Der Drachenkampf des heiligen Theodor 9781463223151

The ancient myth of a hero who slays a mythical beast worked its way into the lore of early Christianity. Willy Hengsten

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German Pages 69 [73] Year 2010

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Der Drachenkampf des heiligen Theodor
 9781463223151

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Der Drachenkampf des heiligen Theodor

Analecta Gorgiana

436 Series Editor George Anton Kiraz

Analecta Gorgiana is a collection of long essays and short monographs which are consistently cited by modern scholars but previously difficult to find because of their original appearance in obscure publications. Carefully selected by a team of scholars based on their relevance to modern scholarship, these essays can now be fully utilized by scholars and proudly owned by libraries.

Der Drachenkampf des heiligen Theodor

Edited with an Introduction by

Willy Hengstenberg

1 gorgias press 2010

Gorgias Press LLC, 180 Centennial Ave., Piscataway, NJ, 08854, USA www.gorgiaspress.com Copyright © 2010 by Gorgias Press LLC Originally published in All rights reserved under International and Pan-American Copyright Conventions. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, scanning or otherwise without the prior written permission of Gorgias Press LLC. 2010

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ISBN 978-1-60724-773-9 Extract from Oriens Christianus 10 (1912)

Printed in the United States of America

ISSN 1935-6854

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Hengstenberg, Der Draclienkampf des heiligen Theodor.

an jene Begegnung mit dem Teufel, die in vielen und gerade in den ältesten Hss. unmittelbar an das Drachenwunder anschließt.1 Es wäre wohl denkbar, daß der Verfasser des Georgwunders die Bedeutung der Erscheinung des sich für besiegt erklärenden Satans unmittelbar nach der Tötung des Drachen nicht mehr verstand und darum die beiden Erzählungen von einander trennte. Endlich faßt die Erzählung von einem Drachenkampf auch in der Tradition von Euchaita Fuß und wurde auf Theodor Teron übertragen. Daß das Motiv bei dem Teron jedoch erst seit dem 9. Jahrhundert bezeugt ist, wurde oben gezeigt. Die Erzählung wurde wahrscheinlich einem Volksbuch einverleibt und trug von allem Anfang an ausgesprochen f o l k l o r i s t i s c h e n Charakter. Hierin aber begegnete sich das Volksbuch des Teron mit der s p ä t e r e n Entwicklung der Abgar-Akten des Stratelaten; wer aber hier der gebende und wer der nehmende Teil war, bleibt eine offene Frage. Das Ende war jedenfalls, daß die beiden Drachenkämpfe des Stratelaten und des Teron vollständig ineinander übergingen. Mit dem Metaphrasten, der für beide Heilige eine gemeinsame Erzählung des Drachenkampfes verfaßte, erstarb die bisherige reiche Entwicklung. Nur in der mit dem Namen des Teron verknüpften Wundergeschichte vom Raub der Mutter ist uns eine durchaus ins Märchenhafte hinüberentwickelte Weiterwucherung der Erzählung erhalten. Im übrigen aber mußte der hl. Theodor dem hl. Georg Platz machen, dessen fast 500 Jahre später entstandenes, im Grund ebenfalls durchaus folkloristisch und nicht symbolisch zu verstehendes Drachenwunder sich alsbald einer beispiellosen Beliebtheit erfreute. 1 A u f h a u s e r , op. cit. 69 ff. und a. a. 0. und V. E y s t e n k o , Die Legende vom heiligen Georg und dem Drachen (russisch!) Odessa 1909, S. 105 £f.

ZWEITE ABTEILUNG:

