Der Erzvater Israel und die Einführung der Jahwe-Verehrung in Kanaan

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Der Erzvater Israel und die Einführung der Jahwe-Verehrung in Kanaan

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Teil I. Das kleine geschichtliche Credo und Erzvater Israel
Teil II. Jahwe und der Gott des Vaters
Register

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HORST SEEBASS • DER ERZVATER

ISRAEL

HORST SEEBASS

DER ERZVATER ISRAEL UND DIE E I N F Ü H R U N G DER J A H W E V E R E H R U N G IN KANAAN

1966

VERLAG ALFRED TÖPELMANN • BERLIN

B E I H E F T E ZUR ZEITSCHRIFT FÜR D I E ALTTESTAMENTLICHE

WISSENSCHAFT

H E R A U S G E G E B E N VON G E O R G F O H R E R

98

© 1966 by Alfred Töpelmann, Berlin 30, Genthiner Straße 13 Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Printed in Germany Satz und Druck: Walter de Gruyter Sc Co., Berlin 30 Archiv-Nr. 3822663

Meinen Eltern in Dankbarkeit

Vorwort Diese Arbeit hat in nur geringfügig veränderter Form im Herbst 1963 der Theologischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-WilhelmsUniversität Bonn als Habilitationsschrift vorgelegen. Leider konnte ich die als BZAW 91 angekündigten Analysen zu Ex 1—15 von G. F O H R E R nicht mehr einarbeiten, da sie bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht erschienen sind. Mein besonderer Dank gilt Herrn Prof. D. Dr. M. NOTH für seine freundliche Ermutigung zu dieser Arbeit und Herrn Prof. D. Dr. G. F O H R E R für die Bereitschaft, sie als Beiheft der ZAW anzunehmen. Bethel, September 1964

H. Seebass

Inhaltsverzeichnis Teil I. Das kleine geschichtliche Credo und Erzvater Israel . . . 1. Abschnitt. Das Vaterbekenntnis §1. Dtn 26 5ff § 2. Vorläufige Analyse von Jos 24 § 3. Der Stammvater

1 2 5 9

2. Abschnitt. Der Stammvater Israel § 1. Literarkritische Analyse von Gen 35 6-15 § 2. Gen 28 11-22 §3. Gen 32 23

§ 4. § 5. § 6. § 7. § 8.

1

ff

Die Bethel-Erzählung Die Sichemtradition 33 18-20 und 35 2-5 Sonstige Israeltraditionen in der Genesis Zur Überlieferungsgeschichte der Jakob-Israel-Sagen Der Gott des Vaters und der Gott der Väter . . . .

11 12 14 17

21 25 35 41 49

Teil II. Jahwe und der Gott des Vaters 56 1. Abschnitt. Die Jahweverehrung der Wüstenzeit . . . . 56 § 1. Die Quellen. Abgrenzung und Übersicht 56 § 2. Die Mosegrabtradition 73 § 3. Übereinstimmungen und Differenzen zwischen den Vätersagen und den Mosesagen 76 § 4. Versuch einer geschichtlichen Auswertung der MoseTraditionen 82 2. Abschnitt. Der Beginn der Jahweverehrung in der Gemeinschaft Israel 87 § 1. Der Landtag von Sichern 87 § 2. Jahwe, der Gott Abrahams und Isaaks 102 Register

108

Teil I. Das kleine geschichtliche Credo und der Erzvater Israel 1. ABSCHNITT. DAS V A T E R B E K E N N T N I S

M. A. BEEK hat zu Dtn 26 5 ff., vor allem zu den ersten drei Worten der Rede von v. 5: 72N 'ans, die Vermutung geäußert, daß sie die Einleitung zu einem uralten liturgischen Text enthielten, der den Vater direkt zur Landnahme führte und nichts von der Herausführung aus Ägypten wußte1. Er schreibt2: »Alle Traditionen haben aber einen gemeinschaftlichen Zug: Die Väter sind aus Mesopotamien eingewandert. Man spricht von dieser Auswanderung in rituellen Texten mit einer Terminologie, die erinnert an die Anfangsworte des Dekalogs. Sehr deutlich ist dies der Fall in Gen 15 7: ,Ich bin der Herr, der dich aus Ur-Kasdim herausgeführt hat, daß ich dir dieses Land zu eigen gebe.* (Vgl. Gen 11 28 und 9 7.) Wir können Dtn 26 5 als eine Parallele dazu betrachten: anscheinend lebt man im religiösen Bewußtsein, seine Seßhaftigkeit in Kanaan nur Jhwh verdankt zu haben . . . Es ist nicht willkürlich, daß diese Überlieferung von Wanderung und Landnahme rezitiert wird bei der Darbringung der Erstlinge. Die Ernte ist das deutlichste Zeichen der Gunst Jhwhs, wie auch die Pesachüberlieferung das Erntefest (Mazzoth) mit der Feier der Befreiung aus Ägypten kombinierte. Es ist daher wahrscheinlich, daß Dtn 26 5 a mit den Worten *T3N den uralten Anfang bewahrt eines liturgischen Textes, dessen verlorene Fortsetzung noch nichts wußte von einem Aufenthalt in Ägypten.« BEEK hat sich mit dieser Andeutung begnügt und den Gedanken nicht weiter verfolgt. Es liegt jedoch auf der Hand, daß damit das Problem des »Kleinen geschichtlichen Credo«3, das BEEK im ange1 2 3

Das Problem des aramäischen Stammvaters, OTSt VIII (1950) S. 193 ff. S. 207 f. Vgl. G. v. RAD, Das formgeschichtliche Problem des Hexateuch (1938), in: Ges. Stud. (1958) S. 9 ff. — Die Existenz einer geschlossenen Credoform bestreitet A. S. v. d. WOUDE, Uittocht en Sinai, Nijkerk o. J . (1961) S. 9f. E r meint, daß an den Wendepunkten der israelitischen Geschichte je eine große Gestalt die entscheidenden Ereignisse bis zum jeweils gegenwärtigen Moment resümiere: so E x 19 311. bis zum Sinai, Jos 24 bis zur Landnahme, I Sam 12 bis Samuel, Neh 9 bis EsraNehemia und in der Damaskusschrift bis zu deren Gegenwart. — Aber damit bleiben eine Reihe Texte unerklärt, die erstaunlicherweise doch nur bis zur Landnahme führen wie Dtn 6 21 ff. 26 5 ff.; oder ganz kurz: Jdc 2 l 6 8 f. usw. M. R. betont Secbass

1

2

Das kleine geschichtliche Credo und der Erzvater Israel

gebenen Zusammenhang nicht berührt, in einer neuen Weise aufgerollt wird, da es, wenn B E E K S Vermutung zutreffen sollte, ein altes Credo gegeben haben müßte, das nur die Landnahme des Vaters berichtete4. Nimmt man einmal ganz hypothetisch an, daß sie zutrifft, so ergibt sich mit Notwendigkeit die weitere Frage, ob es dann einmal zwei parallele Bekenntnistexte gegeben habe: a) einen, der die Landnahme der Mosegruppe von Ägypten her wiedergab; b) einen, der die Landnahme des Vaters berichtete. Auf Grund der relativ gesicherten Erkenntnis, daß der Ursprung des Ägyptenbekenntnisses nur in der Bezeugung des Meerwunders bzw. der Herausführung (ohne jede Fortsetzung) liegt5, kann man diese Frage entscheiden: Es könnte höchstens ein Vaterbekenntnis gegeben haben. Daher läßt sich die Frage, die durch B E E K aufgeworfen worden ist, so präzisieren: Ist das Credo einmal aus ursprünglich völlig voneinander getrennten Elementen zusammengesetzt worden®, oder lag ihm als Vorform ein Vaterbekenntnis zugrunde ?

§ 1.

Dtn

26 sfi.

Bei der Analyse dieses Textes wird man versuchen müssen, die typisch deuteronomistische Phraseologie auszuschalten, um zum älteren Bestand vorstoßen zu können. Verdächtig ist bereits 5 bß; doch reicht die Parallele Dtn 9 14, die wie Ex 32 10 (Num 1412) auf Mose bezogen ist, kaum aus, um Dtr.-Herkunft zu erweisen. Typische Elemente sind dagegen 7 ba. 8 und 97. Es ergibt sich demnach folgende Erzählung: Der Vorfahr war ein »dem Untergang naher Aramäer«. Als solcher zog er nach Ägypten, wie das für derart bedrohte Gruppen nahelag8. Umfaßte sein Haus damals nur eine kleine Gruppe, so wurde v. D. WOUDE jedoch, daß das Credo weder ein notwendiges Element des israelitischen Gottesdienstes sei wie etwa entsprechend das christliche, noch alle wesentlichen Inhalte des israelitischen »Glaubens« enthalten müsse. 4

v. RAD a. a. O. S. 6 4 hatte schon vermutet, daß die Landnahmetradition zu den Vätern in verhältnismäßig enger Beziehung gestanden haben müsse.

5

Vgl. M. NOTH, Üb. des Pent. S. 48ff. mit Berufung auf K. GALLING, Die Erwählungstraditionen Israels, B Z A W 4 8 (1928) S. 5 ff.

6

S o N O T H a . a . O . S . 4 8 f.

' 7ba und 8acc. b enthalten so typische Phrasen, daß sich ein Beweis erübrigt. Zu 9 a vgl. Dtn 1 31 9 7 11 5. Zu 9 b vgl. LISOWSKY, Konkordanz, ad vocern ]FL3 im Dtn. Vor Dtr. wohl Gen 12 7 13 15.17 15 18 28 13 und Num 1029, so daß 9b ebenso wie 8

8 an nicht unbedingt Dtr. sein müßten. GALLING a. a. O. S. 8 meinte, das Bekenntnis kenne den Aufenthalt der Väter im gelobten Lande nicht. Dagegen m. R. M. BUBER, Königtum Gottes, 3. Aufl. (1956) S. X X X I I I : v. 5 a könne sich durchaus auf abgesprengte Aramäer in Kanaan be-

3

Das Vaterbekenntnis

es dort zu einem großen Volk. Gleichwohl sollte nicht Ägypten das Land der Seßhaftigkeit werden. Die Führung Gottes war noch nicht am Ziele: Das Volk wird bedrückt, schreit zu seinem Gott, und der sieht die Not. Der Rest ist ganz in das Dtr.-Sprachgewand getaucht. Aber sowohl die Anlage des älteren Gutes als auch die Zuordnung zum Lob der Landesgüter, die kaum von Dtr. erfunden sein wird, sondern auf viel ältere liturgische Traditionen zurückgehen dürfte9, lassen keinen Zweifel an der Fortsetzung aufkommen: Dtr. muß hier den Inhalt zwar in seiner geprägten Sprache, aber der Sache nach richtig wiedergegeben haben10. Damit tritt folgender Aufbau klar zutage: a) Der bedrohte Vater zieht nach Ägypten (v. 5 a). — b) Die Wenigen werden dort zu einem großen Volk ( s a ß . b . ) . — c) Bedrückung und Herausführung ( * 6 - s ) . — d) Die Landgabe ( * 9 ) . Obwohl die Schilderung zunächst geschlossen wirkt, fällt auf, wie sehr die Aussage von der Vermehrung des Volkes (5 aß. y. b) in ihrer Umgebung selbständig bleibt. Sie entspricht der Samenverheißung der Genesis11 und speziell Gen 46 3 b. Würde man 5 aß nicht vor 5ay. b lesen, so könnte man diesen Teil als einen Bekenntnisakt für sich verstehen. Denn er enthält eine eigene Exposition (kleine Zahl der Angehörigen) und die entsprechende Aussage vom göttlichen Heil (großes Volk). Die gleiche Aussage findet sich aber auch Jos 24 3 ba und ist dort auf die Vermehrung im Land Kanaan bezogen, während Entsprechendes in der Wiedergabe der ägyptischen Ereignisse fehlt. Daraus folgt, daß sie ursprünglich selbständig und nur im jeweiligen Rahmen verschieden verwandt worden ist 12 . ziehen, vgl. Gen 20 13 IS?!"!!"!. — In besonderer Weise dürfte das für Gruppen zutreffen, die vom Negeb aus Beziehungen zum Kulturland unterhielten, s. u. S. 40f. 9

10

S. o b e n B E E K ; V. R A D a . a . O. S. 1 1 f.

Die Gründe, die aus dem Bekenntnistext selbst kommen, sind: 1. Dieser kann nicht mit 7bß aufgehört haben. Es muß die Befreiung gefolgt sein. — 2. Die Volkwerdung in Ägypten zeigt, daß einst die Gefahr bestand, daß das Volk sich in Ägypten ansiedelte und nicht in dem herrlichen Land Jahwes, in dem man sich jetzt wohnhaft weiß. Dieser Umstand zeigt, daß das Ziel nur noch die richtige Zuordnung von Volk und Land sein kann. — Dem entsprechen die Beobachtungen zu 8aa und 9 b in Anm. 7.

11 12

1 3 1 6 15 5 2 2 1 7 26 (4). 24 (2814) 32 13. Volkwerdung: 12 2 1 8 1 8 46 3. In der Genesisüberlieferung zeigen das die Stellen, an denen die Volkwerdung auch auf Ismael ausgedehnt wird: 2 1 1 3 . 1 8 ; vgl. 16 10. — Das Wort gäjurn kommt in den Maritexten als Bezeichnung für Nomadengruppen vor, was ausgezeichnet zu dieser Ismaelverheißung paßt. Zu gäjum vgl. The Assyrian Dictionary, Chicago 1956, ad vocem gä'u (Bd. G); M. NOTH, Die Ursprünge des alten Israel im Lichte neuer Quellen, Arbeitsgem. f. Forschung des Landes N R W , Heft 94 (1961) S. 35 und S. 15. Diese Bedeutung wird nicht angeführt bei W. v. SODEN, Akk. Handwörterbuch, Lief. 4 (1962) ad vocem gä'um, gäwum »Volk«. 1*

4

Das kleine geschichtliche Credo und der E r z v a t e r Israel

Ähnliches gilt von Bedrückung und Herausführung. Die Exposition ist diesmal, dem Gewicht der Aussage entsprechend, verhältnismäßig breit geraten (e. 7aa. b), während die Herausführung vielleicht nur ganz kurz (saa)13 geschildert worden ist. Auch dieser Bekenntnisakt war höchstwahrscheinlich ursprünglich selbständig14. So bleibt die Frage, ob Anfang (der zugrundegehende Vater) und Ende (die Hineinführung in das von Milch und Honig fließende Land) ursprünglich aufeinander bezogen waren oder nicht. Um sie beantworten zu können, muß als Vorfrage geklärt werden, ob l a s hier mit Sicherheit »zugrundegehen« heißt oder ob auch die Bedeutung »umherirren, nomadisieren«16 möglich ist. Das Kai der Wurzel 1 3 N h a t im Alten Testament überwiegend (78mal) die Bedeutung »zugrundegehen«. Dazu kommen 21 Stellen, an denen es »verlorengehen (von irgendwelchen Dingen)« heißt 16 . Mit Sicherheit »in die Irre gehen, sich verlaufen« heißt es nur sechsmal und nur von Tieren bzw. von ihnen übertragen auf die Herde des Gottesvolkes 17 , denen je durch ihre Verirrung der Untergang droht. Schließlich gibt es zehn Stellen, die den Übergang von »zugrundegehen« und »in die Irre gehen, umherirren« anzeigen, wobei es zur Bedeutung »zerstreut sein, zerstreut werden« kommen kann 1 8 .

Daraus geht deutlich hervor,

daß die Bedeutung

»umherirren«

jedenfalls nie neutral im Sinne von »nomadisieren«, sondern stets im Sinne des SichVerirrens, das mit dem Untergang bedroht ist, gebraucht wird. E i n 1DX

ist da-

her ein vom Untergang bedrohter Aramäer 1 9 .

Daher wird man sagen müssen, daß die eigentliche Spannung im Text von Dtn 26 5 ff. zwischen dem Zugrundegehen des Vaters und der reichen Landgabe liegt, die mit der Darbringung der Erstlinge gefeiert wird. Denn auch in Ägypten ist der Vater bzw. seine Gruppe in Wirklichkeit noch ein 13N, wie das in 6 folgende "WT! und das U W l zeigen. Daher kann man nicht einwenden, daß er eben als 13N nach Ägypten zieht und dort aufhört, ein solcher zu sein. Das mit dem Untergang des Vaters angeschlagene Thema kommt vielmehr erst in der Landgabe zum Ziel. Da nun die beiden Heilstaten sehr wahrscheinlich ursprünglich selbständig waren, ist der Schluß kaum zu umgehen, 13

S. o. Anm. 10.

14

S. o. S. 2f.

15

KÖHLER, Lexicon ad vocem z. St.

16

Dtn 22 3 32 28 I I Sam 1 27 J e s 29 14 J e r 4 s 18 18 25 3 5 49 7 E z 7 26 12 22 37 11 Am 2 14 P s 9 7. 19 142 5 Hi 8 13 11 20 1817 20 7 P r o v 10 28 11 7.

" I Sam 9 3. 20 J e r 50 6 E z 3 4 4 . 1 6 Ps 119 1 7 6 . 18

J e s 27 13 J e r 40 15 Ps 1 6 92 10 119 92 Hi 4 4 1 6 18 29 13 3 1 1 9 Prov 3 1 6. Die Stellen nach LISOWSKY, Konkordanz ad vocem "T3N kal.

19

So

mit

C.

STEUERNAGEL,

Deuteronomium

(1900)

z.

St.;

v.

RAD

a. a. O.

S. 1 1 ;

EERDMANS, P R I J S , DE B O E R , CULLEN u. a . , g e n a n n t b e i B E E K a . a . O. S. 2 0 6 . gegen E .

M E Y E R u n d H . GRESSMANN, e b e n f a l l s a . a . O . g e n a n n t . —

S. 1 9 3 — 2 0 1 bietet selbst keine Lösung.

211,

B E E K a. a. O.

Das Vaterbekenntnis

5

daß ihnen als Rahmen die Beziehung zwischen dem verelendeten Vater und dem reichen Kulturland vorgegeben war. Wenn aber Dtn 26 5 ff. diese Spur noch so deutlich bewahrt, fragt es sich, ob Ähnliches auch an anderen Stellen des Alten Testaments erhalten blieb. Dieser Frage korrespondiert vor allem Jos 24

2-1320.

§ 2. Vorläufige Analyse von Jos 24 Zur Textkritik 2-13: a) Die L X X setzt die Handlung von Jos 24 in Silo an. Dies Heiligtum hat offenbar in vorstaatlicher Zeit vorübergehend eine führende Rolle eingenommen 21 . Wohl im Interesse antisamaritanischer Polemik hat die L X X Jos 24 den Silotraditionen zugerechnet 22 . — b) Statt der Erwähnung Moses und Aarons am Anfang von 5 hat die L X X Dtn 2Ö6aa. Auffällig an der Darstellung von 5-7 ist der völlig unmotivierte Einsatz bei den ägyptischen Plagen. Offenbar haben MT und L X X je auf ihre Weise diese Härte zu mildern versucht. Die L X X schloß sich Dtn 26 6, MT aber I Sam 12 s 2 3 an. — c) Von 4 b an ist der Text der L X X wesentlich von Dtn 26 beeinflußt worden. Am Ende von 4 fügt sie Dtn 26 5 bß, am Anfang von 5 Dtn 26 6aa ein, glättet den Übergang von 5 b. 6 a24, formuliert den Anfang von 7 im Anschluß an Dtn 26 7 a und spricht ab 5, analog zu Dtn 26 7 ff., von Jahwe nur noch in der 3. Person 25 . — d) In 12a hat M T : n a S H ' o V n ,1B?, die L X X aber »12 Könige . . .«. Diese An20 21 22

23 24

BEEK hat Jos 24 nicht berücksichtigt. Vgl. NOTH, Gesch. Israels, 3. Aufl. (1956) S. 92. Wichtig ist ja, daß Silo der hl. Ort war, welcher mit der in ihm beheimateten Lade wesentlich zum Aufstieg Jerusalems beitrug. Das Heiligtum Jerusalems setzt unmittelbar Traditionen Silos fort. Vgl. G. SCHMITT, Der Landtag von Sichern (1964) S. 9; ähnlich NOTH, Das Buch Josua, 2. Aufl. (1953) S. 135; E. NIELSEN, Shechem, 2. Aufl. (1959) S 8 6 f ; gegen K. MÖHLENBRINK, ZAW 56 (1938) S. 250ff. Vgl. auch das merkwürdige I Sam 12 6. L X X (A) gibt von 5 bß. 6 aa MT nur 5 bß wieder, während (B) die beiden MT-Varianten mischt: Kai |JETC< TOas TlVx Gen 50 17; f a x V« 4925 und D D ' A N TIVN Gen 31 29 43 23. Dazu kommen sicher noch Ex 3 6, wo die ausführliche Formel »Der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs« offenbar nachklappt, und der ähnlich gelagerte Fall Gen 31 42, wo »der Gott Abrahams und der Pachad Isaaks« nachklappt. Es bleiben an eigentlichen Belegen: 26 24 Ich bin der Gott Abrahams, deines Vaters, 28 13 Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks, 31 53a Der Gott Abrahams und der Gott Nahors, 31 53 b der Pachad seines Vaters Isaak, 32 10 der Gott deines Vaters Abraham und der Gott deines Vaters Isaak, 33 20 El Gott Israels, 46 l der Gott seines Vaters Isaak, 49 25 der Starke Jakobs 198 . 192

193

194

195

Vollständigkeit kann ich nicht erzielen. Meine Quelle ist, soweit nichts anderes angegeben wird, The Assyrian Dictionary Bd. 7 (1960) zu »il abi«. Die Belege, die L E W Y angeführt hatte, galten alle dem Gott Ilabrat, der nach L E W Y a. a. O. S. 52 Anm. als Bote des Gottes Anum auftritt, also von untergeordneter Bedeutung ist. Hier aber wird Assur selbst als »Gott deines Vaters« bezeichnet. Oder: ». . . durch den Namen des Gottes meines Vaters«, vgl. J. PH. HYATT, VT 5 (1955) S. 131, der den Beleg in ARM V (1951) Text 20, 16 fand. Die Stellen E x 3 15 f. 4 s können außer Betracht bleiben. Denn einmal wird die Formel »der Gott eurer Väter« verwandt, die vor Dtr. nur hier vorkommt (vgl. MAY a. a. O.). Sodann überfüllt der Vätergott-Titel 3l5a, der im übrigen zu 14b parallel ist; in 16 kommt der Titel »der Gott Ab., Is. und Jak.« zu spät, und 4 s ist Zusatz, vgl. N O T H , E X . ATD zu E x 45.

51

Der Stammvater Israel

Von diesen Belegen entfällt sogleich der letzte (49 25), da er wahrscheinlich ein Epitheton und nicht einen Namen darstellt196. Dann kommt die Verbindung »Gott Jakobs« überhaupt nur in den zusammenfassenden Formeln »Gott Abrahams, Gott Isaaks und Gott Jakobs« vor (Ex 3 6.15) und ist daher in seiner Sonderexistenz höchst problematisch197. Die Stellen Gen 31 5. 29 43 23 5017 aus der JakobTradition bleiben denn auch ganz im Rahmen dessen, was man von einem Familiengott erwarten kann, und dazu kommt sicher noch 32 10, obwohl hier der Formel TiVk noch die Namen Abraham und Isaak beigegeben sind198. Die Existenz eines »Gottes des Jakob« läßt sich daher wohl kaum beweisen. Der »Gott Isaaks« wird zum ersten Mal 2813 erwähnt; aber nach der ausführlichen Selbstvorstellung: »Ich bin der Gott Abrahams, deines Vaters« erweckt die Fortsetzung »und der Gott Isaaks« den Eindruck, nur der Vollständigkeit halber nachträglich hinzugefügt zu sein199. Es bleiben die drei Stellen »der Pachad seines Vaters Isaak« (3153b), »der Gott deines Vaters Isaak« (32 10) und »der Gott seines Vaters Isaak« (461) gegenüber der einen, in einem Nachtrag auftretenden Stelle »der Pachad Isaaks« (3142). M. E. wird es nun recht schwierig zu erklären, wie es zu der Form »Pachad seines Vaters Isaak« kommen konnte, wenn »Pachad Isaaks« ein echter Gottesname war. Denn eine solche Aufweichung der ursprünglichen Form wirkt unglaubwürdig, während der umgekehrte Vorgang, daß nämlich die Verbindung »Pachad Isaaks« aus der Form »Pachad seines Vaters, nämlich Isaaks« entstanden ist, sich ohne weiteres verstehen läßt200. Daher scheint mir auch die Verbindung »Gott Isaaks« als Gottesname nicht wirklich gesichert. Anders scheinen die Dinge beim »Gott Abrahams« zu Hegen. Hier heißt es bis auf eine Ausnahme201 stets »der Gott Abrahams«. Aber die Formen »der Gott Abrahams, deines Vaters« (26 24 28 13)202 196

197

So mit O. EISSFELDT, El and Yahweh, JSS 1 (1956) S. 32 A . 3; K. T. ANDERSEN a. a. O. S. 179. Vgl. ANDERSEN a. a. O . S. 174: »Einen ,Gott Jakobs' gibt es, wie A L T selbst gesehen hat, überhaupt nicht. Es ist nicht bewiesen, daß die Träger der ältesten Jakobtradition einen ,Gott Jakobs' verehrt haben.«

198

S o m . R . M A A G a . a . O . S . 7 ; ANDERSEN a . a . O . S . 1 7 5 .

199

Mit ANDERSEN a. a. O. S. 177; gegen A L T a. a. O. S. 16 A. 1, der allerdings nur sagt: ». . . .deines Vaters' könnte Zutat sein . . .«. Auch darin muß man ANDERSEN a. a. O . S . 1 7 5 wohl Recht geben. 3210, wo die Namen Abraham und Isaak wohl sekundär zugesetzt sind, s. oben. M A Y und, ihm folgend, ANDERSEN a. a. O. S. 175 f. vergleichen dazu die späteren Formeln »Gott Davids, deines Vaters« usw.: In der Königszeit sei Jahwe auf diese Weise benannt worden und in der Väterzeit entsprechend »Gott Abrahams, deines Vaters«. Die erste Formel geht jedoch darauf zurück, daß Jahwe sich zum Gott der davidischen Dynastie erklärt hatte. Die Ubereinstimmung mit der Formel der

200 201 202

4*

52

Das kleine geschichtliche Credo und der Erzvater Israel

zeigen den Übergang an, und mindestens soviel wird man sagen können, daß der einzige, absolut stehende Beleg 3153 a 2 0 3 »der Gott Abrahams und der Gott Nahors« sich leicht aus den Titeln »Gott deines Vaters und Gott meines Vaters« erklären lassen204. ALT hat jedoch gegen den Vergleich mit den altassyrischen Formeln eingewandt205, daß der Beweis dafür noch nicht erbracht worden sei, daß es sich bei den genannten Vätergöttern um wirkliche Sondergötter einzelner Menschen gehandelt habe und daß sich Sonderkulte entwickelt hätten, die über die Generation der zunächst betroffenen Menschen hinaus fortlebten und u. U. größere Verehrerkreise anzuziehen vermochten. Es sei auch kaum zu erwarten, daß ein solcher Beweis je erbracht werden könne, da den Formeln anscheinend die Vorstellung zugrunde liege, daß jeder Mensch »seinen« Gott habe, und von einem Sonderkult für den jeweiligen Vatergott könnten sie naturgemäß nicht reden. Dies sind schwerwiegende Einwände, die nicht so ohne weiteres beiseite geschoben werden können206. Aber gerade die israelitische Überlieferung ermöglicht es, sie zu entkräften; denn die jeweiligen Vatergötter begegnen ohne Ausnahme an bedeutenden palästinischen Heiligtümern. Den Vatergott der Abrahamsippe (26 24) trifft man am Heiligtum von Beerseba, wo Abraham einen Wahrbaum gepflanzt und den Namen El Olam angerufen hatte 207 . Der Vatergott der Isaaksippe begegnet ebenfalls in Beerseba 208 . In diesem Fall wird die Identität des El mit dem Vatergott sogar ausdrücklich festgehalten: »Ich bin der El, der Gott deines Vaters« (46 3). Den Gott der Jakobsippe findet man am Heiligtum von Bethel, und die Identität des El Bethel mit dem Gott des Vaters wird durch 31 5 b. 13 zum Ausdruck gebracht. Der Gott Israels schließlich ist eins mit dem El von Sichern. Väterzeit besteht also darin, daß Jahwe Gott der davidischen Nachkommenschaft ist; aber dies hat zugleich eine politische Komponente, die die beiden Formeln trennt. 203

201

205 206

207

208

31 42 steht die Bezeichnung »Gott Abrahams« nur in einem Nachtrag und kann daher erst in zweiter Linie berücksichtigt werden. \rgi A N D E R S E N a. a. O. S. 178. Den weitergehenden Ausführungen A N D E R S E N S dazu kann ich nicht zustimmen. Zum »Gott der Väter«, P J B 36 (1940) S. 103 und A. 3. M A Y , M A A G und A N D E R S E N haben sich nicht mit ihnen auseinandergesetzt. Gen 21 33. Das Problem des Auftretens des Jahwenamens vor dem Gottesnamen El Olam kann hier beiseite gelassen werden. — Auffällig ist, daß Abraham und Isaak am gleichen Heiligtum haften. Das zeigt, wie eng die Überlieferungen dieser beiden Väter zusammengehören. Und nicht mehr in Beer Lachaj Roi, also weit abseits vom Land, wo Isaak einmal einen Haftpunkt gehabt haben muß (25 Hb 24 62). Aber Einfluß gewann »der Gott Isaaks« eben nur von Beerseba aus.

Der Stammvater Israel

53

Überall ist der Vatergott also identisch mit dem Hochgott El 2 0 9 an einem der großen Heiligtümer Sichern, Bethel und Beerseba 210 . Der Umstand aber, daß die Väter an diesen berühmten Heiligtümern hafteten, wird dem jeweiligen Vatergott einen ständig wachsenden Einfluß gesichert haben 211 . Die Identität eines Vatergottes mit dem El eines berühmten Heiligtums schloß aber nicht aus, daß man den alten Titel "ON TlVs weiterverwandte. Der Gott des Vaters hat seinen Haftpunkt an dem entsprechenden Heiligtum, bleibt aber trotzdem bei der Sippe des Vaters (31 5. 29. 42. 53 32 10 43 23 50 17), und dieser Umstand hat sogar dazu geführt, daß der El die Züge des Vatergottes annahm212. Das zeigt sich einerseits in der Formel "p3X Vx (49 25) und andererseits in der Führung Jakobs durch den El von Bethel (3113). Zusammengefaßt ergibt sich also: Die Vätergötter der Genesis waren ursprünglich namenlose Sippengötter mit der Bezeichnung 'an T i V n usw., die je der Abraham-, Isaak-, Jakob- und Israelsippe zugeordnet waren. Durch die Verknüpfung der Erzväter miteinander entstanden die Verbindungen Gott Abrahams, Gott Isaaks usw. Ihre Bedeutung erhielten sie dadurch, daß sie von den je zugeordneten Sippen einst mit dem El der Heiligtümer Sichern, Bethel und Beerseba identifiziert worden waren. Der alte Titel blieb so weiter verwendbar, und dem Wesen des Gottes El vermittelten sie ein Stück ihres eigenen Wesens. Es bleiben nur noch die Stellen E x 36 15 2 184. Für sie hat Andersen 2 1 3 ein neues Verständnis vorgeschlagen. In der Berufungssage des Mose ist der Jahwe-Name ebenso sekundär hinzugefügt worden wie etwa in Gen 32 10 oder in der Bethelsage Gen 28 10 ff. Das zeigt die eigentümliche Formulierung der Frage E x 3 13. Fragte man in späterer Zeit, wer Israel aus Ägypten geführt hatte, so war es undenkbar, daß die Antwort nicht hieß: Jahwe. — Dem korrespondiert nun die Namenerklärung des Mose-Sohnes Elieser E x 18 4. Dort heißt es: n t s a "TIN Tibx. Das Element •'SN TiVn steht hier für den Gottes209 VGL O. EISSFELDT, E l im ugaritischen Pantheon (1950); M. H. POPE, El in the Ugaritic Texts, SVT 2 (1955). — Eine Sachparallele ist: Aiiur ili abika . . ., s. o. S. 50. 210

Abraham ist später noch mit den Heiligtümern von Mamre-Hebron (13 18) und von (Jeru-)Salem (34 18-20) verbunden worden, vgl. NOTH, Üb. des Pent. S. 123ff. gegen ALT, Kl. Sehr. I, S. 54f.

211

Man beachte, daß Sichern und Beerseba an bedeutenden Verkehrsknotenpunkten lagen.

212

Vgl. vor allem EISSFELDT, J S S 1 (1956) S. 35f. — Darin besteht auch das relative Recht der Priesterschrift in ihrem Gebrauch des Namens El Schaddai für die Väterzeit.

