Das Verhältnis des Thomas-Evangeliums zur synoptischen Tradition und zu den koptischen Evangelienübersetzungen

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Das Verhältnis des Thomas-Evangeliums zur synoptischen Tradition und zu den koptischen Evangelienübersetzungen

Table of contents :
VORWORT
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
EINLEITUNG
LOGION 1
LOGION 3
LOGION 4
LOGIEN 5a. b, 6a. b
LOGION 8
LOGION 9
LOGION 10
LOGION 12
LOGION 14 a
LOGION 14b
LOGION 16
LOGION 20
LOGION 21
LOGION 25
LOGION 26
LOGION 30
LOGION 31
LOGION 32
LOGION 33 a
LOGION 33 b
LOGION 34
LOGION 35
LOGION 36
LOGION 39 a
LOGION 39 b
LOGION 40
LOGION 41
LOGION 44
LOGION 45
LOGION 46
LOGION 47 a
LOGION 47 b
LOGION 47 c
LOGION 48 (und 106)
LOGION 54
LOGION 55
LOGION 57
LOGION 61 a
LOGION 61 b
LOGION 62
LOGION 63
LOGION 64
LOGION 65
LOGION 66
LOGION 68
LOGION 69 a
LOGION 69 b
LOGION 72
LOGION 73
LOGION 76 a
LOGION 76 b
LOGION 78
LOGION 79
LOGION 86
LOGION 89
LOGION 90
LOGION 91
LOGION 92
LOGION 93
LOGION 94
LOGION 96
LOGION 99
LOGION 100
LOGION 101 (vgl. zu Log 55)
LOGION 103
LOGION 104
LOGION 107
LOGION 109
LOGION 113
LITERATURVERZEICHNIS
REGISTER
SACHREGISTER
GRIECHISCHE BEGRIFFE

Citation preview

WOLFGANG

SCHRÄGE

DAS VERHÄLTNIS DES THOMAS-EVANGELIUMS ZUR SYNOPTISCHEN TRADITION UND ZU DEN KOPTISCHEN EVANGELIENÜBERSETZUNGEN ZUGLEICH EIN BEITRAG ZUR

GNOSTISCHEN

SYNOPTIKERDEUTUNG

1964 VERLAG A L F R E D TÖPELMANN • B E R L I N

B E I H E F T E ZUR Z E I T S C H R I F T FÜR DIE NEUTESTAMENTLICHE WISSENSCHAFT UND DIE KUNDE DER ÄLTEREN KIRCHE HERAUSGEGEBEN VON WALTHER ELTESTER B E I H E F T 29

© 1964 by Alfred Töpelmann, Berlin 30, Genthiner Straße 13 Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Printed in Germany Satz und Druck: J . J . Augustin, Glückstadt Archiv-Nr. 38 25 642

VORWORT Die vorliegende Untersuchung hat im Winter-Semester 1962/63 der Theologischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität in Kiel als Habilitationsschrift vorgelegen. Seither erschienene Literatur konnte leider nicht mehr in vollem Umfang berücksichtigt werden. Das Buch von H . M O N T E F I O R E / H . E . W. T U R N E R "Thomas and the Evangelists" (Studies in Biblical Theology 35, 1962) berührt die hier erörterten Fragen nur in seinem 2. Kapitel, das aber ein Abdruck des von mir schon kritisch verarbeiteten Aufsatzes von H. M O N T E F I O R E aus den New Testament Studies 1961/62 ist. Das Verhältnis der Oxyrhynchus-Papyri 1, 654 und 655 zum koptischen Thomas-Evangelium wird, soweit die synoptische Tradition davon betroffen wird, in einem Aufsatz „Evangelienzitate in den Oxyrhynchus-Logien und im koptischen Thomas-Evangelium" in der ZNW 1964 zur Sprache kommen. Ein ursprünglich für die Veröffentlichung mit vorgesehener Teil, der die Geschichte der koptischen Evangelienübersetzungen betrifft, wurde zu einer eigenen Untersuchung ausgebaut, die hoffentlich in absehbarer Zeit erscheinen kann. Dort soll auch eine vollständige textkritische Tabelle zum Text des Thomas-Evangeliums mit abgedruckt werden. Herrn Professor D. W . E L T E S T E R danke ich für die Aufnahme der Arbeit in die Reihe der Beihefte zur ZNW und manchen hilfreichen Hinweis bei der Drucklegung, dem Verlag A. TÖPELMANN und seinem Lektor Herrn Dr. H. W E N Z E L für das Entgegenkommen und Verständnis bei den schwierigen drucktechnischen Fragen, die bei dem Satz der koptischen Texte zu lösen waren. Besonderen Dank aber schulde ich auch dieses Mal Herrn Professor D. H. G R E E V E N , der die Arbeit nicht nur kritisch durchgesehen und mit wertvollen Verbesserungsvorschlägen versehen hat, sondern meine Arbeit auch sonst mit persönlichem und sachlichem Rat sehr gefördert hat. Tübingen, im Dezember 1963

