Das Straßburger Landgebiet: Territorialgeschichte der einzelnen Teile des städtischen Herrschaftsbereiches vom 13. bis zum 18. Jahrhundert [1 ed.] 9783428417377, 9783428017379

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Das Straßburger Landgebiet: Territorialgeschichte der einzelnen Teile des städtischen Herrschaftsbereiches vom 13. bis zum 18. Jahrhundert [1 ed.]
 9783428417377, 9783428017379

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GERHARD WUNDER· DAS STRASSBURGER LANDGEBIET

Schriften zur Verfassungsgeschichte

Band 5

Das Strafiburger Landgebiet Territorialgeschichte der einzelnen Teile des städtischen Herrschaftsbereiches vom 13. bis zum 18. Jahrhundert

Von

Gerhard Wunder

D UNCKER & HUMBLOT I BERLIN

Alle Rechte vorbehalten & Humblot, Berlin 41 Gedruckt 1967 bei Buchdruckerei Bruno Luck, Berlin 65 Prlnted in Germany

© 1967 Dun cker

Vorwort Als ich vor zwei Jahren mein Buch über "Das Straßburger Gebiet. Ein Beitrag zur rechtlichen und politischen Geschichte des gesamten städtischen Territoriums vom 10. bis zum 20. Jahrhundert" veröffentlichte, kündigte ich bereits die vorliegende Studie an1 . Man kann die erste Untersuchung als allgemeinen und die zweite als besonderen Teil eines größeren Ganzen bezeichnen. Die zweite Arbeit wurde unter dem Titel "Le territoire rural de la ville de Strasbourg du XIIIe au XVIIIe siecle" im Juni 1964 von der Faculte des Lettres et Seiences Humaines der Universität Straßburg als Dissertation angenommen. Berichterstatter waren die Herren Professoren Georges Livet (Dekan), Philippe Dollinger (Doktorvater) und Bernard Guenee (seit 1965 an der Sorbonne). Ich bin ihnen und insbesondere Professor Dollinger, der die Arbeit sehr bereitwillig und verständnisvoll betreute, zu großem Dank verpflichtet. Das französische Original wurde in fünf Exemplaren getippt. Das erste verwahrt die Pfälzische Landesbibliothek in Speyer, ein anderes die Bibliotheque Nationale et Universitaire in Straßburg. Die vorliegende deutsche Fassung bringt zahlreiche kleine Verbesserungen und Ergänzungen, insbesondere die Namen der herrschaftlichen Amtleute, Amtsschreiber und Amtsschaffner. Stark erweitert wurden die Kapitel 3 (Neuhof links des Rheins), 7 (Geschäfte Bischof Wilhelms von Diest) und 8 (Dorlisheim). Meine anderweitigen Verpflichtungen hinderten mich leider daran, noch weiteres Material zu verarbeiten. Die Publikation der gegenwärtigen Erkenntnisse schien mir schließlich dringender als ein jahrelanges Abwarten auf einige zusätzliche Einzelheiten. Gekürzt wurde das Kapitel 1, weil ich sein Thema mittlerweile in einem Aufsatz abhandelte2 • Den Druck unterstützten insbesondere der Verleger Dr. Johannes Broermann und mein Vater. Ich danke ihnen sehr. Speyer, den 9. Januar 1967

Gerhard Wunder

1 Wunder, Gebiet. Erste Besprechungen: Wittmer in "Schweizerische Zeitschrift für Geschichte" 16 (1966) 102-104; Wittmer in "Das Historisch-Politische Buch" XIV (1966) 74-75; Ganghoffer in "Revue Historique de Droit" XLIV (1966) 501-502; Büttner in "Blätter für deutsche Landesgeschichte" 102 (1966) 630; Neusser in "Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung" 83 (1966) 433-439; Gerlieh in "Geschichtliche Landeskunde" III 2 (1967) 242-243. 2 Wunder, Verzeichnis. Besprechung: Mechler in "Kehler Zeitung .. vom 3. 12. 1966.

Inhaltsverzeichnis Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Erstes Kapitel: Der Besitz der Bürger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fürdenheim S. 11

10

Zweites Kapitel: Der Besitz der Klöster und Stiftungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Herder- oder Spitalhof S. 13 - Herder- oder Margarethenhof S. 16 Eckbolsheim S. 17- Wangen S. 18- Kehl-Jeringheim-Sundheim S. 19 - Elbersforst S. 24 - Linzingen S. 26 - Niederweiler S. 27 Drittes Kapitel: Die eingemeindeten Bänne Königshofen und Neuhof . . . . . 29 Königshofen S. 29 - Neuhof und Hundsfeld S. 30 - Hundsfeld rechts des Rheins S. 32 - Neuhof links des Rheins S. 33 Viertes Kapitel: Die amtsfreien Gebiete . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Neuburg a. Rhein S. 39- Rappoltsweiler S. 40- Benfeld, Kochersberg und Ehl S. 41 - Ochsenstein S. 43 - Börsch, Girbaden, Rosenweiler und Mollkirch S. 43 - Lichterrau S. 44 - Fürsteneck S. 45 Molsheim, Dachstein, Dambach und Börsch S. 48 - Oberkirch S. 49 Rheinau S. 50 - Dambach S. 50 - Börsch, Dachstein, Epfig, Hohbarr, Markolsheim, Molsheim, Renchen, Rheinau, Sasbach und Zabern S. 50 - Willstätt S. 50- Mutzig-Hermolsheim-Wege S. 50- Geroldseck und Maursmünster S. 51 - Schutterwald und Schädelswald S. 51 Fünftes Kapitel: Das Amt Herrenstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Lage S. 55- Älteste Nachrichten bis 1314 S. 56- Der Dinghof Dettweiler S. 57 - Die Herrschaft Herrenstein von 1314 bis 1382 S. 58 Die Grafen von Zweibrücken-Bitsch S. 58 - Die Herrschaft Herrenstein von 1385 bis 1396 S. 59 - Straßburg erwirbt fünf Achtel S. 61 Die drei Achtel der Lichtenberg, Landschaden und KämmererS. 61Der Herrensteiner Wald S. 64- Die Straßburger Zeit S. 65- Der Verkauf des Amtes S. 66 Sechstes Kapitel: Das Amt Ettenheim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Bis zum Jahr 1401 S. 68 - Die Straßburger Herrschaft 1401 bis 1528 S. 70 - Nonnenweier S. 71 76 Siebentes Kapitel: Das Bistum Straßburg Bis zum 14. Jahrhundert S. 76 - Geschäfte Bischof Wilhelms von Diest S. 79- Die Gemeinherrschaft von 1406 bis 1417 S. 83

Achtes Kapitel: Das Amt Illkirch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 Illkirch-Grafenstaden und Ostwald S. 87- Dorlisheim S. 91 - (Leiningen) S. 93 - (Grostein) S. 94 - (Nachfolger des Klaus von Grofestein)

Inhaltsverzeichnis

8

S. 96 - (Nachfolger der Margarethe von Grostein) S. 98 - (Acht Pfund und siebzig Acker) S. 100 - (Patronat) S. 101 - (Zehnt) S. 101 - (Dinghof) S. 102- (Hardt) S. 102 -- Schiltigheim und Adelshafen S . 103 (Schiltigheim) S. 103 - (Adelshofen) S. 107 - (Vereinigung) S . 110 (Ried) S. 110- Ittenheim und Handschuhheim S. 111- Nonnenweier und Niederhausen S. 112 - Allmannsweier und Wittenweier S. 112 Hönheim S. 114 - Niederhausbergen S. 115 - Das Straßburger Amt s. 116 Neuntes Kapitel: Das Amt Kürnberg .... .. ....... . . ............. . .. .... 119 Das Amt S. 119 -

Niederhausen S. 122

Zehntes Kapitel: Die GrafschaftSaarwerden ..... .. . .. .... . ... . ........ . 126 Elftes Kapitel: Die Herrschaft Lahr ................ . ... . ........ . .. . .... 127 Zwölftes Kapitel: Das Amt Wasseinheim .. . ...... . . . ........... . . . .... . 131 Wasseinheim S. 131 - BrechUngen S. 137 - Friedolsheim S . 137 Ittlenheim S. 139 - Zehnacker S. 140 - Flexburg und Orschweiler S. 141- Geißhecken S. 143 - Odenwald S. 143- PersonalS. 146 Dreizehntes Kapitel: Das Amt Marlenheim ..................... . . .. . . .. 149 Der Marlenheimer Stadelhof S. 150- Die Bannherrschaft über Marlenheim, Kirchheim und Nordheim S. 153 - Stadelhof, Bannherrschaft und Gemeinde S. 156 - Marlenheim S. 158 - Kirchheim S. 159 Nordheim S. 159- Münchhof S. 160- Krontal S . 160- Odratzheim S . 161 - Romansweiler, K oßw eiler und Dann S. 164 -Das Straßburger AmtS. 166 Vierzehntes Kapitel: Das Amt Barr .. .. . . . .. . . .. ... . .... . . ... . .......... 169 Herrschaft Barr S. 170 - (Barr) S. 172 - (Heiligenstein, Gertweiler, Goxweiler und Burgheim) S. 174 - Oberschultheißenamt und Blutbann zu Oberehnheim S. 177 - (Mittelbergheim) S. 178- (Blienschweiler-Nothalten-Zell) S. 182- (Oberehnheim-Bernhardsweiler) S . 185 - Barrer Wald S. 187- Mittelbergheimer Wald S. 190- Rotmannsbergwald S. 190- Zellweiler Bruch und Schiffgr aben S. 191- Ungersberg und Hobw ald S. 192 - P ersonal S. 193 Fünfzehntes Kapit el: D as Amt Wanzenau . ........ . .... .. .... .. . . ....... 197 Schluß

201

Schriftenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 Verzeichnis der ungedruckten Quellen .. . . ....... .. ... . ... .. . . .. . . ...... 227

Einleitung Es ist verhältnismäßig wenig bekannt, daß in der feudalen Hierarchie Europas neben den Individuen auch die Kollektive eine beachtliche Rolle spielten. Wie die weltlichen und geistlichen Fürsten griffen aber auch Städte, Klöster und andere juristische Personen vielfach über ihren angestammten Herrschaftsbereich hinaus und erwarben Hoheitsrechte über ursprünglich fremdes Land und ursprünglich fremde Leute. Venedig in Italien, Bern in der Schweiz, Nürnberg in Deutschland und Bordeaux in Frankreich genossen nicht nur nach außen eine weitgehende Autonomie, sondern regierten ihrerseits Dutzende von Dörfern, mehrere hundert Quadratkilometer Land und viele tausend Untertanen. Am Rhein hatte Straßburg das größte städtische Territorium. Es gewinnt dadurch besondere Reize, daß es na.ch- und nebeneinander zum "föderalistischen" Deutschland und "zentralistischen" Frankreich gehörte: das linksrheinische Landgebiet war bis 1680, die Stadt Straßburg bis 1681 und das rechtsrheinische Landgebiet immer deutsch. Vom deutschen Kaiser und Reich war Straßburg und sein Landgebiet fast völlig unabhängig, vom französischen König rechtlich und tatsächlich etwas weniger. Man darf es aber wohl doch noch einen quasi-autonomen Stadtstaat nennen. Das Gebiet dieses Stadtstaates war m ehrfach gegliedert. Geographisch bildete es zu keiner Zeit einen geschlossenen, zusammenhängenden Raum, sondern immer nur zahlreiche m ehr oder weniger große Exklaven oder Inseln. Rechtlich kann man zunächst das Stadtgebiet und das Landgebiet unterscheiden. Zum Stadtgebiet gehörten die ursprüngliche Gemarkung der Stadt selbst sowie zwei Bänne, die man ihr später angliederte (Kapitel 3). Innerhalb des Landgebiets ist ein mittelbares und ein unmittelbares Landgebiet zu erkennen. Das mittelbare Landgebiet unterstand direkt Straßburger Bürgern (Kapitel 1), Klöstern oder Stiftungen (Kapitel 2) und nur über diese indirekt auch der Stadt. Das unmittelbare Landgebiet hing dagegen direkt von Straßburg selbst ab. Die einzelnen Ortschaften bildeten hier entweder eigene Herrschaftssprengel (Kapitel 4) oder waren zu größeren Bezirken zusammengefaßt, die man Vogteien oder Ämter nannte (Kapitel 5 bis 15). Die folgenden Kapitel sind untereinander und in sich selbst chronologisch nach dem jeweils ersten Erwerbsdatum Straßburgs geordnet.

Erstes Kapitel

Der Besitz der Bürger Nachdem Straßburg- insbesondere durch seinen militärischen Sieg von 1262 - eine weitgehende Unabhängigkeit von seinem bischöflichen Stadtherrn errungen hattet, hören wir 1286 zum erstenmal etwas von territorialen Hoheitsrechten außerhalb der städtischen Gemarkung. Kuno von (Mittel-)Bergheim, der damals Bürger von Straßburg wurde, gelobte bei dieser Gelegenheit dem städtischen Meister und Rat, "daz ich in sol beholfen sin unde su sol in mine vestinen lazsen, swenne es in not dut zu urlugende" (= Krieg führen). Bergheim, der selbst über einige Gebiete und Untertanen herrschte, mußte demnach als Straßburger Bürger die Stadt im Falle eines Krieges mit Truppen, Material und Geld aus seinem persönlichen Territorium unterstützen. Ähnlich wie Bergheim öffneten auch die anderen Straßburger Bürger ihr eigenes Gebiet dem Zugriff der Stadt. Straßburg gewährte den bürgerlichen Besitzungen Schutz und Schirm in allen Gefahren, während diese der Stadt im Kriegsfall personelle und materielle Hilfe leisteten. Im übrigen regierten die Bürger ihre Territorien selbständig. Straßburg beanspruchte weder ordentliche Steuern noch die Gerichtsbarkeit noch eine allgemeine, umfassende Oberhoheit. Infolgedessen brauchte Straßburg für sein unmittelbares Landgebiet auch keine besondere (Ämter-) Organisation. Die in Straßburg verbürgerten Territorialherren galten trotzihrer Bindung an die Stadt immer als reichsunmittelbar. Nach 1550 hingen sie von ihr regelmäßig nur noch bezüglich ihrer Person ab. Ihr Besitz zählte nur dann noch zum Straßburger Gebiet, wenn sie ihn der Stadt ausdrücklich unterstellten2 • Für die vorausgehenden drei Jahrhunderte kennen wir bestimmte Bürger mit einem bestimmten Herrschaftsgebiet eigentlich nur in Ausnahmefällen. Ich habe solche Einzelheiten bereits in einem Aufsatz besprochen3. An dieser Stelle seien noch folgende Daten, Bürger und Ortschaften nachgewiesen: Wunder, Gebiet 21-22. Wunder, Gebiet 44--47. s Wunder, Verzeichnis. 1

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1. Kap.: Der Besitz der Bürger

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Königshafen (siehe Kapitel 3), Ostwald (8), Illkirch-Grafenstaden (8), Kehl (2), Schutterwald (4), Niederweiler4, Fürsteneck, Ullenburg (4), Neuhof (3), Dorlisheim (8), Hundsfeld (3), Marlenheimer Stadelhof (13), Rappoltstein u. a. (4), Herrenstein, Dossenheim und Dettweiler (5), 1387-1501 SchilUgheim (8), Grostein u. a. 1388- ? Bock, Museier Brumath5, ?1398-1415? Hüffel u. a. Reichstett, Gamsheim, Kilstett (7), 1401-(1663) Bock u. a. Ober- und Unterharmersbach (7), 1403-1501 Nonnenweier (6), Hüffel u. a. 1403-1550 Hüffel u. a. Allmannsweier, Wittenweier (8), ?1420-1534 Sturm u. a. Niederweiler8 , ?1446-1498 Bock Romansweiler, Koßweiler (13), 1457-1467 Moers-Saarwerden Lahr u. a.7, Jörger 1476-1511 Orschweiler (12), 1480-1498 Kerling Marlenheim, Kirchheim, Nordheim (13), ?1488-1496 Adelsheim Wasselnheim, Friedolsheim, Ittlenheim (12), 1489- ? Jörger Blienschweiler, Nothalten (14), 1490-1511 Jörger Flexburg (12), 1491-1502 Hessberg Adelshafen (8), Botzheim Schädelswald (4). ? -1561 ?1282-1351 1288-1421 1291-1421 1299-(1805) 1300-1501 ?1318-1381 ?1350-1395 1370-(1625) 1372-1496 1372-1474 1380-1465? 1383-1390? 1385-1396

Kurnagel Zorn u. a. Zorn u. a. Böcklin u. a. Knobloch u. a. Wirich u. a. Wasicher Wasicher u. a. Grostein u. a. Wintertbur u. a. Barpfennig Rappoltstein Lichtenberg

Fürdenheim8 • Der einzige bürgerliche Besitz, den man nach 1550 ausdrücklich unter die städtische Oberhoheit stellte, war das Dorf Fürdenheim, 15 Kilometer westlich Straßburgs im heutigen Kanton Truchtersheim. Fürdenheim wurde als Reichsgut an die Kurpfalz versetzt9 und fiel Wunder, Hof bei n 93-118. Wunder, Gebiet 41 n 62. s Wunder, Hof bei n 120-126. 4

5

Hierzu AM: charte 1457 GUP 272 und hinten Kap. 11. Schrifttum: Rathgeber; Reuss, Geschichte des Dorfes; Barth, Beiträge 115-116; Barth, Handbuch 400-402; Bopp 42---43. Karten: AD: C 558/114 (um 1760); 1 P 56 (um 1900). Ortsrecht von 1355 = UB V 300 no 340 (Druck). Gemeindearchiv Fürdenheim im AD nicht verwertet. 9 Mone, Beiträge 432 (vor 1367); Böhmer XI 1 p 97 no 1539 (1415 Lösungserlaubnis für Klaus Zorn). Irrig Bader, Dorfgenossenschaft 142 und 484 (Fürstenheim). 7

8

1. Kap.: Der Besitz der Bürger

12

seit 1570 an die Straßburger Familien Mösinger, Mundolsheim, Kopp, Reisseissen, Bernegger, Frid, Bach und Oberkirch 10• Die Straßburger Inhaber stellten ihr Dorf spätestens im Dreißigjährigen Krieg ausdrücklich unter den Schutz der Stadt und zahlten ihr dafür einen besonderen "beytrag zur kriegs-cassa" 11 • Als Schutzherr übte Straßburg eine beschränkte Finanz- und Gerichtshoheit aus: 1661 und 1664 wird eine Türkensteuer erwähntl 2 , 1664 ein Schirmgeld13, 1667 und 1673 schließlich Hand- und Spanndienste oder Fronen 14 . Gegenüber Frankreich gab man Fürdenheim im 17. Jahrhundert fälschlich als Bestandteil des Amtes Illkirch und damit des unmittelbaren Straßburger Landgebiets aus15 •

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11 12

13 t4

1s

Rathgeber; Reuss 8; ReichsLand 320; Bopp 42. AM: III 262/31 (1654); Reuss 8 (1661). Irrig Rathgeber (erst 1680). Reuss 8 und 11. Reuss 11. Reuss 12 und 14. Wunder, Gebiet 87.

Zweites KapiteL

Der Besitz der Klöster und Stiftungen Als Straßburg die in der Stadt ansässigen Klöster und Stiftungen unter seine Gewalt brachte, erwarb es damit gleichzeitig eine mittelbare Oberhoheit über mehrere Ortschaften, die unmittelbar von diesen Klöstern und Stiftungen abhingen 1 • Das Frauenkloster St. Markus beziehungsweise das Straßburger SpitaP besaßen Herrschaftsrechte im gemeindefreien Herder-oder Spitalhof, das Frauenkloster St. Agnes bzw. St. Margaretha3 im Herder- oder Margarethenhof, das Männerstift St. Thomas4 im Dorf Eckbolsheim, das Frauenstift St. Stephan5 in der Stadt Wangen6 und die Straßburger Dombaustiftung, das sogenannte Frauenwerk7 , in den Dörfern Kehl-Jeringheim-Sundheim und den gemeindefreien Bännen Elbersforst, Linzingen und Niederweiler. Herder-oder Spitalhof8 • DerHerder-oder Spitalhof war ein abgesonderter Bann sieben Kilometer südwestlich Straßburgs in den heutigen Gemeindegebieten Goldscheuer-Marlen und Eckartsweier9 • Wenn keine Verwechslung mit dem elsässischen Dorf Hördt vorliegt10, wird er 1280 Wunder, Gebiet 47--48. Über St. Markus und das Spital Wunder, Gebiet 47 n 26 und 29. 3 Über das Dominikanerinnenkloster St. Margaretha und St. Agnes: Bussierre, religieuses; Vierling 89-90; Pfleger, Kirchengeschichte 87-88; Barth 1369-1370 und 1381-1384. • Barth 1503-1513. 5 Huber, Danck. 117-195; Röhrich, Geschichte 22-77; Straub; Barth, Visitandinnenkloster; Ohresser (mit Bibliographie); Barth, Handbuch 1485-1502; Schetp 102-171. a Irrig Adam, Territorien 11 (1558 auch Bolsenheim; siehe dazu Reichstand 121). 7 Über das Frauenwerk Wunder, Hof bei n 127 und 128. 8 Beste Quelle: AM: III 95 f 427--429 (um 1700). Schrifttum: Beinert, Dörfer 93 und 95-96; Rusch 37-40. Karten: Rusch 35 (Rekonstruktion für 15. Jh.); AM: III 111/5a = Beinert, Geschichte, nach 302 (1645); AM: III 95 f 423 (1645 und 1669); III 95 f 412 (um 1669); UFW Niederweiler 51 = Wunder, Hof 180 (1769); GLA: H Rheinstrom 62 (1817); Tutla 12 (1828); GLA: H 1 : 10 000 Eck.artsweier (1859) und Marlen (1861). g Tutla 12 (Karte 1828); GLA: H 1:10 000 Marlen (Karte 1861). Über Goldscheuer: Schäfer, Heimatgeschichte; Schäfer, Heimatchronik. to So irrig Wittmer, livre III 263, 268 und 269 no 2555, 6374 und 6598. 1

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2. Kap.: Der Besitz der Klöster und Stiftungen

zum erstenmal erwähnt11 • Eigentümer war schon 1318 das Straßburger Frauenkloster St. Markus12, Verwalter schon 1434 eine wohl nach dem Hof benannte Familie Herder 13 • Nachdem St. Markus 1475 mit dem Kloster St. Johann vereinigt worden war, verkaufte dieses den Hof 1502 seinem damaligen Verwalter Hans Herder senior und dessen Frau Agnes14 • Ihr Sohn "Hans der jung" wurde 1514 in Straßburg "zue eym ussburger angenommen inn aller mossen wie sin vatter vormals das burgrecht besessen unnd noch besitzt" 15 • Hans Herderjunior vererbte den Hof seinen Töchtern16, die die Gebäude und Ländereien alsbald aufteilten17 • Die Töchter waren alle mit Straßburger Bürgern verheiratet und verkauften den Hof 1539 dem Straßburger Spital: Bernhard Meyer und seine Frau Agnes Herder sowie Anthonius Heuß und seine Frau Anna Herder die eine Hälfte18 und Jakob Spach und seine Frau die andere19 • Das Spital bewirtschaftete den Hof zunächst in eigener Regie20 und verpachtete ihn dann seit 1666 kurzfristig21 • Wegen der Landeshoheit kam es zwischen Straßburg, der Grafschaft Hauau-Lichtenberg und der Landvogtei Ortenau wiederholt zu Streitigkeiten, in die auch der angrenzende Margarethenhof und der benachbarte Bann Niederweiler gezogen wurden22 • Nach der französischen Revolution wurde der Spitalhof 1793/94 von Hessen-Darmstadt-Hanau "in beschlag" genommen. Frankreich verzichtete im Luneviller Frieden von 1801 auf alle Eigentums- und Hoheitsrechte französischer Personen (also auch des Straßburger Spitals und der Stadt Straßburg) auf dem rechten Rheinufer23 • Da Hessen-DarmstadtHanau aufgelöst werden sollte, beeilten sich die dem Spitalhof benach11 GLA: 229/22422 f 8 (Regest: Hemmer von Herde dimidium pratum situm in banno Herde ... zu kaufen gegeben); B einert, Dörfer 93. 12 UB III 269 no 885 (Urteil über Zehntfreiheit). Vgl. dazu UB I 265 no 349 (allgemeine Zehntfreiheit). 13 GLA: 229/22422 f 8. Rusch 39 meint, der Hof sei nach der Familie benannt. 14 AM: III 95 f 379-381 (Abschrift); Rusch 39. Irrig: BNU: ms 1628 no 6 (Verkauf an Spital); Beinert, Dörfer 93 (als Lehen erworben). 15 Wittmer, livre li 616 no 6374. 1o AM: III 95 f 427-428. n Vgl. AM: III 95 f 425 (Tabelle). 18 AM: HospArch charte 6895 (Original) = HospArch 6900 no 72 und 86 = III 95 f 383-388 (Abschriften). Irrig Beinert, Dörfer 93 (Herderhof kommt 1537 und 1539 an Spital). u AM: III 95 f 428 und 436. :o Vgl. AM: HospArch 6807 (Jahresrechnung 1550/51). 21 AM: III 95 f 300- 304 (erster Pachtvertrag 1666); III 95 f 429. 22 Wunder, Hof bei n 183-212. 23 Wunder, Gebiet 76. Die rückständigen Pachtzinsen für den Spitalhof und Margarethenhof verlangte die französische Präfektur noch 1805; GLA: 119/326.

2. Kap.: Der Besitz der Klöster und Stiftungen

15

harten Länder und Gemeinden, ihn für sich in Besitz zu nehmen. Die Österreichische Ortenau (wegen der ortenauischen Gemeinde GoldscheuerMarlen) brachte ihre Hoheitszeichen im Januar 1802 und Baden (wegen des hanauischen bzw. badischen Dorfes Eckartsweier) die seinen am 14. Oktober 1802 an24 • Der Reichsdeputations-Hauptschluß von 1803 teilte die gemeindefreien Besitzungen, die von Frankreich abhingen, dem Markgrafen von Baden zu und überließ die Güter und Einkünfte innerhalb eines Gemeindebanns "der Regierung derjenigen Orte, wo sie liegen oder erhoben werden" 25 • Da der Spitalhof ein abgesonderter Bann war, beanspruchte ihn Baden zu Recht. Die Ortenau wies darauf hin, daß der damalige Pächter im ortenauischen Marlen wohne, und zählte das Gut zum Gemeindebann Goldscheuer-Marlen. Der Streit zwischen den Ländern erledigte sich von selbst, als die Ortenau im Preßburger Frieden von 1805 ebenfalls badisch wurde26 • Zwischen den Gemeinden Eckartsweier und Goldscheuer-Marlen gingen die Auseinandersetzungen weiter. Das Direktorium des Kinzig-Kreises in Offenburg entschied schließlich am 24. Januar 1821, daß das Gewann Bettelwegfeld nach Eckartsweier und die übrigen Gewanne nach Goldscheuer-Marlen eingemeindet würden27 • Das Straßburger Spital besaß in der Nähe des Spitalhofs noch zwei Grundstücke, mit denen keine herrschaftlichen Rechte verbunden waren. Im Norden des Bannes Kehllag das sogenannte Spitalgut28 • In den Bännen Willstätt und Eckartsweier lag ein "Schutterwald" 29 , "welcher von denen herren zu Liechtenberg an Rudolph Lumbartben einen burger zu besagtem Strasburg nach gemelter banne recht und gewohnheit umb 200 pfund pfennig Strasburger in anno etc. 1347 nachgehendts von dessen successorn in annis 1466 1482 und 1530 ... an besagten hospithal kauffliehen kommen seindt". Die Grafschaft Banau-Lichtenberg und das Straßburger Spital beschlossen 1693, es "solle dem spithal der schutter waldt in . .. eigenthumbs rechten unnd gerechtigkeiten verbleiben hingegen aber der herrschaft Hanaw an dero in besagtem waldt habenden territorial forst wildbahn unnd andern hoch und nidern landtobrigkheitl. wohlhergebrachten rechten. . . keine turbation . . . mehr geschehen"30. Wunder, Hof bei n 262-267. Reichsdeputations-Hauptschluß (Martens, Supplement III 239-342 Zeumer 509-528) §§ 5 und 37. 26 Wunder, Hof bei n 275. 27 Wunder, Hof bei n 282. Irrig Beinert, Dörfer 93 (1822 u. a. an Kehl). 28 AM: UFW Kehl 68 (1604 und 18. Jh.). Irrig Naudin (1726 beim Niederweierhof und Margarethenhof ein "Herderhoff" und eine "Cense de l'Hopital"). 29 GLA: H Eckartsweier 4 (Karte 1732) und 2 (Karte 1804). 30 GLA: 229/95416 hinten = 229/95419 vorn und Mitte = 229/95421 vorn (Abschriften). 24

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2. Kap.: Der Besitz der Klöster und Stiftungen

Der hier in Rede stehende Schutterwald darf nicht mit der Gemeinde und dem Forst Schutterwald bei Offenburg verwechselt werden31 . Herder- oder Margarethenhof32 • Der erste Herder- oder Spitalhof grenzte östlich an den zweiten Herder- oder Margarethenhof an. Der zweite Herderhof gehörte schon 1369 dem Straßburger Kloster St. Agnes33, das ihn frühzeitig verpachtete34 • Nachdem St. Agnes 1475 mit dem Kloster St. Margaretha vereinigt worden war35 , verpachtete dieses den Hof seit 1516 dem jeweiligen Eigentümer des benachbartenHerder-oder Spitalhofs36 •

Die französische Revolution verstaatlichte durch Gesetz vom 2. 11. 1789 alle weltlichen Rechte der katholischen Kirche Frankreichs und damit auch die Eigentumsrechte des im französischen Straßburg gelegenen Klosters St. Margaretha über den in Deutschland gelegenen Margarethenhof. Die Verstaatlichung des klösterlichen Besitzes setzte naturgemäß auch den städtischen Aufsichts- und Herrschaftsrechten über diesen Besitz ein Ende, also der Straßburger Oberhoheit über den Margarethenhof37. Das von der Auflösung bedrohte Kloster verkaufte sein Gut am 18. 1. 1790 an Joseph Rudolph Freiherrn von und zu der Schieiß für 68 750 Gulden Reichswährung38. Ein geheimer Revers sah für den Fall, daß St. Margaretha nicht aufgelöst werde, die Rückgängigmachung des Vertrags vor39 • Schieiß übertrug das Gut am 1. 2. 1790 dem Straßburger Freiherrn Johann von Türckheim, und zwar "in gegenwartdes dermaligen bestanders und mehrern wurths Gäßen" 40 • Die französischen Behörden wußten indes die Ausführung dieser Geschäfte zu verhindern. Türckheim schreibt 1792, daß "die franzosische dicasterien keine weitem furschritte auf meine ihnen gethane ebenmasige anzeige meines kauffs gemacht und ich den kauffschilling nicht ausgeliefert"u. 31 Über sie Kap. 4 bei n 120. Die Archivalien des Willstädter Schutterwaldes liegen im GLA: 229/95416-95441 irrig unter denen der Gemeinde Schutterwald. 32 Quellen, Schrifttum und Karten wie n 7. 33 AM: III 95 no 1 (Urteil über Zehntfreiheit). 34 GLA: 33/11 (1423 auf 18 Jahre für jährlich 30 Schilling). 35 Bussiere, religieuses 23- 28; Barth 1370 und 1383. 36 AM: III 95 f 427-429 (um 1700); Beinert, Dörfer 93; Rusch 39. 37 Wunder, Gebiet 75. 38 GLA: 229/22437 f 27 (Abschrift). Irrig: GLA: 229/22422 f 13 (1792); Rusch 39 (St. Marx verkauft 1792 an Türckheim). 39 Erwähnt GLA: 229/22356 f 18. 40 GLA: 229/22437 f 28-29 (Abschrift). Irrig Beinert, Dörfer 93 (Türckheim kaufte 1792 beide H erderhöfe). 41 GLA : 229/22437 f 25.

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1794 hatte die Landvogtei Ortenau den Margarethenhof "in beschlag" 42 . Die Gebäude selbst wurden 1796 zerstört43. Der Luneviller Frieden von 1801 und der Reichsdeputations-Hauptschluß von 1803 übertrugen alle Eigentums- und Hoheitsrechte auf Baden44. Das Direktorium des KinzigKreises gliederte am 24. Januar 1821 das Gewann "Unterer Margarethenwald" der Gemeinde Eckartsweier und die übrigen Gewanne der Gemeinde Goldscheuer-Marlen ein45 • Der Flurname "Margarethenwald" hat sich in Goldscheuer und Eckartsweier, "Margarethenhof" in Goldscheuer erhalten46.

Eckbolsheim47 • Das Dorf Eckbolsheim liegt unmittelbar westlich Straßburgs. Seine Ortsherrschaft war ursprünglich wohl mit einem Dinghof verbunden, den Bischof Ruthard (933-950) dem Straßburger Kollegiatstift St. Thomas schenkte48 . St. Thomas verpachtete diesen Hof 1255 dem Dominikanerinnenkloster St. Margaretha49 , das 1270 von Eckbolsheim nach Straßburg verlegt wurde50 • Später war die Ortsherrschaft anscheinend umstritten, denn der Straßburger Rat mußte sie 138651 , die Gemeinde Eckbolsheim 143!52 und der Straßburger Bischof 1451 ausdrücklich St. Thomas zuerkennenss. St. Thomas war nach dem Domkapitel das vornehmste Stift in Straßburg54. Es entrichtete schon 1422 regelmäßig Abgaben an die Stadt55, die es 1442 ausdrücklich unter ihren Schutz und Schirm stellte56• Nach der 42 43

GLA: 149/31 Mitte.

Beinert, Dörfer 95. Undatiert GLA: 229/22422 f 2.

Wie n 22 und 24. Wunder, Hof bei n 282; Beinert, Dörfer 95. Irrig aber Beinert, Dörfer 93 (1822 u. a. an Kehl). 48 GLA: H 1 : 10 000 Eckartsweier (1859) und Marlen (1861). 47 Schrifttum: Schoepflin 267; Scllmidt 63-65; Kocher, Ortschaften 30-35; Festschrift zum Goldenen Jubiläum; Barth 319-322. Karten: AD: E 2788/2b (1713 gemeinschaftlicher Wald zwischen Eckbolsheim und Wolfisheim); E 2789 carte (1727 strittige Grenze zwischen Eckbolsheim und Wolfisheim); C 558/85 (um 1760); 2 P 12 (um 1900). Über die Grenze nach Straßburg-Königshofen AM: VII 23/1 (14.-17. Jh.). Gemeindearchiv Eckbolsheim im AD nicht verwertet. 48 UB I 44 no 52 (Besitzaufzeichnung nach 1007). Irrig UB I 44 n 1 (Ruthard 939-950); Festschrift 7 (933-939). Vgl. UB I 94 no 113 (1163 curiam et alias curtes cum banno). Allgemein über Dinghöfe: Dürr; Fritz, Territorium 190208; Bader, Dorf 22-23. 4V UB I 292 no 386. 50 UB I 292 n 1; Festschrift 8; Barth 1381-1382. Irrig Barth 321 (1247). 51 Clauss 289. n AM: ThomArch 1879 B IX 5 (Abschriften). 53 AM: ThomArch 1879 B IX 71 (Original). 54 Barth 1503-1504 und 1512. 55 Speyerer Vertrag von 1422 = AM: no 954 f 146-150 = Schmidt 423--430. 58 Schmidt 39--40 und 436--437; Fuchs, droit 27. 44

45

2 Wunder

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Reformation ergänzte sich das Kapitel überwiegend durch Professoren des Straßburger Gymnasiums und der Universität57• Von der Herrschaft des Stütes St. Thomas und der Stadt Straßburg über Eckbolsheim wissen wir wenig. Die wichtigsten Rechtsquellen sind ein Dorf- und Hofrecht von 1532 mit einer Ergänzung von 154458 sowie eine Dorfordnung von 160059• Die französische Verwaltung rechnete Schiltigheim nach 1680 zum bailliage Illkirch80• Im 18. Jahrhundert hatte St. Thomas in Schiltigheim einen eigenen "Amtmann" und einen Procurator fisci" 61 • Wangen62• Die Ortschaft Wangen am Fuß der Vogesen, 22 Kilometer westlich Straßburgs im heutigen Kanton Wasselnheim, wurde 1330 zum erstenmal "Stadt" genannt63 • Kaiser Lothar soll sie schon 845 dem Straßburger Frauenstift St. Stephan geschenkt haben64 • Jedenfalls verliehSt. Stephan im 14. und 15. Jahrhundert mehrfach die Ortsherrschaft, zuletzt 1463 an die Herren von Ochsenstein. Als diese 1485 ausstarben, fiel Wangen als erledigtes Lehen an St. Stephan zurück65 • Das Kloster und sein Landbesitz standen damals schon unter der Oberhoheit Straßburgs. Jede Äbtissin nahm seit 1415 das Bürgerrecht an und leistete dabei den üblichen Treueid66• Die Stadt erließ Vorschrüten über die Wahl der Äbtissin, der Kanonikerinnen ("Domfrauen") und Kanoni57 Bussierre, developpement II 335-338; Knod, Stiftsherren; Hahn, Kirche 67-68 und 206-207. Irrig: Borries 176 und Goehner 15 (St. Thomas und Eck-

bolsheim waren ganz in städtische Verwaltung übergegangen). Schrifttum über Gymnasium und Universität: Reuss, statuts; Festschrift zur Feier; Fournier; Knod, Matrikel; !wand; Pfister; Meyer, Entwicklung; Schutze; Anrich;

Eschotier; WeiH. 58 Schilter, Codex, Editio secunda 375-376 = Grimm, Weisthümer I 72o723. 58 AM: ThomArch 1882 B IX 20 no 1 (Abschrift); unbekannt Kollnig 184. 80 Reuss, Geschichte des Dorfes Fürdenheim 17 (1680); Wunder, Gebiet 87. Irrig Heitz, Alsace 16 (Seigneurie de la noblesse immediate); Hötzte, Beiwort 91 (Straßburger Amt Illkirch). 81 Fiskalordnung von 1739 = AM: ThomArch 1882 B IX 20 no 2 (Original). 62 Schrifttum: SchoepfUn 267-268; Albers, Freihof; Klock, Wangen; Barth 1646-1649; Hotz 259-260; Schelp 106 und passim. Karten: AD: C 570/392 (um 1760); 1 P 222 (um 1900). Stadtrecht des 16. Jh. = Grimm, Weisthümer V 464---465; irrig KoHnig 225 (Dorfrecht). Gemeindearchiv Wangens im AD nicht

verwertet. 83 UB II 465 no 513 (sculteti ejusdem opidi). 64 UB I 20 no 25 = Bruckner 331 no 530 (Fälschung). Ankäufe von 1319, 1409 und 1566 (Schloß) betreffen nur Grundstücke; Huber, Danck 139, 140 und 153;

Schoepftin 268. 85 Fritz, Territorien 113 n 4; Reichsland 805 und 1179; Schelp 116. über Ochsenstein Kap. 4 n 42. 68 Huber, Danck 141-148; Röhrich, Geschichte 23 n 3; Schelp 32 n 127 und 103.

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ker ("Domherren"), über den Zusammentritt des Kapitels, über die Besetzung der inkorporierten Pfarreien und vieles andere mehr67 . 1532 setzte es zwei Pfleger über das Stift68, zu denen seit 1545 noch ein "Oberschultheiß zu Wangen" hinzukam69 • St. Stephan zahlte Straßburg ein jährliches Schirmgeld70, die Stadt Wangen von Fall zu Fall außerordentliche Abgaben, im Dreißigjährigen Krieg z. B. "Wochengelder" als "Kriegskontribution"71• Zur französischen Zeit wurde Wangen zum bailliage Illkirch gerechnet72. Das alte Frauenstift St. Stephan ging mehr und mehr zurück. 1698 resignierte die letzte "Administratorin" 73, so daß das Stift und sein Vermögen einschließlich der Stadt Wangen nun unmittelbar von Straßburg verwaltet wurden. Die Stadt schenkte sie auf Vorschlag des Gouverneurs d'Huxelles 1700 dem französischen König74, der sie sofort an das 1683 in Straßburg gegründete75 Visitandinnenkloster weitergab76. Das Kloster wurde damit unmittelbarer Ortsherr von Wangen77 ; es ließ das Städtchen durch einen eigenen "Amtmann" verwalten78. Straßburg behielt weiterhin die Oberhoheit79 • Kehl-Jeringheim-Sundheim80• Gegenüber Straßburg lagen auf der rechten Rheinseite drei Siedlungen, die in jeder Beziehung zusammengehörten. Das Dorf Kehl befand sich ursprünglich direkt am Rhein etwa dort, wo heute die Straßenbrücke anfängt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde es mit Mauer und Graben befestigt und hieß fortan "Kehler Schanze" 81 • Frankreich eroberte die Schanze 1678, verlegte die Siedlung 87 Hahn, Kirche 104--105. Das Bistum trat seine letzten Ansprüche auf St. Stephan 1597 an Straßburg ab; Wunder, Gebiet 22 n 28. 88 Schelp 107. 89 Schelp 138 n 1028. 70 Schelp 103. 71

AM: IV 68/7 no 1 (1633) und 3 (1646).

Wunder, Gebiet 87. Anders BNU: ms 1453 f 8 (1723 Wasselnheim). 1a Röhrich, Geschichte 64. 74 Röhrich, Geschichte 68-69; Barth, Visitandinnenkloster 194--199. 75 Barth, Visitandinnenkloster 177-178. 76 Boug I 304. 77 Wangen leistete ihm 1701 den Treueid; Barth, Visitandinnenkloster 210. 78 Barth, Visitandinnenkloster 210-211. 79 Turckheim 33 (protection); Reuss, Alsace I 444 und II 554 (tuteile); Klock, 72

Wangen 11. Näheres ist nicht bekannt, insbesondere nicht der Text des Vertrags von 1700. Irrig Kirchner, Elsass 1789 (Wangen 1789 Lehen). 80 Schrifttum: Asbrand; Ruppert, Geschichte der Mortenau 300-303 und 317-322; Beinert, Geschichte; Rusch; Kehl (mit Literaturverzeichnis 153-163); Mechler, Kehl; Keyser, Badisches Städtebuch 269-271. Karten: AM: UFW no 68 (1662) Michal, Plan (um 1700); Plan (1729); Schoepflin nach 288 (1761); GLA: H 1 : 10 000 Kehl (1862); Kehl passim; Mechler, Kehl, passim. 81 Karten in Kehl 92 und 95; Asbrand 17 nach Piton; Rusch 56 und 72-75; Rusch in Kehl 96. 2•

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etwas weiter landeinwärts gegen das sogenannte Mitteldorf hin82 und baute den alten Platz seit 1680 zu einer starken Festung aus83• Das Festungsgelände gehörte als solches nicht mehr zum Dorfbann, sondern bildete nunmehr einen eigenen, vom Dorf völlig getrennten Hoheitsbezirk, in dem sich alsbald eine ganz neue Siedlung entwickelte84• Als die Festungsanlagen zerfielen und damit zur Kriegsführung unbrauchbar wurden, verlangten die Dorfherren bezeichnenderweise, daß ihnen das Gelände zurückgegeben werde85• Ihre Forderung hatte freilich keinen Erfolg86• - Jeringheim lag ursprünglich auf einer Rheininsel südlich Kehls87• Es wurde dort 1358 von einem Hochwasser zerstört88 und weiter landeinwärts zwischen Kehl und Sundheim um 1400 neu aufgebaut80 • Auf Grund seiner Lage hieß es seit dem 17. Jahrhundert auch Mitteldorf00 • Inzwischen ist es längst mit Kehl zusammengewachsen und hat seine alten Namen verloren.- Sundheim schließlich hat seinen Platz etwa drei Kilometer südwestlich Kehls. Die drei Dörfer bildeten seit jeher einen gemeinsamen Bann, eine einzige Gemeinde, ein Gericht, einen Herrschaftsbezirk und eine Pfarrei. Die Kirche und der Herrenhof standen ursprünglich in Jeringheim91 • Die Geschworenen erkannten 1318, daß "der der do ist ein zitlicher herre der selben dorffer oder ein banherre der benne Jeringheim Suntheim und Kenle vollen und frien gewalt habe ... zu rihtende" 82 • 1491 wird gesprochen von "Kenle Jeringheim und Suntheim den drijen bennendas fur einen banne und geriht des dorffs Kenle gehalten wurt" 93 • 82 Rusch in Kehl 98. Irrig Mechler, Kehl 5 (vertriebene Kehler bildeten mit dem Mitteldorf zusammen das neue Dorf Kehl). 83 Rusch 95-99 (1680-1686); Mechler, Kehl 6 (1680-1688) und 20 (bis 1686); Conrad II 127 (1680-1688). Vgl. auch Michal, Plan (Karte um 1700). 84 Rusch 97; Rusch in Kehl 98-99. 85 AM: UFW Kehl109 (1754); VI 239/17 no 7 = UFW Kehl100 (Memoire um 1771). 80 AM: VI 378/15; UFW Kehl123 (Streit des Frauenwerks mit Baden 17801788). 87 Siehe z. B. ein Relief im Hanauer Heimatmuseum in Kehl. 88 Rusch 44; Metz in Kehl 7. 89 Rusch in Kehl 95. 90 AM: II 126/36 no 7 (1645 Kael Mitteldorff Sundheim); Naudin (1726 Miteldorff); AM: UFW Kehl 137 no 1 (nach 1801 Ihringen autrement dit Mitteldorffel); Rusch 44. Einmal findet sich Jeringheim oder Kirchheim; GLA: 44/49 (1510 dreyen dorffern nemblich Kenle Yttenheim Cyrckem und Suntheim). 91 UB IV 1 p 44 no 35 (1224-1228 ecclesiam Jerincheim); GLA: 33/29 Jeringheim (1318 des hoves wegen ... in dem dorff zu Jeringheim); Ruppert, Geschichte der Mortenau 302 = UB VII 91 no 306 = Krieger I 1138 (1341 parochia Jeringheim). 92 GLA: 33/29 Jeringheim (Urkunde von 1320). 93 AM: UFW Kehl38.

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Spätere Rechtsquellen, wie eine Weinschank- und Ungeldordnung von 15229 4, eine Dorfordnung von 153295 , ein Vertrag der Ortsherren von 159596 oder eine Abgabenordnung von 1781 97 beziehen sich immer auf alle drei Dörfer gemeinsam. Nach 1801 heißt es einmal: "la seigneurie de Kehl (est) composee du village de ce nom et de ceux de Sundheim et d'Ihringen autrement dit Mitteldorffel qui ne forment qu'un meme ban une meme justice et une meme paroisse" 98• Die Herrschaft über Kehl, Jeringheim und Sundheim scheint ein Allod der Herren von Geraidseck gewesen und bei deren Hausteilung von 1277 je zur Hälfte an die Hohengeroldseck und die Geroldseck-Lahr gefallen zu sein99 • Die Hohengeroldseck verlehnten jedenfalls eine Hälfte spätestens 1347 dem Straßburger Klaus von Grosteintoo, versetzten sie später der Straßburger Familie Bock, erlaubten 1478 dem Straßburger Frauenwerk die Auslösungtot und verkauften sie ihm nach der Auslösung am 28. Juli 1491 endgültig: "Wir Dieholt und Gangolff gehrudere herren zu Hohen Geraltzeck ... sollieber halbeteil houptguts stat zwey dusent hundert und sehtzig guter Rinischer guldin und funff schiHing Strasburger pfennig ... verzihent ... uff den egemelten widerkouff und losunge ... umb ... zwey hundert guldint02 ." Das Frauenwerk wurde also zwischen 1478 und 1491 Besitzer und am 28. Juli 1491 voller Eigentümer einer Hälfte103• Noch am gleichen Tag " AM: UFW Kehl 52. Ungeldordnung von 1607 =AM: UFW Kehl 69 (Original). 95 AM: UFW Kehl 53 (mit späteren Zusätzen oder Entwurf); unbekannt Bulst 293. 11 AM: VI 239/19 = UFW Kehl 67 (Abschriften). 17 AM: VI 239/5 no 1a (Abschrift). 98 AM:UFW Kehl 137 no 1. Irrig also: Universal-Lexikon 1060 (Sundheim gehörte zu Hanau); Ruppert 301 (Jeringheim und Kehl verschmolzen nach und nach zu einem Ort und einer Gemarkung); Rusch in Kehl 98 (Kehl und Mitteldörfel bildeten nach 1678 neu eine Gemeinde). 99 Über Burg und Familie: Reinhard; Lehr, seigneurie; Ruppert, Geschichte der Mortenau: KindZer I 433-436; Krieger I 708-711; Möller I Tafel V und 12-13; Batzer 337-382; Niester 83-84. Über die Teilung Reinhard II 37-39; Stein 25--26; Ruppert 78-79; Batzer 341-342; Keyser, Badisches Städtebuch 16. Irrig: Eyer I nach 96 (Kehl um 1360 lichtenbergisch), nach 128 (bischöfliches Lehen der Lichtenberg) und nach 240 (um 1480 lichtenbergisch); Mechler, Kehl 4 (Kehl gehörte zum größten Teil den Geroldseck-Lahr). too Folgt aus einem Vertrag der domini bannorum seu advocati temporales villarum (Klaus von Grostein, vier Böcklin und sechs Lenzelin) mit den universitates villarum = AM: UFW Kehl 6 (eines von zwei Originalen); irriges Regest in ZGO 21 (1868) 286; erwähnt Ruppert 318-319; KindZer II 490. 101 AM: UFW Kehl 33 (Original) = UFW no 5 f CCCXX-CCCXXI (Abschrift). 101 AM: Kehl 38 (Original) = UFW no 5 f CCCXX = VI 239/8 no 5 = VI 239/17 no 7e (Abschriften). Irrig Ruppert 302 (Verkauf für 23 600 Gulden). 105 Irrig: GLA: 149/31 (1492); Ruppert 320 (1478 und 1491 Verkauf an das Domstift zu Straßburg); Beinert, Geschichte 127 (1491 Verkauf an Domstift); Rusch 48-49 (Frauenwerk war Lehenträger); Livet, Intendance 852 (Au 17e siecle Kehl appartient traditionnellement a Strasbourg).

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räumte es Diehold von Hohengeroldseck ein lebenslängliches Wiederkaufsrecht ein104. Die zweite Hälfte war meist verlehnt. Lehensherren waren die jeweiligen Besitzer der Herrschaft Lahr, nämlich 1277-1424 die Familie Geroldseck-Lahr, 1424-1442 Moers-Saarwerden, 1442-1463 Moers-Saarwerden und Baden je zur Hälfte, 1462-1480 Moers-Saarwerden zu einer Hälfte sowie Baden und die Stadt Straßburg zu je einem Viertel, 14801527 Moers-Saarwerden und Baden je zur Hälfte und seit 1527 NassauSaarbrücken und Baden je zur Hälfte105. Als die Herrschaft Lahr 1629 zwischen Nassau...:Saarbrücken und Baden-Baden räumlich aufgeteilt wurde, verblieb die Lehensherrschaft über Kehl beiden Häusern gemeinsam106. Lehenbesitzer eines Viertels war seit 1299 die aus Straßburg stammende Familie Böcklin von Böcklinsau107, die ihren Anteil erst 1805 tauschweise dem Haus Baden überließ108. Lehenbesitzer des letzten Viertels waren wohl schon 1320, spätestens aber 1347109 und bis zum Jahr 1591 die Straßburger Lenzelin110, seit 1593 eine Familie Streiff von Lauenstein111. Die Streiff nannten sich nach dem Schloß Löwenstein, 53 Kilometer nördlich Straßburgs in der Gemeinde Wingen, Kanton Weißenburg112, und standen in Nassau-Saarbrücker Diensten113. Als sie 1700 ausstarben, fiel ihr Viertel an Kehl als erledigtes Lehen an Nassau-Saarbrücken und Baden-Baden heim. Seither besaßen also das Frauenwerk eine Hälfte, die Böcklin ein Viertel, Nassau-Saarbrücken ein Achtel und Baden-Baden ein AchteP 14• 1oc

GLA: 207/865 (zwei Abschriften); Ruppert 302. Siehe Kap. 11 bei n 16--41. 108 AM: UFW Kehl 106 (1769); UFW Kehl 119 (1771); VI 239/5 no 1a (1781); Krieger I 1138 und II 1131. Vgl. Kap. 11 n 42. Irrig: AM: VI 239/17 no 8 (Kehl mit Lahr an Nassau-Saarbrücken); Beinert, Geschichte 127 (ebenso). 107 Schwarz, Originalurkunde 36-38 (Druck); Böcklin 7; Ruppert 302 und 317. Lehenbrief von 1493 = Herrmann I 514 no 1492a (Regest). Lehenreverse von 1510-1757 = GLA: 44/49-53 (Originale). Über die Familie: Böcklin; Lehr II 99-108; Kindler, Buch 41--42; Kindler I 130-136; hinten Kap. 6 bei n 72-73. 108 GLA: 44/53 (Original); Ruppert 317-318. Akten in GLA: 207/871 (18061809). Artikel 25 der Rheinbundakte von 1806 (siehe Kap. 6 n 68) hatte für Kehl also keine Bedeutung mehr. Irrig Neu I 273 (Anteil Böcklins 1806 badisch). 108 Wie n 92 und 100. Ruppert 302-303 und 320 erwähnt badische Lehenbriefe für 1474, 1508 und 1575. In GLA: 44 sind keine vorhanden. Über die Lenzelin: Kindler, Buch 175-176; Kindler II 488--490. 110 AM: VI 239/8 no 2 (1591); Böcklin 18 n 2; Ruppert 320; Rusch 48--49. Irrig (1593): AM: VI 241/3; VI 241/9 no 11; Goehner 16. 111 Wie n 110. Nassauer Lehenbrief von 1614 = AM: VI 241/9 no 11 (Abschrift). m Reichsland 584. m Ruppert 320. 114 AM: UFW Kehl 94 p 7: 1700 "pro altera quartaparteaber (Nassau-Saarbrücken und Baden-Baden) nunmehro dominus directus et utilis zugleich 105

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Die Mitglieder des Kehler Gerichts wählten ihre Nachfolger nicht, wie in der Straßburger Gegend üblich, jedes Jahr neu, sondern ergänzten sich seit 1532 im Bedarfsfalle auf Lebenszeit: "Item als bisshar der bruch gewesenn das alle jor zu wyhenachtenn newn scheffel gekosenn worden sind so habenn die gemelten banherrn sich entschlossen unnd erkhannt das hinfuro ein ewig gericht gesetzt werdenn soll also welcher darzu erkosenn wurdt derselb soll nit mehr ab gesetzt werdenn115." Die Appellationen gegen die Urteile des Kehler Gerichts gingen an den Straßburger Rat118• Der Schultheiß wurde teils von der Gemeinde, teils von den Ortsherren auf Lebenszeit gewählt117 • Er war sowohl gemeindlicher als auch herrschaftlicher Beamter und erhielt deshalb 1742 die Bezeichnung Amtsschultheiß 118• Die Ortsherren bezogen den Zehnten und mußten dafür den Pfarrer besolden und das Pfarrhaus und den Kirchturm unterhalten119• Eine Flößerzunft ist seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar120. Das Frauenwerk trug sich 1699 und 1778-1783 mit dem Gedanken, seine Rechte in Kehl, Jeringheim und Sundheim zu veräußern121, behielt sie dann aber doch bis nach der französischen Revolution122 • Baden, das bereits ein Achtel der Herrschaft besaß, erhielt durch den Reichsdeputations-Hauptschluß von 1803 das zur nassauischen Herrschaft Lahr gehörige Achtel und die Hälfte des Frauenwerks123 sowie 1805 das Viertel der Böcklin124. Das seit 1680 verselbständigte Festungsgelände125 wurde von Frankreich 1697 an das Deutsche Reich abgetreten126. Kaiser Leopold I. (16581705) verlehnte es 1699 seinem verdienten Heerführer Ludwig Wilhelm Markgraf zu Baden, dem sogenannten Türkenlouis127• Ludwig Wilhelm seyen". Irrig: Michat, Suevia (nach 1725 ortenauisch) ; Metz in Keht 8 (Kondominium schlimmster Art mit unseligen politischen Zuständen; je ein Achtel besaßen Baden, Geroldseck und St. Stephan in Straßburg, eine Hälfte Nassau und Böcklin). 115 Dorfordnung von 1532 = AM: UFW Kehl 53. Vgl. Wunder, Gebiet 98 n 53. ue Bestätigt im Vertrag von 1595 vorn n 96. m Wunder, Gebiet 50 n 57. 111 AM: UFW Kehl 92 no 11. 111 AM: UFW Kehl 92 no 9 (vor 1719); UFW Kehl123 (bis 1789). uo Kehl 99. In der Festung Kehl gab es im 18. Jh. mehrere Zünfte; GLA: 149/57. 111 Wunder, Hof bei n 252 und 253. m Wunder, Gebiet 75-76. 123 Wie n 25. m Vom n 108. 115 Vorn bei n 84. ne Wunder, Gebiet 31 bei n 41. 117 AM: VI 241/9 no 6 (Eid der Einwohner 1699); VI 239/17 no 7 = UFW Kehl 100 (Memoire um 1771); Ford 65. Irrig u. a.: Beinert, Geschichte 127 (ganz Kehl kam an Baden); Hölzle, Beiwort 39 (Festung Kehl und Dorf Kehl 1698 teil-

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ernannte für die Siedlung noch im gleichen Jahr 1699 einen besonderen Oberamtmann und einen Bürgermeister128. Während des Spanischen Erbfolgekrieges wurde die Festung Kehl wieder von den Franzosen erobert, aber auf Grund des Rastatter und Badener Friedens von 1714 abermals zurückgegeben129. Markgraf Karl Friedrich verlieh der Siedlung 1774 das Stadtrecht130. In den Revolutionskriegen wurde Kehl neuerdings erobert, nach dem Luneviller Frieden von 1801 neuerdings zurückgegeben131. Die Stadt Kehl einerseits und das Dorf Kehl mit (Jeringheim und) Sundheim andererseits schlossen sich erst 1910 zu einer einzigen Gemeinde zusammen1a2. Elbersforst133• Elbersforst heißen heute ein Waldstück und ein Forsthaus in der Gemeinde Balbronn, 23 Kilometer westlich Straßburgs im Kanton Wasselnheim. Im Mittelalter stand dort ein Dorf mit einem eigenen Bann. Das Dorf wird 754 zum erstenmal genannt1 34 und gehörte später den Geroldseck am Wasichen135 • 1367 wohnten in Elbersforst nur noch wenige Personen: "parochiani et subditi dictae capellae fere in toto defecerunt ita quod praeter sacristam vix ibidem tres vel quatuor parochiani et subditi utriusque sexus moram trahant"tae. Als Volmar von Geroldseck als letzter seines Geschlechtes 1389/90 starb187 , fiel Elbersforst wahrscheinlich als Allod zu je einem Viertel an seine Mutter Walpurga von Lützelstein und an seine drei Schwestern Kunegunde, Adelheid und Katharina. Kunegunde war mit Rudolf von Ochsenweise badisch); Mechler, Kehl 6 (ganz Kehl, nämlich Festung und Dorf, und Sundheim) und 22 (nach 1697 wurden Dorf Kehl und Sundheim dem Markgrafen zugesprochen, die Festung unterstand dem Reich); Conrad II 127 (1698). über Ludwig Wilhelm: Türkenlouis (mit Bibliographie). ns AM: VI 241/9 no 7. 11' Wunder, Gebiet 32 n 43 (Le Fort de Kehl . . . sera pareillement rendu par Elle a l'Empereur et a l'Empire). 130 Mechter, Kehl 8; Mechler, Jahre 11; Mechler, Rheinbrücken 256. 131 Wunder, Gebiet 49 n 49. Irrig Metz in Kehl 8 (1797 von Deutschland erobert, 1808 an Frankreich abgetreten). 111 Rusch 219; Rusch in Kehl 98; Mechler, Kehl 14. Irrig Beinert, Geschichte 127 (1802).

118 Schrifttum: Kiefer, Notizen über Elbersforst; Reichsland 251-252; Nessmann 17-21; Humm 16-17; Barth 333-335. Karten: AM: VII 71/5 (Kirche um 1536-1544); UFW no 77 (1579 und zwei undatierte Karten der gleichen Zeit); AA 2289 (um 1780, sehr gut); Plan A III 15 (19. Jh.). m Bruckner 104 no 174. 135 Kiefer, Elbersforst 15-17; Reichsland 251. über die Geroldseck Kap. 4 n 116. 138 AD: H 553 no 7 (Abschriften) = Kiefer, Elbersforst 11-12 (deutsche Übersetzung) = Nessmann 18-19 (Übersetzung); Kiefer, Elbersforst 13; Reichsland 251. 137 Kiefer, Elbersforst 17 (1389); Möller I 11 und Tafel VI (um 1390).

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steinund Adelheid mit Erhard von Wangen verheiratet138, so daß nach dem Tode Walpurgas und Katharinas die Ochsenstein und die Wangen jeweils die Hälfte des Erbes besaßen139 • Wie sich die Herrschaft über Linzingen dann während des 15. Jahrhunderts verteilte, können wir nicht mehr genau verfolgen140• Friedrich von Wangen und seine Frau Elisabeth verkauften jedenfalls 1497 dem Straßburger Frauenwerk und Jakob Pfaffenlapp in Still zu gleichen Teilen "tertiam partem . .. in bannis Elbersforst et Lyntzingen cum omnibus dominiis ... ad ipsum Fridericum ex successione parentum suorum devolutis ... relique due partes Steffano de Wangen et heredibus quondam Georii de Wangen armigeris dicuntur spectare" für 50 Gulden141 • Außerdem verkauften dem Frauenwerk 1498 1506 1507 1507 1512 1528 1554

Stephan von Wangen . . .......... ... . .. .. .. ...... .... . .. .... . 5 /so141, Georg und Regula von Höne . . .... . . ..... ... .... . ... ... . .... . 1f 30 us, dieselben nochmals .... ... ........ .. .... .. .............. . . . . 1f30u4, Georg von Wangen ......................................... . 2f30us, Johannes von Wangen . . .............. .. . .. ................. . 2f30ue, Heinrich und Georg Blick von Lichtenberg . ................ . . . 1/sotn, die Familie Pfaffentapp die restlichen . .. .. .. .. .... ....... .. . . 13(30148,

Der Grund und Boden war wie in jedem Dorf parzelliert. Das Frauenwerk besaß schon 1287 einige Grundstücke149 • Als Elbersforst während des 14. Jahrhunderts verödete, fielen die meisten Grundstücke mangels auswärtiger Erben in das Eigentum der Ortsherren150• Das Frauenwerk kaufte diese Parzellen zusammen mit der Ortsherrschaft 1497 bis 1554151 • 138 Vgl. AD: E 2841 (1) ; Lehr III 189. Über die Ochsenstein Lehmann, Grafschaft II 1-176; M öller I 18-21. über die Wangen Lehr III 187-194; Kindler, Buch 395-399. tst Vgl. AD: H 565 (2). 14G Vgl. dazu Kiefer, Elbersforst 22; Reichsland 251, 338 und 579. 141 AM: UFW Eimersforst 1 (Original). Ungenau Kiefer, Elbersforst 23. 142 AM: UFW Eimersforst 2 (Original). Vgl. hierzu und zum folgenden Kiefer, Elbersforst 24. 143 AM: UFW Eimersforst 18 Lit. D. 144 AM: UFW Eimersforst 4 (Original). 145 Kiefer, Elbersforst 24. 148 AM: UFW Eimersforst 6 (Original). 147 AM: UFW Eimersforst 10 (Original). 148 AM: UFW Eimersforst 11 (Original). 140 Reichsland 251 (1287); AM: UFW no 5 f CCXIII (1485 bona silvestria). Übertrieben wohl Humm 16 (ferme). 150 Entsprechend heute BGB § 1964. m Oben n 138-145.

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2. Kap.: Der Besitz der Klöster und Stiftungen

Die Herren von Rappoltstein verkauften ihren Grundbesitz 1614 dem Frauenwerk1s2 • Das Kloster Maursmünster tauschte seine Grundstücke 1787 gegen verschiedene Gefälle1s3• Im übrigen besaßen das Bistum den sogenannten Gloßberg oder Knorsberg mit 30 Hektar154, das Domkapitel den Grafenwald mit 27 Hektar1ss und eine Familie von Haffner das Haffner-Eck oder die Haffners-Hecken mit 7 Hektar1s6 • Der ganze Bann umfaßte 397 Hektar1 s7 • Das Frauenwerk ließ seinen Anteil an Elbersforst zeitweise durch die gleichen Förster verwalten, die auch den angrenzenden Ödenwald der Stadt Straßburg betreuten15B. Während der Revolution sah man das Frauenwerk zunächst als kirchliche Institution an und verstaatlichte deshalb seine Rechte mit Gesetz vom 2. 11. 17891s9 • Mit der Herrschaft des Frauenwerks über Elbersforst endete gleichzeitig die Oberhoheit Straßburgs. 1792 gliederte man den Bann Elbersforst der Gemeinde Baibronn ein; nur die Haffners-Hecken kamen an Westhofen1&o. Später, nämlich 1817, setzten Straßburg und der Straßburger Professor Koch durch, daß das Frauenwerk seine privaten Eigentumsrechte zurückerhielt161 • 1843 kaufte das Frauenwerk die Haffners-Hecken dazu162 • Es besitzt den Elbersforst bis auf den heutigen Tag. Linzingen163• Zwischen Elbersforst und Baibronn lag früher ein Dorf Linzingen, das die Herren von Still vom Bistum Straßburg zu Lehen trugen184• Die Siedlung ging im 13. Jahrhundert ab. Die Gemeinden EIm AM: UFW Eimersforst 15 (Original); Kiefer, Elbersforst 31. Vgl. UFW no 77 (Karte 1579 und zwei Karten aus gleicher Zeit); UFW no 16 = UFW no 17 (Beweisaufnahme 1583). Irrig aber AM: VI 378/15 no 31 (340 ha). über Rappoltstein Kap. 4 n 13-14. Das Frauenwerk überließ anscheinend 62 ha der Gemeinde Balbronn; vgl. AM: AA 2289 (Karte um 1780). 153 AD: H 613/20 = AM: UFW Eimersforst 24 (Abschriften). Vgl. AM: AA 2289 (zwei unbenannte Grundstücke mit zusammen 12 ha); Kiefer, Elbersforst 31 (Prälatenköpfel mit 10 ha). Über Maursmünster Kap. 4 n 116. m AM: AA 2289 (um 1780 BarondeReich Pächter?); Kiefer, Elbersforst 37. 155 AM: AA 2289; Kiefer, Elbersforst 39. 158 AM: AA 2289. Irrig Kiefer, Elbersforst 41 (8 ha). Über die Haffner Lehr II 226-230; Kindler, Buch 103-104. 157 AM: AA 2289 (Karte um 1780); Kiefer, Elbersforst 8 (328 ha ohne die 62 ha der Gemeinde Balbronn, vgl. n 149, und die 7 ha des Haffner-Ecks, vgl. bei n 153). Anders BNU: ms 1628 no 6 (im 18. Jh. 239 ha). 158 AM: VI 83/10d (1535); VI 234 f 16-17 (1717); VI 235 f 17-18 (1737); VI 258/10 no 9 (1751). Über den Ödenwald Kap. 12 n 151. tsv Wunder, Gebiet 75 mit n 34. 160 Vgl. AM: AA 2289 (Karte um 1780) mit Plan A III 15 (19. Jh.); Kiefer, Elbersforst 8, 31 und 41. m Wunder, Gebiet 75 n 34; Kiefer, Elbersforst 32-33; Nessmann 21. Über Koch: Buech; Richerateau; Thieling, Christophe. 181 Kiefer, Elbersforst 41. 163 Kiefer, Notizen über Linzingen; Reichsland 579; Humm 17. m Reichsland 579.

2. Kap.: Der Besitz der Klöster und Stiftungen

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bersforst und Baibronn teilten sich daraufhin 1284 die Nutzung des Banns und brachten dadurch die Bannherrschaft je zur Hälfte an ihre eigenen Ortsherren16s. In Baibronn waren das, seit es König Albrecht 1302 an JohannI. von Lichtenberg versetzt hatte166, die Herren von Lichtenberg bzw. Grafen von Hanau-Lichtenberg. Die Grundstücke selbst blieben in Linzingen zum Teil Privateigentum auswärtiger Personen167. Als das Frauenwerk 1497 bis 1554 die Bannherrschaft über Elbersforst kaufte, erwarb es gleichzeitig die halbe Bannherrschaft über Linzingen168. 1541 appellierte es in einer Besitzstörungsklage gegen Baibronn an das Reichskammergericht169. Die Grafen von Hanau-Lichtenberg als Herren über Baibronn und eine Hälfte Linzingens sowie die Stadt Straßburg als "Aufsichtsbehörde" des Frauenwerks und Oberherrschaft über Elbersforst und die andere Hälfte Linzingens bestätigten die überlieferten Verhältnisse in einem Vertrag von 1575: "einem jedenn zum halbenn thaile hinfuro alle unndt jede oberkait . . . in gemeltem Luntzinger banne ... pleibenn soll ... beholtzunng in gerneitern waldlinn des Luntzinger bannes so durch die von Balburnn Balburner allmenndt genannt wurdt desgleichenn im Heiligenn Creutzheckhlin inen von Balburnn allein zugehorig ... gegenn ... drey pfunndt ewigs unndt unablosiges gellts ... grave Philips zue Hanaw dasselbige hochgericht in maleficischenn"170• Ein neuer Vertrag von 1771 brachte nur unbedeutende Veränderungen171 • Niederweiler172. Niederweiler ist der Name eines Hofguts, das früher 6 Kilometer südöstlich Straßburgs zwischen Kehl und Eckartsweier lag. Es wurde spätestens im 13. Jahrhundert gegründet und 1350/52 aus dem Gemeindebann Eckartsweier losgelöst und verselbständigt. Eigentümer des Grund und Bodens und (seit 1350/52) Inhaber der Herrschaft waren, von einer Unterbrechung von 1381 bis etwa 1420 abgesehen, immer Straßburger Patrizier und seit 1534 das Straßburger Frauenwerk. Die Stadt Straßburg übte in dieser Zeit die Oberhoheit aus. Der Luneviller Frieden 185 Kiefer, Linzingen 8-9; Kiefer, Elbersforst 11; Reichsland 579. 186 Eyer II no 112. Über Balbronn: Kiefer, Geschichte. 187 Kiefer, Linzingen 27-30. Irrig Reichsland 579 (Teile des Banns im Besitz der Geroldseck, Ochsenstein, Zweibrücken, Hanau, Wangen, Lützelstein und Rappoltstein). 188 Vorn bei n 138-145; Kiefer, Geschichte 163. Irrig Reichsland 579 (Anteile der Wangen und Rappoltstein 1497 und 1614). 169 Koser 9. Vgl. Reichsland 579 (Prozeß 1532-1550, wonach das Frauenwerk die Hochgerichtsbarkeit Hanaus anerkannte). 170 AM: UFW Baibronn 14---17 (vier Abschriften); irrig Kiefer, Linzingen 18 (1571). Die Rente von drei Pfund oder zwölf livres tournois wurde noch 1834 als "Pachtzins" entrichtet; AM: UFW Baibronn 53. 171 AM: UFW Baibronn 25 (Original) = UFW Baibronn 26 = UFW no 5 f VCLII-VCLIII (Abschriften) = AM: no 249 p 231-233 (XXI Prot 1771). m Wunder, Hof.

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von 1801 hob alle Rechte des Frauenwerks und der Stadt auf. Der Reichsdeputations-Hauptschluß von 1803 teilte den Bann Niederweiler dem Markgrafen von Baden zu. Da das Gelände damals an Einwohner aus Kehl (- Sundheim) verpachtet war, rechnete man es immer mehr zum Bann Kehl. Heute gehört ein größerer Teil zu Kehl und ein kleinerer Teil zu Eckartsweier.

Drittes Kapitel

Die eingemeindeten Bänne Königshofen und Neuhof Nachdem Straßburg die Ortschaften seiner Bürger seit Jahrzehnten mittelbar beherrschte, nahm es 1351 zum erstenmal ein Dorf in seinen unmittelbaren Besitz. In den nächsten vierhundert Jahren folgten Dutzende von Dörfern, Städten und gemeindefreien Gebieten nach. Alle gingen Straßburg wieder verloren, mit zwei Ausnahmen: Königshofen und Neuhof. Königshofen 1• Königshofen ist heute ein Stadteil Straßburgs etwa drei Kilometer westlich des Münsters. Das Gelände war schon im Neolithikum und zur Römerzeit besiedelt!. Der heutige Name findet sich als curtis regia zuerst in einer umstrittenen Urkunde von 722, die sich aber wohl nicht auf unser Dorf, sondern auf einen Königshof in dem damals neu angelegten Stadteil um St. Thomas bezieht3 • Die Ortschaft Königshofen wird erst seit 1132 genannt4 • Sie hatte ein eigenes Gemeindegebiet und eine eigene Gemeindeverwaltung oder - wie man in der Straßburger Gegend sagte- einen eigenen Bann und ein eigenes Gericht5 • Im Osten grenzte der Bann an die Mauer eines Kartäuserklosters, das seinerseits noch in der Straßburger Gemarkung lag6 • Königshofen war, wie schon der Name vermuten läßt, ursprünglich Reichsgut. Zu einem nicht mehr feststellbaren Zeipunkt, wahrscheinlich aber vor 1282, wurde es an die Straßburger Familie KurnageF verpfändet und damit Bestandteil des mittelbaren Straßburger Landgebiets8 • Die 1 Schrifttum: Braun; Barth 700; Bopp 84--85; Hotz 89. Karte: AM: Plan IV 4 (1933). t Goehner 4 und 8 mit Tafel I und II. 3 UB I 3 no 3; Clauss 569-570; Goehner 10 und Tafel III; Wunder, Gebiet 19 n 8. 4 UB I 63 no 80 = Bloch I 318 no 445. Irrig Reichsland 530 (1143). 5 Zum Königshofer Bann AM: ThomArch 1880 und 1881 (zwei Originale eines Vertrags von 1582); zum Gericht UB I 149 no 184 (1220); allgemein Wunder, Gebiet 88-89. 8 AM: ThomArch 1880 (1582); Braun 38; Wunder, Gebiet 24. 7 Über die Kurnagel Kindler, Buch 165 und KindZer II 414-415. a Vgl. Clauss 570 (1282; in Böhmer nicht erwähnt); Reichsland 530 (14. Jh.); Braun 47-48 (14. Jh.).

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Kurnagel hatten nämlich schon 1282 Interessen in Königshofen, denn damals stiftete ihr Familienmitglied Gozzelin dort eine St. Galluskapelle9 • Einige Jahrzehnte später, 1347, gab König Karl IV. Straßburg die Erlaubnis, Königshafen an sich auszulösen10• Die Stadt kaufte daraufhin das Reichspfand 1351 von den Brüdern Gosso, Johann und Ludwig Kurnagel für 360 Pfung Straßburger Pfennig an11 • Es war ihr erster unmittelbarer Besitz außerhalb ihrer eigenen Gemarkung12• Unter der Straßburger Herrschaft verlor Königshafen bald seine Selbständigkeit. Schon 1371 wird es in einer Reihe mit den Ansiedlungen auf dem alten Stadtbann genannt1 3 • 1392 suchte Straßburg eine drohende Belagerung dadurch zu erschweren, daß es alle Gebäude vor den Stadtmauern dem Erdboden gleichmachte. Diesen strategischen Maßnahmen fiel auch Königshafen zum Opfer. Die Einwohner wurden nach Straßburg umgesiedelt, das Dorf abgerissen und unter den Pflug genommen14• Nach moderner Ausdrucksweise war Königshafen damit nach Straßburg eingemeindet. Nur der Bann behielt weiterhin seinen alten Namen15 • Erst am Ende des 18. Jahrhunderts entstand bei dem ehemaligen Kartäuserkloster wieder eine kleine Siedlung, die sich langsam zu der heutigen Weststadt Straßburgs entwickelte16 •

Neuhof17 und Hundsfeld18• Etwa fünf Kilometer südlich des Münsters liegt der Stadtteil Neuhof. Er gehörte früher zu einem mittlerweile eingegangenen Dorf namens Hundsfeld, das sich nur noch als Flurname in den Gemeinden Kehl und Eckartsweier erhalten hat19 • Die alte Gemar0 UB III 53 no 160. 1o Wunder, Gebiet 63 n 24. 11 Wunder, Gebiet 48 n 40. Irrig: Schoepflin 352 (Johannes et Ludewicus Gosso); Reichstand I 283 (1382 endgültig an Straßburg); Knobtoch 7 (Johann

und Ludwig Gosso). 11 Richtig Knobtoch 7; irrig Knobtoch 11 (erster landesherrlicher Besitz war Rappoltsweiler). 13 UB V 190 no 200 (nieman in dirre stat noch in dem burgban ez sie zu Kungeshofen oder zu sant Arbogaste). Irrig ist die dortige Datierung auf 1349, weil Königshofen damals noch nicht straßburgisch war. 14 Wunder, Gebiet 24 n 51 und 77 n 3. 15 AM: HospArch 1077 = UB VII 867 (1399); ThomArch 1880 und 1881 (1582); VI 552/1 no 1 Umschlag und f 33 (1638); ebenda no 20 (1754); SiLbermann 140 (1775) ; AM: UFW no 68/12 (Karte 1789); Reichstand 530. 1& Vgl. Turckheim 31 (1789); Reichstand 530; Goehner 22. 17 Schrifttum: Reuss, Geschichte des Neuhofes; Bopp 108. Karten: AM: AA 2073 f 19 (1735) ; AM: Plan C Rouleau 38 (1786); GLA: H Rheinstrom 62 (1817); GLA: H Rheinstrom 52 (1818); TuHa 12 (1828); AM: Plan IV 4 (1933). 1s über Hundsfeld SiLbermann 222; Asbrand 15--17 ; Ruppert, Geschichte der Mortenau 303-308; Beinert, Dörfer 94--95; Batzer 292-293; Eyer I 147. 1o GLA: H 1 : 10 000 Kehl (Karte 1862); H 1 : 10 000 Eckartsweier (Karte 1859); Rusch, Geschichte 51.

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kung Hundsfeld erstreckte sich auf beiden Seiten des Rheins; die Siedlung selbst lag rechtsrheinisch etwa dort, wo der inzwischen weiter ostwärts gerückte Strom heute fließt. Die Ortsherrschaft gehörte Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts dem Straßburger Bischof, denn ein "Rudolfus advocatus de Hunesvelt" begegnet uns 1196 als Zeuge in einer Kaiserurkunde für das Domkapitel, St. Thomas und JungSt. Peter20, derselbe in einer Bischofsurkunde für das Kloster Steinbach21, ein anderer Vogt von Hundsfeld 1226 in einer Bischofsurkunde für Sirnon Graf von Leiningen-Dagsburg22 und schließlich führte die universitas Hundsfeld 1241 einen Prozeß vor dem Dompropst als bischöflichen Stellvertreter23. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts verlehnte der Bischof Hundsfeld an die Herren von Üsenberg24, seit 1273 oder 1274 an die Herren von Lichtenberg25. Die Lichtenberg vergaben es weiter, so bis 1359 lehensweise der Familie von Hundsfeld, 1372 pfandweise an Johann Winterthur genannt Knobloch, Johann Lumbart und Fritsche Museler, 1435 den Knobloch und anschließend 1474 den Endingen26. Die Gemeinde Hundsfeld verkaufte mit Zustimmung Konrads von Lichtenberg 1370 dem Straßburger Walter Wasicher ihren ganzen linksrheinischen Gemarkungsteil mit allen Eigentums- und Hoheitsrechten für 280 Pfund Straßburger Pfennig: "scultetus .. . jurati . . . villani ville Hunnesveldt . . . de consensu et voluntate expressis ... domini temporaUs insolidum vendiderunt tradiderunt et libere resignaverunt Walthero dicto Wasicher civi Argentinensi ... bona subscripta nec non omnia jura ipsis venditoribus ac dicte ville ac universitati eiusdem ville competentia .. . pro pretio ducentarum librarum et octoginta librarum ... Transtulerunt ... omne jus possessionem proprietatem et dominium" 27• 1373 stimmte Konrads Vater Heinrich von Lichtenberg diesem Geschäft zu28 • Die rechtsrheinischen und linksrheinischen Gemarkungsteile hatten fortan ihre eigene Geschichte. to UB I 100 no 134. 11 Bloch I 368 no 686. u UB I 163 no 201 = Bloch II 44 no 917. n UB IV 1 p 54 no 52 = Btoch II 83 no 1100. 24 Vgl. UB I 299 no 399 = Fester h 3 no 18 = Bloch II 155 no 1489 = Eyer II no 32 (1256 dominus de Usenberc . . . in banno ville sue Hunesvelt). Die Burg üsenberg lag 60 km südlich Straßburgs in der heutigen Gemarkung Breisach. Schrifttum über Familie und Herrschaft: Maurer, Urkunden; Möller III 240242. 25 Eyer I 56 und 145; Mone, Ortenauische Urkunden 278-279 no 11 (1318 vom Stift zu Lehen). Irrig: Reuss, Neuhof 10 (erste Besitzer die Lichtenberg im 14. Jh.); Beinert, Geschichte 25. 28 Eyer II no 392, II no 471, I 199-200. n AM: charte 27 avril 1540 PfThG 69 (zwei Abschriften). Irrig Reuss, Neuhof 10-12 (Lichtenberg trat ab, Gemeiner des Hofs von Hundsfeld traten ab, von den Lichtenberg abgetretener Boden). 28 AM: charte 27 avri11540 (Abschrift).

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3. Kap.: Die eingemeindeten Bänne Königshofen und Neuhof

Hundsfeld rechts des Rheins. Auf der rechten Rheinseite bestand zunächst die Siedlung weiter. Da von hier aus eine der drei Straßburger Fähren über den Rhein verkehrte, erfreute sie sich eines gewissen Wohlstandes. Als die Fähre jedoch 1396 stillgelegt2 e und später das Ackerland vom Rhein hinweggeschwemmt wurde, verarmte das Dorf bald30• Seine Einwohner verlegten sich auf Raubmord und wurden deshalb um 1540 gleich dutzendweise hingerichtet31• 1544 lebten in Hundsfeld noch drei Familien, 1552 wieder acht32• 1580 sollen die Grafen von Hanau-Lichtenberg die letzten Einwohner in das benachbarte Hanauer Dorf Eckartsweier umgesiedelt und die Ortschaft aufgehoben haben33• Wenn das stimmt, zeichnen Sgrooten I 21 und 23 (1573) und Speckel (1576) auf ihren Karten Hundsfeld mit Recht noch ein, die von Speckel abhängigen Mercator, Alsatia und Territorium (1633), Ianßon (um 1660), Sandrart (um 1660), Merian, Topographia Alsatiae (1663), Person, Blatt Strasburg (1692), Baillieu (1708), Seutter (vor 1748) und Homann, Atlas (1753) aber zu Unrecht. Zwei selbständig arbeitende Kartographen, Michal auf Blatt IV (nach 1725) und Naudin (1726), kennen es nicht mehr34• Die übriggebliebene Feldflur, das sogenannte Hundsfelder Ried, war von den Grafen schon einige Jahre früher an zwei andere Hanauer Gemeinden, Reitweiler und Gimbrett (15 und 17 Kilometer nordwestlich Straßburgs, Kanton Truchtersheim), für jährlich 18 Pfund Pfennig verpachtet worden35• Von 1580 bis 1614 verpachteten Reitweiler und Gimbrett das Hundsfelder Ried weiter an Eckartsweier36, zu dessen Gemarkung es später auch gerechnet wurde37 • 1614 versetzte dann Graf Johann das Ried an seine Gemeinden Willstätt und Auenheim (11 Kilometer östlich und 7 Kilometer nordöstlich Straßburgs, Landkreis Kehl) für 8000 Gulden38 • Auenheim schließlich kaufte die Willstätter Rechte 1631 für n Wunder, Gebiet 29. 30 Beinert, Dörfer 94; Eyer I 147. 31 Reuss, Fragments 535 (Chronik Specklin vor 1587); Dacheux 83 (Chronik Büheler vor 1594); Silbermann 222; Asbrand 15-16; Beinert, Dörfer 95. 32 Beinert, Dörfer 95. 33 Silbermann 222; Asbrand 17; Ruppert, Geschichte der Mortenau 307; Krieger I 1068; Beinert, Rheinfähre 391; Beinert, Dörfer 94; Rusch, Geschichte 43 und 53; Kehl 6. Irrig Eyer I 147 (Einwohner werden sich nach Kehl zurückgezogen haben). 34 Sgrooten I 21 zeichnet Hundsfeld fälschlich im Episcop. Argent., Sgrooten I 23 gleich zweimal: an der richtigen Stelle als Humbsfelden und etwas weiter nordöstlich bei Sundheim als Humsfelden. Vgl. auch Wunder, Gebiet 16-17. 35 GLA: 229/22365 f 29 (Pachterneuerung 1567). 36 Ruppert 307 (1580); GLA: 229/22331 f 50 (Pachterneuerung 1597). 37 GLA: 229/22331 f 17 (1767); Tulla 12 (1828). Irrig: Beinert, Dörfer 94 (1590 war die Gemarkung unter Marlen, Eckartsweier, Kehl und Auenheim aufgeteilt); Eyer I 147 (nach Aufgabe des Dorfes fiel rechtsrheinischer Bann an Kehl). 38 GLA: 229/22331 f 47. 1617 wurde die Pfandsumme um 2000 auf 10 000 Gulden erhöht; GLA: 229/22331 f 49.

