Theodor Sternberg –: einer der Begründer des Freirechts in Deutschland und Japan [1 ed.] 9783428492282, 9783428092284

Theodor Sternberg (Berlin *1878, +1950 Tokyo) war neben Radbruch und Kantorowicz einer der Vorreiter der Freirechtslehre

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Theodor Sternberg –: einer der Begründer des Freirechts in Deutschland und Japan [1 ed.]
 9783428492282, 9783428092284

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Schriftenreihe zur Rechtssoziologie und Rechtstatsachenforschung

Band 79

Theodor Sternberg einer der Begründer des Freirechts in Deutschland und Japan Von

Dr. Anna Bartels-Ishikawa

Duncker & Humblot · Berlin

Anna Bartels-lshikawa . Theodor Stemberg

Schriftenreihe zur Rechtssoziologie und Rechtstatsachenforschung Begründet von Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst E. Hirsch Herausgegeben von Prof. Dr. Manfred Rehbinder

Band 79

Theodor Sternberg im Jahre 1914 im Alter von 36 Jahren ...

... und am 4. 4. 1941 im Alter von 63 Jahren

Theodor Stemberg einer der Begründer des Freirechts in Deutschland und Japan

Von Dr. Anna Bartels-Ishikawa

Duncker & Humblot . Berlin

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Bartels-Ishikawa, Anna: Theodor Sternberg - einer der Begründer des Freirechts in Deutschland und Japan I von Anna Bartels-Ishikawa. Berlin : Duncker und Humblot, 1998 (Schriftenreihe zur Rechtssoziologie und Rechtstatsachenforschung ; Bd. 79) ISBN 3-428-09228-7

Alle Rechte vorbehalten

© 1998 Duncker & Humblot GmbH, Berlin

Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0720-7514 ISBN 3-428-09228-7 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706@

In Dankbarkeit meinem verehrten Lehrer Gerhard Dilcher

Vorwort Die vorliegende Biographie und Werkbetrachtung entstand aus der Aufarbeitung und Katalogisierung des Nachlasses von Theodor Sternberg, der in der Chuo-Universität in Tokyo aufbewahrt wird. Der Direktion der Universitätsbibliothek, den Herren Hashimoto und Iwasaki, sowie allen Mitarbeitern gilt mein aufrichtiger Dank für ihre große Unterstützung. Auch ein "Dankeschön" für die großzügige finanzielle Förderung des Projektes durch die Chuo-Universität sei nicht vergessen. Ferner möchte ich Frau Annie Crowell, geborene Vogel, für ihre freundliche Hilfe und die Überlassung der Original-Briefe, die sie von Sternberg als Vermächtnis erhalten hatte, danken. Ohne ihre Unterstützung hätte der vorliegende Band nicht so geschrieben werden können. Auch Frau Dr. med. Ingrid Stergus, der Nichte von Sternberg, gebührt mein Dank für ihre Informationen über die Sternbergsche Farniliengeschichte. Ebenso möchte ich meinem Kollegen Herrn Prof. Toshihiko Hirano (staatl. Universität Hiroshima) sowie Herrn Dr. Thomas Ormond meinen Dank für ihre aufschlußreichen Anregungen aussprechen. Daneben gilt mein Dank meinen Fakultätskollegen an der Universität Hiroshima, die mir immer wieder Urlaub für Forschungsreisen nach Deutschland gewährten. Frau Stella Bartels-Wu bin ich für ihre konstruktive Kritik und ihre Hilfe bei der Übertragung der japanischen Texte dankbar. Last, but not least, danke ich Herrn Prof. Dr. Manfred Rehbinder für seine Anregungen und für die Aufnahme des Bandes in die "Schriftenreihe zur Rechtssoziologie und Rechtstatsachenforschung". Hiroshima, im März 1997

Anna Bartels-Ishikawa

Inhaltsverzeichnis Einleitung .. ... ...... ......... ............ ....... ..... ....... ... ...... ............. ........... .............

11

Kapitel: Kindheit, Elternhaus und Studium........................................

17

11. Kapitel: Die erste Berliner Zeit und der Beginn der Freirechtsbewegung....................................................................................................

21

III. Kapitel: Die drei Werke zum Freirecht ..............................................

25

1. Die "Allgemeine Rechtslehre" (1904)........................................

25

a) Sternbergs ,,Logische Kritik der traditionellen Hermeneutik" und der herrschenden Rechtsquellenlehre.............................

28

b) Sternbergs Rechtsquellenlehre als Basis seines Freirechts ...

31

c) Sternbergs freirechtliches Konzept - die "psychologischsoziologische Methode" der Rechtsfindung .........................

34

d) Im oder gegen den Strom der Zeit - auch eine Frage der Generation................................................................ .............

39

e) Mit der ,,Allgemeinen Rechtslehre" zum Vorreiter des Freirechts.....................................................................................

41

I.

t) Die Reaktion des Fachpublikums auf die ,,Allgemeine

Rechtslehre" ..........................................................................

47

2. "J. H. von Kirchmann und seine Kritik an der Rechtswissenschaft" (1908) .............................................................................

49

3. Die ,,Einführung in die Rechtswissenschaft" (1912)..................

54

a) "Die Freirechtsbewegung (und) ihre 5 Forderungen" ...........

55

b) Die Auseinandersetzung mit den Gegnern des Freirechts.....

57

c) Der Weg der Rechtsfindung..................................................

60

aa) Wissenschafts-, Gewohnheits- und Gesetzesrecht .........

60

bb) Die Rechtsfindung in der täglichen Praxis der Gerichte

63

d) Zusammenfassende Betrachtung...........................................

64

4. Wirkung und Einfluß von Sternbergs Lehre...............................

67

a) In Deutschland ......................................................................

67

10

Inhaltsverzeichnis b) In Japan............................................... ...................................

68

aa) Die Wirkung der Vorlesungen und Gesprächskreise auf japanische Rechtswissenschaftler...................................

71

bb) Die Aufnahme von Sternbergs Werken in Japan ...........

75

IV. Kapitel: Von Berlin nach Lausanne (1905-1910)...............................

77

V. Kapitel: Die zweite Berliner Zeit (1910-1913)...................................

79

VI. Kapitel: Als Ordinarius an der Kaiserlichen Universität Tokyo (1913-1918) ........................................................................................

89

1. Die privaten Lebensumstände ......................................... ..... ......

89

2. Die Arbeit .... ......... ......... ........ ............... .... ......... ......... ..... ..... ......

93

VII. Kapitel: Leben und Arbeit in Tokyo zwischen den beiden Weltkriegen (1919-1939)..........................................................................

99

1. Korrespondent, Berater und freier Dozent..................................

99

2. Die Publikationen.......................................................................

103

3. Ein dorniger Weg .......................................................................

109

VIII. Kapitel: Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit (1939-1950)

113

1. Die Zeit des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten............

113

2. Nach dem Krieg ...........................................................................

126

Schlußwort .................................................................................... ............

133

1. Sternberg als Wissenschaftler.....................................................

133

2. Sternberg als Mensch .................................................................

139

Anhang......................................................................................................

143

1. Lebenslauf von Theodor Hermann Sternberg.............................

145

a) in deutscher Sprache...............................................................

145

b) in japanischer Sprache............................................................

147

2. Wiedergabe der "Vita zum Habilitationsgesuch von 1904" .......

149

3. Übersetzung aus Kotaro Tanaka: "Mein Leben" ........................

155

4. Übersetzung aus Takeyoshi Kawashima: "Die Lebensspur eines Rechtsgelehrten" ..................................................................

167

5. Verzeichnis des Sternberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo ..... :...............................................................................

171

Literaturverzeichnis...................................................................................

217

Einleitung "Testimony.

Tokyo, July 1947

The qualities of Dr. TlIEODOR STERNBERG as a jurist I think I know best. Certainly I have had more conversation with hirn than any other jurist in Japan; through 33 years; many days and many hours. His lectures at State University, Tokyo, about general notions of private law, law of property, law of contract and tort, struck me as extraordinarily suggestive, introducing modern method of legal science, to a large part introduced by hirnself in his books, which I studied carefully. Two features were most remarkable; solid and profound sociological implementation and his insistence on the practical side of the problems, which is too rare in universities; he knew most ably to connect these two tendencies. Once he lectured about History of Legal Science. Several times about negotiable instruments, mostly bills on order. During the years 1940 to 1945 I could again profit from lectures delivered by hirn to an association of an elite of Japanese lawyers, judges, professors of law, in which he heaved an enonnous amount of new practical and philosophical ideas. It was astonishing how he mastered every branch of law, answering unexpected questions, equal, at least, to best specialists. He also made this association an asylum of democratic tendency; this was, in the dark time of the reactionary regime, consolation and encouragement to all attendants. Lecturing twice a month, 1 1/2 to 2 hours each time, he treated about 100 different subjects; often such of actual emergence. In my worldwide travel I found very few, if any, equal to hirn as lecturer and teacher. Dr. Kotaro TANAKA Emer. Prof. of Commercial Law, State University, Tokyo, Fonner Minister of Education (Y oshida governm.) Member of Academy of Sciences Member of the House of Counselors." (Unterschrift Tanakas)

12

Einleitung

So beschreibt Kotaro Tanaka, einer der berühmtesten Juristen Japans, Sternberg.' Und Frieda Weiss, eine Freundin Sternbergs, erzählt: "He could tell the most wonderful stories, and women liked hirn. (and) ... he loved women and liked to write about them. "2 Diese zwei Stimmen, eine männliche zu Sternbergs beruflicher und eine weibliche zu seiner privaten Seite, stellen ihn als eine intelligente, vielseitige und auch charmante Persönlichkeit vor. Beide kannten Sternberg gut. Tanaka lernte ihn bereits als Student der Rechtswissenschaften an der damals noch kaiserlichen Universität Tokyo im Jahre 1913 kennen. Als Student lebte er von 1913 bis 1915 mit Sternberg zusammen in dessen Haus, um ihm das Eingewöhnen an die japanischen Lebensumstände zu erleichtern. 3 Aber auch nach dieser Zeit blieb er ihm bis zu seinem Tode freundschaftlich verbunden. Frieda Weiss, eine deutsche Pianistin, machte Sternbergs Bekanntschaft im Jahre 1931, kurz nach ihrer Ankunft in Japan. Auch ihre Freundschaft hielt bis zu Sternbergs Tod. Die vorstehenden Beurteilungen beruhen also auf Beobachtungen von zwei langjährigen Freunden und nicht nur oberflächlichen Bekannten. Wer war nun Sternberg, dessen juristische Schriften immerhin noch 38 Jahre nach seinem Tode Rehbinder so interessant erschienen sind, daß er sie 1988 in einern eigenen Band teilweise neu herausgab?4 Wollte man Sternbergs Arbeitsschwerpunkt danach beurteilen, mit welchen Themen er sich arn häufigsten beschäftigte, so müßte man ihn gleichzeitig mindestens als Rechtsgelehrten, Dichter, Philosophen und Sexualwissenschaftler bezeichnen. Auf juristischem Sektor nahm er zu fast allen Gegenständen Stellung; die vorstehende Charakterisierung Tanakas ist insoweit sehr treffend. In der "Großen Jüdischen Natio, Tanaka, Testimony (Selbstzeugnisse 11). Tanaka, geboren 1890 und gestorben 1974, war aktiver Katholik. Vor dem zweiten Weltkrieg war er als Professor an der Kaiserlichen Universität Tokyo (jap. Abkürzung: Todai) tätig. 1950 wurde er der zweite Präsident des japanischen Supreme Court und war anschließend Mitglied des Internationalen Gerichtshofs zu Den Haag. Siehe auch Tanaka, Kotaro, in: Reischauer/Kato, Japan, S. 1523 und Wani, Tanaka, Kotaro, in: Stolleis (Hrsg.), Juristen, S. 607. Die im Text zitierten Quellen werden in der Orthographie und Interpunktion wiedergegeben, in der sie abgefaßt worden sind. Nur ganz offensichtliche Schreib- und Tippfehler wurden korrigiert. Am Ende einer jeden Quellenangabe ist der Sachbereich, z. B. "Selbstzeugnisse", genannt, unter dem die Quelle katalogisiert wurde und gefunden werden kann. 2 Weiss, Frieda, in: Imamichi-Sommer (Hrsg.), Voices from the Silver Seat, S. 54 f. 3 Tanaka, Mein Leben, S. 306. 4 Zur Methodenfrage der Rechtswissenschaft und andere juristische Schriften von Theodor Sternberg, ausgewählt und eingeleitet von Rehbinder, Manfred; zur genauen Bibliographie siehe Literaturverzeichnis.

Einleitung

13

nal-Biographie" heißt es von ihm, daß er "manch feine jurist. Studie (veröffentlicht habe), ausgezeichnet durch originelle Idee und formvollendete Darstellung".5 Sternberg war äußerst vielseitig. Die Spannweite seiner Veröffentlichungen, die auch im Umfang stark variieren, reicht von Themen wie "Die Struktur des indischen Rechtsbegriffes" bis zur "Historical Importance of Roman Law" oder "Über die Todesstrafe"; kleine Arbeiten wie "Die Bauschönheit des Gerichtsaales", "Recht und Sprache", "das Wesen des Mietvertrages im japanischen Recht" oder "Entwickelung und Krisis der Völkerrechts" stehen neben gewichtigen Veröffentlichungen wie der "Allgemeinen Rechtslehre"; auch zahlreiche Lehrbücher für japanische Studenten fehlen nicht. Es versteht sich von selbst, daß hier nur eine Auswahl berücksichtigt werden kann. Im folgenden sollen daher Sternbergs juristische Arbeiten im Vordergrund stehen. 6 Die Grundlage hierfür bildet vor allem der Nachlaß Sternbergs, der sich in der Chuo-Universität in Tok y07 in sieben großen Kartons befand. Sternberg lehrte an dieser Universität vor dem zweiten Weltkrieg. Der Nachlaß besteht aus Manuskripten, Fragmenten, Reportagen für das Berliner Tageblatt, Gedichten, Erzählungen, Theaterstücken, publizierten und unpublizierten Schriften, Briefen und anderem. Er wurde von der Verfasserin sortiert und durchgesehen. Das Ergebnis ist ein Katalog mit 642 Eintragungen (s. Anhang). Viele Schriften liegen maschinenschriftlich vor, aber auch die von Sternberg handschriftlich abgefaßten sind gut lesbar. Eine wahre ,,Fundgrube" sind die von Sternberg immer wieder gefertigten Lebensläufe sowie seine Briefabschriften und die noch erhaltenen Briefe seiner Familienmitglieder, Freunde und Bekannten. Wissenschaftlich von großem Interesse ist Sternbergs Habilitationsgesuch aus dem Jahre 1904 (s. Anhang); bereits hier zeigen sich seine freirechtlichen Grundvorstellungen. Dieses Gesuch war bisher nicht Gegenstand einer wissenschaftlichen Auswertung. Der Katalog zu Sternbergs Nachlaß gliedert sich in vier große Sachgebiete, die ihrerseits wiederum nach einzelnen Themenkomplexen unterteilt sind. An erster Stelle stehen Sternbergs ,juristische Schriften", gefolgt von seinen "sonstigen Schriften", seinen "gedruckten Schriften" und den "Schriften anderer Autoren", Wininger (Hrsg.), Sternberg, in: Große Jüdische National-Biographie, Bd. 6, S. 30. In Sternbergs Nachlaß befinden sich zahlreiche philosophische Manuskripte und Manuskriptfragmente, die sich allerdings nur zu einem geringen Teil mit spezifisch rechtsphilosophischen Problemen beschäftigen. Die sexualwissenschaftlichen Schriften, die ebenfalls sehr zahlreich sind, müßten für Sexualwissenschaftier, die sich mit der Geschichte ihres Faches beschäftigen, interessant sein. 7 Adresse: Library of the Chuo-University, 742-1 Higashi-nakano, Hachioji-shi, 19203 Tokyo/Japan. Telefon: 0081-426-74-2563; Telefax: 0081-426-74-2547; die Email-Adresse lautet: [email protected]. 5

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14

Einleitung

die sich in seinem Nachlaß fanden. Besonders interessant sind neben Sternbergs juristischen Schriften die sog. "sonstigen". Hierzu rechnen vor allem seine Gedichte, seine philosophischen und soziologischen Arbeiten. Neben diesem Nachlaß gibt es eine Sammlung von ca. 130 Briefen und Karten, die Sternberg von seiner Familie und seinen Freunden empfangen hat. Diese Sammlung, die als "Sammlung Crowell" bezeichnet wird, wurde mir von Sternbergs Sekretärin, Frau Annie Crowell, geb. Vogel, überlassen und ist ebenfalls häufig Grundlage der Darstellung. Die "Sammlung Crowell" ist bisher ebenfalls nicht wissenschaftlich ausgewertet worden. Von besonderem Interesse sind hier die Briefe von Heinrich Ermann und Eduard Kohlrausch. Sie geben einen Einblick in die Berufungspraxis juristischer Fakultäten um das Jahr 1910. Das ca. einjährige, intensive Studium des Nachlasses, das der Erstellung des Katalogs vorausging, ließ in mir den Wunsch wach werden, Sternbergs Leben und Werk in einer eigenen Biographie darzustellen. Ermutigt wurde ich auch durch die Tatsache, daß es bis heute an einer derartigen Studie fehlt. In seiner ausgezeichneten "Geschichte des Freirechts"8 befaßt sich Luigi Lombardi Vallauri zwar mit Sternbergs Werk, naturgemäß bildet es jedoch nicht den Hauptgegenstand seiner Betrachtung. Rehbinder geht in seiner Einleitung kurz auf Sternbergs Leben und Werk ein, wobei er allerdings den Nachlaß kaum verwandte; Rehbinder gebührt jedoch das Verdienst, einige von Sternbergs Schriften einer breiten Leserschaft wieder leicht zugänglich gemacht zu haben. Mein besonderer Wunsch ist es, mit diesem Buch auf Sternberg als einen der ersten Freirechtler in Deutschland aufmerksam zu machen, - eine Würdigung, die bisher fehlt. Zuweilen wird Kantorowicz als derjenige betrachtet, der mit seiner anonym publizierten Schrift ,,Der Kampf um die Rechtswissenschaft" als erster das Fanal für die Freirechtsbewegung in Deutschland gegeben habe. 9 Bereits zwei Jahre zuvor, im Frühjahr 1904, publizierte jedoch Sternberg seine "Allgemeine Rechtslehre"; in ihr übte er massive Kritik an der herrschenden juristischen Methodenlehre und machte Erneuerungsvorschläge im freirechtlichen Sinne. Ähnliche Ausführungen finden sich in Sternbergs Habilitationsgesuch aus dem Jahre 1904. Diese beiden Darstellungen bilden die Stütze meiner These, daß Sternberg als einer der ersten Freirechtier in Deutschland zu gelten hat. Aufgrund der "Allgemeinen Rechtslehre" wurde Sternberg nicht nur in Fachkreisen bekannt, sondern Radbruch bezeichnete ihn deshalb als einen der "Inauguratoren der freirechtlichen Bewegung". \0 Diese Bezeichnung hat sich Sternberg meines Erachtens wohlverdient. Zur genauen Bibliographie siehe Literaturverzeichnis. Riebschläger, Die Freirechtsbewegung, S. 39 f. mit FN. 41. 10 Radbruch benutzte diese Bezeichnung mit Blick auf die erste Auflage von Stembergs "Allgemeiner Rechtslehre" (1904) in seiner Rezension von Sternbergs ,,Einfüh8

9

Einleitung

15

Daß Stern berg heute vOlWiegend denjenigen bekannt ist, die sich mit Methodenfragen der Jurisprudenz befassen, mag an seiner Auswanderung nach Japan im Jahre 1913 liegen. Dadurch brach seine Verbindung mit den deutschen Fachkollegen fast ganz ab. Eine regelmäßige und häufige Teilnahme am rechtswissenschaftlichen Diskurs war zu Beginn unseres Jahrhunderts allein aus technischen Gründen fast unmöglich. Dies hatte zur Folge, daß Sternberg aus der rechtswissenschaftlichen Diskussion in Deutschland ausschied und sein Name in Deutschland fast in Vergessenheit geriet. An der rechtswissenschaftlichen Diskussion in Japan nahm Sternberg hingegen regen Anteil. Bei der Vermittlung freirechtlicher Prinzipien in Japan hat er eine nicht unbedeutende Rolle gespielt. Sowohl durch seine Vorlesungen und Gesprächskreise als auch durch seine Schriften hat er neben Izutaro Suehiro und Ei'ichi Makino die juristische Methodenlehre in Japan mitbeeinflußt. Er hat zu einer Abkehr von der Begriffsjurisprudenz in Japan über seine Schülern beigetragen. Zu seinen Schülern zählten die später berühmten Rechtswissenschaftier Kotaro Tanaka, Sakae Wagatsuma, Takeyoshi Kawashima und Yoshisaburo Takane. Sie empfingen von Sternberg ebenso wie sein Kollege Shigeto Hozumi rechtssoziologische und freirechtliche Anregungen. Auf diese Vermittlerrolle im methodischen Bereich hinzuweisen und insofern eine wissenschaftsgeschichtliche Lücke zu schließen, ist ebenfalls eines meiner Anliegen. Ein weiteres Desiderat ist es, Sternbergs persönliche Biographie anband des Nachlasses und der "Sammlung Crowell" nachzuzeichnen, da es an einer solchen Darstellung bisher fehlt. Gerade die vielen persönlichen Briefe bieten interessante Aufschlüsse über sein persönliches Leben und über seinen beruflichen Werdegang. Immer wieder zeigen sich die Schwierigkeiten und Diskriminierungen, die er und seine Familie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft erdulden mußten. Einigen Lesern mag die Darstellung vielleicht gelegentlich zu detailliert erscheinen; dem ist allerdings entgegenzuhalten, daß erst die genaue Kenntnis der Biographie eines Menschen ihn in seiner Größe und in seinen Schwächen voll verständlich macht. Um Sternbergs Persönlichkeit dem Leser so nah wie möglich bringen zu können, wurde die Darstellung von Leben und Werk nicht getrennt. Der vorliegende Band ist vielmehr in dem Bewußtsein des inneren Zusammenhangs von Lebensweg und schöpferischer Leistung verfaßt; eine integrierte Darstellung erschien insofern wesentlich aufschlußreicher.

rung in die Rechtswissenschaft" (1913), in: Gustav Radbruch, Gesamtausgabe, Bd. I, S.531.

I. Kapitel Kindheit, Elternhaus und Studium Sternberg wurde als erstes Kind des Kaufmanns Max Sternberg und seiner US-amerikanischen Ehefrau Karoline, geborene Mendelsson, am 5. Januar 1878 in Berlin - Groß-Lichterfelde geboren. Den Angaben seiner Mutter nach kam er kurz vor Mitternacht zur Welt.! Er wurde evangelisch getauft auf den Namen Hermann Theodor. In seinem Antrag auf Entlassung aus der deutschen Staatsbürgerschaft vom 21. August 1939 beschreibt er seine Herkunft so: "Die folgenden Angaben kann ich, soweit sie Abstammungs- und Religionsverhältnis betreffen, nur nach bestem Wissen machen, da ich für die Farniliengeschichte nie Interesse hatte ... ".2 Danach gehörten seine Vorfahren entweder dem jüdischen oder dem evangelischen Bekenntnis an. Sein "Vater (war) ... jüd(isch), Religion später confessionslos. Mutter(:) Abstamm(ung) gemischt, Rel(igion) zuerst ev(angelisch); später mos(aisch), zuletzt confessionslos".3 Da Sternbergs Mutter Amerikanerin war, sprach er in seiner " ... Kindheit Englisch neben Deutsch. ''4 Dies erklärt, warum Sternberg häufig die englische Sprache benutzte. So verfaßte er nicht nur Gedichte in Englisch, sondern übertrug auch eine große Anzahl von Gedichten des amerikanischen Dichters James Lowell ins Deutsche. Daneben faßte er vor allem während des zweiten Weltkrieges und in der Zeit danach - wohl um sich von Deutschland auch sprachlich zu distanzieren - zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen und Briefe in Englisch ab. Überhaupt ist Sternbergs Sprachbegabung auffällig. Neben Englisch beherrschte er Französisch, Lateinisch, Altgriechisch, konnte Italienisch lesen und sprach Alltagsjapanisch nach eigenen Angaben "ziemlich geläufig".5 Über seine frühe Kindheit berichtete Sternberg in einem Brief an das japanische Unterrichtsministerium, wobei er den Eindruck eines ungewöhnlich begabten Kindes vermittelte. "Studium und Selbsterziehung betrieb ich von frühester Zeit. Lernte 4 Jahre alt, Lesen und Schreiben selbständig, so daß ich es I

2

Brief von Lina Sternberg vom 19. 6. 1933, S. 4 (Sammlung Crowell). Antrag auf Entlassung aus der deutschen Staatsbürgerschaft, S. 1 (Selbstzeugnisse I).

'Ebd. S. 2.

• Brief an das jap. Unterrichtsrninisterium vom 30.8. 1946, S. 1 (Selbstzeugnisse 11). 'Brief an Prof. Noshino vom 29.7. 1949, S. 15 (Selbstzeugnisse I).

2 Bane!s·Ishikawa

18

I. Kapitel: Kindheit, Elternhaus und Studium

vor Vollendung des 5ten Lebensjahres vollständig konnte ... und schon von da an sehr viel las. Ich hätte April 1884 Schulunterricht beginnen sollen; leider verschoben dies meine Eltern bis October, weil sie meine Gesundheit für zu schwach hielten. Die deutschen Schulen haben Halbjahreskurse gehabt; ... Die Lehrer wollten mich auf Grund meiner vorher durch Selbststudium erworbenen Kenntnisse in den dritten Jahreskurs aufnehmen .... Leider folgten meine Eltern wiederum dem zu ängstlichen Rat des Arztes und erlaubten nur meinen Eintritt in den zweiten Jahrescursus. Das habe ich mein ganzes Leben lang bedauert.... Die gesamte Schulzeit wurde mir so zur Qual peinigendster Langweile, weil meine Kenntnisse in den meisten Fächern immer denen der Klasse weit voraus waren. Da die Qual der Langweile sich bei mir auch stark physisch auswirkt, wurde ich dadurch ganz nervenkrank. 'f. 11.

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Dritte Verlängerung des am 12. August 1913 geschlossenen Vertrages zwischen Th. Stemberg und dem Rektor der kaiser!. Universität Tokyo, Baron Yamagawa, vom 23. August 1917. (Übersetzung siehe nächste Seite)

88

V. Kapitel: Die zweite Berliner Zeit

Translation Between Baron Kenjiro Yamagawa, Rieakuhakushi, President of the Imperial Unlverslty of Tokyo and Dr. Theodor Sternberg of Germany the followlng agreement is hereby made:That the servloe of the sald Dr. Sternbere as Prufessor of German Law at the College of Law shall be oontinued after the expiration of his preseDt engagement for the further term of one year, to-wit; from the 1st day of the 9th month of the 6th year of Ta1sho (September 1st, 1917) to the 31st day of the 8th month of the 7th year of Taisho (August 31st, 1910) on the same cODditions as those contained in the contracts dated the 12th day cf the 8th month cf the 2nd year of Talshe (August 12th, 1913) and the 31st day cf the 3rd month cf the 3rd year cf Taisho (Maroh 31st, 1914). In witness whereof thls centract has been made in duplicate, a copy te be retalned by each cf the centraoting partles. Dated at Tekyo this 23rd day cf the 8th month cf the 6th year of Taishu (August 23rd, 1917). Baren KeDjire Yamagawa, Rigakuhakushi, President of the Imperial Dnlversity of Tokyo.

Übersetzung des Vertrages vom 23. August 1917

VI. Kapitel Als Ordinarius an der Kaiserlichen Universität Tokyo (1913-1918) Über Sternbergs Ankunft und über seine Eindrücke sind leider keine Zeugnisse vorhanden. Außer durch die Beschreibung, die sein späterer Schüler Tanaka über Sternbergs Leben und Arbeit in Tokyo vom 1913 bis 1918 gibt, kann seine Situation lediglich durch Rückschlüsse aus den Briefen, die er von seiner Familie und Freunden empfangen hat, ermittelt werden.

1. Die privaten Lebensumslände Noch vor Sternbergs Ankunft erhielt Tanaka von Professor Shingo Mitsuma, der damals geschäftsführender Direktor des Instituts für deutsches Recht war, den Auftrag, sich um Sternberg zu kümmern. Mitsuma habe ihm damals folgendes erklärt: "Ich habe gehört, daß aus Deutschland ein Schüler von Kohler als Professor für das deutsche Recht kommen soll. Er kann kein japanisch. Bitte kümmern Sie sich um ihn. Nach allem, was ich gehört habe, soll Sternberg introvertiert, aber ein guter Gelehrter sein." 1 Tanaka sah in dieser Bitte eine gute Möglichkeit, seine Deutschkenntnisse zu vervollkommnen. Deshalb entschloß er sich, zu Sternberg zu ziehen. Über Sternbergs Lebensumstände schreibt er: "Der sensei fand ein einstökkiges Haus, das im westlichen Stil erbaut und mit Farbe angestrichen war. Es lag in der Stadtmitte, d. h. bei Yotsuya - ushigome minarni-cho ichi-banchi. Mein Zimmer war im Parterre, zur Straße hin. Von dort waren es etwa 40 Minuten zu Fuß zur Todai. ... Dieses Wohnviertel gilt auch heute noch als gute Gegend. Es wohnten damals dort viele Todai-Professoren ... ".2 Sternberg hatte zu jener Zeit berühmte Nachbarn, nämlich seine Kollegen Noboshige und Shigeto Hozumi. Diese besaßen links und rechts von seinem Haus " ... jeweils ein großes Grundstück mit Haus. Außerdem wohnten noch drei andere Professoren

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2

Tanaka, Mein Leben, S. 306 und Anhang, S. 157. Tanaka, Mein Leben, S. 307 und Anhang, S. 157 f.

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VI. Kapitel: Als Ordinarius an der Kaiserlichen Universität Tokyo

in der Nähe. In der Meiji-Zeit war es für Professoren ein Statussymbol, dort zu wohnen."3 Stern berg konnte sich diesen Lebensstil ohne Schwierigkeiten leisten. "Sein Gehalt betrug pro Jahr 10.000 Yen, das war das vier- bis fünffache des Gehaltes, das ein japanischer Professor erhielt. "4 Von seinem Gehalt überwies Sternberg seiner Ehefrau monatlich einen Betrag. Im März 1914 bedankte sie sich beispielsweise für den Erhalt von 150 Schweizer Franken. s Insofern versuchte er seinen Verpflichtungen als Familienvater und Ehemann nachzukommen und zwar auch später noch, als es ihm finanziell schlechter ging. Auch Tanaka berichtet, daß Sternberg an seinem Sohn hing. 6 Vater und Sohn schrieben sich während der 23 Jahre bis zu ihrem Wiedersehen liebevolle Briefe und sandten einander Päckchen: Der Vater schickte dem Sohn - aber auch seiner Ehefrau Essen, während sie ihm deutsche Bücher, Zeitschriften und Medikamente sandten. Nach Tanakas Ansicht lag in Sternberg familiärer Situation ein Grund für sein Kommen nach Japan. Auf ihn machte Sternberg damals "einen resignierten Eindruck, den ... ich nur auf seine unglücklichen Familienverhältnisse zurückzuführen" vennochte. 7 Einen weiteren Grund für Sternbergs Übersiedlung nach Tokyo sieht Tanaka in Sternbergs jüdischer Herkunft. Diese habe auch " ... schon vor dem Ersten Weltkrieg wegen des bereits damals existierenden Antisemitismus zu beruflichen Schwierigkeiten" geführt. 8 Sternberg selbst nahm es nicht übel, wenn man ihm in dieser Hinsicht unwissentlich zu nahetrat, wie Tanaka einmal feststellte. Bei der Lektüre eines Romans von Arthur Schnitzler fand er einen Ausdruck, den er nicht verstand, "nämlich 'jüdische Nase'. Es war gleich nach Sternberg-senseis Ankunft und ich wußte damals nicht, welcher Herkunft er war. Deswegen fragte ich ihn sehr naiv und ohne böse Absicht wie ein Kind: 'Was ist eine jüdische Nase?' Ohne etwas zu sagen, zeichnete er eine große Nase auf das Papier. Diese Nase war seiner sehr ähnlich .... Meine Frage hatte ihn - Gott sei dank - nicht verletzt. "9 Dennoch sei für Sternberg die Zeit, in der er an der Todai gelehrt habe, "die Tanaka, Mein Leben, S. 307 und Anhang, S. 158. Tanaka, Mein Leben, S. 307 und Anhang, S. 158. 5 Paula Sternberg, Brief vom 2. 4. 1914, S. 2 (Briefe von Familienmitgliedern und engen Freunden). 6 Tanaka, Mein Leben, S. 307 und Anhang, S. 157. 7 Tanaka, Mein Leben, S. 307 und Anhang, S. 157. 8 Tanaka, Mein Leben, S. 307 und Anhang, S. 157, siehe auch oben S. 80. 9 Tanaka, Mein Leben, S. 314 und Anhang, S. 163. 3

4

1. Die privaten Lebensumstände

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beste Zeit seines Lebens gewesen ... ".10 Im Gegensatz zu später habe er noch nicht zurückgezogen gelebt, sondern " ... hielt sich gerne in Gesellschaft auf. Er hatte keinerlei Schwierigkeiten im Umgang mit seinen Kollegen. Neben Juristen lud er gelegentlich Naturwissenschaftler und Mediziner zum Abendessen ein. Da er Probleme mit seinem Magen hatte, kümmerte er sich persönlich um das Essen und bat die anwesenden Ärzte um Rat. Im übrigen sprach er nie über sich selbst. Fragte ich ihn nach seiner Gesundheit, so antwortete er stets: •Ach, sehr schlecht.' Es ging ihm tatsächlich oft so schlecht, daß man den Eindruck gewann, er müsse gleich sterben. Die Mediziner lud Sternberg-sensei auch deshalb gerne ein, weil sie in der Regel gut Deutsch sprachen."" Mit seinem Vermieter, einem Herrn Inaba, hatte Sternberg viele Auseinandersetzungen, die Tanaka für Sternberg führen mußte. "Der sensei hatte an fast allem etwas auszusetzen. Für die Verhandlungen mit dem Vermieter war ich zuständig. Es gab viele Schwierigkeiten, was mir sehr zusetzte."12 Aber nicht nur bei den Streitigkeiten mit dem Vermieter mußte Tanaka helfen, sondern auch bei den Auseinandersetzungen mit Nachbarn, durch die sich Sternberg gestört fühlte. Über diese "Vermittler-Tätigkeit" schreibt Tanaka: "Wer mit einem Europäer befreundet ist, weiß, daß dieser in der Regel gegen Lärm viel empfindlicher ist als ein Japaner. Von Sternberg-sensei habe ich gelernt, daß die Nachbarschaftsverhältnisse den Anlaß zur Entwicklung der Lehre von den Emissionen und ihrer Abwehr gaben. Sternberg-senseis Gehör war wirklich äußerst sensibel; ja überdurchschnittlich empfindlich. Wenn beispielsweise ein Tofu-Händler, der sich noch weit entfernt befand, seine Pfeife benutzte oder der Lehrling aus dem benachbarten Lebensmittelgeschäft ein Liedchen pfiff, dann sprang Sternberg-sensei erregt von seinem Schreibtisch auf. Aber Sternberg-sensei fühlte sich nicht nur von dem Vermieter Inaba und besagtem Lehrling gestört, sondern auch von den Hunden der Nachbarschaft. In jenem Villen viertel wurde in jedem Haus mindestens ein Hund gehalten. Oft fing gegen Mitternacht einer an zu heulen, worauf bald ein zweiter und ein dritter folgten. Aus der Unterhaltung einzelner Hunde erwuchs bald ein vielstimmiger Chor, was Sternberg-sensei schließlich nicht mehr ertrug.

10

Tanaka, Mein Leben, S. 307 und Anhang, S. 158.

11 Tanaka, Mein Leben, S. 308 und Anhang, S. 158. - Mediziner genossen in der

Meiji-Zeit wie die Juristen meist eine an Europa, besonders Deutschland, orientierte Ausbildung, so daß sie des Deutschen mächtig waren. 12 Tanaka, Mein Leben, S. 308 und Anhang, S. 159.

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VI. Kapitel: Als Ordinarius an der Kaiserlichen Universität Tokyo

Eines nachts klopfte er, nur mit dem Pyjama bekleidet, an meine Tür. Ich sagte: 'Sensei, an dem Geheul kann man nichts ändern'. Er war da jedoch ganz anderer Ansicht und befahl mir, seinen Anweisungen zu folgen. Also steckten wir uns einige Steine in die Taschen, füllten Wasser in einen Eimer und nahmen eine lange Bambusstange mit. Das waren unsere Waffen. Ich fragte mich, wozu das gut sein solle. Mit großen Bedenken folgte ich dem sensei auf die mitternächtlich-dunkle Straße - ein Aufzug wie bei Don Quichotte, allerdings ohne Pferd, aber mit Sancho Pansa. Kamen wir an ein Haus, vor dem ein Hund vor seiner Hütte heulte, dann warfen wir einen Stein in seine Richtung. Der Hund bekam Angst und hielt in seinem Heulen inne. War diese einfache Maßnahme unwirksam, so stocherten wir mit der Bambusstange in den Zaunzwischenräumen herum, um den Hund zu erschrecken. Half auch das nichts, schütteten wir dem Hund Wasser aus unseren Eimern über den Kopf. Bis heute weiß ich nicht, ob dieser dreistufige Maßnahmenkatalog eine Erfindung des sensei war, oder ob diese Maßnahmen in Deutschland erfunden und erprobt worden sind. Da der sensei ein begabter Lehrer war, spricht vieles dafür, daß er wohl selbst dieses Programm anhand der Tierpsychologie entwikkelt hat. Jedenfalls war er damals ungemein stolz darauf. Damit hatte die Sache aber noch kein Ende. In der Nachbarschaft gab es in der Nähe der oben erwähnten großen Steigung eine Villa, die einem Vorstandsmitglied des Mitsui-Konzerns gehörte. Sein Hund war besonders hartnäckig und bösartig. Ich begleitete den sensei am Tage zu dieser Villa. Dort bat er um ein Gespräch mit der Dame des Hauses. Sie war sehr elegant. Als Sternberg sich beschwerte, daß ihr Hund nachts so laut sei, antwortete sie, daß ihr Hund sehr gut erzogen sei und daß es ein anderer Hund sein müsse, der den Länn verursache. Darauf erklärte ihr der sensei: 'In unserem Land, in Deutschland, gibt es eine Hundeschule. Hat ihr Hund eine Hundeschule besucht?' Eine derartige Unterhaltung zu dolmetschen überstieg eigentlich meine Kräfte, weil ich damals erst ein halbes Jahr deutsche Konversation betrieben hatte. "13 Der arme Tanaka hatte wirklich vielfältige "Betreuungs- und Vermittlungspflichten", die ihm sehr schwergefallen sein müssen - denn anders als der streitbare Sternberg war er als Japaner dazu erzogen worden, seinem Umfeld möglichst konfliktfrei zu begegnen. Nach etwa einem Jahr mußte Tanaka bei Sternberg ausziehen, weil er wieder bei seinen Eltern wohnen sollte. Seine Nachfolge trat Nirö Hoshijima an, der später einmal Präsident des Unterhauses 13

Tanaka, Mein Leben, S. 308 ff. und Anhang, S. 159 f.

2. Die Arbeit

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werden sollte. 14 Er studierte ebenfalls an der Todai Jura und zwar zwei Studienjahre unter Tanaka. Tanaka beschreibt das erste Treffen zwischen Sternberg und Hoshijima, dem er bereits damals großen Witz und politisches Empfinden attestierte, folgendermaßen: ,,'Ich heiße Hoshijima, Sie Sternberg. Sternberg heißt auf Japanisch Hoshiyama, Hoshijima bedeutet Sterneninsel. ' Obwohl Hoshijima damals kaum Deutsch sprechen konnte, hatte er damit Sternbergs Herz gerührt."15 In dieser Wohngemeinschaft lebte ferner noch ein Student des französischen Rechts, Tatsuo Hoshino. Nachdem Sternberg später nach Ueno-Sakuragicho gochuban ichi oberhalb des Bahnhofs Uguisu-dani umgezogen war, lebte Haruo Nagaoka, der Sohn des berühmten japanischen Physikers Hantaro Nagaoka, bei ihm. Wohl gegen Ende des ersten Weltkriegs kehrte Tanaka, damals schon Associate Professor an der Todai, für ein Jahr in die Hausgemeinschaft zurück. Sternberg mußte also in den ersten Jahren seiner Übersiedlung nach Japan nie allein leben, so daß ihm einige Schwierigkeiten des japanischen Alltags erspart blieben. 2. Die Arbeit

In seiner Autobiographie beschreibt Tanaka nicht nur Sternbergs Privatleben in Tokyo, sondern auch seine Arbeit an der Todai. Tanaka besuchte Sternbergs Vorlesungen, bekennt aber, damals zunächst nur wenig verstanden zu haben. "Ich hörte bei Sternberg zwei Jahre lang; ... Die Vorlesungen des sensei im deutschen Recht waren überaus schwer. Es war nicht nur seine Ausdrucksweise, die Probleme bereitete, sondern auch der Inhalt. Auf seine Aussprache war der sensei besonders stolz, zumal er meinte, das Berliner Hochdeutsch sei besonders gut. Irgendwann sagte ich ihm, daß seine 'Einführung' für mich zu schwer sei. Darauf antwortete er: 'Meinen Sie? Das ist nicht nur für Sie schwer, sondern auch für Deutsche,' und strahlte dabei über das ganze Gesicht vor Freude. Diese Antwort beruhigte mich jedenfalls ungemein. "16 Auch Kawashima beschreibt in seinen Memoiren, daß ihm Sternbergs Ausdrucksweise sehr kompliziert erschien. Insbesondere seine Neigung, Wörter zu Latinisieren beziehungsweise einen französischen Wortstamm zu wählen, blieb ihm in Erinnerung. 17 Tanaka " ... hörte bei Sternberg ... Reallasten und Wechselrecht ... " und er berichtet: "Wir Studenten schrieben damals alles genau so mit, wie es der sense i diktierte ohne den Inhalt zu verstehen. Vor dem Examen 14 Zu Hoshijima siehe S. 162, FN. 16. 15 Tanaka, Mein Leben, S. 313 und Anhang, S. 162. 16 Tanaka, Mein Leben, S. 310 f. und Anhang, S. 160. 17

Kawashima, Lebensspur, S. 100 und Anhang, S. 168.

