior"84. Caught in this conflict over precedence was a Franciscan, Dominicus de Lunarivilla from Lorrain, a bachelor in Theology. He was rebuked by the French Nation for using the wrong expression in his sermon in 1385, which called on the people of Paris to "pray for the University and the chancellor, who is its Head": "Orate pro universitate et pro cancellario qui est caput universitatis". On the rector's order he had to revoke this statement in two subsequent sermons, one addressed to the people of Paris in the Royal Palace, the other to the clergy. He attributed his error to a slip of the tongue, "ex lapsu lingue", correcting himself to say that, "ipse cancellarius Parisiensis nee est caput universitatis, nee alicujus facultatis"85. In his address before the Pope at the end of 1385, Petrus Alliacus accused the chancellor of usurpation of power. He called the chancellor an "imitator of Lucifer" who illegally appropriated the place of eminence and honor belonging to others86· The first important act of reprisal for the June 1384 incident in the Franciscan Convent was the publication of the October 6, 1384, letter of the University on the liberty of scholars. This letter was ordered to be read in all schools during the "principia" of masters and bachelors, including sermons, particularly when the rector was addressing the clergy in his "collatio". Recalling the 1231 Parens scientiarum of Gregory IX, and the 1215 Statutes of Robert de Sorbon, Servus crucis, the University referred to the passages of these documents forbidding the chancellor to demand any security, fees, or promises — "cautionem, nee aliquod emolumentum seu promissionem" — for granting the license87. Anyone violating these Statutes was threatened with excommunication. The rector was ready to punish the chancellor where it would hurt the most: in his revenues. The scholars were reminded of the June 5, 1366, Statutes, ordered for 83

Ibid. III. P. 65. No. 1246, article XXII. Ibid. III. P. 64. No. 1246, article XVI. 85 Ibid. III. P. 339. No. 1500. 88 "O vere imitatorem Luciferi, qui locum sublimitatis et honoris alteri debitum usurpasti et altiori ac superior! tuo presumpsisti non solum te similem dicere, sed preferre": Ibid. III. P. 401. No. 1519: "Sextus articulus est de usurpacione honorum". 87 Ibid. III. P. 331. No. 1491. 84

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the protection of poor students: ("et paupertati scolarium succurratur"88, prohibiting those to be licensed in Arts from paying anything to the chancellor, sub-chancellor, examiners, or their own masters: "licentiandi in Artibus nichil dent". If anyone disregarded these Statutes and accepted or extorted money from a candidate, within two months he had to reimburse double the amount accepted in favor of the Hotel-Dieu at Paris89. The second retaliatory measure was the publication of the January 9, 1385, Statutes of the University, directed against the abuses committed during the promotion of bachelors and "licentiati". To provide remedies against human iniquity, "contra crescentem hominum maliciam", each bachelor had to swear: 1. That he did not promise or pay anything to obtain his degree — "nichil dedit aut promisit" — not even when receiving the "signetum". 2. That he would respect the honor of the rector and his office, "honorem rectoris et rectorie", as well as the privileges of the University. The masters of the four Faculties had to swear that before starting the examen in the office of the chancellor, they would deliberate among themselves to determine whether the "state" and "order" of the bachelors were satisfactory, and compose a list of students according to merit. They were ordered to send their decision in writing to the chancellor90. Once a canon of behavior was drawn up and a mirror of perfection and integrity was put before Blanchart, the second logical step was formally to accuse the chancellor and his staff of irregularities ("abusus et excessus") against God, justice, canonical sanctions, and the privileges and customs of the University of Paris. On February 8, 1385, Clement VII assigned the responsibility of investigation to Peter of Montaigu, Cardinal of Laon91. All that the University needed now were concrete charges supported by witnesses. Accusations against Blanchart The 83 articles of accusation compiled against the chancellor in May 1385 could be grouped according to the following major infractions: 1. He accepted various remunerations for granting licenses. 88

Ibid. III. P. 146. No. 1319. "Si quis autem aliquid contra premissa directe vel indirecte receperit aut extorserit, precipimus in virtute obedientie, quod duplum infra duos menses Domui Dei Parisius dare, tradere, solvere et restituere realiter cum effectu teneatur, nulla datione, liberalitate aut remissione ei aliquatenus profutura". Ibid. III. P. 146. No. 1319. 90 Ibid. III. Pp. 340—341. No. 1504. 91 Ibid. III. Pp. 341—342. No. 1505. 89

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2. He allowed his household (sub-chancellor, clerics, servants, and the "portator signed") to accept fees and gifts. 3. He demanded money for the distribution of the office of examiners from the "quattuor temptatores". 4. He licensed without the consultation or consent of the masters. The testimony of the witnesses for the prosecution shows that the precise amount of the fees offered for licensing had not yet been clearly established at this time: The candidate usually gave about 10, 16, or 20 francs. A cash payment was sometimes accompanied by such gifts as a barrel of wine (valued at 15 francs), six fat capons, clothing, furs, silver vases, or elaborate dinners, occasionally both for the chancellor and for his household92. The chancellor had even displayed a sense of wry humor when accepting payment. Bernardus Calveti, a Carmelite, tried to offer 20 francs to the chancellor, but the latter was not satisfied: "quia paucum erat". Asked if 30 francs would do, the chancellor answered, "Certainly not. Our Lord was betrayed for that amount: "quod Christus fuerat tantum venditus"93. The chancellor "compromised" at 40 francs. Certain candidates had remarkably ingenious ideas about how to entertain in order to have favors returned. Richard Railardi improvised pleasure-boating, an early predecessor of the Bateaux Mouches, at his own expense. He invited the sub-chancellor and two examiners for a water promenade on the Seine, floating down as far as Petite Boulogne: "per aquam Secane usque ad parvam Boloniam". On their way down the river and coming back, he provided two fine meals, spending a considerable sum of money: "multas pecunias consumpsit"94. Reading the witnesses' testimony in this case, one finds as many complaints against the sub-chancellor and the staff as those against the chancellor himself — if not more. Many complaints probably were motivated by simple envy, such as those directed against the sub-chancellor who previously had been poor and meagerly provided for (as Petrus Alliacus himself) and was now seen in rich dress and expensive fur. In excusing himself for accepting bribes, the sub-chancellor openly declared, "Neither God nor the devil can do anything else but accept a gift when it is offered to him"95. The acceptance of fees for the licentiate was unequivocally forbidden by earlier University Statutes and by the Popes. Blanchart and his retinue 82

Ibid. III. Pp. 354; 358; 360. No. 1511, articles 26; 45; 58. Ibid. III. P. 357. No. 1511, article 43. 94 Ibid. III. Pp. 362—363. No. 1511, article 68. 98 "Non erubuit in plena congregacione sue nacionis profited, se multa munera recepisse a dictis licenciatis, allegans quod Deus nee dyabolus posset facere, quin reciperet dona cum sibi offerentur". Ibid. III. P. 361. No. 1511, article 59. 93

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clearly violated these regulations. We have to admit, however, that it was not they who originated these practices; they had found them tolerated and well-established by the time they assumed their offices. The bitterness on both sides can be explained by the human behavior of the candidates who first complied with the custom of offering remuneration to the chancellor and his staff, and then — as soon as they passed their examinations — backed out of their promises. The situation had become aggravated when, like hooligans, the candidates turned to violence, assaulting the chancellor's officials. The cross-examination of the witnesses against the chancellor demonstrated that many of them were not testifying from personal knowledge or experience, but from hearsay ("audivit fama publica laborante") or from someone whom they could not remember ("nescit a quibus ... se non recordari"). Others frankly admitted that they did not know what to believe: "se nescire quid credere"96. Some of the prosecution witnesses even admitted that from time immemorial it had been a custom to give something, usually 20 francs, to the chancellor upon receiving the "signetum" — not on account of a contract or previous agreement97. More serious were the accusations that the chancellor had admitted candidates without asking the opinion of the masters: "sine depositione magistrorum". But even here the testimony of the witnesses was vague, identifying the source of information only as "a certain friar" or "some Augustinian"98. Far stronger accusations were made against the officers of the chancellor's staff, for whenever payment fell below the generally-established custom or normal amount, the officers would retaliate against the candidates. Witnesses for the Defense Blanchart as defendant chose Johannes de Valle as his proctor99. The witnesses were summoned on August 16, 1385, to appear on September 99

Ibid. III. P. 368, No. 1513, witness V: Guillelmus de Gardino, "bachalarius formatus" in theology; Pp.368—369, witness VI: Egidius bedellus of the Faculty of Theology. 97 "Nidiil de vera scientia scire, nisi solum quod, sicut est consuetum ab omni tempore citra, in presentacione signetorum aliquid dari cancellario ... nulla pactione precedente... non est certa summa dari consueta, sed communiter dantur circa XXti franci." Ibid. III. Pp. 369—370. No. 1513, witness VII: Matheus Silvestris, Master in Theology. 98 Ibid. III. Pp. 379—380. No. 1513, witness XL: Master Jacobus de Morey, inquisitor. 99 Ibid. III. P. 395. No. 1517.

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7100. In July, 37 articles had been drawn up by the chancellor's defense, covering almost all the disputed questions between the chancellors and the University that had occurred ever since the inception of the Corporation. Referring to the September 7, 1237, Bull of Gregory IX, the defense stated first that it was the right of the chancellor to inquire about the morals and learning of the bachelors of Theology and Canon Law from all the masters dwelling in Paris, and from other honest men, within three months of the examinations to be administered: "licitum est cancellario ... se possit informare spacio trium mensium"101. In article 11 the chancellor reaffirmed his right to grant licenses in the Faculty of Theology not only to those who asked for it, but also to those who did not, particularly to religious: "non solum petentibus licenciam ... sed eciam non petentibus et non presentatis precipue religiosis"102. In article 13 the chancellor openly stated that following the ceremony of the presentation of the "signetum", the "licenciandi" in Medicine would send two francs, those in Canon Law one franc, as a free and spontaneous token of honor, reverence, and good will, without any pressure or contract: "sine exaccione quacunque". The Theologians to be licensed, after treating the chancellor's emissaries to wine and other refreshments, then called the envoys aside and gave them a handsome purse, "una bona bursa et honesta", with ten francs in it; they also gave a purse of four florins to the staff of the chancellor. The Artists, too, offered something after examination: "pro qualibet audicione camere"108. Recalling what Robert de Sorbon had said about gifts offered to the chancellor, Blanchart was correct in pointing out in article 18 that from "time immemorial" those to be promoted had always given something to the chancellor, "as son to his father, inferior to superior, associate to associate, friend to friend, inspired by genuine affection". Adding spice to his defense, the proctor declared that such expressions of gratitude are openly practiced not only in Paris but even in the Roman Curia, or wherever considerate and well-mannered people gather (Article 19)104. The traditional custom of giving some present to the chancellor even before Blanchart's time was attested to by several witnesses. Johannes de Basilea, General of the Hermits of Saint Augustine, testified that in 100

Ibid. III. P. 395. No. 158. Ibid. III. P. 403. No. 1520, article VII. 102 Ibid. P. 404. No. 1520, article XI. Referring to the May 30, 1250, Letter of Innocent IV: Chart. Univ. Paris. I. P. 219. No. 191; also to the Constitution of Alexander IV: Quasi lignum vitae, April 14, 1255. Ibid. I. P. 283. No. 247. 103 Chart. Univ. Paris. III. P. 405. No. 1520, articles XIII—XIV. 104 Ibid. III. P. 406, articles XVIII—XIX. 101

Med. XX

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his youth, usually 30 to 50 or even 70 francs were given to Master Johannes de Galore, Blanchart's predecessor. Robertus de Bardis (chancellor from 1336 to 1349) had been given 100 golden "leones" by Leoninus de Padua, although the gift was returned because the chancellor and the candidate were close friends. The witnesses thus confirmed the tradition of giving donations beyond any question. Johannes de Basilea further testified that Blanchart's predecessor had also claimed the right to license anyone whom he wished in Theology without having to consult the masters105. Another witness, Symon Freron, a 58-year-old master in Theology, testified that poor students were licensed without having to give any payment to the chancellor106. Summing up the case for the defense, Johannes de Valle exposed the real cause of the conflict: In his view, the complaints against the chancellor were not inspired by any zeal for justice or a spirit of reform but were motivated by vainglory and an inordinate lust for vengeance, along with the whole issue of priority ("ex causa prioritatis sedis")107. The Role of Petrus Alliacus The great difference between the nature of the conflicts with the chancellors in the thirteenth century and that of the conflicts in the fourteenth is that the earlier quarrels were inspired by a genuine desire to strengthen a developing Corporation by defining those constitutions which regulated the life of the University, while the later ones were infected by intrigues resulting from vindictiveness, vainglory, and personal ambition. The prime mover of the 1384—1386 proceedings against Blanchart was, as already mentioned, the young, ambitious Theologian, Petrus Alliacus. Though a Theologian himself, he was nevertheless aware of the importance of remaining popular among the young masters in the Faculty of Arts. In the quarrel with the chancellor he sided with the rector who started the process — against the advice of several older and more experienced masters108. As one of the witnesses accurately 106

"Dixit se audivisse... quod ipse poterat licenciare virtute cujusdam bulle apostolice in theologia absque eo, quod dependeret a magistris in theologia". Ibid. III. P. 412. No. 1521, article I. 108 "Bene audivit tarnen quod quidam propter paupertatem nidiil miserunt, et tarnen fuerunt licenciati". Ibid. III. P. 413. No. 1521, article III. 107 Ibid. III. P. 406. No. 1520, article XXIII. 108 "Et credit quod rector fecerit hoc contra oppinionem plurium antiquorum magistrorum et magis provectorum": Ibid. III. P. 419. No. 1521, article XIII; Statement of Johannes de Hokelen de Alemania, Master in Arts.

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noted, the real troublemakers were the Artists, and Petrus Alliacus was their leader: "qui est in hoc caput principale"109. A year after the Franciscan Convent incident Petrus Alliacus was already conspiring not only against the chancellor but also against the Dean of the Faculty of Theology, the 80-year-old Radulphus Glachardi, who lived in extreme penury110. Eager to win the favor of Clement VII (1378—1394), as early as May 1379 he took the role of petitions ("rotulus") of the French Nation to Clement even before the University had officially adhered to the Pope — whereby it would have the chance to send its own "rotulus" to the Curia. It is noteworthy also that he presented this "rotulus" to Clement before the Pope's arrival at Avignon on June 20 of that year111. His accusations against the chancellor in 1385 opened with a piece of flattery directed to the Pope. The University of Paris, he said, though composed of many subjects from several different nations, nevertheless agreed on one fundamental point: that Clement VII was Head of the Universal Church, "universalis ecclesie capud". Enumerating his charges against the chancellor, he grouped them into eight articles. Among them, he blamed the chancellor for taking money for the licenses; he called him an imitator of Lucifer and denounced him for appealing to the Pope, from whom, according to Petrus Alliacus, the chancellor was not seeking refuge but fleeing justice: "non refugium sed diffugium justicie querat". Above all, he reprimanded the chancellor for opposing the rector, trying to put two heads on one body: "uni corpori duo aptare capita" (article 6)112. At about the same time that he was accusing Blanchart before the Pope, he also composed two treatises against the chancellor. For a theme he selected a quotation that would have been better suited to himself than to his adversary: "Radix omnium malorum est cupiditas" (Timothy 6, 10). He argued that to give or receive money for the license is simony, because the license, like the authority to preach or instruct, is a spiritual authority; thus the power to license is also a spiritual authority, and to accept money for it is pure simony. The chancellor was the commissary of the Pope, "cancellarius in hac parte gerit personam Pape; et est ejus

109

Ibid III. P. 416 No. 1521; article VIII; Testimony of Johannes Ade, Dominican doctor of Sacred Scripture. 110 Ibid. III. P. 338. No. 1499, Note I, on Radulphus Glachardi see: Ibid. P. 446. No. 1538. 111 Chart. Univ. Paris. III. P. 259. No. 1433, note 1; Yves Renouard: La Papaute a Avignon. In: «Que Sais-Je?" No. 630. Paris 1962. P. 67. 112 Chart. Univ. Paris. III. Pp. 400—401. No. 1519.

