Der Vorposten-Dienst für deutsche Truppen, nach den Anforderungen der neuesten Kriegsführung [Reprint 2016 ed.] 9783111717739, 9783111278940

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Der Vorposten-Dienst für deutsche Truppen, nach den Anforderungen der neuesten Kriegsführung [Reprint 2016 ed.]
 9783111717739, 9783111278940

Table of contents :
Vorwort
Inhalt
I . Abschnitt. Zweck und Behandltmg des Vorpostendienstes
II. Abschnitt. Verhalten der Vorpostenkette
III. Abschnitt. Verhalten der Feldwachen
IV. Abschnitt. Verhalten der Soutiens, Replis und Vorposten-Detaschements

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Der

Vorposten - Dienst für

deutsche

Truppen,

nach den Anforderungen der neuesten Kriegführung.

To«

H. v o n S t a f f , Major im Königlich Pr«ufsi»chen Gentral*t«be.

Pas dt tmvanUl eombinaUont,

Berlin,

malt dt

1 8 2 7.

Vaetìviti. Napoleon,

G « d r o a k t und T « 1 1 • ( t bei G. R e i m e r .

V o r w o r t

J^O viel Treffliches über den Dienst der Vorposten für deutsche Truppen auch geschrieben worden ist, so hat sich doch bei einer stattgehabten, näheren Beschäftigung mit diesem Gegenstand, ergeben, wie «ehr es noch an zusammenhängender Uebereinstimmung, zwischen dem schriftlich Aufgezeichneten und demjenigen fehle, was sich hierüber in den letzten Kriegen selbst, practisch ausgebildet hat. Dieser Zwiespalt zwischen der litterarischen Autorität und der der Erinnerung, dürfte leicht bei langem Frieden nachtheilig werden. Schon im Allgemeinen ist es bekannt genug, bis in wie weit sich im Frieden, die Ansichten, auf speculativem Wege, von dem entfernen können; was doch allein dem Wesen einer kriegerischen Verrichtung entspricht. Es wird dies aber vorzüglich, leicht bei einem Gegenstand der Fall sein können, der, besonders auf einzelne Fälle bezogen, so mannichfaltige Ansichten gestattet; daft es immer schwer bleibt, das allgemein Gültigst« daraus hervorzuheben.

IV

Bei blofs geistiger Behandlung dieses Gegenstandes, wird das allgemein Gültigste schwerlich hervortreten können. Es scheint, man müsse die Form der Ausführung mit in Rücksicht ziehen, um zu einem solchen Resultat zu gelangen. -Nur aus der Auffassung geistiger Zwecke und der schicklichen Weise ihrer Erreichung zugleich, kann sich dasjenige, Form gewinnend gestalten, was meist als Grundlage des Benehmens dienen kann. Leichter und zuverläfsiger, wird sich immer eine solche Grundlage im Kriege ausbilden, als dafs es gelingen sollte, sie durch blofse Forschung aufzubauen. Diese Ueberzeugung theilten so viele erfahrene und ausgezeichnete Offiziere, dafs der Wunsch entstand sich einmal wieder recht zu vergegenwärtigen, wie denn der Vorpostendienst, in -den letzten Kriegen eigentlich betrieben worden sei. Der Vorpostendienst war dabei gerade, um deswillen nur zunächst festgehalten worden; weil der grofse Krieg der neueren Zeit, alles minder Wichtige, was sonst noch litterarisch meist als kleiner Krieg und dienstlich als Felddienst, abgehandelt wird, sehr in den Hintergrund gestellt hat. Der wichtige Dienst der Avant- und Arriergarden schien sich dagegen zu einer andern, mehr beispielweisen Behandlung zu eigenen. Aus den mannichfachen Erinnerungen über den Vorpostendienst war es aber nicht so leicht, nur dasjenige, in eine gedrängte Zusammenstellung zu fassen, was in den meisten Fällen als das Zweckmäfsigste, ausreichend zur Norm dienen könnte. Da jedoch

V

die Festhaltung einer bestimmten, bleibenden Norm, immer wieder zu nachtheiliger Beschränkung und Einseitigkeit fuhren würde j 60 muiste als festgestellt angenommen werden, dais mit bewufsten Gründen, in den einzelnen Fällen, nach Maafsgabe der mehr oder minder gebietenden Umstände, abzugehen wäre. Nichts Neues sollte ermittelt, sondern nur das Wesentlichste überhaupt hervor gehoben werden. Zur Erreichung dieses Zweckes wurden schriftliche Aufsätze und mündliche Mittheilungen, vieler höheren Offiziere verglichen, und die Resultate dieser Vergleichungen Männern vorgelegt, welche als practische Meister in diesem Gegenstand anerkannt sind. Wenn unter so günstigen Verhältnissen, diese zusammenstellende Bearbeitung, doch dem Ziele nicht genügend nahe gekommen sein sollte, welches sich ihr stelltej so kann es nur in der Schwierigkeit der Sache selbst, in der Verschiedenheit der individuellen Ansichten, welche eben zu vereinen versucht werden sollte, und endlich in dem bloJDsen guten Willen des Zusammenstellers liegen. Bei der Behandlung dieser Gegenstände, ist eine Eintheilung in Hauptabschnitte und Paragraphen gewählt worden, u m , von den Grundzwecken ausgehend, die einzelnen Diensttheile mehr in sich getrennt zu zergliedern. Die Paragraphen sollten, auch einzeln aufgeschlagen, über den Gegenstand, den sie behandeln , das Wesentlichste kurz enthalten. Bei diesem Zweck konnte es nicht ganz vermie-

VI

den werden, manches zu wiederholenj es ist dabei jedoch immer beabsichtigt worden, eine andere Seite des fraglichen Gegenstandes zu beleuchten. Bei dieser schriftlichen Behandlung ist der umgekehrte W e g eingeschlagen worden, wie er in der praktischen Ausführung eintritt. Hier sind die Eigeuthümlichkeiten jedes besonderen Zweiges des Vorpostendienstes, aus dem allgemeinen Zweck und also zunächst vom Feinde her, abgeleitet worden. In der praktischen Ausführung werden dagegen die einzelnen Zweige dieses Dienstes von uns aus, gegen den Feind zu angeordnet. Die Darstellung von der einen, und die dem Leser überlassene Betrachtung, von der andern Seite;, hat günstig geschienen, um das Ganze des Gegenstandes, vollständig zur Ansicht zu bringen.

I n h a l t .

I.

Abschnitt. Zweck po*teodi«nste*. f. j. f. J. 5J. j. 5.

n.

I. 2. 5. 4. 5. 6. 7. 8.

und B e h a n d l t m g

des

Z w e c k der Vorposten E r r e i c h u n g des Z w e c k e « im Allgemeinen . . Ber.achrichügungssytlem Patrouillen Recognoiiirnngen D i e T h e i l e des eigentlichen Vorpostendienstes A n w e n d u n g der verschiedenen D i e n s U r t e n . AuMetzen der Vorposten

A b . c h nitt.

Verhalten der Verhalten

am

VorSeit* .

fl g 4 g . 13 . 15 17

Vorpostenkette. Tag».

f . 8. Beobachtung 37 fl. 10. Sperrung 5t 5. 11. Stellen der E i n - und A u s - P a i s i r e n d e n . . . . 5 5 15. Verhalten gegen Offizier* 36 J. 13. Sicherheit . . . . . 3 7 B. Verhalten f . 14. Beobachtung . 5- 15. Sperrung 16. Sicherheit

.

bei

Nacht. 58 4* 46

VIII

IH Abschnitt.

Verhalten der Feldwachen.

17. B e s t i m m u n g der F e l d w a c h e n 18. Benachrichtigung ^y i g . Verhalten am T a g e 51 20. Verhalten bei N a c h t 54 21. Verhalten b e i . T a g e s - A n b r u c h 22, A b l ö s u n g der F e l d w a c h e n . . . . . . . . 5y f . 23. Benehmen gegen abzuwartende, wahrscheinliche O f f e n s i v e des Feindes 60

5. f. 5. J.

IV. A b s c h n i t t . Verhalten der Soutiens, llepli» und Vorposten - Detascheinents. f. }. f. j. f. j.

»4. Soutiens 64 «5- Replis 60 ab. Sammeln der Vorposten 63 27. V o r p o s t e n - R i d e a u 69 28. V o r p o u e n - D e u s c b e m e n t s 7a 39. Instruction und Berichterstattung einer Vorposten-Aufstellung 79 f . 3o. V e r t e i d i g u n g der D ö r f e r j . 31. Angriff der D ö r f e r 85

L Ab-

Erster

Abschnitt,

Z w e c k u n d B e h a n d l u n g des V o r p o s t e n » dienstes.

JF. l.

Zweck der Vorposten.

"V^orposten werden nur zur Sicherung grösserer Truppentheile aufgestellt. Sie sollen dafür sorgen, dafs letztere: 1) wo möglich gar nicht in ihrer Ruhe gestört werden 5 2) dafs dem Feind alle nähere Kunde über Zahl, Aufenthalt und Absichten dieser gröfseren Truppentheile entzogen werde j 3) dafs selbige Nachricht von dem Feinde erhalten, um danach ihre Maafsregeln ergreifen zu können; 4 ) dafs sich endlich die gröfseren Truppentheile immer noch sicher schlagfertig aufstellen können, ehe der Feind mit ihnen zum Gefecht kommen kann. Die Sicherstellung gröfserer Truppentheile, als Zweck der Vorposten, kann durch selbige T. Suff» Vorpostendiesir.

^

2 nicht gleichmäßig rings um eine, entwickelt in Position aufgestellte, gröfsere Truppenabtheilung ausgeführt werden. Ein zu grofser Theil der Truppen würde dann zu dem Vorpostendienst verwendet, und in ihm entkräftet werden müssen. In dem Fall einer allseitig umringenden Unsicherheit mufs daher entweder zu feldfortificatorischen Mitteln gegriffen werden (z. B. verschanztes Lager), oder man mu£s die Entwickelung der Truppentheile aufgeben, und selbige in Massen, unter günstigen Terrain - Verhältnissen, nur so ruhen lassen, dafs sie sich auf ihre eigene, konzentrirt in Bereitschaft gehaltene K r a f t , verlassen können. Vorposten finden demnach ihre Hauptanwendung und Ausbildung, wo es nur darauf ankommt, gröfsere Truppenmassen auf bestimmten, von den Lagenverhältnissen des Terrains, vorgeschriebenen Strecken, in den militairisch wichtigsten Richtungen vorgeschoben zu decken. Auf diese, als die gewöhnlichste, Anwendung der Vorposten, ist bei der vorliegenden Bearbeitung vorzugsweise Rücksicht genommen. Nur beiläufig ist eingeflochten worden, in welchen andern Arten Sicherheitsmaafsregeln zu nehmen sind, und zu welchem Verfahren eine allseitig umringende Unsicherheit führen dürfte. §. 2. Erreichung des Zwecks im Allgemeinen. Die Vorposten können ihren Zweck nur durch die Vereinigung einer doppelten Beziehung erreichen.

3 l ) Durch Ermittelung eines Benachrichtigung«-Systems, sowohl im Allgemeinen, als im Besonderen durch Patrouillen aller Art. 2") Durch den eigentlichen Vorpostendienst, in Aufstellung einer Beobachtungs-Linie, welche zugleich den Verkehr mit dem Feind, so viel als nöthig erscheint, sperrt und einigen temporellen Widerstand leisten kann. §. 5. Benachrichtigungs-System. Ermittelung eines Nachrichten - Systems, sei es auch noch so beschränkt, bleibt bei allen Vorposten nothwendig. Es mufs ein solches immer so viel als möglich in einer dreifachen, vergleichenden und sich ergänzenden Art, wie nachstehend angeführt ist, behandelt werden: 1) Nachrichten, welche man von Personen der besseren Stände, die unserem Interesse gewonnen sind, durch kaufmännische Mittheilungen, Reisende u. s. w. erthält. 2) Nachrichten, welche man sich direkt durch Leute beschafft, die unter dem Vorwand von allerlei Verrichtung theils mit, theils, und häufig besser, ohne ihr Wissen, uns zu militairischen Zwecken dienen. 3) Alle obigen Nachrichten müssen unter einander verglichen, das Resultat aber immer so viel als thunlich durch Patrouillen kontrollirt, bewährt und ergänzt werden. Nachrichten müssen immer gleich, so viel als es die Verhältnisse gestatten, zu Vorsichtsmaafsregeln, nicht aber eher zu irgend einer Unternehmung, Veranlassung geben, bis sie durch Zusammenstimmung und VergleiA 2

4 chung vielfacher Umstände fast zur Evidenz werden und auch darin bestätiget sind, dafs sie wirklich noch in einer Einflufs habenden Zeit wahr sind und bleiben. 4.

Patrouillen.

Man mufs festhalten, dafs es der Zweck der Patrouillen ist, Nachrichten auf eine sich möglichst verborgen haltende "Weise einzuziehen. Ohne Festhaltung dieses bestimmten Zweckes schweift das Benehmen, besonders der gröfseren Patrouillen, leicht in da» Gebiet der Recognoszirungen und der Detaschements aller Art. W e n n eine Patrouille auch Aufträge ausführen soll, die in die Obliegenheiten der Recognoszirungen und der Detaschements (aller A r t ) einschlagen, so mufs der Befehl und die Instruction dazu besonders und speciell gegeben werden. Der blofse Patrouillengang gewährt den hinter ihm stehenden Truppen kaum so viel Sicherheit, dafs sie theilweis und mit großer Vorsicht, sich nur der unumgänglichsten Ruhe und Pflege überlassen können. Als eine beobachtende und theilweis sperrende Deckung kann der blofse Patrouillengang nur bei schwachen, einzeln weit vorgeschobenen Abtheilungen, aushülfsweis betrachtet werden. W o gröfsere Truppentheile sicher zu stellen sind, darf der blofse Patrouillengang nicht als genügend betrachtet werden. Solche Truppentheile müssen dann wenigstens selbst noch in nöthiger Bereitschaft, auf haltbaren Punkten versammelt ruhen und W a c h e n um sich haben.

5 G r ö ß e r e Patrouillen; die wo möglich einen gewissen ihnen vorgeschriebenen W e g zurücklegen sollen, oder deren A u f t r a g es ist, eine ganze ihnen bezeichnete Gegend abzusuchen ; erreichen ihren Zweck a m besten, wenn sie ihr Geschäft abschnittsweise, dem Terrain a n g e p a ß t , verrichten. Es kann dies in den meisten Fällen in der Art geschehen, dafs der Haupttrupp, seinen W e g so lange möglichst verborgen fortsetzt, als es möglich ist, dafs kleinere von ihm entsendete Patrouillen, alles rings u m ihn herum durchsuchen und übersehen können, ohne dabei zu weit abzukommen. Sobald es nöthig wird die Meldungen oder das Zurücklegen gewisser Räume durch die kleinen Patrouillen abzuwarten, mufs der Haupltrupp verdeckt halten bleiben. Es geschieht dies a m besten an Terrain-Abschnitt e n , Sclilufspunkten , oder hinter sonstigen durchsuchten deckenden Gegenständen. Von diesen Haltpunkten ab erhalten die kleinen Patrouillen neue W e i s u n g , werden wo nöthig abgelöst, verstärkt oder eingezogen. Der Trupp n i m m t bei jedem solchen, besonders längerem H a l t , eigene Sicherheitsmafsregeln. Der Patrouillentrupp begiebt sich nie in einen K a u m , der niolit jedesmal eben erst durch die kleineren Patrouillen durchsucht ist. Der Dienst dieser kleinen Patrouillen ist das Wesentlichste der ganzen Patrouillirung, da sie am meisten und besten dem Zweck der verborgen gehaltenen Einziehung von Nachrichten, entsprechen können. Der Haupttrupp dient nur u m die kleineren Patrouillen

6 zusammenhaltend zu orientiren, zu vervielfältigen , wechselnd anzuordnen, zu erneuern, aufzunehmen, und ist überhaupt nur ihrentwegen da. Patrouillen müssen bei Tag hauptsächlich durch das Gesicht, bei Nacht aber durch das Gehör ihren Zwecken zu entsprechen suchen j immer aber beide Sinne in gespannter Thätigkeit erhalten. Den Gesichtspunct festhaltend, dafs es meist der Zweck der Patrouillirung sei, schleunigst Nachrichten zu verschaffen, kann es sogar Fälle geben, wo ein ganzer Haupttrupp sich zweckmässiger benimmt, wenn er sich ganz auflöst, um nur rasch viel zu sehen und zurück zu melden $ als wenn er Zeit verliert oder sich wohl gar geschlossen abdrängen oder in ein Gefecht verwickeln liefse. Der Patrouillen Haupttrupp wird unnöthig, wenn man die kleinen Patrouillen von fest stehenden Abtheilungen, nicht sehr weit vorzuschicken hat. Die Nachrichten, welche eine Patrouille einzuziehen hat, können mannichfach sein. Sie können sich auf den Feind, das Terrain, auf unsere eigenen und unsere Nebentruppen, auf die Einwohner u. s. w. beziehen. Immer mufs es der Patrouille bestimmt angegeben sein, worüber sie überhaupt und worüber noch im Besondern, Nachricht zu schaffen suchen soll. Patrouillen aller Art sollen nie eher einen Schufs thun, als bis Nothwehr sie unumgänglich dazu zwingt oder dies das einzige Mittel bleibt^ um in dringenden Fällen schleu-

7 nige Kunde von der Anwesenheit beträchtlicher feindlicher Kräfte zu geben. Patrouillen dürfen überhaupt nur in zwei Fällen thätlich werden : Einmal, wenn der Zweck eine Nachricht einzuziehen oder zu vervollständigen, ganz offenbar und ohne irgend eine erhebliche eigene Gefahr, durch eine, immer nur augenblickliche, Offensive erreicht werden kann. Dann, •wenn, wie schon angeführt, die Nothwehr es durchaus nothwendig macht j was i m m e r als durch eigene Unvorsichtigkeit verschuldet betrachtet werden mufs. Es mufs alles aufgefafst werden, was dazu dienen kann, sich keiner Nothwehr auszusetzen und doch dabei nicht, durch zu grofse Vorsicht, zu viel Zeit unnöthig zu verlieren. Es gehört hierhin daß» eine Patrouille, wo irgend zuläfsig, i m m e r einen andern.Weg zurück, als vorgehend nehmen soll. Kavallerie behält bei Patrouillen i m m e r den grofsen Vortheil des raschen Entkommens und der schnelleren Möglichkeit Meldungeu einzusenden. Sie wird demnach zu allen weit ausgehenden Patrouillen, selbst in Gegenden und Lokalitäten gebraucht, die im übrigen der Kavallerie nicht entsprechen. Sogar im ganz coupirten, bedeckten und gebirgigten Terrain, wird es oft zweckmäfsig sein der Patrouillirung durch Infanterie, Reiter mit zu geben, welche die Meldungen rasch zurückbringen können. Die früher oft allgemein aufgestellte Regel, in wechselndem Terrain Kavallerie und Infanterie bei Patrouillen zu mischen, bedarf der Vorsicht, dais m a n nicht da-