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5000 Gulden noch dazu und behielt das ganze Ried bis nach der Revolution39. Neuhof links des Rheins. Der linksrheinische Teil der alten Gemarkung Hundsfeld war 1370 mit allen Eigentums- und Hoheitsrechten an den Straßburger Walter Wasicher gekommen und ist fortan als abgesonderter Bann oder gemeindefreies Gebiet anzusehen40 • Wasicher verpachtete und verkaufte sofort einzelne Grundstücke weiter41 , u. a. einem gewissen Sicheler, der 1388 "in dem nuwen hofe" wohnte. Der hier erstmals genannte Neuhof42 gab bald dem ganzen Gebiet seinen Namen. Wer in die Herrschaftsrechte Wasichers nachfolgte, wissen wir nicht genau. Fest steht nur, daß 1424 und 1460 ein Thomas Adolf von Brumath auf dem Neuhof wohnte und wahrscheinlich an der Herrschaft beteiligt war43 • Im 16. Jahrhundert zersplitterten sich die Rechte in kleine und kleinste Bruchteile44 • Eine Hälfte vererbte Elisabeth alias Ursula Röder von Diersburg (1504 tot) ihrem Sohn Dieholt Pfau von Rüppur (gestorben 1502) und dieser anscheinend fünf Töchtern namens Apollonia, Symburg, Margaretha, Ursula und Cleopha45 • Apollonia Pfau (1564 noch am Leben) überließ ein Sechstel der Hälfte ihrem Sohn Philipp von Blumeneck, der es am 17. Mai 1550 dem Straßburger Hans Stößer für 1060 Gulden verkaufte46 • Stößer handelte dabei als verdeckter Stellvertreter für die Stadt Straßburg, so daß er ihr am 13. August den Anteil förmlich abtrat47 • Symburg Pfau 39 GLA: 229/22345 Mitte (1636); 229/22331 f 17 (1767) und f 44 (1779). Für das 19. Jh. siehe die Karten GLA: H Rheinstrom 62 (1817); H Rheinstrom 52 (1818); Tulla 12 (1828); GLA: H 1 : 10 000 Eckartsweier (1859). 40 Der Sprachgebrauch läßt das erst 1550 erkennen, siehe AM: charte 23 fevrier 1523 (des Nuwen Hoffes gelegen in Hundzfelder bann); charte 3 juin 1550 (des Nuwenhoffs usserthalb der statt Strassburg banne ane Keuler banne ane Hundsfelder selbhamm ouch ane Altenheim unnd Illkircher bannenn gelegenn); VI 397/33a (1567 Neuhof ... auserhalb der stadt burgbann ... gegen der stadt allmend versteint und vermarkt gegen die dorffer mit lochbaumen unterschieden gegen die Gansau auch untersteint und bisher eine abgesonderte herrlichkeit gewesen). 41 UB VII 492 no 1692 (1375 Essigmann und Vogelsang in der Gansau begütert), 513 no 1768 (1377 Essigmann), 538 no 1859 (1378 verpachtet Wasicher einen Hof an Vogelsang); AM: charte 10 fevrier 1446 PfThG 69 (Walter Spiegel, der Schwager Johann Knoblochs, verpachtet an Johann Großhans von Vendenheim und dessen Frau Katharina von Stützheim einen Hof in der Gansau). 42 UB VI 810, im Register nicht erwähnt. Irrig also: Reuss, Neuhof 14--15 (erstmals 1424); Clauss 749 (zuerst 1424); Beinert, Dörfer 96 (erst 1427). 4 3 Reuss, Neuhof 14--15. " Das Folgende beruht hauptsächlich auf AM: chartes 1523-1657 PfThG 69. 45 über die Röder KindZer III 551-595 (Ursula Röder 576); über die Pfau KindleT I 77-78. 48 Urkunde bei AM: charte 13 aout 1550. Über die Blumeneck KindleT I 112-114. 47 AM: charte 13 aout 1550.

3 Wunder

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3. Kap.: Die eingemeindeten Bänne Königshafen und Neuhof

(1544 tot) vererbte ein Sechstel der Hälfte ihrem Sohn Hans Böcklin, Ursula Pfau (erster Mann Hans von Lichtenfels, zweiter Ludwig Klett von Uttenheim, tot 1543) zwei Sechstel der Hälfte ihrer Tochter Petronella Klett von Uttenheim48 • Hans Böcklin und Petronella Klett von Uttenheim verkauften ihre Anteile am 3. Juni 1550 Straßburg für 3200 Gulden49 • Margarethe Pfau, die Witwe des Jost von Seebach, verkaufte am 6. Juli 1550 ein Sechstel (angeblich von ihrer Mutter Elisabeth geerbt) an Johann Stößer für 1060 Gulden50• Cleopha Pfau schließlich (1550 tot) hinterließ das letzte Sechstel der Hälfte ihrem Sohn Ludwig von Andlau, der es am 9. September 1550 ebenfalls Johann Stößer für 1060 Gulden verkaufte51 . Stößer hinterließ seine zwei Sechstel der Hälfte seiner zweiten Frau Afra Städler, fünf Kindern aus erster Ehe mit Aurelia Kirchhoffer und sieben Kindern aus zweiter Ehe. Dieselben verkauften Straßburg am 19. April1572 alle ihre Anteile am "Neuwen Hoff usserthalb der statt Strasburg burckbanne ane Keuler banne ane Hundsfelder selbhamm ouch ane Alttenheim unnd Illekircher bannen gelegen"52. Ein Viertel des Neuhofs gehörte zu einem Sechstel Rudolf Lompart und fiel erbweise nacheinander an dessen Tochter Kathrin, der Frau des Straßburgers Hans Kilchener, und eine Verwandte Ursula Pfau, der Frau des Freiburgers Hans von Lichtenfels (beide angeblich mit den vorn benannten nicht identisch)53 • Die Eheleute Hans von Lichtenfels und Ursula Pfau verkauften das Sechstel des Viertels 1523 dem Straßburger Konrad von Duntzenheim für 200 Gulden54• Dessen Tochter Maria, die Witwe des Hans Münch, verkaufte es 1544 der Stadt Straßburg für 325 Gulden55 . Die übrigen fünf Sechstel des Viertels gehörten den Familien Wolf von Renchen, Voltz von Lahr, Papst von Benfeld und anderen56. 1531 ver48 über die Böcklin KindleT I 130-136; über die Klett KindleT, Buch 151. Die Eheleute Jakob Christoph von Uttenheim zu Ramstein und Petronella Klett wollten 1544 ein Viertel an Graf Philipp von Hanau-Lichtenberg für 2000 Gulden verkaufen; GLA: 229/22366 (Abschrift). Daraus kann nichts geworden sein. 49 AM: charte 3 juin 1550; Reuss 20. 50 AM: charte 6 juillet et 30 aoüt 1550. Irrig Reuss 20 (an Straßburg). Verwandtschaft anders bei KindleT I 78. 51 AM: charte 9 septembre et 14 decembre 1550; Reuss 20. Über die Andlau KindleT I 13-14. 52 AM: charte 19 avril1572. Vgl. Reuss 24-25. 53 Zu Lompart vgl. vorn bei n 26. u AM: charte 23 fevrier 1523; Reuss 15; KindleT II 500. 55 AM: charte 19 juin 1544 (Original) = no 957 f 51-53 (Abschrift) ; Reuss 20. Irrig: Reichsland 754 (Neuhof gehört Straßburg seit 1578); GoehneT 14 (seit 1578 teilweise). 56 über die Wolf KindleT III 494; über die Voltz KindleT I 377-381; über die Papst KindleT I 44.

3. Kap.: Die eingemeindeten Bänne Königshafen und Neuhof

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kauften die Eheleute Ludwig Wolf von Renehen und Anna Musler (tot 1548) ihren Schwägern und Vettern Jakob Zorn zum Riedt, Jakob Voltz von Lahr (dessen Mutter war Katharina Musler) und Luttelmann Papst von Ichtratzheim als "testamentarien" des verstorbenen Hartlieb genannt Kurzlieb Papst von Benfeld ihren nicht näher spezifizierten Anteil gegen vier Forderungen in Höhe von rund 350 Gulden57 • 1542 verkauften die Brüder Erasmus und HansVoltz ihrem VetterKasparWolf von Renehen ihren ebenfalls nicht spezifizierten Anteil, den sie von ihrem Vater Jakob Voltz geerbt hatten, für 85 Pfund 17 Schilling und 6 Pfennig58• 1549 besaßen die Erben Papst, die Endingen, Kaspar Wolf von Renehen sowie die Familien Zorn und Schultheiß jeweils ein Viertel der fünf Sechstel des Viertels59• 1551 wollte Hans Jakob von Endingen ein Zwölftel am Viertel für 350 Gulden an Graf Philipp zu Hanau-Lichtenberg verkaufen80, besann sich aber offenbar eines Besseren und verkaufte 1552 einen Hof in Straßburg und seinen Anteil am Neuhof, den er von Thomas von Endingen geerbt hatte, für 1700 Gulden an Straßburg61 • Ein Bericht vom 20. Juli 1566 beziffert diesen Anteil mit 2112/96 oder einem Achtel an den fünf Sechsteln des Viertels, den Anteil des Kaspar Wolf von Renehen mit drei Achtel, den der Erben Papst mit zwei Achtel und den der Erben Papst, Zorn und Schultheiß mit ebenfalls zwei Achtel62 • Ob das stimmt, ist aber zweifelhaft, denn Ursula Musler, die Witwe des Hans Schultheiß von Hall, verkaufte am 6. November 1566 Straßburg allein ein Drittel an den fünf Sechsteln des Viertels für 350 Gulden63. Die Eheleute Ludwig Wolf von Renehen und Anna Museier versetzten ihren Anteil am 26. September 1569 an Ursula Wetzel von Marsilien64 • Christoph Papst von Bolsenheim verkaufte 1570 ein Achtundvierzigste! des Ganzen oder ein Zehntel an den fünf Sechstel des Viertels für 80 Pfund dem Straßburger Georg Cuntzmann65 , dessen Erben es 1625 für 500 Pfund an Straßburg verkauften66. 1573 verkauften die Eheleute Johann Schenckbecher und Dorothea Pfeffinger Straßburg ein Zwölftel an den fünf Sechstel des Viertels für AM: charte 29 aout 1531. Irrig Reuss 15 (1532). AM: charte 26 janvier 1542; Reuss 20. Die Verkäufer werden Knobloch I 380 nicht genannt. 58 Folgt aus einer Abrechnung für 1549 = GLA: 229/22366, die bei einer Überprüfung 1964 fehlte. 80 Nicht besiegelte Urkunde AM: charte 8 mars 1551. Irrig Reuss 20--21 (Verkauf rückgängig gemacht). 81 AM: charte 23 fevrier 1552. 82 Reuss 22. &3 AM: charte 6 novembre 1566; Reuss 23. 14 Reuss 23-24. 85 AM: charte 7 avril1570. Irrig Reuss 24 (an Straßburg). 88 AM: charte 15 decembre 1625. Irrig Reuss 31 (aus Erbschaft des Christoph Papst). s1

58

a•

36

3. Kap.: Die eingemeindeten Bänne Königshafen und Neuhof

500 Gulden67 • 1605 veräußerte K. von Stein gewisse Anteile68 • Friedrich vom Stein vom Reichenstein verkaufte schließlich als letzter Teilhaber neben Straßburg 1647 einen nicht spezifizierten Anteil um 1200 Gulden69 •

Das letzte Viertel des Neuhofs gehörte den Erben des Konrad Kirchhoffer und Marx von Brumath. Zwei Achtzehntel am Ganzen vererbte Kirchhoffer seiner Tochter Aurelia, der ersten Frau des Hans Stößer, und diese ihren fünf Kindern Margret, Martha, Anna, Hans Jakob und Friedrich Stößer, die sie 1572 an Straßburg verkauften. Wenn man dem Vertragstext folgt, standen zwei weitere Achtzehntel den Erben Brumath und ein Achtzehntel Frau Ursula Behemin zu, was zusammen 5/ts oder 10/3& ergibt, wovon wieder 1/3& abging, an dem Aurelia Stößer, eine weitere Tochter des Hans Stößer aus erster Ehe und Frau des Matthäus Wicker, 38/3& innehatte. Der Wortlaut ist allerdings nicht ganz klar70 • Marx von Brumath vererbte seine 4 /3& seinen Töchtern Barbara, Cleopha und Salome. Die beiden Ehepaare Thomas Schwend Holzmann und Barbara Brumath sowie Jakob Reichshoferund Cleopha Brumath, ferner die Geschwister Jakob, 'Katharine, Susanne, Hans und Marx, die Kinder der Eheleute Johann Hochdorpp und Salome Brumath, verkauften sie am 19. Juni 1573 für 1476 Pfund an Straßburg71 • Ursula Behemin, die Witwe des Straßburgers Stephan Emerich, verkaufte 1/ss des Ganzen am 14. September 1573 Straßburg für 379 Pfund72 • Am 19. April 1578 verkauften Aurelia Stößer (Frau des Matthäus Wicker) und ihre beiden Schwiegersöhne Johann Wachtel und Daniel Heymonett Straßburg die oben genannten 38/s& des 1/ss ebenfalls für 379 Pfund73 • 1605 veräußerten die Erben Behem gewisse Anteile74 • Straßburg hat nachalldem den Neuhof von 1544 bis 1647 stückweise erworben75• Im Namen aller Teilhaber führte die Geschäfte zunächst Hans Stößer76 , nach dessen Tod (frühestens 1557) sein Schwiegersohn Matthäus Wicker77 und dann ab 157878 Straßburg durch die sogenannten Oberbauherren und Dreier des Pfennigturms. Sie zogen die Gefälle ein, stellten Förster für den Rheinwald an, verpachteten und verkauften Grundstücke und rechneten mit den übrigen Teilhabern gelegentlich ab79 • Wickerund 87 88 69

•o

71

72

73 14

1s 78 77

78 79

AM: charte 28 octobre 1573. Irrig Reuss 26 (411 Pfund). Reuss 29 n 2.

AM: charte 6 mars 1647; Reuss 31-32. Vorn n 52; vgl. Reuss 24-25. AM: charte 19 juin 1573; Reuss 26. AM: charte 14 septembre 1573; Reuss 26. Reuss 27. Reuss 29 n 2; vgl. Text bei n 70.

Vgl. n 55 (1544) und 69 (1647). Wien 59. Reuss 24. Stößer war 1557 noch am Leben; Hatt, Liste 635. Vgl. bei n 73. GLA: 229/22366 (Jahresrechnungen seit 1588); Reuss 23-90 passim.

3. Kap.: Die eingemeindeten Bänne Königshofen und Neuhof

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Straßburg verzögerten die Rechnungslegung manchmal jahrelang80, wahrscheinlich deshalb, um die übriggebliebenen Teilhaber umso schneller zum Verkauf ihrer Anteile zu bewegen. Seit 1647 darf der Neuhof als nach Straßburg eingemeindet gelten81 • Wenn ich recht sehe, behielt die Stadt künftig alle Hoheitsrechte für sich und veräußerte nur noch bloßes GrundeigentumB2. Ein Teil des Neuhofs, nämlich die Gansau, stellte in privatrechtlicher Hinsicht schon im 14. Jahrhundert ein besonderes Besitztum dar83• Hans Vogelsang soll sie 1395 an Hans Hesse verkauft haben und Nikolaus Zorn von Bulach 1482 an Jakob Mug84 • Fest steht, daß die Eheleute Walter Kaps und Anna Spielmann den Hof Gansau 1536 an Hans Stößer, Konrad Kirchoffer und Vit Storck verkauften85 • Über Hans Stößer kamen dann sieben Achtel und 1hs eines Achtels an seine Witwe Afra Städler, fünf Kinder aus erster und sieben Kinder aus zweiter Ehe, die ihre Anteile 1572 Straßburg für 3800 Gulden verkauften. Die Urkunde beschreibt den Hof als "usserthalb der statt Strasburg gelegen unnd mit demwasserdas der Wilger heist unnd andersit neben der Kriechgassen unnd gegen der statt zu uff den graben oder von dem Wilger uffs Kriech Wörd ziehend unnd scheidet derselb graben beyde velder der beyden hoff Gansauw unnd des Neuwen Hoffs". 77hs eines Achtels der Gansau gehörten Aurelia Stößer86 , die sie Straßburg wahrscheinlich 1578 zusammen mit ihrem Anteil am Neuhof verkaufte87 • Straßburg veräußerte die Gansau 1668 an Johann Georg Schwing für 8000 Gulden8s.

Den Neuhof (und zwar das Hofgrundstück selbst, nicht den ganzen Bann) verkaufte Straßburg am 8. November 1651 Hermann Michael Hertzgen, Auditor der französischen Kavallerie, für 3250 Pfund, davon 1750 Pfund in bar. Als Hertzgen den restlichen Kaufpreis nicht zahlte, zwang ihn Straßburg am 20. Februar 1657 zu der Vereinbarung, bis spätestens 29. September 1657 zu zahlen, andernfalls "gemeine statt das 8° Folgt aus AM: charte 28 octobre 1573 (rückständig ab 1570) und charte 15 decembre 1625 (rückständig ab 1603!). 81 Der Sprachgebrauch eilt zum Teil etwas voraus, siehe Eheberg I 660 (16. Jh. innerhalb der statt ... uff dem Neuenhof); AM: AA 2073 f 19 (Karte 1735: der kleine Forst Rhein oder Wilger welcher den Strasburger und Illkircher bann scheidet); AM: Plan C Rouleau 38 (1786); Reuss, Neuhof 29-90 passim. 82 Unklar z. B. Reichsland 754; Clauss 749. 83 Vgl. n 41. 8• Reuss 14 n 3. Mieg 8 erwähnt nur den Verkauf eines Hauses in Straßburg. 85 Folgt aus AM: charte 19 avril 1572. Irrig Reuss 14 n 3 (Walter Kax). 88 AM: charte 19 avril1572. Vgl. n 52 und 70. 87 Vgl. n 73. 88 Reuss 46.

3. Kap.: Die eingemeindeten Bänne Königshafen und Neuhof

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verkauffte praedium ohne einigen process wider an sich zuziehen befugt sein solle". Am 19. Oktober 1657 wurde die Besitzergreifung Straßburgs feierlich protokolliert89• 1669 verkaufte Straßburg den Hof für 6000 Gulden an Johann Heinrich Kugler90 • Hans Erhard Schwing verkaufte ihn 1673 Philipp Balthasar Würth für 4400 Gulden91 • 1691 war Johann Jakob Hahn Eigentümer92 • Seine Erben verkauften den Neuhof 1699 den Jesuiten93. Im 17. Jahrhundert entwickelten sich auf der Gansau und im 18. Jahrhundert am Neuhof kleinere Siedlungen94 • Die ganze "Gemeinde", alles Straßburger Bürger oder Schirmer, zählte 1756 rund 200 Seelen und bekam damals ihre ersten eigenen Organe (Obermeister und Boten) und damit eine bescheidene Selbstverwaltung95 . Seither ist die Bevölkerung langsam, aber stetig angewachsen96 •

89

AM: charte 19 octobre 1657 PfThG 69; Reuss 35-36 (1651) und 40 (1657).

Reuss 47. Reuss 49. ez Reuss 52. 83 Reuss 56. " Eheberg I 704 (1638 dorfern als Ruprechtsauw Gansauw); Naudin (1726 Gansau mit fünf Anwesen, Neuhof mit zwei); Reuss, Neuhof 66; Goehner 22. 95 Reuss, Neuhof 66, 73, 74, 79, 84 und 95; Goehner 22; Beyler 38; AM: no '0

'1

733 f 65 (1782 Wahl des zweiten Obermeisters). 96 Irrig Krieger II 325 (Neuhof heute ausgegangen).

Viertes Kapitel

Die amtsfreien Gebiete Straßburg verwaltete die von ihm unmittelbar abhängigen Ortschaften teils einzeln, teils in größeren Herrschaftsbezirken, den sogenannten Ämtern, zusammengefaßtl. Das folgende Kapitel ist denjenigen vereinzelten Ortschaften gewidmet, die nicht aus besonderen Gründen anderswo behandelt werden. Das ist der Fall bei den nach Straßburg eingemeindeten Bännen Königshafen und Neuhof (Kapitel3), bei Niederhausbergen, das man später dem Amt Illkirch eingliederte (Kapitel 8) und bei Marlenheim, das später Sitz eines gleichnamigen Amtes wurde (Kapitel12).

Neuburg a. Rhein2 • Der älteste hier zu besprechende Besitz war Neuburg a. Rhein, in dem Straßburg dreizehn Jahre lang einzelne Herrschaftsrechte ausübte. Neuburg a. Rhein liegt 56 Kilometer nordöstlich Straßburgs, bis ins 16. Jahrhundert auf der rechten Rheinseite, seither linksrheinisch im heutigen pfälzischen Landkreis Germersheim3 • Es darf weder mit dem elsässischen Neuburg im Kanton Hagenau noch mit dem badischen Neuenburg im Landkreis Müllheim verwechselt werden4 • Neuburg a. Rhein gehörte ursprünglich dem Speyerer Bistum und wurde von diesem zu einer unbekannten Zeit den Grafen von Eberstein5 verlehnt. Otto von Eberstein versetzte es 1259 seinem Schwiegersohn Heinrich II. von Lichtenberg für 250 Mark Silber6• Die Lichtenberg besaßen u. a. auch die Städte Brumath und Buchsweiler, 17 km nördlich 1 2

3

Wunder, Gebiet 83-85. Frey I 519-522; Schäfer, Grafen. Frey I 521 (1570 rechts); Christmann 411 (1590 rechts). Merian, Palatinatus

(1645) betont im Text p 35, daß Neuburg jetzt links liege, zeichnet es aber auf der Karte p 1-2 irrtümlich noch rechts. Irrig: Schoepflin 180 (Wüstung); Wotff, Burgen 231-232 (Wüstung). ' Irrig: UB V 1095 (els. statt pfälz.); UB VI 6, 98 und 900 (bad. statt pfälz.); Knobloch 8 (Neuenburg statt Neuburg a. Rhein). 5 Burg Eberstein, 44 km NO, Gemeinde Ebersteinburg, Kreis Rastatt; Krieger I 447-449. • Eyer II no 35-36. Vgl. den Heiratsvertrag von 1251 in Eyer II no 21.

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4. Kap.: Die amtsfreien Gebiete

bzw. 34 km nordwestlich Straßburgs7 • 1369 räumten Heinrich III. und sein Sohn Konrad von Lichtenberg für 6000 Pfund Pfennig Straßburg den Mitbesitz und die Mitnutzung von Neuburg a. Rhein sowie ein besitzloses Pfandrecht auf den halben Städten Brumath und Buchsweiler ein8 • Straßburg erhob in Neuburg a. Rhein seit 1370 einen besonderen Zoll, der 1381 nach Straßburg verlegt wurde 9 • Als Straßburger Beamte sind in Neuburg ein Burgvogt, Amtleute, Schreiber und Zöllner nachweisbar10. Die im Verhältnis zu Straßburg besserberechtigten Besitzer Neuburgs, Heinrich IV. von Lichtenberg und seine Frau Adelheid von Veldenz, verkauften ihre Rechte 1383 für 18 000 Gulden an Ruprecht I. von der Pfalz 11 • Dieser löste die Straßburger Rechte gegen weitere 6000 Pfund Pfennig sofort aus12.

Rappoltsweiler13• Die Stadt Rappoltsweiler oder Ribeauville liegt 53 Kilometer südwestlich Straßburgs im Oberelsaß. Als Lehen des Bistums Basel war sie in der Hand der Herren von Rappoltstein14• Bruno I. von Rappoltstein, seit 1383 Straßburger Ausbürger15, schuldete Straßburg 1388 zweihundert Gulden Jahresrente und viertausend Gulden zinsloses Darlehen. Am 17. Februar versprach er u. a., bis zum 24. Juni neue Mitschuldner und Bürgen zu stellen, an Ostern die 200 Gulden Rente zu begleichen und am 24. Juni 400 Gulden von den 4000 Gulden zurückzuzahlen. Außerdem ordnete er an, daß seine zwei Unterstädte Rappoltsweiler versprachen, dem Meister und Rat von Straßburg ab 24. Juni als ihrem rechten Herrn zu gehorchen bis zur Erfüllung aller Versprechen. Die Einwohner von Rappoltsweiler versprachen, Meister und Rat von Straßburg als Herren anzunehmen, die mit den Unterstädten tun und lassen dürften, wie es ihnen gut dünkte. Nach der Übergabe sollte Bruno die Städte nicht mehr ohne Zustimmung von Meister und Rat betreten; Meister und Rat sollten wegen der 200 und 400 Gulden 7 Eyer II no 110 (1301 Buchsweiler), 186 (1331 Kauf Brumaths), 257-259 (1344 Brumath Kurmainzer Lehen). 8 Wunder, Gebiet 41 mit n 62 und 53 mit n 81-84. 1 UB V 662 no 851 (1370 Privileg Kaiser Karls IV.); Wunder 83 n 6 (1371 und 1374) ; UB V 912 n 1 (Widerruf des Privilegs, der aber nicht wirksam wurde); UB VI 6 no 13 (1381 Privileg König Wenzels). 1o Wunder 83 mit n 6. 11 Koch I 271 no 4515 = UB VI 98 no 156 = Eyer II no 576. Veldenz liegt im

Landkreis Bernkastel, Regierungsbezirk Trier. 12 Koch I 271 no 4516-4517, 393 no 6713; UB VI 98 no 157; Eyer II no 577. 13 Albrecht, Urkundenbuch; Brieger; Knobloch 11-18; Barth 1090-1095; Bopp 300-302; Hotz 173-176. 14 Reichsland 860. Schloß Rappoltstein oder Ulrichsburg, 53 km SW, Gemeinde Rappoltsweiler; Redstob 149-151. 15 Wunder, Gebiet 45 n 13.

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befriedigt werden und dann die Städte weiter behalten bis zur Erfüllung aller Versprechen. Wenn die Städte, solange sie versetzt seien, verloren gingen, sollte dies für Meister und Rat keinen Schaden bringen16. Der Vertrag wurde wie vorgesehen ausgeführt: Am 6. Oktober 1388 waren die Unterstädte in Straßburgs Besitz17. Schon bald verfeindeten sich Straßburg und Bruno aus andern Gründen18. Als Straßburg beschloß, deshalb auch die Oberstädte Rappaltsweiler zu besetzen, kam ihm Bruno zuvor und eroberte 1390 oder 1391 seinerseits die Unterstädte19. Der folgende Krieg zog sich- mit Unterbrechungen- hin bis 139620 • In diesem Jahr verbürgte sich Herzog Leopold IV. von Österreich für Brunos Schuld21 ; 1397 übernahm er sie ganz22 und 1398 bezahlte er sie wenigstens zum Tei12a. Benfeld, Kochersberg und Ehl24 • Der Straßburger Bischof Wilhelm von Diest (1393-1439) 25 versetzte am 16. August 1394 der Stadt Straßburg für eine alte Schuld von 15 000 Gulden die bischöfliche Stadt Benfeld ohne die zum Amt Benfeld gehörenden Dörfer- und bestellte ihr gleichzeitig ein besitzloses Pfandrecht auf der Burg Kochersberg - wieder mit Ausnahme der zum Amt Kochersberg gehörenden Dörfer26 . Die tatsäch10 Albrecht II 250 no 295 (Druck) = UB VI 218 no 425 (Regest); Knobloch 11-12. 17 UB VI 248 no 480; Knobloch 12. Irrig Schoepflin 291 (Straßburg eroberte die Unterstädte 1389). 1a Knobloch 13-14.

19 Rappaltsweiler wurde erst erorbert, nachdem Straßburg eine Gesandtschaft an König Wenzel abgeschickt hatte; UB VI 317 no 602; irrig Knobloch 15 (vorher). Knobloch 12 setzt die Einnahme in den Sommer 1390, Reichsland 861 in das Jahr 1391. Zuerst erwähnt wird sie in einer Straßburger Verteidigungsschrift vom 1. 10. 1392; UB VI 365 no 687. Der Wortlaut läßt darauf schließen, daß Rappaltsweiler vor den Mainzer Verhandlungen erobert wurde, die im Juli 1391 begannen; UB VI 327 no 620. 20 UB VI passim; Knobloch 16-18. 21 UB VI 655 no 1192 (3. 11. 1396 Bürgschaft), 656 no 1194 (3. 11. 1396 Versatzung Rappoltsteiner Besitzungen an Österreich), 663 no 1214 (26. 12. 1396 Zusammenstellung der Schulden); Knobloch 18. 22 UB VI 690 no 1285 (August 1397 Verzicht Straßburgs auf die Schuldbriefe), 707 no 1328 (Quittung Brunos). ! 3 UB VI 863 no 1632 (Quittung Straßburgs). Irrig Knobloch 18 (bald erfolgte die Bezahlung der Schulden). 24 Über Benfeld: Woerth, Dischert; Barth 116-118; Bopp 136; Hatz 14. Über Ehl: Sitzmann; Dischert 225-238; Barth 329-332; Bopp 136; Hotz 45. Über Kochersberg: Reichsland 528; Tillmann I 515. 25 Über ihn Kap. 7 n 31. 26 AM: no 954 f 80-82 (Abschrift) = UB VI 526 no 877 (Auszug) = AM: AA 1439 f 12 (Entwurf) Schoepflin 152 (Benfeld); Larousse VI 166 (Benfeld); Reichsland 528 (Kochersberg); Knobloch 23-24 (Benfeld und Kochersberg); Wunder, Gebiet 41. Irrig: AM: AA 1451 f 8 (16 000 Gulden) ; Schoepflin 140 (Kochersberg 1406 und 1448), 142 (praefecturam Kocherspergensem oppigneravit cui 1448 alia

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liehe Gewalt über die Burg ging am 26. Mai 1422 auf Straßburg über27. Die Stadt Benfeld liegt 26 Kilometer südwestlich Straßburgs im heutigen Arrondissement Erstein. Die Burg Kochersberg stand auf einem gleichnamigen Hügel 19 Kilometer nordwestlich Straßburgs im heutigen Bann Neugartheim und wurde 1592 zerstört. Nordöstlich Benfelds lag eine kleinere Siedlungnamens Ehl, die insbesondere durch ihre uralte Kirche zum Heiligen Maternus berühmt ist. Während des Mittelalters scheint Ehl eine eigene Gemeinde gewesen zu sein. Ein gewisser Lutolz von MüHenheim verkaufte die Herrschaftsrechte über Ehl 1485 der Nachbarstadt Benfeld, die den kleinen Ort wahrscheinlich sofort eingemeindete. Straßburg erwarb als Herr über Benfeld damit automatisch eine Art Oberherrschaft über Ehl28• Die Patronatsrechte über die Kirche gehörten seit dem 14. Jahrhundert dem Straßburger Kloster St. Wilhelm29 • Als sich dieses 1533 auflöste, überließ es seine Rechte der Stadt Straßburg30• Die Stadt Straßburg setzte in Benfeld und Kochersberg je einen Vogt ein, der militärische und administrative Aufgaben hatte31• Von Benfeld kennen wir die Vögte 1442 Jakob Dutschemans1 , 1513 Blasius von Müllenheim" und 1537 Klaus Renneru;

von Kochersberg 1442 Rudolf Lumbartss,

pignora adjunxit); Reichsland 71 (Benfeld 1395), 529 (Amt Kochersberg 1448); Kretschmer 464 (Amt Kochersberg 1448); Sitzmann 52-53 (Bischof behielt Ehl von 1232 bis zur Revolution), 58 (im 17. Jh. gehörte Ehl dem Domkapitel); Woerth 5 (Benfeld 1395-1406 und ab 1422 straßburgisch); Adam, Territorien 80 (Benfeld 1395); Dischert 15 (1000 Gulden). 27 AM: charte 26 mai 1422 AA 1463 = no 954 f 82-83 (Abschriften) = UB VI 527 n 1 (Regest); Knobloch 24. 18 Über den Kauf Dischert 228-229. Irrig: Sitzmann 65---68 (Ehl im 14. Jh. nach Benfeld eingemeindet); Wunder, Gebiet 108 (Ehl mit Benfeld 1394 erworben). Heute gehört Ehl zu den beiden Gemeinden Benfeld und Sand. 11 Adam, Territorien 80 (1336); Barth 330-331 (zwischen 1307 und 1336). Irrig: Reichsland 247 (1358); Adam, Territorien 25, 76 und 79 (Ehl gehörte zum Teil dem Kloster); Crämer, Verfassung 46 (St. Wilhelm besaß ein Dorf); Bopp 105 (Ehl war Teileigentum St. Wilhelms) und 136 (Ehl gehörte St. Wilhelm). Schrifttum über St. Wilhelm: Huber, Danck 52-69; Röhrich, Geschichte; Erichson; Truttmann 189-202; Barth 1515---1519; Bopp 104-107. 30 Huber, Danck 58; Röhrich, Geschichte 20; Baum 111; Erichson 7; Truttmann 201. 31 Wunder, Gebiet 83-84 und 97. 31 AM: no 954 f 188. u AD: G 1290. 34 AD: G 1290. ss AM: no 954 f 188.

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1511 Jörg von Wickersheim31 und 1525 Reinbald Völtsch37•

Bischof Wilhelm von Honstein (1506-1541) löste Benfeld-Ehl und Kochersberg nach langen Verhandlungen wieder aus der städtischen Herrschaft aus. Am 13. Oktober 1537 schloß er einen entsprechenden Vertrag mit Straßburg, am 10. Dezember zahlte er einen Teil der Pfandsumme zurück und an Weihnachten übernahm er vertragsgemäß den tatsächlichen Besitz der Ortschaften38• Als er sich dann weigerte, noch den Rest der Pfandsumme zu zahlen, strengte Straßburg am 25. Februar 1538 einen Prozeß an, der am 22. Dezember 1540 durch einen Schiedsrichter entschieden wurde39. - Bei der Auslösung der Ortschaften hatte Straßburg zunächst noch die erst 1533 erworbenen Patronatsrechte in Ehl behalten, die es dann 1543 dem Bischof überließ40 , sowie einen Dinghof in Benfeld, den es noch 1563 besaß 41 • Ochsenstein42 • Ochsenstein ist der Name dreier benachbarter Burgen 35 Kilometer westlich Straßburgs in der heutigen Gemarkung Reinhardsmünster sowie einer nach ihnen benannten Adelsfamilie, die im Unterelsaß begütert war. Ottemann von Ochsenstein verpachtete am 9. Juli 1398 seine sämtlichen, nicht näher spezifizierten Burgen dem Straßburger Bischof Wilhelm von Diest und der Stadt Straßburg bis Ostern 1402 für 1000 Gulden, von denen je 200 an Ostern und Martini 1399 und je 150 an Ostern und Martini 1400 und 1401 zu zahlen waren43 • Börsch, Girbaden, Rosenweiler und Mollkirch44• Der Straßburger Bischof Wilhelm von Diest versetzte am 17. Dezember 1395 die Stadt Eheberg I 547 (Bestallungsrevers). Correspondenz I 164 no 293. 38 Knobloch 149-151 (Vorverhandlungen); AM: chartes 13 octobre 1537 AA 1560 (Original des Vertrags) und VCGK 22 (Original eines Zusatzvertrags) ; charte 18 mars 1465 VCGK 22 (Zahlungsvermerk auf der Rückseite). Irrig: Schoepjtin 142 (Kochersberg 1538 zurück); Reichsland 71 (Benfeld 1538), 528 (Kochersberg 15. Jh.), 529 (Amt Kochersberg 1538); Knobloch 23 (Benfeld und Kochersberg etwa 1540); Adam, Territorien 81 (Benfeld 1538); Bopp 136 (Pfandlösung 1527-1538). 39 AM: AA 1563 und 1564 (Akten); Knobloch 151-152. ' 0 Adam, Territorien 80. Anders Barth 331-332 (1533 Rechtsnachfolger Wilhelmiterkloster Freiburg, das 1567 seine Ehler Rechte an Bischof verkaufte); Bopp 136 (nach 1543 bemächtigte sich der Bischof des Ortes und der Kirche). Irrig jedenfalls Sitzmann 58 (im 17. Jh. hat St. Wilhelm das Patronat). 41 Hofrecht 1463 und 1513 sowie Jahresrechnungen 1487-1537 = AD: G 1290; Hofrecht 1563 = AM: VI 455/3. Irrig Kollnig 185 (Dinghof gehörte 1513 31 37

dem Bischof). ' 2 Über die Burgen Reichsland 805; Hotz 160. Über die Familie: Schoepflin 619-620 und Tafel nach 622; Lehmann, Grafschaft II 1-176 und Tafel nach 520 ; KindZer III 261-262; Möller I 18-21. ' 3 Wunder, Gebiet 59-60. 44 Grau; Barth, Weinstädtchen; Barth, Handbuch 180-181 (Börsch), 11431145 (Rosenweiler), Hotz 20, 57 und 183-184.

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Börsch für 3300 Gulden an Rudolf von Hohenstein45 und am 24. Dezember 1395 die Burg Girbaden und die Dörfer Rosenweiler bei Rasheim und Mollkirch (Molkirch zu den louben) für 1545 Gulden ebenfalls an Rudolf von Hohenstein46 . Dieser versetzte am 12. Oktober 1398 beide Komplexe mit Zustimmung des Bischofs für die gleichen Beträge weiter an die Stadt Straßburg47 . Noch im gleichen Jahr wollte Bischof Wilhelm Börsch zurücklösen. Als Rudolf von Hohenstein die Herausgabe verweigerte, bemächtigte sich der Bischof des Städtchens mit bewaffneter Hand48. In einem Schiedsvertrag vom 3. Februar 1399 heißt es, der Bischof habe Girbaden für 1545 Gulden von Rudolf von Hohenstein wieder ausgelöst und schulde diesem für (das eroberte) Börsch noch 3300 Gulden49.

Lichtenau50 • Die Herren von Lichtenberg faßten ihre rechtsrheinischen Besitzungen in den Ämtern Lichtenau und Willstätt zusammen. Beide Ortschaften liegen im heutigen Kreis Kehl, Lichtenau 25 Kilometer nordöstlich, Willstätt 11 Kilometer östlich Straßburgs. Nach einigen andern Veräußerungen51 versetzten die Brüder Johann und Ludwig IV. von Lichtenberg am 17. Oktober 1399 die ganze Burg und die halbe Stadt Lichtenau für 14 000 Gulden Kapital und 600 Gulden Jahreszins an Straßburg52 und räumten ihm für die gleiche Schuld am nächsten Tag noch ein besitzloses Pfandrecht an den Ämtern Lichtenau und Willstätt ein53. Straßburg besaß die Burg und die halbe Stadt Lichtenau wahrscheinlich bis 1441, denn in diesem Jahr zahlte Ludwig V. von Lichtenberg 2000 Gulden Kapital zurück54 und später ist nur noch von einem Straßburger Öffnungsrecht in Lichtenau die Rede55. Straßburger Vögte oder Amtleute werden allerdings für Lichtenau noch länger genannt. Wir kennen 45 AD: G 2700 charte 1; Barth, Weinstädtchen 17. Folgt auch aus AM: AA 1426 f 1 (1399). Irrig: Glöckner I 308 (1399); Grau 35 (Börsch und Girbaden versetzt). Über die Hohenstein Kindler, Herren. 48 AM: AA 1426 f 9-12 (Abschrift). Irrig: Glöckler I 308 (Mollkirch und

Laubenheim). 47 AM: AA 1426 f 6 (Abschrift). 48 Barth, Weinstädtchen 20. 49 AM: AA 1426 f 1 (Abschrift). 50 Lauppe; Batzer 163-169; Keyser, Badisches Städtebuch 294-295. 51 Eyer II no 471 (1372 Amt Willstätt), 565 (1382 Ämter Lichtenau und Willstätt), 610 (1388 Lichtenau und einige Dörfer), 625 (1390 Lichtenau und 19 Ortschaften); Krieger II 63- 64 (1395 ein Viertel der Burg und der Stadt Lichtenau sowie der Burg Willstätt). 52 Wunder, Gebiet 65 n 42. Burgfrieden = AM: AA 1792 f 2 (Abschrift). ss AM: charte 1489 PfThG 80. 54 AM: AA 1755 f 30 (8000 fl so anno 1441 et 1490 abgelost); vgl. auch Eyer II no 937 (1441 Ehevertrag Ludwigs mit Elisabeth von Hohenlohe, wonach Elisabeth in Lichtenau ihren Witwensitz haben sollte). 55 Eyer II no 973 (1450 Burgfrieden) und 980 (1451 hat Straßburg ein Mitbestimmungsrecht); AM: charte 1489 PfThG 80 (Vertrag über Zinsen); charte

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1438 Hans Riffe58, 1462-1471 Hans von Neuweiler57 , 1491 Cuncman von Mittelhausen5B und 1523 Adam von Berstet59•

Für das 1441 stehengebliebene Kapital von 12 000 Gulden zahlten die Lichtenberg nach wie vor 600 Gulden Jahreszins60 • 1490 lösten sie 6000 Gulden Kapital und 300 Gulden Jahreszins ab 61 , 1495 ermäßigte Straßburg den restlichen Zins auf 200 Gulden jährlich62 • Das Öffnungsrecht in Lichtenau wurde Straßburg erst 1536 von Graf Philipp III. von Hanau-Lichtenberg gekündigt63 • Die übriggebliebenen 6000 Gulden Kapital und 200 Gulden Jahreszins sowie das besitzlose Pfandrecht auf den Ämtern Lichtenau und Willstätt werden noch 1654 erwähnt64 • Fürsteneck65 • Die seit 1263 erwähnte Burg Fürsteneck lag 24 Kilometer östlich Straßburgs in der heutigen Gemarkung Butschbach66 • König Rudolf von Habsburg überließ sie 1286 den Grafen von Fürstenberg als Allod67 • Udelhild von Fürstenberg und ihre drei Söhne Heinrich II., Konrad und Friedrich versetzten sie am 3. Januar 1302 dem Straßburger Bischof Friedrich von Lichtenberg68 und verkauften sie ihm am 10. Oktober desselben Jahres69 • Einer seiner Nachfolger versetzte Fürsteneck mit 23 fE'~vrier 1524 AA 1792 (Burgfrieden); charte 27 fevrier 1524 AA 1792 (Burgfrieden). Irrig wohl: UB VI 777 n 2 (Pfandbesitz bis 1525) unter Hinweis auf AM: AA 1696, wo sich aber nichts findet; Knob~och 26 (Pfandbesitz noch 1484, vielleicht noch 1525) unter Hinweis auf Correspondenz I 199, wo nur ein nichtssagendes Schreiben aus AM: AA 1696 abgedruckt ist; Batzer 165 (Besitz bis nach dem Bauernkrieg). 58

Batzer 165 n 1.

AM: no 954 f 131. ss AM: no 154 f 131. 59 AM: 1696 f 20 (Brief). 80 AM: charte 1489 PfThG 80 (Original eines Schuldanerkenntnisses). 81 Vorn n 54. 82 AM: AA 1752 f 6 (Original eines Schuldanerkenntnisses von 1619). 83 Lauppe 22. Irrig Rusch 37 (Philipp III. zahlte die 1399 geliehenen 14 000 57

Gulden zurück). e• AM: AA 1755 f 30. 85 Schrifttum: Schuster 253; Batzer 249-251. Karten: öttinger (1609); GLA: H 1:10 000 Butschbach (1864). 88 F ester I 41 no 458 (1263). Irrig: Krieger I 664 (in der Gemarkung Herztal); H ei zmann, Amtsbezirk Oberkirch 41 (1260 durch Heinrich von Fürsteneck erbaut). Über Butschbach St adtgemeinden 30- 31. 87 Mone, Kaiserurkunden 430 (Druck) = Fester I 53 no 553 (Regest). Irrig: Schoepflin 161 (als Reichslehen). Die Burg Fürstenberg stand bei Donaueschingen; THlmann I 265. es Mone, Urkunden 283 (Druck) = UB III 156 no 500 = Krieger II 379 = Bloch II 428 no 2567 (Regesten). 89 Mone, Urkunden 285 = UB III 162 no 519 = Bloch II 430 no 2578 (Regesten). Irrig: Heizmann 41 (1343). Quittung vom 5. 1. 1304 = Bloch II 433 no 2590 (Regest).

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der Feste Ullenburg für 500 Gulden dem Straßburger Rüffelin Wasicher. Bischof Wilhelm von Diest lieh sich 500 Gulden vom Prämonstratenserkloster Allerheiligen im Schwarzwald, löste die beiden Festen aus und versetzte für die 500 Gulden am 26. März 1395 Fürsteneck dem Kloster70. 1405 kamen Propst und Kloster Allerheiligen mit Straßburg überein, daß die Straßburger die Feste Fürsteneck "zu innen genommen haben und hant uns und unserme closter darumbegegeben und geton doz uns und unserme closter nutzlieh und gut ist" 71 • Ob die Straßburger Gegenleistung in Geld oder etwas anderem bestand, wissen wir nicht; im ersteren Fallläge ein Kauf, im letzteren ein Tausch vor. Die Zustimmung des Domkapitels vom 6. Mai 1406 spricht von einem Kauf72 • Nach einer späteren Quelle hat Straßburg 1405 eine "gebührliche Satisfaktion" bezahlt73, nach einer weiteren Quelle genau 500 Gulden74. Da Allerheiligen den gleichen Betrag aufgewendet hatte, ist dies am wahrscheinlichsten.Als Straßburg 1405 die Burg Fürsteneck besetzte, hatte es starke Spannungen mit dem deutschen König Ruprecht von der Pfalz und dem Straßburger Bischof Wilhelm von Diest75 • Vielleicht ist der Erwerb Fürstenecks als wichtiger militärischer Stützpunkt mit diesen Spannungen in Verbindung zu setzen.

Vorgänge des Jahres 1447 haben wohl ebenfalls militärische Gründe. Am 9. Januar nahm Straßburg den unter der Führung Ulms stehenden Schwäbischen Städtebund in den Burgfrieden Fürstenecks auf1 6 und am 14. Januar versetzte es ihm förmlich eine Hälfte der Burg77 • Von dieser Pfandschaft ist später nicht mehr die Rede, so daß sie schon bald wieder eingelöst worden sein muß. Oder sollte die Versatzung von vornherein nur ein Scheingeschäft gewesen sein, mit dem man politische Gegner täuschen wollte? 70 AM: no 954 f 92-93 = AA 1422 f 14 = VI 451/1 no 1 f 5-6 = GLA: 67/1534 f 96-98 = 67/1534 f 102-103 = 229/16473 (Abschriften); Schoepflin 161; Großherzogtum 826; Schuster 253. Irrig: Universal-Lexikon 426 (1380 an Straßburg); Knobloch 27 (1394); Batzer 250 (1305) Stadtgemeinden 30-31 (1388 an Straßburg). Zur Ullenburg vgl. AM: charte 7 juin 1395 AA 1418 (Schiedsurteil, daß Bischof Wilhelm 130 Pfund an Wasicher zahlen und dieser dann

"Ulenburg die vestin und die pfantschaft" zurückgeben müsse. 71 AM: no 954 f 93-94 = UB 451/1 no 1 f 10-11 (Abschriften); Schoepflin 161; Großherzogtum 826. Irrig: Kolb I 354 (1380); Heizmann 41 (Straßburg zu Lehen gegeben); Batzer 250 (schon 1388 im Besitz Straßburgs); Knobloch 27 (1395). 72 73 74 75 78 77

GLA: 33/ 19 (Original) = AM: no 954 f 94 (Abschrift); Knobloch 27. AM: III 123/8 (1602). GLA: 229/16473 (Verhandlungen vor 1606). Stenzel 234--235.

GLA: 33/19 (Original) = 67/1534 f 86 (Abschrift). AM: VI 451/1 no 2 (Abschrift).

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Das "Schloß" oder "Ritterhaus" Fürsteneck78 hatte in seiner Umgebung einige Holz-, Weide- und Jagdrechte sowie ein paar Grundstücke, die Straßburg teils 1405 miterworben und teils später hinzugekauft hatte78 • Straßburg verwaltete diesen Besitz durch einen Bediensteten, den man Vogt oder (und) Amtmann, in einem Fall auch Rehmann nannte, weil er insbesondere die Weinberge zu betreuen hatte80 . Der Bedienstete war nur für Fürsteneck selbst zuständig, nicht etwa auch für mehrere Dörfer, die man zu einem "Amt" Fürsteneck hätte zusammenfassen können. Ein solches "Amt" Fürsteneck, also einen größeren Herrschaftsbezirk mit mehreren Ortschaften, hat es nie gegeben, obwohl er immer wieder durch die Literatur geisterts1 • Im übrigen verwaltete Straßburg seine Burg nur von 1405 bis 1549 und von 1568 bis 1570 unmittelbar durch eigene Bedienstete und auf eigene Rechnung. Für die übrige Zeit verpachtete es sie an Straßburger Patrizier82. Von den Amtleuten und Pächtern kennen wir folgende Namen: 1442 Obrecht von Neuensteinu, 1481 Hans von Neuenstein84, 1525 Amold Pfau von RüppurB5, 1530-1549 Gabriel Rebstockes, Pächter 1550-1568 Hans Jakob Widergrün von Staufenberg87, (1568-1570 ein unbekannter "Rebmann"88,) Pächter 1570-1594 Bemhard Botzheim und dessen Erben88,

AM: VI 451/1 no 1 f 16-17 und 30. Vertrag von 1405 vorn n 71. Beispiel für Zukauf GLA: 33/8 (1481). Zusammenfassend AM: VI 451/1 no 1 f 16-17, 22, 29-30 (Verzeichnis 1516); VI 451/1 no 30 (1602); III 123/8 (Verzeichnis 1602). 80 Vgl. z. B. AM: VI 451/1 no 1 f 27-28 (1530 Vogt und Amtmann) und VI 451/1 no 27-28 (1568-1570 Rebmann). 81 Irrig z. B.: Knobloch 26, 27, 88-89; Borries, Geschichte 174 und 182; Crämer, Verfassung 46; Hatt, vie 53. Vgl. allgemein Wunder, Gebiet 85. 82 AM: VI 451/1. 83 AM: no 954 f 188. 8' GLA: 33/8. 85 Correspondenz I 199 no 347. es AM: VI 451/1 no 1 f 27-28 (1530 Bestallungsrevers). Rebstock war vorher Amtmann in Ettenheim; siehe dort. In Fürsteneck kündigte er 1549; AM: VI 451/1 no 1 f 34; VI 451/1 no 16-18. 1550 wurde er Amtmann von Herrenstein; siehe dort. 8 7 AM: VI 451/1 no 1 f 40 = ebenda no 19 = ebenda no 20 (Pachtvertrag); ebenda no 1 f 49-50 = ebenda no 25 (1568). Widergrün war 1541-1542 Ratsherr und 1544--1551 Stettmeister; Hatt, Liste 207-214. es AM: VI 451/1 no 27 (Jahresrechnungen) und 28. sv AM: VI 451/1 no 23 (1565 Gesuch); ebenda no 1 f 46-54 (Verhandlungen); ebenda no 1 f 55-56 = no 26 (Vertrag) ; ebenda no 29 (Besitz der Erben 1593 oder 1594). Botzheim war Stadtadvokat; Ficker 33. 78

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Pächter 1594-1602 Hans Philipp von Kettenheim'0 und Pächter 1602-1606 Hans Philipp Böcklin81 •

1606 verkaufte Straßburg das schon zerfallende Schloß Fürsteneck mit allen dazugehörenden Gütern für 2000 Gulden an Friedrich Herzog von Württemberg92 • 1636 wurde die Burg endgültig zerstört93 • Was übrig blieb, behielt Württemberg zusammen mit dem benachbarten bischöflichen Amt Oberkirch bis 1634 und dann, nach vorübergehender Besetzung durch fremde Truppen, wieder von 1649 bis zum 14. Januar 166594 •

Molsheim, Dachstein, Dambach und Börsch95 • Straßburg muß vor dem 26. Juli 1409 die Städte Molsheim (20 km westlich Straßburgs), Dachstein (16 km W, Kanton Molsheim) und Dambach (37 km SW, Kanton Barr) als bischöfliches Pfand in Besitz genommen haben, denn an diesem Tag urkundeten das Domkapitel und die Stadt, daß der Bischof die Stadt "erbetten hat die dru slosz Mollesheim Dabichenstein burg und stat und die stat Dambach ze verpfendende unde daruf ze kouffende ahtehalp hundert guldin geltes umb funfzehen dusent guldin also drie gliche briefe besagent"; gleichzeitig verabredeten sie, daß der Bischof diese Pfandschaft nach 1417 auslösen dürfe96 • Zwischen 1409 und 1411 tauschten der Bischof und Straßburg offenbar Dachstein gegen die Stadt Börsch um, denn 1411 versetzte der Bischof Burg und Stadt Dachstein für 1600 Pfund an Johannes von Müllenheim07 • In einer nach dem 20. März 1415 zu datierenden Liste, die für ihre Zahlenangaben allerdings kaum zuverlässig ist, steht, Straßburg habe AM: VI 451/1 no 31 (Vertrag). u AM: R 15 f 24 = VI 451/1 no 30 (Vertrag). Böcklin war 1575-1581 Ratsherr und 1594-1613 Stettmeister; Hatt, Liste 232-258. 92 GLA: 67/1534 f 121 (Original); Hauptstaatsarchiv Stuttgart: A 78 Büschel 14 (Regest); Großherzogtum 826; Schuster 253; Borries Karte III. Vorverhandlungen in GLA: 229/16473. Irrig: Kolb II 354 (1602); Universal-Lexikon 426 (1602); Knobloch 27 (nach 1602); Heizmann, Amtsbezirk Oberkirch 41 (1602); 80

Goehner 14 (1604); Batzer 250 (1605); Stadtgemeinden 31 (1605). t 3 TiHmann I 266. 94 Eimer, Amt 139, 141 und 145. Irrig: Schuster 253 (1664); Heizmann, Oberkirch 107 (1604-1664); Batzer 250 (1664); Hölzle, Beiwort 76; Stadtgemeinden 31 (1664). Einige Amtsträger aus dieser Zeit bei Pfeilsticker §§ 2718-2720. us Schrifttum: Barth 243-245 (Dachstein), 247-252 (Dambach), 850-855 (Molsheim); Bopp 97-98 (Molsheim); Hotz 35-36 und 132-134. Über Börsch

vorn n 44. oe AM: charte 26 juillet 1409 AA 1434 (Original); Reichsland 194 (Dachstein im 15. Jh. längere Zeit an Straßburg verpfändet) ; Knobloch 21 (Molsheim, Dambach und Dachstein um 1411 verpfändet). Zu 1417 vgl. Kap. 7. " Wunder, Gebiet 63 n 13. Drei undatierte Briefentwürfe AM: AA 1439 f 18-19 beziehen sich auf die Versatzung Molsheims, Dambachs un1 Börschs.

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die Städte Molsheim, Dambach und Börsch für 13 000 Gulden gepfändet98 • 1417 bestellte Straßburg den Edelknecht "Cune zum Trubel ... zu einem vogte uber die zwey slosze Molleszheim und Berse"99 • Mit dem Bischof vereinbarte die Stadt am 24. April 1423, daß sie Molsheim, Dambach und Börsch wegen der 750 Gulden Zinsen bzw. der 15 000 Gulden Kapitalschuld weiterhin behalte100. Am 5. Juni 1423 gab sie jedoch Molsheim, Börsch und Dambach zurück, lieh dem Bischof weitere 900 Gulden zu einem Jahreszins von 50 Gulden- mit denen er das Schloß Dachstein von Hans von MüHenheim auslöste - und ließ sich für die nunmehr 800 Gulden Zinsen und 15 900 Gulden Kapital ein besitzloses Pfandrecht bestellen auf Molsheim, Börsch und Dambach sowie der Pflege Molsheim mit Dachstein, Mutzig, Sulzbad, Ergersheim, Ernolsheim bei Molsheim, Altdorf, Bischofsheim und Rosenweiler bei Rosheim. Die Zinsen sollten nur von Molsheim, Börsch und Dambach gereicht werden101, doch verbürgten sich alle elf Gemeinden am 5. Juni 1423 und noch einmal am 7. Juni 1459 für ihre Zahlung102. Oberkirch103. Der Straßburger Bischof Wilhelm von Diesterhöhte am 3. April 1414 für Straßburg die Pfandsumme auf der Vogtei Ettenheim um 6751 Gulden und 11 Pfennig und versetzte ihm gleichzeitig die Stadt Oberkirch für ebenfalls 6751 Gulden und 11 Pfennig sowie zusätzlich 100 Gulden 104. Oberkirch liegt 25 Kilometer östlich Straßburgs im heutigen Landkreis Offenburg. Es wurde 1437 von Bischof Wilhelm zurückgelöstl05. Die Nachricht, daß Bischof Ruprecht von Simmern (1440-1478) um 1450 Oberkirch von neuem an Stadt und Domkapitel verpfändete und 98 AM: AA 1451 f 8; vgl. dazu vorn n 26 sowie Kap. 6 n 23 und Kap. 7 n 43 und 53. 99 Eheberg I 76 no 18 (Bestallungsrevers). 100 AM: charte 24 avril 1423 AA 1461. 101 AM: charte 5 juin 1423 AA 1455 (Abschrift); Barth, Weinstädtchen 21. Irrig: ReichsLand 116 (Börsch 1423 verpfändet, 1466 vom Domkapital eingelöst) und 199 (Dambach 1422 verpfändet); KnobLoch 21-22 (Städte 1422 zurückgegeben, 1423 besitzlos verpfändet); Grau 35 (Börsch war um 1420 bis 1462 an Straßburg verpfändet). 102 Wunder, Gebiet 41 n 60. 103 Schrifttum: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 1880, 362--409 (Ortsrecht des 16. Jh.); Heizmann, Amtsbezirk Oberkirch 99-116; Eimer, Amt; Busse, Offenburg 257- 268 mit Bibliographie 595; Keyser, Badisches Städtebuch 330-332; Stadtgemeinden 75-77. 104 Kap. 6 n 23; Schoepflin 161. Irrig: KoLb III 10 (1399); Großherzogtum 912 (1399); KnobLoch 22 (der Stadt und dem Kapitel verpfändet); Behrle 1921 p 48 (Juni 1414); H eizmann 107 (1399) ; Elt 8 (1399); Kähn i, Straßburg 216 (1399). 105 AM: no 954 f 86 (Notiz des 16. Jh.). Irrig: KoLb III 10 (1443); Großherzogtum 912 (1443); Knobloch 22 (nach 1429); Behrle 1921 p 50 (anscheinend 1440);

Elt 8 (1450). 4 Wunder

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4. Kap.: Die amtsfreien Gebiete

Bischof Albrecht von Bayern (1478-1506) Oberkirch wieder auslöste106, ist nicht belegt und wenig wahrscheinlich. Rheinau. Die bischöfliche Stadt Rheinau, 29 Kilometer südlich Straßburgs im heutigen Kanton Benfeld, wurde 1428 von Straßburg erobert und 1429 durch Bischof Wilhelm von Diest für eine Schuld von 6044 Gulden versetzt. Die Versatzung bewirkte den Übergang der Herrschaft im Rechtssinne107. Wann Rheinau zurückgelöst wurde, wissen wir nicht. Dambach. Am 15. August 1448 verkauften die damaligen Pfandinhaber Dambachs, Konrad von Busznang und elf Teilhaber, ein Zehntel der Ortsherrschaft für 150 Gulden an Straßburg108. Wann Straßburg diesen Anteil an Dambach wieder veräußerte, wissen wir nicht. Im Stadtarchiv liegt nur ein Burgfrieden von 1448 mit mehreren Nachträgen bis 1456 und einem Nachtrag von 1461, die eine Beteiligung Straßburgs nicht erwähnen109. Trotzdem erlauben sie den Schluß, daß Straßburg bis zu diesem Zeitpunkt an Dambach Interesse und vielleicht auch Besitz hatte. Börsch, Dachstein, Epfig, Hohbarr, Markolsheim, Molsheim, Renchen, Rheinau, Sasbach und Zabern. Der Straßburger Bischof Ruprecht von Simmern setzte das Domkapitel und die Stadt Straßburg, die ihm 8000 Gulden lieh, 1448 in den Mitbesitz seiner Schlösser und Städte ein, behielt sich jedoch die Gefälle vor und versprach, keine Amtleute ohne die Zustimmung des Domkapitels und Straßburgs ein- oder abzusetzen. Durch diese sogenannte gepachtete Satzung110 erwarb Straßburg einzelne Herrschaftsrechte in Burg und Stadt Zabern, Schloß Hohbarr, Burg und Stadt Dachstein, Burg und Stadt Molsheim, der Stadt Börsch, dem Schloß Epfig, der Stadt Markolsheim, der Stadt Rheinau, dem Schloß Renehen und dem Schloß Sasbach111. Willstätt. 1450 lieh Straßburg Herrn Jakob von Lichtenberg 1000 Gulden, wofür er ihr auf mindestens sieben Jahre unter anderem die Hälfte der Burg und Stadt Willstätt einräumte112 • Mutzig-Hermolsheim-Wege113• Wirich III. Puller von Hohenburg verkaufte Straßburg 1454 ein Viertel der Stadt Mutzig und der Dörfer Behrle 1921 p 50-51. Wunder, Gebiet 71. 1os AM: no 954 f 227 (Abschrift). 109 AM: charte 10 novembre 1456 GUP 21 28 avril 1461 GUP 21 (Original). uo Wunder, Gebiet 67. 111 Wunder, Gebiet 53 n 85. m Eyer II no 977. 113 Über Mutzig Barth 900-902; Hotz 143. Reichsland 427 und 1186. 106

101

(Originale 1448-1456); charte

Über Hermolsheim und Wege

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Hermolsheim und Wege sowie eine Hälfte der neu erbauten Burg Mutzig, die ihm vom Bischof versetzt worden waren, für 775 Gulden114• Straßburg versetzte seine Rechte 1459 für den gleichen Betrag weiter an Hans Konrad Bock115• -Die Stadt Mutzig liegt 22 Kilometer westlich Straßburgs im Kanton Molsheim. Hermolsheim ist ein Ortsteil Mutzigs, Wege eine abgegangene Siedlung im Gemeindegebiet Mutzig.

Geroldseck und Maursmünster116• Geraidseck ist der Namezweier benachbarter Burgen 34 Kilometer nordwestlich Straßburgs in der heutigen Gemarkung Hägen, nämlich Alt- oder Großgeroldseck oder Geraidseck am Wasichen und Neu- oder Kleingeroldseck. Diese linksrheinischen Burgen dürfen nicht mit dem rechtsrheinischen Schloß Hohengeroldseck verwechselt werden117 • Die Stadt Maursmünster liegt 30 Kilometer nordwestlich Straßburgs im Arrondissement Zabern. Wilhelm Graf von Lützelburg versetzte Straßburg 1458 "solichen erbeteil so uns und unserm bruder groff Jacob seligen von dem edeln Jergen herren zu Ohssenstein worden ist an der stat Morsmunster und den zwein slossen Geroltzeck" für 1000 Gulden; nach zehn Jahren sollte die Rücklösung für 400 Gulden gestattet sein 118• Zu diesem Anteil erwarb Straßburg im gleichen Jahr noch einen weiteren, denn es ließ sich von der betroffenen Bevölkerung huldigen, weil "Jacob herre zu Liehternberg uns einen halben teyl an sinem teyle so er hat an alt und nuwe Geraltzecke und an burg und stat zu Morszmunster gegeben hat" 119 • Beide Anteile müssen Straßburg bald wieder verloren gegangen sein.

Schutterwald und Schädelswald120• Im zweiten Kapitel wurde der Schutterwald in den Gemarkungen Eckartsweier und Willstätt kurz erwähnt. Hier soll die Rede vom Schutterwald im Gemeindegebiet Schutterwald sein, das 17 Kilometer südöstlich Straßburgs im Landkreis 114 AM: no 954 f 236-238 (Abschrift); Reichsland 745. Über das Schloß Hohenburg: Reichsland 447; Redstob 34-35. Über die Familie: KindZer II 81; Möller II 180-181. 115 AM: charte 6 decembre 1459 AA 145 (Gegenurkunde) = no 954 f 247 (Abschrift); Reichsland 745. 116 Über die Burgen Geroldseck: Reichsland 366 und 522; Tiiimann I 318, I 504, II 709; Redstob 76-77; Hotz 56-57. Über die Familie Geroldseck Möller I 10-11. Über Maursmünster zuletzt Barth 810-814; Hotz 108-110. 111 Vgl. Kap. 11 n 5. 118 AM: charte 13 juillet 1458 GUP 135-137 (Original); charte 16 octobre 1458 GUP 135-137 (Gegenurkunde). 119 AM: charte 18 novembre 1458 GUP 21 (Vollmacht zur Huldigung). 120 Über die Gemeinde Schutterwald: Ruppert, Geschichte der Mortenau 444-448; Sei gel; Schot t , Dorfbuch; Kähni, Schutterwald; Scholze; Maier, Schutterwald; Stadt gemeinden 106-108. Karte: GLA : H 1 : 10 000 Schutterwald (um 1860). Wichtige Quellen (bei Bulst 298 nicht erwähnt): GLA: 229/95328 (Dorfrecht von 1546); Seigelll-19 (Dorfrecht von 1667).

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Offenburg liegt. Die Gemeinde Schutterwald besteht seit Jahrhunderten aus den drei Siedlungen Schutterwald, Höfen und Langhurst. Die Siedlungen waren erst Reichsgut, dann Reichslehen der Herren von (Hohen-) Geroldseck121 und später teils Besitz ritterschaftlicher Familien, teils Bestandteil der Reichslandvogtei Ortenau122• Der Schutterwald lag nördlich und westlich der Siedlungen und ist wahrscheinlich mit ihnen als Reichslehen an die Herren von Geroldseck gekommen. Bei der Hausteilung von 1277123 fiel er an den jüngeren Stamm Geroldseck-Lahr, dessen Häupter, die Brüder Heinrich II. und Walter III., sich dahin einigten, daß Heinrich die Hälfte nördlich der Linie MüHen-Langhurst und Walter die südliche Hälfte erhielt. Heinrich verkaufte seinen Wald 1293 für 170 Mark Silber Straßburger Gewichts an die Stadt Offenburg124 • Walter verkaufte derselben Stadt 1299 einen Teil seines Waldes für 35 Mark Silber Offenburger Gewichts125 • In beiden Bezirken waren die Einwohner von Schutterwald, Langhurst und Elgersweier (21 Kilometer südöstlich Straßburgs, Landkreis Offenburg) weideberechtigt126 • 1835 löste Offenburg ihre Rechte dadurch ab, daß es ihnen ein Stück des jetzt sogenannten "Allmendwaldes" zu Eigentum überließ127• Den größeren Teil seines Forstes, nämlich den Schutterwald im engeren Sinn, um den es hier geht, hatte Walter III. von Geroldseck-Lahr 1299 noch behalten. Er, seine Frau Susanne und seine Söhne Hermann und Walter verkauften ihn aber schon im folgenden Jahr 1300 an den Straßburger Johann Knobloch für 190 Mark Silber: "Schutter Waldt ... hebet an zu Mulnheim (= Müllen) an der kirchen und gat fur sich untz an Langenhurst an der walt von Offernburg und gat an bruch matten usz gegen Langenhurst und dann fur sich den rechten weg hin gegen Einote (?) an die acker und gat harwiderumb untz Eichenbruch und denne dannen untz an Maszmel (?) und denne dafur sich hin untz an die matten und von dem Maszmel wider zu Mulnheim"12B. GLA: D 408 c (ältester erhaltener Lehenbrief von 1384). Vgl. hinten n 133; Kolb III 198; Großherzogtum 946; Krieger I 1007 (unter Hofweier), Il 27 (Langhurst), II 924-925 (Schutterwald); Seigel 184-185 und passim. Irrig: Knobloch 26, 27 n 3 und 88 (Dorf Schutterwald war straßburgisch). 123 Siehe Kap. 2 n 99. 124 GLA: 30/165 (Original) = AM: no 852/112 (zwei Abschriften). Irrig: Hug 6 und 11-12 (Heinrich war Bischof von Straßburg); Stadtgemeinden 106 (der Wald 1279 von Tiersberg an Schwarzenberg usw.). m AM: no 852/112 (Abschrift). 126 GLA: 33/65 (Urteil des Reichskammergerichts 1542). 127 Gemeindearchiv Schutterwald: III 3/16 f 1 (1888-1907). Anders Univer121

122

sal-Lexikon 999 (1836); Stadtgemeinden 106 (1836).

128 AM: no 956 f 161-162 (Abschrift) = UB III 113 no 427 (Regest mit falscher Quellenangabe). Zur Lokalisierung vgl. AM :VII 72/2 no 2 (Steinsetzung 1516); VII 72/2 no 4 (Bericht und Steinsetzung 1653, Original) = VI 72/4 (Auszug); GLA: H 1 : 10 000 Schutterwald (Karte um 1860).

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Von der Familie Knobloch kam der Schutterwald im 15. Jahrhundert an die Straßburger Familie Erlin von Rohrburg, wahrscheinlich zusammen mit dem in der Nähe gelegenen Wasserschloß Rohrburg129 • Die Erlin und die mit ihnen verwandten Wurmser verkauften ihn schließlich 1501 der Stadt Straßburg für 3200 Gulden: "ein walde genant der Brandt ... item ein waldt genant der Schutterwaldt ... wie die von den herren von Geraltzeck und eynem herren von Swartzenberg kommen sint an die Klobolauch ... und donoch von den Klobolauch und den Bocklin an die Erlin"lso. Das mitverkaufte Waldstück Brand war anscheinend von den Schwarzenberg131 über die Knobloch und Böcklin an die Erlin und Wurmser gekommen. Es dürfte mit der Schutterwälder Gewann Brand identisch sein, einer jahrhundertealten Wiese, und nicht mit der Gewann Brandhau, die zum Offenburger Wald gehörte132• Der Straßburger Schutterwald war mit Holz- und Weiderechten der Gemeinde Schutterwald133 und mit Zehntrechten einer Familie Meiger belastet134 • Heinrich Meiger, wohnhaft in Berghaupten, und seine Frau Martha Mener verkauften ihre Rechte 1502 für 240 Gulden der Stadt135 • 1561 kaufte Straßburg den Schädelswald oder Elgersweierer Wald von Konrad Botzheim136• "Dieser Schatels waldt stost ahn obbeschribenen Schutterwaldt und ist demselbigen nunmehro einverleibet137 . " Seine genaue Lokalisierung ist leider nicht möglich, weil sich ein entsprechender Flurname nicht erhalten hat. Straßburg gliederte den Schutterwald und den Schädelswald keinem Amt ein, sondern verwaltete sie als besonderes Herrschaftsgebiet unm Über die Rohrburg in der heutigen Gemarkung Altenheim: Krieger I! 652-653; Batzer 294--295; Tinmann II 889-890. Die Erlin kauften die Rohrburg 1430-1458 (Ruppert, Adel 73-74) oder 1427-1459 (Batzer 294). 130 AM: no 956 f 166-168 =VII 72/llc (Abschriften); Seigel129-130. 131 Der letzte Schwarzenberg starb 1459; Krieger II 945. 131 Vgl. GLA: H 1 : 10 000 Seilutterwald (Karte um 1860) und Seigel 285. Unklar Seigel 134 n 6. Irrig Scholze 158. m Vertrag der Erlin mit den Bannherren und Bürgern Schutterwalds 1473 = Gemeindearchiv Schutterwald; Urkunde no 1 (Original) = AM: no 956 f 165-166 (Abschrift) = Seigel 120-121 (Druck); Schiedsurteil 1476 = Gemeindearchiv Schutterwald: Urkunde no 2 (Original) = AM: no 956 f 163-165 (Abschrift) = Seigel 254--257 (Druck); Kaufvertrag von 1501 = vorn n 130; Vertrag Straßburgs mit den Bannherren und Bürgern Schutterwalds 1547 = AM: VII 72/10 no 3 = VII 72/13 f 19-21 (Abschriften) = Seigel 157-160 (Druck). m Kaufvertrag von 1501 = vorn n 130. 135 AM: no 956 f 173-174 =VII 72/1a (Abschriften); Seigel129. 138 AM: VII 72/1b (Bericht 1626); VI 200/14 no 4 (Bericht 1747); nicht erwähnt in VI 200/4 (Bericht 1666). 137 GLA: 229/95416 hinten (Bericht 18. Jh.).

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mittelbar durch die städtischen Behörden der Bauherren und Dreier des Pfennigturms, seit 1727 durch die neu errichtete Forstkammer. Als örtliche Beamte bestellte man zwei Förster, einen aus Schutterwald und einen aus Müllen1ss. 1748 verkaufte Straßburg seinen Besitz für 20 000 Gulden Straßburger Währung an die Gemeinde Schutterwald139. Der ehemals Straßburger Wald, der später teilweise gerodet wurde, hieß fortan Gemeindewald oder Communalwald140 im Unterschied zum Offenburger "Allmendwald"141.

Wunder, Gebiet 86 mit n 45 und p 97. Gemeindearchiv Schutterwald: Urkunde no 20 (ein Original eingerahmt) = AM: VI 200/14 no 6a (zweites Original) = VI 200/14 no 6 = VII 72/lld (Abschriften). Zur Vorgeschichte AD: E 1057 f 39--42 (Bericht 1752). Irrig: Gemeindearchiv Schutterwald: III 3/16 f 1 (von alters her Eigentum der Gemeinde); Seigel 146 n 1; Schott 41; Maier, Schutterwald 3; (alle 1747); StreitbergeT 165 (Verschleuderung durch den Prätor Klinglin). 140 Gemeindearchiv Schutterwald: III 3/16 f 1 (1888-1907) bzw. Scholze 206; vgl. Wunder, Gebiet 113 Fußnote k. 141 Vorn n 127. 138

139

Fünftes Kapitel

Das Amt Herrenstein 1 Lage. Herrenstein bezeichnet einen Bergrücken, einen Wald- früher Glashalde genannt - und eine verfallene Burg 38 Kilometer nordwestlich Straßburgs in der heutigen Gemarkung Neuweiler2 • Während des Mittelalters bildeten der Wald und die Burg inmitten des Waldes zwei abgesonderte Bänne. Der Wald grenzte nordöstlich an die lichtenhergisehe Stadt Neuweiler3 , südöstlich an die Kleinsiedlung Kugelberg und das Dorf Dossenheim am Zinselbach, die seit jeher eine Gemeinde bilden\ und westlich an die Siedlung Zellerhof, den Wald Hüneburg und die Siedlung Füllengarten, die alle drei lichtenbergisch waren und heute als Exklave zur Gemeinde Dossenheim zählen5 • In der Straßburger Richtung folgten nach Dossenheim das Dorf Hattmatt6 , das bis 1385 erwähnte und seither ausgegangene Dorf Wiesenau7 und das Dorf Dettweiler8 • 1 Schrifttum: Schoepflin 219-220; Lehmann, Grafschaft II; Fischer, Notice; Knobloch 29-38; Adam, Territorien 68-75; Moser, Kirchenordnung. Karten:

AM: Plan C IV 16 (16. Jh. durch Daniel Speckel); AD: C 563/258a (18. Jh.); G 5490/lOa (18. Jh.); 3 I 23 (1930); 3 I 16 (1931). Kirchenordnung 1567 = Adam, Territorien 70-71 (Auszug). Amtseinnahmen 1640 = AM: no 854/210. 2 Falsche Lage bei Borries, Karte III. Über Herrenstein: Reichsland 428429; Tinmann I 389-390; Bouchholtz 58; Hotz 69. 8 Über Neuweiler zuletzt Barth 914-922; Hotz 146-150. 4 Schoepflin 220; Fritz, Territorien 115; Reichsland 543; Eyer I 70 n 38. Über Dossenheim am Zinselbach im Kanton Lützelstein: AD: C 557/71 (Karte um 1760); Wolff, Chronik; Barth 296; Bopp 148-149. Nicht zu verwechseln mit Dossenheim-Kochersberg im Kanton Truchtersheim. Eine Urkunde von 735737 (Bruckner 67 no 127) bezieht sich nicht auf unser Dossenheim, sondern auf Dessenheim im Kanton Neubreisach; Barth 265; irrig u. a. Bruckner 67 und 439. über Kugelberg Fischer 573-574. Archiv Dossenheim, seit 1962 im AD, nicht verwertet. 5 Reichsland 319, 465 und 1238. Über Zellerhof F ischer 571-572; Eyer II no 201; Humm 11; Barth 1826-1827. Über Hüneburg AD: C 563/258a (Karte um 1760); Spieser; Tillmann I 440; Hotz 76. Über Füllengarten Fritz, Territorien 115 n 26 und 132; Eyer I 238. • Über Hattmatt zuletzt Barth 532-533. 7 Eyer II no 594 (1385 Dorf und Kapelle); AD: 14 J 60 (1526 dinghof zu Hatmat genant die Wisenouw). Nach dem Abgang der Siedlung verpachteten die Lichtenberg den Bann an Hattmatt, dem er während der Revolution von 1789 angegliedert wurde; AD: C 560/146 (Karte Hattmatts mit Wiesenau um 1760); Reichsland 525,913 und 1210; Moser, Verteilung; Humm 34. Ein kleinerer

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5. Kap. : Das Amt Herrenstein

Älteste Nachrichten bis 1314. Zur Karolingerzeit waren in jener Gegend die Bischöfe von Metz reich begütert. Bischof Sigebald gründete um 725 das Kloster Neuweiler9 und stattete es dabei wahrscheinlich mit den benachbarten Wäldern Glashalde, Hüneburg und Breitschloß aus10• Hüneburg fiel 1288 zum Teil an die Lichtenberg11, Glashalde verblieb dem Kloster bis 152712 und Breitschloß bis 178913 • Vier Männer namens Gerbald, Winihard, Wilo und Richbald schenkten ihren Besitz zu Dettweiler 784, 788 und 797 dem Kloster Weißenburg14, das ihn 820 tauschweise an den unterelsässischen Grafen Hugo weitergab. Im Tauschvertrag wird dieser Besitz umschrieben mit "quicquid ibidem rectores ipsius monasterii habere videbantur idem hobas XIII vel quicquid ad eas pertinere videtur" 15 , bestand also unter anderem aus einem Herrenoder Dingdorf mit dreizehn Hufen16• Für die Zeit des Straßburger Bischofs Richwin (914-933) nennt eine Urkunde des 11. Jahrhunderts einen Ritter Hugo von Dettweiler17 • Während dieses Jahrhunderts war in Dettweiler vielleicht das Kloster Maursmünster begütert18 •

Die Burg Herrenstein wurde im 10. Jahrhundert zum Schutz der Abtei Neuweiler erbaut und war als Lehen der Bischöfe von Metz im Besitz der Schutzvögte der Abtei, der Grafen von Dagsburg19 • DossenTeil scheint zu Printzheim gekommen zu sein; Eyer, Beiträge 133; Humm 34. Jedenfalls lag Wiesenau nicht an der Stelle des Dettweilerer Ortsteils Rosenweiler; irrig: Schoepftin 220; Fischer 408 n 1, 567-568; Fritz, Territorien 115 n 25; Reichsland 429; Adam, Territorien 73; Bopp 147. Schrifttum: Humm 34; Barth 1748-1749. 8 Schrifttum: Brünger; Moser, Kleinmühle; Barth, Beiträge 120; Barth, Handbuch 266---267; Bopp 147-148; Hatz 36. Karte: AD: 1 P 33 (um 1900). Gemeinderechnungen 1600 und 1603 = AM: VI 467/5. Bannbuch 1748 = AD: E 5820. 1 Bruckner 51 no 109. 10 So für Breitschloß Reichsland 760. über diesen Wald Fischer 572-573; Thieling, foret. Über eine gleichnamige Burg Reichsland 129 und TiUmann I 117. 1468 besaß Neuweiler die Wälder Katzental, Glasheide und Breitschloß; Eyer II no 1106. 11 Eyer II no 79. 12 Hinten n 86. 18 Wolff, Chronik 64 (1556); König 53 (1789); vgl. Wunder, Gebiet 75 n 34 sowie hinten n 111. 14 Bruckner 192 no 308, 207 no 331 und 238 no 375. u Bruckner 280 no 450. 11 Allgemein über Dinghöfe: Dürr; Fritz, Territorium 190---208; Bader, Dorf 22-23. 17 Schoepftin-Lamey I 143 = UB I 43 no 52. 18 Schoepftin-Lamey I 197 (198) = Perrin 156. Zur Datierung der sog. Celsusurkunde ins 10. und der Urbare ins 11. Jh. sowie zur Überlieferung beider in Abschriften des 12. Jh. Perrin 2, 38-39, 82 und 191. Die Stelle über Dettweiler ist interpoliert; Perrin 51 n 31 und 156 n 30. 19 Fischer 40Q-401; Reichsland 428; Tinmann I 389.

5. Kap.: Das Amt Herrenstein

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heim gehörte 1158 dem Kloster Neuweiler; Graf Hugo von Dagsburg war sein Obervogt, Herr Otto von Geroldseck am Wasichen sein Untervogt20. In Dettweiler besaß das Kloster Altdorf 1198 einen Hof21 • Als die Grafen von Dagsburg 1225 ausstarben, fielen die Burg Herrenstein und die Dörfer Dossenheim und Dettweiler als erledigte Lehen an das Bistum Metz zurück22 . Das Bistum verpfändete Dettweiler 1252 den Herren von Geroldseck23, inkorporierte 1255 die Kirche von Dettweiler dem Kollegiatstift Oberhomburg24 und verpfändete vor 1314 Dettweiler und Dossenheim einem gewissen Hugo von Herrenstein25. Spätestens nach dessen Tod können wir zwei Rechtskomplexe unterscheiden. Der Dinghof Dettweiler. Der eine Rechtskomplex bestand aus einem Dinghof mit dem (Dinghof-) "Gericht" und der (Dinghof-) "Vogtei", einer (Groß-) Mühle26 , einem Anteil am Zehnten und dem Kirchenpatronat, alles in Dettweiler. Das Bistum Metz verlieh diese Rechte 1325 an die Ritter von Geroldseck-Dettweiler27 und nach deren Aussterben zwischen 1364 und 1367 an die Herren von Lichtenberg28 • 1380 ließen die Lichtenberg ihre Rechte in einem Weistum aufzeichnen29 • Den Dinghof und den Zehnten versetzten sie nacheinander an die Herren von Finstingen und die Herren von Eberstein30 . Als die Lichtenberg 1480 ausstarben, fielen alle nichtversetzten und die Hälfte der versetzten Rechte an Philipp I. Graf von Hauau-Lichtenberg und die übrige Hälfte der versetzten Rechte an Sirnon Wecker Graf von Zweibrücken-Bitsch31 • Letzterer löste seinen Anteil am Zehnten und am Dinghof aus und verzo Schoepflin-Lamey I 247; ähnlich für 1178 Schoepflin-Lamey I 264 (265); vgl. auch Dubled, notion 45. n Schoepflin-Lamey I 297 (298). über Altdorf im Kanton Molsheim zuletzt

Barth 35-40. zz Schoepflin 219; Fischer 402; Reichsland 429. 2s Reichsland 205. 14 Barth 267. über Oberhornburg im Kanton St. Avold Reichsland 793-794. 15 Fischer 404-405 und 553; Eyer II no 137. ze Die jüngere Kleinmühle war später straßburgisch; Moser, Kleinmühle. 27 Fischer 553-554 (1326, 1333, 1346); Eyer II no 166 (1325), 172 (1327), 194 (1333), 255 (1344) und 315 (1349). 28 Fischer 554-555 (1364, 1367); Eyer II no 419 (1364), 420 (1364), 438 (1367). Vgl. auch Eyer II no 492 (1374), 546 (1380), 748 (1405), 778 (1411), 1052 (1461) und 1133 (1473). 29 Grimm, Weisthümer V 479-482 (Druck) = Eyer II no 546 (Regest); Fischer 555--557; Kollnig 181. so Stadt und Kanton Finstingen, 61 km NW; Reichsland 290-293. Burg Eberstein, 44 km NO, Gemeinde Ebersteinburg, Landkreis Rastatt; Krieger I 447-449. 31 Lehmann, Grafschaft II 416-418. Über die Zweibrücken: Lehmann, Grafschaft II 177-406 und Tafel nach 520; MöLler I 32 und Tafel XVI.