AUFSÄTZE. Der Drachenkampf des heiligen Theodor. Von

Dr. W i l l y Hengstenberg. Häufig zitierte "Werke sind: H. D e l e h a y e Les legendes grecques des Saints Militaires. Paris 1909. E. 0 . W i n s t e d t Goptic texts on Saint Theodore. Oxford 1910. J . B a l e s t r i et H. H y v e r n a t Acta Martyrum, Corpus Scriptorum Ghristianorum Orientalium, Scriptores Goptici Series 3a, tomus L Textus et Versio, 1907. E s t e v e s P e r e i r a Acta Martyrum, Gorp. Script. Orient., Scriptores Aethiopici, Series altera, tomus XXVIII. Textus et versio, 1907. BHG. = Bibliotheca Hagiographica Graeca, edd. S o c i i B o l l a n d i a n i , Editio altera 1909. BHL. = Bibliotheca Hagiographica Latina, edd. S o c i i B o l l a n d i a n i . 1898 bis 1901. BHO. = Bibliotheca Hagiographica Orientalis, edd. S o c i i B o l l » n d i a n i . 1910. Häufig zitierte Texte sind: 1. Festhomilie des Gregor von Nyssa auf den heiligen Theodor. BHG. 1760. 2. Ghrysipp, Presbyter von Jerusalem, Rede und "Wunderbericht auf den hl. Theodor, herausgegeben von J . P h o k y l i d e s in Nea 2uuv, Jahrg. VIII, S. 556 —578. 3. Drei Reden des Johannes von Eucha'ita auf den hl. Theodor. BHG. 1770/72. 4. Alte Martyriumslegende des Theodor Teron = D e l e h a y e Appendix I. BHG. 1761/62. 5. Martyrium des Theodor Teron in der Fassung des Symeon Metaphrastes = D e l e h a y e Appendix II. BHG. 1763. 6. Pseudo-Eomanos, Kontakion auf den heiligen Theodor, s. oben S. 48—63. 7. Bio; (irpö TOU ¡xaprupiou) und "Wunder des hl. Theodor = D e l e h a y e Appendix V. BHG. 1764/65. 8. Armenischer Gommentarius de Amasia urbe et de nativitate S. Theodori. BHO. 1171. 9. Grusinische Übersetzung des armenischen Kommentars, herausgeg. v o n K h a k h a n o v in Trudy des LazarevInstituts Moskau 1910. 10. 0a5n.cc vom Raub der Mutter (durch den Drachen). BHG. 1766/67.

Hengstenberg, Der Drachenkampf des heiligen Theodor. 11. Griechische Abgar-Akten des Theodor Stratelates. 12. Lateinische Übersetzung der Abgar-Akten. 13. Lateinische Bearbeitung der Abgar-Akten durch Bonitus Subdiakon von Neapel. 14. Griechische zweite Legende des Stratelates = Delehaye Appendix III. 15. Martyrium des Theodor Stratelates in der Fassung des Symeon Metaphrastes = D e l e h a y e Appendix IV. 16. Koptische Akten des Dionysius draconarius auf Theodor Stratelates. 17. Syrische Predigt auf das Martyrium des Theodor Stratelates. 18. Koptische Predigt des Pseudo-Theodorus, Erzbischofs von Antiochien auf Theodor Anatolius und Theodor Stratelates.

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BHG. 1750. BHL. 8084/85. BHL. 8086. BHG. 1751. BHG. 1752. BHO. 1166. BHO. 1165. BHO. 1175.

19. Martyrium des T h e o d o r A n a t o l i u s , Leontius Arabs und Panegyris Persa. BHO. 1174. 20. Koptische Predigt s. oben No. 18. 21. Sahidisches Fragment eines Martyriums des Theodor Anatolius ed. W i n s t e d t S. 142—149.

Das altererbte Motiv vom Sieg des Helden über den bösen Drachen, das zu dem Sagenschatz der ganzen Menschheit gehört und in vorchristlicher Zeit schon längst im religiösen Mythus und im Märchen bei den verschiedensten Yölkern zu Hause war, wurde — wie man weiß — von der christlich gewordenen Volksphantasie dazu benützt, um damit den Ruhm gerade der Gefeierten unter den Heiligen noch zu steigern. Dieser religions- und kulturgeschichtlich außerordentlich interessanten Tatsache hat sich von jeher die Aufmerksamkeit der Gebildeten zugewandt, man suchte zu bestimmen, wann und wo diese Übertragung vor sich gegangen ist, und manch kühne Hypothese wurde aufgebaut auf dieser Übereinstimmung zwischen heidnischer und christlicher Vorstellungsweise. Man beging aber dabei meist den Fehler, daß man die überragende Popularität, welche der Drachenkampf des hl. Georg bei uns europäischen Christen seit vielen Jahrhunderten genießt, ohne weiteres auf die altchristliche Zeit und auf den Orient übertrug und die übrigen Heiligen, von denen dasselbe Motiv erwähnt wird, ganz im Hintergrund stehen ließ oder gänzlich ausschaltete. Das mußte zu schiefen Schlüssen führen, denn die neuere Forschung hat