6 bei die Kavallerie in ihrem Element der Beweglichkeit hindert oder die Infanterie nutzlos exponirt, wenn die Kavallerie weg reitet. Die Mischung beider Truppengattungen zu einer Patrouille wird selten zweckmässig vorkommen. Bei gröfseren Abtheilungen, die eine ganze Gegend abzupatrouilliren haben, wird es dagegen häufig vorkommen, Trupps einer Waffen-Gattung zur Aufnahme einer andern periodenweifs aufzustellen. Die Erörterung des speciellen Benehmens bei Absuchung von Ortschaften, Gehölzen und Waldungen; Defilees aller Art, Brücken u. s. w . eigenet sich besser zu einer belehrenden Uebung, als zur Aufstellung einer schriftlichen Richtschnur. W e n n nur die Grundansicht festgehalten wird, so entwickelt sich für das Spezielle der einzelnen Fälle das Z weckmäfsigste; als das Einfachste und Natürlichste, jedem für solche Gegenstände irgend nur empfänglichem Sinn, meist von selbst. Die Aufmunterung und Erweckung des Sinnes für die Auffassung der Verhältnisse des speziellen Patrouillirungsdienstes, ist ein wesentlicher Theil der Felddienst - Ausbildung überhaupt. Nur durch eine freundliche Behandlung der Leute j nur durch Eingehen auf ihre Art die Dinge zu sehen und auszuspree h e n j durch Anwendung von Lob oder Begriffe entwickelnde Berichtigung, kann hierbei ein günstiges Resultat erreicht werden. Strenge, ein kurzer barscher Ton und das ängstliche Daraufhalten, dals die Leute immer in bestimmten, auswendig gelernten Dienst-

9 Phrasen sprechen, führen nur dazu, die Leute einzuschüchtern, ängstlich nur auf Form bedacht und so zu allem Felddienst unbrauchbar zu machen. Die richtige Behandlung des speziellen Patrouillendienstes, dürfte die beste, vorbereitende Ausbildung des gemeinen Mannes, für den ganzen Felddienst überhaupt sein. §. 5. Recognoszirungen. Ist es nicht wahrscheinlich oder möglich, genügende Nachrichten schnell durch Patrouillen, auf eine sich verborgen haltende Weise eipziehen zu können j so mufs man mit Anwendung augenblicklicher, überraschender Gewalt zu W e r k e gehen und rekognosziren. Die Tliätigkeit einer gröfseren Patrouille oder einer Rekognoszirung, sind wesentlich nur von jenen beiden, verschiedenen Rücksichten bedingt. Der Zweck beider Dienslarten ist derselbe. Die feindliche Stärke, Stellung, Einrichtung, die Beziehungen der,Gegend, sollen erforscht werden. Bei den Patrouillen geschieht dies hauptsächlich durch die vorgeschickten einzelnen Leute, bei den Recognoszirungen wird es vorzugsweise Sache von Offiziers, welche im Stande sind in einer sehr kurzen Zeit, vielleicht mit einem Blick, alles zu ersehen, was zu wissen nötliig ist. In einer einzigen Hinsicht geht indefs auch der Zweck der Recognoszirung oft darin bestimmt weiter} dafs durch den Widerstand, den der Feind leistet und durch die Maafsregeln, welche er ergreift, noch näher auf seine Absichten selbst zu schliefen ist; als dies gewöhnlich aus den Kachrichten geschehen

10 k a n n , die von den Patrouillen zu e r w a r ten sind. Kann eine Recognoszirung den Z w e c k ihres Auftrages vollkommen erreichen, ohne von dem ihr gegebenen Recht, Gewalt anwenden zu dürfen, Gebrauch zu machen; so muis sie die G e w a l t vermeiden, wenn es ihr, sonstiger Rücksichten wegen, nicht bestimmt anders befohlen ist. Der Rekognoszirungstrupp würde sich dann ganz dem analog zu benehmen haben, was bereits über die gröfseren Patrouillen gesagt ist. Es erhellt hieraus, w i e der Anmarsch und die erste Einleitung zu einer Rekognoszirung meist am zweckmäfsigsten, eben so w i e der Marsch eines Patrouillentrupps, zu behandeln sein wird. Bei der Richtung, die eine Recognoszirung zur Erreichung ihres Zweckes gegen den Feind zu wählen hat, ist nach folgenden Vortheilen zu forschen: 1. Möglichst verdeckte und so geführte A n n ä h e r u n g , dafs der Feind, weder unsere Stärke und Absicht errathen, noch m i t Vortheil über uns herfallen könne. 1 . Erreichung eines oder mehrer Punkte, welche die Einsicht in das Terrain gewähren, in dem man den Feind vermuthet. 3. Möglichkeit den Feind zu nöthigen, dafs er gröfsere Theile seiner Streitkräfte zeigt, und seine Absichten mehr verrathe. 4. Sicherheit sich dem Feinde rasch entziehen zu können, wenn die Absicht der Rekognoszirung erreicht ist. Von diesen Vortheilen ist der zweite und dritte, als eur Erreichung des Zweckes durch-

11 aus nothw endig, vorherrschend. Die beiden andern, nur mehr die eigene Sicherheit betreffenden Vortheile, müssen, wenn es nicht anders geht, nachstehen. Kann man sich nicht verdeckt nähern, so wird es immer um so •wünschenswerther sein eine, bis aus allen drei Waffenarten gemischte, selbstständige Abtheilung, zur Rekognoszirung vorgehen zu lassen. Ist es nothwendig ein Gefecht zu beginnen, indem nur dadurch die feindliche Stellung gesehen oder Schlüsse über die Absichten des Feindes begründet Wörden können; so geschieht dies immer am besten durch einen raschen kraftigen Anfall. Man dringt durch die Vedetten, wirft sich wo möglich mit ihnen zugleich auf die Feldwachen und drängt diese, bis zu den mehr rückwärts, zu ihrer Unterstützung oder Aufnahme stehenden Trupps, zurück. Man mufs das Gefecht so lange rasch vorwärts zu treiben suchen, bis man die bezweckte Einsicht in die Lage und Verhältnisse des Feindes errungen hat. In einem stehenden Gefecht verliert man dann nicht mehr Zeit, als zur nähern Erforschung des Wissenswerten nö'thig ist. Oft wird es zweckmäfsig auf mehreren Punkten zugleich aufzudringen, so dafs viel mit einemmale geschahen und die Aufmerksamkeit des Feindes getheilt wird. Man mufs jedoch dazu schon nicht zu unverhältnifsmäfsig schwach, und überzeugt sein, daf> die Führer der einzelnen Theile nicht die Rücksichten ihres Zweckes aus dem Auge verlieren (sich avanturiren). Zuweilen wird es zweckmäfsig sein, absichtlich falsche Angriffe mit einer Rekognoszi-

12 rung zu verbinden. Es können diese Angriffe, i m Verein m i t der Rekognoszirung selbst, oder auch von i h r entfernt, durch einen besonderen Trupp ausgeführt werden. Ist es möglich sich schon wieder abzuziehen, sobald nur der Feind stärkere Trupps zeigt, als man zurückgedrängt hat; so ist dieser Vortheil schnell zu benutzen. Man darf jedoch niemals sich hierauf Hoffnung machen, sondern mufs i m m e r gefafst sein, bis auf einige E n t f e r n u n g , vom Feind zurückverfolgt zu werden. Die Lagenverhältnisse, Richtungen der W e g e und die Terrain-Eigenheiten, werden hierbei entscheiden, wo und wie viel Replis zurückgelassen werden müssen. Die Aufstellung solcher Replis ist immer a m günstigsten so zu wählen, dafs die W i r k u n g derselben überraschend eintrete und dadurch den Feind stützen, und in der Verfolgung einhalten mache. Nur mufs man solche verdeckte Aufstellungen nicht länger verborgen halten, als bis sie gegen die feindliche Flanke wirken können; indem die W i r k u n g als völliges Versteck, gegen den Rücken des Feindes, hier aufser der zu erreichenden Absicht liegt. Das Rekognosziren selbst, die Erforschung des zu wissen Röthigen und Nützlichen, bedarf einer Einsicht in die gesammten kriegerischen Verhältnisse überhaupt, und der Ueb u n g , sich unter allen Umständens schnell, der obwaltenden und einwirkenden Verhältnisse, klar und ruhig bewufst zu werden. Ohne diese Fähigkeit wird die Relation des Gesehenen, als die Hauptsache einer Recognoszirung, i m m e r ungenügend bleiben und der dazu ver-

13 wandten Mühe und Zeit nicht entsprechen. Vor allem hat man sich hierbei vor seiner eigenen Phantasie zu wahren, die leichter als man denkt, mehr und anders sehen oder zusammenstellen läfst, als der strengen, nüchternen Wahrheit gemäfs ist. In der neueren Kriegführung sind die Rekognoszirungen den gröfsern Patrouillen verwandter geworden, als sonst. Die Kriegführung selbst ist kräftiger und somit einfacher und übersichtlicher geworden. Man steht nicht mehr von Haus aus in Positionen, deren spezielle Eigenheiten, oft in einem ausgedehnten Gefecht, ftir eine Taktik erforscht werden mufsten, bei der die Truppen nicht unter allen Umständen zu fechten geeignet waren. Auch ermangelte man sonst der Nachrichten, welche jetzt der weit vorgeschobene, selbstständigere Dienst der Avant- und Arriergarden, so wie der Vorposten, fortwährend gewähren. §. 6.

Die Theile des eigentlichen Dienstes.

Vorposten-

Der Vorpostendienst im engeren Sinn, zerfällt in nachstehende, ihrem besonderen Zweck gemäfs, verschiedene Dienstarten. 1) V o r p o s t e n - K e t t e , als vorderste, zusammenhängend beobachtende und das Verkehr mit dem Feind sperrende, Linie. 2) F e l d w a c h t e n , als unzusammenhängende, zweite Beobachtungs- und SperrungsLinie ; so wie erste Linie temporellen "Widerstandes.

14 3) S o u t i e n d e r F e l d w a c h e n , hinter selbigen mit dem Auftrage aufgestellt, zu ihrer Unterstützung, unter gewissen Umständen, vorzurücken. 4 ) R e p l i s d e r F e l d w a c h t e n hinter selbigen mit dem Auftrage aufgestellt, einen gewissen Punkt wenigstens so lange zu halten, bis die Feldwachen sich an ihn heran oder in gleiche Hohe mit ihm, zurückgezogen haben. 5 ) V o r p o s t e n - D e t a s c h e m e n t s sind gröfsere Abtheilungen, die an Hauptpunkten des Terrains, als Haupt-Stützen des Widerstandes und zur Aufnahme der verschiedenen Theile der Vorposten, in Reserve zasammen gehalten werden. Der bisher vielfach, allgemein gebräuchliche Ausdruck Piket, ist absichtlich weggelassen worden, weil seine eigentümliche Bedeutung veraltet und nur die Begriffe über die Dienstobliegenheiten, bei dem jetzigen Vorpostenwesen, verwirrt. Als früher die Feldwachten direkt von dem Lager oder den Kantonirungen aus, vorgeschoben wurden, und man auch des Nachts meist dieselbe Ausdehnung wie am Tage durch Vorposten zu decken suchte, wurden Nachtwachten oder Pikets schon am Tage bereit gehalten, um nötigenfalls zwischen die Feldwachten geschoben zu werden. Als man später darauf kam, die Feld•wachten weiter vorzuschieben und ihnen Unterstützungs oder Aufnahmetrupps (Soutiens oder Replis) folgen zu lassen, wurden auch diese, selbst am Tage, Pikets genannt. Selbst

15 als sich endlich der Vorpostendienst ganz von den grofsen Truppenmassen lostrennte, und von ganzen vorgeschobenen Truppenabtheilungen, oder doch von Vorposten-Detaschements aus, sich verzweigte, wurde dennoch die Benennung Piket beibehalten. Man konnte nun nicht mehr mit Bestimmtheit wissen, ob unter der Benennung Piket, ein zum Ausrücken bereitgehaltener Trupp, eine blofse Nachtwache, ein Replis oder ein Soutien gemeint sei. —

7.

Anwendung

der verschiedenen arten.

Dienst-

Benaclirichtigungs - S y s t e m , Patrouillen, Vorposten - Kette und Feldwachten sind das Minimum, welches den Dienst der Vorposten bildet. W o man an einem Ort sich zu kurz aufhält, zu spät anlangt, durch Einwirkung der Elemente oder durch Ermattung der Truppen, behindert ist, wenigstens auf diese W e i s e den Dienst der Vorposten in Thätigkeit zu setzen; begnügt man sich, die möglichste D e k lcung in der Schlagfertigkeit der ganzen Truppe zu ermitteln. Man setzt dann nur ganze nahe W a c h e n und Posten aus und entsendet einige Patrouillen. Sobald man länger stehen bleib e n , die Vorposten weit vorschieben oder ihnen eine grofse Ausbreitung geben w i l l ; tritt nach den Umständen und der .Lokalität, die Anwendung von Soutiens, Replis und Vorposten Detaschements, nach Anordnung des Vorposten-Kommandeurs ein. D e m Vorposten-Kommandeur ist entweder in einer Instruction der Z w e c k gegeben,

16 dem e r , nach eigener Verwendung Seiner Truppen, entsprechen soll; oder es bleibt ihm überlassen sich selbigen, aus der Kenntnifs der Sachverhältnisse überhaupt, selbst abzuleiten. Der Vorpostendienst bildet in der jetzigen Kriegführung ein Ganzes in sich, welches oft in so bedeutende Entfernung, gegen den Feind, vor die ruhenden, gröfseren Truppenmassen vorgeschoben ist; dafs selbige wieder genötliigt werden einige eigene Sicherheitsmaafsregeln zu ergreifen. Die Truppen müssen daher durchweg gewöhnt werden, dergleichen eigene Sicherheitsmafsregeln überall selbst anzuordnen. Es ist dies immer der Vorsicht gemäfs und in feindlichen Ländern, wo die Einwohner Theil am Krieg nehmen, dringend nothwendig. Solche Sicherheitsmafsregeln, liegen in der Art selbst, wie die grofsen Truppentheile r u h e n , wie sie Lager-, Dorf- oder Stadtwachen u. s. w. ausstellen, und allenfalls einige Patrouillen entsenden. W e n n nun dies alles, zwar immer auch, mehr oder weniger, nach denselben Grundsätzen, wie bei den Vorposten anzuordnen ist; so bezieht es sich doch i m m e r zunächst nur auf jeden zusammenliegenden Truppentheil selbst, und nicht so direkt auf die Gesammtheit aller Truppen überhaupt. Nur wo es direkt auf die Sicherstellung der Gesammtheit, in ihren gefährtesten Richtungen ankommt, wird der Vorpostendienst in den benannten Theilen, als ein Ganzes organisirt und deshalb mit einiger eigenen Selbstständigkeit vorgeschoben. Der Grad dieser Selbstständigkeit und der Entfernung, bis in welche

17 welche die Vorposten vorgeschoben werden sollen, hängt jedesmal von höheren und allgemeineren, kriegerischen Gesichtspunkten a b j denen sich, nach den Befehlen höherer Behörden , untergeordnet werden muis. Die mehr oder mindere Entfernung des Feindes, so wie die Beschaffenheit des Terrains, haben hierauf gleichfalls Einwirkung. In grofser Nähe des Feindes wird man sich meist so einrich«ten, dafs man leicht, von dem Dienst der Vorposten, in eine Mitwirkung, bei einem eu erwartenden Gefecht, übergehen kann. Groise Entfernung des Feindes und wichtige, weit vorliegende Terrainpunkte oder Abschnitte» können Veranlassung werden, die Vorposten so aufzustellen, dafs die Ausdehnung der Vedettenlinie, der Tiefe von selbiger bis zu dem Vorposten - Detaschement, gleich wird. W o man noch weiter vorschieben mufs, geschieht selbiges füglich nur durch Patrouillen - Trupps, die auf einen gewissen Rayon angewiesen werden. Man hat dergleichen Patrouillen - Trupps, zuweilen postirte Detaschements, oder auch stehende Patrouillen genannt. Es dürfte aber fiir die Ausübung zweckmässig sein, nicht zu viel Benennungen und Unterscheidungen zu machen, da doch in der Wirklichkeit i m m e r eine Dienstart leicht in die andere übergeht, und sich daher nicht zu vielfach, scharf scheiden läfst. §. 8. Aussetzen der Vorposten. Die Vorposten werden, wo möglich, nicht von einzelnen, feommandirten Mannschaften, sondern kompagnie- und eskadronsweis, meist v. StulF Vorpo»tendie:nt.