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5. Kap. : Das Amt Herrenstein

setzte ihn 1496 für 500 Gulden der Stadt Straßburg32 • Hanau-Lichtenberg behielt seine Rechte bis zur Revolution33 •

Die Herrschaft Herrenstein von 1314 bis 1382. Der zweite Rechtskomplex bestand aus Herrenstein, Dossenheim und den übrigen Herrschaftsrechten in Dettweiler. Der Metzer Bischof Ludwig von Poitiers (1325-1327) versetzte ihn und andere Rechte 1327 für 1000 livres tournois an die Herren von Lichtenberg34• Metz scheint die Herrschaftsrechte mehrmals zurückerworben zu haben. Bischof Dietrich Bayer von Boppard (1365-1383) versetzte jedenfalls 1367 eine Hälfte von Herrenstein und den Dörfern Dettweiler, Dossenheim, Kugelberg und Wiesenau an Bechtold Münch von Wilsberg (später Schultheiß in Zabern) und Dietrich Schelm von Finstingen35 , die sie 1372 an Siegmund von Lichtenberg verkauften36. 1380 versetzte Bischof Dietrich von neuem drei Viertel von Herrenstein und den Dörfern Dettweiler, Dossenheim, Kugelberg, Hattmatt und Wiesenau für 5400 Florentiner Gulden an Heinrich Graf von Zweibrücken-Bitsch und dessen Frau Margarethe37 sowie unter anderem die Hälfte des ihm verbliebenen Viertels, also ein Achtel, an Johann IV. von Lichtenberg38• Gräfin Margarethe verkaufte 1382 ihre drei Viertel für 1920 Gulden Kapital und 200 Gulden Leibrente an Konrad Landschaden, Dietrich Kämmerer und dessen Frau Guda39 . Die Grafen von Zweibrücken-Bitsch. Bevor wir die Geschichte Herrensteins weiter verfolgen, müssen wir nun zunächst die Genealogie der Grafen von Zweibrücken-Bitsch klären, soweit sie für uns in Be32 AM: charte 22 decembre 1496 PfThG 8-12 (Original) = no 955 f 360 (Abschrift). Das Auslösungsrecht wird 1541 "zehendt und gerechtigkeit" genannt; Schoepflin-Lamey II 60 (463). 33 Vertrag zwischen Hanau und Straßburg 1547 = AD: E 1459/10 no 1 (Auszug); Lehenbrief des Metzer Bischofs 1570 = Schoepflin-Lamey II 471 (472). 34 Fischer 405-407. Vgl. Eyer II no 234-235 (1341), 247 (1343), 323 (1350); Pöhlmann no 612 (1343), 615 (1343), 675 (1350). 35 Erwähnt im folgenden Vertrag von 1372. Wilsberg liegt 43 km NW im Kanton Pfalzburg; Reichsland 1213. über die Münch von Wilsberg KindleT III

161-162. 38 Lehmann, Grafschaft I 140; Fischer 408; Eyer II no 472. Bechtold Münch bestätigte wohl 1382 diesen Verkauf; vgl. Eyer II no 567 (Münch verkauft 1/z

von Herrenstein und Wiesenau an Siegmund von Lichtenberg). 37 Fischer 409; Eyer II no 542. Beide verpfändeten Herrenstein noch 1380 an Eberhard Graf von Zweibrücken und 1381 an Hans von Oberkirch und Johann von Blumenau; Lehmann, Grafschaft II 226; irrig wohl Eyer II no 566 (die zweite Verpfändung 1382). 38 AM: no 852/30 p 2 (Regest); Fischer 408; Eyer II no 549. 39 AM: charte 4 aout 1466 VCGK 38 (Abschrift). Irrig Eyer II no 562 (Graf Heinrich überträgt gegen 1920 Gulden eine Rente von 200 Gulden auf sein Viertel an Herrenstein).

5. Kap.: Das Amt Herrenstein

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tracht kommt. Sigmund I., erwähnt 1304-135440, hatte unter anderem folgende Kinder: 1. Hanemann I., der Alte, erwähnt 1355-139941 ; seine Söhne sind Hanemann II., der Junge, erwähnt 1390-141642 und Simund IV., der Jüngste, erwähnt 1397-140743;

2. Simund II., genannt Wecker, der Alte, erwähnt 1355-139744 ; sein Sohn ist Simund III., der Junge, erwähnt 1390-140345 ; 3. Heinrich, erwähnt 1359-140646 ; Heinrich heiratet spätestens 1378 Margarethe von Hirschhorn verwitwete Landschaden von Steinach47 ; deren Kinder aus erster Ehe sind Konrad Landschaden und Guda, die mit Dietrich Kämmerer verheiratet ist48 ; Graf Heinrich verzichtet 1382 auf seine Erbansprüche auf Zweibrücken-Bitsch49 ; 4. Friedrich, erwähnt 1359-140550 ; 5. Tochter Loretta, seit 1370 verheiratet mit Johann IV. von Lichtenberg51. Die Herrschaft Herrenstein von 1385 bis 1396. Das Bistum Metz scheint Herrenstein, Dossenheim und Dettweiler zwischen 1382 und 1385 zurückgelöst zu haben. Bischof Petrus von Luxemburg (1383-1387) versetzte sie jedenfalls 1385 von neuem, und zwar für 4000 Gulden zu einer Pöhlmann 147 no 455; Lehmann, Grafschaft II 209. Pöhlmann 234 no 714; Lehmann, Grafschaft II 240. 1400 bereits tot; Lehmann 242; irrig Pöhlmann 442: die Urkunde no 1026 von 1400 bezieht sich auf 40

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Hanemann II. 42 UB VI 312 no 595 (1390, nicht 1360); Lehmann 250. 43 Lehmann 280. 1407 bereits tot; Lehmann 283. 44 Pöhlmann 234 no 714; Lehmann 238. Irrig: Knobloch 31 (bis 1398/99); Möller I Tafel XVI (bis 1401). 45 UB VI 312 no 395 (1390, nicht 1360). 1403 bereits tot; Lehmann 238; irrig Knobloch 31 (gestorben vor seinem Vater). Über den Beinamen Lehmann 280. 48 Lehmann 212 und 245. 47 Lehmann 222. Diese Ehe und damit die Schwägerschaft der Zweibrücken mit den Landschaden und Kämmerer ist Knobloch 29 entgangen. Die Burg und Stadt Hirschhorn liegen 128 km NO im Landkreis Bergstraße; Keyser, Hessisches Städtebuch 241-242. Über die Familie: Möller II 172-174 und Tafel LXIV. Die Stadt Neckar-Steinach liegt 122 km NO im Landkreis Bergstraße; Keyser 340-341. über die Landschaden Möller I 104-106 und Tafel XXXVI. 48 Möller I Tafel XXXVI. Dietrich Kämmerer war 1387 Bürgermeister von Worms; UB VI 188 no 345. Seine Familie beerbte im 14. Jh. die Familie von Dalberg (Burg Dalberg bei Bad Kreuznach) und nahm dann mehr und mehr deren Namen an. Schrifttum: Möller II 175-178 und Tafeln LXV-LXVI; Schmitt 7- 17; ViHinger. 4D Lehmann 227. 50 Lehmann 212 und 244. 51 Lehmann 209.

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5. Kap.: Das Amt Herrenstein

Hälfte an Heinrich Graf von Zweibrücken-Bitsch und zur andern Hälfte an Dietrich Kämmerer und Konrad Landschaden. Dieser Vertrag blieb für die Zukunft allein wichtig. Erhalten hat sich leider nur der am 7. März 1385 abgeschlossene Burgfrieden, in dem es unter anderem heißt: "Ich Dietrich Kammerer von Wurmesze und ich Cunrat Lantschade von Steinach edelkneht bekennen . . . mit dem edeln juncher Heinriche grave von Zweinbrucken und heren zu Bitsehen ... die selbe vestin und zu gehorunge halber unser ist und das ander halb teil daran mit der zu gehorunge des egenanten grave Heinriches . . . (versetzt vom) byschoff von Metze . . . mit viertusent guldin51.'' Dietrich Kämmerer und Konrad Landschaden versetzten am 2. Juni 1385 ein Viertel für 500 Gulden weiter an Simund II. Graf von Zweibrücken-Bitsch und dessen Schwager Johann IV. von Lichtenberg53• Ein entsprechender Burgfrieden datiert vom 3. Juni desselben Jahres54• Heinrich von Zweibrücken-Bitsch versetzte am 14. November 1385 ein Viertel für 500 Gulden an seinen Bruder Hanemann I. und dessen Vasallen Siegelmann von Windeberg55• Ein entsprechender Burgfrieden wurde schon am 9. November geschlossen50• Der Anteil Siegelmanns von Windeberg muß später auf Hanemann übergegangen sein. Am 15. August 1389 versetzte Heinrich von Zweibrücken-Bitsch ein weiteres Achtel für 200 Gulden an Herzog Johann von Lothringen57• Die Herrschaft Herrenstein gehörte danach als direktes und indirektes Pfand des Metzer Bistums zu je einem Achtel Dietrich Kämmerer, Konrad Landschaden, Sigmund li. von Zweibrücken-Bitsch, Johann IV. von Lichtenberg, Heinrich von Zweibrücken-Bitsch und Johann von 51 AM: no 954 f 95-96 =VI 467/1 (Abschriften) ; Fischer 410. Irrig Schoepflin 219 (Burgfrieden hing mit den Verpfändungen von 1380 zusammen). Am 12. 5. 1396 teilten Graf Heinrich, Kämmerer und Landschaden die Burg räumlich auf; vgl. UB VI 608 no 1043, 610 no 1050; Fischer 412-413. Die Dörfer blieben ungeteilt; irrig Knobloch 30. 53 AM: no 954 f 250 (Abschrift) = Eyer li no 592 (Regest); Lehmann, Grafschaft I 151 und 407; Fischer 409-410. Irrig Knobloch 32 (allein an .rohann von

Lichtenberg). u Lehmann, Grafschaft II 228; Fischer 410. Johann IV. öffnete als Straßburger Bürger Herrenstein der Stadt Straßburg. Am 25. 3. 1389 trat deshalb Straßburg dem Burgfrieden bei; Fischer 412; Eyer Il no 616. 55 AM: no 954 f 97-98 = VI 467/1 (Abschriften); Fischer 410. Gegenurkunde vom gleichen Tag = AM: no 954 f 96-97. Irrig Fritz, Territorien 118 (450 Gulden). Siegelmann stammte vielleicht von der Burg Windberg oder Wildberg im Landkreis Hofheim in Unterfranken; vgl. Tillmann !I 1215 und 1226-1227. 58 Lehmann, Grafschaft II 229; Fischer 411. 67 AM: no 954 f 98 (Abschrift) = UB VI 755 n 3 (Regest mit falschem Datum 15. 8. 1399). Gegenurkunde vom 8. 2. 1389 = AM: no 954 f 97 (Abschrift) = UB VI 273 no 514 (Regest); Fischer 412; Knobloch 30. Irrig also: Lehmann I 151-152 (Burgfrieden 11. 9. 1386; Druckfehler für 1389?); Fischer 411 (ebenso).

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Lothringen sowie zu einem Viertel Hanemann I. von ZweibrückenBitsch58. Straftburg erwirbt fünf Achtel. Gegen Hanemann I., Simund II. und deren Bruder Friedrich führte Straßburg 1396 einen Krieg, in dessen Verlauf es Ende des Jahres die Burg Herrenstein eroberte59 • Simund li. starb 1397 und wurde von seinen Brüdern Hanemann I. und Friedrich je zur Hälfte beerbt, so daß Hanemann I. nun zu einem Viertel und zusammen mit Friedrich zu einem weiteren Achtel an Herrenstein berechtigt war. Mit beiden schloß Straßburg am 19. November 1398 einen Friedensvertrag, der sie zum Verkauf ihrer Anteile an Straßburg für 540 und 250 Gulden verpflichtete. Am 19. Januar 1399 wurde der Kaufvertrag über beide Anteile geschlossen, am 7. März noch einmal ein besonderer Vertrag über das verkaufte Achtel und am 10. März wurden sowohl die 540 als auch die 250 Gulden quittiert. Entscheidend für den Übergang der Herrschaftsrechte auf Straßburg war nach zeitgenössischer Auffassung wahrscheinlich die Erfüllung der erzwungenen Kaufverträge im Jahre 139960 • Heinrich von Zweibrücken-Bitsch verkaufte seinen Anteil, nämlich den unmittelbaren Besitz seines Achtels und die Auslösungsrechte auf ein Viertel und ein weiteres Achtel, am 14. Februar 1399 der Stadt Straßburg für 400 Gulden und 50 Pfund Straßburger Pfennig61 • Das erwähnte Viertel hatte Straßburg bereits am 19. Januar 1399 von Hanemann I. erworben. Das weiter versetzte Achtellöste Straßburg am 23. Juni 1399 für 200 Gulden von Karl Herzog von Lothringen aus62 • Die drei Achtel der Lichtenberg, Landschaden und Kämmerer. Die Stadt hielt auch das Lichtenherger Achtel in Besitz, ohne daß uns eine Irrig Wunder, Gebiet 69 (Metzer Bistumslehen). Wunder, Gebiet 69 n 86. Irrig z. B. Hotz 36 und 69 (Dettweiler 1399, Herrenstein 1480 straßburgisch). Über die sog. Bitscher Fehde AM: III 167/2-5; UB VI 623 no 1076 (August 1396) bis 752 no 1453 (Dezember 1398) passim; Fischer 413; Knobloch 32-33. Vgl. auch die Friedensverträge UB VI 312-313 no 595-596 (1390), 333 no 634 (1391) und 351 no 660 (1392). Allgemein über die mittelalterliche Fehde Brunner 1-110. 60 Wunder, Gebiet 69-70. 61 AM : charte 14 fevrier 1399 VCGK 38 (Original) = charte 4 aout 1466 VCGK 38 = no 954 f 96 (Abschriften) = UB VI 755 no 1461 (Druck unter falschem Datum) = Eyer II no 691 (Regest mit falschem Datum 1. 1.) ; Fischer 414----415. Irrig: Knobloch 34 (Straßburg zahlte außerdem noch 2000 Gulden); 5& 59

Goehner 14 (1398). &2 AM: charte 23 juin 1399 VCGK 38 (Original) = no 954 f 102 (Abschrift) = UB VI 766 no 1486 (Regest); Fischer 532. Karl von Lothringen quittierte am 15. 6. 1399 für Heinrich von Zweibrücken = UB VI 765 no 1482. Der Vertreter

Karls, Johann von Germingen, brachte diese Quittung wohl mit nach Straßburg. Irrig Knobloch 35 (Heinrich löste das Lothringische Achtel ein, das inzwischen an Germingen weiterverpfändet war). Germingen liegt 75 km W im Kanton Rixingen; Reichsland 337-338.

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5. Kap. : Das Amt Herrenstein

entsprechende Vereinbarung mit Johann IV. bekannt wäre. Beide hinterlegten die Versatzungsurkunde vom 2. Juni 1385, für die sich Straßburg als Rechtsnachfolger Simunds II. von Zweibrücken-Bitsch interessierte, am 12. Januar 1399 bei Volmar von Wickersheim63 . Dietrich Kämmerer und Konrad Landschaden stimmten am 2. August 1399 zu, daß Johann IV. seinen Anteil an Herrenstein wieder in Besitz nehme64, schlossen aber am 23. August 1399 einen Burgfrieden nur mit Straßburg65. Johann IV. scheint lediglich 1402 vorübergehend im Besitz seines Achtels gewesen zu sein66 • Nach seinem Tod 1405 urkundeten seine Erben und Vettern Johann und Ludwig IV. von Lichtenberg am 7. Juli 1413, daß "Strasburg den egenanten ahtesten teil siner zugehorde bij unsers vettern seligen lebetagen und noch sime tode hitzbar inngehebt und besessen habent nach dem und daz in ubertrages wise zwuschent inen beider site zu gangen und usgetragen worden ist . .. habent uns zu dem ahtesten teil ... wider gelossen komen . . . sollent unser beder erben oder nachkamen dhein reht me .. . haben ... Wir begebent und verzihent uns auch ... aller der nutze und gevelle so bitz bar ... gefallen sint"87• Straßburg überließ also 1413 das Lichtenherger Achtel den Brüdern Johann und Ludwig auf Lebenszeit. Johann starb nach 1422, Ludwig IV. am 28. August 143468, so daß ihr Anteil damals an Straßburg zurückfiel69 . Konrad Landschaden vererbte sein Achtel seiner Tochter Elisabeth,. die mit Schweighard von Siekingen verheiratet war. Am 14. und 17. Oktober 1422 verkauften beide ihren Anteil für 400 Gulden an Straßburg70 • 63 UB VI 758 no 1463. Gegenurkunde vom 7. 3. 1399 = AM: charte 7 mars 1399 VCGK 38 (Orüdnal) = UB VI 760 no 1470 (Druck) = Eyer II no 693

(Regest). u Eyer II no 695.

85 F ischer 532; Eyer II no 696. Gegenurkunde Straßburgs vom 28. 8. 1399 = AM: charte 28 aout 1399 VCGK 38 (Original) = UB VI 771 no 1496 (Druck mit der falschen Überschrift "Drittel" statt 3/4, wie schon Knobloch 36 n 2 bemerkte). Am 28. 8. 1399 bestätigte Straßburg Kämmerer und Landschaden auch das Lösungsrecht auf ein Viertel; UB VI 773 no 1497. 86 AM: VI 472/1 no 5 (Auszug einer Urkunde). Irrig: Knobloch 35 (Abtretung zwischen 12. 1. und 28. 8. 1399) und 37 (1399); Eyer II no 692 (Veräußerung am 12. 1. 1399). 87 AM: no 954 f 251 = VI 472/1 no 2 (Abschriften) = Knobloch 36 n 1 (Auszug) ; Schoepfli n 219. Bestätigung 1421 = AM: no 954 f 106 (Abschrift) = Eyer II no 843 (Regest) ; Fischer 533. 68 Lehmann, Grafschaft I 231 und Stammtafel 1. 69 Irrig Eyer I 232 (Ende des 14. Jh. verlor Lichtenberg Herrenstein völlig an Straßburg). Wenn Straßburg an die Lichtenberg nichts zahlte, gab es für die jetzt erworbenen 3/• insgesamt 1390 Gulden und 50 Pfund Pfennig aus. Irrig: Schoepfli n 219 ; Fritz, Territorien 119; UB VI 673 n 3 (alle nur 1390 Gulden). Einschließlich des restlichen Viertels gibt Schoepflin 220 3890 und Frit z, Territorien 119 3790 Gulden an. 70 AM: charte 4 aout 1466 VCGK 38 = no 954 f 252 (Abschriften); Fischer 533. Das Metzer Pfand war natürlich kein Eigen; irrig Schoepflin 219 (partem

5. Kap.: Das Amt Herrenstein

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Das Achtel Dietrich Kämmerers fiel bei seinem Tod 1398 an seine Witwe71 und bei deren Tod 1403 zu gleichen Teilen an seine sieben Kinder: Katharina (Frau des Friedrich IV. von Fleekenstein), Hans, Guthin (Frau des 1415 gestorbenen Reinhard von Siekingen und Dietrich von Rathsamhausen zum Stein), Dietrich, Elisabeth (Frau des Ulrich von Biekenbach), Margarethe (Frau des Johann von Siekingen) und Anna (Frau des Rudolf von Hohenstein und Heinrich von Landsberg)12 • Die Eheleute Ulrich von Biekenbach und Elisabeth Kämmerer verkauften ihr 1/sa ("unsern teil nemlich einen sehstzehenden teil oder wie vil des ist") am 18. Juli 1429 für 100 Gulden an Straßburg73 • Als Besitzer werden danach genannt Hans und Dietrich Kämmerer sowie Johann von Siekingen, Friedrich von Fleekenstein, Heinrich von Landsberg und Dietrich von Rathsamhausen74 • Hans Kämmerer starb 1440 unvermählt und wurde von seinen fünf noch beteiligten Geschwistern bzw. deren Ehegatten und Kindern mit je 1/28o beerbt, so daß diese nun je 6/28o besaßen75 . Alle haben ihre Anteile später an Straßburg veräußert. Dietrich Kämmerer vererbte seinen Anteil 1458 seinem Sohn Adam Kämmerer, der ihn 1463 seiner Base Gutel von Biekenbach hinterließ; die Eheleute Konrad von Ramstein und Gutel von Biekenbach verkauften ihn am 2. Juni 1464 für 400 Gulden76 • Friedrich von Landsberg, Sohn des Heinrich von Landsberg und der Anna Kämmerer, versetzte seine 6 /2so am 3. Dezember 1459 für 100 Gulden77 und verkaufte sie am 20. Juni 1478 für weitere 200 Gulden78 • Die Eheleute Johann III. von Siekingen und Margarethe Kämmerer hinterließen drei Söhne: Dieter (gestorben 1473), allodialem). Irrig auch Knobloch 37 (Sickingen veräußerte Burgsitz und Anrechte auf Dörfer, die aus dem Besitz Kämmerers herrührten). 71 MöUer II Tafel LXVI. Burgfrieden von 1400 = AM: no 954 f 304-305 (Abschrift) = UB VI 786 no 1538 (Regest); Fischer 532; Knobloch 37. 72 Möller II Tafel LXVI. Burgfrieden von 1404 = AM: no 954 f 105. Irrig: Fischer 533 (six parts); Knobloch 31 (Stammbaum) und 37 (1404 erben zwei Söhne und drei Schwiegersöhne). 73 AM: no 954 f 252-253 (Abschrift); Schoepflin 220 Fußnote 1; Fischer 534. Burg und Gemeinde Bickenbach liegen im Landkreis Darmstadt; Kneschke I 414; Tillmann I 15. 74 Knobloch 37 (1429). 75 AM: VI 472/2 (Notiz 1470). Bisher völlig unbekannt. 76 AM: charte 12 fevrier 1464 VCGK 38 (Original eines Briefes); charte 4 aout 1466 VCGK 38 = no 955 f 52 (Abschriften des Kaufvertrags). Irrig: Fischer 534 (Gutel war die Tochter Adam Kämmerers). Die Burg Ramstein liegt in der Schweiz; Tillmann II 841. Die Verkäufer werden bei Kindler III 318 genannt. 77 AM: charte 3 decembre 1459 VCGK 38 (Original) = no 954 f 246--247 = VI 472/1 no 3 (Abschriften). Die Burg Landsberg liegt 30 km SW in der Gemeinde Heiligenstein, Kanton Barr; zuletzt Redslob 116--117. Über die Familie: Lehr II 294-301; Kindler II 450--456. 78 AM: charte 20 juin 1478 VCGK 38 (Original) = no 955 f 57 (Abschrift); Schoepflin 220 Fußnote 1; Fischer 534.

5. Kap.: Das Amt Herrenstein

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Johann V. (gestorben 1477, Sohn Johann VI.) und Reinhard (1445-1482 Bischof von Worms). Reinhard schenkte seine Anteile am 1. März 1478 seinem Neffen Hans VI. von Sickingen, der 6/2so für 400 Gulden am 6. Mai 1478 an Straßburg verkaufte79 • Dietrich von Rathsamhausen zum Stein erbte 6/2so von seiner Mutter Gutel Kämmerer und verkaufte sie am 16. Oktober 1458 für 300 Gulden an Konrad Bock80, der sie am 9. Februar 1480 an Straßburg verkaufte81 • Die Eheleute Friedrich IV. von Fleckenstein und Katharina Kämmerer vererbten ihren Anteil ihren Urenkeln Friedrich VIII., Heinrich XVIII. und Gunel von Fleckenstein, die sie am 29. Mai 1480 für 500 Gulden verkauften82 • Damit war Straßburg endlich Alleinbesitzer der Herrschaft geworden83•

Der Herrensteiner Wald. Zur Herrschaft Herrenstein gehörten zunächst die Burg Herrenstein und die Dörfer Dossenheim und Dettweiler, nicht jedoch der um die Burg liegende Forst Glashalde oder Herrensteiner Wald. Wie wir schon hörten, stand dieser vielmehr im Besitz des benachbarten Kollegiatstiftes Neuweiler84• Es verklagte Straßburg noch 1526 beim Reichskammergericht wegen Besitzstörung85• Der Prozeß führte offenbar zu neuen Verhandlungen, denn am 26. Juni 1527 kaufte Straßburg für 2000 Gulden unter anderem den Wald86 und gliederte ihn seinem Amt Herrenstein ein87 • Im Wald waren die straßburgische Gemeinde Dossenheim und die hanau-lichtenbergische Gemeinde Neuweiler weideberechtigt. Hanau und Straßburg vereinbarten darüber 1559: "den hochwaldt am schloss Herrenstein ... die vonn Neuweyler ... nit ... niessen ... sollen ... aber ... den ... weydganng mit rindtfiech unndt schaffen ihn derselben Glashalden" 88• 7~

AM: charte 6 mai 1478 VCGK 38 (Original) = no 955 f 56 (Abschrift);

Fischer 534; Möller II Tafel LXXVII. Irrig Knobloch 38 (Bischof Bernhard

schenkte seinem Vetter Johann). 80 AM: charte 16 octobre 1458 VCGK 38. Burgfrieden Bocks = AM: charte 25 octobre 1458 VCGK 38. Über die Bock Lehr II 89-95. 81 AM: no 955 f 59-60 (Abschrift); Fischer 534. 82 AM: no 955 f 58 (Abschrift); Fischer 534. Die Burg Fleckenstein liegt 51 km N in der Gemeinde Lembach, Kanton Weißenburg; zuletzt Redslob 36-38. Über die Familie Möller I 68-69 und Tafel XXV. 83 Irrig Sgrooten I 21 (1573 war Herrenstein bischöflich). 84 Vorn nach n 2, bei n 10 und nach n 51. 85 Koser 155. 8G AD: G 5490/lOa (Karte des 18. Jh.); Schoepflin 220; Fischer 537-538; Fritz, Territorien 115 n 24; Wolff, Chronik 24-25. Irrig: R eichsland 129 (Straßburg kaufte Wald Breitschloß); Clauss 463 (Schloßberg mit Breitschloß und Fallberg); Tillmann I 117 (Burg Breitschloß). Die Irrtümer beruhen auf einem Mißverständnis Schoepftins (districtum Glashalde comparaverunt Argentinenses ... Alia pars silvae Breitschloss, alia Falberg dicitur). 87 Vgl. Landpflegerordnung von 1539 bei Wunder, Gebiet 85 n 43. 88 AM: charte 5 septerobre 1559 AA 1739 (Original) = AD: E 2004/2 no 5 (Abschrift); Fischer 538-539.

5. Kap.: Das Amt Herrenstein

65

Die Straßburger Zeit. Straßburg verwaltete seinen Besitz von Anfang an durch einen Amtmann auf der Burg Herrenstein89• Bekannt sind uns folgende Namen: 1396 Martin von Schiltigheim80, 1442 Adolf von Mittelhausen°1, 1475 Rudolf Voltz92, 1496 Jost von Flersheim genannt Montzheymer03, 1503-1517 Wendel von Müllenheim94, 1525 Wolfgang Füll von Geispolshei.m95, 1550 Hans Wilhelm von Riedern, 1550-1553 Gabriel Rebstock:95, 1553-1554 Hans Kaspar von Mittelhausen, 1554-1558 Philipp Mangoltt, 1562-1564 Wilhelm von Schauenburg97, 1564-1580 Jonas Stoer98, 1580 Jakob Kipee•, 1591-1600 Peter Storcktoo, 1603 Hans Kaspar Stoffler1ot, 1611-1617 Elias Hobarer Ingold1o2 , 1623 Johann Meißner103 und 1638-1651 Georg Friedrich Mueg104 •

Die Gemeinde Dossenheim gehörte in kirchlicher Hinsicht zur Pfarrei Neuweiler 105 • Das Kirchenpatronat wurde von Hauau-Lichtenberg aus&9 Wunder, Gebiet 83-84. eo Kocher, Geschichte 84. u AM: no 954 f 188. 92 Eyer II no 1136. 93 Herrmann I 520 no 1513.

94 85

AM: charte 14 decembre 1503 VCGB 34; Correspondenz I 14 no 34.

Fischer 537; Bopp 148.

95 AM: VI 467/2, 3 und 5. Rebstock war vorher Amtmann von Fürsteneck; siehe dort. 07 Alle drei AM: VI 467/2, 3 und 5. 98 AM: VI 467/2, 3 und 5. Irrig BNU: ms 1183 f 8 (seit 1566). Stoer wurde 1580 Amtmann von Barr; siehe dort. 88 AM: VI 467/2, 3 und 5. 100 AM: HospArch 1193 no II f 71 (1591) ; VI 467/2, 3 und 5 (1600). Storck war vorher Ratsherr. Später wurde er Amtmann von Wasselnheim; siehe dort. 1o1 AM: VI 467/2, 3 und 5. 102 AM: VI 467/2, 3 und 5 (1611); Wolff, Chronik 31 (1617 Habakuk Ingolt). toa Wo!ff, Chronik 32. 104 AM: no 854/120 (Bestallungsrevers); Mieg 57. Später Amtmann von Illkirch; siehe dort. Fortsetzung der Liste ab 1657 in Fischer 574-575. 105

Fischer 570 (1178); Barth 296 (1527).

5 Wunder

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5. Kap.: Das Amt Herrenstein

geübt1°6, die Kirchenbaulast vom Kollegiatstift Neuweiler getragen107. Straßburg besaß, ebenso wie auch in Dettweiler, Zehntrechte 108• Gemeinsam mit den Gemeinden Ernolsheim, St. Johann und Steinburg nutzte Dossenheim einen Wald, der westlich der Gemarkung Dossenheim liegt und heute auf die vier Dörfer aufgeteilt ist1°9 • Auch in Zellerhof war Dossenheim holz- und weideberechtigt110, ebenso - und zwar zusammen mit den Gemeinden Imbsheim und Neuweiler- im Wald Breitschloß111. In keinem dieser drei Wälder sind Straßburger Hoheitsrechte nachweisbar112. Dettweiler war mit der Stadt Zabern zusammen Eigentümer des Waldes Fallberg, der früher einen abgesonderten Bann bildete113. Auch hier besaß Straßburg keine Hohheitsrechte114. Der Fallberg wurde während der Revolution von 1789 dem Gemeindegebiet Eckartsweier angegliedert115. 1801 teilte man das Eigentum zwischen Zabern (368 ha) und Dettweiler (305 ha) auf; beide besitzen es bis zum heutigen Tag116• Der Verkauf des Amtes. Die von Straßburg aufgekauften Hoheitsrechte in Herrenstein, Dossenheim und Dettweiler waren nach wie vor ein Pfand der Metzer Bischöfe, die es jederzeit gegen die ursprüngliche Pfandsumme von 4000 Gulden und Ersatz der inzwischen auf das Pfand gemachten Verwendungen auslösen konnten117• Zwei diesbezügliche Versuche des Metzer Bistums brachten allerdings keinen Erfolg. Das 106 Adam, Territorien 72. Irrig Eyer I nach 240 (Lichtenberg besaß um 1480 halb Dossenheim). 101 Adam, Territorien 72. tos AM: no 114 f 256 (1633). 109 Humm 11. Karten: AD: C 557/71 (18. Jh.); 3 I 23 (1930); 3 I 16 (1931). Ernolsheim, St. Johann und Steinburg liegen im Kanton Zabern. 110 Reichsland 1237; Eyer II no 1256 (1467); Humm 11. m Grimm, Weisthümer I 752 (Imbsheimer Dorf- und Hofrecht 1559); Fischer 572-573 (Dossenheim 1257); Wolff, Chronik 64; Reichsland 481; Eyer, Beiträge 135; Thieling, foret. Irrig: Schoepflin 220 Fußnote m; Reichsland 129 (Dossenheim seit 1257, Imbsheim seit 1559) und 232 (Verwechslung mit DossenheimKochersberg); Clauss 463; TiUmann I 117. Imbsheim liegt 33 km NW im Kanton Buchsweiler. Über Breitschloß vorn n 10 und 13. 112 Vgl. Wunder, Gebiet 54. 113 AD: C 354/7 (Karte 1764). Irrig Clauss 463 (Straßburg kauft ihn 1527). Schrifttum: Revision. 114 Vgl. jedoch Fischer 536 (Le magistrat pretendait que cette foret formait une dependance du Herrenstein). 115 Revision. Eckartsweier liegt 36 km NW im Kanton Zabern. Es darf nicht mit dem badischen Eckartsweier verwechselt werden; vorn Kap. 2 bei n 9. 116 Fischer 566; Reichsland 205-206 und 1234; AD: 3 I 22 (Karte 1931);

Revision.

117 Vgl. vorn nach n 51 und Wunder, Gebiet 59. Fischer 414 und 535 erwähnt einen abweichenden Vertrag von 1398, den ich nicht nachweisen kann. Heute sind die Verwendungen nach§§ 1216, 683 BGB zu ersetzen.

5. Kap.: Das Amt Herrenstein

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erste Verlangen vom 7. September 1581 führte lediglich 1582 bis 1587 zu einem Prozeß beim Reichskammergericht und verlief im Sande118• Beim zweiten Anlauf 1617 hielt Metz die von Straßburg inzwischen gemachten Verwendungen von 31 737 Gulden für zu teuer119• Nach dem Dreißigjährigen Krieg soll Straßburg das Amt Herrenstein wegen drückender Geldnot veräußert haben120. Jedenfalls schloß es am 10. Oktober 1651 mit Reinhold von Rosen einen Kaufvertrag über 35 000 Reichstaler121. Rosen nahm das Amt am 20. November 1651 in Besitz122, zahlte im Januar und Februar 1652 die Kaufsumme und erhielt am 25. März 1652 die älteren Akten123. Am 10. Oktober 1652 verkaufte ihm die Gemeinde Dettweiler ihre Allmende für 2000 Reichstaler124. Rosen gründete auf diesem Gelände die nach ihm benannte Siedlung Rosenweiler125.

118 AD: E 1997 (Prozeßakten); Schoepflin 220 Fußnoten; Müller, Landstände 95-96; Clauss 463. 119 Fischer 541; Wolff, Chronik 27-28. 120 Wunder, Gebiet 80. 121 Schoepflin 220 u. a. Über Rosen: Vanhuffel 10 n 1; Fischer 546. 122 Wolff, Chronik 41. m Fischer 543-544. 124 Fischer, Notice 545; Wotff, Chronik 47. 125 Irrig wohl Reichsland 913 (erst 1664); Fischer 568 (um 1668). Vgl. vorn n

7 am Ende. 5•

Sechstes Kapitel

Das Amt Ettenheim Bis zum Jahr 1401. Der Distrikt, die Vogtei, die Pflege oder das Amt Ettenheim bestand 1394 aus der Stadt Ettenheim, den Dörfern Grafenhausen, Kappel am Rhein und Ringsheim, dem gemeindefreien Hof Trisloch, den abgesonderten Bännen Adelnhofen und Reichenweier sowie gewissen Rechten in Nonnenweier1• Ettenheim, Grafenhausen, Kappel am Rhein und Ringsheim liegen 32 bis 37 Kilometer südlich Straßburgs im heutigen Landkreis Lahr2 • Trisiech ist ein aufgegebener Hof nördlich Kappels3 , Adelnhofen eine nicht näher lokalisierbare Wüstung bei Grafenhausen4, Reichenweier eine Wüstung südlich Grafenhausens5 • Die Gemeinde N onnenweier schließlich liegt 26 Kilometer südlich Straßburgs ebenfalls im Landkreis Lahr6 • Die ganze Gegend geriet schon frühzeitig in den Einflußbereich der Straßburger Bischöfe. Nach einer im 12. Jahrhundert interpolierten Urkunde gründete Bischof Wirlegern um 728 das Kloster Ettenheimmünster in der "Mark Ettenheim" 7 • Um 750 sollen die Eheleute Ruthard und Hirmingard dem Bistum ihr Erbe in der "Mark Ettenheim" übergeben haben8 • Bischof Eddo reformierte vor 762 das Kloster und überließ ihm dabei unter anderem im Dorf Rust das Recht, zwischen Rhein und Elz Wiesen, Fischteiche und Mühlen anzulegen, den halben Fischfang mit Vgl. AM: charte 8 juillet 1394 AA 1417 und weiter hinten passim. Über Ettenheim: Kürzel, Stadt; Heizmann, Amtsbezirk Lahr 19-23; Busse, Offenburg 308-321; Ferdinand; Keyser, Badisches Städtebuch 218-222. 1

2

Krieger II 1200. Irrig Ferdinand 9 (Gehöft bei Denzlingen, 26 km weiter Adelhof Krieger I 15). Nicht zu verwechseln mit Adelnhofen vgl. Wunder, Gebiet 24 n 52. 5 Kürzel, Richenweiler 90; Krieger II 568; Ferdinand 9. 3

4

SO; zu diesem bei Straßburg;

Über Nonnenweier hinten n 36. Bericht in der auf 762 datierten Urkunde = Schoepflin-Lamey I 37 = Bruckner 116 no 193 (Drucke) = Dümge 2 = UB I 6 no 10 = Bloch I 224 no 46 (Regesten). Bloch I 221 no 34 und Bruckner 59 no 115 halten die Stelle für gefälscht, Büttner, Geschichte 108 im Kern für echt. s Notiz von 962 = Würdtwein 348 (Druck) = Dümge 6 (Regest). Ruthard ist wahrscheinlich der erste Graf der Ortenau; Büttner, Geschichte 103--104 und 118-119; Büttner, Franken 335-346; dazu die Nachweise bei Bruckner 487. Fritz, Territorien 160 setzt Ruthard zu früh um 728 an. 6

7

6. Kap.: Das Amt Ettenheim

69

dem Netz, einen Hörigen mit seiner Familie und seiner Habe sowie möglicherweise die Kirchen in Ettenheim und Rust9 • 926 werden die Grenzen der "Mark Ettenheim" genannt10. Es sind, soweit sie sich identifizieren lassen, gegen Süden der Schwarzbach, der Wetzstein an der Quelle der Bleiche, der Hübnersedel und das Rotzeleck, gegen Norden der Schmiebach, Sulzbach, Wolfersbach und Kambach, gegen Osten Welschensteinach und gegen Westen der Rhein11 • Die alte Mark entsprach also dem Gebiet der heutigen Gemeinden Rust, Ringsheim, Ettenheim, Münchweier, Ettenheimmünster, Schweighausen, Dörlinbach, Schuttertal, Wallburg, Altdorf, Orschweier, Grafenhausen und Kappe! am Rhein12. Später erwarben die Straßburger Bischöfe in der Ettenheimer Gegend hoheitliche Befugnisse, ohne daß wir über Einzelheiten Bescheid wüßten. Die Bischöfe Otto (1084-1100) und Cuno (1100-1125) verfügten bereits selbstherrlich über die Güter des Klosters Ettenheimmünster13• Das 1218 ausgestorbene Geschlecht der Zähringer ist nur in den umliegenden Ortschaften, nicht aber im Ettenheimer Raum selbst nachweisbar14, so daß die Straßburger Herrschaftsrechte schwerlich auf sie zurückgeführt werden können. Kappel am Rhein war spätestens 121915 und Ettenheim spätestens 1221 bischöflich16• Von den andern Orten des Amtes dürfen wir dasselbe vermuten. Im 14. Jahrhundert scheint das Bistum seine Rechte meist verliehen oder verpfändet zu haben17• Jedenfalls führt ein Lehenbuch der Bischöfe Johann von Dürbheim (13061328) und Berthold von Bucheck (1328-1353) den Distrikt Ettenheim nur ganz allgemein und kurz gleichsam wie zur Erinnerung auf18• An Ringsheim besaß 1347 ein Walter von Ringsheim Anteile und Rechte19. 1 Urkunde von 926 oben n 7. Die auf die Kirchen bezügliche Stelle scheint mir aus sprachlichen und sachlichen Gründen nicht echt zu sein. 10 Urkunde von 926 oben n 8. Irrig u. a. Keyser 218 und 220 (Mark Ettenheim gehörte dem Kloster). Eine Markgenossenschaft, d. h. ein bäuerlicher Nutzungsverband, war sie schwerlich. Über die Markgenossenschaft zuletzt Bader, Dorfgenossenschaft 116-182. 11 Schulte 310-311. Zu den Namen vgl. noch Krieger passim. 11 Schulte 310 nennt dieselben Orte mit Ausnahme von Rust und Kappe! am Rhein, betont jedoch p 309, daß die Mark im Westen an den Rhein stieß. 13 Bloch I 296 no 356 und 306 no 409. 14 Heyck 508-522, besonders 513 (Nieder- und Oberhausen sowie Herbolzheim), 511 (Freiamt), 514 (Hofstetten), 515 (Mahlberg). Verfehlt deshalb Fritz, Territorium 161-165, der Ettenheim mit den Zähringern in Verbindung bringt. Allgemein über die Zähringer: Heyck; Mayer; Büttner, Staufer. 15 Vertrag von 1219 = AD: charte G 37 (Original) = Schoepflin-Lamey I 337 = UB I 142 no 180 (Drucke) = Bloch l i 22 no 845 (Regest). 18 Schiedsurteil von 1221 = AD: charte G 38 (Original) = Schoepflin-Lamey I 347 (Druck) = UB I 152 no 189 = Bloch II 29 no 868 (Regesten). Vgl. dazu auch Bloch li 35 no 886 (1223), 36 no 890 (1224) und 70 no 1043 (1236). 17 Fragend Fritz, Territorium 158. Irrig Keyser 220 (Ettenheim blieb vom 12. Jh. bis 1803 im Besitz der Bischöfe). 18 Fritz, Territorium 157-158. 11 Krieger II 629- 630.

6. Kap.: Das Amt Ettenheim

70

Als Wilhelm von Diest und Burkhard von Lützelstein um den Straßburger Bischofssitz kämpften, erhielt Burkhard unter anderem von Graf Eberhard von Württemberg 50 mit Spießen bewaffnete Soldaten, für die er ihm 12 000 Gulden versprach. Anstelle einer baren Zahlung versetzte er ihm am 8. Juli 1394 für 9400 Gulden die Vogtei Ettenheim sowie für 2600 Gulden die Stadt Markalsheim und die Dörfer Elsenheim, Balzenheim und Arzenheim2o. Die Straßburger Herrschaft 1401 bis 152821 • Nachdem sich Wilhelm von Diest als Bischof durchgesetzt hatte, löste er das Amt Ettenheim für 9400 Gulden zurück und versetzte es am 30. August 1401 zum gleichen Betrag an die Stadt Straßburg22• Am 3. April 1414 erhöhte er die Pfandsumme dadurch um 6751 Gulden und 11 Pfennig, daß er eine entsprechende Schuld zur Hälfte auf der Stadt Oberkirch und zur andern Hälfte auf der Pflege Ettenheim absicherte; auf Oberkirch wurde gleichzeitig noch eine Schuld von 100 Gulden geschlagen23 • Straßburg verwaltete die Pflege Ettenheim durch einen Vogt oder Amtmann24 • Wir kennen namentlich 1442 Peter Rebstocku, 1517 Jakob Misbach2', 1525 Ludwig Horneck von Hornberg27 und 1527-1528 Gabriel Rebstock18•

Die Pfarrei Ettenheim wurde seit alters her durch das Kloster Ettenheimmünster besetzt29 • Auch der Zehnt und der Pfarrsatz von Grafenhausen gehörten dem Kloster30• Den Kirchensatz von Kappe! am Rhein verkaufte Friedrich von Üsenberg-Kenzingen 1352 an Markgraf Heinrich IV. von Hachberg31 • Dessen Sohn Hesso überließ ihn 1407 tauschAM: charte 8 juillet 1394 AA 1417. Vgl. auch Kap. 7 bei n 33. Schrifttum: Knobloch 24-25. 2 2 Wunder, Gebiet 84 n 16. 23 AM: no 954 f 86-88 (Abschrift). Kürzeres Transfix vom gleichen Tag = AM: no 954 f 214 (Abschrift). Entwürfe = AM: AA 1439 f 1 und 3. Irrig: AM: AA 1451 f 8 (auf Oberkirch 6000 Gulden); Knobloch 22 n 2 und 24 (6571 Gulden und 11 Pfennig). Zu Oberkirch siehe auch Kap. 7. 24 Wunder, Gebiet 84. 2s AM: no 954 f 188. 26 Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 1907 m 68. 27 Correspondenz I 196 no 343. 28 AM: VI 452/3 cahier f 12 (Bestallung 1527); III 70/5 no 4 (1528). Rebstock wurde 1530 Amtmann von Fürsteneck; siehe dort. u Urkunde von 762 vorn n 7. Vgl. auch Krieger I 547. 30 Heizmann, Amtsbezirk Lahr 27. 31 Fester I h 22-23 no 224-226. Mitverkauft wurde die Herrschaft Kürnberg, siehe Kap. 10. Zu späteren Streitigkeiten mit dem Bistum vgl. Fester I h 44 no 436 (1400) und 46 no 452 (1403). 20

21

6. Kap.: Das Amt Ettenheim

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weise dem Bischof von Straßburg32. Ringsheim war ebenfalls Pfarrei; die Kollatur und der Zehnt gehörten hier dem Kloster Ettenheimmünster33. Bischof Wilhelm von Honstein (1506-1541) 34 löste das Amt Ettenheim am 1. Februar 1528 von der Stadt Straßburg an das Bistum zurück35.

Nonnenweier36• Es wurde schon gesagt, daß zum Amt Ettenheim auch gewisse Rechte in Nonnenweier gehörten37 • Die politische Geschichte dieses Ortes ist noch nicht in allen Einzelheiten geklärt38. Um 1300 war er offenbar ein Kondominat des Straßburger Bistums und des Reiches, denn das Bistum hatte seinen Anteil vor 1316 den Herren von Windeck verliehen39 und das Reich verlieh den seinen 1379 zum wiederholten Male den Herren von Hohengeroldseck40 • Wie groß beider Anteil war, wissen wir nicht, doch dürfen wir in Anlehnung an die Verhältnisse in anderen Ortschaften mit je einer Hälfte rechnen41 • 32

33

Fester I h 51 no 506; Heizmann, Amtsbezirk Lahr 36. Krieger II 630 (1666). Irrig Keyser 221 (Ettenheim war Mutterkirche von

Ringsheim und Grafenhausen). 34 Über ihn Wolff, Reichspolitik. ss AM: no 954 f 84 (Notiz 16. Jh.); VI 452/3 cahier f 28; Krieger I 547; Bender 16; Heizmann, Amtsbezirk Lahr 20; vgl. auch GLA: 33/16 (Urkunde vom 17. 6. 1529). Irrig: Knobloch 25 und 27 (1536); Kürzel, Stadt 5. Nach ihm soll der Bischof nach 1593 die Ämter Ettenheim und Oberkirch für 80 000 Gulden verpfändet haben. Dabei werden offenbar die Verträge von 1414 und 1597 miteinander vermengt; vgl. dazu vorn n 23 und Wunder, Gebiet 22 n 28. 36 Schrifttum: Bender; Schwarz, Archiv VI; Feßler; Heizmann, Amtsbezirk Lahr 60-62; Batzer 490--491. Karte: GLA: H 1 : 10 000 Nonnenweier (1866). 37 Vorn bei n 1. 38 Bender 15 n 2 verzeichnet einen Teil der älteren, durchwegs unzuverlässigen Literatur. Hinzuzufügen wären etwa Schoepflin 158 und 168; Ruppert, Geschichte der Mortenau 396-397; Fritz, Territorien 88 n 2; Knobloch 25 und 27-28; Goehner 14; Neu I 161; Sütterlin 63. 39 1316 verkaufte Berthold von Windeck dem Bischof Nonnenweier, das er und seine Vorfahren vom Bischof zu Lehen trugen = GLA: 229/75608 (Abschriften) = Mone, Urkunden 287 (Druck) =Krieger II 352 (Regest) ; Schoepflin 158; Kolb II 333; Großherzogtum 908. Die Burg (Alt-) Windeck liegt 31 km NO Straßburgs in der Gemeinde Bühl. Über sie Batzer 187-208; Niester 78-79. 40 Reinhard II 87-88 (Druck). In diesem Lehenbrief ist wie in den folgenden nur vom Riedgang mit Zubehör die Rede. Erst 1414 erscheinen Allmannsweier, Nonnenweier und Wittenweier namentlich; Reinhard II 107-108 (Druck) = Krieger II 122 (Regest). Die späteren Lehenbriefe übernehmen diese Formulierung; GLA: D 687a (Original von 1432) = Krieger I 709 (Regest); GLA: 44/160-164 (Originale bis 1621) = Reinhard II passim (Drucke bis 1754). Irrig: Kotb II 333 (bischöfl. Lehen der Geroldseck); Großherzogtum 908 (ebenso) ; B ender 11 (Geroldseck kauften ihre Rechte im 14. Jh. als Allod vom Bischof). 41 Ebenso ausdrücklich eine Urkunde von 1392 = AM: no 852/33 (Abschrift).

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6. Kap.: Das Amt Ettenheim

Das Bistum versetzte seinen Teil zusammen mit dem Amt Ettenheim 1401 an Straßburg und löste ihn mit dem Amt Ettenheim 1528 wieder zurück42, 1597 versetzte es seinen Teil erneut an die Stadt43 • Den Geroldsecker Teil vererbte Sophie von Geroldseck zusammen mit Rechten an den Dörfern Wittenweier und Allmannsweier ihrem Sohn Graf Heinrich von Werdenberg, der 1391 alles für 750 Gulden und 9 Pfund Pfennig als "eigen ... und nit widern noch lehen" an Wilhelm von Burne verkaufte44 • Dieser Kauf ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert. Einmal fällt auf, daß die Geroldseck ihre Anteile in Wittenweier, Allmannsweier und Nonnenweier schon 1391 endgültig veräußerten, aber das Reich die Geroldseck noch bis 1754 mit diesen Dörfern belehnte. Zum andern wurden die Anteile tatsächlich als Allod ausgegeben und behandelt, obwohl sie doch von Rechts wegen Lehen vom Reiche waren und blieben45 • Wilhelm von Burne hinterließ seine Rechte seinen Kindern Johannes, Ottemann, Lysa und Susa, die sie 1403 dem Straßburger Reinhold Rüffel für 1250 Gulden verkauften46 • Schon vorher und noch nachher kamen die Dörfer durch Versatzungen mehrmals in fremde Hände47 • Die gerade beteiligten Ortsherren regelten 1493 die Herrschaftsangehörigkeit neuer Einwohner folgendermaßen: "was us dem bisturn gan Nonnenweier ziehet sol ziehen hinder die statt Strasburg uff des bistums teil und was us der herrsclmft Geroldseck oder Lahr dahin ziehet soll ziehen hinder die gemeyner wie das von alter har kommen ist"48• Die Rechtsnachfolger Rüffels, Jakob Beger von Bliberg, Wilhelm Böcklin, dessen Bruder Kaspar Böcklin, Klara Rüffel (Witwe des Jakob von Andlau), Cuntz Merswin, Hermann Rüffel und Wilhelm Böcklin (Sohn des Bernhard Böcklin) verkauften den ehemals Geroldsecker Teil 42 Vorn bei n 22 und 35. Irrig: Großherzogtum 908 (1501 ganz verpfändet, 1529 ganz eingelöst); Knobloch 25 (1536 nicht eingelöst). 43 Wunder, Gebiet 22 n 28; ferner AM: I 24b/43 f 16 (1597); IV 8/3 (1598). u GLA: 229/75608 (Abschriften) ; Kindler I 143; Sütterlin 63 und 76. Irrig: Kolb II 333 (um 1350 an Werdenberg, nach 1387 an einen Straßburger); Großherzogtum 908 mit 771 (1340 durch Heirat an Werdenberg, 1381 an Burne); Heizmann, Amtsbezirk Lahr 5 (Allmannsweier 1381 an Straßburger). Das Schloß Werdenberg liegt bei Buchs in der Schweiz; Tillmann II 1197. Sophie und ihr Mann Eberhard von Werdenberg sind bei Kindler I 434 erwähnt. Die Burne haben ihren Namen von Schloß und Gemeinde Oberbronn, 42 km N Straßburgs im Kanton Niederbronn; vgl. Kindler I 143; Fester I 557 und Reichsland 784--785. u Wunder, Gebiet 61. 41 GLA: 229/75608 (Abschrift) ; Kindler I 143 (nach ihm sollen die Verkäufer die Enkel Wilhelms gewesen sein) und II 148. 47 GLA: 229/75608 (1381); AM: no 852/33 (1382-1403); Bender 11-14. 48 AM: no 955 f 310-311 = 956 f 184--187 (Abschriften).

6. Kap.: Das Amt Ettenheim

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Nonnenweiers und ein "vorgebott" (Vorkaufsrecht) auf Wittenweier und Allmannsweier am 3. April 1501 für 846 Pfund Pfennig als "gantz lidig eigen" an Straßburg49 • Straßburg besaß also den bischöflichen Teil Nonnenweiers von 1401 bis 1528 und ab 1597 als Pfand sowie den Geroldsecker Teil ab 1501 als Eigen. Beide Teile wurden zunächst vom Amt Ettenheim aus verwaltet. Als der bischöfliche Teil 1528 mit Ettenheim verloren ging, wurde der Geroldsecker Teil Nonnenweiers vielleicht für einige Jahre amtsfrei. Dafür spricht, daß er bei der Errichtung der Straßburger Landpfiegereien 1539 zu keinem Amt, sondern zusammen mit andern amtsfreien Gebieten zu einer besonderen Landpflegerei "der uberrheinischen dorffer" gerechnet wurde. Spätestens seit 1543 gehörte Nonnenweier dann zum Amt Illkirch50 . Die Fischer Nonnenweiers waren 1609 zu einer Fischerzunft zusammengeschlossen51. Die jeweiligen Ortsherren des Dorfes sowie die jeweiligen Inhaber der Herrschaft Lahr übten in Nonnenweier gemeinsam das Jagdrecht aus52 • Ein Meier des Straßburger Frauenstiftes St. Stephan mußte einen Zuchtstier halten53, der Pfarrer einen Eber und einen Widder54. Das Straßburger Frauenwerk erhielt 1439 ein Gut geschenkt55• Der Pfarrer von Nonnenweier bezog eine Hälfte des allgemeinen großen Zehnten und den ganzen allgemeinen kleinen Zehnt (Bohnen, Erbsen, Linsen, Heu und Hanf) 56, der Abt von Schuttern einen Sonderzehnt auf einzelnen Grundstücken57 und der Pfarrer von Wittenweier ebenfalls einen Sonderzehnt auf einzelnen Grundstücken58• Das schon genannte Stift St. Stephan besaß von alters her einen Dinghof, das Kirchenpatronat und die Hälfte des allgemeinen großen Zehnten59, doch wurde der Pfarrer statt durch das Stift durch die Stadt Straßburg ernannt: 49 AM: charte 3 avri11501 VCGC 31 (Original) = no 956 f 185-187 = GLA: 229/75608 (Abschriften); Ruppert 232; Kindler li 148; Bender 16; Sütterlin 63-64. Irrig: Großherzogtum 771 und 985 (Allmannsweier und Wittenweier 1501 gekauft); Knobloch 28 (falsche Namen); Heizmann, Amtsbezirk Lahr 5 (Allmannsweier 1501 an Straßburg); Neu I 151 (ebenso); Sütterlin 76 (ebenso). Zu den Namen vgl. Wunder, Verzeichnis n 50. 50 Wunder, Gebiet 85-86. Das Zitat stammt aus AM: VI 304/8 f 402 (1662). 51 Feßler 187. 52 AM: VI 304/5 f 320 (1663); GLA: 229/75585 (1672-1805). 53 Hofrechte des 14. und 15. Jh. = Zoepfl 250-253 (Drucke); erwähnt Bulst 295. 54 AM: VI 305/15 f 309 (16. Jh.). 55 AM: I 24b/43 f 16. 58 AM: VI 305/15 f 309 (16. Jh.) ; Bender 107 und passim. 57 AM: III 201/9 (1528); VI 305/15 f 309 (16. Jh.). Schuttern liegt 23 km S Straßburgs im Landkreis Lahr; Krieger II 917-923. 5s AM: VI 305/15 f 309 (16. Jh.). 59 Hofrechte vorn n 53; AM: VI 305/15 f 309 (16. Jh.); V 119/8 (um 1630); VI 304/5 f 320 (1663) ; Bender 107 und passim. Angeblich Schenkung Kaiser Lotbars I. von 845; vgl. Bruckner 330-331 no 529-530.

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6. Kap. : Das Amt Ettenheim

"hat zwar das stifft st. Steffen zu Strasburg den zehenden zu Nonnenweyr und ist dahero schuldig den pfarrer zu salariren und das pfarhaus zu erhalten aber gemeine stadt Strasburg hat daselbsten die colatur" 60 •

Nach dem Dreißigjährigen Krieg verkaufte Straßburg die vier rechtsrheinischen Dörfer Nonnenweier, Niederhausen, Allmannsweier und Wittenweier am 11. Mai 1663 für 24 000 Reichsgulden an Johann Christoph von der Grün61 • Ein gleichnamiger Verwandter von der Grüns, vielleicht sein Vater, wurde 1605 kurpfälzischer "raht und diener" und 1606 kurpfälzischer "cantzler" 62 • Der Käufer selbst stand als Oberst in schwedischen Diensten und wohnte zeitweilig bei seinem Schwiegersohn Georg Friedrich Zorn von Plobsheim in Straßburg63 • Beim Verkauf von 1663 beanspruchte der Straßburger Bischof als Landgraf des Elsaß und auf Grund der Versatzung von 1597 ein Vorkaufs- bzw. Rückkaufsrecht, konnte sich damit aber nicht durchsetzen64 • Nachdem von der Grün schon 1666 gestorben war, soll Nonnenweier durch Heirat und Erbfall 1681 an eine Familie Ziegler, 1695 an eine Familie Löwen und 1698 an die Herren von Rathsamhausen gekommen sein65 , die es bis ins 19. Jahrhundert behielten66 • Wie andere ritterschaftliehe Orte wurde es 1805 von Baden besetzt67 und 1806 auf Grund der Rheinbundakte Baden auch von Rechts wegen einverleibt68 • Das Kirchenpatronat war inzwischen an die Freiherren Böcklin von Böcklinsau, von Altheim, von Oberkirch und von der Tann gekommen, 80 GLA: 229/1259 f 3 (1652); ähnlich Neu I 161 (Pfarrsatz gehörte seit 1553 Straßburg als Rechtswalter St. Stephans, seit 1663 den Ortsherren). 61 AM: I 24b/43 f 8 (Regest) und 16 (Regest des Reverses vom gleichen Tag); I 24b/33 (Quittung über ausgehändigte Urkunden vom 15. 8. 1663); Kolb II 333; Bender 47; F eßler 187 ; Batzer 490; Kähni 216; Wunder, Gebiet 80. Irrig Großh erzogtum 908 (Bischof belehnte von der Grün). Weitere Urkunden wurden 1732 und 1763 ausgehändigt ; AM: I 24b/27 und 43. 62 GLA: 67/929 f 87-88 und 137-142 (Abschriften). 63 GLA: 33/38 no 30 f 3. 8' GLA: 33/38; 229/1283; 229/77645. 65 Batzer 490. Ich bezweifle das, weil Jakob Samsan von Rathsamhausen 1698 Sophie Dorothee von der Grün heiratete und über sie Nonnenweier erworben haben dürfte; vgl. Lehr III 8; Kindler III 357. 66 Schoepflin 713; Kolb II 333; Universal-Lexikon 834; Hölzle, Beiwort 66. Irrig: Homann, Circulus Sueviae (1701 badisch); Homann, Landgraviatus Alsatiae (1745 städtisch-straßburgisch); Zoepfl 250 n 1 (die Herrschaft, an der die Böcklin zu 5!t2 partizipieren, rührt von St. Stephan her); Wolfram, Atlas 10 und 11 (1659 und 1697 geroldseckisch); Kähni 214 (Rathsamhausen erwarben 1598 ein Schloß in Nonnenweier). G7 Hölzle, Beiwort 106. 68 Traite de confederation des etats du Rhin (Martens, Supplement IV 313326) Art. XXV: "Chacun de Rois et Princes confederes possedera en taute souverainete les terres equestres enclavees dans ses possessions"; Hölzle, Beiwort 107; Siitterlin 89.

6. Kap.: Das Amt Ettenheim

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die nach ihrer Mediatisierung zum badischen Stand der Grundherren zählten. Im Unterschied zu den Standesherren (durch die Rheinische Bundes Acte Uns zugewandten ehemaligen teutschen Reichs Fürsten und Graven) waren die Grundherren definiert als ehemalige "Ortsherren, welche nicht ein unter dem Namen eines Fürstenthums oder einer Grafschaft vorhin zusammengeschlagenes, und deshalb mit Stimmfähigkeit bey Reichs- oder Kreistägen begabt gewesenes Gebiet besitzen" 69 • Beide Gruppen erhielten durch ein Edikt vom 28. 12. 1815 ihr altes Präsentationsrecht zurück70 und behielten es bis heute71 • In Nonnenweier wurde das Kirchenpatronat zuletzt durch die Böcklin von Böcklinsau als "Majoratsherren" (Mehrheitsbesitzer) im Namen der übrigen grundherrlichen Familien ausgeübt. Die Böcklin wohnten im benachbarten Schloß Rust. Als letzter Schloßherr starb im Dezember 1955 Ruprecht Freiherr Böcklin von Böcklinsau, dessen in Amerika lebender Sohn 1956 alle Rechte in und bei Rust an Karl Graf Wolff Metternich verkaufte, der damals die Niederlassung der Deutschen Bank in Freiburg leitete72 • Das Archiv der Böcklin wurde einem Neffen des Verstorbenen, Freiherrn Wolf von Fries im Schloß Munzingen bei Freiburg anvertraut, wo es leider nicht zugänglich ist73 • Die Pfarrei Nonnenweier wurde 1960 durch den Evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe neu besetzt, der das Patronat für erloschen hielt, weil es an die alten standes- und grundherrliehen Familien Badens gebunden ist74 und Graf Wolff Metternich nicht zu diesen gehört. In der Tat beanspruchte nur Wolff Metternich als Rechtsnachfolger der Majoratsherren Böcklin das Patronat, während die übrigen beteiligten Familien von den ganzen Vorgängen wahrscheinlich überhaupt nichts erfuhren. Wolff Metternich verkaufte seinen Besitz 1963 weiter an den Bund und verzichtete 1964 ausdrücklich auf seine eventuellen Rechte am Kirchenpatronat in Nonnenweier75 • Soweit die Familien von Altheim, von Oberkirch und von der Tann nicht verzichteten oder verzichten, müßten nunmehr sie das Patronat ausüben.

Regierungs Blatt des Grosherzogthums Baden 1807, 141 und 165. Großherzoglich-Badisches Regierungsblatt 1816, 7. 71 Badische Verfassung (Badisches Gesetzes- und Verordnungs-Blatt 1919, 279) § 18 III; Verordnung (Gesetzes- und Verordnungsblatt für die Vereinigte Evangelisch-protestantische Landeskirche Badens 1921, 71); Grundordnung der Evangelischen Landeskirche in Baden (Kirchliches Gesetz- und Verordnungsblatt 1958, 17) §52 VI. 72 Ev. Oberkirchenrat in Karlsruhe: Akten Nonnenweier. 73 Zuschrift vom 3. 12. 1960. Inventar von Schwarz. 89

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74 75

Gönner 100 n 2.

Ev. Oberkirchenrat in Karlsruhe: Akten Nonnenweier.

Siebentes Kapitel

Das Bistum Stra.f3burg 1 Bis zum 14. Jahrhundert. Das Bistum Straßburg ist die gemeinsame Bezeichnungzweier Bezirke, die in ihrer räumlichen Ausdehnung nicht miteinander übereinstimmten, aber beide, wenn auch in verschiedener Beziehung, dem Bischof von Straßburg unterstanden: sein geistliches und sein weltliches Herrschaftsgebiet Der geistliche Sprengel umfaßte vom 8. bis zum 19. Jahrhundert2 links des Rheins das Unterelsaß zwischen Eckenbach und Selzbach3 sowie rechts des Rheins die Ortenau zwischen Bleiche und Oos4 • Der weltliche Herrschaftsbereich war zersplittert und im ganzen kleiner, reichte aber in einigen Fällen über die Grenzen des geistlichen Sprengels hinaus. Die ältesten weltlichen Rechte lassen sich zweifelsfrei für das 9. Jahrhundert nachweisen. So bestätigte Kaiser Ludwig der Fromme der Straßburger Kirche 816 den Ort Still5 und tauschte Bischof Bernold (822-840) 823 das Kirchenpatronat in Blienschweiler gegen neuen Besitz in fünf anderen Dörfern um6 • Vom 11. bis 13. Jahrhundert bauten die Bischöfe ihre verschiedenen Rechte langsam zu einem Territorialstaat aus. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts war dieser in sechs größere Distrikte oder Vogteien gegliedert, nämlich Zabern (später Ämter Kochersberg und Zabern), Molsheim (später Dachstein, Schirmeck und Wanzenau), Bernstein (später Benfeld und Markolsheim), Rufach, Ullenburg (später Oberkirch) und Ettenheim7 • 1351 kam dazu noch die sogenannte Landvogtei Ortenau. Glöckler; Fritz, Territorium; Wentzcke, Geschichte; Kiener; Burg; Stintzi. Reorganisation durch Bonifatius um 742; Konkordat vom 10. 9. 1801 und organische Artikel vom 8. 4. 1802; vgl. Bloch I 222 no 41; Reichsland 1087 und 1089; Wolfram, Erläuterungsband 35. 3 Reichsland 1087; Wolfram, Atlas 15a und 16; Wolfram, Erläuterungsband 35-36. 4 Bruckner 12 no 35 (623-639); Reichsland 1088; Wolfram, Atlas 15a und 16. 5 AD: charte G 4 (Original) = Schoepflin-Lamey I 65 (Druck) = UB I 18 no 22 = Böhmer I 1 p 237 no 607 = Bloch I 231 no 65 = Bruckner 272 no 438 (Regesten). s AD: charte G 5 (Original) = Schoepflin-Lamey I 71 (Druck) = Böhmer I 1 p 276 no 748 = Bloch I 232 no 71 = Bruckner 285 no 456 (Regesten). 7 Ausführlich Fritz, Territorium 1-165 und Karte. 1 1

7. Kap.: Das BistumStraßburg

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"Ortenau" ist von Haus aus der Name für die Landschaft zwischen Bleiche und Oos8 . Die Landschaft war schon im 11. Jahrhundert politisch zerrissen. Die meisten Hoheitsrechte gehörten dem Reich9 , andere dem Bistum Bamberg10, dem Bistum Speyer11 und dem Bistum Straßburg, wieder andere waren Eigengut vornehmer Familien12 • Das Reich13 , das Bistum Bamberg14 und das Bistum Straßburg15 verliehen Teile ihrer Herrschaftsrechte lange Zeit an die Herzöge von Zähringen16• Nach deren Aussterben 1218 zog Kaiser Friedrich II. das Reichsgut ein17, kaufte die 8 8

Krieger II 434. Schrifttum über die Landschaft: Krebs, Geschichte; Busse. Die (Reichs-) Grafschaft Ortenau wird seit 785 genannt; Krieger II 434.

10 1007 schenkte Kaiser Heinrich II. Bamberg das Dorf Nußbach (MG. DD. III 185 no 156 = Cuttenberg no 54) und die Abteien Gengenbach (MG. DD. III 197 no 167 = Cuttenberg no 59) und Schuttern (Cuttenberg no 60). 1025 bestätigte König Konrag II. die Schenkung von Gengenbach (MG. DD. IV 16 no 14) und Schuttern (MG. DD. IV 14 no 13 = Cuttenberg no 125). Irrig z. B. Binz 22 und 42 (Heinrich verlieh 1007 die Ortenau mit Mahlberg); Rieder 22 (ebenso). 11 1032 schenkte Kaiser Konrad II. dem Bischof von Speyer die Abtei Schwarzach im Gau Ortenau in der Grafschaft Bertholds = Remling I 29 no 29 = MG. DD. IV 239 no 180 (Drucke) = Dümge 17 = Böhmer III 1, 1 p 89 no 186 (Regesten). Bestätigung 1048 = MG. DD. V 300 no 226. Bestätigung 1057 = Remring I 49 no 49 = Dümge 19. 12 1050 schenkten Adelheid und Hunfrid von Mömpelgard-Wülflingen dem Bistum Straßburg das Dorf Sasbach = Bloch II 276 no 270, 280 und 288 no 331 (Regesten). 1070 trug der Franke Siegfried dem Bistum Straßburg sein Erbgut Ulm zu Lehen auf = Schoepf!in-Lamey I 174 (Druck) = Dümge 21 = Bloch I 280 no 299 (Regesten). 13 Der Zähringer Graf Berthold und sein Sohn Herzog Berthold I. werden 1016-1057 als Grafen der Ortenau genannt; Stumpf no 1664, 1860a, 2030, 2358, 2547; Heyck 13 und 19; Krieger II 435. 1064---1070 erscheinen Grafen aus andern Häusern; Heyck 31. In manchen später zur Landvogtei gehörenden Orten waren die Zähringer begütert; Heyck 541 (Appenweier 1148); Keyser, Badisches Städtebuch 333 no 4 (Offenburg 1148). 14 Herzog Berthold I. erscheint 1050 als Baroberger Vogt in Schaffhausen in der Schweiz; Heyck 19-21. Berthold II. war 1092 Baroberger Vogt in Stein in der Schweiz (Heyck 159), ebenso Konrad (Heyck 279) und 1168 Berthold IV. (Heyck 389). Daß die Zähringer auch die Vogtei über die Baroberger Rechte in der Ortenau ausübten, liegt nahe. Nachzuweisen ist das jedoch nicht ; vgl. Heyck 499-500 und die dortigen Belege. 1096 heißt es, daß Herzog Berthold Gengenbach per violentiam obtinebat = MS. SS. 5, 390 = Krieger I 696. "Vischbach" (= Nußbach) in der Ortenau ist 1108 Baroberger Lehen der Schauenburg = Stumpf no 3032; Heyck 500. Insofern irrig Keyser 333 unter 4 (Zähringer um 1080 Grafen der Ortenau und Vögte der Abtei Gengenbach). 15 In einem Schiedsurteil von 1221 heißt es, die Straßburger Bischöfe hätten Herzog Berthold von Zähringen mit der Kirche in Offenburg belehnt gehabt = Winke!mann, Acta 482 no 603 (Druck) = Böhmer V 2 p 1615 no 10 881 = Bloch II 29 no 868 (Regesten). In manchen später bischöflichen Orten waren die Zähringer begütert; Heyck 518 (Renchen 1190-1197), 418-419 und 518 (Ulm 1190-1203). 16 über die Zähringer Kap. 6 n 14. 17 Böhmer V 1 p 224 no 946a, V 1 p 227 no 962, V 2 p 1607 no 10 819a; Heyck 492. Als Erbe des letzten Zähringers kamen in Betracht sein Neffe Egon V. von Urach, sein Schwager Ulrich von Kyburg und sein Vetter N. von Teck. Ein Sohn dieses Vetters war der Straßburger Bischof Berthold von Teck (12231244). Siehe dazu die Stammtafel bei Heyck 494.

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7. Kap.: Das BistumStraßburg

Bamberger Lehen für 4000 Mark Silber18 und behielt auch die Straßburger Lehen19. 1246/47 eroberte der Straßburger Bischof Heinrich von Stahleck (1245-1260) das staufisehe Gebiet und überließ es zum Teil seinen Gefolgsleuten20 . König Rudolf von Habsburg brachte viele Rechte zum Reich zurück21 und faßte sie in der "Landvogtei Ortenau" zusammen22. Schon 1326 hatte das Reich die Landvogtei an den Markgrafen Rudolf III. von Baden versetzt23 • Dessen Nachfolger, Friedrich III. und Rudolf V. von Baden, verkauften sie 1351 als Reichspfand an den Straßburger Bischof Berthold von Bucheck (1328-1353) 24 • Die Bischöfe faßten die Landvogtei Ortenau mindestens zeitweilig mit ihrem älteren Distrikt Ullenburg zu einer größeren Verwaltungseinheit zusammen, der sogenannten Vogtei oder Pflege Ortenberg25• Zu dieser Pflege "jehnseits des Rheins" gehörten aus dem Distrikt Ullenburg die Stadt Renchen, das Gericht Sasbach mit der heute selbständigen Gemeinde Obersasbach, das Gericht Ulm mit den Gemeinden Erlach, Haslach, Stadelhofen, Tiergarten und Ringelbach zum Teil (?), die Stadt Oberkirch mit den Gemeinden Butschbach, Bottenau zum Teil, Lautenbach zum Teil und Ödsbach (?), die Stadt Oppenau mit den Gemeinden Ramsbach, Lierbach, Maisach, Bad Griesbach, Bad Peterstal und Ibach26 sowie aus der Landvogtei Ortenau die Stadt Achern mit der Gemeinde Oberachern, das Gericht Appenweier mit den Gemeinden Zusenhofen, Nußbach und Nes18 Böhmer V 1 p 319 no 1576 (Regest des Lehenbriefs). Irrig aber eine Nachricht von 1248 bei Krieger II 690 (oppidum de Gengenbach et de Malberc et de Ortenberc castra ... que Fridericus ... ab ecclesia Bambergensi tenebat in feudum). 19 Vorn n 15. Bestätigung 1224 = Winkelmann, Acta 484 no 604 = Böhmer V 1 p 705 no 3890 = Bloch II 35 no 886. Bestätigung 1236 = Schoepflin-Lamey I 374 (Druck) = Böhmer V 1 p 423 no 2143 = Bloch II 70 no 1043 (Regesten). 2° Fritz, Territorium 81, 139, 146, 153-154; Heyck 500; Bloch II 99 no 1174; Veit 12-16. Die Burg Stahleck liegt bei Bacherach im Landkreis St. Goar; Tillmann II 1026. 21 Batzer 307; Offenburg 21. Irrig Schaaf 55 (Adolf von Nassau um 1296). 22 Vgl. Krieger II 436-440 (Landvögte und Amtleute 1233-1606); Becker, Geschichte 13 (Landvogtei im Elsaß seit 1274 nachweisbar); Bader, Südwesten 71. Schrifttum über die Landvogtei: Kuner; Batzer 305-321; Kähni, Landvogtei. 23 UB II 414 no 467; Fester I 82 no 816. Vgl. auch Fester I 88 no 882 (1331) und 94 no 930 (1334); Krieger II 435 (1334); Kuner, Verfassung 7 (1334); Keyser, Badisches Städtebuch 13 (1334); zum Ganzen Veit 53-60. 24 Fester I 109 no 1090; Krieger II 435; Keyser 13. Das Schloß Bucheck liegt im Kanton Solothurn in der Schweiz; Knobloch I 174. 25 Folgt aus AM: charte 12 septerobre 1395 AA 1425 (Original) = UB VI 861 no 1626 (Regest); vgl. hinten bei n 42. 28 Über Renehen im Landkreis Kehl: Behrle; EH; Keyser, Badisches Städtebuch 353-355. Über Sasbach im Landkreis Bühl: Grimm, Weisthümer I 412414 (Orts- und Hofrecht von 1432); Krieger II 794-796. Alle übrigen Gemeinden im Landkreis Offenburg; über sie zuletzt Stadtgemeinden passim. Zu Oberkirch auch Kap. 4 n 103.

7. Kap.: Das BistumStraßburg

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selried zum Teil, das Gericht Griesheim mit den Gemeinden Weier, Waltersweier, Bühl, Bohlsbach und Ebersweier, das Gericht Ortenberg mit den Gemeinden Rammersweier, Zell-Weierbach, Fessenbach27, Goldscheuer und Müllen28, schließlich die Schutzherrschaft20 über drei freie Reichsstädte: die Stadt Offenburg, die Stadt Gengenbach mit den Gemeinden Ohlsbach, Reichenbach, Schwaibach und Bermersbach und die Stadt Zell am Harmersbach mit den Gemeinden Nordrach, Biberach, Oberentersbach und Unterentersbach30• Geschäfte Bischof Wilhelms von Diest31 • DerStraßburgerBischofFriedrich von Blankenheim und der Utrechter Bischof Wilhelm von Diest tauschten mit Zustimmung des Papstes im Sommer 1393 ihre Ämter. Das Straßburger Domkapitel wählte den Dompropst Burkhard von Lützelstein zum Gegenbischof32. Burkhard erhielt unter anderem von Graf Eberhard von Württemberg militärische Hilfe und versprach ihm dafür 12 000 Gulden. Anstelle einer baren Zahlung versetzte er ihm am 8. Juli 1394 für 9400 Gulden die Vogtei Ettenheim sowie für 2600 Gulden die Stadt Markalsheim und die Dörfer Elsenheim, Balzenheim und Arzenheim33. Wilhelm von Diest setzte sich mit Hilfe der Stadt Straßburg noch im gleichen Jahr 1394 gegen seinen Widersacher durch. Er übernahm die Schulden seiner Vorgänger, führte selbst viele Kriege und ein flottes Leben und brachte das Bistum in die ärgste finanzielle Not. Unter anderem schloß er folgende Geld- und Territorialgeschäfte: 1394 Abfindung Burkhards von Lützelstein mit der Stadt Rufach und der

oberen Mundat34 ;

27 Über Achern im Landkreis Bühl: Ruppert, Kurze Geschichte; Jehle; Über Appenweier im Landkreis Kehl Krieger I 72-73. Alle übrigen Gemeinden im Landkreis Offenburg; über sie zuletzt Stadtgemeinden passim. 28 Über Goldscheuer Kap. 2 n 9. Über Müllen im Landkreis Kehl Krieger II

Keyser 184--186.

237-238. 29

Über sie Veit 60-64 und Schaaf 55-59. Vgl. auch Frieden von Münster

(Zeumer 434--443) § 85.

30 Offenburg bis Bermersbach liegen im Landkreis Offenburg; über sie zuletzt Stadtgemeinden passim. Über Zell am Harmersbach: Moser, StaatsRecht; Heizmann, Zell; Veit; Busse 360-377; Keyser 418-420. über die von Zell abhängigen Gemeinden Maser 10-12 (Nordrach); Veit 94--96 und 205-

215.

31 Über ihn: Glöckler I 304--319; Finke; Kaiser. Diest ist eine Stadt in Belgien. Das Folgende beruht im wesentlichen auf AM: chartes 1394--1424 AA 1418-1464 passim. 32 Glöckler I 304--305; Finke 106. n Kap. 6 n 20. 04

Glöckler I 305-306.

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7. Kap.: Das BistumStraßburg

am 16. August 1394 Versatzung der Stadt Benfeld und besitzlose Verpfändung der Burg Kochersberg an Straßburg für 15 000 Gulden alter Schulden35 ; am 3. September 1394 1000 Pfund Darlehen von Straßburg3G; am 6. Januar 1395 von Straßburg 2200 Gulden Darlehen, für das die bischöflichen Vögte zu Bernstein, Ortenberg und Molsheim, der Schultheiß zu Zabern und der Vogt zu Kochersberg bürgen37 ; 1395 Veräußerung der Stadt Ebersmünster an Hamann von Müllenheim38 ; 1395 Veräußerung des Dorfes Geispolsheim an die Beger39 ; 1395 Anerkenntnis von 10 000 Pfund alter Schulden gegenüber Straßburg, für die sich vom 29. August 1395 bis 14. Februar 1396 die Vogtei Molsheim mit den Gemeinden Molsheim, Börsch, Bischofsheim, Mutzig, Hermolsheim, Dachstein, Sulzbad, Ergersheim und Ernolsheim in Höhe von 2000 Pfund 40, vom 12. September 1395 bis 9. Juni 1396 die Vogtei Ortenberg mit den Gemeinden Oberkirch, Renchen, Griesheim, Appenweier, Ulm, Achern und Sasbach über 4000 Pfund'\ am 26. und 27. Oktober 1395 die Stadt Zabern über 1000 Pfund42 und vom 11. bis 13. April1396 die Pflege Bernstein mit den Gemeinden Dambach, Kestenholz, Epfig, Stotzheim, Eichhofen, Kerzfeld, Uttenheim und Matzenheim über 2000 Pfund verbürgten•s, dem das Domkapitel am 11. Dezember 1395 zustimmte"; am 17. Dezember 1395 Versatzung der Stadt Börsch an Rudolf von Hohenstein für 3300 Gulden (bis 1399)45; am 23. Dezember 1395 Zustimmung, daß Klaus Zorn-Lappe, Adam Zorn von Bulach, Hans Zorn von Eckerich und Reinbold Zorn-Lappe die bischöfliche Feste Frankenburg und die Dörfer Grube, Breitenau, Hirtzelbach und Diefenbach für 2200 Gulden von J ohann Graf von Leiningen-Rixingen und Heinrich von Orsy auslösten, noch 150 Gulden dazuzahlten und künftig das Pfand für 2350 Gulden selbst behielten'6 ; am 24. Dezember 1395 Versatzung der Burg Girbaden und der Dörfer Rosenweiler bei Rosheim und Mollkirch an Rudolf von Hohenstein für 1545 Gulden (bis 1399)'7 ; 33 Kap. 4 n 26. Irrig Glöckler I 308 (Versatzung 1395; 1422 Verkauf von Benfeld und Kochersberg). 36 AM: charte 3 septembre 1394 AA 1418; erwähnt im Hagenauer Waffenstillstand = AM: charte 6 juin 1405 AA 1427 (eines von zwei Originalen). 37 AM: charte 26 mars 1400 AA 1418. Erwähnt im Hagenauer Waffenstillstand oben n 36. 38 Glöckler I 308, Reichsland 242. Irrig wohl Clauss 282 (Verkauf zerschlug sich). 39 Glöckler I 308; Reichsland 331 (Pfand); Clauss 379 (Lehen). 40 AM: charte 29 aout 1395 AA 1425 (Original) = UB VI 861 no 1624 (Regest). 41 Wien 25. 42 AM: charte 26 octobre 1395 AA 1419 (Original) = UB VI 586 no 997 (Regest irrig mit 1000 Gulden). 43 AM: charte 11 avril 1396 AA 1425; nicht erwähnt UB VI 608 und VII 803. 44 AM: charte 11 decembre 1395 AA 1419 (Original) = UB VI 595 no 1016 (Regest irrig mit 10 000 Gulden in der Überschrift). Am gleichen Tag gewährte Straßburg dem Domkapitel ein Darlehen von 1000 Gulden; AM: charte 11 decembre 1395 AA 1419. Zum Ganzen vgl. Wunder, Gebiet 41 n 60. 45 Kap. 4 n 45. 46 AM: AA 1422 f 9 (Abschrift). Vgl. n 62. 47 Kap. 4 n 46.

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vor dem 5. September 1398 Versatzung der Dörfer Reichstett, Gamsheim, Kilstett und Bettenhofen an Reinbold Hüffel und Klaus Merswin für 700 Gulden48, die später auf 1250 Gulden und am 8. April 1415 auf 1540 Gulden erhöht wurden49 ; 1398 Versatzung der Dörfer Herbsheim und Roßfeld an die Dutschmann50 ; 1399 Versatzung des Dorfes Wanzenau an Götz von Heiligenstein für 800 Gulden51 ; 1401 Auslösung der Vogtei Ettenheim von Graf Eberhard von Württemberg und am 30. August 1401 neue Versatzung an Straßburg für 9400 Gulden52 ; 1401 Versatzung der Dörfer Oberharmersbach und Unterharmersbach an den Straßburger Johannes Bock für 3100 Gulden53 ; vor dem 8. April 1405 Rückgabe der halben Landvogtei Ortenau an das Reich gegen 23 500 Gulden; am 11. April 1405 Versatzung von 350 Gulden Gefälle aus der andern Hälfte der Ortenau an Pfalzgraf Ludwig III. für 7000 Gulden54 ; 1405 Versatzung der Stadt Börsch an Philipp von Nassau-Saarwerden für 2000 Gulden55 ; um dieselbe Zeit Verkauf von 150 Gulden Gefälle an Straßburg für 3200 Gulden56 ; um dieselbe Zeit Versatzung der Dörfer Zellheim und Herbolzheim an Hugo Dutschmann für 1300 Gulden; um dieselbe Zeit Versatzung der Stadt Ebersmünster für 3200 Gulden an Johannes Ulrich von Müllenheim, der es an Klaus Merswin weitergab; um dieselbe Zeit Verkauf des Dorfes Erstheim an Johannes Dutschmann und Klein Knobloch für 2400 Gulden; um dieselbe Zeit Versatzung der Dörfer Herbsheim und Friesenheim an Heinrich von MüHenheim in Brantgasse für 1700 Gulden; um dieselbe Zeit Verkauf des Dorfes Ychtratzheim an Hans von Kageneck für 740 Gulden; um dieselbe Zeit Verkauf des Kirchhofes Epfig an Heinrich von Wachenheim für 1900 Gulden; 48 Verpflichtung, in zwei Jahren die Zustimmung des Domkapitels beizubringen, und Stellung von Mitschuldnern = AM: charte 5 septerobre 1398 AA 1425. Versatzung erwähnt Glöckler I 308. 49 AM: charte 8 avril 1415 AA 1451. In einer nach dem 20. 3. 1415 zu datierenden Liste stehen irrig 1300 Gulden; AM: AA 1451 f 8. so Reichsland 425 und 916; Ctauss 921 (Roßfeld). Vgl. n 57 und 64. 51 Glöckler I 308; Reichsland 1180. Vgl. n 66. 52 Wunder, Gebiet 84 n 16; vorn Kap. 6 n 22. 53 GLA: 33/25 (Abschrift); Veit 217. Über Ober- und Unterharmersbach: Gothein 232-234 und 303-308; Veit 216-220; Schneider-Strittmatter. 54 Koch II 281 no 3937 und 282 no 3947 (Regesten der Quittungen Wilhelms). Vgl. auch Koch II 396 no 5315 (Reich versetzt 1408 die halbe Ortenau an die Pfalz); 396 no 5319 (Reich verpachtet 1408 die Landvogtei Elsaß an die Pfalz); Becker, Verleihung 111-112 (Umwandlung des Pacht- in ein Pfandverhältnis). Irrig: Kolb III 45; Glöckler I 308; Ruppert, Kurze Geschichte 4; Großherzogtum 918; Behrle 1921 p 47; WettereT 42; Offenburg 22 (1405). 55 AD : 25 J 2; Barth, Weinstädtchen 20-21. Vgl. n 45 und 60. 56 Erwähnt AM: AA 1451 f 8.

