Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert (1510-1800) 9783631621059, 9783653018189, 3631621051

Dass die Vereinheitlichung der deutschen Schriftsprache in Österreich sich erst seit der Mitte des 18. Jahrhunderts durc

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Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert (1510-1800)
 9783631621059, 9783653018189, 3631621051

Table of contents :
Inhalt
I. Einleitung
II. Sprachausgleich
III. Graphembegriff, Buchstaben und die Schreibsprachenforschung
Der Graphembegriff in experimentellen Wissenschaften und der Gegenwartslinguistik
Der Graphembegriff in der historischen Linguistik. Die Verwerfbarkeit des Graphembegriffs
Sprachwissen als Erklärungsprinzip historischen Buchstabengebrauchs. Die Rekonstruierbarkeit historischen Sprachwissens
Die Kompatibilität historischen Buchstabengebrauchs mit Erkenntnissen der Sprachperzeptions- und Sprachproduktionsforschung. Ein Gedankenversuch
IV. Die Vergleichsgrundlage bei der Beschreibung frühneuhochdeutschen Buchstabengebrauchs
Normalmittelhochdeutsch, die kanonische Vergleichsgrundlage
Lachmanns Wortformrekonstruktionen und Normal-Rechtschreibung
Das neuhochdeutsche Phonemsystem als Vergleichsgrundlage für die Beschreibung frühneuhochdeutschen Buchstabengebrauchs
V. Das Korpus. Darstellungsprinzipien
Das Korpus
Darstellungprinzipien
VI. Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit von 1510–1540
Die Entsprechungen der gegenwartsdeutschen Phonem-Buchstabe-Zuordnungen
Ergebnisse
VII. Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit von 1610–1640
Die Entsprechungen der gegenwartsdeutschen Phonem-Buchstabe-Zuordnungen
Ergebnisse
VIII. Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit von 1720–1750
Die Entsprechungen der gegenwartsdeutschen Phonem-Buchstabe-Zuordnungen
Ergebnisse
IX. Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit von 1770–1800
Die Entsprechungen der gegenwartsdeutschen Phonem-Buchstabe-Zuordnungen
Ergebnisse
X. Zusammenfassung und Ausblick
XI. Nachwort
XII. Quellenregister
XIII. Literaturverzeichnis
Quellen
Literatur

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Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert (1510-1800)

Szegediner Schriften zur germanistischen Linguistik Herausgegeben von Ewa Drewnowska-Vargáné und Péter Bassola

Band 1

Peter Lang

Frankfurt am Main · Berlin · Bern · Bruxelles · New York · Oxford · Wien

János Németh

Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert (1510-1800)

Peter Lang

Internationaler Verlag der Wissenschaften

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Der Printausgabe liegt ein CD mit multimedialen Inhalten bei. Käufer der elektronischen Ausgabe können das Zusatzmaterial bei Bedarf beim Verlag anfordern.

ISSN 2192-6859 ISBN 978-3-631-62105-9 (Print) ISBN 978-3-653-01818-9 (E-Book) DOI 10.3726/978-3-653-01818-9

© Peter Lang GmbH Internationaler Verlag der Wissenschaften Frankfurt am Main 2012 Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. www.peterlang.de

Inhalt I.

Einleitung

II.

Sprachausgleich

III. Der Graphembegriff und die Schreibsprachenforschung Der Graphembegriff in experimentellen Wissenschaften und der Gegenwartslinguistik Der Graphembegriff in der historischen Linguistik. Die Verwerfbarkeit des Graphembegriffs Sprachwissen als Erklärungsprinzip historischen Buchstabengebrauchs. Die Rekonstruierbarkeit historischen Sprachwissens Die Kompatibilität historischen Buchstabengebrauchs mit Erkenntnissen der Sprachperzeptions- und Sprachproduktionsforschung. Ein Gedankenversuch IV. Die Vergleichsgrundlage bei der Beschreibung frühneuhochdeutschen Buchstabengebrauchs Normalmittelhochdeutsch, die kanonische Vergleichsgrundlage Lachmanns Wortformrekonstruktionen und Normal-Rechtschreibung Das neuhochdeutsche Phonemsystem als Vergleichsgrundlage für die Beschreibung frühneuhochdeutschen Buchstabengebrauchs V.

Das Korpus. Darstellungsprinzipien Das Korpus Darstellungsprinzipien

7 11 41 42 47 56 65

71 71 82 90

97 97 121

VI. Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit von 1510–1540 Die Entsprechungen der gegenwartsdeutschen PhonemBuchstabe-Zuordnungen Ergebnisse

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VII. Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit von 1610–1640

173

123 165

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Die Entsprechungen der gegenwartsdeutschen PhonemBuchstabe-Zuordnungen Ergebnisse

173

VIII.Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit von 1720–1750 Die Entsprechungen der gegenwartsdeutschen PhonemBuchstabe-Zuordnungen Ergebnisse

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IX. Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit von 1770–1800 Die Entsprechungen der gegenwartsdeutschen PhonemBuchstabe-Zuordnungen Ergebnisse

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X.

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Zusammenfassung und Ausblick

210

221 255

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XI. Nachwort

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XII. Quellenregister

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XIII.Literaturverzeichnis Quellen Literatur

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CD-Beilage A Wortliste zur Urkunde Nr. 1 B Paläographische Fragen bei der Bestimmung von Schreiberhänden in der frühen Neuzeit C Unterscheidung von Schreiberhänden im Meisterbuch der ungarischen Schuhmacher D Quellenverzeichnis: Register (MS Excel-Format) E Quellenverzeichnis: Textkarteien F Quellenverzeichnis: Liste der verwendeten Archivquellen G Das Korpus

=Otan tiV aât÷n jqŸgxhtai lŸgwn ñV ˜stin º gŸnonen º g×gnetai pollª º œn º dêo, kaØ qermán aå fucrŒ sugkerannêmenon, ¢lloq× pÎ diakr×seiV kaØ sugkr×seiV æpotiqe×V, toêtwn, ð Qea×thte, šk©stote sê ti práV qe÷n sun×hV Þti lŸgousin; Platon 243b

I.

Einleitung

Der Ödenburger Stadtrat behandelte im ersten Tagesordnungspunkt seiner Sitzung am 28. Juli 1735 die Angelegenheit eines Kammerdekrets, in welchem die Ungarische Königliche Kammer der Wahl von „Herrn Kovácsowitsch“ zum Stadtkämmerer zustimmte. Über das Dekret musste über sein Vorlesen hinaus deswegen verhandelt werden, weil die Kammer „ganz anderst informiret“ worden war, „als diese sach sich begeben hat“. Der Stadtrat wollte nicht die Wahl von Kovácsowitsch zum Stadtkämmerer, sondern die des statt ihm erwählten neuen Stadtkämmerers Venceslaus Zeitler bestätigen lassen. Dass die Ersuchung die Königliche Kammer nicht darum, sondern um die Bestätigung von Kovácsowitsch im Kämmereramt bat, war die Folge des falsche Angaben enthaltenden Wahlprotokolls. Aus welchem Grund auch immer der Stadtschreiber, Abraham Egidius Dobner das Protokoll mit falschen Angaben aufnahm und aufgrund dessen die Ersuchung an die Königliche Kammer formulierte (Die Sache war nicht besonders kompliziert: Ein kaiserlicher Befehl hatte die Wiedereinsetzung von Kovácsowitsch in das Stadtkämmereramt vorgeschrieben, die Stadt dagegen mit ihrer Freiheit gelebt, den Stadtkämmerer selbst zu wählen.), die unerwünschte Konsequenz musste rückgängig gemacht werden. Wie sich die Geschichte fortsetzte, ist für uns ohne Interesse. Von Belang ist jedoch, dass sie keine interne Angelegenheit des Stadtmagistrats und des Stadtschreibers blieb, sondern in ihr sich auch die ehrsame Stadtgemeinde einschaltete. Sie ersuchte nämlich „Einen Wohl=Edlen Magistrat“ darum, „einen Modum zuerfinden, wie dieser durch den herrn Stadtschreiber geschehene fehler, und defectus suppliret werden könte“ (Ratsprotokoll 1735, 94–99). Vom Beginn der frühneuhochdeutschen Zeit im 14. Jahrhundert, als es in Ödenburg nicht einmal fest angestellte Stadtschreiber gab, dauerte es lange, bis der Gebrauch der Schriftlichkeit in der Stadt so selbstverständlich wurde, dass selbst über die Tätigkeit der Stadtschreiber eine im obigen Sinn genommene reflexive gesellschaftliche Kontrolle ausgeübt wurde. Während dieser Zeit, vom 14. bis zum 18. Jahrhundert erweiterte sich der Kreis der Schreibkundigen und der in 7

Schrift gefassten Angelegenheiten wesentlich und die Umstände des Schreibgebrauchs sowie die sprachliche Gestalt der Texte änderten sich kontinuierlich. Von einem Teil dieser sprachlichen Änderungen, nämlich dem den Buchstabengebrauch betreffenden, handelt dieses Buch. Der untersuchte Zeitraum setzt dort an, wo die bisherigen Untersuchungen des Schreibgebrauchs in Kanzleien aufhören, im 16. Jahrhundert, und er dauert bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, als nach der opinio communis die Vereinheitlichung der deutschen Schreibsprache im süddeutschen Sprachraum größtenteils zum Ende kam. Die Sprachgeschichtsforschung – und als deren Teil die Erforschung historischer Schreibsprachen – hat bereits viele Untersuchungen und Publikationen zu Kanzleisprachen und ihrer Rolle beim Sprachausgleich vorgelegt. Ähnlich anderen Wissenschaften und Wissenschaftszweigen verwendete sie dabei Begriffe und Wörter, stellte Beobachtungen an und interpretierte diese auf singuläre Art oder nach verbreiteten Interpretationsschemata, genügend oder auf diskutable Weise begründet. Die Sprachgeschichtsforschung fasste die Geschichte des Sprachausgleichs bis in die 1980er Jahre, zum Teil aber auch später, als Systemgeschichte auf. Neue Untersuchungen wurden von ihren Verfassern dadurch gerechtfertigt, dass sie neue Elemente dieser Systemgeschichte rekonstruieren wollen. Bei diesem von vornherein gegebenen Interpretationsrahmen brauchten die Untersuchungen nicht auf die Art der Ziele der vorangegangenen Forschung und der in ihr verwendeten Beobachtungstypen zu reflektieren und in den betreffenden Publikationen fehlt dieser Typ der Reflexionen, der andererseits bei den die Rolle der Sprachbewertung und der Vertikalisierung bei der Entstehung der einheitlichen deutschen Schreibsprache betonenden Kritikern von Sprachausgleichstheorien seit den 1980er Jahren erscheint, in der Tat. Im vorliegenden Buch findet der Leser u.a. einige Beobachtungen über den Umgang mit Zielen, Wörtern, Begriffen, Beobachtungen in der Sprachausgleichsforschung. Aus der Lektüre wird ihm vielleicht auch klar werden, dass die ‘Parmenideische’ Betrachtungsweise, die die Fragestellungen und Methoden der Sprachausgleichsforschung teilweise auch heute noch implizit motiviert – die implizite Annahme, dass man aus einem Vergleich von historischen ‘Schreibsystemen’ erkennen könne, wie ‘eine Sprache ausgeglichen wird’ –, diese auch einschränkt. Vor dem Beobachter steht nämlich kein Sprach- bzw. Schreibsystem, sondern Schreibgebrauch: ein Ausdruck des Sprachwissens des Schreibers. Dieser Schreibgebrauch kann für Einzelschreiber regelhaft und systematisch erscheinen und der überindividuelle Usus kann in manchen oder sogar vielen Punkten ebenfalls einheitlich sein. Letzterer kann deswegen aber noch nicht als Schreibsystem, sondern nur als Usus betrachtet werden. Andererseits kann beim Sprachgebrauch nicht nur die Regelhaftigkeit der Variantenverteilungen untersucht werden, welches Ziel vom systemgeschichtlichen Interpretationsschema nahe gelegt wird, 8

sondern auch deren Ursachen, nämlich das Schreibverhalten und Sprachwissen der Schreiber. Versucht man Schreibgebrauch nicht bloß als Variantenverteilungen und die in ihnen beobachtbaren Regelhaftigkeiten zu beschreiben, sondern auch die Ursachen der jeweiligen Variantenverteilung zu ermitteln, wird Sprachausgleichsforschung vom Selbstzweck befreit und sie wird historische Probleme lösen helfen (zu dieser Frage finden sich in den folgenden Kapiteln Literaturhinweise und ein Fallbeispiel). Man wird dabei auf viele großformatige, verallgemeinerbare theoretische Erkenntnisse verzichten müssen (wesentliche Erkenntnisse mit mehr oder weniger allgemeiner Gültigkeit gibt es ja auch in der bisherigen Sprachausgleichsforschung nur wenige) und nicht von vornherein gegebene Fragen aufgrund ebensolcher Untersuchungsmethoden beantworten können. Ob und wie individuelles Schreibverhalten und Sprachwissen sowie überindividueller Schreibgebrauch erschlossen werden kann, wird in großem Maße von den Eigenschaften des jeweiligen Korpus abhängen. Dabei sollte die Zielsetzung selbst und folglich auch die Korpuszusammenstellung in gleichem Maße aus der gründlichen Kenntnis archivalischer Überlieferung bzw. von Fragestellungen der Geschichtswissenschaft seitens der Forscher und aus ihrer Kenntnis sprachhistorischer Forschung folgen. Das vorliegende Buch enthält drei einigermaßen selbstständige Studien über Argumente und Prämissen in der Sprachausgleichsforschung bzw. vier ebenfalls selbstständige Studien über den Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit in vier zeitlichen Querschnitten vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Unterschiede in den Buchstabenverteilungen sowie in den Prinzipien des Buchstabengebrauchs zwischen den untersuchten Zeitabschnitten werden als Anzeichen möglicher Veränderungen im Schreibusus sowie im sprach- bzw. schriftbezogenen Wissen von Ödenburger Kanzleischreibern vom 16. bis zum 18. Jahrhundert interpretiert. Die Interpretationen beschreiben weder zweifelsfrei reale Veränderungen im sprach- bzw. schriftbezogenen Wissen der Schreiber, noch bieten sie ein vollständiges Bild über Veränderungen im Buchstabengebrauch in Ödenburg in dieser Zeit, sondern lediglich einen Erklärungsrahmen für die noch vollständigere Erfassung des frühneuzeitlichen-neuzeitlichen Buchstabengebrauchs und seiner Strukturprinzipien. Die vorliegende Arbeit möchte somit Erforschern der Ödenburger Ortsgeschichte bzw. der Geschichte der deutschen Sprachverwendung im Allgemeinen Hilfe bei weiteren Fragestellungen – z.B. bezüglich des Sprachgebrauchs in dieser Arbeit nicht oder marginal behandelter Ödenburger Personen – leisten. Damit der Zusammenhang von Korpusaufbau und Untersuchungszielen, sowie die Korpusanalyse für den Leser auch im Detail nachvollziehbar wird, ist dem Buch auch eine CD-ROM mit den bisher nicht edierten Korpustexten, detaillier9

ten Angaben über die einzelnen Texte sowie weiteren Interpretationshilfsmitteln beigelegt. Die wichtigsten Prinzipien und Wege der Korpusanalyse werden im Buch in einem eigenen Kapitel vorgestellt (Kap. V). Die erste Fassung der voliegenden Arbeit wurde an der Philosophischen Fakultät der Universität Szeged im Jahr 2008 als Dissertation angenommen.

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II.

Sprachausgleich

Eines der grundlegendsten Konzepte der Sprachgeschichtsschreibung ist der SPRACHAUSGLEICH. Dieses Wort bezeichnet den Entstehungsprozess der einheitlichen deutschen Schreibsprache und dessen Teilprozesse. Obwohl in der Fachliteratur Definitionen fehlen, wird in der Forschung unter SPRACHAUSGLEICH einhellig Folgendes verstanden: „Mit Ausgleich ist vor allem die Aussonderung bestimmter Varianten (vor allem primärer, d.h. auffälliger Dialektmerkmale) gemeint, d.h. die Reduzierung der Variationsbreite auf zunächst zwei oder mehrere konkurrierende Varianten, schließlich auf nur noch eine Variante mit höchstem Verbreitungsgrad und Prestigewert.“ (von Polenz 2000: 159, Hervorhebung von J.N.)

Die Auffassung von Sprachausgleich als Variantenreduzierung ist einerseits selbst Folge empirischer Untersuchungen. Andererseits wirkt sie sich auch auf die Fragestellungen und Methoden empirischer Untersuchungen aus, indem diese verstärkt sprachliche Variation in Textkorpora beschreiben wollen (vgl. Besch 1986: 171). Variation vor allem auf der graphemischen und morphologischen, selten aber auch auf der lexikalischen bzw. syntaktischen Ebene (zur Literatur vgl. die entsprechenden Aufsätze in den Bänden der HSK zur Sprachgeschichte, Besch et al. 1984/1985, 2000, 2003). Die zu reduzierende Variationsbreite wird in der Forschung in der Regel als eine Eigenschaft der Ortssprache, d.h. des Schreibsprachgebrauchs von durch den gleichen Wohnort definierbaren Schreibergruppen betrachtet (einige exemplarische Untersuchungen: Kettmann 21969, Fleischer 1970, Stockmann-Hovekamp 1991). Der Sprachausgleich findet zwischen soziologisch (z.B. Dialekt – Herrensprache – Schreib- bzw. Verkehrsprache) bzw. geographisch definierbaren Sprachvarietäten statt. Zum Ausgleich zwischen soziologisch definierbaren Sprachvarietäten vgl. z.B. Wiesinger 1971, der in der Sprache von in Wien (z.T. von aus anderen Orten stammenden Schreibern) angefertigten Handschriften dialektal mittelbairische und neutral-bairische Schreibformen einander gegenüberstellt; zum Ausgleich zwischen geographisch definierbaren Sprachvarietäten vgl. z.B. Henzen 1954, Ising 1965, Skála 1968. Die Sprachausgleichsforschung, einschließlich Verfassern von Publikationen zum schichtspezifischen Schreibgebrauch, versteht unter Ausgleich zumeist die statistische Annäherung der regionalen Werte von Variantenhäufigkeiten und Variantenverteilungen zueinander. Die regionale Verteilung von Varianten wird dabei mit den Parametern Geltungsareal, Landschaftskombinatorik und Geltungs-

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grad (Verwendungshäufigkeit) beschrieben.1 Die Besetzung dieser Parameter zu einem gegebenen Zeitpunkt erlaubt Prädiktionen darüber, welche Varianten zur Norm der entstehenden neuhochdeutschen Schriftsprache werden.2 Besch (1986: 171) nimmt auch einen vierten Parameter, nämlich Geltungshöhe an, den er – da Geltungshöhe als „außersprachliches Kriterium (Prestige-Einschätzung des Senders)“ (Besch ebd.) die jeweilige Parameterrealisierung lediglich erklären, selbst aber nicht beobachtet werden kann – aber in eine andere Kategorie einreiht als die drei ersten. Allerdings ist Geltungshöhe in der sprachhistorischen Forschungspraxis nach Beschs Terminologie genauso ein Beobachtungsfakt wie die drei erst genannten Parameter. Ihr Wert lässt sich nämlich dann bestimmen, wenn man regelmäßige sprachliche Unterschiede in Texten von Schreibern aus verschiedenen sozialen Schichten beobachtet. Andererseits hängen auch die für die Feststellung der Werte der Parameter Geltungsgrad, Geltungsareal, Landschaftskombinatorik heranzuziehenden Daten von der Prestige-Einschätzung des Senders ab, nur die Rolle dieses Faktors wird in den entsprechenden Untersuchungen im Allgemeinen nicht betont oder aber auch nicht berücksichtigt.3 Es kann z.B. vorkommen, dass Geltungsareale aufgrund der Variantenverwendung von sozial nicht homogenen Gruppen von Schreibern festgestellt werden. Dies ist der Fall z.B. in den Theorien über die Ausbreitung der zweiten Lautverschiebung sowie der fnhd. Diphthongierung (die jedoch kein primärer Gegenstand von Ausgleichstheorien sind; zur Ausbreitung der Diphthongierung im 12.–14. Jahrhundert vgl. die Zusam1

Vgl. Hans Moser 1985: 1404. Aufgrund der Beschreibung der Realisierung dieser drei Parameter stellt die Forschung jedoch nicht Wahrscheinlichkeitsannahmen über künftige Veränderungen in der Parameterrealisierung an, sondern sie konstruiert Ex-post-Geschichten über den jeweils vorangehenden Verlauf des Sprachausgleichs. Zur Adaptierbarkeit des Konzepts der ‘Wirkungsfaktoren’ Geltungsareal, Landschaftskombinatorik, Geltungsgrad für Korpusuntersuchungen s. Tauber 1993: 22ff. 3 Die Verwendungshäufigkeit von Varianten hängt z.B. dann von der Prestige-Einschätzung des Senders ab, wenn gleiche Schreiber in gewissen (z.B. für den lokalen Gebrauch bestimmten) Texten absichtlich andere Varianten als in anderen Texten benutzen; vgl. z.B. Egriné Abaffy 1964. Besch meint, die ersten drei Kriterien sowie das oben nicht erwähnte Kriterium ‘Strukturprinzip’ sind „anhand von Sprachbelegen objektiv nachweisbar“ (Besch 1986: 171). „Objektiv nachweisbar“ versteht er aber als an die Prestige-Einschätzung des Senders nicht berücksichtigenden Statistiken ablesbar (Das Strukturprinzip als Wirkungsfaktor im Sprachausgleichsprozess ist übrigens in dem Besch’schen Sinne der Objektivität keineswegs objektiv nachweisbar, denn es basiert auf Sprachtheorien. Zum Beispiel auf der Überlegung, dass für die Elemente der gleichen grammatischen Kategorie die gleichen formalen Regeln gelten müssen). 2

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menfassung und Literaturhinweise bei Paul 241998: 67–71, bes. z.B. Wrede 1895; zur Lautverschiebung s. Schwerdt 2000, 269–346; zu fnhd. Parallelen vgl. z.B. Lindgren 1961). Unabhängig davon, aufgrund welcher der vier Besch’schen Parameter in den einzelnen Untersuchungen Folgerungen in Bezug auf Sprachausgleich gezogen werden (bzw. unabhängig davon, wie man diese Parameter handhabt), führt der oben skizzierte statistisch basierte Argumentationshintergrund zu solchen Typen von Feststellungen wie „Ausgleich hat stattgefunden.“ bzw. „Ausgleich ist im Prozess.“.4 Auch wenn die mit diesen Feststellungstypen operierenden Publikationen das Ergebnis des Sprachausgleichs (z.B. die regionale Variantenverteilung im Vergleich zu einem früheren Zeitpunkt) sehr ausführlich beschreiben, geben sie keine Auskunft darüber, wie der Ausgleich abläuft. Untersuchungen, die Sprachausgleich auf lokaler Ebene (innerhalb einer Stadt, einer Kanzlei usw.) erfassen wollen, stellen zum Teil andere Fragen und verwenden andere Methoden als diejenigen Untersuchungen, die Sprachausgleich zwischen geographisch definierbaren Sprachvarietäten beschreiben. Die zu vergleichenden Größen, zwischen denen Sprachausgleich stattfindet, sind entweder ortsinterne Sprachvarietäten oder zumindest eine ortsinterne und eine ortsexterne Sprachvarietät. Da die Benutzergruppen und die Träger (z.B. bestimmte Textgruppen) der zu vergleichenden Sprachvarietäten bekannt sind, wobei die von einer Benutzergruppe gewählte Sprachvarietät oft je nach Träger sprachliche Unterschiede aufweisen kann, können den Varietäten wohl definierbare Funktionen zugeordnet werden. Diese Funktionen korrespondieren mit soziolinguistisch definierbaren Benutzungskontexten (z.B. mit Werturteilen über die jeweils zu wählende Varietät – diese sind z.T. Prestige-Urteile –, die zu adressatenspezifisch bedingten Unterschieden in der Varietätenwahl führen), weshalb sie mit ihnen gleichgesetzt und somit sozialen Gruppen zugeordnet werden. Die für die Herstellung dieser Korrespondenzen notwendigen außersprachlichen Daten – die biographischen Daten der Schreiber – werden in der Regel aus einschlägigen Werken zur Ortsgeschichte bezogen.5 Obwohl die Gleichsetzung der den Sprachvarietäten zugeordneten Funktionen mit soziolinguistisch definierten Benutzungskontexten aus logischem Gesichts4

Die Vorstellungen über Sprachausgleich bilden keine im Detail ausgearbeiteten Theorien, sondern sie sind allgemeine und oft fallweise Aussagen, auch wenn diese mit einer Menge von Argumenten umgeben sind. Es gibt auch keine Sprachausgleichstheorien bzw. Untersuchungen, die auf der expliziten Analyse der Werte (d.h. der Realisierung) der vier „objektiven“ Parameter in Bezug auf sprachliche Merkmale konkreter Sprachvarietäten gründen. Zur Zusammenfassung der Kritik an den Besch’schen Parametern vgl. Bär 2006. 5 Diese einschlägigen Werke bieten u.a. oft mangelhafte Daten zum Leben von Schreibern.

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punkt problematisch ist – die untersuchten Texte werden sozialen Hintergründen zugeordnet und es wird dann festgestellt, dass der Grund für Unterschiede in der Sprachverwendung (in den sprachlichen Merkmalen) Unterschiede im sozialen Hintergrund sind –, erhält sie durch Analogie Plausibilität: Auch heute gliedert sich die Sprache entlang den sozialen Verhältnissen. Nach der Begründung der Unterschiede in der Sprachverwendung mit Unterschieden im sozialen Hintergrund wird festgestellt, dass der Ausgleich (oder die sprachliche Anpassung), z.B. zwischen der Sprachverwendung von unter- und oberschichtigen Schreibern, daraus resultiert, dass den untersuchten Text- bzw. Schreibergruppen die gleiche (sozial definierbare) Funktion zugeordnet wird.6 Diese Argumentation erzeugt schematische, stark vereinfachende Geschichten zur Erklärung des Sprachausgleichs. Ferner beantwortet sie weiterhin nicht die Frage, wie der Ausgleich abläuft, id est: Woher weiß man, dass Schreiber N. deshalb bestimmte sprachliche Varianten verwendet, weil er aus niedriger sozialer Schicht stammt? Was widerfährt N., so dass er nach einer Zeit andere Varianten als früher benutzt? Welche Wege können im Allgemeinen dazu führen, dass Schreiber andere Varianten als früher verwenden? Ist es möglich, dass unter- und oberschichtige Schreiber von Anfang an unterschiedliche Varianten benutzen und wenn ja, warum? Beginnen alle Schreiber, die als zur gleichen sozialen Gruppe gehörig definiert werden, die Varianten am Anfang der Ausübung ihrer Schreibtätigkeit auf die gleiche Weise zu verwenden? Diese Fragen sind nicht einfach zu beantworten. Bei einigen von ihnen ist es u.a. ungewiss, ob zu ihrer Beantwortung geeignete Quellen gefunden werden können. Die Beantwortung der Fragen ist für ein vollständiges Verständnis von Sprachausgleich jedoch unerlässlich. Die historische Linguistik muss deshalb in der Zukunft prüfen, ob bzw. wie man trotz der Schwierigkeiten zu Antworten gelangen kann. Argumentative Parallelen zur Antwortgebung bieten dialektologische sowie soziolinguistische Untersuchungen zu heutigen deutschen Sprachvarietäten. An dieser Stelle sei lediglich ein Beispiel erwähnt. Die Stadt Fünfkirchen (Südungarn) wurde ab Ende des 17. Jahrhunderts mit deutschen Siedlern aus dem bairisch6

Ein Beispiel für diese Argumentationsweise ist Ernst 2001. Ernst nimmt an, dass die Sprache der Wiener Stadtkanzlei im Spätmittelalter im Großen und Ganzen einheitlich war. In dieser relativ einheitlichen Kanzleisprache erschienen andererseits typischerweise dialektale Formen, die Ernst (2001: 93, unter Berufung auf Wiesinger 1971) unterschichtigen Schreibern zuordnet. Die relative Einheitlichkeit, d.h. die Ausgeglichenheit der Kanzleisprache ergab sich daraus, dass sowohl unter- wie auch nicht unterschichtige Schreiber das gleiche Ziel verfolgten: ‘Schreibe Urkunden, die die Stadt Wien repräsentieren! Diese Urkunden seien auch für Nicht-Wiener verständlich!’.

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österreichischen Raum, die südungarischen Dörfer mit zu einem kleinen Teil ebenfalls oberdeutschen, mehrheitlich aber mitteldeutschen Siedlern besiedelt. In die hessisch-fränkischen Bauernmundarten des Umfelds von Fünfkirchen gelangte später ein beträchtliches österreichisches Sprachgut. Wild stellt Vermutungen über den Weg der Entlehnung an: Die stimmlose Aussprache des s-Lautes am Wortanfang wie sii (sie), sauwer (sauber) wurde z.B. durch die Schule, der Gebrauch des lateinischen Genitivsuffixes -i in den Benennungen von bestimmten Heiligengedenktagen (z.B. Antonitoog) durch die Kirche vermittelt. Manche österreichischen sprachlichen Elemente wurden dabei nicht von allen Bewohnern der Dörfer aus dem Fünfkirchener Sprachgebrauch übernommen, sondern nur von soziologisch wohl definierbaren Bewohnergruppen, im Beispiel von Wild von Handwerkern (Wild 2002: 316 bzw. 321).7 Wie oben ausgeführt, besteht die Sprachausgleichsforschung in der Ermittlung und Interpretation sprachlicher Variation. In Untersuchungen, die regionalen bzw. überregionalen Sprachausgleich feststellen (und erklären) wollen, erfolgt die Interpretation sprachlicher Variation dabei in vieler Hinsicht ohne Rücksicht auf die Umstände ihrer (lokalen) Ermittlung (z.B. auf die Eigenschaften der untersuchten Texte). In Arbeiten dagegen, die lokalen Sprachausgleich ermitteln wollen, beeinflussen interpretatorische Schemata oft die Art der Variationsermittlung. Beide Verfahrensweisen lassen wichtige Fragen offen (s. oben). Im Folgenden wird geprüft, ob die Fachliteratur zur sprachlichen Variation bzw. zum Sprachausgleich Anhaltspunkte zur Beantwortung dieser Fragen bietet. a, Es liegen Beschreibungen der Sprache größerer Territorien sowie einzelner Städte vor, die weder Sprachausgleich, noch sprachliche Variation in ihrem heutigen Sinn (z.B. diastratische bzw. textsortengebundene Variation) thematisieren. Sie stammen zum Teil aus der Zeit, als Sprachausgleich als Forschungsziel bzw. sprachliche Variation als Forschungsaspekt in der historischen Linguistik noch keine allgemeine Berücksichtigung gefunden haben. Als Beispiel für die argumentative Vorgehensweise dieser Beschreibungen sei hier die Darstellung der mittelalterlichen deutschen Kanzleisprache in der heutigen Slowakei durch Herbert Weinelt vorgestellt (Weinelt 1938, die Monographie ist ein Referenzwerk). Weinelt untersucht die geographische Verteilung der fnhd. Entsprechungen mhd. Laute8 bzw. Lautverbindungen (-nd-, tw- usw.), zahlreicher mhd. Suffixe bzw. Vokale in nebentonigen Silben sowie einiger lexikalischer bzw. morphologischer 7

Die Umstände der Datenerhebung sind in Wilds Aufsatz nicht angegeben. Ferner einer mhd. Schreibung, nämlich die urkundlichen Schreibungen von mhd. s (Weinelt 1938: 177ff.). 8

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Varianten in deutschsprachigen Texten aus der heutigen Slowakei. Er strebt die vollständige Erfassung der fnhd. Entsprechungen der mhd. Vergleichsgrößen an. Unter Vollständigkeit versteht er dabei die Sammlung aller Belege aus den 1938 in Edition vorliegenden deutschsprachigen Quellen aus dem spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ober- und Niederungarn. Die Erfassung der Variation erfolgt durch die Angabe der fnhd. Entsprechungen von mhd. Vergleichsgrößen. Dabei werden nicht alle fnhd. Entsprechungstypen der einzelnen mhd. Laute zusammen in entsprechenden Kapiteln angegeben (wie dies seit Piirainen 1968 üblich ist), sondern sie werden teilweise getrennt in Kapiteln zu bekannten Lautwandelprozessen angeführt, an denen sie beteiligt waren (z.B. „Mhd. a>o“, „Mhd. ê>i“, „Mhd. ê>ei“ usw.). Diese Darstellungsweise impliziert, dass Weinelt Schreibungen als Lautreflexe auffasst bzw. für die Beschreibung mittelalterlicher Sprachvarietäten nur solche Schreibungen für wesentlich hält, die als Lautreflexe aufgefasst werden können.9 Seine Angaben können ohne Prüfung seines Korpus bereits aus diesem Grund nicht als systematische Belege für die Schreibsprachorganisierung interpretiert werden. Weinelt führt ferner keine statistischen Berechnungen durch. Er gibt die Standardentsprechung des jeweiligen mhd. Lautes in seinem Korpus an und nennt dann alle Abweichungen davon, welche zu den einzelnen Lautwandeltypen gehören, mit Quellen- und Datumsangabe. Aus diesen Belegen rekonstruiert er die zeitliche und geographische Verbreitung von Lautwandelerscheinungen, sowie ihre Verbreitungswege. Da jedoch einerseits Angaben zur Verteilung der relevanten Varianten in den einzelnen verglichenen Orten bzw. Quellen (z.B. Angaben zur prozentualen Variantenverteilung) fehlen, andererseits bei der Zusammenstellung und Handhabung des Korpus z.B. der vertikalen Sprachschichtung keine Rechnung getragen wird (das alleinige Kriterium der Korpuszusammenstellung ist die Zugänglichkeit der Quellen10), erscheint für den Leser nicht zwingend, die Beleglage so wie Weinelt zu interpretieren. 9 Weinelt gibt vermutlich nicht alle Abweichungen von den mhd. Schreibungen aus seinem Korpus an, etwa Verschreibungen (die sich evtl. von der Ungeübtheit der Schreiber ergeben) oder hyperkorrekte Schreibungen. Man müsste dies in Weinelts Korpus aber erst nachweisen. Die Missachtung von Verschreibungen wäre ja auch verständlich, denn sie würden nicht zwingenderweise Abweichungen von der mhd. Lautung bzw. von Lautwandelprozessen, um die es Weinelt geht, implizieren. 10 Für Untersuchungen edierter Quellen stellt sich die Frage nach der Verlässlichkeit der benutzten Editionen (Besonders bei Untersuchungen wie die von Weinelt, die viele edierte Quellen vergleichen, ist die Prüfung dieser Frage recht mühsam; vgl. Papsonová 1987: 203.). Vor allem ältere Editionen enthalten oft falsche Lesungen (zu einer Kritik der MichnayLichner’schen Ausgabe des Ofner Stadtrechtes aus dem Jahre 1844 aus diesem Aspekt siehe Mollay 1959). Andererseits lassen sich in manchen Schriftarten bestimmte Buchstaben nicht immer eindeutig unterscheiden, in spätgotischen bzw. späteren Kursivschriften

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Nach Aufzählung der den einzelnen Lautwandelprozessen entsprechenden Abweichungen von der fnhd. Standardentsprechung der jeweiligen mhd. Vergleichsgröße vergleicht Weinelt die Verteilung von Standardentsprechung und Abweichungen mit der zeitgenössischen Verteilung der Varianten, d.h. mit den Daten aus den von ihm benutzten, vorwiegend zwischen den Jahren 1900 und 1938 entstandenen Lautlehren und aus Sprachatlanten seiner Zeit (z.B. SdSA). Die Verteilung der fnhd. Belege für Abweichungen von der Standardentsprechung der jeweiligen mhd. Vergleichsgröße interpretiert er als Indikator der Verbreitungswege der entsprechenden Lautwandelerscheinungen. Die zeitgenössische Variantenverteilung dient dabei als Ausgangspunkt zur Herstellung von Analogien zwischen Spätmittelalter/früher Neuzeit und Neuzeit. Es wird z.B. festgestellt, dass zu Weinelts Zeit die Verdumpfung des a zu o im Sinne des Bairischen von den Städten ausgeht, in der Kremnitz-Deutsch-Probener Gruppe z.B. dringt sie von den Städten in die mehr schlesisch geprägten Dörfer vor. In der frühen Neuzeit soll also die in der Gegend von Pressburg und Tyrnau aus dem Bairischen übernommene Verdumpfung ähnlicherweise auch die Bergstädte erreicht haben, denn es finden sich dort Belege für die o-Schreibung und „Das mittelalterliche Siedlungsnetz von Tyrnau über Freistadtl und Neutra bis in das Bergbaugebiet war doch so, daß eine mehr oder weniger enge Verbindung bestand.“ (Weinelt 1938: 27). Interpretationen wie diese beschränken sich auf die Erstellung von Geschichten über Verbreitungswege bzw. Ausgangsvarietäten von Lautwandelerscheinungen. Selbst wenn man aber von der Adäquatheit der von Weinelt benutzten Folgerungsschemata ausgehen würde, stünden seine Folgerungen mit der von ihm angegebenen Beleglage nicht immer im Einklang. Der genannte Verbreitungsweg der Verdumpfung von mhd. a steht z.B. im Widerspruch dazu, dass Weinelts erster Beleg für diesen Lautwandel aus Neusohl aus dem Jahre 1390, aus Pressburg aber erst aus 1410, aus Tyrnau sogar erst aus 1440 (Weinelt 1938: 25) stammt (da aus den einzelnen untersuchten Orten jeweils nur wenige Beispiele für die einzelnen Lautwandelerscheinungen verzeichnet sind, ist im Weinelt’schen Sinne bereits ein Beleg argumentfähig). Weinelt stellt außer der Feststellung der geographischen Verteilung der fnhd. Entsprechungen der mhd. Laute auch die für einzelne Orte charakteristischen Verteilungen der fnhd. Entsprechungen aller mhd. Vergleichsgrößen zusammen (die proportionelle Verteilung von Varianten beschreibt er dabei – wie in den 1930er Jahren üblich – mit den Größen ‘häufig’, ‘selten’ usw.). Auf diese Weise kann er überwiegend bairische sprachliche Merkmale verwendende von mehrere sowie in der Bastarda z.B. das a und das o. Bei der Interpretation der wenigen Belege Weinelts für den Lautwandel mhd. a> fnhd. o (25ff.) lässt sich also auch die Frage nach der Richtigkeit der Lesungen stellen.

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oder wenigere mitteldeutsche Merkmale verwendenden Orten unterscheiden. Seine Interpretationen stellt er in Korrelation mit Erkenntnissen der Siedlungsund Rechtsgeschichte und er begründet sie damit. Die Korrelationen betreffen z.B. Familiennamen: Im überwiegend bairischsprachigen Pressburg kommt die Mehrzahl der Zuwanderer gemäß ihren Familiennamen aus Ober- und Niederösterreich (S. 222). Ferner gilt in Pressburg süddeutsches Recht (S. 223).11 Auf Familiennamen bzw. dem Rechtsgebrauch gründende Argumente sind in der Sozialgeschichtsschreibung üblich und sie sind plausibel, insofern eine exhaustive Erforschung der sozialen Verbindungen zwischen den in Frage stehenden Orten mit ihnen einhergeht (ein Beispiel für derartige Forschungen stellt Szende 1992 dar). Da dies bei Weinelt 1938 nicht der Fall ist, bleiben bei aller Plausibilität einige seiner Beobachtungen mit seiner Argumentation inkompatibel. Die Sprache von Tyrnau z.B. weist nach ihm neben ihrem bairischen Grundcharakter deutliche omd. Züge auf, was aber in den örtlichen Familiennamen keine Parallele findet. Diese omd. sprachlichen Züge sollen nach Weinelt deshalb nicht durch die Präsenz omd. Ansiedler in Tyrnau, sondern durch ein „Herübergreifen“ aus anderen omd. geprägten Siedlungsgebieten der Slowakei bzw. Niederungarn zu erklären sein (S. 223). Die oben vorgestellte Argumentationsweise von Weinelts Abhandlung charakterisiert zahlreiche weitere Untersuchungen, welche die Sprache der untersuchten 11

Rechtliche Verbindungen implizieren nach der communis opinio (vgl. von Polenz 2000: 203) sprachliche Verbindungen. Über diese Feststellung hinaus ist bis heute kaum untersucht worden, wie rechtliche und die damit verbundenen sprachlichen Verbindungen auf den Sprachgebrauch des Ortes der Rechtsübernahme wirken. Dazu müsste man freilich bestimmen, worin die rechtlichen Beziehungen zwischen dem das Recht übergebenden und übernehmenden Ort genau bestehen. In der Geschichtswissenschaft liegen nur wenige Untersuchungen in dieser Richtung vor, die vor allem die Beziehungen zwischen den Rechtsprechungsorganen von miteinander in rechtlicher Verbindung stehenden Städten untersuchen (z.B. Szende 2002, 56–67). Die Geschichtswissenschaft untersucht außerdem die Verbreitung verwandter Rechtshandschriften (z.B. Weizäcker 1942/43, Lehotská 1959, Piirainen / Papsonová 1992, vgl. noch das Projekt der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig „Das sächsisch-magdeburgische Recht als kulturelles Bindeglied zwischen den Rechtsordnungen Ost- und Mitteleuropas“, www.saw-leipzig.de) sowie inhaltliche Ähnlichkeiten und eventuelle textuelle Übereinstimmungen zwischen Rechtsbüchern (z.B. Blazovich / Schmidt 2001: 145–177). Von linguistischer Seite liegen aber lediglich rechtswortgeographische Untersuchungen vor (vor allem von Ruth SchmidtWiegand, z.B. Schmidt-Wiegand 1978, 1995 bzw. Künßberg 1926), die nicht zum Ziel haben, den Rechtssprachgebrauch konkreter Orte zu erfassen. Die Frage nach den sprachlichen Konsequenzen rechtlicher Verbindungen in Bezug auf einen gegebenen Ort beantworten sie deshalb nicht.

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Orte als homogen betrachten und ihre (oft oberflächlichen) Beobachtungen über sprachliche Variation zu Geschichten über die Verbreitung sprachlicher Neuerungen zusammenfügen (z.B. Didovácz 1930 usw.). Diese Geschichten sind dabei vielfach durch fragwürdige Argumente unterstützt.12 b, Ein zweiter Typ der Darstellungen bzw. Untersuchungen vergleicht regionale bzw. überregionale Variantenverteilungen, stellt für die mehr oder weniger präzise definierten Regionen Variantenhäufigkeiten fest und beschreibt die in den einzelnen Regionen am häufigsten verwendeten Varianten als sprachliche Kennzeichen dieser Regionen. Diese Darstellungen bzw. Untersuchungen reflektieren dabei weder individuellen Sprachgebrauch (teilweise auch den Sprachgebrauch sozialer Gruppen nicht), noch feine zeitliche, räumliche Unterschiede, noch Textsorten usw. (nicht unbedingt so, dass sie Unterschiede in der Variantenverteilung zwischen einzelnen Teilen der zugrunde gelegten Korpora nicht reflektieren, sondern auch so – wenn sie korpusbasierte Untersuchungen sind –, dass sie ihre Korpora ab ovo in solcher Weise zusammenstellen, dass derart feine Unterschiede nicht nachweisbar sind). Die Mehrzahl der Sprachausgleichsuntersuchungen greift auf diese Beschreibungen als Bezugssysteme zurück. Eine allgemeine Zusammenstellung der sprachlichen Merkmale des Mittelniederdeutschen sowie teilweise auch der schriftsprachlichen Züge des Oberdeutschen (Reiffenstein 2003, Wiesinger 2003) liegt dabei bereits vor, ein Katalog mitteldeutscher sprachlicher Merkmale fehlt aber noch (vgl. Skála 1985: 1779). Die „graphematisch-phonologischen“, morphologischen, syntaktischen sowie lexikalischen Züge des Mittelniederdeutschen sind aufgrund der mnd. Grammatiken und der weiteren Fachliteratur in Peters 1987, 1988, 1990 zusammengestellt. Über den Gebrauch der zu den einzelnen Variablen gehörenden Varianten bietet Peters lediglich Frequenzangaben bzw. in einigen Fällen bindet er die Verwendung sekundärer bzw. teilweise auch der primären Varianten an größere Sprachräume wie Ostfälisch, Westfälisch, Nordniederdeutsch usw. Weitere Angaben über die Umstände der Variantenverwendung bietet er mit Ausnahme ganz vereinzelter Angaben zur Verwendungszeit einiger Varianten nicht. Peters behauptet nicht, dass die von ihm aufgezählten primären Varianten irgendein System 12

Die Erzählstruktur dieser Geschichten ist dabei oft durch die Lektüren der Verfasser vorbestimmt. Diese können die Typen der zu stellenden Fragen bzw. der zu gebenden Antworten einschränken. Dies gilt auch für Weinelt. Er hält sich im Rahmen der Typen von Geschichten, die er z.B. bei Didovácz 1930, Kranzmayer 1931, Frings 1932, Hanika 1933, Bernt 1934, Frings 1936 las. Weinelts Abhandlung gilt dabei als Referenzwerk. Seine Daten und Interpretationen sind von moderneren Ausgleichsmodellen übernommen, die ihrerseits auf die obigen Bedenken nicht reflektieren (Hutterer 1968, =1991: 89, 91).