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ergeben, daß die Übertragung des Drachenmotivs auf den hl. Georg verhältnismäßig sehr spät vor sich gegangen ist. H. D e l e h a y e (Les legendes grecques S. 115 ff.) und K. K r u m b a c h e r in seinem letzten dem hl. Georg gewidmeten Werk 1 haben das energisch betont und die minutiöse Prüfung der Textüberlieferung sowohl wie der Chronologie der Kunstdenkmäler in der den Gegenstand erschöpfenden Monographie von J. A u f h a u s e r 2 hat die Tatsache nur erhärten können: über das Drachenwunder des hl. Georg sind die Akten geschlossen. — Die vorliegende Studie ist einem anderen Soldatenheiligen, dem kaum weniger berühmten Märtyrer Theodor gewidmet, von dem ebenfalls ein Drachensieg erzählt wird; sie verfolgt vor allen Dingen den bescheidenen Zweck, die verschiedenen Formen, unter welchen das Drachenmotiv in den L e g e n d e n dieses Heiligen auftritt, zu sammeln und zu gruppieren, sowie über Entwicklungsgeschichte und Alter so weit als dies möglich ist, Klarheit zu schaffen. Dagegen ziehe ich die bildlichen Darstellungen des hl. Theodor als Drachentöter hier nicht bei. Wohl ist auf einigen Werken der Kleinkunst aus spätkoptischer oder hochbyzantinischer Zeit der (inschriftlich gesicherte) hl. Theodor zu Pferd dargestellt, wie er den Drachen überreitet. 3 Aber selbst wenn diese Stücke um einige Jahrhunderte älter wären, so dürfte man sie doch nur einer in frühbyzantinischer Zeit sehr beliebten Darstellungsgruppe zurechnen: ich meine den über seinen Feind hinwegsetzenden christlichen Reiter, der besonders häufig auf Amuletten dargestellt ist und dort den Namen des Salomo oder eines anderen christlichen Heiligen tragen kann. Die gleichzeitige Existenz der D r a c h e n - L e g e n d e würde eine solche Darstellung mit dem Namen unseres Hei1

Der heilige Georg in der griechischen TJherlieferung. München 1911. S. 296. 2 Das Drachenwunder des hl. Georg in der griechischen und lateinischen Überlieferung. Byzant. Archiv, Heft 5. Leipzig 1911. s Ygl. D e l e h a y e S. 117 Änm. 3; A u f h a u s e r op. cit. S. 174; 0. W u l f f , D. mittelalterl. Bildwerke. Berlin 1911, No. 1876; 0. v. Taube v. d. I s s e n Die Darstellung des hl. Georg in der üal. Kunst. Halle a. S. 1910 S. 15 und 23: alles Werke des 11 — 13. Jahrhunderts.

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ligen mit nichten beweisen. Das gilt von Theodor genau so wie von dem hl. Georg. 1 — Wir sind also berechtigt und genötigt uns auf die l i t e r a r i s c h e Überlieferung zu beschränken. In meinem Bestreben in diesem Punkt größtmögliche Vollständigkeit zu erlangen, bin ich von verschiedenen Seiten aufs freundlichste unterstützt worden. Yor allem hat Herr Dr. P. Maas sich bereit gefunden, das bisher unbekannte unter dem Namen des Romanos überlieferte Kontakion auf den hl. Theodor in dieser Zeitschrift zu veröffentlichen, so daß ich es hier beiziehen kann. Bei meiner Unkenntnis des Armenischen und Syrischen hatten die Herren P. A. Vardian Mechitharist und Dr. W. Weyh (Schweinfurt) die Liebenswürdigkeit, mir durch ausführliche Analysen die Kenntnis wichtiger Texte zu vermitteln. Herr Dr. A. Baumstark hat meine Aufmerksamkeit auf wichtige Neuerscheinungen gelenkt und mir die Arbeit durch das unermüdliche Interesse, das er an ihr nahm, erleichtert. Und endlich haben die Herren E. O. Winstedt (Oxford) und Pater P. Peeters S. J. auf meine Anfragen in liebenswürdigster Weise geantwortet. Es ist mir eine angenehme Pflicht an dieser Stelle allen diesen Gelehrten meinen warmen Dank auszusprechen. A.

D e r D r a c h e n k a m p f des T h e o d o r Teron.