6 Wunder

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um dieselbe Zeit Versatzung des Dorfes Arnolsheim an Johannes P!ettensheim für 350 Pfund und 9 Schilling; um dieselbe Zeit Verkauf des halben Dorfes Erstheim für 700 Gulden an Heiwe Dutschmann, der Witwe des Johannes Zom57 ; 1405 Versatzung der Stadt Dambach an Herzog Karl von Lothringen für 600 Gulden58 ; am 20. März 1406 überlassung gewisser Herrschaftsrechte im Bistum an das Domkapitel und die Stadt Straßburg59 ; vor dem 26. Juli 1409 Versatzung der Städte Molsheim, Dachstein und Darnbach an Straßburg für 15 000 Gulden; zwischen 1409 und 1411 Tausch Dachsteins gegen Börsch; 1411 Versatzung Dachsteins an Johannes von MüHenheim für 1600 Pfund6 o; 1410 Veräußerung des Dorfes Kestenholz an Burkhard von Lützelstein für 3000 Gulden81 ; 1411 Veräußerung des Schlosses Frankenburg an Burkhard von Lützelstein82 ; am 3. April 1414 Erhöhung der Pfandsumme auf der Vogtei Ettenheim um 6751 Gulden und 11 Pfennig sowie gleichzeitig Versatzung der Stadt Oberkirch für ebenfalls 6751 Gulden und 11 Pfennig sowie zusätzlich 100 Gulden an Straßburg8s; 1414 Versatzung der Dörfer Herbsheim und Roßfeld an die Witwe eines Hugo Richter für 2000 Gulden84 ; 1414 Versatzung der Stadt Rheinau und des Schlosses Bernstein an den Hohen Chor des Straßburger Domes8s; am 20. März 1415 Zustimmung, daß das Domkapitel die Dörfer Honau, Wanzenau und Abertzheim für 800 Gulden von Götz von Heiligenstein auslöste und künftig das Pfand für 1453 Gulden selbst behielt8&; am 19. April 1419 von Straßburg ein Darlehen über 6000 Gulden07, für das Heinrich Beyer von Boppard in Höhe von 200 Gulden, Wilhelm von Falkenstein über 200 Gulden und Heinrich von Finstingen, J ohannes von Finstingen, Ludwig von Lichtenberg und Friedrich von Zweibrücken jeweils über 400 Gulden bürgten88 ; 57 AM: AA 1451 f 8. Zu Ebersmünster vgl. n 38, zu Herbsheim n 50 und 64. Erstheim wird zweimal genannt. 58 Glöckler I 309; Reichsland 199; Clauss 233. Vgl. n 60. su Näheres weiter hinten. 8o Kap. 4 n 96-97. Vgl. oben n 58. 81 Vgl. Glöckler I 309 (1410 Verkauf an Burkhard); Reichsland 512 (1408 Versatzung an Burkhard); Clauss 548 (1408 Versatzung an Domkapitel, 1410 an Burkhard). 82 Vgl. Glöckler I 309 (Verkauf); Reichsland 308 (Versatzung); Clauss 355 (Versatzung). Vgl. n 46. 83 Kap. 4 n 104. 84 Glöckler I 309. Vgl. n 50 und 57. 85 Glöckler I 309. es AM: AA 1451 f 11 (Entwurf). Die Zustimmung des Bischofs wird in der Liste AM: AA 1451 f 8 erwähnt, so daß diese später zu datieren ist; vgl. n 49. 87 AM: charte 19 avril 1419 AA 1455. os AM: chartes 31 mars 1419 AA 1455 (5 Bürgschaften ohne Heinrich Beyer); 8 decembre 1419 AA 1455 (4 Verlängerungen ohne Wilhelm von Falkenstein und Heinrich von Finstingen); 28 aout 1420 AA 1455 (4 Verlängerungen ohne

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am 30. April1422 von Straßburg 6000 Gulden Lösegeld für gefangene Bürger89 , das wahrscheinlich mit der Darlehensschuld von 1419 verrechnet wurde; am 26. Mai 1422 Überlassung der schon 1394 besitzlos verpfändeten Burg Kochersberg an Straßburg7o; 1423 Versatzung der Stadt Rheinau an Wirich von Hohenburg71 ; 1426 Auslösung der Stadt Rheinau von Wirich von Hohenburg72; 1429 Versatzung der Stadt Rheinau an Straßburg für 6044 Gulden73 ; 1437 Auslösung der 1414 an Straßburg versetzten Stadt Oberkirch74• Unter allen Rechtsgeschäften verdient insbesondere der Vertrag vom 20. März 1406 unsere Aufmerksamkeit. Die Gemeinherrschaft von 1406 bis 1417. Bischof Wilhelm von Diest hatte schon 1405 seine politische und finanzielle Stellung so geschwächt, daß er damals ein so wertvolles Gebiet wie die Landvogtei Ortenau zur Hälfte an den deutschen König Ruprecht von der Pfalz veräußern mußte75 • Seinen zerrütteten Finanzen konnte schließlich, wenn überhaupt, nur noch eine Radikalkur helfen. Zu diesem Zweck sollten die Reste des Bistums für längere Zeit dem Domkapitel und der Stadt Straßburg überantwortet und von diesen saniert werden. Nach einer wohl in den Winter 1405 auf 1406 zu datierenden Notiz wollte der Bischof das Domkapitel und die Stadt Straßburg in folgende befestigten Plätze einsetzen: Burg und Stadt Zabern, Schloß Hohbarr, Burg und Stadt Dachstein, Burg und Stadt Molsheim, Stadt Börsch, Stadt Markolsheim, Stadt Rheinau, Schloß Renchen, Schloß Sasbach und die in gewisser Beziehung zur Landvogtei Ortenau gehörenden drei freien Reichsstädte Offenburg, Gengenbach und Zell am Harmersbach76 • Der erste Vertrag wurde am 20. März 1406 geschlossen. Durch ihn setzte der Bischof das Domkapitel und die Stadt Straßburg für zehn Jahre in den Mitbesitz des Bistums ein. Die neuen Teilhaber ernannten drei Männer - nämlich das Kapitel den Domherren Rugelmann von Finstingen, der Bischof seinen Vitztum Schwarz Rudolf von Andlau und Straßburg seinen Bürger Ulrich Bock den Jungen-, die die Regierungsgeschäfte führen und insbesondere "die zinse schulden und pfantschaften Heinrich Beyer und Wilhelm von Falkenstein); 19 decembre 1420 AA 1455 (4 Verlängerungen ohne Wilhelm von Falkenstein und Johannes von Finstingen); 3 fevrier 1421 AA 1455 (5 Verlängerungen ohne Wilhelm von Falkenstein). 89 AM: charte 30 avril1422 AA 1458. 7° Kap. 4 n 27. 71 Reichsland 890; Clauss 896. 72 Reichsland 890; Clauss 896. 73 Kap. 4 n 107; Wunder, Gebiet 71. 74 Kap. 4 n 105. 75 Vorn n 54. 1e AM: AA 1439 f 26. G•

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7. Kap.: Das BistumStraßburg

für sich sollend nemen und die ordenen". Der Bischof behielt zu seiner alleinigen Verfügung die Stadt Zabern mit ihren Gefällen, die Feste Hohbarr, seine Anteile an den Festen Greifenstein und Lützelburg sowie bestimmte Einkünfte (700 Viertel Getreide, 100 Pfund Pfennig, Zehnt) aus der Pflege Kochersberg. Alle Amtleute und Einwohner des betroffenen Gebiets sollten diesen Vertrag beschwören77 • Entsprechende Verpflichtungsurkundenstellten aus am 23. März 1406 die Städte Dachstein und Mutzig78, am 30. April der Schaffner der Pflege Kochersberg79 , am 2. Juni der Schaffner der Pflege Ortenberg80, am 12. Juni der Vogt zu Oppenau8 1, am 26. Juni der Schultheiß zu Renchen82 , am 24. Juli der Schultheiß zu Markolsheim83, am 27. Juli der Vogt zu Sasbach84, am 13. September der Schultheiß zu Mutzig85, ferner die Stadt Molsheim, die Stadt Zabern (die dem Bischof verblieb), die Stadt Börsch, die Stadt Dambach für die Pflege Bernstein, die Stadt Rheinau und die Gemeinde Epfigse. Da diese Maßnahmen nicht ausreichten, schloß der Bischof am Karsamstag (26. März) 1407 einen neuen Vertrag, der die Befugnisse des Domkapitels und der Stadt Straßburg etwas erweiterte und für das eine abgelaufene Jahr ein neues Jahr hinzufügte: "Wir Wilhelm ... haben ... alle unsere slozz stette vestin dorffere ... usser unsere handen und gewalt in yre handen und gewalt gesetzet und gegeben dise nehest kunftigen zehen jar ... mit den nutzen und gefellen die zinse gulten und schulde . . . bezalen ungeverlich und sollend ouch dar inne setzen und entsetzen ambahtlute ... uz genomen die stat Zabern und die vestin Borre die vestin Lutzelburg und Griffenstein mit allen zugehorden" 87• 77 AD: G 2722 charte 8 (eines von drei Originalen) = AM: charte 27 avril 1422 AA 1432 {Abschrift). 78 AM: chartes 23 mars 1406 AA 1431 (je ein Original). n AM: charte 30 avril 1406 AA 1427. 80 AM: charte 2 juin 1406 AA 1427. Vgl. auch Vertrag zwischen König, Domkapitel und Straßburg über Ortenberg vom 15. 4. 1409 = Koch II 433 no 5786

{Regest). 81 AM: charte 12 juin 1406 AA 1431. Irrig {1399-1450): Kolb III 99; EH 8. 82 AM: charte 26 juin 1406 AA 1427. Irrig {1399-1450): Kolb III 99; Großherzogtum 927; EH 8; Keyser, Badisches Städtebuch 394. 83 AM: charte 24 juillet 1406 AA 1427. 84 AM: charte 27 juillet 1406 AA 1433. 85 AM: charte 13 septerobre 1406 AA 1427. 80 AM: AA 1439 f 21 {undatierte Liste). Zu Börsch vgl. Strobel III 77; Barth, Weinstädtchen 21. Herzog Karl von Lothringen erwähnt in einem Schreiben nur die drei linksrheinischen Pflegen Molsheim mit Dachstein, Mutzig und Börsch, Bernstein mit Dambach, Markolsheim, Rheinau und Epfig sowie Kochersberg; AM: 25 fevrier 1407 AA 1427. 87 AM: charte 26 mars 1407 AA 1431 {eines von drei Originalen); Kaiser, Anklageschriften 391. Irrig Knobloch 8 {ganzes Bistum) und 19 {Bischof trat alle Anrechte am territorialen Besitz des Bistums ab).

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Am 31. März 1407 beschworen Dachstein88, Epfig, Markolsheim, Mutzig, Oppenau und Rheinau den neuen Vertrag89 • Nach dessen zitiertem Wortlaut übertrug der Bischof den vollen Besitz und die volle Herrschaftsgewalt auf das Domkapitel und Straßburg. Das ist insofern nicht richtig, als der bischöfliche Vitztum Schwarz Rudolf von Andlau in der dreiköpfigen Regierung blieb und der Bischof selbst mit dem Domkapitel und der Stadt Straßburg weiterhin dieser Regierung übergeordnet war. Bischof, Kapitel und Stadt standen denn auch gemeinsam am 26. Juli 1409 ihren drei Vertrauensleuten ein Entgelt für ihre Bemühungen zu: Schwarz Rudolf von Andlau sollte jährlich 40 Pfund, Hugelmann von Finstingen 20 und Ulrich Bock 15 Pfund erhalten90 • Die meiste Verwaltungsarbeit wurde wahrscheinlich von den städtischen Dienststellen mit erledigt. Der neue Vogt zu Sasbach mußte jedenfalls nach seinem Diensteid von 1408 alle "nutze und gefelle ... in die stat antwurten den drien an der munssen" 9 1, das ist die städtische Finanzbehörde der später sogenannten Dreier vom Pfennigturm92 • Von den drei Regierungsmitgliedern wurde Schwarz Rudolf von Andlau nach seinem Tod durch den Domherrn Friedrich Graf von Zweibrücken und Ulrich Bock durch den neugewählten Straßburger Johannes Barpfennig ersetzt. Beide leisteten am 5. März 1415 ihren Diensteid03 • Die Gemeinherrschaft über das Bistum lief vertragsgemäß an Ostern (11. April) 1417 ab. Zu dieser Zeit drohte Bischof Wilhelm die Absetzung. Er vereinbarte deshalb mit König Siegmund, daß dieser zunächst die bischöflichen Besitzungen verwalte und dann nach einer Entscheidung über das bischöfliche Amt die Besitzungen dem bestätigten bzw. neuen Bischof übergebe: "Wir Sigmund ... haben ... versprochen ob der obgen. Wilhelm mit dem rechten behaldet das er bij dem vorgen. stift furbaszmere beliben sol als bald dann das beschiht das wir im alsdann die vorgen. slosz wider ingeben sollen und wollen . . . wer aber das er von demselben stift mit reht gewiset wurde .. . so sollen und wollen wir die slosze einem kunftigen bischofwider ingeben" 94 • Dementsprechend wies Bischof Wilhelm am 10. April 1417 das Domkapitel und die Stadt Straßburg an, am folgenden Tag die Feste BernAM: charte 31 mars 1407 AA 1433. AM: chartes 31 mars 1407 AA 1431 (fünf Originale); Knobloch 20 (mit irrigem Datum 24. 3.). 90 AM: charte 26 juillet 1409 AA 1451, verbunden mit charte 5 mars 1415 AA 1451 (eines von vier Originalen) = charte 5 mars 1415 AA 1451 (Abschrift). 91 AM: charte 24 mars 1408 AA 1433. Vgl. den Diensteid des Vogtes zu Sasbach AM: charte 22 mai 1415 AA 1440. übertrieben Veit 240 (über Verwaltung nichts bekannt). 12 Vgl. Wunder, Gebiet 96-97. 93 AM: chartes 5 mars 1415 AA 1451 (Original und Abschrift). 94 AM: charte 10 avril 1417 AA 1440; Finke 417-418; Kaiser, Meiger 186; 88

89

Knobloch 20-21.

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7. Kap.: Das BistumStraßburg

stein, Markolsheim, Rheinau, Epfig und Mutzig, die Dörfer um den Kochersberg sowie Oppenau, Ullenburg, Renehen und Sasbach dem König zu übergeben95• Das Kapitel und Straßburg bevollmächtigten am 24. April 1417 die Herren Reinhold Rüffel, Ulrich Gassen und Peter Blumelin, alle Amtleute und Einwohner von ihrem Eid zu entbinden96• König Siegmund ermächtigte sich selbst dazu, Schatzungen in den übernommenen und in den dem Bischof vorbehaltenen Landesteilen zu erheben, während die Landesteile, die noch im Besitz des Domkapitels, der Stadt Straßburg und deren Bürger verblieben waren, von den Schatzungen befreit sein sollten97 • Im Besitz Straßburgs blieben alle gesondert versetzten Ortschaften, nämlich Benfeld und Kochersberg bis 1537, das Amt Ettenheim bis 1528, Molsheim, Dambach und Börsch bis 1423 sowie Oberkirch bis 143798 • Bischof Wilhelm wurde nach einer Einigung mit der Stadt und dem Domkapitel1419 von Papst und König in seinem Amt bestätigt99. König Siegmund muß ihm kurz darauf die bischöflichen Lande zurüCkgegeben haben.

85 9&

97 98 98

AM: charte 10 avri11417 AA 1440 und AA 1452 (zwei Originale). AM: AA 1452 f 2 (Original). AM: charte 19 juin 1417 AA 1440 (Abschrift). Kap. 4 n 38, Kap. 6 n 35, Kap. 4 n 101, Kap. 4 n 105. Finke 427-429.

Achtes Kapitel

Das Amt lllkirch Illkirch ist das älteste der vier Ämter, die Straßburg bis zur französischen Revolution behielt. Aus diesem Grund fließen die Quellen hier reichlicher als sonst. Zu nennen wären für den ganzen Bezirk etwa ein Ordnungen- und Gefällebuch für 1449 bis 15091, das Landespflegerprotokoll für 1539 bis 15412, eine Musterungsliste von 15803, eine Rechtssammlung aus dem 17. Jahrhundert4 sowie Jahresrechnungen für 1638, 1685 und 1696 bis 17885 • Im Schrifttum haben Schoepflin und Knobloch die Geschichte des Amtes wenigstens teilweise geschildert6 • Im Laufe der Zeit gehörten vierzehn Dörfer zum Amt Illkirch, nämlich 1421-1733 und wieder ab 1753 Illkirch und Grafenstaden, ab 1421 Ostwald, ab 1496 Dorlisheim, ab 1501 Schiltigheim, ab 1502 Adelshofen, ab 1507 Ittenheim und Handschuhheim, spätestens ab 1543 und bis 1663 Nonnenweier und Niederhausen, 1550-1663 Allmannweier und Wittenweier, 1735-1753 Hönheim und ab 1736 Niederhausbergen7 • Illkirch-Grafenstaden8 und Ostwald9• In südwestlicher Richtung grenzt Straßburg an die beiden heutigen Gemeinden Illkirch-Grafenstaden und AM: AM: 3 AM: 4 AM: ' AM: (278/1 =

VII 61/1 (Original). VI 193/1 (Original). VI 193/9 (Original). VI 193/10. VI 193/8a und b (1638 und 1685), VII 57/2 (1752), 57/3 (1788), 233-279 1696) und 281-300. 8 Schoepflin 268-270; Knobloch 41-70. 7 Irrig: Reichsland 479 (ohne Adelshofen, Nonnenweier, Niederhausen, Allmannsweier, Wittenweier und Hönheim); Knobloch 41 (Dorlisheim gehörte nicht zum Amt, wurde jedoch von demselben Vogt verwaltet), 89 (um 1500 mit Oberhausen und Niederhausbergen); Crämer, Verfassung 46 (nach 1508 zehn Dörfer); Goehner 14 (mit Oberhausen, ohne Allmannsweier und Wittenweier), 15 (um 1500 mit Oberhausen und Niederhausbergen); Dollinger in Fuchs VI p IV (seigneuries de Schiltigheim, d'Illkirch-Graffenstaden et d'IttenheimHandschuheim). 8 Schrifttum: Memoire Strasbourg- Klinglin; Barth 627-629; Bopp 81-82; Hotz 78. Karten: AM: AA 2073 f 19 (1735) und f 18 (etwas später); AD: C 561/174 (um 1760); 2 I 3 (1882); 2 P 30 (um 1900); 3 I 36 (1938). Bannbuch von 1736-1749 = AM: VII1610-1613 (Original in vier Bänden). 1

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8. Kap.: Das Amt Illkirch

Ostwald. Das schon zur Römerzeit bewohnte Illkirch10 und seine zum erstenmal 1284 erwähnte Ausbausiedlung Grafenstaden11 haben seit jeher Bann, Gemeinde, Gericht, Herrn und Pfarrei gemeinsam12• Das benachbarte Ostwald hieß ursprünglich Wickersheim, seit dem 13. Jahrhundert überwiegend Illwickersheim im Unterschied zu Breuschwickersheim und seit dem 15. Jahrhundert zunehmend St. Ostwald nach seinem Kirchenpatron13• Alle drei Dörfer waren altes Reichsgut14, ebenso wie die 1246 vom Straßburger Bischof zerstörte Burg Illwickersheim15• König Rudolf von Habsburg versetzte "Wickersheim" 1288 dem Straßburger Schultheißen Nikolaus (Zorn) für 45 Mark Silber: "pro viginti quinque marcis argenti quas idem nobis mutuavit et pro viginti marcis quas ex liberalitate regia sibi largiti sumus16." 1291 versetzte König Rudolf ebenfalls an Nikolaus (Zorn) und dessen Schwiegervater Wolfhelm zum Ried "Illekirche" für 68 Mark Silber17 • Die Familien Zorn und zum Ried beherrschten die Dörfer fast hundert Jahre lang allein. Mindestens dreimal erlaubten die Könige anderen Interessenten, die Pfänder an sich auszulösen18• König Ludwig gab 1325 dem Straßburger Michael Rulenderlin "gewalt ... daz er die dorfer Ilenchirchen Grofenstaden Wichersheim und den zehenden ze Wichersheim ... losen ... sol von Purcharten dem Schultheizzen und von sinen geswistergiden von Hugen zu dem Riet von dem Paenphel und von andern"u. 0 Schrifttum: Memoire Strasbourg Ostwald; Huot; Kocher, Ortschaften 56---60; Barth, Beiträge 108--109; Barth 1045-1048; Bopp 327-328; Hotz 166. Karten: AD: 2 I 6 (Wälder und Weiden 1819); 1 P 161 (um 1900). Bannbuch von 1747-1748 =AM: VII 1564 (beschädigtes Original) und 1608 (Entwurf). 10 Barth 627-628. 11 UB III 58 no 176. 12 AM: no 955 f 246 (1482 Schultheiß); AA 2072 f 1 (1769 quoique deux communautes distinctes n'en forment qu'une). 13 Reichsland 819 (974 Wickersheim); UB III 32 no 90 (1277 Illewicerzheim); Barth 1047 (15. Jh. Sant Oszwalt); AM: VI 193/9 no 1 (1580 Illwickerszheim oder s. Aswaldt); AA 2072 f 1 (1769 Illwickersheim vulgairement Ostwald). Irrig Bopp 327 (bis zur Revolution Illwickersheim). 14 Reichsland 480 und 819. Irrig Larousse XIX 111 (originairement domaine oblat de l'eveche). 15 UB I 230 no 301, 233 no 307, 233 n 1, 288 no 380. Irrig Reichsland 819 (1226 dem Bischof verpfändet, 1246 von Straßburg zerstört). 16 UB III 69 no 218 (Druck) = Böhmer VI 1 p 469 no 2159 (Regest). Dies und das Folgende erwähnt AM: AA 2073 f 9-12. Irrig: Schoepflin 268 (1288 Illkirch, Illwickersheim 1291); Böhmer VI 1 p 526 no 2453 (Illwickersheim 1291); Reichsland 480 (1288 Illkirch). über die Zorn: Lehr III 237-255. 17 UB III 83 no 259 (Druck). Vgl. n 16. 18 Vgl. Wunder, Gebiet 63-64. 10 UB III 324 no 1076 (Druck); Reichsland 480.

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1361 sollte Pfalzgraf Ruprecht "die dorffer Gravenstaden Illekirchen und Illewickirsheim ... losen von Burchharten Scholtheiszen ... und andern sinen gemeynern" 20 • 1369 schließlich erlaubte Karl IV. dem Straßburger Johannes Erbe, "daz er die dorfer ... lozen und ledigen muge" 21 • Gleichzeitig beauftragte er seinen Bruder Wenzel zu prüfen, ob die lUfähre bei Grafenstaden ein verschwiegenes Reichslehen sei, und bejahendenfalls den Johannes Erbe mit ihr zu belehnen: "erfindest du daz die obgenanten lehen als uns furgegeben ist vorhalten und vorswigen und an uns und daz reiche vorfallen seyn so wollen wir daz du dasselbe urfar und vare zu Gravenstaden ... dem ... Erbe ... vorleihest" 22 • Wenzel belehnte Erbe am 20. September 1369 ohne vorhergehende Prüfung23 • In Wirklichkeit war die Fähre nicht Reichslehen, sondern Allmende24. Die Zorn beriefen sich zunächst auf königliche Privilegien von 134725 und eine städtische Vorschrift von 1349, wonach kein Straßburger nach den Pfändern oder Lehen eines anderen Straßburgers trachten durfte26 , verweigerten die Herausgabe ihres Besitzes und wandten sich hilfesuchend an die Stadt27 • Nach einigem Hin und Her28 einigten sie sich aber am 2. August 1370 mit Erbe darauf, die drei Dörfer künftig als Miteigentümer gemeinsam zu besitzen29 • Die Familie zum Ried spielte bei diesen Auseinandersetzungen keine Rolle und scheint damals bereits weitgehend aus der Ortsherrschaft verdrängt gewesen zu sein. Ein Ehepaar Semann Stern und Heilka zum Ried verkaufte den Brüdern Johann und Heinz von Adlau allerdings noch 1372 für 50 Pfund Güter, Einkünfte und Herrschaftsrechte (bona . .. redditus ... jura) in allen drei Dörfern30• 1378 schenkten dann die Eheleute Heinrich und Agnes von Andlau dem Straßburger Johanniterkloster zum Grünenwörth nur noch Grundbesitz und Einkünfte (bona et redditus)31 • Der Straßburger Bischof, der Landvogt der Reichsgüter im Unterelsaß, die Stadt Straßburg und sieben elsässische Reichsstädte kamen am UB V 456 no 546; vgl. dazu no 548 und 565. In Koch nicht erwähnt. UB V 628 no 805 (Druck); Knobloch 42. Erbe wird UB V 663 no 852 (1370) ein Straßburger Mitbürger genannt. 11 UB V 629 no 806 (Druck); Knobloch 42. 23 UBV663nl. u UB V 640 no 824 (2. 7. 1369 Straßburg an Karl IV.); UB VI 671 n 1 (9.-11. 3. 1370 Zeugenaussagen). Irrig Reichsland 480 (Reichslehen 1284 verpfändet). 2s UB V 151 no 156 (Druck). 28 6. Stadtrecht UB IV 2 p 129 § 333. 27 UB V 639-640 no 823-824 (2. 7. 1369 Straßburg an Karl IV.). 28 UB V no 830, 833, 835, 850, 852, 853, 855, 860, 861, 862, 865, 867, 872, 873, 874 und 889 (August 1369 bis Juli 1370). 28 Wunder, Gebiet 70 n 91. 30 UB VII 438 no 1505 (Regest); ähnlich ebenda no 1506. 31 UB VII 534 no 1845 (Regest). 20

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12. März 1390 überein, daß Straßburg bei Grafenstaden eine Brücke über die Ill bauen solle32 • Zunächst besetzte es vor dem 29. Juni 1391 "mit gewalte und ane reht" die Fähre und zog das Fährgeld ein33• Die Familien Zorn und Erbe protestierten jahrelang vergeblich. Sie begannen mit Straßburg einen Wettlauf um die Gunst König Siegmunds, der bald der einen, bald der anderen Partei Recht gab34• Zwischendurch konnte Straßburg den entscheidenden Erfolg für sich verbuchen. König Siegmund gab ihm nämlich am 19. Juni 1418 die Fähre zu Grafenstaden und die drei Dörfer "in pfandes wise" für 9000 Gulden. Damit erwarb Straßburg für die Fähre, die es tatsächlich schon in Gewalt hatte, einen Rechtstitel, und für die Dörfer, die noch den Zorn und Erbe gehörten, ein Auslösungsrecht. Weil die Zorn und Erbe die Herausgabe verweigerten, besetzte Straßburg die drei Dörfer vor dem 10. März 1421 mit Gewalt35 • Gegenüber dem König sicherte es den neuen Besitz dadurch, daß es die Pfandsumme von 9000 Gulden am 6. März 1420 um 2600 Gu.lden36 und am 1. September 1425 um 6000 Gulden erhöhte37, was bei den Reichspfandschaften verhältnismäßig oft vorkam38• Die früheren Inhaber wurden durch Einzelverträge abgefunden: im Januar 1421 Johann Zorn39, am 29. März 1421 Johannes, Burkhart und Gertrud geborene Erbe mit 13251 /4 Gulden40, am 5. November 1421 Johannes Erbe für einen von seinem Bruder Walter gepfändeten Teil mit 300 Gulden41, im Sommer 1425 Walter Erbe selbst mit 6000 Gulden42 und am 17. April 1426 schließlich Nikolaus, Bernhard, Hugo und Johannes Zorn von Bulach mit 1059 Gulden4s. 82 33 34

UB VI 304 no 576 (Druck); Knobloch 43 n 2. UB VI 327 no 619 und 434 no 741 § 13. Ausführlich Knobloch 44-65. Vgl. dazu noch Böhmer XI 1 p 36 no 613

und 614.

Wunder, Gebiet 70 n 92-95. AM: charte 6 mars 1420 VCGB 22 (Original) = no 953 f 276 (Abschrift) = Böhmer XI 1 p 285 no 4051. 37 AM: charte 1 septerobre 1425 VCGB 22 (Original) = no 953 f 281 (Abschrift) = Böhmer XI 2 p 27 no 6400. 38 Planitz, Grundpfandrecht 96. 39 Knobloch 60. 40 AM: chartes 29 mars 1421 VCGB 22 (Original und Abschrift). Einwilligung Werlins von Altenkastell, Gertruds Ehemann = chartes 25 mars 1421 VCGB 22 (Original und Abschrift). 41 AM: charte 5 novembre 1421 VCGB 22 (Original und Abschrift). Irrig Knobloch 60 n 2 (Johann trat die Anteile Gertruds und Walters für 600 Gul35

38

den ab).

42 Böhmer XI 2 p 26-27 no 6398-6400; Knobloch 65. Zur Vorgeschichte Böhmer XI 1 p 414 no 5844, II 3 no 6075 und 6076; Knobloch 61-64. Vgl. bei n 37. 43 AM: charte 17 avril 1426 VCGB 22 (Original) = VI 76/3 f 11-13 (Ab-

schrift).

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Zusammen mit der Ortsherrschaft über die drei Dörfer erwarb Straßburg Zehntrechte und Grundeigentum (großes Gültgut, kleines Gültgut und Kichengut) in Ostwald44 • Wann es die Brücke bei Grafenstaden gebaut hat, wissen wir nicht45. Ein Vertrag von Fegersheim von 1456 erwähnt weder die Fähre noch eine Brücke, sondern nur Furten46 • Die Familie Zorn behielt in allen drei Dörfern reichen Grundbesitz. Hans Zorn trug seine Eigengüter 1420 Bernhard I. Markgraf von Baden zu Lehen auf47. Seine Nachkommen veräußerten "die burg gelegen zwuschen Illekirch und Grafenstaden ... item den hoff den man nennet den Spittelhoff vor der burg ... item in dem banne zu Illkirch einen hoff dem man spricht der Alt hoff zu Wickerszheym item ... der Newhoff" an den Straßburger Bernhard Wurmser. Karl Markgraf zu Baden belehnte Wurmser 1469 zum erstenmal und Karl Friedrich Markgraf zu Baden die Nachkommen Wurmser von Yendenheim 1773 zum letztenmal48. Die Stadt Straßburg erwarb 1597 vom Bistum den Zehnt in Illkirch-Grafenstaden49 und verkaufte 1610 an Johann Paul Mueg ein "Schloß" in Ostwald50. Kaiser Ferdinand II. bemühte sich 1630 vergeblich, die drei Dörfer von Straßburg auszulösen51 . 1733 ließ sich jedoch der königliche Praetor Klinglin Illkirch und Grafenstaden verpachten52 und 1755 gegen sein Dorf Hönheim umtauschen53. Als Rechtsnachfolger des auslösungsberechtigten Reiches stimmte Ludwig XV. dem Tausch zu54 . Das Geschäft wurde indes 1753 vorläufig rückgängig gemacht und 1765 endgültig für unwirksam erklärt55 . Dorlisheim58 • In Dorlisheim, 20 Kilometer westlich Straßburgs im heutigen Kanton Molsheim, waren die Herrschaftsrechte, das Kirchenpatro44 Vgl. bei n 19; Eheberg I 660 (16. Jh.). 45 über die Brücke AM: VII 1577. 48 AM: charte 2 juillet 1456 VCGB 24. 47 Fester I 330-331 no 3186-3187. 48 GLA: 44/585-589 (Originale). Die Illburg war also ritterschaftlich; Fritz, Territorien 105. Bei Reichsland 480 und Tillmann I 450 bleibt unklar, ob in Illkirch eine oder zwei Burgen standen. 49 Wunder, Gebiet 22 n 28. 5° Fritz, Territorien 105 und 114 n 6; Reichsland 819. 51 Schoepflin 269. Vgl. dazu Wunder, Gebiet 59.

52

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StreitbergeT 164.

AD: C 307/67 (Abschrift); AM: AA 2547; Schoepflin 269; Reuss, Alsace I 444

n 1; Reichsland 480; StreitbergeT 164.

54 AD: C 307/67 (Abschrift). Vgl. auch den Prozeß Illkirchs gegen Klinglin 1738-1748 mit Urteil des Parlaments von Besanc;on = AD: E 1057 f 133-154

(Abschrift).

Wunder, Gebiet 69 n 82 und 83. Schrifttum: Annuaire 104-109; Reuss, Charlotte; Wernert; Barth 287292; Bopp 93-94; Hotz 38-39. Dahlen bringt nur Gedichte. Karten: AD: C 55

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nat, der Zehnt und das Grundeigentum besonders stark zersplittert. Ursprünglich scheint mir das Dorf den elsässischen Grafen gehört zu haben. Graf Eberhard (um 700 bis 747), der Bruder des Herzogs Luitfrid, schenkte dem Kloster Murbach vor 737 unter anderem Besitz (rem) in Dorlisheim57 • Graf Gutram übertrug um 976 dem Kloster Altdorf ein Viertel der Kirche, das Gräfin Bertha um 1002/1027 wieder an sich zog und dem Bistum Straßburg schenkte58• Graf Mefrid, gestorben vor 999, schenkte seine Güter dem Bistum Metz59 • Während des 12. Jahrhunderts war Dorlisheim wohl im Besitz der nach ihm benannten Familie von Dorlisheim, die von 1133 bis 1194 in vier Urkunden der Straßburger Bischöfe auftaucht60 • Im 13. Jahrhundert hatten unter anderem die Bischöfe von Straßburg und Metz in Dorlisheim Interessen. Der Bischof von Straßburg überließ vor 1217 dem Johanniterhaus in Dorlisheim mehrere Grundstücke61 • 1225 inkorporierte er die Kirche dem Kloster Hohenforst62 • Der Bischof von Metz versetzte seinen Besitz 1239 den Rittern von Dorlisheim für 400 Pfund63 • Im Freiheitskrieg Straßburgs gegen seinen Bischof verbrannten die Straßburger Dorlisheim 1262 als beschöflichen Besitz oder - wahrscheinlicher - als bischöflichen Parteigänger84• Die Vogtei oder Herrschaft über das Dorf war, wie ich vermute, schon früher an die Grafen von Dagsburg gekommen, vielleicht als Lehen der Metzer und (oder) Straßburger Bischöfe. Ein erstes Indiz dafür ist, daß das Kirchenpatronat, an dem im 10. und 11. Jahrhundert die elsässischen Grafen und das Bistum Straßburg beteiligt waren, später zumindest teilweise in der Verfügungsmacht Herzog Theobalds von Lothringen stand65 , der mit Gertrud von Dagsburg verheiratet war und 1220 starb. Gertrud von Dagsburg, die letzte ihres Geschlechtes, war in zweiter Ehe mit Theobald von Champagne66 und in dritter Ehe mit Sirnon von Leiningen verheiratet. Nachdem sie selbst 1228 und Sirnon 1234 kinderlos gestorben waren, nahm dessen Bruder Friedrich III. von Leiningen die 557/69 (um 1760); 1 P 37 (um 1900); 3 I 34 (1931). Amtsbuch für Dorlisheim 1531-1719 = AM: VII 57/1 (Original). 57 Folgt aus Bruckner 72 no 128. Irrig Reichsland 230 (735). 58 Barth 287-288 ; vgl. Bloch I 268 no 245. 59 Barth 288. 60 Bloch I 319 no 450, 322 no 462, 358 no 643, 366 no 678. 61 Folgt a us Bruckner 72 no 128. Irrig Reichsland 230 (735). 62 Bloch II 41 no 908; Barth 288. Das Kloster Hohenforst oder Haute-Seille liegt 60 km westlich Straßburgs in der Gemeinde Cirey-sur-Vezouse; Larousse XI 455. 63 Schoepflin 269 ; Rei chsland 230 ; Barth 288. 84 Bloch II 209 no 1678. Für bischöflichen Besitz Reichsland 230; Barth 288. 85 Folgt a us Bloch II 33 no 878; Barth 288. 66 Brinckmei er I 46.

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Grafschaft Dagsburg in Besitz67 • Dorlisheim könnte dabei gewesen sein, weil es später tatsächlich den Leiningern gehörte. (Leiningen68). Auf urkundlich gesichertem Boden bewegen wir uns erst ab 1336. Die Einwohner des Dorfes (villani ville) verkauften damals dem Straßburger Nikolaus von Grostein vierzehn Pfund jährlicher Einkünfte (redditus) aus ihrem Dorf für 140 Pfund und versprachen, zu diesem Vertrag die Zustimmung ihrer weltlichen Herrn "Schoffrid" und "Fritschemann" von Leiningen beizubringen69 • Damit können nur Jofried von Leiningen-Hartenburg, der sich 1291 mit Agnes von Ochsenstein vermählte und 1344 starb70 , sowie dessen Neffe Friedrich VI. von LeiningenDagsburg gemeint sein, der von 1320 bis 1342 vorkommt1 1 • Jofrieds Enkel, Gottfried von Leiningen Graf zu Rixingen, versetzte den Rittern Klaus und Götz von Grostein 1372 seinen Teil "an der vogtye und am gerihte" für 150 Gulden72 • Friedrichs VI. Söhne Friedrich, Dompropst zu Worms, und Ernich verkauften Johann von MüHenheim genannt Bischof am 18. Dezember 1339 zwölf Mark Silber auf Dorlisheim für 120 Mark Silber73 • Friedrichs VI. Enkel, Graf Friedrich VIII. von Leiningen-Dagsburg, erneuerte 1403 ein Lehen von siebzig Acker und acht Pfund74, ebenso dessen Sohn Hesso 143875 • Derselbe Hesso bekannte 1456, daß "unser eygen dorff und gericht zu Doroltzheym halbs ... Wyrich von Hohenburg der alte selige durch unser gonnunge mit vierhundert gulden an sich geloset hat ... und .. . der ander halbteyl . . . noch in vyl henden und in stucks wyse pfandes steet" und erlaubte Kaspar von Frendorf und dem Straßburger Bernhard Wurmser die Lösung der hohenburgischen Hälfte76 , die aber nicht vorgenommen wurde. Als Hesso 1467 starb, überließ seine Schwester Margarethe, die Witwe Reinharts III. von Westerburg, die Hälfte seines 67 Brinckmeier I 47-48. Altleiningen liegt 110 km nördlich Straßburgs im Landkreis Frankenthai (Pfalz). Über die Familie: Lehmann, Leiningen;

Brinckmeier.

66 Das Folgende beruht hauptsächlich auf AM: chartes 1348-1644 VCGB 34 und chartes 1403-1556 PfThG 57-60. 80 Urkunde vom 4. August 1336 bei AM: charte 28 juin 1364 VCGB 34. über die Grostein Kindter, Buch 99-101. 70 Brinckmeier I 160 und Stammtafel nach II 448. 71 Brinckmeier I 119 und Stammtafel nach II 448. 72 AM: charte 14 fevrier 1372 VCGB 34; Knobloch 70. Rixingen oder Rechicourt-le-Chäteau liegt 68 km westlich Straßburgs im Arrondissement Saarburg. 78 AM: charte 29 septembre 1428 VCGB 34 (Abschrift). Irrig Knobtoch 69 n 1 (zwölf Pfund; 1340 Bestätigung durch einen Hans). 74 AM: charte 31 decembre 1403 PfThG 57-60. 75 AM: charte 1 fevrier 1403 PfThG 57-60. 76 AM: charte 9 fevrier 1456 PfThG 57-60. Irrig Reichstand 230 (Hohenburg verkauften 1471 an Wurmser).

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Erbes Friedrich dem Siegreichen Pfalzgraf bei Rhein, um mit dessen Hilfe die andere Hälfte für sich und ihren Enkel Reinhart I. von Leiningen-Westerburg zu retten77. 1468 erneuerte sie das oben erwähnte Lehen78. Friedrich Pfalzgraf bei Rhein gab 1470 Emerich Ritter eine Lösungserlaubnis, auf die wir noch zurückkommen werden79 . Reinhart I. erneuerte 1471 das schon mehrfach genannte Lehen80 und schloß sich der Lösungserlaubnis an81 • 1478 wandelte er das bisherige Lehen in freies Eigen um82. Im Jahre 1481 verkaufte Reinhart I. von Leiningen-Westerburg die Grafschaft Leiningen für 8000 Gulden an Philipp Pfalzgraf bei Rhein83. Philipp wandelte eine Hälfte von Dorlisheim, das bisher Pfand war, am 12. November 1481 in freies Eigen um84. Seither tauchen die Leininger im Zusammenhang mit Dorlisheim nicht mehr auf. (Grostein) Ihre Nachfolger waren die Grostein. Wir sahen schon, daß Nikolaus von Grostein 1336 vierzehn Pfund Einkünfte aus Dorlisheim kaufte85• Seine Verwandten besaßen dort noch andere Rechte. So schenkte Agnes, die Tochter des Goczo von Grostein, dem Straßburger Predigerkloster 1337 unter anderem zwei Pfund Einkünfte, die der Priester Hermann von Dorlisheim für seine im Bann gelegenen Güter zahlen mußte86• 1347 verkauften die Dorfbewohner Nikolaus von Grostein noch einmal drei Pfund jährliche Einkünfte für 30 PfundB7; und 1364 bestätigten sie die Verträge von 1330 und 134788 . Gottfried von LeiningenRixingen versetzte den Rittern Klaus und Götz von Grostein 1372 seinen Teil an der Herrschaft über Dorlisheim für 150 Gulden89 . 1386 bestätigte Heinrich von Müllenheim, daß sein Vater zwölf Mark Silber auf Dorlisheim den Rittern Klaus und Götz von Grostein überlassen habe90 • Von den vierzehn Pfund Einkünften, die Nikolaus von Grostein 1336 wiederkäuflich erworben hatte, verkaufte Johannes Zuckmantel 1396 sieben Pfund, und zwar zur einen Hälfte an Götz von Grostein und zur anderen Hälfte gemeinsam an Gisela Zorn, der Witwe des I 150 und II 111-112. charte 9 fevrier 1468 PfThG 57-60. charte 4 aout 1470 PfThG 57-60. chartes 24 mars 1471 PfThG 57-60 (drei Originale). charte 3 aout 1471 PfThG 57-60. charte 25 janvier 1478 PfThG 57-60. 8a Brinckmeier II 121. 84 AM: charte 12 novembre 1481 PfThG 57-60. 85 Vorn bei n 69; siehe auch Knobloch 69 n 1. 88 AM: HospArch 855 f 89-92 (Abschrift) = UB VII 48 no 151 (Regest). B7 Urkunde vom 17. Juni 1347 bei AM: charte 28 juin 1364 VCGB 34. 88 AM: charte 28 juin 1364 VCGB 34. 89 Vorn n 72. 90 AM: charte 28 janvier 1386 VCGB 34. Irrig Knobloch 69 n 1 (1386 kaufte Klaus von Grostein von Hans von MüHenheim zwölf Pfund). 77

Brinckmeier

AM: 79 AM: 80 AM: 81 AM: 82 AM: 78

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Nikolaus von Grostein, und deren Söhne Nikolaus Berchtold und Arnold Ruffe91 • Klaus und Götz von Grostein oder ihre Familienmitglieder müssen allmählich alle Herrschaftsrechte erworben haben, denn im 15. Jahrhundert werden nicht mehr die Leininger, sondern nur noch Verwandte der Grostein als Bannherren genannt: 1431 erstens Ulrich Löselin, verheiratet mit Margarethe von Grostein (zu einer Hälfte?), zweitens Klaus von Grostein (zu einem Viertel?) und drittens Heinrich Engelbrecht, verheiratet mit Bete von MüHenheim (zu einem Viertel?)92 ; 1437 erstens Klaus von Grostein (zu einem Viertel?), zweitens Margarethe von Grostein (zu einer Hälfte?) und drittens Heinrich Engelbrecht und seine Frau Bete von MüHenheim (zu einem Viertel?) 93 • Bete von MüHenheim vererbte ein Viertel an Peter von Helmstat, Bartholomäus von Müllenheim, die Brüder Dieholt und Adolf von Bylstein und die Kinder des Walraff Zuckmantel, die es 1439 an den Straßburger Oberschultheißen Klaus von Grofestein (= Grostein) für 200 Gulden verkauften94 • Dieser Klaus von Grofestein besaß noch ein zweites Viertel, so daß er bei seinem Tod 1450/51 insgesamt eine Hälfte am Dorf hinterließ. Der Nachlaß wurde auf zahlreiche Verwandte aufgeteilt. Ein Sechstel des Erbes, also 2/24 des Ganzen, fiel an Eberhart Hofwart von Kirchheim, dessen Frau Else von Hohenburg und Bechtold Zorn genannt Schultheiß, die es am 23. Juli 1451 dem Straßburger Florenz Willekin für 100 Gulden verkauften95 • Margarethe von Grostein verkaufte am 7. Dezember 1451 Wirich von Hohenburd ihr halbes Dorf Dorlisheim, das sie von ihrem Vater Götz von Grostein geerbt und das ihre Vorfahren von den Grafen von Leiningen pfandweise erworben hatten, für 390 Gulden96 • 1455 werden daraufhin als Bannherren genannt Arbogast von Kageneck, Melchior Beger, Thomas Sulger, Wirich von Hohenburg, Wendelin von Müllenheim, Florenz Willekin, Truwelina von Grofestein, Lupfrid von Kungspach (= Königsbach) genannt Nagel, Kaspar zur Megde und dessen Verwandte (conterini) sowie Johannes Zorn genannt Schultheiß97 • 91 AM: charte 12 mai 1396 VCGB 34. Irrig Knobloch 69 n 1 (Verkauf an Klaus von Grostein). 92 Vertrag der Inhaber eines Lehens von acht Pfund mit den Bannmannen = AM: charte 29 septerobre 1431 VCGB 34 (eines von zwei Originalen). Über die Löselin KindleT II 524-528. 93 Friedensvertrag zwischen Friedrich VIII. von Leiningen-Dagsburg und den Bannherren = AM: charte 3 decembre 1437 VCGB 34. 94 AM: charte 7 novembre 1439 VCGB 34. 95 AM: charte 23 juillet 1451 VCGB 34. 98 AM: charte 7 decembre 1451 PfThG 57-60. Irrig Reichsland 230 (1439). 97 Vertrag zwischen St. Arbogast und den Bannherren über den Klosterhof = AM: charte 23 fevrier et 11 avril 1455 VCGB 34 (eines von zwei Originalen). St. Arbogast besaß schon 1236 terras et decimas; BaTth 288. Über die Nagel KindleT II 336-337.

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(Nachfolger des Klaus von Grofestein) Wie wir sehen, war die Hälfte des Klaus von Grofestein auf mehrere Familien aufgesplittert worden. Ein Sechstel der Hälfte, also ein Zwölftel des Ganzen, war bereits 1451 an Florenz Willekin verkauft worden. Dessen Tochter Ursula Wilgotheimin (= Wilckin oder Willikin) war mit dem Straßburger Leonhard Mohr verheiratet, der ziemlich arm gewesen sein muß. Beide Eheleute verkauften nämlich 1490 fünf Gulden jährliche Einkünfte für 100 Gulden an Johannes von Landsberg und bestellten ihm als Sicherheit ein besitzloses Pfandrecht auf ihrem Zwölftel98 • Am 22. April 1493 verkauften sie Ludwig Odortzheim, dem Dekan des Straßburger Kollegiatstiftes zum Alten St. Peter, ebenfalls fünf Gulden Einkünfte für 100 Gulden99 • Als sie ihre Verpflichtungen nicht erfüllten, erwirkte Johannes von Landsberg am 29. Oktober 1493 ein erstes100 und seine Witwe Christina von Heringen am 2. Juni 1495 ein zweites Vollstreckungsurteil auf die Rechte in Dorlisheim10t, so daß der dortige Schultheiß die Erben Landsberg am 3. September 1495 in den Besitz des Zwölftels setzte102• Wahrscheinlich einigte man sich aber gütlich, denn die mittlerweile verwitwete Ursula Willikin, ihr Schwiegersohn Witolf Marx und ihre Tochter Veronika verkauften dasselbe Zwölftel schon 1496 für 250 Gulden der Stadt Straßburgtoa. Nach diesem ersten Erwerb kaufte Straßburg bis 1568 allmählich die ganze Hälfte auf. Zunächst verkauften die in Molsheim wohnhaften Eheleute Burkhard von Eichelberg und Veronika Dreizehn ihre Rechte in Dorlisheim für 24 Gulden. In der lateinischen Urkunde ist vonjuraund redditus die Rede, so daß Vertragsgegenstand wahrscheinlich keine Anteile an der Herrschaft, sondern nur Einkünfte waren, wofür auch der niedrige Kaufpreis spricht1°4 • Zwei Notizen aus späterer Zeit behaupten allerdings, Burkhard von Eichelberg habe 1/24 der Herrschaft verkauft. Beide Notizen sind freilich in anderen Punkten nachweislich falsch und deshalb kaum beweiskräftig105 • 1502 verkaufte Hans von Mittelhausen 98 AM: charte 11 dtkembre 1490 VCGB 34. über die Mohr Kindter III 107 und 111. oo AM: charte 22 avril 1493 VCGB 34. 100 Urteil vom 29. Oktober 1493 bei AM: charte 2 juin 1495 VCGB 34. 101 AM: charte 2 juin 1495 VCGB 34. Vgl. allgemein Wunder, Gebiet 68 n 80. 102 AM: charte 3 septembre 1495 VCGB 34. 103 AM: charte 2 mai 1496 PfThG 57-60 (Original) = no 955 f 377-378 (Abschrift); vgl. die Vorakten in AM: VI 217/9. Irrig: AM: VI 217/6 (0/u); VII 57/1 Einlage (3/24); BNU: ms 1188 f 5; Schoepftin 270 (1495); Hermann I 43; Annuaire 104; Hetmer 79; Fritz, Territorien 116; Reichsland I 283 und III 230; Kretschmer 464 (alle erster Erwerb Straßburgs 1495). 104 AM: charte 23 fE~vrier 1497 PfThG 57-60 (Original) = no 955 f 378-380 = VI 76/3 f 27-28 (Abschriften). 1os AM: VI 217/6 (irrig der Anteil Willikins mit 8/u); VII 57/1 Einlage (irrig der Anteil Willikins mit s;24); ebenso Knobloch 70 n 1. Irrig auf jeden Fall auch Schoepftin 270 (Eheleute verkaufen 1556).

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Straßburg "ein zwolfftenteyl am halben dorff wie der von herrn Claus von Grafenstein ... an mich kommen" für 100 Gulden106. Ebenso verkaufte Wendeling von Müllenheim, der Straßburger Vogt in Herrenstein, 1503 ein Zwölftel der Hälfte für 100 Gulden107. Am 21. Januar 1504 verkaufte Jakob zur Megde für 202 Gulden zwei Zwölftel am halben Dorf, wovon er anderthalb Zwölftel von seinem Vater Kaspar zur Megde geerbt und ein halbes Zwölftel von seinem Onkel Bernhard von Erstheim genannt Armbruster anderweitig erworben hatte108. Wendelin von Müllenheim und seine Frau Agnes Bruckerin verkauften am 19. April 1504 ein Zwölftel an der Hälfte, das Wendelin vorher von seinem Bruder Jakob von MüHenheim übernommen hatte, für 100 Gulden109. Katharina von Kungspach, die Tochter des Hans von Kungspach genannt Nagel und Frau des Jakob von Bärenfels, verkaufte Straßburg 1528 ein Vierundzwanzigste!, das sie angeblich "fur eigenn inngehapt", um 110 Gulden110. Das Kollegiatstift zum Jungen Sankt Peter verkaufte 1556 ein Zwölftel am ganzen Dorf für 160 Pfund111. Im gleichen Jahr oder 1563 verkaufte das Straßburger Spital oder das Straßburger Almosen als Rechtsnachfolger des aufgelösten Klosters St. Arbogast ein Vierundzwanzigstel112. Das zwölfte Vierundzwanzigstel könnte, wenn es nicht schon 1497 durch die Eheleute Burkhard von Eichelberg und Veronika Dreizehn verkauft wurde, 1568 durch Ottilia Blick von Rotenburg verheiratete von Roggenbach veräußert worden sein113 • 1568 besaß Straßburg jedenfalls die ganze Hälfte des Klaus von Grofestein und noch ein Viertel der Margarethe von Grostein114. 106 AM: charte 4 mars 1502 VCGB 34 (Original) = no 957 f 217 = VI 76/3 f 17-18 (Abschriften). Irrig: AM: VI 76/7 f 6 (1/u); BNU: ms 1188 f 5; Schoepflin 270 (1/u). Über die Mittelhausen Kindler III 93-95. 1o7 AM: charte 14 decembre 1503 VCGB 34 (Original) = no 957 f 217-218 = VI 76/3 f 20-21 = VI 217/1 (Abschriften). 108 AM: charte 21 janvier 1504 VCGB 34 (Original) = no 957 f 218-219 = VI 76/3 f 23-24 (Abschriften); Kindler III 46. Irrig Knobloch 70 n 1 (1/24 für 212 Gulden). Vgl. dazu AM: chartes 16 avril 1467 VCGB 34 (Aussteller Hans von Erstheim) und 21 janvier 1504 VCGB 34 (Aussteller Bernhard von Erstheim). 109 AM: charte 19 avril 1504 VCGB 34 (Original) = no 957 f 220-222 = VI 76/3 f 31-32 (Abschriften). 110 AM: charte 20 septembre 1528 PfThG 57-60 (Original) = no 957 f 109111 = VI 76/3 34-37 (Abschriften). Irrig: AM: VI 3/27 p 7-8 (1524); VI 112/31 no 3 und 4 (1524); Schoepflin 270 (1556 Johannes Nagel); Knobloch 70 n 1 (Hans Nagel). Zu den Nagel vorn n 97, über die Bärenfels KindleT I 34-35. 111 AM: charte 8 aout 1556 PfThG 57-60 (Original) = no 957 f 197-198 = VI 76/3 f 52-54 (Abschriften). Irrig: AM: VI 217/6 (1/24); Knobloch 70 n 1 (1/24). 112 AM: VI 217/6; VII 57/1 Einlage; BNU: ms 1188 f 5 (alle ohne Datum); Schoepflin 270 (1556); Knobloch 70 n 1 (1563). Den Text einer Urkunde konnte ich nicht finden. Zum Besitz St. Arbegasts vorn n 97. 11s So Knobloch 70 n 1. Im Vertrag AM: no 957 f 201-202 ist nur von einem Zwölftel des Dinghofs und Teilen des Weinzehnten die Rede. Über die Roggenbach KindleT III 596-603. 114 Vgl. AM: Repertorium über die Briefbücher A-E f 202 (1568); VII 57/1 Einlage (nach 1570).

7 Wunder

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(Nachfolger der Margarethe von Grostein) Margarethe von Grostein hatte, wie wir sahen, ihre Hälfte 1451 Wirich von Hohenburg für 390 Gulden verkauft. Friedrich Markgraf bei Rhein erlaubte 1470 Emerich Ritter zu Hagenau die Lösung gegen 400 Gulden. Reinhart I. von Leiningen-Westerburg schloß sich der Lösungserlaubnis 1471 an115 • Emerich Ritter muß die Hälfte zwischen 1471 und 1481 an sich ausgelöst haben, denn 1481 überließ Philipp Pfalzgraf bei Rhein dem Emerich Ritter, seinem Zinsmeister zu Hagenau, das bisherige Pfand zu freiem Eigentum und verzichtete auf sein persönliches Lösungsrecht116 • Diese Hälfte der Herrschaft über Dorlisheim war also fortan ein freies Eigen ihrer Inhaber, während die andere Hälfte von Rechts wegen wohl ein Pfand der Grafen von Leiningen blieb, aber von ihren Besitzern ebenfalls als ein Eigen ausgegeben wurde117• Von Emerich Ritter kam ein Viertel der Herrschaft auf eine nicht näher bekannte Weise an den Straßburger Klaus Werlin, der es 1556 der Stadt für 900 Gulden verkaufte118• Das andere Viertel vererbte Emerich Ritter seinem Sohn Lux Ritter in Straßburg und dieser wieder seinen Töchtern Anna und Jakoba, deren Vormund Karolus Mug es 1526 den Eheleuten Jakob Wysbach und Ursula Ottmennin in Straßburg für 400 Gulden verkaufte119 • Die Käufer müssen es aber wieder der Familie Ritter zurückgegeben haben, denn deren Nachkommen werden 1569 und 1570 als Eigentümer genannt. Wahrscheinlich waren schon die Eheleute Emerich Ritter (mit dem obigen nicht identisch) und Ursula Crommer (Krämer) wieder im Besitz des Viertels, als ihnen das Benediktinerkloster Altdorf 1539 "Gefälle und Güter" für 700 Gulden verkaufte120• Auf jeden Fall gehörte 1569 die eine Hälfte des Viertels Jakobe Ritter, der Tochter des Anton Ritter und Frau des Paulus Rochstetter in Hagenau, und die andere Hälfte bzw. das andere Achtel deren Base Susanne Ritter, der Frau des Arbogast Fries in Hagenau. Die Eheleute Paulus Rochstetter und Jakobe Ritter verkauften Jakob von Molsheim in Straßburg damals unter anderem ihren Anteil am Dorf für 800 Gulden121 • Die Brüder Philipp und Hans Friedrich Fries in Hagenau, die Söhne der Eheleute Arbogast Fries und Susanne Ritter, verkauften ein halbes Viertel des "Fleckens" und ein ganVorn n 79, 81 und 96; vgl. auch n 76. Vorn n 84. 117 Vorn n 110. 118 AM: charte 8 aout 1556 PfThG 57-60 (Original) = no 957 f 198-199 = VI 76/3 f 45--47 und 48-50 (Abschriften). 119 AM: charte 26 mai et 25 juin 1526 PfThG 57-60. 120 AM: charte 20 fevrier 1539 VCGB 34. Zu Altdorf vgl. Text bei n 57. t2t AM: VI 76/3 f 55-57 = 11/9 (Abschriften). Irrig: AM: VI 3/27 p 7-8; VI 112/31 no 3 und 4 (Verkauf an Straßburg). 115

tu

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zes Viertel des Altdorier Abtsgutes 1570 ebenfalls Jakob von Molsheim für 1000 Gulden. In dem zweiten Vertrag wird Dorlisheim, soweit ich sehe, zum erstenmal ein Flecken genannt1 22 • Als Jakob von Molsheim 1582 starb, wurde sein Viertel auf seine Erben, unter anderem seine Schwestern Susanna und Martha, aufgeteilt. Martha von Molsheim, in erster Ehe mit Heinrich Widt und in zweiter Ehe mit Jakob Kips verheiratet, vereinigte das Erbe wieder in ihrer Hand, als ihr Susanna Reich verwitwete Ohrecht und die Eheleute Johann Braun und Martha Reich am 18. Dezember 1619 zwei Drittel eines Sechzehntels für 350 Pfund verkauften. In diesem Vertrag heißt es ausdrücklich, daß ein Drittel des Sechzehntels und drei ganze Sechzehntel bereits der Käuferin und zwölft SechzehntelStraßburg gehörten123. Martha von Molsheim errichtete 1628 ein Testament, in dem sie ihr Viertel wahrscheinlich drei Söhnen aus erster Ehe vermachte, nämlich den Brüdern Jakob, Daniel II. und Reinhard III. Widt. Der kinderlose Reinhard verkaufte unter anderem sein Drittel am Viertel am 31. Januar 1644 für 1000 Pfund seinem Neffen Johann Daniel I. Widt1 24 , der am 2. Februar 1644 unter anderem ein weiteres Sechstel am Viertel von seinem Bruder Dr. med. Johann Reinhard II. für 450 Pfund kaufte125. Inwieweit die andern Verwandten beteiligt waren, läßt sich nicht mehr lückenlos ermitteln. Friedrich Jakob I. (1605-1645), ein Sohn Jakobs, besaß in Dorlisheim ausgedehnte Güter, wohnte und starb dort126. Ein Daniel Widt, entweder Daniel III., ein Neffe Johann Daniels I., oder Daniel IV., ein Enkel, besaß 1676 ein Sechzehntel der Obrigkeit127. Ein Daniel Andreas, entweder der Sohn Jakobs oder der Sohn Johann Daniels I., brannte die Straßburger Spitalmühle ab und wurde deshalb vom Straßburger Rat und XXI am 27. Dezember 1679 dazu verurteilt, daß alle seine Rechte in Dorlisheim der Stadt "eigenthumblich heimgefallen sein" sollen128• 1680 waren an dem Widtschen Viertel beteiligt zwei Gehrüder Widt (Johann Daniel II. und Johann Adam?) zu vier Zwölftel, Johann Sebastian Schreiber wegen seiner Frau Judith Widt, der Tochter Jakobs, zu drei Zwölftel, und Straßburg wegen 122 AM: charte 21 aout 1570 VCGB 34 (Original) = VI 76/3 f 59-61 und 6366 = VII 11/9 (Abschriften). Irrig: AM: VI 3/27 p 7-8; VI 112/31 no 3 und 4 (an Straßburg). 123 Erwähnt AM: VI 217/7 (Verzeichnis 1732). 124 AM: charte 31 janvier 1644 VCGB 34 (Original) = VII 11/9 (Abschrift); Schneider, Geschichte, nach 168 (Stammtafel Molsheim) und Beilage (Stammtafel Widt). 125 AM: charte 2 fevrier 1644 VCGB 34. 120 Schneider, Geschichte 200-201, 217 und Beilage. 127 Erwähnt in einem Dekret vom 26. September 1676 = AM: VII 11/9 (Abschrift). 12s AM: VII 60/12 (Abschrift).

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Daniel Andreas Widt zu fünf ZwölfteP29 . Der württembergische Kanzleidirektor Friedrich Jakob III. in Mömpelgard, der Sohn Friedrich Jakobs I., und sein Verwandter Daniel Widt in Straßburg teilten 1681 ihre gemeinsamen Güter ab 130. Der bereits erwähnte Daniel IV. war Mitobrigkeit in Dorlisheim und wohnte dort als Straßburger Amtsschreiber des Amtes Illkirch bis 1698131 . Friedrich Jakob III. tauschte mit Straßburg 1700 unter anderem ein Sechstel am Viertel gegen 7000 Gulden an einer Forderung von 9500 Gulden, die Straßburg Württemberg 1532 geliehen hatte132. Straßburg erwarb 1679 5/48 und 1700 2/48 am ganzen Dorf. Um die gleiche Zeit muß es ein weiteres 1/48 erworben haben, denn Franziska Salome Wielandt, eine Nachkomminder Anna Salome Widt verheiratete Weiland und die Witwe des Dr. iur. Gustav Faber, verkaufte der Stadt 1727 unter anderem die letzten 4 /48 für 1500 Pfund133. (Acht Pfund und siebzig Acker) Neben den Herrschaftsrechten läßt sich das Schicksal einer jährlichen Rente von acht Pfund Pfennig auf der Steuer und Bede zur Dorlisheim sowie von siebzig Morgen Ackerland in und bei Dorlisheim gut verfolgen. Hartung von Landsberg und sein Bruder hatten sie lange von der Grafschaft Leiningen zu Lehen. Als der Bruder starb, gab Hartung von Landsberg das Lehen auf und Friedrich VIII. von Leiningen-Dagsburg verlieh es 1403 von neuem, und zwar gemeinsam an Hartung von Landsberg, Heinrich von MüHenheim und Lutolt von MüHenheim134. 1431 gehörten die acht Pfund Heinrich von MüHenheim genannt von Landsberg und Lutolt von MüHenheim, die sich damals mit den Dorfbewohnern ("Bannmannen" im Unterschied zu den "Bannherren") über die Bezahlung einigten135. Hesso von LeiningenDagsburg verlieh 1438 Heinzmann von Müllenheim, dem Sohn Heinrichs von MüHenheim, die acht Pfund und siebzig Morgen. Margaretha von Leiningen-Westerburg belehnte 1468 wieder Heinzmann von MüHenheim136 und versprach, das Lehen nach dem Tod Heinzmanns seiner Frau Beatrix von Rathsamhausen137 und nach deren Tod Balthasar vom Wiler zu überlassen138. Reinhart I. von Leiningen-Westerburg belehnte 1471 Heinz von MüHenheim und Balthasar vom Wyler gemeinsam139, 129 Auszug der Abrechnung 1676-1680 = AM: VII 11/9; Schneider, Beilage. 130 AM: VI 217/7 (Abschrift). Zu Friedrich Jakob III. Schneider 217-223. 131 Schneider 229-231. 132 AM: VII 11/9 (Abschrift). 183 AM: VI 217/7 (Original); Schneider 224. Irrig: Knobloch 70 (Straßburgs letzter Erwerb 1576); Goehner 15 (ebenso). Über die Faber Kindler I 322. 134 Vorn n 74. 135 Vorn n 92. 130 Vorn n 75 und 78. 137 AM: charte 9 fevrier 1468 PfThG 57-60. 138 AM: charte 19 septerobre 1468 PfThG 57-60. 139 Vorn n 80.

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die im übrigen die Abmachungen von 1468 bestätigten140• Am 25. Januar 1478 urkundete Reinhart I. von Leiningen-Westerburg, daß er Balthasar vom Wiler das bisherige Erblehen, nämlich die acht Pfund Pfennig und siebzig Morgen Ackerland, "die man nent der von Lantsperg acker", "geeygent" habe141 • Balthasar vom Wyler tauschte das nunmehr freie Eigen und außerdem noch dreihundert Gulden in bar am 3. April 1478 sofort mit Jörg Haffner von Wasseinheim gegen dessen Hof in Nußdorf bei Landau in der Pfalz 142 • (Dessen Sohn?) Wolfgang Haffner von Wasseinheim verkaufte 1520 Veronika Völtsch, der Tochter des Straßburgers Peter Völtsch, neun Gulden auf den acht Pfund für 200 Gulden143 und versetzte am 21. September 1521 dem Dr. med. Michael Rott und dem Straßburger Daniel Knobloch zu gleichen Teilen die ganzen acht Pfund für 200 Pfund144• Am 11. Dezember 1521 verkaufte er schließlich die acht Pfund auf der Bede und die siebzig Acker Land für 240 Pfund der Stadt Straßburg145 • Da die acht Pfund vorher schon zum Teil und ganz veräußert worden waren, erwarb Straßburg auf sie wohl nur ein Rückkaufsrecht. Die Stadt hat es bestimmt ausgeübt, denn die älteren Urkunden befinden sich heute alle in ihrem Besitz. (Patronat) Über das Kirchenpatronat in Dorlisheim wurde in anderem Zusammenhang schon einiges ausgeführt. Ab 1225 gehörte es endgültig dem Kloster Hohenforst1 46 • Das Kloster Hohenforst versetzte die Pfarrkollatur, einen Teil des großen Frucht- und Weinzehnten und einen Sonderzehnten 1529 für 700 Gulden an Straßburg147 • 1554 wurde das Pfandverhältnis in ein Pachtverhältnis mit einem jährlichen Zins von 28 Gulden umgewandelt148 und 1576 verkaufte Hohenforst diese und andere Rechte endgültig für 1600 Gulden und 95 Pfund 8 Schilling Pfennig, wobei es lediglich einen Ackerhof (curiam) vorbehielt148, den es Straßburg erst 1596 verkaufte150• (Zehnt) Beim Zehnten unterschied man den großen oder gemeinen Weinzehnten, den kleinen oder Sonderweinzehnten von einigen Grunduo AM: chartes 5 mai 1471 PfThG 57-60 (zwei Originale). 141 Vorn n 82. uz AM: charte 3 avril 1478 PfThG 57-60. 143 AM: charte 20 juillet 1520 PfThG 57-60. 144 AM: charte 21 septembre 1521 PfThG 57-60. 145 AM: charte 11 decembre 1521 PfThG 57-60. ue Vorn n 58, 62 und 65. 147 AM: no 957 f 84-85 (Abschrift). Irrig Wunder in Barth 1863 (Pacht). 148 AM: no 957 f 164-166 (Abschrift). Irrig Wunder in Barth 1863 (Pacht-

erneuerung). 149 AM: no 957 f 202-205 = AA 2071 f 3-11 (Abschriften); Schoepflin 270. Irrig: Reichsland 230 (ursprünglich Kloster Hessen, 1576 an Hohenforst, sofort weiter an Straßburg); Adam, Territorien 44 (Verkauf 1554); Barth 288-289 (früher Kloster Hessen, Hohenforst verkauft 1554 an Straßburg). 1so AM: AA 2071 f 13-20 (Abschrift).

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stücken, den großen oder gemeinen Frucht- oder Kornzehnten und den kleinen oder Sonderfruchtzehnten. Am großen Weinzehnt besaßen 1531 Thomas von Endingen . . .. ... . ..... .. .. .. .. .. . . .. ................. SOj234 , die Blick (seit 1568 Straßburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5/234 , Straßburg (bis 1512 die Nagel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6/234, Friedrich von Lützelburg .................... .. .................... 15/234, die Münch von Wilsberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6/234, Straßburg (bis 1529 Hohenforst) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . &/234 , St. Arbogast (seit 1576 Straßburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12/234 , Straßburg (bis 1529 Hohenforst) ..... . ............ ........ ...... .... 78/234, Philipp von Rarostein und die Kinder seines Bruders Jakob ........ 78/234 • Der kleine Weinzehnt gehörte Straßburg (bis 1529 dem Kloster Hohenforst) ganz 151 • Am großen Fruchtzehnten besaßen Hohenforst, seit 1529 Straßburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Antonius Ritter, später die Rathsamhausen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Georg und Lux Marx, später Hans Waltmann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Friedrich Bock . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hans von Uttenheim, später Straßburg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Bft8 ,

6f 1a, 2ft8 ,

1fta, 1/18·

Der kleine Fruchtzehnt gehörte Hohenforst, später Straßburg, zu zwei Drittel und Jakob Ritter, später Hohenforst, zu einem DritteP62 • (Dinghof) Ein Dinghof gehörte 1353 der Familie von Berstett und war bischöfliches Lehen153• 1490 gehörte er den Lützelburg, Nagel von Königsbach, Wilsberg, Endingen und Löselin154• Hans Nagel von Königsbach verkaufte Straßburg wahrscheinlich 1512 ein ZwölfteP55 und Ottilia Blick 1568 ein zweites ZwölftePse. (Hardt) Dorlisheim besaß zusammen mit Düppigheim, Düttlenheim, Altdorf, Molsheim, Dachstein, Ernolsheim, Kolbsheim, Hangenbieten, Ergersheim und Osthofen den abgesonderten Bann "Hardt" mit (1777) ungefähr 438 Hektar157 • Straßburger Hoheitsrechte sind dort nicht nachweisbar. Die Hardtmühle im heutigen Dann Dorlisheim wurde 1694 gegründet1 58• 151 AM: VII 57/1 f 3 (1531); AD: E 817 no 23. über die Geschlechter: Kap. 5 n 36 (Münch); vorn n 97 (Nagel); Lehr II 325-331 (Lützelburg); KindZer I 298-302 (Endingen), II 538---542 (Lützelburg), III 323-325 (Ramstein). m AM: VII 57/1 f 8. 153 Fuchs, Documents no 787 (1353) und 889 (1424-1772). 154 Hofrechte von 1490, 1597 und 1683 = AD: E 817. Zu den Löselin vom n 92. m Vgl. AD: E 817 no 23. 150 Vorn n 113. 157 AD: C 570/432 (Karte um 1760); C 562/240 (Karte 1777). Vgl. AM: VI 219 und VI 220/2 (Prozesse des 16. und 17. Jh.).

us Reichsland 396.

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Schiltigheim und Adelshofen. Das nordwestlich an Straßburg angrenzende Schiltigheim ist aus zwei früher getrennten Dörfern Schiltigheim und Adelshafen zusammengewachsen. (Schiltigheim159) Schiltigheim ist wahrscheinlich mit dem keltischen und römischen Botebur identisch, das König Chilperich li. (719-721) dem Straßburger Frauenstift St. Stephan geschenkt haben so!l1 60 • St. Stephan ließ Schiltigheim durch Vögte verwalten161, von denen namentlich bekannt sind zu Anfang des 13. Jahrhunderts ein gewisser Werner, 1233 sein Neffe und Nachfolger Egelolf von Mundingen162, 1255 die Herren von Wangen163 und im 14. Jahrhundert die Herren von Ochsenstein164• Die Ochsenstein verliehen Schiltigheim weiter an die Hohenstein und diese wiederum weiter an die Schöneck, die im 14. Jahrhundert auch das benachbarte Dorf Adelshafen von den Straßburger Bischöfen zu Lehen trugen165• Am 14. Juli 1387 gab Rudolf von Schöneck, der Sohn des verstorbenen Reimbold, seinem Bruder Henselin die Vollmacht, über Schiltigheim und Adelshafen zu verfügen166• Henselin oder Johannes von Schöneck versetzte die Hälfte Schiltigheims für 310 Pfund Pfennig an den Straßburger Schultheißen Klaus von Grostein den Älteren und dessen Sohn Klaus von Grostein den Jungen. Die zweite Hälfte besaß Klaus von Schöneck, ein Verwandter der gerade genannten Brüder Henselin und Rudolf. Friedrich von Hohenstein belehnte die beiden Grostein und Klaus von Schöneck am 30. Juli 1387167• Die Lehensherrschaft gehörte Friedrich von Hohenstein und dessen Verwandtem Rudolf von Hohenstein gemeinsam. Friedrich hinterließ seinen Anteil seinem Sohn Bernhard, dieser dem eben genannten Rudolf 159 Schrifttum: Lange; Meyer, Schiltigheim; Kocher, Geschichte 84-92; Bernhard; Barth 1227-1234; Bopp 38-39. Karten: AD: C 568/349 (um 1760); 2 P 56-57 (1912). Das Folgende beruht hauptsächlich auf AM: chartes 13871521 VCGB 31. 180 Vgl. Bruckner 43 no 98 (Chilperich) und 331 no 530 (Kaiser Lothar 845); dazu Büttner, Geschichte 25 n 64; zuletzt Barth 1228-1229. 181 Über die Kirchenvogtei im Elsaß Dubled, avouerie. 182 Beide erwähnt in UB I 186 no 237. über die Mundingen KindZer III 171-175. 18' UB I 293 no 388; Reichsland 996; Meyer, SchilUgheim 76. Über die Wangen Lehr III 187-194. 184 UB VI 431 no 737/14 (1393). Irrig: Meyer, Schiltigheim 76 (erst 1463); Bernhard 63 (ebenso). Über die Ochsenstein Kindler III 261-262 ; Möller I 18-21. 185 Hinten n 208. Über die Hohenstein: Kindter, Herren; Kindler II 91. Die Schöneck waren mit den Zorn von Schöneck verwandt; vgl. AM: charte 30 avril et 9 juin 1407 VCGB 31 (Nesa dicta zu dem Riet ... relicta quondam

Nicolai dicti Zorn nuncupati de Schönnecke). m AM: charte 14 juillet 1387 VCGB 31. 187 AM: charte 30 juillet 1387 VCGB 31. Zu den Grostein von n 69.

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und Rudolf wieder seinen Söhnen Rudolf, Hans und Heinrich von Hohenstein. Lehenbesitzer waren zu einer Hälfte Klaus von Grostein der Ältere und Klaus von Grostein der Junge, nach dem Tod des Älteren dessen drei Söhne Klaus von Grostein der Junge (später Schultheiß), Klaus Berchtold (später Klaus der Junge genannt) und Arnold Ruffe (gestorben zwischen 1402 und 1414), zur andern Hälfte Klaus von Schöneck, dem ein Hans von Schöneck nachfolgte. Hans von Schöneck wurde im Namen aller Mitbesitzer von Rudolf von Hohenstein belehnt. Als Hans starb, wollten die Hohenstein ganz Schiltigheim als erledigtes Lehen einziehen, während die Grostein meinten, auch die Hälfte des Hans sei ihnen als Mitbesitzer zugewachsen. Das Lehengericht der Ochsenstein entschied jedoch 1414, die eine Hälfte des Hans von Schöneck sei den Hohenstein heimgefallen und die andere Hälfte stehe nach wie vor den Grostein zu16s. Klaus von Grostein (Grofestein) nahm als letzter seines Geschlechts 1438 den Ritter Arbogast von Kageneck in die Gemeinschaft seines Lehens auf, um ihm das Erbe zuzuspielen169. Mit den Hohenstein kam es darüber schon 1445 zum Streit170• 1451 einigte man sich dahin, daß Jakob von Hohenstein (der Sohn des Heinrich von Hohenstein) und sein Verwandter Anton von Hohenstein je ein Drittel von Schiltigheim genießen und der Ältere unter ihnen das letzte Drittel an Arbogast von Kageneck verleihen sollte171. Anton von Hohenstein verlieh sein Drittel an die Brüder Hans und Peter Ryffe, die Söhne eines Peter Ryffe172. Jakob von Hohenstein gab sein Drittel für 400 Gulden dem Hans Armbruster in Brantgasse zu Lehen173. Arbogast von Kageneck oder sein Sohn Hans von Kageneck muß einige Jahre später zu seinem Drittel noch das Drittel der Ryffe übernommen haben, und zwar wahrscheinlich 1467 kaufweise für 300 Gulden. 1471 treten als Lehenbesitzer jedenfalls nur Hans von Kageneck und Hans von Erstheim genannt Armbruster auf174 und 1477 heißt es, Hans von 166 Vgl. AM: chartes 2 mars 1402 VCGB 31 (Vertrag über acht Pfund Pfennig); 22 mai 1414 VCGB 31 (Lehenurteil); 23 novembre 1437 VCGB 31 (Lehenbrief). 169 Vgl. AM: chartes 17 mai 1438 VCGB 31 (Lehenbrief Heinrichs von Hohenstein für Arbogast von Kageneck); 19 mai 1438 VCGB 31 (Erbvertrag zwischen Kageneck und Grostein). Über die Kageneck: Lehr li 261-266; KindleT li 222-232, hier 232. 170 Vgl. AM: charte 7 fevrier 1446 VCGB 31 (Beurkundung der Vorgänge am 23. 4. 1445). 171 AM: chartes 4 mai 1451 VCGB 31 (drei Originale); 6 aout 1464 VCGB 31 (Lehenerneuerung); Kindler, Herren 13 (1468 Lehenerneuerung). 172 AM: charte 10 mars 1451 VCGB 31. Über die Reiff Kindter, Buch 265266. 173 AM: chartes 10 juillet 1451 VCGB 31 (Lehenbrief und Quittung). Über die Armbruster Kindler I 19-20. 174 AM: charte 8 mai 1471 VCGB 31.

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Kageneck habe das (früher den Ryffe gehörende) Drittel schon vor zehn Jahren von Anton von Hohenstein zu Lehen getragen und es mit 300 Gulden zugunsten des Klosters St. Klara belastet175 • Nach wie vor ging das ganze Dorf vom Frauenstift St. Stephan zu Lehen. Sein letzter Lehensmann war Georg von Ochsenstein, der Schiltigheim an Georg von Hohenstein weiterlieh, der seinerseits wieder die Kageneck und Armbruster belehnte. Georg von Ochsenstein starb 1485 und wurde von seinem Schwiegersohn Heinrich II. Graf zu Zweibrücken, Bitsch und Ochsenstein (gestorben 1499) beerbt170 • St. Stephan wollte nun Schiltigheim als erledigtes Mannlehen einziehen, während die unmittelbaren Besitzer meinten, das Lehen sei noch nicht erledigt, weil der "Mannsmann" Hohenstein noch lebe. Die Auseinandersetzungen zogen sich jahrelang hin177• Inzwischen ging Schiltigheim zum Teil auf den Straßburger Peter Völtsch über178• Peter Völtsch hatte in Schiltigheim zunächst ein Schloß erworben. Das Schiltigheimer Schloß in der heutigen Rue de la Patrie179 wird 1363 zum erstenmal genannt, als es Sigismund von Lichtenberg dem Straßburger Berthold Zorn verlieh180 • 1422 verkauften die Eheleute Heinrich von Lupffenstein und Katharina Füll dem Straßburger Walter Spiegel "castrum seu fortalitium ... vulgariter den burgstal ... ab una parte versus ecclesiam in Rotenkirch et ab alia parte versus viam que separat dieturn castrum a villa" für 144 Gulden181 • 1445 verkauften der Straßburger Johann Erhard von Rottweil und seine Frau Eva von Nordhausen dem Johann Ryffe dem Jungen dasselbe Schloß für 200 Pfund Pfennig182• Die Eheleute Ludwig Bock und Veronika von Kageneck, die in erster Ehe mit Reimbald Völtsch verheiratet war, verkauften es schließlich 1482 für 300 Gulden an Peter Völtsch, einem Sohn Veronikas aus erster Ehe, und dessen Frau Margarethe, einer Tochter des Straßburgers Friedrich BöckeP83 • Der Onkel des Peter Völtsch, Johannes von Kageneck, übergab seine zwei Drittel am Dorf Schiltigheim 1486 aus einem unbekannten Grund AM: chartes 3 septerobre 1477 VCGB 31 (zwei Originale). Reichsland 805. Über die Ochsenstein n 164. Über die Zweibrücken Kap. 5 n 31. 177 Folgt aus AM: charte 21 aout 1501 VCGB 31. 178 über die Völtsch Kindler I 363. 175

178

m Bernhard 62.

180

Eyer II no 409.