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commissum"; but the Pope could not accept money for granting the license, and thus the chancellor could not rightfully accept it either113. The modern reader might ask the same question that Boniface Ferrarius, prior of Chartreux, asked in his Tractates pro defensione Benedicts XIII: "How can you believe in Petrus Alliacus, who not long ago as a student was poor and needy, and is now made a Prelate? He alone receives more revenue in one year than the entire city of Compiegne from where he came"114. Petrus Alliacus, continued Ferrarius," with much sweat, ambition, and risk, acquired the best bishoprics in France"115. Johannes Blanchart was accused of having an inordinate lust for money by the same Theologian who before Pope, King, and Council easily surpassed him in cupidity and the search for revenues116. In 1371, in his third year of Theology, he was without a single benefice117, as Ferrarius correctly noted: "nuper in studio penuria et inedia visitatus". But just three years after receiving his doctorate in 1384 he was Master of the College of Navarre. In the rotulus of 1387, during the years of conflict, he had already accumulated several canonries (Amiens, Soissons), prebends such as Saint Marcel in Paris, the chaplaincy of Saintßtienne de Haudri118, and the office of the Chantry in Noyon; besides that, he had permission to retain two dignities and curates at the same time119. In 1387 he also asked to exchange his canonry of Compiegne, Diocese of Soissons, for another "gratia". In 1395 he was already bishop of Annecy, in 1396 bishop of Cambrai, and in 1411 Cardinal. In 1412 he received, after the bishopric of Cambrai, 1500 gold crowns and command over the bishoprics of Limoges and Uz£s (Card). How right Ferrarius was: "Petrus Alliacus acquired the best bishoprics in France". 113

"Quia dare, vel recipere pecuniam pro licentia docendi est simoniacum... licentia, seu potestas, vel authoritas docendi, vel praedicandi earn, est authoritas spiritualis .. .potestas licentiandi in ea, est spiritualis potestas": Ellies du Pin: Gersonii Opera. Tome I. Coll. 725, 729, 735. 114 "Quomodo tu credis quod Petrus de Aliaco nuper in studio penuria et inedia visitatus et vexatus, nunc factus praelatus, qui ita acquisivit beneficium suum, et qui habet plus in reditibus annuatim ipse solus, quam habeat in pecunia tota villa Compendii, unde traxit originem": E. Martene-U. Durand: Thesaurus novus anecdotorum. Paris 1717. Tomus II. Col. 1464/E—F. Chapt. 43. 115 "Qui cum tot sudoribus, ambitionibus, et periculis acquisivit de melioribus episcopatibus qui sint in Francia": Martene-Durand: Thesaurus. II. Col. 1464/D. 118 Chart. Univ. Paris. III. P. 340. See introductory text to the various documents concerning the Conflict: Pp. 340—420. Nos. 1504—1522. 117 Ibid. III. P. 259. No. 1433, note 33. In 1375 he became bachelor in Theology; 1381 Licentiatus and Doctor; 1384 Master of the College of Navarre. 118 "Chapelle des Haudriettes", founded by Etienne Haudri, in the neighborhood of Quai de la Greve around 1306; Jaillot: Recherches critiques, historiques et topographiques sur la ville de Paris. Tome III. Quartier La Greve. Pp. 24—28. lie «Possit duas dignitates etiam curatas assequi et tenere": Chart. Univ. Paris. III. P. 447, note I. No. 1538.

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Here was the righteous leader of young masters daring to give lessons to others on cupidity. His stark lack of objectivity is best revealed in his arguments attempting to explain why the masters could accept emoluments for the examination of their students, while the chancellor could not. In his second treatise, Tractates, an licet pecuniam dare vel exigere pro docendi licentia120, he resorted to the most elaborate and sophistic contortions in trying to explain and justify this contradiction. Fees A c c e p t e d by the

Masters

Before we examine his sanctimonious reasoning in defense of payment to the masters, it will be helpful to take a brief look at the history of this practice. Already in the twelfth century, £tienne de Tournai had complained against masters selling their knowledge: "ad Parisienses secularium scolas et venditores verborum"121. Robert de Sorbon in his De consciencia spoke explicitly of gifts and services offered to the chancellor and the examining masters alike122. In the fourteenth century there is evidence that the masters of the English-German Nation paid for the office of examiner: "solvit francum pro secundo mense" ... "pro examinacione duorum mensium"123. The October 6, 1384, Statutes of the University forbade the acceptance of compensation, not only by the chancellor, but also by the examining masters: "magistris examinatoribus seu magistro sub quo licentiabuntur"124. Frequently the same good dinner offered to Blanchart that scandalized his enemies was shared by the examiners125. Petrus Alliacus, using a good measure of sophistic reasoning, attempted to justify the masters' accepting favors and gifts from their students by appealing to the nature of their work in the students' behalf. The expression "ratione sui laboris" was disapproved of when the chancellor applied it to himself; yet now, in regard to the masters, it suddenly became entirely legitimate. Persisting in his oblique reasoning, he main120

The title of the first treatise: Tractates I. Adversus cancellarium Parisiensem. Quod nihil liceat exigere pro Gradu Licentie. Ellies du Pin: Gersonii Opera. Tome I. Cols. 723—744. The second treatise: Ibid. Tome I. Cols. 745—778. 121 Chart. Univ. Paris. I. Introduction. P. 43. No. 42. 122 Chambon: Robert de Sorbon. P. 5. De Consciencia. Chapt. [4]. 123 H. Denifle — Ae. Chatelain: Liber Procuratorum Nationis Anglicanae (Alemanniae). Auctarittm Chartularii Universitatis Parisiensis. Tomus I. Paris new ed. 1937. Col. 332, lines 36—37 [in April 1369]; Ibid. Col. 349, lines 45—46. 124 Chart. Univ. Paris. III. P. 331. No. 1491; Cf. P. 146. No. 1319. 125 Like the one offered in the reputable tavern ad intersigniwn turboti where the "temptatores" Guillelmus Gorren and Master Flamingus du Martroy were present in the company of the sub-chancellor: Ibid. III. P. 379. No. 1513 article XXXVIIJ, Witness Johannes de Londa, Master of Arts.

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tained that the "magisterium" was not something "spiritual" like the license in Theology. When the masters accepted vestments or other gifts, they did so in honor of the bachelors: "ad honorem ipsorum baccalaureorum". To stress his point, he asserted that the license in Theology granted by the chancellor was a spiritual authority; thus, to accept money for it would be pure simony. But the "magisterium" in Theology was not a spiritual authority126, only an honor; thus, he concluded, even if the University or any of the Faculties would sell the mastership, they would not be committing simony127. He excused the Faculty of Theology of any irregularities for accepting fees when giving the examinations, for the money received was not for the use of the individual masters, but for the entire community: "non sunt ad singularem utilitatem Magistrorum, sed totius Communitatis"128. As Denifle and Chatelain have aptly remarked, "Here is the protector of Artists against the cupidity of the Chancellor"129. T h e E n d o f t h e C o n f l i c t o f 1384—1386 Blanchart's case finally came before the Parlement in February 1386130. The chancellor stated once again that the money he had received was not for granting the license but for his work "pro poena, expensa et labore", for representatives, and for administrative expenses131. The chancellor stressed the financial burden of his office in maintaining an attractive home: "avoir sä maison atournee de beaux paremens". In order to receive and entertain the masters in his house, to offer "vin et espices" to the "licentiendi", he incurred considerable expenses. He hinted also at the difficulties of resisting the pressure of important persons, "Grands Seigneurs ou de Grandes Dames", interceding for the candidates: no fees are too large, he said, for such toil and confusion132. As it happened, however, the Parlement never judged the case. Blanchart voluntarily resigned in 1386 and was succeeded by Johannes de Guignecourte, who remained chancellor till October 1389133. 128

»Quia Magisterium non est quid spirituale, sicut Licentia Theologiae": Ellies du Pin: Gersonii Opera. I. Col. 767/B. 127 "Ideo patet quod Universitas, vel aliqua Facultas, etiam si venderet Magisterium, non posset in hoc simoniam committere": Ibid. Tome I. Col. 769/C. 128 Ibid. Tome I. Col. 771/C. 129 "Ecce fautorem artistarum contra cupiditatem cancellarii.". Chart. Univ. Paris. III. P. 340. Introduction to documents Nos. 1504—1522. 130 Ibid. III. P. 420. No. 1522. 131 Historia Universitatis Parisiensis. C. E. Bulaeus, Paris 1668. Tome IV. P. 607. 132 "Et n'est imolument tres grand pour teile peine et teile perplexite*": Ibid. IV. P. 606. 133 Chart. Univ. Paris. III. P. 424. No. 1527.

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In May 1389 the rector and the new chancellor reached an agreement, whereby the latter renounced the requirement of the customary oath that bachelors had been made to take before him before they were examined134. The final settlement came on November 9, 1389, when the Pope, in order to avoid a quarrel, ordered on his own authority that in the future the bachelors receiving the "signetum" from the chancellor should not promise or give any fees or gratuities for the license either to the chancellor or to his officers and servants. A transgressor of this order, if he was a subject of the University, was ordered to be refused the "magisterium". Should the chancellor break this "motu proprio", he would be requested to repay, within one month, triple the amount that had been given to him. Moreover, when taking office, each chancellor and bachelor, regardless of degree or license, had to swear to preserve honor, peace, and concord within the University135. Petrus Alliacus finally attained his ambition and was appointed chancellor on October 7, 1389. It seems an incredible paradox that the first order of business of this "eradicator of cupidity" was to obtain new and opulent benefices for himself in order to be able to carry out the duties of his office in dignity: "condecenter supportare"136. An unfortunate chapter in the history of the conflict between the chancellor and the University of Paris had come to an end. Blanchart, it is true, had committed indiscretions in accepting emoluments for licensing. He had followed a regrettable tradition; yet it was not he who had introduced the abuses. Petrus Alliacus, the self-styled leader of the young generation and crusader against simony, during his career as chancellor accumulated even more benefices, proving how easily youth can be seduced and led to rebel with such righteous slogans as "fighting the evil of cupidity". Reconciliation and Harmony For a hundred years after the great conflict of 1384—1386, the University was blessed with a succession of great scholar-chancellors. Among them: Johannes Gerson (1395—1429), though he was frequently replaced by "vicesgerentes"; Johannes Chuff art (1433—1451), noted canonist and Dean of the Faculty of Canon Law; Robertus Ciboule (1451—1459), a great theologian; Johannes de Oliva from the College 134 135 139

Ibid. III. Pp. 480—481. No. 1550. Ibid. III. Pp. 484—485. No. 1555. Ibid. III. P. 485. No. 1556.

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of Navarre (1459—1471); and Dionysius Citharedi, or Le Harpeur, another canonist (1471—1482). Their legacy was peace and harmony for the University, so far as the legalistic tensions between chancellor and the already well-organized "Studium" were concerned. The old antagonism between the University and the papal "commissarius" faded away. In 1482, the time had arrived when the University and the rector actually took the chancellor's defense against the aggressiveness of the King, who had asked the University to strip Dionysius Citharedi of his office. The deliberations of the University, available from the records of the Picard and English-German Nations, clearly show that the University did not care to comply with the King's wishes. The University respectfully pointed out that: 1. It was not in its power to deprive the chancellor of his dignity; it was the bishop who had conferred this office upon the chancellor, and it was up to him to act137. 2. Nobody could deprive someone unless he was present, which at the time the chancellor was not: "quia nullus veniebat privandus nisi presens et, quia ipse non erat presens, ideo non veniebat privandus"138. The University ultimately excused the chancellor of the accusations made against him by the King. The impressive role of the great scholarly chancellors in the fifteenth century ended with the appointment of a man of adventurous character but important connections — Ambrosius de Cambrai139 (chancellor from 1482 to 1496), not at all someone who would dare challenge the University, particularly when nearly all the really troublesome issues had been resolved in the conflicts of previous centuries. Judging the Quality of Teaching: T h e C o n f l i c t o f 1283—1284 The tension between the chancellor and the University during the thirteenth century resulted in an increased vigilance by the chancellor 137

"Ad Universit ten! non spectat dare istam dignitatem, sed ad episcopum": C. Samaran — Ae. A. Van Moe*: Liber Procuratorum Nationis Picardiae in Universitate Parisiensi. Auctarium Chartularii Universitatis Parisiensis. Paris 1938. Tome IV. Col. 363, lines 20—21, cf. 5—11; 13—23. 138 C. Samaran — Ae. Van Μοέ: Liber Procuratorum Nationis Anglicanae (Alemanniae). Auctarium Chartularii Univ. Paris. Paris 1935 Tome III. Col. 502, lines 4—42; Cf. the answer of the Picard Nation on June 6, 1482: "2° quia parte non vocata non possumus privare aliquem": Auct. Univ. Paris. Tome IV. Col. 363, 21—23. 139 M. Crevier: Histoire de l'Universite de Paris, Depuis son origine jusqu'en I'annee 1600, Paris 1761. Tome IV. Pp. 405—409; C. Samaran: La Maison d'Armagnac au XVe siede. Paris 1908. Pp. 131—132. Auct. Univ. Paris. III. Col. 507, note No. 2.