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bilden würden und er will sie auch nicht in ihrer Gesamtheit mit einer hypothetischen Gruppe von Sprachbenutzern verbinden. Er stellt lediglich einen Katalog derjenigen sprachlichen Merkmale des Mittelniederdeutschen zusammen, welche in den größeren mnd. Dialektgebieten in unterschiedlichen Varianten realisiert wurden. Das Ziel des Katalogs ist es, als Vergleichsgrundlage für die Erschließung historischer mnd. Stadt- und Schreibsprachen zu dienen und dadurch diese Untersuchungen vergleichbar zu machen (Peters 1987: 61f.).13 Derartige Untersuchungen, die seit der Publikation von Peters’ Merkmalkatalog entstanden sind, verwenden tatsächlich diesen Katalog als Bezugssystem (z.B. Fedders 1988, bes. Anm. 24; Fischer 1998). In mehreren dieser Untersuchungen wird der Katalog – abweichend von seinem deklarierten Ziel – so verwendet, dass die Verbreitung der dem Katalog zufolge verbreitetsten Variante in einer aktuell untersuchten schreibsprachlichen Varietät, deren sprachliche Merkmale mit dem Katalog verglichen werden, als schreibsprachlicher Ausgleich interpretiert wird (z.B. Goebel / Fedders 1988 bzw. Fedders 1988, der u.a. darauf hinweist – S. 123 –, dass in der Coesfelder Urkundensprache zum Ende des 14. Jahrhunderts hin typisch westfälische Schreibungen verschwinden und dadurch die Anzahl der zu den jeweiligen Variablen gehörenden Varianten abnimmt,14 vgl. Fischer 1998: 150; 174). Ob diese Untersuchungen klar ausführen, was unter schreibsprachlichem Ausgleich zu verstehen sei, ist für die Beurteilung des Verhältnisses von Peters’ sprachlichem Merkmalkatalog zu den bezüglich des Sprachausgleichs oben gestellten Detailfragen nicht von Interesse. Wichtig ist, dass sie die im Katalog angeführten, (aufgrund des Zwecks der Katalogerstellung verständlicherweise) weniger differenziert gehandhabten diatopischen Daten als Bezugssystem zur Erschließung regionalen Sprachausgleichs verwenden. Zur Gruppe der Sprachausgleich im regionalen Zusammenhang beschreibenden Untersuchungen gehören auch diejenigen, welche die Verbreitung einzelner sprachlicher Merkmale erschließen wollen. Lindgren 1953 ist eine der wenigen Untersuchungen, die die Verbreitung einer sprachlichen Variante (Lindgren die der Apokope) als ein Element des überregionalen Sprachausgleichs auf statistischer Grundlage untersuchen. Sie ist ferner eine der wenigen Arbeiten, die den Zusammenhang zwischen der Art der Verwendung der sprachlichen Daten für die statistischen Berechnungen und der intendierten Interpretation der Untersuchungsergebnisse – d.h. das, worin die Vereinfachung besteht – erläutern. Die in Bezug auf den Sprachausgleich wichtigste Aussage von Lindgrens Arbeit über 13

Kritisch zum Konzept von Peters’ Katalog s. Elmentaler 1993: 7f. Die Aussagen von Fedders (1987) über Sprachausgleich sind dabei allgemeine – z.B. dass zum 15. Jahrhundert hin eine städtische Norm entsteht –, Ad-hoc-Aussagen, die keine zusammenhängende Theorie oder Geschichte bilden. 14

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die regionale Verbreitung der Apokope ist die Aussage über den Zusammenhang dreier Parameter: Sprachraum, Zeit, prozentuale Verbreitung (1953: 178).15 Die prozentuale Verbreitung berechnet er aber unter Berücksichtigung nur eines Teils der für die Untersuchung verfügbaren Quellen: derjenigen Quellen, die am „stärksten apokopiert“ sind (1953: 177). Er geht nämlich von der Prähypothese aus, dass diese Quellen am nächsten zur gesprochenen Sprache stehen und am meisten die darin vorhandene Apokope widerspiegeln.16 Selbst diese Handschriften spiegeln die für die gesprochene Sprache annehmbare Apokope jedoch nur unvollständig wider, weshalb Lindgren nur annähernde Werte zu ihrer räumlichen und zeitlichen Verbreitung angibt – wie er es auch selbst erklärt.17 Neben der selektiven Untersuchung und der daraus folgenden vereinfachenden Darstellung der Daten enthält Lindgrens Verfahren auch eine weitere, von ihm nicht reflektierte, für regionale Untersuchungen zum Sprachausgleich jedoch charakteristische Vereinfachung: Es setzt voraus, dass es allgemeine (bairische, ostfränkische usw.) Sprachsysteme gibt, die (in Bezug auf die Apokope) homogen sind und Lindgren betrachtet seine Daten ab ovo als Charakteristika dieser Sprachsysteme. Diese und die oben nicht erwähnten weiteren Vereinfachungen der regionalen Untersuchungen zum Sprachausgleich – z.B. die Nicht-Berücksichtigung von wenig verbreiteten Varianten und Variationen – müssen bei der Interpretation der Ergebnisse dieser Untersuchungen und der sie unterstützenden Korpusdaten berücksichtigt werden. c, Die Mehrzahl der Untersuchungen zum Sprachausgleich arbeitet heute mit geschlossenen, nach mehr oder weniger konstanten soziologischen Parametern und dem Prinzip der Gleichheit (bzw. Vergleichbarkeit) der Textsorte zusammengestellten Korpora.

15 Lindgren verfeinert im Folgenden (S. 188–192) diese Werte je nach den von der Apokope betroffenen sprachlichen Parametern, indem er für die einzelnen Sprachräume die durchschnittlichen Abweichungen von den Durchschnittswerten angibt. Dies ist an dieser Stelle deshalb von wenig Belang, weil die Arbeiten, welche die Daten von Lindgren 1953 als Bezugssystem verwenden, nicht auf diese, sondern auf die obigen Daten zurückgreifen (z.B. Reichmann / Wegera 1993: 80f.). 16 Diese Quellen sind in der Mehrheit Prosahandschriften. Die Apokope ist für Gedichte u.a. deshalb weniger charakteristisch, weil diese viele aus der Tradition übernommene mehr oder weniger archaische Formeln enthalten oder die durch die Melodie geforderte Senkung füllen (Lindgren 1953: 179f.). 17 „So hat es auch keinen Zweck, detaillierte Daten über den Ablauf der Apokope zu geben. Ich beschränke mich darauf, dass ich für jedes Mundartgebiet den ungefähren Zeitpunkt angebe, wo sie einen Stand von 90, 50 und 10% aufweist.“ (Lindgren 1953: 177f.)

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Soziologische Korrelate sprachlicher Erscheinungen werden gewöhnlich auf zwei Weisen ermittelt. Einerseits vergleicht man die Sprache von zwei, von verschiedenen, soziologisch definierbaren Schreiberschichten stammenden Textgruppen und man interpretiert die Unterschiede im Variantenbestand bzw. in der Variantenhäufigkeit als soziologisch bedingte Schreibmerkmale (z.B. Besch 1968, 1972, Wiesinger 1971, Ebert 1981). Andererseits wird der prozentuale Anteil hyperkorrekter Schreibungen in Textgruppen sowie Einzeltexten als soziologisches Korrelat gedeutet, nach dem Prinzip: Je mehr Hyperkorrektismen nachzuweisen sind, desto dialektnäher sind die Texte und desto weniger geschult bzw. geübt – und somit sozial niedriger gestellt – ihre Schreiber (Besch 1972: 467f.). Sprachausgleich besteht nach diesen Ansätzen darin, dass Varianten, die auf lokale Mundarten schließen lassen, aus der Schreibsprache immer mehr verschwinden.18 Je nachdem, welche soziologischen Parameter der Korpuszusammenstellung zugrunde gelegt werden können, wird die Variantenverteilung mit verschiedenen soziologischen Faktoren in Begründungszusammenhang gebracht. Ebert (1981: 234ff.) z.B. kommt zum Schluss, dass Unterschiede im Schreibsprachgebrauch der Einwohner Nürnbergs von 1300 bis 1600 vor allem mit den Parametern ‘Beruf’ und ‘Schulbildung’ korrelieren. Diese Parameter sind in seinem Korpus dabei in großem Maße variabel. Der Parameter ‘soziale Stellung’ ist dagegen kaum variabel (41 der untersuchten Personen sind erbar, 3 Handwerker), weshalb ihn Ebert auch nicht zur allgemeinen Erklärung der Analyseergebnisse verwenden kann. Auf die Bedeutung der Unterscheidung von Textsorten für die Ermittlung von Sprachausgleich wird meistens in allgemeinen Bemerkungen hingewiesen. Dass sie tatsächlich von Bedeutung ist, stellt sich aus Korpusuntersuchungen kaum heraus. Die allgemeinen Bemerkungen enthalten zwei Feststellungen: 1. Formelhafte Textteile, die textsortenspezifisch, z.B. für Urkunden charakteristisch sind, erlauben kaum Schlüsse auf die Sprache – i.e. Sprachstil, Sprachverhalten – der 18

Die Sprachausgleichsforschung bietet kaum Alternativen zur Hypothesenaufstellung aufgrund der statistischen Auswertung von Variantenverteilungen. Eine solche Alternative stellt Mollay 1967 dar (in ungarischer Sprache). Mollay untersucht einen einzigen Text als typischen Vertreter der Schreibsprache der führenden Schicht Ödenburgs und er interpretiert ihn in Bezug auf Stilmerkmale und Sprachnorm. Zwar rückt auf diese Weise die gründliche Textkenntnis weit mehr als bei der statistischen Auswertung größerer Korpora in den Vordergrund der Analyse, die die Normbildung betreffenden Aussagen Mollays – dass z.B. omd. Schreibvarianten von auch in der Ödenburger Stadtsprache (einer mittelbairischen Sprachvarietät) bekannten Wörtern in die gelehrte Schreibsprache in Ödenburg einsickern (S. 169) – bleiben aber wegen der Nicht-Berücksichtigung weiterer Texte unkontrollierbar.

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Schreiber (vgl. Grosse 1985: 1157, Hans Moser 1985: 1403, Bogacki 2003: 231). 2. Textsorten entstehen in jeweils anderen Kontexten (z.B. Wiktorowitz 2003). In der Tat eignen sich viele Textgruppen nicht zur Ermittlung sprachlicher Variation. Nicht aber, weil die einzelnen Texte bestimmte Informationen mit denselben Formeln kodieren, sondern weil sie die gleichen Formeln in der gleichen Reihenfolge aufweisen (vgl. etwa viele Einträge des Ödenburger Grundbuches, Mollay 1993). Auch in diesen Fällen liegt dabei manchmal graphemische Variation vor (vgl. z.B. Németh 2005). Die formelhaften Teile können aber in Exemplaren einer Textsorte auch variieren. In der diesbezüglichen spärlichen Fachliteratur weist dies Ursula Schulze für vor allem aus dem süddeutschen Raum stammende Urkunden aus dem 13. Jahrhundert nach (Schulze 2002, explizit auf S. 454). Urkundenformeln sind auch im 15.–16. Jahrhundert variabel (Németh 2005b).19 Die Variation lässt dabei vieles über den Sprachgebrauch, z.B. über die Ususkonformität des Schreibverhaltens der Schreiber erkennen, während Wandel in den Formeln u.a. auf sprachliche (sowie mittelbar auf soziale) Kontakte (z.B. Eckhart 1910) oder auf Wandel in der Weltwahrnehmung der Schreiber (Németh 2005b) schließen lässt.20 Der zweite Typ von Aussagen über Textsorten mit Relevanz für die Sprachausgleichsforschung bezieht sich auf die Verbindung der Entstehungskontexte unterschiedlicher Textsorten mit sozialen und somit auch sprachlichen Unterschieden zwischen den Schreibern. Zu bestimmten Textsorten gehörende Texte wurden z.B. eher von hoch gebildeten, zu anderen Textsorten gehörende Texte eher von wenig gebildeten Schreibern verfasst. Besch (1972) weist z.B. für Villingen nach, dass von Schreibern mit bäuerlicher Abstammung verfasste Urbare sich sprachlich von Chroniken unterscheiden, die ihrerseits von höher gebildeten (adligen) Schreibern stammen. Zunftbücher repräsentieren ebenfalls die Sprache einer anderen Schreiberschicht als Kanzleitexte (vgl. Németh 2004, bes. 100f.). Exemplare derselben Textsorte stammen jedoch oft nicht einmal im gleichen Ort von Schreibern mit ähnlicher Ausbildung und Schreibgewandtheit. Nicht alle Exemplare einer Textsorte sind deshalb in jeder Hinsicht vergleichbar, sondern 19

Hier genügt ein Beispiel für die Variabilität der Urkundenformeln (Ödenburg, 15. Jahrhundert; aus Németh 2005b): der sachen aller vnd yglicher beleiblicher vnd crefftlicher geczeugnuss; / zu ainer waren, offen urkund (z.B. B198); / zu einem waren, offen vrchund vnd ewiger vestung der sach (B152); / zu einer waren geczeugnusse (z.B. B174). 20 Bei der Untersuchung von Kanzleiformeln muss zunächst ermittelt werden, inwieweit sie aus nicht vor Ort verfassten Texten, z.B. aus Formularbüchern übernommen wurden. Über Formularbücher im Allgemeinen informiert van Caenegem / Ganshof 1964: 80–83. Zu deutschsprachigen Formularbüchern aus der frühen Neuzeit s. von Polenz 2000: 173f. mit weiterer Literatur.

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nur diejenigen, die ähnliche Entstehungskontexte aufweisen. Unterschiedliche Entstehungskontexte21 – Unterschiede in der Ausbildung und Schreibgewandtheit der Schreiber sowie in den Umständen der Textverfassung – korrelieren vielfach mit sprachlichen Unterschieden. Entstehungskontexte haben dabei auch für die sprachliche Struktur allgemeinerer Textgruppen Konsequenzen als welche durch dieselbe Textsorte definierbar sind. Der Gebrauch der in der frühen Neuzeit aufkommenden distanzsprachlichen Strukturen korreliert z.B. in synchronen zeitlichen Querschnitten mit der Schreibgewandtheit der Schreiber bzw. mit der Textfunktion (vgl. Giesecke 1998: u.a. 89f., 104f. für die Fachprosa). Bei der Korpuszusammenstellung für die Sprachausgleichsforschung sollte deshalb nicht nur die Textsorte, sondern auch die Textfunktion konstant gehalten werden.22 Selbst wenn man sprachliche ‘Homogenität’ für Exemplare einer Textsorte voraussetzt, ist die Einbeziehung von Textsorte in die Sprachausgleichsforschung als Parameter dabei nur insofern von Belang, als sie mit Textfunktionen korreliert. Textsorten werden ja gewöhnlich durch Stilmerkmale und Textfunktion definiert (vgl. Reichmann / Wegera 1988), während Sprachausgleich einen einheitlichen Usus ergibt (vgl. noch Betten 1998). Der einheitliche Usus aber ist am einfachsten in der Graphemik bzw. im Wortschatz, nicht jedoch in Stilmerkmalen fassbar.23 Entsprechend der Tatsache, dass nicht die Berücksichtigung der Textsorte als abstrakte Kategorie, sondern die der Textfunktion und des Entstehungskontextes für die Ermittlung von Sprachausgleichsprozessen notwendig ist,24 fehlen in der Fachliteratur Vergleiche von Textsorten im Hinblick auf Sprachausgleich. Die Rolle der Entstehungskontexte für die Textgestaltung, auch für die graphemische 21

Hinterlassenschaftsinventare z.B. konnten von Gerichtsschreibern bzw. ihren Gehilfen entweder nach Diktat im Haus des Verstorbenen oder anhand der Notizen von Testamentvollstreckern nachträglich in der Stadtkanzlei erstellt werden. Vgl. Spáilová 2003 für Olmütz mit einem Hinweis auf einen vermeintlichen sprachlichen Unterschied zwischen den beiden Gruppen der Hinterlassenschaftsinventare (S. 109, 155). 22 Diese Forderung wurde in der Sprachausgleichsforschung – aus chronologischen Gründen – zwar noch nicht formuliert, sie steht jedoch methodologisch im Einklang mit ihren übrigen Forderungen (z.B. Textsortenkonstanz). 23 In der Sprachausgleichs- bzw. Variationforschung wird der Parameter Textsorte unter stillschweigender Annahme eines ähnlichen Entstehungskontextes für alle untersuchten Textexemplare deshalb i.d.R. konstant gehalten (z.B. Kettmann 21969, Ernst 1994), weil dadurch ähnliche, also vergleichbare Inhalte erwartet werden. 24 Dies ist keine neue Erkenntnis – nicht von ungefähr sprechen Freund / Schmitt / Stopp (1980: 267) von Textart und nicht von Textsorte –, allein sie wird in der Fachliteratur nicht betont (sie wird vielmehr als selbstverständlich erachtet). Vielfach wird sie aber auch nicht wahrgenommen.

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Variantenverteilung in Texten wurde jedoch öfter untersucht. Diesen Untersuchungen ist die Erkenntnis zu verdanken, dass Variationsbreite und Variantenverteilung von der Person des Adressats bzw. davon abhängen, von wem und unter welchen Voraussetzungen die endgültige Textgestaltung vorgenommen wird. Wird der Text gedruckt, kann das Manuskript noch von weiteren Personen, nämlich dem Setzer und dem Korrektor geändert werden. Ferner kann die endgültige Textform von dem zur Verfügung stehenden Letterbestand beeinflusst werden.25 Werden die einzelnen Lagen von verschiedenen Setzern gesetzt, können sie jeweils konsequent sprachliche Eigenheiten der einzelnen Setzer aufweisen, wobei diese Eigenheiten je nach Setzer/Lage unterschiedlich sein können. Unabhängig von der jeweiligen Erklärung der (Unterschiede in den) graphemischen Variantenverteilungen werden in Sprachausgleichsmodelle zwei Typen von Untersuchungen zur Sprache von Drucken einbezogen. Einerseits solche, die gedruckte und handschriftliche Versionen derselben oder zu derselben Textsorte gehörenden Texte vergleichen. Diese Untersuchungen stellen i.d.R. fest, dass Handschriften mehr lokal bzw. regional gebundene Varianten sowie insgesamt mehr Varianten als Drucke aufweisen (z.B. Freund / Schmitt / Stopp 1980; Stopp 1980, mit weiterer Literatur auf S. 43). Andererseits solche Untersuchungen, die gemeinsame sprachliche Merkmale der Erzeugnisse einer Druckerei bzw. eines Druckortes/einer Druckregion herausstellen und sie zur Druckersprache verallgemeinern (z.B. Stockmann-Hovekamp 1991, relativierend Seidensticker 1990).26 Letztere Fragestellung enthält die Annahme, dass es regionale bzw. lokale Druckersprachen gibt und sie definieren sich u.a. durch ihre Verbreitung. Die für Auffassungen über Sprachausgleich relevante Annahme regionaler Druckersprachen gründet jedoch nicht auf die Sprache vieler Drucke aus der jeweiligen Region einzeln erfassenden und diese Beschreibungen flächendeckend vergleichenden Untersuchungen – vergleichbare Untersuchungen existieren zur Erfassung 25

Statt Details sei hier auf die knappe, sachliche Darstellung der Arbeitsschritte des Druckens in Barbier 2005 (Kap. 5, orig. Ausg. 2001) mit weiterer Literatur verwiesen. Obzwar die Sprache von Handschriften und Drucken oft verglichen wird, sind der Setzung zugrunde liegende Handschriftenexemplare selten erhalten. Die mit Drucken verglichenen Handschriften sind also sehr selten diejenigen, die der Setzung zu Grunde lagen (Barbier 2005: 100, vgl. Hartweg 2000: 1691). Zur Kritik der Interpretationen sprachlicher Modifizierungen von Handschriftentexten beim Druckprozess in der germanistischen Literatur s. Giesecke 1998: 327ff. 26 Es gibt auch einen dritten Typ von für Sprachausgleichsmodelle relevanten Untersuchungen zur Sprache von Drucken, der vor allem von der Monographie von Bokor vertreten ist (Bokor 1987). Bokor untersucht, in welchem Umfang eine Druckersprachvariante „im Zuge der allgemeinen sprachlichen Ausgleichsprozesse“ (S. 34) in einer anderen Druckregion Aufnahme finden kann.

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lokaler Druckersprachen, vgl. Kettmann 1984, 1987 –, sondern auf vermuteten Korrelationen der für Druckerzeugnisse einzelner Druckorte charakteristischen Varianten mit folgenden größeren Dialekträumen: Westmitteldeutsch, Ostmitteldeutsch, Nordoberdeutsch, Westoberdeutsch, Ostoberdeutsch. Die Gleichsetzung dieser Dialekträume mit druckersprachlichen Arealen erfolgt aufgrund der räumlichen Verteilung größerer Druckorte auf deutschem Gebiet, die sich wiederum durch die Anzahl der – etwa innerhalb von 50 Jahren tätigen – Drucker bestimmen lassen (Stopp 1978).27 Der westoberdeutsche Dialektraum wird dabei gewöhnlich in eine schwäbische, eine alemannisch-oberrheinische und eine innerschweizerische Druckregion unterteilt (vgl. v. Polenz 1994: 172). Lokale Druckersprachen andererseits werden durch Verallgemeinerung von gemeinsamen sprachlichen Merkmalen mehrerer, aufgrund bestimmter (im Hinblick auf mehrere lokale Druckersprachen keineswegs einheitlich verwendeter) Kriterien gewählter Druckerzeugnisse vom jeweiligen Ort definiert. Die in den einzelnen Untersuchungen verwendeten Auswahlkriterien sind i.d.R. vereinfachend, indem sie die Bestimmung des sprachlichen Anteils von Individuen am Drucklayout und deren Berücksichtigung bei der Korpuszusammenstellung nicht erfordern (z.B. Stopp 1979, Stockmann-Hovekamp 1991; Gerhard Kettmann, der unter ‘Drucker’ den Komplex Setzer und Korrektor versteht, entwickelt eine Testreihe zur Bestimmung des sprachlichen Anteils von ‘Drucker’ und Autor am gedruckten Text, Kettmann 1984).28 Bezüglich der Modalitäten, wie die auf die oben erwähnte Weise definierten Druckersprachen den Sprachausgleich fördern, wird in Sprachausgleichmodellen 27

Zwar bemerkt Stopp (1978: 242), dass die Druckersprachen innerhalb der Regionen örtliche usw. Ausprägungen zeigen können, „welche in spezifischer Weise den Entstehungsprozeß der neuhochdeutschen Schriftsprache beeinflußt haben können“, er meint aber zugleich, die Frage, ob solche örtlichen und sonstigen Ausprägungen existierten, ließe sich anhand der Angabe, „welche und wieviele deutschsprachige Bücher von welchen Druckern wann wo in welcher Auflagenhöhe hergestellt wurden“, entscheiden. Auch Stopp stellt also nicht die Frage nach der Art der Beeinflussung. Selbst wenn die von ihm gewünschten Angaben zur Verfügung stünden, ließe sich nur feststellen, dass bestimmte Ausprägungen den Entstehungsprozess der nhd. Schriftsprache beeinflusst haben können, nicht aber, dass sie ihn beeinflusst haben. 28 Der Anteil von Druckereimitarbeitern an der sprachlichen Gestaltung des Druckes wurde bisher vor allem im Falle Luthers untersucht, s. Wolf 1984. Vgl. noch Kettmann 1987a (bes. S. 246), Besch 1984 zu sprachlichen Modifizierungen der Lutherbibeldrucke bis zum 18. Jahrhundert in Wittenberger und Hallenser Druckereien sowie den Ausstellungskatalog Die Bibel (1992) mit einer kurzen Zusammenfassung der Geschichte des deutschsprachigen Bibeldrucks. Die Lektüre der drei letzteren Studien lässt die Komplexität der Frage nach der Rolle des Buchdrucks beim Sprachausgleich erkennen. Vgl. noch Meiß 1994.

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nur festgestellt, dass die Druckersprachen einen hohen Prestigewert besaßen und deshalb nachgeahmt wurden (z.B. Stockmann-Hovekamp 1991: 21) bzw. dass sie dialektale, z.T. regionale sprachliche Formen als Hindernisse für den Verkauf mieden (vgl. Hartweg 2000). Beide Formen des Sprachausgleichs scheinen plausibel. Der ursächliche Zusammenhang zwischen Prestigewert und Nachahmung bzw. Meidung dialektaler Formen und Verkaufsabsicht wird aber i.d.R. nicht nachgewiesen. Verbreitung, Verkauf, Lektüre, sprachliche Wirkung von Drucktexten erfolgten von Fall zu Fall auf unterschiedliche Weise,29 so dass die schlichte Korrelierung statistischer Parameter – z.B. Anzahl der Druckpressen, Auflagenhöhe usw. – mit Geltungsbereich bzw. mit Prestigewert Sprachausgleichsprozesse weder modelliert, noch ist sie an sich selbstverständlich. In der Sprachausgleichsforschung wird angenommen, dass Textproduzenten, um sozialen oder geschäftlichen Erfolg (z.B. den Verkauf von Drucken) zu erzielen, die Sprache ihrer Texte oft der Sprache der Adressaten anpassen. Sie verwenden Wörter und Schreibformen, die für die Sprache der Adressaten charakteristisch sind oder von denen sie denken, dass sie charakteristisch sind und sie vermeiden für die Adressaten vermutlich nicht verständliche Wörter. Empfängerorientierte Sprachverwendung ist ein plausibler Begründungsfaktor für Sprachausgleich bzw. Sprachwandel, dies belegen reichlich moderne soziolinguistische Untersuchungen (z.B. Labov 1973). Für historische Fälle wird Adressatenspezifik dann angenommen, wenn ein Vergleich von an unterschiedliche Adressaten gerichteten Texten eines Schreibers oder einer als homogen betrachteten Schreibergruppe systematische sprachliche Unterschiede aufdeckt, die in gegenseitigem Zusammenhang mit dem Sprachgebrauch des jeweiligen Adressaten stehen.30 Kausa29

Formen von Verbreitung, Verkauf und Lektüre gedruckter Bücher bzw. Texte werden von der Buchgeschichtsforschung eingehend untersucht (vgl. z.B. Kühne 1967), deren Methoden und Fragestellungen fanden aber bisher keinen Eingang in die Sprachausgleichsforschung. 30 Besch 1968 weist nach, dass Adressatenspezifik mit der Verwendung regionaler Varianten korreliert (das Konzept ADRESSATENSPEZIFIK selbst nennt er nicht). Aufgrund eines Vergleichs von 68 Handschriften des Erbauungsbuches von Otto von Passau stellt er fest, dass die dort vorhandenen lexikalischen Varianten (etwa s(ch)wester vs. suster, gewesen vs. gesin vs. gewest usw.) geographisch beschreibbare Verteilungen zeigen. Bestimmte Varianten kommen in auf alemannischem, andere in auf mitteldeutschem oder niederdeutschem (usw.) Gebiet erhaltenen Handschriften vor. Zwar klärt Besch nicht das Verhältnis der Handschriften zueinander, weshalb sich aus seiner Studie nicht herausstellt, ob die Varianten in den Einzelhandschriften von den Abschreibern bewusst gewählt (und sie somit von der Vorlage abweichen) oder aus der jeweiligen Vorlage übernommen wurden. Die Studie beweist jedoch, dass es möglich ist, großräumig verbreitete Texte mit identischer Textfunktion zu finden und die in diesen Texten in gleicher sprachlicher Umgebung

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lität zwischen Sprachgebrauch und vermuteter Schreiberintention wird in diesen Modellen aber nicht nachgewiesen,31 sondern bei einer bestimmten Konstellation der sprachlichen Daten und der Entstehungsumstände der Texte – z.B. bei Unterschieden in zwei Texten von demselben Schreiber, von denen der eine für lokalen oder gar privaten Gebrauch, der andere für großräumige Verbreitung durch Druck bestimmt war – als gegeben angenommen. Die Annahme wird durch intensivierende Wörter wie offenbar quasi auch nachgewiesen (bspw. in Bickel 2000: 41 oder in Freund / Schmitt / Stopp 1980: 274), mit Argumenten aber nicht unterstützt.32 Eine Ausnahme stellt teilweise die Untersuchung Robert Möllers zur Empfängerorientierung in Briefen des Kölner Rates im 15. Jahrhundert dar (Möller 1998): Die Verteilung der sprachlichen Daten in seinem umfassenden und gut strukturierten Korpus lässt die Annahme der auf die Verwendung hoch- bzw. niederdeutscher Schreibvarianten gerichteten Absicht der Kölner Ratsschreiber als sehr plausibel erscheinen. Auch Möller weist Kausalität zwischen Variantenverwendung und Schreiberintention auf der Ebene individueller Schreiber jedoch nicht nach – das Sprachverhalten der Einzelschreiber kann er allerdings gar nicht untersuchen, denn die meisten Briefe in seinem Korpus sind nur in Abschrift erhalten. Die einfache Korrelierung von Variantenverteilung (als Folge) und hypothetischer Textfunktion (als Resultante) im Kontext der Sprachausgleichsforschung – als Beispiele wurden Bickel 2000 und Freund / Schmitt / Stopp 1980 erwähnt – verwischt die Frage, wie (und wo) Sprachausgleich erfolgte. Die Sprachkompetenz von in demselben Ort lebenden Schreibkundigen war dabei – aus Erkenntnissen der Gegenwartslinguistik geschlussfolgert – nicht homovorkommenden Varianten mit ihrer Bindung an den regionalen bzw. lokalen Usus zu erklären. 31 Unter ‘nachweisen’ verstehe ich die möglichst vollständige Ausschließung der Möglichkeit der Annahme eines anderen Grundes für die sprachliche Gestaltung der untersuchten Texte als die vom Schreiber intendierte Anpassung an die Sprache der Adressaten (vgl. Weston 1987: 37–45; Selbstverständlich enthält wie alle anderen Beweisführungen auch die Beweisführung in diesem Sinn zahlreiche nicht bewiesene oder nicht beweisbare Elemente.). 32 „HENRICPETRI [war] in vielen Fällen offenbar durch die Drucksprache seines Geschichtswerkes beeinflusst [beim Entwurf eines Missivs, J.N.] […] Der Schreiber [der Reinschrift] passte dagegen den Entwurf in der endgültigen Fassung wieder der lokalen Schreibsprache an.“ (Bickel 2000: 41). Bickel weist die Kausalität auch für die zweite Behauptung nicht nach. Seine Formulierung („passte an“) impliziert zudem, dass die beobachtete Sprachverwendung des Schreibers nur eine Ausprägung seiner (Schreib)Sprachkompetenz darstellt, die also mindestens zwei Varietäten umfasst – was ebenfalls nicht nachgewiesen wird.

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gen. Um Adressatenspezifik im Fall von Texten unterschiedlicher Schreiber mit unterschiedlicher Variantenverteilung nachzuweisen, müsste gesichert werden, dass die Produzenten der zu vergleichenden Texte über ähnliche Sprachkompetenz verfügten. Dies setzt voraus, dass die Textproduzenten bekannt sein müssen. Sie sind aber entweder – besonders bei Drucktexten – nicht bekannt (z.B. Freund / Schmitt / Stopp 1980) oder wenn sie bekannt sind, wird in der Forschungsliteratur in der Regel nicht genannt, in welcher Beziehung die Variantenverteilung zu ihrer Sprachkompetenz steht (z.B. Bickel 2000). Im Vorigen haben wir gesehen, dass Sprachausgleichsmodelle zumeist statistisch messbare Unterschiede in der Variantenverteilung in zwei als verschieden betrachteten Textgruppen durch Unterschiede in der Herkunft und Ausbildung der Schreiber bzw. in der Textfunktion begründen wollen. Unter anderem das statistische Verständnis des sprachlichen Hintergrundes der Texte und der vom Textproduzenten losgelöste Parameter ‘Textfunktion’ rückt die Frage, wie Sprachausgleich erfolgt und somit das Individuum in den Hintergrund. Obwohl zum Sprachausgleich (bzw. zum Sprachwandel) gerade Veränderungen im Sprachverhalten von Individuen führen.33 Es liegen jedoch Untersuchungen zu historischen Orts- bzw. Gruppensprachen vor, in denen auf den Sprachgebrauch von Individuen systematisch reflektiert wird. Sie dokumentieren individuelle Variantenverteilungen, systematisch – indem sie die Realisierung aller untersuchten Variablen für Individuen angeben – oder in Bezug auf einzelne Variablen. Mit Schwob 1971 liegt auch ein Katalog möglicher Verkehrs- und Bewertungskonstellationen von Varietäten in Fällen vor, wo Sprachausgleich in einer der Varietäten teilweise oder gänzlich durchgeführt wurde. Eine Begründung individuellen Sprachusus’ durch unter gegebenen Varietätenkonstellationen durchgeführte hypothetische Sprachstrategien fehlt jedoch.34 Ob sie überhaupt möglich ist, hängt von der Quellenlage ab. Um 33

Eine Forderung nach Berücksichtigung des Sprachverhaltens bzw. der sprachlichen Einstellung von Individuen gegenüber statistischem Zugriff auf geographisch bzw. soziologisch definierte Sprachvarietäten wird vor allem in der Soziolinguistik und der Dialektgeographie explizit gestellt (Macha 1986; vgl. auch Glaser 2003, bes. 60ff.). In der historischen Linguistik weist auf die Rolle des Individuums für die Sprachausgleichsforschung z.B. Mattheier 1981 hin. 34 Ähnliche Fragen untersucht Arend Mihm. Er vermutet z.B. aufgrund der Untersuchung eines Duisburger Gerichtsbuches (1563–1593) zeitliche Unterschiede in der sprechsprachlichen Übernahme hochdeutscher sprachlicher Varianten durch unterschiedliche, wohl definierbare Gruppen von Individuen. Die Konstellation der übernommenen Varianten ermöglicht es ihm sogar, den Ort der Übernahme – Köln – zu bestimmen (Mihm 2003).

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das Problem zu explizieren, wird hier kurz auf diejenigen Untersuchungen eingegangen, die auch individuellen Sprachgebrauch reflektieren.35 Diese sind Kanzleisprachenuntersuchungen, denn nur in Kanzleien finden sich zur gleichen Zeit oder einander folgend tätige Schreiber, bei deren Schrifterzeugnissen die für die Annahme der Gleichheit der Sprachvarietät notwendigen Parameter (Wohnort, Vertrautheit mit ähnlichen Texten, Textsorte, Adressat usw.) konstant gehalten werden können. Gerhard Kettmann (21969) vergleicht 138 Texte von 53 Schreibern der kursächsischen Kanzlei aus dem Zeitraum 1486–1546. Die ermittelten Buchstabenvarianten (den Variablenkatalog bildet das mhd. Lautsystem) korreliert er mit lautlichen Umgebungen, etwa mit bestimmten Silbentypen oder mit Fällen von Lautwandel. Die Variantenwahl richtet sich bei den einzelnen Schreibern weitgehend nach diesen als prototypisch aufgefassten Korrelationen (Kettmann gibt keine prozentualen Verteilungswerte an). Sie wird von Kettmann nur insofern explizit reflektiert, als sie vom prototypischen Fall, also vom Kanzleiusus, abweicht. Diese Reflexion besteht in Aussagen folgenden Typs: „Schreiber N. verwendet statt der prototypischen Variante A Variante B“. Die Geltung dieser Aussagen wird oft durch die Frequenzangaben ‘gewöhnlich, sporadisch, vereinzelt’ abgegrenzt. Die Verteilung der Varianten wird aber nicht ausführlicher dargestellt.36 Kettmann reflektiert auf den Sprachgebrauch der Schreiber als Individuen auf folgende Weise: Einerseits begründet er grundle35

In Bezug auf Sprachausgleich interessiert individueller Sprachgebrauch dann, wenn er mit dem Sprachgebrauch weiterer Individuen oder desselben Individuums in anderen Texten verglichen wird. Individueller Sprachgebrauch wird auch in einer Reihe von Untersuchungen reflektiert, welche die Erschließung des Sprachgebrauchs einzelner Individuen in einzelnen Texten anstreben (z.B. Ernst 1988, Piirainen 1968), die aber für die Sprachausgleichsforschung nicht primär von Belang sind. Ferner stellt Luther einen besonderen Fall dar, denn sein Sprachgebrauch wurde aus fast allen möglichen, für den Sprachausgleich relevanten Aspekten untersucht. In Bezug auf den Verlauf des Sprachausgleichs, um den es hier geht, interessiert aber nicht der Sprachgebrauch eines einzelnen Individuums – und seine vermeintliche Wirkung auf den Sprachgebrauch anderer –, sondern der Sprachgebrauch mehrerer Individuen einer wohl definierbaren Sprachbenutzergruppe. Es genügt hier deshalb auf Wolf 1996 (mit einer extensiven Bibliographie) hinzuweisen. Die wichtigsten Fragen bezüglich Luthers Rolle im Sprachausgleich diskutieren Arndt / Brandt 1983 in gegenseitigem Zusammenhang. Luthers Wirkung auf regionale Sprachvarietäten wurde selten untersucht und auch diese Untersuchungen sind methodisch fragwürdig (z.B. Klaster-Ungureanu 1985) oder sie fassen die ‘Luthersprache’ zu allgemein, als dass sie die Wirkung konkreter Texte bzw. Textgruppen auf den Sprachgebrauch konkreter Individuen nachweisen könnten (z.B. Wiesinger 1987). 36 Bei vielen Varianten gibt Kettmann zudem an, dass sie zwar prototypisch, aber lexembedingt sind.

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gende, sich in kurzer Zeit vollziehende Änderungen in der Variantenverteilung mit Änderungen im Kanzleipersonal. Ab 1520 vermehren sich z.B. süddeutsche graphemische Varianten im kursächsischen Kanzleischreibgebrauch und zur gleichen Zeit wird die Kanzlei durch neues Personal besetzt (Kettmann 21969: 49f.). Andererseits geht er – auf einzigartige Weise in der Fachliteratur – in einem (allerdings kurzen) Kapitel eigens auf das Sprachverhalten der Schreiber ein („Die Schreiber und ihr Verhältnis zur Kanzleisprache“, ebd., S. 298–307). Da eine der grundlegendsten Fragen der Sprachausgleichsforschung, wie eine Norm entsteht, über die Beobachtung individuellen Sprachverhaltens beantwortet werden kann, und sie auf Individuen bezogen i.d.R. jedoch nicht einmal gestellt wird, sollen hier Kettmanns Beobachtungen über das Verhältnis der Schreiber zur Kanzleisprache referiert werden. a, Schreiber schwanken zwischen Varianten oft innerhalb desselben Schreibens (ebd., S. 299); b, Schreiber schwanken zwischen Varianten oft im Verhältnis von mehreren Schreiben von demselben Tag, wobei sie in den einzelnen Schreiben evtl. jeweils konsequent nur eine Variante benutzen oder lediglich in einem Schreiben konsequent nur eine Variante benutzen, in einem anderen jedoch Varianten mischen (ebd., S. 299f.); c, Schreiber können moderne Schreibweisen bevorzugen, alte meiden (ebd., S. 300f.); d, Moderne und alte Formen können vom gleichen Schreiber im gleichen Dokument verwendet werden (ebd., S. 302); e, Schreiber können mit der Zeit ihren Schreibgebrauch ändern (ebd., S. 301); f, Variantenwahl kann von dem Alter der Schreiber abhängen (ebd., S. 301); g, Variantenwahl wird durch Tradition beeinflusst. Besteht kein unmittelbarer Kontakt zwischen zwei Schreibergruppen, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass die zweite Schreibergruppe von denen der ersten Schreibergruppe abweichende Varianten bevorzugt, höher (ebd., S. 303); h, Konzept und Original können gleicherweise schreiberspezifische Varianten aufweisen (ebd., S. 306); i, Kopiert ein Schreiber B die Schrift von Schreiber A, kann er die für A charakteristischen Varianten gegen die für ihn (Schreiber B) charakteristischen Varianten austauschen (ebd., S. 307).37

Ferner macht Kettmann Feststellungen, die auch in der sonstigen Literatur gewöhnlich sind; z.B. dass die Variantenwahl mit der Herkunft des Schreibers zusammenhängen kann. c–g sind wohl keine Beobachtungen, sondern Interpretationen, die Variantenverwendung mit außersprachlichen Faktoren erklären. Die Aussagen a, b, h, i, betreffen ausschließlich die Variantenverteilung und stellen 37

Er kann aber auch die von A benutzten Varianten unverändert übernehmen, auch wenn seine Schreibweise von der von A abweicht, Tennant 1985: 181.