213

A. a. O. S. 185ff.

54

Das kleine geschichtliche Credo und der Erzvater Israel

namen El, so daß man offenbar zwischen ihnen keinen Unterschied empfunden hat. 18 4 fährt fort: »Denn er hat mich vom Schwert des Pharao gerettet.« Dies ist nicht bloß ein Bekenntnis des Mose, sondern derjenigen Gruppe, die in vorjahwistischer Zeit ihre Dankbarkeit für die Befreiung aus Ägypten zum Ausdruck brachte. Der rettende Gott aber war »der Gott meines Vaters«. Dabei wird in diesem Spruch dasselbe Wort für »retten« (*?xi) benutzt wie im umgebenden Text, der die Herausführung Jahwe zuschreibt. Soweit A N D E R S E N ! Möchte man zunächst, gegen A N D E R S E N , daran denken, daß die Erklärung 18 4 einfach die kleine Episode Ex 2 11-15 meint, so spricht dagegen 15 2, wo neben Jahwe und El ausdrücklich »der Gott meines Vaters« als Retter beim Meerwunder erwähnt wird214. Ferner kann man nicht die Entsprechung von Anfang und Ende übersehen, die zwischen E x 3 und E x 18 besteht. Die Berufung des Mose ereignet sich nach der einen Variante (3 1 E) 215 am Gottesberg, und das Bekenntnis 18 4 wird am Gottesberg (18 5) gesprochen. Der Gottesdienst an »diesem Berg« wird angekündigt (3 12 b)216 und geschieht nach der Rettung unter der Anleitung Jethros (18 12), und schließlich wird das Handeln des Vatergottes nur bei der Rettung aus Ägypten und am Midianiterberg217 erwähnt, sonst aber nicht. Eine Erklärung dieser Überlieferung ist im Wesentlichen wohl auf zwei Wegen möglich: a) An allen drei Stellen ist die Erwähnung des Vatergottes eine Zufügung. Am wichtigsten Ereignis der Wüstenzeit, der Rettung aus Ägypten, soll Israel demonstriert werden, daß der Gott seines Vaters Israel auch den Mose beim Auszug geführt hat, daß also Jahwe, der Gott des Auszugs, derselbe ist wie der Gott, der Israel geführt hat, nur jetzt mit einem neu geoffenbarten Eigennamen versehen. — Dann ist die Verbindung dieses Elements mit dem Midianiterberg zufällig. b) Die Vatergott-Überlieferung ist ursprünglich. Das paßt ausgezeichnet zu der nomadischen Gruppe, die den Auszug miterlebt hat, wie zu ihrem Kontakt mit den nomadischen Midianitern, in deren Überlieferung man schon immer Züge gefunden hat, die den Sagen der Genesis nahestehen218. Das bedeutet weiterhin, daß der von Jethro 214

215

A N D E R S E N a. a. O . S . 1 8 5 übergeht den Beleg E x 15 2 m. E . zu Unrecht. Zur Analyse vgl. S E E B A S S , Mose und Aaron, Sinai und Gottesberg (1962) S. 5 ff. Eigentliche Sinai-Tradition ist dann in E x 3 f. nur noch 3 13-15 par.; 413-17, vgl. a. a. O. S. 18ff.

E s ist also nicht der Sinai gemeint, gegen S E E B A S S a. a. O. S. 1 2 6 . Die Verbindung zwischen dem Auszug aus Ägypten und dem Midianiterberg bzw. den Midianitern ist in der Uberlieferung sehr eng, so daß das Auftreten der Vatergott-Tradition in diesen beiden Zusammenhängen nicht überraschen kann. 218 vgl. E x 2 15-22 und Gen 29 l ff.; Mose als Kleinviehhirte E x 3 l legt als solcher weite Wege zurück, vgl. besonders die Jakob-Sagen Gen. 30 25—33 16; die Be216 217

Der Stammvater Israel]

55

vollzogene Kult ursprünglich nicht Jahwe, sondern dem Gott des Vaters galt. Da in E x 18 4 der Titel TlVx das Element Vx in dem Namen Elieser vertritt, könnte dieser für »Mose« und Jethro gemeinsam den Namen El gehabt haben219, was wiederum in große Nähe zu den Sagen der Genesis führt220. So erst rückt die Prophetie der Mirjam (15 20f.) in ihr volles Licht: Die den Auszug erlebende Gruppe, die man sich nicht unbedingt als stammesmäßig einheitlich vorstellen muß, kannte nur z. T. den Gott Jahwe 221 . Mirjam aber sah ihn im Meerwunder handeln222. Schließlich würde diese Überlieferung erklären, warum primär der Auszug aus Ägypten in den Credo-Formulierungen Israels erscheint und nicht der Sinai: Der Auszug kam durch die Führung des Vatergottes der betreffenden Gruppe zustande und war damit wesensmäßig nicht von der Führung des Vaters Israel aus Mesopotamien verschieden. Doch müssen die Konsequenzen dieser Überlieferung in einem eigenen Abschnitt besprochen werden. grüßungsszene E x 18 5-7 vgl. Gen 2430b-33 29 13f. — Ähnlich O. EISSFELDT, OLZ 58 (1963) Sp. 325 ff. 219 vgl. auch den Parallelismus in E x l 5 2b: ''Vi? IPDS •7l'?N. — D a m i t gebe ich meine Annahme a. a. O. S. 85 ff. auf, daß der ursprüngliche Gottesname des Gottesberges Elohim gelautet haben müsse. Zumindest der Satz * ? n i DTl'jX D T l V s n *7D!3 klingt nicht recht glaubwürdig. 220 V g j , j e i l i n ¿ e r südlichen Wüste (zwischen Kades und Bered) bezeugten Gottesnamen E l Roi von Beer Lachaj Roi, Gen 16 13f. 221

Die Überlieferung erwähnt beim Auszug auch den Gott der Hebräer ( E x 5 3; vgl. 318), was wohl ebenfalls darauf deutet, daß das Volk Jahwe noch nicht in dem Maße kennt wie nach dem Meerwunder. F a s t noch wichtiger ist in diesem Zusammenhang die sicher sehr alte Notiz E x 3 12, nach der das Volk durch den Exodus dazu kommen soll, den Gott des Gottesberges als seinen Gott zu erkennen und ihm an der S t ä t t e seiner Offenbarung den Gottesdienst zu erweisen. Dem entspricht weiter, daß nach einer alten Notiz (15 20 f.) Mirjam und nicht Mose das Meerwunder als eine T a t Jahwes erkennt, s. die nächste Anm. Mirjam dürfte daher den Anteil der Flüchtlinge vertreten, der Jahwe schon vor dem Meerwunder kannte. Das verleiht der Num 12 zugrunde liegenden Uberlieferung Wahrscheinlichkeit, nach der es in der Wüstenzeit zwischen Mose und Mirjam einen Streit um die kultische Vorrangstellung gegeben hat, der zu Moses Gunsten entschieden wurde. Die besondere Bedeutung Mirjams für die Wüstenzeit geht j a auch daraus hervor, daß ihre Grabstätte bei Kades eigens erwähnt wird (Num 2 0 1 ) .

222

Vgl. Seebass a. a. O. S. 131 ff.

Teil II. Jahwe und der Gott des Vaters 1. ABSCHNITT. D I E J A H W E - V E R E H R U N G D E R W U S T E N Z E I T

§ 1. Die Quellen. Abgrenzung und Übersicht Der Bereich, in dem man die Quellen für die Darstellung der Wüstenzeit zu suchen hat, wird durch den Anfang des Buches Exodus einerseits und durch den Beginn der Landnahme-Erzählungen andererseits (Num 2014fr.) 1 abgesteckt. Eine weitere B e schränkung ergibt sich dadurch, daß nur die erzählende Überlieferung herangezogen werden soll, da die Traditionsgeschichte der Gesetzesmaterialien ein Problem für sich bildet. Innerhalb dieses Bestandes soll im wesentlichen 2 nur die vorpriesterschriftliche und vordeuteronomistische Tradition 3 ausgewertet werden, da sie am ehesten die Gewähr bietet, Uberlieferungen aus alter Zeit zu bewahren 4 . In der Analyse dieser Tradition folge ich der Theorie, die in ihr zwei Quellen vertreten sieht, den Jahwisten 1

2

3

4

Vgl. dazu NOTH, Üb. des Pent. S. 76ff. 80ff. 133f. 225f. und Israelitische Stämme zwischen Ammon und Moab, ZW 60 (1944) S. 11 ff. Scheinbar lenkt die Erzählung von der ehernen Schlange (Num 214-9) zur Wüstenzeit zurück. Aber bei ihr wird es sich wohl um einen Pentateuch-Nachtrag zugunsten der im Jerusalemer Heiligtum aufgestellten Nechustan handeln, vgl. NOTH, Üb. des Pent. S. 133 f. Ausnahmen bilden die Fälle, in denen die Dtr.- und P-Varianten zur Rekonstruktion der z. T. verloren gegangenen älteren Erzählungen verwandt werden müssen, so z. B. in E x 32—34 Num 13f. 16f. und 201-13. Die P-Tradition wird, soweit man der Quellenkritik überhaupt Berechtigung zuspricht, ziemlich übereinstimmend ausgeschieden. Vgl. RGG 3. Aufl. Bd. V ad vocem »Priesterschrift«. Daher kann man sie als ein relativ festes, wenn auch hypothetisches Datum behandeln. Bei Dtr. sind die Kriterien zwar ebenso deutlich; aber in der Analyse der Bücher Gen-Num sind die Unterschiede zwischen den Forschern größer, so daß die im Text genannte Forderung mehr ein methodisches Prinzip als eine wie P relativ feststehende Größe beschreibt. Die Ausscheidung von J und E ist noch weit entfernt von einem Consensus, der vor allem daran scheitern muß, daß man sich über die wirklich brauchbaren Kriterien nicht einigen kann. Die von mir verwandten Kriterien habe ich in meiner Dissertation »Mose und Aaron, Sinai und Gottesberg« (1962) S. l f . beschrieben. Einschränkend müßte man höchstens hinzufügen: 1. Wo Elohim nicht absolut und nicht als Name für Israels Gott auftritt, braucht nicht unbedingt E vorzuliegen. 2. Wo der Jahwe-Name in Eigennamen (z. B. Gen 22 14) oder in Liedern und Liedfragmenten (z. B. die Bileam-Sprüche) vorkommt, kann E die Quelle sein. Durch W . RUDOLPH, D e r E l o h i s t v o n E x o d u s b i s J o s u a ( 1 9 3 8 ) u n d M . NOTH,

Uberliefe-

rungsgeschichte des Pentateuch (1948) sind m. E . sprachstatistische und ideologische ( z . B . : Der Elohist bevorzugt Träume, der Jahwist ist »so profan«) Argumente überholt. Denn um sie gebrauchen zu können, müßte man beide Quellen viel besser kennen, als das tatsächlich der Fall ist.

Die Jahwe-Verehrung der Wüstenzeit

57

und den Elohisten 6 . Es versteht sich von selbst, daß vorzugsweise die Überlieferungen als alt angesehen werden, die von beiden Quellen wiedergegeben werden 6 . Dementsprechend entfallen an größeren Traditionsblöcken die Erzählungen von den ägyptischen Plagen (Ex 6 2—13 16)' und die von der Wüstenwanderung nach dem Verlassen des Sinai (Num 10 29—20 13)8. Wie mir scheint 9 , enthielt die so abgegrenzte alte Wüstenüberlieferung im wesentlichen 10 vier Taditionskomplexe: 6

6

Gegen die Annahme einer dritten Quelle neben J und E im vorpriesterschriftlichen Bestand, wie sie vor allem von O. EISSFELDT, Einleitung in das AT ( 3 1964) S. 241 ff. 258 ff. und Anderen vertreten wird. Daß die Annahme nur zweier Quellen den alten Bestand ausreichend erklärt, können natürlich nur die Analysen selbst zeigen. Dagegen aber, daß eine dritte Quelle sich vor allem aus einer Differenzierung des Materials der Quelle J ergeben und ihr Bestand die älteste Gestalt der PentateuchÜberlieferung repräsentieren soll, spricht m. E . mit Entschiedenheit, daß der Elohist fast immer in der Anordnung der einzelnen Traditionen und recht häufig in der Darbietung der Einzelüberlieferung die ältere Tradition vertritt. Ich stimme NOTHS Annahme a. a. O. S. 25ff. zwar zu, daß J die literarische Grundlage für die Vereinigung von J und E abgegeben hat, in die E je eingefügt wurde; aber es ist m. E . nicht sehr wahrscheinlich, daß E hauptsächlich dann erhalten blieb, wenn er Sondergut hatte. Vielmehr wurde seine Darstellung eingefügt, wenn sie von der des Jahwisten a b w i c h . Das aber ist sehr oft der Fall, selbst wenn die zugrunde liegende Überlieferung auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgeht. Zur methodischen Sicherheit der oben genannten Ausgangsbasis läßt sich immerhin soviel sagen, daß Doppelfädigkeit einer Erzählung sich im allgemeinen sicherer bestimmen läßt als ihre jeweilige Aufteilung in J und E.

7

Mit NOTH a. a. O. S. 14. 18. 32, sind sie wohl nur von J und P bezeugt. Vgl. dazu schon E. MEYER, Israeliten S. 25 f. Unverändert wichtig sind auch MEYERS Bemerkungen a. a. O. S. 31 f. zur Traditionsgeschichte. Zur Interpretation der Plagenerzählungen vgl. jetzt H. EISING, Die ägyptischen Plagen, in: Lex Tua Veritas

8

Näheres s. u. — Daß man in einen ganz anderen Bereich der Überlieferung eintritt, beweist schon die Tatsache, daß sie in Num 10 29—20 13 viel stärker überarbeitet worden ist als im Buch Exodus, vgl. NOTH, Num 21 als Glied der »Hexateuch«Erzählung, ZAW 58 (1940/1) S. 161 ff. Zum gleichen Traditionskreis gehört E x 16, vgl. Num 11 i ff.

9

Der folgenden Darstellung liegt meine oben angegebene Dissertation zugrunde. Abweichungen von ihr sind je notiert. Dieser Einordnung entzieht sich nur E x 17 8 ff. Einen neuen Vorstoß, die Erzählung zu interpretieren, unternahm R. GRADWOHL, Zum Verständnis von E x 17 15f., V T 12 (1962) S. 491 ff. Mit einer großen Zahl von Exegeten konjiziert er in 16 iVDD zu rp 02 (S. 492 und A. 6) und übersetzt: »(Votiv-)Hand auf dem Feldzeichen: Krieg hat Jahwe mit Amalek von Generation zu Generation.« Zu solchen Votiv-Zeichen vgl. GRESSMANN, Mose S. 159. — Damit gewinnt GRADWOHL eine wirkliche Beziehung zwischen der Erzählung 8-13 und den Sprüchen I5f.: Die in der Schlacht erhobene Hand des Mose (li) verkörpert die Gotteshand, die nach dem Sieg als Votiv-Hand nachgebildet auf dem ¡V 03 befestigt wird und ein gegen Amalek gerichtetes Feldzeichen darstellt. Allerdings kann GRADWOHL den Altar und seinen Namen (15) nicht recht erklären: E r sei der Ort, an dem das Feldzeichen aufbewahrt werde o. ä. (S. 494). Ebensowenig läßt sich auf diese Weise der merkwürdige v. 12

(Festschr. H.

10

J U N K E R ) 1 9 6 1 , S . 7 5 ff.

58

Jahwe und der Gott des Vaters

a) Die Midianiter-Uberlieferung 215—420 I 8 1 - 1 2 18l3ff. Num 11 10ff. Ex 24 (1 a). 9-11. — b) Der Auszug 1 8—2 15 4 2711—6 1 13 17—15 21. — c) Die Aaron-Überlieferung 4 13-17. 20 b. 27 (1Ö22-26)12 17 1-7 und Num 20 1-13 E x 20 19-21 (19 20b-25); 24 12-15 a. 18b und 32—34. — d) Die ursprüngliche Sinaitradition 3l3-l5 l s 19 3-20 a 20 1. 22. •— In aller Kürze lassen sich diese Gruppierungen wie folgt begründen: 1. Am leichtesten läßt sich die Midianiter-Uberlieferung als einheitliche Gruppe erkennen. Bei 2 15-23 aa 3 l 418-20 18 I-12 14 liegt das auf der Hand. Ebenso wird die Beziehung von 18 13 ff. zu 18 1-12 nirgends bestritten. Ein minutiöser Vergleich von Ex 18 13ff.und Num 1110-12 15 . 14-17. 24b-30 J ergibt, daß beide eine noch deutlich aufweisbare Grundlage abwandeln16. Diese erzählte von einer Entlastung des Mose durch erklären: Warum setzt Mose sich auf einen Stein, warum stützen Aaron und Hur Moses Arme ? Hat das nichts mit den folgenden Sprüchen zu tun ? Nimmt man aber 12 und 15 zusammen, so ist die Erklärung ganz einfach: Nach 12 verkörpert Mose insgesamt in seiner thronenden Stellung den Gott und nicht bloß wie in 11 seine Hand die Hand Gottes. Der Gott ist hier also selbst das Feldzeichen, und dementsprechend erhält der Altar seinen Namen ( 1 5 ) . Auch dazu bietet G R E S S M A N N a. a. O. Parallelen an. Der Stein (12) ist dann nicht der Altar selbst, sondern gehört zum Inventar des hl. Bezirks, wohl als Postament für die darauf thronende Gottesfigur, deren Arme zum Segnen erhoben zu denken sind. Zu beiden Varianten paßt vorzüglich der Gottesstab. Er hat nichts mit dem Feldzeichen (03) zu tun, sondern er verleiht Mose die Vollmacht, an die Stelle Gottes zu treten, vgl. dazu S E E B A S S a. a. O. S. 28 f. Eine Quellenscheidung empfiehlt sich in diesem geschlossenen Stück nicht. Die Unstimmigkeiten erklären sich vielmehr daher, daß zwei verschiedene sakrale Gegenstände (15 und 16) erklärt werden. Da der JahweName nur in den Sprüchen vorkommt, im erzählenden Text aber der Gottesname Elohim (9), wird die Erzählung zu E gehören. 14 dürfte dagegen aus Dtr. entlehnt sein, vgl. R U D O L P H a. a. O . z. St. (Dtn 25 18). Diese Sondergut-Erzählung ist wohl deshalb vor Ex 18 eingefügt worden, weil auch sonst im AT Midianiter und Amalekiter zusammen genannt werden können, vgl. Jdc 6 3. 33 7 12 (10 12 cj.). Als Sondergut scheidet es aus der weiteren Untersuchung aus. 4 21-23 ist ein späterer Zusatz, vgl. S E E B A S S a. a. O. S. 12; 424-26 ist J-Sondergut, zu seiner Deutung vgl. vor allem H. K O S M A L A , The »Bloody Husband«, VT 12 (1962) S. 14ff. 12 Diese Erzählung ist nur bei J überliefert, gehört aber vielleicht trotzdem zum alten Bestand, vgl. S E E B A S S a. a. O. S . 75ff. 13 Und ihre Parallele 33 I3aß.y. laaß.b. 14 Daß Ex 18 traditionsgeschichtlich nichts mit dem Thema »Offenbarung am Sinai« zu tun hat, hat schon W E L L H A U S E N , Prolegomena, 6. Aufl. S. 341 f. begründet. Daß man in ihm eine eigene Traditionsgruppe erkennen muß, hat m. W . erst N O T H a. a. O. S. 150 ff. gezeigt. 16 Die Spitze von 10-12 richtet sich dagegen, daß Jahwe Mose etwas auflädt, was nur Jahwe selbst tragen kann, so mit R U D O L P H a. a. O. S. 6 5 . Dies Motiv gehört daher zur Wachtelsage. Gleichwohl sind schon in dies Stück Motive der Ältestenvariante eingefügt, vgl. 10 b und Ex 1 8 17 1 1 b und 14 mit Ex 18 17 f., gegen R U D O L P H a. a. O. 16 Vgl. S E E B A S S a. a. O. S . 92 ff. Zum Grundbestand kommt man, wenn man je das wegläßt, was die Parallele nicht bestätigt, in Ex 18 13 ff. also die Gerichtssituation 13aß. I6aß. 21a. 22a. 28 und wohl auch die Rechtsbelehrung 16b. 20, in Num 11 die 11

Die Jahwe-Verehrung der Wüstenzeit

59

70 Älteste auf den R a t des midianitischen Priesters hin 17 . Diese Erzählung muß einmal der Vorbereitung von 24 la. 9. Hb gedient haben. Nachdem das Volk der Einladung Gottes (19 13b) nicht gefolgt (20 10 ff.) war, wurden die als Volksvertreter inzwischen eingesetzten Ältesten 18 zum Gottesmahl geladen. Offenbar besteht eine Korrespondenz zwischen der Belehnung der Ältesten mit mosaischen Funktionen und der stellvertretenden Teilhabe an Gottesmahl 19 und Gottesschau 20 . Diese klingt noch in Num 11 *10ff. an, insofern die Inspiration der Ältesten wohl eine Abwandlung des Motivs der visio dei (Ex 24 lof.) darstellt 21 . Vor allem aber erweist sich der Zusammenhang von E x 18 und 24 9-11 an einem Vergleich von 1812 und 249. I I b : Das Zweite ist nur die feierliche Wiederholung des Ersten mit leicht verändertem Teilnehmerkreis 22 . — Schließlich gehört hierher, wie oben 23 dargelegt, E x 3 l . 4bct. 6. 9-11.12b par 24 . Verknüpfung mit der Wachtelsage, die Einführung des hl. Zeltes 16 b. 24 b und die Deutung der Entlastung analog der Ekstase der frühen Kultpropheten 25 b. 26-29. •— Eine willkommene Bestätigung dieser These finde ich bei R . K N I E R I M , Exodus 18 und die Neuordnung der mosaischen Gerichtsbarkeit, ZAW 73 (1961) S. 146ff. K N I E R I M untersucht den Ursprung der Übertragung richterlicher und rechtsbelehrender Funktionen und findet ihn bei der Neuordnung des Königs Josaphat von Juda (vgl. I I Chr 19 5-ll). In diesem Zusammenhang gehört auch die Umbenennung der Ältesten in C I M O in E x 1825. — 21 b und 25 b sind noch spätere Zusätze, vgl. K N I E R I M a. a. O. S. 155. 167 ff. Wie die meisten Exegeten unterschätzt K N I E R I M jedoch den Quellenwert von Num 11 *ioff. (a. a. O. S. 155 Anm.), vgl. dagegen N O T H a. a. O. S. 34 A. 119 und S. 141 ff. 17

Welche Funktionen den Ältesten übertragen wurden, ist nicht ganz klar, da die Sagenvarianten an eben diesem Punkt so stark differieren. Klar ist nur, daß es in irgendeiner Form um das Gott-Befragen geht, da hierin E x 18 15 und Num 11 übereinstimmen. Auch E x 1816 aa ist noch der prophetischen Inspiration von Num 11 vergleichbar. Wahrscheinlich soll einfach gesagt werden: Die Verantwortung für die normale religiöse Praxis liegt bei den Sippenoberhäuptern, diese sind einmal unter dem Einfluß des midianitischen Priesters eigens in ihre Verantwortung eingesetzt worden.

18

So verhält es sich sogar noch nach dem gegenwärtigen Text des Elohisten, vgl.

19

F. N Ö T S C H E R , Sakrale Mahlzeiten vor Qumran, in: L e x Tua Veritas (Festschrift H. JUNKER) 1961, S. 145ff. bestreitet a. a. O. S. 167, daß es sich in E x 24 11 b um ein Mahl gehandelt habe, bei dem Gott selbst der Einladende ist und präsidiert. Das Mahl habe am Fuß des Berges stattgefunden, nicht auf dem Berg. —• Dies kann N Ö T S C H E R jedoch nur gegen den Text behaupten. — Nach N Ö T S C H E R a. a. O. sind Göttermahle weder in Ägypten noch in sumerisch-akkadischen Texten bekannt.

20

S. A. 17. So mit W E L L H A U S E N , Comp, des Hex., 2. Aufl. S. 102. Die Inspiration bewirkt die Einsetzung der Ältesten. Ähnlich wird auch ursprünglich die Einladung zum Gottesmahl die Einsetzung der Ältesten (Ex 18) legitimiert haben. Mose ist nach Jethros Abzug an dessen Stelle getreten, und Nadab und Abihu sind aus unbekannten Gründen hinzugekommen. Aber das macht kaum einen Unter23 S. o. S. 53f. schied.

SEEBASS a. a. O. S.

21

22

24

108.

Der Jahwist hat die Berufungssage so sehr umgestaltet (vgl. S E E B A S S a. a. O. S. 7 ff.), daß man sich für ältere Stadien der Tradition am E - T e x t orientieren muß.

60

Jahwe und der Gott des Vaters

2. Die Midianiter-Uberlieferung ist eng verknüpft mit den Erzählungen vom Auszug. Ausgangspunkt dieser Traditionsgruppe ist die Schilderung der Versklavung in Ägypten (1 8. 11.13f.). I n dieser Notlage wird Mose berufen (3 l — 4 20) 26 . Trotzdem verschärft diese sich noch (5 3-19) 28 . I n diesem Moment tritt Mose auf und verhilft dem Volk zur Flucht (14 5) 27 . Bei der Verfolgung des Volkes durch ein ägyptisches Streitwagenkontingent kommt es zu dessen Vernichtung durch »das Meer« (13 17—15 2l). Dies Ereignis wird in E x 15 (l ff.) 20f. und 18 1-12 gefeiert. 3. Die Aaron-Uberlieferung. a) In E x 413-17. 27 wird offenbar das Verhältnis Mose-Aaron sakralrechtlich geordnet 2 8 . Die schroffe Aussage 416 b (Mose soll für Aaron Gott sein) wird b) durch die Erzählung vom Konflikt zwischen Mose und Aaron verständlich ( E x 24i2-l5a. 18b 3 1 1 8 b 32 1-29). Das gleiche Thema wie E x 32, nämlich Anfeindung (321), Legitimation (Gottestafeln 16) 29 und Rechtfertigung durch ein Quellwasser (20) hat auch c) E x 17 1-7 (Num 20 1-13) 30 . Mose besteht die Bewährungsprobe, während Aaron sich verschuldet. Von E x 17 1-7 ist 15 22-26 nicht zu trennen. Bei diesem aber liegt der Einschnitt deutlich vor 3 13-15. 12 a dürfte in irgendeiner Form auf 4 17 hinweisen und gehört daher mit diesem zusammen. Die Berufungssage scheint also aus drei Elementen zusammengesetzt zu sein: a) Der Berufung für den Auszug, s. o. im Text, b) Einem Sinai-Motiv 3 13-15, vgl. 33 19 und dazu SEEBASS a. a. O. S. 13ff. 18ff. c) Den Bestimmungen um Aaron 4 13-17, vgl. a. a. O. S. 27ff. 26

28

1 1 5 — 2 15 gehören zur Retterlegende des Mose, wie sie ähnlich bei Sargon von Akkad und bei Jesus erzählt wird. Vgl. vor allem E . MEYER a. a. O. S. 41ff. 46ff. Zur Deutung von E x 5 vgl. jetzt R . SMEND, Jahwekrieg und Stämmebund (1963) S. 9 0 f f . : Daß Mose in diesem Kap. nicht auftritt, sondern die Fronvögte und die Aufseher die Partner des Pharao sind, wird an Hand von I Reg 12 so erklärt, daß das Auftreten des Retters bis zu dem Moment verzögert wird, zu dem er wirklich gebraucht wird, also hier, zu dem die Notlage unerträglich geworden ist. Gegen NOTH a. a. O. S. 7 6 f . ; E x . A T D z. St. Damit entfällt zugleich das stärkste Argument NOTHS (a. a. O. S. 179 f.) gegen die ursprüngliche Verwurzelung des Mose im Thema »Herausführung«. — NOTH a. a. O. S. 76 erklärt ferner E x 5 als Einleitung zu den späten Plagenerzählungen (dazu a. a. O. S. 70ff.), da das Motiv des Wüstenfestes überhaupt erst zur Auseinandersetzung mit dem Pharao führt. Aber m. R . weist SMEND a. a. O. S. 92 darauf hin, daß erst die sekundäre Rahmung der Sage mit den Plagenerzählungen verknüpft (4 29-31 5 l f . * 4 (Mose und Aaron). 20—61). E s läßt sich m. E . unschwer vorstellen, daß in einem früheren Stadium der Uberlieferung die Ältesten den Retter Mose erst trafen, als die Bedrückung härter geworden war, also etwa, wie 5 20 ff. es erzählt. Zur älteren Auszugs-Tradition muß E x 5 m. E . schon deshalb gehören, weil es der Exposition 1 8. 11. 13 f. nahesteht und nur einige Details hinzufügt. — Unnötig ist die von SMEND a. a. O. S. 92 erwogene Annahme, daß vielleicht die Berufung des Mose ursprünglich n a c h E x 5 erzählt worden sei. Z u E x 4 1 9 . 2 0 a v g l . S E E B A S S a . a . O . S . 1 2 f . 4 19, d a s m i t d e r O f f e n b a r u n g 3 1 — 4 17

zu konkurrieren scheint, ist als Offenbarungsszene erst von J geschaffen. 27 28 29 30

Vgl. dazu E . MEYER a. a. O. S. 3 1 f . ; NOTH, Gesch. Israels S. 109. Einzelheiten bei SEEBASS a. a. O. S. 23ff. Vgl. a. a. O. S. 33 ff. Nach E x 17 besteht Moses Legitimation im Besitz des Gottesstabes, mit dem er an den Felsen tritt. Im übrigen liegen die Parallelen auf der Hand. Sogar darin besteht Übereinstimmung, daß in beiden Fällen Gott auf dem hl. Berg erscheint, vgl.

Die Jahwe-Verehrung der Wüstenzeit

61

4. Der Ursprung der Sinai-Überlieferung ist in dem verbliebenen proprium zu suchen, also in E x 19 3-20 a 2 0 l . 2 2 3 1 . Eine erste Zusammenfassung der Sinai-Offenbarung bildet 3 13-15, das seine nächste Parallele in 33 I3aa.ß. 19 aß. b hat 3 2 .

Von dieser Basis aus lassen sich folgende Schlüsse ziehen: 1. Man kann mit Num 10 29—20 13 nicht länger beweisen, daß die SinaiPerikope erst verhältnismäßig spät in die restliche Wüstenüberlieferung eingefügt worden ist33. Denn jene Erzählungen bestehen aus jungem, nur von J bezeugtem Traditionsmaterial. Ihre verhältnismäßig späte Entstehung geht rein äußerlich aus zwei auffälligen Umständen hervor: a) Mit rein quellenkritischen Methoden kommt man bei der Erklärung ihrer Sprünge und Widersprüchlichkeiten nirgends mehr aus. Die Überlieferung ist durchweg verwirrter und d. h. noch nicht so kanonisiert wie die im Buch Exodus 34 . — b) Alle Erzählungen variieren stereotyp das eine Thema »Murren in der Wüste«. Das zeigt eine ganz schematische Bildung der Tradition, die ebenfalls im Buch Exodus nicht anzutreffen ist35. — Diese Erzählungen E x 1 7 6. — G e g e n R U D O L P H a . a . O . z. S t . ; NOTH a . a . O . S . 3 2 A . 1 1 1 ; S . LEHMING,

Massa und Meriba, ZAW 73 (1961) S. 71 ff. muß ich auf meiner Analyse von E x 171-7 beharren. Denn die Doppelfädigkeit ist durch die kaum wegzuerklärende Dublette 2 a // 3 a gesichert, und die Verwendung des ¡103-Motivs in E x 17 2. 7 läßt sich nicht aus Dtr. ableiten, der es, wenn er nicht zitiert (Dtn 6 16), stets im Sinne »Jahwe prüft das Volk« gebraucht (Dtn 8 2. 16 13 4 33 8 ? J d c 2 33 3 1. 4). Dagegen ist es wohl richtiger, dies Motiv in E x l Ö 2 5 b ß 1 6 4 b und 2 0 20 zur Dtr.-Bearbeitung zu rechnen, da es dort stets im Sinne Dtr.s auftritt. Gegen SEEBASS a. a. O. S. 66 ff. und die daraus gezogenen Konsequenzen. Durch diese Erkenntnis wird vor allem die Interpretation von 20 18-21 sehr vereinfacht. Entfällt 20 20 Dtr., so wird die Komposition des E - F a d e n s noch deutlicher: Einladung des ganzen Volkes zu Gott (19 13b), Furcht des Volkes ( 2 0 l 8 a . 19), daraufhin Einladung der 70 Ältesten als Volksvertretung (24 1 a. 9. 11 b). 20 18-21 hat dann nichts mit der Massatheophanie zu tun, gegen SEEBASS a. a. O. S. 67 f. Wohl aber mit 4 16 b! Denn Mose ist hier zweifellos für das Volk an Gottes Stelle, vgl. auch die analogen Verpflichtungen 24 3 und 19 8. — 2019 gehört daher als Vorbereitung zur Bergszene 24 12ff. 3118 b 32 1 ff. 31

Das Sonderproblem des Dekalogs ist hier beiseite gelassen, die Redeeinführung 20 1 jedoch beibehalten, da eine Gottesrede nach 19 9 a J ; 19 19 E und 20 22 (Bundesbuch) unbedingt zu erwarten ist. E x 34 1-28 gehört, abgesehen von dem, was Elemente aus E x 33 fortsetzt (34 8. 9aa. bß. 10), zu Dtr. als Fortsetzung der Geschichte vom goldenen Kalb, vgl. SEEBASS a. a. O. S. 46ff.

32

A. a. O. S. 18 ff. 23 ff. Dies war die klassische Position J . WELLHAUSENS, Prolegomena, 5. Aufl. S. 347 ff.; noch schroffer E . MEYER a. a. O. S. 60 ff.: Alles zwischen E x 16 und Num 20 1-13 sei sekundärer Einschub, wie die Dublette E x 17 1-7 und Num 20 1-13 zeige.

33

34 35

Vgl. NOTH, Num 21 als Glied der »Hexateuch«-Erzählung, ZAW 58 (1940/1) S . 1 6 1 f f . Vgl. F . SCHNUXENHAUS, Der Ursprung der Mosetradition, Diss. Heidelberg (1958) S. 81 ff. zu den Num-Sagen. Leider hat SCHNUTENHAUS versucht, auch die ExodusTraditionen auf dies Schema zu reduzieren, was jedoch sicher nicht bei E x 17 8ff.

