Die Anfänge der musikalischen Fachpresse in Deutschland: Geschichtliche Grundlagen

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Die Anfänge der musikalischen Fachpresse in Deutschland: Geschichtliche Grundlagen

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Die Anfänge ~er musikalischen Fachpresse in Deutschland Geschichtliche Grundlagen

INAUGURAL-DISSERTATION zur

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Erlangung des Doktorgrades genehmigt von der

Philosophischen Fakultät der

Fri edrich-\Vilhelms - Universität zu Berlj.n

von

Kurt Dolinski aus Berlin 'fng der Promotion: 16. Januar 1940. ' J';1g der Prüfung :' 16. Dezember 1937. 11

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J Kunstdruc ker ei G. m. b. H„ Be r 1 in C 2



Referenten : Prof. Dr. Georg Schünemann Prof. Dr. E. Dovifat Prof. Dr. A. Scherin g

Meinen Eltern in Dankbarkeit.

Inh a lt Seite

Vorwort

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7

A) H i s t o r i s c h - s y s t e m a t i s c her T e i 1 Z u r Entstehungsgeschichte der musikalischen Fachpresse . . . . . . . . . . 1 3 ~1attheson und seine Critica musica 13 - das erklärte Vorbild: die Acta Eruditorum; Otto Mencke als Mittelpunkt des Leipziger Gelehrtenjournalismus und seine Mitarbeiter 14 Gesellschaft und Zeitschriftcngründung, :Marhof 15 Aufklärung und freie Kritik, Christian Thomasius 16 - die fingierte Gesellschaft, Wilh. Ernn Tentzcl 17 - musikalische Belange, vertreten in Tentzcls :M onathlid1en Unterredungen 18 - Mattheson und Tentzel 20 Musik im Schlepptau der Theologie und anderer Disziplinen (England, Frankreich) 22 - Mattheson in der Kritik der Leipziger Neuen Zeitungen von Gelehrten Sachen 24.

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'.lur Typologie des Zeitschriftenwcscns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Die „Zeitschrift", Dovifat, Kirchner, Menz 26 Almanache, Kalenclcr, Taschenbücher 29 die „Zeitung", Aktualität ihr Hauptmerkmal 30 Auflageziffern, die Synonyme der „Zeitsduift" im 17 . u. 18. Jh. 31 - die moral. \V/ochenblätter 32 clie cnglisd1cn Urformen 34 - Ridiard Stecle und Joseph Addison 35 - Tatlcr, Spcctator und Guardian 37 - Hamburgs journalistisd1e Tradition 38 Mattheson begründet die erste moral. \'V'od1en schrift auf deutschem Boden 39 - Einrichtung des „Vernü nfftlers" 40 Lesersduft 41 „Gegenvernünffder" und „Verbot" des Vcrnüoffders 42 - J. ]. Bodmer und Joh. Ulrich Klinig 43 - Zensur in Hamburg 45 - Richey, Brackes, Fabricius, \Xl'cid1111:1nn, Telemann und d ie Teutschübende Gesellschaft 46Vcrh iiltnis M:itthesons zu den Vorgenannten 47 - Patriotische C:cicll.~ chaft, V crhältnis Tclcmann-Mattheson 48 Mizlers i;Ptict iil der musikalisd1cn Wissenschaften SO Matthesons < .r, dhd1af t der sieben freyen Künste, Matthcsons Orden des nu11•11 Ccschmacks 52 die Fiktion der musi.ka)jsch-patriotischcn ' ,, " ' " ' ' l1,1f1 Matthesons 53 Der Hamburgische Patriot und l 11 1 M11•ilrn lisd1c Patriot 54 - Die Oper in den mor'alischen \\ „,t,„„„ t, rif1 ~ n 55 - Der musikalische Patr iot als Nachfolger .1. • 11 ,11111•. l'Hriotcn 58 - Die Hamburger Operntradi tion in 1111 111•1111di1.d1 cn Presse 59.