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Beispiele möglicher Beobachtungen in einem ersten Schritt der Erschließung individuellen Sprachverhaltens dar. Kettmann geht es nicht darum, anhand der Erforschung des Sprachverhaltens mehrerer Individuen den Prozess der Entstehung einer Norm zu rekonstruieren, sondern darum, den prototypischen Sprachgebrauch einer Schreibergruppe darzustellen (selbstverständlich mit prototypischen Abweichungen von den Leitvarianten). Individuelles Sprachverhalten interessiert ihn deshalb nur insoweit, als es Abweichungen vom Usus erklärt. Die oben referierten Aussagen über das Verhältnis der Schreiber zur Kanzleisprache belegt er dementsprechend mit Beispielen, im Mittelpunkt steht jedoch nicht die systematische Untersuchung dieses Verhältnisses. Die postkettmannsche Literatur stellt selten die Frage nach dem Verhältnis von Schreiber und Sprache. Auf individuellen Sprachgebrauch wird, wenn überhaupt, in der Regel nur insofern reflektiert, als einerseits neben der Angabe der Häufigkeiten der zu den Variablen gehörenden möglichen Varianten in einem aus Schriften mehrerer Schreiber bestehenden Korpus auch das angegeben wird, welcher Schreiber wie oft die einzelnen Varianten verwendet (z.B. Fleischer 1970, bes. S. 435–463). Die Darstellung der Abweichungen vom Usus kann auch sehr transparent erfolgen, indem man für die einzelnen Schreiber die prototypischen Abweichungen von den Leitvarianten sämtlicher Variablen in gesonderten Kapiteln angibt (z.B. Tennant 198538). Dieses Verfahren gewährt Einblick in den individuellen Sprachgebrauch von Schreibern (und es ist in vieler Hinsicht inspirativ), nicht jedoch in ihr Sprachverhalten im obigen Sinne. Andererseits wird, selten, die Variantenverteilung für alle Schriften im Korpus angegeben. Die Variantenverteilung im Korpus lässt sich dann als Summe der Variantenverteilungen in den einzelnen Dokumenten beschreiben. Auf diese Weise wird die Variantenverteilung in Ernst 1994 beschrieben. Ernsts Neuerung besteht darin, dass sein Korpus auch zu Schreibern nicht zuzuordnende Urkunden enthält. Seine Leitfrage bleibt aber die gleiche wie bei Untersuchungen, die auf individuellen Sprachgebrauch nicht reflektieren: Durch welche Varianten werden ab ovo gegebene Variablen in einem Korpus, d.h. in der Sprache einer wohl definierbaren Schreibergruppe prototypisch realisiert und welche prototypischen Abweichungen zeigen sich? Das Individuum interessiert die Sprachgeschichte bzw. die Sprachausgleichsforschung also insofern, als es Teil eines überindividuellen Sprachsystems ist. Versuche, individuelles Sprachverhalten zu rekonstruieren, liegen kaum vor. Ein 38

Das Bezugssystem, den Usus der Maximilianischen Kanzlei bestimmt bzw. erschließt Tennant nicht selbst, sondern sie übernimmt es aus Moser 1977. Ihr Verfahren zeigt übrigens, in welchem Ausmaß bei der Annahme eines gruppenspezifischen Usus generalisiert wird (so auch Tennant explizit, 1985: 180f.).

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Beispiel dafür, wie solche Rekonstruktionen erfolgen können, stellt Elmentaler 2000 dar. Er vergleicht zwei Duisburger Schreiber, Vater und Sohn, aus dem 15. Jahrhundert, von denen angenommen werden kann, dass sie sich „in Hinblick auf gesellschaftlichen Status und ihre lokale Schreibkompetenz“ nicht unterschieden (Elmentaler 2000: 54). Er beobachtet zweierlei: Erstens, dass der jüngere Schreiber weniger Varianten als der ältere verwendet und zweitens, dass die beiden Schreiber die Vokalgraphe zum Teil in jeweils unterschiedlichen Kontexten verwenden. Vorausgesetzt, dass das zugrunde liegende Lautsystem bekannt ist, lässt sich annehmen, dass der jüngere Schreiber Lautunterschiede (folgekonsonanzbedingte Unterschiede in der Vokalquantität) schriftlich konsequent wiedergibt, während der ältere Schreiber lautetymologische Differenzen der Vokalreihen graphemisch markiert. Vgl. noch Elmentaler 2003. Rekonstruktionsversuche von Sprachverhalten (das per definitionem an Individuen gebunden ist) wie in Kettmann 21969 und Elmentaler 2000 liegen in der Sprachausgleichsforschung nur sehr vereinzelt vor, die ‘Sprache’ von Individuen ist für sie zumeist nur als Teil des jeweils zu rekonstruierenden überindividuellen Sprachsystems interessant. Dass die Rekonstruktion individuellen Sprachverhaltens für die Modellierung von Sprachausgleich wesentlich ist, zeigen jedoch neben den obigen Überlegungen auch gegenwartslinguistische Untersuchungen. Soziolinguistische sowie dialektologische Untersuchungen heutigen Sprachgebrauchs zeigen, dass in der Modellierung historischer Sprachsituationen verwendete Schemata keineswegs ausreichen, Sprachsituationen genügend zu beschreiben.39 Sowohl Schemata wie die Annahme dreier prototypischer Sprachvarietäten in Städten (Dialekt – regionale Verkehrssprache – überregionale Ausgleichssprache, wie auch immer ‘regional’ verstanden wird), als auch solche wie die Annahme ähnlicher Sprachkompetenz bei ähnlicher Schulung, sogar bei gleichen Schulen, sind vereinfachend (zur Dreiteilung ortssprachlicher Varietäten vgl. Moosmüller 1991, zu Kompetenzunterschieden bei ähnlicher Schulung Veith 1975). Eine Aufgabe künftiger Sprachausgleichsforschung ist deshalb die Modellierung von Sprachverhalten. 39

Dass sich historische und moderne Sprachsituationen (vielleicht auch prototypisch) unterscheiden (können), ist irrelevant. Auch moderne Sprachsituationen unterscheiden sich. Untersuchungen zu modernen Sprachsituationen können diese deshalb weniger schematisch modellieren, weil ihnen alle notwendigen biographischen Daten über die Gewährspersonen zur Verfügung stehen. In historischen Untersuchungen stehen sie nicht zur Verfügung. Würde man jedoch auch in der historischen Sprachausgleichsforschung ähnliche Fragen bezüglich Ortssprachen usw. wie in der Gegenwartslinguistik stellen, ließen sich vielleicht auch zur Beantwortung dieser Fragen mehr oder weniger geeignete Korpora zusammenstellen.

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Die Aufdeckung individuellen Sprachverhaltens ist eines der Ziele der vorliegenden Arbeit. Um dieses Ziel und die weiteren Ziele der Arbeit herauszustellen, sollen hier zwei Detailfragen der Sprachausgleichsforschung angesprochen werden: 1. Welche sind die für den Sprachausgleich maßgeblichen (d.h. vorbildlichen) Sprachvarietäten vom 16. bis zum 18. Jahrhundert und wie sieht die ausgeglichene Schreibsprache aus? 2. Welche Stellung nimmt Österreich in Sprachausgleichsmodellen ein? In der Forschung wird gewöhnlicherweise angenommen, dass die Entstehung der schriftlichen Standardsprache Neuhochdeutsch erst im 18. Jahrhundert abgeschlossen wurde (Moser 1957: 140–183, v. Polenz 2000: 159, kritisch dazu Elspass 2005). Von Polenz versteht darunter, dass aus konkurrierenden sprachlichen Varianten jeweils nur noch eine mit höchstem Verbreitungsgrad und Prestigewert erhalten blieb, wobei vor allem auffällige dialektale Varianten untergingen (v. Polenz, ebd.). In der Schreibsprache von heute liegt Varianz allerdings weiterhin vor, sowohl auf Sprachsystem- – z.B. die durch die neue Rechtschreibung erlaubte Varianz – als auch auf individueller Ebene (z.B. die individuell unterschiedliche Akzeptanz der ab 1996 eingeführten neuen Rechtschreibregeln bzw. die in bestimmten Texttypen, z.B. Privatbriefen, von manchen Schreibern verwendeten dialektalen Formen). Andererseits verwendeten die sozialen Mittelund Unterschichten in ihren Schreiben um 1800 noch dialektale Varianten und sie konnten vielleicht auch nicht anders (dies belegen Beispiele aus Ödenburg). Laut Moser (1957: 165) fand die allgemeine Form der deutschen Schriftsprache erst mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht im 19./20. Jahrhundert bzw. mit der Breitenwirkung der deutschen Dichtung um 1800 „Eingang bei der Mittel- und Grundschicht“. Die Beurteilung, wann der Ausgleich der deutschen Schriftsprache abgeschlossen wurde, ist in der Fachliteratur also nicht einheitlich und die Feststellung des Abschlusszeitpunktes ist u.a. mit der Schwierigkeit verbunden, dass Varianz auch in der heutigen Schriftsprache möglich ist. Von Polenz überwindet die Definitionsschwierigkeiten, indem er hinzufügt, die Entstehung der „kulturnationalen“ Standardsprache wurde im 18. Jahrhundert abgeschlossen. Er versucht also, außersprachliche Anhaltspunkte für die Abgrenzung zu finden. Auch auf die Frage, wie der Entstehungsprozess der schriftlichen deutschen Standardsprache zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert im Detail verlief, geben Sprachausgleichsmodelle keine genaue Antwort. Ihre Antwort ist vielmehr pauschal, sie besteht aus einer geringen Anzahl narrativer Figuren. Grundgedanke ist, dass das sprachliche Vorbild im gesamten Zeitraum eine regionale Varietät, nämlich das Ostmitteldeutsche war, welches somit das Gerüst der entstehenden

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Standardsprache bildete.40 ‘Ostmitteldeutsch’ ist dabei die Menge einiger wohl definierbarer Sprachvarietäten aus dem omd. Sprachraum, welche gewisse sprachliche Merkmale gemeinsam hatten (z.B. die fehlende Apokope, das Suffix -nis usw.). Diese Sprachvarietäten sind Luthers Sprache bzw. die Wittenberger Druckersprache, die Sprache der Dresdener bzw. der Meißner Kanzlei sowie die Sprache bestimmter literarischer Vorbilder (die z.T. auch ihrerseits auf den vorigen Sprachvarietäten basieren) bzw. normativer Texte (z.B. Grammatiken, Wörterbücher). Aus dieser Bestimmung von ‘Ostmitteldeutsch’ ergibt sich, dass die genannten Sprachvarietäten auch primär nicht omd. – z.B. ostoberdeutsche – sprachliche Merkmale aufweisen konnten und auch wieder aufwiesen.41 Die anderen Regionen übernahmen von den eigenen abweichende und höher als jene bewertete omd. sprachliche Merkmale auf unterschiedlichen Foren, in unterschiedlicher zeitlicher Verteilung (z.B. lexemgebundene Variantenübernahme mit verzögertem Systemausgleich durch Analogie usw.).42 Zu diesen Foren zählten u.a. die Frankfurter und Leipziger Buchmessen (vgl. Wittmann 1999: 63ff. bzw. 473 mit weiterer Literatur), reformierte Kirchen und der schulische Deutschunterricht. Parallel dazu verloren die nicht im ganzen deutschen Sprachgebiet bzw. im gesamten Zeitraum vorbildlichen Sprachvarietäten – z.B. die oberdeutsche Sprache der Reichstagsabschiede – zunehmend an Bedeutung.

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Dieser Gedanke ist – auch in seinem Aufbau – ein (allerdings mit neuen Beobachtungen, z.B. über die Verbreitung von Grammatiken und Wörterbüchern auf omd. Grundlage vor allem im 18 Jahrhundert unterstütztes) Analogon der zeitgenössischen Sprachurteile. Die Mehrheit dieser Sprachurteile hebt die Vorbildlichkeit des Omd. lediglich hervor, sie sagt aber nicht, ob und wenn ja, welche omd. sprachlichen Merkmale von wem auf welche Weise übernommen wurden. Selbst die ausführlichsten Stellungnahmen wie die von Philipp von Zesen von 1651 spezifizieren diese allgemeine Aussage nur insoweit, als sie die Vorbildhaftigkeit für lokale bzw. schichtenspezifische Varietäten (z.B. die Sprache Meißens, die Sprache der Vornehmen) einschränken (vgl. Josten 1976, zu Ph. v. Zesen: ebd. S. 30). Wie irreführend jedoch die unreflektierte Übernahme zeitgenössischer Sprachurteile in die moderne sprachhistorische Konzeptbildung sein kann, hat E.C. Tennant (1985: 47ff.) am Beispiel der unbegründeten Annahme der Rolle des kaiserlichen Kanzleischreibers Niclas Ziegler in der Verbreitung der kaiserlichen Kanzleisprache aufgrund der Übernahme der entsprechenden Äußerung Johannes Ecks (1537) in der Fachliteratur gezeigt. 41 So weist die ‘Sprache Luthers’ bzw. seiner Drucke auch oberdeutsche Merkmale auf (s. z.B. Bach 1984). 42 In Norddeutschland verbreitete sich im 16.–18. Jahrhundert die hochdeutsche Schriftsprache auf „ostmitteldeutscher“ Grundlage nicht in Ausgleichs-, sondern in Ablösungsprozessen. Zur Begründung und zum Verlauf vgl. Maas 1985, bes. 617.

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Die Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache, der „schriftlich durchgesetzte[n] Gemeinsprache“, wurde nach Reiffenstein (1988: 27) um die Mitte des 18. Jahrhunderts bzw. in den 1760er Jahren abgeschlossen (vgl. auch Tauber 1993). Das bedeutet, dass die Mehrzahl oberdeutscher sprachlicher Varianten in der Schrift offizieller bzw. öffentlicher Instanzen (Verwaltung, Schule, Schriftsteller) in Österreich und Bayern erst zu dieser Zeit als verschwunden gilt. Diese Sicht wird in der Fachliteratur weiter differenziert: Zwar fielen wichtige Schritte der Verbreitung der ostmitteldeutschen Sprachnorm in Österreich in die 1740– 50er bzw. 1760er Jahre, die Norm setzte sich aber erst allmählich durch (vgl. Wiesinger 1995, 1999). Die Durchsetzung der Norm ging „vom Prestige und Einfluß Gottscheds und seiner Anhänger“ in der Zeit zwischen 1740 und 1790 „im Zusammenhang mit der verspäteten Rezeption der vor allem von Leipzig ausgehenden Aufklärungsideen und der sie verbreitenden wissenschaftlichen und literarischen Publikationen“ aus (von Polenz 1994: 174). Wie dieser Prozess jedoch verlief bzw. wann er endete, wird lediglich in zwei Typen von Geschichten modelliert (zu einer Liste der Elemente dieses Prozesses vgl. von Polenz 1994: 175f.). Einerseits werden Gottscheds Grundlegung einer Deutschen Sprachkunst (1. Aufl. 1749) und die in Österreich in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts erschienenen Grammatiken in Bezug auf Morphologie verglichen (Roessler 1997). Roessler stellt allerdings keinen positiven Katalog derjenigen sprachlichen (morphologischen) Merkmale auf, die den Endpunkt der sprachlichen Vereinheitlichung repräsentieren, sondern er vergleicht in Gottscheds Sprachkunst die Grammatik, die den ‘Ausgangspunkt’ des „Sprachausgleichs“ in Österreich im 18. Jahrhundert bildete,43 mit den einzelnen Stationen der Normfindung in Form weiterer Grammatiken. Besonders wichtig waren dabei die sprachlichen Varianten in der auf Johann Ignaz Felbiger (vor allem auf seine Verbesserte Anleitung zur deutschen Sprachlehre, 1779) bzw. anonyme Autoren zurückgehenden und „im Zeichen Adelungs Deutscher Sprachlehre (1781)“ stehenden (Roessler 1997: 125f.) Wiener Deutschen Sprachlehre aus 1794, denn dieses Buch wurde bis 1848 jährlich unverändert nachgedruckt und war grundlegender Lehrstoff im Deutschunterricht44 (Wiesinger 1999: 208). Andererseits wird die Kritik – besonders von Johann Heinrich Gottlob (von) Justi, Joseph von Sonnenfels, Paul Graf Amor von Soria und Samuel Riedl – am deutschen Schriftsprachgebrauch in Österreich aus den 1760–80er Jahren referiert und die von den Kritikern genannten sprachlichen Fehler werden als charakteristische Merkmale des österreichischen Schriftsprachgebrauchs angesehen (Wiesinger 1995). Die Durchsetzung der in den 43

‘Ausgangspunkt’ in relativem (normativem) Sinn. Omd. Varianten verbreiteten sich in Österreich bereits im 17. Jahrhundert (vgl. Rössler 2002). 44 Ab 1774 bestand zudem allgemeine Schulpflicht in Österreich.

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Grammatiken geforderten Normen – die auch orthographische sind, welche Roessler nicht untersucht – ist bisher jedoch nicht und der Geltungsgrad einiger charakteristischer österreichischer Schriftsprachfehler lediglich in gedruckten Texten untersucht worden (Rössler 2005, vgl. noch Wiesinger 1983). Einen Endpunkt für den Sprachausgleich auszuwählen bleibt auch für Österreich immer willkürlich. Man kann z.B. fnhd. Schreibungen an Normgrammatiken (an Gottscheds oder Adelungs Grammatik) messen und den Sprachausgleich bei der Etablierung eines mit diesen Grammatiken mehr oder weniger übereinstimmenden graphemischen und morphologischen Usus in der kaiserlichen Verwaltung als abgeschlossen betrachten. Ebenso kann man die Einführung von Gottscheds Sprachkunst i.J. 1750 als Lehrstoff an der Theresianischen Akademie, wo Verwaltungsbeamte ausgebildet wurden, die Einführung der Wiener Deutschen Sprachlehre i.J. 1794 als Lehrstoff im Deutschunterricht sowie die Festlegung einer Rechtschreibnorm in den Orthographiekonferenzen ab 1876 zum Endpunkt des Sprachausgleichs erklären. Die Entstehung einer Norm kann auf eine Weise nicht definiert werden, nämlich als Erreichen eines Zustands, wo im gesamten Schrifttum eine einheitliche Orthographie erscheint. In Untersuchungen zum Sprachausgleich in Österreich spielt die Frage, wie die vereinheitlichte Sprache definiert werden kann, jedoch keine Rolle. Untersucht wird, wie bestimmte Ereignisse (z.B. Oberschreiberwechsel in einer Kanzlei, Einfuhr der Reformationsliteratur usw.) in Richtung Sprachausgleich führten, indem sie auf die Vereinheitlichung des Usus wohl definierter Schreibergruppen einwirkten. Die Untersuchungen sind punktuell. Sie berichten über die Einwirkung einzelner, voneinander zeitlich, örtlich, situativ oft entfernter Ereignisse auf den Schriftsprachgebrauch unterschiedlicher Schreibergruppen bzw. einzelner Schreiber. Sie modellieren aber nicht, wie sich der Schreibusus innerhalb einer schriftlichen Sprachvarietät in einer längeren, für den Sprachausgleich wesentlichen Zeitperiode verändert. Mit der vorliegenden Arbeit, die den Buchstabengebrauch der Ödenburger Stadtkanzlei als prototypischen Fall des Schreibusus in ostbairisch-österreichischen Kanzleivarietäten vom 16. bis zum 18. Jahrhundert beschreibt, wird ein erster Schritt zur Füllung dieser Forschungslücke getan.45 45

Die – in der frühen Neuzeit soziologisch geschichtete – Stadtsprache in Ödenburg ist und war auch in der frühen Neuzeit ostbairisch, der Buchstabengebrauch und die Sprechsprache der Gebildeten stand denen der Wiener gebildeten Schicht nahe (nachgewiesen ist diese Behauptung zwar nicht, auf ihre Stichhaltigkeit deuten allerdings Hutterer 1981, Mollay 21956 sowie zahlreiche sprachliche Daten). Die Veränderungen im Buchstabengebrauch der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit stellen deshalb ein Beispiel für den Sprachausgleich in ostbairisch-österreichischen Kanzleivarietäten dar.

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Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert änderten sich Bildung und Herkunft der Kanzleischreiber bzw. die in der Kanzlei produzierten Textsorten genauso wie Lexik und Stil der Kanzleitexte. Ein Parameter blieb konstant und dies ermöglicht den Vergleich von Kanzleitexten aus den drei Jahrhunderten: Kanzleischreiber waren im Schreiben geübter als andere Stadtbewohner. Wenn nachgewiesen (oder auf plausible Weise vorausgesetzt) werden kann, dass Schreibgewandtheit mit bewusster Sprachverwendung einhergeht (z.B. mit der Meidung der schriftlichen Wiedergabe in der gesprochenen Sprache der Schreiber vorhandener dialektaler Varianten), dann sind im Kanzleischrifttum andere Variantenverteilungen zu erwarten als im sonstigen Schrifttum (z.B. in Zunftdokumenten). Wenn wiederum dies der Fall ist, dann müssen in der Schrift mehrerer, zu gleicher Zeit tätiger Kanzleischreiber auch solche Unterschiede erlaubt sein, die nicht auf Unterschieden im sprachlichen Hintergrund der Schreiber, sondern auf lediglich feineren Unterschieden im Ausmaß der Bewusstheit der Sprachverwendung gründen als die Unterschiede zwischen der Variantenverteilung von Kanzlei- und sonstigen Schriften (bei der Interpretation dieser Verteilungen muss der unterschiedliche sprachliche Hintergrund der Kanzleischreiber selbstverständlich berücksichtigt werden). Das heißt, die Variantenverteilung in Kanzleitexten mag schreiberspezifisch unterschiedlich, aber im Unterschied zu Schriften wenig geübter Schreiber bei verschiedenen Kanzleischreibern eben ähnlich strukturiert sein. Im Sprachausgleichsprozess gleicht sich sowohl die Variantenverteilung im Schreibusus von Individuen an die Variantenverteilung bei anderen Individuen, als auch die Struktur der Variantenverteilung bei individuellen Schreibern und Schreibergruppen an die bei anderen Individuen und Schreibergruppen an. Um Ausgleich in diesem Sinne, d.h. – fehlende, vorhandene, ab- bzw. zunehmende – Konvergenz im Schreibusus von Individuen und seine Strukturprinzipien zu untersuchen, wurde das Korpus der vorliegenden Arbeit aus Schriften relativ vieler und im Schreiben in unterschiedlichem Ausmaß geübter Schreiber zusammengestellt. Es ist kein Ziel der vorliegenden Arbeit, die Daten des unten in einem selbstständigen Kapitel auch ausführlich vorzustellenden Korpus im Rahmen eines Sprachausgleichsmodells zu interpretieren oder sie zu einer Sprachausgleichstheorie zusammenzufügen. Primäres Ziel ist die systematische Erschließung der Gemeinsamkeiten und der individuellen Unterschiede in der Variantenverteilung bzw. in den die Variantenverteilung strukturierenden Prinzipien in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Die Länge des Untersuchungszeitraumes und die glückliche Konstellation der Variantenverteilungen wird es jedoch ermöglichen, das Verschwinden vieler individueller Schreibunterschiede zu beobachten. Diese Beobachtungen lassen sich bereits als Sprachausgleich, die Beobachtungen über die Veränderung der das Schreibverhalten indi38

vidueller Schreiber steuernden Prinzipien als zur sprachlichen Vereinheitlichung führende Prozesse interpretieren. Selbstverständlich gab es mehr solche Prozesse, als das untersuchte Korpus erkennen lässt bzw. als in Ödenburg wirksam waren. Diese immer individuenbezogenen Prozesse aufzudecken – auch für Ödenburg – bleibt eine wichtige Aufgabe der künftigen Sprachgeschichtsforschung.

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III. Graphembegriff, Buchstaben und die Schreibsprachenforschung Jede Untersuchung historischer Schreibsprachen, die sich als zeitgemäß verstehen will, reflektiert auf das Graphemverständnis früherer Untersuchungen zu ähnlichen Schreibsprachen, z.T. auch auf die theoretische Graphemdiskussion und entwickelt einen eigenen Graphembegriff oder übernimmt einen aus der Literatur. Die zentrale Frage dieser Reflexionen war bis in die 1990er Jahre, ob die graphemische Ebene von der phonemischen abhängt oder nicht (zur Geschichte des Graphembegriffs siehe Kohrt 1985, zu unterschiedlichen Implikationen der Abhängigkeits- bzw. der Unabhängigkeitshypothese z.B. ebd., S. 413). Dies ist eine methodologisch motivierte Frage: Die Antwort darauf bestimmt die Entscheidung, wie man bei der Analyse historischer Schreibsprachen verfahren soll. Welche der beiden Thesen auch immer vertreten wird, die genannten Untersuchungen führen zur Rekonstruktion von von Einzelpersonen bzw. Gruppen verwendeten Graphemsystemen. Was es bedeutet, dass das Graphemsystem im Ort N. oder das vom Schreiber N. benutzte Graphemsystem aus der jeweiligen Graphemmenge und den jeweiligen Phonementsprechungen besteht, bleibt jedoch in der Regel unklar. Den Untersuchungen zugrunde gelegte Graphemdefinitionen und aus den Untersuchungen rekonstruierbares Graphemverständnis sind selten identisch.46 Ob die Abhängigkeits- oder die Unabhängigkeitsthese vertreten wird, Grapheme werden als prototypische Kategorien aufgefasst. Um Kategorieneigenschaften zu bestimmen (und somit bestimmte Buchstaben überhaupt als Grapheme zu ‘erkennen’), bedarf es eines kategorieexternen Bezugspunktes. Dieser Bezugspunkt ist fast ohne Ausnahme ein Laut/Phonem/Graphem des Mittelhochdeutschen oder des Germanischen. Dass Graphemvarianten zusammengehören, scheint evident. Für den heutigen Betrachter, der frei einen kategorieexternen Bezugspunkt für die Graphemermittlung wählen kann – denn er kennt die mhd./germ. Sprache – und der auch die Publikationen von Peter Eisenberg gelesen hat, in denen er darlegt, dass Phoneme außer ihrer üblichen graphemischen Entsprechung auch z.B. stellungs- oder morphembedingte schriftliche Entsprechungen haben können. Fnhd. Schreiber 46

Eine Sammlung von Graphemdefinitionen bietet Pellat 1990. Die Untersuchungen zur historischen Graphemik des Deutschen greifen z.T. auf andere Definitionen zurück (bes. seit den 1980er Jahren). Sowohl diese als auch die von Pellat angeführten Definitionen bestehen darin, dass sie die Grapheme als Einheiten alphabetischer Schriften entweder als Entsprechungen von Phonemen oder als unabhängig von Phonemen durch graphische Minimalpaaranalyse zu ermittelnde distinktive Schrifteinheiten einstufen.

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verfügten nicht über diese Kenntnisse (vgl. Kap. IV). Allerdings verwendeten sie eine ähnlich große Menge von Buchstaben wie heutige Schreiber. Zwar anders als diese, aber eben so, dass ihre Schriften problemlos zu verstehen waren. Auch sie kategorisierten. Es ist für die (Sprach)Geschichtsschreibung interessanter zu untersuchen, wie Schreiber des Frühneuhochdeutschen kategorisierten, als das, wie Sprachhistoriker dies tun. Der Graphembegriff in experimentellen Wissenschaften und der Gegenwartslinguistik ‘Eme’ sind kognitive Kategorien,47 sie verfügen über neurale Repräsentationen im Gedächtnis, Phoneme im sensorischen Gedächtnis. Wie das Gedächtnis modelliert wird, hängt wesentlich von der Untersuchungstechnik ab. Was es bedeutet, dass Phoneme kognitive Kategorien sind, versuchen ausschließlich ‘neurolinguistische’ Modelle zu klären. Die wichtigsten Phasen der Analyse eines singulären, in stiller Umgebung präsentierten Lautes im Nervensystem sind: das afferente Aktivationsmuster, die merkmalspezifischen Reizspuren und die akustische Reizrepräsentation. Die Analyse unterschiedlicher ‘Lauteigenschaften’ dauert unterschiedlich lang (z.B. Tonhöhe, Tonstärke – mit der Tonhöhe korrelierende neurale Antworten im Hirnstamm kann man bereits 15 ms nach dem Reizbeginn registrieren, die Perzeption der Tonstärke dauert dagegen 130–180 ms). Um eine vollständige neuronale ‘Beschreibung’ eines Reizes zu erstellen, bedarf es der provisorischen Speicherung der bereits erkannten Merkmale durch das Hörsystem. Diese Lautreizspuren sind zugleich oder werden zu Lautrepräsentationen. Dies wird vermutet, weil die in den Spuren gespeicherten Informationen verschiedenen, zentral gesteuerten Prozessen zugänglich, z.B. durch einen erinnernden Lautreiz abrufbar sind. Dass diese Repräsentationen Lauteigenschaften speichern, wird durch Oddball-Versuche nahe gelegt, die auf eine Inhaltsbestimmung der Spuren abzielen (akustisches Kukucksei, z.B. die Lautfolge AAAABAAAAABAAAAAA). Steht ein devianter Laut in einer regelhaften Lautreihe und korreliert die Regelverletzung mit bestimmten neuronalen Aktivitäten, speichert die Spur der Regel den (in der Reihe frequenten) regulären Wert der der Abweichung entsprechenden Lauteigenschaft (Die relevante neuro47

In der Sprachwissenschaft werden ‘Eme’ (Phoneme, Grapheme usw.) i.d.R. als dem Sprachsystem inhärente und nicht als kognitive Kategorien dargestellt (vgl. jedoch z.B. Halle 2002 (1978): 103, welche Stelle nur als Beleg für die kognitive Repräsentation eines Morphophonems interpretiert werden kann). Aber einerseits setzt selbst die sprachwissenschaftliche Literatur – meist, aber nicht immer unausgesprochen – eine kategorisierende Person voraus, andererseits beweist die Suche z.B. nach Phonemrepräsentationen in der Sprachperzeptionsforschung an sich, dass ‘Emen’ kognitive Repräsentanz zugedacht wird.

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nale Aktivität ist die Auslösung der EGP-Komponente48 Abweichungsnegativität – mismatch-negativity). Die Spuren können u.a. auch Lautkonjunktionen speichern, ferner Regeln unterschiedlicher Komplexität. Zu einer gegebenen sprachlichen Einheit sind zudem alternative Regeln gespeichert, wodurch die betreffende Einheit in naturgemäß variabler lautlicher Umgebung erkennbar bleibt. Die gespeicherten Repräsentationen bzw. Regeln sind (z.B. durch das Erlernen von Fremdsprachen) wandelbar. Dies impliziert u.a., dass je nach Sprachkenntnis (die wohl auch Sprachbewusstsein umfasst) individuell unterschiedliche Lautrepräsentationen bzw. wegen der kategoriellen Sprechlautwahrnehmung auch Phonemrepräsentationen gespeichert sind (vgl. Liberman et al. 1957, Dehaene-Lambertz 1997, Winkler 1999).49 Phoneme sind also – nach der kognitiven Neurowissenschaft – neurophysiologische Aktivationsmuster, die mit zuvor durch Minimalpaaranalyse festgestellten Phonemen korrelieren. Die deskriptive und die neurowissenschaftliche Phonemermittlung basieren beide auf der Wahrnehmung unterschiedlicher Laute. Allein unter Wahrnehmung wird in der Phonologie das durch Selbstbeobachtung modellierbare einfache Hören verstanden – wobei Phoneme ebenfalls als mentale Einheiten aufgefasst, aber lediglich als durch die gewöhnlichen artikulatorischen Merkmale definierbaren Produktionskorrelate dieser Einheiten beschrieben werden –, in der

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EGP, Ereignisgebundenes Potenzial, sind elektromagnetische Reaktionen im Gehirn, die mit einzelnen Funktionen des Nervensystems korrelieren. Da das Nervensystem gleichzeitig unterschiedliche Funktionen versieht, werden von den registrierten elektromagnetischen Signalen die für die zu untersuchende Funktion nicht interessierenden durch ein mathematisches Verfahren herausgefiltert (unter der Annahme, dass die mit der zu untersuchenden Funktion korrelierenden elektromagnetischen Signale bei Versuchswiederholungen mehr oder weniger konstant bleiben). Die elektromagnetischen Signale werden durch MEG oder EEG gemessen. Die durch diese Verfahren zu erzielende räumliche Auflösung ist zwar nicht so genau wie die durch bildgebende Verfahren (z.B. PET) zu erzielende, ihre zeitliche Auflösung erlaubt aber die Rekonstruktion der Abfolge der ‘Arbeitsschritte’ im Gehirn auf die Millisekunde genau (Regan 1989). 49 Vgl. noch Näätenen / Winkler 1999, Winkler 2003. Dass die neurowissenschaftlichen Gedächtnismodelle gerade auf die dargelegte Weise strukturiert sind und argumentieren (z.B. dass sie alternative Regelrepräsentationen und -applikationen annehmen), ist der erkenntnisleitenden Nutzung einer spezifischen Metaphorik, der Computermetaphorik zu danken. Diese wie jede in früheren Gedächtnismodellierungen benutzte Metaphorik hat deutliche Schranken – eine natürliche Eigenschaft aller Erkenntnisse (s. dazu das ausgezeichnete Buch von Draaisma 2002 (1995)). Auch interaktionistische/konnektionistische Modelle sind keine Ausnahmen. Sie hängen dabei nicht nur mit der technischen – wie Draaisma nachweist –, sondern auch mit der sozialen Kultur der Wissenschaftler zusammen.

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kognitiven Neurowissenschaft dagegen mathematisch modellierbare Korrelate der gehörten,50 ebenfalls mathematisch definierten und künstlich erzeugten Laute. Eine andere Technik der Modellierung des für die Phonem- bzw. Graphemperzeption und -produktion verantwortlichen Gedächtnisses ist die Fehleranalyse von Kranken mit erworbenen Schrift- bzw. Sprechsprachenstörungen.51 Diese Untersuchungen führen zu Annahmen über die zugrunde liegende Operationsstruktur (Gedächtnistypen). Die Module dieser Operationsstruktur (z.B. lexikalisches Repräsentationsmodul, Arbeitsspeicher) funktionieren bei bestimmten Hirnläsionen nicht, was auch die Lokalisierung der Module im Hirn ermöglicht (unter den beiden Vorannahmen, dass 1. kognitive Funktionen lokal definierbar sind und 2. das Gedächtnis modular ist). Die Module arbeiten zeitlich nacheinander bzw. parallel. Ist ein Modul verletzt (z.B. das phonologische Output-Lexikon), führt dies zu spezifischen Fehlern (z.B. Buchstabierfehlern), die sich daraus ergeben, dass in der Operationsstruktur später applizierende Module (im obigen Beispiel der phonologische Buffer) über das verletzte Modul nicht mehr zu erreichen sind (im Beispielfall: Fehler im lauten Buchstabieren von akustisch dargebotenen bekannten Wörtern; vgl. Caramazza 1991, zum obigen Beispiel S. 269ff.); (auch) zu konnektionistisch motivierten Modellierungen von Sprachverarbeitung aufgrund von Schriftsprachenstörungen und den Vorannahmen von Sprachverarbeitungsmodellen überhaupt siehe Graap 1998. Zwar führt die Suche nach einer letzten Erklärung der vermuteten Operationsstrukturen zu dem (impliziten) Wunsch nach Korrespondenzen mit den Repräsentations- und Prozessmodellen der kognitiven Neurowissenschaft (s. oben). In der Fehlerlinguistik werden aber keine hergestellt. Im Gegenteil, grundlegende Erkenntnisse der Aphasie-, Agraphie- und Leseforschung (s. dazu Günther 1988) – z.B. dass phonologische Formen von Wörtern auch ganzheitlich gespeichert werden und Abrufprozessen bei auditivem Input ohne dessen vollständige phonologische Analyse zugänglich sind – werden auf Gedächtnismodellierungen der kognitiven Neurowissenschaft zurückprojiziert.52 Im Beispielfall wird festgestellt, dass der obere Hinterteil des Temporallappens bei Bildbenennung, Wortgenerierung und beim Lesen von Wörtern aktiv, von Pseudowörtern aber inaktiv ist, wobei phonologisches Kodieren ein notwendiger Teil der Durchführung aller vier Aufgaben ist, vgl. Frith et al. 1991. 50

Neurowissenschaftler sind sich dessen wohl bewusst, dass ihre Modelle an ohne Rückgriff auf die Modelle selbst definierten Inputdaten interpretiert werden müssen, vgl. Fiser / Nádasdy 2003: 172. 51 Eine Sammlung von Analysetechniken bietet Reitz 1994. 52 Jedoch ohne dass eine explizite Berufung auf die Aphasie-, Agraphie- und Leseforschung in den entsprechenden Publikationen der kognitiven Neurowissenschaft i.d.R. erscheint.

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Die Menge der Eme (Phoneme, Grapheme), die als Eingabedaten sowohl für die Fehleranalyse als auch für die Ermittlung korrespondierender neuraler Prozesse dienen, wird mit der klassischen Minimalpaaranalyse53 bestimmt. Inwieweit die drei Disziplinen, die sich mit phonologischen Problemen befassen (Phonologie, Aphasiologie, kognitive Neurowissenschaft), zur Modellierung lautlicher und schriftlicher Segmentierung der Sprache, der Lautung und der Schrift geeignet sind, lässt sich durch einen Vergleich ihrer (prototypischen) Ergebnisse bzw. der von ihnen untersuchten Datentypen entscheiden.54 Phonologie

Aphasiologie, Leseforschung

Kognitive Neurowissenschaft

Ergebnisse (Ausgabe) Eingabedaten - Feststellung von Phonemsys- Wörter, temen (+ Segmentalien- und - Bedeutungen, Suprasegmentaliensystemen) - Lautung und - phonologischen Prozessen - prozessuale Modelle der Pho- intuitive Beobachnemperzeption, sowie der Lauttungen an Kranken, und Schriftproduktion, d.h. - ein auf früheren Hypothesen über zugrunde (aphasiologischen) liegende neurale Prozesse bzw. Fällen basierendes - Therapieaufgaben zur VerbesSprachtestkorpus serung verletzter sprachlicher und Kompetenzen - die Ausgabedaten der Phonologie - Modelle neuraler Phonemre- physikalische und präsentationen (Gedächtnis) chemische Messer- Modelle der phonologischen gebnisse der GehirnProzesse tätigkeit und - die Ausgabedaten der Phonologie und Aphasiologie

Ausgabe- und Eingabedaten phonologischer Modelle in der Phonologie, Aphasiologie und der kognitiven Neurowissenschaft

Ziel der Aphasieforschung ist vor allem, Aphasiekranken zu helfen. Ein weiteres Ziel ist die Modellierung der kognitiven Grundlage der Sprachperzeption und -pro53

Zusammenfassend zur Minimalpaaranalyse s. Wagner 1982. Die Tabelle ist natürlich nicht vollständig. Sie enthält nur für die Feststellung von Phonemen notwendige Teilgebiete von Wissenschaftsdisziplinen bzw. für die nachfolgende Argumentation notwendige Eingabedaten. 54

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duktion und somit die Lieferung von Eingabedaten für die Neurowissenschaft, ferner die Modellierung des Sprachwissens des Sprechers: die Modellierung u.a. davon, welche minimale (und zugleich maximale) Menge von Lautprototypen zum Erkennen der zum indigenen Wortschatz einer Sprache gehörigen Wörter notwendig ist. Die Annahme dieser Lautprototypen setzt natürlich – ähnlich den Buchstaben, in deren Fall die in der Schule kennengelernten Regeln des richtigen Buchstabengebrauchs nur zum Teil die Schrift der (einstigen) Schüler beeinflussen – die Existenz einer einzigen, mehr oder weniger einheitlichen gesprochenen Sprachvarietät bei den Sprechern voraus. Deutsche Sprecher beherrschen jedoch unterschiedliche bzw. oft mehrere gesprochene Sprachvarietäten. Ziel der Feststellung des Phonemsystems seitens der Phonologie ist also vielmehr die Modellierung einer orthoepischen Standardlautung als eines u.a. zur ähnlichen Beschreibung weiterer Sprachvarietäten verwendbaren Bezugssystems, eines situationsunabhängigen Systems also (das sich z.B. bestens zum Unterrichten der jeweiligen Sprache als Fremdsprache eignet), als die Modellierung der realen Sprachkompetenz realer Sprecher. Phonologie besteht seit Jahrzehnten wohl nicht in der Bestimmung von Phonemsystemen. Sie untersucht die mögliche relative gegenseitige Positionierbarkeit der Phoneme, ihre lautkontextbedingten phonischen Repräsentationen, die suprasegmentalen Elemente der Lautung und vieles mehr. Es ist jedoch der Phonemsysteme ermittelnde klassische Zweig der Phonologie, welcher zur Beschreibung der meisten Regelmäßigkeiten der Rechtschreibung und der meisten beobachtbaren Eigenschaften des nicht rechtschreibungsadäquaten individuellen Schreibgebrauchs Hilfe leistet (weitere linguistische Disziplinen, z.B. Morphologie, Silbenphonologie, leisten zur Beschreibung einiger Merkmale des Schreibgebrauchs ebenfalls Hilfe, vgl. unten). Die mit dem Phonembestand verbundenen Erkenntnisse der Phonologie bilden ohne Ausnahme (in jeder Untersuchung) die Grundlage der Beschreibung historischen Schreibgebrauchs, denn die durch segmentale Analyse bestimmte Menge von Sprachlauten und Buchstaben lassen sich einfach korrespondieren (an diesem Punkt verliert die Frage, ob Schreibung von Lautung bzw. Graphemik von Phonemik abhängt – vgl. Reichmann / Wegera 1993: 13f., rezipiert z.B. in Wiesinger 1996: 1 –, ihre Bedeutung). Der Unterschied zwischen der Modellierung heutigen und historischen Schreibgebrauchs (mit Hilfe eines Phonemsystems) besteht darin, dass erstere einen sich auf normativen Regeln gründenden idealen Schreibgebrauch beschreibt, letztere nicht.55 Zur Beschreibung des normierten Schreibgebrauchs scheint bei Berücksichtigung einiger anderer, z.B. morphologischer Schreibregeln die Aufstellung von allgemeingül55

Derartige normative Schriftanalysen lassen sich im ‘normativen’ Sprachunterricht verwenden.

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tigen (Graphem-Phonem-) Korrespondenzen auszureichen, zur Beschreibung von nicht normiertem Schreibgebrauch nicht. Die Mehrheit historischer graphematischer Untersuchungen geht trotzdem nicht über die Aufstellung von Korrespondenzen hinaus56 und sie erschließt nicht, inwiefern der beschriebene Schreibgebrauch ein Resultat von Schreibhandlungsstrategien ist. Die vorliegende Arbeit stellt einen Versuch dar, den historischen Schreibgebrauch in einem Korpus als situationsabhängiges, z.B. an Personen und Orten gebundenes Ereignis zu beschreiben sowie die Herausbildung eines einheitlichen, situationsunabhängigen Schreibgebrauchs zu verfolgen. Als Referenzsystem werden bei der Analyse die Strukturprinzipien der gegenwärtigen deutschen Rechtschreibung dienen, vor allem die Graphem-Phonem-Korrespondenzregeln, s.u., S. 94f. Der Graphembegriff in der historischen Linguistik. Die Verwerfbarkeit des Graphembegriffs An dieser Stelle könnte man die unterschiedlichen Interpretationen des Graphembegriffs in historischen und gegenwartslinguistischen Untersuchungen vergleichen und die eventuellen Möglichkeiten der Weiterentwicklung der Graphemdefinition prüfen (um z.B. Schreiberwissen modellieren zu können). Wenn dies das Wesentliche wäre.57 Die Frage ist aber nicht, wie Graphem in der theo56

Die Feststellung, dass mit einem Phonem anders als in der heutigen Rechtschreibung i.d.R. mehrere Buchstabenvarianten in Korrelation stehen können, ist nicht mehr als die Aufstellung von Korrespondenzen, die sich nun von den für die heutige Rechtschreibung gültigen Korrespondenzen unterscheiden. Allerdings die Erschließung der Ursachen der Wahl zwischen möglichen Schreibungen (durch Schreiber historischer Epochen), was in mehreren Publikationen versucht wird (s.u., S. 49ff.), weist über die bloße Aufstellung von PhonemGraphem-Korrespondenzen hinaus. 57 Publikationen zur historischen Graphematik beginnen oft mit einer Bewertung der vorliegenden Graphemdefinitionen. In diesen Überblicken werden die Graphemdefinitionen meist in zwei kontrastierende Gruppen eingeteilt: 1. Definitionen, die von einer relativen Abhängigkeit, 2. die von einer relativen Unabhängigkeit des Graphemsystems von dem Phonemsystem ausgehen (exemplarisch sei hier Koller 1985: 4ff. genannt). Eine derartige Annäherung an die jeweils eigene Zielsetzung führt meist dazu, dass die Ermittlung historischer Graphemsysteme zum Selbstzweck wird – in dem Sinne, dass sie nicht z.B. einen Beitrag zur Ermittlung von Entstehungs- oder Benutzungskontexten usw. konkreter Texte leisten will, sondern lediglich die Aufstellung eines Graphemsystems mit einem soziologisch oder diatopisch definierten Geltungsbereich anstrebt, um einen Beitrag zur Sprachausgleichsforschung zu leisten (zur Evaluierung dieser Ziele s. Kapitel II). Selbstverständlich hat die historische Graphematik Ergebnisse, die zur Ermittlung von Entstehungsund Benutzungskontexten der jeweils untersuchten Texte (d.h. Geschichten über sie) beitragen. Aber ihr Hauptanliegen ist i.d.R. nicht, solche Ergebnisse zu erzielen.