62

Jahwe und der Gott des Vaters

füllen offenbar die Lücke, die im alten Traditionsbestand zwischen der Sinai-Perikope und den Landnahme-Sagen klaffte. Ein Blick auf die Komposition dieses Abschnitts bestätigt das; denn sein Grundgerüst wird von drei Erzählungen gebildet, die vor die SinaiPerikope gehören und erst von J hinter sie gestellt wurden: Num 10 29-33/Ex 18 2 736, Num 11 *io ff./Ex 18 13-2637 und Num 20 1-13/Ex 17 1-738. Dazu kommt eine weitere Erzählung, die traditionsgeschichtlich mit E x 32 *i-20 E zusammengehört, nämlich die Dathan-AbiramSage von Num 16 39 . Dies Grundgerüst wird durch zwei Sagen er(E-Sondergut), E x 18 (Gottesberg), 19 (Sinai), 20 18f. 21 und 2 4 1 f. 9-11 gelingen kann. Typisch ist es aber überhaupt nur für die J-Erzählung, vgl. 418.14 a J ; 5 2 0 — 6 i J ; die Plagenerzählungen; 1 4 n - 1 4 J ; 1522ff. J ; 16 lff. J ; 17 3 J . B e i E gibt es als Analogien nur 17 2 a und 32 *lff., wo die Motive wohl beide Male aus der geschichtlichen Auseinandersetzung der Mose-Leute mit Aaron und seiner Anhängerschaft stammen, vgl. SEEBASS a. a. O. S. 32ff. 64ff. — Daher hat SCHNUTENHAUS' These über den Ursprung der Mosetradition nur Gültigkeit für die späten Formungen des Jahwisten. 36

So mit E . MEYER a. a. O. S. 90. Parallel sind genau genommen zwei Motive: a) Die ursprüngliche Absicht des Midianiters, nicht mitzuziehen 1 0 3 o / E x l 8 2 7 . b) Der Ort nirr "in / ¡rnVxn in E x 18 5. — Der Harmonisierung W . F . ALBRIGHTS, Jethro, Hobab and Reuel in E a r l y Hebrew Tradition, CBQ 25 (1963) S. l f f . zwischen den drei genannten Namen kann ich nicht zustimmen. In Num 10 29 mag Reguel, wie ALBRIGHT meint, durchaus Sippenname des Hobab sein. Aber in E x 2 18 ist er trotz ALBRIGHT kaum ursprünglich, sondern Zusatz auf Grund von Num 1029, und ALBRIGHTS Ergänzung »(Jethro ben) Reguel« in E x 2 18 ist ganz ohne Anhalt im T e x t . Gegenüber der Lesart IPi] I N Num 1 0 2 9 J d c 116 4 1 1 (ALBRIGHT) bietet die des M T sicher die lectio difficilior; denn wie sollte man auf diese falsche Lesart kommen, wenn jene die ursprünglich richtige war ? Zum Schwiegervater des Mose vgl. auch NOTH a. a. O. S. 200ff., besonders S. 201 A. 516.

37

Man beachte auch die Zusammengehörigkeit der drei Grundelemente 18 27 18 13-26 und 17 1-7. — 17 8 ff. ist E-Sondergut, und 18 1-12 ist doppelfädig überliefert, s. SEEBASS a . a . O . S . 8 3 f f . Z u N u m 1 1 *4FF. s. W e i t e r e s u n t e n .

38

I n Num 20 könnte man 3a. 5a. 8aa* (Nimm den Stab). 9aß (vor Jahwe weg; bezieht sich auf den Aaronstab 17 25). I I a . 13 vielleicht mit RUDOLPH a. a. O. z. S t . ; NOTH a. a. O. S. 19 als Zusätze zur P-Erzählung auf Grund von E x 17 1-7 erklären. Allerdings muß man dann annehmen, daß die P-Erzählung überarbeitet wurde, ehe sie mit der kombinierten J E - E r z ä h l u n g vereinigt wurde, in der eben E x 17 1-7 bereits vorkam. F ü r die gegenwärtige Fragestellung ist es ohne Belang, ob man in Num 20 1-13 neben P einen selbständigen J - F a d e n annimmt oder nicht; denn die Struktur der Komposition Num 1 0 — 2 0 bleibt trotzdem deutlich erkennbar.

39

Zu ihr gehört: I b a (Dathan und Abiram). 12-15. 25. 26. 28-31 a. 32a. 33a. ba. 34. Zu ihrer Interpretation: 28 zeigt, daß der Vorwurf Dathans und Abirams das Gesandtsein des Mose in Frage stellt. Das erläutern 13f.: Mose war nicht in der Lage, so sagen Dathan und Abiram, der bei einer Transmigration an den charismatischen Führer gestellten Anforderung, neue Ländereien zu geben, nachzukommen. (Vgl. dazu MAAG, S V T 7, S. 138 A. 1). Obwohl Mose also gescheitert ist, m a ß t er sich

Die Jahwe-Verehrung der Wüstenzeit

63

gänzt, die ursprünglich zum Thema »Landnahme« gehören Num 13 1—14 38 und 1425 a. 39-45 40 , zu denen endlich die vier selbständigen

40

herrschaftliche Befugnisse an, indem er sie zu sich ruft (13.14a). Die Anklage gipfelt in der Frage, ob Mose etwa den Tatbestand seines Scheiterns weiterhin vor dem Volk betrügerisch verbergen will (14 b). Die Reinigungsaussage des Mose (15 b) folgt darauf ganz sachgemäß, da, wie I Sam 12 3 ay zeigt, die Anklage wegen Volksverblendung den Vorwurf in sich trägt, sich dadurch bereichern zu wollen. Nur 15 a scheint unklar zu sein. War die nfl30 der Anlaß dazu, daß Mose die Aufrührer zu sich rufen ließ ? Aber um das Opfer geht der Streit weder in 12-14 noch in 28-30, sondern er betrifft die Führung des Mose. Dementsprechend ist der Sinn dieses Motivs, daß die Aufrührer, die sich wohl selbst zu Führern erheben wollten, bereits ein Opfer darbrachten, um bei dessen freundlicher Annahme durch den führenden Gott selbst die Führung übertragen zu bekommen. —• Zu 30FL. vgl. G. H O R T , The Death of Qorah, Austr. Bibl. Review 7 (1959) S. 2 ff. Ausgangspunkt der Erzählung sei, daß die Aufrührer auf einem von dem übrigen Volk abtrennbaren Stück Land zelteten ( * 2 6 ) . Die folgende Katastrophe könne aber kein durch Erdbeben verursachtes Klaffen eines Erdspaltes sein — so die übliche Auffassung, weil die Folgen eines solchen Erdrisses sich nie auf so ein kleines Gebiet beschränken. Auch in Gen 4 11, der einzigen Parallele zum Ausdruck »die Erde sperrte ihr Maul auf« (30; danach Dtn 11 6), sei kein Erdspalt gemeint. Die Schilderung 32A. 33A.bat erinnere viel eher an das Versinken in einer wäßrigen (schleimigen) Substanz, vgl. etwa Ex 15 5 Ps 69 16. Daher schlägt H O R T vor, an das Versinken in einem kewir zu denken. Ein kewir hat als oberste Schicht trockenen Schlamm, darunter eine harte Salzkruste, die verschieden dick sein kann (beim »Großen Kewir« 2 3 / 4 Zoll), und darunter befindet sich lehmiger Ton, der immer feuchter wird. Ein solcher kewir kann sehr tief sein. (Beschreibung nach S. H E D I N , Z U Land nach Indien, 3. Aufl., 1922, S. 314— 407; I I S. 1—29.) H O R T weist darauf hin, daß es kewire tatsächlich in der Araba südlich der Wasserscheide es-sabcha gibt. — Da das Volk nach 14 25 b zum Schilfmeer (Golf von el-'Akaba) ziehen soll, kommt diese Gegend wirklich in Frage. Num 16 folgt also sachgemäß auf Num 14 25 b, und man darf 20 l aß nicht über Num 16 hinweg mit 13 26 verbinden. Vielmehr bezeugen 13 26 (Kades) 201 aß und 2014 ff. beharrlich die besondere Rolle, die Kades wohl einst für die Einwanderung einer Wüstengruppe gespielt hat. 20 l aß meint also wohl die Rückkehr zum Landnahmeort Kades nach langer Zeit, gegen N O T H a. a. O. S. 138 A. 354. — Übereinstimmung mit Ex 32 besteht darin, daß in beiden Fällen das Gesandtsein des Mose in Frage steht, die Aufrührer je durch ein Ordal (Fluchwasser Ex 32 20, Versinken im Erdboden Num 16 30 ff.) gestraft werden und daß sie je voreilig ein Opfer darbringen (Ex 32 5f. Num 16 15 a), weil sie die Führung durch Mose als erledigt ansehen. — Die konkrete Gestaltung von Num 16 J ist jedoch von Num 144 abhängig, wo das Motiv, sich einen neuen Führer zu wählen, schon einmal anklingt, aber nicht weiter durchgeführt wird. Vgl. auch 1411 a. 28 b und 16 31 ffctl! Während die erste Erzählung, die ursprünglich von der Besetzung Hebrons durch Kaleb handelte, voll verständlich geworden ist, scheint mir die zweite nicht ausreichend erklärt zu sein. Mit G R E S S M A N N , Mose S. 296f. muß man m. E. gegen N O T H a. a. O. S. 143 ff. den zweiten Teil für selbständig halten. Die bei Horma ansässige israelitische Gruppe wollte einst über ihr Gebiet hinaus in die Ebene »des Kanaaniters und Amalekiters« vorstoßen. Aber die Befragung Jahwes ergab,

64

Jahwe und der Gott des Vaters

Erzählungen 10 35 f.41 11 1-342 11 i ff43 und Num 1244 kommen, die durchweg ein junges Gepräge haben. daß diese dort wohnen bleiben sollten, wohl weil das Volk sich in irgendeiner Weise verschuldet hatte. Trotzdem versuchte es den Angriff, und das sogar, obwohl es noch einmal gewarnt wurde und der Prophet (Mose; und die Lade ?) nicht mit in den Kampf zieht (39.40a. 41-43a. 44). So erlebt das Volk eine schwere Niederlage und wird auf sein Gebiet zurückgeworfen. — Beide Sagen zogen einander an, weil sie von einer Benachteiligung des Jahwevolkes gegenüber benachbarten Stämmen zu erzählen wußten. Dadurch daß sie miteinander kombiniert wurden, ist 14 39 ff. zum Schlußakt der Kundschaftererzählung geworden. Das gab aber nur Sinn, wenn die Feinde nicht in der Ebene, sondern auf dem Gebirge saßen. So erklären sich die Zusätze 40 b. 43 b. 45 a. — Die Verbindung zwischen beiden Sagen stellte offenbar das Motiv der Verschuldung her. Dagegen ist aus ihnen nicht das Motiv des Sterbens in der Wüste (14 11 a. 23b J ; anders RUDOLPH a. a. O. z. St.) erklärbar; denn daß dem Volk die Eroberung des Gebiets von Hebron nicht mehr glücken sollte, ging j a bereits aus der Horma-Tradition 14 24. 25 a hervor. Nur Kaleb wird die Eroberung zugesagt, aber der Umweg durch das Ostjordanland bereits vorausgesetzt (24.25 b). Demgegenüber ist die Art der Bestrafung des Volkes durch das Aussterben der betreffenden Generation in der Wüste zu ungewöhnlich, als daß man sie direkt aus der Nichteroberung des Kaleb zugesprochenen Gebietes ableiten könnte, gegen NOTH a . a . O . S . 1 4 9 . 41

42

Dies ist m. E . einfach ein Pentateuch-Nachtrag zur Legitimierung der Lade durch das Hauptheiligtum der Mosezeit, den Sinai. Für sich können die Ladesprüche natürlich trotzdem aus sehr alter Tradition stammen, s. u. S. 72 A. 86. Die Erzählung besteht aus dem puren Schema der Murrgeschichten und ist deme n t s p r e c h e n d b l a ß , vgl. NOTH a . a. O. S . 1 5 6 ; GRESSMANN a. a. O. S . 2 5 6 .

43

Zur Rekonstruktion dieser Sage vgl. besonders RUDOLPH a . a . O . S. 66 ff.; zum U r s p r u n g vgl. GRESSMANN a . a. O. S . 1 4 1 f . ; NOTH a . a. O . S . 1 2 9 f . 1 3 7 . G e g e n NOTH

wird man mit RUDOLPH annehmen müssen, daß 11 33 der ursprünglichen Anlage der Wachtelsage widerspricht und erst ein aus dem Ortsnamen abgeleitetes Motiv einführt. Dieser Gedanke muß jedoch so erweitert werden, daß 11 4a. 33f. ursprünglich eine ebenso kurze Lokalerzählung aus der Wüste gebildet haben wie 11 1. 3 (2 ist bereits israelitische Abmilderung). Beide Notizen schilderten vorjahwistisch die Unheimlichkeit bestimmter Wüstengeister. — Zur Darstellung der ffiNIl des Volkes eignete sich die Wachtelsage deswegen, weil Fleisch in der Wüste Luxusnahrung ist, vgl. GRESSMANN a. a. O. S. 138. Die Ältesten-Sage aber ist wohl durch Stichwortzusammenhang mit der schroffen Klage des Mose über die Last des ganzen Volkes, die ihm auflag, eingefügt worden. Sie sollte nach J eindeutig von der Theophanie auf dem Sinai (Ex 24 10. IIA J , vgl. SEEBASS a. a. O. S. 90) getrennt werden, und das hat J durch seine Umstellung und Einstellung in einen völlig anderen Zusammenhang auch wirklich erreicht. Daher kann man weder mit RUDOLPH a. a. O. z. St. die Ältestensage als sekundär in J noch mit HOLZINGER, Numeri (1903) z. S t . ; GRESSMANN a. a. O. S. 168 A. 2 als Bestandteil eines Parallelfadens ansehen. 44

Num 12 gehört zu den Erzählungen, die der Analyse am hartnäckigsten widerstehen. Eine Lösung kann nur mit entsprechenden Vorbehalten angegangen werden. 1 aß. b halte ich mit WELLHAUSEN, Composition des Hexateuch, 3. Aufl. (1899) S. 99 für einen späten Zusatz, zur Begründung vgl. »Zu Num X 33f.« V T 14 (1964)

65

Die Jahwe-Verehrung der Wüstenzeit

2. Aber auch positiv läßt sich zeigen, daß die Sinai-Perikope nicht erst spät in den Bestand der Wüstensagen eingefügt sein kann. Denn die alten Überlieferungen haben ohne Ausnahme ein Pendant in der Sinai-Tradition. Für E x 17 1-7 ist das 2412-15 a 32 1-29. Die Midianiter-Tradition ist am Sinai selbst dadurch lokalisiert, daß der Gottesberg (3 1 4 27 18 5) mit dem Sinai als Einheit angesehen wird (2413 vgl. Num 11 33). In der Midianiter-Tradition aber ist die ExodusTradition fest verankert (31-12.16—412 181-12)45. Vom überlieferungsgeschichtlichen Befund her ist es daher unrichtig zu behaupten, »daß die Sinaitradition . . . erst sekundär und spät in das große Ganze der Pentateuch-Überlieferung einbezogen worden ist«46. 3. Auch die geographischen Verhältnisse beweisen nichts, selbst wenn man die genaue Lage der Orte des Durchzugs durchs Meer, Mara47, Massa-Meriba, Rephidim und Gottesberg-Sinai bestimmen könnte48. Denn auch wenn sich herausstellen sollte, daß der Sinai relativ zu den anderen Orten abgelegen ist, folgt daraus nicht, daß seine Tradition nicht mit den anderen zusammengehört, da er in jedem Fall ein Wallfahrtsort ist, zu dem man u. U. sehr weit wandern kann. Ferner ist zu beachten, daß die anderen Orte nach der Überlieferung zwar zufällig berührt werden, aber de facto, bis auf die S. l l l f f . Im übrigen erklären m. E . zwei spätere Motive alle Unstimmigkeiten: a) Eine ältere Erzählung ist mit Motiven des hl. Zeltes überarbeitet worden. Diese finden sich in 4aß. 5. saot*. p (vgl. E x 33 I I a Dtn 34 10). 10aa. Die ältere Erzählung scheint noch in *4. 9 durch. Ursprünglich sollten die beiden streitenden Parteien wohl nur das Lager verlassen. Das bildete einen Anknüpfungspunkt, vgl. E x 33 7. b) Aaron hat keine rechte Funktion in der Erzählung und könnte ohne weiteres weggelassen werden. Denkt man sich 11 bß und das recht blaß formulierte 13 weg und setzt in 10 b. 11a Mose an Stelle Aarons, Jahwe an Stelle Moses, so hat man bereits die Vorstufe des gegenwärtigen Textes von 10-15. Aaron ist wohl einfach auf Grund von E x 32 in die Erzählung eingefügt worden. S. u. S. 66 A. 55. — Mit dem Motiv des Streites zwischen Mose und Mirjam um die kultische Vorrangstellung dürfte eine gute, alte Überlieferung erhalten sein, s. o. S. 55 A. 221; anders NOTH a. a. O. S. 141 ff. Offenbar fehlt aber in ihr jede Beziehung auf die Landnahme der Mosegruppe, so daß sie überall eingeordnet werden könnte. 46 48

47

Direkter Einfluß der Sinaitradition in der Auszugstradition liegt in 3 13-15 vor. So NOTH a. a. O. S. 63F.; noch schroffer v. RAD, Das formgeschichtliche Problem des Hexateuch (1938) a. a. O. S. 20ff. 15 22-26. Gegen SEEBASS a. a. O. S. 76 findet sich in der Erzählung keine Spur davon, daß der Ortsname ursprünglich Massa hieß, da 25 bß wahrscheinlich zur Dtr. Bearbeitung gehört, die sich auch in 26 beobachten läßt, s. o. S. 61 A. 30. — Zu 1 5 26 v g l . SEEBASS a . a . O . S. 7 5 f .

48

Nur für den Ort Meriba besteht weitgehende Übereinkunft darüber, daß er mit dem Quellgebiet der heutigen 'en el-kdlrät identisch ist, zu deren Einzugsgebiet noch die Quellen 'en-kdes und 'en el-kséme gehören, vgl. die neusten Beschreibungen b e i Y . AHARONI i n B . ROTHENBERG, Y . AHARONI u n d A . HASHIMSHONI, D i e W ü s t e

Gottes (1961) S. 128ff. Speziell zum Sinai vgl. NOTH, Gesch. Israels S. 121ff. Seebass

5

66

Jahwe und der Gott des Vaters

Meerpassage, hl. Orte sind49. Diese konnten durchaus bewußt aufgesucht werden, ehe man sich zum Hauptkultort, dem Sinai, begab50. 4. Der Auszug aus Ägypten ist nach den alten Sagen primär auf den Gottesberg-Sinai angelegt und nicht auf die Landnahme 61 . Zwar ist unbestreitbar, daß der Auszug und die Wüstenzeit nach der Gesamtanlage des Pentateuch auf die Landnahme zielt; aber es fällt auf, wie selten sie im alten Bestand erwähnt wird. In der Berufungssage führt erst J sie ein (3 s. 17), während E nur von der Herausführung spricht (3 10 b. 11 b. 12 b). 13 17f. E 6 2 erklärt, warum das Volk nicht den Weg nahm, den es nach der Gesamtanlage der Erzählungen hätte nehmen müssen. In Wirklichkeit, so sagen die Verse, ging das Volk mitten in die Wüste und nicht direkt ins Kulturland83. 33 ia. 3 a. 12 a J gehört zur Überlieferung vom hl. Zelt, die erst J einführt64. Selbstverständlich spricht Num 10 29-33 a J von der Landnahme, da diese Erzählung wahrscheinlich erklären soll, wieso die Sippe der Hobabiten mitten in Israel wohnt66. Sie setzt also die Verbindung Wüstenzeit-Landnahme bereits voraus. Num 1112 49

50

In Mara wird dem Volk Satzung und Recht erteilt (15 25bct), und es wird ein Theophaniewort berichtet ( * 2 6 ) . In Massa-Meriba erscheint Gott dem Mose auf dem Felsen (17 6), in Rephidim werden zwei Kultobjekte gestiftet. (1715. 16), s. o. S. 57 A. 10, und am Gottesberg feiern die Vertreter des Volkes ein Opfermahl mit Jethro (18 12). Vgl. B .

STADE, G e s c h i c h t e

des Volkes Israel

(1887)

S. 132, bei E .

OSSWALD,

Das

Bild des Mose (1962) S. 96. — Es sei noch einmal daran erinnert, daß der Sinai nach dem alten Traditionsbestand den Endpunkt der Wanderung darstellt, ehe das Volk ins Kulturland zieht. 51

52

53

S o vor allem GRESSMANN a. a. O. S . 1 6 f . 3 8 7 . 3 8 9 . W e n n GRESSMANN t r o t z d e m die

Sinaitradition im Zusammenhang als sekundär ansieht, so besonders deshalb, weil er nahezu alle Erzählungen, die nicht eindeutig nach Ägypten, an den Sinai oder zur Landnahme gehören, in Kades ansetzt. Dem ist v. RAD in seiner Argumentation gefolgt, nicht jedoch NOTH, s. o. A. 46. 13 19 kann hier beiseite gelassen werden, da es nur Joseph mit seiner palästinischen Grabstätte verbindet, demnach also die Verknüpfung Auszug—Landnahme voraussetzt und nicht begründet. — 6 4 . 8 gehört zu P, 12 25 13 5 zu Dtr. NOTH a. a. O. S. 57 A. 174 und S. 223 erklärt 13 17f. als späte Reflexion, die den in der Überlieferung zwischen dem Auszug und der Anwesenheit im Ostjordanland klaffenden Hiatus verdecken solle. Aber diese Funktion üben sie, wie NOTH a. a. O. S. 57 selbst sieht, in Wirklichkeit nicht aus. Denn der Wüstenweg führt direkt nach Kades, von wo aus man nur nach Norden hätte wandern müssen, um nach Palästina zu gelangen. Daher trifft NOTHS Erklärung nicht zu. — 16 35 gehört offenbar zu einem späten Anhang der Mannasage und kann nicht angerechnet werden. 23 30 (.und 32 34 gehören zu Dtr.

64

Zur Analyse vgl. SEEBASS a. a. O. S. 13ff. 50ff. In irgendeiner Form muß jedoch bereits der alte Bestand der Sinaisage den Befehl zum Aufbruch ins Kulturland enthalten haben, da die Landnahmesagen direkt auf die Sinai-Tradition folgten.

65

V g l . NOTH a . a. O . S. 2 0 1 .

Die Jahwe-Verehrung der Wüstenzeit

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beruft sich nicht zufällig auf die Väterverheißung, und Num 13 f. spricht als ehemalige Landnahmesage selbstverständlich von jener. Für Num 16 J schließlich ist die Ausrichtung auf die Landnahme die Voraussetzung der Anklage gegen Mose; aber dieser Teil ist offenbar in der konkreten Gestaltung nicht unabhängig von Num 14 466. — Dagegen gehört zum Grundbestand der Berufungssage die Verknüpfung des Auszugs mit dem Kult am Gottesberg-Sinai als Ziel (3 12 b)57. 5. Dazu kommt die in der alttestamentlichen Tradition bewahrte Erinnerung daran, daß das Volk, welches aus Ägypten geführt worden war, für längere Zeit68 in der Wüste gewandert ist. Die späteren Erzähler nahmen an ihr Anstoß, weil für sie das segensreiche Kulturland das selbstverständliche Ziel des Exodus war, und deuteten daher die Wanderung als eine göttliche Strafe für eine Untat (Num 14iia. 23b. 24 J; 1426ff. P; Dtn 1 34ff. 2 1-3. 14-ie)69. Daneben blieben aber noch Stellen erhalten, an denen der Wüstenaufenthalt nicht als Strafe verstanden wird. So wird er Jos 24 7 b ganz ohne Tendenz erwähnt und trennt dort deutlich zwischen Herausführung und Landnahme. Vor allem aber preist Dtn 8 2-4 die wunderbare Behütung und Versorgung des Volkes in der Wüste für eine Zeit von 40 Jahren. Der Gedanke an eine Bestrafung liegt hier völlig fern60. Vor Augen steht 66

67

68

59

60

S. o. S. 63 A. 39. — Es ist also der J a h w i s t , der die Ausrichtung auf die Landnahme konsequent durchführt. Wenn man in der alten Tradition überhaupt eine Klammer für alt halten kann, so diese. So m. R. G R E S S M A N N a. a. O. S. 389. — E. M E Y E R a. a. O. S. lOff. h a t dagegen geltend gemacht, daß der Ort des Wüstenfestes nach 3 18 5 3 drei Tagereisen entfernt gewesen sein soll, und h a t das mit 15 22 b verknüpft. Aber einmal rechnet 15 22 b erst vom Ort des Meerwunders an. Vor allem aber wird es sich beim Weg von drei Tagen einfach um eine überschaubare, nicht zu weite und nicht zu kurze Wegstrecke handeln, wie z. B. Num 10 33 vom Gottesberg an, Ex 15 22 b vom Ort des Meerwunders und 3 18 5 3 vom Ort der Sklaverei des Volkes an, so mit M E E K , Hebrew Origins, 2. Aufl. (1950) S. 100. So Jos 24 7 b. Num 14 und Dtn 1 34—2 3. 14-16 82-4 nennen die Dauer einer Generation (40 Jahre). So mit W E L L H A U S E N , Israelitische und jüdische Geschichte, 8. Aufl. S. 12f.; gegen N O T H a. a. O. S. 149. Bei diesem Motiv handelt es sich auch in Num 14 nicht um ein sekundäres Sagenelement, s. o. S. G4 A. 40. Es ließ sich aber höchst einfach mit jener Sage verbinden, da nach ihr die israelitischen Gruppen im Gegensatz zu Kaleb zurückgesetzt wurden. — ROWLEY, From Joseph to Joshua S. 133 erwähnt mit Nachdruck, daß das Volk nach D t n 2 14 38 Jahre in Kades geblieben sei. Aber das ist irrig. Dtn 2 14 gibt als Dauer der Wanderung vom Aufenthalt in Kades bis zum Überschreiten des Arnon die Zeit von 38 Jahren an. In Verbindung damit soll wohl 1 46 bedeuten, daß das Volk 2 Jahre in Kades blieb, vgl. NOTH, Überlief. gesch. Studien S. 24 A. 1. Besonders deutlich ist der Abstand zu Num 14 in Dtn 8 2 b : » . . . um dich zu demütigen und dich zu prüfen, damit er erkenne, wie du gesinnt seist . . .«. Davon könnte in Num 14 nicht die Rede sein. 5*

68

Jahwe und der Gott des Vaters

nur das herrliche Tun Jahwes 61 . Die Tatsache also, daß die Überlieferung je ganz verschieden gedeutet wurde und daher offenbar für die Tradenten der Erklärung bedürftig war, zeigt, daß sie selbst älteren 62 Ursprungs sein muß. 6. Ein Pentateuch-Thema »Führung in der Wüste« unabhängig vom Sinai gibt es in der alten, doppelfädigen Tradition nicht, höchstens 63 beim Jahwisten. In jener löst sich, wie oben dargelegt, das Thema in die drei Komplexe »Midianiter und Exodus«, »Midianiter und Sinai« sowie »Aaron und Sinai« auf. Ebensowenig hat es eine Überlieferung von der Erwählung in der Wüste unabhängig von Exodus und Sinai gegeben, wie R. BACH64 auf Grund von Hos 2 16f. 9 10 ( I O 1 1 - 1 3 ? ) 13 5 J e r 2 2f. 31 2f Hes 16 1-14 D t n 32 10 h a t

nachweisen wollen. So zutreffend m. E . die Herausarbeitung dieser Tradition selbst ist — der Beweis, daß die bekannten Erwählungstraditionen nicht gemeint seien, scheint mir nicht gelungen. Charakteristisch ist folgende Frage: »Wie vor allem soll man es sich erklären, daß die Wüstenzeit, die in der pentateuchischen Überlieferung nicht mehr ist als ein Durchgangsstadium (siel), hier offenbar Haftpunkt des Erwählungsglaubens ist ? «6S Ziel der Herausführung war eben zunächst durchaus die Wüste selbst und nicht Palästina, und auf die Wüstenzeit als ganze, für sich stehende Größe, die nur als solche mit der Zeit seit Betreten des Kulturlandes konfrontiert werden kann 66 , bezieht sich jene Tradition 67 . 7. Eins der ältesten Elemente der Auszugstradition, das Mirjamlied (15 20 f.) 68 , ist, wie es scheint 69 , nicht unabhängig von der Sinai61 62 63

64 66 66

68

Vergleichbar sind Gen 35 3 und 28 20f. 32 11. Also älter als J, vgl. Num 14 11 a. 23b. 24. Gegen N O T H a. a. O . S . 4 8 ff. 62 ff. Bei J kann man insofern von einer gewissen Selbständigkeit jenes Themas reden, als er mit E x 16 Num 10 29—20 13 Traditionen bringt, die nicht mehr an hl. Orte gebunden sind, sondern irgendwo in der Wüste stattfinden und die daher die andersartigen Erzählungen E x 15 22-26 17 1-7 18 1-12 J einebnen. Trotzdem kann man auch bei J nicht recht von einem eigenen Thema »Führung in der Wüste« reden. J benutzt nur Stoffe, die eine derartige Sonderexistenz geführt haben, wie E x 16 (Manna) Num 11 1-3 11 4 ff. (Wachteln) und Streit um die Führung (Num 12 und 16). Die Erwählung Israels in der Wüste, Diss. Bonn (1952). A. a. O. S. 48. Vgl. den Nachweis bei B A C H a. a. O. S. 22ff. 30ff. zu Hos 111-3 9 1 0 . 15 Hes 1 6 1 - 1 4 . Daß sie sich nicht auf die Herausführung beziehen kann, zeigt B A C H a. a. O. S. 40 ff. Aber daß sie sich nicht auf die Sinaitradition beziehen könne, weil diese erst später eingefügt worden sei, ist nicht zwingend. Da sie aber so unbestimmt von »Erwählung in der Wüste« spricht, will sie offenbar die Wüstenzeit als Ganzes der Kulturlandzeit gegenüberstellen. Vgl. N O T H a. a. O . S. 5 2 f. und neuestens A. L A U H A , Das Schilfmeermotiv im Alten 6 9 Vgl. S E E B A S S a. a. O. S. 131ff. Testament, SVT 9 (1963) S. 33.

Die Jahwe-Verehrung der Wüstenzeit

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tradition entstanden. Das Entscheidende an diesem ist anscheinend, daß es den Jahwe vom Sinai im Handeln am Meer wirksam sieht. Zu den von mir beigebrachten Argumenten kommen: a) Der Mythos vom Kampf zwischen Baal und Jam ist sowohl in Ugarit als auch im Ägypten des Neuen Reiches (seit der 18. Dyn.) belegt70. Die Vorstel70

Nach O. KAISER, Die mythische Bedeutung des Meeres in Ägypten, Ugarit und Israel (1959) S. 44ff. — A. L A U H A a. a. O. S. 32 ff. (vgl. besonders S. 36) hat darauf aufmerksam gemacht, daß das Schilfmeermotiv in der vorexilischen Literatur nicht nur sehr selten (Jos 24 8f. = E x 15 21 J d c 11 16 Dtn 11 4 Jos 2 10 4 23 Dtr.) vorkommt, sondern auch nicht religiös ausgedeutet, sondern bloß als »heilsgeschichtliches« Referat verwandt wird. Erst nach dem Exil tritt es häufig auf und wird zum beliebten Anlaß für religiöse Deutungen, besonders kosmisch-mythischer Natur. L A U H A vermutet (S. 139), daß diese Deutungen erst im Exil durch die Auseinandersetzung mit fremden Göttern, vor allem Baal und Marduk entstanden seien. — Dieser Sachverhalt erlaubt jedoch noch eine andere Interpretation. Die eigentlich zentrale Tat Jahwes zur Rettung des Volkes aus Ägypten, eben das Meerwunder, verlor dadurch im Kulturland bald an Bedeutung, daß sie immer mehr unter dem Gesichtspunkt der H e r a u s f ü h r u n g , analog der Herausführung des Vaters Israel aus Mesopotamien, gesehen wurde, wobei die ägyptische Herausführung die Aussagekraft der Herausführung des Vaters dadurch übertraf, daß viel mehr Gewaltiges, Wunderbares bei ihr geschah. Religiös bedeutsam war daher je länger je mehr die Befreiung des Volkes aus großer Bedrückung mit dem Ziel der L a n d g a b e , dem das Meerwunder nur als begleitendes Zeichen beigeordnet war, vgl. die stereotype Dtr.-Formel »mit ausgestrecktem Arm . . .« Dtn 4 34 5 15 7 19 9 29 26 8. Die Landgabe zusammen mit der Herausführung aber haben das Volk in vorexilischer Zeit aufs Stärkste bewegt, wie das klassisch Am 9 7 sagt. Nach dem Exil wird das anders. Die Landgabe ist inzwischen zu einem ganz fraglichen Gut geworden, und das Volk ist gezwungen, sich neu auf seine Ursprünge zu besinnen. In diesem Rahmen werden auf einmal wieder viele der uralten Traditionen wichtig, die für die religiösen Bewegungen der Königszeit nicht im Mittelpunkt standen: Die Väter, denen Jahwe das Land z u g e s c h w o r e n hatte, Mose und der Sinai, die uralt verwurzelte Gesetzgebung, die inzwischen von vielfältigen jüngeren Materialien überformt und inzwischen schon anfangshaft (II Reg 23) neu zur Geltung gekommen war, die Wüstenzeit überhaupt und eben auch das Meerwunder. E s sind gerade die Traditionen wichtig, die Jahwes Handeln am Volk v o r der Landnahme zeigen, und an ihnen wird jetzt die alles überspielende Macht Jahwes bedeutsam: Jahwes Schwur an die Väter war so unverbrüchlich, daß er das Volk am Sinai (Ex 32 9-14 Dtr.) nicht vernichten konnte, obwohl das seine Absicht war. Seine Macht ist so groß, daß er für Israel einen Weg durch das Meer fand, daß er es beseitigte und es stattdessen über die Ägypter kommen ließ (Jes 43 I6f.). In dieser Zeit höchster Machttaten empfing Mose auf dem hl. Berg das Gesetz, das die Beständigkeit hat, in der gescheiterten Existenz des Volkes das Fundament für den Neuaufbau anzubieten. — Es ist diese Anknüpfung an das Uralte, wohl auch durch die Berührung mit Babylon neu ins Gedächtnis Getretene, was die nachexilische Restauration kennzeichnet. Bedenkt man aber, wie intensiv die Überlieferungsgeschichte des Pentateuch bis hin zu Elohist und Jahwist, also wohl wenigstens bis in die davidisch-salomonische Ära (vgl. v. RAD, Das formgesch. Problem a. a. O. S. 75ff.), angehalten hat, so

70

Jahwe und der Gott des Vaters

lung vom Sieg eines Gottes über das Meer als Chaosmacht war also im näheren Umkreis wirklich bekannt. — b) Die Rettung aus der Hand Ägyptens bezieht sich in 18 4 b. 9 f. offenbar besonders auf das Meerwunder. Auf Grund dieser Jahwe-Tat ruft Jethro aus: »Jahwe ist größer als alle Götter«. Eine solche Aussage galt aber in Israels Umwelt besonders dem Gott, der die Chaosmacht überwältigen konnte71. Allem Anschein nach hat also 18 8 a. 9-11 a das Meerwunder im Sinne jener Vorstellung verstanden72. — c) In E x 19 9 a. i6aa. b wird die Sinaitheophanie mit den Kennzeichen schwerer Wolken, starker Blitze und grollenden Donners geschildert73. In ugaritischen74, hethitischen und babylonischen75 Texten sind dies Kennzeichen des erscheint die Königszeit in mehr als einer Hinsicht als eine Zeit, in der viel alte Tradition ins Unwesentliche geriet zugunsten des Neuen, das in ihr geschah. Mag also die Krisis der Landnahme groß gewesen sein (vgl. v. RAD, Theologie des AT I, 1958, S. 24ff.) — eine noch größere könnte sehr wohl die Königszeit gewesen sein, wie der deuteronomistische Geschichtsschreiber das auf seine Weise zum Ausdruck bringt (vgl. NOTH, Gesch. Israels S. 159f.). 71

72

So in Ugarit, vgl. C. H. G O R D O N , Ugaritic Manual (1955) 68, 32: jm. Imt b'lm jmlk; und 'nt V 40f.: mlkn. alijn. b'l tptn. (w) in. d'lnh; und dazu W . SCHMIDT, Königtum Gottes in Ugarit und in Israel (1961) S. 11 f. In Babylonien vgl. ANET, Enuma Elis IV 3ff.; VI 121 ff.; VII 12ff. 88. Diese Tatsache behält ihre Wichtigkeit, selbst wenn 18 8 a. 9-11 a nicht zur ältesten Traditionsschicht gehören. Vgl. A N D E R S E N a. a. O . S. 184ff. Schwerwiegender wäre es schon, wenn N O T H a. a. O. S. 39 A. 138 Recht hätte, daß sie erst Zusätze zur Erzählung des Elohisten darstellen. Aber die Gründe, die N O T H anführt, wiegen beide nicht schwer: a) In 8aß.bß. 9-11 a komme der Jahwe-Name vor. Aber Spuren von Doppelfädigkeit finden sich auf jeden Fall: la //8a; die zwei Ortsbestimmungen in 5. 9 a . 1 0 a I I 9 b . lob, vgl. S E E B A S S a. a. O. S. 84. b) Hier trete der Name Jethro allein auf, während er sonst nur sekundär zum Titel »Schwiegervater des Mose« hinzugefügt worden ist. Aber wenn er sonst nur sekundär zugefügt wurde, warum nicht auch hier ? Der Zusammenhang bleibt auch dann noch verständlich. Gab es aber zwei Quellen und gebrauchte E jenen Namen — J verwendet den Namen Hobab (Num 10 29) —, warum sollte er dann bei der Vereinigung von J und E nicht zur Verdeutlichung am Anfang von 9a und 10a zugefügt worden sein?