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VI. Kapitel: Als Ordinarius an der Kaiserlichen Universität Tokyo

hatte ein Kommilitone alles sauber abgeschrieben und auch an uns andere verteilt. Wir lernten alles auswendig."18 Wie bereits oben dargestellt,19 war zwar das Niveau von Sternbergs Vorlesungen nach Tanakas Auffassung sehr hoch, die Studenten lernten jedoch nur wenig dabei. Dies führte unter anderem zu den beschriebenen Auseinandersetzungen mit dem Dekan, Dr. Hijikata. 20 Aus einem Brief vom 14. 7. 1917 geht hervor, daß es bei dem Streit über die Art und Weise von Sternbergs Vorlesungen nicht nur um die Methodenfrage ging. In diesem Brief beklagte Hijikata auch die Fähigkeiten der Studenten. Sie seien kaum in der Lage, in einer fremden Sprache zu lernen und zu lesen. Er bat Stern berg deshalb, den Level seiner wissenschaftlichen Darstellung zu senken. Wörtlich heißt es: " ... it is a waste of time and labour to try to impact the profound knowledge on any special (? nicht lesbar) . It is much more desireable for our students to be taught the elementary principles and the general outline of the German Civil Law as the exProf. Dr. Lönholm ... ".21 Tanaka vertritt entsprechend die Auffassung, daß " ... Sternberg-sensei kein Lehrer für Studenten, wohl aber einer für Professoren" gewesen sei. 22 Mit dieser Einschätzung mag Tanaka nicht ganz unrecht haben, wenn man bedenkt, daß Sternberg - wie bereits erwähnt - sowohl mit seiner Vorlesung für seine Kollegen an der Todai als auch mit seiner Arbeitsgemeinschaft in Kanda Erfolg hatte. Während seiner Zeit an der Todai veröffentlichte Sternberg einige Lehrbücher, die sich fast alle noch im Original in seinem Nachlaß an der ChuoUniversität befinden. Diese Lehrbücher haben vor allem privatrechtliche Themen zum Gegenstand, wie etwa das deutsche Schuld- und Sachenrecht sowie Wechsel- und Wertpapierrecht. Insgesamt lassen sich bis 1919 neunzehn gedruckte Lehrbücher zählen. Einige haben einen Umfang von circa 120 bis 150 Seiten, während andere nur Heftformat besitzen. Sie alle sind am Lehrstoff der Todai orientiert und zum Teil - wie in Japan üblich - speziell auf den Lehrstoff des jeweiligen Studienjahres ausgerichtet. 23 Die Titel lauten beispielsweise "Allgemeine Theorie des Privatrechts auf der Grundlage des Deutschen Systems. Grundriss zu Vorlesungen" (32 S., Tokyo vor 1919) oder "Allgemeine Theorie des Sachenrechts auf der Grundlage des Deutschen Systems. Grundriss 18 19 20 21

Tanaka, Mein Leben, S. 311 und Anhang, S. 160. Siehe oben, S. 72. Siehe oben, S. 71. Dekan der juristischen Fakultät Dr. Yasushi Hijikata, Brief vom 14. 7. 1917 (Selbstzeugnisse I). 22 Tanaka, Mein Leben, S. 311 und Anhang, S. 161. 23 In Japan wird das Studium in vier Studienjahre unterteilt, siehe hierzu auch: Bartels-Ishikawa, Da desu ka?, in: JuS 1996, Heft 6, S. 567.

2. Die Arbeit

95

zu Vorlesungen" (122 S., Tokyo vor 1919) oder "Recht der Schuldverhältnisse" (109 S., Tokyo 1915). Betrachtet man zum Beispiel das eben erwähnte Lehrbuch "Allgemeine Theorie des Sachenrechts auf der Grundlage des Deutschen Systems" ein wenig genauer, so stellt man fest, daß Sternberg stets versuchte, die darzustellende Materie auch unter rechtshistorischem Aspekt zu erläutern, wie zum Beispiel beim Begriff "Sachenrecht", wo er auf das klassische römische Recht zurückgreift. 24 Darüber hinaus veranschaulichte er seine Darstellung gelegentlich durch Skizzen wie etwa im Grundbuchrecht. 25 Auf dogmatische Probleme wie etwa die Frage nach dem Wesen des dinglichen Rechts geht Sternberg umfassend ein. Um den Studenten das Verständnis zu erleichtern, gibt er - wie übrigens auch sonst zu Beginn eines jeden Abschnitts - Literaturhinweise. Mit verschiedenen Fonnulierungen führt er die Studenten zum Problem hin: "Streit besteht darüber, ob Sachenrecht aufzufassen sei als Rechtsbeziehung zwischen dem Berechtigten und allen - beziehungsweise - unbestimmten Personen? Man kleidet den Gedanken in die Fragefonn: Ist das Sachenrecht eine Beziehung zwischen Person und Sache oder eine Beziehung von Personen zu Personen?"26 Diese Frage, die in der Literatur heftig diskutiert wurde, erscheint ihm sinnlos, weil der Begriff Rechtsbeziehung mißverstanden werde. Anknüpfend an den Begriff des Rechtsverhältnisses, (= Rechtsbeziehung) legt er dar, "daß die Annahme einer Sache als Träger einer Rechtsbeziehung zu Menschen und die Personifikation der Sache miteinander zusarnrnenfallen. "27 Sternberg spricht davon, daß die Sache insofern nicht mehr als bloßes Rechtsobjekt betrachtet, sondern subjektiviert werde. "Die Idee des Rechtsverhältnisses zwischen Mensch und Sache ... ist eine in sich widerspruchsvolle Theorie einer überwundenen Zeit. "28 Für Sternberg gibt es zwischen Person und Sache nur tatsächliche Beziehungen aller Art (z. B. wirtschaftliche oder psychologische), " ... rechtliche Beziehungen gibt es aber nur zwischen Personen".29 Entsprechend definiert er den Begriff Sachenrecht als denjenigen " ... Teil des Vennögensrechts, durch den eine Person unmittelbare Macht und unmittelbaren Genuß an einem Gegenstande hat. Das wesentliche an diesem Begriffe ist die unmittelbare Beziehung zu der Sache, dergestalt, daß der Berechtigte die Sache zur Verfügung hat, ohne rechtlich auf die Leistungswilligkeit einer anderen Person angewiesen zu sein. Also definiert sich das 24 Sternberg, Sachenrecht, S. 1 ff. 25 Sternberg, Sachenrecht, S. 45 ff. 26 Sternberg, Sachenrecht, S. 4, 8. Zum heutigen Stand des Streites vgl. Wieling, in :

Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft, S. 10 f., 15 f. mit FN. 32 ebd. 27 Sternberg, Sachenrecht, S. 8. 28 Sternberg, Sachenrecht, S. 8. 29 Sternberg, Sachenrecht, S. 4.

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VI. Kapitel: Als Ordinarius an der Kaiserlichen Universität Tokyo

Sachenrecht negativ, als Nicht-Obligation."30 Damit liefert Stemberg eine weit über das übliche Maß eines Einführungsbuches hinausgehende Darstellung. 31 Ob die Kenntnis dieser Frage für die Aneignung von Grundkenntnissen nötig ist, mag man bezweifeln; jedenfalls aber schärft ihre Erörterung das Problembewußtsein der Studenten, was vielleicht der wichtigste Lemeffekt ist, den Stemberg auch im Auge gehabt haben dürfte. Stembergs Lehrbuch fällt aber nicht nur durch die umfassende Erörterung einzelner Fragen auf, sondern auch durch die Darstellung eher "abgelegener" Materien. So stellt er beispielsweise im Kapitel ,,Erwerb und Verlust beweglichen Eigentums" das Strandrecht ausführlich dar. Selbst das sonntägliche Gebet " ... in den Kirchen der friesischen Küste ... um gesegneten Strand ... " läßt er in seinem historischen Rückblick nicht unerwähnt, bevor er die geltende Rechtslage darlegtY Der Tatsache, daß er sich mit seinem Lehrbuch an japanische Studenten wendet, trägt Stemberg hin und wieder durch rechtsvergleichende Hinweise Rechnung. Derartige Gegenüberstellungen der deutschen und japanischen Rechtslage finden sich etwa bei der Erörterung der Grunddienstbarkeiten. 33 Auch das Freirecht vergißt Stemberg nicht zu erwähnen. Bei seiner Erörterung über den Besitz geht er auf Ihering und dessen Lehre vom ,,Zweck im Recht" ein. Von Ihering, den Stemberg - wie wir sahen34 - als einen seiner geistigen Väter betrachtete, ist es nur noch ein kleiner Schritt zur Freirechtslehre, für die Sternberg an dieser Stelle eintritt. 35 Erwähnt sei noch, daß Sternbergs Lehrbücher durch eine anschauliche, teilweise ironische Sprache bestechen. Es bereitet gelegentlich einfach Spaß, in ihnen zu lesen; nur zu gern legt Sternberg seinen Finger in die Wunde, wenn er im Zusarnrnenhang mit einer juristischen Erörterung auch auf die gesellschaftlichen Umstände hinweist. So kommt er beispielsweise im Rahmen seiner Dar30 Sternberg, Sachenrecht, S. 1 mit FN. 1 ebd. 31 Heute findet diese Frage in einer Monographie zum Sachenrecht nur am Rande

Erwähnung. Vgl. Wieling, Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft, S. 16, FN. 32 ebd. Wieling erläutert dazu: ,,Das bedeutet natürlich nicht, daß Sachen Adressaten von Rechtsnormen sein könnten; Rechtsnormen können sich nur gegen Personen richten. Die Zuordnung der Sache zu einer Person ist ein Denkmodell, um die Besonderheit des dinglichen Rechts zu erklären." Hierin kann man durchaus ein Zugeständnis in Richtung auf Sternbergs Position sehen, denn die Dogmatik ist doch stets nichts anderes als das eine oder andere Denkmodell. 32 Sternberg, Sachenrecht, S. 115 ff. mit FN. 4 ebd. 33 Sternberg, Sachenrecht, S. 56 f. 34 Siehe oben S. 32. 35 Sternberg, Sachenrecht, S. 78 f.

2. Die Arbeit

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stellung des Strandrechts auf die Lage der Schiftbrüchigen in früheren Jahrhunderten zu sprechen, die in der Regel ausgeplündert, mißhandelt und gegebenenfalls verknechtet wurden, statt daß sie Mitleid erfuhren. In einer Anmerkung erklärt Sternberg dazu trocken: "Für Strandtriftige galten insoweit die christlichen Gebote, die Armen zu trösten, nicht. "36 Ein andermal erklärt er witzig-ironisch bei der Erörterung des Eintragungs- und Konsensprinzips auch, warum das Konsensprinzip im Gegensatz zum früher herrschenden Legalitätsprinzip37 angewendet wird: "Das Konsensprinzip entspricht den Bedürfnissen des modernen Verkehrs und ist angesichts der geschäftlichen Mündigkeit der heutigen Bevölkerung der Kulturstaaten unbedenklich durchführbar. (Und mit einer Anspielung auf Frankreichs König Henry IV. :) Die Zeiten wohlwollenden Despotismus, in denen der König nicht nur dafür sorgen zu müssen glaubte, daß der Bauer jeden Sonntag sein Huhn im Topf habe, sondern es am liebsten auch mit seinen Ministern gekocht hätte, - diese Zeiten hingen natürlich am Legalitätsprinzip". 38 Es ist schon erstaunlich, solche Sätze in einem Einführungslehrbuch zu lesen. Es war eben Sternbergs ganz persönlicher Stil, der solche Darstellungen zuließ und der das Studium seiner Bücher unter anderem auch heute noch zu einem (',Lust"-)Gewinn macht. Trotz seines Engagements wurde Sternbergs Anstellung an der Todai im September 1918 nicht mehr verlängert. Vielmehr wurden 1918 - wie Tanaka beschreibt - " ... alle ausländischen Professoren mit der Begründung entlassen, sie verdienten mehr, als sie leisteten. "39 Daß die Auseinandersetzung mit dem Dekan Hijikata auch eine Rolle für die Entlassung gespielt hat, bezweifelt Tanaka. Sternberg selbst beurteilte dies genauso wie sich aus seinem Brief vom 31.10.1945 ergibt. 40 Im Gegenteil, er hatte wohl seine Entlassung bereits während des ersten Weltkriegs erwartet, weil sich Deutschland mit Japan damals im Kriegszustand befand. Das dies nicht geschah, erfüllte ihn mit großer Dankbarkeit, wie er versichert: "During all the first world war, when there was war enmity between Japan and Germany, the Japan authorities kept me in my position at that university, rejecting all Anglo-saxon instigations against me. I never forget this exquisite generosity, ... ".41 Sternberg, Sachenrecht, S. 116 FN. 4 ebd. Nach dem Legalitätsprinzip, das vom BGB nicht aufgenommen wurde, mußte der Grundbuchrichter vor der Eintragung zunächst das zugrunde liegende kausale Rechtsgeschäft nachprüfen. 38 Sternberg, Sachenrecht, S. 43. 39 Tanaka, Mein Leben, S. 311 und Anhang, S. 161. 40 Sternberg, Brief vom 31.10.1945 an das High Command of U. S. A. Forces, S. 2 (Selbstzeugnisse ill). 41 Sternberg, Brief vom 2. Oktober 2603 (=1943) an den Imperial Minister and Department of Horne Affairs, S. 5 (Selbstzeugnisse I). 36 37

7 Barte1s·Ishikawa

VII. Kapitel Leben und Arbeit in Tokyo zwischen den beiden Weltkriegen (1919-1939)

1. Korrespondent, Berater und freier Dozent Nach seiner Entlassung war Sternberg zunächst ohne Arbeit. Seine Bemühungen, eine neue Stelle zu finden, blieben erfolglos. Nachdem er seine gesamten Ersparnisse verbraucht hatte, zwang ihn die materielle Not, seine von seinem Großvater ererbte Bibliothek mit Erstausgaben klassischer deutscher Philosophen zu verkaufen. Der Verkauf an die damals angesehene Meiji-Universität in Tokyo erfolgte im Sommer 1920. 1 Allmählich gelang es Sternberg, beruflich wieder Tritt zu fassen. Einige alte Freunde halfen ihm. Sein Freund aus Berliner Tagen, Ernst Feder, der mittlerweile Herausgeber des Berliner Tageblatts und Reichstagsabgeordneter geworden war, beschäftigte ihn als Japan-Korrespondent. Diese Anstellung sollte bis zum Jahre 1934 währen. 2 Aus dieser Zeit sind 27 Berichte und Reportagen erhalten. 3 Sie befassen sich mit den verschiedensten Themen wie etwa mit der japanischen Kolonialpolitik in Taiwan, mit der Abtreibungsfrage in Japan, mit der Besetzung von Tsing Tao durch Japan oder mit den Arbeitsbedingungen japanischer Kellnerinnen (diese mußten ihrem Patron "Pacht" für ihren Arbeitsplatz zahlen und von der "Entlohnung" seitens ihrer Gäste leben). Viele dieser Berichte sind amüsant und ironisch formuliert und geben einen guten Einblick in die damaligen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Unter dem 10.6. 1921 schlug Feder Sternberg als Honorar eine Jahrespauschale von 30-50.000 Mark vor,4 was aber bekanntermaßen in der Zeit der Inflation in Deutschland nicht viel Geld war. I Dankesbrief des Direktors der Bibliothek der Meiji-Universität, Tatsuno Fujimori, vom 15. August 1920 (Selbstzeugnisse I). 2 Siehe unten S. 109. 3 Diese Berichte sind im Archiv der Chuo-Universität unter dem Stichwort ,)apanBerichte" zu finden. 4 Feder, Brief vom 10. 6. 1921 (Selbstzeugnisse I).

7*

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VII. Kapitel: Leben und Arbeit in Tokyo zwischen den beiden Weltkriegen

Außerdem ließ Feder Stemberg regelmäßig das Berliner Tageblatt senden und versorgte ihn mit persönlichen Nachrichten von allen Freunden und Bekannten, die sich ihrerseits bei Feder nach Stembergs Befinden erkundigten. Dazu zählten etwa Kantorowicz und Radbruch. 5 Über Radbruch, mit dem Feder offensichtlich politisch nicht konform ging, weil dieser wohl den praktischen Nöten der Bürger zu wenig Beachtung schenkte, berichtet er: "Daß Radbruch wieder Justizminister ist, haben Sie wohl gelesen. Ich sprach ihn kürzlich im Reichstag und sagte ihm, daß doch endlich ein Geldentwertungsgesetz geschaffen und die Willkür und Unsicherheit der heutigen Judikatur beseitigt werden müsse. Leider liegen ihm gerade diese Dinge weniger. Er hat den Wunsch, daß zunächst einmal ein Strafgesetzentwurf in den Reichsrat gebracht wird.''6 Ferner kümmerte sich Feder persönlich um die finanziellen Verhältnisse von Sternbergs Frau und Sohn in Berlin. Gelegentlich bat er Stemberg, die für seine Familie notwendigen Beträge nach Berlin zu senden, beispielsweise 200 Goldmark für eine Zahnarztrechnung im Januar 1924.7 Auch für den regelmäßigen Unterhalt sorgte Feder. Im gleichen Brief forderte er Sternberg - der offensichtlich nicht selbst mit seiner Frau über diese Frage korrespondieren wollte auf, der Familie statt 30 monatlich 50 - 60 US-Dollar zu überweisen. 8 Im September 1924 erklärte er ihm, daß eine Erhöhung des Unterhalts auf 75 Dollar nötig sei, denn: "die 50 Dollar, die Sie monatlich überweisen, waren anfangs ein zum Lebensunterhalt vollkommen ausreichender Betrag. Sie sind es heute nicht mehr.'''} Auch über das Ergehen von Frau und Sohn unterrichtete er Stemberg in seinen Briefen. So schrieb Feder ihm beispielsweise: "Ihr Sohn war in Benediktbeuern und in Neckargmünd und hat sich vorzüglich erholt. Zufallig traf ich ihn neulich, gerade an seinem Geburtstag, im Reichstag. Er war das erste Mal da und hat auf der Tribüne 10 Stunden mit 2 Schmalzstullen tapfer ausgehalten . ... Ihre Frau war 6 Wochen in Neckargmünd (bei Verwandten). Ich habe sie noch nicht gesprochen. Ihr Sohn sagte mir, daß das Befinden einigermaßen zufriedenstellend ist. Eine volle Erholung hat das sehr schlechte Wetter nicht gestattet. Zu erheblicher Arbeit dürfte ihre Kraft nicht mehr ausreichen."10 Zwei Monate später lobte Feder Sternbergs Sohn: "Robert war vor kurzem bei mir. 5 Ebd. und ders., Brief vom 16. 8. 1923 (Briefe von Familienmitgliedern und engen Freunden). 6 Feder, Brief vom 16. 8. 1923 (Briefe von Familienmitgliedern und engen Freunden). 7 Feder, Brief vom 10. I. 1924 (Briefe von Familienmitgliedern und engen Freunden). 8 Feder, ebd. und Brief vom 12.9. 1924 (Briefe von Familienmitgliedern und engen Freunden). 9 Feder, Brief vom 12.9. 1924 (Briefe von Familienmitgliedern und engen Freunden). 10 Feder, ebd.

1. Korrespondent, Berater und freier Dozent

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Es ist fabelhaft, welche Ähnlichkeit der Junge im Aussehen, im sprachlichen Ausdruck und im Gedankengange mit Ihnen hat."11 Aus Feders Brief vom 10. Januar 1924 ergibt sich auch, daß Stemberg das große Kantobeben vom 1. September 1923, bei dem circa 143.000 Menschen den Tod fanden, wohlbehalten überstand. Allerdings hat Stemberg durch das Erdbeben anscheinend den größten Teil seiner persönlichen Habe verloren. 12 Der zweite Freund, der Stemberg half, war Wilhelm Solf, in den 20er Jahren deutscher Botschafter in Tokyo; später war er im Widerstand gegen die Nazis aktiv. 13 Stemberg berichtet darüber: ,,1 also worked as an adviser to the German ambassador of the Weimar Republic, Dr. Solf, ... "14 und an anderer Stelle auf Deutsch: "Politisch habe ich ... als persönlicher Berater des befreundeten Botschafters, Dr. Solf, viel gearbeitet."15 In einem Brief an das japanische Innenministerium, in dem Stemberg seine Loyalität gegenüber Japan herausstellen will, beschreibt er etwas detaillierter seine Tätigkeit und seinen Einfluß: "It is well in remembrance that Dr. Solf, as German ambassador, achieved to reach such cordial relations with the Japanese govemment and public as hardly any other foreign diplomate in Japan ever reached. I allow myself to mention that Dr. Solf took my advice regularly once a week or more often, and that repeatedly, as I was informed, he told Japanese as well as foreign persons, that he owed a great deal of his arnity with the Japanese govemment and society to my explanations of the Japanese character. I also persuaded hirn, when Japan, Russia and Germany in the first years after the war, the time of the Washington conference, were suffering under Anglosaxon pressure, to work for an understanding between these 3 powers, ... ".16 Im Nachlaß der Chuo-Universität sind zwei Briefe erhalten, ein handschriftlicher von Solf vom 15. April 1921 und ein maschinenschriftlicher von Stem-

11 Feder, Brief vom 13. 11. 1924 (Briefe von Familienmitgliedern und engen Freunden). 12 Feder, Brief vom 10. 1. 1924 (Briefe von Familienmitgliedern und engen Freunden).

13 Solf (5. 10. 1862 - 6. 2. 1936), Staatssekretär von 1911-1920, 1920-1928 deutscher Botschafter in Japan; um Solf und seine Ehefrau Hanna sammelte sich eine lose Gruppe des Widerstandes gegen Hitler, sog. "Solfer-Kreis". Hanna Solf wurde während des Zweiten Weltkrieges von den Nazis inhaftiert, vgl. auch dtv-Lexikon, Bd. 17, München 1973. 14 Stemberg, Brief an das High Command of U. S. A. Forces, S. 2 (Selbstzeugnisse

III).

15 Sternberg, Lebenslauf bis ca. 1939 (?), S. 3 (Selbstzeugnisse I). 16 Sternberg, Brief vom 2. Oktober 2603 (=1943) an den Imperial Minister and De-

partrnent of Horne Affairs (Selbstzeugnisse I).

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VII. Kapitel: Leben und Arbeit in Tokyo zwischen den beiden Weltkriegen

berg, datiert auf den 28. April 1922. 17 Solfs Brief hat privaten Inhalt - er berichtet über seine Zeit als Referendar in Weimar - und ist in freundschaftlichem Ton gehalten. Bei Stern bergs Brief handelt es sich um eine Abschrift, die nur noch fragmentarisch ist. Sie betrifft ein Gutachten, das er für Solf erstattet hat und ist entsprechend in amtlichen Stil abgefaßt. Ferner halfen Sternberg einige sehr einflußreiche japanische Freunde, DozentensteIlen zu erlangen. Erinnert sei hier nur an Shinzo Koizumi, der an der Keio-Universität Ordinarius und später Rektor war.'8 Sternberg beschreibt seine Stellungen folgendermaßen: "Seit 1920 fand ich Stellungen an den Universitäten Meiji-, Keio-, Nippon-, Chuo-, Hosei- und an der kaiserlichen HandeIsuniversität (heute Hitotsubashi-Universität, Anmerkung der Verfasserin); meist für Rechtsphilosophie; an der Nippon-Universität für Allgemeine Psychologie. An der Keio zeitweise auch für Deutsches Bürgerliches Recht, Handelsrecht, Römisches Recht, auch übertrug mir die Ökonomische Facultät der Keio-Universität ein sociologisches Seminar. "19 Diese Stellen halfen zunächst die bitterste Armut zu beheben, aber einen komfortablen Lebensstil wie zu Zeiten der Arbeit an der Todai erlaubten sie nicht. Sternberg lebte jetzt allein mit einem Hausmädchen in seinem Häuschen in Tsujido bei Yokohama und fuhr mit der Bahn zur Arbeit nach Tokyo. In den schwül-heißen Sommermonaten zog er sich in sein Häuschen in Karuizawa zurück, einem Kurort der auch heute noch Sommerfrische wohlhabender Tokyoter ist. Tanaka schreibt in seinen Memoiren, daß Sternberg in jener Zeit von vielen Leuten finanziell unterstützt worden sei: ,,Einige Beamte des Justizministeriums und einige Rechtsanwälte waren ebenfalls seine Freunde und halfen ihm. Ihre Unterstützung war so feinfühlig, daß sein Stolz nicht verletzt wurde (so wurde er beispielsweise Berater des Justizministeriums ohne wirklich viel für sein regelmäßiges Honorar leisten zu müssen)". 20 Ob Sternberg jemals bewußt war, daß es sich bei seiner Tätigkeit als Berater des Justizministeriums um eine Hilfsaktion seiner Freunde handelte, ist zu bezweifeln. Er äußerte sich nie dazu, sondern erklärte lediglich: ,,Mehrere Jahre war ich Mitarbeiter im Justizministerium; habe dort hauptsächlich über Processrechtsreform gearbeitet. "21 Frag-

17 Diese beiden Schreiben sind im Nachlaß der Chuo-Universität unter dem Stichwort "Selbstzeugnisse IV" zu finden. 18 Zu Shinzo Koizumi (1888-1966) siehe Anhang, S. 162 mit FN. 14. 19 Stemberg, Lebenslauf bis ca. 1939 (?), S. 4 (Selbstzeugnisse I). 20 Tanaka, Mein Leben, S. 312 und Anhang, S. 162. 21 Stemberg, Lebenslauf bis ca. 1939 (?), S. 4 (Selbstzeugnisse I).

2. Die Publikationen

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mente von Gutachten, die Stern berg für das Justizministerium erstellte, befinden sich noch in seinem Nachlaß in der Chuo-Universität. Auch der bereits erwähnte Gesprächskreis22 sollte unter anderem der Aufbesserung von Sternbergs Finanzen dienen. Kawashima berichtet in seinen Memoiren dazu: "Da kam das Angebot an Sternbergs Seminar teilzunehmen . ... Später habe ich von den Teilnehmern erfahren, daß dieses Seminar nicht nur einen wissenschaftlichen Zweck hatte, sondern auch der finanziellen Hilfe für den sensei diente. Das Honorar für das Seminar war jedoch meines Erachtens so winzig, daß es sensei nicht helfen konnte. Wir trafen uns einmal pro Woche in Kanda im Akademiegebäude .... Damals (um 1932/34) hatte das Privatseminar lediglich fünf oder sechs Mitglieder, so daß es ihm finanziell nicht helfen konnte. ... Zu jener Zeit waren westliche Ausländer meistens reich. Deshalb dachte ich zuerst, Sternberg-sensei sei auch reich und würde im Speisesaal der Akademie zu Kanda gut essen. Tatsächlich war es anders. Wir Teilnehmer aßen stets vor dem Seminar zu Mittag. Der sensei hingegen aß während des Seminars Brot und Käse. Wenn er sprach, während er aß, konnte ich ihn überhaupt nicht verstehen. Dem sensei schien es finanziell schlecht zu gehen. "23

2. Die Publikationen Zwar hatte Sternberg in den 20er und 30er Jahren finanzielle und auch berufliche Schwierigkeiten. Dennoch blieb er wissenschaftlich produktiv. In diesem Zusammenhang war für ihn vor allem seine DozentensteIle an der KeioUniversität von Bedeutung. Sie berechtigte ihn nämlich, in dem von der juristischen Fakultät herausgegebenen "Keio Law Journal (=Hogaku Kenkyu)" beziehungsweise in der Zeitschrift ,,Mita tetsugaku" (= Philosophische Zeitung der Keio-Universität)24 seine Abhandlungen zu veröffentlichen. So publizierte er in der Zeit von 1921-1940 den größten Teil seiner Schriften dort. Wie die Überschriften zeigen, nahm er zu den verschiedensten Themen Stellung. 1936 erstellte Sternberg selbst ein Schriftenverzeichnis,25 auf dem der folgende Überblick beruht. 26 22 Siehe oben S. 73 ff. 23

Kawashima, Lebensspur, S. 99,102 f. und Anhang, S. 168 f.

24 ,,Mita" ist der Name des Ortes, an dem sich die Keio-Universität - heute noch -

befindet. 25 Sternberg, Lebenslauf vom Oktober 1936 zusammen mit Schriftenverzeichnis (Selbstzeugnisse I). 26 Einige der genannten Schriften sind auch bei Rehbinder, Zur Methodenfrage, wiedergegeben.

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VII. Kapitel: Leben und Arbeit in Tokyo zwischen den beiden Weltkriegen

1921 erschien "Pachtsystem und Hypothekensystem", 1923 ,,Liberalitätswille und Clausula rebus sic stantibus", 1924 ,,Freie Rechtsfindung und unmittelbare Demokratie", 1929/30 in zwei Teilen: "Der Komparatismus und die Struktur der Wissenschaft", ebenfalls 1930 "Kernpunkte der Lehre Stammlers", 1933 "The Essence of Roman Law", im gleichen Jahr "Begriff der Philosophie" (2. Aufl., Tokyo 1936), 1934 "Strengrecht und Billigkeitsrecht", 1938 "Die Entwickelung und Krisis des Völkerrechts", 1939 "Kritik der Todesstrafe vom processualistischen Standpunkt" und 1940 "Historische Methode und Historismus in der Rechtswissenschaft". Neben diesen Schriften sind zahlreiche fragmentarische Arbeiten aus dieser Zeit im Nachlaß vorhanden, die Sternberg nicht mehr fertigstelIen konnte oder wollte. Takane zufolge habe Sternberg im Alter geäußert, daß ihm mit zunehmenden Alter das Publizieren schwerer gefallen sei, weil er nun viele Kenntnisse erworben habe und sich der Lückenhaftigkeit seiner Ausführungen bewußt seiY Gelegentlich sind diese Fragmente in rechtsphilosophischer oder -theoretischer Hinsicht sehr aufschlußreich. In den publizierten Abhandlungen nimmt Sternberg einige seiner Gedanken aus der "Allgemeinen Rechtslehre" wieder auf. In "Freie Rechtsfindung und unmittelbare Demokratie" geht er auf das Wesen der Jurisprudenz ein. Basis seiner Ausführungen ist der Gedanke, daß die Jurisprudenz ,,keine Erkenntniswissenschaft ist, sondern eine Dogmenwissenschaft. Jurisprudenz macht keine Mitteilungen und Entdeckungen, sowenig wie die Philosophie und Theologie, ... Sie spricht ... von Gedanken, wie sie zu denken sind. Kurz: Ideen, Dogmen bilden ihren Inhalt. Dogmen sind mit Vorstellungselementen behaftete Werturteile oder mit Werturteilen behaftete Vorstellungen - wie man es stellt, ist ziemlich gleich; die erste Wendung mag für die Jurisprudenz, die zweite für die Theologie besser passen".28 Dies legte Sternberg ähnlich bereits 1904 in der "Allgemeinen Rechtslehre" dar. 29 Sternbergs Vorstellung von der Jurisprudenz als Dogmenwissenschaft führte ihm wiederum zu der für ihn stets aktuellen Frage nach dem Wissenschaftscharakter und Wahrheitsgehalt der Jurisprudenz. In "Freie Rechtsfindung und unmittelbare Demokratie" setzt er sich mit diesen Problemen ebenso auseinander wie in seiner "Allgemeinen Rechtslehre" und

27

Takane, Theodor Sternberg, S. 14.

28 Sternberg, Freie Rechtsfindung und unmittelbare Demokratie, in: Rehbinder, Zur

Methodenfrage, S. 55. 29 Sternberg, Aligem. Rechtslehre, S. 129, 146.

2. Die Publikationen

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seinen Habilitationsgesuch, worauf er auch selbst hinweist. 30 1924 (Erscheinungsjahr von ,,Freie Rechtsfindung und unmittelbare Demokratie"), also 10 Jahre nach der "Allgemeinen Rechtslehre" kommt er wiederum zu dem Ergebnis, daß sich Aussagen über den Wahrheitsgehalt nicht mit den naturwissenschaftlichen Methoden erreichen lassen, sondern nur durch den "Vergleich der Wissenschaften, die vergleichende Wissenschaftslehre also".31 Auch die Methodenfrage und das Freirecht blieben für Stemberg stets aktuell wie sich in ,,Historische Methode und Historismus in der Rechtswissenschaft" zeigt. 32 Mit "Der Komparatismus und die Struktur der Wissenschaft" griff Stemberg auf eine Arbeit aus dem Jahre 1914 zurück, die ursprünglich im "Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie" erscheinen sollte. Teilweise stimmt die Fassung von 1929/30 wörtlich mit der von 1914 überein. 33 Sternberg blieb insofern also auch hier den Grundgedanken aus seiner Anfangszeit treu. Mit "Begriff der Philosophie" legte Sternbeg kein juristisches, sondern ein philosophisches Werk vor. In diesem Band unternahm er den Versuch, einen neuen "dynamisch, prophetistischen Philosophiebegriff' zu begründen. 34 Danach soll die Philosophie eine "speculative Wissenschaft von dem, was wir mit der Welt anfangen wollen, die unserer Freiheit anvertraut ist, die speculative Weltschöpfung, die Wissenschaft von unseren Zielen" sein. 35 Den Menschen betrachtet Stemberg "als Mitarbeiter Gottes", wobei er Gottes Existenz unerörtert voraussetzt und ihn "als die mit dem Menschen in seiner Zukunftsmöglichkeit wesentlich identische positiv wertvolle schöpferische Kraft" definiert. 36 Die Idee Spinozas, daß Gott sich in der Natur offenbare, lehnt Stemberg strikt ab. Für ihn sind Gott und die Natur verschieden. Gott beherrsche die Natur und "ordne sie ihrem Zweck unter durch ... die geistige Mitarbeit (der Menschen), deren Totalität" er seiY Die modeme Technik biete dem Menschen "die Mög30 Sternberg, Freie Rechtsfindung und unmittelbare Demokratie, in: Rehbinder, Zur Methodenfrage, S. 54. 31 Sternberg, Freie Rechtsfindung und unmittelbare Demokratie, in: Rehbinder, Zur Methodenfrage, S. 55. 32 Sternberg, Historische Methode und Historismus in der Rechtswissenschaft, in: Rehbinder, Zur Methodenfrage, S. 137 ff. 33 Der Entwurf ist im Archiv der Chuo-Universtität unter dem Titel ,,Die vergleichende Methode in den Wissenschaften und ihre Bedingungen in der Kultur bis auf und bei Kant. Mit besonderer Berücksichtigung der Vergleichenden Rechtswissenschaft" zu finden (Rechtsphilosophie III). 34 Sternberg, Begriff, S. VII. 35 Sternberg, Begriff, S. I. 36 Sternberg, Begriff, S. 1,45. 37 Sternberg, Begriff, S. 45.

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VII. Kapitel: Leben und Arbeit in Tokyo zwischen den beiden Weltkriegen

lichkeit, die Welt zu ändern, die Entwicklung planmäßig umzugestalten" und sich selbst ebenfalls zu verändern. 38 Dieser veränderte, sich seiner neuen technischen Möglichkeiten bewußt gewordene Mensch sei es, der eine neue Philosophie brauche; eben jenen ,,neuen Philosophiebegriff', nach dem es der Philosophie um die "concrete materiale speculative Erfassung und Bestimmung der Zukunft" gehe. 39 Bisher habe die Philosophie die Erarbeitung der "Weltanschauung" zum Ziel gehabt, jetzt sei es die "Weltveranwortung", d. h. "der fortschreitende Versuch, diese Weltverantwortung zu begreifen".4O Bei der Ermittlung, was man von der Zukunft wolle, werde die Evolution, wie sie bisher für Menschen, Tiere und Pflanzen von Bedeutung war, nicht mehr wichtig sein, da der Mensch als "Vernunftwesen" selbst bewußt planen und schaffen könne. Eine vom Menschen nicht vorausbestimmbare Evolution stehe im Widerspruch zu seiner Vernunft und den Möglichkeiten, die er besitze. Auch könne die Zukunft weder nach der Hegeischen Anschauung, wonach "die immanent-transcendente Weltvernunft von selber die künftige Entwicklung" festlege, noch nach der Spenglerschen Ansicht, wonach die "Weltentwicklung jetzt (absinke) und sich dann wieder im Kreise" drehe, bestimmt werden. 41 Überhaupt schätzte Stemberg Spenglers Art und Weise, die Entwicklung der Menschheit vorauszubestimmen, nicht. In seinem unveröffentlichten, nach 1945 verfaßten Manuskript "War without chances. Prophezeihung künftiger Geschichte überhaupt" führt er hierzu aus: " ... noch weniger soll hier die Geschichte mit Manieren a la Spengler e tutti quanti aus der Geschichte prophezeiht werden, da das überhaupt kein Prophezeihen ist, denn es geschieht dabei gar kein Erblicken und Erforschen bisher ungesehener und gewesener neu gearteter Zukunft, sondern blos (sic!) Wiederaufwärmen von Vergangenheit. ... (Das ist) ... keine Wissenschaft. Und wenn man aus dem Trödelladen obsoleter und neu gearbeiteter Wissenschaft die Weltsumme aller ihrer Ladenhüter aufkauft und sein Werk damit behängt wie einen Christbaum ... , Wissenschaft wird es darum noch immer nicht. Noch weniger als Prophetie. Man muß die Zukunft nicht aus der Vergangenheit prophezeihen, sondern ... aus Gegenwart und Zukunft. Denn nur in diesem zweidimensionalen Continuum Gegenwart - Zukunft ist die historisch - politische Zukunft uns erkennbar".42 Stemberg besitzt anders als Spengler einen festen Glauben an den Fortschritt der Menschheit. In seiner bildhaften Sprache erklärt er: " ... der FortSternberg, Begriff, S. 44 f. Sternberg, Begriff, S. 46. 40 Sternberg, Begriff, S. 46. 41 Sternberg, Begriff, S. 62. 42 Sternberg, War without chances. Prophezeihung künftiger Geschichte überhaupt, S. 1 f. (Soziologie allgemein). 38

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2. Die Publikationen

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schritt ist kein Hund, der mit seinem Schwanz spielt, ... ".43 Nach seiner Auffassung müssen "materiale Zukunftsinhalte angegeben" und von den Menschen entwickelt werden. 44 Die Welt müsse, wie es Marx gezeigt habe, mit einem Zweck erfüllt werden und den Sinn dieses Zwecks habe die Philosophie zu erfassen. 45 Auf politischem Gebiet sieht Sternberg einen ersten Ansatz zur Veränderung der Welt in einer "socialistischen Wirtschaftsänderung".46 Sternberg beurteilt allerdings die Technik, die dem Menschen seine eigene Veränderung und die der Welt ermöglicht, nicht nur positiv. Vor allem die Erfahrungen aus dem ersten Weltkrieg hätten ihre negativen Möglichkeiten demonstriert. Deshalb müßten die Ziele der Technik vom Menschen vorweg festgelegt werden. Der Mensch müsse "bestimmen, was er mit dieser Technik, die ihn zu einem neuen Wesen macht, eigentlich will"Y 1936 erlebte "Begriff der Philosophie" eine zweite Auflage. In Österreich, wo dieses Werk auch gelesen wurde, wurde es nach dem sog. ,,Anschluß" 1938 verboten, weil es zuviele Gedanken enthielt, die den Nationalsozialisten unliebsam waren. Sternberg berichtet in einem Brief aus dem Jahre 1946 seinem Freund, Lt. Commander Frank B. Huggins, mit dessen Eltern er vor dem Krieg gut bekannt gewesen war, daß das Buch jedoch weiterhin gelesen worden sei: " ... especially in Austria, where Vienna and Salzburg remained intellectual centers until the Nazi invasion 1938, but even after that, I was told, the book was in furore as help and stimulation in the underground active and passive resistance movement. ''48 Mit ,,Entwickelung und Krisis des Völkerrechts" publizierte Sternberg eine seiner letzten juristischen Abhandlungen, die seine pazifistische Grundhaltung noch einmal deutlich zutage treten läßt. In seinem kurzen, nicht unpolitischen Vorwort erkannte Sternberg, daß ein neuer Weltkrieg bevorstand: "Die Abhandlung war ursprünglich ein zur Trecentenarfeier Hugo Grotius' 1925 gehaltener Vortrag; damals nicht im Druck publiciert. Die Veröffentlichung erschien jetzt wieder zeitgemäss, mit den durch die inzwischen stattgehabte weitere Entwickelung und Verschärfung der

Sternberg, a.a.O. (FN. 42). Sternberg, Begriff, S. 64. 45 Sternberg, Begriff, S. 84 f. 46 Sternberg, Begriff, S. 2. 47 Sternberg, Begriff, S. 47. 48 Brief von Sternberg an Lt. Commander Frank B. Huggins, vom 28. 4. und 31. 5. 1946, S. 1 (Selbstzeugnisse III). 43

44

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VII. Kapitel: Leben und Arbeit in Tokyo zwischen den heiden Weltkriegen

Krise des Völkerrechts gegebenen Ergänzungen ... im Wetterleuchten der Einleitung des neuen Weltkrieges".49 In dieser Schrift durchmißt Sternberg die Geschichte des Völkerrechts von den griechischen und jüdischen Anfangen bis zum Jahr 1938. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt in der Herausarbeitung der Leistung von Grotius, dem Begründer eines "Völkerrechts als System und Wissenschaft".50 Sternberg hebt dabei insbesondere das Verdienst von Grotius hervor; aufgrund seines Völkerrechts seien die kriegerischen Möglichkeiten zur Menschheitsausrottung wenigstens unter den westlichen Kulturvölkern steuerbar geworden. Eine Niederlage in einem Krieg mußte nicht mehr wie zuvor den Untergang des unterlegenen Volkes bedeuten. Der überzeugte Pazifist Sternberg, dem sich die Erfahrung des ersten Weltkrieges tief eingeprägt hatte, drückt es - nicht gerade emotionslos - so aus: ,,Die Tat, der Gedanke: Eindämmung - Verhinderung des Ausrottungskrieges durch Kriegsrecht. Stützung des Kriegsrecht durch internationales Friedensrecht. ... Es muß doch jedermann auffallen, daß Grotius sein Buch 'De lure Belli et Pacis' betitelte und nicht umgekehrt ... Unser Gefühl ist: um Himmelswillen, ist denn nicht der Friede und das Recht im Frieden die Hauptsache und Krieg samt seinem Recht eine sehr schlimme Nebensache? ... Wollte Gott, es wäre so; aber es ist nicht so. Manche Völkerrechtslehrer wollen ähnlich das Kriegsrecht als völkerrechtliche Actionen oder als Processrecht, adjective law, dem Friedensrecht als dem substantial law nachfolgen lassen; aber leider, das Kriegsrecht ist keineswegs ein Processrecht des Friedensvölkerrechts, sondern das Friedensrecht nullificiert sich zu einem großen Teil in ihm ... Das hat Grotius klar gesehen: das Völkerrecht ist ius belli et pacis, und nicht ius pacis et belli; und wer das nicht wahrhaben will, der wiegt sich in einer lllusion. Der kann auch dem Zustand, den er leugnet, nicht energisch genug abhelfen. Wir erkennen und bekennen, beklagen diesen und wollen ihn beseitigen; wollen die höhere Form des Völkerrechts, die ius pacis et belli wäre und schließlich reines ius pacis werden soll, und muß, ausfindig machen."51 Nach diesen Ausführungen kommt Sternberg nochmals auf die politische Situation des Jahres 1938 zu sprechen: ,Jn der Gegenwart aber tendiert nun das Völkerrecht mindestens ebenso wie zur Höherentwickelung auch zur Rückbildung! Vielleicht sogar mehr noch?,,52

49 Sternberg, Entwickelung, S. 3. 50 Sternberg, Entwickelung, Inhaltsverzeichnis, S. I. 51 Sternberg, Entwickelung, S. 19 f. 52 Sternherg, Entwickelung, S. 20.