Wolfgang Schräge

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS Außer den allgemein üblichen Abkürzungen für die Schriften des Neuen Testaments, der Apostolischen Väter und der Kirchenväter wurden folgende Abkürzungen benutzt: achm Act Arch Act Andr Act Joh Act Phil Act Thom Apocr Jac Apocr Joh Asc Jes

achmimisch Acta Archelai Acta Andreae Acta Johannis Acta Philippi Acta Thomae Apocryphon Jacobi Apocryphon Johannis Ascensio Jesaiae

BJRL bo boh

Bulletin of the John Rylands Library bohairische Bibelübersetzung bohairisch

CH CSCO

Corpus Hermeticum Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium

E p Ap E v Mar Ev Phil E v Ver Exc ex Theod

Epistula Apostolorum Evangelium Mariae Evangelium Philippi Evangelium Veritatis Excerpta ex Theodoto

fayy FRLANT

fayyumisch Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments

GCS

Die Griechischen Christlichen Schriftsteller der ersten drei Jahrhunderte

Heracl Frgm

Fragmente Heracleons (zitiert nach der Numerierung bei Völker)

JBL Joh-B

Journal of Biblical Literature Johannesbuch der Mandäer

Keph

Kephalaia

Log

Logion

Mand Lit Man Ps Mus

Mandäische Liturgien Koptisch-manichäisches Psalmbuch II Le Muséon, Revue d'Études Orientales

viii

Abkürzungsverzeichnis

NTS

New Testament Studies

Od Sal

Oden Salomos

POxy PS Ps-Clem

Oxyrhynchus Papyri Pistis Sophia Pseudo-Clementinen

RAC RB RGG

RealJexikon für Antike und Christentum Revue Biblique Die Religion in Geschichte und Gegenwart 3

sa sah Soph JChr StTh subachm Syn, syn

sahidische Bibelübersetzung sahidisch Sophia Jesu Christi Studia Theologica subachmimisch Synoptiker, synoptisch

Th ThLZ ThR TU ThW ThZ TILL

Thomas (evangelium) Theologische Literaturzeitung Theologische Rundschau Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament Theologische Zeitschrift W. C. TILL: Koptische Grammatik (Saidischer Dialekt), 2. Aufl., 1961 (in Verbindung mit Texten und Stellenangaben sind die entsprechenden Editionen von Till gemeint)

VigChr

Vigiliae Christianae

ZNW ZThK

Zeitschrift für die ntl. Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche Zeitschrift für Theologie und Kirche

UAW

Unbekanntes Altgnostisches Werk

Außerdem werden die bekannten textkritischen Sigel verwendet, doch wird im Anschluß an die demnächst erscheinende Neuausgabe derHucK-LiETZMANNschen Synopse von H. GREEVEN für die bei v. SODEN Icpa bezeichnete Minuskelgruppe die Bezeichnung CT gebraucht.

EINLEITUNG Unter den inzwischen weltberühmt gewordenen koptisch-gnostischen Papyrus-Kodices, die kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs in der Nähe von Nag-Hammädi in Oberägypten entdeckt wurden, rangiert der Bedeutung nach an erster Stelle das sogenannte Thomas-Evangelium neyArrexiOM nKATX GGDMAC (in Zukunft abgekürzt = Th). 1956 wurde es zusammen mit anderen Schriften aus zwei der insgesamt dreizehn Kodices erstmals veröffentlicht1. Das Th ist eine Logiensammlung in koptischer Sprache2 des sahidischen Dialekts mit achmimischen und subachmimischen Dialekteinschlägen. Unter den insgesamt 114 Logien finden sich neben Worten, die sich schon auf den ersten Blick als typisch gnostische Bildungen zu erkennen geben, etwa zur Hälfte auch solche Worte, die in noch näher zu untersuchender Weise eine Parallele in der synoptischen Tradition haben. Allein diese Worte sind im folgenden Gegenstand unserer Untersuchung. Die genuin gnostischen Logien dagegen werden nur insoweit herangezogen, als sie zum Verständnis der gnostischen Deutungen und Umdeutungen der synoptischen Tradition etwas beitragen oder Aufschluß über die Übersetzungsmethode des koptischen Ubersetzers geben. Auch die Frage nach ihrem historischen Wert und ihrer mutmaßlichen Authentizität ist bewußt ausgelassen3. Andererseits 1

P. L A B I B : Coptic Gnostic Papyri in the Coptic Museum a t Oíd Cairo Vol. I , Cairo 1956. Die Ausgabe bietet Photographien der Papyrusblätter, nicht Transkriptionen. Der Text des Th findet sich auf den Seiten 80-99 u. gehört zu jenem Kodex (nach der Zählung von P U E C H Kodex III, nach der von D O R E S S E Kodex X), der von P U E C H (Crum-Studies 104) als «le plus volumineux et le plus magnifique» der entdeckten Sammlung bezeichnet wird. In demselben Kodex I I I geht voran eine Fassung des Apocryphon Johannis (S. 47-80); auf Th folgt das Philippus-Evangelium (S. 99 bis 134), die Hypostase der Archonten (S. 134-145) und eine titellose Schrift (S. 145 bis 158). In der Abteilung und Numerierung der Logien folgen wir der BRILL'schen Ausgabe, da diese sich allgemein durchgesetzt h a t : Evangelium nach Thomas, Koptischer Text hsg. u. übersetzt von A. G U I L L A U M O N T , H . - C H . P U E C H , G. Q U I S P E L , W . T I L L U . Y A S S A H ' A B D A L M A S I H . Das Verdienst der ersten vollständigen Übersetzung kommt J . L E I P O L D T zu: Ein neues Evangelium? Das koptische Thomasevangelium übersetzt und besprochen; ThLZ 83 (1958) 481-496. 2