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over the scholastic excellence of the University. When the chancellor's prerogatives were attacked, as they had been in 1283—1284, the most convenient counterattack was to criticize the standard of teaching and the abuses which had crept into the scholastic method of lecturing at the University140. It is instructive to return for a few moments to that 1283—1284 quarrel, for on one hand it contributed greatly to an expression of a conscientious corporate honor within the Faculty of Arts, proud of its modern spirit. On the other hand, it revealed certain deviations from the older method of teaching, as well as a number of deficiencies in clerical discipline. The feud between a "modern" Faculty of Arts and a conservative chancellor focused now on the quality of teaching. The chancellor, Philip deThori (1280—1284), objected that the Faculty was in danger of perishing, for they were in the habit of reading a lesson from one book today, and another from a different book the next day. The proctor, Johannes de Malignes, defended this method, saying that in "modern times" the students are better taught from one book than in the "old days" from two141. The chancellor complained that the masters did not engage in academic disputations any more, and, worse, that they were ignorant and negligent: "cancellarius reputat nostros modernos magistros ignorantes seu negligentes". The proctor defended the Faculty, asserting that the masters were better "philosophers" today than were the "dialecticians" in the chancellor's time142. The chancellor further accused the masters of being mercenary, of lecturing only for cash: "non legunt nisi pro pecunia". Johannes de Malignes did not deny that they lectured for payment; but, he added, if he and the others could not accept the "collecta", then the chancellor ought to provide them with their food: "si vellet hoc, deberet eis administrare victualia". In any case, the masters were receiving no more now for their lectures than they had in the past. To counteract the accusations of the chancellor against the Faculty of Arts, Johannes de Malignes appealed to the Pope, requesting that the chancellor be stripped of his office. But the appeal was to no avail. The airing of abuses and the loosening of discipline at the Faculty of Arts was apparently an act of reprisal against the rector for summoning the chancellor, despite the latter's privilege, to a meeting of the Faculty of Arts. The chancellor said openly that he was not afraid of the Univer110

Chart. Univ. Paris. I. P. 605—623. No. 515. "In modernis temporibus, plus legitur eis [i.e. scolaribus] de uno libro quam antiquitus eisdem legeretur, simul eis legende de duobus": Ibid. I. Pp. 608. No. 515. 142 "Plures boni philosophi quam invenirentur dialetici in suo tempore": Ibid. P. 608. No. 515. 141

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sity: "quia non timebat Universitäten! in aliquo". Addressing himself to the masters of Arts he must have used the "mot de Cambronne", for Johannes de Malignes added that the chancellor had said other things that he was too ashamed to repeat — "que pudet me repetere"143. In settling the issue, and without taking up the chancellor's pedagogic complaints about the Faculty of Arts, Pope Martin IV decided in favor of the chancellor. Licenses given by the University during the conflict with Philip de Thori had to be recalled. The Pope declared that the doctors of the University could not compel the chancellor to attend their meetings, but only to ask him: "sed eum debebunt rogare"144. This conflict of 1283—1284, coming just six years after the condemnation of the 219 errors by Etienne Tempier145, showed that the chancellor was able to vindicate his office, not only in the automatic dispensing of licenses, but also in overseeing the quality and method of teaching. In doing so, he forced to the surface the problem of the generation gap, along with the issue over the old and new ways of teaching. The

C h a n c e l l o r of S a i n t e- G e n e v i e v e

During the twelfth century large numbers of scholars left the overpopulated Cite" and migrated to the left bank of the Seine, establishing their schools under the jurisdiction of the Abbot of Sainte-Genevieve146. Abelard himself set up his school there around 1147—48147. The Abbey must have been suitably equipped with facilities to provide for public lectures, for we know that it had an "auditorium" at the disposal of the students148. The Montagne-Sainte-Genevi£ve had a respected tradition of great masters teaching on its premises: Abelard, Jocelin, Alberic of Paris, Goswin, and others. John of Salisbury and Giraldus Cambrensis studied there. Attracted by such great masters, many scholars migrated 143

Ibid. I. P. 616. No. 515. "Omnes licentie ab Universitate Parisians! quibuscunque personis de facto concesse in ipsa curia revocarentur... Item quod doctores Universitatis non possint cancellarium eundem ad congregationes suas compellere": Ibid. I. P. 623, No. 516. 145 On March 7, 1277. Ibid. I. Pp. 543—558. No. 473. 146 P. Feret: L'abbaye de Sainte-Genevieve et la Congregation de France. Paris 1883. Tome I. P. 149 ss. — A. Giard: Etude sur l'histoire de l'Abbaye de SainteGenevieve de Paris jusqu'a la fin du XIH" Siede. In: Memoir es de la Societe de Paris et de l'Ile-de-f ranee. 30 (1903) 40—126; L. M. Derijk: Some new Evidence of twelfth century Logic: Alberic and the School of Mont Ste Genevieve (Montani). In: Vivarium 4 (1966) Pp. 1—57. 147 "Extra civitatem in monte Sancte Genovefe scholarum nostrarum castra posui": J. Monfrin, ed: Abelard. Historia Calamitatum. Texte critique avec une Introduction. In: Bibliotheque des Textes Philosophiques. Paris 1959. P. 66, lines 129—131. 148 "Sacre pagine studens scolas veritatis in auditorio, scolas virtutis frequentat in claustro": Chart. Univ. Paris. I. P. 42. No. 41. 144

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not only to the Montagne but also to the neighborhood of Garlandia, a pleasant site on the left bank of the Seine, opposite the Cathedral of Notre Dame149. Construction of new streets began in the vicinity; one of them, the Rue de Fouarre, became the center of schools for the Faculty of Arts150. With so many schools located within its precincts, the Abbey of Sainte-Genevieve claimed the right to grant licenses for teaching in all disciplines, not only in Arts. Its chancellor was called "Superius", that of Notre Dame "Inferius". In 1222, Honorius III warned Philip the chancellor of Notre Dame not to molest those candidates who wanted to be promoted by the Abbot of Sainte-Genevieve: "ubi consueverint libere incipere"151. Soon after the masters of Arts, the Theologians and the Canon Lawyers also tried to abandon the territory between the "Two Bridges" of Notre Dame and join the Artists. The chancellor of Notre Dame attempted to stop the exodus, but in November 1227 Gregory IX intervened. He ordered the chancellor not to restrict the teaching of Theology and Canon Law to his own territory and jurisdiction, but to allow the masters, if they so wished, to migrate to Sainte-Genevi£ve: "in parrochia et terra ... id facere sine contradictione permittas"152. During the period of heated feuds between the University and the chancellors of Notre Dame in the first half of the thirteenth century, there is little mention of the chancellor "Superius" before 1225. The stage of academic life was dominated by the great scholar-chancellors of Notre Dame. Both chancellors, however, are mentioned in 1255, when they were instructed to grant licenses only to those who abided by the apostolic letter Quasi lignum vitae, issued in that same year. This ordinance was repeated in 1257153. The University had a far easier time handling the chancellor " Superius" than his "Inferius" colleague (who was "lower" only geographically). On May 5, 1259, the Faculty of Arts expressed its resentment that the chancellor of Sainte-Genevieve granted the license to candidates not examined by masters delegated by the Faculty of Arts. Apparently Sainte-Genevieve's chancellor had been trying to exercise the same rights as Notre Dame's, but his authority was too weak to carry them out. The Faculty concluded that only masters delegated by the Faculty of Arts were allowed to examine the candidates. Anyone acting against the May 5 Statutes would be deprived of the society of Masters and Stu149

Gabriel: Garlandia. Pp. 52—53; 63. Note 107. Jaillot, Rechercbes critiques, historiques et tofographiques sur la ville de Paris. Paris 1782. Tome IV. Quartier Saint-Benoit. Pp. 65—66. 151 Chart. Univ. Paris. I. P. 103. No. 45. 158 Ibid. I. P. Ill, No. 55. 153 Ibid. I. P. 299. No. 260; cf. Pp. 298—299, No. 259; Pp. 279—285, No. 247 [Quasi lignum vite ...]. 150

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dents: "omnes infringentes a societate nostra privari"154. In 1259 also, Alexander IV sided with the Faculty of Arts and reprimanded the chancellor of Sainte-Genevieve for having delegated the examiners on his own authority: "certos examinatores motu proprio deputandi". The Pope enforced the old rule that Sainte-Genevieve could grant licenses only to those who were previously examined by four masters delegated by the four Faculties155, a custom that prevailed in a compromised form during the fourteenth and fifteenth centuries. The chancellor of Sainte-Genevieve, though never attaining the authority and reputation of Notre Dame's chancellor, stood much closer to the University than his counterpart during the thirteenth century. In 1284. and again in 1285, the Pope asked the cooperation of the chancellor of Sainte-Genevieve to collect the two Paris "solidi" for the necessary expenses of the University and to force the delinquent to contribute this amount to the common chest156. The canons of Notre Dame protested against the pressure and the unpleasant letter, "littere male", of the chancellor of Sainte-Genevieve demanding that they contribute, for, as they wrote to Cardinal Benedictus Cajetani in March 1285, the canons were in Paris not only to study, but to pray and provide divine service in the Cathedral157. The chancellors of Notre Dame kept the activities of the chancellors of Sainte-Genevieve under close surveillance. The intimate alliance of Sainte-Genevieve with the Faculty of Arts made the chancellor "Superius" the object of particular scrutiny. Philip de Thori accused the masters of the Faculty of Arts in 1283—1284 of sending weak candidates to Sainte-Genevieve and blamed the chancellor for accepting money for granting licenses158. During the second half of the fourteenth century, candidates discontented with the chancellor of Notre Dame went for examination to Sainte-Genevieve. At times, therefore, the office of one chancellor was played against that of the other by the University, as during the conflict of 1385—1386. To show the supposedly biased judgments of the chancellor of Notre Dame in promoting candidates, witnesses for the 154

Chart. Univ. Paris. I. Pp. 383—384. No. 333. Kibre, Privileges P. 115. 155 "Nulli de scolaribus ipsis studentibus in artium facultate regendi in eadem facultate licentia concedatur, nisi per quatuor magistros examinationi talium ab universitate magistrorum facultatis pro tempore deputatos examinati fuerint et ydonei vel sufficientes inventi": Chart. Univ. Paris. I. P. 397. No. 346. 158 Ibid. I. P. 601, No. 512; Pp. 601—602 No. 513. For Febr. 18, 1285. Ibid. I. P. 628—629, No. 519. 157 "Canonici Parisienses non tarn studii quam servicii ecclesie racione intelligi debeant in Parisiensi ecclesia residere": Ibid. I. P. 632. No. 521. 158 "Cum dich postea cancellarius [Notre Dame] quod vix potest aliquis obtinere licentiam ex parte Sancte Genovephe, nisi pecunia mediante." Ibid. I. P. 610. No. 515; Cf. P. 616. No. 515.

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prosecution testified that those candidates who failed and were rejected by Notre Dame were admitted and passed at Sainte-Genevieve159. By the middle of the fifteenth century, antagonism between the chancellor and the University was a problem of the past. The chancellors of Sainte-Genevieve, profiting from the feuds waged by the chancellors of Notre Dame, likewise strengthened their rights and privileges. On August 2, 1259, the chancellor of Sainte-Genevieve was still rebuked by Alexander IV for appointing examiners on his own, but by 1470, thanks to the procedures practiced at Notre Dame, a compromise apparently had been worked out in the chancellor's favor, for at that time he "presented" as examiners four respectable masters from each Nation to the Faculty: "quattuor venerabiles viros de singulis nacionibus". The Faculty of Arts on each occasion thanked the chancellor of Sainte-Genevieve in a polite tone for his troubles in appointing such venerable men and notable masters as examiners160. If difficulties arose, as in January 1470 when the Province of the "Alemanni" was reluctant to send its bachelors to Sainte-Genevieve, the Faculty called both chancellors together. The problem was handled with consummate tact, insuring that the rights of the chancellor of Notre Dame were not offended: "si non ledatur aliqua libertas examinis domini cancellarii Beate Marie"161. The chancellors of Sainte-Genevieve never attained the influence, power, and scholastic reputation of those at Notre Dame. In the constitutional development, legal formation, and scholastic supervision of the University, their influence was weak and their role limited. Their office in respect to the University as a whole was rather a respected commodity than a directive agency of intellectual influence. Chancellors of Great Stature from Notre Dame The argument that the conflict between the University and the chancellor was a decisive factor in the development of the University is decidedly exaggerated. The University had many serious clashes with the provost of Paris as well. The conflicts usually resulted in the acquisition of new privileges or in a confirmation of privileges already obtained. 159

".. .Fuerunt tarnen repulsi in dicto examine Beate Marie a dictis subcancellario et sociis suis, sed fuerunt admissi in examine Sancte Genovefe": Chart. Univ. Paris. III. P. 363. No. 1511: article 78. tee "Facultas gracias egit domino cancellario quod tarn venerabiles viros et magistros notabiles nominavit et presentavit: Auctarium Univ. Paris. IIII. Col. 133, line 35 to col. 134, line 7. 181 Ibid. III. Col. 134, lines 29—34.

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The University, to increase its autonomy, tried to emancipate itself from the authority of the chancellor after the Corporation was solidly established. Most of the chancellors who stood up against the University of Masters and Students over heated issues were men of great stature, blessed with a sense of political reality. Philip the Chancellor (1218—1236) resented the idea of an "overorganized" Corporation of Masters holding meeting after meeting: "majores conveniunt ad tractandum et ad constituendum". Was it the erudite scholar in Philip that was complaining against the meetings because they took so much time away from teaching and learning? Or was it the chancellor resenting the efforts of the Corporation to unite in a closer bond of unity: "facientibus Universitatem... conventiculis indulgetur" ?162 Or perhaps it was displeasure over an established University having four distinct Faculties, Logic, Physics, Canon and Divine Law, which he compared to a four-headed monster: "quattuor capita huius monstri sunt quattuor facultates"163. Whenever Philip the Chancellor likened the doctors to Judas, who prostituted justice, truth, and doctrine164, we may wonder how much his personal indignation was involved. Pope Honorius III reprimanded Philip in 1219 for excommunicating scholars on account of their collecting money for the use of the Corporation. Resistance was applied by the "Studium" against Philip because he did not respect the 1215 Statutes of Cardinal Robert de Coupon and dared to send the students to prison: "scolares mancipare carceri non veretur"165. The result of the conflict was a decree by Pope Honorius III stating that without papal authorization no general sentence of excommunication could be declared against the masters and scholars in Paris186. The Pope on May 11, 1219, reprimanded the chancellor for his severity. He accused him of transforming the Paris "Studium", which waters and fertilizes the meadow of the Church, into a mount of Gelboe where neither dew nor rain falls167. 162

J. B. Sdineyer: Die Sittenkritik in den Predigten Philipps des Kanzlers, In: Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters. Band 39. Heft 4. Münster, Westfalen 1963. P. 91. — I used Paris, Bibl. Nat. Ms. Lat. 3280, fol. 77 recto/a (Microfilm at the University of Notre Dame). 163 Paris, Bibl. Nat. Ms. Lat. 3280, fol. 74 verso/b; "Quid est ergo ex diversis nationibus diversitatem facere nisi monstrum creare": Ibid. fol. 74 verso/a. Also in Sdineyer, Sittenkritik. Pp. 88—89. 1M "In quo notantur judices et officiales et pseudo predicatores vel doctores qui justiciam, veritatem et doctrinam prostituunt": Paris, Bibl. Nat. Ms. 3280, fol. 86 verso/a. A somewhat different reading is in Sdineyer, Sittenkntik. P. 58 and note 64. 198 Chart. Univ. Paris. I. P. 89. No. 31. 148 Ibid. I. Pp. 87—88. No. 30; P. 90. No. 31. 167 "In monies Gelboe, super quos nee ros cadit nee pluvia, commutare": Ibid. I. P. 88. No. 31.

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To understand Philip's sermons directed against the masters, calling them turtles desirous of being taken to the skies by an eagle168, we must put his remarks into the perspective of this 1219 conflict which the University won, with the right of making "collecta" and with papal assurances that no excommunication would be pronounced against the masters without the Pope's authorization. Here again the conflict between a courageous chancellor and an autonomy-conscious University resulted in new privileges for the Corporation. Nothing better reveals the keen political wisdom and foresight of Philip the Chancellor than the fact that he quickly forgot his defeat and in the next crisis (1229—1231) dissociated himself from the politics of Bishop Guillaume d'Auvergne, throwing all his authority and support behind the Corporation. During this crisis, in which classes were suspended and the University dispersed, Bishop Guillaume failed to realize, like Pope Gregory IX and Philip the Chancellor, how grave the situation was. He did not act as a mediator but sided with the royal authority, Accordingly, he was duly blamed by the Pope — "sic de tuis confundimur actibus"169 — for not negotiating in favor of the University. On the other hand, Philip the Chancellor pleaded with the masters and students to return to Paris, to this Bethlehem, the City of Bread. He reminded them of the good will of the Father, the Pope, who was ready to facilitate their return170. There was no bitterness any more in his sermons against the masters and students. He now called them "gentle sons": "dulces estis filii!" Without identifying him by name, he blamed the bishop of Paris for not defending the scholars against the insults of secular power and the provost of Paris. He compared the prelate to an ostrich, who leaves her eggs in the sand: "derelinquit in pulvere ova sua" (Job 39,14). We now hear a different voice — that of a statesman-chancellor, no longer the enemy of the Corporation. Whoever dared trample on scholastic freedom he called a "pig's foot", a human animal: "pes pecoris, homo animalis qui conculcat scholasticam libertatem"171. The University 198

"Unde tales testudini comparuntur qui rogavit aquilam ut deferret earn in ahum, ut solem, lunam et Stellas et hujusque numquam de proprie viderat..." Paris, Bibl. Nat. Ms. 3281, fol. 218 recto/b. German translation in Schneyer: Sittenkritik. P. 72 and note 101. 169 «"j-y non solum te medium ponere non curasti" Chart. Univ. Paris. I. P. 125—126. No. 69. 170 "Sermo Cancellarii Parisiensis quod fecit Aurelianis ad scholar es de recessu scholarium a parisiis quern fecit in vigiliam Paschae. M. M. Davy: Les sermons universitaires parisiens de 1230—1231. In: Etudes de Philosophie Medi6\ale. No. XV, Paris 1931. P. 126; 169. 171 Davy: Ibid. P. 170.