3. Ein dorniger Weg

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3. Ein dorniger Weg Im Jahre 1929 war Sternberg anscheinend aufgrund seiner persönlichen Situation so bedrückt, daß er nach 16 Jahren in Japan den Plan faßte, nach Deutschland zurückzukehren, wie sich aus einem Brief seiner Mutter folgern läßt. 53 Trotz der großen Entfernung und der dadurch bedingten langen Postlaufzeiten hatte Sternberg den brieflichen Kontakt zu seiner Familie und seinen Freunden nie abbrechen lassen. Dieser Kontakt war ihm so wichtig, daß er beispielsweise sämtliche Briefe seines Sohnes Robert aus der Zeit von 19131937 aufbewahrte. 54 Sternbergs Freund Feder bot ihm Hilfe bei der Schaffung einer Existenzgrundlage an, als er von dessen Rückkehrplänen hörte. Eine Vermittlung durch den ehemaligen Botschafter Solf war im Gespräch. 55 Für das Frühjahr 1930 plante Sternberg anscheinend, nach Berlin zu fahren. Auch ein Ruf an die Universität Greifswald schien möglich. Sternberg sollte dort den "kriminalistischen Fächerkomplex" übernehmen, wofür sich sein Freund Schmidkunz einsetzte. 56 Doch die Berufung scheiterte. Der Hauptgrund lag wohl in Sternbergs jüdischer Herkunft; denn auch die Versicherung, daß Sternberg dem evangelischen Bekenntnis angehöre, konnte nicht helfenY Nach diesem Mißerfolg unternahm Sternberg nie wieder den Versuch, nach Deutschland zurückzukehren. Ab 1934 verschlimmerte sich Sternbergs finanzielle Situation zunehmend. Aufgrund der nationalsozialistischen Gesetzgebung verlor er nämlich wegen seiner jüdischen Herkunft seine Position als Japan-Korrespondent des Berliner Tageblatts. 58 Bereits 1933 hatte ihm seine Mutter brieflich mitgeteilt, daß seine Ehefrau Paula und sein Sohn Robert Wohlfahrts unterstützung erhielten. 59 Gegenüber dem Wohlfahrtsamt Berlin-Charlottenburg gab Sternberg 1935 an, seiner Frau keinen 53 Brief von Lina Sternberg vom 22. 12. 1929, S. 1 f. (Briefe von Familienmitgliedern und engen Freunden). 54 So Sternberg in einem Brief an seine Ehefrau Paula vom 29. 7. 1940, S. 2 (Selbstzeugnisse 11). Leider sind von den Briefen Robert Sternbergs im Nachlaß nur noch 20 Briefe vorhanden. Sie schildern anschaulich das tägliche Leben in Deutschland in den 20er und 30er Jahren. 55 Feder, Brief vom 23. 7. 1929 (Briefe von Familienmitgliedern und engen Freunden). 56 Zu Hans Schmidkunz vgl. Ascherson, Deutscher Universitätskalender, S. 143. 57 Brief von Schmidkunz aus Greifswald vom 10. 6. 1930 an Sternberg (Selbstzeugnisse IV). 58 Brief von Sohn Robert Sternberg vom 18.9. 1934, S. I (Sammlung Crowell). 59 Brief von Mutter Lina Sternberg vom 19.6. 1933, kleine Seite 3 (Sammlung Croweil).

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VII. Kapitel: Leben und Arbeit in Tokyo zwischen den beiden Weltkriegen

Unterhalt mehr schicken zu können, weil sein Einkommen so gering sei, daß es für ihn selbst kaum ausreiche. Über seine finanzielle Lage schrieb er: " ... mein eigenes Einkommen reicht zur Bestreitung einer standesnotwendigen Lebensführung seit langem nicht mehr aus, vielmehr (kommt es) kaum der notdürftigsten Lebenshaltung eines in untergeordneter Stellung in Japan lebenden Europäers gleich".6O Das Generalkonsulat in Yokohama bestätigte dies. Die Tatsache, daß er zwei Häuser besaß, blieb den amtlichen Augen anscheinend verborgen. Allerdings muß sich Sternberg wegen seiner Unfähigkeit, seine Familie nicht ernähren zu können, geschämt haben. Denn er schrieb, "daß es für einen Mann meiner Berufsstellung äußerst unangenehm und auch nachteilig ist, wenn seine Familie auf Unterstützung aus öffentlichen Mitteln angewiesen ist. "61 Sein Einkommen belief sich auf ca. 164,16 Yen, während eine Schreibkraft in einer europäischen Firma ca. 300 Yen monatlich verdiente. 62 Am 23. 2. 1937 kam Sternbergs Sohn mit dem Schiff nach Yokohama. Robert Stern berg war Jurist, hatte aber aufgrund des "Reichsgesetzes über die Wiederherstellung des Berufsbeamtenturns" vom 7. 4. 193363 am 7. 9. 1933 seine ReferendarsteIle am Landgericht Berlin verloren. 64 Um seine berufliche Position zu verbessern, ging Robert Sternberg darauf an die Universität Lausanne und wurde dort über ein zivilrechtliches Thema promoviert. Finanziell wurde er in dieser Zeit übrigens von Radbruch unterstützt. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft fand er danach allerdings in Deutschland keine dauernde Stellung. Vor allem diese Tatsache bewog ihn, nach Japan zu reisen, wie sich aus einem Brief an seinen Vater aus dem Jahre 1935 ergibt. 65 Ob die politische Situation in Deutschland für ihn allein ausschlaggebend war oder auch der Wunsch nach einem Wiedersehen mit seinem Vater eine entscheidende Rolle spielte, kann aus den erhaltenen Briefen nicht mehr rekonstruiert werden. Jedenfalls begab er sich, unterstützt von seinem Vater, in Japan auf Stellungssuche, hatte aber keinen Erfolg. Mittellos wie er war, zog er daraufhin in das Haus des Vaters. Bald kam es zwischen Vater und Sohn zu Auseinandersetzungen, die ihr Verhältnis belasteten. Robert Sternberg hatte sich in die Hausangestellte seines Vaters, ein Bauernmädchen namens Tsuyako verliebt. Anfangs nahm Sternberg dieses Verhältnis hin; als jedoch sein Sohn das MädBrief an das Wohlfahrtsamt vom 23.9. 1935, S. I (Selbstzeugnisse I). A. a. O. (FN. 60), S. 2. 62 A. a. O. (FN. 60), S. 3. 63 RGBI. I, S. 175. 64 Brief von Robert Sternberg, Pfingsten 1934, S. 1 (Sammlung Crowell). 65 Robert Sternberg in einem Brief an seinen Vater vom 14.7. 1935, S. 3 (Briefe von Familienmitgliedern und engen Freunden). 60

61

3. Ein dorniger Weg

III

ehen heiraten wollte, verhinderte er dies. Sternberg verteidigte seine Haltung in einem Brief gegenüber seiner Frau Paula: "Insbesondere besaß sie (i. e. Tsuyako) weder Intelligenz noch mindeste Bildung, (aber) so wie sie war, (brachte) sie Robert immer in heitere Stimmung ... Nun wollten die beiden aber heiraten. Da mußte ich eingreifen. Daß mich keine Vorurteile leiteten, ist selbstverständlich. ... Daß R es mit einer völlig ungebildeten Lebensgefahrtin unmöglich aushalten könne, war doch klar. Er weniger als irgend ein anderer. Und das ist in Japan, wo der Europäer überhaupt am Mangel gleichgestimmter kultivierter Umgebung leidet, noch viel schlimmer als in europäischer Umgebung.''66 Die Mittellosigkeit seines Sohnes scheint entgegen der Annahme von Rehbinder für Sternbergs Eingreifen ohne Bedeutung gewesen zu sein. 67 Denn Sternberg schreibt seiner Ehefrau ausdrücklich, daß er eine Eheschließung zwischen seinem Sohn und der älteren Schwester von Tsuyako, die sein Sohn ebenfalls kannte, zugestimmt hätte, weil diese im Gegensatz zu Tsuyako sich bemüht hätte, ihre Bildung zu verbessern. Kurze Zeit darauf, am 2. April 1938, starb Robert Sternberg an inneren Blutungen, die von Magengeschwüren hervorgerufen worden waren. Der Tod seines Sohnes erschütterte Sternberg so sehr, daß er bis zu seinem eigenen Tod nicht darüber hinwegkam. Noch ein Jahr später war seine seelische Krise so schwer, daß er eine Totenbeschwörerin aufsuchte. In einem Brief an seine Frau Paula schreibt er: " ... machte ich den dummen Gang zu einer Totenbeschwörerin ... (von) der Verzweiflung (getrieben), wie ich wohl etwas für Robert tun könnte".68 Einige Jahre später, im Mai 1944, drückte er seinen Kummer über den Tod des Sohnes in folgendem Gedicht aus: Robert Ich suche, welchen Weg ich finde Und bin zu jedem Weg bereit; - Nur nicht zurück zu meinem Kinde, Zu meinem Grab, zu meinem Leid. Zu ihm nicht mehr, wie kann ich's fassen? Es faßt mich ja doch selber fest; Ich kann es niemals doch verlassen, So wie es niemals mich verläßt.

66

Brief von Sternberg an seine Frau Paula vom 28.6. 1939, S. 3 (Selbstzeugnisse 11).

67 Rehbinder, Zur Methodenfrage, S. 14. 68 Brief von Sternberg an seine Frau Paula vom 2. 4. 1941, (also dem 3. Todestag

seines Sohnes), S. 2 (Selbstzeugnisse 11).

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VII. Kapitel: Leben und Arbeit in Tokyo zwischen den beiden Weltkriegen Ich muß es immer in mir haben Wie stetgetreu es mich umschwebt. Ich will und kann es nicht begraben Und warte, daß es mich begräbt. 69

69

Stemberg, Robert (Dichtung allgemein I, Nr. 24).

VIII. Kapitel Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit (1939-1959) 1. Die Zeit des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten Zu Beginn des Jahres 1939 versuchte Sternberg noch einmal, Japan zu verlassen und zusammen mit Mutter und Schwester, die ebenfalls aus Deutschland auswandern wollten, nach den USA überzusiedeln. Sternberg ließ jedoch diesen Plan aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen wieder fallen. In Anbetracht des heraufziehenden zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland wollte sich Sternberg persönlich von Deutschland lossagen. Außerdem war für ihn wegen diverser gegen das Dritte Reich gerichteter Aktionen, auf die später noch im einzelnen eingegangen wird, jede weitere Verbindung zu Deutschland bedrohlich. I Aus diesem Grund beantragte er am 21. 8. 1939 seine Entlassung aus der deutschen Staatsbürgerschaft als nicht-arischer Emigrant. Darauf wurde Sternberg aus der Staatsbürgerschaft entlassen und zwar - wie er es beschreibt - "discharged with what they called dishonour".2 Von da ab führte Sternberg in seinem Briefkopf den Zusatz "stateless" . Zwar hatte Sternberg den Plan, die deutsche Staatsangehörigkeit aufzugeben, schon längere Zeit gehegt, doch hatte die Sorge um seine in Deutschland lebende Ehefrau ihn zögern lassen. In einem Brieffragment, das wahrscheinlich aus den ersten Monaten des Jahres 1939 stammt und in einer Abschrift eines Briefes an seine Ehefrau vom 28. 6. 1939 machte er sich ihretwegen "große Sorgen; weil ich nicht weiß, ob Du vor etwaigen daraus (i. e. Sternbergs EntI Zu Sternbergs Anti-Nazi-Aktivitäten siehe unten, S. 120 ff; über seine Entlassung aus der deutschen Staatsbürgerschaft schreibt Sternberg am 31. 10. 1945 an das High Command of U. S. A. Forces, S. 1 (Selbstzeugnisse III): "Taken to task by the Gennan Nazi authorities in Japan for my Anti-Nazi activities, I answered with the demand of being released from Gennan citizenship; the reply was of course my expulsion from it." 2 Sternberg in einem Brief vom 31. 10. 1945 an das High Command ofU. S. A. Forces, S. 2 (Selbstzeugnisse III).

8 Bartels-lshikawa

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VIII. Kapitel: Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit

lassung aus der deutschen Staatsbürgerschaft) resultierenden Nachteilen geschützt bist".3 Sternberg befürchtete für seine Frau vor allem, daß sie, wenn er die deutsche Staatsbürgerschaft aufgab, die ihre ebenfalls verlieren würde. Dies konnte seiner Ansicht nach unter anderem dazu führen, daß seine Ehefrau aus Deutschland ausgewiesen oder keine Wohlfahrtsunterstützung mehr erhalten würde. Da Sternbergs Ehefrau im Gegensatz zu ihm dem mosaischen Bekenntnis angehörte, wie sich aus ihrer Heiratsurkunde ergibt,4 trug sie sich zu jener Zeit selbst mit dem Gedanken, nach Holland auszuwandern. s Um den eventuellen Verlust der Wohlfahrtsunterstützung zu vermeiden und auch die Auswanderungsbemühungen seiner Frau nicht zu behindern, schlug er ihr vor, sich von ihm scheiden zu lassen. Da beide nicht die notwendigen finanziellen Mittel für ein Scheidungsverfahren besaßen, verwies Sternberg seine Ehefrau darauf, "um Armenrecht einzukommen".6 Zu einer Scheidung kam es jedoch nicht. 7 Noch bis 1941 korrespondierte Sternberg mit seiner Frau. Diese Briefe, die an ,,Frau Paula Sternberg" adressiert sind, sind liebevoll und von Scheidung ist keine Rede. Da Sternbergs Frau in Berlin lebte, hatte sie aufgrund ihrer jüdischen Herkunft sehr unter den damaligen Diskriminierungen zu leiden. Die Beschreibungen ihres alltäglichen Lebens in ihren Briefen sind erschütternd. 8 Möglicherweise gelang es Sternbergs Ehefrau noch im Krieg, nach den USA auszuwandern. Da Sternberg nach Kriegsende in seinen Briefen an seinen Cousin Richard Schroeder und an seine Nichte Dr. Ingrid Stergus, die beide in den 3 Stemberg an seine Ehefrau Paula in einem Brief vom 28. 6. 1939, S. 1 (Selbstzeugnisse I). 4 Heiratsurkunde Nr. 654, vom 11. 12. 1902 ausgestellt vom Standesamt BerlinCharlottenburg, in einer Abschrift aus dem Jahre 1938 (Selbstzeugnisse I). S Stemberg in einem Brieffragment wohl aus dem Jahre 1939 an seine Ehefrau Paula (Selbstzeugnisse I). 6 Ebd. 7 Eine sichere Auskunft über eine Scheidung ist aus datenschutzrechtlichen Gründen vom Standesamt Berlin-Charlottenburg zweimal abgelehnt worden. In der deutschen Botschaft in Tokyo sind im Krieg alle Personenstandsakten verbrannt, so daß auch von dieser Stelle keine Auskunft zu erhalten war. Frau Annie Crowell, geb. Vogel, die einzige Schülerin und Freundin von Stemberg, die heute noch lebt, teilte auf Anfrage mit, ihr sei von einer Scheidung nichts bekannt. 8 Als beispielsweise Paula Stemberg 1940 ihrem Mann ein Päckchen schicken wollte, um sich für seine zahlreichen Lebensmittelsendungen an sie zu revanchieren, erhielt sie dies zurück mit der Aufschrift: ,,Für Nichtarier unzulässig" (Karte von Paula Stemberg vom 4.2. 1940 (Sammlung Crowell». Am 28.3. 1940 bat Paula Stemberg ihren Mann, ihr Essen zu schicken, weil sie selbst kaum welches erhielt. Sie schrieb ihm: "außerdem gibt es oft etwas nicht für uns, was den anderen zugeteilt wird, das J auf den Karten verbietet es. Das Einkaufen für uns 'erst nach 12 Uhr' erschwert auch." (Karte von Paula Stemberg vom 28.3. 1940 (Sammlung Crowell».

1. Die Zeit des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten

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USA lebten, anfragte, wie es seiner Frau Paula gehe, ist es wahrscheinlich, daß sie dort lebte und daß eine Scheidung nicht durchgeführt wurde. 9 Die Darstellung von Rehbinder, daß Stemberg " ... sich von seiner Frau formell (habe) scheiden (lassen), um sie als Arierin in Deutschland nicht zu gefahrden", 10 stimmt jedenfalls nicht mit den Tatsachen überein, die sich aus den Briefen und Urkunden des Nachlasses ergeben. Allerdings ist bekannt, daß Stemberg die von Rehbinder wiedergegebene Version gelegentlich der Damenwelt in Karuizawa, so etwa seiner bereits erwähnten Freundin Frieda Weiss, erzählte. Aus Stembergs Briefen ergibt sich jedoch, daß er sich schon seit seinen frühen Ehejahren angewöhnt hatte, ständig in einer menage a trois zu leben. Noch bis ins Jahr 1941 versorgte er seine ehemalige Geliebte in Tirol, seine Familie und seine Ehefrau in Berlin gleichermaßen mit Lebensmittelpäckchen, (wie es sich für einen guten "Patriarchen" geziemt, versandte er an alle jedesmal das Gleiche!). Solange es ihm möglich war, sandte er an seine Angehörigen in Deutschland lebensnotwendige Güter des täglichen Bedarfs wie etwa Seife, Kaffee, Kakao. Noch 1941 dankten ihm seine Cousine Toni Frankfurter, seine Mutter und seine Schwester Edith in einem Brief aus Berlin für den Kaffee, den er ihnen geschickt und mit dem sie auf seinen Geburtstag "angestossen" hatten. I I Das kriegsbedingte Fehlen von Gegenständen des täglichen Bedarfs versuchte Stemberg humorvoll zu ertragen, wie das nachfolgende Gedicht zeigt: Kalendemot Neues Jahr nun ein wir liessen, Neuer Sorg' und Mühsal Spender; Jeden Tag so zu geniessen Recht bewußt, braucht' s den Kalender. Früher pflegten mir die Shonin Massenhaft sie zu vergönnen; Allen siebenundvierzig Ronin Hätt' ich einen geben können.

9 Sternberg fragt in einem Brief vom 4.9. 1947, letzte Seite, an Richard Schroeder: "I am greatly worrying for about my wife Paula ... " (Selbstzeugnisse 11). Auch in einem Brief an seine Nichte Ingrid Stergus vom 2. 1. 1949, S. 3, spricht er von "Paula, my wife" (Selbstzeugnisse 11). 10 Rehbinder, Zur Methodenfrage, S. 15. 11 Brief von Sternbergs Cousine Toni Frankfurter mit einem Gruß von seiner Schwester Edith und seiner Mutter, vom 5. 1. 1941, Briefe von Familienmitgliedern und engen Freunden.

8'

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VIII. Kapitel: Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit Doch seit lang' für Neugroßjapan Nun der Heil'ge Krieg entglommen, Fing es an, damit zu hapern, Sind sie kaum mehr zu bekommen. (... und die letzten zwei Strophen) Heut' gen Tags von Ort zu Orte Kann man durch die Läden laufen, Wofür Geld und gute Worte Gibt es keinen mehr zu kaufen. Drum bitt' ich Sie, dran zu denken Falls der Wunsch nicht zu verstiegen, Einen mir davon zu schenken, Falls Sie welche doppelt kriegen. 12

In dieses Gedicht hat Sternberg einige japanische Worte eingeflochten. Das Wort "shonin" bedeutet auf Japanisch "Kaufleute". Mit dem Begriff ,,ronin" spielt Sternberg auf eine sehr populäre Begebenheit der japanischen Geschichte an. Bei den 47 ronin handelt es sich um herrenlose Samurai, die den Tod ihres Herrn rächen wollten. Jahrelang warteten diese treuen Gefolgsleute auf eine Gelegenheit, Kira, den intriganten Feind ihres Herrn, zu töten. Als sie ihren Recheplan ausgeführt hatten, wurden sie dafür mit dem Tode bestraft. Die 47 ronin sind im Laufe der Jahre zu japanischen Nationalhelden avanciert und sind ein Symbol für absolute Treue, die das eigene Leben hinter die Treue zum Herrn stellt. 1945 verboten die amerikanischen Besatzungsmächte ihre Verehrung, weil es ihnen politisch gefährlich erschien. Heute ist die Verehrung ihres Andenkens wieder gestattet und wird auch gepflegt. Auch sonst versuchte Stern berg seinen Sinn für Ironie und Humor während des Krieges nicht zu verlieren, wie das folgende Gedicht beweist: Grosse Zeit Die Zeitung ist ein Paradies Zufolge täglich glorreich Siegens Das Leben aber ist gar mies Von wegen Nichtszuessenkriegens.

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Sternberg, Kalendernot (Dichtung politisch).

1. Die Zeit des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten

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Das Volk "erwacht", die Zeit ist groß! Das Herz gelähmt, der Mund versiegelt Die Lüge stinkt, der Wahn ist los, Freiheit und Fortschritt fest verriegelt. 13

Beruflich ging es in der Kriegszeit mit Sternberg immer mehr "bergab". So verlor er seine Anstellung an der Hosei-Universität, an der er neben der KeioUniversität noch beschäftigt war. In einem Brief an seine Frau Paula mutmaßte er, daß er deshalb entlassen worden sei, weil er mit dem beruhmten Germanisten Tsugio Sekiguchi, der ebenfalls an der Hosei-Universität lehrte, befreundet war. 14 Der Direktor der Hosei-Universität " ... will dem glänzend begabten ... Germanisten Prof. Sekiguchi ... , der ihn zu sehr aussticht, an den Kragen und entfernt alle dessen Freunde; ich bin deren Nr. 6".15 Sternberg hatte hier also wieder ähnliches Pech wie in Lausanne. Durch den Verlust dieser Lehrtätigkeit betrug sein Einkommen 1939 nur noch 99 Yen monatlich. Dieser Verdienst stammte im wesentlichen aus seiner Tätigkeit an der Keio-Universität, wo er während des gesamten Krieges noch regelmäßig trotz der amerikanischen Bombenangriffe Vorlesungen hielt. Im Februar 1944 veröffentlichte Sternberg in der Zeitschrift "Die Kultur",16 die sein Freund Sekiguchi in Tokyo herausgab, eine Kantate mit dem Titel "Der Sieg ist nahe". Diese Kantate entstand im Juni 1943. Abgesehen davon, daß uns heute der Ton, in dem sie gehalten ist, befremdet, ist sie zum Teil sehr kriegs verherrlichend und nationalistisch. Unter anderem heißt es da: Erdbeben breitet sich von Nippon aus, Heut, daß der ganze Erdenball erzittert

Sternberg, Große Zeit (Dichtung politisch). Tsugio Sekiguchi war Professor an der Hosei-Universität und hatte den Lehrstuhl für Germanistik inne. Er hat ein berühmtes, noch heute verlegtes und benutztes dreibändiges Werk über den Artikel in der deutschen Sprache verfaßt und galt als der beste Germanist seiner Zeit. Mit Sternberg verband ihn auch sein persönliches Schicksal, da er ebenfalls ein Kind verloren hatte und deshalb Sternbergs Schmerz gut verstehen konnte. 15 Brief von Sternberg an seine Frau Paula vom 22. 8. 1939, S. I (Selbstzeugnisse 11). 16 "Die Kultur" war eine monatlich erscheinende zweisprachige Zeitschrift, die es japanischen Studenten ermöglichen sollte, die deutsche Sprache zu erlernen. Sie brachte deutsche Artikel jeweils mit einem Fußnotenanhang, in dem die deutschen Vokabeln erklärt und ins Japanische übersetzt wurden. Sie war an der NS-Politik orientiert; so druckte sie z. B. in ihrer Februarausgabe 1944 eine Rede des damaligen deutschen Reichsministers Speer, mit dem Titel "An die schaffende Jugend" oder ebenfalls noch 1944, als der Krieg bereits so gut wie verloren war, einen Bericht über die "Deutsche Strategie an der Ostfront" (ebd., S. 14). 13

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VIII. Kapitel: Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit Und alles bebt in Näh und fernsten Femen Vor dieses Donners schrecklichem Gericht Bebt unter Südens wie des Nordens Sternen Nur Nippons Söhn' - - und Mütter! - - beben nicht Ob ihm Citat, ob Silberschmuck geworden, Ob nicht, zu ehren seines Namens Klang, --Die Wunden selbst sind ihm die schönsten Orden, Und Tod ist Nippons Krieger höchster Rang Ob ihm Citat, ob Ordenszier geworden, Ob nicht, zu ewigen seiner Taten Hall, --Die Wunden selber sind die höchsten Orden, Und Tod ist höhrer Rang denn Feldmarschall. (... und gegen Ende der Kantate) Feind träumt' in der Nacht, Ihm lieg' die Welt zu Füssen; .... Jetzt Sonnenaufgang!! Nippons Blitzesschlacht!! Die Riesenschiffe lohen Brechen zusammen, Versinken in Flammen, ... Und Yasukunis hehre Tore grüssen des Zwölftmondes achten Tages neun Heroen."17

Mit den letzten Versen spielt Stemberg auf den Angriff der Japaner auf Pearl Harbour an. Der Angriff, bei dem ein Teil der amerikanischen Pazifikflotte versenkt wurde, erfolgte in den frühen Morgenstunden des 8. Dezember 1941 (da Hawaii an der Datumsgrenze liegt, datieren die Amerikaner den Angriff auf den 7. Dezember). In der letzten Zeile spricht Stemberg von "Yasukunis hehren Toren" und meint damit den Yasukunischrein. Der Yasukunischrein ist eine shintoistische Gedenkstätte in Tokyo, die seit dem Jahre 1869, d. h. seit dem Beginn der Meiji-Restauration, dem Geist der japanischen Kriegsgefallenen geweiht ist. Seit ca. 1939 wurde der Yasukunischrein von der damals herrschenden Regierung besonders unterstützt. Durch Besuche des damaligen Kaisers Hirohito, der auch die Funktion des obersten Shintopriesters innehatte, sollte der Nationalismus in Japan gefördert werden. Diesen Besuchen kam also durchaus Bedeutung zu. 18

17 Sternberg, Der Sieg ist nah (Dichtung politisch, Nr. 6). 18 Zum Yasukuni-Schrein und der auch heute noch geführten Debatte um seine staatsrechtliche Bedeutung, siehe Reischauer/Kato, Japan, S. 1742. Zum "Yasukuni-Problem" vgl. ferner den aufschlußreichen Beitrag von Morita, Staat und Religion in der japani-

1. Die Zeit des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten

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Wenn man diese Zeilen liest, vennag man gar nicht zu glauben, daß der Verfasser der linksliberale Pazifist Stemberg sein soll. Aber Stemberg selbst räumt solche Zweifel aus. In einem Brief vom 2. Oktober 1943, den er entsprechend dem damaligen Brauch auf den 2. Oktober 2603 datierte,19 erklärte er dem japanischen Innenminister auf englisch: " ... I wrote a song for chorus and orchestra: 'Der Sieg ist nah!' in Gennan and in English .... some Japanese friends are working at a Japanese translation; and I am looking for composers and asking help from prominent Japanese personalities, to have produced it publicly. If possible, on 8. December. I heard that some people told each other (- if they said it to me, it were useless, because of suspicion of flattery), that it rnay be among the very best war poems written at this time".20 Und als wäre dies noch nicht genug, schlägt Stemberg außerdem noch vor: "I take the liberty to join to this letter copies of both, the Gennan and English version; the latter may be suitable for propaganda in India, Bunna and the Philippine islands. Nothing might be more valuable for this my idea than that the Imperial Department of Horne affairs would take at this occasion, some kind interest in it".21 Dieser Ausschnitt aus Stembergs Brief an den japanischen Innenminister mag den Leser völlig überraschen. Hatte Stemberg seine politische Auffassung wirklich so radikal geändert oder handelte es sich um unter diesen Umständen entschuldbaren Opportunismus? Aus zwei Gründen darf man Letzteres vennuten. Zum einen steht der Brief im Zusammenhang mit einem Antrag Sternbergs auf Erteilung der Erlaubnis, weiterhin in seinem Haus in Tsujido bleiben zu dürfen und nicht zwangsevakuiert zu werden, wie es für Ausländer damals angeordnet wurde. Dies war für ihn "a question of death or life ... ",22 weil er unter pennanentem Fehlen von Magensäure litt und deshalb fast nur Milch als Nahrung zu sich nehmen konnte. Da er in Tsujido eine ausreichende Menge Milch täglich bekommen konnte, was an anderen Orten in Japan, zumal wäh-

schen Verfassung, in: Politik - Bildung - Religion, Hans Maier zum 65. Geburtstag, S. 689 ff. 19 Die japanische Regierung hatte während des Krieges eine neue Zeitrechnung angeordnet. Danach entsprach das Jahr 1940 bezogen auf die sagenhafte Gründung des japanischen Kaiserreiches durch Jimmu-Tenno, dem Jahr 2600. Diese Zählung galt von 1940 bis zum Kriegsende. 20 Brief von Sternberg an den Imperial Minister and Department of Horne Affairs vom 2. 10.2603 (= 1943), S. 6 (Selbstzeugnisse I). 21 Ebd., S. 7. 22 Ebd., S. 1 f.

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VIII. Kapitel: Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit

rend des Krieges nicht möglich gewesen wäre,23 war es für Sternberg lebenswichtig, die Bleibegenehmigung vom Ministerium zu erhalten. Zum zweiten war Sternberg noch aus einem anderen Grund in Lebensgefahr, was er allerdings erst nach 1945 offenbarte. In insgesamt vier Briefabschriften aus der Zeit von 1946 - 1949 gibt er an, insbesondere während des Krieges in Japan gegen die Nationalsozialisten aktiv gewesen zu sein. Seit ihrer Machtübernahme hatten die Nationalsozialisten systematisch in der deutschen Botschaft in Tokyo Angehörige der Gestapo als Mitarbeiter untergebracht und versuchten, in Japan und in den von Japan besetzten Gebieten Juden zu verfolgen. 24 Am bekanntesten wurde in diesem Zusammenhang ein Botschaftsangehöriger namens Meisinger; er war SS-Standartenführer und beteiligte sich unerbittlich an der Judenverfolgung. 25 Nach dem Kriege wurde er von der amerikanischen Besatzungsmacht an Polen ausgeliefert, wo er früher ebenfalls für die Gestapo tätig gewesen war. In Polen wurde er sofort nach seiner Ankunft ohne Verfahren gehenkt. Die japanische Regierung gewährte ihren Alliierten vor und während des Krieges außerdem dadurch einen besonderen Schutz, daß sie nach § 89 des 23 Da in Japan die Verwendung von Kuhmilch erst in der Meiji-Zeit (ab 1868) üblich wurde, gab es vor dem Krieg in Japan noch keine voll organisierte und ausgebaute Milchwirtschaft. Noch heute gehört der Besuch einer Meierei zu einem touristischen Höhepunkt einer Ausflugsfahrt in Japan, wie die Verfasserin selbst feststellen konnte. 24 Vgl. hierzu auch den nachstehenden Bericht aus der Tokyoter Tageszeitung "Mainichi Daily News" vom 20.06. 1995, S. 14: ,,Ex-Imperial Army CO thanked by Stoessinger John Stoessinger, an American political scientist who specializes in Jewish studies, paid a visit to Kyoto Sunday to express his appreciation to 93-year-old Makizo Nakagawa, an ex-army officer who, during World War 11, saved the lives of Stoessinger and other Jewish people living in China and Shanghai .... In ;.. 1941, Stoessinger and his familiy fled from the Nazi occupation of their native Czechoslovakia, heading for Japan. However, while in Shanghai, the Pacific War broke out, and Japan allied ifself with Germany, thus c10sing the gate of freedom that Japan had provided. At that time, Nakagawa was a first lieutenant in the army's information section. Fluent in both German and Italian, he cooperated with Japanese diplomats in Shanghai to issue the Jewish refugees visas. There were approximately 12000 Jewish people in Shanghai at that time. Nakagawa's efforts saved several hundred people, inc1uding Stoessinger, an orchestra member and his familiy .... In Kyoto Sunday Nakagawa said, 'There were many in the Japanese Army who opposed the liberation of the Jewish people'. 'Mr. Nakagawa was my Schindler' , said Stoessinger." 25 Eine schwere Prüfung durch Meisinger mußten z. B. der Neffe und der Schwager von Thomas Mann, Hans E. und Klaus Pringsheim während des zweiten Weltkrieges in Japan überstehen. "Auf Betreiben ... Meisingers wurden sie von der japanischen Polizei festgenommen und in ein Lager eingeliefert, in dem sie bis Kriegsende bei schreckenserregenden Verhältnissen festgehalten wurden", in: Nachruf auf Hans E. Pringsheim, Monatsheft der Ostasiatischen Gesellschaft (OAG), Tokyo, Januar 1996, S. 11.

1. Die Zeit des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten

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Strafgesetzbuches Taten. die gegen ihre Alliierten gerichtet waren. schwer. sogar in ganz schweren Fällen mit der Todesstrafe ahndete. Seinem aus Berlin stammenden Cousin. Richard Schroeder. berichtete Stemberg: ..Of course 1 had to suffer. My long years' correspondence to leftist liberal democratic ..Berliner Tageblatt" and my former position to Weimar republic liberal ambassador Dr. Solf (a fine man) was now strongly against me. My book 'concept of philosophy' (i. e. Begriff der Philosophie. Anm. der Yerf.). of very advanced thought. not less. As soon as the Nazi seized power in Germany. 1 took up an anonymous press campaign against them. My Japanese interpreter (I cannot write good Japanese style) got a highly paid position at the German embassy. He behaved weIl. did not seIl me out ...• but the Nazi grew suspicous anyhow; and when the Japanese govemment went towards dose relations with Hitler. any criticism of the Nazi in the papers was forbidden. so 1 had to stop that. 26 But the Evangelische Bekenntniskirche was tolerated until. 1 think 1939. and therein 1 could still. together with very few other Germans. oppose the Nazi openly. At the same time 1 conducted all the time underground antinazi activities. as leader of a group. The Nazi embassy again and again urged the Japanese govemment to arrest me. especially after 1 had asked Berlin. through the Yokohama consulate. to expatriate me ... Of course then 1 was often interrogated by civilian and military police; gemütlich thus the situation was not. All to the contrary. But this gave me a good opportunity to demonstrate the authorities. how the Nazi lied to them. especially about Jews and Freemasons .... This was the really dangerous work. since there was an ordinance against sowing distrust between Japan and her allies' worth punishment induding the death penalty. And of course 1 was prettily threatened; but 1 proved every word 1 said and that saved me. "27 Sich wohl ein wenig in der Zahl der von ihm ausgebildeten Studenten irrend. fahrt Stemberg mit seiner Schilderung fort: ..Then: of the 20000 students 1 had trained on law. many were. naturally. what we call Regierungsrat in both police forces; and here as formerly with the German students. 1 always had the good luck. that my students not only respected me but loved me. And in such cases the Japanese ex-student. makes a very strong point of honor of showing gratitude to his teacher. So it was not quite ignorant what was going 26 An dieser Stelle sei an den arn 25. 11. 1936 in Berlin unterzeichneten Antikorninternpakt erinnert. der Deutschland und Japan zur politischen Zusammenarbeit gegen die kommunistische Internationale verpflichtete. Nach Abschluß dieses Vertrages entwikkelten sich intensive Beziehungen zwischen Berlin und Tokyo. die unter Beteiligung Italiens im Dreimächte-Pakt vom 27. 9. 1940 mündeten. In diesem Abkommen verpflichteten sich die Signatare zu voller Bündnishilfe. Siehe auch Kindermann. Außenbeziehungen. in: Harnrnitzsch (Hrsg.). Japan-Handbuch. S. 347. 27 Sternberg in einer Briefabschrift vom 4.9. 1947 an seinen Cousin Richard Schroeder. S. 15 ff. (Selbstzeugnisse 11).