AM: charte 8 mai 1422 VCGB 31. AM: charte 16 juillet et 19 aout 1445 VCGB 31; erwähnt Kindler, Buch 292. Über die Rottwen Kindler, Buch 291-292. Über die Reiff vorn n 172. 183 AM: no 956 f 88-89 (Abschrift). Zur Verwandtschaft der Kageneck mit den Völtsch Kindler II 232. t81 181

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ebenfalls Peter Völtsch, und zwar "mynen lebetagenn lanng unnd nit furbas" 184 • Johannes von Kageneck hatte zwei Söhne, Arbogast und Philipp. Philipp versprach Völtsch schon 1488, ihm sein künftiges Erbe zu überlassen185 • Er erhielt dafür von Völtsch 130 Gulden. Arbogast von Kageneck verkaufte sein ererbtes Drittel am 4. Juli 1498 für 200 Gulden an Peter Völtsch186, Philipp das seine am 14. Dezember 1498 für weitere 80 Gulden zu den bereits erhaltenen 130 Gulden187• In den Auseinandersetzungen mit St. Stephan brachte Albrecht Bischof zu Straßburg und Pfalzgraf bei Rhein am 21. August 1501 einen Vergleich zustande, demzufolge St. Stephan das Dorf für 900 Gulden an Völtsch übereignen sollte188• Alle Beteiligten stimmten diesem Vorschlag schnell zu. Am 21. August genehmigte Georg Graf zu Zweibrücken, Bitsch und Ochsenstein (gestorben 1559) die Abmachungen, am 24. August Georg von Hohenstein und am 26. August gaben die Brüder Bernhard, Lorenz und Ulrich von Erstein genannt Armbruster ihr Drittel, das sie für 400 Gulden von den Hohenstein zu Lehen trugen, frei, nachdem die Hohenstein sie bezahlt hatten189 • Am 30. August stellte St. Stephan die Verkaufs- und Übereignungsurkunde aus190• Schon zwei Tage später, am 1. September 1501, verkauften Peter Völtsch und Reinbolt, Eufemia, Aurelia und Ludwig Böcklin, die Kinder des Ludwig Böcklin und der Margarethe Völtsch, einer Schwester des Peter Völtsch, das Schloß Schiltigheim und das Dorf als "ledig eigen" für 4900 Gulden weiter an die Stadt Straßburg191 • Am 29. September gestattete König Maximilian, daß Völtsch und seine Rechtsnachfolger in Schiltigheim dasselbe Maß- und Ungeld wie in Straßburg erheben durften192 • Am 3. Oktober AM: charte 13 fevrier 1486 VCGB 31. AM: charte 28 mars 1488 VCGB 31 bei charte 23 mai 1490 VCGB 31 (Hans von Siekingen verspricht als Vormund des Jörg von Hohenstein dem Völtsch die Belehnung); charte 23 mai 1490 VCGB 31 (Hans von Siekingen leiht auf Bitten des Hans von Kageneek dessen zwei Drittel dem Völtsch). 188 AM: charte 4 juillet 1498 VCGB 31. 18 7 AM: chartes 24 fevrier 1494 VCGB 31 (Zustimmung des Arbogast); 16 mars 1498 VCGB 31 (Lehenbrief Jörgs von Hohenstein für Völtsch); 14 decembre 1498 VCGB 31 (Verkauf). 18 8 AM: charte 21 aout 1501 VCGB 31 (Original) = no 956 f 79-82 = AD: H 2864 p 20-24 (Abschriften). 189 AM: chartes 21 aout , 24 aout und 26 aout 1501 VCGB 31. 190 AM: charte 30 aout 1501 VCGB 31 (Original) = no 956 f 82-84 (Abschrift). Irrig: Knobloch 67 (Lehensherrschaft über 2 /a am 15. 8. verkauft); Bernhard 63 (l'eveque vendit ses droits). 191 AM: charte 1 septerobre 1501 VCGB 31 (Original) = no 956 f 92-93 = VI 76/3 f 14--15 (Abschriften); Goehner 15. Irrig: Reuss, Alsace I 443 (15021508); Reichsland I 283 (1507); Knobloch 65 (2. 9.). Vgl. dazu ein Verzeichnis der Gefälle AM: VII 7/68 (1489?). 112 AM: charte 29 septerobre 1501 VCGB 31. 184 185

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1501 schließlich bestätigte für Rom ein Kardinal Raimund den Vertrag zwischen St. Stephan und Völtsch193 • Straßburg ergänzte seinen Besitz bald durch weitere Erwerbungen. Zunächst galt sein Interesse dem sogenannten Oberschultheißentum, einem mit Einkünften verbundenen Rechtskomplex, der von der allgemeinen Dorfherrschaft getrennt war194• Vor 1422 war Johann Sturm von Sturmeck Oberschultheiß in Schiltigheim195, 1486 ein gewisser Hans Lumbart196 • 1497 lieh Dorothea von Rathsamhausen, die Äbtissin des Frauenstiftes St. Stephan, das Oberschultheißenamt dem Hans Baldung, Prokurator des geistlichen Gerichts zu Straßburg, dessen Vorfahren es angeblich schon innegehabt hatten197 • Derselbe Johannes Baldung, Lic. jur., verkaufte das Amt 1505 für 30 Gulden der Stadt Straßburg198• Das Straßburger Dominikanerinnenkloster St. Margaretha und St. Agnes, das schon 1237 Güter und 1251 einen großen Hof in Schiltigheim erworben hatte199, verkaufte der Stadt am 2. Dezember 1527 das sogenannte Hubengut mit 550 Acker für 1031 Pfund 13 Schilling 8 Pfennig200 • Ein anderer, etwa 35 Hektar großer "Freihof" verblieb dem Frauenstift St. Stephan201 • - Das Schiltigheimer Schloß wurde 1676 abgerissen202 •

(Adelshofen203) Östlich von Schiltigheim bei der heutigen Rue d' Adelshoffen lag früher das Dorf Adelhardeshoven, Adroltzhoven, Adolfshofen oder Adelshofen204, das weder mit Adelnhofen bei Königshafen AM: charte 3 octobre 1501 VCGB 31. Vgl. Wunder, Gebiet 54. 105 Erwähnt AM: charte 8 mai 1422 VCGB 31. 198 Erwähnt AM: charte 22 decembre 1486 VCGB 31. 197 AM: charte 12 juin 1497 VCGB 31. 198 AM: charte 3 juillet 1505 VCGB 31 (Original) = no 956 f 94 (Abschrift). Irrig: AM: VI 76/7 f 5 (Verkäufer Balduin und Thomas 1505-1506); Schoepflin 270 (1506). 189 UB IV 1 p 53 no 50 (1237); UB I 268 no 353 (1251). 200 Ausführlicher Bericht AM: VII 75/4 Notamina (1760); Knobloch 66. Vgl. die Erneuerungen der Hubengüter AM: VII 1565 (um 1777), 1589 (von 1732), 1591 (1643), 1592 (1685) und 1593 (1579). Zur Lage des Hofes am Finstergässel Meyer, SchilUgheim 85; Bernhard 67. 201 AD: H 2864 p 20-24 (1501), 65 (1301), 98 (1564), 117 und 120 (1668); AM: VI 193/3a (1564). Kollnig 218 erwähnt ein Hofrecht von 1301, das in der angegebenen Quelle AD: H 2864 nicht zu finden ist. 202 Meyer, Schiltigheim 77; Bernhard 63. Abbildungen bei Meyer 97 und Bernhard vor 17. 203 Vgl. vorn n 159. 204 Vgl. zur Lage die Bannbücher AM: VII 1585 (Schiltigheim 1683-1685), 1586 (Schiltigheim 1732-1741), 1587 (Adelshofen 1683-1689), 1588 (Adelshofen 1732-1741); AD: H 5862 (Schiltigheim und Adelshofen 1741); Bernhard 67. Irrig: Schoepflin 270 (Schiltighemium inter et Bischofshemium); Reichsland 7 (nördlich); Goehner Tafel 111-VIII (nördlich). tGa

194

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noch mit Adelnhofen bei Grafenhausen verwechselt werden darf205 • Adelshofen wird seit 1163 erwähnt206 und bildete das ganze Mittelalter hindurch eine eigene, von Schiltigheim in jeder Beziehung getrennte Gemeinde207• Im einzelnen müssen wir dort fünf Rechtskomplexe unterscheiden: das Dorf selbst, eine Burg namens Hägel, einen Dinghof und zwei sogenannte Freihöfe. Das "dorf zu Adroltzhoven bi Schiltingheim" gehörte als Lehen der Straßburger Bischöfe zur Zeit Bischof Bertholds (1328-1353) einem Reimhold von Schöneck und dessen Bruder208 und im 15. Jahrhundert der Familie Uttenheim zu Ramstein. Uttenheim ist ein Dorf 22 Kilometer südwestlich Straßburgs im Kanton Erstein, Ramstein eine Burg 41 Kilometer südwestlich Straßburgs in der Gemeinde Scherweiler, Kanton Schlettstadt209 • Stephan von Uttenheim zu Ramstein verkaufte mit Einwilligung seiner Brüder Hans undWalterund seiner Vettern Hans und Alexius sowie des Straßburger Bischofs Albrecht und des Domkapitels an Jakob Reifstecke, Domherren des Straßburger Stifts St. Thomas, 1488 "das dorffel Adoltzhoffen by Honheim gelegen" für 60 Pfund Pfennig, die anstelle des Dorfes Adelshofen künftig vom Bistum zu Lehen genommen werden sollten210 • Von Jakob Reifsteck kam das Dorf mit der Burg Hägel an Klara Rüffel, der Witwe des Jakob von Andlau211 • Klara Rüffel verkaufte Burg und Dorf 1491 den Eheleuten Karl von Hessberg und Ursula Langenouwerin von Ulm, die in Blauheuren wohnte, für 775 Gulden212 • Nachdem der Besitz mit mehreren Renten belastet worden war, verkaufte die mittlerweile verwitwete Ursula Langnauer Burg und Dorf 1502 für 200 Gulden der Stadt Straßburg213 • tos Zu Adelnhafen bei Königshafen Wunder, Gebiet 24 n 52. Zu Adelnhofen bei Grafenhausen vorn Kap. 6 n 4. 208 UB I 94 no 113. " 7 UB IV 1 p 53 no 50 (1237); Knobloch 68 (1502). 2os UB IV 2 p 278. Vgl. n 165. 20D Über die Uttenheim Kindler Buch 383-384; Reichsland 488, 856 und 1139. 210 AM: charte 7 juillet 1488 VCGB 31 (Original) = no 956 f 100-101 (Abschrift). 111 Folgt aus n 212. m AM: charte 18 octobre 1491 VCGB 31 (Original) = AM: no 956 f 102-103 (Abschrift). Irrig Knobloch 68 (Elwin Hustelin am 1. 11. an Erwlin von HeBberg für 770 Gulden). Über die Hüffel Kindler II 145 und 148-149. AM : charte 11 septerobre 1492, 26 mai 1493 et 17 juillet 1493 VCGB 31 nennt die Eheleute Karolus Kastner alias Heszperg armiger et domina Ursula Langnouwerin. :u AM: charte 9 mars 1502 VCGB 31 (Original) = no 956 f 103-104 = VI 76/3 f 42-44 (Abschriften). Irrig: Hermann I 43 (1502 und 1507); Lange 10; Fritz, Territorien 114 n 7; Reichsland 7 (1503 Besitz von Georg Marx, später der Stadt Straßburg, die 1502-1508 Ort und Schloß zu 400 Goldgulden ankaufte); Meyer, Schiltigheim 83 (1503 besaß es Georg Marx von Eckwersheim, später Straßburg) ; Knobloch 66 (Ursula Langnauer verkauft eine Rente) und 68 (Erwerb Adelshafens vor 1502, Dinghof Hägel 1505).

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Die "burg genant das Hagelin mit husern ... by dem dorff Schiltingheim" gehörte den Marx von Eckwersheim214 • Nese von Müllenheim, die Witwe des Klaus Marx von Eckwersheim, und ihre drei Söhne Hans, Hetze! und Wytolt Marx verkauften sie 1479 dem schon genannten Jakob Reyffsteck für 110 Gulden215 • Von Reifsteck kam sie über die Rüffel, Hessberg und Langnauer 1502 an Straßburgm. Straßburg verpachtete das Schloß wiederholt2 17 und ließ es 1690 abreißen218 • Der Dinghof (in einer Sackgasse der Rue d' Adelshoffen) und Zehntrechte gehörten schon 1163 dem Straßburger Kollegiatstift St. Thomas219 • Die Vogtei über den Dinghof gehörte als bischöfliches Lehen im 14. Jahrhundert nacheinander Johannes und Peter Swarber220 • Das Recht des Hofes wurde 1522 erneuert221 • Die beiden Freihöfe gehörten der Straßburger Familie Zorn222 • Berchtold Zorn genannt Schultheiß erhielt 1374 einen kaiserlichen Freiheitsbrief für sein "hof und hawse genant zu dem Hegene gelegen bei Strasburg"223, ebenso Ludwig, Adam, Hans und Klaus Zorn genannt Schultheiß im Jahr 1457224. Kaspar Zorn von Bulach und Gertrud Zorn, die Tochter des Adam Zorn und Frau des Jakob Wurmser in (Ober-) Schäfolsheim, verkauften Straßburg 1505 "curiam domum . .. unden an dem dorff Adlotzhofen bij dem Hageil sitos der frijhoff appeilatos iuxta curiam ... Nicolai Zorn alias Schultheis ex una et ex parte altera iuxta almendam ville Bischovisheim stossent hunden uf der herren zu sannt Thoman gebreitte unnd uff das bemelt slos zum Hageil unnd vornan uff die almend weide" 214 über die Marx Kindler, Buch 186--187; Kindler III 36--38 ; Sitzmann, Dictionnaire II 255-256. 215 AM: charte 27 novembre 1479 VCGB 31 (Original) = no 956 f 99 (Abschrift). 218 Vorn n 211-213. Irrig Meyer, SchilUgheim 84 (Regle im Besitz der Uttenheim und Zorn). 217 AM: charte 13 juillet 1503 PfThG 75 (an Jakob Baumgarterauf Lebenszeit für 200 Gulden); charte 27 novembre 1521 VCGB 31 (an Jakob Wetzel von Marsilien); VI 193/3a (1564); VI 193/4 (1571); VII 75/1 (1520--1595). 218 Schoepflin 270; Reichsland 7; Meyer, SchilUgheim 84; Titlmann I 372. 210 UB I 94 no 113. Zur Lage M eyer, SchilUgheim 25. Irrig Meyer, Schiltigheim 84 (schon 820). 220 UB IV 2 p 278 und 280. Irrig Reichsland 7 (bischöflicher Dinghof). 221 AM: VII 75/4 = VII 75/10 (Abschriften) = Grimm, Weisthümer I 718-720 = Traite 33-35 (Drucke); erwähnt Kollnig 171. Irrig: Traite 33 (Dinghof in Niederhausbergen); Kotlnig 208 (ebenso). 222 über die Zorn vorn n 16. 223 AM: charte 29 septembre 1374 VCGB 31 (Original) = no 956 f 106 (Abschrift). 224 AM: charte 27 avril 1457 VCGB 31 (Original) = no 956 f 106 (Abschrift).

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für 230 Gulden225 • Johannes Zorn in Weiersburg (ehemaliges Schloß 43 Kilometer südwestlich Straßburgs im Bann Kestenholz, Kanton Schlettstadt), der Sohn des Nikolaus Zorn von Weiersburg, und seine Schwester Magdalena Zorn, die Frau des Hermann Rüffel in Rheinau, verkauften Straßburg 1508 den zweiten Hof für 210 Gulden226•

(Vereinigung) Nachdem Schiltigheim 1501 und Adelshofen 1502 straßburgisch geworden waren, beschlossen Rat und Einundzwanzig am 13. November 1508 unter anderem: "Item das die beyden dorffere furtter nit me dann einen schultheisen und ein gemeingerichthaben sollent mit nun personen nemlich sehs von Schiltingheim und drije von Adoltzhofen227." Damit waren die Gerichte oder Gemeindeverwaltungen beider Dörfer zusammengelegt oder, wenn man so sagen will, das kleinere Adelshafen in das größere Schiltigheim eingemeindetm. Beide Ortschaften verschmolzen allmählich miteinander, behielten aber noch bis zur Revolution ihre getrennten Namen, ihre eigenen Bänne und eine gewisse Portion Selbstbewußtsein229 • Die wenigen Handwerker waren wahrscheinlich den Zünften in Straßburg angeschlossen230 •

(Ried231 ) Schiltigheim und Adelshafen nutzten zusammen mit den Gemeinden Bischheim, Hönheim und Suffelweyersheim den südlichen Teil des Rieds282 , einer ausgedehnten Grasweide zwischen Schiltigheim und Gamsheim, die früher einen abgesonderten Bann bildete. Der nördliche Teil gehörte den Dörfern Reichstett, Wanzenau, Kilstett, GamsheimBettenhofen und Weyersheim233 • Straßburger Herrschaftsrechte sind 225 AM: charte 10 avril 1505 VCGB 31 (Original) = no 956 f 107-108 = VI 76/3 f 39-41 (Abschriften). Irrig Knobloch 68-69 (Ehepaar Zorn verkaufte Dinghof). Über die Wurmser Reichsland 800. 220 AM: charte 19 et 28 janvier 1508 VCGB 31 (Original) = no 956 f 109-110 (Abschrift). Irrig Knobloch 68 (1505 Dinghof Hägel für 220 Gulden). 227 AM: VII 61/1 f 41 (gleichzeitige Abschrift). Zu Rat und XXI Wunder, Gebiet 96. Seine Protokolle sind erst ab 1539 erhalten; Wunder, Gebiet 137. 228 Schoepflin 270; Reichsland 7 und 996; vgl. Wunder, Gebiet 89 und 98. Irrig: Wolfram, Atlas 33 und Wolfram, Erläuterungsband 114 (sichere, nicht einverleibte Wüstung). 229 AM: III 262/1 (1597 burgerschaftt zu SchilUgheim unnd Adelshofen); AA 2072 f 1 (1769 Schiltigheim et Adelshoffen qui ne font qu'une seule communaute) ; vorn n 204; Meyer, Schiltigheim 84--85, 94--95. 23o AM: AA 2072 f 1-3 (1767). 231 Schrifttum: Clauss 494 unter Honau; Notizen 50-53. Karten: AD: C 568/ 349a (um 1760); 2 P 28 (Hönheim um 1900); 2 P 56--57 (Schiltigheim 1912). Reichsland 895 erwähnt nur einen "Rietweg" bei Suffelweyersheim. Vgl. die Akten in AD: G 1342 (1377-1664). 2 32 Notizen 50 (1377); AD: C 568/349a (Karte um 1760). Irrig wohl: Meyer, Schiltigheim 23 und 95 (Geschenk einer adligen Familie); Bernhard 67 (ebenso). 233 Karten um 1760: AD: C 559/115 (Gamsheim-Bettenhofen); 561/187 (Kilstett) ; 567/315 (Reichstett); 570/394 (Wanzenau); 570/402 (Weyersheim).

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weder hier noch dort nachweisbar. Das südliche Ried wurde 1792 auf die Bänne der beteiligten Gemeinden aufgeteilt234 •

Ittenheim235 und Handschuhheim238• Ittenheim, 12 Kilometer westlich Straßburgs im Kanton Schiltigheim, und Handschuhheim, 13 Kilometer westlich Straßburgs im Kanton Truchtersheim, waren ursprünglich zwei getrennte Dörfer mit eigenen Bännen237 und verschiedenen Pfarreien238. Später erscheinen sie beide als Eigengut der Herren von Lichtenberg239, die sie 1330 für 100 Mark an zwei Straßburger versetzten2' 0 • Vor 1457 kamen die Dörfer an die Beger von Geispolsheim241 . Ursel Beger, die Tochter des Melchior Beger von Geispolsheim und seiner Frau Margret von Sternenfels, verkaufte sie 1507 für 2200 Pfund Pfennig an die Stadt Straßburg242. Straßburg ließ sich sofort über die örtlichen Verhältnisse berichten. In zwei Aufzeichnungen von 1507 heißt es über das Gewohnheitsrecht Ittenheims und Handschuhheims wörtlich: "Item dis ist der gebruch unnd alt harkumen in den vorgenanten zweyen dorffern. Item die stenden betten die win log die zerung und frondienst do git Itenheim das zweyteil und Hentschusheim das dritten. Item am nechsten suntag nach unser frowen tag der eren setzt man alle jer ein nuw gericht do nympt man zu dem ersten III von Itenheim und einem von Hentschusheim die do abgen die setzen IIII andere an ir stat die selbigen IIII nuwen kiesen dar noch funff man III von Itenheim unnd zwen von Hentschusheim die IX man mit sampt dem schultheissen und botten ist das gericht. Item ein jeder schultheis git dem gericht und in allen dingen antreffen die herschafft und das dorff den eydt243." Wie wir sehen, hatten Ittenheim und Handschuhheim damals gemeinsame Organe, ohne völlig vereinigt worden zu sein244 . Ein Schöffe aus Meyer, Schiltigheim 96--99; Bernhard 68. Irrig Notizen 52 (1790). Schrifttum: Blatt; Barth 644-646; Bopp 41-42; Hotz 81. Karten: AD: C 561/180 (um 1760); 1 P 98 (um 1900). Gemeindearchiv Ittenheim im AD nicht verwertet. 238 Schrifttum: Barth 521-523; Bopp 43-44. Karten: AD: C 561/180 (um 1760); 1 P 71 (um 1900). 287 Bruckner 251 no 399 (803 in marcu Hanschoashaim); UB I 80 no 99 (1147 in duobus bannis). 238 Barth 522 (Handschuhheim gehörte zur Pfarrei Hürtigheim) und 645 (Ittenheim war eigene Pfarrei); Bopp 41 und 43. 239 Eyer I 54 n 22 (1281 Ittenheim). 240 Eyer II no 177 (1330) mit no 201 (1335). 241 Vgl. AM: charte 31 mars 1457 VCGB 22; VII 64/4 (Bericht 1660); Reichsland 394 und 488. u2 AM: charte 9 septerobre 1507 VCGB 40 (Original) = no 956 f 116--117 = VI 112/31 no 3 (Abschriften). Irrig: Knobloch 69 (Jakob und Ursula Beger). 248 AM: VI 230/1 no 2 f 1 und 2. Unbekannt Kollnig 198. 244 Vgl. auch AM: V 32/8c (1629); AA 2072 f 1 (1769). 284

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8. Kap.: Das Amt Illkirch

Ittenheim nannte sich Bürgermeister oder Stabhalter der Gemeinde Ittenheim, ein anderer Schöffe aus Handschuhheim Bürgermeister der Gemeinde Handschuhheim245 • Ein herrschaftlicher "Vogt" wurde von den Straßburger Landpflegern ernannt246 , ebenso ein sogenannter procurator fisci247 • Die Bänne der beiden Dörfer waren mindestens von 1749 bis 1760 verschmolzen248 • Ein Dinghof in Ittenheim gehörte dem Kloster Honau und nach dessen Auflösung 1318 dem Straßburger Kollegiatstift zum Alten Sankt Peter249 • St. Peter verkaufte 1594, 1604, 1620, 1633 und 1662 insgesamt zwei Drittel dem Straßburger Kollegiatstift St. Thomas und 1684 das letzte Drittel der Stadt Straßburg250 • Wegen dieser Berechtigungen kam es nach der französischen Revolution zwischen Ittenheim und Straßburg zu einem längeren Prozeß251 • Der Zehnt war schon vorher Gegenstand eines Prozesses zwischen Ittenheim und dem Straßburger Domkapitel252 • Nonnenweier und Niederhausen. Nonnenweier wurde mit dem Amt Ettenheim bereits im sechsten Kapitel besprochen. Niederhausen wird mit dem Amt Kürnberg im neunten Kapitel behandelt. Allmannsweier und Wittenweier253• Die Dörfer Allmannsweier und Wittenweier liegen, durch Nonnenweier voneinander getrennt, 24 und 28 Kilometer südlich Straßburgs im heutigen Landkreis Lahr. Während des Mittelalters hatten sie die gleiche politische Geschichte wie der Geraidsecker Anteil an Nonnenweier. Als Straßburg diesen Anteil1501 kaufte, erwarb es gleichzeitig ein Vorkaufsrecht auf Wittenweier und Allmannsweier254 • In die Ortsherrschaft teilten sich kurz vor 1550 die Landsberg zu 9 /24, die Lentzel zu 3/:•, die Rathsamhausen zu 3/24, Susanne Spender zu 3/24, die Böcklin von Böcklinsau zu 4/24 und die Widergrün von Staufenberg zu 2/24 255• AM: VI 230/8 no 3 (1736); VI 230/13 (1738); AA 2072 f 56 und 59 (1787). AM: VI 230/8 no 4 (1719); VI 230/9 no 1 (1737); VI 230/13 (1738). 247 AM: VI 230/9 no 2 (1736). 248 AM: VII 1597-1599 (Original des Bannbuchs von 1746---1749 in drei Bänden, die beiden letzten nachträglich vertauscht); VII 1600-1602 (Entwurf); VII 1603, 1615 und 1629 (Bruchstücke); AD: C 561/180 (Karte um 1760). 248 Hofrecht von 1473 mit älterem Kern um 1318 = AM: VI 230/3 no 3 f 13 (Abschrift) = Grimm, Weisthümer I 729-734 (Druck). Einkünfte von 1534 = AM: VII 64/36 (frz. Übersetzung von 1775). Erneuerung von 1617 = AM: VI 230/3 no 6 p 19. t5o AM: VII 64/35 (Bericht 1803). !51 AM: VII 64/35 und 39 (Akten bis 1813). 252 Memoire Ittenheim- Grand Chapitre. m Gemeinsames Schrifttum: Ruppert, Geschichte der Mortenau 231-234; Heizmann, Amtsbezirk Lahr 5-6 und 109-111; Sütterlin, Rieddorf. Karten: GLA: H 1 : 10 000 Allmannsweier (1861) und Wittenweier (1865). Freveltätigungen 1676---1698 = GLA 229/1259; Ungeldordnung von 1685 = GLA: 29/25. 254 Vorn Kap. 6 n 43-48. 2ss AM: VI 304/9 f 409 (nach 1550). 245 246

8. Kap.: Das Amt Illkirch

113

Im Verlauf von über hundert Jahren erwarb Straßburg insgesamt ein Drittel der Dörfer. 1550 verkauften ihm die Eheleute Adolf von Mittelhausen und Susanne Spender 6 /48 für 550 Gulden256 , 1565 Matthias Münch von Münchenstein-Löwenberg 4 /48 für 200 Pfund257 , 1656 die Eheleute Philipp Dietrich Zorn von Plobsheim und Judith von Bärenfels 3/48 für 242 Schilling258 und 1661 die Botzheim ebenfalls 3/48m. Straßburg besaß danach 4 /12, die Kämmerer von Worms genannt Dalberg 3/12, die Holzapfel von Herxheim 3!t2 und die Böcklin von Böcklinsau 2 /12 260 • Der Straßburger Anteil war Eigen, die andern Lehen261 • Die Böcklin hatten ihr damaliges Eigen 1528 den Markgrafen von Baden aufgegeben und trugen es von ihnen zu Lehen bis ins 19. Jahrhundert262 • Allmannsweier und Wittenweier waren zwei getrennte Gemeinden mit je einem Schultheißen und einem Gericht263 • Nur während des Dreißigjährigen Krieges hatten sie vorübergehend einen gemeinsamen Schultheißen284 • Das herrschaftliche Strafgericht (Freveltätigung) fand für beide Dörfer zusammen einmal jährlich in Wittenweier statt265 • Im Auftrag der übrigen Teilhaber führte Straßburg die obrigkeitlichen Geschäfte allein: "obzwahr disse beyde dorffer Aliments und Wittenweyr . . . gemein und unzertheilt das jedoch die underthanen selbiger orden mit consens allerseiths interesenten alleinig von gemeiner stadt Strasburg verordneten ambtman bis anhero guberniert und verambtet worden" 2so. Die Herrschaft Lahr übte in beiden Dörfern ein konkurrierendes Jagdrecht aus267 • In Wittenweier besaß das Straßburger Spital das Kirchen256 AM: I 24b/33 no 4; I 24b/43 f 15; VI 304/9 f 409; Knobloch 28 n 2. Die Eheleute erwähnt Kindler III 94. 257 AM: I 24b/33 no 5; I 24b/43 f 15; Knobloch 28 n 2. Matthias Münch hatte 1561 eine Widergrün geheiratet; Kindler III 156. 258 AM: I 24b/33 no 6; VI 304/4 f 310; Knobloch 28 n 2. Lehr III 247 erwähnt einen Philipp Theodor Zorn. 250 AM: I 24b/33 no 7; VI 304/4 f 310. Über die Botzheim Kindler I 145 und 148-149. 260 AM: VI 305/13 f 259 (1627); VI 304/4 f 310 (1654); no 853/48 (vor 1663). Irrig: Kolb I 14 und III 394; Heunisch 383; Universal-Lexikon 24; Großherzogtum 771; Knobloch 28; Heizmann, Amtsbezirk Lahr 5; Goehner 14; Hötzte, Beiwort 65-66. über die Kämmerer Kap. 5 n 48; über die Holzapfel KindleT II 93- 96 und Deutsch 13; über die Böcklin Kap. 2 n 107. 261 AM: VI 304/4 p 285. 262 GLA: 44/49-53 (Lehenreverse 1528-1854 im Original). 263 GLA: 30/9 (1529); AM: VI 451/3 no 5 (1600); V 73/26 (1661); Sütterlin 88. 264 AM: VI 305/13 f 259 (1627). 265 AM: VI 451/3 no 5 (1600?); VI 305/13 f 262 (1630). 266 GLA: 229/1259 f 3 (1652); ferner AM: VI 304 f 292 und 310 (Einkünfte 1552-1654); VI 305/13 f 261 (1628 Zulassung von Untertanen und Wirten); no 853/48 (vor 1663); Goehner 14. Irrig Knobloch 28 (weil die Dörfer gemein und unverteilt waren). 261 AM: VI 304/5 f 319 (1663). Vgl. Kap. 6 n 51.

8 Wunder

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8. Kap.: Das Amt Illkirch

patronatund seit 1542 pfandweise den Zehnten288 • Pfarrer und Gemeinde traten 1553-1554 zur Reformation über269 • Allmannsweier gehörte ursprünglich zur Pfarrei Ottenheim, wurde 1296 Filiale mit einem eigenen Kaplan270 und 1508 selbständige Pfarrei271 • Das Patronat und der Zehnte standen wie in Ottenheim dem Benediktinerkloster Schuttern zu272 , doch scheint Straßburg den Zehnten während des Dreißigjährigen Krieges beschlagnahmt zu haben, denn der in Allmannsweier begüterte Abt von Gengenbach bat 1633 die Stadt um eine Ermäßigung273 • Allmannsweier wurde um 1563 lutherisch und erhielt 1583 seinen ersten eigenen protestantischen Pfarrer274 • Die evangelischen Pfarrer wurden von Straßburg präsentiert und vom Abt in Schuttern eingesetzt275 • Das Benediktinerkloster Gengenbach gab der Gemeinde Allmannsweier 1529 einen "gulthoff genant zu denn hoffen" in Erbpacht gegen einen jährlichen Zins von 19 Viertel Roggen, 5 Viertel Weizen, 19 Viertel Hafer, 1 Viertel Erbsen, 1 Viertel Linsen und 10 Gulden Bargeld278 • Straßburg verkaufte sein Drittel an Allmannsweier und Wittenweier zusammen mit den Dörfern Nonnenweier und Niederhausen am 11. Mai 1663 an Johann Christoph von der Grün277 •

Hönheim278 • Das Dorf Hönheim oder Hönheim am Saum279 liegt fünf Kilometer nördlich Straßburgs im heutigen Kanton Schiltigheim. Es war, wie wir schon sahen, von 1733 bis 1753 straßburgisch280 • 268 AM: I 24b/43 f 8-9 und 16; VI 304/5 f 319. Irrig: Heizmann, Amtsbezirk Lahr 110 (Zehnt von den Hohenstaufen erkauft); Neu I 164 (Patronat bis zur Reformation beim Kloster Leberau, dann bis 1806 bei den Ortsherren). 269 Neu I 165. 21o GLA: 29/25 (Original). 271 GLA: 29/25 (Original und Druck) = AM: I 24b/43 f 14 (Regest). Irrig Heizmann, Amtsbezirk Lahr 5 (1509). 272 Oben n 270 und 271; AM: V 73/26 (1661); VI 304/5 f 319 (1663); Sütterlin 65. Irrig AM: no 115 f 132 (1634 dem Abt von Gengenbach). 21a AM: no 114 f 266. 274 Neu I 151. m AM: I 24b/43 f 13; VI 304/1 f 11 (1663). 276 GLA: 30/9 (Original); Süttertin 67 (Gegenurkunde 1529); AM: I 24b/43 f 14 (Bestätigung 1618); Sütterlin 80 (1813). 277 Vorn Kap. 6 n 60; Großherzogtum 771 und 985. Irrig: Homannus, Landgraviatus Alsatiae (1745 Allmannsweier städtisch-straßburgisch, Wittenweier bischöflich-straßburgisch); Wolfram, Atlas 10, 11 und 12 (Allmannsweier 1659 und 1697 und 1792 baden-badisch; Wittenweier 1659 und 1697 hohengeroldseckisch, 1792 badisch); Goeh.ner 14 (Verkauf 1604). 278 Schrifttum: Memoire Strasbourg- Klinglin ; Kocher, Geschichte 70-74; Notizen. Karten: AD: C 560/163 (um 1760); 2 P 28 (um 1900). 2 79 AM: VI 75/1a (1516?); Notizen 51. 280 Vorn n 52-55.

8. Kap.: Das Amt Illkirch

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Niederhausbergen281 • Das Dorf Niederhausbergen, sechs Kilometer nordwestlich Straßburgs im heutigen Kanton Schiltigheim, stellte sich 1489 freiwillig unter den Schutz der Stadt Straßburg282 • Es wurde zunächst bevorzugt behandelt und keinem Amt eingegliedert, sondern unmittelbar den städtischen Zentralbehörden der Oberbauherren und Dreier des Pfennigturms unterstellt283 • Erst 1736 dekretierten Rat und XXI, daß "Niederhausbergheim so in keines der statt ambter noch zur zeit gezogen worden ... dem ambt Dorlisheim einverleibet mithin in die besorgung der dasiger jurisdictionalien und gefallen denen hh. landtpflegern des ambts Dorlisheim auffgetragen zugleich dem zu diesem ambt bestelltem ambtschaffner die einnahm und verrechnung desselben intraden anbefohlen gleichwohlen aber h. lt. Fettmesser (Sekretär auf dem Pfennigturm) als ambtmann und notarius Rith als ambtschreiber besagten dorffs bey ihren officijs quoad jurisdictionalia ordinaria gelassen werden könten". Die Bürger Niederhausbergens widersetzten sich heftig ihrer Eingliederung in das Amt Illkirch, mußten sich aber schließlich dem bestimmenden Zwang Straßburgs beugen284 • Das Straßburger Kollegiatstift St. Thomas besaß in Niederhausbergen einen Dinghof mit zwölf Huben zu je 30 Acker Land285 • Das Domkapitel hatte das sogenannte Bußnanger Gut (wahrscheinlich benannt nach dem Straßburger Bischof Konrad von Bußnang 1439-1440) sowie den Zehnten inne286 • Friedrich Kasimir Pfalzgraf bei Rhein, der Statthalter des Evangelischen Domkapitels, versetzte Straßburg am 31. Januar 1609 das Bußnanger Gut (verpachtet für 116 Viertel halb Weizen, halb Roggen) für eine alte Schuld von 6000 Gulden sowie den Zehnten (jährlich 20 Viertel Weizen und 147 Viertel Roggen) für eine alte Schuld von 4347 Gulden. Das Bußnanger Gut sollte nur die Zinsen abgelten (sogenannte Ewigsatzung), der Zehnt die Zinsen und die Hauptschuld tilgen (Totsatzung) 287 • 281 Schrifttum: Kocher, Ortschaften 19-22. Karten: AD: C 563/262 (um 1760); 1 p 139 (1892). 282 Wunder, Gebiet 68. 283 Vgl. Wunder, Gebiet 85. Irrig: Knobloch 41 und 69 (Niederhausbergen im 16. Jh. vom Illkircher Vogt verwaltet), 89 (um 1550 im Amt Illkirch); Kocher, Ortschaften 20 (1489 Amt Illkirch zugeteilt); Crämer, Verfassung 46 (Amt !11kirch 1489 vergrößert); Goehner 14 (vom Ulkireher Vogt verwaltet), 15 (um 1500 und nach 1660 im Amt Illkirch). 284 Wunder, Gebiet 49 n 55. Irrig Schoepflin 270 (1761 Niederhausbergen a

quaestura civitatis immediate regitur). 285 Hofrecht von 1408 = AM: VII 70/10 (Abschrift) = Schilter, Codex, Editio secunda, 373 = Grimm, Weisthümer I 716--718; irrig Kollnig 208 (Verwechslung mit Dinghof Adelshofen; siehe vorn n 221). Ferner AM: VI 242/9 no 3 und 4 (1568). 288 AM: VI 242/10 (1579-1584). 2e1 AM: VI 242/8 (1609-1665).

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8. Kap.: Das Amt Illkirch

Das Straßburger Amt. Wie wir sahen, gehörten dem Amt Illkirc."'l im Laufe der Zeit zehn linksrheinische und vier rechtsrheinische Dörfer an. Die vier rechtsrheinischen Dörfer Nonnenweier, Niederhausen, Allmannsweier und Wittenweier nahmen freilich in dreifacher Hinsicht eine Sonderstellung ein. Zunächst erfreuten sie sich bei der Erhebung der Abgaben einer größeren Selbständigkeit als die linksrheinischen Gemeinden: "die uber rheinische dorffer so auch inn dises ampt gehorig aber zwey als Nonnenwyher und Niderhausen der statt Strasburg allein zustandig die andern beiden Wittenweier und Allmannsweier in gemeinschaft sein deren aller ordinari einkommen seindt auf dem pfennigturm vonn den schultheisen zu berechnen und habe ich mich selbiger ohnebefehlnicht anzunehmen" 288• Zum zweiten unterstanden die rechtsrheinischen Dörfer nicht den Illkircher Landpflegern, sondern bildeten eine eigene "überrheinische" Landpfiegerei, die außer ihnen noch die amtsfreie Burg Fürsteneck und den amtsfreien Schutterwald umfaßte289 • Drittens schließlich blieben die rechtsrheinischen Dörfer nicht bis zur französischen Revolution, sondern nur bis 1663 straßburgisch. Das Amt Illkirch trug seinen Namen nach seinem ältesten und zweitgrößten Dorf Illkirch, bis dieses 1733 abgetrennt wurde. Später benannte man das Amt nach dem größten Dorf Dorlisheim290 • Die Amtleute residierten alle in der Stadt Straßburg selbst291 • Bekannt sind: 1501 Cuntz Merswin292 , 1506 Eucharius Erlin28s, 1525 Klaus Meiger294, 1580 Jakob Herlin2us, 1587-1597 Heinrich Kopp285 , 1620 Balthasar Crauch287,

2BB AM: VI 193/5 f 2 (Bericht 1620). 280 Wunder, Gebiet 85-86 (1539); AM: VI 304/8 f 402 (1662 landtpfleger der uberrheinischen dorffer). Irrig die gesamte Literatur, z. B.: Knobtoch 26 (Amt Fürsteneck 1539 mit Fürsteneck, Nonnenweier, Niederhausen, Schutterwald, Allmannsweier und Wittenweier), 27 (Nonnenweier und Niederhausen im 16. Jh. zum Amt Fürsteneck), 88-89 (Amt Fürsteneck und Amt Illkirch); Borries 174 und 182; Crämer, Verfassung 46 (Amt Fürsteneck mit drei Dörfern Anfang des 16. Jh. gekauft); Hatt, vie 53 (ebenso). 200 BNU: ms 1453 f 7 (1723 Illkirch 153 Familien, Dorlisheim 171); AM: AA 2072 f 1 (1769 Illkirch 219 Familien, Dorlisheim 229); AA 2072 f 55 (1787). 2o1 AM: AA 2072 f 14 (1769). 2&2 AM: VII 61/1 f 14. 293 AM: VII 61/1 f 13. 294 Correspondenz I 190 no 339. 295 AM: VI 193/9. 29 & AM: VII 61/5 hinten (1587); III 262/1 (1597). 297 AM: VI 193/5 f 2.

8. Kap.: Das Amt Illkirch

117

1628 Hans Berthelmus Fuchs298, 1648-1654 Andreas Brackenhoffer299, 1654-1674 Georg Friedrich Muegaoo, 1676-1711 J ohann Michael Brackenhoffer30 t, 1711-1766 Lic. jur. Johann Nikolaus Kämpfero2,

(bei Abwesenheit Dr. Abraham Städel Amtsverweser303,)

1766-1789 Lic. jur. Franz Joseph Adam, katholisch304.

Seit dem 16. Jahrhundert wurden die Amtleute in allgemeinen Angelegenheiten durch sogenannte Amtsschreiber und in Finanzsachen durch sogenannte Amtsschaffner unterstützt. Amtsschreiber waren 1685-1698 1698-1699 1699-1705 1707-1719 1719-1732 1732-1738 1738-1773 1774-1789

Daniel Widtsos, Nikolaus Joseph ZindeJ3°6, J ohann Friedrich Steinmetz307, Nikolaus Deodatus Simonairesos, Lic. jur. Mauritius Vaudin309, J ohann Christoph Fingado310, Lic. jur. Heinrich Ignatius Rumpler311, Lic. jur. Joseph Salomon Rumpler, katholisch312.

Als Amtsschaffner fungierten 1622-1648 Johann Bartholomäus Fuchs313,

später

Benedikt Heinrich Marbach314,

298 AM: VI 305/13 f 260. m BNU: ms 1513 f 181. 300 BNU: ms 1513 f 181 (1654); Mieg 57. Früher Amtmann von Herrenstein; siehe Kap. 5 n 104. Nachher Ratsherr; Mieg 57. 301 Vgl. Regimentsverfassung 1680 und 1711. Frankreich empfahl 1686 Issac Daniel Wilt; Livet, Intendance 465 n 1. 302 AM: no 189 p 156 (Wahl 16. 11. 1711); AA 2071 f 31-35 (Bestallungsrevers 22. 11. 1711); AA 2072 f 10-12 (1766). 3o3 BNU: ms 1513 f 181. 304 Adam war Kemffer fünf Jahre beigeordnet und wurde am 26. 4.1766 gewählt; AM: AA 2072 f 10-12. 3os Schneider, Geschichte 230. sos BNU: ms 1513 f 183; Regimentsverfassung 1699. 307 BNU: ms 1513 f 183; Regimentsverfassung 1705. 308 Regimentsverfassung 1707; BNU: ms 1513 f 183. 309 BNU: ms 1513 f 183. a1o BNU: ms 1513 f 183. 311 BNU: ms 1513 f 183; Regimentsverfassung 1773. m Regimentsverfassung 1789.

au BNU: ms 1513 f 182. 314 BNU: ms 1513 f 182.

8. Kap.: Das Amt Illkirch

118 1736--1740 1740-1773 1774-1786 1786-1789

315

Johann Daniel Unselt, lutherisch111, Johann Ernst Beck318, Johann Ernst Beck (Sohn?) 317, Lic. jur. Johann Heinrich Ober, lutherisch31'.

AM: no 214 p 404-406 (Wahl unter 18 Bewerbern); BNU: ms 1513 f 182.

Regimentsverfassung 1758 und 1773. 317 Regimentsverfassung 1774 und 1786. ats Regimentsverfassung 1789 p 46.

318

Neuntes Kapitel

Das Amt Kürnberg Das Amt1 • Das Amt Kürnberg oder (und) Kenzingen führte seine Namen nach dem Schloß Kürnberg oder Kirnburg, 42 Kilometer südlich Straßburgs in der heutigen Gemeinde Bleichheim (Landkreis Emmendingen), das nicht mit dem Schloß Kirnberg, 80 Kilometer südöstlich Straßburgs in der Gemeinde Dittishausen (Landkreis Hochschwarzwald) verwechselt werden darf2 , und nach der Stadt Kenzingen im heutigen Landkreis Emmendingen3 • Das Gebiet war schon 1203 Allod der Herren von Üsenberg4 und kam bei deren Hausteilung 1290/92 an Rudolf III. von Üsenberg-Kenzingen5• Nachdem Rudolf in der Schlacht bei Göllheim (Landkreis Kirchheimbolanden) 1298 in die Gefangenschaft König Albrechts I. von Österreich geraten war, mußte er seine Herrschaft an Österreich aufgeben und erhielt sie sogleich wieder als Lehen zurück6 • Der letzte seines Sammes, Friedrich von Üsenberg-Kenzingen, verkaufte das Lehen 1352 Markgraf Heinrich IV. von Hachberg7 , dem Schwiegersohn seines Großvetters8 • Heinrich von Hachberg wurde von Österreich nicht belehnt, behielt die Herrschaft aber trotzdem für sich9 • 1358 wurde 1

Beiträge.

Über Kürnberg und Kirnberg Krieger I 1184-1185; Tillmann I 498. 1 Maurer, Geschichte; Krieger I 1139-1149; Keyser, Badisches Städtebuch 271-273; Miller 333-334. Stadtrecht von 1283 = Maurer, Urkunden 237-241; unbekannt Bulst 293. Rechte der Abtei Andlau 1284 = Grimm, Weisthümer I 821-824 = Maurer, Urkunden 241-245. 4 Maurer, Geschichte 48; Miller 333 (1220). Irrig Keyser 260 (Herbolzheim bischöfiich-straßburgisches Lehen der üsenberg). über üsenberg Kap. 3 n 24. 5 Maurer, Geschichte 64 n 2; Maurer, Urkunden 318-319 und 323 n 10; Möller III 240. Irrig: Maurer, Urkunden 196 (1290 Rudolf II.); Wellmer 254 1

(1290). • Maurer, Geschichte 64-66; Maurer, Urkunden 196; Wellmer 254. 7 Fester I h 22-23 no 224 und 226; Maurer, Geschichte 68-70 (nach ihm be-

hielt Friedrich u. a. die Vogtei über Oberhausen und Niederhausen für sich); Wetlmer 258. Die Burg Hachberg oder Hochburg liegt 52 km S Straßburgs in der Gemeinde Sexau, Landkreis Emmendingen. Schrifttum: Fester I und I!; Krieger I 812-815.

8 Der Verwandtschaftsgrad folgt aus Möller III Tafel CI; vgl. auch Maurer, Urkunden 318, 324 und 326. Irrig Knobloch 39 (Neffe). 8 Fester I h 25-31 no 251-305 passim (1357-1372).

9. Kap.: Das Amt Kürnberg

120

er deshalb vom Österreichischen Lehengericht10 und 1365 vom kaiserlichen Hofgericht zur Herausgabe verurteilt11 • Nachdem er 1366 sogar der Reichsacht verfallen war12 , ergaben sich die Einwohner Kenzingens 1369 an Österreich (sich gerichtet und gekeret habent als sy ze recht solten ... zu uns)1 3 • 1372 schließlich verpflichteten sich Heinrichs Söhne, daß sie "die vesti Kurenberg mit aller irr zugehorung unsern herren von Osterrich herwider antwurten sullen" 14• Wann sie die letzten Reste der Herrschaft freigaben, wissen wir nicht. Österreich scheint Kürnberg und Kenzingen an mehrere Teilhaber versetzt zu haben. Jedenfalls löste Konrad von Weinsberg, benannt nach der Burg Weinsberg oder Weibertreu bei Heilbronn, 1417 gewisse Rechte Heinrich Röders, dessen zweite Frau in früherer Ehe mit Dietrich Schnewelin von Landeck (Burg Landeck in der Gemeinde Köndringen, Landkreis Emmendingen) verheiratet gewesen war, für 3000 Gulden ab15 sowie zwischen 1417 und 1422 Rechte des Harnmann Schnewelin von Landeck für 3200 Gulden und der Straßburger Klaus und Heinrich Mayer für 3000 Gulden, wonach ihm Erzherzog Ernst von Österreich am 28. Februar 1422 die Pfandschaft über 9200 Gulden bestätigte16• Wer damals die tatsächliche Gewalt über die Herrschaft ausübte, wissen wir nicht. Weinsberg konnte sie jedenfalls erst zwischen dem 3. März und dem 29. April 1422 in Besitz nehmen17• Er verkaufte sie schon am 20. November 1423 weiter, und zwar für 9200 Gulden an die Stadt Straßburg18 • Straßburg versetzte noch am gleichen Tag eine Hälfte für 3650 Gulden an die Stadt Kenzingen19• Ver10

GLA: 229/77597 (Abschrift) = Fester I h 26 no 259 (Regest). Irrig Wellmer

258 (1357).

Fester I h 28 no 280; Maurer, Geschichte 72. Fester I h 29 no 287. 13 Maurer, Urkunden 299; Maurer, Geschichte 75; Fester I h 30 no 297. 14 Fester I h 31 no 305; Knobloch 39 (Versöhnung zwischen 1372 und 1388). Irrig: Bader, Südwesten 77 (Kürnberg mit Kenzingen 1365 erworben); Keyser 11

12

13 (Kenzingen 1365 erworben) und 260 (Herbolzheim etwa 1415 österreichisch);

Miller 276 (1415). 15 Krieger I 1142; Kindler III 562. Über die Weinsberg Joseph Albrecht und Möller I 46-49 und Tafel XIX. Röder war 1416 Amtmann von Hachberg und 1417 Unterlandvogt des Breisgaus; Fester I h 305 no 2918 und 312 no 2988; K indler III 562. Über die Schnewelin Kindler II 427-430. 16 AM: no 954 f 133 (Abschrift). Irrig: Knobloch 39 (1. 3. 1422) ; Wellmer 278

(1422 an Weinsberg verpfändet). 17 Fester I 349 no 3372 (3. März); Maurer, Urkunden 226 no 106 (29. April). 18 GLA: 21/280 (Original) = AM: no 954 f 133-134 (Abschrift). Irrig (Verkauf 1424): Kolb II 137-138 und 186; Großherzogtum 867; Krieger I 1142; Knobloch 39-40; Goehner 14; Wellmer 278. 19 AM: no 954 f 136-138 (Abschrift). Kenzingen besaß die Hälfte noch 1475; vgl. GLA: 229/77597 (Brief Straßburgs an Kenzingen wegen Niederhausens); Eheberg I 771 (ins 16. Jh. datierter Eid).

9. Kap. : Das Amt Kürnberg

121

mutlieh stehen hinter diesem Geschäft besondere politische oder finanzielle Überlegungen, die wir jedoch nicht kennen. Erzherzog Ernst von Österreich bestätigte das Pfandverhältnis mit Straßburg am 8. März 142420 • Die Herrschaft Kürnberg und Kenzingen umfaßte zur Straßburger Zeit neben der Feste Kürnberg und der Stadt Kenzingen noch sieben Dörfer im heutigen Landkreis Emmendingen: Bleichheim21 , Bombach22 , Herbolzheim zum Teil23, Oberhausen24, Tutschfelden zu einem Viertel25, Wagenstadt26 und ab 1503 Niederhausen.- Bleichheim gehörte zunächst nur zur Hälfte in die Herrschaft und zur andern Hälfte der Familie von Staufen, benannt nach der Stadt Staufen, 77 Kilometer südlich Straßburgs im Landkreis Müllheim27 • Trutprecht von Staufen, der 1461-1487 nachweisbar ist, verkaufte Straßburg 1467 die zweite Hälfte für 800 Gulden28 • Erzherzog Siegmund von Österreich erhöhte deshalb am 8. Februar 1488 auch die Pfandsumme für die Herrschaft Kürnberg um 800 Gulden29 • Straßburg verpflichtete sich am 5. Januar 1489, bei einer Lösung der Herrschaft auch die gesondert gekaufte Hälfte Bleichheims herauszugeben30. - Herbolzheim war 1449 befestigt31, wurde 1457 noch als Dorf bezeichnet32 und nannte sich selbst 1468 eine Stadt33 • - Über Niederhausen wird gleich noch im einzelnen zu handeln sein. Straßburg behielt die Herrschaft Kürnberg fast ein ganzes Jahrhundert lang. König Friedrich III. von Österreich erlaubte zwar 1442 Markgraf Wilhelm von Hachberg die Auslösung3 4, aber sie wurde nicht verGLA: 21/280 (Original) = AM: no 954 f 134-135 (Abschrift); erwähnt II 74 no 1600; Knobloch 40 n 1. Gegenurkunde in AM: no 954 zwischen f 134 und 135 (Abschrift). 20

Fester

40. 40-41. Seit jeher zu Kürnberg; Maurer, Urkunden 319 (um h 22 no 224 (1352). 40 (1490 Wilhelm Bock 1/a, 1493 Friedrich von Schönberg 1/a, 1514 Straßburg 1/ 2 und Ludwig Mieg 1/2) . über die Stadt Herbolzheim Keyser 259260 und Miller 276. 24 GLA: 229/77597 (1475). Irrig Knobloch 27 (Anfang 16. Jh. beim Amt Illkirch), 38 (bei Kürnberg nicht genannt), 41 (auf kurze Zeit bei Illkirch), 89 (um 1550 bei Illkirch). 25 Knobloch 41. Hof- und Dorfrecht = Grimm, Weisthümer I 367-368. 26 AM: III 69/11 (1566 übergibt Straßburg Österreich alte Dokumente über die Herrschaft Kürnberg, darunter einige über Wagenstadt); Knobloch 38 und 41. Hof- und Dorfrecht = Grimm, Weisthümer I 367-368. 27 Über Staufen: Krieger II 1045-1053; Miller 635-636. 28 AM: VI 451/2. Irrig Knobloch 40 (1514 Dietrich von Staufen). 29 GLA: 21/280 (Original). ao GLA: 21/280 (Original). 31 Knobloch 38 n 1. Irrig Keyser 259 (nie Wehranlagen). 32 Krieger I 936. 33 Knobloch 38 n 2. Irrig Miller 276 (erst 1810). 34 Fester II 92 no 1709 (Urkunde Wilhelms vom 25. 8.). Das Original soll nach GLA: 21 Buchrepertorium in GLA: 21/280 liegen, war dort aber 1961 nicht Knobloch Knobloch 1290); Fester I 23 Knobloch 21 22

122

9. Kap.: Das Amt Kürnberg

wirklicht35 • Ebensowenig hatte ein 1450 zwischen Herzog Albrecht von Österreich und Hans von Rechberg (Burg Rechberg oder Hohenrechberg bei Gmünd) über Kürnberg geschlossener Vertrag38 irgendwelche erkennbaren Folgen. Straßburg verwaltete seine Herrschaft durch folgende Amtleute: 1442 Friedrich von Snellingens7, 1443-1465 Hans ReiffSS, 1505 Sebastian von Landeckat.

Kaiser Maximilian von Österreich erlaubte am 3. Mai 1515 Wolfgang von Hürnheim-Tutenstein (Burg Hürnheim oder Niederhaus bei Nördlingen; Burg Tutenstein oder Dautenstein in der Gemeinde Seelbach im Landkreis Lahr), die Herrschaft Kürnberg von Straßburg an sich auszulösen40. Hürnheim tat es sofort41 , und am 18. Mai 1515 bestätigte ihm Kaiser Maximilian, daß er ihm die Herrschaft Kürnberg für 9200 Gulden versetzt habe42. Die oben erwähnten Rechte in Bleichheim verkaufte Straßburg dem Hürnheim erst am 13. Dezember 1531 für 800 Gulden43 . Nach Hürnheim kam die Herrschaft Kürnberg noch mehrmals in andere Hände. 1541 war die Stadt Kenzingen an der Herrschaft beteiligt44. 1544 erhielt sie Johann Pongartner von Fongarten zu Robenschwangau und Erbach46. Ferdinand I. von Österreich löste sie 1564 zurück46. Niederhausen47 • Das Dorf Niederhausen, 38 Kilometer südlich Straßburgs im heutigen Landkreis Emmendingen, hatte früher mit dem benachbarten Oberhausen den Bann, die Gemeinde und das Gericht gemeinsam. Beide Dörfer gehörten wie die Herrschaft Kürnberg den Her-

zu finden.

ss Fester II 92 no 1709.

Erwähnt in GLA: 21 Buchrepertorium. Das Original fehlte 1961 in GLA: 21/280. 37 AM: no 954 f 188. 38 Kindler, Buch 266; AM: charte 18 fevrier 1465 VCGK 20. se KindZer li 429; Krieger li 15. ~ 0 GLA: 21/257 = 21/281 (Abschriften). 41 AM: VI 453/2 und 3. Irrig Knobloch 41 (Lösung bald nach 1515), 89 (um 1550 Oberhausen noch straßburgisch). ~2 GLA: D 1160 (Original); Maurer, Urkunden 233 no 133; Wellmer 290. 43 AM: VI 451/2. u GLA: 229/77598 (Brief an die vorderösterreichische Regierung in Ensisheim). 45 Maurer, Urkunden 234 no 138. ~• Hölzle, Beiwort 6; Wellmer 290. 47 Schrifttum: Beiträge 74--85. Karten: GLA : H Gemarkungsplan Oberhausen 1 (1772); H 1 : 10 000 Niederhausen (1871). 31

9. Kap.: Das Amt Kürnberg

123

ren von Üsenberg48 und kamen vermutlich zusammen mit Kürnberg nach 1372 an Österreich. Österreich scheint Niederhausen am Ende des 14. Jahrhunderts an die Freiburger Familie Schnewelin veräußert zu haben, denn Hanemann Schnewelin von Landeck hatte es am 14. Juni 1401 in Besitz49 • Seine Rechtsnachfolger verkauften es am 7. Juli 1503 für 3500 Gulden als Allod an Straßburg: "Sebastianus de Landeck et Clara de Landeck nata de Beyern eius uxor ... tradiderunt villam Niederbusen cum ... superioritate . . . non sit dotalis nec feodalis50." Niederhausen war eine sogenannte Etterherrschaft, das heißt, daß sich die Hoheitsrechte seiner Herren und Einwohner regelmäßig auf die geschlossene Ortschaft beschränkten, während der mit Oberhausen gemeinsame Bann den Herren und Bürgern Oberhausens unterstand51 • Die verwickelte Ortsverfassung führte indes zu unablässigen Streitigkeiten zwischen allen Beteiligten52 • 1497 verglichen sich Oberhausen und Niederhausen in Gegenwart ihrer Herren dahin, daß bestimmte Geldstrafen von zehn Pfund Pfennig "furdishin uff sehs pfunt gesetzt werden davon sollent der herrschafft Obernbusen zwey pfunt werden und zwey pfunt den von Obernbusen und die uberigen zwey pfunt den von Nidernhusen die sollent dann irer herrschaft das ein pfunt dovon verfolgen"sa. Der Bann, die Gemeinde und das Gericht unter einem Vogt oder Schultheißen war nach diesem Vertrag noch für beide Dörfer gemeinsam. Schon bald danach scheint sich jedoch Niederhausen mehr und mehr verselbständigt zu haben54 • Das entscheidende Datum war wahrscheinlich ' 8 Maurer, Geschichte 56 (seit 116~1231); Maurer, Urkunden 196 und 319 (um 1290), 200 no 16 (1306); Krieger I 1141-1142 (1343); GLA: 229/77597 (1398 Zeugenverhör). Über die üsenberg Kap. 3 n 24. ' 1 Maurer, Urkunden 223 no 95. Über die Schnewelin n 15. 50 Wunder, Gebiet 52 n 75. Richtig: Großherzogtum 907; Knobloch 28; Goehner 14. Irrig: Kolb II 327 (Landeck 1540 an Ziegler, Ende 16. Jh. an Rathsamhausen, von diesen an Straßburg, dann an Freiburger Deutschordenskommende); Universal-Lexikon 829 (1540 an v. Ziegler in Freiburg, Ende 16. Jh. an Rathsamhausen, dann Straßburg und endlich Deutschordenskommende); Beiträge 75 (von einem Üsenberger an die Landeck verkauft, von ihnen an die Deutschordenskommende veräußert, wieder eingelöst und 1475 an Straßburg verpachtet, 1503 für 20 Pfund Freiburger Währung verkauft). 51 GLA: 229/77597 (1475); AM: VI 278/1 f 1 (1542). Allgemein über den Etter als inneren Dorfraum Bader, Dorf 74--117. Über die Etterherrschaft Odratzheim Kap. 13 bei n 111-140. &! AM: VI 298/1 (14.-16. Jh.); VI 303 (15. Jh.-1607); VI 297/13 (1571-1573); VI 304/1 (1602-1653). 53 AM: no 954 f 268 = no 956 f 59 (Abschriften). 5' AM: VI 305/7 f 42 (16. Jh. Vogt und Heimburger); VI 68/5 no 4/1 (1532 Vogt und Bote); VI 303 f 144 (1563 Schultheiß und Gemeinde); VI 303 f 418419 (1603 gemeinsamer Bann, getrennte Gerichte); IV 68/5 no 4/3 (1662 Vogt und Bote); VI 297 vor 1 (1739 vogt zu Niederhausen nomine der dortigen ge-

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9. Kap.: Das Amt Kürnberg

1515, als Oberhausen mit der Herrschaft Kürnberg an Wolfgang von Hürnheim-Tutenstein kam, während Niederhausen bei Straßburg blieb. Ein Vertrag zwischen Straßburg und der vorderösterreichischen Regierung in Ensisheim von 1541 geht auf diese Entwicklung nicht näher ein55• Im gleichen Jahr 1541 heißt es über die Abgrenzung des Etters "so ein frevel zu Niderhusen uff dem etter zaun beganngen unnd einer daruff geschlagen viel er hinein so wer der frevel der herschafft von Lanndeck jetzt der stat Straspurg viel er herus ubern zaun so wer der frevel der herschafft Kurnnberg" 58• Der Grenzzaun konnte von Niederhausen versetzt werden, bis 1550 die Ettergrenze versteintund dadurch für immer festgelegt wurde: "die von Niderhausen allwegen moegen unnd macht gehabt ... denselben zu weytern unnd zu engern ... so seye die oberkeytt allweg ganngen soweith der etter gewesen klein oder groß" und "zeygen ... die lanndtherren ahn das die versteynung des etters zu Niderhausen gescheen" 57• Die Freiburger Kommende des Deutschen Ordens58 kaufte 1357 einen Hof und die Kollatur der Pfarrei Oberhausen, zu der auch Niederhausen gehörte59 • Die Kommende bezog in der ganzen Pfarrei den großen Zehnten von Vieh, Getreide und Wein60 , während der Pfarrer von Oberhausen den kleinen Zehnten von Hanf, Heu, Rüben, Bohnen, Mastei (Schweinefutter), Kraut, Obst, Lewat- und Maagsamen (Mohn), Welschkorn (Mais), Tabak, Federvieh und Schweinen erhielt61 • Die Kommende trug als Zehntherr die Baulast für Chor und Turm der Kirche; die Gemeinde kam für das Langhaus auf62 • Die Landesherrschaft über den Etter Niederhausen stand ursprünglich wohl ausschließlich der Stadt Straßburg zu. Noch 1540 schrieb die Österreichische Regierung in Breisach den Straßburgern über "euere untertanen zu Niederhausen" 63 • Schon im nächsten Jahr behauptete aber Kenzingen, daß "die hoch oberkeit on alles mittel dem haus Osterreich" meinde); Beiträge 85 (1740 Vogt, Heimburger und vier Gerichtsherren); Gemeindearchiv Niederhausen: B IV 1/6 (1833 Abteilung des Banns durch Erkenntnis des Bezirksamts Kenzingen). 55 AM: VI 298/1 p 153-154 (Entwurf). 58 GLA: 229/77 598. 57 AM: VI 278/1 f 10-11 und 17. Den Originalvertrag erwähnt AM: I 24b/33 no 13. 58 Über sie zuletzt Müller, Beschreibung XVII. 59 Fester I h 25 no 248; Beiträge 82. Vgl. GLA: 229/77653 (1563); Müller, Beschreibung 26. 60 AM: VI 303 f 142 (1563); Beiträge 82; Müller, Beschreibung 28. 61 AM: VI 303 f 142-143 (1563); Beiträge 82. 62 Beiträge 82. 63 AM: VI 297/9a no 1.

9. Kap.: Das Amt Kürnberg

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zustehe. Wie dem auch gewesen sein mag, Straßburg räumte Österreich jedenfalls 1573 die "hohe landesfürstliche Oberkeit" ein, die nach dem Vertrag in einer konkurrierenden Steuer- und Wehrhoheit bestand64 • Schon bald beanspruchte Österreich auch die Religionshoheit. Straßburg hatte nämlich 1561 einen ersten65 und nach dessen Tod 1583 einen zweiten lutherischen Pfarrer angestellt66 , die die meisten Einwohner Niederhausens reformiert hatten. Österreich versuchte nun seit 1586, das Dorf zu rekatholisieren und insbesondere den lutherischen Geistlichen auszuweisen07. Straßburg berief sich vor allem auf § 15 des Augsburger Religionsfriedens von 1555, der allen Reichsständen in ihrem Gebiet die Religionshoheit zugestand (cuius regio, eius religio) 68 • Die Frage war nur, ob Niederhausen im Sinne dieser Bestimmung österreichisches oder straßburgisches Gebiet war. Straßburg leistete Österreich jedenfalls hartnäckigen Widerstand69 und mußte sich erst 1655 endgültig geschlagen geben, als Österreich die letzten Lutheraner aus Niederhausen auswies70. Straßburg meinte wohl zu Recht, daß diese Ausweisung dem Westfälischen Frieden widerspräche, der für die Religionszugehörigkeit 1624 als Normaljahr festsetzte 71 • Acht Jahre später, am 11. Mai 1663, verkaufte Straßburg das Dorf Niederhausen zusammen mit Nonnenweier, Allmannsweier und Wittenweier an Johann Christoph von der Grün72. Der Verkauf wurde am 26. Mai 1663 Österreich als Landesherrn mitgeteilt'3 • Von der Grüns Erbe, Samson von Rathsamhausen, verkaufte Niederhausen am 18. April 1701 für 10 400 Gulden der Freiburger Kommende des Deutschen Ordens. Als Landesherr machte Österreich diesmal sofort ein Vorkaufsrecht geltend und nahm das Dorf 1702 kurzerhand gewaltsam in Besitz (Kays. May.... retractum ... via facti . .. bedienet). Der Deutsche Orden mußte sich der stärkeren politischen Macht wohl oder übel beugen74. 64 65 66

Gebiet 52-53. AM: VI 304/10 f 366; GLA: 229/77653; Neu I 71; Beiträge 75.

Wunder,

Neu I 71.

Ausführlich AM: VI 303 t 197-295, insbesondere f 255. III 543-569 = Zeumer 341-370 (Drucke). 69 Prozeß beim Österreichischen Gericht in Ensisheim 1599-1619; AM: IV 68/5 no 4/2 und no 5; VI 305/7-10; VI 306/1; GLA: 229/77686. 70 AM: VI 304/1 f 87 (1652); VI 304/3 f 275- 276 (1658); GLA: 229/77687 (ausführlich). Irrig: Kolb II 327 (1604 lutherisch, aber nur etwa 30 Jahre); Universal-Lexikon 829 (1604 bis etwa 36 Jahre später war die Reformation eingeführt); Beinert, Geschichte 75 (im 30j. Krieg von neuem evangelisch; 1652 vierter Glaubenswechsel). 71 Instrumenturn Pacis Osnabrugense (Sammlung III 574---604 = Zeumer 67

68

Sammlung

395-434) V 31. 72 Kap. 6 bei n 61. 73 AM: VI 304/5 f 328. 74 GLA: 229/77710 hinten = 229/77711 hinten (1706 Facti species); Beiträge 76. Zu Rathsamhausen vgl. Kap. 6 n 65.

Zehntes Kapitel

Die Grafschaft Saarwerden 1 Die Burg Saarwerden, 62 Kilometer nordwestlich Straßburgs im heutigen Stadtgebiet Saarwerden, war seit dem 12. Jahrhundert Mittelpunkt einer kleinen Grafschaft, die im Sommer 1399 auf Friedrich Il. Graf von Moers (Stadt Moers im Regierungsbezirk Düsseldorf) überging2 • Sein Sohn Johann I. erbte beim Tod seines Vaters 1417/18 die Grafschaft Saarwerden3, heiratete 1419/20 Adelheid von Geroldseck-Lahr' und erwarb beim Tod seines Schwiegervaters 1424/26 die Herrschaft Lahr5 • Johanns Sohn Jakob I., "grofe von Morse grafe zu Sarwerden und herre zu Lare", versetzte Straßburg am 16. November 1456 ein Viertel der Grafschaft Saarwerden für 2000 Gulden. Zur Grafschaft gehörten damals Stadt und Schloß Saarwerden, die Stadt Bockenheim (seit 1794 Teil der Stadt Saarunion), das Schloß Sankt Lorentzen (Kanton Saarunion), sowie die sechs Dörfer Rarskirehen (Kanton Saarunion), Berg (Kanton Drulingen), Wolfskirchen (Drulingen), Domfessel (Saarunion), Weyer (Drulingen) und Hirschland (Drulingen) 6 • Wie Straßburg seinen Anteil verwaltete und ob es insbesondere einen eigenen Amtmann bestellte, wissen wir nicht. Die letzte Spur seines Rechtes findet sich 1488, als Johann III. von Moers-Saarwerden versprach, den Vertrag von 1456 einzuhalten7 • Wahrscheinlich wurde die Pfandschaft wenig später zurückgelöst

Fischer, Histoire; Herrmann. Herrmann II 116. Über die Grafen von Moers ebendort n 13. s Herrmann II 131 datiert den Tod ins Frühjahr 1418, auf der Tafel 2 ins 1

1

Jahr 1417.

Herrmann I 331 no 886 (Ehe- und Erbvertrag 1419), I 333 no 888, II 66. Das Jahr 1424 überliefert Fischer, Histoire 51. Für 1426 Stein 39; Möller I 12 und Tafel V; Binz 42; Hug 6, 9 und 19; Heizmann, Amtsbezirk Lahr 42; Batzer 345 und 477; Rieder 24; Herrmann II 66 und Tafel2; Keyser, Badisches Städtebuch 16; Roth 22; MiHer 369 und 415. o AM: charte 31 decembre 1467 IV 116 = no 954 f 241-244 (Abschriften) = Herrmann I 398 no 1084 (Regest); Herrmann II 135. 7 AM: no 956 f 267 (Abschrift) = Herrmann I 493 no 1415 (Regest). 4

6

Elftes Kapitel

Die Herrschaft Lahr 1 Die Gegend um Lahr2 , 28 Kilometer südlich Straßburgs im heutigen Regierungsbezirk Südbaden, scheint ursprünglich meist Reichsgut gewesen zu sein, das mit der Ortenau im 11. Jahrhundert an die Herzöge von Zähringen, nach deren Aussterben 1218 an Kaiser Friedrich II. und nach dessen Absetzung 1246/47 an den Straßburger Bischof Heinrich von Stahleck (1245-1260) kam3 • Er und seine Nachfolger Walter von (Hohen-) Geroldseck. (1260-1263) und Heinrich von Geroldseck. am Wasichen (1263-1273) überließen wohl einige Ortschaften ihren Gefolgsleuten, unter anderem den Herren von (Hohen-) Geroldseck.4, die sich nach der Burg Geroldseck. oder Hohengeroldseck., 32 Kilometer südöstlich Straßburgs in der heutigen Gemeinde Schönberg (Landkreis Lahr) nannten5 • Die (Hohen-) Geroldseck. können andere Rechte bereits früher als Allod besessen oder von Merboto von Mahlberg (erwähnt 1215-1232) geerbt haben6 , dessen einzige Tochter Heilika 1252 mit Walter I. von (Hohen-) Geroldseck. verheiratet war7 • Lahr war jedenfalls um 1250 im Besitz der (Hohen-) Geroldseck.8 , Mahlberg 12659 , Sulz 1275 10 und Dinglingen, Kippenheim und Mietersheim wahrscheinlich vor 127711. - Lahr wird 1215 1

Reinhard; Ruppert; Geschichte der Mortenau; Heizmann, Amtsbezirk

Lahr.

2 Stein; Heizmann, Amtsbezirk Lahr 41--45; Knausenberger; Keyser, Badisches Städtebuch 287-290; Roth; Mitler 369-370. 3 So etwa Keyser 303 für Mahlberg. Zur Ortenau Kap. 7 bei n 9-22. 4 So Heizmann 42 für Lahr; Heizmann 51 für Mahlberg. Fragend Knausenberger 22 für Lahr. 5 über (Hohen-) Geroldseck Kap. 2 n 99. Über Geroldseck am Wasichen Kap.

4 n 116.

So Stein 22-23 für Mahlberg und vermutungsweise für Lahr. MöLler I 12; Rieder 23. 8 Krieger II 7; Keyser 287 unter 3a. Lahr galt spätestens seit 1299 als Allod; Reinhard II 40--42. 8 Konradin verkaufte Mahlberg 1265 den Geroldseck; Heyck 515; Keyser 303 unter lOa. Es galt schon 1299 als Reichslehen; Reinhard II 40--42. Die erste Belehnung erfolgte jedoch erst 1312; Keyser 303. Schrifttum über Mahlberg: Binz; Heizmann 5~53; Rieder; Keyser 302-305; MHler 414--415. 10 Ludwig, Sulzer Ortsgeschichte 2; Heizmann 104. Schrifttum: Ludwig, Sulzer Ortsgeschichte; Heizmann 103-105. u Vgl. bei n 16. Schrifttum: Heizmann 8-10, 36-39 und 56-57; Ludwig, Mietersheimer Ortsgeschichte; Kleiber; Sü.tterlin, Streit. 8

7

128

11. Kap.: Die Herrschaft Lahr

zum erstenmal genannt12 und hatte wohl schon damals einen eigenen Bann13, der von dem 1804 eingemeindeten Dorf Burgheim14 und dem 1933 eingemeindeten Dorf Dinglingen getrennt war15• Die (Hohen-) Geroldseck teilten ihren Besitz 1277 derart auf, daß Heinrich I., der Stammvater der Linie Hohengeroldseck, unter anderem die Burg Hohengeroldseck erhielt und seine Neffen Heinrich II. und Walter III., die die Linie Geroldseck-Lahr begründeten, unter anderem Lahr, Mahlberg und Sulz16• Dinglingen, Kippenheim und Mietersheim wurden nicht ausdrücklich genannt, weil sie wohl als Zubehör von Lahr galten. Die Linie Geroldseck-Lahr starb 1424/26 mit Heinrich V. aus, der seine Herrschaft seinem Schwiegersohn Johann I. Graf von Moers zu Saarwerden vererbte11 • Dessen Sohn Jakob I. versetzte 1442 die halbe Herrschaft Lahr für 30 000 Gulden an Markgraf Jakob I. von Baden18 • Der Sohn Jakobs, Karl I. von Baden, geriet am 30. Juni 1462 bei MannheimFriedrichsfeld in pfälzische Gefangenschaft1 9 und mußte für seine Freilassung 100 000 Gulden bezahlen20 • Um sie sich zu beschaffen, bat er unter anderem um die Lösung der Herrschaft Lahr21 • Jakob I. von MoersSaarwerden kam diesem Wunsch vor dem 26. Juli 1463 nach, löste die halbe Herrschaft Lahr für 30 000 Gulden zurück22 und versetzte sie gleich wieder von neuem, und zwar für 30 000 Gulden gemeinsam an Karl I . von Baden und die Stadt Straßburg23 • Im Ergebnis übertrug also Karl I. von Baden ein Viertel der Herrschaft Lahr auf Straßburg. Auch die finanzielle Transaktion fand nur zwischen diesen beiden statt24 • Krieger II 9; Knausenberger 16---17; Miller 369. Stein 27 (1267 infra banum ville de Lahre) = Keyser 287. Irrig demnach: Gothein 134 (keine eigene Gemarkung, sondern auf Dorffluren von Burgheim und Dinglingen angelegt); Roth 67 (gemeinsamer Bann mit Dinglingen und 12

13

Mietersheim, der erst 1788 geteilt wurde); MiHer 369 (vor Ende des 13. Jh. keine eigene Gemarkung). 14 Knausenberger 12-15 und 58-62. u Keyser 289 unter 14e; Roth 68. 16 Wie Kap. 2 n 99. 17 Wie Kap. 10 n 4 und 5. 1s Reinhard II 158-162 (Druck) = Fester III 129 no 6200 = Herrmann I 368 no 1005 (Regesten). 19 Fester IV 154 no 8929. 20 Fester IV 173 no 9060. 21 Herrmann I 416 no 1137. 22 Fester IV 178 no 9106 = Herrmann I 412 no 1127. Irrig Herrmann II 195 (Jakob löste ein Viertel, um den badischen Einfluß nicht zu stark werden zu lassen). 23 AM: no 954 f 256-258 (Abschrift) = Reinhard II 187-192 (Druck) = Fester IV 179 no 9110 = Herrmann I 412 no 1129 (Regesten); erwähnt Stein 41; unbekannt Knobloch; irrig Roth 22 (1462). 24 Fester IV 179 no 9116, 180 no 9120 und 9122, 306 no 10256.

11. Kap.: Die Herrschaft Lahr

129

Als die Herrschaft Lahr zu einem Viertel straßburgisch wurde, rechnete man zu ihr die zwei Städte Lahr und Mahlberg und die vier Dörfer Dinglingen, Mietersheim, Sulz und Kippenheim25 • Wie Saarwerden, Baden und Straßburg ihren gemeinsamen Besitz verwalteten, wissen wir nicht im einzelnen. Grundsätzlich dürfen wir mit ähnlichen Verhältnissen rechnen wie sie wenig später eine Amtsordnung von 1497 schildert26 • Nur die kirchlichen Rechte zeichnen sich für die Straßburger Zeit genauer ab. Lahr gehörte noch zur Pfarrei Burgheim27, dessen Kollatur badisches Lehen der Vettern Wilhelm Röder von Renehen und Georg Röder von Offenburg war28. Mahlberg war Filialkirche von Kippenheim20; die dortige Kollatur gehörte 1414 in die Herrschaft Lahr30. In Dinglingen gelangte die Kollatur 1355 von den Geroldseck an das Bistum Straßburg31 • Auch Mietersheim hatte im Mittelalter eine eigene Pfarrei32 , deren Kollator wir leider nicht kennen. In Sulz schenkte Walter IV. von Geroldseck-Lahr 1341 die Kollatur und den Zehnten dem Augustinerkloster Lahr33 . Von den herrschaftlichen Bediensteten kennen wir nur 1455-1466 Andreas Röder, erst badischer, seit 1463 auch Straßburger Amtmann34, 1467 Georg von Bach, badischer Amtmann35, 1468-1478 Hans Voltz, Straßburger Amtmannae. Jakob I. von Moers-Saarwerden löste die an Baden und Straßburg gemeinsam versetzte Hälfte der Herrschaft Lahr 1480 aus37 und versetzte sie sofort wieder Baden allein38. Von der andern Hälfte wollten seine Söhne Johann III. und Jakob I. 1485 eine Hälfte, also ein Viertel des 25 Fester IV 179 no 9117 = Herrmann I 414 no 1135 (Burgfrieden). Vgl. Herrmann I 342 no 922 (1426); Grimm, Weisthümer I 408-412 = Fester III 290 no 7373-7374 (1452 auch 1/2 von Friesenheim und Ottenheim); Herrmann I 395 no 1075 (1455); Fester IV 309 no 10277 (1472); Herrmann I 458 no 1297 (Burgfrieden 1480); Herrmann I 522 no 1518 (Burgfrieden 1497). 26 Herrmann I 525 no 1531 (Regest). 27 Knausenberger 60; Keyser 289 unter 15d. 28 Knausenberger 59-60. 29 Heizmann 52; Keyser 304 unter 15d. 3 Krieger I 1167. 31 Heizmann 10; Neu I 160. 32 Heizmann 57. 33 Ludwig, Sulzer Ortsgeschichte 64. Die bei Ludwig 2 und Heizmann 105

°

für 1351 erwähnte Schenkung ist danach nur eine Bestätigung. Das Augustinerkloster Lahr wurde 1482 in ein Kollegiatstift umgewandelt; Krieger II 9. 34 Fester IV 25 no 7867 (1455), 150 no 8900 (1462), 363 no 10699 (1463-1464), 208 no 9362 (1466). 35 F ester IV 224 no 9505. 36 Herrmann I 426 no 1172 (1468); Krieger I 8 (1478). 37 AM: no 954 f 256 (Notiz) ; Stein 41. 38 Reinhard II 213-218 (Druck) = Herrmann I 457 no 1295 (Regest). 9 Wunder

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11. Kap.: Die Herrschaft Lahr

Ganzen, für 25 000 Gulden eigentümlich an Straßburg verkaufen; aber Kaiser Friedrich III. verweigerte seine Zustimmung39 • Johann III. verkaufte dann 1497 die bereits versetzte Hälfte endgültig an Baden40 und behielt die andere Hälfte endgültig für sich. Die Grafen von Moers-Saarwerden starben 1527 aus und wurden von den Grafen von Nassau-Saarbrücken beerbt41 • Nassau Saarbrücken und Baden-Baden teilten die bis dahin gemeinsame Herrschaft Lahr 1629 derart auf, daß Nassau-Saarbrücken die ganze Stadt Lahr mit Zubehör und Baden-Baden die ganze Stadt Mahlberg mit Zubehör erhielt42 • Lahr war 1659-1727 an Baden-Durlach versetzt43 • Mahlberg fiel beim Aussterben der Linie Baden-Baden 1771 an Baden-Durlach44, Lahr 1803 an Baden45 • Sulz, Kippenheim und dessen Filialorte Mahlberg, Kippenheimweiler und Schmieheim, alle im heutigen Landkreis Lahr, besaßen gemeinsam einen abgesonderten Wald, der erst 1806 aufgeteilt wurde46 • Es handelt sich um die östlichen Teile der Gemarkungen Sulz und Sehrnieheim und die angrenzenden Exklaven der Gemeinden Kippenheimweiler, Kippenheim und Mahlberg47.

Herrmann I 480--482 no 1372-1377. Herrmann I 521-523 no 1516-1519 (vier Verträge). 41 Reinhard I 106; Fischer, Histoire 77; Ruppersber g I 251; Reichsland 951; Herrmann II 73 und Tafel 2. Irrig: Ruppert, Geschichte der Mortenau 127 (1507 Nassau); Hölzle, Beiwort 42 (Lahr Anfang 15. Jh. an Nassau); Neu I 273 (1497 Baden-Baden, 1507 Nassau); Roth 22 (1517 Nassau). 42 Reinhard II 391-399; Stein 59-60; Fischer, Histoire 70 ; Ruppert 352; Krieger, Geschichte 90; Krebs, Geschichte 158; Keyser 17; Roth 23. 43 Hölzle, Beiwort 42; Keyser 17. Irrig Roth 23 (60 Jahre an Baden-Baden). 46 Keyser 304 unter 10a. 45 Reichsdeputations-Hauptschluß (Zeumer 509-528) § 5. 48 Ludwig, Sulzer Ortsgeschichte 33--41; Bader, Dorfgenossenschaft 153. 47 Vgl. Gemarkungskarte. 39

40

Zwölftes Kapitel

Das Amt Wasselnheimt Wasseinheim war nach Illkirch das zweitälteste Amt, das Straßburg bis zur französischen Revolution behielt. An wichtigen Quellen haben sich die Landpflegerprotokolle für 1520 bis 17842 und die Amtsrechnungen für 1690 bis 1788 erhalten3 • Zum Amt gehörten die sechs Dörfer Wasselnheim, BrechUngen, Friedolsheim, Ittlenheim, Zehnacker und Flexburg sowie die zwei Wälder Geißhecken und Ödenwald4• Wasselnheim5 • Der Hauptort Wasseinheim liegt 23 Kilometer westlich Straßburgs im heutigen Arrondissement Molsheim. Er wird 754 zum erstenmal genannt, als die Nonne Adala ihr Erbe zu "Wazzeleneheim", nämlich Grundstücke, den halben Zehnten und das halbe Kirchenpatronat (id est cum terris seu decimacione dimidie ecclesie), dem Kloster Hornbach schenkte6• Hornbach, 73 Kilometer nordwestlich Straßburgs im heutigen Landkreis Zweibrücken, war um 742 vom heiligen Pirmin gegründet worden7 • Es behielt seine Rechte in Wasseinheim bis nach der Reformation. Die Herrschaft über Wasseinheim wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts vom Straßburger Bischof und dem Reich beansprucht. Vom Kaiser ernannte Schiedsrichter sprachen sie 1221 dem Bischof zu8 • Die Bischöfe 1 AM: no 853/45 = VII 78/21 (Berichte des 17. Jh.); SchoepfLin 209-210; Helmer; Fischer, Amt; Knobloch 70-77. 2 AM: VII 76/1 (1520-1735); VI 234-235 (1717-1746); VI 253-254 (17471784). 3 AM: VII 1193-1198 (1690-1788) ; VII 79/1 (1786). 4 Irrig K i rchner 1648 p 19 (auch Romansweiler und Koßweiler; siehe dazu Kap. 13). 5 Schrifttum: Wirth; Will, bouchers; Will, Notizen; Barth 1653-1659; Bopp 59-60; Hotz 261. Karten: AD: C 570/395 (1762); AM: AA 2068 f 126 (1767). 8 Schoepflin-Lamey I 33 (Druck) = Neubauer 1 no 3 = Bruckner 104 no 174 (Regesten); Fischer, Amt 4; Reichsland 1183. Erneuerung des Dinghofs von 1516 = AM: VI 703/3. 7 N eubauer 1 no 1-3; Lauer 23. Über Hornbach Neubauer, Pöhlmann und Doll. Über Pirmin Gugumus und Lauer. 8 Fischer, Amt 6; Bloch II 29-30 no 868-869; ähnlich Bloch II 35 no 886 (1223).

8•

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12. Kap.: Das Amt Wasseinheim

verlehnten sie wieder den Kaisern bzw. Königen, und zwar 1224 und 1236 ganz9 und 1274 und 1293 zur Hälfte10• Bischof Johannes von Dirpheim (1306-1328) scheint aus seiner Hälfte den Wein-, Hafer- und Kornzehnten anderweitig verliehen und die verbliebene Ortsherrschaft 1308 endgültig an König Heinrich VII. abgetreten zu haben, wobei er sich wie bisher lediglich das Kirchenpatronat vorbehielt11 • Wenn sich 1360 und 1409 eine "Hälfte von Wasselnheim" als bischöfliches Lehen in der Hand der Finstingen befindet, so handelt es sich hierbei wohl nur um den Wein-, Hafer- und Kornzehnten12• Das Kloster Hornbach, das Bistum Straßburg und das Reich verliehen ihre Rechte weiter an Adlige. Ein auf 1367 datiertes Weistum sagt hierüber: "alle faut und edelkneht do seibis sint sant Firmans manne. Do von hant sie zu lehen do seibis zu Waszeinheim XLVIII viertel habern und iiij (= 31/2) lib. pfenig" 13 • Das bedeutet, daß die vom Reich mit der Herrschaft oder Vogtei beliehenen Edelknechte gleichzeitig vom Kloster Hornbach mit der Vogtei über das Klostergut beliehen wurden. Als Inhaber eines oder mehrerer Lehen sind jedenfalls nachweisbar 1156--1432 die Wasselnheim14, 1316 Wilhelm der Heiden15, bis 1323 Heinrich und Johann von Wangen18, 1367-1391 die Edlen von Odratzheim17, 1409-1418 Dietrich von Wasselnheim, Amtmann von Barr18, 1421 Johannes von Wasselnheim, dessen Schwiegersohn Friedrich von Dahn, Dietrich von Wasseinheim der Jüngere und dessen Schwager Paul von Winstein19, 1422-1424 Dietrich von Wasselnheim20 , 1424-1434 dessen Schwager Friedrich von Dahn21 , Bloch II 36 no 890 und 70 no 1043. Bloch II 286 no 1957 und 368 no 2335. 11 Schoepflin-Lamey II 87-88 (Druck); Fischer, Amt 8-9. Zum Patronat auch Neubauer 45 no 149 = Bloch II 380 no 2389 (1296). 12 Fischer, Amt 10 (1360), 13 (1409) und 17 (allgemein). Vgl. dazu hinten bei 9

10

n 32 und n 47. 13 Siehe Wunder, Weistümer. 14 Fischer, Amt 9; Kindler, Buch 402--403. 15 Eyer 11 no 143. Die Vögte von Wasseinheim trugen öfter den Beinamen der H eiden; Kindler, Buch 402. 1s Neubauer 58 no 202. 17 Ortsrecht von 1367 vorn n 13 ; Neubauer 87 no 317 (1391). 18 AM: VII 78/35; Kindter, Buch 403. 19 Fischer, Amt 13. über Dahn Frey IV 229-232. über die Familie Dahn oder Thann Kindler, Buch 372-373. 20 Pöhlmann, Nachträge 58 no 361a; Neubauer 98 no 363. 21 N eubauer 98 no 363; AM: VII 78/35. Irrig Kindler, Buch 403 (1432 kam Wasseinheim an Dahn).