73

Anders 19 18! Beide Erzählungen stimmen darin überein, daß Jahwe zu Anfang seine vernichtende Macht zeigt und das Volk auf dem Höhepunkt der Bedrohung durch sein Wort beruft (19 19 E ; vgl. 19 9 a J 20 22 Bundesbuch). Daß 19 18 ebenfalls eine Chaosoffenbarung schildert, zeigt deutlich ein sumerischer Text aus dem Anfang des 2. J t . bei A. H A L D A R , The Notion of the Desert in Sumero-Accadian and Westsemitic Religion, UUA 3 (1950) S. 15f.: Das »Wort« des Gottes macht die Berge zunichte, läßt den Himmel erzittern und verursacht Erdbeben. Die Menschen, die in diesem Bereich leben, kommen um. Es entsteht ein großes Chaos. •—• Vgl. ferner a. a. O. S. 28: Der böse Sturm wird von Gott gerufen, die Erde erzittert und wird von Erdbeben geschüttelt.

74

S . K A I S E R a . a. O . S. 4 4 ff.

75

S.

O.

R.

GURNEY

in S.

H . HOOKE,

Myth, Ritual and Kingship

(1958)

S.

107.

Die Jahwe-Verehrung der Wüstenzeit

71

Wettergottes, der nach ugaritischer Mythologie den Kampf mit dem Meer siegreich besteht. Die Verbindung liegt hier m. E. auf der Hand. — d) Nur in der Erzählung vom Meerwunder ist die Überlieferung von der Wolken- und Feuersäule ursprünglich76. Diese aber soll offenbar den Sinai repräsentieren 77 . 8. Das kleine geschichtliche Credo liefert keinen Beweis dafür, daß der Sinai nicht mit den anderen Traditionen der Wüstenzeit zusammengehörte. Denn so wenig das Fehlen der Sinai-Tradition bis in die Spätzeit zu leugnen ist und als merkwürdiger Umstand bleibt 78 , so wenig kann man daraus schon sichere Schlüsse auf ihre Verankerung in der alten Wüstenüberlieferung tun 79 . Zu den von mir 80 angeführten Gründen kommt, daß der Ursprung des Credo, wie oben dargelegt81, im Bekenntnis von der Herausführung in das palästinische Land (Gebiet von Sichern) liegt, so daß die Landnahme sein Zielpunkt ist. Es liegt auf der Hand, daß die Befreiung aus Ägypten das unmittelbar dazu Analoge darstellt und sich zur Aufnahme geradezu von selbst anbot. Dagegen hat der Sinai ursprünglich kaum etwas mit dem Thema »Landnahme« zu tun. Wollte man aber das Schema des Credo weiter ausfüllen, so kamen nur Beispiele für die wunderbare Führung Jahwes in der Wüste in Frage 82 . Aber darunter konnte man die Sinaitheophanie unmöglich subsumieren83. 9. Schließlich erhebt sich die Frage, ob die genannten Erzählungskomplexe durch getrennte Gruppen nach Palästina gebracht 84 und 76

Die Wolkensäule des hl. Zeltes (Ex 33 9 f. Num 11 25 12 s. 10 Dtn 3115) ist anderer A r t . Z u N u m 1 0 3 4 v g l . R U D O L P H a . a . O . z . S t . ; N u m 1 6 10 i s t P .

77

Daß die Wolken- und Feuersäule Sinai und Meerwunder miteinander verbinden soll, vertrat besonders GRESSMANN a . a . O . S. 416ff.; vgl. auch NOTH, Gesch. Israels S. 123 f.

78

So v. RAD, Formgeschichte des Hex. a. a. O. S. 11 ff.; gegen A. S. v. D. WOUDE, Uittocht en Sinai, Nijkerk o. J. (1963) S. 7ff., der die Bedeutung der Credoformeln zu sehr abschwächt. M. R. hebt er jedoch hervor, daß die Analogie zum christlichen Credo insofern nicht stimmt, als im Credo Dtn 26 5ff.nicht alle wesentlichen Inhalte genannt werden müssen.

79

Vgl. die Kritik von A. WEISER, Einleitung in das AT, 4. Aufl. (1957) S. 75—79 und besonders v o n A. S. v . D. WOUDE a. a. O.

80 82 83

84

81 S. o. Teil I. A. a. O. S. 133f. Sie fehlen noch Jos 24 2 ff. Dtn 26 5ff.und werden erst später eingefügt. Im Laufe der Zeit hat die Sinaitradition offenbar einen eigenen Schwerpunkt gebildet, indem sie den Kern für die Sammlung von Gesetzesmaterialien abgab. Demnach hat man es mit einer späteren Auseinanderentwicklung der Auszugs- und der Sinaitradition zu tun, nicht umgekehrt.

So A. ALT, Der Gott der Väter, a. a. O. S. 51; »Was aber sonst von Traditionen aus der Wüstenzeit (seil.: Abrahams, Isaaks und Jakobs) erhalten blieb, sammelte sich zumeist im Kreise der Mosesagen, überlieferungsgeschichtlich also an einer ganz anderen Stelle.«

72

Jahwe und der Gott des Vaters

erst dort zu einer relativen Einheit verschmolzen worden sind85 oder ob sie auf eine einheitliche Trägergruppe aus der Wüstenzeit zurückgehen, die diese sukzessiv angewachsene und in ihren einzelnen Teilen von ursprünglich getrennten Gruppen vertretene Tradition als Ganze ins Kulturland mitbrachte 86 ? Für die zweite Lösung sprechen m. E . zwei Gründe: a) Wenn die Annahme richtig ist, daß der beim Auszug führende Gott der »Gott meines Vaters« der Mosegruppe war (Ex 3 6 15 2 18 4), dann bedeutet die Anwendung des Jahwe-Namens auf das Meerwunder durch das wahrscheinlich sehr alte Mirjamlied (15 20f.), daß Auszugs- und Midianitertradition sehr früh mit der Sinaitradition vereinigt worden sind. Als Berührungspunkt ergab sich von selbst der Gottesberg der Midianiter einerseits (3 l 4 27 18 5 2413; vgl. Num 1133) und der Sinai andererseits, die topographisch in der gleichen Gegend gelegen haben können87. — b) Offensichtlich sind die Gesetzgebung von Mara (15 25 bot) und die Theophanie von MassaMeriba (17 6) zugunsten der Sinaitheophanie und -gesetzgebung zurückgedrängt worden. Wahrscheinlich geht das auf eine Auseinandersetzung der Mosegruppe mit der Aaron-Gemeinschaft zurück 88 . In der Richterzeit hat umgekehrt der weit abgelegene Sinai (Jdc 5 4f.), soweit die alttestamentlichen Quellen uns Einblick gewähren, keine solche Rolle gespielt, daß sich ein solcher Vorgang zu dieser Zeit besonders nahegelegt hätte. Daher hat die Annahme mehr Wahr-

85

S o NOTH a . a. O . S. 4 8 ff.

86

Damit wird selbstverständlich nicht abgestritten, daß die Wüstentradition Erweiterungen erfahren hat. Aber auch dann besteht m. E. noch ein Unterschied zwischen Weiterbildungen typischer Mosetraditionen wie den Plagenerzählungen E x 6 2 — 1 3 16, der Mannasage E x 16, den Sagen von Num 11 12 und 16, und der Einführung ganz neuer, sakraler Gegenstände wie des hl. Zeltes E x 33 7-11 Num 11 16. 25 12 4f. und der Lade Num 10 35f. 1444. — ROWLEY, From Joseph to Joshua S. 142. 146 A. 2 sagt m. R., daß Num 10 35f. älteste Tradition sei, meint aber zudem, daß Mose mit der Lade besonders fest verbunden sei. Weder könne die Geschichte ihrer Herstellung freie Erfindung sein noch eine Übertragung von etwas, was ursprünglich dem Josua zugeschrieben worden sei. Dieser werde in E x 33 11 mit ihr verbunden. — Demgegenüber kann man nur feststellen, daß es eine Geschichte der Herstellung der Lade in den alten Quellen nicht gibt, sondern nur die der Herstellung des hl. Zeltes, und Josua wird überhaupt nur mit diesem (Ex 33 11 Num 11 2 6 - 2 9 Dtn 3 1 1 4 f.) verbunden, jedenfalls im Pentateuch. Schließlich ist Num 10351. nicht fest im Kontext verankert, vgl. S E E B A S S , ZU Num X 35f., V T 14 (1964) S. 111 ff.; SMEND, Jahwekrieg und Stämmebund S. 57f.

87

Wenn der Sinai tatsächlich im Gebiet des heutigen Sinaimassivs gelegen hat, so ist es wohl durchaus denkbar, daß beide Namen in der gleichen Gegend hafteten, u. U. sogar beide am gleichen Berg, nur so, daß die jeweiligen Kultplätze nicht am gleichen Ort lagen. Vgl. dazu auch N O T H a. a. O. S. 151ff., besonders S. 153.

88

S. S E E B A S S a. a. O. S. 3 2 ff.

Die Jahwe-Verehrung der Wüstenzeit

73

scheinlichkeit für sich, daß er sich aus wirklichen Gegensätzen der Wüstenzeit erklärt 89 . E s bleibt allerdings noch eine Tradition, in welcher Mose, der im übrigen fest zu den Traditionen der Wüstenzeit gehört, mit dem Thema Landnahme verbunden zu sein scheint, nämlich die Mosegrab tradition, und es erhebt sich die Frage, ob diese etwa einen Bezug zur Landnahme herstellt, der in den übrigen alten Wüstentraditionen nicht zu entdecken war.

§ 2. Die Mosegrabtradition Die Erzählung vom Tod des Mose ist in mehreren Varianten überliefert: Num 27 12-23 Dtn 311-8.14f. 23 32 48-52 34 1-9. Durchweg 90 handelt es sich um Dtr. und P, nicht aber um die alten Pentateuchquellen. Num 27 12-23 ist P. Dtn 311-8 Dtr. ist offenbar überarbeitet. 3 b ist wegen der unverbundenen Stellung und der fast wörtlichen Übereinstimmung mit 3 aa* Zusatz. Dasselbe gilt von 5.6a, die eine dem Kontext fremde pluralische Anrede einbringen und zu 3 a. 4 parallel gebildet sind. Sinn dieser Einfügung ist offenbar der Verweis auf das deuteronomische Gesetz und die Ermahnung des V o l k e s , nicht bloß Josuas (7 a) zum Mutigsein. Aber auch 4 folgt nicht gut auf 3 a. E s soll anscheinend das in 3 a angekündigte Vernichten der fremden Völker exemplifizieren, und das geschieht mit einer typischen Dtr.Wendung 91 . Schließlich stimmt 6 b wörtlich mit 8 a überein. Es soll wohl nach den vielen Zusätzen 3b-6 noch einmal das Motiv 3aa* bekräftigen, das ganz bewußt vor die Berufung Josuas 7 f. gestellt worden ist 9 2 . Es bleibt daher: i-3a. 7f., das vor allem durch die Wendungen in 3 a. 7 f. als deuteronomistisch gekennzeichnet ist 9 3 . 3114 f. und 23 gehören offenbar zusammen, da nur 23 das UISNI von 14 aufnimmt. 23 ist unbestreitbar Dtr. 9 4 . Dagegen paßt 14 gut zu E x 33 11 Num 11 28 f. J , wo Josua als Moses Diener am hl. Zelt gezeigt 89

90 91

92 93 94

Vgl. auch K. H. B E R N H A R D T , Gott und Bild (1956) S. 130f.: Das Zusammenwachsen verschiedener Pentateuchthemen im Lande sei deshalb unwahrscheinlich, weil das Siedlungsgebiet wenig Geschlossenheit hatte und daher wenig Anreiz zu Kontakten bot. Bis auf 3114.15b, die aber nicht über den Mosetod berichten, s. u. Der König Og ist überhaupt erst deuteronomistisch vgl. NOTH, Überlief, gesch. Studien S. 35ff.; vgl. ferner 7 Ü 2 > hif. bei L I S O W S K Y , Konkordanz ad vocem. Bis auf 3 1 3 a stimmt meine Analyse überein mit N O T H a. a. O . S . 3 9 . Vgl. IQ© hif. und BTP in 3a; in 7f. bedarf es keines weiteren Beweises. Vgl. NOTH, Üb. des Pent. S. 35 A. 126, s. die fast wörtlichen Übereinstimmungen in Jos 1 5b und vor allem Dtn 31 7.

7 4

Jahwe und der Gott des Vaters

wird96. Es ist nun nicht unwahrscheinlich, daß J und E eine Amtsübertragung von Mose auf Josua erzählt haben96, und so könnte 3114 f. ein Bruchstück der entsprechenden J-Erzählung97 sein. Da dies jedoch das Einzige ist, was aus den älteren Quellen erhalten blieb, wird man es wegen seiner geringen Auskünfte vorerst zurückzustellen haben. Dtn 32 48-52 ist ganz von Num 27 12-23 abhängig und demgegenüber sekundär98. In Dtn 34 stammt 1 aa. 7-9 wohl aus P, 1 aa.y. ba. 4-6 aus Dtr., und 1 bß. 2 f. ist wohl sekundäre Erläuterung des Landbesitzes zu 1 b a 9 9 . Die Überschau über die Quellen ergibt also, daß die Mosegrabtradition selbst nur bei Dtr. und P überliefert ist 100 . Alte Tradition ist in ihnen jedoch sicherlich insofern erhalten geblieben, als Mose, wenn er auf den Gipfel des Pisga tritt, noch nicht im hl. Land steht, sondern dies erst überschaut101. Das steht aber im Widerspruch zu der dem Dtr. bekannten Lage, nach der Israel seine Wohnsitze viel weiter nach Süden ausdehnen konnte und das Land bis zum sei hedän, zeitweilig sogar bis zum Arnon besaß102. Läßt man die Berufung des Josua als grundsätzlich eigenständige Erzählung beiseite, so ergeben sich zwei Aussagen der Mosegrabtradition : 1. Mose überschaut das Land, in das sein Volk ziehen wird, von außerhalb. Nach D. DAUBE103 bedeutet die Schau des Landes den Rechtsakt der Darbietung eines Grundbesitzes, der mit diesem Akt übereignet werden soll. Mose bekommt als Repräsentant und Mittler des Volkes das Land übereignet, obwohl er selbst es nicht mehr betreten wird. Wie die Parallele beim Vater Abraham (Gen 13 14) zeigt, 95

96

97 98 99

100

Bei J ist das Erscheinen der Wolke meist auf den Ort am Eingang des Zeltes beschränkt E x 33 9f. Num 12 5, so auch Dtn 3115b. Zu 15 a vgl. Num 11 25. Zu E vgl. E x 17 8 ff. 24 13 32 17. Josua ist nirgendwo wirklich fest verankert, vgl. K. M Ö H L E N B R I N K , Josua im Pentateuch, ZAW 59 (1942/3) S. 14ff. gegen R O W L E Y a. a. O. S. 142. Das deutet darauf hin, daß jene Erwähnungen eine eigentliche Josua-Überlieferung nur vorbereiten sollen. Was im einzelnen zu dieser gehört haben wird, läßt sich nicht so unmittelbar sagen. Einige Vermutungen s. u. bei der Analyse von Jos 24. Nur J erzählt vom hl. Zelt. Zum Beweis vgl. NOTH, Uberlief, gesch. Studien S. 190F. Zur Analyse vgl. N O T H , a. a. O . S . 2 1 2 f. mit Verweis auf C . S T E U E R N A G E L , Deuteronomium, 2 . Aufl. ( 1 9 2 3 ) z. St. Vgl. NOTH, Ü b . des P e n t . S. 1 8 7 .

So Num 27 12b Dtn 32 49b. 52b P ; Dtn 31 2b 34 4 Dtr. — 34 1 bß ist Zusatz, s. o. im Text. 102 Ausführlich begründet bei NOTH, Israelitische Stämme zwischen Ammon und Moab, ZAW 60 (1944/5) S. 19. 1 0 3 Rechtsgedanken in den Erzählungen des Pentateuch, BZAW 77 (1958) S. 35; vgl. schon G U N K E L , Genesis zu Gen 13 1 4 ; ebenso P R O C K S C H u. v. R A D Z. St.

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Die Jahwe-Verehrung der Wüstenzeit

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ist der Sinn dieser Handlung die feste Verbürgung für den zukünftigen Besitz des Volkes und d. h. eine Landverheißung. Wie die Väter wird Mose noch der Landverheißung teilhaftig, auch wenn er selbst das Land nicht mehr betritt. 2. Mose stirbt außerhalb des verheißenen Landes. Dtn 31 2 b 34 4 wird das bloße Faktum festgestellt. Dtn 3 26 gibt als Begründung an »um euret- (seil.: des Volkes) willen«, ohne näher auszuführen, was konkret gemeint ist 104 . Dtn 1 37 f. 106 sagt, daß Jahwe Mose seit dem unglücklichen Ausgang der Kundschafter-Aussendung um des Volkes willen gezürnt habe, d. h. Mose sollte an dem Geschick teilhaben, das Jahwe damals über das Volk verhängt hatte (Num 14 n a . 23 b. 24 J ) . P bietet schließlich als Erklärung, daß Mose Jahwe am Wasser von Meribat-Kades nicht verherrlicht habe (Num 2714 Dtn 32 51 mit Verweis auf Num 20 12). An Hand dieser Ubersicht kann man noch deutlich den Gang der Überlieferungsbildung verfolgen. Ausgangspunkt war die Tatsache, daß Mose mit dem Kulturland nichts zu tun hatte, sondern außerhalb desselben geblieben war. Dies war für die Späteren ein schwer zu fassender Gedanke, da nach ihrer Anschauung das Ziel der Führertätigkeit des Mose die Landnahme war 106 . So erklärten sie sich diesen Umstand als göttliche Strafe, zunächst noch ohne ein Verschulden des Mose, der nur als Angehöriger der Wüstengeneration mit dieser außerhalb des Landes bleiben muß 107 , und dann, bei P, mit Verschulden des Mittlers, wohl weil die Strafe als sehr groß erscheinen mußte. Daher liegt der Erzählung im Ganzen das Motiv zugrunde, daß der Mittler der Wüstenzeit das Verlassen der Wüste und den Eintritt ins Kulturland legitimieren soll. Dem Mosevolk wird in der Person seines Mittlers das neue Land zugeeignet, auch wenn dieser selbst das Land nicht mehr betreten wird108. Daher gehören die beiden Motive »Schau des Landes« und »Tod des Mose außerhalb des Landes nach seiner Schau« unmittelbar zusammen, während die Grabtradition nicht das eigentlich Wichtige ist. Das aber kommt in der Über104

105

106 107

108

So auch 4 21 f., das offenbar ein Zusatz ist, vgl. dazu und zu 1 371. NOTH, Üb. des Pent. S. 187 A. 479. E s ist ein Zusatz, da es den Zusammenhang zwischen 36 und 39 unterbricht, s. vorig. Anm. So schon der Jahwist, vgl. Num 13 f. 16. E s verhält sich also mit dieser Erklärung genauso wie mit der für den Umstand, daß das Volk nach dem Auszug aus Ägypten nicht direkt ins Land einwanderte, sondern erst lange in der Wüste blieb. Beide gehen von der Vorstellung aus, daß das Land die eigentliche Gabe Jahwes in der Vorzeit war. S o m i t E . M E Y E R a . a . O. S. 7 3 ; NOTH, Z A W 6 0 ( 1 9 4 4 / 5 ) S . 1 9 f f . ; SMEND, J a h w e -

krieg und Stämmebund S. 88; gegen NOTH, Üb. des Pent. S. 187 ff.

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Jahwe und der Gott des Vaters

lieferung selbst noch dadurch zum Ausdruck, daß sie den genauen Ort des Mosegrabes gar nicht bestimmen kann. Ihr Interesse galt nicht dem Ort des Grabes, sondern der Tatsache, daß Mose nicht mehr das verheißene Land betrat 1 0 9 . So ergibt sich also, daß die Person des Mose selbst keine wirkliche Beziehung zur Landnahme hat, sondern daß sie dazu dient, den Übergang des Mosevolkes in das Kulturland zu rechtfertigen 1 1 0 . Die Tradition selbst hat aber ohne Zweifel die Beziehung zum Land, und so fragt man sich, ob es reiner Zufall ist, daß die Amtsübertragung von Mose auf Josua in unmittelbarer Verbindung mit ihr erzählt wird 111 . Wie blaß ist die Aufforderung an Josua, mutig und unverzagt zu sein 1 1 2 , und wie stark die Schau, die Mose zuteil wird, obwohl nicht er, sondern Josua das Land einnehmen soll! Ist nicht diese Tradition ursprünglich eine /oswa-Tradition, und erklärt sich nicht der eigentümliche Weg von der südlichen Wüste ins Ostjordanland daraus, daß anschließend der Einwanderungsweg der /oswa-Tradition erzählt werden soll? Mose als der Exponent der Wüstenzeit aber trat im entscheidenden Moment der Einwanderung an die Stelle Josuas.

§ 3. Übereinstimmungen

mit und Differenzen und den Mosesagen

zwischen den

Vätersagen

Bei aller Verschiedenheit, die noch näher zu erläutern sein wird, gibt es in den Mosesagen eine Reihe von Zügen, die denen der Vätersagen sehr nahe kommen. 1. Jahwe ist ein führender Gott. Das kommt in der Auslegung seines Namens durch iTHN (3i4b), "pv iTHN (12) und rrns -)t!?X rrnx (14 a) 113 109

110

111 112

113

Damit entfallen die Erwägungen NOTHS a. a. O. S. 187f., die Möglichkeit einer ursprünglich exakten Lokalisierung zu rechtfertigen. Die in der Mosegrabtradition bereits vorausgesetzte und nachträglich begründete Einwanderung der Moseleute nach Kanaan wird letztlich aus dem gleichen Grunde geschehen sein, der zur Einwanderung nach Ägypten geführt hatte, daß nämlich die Wüste keine ausreichende Versorgungsmöglichkeiten mehr bot. Weiteres s. u. Num 27 15 ff. Dtn 31 7f. 3114f. (J) Jos 1 nach Dtn 34. Dtn 31 7. 8b Jos 1 6f. In dieser Hinsicht ist auffällig, daß Jos 1 3f. eine Art Wiederholung von Dtn 34 2-4 darstellt. Nur ist jetzt nicht mehr die Schau des Landes, sondern das Begehen, also ein analoger Akt, im Blick. Wie sehr Beides zusammengehört, zeigt wieder Gen 13 I4f. 17. Die beiden Akte, die bei Abraham zusammenstehen, sind also zwischen Mose und Josua aufgeteilt. Diese Formel enthält wohl zugleich eine Machtaussage, wie die ägyptische Parallele wnn.j wnn.kwj (Ausspruch eines Pharao gegen die Bedrohung asiatischer Feinde) zeigt: »Ich bin (schließlich der) Ich (-seiende)«, bei A. ALT, ZAW 58 (1940/]) S. 159f.

Die Jahwe-Verehrung der Wüstenzeit

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zum Ausdruck: Jahwe ist ständig bei seinem Volk und bei seinem Mittler. E r ist überall gegenwärtig und d. h. heilvoll anwesend. Das Volk soll noch sehen, heißt es 34 io 114 , was Jahwe zusammen mit seinem Mittler tun wird. Diese ständige Präsenz Gottes beim Volk wird im Gottesstab (4 17. 20) sichtbar. Mit ihm soll Mose die Zeichen tun, die zeigen, daß Jahwe bei seinem Volke ist (4 17 17 7). So erweist sich die Führung Jahwes beim Meerwunder (15 21), in Mara (15 22-26) und Massa-Meriba (171-7) sowie bei der Einsetzung der Ältesten (1819.23). 2. Daß Jahwe nicht ortsgebunden ist, zeigt sich auch daran, daß er nicht nur an seinem Hauptkultort, dem Sinai, erscheint, sondern auch in Massa-Meriba (17 6) und daß sakrale Handlungen wie Gesetzgebung (15 25 b) und Gottesmahl (18 12) auch in Mara und am Gottesberg 116 stattfinden können. 3. Wie der Vatergott 1 1 6 sorgt Jahwe für die Seinen. Entsprechend den Bedürfnissen der eigentlichen Wüste erweist sich seine Fürsorge jedoch weniger an der Größe des Viehbesitzes wie bei den Vätern als am Zugang zu Wasserstellen in der Wüste. Diese sind Gaben Jahwes, sagen die Überlieferungen (15 23 17 7). Zu den Oasen gehören als sekundäre Gaben natürlich auch etwas Vegetation und vor allem ein paar Fruchtbäume (Num 20 5) 117 . 4. Seine Fürsorge zeigt sich ebenso, wenn Feinde sein Volk bedrohen 118 . Das große Beispiel dafür ist das Meerwunder119. Da dies Ereignis als Endpunkt der Herausführung aus Ägypten ein besonderes Symbol des Jahwe-Kultes geworden ist, hat es sich dem Bewußtsein des Volkes fest eingeprägt 120 . 5. Eine spezielle Übereinstimmung zeigen die Mosesagen mit den Abraham-Isaaksagen insofern, als sie teilweise gemeinsames Territorium berühren. Das gilt vor allem für die Umgebung der großen Oase von Kades (Gen 16 14 2 0 1 ; vgl. 14 7 E x 17 7 Num 20 13 27 14) und den Bereich der Wüste Schur 121 . Ferner ist hier die Erinnerung an einen Zug nach und von Ägypten bewahrt (Gen 12 10 114 115

Zur Ausscheidung der Dtr.-Elemente vgl. S E E B A S S a. a. O. S. 15 A. 9. Als Kultort muß er wohl zunächst vom Kultort des Sinai getrennt vorgestellt werden, da die eigentliche Sinaitradition mit der Midianiterüberlieferung nichts zu t u n h a t , vgl. NOTH a. a. O. S. 1 5 1 .

II« 117

118 119 120

121

Vgl. V. M A A G , Der Hirte Israels, Schweizer Theol. Umschau 2 8 ( 1 9 5 8 ) S. 1 1 f. Im sekundären Bestand der Überlieferung ist dies Motiv um die Manna- und die Wachtel-Sagen erweitert worden ( E x 16 und Num 11). Vgl. M A A G a. a. O . für die Väterzeit. Weitergehende Erwägungen bei SMEND, Jahwekrieg und Stämmebund S. 79 ff. Dies Motiv wird durch die Erzählung E x 17s ff. (E-Sondergut) ergänzt. Auf Grund dieses kriegerischen Zuges ergab sich die Beziehung zur Lade von selbst, Num 10 35 f. Gen 20 i und E x 15 22 f.; vgl. zum Ganzen N O T H a. a. O. S. 127.

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Jahwe und der Gott des Vaters

26 2 46 ib. 4 a ) 1 2 2 . So wird verständlich, daß in dieser Tradition ein Motiv Aufnahme fand, das seinen Ursprung wohl in den Mosesagen hat. Am Anfang von Gen 22 (Isaaks Opferung) heißt es: Und Gott versuchte (noi) den Abraham. Dementsprechend geht die Erzählung auf einen Ortsnamen aus, der den Namen Jahwes enthält: HNT mrp (14)123.

6. Wie bei den Vätern enthält der Grundbestand der Mose-Sagen bis auf die Auszugstraditionen nur Heiligtumssagen. Wenn in Mara Satzung und Recht erteilt wird (15 25), so ist das wohl kaum denkbar ohne irgendwelche kultische Folgen. In Massa-Meriba wird von einer Theophanie (17 6) berichtet. Das bedeutet nichts anderes, als daß dort dem Gott, der sich zu erkennen gegeben hatte, eine Verehrung zuteil wurde. Am Gottesberg feiert der midianitische Priester mit den Ältesten des Mosevolkes ein Gottesmahl. Das aber ist wahrscheinlich als Eröffnung einer kultischen Gemeinschaft zwischen den beiden Gruppen und nicht als einmaliger Akt zu verstehen. Im Zusammenhang mit dieser Gemeinschaft ist es anscheinend zu einer kultischen Neuordnung des Mosevolkes gekommen, nach der die Ältesten das Volk beim Gottesmahl ständig vertreten sollten (18 13 ff. 24 9.11 b). Für den Sinai liegt die kultische Funktion auf der Hand. All dies setzt einen längeren Aufenthalt in der Wüste voraus, wie er ja auch durch Jos 24 7 b Num 14iia. 23 b. 24 J Dtn l36ff. 21-13.14 ff. 82-4 bezeugt ist. 7. Wie die Vatergottverehrung hat sich die Jahweverehrung anscheinend allmählich Kultorte angeeignet, die ihr ursprünglich fremd waren. Denn Mara, Massa-Meriba und der Gottesberg sind 122 123

S. Weiteres o. S. 39ff. Zu diesem Ortsnamen vgl. NOTH a. a. O. S. 126. M. R. verzichtet NOTH a. a. O. gegen die meisten Kommentare z. St. auf die Suche nach einem Ortsnamen, der in 22 14 verderbt sein soll, wie Jeruel o. ä. — NOTH a. a. O. S. 125 meint, Gen 22 1-19 stehe als E-Sondergut überlieferungsgeschichtlich abseits. Bei näherem Zusehen stößt man jedoch auf eine höchst verwickelte Traditionsgeschichte, da die Erzählung mit der Isaak-Ismael-Sage zusammengehört. Beim Vergleich von Gen 16 und 218-21 fällt auf, daß der Gottesname und der Ortsname von Gen 16l3f. in 21 8 ff. fehlen. Aber die exakten Parallelen dazu stehen in 22 1 ff. : Dem Ortsnamen »Jahwe sieht« entspricht der Gottesname »El Roi«, der etymologischen Anspielung 22 8 die analoge Anspielung 16 13 b, vgl. auch 22 14 b. Auch das Land Morija gehört in diesen Traditionskreis. Ferner läßt sich beobachten, daß 218-12 ein relativ selbständiger Erzählungsteil ist, der seine Parallele in 2 5 5 f. H b J hat ; denn nach J wird nicht Ismael, sondern Hagar vertrieben, und erst von Nebenfrauen hat Abraham Söhne, die er zugunsten des Erbes Isaaks vertreibt. Isaak aber läßt sich in Beer Lachaj Roi ( !) nieder. Schließlich besteht zwischen 16 6-12 und 2114-21 nur teilweise Ubereinstimmung. Dagegen zeigen 21 14-21 und 22 3-13 viele Übereinstimmungen : Der einzige Sohn gerät in Todesgefahr ; aber Gott öffnet der Mutter bzw. dem Vater die Augen, so daß sie die Rettung in der Not erblicken.