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on. Twice, when the Nazi insisted with special order to have me arrested, I was thus warned: 'We can no more protect you'; both times I could manage to save my neck. Only one of the Japanese among whom I spread anti-nazi propaganda, denounced me; as far as I know ... without effect. I had the great satisfaction, through my demonstrations about the Nazisystem of lie, to save Jews and alleged Freemasons from nasty troubles. Ridiculous as it is for Japan, the Nazi have really cheated the not too intelligent fascist Japanese government to start an antisernitic movement, and not a small one .... this was weIl organized by the Nazi's director of their antisernitism propaganda branch, a Dr. Walter Donat ... ".28 Diese Zeilen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren und deshalb offen die Situation in Japan vor und während des Krieges schildern, beeindrukken. Auf meine Nachfrage bei der deutschen evangelischen Gemeinde Tokyo, der Stemberg während seines ganzen Lebens in Tokyo als Mitglied angehörte, hatte man dort nichts von einer evangelischen Bekenntniskirche, die sich auch "Church under the cross" nannte, gehört. Auch die Gemeindechronik schweigt zu diesem Punkt. Allerdings wußte der dortige Pastor zu berichten, daß während des Krieges in der Kirche Juden versteckt worden seien. Daß Sternberg ein überzeugter Christ war, obwohl er bisweilen politisch dem Kommunismus zugeneigt war, kann kaum einern Zweifel unterliegen. Sowohl in seinem "Begriff der Philosophie" als auch in einern nachgelassenen Fragment "Über Freiheit und ob die Soziologie eine Wissenschaft sei" geht er von der Existenz Gottes aus und betrachtet die "Philosophie Christi ... als ewige Richtschnur" für das menschliche Handeln. 29 Stembergs Brief an den japanischen Innenminster und die Abfassung der genannten Kantate sind als reine Tarnmanöver anzusehen. Seine wahre politische Einstellung kommt in seinen nicht veröffentlichten Gedichten aus jener Zeit deutlich zum Ausdruck. So verfaßte er um 1933 das folgende Gedicht: Wir sind wieder potsdämlich wie nie "Wir sind wieder potsdärnlich wie nie Und dürfen auf einem Grabstein lesen: Schad', daß die deutsche Demokratie Nur eine einstweimarlige gewesen."30 28 Ebd., S. 15 ff. Dr. Walter Donat war Japanologe und während des Krieges Leiter des Deutsch-Japanischen Kulturinstituts, siehe hierzu Fujii, Japanisches Verfassungsrecht, S. VIII (Vorwort) .. 29 Sternberg, Über Freiheit und ob die Soziologie eine Wissenschaft sei, S. 1 (Soziologie allgemein). 30 Sternberg, Wir sind wieder potsdärnlich wie nie (Dichtung, politisch, Nr. 2).

I. Die Zeit des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten

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Oder aus der gleichen Zeit noch ironischer und Sternbergs politische Sympathie für die damals kommunistische Sowjetunion zeigend: Schillers Lied an die Freude "Schillers Lied an die Freude wegen perversen Liebäugelns mit Humanität und Freiheit von Anfang an verfehlt, endlich 'deutschgemäß ' zugerichtet. Freude, schöner Götterfunken Tochter aus Elysium Wir marschieren glorietrunken, Tschingdara bumbum bumbum Potsdarns Zauber bringen wieder Was uns Weimar schnöde nahm, Herrscherrnachtbegeistrungslieder Tönen und das Volk wird zahm. (Strophen 3 - 5 sind hier ausgelassen) Wieder bald als Wonneadler Sitzt ein Wilhe1m auf dem Thron Und beglückt - verstumme Tadler ! Die bezwickerte Nation. Siegreich wollen wir Rußland schlagen, Das uns freundlich bot die Hand, Als wir krank arn Boden lagen. Gott mit uns! Für's Vaterland! Seid verschleudert, Millionen! Diesen Tritt der ganzen Welt! Nur für Rüstung kann das Geld Angelegt sich wirklich lohnen. "31

Nicht mehr ironisch, sondern eher bedrückt und traurig, klingt ein Gedicht, das Sternberg 1938 verfaßte, als sich der Tag der Machtergreifung durch Hitler zum fünften Mal jährte:

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Sternberg, Schillers Lied an die Freude (Dichtung, politisch, Nr. 3).

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VIII. Kapitel: Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit

Sein Nachlaß, Zur Fünfjahresfeier der Machtergreifung Adolf Ritlers Wenn er einst von uns fortgeht (oder -läuft), läßt er ein Land zuIÜck mit Staatsgebäuden, Kasernen, Waffenlagern hochgehäuft, ein Land mit Leuten, die an Hunger leiden. Und eine Jugend, die das Leben kennt aus Märschen, Kriechen, Grabenstürmen, -räumen, die höchstes Schwärmen auf den Ernstfall brennt in Flugkampfphantasien, Vernichtungsträumen, und die letzte Strophe lautet: Das kranke Volk, durch Dunkelhaft, Entbehren und Menschenhass vom Leben abgetrennt Welt, Wirklichkeit und Menschlichkeit, bleibt unser Teil an Deutschlands Testament."32

Diese Gedichte; die nur eine kleine Auswahl aus seinen ca. 50 politischen Gedichten darstellen, sprechen eine deutliche Sprache. Mal ironisch, mal bedrückt, aber nicht ganz ohne Hoffnung auf Änderung, griff Sternberg Hitler und die politischen Zustände in Deutschland an. Seine Hoffnung nährte er aus seinen Anti-Nazi-Aktivitäten und der Überzeugung, daß ein solches Unrechtssystem nicht auf Dauer bestehen konnte. In dem bereits erwähnten Brief an seinen Freund Lt. Commander Frank B. Huggins beschrieb Sternberg ebenfalls kurz seine Situation während des Krieges. Zum einen habe er in der Zeit der Militärregierung in Japan nichts veröffentlichen können und zum anderen sei er der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ausgesetzt gewesen. Wörtlich heißt es: "The Nazi did their very best to get me, ... , into prison, and were near to success".33 In einem Brief an das Rote Kreuz, das Sternberg mit Lebensmitteln versorgte, berichtete er im Zusammenhang mit seiner Religionszugehörigkeit ebenfalls über seine Anti-NaziAktivitäten: "Being ef the protestant community (I combated Nazism as an active struggling member of the 'Church under the cross' also called 'confessional church, Bekenntiskirche')". 34

32 Sternberg, Sein Nachlaß, Zur Fünfjahresfeier der Machtergreifung Adolf Hitlers (Dichtung, politisch, Nr. 26). 33 Brief an Lt. Commander Frank B. Huggins vom 28. 4. bzw. 31. 5. 1946, S. I (Selbstzeugnisse III). 34 Brief an das Rote Kreuz vom 19.7. 1949, S. 3 (Selbstzeugnisse III).

I. Die Zeit des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten

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Den vierten Brief, in dem sich Sternberg zu seinen Anti-Nazi-Aktivitäten äußert, richtete er am 16. August 1949 an den Chief of SCAP (= Supreme Commander for the AIlied Powers), Information and Education Division. In diesem Brief, in dem es Sternberg in der Hauptsache um seine Stelle als Berater des japanischen Erziehungsministeriums ging, berichtete er wiederum: "I, in Japan demonstrated against Nazism openly through activity in the ,,Evangelical Confessional Church", also called "Church under the cross" and was leader of underground anti nazi squads of Germans and Japanese, I smuggled informations through to Australia .... Needless to say, with expectation to be arrested any moment. To do this, the Japanese government considered twice (I had always informers from its inside) on daily urgent representations from the Nazi, who styled me a public enemy number one. "35 Sternberg hat sich also durch Zivilcourage und persönlichen Mut ausgezeichnet. Die Gefahr einer Verhaftung und Bestrafung, unter Umständen mit der Todesstrafe, konnte ihn nicht abschrecken, der politischen Entwicklung entsprechend Widerstand zu leisten. Bedauerlicherweise gibt Sternberg in seinen Briefen keine detailliertere Beschreibung, wie seine Anti-Nazi-Aktivitäten im einzelnen ausgesehen haben. Sternbergs Haltung wird noch leichter verständlich, wenn man außerdem weiß, daß ihm die Nazis nicht nur aus politischen und weltanschaulichen Griinden verhaßt sein mußten, sondern auch deshalb, weil einige seiner in Europa lebenden Familienangehörigen aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verfolgt und umgebracht worden sind. Während sich seine Mutter durch die Hilfe ihrer Enkeltochter, Dr. Ingrid Stergus, und wahrscheinlich auch seine Ehefrau Paula in die USA retten konnten, kamen seine Schwester, Dr. med. Edith Sternberg, und sein Bruder, Paul Sternberg, in Auschwitz ums Leben. Sternberg schreibt hieriiber an seinen Cousin Richard Schroeder die folgenden erschütternden Zeilen: "Terribly hurt by death of my sister Edith, deported to Auschwitz and evidently murdered there. Ingrid's father, my brother Paul too; horrid to think how he was captured after he hoped to be safe for good in Holland. I was sure from the beginning of the war, September 1939, that the Nazi would invade Holland, and urgently asked the Dutch consul to give my waming to his govemment; ... ". 36

35 Brief an den "Chief of SCAP Information and Education Division" vorn 16. August 1949, S. 5 f. (Selbstzeugnisse III). 36 Brief an den Cousin Richard Schroeder vorn 4.9. 1947, S. 3 (Selbstzeugnisse III). Mit Brief vorn 18. 8. 1948, S. 2 (Sammlung Crowell) teilte Sternberg Annie Crowell ebenfalls die Nachricht vorn Tode von Schwester und Bruder mit.

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VIII. Kapitel: Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit

2. Nach dem Krieg Nach dem Kriege verlor Sternberg auch noch seine Stelle an der KeioUniversität "auf Befehl der Regierung", wie Sternberg in einem Brief an seinen Freund Masaharu Inui äußertY Da Sternberg an der Keio-Universität über 20 Jahre beschäftigt war und auch während des Krieges nicht entlassen worden war, traf ihn die Entlassung persönlich und stürzte ihn überdies ins finanzielle Nichts. In verschiedenen Briefen aus den Jahren 1945 bis 1949 schilderte Sternberg seinen Freunden und auch den amerikanischen Behörden seine finanzielle Situation. In dem eben zitierten Brief an Inui schrieb er hierzu: "Meine anderen Stellungen hatte ich infolge der Bedrängung durch die Nazi verloren. So leide ich jetzt auch an schwerer Armut. "38 In dieser Situation bat Sternberg seine Freunde und die amerikanischen Behörden, ihn bei der Arbeitssuche zu unterstützen. Sternberg war damals knapp 70 Jahre alt und ziemlich krank, wie er überhaupt sein ganzes Leben lang kränklich gewesen war. Dennoch bewarb er sich am 31. 10. 1945, also zwei Monate nach Kriegsende (Japan kapitulierte am 15. August 1945), beim High Command der US Occupational Forces in Japan um eine Stelle in der Besatzungsverwaltung. Diese Bewerbung schlug jedoch wie fast alle nachfolgenden fehl. Weder gelang es ihm, die Verteidigung japanischer Kriegsverbrecher übernehmen zu können, noch eine Stelle bei der ,,Nippon Times", einer in Englisch erscheinenden Tageszeitung, zu erhalten. Sternberg hielt sich zunächst durch die Vermietung seines Hauses in Karuizawa, für das er 100 Yen Miete monatlich erhielt, über Wasser. Dies bot sich an, da er dorthin aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes sowieso nicht mehr fahren konnte. 39 Außerdem vermietete er vier Zimmer seines 6-Zimmer-Hauses in Tsujido an eine Familie Yamazaki, deren eigenes Haus in Tokyo amerikanischen Bomben zum Opfer gefallen war. 4O Um seine finanzielle Lage zu verbessern, gab er außerdem - entgegen der Darstellung von Rehbinder - "einfachen Sprachunterricht".41 Sternberg sprach ja, weil er zweisprachig aufgewachsen war, Englisch ebenso gut wie Deutsch. Deshalb erteilte er Japanern Englischunterricht, wofür nach 1945 aufgrund der amerikanischen Besatzung Japans ein großes Bedürfnis bestand. 37 Brief an Masaharu Inui vom 5. 7. 1946, S. 1 (Selbstzeugnisse IV). Prof. Dr. Masaharu Inui arbeitete als Rechtsanwalt in Tokyo. 38 Ebd. 39 Brief an K. Kirchmann (?) vom 10. Juni 1945, S. I (Selbstzeugnisse IV). 40 Die Familie Yamazaki zahlte 35 Yen Miete pro Monat und Frau Yamazaki kochte für Stern berg. Im Laufe der Zeit freundete sich Sternberg mit der Familie Yamazaki an und besonders Herr Yamazaki übernahm viele Botengänge für ihn. 41 Rehbinder, Zur Methodenfrage, S. 13.

2. Nach dem Krieg

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Das Entgelt, das er dafür erhielt, war allerdings nicht sehr hoch. Seinem Freund Huggins berichtete er: " ... but therewith I eam not even quite onehundred yen a month, and having trained the 3 students whom I teach in separate lections weIl, so that soon they can quit, I shall lose that too. No other students are responding to my advertisement. Freezing of bank accounts evidently disastrous. In despair I offer lessons for fifty sen an hour per person; but even so nobody came."42 Den Grund für das Scheitern seines Englischunterrichts sah Sternberg darin, daß in seinem Wohnort, Tsujido, einem kleinen Vorort von Yokohama, nicht genug Interessenten wohnten. Inui schrieb er hierzu: "Auch tadelten es (i. e. den Englischunterricht) meine Freunde; diese Tätigkeit sei zu niedrig für mich. Ich bin aber bereit, jede Arbeit zu leisten, zu der ich noch fähig bin".43 Im Oktober 1946 vermittelte ihm Tanaka, der damals Kultusminister war, eine Stelle im japanischen Kultusministerium als Berater. Da Sternberg zu krank war, um nach Tokyo zur Arbeit fahren zu können, schrieb er zuhause Referate, die er an das Ministerium sandte. Seine damalige Situation beschrieb Sternberg seinem Freund Willy Foerster: ,,For the Japanese Educ. Dpt. I can write my advice at horne, as fonnerly I did also for the ministery of Justice. But my salary there ist only 500 (Yen). Even before the new inflation of 1946 I could not live on that, ... ".44 Sternberg hatte also zu jener Zeit (Ende 1946) ein Einkommen von etwa 635 Yen (500 Yen vom Minsterium, 100 Yen Miete für das Haus in Karuizawa und 35 Yen Miete von Familie Yamazaki). Er selbst berechnet: " ... my whole monetary budget is 625 Yen a month; always deficit, of course. More perhaps than from lack of foods I suffer from cold. Since 13 years I could not afford to heat my room in winter. Got bad suppurating chilblains at toes and fingers last winter, not healing until August".45 Dazu muß man wissen, daß die Winter in Mitteljapan kalt sind und Frost und Schnee bis Ende März nicht unüblich sind. Trotz seiner sehr schlechten gesundheitlichen und finanziellen Situation gab Sternberg nicht auf. Zwar hatte er, wie er Foerster schrieb, die Hoffnung auf persönliches Glück seit dem Tode seines Sohnes verloren, aber noch wollte er seine unveröffentlichten Manuskripte, insbesondere seine "Wissenschaftslehre", 46 publiziert sehen. Sternberg begab sich deshalb weiter auf Stellensuche und bat seine Freunde, die über gute berufliche Beziehungen verfügten, um 42 Brief an Lt. Commander Frank B. Huggins vom 28. 4. bzw. 31. 5. 1946, S. 3 f. (Selbstzeugnisse III). 43 Brief an Masaharu Inui vom 5.7. 1946, S. 1 (Selbstzeugnisse IV). 44 Brief an Willy Foerster vom 8. 12. 1946, S. 5 (Selbstzeugnisse III). 45 Brief an Willy Foerster vom 8. 12. 1946, S. 7 (Selbstzeugnisse III). 46 Siehe hierzu Anhang, S. 182 f. (Nachlaßverzeichnis)

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VIII. Kapitel: Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit

Hilfe. Im Juli 1947 stellten ihm auf seine Bitte Prof. Masao Matsumoto und Prof. Dr. Shinzo Koizumi, ehemaliger Präsident der Keio-Universität und Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Referenzschreiben aus. Aus jener Zeit stammt auch das zu Beginn wiedergegebene Referenzschreiben von Tanaka. Zwar handelt es sich bei Tanakas Beschreibung der Eigenschaften und Fähigkeiten Sternbergs um das Referenzschreiben eines Freundes, so daß sich die positive Darstellung schon aus der Natur der Sache ergibt. Aber unzweifelhaft war Sternbergs Wissens- und Arbeitsgebiet äußerst breit gefächert und er wußte sein Wissen auch überzeugend und sprachlich angenehm vorzutragen. An der Keio-Universität, an der Sternberg vom 21. April 1921 bis zum Oktober 1945 lehrte, hielt er Vorlesungen in den Fächern deutsches Zivilrecht, Handelsrecht, Rechtsphilosophie, römisches Recht, Rechtstheorie und -methodologie, Wirtschafts- und Politikwissenschaften, Soziologie, allgemeine Philosophie, Literatur sowie Sexualwissenschaften. 47 Über jeden Zweifel erhaben ist Sternbergs demokratische Einstellung; sie wird nicht nur in Tanakas Schreiben, sondern auch in den beiden anderen Schreiben hervorgehoben. So heißt es bei Matsumoto: ,,Everything was filled with strongest democratic spirit ... " und Koizumi erklärt: "He helped us most vigorously to maintain what could be saved of our school's traditional progressive and democratic spirit in the darkest time of reaction. His merits in this regard are outstanding. He faced much danger therein. "48 Trotz dieser Referenzen gelang es Sternberg jedoch nicht, eine weitere Anstellung zu finden. Im Jahre 1948 half ihm die Keio-Universität, indem sie ihm den Auftrag erteilte, ein Kurzlehrbuch über das " ... System des deutschen Bürgerlichen Rechts" in deutscher Sprache für die Studenten ihres Fernkurses zu verfassen. Aber auch dieses Projekt mißlang. Gesundheitlich ging es Stern berg - nun 70 Jahre alt - immer schlechter. Seinem Cousin Richard Schroeder teilte er am 8. 11. 1948 mit, daß er sich im wesentlichen nur noch mit Traubenzucker und Vitamin-C-Injektionen am Leben erhalte. 49 Zu Beginn des Jahres 1949 verlor er außerdem noch seine Beraterstelle im Kultusministerium und damit seine wichtigste Einnahmequelle. Die Entlassung geschah aufgrund einer " ... order of SCAP, generally forbidding the Monbusho (Educ. Ministry) to employ foreigners" und stürzte Sternberg in tiefe Ver-

47 Testimony von Koizumi vom Juli 1947 (Selbstzeugnisse III) und Verzeichnis der an der Keio-Universität gehaltenen Vorlesungen (Selbstzeugnisse I). 48 Testimony von Masao Matsumoto vom Juli 1947 (Selbstzeugnisse III) und testimony von Koizumi vom Juli 1947 (Selbstzeugnisse II1). 49 Brief an Richard Schroeder vom 8. 11. 1948, S. I (Selbstzeugnisse IV).

2. Nach dem Krieg

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zweiflung. 50 Nun reichte sein Einkommen tatsächlich nicht mehr zum Leben und er war noch mehr auf die Hilfe seiner Freunde und der in seinem Hause lebenden Familie Yamazaki angewiesen. Seine Nichte, Dr. Ingrid Stergus, sandte ihm Päckchen mit Lebensmitteln und Medikamenten aus den USA. Stern bergs Briefe aus jener Zeit klangen niedergeschlagen. Seine Handschrift wurde nun sehr zittrig und der Druck, mit dem er den Füller zum Schreiben auf das Papier aufsetzte, war nur noch schwach. Er ahnte seinen Tod voraus: "It is urgent now; .... My own end is certainly very near."51 Aus dieser Zeit mag auch das folgende in englisch verfaßte Gedicht stammen, in dem sich Stemberg mit seinem Tod befaßte, ohne allerdings dabei den Humor in seinem Ausdruck ganz zu verlieren: DISGUSTED And now my heart is very weak And will not beat a'longer more; I'm starting for an other world, To see, what there may be in store. But which new friends may wait for me, And which new troubles to endure, --Whatever this other world may be, I sha'n't return to this, be sure. 52

Stemberg litt zu jener Zeit stark an Gelenkrheumatismus, so daß ihm jede Bewegung schwerfiel, insbesondere das Aufstehen: "Getting up from bed is the worst thing, even now when I am better; I had to sell my bedstead and sleep on the floor, as the Japanese do".53 Schlimmer als sein Rheumatismus waren jedoch seine Magenprobleme. Da er an einem Mangel an Magensäure litt und deshalb vorzugsweise Milch zu sich nahm, hatte er, als er keine Frischmilch bekommen konnte, unaufgelöstes Milchpulver gegessen. Dieses verursachte ihm, weil es unverdaulich war und in seinem Magen einen Stein gebildet hatte, starke Schmerzen. Am 29. 7. 1949 bat Stemberg deshalb Prof. Dr. med. Noshino in einem 16-seitigen Brief um seine Hilfe. In diesem Brief gab Stemberg Noshino einen Überblick über seine Krankengeschichte seit seiner Militärzeit. Ob Noshino zu ihm nach Tsujido fuhr und ihm helfen konnte, läßt sich an Hand der im Nachlaß befindlichen Pa50 Brief an den Chief of SCAP Information and Education Division vom 16.8. 1949, S. 1 (Selbstzeugnisse III). 51 Brief an Ingrid Stergus vom 2. 1. bzw. 5. 3. 1949, S. 3 f. (Selbstzeugnisse 11). 52 Sternberg, DISGUSTED (Dichtung, allgemein I, Nr. 201). 53 Brief an Ingrid Stergus vom 22. 10. 1948, S. 3 (Selbstzeugnisse IV).

9 Barte1s·Ishikawa

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VIII. Kapitel: Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit

piere nicht feststellen. Jedenfalls verschlechterte sich sein Gesundheitszustand immer mehr, und es wurde darüber sogar am 27. 2. 1950 in einer Tokyoter Tageszeitung berichtet. Durch diese Zeitungsnotiz hellhörig geworden, boten Sternbergs ehemalige Schüler und Freunde ihm ihre Hilfe an. Sein früherer Schüler, Toshihiro Kennoki, später (1966/67) japanischer Kultusminster, schrieb ihm am 28. Februar 1950 auf Deutsch (orthographisch originalgetreue Wiedergabe): "lch war aussergewöhnlich erschüttert und bestürzt als ich die hiesige Zeitung von gestern las und darin fand dass sie Herr Professor elend im Krankenbett liegen .... Nicht nur die amtliche Pflicht aber viel mehr mein persönliches heisses Verlangen dringt mir Ihnen für Ihre besondere Güte meinen innigsten Dank auszusprechen und zugleich mein herzliches Mitleid zu bezeigen. Obwohl es eine sehr bescheidene Summe ist, die ich hiermit anbiete, wäre es mir eine Ehre ... , wenn Sie die Güte haben dieselbe für ein Teil der Bestreitung de(r) Kosten Ihrer ärztlichen Behandlung anzunehmen und zu benutzen. Ich wünsche Ihnen noch das Beste und werde ferner unseren Heiland bitten, dass (er) Ihre Elend, Beschwerung und Qual erlindern wird. Ihr ergebener Toshihiro Kennoki, Direktor des Höheren Erziehung und Wissenschaftlichen Bureau, Erziehungsminsterium".54 Auch wenn in Japan das Lehrer-Schüler-Verhältnis verglichen mit dem europäischen enger ist und zumindest früher den Schüler zu einer lebenslänglichen Dankesschuld verpflichtete, so geht dieses Verhalten über das normale Verpflichtungsverhältnis hinaus. In ihm zeigt sich deutlich die Wertschätzung und die Freundschaft, die sich Sternberg in Japan bei seinen Studenten erworben hatte. Am 13. März 1950 erreichte ihn noch eine späte Ehrung. Er erhielt von Saburo Yamada, dem Präsidenten der japanischen Akademie der Wissenschaften, die Mitteilung, daß er zum Ehrenmitglied der Akademie gewählt worden sei. Zur Begründung heißt es: "The Japan Academy trusts that you will be willing to accept this testimonial of its deep appreciation for the great contribution made by you to the advancement of jurisprudence in Japan during the past thirty-seven years, more especially for the meritorious services rendered by you to the cultural development in Japan through instructing a number of students in the Tokyo University as weIl as in several other educational institutions. "55

54 Brief von Toshihiro Kennoki vom 28. 2. 1950 (Selbstzeugnisse IV). 55 Brief von Saburo Yamada vom 13. März 1950, Sammlung Crowel1. Yamada (1869

- 1965) war Professor für internationales Privatrecht an der Universität Tokyo von 190 I - 1930. Ferner war er vor dem zweiten Weltkrieg Präsident der Universität Seoul (in Korea, das damals japanische Kolonie war). Nach dem Kriege wurde er Präsident der japanischen Akademie der Wissenschaften. Zu Yamada siehe Reischauer/Kato, Japan, S. 1725.

2. Nach dem Krieg

131

Gut zwei Wochen nach dieser Ehrung, am 3. April 1950, brachte Tanaka Sternberg in das Tokyoter Krankenhaus, "Sankt Maria" in der Nähe von Shinjuku, wo er am 17. April 1950 im Beisein von Freunden an Nierenversagen verstarb. Aber völlig "vergessen und vereinsamt" - wie Rehbinder meint56 starb Sternberg nicht. Bereits die Tatsache, daß über seinen Gesundheitszustand in der Zeitung berichtet wurde, was auch in Tokyo nur bei Personen, die im öffentlichen Leben stehen, üblich ist, zeigt die Anteilnahme an seinem Schicksal. Darüber hinaus kümmerten sich nicht nur seine ehemaligen Studenten um Sternberg, sondern auch jene Freunde, die er außerhalb seiner beruflichen Tätigkeit gewonnen hatte. Als Sternberg seinen Tod nahen fühlte, sprach er mit seiner Freundin Frieda Weiss und mit Dr. Plessner darüber, daß er seinen Körper nach seinem Tode der medizinischen Fakultät der Keio-Universität zur Verfügung stellen wolle. Auf diese Weise wollte er der Wissenschaft auch noch nach seinem Tode dienen. Dabei dachte er auch an die Ersparnis der Beerdigungskosten. Seine beiden Freunde widersetzten sich dieser Idee und versuchten, sie ihm auszureden, zumal das Grab seines Sohnes vorhanden war, wo er ebenfalls hätte beigesetzt werden können. Aber kein Argument konnte seinen Entschluß ändern. Auch von Sternbergs Haus in Karuizawa blieb keine Spur. Wie Frieda Weiss berichtete, erhielt sie in ihrem Haus, das in der Nachbarschaft von Sternbergs lag, acht Jahre nach dessen Tod Besuch von zwei Steuerbeamten. Diese erklärten ihr, daß Sternberg viele Jahre lang keine Steuern gezahlt habe. Deshalb solle sie ihnen zeigen, wo er lebe. Frieda Weiss erwiderte darauf, daß Sternberg schon lange tot sei und sein Haus nicht mehr existiere. Es war - wie in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg üblich - von der Nachbarschaft ausgeschlachtet und auf diesem Wege abgerissen worden. Dieses Verhalten der Nachbarn läßt sich zum einen aus der großen Armut im Nachkriegsjapan und zum anderen aus den klimatischen Umständen erklären. Japanische Häuser, insbesondere die Sommerhäuser in Karuizawa, sind nämlich im wesentlichen nur aus Holz und Papier gebaut. Da jedoch das Klima von Kariuzawa, abgesehen von den Sommermonaten, sehr rauh ist, verrotten diese Holzhäuser, wenn sie nicht dauernd gepflegt werden, sehr schnell. Um die Steuerbeamten zufriedenzustellen, zeigte Frieda Weiss ihnen den Platz, wo Sternbergs Haus früher gestanden hatteY

56 57

Rehbinder, Zur Methodenfrage, S. 7. Siehe Frieda Weiss, in: Imamichi-Sommer (Hrsg.), Voices from the Silver Seat,

S.56.

9*

Schlußwort Läßt man die vorstehenden Kapitel Revue passieren, so drängt sich unwillkürlich die Frage auf, was von Stern bergs Schriften und seiner Lehre heute noch von Interesse sein kann. Daneben ist natürlich auch interessant, was vom Menschen Sternberg geblieben ist. 1. Sternberg als Wissenschaftler

Geht man davon aus, daß das Freirecht für die Entwicklung der juristischen Methodenlehre nicht ohne Bedeutung war, I sondern vielmehr die Abkehr von der Begriffjurisprudenz mitverursachte, so ist auch die Beschäftigung mit seinen Vertretern weiterhin aktuell. Die Bedeutung Sternbergs für die juristische Methodenlehre wissenschaftlich zu beleuchten, war ein Desiderat dieses Bandes. Aufgrund seiner ,,Allgemeinen Rechtslehre" muß man Sternberg als einen der Vorreiter des Freirechts in Deutschland bezeichnen. Zwei Jahre früher als Kantorowicz - nämlich 1904 - trat er bereits für das Freirecht wissenschaftlich ein. Sternberg kritisierte nicht nur die Methode des herrschenden Positivismus und die Rechtsquellenlehre der Zeit, sondern er stellte ihnen sein Freirecht, verbunden mit einer eigenen Rechtsquellenlehre, entgegen. Sternbergs freirechtliches Konzept, das er in der "Allgemeinen Rechtslehre" entwickelt, stützt sich stark auf die Psychologie, die er als die Grundlagenwissenschaft aller Geisteswissenschaften ansieht. Die juristische Interpretation, die für ihn material Rechtsschöpfung bedeutet, soll vor allem an der Psychologie

I Vgl. hierzu Lombardi, Geschichte, S. 52, 151. Zutreffend urteilt er: ..... infolgedessen hat die freirechtliche Behauptung, daß Textauslegung und Konstruktion nicht genügen und daß sie in Wirklichkeit andersartige Erwägungen verdecken, sich häufig und offensichtlich bestätigt. Hat also die Bewegung als solche einerseits 'gesiegt', so wurde sie andererseits in die Gesamtentwicklung der Rechtsgeschichte mit eingeschlossen und verlor schließlich ihre Individualität."

134

Schlußwort

ausgerichtet sein. Der Richter soll die Tatbestände psychologisch analysieren, ebenso wie er die Begriffe psychologisch scheiden soll. Um den Subjektivismus, den diese nach innen gerichtete Methode verursacht, in Grenzen zu halten, verlangt Sternberg, daß sich der Richter am durchschnittlichen sozialen Verhalten zu orientieren habe. Daneben fordert er eine verbesserte Richterausbildung. Die Psychologie war um die Jahrhundertwende noch eine junge Wissenschaft und unter jungen Akademikern sehr aktuell. Wundt, auf den sich Sternberg insbesondere stützte, wurde um 1900 viel gelesen. Radbruch hörte seine Vorlesungen und war tief beeindruckt, Kelsen setzte sich mit ihm in "Hauptprobleme des Staatsrechts" auseinander. 2 Stern berg stellte also mit seiner "psychologisch-soziologischen" Methode für die damalige Zeit neue Ideen vor, war sozusagen am Puls der Zeit. Auch seine Rechtsquellenlehre, nach der es nur eine Fonn von Rechtsentstehung geben soll, nämlich die Anerkennung eines Satzes als verbindlich durch die Gesellschaft, war zu jener Zeit aktuell. Darin mag man den Einfluß von Georg Jellinek erkennen, den Sternberg auch zitiert, wenn auch nicht dessen Ausführungen in der ,,Allgemeinen Staatslehre" von 1903. 3 Die Eigenständigkeit von Sternbergs Leistung liegt in der Verbindung dieser Rechtsquellenlehre mit der freirechtlichen Methode. Sternberg baut die freirechtliche Methode auf der Grundlage dieser Rechtsquellenlehre auf. Damit erfüllt er Kantorowicz' später gemachte Forderung, nach einer Verbindung von Methoden- und Rechtsquellenlehre4 Insofern hat Sternberg ein konsequentes Konzept der freirechtlichen Methode entwickelt. Zwar mag Sternbergs "psychologisch-soziologische" Methode für den Gerichtsgebrauch zu subjektiv und damit für Praxis nicht so geeignet sein. Ihr Wert liegt meines Erachtens in der Eigenständigkeit der Ideen und in dem Bemühen Sternbergs, etwas Neues zu entwerfen und dem herrschenden Positivismus entgegenzustellen. Der Mut, sich gegen das Establishment der Juristen zu stellen, verdient unsere Beachtung. 1912 bei der Publikation der zweiten Auflage der "Allgemeinen Rechtslehre", die Sternberg in "Einführung in die Rechtswissenschaft" umbenannte, war die Situation anders. Zwar war das Freirecht keineswegs etabliert, aber seine Ideen waren nicht mehr neu. Vielmehr war die Diskussion in vollem Gange. Siehe oben S. 27 mit FN. 9. Sternberg, Allgem. Rechtslehre, S. 18, 19 (Jellinek-Zitat), 23. Vgl. auch Jellinek, Allgemeine Staatslehre, S. 333 ff. 4 Vgl. oben S. 34 u. 42 mit FN. 97. 2

3

1. Sternberg als Wissenschaftler

135

In der ,,Einführung" näherte Sternberg sein Freirechtskonzept dem allgemein diskutierten an. So verliert die Psychologie ihre hervorragende Stellung, dafür gewinnt die Soziologie an Bedeutung für die richterliche Interpretation. Diese Umverteilung der "Gewichte" nimmt Sternbergs Konzept einen Teil seiner Eigenständigkeit. Auf der anderen Seite nahm Sternberg auch kritisch zum Freirecht Stellung. Sowohl 1912 in der ersten Auflage der ,,Einführung" als auch in ihrer zweiten Auflage 1927 warf er der Freirechtsbewegung vor, zu konservativ zu sein. Sternberg bemängelte vor allem, daß sich das Freirecht in seiner Hauptströmung nicht stark genug von der Begriffsjurisprudenz unterscheide. Denn grundsätzlich werde das Primat des Gesetzes anerkannt und nur im Falle einer Lücke im Recht, die freie Rechtsfindung als zulässig erachtet. Wörtlich kritisiert er: "Und darin eben stimmt ja die freirechtliche Schule mit der alten genau überein, daß sie das Recht mit Ausnahme einzelner Fälle und Möglichkeiten, die sie zu katalogisieren trachtet, in dem ungeheuren umfassenden Gesetzesapparat der modernen Kodifikationen und 'Nebengesetze' verkörpert sieht. In dieser Stellung zum Gesetz zeigt es sich allerdings, daß der Unterschied der beiden Schulen, wenn auch ideell hochbedeutsam, sich praktisch auf nichts reduzieren läßt. Auch wird zufolge dem oben festgestellten und erklärten Versagen des Gesetzes gegenüber wesentlichen Anforderungen des modernen Verkehrs die konservative Stellung, die beide dem Gesetze gegenüber einnehmen, abgelehnt und das Urteil gefallt werden müssen, daß die rechtsmethodologische Gedankenwelt beider den Zeitbedürfnissen nicht genügt".5 Diese Kritik wiederholt Sternberg noch zwei weitere Male6 und fordert: "... mit der Masse der Gesetze aufzuräumen, die Wissenschaft frei, lebendig walten zu lassen und nur solche Gesetze zu machen, die nötig sind".1 Sternberg geht also, wie seine Kritik zeigt, ab 1912 über den Ansatz des Freirechts hinaus. Gerade weil das Freirecht grundSätzlich das Primat des Gesetzes anerkennt, ist es Sternberg zu konservativ und unflexibel gegenüber den Zeitläuften. Insofern kann man Sternberg als einen ,,radikalen Freirechtier" bezeichnen. Sternbergs grundSätzliche Abneigung gegen eine Kodifikation, die er aus Gründen der Rechtsstaatlichkeit allerdings nicht auf das Strafrecht ausdehnt, vermag durch ihre Logik durchaus zu bestechen. Jedem Juristen ist das anachronistische Hinterherlaufen des Gesetzgebers hinter der Rechts- und Sozial-

5 Sternberg, Einführung, S. 147 und wortgleich in: Einführung, 1. Bd., 2. Aufl. 1927, in: Rehbinder, Zur Methodenfrage, S. 40 f. 6 Sternberg, Einführung, S. 150, 165 und wortgleich in: Einführung, 1. Bd., 2. Aufl. 1927, in: Rehbinder, Zur Methodenfrage, S. 42 und 51. 1 Sternberg, Einführung, S. 150.

136

Schlußwort

entwicklung bekannt und gelegentlich ein Graus; kaum anders verhält es sich mit der Gesetzesflut. Unter diesem Aspekt vermag Sternbergs Auffassung auch heute noch bei der Suche nach Lösungen einen Ansatz zu bieten. Eine Verwirklichung in ihrer ganzen Radikalität würde hingegen der Rechtssicherheit und Rechtsstaatlichkeit schaden. Betrachtet man hingegen Stern bergs Rechtsquellenlehre und seine Forderung, die Rechtswissenschaft solle der Praxis als Führerin dienen, 8 unter rechtshistorischem Gesichtspunkt, so ist Sternbergs Standpunkt gar nicht so neu: Der Einfluß der Lehre Savignys auf Sternberg ist nicht zu verkennen. Savigny ging es in seiner Schrift "Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft", in der er sich gegen eine Kodfikation wandte und die Rechtsbildung in die Hände des gelehrten Juristenstandes legte,9 letztlich um "eine allgemeine Lehre von den Faktoren der Rechtsentstehung". 10 Die Grundpositionen stimmen zum Teil überein. Sowohl Savigny als auch Sternberg sprechen sich gegen eine Kodifikation des Rechts aus, wobei Sternberg allerdings eine Kodifikation, dort wo sie nötig ist, d. h. vor allem dort, wo sie dem rechtsstaatlichen Schutz des Bürgers dient, wie etwa im Strafrecht, zulassen will. II Ferner soll nach Savignys und nach Sternbergs Rechtsquellenlehre das Recht durch die Rechtswissenschaft gebildet werden. Sternberg selbst war sich dieser Kongruenz der Grundpositionen durchaus bewußt und bekannte sich zu Savigny.12 Ähnlich wie Ehrlich, aber anders als z. B. Kantorowicz, stand er in der Tradition Savignys und der Historischen Rechtsschule. 13 Der Unterschied zwischen dem Freirecht und Savignys PositioSternberg, Einführung, S. 149, 152, vgl. auch oben S. 61 f. Savigny, Vom Beruf unserer Zeit für die Gesetzgebung und Rechtswissenschaft, Heidelberg 1814, in: Stern (Hrsg.), Thibaut und Savigny, S. 77-79, 149 (bei Savigny im Original S. 11-14, 133). 10 Dilcher, Zur Theorie des Gewohnheitsrechts zwischen Alteuropa und Modeme, in: Index Quaderni camerti di studi romanistici. International Survey of Roman law, 23/1995 Napoli, S. 67 ff. ,74. II Sternberg, Einführung, S. 152. 12 Sternberg, Einführung, S. 152; vgl. auch oben S. 62. 13 Zu Ehrlich siehe auch Heldrich, Eugen Ehrlich (1862-1922), in: Heinrichs u. a. (Hrsg.), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, S. 472. Kantorowicz stand Savignys Lehre allerdings nicht positiv gegenüber. In seiner Abhandlung ..Was ist uns Savigny?" (1911), in: Coing (Hrsg.), Hermann Kantorowicz, Rechtshistorische Schriften, S. 414, kritisiert Kantorowicz Savignys Historismus, seine Volksgeist-Lehre und seine Einstellung gegen eine Gesetzgebungsbefugnis des Staates vehement. Kantorowicz wirft Savigny vor, daß dessen ..Rechts theorie vielleicht für das Innere Australiens passen mochte, für Europa kam sie um einige Jahrtausende zu spät und rangiert insoweit noch unter der anarchistischen, die den Staat doch wenigstens ausdrücklich regiert". In seiner Abschlußbemerkung sieht er Savignys Verdienst lediglich in ..der juristischen Quellenge8

9

1. Sternberg als Wissenschaftler

137

nen lag freilich in der Zielrichtung. Ging es Savigny um die Abwendung einer Kodifikation, so wollten die Freirechtler eine Abkehr auf methodischem Gebiet, d. h. von der Begriffsjurisprudenz, erreichen. Stembergs Freirechtslehre blieb nicht wirkungslos, wie wir sahen. 14 Seine Darlegungen in der "Allgemeinen Rechtslehre" wurden in Deutschland vom Fachpublikum diskutiert. Auch seine Kirchmann-Biographie fand Beachtung. Sowohl Radbruch als auch Ehrlich, Schmitt und Ross gingen auf ihn ein und stimmten ihm zu. Ab 1904 wurde er bekannt, " ... um 1910 (waren) Stembergs Darlegungen ... bedeutsam ....., wie auch Martin Domke in einem Brief aus dem Jahre 1976 feststellt. 15 Lombardi betrachtet Stemberg zusammen mit Radbruch und Kantorowicz als " ... die Quelle der wahren und eigentlichen (freirechtlichen) Bewegung". 16 Stemberg hat also durchaus sowohl bei seinen Zeitgenossen als auch bei Rechtswissenschaftlern der Gegenwart, wie z. B. in der oben genannten Rezension von Rückert, 17 Anerkennung gefunden. Darüber hinaus hat sich gezeigt, daß Stembergs Lehre auch in Japan auf fruchtbaren Boden fiel. Seit ca. 1913 half er durch seine Schriften, Vorlesungen und Gesprächskreise mit, die Abkehr bedeutender japanischer Rechtswissenschaftler von der Begriffsjurisprudenz zu bewirken. Sein Einfluß auf Hozumi, Tanaka, Kawashima und Takane wurde in einem eigenen Abschnitt nachgewiesen. 18 In ihren Memoiren bzw. Vorworten sprechen Tanaka, Kawashima und Takane mit großem Respekt und aufrichtiger Verehrung von Stemberg. Ein größeres Lob für seine Arbeit konnte Kawashima Sternberg nicht geben, als ihn "Dai-sensei" (wörtl: großer Meister, Maestro) zu nennen. 19 Die Ansicht Rehbinders, Stemberg habe " ... in Japan als Universitätslehrer (aufgrund seiner intellektuellen Arroganz) völlig versagt ... ,"20 ist meines Erachtens ein wenig zu kritisch. Rehbinder stützt sich für sein Urteil unter anderem auf die Vorhaltungen, die Dekan Hijikata gegen Stembergs Didaktik und Methode vorbrachschichte ... für die gegenwärtige deutsche Rechtswissenschaft in allen anderen Zweigen und die gegenwärtige deutsche Kultur überhaupt ist er der gewaltige Gegner, der Vater des juristischen Historismus und der Begriffsjurisprudenz" (a. a. 0., S. 417). 14 Siehe oben S. 47 ff., 53 f., 67 f. 15 Domke, Brief vom 12. Mai 1976 (Sammlung Crowell). 16 Lombardi, Geschichte, S. 45. 17 Siehe oben S. 53 mit FN. 146. 18 Siehe oben S. 71 ff. 19 Kawashima, Lebensspur, S. 102 und Anhang, S. 169. 20 Rehbinder, Zur Methodenfrage, S. 12.