Ureg-or v. Nyssa. Eine Gregor von Nyssa wohl mit Recht zuBHÜ. 1760. geschriebene Festhomilie ( = BHG. 1760) 2 und das von Delehaye jüngst edierte Martyrium ( = BHG. 1761) 3 sind die beiden ältesten Dokumente der uns über den Märtyrer Theodor erhaltenen Literatur. Theodor ist ein Jüngling, der als Rekrut unter die Fahnen gerufen zur Zeit des 1 K r u m b a c h e r op. cit. S. 296 ff.; vgl. auch meine Besprechung des Buchs von A . V. E y s t e n k o Die Lei/ende vom hl. Georg und dem Drachen (russ.). Odessa 1909 in B Z . X X I (1912), S. 2 8 7 — 3 8 . — N u r wo der K ü n s t l e r durch die H i n z u f ü g u n g eines A t t r i b u t s oder von Personen seine K e n n t n i s von der literarischen Legende beweist, kann darum die bildliche Darstellung von W e r t sein. E i n Beispiel f ü r einen solchen F a l l bietet die koptische Federzeichnung in Vatic. 66; s. unten. 2 M i g n e P G . X L Y I , Sp. 7 3 6 — 4 8 . 3 D e l e h a y e S. 1 2 7 — 1 3 5 .

O M E N S CHRISTIANUS.

Neue Serie

II.

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Kaisers Maximian nach Amasia in Pontus kommt, in einem ersten Verhör laut sein Christentum bekennt und —• trotzdem freigelassen — den Tempel der Göttermutter einäschert. Dann folgen ein neues Verhör, Bestrafung mit Gefängnis und Hunger, wobei übernatürliche Eingriffe dem Mut und der Kraft des Heiligen aufhelfen, glänzende Versprechungen im Fall der Sinnesänderung, kurze Marterung und endlich die Verurteilung zum Tod durchs Feuer: das alles wissen Homilie und Martyriumstext, wenn nicht in derselben Reihenfolge so doch im Wesentlichen übereinstimmend von dem Heiligen zu erzählen. Das ist die alte Legende von dem ursprünglich e i n z i g - e i n i g e n M ä r t y r e r T h e o d o r , dem man später zum Unterschied von seiner „Verdopplung" dem gänzlich ungeschichtlichen Theodor Stratelates den Beinamen T e r o n gab. In einer meisterhaften Studie hat indes P. F r a n c h i d e ' C a v a l i e r i 1 gezeigt, daß der kompliziertere Martyriumstext nicht eine bloße Erweiterung der Homilie ist, sondern daß der Redaktor außer den Akten des Bischofs Polykarp bei der Erzählung von dem Feuertod des Heiligen sich auch anderer Märtyrerakten ungeniert bediente: die Einleitung und die Gefängnisszene scheinen auf die Akten des Theagenes, das Verhör und die ersten Martern auf diejenigen des Bischofs Nestor von Perge zurückzugehen. Jedesmal kann auch eine gemeinsame noch ältere Quelle zu Grund liegen. Wenn darum das Martyrium nur einen geringen oder gar keinen historischen Wert besitzt, so muß doch betont werden, daß die Homilie in dieser Beziehung nicht viel besser ist: auch sie schöpft nicht aus origineller lokaler Tradition, sondern sie trägt ebenfalls schon die Züge jener in der hagiographischen Literatur immer wieder angewandten Methode, welche verschiedene durchaus typische Motive mosaikartig zusammensetzend, durch Inkonsequenz ja grobe Unmöglichkeit 2 sich selbst verrät und ihren Gebilden durchaus den Stempel künstlicher Mache aufdrückt. — Gesichert ist darum nur die eine 1 Note agiografiche, fasc. 3». Eom 1909 (Studi e Testi 22), 8. 91 ff. 2 So wird schon in der Homilie dem jungen Kekruten Theodor die W ü r d e eines Oberpriesters angeboten: P G . X L V J , Sp. 744 C.