Die Jahwe-Verehrung der Wüstenzeit

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wahrscheinlich ursprünglich selbständige Kultstätten gewesen124. Ein Unterschied zur Vatergott-Verehrung besteht jedoch darin, daß der Gottesname des ursprünglich fremden Kultorts nicht erhalten blieb, sondern von dem Jahwe-Namen verdrängt wurde. 8. Wie der Vatergott-Kult mit der Person des Vaters ist der Jahwe-Kult der Wüstenzeit besonders mit der Person des Mose verbunden. Zwar ist Mose Mittler zwischen Gott und Volk, während der Vater gleichsam seine Gruppe in sich enthält126. Trotzdem aber dominiert die Gestalt des Mose so stark, daß man die Wüstentradition als Mose-Sagen bezeichnen muß. Schon die Berufungssage zeigt die Verhältnisse deutlich: Zwar wird Mose für das Volk berufen, und die Berufung des Volkes ist von der des Mose nicht abtrennbar. Aber es ist nun doch speziell der Mittler, zu dem gesagt wird: Ich werde mit dir sein (3 io)126 und: Das Volk soll noch sehen, was ich (Jahwe) mit dir zusammen tun werde (34 io). Es ist der Mittler, der in 17 1-7 (15 22 ff.) und 32 *1-29 die wahre Jahweverehrung repräsentiert und dessen Mittlertum dort geradezu das Thema der Erzählung bildet. Von der Gabe des Mittlers wird den Ältesten gegeben, als sie in ihre Funktion eingesetzt werden (Num 1117 Ex 18 i3ff.)127. 124

126

126 127

Beim Gottesberg läßt sich das noch unmittelbar erkennen, d a er die K u l t s t ä t t e der Midianiter war. F ü r Massa-Meriba u n d Mara hoffe ich, das a. a. O. S. 32 ff. gezeigt zu haben. Ein Ansatz zur Differenzierung zwischen dem Vater u n d der Vatersippe findet sich beim Vater Israel, vgl. 3113-16 u n d 35 2-4. Daher schafft dieser Unterschied keine grundlegende Differenz. Diese Zusage wird d a n n in 3 14 auf das Volk ausgedehnt. Man möchte hier f o r t f a h r e n : Auf Grund des Eintretens des Mittlers f ü r sein Volk erhält es Vergebung nach dem schweren Vergehen der Anfertigung eines Gottesbildes (Ex 32 30—3410). Leider ist hier jedoch neben Dtr. n u r noch J erhalten geblieben. — Meine Analyse von E x 32—34 a. a. O. S. 40f. 50ff. 69—82 bedarf einiger K o r r e k t u r e n : a) 32 24 kann wegen seiner Pointe »Ich warf das Gold ins Feuer: D a entstand dies Kalb!« (24b) n u r insgesamt zu Dtr. gehören, d a m a n 24a von der Fortsetzung nicht trennen kann. Aarons Entschuldigung schloß bei J mit v. 23, an den 25 gut anschließt: Die eigentliche Schuld wird dem Volk zugeschrieben. Immerhin ist Aaron dadurch schuldig geworden, daß er das Volk nicht im Zaum gehalten h a t . — b) 3232-34 ist Dtr. Die spätere E n t s t e h u n g von 32 32 f. bewies O. E I S S F E L D T , Der Beutel der Lebendigen (1960) S. 27 f. Meine Interpretation von 32 32 f. 34 b im Verhältnis zu 32 20 (a. a. O. S. 51) t r i f f t zwar wohl den Sinn von 32f., k a n n aber 34 b nicht überzeugend anschließen. 34 b m u ß daher Überleitung zu 35 Dtr. sein. An 32 30f. J m u ß sich u n m i t t e l b a r 33 12b. 13a J angeschlossen haben. — c) Die Überlegungen a. a. O. S. 72—86 zur Einordnung von 15 22-26 gehen zu weit. 15 22-26 ist wohl eine selbständige Erzählung von einer Wasserheilung durch den Gottesstab. — d) Die E-Erzählung, die mit 32 20 sicher nicht am Ziel ist, m u ß der des J sehr ähnlich gewesen sein, bestand also wohl aus der Theophanieszene 33 21. 22 . 23 a, die durch I Reg 19 8-13 als Gottesberg-Tradition erwiesen wird, u n d der Ausrufung des versöhnenden Gottesnamens, also wohl j"l]m D i m m i r . Die Ausrufung

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Jahwe und der Gott des Vaters

9. Der Sinn der Einführung des Mose in die verschiedenen Heiligtumssagen ist ebenfalls der gleiche wie bei den Vätern: Offenbar soll er je den hl. Ort legitimieren bzw. ihn als solchen einsetzen. Ihm wird der Name Jahwes am Sinai offenbart (3 13-15 33 19), und er eröffnet den Kult (24 4-8). Durch ihn wird die bittere Quelle von Mara gesund, an der Jahwe Satzung und Recht gibt. Er eröffnet die Quelle am Felsen von Massa-Meriba, an dem ihm die Gotteserscheinung zuteil wird. Durch seine Beziehungen zum midianitischen Priester kommt es zur kultischen Gemeinschaft mit den Midianitern am Gottesberg, die der Anlaß dazu wird, daß Mose auf Grund eines von Gott autorisierten Spruchs des midianitischen Priesters eine neue Regelung für die kultischen Funktionen von 70 Ältesten trifft (18 13 ff. Num 11 *ioff.). Am Sinai redet Mose mit Jahwe, und Jahwe antwortet (19 19. 9a). Mose werden die hl. Tafeln ausgehändigt, die nach der Tradition von Jahwe selbst angefertigt und beschrieben sind (32 16 3118 b), und zu diesem Zweck erhält er Zutritt zu Gottes paradiesischem Wohnsitz, wo er 40 Tage und 40 Nächte (24 18 b; vgl. 34 28 Dtr.) bleiben kann, ohne essen und trinken zu müssen. Überall ist es Mose, der Heiliges einsetzt und vermittelt. Neben diesen parallelen Zügen sollen nun auch die divergierenden beachtet werden: 1. Der Gottesname Jahwe ist echter Eigenname, der der Vätergötter nicht. — 2. Im Jahwe-Namen findet sich nicht wie bei den Vätergöttern eine Beziehung zur ei wählten Gruppe, sondern diese ist umgekehrt der mir D5J128. — 3. Die Mosesagen können nie mit solchem Behagen vom Volk reden wie die Vätersagen vom Vater. Sie berichten, daß Jahwe sich auch gegen das Volk (Ex 15 22 ff. 17 1 ff. 32 1ff.),ja gegen Mose selbst (4 13ff.)durchsetzen mußte 129 . — 4. Damit hängt zusammen, daß die Erwählung in den Vätersagen nicht so schroff beschrieben wird wie in den Mosesagen. In jenen bekommt sie dadurch eine gewisse Strenge, daß der erwählende Gott gelegentlich selbst den eigentlichen Widerstand gegen die Erfüllung der Verheißung setzt (Gen 22 32 23ff.).Aber das wird nicht wie in den Mosesagen mit der Aussage verbunden, daß das Volk seine Existenz vor Jahwe im höchsten Maße gefährdet hat (Ex 32) und deshalb hart bestraft wird. So steht die Erwählung in den Mosessagen allein auf des Gottesnamens hat der Jahwist offenbar mit Motiven aus 3 13-15 neu gestaltet, vgl. a. a. O. S. 13 ff. 128 vgl. dazu jetzt die Studie von R. Smend, Die Bundesformel (1963). 129

Vergleichbar sind bei den Vätern nur die Hemmungen, die der Erfüllung der Verheißung entgegenstehen. So bei Abraham die Stammuttersage, bei der das Leben Abrahams und damit auch die Verheißung großer Nachkommenschaft bedroht ist; die Opferung Isaaks, bei der der Verheißungsträger (22 12) aufs Spiel gesetzt wird; der Kampf am Jabbok für Jakob usw.

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Die Jahwe-Verehrung der Wüstenzeit

der Zusage, die im Jahwe-Namen selbst enthalten ist (3 i4f. 33 19)130. Uber die Offenbarung des Chaos hinweg (19 16. is) hat Jahwe durch sein Wort (19 19) das Volk berufen. So ist Jahwe der schlechthin machtvolle (3 14) und stets gegenwärtige Beistand. — 5. Zusammenfassend muß man wohl sagen, daß die religiösen Dimensionen der Jahwe-Verehrung größer sind als die der Vatergottverehrung. Man braucht nur daran zu erinnern, daß es in den Vätersagen nichts der Sinaitheophanie131 oder dem Meerwunder Vergleichbares gibt. — 6. Dagegen darf man nicht, was öfter getan wird132, als Unterschied annehmen, daß die Mosezeit vom Kampf gegen andere Götter bestimmt war, während er in der Patriarchenzeit noch keinen Platz habe. Denn außer der isolierten Notiz E x 12 12 P gibt es keinen Kampf gegen fremde Götter. Das Bekenntnis Jethros am Gottesberg (18 11 a) 130

Die Ausgestaltung der Formel iTTlN ¡ T T I N ß u a ) durch die Formel ]1im D i m V x in 3319 a muß hier unberücksichtigt bleiben. — Neuerdings hat O. EISSFELDT, E l and Yahweh, J S S 1 (1966) S. 37 behauptet, Jahwe sei ursprünglich ein bizarrer und gefährlicher Charakter, der erst durch die Eigenschaften Eis, nämlich Barmherzigkeit, Gnade, Langmut und Weisheit, wesentlich ergänzt und gemildert worden sei. I n dem Aufsatz »Partikularismus und Universalismus in der israelitisch-jüdischen Religionsgeschichte«, T h L Z 79 (1954) Sp. 283 f. sagt er sogar, der Gott des Alten Testaments, so wie er vom Christentum aufgenommen und auf uns gekommen sei, zeige in Wirklichkeit mehr die Züge E i s als die Jahwes. — Diese Behauptungen sind m. E . ganz und gar irreführend. Wenn Jahwe durch sein Erscheinen am Meer sein Volk aus der Hand der Ägypter rettet, so erweist er sich nicht als bizarr, sondern als mächtig, auch über die Chaosmacht des Meeres und so erst recht gegen Ägypten. Als er seinem Volk trotz dessen Aufbegehren gegen ihn Wasser in der Wüste gab ( E x 17), zeigte er große Langmut, und wenn er das Volk bei der Anfertigung des Gottesbildes hart straft, so zeigt er nur, daß er zu seinem Gebot steht. Die eigentümlichen Sagen des Buches Numeri (Num 11 1-3.4a. 33f. 1 2 i 0 f f . 16 280.) aber zeigen — in ihrer Härte den Lebensumständen des Nomaden durchaus vertraut — daß Jahwe nicht mit sich spielen läßt — nicht zufällig stellt der Sinai den Einschnitt dar. Übertragen gesagt, ist der Gott des Alten und Neuen Testamentes mit dem Jahwe vom Sinai gleichgeblieben. Wie will man sonst die Härte der prophetischen Verwerfungspredigt, wie die Kreuzigung des Jesus von Nazareth und wie die Verfolgung und das Leiden der christlichen Gemeinden und darüber hinaus der Menschheit überhaupt begreifen und wie umgekehrt die Predigt von Gnade, Erwählung, Rechtfertigung ? Ohne Zweifel hat der Gott E l in seinem Wesen zum Verständnis des Gottes J a h w e beigetragen, aber doch nicht so, daß aus diesem etwas völlig Anderes geworden wäre.

131

Auch nicht die eigentümliche Theophanie Gen 15 die in der Radikalität ihrer Aussage allerdings dem Sinai nahesteht, was die Überlieferung vielleicht durch die Ähnlichkeit der Theophanieform Gen 1517 und E x 19 18 (Backofen und Schmelzofen) zum Ausdruck bringen will.

132

S o z . B . B . G E M S E R , G o d i n G e n e s i s , O . T . S t . 1 2 ( 1 9 5 8 ) S . 1 9 f f . ; Y . KAUFMANN,

The Religion of Israel, London (1961) S. 222f., dagegen auch EISSFELDT, T h L Z 88 ( 1 9 6 3 ) S p . 4 8 4 f. S e e b a ss

6

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Jahwe und der Gott des Vaters

hat zwar andere Götter im Blick, setzt sich jedoch ihnen gegenüber nicht zur Wehr 133 , sondern konstatiert einfach die Überlegenheit Jahwes. Mit Num 25 1-5 aber befindet man sich bereits im ostjordanischen Kulturland 134 . Überschaut man das vorgelegte Material an Übereinstimmungen und Differenzen, so drängt sich der Eindruck auf, daß in den Sagen der Wüstenzeit zwei Typen der Gottesverehrung miteinander vereint worden sind, nämlich die Vatergottverehrung mit ihren typischen Elementen und die Hochgottverehrung des Herrn vom Sinai, dessen Wesen unverkennbar im Meerwunder in Erscheinung tritt. Das aber ist auch das Bild, das die Überlieferung selbst bewahrt, und wenn ihre Erinnerung einigermaßen das Richtige trifft, muß der Berührungspunkt zwischen beiden Typen bei der Herausführung aus Ägypten und speziell beim Meerwunder liegen, da die Vatergott-Überlieferung nur in diesem Bereich auftritt ( E x 3 6 15 2 18 4). E s soll daher versucht werden, in aller Kürze ein Bild von den Ereignissen zu entwerfen, die hinter der Überlieferung stehen.

§ 4. Versuch

einer geschichtlichen Auswertung

der

Mose-Traditionen

Um jedem Mißverständnis vorzubeugen, ist zunächst eine einschränkende Bemerkung nötig. Bei der folgenden Auswertung ist es nicht möglich, Vollständigkeit der Gesichtspunkte bei der Diskussion der Traditionen anzustreben. Vielmehr hält sie sich so eng wie möglich 133

An diesem Punkt geht meine Interpretation a. a. O. S. 87 f. u. ö. über den Text hinaus, wenn sie behauptet, daß E x 18 I I a sagen wolle: Nur dieser eine Gott ist Gott. Wie die Parallelen aus Ugarit (Baal) und Babylon (Marduk) zeigen, gibt die Aussage nur her, daß es sich bei dem betreffenden Gott um einen Götterkönig handelt, also um einen besonders mächtigen Gott, nicht mehr.

134

E s handelt sich sogar um einen Punkt, wo mehrere Kulturkreise zusammenstoßen, vgl. NOTH, Gesch. Israels S. 144. •— Wenn an einigen Stellen bei den Propheten (Hos 2 lOf. 9 10 J e r 2 2f. 3 4 E z 16 1-14) die Wüstenzeit als d i e Zeit der glücklichen Verbindung zwischen Jahwe und dem Volk erscheint, während mit Betreten des Landes der Abfall zu fremden Göttern beginnt (Hos 111-3 9 10.15 Hes 16 1-14, vgl. dazu R . BACH a. a. O., S. 22ff.), so ist damit wohl etwas Richtiges gesehen. Tatsächlich dürfte der Kult fremder Götter in der Wüstenzeit noch keine Rolle gespielt haben. — Wenn Hos 9 10 E z 16 1-14 das Volk als ein köstliches Gut schildern, das Jahwe in der Wüste fand, so widerspricht das m. E . nicht den Wüstentraditionen. Denn Jahwe hat sich die Erwählung etwas kosten lassen, wenn er die Ägypter im Meer vernichtete, und er hat sein Volk in der Wüste reichlich beschenkt. Ein anderes Bild zeichnet erst J mit dem Motiv des Murrens in der Wüste, gegen BACH a. a. O. S. 18. 33f. Der Skopus der alten Sagen E x 15 221t. 17 lff. ist j a nicht das Klagen des Volkes, sondern das herrliche Tun Jahwes, wie das »bis auf den heutigen Tag« im Segen der Quelle sichtbar ist.

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Die Jahwe-Verehrung der Wüstenzeit

an die vorausgegangenen traditionskritischen Untersuchungen. Das bedeutet, daß hier nur einige Grundlinien sichtbar gemacht werden können und sollen, die für die Auswertung in jedem Fall wichtig sind. Dasselbe ergibt sich auch von einer anderen Seite. Für die Untersuchung sind fast ausschließlich Traditionen herangezogen worden, die deshalb, weil sie doppelfädig überliefert sind, die höchstmögliche Gewähr für hohes traditionsgeschichtliches Alter bieten. Diese Basis ermöglicht nui ein Minimum an Auslegung; denn man kann ja nicht ausschließen, daß das traditionsgeschichtlich nicht so alte Material im einzelnen Nachrichten enthält, die für das geschichtliche Verständnis äußerst wertvoll sind135. Die historische Betrachtung muß wohl von dem Umstand ausgehen, daß die alten Mosesagen mit Ausnahme der Erzählungen vom Auszug aus Ägypten Heiligtumssagen sind136. Die Vätersagen bieten dazu eine direkte Analogie. Der Vater Israel wird aus Mesopotamien heraus nach Kanaan zum Heiligtum von Sichern geführt. Die JakobGruppe hatte anscheinend Sichern und Bethel als kultische Haftpunkte im neuen Bereich. Das Einzugsgebiet dieser Heiligtümer aber reichte bis ins Ostjordanland, und die Verbindungen der Jakobgruppe reichten bis in das Gebiet der mp 1 ]3 13? . Abraham ist von Gott aus seinem Vaterhause geführt worden (Gen 20 13). Kultischer Haftpunkt der Abraham-Isaak-Sagen ist das Heiligtum von Beerseba (2133 26 24f. 46 1 ff.). Aber das Wandergebiet ihrer Gruppe reicht weit in die südliche Wüste hinein, bis nach Kades und Schur, bis zur Nachbarschaft mit Ismael am Beer Lachaj Roi (25iib) 1 3 8 . So hatte auch das Mosevolk nach der Herausführung aus dem »Sklavenhause« seine kultischen Haftpunkte in Mara, Massa-Meriba und am GottesbergSinai, wo es Berührungen mit den Midianitern gab. Aber das Wandergebiet wird wohl die ganze Sinaiwüste gewesen sein. Das »Land«, in das es geführt wurde, war eben zunächst die Wüste selbst, und gefeiert wurde die Rettung aus Ägypten (18 4 b. 9 f.) und nicht die Verheißung großer Nachkommenschaft (Abraham-Isaak) oder die neuen Landes (Jakob-Israel). Diese Analogie hilft auch, die Verbindung der Mosegruppe mit den Midianitern zu verstehen. Die Isaak-Gruppe hatte offenbar 135

Z. B. ist wohl die Rolle nicht unwichtig, die Kades in den Landnahmesagen Num 13f. (13 26) und 20 laß. 14ff. spielt; ferner die Nachricht von einem Grab Mirjams in Kades (Num 20 l). Vielleicht enthält auch das in Num 12 und 16 abgewandelte Motiv eine richtige Erinnerung, daß Mose als die entscheidende Sakralperson der Wüstenzeit schon in dieser selbst nicht ganz unangefochten war, vgl. J. W E L L HAUSEN, Israelit, u. jüd. Geschichte S . 29 A. 4, und: Die Comp, des Hex. S . 107f., bei E .

OSSWALD a . a . O . S . 5 1 .

« S. o. S . 78 f. 137 S. o. S. 47ff.

13

138

S. o. S. 77. G*

84

Jahwe und der Gott des Vaters

Verbindungen zum Heiligtum der Ismaeliter, dem Beer Lachaj Roi (Gen 25 Hb), und die Jakob-Gruppe hatte enge, verwandtschaftliche Beziehungen zu den dlp ^n. Mit dem Aramäer Laban kann Jakob einen Vertrag abschließen, in dem sie beide den Gott ihres Vaters anrufen (Gen 31 53 a). So wird nun auch von Mose berichtet, daß er mit den Midianitern139 verschwägert gewesen sei, und genau in diesem und nur diesem Zusammenhang wird der Auszug auf das Handeln des Vatergottes der Mosegruppe zurückgeführt (Ex 3 1-12 15 2 18 4). Diese Tradition bedeutet wohl zweierlei: a) Die Befreiung aus Ägypten geschah ursprünglich im Zeichen des Vatergottes der Mosegruppe140, b) Die eigentümliche Überlieferung von Moses Flucht zu den Midianitern vor der Herausführung und seiner Berufung an deren Kultort, dem Gottesberg, umschreibt wohl einfach die Erinnerung, daß die Mosegruppe vor ihrem Auszug aus Ägypten schon in verwandtschaftlicher Beziehung zu den Midianitern stand und zu dem Neuen seit der Befreiung aus Ägypten nicht der Erwerb dieser Beziehungen, sondern eigentlich und letztlich die Beziehung zu Jahwe und seinem Hauptkultort, dem Sinai, gehört 141 . Diese aber ist durch die prophetische Erkenntnis der Mirjam hergestellt worden, die in der Vernichtung der Ägypter durch das Meer 139 NOTH, Üb. des Pent. S. 201 meint allerdings, daß die Verschwägerung mit dem midianitischen Priester letzten Endes wohl sekundär sei gegenüber der Erinnerung an die Begegnung mit Midianitern am Gottesberg. Ursprünglich sei nur die historisch wohl zutreffende Erinnerung daran, daß Mose eine ausländische Frau gehabt habe, wie die Varianten Num 12 1 und J d c 1 16 ( L X X ) 411 erwiesen (a. a. O. S. 185). Aber Num 12 1 ist m. E . sicher apokryph, s. o. S. 64 A. 44, und die Pentateuchtradition kennt nur die Midianiter als Verschwägerte des Mose, nicht die Keniter. Eine Verbindung zwischen Midianitern und Kenitern aber wird man unschwer haben herstellen können. 140 141

Vgl. K . T. A N D E R S E N , »Der Gott meines Vaters«, a. a. O. S. 188. Damit gebe ich meine I n t e r p r e t a t i o n der Gottesberg-Überlieferung in »Mose und Aaron, Sinai und Gottesberg« S. 83ff. 134ff. auf. Zwar ist m. E . E x 1 8 i i a richtig gedeutet, wenn man es auf Jahwes Meersieg bezieht. Aber daß diese Aussage zum ursprünglichen Bestand von E x 18 1-12 gehört, ist nicht wahrscheinlich. Am wahrscheinlichsten ist es wohl, daß Israel sie bewußt dem ausländischen Priester in den Mund gelegt hat, so wie der Pharao nach der späteren Tradition durch die Plagen gezwungen wird, die Übermacht Jahwes anzuerkennen, vgl. H. EISING, Die ägyptischen Plagen, in: L e x Tua Veritas (1961) S. 87. Ferner ist der eigentliche Skopus von E x 24 9-11 die communio der Ältesten mit Gott, ausgedrückt durch die visio dei (10 J , 11b E), und es ist fraglich, ob man dies Mahl mit dem Göttermahl nach dem Sieg über J a m bzw. die Tiamat in Ugarit oder Babylon vergleichen darf. Dem entspricht, daß weder in 24 9-11 noch in 18 12, wo das Mahl »vor Gott« viel eher die Gemeinschaft der Mosegruppe mit den Midianitern bestätigt als den Meersieg Jahwes ehrt, eine direkte Beziehung zum Meerwunder hergestellt wird.

Die Jahwe-Verehrung der Wüstenzeit

85

die Hand des Jahwe vom Sinai entdeckte (Ex 15 20 f.)142. Das hat wohl der Mosegruppe letztlich den entscheidenden neuen Impuls gegeben, der ihre Wege auf die Dauer von denen der Midianiter trennen mußte, und so finden wir sie in der eigentlichen Sinai-Überlieferung bereits nicht mehr 143 . Diese Erkenntnis der Mirjam setzt voraus, daß Jahwe, der am Sinai verehrte Gott, in seinem charakteristischen Wesen schon vor dem Exodus bekannt war 144 . Durch Mirjams Prophetie wird nun der Sinai zum Hauptkultort des Mosevolkes, und die Uberlieferung läßt keinen Zweifel daran, daß er das Zentrum der Jahweverehrung war 145 . Die schon seit älterer Zeit bekannte Sinaitheophanie (19 *3-20a) wird jetzt auf das Mosevolk übertragen146, und das Volk wird Jahwes Volk147. Dabei übernimmt es die schon vorhandene Sakralgesetzgebung des hl. Berges 148 , und in ihr spricht sich sogleich etwas von S. SEEBASS a. a. O . S. 1 3 1 ff. 143

Die sogenannte Midianiter- oder Keniterhypothese entfällt auf Grund der Berücksichtigung der Vatergott-Tradition. Denn die Einführung des Jahwe-Namens in E x 18 muß j a einem sekundären Stadium zugehören. Gegen ROWLEY, From Joseph to Joshua S. 149ff. K. H. BERNHARDT, Gott und Bild (1956) S. 125ff.

144

Die Prophetin Mirjam dürfte mit ihrer Person die ältere Verehrerschaft des Herrn vom Sinai vertreten, s. o. S. 55 A. 221. — Die Annahme, daß Jahwe seit alters der Berggott des Sinai gewesen sei und daß das Mose-Volk sich erst nach der Herausführung seinem Kult angeschlossen habe, ist alt, vgl. WELLHAUSEN, Prolegomena S. 349. — Die Tradition vom B u n d am Sinai ist wohl jungen Ursprungs, mit WELLHAUSEN a. a. O . ; vgl. a b e r v o r a l l e m E . M E Y E R a. a. O. S. 5 4 2 ff.; W .

BEYER-

LIN, Herkunft und Geschichte der ältesten Sinaitraditionen (1961) S. 57; SEEBASS a. a. O. S. 114f. Sicher aber bot die Sinai-Tradition Anknüpfungspunkte für die Bundestraditionen, vgl. 24 9-11 und die Einrichtung eines Kultes für die hl. Tafeln 1 4 5 S. o. S. 61 ff. (32 1 6). 146

Ich gebe damit meine Deutung der Stellung des Mose in der Sinaitradition auf, a. a. O. S. 117 ff. Aus 20 19 E ; 20 22 (Bundesbuch) geht hervor, daß es eine Erzählung von der Sinaitheophanie gegeben hat, in der Jahwe direkt mit dem Volk geredet hat und nicht mit Mose (19 9a. 19b). Diese letzteren Notizen dienen wohl der Legitimation des Mose als Mittler (vgl. 19 9a!). Mit SMEND, Jahwekrieg und Stämmebund S. 87 ff. sehe ich in Mose den charismatischen Führer seiner Gruppe beim Exodus. Im Übrigen aber steht er den Vätern näher als den großen Richtern, gegen SMEND a. a. O. Kriegerische Handlungen werden von ihm j a auch nirgends berichtet.

147

Da die Sinaitheophanie im Jahwewort gipfelt (19 9 a J 19 19 E 20 22 Bundesbuch) und die grundlegende Erkenntnis Jahwes tatsächlich im Meerwunder erfolgt sein dürfte, ist es m. E. sehr gut denkbar, daß die Jahwe-Rede mit einer Formel wie »Ich bin Jahwe, der dich aus der Hand Ägyptens rettete« (18 9b. 10 vgl. 20 2 a) eröffnete wurde. Die Formulierungen von 18 9 b. 10 wirken dabei altertümlicher als 20 2b; vgl. auch 18 4b.

148

Der Dekalog ist immer noch zu umstritten, als daß man in ihm mit Sicherheit die, allerdings mit späteren Zusätzen und Abwandlungen überformte, grundlegende

86

Jahwe und der Gott des Vaters

dem gegenüber dem Vatergott noch anderen, gewaltigeren Wesen Jahwes aus. Denn so machtvoll er sich zugunsten des Volkes gegen die Ägypter erwiesen hatte, so erhaben bleibt er im Umgang mit dem Volk: Niemand bekommt Zutritt zum Erscheinungsort Jahwes (19 1 2 . 1 3 a ) , und als Vorbereitung für den Kulttag wird ausdrücklich die Reinigung des Volkes gefordert (10 f. 14.15a). Sicher gehörte zu dieser Gesetzgebung auch das Gebot, kein Gottesbild anzufertigen, da es in der Auseinandersetzung mit Aaron vorausgesetzt wird, und es liegt auf der Hand, daß es sich dem Bild der übrigen Forderungen ganz und gar einfügt: Von diesem erhabenen, übermächtigen Gott darf man sich kein Bild machen 149 . Jahwe kommt seinem Volk nicht im Bild, sondern im Wort des Zuspruchs (3 14) nahe. An diesem Punkt ist es nun später zur Auseinandersetzung mit dem ursprünglich wohl selbständigen Mittler Aaron 180 gekommen. Welche geschichtlichen Verwicklungen zu dieser geführt haben, ist nicht überliefert. Erhalten blieb nur ihr Ergebnis, nach dem Aaron dem Mose, der inzwischen der Repräsentant des Jahwekultes geworden ist 151 , als »Mund« untergeordnet und Mose dem Aaron als »Gott« übergeordnet worden ist ( 4 i 6 b ) . Da diese Tradition ihre Verbindungen zu den Oasen Mara und Massa-Meriba hat, darf man wohl annehmen, daß diese Auseinandersetzung durch das immer stärkere Eindringen der Mosegruppe in den Bereich dieser Oasen zustande kam. Die Erzählung von dem Inhalt des Konfliktes aber ist an den Sinai selbst verlegt worden und hat so zu einer Bereicherung der Sinaitradition und des Kultes geführt (2412-15 a. 18 b 3 1 i 8 b 32 1-29). Alles in Allem genommen, ist es nicht sehr viel, was man mit einiger Sicherheit über die historischen Tatbestände der Wüstenzeit Überlieferung von dieser Sakralgesetzgebung ansehen könnte. E. GERSTENBERGER, Wesen und Herkunft des sogenannten apodiktischen Rechts im Alten Testament, Diss. Bonn (1961) weist nach, daß die apodiktischen Gebote in Du-Form der Paränese nahestehen, so wie sie in der Großfamilie geübt wurde. Er nimmt daher an, daß sie aus diesem Kreis heraus der Autorität Jahwes unterstellt worden sind und so Allgemeingültigkeit erlangt haben. Anders hat es sich wahrscheinlich nur bei den rein kultischen Verboten der Fremdgötter- und der Bilderverehrung verhalten. Sie unterstanden nach GERSTENBERGER a. a. O. S. 56 ff. von vornherein der Autorität Jahwes. 119 vgl. das Buch von K. H. BERNHARDT, Gott und Bild (1956). Auch BERNHARDT leitet das Bilderverbot aus der Mosezeit her (a. a. O. S. 154). Wichtig scheinen mir die Bemerkungen a. a. O. S. 151ff. zum besonderen Verhältnis Israels zu seinem Gott. 160

Vgl. SEEBASS a. a. O. S. 2 4 f f .

161

Gegenüber meiner Dissertation ist also die Einordnung der Auszugs- und der Midianiter-Tradition vertauscht. Die Reihenfolge Sinai-Tradition —• AaronTradition muß jedoch bleiben, da in der letzteren das Wesen Jahwes vom Sinai bereits scharf hervortritt.

87

D e r B e g i n n d e r J a h w e v e r e h r u n g in d e r G e m e i n s c h a f t I s r a e l

sagen kann. Wir sehen Mose als den Führer seines Volkes beim Auszug aus Ägypten, seinerseits unter der Führung des Gottes seiner Sippe. Während oder vor der Zeit seiner Bedrückung hatte das Volk Beziehungen zu den Midianitern aufgenommen162, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Verbindung zu diesen nomadisch und frei lebenden Verwandten den Anstoß für die Flucht (14 5) gab. Bei der Verfolgung durch die Ägypter kam es zum Meerwunder, das eine ganz neue, religiöse Dimension eröffnete; denn in ihm erkannte die Prophetin Mirjam die Hand des Gottes Jahwe, und so bekam das Volk als eigentlichen kultischen Haftpunkt den Sinai als die Stätte Jahwes, der nun schon nicht mehr der der Midianiter war. So war Jahwe mit dem Vatergott der Mosesippe eins geworden. Unter der Führung Jahwes drang das Volk in Gegenden vor, die durch reich fließende Quellen (Mara und Massa-Meriba) das nomadische Leben einer größeren Gruppe ermöglichten. Dabei kam es zu einem Konflikt mit einer fremden Gruppe, die sich auf den Mittler Aaron zurückführte und die dort ihre kultischen Haftpunkte hatte. Das Ergebnis war eine Vereinigung beider Gruppen im Geiste der Führung des Mose, bei welcher es zum ersten Mal zu einer scharfen »Äußerung« des Jahwekultes gegen ihm fremde Kultübungen kam (Ex 32). Auf die Dauer aber drängte das Volk über die Oasen hinaus in einen Raum größerer Lebensmöglichkeiten hinein und ging so im Volk Israel auf 163 .

2. A B S C H N I T T .

DER

BEGINN

DER

JAHWEVEREHRUNG

GEMEINSCHAFT

IN

DER

ISRAEL

§ 1. Der Landtag von Sichern Jos 24 war für die Herausarbeitung des Vaterbekenntnisses schon einmal kurz überschaut worden1. Die Analyse der Sichem-BethelSage, vor allem die Erkenntnis der Legitimation Jakobs durch den sichemitischen Kult in der Gemeinschaft Israel, gibt den Anlaß, noch einmal zu einer näheren Betrachtung von Jos 24 zurückzukehren. 152

Da

die M i d i a n i t e r n a c h G e n 3 7 28. 36 (text. em.)

unterhielten,

macht

die A n n a h m e

keine

Handelsbeziehungen

Schwierigkeiten,

daß

eine

zu

Ägypten

Berührung

z w i s c h e n d e m M o s e v o l k u n d d e n M i d i a n i t e r n a u c h in Ä g y p t e n s t a t t g e f u n d e n h a b e n k a n n . A u c h die F l u c h t e i n z e l n e r s e i n e r M i t g l i e d e r zu o d e r m i t d e n M i d i a n i t e r n a u s Ä g y p t e n w i r d s i c h e r n i c h t u n m ö g l i c h g e w e s e n sein. D a s i s t w o h l d e r H i n t e r g r u n d f ü r die E r z ä h l u n g E x 2 15 ff. 183

I n w e l c h e n B e r e i c h P a l ä s t i n a s die M o s e g r u p p e e i n w a n d e r t e , k a n n m a n k a u m m i t S i c h e r h e i t s a g e n . N e u b e g r ü n d e t e V e r m u t u n g e n b e i SMEND, J a h w e k r i e g u n d S t ä m m e b u n d a . a . O . S. 7 9 ff.