12. Kap. : Das Amt Wasseinheim

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1442-1448 Walter von Dahn und seine Brüder22 , 1448 Gottfried von Dahnu, 1450 Hans von Uttenheim zu Ramstein24 , 1451 Wirich von Hohenburg, Hans von Altdorf genannt Wolslaher und Hans von Uttenheim zu Ramstein25, 1457 die BrüderWalterund Gottfried von Dahn sowie Hans von Uttenheim zu Ramstein, alle drei "jungherren und banherren" 26 , 1466-1480 Walter von Dahn27•

Um das Erbe Walters von Dahn stritten sich sein Verwandter28 Götz von Adelsheim und sein Schwiegersohn29 Heinrich von Lützelburg. Die Adelsheim nannten sich nach der Stadt Adelsheim, 150 Kilometer nordöstlich Straßburgs im heutigen Landkreis Buchen30• Götz von Adelsheim, 1458-1463 Unterlandvogt der damals an die Kurpfalz versetzten Reichslandvogtei im Elsaß 31, wurde 1483 vom Reich mit Wasselnheim32 und 1486 von Hornbach mit der Klostervogtei belehnt33 • Am 10. Januar 1487 schloß er mit Heinrich von Lützelburg, (lothringischer) Statthalter zu Saarburg, folgenden Vergleich: "Heinrich und sinen erben sol ein burgsess im sloss Wasseiheim zugelassen werden ... zehen velde acker sechs manns matten zwen aker reben und ein gertlin ... der hussrat und das vyhe jetz zu Wasseiheim im sloss sol herrn Heinrieben und siner hussfrawen volgen dessglichen der hussratt und buchssen zu Arnsperg (Burg Klein-Arnsberg in der Gemeinde Obersteinbach, Kanton Weißenburg) so vil dess vor banden ist sol in auch volgen dagegen sol herrn Gotzen und sinen erben bliben und folgen Wasseiheim sloss und dorff auch Brechtlingen Frissenheim (Friedolsheim) und Utelheim (lttlenheim) mit allen iren oberkeiten zu und ingehorung was die von Than an den enden gehabt haben ... usgescheiden was von der stifft Strasburg leben ist sol herre Heinrich siner busfrawen und iren erben behalten sin3 '."

Die Adelsheim behielten also die Herrschaft über Wasselnheim, während die Lützelburg einen Wohnsitz im Schloß, achtzehn Acker Land, einen AM: VII 78/35; Fischer, Amt 14-16. AM: no 954 f 225-227; VII 78/35; Fischer, Amt 14-15. 24 Folgt aus AM: charte 19 mars 1450 IV 29-30. Zu den Vorgängen von 1448 ff. Fischer, Amt 15-17. Über die Uttenheim Kap. 8 n 209. 25 Folgt aus AM: charte 23 avril1451 IV 29-30. 2• AM: VI 165/7 Umschlag. 27 Neubauer 117 no 432 (1466); AM: VI 165/7 f 1 (1480). 28 Neubauer 132 no 504. 29 KindZer li 539. Über die Lützelburg Kindler, Buch 179-180; KindZer li 538-542. 30 Über die Stadt: Koehne; Keyser, Badisches Städtebuch 43-44. über die Familie: Kindler, Buch 10; Weiss. 31 Becker, Verleihung 118. 32 Reichsland 1183; Tillmann li 1172. 33 Neubauer 127 no 476. 34 Eingerückt in einen Vertrag von 1489 = AM: VI 165/8 (Abschrift). !2

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12. Kap.: Das Amt Wasseinheim

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Garten und die bischöflichen Lehen in Wasseinheim bekamen. Kurz darauf muß Götz von Adelsheim als pfälzischer Hofmeister gestorben sein. Er hatte mindestens vier Söhne, den geistlichen Götz und die weltlichen Zeisolf, Georg und Stephan35 • Zeisolf heiratete die Straßburgerin Ottilie Schott, eine Tochter des alten Ammeisters Peter Schott, erwarb nach der Hochzeit 1477 selbst das Straßburger Bürgerrecht36, wurde am 12. Dezember 1488 von Hornbach mit der Klostervogtei37 und zusammen mit seinen Brüdern Georg und Stephan 1494 vom Reich mit Wasseinheim belehnt38 und starb am 30. Dezember 150539• Die Adelsheim verhandelten mit der Stadt Straßburg seit Januar 1495 über einen Verkauf ihrer Rechte in Wasselnheim40 • König Maximilian willigte in das geplante Geschäft am 2. März41 und das Kloster Hornbach am 22. Mai 1495 ein42 • Der Kaufvertrag kam am 6. Februar 1496 über 7000 Gulden zustande: "Wir mit namen Zeisolff von Adeltzheim vogt zu Orternberg Jörg und Steffan von Adeltzheim alle dry gebruder .. . gebent auch zukauffen .. . der statt Strasburg ... das slos Wasseiheim ... darzu die dorffer Wasseiheim und Frechlingen gantz und die halben dorffer Fridesheim und üttelheim . .. usgenommen die behusung so der ... apt und convent zu Hornbach in gerneitern slos Wasseiheim hat desglichen den burgses ... her. Heinrieben von Lutzelburgs seligen erben zustendig ... umb suben tusent Rinischer guldin der vier curfursten am Rin werung ... gewalt und gewere uffgeben ... sollen die genanten ... dem apt und stifft zu Hornbach ein mann und edelmann nach ubergabe des kauffs in eim monat geben43." Der Abt von Hornbach belehnte Straßburg am 7. März44, König Maximilian am 19. März 149645 • Straßburg rundete seinen Besitz bald durch einige Zukäufe ab. Zunächst war die Ortsherrschaft noch mit einer jährlichen Rente von 35

AM: VI 165/8.

Wittmer I 338 no 3016 (Druck) = Weiss 34 no 138 (Regest). 37 AM: VI 173/6 no 1 = Neubauer 132 no 502. 38 Wirth I 21; Reichsland 316 (für Friedolsheim) und 489 (für Ittlenheim); Knobloch 72. se Geschichtskalender 676. 40 AM: VI 165/8; Knobloch 72-73. 41 AM: charte 2 mars 1495 VCGB 4 (Original) = Schoepflin-Lamey II 434 (Druck); Schoepflin 209; Knobloch 73-74. 4! AM: VII 78/35 = Neubauer 143 no 564 (Regesten). 38

=

43

AM: charte 6 fevrier 1496 PfThG 76---79 (Original)

=

VII 78/24 (Abschrift)

Weiss 54 no 234 (Regest); Schoepflin 209; Knobloch 74. Irrig: Helmer 70 (die Zeisolf verkauften); Larousse 31 p 1185 (1490); Goehner 15 (1497); Bopp 59

(Georg und Stephan Zeißolf von Adelsheim). 44 AM: charte 7 mars 1496 VCGB 10 (Original) = Neubauer 144 no 569 (Regest). 41 AM: charte 19 mars 1496 VCGB 4. Irrig Knobloch 71 (29. 3. 1497).

12. Kap.: Das Amt Wasseinheim

135

15 Pfund Pfennig und 15 Viertel Getreide belastet. König Rudolf von Habsburg hatte diese Einkünfte 1280 für 70 Mark Silber an Hartung von Wangen als sogenanntes Burglehen (pro castrensi feodo) zu Oberehnheim versetzt46 • Friedrich, Hans und Stephan von Wangen verkauften sie 1498 an Straßburg für 70 Mark Silber47 • Die Eheleute Mattbias Pfaffenlapp und Clementia Wackstein verkauften Straßburg 1500 Güter und Zinsen in Wasseinheim und Brechlingen für 15 Pfund Pfennig48• Friedrich von Lützelburg, der Sohn Heinrichs, verkaufte 1506 seinen Burgsitz und den Lützelburger Garten für 1100 Gulden49 • Auch die Rechte des Klosters Hornbach kamen schließlich an die Stadt. Abt Johann bot sie Straßburg schon 1533 bis 1538 zum Kauf an und versetzte sie ihm 1539 für 1000 Gulden50 • Nachdem die Mönche das Kloster verlassen und PfalzZweibrücken 1558 ihren Besitz übernommen hatte5 t, verkaufte Pfalzgraf Wolfgang "als erbcastenvogt und schirmherr dess closters" Straßburg 1563 "obgenantten dingkhoff und guetter ... auch die castenvogtei . . . darzu die offnung und behausung im schlos . . . umb sechsdausent unnd vierhundert gulden" 52• Der Benediktinerorden beanspruchte diese Rechte 1631 vergeblich für sich53• Aus Wasseinheim haben sich mehrere Weistümer erhalten, die ich an anderer Stelle bespreche54• Ein Gerichtsprotokoll über die Privatprozesse hat sich für 1584 bis 1586 erhalten55• Seit Jahrhunderten finden jährlich zwei Messen und jeden Montag ein Wochenmarkt statt56• Die Schloßanlage war verhältnismäßig groß 57• Als die Franzosen sie 1674 eroberten, 48 Schoepflin-Lamey II 19 (Druck) = Böhmer VI 1 p 294 no 1167 (Regesten). Irrig Knobloch 75 (für 75 Pfund). 47 AM: VI 76/7 f 3; VII 78/35. Irrig Knobloch 76 (75 Pfund für 2/a des Lehens). Quittung über 560 Gulden von 1500 erwähnt AM: VII 78/35. 48 AM: VII 78/35 (Regest). Irrig Knobloch 76 (.Jakob Pfaffenlapp veräußerte 1/s des Wangener Burglehens). 49 AM: charte 13 mai 1506 VCGB 4; Kindler II 539. Das Ackerland und die bischöflichen Lehen wurden nicht verkauft, vgl. bei n 34. Straßburg schlug 1519-1526 ein Angebot für den Wegezoll, halben Weinzehnt, halben Haferund Kornzehnt und zwei Mühlen, alles bischöfliche Lehen, sowie die Eigengüter aus; AM: VI 168/1; Knobloch 77. Das sog. Lützelburger Gut hatte später 65 Acker Land; Knobloch 76. 50 Neubauer 184 no 795, 192 no 828, 193 no 837. 51 Neubauer VIII. 52 AM: charte 3 mai 1563 VCGB 10 (Original) = VI 173/1 (Abschrift); Helmer 68; Fischer, Amt 26; Wirth li 17; Knobloch 76-77. Vgl. Jahresrechnungen der Pfarrgefälle für 1652-1657 = AM: VII 78/27. u AM: VI 173/11; Strobel IV 310-311; Fischer, Amt 29; Wirth II 20. 54 Wunder, Weistümer. 55 AD: G 1397. 68 AM: VI 186/1 no 1a (1550 Augustmesse); VI 186/1 no 1b (1598 Wochenmarkt); Fischer, Amt 37; Reichsland 1183; Will, bouchers 1; Will, Notizen 1. 57 Karten: AM: VI 186/11 (1610); AD: C 571 (G) carte a (1787).

136

12. Kap.: Das Amt Wasseinheim

fanden sie dort nicht weniger als 14 000 Viertel Getreide58 ; das sind ungefähr 14 Tonnen. Während der Revolution versteigerte Straßburg am 16. März 1791 die beweglichen Sachen des Schlosses, am 28. November 1792 das Schloß für 25 000 livres an die Gemeinde Wasselnheim, am gleichen Tag den sogenannten Lützelburger Garten für 16 050 livres an Johann Michael Wenger aus Wasselnheim, am 30. November 1792 die Zehntscheuer für 6525 livres an Johannes Müller aus Wasseinheim und am 11. Dezember 1792 den Amtsgarten für 2020 livres an Franz Ignatz Goldbach aus Wasselnheim59. Einige Gebäude und Befestigungen sind noch erhalten und lassen die frühere Größe ahnen60 • Die Siedlung selbst wurde im 15. Jahrhundert mit Mauer und Graben umgeben6 t, die im 18. Jahrhundert zerfielen62, aber noch heute an einigen Stellen erkennbar sind83• Seit dem 16. Jahrhundert war Wasseinheim mit deutlichem Abstand die zweitgrößte Gemeinde (nach Barr) des Straßburger Landgebiets64. Im 17. und 18. Jahrhundert nannte man es häufig nicht mehr ein Dorf (französisch village), sondern einen Flecken (bourg) 65 • Die Gewerbetreibenden waren in elf Zünfte gegliedert, die keinerlei politische Aufgaben erfüllten66 • Die Pfarrei Wasseinheim wurde 1524 evangelisch67 • Die Kollatur stand abwechselnd den Bischöfen von Straßburg und den Äbten von Hornbach zu68 • Hornbach versetzte die halbe Kollatur mit seinen andern Rechten 1539 an die Stadt Straßburg69 .Die protestantische Kirche wurde als erste im Straßburger Landgebiet schon 1685 den Katholiken zum Mitgebrauch überlassen und damit simultan70 • 1686 wurde offiziell eine katholische 68

69

Wirth II 21. AM: VII 79/11 (Hausgerät); VII 1525 f 34 (Schloß und Garten) und 35

(Amtsgarten und Zehntscheuer). 60 Eigene Ortsbesichtigung 1960. Irrig Tillmann II 1172 (ganz erhalten). 8 1 Reichsland 1183. 62 AM: AA 2068 f 128 (1767 zu Waslenheim keine geschlosene thoor und ist solches weeder mit mauren noch graben umbgeben). 63 Eigene Ortsbesichtigung 1960. 84 Correspondenz I 193 (1526 125 Familien); AM: VI 186/15 (1703 245); BNU: ms 1453 f 8 (1723 270); AM: AA 2068 f 128 (1767 408). Vgl. Kap. 8 n 290 (Illkirch und Dorlisheim) und Kap. 14 (Barr). Die Städte Kenzingen (straßburgisch bis 1515), Ettenheim (bis 1528) und Benfeld (bis 1537) waren kaum größer. 05 AM : VI 186/5 no 3 (1606 ein gemeine badstub inn dem fleckhen Wasslenheim); BNU: ms 1453 f 8 (1723 bourg); Boug II 497 (1757 bourg); AM: AA 2068 f 128 (1767 flecken). 66 AM: VI 475/3 (1732) spricht allgemein von ,.corps de metier". Im einzelnen siehe Fischer, Amt 35-36. 67 Reichsland 1184; Adam, Territorien 63-64; Bopp 59. Irrig Barth 1655 (1528). 68 Vgl. den Text bei n 6 und n 11 sowie Wunder, Weistümer (1367). 89 Vorn n 50. 70 Reuss, Louis 59-72. Bis 1942; Bopp 59. Zum Simultaneum Meyer, simultaneum.

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Pfarrei errichtet71• 1756 wurde ein Kapuzinerkloster gegründet7 2• Der allgemeine Zehnt gehörte ursprünglich zu drei Siebtel dem Kloster Hornbach, zu ebenfalls drei Siebtel dem Reich bzw. seinen Lehensmännern und zu einem Siebtel dem Pfarrer von Wasselnheim, der Sonderzehnt von den Gütern des Dinghofs (hubig gut) ausschließlich dem Kloster Hornbach73• Später zersplitterten die Anteile sehr. 1787 besaßen vom großen Zehnt (Gerste, Hafer, Roggen, Weizen) Straßburg 827/ uoo, die Saltzmann 243/uoo, die Berstett 186/14oo, das Kloster Maursmünster 90/14oo und die Lützelburg 64/uoo; vom kleinen Zehnt (Klee, Heu, Raps, Bohnen, Hanf, Flachs, Kartoffel, Hederich, Tabak, Linsen, Erbsen, Rotkraut, Rüben) Straßburg 20/4o, die Saltzmann 9/4o, die Berstett 6/4o, das Kloster Maursmünster 3/4o und die Lützelburg 2/4o; vom Weinzehnt Straßburg 12/24, die Lützelburg 9/24, die Berstett 2/24 und das Kloster Maursmünster 1!24 74 • Brecblingen75 • Südwestlich Wasseinheims liegt die Siedlung Brechlingen. Sie taucht 1135 auf und ist seit jeher Bestandteil des Hauptortes Wasseinheim7 8. Friedolsheim77 • Friedolsheim, 24 Kilometer nordwestlich Straßburgs im heutigen Kanton Hochfelden, wird urkundlich zum erstenmal 777 erwähnt78. Das im Fuldaer Chartular zu 770 genannte Fridolfeshaim "in pago Spirense" ist, wie sich schon aus dem Wortlaut ergibt, nicht unser elsässisches Friedolsheim, sondern das pfälzische Friedelsheim im heutigen Landkreis Neustadt an der Weinstraße79 • Friedolsheim scheint zu jenen Dörfern der unterelsässischen Grafschaft gehört zu haben, die zwischen Kaiser Friedrich II. und dem Straßburger Bischof streitig waren, bis sich Reich und Bistum 1236 auf ein Kondominium einigten. Die einschlägigen Verträge erwähnen die "villae comitiae" leider nur pauschal80• Lediglich eine Bischofsurkunde von 1243 Reichsland 1184. Boug II 497-499; Wirth II 30 (Einweihung 1757); Reichsland 1184. 73 Text bei n 6 (754); Wunder, Weistümer (1367); AM: VI 477/6 (Zehntregister 1670-1736); VI 475/6 (Zehntregister 1718-1737); Schoepflin 210; Wirth II 14. 74 AM: VI 475/70 no. 3. Zum Lützelburger Anteil vgl. vorn n 49. 75 Barth 190-191; vorn n 5. 76 Wunder, Weistümer (1529); AM: VI 474/1 P (1753 gemeinsamer Schultheiß); AA 2068 f 128 (1767 eine Gemeinde); Fischer, Amt 7; Reichsland 126 und 1183; König 28. 11 Schrifttum: Fischer, Amt 42-46; Barth 394--395. Karten: AD: C 558/109 (um 1760); 1 P 54 (1931). Bannbuch von 1685 = AD: terrier 30 (Abschrift). 78 Bruckner 162 no 261. 78 Irrig: Reichsland 316; Bruckner 134 no 221; Barth 394-395. 80 Bloch II 35 no 886 (Vorvertrag 1223), 37 no 890 (Vorvertrag 1224), 70 no 1043 (Genehmigung durch Friedrich II. 1236), 286 no 1957 (Bestätigung 1274), 368 no 2335 (Bestätigung 1293). 71 72

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nennt 15 Dörfer beim Namen, darunter "Uddelnheim", nicht aber Friedolsheim81. Trotzdem bestehen an seiner Zugehörigkeit zur "Grafschaft" kaum Zweifel82. Das Reich vergab seine Hälfte mit Wasseinheim zusammen als Lehen. Straßburg kaufte dieses Lehen 149683 . Die Bischöfe gliederten ihre Hälfte dem Amt Kochersberg-Gugenheim ein84. Beide Herrschaften, die Stadt Straßburg und die Bischöfe von Straßburg, gerieten wegen ihres gemeinsamen Besitzes wiederholt in Streit. Das Bistum neigte insbesondere dazu, in dem ringsum von bischöflichem Gebiet eingeschlossenen Dorf einseitige Maßnahmen zu treffen, ohne Straßburg als Mitbesitzer zu befragen. So erhob es 1501, 1548, 1550, 1608 bis 1613, 1682 und 1699 eine eigene "Schatzung" 85, verlangte 1529 einseitig eine Türkensteuer86 , zog bis 1572 allein das Ungeld und bis 1574 allein das Bürgergeld ein87, beanspruchte vor 1604 die Todfälle und Frevel für sich88, führte 1615 als neue Steuer das sogenannte "Pfluggeld" ein89, erhob vor 1665 eine eigene Kriegssteuer (Schanzgelder)90, führte 1703 den sogenannten "Pfundzoll" als neue Steuer ein91 und hatte 1776 das Recht, eigene Schatzungen und einen Accis auf Eisen zu erheben92 . Auf der anderen Seite verhaftete Straßburg 1686 eigenmächtig den Schultheißen93 und forderte zwischen 1659 und 1665 ebenfalls besondere Kriegssteuern (Fortifikationsgelder, Reiterverpflegung) 94. Vom Ungeld erhielten seit 1572 das Bistum, Straßburg und das Dorf je ein Drittel95. Der Schultheiß von Friedolsheim scheint im 16. Jahrhundert, entgegen der allgemeinen Übung, jährlich neu gewählt worden zu sein98. Später amtierte aber auch er auf Lebenszeit97 . Kirchlich war Friedolsheim eine 81 UB I 216 no 282 = Bloch II 87 ez Reichsland 316; Barth 395.

no 1124.

Vorn n 43. AM: VI 187/2 f 2; Reichsland 316. 85 AM: VI 187/3, 4, 9, 18 (1501), 6, 10 (1548, 1550), 20 (1608-1613, 1682, 1699). 88 AM: VI 187/8. 87 AM: VI 187/2 f 3. 88 AM: VI 187/2 f 14 (1591); VI 187/7 und 10 no 5/12 p 3. 81 AM: VI 187/12 no 1 p 2 (1617); VI 187/2 f 16 (1631). 90 AM: VI 187/20 (1703). 91 Der Pfundzoll war eine Art Umsatzsteuer auf unbewegliche und bewegliche Sachen; AM: VI 187/20 no 4 (1703). 92 AM: VI 187/5 no 4. 13 Der Bischof klagte beim Reichskammergericht; AM: VI 187/7; IX 10/3; 83

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Koser 212. 94 AM: VI 85 AM: VI 9& AM: VI 9 7 AM: VI

187/11, 14 und 20. 187/2 f 3 und 8 (1572); 187/5 no 4 (1776). 187/2 f 2 (1560). 187/20 no 1 (1703).

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eigene Pfarrei, deren Kollatur dem Straßburger Dompropst zustand98. Das Kloster Maursmünster besaß im Dorf einen Dinghof99. Ittlenheim100• Ittlenheim, 18 Kilometer nordwestlich Straßburgs im heutigen Kanton Truchtersheim, darf nicht mit Ittenheim im Kanton Schiltigheim verwechselt werden101. Ittlenheim gehörte wie Friedolsheim seit 1236 zur Hälfte dem Reich und zur Hälfte dem Straßburger Bistum. Der Anteil des Reichs wurde mit Wasseinheim als Lehen vergeben und 1496 an Straßburg verkauft102. Die Rechte des Bischofs gehörten in dessen Amt Kochersberg-Gugenheim103. Ittlenheim verödete um 1508 völlig104. Das Bistum und Straßburg verpachteten den Bann schon vor 1509 dem benachbarten bischöflichen Dorf Neugartheim gegen ein geringes jährliches Weidgeld105. Straßburg überließ die Verwaltung und Rechtsprechung, von gelegentlichen Protesten abgesehen 108, stillschweigend dem Bistum107• Das Bistum verpachtete seine Hälfte 1693 an Johann Jakob Schillinger108, Straßburg die seine 1694 dem Straßburger Lukas Weinemmer: "Wir die verordnete landpflegere des ambts WasJenheim ... geluhen haben ... Lucae Weinehmmer alten ammeistern ... die helfte ann dem dorf Ittlenheim ... sampt zwing bann und allen anderen obrigkeitlichen rechten ... einhundert jahr ... (er) jährlichen viertzig thaler oder sechszig gulden ... zins davon gewen solle . .. confirmatum bey herrn rath und ein und zwanzig109." 98 Barth 395. Anders: Fischer, Amt 45-46; Reichstand 316; Adam, Territorien 63 (Filiale der Pfarrei Männolsheim). 99 Hofrecht und Zinsregister des 16. Jh. = AD: H 695; erwähnt KoHnig 188. 100 Schrifttum: Fischer, Amt 47-52; Fuchs, Disparition; Humm 22; Barth 647-648. Karten : AD : C 561/182 (um 1760); 1 P 99 (1895). Bannbuch Ittlenheim und Neugartheim von 1660 = AD: terrier 64 (Original?). Bannbuch von 1727 = AD: terrier 66 (Original) = terrier 65 (Abschrift). 101 Vorn Kap. 8 n 235. loz Vgl. n 14-37 und 74-75. 103 AM: VI 191/9 no 4 (1663); Reichstand 489. 106 Fuchs, Disparition 14. Irrig: Fischer, Amt 49 (im 30j. Krieg); Reichsland 489 (ebenso). 105 AM: VI 441/2h (Strasbourg a tire ... pour rente de prairie et droit de paturage ... depuis 1682 a 1694 un canon annuel de 29 livres 10 sols); Fuchs, Disparition 14. 105 Wegen der einseitigen Bannerneuerung von 1660 siehe AM: VI 191/9 no 4 (1663). 107 AM: VI 191/9 no 6 (1671). 108 Erwähnt AD: terrier 66 im Eingang (1727); Schoepflin 210; Fischer, Amt 50; Fuchs, Disparition 15. 100 AM: VI 191/9 no 8 (zwei Originale) = VI 441/2p (Abschrift); Fuchs, Disparition 14. Irrig: Fischer, Amt 49 (1695).

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Die ersten Neusiedler zogen 1697 von Neugartheim aus zu110• 1716 wurde die (katholische) Pfarrkirche wieder aufgebaut' 11 • Die Erben der Frau Scherer geborene Weinemer verkauften ihre Rechte 1739 Franc;ois Mathias Müller, Conseiller du Roi au Conseil souverain d'Alsace und Preteur royal in Colmar112 • Die Erben SchiHingers verkauften eine Hälfte ihrer Hälfte, also ein Viertel des Ganzen, an das Bistum zurück113• Das Bistum übte nach wie vor die Gerichtsbarkeit aus114, während sich Straßburg auf eine gelegentliche Beteiligung beschränkte, so zum Beispiel 1735 an der Strafjustiz115• Zur französischen Zeit gehörte ganz Ittlenheim zum bailliage Kochersberg-Gugenheim116• Das Kloster Schwarzach besaß in Ittlenheim Güter117, die Kollatur und Zehntrechte118• Das Bistum hatte einen Dinghof, den es dauernd verlieh119. Die Versammlungen der Dinghofbauern fanden an der Kirche zu Ittlenheim oder im Wirtshaus zu Neugartheim statt120• Zebnacker121 • Das kleine Dorf Zehnacker, 24 Kilometer nordwestlich Straßburgs im heutigen Kanton Maursmünster, ging von der Herrschaft Finstingen zu Lehen. Finstingen liegt 31 Kilometer nordwestlich Straßburgs im heutigen Arrondissement Saarburg122• "Johannet geborn von (Moers-) Sarwerden wylde und Ringraffin zu Salme wittwe unnd frouwe zu Vinstingen (-Schwanhals)" überließ Bernhard Mauchenheimer von Zweibrücken das bisherige Lehen Zehnacker am 21. Juni 1503 zur freien Verfügung: "zu verkouffen zu ver wetten und zu verwenden zu sinem besten nutz und vorstant wie er kan und mag" 123 • Der gleiche Mauchen11° Fuchs, Disparition 15. Ungenau: Fischer, Amt 49; Reichsland 489 (um 1700). Irrig AM: VI 475/66 (1694). 111 Fischer, Amt 51; Adam, Territorien 63. m AM: VI 191/9 no 8 (Original). 113 Erwähnt AM: VI 441/2h (1178). 114 AM: VI 475/66 (1774); VI 441/2h (1778). us AM: VI 191/9 no 10. 116 AD: G 4217 no 7 (1745). Irrig Wunder, Gebiet 88 (bailliage der unterelsässischen Ritterschaft). 117 Bruckner 297 no 470 (828 mansos quatuor). 118 Fischer, Amt 51; Reichsland 489; Barth 648. Die Gemeinde Schwarzach liegt 28 km NO Straßburgs im Landkreis Bühl. 119 AD: G 616 charte 1 (1465); G 617 charte 4 (1772). 120 AD: G 618 (1529 Dinghofrecht; 1582-1616 so man dem dinck hoff zu Neuwgartheim im wurtz haus haltet ... so man aber den dinck hoff zu Uttlaheim beyder alten kireben haltet; 1582-1719 Abrechnungen). 121 Schrifttum: Fischer, Amt 40-41; Albers, Dorf Zehnacker; Will, Beiträge; Herr; Barth 1822-1824; Bopp 60-61. Bannbuch von 1748-1749 = AM: VII 1627 (Original). m Reichsland 290-293. 123 Papieroriginal bei AM: charte 27 juin 1503 VCGB 18; Insert in n 124. Irrig: Albers, Dorf Zehnacker (Mönchweiler hatte das Dorf möglicherweise von den Finstingen erworben); Herr 112 (Verwechslung mit Johanna Gräfin zu Salm verheiratete Gräfin zu Daun-Kyrburg; über sie Reichsland 955). über die Mauchenheimer Kindler 111 43-44.

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heimer, wohnhaft in Schallodenbach (Landkreis Kaiserslautern), verkaufte Zehnacker "iure proprietatis" am 27. Juni 1503 für 432 Gulden an Straßburg124. In Zehnacker hatte sowohl das Kloster Maursmünster125 als auch die Stadt Straßburg einen Dinghof126. Straßburg besaß außerdem den Zehnten127 und das Kirchenpatronat128. Nach der Einführung der Reformation wurde Zehnacker Filiale von Wasselnheim129 und erhielt erst 1553 einen eigenen evangelischen Pfarrer130. Die Katholiken waren später nach Hohengöft eingepfarrt131. Flexburg132 und Orschweiler133• Flexburg, 24 Kilometer westlich Straß-, burgs im heutigen Kanton Wasselnheim, war schon zur Merovingerzeit besiedelt134, wird aber erst 1336 namentlich genannt135. Es war wie Friedolsheim und Ittlenheim ein Kondominium. Eine Hälfte besaßen die Herren von Landsberg als Lehen vom Straßburger Bistum136, die andere Hälfte gehörte (als Allod?) seit 1490 der Straßburger Familie Jörger137.

Orschweiler (französisch Orschwiller) liegt 46 Kilometer südwestlich Straßburgs im heutigen Kanton Schlettstadt. Es darf weder mit dem elsässischen Orschweiler (Orschwir) im Kanton Gehweiler noch mit dem badischen Orschweier im Landkreis Lahr verwechselt werden. Unser 124 AM: charte 27 juin 1503 VCGB 18 (Original) = no 956 f 45-46 = VI 76/4 f 4-6 (Abschriften); Herr 112. Irrig: Fischer, Amt 40 (Verkauf als Lehen); Knobloch 71 (Muchenheimer und seine Frau Johannette geborene von Saarwerden und Frau von Finstingen); Crämer, Verfassung 46 (ganzes Amt Wasseinheim 1496 gekauft); Goehner 15. 125 Hofrecht des 16. Jh. = AD: H 650 (mit Einnahmenverzeichnissen für 1551-1764) = H 695 (mit Zinsregister) = Herr 195-196. 128 Wien 124; ferner Herr 112 und 197. 127 AM: VI 475/6 (Register 1719-1737); VI 475/70 no 3 (1787); Fischer, Amt 41. 12s Reichsland 1236. 129 Wirth II 16; Albers, Dorf Zehnacker; Reichsland 1236 (1530 und 1533); Will, Beiträge (1529); Herr 154; Bopp 60-61 (1524). Irrig Fischer, Amt 40-41 (1553). 180 Adam, Territorien 65; Bopp 60-61. Irrig Herr 155 (um 1540). 131 Fischer, Amt 41; Will, Beiträge (Simultaneum 1686); Herr 169 (kath. Pfarrer vor 1687), 173 (Simultaneum 1686). Irrig: Reichsland 1236 (Simultaneum 1682); Bopp 60 (Simultaneum 1682); vgl. dazu Text bei n 70. 132 Schrifttum: Fischer, Amt 52-54; Barth 387-388. Karte: AD: C 558/105 (um 1760). Bannbuch von 1749 = AM: VII 1614 (Abschrift). Gemeindearchiv Flexburg im AD nicht verwertet. 133 Meyblum; Barth 1036-1038. 134 Barth 387. 135 Fritz, Territorien 28 n 7. 138 AM: VI 190/1 no 4c (1771); Schoepflin 210; Reichsland 297; ungenau Fritz, Territorien 94 und Karte 2; Wolfram, Atlas 10. AM: VI 234 f 13-14 (Landpflegerprotokoll 1717) vertritt die irrige Ansicht, die Landsberg seien condomini nur um soviel, als sie Untertanen hätten. 1a1 Reichsland 297.

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Orschweiler gehörte mit der benachbarten Rohkönigsburg zusammen in den achtziger Jahren des 15. Jahrhunderts anscheinend je zur Hälfte Jakob von Hohenstein und Oswald von Tierstein, wobei die Oberherrschaft zwischen dem Bistum Straßburg und Vorderösterreich strittig war138• Jakob von Hohenstein versetzte seine Hälfte dem Vater des Hans Jörger 1476 für 2000 Gulden und die Erben Jakobs von Hohenstein verkauften das halbe Dorf Orschweiler und andere Rechte Hans Jörger am 18. Februar 1489 für 1800 Gulden139• Albrecht Bischof zu Straßburg (1478-1506) und Pfalzgraf bei Rhein bewilligte diesen Verkauf am 14. Februar 1489140. Nikolaus Jörger, seine Frau Agnes Bramingin und Johannes Jörger räumten Straßburg am 22. Februar bzw. 6. März 1504 für 40 Gulden Jahreszins bzw. 1000 Gulden Hauptgut auf einer Hälfte Flexburgs, dessen andere Hälfte den Herren von Landsberg gehörte, und auf einer Hälfte Orschweilers, dessen andere Hälfte Heinrich von Tierstein gehörte, ein besitzloses Pfandrecht ein141 • Nachdem Jörger keine Jahreszinsen zahlte, erwirkte Straßburg beim königlichen Hofgericht in Rottweil vor dem 4. Februar 1511 eine vorläufige142 und am 6. Mai 1511 eine endgültige Besitzeinweisung auf Flexburg und Orschweiler143• Orschweiler wehrte sich vergeblich, Straßburg als Herrn anzuerkennen. Straßburg drang am 20. April1512 mit einerneuen Klage beim Hofgericht in Rottweil durch144, während Orschweiler am 11. Dezember 1517 mit seiner Appellation beim Reichskammergericht in Speyer abgewiesen wurde145• Die zweite Hälfte Orschweilers fiel infolge eines geschlossenen Vertrags beim Tod Heinrichs von Tierstein an Österreich146, das sich sofort auch für die Straßburger Rechte interessierte. Nach einigem Hin und Her gab Straßburg Orschweiler für 1000 Gulden frei. Ferdinand Erzherzog zu Österreich urkundete am 24. Dezember 1524, daß die Straßburger ihm das halbe Dorf Orschweiler "zu bannden gestellt und dargegenvon unns tausendt guldein als ir haubt guet empfanngen und ... das halb dorf Flechsberg ... behalten haben" 147. 138 Vgl. Reichsland 450 und 817; Clauss 487-488; Meyblum 27. über die Hohenstein Kap. 8 n 165; über die Grafen von Tierstein KindZer I 226-227. 139 AM: VI 189/1 no 8 f 7-9 (Abschrift). Erben waren Daniel von MüHenheim, dessen Frau Bärbel von Hohenstein und die Minderjährigen Jörg, Otilie und Ursel von Hohenstein. Kindler, Herren 13 und 15 kennt die beiden letzteren nicht. Über die Jörger Kindler, Buch 136. Das Jahr 1476 wird AM: VI 190/1 no 4c f 1 genannt. 14o AM: VI 189/1 no 8 f 6 (Abschrift). 141 AM: VI 189/1 no 8 f 1-5 (Abschrift). m Folgt aus AM: VI 189/1 no 8 f 10. Irrig Wunder, Gebiet 68 mit n 78. us AM: VI 189/1 no 8 f 15-16 (Abschrift). Irrig Wunder, Gebiet 68 mit n 79. 1u AM: VI 189/1 no 8 f 11-14 (Abschrift). 145 AM: VI 189/1 no 8 f 20-25 (Abschrift). ue Reichsland 450; Clauss 488; Meyblum 28. 147 AM: VI 189/1 no 19 (Abschrift) = VI 112/31 no 3 (Regest); VI 190/1 no 4c (Bericht von 1771); VI 452/5 (Einnahmenverzeichnisse 1512-1524). Ungenau

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In Flexburg wurde der Schultheiß herkömmlicherweise allein durch die Herren von Landsberg eingesetzt. Straßburg verlor darüber noch 1515 einen Prozeß beim Hofgericht in Rottweil148• Nach langen Verhandlungen einigten sich die Beteiligten 1538 auf eine neue Dorfordnung, die Straßburg einen eigenen "Schultheißen" zubilligte149, der aber keine gerichtlichen, sondern nur finanzielle Aufgaben wahrzunehmen hatte150• Andererseits durfte der Straßburger Amtmann in Wasseinheim nicht nur über die Straßburger, sondern auch über die Landsherger Untertanen in Flexburg urteilen151 • Die Jagd überließ Straßburg bis 1770 widerspruchslos den Landsberg allein152•

Geißhecken. Die Dörfer Flexburg, Baibronn und Still besaßen gemeinsam einen Wald namens Geißhecken, der früher einen abgesonderten Bann bildete und heute zur Gemarkung Still gehörtl53• Die Bannherren der drei Dörfer, darunter Straßburg als Teilhaber an Flexburg, übten in den Geißhecken eine lockere Oberhoheit aus154• Der französische Intendant (Leiter der Zivilverwaltung) des Elsaß teilte die Waldfläche 1759 unter die drei Gemeinden auf155• In dem großen bischöflichen Wald Struth (heute in den Bännen Oberhaslach, Niederhaslach und Still) durfte Flexburg gegen ein "Waldgeld", "Förstergeld" oder "Adventsgeld" dürres Holz lesen156• Rechte der Stadt Straßburg sind dort nicht nachweisbar.

Udenwald157• Das Frauenkloster Andlau (Stadt Andlau, 33 Kilometer südwestlich Straßburgs im heutigen Kanton Barr) besaß in Marlenheim Reichsland 450 (Anfang 16. Jh.). Irrig: AM: VI 148/2 no 1/4 (1776 noch straßburgisch); Schoepflin 210 (1525). us AM: VI 190/16. 149 AM: VI 170/6 no 2 (Original?) = VI 190/1 no 3 (drei Abschriften); VI 190/1 no 4c (1771). Vgl. auch die Dorfordnung des 18. Jh. = AM: VI 190/1 no 4 (Abschrift). Beide Rechte sind Kollnig 187-188 unbekannt. 15o AM: VI 190/16 no 1/2 (1571); no 6 eines Vertrags zwischen Landsberg und Straßburg von 1590 = AM: VI 191/2. Über Kompetenzstreitigkeiten AM: VI 191/3-8 (1611-1668). m Arret du Conseil souverain d'Alsace von 1717 = AM: AA 2068 f 30-33 (Abschrift); VI 234 f 13 (Landpflegerprotokoll). m AM: VI 190/1 no 4c (1771). 153 AD: G 1186/6 (Karte von 1785) und AM: Plan A III 15 (Karte des 19. Jh.). 154 SoStraßburg 1547 durch seinen Schultheißen in Flexburg; AM: VI 190/3 no 3/15. m AD: G 1186/6 (Karte von 1785); vgl. AD: carte 3 I 34 (1931). Irrig Reichsland 49 (Geisheck wurde von Unterstruth abgetrennt). 158 AM: VI 190/3 no 3; AD: G 1179/2 no 1. Ungenau Fischer, Amt 53 (Weideund Holzrecht). Zum Struthwald Reichsland 803 (Oberstruth) und 1134 (Unter-

struth). 157 Schrifttum: Reichsland 808; Hanauer, Marlenheim 244-247; Clauss 820; Klack, Marlenheim 47-48. Karten: AM: Plan C IV 8 (1579 von Daniel Speckel);

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einen großen Herrenhof, den sogenannten Stadelhof, und bei Marlenheim einen großen Wald, der vom Stadelhof aus verwaltet wurde. Die Ortschaften Marlenheim, Kirchheim, Odratzheim, Krontal und Nordheim hatten schon 1338 "das reht das su varent inn das holtz und howent was su wellent ... der walt also (= so weit) der Rit pfat gat der ist miner frowen von den Bengken (?) untze Birgken (bis Birkenwald) ... die Hart rure von sante Richarte und lidig eigin si des closters von Andelahe"158. Das Kloster Andlau verkaufte 1380 den Stadelhof und "vor dem Berreberg unam silvam que tendit super silvam domini episcopi Argentinensis ex una et ex parte altera iuxta silvam comitis de Liningen zuhet an die Strut und zuht an Westhoven ban cum omnibus suis juribus et attenentiis"158. Der Andlauer Wald grenzte also unter anderem an den bischöflichen Wald Struth, an den Gemeindebann Westhafen und an den Gemeindebann Birkenwald. Soweit ich sehe, heißt er 1453 erstmals Edewald16o, 1458 Ödenwalt genannt der gemeine Walt1 61 und seit 1464 ausnahmslos Ödenwald162. Der Ödenwald kam 1510 in den Besitz Straßburgs, zusammen mit dem Marlenheimer Stadelhof 163 • Aus unbekannten Gründen riß Straßburg die Güter gleicher Provenienz insofern auseinander, als es den Stadelhof seinem Amtmann von Marlenheim, den Ödenwald aber seinem Amtmann von Wasseinheim unterstellte164. Erst im 18. Jahrhundert rechnete man den Ödenwald wieder zum Amt Marlenheim165. VI 384/13 (1662); Plan C IV 10 (17. Jh. von Hans Peter Müller); AA 2289 (um 1780 vier große Teilpläne von Striedbeck); Plan C IV 12 (1785? von Schmidt); AD: C 571/455 (1786 nördlicher Teil); AM: Plan A III 15 (19. Jh. südlicher Teil); AD: 1 P 176 (Wangenburg, Allenweiler und Romansweiler um 1900); 2 P 35 (Koßweiler und Westhafen um 1900); 3 I 27, 28,33 und 34 (1930-1932). 158 Dörfer- und Hofrecht = AM: charte 13 janvier 1338 VCGA 31 (Original mit Eingangsformel) = VI 77/1 (zwei alte Abschriften ohne Eingang) = no 852/35 (Abschrift ohne Eingang) = Grimm, Weisthümer I 726--729 (Druck ohne Eingang). Irrig Klock, Marlenheim 24 und 25 (1388). Über die Gemeinde und das Stift Andlau zuletzt Barth 64-71; Bopp 314. Über die Burg Hohandlau Redstob 118-120. Über die Familie Lehr II 3-18; Kindler, Buch 14-18; Kindler I 13-14. 158 AM: charte 4 fevrier 1380 VCGA 31. 1oo In AM: charte 21 aout 1453 VCGA 31. 161 AM: charte 3 octobre 1458 VCGA 31. 102 AM: charte 5 avril 1464 VCGA 31. 163 Näheres Kap. 13. 164 Correspondenz I 128 no 231 (1525); AM: VI 83/lOc und d (1533 und 1551); VII 71/2 (1551-1586); VII 71/5 (1623-1624); VI 234 f 8 (Wasselnheimer Landpflegerprotokoll 1717); VI 235 f 17-18 (ebenso 1737). 165 AM: VII 71/30 (Waldrechnungen für 1766--1775); VI 158 (1771-1803); VI 159/1 p 11 (1772); VI 257 f 118 (1783 Freveltätigung der Marlenheimer Landpfleger).

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Über die Rechtsordnung im Wald und seine Ausdehnung geben einige Vorgänge und Quellen näher Auskunft, die hier nur aufgezählt werden können: ein Prozeß der Gemeinden Marlenheim, Nordheim, Kirchheim und Ddratzheim gegen Straßburg 1515 beim Reichskammergericht166, Streitigkeiten des Straßburger Frauenwerks und Dieholt Pfaffenlapps mit der Stadt Straßburg 1536-1544 über die Grenze zwischen dem Elbersforst und dem Ödenwald167, Försterordnungen von 1551-1586168, ein Prozeß der Familie Bock von Erlenburg gegen Straßburg 1602 beim Reichskammergericht1 69 , eine Steinsetzung von 1623-1624170, eine Grenzerneuerung von 1654171 , eine Waldordnung von 1657 172, eine Grenzbeschreibung von 1764173, die Abrechnungen für 1766-1775174 unci ein ausführlicher Bericht von 1775175• Im Ödenwald waren verschiedene, aber nicht immer die gleichen Gemeinden holz- und weideberechtigt. Marlenheim, Kirchheim, Odratzheim, Krontal und Nordheim durften zu jeder Zeit kostenlos Holz hauen176• Die vierzehn Orte Krastatt, Jettersweiler, Dimbsthal, Salenthal, Allenweiler, Romansweiler, Wasselnheim, Wangen, Westhofen, Tränheim, Elbersforst, Zehnacker, Hohengöft und Mittelkurz zahlten dem Inhaber des Stadelhofs im 16. Jahrhundert eine jährliche Waldbede177. Birkenwald pachtete das "ius pascui ... keines wegs aber lignandi" 1680 auf neun Jahre178• 1772 heißt es, daß die "Taille de !'Odenwald dite waldbeeth ... est paye .. . pour avoir droit de faire paturer leurs bestiaux dans la foret dite Odenwald et d'en enlever lesdits bois blancs et morts tant sur pied que gissant par terre"; außer den neun Gemeinden Wasselnheim, Wangen, Westhofen, Tränheim, Allenweiler, Salenthal, Romansweiler, Birkenwald und Zehnacker179 zahlte nur noch das Straßburger Frauenwerk als Bannherr von Elbersforst180• Nach einigen Streitigkeiten ordnete der französische Conseil d'Etat am 16. März Koser 128. AM: VII 71/5. 168 AM: VII 71/2. 1eu AM: VI 87 (Prozeßakten). 170 AM: VII 71/5. 171 AM: VII 1566 f 195-221 (Abschrift). 172 AM: AA 2289 (Druck und Abschrift) = VI 474/1 C (zwei Übersetzungen) = VII 71/29 (Entwurf, Abschrift und Druck) = Klock, Marlenheim 48 (Auszug). 11s AM: VI 269/1 f 14--46. 174 AM: VII 71/30 (Originale). 11s AM: AA 2289 f 9-37. 178 Text bei n 158 (1338); Text bei n 166 (1515); AM: VI 159/1 p 11 (1772). 177 AM: VII 65/12. 178 Vertrag zwischen Straßburg und Gabriel von Birkenwald = AM: VI 86/1q (Original, Entwurf und zwei Abschriften). 179 AM: VI 159/1 p 11. 180 AM: VI 159/1 p 64; Kiefer, Notizen über Elbersforst 7-8. 166

m

10 Wunder

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12. Kap.: Das Amt Wasseinheim

1779 an, die Abfindung der Nutzungsberechtigten durch eine Teilung des Waldes vorzubereiten181 . Der gleiche Conseil d'Etat teilte dann am 16. August 1785 das Eigentum derart auf, daß Straßburg die südliche Hälfte (heute im Bann Koßweiler) und die nutzungsberechtigten Gemeinden jeweils einen Teil der nördlichen Hälfte (heute in den Bännen Wangenburg, Allenweiler, Romansweiler, Koßweiler und Westhofen) erhielten. Birkenwald wurde mit seinem Anspruch abgewiesen. Die Herrschaftsrechte des ganzen Forstes verblieben Straßburg allein182. Der ganze Ödenwald war deshalb weiterhin als abgesonderter Bann anzusprechen183 .Seine rund 2000 Hektar184 wurden erst nach der französischen Revolution von 1789 den fünf Gemeindebännen Wangenburg, Allenweiler, Romansweiler, Koßweiler und Westhofen eingegliedert185. In privatrechtlicher Hinsicht behielt Straßburg seinen Anteil bis heute zu Eigentum186.

Zwischen dem Ödenwald und Allenweiler lag ein kleines Waldstück, das Allenweiler mit Zustimmung der Grafen von Hanau am 2. Juni 1637 dem Straßburger Franz Rudolf Ingolt verkaufte, der es den Geschwistern König, diese dem Zehnackerer Schultheißen Georg Bronner und dieser wieder mündlich dem Wasselnheimer Hans Kiras für 100 Dukaten verkaufte. Hans Kirastrat es am 27. Juli 1669 an Straßburg ab gegen die Stelle eines Gefreiten in der Straßburger Garnison, wobei ihm eine Korporal-Besoldung bewilligt und baldige Beförderung versprochen wurde187. Personal. Straßburg verwaltete das Amt Wasseinheim durch folgende Amtleute: 1496-1498 Jörg Marx von Eckwersheim188, 1498-1504 Blasius Völtsch18 8, 1504-1509 Jakob Papstuo,

AM: VI 86/9 no 5 (Original). Erwähnt AM: VI 159/1 p 64. Irrig: Albers, Marlenheim und Kirchheim (Odenwald zwischen Straßburg und Marlenheim geteilt). Die früheren Nutzungsberechtigten zahlten die Waldbeeth weiter, weil sie anscheinend als herrschaftliche Abgabe aufgeiaßt wurde; AM: VI 158 f 75. 183 Vgl. Wunder, Gebiet 89-90. 18' Vgl. AM: VI 159/1 p 64 (1954 ha); Reichsland 808 (2051). Offensichtlich falsch: AM: VI 384/21 (1003); VI 474/1 A (mindestens 16800). 185 Karten des 19. und 20. Jh. vorn n 157. 188 Office I 376 (1955 noch 992 ha). 187 AM: VII 71/18 (Original der Straßburger Kontraktstube). 188 AM: charte 10 mai 1496 VCGB 4 (Bestallungsrevers); VII 76/1. Irrig Bopp 59 (Anfang des 16. Jh. wurde Wasseinheim Amtssitz). Über die Marx Kap. 8 n 214. 188 AM: VII 76/1. 180 AM: VII 76/1. 181 182

12. Kap.: Das Amt Wasseinheim

147

1509-1512 Peter Völtsch1D1, 1512-1519 Jakob Wurmserm, 1519-1531 Fabian von Eschenaum, 1531-1544 Hans Erhard von RottweiP84, 1544 Heinrich HüffeJ185, 1550 Jakob von Duntzenheimm, 1551-1558 Konrad Botzheim197, 1558-1564 Karl Hecker188, 1564-1568 Gregor von Kippenheim189, 1568-1583 Georg Dietrich von Bödigheim2oo, 1583-1601 Jakob Herlin2ol, 1601-1603 Peter Storck2o2 , 1603-1618 Johann Heller203, 1618-1620 Josias Glaser20', 1622 Johann Jakob Bentz20s, 1623-1656 Johann Franz König20', 1656-1661 Johann Heinrich Hertenstein207, 1661-1668 Georg Basilius Geiger208, 191 AM: VII 76/1. 192 AM: VII 76/1. 183 AM: VII 76/1. 184 AM: VI 187/2 f 10; VII 76/1. Für 1532 nennt AM : II 47b/25 f 440 (späteres Inventar) Konrad Reiff, der sich im Original f 441 nur als Diener bezeichnet. Über die Reiff Kap. 8 n 172. 196 Bestallungsrevers AM: VI 703/10 (Abschrift) = Eheberg I 583-586 (Druck). 186 AM: VI 187/7. 187 AM: VI 187/2 f 10; VII 76/1; Hertzog VI 236. Botzheim wurde später Reiterhauptmann und Amtmann von Barr. 188 AM: VII 76/1. 189 AM: VII 76/1. 2oo AM: VI 703/11 (Bestallungsrevers); VII 76/1. 2o1 AM: VI 187/2 f 7; VII 76/1. 202 AM: VII 76/1 f 150 (vorher Amtmann von Herrenstein) und 153 (später XV in Straßburg). 203 AM: VI 187/6; VII 76/1 f 153 (vorher badischer Rat). Heller wurde 1623 Ammeister; AM: no 104 f 1. 204 Glasers Vater war Professor für Griechisch an der Universität Straßburg. Er selbst wurde 1616 Sekretär der XV (Reuss, Josias 290), im Dezember 1618 Amtmann von Wasseinheim (Reuss 291), 1620 wieder Sekretär der XV (Eheberg I 678 und 687), nach 1627 französischer Vertreter in Zürich, Bern und Frankfurt (Livet, Intendance 899) und 1632 schwedischer resident in Straßburg (Reuss 294). Anschließend trat er wieder in französische Dienste und nahm als Mitglied der franz. Delegation an den Friedensverhandlungen in Münster teil (Reuss 293-298; Livet 899). 205 AM: VII 76/1. 2os AM: VII 71/5; VII 78/10. 207 Zu 1655 siehe Kap. 13 bei n 161; BNU: ms 1513 f 175 (1661 altershalben resigniert). 208 Anschließend Dreier des Pfennigturms; BNU: ms 1513 f 175. 10°

148 1668-1686 1686-1702 1702-1727 1727-1765 1765-1787 1787-1789

12. Kap. : Das Amt Wasseinheim Dr. jur. Jakob Eberhart Becht2oe, Abraham Koch21o, Dr. jur. Franz Joseph Geiger211 , Lic. jur. Franz Joseph Poirot212 , Georg Ignatius Müller213, Lic. jur. Philipp Xaver Horrer, katholisch214.

Als Amtsschreiber fungierten 1557-1585 Georg Schuler215, 1601-1603 Georg Schueler218, 1666 Philipp Keller217, 1679 Johann Jakob Grünwald21 s, 1690-1699 Dr. jur. Jakob Christoph Mader21e, 1700-1743 Philipp Jakob Mader22o, 1744-1754 Lic. jur. Johann Franz Cajetanus Acker221 , 1755-1786 Johann Heinrich Apprederis222, 1786-1789 Lic. jur. Franz Heinrich Ignatius Apprederis, katholisch223. Amtsschaffner waren 1726-1763 Philipp Karl Brosius, katholisch224, 1763-1789 Lic. jur. Franz Joseph Brosius, katholisch225. 200 BNU: ms 1513 f 175; AM: VI 474/1 E; VII 65/23 (Präsentation in Marlenheim am 28. 5. 1668); Adam, Territorien 64-65. 21 0 AM: VII 78/1 (Bestallungsrevers vom 11. 3. 1686). Wegen Betrugs entlassen; AM: VI 89/14; Wirth II 27. 211 AM: VI 89/14; VI 159/60 f 33 (am 17. 7. 1727 zum Ammeister gewählt). 212 AM: VI 159/60 f 34 ("als tochtermanndes abgehenden herrn ammtmanns" am 19. 7. 1727 gewählt); AA 2068 f 2-6 (Bestallungsrevers vom 15.11. 1727); AA 2076 f 66 (gestorben 1765). 213 Regimentsverfassung 1766 und 1787. 214 Horrer wurde 1746 in Colmar geboren (Reuss, De scriptoribus 229), 1774 Registrator in Straßburg (AM: IV 50 Mitte) und 1787 Amtmann von Wasseinheim (Reuss 229). Er verfaßte den im Schriftenverzeichnis erwähnten Dictionnaire de 1'Alsace. 215 AM: V 703/5 (Abschrift 1557 oder später einer Gütererneuerung von 1536); AD: G 1397 loses Blatt. 218 AM: VII 76/1 f 151 und 153. m AM: VI 101/4c. 21s R egimentsverfassung 1679. 219 Regimentsverfassung 1690 und 1699. Vgl. Kap. 13 n 187. 220 Regimentsverfassung 1700 und 1743. Vgl. Kap. 13 n 188. 221 Regimentsverfassung 1744. 222 Regimentsverfassung 1770 und 1786. 223 Regimentsverfassung 1787 und 1789. 22 ' AM: no 214 p 403-404 (1736 Wiederwahl unter 11 Bewerbern); Regimentsverfassung 1763. 225 AM: VI 475/27 (Wahl am 12. 12.. ; Bestallungsrevers vom 17. 12.; Vereidigung am 19. 12.); Regimentsverfassung 1764 und 1789.

Dreizehntes Kapitel

Das Amt Marlenheim 1 Rat und Einundzwanzig, das führende Organ Straßburgs, beschlossen am 8. Juli 1499, daß "die statt sol einen eigenen vogt zu Marle haben" 2 • Das angesprochene Marlenheim liegt 20 Kilometer westlich Straßburgs im heutigen Kanton Wasselnheim3 • Man darf es nicht mit der badischen Gemeinde Goldscheuer-Marlen im heutigen Landkreis Kehl verwechseln4. Aus dem elsässischen Amt Marlenheim haben sich einige größere Quellen erhalten. Zu erwähnen sind insbesondere ein Dörfer- und Hofrecht von 13385 , eine Amtsordnung von 14726 , Dienstordnungen von 1526-16087 , die Protokolle der Landpfleger für 1652-17838 , die Amtsrechnungen für 1680-17889 , ein Bericht von 172010 und ein Gefällbuch für 1771-180311 • Der zitierte Beschluß der Straßburger Räte und XXI errichtete das Amt Marlenheim mit den acht Ortschaften Marlenheim, Kirchheim, Nordheim, Romansweiler, Koßweiler, Dann, Münchhof und KrontaP2 • Zu diesen Siedlungen kamen später noch gewisse Rechte in Odratzheim13• 1

Schoepflin 210-212; Hanauer, Marlenheim; Knobloch 78-88.

AM : VI 101/2 no 1 (Notiz). Schrifttum: Albers, Marlenheim und Kirchheim; Wentzcke, Königspfalzen; Schmidlin 252-260; Klack, Marlenheim; Barth 798-801; Bopp 326--327; Hotz 106. Karten: AD: C 562/222 (um 1760); AM: AA 2068 f 139 und 140 (beide 1767). Gemeindearchiv Marlenheim im AD nicht verwertet. 4 Über Goldscheuer-Marlen Kap. 2 n 9. 5 Wie Kap. 12 n 158. • AD: G 1369 (Entwurf oder Original); unbekannt KoUnig 205. Das Datum folgt aus den zitierten Namen und wird von Lehmann, Grafschaft II 292 und Fischer, Herrschaft 13 bestätigt. 7 AM: VI 97/2. 8 AM: VII 65/23 (1652-1731); VI 254-256 (1722-1746); VI 257 (1755-1783). 9 AM: VII 65/37 (1786); VII 1182-1189 (1680-1788). 10 AM: AA 2076. 11 AM: VI 158 (deutsch). Ähnlich AM: VI 159/1 (1772-1790 französisch). 12 In dieser Reihenfolge 1498 genannt; siehe Text bei n 56. 13 Irrig: Kirchner, Elsass 1648 p 19 (ohne Romansweiler und Koßweiler, aber mit Wangen, Eckbolsheim und Fürdenheim); Fritz, Territorien 113 n 4 (mit Wangen und Echbolsheim), 114 (mit Schloß Kronenburg; siehe dazu n 98); Reuss, Alsace I 444 und II 554 (mit Wangen und Eckbolsheim). 2

3

150

13. Kap.: Das Amt Marlenheim

Die ganze Gegend war im frühen Mittelalter Reichsgut. Später müssen wir drei Komplexe unterscheiden, erstens den Marlenheimer Stadelhof mit Gerichtsrechten in Marlenheim, Kirchheim, Odratzheim, Krontal und Nordheim, zweitens die Bannherrschaft über Marlenheim-Krontal, Kirchheim und Nordheim und drittens die Bannerherrschaft über Romansweiler, Kirchheim und Dann. Der Marlenheimer Stadelhof14• Den ersten Rechtskomplex schenkte Kaiserin Richgard um 880 dem von ihr gegründeten Frauenkloster Andlau15. Ein Dörfer- und Hofrecht von 1338 zeigt, daß der Andlauer Besitz damals aus dem sogenannten Stadelhof, Gerichtsrechten in Marlenheim, Kirchheim, Odratzheim, Krontal und Nordheim sowie dem später so genannten Ödenwald bestand16, den wir bereits im letzten Kapitel behandelt haben. Der ganze Komplex wechselte zwischen 1380 und 1510 mehrmals seinen Besitzer.

Zunächst verkaufte das Kloster Andlau den Straßburger Eheleuten Rulin Barpfennig und Nesa Völtsch am 4. Februar 1380 "curiam nuncupatam der Stadelhove in villa Marley sitam zwuschent der kirchen und dem Stegetor ... item vor dem Berreberg unam silvam ... unam silvam nuncupatam der Vorst sitam zwuschent Marley und Krontal estimatam ad summam centum et quinquaginta agrorum ... daz burgstal und den berg zu Krontal ... officium sculteti vulgariter dicendo daz schultheisen turn in villa Marley .. . officium nuncupatum daz keller ambaht . .. officium nuncupatum daz stadel ambaht ... officium dieturn der meygerie ... daz bumeister turn ... daz buttel turn ... pro pretio duarum milium ac centum et septuaginta duarum librarum". Zum Stadelhof gehörte ein umfangreicher Grundbesitz, von dem unter anderem 151 Acker Wein in Marlenheim, 380 Acker Getreide in Marlenheim und 36 Acker Getreide in Kirchheim besonders erwähnt werden17. Der Wald "vor dem Berreberg", nämlich der Ödenwald, wurde bereits im letzten Kapitel besprochen. Der "Vorst" zwischen Marlenheim und Krontal sowie die sechs genannten Ämter werden uns später noch beschäftigen. Mindestens einige Rechte und Ämter waren vor dem Verkauf verliehen, denn am 16. März 1380 verzichteten der Straßburger Ammeister "Johans Phylips" auf die ihm verliehene "Winmeygerye" 18 sowie Erhard von Wangen und sein Diener Sygelin Huser auf das ihnen verliehene Kelleramt und Unterschultheißentum19• 14 Schrifttum: Hanauer, Marlenheim 914-917 (1903), 98-107, 247-250 (1904). Karte: AM: VII 65/5 (1601 ?). 15 Büttner, Andlauer Besitz 22-23; Büttner, Kaiserin 86, 88 und 90. Über Andlau Kap. 12 n 158. n Wie Kap. 12 n 158. 17 AM: charte 4 fevrier 1380 VCGA 31. Irrig Klock, Marlenheim 24 (Versatzung). Über die Barpfennig nur Kindler, Buch 23. Das Steigentor war der nördliche Dorfausgang; Klock, Marlenheim 23 und 86. 16 AM: charte 16 mars 1380 VCGA 31. Zu Hans Philippes UB VII 1068. n AM: charte 16 mars 1380 VCGA 31.

13. Kap.: Das Amt Marlenheim

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1434 gehörte ein Drittel des Stadelhofs und seines Zubehörs Rulin Barpfennig, dem Sohn des Johannes Barpfennig, ein Drittel dessen Schwester Adelheid, der Frau des Gerhard Schop, und das letzte Drittel den Brüdern Rudolf und Markus Barpfennig, den Söhnen des Straßburger Ammeisters Rulin Barpfennig, eines Bruders des verstorbenen J ohannes Barpfennig20• Rulin Barpfennig verkaufte sein Drittel am 24. September 1435 für 724 Pfund Pfennig an Rudolf Barpfennig21 , der bis 1444 den ganzen Hof an sich brachte22. Derselbe Rudolf Barpfennig und seine Frau Ennelina von Epfig verkauften 1449 Wirich von Hohenburg die Hälfte des Stadelhofs für 2250 Gulden23 • Als Wirich von Hohenburg 1454 starb, beerbte ihn sein Schwiegersohn Eberhard Hofwart von Kirchheim24. Die Eheleute Rudolf Barpfennig und Ennelina von Epfig verkauften ihre Hälfte am Stadelhof zwischen 1464 und 1466 wieder dem Kloster Andlau25 . Eberhard Hofwart von Kirchheim verkaufte dem Kloster seine Hälfte am 13. Mai 1466 für 1151 Gulden 4 Schilling und 6 Pfennig.

Die Verkaufsurkunde erwähnt, daß die Hälfte Hofwarts stark belastet war. Insbesondere war ein Drittel der Hälfte für nur 80 Gulden an die Kinder des Straßburgers Nikolaus Mosung versetzt26 • Hofwart scheint überhaupt gern Schulden gemacht zu haben. Unter anderem nahm er auch von Württemberg ein Darlehen von 1900 Gulden. Als er es nicht zurückzahlte, erwirkte Ulrich Graf von Württemberg beim Reichshofgericht zu Rottweil 1464, 1466 und 1467 drei Vollstreckungsurteile für alle Güter Hofwarts27 • Im Amt Marlenheim besaß Hofwart außer dem halben Stadelhof noch ein Drittel des Schlosses Marlenheim und ein Neuntel der Dörfer Marlenheim, Kirchheim und Nordheim. Nachdem er den halben Stadelhof im Mai 1466 dem Kloster Andlau verkauft hatte, wurde Württemberg vor Weihnachten 1466 in seine Anteile am Schloß und den Dörfern eingesetzt. Darüberhinaus verlangte Württemberg von Andlau die Herausgabe des halben Stadelhofes, weil der während der 2° Folgt aus AM: charte 14 avril 1434 VCGA 31 (vgl. bei n 62) und AD: H 2347 charte 1 (vgl. bei n 21). 11 AD: H 2347 charte 1 (Original). 11 Folgt aus AD: H 2347 charte 2 (relique due partes ad ... Rudolphum ... dicuntur pertinere). 23 AM: charte 15 juillet 1449 VCGA 31. u Reichsland 447. über die Hofwart Kindler II 77. Hofwart war mit Elsa Puller von Hohenburg verheiratet. 25 Folgt aus AM: charte 5 avril 1464 VCGA 31 (vgl. bei n 66) und charte 13 mai 1466 VCGA 31 (vgl. bei n 26). 21 AM: charte 13 mai 1466 VCGA 31. Irrig Klack, Marlenheim 24 (Einlösung des Pfandes). 27 Erwähnt in AM: charte 13 juillet 1478 VCGA 31 (vgl. bei n 28). Original von 1466 = AM: VI 90/1. Schoepflin 212 nennt darüber hinaus einen Vertrag von 1468. Allgemein zu Immissionsurteilen Wunder, Gebiet 68 n 80.

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13. Kap.: Das Amt Marlenheim

Rechtshängigkeit im Mai 1466 abgeschlossene Kaufvertrag ungültig gewesen sei. Andlau erwiderte, der Stadelhof sei nicht Eberhard Hofwart, sondern dessen Frau als Erbe zugefallen und der Mann habe ihn nur mit Zustimmung seiner Frau und für seine Frau verkauft. Als vereinbarter Schiedsrichter wies der Straßburger Rat die Ansprüche Württembergs zurück2s. Das Stift Andlau lieh Hans von Würzburg 1481 das Oberschultheißenamt zu Marlenheim, wie es vorher Rudolf Barpfennig innehatte29 • 1482 versetzte es den Stadelhof dem Straßburger Marx Kerling für 4000 Gulden. 1495 löste es ihn von den Erben des Marx Kerling aus30 und versetzte ihn dem Kollegiatstift St. Florentius in Niederhaslach (im heutigen Kanton Molsheim) für 4105 Gulden 10 Schilling und 2 Pfennig31 • Die Pfandsumme wurde 1507 um weitere 500 Gulden erhöht32• Am 15. März 1510 versetzte das Stift Andlau Straßburg den Stadelhof für 5000 Gulden, die es zur Ablösung der Raslacher Rechte und zur Schuldentilgung verwendete33 • Zum Stadelhof gehörten damals a) der Ödenwald, b) ein "eichwaldlin oben am berg ... uff hundert acker", c) die "Juchen gutter ... uff vierhundert acker", die für 82 Viertel halb Weizen halb Roggen und 78 Viertel Hafer kurzfristig verpachtet waren, d) ein Gültgut in Marlenheim mit 50 Acker, die für 19 Viertel halb Roggen halb Gerste kurzfristig verpachtet waren, e) der sogenannte Haferdinghof, nämlich 26 Viertel Hafer Bodenzins von 334 Acker Feld und Reben, 39 Acker Matten, 3 Gärten und 3 Höfen, f) der sogenannte Weindinghof, nämlich 1 Fuder 4 Ohm 13 Maß Wein Bodenzins von 56 Acker Reben, 1 Matte und 3 Höfen, g) 3 Fuder 13 Ohm Weinzins von 91 Acker Reben und 1 Garten, teils Bodenzins, teils Pachtzins, h) 3 Viertel Roggen und 3 Viertel Gerste von 31 Acker Feld, 1 Matte und 1 Garten, überwiegend Pachtzins, i) 10 Viertel Roggen und 3 Viertel Gerste von einer Mühle, j) 7 Pfund Pfennig von 11 Acker Feld und Reben, 1 Matte, 12 Höfen und 4 Werdern, überwiegend Bodenzins, und k) 4 Acker Reben des Schultheißen34• !s AM: charte 13 juillet 1478 VCGA 31. ! 9 AM: charte 10 mai 1481 VCGA 31. 30 Erwähnt AM: VII 65/11 und Klack, Marlenheim 24. Kerling war 1486 und 1492 Straßburger Ammeister; Hatt, Liste 623. 31 AM: charte 25 fevrier 1495 VCGA 31. Über Raslach zuletzt Barth 935-938. 3! Erwähnt in AM: VII 65/11. 33 AM: charte 15 mars 1510 VCGA 31 (Original) = no 956 f 123-125 = VI 159/13 = AD: G 1367 (Abschriften). Zusatzvertrag = AM: charte 15 mars 1510 VCGA 31. Irrig Helmer 53 (Georg von Zweibrücken Verkäufer). 34 AM: VII 65/12. Irrig Klock, Marlenheim 24 (1580 rund 150 Acker Feld). über das Jeuehengut n 63.

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Das Stift Andlau wollte sechzig Jahre später den Stadelhof zurücklösen. Straßburg verweigerte nicht nur die Herausgabe35, sondern brachte am 7. April1581 sogar einen endgültigen Kaufvertrag für 14 000 Pfund Pfennig zustande36 • Auf diesen Kaufvertrag zahlte Straßburg am 1. 9. 1581 in Philippstalern 5000 Pfund und am 16. 9. 1581 in Gulden 3500 Pfund im Auftrag Andlaus an Friedrich Kappler, Amtmann des Grafen Johann von Ortenburg, und am 6. 1. 1582 in Philippstalern 500 Pfund an Andlau37• Die übrigen 5000 Pfund oder 10 000 Gulden mußten auf Grund eines Vertrags vom 19. oder 24. Juni 1581 ab 1582 mit jährlich 4 Prozent oder 200 Pfund verzinst werden38• Neunzig Jahre später vereinbarten Andlau und Straßburg, daß Andlau von den immer noch ausstehenden 10 000 Gulden 2000 nachlasse und Straßburg die restlichen 8000 Gulden sofort zahle. Straßburg nahm das nötige Geld am 18./28. 4. 1672 bei Straßburger Bürgern auf: bei dem alten Stettmeister Philipp Albrecht Bernhold 2000 Gulden, bei Professor Dr. jur. Gerhard von Stöcken 2000 Gulden und bei den Kindern des verstorbenen Ratsherrn Johann Christoph Reichshoffer 4000 Gulden39 • Andlau erhielt seine 8000 Gulden einen Tag später40 •

Die Bannherrschaft über Marlenheim, Kirchheim und Nordheim. König Rudolf von Habsburg versetzte Nordheim, Marlenheim und Kirchheim am 5. August 1276 für 550 Mark Silber an Heinrich I. Grafen von Veldenz und Herrn von (Hohen-) Geroldseck sowie dessen Neffen Heinrich II. und Walter III. von Geroldseck-Lahr41 • Am 1. Mai 1287 ermächtigte Rudolf von Habsburg seinen Neffen Otto IV. von Ochsenstein, die für 500 Mark verpfändeten Dörfer an sich auszulösen42 • Nach einigen AD: G 1367 (Schriftwechsel 1573-1581); Hanauer, Marlenheim 247-249. AM: VII 65/8 (Abschrift) = VII 71/19 (Abschrift und frz. Übersetzung) = AD: G 1367 (Abschriften); Hanauer, Marlenheim 250. Irrig: AM: VI 112/25 no 2 (1568). 37 AM: VII 65/2. Quittung über 500 Pfund vom 5. 1. 1582 in AM: VII 65/1. Ortenburg liegt in Niederbayern; KindZer III 288. 38 AM: VII 65/2. Quittungen über je 200 Pfund vom 29. 5. 1583, 23. 11. 1583, 5. 8. 1584 und 26. 6. 1585 in AM: VII 65/1. Den Vertrag datiert AM: VII 65/32 auf den 19. Juni und AM: VII 65/21 auf den 24. Juni. 3' AM: VII 65/32 (zwei Originale der Kontraktstube). Über BernholdKindler, Buch 31; über Stöcken Berger-Levrault 234; über Reichshoffer Hatt, Liste 296. Straßburg datierte wie die meisten evangelischen Stände noch nach dem alten julianischen Kalender. Den neuen gregorianischen führte es erst im Frühjahr 1682 auf französischen Druck hin ein; Livet, Intendance 439 n 7; Ford 76 und 279; irrig Reuss, Alsace II 540 n 4 (erst am 12./22. 2. 1683). 40 AM: VII 65/21 (Quittung). Auf diesen Vorgang bezieht sich die irrige Bemerkung Schoepflin 211 (jus retractus, quod Abbatia servaverat, An. MDCLXXII abolitum); ebenso falsch Albers, Marlenheim und Kirchheim. 41 Böhmer VI 1 p 156 no 583 (Regest). Irrig Knobloch 78 (300 Mark). über die Hohengeroldseck Kap. 2 n 99. 4! Schoepflin-Lamey II 37 Fußnote t = Böhmer VI 1 p 456 no 2098 (Regesten). Irrig Knobloch 78 (Lösungserlaubnis für Heinrich von Veldenz). Über die Ochsenstein Kap. 8 n 164. 35

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Erbfällen, rechtsgeschäftliehen Transaktionen und erbitterten Streitigkeiten43 einigten sich alle Beteiligten 1442 dahin, daß Stephan Pfalzgraf bei Rhein 1/e der Dörfer, 1/s des Ungelds, 1/s des neu erbauten Schlosses in Marlenheim und ein Auslöserecht (zu 4000 Gulden) auf die übrigen Anteile erhielt, die je zur Hälfte den Hohengeroldseck und den Ochsenstein überlassen wurden, so daß Jörg und Thiebolt Herren zu Hohengeroldseck 4/e der Dörfer, 1/s des Ungelds und 1/s des Schlosses und Jörg Herr zu Ochsenstein ebenfalls 4/u der Dörfer, 1/s des Ungelds und 1/s des Schlosses bekamen44 . Das neu erbaute Schloß wurde schon 1444 zerstört45; sein übriggebliebenes Zubehör hieß fortan "Burgstadel". "Ludwig pfaltzgraf Stefans sohn" hat 1485 seine "gerechtigkeit ... an sich zu losen herrn Hans Rudolfen von Endingen frey ubergeben" 46 • Endingen verkaufte das Lösungsrecht am 5. Juli 1491 der Stadt Straßburg für 55 Gulden47. Das Neuntel der Dörfer und das eine Drittel des Ungelds und des Burgstadels kamen vor 1446 an Wirich von Hohenburg48 und bei dessen Tod 1454 an seinen Schwiegersohn Eberhard Hofwart von Kirchheim49. Das Hofgericht in Rottweil sprach sie 1464, 1466 und 1467 Ulrich Graf von Württemberg zu50, dessen Nachfolger Eberhard sie 1480 "herrn Marx Kernlin eigenthumblich zu kouffen geben umb 900 fl rheinischer landteswehrung" 51 • Kernlin oder Kerling räumte Straßburg am 5. Juli 1491 ein Sechstel des Burgstadels und ein Vorkaufsrecht auf das Neuntel der Dörfer, ein Drittel des Ungelds und ein Sechstel des Burgstadels ein, die ihm verblieben52 • Später kamen diese Rechte wahrscheinlich durch 43 AM: VI 76/4 f 8-14; VII 73/27; UB III 234 no 763 (1314); UB V 31 no 19 (1333); Hanauer, Marlenheim 94-95; Knobloch 79--82; Klock, Marlenheim 20--21. 44 AM: charte 20 fevrier 1442 VCGA 37 (Original) = AD: G 1369 charte 12 = G 1369 (Abschriften); Lehmann, Grafschaft II 132-133; Lehmann, Herzogthum 58-59. Über die Pfalzgrafen Koch. Zu den Anteilen siehe auch die Jahresrechnungen des Bistums, des Rechtsnachfolgers der Geroldseck, in AD: G 1368 (1550) und 1371 (1584). 45 Schilter, Chronicke 930 (das Sloß angestossen, gebrant); Klock Marlenheim 35. 48 AM: VI 90/6 = VI 398/1 no 1 R = VII 73/27 (Regesten). Bestätigung Kaiser Friedrichs 1487 = AM: VI 90/la (Abschrift). Über die Endingen KindZer I 298-302. 47 AM: no 955 f 309-310 = VI 76/4 f 15-16 (Abschriften). Irrig: AM: VI 112/31 no 4 f 1 (1/D verkauft); Reichsland 1184 (Straßburg erwarb erste Rechte 1480); Kretschmer 464 (ebenso). Der Pfalzgraf erlaubte 1537 neuerlich Ludwig von Eschenau die Lösung; AD: G 1369 charte 13 (Abschrift). Dieses Auslöserecht blieb ohne Folgen; Knobloch 87. 48 AD: G 1366 no 3. Über die Hohenburg KindZer II 81. 41 Wien 24. 50 Wien 27. 11 AM: VI 90/6 (Regest); Knobloch 84. Über Kerling n 30. 52 AM: charte 5 juillet 1491 VCGA 37 (Original) = no 955 f 310 = VI 76/4 f 17 (Abschriften). Irrig: AM: VI 76/7 f 4 (1/s am Burgsitz und 1/e der Dörfer ab-

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Erbfall an die Straßburger Familie Jörger, die sie 1520 an Straßburg verkaufte: "haben unsere herrn meister unnd rath umb . .. Hansen Jorgers kynnder .. . kaufft einen neundentheil an obgedachten dorffern auch einem drittentheil an dem ungeltt ... umb sibentzehendhalb hundert gulden"53• Georg von Ochsenstein, der letzte seines Geschlechtes, räumte seinem Schwiegersohn Heinrich II. Graf von Zweibrücken Herr zu Bitsch und zu Ochsenstein 1440 den Mitbesitz an seinen Rechten ein54• Als er 1485 starb, hinterließ er ihm sein Erbe55• Heinrich II. von Zweibrücken versetzte Straßburg 1498 "einen halben teil an unserm halben teil so wir habent fur ungeteilt an den dorffern Marley Kircheim Northeim Rummoltzwiler Coszwiler Than und Munichofen und darzu einen halben teil an dem gantzen Crontal ...umb vierzehende halb hundert rinischer guldin", also unter anderm 2/9 der Dörfer Marlenheim, Kirchheim und Nordheim, 1/6 des dortigen Ungelds und 1 /6 des Burgstadels in Marlenheim56 • Sein Sohn Georg verkaufte Straßburg 1508 den "unverkoufften halbenteyl mit sampt dem andern vor verkoufften halbenteyl . . . also das wir . . . deheinen widerkouff oder losunge nyemer mer gehaben oder erfordern sollent .. . umb viertzehen hundert gutter rinischer guldin" 57• Die Hohengeroldseck schließlich verkauften ihre 4 /9 der Dörfer, 1/s des Ungelds und 1/s der Burgstadels 1452 für 2000 Gulden dem Straßburger Bistum58• Das Bistum verlieh diese Rechte 1455 vorübergehend an Eberhard Hofwart von Kirchheim59 • 1597 versetzte es "die gemeinschafft des ambts Marlen" der Stadt Straßburg60 • getreten); VI 90/11 ; VI 112/25 no 2, 31 no 3 und 31 no 4 f 3; Ctauss 649; Reichsland 629 (alle Verkauf des 1/o); Schoepflin 212 (Kerling verkauft die Geroldsecker Rechte); Helmer 53 (Markus von Werlingen verkauft ein Gut).

53 AM: VI 398/1 no 1 R = VII 73/27 (Regesten). Irrig das gesamte Schrifttum, z. B. Knobtoch 86. 84 Lehmann, Grafschaft II 286-287. 55 Kap. 8 bei n 176. 58 AM: charte 8 janvier 1498 VCGA 30 (Original) = no 955 f 375-377 = VI 90/1b = VII 65/8 und 17 (Abschriften). Irrig Fischer, Herrschaft 17 (Druckfehler 1489). 57 AM: charte 9 mars 1508 VCGA 37 (Original) = no 956 f 121-123 = VI 90/lc = VII 65/8 und 18 (Abschriften). Irrig: Hermann I 43 (1/2); Hetmer 53 (Georg verkauft Stadelhof) ; Larousse 23, 202 (1508 Marlenheim ganz erworben) ; Fritz, Territorien 117 (1350 Gulden). 58 AM: VI 90/4 (Abschrift). 69 Schoepjlin 212. 80 Wunder, Gebiet 22 n 28. Irrig: AM: VI 76/7 f 4 (1604 überlassen); VI 112/25 no 2 (1604); Schoepflin 212 (1491 verkaufte Kerling diese 4/o) ; Atbers, Marlenheim und Kirchheim (1604); K. (Nordheim seit 1604 im Besitz Straßburgs) ; Clauss 913 (4/9 Romansweilers 1604); Reuss, Alsace I 444 (1604); Reichstand 781 (Nordheim 1545 im Besitz der Müllenheim) ; Klock, Marlenheim 24 (1592); Bopp 326 (1604).

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Stadelhof, Bannherrschaft und Gemeinde. Nachdem wir die Inhaber des Marlenheimer Stadelhofs und der Bannherrschaft über Marlenheim, Kirchheim und Nordheim kennengelernt haben, bleibt uns noch übrig, einiges über die wechselseitigen Befugnisse des Stadelhofs, der Bannherren und der Gemeinde zu sagen. Das Dörfer- und Hofrecht von 1338 spricht dem Stadelhof "twing und ban" zu. Der Stadelhof soll einen Stadler, einen Keller und einen Büttel haben, die keine Bede (das ist hier eine Gemeindesteuer) geben, ferner einen Baumeister und einen Schultheißen. "Zu dem gerihte horet Marley und Kircheim und Odratzheim und Crontal und Northeim ... Der selbe schultheisse hat den gewalt zu tunde und zu lande an frevelen und an wette bitze an drige pfenninge ... und was do vellet zu rehte des ist der dritte pfenning des vogetts umbe das das er ime helfe twingen." Der Schultheiß (im Namen des Stadelhofs) und der Vogt (im Namen der Bannherrn) übten also gemeinsam gewisse Zwangsrechte und Justizrechte aus, die noch der näheren Bestimmung bedürfen. Die Gemeinde wählte für ihre Angelegenheiten neun Gerichtsschöffen: "zu mitten mertzen so sol das dorf lut zu sammene gan und sullent kiesen einen heinburgen ... der heinburgen sullent nune sin." Der Bannherr wird nur am Rande im Zusammenhang mit dem freien Abzug genannt: "Wir sprechent och von einem frigen gezoge das ein iegelich man sol varen war er wil bekummet imme sin banherre brichet imme sin wagen der herre sol abe sitzen und sol imme helfen das er vertig werdeG1." Um die Mitte des 15. Jahrhunderts kam es zwischen den Inhabern des Stadelhofs, den Inhabern der Bannherrschaft und der Gemeinde Marlenheim zu einigen Streitigkeiten, die weitere Aufschlüsse geben. Nach einer Klage der Barpfennig, daß Stephan Pfalzgraf bei Rhein seit drei Jahren ihren Besitz am Stadelhof störe, urteilten die Reichsfürsten 1434, daß Stephan die Barpfennig in Ruhe lassen solle62 • Das Kloster Andlau urteilte als Schiedsrichter zwischen der Gemeinde Marlenheim und Rudolf Barpfennig 1453 über folgende fünf Punkte: a) daß nicht nur - wie die Gemeinde behauptet - die drei Ämter des Stadlers, Kellers und Büttels, sondern auch - wie Barpfennig meint - die des Schultheißen, Baumeisters und Meiers bedefrei sind, ist von Barpfennig zu beweisen; b) Barpfennig darf in Marlenheim eine Schäferei unterhalten; c) daß die Gemeinde - wie sie behauptet - Parzellen der Weide frei verkaufen darf und hierzu nicht- wie Barpfennig meint - dessen Zustimmung braucht, ist von der Gemeinde zu beweisen;

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Wie Kap. 12 n 158. AM: charte 14 avril 1434 VCGA 31.

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d) "von des Edewaldes und der Juchen wegen" haben die Parteien einen nicht näher erläuterten Vergleich geschlossen; e) "von Cronenburg des berges wegen" ebenfalls03• Ein halbes Jahr später urkundete der Schiedsrichter, daß zu Punkt a Barpfennig den Beweis schuldig blieb und zu Punkt c die Gemeinde den Beweis führte 64 • 1458 erging ein neues Schiedsurteil zwischen Jörg Herr zu Ochsenstein und Heinrich Graf von Zweibrücken-Bitsch wegen Marlenheims und Rudolf Barpfennig wegen des Stadelhofs, diesmal über acht Punkte: a) bedepflichtige Grundstücke, b) Einungen über Fruchtäcker (die Gemeinde und Barpfennig sind beteiligt), c) die Schäferei (Barpfennig darf 550 alte Schafe über Winter halten), d) den Ödenwald (Marlenheim darf Holz hauen), e) die Bedepflicht des Schultheißen, Baumeisters und Meiers, f) die Rückgabe der gegenseitig abgenommenen Pferde, g) das Ding im Stadelhof (die Huber sind verpflichtet, Recht zu sprechen), h) die Fronmatte (Marlenheim darf dort Pferde weiden)65 • Wichtig ist insbesondere Punkt g, der mit hinreichender Deutlichkeit erkennen läßt, daß die 1338 genannten neun "Heimburger", die das Dorfgericht bilden, von dem Dinghofgericht im Stadelhof, dem Dutzende von Hubern angehören, zu unterscheiden sind. Eberhard Hofwart von Kirchheim, Mitinhaber des Stadelhofs zu 1/2 und Mitinhaber der Bannherrschaft zu 1/9, Rudolf Barpfennig, Besitzer des Stadelhofs zu 1/2, und Ruprecht (von Simmern) Bischof zu Straßburg (1440-1478), Mitinhaber der Bannherrschaft zu 4/9, vereinbarten 1464, daß bis zum Tode des Bischofs a) von den Gefällen des Gerichts Hofwart wie bisher 1/9 und vom Rest jede Partei 1/3 beziehe, b) von den Gefällen des Ödenwalds, an denen der Bischof bisher keinen Anteil hatte, Hofwart wie bisher die Waldhede allein und von den übrigenGefällen jede Partei 1/3 erhalte66 • Die wirtschaftliche Bedeutung einerseits des Stadelhofs und andererseits der Bannherrschaft läßt sich verhältnismäßig leicht vergleichen. 1449 kostete der halbe Stadelhof 2250 Gulden, der ganze Stadelhof also 4500 Gulden; 1452 4/9 der Bannherrschaft 2000 Gulden, die ganze Bannherrschaft also 4500 Gulden oder genau so viel wie der Stadelhof67 • Straßburg wandte 1510 für den Stadelhof 5000 Gulden auf. Beim Kauf 63 AM: charte 21 aout 1453 VCGA 31 (eines von zwei Originalen). Zum Jeuehengut (d) vgl. Text bei n 34 unter c (1510) und AM: AA 2068 f 64 (1772 Original der Verpachtung von 359 Acker). u AM: charte 16 mars 1454 VCGA 31 (eines von zwei Originalen). 65 AM: charte 3 octobre 1458 VCGA 31. Punkt g bezieht sich auf einen Vorfall von 1453; siehe dazu Hanauer 100-101 und Klack, Marlenheim 31-32. 66 AM: charte 5 avril1464 VCGA 31. Erwähnt Klock, Marlenheim 22. &7 Vorn bei n 23 und 58.