B

18 aus einer Avant- oder Arrier-Garde, und nur seltener direkt aus einem Gros gebildet. Imm e r zerlegen sie sich, wo es irgend angeht, zweckmäfsig erst in verschiedene VorpostenDetaschements, je nachdem mehr oder weniger Terrain gedeckt werden soll. W i r d eine Untereintheilung des Kommandos, hei ausgedehnteren Vorposten Aufstellungen oder bei besonderen Terrain-Verhältnissen, nothwendig; so zerlegt sich selbiges, a m einfachsten und angemessensten, nach den Vorposten-Detaschements. Der Anführer eines solchen, kommandirt dann alle von ihm ausgehenden, weitern Vorschiebungen. Nur ausnahmsweis kann es, unter ganz besonderen Umständen, zweckmäfsiger werden eine Untereintheilung des Kommandos in der Art zu machen, dafs Feldwachen, Soutiens oder Replis und dann Vorposten-Detaschements, je unter verschiedene Befehlshaber zu stehen kommen. Bei A v a n t - und Arrier - Garden werden dre Vorposten-Detaschements, wo möglich aus dem Gros dieser Abtheilungen gebildet, und so die Truppen abgelöst, welche bis dahin die bewegliche Deckung und bei kurzer Rast, die zunächst dem Feind, gebildet hatten. Bei dem Aussetzen der Vorposten mufs Bedacht genommen werden, dafs sich sämmtliche dazu bestimmte Truppen, auf eine in die Sinne fallende W e i s e , als ein organisches Ganze zu betrachten lernen. W o immer möglich müssen deshalb, wenigstens die zu einem Vorposten - Detascliement gehörigen Truppen, anfanglich vereint sein, und die Führer der einzelnen Feldwachten u. s. w. sich und ih-

19 ren Leuten untereinander, persönlich bekannt gemacht werden. Von den Vorposten -Detaschements aus geschieht die Aussetzung der Replis oder Soutiens, so wie der Feldwachen und ihrer Postenkette. Alles, was von einem Vorposten - Detaschement aus vorgeschoben worden ist, bildet am besten unter einem, dem allgemeinen Vorposten-Kommandeur untergeordneten Befehlshaber, in der Art ein organisches Ganze; da£> in ihm der Dienst aller und jeder Art, in sich in einander greifend und in genauster Verbindung mit dem nebenstehenden Vorposten-Detaschement, erhalten werde. Sobald das Vorposten -Detaschement placirt, Replis und Soutiens im Vorgehen aufgestellt sind, geht der Befehlshaber einer solchen Abtheilung, mit den zu den Feldwach» ten, in einer gewissen genau bezeichneten Ausdehnung, bestimmten Truppen vereint, möglichst verborgen, bis zu einem Abschnitt, Schlufspunkt, oder einer Verdeckung des Terrains vor, wo er verborgen halten läfst. Nachdem sich dieser Befehlshaber dann von den nächsten Hohen aus orientirt und seinen Aufstellungsplan spezieller entworfen hat, reitet er zurück; um die Zahl und Bestimmung der Feldwachten, nach den Erfordernissen des Terrains und der Streitkräfte im Einzelnen anzuordnen. Es ist gut jeder Feldwache, von dem rechten Flügel ab, gleich eine bezeichnende Numm e r , Richtung und Entfernung ihres VorgeB 3

hens, so wie eine vorläufige Instruction zu geben. Die Feldwache läfst dann sogleich die nummeritten Doppel-Vedetten, jede unter einen Aufführer, sich als Patrouillen vorausgehen } um die vorliegende Gegend zur Orientirung und Sicherung abzusuchen und dann sogleich die vorläufige Vorpostenkette zu bilden. Diesen Aussetzungs-Patrouillen mufs aufgegeben werden, Leute anzulocken und aufzubringen, welche sie vorfinden j damit man durch selbige vielleicht Nachrichten vom Feind erhalte. Die AuFführer bleiben, den Marsch ihrer Feldwache im Auge behaltend, vorn, bis der aussetzende Offizier, welcher nun die Vorpostenkette hinabreitet, sie mit den etwan eingebrachten Leuten zu ihrer Feld wacht zurücksendet, oder sie von selber einberufen werden. Die Vedetten der Infanterie sind gewöhnlich auf ohngefähr 3 bis 400 Schritt, die der Kavallerie bis über 1000 Schritt vor den Feldwachten, so auszusetzen, dafs Sie sich untereinander und die Feldwachten sehen können. W o eine Kavallerie - Vedette weiter als l500 Schritt, oder eine der Infanterie weiter als 400 Schritt, vorgeschoben werden mufs, oder wo irgend eine derselben von der Feldwache nicht gesehen oder gehört werden kann; wird eine Zwischenvedette, die beide sieht oder hört, zum Avertissement ausgestellt. Bei Kavallerie - Vedetten kann dies meist ein abgesessener Mann verrichten. Bei Infanterie versieht es nur dann blos ein Mann, wenn

21 eine Doppelpost nicht füglich gegeben werden kann. Damit das Aussetzen i m m e r in der k ü r zesten Zeit ausgeführt -werden könne, geschieht es wo möglich von der Mitte aus, nach beiden Seiten zugleich. Stünde man jedoch auf einem der Flügel der auszusetzenden Feldwachten und Vorpostenkette, so würde es natürlich auch von diesem Flügel aus geschehen müssen. Der Vorposten - Kommandeur muis nicht unterlassen die von den Befehlshabern der einzelnen Vorposten - Detaschements, nach seiner allgemeinen Instruction, speciell angeordnete Vorpostenkette und Aufstellung der Feldwachten zu revidiren. E r ordnet dabei, wo nöthig, noch näher an, wohin sich die Feldwachen zurückziehen sollen und bezeichnet den Grad von Widerstand näher, den sie zu ermitteln und zu leisten haben. Eben so giebt der Vorposten - Kommandeur a n , wohin die Meldungen von den einzelnen Feldwachen direkt oder von den Befehlshabern der Vorposten-Detaschements, sowohl ohne Verzog an ihn selbst, als an die dabei interessirten Nebendetaschements gesendet werden sollen. D e r Vorposten-Kommandeur ist verbunden sich an dem von ihm bezeichneten Ort aufzuhalten, oder doch jemand zum E m p f a n g der Meldungen und zu Ertheilung dringender Befehle in seinem Namen, daselbst zurück zu lassen, wenn er die Vorposten bereitet. Haben Infanteriemeldungen einen R a u m von mehr als 1000 Schritt zurückzulegen, so müssen, wo irgend möglich, einige Kavalleri-

22 sten zum Melden beigegeben werden. Auch zur Entsendung von Patrouillen und zur Vorschiebung einer oder mehrer Kavallerie-Vedetten, wird die Zutheilung einiger Kavalleristen häufig vortheilhaft. Sobald die Entfernungen irgend bedeutend werden, müssen Kavallerie - Meldungsrelais etablirt werden. Das Aussetzen der Vorposten mufs übrigens in der Regel so eingeleitet werden, dafs Feindseligkeiten, die so leicht zu zwecklosen und nachtheiligen Gefechten führen, vermieden werden. Wird daher der Feind innerhalb des Raums aufgestellt vorgefunden, den man zu besetzen gedachte, so wird sich vorläufig weiter rückwärts aufgestellt und der Befehl abgewartet, ob, in Form der Recognoszirung, der Feind zurückgedrängt oder ihm inne habende, günstige Terrainpunkte mit Gewalt entrissen werden sollen. Das Aussetzen der Vorposten geschah sonst, abwechselnd nach der Kommandierrolle, durch den General-oder Staabs- Offizier du jour. Es war dies in einer Zeit wo die Vorposten fast wie der Garnisondienst behandelt wurden und noch nicht, als ein organisches Ganze, zu einem eigentümlichen Dienstzweig ausgebildet waren. In neuerer Zeit hat man mit Recht vorgezogen, das Kommando der Vorposten, Generalen oder Stabs - Offiziers anzuvertrauen, welche vorzugsweis mit diesem Dienst bekannt und geeignet sind, die Truppen dazu geschickt zu machen. Bei dem Wechsel solcher Vorposten-Kommandeurs, ist es vortheilhaft, wenn

23 jeder derselben immer möglichst wieder m i t seinen eigenen, oder doch denselben Truppen •wie früher, zu dem Vorpostendienst kommandirt wird. Es ist für diesen Dienst von einem grofsen Nutzen, wenn sich die Befehlshaber und Truppen genau untereinander kennen. Nach der erhaltenen Instruction über das, was in jedem besondern Fall, von den Vorposten gedeckt oder beobachtet werden soll, mufs der specielle Aufstellungsplan der Beurtheilung des aussetzenden Offiziers überlassen bleiben. Es w i r k t in jedem besondern Fall zu vielerlei ein, als dafs füglich hierüber Normalregeln gegeben werden könnten. In Betrachtung dürfte dabei jedoch, in den meisten Fällen, wohl folgendes zu ziehen sein: 1) dafs die Beziehungen untersucht werden müssen, in welche das, nach dem Feind« zu, vorliegende Terrain, zu den Zwecken stehet, welche die erhaltene, allgemeine Instruction oder die Generalidee eines besonderen Falles, aufgiebt. 2) Dafs einer oder beide Flügel der Vorposten an einen Terrainabschnitt, einen festen Punkt (nicht aber, an einen Wald), so angelehnt werden könne, dafs eine feindliche Umgehung der Flügel erschwert wird. Fehlt eine solche Anlehnung und ein Flügel steht, wie man zu sagen pflegt, in der L u f t ; so mufs selbiger in den meisten Fällen zurückgebogen, abgerundet und ein Soutien dahiner aufgestellt werden, von dem aus fleifsig gegen den Feind patrouillirt wird.

24 3) Dafs man alle Vorteile benutze, welche sich zur Aufstellung einer Vorpostenkette und ihrer Feldwachten u. s. w. im Terrain vorfinden. Es ist dabei der gröfste Vortheil, wenn der Feind sich nicht verdeckt nähern kann, und doch von der Unwegsamkeit des Terrains nur auf bestimmte Richtungen seines Anmarsches beschränkt ist. Waldränder sind der Infanterie, Vertiefungen im freien, sanft wellenförmigen Terrain der Kavallerie, günstig. 4) Dafs die Vorpostenlinie nicht zu ausgedehnt werde, so dafs man zu viel Truppen auflöst und ausbreitet3 dadurch innere Haltbarkeit verliert und sich der Gefahr aussetzt, leicht durchbrochen und von den eigenen, rückwärtigen gröfseren Truppentheilen abgeschniti ten zu werden. Dies Letztere darf nur dann eintreten, wenn die Replis, in Redouten, Gehöften u. 8. w . , auf die Verteidigung fester Posten angewiesen sind. 5) Dafs die Entfernung der, zu den verschiedenen Dienstarten bestimmten Trupps, so unter einander, nach dem Terrain und den Truppengattungen, angeordnet sei; dafs alle zu einander, in den möglichst richtigsten W i r kungs-Verhältnisse^ stehen. 6) Dafs man untersuche, ob die Terrainbeschaffenheit in dem unbesetzten Räume} zwischen den am meisten zurückstehenden Soutiens, Replis oder Vorposten - Detaschements und den gröfseren Truppentheilen; von der A r t sei, dafs man sich füglich auf letztere zurückziehen, oder bis zu deren Ankunft werde halten können. In ohngefähr bestimmten Massen

25 läfst es sich nicht angeben, wie weit Vedetten, Feldwachten u. s. w. von einander und hinter einander stehen müssen. Das Terrain, die Truppen-Art und Stärke, so wie die jedesmalige besondere Aufgabe, bedingen hierbei gebietend. In allen Fällen, wo nicht die Behauptung eines Punktes bestimmt ausgesprochen ist, mufs schon die Aussetzung der Vorposten von der Art sein; dafs sie leicht gegen feindliche Uebermacht, Schritt vor Schritt fechtend, zurückgehen, in sich rückwärts konvergiren und sich endlich, seitwärts oder durch die grofsen Truppenmassen, abziehen können. Kavallerie-Feldwachen oder deren Soutiens müssen wo möglich, keine Gehölze nahe vor oder neben sich haben j weil der Feind die ersteren von da aus beschiefsen, aus den Gehölzen vorprellen und die Trupps verhindern könnte zum Aufsitzen zu kommen. Infanterie-Trupps müssen, wo irgend möglich, ein coupirtes, Kavallerie - Trupps ein freies Terrain, zu ihrem Rückzug haben. Es wird, besonders am Tage, häufig vorkommen, dafs Feldwachen mit Vortheil aus Infanterie und Kavallerie gemischt, zusammengesetzt werden. Das Terrain kann eine solche Mischung der Waffen vorschreiben. Es ist dann gut, wenn ein berittener Offizier das Kommando hat. Es wird immer gut sein, wenn man den Feldwachen einige Reiter zugeben kann. Das Aussetzen der Vedetten in Form einer ausgedehnten Patrouillirung einzuleiten, giebt den Vortheil, dafs man seine Absicht dem Feind nicht gleich verräth, dafs man

26 Nachrichten vom Feind einzieht, die Gegend durchsucht und sich zugleich in iRr orientirt. Z u r näheren Orientirung dienen noch besonders die Aufführer, welche nicht eher zurückgenommen werden dürfen, bis die Stellung der. Vedetten berichtigt und feststehend ist. Hat man die Aussetzung durch eine solche Pat^ouillirung, am schnellsten und ausgedehntesten eingeleitet und stöfst dabei auf den bereits vorhandenen Feind j so wird man immer gleich, einige nähere Nachricht von ihm erhalten. Es ist dann Sache des VorpostenKommandeurs, zu beurtheilen, ob mit einzelnen Feldwachten oder andern Trupps recognoszirend vorzugehen und nach Umständen, der Feind von einem oder dem andern Punkt, zu verdrängen sei. Ohne Befehl des Vorposten-Kommandeurs, dürfen Vorpostentruppen niemals Feindseligkeiten beginnen; sondern müssen sie im Gegentheil, so viel als es irgend nur ihre spezielle Bestimmung erlaubt, vermeiden. Selbst der Vorposten - Kommandeur muis nur unter dringend gebietenden Verhältnissen sich offensiv benehmen, indem 6eine Aufgabe, schon ihrer Natur nach, durchaus eine defensive ist. Diese Defensive ist sogar meist nur auf eine kurze Zeit berechnet, und ihr nur so viel Widerstandsfähigkeit gegeben, als zur vorgeschobenen Beobachtung und Einziehung von Nachrichten nöthig und erforderlich ist, um die rückwärtigen Truppen, nach eingegangener Meldung, in Streitfähigkeit zu bringen. Dieser Gesichtspunct kann nicht genug von allen Befehlshabern und Truppen der Vor-

27 posten klar aufgefaist und festgehalten werden. Alles was ihm nicht entspricht, ist untergeordneter Natur und deshalb zu vermeiden, wenn es auch noch so anreizend und Erfolg versprechend erscheint. Dagegen ist es in vielen Fällen v o r t e i l h a f t , die Vorposten recht nahe an den Feind auszusetzen. Man gewinnt dadurch an Terrain und kann eher alles, was bei dem Feinde vorgeht, in Erfahrung bringen.

Z w e i t e r Abschnitt» Verhalten der

Vorpostenkette.

A. V e r h a l t e n am T a g e . Jf. l.

Beobachtung.

Der Hauptzweck der Vorpostenkette ist der Beobachtungs- und Meldungs - Dienst, ihre Nebenzwecke, die der Sperrung des Verkehrs und eines zur Benachrichtigung fechtenden Rückzuges, wenn der Feind aufdringt. Die Vorpostenkette wird durch die Vedetten gebildet, welche i m m e r , so wohl bei Infanterie als Kavallerie, aus zwei Mann bestehen. Es geschieht dies, damit der Meldungsdienst verrichtet und doch, während sich deshalb der eine Mann für einen Augenblick ent-

28

fernt, die Beobachtung und Sperrung möglichst fortgesetzt werden könne. Zur Erreichung dieser Zwecke müssen die Vedetten eine weite Umsicht vor sich haben, selbst aber so wenig wie möglich aus der Ferne gesehen werden können. Um letzterem noch mehr zu entsprechen hat die Infanterie am zweckmäfsigsten das Gewehr rechts, unter dem Arm, oder beim Fufs, und tritt, wie die Kavallerie - Vedette, in eine Vertiefung oder hinter irgend eine Verdeckung. Tragen Infanterie-Vedetten das Gewehr auf der Schulter, oder den Lauf so, dafs ihn die Sonne, ja selbst auch nur der Mond oder ein Wachtfeuer bescheint, so kann der Abglanz den Stand der Vedette, weit in die Ferne hin, verrathen. Ein Mann der Kavallerie - Vedette kann in vielen Fällen, bis etwas entdeckt ist, abwechselnd absitzen. Es brauchen nicht mehr Vedetten zu stehen als nöthig sind, um nicht nur den ganzen vorliegenden Raum zu übersehen j sondern um auch auf ihn alle Personen anzuhalten, die nach dem Feinde zu oder von ihm her,, passiren wollen. Bei Kavallerie - Vedetten kann es unter Umständen gestattet werden, ihre Nebenvedetten und die Feldwacht aufmerksam machen, wenn sich bewaffnete Mannschaften vor der Vorpostenkette zeigen. Es kann dies, wenn der Gegenstand noch weit ist, dadurch geschehen, dafs sie Volten reiten. Geschieht dies anhaltend, oder thun es mehrere Vedetten zugleich, so sende^ die Feldwacht eine

29 Patrouille, von wenigstens 2 Mann, zur Erkundigung. Glaubt die Cavallerie-Vedette wirklich den Feind, in irgend einer Richtung, sich nähernd zu erkennen, so reitet ein Mann rasch zum Melden zurück. Es ist hierbei, so w i e in manchen andern Fallen bei der Kavallerie auf Vorposten gut, dafs sie gewisse, leicht zu gebende Signale, als W i n k e n mit dem Schako, u. s. w . verabredet y um dadurch schon im Voraus zu wissen, ob man aufsitzen solle j von wo der Feind komme, u. s. w. Bei Infanterie-Vedetten w i r d ein solches Signalisiren nicht statt finden können 5 sie behalten sich unter einander i m Gesicht oder Gehör und beschränken sich darauf, alles direct an ihre Feldwacht zurückzumelden, w a s sie von Truppenbewegungen entdecken können. Nur wenn der Feind unverkennbar so erscheint, dafs keine Zeit zum melden bleibt, wird ein AHarm-Schufs gegeben, dem mehrere, jedoch nur da folgen, wo der Feind wirklich aufdringt. Es ist noch bei einigen Truppentheilen, der in früheren Schriften *) empfohlene Gebrauch, dafs sobald eine Vedette Feuer giebt, die nachstehenden dies gleichfalls thun, um ihre Aufmerksamkeit zu zeigen. Es ist dies aber durchaus verwerflich. D e r Stand der Vedetten ist dann gleich vollständig verrathen, indem das Feuer längs der ganzen Chaine hinanläuft. Es entsteht ein unnöthiger, allge*)

Sehirnhorit'i Tatchenbuch Sehe IO3. Zeile 13. und Seite 119 Zeile 83,

30 meiner Allarm, bei dem gar nicht zu entdekken ist, von wo er ausgegangen, und durch welche Ursache er veranlais ist. Statt die Sicherheit und Aufmerksamkeit zu fördern, stört diese Art nur beide. U m der Beobachtung, theilweis aber auch der Sperrung, noch mehr Ausdehnung zu geben, dienen die kleinen Patrouillen} welche auch a m T a g e nöthig werden, wenn ein Terrain zwar von den Vedetten übersehen, dessen verdeckende Einzelheiten aber, als Gebüsche, Vertiefungen, Ortschaften u. s. w. nicht eingesehen werden können- Solche Einzelnheiten des Terrains müssen dann, von Zeit zu Z e i t , durch Patrouillen abgesucht werden, damit sich der Feind nicht nahe der Vorpostenkette einschleichen könne. Aufserdem gehen dergleichen kleinern Patrouillen auch noch weiter vor, u m Nachrichten einzuziehen und die entfernter vorliegende Gegend kennen zu lernen. E s geschieht dies in verwickelten Gegenden (oder bei Dunkelheit), anfänglich a m besten von der Mitte aus nach den Seiten zu, u m das Verirren und sogar gänzliche Abkommen der Mannschaft zu vermeiden j w a s unter solchen Umständen von den Flügeln aus laicht vorkommen kann. Innerhalb der Verpostenkette thun alle Ablösungen, Dienst als Patrouillen, und sind demgemäß anzuordnen. E s ist bei dieser Bearbeitung die Benennung Vedette, sowohl für Kavallerie als Infanterie gebraucht worden, weil der Wortverstand ( v o m italienischen vettere, sehen) der Verrichtung beider, ganz gleich z u k o m m t E s

31 kann nur zu Nebenbegriffen fuhren, wenn man die Vedetten der Infanterie, Schildwachten oder Posten nennt. Die Unterscheidung, Infanterieoder Kavallerie-Vedette, ist wohl das bestimmt Bezeichnendeste und dagegen die Verlängerung der Bezeichnung wohl kein erheblicher Uebelstand. 10.