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Grundzüge des Journalisierens . ... .. .. ......... .................. . 60 ff Die Schriften des Kanzlers Ah. Fritsch 60 - Chr. Weises Zeitungslehrbuch, Arbeitstechnik der Journalisten 61 - Zeitungskollegs auf R itterakademien und Universitäten 62 - Kolleg über den Hamburgischen Patrioten 63 Journal über Journale 64 PolyVerhältnis Journalist-Verleger-Buchautor-Leserschaft 65 historie und Fachwissenschaft 66 - Studenten, Schullehrer und Landgeistliche als mc:nsifaecs 67 Gelehrtenjournalismus als „zersetzende Zeitersd1cinung" 68 - Hodiflut der Journale 1716 69 - Extreme in der Auffassung von Kritik 71 - „GcncralWahrheit-Sager" oder fachwissenschaftlichc Ephemeridographen? 72 - Die 10 Gebote für den Gelehrtenjournalismus 73 - erster Ruf nach dem Fachorgan 74 - Der Gelehrtenjournalismus am Wendepunkt 75 - Das Problem der Gc:lehrtenkritik 76 - Joh. Clericus, Herrn. Suden, Joh. Chph. Gottsd1ed üb. Kritik 77 Shaftcsbury und Musikkritik 78 - Matthcsons Auffassung vom Kritikcrbcrufc 79 .

Vorwort.

B) P r a k t i s c h e r T c i 1 Critica musica ( 1722) · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Der musicalische Patriot (1728) · „ „ · · · · „ · · · · „ · · · · · · · · · · · · · · · · ·

83

Neu eröffnete musikalische Bibliothek (1736) · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Musikalischer Staarstecher {1740) · · · „ „ · · „ „ · · · · „ · · · • • • • • • · „ ·

94

Critischer Musicus (1737) · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Der vollkommene Capelln1eister (1738) · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Der Musikalische Patriot (1741) · „ „ „ · · · · · · · „ · · · · „ „ „ „ „ „ „

101

Der critische Musicus an der Spree (1749) · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · ·

1' 111·1 11 ltr;i ( 1754) · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · 111 ~ 11>ti 1. d1 h1•it isd1e ßeyträge zur Aufn:ihrne der Musik ( 17'.H ) 1 1111 ~ ol111 lldr l r illicr die Tonkunst (1759) · „

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~' '"' ''lil durch die politisd1c Zeitung als vielmehr d11 rd1 1li,

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belegt, vielmehr pflegt man das Wort in prägnantem Sinne lediglich auf die . . . „moralischen Wochenschriften" .. . anzuwenden." Noch im Jahre 1892 klagte Karl Jacoby beweglid1: 01) „Es ist nidit wahr, daß die „Discourse der Mahler", weldle 1721 in Zürich erschienen und als die ersten deutsd1cn moral. W ochc?sdlriften gelt~n, es auch wirklidl sind. Im Osterprogramm des W1lheln1-Gymnas1ums vom Jahre 1888 habe id1 den Nadlweis geführt und daß nur durd1 die Unkenntnis der Littcrarhistoriker dieses Verdienst Han1burg abgesprodlen wird." Dieser scharfe „Hinweis" auf seine grundlegende, aber nidlt ganz leimt zugängliche Schrift82 ), die eingehend den „Vernünfftler" von Mattheson (1713), die lustige Fama (1718), die Neu-angelegte NouvellenCor~espondence (1721) und .(nur ku rz) den sogenannten Hamburgischcn Patrioten (17~4) behandelt, ist denn auch bei den Literarhistorikern nid1t ungehört verhallt. Eine ganze Reihe weiterer wertvoller A rbeiten über 1 einzelne Abschnitte dieses großen Stoffgebietes, namentlich aud1 von seiten der Pädagogik, sind seither entstanden, die noch näher zu charakterisieren sind. Die Entwicklungsgesdlidlte der moralisdlen \Y/ od1enschriften und vcrsdliedene hiermit in Zusammenhang zu bringende Problemstellungen l'rf ordern zwangsläufig aud1 eine etwas eingehendere Besclläftigung mit 1 1 :l m b u r g als Wiege der deutschen moralisdlen W od1ensdlrif ten und '. lcr 111usi~alis~1en „~achprcsse". Gleidlsam zur Rechtfertigung für die bis 1r1zt mus1kaltsd1erse1ts nicht für nöti befundene breite Fundamentierun t> "" . 1111 II ~11e timme eines jüngern Fachwissensdiaf tlers gehört werden; sie lirwc 1~1t, daß der Mu s ic a l i s c h e Patriot Matthcsons zeitunskundl1d 1 zunächst als „moralisd1e W odlenschrift" angesehen und g~wertet wn•dcn muß :~)

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„ · · . hinter den Hamburgischen W odlenschrif ten standen ~crsö nlidl~eiten, die im Geistesleben ihrer Zeit eine hervorragende St.cllu ng einnahmen . pa war es der reid1begabte, besonders durch ~e in e blendenden Musikanlagen berühmte 1'1attheson, der im Jahre 1! 13 den ersten V ersuch madlte, jene neuentstandene englisdie 1.~.Lc ra n1~·.ga~ tung auf deucsdien Bod7n zu übertragen. Dem „Ver111111ftl cr ließ er 1728 den „ Musi k alis chen P atrio ten " 1c1l1;c11 ! m c h r c i n e F ach zeits c h rif t (!), die nodl heute d c111 l·orschcr we rtvolle Beiträge zur Musikgcsdlldne liefert."