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der Bannherrschaft zahlte es 1498 für 2/e 1350 Gulden, 1508 für 2/e 1400 Gulden und 1520 für 1/9 1650 Gulden68 ; das entspricht, wenn man für die fehlenden 4/t die beiden ersten Beträge doppelt rechnet, 7150 Gulden für die ganze Bannherrschaft In dieser Entwicklung spiegelt sich die allgemein wachsende Bedeutung und Konsolidierung der Bann- und Landesherrschaft auf Kosten der älteren Herrenhöfe augenfällig wieder. Nachdem Straßburg die Bannherrschaft 1491-1597 und den Stadelhof 1510 erworben hatte, war eine reinliche Scheidung beider Komplexe nicht mehr nötig. Trotzdem hielt man die Amtsträger69 und die Buchhaltungen70 noch lange auseinander. Die Erwerbungen von 1510 hießen gewöhnlich "Stadelmeierei", die von 1491, 1498, 1508 und 1520 "Stadtvogtei" und die von 1597 "Bischofsvogtei zu Marlenheim" 71 . In einer Prozeßschrift von 1628 nennt Straßburg die Rechte des Stadelhofs "hohe Obrigkeit" und die Bannherrschaft "niedere Obrigkeit" 72. Was sich hinter diesen Schlagworten verbirgt, können nur die Quellen sowohl des Stadelhofs wie der Bannherrschaft wie auch der Gemeinde zusammen zeigen. Jede nur einseitige Betrachtung wird beinahe zwangsläufig zu einer einseitigen Verzeichnung führen73. Bevor wir weitergehen, seien noch einige Bemerkungen zu den einzelnen Ortschaften erlaubt. Marlenheim. Marlenheim hatte unter allen Gemeinden des Straßburger Landgebiets den größten Ortsbann74 • Das Stift Raslach besaß hier seit alters her Zehntrechte75 und ein Meiergut, das für die Gemeinde zwei Stiere, zwei Widder und einen Eber halten mußte76. Die Raslacher Rechte wurden 1632 Straßburg geschenkt, und zwar wahrscheinlich von es Vorn bei n 33, 53, 56 und 57. AM: VI 101/1a (1530 schultheyss stadelmeyer und keller ampt das die einer allein hab und versehe und die vogty welche der statt eygen ist auch durch ein sondern verwaltet werde). 70 AM: VII 65/12 (1508-1735 Einnahmenverzeichnisse der Stadtvogtei, 1570-1579 Einnahmen- und Ausgabenverzeichnis des Stadelhofs); VII 68/1 (1611 Erneuerung der Stadtvogteigüter); VII 68/2 (1611 Erneuerung der Dinghofgüter des Stadelhofs). 71 AM: VI 158 Register (1771). 72 AD: G 1927 no 2. 73 Irrig etwa Dubled, notion 50, 60 und 70, der das Stift Andlau als Hofherr, Dorfherr und Bannherr bezeichnet. 74 Wunder, Gebiet 113 (1760 um 1518 ha). 75 Zuerst Bruckner 8 no 24 (angebliche Schenkung König Dagoberts von 613; zur Datierung dieser Fälschung auf 1140-1180 Wilsdorf 76---81); Anerkenntnis von Schultheiß und Gericht 1503 = AD: G 5249 charte 1; Schoepflin 211; Klock, Marlenheim 63-65. 7& AD: G 5249 hinten (Bestallung eines Meiers im 16. Jh.); G 5247 no 15 (1742). Irrig Klock, Marlenheim 28 (Stadelhof hielt Zuchttiere). 81

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Schweden, das sie vorher als Kriegsbeute annektiert hatte71 • Nach dem Westfälischen Frieden von 1648 gab Straßburg die "Haslachische Donation" zurück78 • Das Kloster Maursmünster besaß in Marlenheim im 10. und 11. Jahrhundert einen großen Herrenhof mit mehreren abhängigen Gütern79 • Die Siedlung Marlenheim wurde im Mittelalter mit Mauer und Graben befestigt, die später verfielen80• Seit dem 16. Jahrhundert führte sie meistens die Bezeichnung "Flecken" oder "bourg" 81 • Ein Wochenmarkt bestand schon im 16. Jahrhundert82 und wurde nach längerer Unterbrechung 1606 wieder eröffnetsa. Kirchheim84• In Kirchheim besaß das Kollegiatstift Raslach einen Freihof85, die Kollatur86 und Zehntrechte. Der Meier des Freihofs war der Herrschaft und der Gemeinde nicht unterworfen, durfte aber die Allmende mitbenutzen87 • Für die Gemeinde mußte er einen Stier, einen Eber und zwei Hammel haltenss. Nordheim89 • In Nordheim, das kirchlich der Pfarrei Fessenheim eingegliedert war, gehörte der große Zehnt dem Patronatsherr von Fessenheim und der kleine Zehnt der Gemeinde, die dafür das Zuchtvieh halten mußte90• Vgl. Kap. 15. Jahresrechnung für 1647 und "Letste Haslachische Donations Rechnung" für 1648 = AM: VII 65/24 (Originale). 78 Perrin 140---141, 155, 161-162 und passim; erwähnt Dubled, Administration 447 no 57; Dubled, notion 50; Barth 800. Zur Celsusurkunde Kap. 5 n 18. Über Maursmünster Kap. 4 n 116. 80 AM: AA 2068 f 138 (1767 restes d'une enceintes a double fosses non revetus). 8t AD: G 1367 (1581 flecken); BNU: ms 1453 f 8 (1723 bourg); AM: AA 2076 f 30 (18. Jh. fleckhens ordnung). 82 Klock, Marlenheim 86. 83 AM: VI 186/1 no 2 (1606 ihren vor vilen jahren gehabten wochenmarckht hinfurter wider zuhalten erlaubt). 84 Schrifttum: Albers, Marlenheim und Kirchheim; Wentzcke, Königspfalzen; Barth 686-689. Karten: AD: C 565/287 (um 1760); 1 P 105 (um 1900). Bannbuch von 1662 (?) = AM: VII 1617. Gemeindearchiv Kirchheim im AD nicht verwertet. · 85 Wie n 75 (1140---1180); Bloch I 341 no 571 (1141-1162). Schrifttum: Hanauer, Marlenheim 911-913. Hofrecht von 1329 = AD : G 5247 charte 2 (deutsch) = G 5247 charte 3 (lateinisch). 77 78

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Barth 687 (1234).

AD: G 5247 no 3 (1548 Beweisbeschluß). AD: G 5247 charte 16 (1556) ; G 5247 no 7 (1604 Pachtvertrag); G 5247 no 6 (1617 Pachtvertrag); G 5247 no 15 f 72-73 (1742). 89 Schrifttum: K.; Barth 965-966; Bopp 327. Karten: AD: C 653/271 (um 1760); 1 P 144 (1886). Bannbuch von 1748 = AM: VII 1624 (Entwurf). uo AD: G 1927 no 2 (1628). Den halben "korne und ecker zehenden" verlieh Ludwig Pfalzgraf bei Rhein 1417 an Hans Storm von Uffenburg; GLA: 44/485 (Lehenrevers im Original; daselbst und 44/486 weitere Lehenreverse bis 1617). 87

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Münchhof91 • Heinrich und Georg von Zweibrücken, Bitschund Ochsenstein veräußerten Straßburg 1498 und 1508 jeweils ein Viertel an "Munchoffen" 92 . Diese Nachricht kann sich nur auf den Münchhof zehn Kilometer südwestlich Marlenheims beziehen, der ehemals einen abgesonderten Bann bildete und heute zum Gemeindegebiet Still im Kanton Molsheim zählt93 . Wie der Münchhof an die Zweibrücken kam, wissen wir allerdings nicht. Nach andern Quellen schenkte ihn nämlich Bischof Burkhard (1141-1162) schon 1156 dem Zisterzienserkloster Neuburg (29 Kilometer nördlich Straßburgs in der Gemeinde Dauendorf, Kanton Hagenau) 94 , das ihn 1481 der Straßburger Familie Jörger verpachtet und 1526 dem Straßburger Bistum verkauft haben soll95 • Um dieselbe Zeit wird der Münchhof freilich noch unter den Ortschaften des Straßburger Amtes Marlenheim genannt96. Wann und wie Straßburg ihn verlor, wissen wir nicht. 1670 war der Münchhof jedenfalls bischöflich97 . Krontal. Westlich Marlenheims fließt die Mossig durch das sogenannte KrontaL Nicht weit davon entfernt baute Wölfel, der Reichsschultheiß von Hagenau, um 1216 die Kronenburg, die der Straßburger Bischof Heinrich von Stahleck (1245-1260) schon 1246 zerstörte98 . Am Bach selbst liegt eine kleine Siedlung Krontal, die seit dem 13. Jahrhundert ununterbrochen genannt wird99 . Neben ihr ist der Flurname Goldebuoch oder Geldbuch überliefert. Krontal beziehungsweise Geldbuch gehörten von Anfang an zu Bann, Gemeinde und Gericht Marlenheim. 1253 lag im Bann Marlenheim der Platz Goldebuoch100 ; 1465 war für das Dorf Krontal das Gericht Marlenheim zuständig101 ; 1521 und später grenzte der Bann von Marlenheim im Mossigtal unmittelbar an den Bann von Wangen102; und um 1526 werden neben dem Oberschultheißen in Marlenheim nur Schultheißen für Nordheim, Kirchheim und Odratzheim, nicht 81

Reichsland 733-734; Barth 1333-1334.

Vorn bei n 56 und 57. Ebenso Schoepflin 212 und Index rerum; vgl. auch Speckel (1576 Karte). Knobloch 85-86 und 89 stellt keine Überlegungen an. Irrig: FischeT, Herrschaft 17-19 (bei Dann in Romansweiler); Knobloch nach 152 (an der Stelle der Gemeinde Westhofen). 94 Bloch I 338 no 557; Barth 1333. &5 Reichsland 734. 9• AM: VI 97/2 f 1 (vor 1526?, MarleNortheim Kircheim Romoltzwyler und ob jemans wonete zu Coswyler Than und Munchshoffenn). 97 Folgt aus AM: VI 83/2f no 2 (bischöflicher Förster im Mönchhof). 08 Reichsland 541; Bloch II 97 no 1161; Klock, Marlenheim 94. n Wien 75 (1140-1180 Vallern Corone); UB IV 1 p 64 no 82 (1246 Cronendal; siehe dazu Barth 713-714). 1oo AD: H 3004 charte 1 = Btoch II 142 no 1410. 1o1 AM: VI 163/4f. 10 2 AM: VI 98/3 m-p (1521-1556); AD: C 562/222 (Karte um 1760). o2

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aber für Krontal genannt1°3 • Lediglich einige Sekundärquellen behaupten, daß Krontal einmal einen eigen Bann bildete10'. War Krontal demnach auf der kommunalen Ebene nie selbständig, so stellte es doch mit der Flur Geldbuch zusammen auf der herrschaftlichen Ebene einen eigenen Bezirk dar. Über die Zeit vor 1452 (damals verkauften die Geroldseck ihren Anteil an Marlenheim dem Bistum Straßburg105) urkundete Hans von Ingenheim am 20. Februar 1466: "als ich myner gnadigen herschafft Geroltzege Gehsensten und ouch Wigerichs von Hohenburg amptman zum Marle gewest bin ... da es komen ist an dz Goldbuch im Crontal gelegen da bann ich keinem herrn von Geroltzegke oder Wigerichen vorgenant nust davon gerecht noch gegeben sonder allein mynem gnadigen junckherr von Ochsenstein zu gepurt hat" 10'. Krontal unterstand also im Gegensatz zu Marlenheim allein und ausschließlich den Herren von Ochsenstein und seit 1485 den Grafen von Zweibrücken. Heinrich und Georg von Zweibrücken veräußerten 1498 und 1508 jeweils eine Hälfte an Straßburg107. Marlenheim selbst kam bekanntlich erst 1597 ganz an die Stadt108. Der Zehnt "in dem Cronen burg thal bann" gehörte dem Kollegiatstift Raslach und der Stadt Straßburg je zur Hälfte109. Auf den Höhen über dem Krontallag im Bann Marlenheim der sogenannte Forst, Kronenburgbergwald, Eichenwald, Freiwald, Herrenwald oder Marlenheimer Wald110. Odratzheim111. Mit dem Marlenheimer Stadelhof erwarb Straßburg 1510 auch das Gericht in Odratzheim112, 20 Kilometer westlich Straßburgs im heutigen Kanton Wasselnheim. Odratzheim verdient unser be103 AM: VI 97/2 f 5 (Northeim unnd Kircheim . .. die schultheyssen an den ortenn wie dann ouch zu Odratzheim allein stabhalter sind des oberschultheyssen). 10' Zitiert bei Fischer, Amt 5. Irrig auch Fischer, Amt 37 (heute Ortsteil Wasselnheims). 105 Vorn bei n 58. 108 AM: VI 163/4c (Original). Über die Ingenheim Kindler, Buch 134-135. 107 Vgl. AM: VII 65/6 (1528--1580 zwei Einnahmenverzeichnisse der Reben "an Cronthal burg inn dem Gulbuch genant"). 1 os Vorn bein56-57 und 60. 109 Vertrag von 1537 = AM: VI 163/4h (Abschrift). 110 Vorn bei n 17 (1380 Vorst . .. berg zu Krontal); bei n 63 untere (1453 von Cronenburg des berges wegen); bei n 34 unter b (um 1510 eichwaldlin); AM: VI 475/71 no 2 (17. Jh. freiwald); AA 2289 (um 1780 Karte des herrenwaldleins); VI 384/21 (18. Jh. Marlenheimer waldlein). Vgl. dazu AD: C 562/222 (Karte Marlenheims um 1760); Klock, Marlenheim 48--49 (57 Hektar). 111 Schrifttum: Albers, Dorf und Schloß Odratzheim; Hanauer, Marlenheim 346-356; Barth 1016-1017. Karten: AD: C 565/287 (um 1760); 1 P 152 (um 1900). 112 Text bei n 33 und n 61.

11 Wunder

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sonderes Interesse, weil es eine der seltenen Etterherrschaften war, das heißt ein Dorf ohne eigene Feldflur mit der Folge, daß die Obrigkeit grundsätzlich nur über die geschlossene Siedlung, den sogenannten Etter, herrschen konnte113 • Da Ddratzheim als Ausbausiedlung von Kirehheim entstand und in dessen Bann und Pfarrsprengellag114, standen die Gemeinde und die Obrigkeit von Ddratzheim allerdings auch in engen rechtlichen und wirtschaftlichen Beziehungen zur Gemeinde und Obrigkeit von Kirchheim und darüber hinaus zu den Inhabern des Marlenheimer Stadelhofs. Im Bann Kirchheim waren beide Gemeinden Ddratzheim und Kirchheim weideberechtigt115 und die Obrigkeiten beider Gemeinden jagdberechtigt116• Die Herrschaft über den Etter Ddratzheim war als Reichslehen im Besitz mehrerer elsässischer Familien. So waren 1361 die (Ober-) Schäffolsheim beteiligt117, 1403 die Beger, zum Trubel und Haffner, 1443 die Uttenheim, zum Trubel und Beger118, 1457 Hans von Uttenheim zu Ramstein, Hans Beger und Bernhard von Treubel119, 1521 die Pfaffenlapp120, 1528 Mathis Beger12t, 1533 die Seebach122 , 1540 die Brüder Bastian und Dietrich von Landsberg123, 1559 die Seebach, 1566 die Pfaffenlapp124, 1613 Anna Maria, die Tochter des Friedrich von Landsberg und Frau des Hans Heinrich Holzapfel von Herxheim125, 1620-1678 die Pfaffenlapp, Seebach und Bergheim126, 1673 Helena Christina von Schönau, die Witwe des Philipp Jakob HolzapfeP 27 , 1712 die Falkenhayn128, um 1760 die Prat, Vgl. zur Etterherrschaft Niederhausen Kap. 9 bei n 51-57. Reichsland 808; Klock, Marlenheim 52-53. Der Patronatsherr Kirchheims, das Stift Haslach, besaß auch in Odratzheim Zehntrechte; AD : G 5247 no 6 (1617). 115 Schiedsurteil zwischen Kirchheim und Odratzheim von 1457 = AM: VI 88/la (Abschrift). Ferner AM: VI 75/8a und o (1679); AA 2076 f 3 (1720); AD: C 565/287 (Karte um 1760). 118 AM: VI 159/54g (Erläuterungen um 1727 zu einem Vertrag von 1673); VI 384/24 (1782-1787). 111 Reichsland 808. 118 Fuchs, Documents no 490 und 495. 119 Folgt aus dem Schiedsurteil oben n 115. 120 Fuchs, Documents no 508. 121 Folgt aus AM: VI 88/4 1 (Vertrag zwischen Straßburg und Mathis Beger von 1528). 122 Fuchs, Documents no 513. 123 Schiedsurteil zwischen Straßburg und den Landsberg erwähnt bei Hanauer, Marlenheim 350 n 1. 124 Fuchs, Documents no 518 und 520. 125 Vertrag zwischen Straßburg und der Landsberg von 1613 = AM: VI 88/7a (Abschrift) = 88/9f und i (Erläuterungen) = 89/4c (Entwurf und drei Abschriften) = 89/4d (Protokoll) = 159/54g (Abschrift) = VII 50/3 (Abschrift). 128 Fuchs, Documents no 533. 127 Vertrag zwischen Straßburg und der Schönau von 1673 = AM: VI 89/2a (Protokoll) = 89/5 (Entwurf und Original) = 159/54g (Abschrift und Erläuterungen um 1727). 128 Reichsland 808. Über die Falkenhayn Lehr II 159-161; KindZer II 94. 113 114

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um 1765 die Gerandon, später die Hohenlohe-Bartenstein, schließlich die Röder129 und 1785 die "Erben Holzapfel" 130• Dementsprechend rechneten die Franzosen Odratzheim nicht zum bailliage Wasselnh~im, sondern zum bailliage der unterelsässischen Ritterschaft131 • Straßburg erwarb von 1498 bis 1597 die Herrschaft über das Dorf und den Bann Kirchheim sowie 1510 mit dem Marlenheimer Stadelhof eine beschränkte Gerichtshoheit über den Etter Odratzheim132 • Die Quellen nennen die Straßburger Rechte schlagwortartig haute moyenne et hasse justice (1736), hohe Gerichtsbarkeit (1736), Oberschultheißenamt (18. Jahrhundert) und Frevel (1782-1787)1 33, während die Literatur von jurisdictio superior (1761), Criminalgerichtsbarkeit (1803) oder einfach Gerichtsbarkeit (1908) sprichtl 34 • Was verbarg sich hinter diesen Begriffen? Über den Stadelhof setzte Straßburg einen Verwalter, der gleichzeitig (Ober-) Schultheiß von Marlenheim (einschließlich Krontal) und Oberschultheiß von Kirchheim, Odratzheim und Nordheim war 135 • Der Bote, Schultheiß oder Unterschultheiß in Odratzheim wurde von der dortigen Obrigkeit "zu ihren dorffsgeschaften" eingesetzt und hernach von dem Straßburger Oberschultheißen in Marlenheim mit der Gerichtspflege in Odratzheim betraut136 • Die Straftaten (fravel) innerhalb des Etters Odratzheim sollten durch den Oberschultheißen aus Marlenheim und das Gericht von Odratzheim abgeurteilt (verthadingt) werden und die Geldstrafen (fravel) für diese Straftaten zur Hälfte dem Oberschultheißen im Namen Straßburgs und zur anderen Hälfte der Obrigkeit von Odratzheim zufallen. Berufungen waren an den Rat der Stadt Straßburg zu richten. Schwere Straftaten (das malefiz oder halsgericht belangendt) waren allein vom Oberschultheißen zu ahnden137 • Die Straftaten außerhalb des Etters Odratzheim, also diejenigen aus dem Bann Kirchheim, wurden vom Gericht in Kirchheim abgeurteilt, so daß die Geldstrafen für diese Sachen "allein und exclusive" der Stadt Straßburg zuflossen138 • Reichsland 808; Clauss 819. Wunder, Gebiet 79 bei n 25. 131 AM: AA 2077 f 9-11 (erwähnt Urteil des Conseil d'Etat von 1736); Schoepflin 742; Wunder, Gebiet 88. 132 Vorn n 33 und 53-60. Irrig Reichsland 808 (1581). 133 AM: AA 2077 f 2 (1736); no 865; VI 76/7 f 3; VI 384/24. 134 SchoepfHn 211; Reichsland 808; Knobloch 88. us Vgl. Text bei n 61 (1338); n 103 (1526?); n 69 (1530). 136 Vertrag von 1528 vorn n 121; Vertrag von 1613 vorn n 125; Vertrag von 1673 vorn n 127. 137 Vertrag von 1613 vorn n 125; Erläuterungen um 1727 vorn n 127. 138 Erläuterungen um 1727 vorn n 127. 129 130

11*

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In unmittelbarer Nähe Odratzheims gründeten 23 Ortschaften mit Straßburger Hilfe vor 1541 ein Gutleuthaus für Aussätzige139. Der französische Conseil d'Etat bestätigte Straßburg 1694 in seinen dortigen Aufsichtsrechten: "a maintenu et garde les magistrats de la ville de Strasbourg a la possession et jouissance des droits et facultez a eux attribuez comme fondateurs et patrons de la ditte leproserie"14o. Romansweiler141, Koßweiler142 und Dannua. Die Gemeinden Romansweiler und Koßweiler liegen 26 und 27 Kilometer westlich Straßburgs im heutigen Kanton Wasselnheim. Dann wird zuerst in den Urkunden der Abtei Maursmünster genannt. Nach einer Abschrift des 12. Jahrhunderts besaß diese "in Dannitis marca mansa V", also fünf Bauernhöfe in der Gemarkung Dann144. Schon diese Quelle zeigt, daß Dann damals eine größere, selbständige Siedlung war. Spätestens seit 1357 gehörte sie allerdings zu Bann, Gemeinde und Gericht Romansweiler 145. Seit dem 16. Jahrhundert besteht sie nur noch aus der bis heute vorhandenen "Thannmuhl" 146• Das Reich versetzte Romansweiler, Dann und Koßweiler vor 1287 den Brüdern Sirnon Il. und Walram von Geroldseck am Wasichen für 200 Mark Silber, denn am 1. Mai 1287 erlaubte König Rudolf von Habsburg seinem Neffen Otto IV. von Ochsenstein, diese Dörfer an sich auszulösen147. Nach einem wechselvollen Schicksal, das dem Marlenheims ähnelte, erkannten alle Beteiligten 1446 an, daß ein Viertel der Herr139 AM: VI 89/9a und b (Entwürfe, Abschriften und frz. Übersetzung einer Ordnung von 1541); VI 89/9d und e (Jahresrechnungen 1680-1681 und 1684-1686). 140 AM: VI 89/11 (Original und Abschrift). 141 Schrifttum: Fischer, Herrschaft; Barth 1140-1142; Bopp 64. Karten: AD: C 567/332 (um 1760); 1 P 176 (um 1900). Zum Ortsrecht vgl. AM: VI 400/12 (1578 Beschwerde der Gemeinde). 142 Schrifttum: Fischer, Herrschaft; Barth 705-706; Bopp 65 und 355. Karten: AD: C 557/52 (um 1760); 2 P 35 (um 1900). 143 Büttner, Andlauer Besitz 19-20; Humm 15. 144 Perrin 141; vgl. n 79. Nach Reichsland 201 besaß Maursmünster 1127 in Danutis marca 3 Höfe. 145 Fischer, Herrschaft 8. us n 96 (um 1526?); Speckel (1576 Dammil); Fischer, Herrschaft 23; Reichsland 1105; MicheLin. Irrig: AM: charte 19 avril 1643 VCGD 50-51 (dorffschafften Rommolsweyhr Cosweyler und Thann); Clauss 238 (1576 verschwunden); Reichsland 201 (zerstört vor 1576); Büttner, Andlauer Besitz 20 (Auflassung nicht genauer bekannt). t47 Schoepflin-Lamey II 37 (Druck) = Böhmer VI 1 p 456 no 2097 (Regest). über die Geroldseck Kap. 4 n 116. Irrig: Büttner, Andlauer Besitz 20 (in Dann verfügte Andlau über die Bann- und Grundherrschaft; Verwechslung mit dem Odenwald "apud Tennam", siehe ebenda p 28); Barth 1140 (Romansweiler ist alter Besitz des Klosters Erstein); Bopp 64 (1287 den Ochsenstein verpfändet).

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schaft dem Straßburger Adam Bock gehörte148 • Die andern drei Viertel waren schon 1442 gleich wie Marlenheim verteilt worden und kamen mit diesem zusammen an Straßburg, also 1498 2!t2 der Ortsherrschaft und 1/s des Ungelds, 1508 ebenfalls 2!12 der Ortsherrschaft und 1/s des Ungelds, 1520 1/12 der Ortsherrschaft und 2/s des Ungelds und 1597 4!12 der Ortsherrschaft und 2 /s des Ungelds149 • Der Straßburger Bernhard Bock kaufte zu seinem Viertel der Herrschaft 1471 von Dyna von Lichtenberg, der Witwe des Johann Meyger von Lamsheim, noch ein im Osten des Romansweilerer Banns gelegenes Schloß Erlenburg für 100 Gulden dazu und nannte sich seither nach ihm150• Straßburgs "schirmbsverwanter Sigmundt Bernhardt Bock vonn Erlenburgk" bot der Stadt 1625 seinen "halben theil am vierdten theil an der obrigkeit zu Cossweiler sambt ... Romelsweiler" vergeblich zum Erwerb an151 • Die Erben des Stettmeisters Georg Jakob Bock verkauften dieses Achtel 1641 Straßburg unter Übernahme mehrerer Schulden für 225 Pfund Pfennig in bar152 • Das andere Achtel wurde 1593 ohne Besitzübertragung an die Zürcher Familie Stücki für 900 Gulden verpfändet, derselben 1613 und 1615 "ex primo et secundo decreto" zur Befriedigung gerichtlich zugesprochen und durch sie schließlich 1643 an Straßburg für 1200 Gulden verkauft158 • In Romansweiler gehörten das Kirchenpatronat, Zehntrechte und zwei Herrenhöfe (der sogenannte Mußdinghof oder Böshof und der Schöffendinghof oder Guthof) dem Kloster Erstein und nach dessen Auflösung 1437 dem Straßburger DomkapiteP54 • Von den zwei Höfen besitzen wir ein gemeinsames Weistum aus dem Jahr 1344155 sowie eine Güterbe148 AM: VII 73/32 = AD: G 1366 no 3 (Abschriften); Lehmann, Grafschaft II 134. Irrig: Fischer, Herrschaft 12 (Neuerwerb); Bopp 64 (1526 war ein Bock Lehnsherr des Dorfes). Über die Bock Lehr li 89-95. 149 Vorn bei n 44-60; ferner AM: VI 191/11 no 3 (1659?); no 853/46 (1659); Fischer, Herrschaft 25. 150 AM: VII 73/20 (Abschrift). Irrig: Schoepflin 263 (1474); Reichsland 269 (1474). Nach Lehr li 95 nannte sich schon Wolf Bock, 1387 Straßburger Ratsherr, von Erlenburg. Zur Lage des Schlosses Speckel (1576); irrig Fischer, Herrschaft 28 (im Dorf). Die Erlenburg verfiel im 17. Jh. (TiHmann I 216) und wurde im 19. Jh. abgetragen (Fischer, Herrschaft 40). 1s1 AM: VI 398/1 no 5 (Original). 152 AM: charte 24 decembre 1641 VCGD 50-51 (Original) = VI 398/1 no 6 (Abschrift). Irrig: AM: VI 90/9 f 2 (ein Quart wurde ganz eingelöst); Fischer, Herrschaft 27 (11. 6. 1641). 153 AM: charte 19 avri11643 VCGD 50-51 (Original) = VI 398/1 no 6 = VII 73/25 (Abschriften). Zu den Immissionsurteilen von 1613 und 1615 vgl. Wunder, Gebiet 68. Zu den Gefällen des Schlosses AM: VII 73/22 (Erneuerung 1644). 154 Barth 1140; für den Zehnt auch Schoepftin 263; Fischer, Herrschaft 23. Zum Wort "muesz" siehe Grimm, Wörterbuch 6, 2752. 155 AD: G 2763 no 2 (Abschrift) = Grimm, Weisthümer V 454-458 I.

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13. Kap.: Das Amt Marlenheim

schreibungund Rechtsregeln aus dem Jahr 1589156, vom Guthof darüber hinaus Rechtssprüche aus den Jahren 1528 bis 1660157 . Koßweiler war im 16. und 17. Jahrhundert nur noch schwach bewohnt158. Aus diesem Grund hatte es mit Romansweiler den Schultheißen und wahrscheinlich auch das Gericht gemeinsam159. Beide Gemeinden waren in beiden Bännen weideberechtigt160. Straßburg vereinigte die obrigkeitlichen Rechte in Romansweiler, Dann und Koßweiler nur siebzehn Jahre lang in seiner Hand. Schon am 12. November 1659 verkaufte es sie für 14 200 Gulden an Christoph Ludwig Händel Freiherrn von Breitenbruck: "verkauft und zu kauffen gegeben auch respective cedirt abgetretten und eingeraumbt ... unser schlos oder burg zu Rommelsweyler die Ehrlenburg genant ... ingleichem unser daselbst gelegen und also genantes hoffguth ... sodann an den dorffern Rummelsweiler Cosweiler ... einen gantzen vierten theil sodann an den ubrigen drey quarten funff neunte theil gantz frey ledig und eigen und endlichen vier neunte theil ... von dem bischthumb Strasburg jure antichreseos und pfandtweise" 161. In einem "nebens recess" vom 2. Dezember 1659 behielt sich die Stadt mehrere Abgaben vor, nämlich an der "bett zu Rommolsweyler ... sieben pfundt ein schilling sechs pfennig ... zweyttens ... gefall welche die statt Strasburg wegen dero beyden ambter Waslen- und Marlenheim jahrlieh zu Rommolzweyler zu empfangen hatt" 162.

Das Straßburger Amt. Die Straßburger Räte und XXI beschlossen am 11. Oktober 1656, daß "man sol dem amptman zu Marlenheim daz ampt Waslenheim gleichfals anbefehlen" 163. Dementsprechend übernahm der Amtmann von Marlenheim zusätzlich noch das bedeutendere Amt Wasselnheim. Auch seine wichtigsten Mitarbeiter, nämlich Amtsschreiber 156 AD: G 2763 no 1 (Original; auf dem Umschlag irriges Datum 1588) =

Grimm, Weisthümer V 454---458 II und II!. Irrig Reichsland 910 (1588). 157 AD: G 2763 no 2 (Abschrift). Alle Rechtsquellen erwähnt Kollnig 214-215. Irrig Barth 1142 (Weistümer von 1503, 1528 und 1611).

158 Vorn n 96 (vor 1526?); AM: VI 89/9a (nach 1541 Cosweiler wurdt nurr fur ein halb dorff gerechnet); III 262/1 (1598 zehn Familien); Bopp 64 (nach 30j. Krieg noch ein Haus). 159 AM: III 262/1 (1598 zu Rumolsweyler und Kosweyler ... schultthesen meyster und gericht); VI 400/6 f 15 (1631 Wahl eines gemeinsamen Schultheißen). too AM: VI 400/13 f 2-7 (1611). 161 AM: no 853/46 = VI 191/11 no 1 und 2 = VII 73/26 (Abschriften). Breitenbruck ist ein Schloß bei Linz in Oberösterreich; Schoepflin 706; Tutmann I 116; irrig Lehr II 231 (Haindel aus der Steiermark); Reichsland 910 (ebenso); Bopp 64 (ebenso). 162 AM: VI 191/11 no 4 (eines von zwei Originalen) = VI 191/11 no 5 = VI 400/16 f 6-7 (Abschriften). 163 AM: no 136 f 196.

13. Kap.: Das Amt Marlenheim

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und Amtsschaffner, wurden gelegentlich für beide Ämter gemeinsam bestellt164• Man nannte die beiden Ämter Wasseinheim und Marlenheim jetzt oft in einem Atemzug, hielt jedoch ihre Geschäfte weiterhin auseinander165 und behielt auch für jedes Amt eigene Landpfleger beP66 . Wir können deshalb nicht von einer Vereinigung, sondern nur von einer teilweisen Personalunion beider Ämter sprechen167. Nur die französische Verwaltung faßte die zwei Ämter in einem bailliage zusammen168. Im 18. Jahrhundert gründete man im Amt Marlenheim vierzehn sogenannte Meisterschaften (maitrises) oder Zünfte (tribus), die einen Teil der Handwerkerschaft zu Berufsverbänden zusammenschlossen: "Les autres metiers ne sont point eriges en tribus 169." Amtleute waren 1520 Veltin Tenger17o, 1526---1531 Hans Heinrich Müller171, 1531 Konrad Wolff172, 1535-1536 Lorenz Schumacher173, 1543-1555 Hyppolit Spor174, 1555 Wolf Springerm, 1570-1608 Klaus Beer178, 1611 Johann Heinrich Ottels177, 1635-1661 Johann Heinrich Hertenstein178, ab 1656 wie bei Wasselnheim178•

184 Amtsschreiber 1690-1733 und 1744-1755, Amtsschaffner seit 1726; siehe Kap. 12 bei n 211-217 und hinten n 187-193. 185 AM: VI 158 Register (1771); AM: AA 2076 f 83 (1776 Rechnungswesen). 186 BNU: ms 1628/4 (1727-1772); Regimentsverfassung 1692-1789. Protokolle für Wasseinheim Kap. 12 n 2, für Marlenheim vorn n 8. 167 Irrig: Fischer, Amt 30; Wirth II 21; Clauss 649; Reichsland 629 und 1184; Adam, Territorien 59; Klock, Marlenheim 43 (mit Druckfehler 1556); Fuchs VI 376 und 377; Bopp 59 (Marlenheim 1566 eingegliedert). 188 AM: VI 97/8c und d (1697 Repartition frz. Steuern). Vgl. Wunder, Gebiet

87-88.

189 AM: VI 159/1 f 21 (1772). Vgl. Klock, Marlenheim 91 (sieben Müller in Marlenheim mit eigenem Zunftmeister). 11o AM: VI 97/2 f 17. 171 AM: VI 97/2 f 1 (1526); VI 97/2 f 8 (1531). m AM: VI 97/2 f 8. 173 AM: VI 97/2 zweites Umschlagblatt (1535 zum vogt erkant); VI 97/2 f 9 (1536 ingesetzt). 174 AM: VI 97/2 f 9 (1543 verordnet . .. nit ingesetzt, 1555 Springer . . . an Hipolitus Sporen statt so zu einem schultheissen angenommen). 175 AM: VI 97/2 f 9. 17° AM: VI 97/2 f 10 (1570); VI 90/11 f 24 (1608). 177 AM: VI 400/13 f 2; VII 68/1. 178 Klock, Marlenheim 41 (1635); BNU: ms 1513 f 175 (1661 altershalben resignirt). 179 Kap. 12 n 43-50.

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13. Kap.: Das Amt Marlenheim

Die Amtsschreiber hießen 1571 Hans Jörg Plenniger1st, 1605 Sixt Kraftberg1&1, 1611 Georg Schmidttat, 1631 Johann Christoph Beer1es, 1666 Johann Christoph Beer der Junge18', 1673 Christoph Beer18s, 1675-1680 Wolfgang Reinhard von Avenheim1111, 1690-1699 Dr. jur. Jakob Christoph Mader181, 1700-1733 Philipp Jakob Mader188, 1733-1742 Lic. jur. Johann Jakob Gerberm, 1743-1754 Lic. jur. Johann Franz Cajetanus Acker180, 1754-1789 Johann Michael Schneider, katholisch101•

Als Amtsschaffner fungierten 1726-1763 Philipp Karl Brosius, katholisch1tz, 1763-1789 Lic. jur. Franz Joseph Brosius, katholischus.

18o 181 181 1as tet

AD: G 1370 charte 2. AM: no 86 f 310. AM: VII 68/2 f 1. AM: VI 400/6 f 16. AM: VI 101/4c.

Regimentsverfassung 1673. 188 Beide Jahre Regimentsverfassung 1680. 187 Regimentsverfassung 1690 und 1699. Vgl. Kap. 12 n 219. 188 BNU: ms 2513 f 277. Vgl. Kap. 12 n 220. 189 BNU: ms 2513 f 277; Regimentsverfassung 1742. 190 BNU: ms 2513 f 277 (wurde Polizeischreiber); Regimentsverfassung 1743. Vgl. Kap. 12 n 221. 1e1 Regimentsverfassung 1789 p 46. 102 Wie Kap. 12 n 224. 1es Wie Kap. 12 n 225. 185

Vierzehntes Kapitel

Das Amt Barrl Das Amt Barr, das Knobloch in seiner Dissertation nicht mehr behandelt, war der wertvollste Besitz Straßburgs. Es bestand aus der eigentlichen Herrschaft Barr mit fünf Dörfern, dem sogenannten Oberschultheißenamt und Blutbann in sechs weiteren Siedlungen und Hoheitsrechten über drei abgesonderte Wälder sowie den Zellweiler Bruch und Schiffgraben. Die Quellen über das Amt Barr fließen reichlicher als irgendwo sonst. Besonders bemerkenswert sind die Leges conventuales dominorum pastorum in vicinia Barrensi habitantium renovatae et confirmatae vom 18.4.15832 , die Amtsrechnungen von 1587 bis 17883 , eine Weinzehntrechnung von 15964 , verschiedene Eidesformeln und Ordnungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert5 , eine Lohnordnung für Dienstboten von 16056 , eine Lohnordnung fürTaglöhneraus dem 17. Jahrhundert7 , die Protokolle der Amtleute von 1605 bis 16948 , die Frevelregister der Landpfleger von 1628 bis 17799 , eine Gerichtsordnung vom 13. August 164610 und die Protokolle der Landpfleger von 1701 bis 178811 . Friedrich Hecker, der Bürgermeister von Barr, veröffentlichte 1914 eine zuverlässige Geschichte über das Amt und seine Teile12• 1 AM: AA 2069 f 153-168 (Bericht von 1769); Schoepflin 207-209; Horrer 234-237; Silbermann, Beschreibung; Blank; Thomas; Herbig; Hecker, Herrschaft; Adam, Territorien 47-59. z AM: ThomArch 98/23 (Original?); Adam, Territorien 48--49. I AM: VII 151-232. 4 Hecker, Herrschaft 474-477 (moderne Wiedergabe). Weinzehntordnung von 1616 in AM: VI 3/19. 5 AM: VI 21/1, 3 und 7. 6 Gemeindearchiv Mittelbergheim: Articul Buch f 202-204 (Abschrift) Hecker, Herrschaft 470--471 (Regest). 7 Gemeindearchiv Mittelbergheim: Articul Buch f 199-200 (Abschrift). 8 AM: VI 79/2 und 3 (1605-1616, 1641, 1646); VI 405 (1681-1683; VI 80 (1664 -1689); VI 81 (1693-1694). 9 AM: VI 133/2 (1628, 1682-1698); VI 134 (1659-1662); VI 345/5 (1781-1785); VI 349 (1778-1779). 19 Gemeindearchiv Gertweiler: Gerichtsordnung = AM: VI 22 f 1-30 (Ab-

schriften). 11 AM: VI 126-133. 12 Siehe n 1.

170

14. Kap.: Das Amt Barr

Herrschaft Barr. Das Kernstück des späteren Amtes Barr war die eigentliche Herrschaft Barr mit den fünf Dörfern Barr, Heiligenstein, Gertweiler, Goxweiler und Burgheim13• Barr, Heiligenstein und Gertweiler liegen 28-29 Kilometer südwestlich Straßburgs im heutigen Kanton Barr, Goxweiler und Burgheim 25-26 Kilometer südwestlich im Kanton Oberehnheim. Alle fünf Dörfer waren ursprünglich Reichsgut und wurden nacheinander versetzt: Heiligenstein vor 1277 an Eberhard von Landsberg für 100 Mark Silber14, Barr 1287 an Otto III. von Ochsenstein für 120 Mark Silber15, Goxweiler vor 1339 an die Ittenheim18, schließlich Gertweiler und Burgheim 1343 an Rudolf von Andlau für 100 Mark Silber17 • Als der deutsche König Ruprecht von der Pfalz (14001410) seinem Sohn Ludwig III. am 10. Mai 1408 die Reichslandvogtei Elsaß verpachtete18, durfte Ludwig alle vom Reich veräußerten Pfandgüter für die Pfalz auslösen19 • König Ruprecht bestätigte schon am 12. Juni 1409, daß Ludwig das Dorf Barr für 3783 Gulden gelöst, dort 500 Gulden verbaut und die Dörfer Heiligenstein, Goxweiler, Gertweiler und Burgheim für 2000 Gulden ordnungsgemäß gelöst habe20 • Sie alle blieben mit der Landvogtei Elsaß fast hundert Jahre lang in pfälzischer Hand. Erst König Maximilian I. (1486-1519) brachte die ganze Landvogtei im Landshuter Erbfolgekrieg 1504 zurück an das Reich21 • 1513 versetzte Maximilian unsere fünf Dörfer für 12 000 Gulden an Nikolaus Ziegler22, der fast dreißig Jahre lang in der Reichshofkanzlei arbeitete, sie von 1519 bis 1525 als Reichsvizekanzler leitete und dann kaiserlicher Landvogt im Elsaß wurde23 • König Maximilian änderte das Pfandgut 1518 um in ein Lehen, Kaiser Karl V. das Lehen 1522 in ein 13 Gleiche Reihenfolge z. B. Hugo 512-514 (1409); AM: charte 25 avril 1566 VCGA 1 f 1; charte 6 novembre 1568 VCGA 1 f 1; AA 2069 f 153 (1769). 14 Folgt aus AM: VI 12/2 = Schoepflin-Lamey II 15; Bopp 89. Irrig: Hugo 471 und 517 no 28 (1276); Böhmer VI 1 p 189 no 741 (Heiligenstein bei Speyer). 15 Hecker, Herrschaft 20. Nicht erwähnt Schoepflin 208; Böhmer VI 1 p 189;

Reichsland 58.

18 Lösungserlaubnis für Johann von Eckerich = Hugo 518 no 29 (Druck) = Hecker, Herrschaft 22 (Regest). 17 Hugo 514 no 25 (Druck); Bopp 87. Irrig: Reichsland 340 (an den Straßburger Bischof); Peucer 30 (Verpfändung der Landschaft Barr 1346-1378);

Bopp 86 (Rudolf von Habsburg verpfändete die ganze Herrschaft an die Ochsenstein). 18 Becker, Verleihung 109. 19 Becker, Verleihung 110; Hecker, Herrschaft 73-74. 20 AM: VI 12/2 (Abschrift) = Hugo 512 no 24 (Druck); erwähnt Becker, Verleihung 110. Irrig Hotz 13 (Barr 1432 an Kurpfalz). 21 Becker, Verleihung 129. 22 Hecker, Herrschaft 99; anders Hecker, Herrschaft 51 (1514). Irrig Reichsland 58-59 (1518 an Ziegler). 23 Seetiger 90---93 und 97; Hecker, Herrschaft 99-100. Zur Reichshofkanzlei ferner: Kretschmayr; Gross.

14. Kap.: Das Amt Barr

171

Eigen, wobei er sich allerdings noch die Wehrhoheit für Österreich vorbehielt24. Die Ziegler nannten sich fortan meist Herren von Barr25. Für ihr Besitztum blieb die Bezeichnung "Herrschaft" auch dann noch geläufig, als dieses längst zu einem Straßburger Amt geworden war26. Daß sich alte Gebietsbezeichnungen über Verfassungsänderungen hinweg erhalten, findet sich häufig. In Deutschland heißen beispielsweise einige Landkreise in Erinnerung an längst vergangene Zeiten heute noch "Grafschaften"27 • Nikolaus Ziegler alias Herr von Barr baute seinen Besitz nach innen und außen weiter aus. 1525 kaufte er beispielsweise vom Frauenstift Andlau das Kirchenpatronat und den allgemeinen Zehnten in Barr, Heiligenstein und dem südlich Barrs gelegenen Mittelbergheim28 • Im gleichen Jahr 1525 erreichte Ziegler, daß Österreich auf die ihm 1522 vorbehaltene Wehrhoheit über die Herrschaft Barr verzichtete29 • Der Erwerb solcher Rechte und eine anspruchsvollere Lebensführung kosteten so viel Geld, daß Ziegler und seine Söhne bald zahlreiche Darlehen aufnehmen und dafür zur Sicherheit die eben erst erworbenen Rechte wieder verpfänden mußten. Straßburg erhielt schon 1526 ein besitzloses Pfandrecht auf die Herrschaft eingeräumt, das nie abgelöst wurde30 • Als die Ziegler sich immer mehr verschuldeten und gleichzeitig Familienstreitigkeiten aufbrachen, teilten die Brüder Friedrich und Maximilian 1562 alle Rechte, soweit sie überhaupt teilbar waren, unter sich auf31 • Maximilian Herr zu Barr verkaufte seine "Hälfte" 1566 der Stadt Straßburg für 42 800 Gulden und wurde selbst Straßburger Schirmer: 24 Wunder, Gebiet 60 n 52 und 53. Der Blutbann blieb Lehen; vgl. bei n 32. Aus dem Vorbehalt der Wehrhoheit für Österreich schloß man später zu unrecht, daß Barr in die (österreichische) "Landvogtei des Oberelsaß" gehöre; so AM: VI 3/25 p 14 (1684); vgl. Reichsland 265 (Ensisheim) und 789 (Landgrafschaft). 25 Hecker, Herrschaft 100. 26 Wunder, Gebiet 84 n 27. Irrig Hecker, Herrschaft 155 (Herrschaft nahm nach 1568 die Bezeichnung Amt an). 27 Gemeindeverzeichnis 219 (Landkreis Grafschaft Diepholz), 220 (Hoya), 222 (Schaumburg) u. a. 28 AM: VI 3/8, 9, 10, 11, 50 und 51; H ecker, Herrschaft 119 und 462. Ein Sonderzehnt auf mehreren Grundstücken gehörte dem Bischof und den Herren von Landsberg als Rechtsnachfolger des Klosters Truttenhausen; AM: VI 3/35 (Heiligenstein 1623?); AA 2069 f 156 und 158 (Barr und Heiligenstein 1769). über Andlau Kap. 12 n 158. 29 Schoepflin-Lamey II 459 (Druck); Hecker, Herrschaft 105. Bestätigung von 1561 = AM: VI 76/5 f 5-6 (Abschrift). 30 AM: VI 3/18 (Entwurf); Hecker, Herrschaft 120-121; erwähnt in AM: charte 25 avril 1566 VCGA 1 f 2 und 16 sowie charte 6 novembre 1568 VCGA

1 f 33.

31 AM: VI 1/2 (zwei Originale und Abschrift) (Regest).

=

Hecker, Herrschaft 133-138

172

14. Kap.: Das Amt Barr

"verkhauffe ... meynen angehurenden halben theyl ane der herrschafft Barr und ... dorffern alls namlich Barr Haylgensteyn Gertwyler Goxwyler unnd Burckheym ... zu eygen ... desgleychen meynen angehurenden halbentheyl an dem obern schuldtheussen ampt zu Obernehenheym so eygenthumb unnd allen daryn unnd darzugehorigen stetten fleckenn und dorffern ... unnd dann den halbenntheyl an dem bann uber das bluot zurichten welches alleynig vonn dem heyligen reych zu leben rurt ... zudem allem meyne eygne unnd eygenthumblichen zugehorige heuser ... unnd anndere ligende gueter ... so dann alle meyne vasser ... wollen auch mehrgemeltte herrn meyster unnd rhatt mich Maximilianen herrn zue Barr inn iren unnd gemeiner statt Strasburg schutz unnd schirm auffnemen ... jarlichs funfftzehen gulden zu eynem schirmgellt raichen" 32•

Friedrich Herr zu Barr und seine Frau Veronika Kranz von Geispolsheim versetzten Straßburg ihre "Hälfte" 1568 für 48 000 Gulden33 • Die Versatzung führte zu einigen Prozessen beim Reichskammergericht, deren letzter 1598 entschieden wurde34• Die Herrschaft Barr verblieb Straßburg bis zur französischen Revolution. (Barr35) Die Ortschaft Barr nahm innerhalb des Straßburger Landgebiets in mancherlei Hinsicht den ersten Platz ein. Zunächst hatte sie ein besonders reichhaltiges Lokalrecht, von dem beispielsweise drei Frevelordnungen aus der Zeit um 143036, von 157437 und um 1650 erhalten sind38, ferner zwei Bürgerordnungen von 1481 und 157439, Gerichtsprotokolle für 1495 bis 171640, eine Wein- und Wirteordnung von 1498 und 32 AM: charte 25 avril 1566 VCGA 1 (Original mit 22 Seiten) = VI 76/5 f 7-16 (gekürzte Abschrift und frz. Übersetzung) = Hecker, Herrschaft 146147 (Regest). Vgl. Abrechnung vom 16. 5. 1566 = AM: VI 5/9 no 7 (Original). Irrig: Sgrooten I 21 und 23 (1573 Barr nicht straßburgisch); Reichstand 58, 59, 110, 340 und 415 (1566 ganz verkauft); Kretschmer 464; Crämer, Verfassung 46; Goehner 15 (alle ebenso); Livet, Intendance 446 (vente de Nicolas Ziegler). 33 AM: charte 6 novembre 1568 VCGA 1 (Original) = VI 1/8 (Entwurf) = VI 76/5 f 22-37 (gekürzte Abschrift und frz. Übersetzung) = Hecker, Herrschaft 154--155 (Regest). Vorvertrag vom 28. 4. 1568 = AM: VI 7/1 (Original). Zusatzvertrag vom 6. 11. 1568 = AM: VI 1/7 {Original). Zusatzvertrag vom 3. 1. 1569 = AM: VI 3/23 {Original). Irrig: Schoepftin 208-209 {Kaufpreis je 42 000); Reichstand 59 {Kaufpreis zusammen 90 000) und 787 (zweiter Vertrag 1567); Bopp 86 (1566 ganze Herrschaft für 90 000) und 87 {1566 ganz verkauft). 34 AM: VI 7/3, 7, 8, 9; VI 8/1; VI 9/2 (Prozeßakten ab 1571); VI 3/25 p 1 (1684); Hecker, Herrschaft 157-158. 35 Jüngstes Schrifttum: Barth 99-104; Bopp 86-87; Hatz 13-14; Stehte. Karten: AD: C 556/12 (um 1760); AM: AA 2068 f 130 (1767). Gemeindearchiv

Barr im AD nicht verwertet. 38 Hecker, Herrschaft 56-60 (Regest). 37 AM: VI 30/1 p 5-10 (Abschrift) = Hecker, Herrschaft 176-178 (Druck). 38 Hecker, Herrschaft 191-193 (Druck; die angegebene Quelle war nicht auffindbar). 39 Für 1481 Hecker, Herrschaft 60-61 {Regest). Für 1574 AM: VI 30/1 p 3--4 (Abschrift) = Hecker, Herrschaft 175-176 (Druck). 40 Gemeindearchiv Barr im AD.

14. Kap.: Das Amt Barr

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15684 1, eine Zunftordnung von 158542 und eine Zollordnung von 173643. Die Heimburgerrechnungen haben wir für 1574 bis 17944 4, eine Weinzehntrechnungfür 167345 • Zum zweiten war Barr der bei weitem volkreichste Ort des Straßburger Landgebiets46 • 1609 zählte er 145 Familien47 , 1649 268 48 , 1723 411 49 und 1767 63950• 1609-1611 wurde Barr mit einer Mauer und einem Graben befestigt, die dann im 18. Jahrhundert verfielen51 • Die Siedlung wurde seit dem 16. Jahrhundert meist als Flecken- französisch ville, nicht bourg!- bezeichnet52, ein Wort, das sowohl die deutsch-elsässische als auch die französisch-elsässische Umgangssprache heute noch für die Innenstadt verwendet53 • Die wirtschaftliche Bedeutung Barrs wird durch einen Wochenmarkt an jedem Samstag und durch zwei größere Messen zweimal im Jahr unterstrichen54• Die zahlreichen Handwerker gruppierten sich in mehrere Zünfte55, teils mit, teils ohne feste Organisation56• Einmalig war die große Zahl der Dinghöfe. Ein erster gehörte dem Kloster Hohenburg~7 , der zweite dem Frauenstift Andlau58, der dritte dem Straßburger Dom41

42

43

Hecker, Herrschaft 462--463 (Regest). Hecker, Herrschaft 488--489 (Regest; die Quelle ist falsch zitiert). Hecker, Herrschaft 224-228 (Druck). Gleichlautende Zollordnung von

= AM: VI 297/4. Gemeindearchiv Barr im AD. Auszüge aus 1574, 1621 und 1648 in Hecker, Herrschaft 228-229. Originale von 1681, 1682 und 1687 in AM: VI 30/7. 45 AM: VI 297/9 no 4. 48 Vgl. Kap. 8 n 290 (Illkirch und Dorlisheim); Kap. 12 n 64 (Wasselnheim); Wunder, Gebiet 112-113. 47 Hecker, Herrschaft 249-250. •s Hecker, Herrschaft 250. 49 BNU: ms 1453 f 6. 60 AM: AA 2068 f 132. 51 AM: VI 426/2 (1702 Reparatur); AA 2068 f 129 (1767 vestiges d'un ancien fasse ... un reste de vieux mur d'enceinte); Thomas II 27; Reichstand 58; Hecker, Herrschaft 314 (mit Karte). Irrig Larousse 5, 468 (au moyen äge). 52 AM: VI 1/5 p 1 (1565 Flecken); AA 2068 f 129 (1767 ville) und f 133 (1767 Flecken); VI 442/1 no 30a (1772 ville). 53 Auskunft einer jungen Dame aus Barr. 54 AM: VI 1/2 f 7 (1562 Jahrmärkte); VI 1/5 p 1 (1565); VI 113 p 2 (1568 Wochenmarkt); AA 2069 f 155 (1769); Horrer 237; Barth 99. 55 Hecker, Herrschaft 488--489 (seit 1585). 56 AM: AA 2069 f 156 (1769 corps de metier avec ou sans jurente = Zunftgericht oder Gewerbemonopol?). 57 Reichstand 807; Hecker, Herrschaft 52-53. Hohenburg oder Odilienberg, 30 km SW Straßburgs in der Gemeinde Ottrott, war um 700 bis 1569 Frauenkloster, dann vom Bischof eingezogen, 1605-1791 Prämonstratenserkloster und seit 1853 wieder Frauenkloster. Jüngstes Schrifttum: Barth 1013-1016. 58 Reichstand 58; Hecker, Herrschaft 52. Über Andlau Kap. 12 n 158. 1762 44

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14. Kap.: Das Amt Barr

kapitel5 9 , der vierte, der sogenannte Lappendinghof, als Reichslehen nacheinander Werlin von Landsberg60, Heinrich Zorn genannt Lappe, Nikolaus Ziegler, Georg Braun6\ Veltin Adam Chonz62, Johann Walter von Didenheim63 und Heinrich Jakob von Fleckenstein64 • Den fünften schließlich, den sogenannten Schuedinghof, besaßen seit 1548 die jeweiligen Inhaber des Lappendinghofs65 . Auch politisch spielte Barr eine wichtige Rolle. Der Schultheiß hatte hier nur die durchaus untergeordnete Funktion, die vom Gericht ausgesprochenen Geldstrafen einzuziehen66. Das Gericht war das oberste Gemeindeorgan. Es bestand aus einem Heimburger und sechs Geschworenen67, die jährlich selbst ihre Nachfolger wählten68. Barr war im Verhältnis zu anderen Gemeinden des Straßburger Landgebiets merklich selbständiger und selbstbewußter. Kein anderer Ort hatte größere Kompetenzen und keiner führte mit Straßburg mehr Verfassungsstreitigkeiten als gerade er. Von dem erbittertsten Prozeß der straßburgischen, ja vielleicht sogar der elsässischen Geschichte überhaupt wird gleich noch die Rede sein. Über einen anderen Rechtsstreit heißt es in einer späteren Aufzeichnung "1736 ... als euer gnaden (= Straßburg) ... sich gemusiget gesehen denen anmasungen des gerichts der gemeinde Barr sehranken zu setzen die besieglung der kontracten demselben abzunehmen und ihrem amtschreiher zuzueignen .. . wurde auf eingestreute appellation ... durch arret hochgemeldten raths (= Conseil souverain d'Alsace) vom 13ten junius 1740 alles als unbefugt und nichtig cassirt ... wobey es auch verblieben"G9 • (Heiligenstein70, Gertweiler7 1, Goxweiler72 und Burgheim73) Die Dörfer Heiligenstein, Gertweiler, Goxweiler und Burgheim (manche Quellen Reichsland 58; Hecker, Herrschaft 53. Dinghofrecht von 1361 = AM: VI 50/5 (Erneuerung von 1649) Grimm, Weisthümer V 402-403. 61 AM: VI 51/16i (Bericht von 1587); Hecker, Herrschaft 51-52. 62 AM: VI 51/24 (1603); Hecker, Herrschaft 52. 63 AM: VI 50/5 (1649). 64 AM: VI 50/6 (1672). Irrig Hecker, Herrschaft 54 (ein weiterer Dinghof). 85 Undatiertes Dinghofrecht = AM: VI 51116 1 (Erneuerung von 1552) VI 50/5 (Erneuerung von 1649) = Grimm, Weisthümer V 403-404; AM: VI 51/16i (Bericht von 1587); VI 50/5 (1649). 86 Folgt aus AM: VI 115/10 f 4 (Heimburgereid des 17. Jh.). 87 AM: VI 21/1 no 1 d (1566) zählt noch 18 HUfspersonen zum Gericht. Ungenau: AM: AA 2069 f 155 (7 preposes a leur tete le prevöt); Thomas II 9 (12 Schöffen, die sich jedes Jahr zur Hälfte erneuern). 68 Gewöhnlich waren es die Vorgänger, so daß das Gericht alternierte; AM: AA 2069 f 155 (1769). 89 AM: AA 2068 f 152 (nach 1776). 10 Schrifttum: Barth 541-542; Bopp 89. Karte : AD: C 560/150 (um 1760). Gemeindearchiv Heiligenstein im AD nicht verwertet. 11 Schrifttum: Barth 428-430; Bopp 87-88. Karte: AD: 1 P 59 (um 1900). Heimburgerrechnungen von 1582 und 1593 = AM: VI 25/1 (Originale). 59 60

14. Kap.: Das Amt Barr

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unterscheiden Oberburgheim südlich und Niederburgheim nördlich des Kirneckbaches74 ) hatten von Haus aus jeweils ein eigenes Gericht und einen eigenen Schultheißen75 • Das Gericht der kleinsten Gemeinde Burgheim wurde wahrscheinlich zwischen 1610 und 1619 mit dem Gericht von Goxweiler zusammengelegt76 • Nach dem Dreißigjährigen Krieg zählte Burgheim nur noch wenige Einwohner77 und starb später für kurze Zeit sogar völlig aus78 • Die neuen Einwohner erhielten 1682 wieder ein eigenes Gericht79 • Im 18. Jahrhundert waren die Schultheißenämter aller vier Dörfer vorübergehend in einer Hand vereinigt80• Das Straßburger Domkapitel besaß bei Heiligenstein den sogenannten Hinteren Ätissinwald81 , der heute zum Gemeindegebiet Heiligenstein zählt82 • Nordwestlich Heiligensteins lag teils im Heiligensteinerund teils im Oberehnheimer Bann die sogenannte Mönchshurst oder der Truttenhausische Wald. Die Mönchshurst gehörte dem Augustinerkloster Truttenhausen, bis dieses sich 1525 auflöste und seine Rechte an die Familie von Landsberg fielen 83 • Das Kloster selbst stand im Bann Oberehnheim84• Um die Herrschaft in der Mönchshurst stritten sich die Landsberg als Rechtsnachfolger Truttenhausens (an wellicher hurst niemandt eine gerechtigkheit dann ermeltem closter und jetzundt ihnen von Lanndtsperg und irem schaffner geburen thet), die Herren von Barr bzw. Straßburg als Obrigkeit von Heiligenstein (inn dere von Heilgenstein zwing und 72 Schrifttum: Barth 445-446; Bopp 88- 89. Karten: AD: C 570/439 (um 1760); 1 P 62 (1892). Dorfordnung von 1539 = AM: VI 66/1 (Abschrift); unbekannt Kollnig 190. Kirchenrechnungen 1669-1671 = AM: VI 66/18. 73 Schrifttum: Will, peage; Barth 211-214; Dubled, notion 44; Bopp 88-89; Hatz 23. Karten: AM: VII 55/5 (1656 schwarz-weiß) = Plan C IV 29 (farbig); AD: C 556/50 (um 1760); 1 P 26 (1893). Dorfordnung von 1594 = AM: VI 22 f 33-43 (Abschrift); unbekannt Kollnig 179; irrig Fuchs VI 11 (1605). Bannbücher von 1655 und 1732 = AM: VI 68 und 69. Heimburgerrechnungen von 1670 und 1673 = AM: VI 70/10 no 3 und 4-5 (Doppel). 74 Reichsland 149 (1319); Barth 212 (1371); AM: VI 70/6 no 2 (1579). 1s AM: VI 3/2 (1566). 78 AM: VI 70/9 no 8 (1610 unterschreiben noch Schultheiß, Heimburger und Gemeinde); VI 66/2 f 2 und V 32/8h (1619 und 1629 unterschreiben Stabhalter, Heimburger und Geschworene); VI 66/15 (1626 gemeinsames Gerichtsbuch); VII 55/20b (1681 ?). Irrig Hecker, Herrschaft 40 (schon im 15. Jh.). 77 AM: VI 70/10 no 6 (1666 zehn Familien); VII 55/20a (1681 acht Familien). 78 AM: VI 2/2 p 7 (1679 keine Einwohner). 79 AM: VI 66/2 f 12 (Antrag vom 11. 10. 1682) ; VI 70/9 no 15 (Bericht 1682); Hecker, Herrschaft 389 (seine Quelle ist nicht auffindbar). 8o AM: AA 2069 f 160 (1769). 8t Karte: AD: G 2932/3 (17. Jh.). 82 So Himly, Catalogue 80 no 1357. 83 Pfeffinger 100; Reichsland 1124. über Truttenhausen: Krebs, Jahrzeitbuch; Barth 1587-1589. 84 AD: carte C 565/284 (um 1760).

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bann und also irer der herren gebrueder ober und herrlichkeit gelegen)85 sowie die freie Reichsstadt Oberehnheim als selbständiger Bannherr (der bezurckh worin Trutthausen unnd die darzu gehorige guether gelegen von unnseren vorfahren den daselbst gewesten religiosen nit anderst als umb gottes willen reservata jurisdictione ... ubergeben) 86• Die Familie von Landsberg galt schließlich als privater Eigentümer, Oberehnheim als Herrschaft innerhalb seines Bannes und Straßburg als Herrschaft innerhalb des Bannes Heiligenstein: "das closter der enden durchaus keine bannsgerechtigkeyt habe sondern die statt Oberehenheim und die gemeind Heilgenstein mit einander zu marcken pflegen ... die fravelrugen nicht den proprietarijs bonorum particularium sondern dem domino territoriali zukommen87." In Gertweiler, Goxweiler und Burgheim gehörte der Zehnt dem Frauenkloster Niedermünster (Gemeinde St. Nabor) 88 und nach dessen Auflösung 1542 dem Straßburger Domkapitel89• Die Schweden schenkten den im Dreißigjährigen Krieg erbeutenen Zehnten 1632 der Stadt Straßburg90, das ihn nach dem Westfälischen Frieden von 1648 dem Domkapitel zurückgab91 . Das Domkapitel versetzte den Frucht- und Weinzehnten 1677 der Ottonianischen Stiftung92, die durch die Stadt Straßburg verwaltet wurde93 • Der Heuzehnt verblieb dem Domkapitel94 • Der jeweilige Inhaber des Frucht- und Weinzehnten ernannte die Pfarrer95 und trug die Baulast für die Kirchen und Pfarrhäuser96 • Gertweiler, Goxweiler und Burgheim wurden 1554 lutherisch97 • Als Patronatsherr 85 Beides aus einem Vertrag zwischen den Herren vonBarrund den Edlen von Landsberg = AM: charte 8 decembre 1563 VCGK 11 (Original) = VI 12/1 (Entwurf und zwei Abschriften) = VI 53/1b f 3---4 (Auszug) = Hecker, Herrschaft 138-141 (Regest). 8s AM: VI 73/17f (1673). 87 AM: VI 112/25 no 3 (1674). 88 Barth 428---429 (1206 Gertweiler). Über Niedermünster zuletzt Barth 947-950. 8P Koser 11 (1564 Prozeß beim Reichskammergericht). Über die Auflösung

Reichsland 771. eo Zusammen mit Wanzenau, siehe Kap. 15; AM: no 114 f 266 (1633); VI 3/38

(1640). et Zusammen mit Wanzenau, siehe Kap. 15; AM: VI 70/9 no 1 (1672); VI 62/14 no 2 (1677). 92 AM : VI 62/14 no 8, 9 und 10 (Abschriften). 93 AM: VI 66/16; VI 70/13 und VI 71/1-3 (Zehntrechnungen 1681-1684); AA 2069 f 161 (1769). 94 Hecker, Herrschaft 245. 95 Barth 429 (Gertweiler); AM : AA 2069 f 159 (1769 Gertweiler), 160 (1769 Goxweiler). Irrig Barth 212-213 (in Burgheim hatte wohl der Bischof den Kirchensatz). ue AM: VI 70/9 no 1 (1672 Goxweiler); Adam, Territorien 53 (1663 Goxweiler, Gertweiler und Burgheim). 97 Adam, Territorien 53.

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mahnte das katholische Domkapitel 1672 den evangelischen Pfarrer von Goxweiler, seine seelsorgerischen Pflichten in seiner Filiale Burgheim besser zu erfüllen98 ! Niedermünster bzw. das Domkapitel besaß in Gertweiler einen Dinghof, zu dem Huber in Gertweiler, Barr, Heiligenstein, Goxweiler, Burgheim und Mittelbergheim gehörten99 • Dieser "Freihof" wurde nach der Verstaatlichung 1791 versteigert100• Oberschultheißenamt und Blutbann zu Oberehnheim. Mit der "herrschafft Barr" erwarb Straßburg 1566 und 1568 jeweils die Hälfte am "obern schuldtheussen ampt zu Obernehenheym so eygenthumb" und am "bann uber das bluot zurichten welches alleynig vonn dem heyligen reych zu lehen rurt" 101 • Mit der ersten Hälfte des Blutbanns wurde Straßburg 1567, mit der zweiten 1569 beliehen102• Das Oberschultheißenamt und der Blutbann zu Oberehnheim umfaßten in örtlicher Hinsicht die fünf Gemeinden der HerrschaftBarrund die drei Gerichte Mittelbergheim, Blienschweiler-Nothalten-Zell und Oberehnheim-Bernhardsweiler. In funktioneller Hinsicht berechtigte das Oberschultheißenamt dazu, die Schultheißen der örtlichen Gerichte zu ernennen103, schwerere Straftaten selbst abzuurteilen und einen Teil104 der Geldstrafen und einige andere Gefälle einzuziehen105 • Der Blutbann war das Recht und die Pflicht, Todesstrafen auszusprechen106 und zu vollstrecken. Unter anderem stand bei Barr ein Galgen für Barr, Gertweiler und Burgheim und bei Heiligenstein einer für Heiligenstein und Goxweiler107 • Oberschultheißenamt und Blutbann stellten also nur einen Ausschnitt aus der allgemeinen Herrschaftsgewalt, nämlich eine beschränkte Justizhoheit dar. Alle übrigen herrschaftlichen Aufgaben obAM: VI 70/9 no 1. AD: G 2762 hinten (zwei Abschriften einer Urkunde von 1337; Verzeichnis der Huber, Zinsen, Hofrechte und Urteilssprüche 1610--1669; Verzeichnis der Zinsen 1779-1790). Irrig: Ko!Lnig 189 (Bruchstück eines Hofrechts von 1337 und Dinghofregister des 17. Jh.); Barth 429 (Weistum von 1337). 100 Hecker, Stadt 24. 10 1 Text bei n 37 und 38; Gyss I 458-464. Irrig: Reichsland 787 (1566-1567); Hecker, Dorfordnung 301 (Oberschultheißenamt war Reichslehen). 102 AM: chartes 20 mars 1567 VCGA 4 und 16 decembre 1569 VCGA 4. Vgl. Wunder, Gebiet 57-58. 1os AM: VI 1/3 p 7 (1568). 10 4 In Oberehnheim die Malefitzstrafen; AM: VI 2/1 p 8 (1562); VI 1/3 P 7 (1568). In Mittelbergheim die Frevel; AM: VI 79/2 f 4 (1605); aber nicht die Waldfrevel; Dorfordnung von 1544 hinten n 119. 1o5 AM: VI 1/2 f 22 (1562). 1oe AD: C 307/63 (1683 juger au criminel); Schoepflin 323 (ius gladii). Allgemein Sehröder 831 (Halsgerichte) und Conrad I 374 (Blutgerichtsbarkeit). 107 Thomas II 9. 9B 99

12 wunder

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lagen den jeweiligen Bannherren, die demzufolge auch die eigentliche politische Macht in Händen hielten108. Die durch das Oberschultheißenamt und den Blutbann verliehenen Rechte wurden gewöhnlich mit allgemein gehaltenen Ausdrücken umschrieben: 1562 "alle malefitz hohe und nidere frevel" 109 , 1565 "hohe oberkeit und etliche busen zu strafen" sowie "alle hohe und niedere oberkeit und frevel" 110, 1662 "hohen obrigkeit" 111 , 1687 "alle hohe und niedere jurisdictonalia" sowie "omnis jurisdictio tarn civilis quam criminalis"112, im 18. Jahrhundert "haute justice" 113• Was sich im einzelnen hinter diesen Schlagworten verbirgt, muß für die drei Gerichte Mittelbergheim, Blienschweiler-Nothalten-Zell und Oberehnheim-Bernhardsweiler gesondert untersucht werden. (Mittelbergheim114) Mittelbergheim liegt 31 Kilometer südwestlich Straßburgs im heutigen Kanton Barr. 880 wird es zum erstenmal als "villa Bercheim" genannt115, 1440 zum erstenmal "Dorf zu Mitlnbergheim"116. Von den örtlichen Quellen sind insbesondere erhalten ein Vertrag des Straßburger Bischofs mit den Herren von Andlau von 1406117, eine Gerichtsordnung von 1495 118, eine Dorfordnung von 1544119, eine Weinzehntrechnung von 1578120, lückenlose Aufzeichnungen über die Weinernten von 1600-1945121, eine Gerichtsordnung von 1613122 und ein Vertrag der "Mitobrigkeiten und Teilherren" von 1662123. 108 Allgemein Wunder, Gebiet 54. 10 9

AM: VI 2/1 p 8 (Blienschweiler).

110 AM: VI 1/5 p 5 (Oberehnheim) und 6 (Blienschweiler). 111 AM: VI 441/1 Memoire CCC (Mittelbergheim).

AM: VI 3/25 p 8 (Mittelbergheim) und 14 (Blienschweiler). AM: no 865 f 79 (Blienschwefier). 114 Schrifttum: Hecker, Dorfordnung; Heintz, Chronique; Barth 839-840; Bopp 90-91; Hotz 131. Karte: AD : C 562/236 (um 1760). 115 Bruckner 368 no 606. Das 742 genannte "Montularem" ist die Stadt Bergheim, 50 km SW, im Kanton Rappoltsweiler; Barth, Ortsnamen 743-744; irrig Bruckner 82 no 145, 448 und 541. 118 Barth, Handbuch 840. 117 AD: Andlau 72 p 1-5 (Abschrift). 118 Gemeindearchiv Mittelbergheim: Gerichtsordnung, vorn = AM: VI 56/5 = VI 441/1 no 7 kk (Abschriften). 119 Gemeindearchiv Mittelbergheim: Articul Buch f 142-154 = AM: VI 22 f 44-48 (Abschriften) = Hecker, Dorfordnung 302-309 (Druck). Erwähnt bei KolLnig 206. 120 AM: VI 3/26. 121 Gemeindearchiv Mittelbergheim: Articul Buch f 133-136 und 266-268. Vgl. dazu allgemein Bassermann III 984-1044 (1600-1922). 122 AM: VI 56/5 (Abschrift). 123 AM: VI 441/1 Memoire CCC (Abschrift). 112

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"Mitobrigkeiten und Teilherren" waren seit dem 13. Jahrhundert das Bistum Straßburg124, die Andlau125 und die Bergheim126, und zwar wahrscheinlich zu je einem DritteP 27 , vielleicht aber auch die Andlau zu einer Hälfte und das Bistum und die Bergheim zu je einem VierteP 28 • Wolf von Andlau verkaufte die Hälfte des Bergheimer Anteils 1608 der Stadt Straßburg für 600 Pfund als "frei ledig und eigen kein widemb leben noch morgengaab" 129 • Sein Vetter Egnolf von Bergheim verkaufte Straßburg die andere Hälfte 1613 für ebenfalls 600 Pfund130• Außer diesen Anteilen an der Bannherrschaft erwarb Straßburg 1566 und 1568 das Oberschultheißenamt und den Blutbann131 • Als Oberschultheiß ernannte Straßburg in Mittelbergheim einen (Reichs- oder Unter-) Schultheißen132, als Bannherr einen Amtmann, Vogt oder Einnehmer133• Beide Ämter wurden gelegentlich in Personalunion geführt134• Die Familie von Andlau bestellte zwei, das Bistum Straßburg einen Amtmann135 • Die vier "Amtleute" waren im wesentlichen Steuereinnehmer und in ihrer Tätigkeit auf Mittelbergheim beschränkt. Mit jenen Amtleuten, die größere überörtliche Herrschaftsbezirke, nämlich sogenannte Ämter verwalteten, dürfen sie nicht verwechselt werdentas. 124 Bloch II 149 no 1451 (1255 versetzt Bischof Heinrich das einst von Kaiser Friedrich innegehabte Bergheim an Eberhard von Andlau für 200 Mark Silber). Der bischöfliche Anteil gehörte ins Amt Benfeld; AM: VI 441/1 Memoire CCC (1662); Schoepflin 157; Reichsland 688. 125 Oben n 124 (1255); Fuchs, Documents no 73 (1282), 143 (1414 Reichslehen), 351 (1732 Reichslehen); Bopp 91 (Reichslehen von 1386 ab). ÜberAndlau Kap. 12 n 158. 126 Fuchs, Documents no 73 (1282). Über die Bergheim Lehr II 48-56; KindZer, Buch 29-30; KindZer I 54---58. 127 So Reichsland 688; Hecker, Herrschaft 166; Bopp 91. 128 Dafür sprechen einige Stellen in der Dorfordnung von 1544 (vorn n 119), z. B. der Umstand, daß Andlau zwei Amtleute ernannte (Text bei n 135). Diese könnten allerdings auch zwei Familienzweige vertreten haben. 129 AM: VI 76/5 f 46-48 (Abschrift). Irrig Hecker, Dorfordnung 301 (Reichslehen). · 130 AM: VI 76/5 f 54---56 (Abschrift). 131 Text bei n 101. Irrig: Reichsland 688 (das Schultheißenlehen, ein Reichslehen, mit administrativen und polizeilichen Hoheitsrechten, 1603 und 1613 an Straßburg verkauft) ; Rest m 75 no 507 (1690 gehört hohe und niedere Gerichtsbarkeit- dem Zusammenhang nach ist das Oberschultheißenamt gemeintdem Bistum). 132 AM: VI 424/2 (1663 Wahl durch die Landpfleger); AA 2069 f 166 (1769 prevot imperial); Hecker, Herrschaft 166. 133 Dorfordnung von 1544 vorn n 119 (Amtmann) ; Gemeindearchiv Mittelbergheim: Articul Buch f 274 (1615 Amtmann); AM: VI 424/2 (1663 Vogt); AA 2069 f 166 (1769 prevot collecteur); VI 441/1 Memoire BB (1777 ambtleuth designes dans la suite des tems par le terme vogd ou einnehmer receveur officiers des trois seigneurs). 134 AM: VI 79/2 f 6 (1605); AA 2069 f 166 (1769); Adam, Territorien 58. 1as Dorfordnung von 1544 vorn n 119; Hecker, Herrschaft 166. 136 Vgl. Wunder, Gebiet 84-85.

12•

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Die Untertanen des Bistums, der Familie Andlau und der Familie Bergheim bzw. der Stadt Straßburg waren nicht gemeinschaftlich, sondern auf die drei Mitobrigkeiten aufgeteilt. Die bischöflichen, Andlauer und Bergheimer bzw. Straßburger Amtleute schlugen jährlich neun Schöffen für das örtliche Gericht vor, aus denen der Schultheiß sieben ernannte: "von der stuftleuthen drey mannvon derer von Andlau drey mannund von derer von Bergheim einen mann in das gesetzt gericht zu schofen gezogen und sollen nun hinfurther alle jahr in masen vorgemelt von der dreyer theil herren amptleuthen jedem drey die zu schofen ambt teuglich seind dargestelt werden das von den selbigen aus jedem theil ein newer schon durch den reichs schuldtheisn gezogen werde" 137. Die neu hinzuziehenden Bürger durften sich ihre Obrigkeit frei auswählen138 und entschieden sich meistens für Straßburg, so daß besonders durch die große Bevölkerungsfluktuation während des Dreißigjährigen Krieges die bischöflichen Untertanen stark ab- und die straßburgischen Untertanen ebenso stark zunahmen. Die Mitobrigkeiten vereinbarten deshalb 1662, daß statt der bisher drei bischöflichen und des einen straßburgischen Schöffen künftig ein bischöflicher und drei straßburgische Schöffen für das Gericht ernannt werden sollten: "die strasburgische nur einen in das gerichtgeben die bischoffliehe aber drey ... jetzund ... die strasburgische an der bischoffliehen stell geordnet" 139. Nach der Ernennung der insgesamt sieben Gerichtsschöffen wählten die vier Amtleute, das alte Gericht und das neue Gericht zusammen einen Heimburger140, der Schöffe sein durfte, aber nicht mußte141 • Alle Untertanen unterstanden ein- und demselben örtlichen Gericht142. Die Aufgaben verteilten sich im wesentlichen so, daß der Schultheiß mit dem Gericht die Rechtsprechung ausübte143 , der Heimburger teils mit, teils ohne Gericht die Angelegenheiten der Gemeinde erledigte144 137 Gerichtsordnung von 1495 vorn n 118. 138 Vertrag von 1662 (vorn n 123) no 7; AM: VI 441/1 Memoire BB (1777 un etranger ... peut choisir tel seigneur qu'il veut). 139 Vertrag von 1662 (vorn n 123) no 14; siehe dazu AM: VI 441/1 Memoire B (1777). Vgl. auch AM: VI 441/1 no 7 1 (1767 Strasbourg a plus de 90 sujets, Andlau 60, l'eveque 18); VI 441/1 Memoire BB (1777 de l'eveche 31, d'Andlau 84 et de la ville de Strasbourg 122 feux). 140 Dorfordnung von 1544 vorn n 119; Heintz, Chronique 64. 141 Gemeindearchiv Mittelbergheim: Articul Buch f 274 (1615 Heimburger und 7 Gerichtsgeschworene); Gerichtsprotokoll 1759 (Heimburger und 6 Gerichtspersonen). Irrig: AM: AA 2069 f 167 (9 preposes); Hecker, Dorfordnung 302 (Heimburger wurde unter den 7 Schöffen gewählt); Hecker, Herrschaft 167 (nach 1613 Heimburger und 5 Schöffen). 142 Irrig Hecker, Herrschaft 167 (Untertanen des Bischofs ausgenommen; es ist dies eine Verwechslung mit Blienschweiler, vgl. bei n 192 und 195). 143 AM: AA 2069 f 167 (1769). 144 Dorfordnung von 1544 vorn n 119.

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und die vier Amtleute die Gefälle ihrer Ht::rren einzogen145 • Gelegentlich wurden aber auch der Straßburger Amtmann von Barr, der Schultheiß, der Heimburger, die vier Amtleute und die Gerichtsschöffen gemeinsam tätig146 , ohne daß sich eine feste Regel erkennen ließe. Das Gericht entschied über leichtere Straftaten in letzter Instanz. Bei schweren Straftaten und in Zivilsachen stand die Appellation an das Gericht in Oberehnheim offen, später wahlweise an das Gericht in Oberehnheim oder die Straßburger Landpfleger von Barr und seit 1662 nur noch an die Landpfleger. In der Gerichtsordnung von 1495 heißt es: "sollen alle frevel handel ausgenommen was peinliche oder hohe beserung auf ihm tregt in Mittelbergheim gerechtfertiget und nit weiter gezogen werden ... So einer partheyen endurthel zu Mittelbergheim ausgohnt misfelt die mag sollich urthel gehn Oberehenheim ziehen" 147•

1662 vereinbarten die Mitobrigkeiten: "primam instantiam ... bey dem gericht ... appellationen ... zu zeit auffgerichteter reichs ordnung es darmit also gehalten worden das der erste zug nacher Oberehenheim an das gericht von dar an den langvogt zu Hagenau und alsdann erst an die cammer zu Speyer gangen ... jetzund ... den unterthanen frey stehen wurde ... ob sie von dem gericht erst nacher Oberehenheim und sodann nacher Strasburg oder aber mit geringem unkosten ... gleich nacher Strasburg appelliren walten ... conclusum. Sollen die appellationes in das kunfftige von dem gericht ane die herren land pftegere der herrschafft Barr ... gerichtet werden"ue. Konkurrierende erste Instanz war neben dem örtlichen Gericht der Straßburger Amtmann von Barr149• Ebenso wie in der Rechtspflege errang Straßburg auch in der Verwaltung ein gewisses Übergewicht über seine Mitobrigkeiten Bistum und Andlau. Wer nicht als Bürger, sondern als sogenannter Hintersaße oder Schirmer zuzog, brauchte beispielsweise nur die Genehmigung Straßburgs150 und erst ab 1721 die Zustimmung "von denen samtliehen herrschaften" 151 • 1765 genehmigte der Straß145 Vgl. n 133. Schief Hecker, Herrschaft 166 (Die Vögte verwalteten namens ihrer Herrschaft deren Dorfanteil). 148 Gemeindearchiv Mittelbergheim: Articul Buch f 159 (1541 Heimburger, Amtleute, geschworene Gerichtsleute und zwölf Bürger betr. Gemeindewälder), f 273-274 (1615 Amtleute, Heimburger, Gerichtsgeschworene und achtköpfiger Ausschuß betr. Gemeindearchiv), f 303 (1718 Amtmann von Barr, Schultheiß, Vögte und Richter), f 304 (1714 Amtmann von Barr in Gegenwart des Schultheißen, Heimburgers und der Gerichtsverwandten). 147 Gerichtsordnung von 1495 (n 118) §§ 3 und 5. 148 Vertrag von 1662 (n 123) no 11. Siehe auch AM: VI 44111 Memoire CC

(1777).

149 AM: VI 441/1 no 9 (Extractus Amts Verhör Protocollorum der Herrschaft Barr 1689-1777). 1So Vertrag von 1662 (n 123) no 3. m AM: VI 112/28 no IV.

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burger Regierungsausschuß der "Fünfzehn" eine Küferzunft, die nur der Aufsicht der Fünfzehn unterstand: "le magistrat a accorde aux tonneliers de Mittelbergheim de former une tribu, un gericht, et leur a donne des statuts ... des que le gericht prononce sur une contravention aux statuts, le condamne ne peut plus en appeller qu'a la chambre des XV"152.

(Blienschweiler-Nothalten-Zell) Die beiden Gemeinden Blienschweiler153 und Nothalten mit dem Ortsteil Zell154, 35 Kilometer südwestlich Straßburgs im heutigen Kanton Barr, gehörten bis zum Jahr 1800 in jeder Beziehung zusammen155 • Wenn nicht alles trügt, steht für Blienschweiler noch eine wissenschaftliche Entdeckung ersten Ranges bevor. 1561 wird nämlich von "einer alten ordnung so im jahreintausend neuntzig und neun von den voreitern ambtleuthen und geschwornen gemacht" und 1721 von "einer vorgewiesenen dorfordnung de anno 1099 und 1468" gesprochen156. Wenn die Ordnung von 1099 wirklich existierte, wäre sie, da die bisher bekannten elsässischen Weistümer erst aus dem 13. Jahrhundert stammen157, das mit Abstand älteste Ortsrecht weit und breit! Leider konnten wir diesen Text noch nicht ausfindig machen. Erhalten sind dagegen ein Dinghofrecht aus dem 13. Jahrhundert158, ein Vertrag des Bischofs von Straßburg mit den Herren von Andlau von 1406159, die Dorfordnung von 1468160, eine Gerichtsordnung von 1495 161, eine Gerichtsordnung von 15011°2 , eine Wegeordnung um 1500 163, eine Dorfordnung von 1659164 und ein Vertrag der "Theilherren" oder "domini territoriales" von 1721165. 152 AM: VI 441/1 no 7 1 (1767). 153 Schrifttum: Barth 171-173; Dubled, notion 44 ; Hotz 19. Karte: AD: C 556/35 (um 1760). 154 Scllrifttum und Karte wie n 153; ferner Barth 967-968 und 1826; Hotz 155. Fuchs VI 439-440 und passim verwechselt Zell mit Zellweiler, vgl. bei

n 263.