Sperrung,

Es hingt von den allgemeinen politischen Verhältnissen, von besondern Lokalbeziehungen und bei grofsen Operationen, überhaupt von umfassenderen Berücksichtigungen ab, das Verhältnifs der mehr oder minderen Beeinträchtigung, des freien Verkehrs der Einwohner eines Landes, zu bestimmen. Der Vorposten-Kommandeur mufs demnach hierüber, höhere Instruction erhalten. Ist eine Truppenabtheilung schwach, so wird ihr Einflufs auf das Verkehr der Einwohner, politisch unwichtiger. F ü r die Vermehrung eigener Sicherheit, wird es dann vort e i l h a f t , alles Verkehr der Einwohner, auf der Stelle, wo man steht, zusperren. Es kann dann sogar wichtiger werden, dais w i r alles vermeiden, was dem Feind Nachrichten von uns verschaffen könnte, als dafs wir, durch die Einwohner, eine zufällige Nachricht von ihm erhalten. Bei der ersten Aussetzung einer größeren Vorpostenkette, unter gewöhnlichen Verhältnissen, sollen (wie bereits gesagt), der Regel nach, zur möglichen Einziehung von Nachrichten, Leute, welche sich vorfinden, durch

32 die vorgehenden Patrouillen, bis zur Feldwacht und wo nöthig noch wieder, eingebracht •werden. In der Regel soll auch ferner alles, was nicht bewaffnet, von vorn her, in die Vorpostenchaine herein will, zur Feldwacht und weiter geführt, dort examinirt, bei der Nähe des Feindes aber nicht sobald wieder heraus gelassen werden. Bei längerem Verweilen in einer Gegend, wird dies indessen, nicht allgemein durchzusetzen sein. Wenn und wie weit dann hiervon, bis zu einer möglichsten Sperrung allen Verkehrs des bürgerlichen Lebens, abgegangen werden soll; mufs jedesmal ausdrücklich, vom dem das Ganze kommandirenden Offizier, befohlen werden. Die Vorpostenkette soll aber auch das A u s - und Eingehen von Militairs und mit ihnen in Beziehung stehender Personen, so weit beschränken; als die Sicherheit des Ganzen es erheischt. Die Aufforderungen der Sperrung stehen mit der wichtigeren, einer gegen den Feind verborgen gehaltenen Beobachtung und dem darauf gegründeten Meldungsdienst, in mannichfachen Widerstreit. Diese Aufforderungen verlangen schon mehr Verdetten, als die blofse, beobachtende Uebersicht des Terrains; sie nöthigen die Vedetten, sich zuweilen zu zeigen und laut zu werden. E s mufs hierbei als Grundsatz aufgestellt werden, dafs sich Vedetten durchaus nur dann 2eigen oder laut werden, wenn es dringend nothwendig ist. Im Allgemeinen mufs immer die möglichste Ruhe, Stille und Verborgenheit

33 heit, bei gespannter Aufmerksamkeit, in der Vorpostenkette zu erhalten gesucht werden. 11. Stellen der Ein- und, Auapassirenden. Ist die gänzliche Sperrung gegen Einpassirende nicht anbefohlen, so werden am kürzesten alle Leute, die sich in bürgerlicher Kleidung und unbewaffnet nähern mit H a l t ! angerufen und kurz nach ihrer Verrichtung gefragt. Es kommt nun auf den, jedesmal besonders, anbefohlenen Grad der Sperrung an, ob die Leute, besonders wenn sie in groisen Haufen sind, zurückgewiesen; zur Feldwache geführt oder frei eingelassen werden sollen. Zurückgewiesen wird mit dem Zuruf z u r ü c k ! und am allgemein verständlichsten mit schufsfertig, drohend vorgehaltenem Gewehr. Alle bewaffneten Trupps, welche sich nähern, werden durch den zeitigen, aber nicht zu unnöthig lauten, Zuruf H a l t ! — gestellt, und dann, nach erhaltener Antwort in unserer Sprache, e i n Mann v o r — gerufen. Erfolgt die Antwort in einer fremden Sprache, so bleibt es immer am sichersten, den Trupp halten zu lassen, bis ihn eine herheigerufene Patrouille näher rekognoszirt. Giebt sich der Trupp für feindliche Deserteurs aus, so mufs er die Waffen auf einen Haufen zusammenwerfen, und sich auf Schufsweite davon entfernen. Diesen Haufen und den entwaffneten Trupp, beobachtet dann der eine Mann der Post oder Vedette, während der andere einen der angeblichen Deserteurs nach der Feldwache fuhrt > wenn keine PaSt«f< voiroitM&cHtt, C

34 troaille von selbiger in der Näh« oder bald zu erwerten ist. Ein Parlamentair und überhaupt jeder, der wieder nach dem Feind zurückgelassen werden dürfte* wird nur mit verbundenen Augen, nach der Feldwache abgeführt. Es ist diese Vorsicht besonders da nöthig, wo Verschanzungen, Verhaue und dergleichen, gemacht worden sind. Auf vieles Anfragen und auf Gespräche überhaupt, darf sich an der Vorpostenkette, gar nicht eingelassen werden. Alles nähere Examiniren kömmt nur den Patrouillen der Feldwache zu. Der Vorposten - Befehlshaber, die Offiziere, Unteroffiziere und Patrouillenführer der eigenen und Nebenfeldwacht, dürfen am Tage, zur Vermeidung unnöthigen Aufenthaltes, mit und ohne Trupp, ohne Anruf aus- und eingehen. Um diesen Vortheil eines minder aufgehaltenen, inneren Dienstganges erreichen zu können, ist es eben nöthig, wie schon früher angeführt, die Unteroffiziere und Patrouillenfuhrer der Nebenfeldwachen gleich bei dem Aussetzen, untereinander persönlich und so viel thunlich, auch selbst den Mannschaften, bekannt zu machen. Alle übrigen, nicht bekannten Trupps oder besonder« bezeichneten Personen, jedes Standes und Ranges, sind mit dem Zuraf z u r ü c k ! — und schufsfertigem Gewehr, von dem Auspassiren abzuhalten, wenn sie nicht von einem Mann der Feldwacht begleitet werden, welcher den Befehl zum Auspas-

35 siren bringt und dann jedesmal direkt zur Feldwacht zurückgebt Alles dienstliche Aus- und Einpassiren, mufs nur dicht bei einer Vedette geschehen. Alles was zwischen den Posten und Vedetten durch will, macht sich verdächtig. W i r d versucht, das Aus- oder Einpassiren zu erzwingen, so steht der Vedette, gegen wen es auch sei, jeJes Mittel zu Gebot, es zu verhindern. Bei diesen und ähnlichen Fällen, kann auch wohl ein Mann jeder nächsten Vedette, seinen Platz für einen Augenblick verlassen, um nicht nur den Uebertreter des Verbotes einznfangen, oder niederzuschiefsenj sondern auch um die Aufmerksamkeit der Feldwachten hierhin rege zü machen. Auf eine weite Verfolgung darf sich indessen nicht eingelassen werden. E m solcher Vorfall ist jedesmal, sogleich zu melden. Das Abweisen durch den Zuruf, z u r ü c k ! — begleitet mit der Drohung eines schufsfertig gehaltenen Feuergewehrs, ist so natürlich und allgemein verständlich, daß es bei allen Vorposten im Kriege zum Vorschein kommt, ob es gleich bisher in keiner bekannten Instruktion angegeben worden ist. Dagegen gehören die Zurufe, a b g e s e s s e n . — d i e A n d e r n k e h r t ! — u. s. w. zu denen Dingen, die deshalb gar nicht verlangt werden sollten, weil sie doch auf keine Weise fremden Sprachen verständlich gemacht, oder irgend sonst durchgesetzt werden können. Wirklich wendet sogar die Durchsetzung dieser beiden Zumuthungen, auoh gar nicht so grofso Gefahr ab. Reiter werden einer gut postirten Infan-

36 terie - Vedette selten etwas anhaben können. Eine Kavallerie-Vedette wird sich immer auf die Schnelligkeit ihres Pferdes verlassen müssen. Das Kehrtmachen des Nähernden, erscheint besonders in gewöhnlichen Fällen, als ganz unnöthig; der Stand der Vedette ist dann doch schon gesehen und weiter ist doch meist nichts zu entdecken. Gegen feindliche Truppen, die unsere Sprache verstehen, mögen dergleichen Zurufe zuweilen gut sein, z. B. das Kehrtmachen, wenn unsere Vorposten in künstlichen Sicherungsanstalten stehen u. 6. w. Gegen das Abweisen bürgerlich gekleideter Personen mit dem Zuruf z u r ü c k , und der Drohung zu schiefsen, kann gesagt werden, dafs der Feind, wenn er hiervon Kenntnifs erhalte, sich durch solche Leute, ohne Gefahr, Kenntnifs von der Aufstellung der Vorpostenkette verschaffen könne. Das einzige Mittel sich in etwas hiergegen zu sichern, scheint darin zu bestehen, dafs sowohl Vedetten, als besonders Patrouillen, unter allen Umständen, zuweilen Personen einfangen, die sich der Vorpostenkette nähern, oder sich irgend wie, verdächtig machen. §. 12. Verhalten gegen

Offiziers.

Ehrenbezeugungen müssen in der Vorpostenkette durchaus nicht statt finden, indem sie nur die Aufmerksamkeit theilen und unnöthiges Aufsehen erregen würden. Es ist nicht nöthip-, von innen kommende Offiziere, bei Tage mit H a l t ! oder Z u r ü c k ! von der Vorpostenkette selbst abzuhalten.

37 Nur wenn ein Offizier nicht persönlich bekannt ist, hat die Vedette sich zu weigern, ihn, ohne dazu erhaltenen Befehl von der Feldwacht, durchzulassen, sie verfährt, wenn er es doch durchsetzen will, gegen ihn, wio gegen jeden andern Uebertreter dieses Verbotes. So grofs auch die UnWahrscheinlichkeit ist, dafs e i n Offizier die Vorpostenkette, in sträflicher Absicht überschreiten werde, oder dafs sich einer Verkleidung als Offizier hierzu bedient werden sollte; so dürfte doch die hier empfohlene Vorsichtsmaafsregel wohl nicht ganz unbeachtet Zu lassen sein. Der Zeitverlust, sich von einem Mann der Feldwacht nach der Vedette begleiten zu lassen, ist so gering, dafs er wobl nicht gegen die dadurch gewonnene Sicherheit des Ganzen und der den Vedetten hierdurch gegebenen Achtung, in Anrechnung kommen kann. 13. Sicherheit. Alle Posten und Vedetten müssen wissen, wo ihre Feldwachten, Piquets u. s. w. stehen. Sie müssen die Ortschaften vor nnd um sich, so wie die Richtung der Wege und die Beschaffenheit des Bodens gegen den Feind zu, so viel als möglich kennen. Die Vedetten müssen nicht nur, so weit es angeht, zur Beobachtung, Meldung und Sperrung, sondern, im Fall eines feindlichen Anfalls, ganz besonders auch zu ihrer eigenen, und der Sicherheit der Feldwachten, als eine dünne Tirailleur- oder Plänker-Linie, gemeinschaftliche Sache machen.

38 Die Vedetten dürfen dabei nie direkt auf die Feldwacht z u r ü c k g e h e n , sondern müssen sich i m m e r so seitwärts zu ziehen suchen, dafs sie die Intervalle zwischen zwei Feldw a c h e n füllen, oder bei einer einzelnen Feldw a c h e , deren beide Flügel decken. Auf ein gesichertes Z u r ü c k k o m m e n der V e d e t t e n , so w i e der von ihnen kommenden Meldungen, mufs i m m e r möglichste Rücksicht genommen werden. B. V e r h a l t e n bei Nacht. §. 14.

Beobachtung.

Alle Vorschriften des Verhaltens a m Tage elten bis auf die nachstehenden, nähern Moifikationen, auch f ü r die Nacht. W i e a m Tage die Beobachtung vorzugsweise durch das Gesicht und nur aushülfs weise durch das Gehör bewerkstelliget w i r d , so ist dies Verhältnifs u m g e k e h r t bei N a c h t , Nebel und i m W a l d e . U m jedoch dem A u g e auch bei Nacht und Nebel, so viel als möglich, zu H ü l f e zu k o m m e n , stellt man die Vedetten in die Tiefen, damit sie gegen die Höhe und den Horizont, die Gegenstände a m bestmöglichsten erkennen können. G e w ä h r t das Zurückziehen der Vedetten in die Tiefe, zugleich den Vortheil eine gröfsere Wegekonvergenz besetzen zu k ö n n e n , so mufs selbiges wohl beachtet •w erden j da bei Nacht die W e g e wichtiger noch als a m Tage w e r d e n , indem m a n sich des Nachts i m m e r n u r ungern voa ihnen entfernt.

39 Am wenigsten reichen beide Arten der Beobachtung, sowohl durch das Gesicht, als durch das Gehör, bei heftigem Sturm und Regen, in dunkler Nacht aus. Unter diesen Einwirkungen wird es dringend nöthig, die Vedetten unter sich und mit der Feldwache so zu stellen, dafs man sich deutlich hören kann. Es ist in den meisten Fallen besser, den überhaupt einzunehmenden Raum beträchtlich zu verengern, als ihn durch Einschiebung von mehr Vedetten ausfüllen zu wollen. Meist nur auf das Gehör reduzirt, verengert sich der Beobachtungskreis der Vedetten des Nachts so bedeutend und die Benachrichtigung geht deshalb von ihnen, den ruhenden Truppen nur so sehr kurz vor dem etwanigen Annähern des Feindes ein; dafs es nothwendig wird, noch durch kleine Patrouillen möglichst alles abhorchen zu lassen, was im ganzen weiter vorliegenden und sonst umgebenden Terrain vorgeht. Diese Patrouillen der Feldwachen gehen, nur zwei bis drei Mann stark, zu diesem Endzweck nicht nur, so weit als irgend rathsam erscheint, über die Vorpostenkette hinaus; sondern sie dienen zugleich auch dazu, längs den Vedetten hingehend, deren Aufmerksamkeit rege zu erhalten. Gleichzeitig erhalten sie die Verbindung mit den nebenstehenden Vorposten, und ermitteln auf den Flügeln, so wie auch noch im Raum zwischen den Vedetten und Feld wachten, eine vermehrtere Beobachtung und Sicherheit. Man thut gut zu den Patrouillen vorwärts der Vedetten, blos eigens dazu bestimmte Leute zu verwenden, welche wo möglich schon

40 am Tage die Gegend kennen gelernt haben, oder denen man auch wohl Boten mitgiebt. Die übrigen Patrouillen können von den Ablösungen und aller Mannschaft der Feldwacht, durchlaufend besorgt werden. In der Verbindung dieser Art des Patrouillirens mit dem Dienst der Vedetten, ist die höchste Leistung der Vorpostenkette, während der Nacht zu suchen. Gebricht es an der nöthigen Mannschaft zu beiden, dieser sich ergänzenden Dienstarten, so tritt eine bewegliche Vorpostenkette ein. In ihr bleibt immer nur ein Mann der Vedette stehen, während der andere so lange nach der Seite hin fortgeht, bis er einem Mann der Nebenvedette begegnet; dann zurückkommt und wieder stehep bleibt, bis sein Nebenmann wieder von der andern Seite und so fort wechselnd, zurück k ö m m t Ein solches Verfahren tritt bei Nebel, Sturm, heftigem Regen, in dunkler Nacht, bei Tage in einem sehr coupirten Terrain, so wie auch dann ein, wenn durchaus bedeutend mehr Raum zu besetzen ist, als füglich von den Vedetten überhört werden kann. Auch mit einer solchen, beweglichen Vorpostenkette, ist jedoch immer noch der Gang von Schleichpatrouillen, so viel zu verbinden, als nur immer möglich ist, ohne die Truppen zu sehr zu ermüden. Die Beobachtung vorzugsweise durch das Gehör, welche des Nachts eintritt, ist allerdings gegen die vorzugsweise durch das Gesicht nur sehr beschränkt. Die Vedetten werden in ihrer ursprünglichen Bedeutung beeia«

41 trüchtigt, und müssen sich statt des Sehens, des Lauerns befleißigen. Da es sich aber schieichend besser lauern und mehr überhören läfs, als auf einem Fleck stehend j so wird nicht nur eine Seitwärtsbewegung der Vedetten, hin und her, häufig nöthig, sondern man belebt auch wirklich die bewegliche Beobachtung noch verstärkend, durch die kleinen Patrouillen, welche zugleich die W i r k eamkeit der Vedeiten rege erhalten. Diese Betrachtung und vermehrte Wichtigkeit der kleinen Patrouillen in der Vorpostenkette hat bis dahin geführt, dafs man dafür gehalten hat, man könne die Vedetten des Naohts überhaupt oder doch streckenweis, ganz aufgeben. Zur Verwirklichung dieser Ansicht hat man zuweilen, unter der Benennung stehende Patrouille, einen schwachen Trupp, statt einer Feldwache, eingeschoben und von ihm aus eine weit gröfsere Strecke fortwährend abpatrouilliren lassen, als man mit derselben Mannschaftszahl durch Vedetten hätte überhören können. Obgleich der angestrengte Dienst dieser sogenannten stehenden Patrouillen es durchaus notlnvendig macht, selbige viel öfter abzulösen, als dies bei Feldwachten geschieht, so glaubt man doch auf diese W e i s e , mit Ersparnis an Mannschaft, eine gröfsere Terrainstrecke, mit ziemlich gleicher Sicherheit^ als durch Vedetten beobachten und decken zu können. Näher betrachtet verschwindet jedoch dieser scheinbare Vortheil. Die Anwendung solcher stehenden Patrouillen verleitet zunächst zu dem Fehler, ausgedehnte Nachtausstellungen inne zu behal-

42 ten. Mao verkennt ferner dabei, dal« die Stärke des Vorpostendienstes bei Nacht, grade in der Verbindung und gegenseitigen, sich kontrollirenden Belebung zwischen Vedetten und Patrouillen bestehet. Die Kraftanstrengung der Mannschaft einer solchen, stehenden Patrouille) geht in kurzer Zeit bis zur Erschöpfung. Die öftere, deshalb nöthig werdende Ablösung, veranlafst dafs oft mitten in der Dunkelheit, unorientirte Truppen in eine Gegend rücken, und in der Gefahr sich zu Verlaufen, vorziehen sich nicht viel zu bewegen. Hierzu kommt noch, dafs ein solcher Trupp, da er allein und ohne gehörige Kontrolle ist, leicht auf den Gedanken geräth, er ermüde sich unnöthig, ohne dafs es gesehen und ihtn angerechnet werde. Meist wird sich dann damit begnügt, daCs ein solcher Trupp sein Vorhandensein dadurch kund thut, dafs seine Schleichpatrouillen nur bei den ber nachbarten Trupps ab - und zugehen. Man geräth durch die Anwendung dieser stehenden Patrouillen dahin, dafs man Strecken f ü r beobachtet und gedeckt hält, die es doch in der That gar nicht sind. W o demnach, statt einer Vorpostenkette durch Vedetten, ein blofser Patrouillengang «intreten soll, mufs man immer auf mindere Sicherung gefafst sein. Häufig wird es indessen gut sein, nur «oviel Vedetten zu haben, als sich, bei einiger wechselnden Bewegung gegen einander, noch hören können, und des Nachts einen grö«Cseru Theil der Feldwachten zu den Schleichpatrouillen, als EU den Vedetten su bestimmen.