1

S. o. T e i l I, 1. A b s c h n i t t § 2 .

88

Jahwe und der Gott des Vaters

Denn der Vergleich von Gen 33 20 35 2. 4 mit Jos 24 1-15 schien zu lehren, daß Jos 24 erzählt, wie der Kult des El Elohe Jisrael der Kult des Jahwe Elohe Jisrael geworden ist. Da dies Kapitel jedoch zu mannigfachen Hypothesen geführt hat, sollen zuerst die der GenesisUberlieferung entsprechenden Motive näher aufgesucht und sichergestellt werden, um so eine möglichst feste Basis für die weitere Interpretation zu bekommen. Mit der neuesten, umfassenden Untersuchung von Jos 242 nehme ich an, daß 25-27 relativ altes Überlieferungsmaterial wiedergeben, so daß man bei ihrer Analyse einsetzen kann. 27 enthält offenbar zwei parallele Aussagen: a) Der Stein ist Zeuge für die Jahweworte unter3 den am Bund Beteiligten; denn er hat die Worte gehört, die Jahwe geredet hatte. — b) Der Stein ist unter den am Bund Beteiligten als Mahnmal, damit das Volk seinen Gott nicht vergißt4. Die zweite Aussage erinnert unmittelbar an Gen 33 20. Danach erhielt die Massebe6 von Sichern den Namen »El Elohe Jisrael«. Jos 24 27 b mildert diese Worte nur ab, wenn es sagt, der Stein sei m5?V für Jahwe, den Gott Israels, um dem möglichen Mißverständnis »Stein = Gott Israels« zu entgehen. Aber auch 27a ist eine Abwandlung von Gen 33 20. Der Stein repräsentiert hier zwar nicht den Gott Israels selbst, wohl aber seine Worte 6 ; denn er hat die Worte mitgehört und ist als solcher ein Zeuge in Israel. Nach 27 a ist der Stein also mehr als ein Mahnmal, aber doch nicht mehr Träger des Gottesnamens. — Es kann nun nicht zweifelhaft sein, daß 26 a zu 27 a parallel ist. Nach 26 a7 ist die Repräsentanz der 2

G. SCHMITT, Der Landtag von Sichern, (1964) S. 2 3 f . : 1.25-27 bildeten die ältere Schicht.

3

M. E . liegt kein Grund vor, von einem Zeugnis g e g e n Israel zu sprechen. E s geht zunächst einfach um das Zeugnis i n n e r h a l b Israels. So mit L u t h e r : »Sihe/ dieser Stein/ sol zeuge sein zwischen vns . . ./ und sol ein Zeuge vber euch sein/ . . .«, gegen die Züricher Bibel.

4

27b ist sicher nicht ein Dtr.-Zusatz, da sich dessen Sprachgebrauch nicht nachweisen läßt, vgl. LISOWSKY, Konkordanz, ad vocoem H31P.

s

So nach dem ursprünglichen T e x t , vgl. WELLHAUSEN, Comp, des Hex. S. 48. Man wird unmittelbar an die Gottestafeln E x 32 16 erinnert, die s t a t t des von Aaron angefertigten Bildes Jahwe wirklich repräsentieren. Allerdings sind sie beschrieben, während der Stein nach J o s 24 27 a, Gen 33 20 näherstehend, die Worte Jahwes nur »gehört« hat.

6

7

Nach RUDOLPH, Der »Elohist« von Exodus bis J o s u a z. St. soll man 26 a als sekundär ausscheiden, weil Josua hier dem Mose angeglichen werde. Aber das ist ein traditionsgeschichtliches, kein literarkritisches Argument. Und ganz abgesehen davon: wer wird eigentlich wem angeglichen, Josua dem Mose oder Mose dem J o s u a ? Die a l t e Sinaitradition kennt nur die von Gott selbst angefertigten Tafeln. E r s t die vom Kulturland beeinflußte Bundesbucherzählung 244-8 und danach 34 28 Dtr. sprechen davon, daß Mose das Gesetzbuch niederschreibt.

Der Beginn der Jahweverehrung in der Gemeinschaft Israel

89

Gottesworte, wie 27 a sie schildert, überflüssig, da sie im DTiVx MM ~ISD schriftlich festgehalten werden und dieses die Bezeugung der Worte in Israel übernimmt. Daher gehören offenbar 26 a und 27 b zusammen, weil nach 27 b der Stein nur Mahnmal dafür ist, Gott nicht zu vergessen. Da 26 b. 27 a den Gottesnamen Jahwe, 26 a aber den Namen Elohim verwendet, ergibt sich die Einteilung 26a. 27 b einerseits, 26 b. 27 a andererseits. Besondere Schwierigkeiten bereitet die Frage, welches die 27 a erwähnten »Worte Jahwes« gewesen sind. Nach dem vorliegenden Text kann nur die Gottesrede 2-13 gemeint sein8, da keine weiteren Jahweworte erwähnt werden. G. SCHMITT9 versucht zu begründen, daß sie nicht die ursprünglich gemeinte Jahwerede gewesen sein könne, sondern eine ältere verdrängt haben müsse. Aber angesichts der Beziehungen, die sich zu Gen 33 20 35 2. 4 ergeben haben, muß man die Lösung in anderer Richtung suchen. Denn was Gen 35 3 b als confessio Israel-Jakobs nur kurz anklingt (Gedanken an Hilfe in der Not und an die Führung in der Wüste) und was der Ben-Jisrael bei der Abgabe der Erstlinge ausführlich bekennt (Dtn 26 5 ff.), erscheint hier im Munde Jahwes als Führungsaussage. Es liegt also wieder eine Anknüpfung an die alte Sichem-Überlieferung vor. Denn was könnte den führenden Gott besser repräsentieren als die Erinnerung an seine Taten, durch die er sich als Israels Gott erwiesen hat ? Basis des Bundes ist ja die Geschichte, die Israel mit diesem Gott erlebt hat 10 , und so ist eben der »historische Prolog«11 der beste Bürge für die weitere heilvolle Anwesenheit Jahwes bei seinem Volk. Im Einklang mit Gen 33 20 ist daher der Stein (Jos 24 27 a) wirklich nur Zeuge für die Anwesenheit Jahwes bei seinem Volk12. Zeuge der Verpflichtungen ist ausschließlich das Volk selbst ( 2 2 ) 1 3 . 8

SCHMITT a. a. O. S. 2 4 f f .

9

Das entspricht seinem Bemühen a. a. O. S. 16ff. (im Gefolge älterer Arbeiten), die Jahwerede ganz in die Nähe ähnlich paränetischer Texte zu rücken, wie Jdc 6 8 ff. 10 11 ff. I Sam 7 8 10 17 ff. 12. Doch ist Jos 24 sicher kräftig überarbeitet worden, s. dazu gleich. — C. A. KELLER, Uber einige alttestamentliche Heiligtumslegenden I, ZAW 67 (1965) S. 147 meint, 27 a könne sich deswegen nicht auf 2-13 beziehen, weil darin keine Verpflichtung des Volkes enthalten sei. Aber davon redet 27 a auch nicht.

10

D a s b e t o n t m . R . SCHMITT a . a . O . S .

11

S. dazu unten. Daher ist es unrichtig, hinter den ffirP "HON Rechtssätze zu vermuten (so z. B. RUDOLPH a. a. O. z. St.). M. R. hebt SCHMITT a. a. O. S. 76 hervor, daß Josua nach 25 in seiner eigenen Autorität Satzung und Recht erteilt und nicht in der Jahwes. Auch 26 a spricht nicht dagegen. Vielmehr betrachtet es offenbar die Ereignisse von Jos 24 insgesamt als einen sakralen Rechtsakt, der als solcher schriftlich festgehalten wird. S. dazu unten.

12

13

52—71.

22 ist also in keiner Weise zu 27 parallel.

90

Jahwe und der Gott des Vaters

Wie soll man aber verstehen, daß alle Aufforderungen zur Verpflichtung des Volkes von Josua und nicht von Jahwe ausgehen, in dessen Munde man sie eigentlich erwarten möchte? Oder, literarkritisch gesprochen: Wie erklärt sich der Bruch zwischen 2-13 und 14f.? Die Antwort scheint mir höchst einfach: Mit 14f. wird das alte sichemitische Ritual wieder aufgenommen. Die Aufforderung zum Ablegen der fremden Götter, einst von Israel seinem Hause auferlegt, ergeht jetzt in aktualisierter Form an das Haus Israel, das mit dem Gott Jahwe konfrontiert wird. Josua handelt hier also in der Nachfolge des Vaters Israel-Jakob (Gen 35 2)14. Vergleicht man diese Überlieferungszüge mit der Sichem-BethelSage Jakob-Israels, so läßt sich der Schluß nicht umgehen, daß in Jos 24 ein analoger Vorgang geschildert wird. Der Gott Jahwe wird für die bereits bestehende15 Gemeinschaft namens Israel zum legitimen Gott, indem auf ihn der seit alters bestehende Kult des Gottes Israel übertragen wird. — Zu klären bleibt aber, wie sich die Einzelheiten der Überlieferung zu diesem Grundmotiv verhalten. Das ist nun nicht länger möglich, ohne daß man die Schichten jüngerer Bearbeitung16 abhebt, und so müssen jetzt Literarkritik und Interpretation Hand in Hand gehen. Zum Ausgangspunkt der weiteren Untersuchung soll nicht der schwierige Text der Jahwerede 2-13, sondern die Schilderung der Vertragshandlung 14-24 gewählt werden. Zunächst ein Überblick über die verschiedenen Gesprächsgänge! Die Aufforderung Josuas für oder wider Jahwe beantwortet das Volk mit einer Rede, deren Aufbau höchst auffällig ist. Sie beginnt mit einer 15 a korrespondierenden Aussage (16). Dann folgt ein vollständiges Führungsbekenntnis (17.18 a), das bezeichnenderweise bei der Herausführung aus Ägypten einsetzt und von da an der Jahwerede genau folgt: 17a17 = 5-7a 17bp = 7b 14 16

Heißt es in dieser Nachfolge so betont: »Ich aber und m e i n H a u s . . .« (15) ? So m. R. SCHMITT a. a. O. S. 89 ff. Allerdings wird man zugleich sagen müssen, daß bei der Einführung Jahwes in den Kult Israels dieses Israel höchstwahrscheinlich eine Erweiterung erfahren hat, und zwar mindestens um die Gruppe der ursprünglichen Jahwe-Verehrer. Wohl aber ist Jos 24 direkte Quelle nur für die Einführung des Jahwekultes.

16

Daß man eine so grundlegend wichtige Tradition stark überarbeitet hat, kann nicht überraschen. Es zeigt nur, wie lebendig sie auch für spätere Zeiten blieb. Vergleichbar ist besonders E x 32—34, aber auch Gen 15. — Strittig ist die Frage, ob die jüngere Bearbeitung im Wesentlichen aus Dtr. stammt oder ob Jos 24 nicht eher zu den Paränesen von Jdc 2—I Sam 12 Beziehungen haben, die man vielleicht nicht unbedingt zur letzten Stufe deuteronomistischer Bearbeitung rechnen muß, vgl. SCHMITT a. a. O. S. 16ff.; vgl. SEELIGMANN, VT 11 (1961) S. 214 A. 3, im Anschluß

17

Die beiden letzten Worte von 17 a und 17 ba sind sicher Zusätze, vgl. die L X X z. St.

a n ( Y . KAUFMANN u n d ) G. v . RAD.

Der Beginn der J a h w e v e r e h r u n g in der Gemeinschaft Israel

91

17by = 8-*n 18a = naß. i 2 a 1 8 . Die Antwort schließt mit einer 15b korrespondierenden Aussage (i8b). Das Kernstück des nächsten Gesprächsganges 19-21 ist offenbar 2019, während 19 nur die Bedeutung von 20 unterstreicht 20 . 20 macht auf die Konsequenzen der Wahl Jahwes zum Volksgott aufmerksam: Hat man ihn erst einmal gewählt, so wird es Sanktionen nach sich ziehen, wenn man sich anderen Göttern zuwenden wird. Nachdem das Volk sich erneut zum Jahwekult bekannt hat (21), macht Josua das Volk zu Zeugen gegen sich selbst, daß es diesen Jahwekult in seinem Umfang und mit allen Konsequenzen erwählt hat (22). Darauf folgt die Wiederholung der Forderung 14 b, die sich in ihrer ersten Hälfte (23 a) gegenüber 14 ba stärker an Gen 35 2 anlehnt, während das 14bß Entsprechende (23b) völlig abweichend formuliert ist. Die Antwort des Volkes (24) ist eine Wiederholung von 18 b, erweitert um

die Formel 24 b. 23 f. ist also offenbar eine Parallele zum ersten Gesprächsgang 14-18.

Jüngere Bearbeitung im Sinne paränetischer Tradition finden sich m. E. an drei Stellen: I4a.i9b und 23f. 14a kommt offenbar zu früh, wie 14 bß zeigt. Es ist einfach dessen ausführlichere Wiederholung mit paränetischer Zuspitzung, während 14 b. 15 ganz auf die Entscheidung für oder wider den Jahwekult beschränkt sind21. Die Formel K13p "7N (19 ba) kommt bis auf eine Ausnahme nur bei Dtr. vor 22 und steht parallel zu der bei ihm ganz ungebräuchlichen Formel 19 a ß 2 3 , und i9bp hat eine wörtliche Parallele in E x 23 31, also innerhalb eines eindeutig paränetischen Textes 24 . 23 f. ist eine Parallele zu 14-18, die die Verpflichtung auf den Jahwekult durch eine offensichtlich parä18

D a Haß. 12a in der J a h w e r e d e m i t Sicherheit als Zusätze zu erkennen sind (zu ihrer Zusammengehörigkeit s. o. S. 5 I ) , entfällt

a u c h 18a als N a c h t r a g . — l i a ß hinkt

offenbar nach. Z u s a m m e n m i t 12 a h a t er den Sinn, die 3 Kriegsepisoden 8. 9 f. 11 im

Sinne einer kriegerischen

Eroberung

Gesamtpalästinas

zu erweitern.

Diese

h a t t e n jedoch den Sinn, die M a c h t J a h w e s über die G ö t t e r des L a n d e s zu zeigen, s. o. S. 8 A. 3 7 . 19 20

In 20 b s t ö r t D 3 n X 71*731, das den Parallelismus 57"IH — 3 , D T 1 unterbricht. Die A n t w o r t 21 betrifft offenbar 20 und zeigt so, daß 20 die eigentliche Aussage enthält.

21

Anders NIELSEN a. a. O. S. 101. — Vgl. die ähnlichen P a r ä n e s e n I S a m 1 2 14 I R e g 2 4 3 6.

22

Oder

23

Diese wird stets im Z u s a m m e n h a n g kultischer Heiligkeit gebraucht, vgl. L e v 1 1 44 f.

V s , vgl. E x 2 0 5 3 4 1 4 D t n 4 24 5 9 6 15 m i t der A u s n a h m e N a h 1 2.

1 9 2 2 0 7. 26 2 1 6-8 N u m 1 5 40f. I S a m 6 20 E z 3 8 7 H o s 1 1 9. Sie p a ß t daher ausgezeichnet zur B e t o n u n g des Kultischen in J o s 24. 24

N i c h t m i t den gleichen W o r t e n , wohl aber der Sache gleich findet m a n diese Aussage n a c h Klp

im Dekalog, vgl. E x . 2 0 5 D t n 5 9.

9 2

Jahwe und der Gott des Vaters

netische Formel (23 b) 25 ersetzt. Aber auch das in der Antwort des Volkes überlieferte Bekenntnis 17 a. bß.y hat seine nächsten Parallelen in analogen Redestücken mit paränetischer Abzweckung in den Büchern J d c — I I R e g 2 6 und kann daher nicht zum ursprünglichen B e s t a n d der Handlung gehören. Der Rest, also 14 b—16 27 . 18 b. 19 a. 20. 21 f., gibt diesen jedoch so wieder, daß sein Sinn ohne Weiteres erkennbar wird. Schwierigkeiten m a c h t dabei nur noch das Verständnis Von 19 a. 20 28 . Nach SCHMITT29 sollten diese W o r t e Josuas die Entscheidungsfreiheit des Volkes betonen. J o s u a warne das Volk; denn die W a h l Jahwes zum Volksgott könne das Unglück für das Volk bedeuten im Falle, daß es sich von J a h w e abwenden würde. — I m Lichte dessen, daß J o s 24 wahrscheinlich die Legitimation des Jahwekultes in Israel wiedergibt, kann m a n diese Interpretation präzisieren und, wie mir scheint, erst richtig einsichtig machen. Mit 14b. 15 war das alte sichemitische Ritual in veränderter F o r m übernommen worden. Inhaltlich ging diese Aussage jedoch nicht über den Inhalt des Rituals in der Väterzeit hinaus. Denn das Ablegen der fremden Götter h a t t e den praktischen Sinn, Schutz vor ihnen und ihren Anhängern zu erlangen, 25

Vgl. die Parallelen I Reg 8 58 11 2-4. — 22 b MT darf man daher nicht mit L X X streichen; denn MT bietet die lectio difficilior, und 23f. setzt in jedem Fall nicht 2 2 a fort, sondern 13. — N I E L S E N a. a. O. S. 1 0 0 möchte 2 2 aus Dtn 3 1 2 9 ff. ableiten. Aber dort ist das Lied des Mose Zeuge in und gegen Israel. Das entspricht, wenn überhaupt, Jos 2 4 2 7 , aber nicht 2 2 . Die Zeugenschaft des Volkes gegen sich selbst ist zudem ein ganz singulärer Gedanke, vgl. S C H M I T T a. a. O . S . 1 4 .

26

Zu 17 a vgl. Dtn 2 0 1 Jdc 2 1 6 8. 13 I Sam 8 8 1 0 18 I Reg 12 28 I I Reg 1 7 7. 36. — Zu 17bß vgl. Dtn 1 31 8 2. 4 (17 16). — Zu 17by s. Dtn 29 15. — Auffällig ist, daß das Bekenntnis Gen 35 3 b insofern nahe steht, als es nicht die Landgabe, sondern den Einsatzpunkt des göttlichen Handelns und die Führung unterwegs betont. E s knüpft also ebenso wie 23 a an Gen 35 an. Gehörte *17 dann ursprünglich zu 24 b, das so betont mit den Worten einsetzt: » J a h w e u n s e r e m G o t t . . .«?

27

N I E L S E N a. a. O . S . 1 0 6 meint, daß auch 16 zu Dtr. gehört. Aber 16b nimmt offenbar 2 (15) wieder auf, und 16 bß (nV'Vn) ist bei Dtr. ungebräuchlich. Mir scheint daher, daß man 16 trotz gewisser Übereinstimmungen mit Dtr. nicht als jüngere Überarbeitung ansehen darf.

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19a ist bei Dtr. ganz ungebräuchlich und in sich auch ein ganz ungewöhnlicher Gedanke. In 20 b sind die beiden Stichworte S 1 H und 2 , Ü , n ebenfalls nicht für Dtr. charakteristisch, und 20aß knüpft an Gen 35 2 an. Nur 20aa (und 16ay) stehen »Dtr.« recht nahe, vgl. Jdc 2 I 2 F . 10 6 . 1 0 . 1 3 I Sam 8 s 12 1 0 I Reg 9 9 11 33 I I Reg 21 2 2 22 17. Ist das bereits eine paränetische Umdeutung ? S. u.

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A. a. O. S. 38f. — M. R . hat sich S C H M I T T gegen die Auffassung gewandt, daß 19f. bereits exilische Erfahrungen voraussetzt, so R U D O L P H a. a. O. z. St.; N O T H , Das Buch Josua z. St. Diese Auffassung wird m. E. allerdings durch die Zusätze 19 b und D D N N N V A I ( 2 0 ba) nahegelegt, obwohl auch sie nicht unbedingt exilisch sein müssen, sondern u. U. nur die Tätigkeit des großen Propheten voraussetzen.

Der Beginn der Jahweverehrung in der Gemeinschaft Israel

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bedeutete aber, wie die Parallelen zeigen, nicht unbedingt eine prinzipielle Absage an andre Götter überhaupt 30 . Für Jahwe gibt es aber keine verwandten Götter, sondern nur fremde Götter. In diesem Sinne wird also, dem neuen Wesen Jahwes entsprechend, das alte Ritual erweitert und präzisiert. »Ihr könnt Jahwe nicht dienen; denn es ist bei euch üblich, anderen Göttern auch zu dienen. Dann aber wird Jahwe auf dem dargelegten Heilsweg umkehren und Übles über euch bringen, nachdem er euch Gutes getan hat.« So etwa müßte man 19 a. 20 sinngemäß wiedergeben. E s dient offenbar als »Reizfrage«31, die das Volk zum Kult für Jahwe allein verpflichten soll 32 . 25 geht ebenfalls über Gen 35 2-4 hinaus. Die Idee des Bundesschlusses war in Sichern wohl durch den kanaanäischen 33 E l Berith 3 4 (Jdc 9 46) schon seit älterer Zeit verankert. Ihr dürften prinzipiell Bestimmungen gesetzlicher Art nicht fremd sein 35 . E s ist nun sicher kein Zufall, daß Bund und Gesetzgebung neben dem alten Ritual erst bei der Identifikation Jahwes mit dem Gott Israels auftauchen und nicht schon in der Väterzeit 3 6 . Denn die Beziehung zur Gesetz30

S . o. S. 29.

32

Auch von dieser Seite könnte man daher erwägen, ob 16 ay. 20 aa nicht Zusätze im Sinne eindringlicher Paräncse darstellen; denn das Gemeinte tritt viel klarer hervor, wenn sie wegfallen. S. o. S. 92 A. 28 — Die Verschärfung des alten Rituals führt offenbar in die Nähe des ersten Gebotes. Nun ist in der Wüstenzeit mit Sicherheit nur das Bilderverbot bezeugt (s. o. S. 8G), nicht aber der Kampf gegen andere Götter. Dieser scheint erst im Kulturland begonnen zu haben. Ferner wird man sich das Ablegen fremder Götter so vorzustellen haben, daß kleine Figuren von ihnen vergraben wurde, s. o. S. 29. Dann liegt der Gedanke nahe, daß das erste Gebot aus dem Zusammentreffen von Bilderverbot, das j a von vornherein eine große Zahl fremder Götter ausschloß (vgl. R . DE VAUX, Das AT und seine Lebensordnungen I I , 1962, S. 86f.), mit dem sichemitischen Ritual entstanden ist. Ähnlich D E V A U X a. a. O. — Wie nahe sich die beiden ersten Gebote stehen, zeigt noch die Dtr.Bearbeitung der Dekaloge E x 20 4 - 6 Dtn 5 7 - 1 0 , vgl. W. Z I M M E R L I , Das zweite Gebot, Festschr. A. B E R T H O L E T (1950) S. 550ff.

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In der israelitischen Tradition kommt der E l Berith erst nach dem Josuabund vor. Oder Baal Berith Jdc 8 33b 9 4. Der Name Baal für Jahwe war bekanntlich bis z. Z. Sauls und seiner Söhne nicht unbedingt anstößig, wie Reste der AT-Überlieferung noch zeigen, vgl. KÖHLER, Lexicon S. 138. So mit R . D E V A U X a. a. O. S. 113. — S C H M I T T a. a. O. S . 87 ff. macht darauf aufmerksam, daß der Name El Berith nur bedeuten könne: El, der einen Bund (mit seinem Volk ?) hat, vgl. die Parallele Baal Berith (»Eigentümer eines Bundes«) und nicht: El, der einen Bundesschluß garantiert. Denn bei Vertragsabschlüssen werden stets alle möglichen Götter angerufen, vor allem natürlich die der vertragschließenden Parteien. Ferner genießt ein Gott, der bei einem Vertragsabschluß angerufen wird, bereits Verehrung, so daß sein Ansehen nicht aus der Bundesgarantie erwächst, sondern umgekehrt.

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36

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S o SCHMITT a. a. O.

ROWLEY, From Joseph to Joshua S. 128 meint freilich, daß der Bundesschluß von Jos 24 aus einem älteren Bund zwischen Kanaanäern und Israeliten zu erklären sei,

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Jahwe und der Gott des Vaters

gebungstradition der Wüstenzeit ist ja nicht zu übersehen37. Auch in diesem Punkt wird also das andersartige Wesen Jahwes zum Ausdruck kommen 38 . In der eigentlichen Bundesschlußerzählung läßt sich so noch relativ leicht ein älterer Text herausstellen. Bei der Jahwerede 2-13 scheint das, abgesehen von einer Reihe sicherer Zusätze 39 , viel schwieriger zu sein. Beobachtungen zur Darstellung der Väterzeit hatten jedoch gezeigt, daß sich wenigstens dort ein älterer Text aufspüren läßt, der nur von der Herausführung des Vaters aus Mesopotamien, seiner Wanderung in Kanaan, der Vermehrung seiner Nachkommenschaft und seiner Abwanderung nach Ägypten sprach40. Höchst merkwürdig ist aber auch die Wiedergabe der Ereignisse beim Exodus (5-7). Ohne jede Motivation setzt der Text bei den Plagen ein. MT mildert das, indem er die Sendung Moses und Aarons einfügt 41 , während die L X X auf Dtn 26 6 a zurückgreift. 5 a ist daher wohl sicher ein Nachtrag 42 . Der ursprüngliche Text muß mit der und denkt dabei an die Uberlieferung von Gen 34. Ferner findet er den Namen El-Berith n a c h dem Bundesschluß Josuas nicht erklärbar. In dem älteren Bund zwischen Simeon-Levi und Sichern sei er glaubhafter. ». . . the story of Josh. xxiv would hardly account for the later references to El-Berith or Baal-Berith, since the Israelite God Yahweh does not figure in this name.i Aber El konnte Jahwe immer und Baal wenigstens bis zur Zeit Sauls und seiner Söhne bezeichnen. Ferner wird die Abmachung in Gen 34 nicht als Bund bezeichnet, und nach der Sage selbst gegeschah sie überhaupt nur in hinterlistiger Absicht. Daher kann man sich auf Gen 34 nicht berufen. Ein Bund zwischen Sichern und den Israeliten mag zwar sehr wohl stattgefunden haben; aber er würde kaum helfen, Jos 24 zu verstehen. Gen 33 20 35 2-4 einerseits und die Jahwetradition der Wüstenzeit andererseits genügen dazu vollkommen. 37

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Vgl. E x 15 25b und die Gesetzgebungstradition vom Sinai (s. o. S. 85f.). Zur Bundestradition s. o. S. 85 A. 144. Vgl. dazu auch Noth, Das Buch Josua S. 139. 2 aß (Therach usw.). 7 aß. 8bß. Ii aß (die Völkerliste). 12. 2 aß klappt offenbar nach. 7 aß ist eine stehende Redewendung Dtr.s, vgl. D t n 3 21 4 3.9 10 21 11 7 29 3. £ bß kommt zu spät und ist ebenfalls typisch für Dtr. (vgl. Noth a. a. O. z. St.). Haß klappt nach, und 12 a gehört mit diesem zusammen, s. o. S. 91 A. 18: 11 aß. 12 a bilden die Einleitung zu 13. Denn die kriegerischen Episoden bleiben bei Jericho stehen, während das ganze übrige Land unberücksichtigt bleibt. Dem helfen jene beiden Elemente ab. — 12 b will dagegen 12 a offenbar auf die Erzählung Jos 2 6 bezogen wissen, nach der die Bewohner von Jericho ein Gottesschrecken befallen h a t t e und die Stadtmauern ohne menschliches Zutun umstürzten. 12 b, das auf Gen 48 22 anspielt, fällt aber schon durch seine singularische Anrede aus dem Kontext heraus. S. o. S. 10. — Es handelt sich um 2 (ohne 2aß). 3a. ba (ohne »Abraham«) 4bß. Die Söhne (4bß) sind die Stammeseponymen, zu deren Zahl auch 3bot paßt, nicht aber 41 zur Folge Abraham-Isaak. Zur Textkritik s. o. S. 5f. Dafür spricht auch die Wendung: ». . . wie ich es in seiner Mitte tat«, der stilistisch Dtn 3 2 43 7 18 (!) 11 3-7 29 1 Dtr. nahesteht.

Der Beginn der Jahwe Verehrung in der Gemeinschaft Israel

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Herausführung selbst eingesetzt haben, die einer Einleitung nicht bedurfte, und das um so weniger, als der Skopus der Darstellung offenbar beim Meerwunder liegt, für das die einzig notwendige Voraussetzung eben die Herausführung ist. Mit 5 b. 6 folgt ein sichtlich doppelt erzähltes Stück: 5b. 6aß/ 6 a a . b . — 5 b gehört aber unverkennbar zu 5 a, und 6 aß wird offenbar von 7 aß Dtr. fortgesetzt. Daher kann nur 6aoc.b den älteren Text bewahren 43 . Mit 7aa steht man vor einer crux interpretum. Sie löst sich, wenn man annimmt, daß die Worte »Und sie schrien zu Jahwe« von einem frühen Leser aus verwandten Stellen44 an den Rand geschrieben wurden und so in den Text eindrangen (7aaN). Die unmittelbare Fortsetzung (7aa3) gehört wieder zur Übermalung 5. 6aß. 7aß 4 5 , und nur der Schluß (7aaj), der unter dem Einfluß der Randnotiz umgestaltet ist, bewahrt den ursprünglichen Text: »Und 'ich' brachte über es (seil. Ägypten) das Meer, so daß es jenes bedeckte«. Betrachtet man nun die Schilderung der Wüstenzeit nach diesem älteren Text 46 im Lichte der alten Überlieferung aus der Wüstenzeit selbst, so wird man sagen müssen, daß sie in aller Kürze gar nicht sachgemäßer hätte zusammengefaßt werden können. Denn durch das Meerwunder war es ja erst dazu gekommen, daß das Mosevolk Jahwe erkannt hatte, und so liegt auch in Jos 24 der Ton auf dem Meerwunder und noch nicht, wie sonst üblich, auf der Herausführung 47 . Andererseits geschah die Führung aus Ägypten unter dem Zeichen des Vatergottes der Mosegruppe, und beim Meerwunder lag der Einheitspunkt der beiden Typen der Gottesverehrung. Der Gott der schon bestehenden Gemeinschaft Israel aber war ein Vatergott, so daß die Übereinstimmung der Vater- und Mose-Tradition an diesem Punkt wirklich deutlich gemacht werden konnte, und das gilt um so mehr, als eine Übereinstimmung zwischen Mosevolk und Israel darin bestand, daß sie beide aus einem fremden Land geführt worden waren. Daher war dies Ereignis dafür prädestiniert, sowohl das für das Mosevolk in der Wüstenzeit entscheidend Neugewonnene zu repräsentieren, wie die 43 44

46 46 47

Gegen R U D O L P H a. a. O. z. St.; N O T H a. a. O. z. St.; S C H M I T T a. a. O. S. lOf. Vgl. Dtn 26 7 I Sam 12 8. — Der Einfluß von I Sam 12 8 war schon bei der »Sendung von Mose und Aaron« (so 5 a MT) aufgefallen, so daß die Annahme einer Randlesart keine Schwierigkeiten schafft. Nicht die Väter, sondern die Hörer selbst sollen ja die Beteiligten sein. Also 6 aa. b. 7 aaj. b. Das gilt, abgesehen von den Rekonstruktionen, noch vom gegenwärtigen Text und spricht entschieden dafür, daß mit dieser Schilderung alte Uberlieferung erhalten blieb. Dasselbe trifft aber auch für 7 b zu. Außerhalb von Jos 24 blieb nur die Uberlieferung vom Aufenthalt in der Wüste für die Dauer einer Generation erhalten (Num 14 Dtn l f . 8 2-4). Hier ist noch keine derartige zeitliche Grenze angegeben. — Mit Dtn 146 a hat Jos 247b nichts zu tun, s. o. S. 67, A. 59.

Jahwe und der Gott des Vaters

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Verbindung zu der eigentlichen Tat des Gottes Israels, der Hineinführung nach Kanaan, herzustellen. So brauchten sachgemäß über die Wüstenzeit nur diese zwei Dinge gesagt werden: a) Herausführung, im Meerwunder gipfelnd, b) Lange Zeit der Wüstenwanderung48. Die Jahwerede schließt mit drei Landnahme-Episoden49, nach denen die Landgabe selbst (13) wie etwas demgegenüber Neues und Abschließendes folgt. Es fällt aber auf, daß es in 15a heißt: ». . . entweder die Götter . . . jenseits des Stromes oder die Götter des Amoriters, in dessen Lande ihr wohnt.« Vom Amoriter war vorher, abgesehen von den sekundären Stellen 11 aß und 12 a, nur in 8 aa die Rede, und das Land des Amoriters wird überhaupt nur dort erwähnt. Es hat daher den Anschein, als habe die Jahwerede ursprünglich mit 8 aa50 abgeschlossen und sei erst sekundär um Jahwes Kriegstaten erweitert worden51. Dem entspricht, daß nach diesen nicht eigentlich von der Übereignung des Landes an Israel, sondern von der Qualität dieses Landes die Rede ist (13), so daß man seit 8 mit dem Thema »Landgabe« konfrontiert wird62. Im Rahmen der gegenwärtigen Untersuchung braucht uns 8-13 daher nicht weiter zu beschäftigen53. 48

E s liegt auf der Hand, daß die Sinaitradition in diesem Rahmen gar nicht passen würde. Außerdem ist wirklich das Wesentliche mit der Meerwunder-Uberlieferung gesagt worden.

49

8 a. b a . 9 f. 11 a a . b.