Schlußwort

138

te. 21 Daß Sternberg in seinen Vorlesungen "über die Köpfe hinweg geredet" habe, wie Rehbinder meint, 22 mag für die Masse der Studenten zugetroffen haben; Tanaka berichtet ähnliches in seinen Memoiren. Aber - und dies war Sternbergs Verdienst als Lehrer - hochbegabte Studenten erreichte er sehr nachhaltig, wie eben z. B. Tanaka und Kawashima. Bei ihnen hatte er als Lehrer größten Erfolg, und beide nannten ihn später gerne "ihren sensei". Tanaka spricht in seinen Memoiren davon, daß Sternbergs Lohn für seine Arbeit in Japan " ... die Dankbarkeit seiner Schüler" sei. 23 Stellt man hingegen die Frage, ob Sternberg nach seiner Ankunft in Japan als Rechtswissenschaftier noch einmal mit neuen Thesen hervorgetreten ist, so fallt die Antwort eher negativ aus. Zwar hat Sternberg noch einige juristische Schriften in den 20er und 30er Jahren in Tokyo veröffentlicht. Er griff jedoch wie wir sahen _24 oft auf seine Gedanken aus seiner Dozentenzeit in Deutschland und in der Schweiz zurück. Neue juristische Theorien stellte er nicht mehr auf. Im Nachlaß in der Chuo-Universität finden sich zahlreiche ,,Erstentwürfe" und andere Fragmente zu juristischen und rechtsphilosophischen Themen sowie zur Wissenschaftslehre. Diese Fragmente und Entwürfe sind allerdings heute nur schwer verwertbar, weil sie in der Regel zu wenig ausgearbeitet sind und eigentlich nur für Sternberg als Arbeitsgrundlage von Nutzen waren. Von anderen Juristen können sie kaum verstanden werden. Zu häufig fehlen ganze Manuskriptteile, insbesondere Anfang und Ende. Den Weg von der Aufzeichnung eines Gedankens zu seiner wissenschaftlichen Ausarbeitung und Durchdringung ist Sternberg in Tokyo nur noch selten gegangen. Dennoch sind diese Fragmente und Entwürfe nicht ganz und gar wertlos; sie können vielmehr ähnlich wie ein Steinbruch genutzt werden, da sich in ihnen immer wieder interessante Ansätze und Anregungen, vor allem auf rechtsphilosophischem Gebiet, finden. Für das Gebiet der Philosophie verhält es sich hingegen meines Erachtens anders. Dort ist Sternberg mit seinem 1933 publizierten Werk "Begriff der Philosophie"25 auf neohegelianischer Basis noch einmal mit einer eigenständigen Leistung hervorgetreten. Eine eingehende Würdigung durch einen philosophisch geschulten Wissenschaftler wäre wünschenswert.

21 Siehe oben S. 71 f., 94. 22 Rehbinder, ebd. 23

Tanaka, Mein Leben, S. 317 und Anhang, S. 166.

24 Siehe oben S. 105. 25 Siehe oben S. 105 ff.

2. Sternberg als Mensch

139

Hinzugefügt sei noch, daß das Lesen von Stembergs Schriften und auch von seinen Gedichten, die im Stil oft an Tucholsky oder Ringelnatz erinnern, per se amüsant und lohnend ist. Durch den geschliffenen Stil, die Wortspiele, die plastischen Vergleiche und originelle Gedanken wird das Lesen oft zum Vergnügen, wie z. B. bei seiner Darstellung der "Entwicklung der gesellschaftlichen Verfassung". Dort beschreibt er die Wahl der kapitolinischen Wölfin als Wahrzeichen der Römer: "Dem kollektiven Dasein entspricht ein kollektiver Name. Der Name ist ... fast immer ein Tiername .... Die Gruppe sieht in dem Tiere eine lebendige Persönlichkeit, der göttliche Verehrung zukommt und fühlt sich Geist von seinem Geiste. Man nennt es Totem nach dem Worte der Indianer, bei denen der Totemismus zuerst beobachtet wurde. Der Wolfstotem einer latinischen Horde ist das Wahrzeichen des größten Rechtsvolks geworden. "26 2. Stern berg als Mensch Die Frage, was vom Menschen Stemberg in Erinnerung bleibt, ist nicht leicht zu beantworten. Jeder wird hier die Akzente anders setzen. Natürlich war Stemberg ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Zu seinen größten Stärken sind meines Erachtens sein Mut sowie sein Durchhaltevermögen zu zählen. Gerade in Zeiten politischer Bedrängnis bewies er Zivilcourage und wagte es, den Kampf mit den Mächtigen aufzunehmen. Stemberg war Zeit seines Lebens ein überzeugter Pazifist. Politisch war er zunächst den Sozialisten zugeneigt. Später war er von ihnen so enttäuscht, daß er sich dem Kommunismus zuwandte, wobei er allerdings ein recht idealisiertes Bild hatte. Regelmäßig sandte ihm z. B. sein Sohn in den 20er Jahren aus Berlin "Die rote Fahne", eine monatlich erscheinende kommunistische Zeitschrift. Tanaka beschreibt Stemberg als "... anarchistisch, atheistisch und antiklerikal",21 Mit letzterem hat Tanaka sicher recht. Atheistisch möchte ich Stemberg jedoch nicht nennen. Wie oben gezeigt,28 glaubte er an Gott, aber nicht in den von den Kirchen vermittelten Bildern oder gar Dogmen. Diejenigen, die Stemberg persönlich kannten, wie Annie Crowell und Tanaka, berichten ferner von seinen enormen Kenntnissen auf allen möglichen Ge-

26 Sternberg, Allgem. Rechtslehre, S. 63. 27

Tanaka, Mein Leben, S. 315 und Anhang, S. 164.

28 Siehe oben S. 105.

140

Schlußwort

bieten. 29 Tanaka erzählt: "An dieser Stelle möchte ich jene Rechtswissenschaftler nennen, die ich persönlich kennengelernt habe: Radbruch, Kantorowicz, Kelsen und DeI Vecchio. Unter ihnen war Sternberg-sensei aufgrund seiner Bildung am herausragendsten. Er konnte stets zu jedem Gebiet - etwa Politik oder Kultur - etwas Sinnvolles anmerken. Seine Kenntnisse im Bereich der Literatur waren beispiellos. Er schien viel englische Romane gelesen zu haben. Auch musikalisch war er versiert .... Im Vergleich mit meinen übrigen Lehrern - etwa Inazo Nitobe und Kanzo Uchimura - fiel Sternberg-sensei einfach aus dem Rahmen. "30 Durch sein Wissen, seinen Humor und auch seinen Charme hatte Sternberg zeit seines Lebens viele gute Freunde sowohl in Deutschland als auch in Japan. Erwähnt wurde seine lebenslängliche Freundschaft mit Radbruch, Feder und Dornke, mit denen er bis zu ihrem bzw. seinem Tode korrespondierte. Während sich einige Briefe von Feder und Dornke noch im Sternberg-Nachlaß befinden, sind bedauerlicherweise die Briefe von Radbruch, die dort bis ca. MitteIEnde der 80er Jahre vorhanden waren, heute nicht mehr auffindbar. Jedenfalls war das Verhältnis zwischen Radbruch und Sternberg so eng, daß Radbruch Sternbergs Sohn Robeft finanziell unterstützte, als dieser 1934 in Lausanne seine Doktorarbeit schrieb. Wie erwähnt, war Sternberg auch mit Solf befreundet, als dieser in Tokyo deutscher Botschafter war. Beide trafen sich ca. einmal wöchentlich zu langen Gesprächen, wovon der oben genannte Brief Solfs Zeugnis ablegt. 31 Daneben gewann Sternberg viele gute japanische Freunde wie Tanaka, Kawashima, Takane, Kennoki, Inui, Koizumi, Shigeto Hozumi, Masao Matsumoto, Hideo Hatoyama. Viele von ihnen waren berühmt, hatten Ministerämter inne oder machten sonst eine brilliante politische oder wissenschaftliche Karriere. Sie alle standen treu zu ihm und unterstützten ihn, wenn es nötig war, auch finanziell. Tanaka, Kawashima, Takane und Kennoki standen ihm in seinem letzten Lebensjahr bei, sorgten für die Begleichung von Arzthonoraren und überredeten Sternberg, sich in ein Krankenhaus zu begeben. Frauen gegenüber verhielt sich Sternberg wohl sehr charmant und hatte anscheinend einigen Erfolg bei ihnen. Sowohl seine Freundin Frieda Weiss als auch seine Sekretärin Annie Crowell sprechen von ihm mit großer Zuneigung. In der "Sammlung Crowell" finden sich Briefe von ehemaligen Geliebten und 29 Annie Crowell, Brief vom 20.10.1996; Tanaka, Mein Leben, S. 315 und Anhang, S.l64. 30 Tanaka, Mein Leben, S. 315 und Anhang, S. 164. Zu Nitobe und Uchimura vgl. die Anmerkungen 20, 21 im Anhang. 31 Siehe oben S. 101 mit FN. 13.

2. Stemberg als Mensch

141

Freundinnen. Frauen waren mit Sicherheit ein wichtiges Thema in Sternbergs Leben. Die Tatsache, daß er verheiratet war und eine Familie hatte, konnte ihn jedenfalls nicht davon abhalten, intime Beziehungen zu anderen Frauen zu unterhalten. Sternberg hatte es sich angewöhnt, in einer menage a trois zu leben. Seine Ehefrau Paula war zwar unglücklich über diese Verhältnisse, wollte sich aber auch nicht scheiden lassen. Welche Gründe sie von einer Scheidung abhielten, läßt sich leider nicht mehr ermitteln. Aus den erhaltenen Briefen geht jedoch hervor, daß sie bis zu Sternbergs Abreise nach Tokyo auf eine Versöhnung hoffte und entsprechende Schritte unternahm. An seiner Familie, d. h. an seinem Sohn und an seiner Mutter, hing Sternberg hingegen sein ganzes Leben. Er korrespondierte mit ihnen und bewahrte ihre Briefe auf. Solange er konnte, nämlich bis zum Jahre 1942, versorgte er sie mit Lebensmitteln. Sowohl Sternberg als auch seine Familie in Berlin litten unter der räumlichen Trennung. Das Datum seiner Abreise hatte sich seiner Mutter so ins Gedächtnis gegraben, daß sie ihm jedes Jahr an diesem Tag schrieb. 1929/30 versuchte Sternberg, nach Deutschland zurückzukehren. Wie darstellt, 32 zerschlug sich eine Berufung an die Universität Greifswald aufgrund des in der dortigen Fakultät herrschenden Antisemitismus. Nach diesem Fehlschlag und natürlich auch wegen des heraufziehenden Antisemitismus in Deutschland unternahm Sternberg keinen weiteren Rückkehrversuch. Ob Sternberg gerne in Japan lebte, ist schwer zu sagen. Die erhaltenen Briefe geben zu dieser Frage keinen Aufschluß. Abgesehen von dem eben erwähnten Rückkehrversuch hat er wohl nichts unternommen, um Deutschland wiederzusehen. Immerhin ermöglichte ihm der Aufenthalt in Tokyo eine freie ungezwungene Lebensführung, vor allem auch fern von seiner ungeliebten Ehefrau. Ab 1919 mußte sich Stern berg im täglichen Leben finanziell sehr einschränken, weil seine Einkünfte als Berater des Justizministers und als Dozent an verschiedenen Universitäten nicht sehr groß waren. Diese ärmlichen Verhältnisse müssen ihn zeitweilig sehr bedrückt haben, da er gegenüber seiner Familie darüber gelegentlich klagte. Dennoch half er z. B. seiner Mutter, als diese ihn um Geld bat und sandte auch seiner Ehefrau und seinem Sohn Geld, wenn es ihm möglich war. Wichtiger als finanzieller Wohlstand war ihm seine Anerkennung als Wissenschaftler und Lehrer. So half ihm sicherlich die große Verehrung, die ihm seine japanische Schüler entgegenbrachten, seine materielle Not leichter zu ertragen. Daß sie ihm darüber hinaus auch finanziell "unter die Arme gegrif32

Siehe oben S. 109.

142

Schlußwort

fen" haben, hat sein Los ebenfalls gemildert. Stembergs Armut dürfte jedoch seinem gesellschaftlichen Ansehen nicht abträglich gewesen sein. Denn zu jener Zeit galt in Japan noch das Dictum, daß ein wahrhafter Gelehrter nur nach Wissen und nicht nach Geld strebt.

Anhang

1. Lebenslauf von Theodor Hermann Sternberg a) in deutscher Sprache 5. 1. 1878

In Berlin als ältestes von fünf Kindern des Kaufmanns Max Sternberg und dessen Ehefrau Karoline, geb. Mendelsson, geboren

1. 10. 1884

Besuch der Grundschule

13.3. 1896

Abitur

Sommersemester 1896 bis Wintersemester 1899

Studium der Rechte an den Universitäten Heidelberg und Berlin (1. Jur. Staatsexamen)

30.11. 1899

Disputation über das Thema "Die Begnadigung bei den Naturrechtslehrern" (Doktorvater war Josef Kohler)

1899 - 1900

Militärdienst

1901- 1903

Referendar im preußischen Justizdienst (27 Monate)

11. 12. 1902

Heirat mit Kaufmannstochter Paula Heynemann (geb. 17.7.1878)

26.8.1903

Geburt des Sohnes Robert in Berlin

1. 11. 1904

Arbeit im strafrechtlichen Seminar bei Franz von Liszt und Gesuch um Habilitation über ein zivilprozeßrechtliches Thema

seit 1904

Mitarbeit an der "Allgemeinen deutschen Biographie"

1904

Publikation der "Allgemeinen Rechtslehre"

1905

Berufung als Privatdozent an die Universität Lausanne (Straf- und Strafprozeßrecht, sowie Zivil- und Zivilprozeßrecht)

Oktober 1907

Mitarbeiter des "Archivs für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie"

1908

Zusätzlich a. o. Professor an der privaten Handelshochschule in Lausanne (Urheberrecht)

10 Bartels·Ishikawa

Anhang

146

1910

Rückkehr nach Berlin

1910 - 1912

Berufungen an die Universitäten in Berlin, Königsberg, Münster und Halle scheitern

1911 - 1913

Vorlesungen an der Humboldt-Akademie in Berlin (einer Art Volkshochschule) in den Fächern Strafrecht und Kriminalwissenschaft

September 1913 bis 1918

Berufung an die Kaiserliche Universität in Tokyo als ordentlicher Professor für deutsches Recht. Kauf der Häuser in Tsujido und Karuizawa

1919 - 1920

Stellungslos

1920

Verkauf seiner wertvollen Bibliothek an die MeijiUniversität in Tokyo

1921 - 1945

Freier Dozent in Tokyo an den Universitäten Keio, Chuo, Hosei, Nippon und Meiji. Vorlesungen im Bereich des deutschen Zivil- und Strafrechts, der Rechtsphilosophie sowie -theorie und -soziologie. Vorlesungen und Arbeiten auf sexualwissenschaftlichem Gebiet

1921 - 1934

Korrespondent für das "Berliner Tageblatt"

1924 - 1928

Berater des japanischen Justizministers

1930

Scheitern einer Berufung an die Universität Greifswald

1933

Publikation von "Begriff der Philosophie"

23.2.1937

Ankunft des Sohnes Robert in Japan, der promovierter Jurist war, aber als "Nicht-Arier" in Deutschland keine Stelle finden konnte

2.4.1938

Tod des Sohnes Robert

1939 - 1945

Sternberg bleibt in Japan und arbeitet im Untergrund gegen das reaktionäre Regime in Japan

Oktober 1946 bis Januar 1949

Berater des japanischen Kultusministers

13.3.1950

Aufnahme als Ehrenmitglied in die japanische Akademie der Wissenschaften

3.4.1950

Einlieferung in ein Tokioter Hospital

17.4.1950

Tod durch Nierenversagen

I. Lebenslauf von Theodor Herrnann Stern berg

147

b) in japanischer Sprache

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2. "Vita zum Habilitationsgesuch 1904" von Theodor Sternberg I "Darlegung des bisherigen Lebens- und Ausbildungsganges. Ich, der Endesunterzeichnete, bin geboren am 5. Januar 1878 als Sohn des Kaufmanns Max Sternberg zu Berlin, refonnierten Bekenntnisses. Zunächst im Hause unterrichtet, besuchte ich vom 1. Oktober 1884 bis zum 1. April 1887 die Vorschule des Friedrichs=Werderschen Gymnasiums zu Berlin, vom 1. April 1887 bis zum 1. April 1890 die Sexta, Quinta und Quarta dieses Gymnasiums. Sodann trat ich in das königliche Wilhelmsgymnasium, gleichfalls zu Berlin, über und erhielt von dieser Anstalt am 13. März 1896 das Zeugnis der Reife. Ich studierte im Sommersemester 1896, im Sommersemester 1897 und im Wintersemester 1897/98 zu Heidelberg, im Wintersemester 1896/97, im Sommersemester 1898 und den folgenden Semestern bis zum 1. April 1899 zu Berlin die Rechte. Ich besuchte die Vorlesungen und Übungen der folgenden Professoren: a). Juristen: E. J. Bekker. A. Pemice, Demburg, Eck, Karlowa, Schröder, Brunner, Gierke, v. Kirchenheim, Kohler, v. Liszt, G. Meyer, lellinek, Crome, Kahl. b). Nationalökonomen: Leser, Schmoller, A. Wagner. cl. Historiker: Erdmannsdörfer, Koch, Scheffer-Boichorst.

Am 7. November 1899 bestand ich vor der juristischen Fakultät zu Berlin rite das Examen rigorosum und wurde am 30. November desselben Jahres in öffentlicher Disputation über meine Dissertation 'Die Begnadigung bei den Naturrechtslehrern' unter dem Vorsitz Ernst Ecks zum Doktor der Rechte promoviert. Später habe ich mich mit dem Studium der Rechts= und Staatswissenschaften sowie der Philosophie privatim weiterbeschäftigt. Während einer Zeit von 27 Monaten bin ich als Referendar im preußischen Justizdienst tätig gewesen. Meiner militärischen Dienstpflicht genügte ich im 1. bayerischen Infantrieregiment, wurde jedoch vor Ablauf des Dienstjahres felddienstunfahig und kam zur Ausmusterung, so daß ich jetzt in keinem Militärverhältnis mehr stehe. I

Die Orthographie des Originals wurde beibehalten.

150

Anhang

Gelegentlich war ich für die 'Berliner Zeitung' als Rezensent philosophischer Werke tätig. Meine wissenschaftlichen Interessen waren zunächst auf Studien ethnologischen Charakters, Sprachvergleichung, Urgeschichte, gräkoitalische Altertümer gerichtet, mit denen ich mich als älterer Gymnasiast beschäftigte. Die Wahl des juristischen Berufs geschah nicht aus Neigung. Auch bot das Studium zunächst wenig Befriedigung. Weder die akademische Vorlesung noch die Lektüre vermochten meine von vorn herein vorhandenen Zweifel, wie eine Wissenschaft vom Rechte möglich sei, zu beheben. In den ersten drei Semestern erregten mir diese Zweifel fortgesetzt Verlust am rechtswissenschaftlichen Studium, so daß ich fast nur die volkswirtschaftlichen und historischen Vorlesungen besuchte und nur historische Seminarübungen mitmachte. Gerade diese Fächer aber wiesen mich darauf, daß (sic!) sie fortwährend auf juristischen Stoff zurückzugreifen gezwungen sind, auf eine bessere Würdigung der Rechtswissenschaft hin. Nachdem ich ursprünglich gesonnen war, mir im Recht nur die notwendigsten Examenskenntnisse äußerlich anzueignen, beschloß ich, nunmehr das Fach gründlich zu studieren und vor allem den Weg zum Verständnis seiner Wissenschaftlichkeit mittels eigener Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit zu finden. Ich schrieb also in meinem vierten Studiensemester in den Übungen des Herrn Prof. v. Kirchenheim 2 Arbeiten, eine über die Schuldlehre der Hegelianer, die andere über Gefährdungsdelikte. Auf diese bezieht sich Herrn v. Kirchenheims Notiz im Zentralblatt für Rechtswissenschaft, Bd. 23, daß ich meine erste rechtsphilosophische Arbeit in seinem Seminar gemacht hätte. Er riet mir damals, die Abhandlung als Doktordissertation zu verwerten, ich nahm aber davon Abstand. Denn von meinem Ziel, über das Wesen der Jurisprudenz, speziell des 'juristischen Denkens' klar zu werden, war ich so weit entfernt wie vorher. Die Arbeit war eben gar nicht juristisch, sie strotzte von metaphysischen und psychologischen Untersuchungen über Causalität, Gefahr, Willensfreiheit u. s. w .. Das war lediglich Philosophie, daß aber die Jurisprudenz ein bloßer Ausschnitt aus der Philosophie nicht sein konnte, stand mir damals so fest wie heut. Wäre jene Arbeit als Dissertation erschienen, so hätte sie lediglich die unübersehbare Zahl der Anfangerarbeiten vermehrt, die, an unverstandenen Dingen sich abmühend, nur eine Belastung (?)2 der Literatur darstellen. Im fünften Semester trat ich in Josef Kohlers Seminar für vergleichende Rechtswissenschaft ein und empfing von ihm die Anregung zu der Dissertation über die Begnadigung bei den Naturrechtslehrern, deren Bearbeitung mir vornehmlich Gelegenheit zum Eindringen in die Geschichte der Rechtswissen-

2

Handschrift ist im Original nicht lesbar.

2. "Vita zum Habilitationsgesuch 1904" von Theodor Sternberg

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schaft und Rechtsphilosophie gab. Das 6. Semester verging mit (?) 3 Studien, im 7. besuchte ich die wissenschaftlichen Übungen v. Liszts, ward aber durch eine mehrmonatliche Krankheit am Arbeiten verhindert, so daß ich selbst das Doktorexamen, das ich nicht länger hinausschieben wollte, fast ohne ad hoc gepflogene Vorbereitung bestehen mußte. Ich nahm sodann meine Untersuchungen zur Rechtswissenschaftslehre planmäßig auf. In der vergleichenden Wissenschaft des Rechts glaubte ich damals die allein und wirklich wissenschaftliche Methode gefunden zu haben. Eine in diesem Sinne gehaltene Arbeit wurde von v. Liszt für seine 'Abhandlungen des kriminalistischen Seminars' angenommen, doch zog ich sie zuriick, weil ich, besonders nach Kenntnisnahme der ausländischen Literatur sah, daß der Gegenstand erheblich vertiefter Studien bedürfe. An dem Ausbau der Arbeit, die den Titel 'Methode des vergl. Rechtsbegriffs' führt, bin ich noch beschäftigt. Sie wird 3 Teile enthalten: I. Vergleichende Wissenschaften überhaupt; ihre Existenzbedingungen in der Geschichte. 11. Die Programme vergleichender Rechtswissenschaft. Geschichte und Kritik. III. Ethik und Pädagogik der vergleichenden R. W. Teil I ist fast, 11 u. III in einzelnen Stücken fertig. Indes nahm das urspriinglich für diese Arbeit bestimmte Kapitel über Wirtschaftswissenschaft und Rechtswissenschaft einen solchen Umfang an, daß ich es von dem übrigen trennen mußte. Als Sonderabhandlung 'Rechtszweck und Kulturzweck' betitelt, soll es das Verhältnis der technisch=praktischen und moralisch=praktischen Elemente in der Sozialwissenschaft überhaupt vollständig diskutieren. Es ist ebenfalls zum größten Teil beendigt. Beide Arbeiten unterbrach ich, um die 'Allgemeine Rechtslehre' fertigzustellen. Dies bedarf der Rechtfertigung, weil es nicht gerade Sache eines jüngeren Autors ist, ein zusammenfassendes Buch statt monographischer Versuche zu schreiben. Ich hatte jedoch die Überzeugung gewonnen, daß einzelne wertvolle Erkenntnisse über das Wesen des Rechts so einfach sind, daß ihre Darstellung meinen Kräften wohl gemäß sein könnte; andererseits hielt ich diese Darstellung auch für nützlich, weil ich den bestimmten Eindruck habe, daß die Probleme der Jurisprudenz und Rechtsphilosophie vielfach durch die Schule mittels Hineintragens und Kultivierens in Wirklichkeit nicht vorhandener Schwierigkeiten compliciert werden. Ich nahm an, daß der Fortschritt auf dem Gebiet der Rechtswissenschaft und Rechtsphilosophie durchaus zu einfacheren Darstellungsmethoden und leichteren Erfaßbarkeit führen muß, wie z. B. ja auch - ein Blick auf die Lehrbücher von post und jetzt zeigt es - die lateinische Grammatik heut viel leichter erlernbar ist als etwa zur Zeit Melanchtons. 3

Handschrift ist im Original nicht lesbar.

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Anhang

Derlei Erwägungen waren es, die mich weiterhin veranlaßten, die modeme Prozeßwissenschaft nach Grundsätzen der kritischen Philosophie methodologisch zu untersuchen, und zwar getrennt für Strafprozeß und Zivilprozeß. Die dem Strafprozeß gewidmete Arbeit wird den allgemeinen Entwurf einer Prozeßrechtsphilosophie abgeben, einer ihrer Abschnitte enthält die eingehende Begründung meiner in der Allg. Rechtslehre Teil 11 S. 135 f. vorgetragenen These über die Wertlosigkeit der herrschenden Strafrechtsphilosophie. Überhaupt hoffe ich in diesen beiden Versuchen sowie in denen über die Methode der vergleichenden Rechtswissenschaft und über 'Rechtszweck und Kulturzweck' vieles ergänzende (sie!) zur 'Allg. Rechtslehre' auszuführen. Dort mußte, dem Zweck des Buches entsprechend, vieles Conventionelle übernommen, viele der dem Verfasser am meisten am Herzen liegenden Gedanken unausgesprochen bleiben. Jellinek und Stammler z. B., auch Kant konnten nur wenig kritisch behandelt werden. Namen wie Geny und Ehrlich wurden gar nicht genannt, von der englischen Rechtsphilosophie wurde gar nicht gesprochen, weil all das auf dem engen Raum und auch für Anfänger verständlich wohl nicht hätte bewältigt werden können. Insbesondere hoffe ich das auszuführen, was in dem Anhang 'Ethik des juristischen Berufs' angedeutet ist. Die Studien vergleichender Wissenschaftsgeschichte, mittels deren ich jetzt das Problem vom Wesen der Jurisprudenz zu lösen suche, haben mir die Überzeugung beigebracht, daß der erkenntnistheoretische Weg allein befriedigende Ergebnisse nicht zu liefern vermag. Es wird auch die Wissenschaft als soziale Erscheinung, als den Bedingungen sozialer Kultur unterworfen anzusehen sein. Die Frage: 'Ist die Jurisprudenz Wissenschaft oder nicht?' erscheint mir heute sehr unwesentlich, sie kann bloßem Wortstreit dienen. Sehr leicht kann sie ein nach und überwissenschaftliches Stadium haben, wie sie ein vor= und unterwissenschaftliches gehabt hat. Das wissenschaftliche Stadium wäre alsdann nur eine wichtige Periode. Von der Theologie nehmen dies ja schon jetzt viele an. Jedenfalls ist die Jurisprudenz mehr als jede andere 'subjektivierende' Wissenschaft (im Sinne Münsterbergs u. a. m.); wenn man in unkritischer, naturrechtlicher Weise, was leider bislang selbst von vielen Anhängern der historischen Schule geschehen, ihr objektive Methoden und Resultate usurpiert, ehrt man sie nicht, sondern drückt sie herab. Man verbreitet zugleich Täuschung darüber, daß in juristischer Praxis die Persönlichkeit die allerwesentlichste Rolle spielt. Damit raubt man jeder richtigen Ethik und jeder verständigen Pädagogik der Jurisprudenz die Fundamente. Der preußische Vorbereitungsdienst, für den hundertjährige, schon vor hundert Jahren überwundene pädagogische Recepte immer von neuem benutzt und angepriesen werden, in dem alles darauf zugeschnitten ist, das einfache (sie!) und klare (sie!) mit scholastisch aus gesonnenen Schwierigkeiten zur Geheimwissenschaft zu verbrämen, hat mich gelehrt, bei allen theoretischen Untersuchungen zur Rechtswissenschaftslehre die praktische Frage in den Vordergrund

2. "Vita zum Habilitationsgesuch 1904" von Theodor Stemberg

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zu stellen, wie es sich mit den ethischen und pädagogischen Angelegenheiten verhalte. Den Wert der positiven Vorschläge, die heute vielfach zur Verbesserung der juristischen Methode gemacht werden, der Wert auch der modemen Rechtsphilosophie der (sie!) Kohler, Geny, Ehrlich, Stammler u.s.w. liegt m. E. ganz wesentlich in dieser Richtung. Um über die praktischen Bedürfnisse juristischer Pädagogik keine einseitigen und verfehlten Ansichten zu erlangen, habe ich, wo es immer anging, neben meiner übrigen Beschäftigung, Gelegenheit gesucht, jüngeren und durch persönliche Bekanntschaft verbundenen Fachgenossen Unterricht zu erteilen und diese auch mehrfach gefunden. Seit dem Beginn meiner Doktordissertation habe ich mich mit der Philosophie beschäftigt unter dem Bemühen, außer den vortrefflichen Geschichtswerken der K. Fischer, Windelband, Falckenberg, A. F. Lange auch soweit möglich, die Philosophen selbst zu lesen. Dabei ist mir Kant der stets von neuem aufgesuchte Führer, aber auch Descartes, Spinoza, Hobbes, Wolf, Leibniz, Fichte, Schelling, Hegel, Herbart, Wundt, H. Rickert u. a. in einzelnen Werken bekannt geworden. Unterstützt wurde ich dabei durch die hinterlassene kleine Bibliothek meines Großvaters väterlicherseits, der zwei - vergessene - Abhandlungen zur Fichtesehen Philosophie veröffentlicht hatte. Neuerdings wurde ich zur Bearbeitung der neu errichteten juristischen Rubrik im litterarischen Ratgeber des 'Kunstwart' und (durch Herrn Professor Dr. Ernst Landsberg in Bonn) zur Mitarbeiterschaft an der' Allgemeinen Deutschen Biographie' herangezogen, für die ich zunächst das Leben J. H. v. Kirchmanns darzustellen habe. Die kleine, im 17. Bande der Zeitschrift für vgl. Rechtswiss. abgedruckte Abhandlung über die Begnadigung unter dem ancien regime in Frankreich schrieb ich vor 1 1/2 Jahren, in der Absicht später über die Rolle des Amtsrechts bei der Strafrechtsentwicklung vergleichende Studien anzustellen. Charlottenburg, den 1. November 1904 Dr. iur. Theodor Hermann Sternberg"

3. Übersetzung aus: Kotaro Tanaka "Watashi no rirekisho, Mein Leben" (Tokyo 1961, S. 303-317) Die Beschreibung setzt im Jahre 1913 ein, als Tanaka im 3. Studienjahr deutsches Recht studierte. Die Übersetzung ist so wortgetreu wie möglich. Um den Stil Tanakas dem deutschen Leser vermitteln zu können, wurde die von Tanaka für Sternberg gewählte Bezeichnung "sensei" (= Meister) beibehalten. Ferner wurde der Text für den deutschen Leser vom Übersetzer mit einigen Anmerkungen versehen. Erinnerungen an Sternberg-sensei4 - Dr. Faust im 20. Jahrhundert Der Bettler aus dem Westen (S. 303)5

Seit meiner Zeit als Professor gehörte es zu meinen Gewohnheiten, im Hochsommer stets ein oder zwei Wochen im Hotel in Karuizawa zu verbringen. Man hat dort für die verschiedensten Dinge Muße. Außerdem trifft man dort sämtliche Tokyoter Bekannten und kann sich mit ihnen in aller Ruhe unterhalten, was in Tokyo selten gelingt... (S. 304) Meine Erinnerung richtet sich aber jetzt nicht auf die berühmten Tokyoter, sondern auf Sternberg-sensei, der eine auffallende Erscheinung war. Er wohnte damals in jedem Sommer zwei bis drei Monate in einem ärmlichen Sommerhäuschen. Es hieß "Sakura no sawa" (= Kirschblütenried) und befand sich in der Nähe des berühmten Manpai-Hotels auf der Höhe. Es gab dort keine Nachbarn und selbst für mich jungen Mann war es anstrengend, hinaufzusteigen. Deshalb wartete ich meistens unten im Dorf auf den sensei, wenn er Lebensmittel einkaufen ging. Er erschien stets pünktlich zur selben Zeit. Dann trug er einen Sack und einen Holzstock und ging langsam ins Dorf. Allein sein breiter Rücken war Zur Anrede "sensei" siehe oben S. 71 mit FN. 240. Die im Text in Klammem angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die Seitenzahlen in Tanakas Memoiren. 4

5

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Anhang

schon sehr ungewöhnlich; dazu noch Haar und Bart, die ineinander übergingen. Er hatte ein breites Gesicht und mit einer markanten Nase und auffallende Augen. Jedesmal wenn er mich sah, sprach er mich an, ohne sich mit "small talk" aufzuhalten. Er fragte mich: "Was macht Ihre Arbeit?" Solch ein Gespräch dauerte etwa eine halbe Stunde, während derer wir die ganze Zeit einfach auf der Straße standen. Keiner der Passanten ahnte, daß er gerade an einem Dr. Faust des 20. Jahrhunderts vorüberging. (S. 304/305) Sternberg-sensei interessierte der Verlauf des zweiten Weltkriegs in Ostasien oder Europa überhaupt nicht. Nur wenn sich das Gespräch der Judenverfolgung zuwandte, reagierte er, der ansonsten so ruhig war, wütend. Neigte sich das Gespräch dem Ende zu, so ermutigte er mich zu weiterer Arbeit. Der sensei besuchte mich nur selten im Hotel. Die Angestellten an der Rezeption kannten ihn nicht, obwohl er seit über 20 Jahren sein Sommerhäuschen in Karuizawa bewohnte. Sie glaubten sogar aufgrund seines schlampigen Äußeren, daß er ein westlicher Bettler sei und hätten ihn beinahe hinausgeworfen. Wenn ich mit ihm in der Hotel-Halle sprach, betrachteten uns die elegant gekleideten ausländischen Gäste mit äußerster Neugierde. Dieser Menschenschlag war dem sensei völlig fremd. Selbst in Tokyo hatte er keinen Kontakt mit westlichen Ausländern. Insbesondere in der deutschen Botschaft, die damals eine Außenstelle der Nazis war, sah er eine Schlangengrube. In jener Zeit lebte er nur unter uns Japanern. Sternbergs Entschluß. nach Japan zu kommen (S. 305)

Warum kam der sensei nach Japan? Zu jener Zeit, als ich im dritten Jahr an der Todai (= Kaiserliche Universität Tokyo) studierte, war es noch üblich, englische, deutsche und französische Professoren an die Todai zu berufen. 6 Dieser Brauch stammte aus dem Anfang der Meiji-Zeit.1 Als der Vorgänger von Sternberg-sensei, Professor Lönholm, starb, wurde ein Nachfolger gesucht. In der Zeit von Lönholm hatte die Zahl der Studenten, die deutsches Recht studieren wollten, plötzlich zugenommen. (S. 305/306) Englisches und französisches Recht belegten jeweils etwa 40 Studenten, während rund 200 bis 300 deutsches Recht studierten. Dies war einmalig. Allerdings war diese große Stu-

6 Diese Professoren hielten Vorlesungen in von einander getrennten Studiengängen, also: Studiengang für das deutsche Recht usw. 7 Die Meiji-Zeit dauerte von 1868 - 1911.

3. Übersetzung aus: Kotaro Tanaka "Watashi no rirekisho, Mein Leben"

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dentenzahl nicht eine Folge von Lönholms Fähigkeiten als Gelehrter, sondern das Resultat seiner großzügigen Benotung selbst schwacher Leistungen. Die Vollmacht zur Auswahl eines Nachfolgers besaß Shigetö Hozumi, der sich damals, d. h. 1913, als Associate Professor in Berlin aufhielt. Ich nehme an, daß Hozumi sich an seinen Freund, den weltberühmten Professor Josef Kohler wandte. Eines Tages im Jahre 1913 rief mich Professor Shingo Mitsuma an, der damals geschäftsführender Direktor des deutschen Instituts war, und teilte mir mit: "Ich habe gehört, daß aus Deutschland ein Schüler von Kohler als Professor für das deutsche Recht kommen soll. Er kann natürlich kein Japanisch. Bitte kümmern Sie sich um ihn. Nach allem, was ich gehört habe, soll Sternberg introvertiert, aber ein guter Gelehrter sein." Da ich diese Bitte als eine gute Gelegenheit ansah, meine deutschen Sprachkenntnisse zu vervollständigen, entschloß ich mich, bei Sternberg-sensei zu wohnen. Ich habe ihn zwar nicht direkt gefragt, warum er nach Japan gekommen ist, vermute jedoch folgendes: Sternberg-sensei war damals schon ein prominenter Schüler von Josef Kohler aufgrund seiner breitgefächerten wissenschaftlichen Tätigkeit. Zu seinem Ansehen hatten vor allem auch seine Werke "Allgemeine Rechtslehre", ,,Einführung in die Rechtswissenschaft" und die Biographie über ,). H. von Kirchmann" beigetragen. Mit etwa 30 Jahren war er in der juristischen Welt bekannt. Durch seine Berufung als Privatdozent nach Lausanne schien seine Karriere in Deutschland gesichert. (S. 306/307) - Dennoch kam er zu uns. Dafür gibt es m. E. zwei Gründe. Erstens war er jüdischer Herkunft. Dies führte - auch schon vor dem Ersten Weltkrieg - wegen eines bereits damals existierenden Antisemitismus zu beruflichen Schwierigkeiten. Zweitens müssen ihn unglückliche Familienverhältnisse veraniaßt haben, aus Deutschland wegzugehen: Stets erzählte er uns liebevoll von seiner alten Mutter und seinem einzigen Sohn, während er kaum von seiner Ehefrau sprach. Sternberg-sensei vermittelte damals einen resignierten Eindruck, den ich nur auf seine unglücklichen Familienverhältnisse zurückzuführen vermag. Der sensei fand ein einstöckiges Haus, das im westlichen Stil erbaut und mit Farbe angestrichen war. 8 Es lag in der Stadtmitte, d. h. bei Yotsuya - ushigome minami-cho ichibanchi. Mein Zimmer war im Paterre, zur Straße hin. Von dort

8 Japanische traditionelle Wohnhäuser haben, wenn sie aus Holz gebaut sind, in der Regel keinen Farbanstrich. Dies gilt teilweise auch heute noch. Insofern bewohnte Sternberg ein ungewöhnliches Domizil.