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was no longer apostrophized as a four-headed monster, but now as a "new moon" and as an "honest congregation of scholars". The new moon grows like the knowledge of scholars who are not satisfied till they reach the perfect possession of science172. Philip tried to lure the University, this "pulchra generatio", away from Orleans and Angers, "terra Moabitide", and back to Paris. His final exhortation to the exiled scholars ended with the assurance that the liberties granted by Philip Augustus would be restored173. Philip the Chancellor showed himself an able politician, forgetting his own previous conflicts with the Society. He turned the attention of his former adversaries to the grievances caused by secular power. Doing so, he acquired great prestige for his office as chancellor and increased his own authority while putting the blame on the bishop for abandoning the interest of the Paris "Studium". Not only Philip but also his successors expressed great solicitude in their sermons over keeping the scholastic excellence, moral integrity, and intellectual progress of the Paris Studium alive and prosperous. Prepositinus (chancellor from ca. 1206 to 1209) warned the "scholares Artium" to devote all their time to study and not to consort with "meretriculae"174. Guiard de Laon (chancellor 1237—1238) regretted to see Geometry and Philosophy preferred over Theology: "multi proponunt librum geometric libro theologie."175 He told his scholarly audience that the Star of Bethlehem was discovered by revelation, not by philosophy176. He rebuked the jealousy of the masters who could not suffer seeing their own students following another master's lectures177. Eudes de Ch teauroux (chancellor 1238—1244), a profound moralist, urged the masters and students to set a good example in Paris. Their vocation was to be nourished on truth and not to be fed as sons of demons with words of error and vanity: "falsitate et verbo veritatis 172

"Non cessant in acquisitione scientiae donee perveniant ad cognitionem perfectam": Davy: Ibid. P. 171. 173 "Libertates, eisdem a felicis memoriae rege Philippo pie indultas, liberaliter et inviolabiliter conservaret": Davy: Ibid. P. 172. 174 A. Lecoy de la Marche: La Chaire Frangaise att Moyen Age. Paris 1886. P. 460, note 1. 175 Haskins. Studies in Mediaeval Culture. P. 47. note 2, after Paris, Bibl. Nat. Ms. Latin 16471. fol. 221 recto. ΐ7β "Venerunt in Jerusalem quia per revelationem [non] per philosophiam earn [stellam] cognoverunt": Davy: Sermons universitaires parisiens. P. 237. 177 "Contra magistros qui cum aliquando sint in vinculis infirmitatis vel alicuius occupationis non possunt sustinere quod discipuli sui alium audiant licet meliorem": Haskins: Studies in Mediaeval Culture. P. 56, note 4; after Paris. Bibl. Nat. Ms. Latin 15951. Fol. 14 recto.

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nutriantur"178. Students should not behave like young ducks, jumping eagerly into the water of pleasure and luxury179. Young scholars should not waste their time in taverns, dreaming aimlessly, building "a castle in Spain", and, worse, transforming classrooms into dormitories180. Gautier de Chateau-Thierry (chancellor 1246—1249) joined his predecessor in blaming the students for laziness. He did not hesitate to call them thieves, for they cheated on their parents in spending money without working for it181. These students were the opposite of their masters, who for money were ready to lecture, even on Sundays and feast days: "pro argento diebus dominicis et festivis legunt"182. The courageous chancellor did not spare even the bishops, scourging them for entrusting the care of souls to their "little nephew", or as he put it, "merdaculum": "nepotulum, imo, ut melius dicam, merdaculum" — an epithet better left untranslated183. Johannes des Alleux (chancellor 1271—1280) regretted the inordinate curiosity devoted to philosophy and lamented the neglect of theology: "studendo in libris philosophiam et pretermittendo theologiam"184. Succeeding Philip de Thori, Nicolaus de Nonacuria was aware what damage a conflict could cause to the spirit of the University. He had harsh words for the trouble-makers. Paris, he said, is the source of science. Whenever this fountain is disturbed, all the rivers are muddied; when the Studium is shaken, the entire world is thrown into disorder: "quando Studium turbatur tune per totum mundum est turbatio"185. 178

"Ad hoc sunt scholares Parisius ut ibi veritate nutriuntur": Davy: Sermons universitaires parisiens. P. 112, note 4; cf. P. 217. 179 "Sic et juvenes nostri in principio vitae suae statim currunt ad aquas delectationum et luxuriae": Davy: Ibid. P. 112; 217. 180 Lecoy de la Marche: La Chaire Frangaise. P. 463. lei «Talibus clericis commorantibus Parisius qui nee adiscunt nee in ecclesiis domino serviunt potest dici quid hie i. e. Parisius maxime statis ociosi. Saltern in partem diei possent adiscere et in aliam ludis honestis ad recreationem se transferre vel quiescere... nee possunt respondere quod nemo nos conduxit" ... Paris, Bibl. Nat. Ms. Lat. 15959, fol. 434 verso/b. French translation in B. H. [Haiu^au]: Sermonnaires. In: Histoire Litteraire de la France. 26(1873, reprint 1898) 392—393. 182 Paris, Bibl. Nat. Lat. 15959 fol. 437 recto/b. (Microfilm in the Mediaeval Institute, University of Notre Dame). Cf. Raskins: Studies in Mediaeval Culture. P. 55, note 6. Another interesting passage: Paris, Bibl. Nat. Lat. 15959, fol. 437 recto/a: "scilicet plures magis appetunt philosophi videri quam theologi vel christiani et magis querunt verba philosophic quam fidei." 183 Histoire Litteraire de la France, 26 (1873, reprint 1898). P. 395. 184 Haskins: Studies in Mediaeval Culture. P. 47, note 3, after Paris, Bibl. Nat. Ms. Lat. 14889. fol. 84 verso. 185 Paris, Bibl. Nat. Ms. Lat. 15952, fol. 279 recto/a: Cf. B.Haur£au; Notices et Extraits de quelques Manuscrits Latins de la Bibliotheque Nationale, Paris 1892. Tome IV. P. 156 where this passage is reproduced; however the reading "Ex certa scientia movent aliqui discordias" should be corrected to: "Ex certa malitia movent aliqui discordias". The sermon of Nicolaus de Nonacuria starts Paris, Bibl. Nat. Ms. Med. XXI

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He saw the consequences of the "corporate honor" of the Faculty of Arts, whose members were the former adversaries of his predecessor. When two ribalds in Paris start a fight, said Nonacuria, then their own Nations intervene and join the fight on their behalf: "Nationes pugnabunt invicem pro eis"18e. The list of chancellors from the twelfth to the fifteenth centuries reveals an impressive array of great scholars. Several of them were honored with high ecclesiastical dignities. Many became bishops: Bernardus Chabert, bishop of Geneve and later of Embrun; Guiard de Laon, bishop of Cambrai; Gautier de Chateau-Thierry, elected bishop of Paris; Etienne Tempier, also a bishop of Paris. The cardinal's hat was awarded to Eudes de Chäteauroux Nicolaus de Nonacuria, Nicolaus de S. Saturnine, and Petrus Alliacus. The List of the Chancellors Twelfth Century: (1) Odo: 1164, or earlier, to 1168187. (2) Petrus Comestor (Manducator): 1168 to 1178188. (3) Hilduinus: 1180 (?) to 1193 (?) first mentioned 1185, last mentioned 1191189. Thirteenth Century: (4) Petrus Pictaviensis: ca. 1193 to 1205 (?) last mentioned 1204190. (5) Bernardus Chabert: 1205 to 1206 (?)191. (6) Prepositinus (Prevotin): ca. 1206 to 1209192. Latin 15952, fol. 277 verso: "Laudemus viros gloriosos... Scitis quod congregata universitate Parisiensi petitiones formantes, supplicationes fiunt et querunt intercessores..." (Microfilm in the Mediaeval Institute, University of Notre Dame.) 188 Paris, Bibl. Nat. Ms. Lat. 15952, fol. 279 recto/a; Cf. Haureau, Ibid. Tome IV. P. 157. 187 Chart. Univ. Paris. I. P. 8. No. 8, note 1; Ibid., I. P. XIX, note 3. 188 Ibid. I. P. 8. No. 8, note 1; Ibid. P. XIX, note 3; Gerard: Cartulaire Notre Dame de Paris. Tome II. P. 503, No. 149. 189 Chart. Univ. Paris. I. P. 8, No. 8, note 1; Gerard: Ibid. II, 311. No. 6. 190 Chart. Univ. Paris. I. P. XIX, note 3; Gerard: Ibid. II. P. 468, No. 105; P. Glorieux: Repertoire des Maitres en Theologie de Paris au XIIIe siede. Paris 1938. I. (abbreviated Repertoire... Theologie) P. 229, No. 100; Ph. S.Moore: The Works of Peter of Poitiers, Master in Theology and Chancellor of Paris (1193—1205). In: Publications in Mediaeval Studies. No. 1. Notre Dame, Indiana 1936. Pp. 10—24. 191 Chart. Univ. Paris. I. P. 61. No. 1, note 1; Guorard: Ibid. IV. P. 62. No. 129, note 4; Glorieux: Ibid. I. P. 260. No. 105. 192 Chart. Univ. Paris. I. P. 65. No. 6, note I on p. 66; Haskins: Studies in Mediaeval Culture. P. 42, note 2; Glorieux: Repertoire... Theologie. L P. 266. No. 109; J. A. Corbett: Praepositini Cremonensis Tractatus de Officiis. In: Publications in Mediaeval Studies: Edited by J. N. Garvin and A. L. Gabriel No. 21. Notre DameLondon 1969. P XII.

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(7) Johannes de Candelis (de la Chandeleur): 1209 to 1214 or 1215193. (8) Stephanus Remensis (de Reims): 1214 or 1215 to 1218194. (9) Philippus Cancellarius (Philip the Chancellor): 1218 to Dec. 23, 1236195. (10) Guiardus (Guiard, Wiard, Willard, Guiardinus) de Laon: 1237 to 1238196. (11) Odo de Castro Radulphi (Eudes de Chäteauroux): before June 1238 to 1244197. (12) Petrus Parvus (Petit): 1244 to 1245 or 1246198. (13) Galterus de Castello Theodorici (Gautier de Chateau-Thierry): August 1246 to June 1249199. 193

Chart. Univ. Paris. I. P. XX, note 3 from P. XIX; Glorieux: Repertoire... Theologie. I. P. 270. No. 111. 194 Chart. Univ. Paris. I. P. XX, note 3 from p. XIX; Glorieux: Ibid. I. P. 271. No. 112; Raskins: Studies in Mediaeval Culture. P. 43, note 2 from P. 42. Fragment of Stephanus Remensis' sermon in: Paris, Bibl. Nat. Ms. Lat. 16505, fol. 190 verso. (Microfilm at the University of Notre Dame.) 195 Sdmeyer: Sittenkritik. P. 6—7; Glorieux: Repertoire... Theologie. I. P. 282, No. 119; Chart. Univ. Paris. I. P. 704, (Index) col. 3. Haskins: Studies in Mediaeval Culture. P. 43 notes. 199 D. [Daunou]: Guiard de Laon, eveque de Cambrai. In: Histoire Litteraire de la Trance. 18 (1895) 354—356; Haskins: Ibid. 43—44 notes; Davy: Sermons universitaires parisiens. Pp. 130—131; Hauriau: Notices et Extraits. VI. Pp. 221—222. "Urbs nobilis Parisiensium, Tuum vere fidelem filium Fie doctorem et cancellarium Quern oppressit mortis angustia. Tantum virum decent suspiria." Glorieux: Repertoire ... Theologie. I. P. 299. No. 133. 197 Davy: Sermons universitaires Parisiens. Pp. 128—130; 178—217; Glorieux: Ibid. I. 304. No. 137; Haskins: Studies in Mediaeval Culture. P. 44. Cf. Chart. Univ. Paris. I. P. 702 (Index), col. 1 under Odo de Castro Radulphi. 198 Chart. Univ. Paris. I. Pp. 179—180. No. 138, note 1; Guirard: Cartulaire Notre Dame de Paris. IV. P. 134. No. 230: Died on August 22; Glorieux: Repertoire ... Theologie. I. P. 312. No. 139. 199 Chart. Univ. Paris I. P. 207. No. 176, note 1; Haskins: Studies in Mediaeval Culture. P. 44 notes; Glorieux: Ibid. I. P.323. No. 144; B.H. [Hauriau]: Sermonnaires. In: Histoire Litteraire de la France. 26 (1873. Reprint 1898). Pp. 390—395; Eubel: Hierarchia I. P. 391. Cf. John of Garland, Stella Marts. Ed. E.F.Wilson; The Stella Marts of John of Garland. In: The Mediaeval Academy of America Publication no. 45. Cambridge, Mass. 1946. P. 78 and 143 lines 910—915: Ista mira quando scripsi, Tune scripture favet isti Studium Parisius. Hoc magister tune Galterus Pie rexit, prudens erus, Pius cancellarius. 10*

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(14) Haimericus (Heimericus) de Veire (Vaire): 1249 to after June 23,1262, but before March 1263200. (15) Stephanus (Etienne) Tempier: between June 23, 1262 and March 1263 to October 1268201. (16) Magister Nicolaus: 1268 to October 1271202. (17) Johannes de Allodia (Alleux of Orleans): 1271 to Apr. 20, 1280203. (18) Fhilippus de Thoriaco (de Thori, Thory): after Apr. 20, 1280, to before Oct. 24,1284204. (19) Nicolaus de Nonacuria (Nonancourt): 1284 to the end of 1288205. (20) Betraudus de S. Dionysio (Berthault de Saint Denis): end of 1288 to end of 1295206. (21) Petrus de S. Audomaro (Pierre de Saint-Omer): June 17, 1296, to before July 8, 1303207.