155 AM: VI 382/4 no 2 und 3 (1471 aller geschwornen und der gantzengemein desbansund dieser dreyer dorffer); AA 2069 f 168 (1769); Reichsland 109-110 (bis 1800 eine Gemeinde und eine Pfarrei). 158 AM: VI 382/4 no 3 (1561); VI 112/28 no III 2 (1721). 157 Kollnig 35. ue Grimm, Weisthümer I 682-683 (Druck). 158 Wie n 117. 160 AM: VI 382/4 no 1 (Abschrift). 181 AD: Andlau 203 Pergament (eines von drei Originalen) = Andlau 203 Papier p 4-13 = AM: VI 112/25 no 1 f 3-10 = VI 112/30 no 2 (Abschriften). 182 AD: Andlau 203 Papier p 14-23 =AM: VI 112/25 no 1 f 11-17 =VI 112/ 30 no 2 (Abschriften). 18a AM: VI 382/4 no 2 (Abschrift). 184 AM: VI 382/4 no 3 (Original). Die Ordnungen von 1468, 1495, 1501 und 1659 sind Kollnig 177-178 und 209 unbekannt. 165 AM: VI 112/28 (ausführliches Protokoll) = VI 383/2 (Kurzprotokoll).

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Territorialherren waren das Bistum Straßburg166, die Familie von Andlau167, die jeweiligen Inhaber der Herrschaft Weilertal und die jeweiligen Inhaber der Herrschaft Hohenstein168• Die Herrschaft Weilertal kam als Österreichische Pfandschaft 1551 an eine Familie Bollweiler, 1616 an die Fugger, 1633 an Straßburg, nach dem Dreißigjährigen Krieg als französisches Lehen an die Zurlauben und im 18. Jahrhundert an die Choiseul-Meuse169• Die Erben des Jakob von Hohenstein (gestorben 1480 oder 1481) verkauften am 18. Februar 1489 dem Straßburger Hans Jörger unter anderem "ein theyl genant der von Hohenstein theyl an den dorffern Blienswiler Nothalten Zelle und Utterswiler (= Ittersweiler im Kanton Barr)" 170• Von Hans Jörger kam der Hohenstein'sche Teil vielleicht an das Bistum Straßburg171 • Die Stadt Straßburg erwarb in Blienschweiler-Nothalten-Zell 1566 und 1568 nur das Oberschultheißenamt und den Blutbann172• Die Verfassung des Ortes war einzigartig verwickelt. Straßburg als Oberschultheiß ernannte einen sogenannten kaiserlichen Schultheißen, Praetor imperialis, Reichsschultheißen oder Unterschultheißen173• Die vier Territorialherren bestellten je einen Interessenvertreter, nämlich das Bistum einen "Schultheißen", die Andlau einen "Unteramtmann", die Herrschaft Weilertal einen "Meier" und die Herrschaft Hohenstein einen "Unteramtmann" 174 • Die Bürger waren auf die vier Ortsherren aufgeteilt. Zu den neun Gerichtsschöffen stellte das Bistum drei, die Familie von Andlau ebenfalls drei, die Herrschaft Weilertal zwei und die Herrschaft Hohenstein einen Untertanen. Alle vier schlugen Straßburg jährlich je drei neue Kandidaten vor, aus denen die Stadt je einen an Stelle eines alten Schöffen ernannte: "Zum ersten . . . von der stifft lutten dry mann von Andelo lutten dry mann von der talhern lutten zwen mann und von Hohenstein lutten ein mann in 166 Der Anteil gehörte ins Amt Benfeld; AM: VI 112/28 vorn (1721); Schoepflin 156; Reichsland 72. 167 Fuchs, Documents no 109 (1354), 143 (1414 Reichslehen), 351 (1732 Reichs-

lehen). 1&s Gerichtsverordnung von 1495 (n 161) § 1; AD: carte C 556/35 (um 1760); AM: AA 2069 f 89 (18. Jh.). Irrig: Schoepflin 156-157 (Bistum, Stadt Straßburg und Andlau); Fritz, Territorien 89 n 6, 106 n 13, 113 n 3a (ebenso); Reichsland 110 (Bistum, Stadt Straßburg, Andlau und Weilertal), 782 und 1087 (Bistum, Stadt Straßburg und Andlau); Wolfram, Atlas 10 (nach 1659 Nothalten ritterschaftlich, Blienschweiler bischöflich). 169 Reichsland 1192. Zu 1633 vgl. AM: VII 52/12. no Wie Kap. 12 n 139. 111 Vgl. Reichsland 449. m Text bei n 101. 173 AM: VI 112/28 (1721); VI 112/30 no 1 (1735). 174 AM: VI 112/31 no 1 (1739). AM: VI 112/30 no 1 (1735) nennt die hauptsächlich als Steuereinnehmer tätigen Beamten "collecteurs des deniers".

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das gesetzt gericht zu schaffen haben gezogen und sollen nun hinfur alle jar ... us yedem theyl ein nuwer schaff gezogen ... werden175." Gemeindeoberhaupt war ein Heimburger176, der vermutlich jährlich von den neun Schöffen gewählt wurde. Nicht weniger als drei Gerichte, nämlich das Dorfgericht, das bischöfliche Gericht und das "Reichsgericht", erledigten die hoheitlichen Aufgaben, insbesondere die Rechtsprechung. Über leichtere Straftaten entschieden sie alle in erster und letzter Instanz: "Zum vierdten so sollent alle frevell hendel uszgenommen was pinlicheit und hohe besserung uff im dreit in Blienszwyler gerechtvertiget und nit wytter gezogen werdenn7." In Zivilsachen war Appelation an das Gericht in Oberehnheim178, seit 1721 an den Conseil souverain d'Alsace möglich179. Die schweren Straftaten wurden alle von der Stadt Straßburg abgeurteilt180, entweder durch ihren Barrer Amtmann oder durch ihre Barrer Landpfleger181, das "Blutgericht" kraft Auftrags vorübergehend auch durch das "Reichsgericht"182. Berufung war hier zulässig183 , vermutlich an den Großen Rat in Straßburg. Die Geldstrafen verfielen der Stadt184. Das Dorfgericht oder die "gemeinen Banngeschworenen" bestand aus dem Straßburger Schultheißen als Vorsitzenden ohne Stimmrecht185, den vier herrschaftlichen Beamten, den neun Gerichtsschöffen und dem Heimburger186. Es konnte Recht setzen187, verwaltete die "gemeinen Dorfsachen" 188 und urteilte über "Bannfrevel" bis zu einem Pfund und 175

Gerichtsverordnung von 1495 (n 161); ebenso AM: VI 112/30 no 1 (1735);

VI 112/31 no 1 (1739).

171 Gerichtsordnung von 1501 (n 162) § 10. 177 Gerichtsordnung von 1495 (n 161); ebenso AM: VI 112/28 (1721). 178 Gerichtsordnung von 1495 (n 161) § 6. 178 AM: VI 112/30 no 1 (1735); VI 112/31 no 1 (1739). 180 Gerichtsordnung von 1495 (n 161) § 4 (peinlichkeit und hohe besserung) und§ 17 (hohe herrlichkeitund hoher gerichtszwang); AM: VI 79/2 f 5 (1605 criminalia); VI 112/28 (1721 hohe frevel und blutgericht); VI 112/31 no 1 (1739 hohe pues). 181 AM: VI 79/2 f 5 (1605 Amtmann); VI 2/2 p 7 (1679 Landpfleger); VI 112/28 (1721 Amtmann oder Landpfleger) ; VI 424/3 (1735 Amtmann oder Landpfleger); VI 112/31 no 1 (1739 Amtmann oder Landpfleger). 182 AM: VI 112/28 (1721). 183 Gerichtsordnung von 1495 (n 161) § 4. 184 AM: VI 112/30 no 1 (1735). 185 AM: VI 112/28 (1721); VI 112/30 no 1 (1735); AA 2069 f 89 (18. Jh.). 181 AM: VI 112/30 no 1 (1735); VI 112/31 no 1 (1739). 187 Gerichtsordnung von 1501 (n 162) § 10. 188 Gerichtsordnung von 1501 (n 162) §§ 3 und 7; AM: VI 112/30 no 1 (1735); VI 112/31 no 1 (1739).

14. Kap.: Das Amt Barr

185

über "Güterkäufe" 189. Die von ihm verhängten Geldstrafen verblieben der Gemeinde190. Das bischöfliche Gericht setzte sich zusammen aus dem bischöflichen Schultheißen als Vorsitzenden und sieben bischöflichen Untertanen, die sich durch Zuwahl auf Lebenszeit selbst ergänzten191. Es urteilte über mittlere Straftaten und in Zivilsachen, soweit es sich um bischöfliche Untertanen handelte. Die Geldstrafen verfielen Straßburg zu zwei Drittel: "Zum andern soll unsers gnedigen herrn von Strasburg etc. schultheis . .. uber . . . der stifft lute . . . gebott und verbott thun doch usgescheiden in hendeln die hohen gerichtzwenge berurende und derselb schultheis die gefelle darvon fallende innemen ... von denselben .. . dem rych die zwei theil und unserm gnedigen herrn ... der dritthenm." Das "Reichsgericht" setzte sich zusammen aus dem Straßburger Schultheißen als Vorsitzenden und den schon erwähnten neun Gerichtsschöffen193. Es urteilte in Verwaltungssachen allgemein194, über mittlere Straftaten und in Zivilsachen nur, soweit es sich um Andlauer, Weilertaler und Hohensteiner Untertanen handelte 195• Die Geldstrafen verfielen der Stadt Straßburg allein196. Blienschweiler, Nothalten und Zell waren ganz katholischm. Der Pfarrer bezog den Zehnten: "so gebuhrt auch einem jeden pfarherren inn bemelten dorfferen bann als auff des reichs grundt undt boden der fruchten zehenden so weitzen rockhen undt gersten" 188.

(Oberehnheim-Bernhardsweiler199 ) Oberehnheim, 23 Kilometer südwestlich Straßburgs im heutigen Arrondissement Erstein, war eine jener zehn kleineren Reichsstädte, die sich 1354 zum sogenannten elsässischen Zehnstädtebund (Decapolis Alsatiae) zusammenschlossen200 . Das angren181 no 1 190 191

Gerichtsordnung von 1495 (n 161) § 7; AM: VI 112/30 no 1 (1735); VI 112/31

(1739).

Gerichtsordnung von 1495 (n 161) § 7; AM: VI 112/30 no 1 (1735). AM: VI 112/30 no 1 (1735); VI 112/31 no 2 (1739). 192 Gerichtsordnung von 1495 (n 161); ebenso AM: VI 112/28 (1721); VI 112/31 no 1 (1739). Irrig AM: VI 112/30 no 1 (1/s für Straßburg). 193 Gerichtsordnung von 1495 (n 161) § 1; AM: VI 112/31 no 1 (1739). 194 Gerichtsordnung von 1501 (n 162) § 3. 195 Gerichtsordnung von 1495 (n 161) §§ 2 und 3; AM: VI 112/28 (1721); AA 2069 f 89 (18. Jh.); VI 112/31 no 2. ue AM: VI 2/1 p 8 (1562); VI 1/3 p 7 (1568); VI 112/30 no 1 (1735). 187 AM: AA 2069 f 168 (1769). 1os AM: VI 382/6 (1654). 198 Schrifttum: Schoepflin 402--407; Gyss; Barth 131-132 und 976-983; Bopp 92-93; Hotz 16 und 155-157. Karten: AD: C 565/284 (um 1760); 2 P 46 (1912 Oberehnheim).

14. Kap.: Das Amt Barr

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zende Dorf Bernhardsweiler (französisch Bernardswiller) darf nicht mit Bernhardsweiler (Bernardville) im Kanton Barr verwechselt werden. Unser Bernhardsweiler versetzte König Rudolf von Habsburg 1276 für 100 Mark Silber an Walter von Girbaden201 • Oberehnheim kaufte das Reichspfand 1349 und ließ es 1440 allodifizieren202 • Stadt und Dorf hatten später einen gemeinsamen Bann203, ein gemeinsames Bürgerrecht204 und gemeinsame Organe205 • Erst 1799 wurden sie wieder getrennt206 • An der Spitze der Verwaltung standen Meister und Rat207 • Die Rechtsprechung in den meisten Zivil- und Strafsachen208 oblag einem "Reichsgericht", das sich aus einem (Unter- oder sitzenden) Schultheißen und dreizehn Männern, Urteilssprechern, Richtern oder Gerichtsschöffen zusammensetzte. Straßburg als Oberschultheiß ernannte den (Unter-) Schultheißen auf Lebenszeit; die Schöffen der städtischen Zünfte wählten die dreizehn Gerichtsschöffen jährlich neu209 • Der Barrer Amtmann vertrat die Anklage nach Weisung der Barrer Landpfleger oder des Straßburger Rates210 • Gegen die Urteile des Reichsgerichts konnte man zur deutschen Zeit nur an den Rat der Reichsstadt Ulm appellieren: "Sonder ob jemand wäre den bedeuchte dasz ihm von den obgenannten dreyzehn manne und urtheilssprechern unbillig geurtheilt wäre und meinte beschwert zu seyn, der mag solch urtheil gen Ulm vor den rath bringen, als das dann desselben gerichts zu Ober Ehenheim recht und von alters herkommen ist, und was ihm dann von den richtern zu Ulm gesessen über des gerichts zu Ober Ehenheim urtheil gesprochen würde, dabey soll es bleiben als es von alters herkommen ist und sie ferner nicht dringen bei unserer und des reichs hulden211." Zur französischen Zeit (nach 1672) gingen die Appellationen an den Conseil souverain d'Alsace2t2. über den Zehnstädtebund Wunder, Gebiet 13 n 39. Böhmer VI 1 p 166 no 620 (Regest). 202 Reichsland 78; vgl. auch Schoepflin 271. Allgemein zur Allodifikation Wunder, Gebiet 60-61. 203 AD: carte C 565/284 (um 1760). 204 Schoepflin 406; Reichsland 79. Irrig Bardot 21 (beschränktes Bürgerrecht). 200 201

205

Schoepflin 405.

2os Reichsland 78 207

und 79.

Reichsland 787.

208 Nicht in allen, siehe Gyss II 35-43. Korrespondenz des Oberehnheimer Schultheißen, des Barrer Amtmanns, der Barrer Landpfleger und des Straßburger Rats über Strafsachen in AM: VI 76/6 f 1-168 (1600-1602). 20g Schoepflin 405; Gyss II 35-43. 210 AM: VI 76/6 f 10 (Körperverletzung), 13 (Diebstahl und Meineid), 15 (Diebstahl), 25 (Unzucht mit Abhängigen), 50 (Diebstahl), 64 (Auslieferung vom Bistum), 70 (Untersuchungshaft). 211 Bestätigung Kaiser Friedrichs IV. von 1440 = Gyss I 213 (Druck). Siehe auch Gyss II 44 (irrig n 1: bis zum Dreißigjährigen Krieg) und II 46; Reuss I

487.

212

Reuss I 487; Gyss II 46; Livet, Intendance 678.

14. Kap.: Das Amt Barr

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Wie wir sehen, waren die Befugnisse (Oberschultheißenamt und Blutbann) Straßburgs in Oberehnheim ziemlich bescheiden. Beide Reichsstädte gerieten über sie häufig in Streit213 • Oberehnheim wollte die Straßburger Rechte wiederholt erwerben. Straßburg ließ sich aber erst 1669 zu einem Verkauf für 6000 Gulden bewegen214 •

Barrer Wald215• Die sogenannte Fünf-Dörfer-Allmend oder der Barrer Wald liegt westlich Barrs in den Vogesen. Entsprechend seiner großen Bedeutung haben sich zahlreiche Quellen erhalten, insbesondere Waldordnungen der Jahre 1574216, 1687217 , 1726218 und 1735219 • Weitere Waldordnungen von vor 1443, 1498, 1596, 1603, 1604, 1618 und 1722 werden in der Literatur erwähnt220 • Die Literatur zählt auch mindestens zwölf gedruckte Prozeßschriften auf221 , von denen wir leider nur vier ausfindig machen konnten1122• Im Barrer Wald waren holz- und weideberechtigt seit alters her die Einwohner223 der fünf Dörfer Barr, Heiligenstein, Gertweiler, Goxweiler und Burgheim224 , seit mindestens 1168 das Kloster Hohenburg225 und seit 1360 das Kloster Truttenhausen auf Grund eines kaiserlichen Privilegs Karls IV. (1346-1378): "indulgemus ut vos pro vobis et animalibus vestris silvis almendis et pascuis villarum nostrarum Barre Heilgenstein Bergheim Gertwilre Gockeswiler Burgheim superioris et Burgheim inferioris ... couti ... valeatis sub omni illo modo atque tenore quibus universitates" 226 • Gyss I 464 (1569) und II 43. AD: C 307/60 (Abschrift); Schoepflin 323; Gyss II 265-267; Hecker, Herrschaft 168. 215 Schrifttum: Rebmann; Peucer; Hecker, Stadt 9-15 und 177-226; Hecker, Herrschaft 407--457; Lauffenburger. Karten: AD: AC Barr, Plan 5 (1756); AC Barr, Plan 7 (Vorderwald 1773); AM: Plan C IV 43 (18. Jh.); AD: 2 P 29 (Hohwald um 1900); 3 I 39 (1929); 3 I 38 (1931). 21 6 AM: VI 30/1 p 10-17 (Abschrift). 217 AM: VI 115/21 no 5-8 (Abschriften) Hecker, Herrschaft 428--434 (Druck) = Rebmann (Auszug). 21 B Rebmann (Druck). 219 AM: VI 115/12 no 9-12 (Abschriften) Hecker, Herrschaft 437--443 (Druck). Irrig Reichsland 453 (1736). 220 Hecker, Herrschaft 56, 409, 411 und 436. 221 Clauss 76-77; Reichsland 59. 222 Conclusions 1826; Conclusions 1827; Memoire Strasbourg-Barr (um 1832); Memoire Barr-Strasbourg (1832). 223 Nach Hecker, Herrschaft 45 nur "jeder vollberechtigte Bürger". 224 Reichsland 453 (1385); Hecker, Herrschaft 59 (1430); Peucer 31 (1475). Irrig Reichsland 340 und 452 (Verwechslung mit Rotmannsbergwald, Lehen von Niedermünster). 225 Hecker, Herrschaft 12-13; AM: VI 91/8 no 4 (1740); VI 440/5 no 1 (nach 1780); Hecker, Herrschaft 413--416 (bis zur Revolution). Über Hohenburg n 57. 226 Schoepflin-Lamey II 235-236 (Druck) = Hecker, Herrschaft 33-35 (Übersetzung). Vgl. dazu Urteil des Pfalzgrafen bei Rhein von 1476 = AM: VI 53/1a f 3--4 (Abschrift) = Hecker, Herrschaft 95-96 (Auszug) sowie Vertrag zwischen den Herren von Barr und den Edlen von Landsberg von 1563 vorn n 85. Über Truttenhausen n 83. 21s 214

188

14. Kap.: Das Amt Barr

Rechtsetzung, Verwaltung und Rechtsprechung im Barrer Wald oblagen das ganze Mittelalter hindurch allein dem Gericht der Gemeinde Barr227 • Nachdem Straßburg 1566 und 1568 die Herrschaft Barr erworben hatte, beteiligte es sich immer mehr an den hoheitlichen Funktionen, was zunächst - mit Recht - eher als Hilfe denn als obrigkeitlicher Zwang empfunden wurde. Seit 1568 zahlte Straßburg den beiden nebenamtlich tätigen Förstern einen kleinen zusätzlichen Lohn228 ; seit 1569 wohnte der Straßburger Amtmann den Gerichtssitzungen über Walddelikte bei229 ; 1687 erließ er zusammen mit dem Schultheißen und dem alten und neuen Gericht eine neue Waldordnung und ernannte seither zusammen mit dem Gericht neben den zwei nebenamtlichen Förstern noch zwei hauptamtliche230 • Die finanziellen Überschüsse aus der Verwaltung wurden seit alters her auf die beteiligten fünf Dörfer derart verteilt, daß Barr 40 °/o und die anderen vier je 15 Ofo erhielten231 • Wer einen Waldfrevel beging, mußte den Schaden ersetzen und außerdem, wenn er die Tat im "Vorderwald" oder der "Pfundeinung" begangen hatte, ein oder mehrere Pfund, und wenn er die Tat im "Hinterwald", "Hohwald" oder der "Fünf-Schilling-Einung" begangen hatte, fünf Schilling Strafe zahlen. Die "Pfundeinungen" fielen zu 50 Ofo an Straßburg und zu je 25 Ofo an die Dörfer und den anzeigenden Förster, die "Fünf-Schilling-Einungen" zu je 50 Ofo an die Dörfer und den anzeigenden Försterm. 1735 griff Straßburg entscheidend in die hergebrachte Rechtsordnung ein. Ohne die Dörfer zu fragen, erließen die Barrer Landpfleger einseitig eine neue Waldordnung, nach der fast alle hoheitlichen Funktionen an Straßburg übergingen. Unter anderem sollten jetzt vier Förster von Straßburg ernannt werden und die Pfundeinungen ganz und die FünfSchilling-Einungen zu 25 Ofo an Straßburg fallen 233 • Die fünf Dörfer sahen Hecker, Herrschaft 44--45 und 411-412. Hecker, Herrschaft 417. Die Förster wurden jährlich vom Barrer Gericht gewählt, meist aus den abgehenden Gerichtsschöffen; Memoire Barr 207; Hecker, Herrschaft 409 und 416. Entgolten wurde ihre Arbeit durch verschie227

228

dene Gebühren und einen kleinen festen Lohn in Geld und Naturalien, den die beteiligten Dörfer zahlten; Memoire Barr 208. 229 Memoire Barr 87 und 209. 230 Waldordnung von 1687 vorn n 217. Irrig Hecker, Herrschaft 417 (an Stelle der zwei nebenamtlichen). 1 31 Hecker, Herrschaft 45. 231 So die Waldordnungen, z. B. die von 1687 vorn n 217. Vgl. AM: AA 2069 f 147 und 155 (1769 wieder ebenso). Der Name Rohwald in AM: VI 440/3; Reichsland 452; Hecker, Stadt 193 und passim. Rohwald heißt außerdem ein westlich angrenzender Wald des Bistums und der Herrschaft Weilertal (hinten n 274), ein Wald des Frauenstifts Andlau (König 53) und die 1867 in unserem Rohwald gegründete Gemeinde (hinten bei n 247). 233 Waldordnung von 1735 (n 219). Vgl. AM: AA 2069 f 148 (1754 hat Straßburg von allen Feld- und Waldfreveln, frz. epingt, unter vier frz. Pfund 1/4, darüber alles).

14. Kap.: Das Amt Barr

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sich dadurch in ihren Rechten beeinträchtigt. Sie strengten gegen Straßburg einen Prozeß an, der auf beiden Seiten so erbittert geführt wurde, daß er sich, wie man wohl mit Recht sagen darf, zum berühmtesten und längsten der Straßburger Geschichte entwickelte. Es ging um die Frage, wer Eigentümer des Barrer Waldes sei. 1736 erhoben die fünf Dörfer Klage beim Conseil souverain d' Alsace234 • Auf Betreiben Straßburgs überwies Ludwig XV. den Prozeß 1740 dem Conseil d'Etat, der ihn seinerseits einer besonderen Kommission übertrug235. Die Kommission entschied 1755, Straßburg und die fünf Gemeinden seien Miteigentümer236 • Der Conseil d'Etat ordnete daraufhin 1760 an, daß der Wald auf Straßburg und die fünf Dörfer je zur Hälfte aufgeteilt werde237 • Dementsprechend erhielten 1763 die fünf Dörfer gemeinsam den Vorderwald mit 1372 Hektar238 , Straßburg den wertvolleren Hinterwald mit 889 Hektar239 • Die Gerichtsbarkeit, Jagd und Fischerei sollten als herrschaftliche Rechte der Stadt im ganzen Wald verbleiben. Tatsächlich wurde die Gerichtsbarkeit jedoch vom französischen Intendanten beansprucht und auch ausgeübt240 • Im Taumel revolutionärer Begeisterung schenkte Straßburg seinen Wald am 11.8.1789 den fünf Dörfern241 • Als im nächsten Jahr alle gemeindefreien Gebiete aufgelöst wurden, wurde der ganze Barrer Wald dem Gemeindebann Barr zugeteilt. Schon 1792 focht Straßburg seine Schenkung an und behielt damit, nachdem der Prozeß über alle Instanzen gegangen war242 , 1838 vor dem Cour de cassation Recht243 • Die 1763 Peucer 34. Ungenau: Conctusions 1827 p 34; Reichsland 59 (um 1730). Peucer 35-36; Hecker, Herrschaft 447. 236 AD: AC Barr, Plan 5 (1756); Memoire Barr 94-95; Peucer 36; Hecker, Herrschaft 451-452. Irrig Reichsland 453 (Staatsrat entschied selbst). 237 Memoire Barr 96; Peucer 36. Allgemein zur Teilung der Gemeinmarken Bader, Dorfgenossenschaft 179-181. 238 AD: AC Barr, Plan 7 (1773); Rebmann; Reichsland 58. Reichsland 59 gibt 234

285

3046 "Morgen" an (gemeint sind wohl "arpents communs" zu 0,422 ha); und Reichsland 453 sprechen von 1300 ha; ebenso Hecker, Stadt 178 und 226. Nach einer Auskunft der Gemeinde Barr vom 3. 11. 1959 hat der Wald heute 1358 ha. Larousse 5, 468 gibt, vermutlich einschließlich einem kleineren, der Gemeinde Barr allein gehörenden Wald, 1573 ha an. 239 So Peucer 37 und Reichsland 453. Anders AM: VI 384/21 (798 ha); Conctusions 1826 (2215 arpens); Reichsland 59 (2215 Morgen); Rei chsland 452 (888 ha); Hecker, Stadt 178 (890 ha). Als Gesamtgröße finden sich in AM: Plan C IV 43 (18. Jh.) 5261 arpens (d'ordonnance) = 2687 ha; bei Hecker, Stadt 186 2538 ha. Irrig König 53 (Hinterwald oder Rohwald gehörte 1789 dem Damen-

Peucer 37

stift Andlau). 240 AM: AA 2069 f 165 (1769) sowie f 173 und 182 (1772). ! 41 Peucer 37; Hecker, Stadt 9-15; Hecker, Herrschaft 178-185. m Peucer 38-42. Vgl. die Prozeßschriften vorn n 221-222. !43 Peucer 42; Reichsland 453; Hecker, Stadt 200.

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geschaffenen Eigentumsverhältnisse bestehen daher, von kleinsten Veränderungen abgesehen, bis heute244 • Die fünf Gemeinden sind gemeinsam Eigentümer des Vorderwaldes, der jetzt "Foret (syndicale) de Barr et quatre (autres communes)" heißt245 • Die Stadt Straßburg besitzt dagegen nach wie vor den Hinterwald oder "Hohwald" 246 • Er wurde 1867 vom Gemeindebann Barr abgetrennt und der neu gegründeten Gemeinde Rohwald zugeschlagen247.

Mittelbergheimer Wald. Zwischen dem Barrer Wald und dem Hotmannsbergwald liegt der Mittelbergheimer Wald als kleine Enklave248 • Seit wann er Mittelbergheim gehört, wissen wir nicht. Vielleicht wurde er zwischen 1360 und 1385 vom Barrer Wald abgetrennt249 • Die Oberhoheit stand hier allein Straßburg zu250 • Während der Revolution wurde der Wald dem Bann Barr zugeteilt. Er ist 94 Hektar groß 251 • Rotmannsbergwald252 • Der gemeine Wald, der Wald Rotmannsberg

oder die Sieben-Dörfer-Allmend253 erstreckte sich südlich des Barrer Waldes bis zum Bach Andlau 254 • Beide Wälder (und der Mittelbergheimer Wald zwischen ihnen) wurden wahrscheinlich erst zwischen 1360 und 1385 getrennt255 • Auf jeden Fall führten sie später ein Eigenleben und dürfen nicht mehr miteinander verwechselt werden256 • Im Rotmannsberg waren von jeher die Dörfer Barr, (Mittel-) Bergheim, Heiligenstein, Gertweiler, Goxweiler und (Ober- und Nieder-) Burgheim nutzungsbe244

Neue Bemühungen der fünf Gemeinden scheiterten 1869 und 1884;

Reichsland 59.

245 Auskunft der Gemeinde Barr vom 3. 11. 1959; AD: cartes 3 I 38 (1931) und 39 (1929). Über die Verteilung der Überschüsse Reichsland 58 und Hecker, Stadt 226. 246 Office I 376 (1955 noch 878 ha). 247 Karten : AD: 2 P 29 (um 1900); 3 I 38 (1931) und 39 (1929). Über die Gemeinde Reichsland 452. 248 Karten : AD: 3 I 39 (1929) und 44 (1931). 24G Vgl. n 224 (1385) und 226 (1360). 250 AM: AA 2069 f 168 (1769 le magistrat exerce la haute justice et l'intendant la police). 251 Stadtverwaltung Barr: Matrice earlastrale de Barr. 252 Schrifttum: Lauffenburger. Rieger behandelt einen anderen Sieben-Dörfer-Wald. Karten: AD: AC Barr, Plan 1 (1752); 3 I 39 (1929) und 44 (1931). Waldordnung von 1739 = AM: VI 91/5 (Abschrift). 253 AM: charte 20 avril1408 VCGA 10 (die gemeine weide); charte 8 decembre 1563 VCGK 11 (Rottmannsberg); VI 1/5 p 4--5 (1565 der siben dorffer almendt den waldt genant der Rattmasberg); VI 112/27 no 1 (1714 Rotthmannsberg oder 7 dorffer allmendte). m Vertrag der Dörfer (ohne Andlau) mit den Herren von Andlau 1310 = AD: Andlau 20 (Original); Schiedsurteil von 1765 =AM: VI 112/29 (Abschrift). zss Vgl. n 224 (1385) und 226 (1360). tse Irrig z. B.: Reichsland 340 und 452; Barth 99.

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rechtigt257 • In einem Rechtsstreit gaben sie den Wald 1408 als Lehen vom Kloster Niedermünster aus. Die "tallute des tales zu Andelah", also die Bewohner des Dorfes Andlau, beanspruchten damals den Mitbesitz. Die von König Ruprecht eingesetzten sieben Richter entschieden, "daz die von Andelah dez geniessen und do bi bliben sollet zu behabende die gemeinschaft der egnt. welde" 258 • Ein anderes Gericht stellte 1755 fest, daß die genannten Dörfer einschließlich Andlau alleinige Eigentümer des Waldes seien259 • Die Stadt Straßburg und die Herren von Andlau übten gemeinsam die Landesherrschaft aus260 , das heißt die Jagd, die Fischerei, die Gerichtsbarkeit, die Befugnis zur Rechtsetzung und eine allgemeine Aufsicht261 • Während der Revolution gliederte man den Rotmannsberg dem Gemeindebann Andlau ein. Er steht noch heute im gemeinsamen Eigentum der sieben Gemeinden und wird jetzt "Foret (sydicale) de Barr et six (autres communes)" genannt. Seine Fläche beträgt 735 Hektar262.

Zellweiler Bruch und Schiffgraben. Östlich des Dorfes Zellweiler,

28 Kilometer südwestlich Straßburgs im heutigen Kanton Oberehnheim,

lag im Mittelalter eine kleinere Wald- und Grasweide, durch die der Bach Andlau floß 263 • Die seinerzeit kanalisierte und schiffbare Andlau wurde Schiffgraben oder Schiffbach genannt, die Wald- und Grasweide das Bruch am Schiffgraben oder das Zellweiler Bruch. Schiffgraben und Bruch gehörten den acht beziehungsweise neun Dörfern Barr, (Mittel-) Bergheim, Stotzheim (bischöflich), Zellweiler (landsbergisch), Gertweiler, (Ober- und Nieder-) Burgheim, Heiligenstein und Goxweiler. Sie vertrauten die Aufsicht einem "Hofmann" an, der nach einer Rechtsaufzeichnung von 1408 die leichteren Straftaten (unfuge . .. kleine) auf einem Schiff oder irgendwo am Ufer (uf dem schiffe oder an Hecker, Herrschaft 76 (1278); Vertrag von 1310 oben n 254. AM: charte 20 avril 1408 VCGA 10 (eines von zwei Originalen) = VI 16/13 (vier Abschriften) = VI 112/27 no 2 (Auszug) = Hecker, Herrschaft 78-82 (Regest). 25 9 Memoire Barr 94-95. Vgl. auch Hecker, Herrschaft 87-88 (Prozeß zwischen den sieben Gemeinden 1749-1773 und 1792). 280 AM: VI 1/5 p 4-5 (1565 oberkeytt); VI 112/29 f 13 (1764 coseigneurs haut justiciers); VII 52/8 (1764 la haute justice et la police, les droits de chasse et de peche); VI 112/29 f 2 (1766 Jurisdiktion); AA 2069 f 168 (1769 haute justice). 261 Hecker, Herrschaft 85-87. 262 Auskunft der Gemeinde Barr vom 3. 11.1959. Anders: AM: AA 2069 f 168 (1769 3000 arpens et quelques); Reichstand 59 (625 ha); Hecker, Herrschaft 76 (625 ha). 283 AD: C 570/426 (Karte dieses Geländes und Zellweilers, die nach dem Gemeindearchiv Mittelbergheim: Urkunden über das Zellweiler Bruch N 14 um 1745 zu datieren ist). Irrig: Hecker, Herrschaft 91 (südlich nach Stotzheim zu); Fuchs VI 189 (nördlich nach Walf zu). 257 258

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dem staten wo er wil) und die schwereren Straftaten (die unfuge gross als todschlage oder ander semliehe dinge) "unter der linden zu Zellenwillre" aburteilen sowie vom Schiffsverkehr einen Zoll erheben sollte264• 1469 überließen die beteiligten Dörfer die Geschäftsführung im wesentlichen der Gemeinde Barr265• Die landesherrlichen Befugnisse (ober unnd herlickheiten) standen nach einem Vertrag von 1563 allein den Inhabern der Herrschaft Barr zu266, so daß Straßburg 1566 und 1568 mit der Herrschaft Barr auch die "oberkeytt .. . uber das bruch unnd schiffbach" erwarb267 . Auch die Nachbarn, nämlich die Vettern Wolf Dietrich und Hans Friedrich von Rathsamhausen zum Stein für das Dorf Westhausen, Hans Georg von Seebach für Uttenheim und Alexander von Andlau für Walf, erkannten 1570 die Straßburger "gerechtigkeiten des vischens fravel schlagens und (fravel) riegens", also ein (konkurrierendes) Fischereirecht und eine (beschränkte) Justizhoheit an268. Das Straßburger Bistum (wegen Stotzheim) und die Herren von Landsberg (wegen Zellweiler) machten Straßburg die Landesherrschaft gelegentlich streitig. Das Zellweiler Bannbuch von 1667 rechnete das Gelände bereits zum Zellweiler Gemeindebann und damit zur Landsherger Herrschaft269 . Die Straßburger Oberhoheit wurde indes noch 1674 gerichtlich bestätigt270 . Nach weiteren Streitigkeiten sprach sie aber der französische Conseil d'Etat 1710 schließlich den Landsberg zu271. In einem späteren Prozeß wurde 1830 entschieden, daß das Eigentum der Gemeinde Zellweiler allein und die Nutzung den beteiligten acht Dörfern zu je einem Achtel zustehe. Zellweiler löste diese Nutzungsrechte 1849 dadurch ab, daß es von insgesamt 205 Hektar 73 Hektar den sieben anderen Gemeinden zu vollem Eigentum überließ272 . Ungersberg und Hobwald. Westlich des Barrer Waldes und des Bannes Blienschweiler-Nothalten-Zell273 lagen zwei große zusammengehörige 284 265 268 287

2es

Grimm, Weisthümer I 691. Irrig Reichsland 59 (ohne Mittelbergheim). Hecker, Herrschaft 92-94. Vertrag von 1563 vorn n 85. Zitat aus AM: VI 115 p 5 (1565). Zu 1566 und 1568 vorn n 32 und 33. AM: VII 51/19 (Abschriften).

reg Gemeindearchiv Mittelbergheim: Urkunden über das Zellweiler Bruch

N 14 (1788). 210 Hecker, Stadt 236. 171

Gemeindearchiv Mittelbergheim: Urkunden über das Zellweiler Bruch

N 14; Hecker, Stadt 235-236 (der Bruch solllothringisches Lehen der Lands-

berg gewesen sein). 171 Gemeindearchiv Mittelbergheim: Urkunden über das Zellweiler Bruch N 4 (proces-verbal de partage); Hecker, Stadt 236. Irrig Horrer 237 (environ 2300 arpens, was mindestens 460 ha wären). 273 über einen Grenzstreit zwischen Blienschweiler und den Waldgenossen 1716 AM: VII 52/22.

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Wälder namens Ungersberg und Hohwald274• In diesen Wäldern waren 27 Dörfer (Waldgenossen) nutzungsberechtigt275, unter anderem auch Barr276 und Blienschweiler-Nothalten-Zell277 • Die Eigentums- und Herrschaftsrechte wurden vom Straßburger Bistum, von den jeweiligen Inhabern der Herrschaft Weilertal und von den nutzungsberechtigten Gemeinden beansprucht278 • Im 18. Jahrhundert scheinen das Bistum und die Herrschaft Weilertal als gemeinsame Eigentümer und Landesherren anerkannt worden zu sein2 79 • Zwischen dem Ungersberg und Rohwald einerseits und dem Barrer Wald andrerseits lagen die Waldstücke Streitwald und Kahlschlag. Ihr Besitz war jahrhundertelang umkämpft. Einen Rechtsstreit zwischen dem Bischof von Straßburg und den Herren des Weilertals einerseits und der Stadt Straßburg und den fünf am Barrer Wald beteiligten Gemeinden andererseits entschieden die Schiedsrichter 1772 dahin, daß "la Thaimatt doit servir de Iimite jusqu'a sa jonction au Wasserfall", was bedeutet, daß der ganze Streitwald und ein kleinerer Teil des Kohlschlags dem Ungersberg und Rohwald und der größere Teil des Kohlschlags dem Barrer Wald zugeteilt wurde280•

Personal. In Barr residierten folgende Straßburger Amtleute: 1566-1567 Konrad Botzheim2st, 1567-1580 Bernhard Krederzsz, 1580-1598 Jonas Stör283, 274 Der 884 ha große Hohwald gehört heute zu den Gemeindebännen Breitenbach und Erlenbach (Albe); Reichsland 442. Zu andern Wäldern gleichen Namens vgl. vorn n 232. 275 AM: VI 125/30 (1543); Reichsland 452. 276 Reichsland 59. 277 AM: VI 477/1 no 3 (1693). 278 AM: VI 477/1 (1693); VI 125/24 no 4 (1744). 279 Vgl. Text bei n 280 (1772). 28o AM: Plan C IV 43 (Karte 18. Jh.); VI 442/1 no 30a (Schiedsurteil 1772 in Abschrift und Karte 1772?); VI 51/11 no 5 (Bestätigung des Conseil souverain d'Alsace 1772 im Original); Hecker, Herrschaft 456--457. Irrig Fuchs VI 37 (terrain conteste entre Hohwald et Barr). 281 AM: no 44 (XXI Prot 15. 7. 1566); VI 3/2 und 3 (Präsentation am 14. 8. 1566); no 45 f 6 (XXI Prot 11. 1. 1567). Irrig: Reichsland 58 (Straßburg hatte in Barr seit 1583 einen Amtmann); Hecker, Herrschaft 149 (Mitglied des Magistrats) und 494 (nur 1566). Botzheim war vorher Amtmann von Wasselnheim; siehe dort. Sein Neffe Bernhard war Stadtadvokat; FickeT 33. 2 8 2 AM: no 45 (XXI Prot 14. 3. 1567); Eheberg I 598-602 (Bestallungsrevers vom 1. 4. 1567); BNU: ms 1513 f 164 (1580). Irrig Hecker, Herrschaft 494 (seit 1566). Kreder war vorher Stadtschreiber von Oberehnheim; BNU: ms 1183 f 7; Hecker, Herrschaft 149. 283 Eheberg I 598 (Jonas Stör amtmann uff Herrenstein den 30. 3. 1580 zum amtmannvon Barr angenommen); BNU: ms 1183 f 8.

13 Wunder

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1598-1605 Dr. jur. Nikolaus Gerbel284 , 1605-1623 Karl Gerbel285, 1623-1636 Johann Sebastian Zeyßolff28e, 1636-1646 Daniel Tromer287 , 1647-1659 Balthasar Bischof288, 1659-1663 Anton Diebolt28g, 1663-1677 Joseph Jund2oo, 1677-1679 Joachim Richshoffer291 , 1679 Johannes Joachim Frantz292, 1679-1686 Anton Diebolt293, 1686 Lic. jur. Johannes Harter294 , 1686-1688 Anton Diebolt29s, 1688-1693 Lic. jur. Johannes Harter296, (1693 Johannes Storr, Amtsschreiber und Amtsverweser), (1693-1694 Johann Peter von Carben, Amtsverweser),

284 BNU: ms 1513 f 164; Hecker, Herrschaft 494. Gerbel war gleichzeitig württembergischer Rat; AM: VI 76/6 f 79, 86 und 89 (1600). Württemberg wies ihn am 21. 12. 1604 an, sich in Oberkirch einzufinden; Eimer, Amt 137. Anfang 1605 wurde er zum dortigen Oberamtmann bestellt; Eimer 138-139. 1608 wurde er entlassen; Eimer 137. Sein gleichnamiger Sohn, ebenfalls Dr. jur. und württembergischer Rat, wohnte in Straßburg; Eimer 137. Er war Lehrer des Domkapitulars Ludwig Friedrich von Württemberg; Eimer 138. 285 AM: VI 79/2 f 1 (Präsentation am 17.1. 1605); BNU: ms 1513 f 164 (1623). 286 BNU: ms 1513 f 164; Hecker, Herrschaft 494. Zeißolff wurde am 12. 1. 1633 zum XV gewählt; AM: no 114 f 4. Seine Bitte, ihm das Ehrenamt zu erlassen, wurde am 26. 1. abgelehnt (ebenda f 18-19), ebenso eine Bitte der Amtsgemeinden am 2. 3. (f 45). Am 11. 3. wurde Zeyßolff Oberherr der Zunft zur Möhrin und Marlenheimer Landpfleger (f 52). Am 4. 11. bat er um Ernennung eines neuen Amtmanns oder Suspension als XV (f 259). Vier Jahre später, am 7. 1.1637, wurde er zum XIII gewählt; AM: no 117 f 235. 287 Der Kanzlei-Commissarius Tromer bewarb sich am 21. 11. 1635; AM: no 116 f 174. Am 27. 10.1636 im Dienst; AM: VI 3/38. Bis 1646; BNU: ms 1513 f 164. 288 Hecker, Herrschaft 198-199 (Präsentation am 18. 8. 1647); BNU: ms 1513 f 164 (bis 1659). 289 BNU: ms 1513 f 164; Hecker, Herrschaft 494. 290 So BNU: ms 1513 f 164. Anders Hecker, Herrschaft 494 (ab 1664). 291 BNU: ms 1513 f 164; Hecker, Herrschaft 494. 292 Regimentsverfassung 1679. 293 Dieholt wurde als Protestant abgesetzt; Metzenthin 85. 294 Harter war vom frz. Kriegsminister empfohlen; Metzenthin 85; Livet, Intendance 419. Er stammte aus Mainz und wurde am 7. 2. 1686 Barrer Amtmann; Hecker, Herrschaft 285. Seither waren alle Amtleute katholisch. 295 Dieholt konvertierte zum Katholizismus und wurde daraufhin im Mai 1686 wiedereingesetzt; Livet, Intendance 446. Am 3. 8. 1688 floh er nach Deutschland und wurde wieder protestantisch. Der Conseil souverain verurteilte ihn deshalb wegen "relaps" am 17. 2. 1689 in Abwesenheit zum Tod durch den Strang; AM: VI 424/2. Irrig Livet, Intendance 446 (1688 Dieholt prend un poste a Strasbourg). 296 AM: VI 424/2 (Empfehlung Louvois' an den Intendanten vom 24. 9.1688); Hecker, Herrschaft 285. Irrig Livet, Intendance 446 (jusqu'en 1694).

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(1694-1699 Johann Leonhard Breuer, Amtsschreiber und Amtsverweser)297, 1699-1717 Lic. jur. Johann Philipp Schaller298, (1717-1718 Johann Leonhard Breuer, Amtsschreiber und Amtsverweser) 299, 1718-1728 Dr. jur. Johann Nikolaus Schwend3oo, 1728-1750 Lic. jur. J ohann Chrisostomus Müllersol, 1750-1772 Ludwig Felix Marco302, 1772-1783 Lic. jur. Kleinclausso3, 1784--1790 Lic. jur. Georg Leonhard Langhans304.

Amtsschreiber waren 1563 Hans Jakob Keysser305, 1567 Hans Michael Hann300, 1673 Johannes Georg Ortnero7, 1674--1693 Johannes Storrsoa, 1693-1726 J ohann Leonhard Breuer309, 287 Auf Empfehlung Louvois' wurde am 16. 5. 1693 unter mehreren Bewerbern Schaller zum neuen Amtmann gewählt; AM: no 171 p 99-101; VI 424/2; Livet, Intendance 421 n 2. Amtsverweser war zunächst der prot. Amtsschreiber Storr, den Rat und XXI wegen Streitigkeiten mit den Landpflegern am 9. 11. 1693 entließen; AM: no 171 p 192-193 und 249-251. Als neuen Amtsschreiber wählten sie am 23. 11. 1693 unter fünf Bewerbern Breuer, der Amtmann von Blieskastel, 82 km NW, war; AM: no 171 p 204. Breuer wurde am 12. 12.1693 vereidigt; AM: no 171 p 223. Da Schaller seinen Dienst noch nicht angetreten hatte, wählten die Landpfleger 1693 oder Anfang 1694 den Protestanten von Carben zum Amtsverweser; AM: no 531 p 131. Wegen frz. Einspruchs ersetzten ihn die XIII am 22. 9. 1694 durch den Amtsschreiber Breuer; AM: no 531 p 135. Als Amtsverweser wurde Breuer am 25.9.1694 vereidigt; AM: AA 2069 f 65. Irrig Hecker, Herrschaft 494 (Harter bis 1694, dann Breuer). 298 AM: AA 2069 f 37--43 (22. 2. 1699 Bestallungsrevers); no 177 p 53-54 (2. 3.1699 Vereidigung); Hecker, Herrschaft 494 (bis 1717). BNU: ms 1513 f 164 gibt für 1709-1717 Philipp Ludwig Schaller an; Gemeindearchiv Mittelbergheim: Articul Buch 304 für 1714 Nikolaus Schwendt (vgl. bei n 300). 299 Gemeindearchiv Mittelbergheim: Articul Buch f 303. BNU: ms 1513 f 164 steht "1717 den 27. Novembris herr Duvien, resignierte den 22. Januarii 1718". Duvien trat seinen Dienst wohl nie an. H ecker, Herrschaft 494 erwähnt weder ihn noch Breuer. 300 Präsentation zwischen dem 17. und 23. 7. 1718; Quelle? 301 AM: AA 2069 f 66-72 (13. 3. 1728 Bestallungsrevers); BNU: ms 1513 f 164 (1750 praetor zu ober Ehenheim worden). 302 AM: AA 2069 f 122 (1750); BNU: ms 1513 f 164 (1772). 303 AM: AA 2068 f 155 (1772); BNU: ms 1513 f 164 (1783). Vorher XV; AM: AA 2069 f 212-217. 304 AM: no 262 p 21-22 (Wahl und Vereidigung des Exsenators Langhans unter sechs Bewerbern); Hecker, Stadt 15 (Georg Bernhard Langhans blieb bis Dezember 1790 in Barr). 305 AM: VII 51/8. 808 AM: no 45 f 83. 307 Regimentsverfassung 1673. 308 Vgl. Regimentsverfassung 1680 und vorn n 297. 309 Vgl. vorn n 297; Regimentsverfassung 1726.

13°

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14. Kap.: Das Amt Barr

1727-1740 David Schulmeister31o, 1740-1772 Andreas Schmidt311 , 1772-1789 Lic. jur. Johann Richard Schäffer, katholisch312•

Die Amtsschaffner hießen 1590 Nikolaus Gerber313, 1736-1752 Johann Diebold, protestantisch314, 1753-1781 Gottfried Wetzel31s, 1781-1788 Johann Peter Steinfelder318, 1788-1789 Lic. jur. Georg Bernhard Brobeque317•

a1o BNU: ms 1513 f 166. 311 Regimentsverfassung 1772. 312 Regimentsverfassung 1789 p 44. Seit 1770 Gehilfe, 1772 Schreiber; Regimentsverfassung 1770 und 1772.

BNU: ms 1513 f 165. AM: no 214 p 402--403 (Wahl unter 13 Bewerbern); AA 2069 f 126 (1752 amtsschaffner); AA 2069 f 142 (1753 der geweste amtsschaffner). 315 Regimentsverfassung 1770 und 1781. 31& Regimentsverfassung 1782 und 1788. 317 Regimentsverfassung 1789 p 44. 313

314

Fünfzehntes Kapitel

Das Amt Wanzenau 1 Die protestantische Stadt Straßburg blieb während des Dreißigjährigen Krieges aus hier nicht näher zu erörternden Gründen offiziell neutral. Insgeheim galten ihre Sympathien freilich den protestantischen Reichsständen und ihren Verbündeten, nämlich Schweden und Frankreich, die sie auf mannigfache Art unterstützte. Als die Schweden 1632 das Bistum Straßburg angriffen, lieferte ihnen die Stadt Geschütze und Munition, die die Entscheidung wesentlich beeinflußten. Der schwedische Feldmarschall Horn bezwang die damals stärkste bischöfliche Festung Benfeld am 30. Oktober bzw. 9. November 16322 und meldete seinen Sieg bezeichnenderweise schon am nächsten Tag der Stadt Straßburg3• Zum Dank für ihre Hilfe schenkte er ihr am 15. bzw. 25. Dezember 1632 alle geistlichen und weltlichen Rechte des Bistums und des Domkapitels innerhalb des städtisch-straßburgischen Gebiets sowie die Ämter Kochersberg und Wanzenau aus der weltlichen Herrschaft des Bistums: "Feldmarschall ich Gustaf Horn ... habe ... Strasburg ... cedirt abgetretten ubergeben ... alle geist- und weltliche jura undt gerechtsamewelche ein stifft Strasburg wie auch dessen thumb capitul in der statt dero jurisdictione undt burgkbann bishero gehabt oder noch haben mochte wie auch endtUchen die jhenigen zehenden und andere gefall so offt- undt vielgemelt stifft Strasburg oder ein capitulum in ihr der statt auff dem landt habenden ampteren herrschafften flecken undt dorffern bishero zue empfangen gehabt haben. Item das ampt Kochersperg undt Wantzenaw mit allen ihren obrigkheitlichen unndt anderen pertinentien4." 1 Schrifttum: Schoepftin 159-161; Fritz, Territorium 94-97; Kocher, Geschichte 5-69. Karten : Person Blatt Strasburg (1692); Seutter (vor 1748). 2 Reuss, Strassburg 27; Woerth 51. Irrig: Schoepftin 152 Fußnote i (28. 10.); Kentzinger II 43 (27. 10.). Die Schweden hielten Benfeld bis 1650 besetzt; Schoepflin 152; Larousse VI 166; Reichsland 71; Wo erth 60; Adam, Territorien 81. Zur doppelten Datierung nach dem alten und neuen Kalender vgl. Kap.

13 n 39.

AM: no 113 (XXI Prot 1632) f 218. Wie Wunder, Gebiet 62 n 9. Irrig u. a.: Schoepftin 142 (Praefecturam K. et W. Sueci anno 1633 civitati donarunt, biennio post episcopatui pacis Pragensis virtute restituendas), 316 (1633-1648); Kentzinger II 44 (tous les biens des chapitres et monasteres de la ville, Kochersberg et Wantzenau, le bourg de Reichshoffen et la moitie de Weyersheim); Fritz, Territorien 100 (1633), 117 (Kauf für 80 000 Gulden); Reuss II 524 (Eschau); Reichsland 529 (1633 Kochers3

4

198

15. Kap.: Das Amt Wanzenau

Das Amt Kochersberg trug seinen Namen von der Burg Kochersberg, die 1592 zerstört und von der Gemeinde Gugenheim als Amtssitz abgelöst worden war5. Angesichts mannigfacher Widerstände übernahm Straßburg die tatsächliche Gewalt über die ihm zugedachten Gegenstände nur sehr zögernd. Das bischöfliche Schloß besetzte es erst am 11. Februar und andere Grundstücke in der Stadt erst am 21. Juni 16336. Am 21. August desselben Jahres wählten Rat und XXI drei Landpfleger für das Amt Wanzenau7 , das damit aber, ebenso wie das Amt Kochersberg, immer noch nicht straßburgisch wurde. Inzwischen meldete nämlich Frankreich Ansprüche auf das Elsaß an und besetzte im Oktober 1633 die ersten elsässischen Orte8 , unter anderem auch Kochersberg und Wanzenau9. Als Straßburg am 6. Januar 1634 drei Beauftragte für das Amt Kochersberg wählte, sollten sich diese, um unnötige politische Schwierigkeiten zu vermeiden, nicht (Land-) Pfleger nennen10. Straßburg versuchte, seine Ansprüche in verbindlicher Form auf diplomatischem Wege durchzusetzen. Am 14. Mai 1634 forderte der Rat etwas energischer die Räumung des Amtes Kochersberg11 , aber Frankreich lehnte endgültig ab12. Dagegen konnte Straßburg am 29. Juli 1634 das Amt Wanzenau13 und während des gleichen Jahres die kirchlichen Einkünfte in der Herrschaft Barr in Besitz nehmen14 • Das Amt Wanzenau bestand damals aus den acht Dörfern WanzenauHonau-Abertsheim15, Gamsheim-Bettenhofen-Kilstett16, Reichstett17 und berg), 1090 (Benfeld und Wanzenau); Adam, Stadt 418 (alle Straßburger Kirchen- und Klostergüter); Crämer, Verfassung 46 (1633 zwei Dörfer). 5 Fischer, institutions 426-427. über Kochersberg auch Kap. 4 n 24. 1 Adam, Stadt 418. 1 AM: no 114 f 198. 8 Wunder, Gebiet 30 n 33. 1 AM: no 115 f 21; Kentzinger II 44; LegreHe 96-98. to AM: no 114 f 298. u AM: no 115 f 91. 12 AM: no 115 f 98 (24. 5.), 155 (19. 7.), 189 (aout), 248 (22. 11.); no 117 f 4 (1636). Irrig: Schoepflin 142 und 316 (oben n 4); Fischer, institutions 435 (Kochersberg fut oblige a se soumettre a Strasbourg qui le fit administrer); Reuss I 445 n 3 (Kochersberg et Wanzenau, que Strasbourg posseda quelque temps); Reichsland 529 (Kochersberg 1633-1635 straßburgisch). 1a AM: no 498 f 101. 14 AM: VI 24/3 (Schriftverkehr und Listen). 15 Karten: AD: C 570/394 (Wanzenau um 1760); 2 P 61 (Wanzenau um 1900); GLA: H 1:10 000 Honau (1860). Über Wanzenau zuletzt Barth 1651-1653. über Honau zuletzt Miller 300. Gemeindearchiv Wanzenau im AD nicht verwertet. 16 Schrifttum: Barth 143-145 (Bettenhofen), 405-406 (Gamsheim), 679-680 (Kilstett). Karten: AD: C 559/115 (Gamsheim nach 1760); C 561/187 (Kilstett um 1760); 2 P 19 (Gamsheim 1910); 2 P 34 (Kilstett um 1900). 17 Schrifttum: Barth 1103-1105. Karten: AD: C 567/315 (um 1760); 1 P 168 (um 1900).

15. Kap.: Das Amt Wanzenau

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Suffelweyersheim18, die schon im 13. Jahrhundert zum weltlichen Gebiet des Bistums zählten19. - Das 1211 zum erstenmal genannte Wanzenau 20 und das von 1389 bis 1639 erwähnte Abertsheim 21 entstanden im Bann des älteren Dorfes Honau. Bischof Ruprecht erhob Wanzenau 1469 zu einer eigenen Pfarrei22 • Im Laufe des 16. Jahrhunderts überflügelte das neue Dorf seine Muttersiedlung. Zwei einfache Quellen kennzeichnen diese Entwicklung: 1544 liegt das Flurstück "rauchworde oder rinderworde ... in dem banne zu Honaw", 1590 das "rauchword ... inn dem bann zu Wantzenaw" 23 • Der Bann, das Gericht und die politische Gemeinde blieben für das linksrheinische Wanzenau und das rechtsrheinische Honau noch lange gemeinsam 24 • Wahrscheinlich wurden sie erst um die Wende des 17. zum 18. Jahrhundert getrennt, vielleicht im Anschluß an den Rijswijker Frieden von 1697, der den Rhein zur deutsch-französischen Souveränitätsgrenze machte25 • Um 1760 hatte Wanzenau jedenfalls eine eigene, von Honau getrennte Gemarkung 26 • Honau gehörte bis 1801 zum Amt Wanzenau27 und wurde dann dem Gericht Renehen und damit dem Amt Oberkirch eingegliedert28 • - Das Dorf Gamsheim mit seinem Ortsteil Bettenhofen und das Dorf Kilstett hatten ein gemeinsames Gericht (under einem staab gesessene burger) und wohl auch einen gemeinsamen Bann, doch "die gemeind zue Kilchstett" verfügte daneben noch über ein nur ihr persönlich gehöriges Gelände (von ihrem besonders habenden rieth) 2D. Vor 1634 hatte neben den acht genannten Dörfern noch die Gemeinde Weyersheim (zum Turm) 30 , 16 Kilometer nördlich Straßburgs im heutigen Kanton Brumath, zur Hälfte ins Amt Wanzenau gehört. Diese Hälfte 18 Schrifttum: Barth 1523-1525. Karten: AD: C 568/361 (um 1760); 1 P 207 (um 1900). 19 Barth 1523 (12. Jh. Suffelweyersheim); UB IV 1 p 214 no 62 = Bloch II 167 no 1544 (Reichstett vor 1258); Bloch II 390 no 2427-2428 (1297 Gamsheim und Bettenhofen); Bloch II 404 no 2491 (vor 1273-1299 Honau, Kilstett, Bettenhafen und Gamsheim).

Barth 1651. Barth 27 (1389); AM: VI 457/1 f 3 (1639 Oberzain). letzt 1468); Kocher, Geschichte 24 (zuletzt 1483). 22 Barth 1652. 20

21

Irrig: Reichsland 5 (zu-

23 AM: VII 74/9 f 1 (1590) und 2 (1544). Über den Rauchwerder auch AM: VII 23/1 (Karte 1634) und VII 23/2 (17. Jh.). 24 AM: VI 457/1 f 3 (1639 wegen benanter fleckhen so ein gemein ist). 25 Wunder, Gebiet 31-32. 28 AD: C 570/394 (Karte um 1760). 27 Vgl. Wunder, Gebiet 76. Richtig: Seutter; Hölzle, Karte. Falsch z. B. Michal, Suevia (nach 1725 hanauisch). 28 Krieger I 1040 und II 584; EH 17. 29 AM: VI 457/1 f 10 (1639). 30 Schrifttum: Barth 1737-1743. Karten: AD: C 570/402 (um 1760); 2 P 63 (um 1900).

200

15. Kap.: Das Amt Wanzenau

blieb jetzt von den Franzosen besetzt und wurde vom Amt Kochersberg aus verwaltet: "die underthanen zue Weyersheim zuem hohen thurn ... bishero zuem ambt Wantzenaw nicht gebracht werden khönnen sondern dem ampt Kochersperg anhangig verplieben"31,

Eine andere zeitgenössische Quelle reiht die Dörfer Geispolsheim und Lampertheim in das Straßburger Amt Wanzenau ein32 • Geispolsheim liegt 11 Kilometer südwestlich und Lampertheim 9 Kilometer nordwestlich Straßburgs, beide im heutigen Kanton Schiltigheim. Politisch gehörte Geispolsheim dem Straßburger Domkapitel und Lampertheim je zur Hälfte dem Domkapitel und der Familie Hofwart von Kirchheim33• Es ist durchaus möglich, aber wenig wahrscheinlich und anderweitig nicht belegt, daß Straßburg beide Dörfer vorübergehend in Besitz hatte.- Wanzenau-Honau-Abertsheim, Gamsheim-Bettenhofen-Kilstett, Reichstett und W eyersheim besaßen gemeinsam den nördlichen Teil des sogenannten Wanzenauer Rieds, an dessen südlichem Teil neben Bischheim und Hönheim Suffelweyersheim beteiligt war. In diesen abgesonderten Bännen können Straßburger Herrschaftsansprüche oder Herrschaftsrechte nicht nachgewiesen werden54. Straßburg regierte das Amt Wanzenau genauso wie seine übrigen Besitzungen auf dem Land35 • Wir kennen folgende Amtleute: vor 1639 Schöner38, 1639-1641 Gebhard Bosch~ 7, 1641 Johann Jakob Sandtherr, Amtsschreiber und Verweser38, 1642-1643 Lorentz Kramer39 •

Nach dem Abschluß des Dreißigjährigen Krieges mußte Wanzenau auf Grund des Westfälischen Friedens von 1648 (status ... restituti sunto plenarie) dem Bischof zurückgegeben werden40 • Die feierliche Übergabe fand am Ende des Jahres 1648 oder zu Beginn des Jahres 1649 statt. 31 AM: VI 457/1 f 19 (1639). Ungenau Reichsland 1180 (zu Wanzenau) und 1208 (zu Kochersberg). 32 AM: II 126/36 no 10 (um 1644) und deren Ableitungen; vgl. Wunder, Gebiet 47 n 23. Zu Geispolsheim Jaenger; Barth 419-424. Zu Lampertheim Barth 723-725 und Bopp 51-52. Reichsland 549 zitiert zwei Prozeßschriften, von

denen die erste in BNU nicht vorhanden und die zweite nicht auffindbar ist. 38 Reichstand 331 und 549. Über die Hofwart Kap. 13 n 24. 3 4 Kap. 8 bei n 231-234. 35 Amtsrechnungen für 1639-1643 = AM: VI 457/1 (Originale). 38 AM: VI 457/1 f 4 (1639 weylandt). 37 AM: VI 457/1 (1639 bis Johannis Baptistae 1641). 38 AM: VI 457/1. 39 AM: VI 457/1. 40 Instrumenturn Pacis Osnabrugense (Zeumer 395-434) III 1 = Instrumenturn Pacis Monasteriense (Zeumer 434-443) 5; Schoepflin 316; Reichsland 1090. Vgl. n 4 und 12.

Schluf3 Wir haben in fünfzehn Kapiteln über 130 Gemeinden und gemeindefreie Gebiete betrachtet, teils ausführlicher und teils knapper, je nachdem, ob sie längere oder kürzere Zeit von Straßburg abhingen und ob die Quellen reichlicher oder spärlicher flossen. Zum Schluß dürfen wir die Ergebnisse noch einmal zusammenfassen. Straßburg hat, dem Beispiel anderer Städte folgend, seit dem 13. Jahrhundert sein Herrschaftsgebiet über die eigene Gemarkung hinaus auf andere Ortschaften erweitert. Zunächst waren es die adligen Ausbürger, die bei ihrer Aufnahme ins Straßburger Bürgerrecht Verpflichtungen nicht nur für ihre Person, sonden auch für die von ihnen abhängigen Gebiete übernahmen. Im Laufe des 14. Jahrhunderts sicherte sich dann die Stadt einen entscheidenden Einfluß auf die Güterverwaltung ihrer Klöster und Stiftungen und damit auch auf die von ihnen ausgeübten weltlichen Herrschaftsrechte zu. Die Ortschaften, die Straßburg auf dem Umweg über seine Bürger, Klöster und Stiftungen regierte, kann man unter der Bezeichnung "mittelbares Landgebiet" zusammenfassen. Wie groß das mittelbare Landgebiet war, muß für das 13., 14. und 15. Jahrhundert offenbleiben, weil man weder die Ausbürger noch deren Besitzungen mit hinreichender Vollständigkeit ermitteln kann. Man weiß nur, daß auch die reichsten und vornehmsten Geschlechter des Oberrheins das Straßburger Bürgerrecht erwarben, z. B. die Grafen von Moers-Saarwerden, die Herren von Lichtenberg, die Herren von Rappoltstein und die Herren von Landsberg. Darüber hinaus wissen wir, daß der alteingesessene Straßburger Stadtadel über zahlreiche kleinere und mittlere Herrschaftsbezirke verfügte. Namen wie die Zorn und Müllenheim, die Bock und Böcklin, die Beger und Wurmser rufen in jedem Kenner der oberrheinischen Geschichte die Vorstellung von mächtigen Landedelleuten wach, die später zu den angesehensten und begütertsten Mitgliedern der unterelsässischen und Ortenauer Reichsritterschaft zählten. In der Tat wurden die Straßburger Bürger mit eigenen Herrschaften trotz ihrer auf dem Bürgerrecht beruhenden Gehorsamspflicht gegenüber der Stadt auf der andern Seite immer als reichsunmittelbare Herren angesehen. Als sich der reichsunmittelbare Adel in der Mitte des 16. Jahrhunderts zur unterelsässischen und Ortenauer Ritterschaft zusammenschloß, beteiligten sie sich fast vollzählig. Ihre Beziehungen zur

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Stadt lösten sie soweit, daß sie dort nur noch mit ihrer Person und nicht mehr mit ihrem Gebiet berechtigt und verpflichtet wurden. Es scheint, daß sich Straßburg mit dieser Entwicklung ohne Widerstand abgefunden hat. In der Folge bestand sein mittelbares Landgebiet nur noch aus einem einzigen Bürgerdorf, das seine Besitzer ausdrücklich unter städtischen Schutz gestellt hatten, und aus acht Ortschaften, die den Klöstern und Stiftungen in Straßburg gehörten. Einen Ausgleich für den verlorenen militärischen und finanziellen Machtbereich stellte in gewissem Umfang das unmittelbare Landgebiet dar. Es waren dies Städte, Dörfer, Burgen, freistehende Bauernhöfe, Wälder und Weiden, die die Stadt direkt übernahm. Die häufigsten Erwerbsgeschäfte waren Kauf und Pfandnahme, vereinzelt bediente man sich aber auch anderer Verträge sowie gerichtlicher Urteile und gewaltsamer Annexionen. Der erste unmittelbare Erwerb datiert aus dem Jahr 1351 und betrifft das heute eingemeindete Dorf Königshofen; der letzte aus dem Jahr 1753 brachte die Nachbargemeinde Illkirch-Grafenstaden nach kurzer Entfremdung an Straßburg zurück. Zwischen diesen beiden Endpunkten liegen magere und fette Jahre. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erwarb Straßburg 9 neue Ortschaften ganz oder zum Teil, in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts 52, in der zweiten Hälfte 30, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts 15, in der zweiten Hälfte 13, während des ganzen 17. Jahrhunderts 4 und während des 18. Jahrhunderts 2. Die große Zeit der Expansion fällt also in das 15. Jahrhundert, während im 17. und 18. Jahrhundert nur noch vereinzelte Zugänge zu verzeichnen sind. Mit dem ständigen Zugang zum unmittelbaren Landgebiet ging ein ständiger Abgang Hand in Hand. Das geläufigste Rechtsgeschäft war hier die Auslösung einer versetzten Ortschaft, gegen die sich Straßburg als Gläubiger im allgemeinen nicht wehrte. Zu regelrechten Verkäufen kam es in größerem Umfang nur nach dem Dreißigjährigen Krieg, als Straßburg aus mancherlei Gründen stark verschuldete. Was ihm im 18. Jahrhundert verblieb, hat schließlich die Französische Revolution durch die Abschaffung des Feudalismus hinweggerafft. Nur zwei Ortschaften hat Straßburg seiner Gemarkung einverleibt und somit bis heute behalten: Königshafen im Westen und Neuhof im Süden. Im einzelnen zählen wir im 14. Jahrhundert zwei Verluste, in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts 33, in der zweiten Hälfte 19, in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ebenfalls 19, in der zweiten Hälfte 0, in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts 5, in der zweiten 11, im 18. Jahrhundert vor der Revolution 5 und während der Revolution 29. Im Laufe der Zeit gehörten demnach 125 verschiedene Ortschaften ganz oder teilweise zum unmittelbaren Straßburger Landgebiet. Die

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ersten zwei Jahrhunderte sind gekennzeichnet durch ein ständiges Auf und Ab. 1351 kaufte Straßburg, wie schon erwähnt, das erste Dorf, 1410 besaß es 33 Ortschaften, 1420 nur noch 19, 1465 wieder 42, 1488 nurmehr 25, 1513 nicht weniger als 48, 1540 wieder nur 30. Ab 1566 folgte eine Zeit großer Stabilität, in der Straßburg gleichbleibend 46 bzw. (ab 1606) 45 Ortschaften beherrschte. 1634 erreichte das unmittelbare Landgebiet mit 49 Orten seine absolut größte Ausdehnung. Nach dem Dreißigjährigen Krieg ging es rasch bergab: 1670 gehörten Straßburg noch 34 Orte. Das Straßburger Herrschaftsgebiet war zu allen Zeiten stark zersplittert. Einige Nachbargemeinden blieben immer in fremden Händen, nämlich Leutesheim und Auenheim im Nordosten und Lingolsheim im Südwesten. Andererseits verfügte die Stadt über weit vorgeschobene Exklaven: Neuburg am Rhein lag 56 km nordöstlich, das Amt Kürnberg 39-45 km südlich, Rappaltsweiler 53 km südwestlich und die Grafschaft Saarwerden 53-65 km nordwestlich. Größere zusammenhängende Gebiete bildeten lediglich die Ämter Kürnberg und Ettenheim im Süden, das Amt Barr im Südwesten und die ineinander verschachtelten Ämter Wasseinheim und Marlenheim im Westen. Für das mittelbare Landgebiet unterhielt Straßburg keine besonderen Organe. Die unmittelbaren Besitzungen wurden fast alle zu größeren Distrikten zusammengefaßt, die man wie in allen oberrheinischen Landesherrschaften "Ämter" nannte. An der Spitze jedes Amtes stand ein von Straßburg ernannter Amtmann, der die legislativen, administrativen und judikativenBefugnissefür die Stadt ausübte. Zur Zeit seiner größten Ausdehnung 1634 bis 1648 gab es im unmittelbaren Landgebiet sechs Ämter. Das größte (Barr) umfaßte 7 Gemeinden und 4 gemeindefreie Gebiete, das kleinste (Herrenstein) 2 Gemeinden und 2 gemeindefreie Gebiete. Die erwähnten gemeindefreien Gebiete waren Wälder, Weiden und Burgen, die zu keinem Gemeindebann gehörten. Auch amtsfreie Gebiete gab es, die keinem Amt unterstanden, nämlich das Dorf Niederhausbergen, die Burg Fürsteneck, der Schutterwald und der Neuhof. Von den Ämtern verschieden sind andere überörtliche Herrschaftsbezirke, die für das Straßburger Landgebiet charakteristisch sind. 1539 faßte nämlich die Stadt ihre damals 30 unmittelbaren Besitzungen, die in 4 Ämter (Herrenstein, Wasselnheim, Marlenheim und Illkirch) sowie 5 amtsfreie Gebiete (Niederhausbergen, Fürsteneck, Schutterwald, Niederhausen und Nonnenweier) gegliedert waren, in fünf von mir sogenannte "Landpfl.egereien" zusammen. Die alten Ämter blieben daneben weiterhin bestehen. Herrenstein, Wasseinheim und Marlenheim umfaßten als Ämter und als Landpfl.egereien jeweils die gleichen Ortschaften. Das Amt Illkirch war als Landpfl.egerei um das amtsfreie Dorf Niederhausbergen erweitert und die vier übrigen amtsfreien Gebiete Für-

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steneck, Schutterwald, Niederhausen und Nonnenweier (die beiden letzteren wurden spätestens 1543 dem Amt Illkirch zugeteilt) bildeten eine eigene, die sogenannte "überrheinische" Landpflegerei. An die Spitze jeder Landpflegerei wurde eine Ratskommission von drei "Landpflegern" gestellt, die den Amtleuten übergeordnet und den Zentralbehörden der Stadt, insbesondere Rat und Einundzwanzig, untergeordnet war. 1680/81 kam zunächst das linksrheinische Landgebiet und dann die Stadt Straßburg selbst unter französische Oberhoheit. Mit dem völlig selbständigen Regieren in Stadt und Land war es damit vorbei, doch verblieb der Stadt hier wie dort eine ziemlich große Bewegungsfreiheit. Nach wie vor erließ Straßburg Rechtsordnungen, erhob Steuern und sprach Recht, nach wie vor ernannte es seine Amtleute und Landpfleger. Die Amtleute erhielten dadurch sogar noch einen weiteren Zuständigkeitsbereich, daß sie von der französischen Verwaltung von Zeit zu Zeit mit der Erledigung französischer Staatsaufgaben betraut wurden, z. B. mit statistischen Untersuchungen oder der Einziehung französischer Steuern. In solchen Fällen waren die Straßburger Amtleute nicht nur für ihr Straßburger Amt, sondern sogar noch für einige benachbarte Orte, die überhaupt nicht zum unmittelbaren Straßburger Landgebiet gehörten, zuständig, so 1694 der Amtmann von Illkirch auch für die Orte Wangen, Fürdenheim, Eckbolsheim und Niederhausbergen und 1717 der Amtmann von Wasseinheim auch für die Stadt Wangen und das ganze Dorf Friedolsheim, obwohl dieses nur zur Hälfte straßburgisch war. Zahlreich sind die Beispiele dafür, daß die Stadt oft über Jahrhunderte hinweg bemüht blieb, alle Hoheitsrechte eines Ortes in ihrer Hand zu vereinigen. Von Herrenstein hatte Straßburg im Januar 1399 zunächst nur 3 /s erworben und es dauerte bis 1480, bis Stück für Stück einschließlich der letzten 3/14o zusammengekauft waren. An Nonnenweier erwarb Straßburg den ersten Anteil 1401 und den letzten 1597, an Dorlisheim den ersten 1496 und den letzten nicht weniger als 231 Jahre später (1727), an Romansweiler den ersten 1498 und den letzten 1643, am Neuhof den ersten 1544 und den letzten 1647. Indessen sind diese Ausdauer und Zielstrebigkeit in der Abrundung der Herrschaft nicht überall festzustellen. Viele Gelegenheiten wurden verpaßt, einige Kaufangebote bewußt, aber aus unerfindlichen Gründen ausgeschlagen, ja schließlich sogar die eben erst mühsam geernteten Früchte freiwillig und ohne drükkende Not gleich wieder veräußert: Herrenstein 1651, Romansweiler 1659, Nonnenweier 1663. Wenn Straßburg an der Herrschaft eines Ortes nur nach Bruchteilen beteiligt war, nämlich in den sogenannten Gemeinherrschaften oder Kondominaten, führte es mit Zulassung der übrigen Teilhaber die lau-

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fenden Geschäfte in der Regel allein. Die finanziellen Überschüsse wurden am Jahresende im Verhältnis der Bruchteile abgerechnet. Für größere Änderungen wie die Erhöhung der Steuern, den Erlaß neuer Rechtssätze oder auch die Einführung einer neuen Religion war Einstimmigkeit der Teilhaber erforderlich. Man kann sich gut vorstellen, daß dabei die Bauern ihre verschiedenen Herren mitunter geschickt gegeneinander auszuspielen wußten, um selbst ihren Vorteil zu finden. Wenn manche Schriftsteller über die "unselige" Zersplitterung der mittelalterlichen Herrschaftsrechte klagen1, ist das, jedenfalls vom Standpunkt der Untertanen aus gesehen, falsch; denn diese konnten sich einer desto größeren Freiheit erfreuen, je mehr sich ihre zahlreichen Herren gegenseitig in Schach hielten. Die Herrschaftsrechte waren, wenn überhaupt, fast überall nur nach Bruchteilen und nicht nach Sachbereichen aufgeteilt. Fälle, in denen die Bannherrschaft dem einen und die Gerichtsbarkeit dem andern Herrn zustand (wie in Marlenheim vor 1510), oder die Militärhoheit sich in einer Hand und alle übrigen Herrschaftsrechte in einer andern Hand befanden (wie in Barr 1522-1525), sind selten. Gerade wenn die Gerichtsbarkeit oder die hohe (Blut-) Gerichtsbarkeit von den übrigen Herrschaftsrechten abgesplittert war, gab das Anlaß zu dauernden Streitigkeiten. Man kann jedoch in der Straßburger Gegend davon ausgehen, daß die Gerichtsbarkeit nur ganz bestimmte und beschränkte Befugnisse verlieh und in keinem Fall die "Landeshoheit" mit sich brachte. Insbesondere war in Oberehnheim, wo Straßburg das "Oberschultheißenamt" und den "Blutbann" besaß, nicht Straßburg, sondern die freie Reichsstadt Oberehnheim selbst Landesherr. In der Regel bestand die "Herrschaft" nicht aus einem Bündel einzelner bestimmter Herrschaftsrechte, sondern war wie die moderne Staatsgewalt allumfassend. Das soll nicht heißen, daß der Herr schrankenlos und willkürlich regieren durfte, sondern nur, daß es keinen Wirkungskreis gab, der seinem Eingriff grundsätzlich entzogen gewesen wäre. Bei allen seinen Maßnahmen war er jedoch durch Verträge oder überlieferte Gewohnheiten rechtlich gebunden, ähnlich wie es der moderne Staat durch die Verfassung und die Gesetze ist. Das Gefühl für Recht und Unrecht und die Unterscheidung zwischen dem, was erlaubt, und dem, was unerlaubt war, blieben in der Bevölkerung sehr lebendig. Wenn nötig, wurde das gute, alte Herkommen mit Nachdruck und Selbstbewußtsein verteidigt und verfochten. Hanauer hat eine solche Auseinandersetzung mit dem Ortsherrn noch aus der vorstraßburgischen Zeit für Marlenheim eindrucksvoll geschildert. Die Wasselnheimer Einwohner gaben in ihrem Weistum von 1529 klar und unverblümt ihre Mei1

So etwa Metz in Kehl 8 (vorn Kap. 2 n 114).

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nung kund: "und were dawider diesze puncte articlen einen und andern alle sampt thuet, der thuet uns gewalt und kein recht", eine wahrhaft stolze und kräftige Sprache! Niederhausbergen wehrte sich 1736/37 fünf Monate lang gegen eine Neuordnung von Zuständigkeiten, eine- wie uns scheinen will- verhältnismäßig untergeordnete Frage, und stimmte erst zu, nachdem man zwei angesehene Mitbürger verhaftet hatte. Barr und fünf andere Dörfer schließlich wehrten sich 1736 gegen einen Straßburger Übergriff durch alle Gerichtsinstanzen hindurch und gaben sich erst 1884 (!) zähneknirschend geschlagen. Auf die Regierung des gesamten Straßburger Gebiets hatten die Untertanen keinen Einfluß. Ihre rechtliche, wirtschaftliche und soziale Lage war trotzdem nicht schlecht. Die Leibeigenschaft geriet, wo sie überhaupt bestanden hatte, schon im Mittelalter mehr und mehr in Vergessenheit und hatte höchstens noch den Mangel an Freizügikeit (Abzug) und eine besondere Erbschaftssteuer (Todfall) zum Inhalt. Der Grund und Boden gehörte etwa zu gleichen Teilen der Herrschaft, den Gemeinden, den Klöstern und Stiftungen und den Bauern selbst. Das Gemeindeland stand der gemeinschaftlichen Nutzung aller Einwohner offen oder wurde parzellenweise gegen einen geringen Zins an diese verpachtet. Die Herrschaft und die Klöster und Stiftungen verpachteten ihr Land in der Regel langfristig, etwa auf 9 oder 18 Jahre oder sogar auf "ewig". Das Friedolsheimer Bannbuch von 1685 verzeichnet z. B. 1976 Acker. Davon gehörten 960 Acker oder 49 Ofo juristischen Personen (alle verpachtet), 527 oder 26 Ofo auswärtigen Bauern und Erbengemeinschaften (438 verpachtet) und 489 oder 25 Ofo ortsansässigen Bauern und Erbengemeinschaften. Der größte Bauer war der alte Schultheiß Hans Fritsch mit 172 Acker Eigen- und 80 Acker Pachtland (zusammen rund 50 Hektar!), gefolgt von Jakob Schmidt mit 6 und 170, dem jungen Schultheißen Hans Fritsch mit 26 und 147, Hans Ross mit 9 und 155, Klaus Hans mit 4 und 155, Michael Wolf mit 5 und 118 sowie Dieholt Caspar senior mit 104 Acker Eigen- und 0 Acker Pachtland. Wie wir sehen, gab es eine breite Schicht wohlhabender Leute. Wer nicht schon von Haus aus genügend Eigentum hatte, konnte sich, wenn er über einen guten Leumund verfügte, mühelos fremdes Land in ausreichendem Maße hinzupachten. Die Rechtsverhältnisse, wie z. B. die Besteuerung oder die Zusammensetzung des Gerichts, waren fast in jedem Ort verschieden. Straßburg hat nur wenige Anstrengungen gemacht, die Zustände aneinander anzugleichen. Im Laufe der Jahrhunderte ist eine allmähliche Zentralisation der öffentlichen Gewalt festzustellen. Im 15. Jahrhundert lag das Schwergewicht der öffentlichen Aufgaben noch in den Händen der örtlichen Schultheiße und Gerichte; im 16. und 17. Jahrhundert wurden die

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herrschaftlichen Amtleute tonangebend und im 18. Jahrhundert schließlich drängten sich die Straßburger Landpfleger in den Vordergrund. Trotzdem blieben die örtlichen Verhältnisse weiterhin vielgestaltig und die politische Landkarte des Unterelsasses weiterhin bunt. Erst die Revolution von 1789 brachte die allgemeine Uniformität mit all ihren Vorzügen und Schwächen.

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Forschungen

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Schriftenverzeichnis

221

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Akten Nonnenweier 15°

228

Verzeichnis der ungedruckten Quellen Kehl, Vermessungsamt

Atlas der Gemarkung Eckartsweier, bearbeitet .. . 1854 bis 1858 Atlas der Gemarkung Kehl, Dorf, bearbeitet ... 1855 bis 1859 Mittelbergheim, Archives Communales

Articul Buch (P 4) Gerichtsordnung zu Mittelbergheim (darin Gerichtsprotokolle 1593-1606) Gerichtsprotokolle 1555-1773 (zum Teil P 1, Lücken) Heimburger Rechnungen 1726-1788 (zum Teil P 5) Inventarium des Gemeinde-Archivs (D 5) Protocoll der Gemeinde Mittelbergheim 1788----1795 Urkunden über das Zellweiler Bruch (N 4, 7 und 14) Niederhausen, Gemeindearchiv

B IV 6 B XIX 12 Paris, Bibliotheque de l'Inspection du Genie

Atlas 118-Mss (Handschrift Naudin) Paris, Bibliotheque Nationale

Clairambault 399 Schutterwald, Gemeindearchiv

Urkunden 1, 2, 3, 20 Akten 111 3/9, 111 3/16 Straßburg, Archives Departementales du Bas-Rhin (AD)

chartes passim C passim E passim G passim H passim J passim cartes C 556-571 passim (Gemarkungskarten des 18. Jh.) cartes 2 I und 3 I passim (gedruckte Forstkarten) carte 1 K 5 (Kupferstich Baillieu) cartes 1 P, 2 P und 3 P passim (gedruckte Gemarkungskarten) terriers passim Andlau passim AC Barr, plans 1-7

Verzeichnis der ungedruckten Quellen

229

Straßburg, Archives de la Ville (AM)

chartes 1050-1789 passim (Originale, wenn nichts anderes angegeben) no passim (verschiedene Bände, insbesondere Ratsprotokolle und Briefbücher) Repertorium über die Briefbücher A-E R 1-50 passim (städtische Ordnungen 13. Jh. bis 1790) AA passim I oder IDG passim II oder VDG passim III oder GUP passim IV passim V passim VI oder VCG passim VII oder PfThG passim Corporation de la Lanterne 1 Pläne passim HospArch passim HospArch chartes passim ThomArch passim UFW passim Straßburg, Bibliotheque de la Ville

ms 866 Straßburg, Bibliotheque Nationale et Universitaire (BNU)

M passim (elsässisches Schrifttum, hier zeitgenössische Drucke) ms passim (Handschriften) Straßburg, Service du cadastre

Tableau indicatif de Neuwiller Stuttgart, Hauptstaatsarchiv

A 78 Büschel14 Würzburg, Universitätsbibliothek

Handschrift M. p. misc. q . 2 (Straßburger Spitalbuch vor 1411 mit Nachträgen)