"'J Vrll „l l.1mb11r1t vor 200 Jahren" , hrsg. v. T h. Schrader; hierin No. 2: •r• 1.r hcn 11111 die \'(/'ende des 17. Jhs." von Karl Jacoby. S. 142. ") „l 1o1 t•1•q c11 momlischcn \Vochensd1riften Hamburgs am Anfange des • 111 • 111111 11 J.11l11 l11111dcns' '.o Programm No. 687. Exemplar in H anse-Bibi. Ham'" 1 1 1" 1 . /,1 1d~ \•c rnu fh gcn1cldcte Excmpl. der Staats.-Bibl. Berlin hat sich 1 11 II· h 11 •'"'' ' 1·l1111r r1111dcn. "I lil.11 i "' lo r r : „Die Erzichuni;sbcstrcbungen der deutschen morali1, •• \ 11t111 111„ l111lt r11". L.1111;c11u l:rn 1914, S. 21. , 1 1• ' '" '"

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Die hierdurch bereits hinreichend dokumentierte Tatsache, daß der Musicalische Patriot als eine Sittenschrift anzusehen ist (die zeitlich zwischen dieser und dem Vernünfftler liegende Critica Musica Matthesons aber nicht), hängt aufs engste mit der Verschicdenartigkeit der Aufgaben zusammen, die sich die beiden frühesten Gebilde der musikalischen Fachpresse stellten, was später noch näher zu erläutern wäre. 0 •) Während Theodor V e t t e r als frühesten Vertreter und Vorläufer der W ocheoschriften auf englischem Boden eine periodische Schrift bezeichne te, die im Jahre 1704 aufkam und deren Herausgeber Daniel Dcfoe (1661-1731), der ber ühmte Verfasser des Robinson Crusoe ist0G), und Wilhelm H a r tu n g ein noch früheres, in seiner funktionellen Bedeutung für die\"11rlon nm K rcisc11 herv or, di r nuflrrlrn llt .1d1•11 t. 1 ' '"' 1~ 1 , l\ lol11111 •11111 111 l1 r11• id1111·11 pflci;t.:11 .. . Der l lcr.1m1:chc1 "' '" '· •III H• lt111 d; llJ.!111 11 '1!1ol1 , " l>l1·wr l11111d 1.11: lt c1·ci1~ n111 \"t;lc·fl'"'"'' • •

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legte sich Gerhard M c n z für England so ziemlich auf den „Athcnian Mercury", 1690 von John Dunton gegründet, fest. Für den in Deutsd1land schon vordem bestehenden Typ der Unterhaltungszeitsd1rift, unabhängig von der besonderen englischen Ausgestaltung, verweist er auf die Gesprächsspiele Harsdörffers (Nürnberg 1644-1649) als die älteste deutsche Zeitschrift dieser Art, sowie auf die 1708 in Berlin erschienenen, teilweise schon moralisierenden „Curieusen Natur-, Kunst-, Staats- und Sitten-Praesenten" eines preußischen Reiterhauptmanns i1amens Odven. 0; )