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Chart. Univ. Paris. I. P. 219. No. 191, note 1; Haskins: Ibid. P. 45 notes; Glorieux: Repertoire ... Theologie I. P. 332. No. 149. 201 In March 1263 he is already referred to as "bone memorie Cancellarii Parisiensis." Paris, Bibl. Nat. Ms. Lat. 16069, fol. 18 verso: In the manuscript incorrectly "Quitelario". Entire document in P. Glorieux: Aux origines de la Sorbonne. II. Le Cartulaire. In: Etudes de Philosophie Mediovale. 54. Paris 1965. P. 239. No. 210. Chart. Univ. Paris. I. P. 438. No. 396, note 2; Glorieux: Ibid. I. P. 362. No. 177; Haskins; Studies in Mediaeval Culture. P. 44 notes. 202 Chart. Univ. Paris. I. P. 494. No. 437, note 1; Guerard: Cartulaire Notre Dame de Paris. I. P. 169. No. 208, in a document of Oct. 8, 1268 mentioned as Cancellarius. 203 Chart. Univ. Paris. I. P. 442. No. 400, note 2; Ibid. I. P. 494. No. 437, note 1; Haskins: Studies in Mediaeval Culture. P. 44—45, notes; Glorieux: Repertoire... Theologie. I. P. 140. No 36 [177 bis]; F L. [Lajard]: Jean des Alleux, Dominicain. In: Histoire Litteraire de la France. 25 (1869. Reprint 1898) 270—280; H. Denifle: Quellen zur Gelehrtengeschichte des Predigerordens im 13. und 14. Jahrhundert. In: Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters. 2 (1886) 208—209. No. 32. 204 Chart. Univ. Paris. I. P. 589. No. 503, note 2; Ibid. I. 622. No. 515, note. On Oct. 24, 1284 he is referred to as: "quondam venerabilis viri cancellarii Parisiensis": Ibid. I. P. 623. No. 516; P. 624, note 7.; Glorieux, Ibid. I. P. 392. No. 193 where the date Oct. 20 should be corrected to Oct. 24. 205 Eubel: Hierarchia. I. 12. No. 7. Chart. Univ. Paris. II. P. 23. No. 551, note 1; Haskins: Studies in Mediaeval Culture. P. 45, notes; Glorieux: Repertoire... Theologie. P. 401, No. 201. 206 Chart. Univ. Paris. II. P. 23. No. 551, note 1; Haskins: Ibid. p. 45 notes; B. H. [Hau^au]: Berthault de Saint-Deny s, Theologien. In: Histoire Litteraire de la France 25 (1869. Reprint 1898) 317—320; Glorieux: Ibid. I. P. 393. No. 194. 207 Chart. Univ. Paris. II, P. 69—71. No. 595, notes; Glorieux: Repertoire... Theologie. I. P. 404. No. 204; Guerard: Cartulaire Notre Dame de Paris. II. P. 524. No. 32: On July 30, 1302 Petrus de Sancto Audomaro is already archdeacon of Brie. Cf. Guerard: Ibid. IV. 129 document of Aug. 10, 1302 where he is referred to also as: "magistro Petro de Sancto Audomaro, archidiacono Brie in ecclesia Parisiensi".

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Fourteenth Century: (22) Simon de Guibervilla: before July 8,1303, to ca. 1309208. (23) Franciscus Caraccioli: ca. 1309 to May 31,1316209. (24) Thomas de Bailliaco (de Bailly): before Sept. 27, 1316, to June 9, 1328210. (25) Johannes de Blesis: before Dec. 13, 1328, to before Sept. 15, 1329211. (26) Guillelmus Bernardi de Narbona: Sept. 15, 1329, to before March 7,1336212. (27) Robertus de Bardis: March 7, 1336, to before Oct. 26, 1349213. (28) Johannes de Aciaco (Assiaco, d'Assy): Before Oct. 26, 1349 to ca. October 1360214. (29) Grimerius Bonifacci: mid-October 1360 to before Oct. 20, 1370215. (30) Johannes Petri de Galore: Oct. 20,1370, to ca. 138021«. (31) Nicolaus de S. Saturnino: 1380 to before July 15,1381217. 208

On July 8, 1303, mentioned as "Sy[mone] cancellario": Chart. Univ. Paris. II. P. 103. No. 635, note 2. Also June 10, 1304, referred to as "Sfymonem] cancellarium ecclesie prelibate [Parisiensis] "; Ch. Grandjean: Le Registre de Benott XL Paris 1905. Col. 611. No. 1011. Renounced the office of the Chancellor probably in 1309: Chart. Univ. Paris. II. P. 137. No. 673, notel. He died on July 15, 1320: "obiit bone memorie magister Symon de Guibervilla, doctor in theologia, olim cancellarius et post decanus ecclesie Parisiensis": GueVard: Ibid. IV, P. Ill, No. 194. 209 Chart. Univ. Paris. II. P. 147. No. 686, note. Glorieux gives the date as after the llth of April 1309: Repertoire... Theologie. I. P. 13. B. H. [Hau^au]: Franqois Caraccioli, Chancelier de l'Eglise de Paris. In: Histoire Litteraire de la France. 30 (1888). Pp. 409—415. 210 Chart. Univ. Paris. II. P. 147. No. 686, note; Ibid. II. P. 314. No. 879, note 1. Died June 9, 1328. 211 Appointed Chancellor between June 9 and December 13, 1328: Chart. Univ. Paris. II. P. 314, No. 879, note 1. Already in office on December 13, 1328; "Dilecto filio Johanni de Blesis, cancellario ecclesie Parisiensis": Ibid. II. P. 317. No. 883 and note. 212 Chart. Univ. Paris. II. P. 331—332. No. 896 and note; Ibid. II. P. 350. No. 920; P. 671, No. 1184, notes. 213 Robertus de Bardis, friend of Petrarcha: "Roberto, studii Parisiensis cancellario, concive meo, michique et rebus meis amicissimo": Chart. Univ. Paris. II P. 501. No. 1038; appointed March 7 by Benedict XII: Ibid. II. P. 459—460. No. 998 and note 1; W. J. Courtenay: John of Mirecourt and Gregory of Rimini on Whether God Can Undo the Past. In: Reckerdhes de theologie ancienne et medievale. 39 (1972) 228 and note 9; G. Pozzi: Roberto de' Bardi e S.Agostino. In: Italia Medioevale e Umanistica I (1958) 139—153. 214 Chart. Univ. Paris. II. P. 656—657. No. 1177 and note 3; In 1342 alreadyMaster of the College of Navarre: J. Launoi, Of era Omnia. (Regii Navarrae Gymnasii Paris. Historia). Köln 1732. Tome IV. Part 1. P. 332. C. Hemeraeus, De Academia Parisiensi. Paris 1637, Pp. 131—132. 215 Chart. Univ. Paris. II. P. 657. No. 1177, note 3; on Jan. 30, 1343, already Proctor of the Norman Nation at the University of Paris: Ibid. II. P. 533. No. 1065.

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(32) Johannes Blandiart (Blankart): July 15, 1381, to before Sept. 28, 1386218. (33) Johannes de Guignecourte: Sept. 28, 1386, to Oct. 7, 1389219. (34) Petrus Alliacus (d'Ailly): Oct. 7, 1389, to after Apr. 13, 1395220. Fifteenth Century: (35) Johannes Gerson: after Apr. 13,1395, to July 12, 1429. Vicesgerentes: Gerardus Macheti: January 1415 to May 1418. Johannes Breviscoxae (Courtecuisse): May 1, 1419, or earlier, to 1421. Reginaldus de Fontanis: 1421 or 1422 to 1422221. (36) Johannes Chuffart: May 20, 1433, to May 8,1451222. (37) Robertus Ciboule: Between May 18 and May 21, 1451, to Aug. 12,1458223. 218

Ibid. II. P. 636. No. 1165, note 9: Hemeraeus: De Academia Parisiensi. Pp. 132—133. 217 Never granted any license, but held the office of Chancellor for a very short time: Chart. Univ. Paris. II. P. XV and note 1. 218 Johannes Blanchart already Master of Arts in 1343; in 1349 Master of Arts in the Picard Nation, listed in the May 22, 1349, rotulus among those "modicum habentes". On Dec. 22, 1362, already Master in Theology and Canon of Paris: Chart. Univ. Paris. II. P. 644. No. 1165 and p. 646, note 23; Cf. Ibid. II. P. XV, note 2. 219 Johannes de Guignecourte, of the diocese of Reims, belonged to the French Nation, bachelor in Theology and sub-chancellor for two years under Johannes de Galore: Chart. Univ. Paris. III. P. 381. No. 1513, article XLIII. Appointed Chancellor by Clement VII on Sept. 28, 1386: Ibid. III. Pp. 424—425. No. 1527; therefore the University of Heidelberg in Fall 1387 refused to recognize the licentiate of several subjects promoted under "intrusos cancellarios" [i.e. Johannes Blanchart and Johannes de Guignecourte] appointed by the authority of the anti-pope "auctoritate antipape": Ibid. III. P. 593. No. 1656; G. Toepke: Die Matrikel der Universität Heidelberg. Heidelberg 1884. P. 20, note I; Cf. also Chart. Univ. Paris. III. P. 593. No. 1657; on the family of Guignecourte, see F. Pegues: Aubert de Guignicourt—Fourteenth Century Patron of Learning. In: Medievalia et Humanistica. 9 (1955) 75. 220 Appointed Chancellor on Oct. 7, 1389, by Clement VII: Chart. Univ. Paris. II. P. 483. No. 1553; Ibid. P. XV. and note 3; L. Salembier: Le Cardinal Pierre d'Ailly, Chancelier de l'Universite de Paris, eveque du Puy et de Cambrai 1350—1420; Tourcoing 1932. Pp. 90—93; P. Tschackert: Peter von Ailli. Gotha 1877 (Reprint Amsterdam 1968). Pp. 65—69. 221 H. Denifle — Ae. Chatelain: Chartularium Universitatis Parisiensis. Paris 1897. Tome IV. P. XXXII, where the names of the "Commissi vicesgerentis Reginaldi" and "vicesgerentes" appointed by the Pope and those "Vicesgerentes" who were never installed are also listed. 222 Chart. Univ. Paris. IV. P. 551. No. 2430. Settling the dispute between himself and Jacobus Branlart for the Chancellorship through the Parlement, he was received by the Cathedral Chapter of Notre Dame: "ipse permissus est ingredi suum locum in Capitulo" on May 20, 1433. See my extended note on Johannes Chuffart in A.L.Gabriel — G. C. Boyce: Liber receptorum Nationis Anglicanae (Alemanniae). Auctarium Chartularii Universitatis Parisiensis. Paris 1964. Coll. 55—56, note 2.

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(38) Johannes de Oliva: ca. 1459 to Feb. 24,1471224. (39) Dionysius Citharedi (Le Harpeur, Herpeur): March 3, 1471, to September 1482225. (40) Ambrosius de Cameraco (de Cambrai): Oct. 25, 1482, to Apr. 11.1496226. S u m ma r y

The chancellor of Notre Dame was one of the eight officials of the Cathedral Chapter of Paris. In the early Paris schools from the second half of the twelfth century he conferred the licence to teach and accepted remunerations for the licence. The complaint against the chancellor by the masters over payment for the licence was in no way a decisive factor in the formation and development of the Corporation of Masters and Students at the end of the twelfth century, as earlier historians had thought. Later conflicts between the chancellor as "commissarius" of the Pope in granting the licence and the already-organized "Universitas" were more relevant to the consolidation and clarification of the rights and privileges of the University and the prerogatives of the chancellor. The conflicts of the thirteenth and fourteenth centuries were centered on the following controversial issues: (1) The right of the chancellor to grant the licence of teaching. (2) The method of examination of the candidate and the role of the Faculties in it. (3) The financial remuneration to the chancellor for granting the licence. (4) The question of who is the real head of the Corporation, the rector or the chancellor of the University. 228

Chart. Univ. Paris. IV. Pp. 704—705. No. 2673; N. Marzac: Edition critique du sermon QUI MANDUCAT ME de Robert Ciboule (1403—1458). Cambridge 1971. P. 4. Cf. Paris, Bibl. Nat. Ms. Lat. 5657/A. fol. 17 recto (foliation from the back of the manuscript). Died August 12, 1458; see Auct. Univ. Paris. VI. Col. 79—80, note 1. 224 Chancellor from after August 12, 1458; Chart. Univ. Paris. IV. P. 624. No. 2558, note 2. According to Auct. Univ. Paris. III. Col. 13, note 2: Chancellor only in 1459. Died February 24, 1471: Paris, Bibl. Nat. Ms. Lat. 5657/A fol. 17 verso (foliation from the back of the manuscript). See: Auct. Univ. Paris. VI. P. Coll. 95—96, note 4. 225 Auct. Univ. Paris. V. P. 31, note 2. According to Bulaeus, Historia Universitatis Paris. V. P. 871, Denis le Harpeur took over his office on March 3, 1471; he died in September 1482: M. Fournier-L. Dorez: La Faculte de Decret de I'Universite de Paris au XV* siede. Paris 1902, II. P. 279, note I. On March 5, 1483, he is already referred to as "quondam domini Dyonisii le Herpeur": Fournier-Dorez: Faculte de Decret. III. P. 41. 228 Appointed October 25, 1482: Auct. Univ. Paris. III. Col. 353, note 2 referring to Ms. Reg. Vat. 624, fol. 52. Cf. note 139 above and Paris. Bibl. Nat. Ms. Lat. 5657/A. fol. 17 verso. Died April 11, 1496: Fournier-Dorez: Faculte de Decret. III. P. 438.

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(5) The right of the chancellor to oversee the quality of teaching by the masters and the preparedness of the candidates. The conflicts of the first quarter of the thirteenth century, 1212—1213 and 1219, resulted in strengthening the solidarity of the "Universitas" and clarified the conditions of granting the "licentia docendi", codified briefly in the 1215 Statutes of Robert de Coupon, and more extensively in Parens Scientiarum of Gregory IX in 1231. The masters of the Faculty of Theology and Canon Lav/ were assured of the right to participate in granting the licence by giving testimony about the candidate. For the licence in Theology the opinion of the majority of masters seemed to be binding for the chancellor. Anyone refused by the chancellor could be licenced on Papal authority. However, the ambiguous wording of the Bull seems to indicate that the chancellor, as far as the Theologians were concerned, had the right to licence anyone he wanted. The chancellor enjoyed even greater freedom regarding the licencing of Physicians. The task of examination for the Artists was shared by the Faculty; from the six masters who participated in the examination three were delegated by the chancellor. The chancellor of Sainte-Genevieve, the "Cancellarius Superior" was never a serious rival to Notre Dame, "Cancellarius Inferior". The former welcomed the Artists who migrated from the Cite to its territory around 1219—1222. Honorius III warned the chancellor of Notre Dame not to hinder the freedom of movement of those Theologians and Canonists who desired to be promoted by the chancellor of Sainte-Genevieve instead of taking the licence "inter duos pontes". However, eventually only students from the Faculty of Arts seemed to favor the Montagne Sainte-Genevieve. Some of the attacks and tirades of the chancellors against the University, such as those of Philip the Chancellor (1218 to 1236), can be explained through their conflict with the Corporation. Philip was severely rebuked by the Pope for imprisoning and excommunicating scholars. However, blessed with good political sense, the same Philip the Chancellor sided with the University during the exodus crisis of 1229—31, doing everything in his power to lure the students from Organs and Angers back to Paris. In the conflict of the Seculars and Mendicants, in the middle of the thirteenth century, the chancellors took a careful stance of non-interference and complied with the Quasi Lignum Vitae of Alexander IV issued in 1255. In the history of conflicts between the chancellor and the University, an important issue was the question of precedence. Who is greater—the chancellor or the rector? Is the University a "bicipes", a two-headed monster? The conflict broke out between the Faculty of Arts and Chan-

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cellor Philip de Thori around 1280—1284. The dispute over the same question of superiority appeared with considerable vehemence in 1382 to 1386 between Jean Blanchart and the University, instigated by the covert ambitions of Pierre d'Ailly. By the end of the thirteenth century the University not only as a Corporation but also as four distinct Faculties, accomplished the consolidation of their autonomy in regard to the chancellor. In 1271—1272 the Faculty of Canon Law claimed the right to use its own seal, and the Faculty of Medicine followed suit in 1274. The 1330—1332 conflict between the Faculty of Medicine and Chancellor Guillelmus Bernardi de Narbona brought into the open the abuses of granting licences upon the recommendation of influential persons, such as kings or princes, disregarding the customary formalities such as prior consultation of the Faculty. The dispute recalled certain forgotten rights of the chancellor, such as not having to consult with the entire Faculty, but only with several of the masters. Despite a broad range of Papal decrees and warnings, along with various Statutes prohibiting the acceptance of fees and emoluments by the chancellor in connection with the licencing, the custom of offering gifts to the chancellor could not be eradicated and even became tolerated. In the 1290 conflict between the rector of the University and Chancellor Berthault of Saint-Denis, the latter was accused of selling all kinds of favors to ignorants. But for a hundred years after the settlement of this dispute, we hear of few or no accusations against the chancellor for accepting gifts for granting the licence. By 1384 the practice of giving money or gifts upon the reception of the "signetum" or upon notification of being admitted to the licence was universally accepted as a custom rooted "in times immemorial". Between 1350 and 1380 we hear of few complaints against the chancellors. The University was preoccupied with the resistance against the provost of Paris. The prisons were no longer guarded by the chancellor as in the early years of the thirteenth century, but by the secular power, the provost. Hugh Aubriot, provost of Paris, constructed two dreadful prisons and out of mockery towards the University he named them, "Clauster Brunellus" in the quarter of the Canonists in Paris, and "Vicus Straminum", the street where the schools of the Faculty of Arts were located. The conflicts between the chancellors and the University during the thirteenth century were healthy ones for the development of the autonomy of the University, for the clarification of rights, and for the defense of privileges enjoyed by both parties. The University kept a watchful eye on the functions of the chancellor, and the latter on the effectiveness of teaching and the preparedness of the candidates.