43 f. l5.

Sperrung.

Bei Nacht wird alles, was sich den Vorposten nähert mit H a l t , W e r d a ! so leise angerufen, als es «um Zweck führend, möglich ist. Bei einzelnen, sich nahenden Personen ist es anzuempfehlen, das Anrufen so lange auszusetzen, bis selbige ganz nahe herangekommen sind. Rückt die Vedette dann mit schufsfertigem Gewehr, Infanterie mit vorgehaltenem Bajonett, dem Genäherten plötzlich auf den Leib, so giebt dies eine gute Gelegenheit, Leute feindlicher Schleichpatrouillen aufzuheben. Oer Stand der Vedetten wird nach dieser Instruction weniger Terra then, wahrend selbige, durch die Aufsicht auf einen solchen Fang, zu einer gespannten und stillen Aufmerksamkeit gereizt werden. Hält das Angerufene und antwortet, so erfolgt, wie am Tage, der Zuruf, E i n Mann v o r ! — Ein Mann der Vedette rückt um etwas entgegen, während sein Nebenmann ihn soutenirt. Es wird Losung und Feldgeschrei, nach der darüber in jedem verschiedenen Dienst angenommenen Art und Weise, so leise als möglich gewechselt. Nur erst, wenn auf diese Weise ein sich nähernder Trupp legitimirt ist, und sonst nichts verdächtiges obwaltet, kann er, in der Richtung nach der nächsten Feldwache, eingelas* sen werden. Wird eine falsche Losung, Feldeschrei u. s. w. gegeben, 60 sollen die Weetten deshalb doch keines weges Feuer geben, und dadurch gleich unnöthigen Allarm venu»-

S

44 lassen; sondern sich begnügen den Trupp aufsen halten zu lassen und aen einen vorgerufenen Mann des Trupps, zu näherer Untersuchung, nach der Feldwache abzuführen. Dieser zurück zu führende Mann hat dann zugleich, alle Meldungen zu machen, welche sein Trupp als ein Kommando einbringen k a n n , während dessen Abwesenheit, Losung und Feldgeschrei neu ausgegeben worden sein könnte. Ein Trupp, der keine wahrscheinlich noch gültige Losung oder Feldgeschrei hat, giebt sich am geeignetesten als Commando an, welches dann vor den Vedetten halten bleiben mufs, bis der eine vorgerufene Mann zur näch6ten Feldwacht geführt ist und von selbiger eine Patrouille k o m m t , u m auch den Trupp selbst noch näher zu recognosciren und ihn dann erst einzulassen. Trupps, die sich für feindliche Deserteurs ausgeben, müssen bei Nacht zurückgehen und entfernt halten, bis eine Patrouille kommt, welche die Sache näher untersucht. Ein Mann, yvelcher vorgiebt eine Meldung zu haben, mufs, wenn er sich sonst durch nichts legilimiren kann, jederzeit zur Feldwache eskortirt, und allenfalls, wenn er sehr verdächtig ist, entwaffnet werden. Es herrscht noch vielfach die Ansicht, dafs des Nachts ein lautes Anrufen statt finden müsse, weil es die Vedetten und Patrouillen aufmerksam und wach erhalte. Man hält dafür, dafs dies wesentlicher wichtig sei, als daüs man suche, durch Stille in der Vorpoitenkette, deren Stand dem Feind verborgen

45 eu halten. Es wird dabei jedoch ubersehen, dafs je lauter und je öfter angerufen, oder gar geschossen wird, sich um desto mehr die Aufmerksamkeit auf diese Vorfälle schwächt. Die Leute verlieren dadurch alle Gewohnheit, mit angespannter Aufmerksamkeit, auf das geringste Geräusch zu achten. Es kann dies sogar bis so weit gehen, daft Vorpostenketten und deren Feldwachen zuletzt gegen alles ganz gleichgültig werden, was ihnen nicht direkt und entschieden auf den Leib geht. Die Wachsamkeit der Vedetten wird schon dadurch genügend rege erhalten werden, dafs immer zwei Mann zusammen sind; dafs sie sich bewegen dürfen; dafs sie von den kleinen Patrouillen kontrollirt werden j so wie, dafs sie endlich von der Vorstellung ergriffen werden müssen, wie nur ein sorgsa* mes Horchen, drohende Gefahr abwenden könne. In dieser Beziehung sind sogar furchtsame Leute in dem Vorpostendienst brauchbar. In der Vorpostenkette fehlt es überhaupt, selbst wenn die Leute ermüdet sind, sehen an wacherhaltender Spannung. Das Wacherbalten durch lautes Anrufen scheint daher mehr in den Festungsdienst, als hierher zu gehören. Die Normen über das Wechseln von Losung, Feldgeschrei und Parole müssen vort der Art sein, dafs der Feind nicht durch Kenntnifs derselben oder einmaligen Verrath, einen Vortheil über uns erhält. Es ist gut, die Losung abwechselnd aus zwei Zeichen oder Worten, das Feldgeschrei aus einem Wort, Namen, oder einer kurzen Phrase bestehen zu

46 lassen. Alle diese Erkennungszeichen müssen sogleich; durch den Vorposten-Kommandeur oder bei weiter Entfernung zu demselben, schon von dem Befehlshaber eines VorpostenDetaschements, ja selbst einer bloisen Feld» wache; verändert werden, wenn Leute, vom Feind gefangen, oder desertirt sind. Die ganze Vorpostenkette muß schnell, durch Weitersagen von Vedette zu Vedette, von einer solchen Veränderung, in Kenntnifs gesetzt werden können. Die Feldwachen und übrigen Vor» postentrupps theilen es sich durch direkte Meldungen mit. Der Patrouillengang wird dann jedesmal erneuert, um Leute an der Vorpostenkette zu haben, welche den Vedetten behülflich sind, früher abgegangene, noch mit den alten Erkennungszeichen versehene Patrouillen u. s. w. näher zu examiniren. §. 16. Sicherheit. Es wird der Vorpostenkette und den Patrouillen zur strengsten Pflicht gemacht werden müssen, bei Nacht ihren Dienst mit der allermöglichsten Stille zu vollführen. Es ist dies dringend nothwendig damit man: 1) selbst alles hören kann, was in der Nähe vorgeht; 2 ) damit die Feldwacht u. s. w. nicht unnothig allarmirt werde; 5 ) damit der Standpunkt der Vorpostenkette und der Gang der Patrouillen sich nicht •errathe. Um dies Letztere noch mehr zu bezwekken, ist es, wie schon aus andern Gründen, meistens den Infanterie-Vedetten ca gestatten,

47 innerhalb der Entfernung von l5o Schritt, den Kavallerie-Vedetten aber von 500 Schritt, sich seitwärts, möglichst still, hin und her üu bewegen. Bei dem Examiniren dürfen InfanterieVedetten nur ohngefähr gegen 5o, die der Kavallerie gegen 100 Schritt vorgehen. Zurück wird, aufser auf höheren Befehl, nur feuernd gegangen, wenn der Feind aufdringt.

Dritter

Abschnitt.

V e r h a l t e n der

Feldwachen.

f . 17. Bestimmung der Feldwachen. Als Soutien der Vorpostenkette, mufs sich die Feldwache allen Zwecken ersterer, stützend anschliefsen und im Stande sein, in das Ganze der vorgeschobenen Linie so einzugreifen, dafs gegenseitige Verbindung und temporelle W i derstandsfähigkeit, erlangt wird. Die Feldwache mufs demgemäfs mit einiger eigenen Sicherheit, und unter Umständen auch mit einiger "Widerstandsfähigkeit, aufgestellt sein. Sie mufs ihre Nebenfeldwachen, ihre Unterstützungstrupps, die Richtung und Lokal-Verhältnisse ihres Rückzuges, so wie das Terrain vor sich, nicht nur nach der Mittheilung und Ansicht des Vorposten - Kom-

48 mandeur«, sondern auch möglichst nach eigener Ansicht, genau kennen lernen. Die Feldwache hat in vieler Beziehung, fast dieselben Obliegenheiten, wie ein Haupttrupp der grösseren Patrouillen. Von ihr geht, wie bei jenem, der Dienst einzelner Mannschaften, als das Hauptsächlichste aus, was nur von ihr gestützt werden soll. Die Feldwache unterscheidet sich nur dadurch von dem Be-1 nehmen des Patrouillentrupps, dafs sie immer an einen bestimmten Raum gefesselt und auf einigen Widerstand angewiesen ist. Feldwachen haben sich daher gegen einen aufdringenden Feind, wie ein Soutientrupp der Plänkers oder Tirailleursj gegen einen entfernteren Feind aber mehr, wie ein stehender Haupttrupp grösserer Patrouillen, zu benehmen. Von einem aufdringenden oder sich in der Nähe befindenden Feind, kann eine Feldwache oft sehr nützliche und vollständige Nachrichten verschaffen, wenn sie sich bemüht, die Stärke und mögliche Absichten de» Feindes näher zu erforschen. Es kann dies, aufser durch Patrouillen, zuweilen dadurch geschehen, dafs sich die Feldwache, nach zurückgesendeter Meldung darüber, seitwärts i m Versteck hält. Es ist hierbei jedoch immer, selbst, wenn das Terrain begünstiget, grofse Vorsicht und geschickte Entschlossenheit nöthig. So wohl bei dieser Art, als wenn man den Feind, u m ihm zu imponiren oder zu recognosziren, auf den Hals geht, ist ein Ein•erständniis mit dem Soutien, und eine Benachrichtigung nach etwanigen Replis oder dem

49 dem Vorposten - Detaschement notliwendig. Innerhalb dem Räume, welcher einer Feldwache zu ihrer Beobachtung angewiesen ist, und vor dem ihre Vedetten stehen, darf sie gewöhnlich ihre Aufstellung verändern, wenn dadurch in der Nähe eines sehr unternehmenden Feindes oder unter andern eintretenden Umständen, an Sicherheit gewonnen wird. Die benachbarten Feldwachen, Soutiens u. s. w. so wie der Vorposten - Kommandeur müssen jedoch im Voraus hiervon in Kenntnife gesetzt sein, oder doch darüber jedesmal sogleich Anzeige erhalten. Diesen ihren Rayon darf aber eine Feldwache nie anders, als auf Befehl oder vor feindlicher Gewalt, verlassen. Sollte es darauf ankommen, einer angegriffenen Nebenfeldwache behülflich sein zu können, so darf dies doch nie auf die Gefahr geschehen, den eigenen Rayon zu entblöfsen. Eine Feldwache wird in einem solchen Falle selten mehr thun dürfen, als sich zu zeigen, etwas zu bewegen, oder einen kleinen Trupp zu detaschiren.

l8.

Benachrichtigung.

Der Haupt-Gesichts-Punct der Feldwache mufs immer sein, zuverlässige und bestimmte Nachrichten überall hin zu verschaffen, wo sie zunächst einwirkend sein können. Um dies zu bewerkstelligen, mußt nicht nur an den Vorposten - Kommandanten, sondern oft zugleich auch an alle diejenigen Kommandirenden benachbarter, größerer oder kleinerer Abtheilungen gemeldet werden, auf wel-

r. Su/T Vorpostendiemt.

^

50 ehe die Nachricht irgend eine Beziehung haben dürfte. Alle wichtigeren Meldungen sind, wo irgend möglich, auf Kartenblättern, schriftlich einzusenden. Sie müssen die No. der Feldwacht, No. der Meldung, Zeit des Abganges enthalten und aussagen, ob eine Vedette, eine Patrouille oder die Feldwacht selbst, die zu meldende Sache gesehen oder gehört hat. Die Nummer der schriftlichen Meldung ist nöthig, um übersehen zu können, ob auch alle Meldungen in der Folge ihres Absendens eingehen. Der Absendende thut gut, sich die Namen der mit jeder Meldungsnummer abgefertigten Jjeute zu notiren, damit eine nähere Kontrolle über diese wichtigen Verrichtungen statt haben kann. Nur bei grofser Eile und wenn gleich gefeuert w i r d , sind blofs mündliche Meldungen erlaubt, zu welchen dann in dringenden Fällen mehrere zuverläfsige Leute nach einander, auf verschiedenen \yegen abzusenden sind, damit doch wahrscheinlich wenigstens eine Meldung richtig ankomme. Zu häufige Einsendung unwichtiger Meldungen, ist eine unnöthige Ermüdung der Mannschaft und ein Zeichen der geringen Beurtheilung dessen, der melden läfst. Personen, welche zur Feldwache eingebracht wurden, ohne sich irgend legitimiren zu können, oder deren Aussagen einiges Interesse haben könnten, sendet selbige an den Vorposten-Kommandanten, begleitet von einer schriftlichen Angabe der Umstände, unter welchen die Person ankam.

51

ig. Verhalten am Tag». Da die Feldwache während der Nacht am thätigsten sein muís, so kocht und schläft sie, theilweis abwechselnd, wo möglich nur während dem Tage. Alles, was die Feldwache bedarf, mu& ihr, von denen zunächst rückwärts liegenden Truppentheilen, herbeigeschaflt werden. Keine Mannschaft der Feldwache darf sich anders, als für den Dienst, vom Platz ihrer Aufstel* lung entfernen. Bei Kavallerie - Feldwachen wird man gewöhnlich nur der Pferde zugleich füttern und dann jedes Pferd von seinem Reiter, der das Hauptgestelle in der Hand hält, nach der Tränke reiten lassen. Der Offizier muís imm e r , mit einem bereit gehaltenen Pferd, bei der Feldwache verbleiben. Die Feldwache darf sich nichts weiter, als einen Schutz gegen den W i n d bauen, immer aber auch nur so, dais er nicht auffallend bemerkt werden kann. Jeden schon vorhandenen, deckenden und verbergenden Gegenstand, kann aber eine Feldwache benutzen; wenn er nur nicht hindert, dafa von ihm aus die Vorpostenkette am Tage gesehen oder bei Nacht u. s. w. möglichst überhört werden kann. Vor der Feldwache ist nur eine einfache Vedette nöthig. Bei der Kavallerie kann diese Vedette, das Pferd am Zügel haltend, zu F u ü sein. Eine solche Vedette mufs aber, wo irgend möglich, so stehen, dais sie die Vorpostenkette oder doch die fcwischenvedette geD ¡2

52 gen selbige, im Auge hat; so rrie dafs sie den Raum rückwärts und zugleich auch seitwärts der Feldwache, möglichst übersehen kann. Diese Vedette wird am Tage, unter den meisten Umständen, ihren Dienst, ohne laut zu werden, verrichten können; indem sie so nahe stehen kann, daß sie sich dem Feldwach Kommandanten nähern und so ihm alles, was sie sieht, ohne laut zu werden, melden kann. Die Feldwache selbst tritt immer nur auf Befehl ihres Anführers an. Am Tage bleibt meist ? der Mannschaft «um Patrouilliren bestimmt. Patrouillen sollen durchaus nicht öfter entsendet werden, als wirklich nothwendig wird; indem man sonst die Truppe schon am Tag zu sehr ermüdet. Die Feldwachen müssen, besonders am Tage, sorgsam darauf bedacht sein, ihre Leute nicht anders zu irgend etwas in Bewegung zu setzen, als wirklich wesentlich nöthig ist. Die Kräfte der Leute müssen immer so viel, als es irgend nur der Dienst erlaubt, geschont werden; da man nicht weifs, wie sehr man selbige vielleicht anzustrengen später genöthiget sein wird. Jede allgemeine Veränderung der Vorpostenkette soll immer unter dem Schutz von kleinen Patrouillen ausgeführt und dem Feind dabei, durch selbige, die Beobachtung so weit entzogen werden, als es ausführbar ist, ohne ihn zu allarmiren; was eine Feldwache nie ohne bestimmten Befehl dazu, thun darf. Es ist gut, die Ablösungen der Vedetten nicht immer in gleichen Zeit - Abschnitten, sondern veränderlich, erfolgen zu lassen, da-