60

Ohne die Worte p T H " D » 3 . NIELSEN a. a. O. S. 98 hat erwogen, ob 8 aa. ß. 12 aa nicht den ursprünglichen T e x t darstellen. Aber 12 aa gehört mit der Völkerliste 11 aß zusammen, s. o. S. 5f und S. 91, A. 18. — 8-13 ist so stark mit Dtr.-Motiven durchsetzt, daß die Ablösung der jüngeren Bearbeitung m. E . kaum noch möglich ist. Schon die Bezeichnung der Ostjordanier als Amoriter gehört dazu, vgl. NOTH a . a . O . S. 137. Die Wendung DTDÜNI nrvix in 8 b gehört zu Dtr., die beiden letzten Worte in 9b und 10 a. ba haben eine nahezu wörtliche Parallele in Dtn 23 5b. 6a und 13 in Dtn 6 l 0 f . 9aß führt Israel plötzlich in 3. Person ein; aber diese Konstruktion wird nicht fortgesetzt. 10 bß klappt nach und macht den Eindruck, als stünde es an Stelle von 10 a. ba als kürzere Variante. Soll man daher in 8a.ba. lobß. l i a a . b einen vordeuteronomistischen T e x t erkennen? Aber 13 Dtr. wird man als Abschluß nicht entbehren können, da 11b dazu nicht geeignet ist, und so wird wohl ganz 8aß-i3 zu Dtr. gehören.

51

52 53

Vgl. auch S. 8, A. 37. Vielleicht gehörte zu den Motiven, die zur Einfügung der Landnahmeepisoden führten, auch die richtige Erinnerung daran, daß die Landnahme jedenfalls t e i l w e i s e kriegerische Züge hatte, vgl. die vorsichtigen Erwägungen von O. EISSFELDT, Die Eroberung Palästinas durch Altisrael, W O 2 (1955) S. 158ff. Die Landnahme wird j a kaum in allen Teilen des in sich stark zergliederten Landes gleich ausgesehen haben. G. E . MENDENHAIA, The Hebrew Conquest of Palestine, B A 25 (1962) S. 66ff. meint allerdings, ein Verständnis der »archaeological evidence of destruction« u n d der »biblical narratives« gefunden zu haben, die alle älteren Theorien erledigt, und nennt insbesondere die Ansicht, daß sich die zwölf Stämme aus nomadischen Einwanderern zusammengesetzt haben, »indefensible« (S. 71). Eine Einwanderung

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Damit überschaut man nun das, was sich an älterem Text noch aus der gegenwärtigen Überlieferung von Jos 24 erheben ließ. Überläßt er bloß für die aus Ägypten kommende Gruppe gelten (S. 73ff.), während die Einwanderung der Stämme im Zusammenhang mit den Völkerverschiebungen zwischen 2300 und 2000 v. Chr. zu sehen sei (S. 84). Im Übrigen deutet er die Eroberung des Landes als Auflehnung der vormals abhängigen Hapiru/Hebräer gegen ihre städtischen Oberherren, die weithin zu deren Beseitigung führte. Den Impuls zum Zusammenschluß und zur Auflehnung aber gab der Gott Jahwe, der eine Gruppe in ähnlicher Lage (Abhängigkeit in Sklaverei) befreit hatte (S. 74). Unterstützung für diese These findet M E N D E N H A L L in den Amarnabriefen (S. 72f. 77f.), nach denen die 'Apiru im wesentlichen Rebellen gegen die politische Oberhoheit der Ägypter gewesen sind, von denen nirgends gesagt werde, daß sie aus fremdem Gebiet stammten oder von dort Zuzug erhielten (Vgl. E . F. C A M P B E L L , The Amarna Letters and the Amarna Period, BA 23, 1960, S. 14ff. 18ff. C A M P B E L L ' S Artikel ist von M E N D E N H A L L inspiriert, s. S. 14 A. 21). — Daß die Einwanderung der israelitischen Stämme im Zusammenhang mit den Völkerverschiebungen zwischen 2300 und 2000 v. Chr. zu sehen sei, wird man kaum diskutabel nennen können. Ebensowenig scheint es glücklich, die israelitischen Stämme im Wesentlichen als 'Apiru anzusehen, die vormals städtischen Oberherren Untertan waren, weil das Problem der 'Apiru in sich selbst schon reichlich kompliziert ist und der Terminus D , 1 3 5 7 in der altisraelitischen Überlieferung nur einerseits bei der Bedrückung in Ägypten und andererseits z. Zt. der Philisterherrschaft und der Königserhebung Sauls auftritt. Erwägenswert sind aber m. E. die Überlegungen zum politischen und sozialen Status der Stämme bei der Annahme des Jahwekultes. Denn die Stämme Issachar und Sebulon befanden sich wahrscheinlich in der Frühzeit unter der Oberhoheit phönizischer Städte (vgl. NOTH, Gesch. Israels S. 76f.), Rüben, Simeon und Levi waren fast völlig aufgerieben (a. a. O. S. 69f.) und Juda hatte sich, ob notgedrungen oder nicht, mit kanaanäischer Nachbarschaft in der Schephela assoziieren müssen (a. a. O. S. 66). Diese sechs Stämme, die vielleicht einmal den Vorläufer der ZwölferAmphiktyonie gebildet haben (NOTH a. a. O. S. 86f.), befanden sich alle nicht in einer wirklich unabhängigen Position gegenüber kanaanäischen Städten. In gleicher Lage befand sich aber wahrscheinlich der Sebulon und Issachar benachbarte Stamm Asser (a. a. O. S. 77), Dan hatte ständige Auseinandersetzungen mit den Philistern, die zu seiner schließlichen Abwanderung an die Jordanquellen führten, der zum Haus Joseph gehörige Stamm Machir enthält in seinem Namen die Andeutung, daß auch er nicht unabhängig war (vgl. E . T Ä U B L E R , Bibl. Studien, 1958, S. 190f.; O. K A I S E R , V T 10, 1960, S. 8f.). Nur von Naphthali, Gad und Ephraim-Benjamin weiß man nichts Vergleichbares. Aber Naphthali lebte mit Asser, Sebulon und Issachar auf dem galiläischen Gebirge, so daß sich eine gewisse Gemeinsamkeit von selbst ergab. Gad's schmales und relativ isoliertes Territorium wird sicher seit der Einwanderung der Moabiter ständig unter deren Expansionsdrang nach Norden gelitten haben, während vielleicht tatsächlich nur Benjamin zusammen mit dem sich kräftig ausdehnenden Stamm Ephraim relative Freizügigkeit genoß. Ist die Uberlieferung aber darin im Recht, daß Josua die Landnahme der Mosegruppe anführte, so könnte diese tatsächlich die Verselbständigung und den Mut zum Angriff gegen isolierte kanaanäische Städte mit sich gebracht haben, insofern ihr unter Josuas Führung anscheinend die Vernichtung der größten, bisher bekannten Secbass

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Jahwe und der Gott des Vaters

einstimmung und Unterschied zur Sichem-Bethel-Sage Jakobs liegen jetzt klar zutage. Bei der Identifikation Jakobs mit Israel wurden zwei im Wesen gleichartige Größen miteinander vereint. Aber als Jahwe der Gott Israels wurde, konnte die größere Dimension seines Wesens nicht verborgen bleiben. Sie erwies sich darin, daß a) Jahwe seinem Volk in herrscherlicher Weise darlegt, was er alles für es getan hat: das Volk »kennt« diesen seinen Gott in all seiner Macht und all seiner gütigen Zuwendung, in der sich diese Macht erwies; daß b) das alte sichemitische Ritual des Ablegens fremder Götter zur Einzigkeit und Ausschließlichkeit der Verehrung Jahwes verschärft wird; und daß c) die Verpflichtung des Volkes auf Jahwe nicht nur die Rechtsgestalt des Bundes bekommt, sondern aus ihr auch eine bestimmte Gesetzgebung erwächst. Das bedeutet, daß die weitgehende Übereinstimmung mit hethitischen Vertragstexten zur Grundgestalt von Jos 24 gehört haben muß64.

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kannanäischen Stadt Hazor (»Haupt der Königtümer«) gelang (Jos 1110-15). Mag dies der einzige Sieg Josuas gewesen sein oder nicht —, in jedem Fall bedeutete er das Niederzwingen einer offenbar recht umfangreichen Territorialmacht, das die anderen Stämme ohne Weiteres dazu ermutigen konnte, ihrerseits unter Führung des Gottes Josuas sich größere Freiheit zu verschaffen. Diese Auffassung erklärt eine Reihe weiterer Umstände: a) die Autorität, mit der Josua in Sichern auftrat, b) die immense Bedeutung des Sieges Jahwes über die Ägypter für Israel. Der Sieg über Hazor machte ihn glaubwürdig. Ägypten aber war als die für Palästina bis dahin entscheidende Großmacht unendlich viel mehr. Der Sieg über ein Korps ihrer Streitmacht mußte für das unfreie, auf Selbständigkeit sinnende Israel geradezu ein Fanal sein. D i e s e r Gott Jahwe hatte sich Israels angenommen! c) Ebenso wird verständlich, warum die Überlieferung später Josua zum Eroberer von Gesamtpalästina erhob. Josua setzte den entscheidenden Anfang und brachte das Volk unter einen kriegsmächtigen Gott (Ex 15 3). d) Schließlich erklärt dieser Anfang, warum die Tradition aus der Richterzeit im Wesentlichen von Kriegen berichtet. H i e r erlebte man Jahwes mitreißendes Handeln. Vgl. dazu MENDENHALL, Covenant Forms in Israelite Tradition, B A 1 7 (1964) S. 49ff.; j e t z t : Recht und Bund in Israel und dem Alten Vordem Orient, Theol. Stud. 64 (1960) S. 44ff.; und K. BALTZER, Das Bundesformular (1958) S. 29ff. Als Parallelen zeigen sich: So spricht Jahwe, der Gott Israels / So (spricht) die Sonne Schuppiluliuma u. ä.; die geschichtliche Einleitung; die Aufforderung zum Ablegen fremder Götter 14 b und zur Verpflichtung zum Dienst für Jahwe allein unter Einschluß des Hinweises darauf, daß beim Bruch dieser Verpflichtung göttliche Sanktionen erfolgen 15 f. 18 b. 19 a. 20. 21; das Volk als Zeuge gegen sich selbst 22; Bundschließung und Gesetzgebung 25; der Stein als Zeuge der Jahweworte (nicht der Verpflichtung und Gesetzgebung) 27 a; in der Variante 26 a die Niederschrift des ganzen Rechtsaktes, die — so wird man wohl zu ergänzen haben — im Heiligtum deponiert wurde; und schließlich, wie man ebenfalls wahrscheinlich zu ergänzen hat, eine regelmäßige Vergegenwärtigung des Ereignisses im Kult (vgl. NOTH, Das Buch Josua S. 139; an eine wortwörtliche Wiederholung des ganzen Aktes wird man allerdings kaum denken dürfen, sondern eher an eine Wiederholung von 2-13 und der Gesetzgebung

Der Beginn der Jahweverehrung in der Gemeinschaft Israel

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Eine weitere Analogie ergibt sich aus dem »Beitrag«, den die durch die Legitimation neu eingeführte Gruppe der in dem Kult des Gottes Israels geeinten, schon bestehenden Gemeinschaft lieferte. Das war bei Jakob das Heiligtum von Bethel mit der dort haftenden Landverheißung (28 13 b) und das Territorium der Jakobgruppe. Jahwes »Beitrag« ist die Wüstenzeit und ihr religiöser Besitz, dessen wesentlicher Inhalt mit der Herausführung aus Ägypten und dem Meerwunder als ihrem Höhepunkt gekennzeichnet ist (6aa. b. 7aaj. b). Das führt aber zu der Frage, ob sich ähnlich, wie bei der Identifikation Jakobs mit Israel, Gründe ausfindig machen lassen, die die Identifikation Jahwes mit dem Gott Israels religiös einleuchtend werden lassen. Oder anders ausgedrückt: gibt es spezielle Berührungen zwischen der alten Wüstenüberlieferung und der Israeltradition ? Wie die Auslegung im einzelnen schon zeigte, hat es solche Berührungen sicherlich gegeben: a) An erster Stelle wird man wohl erwähnen müssen, daß es nicht um die Vereinigung zweier einander fremder Typen der Gottesvorstellung ging. Vielmehr war Jahwe ein Vatergott (Ex 3 6 15 3 18 4), so daß darin von vornherein eine Gemeinschaft gegeben war. Daß das Wesen Jahwes andere, größere Dimensionen offenbarte als das eines Vatergottes, konnte ja nur ein Positivum und nicht ein Hindernis sein. — b) Eine starke Affinität bestand natürlich darin, daß in Sichern das Ritual des Ablegens fremder Götter alteingewurzelt war, welchem das Bilderverbot der Wüstenzeit korrespondierte65. Jene alte kultische Handlung ist wohl

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innerhalb eines kultischen Rahmens. Beides waren ja Teile, die ohne Weiteres einer veränderten Lage angepaßt werden konnten. Daraus erklärt sich leicht die Ausweitung und Verlängerung des geschichtlichen Rückblicks, vgl. v. RAD, Ges. Studien S. 16ff.; gegen v. D . W O U D E , Uittocht en Sinai, Nijkerk o. J., S. 7ff.). Wie M E N D E N H A L L a. a. O. bereits bemerkt hatte, stimmt jedoch Jos 24 nicht genau mit den hethitischen Vertragstexten überein, da Jos 24 von der Rede Jahwes 2-18 in Josuarede 14fT. übergeht. Wie oben dargelegt wurde, liegt das daran, daß Jos 24 im Wesentlichen an den alten Kult von Sichern gebunden bleibt und nur in diesen Rahmen Neues einfügt. — Mit W. Z I M M E R L I , Das Gesetz im Alten Testament, ThLZ 85 (1960) Sp. 492 wird man wohl sagen müssen: »Die geschichtlichen Wege, auf denen sich die Nähe der hethitischen Vasallenvertragstexte zu den at.lichen Bundesformulierungen erklären läßt, sind noch ganz undurchsichtig.« Allerdings stimmt es nachdenklich, daß der Gott von Sichem-Stadt heißt: El Berith »Gott, der einen Bund hat«. (Zur Ubersetzung vgl. G. S C H M I T T a. a. O. S . 144ff.). Daher liegt es nahe, wenigstens am E n d p u n k t , also bei Sichern, im El Berith ein Glied dieser geschichtlichen Vermittlung zu erkennen, wie das G. H E I N E M A N N , Untersuchungen zum apodiktischen Recht, Diss. Hamburg (1958) § 10 (wiedergegeben bei J . J . STAMM, Dreißig Jahre Dekalogforschung, ThR 27, 1961, S. 213f.) vorgeschlagen hat. Vgl. auch J . J . STAMM a. a. O . S . 214. Es sei noch einmal daran erinnert, daß das Ablegen fremder Götter sehr wahrscheinlich mit dem Vergraben von kleinen Götterfiguren verbunden war (Gen 35 4), s. o. S. 28f. 7*

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durch die Einführung Jahwes in Israel in ihrem Sinn verschärft worden. Aber die Übereinstimmung blieb außerordentlich. — c) Im Zentrum der Credenda der Wüstenzeit und der »Zeit« des Vaters Israel stand die Herausführung aus einem fremden Land. Daß die Herausführung aus Ägypten in der Vernichtung der Ägypter durch das Meer gipfelte, verlieh dem alten Bekenntnis nur doppelt neue Kraft 56 . — d) Die Überlieferung vom Vater Israel-Jakob bewahrt in vielfältiger Weise die Erinnerung an eine Wüstenwanderung. Was ihr aber fehlt, ist weniger die Tradition von einer Kultstiftung 57 als solche von Führungen in der Wüste 58 . Diese aber bot die Moseüberlieferung, und das Meerwunder ist der Exponent dieser Führung. — e) Umgekehrt gab die Einführung des Jahwevolkes in die Gemeinschaft Israels jenem eine feste Verwurzelung im neuen Land. Es gehörte nun zu dem Volk, dem Gott schon in längst vergangenen Zeiten dies Land zum Wohnsitz zugewiesen hatte. Die vor nicht langer Zeit geschehene Einwanderung erschien damit als etwas, was Gott seit langem geplant und vorbereitet hatte 59 . — f) Für ein Volk, das weithin in Abhängigkeit von kanaanäischen Städten lebte60 und in seiner Bewegungsfreiheit sicher durch jene erheblich gehemmt wurde61, mußte die Befreiung des Mosevolkes aus der Gewalt der ägyptischen Großmacht, die bis in das letzte Viertel des 13. Jh. hinein versuchte, die Oberhoheit über jene Städte aufrechtzuerhalten oder ihnen wenigstens ihre militärische Macht zu demonstrieren62, von kaum zu überschätzender Bedeutung sein. Daß Jahwe Israels Gott sein wollte, war etwas, dem Israel sich kaum entziehen konnte.— g) Eine Berührung ergab sich schließlich noch mit sichemitischer Lokaltradition in Gesetzgebung und Bundesschluß. In diesem Punkt sind wahrscheinlich der Einfluß des El Berith und der der Sinaioffenbarung zusammengekommen63. 66 67

58

68 60 61

Vgl. auch Gen 35 3 b: ». . . der mir Antwort gab am Tage meiner Not . . .«! Gegen ALT, Der Gott der Väter a. a. O. S. öOf. Denn die Kultstiftung geschah wohl einfach durch den Transmigrationsbefehl. Dagegen fehlen Erinnerungen an die Führung von Mesopotamien nach Kanaan, also i n s o f e r n solche an ein vorpalästinisches Stadium. Vgl. etwa das Beispiel der Bachtiaren, bei V. MAAG, Malkut Jahwe, SVT 7 (1969) S. 138 u. Anm. Die Mosetradition bietet offenbar Transmigrationserzählungen in reicher Fülle, auch wenn die Landnahme gar nicht das ursprüngliche Ziel war. Die Wüstenzeit konnte daher zum Beispiel der Transmigration schlechthin werden. Vgl. ZIMMERLI, Verheißung und Erfüllung, EvTh 12 (1952/3) S. 38f. S. ausführlich o. S. 96, A. 53. V g l . J d c 1 1 9 . 21. 27 ff. 2 20-23 3 1 - 6 .

62

V g l . NOTH, G e s c h . I s r a e l s S. 4 0 .

• 3 S. o. S. 93 f. — Ein schwieriges Problem enthält immer noch die Frage, wieweit sich im erzählenden Teil der Sinaiperikope Parallelen zu den hethitischen Vasallenvertragstexten nachweisen lassen. Möglich scheint mir das bei der Uberlieferung des Bundesbuches: 19 4 b. 6 a eine Art historischer Prolog, (nach der Theophanie 9 b.

Der Beginn der Jahweverehrung in der Gemeinschaft Israel

101

Fragt man von diesen Ergebnissen aus noch einmal nach der »Geschichte der beteiligten Massen64« des Volkes Israel, die sich in der Jahweverehrung zusammenschlössen und die wahrscheinlich schon zum größten Teil im Lande wohnten, ehe das Jahwevolk der Wüste zu ihnen stieß65, so zeigt sich, daß die Jahweverehrung selbst dann,

M

65

10.13a. 14.18 Gesetzeserteilung an Mose 20 22—23 19), Niederschrift des Gesetzes, Einrichtung eines Heiligtums, Verlesung der Gesetze, Verpflichtung des Volkes auf das Gesetz, Bundesschluß 24 4-8 (Zur Literarkritik vgl. SEEBASS a. a. O. S. 103. 107 ff. Gegen a. a. O. S. 110 darf man 19 4 b. 6 a nicht umstellen, sondern muß sie an ihrem Platz lassen. Zu den Parallelen vgl. BALTZER a. a. O. S. 37 f.; W . BEYERLIN, Herkunft und Geschichte der ältesten Sinaitraditionen, 1961, S. 44ff. 78ff.). Dasselbe gilt für D t r . : geschichtlicher Prolog 19 3b. 4a. 5. 6b-8, (Gesetzeserteilung an Mose 23 20-33, Abfall des Volkes und Versöhnung 32 l — 3 3 6), Theophanie, bei der Jahwe dem Mose das Gesetz neu erteilt, welches Mose aufzeichnet. Auf Grund dieses Gesetzes Bundesschluß 34 *l-28. (Vgl. BALTZER a. a. O. und S. 48ff.; BEYERLIN a. a. O. und S. 90ff.; zur Literarkritik vgl. SEEBASS a. a. O. S. 46ff.). Aber in den älteren Quellen J und E ist ein historischer Prolog vor der Sinaitheophanie nicht erhalten, und was sie an Stelle des Dekalogs hatten, ist nicht mit Sicherheit auszumachen. — Dagegen dürfte der Abschluß der alten Erzählung von E x 32 eine gewisse Ähnlichkeit mit J o s 24 gehabt haben. Dies zeigt vor allem die Überlieferung von den hl. Tafeln (2412 J 3118 b 3216 E), die von Jahwe selbst beschrieben und nach E auch von ihm selbst hergestellt sind. Beim Abstieg des Mose vom Sinai, als er die Gottestafeln in Händen hat, befindet sich Josua bei ihm (32 17). Ferner spricht wahrscheinlich J im Anschluß an die Versöhnungstheophanie (32 30 f. 33 12 b. 13a. 19. 21-23a 34 8. 9act. bß) vom Bund Jahwes, den er mit dem Volk schließt (34 *lo). Inhalt der Auseinandersetzung von E x 32 war der Kampf um den legitimen Jahwekult : bei E ein Kampf gegen das Gottesbild, das durch die Gottestafeln, mit Gottesschrift beschrieben, ersetzt wird, und bei J ein Kampf gegen Gottesbild und daraus folgendem ausschweifenden Kult (32 6b. 25), die durch den Kult im hl. Zelt (33 7-11 3429-35; vgl. auch 33 l a . 3a. 12a. I3b-15.17f.) und die Gottestafeln (2412) beseitigt werden, und auch bei J gehört Josua zum legitimen Kult (33 IIb). Mir scheint, daß man daher die Beziehung zwischen E x 24 12-15 a. 18 b 32—34 und J o s 24 als Endpunkt der alten Überlieferung von Israels Vorzeit ansehen muß. Dem entspricht, daß J o s 24 innerhalb des deuteronomist. Josuabuches eine Sonderstellung einnimmt und nicht zum ursprünglichen Bestand gehört, vgl. RUDOLPH a. a. O. z. S t . ; NOTH, Das Buch J o s u a z. St., und daß sich in J o s 24 la.bct. 25-27 noch deutliche Spuren einer doppelfädigen Erzählung erhalten haben: la.ba. 25. 26a. 27b E ; 26b. 27a J . — Eine andere Frage ist, ob man die Gottestafeln ebenso wie wahrscheinlich die Bundesvorstellung und sicher die Einführung Josuas in E x 32 ff. als Einfluß sichemitischer Überlieferung ansehen muß, vgl. die späte Überlieferung Dtn 27 2 f. 4 b. 8 J o s 8 32. Aber der Sinn der Gottestafeln in E x 32 besteht j a ursprünglich nicht in einer Zeugenschaft für das Wort Jahwes, sondern eindeutig in ihrer sakralen Dignität selbst (Anfertigung G o t t e s , Schrift G o t t e s ) . Sie müssen daher vielmehr die Anknüpfungsmöglichkeit für die Motive aus J o s 24 gebildet haben. Vgl. ALT, Der Gott der Väter a. a. O. S. 2. Die Annahme, daß ein beträchtlicher Teil des Volkes bereits im Lande war, als die aus Ägypten kommenden Gruppen einwanderten, findet sehr weitgehende Zu-

102

Jahwe und der Gott des Vaters

wenn ihr aus der Wüste kommender Verehrerkreis sehr klein war, bei der Identifikation mit dem Kult des Gottes Israels nicht nur auf keine schwerwiegenden Widerstände stieß, sondern wegen der großen inneren Verwandtschaft und der außerordentlichen religiösen Mächtigkeit des sie bestimmenden Credendum als dasselbe in vergrößerter und profilierterer Weise erscheinen mußte 66 . Angesichts des geschilderten Sachverhaltes kann es natürlich nicht befremden, wenn die Kulte der Vätergötter noch eine Weile parallel zum Jahwekult existierten 67 ; denn sie alle waren in Wirklichkeit ja Kulthandlungen für Jahwe den Gott Israels, da eine Differenz zwischen dem Gott des Vaters Israel-Jakob, dem Gott des Vaters Isaak, dem Gott des Vaters Abraham und Jahwe nicht besteht. Aber das führt zu der Frage, wie es zur Identifikation mit den Kulten des Gottes Abrahams und Isaaks kam, wann die ursprüngliche Vereinigung zwischen Jahwe und dem Gott Israels stattfand. § 2. Jahwe, der Gott Abrahams und Isaaks Um für die folgenden Schlüsse einigermaßen sicheren Boden unter die Füße zu bekommen, muß zuerst in aller Kürze ein Überblick über die alte Abraham-Isaak-Tradition 68 geschaffen werden. Sehr auffällig ist schon der Umstand, daß die Überlieferungen der beiden Väter unlöslich miteinander verflochten sind. Daher kommt es, daß man über Isaak nur noch wenig69 zu berichten weiß. Gleichwohl läßt sich für beide Väter noch je ein Zug bestimmen, der die jeweilige Überlieferung charakterisiert. Bei Abraham ist das nicht weiter schwer. Von ihm wird eine Transmigration aus seinem Vaterhaus Stimmung, vgl. ROWLEY, From Joseph to Joshua S. llOff. und die dort verzeichnete Literatur. 66 67

68

69

Vgl. ALT a. a. O . S . 6 1 ff. ALT a. a. O. S. 58 ff. nimmt eher ein solches Nebeneinander von Jahwekult und Vatergottkult an, daß der n a t i o n a l e Kult der Amphiktyonen nicht unbedingt bedeuten mußte, daß der einzelne Stamm nicht in seinem eigenen Bereich noch einen Sonderkult hatte, und vergleicht dazu die pyläisch-delphische Amphiktyonie. Aber m. E. versagen diese Vergleiche bei der Intoleranz des Jahwekultes, und jene Annahme scheint mir unnötig und unzutreffend. Zu der Annahme, Jos 24 2f. I4f. (Gen 35 2. 4) meine das Abtun der Vätergötter selbst, s. o. S. 7 A. 35. Es gelten hier die gleichen methodischen Grundsätze wie bei der Auswertung der Wüstentradition, s. o. S. 66 f.: Vorzugsweise wird der doppelfädige Bestand zur Deutung herangezogen. Dementsprechend entfällt das J-Sondergut 12 6-8 13 2-18 (14?) 18f. 24. Mit 25 21ff.27 (s. dazu NOTH, Ub. des Pent. S. 106ff.) kommt man bereits in den Bereich der Jakob-Sagen. Es bleibt nur 24 02 25 l l b 26 l ff.

Der Beginn der Jahweverehrung in der Gemeinschaft Israel

103

erzählt (20 13 E 12 1 J) 7 0 , während ein analoges Motiv beim Vater Isaak fehlt 71 . Dagegen ist für diesen wohl charakteristisch, daß er als der Verheißungssohn geschildert wird (211-7 J E P 18 9-16 J), mit dem etwas entscheidend Neues beginnt, so daß zu seinen Gunsten alle seine Brüder auf Gottes ausdrücklichen Befehl (21i2b) fortgeschickt und enterbt werden (218-12 E 25 5 f. J) 7 2 . Das Thema der Nachkommenschaft aber, das die Sagen ständig umkreisen, scheint communis zu sein. Daß dies Thema bei Jakob-Israel nicht ursprünglich ist, läßt sich mit großer Wahrscheinlichkeit zeigen. Es kommt in dessen Überlieferung nur dreimal vor 7 3 : 28 14 32 13 46 3. Davon ist 32 13 keine eigenständige Bezeugung, da es nur auf 28 14 zurückweist. 28 14 dient offenbar dazu, die Landverheißung 13 b, die dort nur den nächsten Umkreis von Bethel meint 74 , auf ganz Kanaan auszudehnen76. Sie ist daher mit Sicherheit dort sekundär 76 . 46 1-5 a aber gehört ursprünglich zur Isaak-Überlieferung 77 . 46 3 ist zu 26 24 parallel und offenbar im Rahmen der Gesamtanlage des Pentateuch auf die Volkwerdung in Ägypten angewandt 78 . In den Abraham-Isaak-Sagen findet man die Nachkommenverheißung in: 12 2 13 16 15 s (16 10) 18 18 (2114. is) 2 6 2479. Davon ent70 71

72

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77 78

79

Diese Überlieferung ist bei Abraham selbständig, s. o. S. 32 f. Nur die Frau wird Isaak nach der späteren Erzählung Gen 24 aus Mesopotamien zugeführt, während er selbst zu diesem Zeitpunkt in der südlichen Wüste bei Beer Lachaj Roi angesetzt wird (24 62). 2 1 8-21 ist aus zwei verschiedenen Erzählungen zusammengesetzt worden. Die eine behandelt die Ausweisung des Sohnes der Nebenfrau auf Gottes Geheiß hin (8-12). Dazu enthält 25 5 f. J die Parallele. — Diese Erzählung ist ausgeschmückt mit Motiven der zweiten (13-21), der eigentlichen Ismael-Sage. 48 15 f. ist im Zusammenhang 48 14.17 ff. sekundär, vgl. NOTH, Üb. des Pent. S. 38 7 4 S. o. S. 23. A. 1 3 6 . Man beachte, wie anders der Jahwist 28 13 f. in 13 14 ff. wiedergibt, wo er ganz selbständig (so mit v. RAD, ATD 3 S. 145) formuliert. Die Landverheißung gilt hier bereits dem ganzen Land, während das Motiv des Ausbreitens (2814) in ganz anderer Form als das in-Besitz-nehmende Durchwandern Kanaans erscheint. 28 13f. ist daher der Ursprung für die allgemeine Landverheißung 12 7 13l4f. 15 18 24 7. Damit entfällt die Land Verheißungstradition für die Abraham-Isaak-Sagen. 12 7 13 14 f. 24 7 stehen zudem sowieso in reinen J-Kompositionen, so daß sie als ursprüngliche Uberlieferung nicht in Betracht kommen. Bei 15 18 vgl. SEEBASS, Zu Genesis 15, Wort und Dienst 7 (1963) S. 132 ff. Vgl. A. WEISER, RGG 3. Aufl. Bd. I I I »Isaak«, und s. o. S. 39 ff. Vgl. auch Dtn 26 5; anders und offenbar im Einklang mit der Vätertradition selbst Jos 24 3bct. Dies ist wie die Erwähnung des Meerwunders und der langen Wüstenzeit einer der Züge, die zeigen, daß die Jahwerede 2-13 auf alte Tradition zurückgehen muß. S. o. S. 95 A. 47. 22 17 gehört zur späteren Überarbeitung 15-18 (vgl. dazu die Kommentare) in Analogie zu 16 10-12. — 26 3 b. 4 sind ebenfalls Teile der sekundären Überarbeitung von 2 a. 3 a in Analogie zu 121-3 und 26 24, s. o. S. 49 A. 145.

104

Jahwe und der Gott des Vaters

fallen die Bezeugungen 13 16 18 18, weil sie zu sekundären Bildungen des Jahwisten gehören80. Dagegen sind 12 2 J 15 5 E (Abraham) 16 10 J 2113.18 b E (Ismael) und 26 24 J 46 3 E (Isaak) doppelfädig überliefert und können nicht ohne Weiteres eliminiert werden. Besonders auffällig ist die Tatsache, daß die Nachkommenverheißung auch mit Ismael verbunden wird81. Da man kaum wird einsichtig machen können, daß erst das Israel der Königszeit beide Größen verbunden hat 82 , wird man in der Verheißung alte Tradition erkennen müssen83. Haftpunkte hat sie in Beerseba (26 24 46 3; vgl. 2113.18) und in Beer Lachaj Roi (16 10; vgl. 21 21), also tief in der südlichen Wüste und am äußersten Rand des palästinischen Kulturlandes. Da die Überlieferung noch die Erinnerung daran bewahrt, daß auch Isaak einst einen Haftpunkt am Beer Lachaj Roi hatte (24 62 25 11 b J ; vgl. 22 14 »n«T mn*1« E), wird die Uberlieferung sogar darin im Recht sein, daß sie ursprünglich gemeinsam einen Dn,3K TlVs verehrten (2113 E) 84 , und zwar eben an jenem Brunnen weit in der Wüste. Das verweist die Nachkommenverheißung in sehr frühe Zeiten der Vorgeschichte 80

Zu 1316 s. Anmerkung 75; 1818 ist eine Reflexion, die die Verheißung in der Abrahamtradition schon voraussetzt.

81

Dagegen nicht mit den Söhnen der Nebenfrauen (25 5 f.), die j a auch Söhne Abrahams gewesen sein sollen. Die Tradition haftet also wirklich an Ismael und ist nicht einfach von Abraham auf ihn übertragen worden. S. auch u.

82

Zum letzten Mal wird ein Ismaelit z. Zt. Davids erwähnt X Chr 27 30 I I Sam 17 25 (text. em.).

83

Die Verheißungen an die drei Erzväter ( 1 9 5 6 ) S. 28ff. Gegen Spätdatierung spricht allerdings schon der Umstand, daß sie von J und E überliefert wird.

Gegen

HOFTIJZER,

HOFTIJZERS

81

16 10 spricht der m/T zu Hagar, auch dort ist also der verheißende Gott gemeinsam. Allgemeiner bezeugt die Uberlieferung ihre Berührung dadurch, daß sie sie auf einen gemeinsamen Vater zurückführt. — In diesen Traditionskreis gehört auch 20 1 aß, das man m. E. sicher nicht für einen Zusatz halten darf, gegen N O T H a. a. O. S. 123 A. 319. Denn vergleicht man 16 7. 14, so sieht man, daß indirekt mit 20 l aß die Gegend der Oase von Beer Lachaj Roi bezeichnet wird. Auch darf man 20 l a nicht E absprechen, gegen N O T H a. a. O. S. 29 A. 87, 36, 240 A. 591; denn es soll gerade gesagt werden, daß Abraham seinen üblichen Aufenthaltsbereich im Zuge des Weidewechsels (v. RAD, ATD 3 z. St.) verläßt und sich zeitweilig bei Abimelech aufhält. Vgl. auch A L B R I G H T , BASOR 163 (1961) S. 48, der allerdings aus dieser Notiz ganz merkwürdige Schlüsse zieht. — E hat also offenbar die Erwähnung des Brunnens Beer Lachaj Roi bewußt vermieden, eine entsprechende Überlieferung (20 la) jedoch nicht unterdrückt. Ferner hat er analoge Motive in 22 1 - 1 4 . 1 9 verarbeitet, s. o. S. 78 A. 123. — Dementsprechend, daß E keine eigene Isaak-Tradition kennt, hat er jene Notiz 20 1 a bei Abraham und nicht bei Isaak wiedergegeben.