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retischen Grundlegung graphematischer Untersuchungen definiert wird, sondern auf welche Weise diese Untersuchungen zu ihren Ergebnissen gelangen bzw. was diese Ergebnisse bedeuten. Nach der Beantwortung dieser Frage muss die Bedeutung der Ergebnisse aus irgendeiner Außenperspektive im Vergleich zu den vom jeweiligen Korpus gebotenen Erkenntnismöglichkeiten beurteilt werden. In vielen Publikationen wird deklarierterweise angestrebt, das dem jeweiligen Korpus inhärente (evtl. für den Schreiber der Korpustexte bzw. eine Gruppe von Schreibern ‘gültige’) Graphemsystem zu ermitteln (Piirainen 1968, Strassner 1977, Simmler 1981, Sandberg 1983, Koller 1989, Stockmann-Hovekamp 1991, Ernst 1994, Meurders 2001 usw.). Ob die ‘Autonomiehypothese’ (z.B. Piirainen 1968, Stockmann-Hovekamp 1991, explizit auf S. 106) oder die ‘Abhängigkeitshypothese’ (Abhängigkeit der Graphemik von der Phonemik) (z.B. Ernst 1994, explizit auf S. 75) vertreten wird, die Grapheme werden meist durch Gegenüberstellung von Wörtern ermittelt, die sich in ihrer Bedeutung bzw. an einer ‘Stelle’ in ihrer Schreibung unterscheiden. Vertreter beider Hypothesen ermitteln Grapheme jedoch aufgrund der gleichen Eingabedaten: Wortschreibung, Bedeutung und vermeintliche Lautung. Ebenfalls ordnen die Autonomisten (genauso wie die Anhänger der Abhängigkeitstheorie) den ermittelten Graphemen Allographe zu. Sie nennen sie lediglich Graphemvarianten (Piirainen 1968: 19). Die verschiedenen Allographe lassen sich nun nur unter Rekurrenz auf die vermeintliche Lautung Graphemen zuordnen. Möchte man als Allograph des Graphems definieren, sollten – möchte man Allographe autonom bestimmen – beide Graphe in gleichen Wortformen alternieren, z.B. in kloster~closter. Das ist aber oft nicht der Fall.58 Um in diesem Fall als Allograph von zu definieren (wie Piirainen 1968: 189 dies tut), muss man annehmen, dass beide Allographe den gleichen Laut (oder das gleiche Phonem) denotieren.59 Positionsbedingte Buchstabenvarianten (etwa

58 Ob ‘kloster’ in Piirainens Korpus belegt ist, ist an dieser Stelle ohne Belang – ich habe dies auch nicht nachgeprüft –, denn die in der Forschung als Allographe eingestuften Buchstaben alternieren oft – in den meisten, obwohl nicht allen fnhd. Korpora – nicht in gleichen Wortformen. 59 Übrigens: Piirainen ordnet Graphe bzw. Gruppen von Graphen dann demselben Graphem zu, wenn sie in gleicher Position vorkommen. Positionsgleichheit wiederum definiert er durch Gleichheit der mhd. graphemischen Entsprechung: z.B. und entsprechen beide dem mhd. „Graphem“ . Die mhd. Schreibungen kennt Piirainen aus Matthias Lexers Mittelhochdeutschem Wörterbuch. Nun aber sind Lexers Wörterbucheinträge nicht das Ergebnis autonomer Graphemrekonstruktionen, sondern Übernahmen aus den Texten seines Korpus, d.h. aus am Ende des 19. Jahrhunderts vorliegenden Editionen. Diese wiederum sind zu einem Teil nach Lachmanns Grundsatz entstanden, nach welchem die in den Editionen verwendete Schreibung die vermeintliche mhd. Lautung widerspie-

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s~~ß bei Stockmann-Hovekamp 1991: 166f.) lassen sich ebenfalls nur durch gemeinsamen Laut-/Phonembezug als zusammengehörig erkennen.60 Unabhängig davon, ob man sich für die Autonomie- oder Abhängigkeitshypothese ausspricht, stellen fast alle Forscher deutsche historische Graphemsysteme durch die Kontrastierung von Schreibungen vermeintlicher phonologischer Minimalpaare als graphemische Minimalpaare fest. Nimmt man an, jeweils ein Minimalpaar reicht aus, um den Graph- bzw. Allographstatus zweier Graphe(ngruppen) festzustellen – und die Forschung folgt entweder explizit oder implizit diesem Prinzip, vgl. z.B. Sandberg 1983, Stockmann-Hovekamp 1991: 110; eine Ausnahme ist Simmler 1981; kritisch dazu Kohrt 1998: 554f. –, lässt sich das ‘Graphemsystem’ eines Korpus’ samt Angabe der Allographien auf einer Seite darstellen (wie dies Sandberg 1983: 30 tut). Ein solches Ergebnis ist jedoch ohne Nutzen. In der Tat versuchen alle graphematischen Untersuchungen auch weitere Fragen zu klären. Wichtig für die historische Schreibsprachenforschung ist, welcher Art diese Fragen sind und ob sie um weitere ergänzt werden können bzw. sollen. Untersuchungen zur Graphemik führten bis dato zu folgenden prototypischen Feststellungen (immer in Bezug auf das jeweilige Korpus): 1.

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Bestimmte graphemische Varianten sind frei (d.h. der Verfasser/die Verfasserin der jeweiligen Publikation erkennt in ihrem Vorkommen keine Regelhaftigkeit) – z.B. pff~pf in Stockmann-Hovekamp 1991. Bestimmte Graphemvarianten sind an bestimmten Stellen im Wort gebunden. Diese Positionen werden mit Bezug auf Silben-, Morphem-, Wortgrenzen (wortinitial, wort-, silben-, morphemfinal usw.) bzw. auf den graphemischen oder phonemischen Kontext (z.B. nachfolgendes Graphem, Piirainen 1968) definiert (Strassner 1977, Simmler 1981, Koller 1989, Stockmann-Hovekamp 1991, Meurders 2001), z.B. ~. Bestimmte Varianten sind wortgebunden, z.B. der Allograph des Graphems im Wort fleisch (z.B. Stockmann-Hovekamp 1991, Ernst 1994: 277).

geln soll (vgl. Kap. IV). Piirainens Bezugssystem sind also (zum Teil) durch ihren vermeintlichen Lautbezug definierte vermeintliche mhd. Grapheme. 60 Hält man sich zudem vor Augen, dass den mechanisch (durch Minimalpaaranalyse) ermittelten ‘Emen’ nach allgemeiner linguistischer Auffassung mentale Einheiten entsprechen sollen, dann muss eine ‘Graphemtheorie’ auch mit Sprachverarbeitungsmodellen kompatibel sein. Diese Modelle (siehe z.B. Caramazza 1991, Günther 1988) aber nehmen auch beim Lesen (und Schreiben) Rückgriff auf phonologisches Wissen an. Erst dieser Rückgriff ermöglicht, mehrere Buchstaben(gruppen) als Varianten desselben Graphems zu erkennen.

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Grapheme sind Mengen von Graphemvarianten (die sich durch gemeinsamen Phonembezug definieren, Ernst 1994: 31; 75). ‘Ortsspezifische Grapheme’ sind die in einzelnen Texten aus dem jeweiligen Ort (im Durchschnitt) am häufigsten vorkommenden Graphemvarianten (z.B. Ernst 1994). Die ermittelten Graphemverteilungen können mit Ergebnissen weiterer Arbeiten verglichen werden (z.B. Ernst 1994 vergleicht die Graphemik seiner Korpora mit der von niederösterreichischen Stiftsurkunden). Bestimmte Schreibungen spiegeln die vermeintliche (evtl. mundartliche) Lautung wider, andere nicht (Koller 1989: 227f., Ernst 1994). An die Stelle bestimmter Grapheme treten mit der Zeit andere (z.B. Koller 1989). Bestimmte Schreibungen sind regional gebunden (z.B. Koller 1989: 234f. – bair. Züge, Meurders 2001). Wenn man Texte aus früheren Jahrhunderten abschreibt, passt man ihre Graphemik oft der der eigenen Zeit an (z.B. Koller 1989: 231). Von auswärts in einen Ort zugezogene Schreiber/Setzer/Drucker können einzelne oder auch viele Schreibweisen von Schreib- bzw. Druckvorlagen der Graphemik der Schreibsprache ihres Herkunftsortes anpassen (z.B. Meurders 2001: 759) Graphemik kann vom sozialen Hintergrund der Schreiber (z.B. von ihrer konfessionellen Zugehörigkeit) abhängen (z.B. Meurders 2001, Rössler 2006). Derselbe Schreiber schreibt in Abhängigkeit vom Schreibzweck oder auch ohne besondere Funktion nicht immer mit der gleichen Graphemik (z.B. Bickel 2000). Aufgrund des Reimverhaltens bzw. hyperkorrekter Schreibungen lässt sich aus der Graphemik die Lautung der betreffenden Wörter bei den jeweiligen Schreibern erschließen (Die so erschlossene Lautung wird i.d.R. auf Lautpositionen oder weitere Wörter und Sprecher verallgemeinert, z.B. Meurders 2001.). Allographie erlaubt die Beurteilung dessen, ob Lautveränderungen sich in der Sprache des Schreibers bereits vollzogen haben (z.B. Meurders 2001: 762). Es existieren schreiberspezifische Schreibungen (Fischer 1998: z.B. S. 128; vgl. noch Kettmann 21969 bzw. Fleischer 1970, die die Terminologie der Graphematik nicht verwenden).

Die in der Literatur häufigsten Aussagentypen (d.h. Ergebnisse) sind 1, 2, 4, 6, 7, 9, 12, 13. Bis auf 1–4 bzw. 15 dienen alle Erkenntnisse der Forschung über ihre Konstatierung selbst hinaus in der Regel lediglich entweder als narrative Elemente der Herstellung von Geschichten über Sprachausgleich oder als Grundlagen 50

für die Ermittlung von Phonemsystemen bzw. der möglichen Lautentsprechung von Buchstaben (die ihrerseits wiederum Grundlagen der Sprachausgleichsforschung sind). Wie im Kapitel II gesehen, kann die Sprachausgleichsforschung aber nicht erklären, wie Sprachausgleich erfolgt. Sie vermag lediglich durch den Vergleich von Häufigkeitsangaben von Graphemverteilungen abstrakte Modelle zur Erklärung der Herausbildung eines normnahen Schreibusus zu erdenken – z.B. das narrative Schema über Geltungsareal, Geltungsgrad, strukturelle Disponiertheit und Landschaftskombinatorik. Die Feststellung, dass sich ein normnaher Schreibusus herausbildet und in bestimmten Schreiberschichten verbreitet (was u.a. mit der Schreib- und Lesegewandtheit der Schreiber zusammenhängt), ist durchaus wichtig. Warum es aber geschieht, warum Schreiber auf eine bestimmte Weise und nicht anders schreiben, können Konzepte wie Geltungsareal nicht erklären. Manchmal wird auf die Rolle der Schule bei der Herausbildung der Norm hingewiesen. Der Schritt in Richtung handlungsorientierter Erklärung des Sprachausgleichs, die den Weg zur Herausbildung einer Norm über Schreibstrategien konkreter Schreiber(Gruppen) erklären könnte, fehlt aber. Die obige Liste der Erkenntnisse der historischen Graphemforschung ließe sich erweitern, würde man der Graphemforschung nicht das Ziel der Lieferung von Daten zur Herstellung von Makroebenen-Theorien über Sprachausgleich, sondern das der Modellierung von Schreiberverhalten stellen. Aussagen über das sprachliche Verhalten von Schreibern sind immer Aussagen über die schreibende Person selbst und somit u.a. auch für die Geschichtswissenschaft verwendbar. Das folgende Beispiel veranschaulicht derartige mögliche Ergebnisse. Das Zunftbuch der Ofner Fleischer aus dem 16. Jahrhundert wurde von mehreren Händen in deutscher Sprache geschrieben. Einer der Schreiber war Ungar. Er konnte gut Deutsch. Anhand der graphematischen Analyse lässt sich jedoch feststellen, dass er 1. im Schreiben deutscher Texte nicht geübt war, dass er sich aber 2. der Andersartigkeit der Lautbezeichnung in deutschsprachigen Schriften – im Vergleich zu ungarischen Texten – bewusst war und 3. sich bemühte, den deutschen Schreibgewohnheiten zu folgen. Er bezeichnet z.B. [5] gegenüber den ungarischen Schreibgewohnheiten konsequent mit dem von ihm für die deutsche Schreibweise gehaltenen Konsonantenzeichen bzw. (an den Stellen, wo nhd. steht). Dies macht auch vorstellbar, dass er eine andere Schule besucht hatte als die deutschen Schreiber des Zunftbuches (Németh 2008: 162).

Sprachliches Schreiberverhalten zu modellieren bedeutet, das Verhältnis konkreter Schreiber zur Sprache zu untersuchen. Dies führt u.a. zu Fragen wie: Warum verwendet Schreiber N. positionsbedingte bzw. lexemgebundene Varianten und warum gerade in der beobachteten Verteilung? 51

Derartige Fragen werden sich mit Konzepten wie SPRACHBEWUSSTSEIN von Schreibern, LESEGEWANDTHEIT, LERNINHALTE usw. beantworten lassen. Dabei wird man die einzelnen Schreibweisen nicht mechanisch in weiter nicht zu differenzierende Graphem(/Allograph)-Phonem-Korrespondenzklassen einordnen, sondern vielfach kleinere Gruppen von Schreibungen bestimmen und begründen müssen, die nicht in die verallgemeinernden Erklärungsschemata passen.61 Um Erklärungen von Graphemverteilungen durch Konzepte wie SCHREIBERBEWUSSTSEIN usw. Plausibilität verleihen zu können, müssen sie mit Sprachperzeptions- und -produktionsmodellen kompatibel sein – z.B. mit Ergebnissen in Günther 1988, Caramazza 1991 (z.B. lexemgebundene Schreibungen aller Art lassen sich mit ganzheitlicher Wortformspeicherung und -abrufung erklären). Da wie jeder Vorbereitungsarbeit auch der dieses Buches Grenzen gesetzt waren, können in den folgenden Analysekapiteln keine systematischen Kompatibilitätserwägungen angestellt werden. Ein Beispiel für die Kompatibilität soll weiter unten jedoch angeführt werden. Oben wurden die Ergebnisse von Untersuchungen vorgestellt, die deklarierterweise die ‘Graphemik’ ihrer Korpora erfassen wollen. Grapheme sind in ihrem Verständnis Klassen von Graphen, die in der Relation der Allographie zueinander stehen. Die zu einem Graphem gehörenden Graphe sind also zugleich Allographe: dies ist ihre Funktion. Die Argumentation der Graphemforschung basiert (implizit) auf folgenden Grundsätzen: 1. Grapheme lassen sich durch Analyse schriftlicher Minimalpaare ermitteln. 2. Ein Minimalpaar reicht aus, um den Graphemstatus (und eben auch: Allographstatus) eines Graphs (darunter werden in aller Regel Buchstaben verstanden) nachzuweisen. 3. Grapheme haben i.d.R. mehrere Allographe, die sich durch gemeinsamen Phonembezug definieren lassen. Auch der dritte Grundsatz wird in jeder Publikation berücksichtigt, allerdings meist unausgesprochen. Nun führen die Grundsätze (d.h. Analyseprinzipien) 2 und 3 jeweils zu Ergebnissen, die die Geltung des jeweils anderen Grundsatzes ausschließen. Anhand des Minimalpaares peck~pech62 sollte man nach Grundsatz 2 genauso wie in kammer~hammer den Graphemstatus von und feststellen. Sandberg 61

Auch die Fachliteratur weist manchmal auf Schreibungen hin, die über ihre bloße Inventarisierung hinaus auch – z.B. mit situativen Faktoren – erklärt werden können. Die konsequente Wiedergabe des Lautes [ai»] mit in Wörtern wie fleisch, geist, heilig in süddeutschen Texten, in denen [ai»] ansonsten mit wiedergegeben wird, weist z.B. darauf hin, dass die ei-Schreibung dieser Wörter den Schreibern aus mitteldeutsch geprägten Kirchentexten bekannt war, vgl. z.B. Ernst 1994: 227. 62 Ich operiere hier mit fiktiven, d.h. nicht aus einem Korpus zitierten Beispielen, die jedoch plausible Beispiele für den süddeutschen Raum der fnhd. Epoche sind.

52

1983: 29 ist ein anschauliches Beispiel für diese Verfahrensweise. Für das Wortpaar clag~klag sollten und ebenfalls nach Grundsatz 2 nicht als zwei Grapheme erlaubt sein, sondern sie sollten nach Grundsatz 3 als Allographe bestimmt werden, da kein Bedeutungsunterschied vorliegt. Die Anwendung des 3. Grundsatzes lässt Allographklassen wie {, , , , , usw.}, {, , , usw.} oder {, , , , usw.63} (s. Piirainen 1968: 230f.) annehmen. Einzelne Allographe bestehen jedoch aus Elementen (Graphen, d.h. Buchstaben), die auch jeweils Graphstatus besitzen. 1. Bestehen also Allographe (die im Prinzip – wenn sie die häufigsten aller Allographe mit demselben Phonembezug wären – auch Grapheme genannt werden könnten) wie , oder aus jeweils zwei Graphemen? 2. Sind im Minimalpaar peck~pech und oder eben und bedeutungsdifferenzierend? 3. Wie kann es sein, dass unterschiedliche Graphe (Buchstaben), die mit unterschiedlichen Wortbedeutungen korrespondieren und daher als Grapheme eingestuft werden, nicht immer Grapheme in dem gleichen Sinn (nach Grundsatz 2), sondern manchmal nur Teile von Graphemen – nach Grundsatz 3 – sind? 4. Sollte man nicht etwa einen der Grundsätze (oder beide) aufgeben? Manche Publikationen versuchen, diese Fragen durch die Annahme von Neutralisationen (vgl. Wolf 2000: 1532), sowie durch den Hinweis auf den Unterschied zwischen Graphem und seiner Funktion zu lösen bzw. zu umgehen (auch indem sie diesen Unterschied durch die Einführung von Begriffen, z.B. den Begriffen ‘Phonographem’, ‘Graphophonem’ zu erfassen versuchen, vgl. zusammenfassend Althaus 1980ab, vgl. noch Hall 1960). Sie weisen auf unterschiedliche Funktionen von Schreibungen hin, z.B. darauf, dass [ai»] im Nhd. i.d.R. mit – phonembezogenem – , aber z.B. zwecks Homonymendifferenzierung auch mit (z.B. Seite~Saite, vgl. noch malen~mahlen, Meer~mehr usw., vgl. z.B. Nerius 1986: 15, Wolf 2000: 1531) geschrieben wird. Kann dieser Hinweis in Bezug auf die obigen Fragen überhaupt irgendwie interpretiert werden, dann so, dass der zweite Grundsatz der Graphembestimmung der wesentliche ist. Gibt man Grundsatz 3 auf, bleiben lediglich Graphe, d.h. Buchstaben im Beschreibungsmodell historischer Schreibsprachen erhalten, die auf Funktionszuordnung warten (Welche möglichen Funktionen ihnen zugeordnet werden können, zeigt ausgezeichnet die im 187. Heft der Linguistischen Berichte geführte Diskussion von Ossner und Neef / Primus, 2001).64 Gibt man Grundsatz 2 der 63

Das ‘Graphem’ ist einer – meistens der häufigste – der Allographe. Dann ist aber der Terminus (denn Konzept kann er schwerlich genannt werden) ‘Graphem’ für die Beschreibung vom (historischen) Schreibgebrauch weder notwendig, noch hat er eine Funktion. Das Konzept BUCHSTABE eignet sich zur Beschreibung aller Eigenschaften der segmentalen Wortschreibung. Es ist auch notwendig, um die Erkennung der 64

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Graphemermittlung auf, müssen die Grapheme als schriftliche Entsprechungen von Phonemen aufgefasst werden, die immer in Form von Buchstaben(gruppen) erscheinen und deren Annahme Phänomene wie z.B. die schriftliche Homonymendifferenzierung nicht erklären kann.65 Es wird ferner manchmal auch darauf hingewiesen, dass historische Phonemsysteme (deren Kenntnis für die Graphemermittlung die auf gemeinsamem Phonembezug basierenden Graphemdefinitionen voraussetzen) nicht als bekannt vorausgesetzt werden können, sondern aus unabhängigen Daten rekonstruiert werden müssen (z.B. Piirainen 1968). Dies ist eine richtige Kritik aufgrund der Erkenntnistheorie. Zumindest aufgrund der positiven Erkenntnistheorie, die die Existenz unabhängiger Daten annimmt. Es existieren aber keine unabhängigen Daten. Jegliche Aussagen, darunter auch die die Feststellung von Daten betreffenden, implizieren die – oft stillschweigende und vielfach nicht einmal bewusste – Akzeptierung von weiteren Hypothesen (die beste Ausführung dieser Gedanken findet man in Feyerabend 1988, z.B. Kap. VI – natürliche Interpretationen).66 Identität von Schriftzeichenprototypen 1. mit jeweils gleichem Lautbezug und 2. mit der Funktion, dass sie Elemente bestimmter Wortschreibungen sind, für (z.B. fnhd.) Leser und Schreiber beim Lesen und Schreiben zu gewährleisten. Um von Anderen (evtl. in einer selten verwendeten Schriftart) geschriebene Texte zu lesen, muss der (z.B. ein ‘fnhd.’) Leser zum Beispiel wissen, dass ein s (als prototypischer Buchstabe) als rundes-, langes-, sigmaförmiges-, scharfes-, spindel- und brezelförmiges s geschrieben werden kann (vgl. auch Feigs 1986; für das Nachdenken über diese Fragen empfehle ich die Lektüre des Sammelbandes ‘Writing Systems & Cognition’, Watt 1994, bes. den Aufsatz von Sirat, u.a. S. 439). Das Wissen über die Funktion der Buchstaben als prototypische Lautzeichen wurde auch in fnhd. Zeit vor allem in der Schule erworben (wie zu jeder Zeit; andererseits beginnen ‘Grammatiken’ und Lesebüchlein des 16. Jahrhunderts immer mit der Erklärung von Laut-Buchstabenprototyp-Beziehungen). Wie die Funktion von Buchstaben, (z.B. morphologisch bedingte) Elemente von Wortschreibungen zu sein, von Lesern bzw. Schreibern historischer Zeiten erkannt wurde – z.B. dass das umgelautete a nicht mit dem Buchstaben geschrieben werden darf (denn dies wurde sicher nicht in jeder fnhd. Schule gelehrt) –, ist noch nicht geklärt. Nicht einmal die Frage ist aufgeworfen. In Bezug auf heutige Schreiblerner ist die Frage nach der Herausbildung der Wahrnehmung von Buchstabenfunktionen – vor allem in der Pädagogik – bekannt (z.B. Röber-Siekmeyer 2002). 65 Allerdings nur dann nicht, wenn man – wie dies oft getan wird – denkt, dass Grapheme nur die eine Funktion (in diesem Fall die phonembezeichnende Funktion) haben können, die die Art ihrer Bestimmung impliziert. Eine Unterscheidung von Laut-Buchstabe-Zuordnungen (Graphemik) und Rechtschreibung (d.h. jeweilige Wortschreibungen), die diesen Widerspruch auflöst, ist bis dato lediglich für das Gegenwartsdeutsche durchgeführt (Neef 2005). 66 Im Fall der Untersuchungen zur historischen Graphemik basiert bspw. selbst die Segmentierung handschriftlicher Texte in Buchstaben auf einem Wissen über die Menge und

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Die historische Graphemforschung ist in ihrer bisherigen Form eine Forschungsrichtung, in der sprachliche Korpusdaten dem Begriffsapparat und den Erklärungsschemata einer Theorie, nämlich der Graphemtheorie bzw. den dazu gehörigen Methoden angepasst werden. Ihre Ergebnisse können aber, wie oben gesehen, einerseits auch ohne diesen Begriffsapparat und die deklarierten Analysemethoden erzielt werden, andererseits ist die obige Fallanalyse irreführend. Irreführend für die Durchführer der jeweiligen Untersuchungen und in Bezug auf die Beurteilung der Ergebnisse der Einzeluntersuchungen überhaupt. Denn die meisten Untersuchungen zur historischen Graphematik weichen in ihrem sprachlichen Analyseteil von den in ihrem theoretischen Teil – falls ein solcher vorhanden ist – festgelegten Analyse- und Definitionsprinzipien ab. Sie stellen nämlich nicht ‘Graphemsysteme’ als Mengen von ‘funktionalen’ Schriftzeichen, die mit einer bestimmten Segmentierungsmethode bestimmt werden sollen, auf (vgl. Kohrt 1998: 554), sondern sie schreiben unabhängig von der Art der Segmentierung Buchstaben (bezüglich der Prämissen der Segmentierung: sehr) unterschiedliche Funktionen zu. In der Regel die Funktionen der Gewährleistung der Phonem-, Morphem- und Wortkonstanz. Genauso verfahren Untersuchungen zu historischen ‘Schreibsprachen’, die die Terminologie der Graphemik nicht verwenden (z.B. Kettmann 21969, Fleischer 1970) und Modellierungen der Rechtschreibung des Gegenwartsdeutschen. Diese Publikationen wollen nicht die impliziten Rechtschreibregeln – Graphem-PhonemKorrespondenzregeln, Regeln der Silben- bzw. Morphemschreibung usw. – inventarisieren, sondern Prinzipien vorstellen, nach denen sich die Schreibung organisiert, vgl. bes. Eisenberg 2000; 2009.67 Trotzdem wurde noch nicht versucht, (die Entstehung des) Schreiberwissen(s) in historischen Zeiten zu modellieren, indem man ‘Beobachtungsfakten’ in Erklärungszusammenhang mit Erkenntnissen der Sprachperzeptions- und -produktionsforschung sowie der historischen Lese- und Schreiblernforschung bringt (wenn auch ein solcher Versuch zunächst mit viel Aufwand und bescheidenen Ergebnissen verbunden wäre). Im

Funktionen gegenwärtiger Buchstaben. Dies drängt gewöhnlich z.B. zur alphabetischen Auflösung von Abkürzungen in Editionen, obwohl die einzelnen Auflösungen sehr oft fraglich sind. 67 Ergebnisse von Untersuchungen zu historischen Schreibsprachen, welche die Terminologie der Graphematik nicht verwenden, erweitern in einigen Punkten die obige Liste der Ergebnisse der Untersuchungen zur historischen Graphematik: 17. Schreibungen können in Bezug auf eine wohl definierte Gruppe von Schreibern an einzelne Schreiber gebunden sein (Kettmann 21969, Fleischer 1970). 18. Bestimmte Schreibungen lassen sich auf Mode, 19. Analogieschreibung, 20. den Erhalt früherer (mhd.) Schreibungen zurückführen (Kettmann 21969).

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Folgenden wird die Möglichkeit der Erschließung von Erklärungszusammenhängen dieser zwei Typen geprüft. Sprachwissen als Erklärungsprinzip historischen Buchstabengebrauchs. Die Rekonstruierbarkeit historischen Sprachwissens In diesem Unterkapitel werden einige Möglichkeiten der Beobachtung der Schreibung in historischen Texten und ihrer Interpretation vorgestellt.68 Neue Beobachtungen werden zukünftig mit über die Untersuchung der Einbettbarkeit in Geschichten über Sprachausgleich hinausweisenden Zielsetzungen verbunden werden können. Die Modellierung schriftsprachlicher Schreiberkompetenzen und die Lösung handschriftengeschichtlicher Probleme stellen solche Zielsetzungen dar.69 In der vorliegenden Arbeit werden keine situationsgebundenen historischen Probleme gelöst. Es wird versucht, die Verteilung derjenigen Schreibprinzipien in der Kanzleischriftlichkeit von Ödenburg vom 16. bis zum 18. Jahrhundert zu erfassen, mit Ausblick auf weitere Schichten der Schriftlichkeit, an denen entlang sich die gegenwärtige Rechtschreibung organisiert. Die gegenwärtig gültigen Schreibprinzipien ‘phonographische, morphologische, semantische, silbische Schreibung’ (vgl. Eisenberg 2009: 66; vgl. noch Singer 1984, Garbe 2000, die diese Prinzipien auf die historische Graphemik beziehen) regelten die Schreibung in historischen Zeiten nämlich bekanntlich in sich vom heutigen jeweils unterscheidendem Ausmaß. In der Fachliteratur wird dieses Phänomen als die Verbreitung des morphologischen zuungunsten des phonologischen (auch phonographisch genannten) Schreibprinzips beschrieben (Polenz 2000: 174). In der vorliegenden Arbeit soll die Herausbildung der heutigen Verteilung der Schreibprinzipien verfolgt werden. Zu diesem Zweck werden die Prinzipien der Buchstabenverteilung in einem handschriftlichen Korpus in vier Zeitabschnitten von 1510 bis 1800 erfasst. Die zu erzielenden Beobachtungen lassen sich dabei auch als Anzeichen der Schreiberkompetenz (und ihrer tendenziellen Änderungen) interpretieren. Denn die Buchstabenverteilungen korrelieren mit Schreibmaximen, die eine Folge der wie auch immer gearteten Schreiberkompetenz darstellen. Die 68

Es soll nicht behauptet werden, dass der hier vorgeschlagene Weg für die Erforschung historischer Schreibsprachen viele neue Erkenntnisse erbringen kann, sondern lediglich, dass durch ihn neue Erkenntnisse erzielt werden könnten. 69 Derartige Zielsetzungen liegen z.B. Németh 2000; 2005; 2008 zugrunde. Vereinzelt formulieren auch Historiker selbst Aufgaben für (d.h. Fragestellungen an) Sprachhistoriker bezüglich des Buchstabengebrauchs von Texten, z.B. Künast 1996. Als weiterführende Lektüre zu narrativen Strukturen als Grundlage der Geschichtswissenschaft (aller ihrer Forschungsrichtungen) empfehle ich Schapp 1953 und Kocka / Nipperdey 1979.

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in den einzelnen Zeitabschnitten gültigen Schreibprinzipien und ihr Geltungsbereich werden in der Zusammenfassung der jeweiligen Analysekapitel vorgestellt. Die Beobachtungen der Buchstabenverteilung werden sich qualitativ nicht von den bisherigen Forschungsbeobachtungen unterscheiden. Buchstabenverteilungen werden im Verhältnis zu Phonemen, Morphemen und visuell definierbaren Positionen beobachtet und beschrieben. Dies erfordert das Ziel, die Etappen der Herausbildung der gegenwärtigen Konstellation von Rechtschreibprinzipien zu modellieren. Die gegenwärtigen Rechtschreibprinzipien werden nämlich aufgrund ebensolcher Beobachtungen bestimmt (Eisenberg 2009). Exkurs: Über die Beobachtungen der Buchstabenverteilung bei den Grammatikern des 16. Jahrhunderts Die Beobachtungen änderten sich qualitativ übrigens seit dem 16. Jahrhundert nicht.70 Johannes Clajus beschreibt im kurzen orthographischen Teil seiner Grammatik (1578) den Gebrauch bestimmter Buchstaben als positionsbedingt bzw. lexemgebunden, und zwar in initialer Position. Zum Beispiel von den Alternanten i~j steht i medial bzw. initial in der Präposition in, initial vor Vokal jedoch als j (z.B. jar), aber auch in den Pronomina dritter Person jhm, jhnen usw. (dass /i/ und /j/ heute gewöhnlich als zwei Phoneme interpretiert werden, ist hier irrelevant). y steht niemals initial, final ist es aber die ausschließliche Form von i: frey, zwey usw. Clajus nennt sogar einen Fall, wo dieselbe Buchstabenkombination (ch) positionsbedingt unterschiedliche Laute (medial und final das griechische , z.B. lachen, initial k – z.B. Chor) wiedergibt (heute würde man sagen: Clajus beschreibt eine positionsbedingte Korrespondenz zweier Phoneme mit einem Graphem). Er weist ferner darauf hin, dass manchmal Buchstabenalternation möglich ist, z.B. in Wörtern wie Sel~Seel, Chor~Kor, ebenfalls ein Prinzip, das in der gegenwärtigen Rechtschreibung (und in den Zusammenfassungen der Rechtschreibprinzipien) nicht unbekannt ist – man denke an die variable Schreibung Photographie ~Fotografie. Letztlich gibt er Buchstabenpaare bzw. -triaden an, die „cognatae sunt“ (S. 9): b~p, d~t~th, g~k, g~j, c~ /ø/ / /< >

/ie/ /ye/ /uo/ /ei/ /öy/ /ou/

/ä“/ / /

Vokalphoneme des klassischen Mhd., Szulc 1987: 116 („In gebrochenen Klammern werden die Grapheme der ,normalisierten’ mhd. Graphie angegeben.“) /b/ /v/(germ. f) /Ù/(germ. t) /hh/(germ. k) /m/ /r/ /pf/

/d/ /t/ /f/(germ. p) /s/(germ. s) /h/(germ. h) /n/ /l/ /z/

/g/ westgerm. /gg/ /sch/

/j/ /w/ /ch/

Konsonantenphonemsystem des „normalisierten Mhd.“, Ernst 1994: 35

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p b f, ff v(f) pf m w

t d z sch s z, tz n l, r

ch[ç]

k(c) g h, ch[] kch [k]

j h 24

Mhd. Konsonantensystem, Paul 1998: 139

Paul und Szulc setzen dieselbe Menge von Vokalphonemen an (wobei Paul die Phoneme mit den editorischen Typen notiert, die Szulc als mhd. Grapheme auffasst). Ernst ergänzt sie um zwei weitere Phoneme, /iu/ und /ü/, denen jeweils ein eigener Lautwert entspricht (Ernst 1994: 285f.).106 Die Menge der Konsonantenphoneme unterscheidet sich bei Ernst und Paul ebenfalls107 (Szulc gibt sie nicht an.). Also auch wenn man annimmt, dass das Normalmhd. eine Phonemmenge ist, ist es nicht eindeutig, welche Phoneme es enthält. Eine breitere Übereinkunft besteht über Vokalphoneme, da sie – bzw. die sie festlegende Tradition108 – auf eine explizite Liste Lachmanns zurückgeführt werden können, s.u., S. 87. 106

Eine Lautidentität von /iu/ und /ü/, weshalb ein Phonem /iu/ von Paul und Szulc nicht angesetzt wird, war nach Ernst (1994: 286) nur in der südalem. (Dichter-) Sprache (in Hartmanns Reimgebrauch) vorhanden, im Mittelbairischen aber nicht. Versteht Ernst unter Normalmhd. – mit der Forschung – die Menge der Lachmann zugeschriebenen Phoneme, dann ist nicht klar, warum /iu/ doch als Phonem angesetzt werden soll (vermutlich deshalb, weil die Bedingung der Wenn-dann-Relation nicht erfüllt ist: Ernst postuliert und verwendet als Vergleichsgrundlage ein für das Bairische gültige ‘Normalmhd.’). 107 An dieser Stelle ist nebensächlich, dass Paul – und die weiteren Bearbeiter seiner Mhd. Grammatik – (Paul 241998) auf Seite 139 über Konsonantensystem und nicht konsonantisches Phonemsystem spricht (die Gründe sind hier belanglos). Denn einerseits stellt er die auf S. 139 angeführten Konsonanten auf den folgenden Seiten graphisch als Phoneme dar (auf S. 30 wiederum als Grapheme). Andererseits wird der Phonemstatus von hypothetischen mhd. Lauten in Ernst 1994 (und in der gesamten Fachliteratur) genauso wenig nachgewiesen (z.B. mit einem kognitiven Phonemkonzept aufgrund einer Korpusanalyse begründet) wie in Paul 241998, weshalb mhd. Laute, Phoneme und Buchstaben in Ernst 1994 genauso wenig unterschieden werden wie in Paul 241998. Daran ändert nichts, dass z.B. Ernst bestimmte Buchstaben als Phoneme kennzeichnet und somit mhd. Laute und Phoneme scheinbar unterscheidet. 108 D.h. diese Stelle von Lachmann 1820 (Kl. Schr. 165ff.) wird in der sprachwissenschaftlichen Literatur zumindest nicht zitiert.

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Ob unterschiedliche Buchstaben der Lachmann’schen Editionen, die vielfach als Phoneme interpretiert werden, auch phonetische Unterschiede anzeigen, und wenn ja, welche, darüber teilen sich ebenfalls die Meinungen. Russ 1982 bringt viele Beispiele für die divergierende phonetische Auslegung der mhd. Buchstaben(oppositionen). Die unterschiedlichen Positionen der Literatur lassen sich aufgrund von Russ 1982 auch tabellarisch darstellen. Die folgende Tabelle stellt die Theorien über die Aussprache von mhd. s/ss: z/zz in medialer und finaler Position vor (vgl. Russ 1982: 62ff.). C. Karstien

M. Joos

H. Penzl

R.E. Keller J. Voyles

vorhanden

vorhanden

vorhanden

vorhanden

phonetische Opposition

vorhanden

nicht eindeutig vorhanden (denn der Lautunterschied ist nicht eindeutig hörbar)

vorhanden

vorhanden

s

lenis; mit sth. Allophonen medial, intervokalisch und final; stl. in der Position _C bzw. nach /r/, final und bei Verdopplung

stl. alveolar predorsal

lenis, [+retroflex]

eher palatal, frikativ

[+strident]

z

fortis

stl. alveolar apikal

fortis, [-retroflex]

dental, frikativ

[-strident]

phonologische Opposition

vorhanden vorhanden (keine Angaben zur artikulatorischen Basis)

Theorien über die Aussprache von mhd. s/ss: z/zz in medialer und finaler Position nach Russ 1982: 62ff.

Die Existenz alternierender Theorien über die Aussprache einzelner mhd. Laute impliziert, dass es nicht eindeutig ist, welche artikulatorischen und akustischen

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Eigenschaften die von Lachmanns Zeichensystem zu bezeichnenden Laute aufweisen.109 Kurz, die Forschung postuliert eine normalmittelhochdeutsche „Sprache“, wobei es umstritten ist – wenn man diese Sprache als eine Menge von Phonemen auffasst –, aus welchen Phonemen sie besteht bzw. welche vermutlichen (prototypischen) Laute den Phonemen oder Schriftzeichen zuzuordnen sind. Unumstritten ist lediglich, dass Lachmann parallel zu seiner Auffassung, dass die Dichter des klassischen Mhd. ‘eine homogene Sprache sprachen’, in seinen Editionen handschriftlich nicht belegte Schriftzeichen einführte. Umstritten ist aber die Bedeutung dieser Schriftzeichen. Unabhängig davon, dass das Normalmittelhochdeutsch wenn überhaupt, dann als eine Liste von – je nach Belieben – Phonemen, Graphemen oder Lauten vorgestellt wird, wird darunter in der Tat die Gesamtheit von Wörterbucheinträgen verstanden, die aus einer minimalen Menge von prototypischen Buchstaben(gruppen) mit jeweils wohl definiertem Lautbezug bestehen. Die Forschungspraxis impliziert, dass nicht die Menge der prototypischen Buchstaben, sondern die der Wörterbucheinträge als Normalmhd. verstanden wird. Dies ist eine triviale Feststellung, denn die lautlichen Entsprechungen von Buchstaben können bei jeglicher Vergleichsgrundlage nur in Wortformen untersucht werden, welche aber in Wörterbüchern enthalten sind. Die Feststellung ist dennoch wesentlich, denn die Forschung untersucht die Entstehung der Wörterbucheinträge, d.h. ihr Verhältnis zur vermeintlichen mhd. Lautung vor ihrer Zugrundelegung als Vergleichsgrundlage in Untersuchungen zu historischen Schreibsprachen, Graphemik, Phonemik nicht. Die Graphemik bzw. Phonemik des jeweiligen Untersuchungskorpus wird optisch allerdings in den von Lachmann eingeführten Schriftzeichen oder ihrem Lautbezug entsprechende Gruppen geordnet dargestellt. Die Aussage „An Stelle von normalmhd. x steht im fnhd. Korpus y“ lässt sich wie folgt interpretieren: 1.

2.

109

In Wörtern (in der ‘lautlichen Umgebung’), wo in Lexers Wörterbuch, bei Variation im ersten Beleg, das Lachmann’sche Schriftzeichen x steht, steht im fnhd. Korpus das Schriftzeichen y. In Wörtern (in der ‘lautlichen Umgebung’), wo in Lexers Wörterbuch, bei Variation im ersten Beleg, der vermutliche Laut (oder Phonem) x bezeichnet wird, steht im fnhd. Korpus der vermutliche Laut y (oben als z bezeichnet).

Auch wenn Russ jeweils eine der Theorien (im Fall von mhd. /s/ : /z/ die von Joos) akzeptiert. Die bibliographischen Angaben der von Russ (1982) zitierten Literatur s. in seinem Literaturverzeichnis.

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3.

In Wörtern (in der ‘lautlichen Umgebung’), wo in Lexers Wörterbuch, bei Variation im ersten Beleg, der vermutliche Laut (oder Phonem) x bezeichnet wird, steht im fnhd. Korpus das Schriftzeichen y.110

Gemeinsam ist allen drei Interpretationen, dass sie Korpusbelege mit Elementen eines als korpusunabhängig aufgefassten Sprachsystems vergleichen. Bekanntlich ist dieses Sprachsystem, das Normalmittelhochdeutsch, idealisiert in dem Sinne, dass es aus Wortformen mit rekonstruierter Lautung besteht, denen die Annahme einer ‘einheitlichen Lautung’ bei den klassischen mhd. Dichtern zugrunde liegt (s.u., S. 84). Die Wortformen des Normalmhd. – diese sind bei Lexer verzeichnet – sollen also nach Lachmanns Intention eine reale und einheitliche Sprache widerspiegeln.111 Heute geht man davon aus, dass diese einheitliche kmhd. Lautung (d.h. Aussprache von Wörtern) nicht gegeben war (vgl. Paul 241998: 11f.). Da jedes Phonemsystem oder System von prototypischen Lauten – d.h. die Menge der Phoneme und der phonologischen Wortformen – ebenfalls zumindest in dem Sinne idealisiert ist, dass es nicht dem Sprachgebrauch eines jeden Sprechers entspricht, gibt es kein als allgemeine Vergleichsgrundlage nutzbares Phonemsystem, das nicht wegen seiner Realitätsferne angefochten werden könnte. Fnhd. Korpora könnte man – wie Piirainen (1968: 25) auch anmerkt – mit jedem beliebigen Phonemsystem vergleichen.112 Auch mit dem neuhochdeutschen. Welches von den beiden Phonemsystemen, dem normalmhd. bzw. dem nhd. als Vergleichsgrundlage gewählt werden soll, kann nicht aufgrund dessen entschieden werden, welches ‘theoretisch’ besser ist, denn mit beiden sind ernsthafte ‘theoretische’ Probleme verbunden, sondern nur aufgrund dessen, die Verwendung von welchem mit wesentlicheren Folgen einhergehen wird.