Das Koptische ist eine Spätform der ägyptischen Sprache, die sich zu Beginn der christlichen Aera herausbildete und schriftlich durch das griechische Alphabet unter Zuhilfenahme von 6 eigenen Buchstaben wiedergegeben wird. 3 Vgl. zu dieser Frage etwa außer den Arbeiten von Q U I S P E L weiter J . B . B A U E R : De agraphis genuinis Evangelii secundum Thomam coptici, Verbum Domini 37 (1959) 129-146; ders.: Das Jesuswort XG muß angesichts von POxy also ausscheiden; da das begründende X 6 bei Th einen guten Sinn hat und das zugrunde liegende oti in POxy allein dasteht, kann man wohl nur auf unabhängige Entstehung der Variante bei Th und bei den genannten Textzeugen schließen. Ob man die mythologische Deutung des Spruches in der PS auch zur Interpretation des Spruches bei Th heranziehen darf, ist höchst unwahrscheinlich, zumal dort gerade auf die Umkehrung des Spruches abgehoben ist 2 . Wie Th das Wort verstanden haben will, gibt er dadurch zu erkennen, daß er das Wort als Begründung für die Aussage anführt, daß ein Greis ein siebentägiges Kind nach dem Ort des Lebens fragen und leben wird (vgl. Man Ps 192,2f. u. Hipp Ref V 7,20), vor allem aber dadurch, daß er den synoptischen Spruch weiterführt mit «und sie werden ein einziger werden»; das heißt: alle innerweltlichen Differenzierungen werden rückgängig gemacht werden. Der darin zum Ausdruck kommende Einheitsgedanke ist ein Lieblingstheologumenon des Th, auf das er immer wieder zu sprechen kommt, auf das hin er immer neu auch synoptische Worte mit anderem Skopus umbiegt (vgl. Log 16, 46, 72), von dem her aber auch spezifisch gnostische Sprüche entworfen und geformt werden: «Wenn ihr die zwei zu eins macht, und wenn ihr das Innere wie das Äußere macht und das Äußere 2 In P S 62,16 ff. (D) wird das Wort in seiner zweigliedrigen Form zitiert und wie folgt erklärt: «Ihr werdet Erste sein in das Himmelreich hinein vor allen Unsichtbaren (döpcrroi) und allen Göttern und allen Archonten (SpxovTes), die im dreizehnten Aeon (aicov) und im zwölften Aeon (cclcov) sich befinden, aber (Se) nicht ihr allein, sondern (dAAct) ein jeder, der meine Mysterien (pvorripta) vollbringen wird Die Ersten nun, die vor uns geschaffen worden, sind die Unsichtbaren (döpcrroi), da ja sie vor der Menschheit entstanden sind, sie und die Götter und die Archonten (äp^oirres) . . . » ; ähnlich P S 128,27ff. (D): «Die Letzten sind das ganze Menschengeschlecht (-yevos), das eher in das Lichtreich eingehen wird als alle die vom Orte (TÖTTOS) der Höhe, welches die Ersten sind».

3

Schräge, Evangelium

Logion 4 und 5a. b, 6a. b

34

wie das Innere und das Obere wie das Untere, daß ihr das Männliche und das Weibliche zu einem einzigen macht . . . , dann werdet ihr ins Reich eingehen» (Log 22)3. Auch andere gnostische Schriften künden von dieser gnostischen Zentralidee. Nach Ev Ver 25,10ff. «wird sich jeder durch die Einheit (wieder)empfangen. Durch Gnosis wird er sich läutern von der Vielheit zur Einheit», d.h. zum Urzustand. Die UrEinheit am Anfang soll wieder Wirklichkeit werden. Im Paradies ( i r a p a S e i a o s ) «existiert [eine einzige Einheit], es [existieren] keine [Trennungen bei den Menschen] Gottes im [Paradiese (irapocSeiCTos). Die seligen ( n a K a p i o s ) ] Menschen in [ihm pflegen sich nicht] zu entzweien» (Ev Phil 94 = 121,29ff.). Und «dort, wo der Anfang (¿px^l) ist, dort wird auch das Ende sein» (Log 18)4. L O G I E N 5a. b, 6a. b 81,11-14. 21-23

M t 10,26;

M k 4,22

L k 8 , 1 7 ; 12,2

L o g 5 a : coycDM ._.. n e e u r v epoK/ QNA