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waren es etwa 40 Minuten zu Fuß zur Todai, da auf dem Weg eine Steigung zu überwinden war. Damals war ich im dritten Studienjahr. Dieses Wohnviertel gilt auch heute noch als gute Gegend. Es wohnten damals dort viele Todai-Professoren, ähnlich wie in Hongo Komagome nishi hatamachi. Rechts und links von unserem Haus besaßen Noboshige und sein Sohn Shigetö Hozumi jeweils ein großes Grundstück mit Haus. Außerdem wohnten noch drei andere Professoren in der Nähe. In der Meiji-Zeit war es für Professoren ein Statussymbol, dort zu wohnen. Die Zeit, in der Sternberg-sensei an der Todai lehrte, muß für ihn die beste Zeit in seinem Leben gewesen sein. Sein Gehalt betrug pro Jahr 10.000 Yen, das war das vier- bis fünffache des Gehaltes, das ein japanischer Professor erhielt. 9 (S. 3071308) Damals war er um die 36 Jahre alt und er hielt sich noch gerne in Gesellschaft auf. Er hatte keinerlei Schwierigkeiten beim Umgang mit seinen Kollegen. Neben Juristen lud er gelegentlich Naturwissenschaftler und Mediziner zum Abendessen ein. Da er Probleme mit seinem Magen hatte, kümmerte er sich persönlich um das Essen und bat die anwesenden Ärzte um Rat. Im übrigen sprach er nie über sich selbst. Fragte ich ihn nach seiner Gesundheit, so antwortete er stets: "Ach, sehr schlecht". Es ging ihm tatsächlich oft so schlecht, daß man den Eindruck gewann, er müsse gleich sterben. Die Mediziner lud Sternberg-sensei auch deshalb gerne ein, weil sie in der Regel gut Deutsch sprachen. 10 Eine komische Hundejagd

Ganz zufällig wohne ich seit neun Jahren wieder in der Nähe von Sternbergsenseis altem Haus, weil ich dort als Richter des Supreme Court eine Dienstwohnung bezogen habe. Die grüne Farbe, mit der das Haus gestrichen war, ist inzwischen abgeblättert. Das Tor und die Außenwand sind fast kaputt. Möchte man nicht das ganze Haus abreißen, so muß man gelegentlich Notreparaturen

9 Schmerzhaft mußte z. B. Lafcadio Heam (1850 - 1904), der beruhmte Japanforscher und Erzähler (jap. Name: Koizurni, Yakumo), der als Professor in Japan unterrichtete, selbst erfahren, welche Behandlung seinen japanischen Kollegen zuteil wurde. Zunächst erhielt er als Ausländer ebenfalls ein hohes Gehalt. Nachdem er sich hatte einbürgern lassen, wurde es umgehend auf das Niveau seiner japanischen Kollegen gekürzt. 10 In der Meiji-Zeit war der deutsche Arzt Dr. Erwin Bälz (1849-1913) nach Japan an die Todai berufen worden (1876-1905). Später wurde er Leibarzt des Meiji-Kaisers und erhielt den Auftrag, die japanische Ärzteausbildung und das Gesundheitswesen zu organisieren. Bis heute wird Deutsch zur Bezeichnung der Krankheiten benutzt; es hat für japanische Ärzte die gleiche Funktion wie Latein für deutsche.

3. Übersetzung aus: Kotaro Tanaka "Watashi no rirekisho, Mein Leben"

159

durchführen. Das Haus ist eben schon 45 Jahre alt. 11 Letztlich sind die Bauten aus Holz doch recht stabil. Der Vermieter, ein Herr Inaba, war geizig. Damals gab es - wie bekannt keine Toilette mit Wasserspülung. Der sensei hatte an fast allem etwas auszusetzen. Für die Verhandlungen mit dem Vermieter war ich zuständig. Es gab viele Schwierigkeiten, was mir sehr zusetzte. Wer mit einem Europäer befreundet ist, weiß, daß dieser in der Regel gegen Lärm empfindlicher ist als ein Japaner. (S. 308/309) Von Sternberg-sensei habe ich gelernt, daß die Nachbarschaftsverhältnisse den Anlaß zur Entwicklung der Lehre von den Emissionen und ihrer Abwehr abgaben. Sein Gehör war wirklich äußerst sensibel; ja überdurchschnittlich empfindlich. Wenn beispielsweise ein Tofu-Händler, der sich noch weit entfernt befand, seine Pfeife benutzte oder der Lehrling aus dem benachbarten Lebensmittelgeschäft ein Liedchen pfiff, dann sprang Sternberg-sensei erregt von seinem Schreibtisch auf. Aber Sternberg-sensei fühlte sich nicht nur von dem Vermieter Inaba und besagtem Lehrling gestört, sondern auch von den Hunden der Nachbarschaft. In jenem Villenviertel wurde in jedem Haus mindestens ein Hund gehalten. Oft fing gegen Mitternacht einer an zu heulen, worauf bald ein zweiter und ein dritter folgten. Aus der Unterhaltung einzelner Hunde erwuchs bald ein vielstimmiger Chor, was Sternberg-sensei schließlich nicht mehr ertrug.

Eines nachts klopfte er, nur mit dem Pyjama bekleidet, an meine Tür. Ich sagte: "Sensei, an dem Geheul kann man nichts ändern". Er war da jedoch ganz anderer Ansicht und befahl mir, seinen Anweisungen zu folgen. Also steckten wir uns einige Steine in die Taschen, füllten Wasser in einen Eimer und nahmen eine lange Bambusstange mit. Das waren unsere Waffen. Ich fragte mich, wozu das gut sein solle. Mit großen Bedenken folgte ich dem sensei auf die mitternächtlich-dunkle Straße - ein Aufzug wie bei Don Quichotte, allerdings ohne Pferd, aber mit Sancho Pansa. Kamen wir an ein Haus, vor dem ein Hund vor seiner Hütte heulte, dann warfen wir einen Stein in seine Richtung. Der Hund bekam Angst und hielt in seinem Heulen inne. War diese einfache Maßnahme unwirksam, so stocherten wir mit der Bambusstange in den Zaunzwischenräumen herum, um den Hund

11 Dies ist ein für japanische Holzhäuser beachtliches Alter. Weil ihnen das Klimaeiskalte Winter und feucht-heiße Sommer - so sehr zusetzt, werden sie in etwa 25-30 Jahre baufällig und deswegen in diesem Turnus erneuert.

160

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zu erschrecken. Half auch das nichts, schütteten wir dem Hund Wasser aus unseren Eimern über den Kopf. (S. 309/310) Bis heute weiß ich nicht, ob dieser dreistufige Maßnahmenkatalog eine Erfindung des sensei war, oder ob diese Maßnahmen in Deutschland erfunden und erprobt worden sind. Da der sensei ein begabter Lehrer war, spricht vieles dafür, daß er wohl selbst dieses Programm anhand der Tierpsychologie entwickelt hat. Jedenfalls war er damals ungemein stolz darauf. Damit hatte die Sache aber noch kein Ende. In der Nachbarschaft gab es in der Nähe der oben erwähnten großen Steigung eine Villa, die einem Vorstandsmitglied des Mitsui-Konzerns gehörte. Sein Hund war besonders hartnäckig und bösartig. Ich begleitete den sensei am Tage zu dieser Villa. Dort bat er um ein Gespräch mit der Dame des Hauses. Sie war sehr elegant. Als Sternberg-sensei sich beschwerte, daß ihr Hund nachts so laut sei, antwortete sie, daß ihr Hund sehr gut erzogen sei und daß es ein anderer Hund sein müsse, der den Lärm verursache. Darauf erklärte ihr der sensei: "In unserem Land, in Deutschland, gibt es eine Hundeschule. Hat ihr Hund eine Hundeschule besucht?" Eine derartige Unterhaltung zu dolmetschen überstieg eigentlich meine Kräfte, weil ich damals erst ein halbes Jahr deutsche Konversation betrieben hatte. Das Urteil eines Laien

Die Vorlesungen des sensei im deutschen Recht waren überaus schwer. Es war nicht nur seine Ausdrucksweise, die Probleme bereitete, sondern auch der Inhalt. Auf seine Aussprache war der sensei besonders stolz, zumal er meinte, das Berliner Hochdeutsch sei besonders gut. Irgendwann sagte ich ihm, daß seine Einführung für mich zu schwer sei. Darauf antwortete er: ,,Meinen Sie? Das ist nicht nur für Sie schwierig, sondern auch für Deutsche" und strahlte dabei über das ganze Gesicht vor Freude. Diese Antwort beruhigte mich jedenfalls ungemein. (S. 310/311) Ich hörte bei Sternberg-sensei zwei Jahre lang, an zwei Themen - nämlich Reallasten und Wechselrecht - erinnere ich mich heute noch. Wir Studenten schrieben damals alles genau so mit, wie es der sensei diktierte, ohne den Inhalt zu verstehen. Vor dem Examen hatte ein Kommilitone alles sauber abgeschrieben und auch an uns andere verteilt. Wir lernten alles auswendig. Damals verstand ich nur wenig, aber später las ich die Mitschriften aus den Vorlesungen wiederholt durch, und stellte fest, daß seine Vorlesungen wissenschaftlich auf hohem Niveau waren. Er lehrte nämlich nicht das BGB oder HGB Paragraph für Paragraph, sondern legte Wert auf soziale, wirtschaftliche und rechtsvergleichende Betrachtungen und Zusammenhänge. Seine Methode

3. Übersetzung aus: Kotaro Tanaka "Watashi no rirekisho, Mein Leben"

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und Darstellungsweise wurde aber damals von seinen älteren Kollegen nicht akzeptiert, weil seinerzeit an der Todai die Begriffsjurisprudenz die allgemein herrschende Methode war. Daher bat ihn der Dekan der juristischen Fakultät als Vertreter der Kollegen, Dr. Hijikata, das BGB beziehungsweise HGB nach der alten Methode zu lesen. Dagegen wehrte sich der sensei und wurde entgegen seiner sonstigen Art sehr wütend: ,,Es tut mir leid, ich lehre Recht und nicht Gesetze!" So wenig wurde er von den japanischen Kollegen verstanden. Ich weiß zwar nicht, ob diese Auseinandersetzung den Anlaß bot, jedenfalls wurden 1918/19 alle ausländischen Professoren mit der Begründung entlassen, sie verdienten mehr, als sie leisteten. Meines Erachtens war Sternberg-sensei kein Lehrer für Studenten, wohl aber einer für Professoren. Wir brauchten heute dringend solche Leute. Manchmal ist die Ansicht eines Laien über den Wert eines Gelehrten viel zutreffender als der Ruf unter den Kollegen. Es gab damals an der juristischen Fakultät einen Universitätsbediensteten, einer Art Pedell. Er galt als der "Herr der Todai". Er war so groß wie ein Sumo-Ringer. Sein Name war Kumakiji Takeda. Jeder Student kannte ihn. Fast zehn lange Jahre hindurch versuchte er alljährlich, das juristische Staatsexamen zusammen mit den Studenten abzulegen, deren Vater er hätte sein können. (S. 3111312) Takeda gestand mir, als ich noch Associate Professor war: "Sternberg ist ein sehr hochqualifizierter Gelehrter. Keiner von den ausländischen Professoren, die je an der Fakultät gelehrt haben, kann ihm das Wasser reichen. Im Gegensatz zu ihm ist Lönholm ein Beamtentyp! So zutreffend war das Urteil eines Laien. Er hatte jahrelang alle genau beobachtet. Aber nicht nur ein Laie beurteilte Sternberg-sensei so, sondern auch einige seiner Fachkollegen. Shinkichi Uesugi l2 beispielsweise, der Staatsrecht und zeitweise auch Soziologie lehrte, kam zu einem ähnlichen Urteil. Er war anfänglich einer der großen Gegner von Sternberg-sensei, erkannte aber später durch sein inzwischen erwachtes Interesse für Rechtsphilosophie dessen Wert. Kurz vor seinem Tode (etwa 1928/29) erklärte er mir, daß Sternberg-sensei wieder an die Todai berufen werden sollte. Sternberg-Schüler waren alle Studenten des Studiengangs des deutschen Rechts angefangen mit meiner Generation bis zur der von Sakae Wagatsuma 13 , 12 Shinkichi Uesugi (1878 - 1929) studierte bei Georg Jellinek, bei dem er auch wohnte. Nachdem er zunächst die Theorie von der Organpersönlichkeit des Staatsoberhauptes vertreten hatte, wandte er sich von Jellinek ab und verfocht vehement das Gegenteil. Er war politisch erzkonservativ. 13 Zu Wagatsuma (1897 - 1973) siehe oben S. 72 mit FN. 241.

11 Barlels·lshikawa

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Shinsuke Kishi (später Premierminister), Juso Miwa (bekannter Rechtsanwalt) und Ryuichi Kaji (später Professor). Nach der Entlassung von Sternberg-sensei lehrte er an der Chuo-Universität, später an der Keio und so fort. Durch seine Tätigkeit an den verschiedenen privaten Universitäten vervielfachte sich die Zahl seiner Schüler. Viele Leute unterstützten ihn finanziell, insbesondere die Professoren Nobuo Asakawa und Kinsho Katayama von der Chuo-Universität. Einige Beamte des Justizministeriums und einige Rechtsanwälte waren ebenfalls seine Freunde und halfen ihm. Ihre Unterstützung war so feinfühlig, daß sein Stolz nicht verletzt wurde (so wurde er beispielsweise Berater des Justizministeriums, ohne wirklich viel für sein regelmäßiges Honorar leisten zu müssen). (S. 312/313) An der Keio-Universität unterstützten ihn Shinzo Koizumi, damals Rektor,14 und Masao Matsurnoto. 1S Daneben trafen sich jüngere Juristen, die Sternberg-sensei nicht mehr an der Todai gehört hatten, regelmäßig mit ihm zu einem Gesprächskreis. Hier nenne ich vor allem Yoshisaburo Takane; er kümmerte sich um Sternberg-sensei wie ein leiblicher Sohn. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich auch noch an Nirö Hoshijima (später Präsident des Unterhauses).16 Er war in der Mittelschule in Okayama zwei Klassen über mir und an der Universität zwei Studienjahre unter mir, was übrigens damals nicht selten vorkam. Ich lernte Hoshijirna zum ersten Mal näher kennen, als er zu uns in das Haus in Yotsuya einzog. In jener Zeit zogen meine Eltern nach Tokyo, und ich sollte bei ihnen wohnen. Deshalb mußte ich schon nach einem Jahr bei Stemberg-sensei wieder ausziehen. Hoshijirna sollte meine Nachfolge antreten. Damals besaß er bereits so großen Witz und politisches Empfinden, daß er sich folgendermaßen vorstellte: ,,Ich heiße Hoshijima, Sie Sternberg. Sternberg bedeutet Hoshiyama, Hoshijima bedeutet Sterneninsel. .. Obwohl Hoshijima damals kaum Deutsch sprechen konnte, hatte er damit Sternberg-senseis Herz gerührt. In dieser Wohngemeinschaft lebte ferner Tatsuo Hoshino, der französisches Recht studierte. Später zog Sternberg-sensei nach Ueno - Sakuragicho gochubanchi, wo er mit Haruo Nagaoka 17 zusam14 Shinzo Koizumi (1888 - 1966), Wirtschaftswissenschaftler, Kulturkritiker, graduierte 1910 an der Keio. Seit 1916 lehrte er dort als Professor und war von 1933 - 44 Rektor. Seit 1949 wirkte er als Erzieher des damaligen Kronprinzen Akihito. Seine ältere Schwester war die Ehefrau des beruhmten Juristen und späteren Ministers Jöji Matsumoto (1877 - 1954), dem Vater von Masao Matsumoto (Vgl. die folgende Anm.). IS Masao Matsumoto (1910 - ?), ältester Sohn von Jöji Matsumoto, katholischer Philosoph und Professor an der Keio. 16 Nirö Hoshijima (1887 - 1980), Jura-Studium an der Todai, später Rechtsanwalt und Abgeordneter des Unterhauses, vertrat eine liberale politische Einstellung. 1946/47 wurde er zweimal Minister, 1951 Bevollmächtigter beim Friedensschluß in San Francisco und 1958 Präsident des Unterhauses. 17 Haruo Nagaoka ( Lebensdaten sind nicht ermittelbar), Sohn von Hantaro Nagaoka (Vgl. die folgende FN. 18).

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menlebte. Nagaoka war sehr sprachbegabt und lernte Deutsch sehr schnell. Ich selbst lebte in meiner Zeit als Associate-Professor ebenfalls ein Jahr mit Sternberg-sensei in Ueno. Auch das Ueno-Haus besaß einen Außenanstrich. Es befand sich oberhalb des Bahnhofes Uguisu-dani. Nachdem Sternberg-sensei auch aus diesem Haus wieder ausgezogen war und zwar nach Shonan, bezog der Vater von Haruo Nagaoka, Hantaro Nagaoka,18 dieses Haus. (S. 313/314) Es steht noch heute. Unendliche Dankbarkeit

Später war ich etwa drei Jahre lang in Europa. Infolge des ersten Weltkrieges hielt ich mich in Deutschland leider nur drei Monate auf, während ich in Frankreich und England jeweils ein gutes Jahr verbrachte. Dennoch habe ich sozusagen zwei Jahre lang in Deutschland gelebt - und zwar in jener Wohngemeinschaft mit Sternberg-sensei. Von ihm lernte ich sehr viel, nicht nur Wissenschaftliches, sondern auch Alltägliches, insbesondere europäische Manieren. Wenn ich mit Sternberg-sensei auf der Straße ging, so lief ich anfangs stets rechts von ihm. Sternberg-sensei ging dann um mich herum, so daß ich schließlich auf seiner linken Seite war. Auf diese Weise zu gehen, ist nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa üblich. 19 Allerdings machte ich auch Fehler. Ich las einen Roman von Arthur SchnitzIer, der zu jener Zeit sehr modem war. Darin fand ich einen Ausdruck, den ich nicht verstand, nämlich ,jüdische Nase". Es war gleich nach Sternberg-senseis Ankunft und ich wußte damals noch nicht, welcher Herkunft er war. Deswegen fragte ich ihn sehr naiv und ohne böse Absicht wie ein Kind: "Was ist eine jüdische Nase?" Ohne etwas zu sagen, zeichnete er eine große Nase auf das Papier. Diese Nase war seiner sehr ähnlich. Später bemerkte ich, daß Sternberg-sensei auf seine Herkunft sehr stolz war. Meine Frage hatte ihn - Gott sei Dank - nicht verletzt. Wissenschaftlich habe ich letzten Endes eine andere Richtung als Sternbergsensei eingeschlagen. Aber ich bin ihm unendlich dankbar. Meine Dankbarkeit kennt keine Grenzen. Natürlich bin ich auch anderen, japanischen Professoren sehr verpflichtet. Aber erst bei Stemberg-sensei lernte ich, was die Rechtswissenschaft zur Wissenschaft macht, begriff ich das Wesen der Wissenschaft. 18 Hantaro Nagaoka (1865 - 1950), in der Zeit bis zum zweiten Weltkrieg Japans berühmtester Physiker. Er entwickelte 1903 ein bekanntes Atommodell. Zunächst lehrte er an der Todai, ab 1931 war er Rektor der Universität Osaka. 19 In Japan gilt das ,,Linksgeh"-Gebot, zu dem schon die Kinder im Kindergarten angehalten werden.

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Von ihm lernte ich, daß das Handelsrecht von zwei einander sich widersprechenden Prinzipien beherrscht wird, nämlich der Formgebundenheit und der Formfreiheit. (S. 314/315) Das war der Anstoß für meine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Handelsrecht. Seine "Einführung in die Rechtswissenschaft" erweckte in mir das Interesse für die allgemeine Rechtslehre und Rechtsphilosophie. Der durch Stemberg-sensei bekannt gewordene Vortrag von J. H. v. Kirchmann über "Die Wertlosigkeit der Jurisprudenz" fand bei der jüngeren Generation der Juristen ein großes Echo, weil sie einen naturwissenschaftlichen beziehungsweise naiven Zugang zur Rechtswissenschaft hatten. Sternberg-sensei übte in seiner Abhandlung über Kirchmanns Vortrag zugleich scharfe Kritik an den etablierten Rechtswissenschaftlern, die der Rechtswissenschaft einen zu hohen Stellenwert einräumten - ja, ich möchte sagen - einem Rechtsimperialismus anhingen. Ich selbst vertrat zunächst einen ähnlichen Standpunkt. Durch Stemberg-senseis Studie über v. Kirchmann änderte ich später meine Auffassung und schätzte den Wert der Rechtswissenschaft nicht mehr so hoch ein; allerdings mußte ich ihr - und insofern bin ich wiederum Sternberg-sensei bei seiner Kritik an v. Kirchmann gefolgt - doch einen gewissen Wert zuerkennen. An dieser Stelle möchte ich jene Rechtswissenschaftler nennen, die ich persönlich kennengelernt habe: Radbruch, Kantorowicz, Kelsen und DeI Vecchio. Unter ihnen war Sternberg-sensei aufgrund seiner Bildung am herausragendsteno Er konnte stets zu jedem Gebiet - etwa Politik oder Kultur - etwas Sinnvolles anmerken. Seine Kenntnisse im Bereich der Literatur waren beispiellos. Er schien viel englische Romane gelesen zu haben. Auch musikalisch war er versiert. Er erzählte mir, daß er die 7. und 8. Symphonie von Beethoven ein wenig studiert habe. Basis seiner wissenschaftlichen Methode bildete wie bei seinem Lehrer Josef Kohler eine neohegelianische Betrachtung. Weltanschaulich war er letztlich anarchistisch, atheistisch und antiklerikal. Im täglichen Leben verhielt er sich sehr ruhig, ähnlich wie Faust; kam die Diskussion auf religiöse Fragen, so verwandelte er sich plötzlich in einen Mephisto mit einem roten Teufelsschwanz. Dann lächelte er ironisch und seine messerscharfe Kritik traf genau den Punkt. Die Hausnummer seines Sommerhäuschens in Karuizawa war ,,1313". Wurde sie im Gespräch erwähnt, so brach er über diese Unglückszahl in Gelächter aus. (S.315/316) Im Vergleich mit meinen übrigen Lehrern - etwa Inazo Nitobe 20 und Kanzo Uchimura21 - fiel Stemberg-sensei einfach aus dem Rahmen. 20 Inazo Nitobe (1862 - 1933) belegte nach Abschluß eines landwirtschaftlichen Studiums ab 1883 an der Todai die Fächer Englische Literatur und Ökonomie. Nitobe ging

3. Übersetzung aus: Kotaro Tanaka "Watashi no rirekisho, Mein Leben"

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Sternberg-sensei starb im Frühling 1950 im Alter von 72 Jahren an seinem langjährigem Leiden, dem Magenkrebs. Trotz seiner schweren Krankheit wollte er sein Haus in Tsujido nicht verlassen und sich in ein Krankenhaus begeben. Sein Haus lag inmitten eines Kiefernwäldchens. Wie erwähnt, war Sternberg-sensei sehr geräuschempfindlich, so daß diese Lage ohne Nachbarschaft für ihn ideal war. Ein altes Ehepaar versorgte ihn. In seinem Haus war es unordentlich; es gab keinen Unterschied zwischen seinem Wohn-, Studier- und Schlafzimmer. Es wurde nicht geputzt und leere Milchflaschen und Büchsen kullerten zwischen seinen Büchern und Manuskripten. Niemand konnte das Häuschen betreten. Vor seinem Tode hielt er seine Arbeiten vor uns geheim. Seine Handschrift war nur sehr schwer leserlich. Außerdem hatte er die Gewohnheit, als Manuskriptpapier einfach gerade jenes Papier zu verwenden, das er zur Hand hatte, also die Rückseite eines alten Einkaufszettels, eines Briefkuverts oder etwas ähnliches. Wahrscheinlich sind unter seinen Manuskripten auch Romane. Wir baten ihn, in die Klinik "Sankt Maria" in Shimo ochiai in der Nähe von Shinjuku zu ziehen, was kurz vor seinem Tode geschah. In seiner letzten Stunde war er sehr gefaßt. In seinem Testament hatte er verfügt, daß seine Leiche der medizinischen Fakultät der Keio-Universität übergeben werden sollte, was auch geschah. Es fanden keinerlei Beerdigungsfeierlichkeiten statt. Seine Leiche befindet sich noch heute in der Keio-Universität. Nicht wenige ausländische Gelehrte sind seit Beginn der Meiji-Zeit nach Japan gekommen und haben japanische Studenten ausgebildet. Von den Juristen ist der Franzose Boissonade22 zu nennen, dessen Verdienst wohl am größten ist. Er hielt sich rund 20 Jahre in Japan auf. Durch seine Bemühungen um die Kofür drei Jahre in die USA und für weitere drei nach Deutschland. Als er zUliickkehrte, hatte er ein Buch in Englisch und eines in Deutsch publiziert sowie neun Doktortitel erworben. Er arbeitete als Professor, veröffentlichte zahlreiche Bücher ("The Soul of Japan", 1899) und war für die japanische Regierung als Diplomat tätig. Nitobe war Christ und mit einer Amerikanerin verheiratet. 21 Kanzö Uchimura (1861 - 1930) war Führer einer christlichen Vereinigung, Essayist und Herausgeber mehrerer Zeitungen, besaß eine auffallende Sprachbegabung und studierte in den USA Theologie. Aufgrund seines christlichen Glaubens konnte er den Tenno nicht als Gott anerkennen und verlor deshalb seine LehrersteIle. Er arbeitete danach als Essayist und Prediger. 22 Gustave Boissonade de Fontarabie (1825 - 1910). Französischer Rechtsgelehrter, der von 1873 - 1895 im Auftrag der Meiji-Regierung in Japan arbeitete. Er lehrte an der Rechtsschule des japanischen Justizministeriums französisches Zivilrecht. Boissonade schuf nach dem Muster des französischen Code Civil einen Entwurf für die Kodifikation des Vermögensrechts. Dieser sollte als Teil des ZGB 1893 in Kraft treten; als sich die politischen Umstände zugunsten des deutschen Rechts änderten, erlangte Boissonades Entwurf keine Gesetzeskraft mehr.

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difikation des Zivilrechts in Japan und seinen Unterricht an der Universität hat er den ewigen Dank der Japaner verdient. Stemberg-sensei lebte 37 Jahre in Japan, dies war länger als die Hälfte seines Lebens. Während dieser Zeit kehrte er nicht nach Deutschland zurück. Zuletzt starb er hier. (S. 316/317) Anders als Boissonade, dem in Japan Ehre und Dank zuteil wurde, verbrachte Stembergsensei sein Lebensende trotz seiner früheren Berühmtheit in Armut und Krankheit. In der Rechtswissenschaft erschien er mir wie ein Missionar; sein Lohn ist die Dankbarkeit seiner Schüler.

4. Übersetzung aus: Takeyoshi Kawashima ,,Aru hogakusha no kisseki, Die Lebensspur eines Rechtsgelehrten" (Tokyo 1978, S. 98 - 103) Kawashima hat als junger Gelehrter (1941) Eugen Ehrlichs 1909 publizierte "Die Rechtsfähigkeit" ins Japanische übersetzt. Er hat das japanische Familienrecht mit seinem Hausherrnsystem (ie-seido) heftig kritisiert und trug zu seiner Modernisierung im Nachkriegsjapan bei. Ebenfalls nach dem zweiten Weltkrieg begründete er eine eigene Rechtssoziologie.

(S. 98-103) Gleich nach der Beförderung zum Assistant Professor nahm mein Gelehrtenleben einen wichtigen Wendepunkt. ZufaIlig lernte ich zwei sehr angesehene ausländische Gelehrte kennen und lernte von ihnen. Teilnahme am Seminar von Theodor Stemberg

(S. 98) Der eine war Theodor Sternberg, an dessen Privatseminar ich etwa ein Jahr lang teilnahm. Dem Leser möchte ich Theodor Sternberg kurz vorstellen, weil er zur Zeit nicht mehr so bekannt ist. Geboren im Jahr 1878 in Berlin studierte sensei (i. e. Sternberg in seiner Funktion als Lehrer Kawashimas) in Heidelberg und Berlin Rechtswissenschaft. Dann erhielt er 1899 den Doktortitel bei Josef Kohler. Nach einiger Tätigkeit als Rechtsanwalt in Berlin wurde er 1905 nach Lausanne als Privatdozent berufen. Da sensei wegen seiner politischen Einstellung (zu demokratisch) bei der Preußischen Regierung nicht gelitten war, scheiterten Berufungen nach Münster und Königsberg. Der sensei erzählte mir, daß er damals private Vorlesungen hielt, die mehrmals von der Polizei gestört worden seien. (S. 98/99) Unter den Teilnehmern dieser Vorlesungen waren etliche japanische Professoren und Mitglieder der japanischen Botschaft. Dies war der Anlaß, ihn im Jahre 1913 an die Todai zu berufen, wo er deutsches Recht und Wechselrecht las. Später las er auf seine eigene Initiative hin die Geschichte der Rechtswissenschaft für seine Kollegen an der Todai. 1918 wurden die Stellen für Ausländer an der Todai abgeschafft. 1920 wurde er Professor an der Keio-

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Universität und daneben an der Meiji-, Chuo-, und Hosei-Universität. Zeitweise war er als Sonderberater des japanischen Justizministeriums tätig. Er kritisierte das Nazi-Regime sehr heftig und lebte deswegen unter schwierigen Umständen. Er blieb in Japan bis zu seinem Tode. (S. 99) Als ich an seinem Privatseminar teilnahm, lebte sensei von der kleinen Einnahme aus seinen Vorlesungen. Bereits vor der Teilnahme am Seminar empfahl mir Kotaro Tanaka Sternbergs "Einführung in die Rechtswissenschaft", weil er es für ein gutes Lehrbuch hielt. Deshalb habe ich dieses Buch gelesen. (Aus der Sammlung Göschen). In der Tat war der Inhalt für einen jungen Gelehrten wie mich zu hoch und ich konnte es aus eigener Kraft nicht verstehen. Da kam das Angebot an Sternbergs Seminar teilzunehmen. Wenn ich mich nicht irre, wiederum durch die Vermittlung von Kotaro Tanaka. Später habe ich von den Teilnehmern erfahren, daß dieses Seminar nicht nur einen wissenschaftlichen Zweck hatte, sondern auch der finanziellen Hilfe für den sensei diente. Das Honorar für das Seminar war jedoch meines Erachtens so winzig, daß es sensei nicht helfen konnte. Wir trafen uns einmal die Woche in Kanda im Akademiegebäude. Sensei las zunächst über ein Thema, darauf folgte die Diskussion. Damals (um 1932/34) hatte das Privatseminar lediglich fünf oder sechs Mitglieder, so daß es ihm finanziell nicht helfen konnte. (S. 100) In diesem Seminar las sensei auf Deutsch entweder aus seiner "Einführung in die Rechtswissenschaft" oder er verteilte an uns Vortragsunterlagen zu einem Thema. Die ,,Einführung" war sehr komprimiert geschrieben. Wenn der sensei alles erklärte, erschien mir jede Zeile glänzend. Diese Vorlesung war tatsächlich hoch interessant. Was das Seminar angeht, habe ich natürlich mehrere Erinnerungen. Vor allem sein Deutsch erschien mir schwierig. Da er Jude war, verwandte er vornehmlich Worte, die aus dem Französischen oder Lateinischen stammen, wie zum Beispiel ,,raffinieren" statt "verfeinern" und viele Worte, die auf ,,-ieren" enden. Diese Worte habe ich im deutsch-japanischen und im deutschen Fremdwörterbuch nachgeschlagen, aber dort nicht gefunden. Hierfür kann ich viele Beispiele nennen. Die Diskussionen im Seminar waren aufgrund der Sprachschwierigkeiten nicht so lebhaft. Im Gesprächskreis hat mich zweierlei tief beeindruckt. Zum einen machte die Tiefe der Analyse des sensei auf mich einen großen Eindruck. Soweit ich weiß, sind die meisten jüdischen Gelehrten sehr umfassend gebildet. Ich weiß nicht, ob dies aus der jüdischen Mentalität folgt oder lediglich aus dem sozialen Umfeld. Wenn ein durchschnittlicher Gelehrter ein oder zwei Fuß tief bohrt, so bohrt ein jüdischer Gelehrter 20 oder 30 Fuß tief - so war damals mein Eindruck. In senseis wissenschaftlicher Betrachtung lag die gleiche Tiefe wie bei

4. Übersetzung aus: Takeyoshi Kawashima ,,Aru hogakusha no kisseki"

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Ihering oder Kelsen. (S. 1(01101). Was für eine Analyse! Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich in ihm einen wirklich großen Gelehrten kennengelernt. Ich bewunderte ihn. Sensei war Universalgelehrter. Er besaß nicht nur in der Jurisprudenz Kenntnisse, sondern auch in der Soziologie, der Geschichte und der Philosophie. Was wir ihn auch fragen mochten, stets antwortete der sensei ausführlich und auf hohem Fachniveau, als ob er alle Bücher gelesen habe. Ich hatte den Eindruck, daß der sensei systematisch und umfassend die Literatur studiert hatte. Der sensei hatte eine eigene Auffassung zu jeder Frage und zu jedem Werk, zum Beispiel zu Kants Rechtsphilosophie nahm er im Seminar Stellung und zu Iherings Werken ("Der Geist des römischen Rechts", 4 Bde., 1852-65, "Der Zweck im Recht", 2 Bde., 1877-83; "Scherz und Ernst in der Jurisprudenz", 1885). In seiner Vorlesung trug er stets solche kritischen Anmerkungen vor. Dies bewunderte ich. In meinen Augen wußte er alles über das römische Recht. Ohne Wörterbuch konnte er Griechisch und Latein frei sprechen. In seiner Vorlesung bildete er oft eigene Worte, die er an lateinische, griechische oder französische Vokabeln anlehnte. Er las auch französische Philosophen im Original. Mir erschien sein Intellekt uferlos. Einen ähnlichen Intellekt fand ich bei Robert Schinzinger. (S. 101-102) Als ich als junger Student bei Schinzinger Deutsch lernte, war Kants ,,Metaphysik der Sitten" Unterrichtsgrundlage. Auch Schinzinger konnte jeden Satz erklären. Ich fühlte mich gegenüber Schinzinger und sensei, als ob ich ein armer kleiner Zwerg sei. Der zweite Punkt, der mich beeindruckte, waren die Literaturhinweise. Der Dai-sensei (wörtl: großer Lehrer, Maestro) gab uns stets ausgezeichnete Literaturhinweise, die mir ein systematisches Studium ermöglichten. So sagte er zum Beispiel: ,,Lies bei Windscheid ... oder bei Ihering ... und wenn ihr die Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft verstehen wollt, gibt es keine andere Wahl als StintzinglLandsberg zu 'erobern'''. Dabei handelt es sich um ein vierbändiges Werk. Deshalb fragte ich den sensei, um zu prüfen, ob er wirklich dieses Werk durchgelesen hatte, nach seinem Inhalt. Sofort erhielt ich eine ausführliche Antwort. Ich mußte sein Gedächtnis tief bewundern. Das Literaturstudium aufgrund der Anregungen des senseis hat mir in meinem späteren Gelehrtenleben sehr geholfen. Ich möchte Ihnen jetzt noch etwas über die Einstellung des sensei zum Leben erzählen. Damals wohnte der sensei entweder in Chigasaki oder Hayama. (S. 102-103). Zu jener Zeit waren westliche Ausländer meistens reich. Deshalb dachte ich zunächst, Sternberg-sensei sei auch reich und würde im Speisesaal der Akademie zu Kanda gut essen. Tatsächlich war es anders. Wir Teilnehmer aßen stets vor dem Seminar zu Mittag. Der sensei hingegen aß während des Seminars Brot und Käse. Wenn er sprach, während er aß, konnte ich ihn überhaupt nicht verstehen. Dem sensei schien es finanziell schlecht zu gehen.

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Der sensei hatte immer Notizpapier in seiner Anzugtasche. Während des Gesprächs mit uns notierte er sich ab und zu etwas. Während der Fahrt von Hayama nach Tokyo las der sensei entweder oder notierte sich etwas oder aß Brot. Also, in meinen Augen war er das Idealbild eines Gelehrten. Der sensei fragte uns gelegentlich zu Problemen des japanischen Rechts. Wir antworteten sehr ernst, ähnlich wie beim mündlichen Examen, und er notierte unsere Antworten. Ich ahmte ihn später nach und führte ebenfalls einen Notizblock mit mir. Er war für mich nicht nur wissenschaftlich, sondern auch im täglichen Leben ein Vorbild. Jedenfalls dachte ich damals, daß es ein schwieriger und weiter Weg bis zum Gelehrten ist.

5. Verzeichnis des Sternberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo Inhaltsverzeichnis A. Juristische Schriften von Theodor Sternberg ............................................. 172 Arbeitsrecht .................................................................................................... 172 Handels-, Wechsel-, See- und Versicherungsrecht ........ :............................... 172 Juristische Gesellschaftsphilosophie .............................................................. 173 Komparatistik ................................................................................................. 173 Öffentliches Recht. ......................................................................................... 173 Prozessrecht. ................................................................................................... 173 Rechtsgeschichte ............................................................................................ 174 Rechtsphilosophie .......................................................................................... 175 Rechtssoziologie ............................................................................................ 177 Rechtstheorie .................................................................................................. 178 Sonstige juristische Schriften ......................................................................... 179 Staatsrecht ...................................................................................................... 180 Staatstheorie ................................................................................................... 181 Strafrecht ........................................................................................................ 181 Werkverzeichnis ............................................................................................. 182 (Allgemeine) Wissenschaftslehre ................................................................... 182 Zivilrecht ........................................................................................................ 183 B. Sonstige Schriften von Theodor Sternberg ................................................ 184

Briefe .............................................................................................................. 184 Dichtung (Allgemein) .................................................................................... 184 Dichtung (Politisch) ....................................................................................... 187 (Allgemeine) Geschichte ................................................................................ 191

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Japan-Berichte ................................................................................................ 191 Literaturgeschichte, Literaturkritik ................................................................ 193 Persönliches ................................................................................................... 193 (Allgemeine) Philosophie ............................................................................... 194 Psychologie .................................................................................................... 198 Sagenforschung .............................................................................................. 198 Schriften zum Dritten Reich ........................................................................... 198 Selbstzeugnisse, z.T. Briefe von Theodor Sternberg und an Theodor Sternberg, Lebenslauf, Heiratsurkunde ................................ 199 Sexualwissenschaft, Sexualkunde .................................................................. 204 Soziologie ....................................................................................................... 206 C. Gedruckte Schriften von Theodor Stemberg ............................................. 208

D. Bücher anderer Autoren und Zeitschriften, die sich im Nachlass von Theodor Stemberg befinden ...................................................................... 211 Andere Autoren, gedruckt .............................................................................. 211 Andere Autoren, ungedruckt .......................................................................... 214 Briefe von Familienmitgliedern und engen Freunden .................................... 214 Robert Sternberg ............................................................................................ 215

A. Juristische Schriften von Theodor Stemberg Arbeitsrecht 1.

Die "Wagner-Acte" in den USA, Vortrag bei der Doppo Kenkyu Kai am 9.11. 1937, maschinenschriftlich Handels-, Wechsel-, See- und Versicherungsrecht

2.

Das Handelsrechtsverhältnis (Die Handelssache), maschinenschriftliches Fragment

3.

Handelstausch, maschinenschriftliches Manuskript

5. Verzeichnis des Sternberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

173

4.

Handels-, Wechsel-, See- und Versicherungsrecht, maschinenschriftliche Gliederung

5.

Manuskriptsammlung zum Handelsrecht (Umschlag), maschinenschriftlich Juristische Gesellschaftsphilosophie

6.

Juristische Gesellschaftsphilosophie. Probemanuskripte, siehe im Katalog "Wissenschaftslehre und Werkverzeichnis" Komparatistik

7.

Entwicklung der Komparatistik. Fragment maschinenschriftlich

8.

Kritik an Spenglers "Untergang des Abendlandes''i darin Ausführungen zum Wesen des "Comparatismus". Zur Bedeutung von J. Kohler, M. Weber, Fr. von Liszt, F. Menger, handschriftliches Fragment Öffentliches Recht

9.