Der Beginn der Jahweverehrung in der Gemeinschaft Israel

105

Israels86. Später hat sich die Isaakgruppe mehr in die Nähe des Kulturlandes verlagert und einen neuen Haftpunkt in Beerseba ausgebildet, während Ismael in der Wüste blieb (21 21)86. Wie auch immer es zur Vereinigung der beiden Väter Abraham und Isaak gekommen ist87 — Tatsache ist jedenfalls, daß sie außerordentlich fest miteinander verbunden worden sind und ihre jeweilige Überlieferung sich nicht mehr voneinander scheiden läßt88. In dieser Form muß sie daher Ausgangspunkt weiterer Untersuchungen werden. Dann aber liegen die Vergleichspunkte mit der Israel- und 86

Wie bei der Tradition von der Landverheißung (s. o. S. 23) zeigt sich bei näherer Prüfung der Tradition von der Nachkommenverheißung, daß die These HOFT I J Z E R S , zusammengefaßt a. a. O . S . 98f., unhaltbar ist. M . E. verbaut sich H O F T I J ZER den Zugang zu den Traditionen dadurch, daß er die vorpriesterschriftlichen Verheißungen von den sekundären Stellen 15 7 26 4 f. 18 19 aus interpretiert. •— V. M A A G , Malkût J H W H , SVT VII (1959) S. 1 4 0 A. 2 ist H O F T I J Z E R , obwohl er dessen These im Übrigen ablehnt, insofern entgegengekommen, als er meint, daß die in der Pentateuchtradition e r h a l t e n gebliebene Verheißungstradition sekundär sei, da weder Landbesitz noch n a t i o n a l e Existenz zu den Primärdesiderata nomadischer Stämme gehöre. Aber es hat sich gezeigt, daß es noch Stellen gibt, aus denen hervorgeht, daß die Nachkommenverheißung zunächst gar nicht die nationale Existenz gemeint hat, und das selbst in der Form: »Du sollst zu einem großen Volk werden.« S. o. S. 3 A. 12. Hinsichtlich der Verheißung von Landbesitz aber muß man M A A G auf Grund von 2813 b einfach widersprechen. Daß ein solcher fester Haftpunkt nomadischer Existenz keineswegs zu widersprechen braucht, haben vor allem die Maritexte eindeutig gezeigt, vgl. außer J . R. K U P P E R , Les nomades en Mésopotamie au temps des rois de Mari (1957) vor allem M E N D E N H A L L , BA 25 (1962) S. 66 ff.

8,1

Diese Trennung Isaaks von Ismael wird durch die Uberlieferung festgehalten (16 l tr. und 21 8-21). — Auch bei Ismael sagt die Tradition von seiner Geburt das Wesentliche über ihn. Aber der Vergleich mit ihr zeigt, wie sehr die Tradition von Isaaks Geburt bereits von der Verbindung mit Abraham abhängig ist. Denn sie lebt von dem Motiv, daß Isaaks Eltern in hohem Alter standen und Elternschaft daher nicht mehr zu erwarten hatten (216 E 18 9-16 J). Man wird N O T H a. a. O. S. 113ff. wohl darin Recht geben müssen, daß die jüngere und beweglichere Gestalt die des Vaters Abraham ist, während Isaak im Wesentlichen nur an Beerseba und seiner Umgebung haftet und sich nicht mehr in neue Gebiete ausdehnt. Denn die Isaaktradition ist auch Abrahamtradition, vgl. Gen 16 211-7 (18 9-1«) 218-21 221-14, ferner die übereinstimmenden Stücke 1210 ff. 20 1-17 26 1. 6ff.und 21 22ff.2614-23. 25bff., die Überlieferung vom Zug nach Ägypten 12 9 ff 13 1 und 46 1 b. 4 a 26 2 a. 3 a, Wohngebiet zeitweise bei Beer Lachaj Roi 20 1 a und 25 IIb; aber auch der Grundbestand von Gen 15 setzt wohl schon die Vereinigung der beiden Väter voraus, da sein Thema wahrscheinlich die Garantie für den leiblichen Erben ist (vgl. S E E B A S S , ZU Gen 15 a. a. O . ) . Darüber hinaus aber stößt die Gestalt Abrahams in neue Gebiete vor, vor allem in das von HebronMamre, vgl. N O T H a. a. O. S. 123 ff.

87

88

Man beachte, daß die Uberlieferung des Elohisten von Abraham-Isaak bei Gen 22 aufhört. S. auch S. 104 A. 84.

106

Jahwe und der Gott des Vaters

der Jahwetradition auf der Hand. — a) Wie beim Vater Israel-Jakob u n d bei der Mosegruppe gibt es eine Tradition vom Verlassen eines andersartigen Bereichs und der Führung in ein Gebiet, in dem der Vater auf Wanderung ist (20 13 E 12 1 J). Einerseits wird die nomadische Existenz noch sehr betont (20 13; H a f t p u n k t Beer Lachaj Roi 25 11b J vgl. 20 i a E) 89 , andererseits besteht aber auch schon ein H a f t p u n k t am Rande des Kulturlandes (Beerseba). — b) Bei den Vätern Isaak-Abraham gab es eine Tradition von einer Wanderung nach Ägypten (12 9—13 1 262a. 3a als Umkehrung des Motivs 46 ib. 4 a)90. Dies Motiv m u ß t e schon für sich genommen die stärkste Anziehungskraft haben, da zwischen der Zeit des Vaters Israel u n d der Wüstenzeit eine entsprechende Verbindung fehlte. — c) Die Verheißung zahlreicher Nachkommenschaft mußte sich der Israeltration geradezu anbieten 9 1 . — d) Wie oben 92 schon bemerkt worden war, h a t t e die Gruppe der Väter Abraham und Isaak z. T. gemeinsames Territorium mit der Mosegruppe. Dieser Sachverhalt f ü h r t m. E. zu dem Schluß, daß Abraham u n d Isaak Väter Israels wurden, als Jahwe der Gott Israels wurde. Denn vorher ist diese Vereinigung deswegen wenig wahrscheinlich, weil nicht einzusehen ist, warum das mittelpalästinische Zentrum Sichem-Bethel zu dem weit abgelegenen Heiligtum von Beerseba K o n t a k t aufnehmen sollte — Hebron gehörte ja bereits zum Gebiet von Kaleb 93 . Und später ist sie nicht wahrscheinlich, weil erst die Ägypten-Tradition der Väter Abraham u n d Isaak die Verbindung zwischen Väterzeit und Wüstenzeit herstellen konnte 9 4 . Hinzu kommt 89

90

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93

94

Das entspricht besonders der Überlieferung der Wüstenzeit, aber auch der Jakobtradition, die wohl wenigstens noch teilweise mit Verbindungen bis in die Gegend der Bene Kedem rechnete, s. o. S. 47 f. S. o. S. 39ff. Da sich eine besonders enge Beziehung zwischen Isaak und Ismael beobachten ließ, ist in diesem Zusammenhang die Nachricht nicht uninteressant, daß Ismael sich ägyptische Frauen nahm 2121b. Eine Wanderung aus diesem Bereich nach Ägypten war sicher ganz an der Tagesordnung. Jos 24 3 f. sieht dabei anscheinend den entscheidenden Schritt zum »Zahlreichwerden« in der Vielzahl der Söhne, also in der Zahl der Stämmeeponymen, s. o. 92 S. 10 A. 42. S. o. S. 77 f. Es hat den Anschein, als hätte besonders ALT a. a. O. S. 56 f. an die Vereinigung der drei Väter vor der Überlagerung durch die Jahwereligion gedacht. Allerdings hat ALT a. a. O. S. 58 ff. zugleich angenommen, daß die Vätergottkulte noch eine Zeit lang p a r a l l e l zum Jahwekult existierten. S. dazu o. S. 102 A. 67. An eine Verschmelzung der Vätergötter ziemlich bald nach der Landnahme denkt auch EissF E L D T , ThLZ 88 (1963) Sp. 489. Gegen N O T H , Gesch. Israels S. 119. M. E. ist N O T H a. a. O. S. 118f. durchaus im Recht, wenn er annimmt, daß der Vater Israel-Jakob in den Bekenntnisformeln Israels das Thema »Erzväter« zunächst allein vertrat. Weiter ist es gar nicht verwunderlich, daß der Vater Israel-Jakob ungleich häufiger in der außerpentateu-

Der Beginn der Jahweverehrung in der Gemeinschaft Israel

107

eine Nachricht über die kenitische Sippe der Hobabiten (Jdc 116 text. em. 4 n ; vgl. Num 10 29 ff.), derzufolge diese sich von einem Hobab, Schwiegervater des Mose, ableiteten. Diese Nachricht hat wohl den Sinn, daß ihnen der Gott Jahwe bereits aus der Wüstenzeit vertraut war95. Da die Keniter aber einen Anteil am Negeb hatten (I Sam 27 10), liegt es m. E. sehr nahe, daß sich Berührungen zwischen den Kenitern96 und der Verehrerschaft des Gottes Abrahams und Isaaks ergeben haben, durch die auch diese von Jahwe vernahmen, wenn das nicht schon vorher durch die exponierte Lage des Haftpunktes Beer Lachaj Roi geschehen war97. Damit läßt sich nun auch die auffällige Tatsache erklären, daß die Erzväter Israels nur in zwei palästinischen Landschaften zu finden sind: im Bereich des Hauses Joseph (Israel-Jakob) und am äußersten Rande des palästinischen Landes im Negeb mit Beziehungen bis tief in die Wüste (Abraham-Isaak). Daß gerade diese Väter Israels Väter geworden sind, hat seinen tiefen sachlichen Sinn in zahlreichen gemeinsamen geschichtlichen und religiösen Erfahrungen und Hoffnungen, untereinander und mit der Gruppe, die beim Auszug aus Ägypten Jahwe als ihren Gott erkannte. chischen Tradition des AT vorkommt; denn der S a c h e n a c h ist letzten Endes dieser Vater die eigentliche Zentralgestalt Israels, da sein Name selbst »Israel« ist und der Kult des G o t t e s I s r a e l s , nicht der des Gottes Abrahams und Isaaks das entscheidend vereinigende Band zwischen den Stämmen bildete. Leicht erklärt sich auch die Zähigkeit, mit der man später z. Zt. des Staates Israel an der Beziehung zu Beerseba festhielt. Denn der Zug des Vaters Israel nach Ägypten war im Vaterbekenntnis von Sichern fest verankert und hielt daher jene besondere Beziehung auf Dauer wach. 96 96

97

Dies ist die übliche Annahme, vgl. RGG 3. Aufl., Bd. I I I »Keniter«. Selbst wenn die Hobabiten zu den seßhaften Elementen der Keniter gehörten (NOTH a. a. O. S. 58 A. 1), blieb ihnen natürlich eine gewisse Beweglichkeit, vgl. Jdc 4 11. Denkbar ist die Vermittlung aber auch über andere kenitische Elemente. Die Aufnahme der Väter Abraham und Isaak mit ihrem Haftpunkt Beerseba als Väter Israels hat wohl die bedeutende geschichtliche Folge gehabt, daß die Stämme, die im Süden Palästinas wohnten und Anteile am Negeb hatten, also Kaleb (I Sam 3014), Othniel (vgl. NOTH a. a. O. S. 57), die Keniter und Jerachmeeliter (I Sam 27 10),

aber selbst nicht in das System der zwölf Stämme Israels gehörten, zusammen mit Juda (und Simeon) den Verband Großjuda bildeten, wie er in der Zeit Davids voll in Erscheinung tritt (vgl. NOTH a. a. O. S. 5 9 ) . Das zentrale Heiligtum ist offenbar später nach Hebron-Mamre und also auch mehr in die Mitte verlegt worden (vgl. NOTH a. a. O . S. 1 6 7 ) , und dies ist offenbar im Zeichen des Vaters Abraham geschehen Gen 1 3 1 8 ( 1 4 1 3 ) 1 8 . Daß es sich hier um ein Stück I s r a e l handelt, zeigt sich in der Uberlieferung, indem der Vater Israel-Jakob von Sichem-Bethel auch nach Hebron zieht und dort ansässig wird (37 14), so wie umgekehrt der Vater Abraham beim Jahwisten die Verbundenheit Großjudas zum eigentlichen Kerngebiet des Vaters Israel herstellt 5 2 6-8 1 3 3f. 14-17.

Bibelstellenregister (Aufgenommen sind nur im einzelnen bearbeitete Erzählungseinheiten, nicht ergänzende Belegstellen.) Genesis

3 1 20-54

1 1 28ff

1 . 9. 2 2

121-3

3 . 3 2 ff. 1 0 3 f.

1 2 6-8

1 6 . 2 1 f. 3 3 .

12 9-131

1021107

3 2 io-i3

4 2 ff. 5 0

23. 42. 60ff. 6 8 . 1 0 3

3223ff.

..11. 17ff.

3318-20

34

1 1 . 1 6 . 2 5 . 2 8 . 3 0 . 3 8 f.

... 9. 2 2 . 2 8 . 5 3 . 7 7 . 1 0 7

15

.. .1. 3 . 9 . 8 1 . 9 0 . 1 0 3 ff.

36ff.

16

. .3. 2 8 . 4 7 . 6 5 . 7 7 . 1 0 4 f .

100. 102

..3.22.103.105.107

20

40.105

201

....40.47.77.104.106

68.

79.

88ff.

93f.

. . 1 1 ff. 2 1 f. 2 4 .

27.

35ieb-2i 35sif

11.38.46

103.105

38

38

55.60.62.67 67.72

1212

81 68.60.62.66.87

15 in

60

1 5 2 50. 53ff. 72. 8 2 . 8 4 .

99

1 5 20r. 5 5 . 6 0 . 6 8 . 7 2 . 7 7 . 8 5 1 5 22-26

. . . 5 8 . 6 0 f. 6 5 ff. 7 2 .

16

...57. 61f. 66. 68. 72. 7 7 . . 5 8 . 6 0 ff. 6 5 . 6 8 . 7 2 .

77-83 1 7 8fr. . . . 5 7 f. 6 1 f. 6 6 . 7 4 . 7 7 I81-12

. .58ff. 6 6 . 6 8 . 70. 72.

8 1 f. 8 5

104ff.

3 9 ff

38

1 8 4 5 0 . 5 3 f f . 7 2 . 8 2 f. 8 5 . 9 9

52. 8 3 . 1 0 5

4 3 23

5 0 f. 6 3

18i3ff. . .22. 5 8 . 6 2 . 7 7 . 7 9 f .

4 6 1 - 5 3 . 1 1 . 22. 39ff. 50f. 78.

19 ..1. 22f. 58ff. 70. 80f.

3. 78.

3. 5 6 . 78. 8 0 . 1 0 4 f .

23

27

24

58

5

38

11. 38f. 46. 8 7 . 1 0 7

2122ff

4 27-61

17i-7

3 1 ff.

37

218-21

68.60

77-82. 9 4

3.22. 3 2 . 8 3 . 1 0 3

211-7

22

. . 7 . 1 2 . 1 4 . 1 6 . 2 1 ff.

3 5 6-15

1 8 1 - 1 9 38 22. 32. 102. 104f.

58

427-32

1317-1521

46. 9 4 35i-5

4 24-26

6 2-1316

7. l l f . 1 6 . 2 6 f f . 4 1 .

14

2013

26f.

8 8 ff. 9 4

1 0 3 f. 1 0 7

181-ie

23.

4 1 ff. 8 0

10.21.40.77.105f.

121-1317 22.41 13 . . . 2 1 f. 3 2 . 5 3 . 1 0 2 . 1 0 7 1314-17 3. 10. 21 f. 74. 76.

3 5 f. 4 2 . 4 4 . 4 8 ff. 8 4

322-3316

f.

22.48.55.103

8 5 f. 1 0 1

8 4 . 1 0 3 f. 1 0 6

32

481-20

38.103

4 8 3ff

201.18-22

. . 2 2 . 5 8 ff. 7 0 . 8 5

11.14

24i-3

22.58.61

2 5 i - i i 41. 47. 62. 83.103ff.

4 8 20ff. 1 1 . 2 7 f . 3 8 f . 4 6 f . 9 4

244-8

80.88.101

25

102

49

249-11

103

4 9 24«

2 4 62

41. 47. 62. 103f.

21

ff

26

4 0 f.

261-5

3. 2 2 . 4 0 f . 78. 1 0 4 f f .

2 6 6-15

40.105

2 6 23-25

....3. 50f. 83.

2 6 14-23. 25bff

5 0 f. 5 3

3ff 12-17.

Exodus 2II-15

54

215-22

64.58.62.87

215-420 3-4

.. . 3 6 . 3 8 . 4 2 . 4 7 f . 5 4

3 0 25-43

35.39

....34. 36. 38. 48f.

3025-3316 31i-2i

23.

54 31-37.

58.60

30f.

99.103.105

29 31-3024

41.

48.

5 0 ff. 3 1 1 3 . . 3 . 1 4 . 1 6 . 3 1 ff. 5 3 . 7 9

. .23. 6 0 - 6 5 . 6 9 .

32 30-33 6

18-215

33ff. 43. 46. 48 ff. 53. 68. 29i-30

321-29

74.

79ff. 8 7 f . 1 0 1

12.14 21-27.

23. 58. 60. 65.

72. 80. 8 6 . 1 0 1

45

5017

5 8 ff. 6 4 . 7 8 . 8 4

2 4 1 2 - 1 5 a. i 8 b

104

47.49.102

28ioil.

50ior

105

27

28

11.38 15f. 50. 5 3

58

2 2 f.

5 0 ff.

6 8 ff.

313-15

56.58.79.90

3 3 7-11 3 3 12-23

65. 71f. 7 4 . 1 0 1 ... .68. 60f. 7 9 . 1 0 1

341-28

61. 7 7 . 79f. 1 0 1

6 5 f.

Numeri

7 2 . 7 6 f. 8 1 f. 8 4 3 6

66f. 7 9 . 1 0 1

32-34

51.53.82.99 54. 58. 60f. 65. 80f.

86 4 1 3 - 1 7 54. 58. 60. 77. 8 0 . 8 6 4 18-20

58. 77

421-23

58

1 0 29-33

. . .

10 3 4 10 35 f 10 29-20 13 111-3 . . . . 11

4-33

.62.66. 7 0 . 1 0 7 71 . .30. 6 4 . 72. 7 7 57.61. 68 64. 6 8 . 8 1

62. 64. 66. 72. 77. 8 1

109

Register

Deuteronomiu m Judicum I l i o n . 22. 58f. 62. 66. 71f. 2 - 1 Sam 12 6. 89 ff. 1 34-216 ....67.75.78.95 74. 80 45.72 12 55. 64. 68. 71 f. 81. 83 f. 82-4 67.78.95 5 1 5 - 1 4 3 8 . .56. 63 . 68. 75. 78. 26 l - i i I f f . 9ff. 32. 34. 48. 9 24.28.93 83. 95 12 iff 46 71. 89. 9 5 . 1 0 3 73ff. 1 4 39-45 6 3 . 7 2 311-8 73.76 16-17 56. 62 f. 67 f. 71 f. 75. 31 i4f. 23 I . Samuel 81. 83 3 2 48-52 7 3 ff. 12 1.5.63.95 34 10. 73 ff. 201-13 55f. 58. 60ff. 75. 77. 83 Josua 20 uff 56.63.83 IX. Samuel 214-» 251-5

27 12-23 32

29.56 1 7 3 . 7 6 13 23 82 Hio-15 98 73ff. 77 24 .1. 3. 5 - 1 1 . 29. 31 f. 34. 41. 46. 67. 69. 71. 74. 78. 45 87.103.106 12

46

I. Regum 24.26.60

Personen- und Ortsnamen-Register Aaron 5. 22. 58. 60. 62. 65. Bethel . . . 12-17. 21-25. 28. 68. 72. 86. 88. 95 30 ff. 38. 4 1 - 4 8 . 52 f. 83. Abihu (und Nadab) 59 87. 90. 98 f. 1 0 3 . 1 0 6 Abimelech 32.104 Abiram (-Dathan) 62 f. Dan 24.97 Abraham 7. 9f. 21 ff. 32ff. Dathan s. Abiram 40f. 48ff. 71. 77. 80. 83. Deboragrab 13 94.102-107 'adschlün 45 f. Ebal (Garizim) 32 Ägypten I f f . 8. 21. 27. 29. Edom 38.44 39ff. 53ff. 60. 66f. 69ff. E l Berith 93 f. 99. 101 75. 77. 81 ff. 90. 9 4 . 1 0 7 Bethel 12. 14ff. 30. 52f. Akaba, Golf von 63 Elohe Jisrael 1 1 . 1 6 f. 24. Alalach 27. 44 28. 31. 50. 52. 88 Amalekiter 57. 63 Olam 52 Amoriter 5f. 8. 28. 96 Roi 55 Aramäer 1. 4. 9. 32. 37. 48 f. Schaddai 1 3 . 1 5 . 53 84 'en el-kderät 65 Aram-Naharaim 48 Ephraim 38. 46. 97 Arnon 67. 74 Esau 26. 30. 38. 42 ff. Baal 69.82 Babylon . . .9. 29. 69. 82. 84 Beer Lachaj Roi 41. 47. 52. 55. 78. 84. 103 f. 106 f. Beerseba 40 f. 52 f. 8 3 . 1 0 4 f f . Benjamin 35. 38. 97

Haran 44. 47 f. Harra u. Hauran 47 Hazor 98 Hebräer 9.40 Hebron-Mamre 22. 53. 63 f. 105 ff. Hobab Horma Hur

6 2 . 6 6 . 70.107 63 f. 58

Isaak 10. 22. 32. 34. 39 ff. 46f. 50ff. 71. 77f. 80. 83. 94.102-107 Ismael 41. 47. 78. 8 4 . 1 0 3 ff. Israel (Vater) 9 - 5 5 . 79. 83. 89f. 98ff. 102f. 105ff. J a b b o k 17. 20. 23. 26. 42ff.

80 J a k o b 9 - 5 5 . 79. 83. 89 f. 98 ff. 102 ff. 105 ff. Jephta 44.46 Gad 4 5 . 9 7 Jericho 94 Garizim s. Ebal Jerusalem 5. 24. 53 Gerar 40 f. Jethro 22. 54. 59. 62. 66. 70. Gilead 35 f. 45 ff. 81 Gottesberg 54f. 62. 65f. 72. Jordan(-Graben) 43 f. 77 ff. 82. 84 (-Quellen) 97

Register

110

Joseph 15. 27 f. 35. 38 f. 46. Midianiter 54. 58 ff. 62. 65. 66. 97. 107 68. 72. 78 f. 84f. 87 Josua 72. 74. 76. 89 ff. 101 Mirjam 55. 65. 68. 83 ff. 87 Juda 3 8 . 9 7 . 1 0 7 Mizpa/Gilead 36 Mose 2. 5. 22. 24. 53. 88. 92. Kades 55. 63. 66ff. 83 95f. lOOf. 107 Kaleb 63 f. 67. 106 f. Kedem, Bene- 47 f. 83 f. 106 Nadab s. Abihu 10. 22. 50. 52 Keniter 84 f. 107 Nahor Negeb 3. 40f. 46.107 kewir 63 Nuzu 27.37 Laban 31. 33ff. 43. 47ff. 84 Og 6. 73 Lea 33. 35 Ostjordanland 42ff. 66. 76. Levi 38. 46. 94. 97 82 f. 96 Machir 45 f. 97 Mahanaim (teil heddschädsch) 18. 43 f. Manasse 38. 46 Mara, Massa, Meriba 65. 72. 77 ff. 83. 87 Mari . . . 27. 44f. 4 8 . 5 0 . 1 0 5 Mesopotamien 1. 7 ff. 21 f. 25. 29 ff. 35. 44. 47 f. 69. 83. 9 4 . 1 0 0 . 1 0 3

es-sabcha 63 Safatener 47 f. Samar. Gebirge . . 24. 39. 46 Schuppiluliuma 36. 98 Schur 77.83 sfire 13 Sichern 5. 7. 11. 13. 15ff. 21-34. 38 f. 41. 44 ff. 48. 52 f. 71. 83. 88-94. 101. 106 Sihon 6 Silo 5 Simeon . . 3 8 . 4 6 . 9 4 . 9 7 . 1 0 7 Sinai 1. 54. 61 f. 65-73.

77-88. 94. 9 6 . 1 0 1 Paddan-Aram 12. 27 Sippar 45 Pharan 41 Pisga 74 Therach 10 Pnuel (teil ed-dahab eschscherki) 18. 20. 26. 43f. Ugarit 27. 34. 44. 69f. 82. 8 4 Rahel 33. 37 f. Ur 1. 9. 44 Reguel 62 Uruk 44 Rephidim 65 Ruben 3 8 . 4 5 . 9 7 wädi fär'a 44

Autorenregister AHARONI

65

97

ELLIGER

ALBRIGHT 1 2 . 2 6 . 3 8 . 6 2 . 1 0 4 C A Z E L L E S

30

EWALD

ALT l ö f . 23ff. 32. 35. 49.

13

51ff. 71. 7 6 . 1 0 0 . 1 0 2 . 1 0 6 B . W . ANDERSON

CAMPBELL

CORNILL CULLEN

4

24

ANDERSEN 4 9 . 5 1 f. 5 4 . 7 0 . 8 4

DAHOOD

16

DANELL

BACH BALTZER BAUER BAUMGARTNER BEEK BENTZEN BERNHARDT

BEYERLIN DE BOER

68.82

22 23

DILLMANN

4.17. 23 2

BUDDE

46

DU B U I T

44

7 7

GALLING

26ff.

GEMSER

81

28

GERSTENBERGER

86

13

GESENIUS-BUHL

27

11. 14f.

DONNER

2. 23. 3 8

GES.-KAUTZSCH-BERGSTR. EERDMANS

4

A. EHRLICH

8 5 . 1 0 1 E . L . EHRLICH

BUBER

FASCHER FOHRER

10.21

Iff. 9 73. 8 5 f.

16

9.11

DAUBE

9 8 . 1 0 1 DELITZSCH 9

1 7 ff.

EISING EISSFELDT

15. 26. 28

11

GLUECK

41

14

GORDON

9.37

19.57.84 7 . 1 1 f. 1 4 f f . 2 6 .

32f. 37. 44f. 47f. 51. 53. 57. 79. 81. 9 6 . 1 0 6

GRADWOHL

57

GREENBERG

37

GRESSMANN 4. 2 8 . 5 7 . 6 3 ff. 71

Register l l f f . 19. 22. 28f. 42. 74

GUNKEL GURNEY

70

HALDAR

70

HARRELSON

24

HEINEMANN

99

HERDER

1B

H O F T I J Z E R 2 3 . 4 5 . 4 9 . 1 0 4 F. HOLZINGER

64

HONEYMAN

18

HOOKE

40. 70

HORT

63

HYATT

50

JEPSEN

22. 26. 41. 4 5

KAISER

19. 69F. 97

Y . KAUFMANN . . .

6. 8 1 . 9 0

KELLER

89

KIRSTEN

9

KNIERIM

69

KÖHLER-BAUMGARTNER

4. 23. 32. 9 3 KÖNIG

11.26.28

KOLDEWEY

29

KOSMALA

58

KUPPER

6 8 F.

LEHMING LEWY

35. 38. 61 4 9 F.

LISOWSKY LUCKENBILL B . LUTHER MAAG

4 9 FF.

MAY MEEK

67

2. 4. 73. 8 8 4 19

3 2 . 3 8 . 4 9 . 5 7 F. 6 2 . 77.100.105

SCHILDENBERGER SCHMITT

...

MEISSNER

29

SCHMÖKEL

27

SCHNUTENHAUS

MENDENHALL E . MEYER

....96F.

105

4. 19. 38. 46. 48. 5. 7 4

MOWINCKEL

38. 4 6

W . M. MÜLLER NIELSEN

19

. . 5 . 1 5 . 2 5 FF. 2 9 F.

3 8 . 9 1 F. 9 6 NÖTSCHER

SEEBASS

..

OSSWALD

66.83

PAPE

9

POPE

53

PRIJS

4

PROCKSCH . . .

1 ] FF. 1 9 .

21.

28.74 RABIN

v.

RAD

...38 Iff. 6. 8f. l l f f . 21 ff.

9 38 23. 54. 72. 77. 79.

8 2 . 84FF. 1 0 1 . 1 0 3 . 1 0 5 39

SIMPSON

1 1 F. 2 9

SKINNER

18

R . S M E N D SEN 75. 77. 80. 85. 87

3

SOGGIN

29

STADE

66

STAMM

99

STEUERNAGEL

TÄUBLER

RUDOLPH

20. 56. 58. 61. 64.

85. 93f. 102 71. 88. 92. 95. 101

4. 11. 24. 7 4

46. 97

VAN T R I G T

1 7 ff.

WEIDNER

34

20 .

36 29

71.103

WELLHAUSEN v.

43

37.43.93

DEVAUX VOGT VOLZ

WEISER 22

24. 60. 72.

V. SODEN

90. 9 9 . 1 0 3 f. 38. 40. 67. 72. 74.

14

R . S M E N D JUN.

WEINREICH

ROWLEY

6. 9 0

VAN S E L M S

2 5 . 2 8 . 4 2 . 6 5 . 6 9 ff. 74. ROST

6 1 F.

SEELIGMANN

59

2f. 5-11.16ff. 20. 22 ff. 26 ff. 30. 32-38. 41-50. 53. 56-78. 82. 84. 92. 94-98. 100-107 NYBERG 25.30 NOTH

88-95

SCHUNCK

5 7 . 60FF. 6 7 . 7 5 . 8 5 MÖHLENBRINK

19

5 FF. 2 9 .

MENDELSOHN

44F. 48. 1 0 5

LAUHA

111

11. 16.

28.

58f. 61. 64. 67. 83. 85. 88 . 2.71.99 D. W O U D E

ZIMMERLI

..

7. 22. 93. 99 f.

Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft Herausgegeben von Georg Fohrer

6 7 . D A S E T H O S DES A L T E N TESTAMENTS.

Von Johannes Hempel. 2., ergänzte Auflage. XII, 343 Seiten. 1964. Ganzleinen DM 58,— 7 8 . D I E MYTHISCHE B E D E U T U N G DES M E E R E S I N Ä G Y P T E N , U G A R I T UND ISRAEL.

SO.

Von Otto Kaiser. 2., überarbeitete und um einen Nachtrag vermehrte Auflage. V I I I , 196 Seiten. 1962. DM S O K Ö N I G T U M G O T T E S I N U G A R I T UND ISRAEL. Zur Herkunft der Königsprädikation Jahwes. Von Werner Schmidt. 2., neubearbeitete Auflage. X, 105 Seiten. 1966. Ganzleinen DM 28,— Ezechiel und seine Tradition. Von Henning Graf Reventlov. VIII, 173 Seiten. 1962. DM 26,—

8 2 . W Ä C H T E R ÜBER ISRAEL.

Eine terminologische Studie. Von Roland Gradwohl. XIII, 116 Seiten. 1962. DM 20,—

8 3 . D I E F A R B E N IM A L T E N TESTAMENT.

8 5 . D E R TRADITIONSGESCHICHTLICHE H I N T E R G R U N D DER PROPHETISCHEN G E R I C H T S R E D E N .

Von Eberhard von Waldow. VIII, 53 Seiten. 1963. DM 10,— 86.

Untersuchungen zur Entstehung und Geschichte eines israelitischen Stammes. Von Klaus-Dietrich Schunck. VIII, 188 Seiten. 1963. DM 32,—

BENJAMIN.

8 8 . U N T E R S U C H U N G E N ZUR ISRAELITISCH-JÜDISCHEN C H R O N O L O G I E .

Von Alfred Jepsen und Robert Hanhart. VI, 96 Seiten. 1964. DM 18 — 89.

Band I I . Nr. 1557—4459. Von Christoph Burcbard. XX, 359 Seiten. 1965. Ganzleinen DM 84,—

B I B L I O G R A P H I E ZU D E N H A N D S C H R I F T E N VOM T O T E N M E E R .

Die Berichte über die Landnahme in den drei israelitischen Geschichtswerken. Von Sigmund Mowinckel. VI, 87 Seiten. 1964. DM 18,—

9 0 . TETRATEUCH, PENTATEUCH, HEXATEUCH.

91.

Ü B E R L I E F E R U N G U N D G E S C H I C H T E DES E X O D U S . Eine Analyse von Exodus 1—15. Von Georg Fohrer. VI, 125 Seiten. 1964. Ganzleinen DM 24,—

9 2 . E R W Ä H LUNGSTHEOLOGIE U N D UNIVERSALISMUS IM A L T E N TESTAMENT.

Von Peter Altmann. IV, 31 Seiten. 1964. DM 9,— 9 3 . D A S ALTISRAELITISCHE L A D E H E I L I G T U M .

Von Johann Maier. X, 87 Seiten. 1965. Ganzleinen DM 21,— 94.

Geschichtsphilosophische Voraussetzungen und historiographische Motive für die Darstellung der Religion und Geschichte Israels durch Wilhelm Vatke und Julius Wellhausen. Von Lothar Perlitt. X, 249 Seiten. 1965. Ganzleinen DM 42,—

95.

STAMMESSPRUCH UND G E S C H I C H T E . Die Angaben der Stammessprüche von Gen 49, Dtn 33 und Jdc 5 über die politischen und kultischen Zustände im damaligen „Israel". Von Hans-Jürgen Zobel. XII, 163 Seiten. 1965. Ganzleinen DM 34,—

V A T K E UND WELLHAUSEN.

9 6 . D I E LEXIKALISCHEN U N D GRAMMATIKALISCHEN ARAMAISMEN IM ALTTESTAMENTLICHEN HEBRÄISCH.

Von Max Wagner. Etwa 176 Seiten. 1966. Ganzleinen etwa DM 36,— Ueferungsmöglichkeiten und Preise der früheren Hefte auf Anfrage

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