53 mit der Feind nicht Kenntnifs davon erhalten kann. Ablösungen sollen immer, so viel als nöthig, zugleich als Patrouillen dienen. Es müssen nicht mehr, als höchstens zwei Vedetten von einem Aufführer abgelöst werden. Wären nothwendig mehr Vedetten auszusetzen, als man, nach Abzug der Patrouilleurs dreifache Mannschaft hat, 6o mufs die Feldwache um Verstärkung ansuchen, oder anzeigen, dafs sie sich durch eine mobile Vorpostenkette, oder überhaupt mehr durch Patrouillirung, als Vedetten decken müsse, und daher, besonders in der ausgedehnteren Tagesaufstellung, nur eine mindere Sicherheit zu gewähren im Stande sei. Wird eine Feldwache angegriffen, so mufs sie den Punkt ihrer Aufstellung so gewählt und allenfalls durch Kunst so verstärkt habend dafs sie ihn wenigstens so lange behaupten kann, bis ihre Vedetten, als Plänkers oder Tirailleurs auf den Flügeln, in gleicher Höhe zurückgekommen sind. Die Feldwache mufs dann nur erst einer feindlichen Ueberlegenheit oder drohenden Umgehung weichen, wenn sie sich nicht bestimmt halten soll oder kann, und nie auiser Acht lassen, dafs ihr Rückzug leicht den der ganzen Linie der Feldwachen nach sich ziehen kann. Der Rückzug mufs als Plänker oder Tirailleur-Soutien, Schritt vor Schritt fechtendj •wo irgend möglich auf den vorher vorgeschriebenen Richtungen oder nach einem Flügel, der zunächst rückwärts stehenden Abtheilungen gehen« Benachrichtigende Meldungen müs-

54 sen dann immer ao letztere voraus abgeschickt -werden. Vor einbrechender Nacht wird es passend sein, da& jede Feldwache schriftliche Meldung an den Vorposten-Kommandanten einsendet, welcher, durch die zurückgehenden Meldenden, Losung, Feldgeschrei und Parole (letzter, versiegelt) an die Feldwachen schickt. §. 20. Verhalten bei der IVaeht. In der Nacht muís auch bei den Feldwachen die gröfste Thätigkeit, verbunden mit der gröfsten Stille, herrschen} dies wird immer am besten durch rege Patrouillirung erreicht. Des Nachts kann unter Umständen die Hälfte, bis f der ganzen Mannschaft zu den kleinen Patrouillen bestimmt werden, ohne daCs1 (bei nicht zu unverhältnifsmäfsiger, grofser Ausdehnung der zu deckenden Linie) die Sicherheit mehr verloren geht, als wenn man mehr Mannschäft zu Vedetten verwendet hätte. Jede Feldwache verändert mit Einbruch der Nacht ihre Aufstellung, wo möglich so, dafs nur alle Zugänge und Ausgänge, Sperrungen u. s. w. festgehalten werden. Alle ausgestellten Feldwachen rücken dabei, mehr zurückgehend, enger an einander, und suchen ihrer gesammten Vorpostenkette sichere Flügel-Anlehnung oder zurückgebogene, günstige Abrundung zu geben. Die Verengerung der Vorposten-Aufstellung ist jetzt in allen Fällen mit Recht angenommen, wo es nicht durchaus darauf ankommt, einen und denselben Raum wie bei Tage, zu behaupten. Gewöhnlich sucht man am Tage mehr Raum

55 fiir die Vorposten einzunehmen, als nothwendig ist und bemüht sich mit ihnen, dem Feind möglichst nahe zu bleiben. Hat indessen der Feind uns schon am Tage nur auf diesen nothwendigen Raum beschränkt, so muís selbiger freilich auch des Nachts behauptet werden. In einem solchen Fall wird es dann ntfthig, die Vorpostentruppen des Nacht zu verstärken ; immer aber ihre specielle Aufstellung doch dabei so zu verändern, dafs selbige nicht schon vom Tage her, dem Feind genau verrathen sein kann. Die Beurtheilung, ob und wie ein Terraingegenstand für Truppen, am Tag oder bei Nacht, zur Besetzung mit den verschiedenen Dienstarten der Vorpostentruppen geeignet sei, kann lediglich nur durch Uebung ausgebildet werden. Bei Tag haben die Truppentheile Zeit Entschlüsse zu fassen und sich deshalb unter einander zu benachrichtigen, und zu verständigen. Das System der Aufstellung kann daher ausgedehnter und mannichfaltiger sein. Bei Nacht muss alles auf das Einfachste und Bestimmteste, so angeordnet sein, dafs jeder Truppentheil, auch ohne erhaltene Benachrichtigung, unter eintretenden Umständen sogleich weifs, was er zu thun hat. Da alle Bewegung gedrängter und dennoch zur Zusammenwirkung bestimmter Truppentheile, bei Nacht schwierig ist, so mufs dem Ganzen, ein mehr dicht zusammen hängender, stehender Character gegeben werden. Die Infanterie übernimmt deshalb bei Nacht auf Vorposten oft die erste Rolle und die Kavallerie wird mehr in Reserve gezogen.

56 Kleine Patrouillen werden, "während der Veränderung der Aufstellung ausgesendet, um Ton den etwanigen Veränderungen bei dem Feind Kunde einzuziehen, und die eigenen, seiner Aufmerksamkeit zu entziehen. Losung und Feldgeschrei werden dabei ausgegeben. Es ist bei der Nachtaufstellung genau darauf zu sehen, dafs die Verbindung mit den Nebenfeldwachen vollständig erhalten werde. Ist dies nicht durch Vedetten möglich, so mufs es wenigstens durch Patrouillirung geschehen. Einen solchen Zwischenraum mufs man, je gröfser er ist um desto m e h r , als eine sehr schwache Stelle der ganzen Vorpostenkette betrachten, welche, wenn es irgend angeht, zu vermeiden ist. Die vorläufige Anordnung der Nachtaufstellung, liegt dem Kommandanten der Feldwache, nach Mafsgabe der schon am Tage darüber ausgesprochenen Ansicht des Vorposten-Kommandeurs, ob. Letzterer ist jedoch gehalten, die veränderte Aufstellung zu bereiten, um sich von allem näher in Kenntnifs zu setzen, und noch anzuordnen, was er f ü r nöthig findet. In der Regel darf eine Feldwache bei Nacht, kein hellbrennendes Feuer unterhalten. Ist dies indessen unter Umständen nicht zu vermeiden, oder soll es als eine Kriegslist benutzt werden, so mufs doch immer das Feuer, so entfernt vor der Feldwache sein, dafs sie nicht beleuchtet wird, sondern im Dunkeln steht, während sie einen gegen das Feuer anrückenden Feind, vor sich, schufsrecht im Helen h a t Nach einem solchen Feuer, dürfen

57 die Leute nur einzeln gehen, u m zu kochen, oder sich zu erwärmen. So lange es angeht, ist es auch der Gesundheit zuträglicher, wenn sich die Leute durch Bewegung erwärmen, als dafs sie wechselnd zum Feuer gehen. Die Erwärmung durch Feuer ist oft nur schlafenden Mannschaften nöthiger; schlafen sollen aber die Feldwachen, wo möglich, gerade des Nachts nicht. Kohlen j so in Gruben gelegt, dais sie keinen Schein werfen; können in den meisten Fällen gestattet werden. Kavallerie-Feldwachen lassen des Nachts einen Theil, bis zur Hälfte der Mannschaft, aufsitzen; die Uebrigen halten, 6tehend oder sitzend, die Pferde am Zügel. Infanterie-Feldwachen behalten den Tornister um. Die ganze oder doch ein Theil der Mannschaft hat; je nachdem die Feldwache günstig oder nicht situirt, mehr oder minder schwach ist; das Gewehr in der Hand. Tabackrauchen ist, als ein Mittel die Leute munter zu erhalten, gestattet. Die Infanterie - Feldwache hat auf ungefähr 100, die der Kavallerie auf ungefähr 200 Schritt vor 6ich eine Doppel-Vedette, -welche sich ganz so benimmt, als wenn sie in der Vorpostenkette selbst stände. Auf den Anruf dieser Vedette, nennen die Führer der kleinen Patrouillen oder einzelne, zum melden oder als Ueberbringer von Befehlen u. s. w. ankommende, zur Feldwache gehörige Leute, ihren Namen, und wechseln dann nur mit der Vedette, Losung und Feldgeschrei, worauf sie einrücken können. Einzelne Leute geben sich

58 Lei benachbarten Feldwachen u. s. w- als Meldung an, und wechseln dann auch nur mit der Vedette, Losung und Feldgeschrei. Von zwei Mann an, gieht sich alles als Patrouille oder Kommando an, was sich einer andern, als seiner eigenen Feldwache u. s. w. nähert und wird dann von einem Unteroffizier und zwei Mann der Feldwache, bei Patrouillen bis zum Feldgeschrei, Kommando'« bis zur Parole, examinirt. Auf jeden Schufs, der in der eigenen Vorpostenkette fällt, tritt die Infanterie-Feldwache ganz in das Gewehr, und die der Kavallerie sitzt auf. Sie bleibet in diesem Zustand, bis die zugleich abzusendende Patrouille, oder die Meldung aus der Vorpostenkette, über die Veranlassung des Schusses berichtet hat. Die Feldwache mufs des Nachts auch zuweilen rückwärts, gegen die nächsten Soutiens, Replis, Vorposten-Detaschements oder sonstige Unterstützungstrupps, Patrouillen sendenj um deren sich vielleicht verändernden Stand, so wie das Terrain dazwischen, immer genau zu kennen und um auch hier ein überraschendes Einschleichen des Feindes, möglichst zu verhüten. Es wird dies zugleich dadurch mit vermieden, daß man des Nachts die Feldwache minder weit von den hinteren Trupps vorschiebt, und erstere dadurch in den Stand setzt, sich, ohne abgeschnitten zu werden, auf letztere zurückziehen zu können. Man mufs die Nachtaufstellung der Vorposten im Allgemeinen minder sichernd, als die am Ta^e betrachten- Es ist jedoch dabei in Erwägung zu bringen, dafs der Feind

59 auch des Nachts manniclifach beschränkt ist. Mun tnufs deshalb darauf sinnen, Anordnungen zu treffen, die den Feind irre leiten, stutzig machen und bewegen können, sogar schon eingeleitete Unternehmungen, entweder aufzugeben oder doch, verwirrend für ihn abzuändern. Vorgeschobene, in Versteck gelegte Trupps j die allenfalls auch eine feindliche Patrouille aufzufangen, Gelegenheit nehmen; können hiezu zuweilen nützlich sein. Die Offiziere der Feldwachen sind gehalten, den Befehlshaber des Vorposten -Detaschcments, unter dem sie stehen, so wie den Kommandeur der ganzen Vorposten, auf alles aufmerksam zu machen, was innerhalb und vor ihrem zu deckenden Raum, irgend zweckmäfsig anzuordnen sein könnte. Bei allen Ueberfallen und sonstigen Unternehmungen, welche die eigene Armee während der Nacht ausführt, bleiben die Vorposten immer unverändert stehen; bis ihnen ein directer höherer Befehl zukömmt. $. 21. Verhalten bei Tagesanbruch.

Der Anbruch des Tages mufs, als der allerschwächste Moment einer Vorposten - Aufstellung, betrachtet werden. Die eigenen Kräfte sind erschöpft, während die ausgeruhten Truppen des Feindes zu neuen Unternehmungen übergehen. 22. Ablösung der Feldwachen.

A u s vorstehenden Bücksichten, ist es allgemein angenommen, da£s die Feldwachen, wenn sie stehen bleiben sollen, jedesmal mit

60 Tagesanbruch abgelöset werden. Es geschiehet dies, bei dann eintretender doppelter Stärke, in der Art; dafs, unter dem Schutz keiner Patrouillen, die Vorpostenkette wieder die ganze Ausdehnung ihrer Tages - Stellung einzunehmen sucht. Gröfsere, weiter vorgehende Patrouillen oder selbst ganze, dazu besonders abgeschickte Abtheilungen, versuchen zugleich den Feind recognoscirend, um etwas zurückzudrängen, und wichtige Punkte fiir die Vorpostenkette, soweit es ohne nachtheiliges Gefecht geschehen kann, zu gewinnen. Der Offizier der alten Feldwache übernimmt dabei jedesmal das Kommando der stehend zurückbleibenden Mannschaft, sowohl der alten, als der ablösenden Feldwache. Der Offizier der neuen Feldwache übernimmt dagegen das Kommando der Ablösung und Vorschiebung der Vedetten, so wie der recognoszirenden Patrouillen vorwärts selbiger. Der älteste Unteroffizier oder ein jüngerer Offizier der alten Feldwachn, dient hierbei, dem Offizier der neuen Feldwache, zum Führer. 23. Benehmen gegen abzuwartende, wahrscheinliche Offensive des Feindes. Der bei weitem ungünstigste Fall tritt ein, wenn die Vorposten mit Tagesanbruch oder nachdem sie irgend lange gestanden haben, nicht abgelöset oder eingezogen werden j sondern ihnen auch dann noch ferner die Verpflichtung bleibt: die Sicherstellung der grösseren, sich defensiv haltenden Truppentheile, gegen eine mögliche oder wahrscheinliche Offensive des Feindes, zu bewerkstelligen.

Gl In Fällen dieser A r t , ist es oft rathsam, den Feldwachen ihre Nachtaufstellung oder eine sonstige, gedrängtere, mit geringer Abänderung beibehalten zu lassen. Man behält dann wohl nur die Hälfte bis 3 der Mannschaft im Trupp zusammen, während man mit den übrigen Leuten bis zum vollen Tagwerden oder bis Überhaupt die Gefahr vorüber ist, zu einer nahen, allgemeinen Patrouillirung, des, besonders auf den Flügeln, nach dem Feinde zu, vorliegenden Terrains übergeht. Auf eine solche Weise kann es am leichtesten glücken, den Feind über unsere Absichten zu täuschen, und die seinigen zeitig zu entdecken- Wo nur irgend der Feind entdeckt w i r d , geben die Patrouillen bei dieser Gelegenheit, gleich Signal-Schüsse und lassen die Meldung erst nachher erfolgen. Die Kavallerie stellt Meldungs- Relais aus, u m jede Nachricht auf das Schnellste zu befördern. Zu gleichem Zweck sind den Infanterie-Feldwachen, wo es nicht bereits schon früher geschehen ist, einzelne Kavalleristen zum Melden zusendet« Alle Meldungen gehen dann mündlich, nicht nur an den Vorposten-Kommandanten; sondern immer auch zugleich an die Befehlshaber, welchen zunächst Gefahr droht, und direkt an den Kommandirenden des Ganzen. Den Feldwachen kann nicht genug eingeschärft werden, dafs bei dieser Gelegenheit alles dem Zweck geopfert werden muis, schnelle und bestimmte Nachrichten zu verschaffen. Es dürfen daher die FeldwachKommandanten nicht dafür angesehen wer-

62 den, wenn sie, bei ihrem spätem Einrücken nicht ihre ganze Mannschaft beisammen haben; sondern sich, durch noch nicht wieder eingefundene, zu Meldungen und Patrouillen verschickte Leute, geschwächt haben. Es kann, unter solchen und ähnlichen Umständen, sogar gerechtfertigt werden, wenn eine Feldwache, u m nur eine wichtige Meldung durchzubringen, kein anderes Mittel mehr ergreifen kann, als sich, wie ein Patrouillentrupp, ganz aufzulösen; damit nur wenigstens einige Leute bald und gewiis zurückkommen. Es mufs überhaupt angenommen werden, daß die von Feldwachen kommenden Truppen, meist immer so ermüdet und zum Theil «ersplittert sind; dafs man nicht augenblicklich auf ihre Sammlung und Streitfähigkeit rechnen kann, und sie daher, sobald als nur thunlich, in Reserve ziehen muis. Die Vorposten gerathen nur zu häufig in den W a h n , dafs* es dem Feind unmöglich sein xnüsse, unbemerkt durch oder an ihrer Linie vorbei zu kommen. Man hält dafür, dafs eine Vorposten - Anordnung ihren Zwecken auch genügen müsse, wenn alle allgemeinen Regeln, so wie die jedesmal besondern Beziehungen, mit Scharfsinn durchdacht, und die danach getroffene Anordnung, mit grofser Thätigkeit rege erhalten worden ist. W i e bei allen übrigen militärischen Beziehungen mufs jedoch fest im Auge behalten werden, dafs Scharfsinn und Geschicklichkeit des Feindes, so wie ein f ü r ihn günstiges Zusammentreffen unübersehbarer Möglichkeiten, auch das Unglaublichste gelingen machen können. E s

63 ist dieser Fall besonders in Betracht zu ziehen, wenn Vorposten auf die wahrscheinliche Offensive eines geschickten Feindes, gefaßt sein müssen. Ihrer Natur nach schon in einem nur schwachen Defensiv- Verhältnis stehend, dürfen dann die Vorposten kaum hoffen, den Feind aufhalten zu können. Es wird dann wichtiger, nur den gröiseren Truppentheilen Nachrichten zu verschaffen, als die eigene Sicherheit der Vorposten, durch Erhaltung einer zu ihrem Rückzug nöthigen W i derstandsfähigkeit im Auge zu behalten. Selbst mit der Gefahr, sich nicht wieder völlig sammeln zu können, müssen dann die Vorposten oft zu einer, ihre Trupps schwächenden, Patrouillirung übergehen. In einem solchen Verhältnifs, ist sich je» doch nicht immer auf die genügende und richtig aufgefaiste Thätigkeit der Vorposten zu verlassen. Es wird daher hierbei meist sehr zweckdienlich sein, wenn der dabei am meisten interessirte Befehlshaber den grölse ren Abtheilungen, den Vorposten - Kommandeur, von einer solchen Sachlage noch besonders in Kenntnifs setzt, und ihm in Voraus davon benachrichtiget, dafs in keiner andern A r t , als für die Einziehung von bestimmten und zuverläfsigen Benachrichtigungen, auf die Wirksamkeit seiner Truppen, Rechnung gemacht wird.