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Towards the end of the fourteenth century, the conflicts tended to reflect personal ambitions more than purity of intention in fighting the abuses committed by the chancellor. The importance of the 1384—1386 conflict lay in the fact that the core of controversy was intensely focused on the delicate issue of "payment" for the licence. But even this contest between Jean Blanchart and the University, engineered by intrigue and ulterior motives, could not resolve the gratuitousness of the licence. The complaints of Peter Ramus in the second half of the sixteenth century about the high cost of examination is a late echo of the medieval grievances left unsolved by many conflicts. Petrus Alliacus (Pierre d'Ailly), with his rich benefices, combined with his scholastic erudition, brought uncontested authority to his office. He was followed by chancellors who assured a strong leadership within the University during the fourteenth century. The office of the chancellor was illuminated by such figures as Johannes Gerson (1395—1429); Johannes Chuffart (1433—1451); Robert Ciboule (1451—1458); Johannes de Oliva (1459—1471); and Dionysius Citharedi (1471—1482). The chancellors of Notre Dame left an indelible mark in the intellectual life of the medieval University of Paris. The impressive list of 40 chancellors from the twelfth to the fifteenth centuries contains many great names; four among them became bishops and four were appointed cardinals. They played an important role in shaping the philosophical, theological, and legal thinking of the University of Paris. The chancellors, with their versatility in Theology and Canon Law, with their powerful eloquence and the support of their own Faculty of Theology, were in an excellent battle position to argue with the Corporation of Masters and Students about their own rights and authority and force a showdown that was to result in fruitful legislation concerning the autonomy and privileges of the University. By the end of the fifteenth century they assured great respect and prestige for their office. We may say of most of them what medieval scholastics said about their famous masters: "nee doctorem facit cathedra, sed doctor facit cathedram" — it was not the office that brought prestige to the chancellor, but the chancellor gave authority to his office by ironing out the many conflicts and forging the difficulties into fruitful and workable compromises.*

* Grateful thanks are due to Mr. and Mrs. John H. Weber, Galesburg, Illinois, USA, for their generous support of my publications and for a grant enabling me to deliver this paper at the University of Cologne, Germany.

LES CRISES DE L'UNIVERSITfi DE PARIS D'APRfcS LES SERMONS UNIVERSITAIRES Par Louis JACQUES BATAILLON O. P. (Grottaferrata) La formule des «exercitia» du theologian: «lectio», «disputatio», «praedicatio», est trop connue pour qu'il y ait a y insister. Les redierdies des historiens des doctrines ont surtout port£ sur le deuxieme point. Ni les commentaires scripturaires, ni les sermons, n'ont en g£n£ral beaucoup attire 1'attention. Or nous constatons que pour un certain nombre de maitres, nous n'avons comme temoignage de leur activite* que leurs cours sur l'Ecriture et, plus souvent encore, leurs sermons. Une bonne partie de cette predication magistrale έtait adress£e a des auditoires universitaires. Chaque dimanche et en de nombreuses fetes, 1'etudiant e"tait tenu d'assister au sermon donne" «coram universitate». 11 faut avouer que nous connaissons mal les details de cette obligation: £tait-elle la meme pour toutes les faculte*s? quelle έtait la proportion d'assistants effectifs par rapport a 1'ensemble? comment έtait-elle sanctionn£e? De toute fa9on, le sermon universitaire donnait a un maitre une occasion pour exprimer ses vues devant une partie probablement importante de la population universitaire. Si speOilatif soit-il et sous peine de manquer a son devoir, un pridicateur ne peut s'abstenir de traiter des problemes religieux et moraux de son auditoire. Aussi les sermons universitaires sont-ils une source ρΓέcieuse de renseignements sur la vie concrete de l'universit£; les allusions aux moeurs des έtudiants y sont nombreuses; bien des details du fonctionnement pratique des institutions, de la facon dont se passaient cours et examens, ne nous sont connus que par ce que disent les pre*dicateurs. Lecoy de la Marche1, H ureVu2, et surtout Ch. H. Raskins3, en ont tire de tres precieuses indications au plan de l'histoire des institutions; ils ne se sont guere int£ress£s a ce que les sermons peuvent nous apprendre sur l'histoire des doctrines et en particulier sur les affronte-

1

A. Lecoy de la Marche: La chaire frangaise au moyen age specialement au XIIle siecle d'apres les manuscrits contemporains. 2e ^d. Paris 1886. 2 B. Haur£au: Notices et extraits de quelques manuscrits latins de la Bibliotheque nationale. 6 vol. Paris 1890—1893 (Cito d£sormais: Haure"au: Notices). 3 Ch. H. Haskins: Studies in Mediaeval Culture. Oxford 1929.

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ments doctrinaux. Dans ce domaine, le P. Jules d'Albi4, M. Bierbaum5, M. M. Davy6, d'autres depuis, ont su davantage exploiter ce champ de recherches encore assez neglige. En effet, en periode de crise dans 1'universite, le sermon donnait, nous l'avons vu, l'occasion de toucher une grande partie de ceux qui etaient interesses dans le conflit. Le predicateur etait done tente d'intervenir, soit pour essayer de retablir la paix, soit pour defendre la solution qui lui semblait la meilleure, celle qui, en theorie etait la plus conforme a la saine doctrine et qui, bien souvent, etait en pratique la plus favorable a ses interets ou a ceux de son milieu. Lorsque c'est la foi ou la morale qui semblent mises en cause, le sermon peut devenir, au moins dans quelques unes de ses divisions, un veritable petit traite de theologie. Les crises de 1'universite ne sont, le plus souvent, que 1'exasperation provisoire de tensions permanentes: tension entre 1'universite et les differents pouvoirs qui tantot la protegent et tantot lOppriment, tension entre les diverses nations ou les diverses facultes, tensions entre regulier* et seculiers. Le fait de rencontrer une critique centre les mauvais prelats et les clercs qui pratiquent la chasse aux prebendes ou des pointes contre les religieux menant une vie trop confortable ne signalent pas necessairement que le sermon ait ete prononce aux temps de Guillaume de SaintAmour, de Gerard d'Abbeville ou de Guillaume de Mäcon, de meme que les mises en garde contre le savoir profane ne datent pas toutes, loin de la, de la crise averro'iste des annees 70 — 80. Parmi les appels pour mettre fin ä une crise, le mieux connu est le sermon prononca ä Orleans le samedi saint 1230 devant les etudiants qui avaient quitte Paris au temps de la grande greve scolaire7. Tout en invitant les ecoliers a regagner Paris et done a mettre fin aux hostilites, le chancelier Philippe, fidele a son temperament de lutteur, ne peut s'empecher de critiquer avec hargne ceux des maitres et des etudiants qui ont choisi de s'installer a Angers; il compare sans menagements un pre"lat hypocrite a 1'autruche qui abandonne ses enfants, lui qui laisse fouler aux pieds les libertes universitaires; il ne peut s'agir que du vieil ennemi de Philippe, son ^ Guillaume d'Auvergne. Eudes de 4

Jules D'Albi: Saint Bonaventure et les luttes doctrinales de 1267 — 1277. Tamines — Paris 1922. 5 M. Bierbaum : Bettelorden und Weltgeistlichkeit an der Universität Paris. Texte und Untersuchungen zum literarischen Armuts- und Exemtionstreit des 13. Jahrhunderts (1255—1272) (Franziskanische Studien, Beihefte 2). Münster in Westf. 1920. (Publication et etude du sermon «Postquam consummati sunt» de Gerard d'Abbeville). 6 M.M.Davy: Les sermons universitaires parisiens de 1230 — 1231. Contribution a l'histoire de la predication m£di£vale (Etudes de philosophic me"di£vale XV). Paris 1931. 7 Edite dans l'ouvrage cite note p^c^dente, p. 167 — 177. Cf. J. B. Schneyer: Die Sittenkritik in den Predigten Philipps des Kanzlers (Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters XXXIX 4). Münster Westf. 1962, p. 92.

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Chateauroux se montrait plus modere dans ses appels au retour des etudiants8. Une cinquantaine d'anr^es plus tard, 1'universite etait dechiree par de multiples conflits: la lütte entre seculiers et mendiants avait repris de plus belle a propos des pouvoirs de predication et de confession ä la suite de la bulle «Ad fructus uberes»; pour une question de presences, les nations anglaise et picarde en etaient venues aux mains et il y avait eu des morts: les maitres etaient en proces a Rome contre leur chancelier Philippe de Thoiry; enfin 1'universite etait en difficulte avec le pouvoir royal a la suite de Parrestation d'un maitre de la faculte de medecine et une greve avait eu lieu ä ce sujet. C'est dans cette situation que, le 7 fevrier 1283, l'eveque de Paris, Ranulphe d'Homblieres essayait de remettre un peu de paix dans les esprits grace a un sermon devant 1'universite9. Il prit pour theme un passage de Pepitre du jour, cinquieme dimanche apr£s I'Epiphanie, «Pax Christi exultet in cordibus uestris» qui convenait fort bien a son propos. II dit d'emblee a qui s'adressent ces paroles: «possunt proprie dici, et intendo ea dicere, ad scolares parisienses». Apres avoir traite fort classiquement de la paix avec Dieu et de la paix avec soi-meme, Ranulphe en arrive a la paix avec le prochain et devient plus precis. Pour qu'il puisse y avoir la paix, il faut se garder des medisants qui tiennent un langage different en public et en prive: «Solet ista ciuitas corrumpi in uitio isto quia in multorum societate et in qualibet facultate sunt susurrones10; isti deberent expelli a ciuitate et excommunicari». Mais ce qui importe le plus pour la paix est une «bona societas». Jer£mie dit «querite pacem ciuitatis» parce que, sans cette paix publique aucune autre ne sera possible: «nisi fuerit pax inter principes11, inter religiosos et seculares et inter diuersarum nationum scolares, non poteritis habere pacem». Malg^ ses qualms tres belles, ce sermon ne semble pas avoir porte les fruits d'apaisement qu'en attendait l'£veque. En effet dans d'autres sermons don^s un peu plus tard, nous voyons Gerard de Reims reprocher aux Mendiants de ne pas ob£ir aux eVeques, tandis qu'un Mineur anonyme se plaint que ces memes eveques, incapables de prScher, interdisent la predication a ceux qui pourraient 1'exercer avec fruit, les religieux evidemment12. Mais les sermons les 8

Hau^au: Notices t. II p. 119. J. B. Schneyer: Repertorium der lateinischen Sermones des Mittelalters für die Zeit von 1150—1350 (Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters XLIII). Münster Westfalen 1969—1973 (cit£ däsormais: Schneyer: Repertorium) t. V. p. 49 n°13. — J'utilise ici le ms. Bruxelles B. R. 21681 f. 44va—47rb. Les trois manuscrits parisiens: B. N. Lat. 14947 et 15005 d'une part, 16496 de l'autre, t£moignent de deux versions legerement diff rentes. 10 Le manuscrit porte: «susurrores». 11 Serait-ce une allusion aux intrigues de cour, fr£quentes sous Philippe III, ou aux difficultes exterieures de ce roi, notamment avec les princes espagnols? 12 Hauriau: Notices t. IV, p. 211, 245. Cf. Schneyer: Repertorium t. II, p. 181 n °18. 8

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plus violents de cette crise ont sans doute ete ceux echanges devant 1'universite dOrleans en 1287 par le champion des seculiers, 1'eveque d'Amiens Guillaume de Mäcon, et le dominicain Jean de Saint-Benoit, et dans lequel 1'eveque eut le dernier mot13. Ayant evoque les sermons de la crise des annees 1230 et de celle des annees 1280, je m'en tiendrai maintenant a la place de la predication dans les affrontements des annees 1265—1277, lors de la double crise causee par Taverroisme et par la seconde phase de la querelle des mendiants autour de Gerard d'Abbeville. En effet, si les sermons ont tenu un grand role dans les disputes au sujet de la pauvrete et de l'activite des ordres mendiants durant la premiere periode aigüe du conflit, il se trouve que peu nous ont ete conserves14. De fait, aucune collection de sermons universitaires de ces annees ne semble nous etre parvenue. Les predications de Guillaume de Saint-Amour se rencontrent dans des dossiers sur la querelle15; ceux de Bonaventure font partie, sauf un, de la serie de ses Sermons dominicaux edites par lui-meme. Seuls nous sont parvenus dans des recueils de predicateurs divers le sermon bonaventurien sur saint Marc16 et un sermon de Pierre de Lamballe17. D'autres sermons de Guillaume connus par des allusions, celui que Thomas d'Aquin prononca le jour des Rameaux et qui fut trouble par le bedeau Guillot18, n'ont pas ete jusqu'ici retrouves. II suffira done de rappeler l'usage fait du sermon universitaire par les principaux acteurs de la crise et notamment par Guillaume de Saint-Amour. Nous sommes dans de bien meilleures conditions pour la seconde phase, celle des «Geraldini»19. Pour cette periode nous avons d'assez nombreuses collections qui d'ailleurs n'ont pas toujours ete datees correctement. Ainsi l'une des plus celebres, Oxford Merton 237 a ete promenee de 1267 a 1275, alors qu'il s'agit en fait d'un recueil de 13

P. Glorieux: Prelats frangais contre Religieux mendiants. Autour de la bulle «Ad fructus uberes» (1281—1290). Dans: Revue d'Histoire de l'Eglise de France 11 (1925) p. 309—331, 471—495. 14 Sur cette premiere phase de la querelle, voir M.-M. Dufeil: Guillaume de SaintAmour et la polemique universitaire parisienne 1250—1259. Paris 1972. 15 Schneyer: Repertorium t. II, p. 582—583. 16 S. Bonaventurae Opera omnia, t. IX. Quaracchi 1901. p. 519—528. 17 Schneyer: Repertorium t. IV, p. 664 n °1. 18 H. Denifle — E. Chatelain: Chartularium Universitatis parisiensis 1.1. Paris 1889. p. 391 n°342. 19 Voir sur cette piriode l'article demeuri fondamental de P. Glorieux: Les polemiques «contra Geraldinos» Dans: Rechercbes de Theologie ancienne et medievale 6 (1934) p. 5—41, et notamment le tableau chronologique des P. 40—41, accept par Ph. Grand: Gerard d'Abbeville Dans: Dictionnaire de Spiritualite t. VI. Paris 1967, col. 255—263, avec bibliographie.