P.ll diese englischen und auch deutschen Vorbilder, bei deren Nennung eine reine Prioritätsfragc erörtert wird65), werden an Bedeutung bei weitem überragt von : T h e T atler (Der Plauderer) 1709-1711, The Spectator (Der Zusd1auer) 1710-1712 und The Guardian (Der Vormund) 1713, deren ruhmbekränzte Herausgeber Richard Steele und - mit Ausnahme des „Plauderers" - Joseph Addison waren. Der bis in die untersten Volksschichten reichende Einfluß dieser englischen \V/ochenschriften vermochte es, das gesamte Fühlen und Denken einer Nation umzugestalten und jenen Begriff Moral zu sd1affen, der seitdem für die Inselbewohner, heute vielfach aud1 in1 negativen Sinne, sprichwörtlich geworden ist. Die Begeisterung für das neue Lebensideal in England, das in vielen Dingen „viel glücklicher" geworden sei, „,als es zuvor gewesen" („Patriot" 1. Jg. 36. Stück), griff auf Deutschland über, wo man jedoch von Anfang an bestrebt war, p r a k t i s c h e n Nutzen aus den neuen Erkenntnissen für die Volkserziehung zu sd1öpfen und •.pätcr vor allem eine feste Verankerung des Nation a 1 bewußt 0 ·i c i n s auf sprachlicher Grundlage zu erreichen.a ) Die eigentliche Ziel"''t'l.1111g war hier wie dort: gesteigertes Lebensgefühl und Vermehrung .Ir·. Lebensgenusses. Dieser z u Beginn der Wochenschriften deutlich ver11r l1111baren eudämonistischen Lehre von einem gesunden, naturhaften, 11 idist:irken und artgerechten Lebensideal erwuchs in der christlichen 1111111 der Ch ristian Hcro findet schon bei Richard Wülker Erwähnung (vgl. 1 °1" 11. d. c11gl. Literatur TI. Aufl. 1907 Bd. II, S. 44) sowie C. M a r s c h m e i e r : „ /\ .Jtliiun s ßcitr. z. d. moral. Wochenschr." Diss. Rostock 1872; Neudr. d. R. 111 " 11 , h a r d, Oxford 1932. ' 11 ) C, • 28 1. ••1 1111 •

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1694 begegnet ein „Journal de Hambourg", das mit dem Stand der wissenschaftlichen Forschung in Frankreich bekannt n1achte.so) Sehr beliebt und erfolgreich waren die Nova literaria maris balthici et Septentrionis, deren Lebensdauer von 1698 bis 1708 reichte.81 ) Als jedoch Hamburg die Nützlid1kcit moralisierender Schriften erkannt hatte, hielt es zähe an dieser Errungenschaft fest. „Id1 bleibe bei die sichtbaren Vortheile wohlgeschriebener moralischer Sd1riften . . . sie sind das Salz, welches das zur Faulnis geneigte Fleisch bewahret, genießbar nlachet und verbessert .•.", so offenbarte Christian Ludwig v . Griesheims 2 ) seinen Geschmack, und zugleich den seiner Zeit: „Der gelehrte Geschmack ist hier besonders auf einheimische Schriftsteller, auf practisd1e, moralische und witzige Bücher gegründet." Ridendo dicere veritatem - nämlid1 darum die Wahrheit lächelnd zu entdecken, um dadurch nicht zu verärgern, sondern wirklich zu b e s s er n wurde das Leitmotiv all dieser Schrif tcn. Auch Mattheson läßt im Vorberid1t des Vernünfftlers diesen Kampfruf an seine Leser ergehen und fragt sich, ob „diese ridcndo dicta veritas im Teutschen Kittel aud1 hier zu Land mit solcher indulgcntz und docilität werde angenommen werden, als in dem sinnreichen Engclland . .." und schließt mit den \Y/ orten „man bescheidet sid1 übrigens ganz gerne; 11r11iilc" in Hamburg zu geben versucht, heißt es: „Man sollte dencken, es wlin• dieses ein etwaniges politisdies Journal von demicnigen, was um die Zeit l1 i1·1 in Hamburg vorgega.1ri11 . ist ~1:itthcson allerdings ein Gremium von Gelehrten, dem auch 1 ilt1 '"'1 11 l1cd111. 'Ünschtc 1d:i aus 1ln1r"'clbcn einen Ext ract zu sehen, welcher also soltc beschaffen scyn: crstlid:i 111ll,1l'n alle unnütze Sachen ausgestrichen, alle falsche unv.•ahrc und irrige M1•i11u11(\cn außen gelassen, die wah ren und nützlid1cn Mater ien aber behalten ,.., .~ , tlr11 .. :• " ") Vgl. „L'cspri t des Journaus, oder unpa~chcyische Gedancken über die " l11rn fri 1: cdirtcn und jet:to aufs höchste(!) gestiegene Journale / durd1 weld~e il• ,,, Nrlltcn Uct ru g gcbiihrencl e.nt~ecket / der Nut:r.cn un~ Schaden / so sie 111111111'11 / crwohc n / u.nd ob s~e in wohlbes.~elltcn ~cpubhquen :r.u dul?en ./. l. 1111111.1 1 1111lcrs11chct wird. Bcrlm Anno 17 16 (unl?a~tntcrt) . D.as „mor.alisd1 e tl11 11 111 .,Nil\ i1'.to c' 1111l i1111in werden .. .. h '.to vo11 ll ;'ittcnbcrgac 1716." S. 10: „S.-il.1 cq;o i111:c11s iudiciorum divcrsitas sufficit, opinor, -ad laudcm utilicatcm:>

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Ober diese einflußstarke musikaesthetische Theorie des 18. Jhs. vgl. Krctzschmar im Peters-Jb. 1911u.1912, Arnold Schering Jg. I, S. 298 ff, Hermann Abc r t im Archiv f. Mw. Jg. V, Heft 1, sow1c J?1ss. von Marg. K r am c r : „Beiträge z. e. Gesch. d. Affektbegriffes in d . Musik v . 1550- 1700", Halle 1924. ')

~Jcrmann tn ~fMv-:.