64

Vierter Abschnitt, V e r h a l t e n d e r Soutiens, R e p l i s Vorpost en-De tasc he ments.

und

Soutiens. Soutiens sind Unterstützungstrupps der Feldwachen, wenn eine derselben, sehr schwach, weit vorgeschoben, oder genöthigt wäre, ihren etwanigen Rückzug über eine Brücke, einen Damm, ein Defilee und dergl. zu nehmen. Eben so werden sie nöthig, wenn ein entschiedener Wechsel zwischen coupirten und freien, bergigten oder ebenem Terrain, die Aufstellung verschiedener Waffengattungen hinter einander erheischt. Bei der jedesmaligen Instruction eines Soutiens mufs es ausgesprochen sein, bis in vrie weit und in welcher Art es unter Umständen, zur Unterstützung und Behauptung oder zur blofsen Aufnahme der Feldwache, ganz oder theilweis, mitwirken soll. In allen Fällen, wo Feldwachen zu besonderen Leistungen verwendet werden oder wo es darauf ankommt, einen sich nähernden, 6tarken feindlichen Trupp näher zu erforschen; ist es Pflicht der Soutiens, die Feldwachen unterstützend, so weit mitzuwirken, als es nur die eigene, specielle Instruktion irgend erlaubt In

65 In der Ebene werden Soutiens, wo möglich, immer von Kavallerie zu geben sein, um sowohl vorgeschobene Kavallerie- wie auch Infanterie - Feldwachten aufzunehmen, falls letztere in einem vorliegenden, coupirten Terrain aufgestellt wären. In einem umgekehrten Terrain-Verhältniis, müssen die Soutiens aus Infanterie bestehen. Artillerie kann bei den Soutiens, unter Umständen mit Nutzen und ohne grolse Gefahr, sie zu verlieren oder von ihr nur belastigt zu sein, in Anwendung kommen. Auch aus allen drei Waffengattungen zusammengesetzte Soutiens, können nöthig und vortheilhaft werden. Das specielle Benehmen der Soutiens tritt in das Gebiet taktischer Anordnungen über, die sich nur nach den Anforderungen des Vorpostendienst es und denen dabei eintretenden Fällen richten. Jedes Soutien ist gehalten, alle von den Feldwachen kommende, schriftliche Meldungen weiter zu befordern. Bei mündlichen Meldungen soll dies nur geschehen, wenn der Meldende nicht mehr schnell genug fortkommen kann. In der Regel soll ein mündlich zu Meldungen Beauftragter, wenn er noch gut fortkommen kann, nicht abgelöst werden j da ihn der Offizier, an welchen die Meldung geht, über manches Einzelne noch näher auszufragen Gelegenheit nehmen kann. Bei Nacht können die Soutiens unter Umständen zuweilen eine zweite Vertheidigungslinie für den Fall bilden, daß die Feldwachen rasch vom Feinde übergerannt würden. T. Suff« VorpoMwdieaM. E

66 Die Soutien6 müssen an möglichst haltbaren Schlufspunkten des Terrains aufgestellt sein und fdrt während nach den Feldwachen, so wie zuweilen gegen die nächst rückwärtigen andern, meist gröfsern Truppentheile, patrouilliren lassen. Rücken Soutiens, zur direkten Unterstützung der Feldwachen, näher an selbige heran oder rücken sie gar in die Linie derselben, zu gleicher Dienstleistung e i n ; so mufs ihre Stelle, von mehr zurückstehenden Replis oder vom Vorposten-Detaschement aus direkt, ersetzt werden. §. 25. Replis. Replis haben mit den Soutiens meist gleiche Aufstellungsart und Beziehung, nur dafg man sie mehr an Haupt - Terrainabschnitte oder sonstige, auch wohl durch Kunst verstärkte, fest zu haltende Punkte stellt. Replis unterscheiden sieh nur dadurch wesentlich vom Soutien, dafs sie ihre Aufstellung durchaus nicht anders, als auf gane bestimmten, direkten Befehl verlassen dürfen. Das Replis ist die einzige Dienstart bei den Vorposten, der kein Beweglichkeits-Rayon zukommt. Es ist auf die bloße W i r k u n g von einem bestimmten Funkt aus, beschränkt. Bei Infanterie nehmen Replis fast i m m e r einen fortificatorischen Character an. Auch bei Kavallerie kann dies zuweilen in der A r t eintreten, d a ß ein Theil zur V e r t e i d i g u n g mit dem Karabiner absitzt. Meist wird ein Kavallerie-Replis, indessen in solcher Art n u r

67 dann vorkommen, wenn es an Infanterie im diesem Dienste gebricht. Alles was die Feldfortification über Sperrung der Wege, Vernichtung der Brücken, Vertheidigungs - Einrichtung der Gehöfte und Häuser, Kugeldichtmaohung der Hecken, Aufwerfung von flüchtigen Verschärfungen u. s. w. angiebt, schlägt hier direkt, besonders fiir den Dienst der Infanterie ein. Die Anwendung und Anordnung dieser Dinge, bleibt dem jedesmaligen Ermessen des Offiziers, nach Erwägung der ihm gegebenen Zeit und Mittel, überlassen. Ein Infanterie-Replis hat sich, wenn es nicht ausdrücklich anders befohlen ist, auch dann noch zu halten, wenn es gänzlich umgangen und eingeschlossen ist. Die Wahl seines Aufstellungs-Punktes und die spezielle Einrichtung auf i h m , muís sich hiernach richten. Ein Kavallerie - Replis wird sich immer einen W e g , selbst durch einen umringenden Feind, zu bahnen wissen. Ein solches Replis muís, nach der Natur seiner Fechtart, den zu deckenden Raum vor sich haben. Freie Räume hinter Debouchees aller Art, eignen sich am besten hierzu. Eine verdeckte Aufstellung wird dabei, oft besonders dann zweckmäfsig sein, wenn man nicht blofs demonstriren, sondern wirklich attaquiren will. Schwierig bleibt es hierbei aber immer, eigene zurückgehende Truppen erst durchzulassen, und dann doch den rechten Augenblick sur Attacke zu treffen, wenn der Feind nachdringt. E 2

68 Die zur Verteidigung eines InfantrieReplis bestimmte Mannschaft muß, ganz innerhalb des ermittelten Schutzes und nicht vor demselben stehen. Nur unter der gröfstmö'glichsten Kraftwirkung, der als Replis aufgestellten Truppen, werden Kommunicationen offen gelassen, um, wo es nöthig ist, anderen, vorgeschobenen Trupps, einen ihnen bekannten, sichern Rückzug aufzusparen. Kann dgr Rückzugsweg vorgeschobener Trupps, entfernter vom Replis, so aufgelassen werden, dafs die Wirkung des letzteren nicht einen Augenblick unterbrochen zu werden braucht, ohne dafs es doch der Feind wagen kann, jene zurückgehenden Trupps weiter, als bis gegen das Replis zu verfolgen; so ist dies der vorteilhafteste Fall. Einige Geschütze werden immer sehr geeignet sein, den Replis Ansehen und bedeutendere "Wirkung zu geben. §. 26. Sammeln der Vorposten. Soll die eigne Armee zu einer OffensivUnternehmung durch die Vorpostenkette vorgehen , so ist jedesmal genau zu befehlen, ob und in welcher Art die Vorposten gesammelt, angeschlossen, zurückgezogen oder zu irgend einem besondern, meist einleitenden Zweck, gebraucht werden sollen. Wäre dies verabsäumt worden und die Vorposten erhielten bloß» den einfachen Befehl, sich zurückzuziehen, zu sammeln, einzurücken u. s. w.; so eschieht dies alles jedesmal, entweder nach er schon früher, am Tage oder während der Nacht, gegebenen Instruction des Vorposten -

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69 Kommandeurs, oder nach, von ihm noch speziell zu gebenden Befehlen. Ein Gleiches findet immer statt, wenn der Feind einen Theil der Vorposten - Aufstellung wirklich zurück drängt. Ein solcher zurückgedrängter Theil hat sich jedesmal, durch lebhaftes Feuern, bemerklich zu machen. In Fällen dieser A r t mufs der VorpostenKommandeur ohnfehlbar auf dem von i h m deshalb bezeichneten Functe zu treffen sein. A l l e Truppentheile der Vorposten schicken dann Leute mit Meldungen und zur Einholung von Verhaltungsbefehlen, an den Vorposten-Kommandeur; dessen Befehl nicht eher aufhört, als bis die verschiedenen VorpostenTrupps, nach seiner Anweisung, bei ihren normalen Truppentheilen eingerückt sind. A u f das Sammeln der Vorposten im* successiven Zurückgehen, vor einem aufdringenden Feind, ist schon, in der jedesmaligen ersten Anordnung, Bedacht genommen. A u c h ein Zusammenziehen nach einer Seite oder nach der Mitte vorwärts, wird selten Schwierigkeit haben können. Eben so leicht ist es, mit einem Theil oder einer ganzen Vorposten-Aufstellung, zu einer gröj&ern Fatrouillirung oder irgend einer andern Unternehmung, vorzugehen; wenn solches befohlen wird. §. 27. Vorposten - Rideau. Ein besonderes, Gesohick erforderndes Verhältnifs, tritt für die Vorposten e i n , wenn sie als Rideau eines Abmarsches ihrer eige-

70 nen gröfseren Truppentheile, stehen bleiben sollen. Die N o t w e n d i g k e i t der schleunigsten Benachrichtigung mindert sich dann z w a r , die Feldwachen brauchen sich daher nicht in ausgedehntem Patrouillendienst zu ermüden, sie können mehr auf ihre eigene Sicherheit Bedacht nehmen. S c h w i e r i g bleibt es aber immer ; den Zeitpunkt eines eintretenden, vorgeschriebenen oder vom Feind erzwungenen A b zuges, richtig aufzufassen. In den meisten Fällen ist es in einem solchen Verhältnifs r a t h s a m , den Dienst der Vorposten in seinem ganz gewöhnlichen G a n g zu lassen. Man mufs in der Regel nur dabei vermeiden, den Feind irgend zu necken oder zu reizen j sich aber zeigen, wenn er recognoszirt, ohne sich jedoch mit viel Mannschafft oder lange, in ein Gefecht zu verwickeln. Unter Umständen können aber dennoch, gegen einen schwachen oder nicht unternehmenden Feind, kleine, diesseitige Unternehmungen sehr beitragen, unsere eigentliche Absicht zu verbergen. Nur müssen solche Unternehmungen gerade nur dahin gerichtet sein, wo es unser e m Interesse entspricht, wenn der Feind seine A u f m e r k s a m k e i t dorthin wendet. D e r A b z u g eines Vorposten -Rideaus, ist gegen einen aufmerksamen Feind, fast nur bei Nacht, Nebel oder i m sehr coupirten Terr a i n , möglich. E r geschieht in den meisten Fällen am besten in der A r t , dafs man zuerst die geschlossenen Trupps der Vorposten still versammelt und, Wo möglich, bis zu einem nächsten Terra in vortheil zurückzieht. Allen-

71 falls läfst man Trupps zurück, um sieb als Verstecke zu verhalten, welche die Vedetten aufnehmen und den Feind, so viel als nöthig und möglich, aufhalten. Von den Vedetten werden gewöhnlich die zuerst zurück gezogen und als Soutiens der übrigen Vedetten gesammelt, bei denen es dem Feind am wenigsten auffallen mögte. Zuweilen wird jedoch nichts anderes übrig bleiben, als alle Vedetten zugleich, nach irgend einer Verabredung, abgehen und sich in Trupps sammeln zu lassen, die sich rasch abziehen. Man muís bei beiden Arten suchen, einen Vorsprung zu gewinnen, ehe der Feind unsere Absicht entdeckt. Nur wenn es nicht anders möglich ist, unterstützen oder nehmen sich die Trupps wechselsweise auf, welche aus den Vedetten gesammelt oder schon vorher eine Strecke zurück gezogen sind. Bin Vorposten - Rideau ist zuweilen auch blois ausgesetzt, um den Feind glauben zu machen, dais gröfsere Truppentheile in einer gewissen Gegend ständen. Es ist hierbei zu unterscheiden, ob blois die Aufmerksamkeit des Feindes rege gemacht, dann aber vor ihm gewichen werden soll, oder ob es erwünschter ist, das Rideau einige Zeit behaupten zu können. Im erstem Falle ist es gut, sich vielfach zu zeigen, laut zu werden, bei dem Andringen des Feindes rasch und in scheinbarer Unordnung in Richtungen zurückzugehen, nach welchen hin man den Feind locken will u. s. w. Man legt auch dabei zuweilen Verstecke und ändert im Augenblicke, wo der Feind auf selbige stöist, die Richtung des

72 Abzugs, um sich so, dem überlegenen Feind, leichter zu entziehen. Soll das Rideau einige Zeit behauptet werden, so ist es gegen manchen Feind gut, so bald er, aus irgend einer Absicht, aufdringt, ihm so viel Truppen zu zeigen, als man nur kann; um ihn glauben zu machen, dafs man stark sei, noch mehr Truppen zurück habe, und gleich bereit wäre, Widerstand zu leisten. Man wird dabei indessen gut thun, einen geschlossenen Reservetrupp auf der Richtung zurückzuhalten, auf welcher man doch im Nothfall abziehen mufs. Bei Vorposten-Rideaus ist es oft mit Nutzen angewendet worden, Feuer, sowohl in der Linie der Feldwache, als auch weiter rück* wärts, anzuzünden und von Neuem Holz anzulegen, wenn man sich abzieht. §. 28. Vorposten - Detaschements*

Die Vorposten-Detaschements bilden den Schlufs, des organischen Ganzen der Vorposten. Dies Ganze enthält nämlich eine Organisation, aller Elemente des Feldkrieges. Die Richtung und Anwendung der Vorposten im Allgemeinen, wird von strategischen Beziehungen vorgeschrieben. Ein Benachrichtigungs-System sucht alles zu erfassen, was nur irgend wissenswerth ist. Ueber die näheren, kriegerischen Beziehungen werden, durch den Dienst der Patrouillen, noch genauere Nachrichten fortwährend zu beschaffen gesucht. Zur beobachtenden Sperrung und Dekkung dient die Vorpostenkette, welcher wie-

73 der die Feldwachen eine stützende Einigung gewähren. Der eigentümliche Dienst der Vorpostenketten und Feldwachen, ist schon so eingeleitet, dafs er leicht zu der Taktik einer Tirailleur- oder Plänker-Linie und ihrem Soutien, übergehen könne. Das Vorposten-Soutien macht den Uebergang, zwischen dem zerstreuten und geschlossenen Gefecht, einer einzelnen Abtheilung. Das Replis umfafst schon alle Elemente der Feldfortification und dessen, was mit ihr verwandt ist. An das Vorposten - Detaschement knüpfen sich endlich, nicht nur alle Beziehungen der übrigen, vorgeschobenen Dienstzweige direkt a n ; sondern alles, was nur überhaupt im Feldkrieg vorkommen kann, tritt, wenigstens im Kleinen, hier in Wirkung und Betrachtung. Alle Waffengattungen können hier, zu mannichfachen Diensten, gebraucht werden j so, dafs deren verschiedene Leistungsfähigkeiten, keinem Offizier des Vorposten ganz fremd sein dürfen. Vorposten-Detaschements haben, als stehende Siclierheits-Maafsregeln der Vorposten, denselben Zweck, wie ein Gros bei den beweglichen Sicherheitsmaafsregeln, der AvantArriergarden oder gröfsern Seiten-Patrouillen. Nachdem durch Beobachtung und temporellen Widerstand der Vorpostenkette und der Feldwachen, der Soutiens und wo nöthig noch der Replis, Zeit zu Maafsregeln für die ruhenden, gröfsern Truppentheile gewonnen worden ist; soll in dem Vorposten-Detaschement noch eine, mehr oder minder selbstständige.

74 Starice Abtheilung, zusammen gehalten werden. Von dieser Abtheilung sollen, entweder alle jene, zu verschiedenen Dienstarten vorgeschoben verwendeten Truppentheile, gegen schwache Gewaltäuiserungen des Feindes in ihrer Thati^keit erhalten werden, oder sie sollen sämmtlich, bei einem nothwendig werdenden, convergirenden Rückzug, aufgenommen und so viel als nöthig und möglich, aulser Gefecht gesogen werden. Der Feind «oll durch das Vorposten-Detaschement zugleich genöthigt werden, seine MaaCsregeln und Absichten mehr zu entwikkeln, während die unsrigen nur noch mehr Z e i t , zu ihrer Ausführung oder zu ihrer Abänderung nach den Umständen, gewinnen. Vorposten - Detaschements müsen dahery wenn sie ihren Zweck erreichen sollen, immer in einem solchen Terrain- oder LokalVortheil stehen, dafs sie füglich einer bedeutenden Mehrzahl die Spitze bieten können. Sie können dabei zuweilen, theilweifs die Stelle von Replis vertreten; immer aber mufs doch ein beträchtliches Detaschement, zu freier Verwendung disponibel bleiben. Da die Aufstellung der Vorposten - Detaschements sich nach einem, dazu geeigneten, Terrain- oder Local-Verhältnis richten mufsj so lassen sich auch keine Regeln angeben, bis in welche Entfernung vom Gros, erstere vorgeschoben werden möchten. Mit den Avant oder Arriergarden gleich, hat diese Entfernung in den letzten Kriegen meist eine, bis eine und eine halbe Meile betragen. Eine Viertelmeile dürfte das Minimum und zwei

75 Meilen das Maximum sein. Der Zustand und das Verhältnils, in welchem das Gros rastet, hat hierauf so wesentlichen Einfluß, dafe den Vorposten, meist vom Gros aus, der Befehl zukommt, bis wie weit sie vorgehen sollen. Die Vorposten -Detaschements können am Tage, unter Aussetzung weniger, eigenen Sich erheits-Posten, meistenteils, einer völligen Ruhe geniefsen. In den meisten Fällen können VorpostenDetaschements, sogar die Nacht unter Dach zu bringen, wenn sie dabei nur alle Maaisregeln ergreifen, um schnell geordnet und sicher, auf günstigen Punkten, unter die Waffen zu kommen. Zu diesen Maafsregeln gehört, dafs die gewöhnlichen Eingänge eines Gehöftes oder Dorfes barrikadirt und besetzt werden, während nur Gingänge durch Gehöfte, Gärten u. s. w. eröffnet und bewacht bleiben, um vorgeschobene Truppen zum Rückweg oder den Truppen im Ort zu Auswegen nach dem Allarmplatz, zu dienen. Infanterie tritt Quartierweise an, sammelt sich, wenn der Feind noch nicht im Ort ist, auf dazu bestimmten Punkten im Ort, und riickt erst nach erhaltenem Befehl von diesen Sammelplätzen, auf vorgeschriebenen Wegen nach einem Alarm1 atz außerhalb. Kavallerie eilt in kleinen 'rupps, wie sie aus den Stallen riickt, durch ihr überlassene Ausgänge, nach dem, in der Regel, für sie gleich ausserhalb, hinter dem Ort, bestimmten Allarmplatz. Der Grad nöthiger Bereitschaft, der gesammten oder doch eines Theils der Mannschaft richtet sich; nach der Nähe des Fein-