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Tatsache, daß die Homilie im 5. Jahrhundert in der prächtig geschmückten Grabeskirche1 des hl. Theodor an seinem Festtag zur Winterszeit vor einer großen Gemeinde von Pilgern gehalten wurde; und einmütig ist man der Überzeugung, daß diese Kirche in dem berühmten ganz dem Andenken des Theodor geweihten Wallfahrtsort Euchaita bei Amasia zu suchen sei. Was an der Legende selbst geschichtlich ist, ob der Märtyrer, dessen Grab in Euchaita gezeigt wurde, tatsächlich dem Soldatenstand angehört hat, das läßt sich von Theodor ebenso wenig mit Sicherheit erweisen, als von den übrigen von Delehaye behandelten Saints Militaires.2 Die Homilie weiß nichts von einem DrachenBHG. 1761. kämpf. Aber auch das Martyrium, das zusammengeflickt ist aus vielleicht echten oder selbst purifizierten Akten anderer Märtyrer gehört zu der Gruppe der künstlich sincer gehaltenen hagiographischen Gebilde. In einem solchen kann das phantastische Motiv des Drachenkampfs kein eigentliches Bürgerrecht besitzen und tatsächlich hat es auch nur ausnahmsweis Eingang gefunden.3 — Dies ist geschehen in der obendrein auf das Jahr 890 datierten griechischen Hs. Paris. 1470. In die Einleitung zum Martyrium (itpö xou ¡lapiopioo) wird hier folgende Episode eingeflochten4: Vier Meilen entfernt von der S t a d t Euchaita hauste in einem großen Wald ein a l t e r D r a c h e , dem viele Wanderer zum Opfer fielen. Als aber Theodor einmal des Wegs kam und der Drache sich auf ihn stürzte, da tötete diesen der wackere Krieger Christi durch Martyrium des Teron

1 PG. X L VI, Sp. 737 C. 2 D e l e h a y e S. 40. 3 D e l e h a y e S. 23. •i D e l e h a y e S. 127. — Wie P. F r a n c h i de' C a v a l i e r i op. cit. S. 104 Anm. 1 mitteilt, findet sich der Drachenkampf eingefügt in BHGr. 1761 auch in einer Hs. Kom Angelica 81 saec. XII. Die Episode steht auf fol. 46 v —47 v . Die ersten Sätze stimmen wörtlich überein mit Parisinus 1470 (— Delehaye 127, 11—14 . . . . ¿ftavaroxrev). Dann aber setzt unvermittelt die Form des Draclienkampfs ein, wie er in den Abgar-Akten des Theodor Stratelates (= BHGr. 1750; s. unten) erzählt wird. Die Tatsache ist immerhin bemerkenswert, daß die Erzählung des Parisinus somit nicht völlig vereinzelt dasteht.

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einen Stich mit der Lanze in den Kopf. Seitdem ist die Straße von dieser Plage befreit. Von der alten Martyriumslegende (== BHG. 1761) wende ich. mich im Folgenden zu einer Gruppe von Texten, welche aus der ausschließlich dem Teron geweihten Tradition von Euchaita hervorgegangen sind. 1- Nächst der Homilie des Gregor von Nyssa ist vielleicht das wichtigste Stück der ganzen TheodorLiteratur das eben erst von J. P h o k y l i d e s herausgegebene 1 Encomium des Presbyters Chrysipp von Jerusalem. In diesem werden nach der Leidensgeschichte des hl. Theodor die Gründungssage von Euchaita und 12 dort geschehene Wundergeschichten berichtet. Während der Redner in der Erzählung des Martyriums sich eng an BHG. 1761 hält und keinerlei Kenntnis von der Gregor-Homilie verrät, sind die Wundergeschichten z. T. genau in derselben Weise in Vatic. 1572 saec. X im Anschluß an BHG. 1761 und in Vatic. 821 saec. XI—XII im Anschluß an die Rede des Pseudo-Nectarius auf das Kolyba-Wunder ( = BHG. 1768) überliefert. Chrysipp mag die Wunder also wohl ebenfalls nicht selbst zusammengestellt, sondern eine ursprünglich selbständige Sammlung ohne weiteres in seine Rede übernommen haben. Daß dieser Chrysipp tatsächlich der bekannte im Jahr 479 verstorbene frühere Oikonomos der Laura des hl. Euthymios ist 2 , das scheinen mir außer der Angabe des Presbyters Eustratios von Konstantinopel, der von einem Encomium des Chrysipp auf den hl. Theodor ausdrücklich spricht 3 , auch mehrere innere Gründe zu beweisen. Einmal ist die Rede tatsächlich in Jerusalem gehalten worden, wie der Schluß (Nect Siuiv VIII S. 577) deutlich zeigt, dann aber betont der Redner (1. c. S. 558), daß zu seiner Zeit Jerusalem n o c h keine Kirche des hl. Thedor besaß: „aietfavo6ai}