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pieces s'etendant sur plusieurs αηηέεβ20. Plusieurs des sermons touchant a la querelle ont £te publics. C'est le cas pour des p^dications de Bonaventure, Thomas d'Aquin21 et G£r&rd d'Abbeville lui-meme. Chose curieuse, ce dernier semble etre absent des recueils de sermons universitaires. Le seul sermon, ou plut t fragment de sermon, qui ait ete reper£, nous est conserve comme piece justificative d'un de ses quolibets qui le cite22. II est generalement admis que ce sermon a έίέ preche le 1 Janvier 1269 et que c'est lui qui a ete le signe de la reprise de la querelle assoupie depuis l'exil de Guillaume23. Cette fafon de voir n'est pas tres satisfaisante. En effet dans ses Collationes de donis Spiritus sancti, datees avec precision du careme 1268, saint Bonaventure trace un portrait peu flatte du «consiliarius malus» qui deconseille 1'entree en religion, pareil au chien qui n'a pas faim et empeche les autres de manger24 II est peu vraisemblable que le ministre g£ne*ral des Franciscains ait pris sur lui l'intitiative de rompre la treve. Les autres sermons de lui que Γόη peut rattacher a cette pinode ne comportent tout au plus que de fort discretes 20

L. J. Bataillon: Sur quelques sermons de saint Bonaventure. Dans: S.Bonaventura 1274—1974 T. II Grottaferrata 1973. p. 503 note 37. 21 Pour la liste des sermons s rement authentiques de S. Thomas, voir L.-J. Bataillon: Les sermons de saint Thomas et la Catena aurea. Dans: St. Thomas Aquinas 1274—1974 Commemorative Studies. Toronto 1974.1.1, p. 67 note 1. 22 Edite par M. Bierbaum: Bettelorden... (cf. ci-dessus note 5) p. 208—219. Cf. Schneyer: Repertorium t. II, p. 172 n°4. Les ηυιηέπκ l et 2 de cette notice sont des «principia» sur la Bible. Les numiros 3 et 5, icrits d'une main post£rieure sont, le premier un brouillon de prothime sans doute du i Pannotateur, le second un sermon d'Evrard du Val des Ecoliers (Schneyer: Repertorium t. II, p. 12 n° 137); d'autres sermons d'Evrard sont copi£s ^a et la dans ce manuscrit. — Le sermon «Postquam consummati sunt» est d£pourvu d'exode et le texte commence ainsi: «Sequitur ergo dies septima...»; il se termine abruptement sans la finale sur la vie £ternelle «ad quam nos perducat etc.» qui conclut normalement une predication au Xlle siecle. C'est la fin de la question 5 du Quolibet pontant le n° III dans Paris B. N. lat. 16405 et le n° V dans Vat. lat. 1015 qu'il est fait allusion ce sermon. 23 La date du sermon depend de celle du quolibet qui le cite. P. Glorieux dans Les polemiques... (cf. note 19), Ph. Grand et d'autres placent ce dernier 4 Piques 1269. Mais ce texte a aussi έιέ dato de 1264, ainsi L. Bongianino: Le questioni quodlibetali di Gerardo di Abbeville contro i Mendicanti Dans: Collectanea jrancescana 32 (1962) p. 5—55; c'etait aussi la position primitive de P. Glorieux: La litterature quodlibetique (t. I) (Bibliotheque thomiste V) Le Saulchoir Kain 1925 p. 114. C'est le desir de conserver l'ordre des quolibets dans l'un ou l'autre des manuscrits qui a amene a proposer cette date insoutenable. Mais celle de 1269 n'est qu'une conjecture. 24 Opera t. V p. 492 a—493 b. Le passage a et£ recopie a part dans des recueils de pieces concernant la querelle, Epinal 128 et Paris B. N. lat. 15812. Ce dernier, 1έ§υέ par Gerard d'Abbeville lui-meme la Sorbonne comprend aussi le De perjectione et le Contra retrahentes de S.Thomas; cf. M.-M.Dufeil: Guillaume de Saint-Amour... p. 379—383 (voir ci-dessus note 14). Le passage contient de nombreuses allusions aux Collectiones de Guillaume de Saint-Amour comme l'a montr£ S. Glasen: Die «duplex quaestio» des Gerhard von Abbeville ber den Ordenseintritt Jugendlicher Dans: Antonianum 22 (1947) p. 177—200.

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Louis Jacques Bataillon

allusions25. Saint Thomas montre moins de managements. Deux de ses sermons ont un ton particulierement vif; 1'un, «Osanna filio Dauid» a du etre donne le premier dimanche d'avent 127026; le second, «Exiit qui seminat», le dimanche de Sexagesime 127l27. L'un et 1'autre offrent de nombreux paralleles avec 1'opuscule Contra retrahentes a religione. D'autres sermons se limitent a des allusions breves; «Attendite a falsis prophetis» du 26 juillet 1271 et «Germinet terra» probablement du 13 septembre de la meme annee28, repondent a ceux qui declarent qu'une action est plus meritoire lorsqu'elle est faite sans voeu prealable; le premier de ces deux sermons offre un parallele tres net avec 1'article 6 de la question 8 de la Secttnda Secundae. C'est dans le meme sens qu'un jour de la fete des saints Pierre et Paul, un predicateur anonyme, dans un sermon «Apparuerunt duo iuuenes», se plaignait des adversaires des religieux29. S'appuyant sur un texte du Siracide (6 31): «Decor uite est in ilia et uincula eius alligatura sanitatis», il le commente ainsi: «Vincula religionis uocat tria uota quibus religiosus ligatur, scilicet paupertatis, obedientie et castitatis. Sed quidam detrahunt statum religionis, qui dicunt quod magis merentur qui seruant hec tria sine uoto quam cum uoto, et quod magis peccant illi qui uotum transgrediuntur quam illi qui non sunt obligati; ex quo uolunt concludere quod si ista eque possunt seruari in seculo, melius esti ibi stare. Sed si hoc uerum esset, non essent hec uincula alligatura sanitatis; ho rum autem decor consistit in religione ubi est alligatura sanitatis ratione predicta». L'interet de ce passage est sans dome de montrer que certains rcligieux devaient pretendre que les voeux ne rendaient pas plus grave le peche double d'une transgression, allant ainsi contre 1'opinion ordinaire 25

J. F. Quinn: Chronology of St. Bonavenlure's Sermons, dans: Archivum franciscanum historicttm 67 (1974) p. 145—184, propose des dates pour beaucoup de sermons de Bonaventure; il en attribue un certain nombre a la periode des controverses avec Giiard. La plupart des indices recueillis semblent bien minces: il n'y a pas besoin d'une attaque contre les religieux pour que Tun de ceux-ci fasse l'eloge de son £tat et en rappelle les grandeurs et les obligations ä ses freres. 2 Le passage polemique a 6te public par Th. Kaeppeli: Una raccolta di prediche attribute a S.Tommaso d'Aquino. Dans: Archivum fratrum praedicatorum i3 (1943) p. 72—75. La date de 1270, proposee par Kaeppeli est confirmee par le fait que l'ain£e 1271 convient mieux a un autre sermon pour le premier dimanche de 1'avent, «Ecce rex tuus uenit». Cf. Bataillon: Les sermons.,, (ci-dessus note 21) p. 69 note 4. 27 Edit£ dans Kaeppeli: Una raccolta... (voir note pr O > X X X X!

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LA FORME DES POLfiMIQUES ET LES FORMES PO TIQUES: BITS ET MOTETS DU XHIe SlfiCLE PAR N. H. J. VAN DENBOOGAARD (Amsterdam) Cette etude se base d'une part sur une partie de la production litteVaire relative la pol&nique autour de Guillaume de St. Amour par un homme que Mgr. Glorieux a bien voulu inclure dans sa p^cieuse liste de La Faculte des Arts et ses maitres au XIHe siede1, mais non sans nous avertir, comme tant d'autres, que nous savons tres peu sur lui et sur ses liens, comme έηι4ί3ΐΗ; ou maitre, avec l'Universite de Paris: je nomme Rutebeuf, d'autre part sur quelques «motets» en langue vulgaire, qui nous introduisent bien dans le m^me milieu universitaire que les ouvrages de Rutebeuf, mais qui ne touchent pas au fonds doctrinal ou i l'historique de la question. En effet, je n'ai pas l'intention d'etudier de fa9on directe le probleme de savoir comment ces textes peuvent contribuer une meilleure connaissance ou comprehension d'un «fait d'actualh^». II faut bien comprendre que Rutebeuf n'a pas contribu£ a la constitution du dossier d'arguments dans la querelle de l'Universite; Faral est tres explicite la-dessus: «S'il s'agit de ses po£mes du groupe relatif a l'Eglise, έ l'Universite et aux ordres mendiants, il est bien evident qu'il n'a pas constitue lui-meme l'arsenal des arguments tires des έvangiles et des έρϊίΓ65 canoniques dont il s'est servi centre les Fr£res: le travail avait £te fait en 1255 par Guillaume de Saint-Amour et ses partisans dans le De Periculis, o il a ΐΓουνέ un arsenal de r^feYences toutes pretes»2. J'etudie la fafon dont une po^mique universitaire a pu devenir objet de la litteVature en langue vulgaire, autrement dit, comment eile a pu etre ins£r e dans un ensemble qui sans aucun doute £tait senti comme l'ensemble de la production litt£raire. Le champ de vision sur l'objet est encore limit£ par le fait que je concentre mes efforts sur l'aspect formel de la structure des textes, du «dit» de Rutebeuf et du «motet». Ces limitations dues en partie au choix de Rutebeuf comme objet d'etude se justifient par la place importante qu'il occupe comme interm£diaire entre les protagonistes de la po^mique et le grand public. 1

P. Glorieux: La Faculte des Arts et ses maitres au XHIe siede. Paris 1971. 346—350. 2 E. Faral & J. Bastin: Oeuvres completes de Rutebeuf. I & II. Paris 19692. I, 37.

Dits et motets du Xllle siecle

221

C'est lui qui essayait de gagner le grand public a sa cause. En effet, Faral3, suivi en cela par Frappier4, voyait dans Rutebeuf un repre"sentant du peuple qui s'adressait des princes, des barons, des p^lats. N. Freeman Regalado, l'auteur du livre le plus important sur Rutebeuf des dernieres annees5, potemise centre Faral. Elle montre un autre Rutebeuf, un propagandiste qui s'adresse a des non-inities, un vulgarisateur de la cause de Guillaume de St. Amour aupres du grand public. Je consid£re cette derniere fonction des dits de Rutebeuf comme la plus importante, la fonction primaire, mais je ne voudrais pas negliger 1'autre aspect de l'oeuvre poetique de Rutebeuf: il avait k tenir compte de la reaction de ceux qui, dans la querelle, occupaient la place la plus importante, soit parce qu'ils lui avaient demandέ d'ecrire le dit, soit parce qu'ils £taient vises eux-memes. C'est a Rutebeuf que nous devons toute une litt^rature contre les Mendiants, c'est a sa suite que nous trouvons les satires de Jean de Meung jusqu' Villon. E. B. Ham dans le Dictionnaire des Lettres* le qualifie de: «publiciste-pamphletaire prive de tout successeur voulant se reclamer de ses idees», mais il juge trop vite en se basant probablement sur le fait que nous ne trouvons aucune mention de lui, ni dans des documents de l^poque, ni chez des poetes contemporains ou posterieurs. Il est beaucoup plus important de constater que son oeuvre a νέοι, a occupi une place importante dans des recueils manuscrits et dans I'esprit de bien des auteurs. Si la place de Rutebeuf, a l'interieur de la potemique, est modeste έ cot£ de celle d'un Guillaume de St. Amour, d'un Thomas, dans 1'histoire litt£raire de la France il en est autrement. C'est avec lui que 1'histoire rencontre, pour la premiere fois, la poe"sie, fait dire P. Zumthor7 έ Nancy Freeman Regalado. Ce n'est pas sans exag£ration, certes, mais le lecteur de Rutebeuf comprend pourquoi Zumthor dans son enthousiasme, cite Freeman Regalado de fajon incorrecte. On n'a qu' penser au sirventes de Peire Cardinal pour se rendre compte de l'exagέration. Freeman Regalado, plus preise, indique bien dans quelle mesure la ροέ$ίβ de Rutebeuf marque une etape de 1'histoire Ιΐίίέ^ίΓε: «The encounter between poetry and history, which takes place in Rutebeuf's University poems is perhaps the necessary first step toward our modern conception of poetry as an expression of individual consciousness.»8 3

Ibid. 1,56.

* J. Frappier: La Poesie lyrique en Prance aux XHe et XIHe Siecles. Paris CDU s.d.. 220. 5 N. Freeman Regalado: Poetic Patterns in Rutebeuf. New Haven & London 1970. 78. 6 Dictionnaire des Lettres frangaises. Le Moyen Age. Paris 1964. 665. 7 P. Zumthor: Essai de poetique medievale. Paris 1972. 412. 8 O. C. IBS.

222

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On constate d'autre part que, surtout ces demises annees, on apprecie de plus en plus la technique po£tique de Rutebeuf. On ne le considere plus comme un rimeur assez quelconque, imitateur trop servile de modeles m£diocres, amateur de jeux de mots puerils (comme le disait naguere E. B. Harn9) et qui devrait sa c£l£brite uniquement a la polemique universitaire (comme un journaliste qui doit sa refutation a une cause celebre), mais on appr£cie sa facon de dire, parce qu'on a une meilleure compr£hension du cadre dans lequel se place son activit£ litt£raire. II en est de meme pour la litterature des motets. II y a sept ans peu pres, quand je me suis ίηΐέΓ655έ a cet ensemble de plus de 500 textes en ancien francais, les me'dievistes romanistes qui j'en parlais, me τέροηdaient: «Mais c'est de la musique». Les choses ont bien diangb: j'ai inclus les refrains des motets dans mon propre livre, et M lk et Wolfzettel pr£sentent les sch£mas des motets dans leur Repertoire metrique10. Pour les motets aussi, il faut une connaissance plus complete du cadre, pourqu'on puisse en app^cier pleinement l'int£ret. Les motets ont souffert trop longtemps du prejuge qu'on avait aussi contre les chansons de trouveres: les differences minimes entre les textes indiqueraient un manque dΌriginalitέ. Pour les chansons des trouveres cette idee a ete changee de fafon radicale depuis que nous sommes conscients du fait que nous ne pouvons pas appliquer teile quelle notre notion d'originalite a des textes du moyen age, o eile signifiait dans une mesure importante l'exploration des possibilites offertes par la tradition. Pour les motets le prejuge se trouve encore dans des livres tres recents11. Par leurs caracteristiques formelles, les motets se distinguent nettement de tous les autres textes chante"s: ce sont des chants polyphoniques. Jusqu'a la fin du Xlle siecle il s'agissait exclusivement de textes liturgiques en latin. Les sujets devinrent pratiquement exclusivement profanes vers le milieu du XHIe siecle, apres avoir e*te pieux au dέbut du siecle. On constate un retour partiel vers des sujets religieux dans la deuxi^me moiti£ du siecle. Nous connaissons des motets deux, trois ou quatre voix. Il y a toujours un «ΐέηοΓ» qui dans quelques rares cas seulement, vers la fin du siecle, est emprunt£ έ la musique profane: dans les autres cas il s'agit toujours d'une melodie liturgique n'ayant qu'un seul mot comme texte. A cela s'ajoutent plusieurs voix qui ont des textes differents, le double (qu'on appelle aussi «motet»; j'utilise le mot «motet» exclusivement pour dέsigner la composition entiere), eventuellement un triple ou un quadruple. Le caractere 8 10

O. C. 665.

U. Molk & F. Wolfzettel: Repertoire metrique de la poesie lyrique jran$aise des origines a, 1350. 11 H. van der Werf: The chansons of the troubadours and trouveres. Utredit 1972. 71.