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76 des; der Entfernung von unserm Gros; nach der Stärke des Detaschements, und der schüzzenden Lokalität. Grundregel bleibt jedoch, dafs sich niemand auszieht, alles die W a f f e n bei seiner Person (Kavallerie nicht in den Ställen bei dem Sattelzeuge) behält; dafs die Ijeute, in Scheunen oder sonstigen Allarmhäugern, zusammenschlafen, und dafs in jedem Quartier ein Mann wach bleibt, um auf alles zu achten, was vorgeht. Gelingt es dem Feind wider Erwarten, besonders bei Nacht, durch Ueberfall, in einen solchen Ort zu dringen; so mufs nur niemand (besonders nicht die Kavallerie nach den Ställen) aus den Quartieren oder Allarmhäusern herauslaufen; sondern sich alles einzig, nur auf die, deshalb schon im Voraus projectirte, Vertheidigung solcher Quartiere, beschränken. Es bleibt dies unter fast allen Umständen am günstigsten, wenn der Allarm nicht durch Blasen oder Trommeln, sondern gleich durch Schiefsen veranlafst wird. W o es nöthig wird, gröfsere Patrouillen weit zu entsenden oder Rekognoszirungen zu unternehmen, wird die Mannschaft dazu in der Regel von den Vorposten-Detaschements genommen. W i r d ein Soutien oder Replis, ganz oder theilweise, zu solchen Zwecken verwendet; so mufs es sogleich, vom VorpostenDetaschement aus, ersetzt oder ergänzt werden. Eben so ist das Vorposten - Detaschement aus dem Gros zu ergänzen, wenn soviel von ihm, zu dergleichen oder andern Unternehmungen, entsendet wird; dafs das Uebrige zu schwach ist, um noch den Zwecken

77 eines Vorposten-Detaschements entsprechen zu können. Au6er allen feldfortifikatorischen Beziehungen können, bei einem Vorposten -Detaschement, noch alle Rücksichten einer tactischen Defensive oder Offensive, vorkommen. Als dem Vorpostendienst im Allgemeinen entsprechend, ist der Vortheil der Defensive j dafs sie sich innerhalb vorher geprüfter und vorbereiteter Maafsregeln hält} im Auge zu behalten. Nichts desto weniger können aber auch hier Verhältnisse eintreten, wo der augenblickliche Entschlufs, der die Seele der Offensive ist, am kürzesten ein günstiges Resultat herbei zu führen geeignet sein kann. In der Ausbildung zum Offizier kann nicht enug Aufmerksamkeit darauf verwendet weren, dafs die Fähigkeit sich zweckgemäfs im Augenblick drängender Verhältnisse zu entschliefsen, geweckt und genährt werde. Zu den Zeitpunkten in denen im Allgemeinen der Uebergang aus der Defensive in eine Offensive, unter Umständen, zweckmäßig sein kann, gehören nachstehende: 1) Wenn der Feind seine Kräfte aus Marschkolonnen vorzuziehen oder zu entwikkeln beginnt, und wir ihn daran verhindern können. 2) Wenn der Feind gewisse Punkte oder Abschnitte des Terrains schon genommen hat, durch deren Wiedernahme man ihn wesentlich aufhält oder schadet. 3) W e n n der Feind ein solches Maais seiner Kräfte verbraucht hat, dais man überzeugt sein kann ihn überwältigen oder doch,

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78 ohne eigene Gefahr, empfindlich treffen so können. 4) Wenn die feindliche Hauptabsicht sich klar, in seinen Unternehmungen, ausspricht, und wir ein Mittel haben, selbige zu vereiteln. 5) Wenn Nothwehr und eigene Rettung, nur die Wahl «wischen Gefangenschaft oder den Versuch lassen, sich einen Weg mit Gewalt zu bahnen. Zu den taktischen Berücksichtigungen der Defensive gehören, mit den fortifikatorischen verwandt, nachstehende: 1) Gegenstände, welche den Feind verhindern, gleich mit genügenden, zum Gefecht geordneten Kräften, gegen uns anrücken zu können. 2) Gewisse Punkte oder Absehnitte des Terrains, durch deren vorgeschobene Besetzung man den Feind in seiner Entwickelung stören, ihn aufhalten und nöthigen kann, seine Kräfte zu zersplittern. 5) Ein solcher Raum vor der Aufstellung, dats unseren Waffen die Ueberlegenheit der Wirkungen aller Art, und somit auch zur Offensive, gesichert ist. 4) Eine günstige Aufstellung selbst. Hierzu gehört, dais man der feindlichen Einsicht und Feuerwirkung möglichst entzogen steht und umgekehrt beide Vortheile über den Feind hat. Wenigstens eine Flanke mufs, durch Natur oder Truppenaufstellung, geschützt sein. Der Raum der Aufstellung mufs nicht ausgedehnter sein, als man ihn wirklich vertheidijcen kann* man muís sich auf ihm xusam-

79 menziehen können, ehe der Feind im Stande ist, uns zu durchbrechen. 5) Hinter sich ein, zu unserer Aufnahme günstiges, mit wenigen Truppen gegen Ueberlegenheit, zu vertheidigen fähiges Terrain, in welches der Feind nicht vor uns kommen kann; zur sichern Deckung eines, allenfalls nöthig werdenden, Rückzugs. W o indessen alle diese und noch andere, für die Offensive, wie für die Defensive wünschenswerten Beziehungen nicht vorhanden oder zu ermitteln sind, mufs man doch immer alle diese Gegenstände in Betracht ziehen, um sich der Lage bewulst zu sein, in welcher man sich befindet, und um danach sein Benehmen zu richten. §. 29. Instruction und Berichterstattung Vorposten - Aufstellung.

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Instructionen für Vorposten-Aufstellungen, so wie Berichte über selbige, werden, mündlich oder schriftlich, immer am anschaulichsten gemacht, wenn man dabei dem Gang der Aussetzung selbst folgt. Man geht daher, bei der Auseinandersetzung der einzelnen Theile, von den größeren, am meisten rückwärs stehenden Trupps, bis zu den vorgeschobenen, kleineren über. Bei einer, in allen ihren Theilen vollständigen, Vorposten-Aufstellung, würde deshalb, nach einander, alles anzugeben sein, was sich auf die Vorposten-Detaschements, die Replis oder Soutiens, die Feldwachen, die Vedetten, Patrouillen und die Nachrichten überhaupt, bezieht. Auf diese Weise

80 versmnlicht sich am zusammenhängendsten, nach welchen Ansichten und Verhältnissen die Vorposten ausgestellt werden sollen oder •worden sind. Bei einiger Fertigkeit in einer solchen Auseinandersetzung, ist es leicht dahin zu bringen, dafs die Gründe und Ansichten, nach welchen angeordnet ist, aus der blofsen Darstellung von selbst, deutlich hervortreten; so dafs die besondere Anführung derselben wegfällt, welche gewöhnlich nur zu unpassender "Weitschweifigkeit führt. Aus der blofsen Instruction oder Disposition zu einer VorpostenAufstellung, sie mag schriftlich oder mündlich gegeben sein, mufs schon vollständig erhellen, was beabsichtiget wird und in welchem Sinn, so wie durch welche Mittel, es erreicht werden soll. Nichts führt kürzer und deutlicher dazu, über die Lösung einer sich nach dem Terrain richtenden m il itairischen Aufgabe, einer andern Person Bericht zu erstatten, als wenn man die Art der Lösung in einem Croquis anschaulich macht. Die Fertigkeit ein militairisches Croquis zu entwerfen, ist so leicht erworben, dafs es nur als ein Vorurtheil betrachtet werden kann, wenn man selbige nicht von jedem Offizier verlangen zu können glaubt; es mufs ntir dabei die Anforderung nicht auf typographische Schönheit gestellt werden. In einer flüchtigen Zeichnung, kann man sich, unter vielen Umständen, schneller, weit deutlicher machen, als durch Schreiben* Die

81 Die einfachste und schnellste Verständigung bei Ertheilung von Instruktionen, geschieht mit einer Karte der Gegend in der Hand. Ein Maafs für die Stärke und ein« Norm für die Waffengattung der Truppen, welche hei einer zu nehmenden Vorpostenaufstellung nöthig sind, darf durchaus nicht aufgestellt werden. W i e die Truppen gegeben sind, mufs auch mit ihnen ermittelt werden, wie der erhaltenen Bestimmung irgend nur entsprochen werden kann. Die Art dieser Ermittelung wird freilich immer hauptsächlich von der Stärke und Waffengattung der zu verwendenden Truppen bedingt werden. Bei der den Truppen gegebenen Bestimmung, mufs dann aber immer auf das Verhältnis derselben zu ihrer Aufgabe billige Rücksicht genommen werden. Die Beurtheilung der Verhältnisse, in welcher eine gegebene Truppe, zu einer erhaltenen Bestimmung steht, kann nicht angegeben, sondern nur durch Uebung erworben werden. Das unzweckmäßigste Verhältnifs tritt ein, wenn den Vorposten nicht blofs ihre Bestimmung aufgegeben, sondern ihnen auch noch, zu sehr fesselnd, die Art vorgeschrieben wird, wie sie selbige erreichen sollen j ohne dafs doch dabei die Truppen in Zahl und Waffengattung, eigends zusammen gestellt würden. Diese früher sehr gebräuchliche , ungünstige Stellung der Verhältnisse, kommt jetzt nur noch ausnahmsweise da vor, wo ganz besondere Umstände sie nöthig machen dürften. W o es irgend möglich ist, v. Suff Varpottan diente.

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82 bleibt es i m m e r am passendsten, dem Vorposten- Commandern* im Allgemeinen angemessene Mittel und die Bestimmung über deren Anwendung zu geben; die Art letzterer aber, seinem Ermessen und Diensteifer, bei eigener Verantwortlichkeit, zu überlassen. §. 3o. Verteidigung der Dürfer. Seitdem die Infanterie dazu eingeübt ist, in jedem Terrain und hinter jedem Schutz fechten zu können, hat die V e r t e i d i g u n g der Dörfer eine wichtige Rolle in der Kriegführung bekommen. Häufig werden VorpostenDetaschements wieder bei Dörfern aufgestellt, oft auch die gesammelten Vorposten-Truppen überhaupt, zur Vertheidigung eines Dorfes zurückgezogen. Bei Anordnung einer Dorfvertheidigung, ist zuerst die Lage und dann die besondere Localität des Dorfes, in Betracht zu ziehen. Liegt das Dorf in der A r t , dafs man es so lange vertheidigen k a n n , als dies Nutzen gew ä h r t , und dafs man doch i m m e r die Freiheit behält sich aus ihm, wenn man will, abziehen zu können; so wird eine Reserve ausserhalb hinter dem Dorfe aufgestellt, und nur so viel Front als nöthig ist, gegen den Feind in Vertheidigungsstand gesetzt. Ist dagegen ein zu vertheidigendes Dorf oder Gehöft gänzlich vom Feind zu umschließen so mufs selbiges auch rings herum in Vertheidigungsstand gesetzt und die Reserve innerhalb einem Reduit aufgestellt werden. Bei beiden Arten besteht die Stärke des Verteidigungszustandes gewöhnlich in der Anhäufung und Anord-

83 nung ßich einander so folgender Widerstände, dafs der Feind i m m e r wieder auf einen andern trifft, wenn er einen überwältiget hat. Man hat hierbei darauf zu sehen: 1) Dem Feind schon die Zugange (Aven u e n ) , wenn sie nahe liegen, streitig zu machen. 2 ) Den aus Zäunen, Mauern, Gehöften und dergleichen bestehenden Rand des Dorfes zur Vertheidigung einzurichten. 3 ) Zur Unterstützung und A u f n a h m e der Truppen am Dorfrand werden stelleriweis, hinter selbigem, Gehöfte oder B a r r i k a d e n , als haltbare Abschnitte besetzt. 4) Eine Hauptbarrikade oder ein Gehöft, Kirchhof u. s. w. dient endlich z u m Reduit oder zur Aufstellung eines Hauptsoutiens. E i n solcher kann zugleich als eine Art kleiner Arriergarde dienen, wenn man die Truppen aus dem Dorf ziehen und, von der dahinter aufgestellten Reserve, aufnehmen, lassen will. Von allgemeiner grofser Wichtigkeit ist es, ja nicht zu viel Truppen zur Dorfvertheidigung zu verwenden. Man mufs den fortifikatorisch, defensiven Grundsatz i m A u g e behalten, dafs man nur nach dem Schutz des Bodens und deckender Gegenstände greift, u m mit geringer Kopfzahl sehr überlegener, widerstehen zu können. Viel Truppen zu einem nur so einseitigen und beschränkten G e b r a u c h verwenden zu wollen, wäre Kraftverschwendung und zugleich eine Schwächung der Dorfvertheidigung selbst, bei der zu viel Truppen sich nur einander selbst hindernd, verwirren. F 2

Bei der Anordnung zur Vertheidigung eines Dorfrandes, wird dessen Ausdehnung wichtig. Ist sie zu grob oder nicht genug zu verstärken, um sie allerhöchsten* mit der, als Tirailleur aufgestellten, Hälfte unsere Truppenstärke vertheidigen zu können; so mufs ein Theil aufgegeben und ein zusammenhängender, engerer innerer Rand ermittelt werden. Der Raum vor dem inneren Rand m u b dann nach Umständen rasirt oder besetzt, wo nicht dem Feind überlassen werden. Eine unzusaramenhängende Vertheidigung des Randes ist deshalb ungünstig, weil es hier darauf ankommt überall die Tirailleurs abzuhalten, unter deren Schutz der Feind am günstigsten seine Angriffe einleiten kann. Bei der künstlichen Verstärkung eines Dorfrandes ist es Hauptsache die gewöhnlichen Eingänge und inneren Communikationen zu sperren, und sich, wo es nöthig wird, neue zu bahnen. Ist der Rand eines zu vertheidigenden Raumes (wie es z. B. bei mit Mauern, Wällen, "Wasser u. s. w. umgebenen Orten der Fall ist) von sehr beträchtlicher Vertheidingsfahigkeit; so ist es ineist besser von der lordnung, sich einander folgender Widerstände abzugehen und alles nur auf diese eine Randvertheidigung zu beziehen. Man entgeht dadurch der Gefahr, dafs sich der Feind, mit uns zugleich auf den rückwärtigen Vertheidigungsabschnitt wirft; was bei aller Vorsicht, doch bei der ersteren Vertheidigungsart, nicht i m m e r ganz zu vermeiden ist

85 Bei allen Anstalten zur Verteidigung von Ortschaften, mufs man zunächst die Mittel und die Zeit zu dem Zweck, in Anschlag bringen und berechnen. Vor dem Feind mufs immer erst eine vorläufige allgemeine, wenn auch noch schwache, Vertheidigungs-Einrichtung vollendet sein, ehe man sich auf blofse Verstärkung des Ganzen oder einzelner Theile einlassen darf. 5 l . Angriff der Dörfer. Der Angriff der Dörfer, wird bei dem Dienst der Vorposten nicht leicht anders vorkommen, als wenn es nöthig ist, ein besetzt gehabtes, vom Feind genommenes Dorf, wieder zu nehmen. Man hat dabei den Vortheil vor sich, schon mit der Lokalität so bekannt zu sein, dafs jede Abtheilung weifs, wo sie sich hinzuwenden und wie sie sich zu benehmen hat. In Abtheilungen mufs man aber deshalb bei allen Dorfangriffen zerlegt sein, weil man meist, so wie man ein Dorf genommen hat, auch schon darauf gefafst sein mufs, es wieder vertheidigen zu müssen. Eine geschlossene Infanterie - Abtheilung für sich allein, mitten in ein Dorf eingedrungen, wird um so weniger geeignet sein, sich behaupten zu können; als sie, nach erlittenem Verlust, in einem ungünstigen Kampf verwickelt, doch Zeit verlierend, eine Vertheilung machen muisj um den Feind gänzlich zu delogiren oder in seinen Festsetzungen zu urnsehliefsen. In cen meisten Fällen wird es am zweckmäßigsten sein, analog der wahrscheinlichen

36 Truppenrertheilung bei der Vert heidi gun g, auch die angreifenden Truppen so einzuteilen, daß ein rasch entschiedenes Uebergewicht derselben zu erwarten ist. Die jetzige, allgemeinste Methode dabei, dürfte wohl nachstehende sein: Eine verhältnifsmäfsig nicht zu schwache Tirailleurlinie -wirft sich auf den Dorfrand, •während ihre Soutiens aufser dem Gewehrschuß und der Hauptfrupp aufser dem feindlichen Kartetschen-Bereich ist. Gelingt es der Tirailleurlinie, den Feind aus dem Dorfrand zu verjagen, so "wird ihm auf dem FuEse gefolgt, bis man auf Widerstand trifft oder den jenseitigen Dorfrand erreicht. Dem Widerstand gegenüber oder am jenseitigen Dorfrand, nisten sich die Tirailleurs ei. W o ein Eingang ermittelt ist, dringen die Tirailleur-Soutiens geschlossen nach und nehmen Gelegenheit wahr, sich in ihrem Verhältnifs festzusetzen. Der Haupttrupp wählt sich, räch der Lage oder Beschaffenheit des Dorfes, einen Punct, auf dem er, hinter seinen vorgeschobenen Trupps, geschlossen eindringt; um von da aus die Entscheidung und nähere Anordnung herbeizuführen. Diese Zertheilung des Angriffs in Tirailleurs mit ihren Soutiens und in den Haupttrupp, gewährt immer noch den Vortheil, dafs der eine Theil den andern, in ungünstigen Fällen aufnehmen und aus dem Gefecht ziehen kann.

87 Dörfer müssen übrigens nie angegriffen •werden, als wenn dies, anderer Zwecke wegen, unumgänglich nothwendig ist. Nichts ist erfolgloser und die Streitkräfte aufreibender, als langwährende Dorfgefechte; zumal, wenn die Angriffe nicht mit genügenden Kräften zugleich unternommen und dem Feind nicht die Mittel benommen werden, die V e r t e i d i gung, zu nähren.

D r u c k f e h l e r . S«it« 13. Zeil« 19. von oben lies itutxen. — 27. — —

3a. —

— 38-



13.

— unten —

9. — unten —

9. st»tt 1. Vedette.

Ii* — oben — B. statt V.