Socialrecht und öffentliches Recht, handschriftliches Fragment Prozessrecht

10. Abschaffung des "in camera-Verfahrens", maschinen- und handschriftliches Manuskript, 2 Exemplare und 2 gedruckte Exemplare. (Prozeßrecht I) 11. Acht (8) Fragmente zum Prozeßrecht maschinenschriftlich. (Prozeßrecht I) 12. Allgemeines Prozeßrecht maschinenschriftliches Fragment. (Prozeßrecht 11) 13. Das Wesen der Prozeßrechtsverletzung maschinenschriftliches Fragment. (Prozeßrecht I) 14. Der gemeine Civilprozeß. Gliederung maschinenschriftlich. (Prozeßrecht 11) 15. Der Sinn des englischen Prozeßrechts. Fair trial. maschinenschriftliches Fragment, 3 Exemplare. (Prozeßrecht I) 16. Die Beweis-Methoden maschinenschriftliches Manuskript. (Prozeßrecht I)

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17. Fragmente zum Prozeßrecht maschinenschriftlich. (Prozeßrecht I) 18. Sieben (7) Fragmente zum Zivilprozeßrecht maschinenschriftlich. (Prozeßrecht I) Rechtsgeschichte 19. Das Verbrechen der Aussetzung im Recht des Altertums siehe im Katalog "RECHTS PHILOSOPHIE" 20. Die Entstehung der modemen Justiz im mittelalterlichen Italien, Vortrag bei der Doppo Kenkyu Kai am 24.2. 1941, maschinenschriftlich. (Rechtsgeschichte I) 21. Die Entstehung des Justizwesens maschinenschriftliche Skizze. (Rechtsgeschichte I) 22. Die Gewissensehe. (matrimonium conscientiae) maschinenschriftliches Fragment. (Rechtsgeschichte 11) 23. Die Praxis des "bon juge" handschriftliches Manuskript. (Rechtsgeschichte I) 24. Die Rezeption europäischen Rechts in Japan. Vortrag maschinenschriftlicher Abriß. (Rechtsgeschichte 11) 25. Eike von Repgow. Vergleich zwischen der deutschen und der englischen Entwicklung des Rechts. maschinenschriftliches Manuskript. (Rechtsgeschichte 11) 26. Fragment über Jherings Lehre vom Zweck im Recht handschriftlich. (Rechtsgeschichte I) 27. Fragment zur Bedeutung von Jhering maschinenschriftlich. (Rechtsgeschichte 11) 28. Frauen. Fragment über die Rechtsstellung der Frauen im Laufe der Geschichte, handschriftlich. (Rechtsgeschichte I) 29. Freiheit maschinenschriftliches Fragment. (Rechtsgeschichte 11) 30. Gastaufnahme, handschriftliches Fragment. (Rechtsgeschichte I) 31. Gutachtenpraxis und Spruchfakultät im mittelalterlich-neuzeitlichem Rechte. Vortrag bei der Doppo Kenkyu Kai am 30. 4. 1941 maschinenschriftlich, 2 Exemplare. (Rechtsgeschichte I) 32. Historical Importance of Roman Law (A Preface) handschriftliches Manuskript. (Rechtsgeschichte I)

5. Verzeichnis des Sternberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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33. Historische Methode und Historismus in der Rechtswissenschaft. 1940,36 Seiten, siehe im Katalog "RECHTSTHEORIE" 34. Historische Methode und Historismus, Fragment. (Rechtsgeschichte 11) 35. Jus civile, Jus gentium, Jus naturale, Manuskript in englischer Sprache, maschinenschriftlich. (Rechtsgeschichte I) 36. Rechtsgeschichte - Vergleichende Rechtswissenschaft - Rechtssoziologie, maschinenschriftlicher Abriß, 2 Exemplare. (Rechtsgeschichte 11) 37. Rechtsleben und Rechtswissenschaft. Vom Urbeginn bis zum Eingreifen der Buchstabenschrift, Aufsatz unter diesem Titel in BureauvorsteherZeitschrift 1912, maschinenschriftliches Manuskript. (Rechtsgeschichte I) 38. Rezeption des römischen Rechtes in Italien maschinenschriftliches Vortragsfragment. (Rechtsgeschichte 11) 39. Römisches Recht. Actiones ex delicto, maschinenschriftliches Manuskript in englischer Sprache. (Rechtsgeschichte 11) 40. The foundamental notions of Roman Law, maschinenschriftliches Manuskript. (Rechtsgeschichte 11) 41. Über die Anfänge der Staatenbildung, Vortrag vom 17. November 1897, handschriftliches Manuskript. (Rechtsgeschichte I) 42. Über römisches Recht, maschinen- und handschriftliches Fragment. (Rechtsgeschichte 11) Rechtsphilosophie 43. Babylonische Rechtsphilosophie handschriftliches Manuskript. (Rechtsphilosophie III) 44. Begriff des Rechts maschinenschriftliches Manuskript. (Rechtsphilosophie III) 45. Begriff des sozialen Aktes, handschriftliches Fragment. (Rechtsphilosophie IV) 46. Das Verbrechen der Aussetzung im Recht des Altertums a. handschriftliches Manuskript, b. maschinenschriftliches Manuskript (Rechtsphilosophie IV) 47. Der Streit der Facultäten um die Rechtsphilosophie maschinenschriftliches Manuskript, 3 Exemplare. (Rechtsphilophie I1I) 48. Dialektik in der neuen Kunst- und Rechtswissenschaft maschinenschrifliches Fragment ohne Titel. (Rechtsphilosophie I1I)

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49. Die vergleichende Methode in den Wissenschaften und ihre Bedingungen in der Kultur bis auf und bei Kant, mit besonderer Berücksichtigung der Vergleichenden Rechtswissenschaft, 1914, maschinenschriftliches Manuskript. (Rechtsphilosophie III) 50. Enzyklopädie der Rechtsphilosophie handschriftliches Fragment. (Rechtsphilosophie I) 51. Erste Entstehung des Rechts und der socialen Verhältnisse maschinenschriftliches Fragment. (Rechtsphilosophie IV) 52. Fragment zum Prozeßrecht; rechtsphilosophischer Ansatz (?) maschinenschriftlich. (Rechtsphilosophie 11) 53. Freie Rechtsfindung und unmittelbare Demokratie. Manuskript eines gedruckten Aufsatzes in der Keio Zeitschrift maschinenschriftliches Manuskript. (Rechtsphilosophie III) 54. Geschichte der Philosohie handschriftliches Fragment. (Rechtsphilosophie IV) 55. Gleichheit in der Gesellschaft maschinenschriftliches Fragment. (Rechtsphilosophie III) 56. Grundproblem der Rechtsphilosophie maschinenschriftliches Fragment. (Rechtsphilosophie I) 57. Hegels Rechtsphilosophie Vortrag bei der Doppo Kenkyu Kai am 26. 10. 1942,2.3.1943 und 16.3. 1943, maschinenschriftlich. (Rechtsphilosophie III) 58. Japanische Rechtsphilosphie. Rezension des Buches von Hiroyuki Kato: "Der Kampf um das Recht des Stärkeren" maschinenschriftliches Manuskript. (Rechtsphilosophie III) 59. Leben und Wesenheit der englischen Richter maschinenschriftlich. (Rechtsphilosophie 11) 60. Naturrecht und Vernunftrecht maschinenschriftlich. (Rechtsphilosophie III) 61. Prähistorische Rechtsansichten handschriftliches Fragment. (Rechtsphilosophie IV) 62. Psychoanalyse und Recht, Vortrag bei der Doppo Kenkyu Kai am 6.3. 1939, maschinenschriftlich, 2 Exemplare. (Rechtsphilosophie 11) 63. Rechtsphilosophie und Musik maschinenschriftliches Fragment. (Rechtsphilosophie I) 64. Rechtsphilosophische Prüfung an der Chuo-Universität im März 1928 (Eine Prüfungsaufgabe bezieht sich auf die freirechtliche Bewegung) (Rechtsphilosophie I)

5. Verzeichnis des Sternberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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65. Rechtsphilosophisches Fragment, maschinenschriftlich. (Rechtsphilosophie III) 66. Rechtsphilosophie und Naturrecht, Fragment. (Rechtsphilosophie IV) 67. Skizze über die "beschränkte Souveränität", maschinenschriflich. (Rechtsphilosophie 11) 68. Skizze über "internationale Beziehungen", maschinenschriftlich. (Rechtsphilosophie 11) 69. Über das Wesen des Staates, maschinenschriftliches Fragment, 2 Exemplare. (Rechtsphilosophie III) 70. Über die Rechtsästhetik, maschinenschriftliches Fragment. (Rechtsphilosophie 11) 71. Über die Todesstrafe, maschinenschriftliches Fragment, 3 Exemplare. (Rechtsphilosophie 11) 72. Über Kantorowicz' Theorie der strafbaren Handlung, Vortrag bei der Doppo Kenkyu Kai am 26. 6. 1939, maschinenschriftlich. (Rechtsphilosophie 11) 73. Über Recht und Sitte der Primitiven nach den neusten Forschungen, Vortrag bei der Doppo Kenkyu Kai am 13.2. 1939, maschinenschriftlich. (Rechtsphilosophie 11) 74. Ursprung des Rechts. - Tiere, pflanzen, Elementargeister maschinenschriftliches Fragment. (Rechtsphilosophie IV) 75. Utilitare Begründung des Gnadenprincips maschinenschriftliches Manuskript. (Rechts philosophie 11) 76. Wissenschaftsqualität des Naturrechts maschinenschriftliches Manuskript. (Rechtsphilosophie I) 77. Zum Naturrecht, maschinenschriftliches Fragment. (Rechtsphilosophie IV) 78. Zur Philosophie des International- und Universal-Rechts maschinenschriftliches Manuskript. (Rechtsphilosophie IV) 79. Zwei handschriftliche rechtsphilosophische (?) Fragmente (Rechtsphilosophie III) Rechtssoziologie 80. Berufswahlgründe japanischer Abiturienten maschinenschriftliches Manuskript. (Rechtssoziologie 11) 81. Das juristische Studium, (Eine ironische Skizze) maschinenschrifliches Manuskript, 2 Exemplare. (Rechtssoziologie 11) 12 Bartels-lshikawa

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82. Das Problem der Klassenjustiz, Vortrag bei der Doppo Kenkyu Kai am 27.5. 1940, maschinenschriftlich und Fragment eines Manuskripts. (Rechtssoziologie 11) 83. Das Richtertum im Klassenkampf maschinenschriftliches Manuskript. (Rechtssoziologie 11) 84. Der Begriff der Ehe. teilweise handschriftliches und teilweise maschinenschriftliches Manuskript (Rechtssoziologie I) 85. Die Justizkrise in der Weimarer Republik, Gliederung eines ironischen Essays, maschinenschriftlich. (Rechtssoziologie 11) 86. Die Legal Aid Society, Geschichte und Tätigkeit der Legal Aid Society in Amerika maschinenschriftliches Manuskript. (Rechtssoziologie 11) 87. Jhering und die Klassentheorie maschinenschriftliches Manuskript. (Rechtssoziologie 11) 88. Recht und Sprache maschinenschriftliches Manuskript, 2 Exemplare. (Rechtssoziologie 11) 89. Rechtsstudium und Prüfordnung in Japan maschinenschriftliches Manuskript. (Rechtssoziologie 11) 90. Über japanische Universitäten (Manuskript von Ratten zerfressen), maschinenschriftlich. (Rechtssoziologie 11) 91. Über japanische Wahlen 1946 (Fertiges ungedrucktes Manuskript in englischer Sprache, 3 Exemplare) und ein Brief von Hasegawa, Shinichi von der Nippon Times, (Rechtssoziologie 11) Rechtstheorie 92. Das Recht als Spiel hand- und maschinenschriftliches Fragment 93. Die Entwicklung der Gesetzestechnik, Vortrag bei der Doppo Kenkyu Kai am 26. 10. 1938, maschinenschriftlich 94. Historische Methode und Historismus in der Rechtswissenschaft. 1940, 36 Seiten in: Keio University Press maschinenschriftliches Manuskript 95. Innere Rechte. Zum Wesen der Rechte der juristischen Person handschriftliches Fragment 96. Neue Rechtsquellen, Vortrag bei der Doppo Kenkyu Kai am 27. 1. 1941, maschinenschriftlich

5. Verzeichnis des Stemberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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97. Phänomenologie des Rechts, maschinenschriftliches Manuskript 98. W. Sauers juristische Methodenlehre, Vortrag am 26. 6. 1941, Gliederung, maschinenschriftlich 99. Zum Wert terminologischer Erörterungen, maschinenschriftliches Fragment 100. Zur Rechtsmethodik, maschinenschriftliches Fragment Sonstige juristische Schriften 101. Abschaffung der juristischen Fakultäten maschinenschriftlicher Vortrag, 2 Exemplare. (Sonstiges I) 102. Abschrift eines Urteils des Arbeitsgerichtes Berlin, Kammer 32, vom 19. 7. 1927, maschinenschriftlich. (Sonstiges 11) 103. Abschrift eines Urteils des Landgerichts Tokyo vom 9.6. 1932 in einer Mietsache, maschinenschriftlich. (Sonstiges 11) 104. Antike maschinenschriftliches Fragment, 2 Exemplare. (Sonstiges I) 105. Aus Prozeß: Das Recht der Rechtsanwälte maschinenschriftliches Manuskript. (Sonstiges I) 106. Capitulum I, Quomodo scire est ignorare (Fragment zu einem Buch?) (Sonstiges 11) 107. Das Citierverbot des englischen Rechts, Gliederung maschinenschriftlich (Sonstiges I) 108. Der Beruf unseres Volkes zur Gesetzgebung zusammen mit 2 Fragmenten zu Franz von Liszt, maschinenschriftliches Manuskript. (Sonstiges 11) 109. Der Rechtsunterricht, Vortrag maschinenschriftlich. (Sonstiges I) 110. Die Bauschönheit des Gerichtssaales, in: "Der Kunstwart", 1911, S.299 maschinenschriftlich, 2 Exemplare. (Sonstiges I) 111. Die Struktur des indischen Rechtsbegriffes maschinenschriftliches Manuskript. (Sonstiges 11) 112. Die Tätigkeit des modernen Juristen, Die erste Vorlesung von Dr. jur. Sternberg, gedruckt. (Sonstiges I) 113. Englisches öffentliches Recht Zweifelhaft, ob dieses handschriftliche Manuskript von Sternberg selbst stammt, unter Umständen Arbeit eines Studenten. (Sonstiges I) 114. Entwickelung und Krisis des Völkerrechts Gedrucktes Manuskript, aber Schluß fehlt. (Sonstiges I) 12*

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siehe auch im Katalog "Staatstheorie" und "Gedruckte Schriften von Th. Stemberg", dort ist das Manuskript komplett. 115. Gutachten und Entwurf eines Gesetzes über die Beförderung der Richter nach der Leistungsstatistik, maschinenschriftlich. (Sonstiges I) 116. Gesetz gegen Wirtschaftssabotage vom 1. 12. 1936 maschinenschriftliche Abschrift. (Sonstiges I) 117. Liebknecht, Fragment über Karl Liebknecht, handschriftlich. (Sonstiges I) 118. Marxismus, Essay über den Marxismus und über Marx maschinenschriftlich. (Sonstiges I) 119. Personenstandsrecht maschinenschriftliches Fragment. (Sonstiges I) 120. Politische Spekulationen über einen 3. und 4. Weltkrieg, maschinen- und handschriftlich. (Sonstiges I) 121. Preisregulierung und Verlustausgleichung nebst einer Discussion der verwaltungsrechtlichen Feststellungsklage, Vortrag bei der Doppo Kenkyu Kai am 24. 11. 1941 maschinenschriftliches Fragment. (Sonstiges 11) 122. Rechtsgutachten für die Deutsch-Asiatische Bank in Japan maschinenschriftlich. (Sonstiges 11) 123. Richteramt und Richterideal im englischen Puritanismus maschinenschriftliches Manuskript. (Sonstiges 11) 124. Talmudistische Rechtsauslegung (so der Titel auf dem Umschlag) maschinenschriftliches Fragment. (Sonstiges 11) 125. The impending war as I see it maschinenschriftliches Fragment. (Sonstiges 11) 126. The origin of Human Society handschriftliches Fragment. (Sonstiges 11) 127. Versuch eines Gutachtens über die geeignete Verwendung der dem Gap.), Justizministerium für eine Refonn der prozeßwissenschaffentlichen Ausbildung der höheren Justizbeamten zur Verfügung stehenden laufenden Mittel maschinenschriftlich. (Sonstiges I) Staatsrecht 128. Problem der Staatsfonn in Europa maschinenschriftliches Manuskript

5. Verzeichnis des Sternberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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129. Über Staatenverbindungen: Imperien & Weltbund. maschinenschriftliches Fragment 130. Über Demokratie und die "Diktatur der Industriearbeit" maschinenschriftliches Manuskript 131. Über Demokratie und Rätesystem hand- und maschinenschriftliches Fragment 132. Verfassungsgerichtsbarkeit (zum Supreme Court der USA) maschinenschriftlicher Essay (?) 13 3. Verfassungswissenschaft, Weltorganisationsrecht. handschriftliche Fragmente Staatstheorie 134. Entwickelung und Krisis des Völkerrechtes, Vortrag bei der Doppo Kenkyu Kai am 13. 12. 1939, maschinenschriftlich; siehe auch im Katalog "Gedruckte Schriften von Th. Stemberg" und "Sonstiges I". 135. Weiterbildung des liberal-demokratischen Staatsrechts maschinenschriftliches Manuskript Strafrecht 136. Begriff der Verbrechensbereinigung maschinenschriftliches Manuskript, 3 Exemplare. (Strafrecht I) 137. Das Geltungsgebiet (? schwer lesbar) des Handlungsbegriffes im Recht, handschriftliches Manuskript. (Strafrecht I) 138. Der Gemeine Strafproceß, Vortragsgliederung maschinenschriftlich, 2 Exemplare. (Srafrecht 11) 139. Der Versicherungsbetrug, Vortragsgliederung maschinenschriftlich. (Strafrecht 11) 140. Die Begnadigung bei den Naturrechtslehrern. siehe auch im Katalog "Gedruckte Schriften von Th. Stemberg", maschinenschriflieh. (Srafrecht I) 141. Die Entwicklung des Analogieverbots in der Anwendung des Strafgesetzes, Gliederung, maschinenschriftlich. (Strafrecht I) 142. Die rechts- und moralphilosophische Bedeutung der Verleumdung. siehe auch unter dem Stichwort "Verleumdung" , handschriftliches Manuskript. (Strafrecht 11)

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143. Erneuerung des Strafensystems? Sowie 2 dazugehörige Manuskriptfragmente, Vortrag bei der Doppo Kenkyu Kai am 25.3. 1940, maschinenschriftlich. (Strafrecht I) 144. Exhibition maschinenschriftliches Manuskript. (Strafrecht 11) 145. Franz von Liszt, 2 Gedächtnisschriften zu Franz von Liszt siehe auch im Katalog "Sonstiges III", (Strafrecht I) 146. Über (?) die Grundauffassung des Strafrechts handschriftliches Fragment. (Strafrecht I) 147. Japans Beitrag zur Strafrechtsreform. Das Land ohne Beleidigungsprozesse und Duelle, maschinenschriftliches Manuskript. (Strafrecht I) 148. Nazisches & Fascistisches Strafrecht, Vortrag bei der Doppo Kenkyu Kai am 24.6. 1940, maschinenschriflich. (Strafrecht I) 149. Verleumdung maschinenschriftliches Fragment. (Strafrecht I) 150. Werden und Vergehen des Strafrechts maschinenschriftliches Manuskript. (Strafrecht I) 151. Zum Kassationsverfahren maschinenschriftliches Manuskript. (Stafrecht I) 152. Zum Problem der Strafart maschinenschriftliches Fragment. (Strafrecht 11) 153. Zum Problem des Strafens und der Strafe maschinenschriftliches Fragment, 2 Exemplare. (Strafrecht I) Werkverzeichnis 154. Gesamtplan der vierzig zu schreibenden Bücher, 1944 für Wolfahrt und Daigaku Shorin Verlag, entworfen und 2 Einleitungen zur Wissenschaftslehre, maschinenschriftlich, 2 Exemplare 155. Schriften von Prof. Theodor Sternberg Sternberg von 1899 bis 1923, maschinenschriftlich 156. Verzeichnis von Sternbergs Schriften über deutsches Recht, jeweils mit einer knappen Besprechung, maschinenschriftlich (Allgemeine) Wissenschaftslehre 157. Begriff der Wissenschaftslehre maschinenchriftliches Manuskript

5. Verzeichnis des Sternberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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158. Der Dilettantimus in der Wissenschaft Fragment 159. Chrononornie der Wissenschaft maschinenschriftliches Fragment, 2 Exemplare. 160. Genie im Verhältnis zu Ethos und Universalität (zu Specialität und Universalität in Wissenschaftslehre), Fragment 161. Wissenschaftslehre Fragment 162. Wissenschaftsjournalistik Fragment 163. Wissenschaftslehre und Hochbildungslehre (Hochschulpädagogik) maschinenschriftliches Fragment 164. Wissenschaftslehre und Wissenschaftsphilosophie maschinenschriftliches Fragment, 2 Exemplare 165. Wissenschaft und Arbeit hand- und maschinenschriftliches Fragment 166. Wissenschaft und Fortschritt (Orginaltitel fehlt) Fragment Zivilrecht 167. Das Wesen des Mietvertrages im japanischen Recht (nicht Obligation, sondern Sitte), maschinenschriftliches Manuskript. (Zivilrecht I) 168. Die Organisation des Schwarzhandels im Kleingeschäft und seine rechtliche Behandlung, Vortragsgliederung für die Doppo Kenkyu Kai, Oktober 1942, maschinenschriftlich. (Zivilrecht 11) 169. Die Rechtsfindung im Schiedsgericht, Eine Rechtsauskunft, einen Anstellungsvertrag und die Vertragsauslegung betreffend, maschinenschriftliches Manuskript. (Zivilrecht I) 170. Entwicklung und rechtssoziologische Gestaltung des Eigentums. maschinenschriftliches Manuskript. (Zivilrecht 11) 171. Gutachten. Gutachten auf dem Gebiet des deutschen Schuldrechtes, maschinenschriftliches Manuskript. (Zivilrecht I) 172. Ist § 281 BGB auf dingliche Ansprüche anwendbar? maschinenschriftliches Manuskript. (Zivilrecht I) 173. Neuer Versuch des Gläubigerschutzes handschriftliches Manuskript. (Zivilrecht I)

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174. Rechtsfähigkeit. Volljährigkeit. Vorlesungsfragment (?). Übersicht handschriftlich. (Zivilrecht I) 175. Reichsgerichtsrechtssprechung zum Mitverschulden § 254 BGB maschinenschriftlich. (Zivilrecht 11) 176. Schadens-Zurechnung. Übersicht handschriftliches Fragment. (Zivilrecht I) 177. Tod als Endigungsgrund des Schuldverhältnisses maschinenschriftliches Manuskript. (Zivilrecht I) 178. Unechte Speciesschuld; Ein neuer Rechtsbegriff...• Reform der Gattungsschuldlehre und Schlichtung des methodologischen Streits. Vortrag im Dezember 1940 bei der Doppo Kenkyu Kai. maschinenschriftlich. (Zivilrecht I) 179. Verjährung handschriftliche Fragmente. (Zivilrecht 11) 180. Vermögensrecht. Schuldrecht & Sachenrecht. Vorlesungsmanuskript (?). handschriftlich. (Zivilrecht I) 181. Vorverträge (Argumentation mit Volksrecht und Juristenrecht) maschinenschriftliches Manuskript. (Zivilrecht 11) 182. Zum Erbrecht maschinenschriftliches Fragment. (Zivilrecht I) 183. Zur Problematik der Gattungsschuld. Ihre praktische Entstehung handschriftliches Manuskript (Zivilrecht I) 184. Zur Stückschuld maschinenschriftliches Fragment. (Zivilrecht I) 185. Zur Theorie der Voraussetzung; Zur Lehre von der Verjährung maschinenschriftlicher Abriß (Zivilrecht 11)

B. Sonstige Schriften von Theodor Stemberg Briefe 186. Brief an General MacArthur betreffend War Crimes Trial handschriftlich in englischer Sprache Dichtung (Allgemein) 187. Abschiede. Die Stunde. The moment. Vogelweide. Zur Erinnerung (Dichtung. allgemein I)

5. Verzeichnis des Stemberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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188. Apo1ogia, Gedicht in englischer Sprache (Dichtung, allgemein I) 189. Bräuche sind sinnlos geworden (Dichtung, allgemein I) 190. Byron in wundervollen Versen (Dichtung, allgemein I) 191. Das Weh im Herzen! (Dichtung, allgemein I) 192. Der Hypochonder 4 Exemplare. (Dichtung, allgemein I) 193. Der Priester von Yeats (Dichtung, allgemein 11) 194. Der Revolutionsplatz (7. bis 9. Szene eines Theaterstücks) maschinenschriftliches Fragment. (Dichtung, allgemein I) 195. Der Schlaf verläßt mich, 9.1. 1943 (Dichtung, allgemein I) 196. Der Tausendste, Übersetzung eines Gedichtes von Rudyard Kipling (Dichtung, allgemein I) 197. Der Tod. Jenseits. Die Frage. Kleine Sanduhr. Ausgang. Schlummer. Old man' s Lullaby, (Dichtung, allgemein I) 198. Dichtung und Wahrheit (Dichtung, allgemein I) 199. Die Rache (Dichtung, allgemein 11) 200. Dieweil nach Seligkeit wir streben (Dichtung, allgemein I) 201. Disgusted (Dichtung, allgemein I) 202. Eine schöne Feier der Gerechtigkeit (Dichtung, allgemein I) 203. Eins fehlt, Übersetzung von Gedichten von Victor Hugo (Dichtung, allgemein I) 204. Ein stiller grauer Tag geht heut zur Neige (Dichtung, allgemein I) 205. Erdgeboren, Übersetzung eines Gedichtes von William Blake hand- und maschinenschriflich. (Dichtung, allgemein I) 206. Fragment zu Romeo und Julia von Shakespeare in der Übersetzung von Schlegel/Tieck, handschriftlich. (Dichtung, allgemein I)

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207. Free Will (Dichtung, allgemein I) 208. Freiheit (Dichtung, allgemein 11) 209. Frühe Gedichte und Übersetzungen von deutschen Gedichten ins Englische (Goethe, Uhland, Rückert, Heine), (Dichtung, allgemein 11) 210. Gedichte in Reinschrift, Mappe noch von Sternberg beschriftet (Dichtung, allgemein 11) 211. Gedichte von Sternberg und Übersetzungen von Gedichten von William Blake, (Dichtung, allgemein I) 212. Gesicht (Dichtung, allgemein 11) 213. Glocken (Dichtung, allgemein 11) 214. Heinrich Laube, Fragment (?) (Dichtung, allgemein 11) 215. Herrenmenschen. Das neue Gedicht, The Shaboten and the Cherryblossoms. Liebe. Im Park., (Dichtung, allgemein 11) 216. Höchstes der Persönlichkeit (Dichtung, allgemein 11) 217. Ist Gott? (Dichtung, allgemein 11) 218. Jeder Kerl hat den Heine, den er verdient, Denkmal (Dichtung, allgemein 11) 219. Jenseits (Dichtung, allgemein 11) 220. Lie down on this here soft green meadow's velvet (Dichtung, allgemein 11) 221. Liebe ohne Worte (Dichtung I) 222. Lob der Narrheit (Eine kleine Erzählung) (Dichtung, allgemein 11) 223. Lowell-Gedichte (übersetzt) in Reinschrift (Dichtung, allgemein 11) 224. Männer, Frauen . (Dichtung, allgemein I) 225. Nippon seishin (= Japanese spirit = Japanischer Geist), Gedicht in englisch und deutsch, (Dichtung, allgemein I)

5. Verzeichnis des Stemberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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226. Odysseus, Meinen alten Freunden und Schülern an meinem 60.Geburtstag (1938), (Dichtung, allgemein 11) 227. Phantasie und andere Gedichte maschinenschriftlich, (Dichtung, allgemein I) 228. Philosophie des Eros, 3 Exemplare mit Variationen (Dichtung, allgemein I) 229. Reconvalescenz, Geistes-Frone, 1 Exemplar und 1 Fragment, (Dichtung, allgemein I) 230. Robert, im Mai 1944 (Dichtung, allgemein I) 231. Sie blickt zum Himmelszelt empor (Dichtung, allgemein I) 232. Siesta, Gedicht in englischer Sprache (Dichtung, allgemein I) 233. Soul and Woman. Emancipation. Free Love, 3 Gedichte in englischer Sprache, (Dichtung, allgemein I) 234. Theaterstück von Sternberg ohne Titel handschriftliches Manuskript, (Dichtung, allgemein I) 235. Today-Tomorrow's Song (Heute und Morgen), Übersetzung eines NSLiedes ins Englische, (Dichtung, allgemein I) 236. Verse eines Philosophen von Jean Marie Guyau, übersetzt von Sternberg, Übersetzung war nicht auffindbar, (Dichtung, allgemein 11) 237. Wacht arn Rhein. Trennung. Zum Grabe. (Dichtung, allgemein 11) 238. War Slogan; englisch (Dichtung, allgemein I) 239. "Wie von heute" oder ,.Prinzipientreue", Burlesque in einem Aufzug. Berlin 23. November 1896, (Dichtung, allgemein I) 240. Zwei satirische Märchen, Es soll noch ein drittes satirisches Märchen mit dem Titel "Die weibliche Brücke" gegeben haben, das Frau Anni CroweIl, geb. Vogel vorgelesen worden sein soll. Es war aber nicht auffindbar, (Dichtung, allgemein I) Dichtung (Politisch) 241. 1871, Gedicht in deutscher und französischer Sprache (Dichtung, politisch)

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242. Alldeutschland 1918, Gennaniae constitutio monstrum. Pufendorf. 2 Exemplare, (Dichtung, politisch) 243. Begegnung (Dichtung, politisch) 244. Cats are so mild (Dichtung, politisch) 245. Daladiere (Dichtung, politisch) 246. Das Recht (Dichtung, politisch) 247. Dem gefallenen Genossen, Übersetzung von Upton Sinclair (Dichtung, politisch) 248. Der Freie, Übersetzung eines Gedichtes von Henry Wotton 2 Exemplare, (Dichtung, politisch)

249. Der Held im Himmel = Der Barde, (Dichtung, politisch) 250. Der Kesselring von Eisen ist (Dichtung, politisch) 251. Der Schatzgräber (Dichtung, politisch)

252. "Der Sieg ist nah" ="Victory now", in: Die Kultur, Heft 2, vom 2. Februar 1944 (2604), Seite 9, hrsg. von Tsugio Sekiguchi, siehe auch im Katalog "Gedruckte Schriften". Zur Entstehung siehe im Katalog "Selbstzeugnisse etc." Nr. 11 und auch: "Victory now", (Dichtung, politisch) 253. Die Wandlung (Dichtung, politisch) 254. Du brauchst, zu löblicher Tat geneigt (Dichtung, politisch) 255. Einst nach Indien gereist, sah ein Pedant (Dichung, politisch) 256. Elegante Welt (Dichtung, politisch) 257. Einstein in Amerika 2 Exemplare, (Dichtung, politisch) 258. Es erben sich Gesetz und Rechte (Dichtung, politisch) 259. Es steht die Sturmkolonne (Gedicht zur Judenverfolgung) (Dichtung, politisch)

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260. Ewig nannte sich einst die Liebe (Dichtung, politisch) 261. Freiheit (Dichtung, politisch) 262. Gelegenheits-Distichen (Dichtung, politisch) 263. Greuel-Bestie (Dichtung, politisch) 264. Große Zeit (Dichtung, politisch) 265. Heil den Fliegern! (Dichtung, politisch) 266. Historie (Dichtung, politisch) 267. Historische Kritik; Rasse; Strick, auch angeheftet an "Nazica" (Dichtung, politisch) 268. Hoch auf dem (Dichtung, politisch) 269. In Mukden werden Chinesen erschossen (Dichtung, politisch) 270. Jetzt wohin? (Dichtung, politisch) 271. Kalendernot (Dichtung, politisch) 272. Keine Messe wird man singen (Dichtung, politisch) 273. Liste der druckfertig hergestellten Gedichte, von Tb. Sternberg erstellt (Dichtung, politisch) 274. Marinetti, Locarno, Lied der deutschen Volkspartei 1930 (Dichtung, politisch) 275. Nazica, Sammlung von Gedichten, enthält u. a. auch "Schillers Lied, Historische Kritik, Rasse, Strick", (Dichtung, politisch) 276. Nazi-Glaube-Hoffnung (Dichtung, politisch) 277. Ode des 8. December von Yonejiro Noguchi (nachgedichtet von Tbeodor Sternberg?), (Dichtung, politisch) 278. Parnassus plagiatorius, Sammlung von Gedichten (Dichtung, politisch)

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279. Peace englisch und deutsch, (Dichtung, politisch) 280. Programm-Huldigung (Dichtung, politisch) 281. Samuel Levy or The Great Danger (Dichtung, politisch) 282. Schillers Lied an die Freude, angeheftet an: "Wir sind nun wieder potsdämlich wie nie" und an ,,Nazica", (Dichtung, politisch) 283. Schöne Seele (Dichtung, politisch) 284. Sein Nachlaß; Zur Fünf-Jahresfeier der Machtergreifung Adolf Hitlers (Dichtung, politisch) 285. Scheust Du Dich in Kümmernissen (Dichtung, politisch) 286. Sinn des Lebens (Dichtung, politisch) 287. Victory now (2 Exemplare) = Der Sieg ist nah (1 Exemplar) siehe auch "Gedruckte Schriften", (Dichtung, politisch) 288. Vienna by Ferdinand Freiligrath (3. 11. 1848) (Dichtung, politisch) 289. Vienna 1848 by Ferdinand Freiligrath siehe auch in ,,Dichtung, politisch", Nr.288; es handelt sich um 2 verschiedene Versionen, (Dichtung, politisch) 290. Vorbei (Dichtung, politisch) 291. Walküren (Dichtung, politisch) 292. Was ist Freiheit? (Dichtung, politisch) 293. Who is the most popular man in the state? (Dichtung, politisch) 294. Wir sind nun wieder potsdämlich wie nie 2 Exemplare, (Dichtung, politisch) 295. Zum Deuteln geboren 2 Exemplare, (Dichtung, politisch)

5. Verzeichnis des Stemberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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(Allgemeine) Geschichte 296. Der Ur-Anfang Rußlands handschriftliches Fragment 297. Der Ursprung der Erfindungen handschriftliches Fragment 298. Die Entwicklung der japanisch - amerikanischen Beziehungen Manuskript 299. Fragment zu den österreichisch - ungarischen Beziehungen 300. Japan-China Incident 301. Über die Kriegskunst bei Römern und Griechen 302. Was zog Japan zu Frankreich? maschinenschriftliches Manuskript Japan-Berichte 303. Bevölkerungsproblem und Abtreibung in Japan maschinenschriftliches Manuskript, (Japan-Berichte I) 304. Boycott as a Weapon in International Disputes and its Relations to the actual Situation Manuskript; 2 Exemplare in englischer und französischer Sprache, (Japan-Berichte I) 305. Conditions of Peace. (Public Part) Manuskript, (Japan-Berichte I) 306. Das Bild der Krise in Japan Manuskript, (Japan-Berichte I) 307. Das Mandschureiproblem - Die Ideologie der japanischen Volks stimmung (Japan-Berichte I) 308. Der Grundgegensatz der britisch-amerikanischen und japanischen Flottenpolitik, Tokyo, August 1934 (Japan-Berichte I) 309. Der Vertrag und Japan Manuskript, 4 Exemplare (Japan-Berichte I) 310. Die Beseitigung der Wirtschaftskrise, Vortrag am 13. 1. 1932 in der O. A. G. (Ostasiatische Gesellschaft) in Tokyo 2 Exemplare (Japan-Berichte I)

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311. Die Empörung der Kopfjäger Manuskript, 2 Exemplare (Japan-Berichte I) 312. Die industrielle und kaufmännische Zuverläßigkeit der Japaner handschriftliches Manuskript (Japan-Berichte I) 313. Die Kellnerinnenfrage in Japan Manuskript (Japanberichte I) 314. Die Lage der Aussichten der Baumwollindustrie in Japan Manuskript (J apan-Berichte I) 315. Die Reichtagswahlen in Japan und hemach handschriftliches Manuskript (Japan-Berichte 11) 316. Die Shirokiya-Feuerkatastrophe in Tokyo Manuskript (Japan-Berichte I) 317. Die Triebkräfte des Ostconflicts Manuskript, 3 Exemplare (Japan-Berichte I) 318. Entwicklung der deutsch-japanischen Beziehungen handschriftliches Manuskript (Japan-Berichte 11) 319. How Japan furthered the cause ofuniversal peace in the Russo-Chinese Conflict (Nur noch Titelblatt vorhanden) (Japan-Berichte I) 320. Japan ist reich an Gewohnheitsunrecht (Nur noch Titelblatt vorhanden) (Japan-Berichte 11) 321. Japans positive Chinapolitik und die Parteien handschriftliches Manuskript (Japan-Berichte 11) 322. Japan und Indien Manuskript (Japan-Berichte I) 323. Krise und Faschismus in Japan Manuskript (Japan-Berichte I)

5. Verzeichnis des Stemberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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324. Mandschurei: Internationale Control? Manuskript (J apan-Berichte I) 325. Tanakas Glück und Ende Manuskript (Japan-Berichte I) 326. Über die Beziehungen von Japan zu China (der Originaltitel und die 1. Seite dieses Manuskripts fehlen) (Japan-Berichte I) 327. Vorgeschichte des "Seekampf-Japan-Amerika" Manuskript, 2 Exemplare (Japan-Berichte I) 328. West-östliche Kulturfragen in Flug und Verkehr Manuskript (Japanberichte I) Literaturgeschichte, Literaturkritik 329. Ein Stückchen Literaturgeschichte maschinenschriftliches Manuskript 330. Fragment der Kritik über einen japanischen Roman 331. Fragment einer Literaturgeschichte 332. James Rusell Lowell1819-1892 Manuskript (Sternberg hat zahlreiche Lowell-Gedichte übertragen) 333. Kurt Meißner: Der Krieg der alten Dachse. Seltsame Geschichten aus Shikoku. Eine Kritik von Sternberg maschinenschriftlich 334. Stapledon 335. Vergleichende Literaturwissenschaft Persönliches 336. Mitteilung über den deutsch-evangelischen Gottesdienst in Karuizawa (Persönliches I) 337. Persönliche Briefe an Sternberg aus den Jahren 1890 bis ca. 1941, sowie Visitenkarten, Bücheranzeigen, Rechnungen (Persönliches I) 338. Persönliche Briefe und Gedichte, Letztere zum Teil ohne Titel und ohne 13 Bartels-Ishikawa

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Angabe eines Autors; sie können teilweise von Frau Anni Crowell, geb. Vogel, stammen (Persönliches 11) 339. Zahlreiche Briefe und Brieffragmente aus allen Lebensperioden Sternbergs, die zum Teil nicht genau einem Verfasser zugeordnet werden können sowie andere persönliche Unterlagen von Sternberg (Persönliches III) (Allgemeine) Philosophie 340. Alexander Herzen Fragment (Allg. Philosophie 11) 341. Begriff der Philosophie (nur Inhaltsübersicht), maschinenschriftlich (Allg. Philosophie I) 342. Der (Pseudo) "Realistische Prakticismus" Fragment (Allg. Philosophie 11) 343. Die griechische Prophetie Fragment (Allg. Philosophie 11) 344. Die Veranlagung der Nationen zur Mystik hand- und maschinenschriftliches Manuskript (Allg.Philosophie I) 345. Die Werthaftigkeitsgradation der Werte maschinenschriftliches Manuskript, 3 Exemplare (Allg. Philosophie I) 346. Die Zeit des "Fin de siede" und der Einfluß der Dialektik (Originaltitel fehlt), Manuskript (Allg. Philosohie 11) 347. Drei Fragmente zu philosophischen und religiösen Problemen maschinenschriftlich (Allg. Philosophie I) 348. English I, Eine Prüfungsaufgabe in Philosophie (Plato) auf englisch maschinenschriftlich (Allg. Philosophie I) 349. Ethik

5. Verzeichnis des Stemberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

Fragment (Allg. Philosophie 11) 350. Fragment über Aristoteles maschinenschriftlich (Allg. Philosophie I) 351. Fragment zu "Lenins Materialismus und Empiriokriticismus" maschinenschriftlich (Allg. Philosophie I) 352. Fragment I zur Philosophie maschinenschriftlich (Allg. Philosophie I) 353. Fragment 11 zur Philosohie maschinenschriftlich (Allg. Philosophie I) 354. Fragmente III zur Philosophie maschinenschriftlich (Allg. Philosophie 11) 355. Fragmente über Marxismus (Allg. Philosophie 11) 356. Fragmente zur Philosophiegeschichte (Allg. Philosophie 11) 357. Zur Geschichte der Philosophie Fragment (Allg. Philosophie 11) 358. Genie im Verhältnis zu Ethos und Universalität Fragment (Allg. Philosophie 11) 359. Geschichte der Philosophie, Vortrag, maschinenschriftlich (Allg. Philosophie I) 360. Goethe und Marx. (Der Sinn des Logos) vollständiges Manuskript (Allg. Philosophie 11) 361. Grundeinstellung - Richtung der Philosophie maschinenschriftliches Manuskript (Allg. Philosophie I) 362. Hegel der Allvereiner 13"

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Manuskript (Allg. Philosophie 11) 363. Historische Prophetie Fragment (Allg. Philosophie 11) 364. Kampfprincip handschriftliches Manuskript (Allg. Philosophie I) 365. Kosmische Anthropologie, 1944 maschinenschriftliches Fragment (Allg. Philosophie I) 366. Kulturphilosophie - Geschichtsphilosophie - Kriegsphilosophie Fragment (Allg. Philosophie 11) 367. Kulturwissenschaft handschriftliches Fragment (Allg. Philosophie 11) 368. Phänomenologie der Philosophie. (Vortrag?), vollständiges Manuskript, 3 Exemplare (Allg. Philosophie I) 369. Philosophie Fragment (Allg. Philosophie 11) 370. Philosophie, Materialismus und Socialismus Manuskript (Allg. Philosophie 11) 371. Philosophie und Socialismus Manuskript (Allg. Philosophie 11) 372. Philosophische Fragmente (Allg. Philosophie I) 373. Philosophie und Reformgedanken. Zur Würdigung der Utopie, Philosophische Wochenschrift 1907 siehe im Katalog "Gedruckte Schriften von Theodor Stemberg" (Allg. Philosophie 11) 374. Philosophie und Religion Manuskript (Allg. Philosophie 11)