110

Der vierte Interpretationstyp widerspricht den methodischen Grundsätzen der Forschungsliteratur. Selbstverständlich mag sich x bei anderen Forschern auch auf Belege des Wörterbuches von Benecke/Müller/Zarncke beziehen. 111 Die letzten beiden sind implizite Annahmen der linguistischen Forschungstradition. Die Annahme einer einheitlichen normalmhd. Lautung (oft Sprache genannt) ist nicht näher spezifiziert. Sie ist eine ‘ideelle’ Annahme ohne gedankliche, argumentative Verbindung zu ihrem Gegenstand, den Wörtern. Die im nächsten Satz erwähnte Kritik an der Annahme einer ‘einheitlichen Lautung’ ist deshalb auch nur eine ohne wohl bestimmten Gegenstand. Zum Verständnis von ‘Einheitlichkeit’ bei Lachmann s.u., S. 82f. 112 ‘Phonemsysteme’ eignen sich besser als Vergleichsgrundlage als ‘Graphemsysteme’, denn die Menge von funktionalen Buchstaben(gruppen) ist im Deutschen größer als die von Phonemen (wie sie von der Phonologie heute angesetzt wird). Phoneme dienen als Ordnungsprinzip für die Beschreibung des Buchstabengebrauchs / der Rechtschreibung. Umgekehrt ist das nicht der Fall.

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Lachmanns Wortformrekonstruktionen und Normal-Rechtschreibung An diesem Punkt lohnt es sich, die Technik und die Präsuppositionen der Wortformrekonstruktionen von Lachmann kennenzulernen. Die Entstehung der Idee eines ‘unwandelbaren Hochdeutsch’ des 13. Jahrhunderts bei Lachmann lässt sich, soweit ich sehe, anhand seiner Editionen und Rezensionen nicht nachvollziehen.113 Auch sein Briefwechsel mit den Brüdern Grimm und mit Benecke (vgl. Baier 1901, Leitzmann 1927) bietet lediglich spärliche Hinweise auf seine Vorstellungen über die Einheitlichkeit der mhd. Dichtersprache,114 aber keine zu ihrer Entstehung. Ich verweise im Folgenden nicht auf die Briefausgaben, sondern auf Lutz-Hensel 1975, eine ausgezeichnete Analyse der Bezüge des Briefwechsels von Lachmann zu seiner editorischen Tätigkeit. Lutz-Hensel interpretiert auch die Quellenpassagen, die die Frage der Einheitlichkeit des Mhd. betreffen. Sie merkt jedoch auch an (1975: 127), dass es nicht geklärt ist, worin die Einheitlichkeit besteht (dies wurde auch seit 1975 nicht geklärt). Nach Lutz-Hensels Interpretation nennt Lachmann zunächst zahlreiche mhd. Dichtungen, die ihm halfen, das Mhd. zu finden (Brief an J. Grimm vom 12.3.1820, Lutz-Hensel 1975: 124f.), das er laut eines Briefes an Benecke vom 25.12.1820 in den Werken Hartmanns, Wolframs und Walthers gefunden zu haben meint, das er 1822 aber lediglich auf Hartmann einschränkt (Lutz-Hensel 1975: 198; vgl. noch Singer 1900: 13). Minimale Aussagen darüber, was Einheitlichkeit für Lachmann bedeutet haben mag, können aufgrund des in seiner editorischen Praxis Möglichen erzielt werden. Auch bei demselben Dichter ist z.B. metrisch-phonetisch bedingte Wortformenvarianz möglich (vgl. u.a. LutzHensel 1975: 332). Vollkommene Wortformenkonstanz ist also in der einheitlichen Dichtersprache nicht erforderlich.115 Erlaubt sind auch geringfügigere dialektale Eigenheiten bei den Dichtern (s. z.B. Lachmann 1833: vii, vgl. LutzHensel 1975: 124). Einheitlichkeit des Mhd. mag für Lachmann nicht (nur) eine 113 Die Idee eines mehr oder weniger einheitlichen klassischen Lateins und mittelalterlicher Textverderbnisse wegen Korruptheit des Mittellateins mag für Lachmann eine gedankliche Parallele gewesen sein. 114 Vgl. die vage Inhaltsbestimmung des Begriffs ‘höfische Dichtersprache’ in Paul 241998: 13. Die Wörter Dichtersprache und Literatursprache sind in der Fachliteratur kontrovers verwendet. Manchmal als Synonyme, manchmal klar voneinander abgegrenzt. Als Beispiel für die Abgrenzung beider Begriffe s. Singer 1900. In der vorliegenden Arbeit wird jeweils das im jeweiligen Forschungskontext in der Fachliteratur üblichere Wort vorgezogen. 115 Die metrische Interpretation von Versen ist selbst bei allgemeinen metrischen Dichtergewohnheiten eine Entscheidungsfrage und kann sich deshalb ändern. Dies führt mancherorts zu Änderungen der Wortlautungsrekonstruktionen zwischen zwei Ausgaben desselben Werkes. Beispiele in Lutz-Hensel 1975: 346f.; 358f.

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Menge sprachlicher Elemente, z.B. einwertige Realisierungen von BedeutungLautung-Zuordnungen, sondern auch Prinzipien wie ‘Verwende reine Reime’ bedeutet haben.116 Die Rekonstruktion von hd. Wortformen (d.h. des Normalmhd.), ist jedoch kein ab ovo gegebenes Ziel, dem die Entwicklung einer Methode der Textrekonstruktion untergeordnet ist, sondern ihre Formulierbarkeit als Ziel hängt vermutlich mit der Existenz dieser Methode zusammen (zur kritischen Bewertung von Lachmanns Textrekonstruktionsmethode s. Paul 1891: 88f.). Das Ziel Lachmanns editorischer Tätigkeit war nicht die Herstellung einer dem ‘unwandelbaren Hochdeutschen’ entsprechenden Textfassung (die Idee eines ‘unwandelbaren Hd.’ ist vielmehr ein Ergebnis dieser Tätigkeit und die Einführung standardisierter Lautbezeichnungen ein Weg darin), sondern die Rekonstruktion des Textes des Archetyps der überlieferten Handschriften117 (vgl. Timpanaro 1971, zu Lachmanns germanistischen Editionen S. 33f.). Die Lachmann’sche 116

Die Brüder Grimm scheinen die ‘Einheitlichkeit’ des Mhd. zumindest zeitweilig anders – wenn man so will: strenger – verstanden zu haben (sie scheinen, weil die Einheitlichkeitsauffassung von Lachmann und den Brüdern Grimm noch nicht untersucht wurde). Wilhelm kritisiert z.B. an Lachmanns Walther-Ausgabe von 1827 die fehlende Wortformenkonstanz (vgl. Lutz-Hensel 1975: 330f., zu Jacob Grimms ähnlicher Auffassung ebd. 356ff.). Die Frage, ob es eine einheitliche mhd. Schriftsprache gab, ist nicht erst seit den letzten Jahrzehnten populär (was nicht immer auch bedeutet: ernst genommen), sondern sie wurde auch im späten 19. Jahrhundert gestellt und untersucht. Hier sei lediglich auf Nebert 1891 verwiesen, der die diesbezügliche Literatur – am Anfang der Diskussion steht eine Schrift Hermann Pauls von 1873 – zitiert (Nebert 1891: S. 38ff.) und für die Existenz einer einheitlichen mhd. Dichtersprache in Schwaben und am Oberrhein (ebd. S. 40) auch selbst Stellung nimmt. Auch Nebert zitiert neben der Verweisung auf Jakob Grimms Grammatik (ähnlich der oben besprochenen neueren Forschungsliteratur) von Lachmann allein die Stelle über das unwandelbare Hochdeutsch aus der ‘Auswahl’ (Kl. Schr. 161) und vermerkt, dass Lachmann und Jakob Grimm die Annahme der Existenz einer mhd. Schriftsprache nicht ausführlich begründeten. Er fügt aber gleich hinzu: Für sie verstand sich ihre Existenz von selbst, so dass eine Begründung nicht als notwendig erschien (Nebert 1891: 39). Da Lachmann die Begriffe ‘unwandelbar’ bzw. ‘einheitlich’ m.W. kaum benutzt, nicht erklärt und seine Editionen nicht nach denselben Prinzipien gestaltet, wird auch jeder künftige Interpretationsversuch der ‘Einheitlichkeit’ der mhd. Dichtersprache bei Lachmann kontrovers bleiben. 117 Insofern die Überlieferung dies erlaubt (sie z.B. nicht kontaminiert ist), vgl. Stackmann 1964. Auf diese Eigenschaft „älterer Editionen“ weist – in meinen Lektüren – allein Tauber (1993: 15) hin, ohne aber Lachmann bzw. das Normalmittelhochdeutsche zu erwähnen (d.h. in einem anderen Zusammenhang als der obige).

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Editionsmethode besteht darin, dass die Textrekonstruktion nicht einer einzigen, der ‘besten oder der ältesten’ Handschrift folgt (und z.B. nur ihre Schreibfehler aus weiteren Handschriften verbessert; vgl. Lachmann 1817, in: Kl. Schr. 82; 161), sondern der dem Archetyp am nächsten kommenden Handschrift (vgl. Lachmann 1820, in: Kl. Schr. 163). Abhängigkeitsverhältnisse der Handschriften werden aufgrund von errata communia erschlossen. Nach der recensio werden Korruptelen aus weiteren Handschriften emendiert, und zwar aus denen, deren richtige Lesart der Abstammungsrekonstruktion zufolge aus dem Archetyp stammt.118 Wenn keine solche Lesart vorhanden ist, emendiert der Editor gemäß seinem Wissen über den usus scribendi (vgl. auch W. Grimm 1827, in Bein 1995: 66ff.). In diese Arbeitsstrategie Lachmanns fügt sich das Konzept der ‘einheitlichen’ Rechtschreibung der klassischen mhd. Dichter. Lachmann selbst erwähnt sein Streben nach einer einheitlichen Rechtschreibung, die die vermutete einheitliche Aussprache anzeigen soll, an mehreren Stellen. Diese Stellen werden in der Literatur z.T. auch zitiert. Die Zitate sind die folgenden (das zweite wurde oben bereits zitiert, S. 74): Lachmanns Forderung zielt auf eine „Normal-Rechtschreibung“, „die der Aussprache entsprechen soll und das soll unsere alterthümliche doch“ (Roloff 2003: 70, die zitierte Stelle findet sich in Lachmann 1817, in: Kl. Schr. 94) „Wir sind doch eins, daß die Dichter des dreizehnten Jahrhunderts, bis auf wenig mundartliche Einzelheiten, ein bestimmtes unwandelbares Hochdeutsch redeten, während ungebildete Schreiber sich andere Formen der gemeinen Sprache, teils ältere, teils verderbte, erlaubten.“ (Lachmann 1820, in: Kl. Schr. 161, zit. auch in Michels 51979: 18, Paul 241998: 11, Roloff 2003: 71) „Mein Hauptbestreben ging darauf, eine alterthümliche, aber genaue Rechtschreibung einzuführen.“ (Lachmann 1820, in: Kl. Schr. 161, zit. auch in Roloff 2003: 71, Plant 1968: 48)

Was aber ‘eine genaue Normal-Rechtschreibung’ bedeutet und welche Konsequenzen ihre editorische Einführung für das Normalmhd. als Vergleichsgrundlage für die Beschreibung fnhd. Buchstabengebrauchs hat, wird in der sprachwissenschaftlichen Literatur m.W. nicht erörtert. Die Normal-Rechtschreibung sollte dem modernen Leser (d.h. dem des frühen 19. Jahrhunderts) zeigen, wie ein Text auszusprechen ist (Lachmann 1833: vi; xiv, das Zitat oben bzw. eine Aussage von 1826, zit. in Lutz-Hensel 1975: 190, vgl. Ganz 1968: 17), auch wenn dies zu handschriftlich nicht belegten oder un-

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Lachmann beschreibt die Abhängigkeitsverhältnisse jeweils in Fließtext. Er zeichnet keine Stemmata, vgl. Timpanaro 1971.

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terrepräsentierten Schreibungen führt119 (vgl. Lutz-Hensel 1975: 187f.). Dies ist dann möglich, wenn eindeutige Buchstabe-Laut-Zuordnungen vorhanden sind.120 Lachmann führte solche Zuordnungen in seine Editionen ein.121 Sie bilden die 119

Sehr deutlich zeigt Lachmanns Verständnis sein Brief an Benecke vom 25.12.1820 (Leitzmann 1927: 5): „[…] Sie misbilligen gewiss die Verwechslung von â und ae,  und ù: was schadets nun, dass die nothwendigen und wohl erfundenen ú, k, ck, tz ein Paar Jahrzehende jünger sind? ist doch die Aussprache ohne Zweifel älter. […]“. 120 Genau darin besteht nach Lachmanns – nirgends expliziertem (vgl. allerdings Lachmann 1833: vii, Z. 32ff., bes. 38ff.) – Verständnis die Rechtschreibung. Dieses Verständnis veranlasst ihn zu folgender Anmerkung über eine Aussage von Benecke: „Wenigstens wird es besser seyn, darüber [über die Grundsätze der Rechtschreibung in Friedrich von der Hagens Nibelungen Lied und Beneckes Edel Stein, J.N.] zu sprechen, als wenn wir, mit Hn. B. über den Gebrauch der lat. Buchstaben statt der dt. rechten wollten, obgleich sein Grund, es gebe keine deutschen, eben so wenig als schwedische oder portugiesische, nicht blos weit weniger einfach und einleuchtend ist, als er scheint, sondern ganz unhaltbar“ (Kl. Schr. 90). 121 Sie werden nicht immer explizit definiert (in phonetischem Sinne), sondern Lachmann führt für bestimmte handschriftliche Buchstaben(gruppen) nhd. Buchstaben ein, deren Lautwert ihrem Lautwert im 19. Jahrhundert entspricht. Die Laut-Buchstabe-Zuordnungen bleiben bis auf die Änderung der graphischen Kennzeichnung der beiden etymologisch unterschiedlichen ü-Laute i.J. 1820 (siehe Lutz-Hensel 1975: 179f.) während Lachmanns editorischer Tätigkeit unverändert. Wesentlich bezüglich Lachmanns Orthographieauffassung ist sein Hinweis auf Lionardo Salviati, „der mir immer in vielem als ein vorbild erschienen ist und dessen arbeiten jeder genau kennen mus der über meine versuche die mittelhochdeutsche orthographie zu bestimmen urtheilen will. “ (Lachmann 1833: viii). Die Stelle ist in der philologischen Literatur nicht unbekannt (Ganz 1968: 18, Lutz-Hensel 1975: 332, die auch einen brieflichen Hinweis Lachmanns auf Salviati erwähnt, 1975: 332 bzw. S. 116). Lutz-Hensel interpretiert sie jedoch folgendermaßen: „Für graphische Zeichengebung verwies Lachmann auf Anleihen bei Lionardo Salviati“. Tatsächlich steht die zitierte Stelle im Kontext der (Un-)Möglichkeit der vollständigen graphischen Kennzeichnung aller lautlichen „feinheiten“ mhd. Dichtung bzw. kleinen Ungleichheiten in der von Lachmann vollzogenen Laut-Buchstabe-Zuordnungen in der Wolfram-Edition und im erwähnten Brief verweist Lachmann tatsächlich bezüglich einer Zeichengebung auf Boccaccio. Salviatis Lektüre mag aber Lachmanns Denken in wesentlich mehr Hinsichten als nur der Zeichengebung beeinflusst haben. Seine umfangreiche Abhandlung über die Sprache des Decamerons umfasst und bespricht sehr ausführlich viele Fragen der editorischen Textrekonstruktion, von der reimbasierten Lautungsrekonstruktion bei Boccaccio über Laut-Buchstabe-Zuordnungen im zeitgenössischen (16. Jahrhundert) toskanischen Alphabet samt verschiedenster kontextueller (‘grapho- und phonotaktischer’) Bedingtheiten, ihrer Übertragbarkeit auf Boccaccios Zeit bzw. die Möglichkeit mancherorts genauerer graphischer Lautkennzeichnungen bis zu der Nachweisbarkeit des Lautwandels vom 14. bis zum 16. Jahrhundert,

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Grundlage vieler, nach Lachmann erschienener Editionen. Besonders die zweite Auflage von Lachmanns kritischer Ausgabe des Iweins galt lange als Vorbild kritischer Editionen, vgl. J. Singer 1996: 41. Die Lachmann’sche Normal-Rechtschreibung ist eine Schreibung – nach ihrer Intention – nach dem ‘phonetischen Schreibprinzip’. Sie ist also keine Rechtschreibung, d.h. eine Menge normativer Schreibregeln, sondern die schriftliche Bezeichnung der rekonstruierten, in dem jeweiligen Lautkontext als real angesehenen mhd. Lautung. Sie basiert auf genauso willkürlich gewählten Zeichen, u.a. auf im 19. Jahrhundert verwendeten Buchstaben, wie moderne phonetische Bezeichnungssysteme. Exkurs: Die Rolle der mhd. handschriftlichen Schreibweisen in Lachmanns Textrekonstruktionen Der Unterschied zwischen handschriftlicher und Lachmann’scher Schreibweise sei am Beispiel einer Spervogelstrophe vorgestellt. Die in der Edition gebotene rekonstruierte Textfassung wird hier mit der Jenaer Handschrift verglichen, deren Varianten im Apparat angegeben sind (Jena, Universitätsbibliothek, Ms. El. f. 101). Jenaer Liederhs. 29v (J) So we der arcmøte du benymt den man. Synne vnde wit ze daz er nicht ne kan Sine vriunt die tn des gten rat. Swenne er des gtes nicht ne hat Sie keren ym den rucke tz vnde grùzen ín vil trage. Swen der helt mit vul len vert. o hat er holde mag

Lachmann / Haupt 1857: 22 Sô wê dir armüete! du benimest dem man 10 beidiu witze und ouch den sin, dêr nicht enkan diu friunt getuont sîn lîhte rât, swenn er des guotes niht enhât: si kêrent ime den rugge zuo und grüezent in vil trâge. 15 die wîle dêr mit vollen lebet, sô hât er holde mâge.

Apparat (Lachmann/Haupt 1857: 235): 9=10 AC, 9 J arcmüete J, armuot AC. heimüete sagt der dichter 28, 21. den man J. 10. beide A, fehlt J. sinne unde witze J. wise A. daz er ACJ. nicht ne kan J, niht kan A, niht wissen kan C. 11. sine vriunt die tuon des guoten rat J. frúnde C. lihten AC. 12. swenne ACJ. nicht ne hat J. 13. rucke J, ruggen C. 14. vil J. wol AC. 15. Swen der helt mit vullen vert J. daz er AC. 16. volle holde A.

sogar bis zu der Auflösung handschriftlicher Abkürzungen und der kurzen Beschreibung einiger weiterer italienischer Dialekte (Salviati 1712, bes. S. 135–281, Erstausgabe: 1584; kritisch zu Salviati Brown 1974: 171–175). Salviati bespricht also viele Fragen sehr detailliert, die Lachmanns Textrekonstruktionen ebenfalls zugrunde liegen, von denen Lachmann selbst aber vieles nicht ausgeführt hat. Da Lachmann zudem selbst auf ihn verweist, sollte man, wenn man über das Normalmhd. bzw. Lachmanns Schreibungsrekonstruktionen (also: ‘Rechtschreibung’) „urtheilen will“, Salviati gelesen haben. In meinen sprachwissenschaftlichen Lektüren wird er von niemandem erwähnt.

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Handschriftliche Schriftzeichen für die prototypischen Lautbezeichnungen (z.B. benymt) vermerken Lachmann / Haupt nicht einmal im Apparat (aufschlussreich ist hierzu Lachmann 1817, in: Kl. Schr. 95; vriunt, nicht sind deshalb vermerkt, weil sie in Textvarianten vorkommen). Die (variable, oft korrupte) Schreibweise ist Lachmanns Auffassung nach eine Eigenschaft der Handschrift, die Lautung aber eine Eigenschaft des – vom Herausgeber zu rekonstruierenden – Textes. Die von ihm rekonstruierten, die Lautung bezeichnenden Schreibungen unterscheiden sich indessen nur in geringem Ausmaß von den handschriftlichen Schreibungen (es handelt sich selbstverständlich vor allem um Handschriften aus dem 13. Jahrhundert). Sie bezeichnen gegenüber der Handschrift z.B. Vokallänge (durch Zirkumflex: Sô wê), Umlautung (sie wird auch in vielen Handschriften angezeigt, im Gegensatz zu Lachmanns Kennzeichnung aber durch übergeschriebenes Vokalzeichen, z.B. armüete vs. arcmøte) und Lautqualität der e-Laute (offenes ‘e’ z.B. durch caudax). In der Konsonantenbezeichnung verwendet Lachmann nur handschriftlich belegte Buchstaben. Hier ordnet er lediglich den einzelnen Konsonantenbuchstaben jeweils einen Lautwert zu und verändert handschriftliche Schreibungen seinen Ausspracherekonstruktionen entsprechend. In dem Vorwort seiner Auswahl aus den hochdeutschen Dichtern (…) (1820) schreibt Lachmann ausführlich über den mhd. Vokalismus. Er bietet ein Inventar der von ihm verwendeten Vokalzeichen (in konkreten Wörtern) und Beispiele für Vokalqualitätsund -quantitätsänderungen in Abhängigkeit der Metrik: „ich gebe hier nur das Verzeichniss der Mittelhochdeutschen Vocale. Ich unterscheide 1) in hoch- oder tieftonigen Silben, gedehnte Vocale (…)“ (Lachmann 1820, Kl. Schr. 165ff.). Diese Beschreibung mhd. ‘Vocale’ versteht Lachmann als vorläufig, weitere Erkenntnisse erwartet er von Jakob Grimm (Lachmann 1820, Kl. Schr. 165). Ein vergleichbares Inventar von Konsonantenzeichen bietet Lachmann nicht. Sein Ziel ist wohl die Rekonstruktion von dem Versmaß einwandfrei entsprechenden Versen, wie sie seiner Auffassung nach die reale Sprache der Dichter widerspiegeln. In Bezug auf dieses Ziel ist die Bestimmung der Vokalquantitäten das Wichtigste, während Wissen über den Konsonantismus kaum eine Rolle spielt. Zu Lachmanns Versrekonstruktionen, allerdings ahd. Texte, s. Lachmann 1823/1824 bzw. Ursula Hennigs Einleitung in ihrer Ausgabe dieser Abhandlung Lachmanns von 1990, auch mit Hinweisen auf Lachmanns mhd. Editionen. Über den Lautwert von Konsonantenzeichen erfährt man manches durch den Vergleich von Lachmanns editorischen Änderungen gegenüber Handschriften mit den Handschriften selbst, ferner aus verstreuten Anmerkungen in seinen Rezensionen, Vorworten und Briefen. Bestimmte Konsonantenzeichenpaare, z.B. ch und h, k und ch, s und z bzw. sch können nicht in reimenden Wörtern stehen (vgl. Lachmann 1817, Kl. Schr. 102 u. bes. 90–93, zur Aussprache von d – im Wort und – S. 98). Dieses editorische Prinzip Lachmanns entspricht der Schreibpraxis guter, wenig korrupter Handschriften aus dem 13. Jahrhundert. Selbst zu Friedrich von der Hagens Ausgabe des Nibelungenliedes, eines Produktes der ‘Volksdichtung’, dessen Sprache nach Lachmann nicht die einheitliche, kaum mundartliche mhd. Dichtersprache ist, vermerkt er (Lachmann 1817, Kl. Schr. 92, das Zitat beleuchtet sehr gut Lachmanns Rechtschreibung und die Weise, wie sie hergestellt wird): „In den Nibe-

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lungen und der Klage erträgt man, als in der mehr volksmäsigen und weniger gelehrten Gedichten, schon leichter die Reime marschalk bevalch und verch werk. Dennoch sollte man auch in diesen überall das Richtige einführen, und den Schweizern überlassen, so viel kehl-ch hinein zu lesen, als sie wollen, weil ja die Handschriften auch hier sehr häufig das richtige k geben, die Hdsch. B sogar oft unrichtig, wo ch erfordert wird.“ An dieser Stelle ist es ohne Belang, welche Lautwerte den Konsonantenzeichen bei Lachmann zukommen. Von Interesse ist, dass lexikalische Wörter oft mehrere Aussprachevarianten und dementsprechend mehrere Schreibweisen haben, nämlich in Abhängigkeit von der Silbenqualität (z.B. also in hoch- bzw. tieftonigen Silben, also oder alse in unbetonten Silben, Lachmann 1820, Kl. Schr. 165) bzw. der Silbenstruktur – u.a. graphische Bezeichnung der Auslautverhärtung, z.B. lieben (z.B. Lachmann 1857: 10, 12) vs. liep (1857: 10, 16) –, die in den einzelnen Wortformrekonstruktionen metrisch bedingt sind (vgl. z.B. Lutz-Hensel 1975: 148ff., Beispiele für durch unterschiedliche metrische Strukturen bedingte unterschiedliche Rekonstruktionen derselben Textstelle ebd., S. 159f.; 313).122 122

Die Wörterbucheinträge in Lexer 1872–1878 enthalten i.d.R. die der vermeintlichen mhd. Aussprache entsprechende normalisierte Schreibung der lexikalischen Grundform der Wörter. Daneben geben sie ebenfalls der normalisierten Schreibung entsprechende, lautkontextbedingte, z.B. von der Silbenqualität abhängige (betont vs. unbetont), textspezifische bzw. regionale Nebenformen auch an. Aussagen des Typs „An Stelle von x im Mhd. steht im fnhd. Korpus y“, wobei unter ‘x im Mhd.’ die Vorkommen des jeweiligen Buchstabens/der jeweiligen Buchstabengruppe in – ggf. lautpositionsbedingt bestimmten – Wörterbucheinträgen (in Lexer 1872–1878) verstanden werden, implizieren: Die Aussagenden meinen, dass die Wörterbucheinträge tatsächlich mhd. prototypischer Lautung entsprechen. Dies wiederum impliziert, dass sie mit der Menge der von Lachmann angenommenen prototypischen Laute und auch mit allen seinen Wortlautungsrekonstruktionen einverstanden sind (Die Frage wird hier selbstverständlich vereinfacht dargestellt; das Mittelhochdeutsche Wörterbuch enthält z.B. nicht nur Wörter aus Lachmanns Editionen – ihre Schreibung soll vielfach auch nicht eine vermeintliche Aussprache anzeigen – und selbst diese Editionen folgen nicht immer denselben Textrekonstruktionsprinzipien, was z.T. unterschiedliche graphische Formen derselben Wörter in unterschiedlichen Editionen ergibt.). Die Wortlautungsrekonstruktionen Lachmanns basieren auf der Annahme konsequenter Einhaltung der Metrik bzw. der reinen Reimung in der höfischen Literatursprache (dies war auch Lachmanns Zeitgenossen offenkundig, vgl. auch Socin 1888: 82, Ganz 1968: 22 bzw. z.B. Lachmann 1833: vii, kritisch dazu Paul 1891: 89). Akzeptiert man diese beiden Annahmen (und somit die Annahme einer einheitlichen Literatursprache) nicht – und dies ist in der Sprachwissenschaft heute der Regelfall (vgl. Russ 1982, bes. S. 4) –, zweifelt man auch die Richtigkeit von Lachmanns Rekonstruktionen und auch der Wörterbucheinträge an (Dieser Schluss folgt natürlich formallogischen Regeln – wobei die Unterspezifizierung des ‘Einheitlichkeitsbegriffes’ ignoriert wird –, die in der Forschung selten eine Rolle spielen.). Dies wiederum hat zur Folge, dass Lachmanns Normalrecht-

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Lachmann verfährt genauso wie die moderne historische Sprachwissenschaft: Er erschließt die (evtl. lautkontextbedingte) prototypische Lautung (wie die historische Sprachwissenschaft ‘Phonemsysteme’ erschließt) und nimmt an, die unterschiedlichen handschriftlichen Schreibweisen gäben dieselben prototypischen Laute (der höfischen mhd. Literatursprache) wieder. Die Lautung rekonstruiert er aufgrund seiner gründlichen Kenntnis der mhd. Metrik und Reimkunst und anhand seines Reimwörterbuches123 (s. Lachmann 1843: 360; vgl. Sparnaay 1948: schreibung nicht als Entsprechung realer mhd. prototypischer Lautung interpretiert werden kann. Dann ist aber unklar, was die Forscher, die Normalmhd. zur Vergleichsgrundlage setzen, die Existenz einer einheitlichen mhd. Literatursprache mit prototypischer Lautung aber bezweifeln (z.B. Tauber 1993: 15–19), unter normalmhd. Phonemsystem (vgl. König 1999, s. dazu den nächsten Absatz) – oder Graphem- oder Lautsystem – verstehen bzw. was Aussagen des Typs „An Stelle von normalmhd. x steht im Fnhd. Korpus y“ bedeuten sollen. Zur Frage, ob es ein besseres Bezugssystem für die Beschreibung fnhd. Buchstabengebrauchs als die Lachmann’sche Rechtschreibung existiert, s.u., S. 90ff. König (1999), der sich ebenfalls gegen die Realität einer einheitlichen mhd. Sprachform ausspricht (S. 139), das Normalmhd. aber als Vergleichsgrundlage zulässt – wobei er Lachmann weder zitiert noch erwähnt –, ist, soweit ich sehe, der Einzige, der mitteilt, was er unter ‘normalmhd. x’ versteht. Er teilt mit, was er (mit zahlreichen weiteren Verfassern) unter ‘(normal)mhd. x’ versteht, nicht aber, was ‘normalmhd. x’ ist – obwohl dies aus der Analyse der Forschung ersichtlich wäre. Das bedeutet auch: Er sagt nicht, warum er ‘mhd. x’ auf die gegebene Weise versteht. Er sei hier zitiert, denn er bietet die ausführlichste (allerdings nicht weniger unbefriedigende als die übrige Fachliteratur) Reflexion auf das Wesen der mhd. Vergleichsgrundlage: „Die Aussage mhd. î>ei […] besagt folgendes: Ein im System des Mittelhochdeutschen verankerter langer I-Laut wird zu einem im System des Neuhochdeutschen vorhandenen Diphthong EI. 2.1. Was heißt „mhd. î“? Dieser Langmonophthong ist im System des Normalmhd. vorhanden, in jenem System, das im 19. Jahrhundert von den Herausgebern der mhd. Handschriften in gutem Glauben konstruiert wurde.“ (S. 138) (Hervorhebung von mir, J.N.)

Auch König sagt also nicht, was für ein ‘System’ das Normalmhd. sein soll. Sein Hinweis auf S. 139, es sei eine „abstrakte sprachwissenschaftliche Bezugsgröße“, löst das Problem nicht. Denn das Wort ‘abstrakt’ definiert keinen Inhalt, es verschleiert nur die Frage nach der Bedeutung. Das Wesen des den Herausgebern mhd. Texte aus dem 19. Jahrhundert, u.a. Lachmann zugeschriebenen Normalmhd., dass nämlich eine geringe Menge handschriftlich nicht belegter Zeichen der Ausspracheerleichterung von Lesern aus dem 19. Jh. dient und die konkreten Editionstexte Ergebnis der Archetyprekonstruktion sind, erkennt König nicht. Auch erkennt er u.a. nicht, dass das seinem Verständnis entsprechende Normalmhd. keine Konstruktion der Editoren, sondern eine von Sprachwissenschaftlern ist. 123 Auf Lachmanns Lautungsrekonstruktionen aufgrund seiner Kenntnis der mhd. Reimkunst soll hier nicht eingegangen werden. Es sei lediglich vermerkt, dass er Reime selbst-

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31ff., Ganz 1968: 16f.; 23). Allerdings stellt Lachmann nicht dar – und seit ihm hat dies keiner getan (vgl. jedoch Russ 1982) –, welche handschriftlichen Zeichen in welchen Fällen den prototypischen Lauten entsprechen. Die Schreibung interessiert ihn nicht.124 Das neuhochdeutsche Phonemsystem als Vergleichsgrundlage für die Beschreibung frühneuhochdeutschen Buchstabengebrauchs Möchte man den Schreibgebrauch fnhd. Korpora auf die Weise beschreiben, dass man jeweils die fnhd. Schreibung(en) an den durch die – der vermeintlichen mhd. Lautung entsprechenden – Schriftzeichen der Lachmann’schen NormalRechtschreibung definierten Stellen angibt, bedeuten Aussagen des Typs ‘An Stelle von mhd. x steht fnhd. y’ Folgendes: An Stelle des mhd. realen (prototypischen) Lautes/Phonems x steht fnhd. Buchstabe y. Einerseits ist aber nicht geklärt, was ‘x ist ein mhd. Laut/Phonem’ bedeutet125 (s. Fußn. 122). Andererseits erlaubt diese Vorgehensweise keine Aussagen über diachrone Veränderungen in der Schreibung zwischen Mittelhochdeutsch und Frühneuhochdeutsch, i.e. Aussagen des Typs: ‘Wo Phonem/Laut x ([x]) im Mhd. mit dem Buchstaben geschrieben wird, wird es im fnhd. Korpus mit z geschrieben’. Die Frühneuhochdeutsch-Forschung will allerdings nicht die Entsteverständlich immer dem usus scribendi (des jeweiligen Abschreibers bzw. Dichters) gemäß rekonstruiert. Erst seine Kenntnisse der mhd. Metrik und Reime ermöglichen ihm ausführliche Rezensionen wie über Friedrich von der Hagens Nibelungenlied usw., s. Sparnaay 1948: 32f. Nicht nur Lachmann verfügte über gründliche Kenntnisse der Reime. Wilhelm und Jacob Grimm erstellten ebenfalls Reimlexika (vgl. Lutz-Hensel 1975: 108ff. bzw. 113). 124 Die Schreibung spiegelt wohl die Sprache des Schreibers, der zu rekonstruierende Text – und allein dies interessiert Lachmann – meist die des Dichters wider. Ausnahme sind offenbar von mehreren Schreibern redigierte Texte – z.B. der Parzival – bzw. nicht auf Autographe oder einen Dichter zurückführbare Texte – z.B. der Nibelunge Not (vgl. Lachmann 1833: vi). Die Schreibung fnhd. Texte spiegelt dagegen oft die Sprache (Lautwahrnehmung bzw. Aussprache) des Schreibers wider. 125 Es ist z.B. nicht geklärt, ob eine einheitliche Lautung derselben Wörter in denselben Lautkontexten in einer einheitlichen Sprachvarietät tatsächlich existierte. Die Idee einer einheitlichen Lautung in einer einheitlichen mhd. Sprachvarietät wird z.B. in der maßgebenden Abhandlung von Russ (1982: 2–7) einfach verworfen – was zwar plausibel ist –, ihre Unhaltbarkeit wird aber nicht bewiesen. Ob Lachmanns Ausspracherekonstruktionen an seinen Präsuppositionen gemessen korrekt sind, ist an dieser Stelle eine marginale Frage.

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hung der fnhd. Schreibung, sondern die der nhd. Rechtschreibung erschließen, wodurch die ‘theoretischen’ Probleme mit der mhd. Vergleichsgrundlage sogleich ihre Bedeutung verlieren. Wenn man nämlich die Buchstabenverteilung in Korpora aus dem 14., 15., 16. usw. Jahrhundert an derselben, beliebigen Vergleichsgrundlage gemessen beschreibt, spiegeln die zu beobachtenden Unterschiede reale Veränderungen in der Schreibweise wider. Das neuhochdeutsche Phonemsystem als Vergleichsgrundlage bietet jedoch dem Normalmhd. gegenüber teils ‘theoretische’, teils praktische Vorteile. Der ‘theoretische’ Vorteil ist, dass eine Aussage ‘An Stelle des nhd. Phonems x steht in diesem und jenem Kontext fnhd. Buchstabe y’ im Gegensatz zu Aussagen des Typs ‘An Stelle von mhd. x steht fnhd. y’ interpretierbar ist. Zum Beispiel folgendermaßen: ‘Das nhd. Phonem wird in der nhd. Rechtschreibung mit Buchstabe x’ (und/oder y) und / aber im fnhd. Schreibgebrauch mit Buchstabe x’ (und/oder y und/oder w) wiedergegeben. Die nhd. schriftliche Bezeichnung des Phonems x war bereits im Fnhd. (im Korpus) gegeben. / Sie war noch nicht gegeben, sondern sie ist erst später / im Jahrhundert N. entstanden.’126 Diese Interpretationen informieren nur über den dem phonologischen Schreibprinzip entsprechenden Teil des fnhd. Schreibgebrauchs. Die weiteren Schreibprinzipien (morphologisches, silbisches usw.) entsprechenden Teile der nhd. Rechtschreibung müssen deshalb ebenfalls als Vergleichsgrundlage herangezogen werden. Der praktische Vorteil des nhd. Bezugssystems ist, dass Unterschiede zwischen der fnhd. und der nhd. Schreibung in den Fokus geraten. Ihre Herausstellung ist ja eine wesentliche Bedingung für die Erklärung der Entstehung der nhd. Rechtschreibung. Bei der normalmhd. Vergleichsgrundlage werden diese Unterschiede manchmal übergangen.127 Dies veranschaulicht das folgende Beispiel. 126

Solche Interpretationen sind selbstverständlich nur mit ausreichender Vorsicht aufzustellen. Eine normative Rechtschreibung – wie die neuhochdeutsche – entsteht nicht aus dem Schreibgebrauch – wie die fnhd. Schreibung –, sondern sie wird gesetzt (die nhd. Rechtschreibung ist auch kein Abbild des nhd. Schreibgebrauchs). Grundlage der Normierung ist allerdings eine – meist die gelehrte – Schicht des Schreibgebrauchs. Die Beschreibung der Veränderungen in der Rechtschreibung hängt natürlich nicht nur davon ab, ob das Normalmhd. oder das nhd. Phonemsystem die Vergleichsgrundlage ist. Fnhd. Schreibgebrauch liegt z.B. nicht in jedem Fall dasselbe Phonemsystem zugrunde wie der nhd. Rechtschreibung. Er kann sich z.B. in einzelnen Punkten nach Dialekten richten. Derartige Probleme, u.a. das des Phonemwandels, müssen bei der Untersuchung der Entstehung der nhd. Rechtschreibung und des der Normierung zugrunde liegenden Schreibusus gelöst werden. Sie tangieren aber nicht die Geltung der Interpretationen des obigen Typs. 127 Diese Aussage ist nicht leicht zu belegen, denn das bedürfte des Vergleichs von Ergebnissen von Schreibsprachenuntersuchungen mit den untersuchten Korpora. Man muss

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Die Schreibung der Wörter ‘sondern’, ‘sonst’, ‘sollen’ in der Ödenburger Kanzleisprache weicht von ihrer heutigen Schreibung ab. Schaute man in einer Untersuchung mit der Vergleichsgrundlage nhd. Graphemsystem beim Graphem (=/o/) nach, stellte sich dies sogleich heraus. Auch das stellte sich heraus, dass der frühneuhochdeutsche Gebrauch des Graphems (=/o/) in allen wesentlichen Punkten mit seinem heutigen Gebrauch übereinstimmt. Ist jedoch die Vergleichsgrundlage das normalisierte Mittelhochdeutsch, gerät man in folgendes Dilemma: Im Mittelhochdeutschen waren Wörter des Typs ‘sondern’, ‘sonst’, ‘sollen’ sowohl mit dem Buchstaben o als auch mit u gebräuchlich (s. Lexer 1872– 1878, Hennig 2001). Die nahe liegende Lösung ist, die fnhd. Wortform mit der vermeintlich verbreiteteren Variante zu vergleichen. Dies ist die gewöhnliche Lösung. Piirainen 1968: 86 gibt z.B. die im Buch „Reisen und Gefangenschaft“ des Augsburger Kaufmanns Hans Ulrich Krafft vorkommende Wortform sollen in dem Kapitel über die fnhd. Entsprechungen des mhd. Graphems an. Um die fnhd. Wortform zu finden, muss man bereits wissen, dass das Wort im Mittelhochdeutschen gewöhnlich mit u geschrieben wurde bzw. dass dies eine wesentliche Abweichung des ‘mittelhochdeutschen Graphemsystems’ vom Neuhochdeutschen ist (man muss also bereits am Anfang eine Information besitzen, die erst durch die ‘graphematische’ Untersuchung der „mittelhochdeutschen Sprache“ zu ermitteln wäre). Diese Vorgehensweise kann aber auch dazu führen, dass Wörter vom Typ ‘sondern’, ‘sonst’, ‘sollen’ in Untersuchungen vollständig fehlen, so dass sich für den Leser nicht herausstellt, dass sich ihre Schreibung wesentlich von der neuhochdeutschen Schreibweise unterscheiden kann (die das mhd. Bezugssystem zugrunde legenden Verfasser erachten dies nämlich als selbstverständlich). Szalai 1979 gibt folgende Informationen über die schriftlichen Entsprechungen von mhd. (o) bzw. (u)128 in Ödenburg im 15. Jahrhundert: „2.10.Mhd. (o) […] vor mhd. (l): 180 Belege= 15,9% nachuoligen 2,41,37,38 I:5 – mhd. n chvolgen polster 3,128,97,29 II:1 – mhd. polster solhs 5,225,187,31 I:5 – mhd. solchez selbgescholl 1,35,30,1 I:5 – mhd. sëlpgeschol sold 1,29,235,33 II:4 – mhd. solt“ (78f.) Von der Repräsentation von mhd. (o)-Schreibungen vor mhd. (n) (z.B. mhd. sonder) im Ödenburger Korpus spricht Szalai nicht.

sich hier deshalb damit begnügen, dass die obige Folgerung der Formallogik entspricht und das folgende Beispiel einen in der Forschung möglichen Fall repräsentiert. 128 (o) und (u) sind bei Szalai Graphembezeichnungen. Das in der Forschung übliche Symbol konnte er aus drucktechnischen Gründen nicht verwenden.

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„2.14. Mhd. (u) […] vor mhd. (l): 188 Belege= 10,2% beschuldigt 1,250,207,16 I:5 – mhd. beschuldiget geltschuld 24,31,27,2 I:5 – mhd. gëltschuldt guldein 26,34,29,8 I:5 – mhd. guldn vergulden 1,128,97,12 II:1 – mhd. vergulden guldenlehen 1,20,244,2 II:4 – mhd. guldenl hen […] vor mhd. (n): 123 Belege = 6,7% bedunckt 1,250,208,5 I:5 – mhd. bedunct gruntdinste 1,88,71,17 I:5 – mhd. gruntdieneste prunn 4,41,37,33 I:5 – mhd. brunne getrunchen 1,19,241,29 II:4 – mhd. getrunken iungen 1,19,235,29 II:4 – mhd. jungen“ (95f.) Szalais Vorgehensweise ist also die folgende: Er gibt zur Illustrierung dessen, in welchen Fällen mhd. vor mhd. im Frühneuhochdeutschen erhalten ist (oder eher zur Illustrierung dessen, dass diese Schreibweise in bestimmten Fällen unverändert blieb), fünf verschiedene Wörter an. Die Wahl erfolgt offensichtlich zufallsweise, denn er bestimmt nicht die Auswahlprinzipien. Die fünf Wörter mit 12 Belegen illustrieren die 180 Fälle, in denen mhd. vor mhd. unverändert bleibt. Hier findet man also weder die Wörter sollen/sonder/sonst, noch sullen/sunder/sunst. Das, in welchen Fällen mhd. vor mhd. und erhalten blieb (oder eher das, dass es in bestimmten Fällen erhalten blieb), illustriert er wiederum mit fünf Beispielen. Auch hier findet man weder die Wörter sollen/sonder/sonst, noch sullen/sunder/sunst. Nach der Lektüre kann man wohl meinen – angenommen, dass der Verfasser alle relevanten Informationen vorgeführt hat –, dass man den für den Zeitraum 1460–1470 charakteristischen Buchstabengebrauch der Ödenburger Kanzleisprache kennt. Sieht man aber die ersten zwei der von Szalai analysierten 63 Urkunden ein (Házi I/55 bzw. I/5-31), findet man folgende, von den heutigen abweichende Wortformen: besunder (I/5-5), sullen (2 Belege), süllen, sust (I/5-31). In den beiden Urkunden und nach Szalais Wortformenliste auch in seinem Gesamtkorpus (Szalai 1979: 290f.) kommt keine o-Schreibung vor. Auch weitere für den Ödenburger Kanzleigebrauch charakteristische Schreibweisen sind bei Szalai entweder nicht, oder nicht als Beispiel für die Abweichung von oder die Übereinstimmung mit ihren mhd. Entsprechungen angeführt, z.B. die in seinem Korpus übliche Entsprechung guldein von mhd guldîn (z.B. Házi I/5-41), ferner die mehrmals belegten Wortformen kirich, zweliff, sew (‘sie’) und irew (z.B. Házi I/5-41, I/5-85, I/5-225).