Dits et motets du Xllle si£cle

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particulier de ces motets est done le fait que plusieurs executants chantent en meme temps des textes diff£rents. Ces diffέrences entre les textes ex£cut£s simultan£ment peuvent etre tres grandest tandis qu'une voix chante en latin, 1'autre est franjaise; tandis que 1'une dέcrit comment un chevalier ess aye de seduire une bergere, 1'autre voix d£crit la beaute de la «dame courtoise»; centre un t£nor d'un seui mot il y a des voix de quarante vers. Ce qui cependant est essentiel, c'est que le tout forme une unite, avec une particular^ cependant: aucune voix n'est subordonnee a. 1'autre, conform£ment aux idέes qu'on trouve chez les penseurs du Xllle si^cle sur la relation individu-groupe: non pas subordination, mais combinaison des possibilites individuelles. Aussi, un theoricien ecrit-il vers 1274: «Les sons doivent bien aller ensemble; chacun des chanteurs doit bien connaitre la partie des autres et en tenir compte lors de l'ex£cution de la sienne». Evidemment, cela posait de graves problemes au compositeur de la musique et dans de nombreuses etudes ce ρηέηοηιέηβ a ete examinέ de fajon trks dέtaillέe. Quelle est la situation concernant l'£tude des textes? Il y a un si£cle Gaston Raynaud12 a έditέ les motets connus ce moment et il a indique l'utilit£ d'une £tude litteraire. Elle n'a pas paru jusqu' . ce jour et j'ai pu montrer ailleurs13 que les memes jugements de valeur sur «les banalit£s et les formules» circulent toujours. Les motets furent consid£^s surtout comme des chansons de trouveres, mais moins originales, moins raffi^es, ce qui serait du aux exigences de la musique. En ce qui concerne Rutebeuf, je n'ai pas besoin de vous rappeler que les Dits contre les Mendiants et concernant I'Univers^ ne forment qu'une partie de son oeuvre tres variέe. Nous poss£dons de cet auteur des ouvrages hagiographiques («Vie de Sainte Elisabeth» et «Vie de Sainte Marie l'Egyptienne»), une pi£ce de theatre («Miracle de Τηέοphile») et une mime («Dit de l'herberie»), des fabliaux, des po^mes de croisade, des ροέβΐεβ dites personnelles. Sa βρέΰίίίΐέ ressort le mieux si 1'on le considere comme l'auteur de «dits», et c'est ce genre qu'il a illust^ en particulier, temoin le copiste du ms. BN 837 (fin Xllle βίέΰΐε) qui p^sente une s6rie de 31 ouvrages de Rutebeuf sous la rubrique: «Ci commencent li dit Rutebuef». Il inclut aussi des textes comme le «Miracle de Τηέορηϋβ», et έ la fin il donne encore le terme global: «Expliciunt tuit li dit Rutebuef». Pour deiinir les «dits» de Rutebeuf, on a eu trop sou vent tendance έ d^finir le «dit» de fagon nogative14, a souligner l'absence de musique. En effet, il est difficile de trouver un dέnominateur 12

G. Raynaud & H. Lavoix: Recueil de motets frangais des XHe et Xllle siecles, I & II. Paris 1882—1884. 13 N. H. J. van den Boogaard: Taal, Rekenen, Geschiedenis, over Franse motettenteksten uit de Middeleeuwen. Amsterdam 1973. 8—9. 14 J. Frappier: o. c. 224.

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commun pour tous les textes qui, au XHIe siecle, sont designes par le mot «dir»: on ne peut faire entrer en ligne de compte le contenu, qui est tres variable, ni la forme mitrique, a part le fait que c'est toujours en vers (et encore: le «Dit de l'herberie»). Donnons la parole a Gustav Gr ber, dont l'essai de definition est encore cite avec approbation par H. R. Jauss15: «Der Dit, ob nun moralisch belehrend, beschreibend, satirisch, mahnend oder erz hlend, ernsthaft oder scherzhaft deduzierend oder exemplifizierend, ist Fortsetzer des lateinischen Lehrgedichts des 12. Jahrhunderts, das schon in den unter Walter Maps Namen gehenden Gedichten Form und Farbe des franz sischen Dit hat». Zumthor16 nous dit propos des textes qui nous Interessent ici: «Dans les poemes έvoquant les querelles de l'Universite, quelques themes adaptes de la tradition des moralistes latins (ou inspir£s par une premiere έηιοήοη, et des lors inchanges quelle que soit la tournure des evenements), se coulent naturellement dans la forme preetablie du dit «comme une eau dans le creux du paysage». Cependant, il serait bien difficile de dire quelle etait cette forme p^etablie du dit, et il faut completer cette formule en citant Regalado17, a qui Zumthor renvoie, et qui insiste sur les changements, sur la dialectique entre tradition et nouveau: «The poet tends to seek the preestablished moulds as naturally as water flows along a stream bed, gradually eroding and carving new forms». D'ailleurs quelques pages18 plus haut Zumthor lui-meme avait indique l'absence de contours tres nets du «dit»: «Le dit sera done, dans les pages qui suivent, un texte uniquement ou principalement «lyrique», transmis par la voix sans soutien ni accompagnement musical». Dans cette dέfinition entre un element positif, cot£ de la negation de la musique: le «dit» doit etre «dit», recite par la voix humaine. C'est la un element tr£s important pour mon propos: les dits de Rutebeuf έtaient certainement destines £tre lus haute voix, a atteindre un large public, a convaincre le public par les possibilit£s rhetoriques de la voix humaine. Un deuxieme έΐέιηεηΐ important vient des corrections apport£es par Jauss19 la definition de Gr ber. II s'agit sur-

15

Grundriss der romanischen Literaturen des Mittelalters, VI/1. Heidelberg 1968. 163. " O. C. 412. " O. C. 113. 18 O. C. 406. 19 O. C. 150—151.

Dits et motets du XHIe siecle

225

tout de l'histoire du mot «dit», qui doit etre consid^re comme dέΓivant de «veritatem dicere»: «Die meist geistlichen Dichter setzen sich von den contes und fables der weltlichen Dichtung ab und bezeichnen den neuen «modus dicendi» der allegorischen Form mit dit, um den h heren Rang des Nichterfundenen zur Geltung zu bringen». Cette notion de verite se revele, a l'analyse, particulierement fructueuse pour les dits de Rutebeuf: dans ses dits concernant l'Universite et les Mendiants l'indignation contre l'hypocrisie est une constante: figurant dans le titre meme d'un de ses dits, le terme d'hypocrisie se retrouve dans bon nombre d'autres dits, tandis que la notion est £laboree dans presque tous les dits, actualisέe souvent par 1'opposition entre paroles et actes: B 5—8, C 67—70, E 18. Partout Rutebeuf insiste sur le fait qu'il dit la verite. Dans cette perspective cela semble difficile a concilier avec ce que M. Dufeil20 dit a propos de la function de la litterature dans la propagation des idees de Guillaume de St. Amour: «Les ordres mendiants nes d'hier n'apparaissent guere avant lui dans la litterature et c'est de Guillaume par Rutebeuf que precede leur peinture sp£cifique, malicieuse ou maligne. Guillaume prend done, grace a Rutebeuf, son profil le plus sympathique. II n'etait pas a l'aise dans la philosophic dont les philosophes Tont valablement chass£. £tait-il tellement a l'aise dans les Etudes? Mettant son latin pauvre en franfais, Rutebeuf le met a l'aise et a la portee du grand public. Que les injures ne soient pas des arguments, qu'elles ne portent guere sur un Bonaventure, un Thomas d'York, un Humbert de Romans, un Thomas d'Aquin peut gener en th^ologie. Mais en litt£rature, voila tout a sa place: personne ne demande au pamphlet une v£rite scientifique». Mais ce serait trop simplifier la ρεη$έε de M. Dufeil que de voir dans ce passage une condamnation du travail de Rutebeuf en ce qui concerne sa sinc^rite*. En effet, nous dit M. Dufeil21, «sincere n'equivaut pas a veVace», et si Rutebeuf se reclame de νέπίέ, c'est sans aucun doute parce que ses dits refermaient, pour lui, la νέπΐέ: il έtait convaincu de la v£racit£ de ses arguments, et si I'historien d'aujourd'hui arrive a indiquer des erreurs, c'est parce que l'oeuvre de Rutebeuf trahit le souci des deux intentions simultane*es: 1. fournir des arguments qui avaient £te utilises (par Guillaume) dans le debat contre des theologiens r£putes et qui par la meme etaient deja valables. Si ces arguments n'avaient pas encore έΐέ acceptes par les personnes haut plac£es et responsables, cela pouvait tenir a 20 21

M.-M. Dufeil: Guillaume de Saint-Amour et la folemique universitaire parisienne. Ibid. 308.

Med. XXVI

15

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ce qu'ils ne les avaient pas suffisamment entendus. Rutebeuf est la pour les r£peter. Ou bien 2. soigner la forme, parce que c'est par une bonne rhetorique, par l'art oratoire qu'on peut amener non seulement des sp£cialistes, mais encore et surtout des non-initi£s, a accepter les arguments avances. La r£union de ces deux efforts demande une certaine stylisation, d^pouillement, simplification, demande aussi — et c'est la o intervient utilement la formulation de «νέιίΐέ scientifique» — renoncement . la terminologie scientifique et acceptation du langage de tous les jours avec son ambigu te, ou mieux, il faut profiter de l'ambigu'ite meme, lorsqu'il s'agit d'obtenir des effets oratoires. Un seul exemple pour illuster cette ambigu'ite qui frise le manque de νέπίέ: dans le Dit de Guillaume de Saint-Amour22 Rutebeuf ^sume brievement les etements de la querelle qu'il suppose connue chez son auditoire: v. 47 Bien avez οϊ la descorde (Ne covient pas que la recorde) Qui a dure tant longuement Set anz tot pleins entirement Entre la gent saint Dominique Et eels qui lisent la logique M. Dufeil23 nous fait observer: «Transformer Guillaume, adversaire des rationes logicae, en liseur de logique est une assez belle licence poetique». En effet, on a 1'impression que Rutebeuf s'e*carte ici de la stricte νέπιέ, mais je chercherais 1'explication dans une autre direction. Guillaume de Saint-Amour avait de forts appuis dans la Facult£ des Arts24 et ses partisans dans ce camp avaient bien le droit au titre de logiciens. Mais Rutebeuf presente 1'expression: «ceux qui lisent de logique» dans une opposition avec «la gent saint Dominique», opposition sur le plan historique de la «discorde» eVidemment, mais comme il est habituel de dέsigner les opposants par ce qui ies diversifie, Rutebeuf sugg£re que les Dominicains n'ont pas droit a cette designation, qu'ils ne sont pas logiciens, que leurs arguments n'ont pas de valeur logique. C'est comme si dans un match de football ou 1'une des deux equipes porte shorts noirs et maillots blancs, 1'autre shorts noirs et maillots bleus, le reporter de*signerait les uns par les shorts noirs et les autres par les maillots bleus. No tons qu'on enseignait ces oppositions 22

23 2i

O. C. I, 243—248.

O. C. 308. O. C. 245.

Dits et motets du Xllle siecle

227

des les premieres pages des traite*s de logique25. Pourtant Rutebeuf n'a rien dit qui ne soit incorrect: et meme si 1'on voulait le condamner sur ce qu'il n'a pas dit, sur le sous-entendu, le prosuppose*, il pourrait re*torquer que pour lui la conclusion justifierait cet argument puisque les uns ont raison, les autres ont tort, les uns ont des arguments logiques, les autres ne les ont pas. Cet exemple nous montre Rutebeuf attach au camp de ceux qui enseignaient la logique, et meme si nous ne savons pas s'il a enseig^ luimeme, on peut etre assez s r du fait qu'il a fait des etudes dans la Facult£ des Arts. C'est cet aspect que je voudrais souligner ici: les rapports entre la forme de l'oeuvre de Rutebeuf et la forme de 1'enseignement qu'il a recu, la forme des potemiques auxquelles il a έίέ mele". De la meme fa?on j'etudie des textes venant du mSme milieu universitaire parisien: les motets. J'avancerai un certain nombre d'hypotheses, je vous donnerai quelques arguments. Voici mes hypotheses: I.

Dans les motets et dans les dits de Rutebeuf il y a une certaine structure que je t cherai de vous decrire a 1'aide d'un exemple.

II.

Ces structures possedent des caract£ristiques communes.

III. L'identh^ des structures peut fournir une explication pour la composition, c'est-a-dire que la structure proposee par le chercheur dέpendrait de causes identifiables au niveau de la composition. J'en distingue deux: 1. les conventions litteVaires sp£cifiques du milieu universitaire 2. la repr£sentation et le public. Pour saisir la structure caracteYistique des productions l^raires en francais venant d'auteurs du milieu de l'Universite de Paris, dans notre cas Rutebeuf et les auteurs anonymes des motets, j'e'tudie cinq traits: 1. I'alle'gorie 2. le caractere logique, raisonneur 3. l'emploi d'exemples, de citations 4. la presence de procέdέs rl^toriques, jeux de mots, ^petitions 5. la complexit^, la division en parties (le plus souvent en 3 parties) Dans beaucoup de cas je me contenterai de donner une indication rapide; je renvoie au livre tres riche de Nancy Freeman Regalado pour une έη^β d£taille"e des «poetic patterns of Rutebeuf».

25

Cf. Peter of Spain: Tractates. eU L. M. de Rijk. Assen 1972. 6. 15*

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N. H. J. van den B o o g a a r d

1. L ' a l ^ g o r i e En ce qui concerne l'all£gorie je donne un exemple de son emploi dans le triple Certes mout est bone vie du motet ((89,90,91 ))2β. Les douze personnages αιέβ du triple Tridierie, Trai'sons, Mauvesti£, Valor, Loyaut£ e. a. auraient pu etre pris dans un texte de Rutebeuf, car lui aussi s'en sert constamment. Le Dit des Regies n'en connait pas, mais je puis vous renvoyer au Dit d'Hypocrisie, a la Bataille des Vices contre les Venus, a la Voie de Paradis ου les exemples abondent. Avec l'emploi de l'allegorie les auteurs des motets et Rutebeuf rejoignent ce qui pourra se g£n£raliser au XHIe siecle au point de devenir un jeu de βοαέίέ 1ΐ«έraire. On n'a qu' penser au Jeu du Chastel d'Amour27, basέ sur le Roman de la Rose, dans lequel on posait la question: Du Chastel d'Amour vous demant Dites le premier fondement. Apres la reponse, la question suivante etait: Or me nommez le mestre mur Qui joli le f nt, fort et seur Ensuite: Dites moy qui sait li crenel Les fenestres et li carrel On croit entendre une reponse quand Rutebeuf dit dans sa Vote de Paradis: Du fondement de la maison Vous di que tel ne vit ηιέβ hom Un mur i a de f elonie Tout destempre a vilonie et plus loin En la maison a sis verrieres etc.

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Texte de G. Raynaud & H. Lavoix: Recueil de motets jranfais des XHe et XHIe siecles. Paris 1882—1884. I, 26—28, avec corrections d'apres le fac-simil£ du manuscrit ριιΒΠέ par Y. Rokseth: Polyphonies du XHIe siecle, I—IV, Paris 1935—1939. Voir ci-dessous p. 229. ΪΊ Cit£ d'ap^s le manuscrit de Montpellier, Bibl. de l'Ecole de Medecine 236. Le meme jeu, d'ap^s un autre manuscrit, est cit6 par J. Huizinga; Herfsttij der Middeleeuwen. Haarlem 19579. 125.

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