205 )

Vgl. Hamb. Berichte v. gcl. Sachen, 14. Juni 1737, S. 394. Als Rezenscnte!l hat 1!!an Ursache Joh. Ad. Sc h c i b e zu vermuten, wie aus dem Worte. „Musikanten hervorgeht. Adlung sagt hierzu in der Anleitung zur. musicali-

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„Herr 1v1 i z 1 e r als der Verfasser dieser Bibliothek wil den Musikanten die Sd1riften der Alten und Neuern braud1bahrer (!) und deutlidier (!) madlen. Er gibt sidi also die beste Mühe, von verschiedenen Büchern, die von der Musik handeln, seinen Lesern einen Auszug zu liefern. Es dünckt uns aber, daß er s eine Beurtheilungen alzustark mit dem T ex te ve rm i s c h et, und man kan wirklich an einigen Orten nur mit vieler Mühe den Untersdiied merken. Inzwischen ist des Herrn Verfassers Flcis allerdings zu loben. W i l' g l a u b e n a u c h , er wird n1it der Zeit seiner Schreiba r t eine bessere Ordnung , Scharfsinnig k eit und An n e h m l i c h k e i t d e s V o r t r a g e s g e b e n , wann er sich unsere besten teutschen Scribenten zum Muster vorleget (sie) und den Büchern, die er beurtheilet, mehr Gereditigkeit als er dem \Vallisio 206 ) gethan, widerfahren läßt." Adlung, der diesen Einwand der Hamburgisdlen Berichte wider die Mizlcrsche Bibliothek getreulich vermerkt - allerdings ohne die Autorsdiaft Scheibes zu argwöhnen - fügt bezüglich der beanstandeten Vermischung von eigenen Gedanken und Zitaten hinzu~ 0 •) : „ ... Man wird aber finden, daß el' (sc. Mizler) nach der Zeit der Deutlichkeit sich mehr beflissen." Was die Mizlersche „Bibliothek" den Zeitgenossen an wertvollen Kenntnissen und Erkenntnissen vermittelt, hebt die Tatsache, daß Adlung mit der Besprechung dieser „Bibliothek" sein berühmtes Werk eröffnet, ins rechte Lid1t, obwohl er vor den1 - wie er vermutet - Atheisten Mizler, „welcher nidlt glaubt, daß unser Körper mit in den Hin1mel eingehen werde", vermeint sich dreimal bekreuzigen zu müssen; „ .. id1 ~ctzc die Ausdrücke nicht hierher, womit viel Gottesgelehrte nicht werden zufrieden seyn .. " schreibt er über Mizlers freimütig abgelegtes Claubensbekenntnis205), worin dieser gegen die philosophischen Schwärmereien Matthesons und vieler anderer, die in der Musik, als körperloser Zeitkunst, kosmische, und damit vergöttlichende Zusammenhänge wi ncrtcn und daher die ewige Seligkeit als ein unaufhörliches Klingen 1111d Singen zum Lobe des Allerhöchsten beweiskräftig zu erhärten ""'"" C:cbhrtheit (S. 27): „Scheibe im Kritischen 1'1usikus nenne t die größesten 1.„ddl11stlcr Musikanten (!), sonderlich den seligen Kapellmeister Bach in l 111'111:·" Außerdem konnte kaum ein anderer die Forderung nach einer 1 • ' 11 1• 11 d e u t s c h c n Se h r e i b a r t f U r e i n Mus i k - J o ur n a l er111 i.,,„ 11 1 ~ Sd1cibe, der diese in seinem Kritischen l\1usikus ein Jahr später • • 111'.••ltc11d verwirklichte. "1"1) l >1·r beriihmtc Londoner Mathematiker J ohn \V/ a 11 i s (1616-1703) 11 1oll l1•11ili.l1tc eine Reihe akustischer Untersuchungen in seinen „Philosophical t' 1111111 1 i11 11'1" 1