Jede Vergleichsgrundlage strukturiert lediglich die Beschreibung des zu untersuchenden Schreibgebrauchs. Zu einer ausführlichen, die meisten Merkmale umfassenden Beschreibung des Schreibgebrauchs bedarf es der Berücksichtigung

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weiterer Hilfshypothesen. Beim ggwdt. Phonemsystem als Vergleichsgrundlage, die der Beschreibung des fnhd. Schreibgebrauchs Nachvollziehbarkeit verleiht, ist eine solche Hilfshypothese das Normalmhd.129 Bestimmte Schreibungen, z.B. die Verteilung der Buchstabengruppen , , , (s. Tauber 1993), lassen sich mit Bezugnahme auf das hypothetische ‘normalmhd. Phonem-/Lautsystem’ erklären. Die Alternation ~ bspw. mit der Annahme zweier zugrunde liegender Phoneme, die erst deshalb postuliert werden können, weil sie unterschiedlichen mhd. Phonemen/Lauten entsprechen. In den folgenden Kapiteln wird mehrmals ohne Anführungszeichen auf mhd. Phoneme/Laute verwiesen, diese sind aber in jedem Fall als hypothetische Phoneme bzw. Laute zu verstehen. Das gegenwartsdeutsche Phonemsystem wird in der vorliegenden Untersuchung auf folgende Weise als Vergleichsgrundlage herangezogen: In der Beschreibung des Buchstabengebrauchs der Texte der zu untersuchenden Teilkorpora werden Übereinstimmungen mit und Abweichungen von der ggwdt. Rechtschreibung jeweils bei den ggwdt. Phonem-Graphem-Korrespondenzregeln, wie sie in Eisenberg 2009 verzeichnet sind, angegeben. Die Zuordnung der Belegwörter zu PhonemGraphem-Korrespondenzregeln erfolgt aufgrund der Daten der Aussprachewörterbücher Krech et al. 2009 (primäre Quelle) und Duden 2005 (sekundäre Quelle). Bezüglich der weiteren ggwdt. Schreibprinzipien (morphologisches, silbisches Schreibprinzip, Homonymendifferenzierung), die ebenfalls als Vergleichsgrundlage herangezogen werden, richtet sich die Arbeit ebenfalls nach Eisenberg 2009 und sie übernimmt auch Eisenbergs Terminologie, besonders den Terminus ‘Silbengelenk’. Dabei soll nicht behauptet werden, dass das der ggwdt. Rechtschreibung zugrunde liegende Phonemsystem auch in einer gesprochenen Sprachvarietät existiert. Es soll auch nicht behauptet werden, dass der Begriff ‘Phonem’ und somit

129

Das gegenwärtige Laut- bzw. Phonemsystem als Vergleichsgrundlage erscheint in der Fachliteratur konsequent in der Monographie von István Szathmári über die Stellung frühneuzeitlicher Grammatiken des Ungarischen im Ausgleichsprozess der ungarischen Literatursprache (Szathmári 1968, bes. S. 31). Die deutsche sprachhistorische Literatur verwendet Laut- bzw. Phonemsysteme von der untersuchten Zeit vorangehenden Zeitperioden, im Fall des Frühneuhochdeutschen das Laut- bzw. Phonemsystem des Mittelhochdeutschen als Vergleichsgrundlage. Partielle Ausnahmen sind Strassner 1977 und Bokor 1987, die in ihre Untersuchung zur Erklärung einzelner fnhd. Schreibungen neben dem Mhd. jeweils auch das nhd. Phonemsystem als Vergleichsgrundlage einbeziehen (ferner Glaser 1985, die ein Metaphonemsystem festlegt und als Bezugssystem verwendet). Auch Beschreibungen gegenwärtiger Sprachvarietäten greifen i.d.R. auf das Mhd. bzw. Westgerm. als Bezugssystem zurück. Eine Ausnahme ist z.B. Kleiner 2006, bei dem der Verzicht auf die mhd. Vergleichsgrundlage aber mit einer speziellen Fragestellung zusammenhängt.

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die Feststellung von Phonemsystemen nicht unzählige Probleme aufwerfen.130 Diese Probleme sind aber in Bezug auf die Zugrundelegung des Ggwdt. als Vergleichsgrundlage – im obigen Sinne – irrelevant. Denn die Beschreibung der Charakteristika der ggwdt. Rechtschreibung (s. bes. Eisenberg 2009 und Eisenbergs weitere Publikationen) legt dasselbe Phonemsystem zugrunde und postuliert ebenfalls Zusammenhänge zwischen ‘Phonemen’ und ‘Graphemen’. Zur Beschreibung der Entstehung der Strukturprinzipien der ggwdt. Rechtschreibung (d.h. des ihr zugrunde liegenden Usus) eignet sich aber als Bezugssystem die Beschreibungsgrundlage dieser Rechtschreibung selbst, nämlich das ggwdt. Phonemsystem am besten. Die Beschreibung historischen Schreibgebrauchs wird außer von der Vergleichsgrundlage auch vom untersuchten Textkorpus strukturiert. Die Struktur des Korpus wiederum folgt aus dem Untersuchungsziel. In der vorliegenden Arbeit wird Buchstabengebrauch in der Kanzleisprache als ein Katalog prototypischer Schreibungen von Ödenburger Kanzleischreibern und prototypischer sowie okkasioneller Abweichungen davon samt Verteilungsregeln aufgefasst. Das Korpus besteht in allen vier untersuchten Zeitabschnitten aus mehreren kürzeren Texten von mehreren Kanzleischreibern. Der Vergleich der Texte zeigt einerseits, inwieweit textspezifische Schreibungen den gewöhnlichen Buchstabengebrauch der Schreiber widerspiegeln. Andererseits zeigt er, inwieweit schreiberspezifischer Buchstabengebrauch kanzleispezifisch ist.131 Der Buchstabengebrauch der Kanzleischreiber wird dann mit dem von nicht von Kanzleischreibern stammenden Texten verglichen und die sprachlichen Daten werden bei beiden Textgruppen auch mit den Daten zur Person und Ausbildung der Schreibenden verglichen, soweit diese erreichbar sind. Dies ermöglicht Schlüsse auf den kanzleiinternen Buchstabengebrauch und auf Gründe von eventuellen Unterschieden zwischen kanzleiinternem und -externem Buchstabengebrauch. Die Erreichbarkeit der einzelnen Texttypen, ihre Eigenschaften und die Entstehungsumstände der Texte beeinflussen dabei die Interpretierbarkeit der Buchstabenverteilung in ihnen. Auch darum geht es im folgenden Kapitel.

130

Eine in vieler Hinsicht inspirative Lektüre ist hierzu Auer 1990. Sehr lesenswert sind ferner betreffs vorliegender und künftiger Begründungsversuche von fnhd. Schreibungen die Seiten 161–163 in Schnabel 1995, auf denen der Verfasser (am Beispiel der strukturalistischen und generativen Begründung der Lautfolge [le:m] für ‘leben’) theorieabhängige phonologische Beschreibungsunterschiede phonetischer Formen vorstellt. 131 Teilweise ähnlich verfahren in der Literatur Kettmann 1967, Ernst 1994, Fischer 1998, vgl. auch oben, Kap. II.

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V.

Das Korpus. Darstellungsprinzipien

Das Korpus Das mittelalterliche und neuzeitliche archivierte Schrifttum von Ödenburg ist größtenteils erhalten, dank auch der Tatsache, dass das Archiv der Stadt von Feuersbrünsten und Plünderungen verschont blieb. Dieses Schrifttum umfasst gleichwohl kanzleiintern verwendete, aus- und eingehende Schriften bzw. während neuzeitlicher Archivordnungen und aus Nachlässen ins Stadtarchiv gelangtes Schriftgut, z.B. das Zunftschrifttum.132 Trotz erheblichen lateinisch- und geringeren ungarischsprachigen Anteils ist dieses Schrifttum überwiegend deutschsprachig.133 Die Kanzleisprache von Ödenburg wird in der vorliegenden Arbeit in vier zeitlichen Querschnitten zu erfassen versucht. Der Buchstabengebrauch der einzelnen Zeitabschnitte wird jeweils auch mit dem des vorangehenden Zeitabschnitts verglichen, um Veränderungstendenzen herauszustellen. Die vier Teilkorpora enthalten Texte aus den Zeiträumen I. II. III. IV.

1510–1540 1610–1640 1720–1750 1770–1800.

Das erste Teilkorpus enthält – in verlässlichen Transkripten von Jen Házi und Károly Mollay – bereits edierte Texte. Die Texte der weiteren Teilkorpora sind Umschriften des Verfassers. Alle Teilkorpora enthalten von Kanzleischreibern bzw. städtischen Amtsträgern sowie von nicht in der Kanzlei bzw. im Magistrat tätigen Bürgern von Ödenburg verfasste Texte wie auch Texte von nicht Ödenburger Personen. Ihr Sorgfältigkeitsgrad bzw. die zugrunde liegende sprech132

Mit Ausnahme der Entstehung der Stadtkanzlei (Házi 1956) ist die Geschichte des Stadtarchivs von Ödenburg nicht erschlossen. Über die Geschichte der Kanzlei bzw. ihrer Schriftverwaltung sind jedoch zahlreiche Einzeldaten verfügbar, z.T. auch in der Fachliteratur. Das Ratsprotokollbuch von 1776 bietet Details über Neueinrichtung und Ordnung der Kanzlei. Vgl. Szende 2007, Goda-Majorossy 2008: 82–87. 133 Gemäß Erwägungen von Gusztáv Thirring (1937: 169) mag der Anteil der ungarischen Bevölkerung in den Vorstädten von Ödenburg im frühen 18. Jahrhundert 5–6%, in der Innenstadt 25–30%, insgesamt 10% betragen haben, der der deutschen Bevölkerung 90%. Zu den Anfängen der Ansiedlung von Deutschen in Ödenburg im Hoch- und Spätmittelalter s. Mollay 21956: 50ff.

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sprachliche Basis variiert – letztere vor allem dank der Präsenz von Schriften wenig schreibgewandter Schreiber, z.B. Zunftmeister in den Teilkorpora II–V (zum Teilkorpus V s.u., S. 119). Erst ein Vergleich von Texten unterschiedlicher Schreiber, sowie von Texten aus unterschiedlichen Sprachschichten bzw. Schreiborten (mit Dialektunterschieden) ermöglicht es, den Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit zu erfassen. Der Begriff Kanzleisprache wird in der vorliegenden Arbeit selten, nur in wohl begründeten Fällen verwendet, denn seine Definition ist bestreitbar. Definiert man Kanzleisprache aufgrund von sprachlichen Merkmalen, können außerhalb der Kanzlei entstandene und somit nicht „kanzleispezifische“ Texte zur Kanzleisprache gezählt werden. Schränkt man Kanzleisprache auf von Kanzleischreibern geschriebene Schriftstücke ein, welche bestimmte sprachliche Merkmale aufweisen, läuft man Gefahr, dass denselben sprachlichen Standard erfüllende, aber außerhalb der Kanzlei entstandene Texte aufgrund sprachexterner Kriterien aus der Kategorie Kanzleisprache ausgeschlossen werden. Der in der vorliegenden Arbeit verwendete Begriff Kanzleischriftlichkeit umfasst unabhängig von ihrem Sorgfältigkeitsgrad und Sprachstil die in der Stadtkanzlei entstandenen Schriftstücke. Weitere aufgrund ihrer Verfasser bzw. des Verfassungsziels definierte Texttypen sind amtliche Texte, Gerichtstexte, Rechtstexte, Zunfttexte, Privattexte und öffentliche Reden. In den Korpusanalysen unten werden nicht nur zu unterschiedlichen Texttypen gehörende Texte verglichen, sondern variierende Gruppen von Texten, die jeweils bestimmte Gemeinsamkeiten in ihrem Text bzw. ihren Entstehungsumständen aufweisen. Die Auswahl der bezüglich bestimmter Parameter jeweils zu vergleichenden Texte erfolgt anhand von Textkarteien (s. CD-E), die folgende Informationen enthalten (können): Quellennummer Signatur Jahr Datum Tag, Monat Ausstellungsort Aussteller Name Adressat sozialer Stand Wohnort Regest Textsorte Zahl der Wörter Schriftlichkeitsgrad

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Schreiber

Name Alter Herkunft Ausbildung

Texttyp Schriftbild Sonstiges

Diese Informationen sind für die meisten Texte nicht vollständig erreichbar. Am häufigsten fehlen die Daten zur Person des Schreibers, einem der für die Rekonstruktion des Kanzleisprachgebrauchs wichtigsten Parameter. Schreiber nennen sich bzw. sie signieren Dokumente selten. Wenn sie anhand des jeweiligen Textes nicht zu identifizieren sind, ihre Handschrift aber aus anderen Texten bekannt ist, ist eine Textzuordnung zu vermutlichen Schreiberhänden möglich. In sonstigen Fällen ist lediglich eine Trennung von Händen nicht identifizierbarer Schreiber möglich. Beide Verfahren haben Grenzen: Mehrere Schreiber können eine ähnliche Schrift haben, was eine Unterscheidung von Schreiberhänden unmöglich macht. Weist eine Handschrift keine seltenen Schriftmerkmale (i.W. paläographische Merkmale134) auf, die unzweideutig eine Hand definieren, muss die Zuordnung mehrerer Texte zu derselben Hand auf Wahrscheinlichkeitsannahmen gründen, welche die Umstände der Textabfassung nahe legen. Zum Beispiel die Zuordnung der Texte Nr. 419, 240 bzw. 242135 zur gleichen Hand (Hand A des Aufdingbuches der Riemer) ist außer paläographischen Ähnlichkeiten dadurch nahe gelegt, dass alle drei Texte aus dem gleichen Zunftbuch stammen. Ohne diesen Umstand wäre die Gleichsetzung der Schreiber der drei Texte wegen ihres zeitlichen Abstands (sie stammen aus den Jahren 1716, 1720–1724 bzw. 1739– 1743) bzw. weil die Schreiber sich nicht nennen, fragwürdig. „Amtliche“ Texte (zur Kategorie s. auch CD-E, S. 29.) stammen von städtischen Amtsträgern bzw. von Kanzleischreibern, Gerichtstexte von Gerichtsschreibern bzw. Stadtschreibern, Zunftschriften von Zunftangehörigen. Städtische Amtsträger waren schreibgewandte, Zunftangehörige meist weniger schreibgewandte Personen.136 Bei in die Kanzlei eingehenden Ersuchungen und Missiven sind 134

Ich verwende den Terminus paläographisch, weil er eindeutig auf die Bedeutung „den Zeichensatz und die Buchstabengestalten betreffend“ verweist. Die Paläographie beschäftigt sich aber nur mit Handschriften aus Altertum und Mittelalter. 135 Hier und im Weiteren wird auf Korpustexte mit ihrer Quellennummer referiert. Sie ist eine Referenznummer, die einen Text im Quellenverzeichnis (CD-D/E) identifiziert. 136 Jungen, die ein Handwerk erlernen wollten, besuchten nur so lange die Schule, bis sie lesen, schreiben, rechnen lernten; dann verdingten sie sich bei einem Zunftmeister als Lehrjungen (Házi 1939: 107). Ihre Schreibkunst war zumeist nicht sehr vertieft.

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Aussteller und Schreiber vielfach nicht dieselbe Person. In diesen Fällen ist der Schreiber zumeist ein öffentlicher Notar,137 ein Priester oder Schullehrer, gelegentlich aber der Schreiber des Ausstellers bzw. Senders – z.B. bei Missiven von Adligen. Ob Aussteller und Schreiber identisch sind, lässt sich anhand des Vergleichs von Text und Unterschrift (wenn vorhanden) bzw. der Kenntnis der Handschrift von öffentlichen Notaren (vgl. CD-B-5, Nr. 407 bzw. ein nicht transkribierter Revers) bzw. des jeweiligen Ausstellers entscheiden. Dieser Vergleich ist nicht immer vollkommen verlässlich. Text und Unterschrift von Eingaben stammen bei den Texten Nr. 166, 170 und 217 offensichtlich von jeweils unterschiedlichen Händen, bei den Texten Nr. 218, 372f., 401, 406, 412, 415 von derselben Hand. Trotz eindeutiger paläographischer Unterschiede zwischen Unterschrift und Text können aber beide von derselben Hand stammen, z.B. beim Text 268 (CD-B-3). Darauf, dass der Text nicht von der unterschreibenden Hand stammt, wird in der Bekräftigungsformel von Reversen oft hingewiesen, gewöhnlich zusammen mit einem Hinweis auf die Bekräftigung mit dem Siegel des Ausstellers, z.B. in einem Revers von Matthæus Lampertus (Nr. 166): mit aigner handt vnderschriben, vnd meinem gewöhnlichen Petschafft verferttigt (vgl. noch Nr. 170). Bis 1658–1660 ist das Siegel das primäre Beglaubigungsmittel. Vor dieser Zeit beglaubigen auch schreibkundige Aussteller ihre Reverse oft nur durch ihr Siegel. Ab Mitte der 1660er Jahre wird aber in jedem Fall erwähnt, wenn der Aussteller nicht schreibkundig ist und die Urkunde deswegen durch andere unterfertigen und besiegeln lässt. Im 18. Jahrhundert zeichnen allerdings auch schreibunkundige Personen ein Kreuz auf ihre Reverse als Beglaubigung, z.B. in Nr. 279: Matthias Tschürz Mitnachbahr in Harckau, mit fremder hand, doch eigenhändig gemachten Creutz. Die Handschrift eines Schreibers kann – z.B. in Abhängigkeit von den Schreibumständen (Körperhaltung, Qualität der Schreibgeräte, Dringlichkeit der Schriftausführung usw.) – variieren oder sich auch ändern (Veränderung des Duktus und des Buchstabenbildes der Schrift einer Hand in einem Stadtbucheintrag von einem neuen Tag: vgl. CD-B-2, Veränderung der Farbintensität der Tinte: vgl. CD-B-1; vgl. noch Moser 1977: 206). Handunterscheidungen bleiben bei fehlender Selbstnennung des Schreibers auch aus diesem Grund hypothetisch, auch wenn sie als wahrscheinlich erscheinen. Die Einträge auf Seite 21–25 des Meisterbuches der Kürschner (Nr. 142) stammen vermutlich von derselben Hand 137

Vgl. den expliziten Hinweis auf die Erstellung von Verträgen durch öffentliche Notare in Nr. 91. In der Bekräftigungsformel von Testamenten wird häufiger, in der von Verträgen gelegentlich (z.B. Nr. 477) vermerkt, dass die – von einem Testamentzeugen oder einem Schreiber erstellte – schriftliche Fassung der testierenden Person bzw. den Vertragsparteien zunächst vorgelesen, von ihnen dann unterzeichnet wurde.

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(Hand A). Sie schreibt aber bald mehr, bald weniger sorgfältig. Die sorgfältig (z.B. der Eintrag vom 6.1.1636 auf S. 25) und die weniger sorgfältig geschriebenen Einträge (z.B. der letzte Eintrag auf S. 21) weisen folgerichtige Unterschiede in der Form der Buchstaben w und k auf (vgl. CD-B-9). Trotzdem legen es paläographische Gemeinsamkeiten zwischen diesen Einträgen und Abweichungen von der Schrift der weiteren Hände nahe, dass die genannten Einträge von derselben Hand stammen. Damit der Leser die Stichhaltigkeit der Handunterscheidungen (vgl. CD-D/E) aufgrund eines Beispiels beurteilen kann, findet er in der CD-Beilage C die Fotos der von unterschiedlichen, d.h. als unterschiedlich definierten Händen in das Meisterbuch der ungarischen Schuhmacherzunft eingeführten Einträge (Nr. 257– 259, 443, 304–315). Die Zugehörigkeit der zu vergleichenden Quellen zur gleichen Textsorte ist auf der Ebene der Buchstaben kein unerlässliches Kriterium sprachlicher Vergleichbarkeit. Zugehörigkeit zu derselben Textsorte geht nicht zwangsweise mit gleich sorgfältiger Schreibausführung, mit sozial und folglich sprachlich gleichzustellenden Ausstellern sowie Schreibern oder mit auch in Details ähnlicher Textstruktur einher. Das für die Vergleichbarkeit des Buchstabengebrauchs von Quellentexten wesentliche Merkmal ist nicht die Zugehörigkeit zur gleichen Textsorte – Textsorten sind in der Ödenburger Schriftlichkeit ohnehin recht plastische Kategorien, die Unterschiede in Inhalt, Struktur, Formelhaftigkeit und Sorgfältigkeit erlauben138 und deren Menge und Merkmale sich auch ändern –, sondern der Grad der Selbstständigkeit der sprachlichen Formulierung. Dies mag zeit- und ortsgebunden mit Textsorten korrelieren, hängt aber keineswegs von ihnen ab. Deshalb ist es notwendig, zu untersuchen, 1. inwieweit Texttypen formelhaft aufgebaut sind bzw. 2. inwieweit Formelhaftigkeit zu uneigenständigem Buchstabengebrauch führt. Im Folgenden stelle ich die Formelvariation am Beispiel der transkribierten Einträge im Meisterbuch der ungarischen Schuhmacherzunft sowie diverser Eingaben vor. In { } steht die Quellennummer, in [ ] die Seitenzahl des Meisterbuches. Den Formeln sind Siglen zugeordnet (römische Majuskeln rechts neben den Einträgen). Einträge mit denselben Formeln sind durch dieselben, Einträge mit unterschiedlichen Formeln durch unterschiedliche Siglen markiert. Weisen die Formeln in zwei Einträgen nur einen geringen Unterschied auf, wird dies durch Striche neben derselben Sigle angezeigt. In diesem Fall sind beim ersten Vorkommen einer Abweichung von den Formeln der Einträge mit der Ausgangssigle die gemeinsamen formelhaften Elemente unterstrichen (z.B. 138

Die Datumsformel eines vom Ödenburger Stadtmagistrat am 5.5.1528 an den Vizetarnakmeister verschickten Missivs enthält bspw. die folgende Anmerkung: Geben in eyl (Nr. 33).

101

nur beim ersten Vorkommen von D’ sind die mit D gemeinsamen formelhaften Teile unterstrichen). Die Abweichungen der formelhaften Teile eines Eintrags von dem mit dem jeweils vorangehenden Buchstaben siglierten Eintrags sind beim ersten Vorkommen durch Fettdruck angezeigt (z.B. die Elemente, in denen sich B von A unterscheidet, sind beim ersten Vorkommen von B fett gedruckt).139 {394} {Hand 1} [19] 1680 Maister Stephan schlosser ihn ds erßame handtwerg ein verleibt vnd hatt vellig bezalt mit 1020 so: [21] 1681 Jahr 1 Juny hat sich baul Kirhner ihn ds erßame handtwerg ein verleibt vnd hatt vellig bezalt mit 1020 so: [23] 1681 Jahr 1t Juny hat sich Grögör Koltzitz ihm ds erßame handtwerg ein verleibt vnd hatt vellig bezalt mit 1020 so: [25] des 1681 Jahr hab ich mich Maister Michel Stehel ihn ds erßame handtwerg ein ver leibt vnd hatt vellig bezalt 1020 f [61] des 1700 Jahr den 20 Mey hat sich Maister baul Weitinger ihn ds Ersame handtwerg ein verleibt vnd hat vellig bezalt mit 1020 so: [63] des 1700 Jahr den 19 Szebtember hat sich M: Antere horwatzitz ihn ds Erßame handtwerg laßen ein schreiben vnd hat vellig bezalt mit 80 so vnd ds mitagmal:

A

{423} {Hand 1} [68] 1708 den 24 sebtember ist Matthies frey zu einen Meister an genomen worten vnd hat sein Meister recht vellig erlegt mit 1020 so {424} {Hand 2} [69] 1712 den 17 Jenuary ist Meister Siman Kältischetz zu einen Meister an genamen worden vnd hat sein Meister Recht völlig erlegt mit 55 f: vnd 2 Kantl wein pey den Stephan weschitz der zeit zöchmeister {425} {Hand 3} Anno 1713 in fram Leignans dag ist Serfatzius zu einen meister angenom wordten vnd hat sein Meister recht völlig erleget mit 55 f und zwey kantl wein bey dem domas Piffer der zeit zöchmeister [70] Anno 1714 in Mihael Quartall ist zu einen Mäster gemacht wordten und hat sein Master recht fellich bezalt Mathias bancratz und ist ihm von hundter zwanzig gulten zehen gulten gnatt geben wordten wegen seines schweger weill ehr dem handt werck fill gedindt hat als Meister in handtwerck Simon Kratz herr zehmeister [71] zech master better Ell Anno 1717 in Mihaeli Quarttall ist zu ein Master gemacht wordten und hat sein Master recht fellig erlegt Johannis Peiffer als ein Master Sohn 55 f 3 futter gelt vnd zwey kandtel wein {426} {Hand A} [72] Anno 1718. Aam Michely qurtal ist zu einen Meister, hanns Millner, aufgenomen wordten, vnd hat völig bezahlt. mit ein hundtert vnd 20 f: Kei.

B

139

A

A

A A A’

B

B

C

B’

B’’

Die Siglenzuordnung ist willkürlich, auch andere Gruppierungen der Einträge wären möglich. Ihr Ziel war die Erhellung der nachstehenden Zusammenhänge. Abweichungen zwischen ähnlichen Texten sind auch im Folgenden durch Fettdruck markiert.

102

vnd 2 kandl wein die weil er aber eine Meisters tochter geheurath hat ist ime die helffte gegeben worden der H: zochmeister better Eeel [73] Ao 1719 den 25 iuny ist hans stahl zu einem meister gemacht worden vndt hadt sein meisterrecht follich bezahlt als ein meisters sohn midt 55 f kheisserlich vndt 5 f foder gelt vndt 2 kchandel wein zechmeister Peter öll [74] Ao 1719 den 25 iuny ist zu einem meister gemacht worden Josepf meier vndt hadt sein meisterrecht föllich bezahlt midt 55 f kheisserlich [x 2 f 2 chchan wein] weillen er ein witfrauw geheirat hadt der zechmeister Peter öll {254} {Hand A} [75] Ao 1720 ist Jacob müller zu ein meister aufgenommen worden am tomany kchwarthal [NICHT FORMELHAFTER ZUSATZ weillen er ein meisters son ist vndt hadt ein meister dochter geheirat] hadt er er erlecht 16 f kcheisserlich zechmeister ist gewesen M Peter öll [2 f 2 khandel wein] {255} {Hand B} [76] In 1721 ist der michael Salänky zu einen Meister auff genohmen worden vnd hat daß ehrsame handwerckh bezalt mit 55 f vnd trey foder gelt sambt 2 kantl wein den 24 tecemer In 1721 ist der Joseph Lissing zu einen meister auff genohmen worden vnd hat sein meister recht völig er lögt mit 100 vnd 20 fn den 24 decemer In 1721 Jahr ist der hanß Vnger zu meister an genohmen worden vnd hat daß handwerckh bezalt mit 55 f 3 foter gelt 2 kantl wein [77] In anna 1722 Jahr ist der Samuel kideliky zu einen Meister an vnd auff genohmen worden vnd hat sein meister Recht völig bezalt mit 60 f den 15 Jenuary In Anna 1722 Jahr ist Martin hueber zu einen Meister an vnd auf genohmen worden vnd hat ds handwerckh völlig bezalt mit 60 f den 20 Meÿ were h: In anna 1723 Jahr ist Johan schöckhl zu einen meister an vnd auff genohmen vnd hat daß handwerckh völlig bezalt mit 60 f den 25 febr In 1723 Jahr ist heinrich gälliß zu einen Meister an vnd auff genohmen worden vnd hat ds handwerckh völlig bezalt mit 100 vnd 20 f. den 26 febr {256} {Hand C} [78] 1723 In Michaeli quardall ist baull Vnger zu ein Meister genacht wordten und hat sein Meister Reht vollig erlegt weillen er ein Meister sohn ist 55 f: 3 Votter f: 2 kandl wein {255} {Hand B} In 1724 iahr in michael quartal ist M Siman weiß zu einen M: angenohmen worden vnd hat sein meister recht völlig erlegt mit 55 f 2 kantl wein 3 fotter s {257} {Hand C} 1727 dem 24 Jener ist Simmant weidtinger zu einen Meister an genamen wordten [NICHT FORMELHAFTER ZUSATZ weill er ein Meister Soh ist und hat ein Meister tohter geheirat hat] so hat er so viel erlegt alß 16 f: kesis sambt 3 fotter gulten und 2 kantl wein [79] 1727 dem 26 Jener Ist Jacob augusti zu ein Meister an genamen wordten [NICHT FORMELHAFTER ZUSATZ weillen er ein Meister Söhn ist] so hat er sein Meister Reht fellig auß gestandten und erlegt 55 f 3 fodter gulten und 2 kandl wein […]

C

C

B’’’

D

B D’ B’’ D’ D’ D’ C

B

E

F

103

{259} {Hand E} [100] Anno 1745 den 22 igstn Augusty in bey sein zwey debudirten von eine wohl edelen magistrat gestreng herrn comisary alß gestreng H Johan barthallome Ehrlinger vnd gestrenger herr wohlgang ortner von ein gesambtenn ehrsamen handtwerkh zu einen maister auff und angenomen worden der Adam Sigmundt Paur hat erlegt 120 f 3 f froder gelt undt zwey gulden candel wein zekh Maist Johan Schökgel [101] In Michaely quartall in bey sein zway debudirten, von einen wohl edlen Magisterath gestrengen comisry alß gestrenger herr Johan barthollome Ehrlinger vnd gestrenger herr wolffgang ortner von einen gesambten Ehrsamen handt wekh, zu einen Maister auff und an genommen worden. Johan ferster auff ds Maister gottlieb spillman seine dochter hatt er legt 55 f 3 foder f zwey candel wein per 2 f [102] ann 1745 an Michaely quartall in bey sein zwey debudirten von einem wohl edeln magistrath, gestreng herr comisary alß gestrenger herr Johan barthollome ehrlinger und gestrenger herr wolffgang ordner von einen gesambten ehrsamen handwerkh zu einem maister auff und an genomen worden Matheis fürster hatt er legt 120 f 9 f foder gelt 2 f candel wein [103] Anno 1745ig den 17ten october ist zu einem maister auff undt angenomen worden gottlieb Steiner hatt erlegt 60 f in allen

G

G

G

G’

{444} {Hand F} [122] Ano 1768 den 2tn Juny ist antreas lintner bey ein ersammen hantwerch zu ein Meyster auffunt angenomen worten hat sein gebir erlögt wies H billich ist […] {304} {Hand G} [125] Anno 1771 den 17 Juli ist Reichart hubner zu einen Meister bey einen ersammen handwerckh gesprochen worden hadt seine gebühr erlegt wie I recht und büllich Anno 1771 den 29 Augusti ist Johan Geörg schuber zu einen Meister bey einen ersammen handwerckh gesprochen worden hadt seine gebühr erlegt wie recht und I büllich […] {307} {Hand J} [140] Ana 1778 dem 22ten ocktober ist Michael fiester bey einen ersamen hantwerckh zu einen Meister auf und angenomen worten hat erlegt 44 f G’’ nebst 4 foter gulten […]

Der zu versprachlichende Sachverhalt ist im gesamten von den obigen Einträgen umspannten Zeitraum der gleiche: N.N. wird nach Erlegung der erforderlichen Gebühren als Meister in die Zunft aufgenommen. Dieser Inhalt wird mit lexikalisch ähnlich aufgebauten, sich oft wiederholenden Sätzen ausgedrückt. Lexikalische Variation zwischen den Einträgen ist jedoch auch möglich. Sie betrifft vor allem die Versprachlichung des Aktes der Gebührenerlegung und der Aufnahme in die Zunft (z.B. A vs. B) sowie das Vorhandensein bzw. Fehlen bestimmter 104

inhaltlicher Elemente (z.B. der in A und I vorhandene Hinweis darauf, dass die Aufnahme durch ds Ersame handtwerg erfolgte oder der längere Zusatz in G). Da die Möglichkeiten der sprachlichen Realisierung des auszudrückenden Inhalts wegen seiner Invariabilität eingeschränkt sind, kann es vorkommen, dass Einträge mit einem zeitlichen Abstand von über 30 Jahren nahezu gleichlautend sind, ohne dass irgendein Bezug zwischen ihren Schreibern oder ihrer Eintragung (z.B. der spätere Eintragende hätte den früheren Eintrag abgeschrieben) angenommen werden müsste. Formelvariation besteht nicht nur zwischen unterschiedlichen Händen, sondern oft auch zwischen Einträgen derselben Hand. Sie ist bei jeder Hand des obigen Auszugs vorhanden; bei Hand C ist sie ausgesprochen groß. Also in vielen Fällen hat der Schreiber nicht frühere Einträge (z.B. den vorangehenden) kopiert. An diesen Stellen ist der Eintrag eigenständige sprachliche Formulierung des Schreibers.140 Dass Einträge einer Hand mit gleichen formelhaften Teilen Abschriften vorangehender Einträge sind, lässt sich nur bei der Wiederholung längerer, komplexerer Einträge mit Sicherheit annehmen, z.B. bei Hand E (Nr. 259); vgl. noch Németh 2005. Der Grund für die wörtliche Wiederholung kürzerer Einträge (z.B. Nr. 394, 308, 309) kann aber nebst Abschreiben auch die Abrufung gespeicherten Text- bzw. Formelwissens sein. Die einzelnen Schreiber formulieren sprachlich zwar i.d.R. selbstständig, es kommt aber auch vor, dass ein neuer Schreiber – um die notwendigen Angaben mit Sicherheit angemessen einzutragen – den vorangehenden, von einer früheren Hand stammenden Eintrag abschreibt, wobei er lediglich die Daten verändert. Wahrscheinlich ist der Eintrag von Hand A auf Seite 20 des Meisterbuches der Kürschnerzunft (1778, Nr. 299) Kopie des vier Jahre älteren Eintrags von Hand B (Nr. 298) auf der vorangehenden Buchseite: {298} {Hand B} Anno 1774. den 19 Augusti ist Josephus Kováts Als Stuck Meister vor einen ehrsammen handwerck erschinen und hat sein Meister Stuck auf gewisen. Und ob zwar darinnen ein und ander Ausstellungen gemacht werden könten, so hat doch ein Ehrsammes handwerck zu einen Meister an und auf genohmen, und erlegte die selbe 15 f. nicht [20:] weniger zur bestreittung ein und anderr handwerks Unkosten 8 f. {299} {Hand A} Ist Samuel Darnn Alß stuck z Meister ªvorº einen ersammen handwerk erschinen und hat zugleich seÿn Meister stuck aufgewißen. ob zwar darinen ein oder ander auß stellungen gemacht werden könen so hat ihn doch ein ersammes

140

Insofern das Schreiben nicht nach Diktat erfolgt. Auf Diktieren weisen aber keine Daten hin und die beinahe wörtliche Wiederholung von längeren und in Bezug auf Formeln komplexer aufgebauten Einträgen über Jahre hinweg (z.B. Nr. 298) spricht gegen die Plausibilität des Schreibens nach Diktat.

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handwerck zu einen Meister an und aufgenohmmen. worden und erlegt derselbe 15 f nichtwenniger zur bestreitung und andern handwercks unkosten 16 f.

Ähnlicherweise kann der Eintrag von Hand C des Meisterbuches der Kürschner auf Seite 43 (Nr. 301) die ergänzte Abschrift des vorangehenden Eintrags von Hand A auf derselben Seite (Nr. 300) sein. Sind Einträge derselben Hand durch mehrere Seiten Einträge weiterer Hände voneinander getrennt, kann sich der Text des späteren Eintrags von dem früheren unterscheiden und der neue Text in den folgenden Einträgen übernommen werden. Hand A ist im Meisterbuch der Kürschner auch nach Seite 20 (1778) an der Arbeit, wobei ab Seite 21 mehrere Seiten mit Einträgen aus dem 17. Jahrhundert folgen. Als Hand A auf Seite 42 wieder einen Eintrag mit gleichem Inhalt wie auf S. 20 in das Buch einführt (Nr. 300), weicht der Eintragstext vom früheren teilweise ab:141 {300} {Hand A} [42:] Anno 1784 den 1ten Novembris Johann Georg Steinbeck Als Stuck=Meister ist vor einen Ehrsam handwerck erschinen, und hat seyn Meister Stuck aufgewissen, ob zwar ein und ander fehler, sich befunden so hat er sich mit einem Ehrsammen handwerck, güttlich abgefun seyn Meister Recht erlegt mit f 15. den vergleich wegen den fehlern von Meister stuck mit 4 fn zum bartuch 5 fn zum feuer spritzen 1 fn vors einschreiben ins Meister buch 2. fl_ also ist solch von heunt dato an zum Meister auf und angenohmmen worden! Andreas Sedlmaÿr M als Comissarj

Hand C übernimmt auf der folgenden Seite diesen Text (Nr. 301). Es ist aber auch möglich, dass ein längerer Eintragstext, der nicht Ergebnis der Abrufung von Formelwissen sein mag, nach mehreren Seiten anderweitiger Einträge, mit einigen Jahren Abstand wieder aufgenommen, vermutlich abgeschrieben wird. Die Einträge von Hand C und D auf Seite 68ff. des Meisterbuches der Kürschner (Nr. 302, 303) sind im Wesentlichen Wiederholungen der Einträge von Hand A und C auf den Seiten 42–45 (Nr. 300, 301): {302} {Hand C} [68:] Anno 1788 den 7tn Decembris Joseph Sedelmäyr Als Stuck Meister ist vor Einen Ehrsamen handwerck erschienen, und hat seyn Meisterstuck aufgewiesen und ob zwar ein und andere fehler sich befunden, so hat er sich mit einen Ehrsamen handwerck gütlich abgefunden, sein Meister Recht erlegt mit 15 f: den Vergleich wegen den fehlern, [TEXTWEGLASS] wie auch vor das einschreiben in

141

Die Seiten 26–41 habe ich nicht untersucht, der neue Eintragstext kann auch zwischen diesen Seiten erscheinen.

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das Meister buch 8 f: erlegt und zwar in gegenwart des tit: herrn comissarij und ist also zum Meister auf und angenommen worden.

Von vermeintlich formelhaften Texten lässt sich aufgrund der obigen Überlegungen Folgendes behaupten: 1. Kurze formelhafte Texte wie Zunftbucheinträge können Abschriften vorangehender Texte sein, sie müssen es aber nicht. Mindestens die Hälfte der Einträge in den oben untersuchten Texten spiegelt eigenständige sprachliche Formulierungen der jeweiligen Schreiber wider. Dieses Verhältnis kann in anderen Korpora aber auch anders ausfallen, es muss für jede Menge formelhafter Texte eigens festgestellt werden. 2. Formelvariation ist selbst bei demselben Schreiber möglich, in den obigen Beispielen manchmal sogar groß. Für die Erfassung des Buchstabengebrauchs ist die Frage wesentlich, was für Buchstabenverteilung die in ihren Formeln invarianten bzw. gleichlautenden, darunter die von vorangehenden abgeschriebenen Einträge aufweisen. Für alle hierhin zu zählenden Gruppen von Einträgen aus den Korpustexten – allesamt Zunftbucheinträge – gilt im Allgemeinen, dass die Buchstabenvariation relativ gering ist. Sie betrifft mehrheitlich zur Eintragungszeit nicht (vollständig) gefestigte Laut-Buchstabe-Zuordnungen (z.B. der Wechsel der Buchstaben d~t, i~y), Konsonantenbuchstabenverdoppelungen, Vokaldehnungsmarkierungen – wie in den beiden Einträgen von Hand M im Meisterbuch der ungarischen Schuhmacher (Nr. 311): {311} [158:] […] {Hand M} Anno: 1793: den 13: feb ist Michel Wentzel beÿ ein ehrßamen handwerck beÿ seits strengen herr comiser zu ein meister auf und an genahmen worden hat erlegt die täx 15: f 3: fotter: f 4: f stroff: Coram me Gasparo Morenick M qua praelibati contabernij commissario [159:] Anno 1793 den 18 Abril ist Sanmuel Winkler bei einen ehrsam hamttwerck bei seits gestrengen herrn Kamerssaÿ zu einen Meister aufgenohmen worden hat erlegth 15 gulten nebst 4 fatten gulten Coram me Gasparo Morenick M qu commissario,

bzw. im obigen längeren Ausschnitt aus demselben Meisterbuch an mehreren Stellen –, kaum aber die für die jeweilige Hand charakteristische Buchstabenverwendung142 (dies ist oft Widerspiegelung der für einzelne Schreiber charakteristi142

Solche Unterschiede bestehen jedoch z.B. zwischen dem Eintrag von Hand A auf Seite 72 und seinen weiteren Einträgen auf den folgenden Seiten (Nr. 426): Dort schreibt er völig, hat, geheürath, hier follich, hadt, geheirat. Übrigens ist der Buchstabengebrauch der formelhaften Teile der Einträge auf Seite 73 und 74 in allen Details (u.a. in der Majuskelverwendung, Konsonantenbuchstabenverdopplung) gleich, was trotz nur geringer Buchstabenvariation in gleichlautenden Einträgen von Zunftbüchern eine Seltenheit dar-

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schen Sprechlautung oder Lautwahrnehmung). Hand 1 schreibt z.B. über zwanzig Jahre hin durchweg handtwerg, bezalt, vellig bzw. ihn für die Präposition ‘in’. Besteht Buchstabenvariation zwischen Einträgen derselben Hand, so ist sie meist nicht regelmäßig. Vereinzelt scheinen aber Veränderungen im Buchstabengebrauch einzelner Schreiber nachzuweisen zu sein. Hand 1 schreibt in ihren ins Korpus aufgenommenen Einträgen von 1681 immer hatt, in den Einträgen von 1700 immer hat. Der von Seite 144 bis Seite 147 tätige Schreiber J (Nr. 308) schreibt in den ersten beiden Einträgen (S. 144f.) worten bzw. hantwerck und hantwerg, in den folgenden drei Einträgen worden bzw. hantwerckh, trotz ansonsten invarianten Buchstabengebrauchs.143 Lediglich einmal kommt bei ihm eine Abweichung von der gewöhnlichen Schreibung vor.144 Ob eine Hand ihre eigenen früheren Einträge oder Einträge weiterer Hände kopiert und lexikalisch bzw. syntaktisch nicht eigenständig formuliert – was, wie oben gesehen, für mindestens die Hälfte der Zunftbucheinträge im Korpus nicht zutrifft –, die Buchstabenverteilung der einzelnen Einträge ist in aller Regel schreiberspezifisch und sie spiegelt nicht den Buchstabengebrauch der Hand der Vorlage wider (s.o.). Dass in manchen Fällen gleichlautende Einträge derselben Hand auch in ihrem Buchstabengebrauch invariant sind, hat für ihre Interpretation lediglich zur Folge, dass in statistischen Auswertungen nur einer dieser Einträge berücksichtigt werden kann. Die sprachliche Formulierung kann auch bei einigen weiteren Texttypen uneigenständig sein. Da sich Rechtssituationen mit jeweils anderen Beteiligten wiederholen können, ist es vorstellbar, dass in diesen Situationen entstandene Texte ähnlichen Inhalts (z.B. Ersuchungen) auch sprachlich ähnlich gestaltet werden. Die folgenden beiden Texte sind Verzichtsquittungen gleichen Inhalts: Die Aussteller verzichten nach Erhalt ihres Erbanteils auf weitere Erbansprüche. Die stellt. Die beiden Einträge (S. 73, 74) stammen von demselben Tag. Der Eintrag auf Seite 74 ist wohl Abschrift des Eintrags auf Seite 73. 143 Diese Veränderung im Buchstabengebrauch erfolgte vom 16. bis zum 17. September 1782. Sie soll in Verbindung mit der Verteilung der t- und d-Schreibungen bei Hand J interpretiert werden (vgl. z.B. den Eintrag auf S. 146: Ana 1782tn 17 Sebtember ist Michael schirky bey einen ersamen hantwerckh zu einen meister auf und angenomen worden hat erlegt 44 f nebst 4 foter g; die weiteren Einträge finden sich unter Nr. 308). Die Interpretation überlasse ich dem Leser. Zwei Beobachtungen mögen dabei hilfreich sein: 1. Das Wort und endet zwar immer auf Buchstabe d, das darauf folgende Wort beginnt aber mit einem betonten [a]. 2. Eine zweifellos tonschwache KVK-Struktur, die mit dem Buchstaben d beginnt (-den), kommt ausschließlich im Wort worden vor. 144 Regelmäßige Veränderungen im Buchstabengebrauch einzelner Schreiber sind wegen Mangel an längeren bzw. mehr Einträgen von ihnen schwierig zu ermitteln. Eine vollständige Untersuchung der Zunftbücher könnte jedoch einige weitere Veränderungen aufdecken.