5. Verzeichnis des Sternberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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375. Prophetismus Fragment (Allg. Philosophie 11) 376. Stemberg Ethik Fragment, 2 Exemplare (Allg. Philosophie 11) 377. Technizistische (?) Utopie. Veme, Dorninik, Lasswitz, Wells, Shaw Fragment (Allg. Philosophie 11) 378. Über Ästheticismus und Ästhetismus maschinenschriftliches Manuskript (Allg. Philosophie I) 379. Über das Wesen des Menschen Fragment (Allg. Philosophie 11) 380. Über den Islam handschriftliches Fragment (Allg. Philosophie I) 381. Über die jüdische Religion (Prophetie) Fragment (Allg. Philosophie 11) 382. Über philosophische Systeme handschriftliches Fragment (Allg. Philosophie I) 383. Verstand ist das Verbindungsvennögen maschinenschriftliches Manuskript (Allg. Philosophie I) 384. Zum Unterschied zwischen dem Materialismus der Neuzeit und der Antike maschinenschriftliches Manuskript (Allg. Philosophie I) 385. Zu Kant und der Reaktion auf ihn (Originaltitel nicht mehr vorhanden), Manuskript (Allg. Philosophie 11) 386. Zu Nietzsche Fragment (Allg. Philosophie 11) 387. Zur Voraussage des christlichen Evangelismus

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Fragment (Allg. Philosophie 11) Psychologie 388. Persönlichkeit Manuskripte, von Stemberg selbst so betitelt 389. Psychologie Fragment 390. Zum Wesen der Persönlichkeit Fragment Sagenforschung 391. Notizen I zur Sagenforschung handschriftliches Manuskript Schriften zum Dritten Reich 392. Die semitische Abstammung der germanischen Götter handschriftliches Manuskript 393. Geneology ofNazi Philosophy Gliederung 394. Method of Investigation englisches Fragment 395. Nazi and Stahlhelm Manuskript 396. Nazi-Language maschinenschriftliche Gliederung 397. Nazi-Science. The Swastika. handschriftliches Manuskript 398. Roots of Fascism and Nazism in History Fragment

5. Verzeichnis des Sternberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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Selbstzeugnisse, z. T. Briefe von Theodor Stemberg und an Theodor Stemberg, Lebenslauf, Heiratsurkunde 399. Abschrift eines Briefes an Prof. Tsugio Sekiguchi (Germanist, Hrsg. der Zeitschrift "Die Kultur") vom 4.5. 1940. Darin äußert sich Stemberg zu seiner Entlassung durch die Hosei-Universität (Selbstzeugnisse III) 400. Antrag auf Entlassung aus der deutschen Staatsangehörigkeit vom 21. 8. 1939 maschinenschriftlich (Angabe, wann Stemberg Deutschland verlassen hat und Angaben über seine Herkunft) (Selbstzeugnisse I) 401. Bewerbung beim Reichsminister Dr. Joji Matsumoto um die Verteidigung jap. Kriegsverbrecher (Stemberg erteilt Englischunterricht, um Geld zu verdienen und erhält Miete für sein Haus in Karuizawa) (Selbstzeugnisse 11) 402. Bewerbung (Fragment) bei den "American Occupation Forces's General Headquarters, Economic & Science Section", vom 25/26. 1. 1946 (Enthält Daten zum Lebenslauf) 4 Exemplare (Selbstzeugnisse III) 403. Brief an das High Command ofUSA Forces in Japan vom 31. 10. 1945 (Bewerbungsschreiben mit eingehendem Lebenslauf) (Selbstzeugnisse III) 404. Brief an das Kanagawa Province Govemment, Public Safety Section, vom 21. 8. 1946 (wegen Status als Staatenloser) (Selbstzeugnisse I1I) 405. Brief an das Rote Kreuz vom 19.7. 1947 (Datum steht auf S. 2) (Zu Stembergs Mitgliedschaft in der "Bekenntniskirche") (Selbstzeugnisse III) 406. Brief an das Wohlfahrtsamt in Berlin-Charlottenburg. (Auskunft über die Vermögens verhältnisse von Stemberg und seiner Frau vom 23. 9. 1935) 2 Exemplare (Selbstzeugnisse I) 407. Brief an den "Chief of SCAP Information and Education Division" vom 16. 8. 1949 (Zu Stembergs Entlassung als Berater des jap. Erziehungsministeriums; zur teilweisen amerikanischen Abstammung Stembergs; zu

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seiner Familie in Deutschland während der Nazi-Zeit; zu seinen AntiNazi-Aktivitäten) (Selbstzeugnisse 111) 408. Brief an den jap. Innenminister vom 2. Oktober 1943 (Erklärung der Krankheiten Sternbergs, seiner Beziehung zu Japan, S. 4; der Grund für seine Berufung an die Todai; Angabe, daß Sternberg das Lied "Der Sieg ist nah" geschrieben hat, S. 6) (Selbstzeugnisse I) 409. Brief an Ingrid Stergus vom 22. 10. 1948 (Zu Sternbergs gesundheitlicher und finanzieller Lage und seinem Alltag) (Selbstzeugnisse IV) 410. Brief an Ingrid Stergus, USA, vom 2. 1. 1949 (I. Stergus ist die Tochter seines Bruders Paul, siehe Brief an R. Schröder, vom 4.9.1947, S.3 und den Brief an den Chief of SCAP Information etc. vom 16. 8. 1949) (Selbstzeugnisse 11) 411. Brief an Lt. Commander Frank B. Huggins vom 28. 4. und 31. 5. 1946 (Zur finanziellen Lage Sternbergs, zu seinen Anti-Nazi-Aktivitäten, zur Wirkung von "Begriff der Philosophie", zum Englischunterricht) (Selbstzeugnisse 111) 412. Brief an Prof. Dr. med. Nishino vom 29. 7. 1949; maschinenschriftlich, aber Schluß fehlt, zusammen mit dem vollständigen 16-seitigem handschriftlichen Manuskript (Selbstzeugnisse I) 413. Brief an Prof. Shinzo Kaji, ehern. Staatssekretär im Erziehungsministerium, vom 26. 4. 1947 (Sternberg zu seiner finanziellen Lage und Arbeitssituation) 2 Exemplare (Selbstzeugnisse 111) 414. Brief an RA Prof. Dr. Masaharu Inui vom 5.7.1946 (Zu Sternbergs Entlassung durch die Keio Universität, zu seinem Englischunterricht, zu seiner finanziellen Lage, Bitte um Beschäftigung imjap. Justizministerium oder bei der Verteidigung von Kriegsverbrechern) (Selbstzeugnisse IV) 415. Brief an RA Seiichi Izawa (nach Sternbergs Aussage sein bester Freund, über seine Finanzen vom 19. 8. 1941) (Selbstzeugnisse IV) 416. Brief an Richard Schröder vom 8. 11. 1948 (Sternberg lebt nur noch von Traubenzucker- und Vitarnin-C-Injektionen) (Selbstzeugnisse IV)

5. Verzeichnis des Sternberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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417. Brief an Willi Förster vom 8. 12. 1946 (Danach ist Stern berg seit Oktober 1946 Berater des jap. Erziehungsministerriums, ferner zu Sternbergs finanzieller Situation in dieser Zeit) (Selbstzeugnisse III) 418. Brief der Redaktion des "Berliner Tageblatts" (Ernst Feder über die Honorarfrage, sowie zu Radbruch und Kantorowicz) (Selbstzeugnisse I) 419. Brief der Redaktion der Zeitschrift "Wirtschaft und Recht" vom 4. 10. 1911, an Sternberg, Link, Kantorowicz und Radbruch, die um ihre Mitarbeit für diese Zeitschrift gebeten werden (Selbstzeugnisse IV) 420. Brief des Direktors der Bibliothek der Meiji-Universität vom 15.9. 1920 bzgl. der Sternberg abgekauften Bibliothek (Selbstzeugnisse I) 421. Brief vom 26. 2. 1946 an OLG-Präsident Yoshisaburo Takane (Zu Sternbergs gesundheitlicher und finanzieller Lage. Wunsch, die Verteidigung von Kriegsverbrechern zu übernehmen) (Selbstzeugnisse 11) 422. Brief vom 22. 3. 1946 an Kotaro Tanaka und Masao Matsumoto (darin zur finanziellen Lage, zur Übernahme der Verteidigung von Kriegsverbrechern) (Selbstzeugnisse 11) 423. Brief von Kirchmann oder Kirchler (die Unterschrift ist schlecht lesbar) an Sternberg vom 10. 6. 1945 (Zu Sternbergs Verhältnis zu Anni Vogel, verheiratete Crowell, und zur Vermietung seines Hauses in Karuizawa) (Selbstzeugnisse IV) 424. Brief von Leo Zaitzeff, Berlin, an Sternberg vom 8.10.1927 zu Zaitzeff siehe im Katalog "Andere Autoren, gedruckt" (Selbstzeugnisse IV) 425. Brief von Schmidkunz vom 16. 6. 1930 (Zur Möglichkeit einer Berufung Sternbergs nach Greifswald) (Selbstzeugnisse IV) 426. Brief von Sternberg an Anni Vogel vom 29.6.1941 (Selbstzeugnisse 11) 427. Brief von Sternberg an das jap. Unterrichtsministerium vom 30.8. 1946 (Ausfürungen zu Sternbergs Familie, Vater 1917 gestorben, Mutter USAmerikanerin sowie zu seiner Kindheit)

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(Selbstzeugnisse 11) 428. Brief von Sternberg an den dt. Botschafter Dr. Solf vom 28. 4. 1922 (Fragment) (Selbstzeugnisse IV) 429. Brief von Sternberg vom 1. 11. 1946 an die jap. Regierung (Zur Gestaltung von Briefmarken) (Selbstzeugnisse IV) 430. Brief von Stemberg an die ,,Nippon Times" (Bewerbung) vom 3. 4. 1946 (enthält ausführlichen Lebenslauf) (Selbstzeugnisse III) 431. Brief von Stemberg an Prof. Dr. Baron Shigeto Hozumi (Todai) vom 28. 2. 1943 (Zwischen ihnen bestand schon in Berlin eine große Freundschaft; Hozumi unterstützte Sternberg finanziell) (Selbstzeugnisse IV) 432. Brief von Sternberg an Prof. Kotaro Tanaka (?) vom 16.4.1946 (Zu Stembergs finanzieller und gesundheitlicher Situation) (Selbstzeugnisse 11) 433. 3 Briefe von Sternberg (1939-1941) an seine Frau Paula (Über den Tod ihres Sohnes, über seine damaligen Lebensumstände, die Entlassung aus der dt. Staatsbürgerschaft, über seinen Freund Prof. Tsugio Sekiguchi) (Selbstzeugnisse 11) 434. Brief von Toshihiro Kennoki (= Direktor im jap. Erziehungsministerium = Monbu-Sho) an Sternberg vom 28.2. 1950. (Kennoki bietet Hilfe und Geld an) (Selbstzeugnisse IV) 435. Brief (von Stemberg an seinen Cousin) Richard Schröder in Georgia, USA, vom 4.9. 1947 (Darin über den Tod der Mutter, der Schwester, des Bruders (Auschwitz!); Stemberg arbeitete in Japan im Untergrund gegen die Nazis) (Selbstzeugnisse 11) 436. Brief zum Honorar von ,,Mann und Weib", 27. 9. 1927 (Selbstzeugnisse I) 437. Fragment eines Briefes (Abschrift) an seine Ehefrau Paula (1938/39?) (über Stembergs Plan, die Staatsangehörigkeit aufzugeben, über eine mögliche Scheidung und über die Auswanderung der Ehefrau) (Selbstzeugnisse I) 438. Handschriftlicher Brief des dt. Botschafters Dr. Solf (zugleich Ehrenvorsitzender der O.A.G.) vom 15.4. 1921

5. Verzeichnis des Stemberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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(Selbstzeugnisse IV) 439. Heft mit Zeichnungen von Tb. Stemberg(?) (Selbstzeugnisse IV) 440. Heiratsurkunde von Stemberg in Kopie und eine Bescheinigung über die Eheschließung (Selbstzeugnisse I) 441. Lebenslauf von Stemberg aus dem Jahre 1936 zusammen mit einem Schriftenverzeichnis (Selbstzeugnisse I) 442. Lebenslauf von Sternberg bis ca. 1939 (?) (sehr ausführliche Darstellung), maschinenschriftlich (Selbstzeugnisse I) 443. Postkarte von Hans Wolfart vom 19.6.1942 = 17. (Jahr nach Showa) 6. (Monat) 19. (Tag) (Selbstzeugnisse 11) 444. "Testimony"= Referenz von Kotaro Tanaka über Stemberg vom Juli 1947 (Selbstzeugnisse 11) 445. "Testimony"= Referenzschreiben von Prof. Masao Matsumoto vom Juli 1947 (Selbstzeugnisse I1I) 446. "Testimony"= Referenzschreiben von Prof. Dr. Shinzo Koizumi (Präsident der Keio Universität) vom Juli 1947 (Selbstzeugnisse I1I) 447. Verlängerung des Vertrages mit der Kaiserlichen Universität Tokyo (Todai) von 1917 in englischer Sprache (2 Exemplare) und japanisches Original (Selbstzeugnisse I) 448. Vertrag mit der Keio Universität vorn Juli 1948 über Abfassung eines Buches "Kurzes System des deutschen Bürgerlichen Rechts", 3 Exemplare (Selbstzeugnisse I1I) 449. Verzeichnisse der von Stemberg gehaltenen Vorlesungen an der Keio Universität (Selbstzeugnisse I) 450. Vita zum Habilitationsgesuch von 1904 handschriftlich (Selbstzeugnisse I)

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451. "Vorschläge betreffend eventuelle Fortsetzung meiner Vorlesungen" an der Keio-Universität von Sternberg vom 7. 10. 1940 zusammen mit Anschreiben (Selbstzeugnisse IV) Sexualwissenchaft, Sexualkunde 452. Arms and the woman Manuskript (Sexualwissenschaft, Sexualkunde III) 453. Bedeutung der negativen Sexualität (Sexualwissenschaft, Sexualkunde I) 454. Christentum und Sexualität Fragment (Sexualwissenschaft, Sexualkunde 11) 455. Das Recht der geschlechtlichen Betätigung Manuskript (Sexualwissenschaft, Sexualkunde I) 456. Das Sexualverbrechen (ursprünglicher Titel: Das Sittlichkeitsverbrechen); Begründung der Sexualethik 2 Exemplare (Sexualwissenschaft, Sexualkunde 11) 457. Die Empfängnisfreizeit (Safety period) Manuskript (darin zum Urteil über von Kirchmann durch das Preußische Obertribunal, S.ll) (Sexualwissenschaft, Sexualkunde I) 458. Erotologie. Frauenverehrung. Sex (Sexualwissenschaft, Sexualkunde 11) 459. Feminität nicht homosexueller Männer (fast komplettes Manuskript?) (Sexualwissenschaft, Sexualkunde III) 460. Frauenverehrung, Erotologie 2 Fragmente (Sexualwissenschaft, Sexualkunde 11) 461. Frauenverehrung und anderes aus dem Bereich der Sexualwissenschaften Fragmente (Sexualwissenschaft, Sexualkunde III) 462. Fragmente im Bereich der Sexualwissenschaft I (Sexualwissenschaft, Sexualkunde I)

5. Verzeichnis des Sternberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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463. Fragmente im Bereich der Sexualwissenschaft 11 (Sexualwissenschaft, Sexualkunde I) 464. Frau das höchste Wesen? (Sexualwissenschaft, Sexualkunde I) 465. Frauen in der Politik? Ja und Nein. (Sexualwissenschaft, Sexualkunde I) 466. Kultur und Feminismus - Der physiologische Schwachsinn des Weibes Fragmente (Sexualwissenschaft, Sexuaklunde III) 467. Onanie bei Hunden (Originaltitel fehlt) maschinenschriftliches Fragment (Sexualwissenschaft, Sexualkunde 11) 468. Prophetische Logik der Sexualwissenschaft; Sexualphilosophie; Der sexuelle Prohibitivtrieb, Sexualästhetik (Sexualwissenschaft, Sexualkunde III) 469. Sexualästhetik, ausgearbeitete Reinschriften (Sexualwissenschaft, Sexualkunde 11) 470. Sexual-Ästhetik Fragmente (Sexualwissenschaft, Sexualkunde 11) 471. Sexualität und Mystik Manuskript (Sexualwissenschaft, Sexualkunde 11) 472. Sexualphilosophie (hauptsächlich Superiorität der Frau) (Sexualwissenschaft, Sexualkunde 11) 473. Sexualwissenschaft Einleitung (Reinschrift) (Sexualwissenschaft, Sexualkunde I) 474. Sexualwissenschaft. Hysterie 3 Fragmente (Sexualwissenschaft, Sexualkunde I) 475. Sexualwissenschaft, Rangverhältnis, Wirtschaftslage der Frau (Sexualwissenschaft, Sexualkunde 11) 476. Sittlichkeitsverbrechen, Polygamie handschriftliches Fragment (Sexualwissenschaft, Sexualkunde I) 477. Superiorität der großen Frauen

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Fragmente (Sexualwissenschaft, Sexualkunde III) 478. Talentbegabung der Frau maschinenschriftliches Fragment (Sexualwissenschaft, Sexualkunde I) 479. Über Empfangnisverhütung bei Naturvölkern handschriftlich (Sexualwissenschaft, Sexualkunde I) 480. Übersetzung von Tinti, "Die weibliche Ehre" mit Anmerkungen (Original und Duplikat) (Sexualwissenschaft, Sexualkunde III) 481. Vorlesungen über Sociologie des Geschlechtes und des Alters (Vorlesungsübersicht) (Sexualwissenschaft, Sexualkunde III) 482. Zum Problem der Geburtenbeschränkung (Sexualwissenschaft, Sexualkunde I) Soziologie 483. Das pädagogische Problem handschriftliches Fragment (Soziologie, allg. 11) 484. Declaration on Education of the Japanese People by the People to the People (Soziologie, allg. I) 485. Der Untergang des Socialismus durch Programmlosigkeit maschinenschriftliches Manuskript (Soziologie, allg. I) 486. Determinismus (?) (Ist Stemberg der Autor?) handschriftliches Fragment (Soziologie, allg. 11) 487. Die Sucht, zu schulmeistern maschinenschriftliches Manuskript (Soziologie, allg. I) 488. Die Ungleichheit der Menschen und der (?), Fragment (Soziologie, allg. I) 489. Fragment über Marxismus

5. Verzeichnis des Sternberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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(Soziologie, allg. I) 490. Kultur- und Sozialkritik Fragment (Soziologie, allg. I) 491. Marxism and criticism on Marx maschinenschriftliches Manuskript (Soziologie, allg. I) 492. Militärwissenschaft Fragmente, die von Sternberg in die Zeitschrift "The Lavender" vom Dezember 1925 eingelegt wurden (Soziologie, allg. I) 493. Sociology and Social Philosophie, Lecture to the Philosophical Society at Rikkyo University; Oktober 1929 (Soziologie, allg. I) 494. Sozialismus, Zum Teil in englischer Sprache; maschinenschriftliches Fragment (Soziologie, allg. I) 495. Soziologie, Vortrag I und Soziologie Vortrag 11 maschinenschriftlich (Soziologie, allg. I) 496. Soziologie, Vortrag; nicht identisch mit "Soziologie Vortrag I und 11" (Soziologie, allg. I) 497. Soziologische (?) Betrachtung der Entwicklung der Arbeit maschinenschriftliches Manuskript, 2 Exemplare (Soziologie, allg. I) 498. The Youth Movement Fragment (Soziologie, allg. 11) 499. Über die Heldenhaftigkeit des Einzelnen Fragment (Soziologie, allg. I) 500. Über die Sonntagsschule und das Boycouttum (Originaltitel fehlt), Fragment (Soziologie, allg. 11) 501. Über Soziologie maschinenschriftliches Manuskript Achtung: Es gibt eine zweite Abhandlung gleichen Titels (Nr. 502), aber mit anderem Inhalt

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Anhang

(Soziologie, allg. I) 502. Über Soziologie maschinenschriftliches Manuskript Achtung: Es gibt eine zweite Abhandlung gleichen Titels (Nr. 501), aber mit anderem Inhalt (Soziologie, allg. I) 503. War the foundation ofhuman society maschinenschriftliches Fragment (Soziologie, allg. I) 504. War without chances, Prophezeiung künftiger Geschichte überhaupt maschinenschriftliches Fragment (Soziologie, allg. I) 505. Wissenschaft und Kunst Fragment (Soziologie, allg. I) C. Gedruckte Schriften von Theodor Sternberg

(Dieser Katalog ist nicht in Sachgebiete eingeteilt, sondern hält sich nur an das Alphabet) 506. Allgemeine Rechtslehre. Erster Teil. Die Methode, Leipzig 1904 507. Allgemeine Rechtslehre. Zweiter Teil. Das Rechtssystem, Erste Hälfte: Grundbegriffe und Privatrecht, 3. Auflage, Tokyo 1919 508. Allgemeine Theorie des Privatrechts auf der Grundlage des Deutschen Systems, Grundriß zu Vorlesungen (32 Seiten), 2 Exemplare, Tokyo vor 1919 509. Allgemeine Theorie der Wertpapiere, Grundriß zu Vorlesungen, 3 Exemplare, Tokyo 1915 (?) 510. Allgemeine Theorie des Sachenrechts auf der Grundlage des Deutschen Systems, Grundriß zu Vorlesungen, 2 gebundene Exemplare Tokyo 1916 (?)

511. Allgemeine Theorie des Sachenrechts auf der Grundlage des Deutschen Systems, Grundriß zu Vorlesungen; drittes ungebundenes, nur teilweise erhaltenes Exemplar Tokyo 1916 (?) 512. Begriff der Philosophie, 1. Auflage, Tokyo September 1933 513. Begriff der Philosophie, 2. Auflage, Tokyo 1936

5. Verzeichnis des Stemberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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514. Begriff und Wesen der öffentlichen Klage im Strafprozeß (ein kurzer Abriß), 25. 11. 1937 515. Beilagen zur Vorlesung über Wechselrecht und Geldorder, 2 Exemplare, Tokyo 1916-17 516. Bemerkungen über Verschulden und Störung des Schuldverhältnisses, Leipzig, Tokyo 1919 517. Das Deutsche Recht, Vol. I, Tokyo vor 1918 518. Das geistige und das Gefühlsleben des Mannes, in: Mann und Weib, hrsg. von Koßmann u.a., S. 84-142 519. Das Recht der Forderung für 2. Schuljahr, Tokyo 1919 520. Das Schuldmoment im Obligationenrecht (Haftung für Verschulden), Teil eines Werkes, Druckfahne, 2 Exemplare, Tokyo vor 1918 521. Der Comparatismus (vergleichende Methode) und die Struktur der Wissenschaft mit besonderer Berücksichtigung der vergleichenden Rechtswissenschaft und ihrer Geschichte, Erster Teil S. 1-79 522. Der Comparatismus (vergleichende Methode) und die Struktur der Wissenschaft mit besonderer Berücksichtigung der vergleichenden Rechtswissenschaft und ihrer Geschichte, Zweiter Teil S. 81-109 523. Der Geist des chinesischen Vermögensrechtes. Ein konstruktivvergleichender Versuch. (Mit besonderer Berücksichtigung des Genossenschaftswesens ) 524. Der Kauf, Teil eines Werkes, Tokyo vor 1918 525. "Der Sieg ist nahe". Eine Cantate, in: Die Kultur, Heft 2, vom 2. Februar 1944 (Jahr 2604 nach japanischem Kalender), S. 9 ff., hrsg. von Tsugio Sekiguchi (Zur Entstehung siehe im Katalog "Selbstzeugnisse 11") 526. Der Witz im Recht, in: Hogaku Kenkyu, Vol. XVII, No. 3, Tokyo 1938 527. Deutsche Wechselordnung 1908, mit terminologischen Zusätzen, 2 Exemplare 528. Die Auslobung, Sociologisch-juristische Studie 529. Die Begnadigung bei den Naturrechtslehrern (Sternbergs Dissertation 1899), Anfang der Schrift fehlt, siehe auch im Katalog "Strafrecht" 530. Die Entwickelungslinie der Rechtsphilosophie und das Problem ihrer Geschichtsschreibung. In Memoriam Karl Lamprecht 531. Die Rechtsanwaltschaft bei dem Reichsgericht (11) 7 Exemplare; aber nur Teil 11 ist vorhanden, Teil I siehe Rehbinder 14 Bartels-Ishikawa

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Anhang

532. Einleitung. Kurze Übersicht des Wechselrechtes 533. Entwickelung und Krisis des Völkerrechtes, Tokyo 1938 534. Erstreckung des Sachenrechtsbegriffes: Sachenrechtliche Analogien, Quasi-Sachenrecht; Pseudo-Sachenrecht (Teil eines Werkes), Tokyo vor 1918 535. Fragmente eines Lehrbuches, S.17-103 536. Freie Rechtsfindung und unmittelbare Demokratie, Teil I-VI, Teil 11 fehlt; (Teil 11 siehe Rehbinder) jeder Teil in mehreren Exemplaren 537. Paragraph 6: Geographische Kulturgruppen des Privatrechtes Paragraph 7: Historische Gruppen des Privatrechtes Paragraph 8: Geschichte des deutschen bürgerlichen Rechts (Teil eines Werkes), 2 Exemplare 538. Grundlagen zur Vorlesung über Sachenrecht, 2 Exemplare, Tokyo 1916 539. Grundlagen zur Vorlesung über Sachenrecht, Zweites Stück, S.29 ff., Tokyo 1916 540. Immanuel Kant, 200th Anniversary of Kant's birthday, 22. April 1724, in: Tokyo Nichi-Nichi-Zeitung, Tuesday, April 22, 1924; 2 Exemplare 541. Kernpunkte der Lehre Stammlers, Rechtszeitschrift der Keio Universität zu Tokyo 1930, Heft 4

542. 1. H. v. Kirchmann's Volkswirtschaftliche Theorien, in: luristenwelt, Wochenzeitschrift, Band IV, Berlin , 7. 9. 1907, Nr. 10, S. 143 ff. 543. Kirchmann, Sonderdruck aus der Allgemeinen Deutschen Biographie, Deutschland 1904 (?) 544. Kritik der Todesstrafe vom proceßualistischem Standpunkt, in: Hogaku Kenkyu, Keio University Press, Tokyo 1939 545. Liberalitätswille und Clausula rebus sic stantibus, Unentgeltlichkeitsabsicht und veränderte Umstände im Schuldrecht 1923 546. Pacht-System und Hypotheken-System 547. Pfandrecht. Allgemeines- und Mobiliarpfandrecht (Beilage zu Vorlesungen), Tokyo 1917 548. Philosophie und Reformgedanken (Zur Wirkung der Utopie), in: Philosophische Wochenschrift und Literatur-Zeitung, 1907, S. 72 ff. 549. Recht der Schuldverhältnisse, 2 gebundene Exemplare, Tokyo 1915 550. Recht der Schuldverhältnisse, 3 Exemplare, unvollständig und ungebunden, Tokyo 1915

5. Verzeichnis des Sternberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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551. Recht des Schuldverhältnisses für das 2. Schuljahr, Tokyo 1918 552. Schuld und Haftung (Teil eines Werkes, Druckfahne), Tokyo vor 1918 553. Strengrecht und Billigkeitsrecht, Hogaku Kenkyu 1934, Tokyo 554. The essence of Roman Law (verfaßt 1927/28); abgedruckt in: Keio University Law Review, Dezember 1929; 7 Exemplare 555. The essence of Roman Law (verfaßt 1927/28); auch herausgegeben von: "The Society for the Study of Roman Law", in: Keio University, Dec. 1, 1942; 1 Exemplar 556. Theorie der Wertpapiere im Deutschen Rechtssystem, Grundriß zu Vorlesungen, Tokyo, 1915 557. Über Wechselfähigkeit (Teil eines Werkes, Druckfahne?), 2 Exemplare, Tokyo vor 1918 558. Zur juristischen Person, gedrucktes Fragment, Teil eines Werkes, Tokyo 1918

D. Andere Autoren und Bücher und Zeitschriften, die sich im Nachlass von Stemberg befinden

Andere Autoren, gedruckt 559. Abdruck eines internationalen Abkommens über die Sicherheit im Straßenverkehr für Frauen und Kinder 560. Croix-Rouge Japonaise, Tokyo 1924 561. Dei Vecchio, Giorgio: Die Krise der Rechtswissenschaft, in: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie, Bd. XIX, Heft 1 , Berlin 1935 562. Der Die Das Deutsche, Zeitschrift, 4. Jahrgang, Heft 12 563. Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde, Nachrichten aus der Gesellschaft, Tokyo 15. 2. 1931 564. Deutsche Kulturschau (Montagsausgabe) vom 28.6. 1937, 1. Jahrgang, Heft 4, Yasui, Kiyoshi (Herausgeber), Tokyo 1937 565. Dohi, K.: Gedenkrede für Albert Neißer bei der 25. Jahresfeier der "Japanischen Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten", 29. Oktober 1927 566. Duncker, Hennann (Herausgeber): Marx-Engels. Über historischen Materialismus. (Ein Quellenbuch), Teil 1, Berlin 1930 14'

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Anhang

567. Ganshodo's Antiquariatskatalog No. 10, Rechtswissenschaft, März 1939 568. Grieshaber, Hans: Die Versicherungsbedingungen und wichtigsten Prämiensätze in der Schweiz, Zürich 1935 569. Humboldt, Wilhelm von: Über die Aufgabe des Geschichtsschreibers Leipzig ohne Angabe des Jahres 570. Jahn, Erwin: Dichtung im Reich, Tokio ohne Angabe des Jahres 571. Japanisch-Deutsche Zeitschrift für Wissenschaft und Technik (Nichi Doku Gakugei), 1. Jahrgang, Heft 5, November 1923 572. Kaneko, Shoseki: Über das Wesen und den Ursprung des Menschen, 1932 573. Krieck, Ernst: Die Revolution der Wissenschaft, Ein Kapitel über Volkserziehung, Jena 1920 574. Kriegsberichterstattung; Deutscher Dienst, Tokyo 1943 575. Koch, Arwed: Banken und Bankgeschäfte unter besonderer Berücksichtigung der Rechtsverhältnisse, Jena 1931 576. Kusano, H.: Sugiura, T.; Bartlet, F. (Herausgeber); Die Japanische Schwurgerichtsordnung vom 18. April 1923 577. Lederer, Emil: Wege aus der Krise, 2. Auflage, Tübingen 1931 578. Lenin, N.: Bourgeois Democracy and the Dictatorship of the Proletariat, London 1919 (?) 579. Levy, Heinrich; Die Hegel-Renaissance in der deutschen Philosophie, Berlin-Charlottenburg 1927 580. Lewenstima, A.: Titel und Werk in rußischer Sprache, St. Petersburg 1894 581. Löwith, Karl: F. Giese's ,,Nietzsche, die Erfüllung", in: Sonderabdruck aus den "Philosophischen Heften", Prag 1936, Jahrgang V, Heft 1/2 582. Löwith, Karl: Zur neusten Nietzsche Forschung, in: Theologische Rundschau, Neue Folge, 10. Jahrgang 1938, Heft 3, Tübingen 1938 583. Muhs, Karl: Die Krisis der Wirtschaft, Greifswald 1931 584. Problems (Fragen an das Mattheus Evangelium), 1937 585. Schreiber, Otto: Das Kaufmännische Zurückbehaltungsrecht wegen Forderungen in zweiter Hand, jur. Dissertation, Göttingen 1906 586. Schweizerische Traktat-Missionsgesellschaft (Herausgeber): "Das Glück auf falschem Weg gesucht", Nr. 23, Thurgau o. J.

5. Verzeichnis des Sternberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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587. Schweizerische Traktat-Missionsgesellschaft (Herausgeber): "Sonderbar! Sonderbar!", Nr. 24, Thurgau o. J. 588. Schweizerische Traktat-Missionsgesellschaft (Herausgeber): "Der fallige Wechsel", Nr. 25, Thurgau o. J. 589. Siemens Schuckert: Denki Kabushiki Kaisha (Reklameschrift für Elektrizitätsfirma Siemens) 590. Sindair, Upton: The Millenium. A Comedy of the year 2000, Volume I, 1924 591. Sombart, Werner/Weber, Max/Jaff, Edgar: Archiv für Sozialwissenschaften und Sozialpolitik, Inhaltsverzeichnis, Tübingen 1905 592. Stemphinger, Eduard: Prophezeiungen der Alten, München 1933 593. Sumrnerfield, W.: Agents in Insurance Law, London 1892 594. Tanaka, Kotaro: Caratteristiche deI contratto di assicurazione, Roma 1936 595. Tanaka, Kotaro: 11 metodo deI diritti comrnerciale, Roma 1936 596. Tanaka, Kotaro: La divisione de lavoro e la responsibilirn civile nel diritto comrnerciale, ohne Angabe von Ort und Jahr 597. Tanaka, Kotaro: La Riforma della Legislazione sulle Societa' anonime in giappone, Roma 1936 598. Tanaka, Kotaro: Le fonti deI diretto comrnerciale, Padova 1936 599. Tanaka, Kotaro: Natura Giuridica dei Rapporti Cambiari, Milano 1936 600. Thoreau, Henry: Friendship and other essays, New York o. J. 601. Tinti, Antoinette: Die weibliche Ehre, Wien 1935 602. Thurston, Henry W.: Why I did not enter the Methodist Ministry 603. Urteil des district court ofYokoharna vom 10. 2.1930 (englisch und japanisch) 604. Vatke, Hans: Zur Prämienpolitik im deutschen, privaten Feuerversicherungswesen, Berlin 1922 605. Veber, Pierre: Les Rentrees 606. Verzeichnis für Deutsche wissenschaftliche Bücher, Teil 11 Juris, 1927 Tokyo 607. Welch, Herbert, Bishop: Rehumanization of Business, Tokyo 1924 608. Wissowa, Georg: Ratgeber für die Studierenden der klassischen Philologie an der Universität Halle, Halle (Saale) 1921

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Anhang

609. Zaitzeff, Leo: Die rechtliche Stellung des Ausländers in Sowjetrußland, in: Keio Zeitschrift, April 1925 Andere Autoren, ungedruckt 610. Aikawa Hiroshi: Das Geschichtliche und das Logische 611. Ando, K.: Zum Schuldrecht, handschriftlicher Aufsatz 612. Förster, Michael: Gedichte von Michael Förster, Lausanne, Avenue de Grammont 12, II 613. Hörup, Ellen: Der Völkerbundspakt 614. Ikeda, Katsumasa: "Über Hegeische und Marxsche Dialektik", Aufsatz, handschriftlich 615. Ichinishi G.: Über Wert und Unwert der Philosophie, handschriftliches Manuskript 616. Komatta, Georg: Der rote Bleistift 617. Murase, K.: The Influence of Roman Law in English Law, handschriftliches Manuskript 618. Sato, Eiichi: "Sexual Mania in Woman and Crime" - the prostitute 619. Shigetaka (=Vorname, Familienname unklar): Fragment im Bereich des Zivilrechts, handschriftlich 620. Shinjo, H.?: kein Titel, handschriftlich 621. Suetsugu, Nobumasa (Vizeadmiral): Vorwort 622. Takebe, H.: Zur Gattungsschuld, handschriftlicher Aufsatz 623. Tanaka, J.: Zur Gattungsschuld, handschriftlicher Aufsatz Briefe von Familienmitgliedern und engen Freunden 624. Brief der Cousine Toni Frankfurther vom 5. 1. 1941 aus Berlin. (Am Ende dieses Briefes kurzer Gruß der Schwester (Dr. med. Edith Sternberg) und seiner Mutter, die 1941 nach Amerika auswandern wollten) 625. Briefe der Ehefrau Paula von 1914, 1922, 1925 626. Briefe der Mutter Sternbergs von 1916, 1922, 1929, 1930

5. Verzeichnis des Sternberg-Nachlasses in der Chuo-Universität in Tokyo

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627. Postkarte der Mutter Sternbergs vom 28.7. 1929 628. Briefe des Sohnes Robert von 1922, 1923, 1925, 1926, 1927, 1931, 1935, 1936, 1937; insgesamt 20 Briefe von Robert Sternberg 629. Brieffragment einer Freundin (letzte Seite mit Absenderangabe fehlt) vom 7. Juni 1943. (Aus diesem Brief geht hervor, daß Sternberg zwei Häuser zu Eigentum besaß). 630. Brief vom 8. August 1919 aus Oimachi an Sternberg, Absender nicht klar lesbar: Takada? oder Takeda? 631. Brief von Ernst Feder vom 13. 5. 1907 632. Fünf Briefe von Ernst Feder an Sternberg vom 16. 8. 1923; 17.6. 1924; 12.9. 1924; 13. 11. 1924 und 29. 7. 1929 633. Brief von Ernst Feder vom 10. 1. 1924 634. Karte von Martin Dornke vom 5.5. 1914 aus Berlin 635. Brief von K. Shibata aus Harbin (Manchoukuo) vom 13. 9.1939 (Interessante Beschreibung der dortigen Situation) Robert Sternberg 636. Aufklärung und Romantik in Heidelberg, Abhandlung wurde von Roberts Vater, Tb. Sternberg, korrigiert 637. Application for a foreign money order 638. Bescheinigung des Pfarrers der Berliner Trinitatiskirche, daß er R. Sternberg eingesegnet habe (20. 1. 1937) 639. Brief an Prof. Gidan Suzuki vom 20. 1. 1938 640. Brief vom 26. Dezember 1937 an Herrn Weil in Japan 641. Inventar des Nachlasses vom R. Sternberg von seinem Vater erstellt am 23.6.1938 642. Stellenbewerbung vom 20. Januar 1938 in Japan

Literaturverzeichnis 1. Publizierte Schriften von Theodor Stern berg (Die ungedruckten Schriften von Stemberg, die in diesem Band verwendet wurden, werden in der jeweiligen Anmerkung unter Bezugnahme auf das Nachlaßverzeichnis zitiert) Stemberg, Theodor, Allgemeine Rechtslehre, Bd. I, 1. Aufl., Leipzig 1904, zitiert: Allgern. Rechtslehre Ders., Allgemeine Theorie des Sachenrechts auf der Grundlage des Deutschen Systems, Tokyo, 0.1. (wahrscheinlich vor 1919), zitiert: Sachenrecht Ders., Begriff der Philosophie, Tokyo 1936, 2. Aufl., zitiert: Begriff Ders., Einführung in die Rechtswissenschaft, Bd. I, 1. Aufl., Leipzig 1912, zitiert: Einführung Ders., Einführung in die Rechtswissenschaft, Bd. I, 2. Aufl., Leipzig 1927, in: ders., Zur Methodenfrage der Rechtswissenschaft und andere juristische Schriften von Theodor Stemberg, ausgewählt und eingeleitet von Rehbinder, Manfred, Berlin 1988, S. 19 ff., zitiert: Zur Methodenfrage Ders., Entwickelung und Krisis des Völkerrechts, Tokyo 1938, zitiert: Entwickelung Ders., Freie Rechtsfindung und unmittelbare Demokratie, in: ders., Zur Methodenfrage der Rechtswissenschaft und andere juristische Schriften von Theodor Sternberg, ausgewählt und eingeleitet von Rehbinder, Manfred, Berlin 1988, S. 53 ff., zitiert: Zur Methodenfrage Ders., Historische Methode und Historismus in der Rechtswissenschaft, Tokyo 1940, in: ders., Zur Methodenfrage der Rechtswissenschaft und andere juris-

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Literaturverzeichnis

tische Schriften von Theodor Sternberg, ausgewählt und eingeleitet von Rehbinder, Manfred, Berlin 1988, S. 137 ff., zitiert: Zur Methodenfrage Ders., J. H. v. Kirchmann und seine Kritik an der Rechtswissenschaft, Berlin 1908, zitiert: Kirchmann Der., Vergleichende Methode und Struktur der Wissenschaft, Tokyo 1929/30, in: ders., Zur Methodenfrage der Rechtswissenschaft und andere juristische Schriften von Theodor Sternberg, ausgewählt und eingeleitet von Rehbinder, Manfred, Berlin 1988, S. 78 ff., zitiert: Zur Methodenfrage Ders., Selbstanzeige, Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie, Bd. V (1911/1912), S. 492 f. zitiert: Selbstanzeige 2. Schriften anderer Autoren Adickes, Franz, Grundlinien durchgreifender Justizrefonn, Berlin 1906 Ascherson, F., Deutscher Universitätskalender, Leipzig 1921 Bartels-Ishikawa, Anna, Dö desu ka?, in: JuS 1996, S. 567 Böckh, August, Enzyklopädie und Methodologie der philosophischen Wissenschaften, o. 0., 1877 Dilcher, Gerhard, Zur Theorie des Gewohnheitsrechts zwischen Alteuropa und Moderne, in: Index Quaderni camerti di studi romanistici. International Survey ofRoman law, 23/1995 Napoli, S. 67 ff. Ehrlich, Eugen, Die Rechtsfähigkeit, Berlin 1909, in der Übersetzung von Kawashima, Takeyoshi, "Kenri noryoku ron" Tokyo 1941 Ders., Soziologie und Jurisprudenz, Czernowitz 1906, Neudruckausgabe Aalen 1973 "Ex-Imperial Anny CO thanked by Stoessinger", in: Mainichi Daily News (Tokyoter Tageszeitung) vom 20. 06. 1995, S. 14 Frommel, Monika, Hennann Ulrich Kantorowicz, in: Heinrichs, Helmut u. a. (Hrsg.), Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, München 1993, S. 631 ff.

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