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Texte sind bis auf die veränderlichen Daten – Aussteller, Erblasser, Art der Bekräftigung, Datum – gleichlautend: {413} Ich Geörg Valentin Tobner noch lediges Standts. Bekenne hiemit für mich alle meine Erben vnd Erbs nemben, in Crafft dieser Verzücht offentlich: Vor meniglichen: daß ich an heut zu endgesetzten dato, meine, auff dem Rathauß gehabte Erbportion, so mir von meinen lieben Herrn Vattern fraw Muettern, vnd Ändl see: Erblichen ist anerstorben, in allen und vnd jeden, von Einem Ehrsamen Rath alhier, völlig [] empfangen vnd erhebt habe, Alß sage, zehl, und sprich [] hierauf, obwolgedacht einen Ehrsamen Rath, oder wer sonsten hierumben Qvitirens vonnöthen, solch oberwehnt mir völlig zugestelter Erbs portion halber, hiemit allerdings, quittfreÿ, ledig vnd loß, also vnd dergestalt, daß weder ich, noch all meine Erben, und Nachkommen, oder sonsten jemand anderer, meinetwegen diß orths, von nun vnd hinfüran, zue ewigen Zeiten, ainigen Verrern zuespruch noch Auforderung, nicht mehr haben, suchen oder gewinnen sollen noch wolle, weder mit: noch ohne Recht, auff keinerleÿ weiß noch weeg, wie daß Menschen Arge list und Sinn, erdencken möchte, sondern mich deßen allen zue recht wahrer Verzücht auf ein ewiges vnwiderruffliches Endt, hiemit wißendt vnd wolbedechtlich verzeichen und begeben thue treülich ohne gefehrdte. Zue wahrem Urkhundt deßen, habe ich anfangs bekennendter Geörg Valentin Tobner, weil ich an mangel aigenen Pett[2:]schaffts mein handtschrifft hierundter gestelt, auch dienstlichen fleißes ersucht vndt gebetten, die Edlen vnd Vesten Herrn daniel Tobnern Stadtburgern alhier, alß meinen lieben hr Vettern, wie auch Erhardt Adam Reschen, ainer Ehrsamben gemein [] wolbesteltern vormundt alhier, daß sie alß zeugsferttiger ihr gewöhnliches Pettschafft benebens fürgedruckt, vnd sich aigenhendig Vnterschrieben haben, jedoch ihnen und ihrer ferttigung, in alweg ohne Nachtheil vnd schaden. Actum Öedenburg den sechszehenden Monats tag Decembris, Im sechszehenhundert viervndfunffzigsten Jhar. Geörg Valentin Dobner M Daniel Dobner Ma Erhard Adam Resch Mria {414a} Ich Geörg Schrinckh Hausseßiger Vnterthann zu St: Wolffs, vnnd ich Veronica seine Ehewürthinn, Bekennen hiemit für vnnß, all vnsere Erben vnnd Erbsnehmen in Krafft diser Verzicht, offentlich vor männiglich, daß wir an heut zu endgesezten dato ernennter meiner Ehewürthin, bißhero auf dem Rathauß gelegene Ändl vnnd Vetter guths behalttnuß vermög Waÿsen buch Extracts von einem Ersamen Rath der Königl. freÿstatt Öedenburg, nunmehr völlig vnnd ohne einigen abgang, [UMSTELLUNG erhebet vnd empfangen] haben. Alß Sagen, Zehlen vnnd Sprechen wir derowegen hier auff, obwolgedacht ainen Ersamen Rath oder wer sonsten hierumben Quittirens vonnöthen solch oberwehnt vnnß völlig zugestellt,, vnd empfangener Ändl vnnd Vetterlichen behalttnuß halber, hiemit allerdings, Quitt, freÿ, ledig, vnnd loß, Also vnnd dergestalt, daß weder wir, noch vnnsere Erben, [] oder [] jemands annderer vnnsertwegen, von nun vnnd hinfüro an zu ewigen Zeiten, [UMSTELLUNG diß orths] einigen ferrner zuespruch noch Anforderung nicht mehr haben, suchen oder gewinnen, sollen noch wollen, weder mit noch ohne Recht, auff keinerleÿ

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weiß noch weeg, wie dz Menschen=Argelist oder Sinn, erdenckhen möcht, sonndern vnnß deren allen [UMSTELLUNG hiermit auf ein Ewig vnwiderruffliches [2:] ennd zu rechtwahrer verzicht], [] verzÿhen vnnd begeben haben wollen. Trewlich ohne Geuehrdte [UMSTELLUNG dessen] zu wahrem Vrkundt habe ich Annfanngs bekennende Geörg Schrinckh für mich vnnd an statt meiner erwehnnten Ehewürthin Veronica, diese Verzichts Quittung mit meinem gewöhnnlichen Pedtschafft verferttiget, auch sonnders gebür. vleisses ersucht vnnd gebetten, den Edlen, vesten, vnd wolgelehrten herrn Erhardt Adam Reschen, Einer Ersamben Gemain alhier Wolbestelten Vormunden daß Er als Zeugsferttiger sein gewöhnlich Pedtschafft, benebens fürgedruckt hat. So beschehen Öedenburg den Neünzehenden Februarij, Im Ain tausent Sechshundert funff vnd funffzigisten Jahre.

Die Reverse entstanden in einem zeitlichen Abstand von ca. zwei Monaten, aber sie stammen von unterschiedlichen Schreibern. Entweder folgten beide Schreiber einem gemeinsamen sprachlichen Muster oder dem Schreiber des später entstandenen Reverses, dem Stadtschreiber Johann Reichart Luckhner diente der erste Revers als Vorbild. Um beurteilen zu können, inwieweit die wörtliche Befolgung vorgegebener Muster bei Eingaben und Reversen verbreitet war, müsste man alle erhaltenen, inhaltsgleichen Eingaben bzw. Reverse untersuchen.145 Unter den ins Korpus aufgenommenen Eingaben und Reversen gibt es keine weiteren, die in ihrem Text übereinstimmen. Einerseits führen nämlich die oft wesentlich umfangreicheren, situationsabhängigen, nicht formelhaften Textteile (z.B. Nr. 410) zu sprachlichen Unterschieden sowie zu einmaligen, eigenständigen sprachlichen Formulierungen. Andererseits sind auch die Formeln variabel. Trotz wesentlicher inhaltlicher Unterschiede sind die formelhaften Teile der Verzichtsquittung Nr. 409, einer von Benedict Posgay und seiner Frau am 30.3.1653 bzw. einer von den Vormunden von Blasy Haffner am 23.6.1653 ausgestellten Verzichtsquittung146 (alle stammen von der gleichen, von den Händen von Nr. 410, 413f. bzw. 415 abweichenden Hand und sind nicht transkribiert), sowie einer von Barbara Walleütner am 17.11.1653 ausgestellten, nicht transkribierten Verzichtsquittung147 (von einer anderen Hand als die oben genannten) gleichlautend mit denen der Reverse Nr. 413, 414a, während die Verzichtsquittungen Nr. 410, 415 (beide von anderen Händen als Nr. 413 und 414a) bzw. der nicht transkribierte Revers von Johann Hoffmann vom 22.11.1664148 von letzteren auch im Wortlaut ihrer For-

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Dies ist für die Reverse aus dem Zeitraum 1650–1670 in Németh 2010a getan. Diese Reverse zeigen in ihren formelhaften Teilen nur geringe Variation. 146 Sign.: Lad: XXVI. et AA. Fasc: IV. Num: 203 bzw. Num. 207. 147 Sign.: Lad: XXVI. et AA. Fasc: IV. Num: 294. 148 Sign.: Lad: XXVI. et AA. Fasc: VI. Num: 372.

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meln wesentlich abweichen.149 Die ins Korpus aufgenommenen Eingaben und Reverse erlauben lediglich die Aussage, dass sie 1. auch nicht formelhafte Teile enthalten, die vom jeweiligen Schreiber sprachlich eigenständig formuliert wurden bzw. 2. dass die formelhaften Teile auch Ergebnis der Befolgung sprachlicher Muster sein können. (In manchen Fällen sind sie es nachweislich.)150 Der Gebrauch gleicher Formeln ist nicht nur in Reversen möglich, die von der gleichen Hand stammen. Für den Buchstabengebrauch hat die eventuelle Musterbefolgung erst dann Konsequenzen, wenn es zutrifft, dass die nicht eigenständig vom Schreiber formulierten Textteile in den einzelnen Eingaben/Reversen die gleiche Buchstabenverteilung aufweisen und diese sich zumindest in einigen Eingaben/Reversen in wesentlichen Merkmalen von dem Buchstabengebrauch der nicht formelhaften Textteile abhebt. An dieser Stelle wird keine vergleichende Analyse des Buchstabengebrauchs in den Formeln einzelner Textexemplare geboten. Im Allgemeinen gilt, dass die Buchstabenverteilung der formelhaften Teile zweier Texte sich dann – oft aber nur in einem einzigen Merkmal – konsequent unterscheidet, wenn gefestigte Unterschiede zwischen der Laut-Buchstabe-Zuordnung bei den beiden Schreibern oder ihrer Aussprache angenommen werden können. Die bis auf die Daten zur Person der Betroffenen und die Abschlussformeln wörtlich übereinstimmenden Reverse Nr. 413 und 414a unterscheiden sich konsequent in der Schreibung des Wortes ‘Verzicht’: Der Schreiber vom Revers Nr. 413 schreibt Verzücht, der vom Revers Nr. 414a Verzicht (jeweils 2 Belege).151 In frühneuzeitlichen Kanzleien entstanden nicht nur an gleiche Rechtssituationen gebundene, in ihrem Wortlaut partiell übereinstimmende Texte, sondern auch Mehrfachexemplare. Diese sind Transsumpte (z.B. Nr. 396, 397) oder Mehrfachausfertigungen von Urkunden, z.B. von Urteilsbriefen oder Vertragsurkunden. Erhaltene Mehrfachausfertigungen aus Ödenburg kenne ich nicht. Aufgrund der 149

In der Lade XXVI. et AA. Fasc: IV–VI. finden sich auch weitere, im Wortlaut ihrer Formeln mit Nr. 413 übereinstimmende bzw. davon abweichende Verzichtsquittungen. Ihre weitere Aufzählung ist an dieser Stelle aber nicht notwendig. 150 Das Gegenteil, dass nämlich die formelhaften Teile Ergebnis eigenständiger sprachlicher Formulierung sein können, lässt sich anhand der Korpustexte nicht nachweisen. Zur Bedeutung von Formelhaftigkeit und Formularbüchern für das Rechtswesen bis zum Spätmittelalter s. Bónis 1972: 28f. 151 Der Grund dafür lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Der Schreiber von Nr. 414a schreibt übrigens an Stelle von nhd. /i/ konsequent ü im Wort Ehewürthin (3 Belege) in den nicht formelhaften Textteilen. Möglicherweise liegt hier ein lexemgebundener Unterschied in der schriftlichen Wiedergabe einer in der Sprechsprache der Schreiber vorhandenen Rundung [i][y] oder ein lexemgebundener Unterschied in der Rundung selbst vor.

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Größe des Archivbestandes ist es aber vorstellbar, dass es welche überliefert sind. Es gibt auch urkundliche Hinweise auf Zweitexemplare, z.B. in Kaufurkunden (Nr. 155) und Hinterlassenschaftsverträgen (Nr. 87; 275). Bei einigen mehrfach ausgefertigten Texttypen, z.B. bei Testamenten (expliziter Hinweis im Ratsprotokoll vom 24.1.1720, Nr. 181) war eines der Exemplare zur Aufbewahrung in der Stadtkanzlei bestimmt, für den Fall, wenn das Erstexemplar nicht zugänglich wäre oder seine Glaubwürdigkeit hinterfragt würde (vgl. noch Nr. 173 bzw. Németh 2010b). Zweitexemplare von Testamenten in der Kanzlei dienten auch zur Veröffentlichung des Testaments nach dem Tod des Testators. Die für die Erfassung des Buchstabengebrauchs wichtige Frage ist, inwieweit Mehrfachexemplare in ihrem Buchstabengebrauch übereinstimmen. Die beiden Transsumpte einer kurzen Quittung von Johann Nießerl (Nr. 396 bzw. 397) weisen lediglich fünf Buchstabenunterschiede, eine lexikalische Abweichung sowie Unterschiede in der Auflösung von Abkürzungen auf. Die beiden Reverse Nr. 355, 356 enthalten keinen einzigen Buchstabenunterschied (sie sind zwar nicht Mehrfachausfertigungen, sondern zwei Urkunden unterschiedlicher Aussteller; ihr Wortlaut ist aber mit Ausnahme der Daten zur Person der Betroffenen gleich, so dass sie im obigen Zusammenhang als Exemplare desselben Textes betrachtet werden können). In mehreren Exemplaren vorliegende Texte können in ihrem Buchstabengebrauch aber auch voneinander abweichen. Buchstabenunterschiede liegen z.B. zwischen den beiden am 19.1.1753 vermutlich vom Stadtschreiber Christian Joseph Ernst angefertigten Kopien der Zunftordnung der Bäcker (Nr. 433a, 434a) vor.152 Vielleicht sind manche nur einfache Abschreibefehler. Mehrere konsequente Abweichungen sind aber als Unterschiede im Buchstabengebrauch zu interpretieren: Die Abschrift Nr. 433a bietet billich und gezochen, PfarrKirchen (2 Belege) bzw. für ggwdt. vor , die Abschrift Nr. 434a billig und gezogen, Pfaar-Kirchen (2) bzw. für ggwdt. vor . Inwieweit der Buchstabengebrauch von Abschriften und Originalen bzw. Mehrfachexemplaren übereinstimmt oder sich unterscheidet, ließe sich erst aufgrund der Untersuchung eines größeren Korpus solcher Texte feststellen. Ob die Sprache (der Buchstabengebrauch) von Abschriften und Mehrfachexemplaren als Sprache des Schreibers bzw. des Entstehungsortes und der Entstehungszeit interpretiert werden kann, muss jeweils im Einzelfall entschieden werden. Das Abschreiben von Texten hatte bei den Schreibern wahrscheinlich eine allmähliche Festigung der Wortschreibungen bzw. schriftlichen Lautwiedergaben bzw. vielleicht auch eine Annäherung der Schreibweisen verschiedener Schreiber zur Folge (auch 152

Beiden Kopien wurden vermutlich von derselben Hand angefertigt, die beiden Handschriften unterscheiden sich aber z.B. in ihrer g-Form. In der Umschrift von 434a (CD-G) sind die Buchstabenunterschiede durch abweichende Buchstabenfarbe markiert.

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wenn dies nicht nachweisbar ist und zwischen Originalen und Abschriften Buchstabenunterschiede bestehen). Zum Teil konsequente Buchstabenunterschiede können auch zwischen Konzepten und Reinschriften bestehen. Für Konzepte und Reinschriften von unterschiedlichen Händen153 gelten die obigen Feststellungen. Stammen beide von derselben Hand, kann auch das Fehlen (bei Konzepten) bzw. Vorhandensein (bei Reinschriften) der Schreibkontrolle – d.h. die bewusste Vermeidung bzw. Verwendung bestimmter Schreibweisen – der Grund für Buchstabenunterschiede sein.154 Der Buchstabengebrauch eines Einzeltextes mag in zwei weiteren Fällen nicht die ‘Sprache’ des Schreibers widerspiegeln: 1. Wenn der Schreiber nach Diktat schreibt. In diesem Fall mag die Sprechlautung des Diktierenden den Buchstabengebrauch des Schreibenden beeinflussen. Schreiben nach Diktat ließ sich im Korpus für keinen Text nachweisen. Bei einigen Texttypen, z.B. bei Missiven, die Magistratsmitglieder Stadtschreibern diktiert haben mögen, lässt es sich aber nicht ausschließen. Von denselben Schreibern geschriebene unterschiedliche Texte – z.B. Missiven und Ratssitzungsprotokolle – implizieren nicht gleicherweise, dass dem Geschriebenen auf irgendeine Weise die Sprechlautung des Schreibers entspricht. Im Bestand des Ödenburger Stadtarchivs gibt es aber wenige nachweislich von demselben Kanzleischreiber oder Magistratsmitglied stammende Texte, die gleichwohl eigenständig formuliert sind, dieselbe sprachliche Sorgfältigkeit widerspiegeln und auch ihre weiteren Entstehungsumstände ähnlich sind, jedoch zu unterschiedlichen Texttypen gehören. Wenngleich das Vorhandensein solcher Textgruppen – und zwar von mehreren Kanzleischreibern und Magistratsmitgliedern aus jedem untersuchten Zeitabschnitt – notwendige Bedingung der idealen Rekonstruktion einer ‘Kanzleisprache’ wäre. Ohne dies kann nur das sprachliche Verhalten einzelner Schreiber in unterschiedlichen Exemplaren desselben Texttyps auf konsistente Weise beschrieben werden.155 153 Konzept und Reinschrift eines Missivs des Stadtmagistrats (Nr. 460f.) stammen aufgrund ihres Schriftbildes von unterschiedlichen Händen. Die Reinschrift (461) vermeidet konsequent die Doppel-f-Schreibungen und die Dehnungskennzeichnung vor Nasalbuchstaben und l durch Dehnungs-h. Da aber Kenner der Schönschrift in weniger wichtigen Angelegenheiten bzw. für Notizen eine einfachere Schrift benutzten, schließt der Unterschied im Schriftbild nicht ohne weiteres aus, dass der Schreiber der gleiche war. 154 Im Korpus liegen in der einzigen von derselben Hand stammenden Konzept- und Reinschrift (Nr. 238, 239) keine Buchstabenabweichungen vor, die einen allgemeinen Unterschied in der Schreibkontrolle indizieren würden. 155 Selbst solche Beschreibungen können nur bedingt in diachrone Vergleiche einbezogen werden, denn nebst Entstehungsumständen kann sich auch der Aufbau von Textsorten ändern. Die Frage wäre auch eine eigene Untersuchung wert. Vereinzelt wären dabei auch metasprachliche Aussagen zu erwarten; in einem Ratsprotokolleintrag aus dem Jahre 1734

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‘Konsistenz’ ist allerdings kein Kriterium ‘wissenschaftlicher’ Arbeit. Die partielle Unvergleichbarkeit bestimmter Texttypen156 bedeutet lediglich soviel, dass ihre statistische Gleichbehandlung nicht uneingeschränkt möglich ist. In Kanzleisprachenuntersuchungen soll der mögliche Unterschied im Verhältnis der Schreibsprache zur (/zu den) korrespondierenden Sprechsprache(n) zwischen Texten, die vom gleichen Schreiber stammen, berücksichtigt und der Buchstabengebrauch dieser Texte verglichen werden. Im Korpus fand ich keine möglicherweise nach Diktat geschriebenen Texte, deren Handschrift mit der von nicht nach Diktat geschriebenen Kanzleitexten übereinstimmen würde. Direkte Redewiedergaben finden sich im Korpus nur ausnahmsweise (z.B. in Nr. 463) und auch hier sind sie erst nachträglich aufgezeichnet. Verhörsprotokolle sind nachträgliche, redigierte, indirekte Redewiedergaben. 2. Es gibt ferner Kanzleitexte, welche (auch) eine von außerhalb der Kanzlei stammende Vorlage gehabt haben können. Solche Texte sind z.B. die Zunftsatzungen. In der Präambel mancher Zunftsatzungen wird explizit darauf hingewiesen, dass die Erarbeitung des Satzungstextes durch den Stadtrat aufgrund eines von der Zunft unterbreiteten schriftlichen Entwurfs erfolgte (Nr. 376, S. 2 bzw. bes. Nr. 378, S. 2). Inwieweit Texte von Zunftsatzungen den Wortlaut von Entwürfen widerspiegeln, lässt sich für Ödenburg nicht beurteilen. Die Unterscheidung der Hände, die eventuelle Identifizierung der Schreiber und die Bestimmung dessen, inwieweit der Text die Sprache des Schreibers widerspiegelt, sind nur eine Bedingung der Korpusanalyse. Sie ermöglichen, dass in den einzelnen Texten Vergleichbares beobachtet wird, nämlich der Buchstabengebrauch individueller Schreiber in eigenen sprachlichen Formulierungen. Um die Beobachtungen zum Buchstabengebrauch der einzelnen Texte auch vergleichen bzw. das Ergebnis des Vergleichs interpretieren zu können, muss man über minimale Informationen oder zumindest plausible Annahmen über die Schreiber verfügen. Diese Informationen betreffen ihren Wohnort, ihr Alter, ihre Ausbildung, ihre Schreibgewandtheit und einiges mehr. Sie sind vielfach Annahmen, die oft auf Deduktion aus allgemeinen Aussagen beruhen. Von Schreibern von gewöhnlichen Texttypen aus der Stadtkanzlei (z.B. von Ratssitzungsprotokollen) wird, wenn Schriftbild, Buchstabengebrauch oder sonstige Umstände nicht dagegen sprechen, angenommen, dass sie höher geschult und schreibgewandt waren, auch wenn keine konkreten Daten zu ihrer Person erreichbar sind. Dies erforderten

(Nr. 191, S. 10) wird z.B. darauf hingewiesen, dass es eine neue Art der Schuldbriefe gibt: mit einen ordent: Stylo novo emanirten Schuldbrieff Per 200 f. alle Richtigkeit gepflogen. 156 Unvergleichbarkeit ist übrigens vielfach nur anzunehmen, sie ist aber nicht gesichert. Sie ist aber auch in manchen weiteren Fällen, für die sie nicht angenommen wird, nicht auszuschließen.

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ihre Aufgaben als Kanzleischreiber157 oder Magistratsmitglieder, wobei von Letzteren oft zahlreiche biographische Daten zur Verfügung stehen. Kanzleischreiber hatten z.B. bis zum 19. Jahrhundert lateinischsprachige Dokumente zu lesen und zu verfassen bzw. sie mussten die lateinischsprachige städtische Korrespondenz führen, manchmal auch übersetzen – im Ratssitzungsprotokoll vom 28.7.1735 (Nr. 225, S. 96) heißt es z.B.: Es bedancket sich E.E. Gemein wegen communicirten König: Cameral Decret, welches nicht allein verlesen, sondern auch verdeütschet worden. Dazu waren seitens der Kanzleischreiber fundierte Lateinischkenntnisse vonnöten, während ein Teil der ‘ehrsamen Gemeinde’, darunter auch weniger gebildete Schreiber von außerhalb der Kanzlei mit Sicherheit nicht lateinisch konnte. Selbst gesicherte Daten zur Person der Schreiber bzw. zu den Entstehungsumständen der Texte müssen mit Vorsicht gedeutet und auf den Buchstabengebrauch bezogen werden. Haben Schreiber z.B. in der gleichen Ortschaft (z.B. Ödenburg) schreiben gelernt, kann dies auf unterschiedliche Weise, u.a. nach unterschiedlichen Vorbildern erfolgt sein. Lesen und schreiben lernen konnte man als Ministrant von Benefiziaten (vgl. Házi 1939: 109 in Bezug auf das 15. Jahrhundert), von Lehrern, Altschülern, Mitschülern, Hauslehrern, gelegentlich auch von Eltern. Nicht nur der beim Schreibenlernen erreichte Grad der Schreibgewandtheit war von Fall zu Fall unterschiedlich, selbst innerhalb derselben Schulklasse, sondern auch die in Bezug auf den Buchstabengebrauch mehr oder weniger nachgeahmten Muster. Diese Muster sind so gut wie überhaupt nicht als konkrete Texte bzw. Textexemplare greifbar.158 Auch von den Schulbüchern ist

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Die Aufgabenbereiche der Kanzleischreiber sind noch nicht untersucht worden. Wahrscheinlich fanden Vaterunser, Credo und weitere liturgische Texte auch in Ödenburg im Schreibunterricht (z.B. als zu kopierende Vorlagen) Verwendung. Um den Buchstabengebrauch erwachsener Schreiber mit ihrer Schulbildung in Zusammenhang bringen zu können, sollte man u.a. die konkreten Texte kennen, anhand deren sie früher schreiben lernten. Wenn auch entsprechende Quellen für eine noch ausstehende Ödenburger Unterrichtsgeschichte existieren, bieten die in der Forschung bereits ausgewerteten Lehrpläne von 1681–1781 für das evangelische Lyzeum kaum Informationen zu diesen Texten. Lediglich die für deutsche Stilübungen Ende der 1770er Jahre empfohlenen Lehrbücher (Gottscheds „Kern“ und Gellerts „Briefe“) sind bekannt (Németh S. 2007: 134). Vgl. noch den Katalog des Altbuchbestands des ev. Lyzeums, A Soproni […] 1896. Ob Albert Ölingers in der Lyzealbibliothek vorhandene Unterricht der hochdeutschen Sprache bereits im 16. Jh. in Ödenburg war und im Schreibunterricht benutzt wurde, stellt sich auch aus dem Buchexemplar nicht heraus.

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wenig bekannt. Sie waren vermutlich nicht billig159 und auch in den 1770er Jahren verfügten nur wenige Schüler über Schulbücher (Szála 1997: 6). Schüler und Studierende konnten, sogar jährlich mehrmals, ihre Schule oder auch den Schul- bzw. Studienort wechseln (z.B. Házi 1939: 106ff.). Inwieweit die Sprache dieser Orte oder sprachliche Vorbilder dort den Buchstabengebrauch von Schreibern beeinflussten, lässt sich nur in den seltensten Fällen entscheiden. Im Korpus gibt es keine solchen Fälle. Einerseits liegen von demselben Schreiber (unmittelbar) vor und nach dem möglichen sprachlichen Einfluss geschriebene Texte nämlich nur selten vor. Andererseits lässt sich fast nie bestimmen, wie die beeinflusste und die vermeintlich beeinflussende Sprache beschaffen waren. Letztlich waren diese Einflüsse lediglich vermeintlich.160 Sprache und Buchstabengebrauch der meisten Ödenburger Schreibenden sind in der Regel vermutlich von mehreren Sprachvarietäten beeinflusst worden: von der Sprache der liturgischen Literatur und der Liturgie (z.T. mit konfessionellen Unterschieden), der Sprache der Drucke aus Österreich, Böhmen, Schlesien und Mitteldeutschland, im 18. Jahrhundert auch der der Drucke aus Ödenburg,161 der in auswärtigen Schulen verwendeten Sprache usw. Diese Einflüsse waren zeitlich zum Teil sicherlich parallel. Die Kombination von ‘Basisdialekt(en)’, Schulbildung, Schreibgewandtheit, möglichen sprachlichen Einflüssen ist bei fast jedem Schreiber und Text eine jeweils andere. Um die implizite Annahme ähnlicher Ausgangsbedingungen 159

Házi (1939: 106) berichtet über einen Schulbuchkauf des Vormundes Jacob Joachim für sein Mündel in Wien in den 1490er Jahren, in dem der Vormund 105 Denar für ein Schulbuch oder wahrscheinlich mehrere Schulbücher (dies stellt sich aus der Formulierung von Házi nicht heraus) ausgibt, wobei die jährliche (Durchschnitts-) Gebühr des Schulmeisters für einen Schüler 181 Denar betrug. 160 Vermutlich war der Fall des – ungarischen, aber deutschkundigen – Ödenburger Studenten János Kis an der Universität Göttingen (im Jahr 1791), wo ihn andere Sprechspracheinflüsse als in Ödenburg kaum erreichten, weil er meist in der Gesellschaft von Ungarn verweilte (Németh S. 1955: 107f.), kein Einzelfall. 161 Die Geschichte der Ödenburger Drucke bietet manche Stützpunkte zu einer Geschichte des Lesens in der Stadt, die auch geringfügige Schlüsse auf mögliche Sprachbeeinflussungen erlauben. Z.B. ließ die Stadt im Jahre 1733 bei Nikolaus Schmid 500 Satzungen für Flurschütze drucken, sowie in den Jahren 1739/1740 ein Flugblatt über Präventivmaßnahmen gegen die Pest für die Stadtbewohner (Csatkai 1961: 46, 51). Ein Großteil der Stadtbevölkerung, von dem oft nur Daten aus Kirchenmatrikeln, aber keine zu ihrer Bildung zur Verfügung stehen, konnte also lesen (auch wenn viele diese Drucke offenbar nicht selbst lasen, sondern sie wurden ihnen vorgelesen). Andererseits sind mit den beiden Drucken konkrete Textexemplare greifbar, die den Buchstabengebrauch der Schreibkundigen zumindest in einigen Fällen beeinflusst haben mögen.

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(ähnlicher sprachlicher Hintergrund und ähnliche Entstehungsumstände) für die Produktion bestimmter Textgruppen, für welche sie nicht nachweisbar sind, und somit die Gleichbehandlung von Unvergleichbarem und die Begründung des Buchstabengebrauchs bestimmter Texte mit nicht zutreffenden Ursachen zu vermeiden, muss man bei den vorliegenden Korpusgegebenheiten den Buchstabengebrauch aller Texte getrennt analysieren (Kanzleisprachenrekonstruktion ist nur selten anhand von Korpora möglich, für die diese Forderung nicht gilt). Erst danach können Texte mit denselben Schreiber- bzw. Entstehungsparametern in Gruppen geordnet werden, in denen der vermutliche Hauptgrund für den beobachteten Buchstabengebrauch in denselben, durch die Texte der Gruppe geteilten Schreiber- bzw. Entstehungsparametern liegt. Die Beschreibung der Sprache, so auch des Buchstabengebrauchs, von Gruppen von Texten geht in der Regel mit unkontrollierten Implikationen einher, teilt man die zu untersuchenden Texte ohne die vorherige Untersuchung der Einzeltexte in Gruppen ein.162 Es sei denn, die Invarianz aller möglichen Parameter außerhalb desjenigen, dessen Wirkung auf die Sprache der Texte gerade untersucht wird, kann bereits bei der Korpuszusammenstellung gesichert werden. Dies ist selten der Fall. In der folgenden Korpusanalyse wird nach den obigen Überlegungen vorgegangen. Der Leser wird dabei keine Beschreibung des Vorgangs der Einteilung der Korpustexte in Gruppen erhalten. Er wird ihn aus der Art der Textgruppierungen in der folgenden Analysebeschreibung und in Kenntnis der Korpustexte rekonstruieren müssen. An dieser Stelle genügt ein Beispiel für die Vorgehensweise. Zunftbucheinträge stammen in der Regel von Zunftmitgliedern (in manchen Fällen auch vom städtischen Handwerkskommissar). Vielfach ist der Eintragende der jeweils erste Zunftmeister und sein Name könnte vermutlich in vielen Fällen auch ermittelt werden. Mangels signierter Handschriften von ihnen wären ihre Einträge in Zunftbüchern oft nicht zu identifizieren. Zunftbucheinträge können aber außer von den Meistern auch von weiteren Zunftmitgliedern stammen. Die Einträge eines Zunftbuches dürfen aber nicht allesamt von vornherein als eine Gruppe von sprachlich gleichwertigen Zunfttexten aufgefasst und als Teile eines einzelnen Textes sprachlich ausgewertet werden. Eine getrennte Analyse aller Zunftbucheinträge erhellt in der Tat erhebliche sprachliche Unterschiede zwischen den Einträgen. Manche weisen einen dem der Kanzlei nahe stehenden Buchstabengebrauch auf, andere verraten geringe Schreibgewandtheit der Eintragenden. Dieser Unterschied muss in der Beschreibung der Schriftsprache von Ödenburg berücksichtigt werden. Außer Meistern und weiteren Mitgliedern hatten Zünfte auch einen – namentlich in der Regel nicht bekannten – Laden162

Von den zahlreichen Untersuchungen mit dieser Vorgehensweise verweise ich an dieser Stelle nur auf Szalai 1979.

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schreiber, der vermutlich mehr Schreiberfahrung als ein Großteil der Zunftmitglieder hatte. In Handschriften können charakteristischerweise unsichere Lesarten vorkommen,163 z.B. bei verblichener oder verwischter Tinte, an beschädigten Blatträndern, bei Durchstreichungen und vor allem bei lässiger Schriftausführung.164 Unsichere Lesarten werden bei der Analyse des Buchstabengebrauchs nicht berücksichtigt. Sie sind in den Transkripten durch rote Schriftfarbe gekennzeichnet oder es wird in einer Fußnote auf die fehlende graphische Unterscheidung der entsprechenden Buchstaben hingewiesen. Die ebenfalls nicht berücksichtigten Abkürzungen – soweit sie aufgelöst sind; oft sind sie es nicht – sind durch Kursivierung gekennzeichnet. Selbst sichere Lesarten spiegeln manchmal nicht den Buchstabengebrauch des Schreibers wider. Intention des Schreibers und sichtbare Buchstabenform stimmen bei lässiger Schrift(ausführung) oft nicht überein. Anstelle des heutigen ch steht in diesen Handschriften z.B. oft bzw. oft konsequent ein eindeutiges h, wie beim Schreiber des Ratsprotokollbuches von 1616 – der übrigens nicht lässig schreibt – (Sign.: SL 1003/a 1-3, S. 162, im Korpus: Nr. 370):

Dass er nicht h, sondern ch schreiben wollte, liegt deshalb nahe, weil er anstelle vom heutigen ch in aller Regel ch schreibt auch im mehrmals belegten Wort ‘solch(-)’.165 Da h anstatt vom heutigen ch bei sorgfältiger Schreibweise bei Kanzleischreibern nicht vorkommt, lässt sich ein Unterschied zwischen Intention und sichtbarer Buchstabenform auch für diejenigen Kanzleischreiber annehmen, die in lässiger Schreibweise konsequent h an diesen Stellen schreiben (für Zunftschreiber aber nicht, denn bei ihnen erscheint der h~ch-Wechsel zusammen mit weiteren Schriftmerkmalen, die andere Gründe für h-Schreibungen als die lässige Schriftausführung nahe legen). Die Transkripte enthalten die sichtbaren Buchstaben. Liegt aber ein Unterschied zwischen Schreiberintention und Schriftausführung 163

Der Grund dafür sind Defizite der Handschrift bzw. fehlende Kenntnisse beim heutigen Leser. 164 Zum Beispiel die Buchstaben a und o sind in vielen Handschriften nicht zu unterscheiden (die Verbreitung der Rundung /a/>/o/ bzw. Entrundung /o/>/a/ (vgl. Tauber 1993: 29ff., 69f.) kann in diesen Handschriften deshalb nicht beurteilt werden). 165 Bemerkenswerterweise hebt er seine Feder vor der Ausführung des h auch im Wort solhes auf, was er ansonsten nur vor der Ausführung eines ch, nicht aber des h tut (außer nach Buchstaben mit horizontalen Strichen und diakritischen Zeichen wie im Wort gerihtes).

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nahe, werden die betreffenden Stellen bei der Analyse des Buchstabengebrauchs nicht berücksichtigt. Das Korpus besteht aus Texten unterschiedlicher Länge. Zum Teil sind sie sehr kurz (ca. 30–100 Wörter), zum Teil aber auch relativ lang (über 1000 Wörter). Ziel der Korpuszusammenstellung war es, Texte von unterschiedlichen Schreibern bzw. mit unterschiedlichen Entstehungsumständen aufzunehmen, um die Abhängigkeit des Buchstabengebrauchs von möglichst vielen Faktoren erkennen und somit einen kanzleispezifischen Schreibgebrauch als abweichend von kanzleiexternen Schreibgebräuchen herausstellen zu können. Umfangsunterschiede zwischen den Texten im Teilkorpus I bzw. II–V ergeben sich zum Teil aus Umfangsunterschieden der in diesen Teilkorpora enthaltenen Texttypen, zum Teil daraus, dass Schreibvarianz in längeren Texten (z.B. Ratssitzungsprotokollen) ab dem 17. Jahrhundert ein geringeres Ausmaß erreicht als früher, so dass der Buchstabengebrauch in diesen Texten auch anhand kürzerer Auszüge erfasst werden kann. Deutschsprachige Einträge aus der Zeit vor 1640 finden sich im Archivbestand lediglich in einem Zunftbuch. Deshalb sind Zunftbücher in den ersten beiden Teilkorpora nicht vertreten. Die gewählten Zeitabschnitte dienen als lose Analyserahmen zur Erfassung des Buchstabengebrauchs. Veränderungen im Schreibgebrauch erklären sich nicht als Funktionen willkürlich festgelegter Untersuchungszeiträume, sondern sie korrelieren mit Veränderungen in der Konstellation von Sprache, Schreiberwissen und Textentstehungsumständen. Vereinzelt unterschreiten oder überschreiten Teilkorpustexte die Zeitgrenzen der Teilkorpora. Teilkorpus V dient als ergänzendes Korpus, das – neben einigen Drucken als Vergleichstexte z.T. aus den Zeitabschnitten 1720–1750 bzw. 1770–1800 – Texte aus den nicht primär untersuchten Zeiträumen des 16.–18. Jahrhunderts sowie vom Anfang des 19. Jahrhunderts enthält, darunter einige Kontrolltexte von außerhalb von Ödenburg (z.B. aus Wien), die wichtig für die angemessene Interpretation des Buchstabengebrauchs in den Texten der Teilkorpora II–IV sind. Teilkorpus V ist auf sechs Unterteilkorpora unterteilt – in den folgenden Kapiteln wird auf diese als „Vergleichskorpus I–VI“ (=Ve I–VI) und auf Teilkorpus V als „Vergleichskorpus“ verwiesen –, die im Einzelnen die folgenden Zeitabschnitte umfassen: 1590–1640 (Ve I), 1640–1720 (Ve II), 1720–1750 (Ve III), 1750–1770 (Ve IV), 1770–1800 (Ve V), 1800– (Ve VI). Die Analysekapitel bieten jeweils eine katalogartige Aufzählung der prototypischen und der davon abweichenden Schreibweisen in den vier untersuchten Zeitabschnitten bzw. sie enthalten eine Zusammenfassung der Analyseergebnisse, besonders hinsichtlich der von den Schreibern befolgten Schreibmaximen. Trotz der katalogartigen Darstellungsform wurden die einzelnen Textstücke getrennt analysiert und erst dann mit anderen Textstücken zu Gruppen zusammengefasst, 119

wenn ihr Buchstabengebrauch hinsichtlich des untersuchten Parameters mit dem jener Textstücke übereinstimmte. Wie jede Beschreibung ist auch die nachfolgende Beschreibung des Ödenburger Buchstabengebrauchs keine vollständige. Für den Gebrauch der jeweiligen Schreibweise sind vielfach nicht alle betreffenden, sondern nur Beispieltexte angegeben. Auch die für die einzelnen Texte charakteristischen Gruppen der verschiedenen charakteristischen Schreibungen sind nicht systematisch angeführt, sondern nur in Beispielen in den Kapitelzusammenfassungen erwähnt. Das Ziel der Untersuchung war es nämlich nicht, den Buchstabengebrauch im frühneuzeitlichen Ödenburg in seiner Gänze zu erfassen. Ziel war es, eine Vergleichsgrundlage für künftige Untersuchungen zu schaffen, welche die den Buchstabengebrauch organisierenden Prinzipien, darunter auch Schreibmaximen für engere Zeiträume, einzelne Schreibergruppen bzw. Schreiber erschließen wollen. Bei der Beantwortung der während der Lektüre der Analysekapitel auftauchenden einzeltext- sowie textgruppen-bezogenen Fragen leistet dem Leser die dem Buch beiliegende CD mit einem detaillierten Quellenverzeichnis mit Suchfunktion sowie den Quellenumschriften selbst Hilfe. Diese Dokumente gewährleisten auch die Nachprüfbarkeit der Analyseergebnisse. Ähnlich vielen Untersuchungen zur historischen Graphematik wird die Verbreitung der einzelnen Schreibweisen auch in der vorliegenden Untersuchung vielfach mit den Wörtern ‘zumeist, oft, selten’ beschrieben. Dies ist dadurch begründet, dass einerseits Prozentangaben vielfach nicht über mehr Aussagewert als die obigen Adverbien verfügen (denn der Berechnungshintergrund kann intransparent bleiben). Andererseits werden in jedem vom Verfasser als wichtig erachteten Fall die Belegzahlen und die Siglen der betroffenen Korpustexte angegeben. Jeder Buchstabengebrauch ist durch ein spezifisches Verhältnis zur Lautung der Sprechsprache des Schreibers charakterisiert. Er kann sie besser oder weniger gut widerspiegeln. Um diese Unterschiede zu erfassen, sind Hypothesen über die möglichen zugrunde liegenden Lautungen vonnöten. Zur Lautung in den Ödenburger Sprachvarietäten liegt lediglich eine Abhandlung sowie eine Teilstudie vor, welche sich mit den Sprachvarietäten um 1900 befassen (Bedi 1912; Hutterer 1981, im Folgenden zitiert nach dem Nachdruck Hutterer 1991). Hutterers Ausführungen betreffen dabei primär genauso die Lautung im Bauerndialekt, der Sprache der „Bohnlern“ wie auch Bedis Abhandlung diesem Dialekt gewidmet ist. Um 1900 und auch in der frühen Neuzeit wurden in Ödenburg mehrere deutsche Sprachvarietäten gesprochen. Hutterer unterscheidet für 1900 eine ostmittelbairische Bauernmundart, eine an der Sprache von Wien bzw. seiner weiteren städtischen Umgebung orientierte Handwerker- und Bürgersprache sowie eine „auf die oberdeutsch-österreichische Schriftnorm orientierte“ Bildungssprache (Hutterer 120

1981, =1991: 388f.). Für die frühe Neuzeit nimmt Mollay (1956: 66) eine für das aus Westungarn zugewanderte deutsche Bauerntum charakteristische ui-Mundart bzw. eine von den aus Österreich und Böhmen zugewanderten Handwerkern und Kaufleuten gesprochene ua-Mundart (mit u‹ bzw. ui für ahd. uo, z.B. ahd. muoter> dial. mu‹d‹~muid‹) an. Laut Mollay sind diese beiden Mundarten unmittelbare Vorgänger der „heute“ gesprochenen ui- bzw. ua-Mundarten (Mollay 1956: 66). Die wenigen Beobachtungen von Hutterer betreffen allerdings lediglich den Vokalismus, die von Mollay sogar nur einen Teil des Vokalismus. Sie können deshalb als Hilfshypothesen zur Motivierung lediglich einiger Elemente des frühneuzeitlichen Buchstabengebrauchs dienen.166 Zur Erschließung des sprechlautungsbezogenen Hintergrundes des Buchstabengebrauchs vom 16. bis 18. Jahrhundert bieten Kenntnisse der Geschichte der niederösterreichischen Dialekte weitere Stützpunkte. Schreibungen spiegeln dabei nicht immer die Lautung in der Sprechsprache der Schreiber, sondern auch Schreibkonventionen wider. Eine systematische Trennung dieser beiden Schichten des Buchstabengebrauchs einzelner Schreiber(gruppen) bleibt jedoch Aufgabe der künftigen Forschung. Darstellungprinzipien Die Vorstellung der Buchstabenverteilung in den nachstehenden sprachlichen Analysekapiteln folgt den folgenden Darstellungprinzipien. Kursiviert und fett gesetzt sind ggwdt. Graphemvarianten. (Dies steht nicht im Widerspruch zu dem im Kapitel III Gesagten: Graphemvarianten sind diejenigen Buchstaben(gruppen), die dasselbe Phonem bezeichnen und in Beschreibungen der gegenwartsdeutschen Schreibweise und Orthographie Grapheme bzw. Allographe genannt werden.). Unterstreichung bezeichnet die den ggwdt. Phonemen entsprechenden Buchstaben im Ödenburger Korpus. In den Aufzählungen stehen Belegzahlen zumeist in Klammern, nach der Quellennummer. Wenn es um übliche Schreibvarianten geht, für die nur Beispiele genannt werden sollen, ist davon auszugehen, dass die angeführten Beispiele nicht immer nur in den genannten Texten vorkommen. Dies wird oft durch die Wörter „zum Beispiel (z.B.)“ angezeigt. Wenn für den – identischen oder unterschiedlichen – Buchstabengebrauch in einer Lautposition in einem Wort mehrere Belegstellen genannt werden, ist es möglich, dass sich die Schreibung desselben Wortes in den Belegen (auch) in anderer Hinsicht unterscheidet. Morphologisch uneindeutige Wortformen wurden 166

Es darf nicht vergessen werden, dass die sprechsprachlichen Varietäten in Ödenburg wegen kontinuierlicher Zuwanderung von unterschiedlichen Orten (aus Österreich, Deutschland, Böhmen und Westungarn) und des sprachlichen Verkehrs mit Sprechern anderer Sprachvarietäten nicht homogen waren.

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bei der Analyse nicht berücksichtigt. Bei der statistischen Erfassung der Belege der für die einzelnen Lautpositionen charakteristischen Schreibweisen wurden Eigennamen mit Ausnahme weniger Fälle, wo dies aber explizit vermerkt ist, ebenfalls ausgeklammert. Als Beispiele für die einzelnen Schreibweisen werden Eigennamen jedoch vielfach erwähnt. , , , bzw. wurden von , , und nicht unterschieden. Die Belege für sie wurden zu den Belegen von , , bzw. gezählt. Grapheme, Graphemvarianten, Buchstaben und Buchstabenvarianten werden gleicherweise mit spitzen Klammern () gekennzeichnet. Wortbedeutungen werden in Minuskelschrift in ‘ ’ angegeben. Substantivische Wortbedeutungen werden lediglich dann mit Majuskel gekennzeichnet, wenn sie von der Bedeutung von zu anderen Wortarten gehörigen Homonymen unterschieden werden sollen. Stadtschreiber werden nach Einführung ihrer Namen jeweils nur mit Nachnamen erwähnt. Stadtschreibernamen aus dem ersten Teilkorpus werden dabei in Aufzählungen oft durch folgende Siglen gekürzt: S-1: Tr: Schw: S-2: Au: Ro:

Stadtschreiber, Name unbekannt, 1508–1515 Wolfgang von Treskwitz, 1515–1518 Christoph Schwarzentaler, 1519–1521 Stadtschreiber, Name unbekannt, 1521–1525 Jakob Auer, 1525–1534 Wolfgang Rosenkranz, 1534–1550

Die Handbestimmungen im Teilkorpus I stammen von den Herausgebern der Texte des Teilkorpus, Jen Házi und Károly Mollay (Mollay 1993: XIIf.). Házi nennt dabei selten Schreiberhände.

122

VI.

Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit von 1510–1540

Die Entsprechungen der gegenwartsdeutschen Phonem-BuchstabeZuordnungen Ggwdt. /a/ Ggwdt. /a/ wird im Korpus durchgehend mit wiedergegeben. steht für ggwdt. /a/ im Einzelbeleg menigfeltig (Nr. 19) bzw. vor in der Part.Prät.-Form der Wörter ‘kennen’ bzw. ‘nennen’. Für -nan(n)t stellen die Belege mit eine Variante dar (17,9%), unter den Belegen für ‘-kannt’ überwiegen sie (85,96%, 49/57 Belege). Eine eindeutige schreiberspezifische Verwendung der Varianten lässt sich aufgrund der vorliegenden Belegverteilung nicht feststellen, vgl. z.B. 1/3 -kennt und 3/24 -nen(n)t in Nr. 16 bzw. 2/5 -khennt und 1/1 benennt in Nr. 43. Die meisten Texte mit vielen Belegen, ähnlich Nr. 16 und 43 alle Zeugenverhörprotokolle, schreiben das Part.Prät. ‘-kannt’ jedoch durchgehend mit : Nr. 13, 4/4; Nr. 15, 7/7, Nr. 22, 7/7, Nr. 36, 7/7; Nr. 44, 5/5.167 kommt ebenfalls sehr selten vor: weingortten, hott (S-1: Nr. 59, 60); ettwo (Nr. 48), ettwon (5/9, z.B. Nr. 40), bedorff (Nr. 5, 33). ist einmal belegt: abfaal, Nr. 29. Außerdem kommt einmal der Personenname Puthaki (ung. Pataki) vor (Nr. 1). Ggwdt. /a:/ wird als realisiert, mit den folgenden Ausnahmen: und / wechseln im Wort ‘Nachbar’; die gewählte Variante scheint jedoch schreiberspezifisch zu sein: S-1 (Nr. 59, 2/2), Schw: (Nr. 66, 6/6), Au (?): nachper (Nr. 26, 30, 42 – vgl. dinstperkait in Nr. 30). Dagegen bevorzugen Tr (Nr. 61f., 6/9) und S-2 (Nr. 67) die au/aw-Schreibung (nachpawr). : wechselt mit charakteristischerweise im Part.Prät. des Verbs ‘tun’: 26/53 -t(h)on. Die Texte mit vielen Belegen, mehrheitlich Verhörprotokolle, legen sich i.d.R. auf eine der beiden Schreibungen fest: Nr. 27 (5/5) und 43 (10/12) auf die o-Schreibung, Nr. 13 (4/4), 16 (4/4), 22 (4/4) und 39 (6/6) auf die a-Schreibung. Die o-Schreibung erscheint auch in Belegen des Wortes ‘Untertan’ (5/8). 167

Die Lexeme ‘kennen’ und ‘nennen’ weisen einen zugunsten des Umlauts ausgeglichenen Stammvokal im Part. Prät. auf. Die im Fnhd. verbreitetere und im Ggwdt. ausschließliche Flexionsform ist rückumgelautet; vgl. Fnhd.Gr. 250ff.

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ist außerdem vereinzelt in den Konjunktionen doselbs (2/43, Nr. 16; 61) und dorumbe (1/32, Nr. 11) belegt. Auch kommt zuweilen für ggwdt. /a:/ vor: monets: Nr. 40. Die fnhd. Entsprechung des Wortes ‘Ungar’ ist ‘(h)unger’. Von 1510 bis 1540 ist nur diese Variante belegt (29 Belege). erscheint in einsilbigen Wörtern ausnahmsweise: waar (Nr. 57) und claag (2/2 in Nr. 15 gegenüber 76 clag im Teilkorpus I) oder regelmäßig: waal(-) (8 Belege gegenüber 7 wal). Bisweilen wird Vokallänge durch den Umlautbuchstaben markiert: magisträten (Nr. 55), täg (Nr. 14f.), nähent (Nr. 13), tärnigkrecht (Nr. 33) usw. steht für ggwdt. /a:/ einmal, im stark mundartlichen Brief aus Hartberg (Nr. 22) in der Part.Prät.-Form -thain. 168 Ggwdt. /e:/ : Ggwdt. =/e:/ wird im Teilkorpus I zumeist mit wiedergegeben. Jeweils in einem Wort kommen bzw. (‘selig’: säligen, 4/24; saligen, 4/24; sel(i)g-, 16/24) sowie vor: diemütigklich, 5/5 Belege (mhd. diemüete). steht im im Einzelbeleg steets (Nr. 47) : , : Entsprechend dem verschiedenen Ursprung des in der Beschreibung des Gegenwartsdeutschen als Dehnungsmarker interpretierten in =/e:/ wird ggwdt. =/e:/ im Teilkorpus I in denjenigen Fällen mit wiedergegeben, in welchen das ursprünglich kein Dehnungsmarker ist. Das Wort ‘sehen’ steht ausnahmslos mit (45/60) oder (15/60). Dabei steht in von nicht Kanzleischreibern bzw. Magistratsmitgliedern geschriebenen Texten, wenn das Wort überhaupt vorkommt, in allen Fällen (Nr. 1, 3, 19, 22). In Texten von Kanzleischreibern und Magistratsmitgliedern kommt dagegen außer in einem Gemeindeprotokoll (Nr. 54, 7 Belege) lediglich in einem Konzept neben der Form sehen vor (Nr. 5). In den Wörtern ‘beschehen’/‘geschehen’ steht gewöhnlich (86/101). Die übrigen Belege weisen ohne Regelhaftigkeit bzw. auf. In Nr. 13 überwiegt (4/6). Das Wort ‘zehn’ wird als zehen(n) (51/53) bzw. zechen (2/53) geschrieben, ‘befehl(-)’ als beuelh(-) (31/37) bzw. beuelch(-) (6/37) 168

Die Form auffgethain (1 Beleg) ist im Brief Variante der üblichen Form gethan (4). Sie ist vielleicht eine hyperkorrekte Schreibung im ansonsten viele mundartliche Merkmale enthaltenden Text – vgl. anfainklich bzw. arbatt ebd. (vgl. Hutterer 1981, =1991: 391). Am Ausstellungsort, im oststeirischen Hartberg wurde bzw. wird eine mittelbairische ui-Mundart gesprochen.

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für ggwdt. überwiegt im den Wörtern eere(-) (14/16). Es steht ferner in den Einzelbelegen begeer Nr. 14; seer Nr. 48, bzw. im Wort eerwirdig (Nr. 30) (1/3). meell (2/3) wechselt in Nr. 46 mit mell (1/3). : In der Regel steht für ggwdt. : z.B. begeren (94/95), nemen (93/93), ersam(-) (223/223). Wenn im Ggwdt. auf das ein mit beginnendes Suffix folgt, folgt im Korpus auf das des Wortstammes unmittelbar das des Suffixes. geen(-) und steen(-) sind also die übliche Schreibweise der Wörter ‘gehen’ bzw. ‘stehen’ (34 steen, 3 sten bzw. 19 geen, 1 gehen, 13 gen, wobei 7 der gen-Belege sich in einem einzigen Text finden, Nr. 22). Die zugrunde liegende Lautung von geen(-) und steen(-) lässt sich aus dem Korpus nicht erschließen. Der Einzelbeleg begeenus in Nr. 3 deutet darauf, dass die Zweisilbigkeit keine zwingende Interpretation ist. Vgl. dagegen aber vorgeer(-) in Nr. 53 (2 Belege). Im Mhd. und Fnhd. existierte jeweils eine ein- bzw. zweisilbige Grundform für beide Wörter. : Ggwdt. =/e:/ entspricht im Teilkorpus : See (10/10); seel(-) (9/9). : In drei Texten – Nr. 2, 53 und 58 – entspricht ggwdt. /e:/ häufig . Es kann für die graphemischen Realisationen bzw. von ggwdt. /e:/ stehen, z.B. erlögt, tzörwng (Nr. 58). Im weiteren Teil des Teilkorpus findet sich lediglich ein Einzelbeleg: Bekörung, Nr. 59. , kommen ebenfalls für die graphemischen Realisationen bzw. von ggwdt. /e:/ vor, z.B. stätt (Nr. 2), ausstät (Nr. 54), beschä(c)h (Nr. 5, 17). In der oft belegten Wortform beschwär(-) ist etymologisch motivierbar (z.B. 10/16 Belege in Nr. 57).169 Ggwdt. /H/ /H/ wird im Ggwdt. mit bzw. wiedergegeben. zeigt entweder eine morphologische Funktion (Substantivmehrzahl, Adjektivsteigerung usw.) oder die etymologische Zusammengehörigkeit von Wörtern an. In beiden Fällen wechselt es mit /a/=. Ggwdt. /H/= wird im Teilkorpus I i.d.R. mit , und wiedergegeben. Morphologisch motivierte und nicht motivierte Stellungen werden dabei nicht konsequent auseinander gehalten. kann genauso für ggwdt. =/H/ stehen wie für ggwdt. =/H/. Sowohl für ggwdt. als auch für kommen zuweilen andere Buchstaben vor. Unter diesen Einschränkungen sind jedoch charakteristische Schreibweisen erkennbar. 169

Außer den oben genannten kann an der Stelle aller ggwdt. e-Laute auch stehen (auch in tonschwachen Silben, z.B. gëuärlicher, Nr. 27). Außer in einer Notariatsurkunde von Gregorius Pathaki (Nr. 1), wo es häufige Schreibung ist, wird im Teilkorpus selten gebraucht. Eine Regelhaftigkeit lässt sich dabei nicht erkennen. Vgl. Fnhd.Gr. 19ff.

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: ist der Regelfall im Wort gegenwurt(ig) (mhd. gegenwertic/gegenwurtic): 16/20 Belege, wobei drei der vier abweichenden Schreibungen des Lexems – gegenwirdig (Nr. 1, 2 Belege) bzw. gegenwert (Nr. 19); die vierte Abweichung weist auf, gegenbortig, Nr. 15 – von öffentlichen Notaren stammen. Die kanzleisprachliche Variante ist somit gegenwurtig.170 Die folgenden Wörter kommen ausschließlich mit vor: (-)len(n)ger(-)/ lenng-/erlenngt/lenng (18 Belege, z.B. Nr. 33: verlenngerung), (-)kreftig(-) (8 Belege, z.B. endcrefftigt, Nr. 29), het(t)(-) (31) bzw. manche vereinzelt belegte Wörter, z.B. hend (=‘hände’, 4 Belege) usw. wechselt aber sehr oft mit und/ oder , wobei einzelne Texte konsequent eine der Varianten verwenden können, z.B. torwertel in Nr. 46, aber 5 torwärtl in Nr. 57. - und -Schreibungen können auch innerhalb desselben Textes wechseln, z.B. verendert und verändert in Nr. 10. , : In einigen öfter belegten Wörtern kommen nur und vor, z.B. nächtlich (5 -, 3 -Belege), (-)schätz- (11 -, 4 -Belege).171 In den übrigen Wörtern wechseln ä-/a- und e-Schreibungen. Die Zahl der Belege reicht nicht aus, um zu entscheiden, ob in einzelnen Texten außer in charakteristischen Wortschreibungen (s. die vorigen Absätze) / oder für ggwdt. =/H/ konsequent durchgesetzt werden. In Texten mit vielen Belegen kommen alle drei Buchstabevarianten vor. : Ggwdt. =/H/ wird i.d.R. mit wiedergegeben. Ausnahmen beschränken sich auf bestimmte Wortschreibungen, einzelne Texte bzw. auf lediglich einige ä-Schreibungen im gesamten Korpus. kommt in der Partizipialendung ‘-end’ öfter vor (15/73), jedoch in keinem der Texte durchgehend. Die übliche Form ist -end, z.B. gebietundagebietennd, Nr. 33. , sind charakteristische Schreibungen des Wortes ‘fremd’ (9/10 Belege, z.B. Nr. 43). In Nr. 3 bzw. 54 ist fremd – jeweils ohne Alternative – drei- bzw. viermal belegt, es ist somit die für diese Texte charakteristische Schreibung. In Nr. 53 steht in haupttonigen Silben sehr oft für ggwdt. /H/ (wie auch für /e:/ und 170

Diese Schreibung mag lexemspezifisch sein. In anderen Wortzusammensetzungen ist nur die Form -wärtig belegt (3), darunter auch in Nr. 43, wo im Lexem ‘gegenwart’ steht. 171 Die Ausschließlichkeit von e- und ä/a-Schreibungen bestimmter Wörter bedeutet auch bei relativ hohen Belegzahlen nicht, dass die jeweils andere Variante prinzipiell nicht vorkommen könnte. (-)lenger(-), (-)schätz- usw. scheinen jedoch die in Ödenburg üblichen Schreibungen zu sein.

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/H:/, z.B. awffsötzung, abförrtigen usw., 7 Belege). Es kommt außerdem in Nr. 54, 58 und Nr. 2 vor, im letzteren Text – abwechselnd mit – durchgehend im Wort ‘welcher’: wölher/wolher: 12 Belege. und können gleichwohl an der Stelle aller ggwdt. (und mhd.) ‘e-Phoneme’ stehen (vgl. auch „Ggwdt. /e:/“ und „Ggwdt. /H:/“). für ggwdt. /e:/ und /H:/ kommt außer in den oben erwähnten auch in einigen weiteren Texten vor. ist die übliche Entsprechung von ggwdt. =/H/ in den Wörtern bekhanntnuss/erkhanntnus (mhd. be- / erkentnis / -kantnis): 36 Belege gegenüber 1 erkentnus (Nr. 54). steht vereinzelt – etymologisch motivierbar – für ggwdt. /H/=, z.B. häfftig (Nr. 14), sässhaft (Nr. 43), ässvisch (Nr. 3). kommt vereinzelt vor: guldin (7 gegenüber 59 gulden, aber konsequent in Nr. 24f.), abintz (Nr. 44, Rückseite). /: Die Grammatikalisierung des Lexems ‘teil’ zum Bruchzahlbildungssuffix ‘-tel’ (zum lautgeschichtlichen Hintergrund s. Paul 241998: 77) ist in Ödenburg um 1510 noch nicht abgeschlossen. Neben der Suffixform -tel (11/34, z.B. 5/5 vi(e)rtel in Nr. 66) überwiegen die Varianten -tail bzw. -tayl (23/34, z.B. in Nr. 70). Die Schreiber benutzen dabei mehrmals beide Varianten, nämlich in Nr. 47, 59 bzw. 71. Im Kanzleigebrauch ist somit die übliche graphische Entsprechung von ggwdt. /H/. Ggwdt. =/H/ wird häufig mit oder wiedergegeben. Abweichungen kommen vor und sie sind zum Teil systematisch. Die etymologische Verwandtschaft von Derivata und Basislexemen wird graphisch nicht bzw. nicht konsequent durch Verwendung von angezeigt. Ggwdt. /H:/ /H:/ wird im Ggwdt. mit bzw. mit wiedergegeben. Im Kanzleigebrauch stehen für ggwdt. /H:/ meistens die Buchstaben , , sehr oft aber auch . Vereinzelt kommt in dieser Position noch vor. In einzelnen Texten sind wortgebundene Schreibungen nachzuweisen. Folgende charakteristische Schreibweisen zeichnen sich aus. überwiegt in den Wörtern nemlich (16 gegenüber 3 ), g(e)wer (76, gegenüber 12 und 2 , , wobei die Schreibweise mit bei keinem der Schreiber ausschließlich ist), im Wort ‘wählen’ (15/17, gegenüber 2 , z.B. erwöllt in Nr. 55) bzw. in der Konjunktivform kem(-) (8 Belege gegenüber 3 kämen). kommt in vielen weiteren Wörtern vor, die entweder nur vereinzelt belegt sind, oder in denen bzw. überwiegen: begrebnus (Nr. 3), nehst (2/50, z.B. Nr. 59) usw.

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/ sind die üblichen graphischen Entsprechungen von ggwdt. /H:/ u.a. in den folgenden Wörtern: nachst (47/50, z.B. Nr. 15), vngeuärlich (z.B. Nr. 40), wäre (z.B. Nr. 148), järlich (z.B. Nr. 54). Diese Verteilung entspricht im Wesentlichen dem mhd. Stand. Die für das „Normalmhd.“ angenommenen Phoneme /e/, /ë/ und /ê/ werden meistens mit , die Phoneme /ä/ und /æ/ mit bzw. wiedergegeben (vgl. die Wörterbuchschreibweisen mhd. nemlîche, gewer, begrebnüsse usw., aber jærlîche, næhst, ungeværlîche usw.). Da sich ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Bairischen eine a-Aussprache für mhd. /ä/ bzw. /æ/ durchzusetzen beginnt, ist die Aussprache [a:] (bzw. [a]) von in der Lautposition ggwdt. /H:/= auch in Ödenburg denkbar. Die Annahme ist aber aufgrund des Belegstandes im Teilkorpus I nicht beweisbar. Vgl. Ernst 1994: 237ff. Etymologisch motiviertes für mhd. e-Schreibungen ( bzw. beliebige weitere handschriftlich mögliche Buchstaben auf der Grundlage von ) erscheinen im Teilkorpus nur selten. kommt in wenigen Texten (Nr. 2, 53, 55, 59, 71f.) als Variante von = ggwdt. (vgl. „Ggwdt. /e:/“) vor, z.B. erwellt~erwöllt in Nr. 55 usw. In diesen Texten werden oft auch weitere ggwdt. ‘e-Phoneme’ mit wiedergegeben. Es finden sich aber textgebundene Abweichungen von diesen allgemeinen Grundsätzen, indem einzelne Wörter konsequent entweder mit dem üblichen oder mit einem weniger üblichen Buchstaben geschrieben werden, z.B. 4/4 jerlich in Nr. 53, 12/12 gnädig/genadig in Nr. 27, aber 15/15 g(e)nedigist- in Nr. 39 usw. Ggwdt. /i/ Die Entsprechung von ggwdt. /i/ im Teilkorpus I ist zumeist , manchmal . erscheint i.d.R. in In- bzw. Auslautposition, wobei weitere Einschränkungen nur selten möglich sind. Manche Texte verwenden konsequent nur . überwiegt gegenüber nur beim öffentlichen Notar Christoph Peck (Nr. 19). Das Derivatem -nus wechselt im Korpus mit -nis, auch innerhalb derselben Texte. S-1 gibt ggwdt. /i/ i.d.R. als , im Wort ‘zwischen’ jedoch als wieder (11/11, Nr. 59f.). Auch ggwdt. /i:/= gibt er wortgebunden mit wieder (wysen, 3/3). Au verwendet in seinen Einträgen im Ersten Grundbuch nur . Das Derivatem ggwdt. -nis erscheint bei ihm in der Variante -nus (11/11; Nr. 36f.). In Nr. 36, einem Gerichtsprotokoll schreibt er in Inlautposition in Eigennamen bzw. im Wort sytzt oft . In Auslautposition steht in Eigennamen ebenda immer . Ro verwendet i.d.R. .

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Der öffentliche Notar Christoph Peck (Nr. 19) schreibt in Inlautposition i.d.R. : mytt, (hyn, dyng, gewyn usw.), zum Teil (richter, geschickth, nicht) bzw. (myett usw.). kommt im Kanzleigebrauch nur selten häufiger in demselben Text vor, z.B. in Nr. 53 (auch in nebentonigen Silben): gefengknyß (agefengknis), czawberyn, ebyg, myt(t) (amit), nyt(t) (anit). für ggwdt. /i/ kommt vereinzelt vor: diern(-) (4/5, z.B. Nr. 45) bzw. wortgebunden: liecht(t) (7/7, z.B. Nr. 22), vgl. Tauber 1993: 89f. ist einmal belegt: wurkhung (Nr. 33), begegnet in zwei Einzelbelegen: gemüsscht (Nr. 48.), hawswürtz (Nr. 10). Ggwdt. /i:/ : ist die übliche Entsprechung von ggwdt. . ist die übliche Schreibweise in den Wörtern dis- (80/89), dinst (23/33; jedoch dienen/r, 55/58) bzw. im Derivatem -iren. Seltener kommt es auch in weiteren Wörtern vor, z.B. siben (7/58), vil (7/43), virtel, si (z.B. Nr. 70, 2/9). In Nr. 32 steht öfter für ggwdt. (zwiträhtn, Niderösterreichischenn usw.), in Nr. 40 bzw. 43 wortgebunden im Artikel di (Nr. 40: 13/15, Nr. 43: 12/34). ist die übliche Schreibweise in den Wörtern sy (283/330, 85,76%) bzw. nymand (11/17). Es ist ferner oft belegt im Wort nyder (7/17) sowie in der Zunfturkunde Nr. 2: dargelyhen, syben (1/2), spyln, wyder (5/5) usw. Das Pronomen ‘sie’ kommt in 54 Texten vor. Ausschließlich die Form sy ist in 42 Texten belegt und sie überwiegt in weiteren 6 Texten. Ausschließlich die Form sie ist in 3 Texten belegt (Nr. 44: 5/5; 54: 13/13; 61) und sie überwiegt in einem weiteren Text (Nr. 28).172 Wenn ein Schreiber die Variante sie verwendet, dann verwendet er i.d.R. konsequent nur diese Variante. : Diese Variante ist vereinzelt belegt, vor allem in den Wörtern sye (z.B. Nr. 9), nye-, dye (z.B. Nr. 10). Sie ist die übliche Entsprechung von ggwdt. 172

Der Pl. N.A. der 3. Pers. des Personalpronomens weist im Mhd. je nach Genus unterschiedliche Formen auf und auch die Nominativ- und Akkusativform der Fem. Sing. sind unterschiedlich (Paul 241998: 220). Setzt die mhd.-fnhd. Diphthongierung vor dem Verschwinden der Formunterschiede innerhalb der Paradigmen ein, entsteht aus mhd. Neutr. Pl. N.A. bzw. Fem. Sg. N.A. siu fnhd. seu/sew. Dies steht im Unterschied zu fnhd. Mask. Pl. N.A., Fem. Pl. N.A. – bzw. auch Neutr. Pl. N.A. und Fem. Sg. N.A. – sie. Dasselbe gilt auch für die Endung des Demonstrativpronomens diese. Vereinzelt finden sich noch die Formen disew bzw. sew im Korpus. Wahrscheinlich sind sie letzte Reste der formalen Unterschiede im Deklinationsparadigma; sie kommen trotz dem Obigen vor allem in Mask. Pl. N.A. vor (z.B. Nr. 46).

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beim öffentlichen Notar Christoph Peck, wobei er in den Wörtern dyser bzw. dy immer schreibt (11/11, Nr. 19, vgl. noch yer- für ggwdt. ihr- ebenda). , : Dies ist die übliche Schreibweise des Wortes suben (46/58, auch die Belege des Personennamens Subenburger wurden mitgezählt). Die Schreibweise kann innerhalb desselben Textes variieren (z.B. Nr. 43: 9 /, 3 ). Ob und dieselbe oder unterschiedliche Lautreferenz haben, lässt sich weder für das Teilkorpus, noch für einzelne Texte entscheiden. : Ggwdt. =/i:/ in den Pronomina ‘ihn’, ‘ihm’, ‘ihr’, ‘ihnen’ wird als , vereinzelt als (z.B. Nr. 7) wiedergegeben. ih-Schreibungen sind nicht belegt. : Die mit ggwdt. =/i:/ korrespondierende Lautposition kommt im Korpus selten vor: Vor allem in Wörtern, die im Ahd. bzw. Mhd. einen Spiranten aufwiesen (z.B. ‘ziehen’). Ihre Schreibung ist im Korpus – abgesehen von zwei yh-Schreibungen in Nr. 2 – . Ggwdt. /i:/ wird im Korpus mit unterschiedlichen Buchstaben wiedergegeben, wobei die Buchstabenwahl vielfach von der im Neuhochdeutschen sich durchsetzenden abweicht. Dasselbe Wort kann auch innerhalb desselben Textes unterschiedliche Schreibvarianten aufweisen, wobei sich bestimmte Schreibvarianten als wortspezifisch zeigen bzw. sehr häufig und in vielen Texten vorkommen können. Schreibvarianten korrelieren oft mit dem hypothetischen mhd. Lautstand. Zum Beispiel der Artikel die (im Mhd. diphthongisch) steht zumeist mit , das Pronomen dise(-) (im normalisierten Mhd. dise(-) mit kurzem i) mit . Ggwdt. /o/, /o:/ : : Allen graphemischen Realisationen von ggwdt. /o/, /o:/ entspricht im Teilkorpus I zumeist . , , : Ggwdt. /o/, /o:/ entspricht vor Nasal und Liquida in bestimmten Wörtern mehr oder weniger oft bzw. : sunst (z.B. Nr. 71), suntag, sunder, fur- (z.B. Nr. 29), khumen (51/137, 37,23%, z.B. Nr. 62), sullen (z.B. Nr. 4), antwurt (z.B. Nr. 10), frumber (z.B. Nr. 21), genummen (3/123, z.B. Nr. 22), enttrunnen (z.B. Nr. 43). Diese Schreibungen wechseln oft mit der Variante mit , z.B. in Nr. 13: verantwurten~verantworten, sunder~sonder. Eine konsequente u- oder o-Schreibung all dieser Wörter setzt sich in einzelnen Texten mit vielen Belegen – denn allein diese sind aussagekräftig – nicht durch. Für die einzelnen Stadtschreiber charakteristische Varianten lassen sich deshalb nicht feststellen. Die süddt. Formen sunst (vgl. mhd. sûs/sunst), sunder überwiegen gegenüber den Wortformen sonst (16/19) bzw. sonder (71/125). Belegzahl und Belegdichte erlauben die Beurteilung der Verbreitung nur einiger weiterer u-Schreibungen: Die Wortformen suntag (11/23) und antwurt (16/57) sind neben den

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entsprechenden o-Varianten verbreitet. Die u-Entsprechung der ggwdt. Verben kommen und sollen ist zumeist textspezifisch (z.B. Nr. 4, 26, 62) und auch in den einzelnen Texten beschränkt sie sich meist auf bestimmte Stellen im Konjugationsparadigma (bei sollen auf 1./3.Pers.Pl.Ind.Präs. bzw. 3.Pers.Sg.Konj.Präs.; vgl. Paul 241998: 246, 263). bzw. sind Varianten des Leitbuchstaben , und sie können in den oben genannten Fällen uneingeschränkt an dessen Stelle treten. Dies ist allerdings selten der Fall, z.B. sünder (Nr. 10), antbuert (Nr. 8). korrespondiert vermutlich mit einem zugrunde liegenden Diphthong (vgl. Wiesinger 1971: 379). Christoph Peck benutzt durchgehend , wortspezifisch auch : antwürt (6 Belege). , stehen selten als Varianten von fnhd. für ggwdt. /o/, /o:/: in Nr. 58 (swn(n)tag), 44 bzw. 53, hier häufig (3/3 kwmen usw.); in einem Fall: syllen (Nr. 53). ist die übliche Schreibung in 1.-3.Pers.Pl.Präs.Ind. bzw. im Präs.Konj. des Verbs ‘wollen’ (96/129; mhd. wellen). In den meisten Texten, in welchen wolle(-) bzw. wölle(-) belegt ist, kommt auch die e-Schreibung vor. Ausnahmen sind Nr. 13 (14/14 wolle(-)/wöll(-)) bzw. Nr. 47 (4/4). Zu der paradigmatischen Bedingtheit der Stammformen wel(-) und wol(-) im Mhd. s. Paul 241998: 265f. : Zuweilen kommt es vor: fördresten (Nr. 36), wöllen (Nr. 47) usw. kommt vereinzelt vor, in Nr. 52: tharwerttel (aber: thör), bei Schw: mantag ~montag, Nr. 28: thachter bzw. häufig in Nr. 53: erfadern, var (11/15), mitbaner usw. = ggwdt. /o:/: In Wörtern mit im Ggwdt. steht im Korpus , mit Ausnahme des Wortes sun – eine süddt. Wortform (vgl. mhd. sun) –, das ausschließlich in seiner u-Variante vorkommt (14 Belege) bzw. der Einzelbelege wanen (Nr. 3) und Zool (Ortsname – im Weiteren: ON –, Nr. 36). Die verschiedenen Schreibvarianten, die ggwdt. /o/ oder /o:/ entsprechen, können in den Korpustexten nebeneinander auftreten, wobei und textspezifische Schreibungen sind. wird auch von den bekannten Stadtschreibern benutzt. Mhd. entspricht oft , z.B. berurennd (Nr. 11). Bei u-Schreibungen ist die mhd. Entsprechung oft . Dies begründet die u-Varianten (z.B. sunst, sunder, antwurt): Anfang des 16. Jahrhunderts ist die Senkung u>o in Ödenburg erst teilweise durchgesetzt. Ggwdt. /ö/, /ö:/ : i.d.R. steht für ggwdt. /ö/, /ö:/ (z.B. möchte(-), 20/21), auch in Wörtern mit ggwdt. : frölich, Nr. 25. . wechselt aber häufig mit , z.B. zuegehorungen (Nr. 73), auch innerhalb einzelner Texte (z.B. in Nr. 26).

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bzw. sind zweimal belegt: Götzen~Göetzen (Personenname – im Weiteren: PN –, Nr. 43), Oedennwurg (Nr. 41). entspricht ggwdt. /ö/ in allen, allerdings vereinzelten Belegen der Wörter: zwelf (Nr. 3, 48, 66), ergetzen (Nr. 27, 56); mhd. zwelf, ergetzen. Sie kommt außerdem in Nr. 13 wortgebunden vor: gehert (4 Belege, bei ansonsten konsequenter Verwendung von ). Im Wort Edenburg ist mehrfach belegt (17/204). Die Belege stammen bis auf einen in Nr. 24 bzw. auf drei weitere beim von 1519 bis 1521 als Stadtschreiber tätigen Christoph Schwarzentaler (Nr. 8–10) alle aus den 1510er Jahren. , , kommen in wenigen Wörtern vor: kunig(klich) (44/63), mügenn, muegen (20/41), gunner (3/3, z.B. Nr. 34), wobei diese Schreibvarianten die hypothetische mhd. Lautung widerspiegeln. Die - bzw. -haltigen Schreibvarianten der Wörter ‘könig(-)’ bzw. ‘mögen’ können innerhalb desselben Textes bzw. bei demselben Schreiber wechseln (z.B. bei Schw und in Nr. 27). Andere Schreiber verwenden konsequent eine der beiden Formen: Nr. 29 kunig(-)/künig(-) (21 Belege), Nr. 39 khunig (16/16). ist einmal belegt: kiniklicher, in Nr. 53, einem Text, wo für ggwdt. / häufig , bzw. stehen (z.B. awßfierrn, painprychig usw.). ist hier also als eine Variante von fnhd. oder anzusehen. Sein lautliches Korrelat ist wahrscheinlich der Entrundungsvokal [i]. Der ungarische Familienname ‘Erddi’ wird nach der Gewohnheit der ungarischsprachigen Kanzleien (vgl. Korompay 2005a: 581) mit geschrieben: Erdewdi (Nr. 36, Au). Ggwdt. /u/ : ggwdt. /u/ entspricht im Teilkorpus I i.d.R. , in Anlautposition . Ausnahmen sind selten. kommt an der Stelle von ggwdt. /u/ selten vor, z.B. Nr. 8: schüldig. Wortgebundene Verwendungen sind nicht belegt. ist die durchgängige Entsprechung von ggwdt. /u/ in Nr. 19 (Christoph Peck) und Nr. 58. Es überwiegt in Nr. 53 (z.B. dwrch). In den übrigen Texten kommt nicht vor. ist ebenfalls eine seltene Variante, die aber für das Wort mueter(-) charakteristisch ist (5/7; muter nur in Nr. 69). steht für ggwdt. /u/ oft im Präfix ‘un-’, z.B. ongeuerde (z.B. Nr. 73, 74, Ro), ongezweifelt (z.B. Nr. 11), ongespart (Nr. 14), ongegrundt (Nr. 14), ferner in Nr. 16 (2. Hand), 23, 27, 30, 33, 45, 68. Der Gebrauch der Präfixform on- mag an die obigen Lexeme gebunden sein, denn wenn in einem Text auch weitere Lexeme mit dem Präfix ‘un-’ vorkommen, steht ihr Präfix in der Form vn- (Nr. 27, 30, 33).

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Selbst für die obigen Lexeme kann die on- und vn-Schreibung wechseln (in Nr. 33 und 45), wobei die vn-Variante im Kanzleigebrauch überwiegt (23/35). Außerdem sind folgende Wörter mit belegt: scholder (Nr. 2), bedorfft (Nr. 5). kommt nur in einem Wort vor, in Nr. 57: gönnst, vngönnst; vgl. ebd. die Adjektivform gonnstig, heute mit . Vgl. Fnhd.Gr 48. kommt nur im Text Nr. 28 vor: erscheining, ainhindert, zwayhinder. Ggwdt. /u:/ , : ggwdt. /u:/ entspricht im Teilkorpus I i.d.R. bzw. . Innerhalb einzelner Texte tendieren bestimmte Wörter zur ue-Schreibung, andere zur u-Schreibung, wobei sich diese Schreibungen zumeist nicht konsequent durchsetzen. Für hypothetisches mhd. u steht zumeist , für hypothetisches mhd. uo zumeist ( steht ferner vielfach für ggwdt. /ü:/ in Wörtern, die im Mhd. üe aufweisen). Folgende Texte verwenden konsequent auch in der Position von mhd. uo: Nr. 7, 10, 12, 18, 31, 41, 47 (z.T. mit nur wenigen Belegen). Die übrigen Texte verwenden sowohl wie auch , wobei sie bei regelmäßigem für mhd. uo wortspezifisch konsequent aufweisen können, z.B. Nr. 43: anrueffen, beruefften, fuer, gerichtzbuech, genuegsam, guet(-) (33/33), rueff(-), puechstaben, aber t(h)un (9/9) oder Nr. 57. Allgemein ist aber der unregelmäßige Wechsel von und , z.B. in Nr. 30: gut, kirchenguter, thuen (1 Beleg), tun (2 Belege), weinfuer. Folgende Wörter sind u.a. mit / belegt (inkl. Wörter mit für ggwdt. /u/): mueters, prueder, Schuester (S-1), stuende (S-2), beruefft, tuech (Au), vernueft (mhd. vernuft), khuerz (mhd. kurz), vnwiederrüefenlich (Nr. 8), genueg (Nr. 14), stuetten (Nr. 16), grues (Nr. 24), versuechen (Nr. 26), armuet, statbuechs (Nr. 27) usw. Von den bekannten Kanzleischreibern verwenden S-1, Ro, Au und Schw i.d.R. und . S-2 benutzt zumeist (briesterbuchs, gutem, muter), nur Namen finden sich bei ihm mit : Rueprecht, Puelendorffer, schüester. : In Anlautposition steht in aller Regel . , : Wie ggwdt. /u/ entspricht in Nr. 19, 53 und 58 auch ggwdt. /u:/ bzw. . In Nr. 58 sogar in Namen und lateinischen Wörtern (z.B. swma), was in den beiden anderen Texten nicht der Fall ist. In weiteren Texten kommen und nur vereinzelt vor (z.B. thwen, Nr. 28). ‘zu’: Die Präposition, Konjunktion bzw. das Präfix zu weist die folgenden z.T. distributionell bedingten Schreibvarianten auf (denen auch unterschiedliche Lautungen zugrunde liegen können): zu, zü, zue, züe, zw, zwe, ze. zü wird im Folgen-

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den unter zu subsumiert. Es kommt vereinzelt und unsystematisch i.d.R. in denjenigen Texten vor, in welchen zu dominiert. zu: Die Variante zu hat sich konsequent nur in den Texten 6, 25, 46 und 48 durchgesetzt. zu~zw alternieren in Nr. 1, 2 (35 zu, 3 zw), 3, 21 bzw. bei S-2 und Tr. zue: zue kommt in präpositionaler Verwendung in mehreren Texten vor, aber mit wenigen Belegen (z.B. Nr. 16: 35 zu, 1 zue). Selbst in Texten, in welchen in präpositionaler und konjunktionaler Verwendung nur zu belegt ist, steht das Adverb ‘dazu’ i.d.R. mit (z.B. Nr. 14). In Infinitivkonstruktionen wird zue öfter gebraucht (z.B. Nr. 13: 4/4 darzue, 5/5 zue+Inf., 44 zu), und zwar zum Teil distributionell bedingt: zu wird bevorzugt, wenn (i.d.R. als Entsprechung von /f/ im unbetonten Präfix ‘ver-’), zue, wenn nachfolgt (im Präfix ‘ge-’): Nr. 29: 6 zue /_g-, 5 zu /_u-. In folgenden Texten wird dieses Prinzip ausnahmslos durchgeführt: Nr. 27, 33, 35, 38, 40, 43, 55, 57. Manche Texte verwenden aber auch in der Infinitivkonstruktion ausschließlich zu, z.B. Nr. 44, 54. zw/zwe überwiegen oder sie sind die ausschließliche Schreibweise in den Texten 4, 16 (2. Hand), 19, 53, 58. ze: ze ist in wenigen Texten belegt, aber jeweils mehrfach: Nr. 7, 39; 43, 54 usw. : für ggwdt. /u:/ ist im Inf. bzw. in der 3.Pers.Pl.Präs.Ind. des Verbs ‘tun’ belegt: thon(d), Nr. 3 (2/4), 47, 51. begegnet vereinzelt als hyperkorrekte Schreibung des im Bair. mit [ae] (mhd. ei)>[m] zusammengefallenen Diphthongs [m] ebenfalls im Infinitiv des Verbs ‘tun’: thain (Nr. 5, 10, 19, 46, insgesamt 5 Belege), vgl. Tauber 1993: 93, Bedi 1912: 35. ist einmal belegt bei Tr im Personennamen Muor, der ansonsten sowohl bei Tr wie auch bei anderen Schreibern als Murr bzw. Muer geschrieben wird. Ein Dehnungs-h kommt nach im Ggwdt. bei wenigen Wörtern vor. Von diesen findet sich im Korpus lediglich ein Einzelbeleg: weinfur (Nr. 31). Ggwdt. /ü/ , : Ggwdt. /ü/ wird im Teilkorpus I zumeist mit , seltener mit wiedergegeben, z.B. funff (S-1, Au), fünff (konsequent in Nr. 16: 4 Belege). , kommen nur im Pl.Präs.Ind. bzw. in der Infinitivform des Verbs muessen vor (mhd.), hier aber ohne konkurrierende u-Variante (13 Belege). Die mhd. Entsprechung dieser Verbformen ist muozen, die ue-Form entspricht also der Tendenz, für mhd. uo zu schreiben (s.o., S. 133). Entsprechend dem mhd. Konjugationsparadigma steht auch in den Singularformen des Präsens Indikativs des Verbs i.d.R. (17/18). Präsensformen von ‘müssen’ kommen in Nr.

134

1, 5, 9f., 13, 27, 39f., 43, 46, 48, 53 () vor. Die präteritale Form ist mussten (Nr. 11, 17, 31). ist in den Wortformen verkhonndet (Nr. 11f.), khonfftig(-) (Nr. 14, 18), gonnstig(-) (Nr. 56f.), nottorftigkait (Nr. 2) belegt, in den Wortformen khönfftig- (Nr. 15, 18), mönnss (Nr. 23), in der Form kounfftig im Briefkonzept Nr. 17 (2/3), wobei in allen diesen Wörtern i.d.R. bzw. steht, z.B. khünfftig: 26/33. , : Nr. 53 weist an der Stelle von ggwdt. /ü/ einmal , zweimal auf, wobei in diesem Text auch ggwdt. /i/, /i:/ und /ü/ mit den Buchstaben und wiedergegeben werden (vernyfftigen, kynfftiger, Sybmbirger, s. oben bzw. unten). steht auf der Rückseite des Konzepts Nr. 44 im Ortsnamen Ginß (=ggwdt. Güns). Ggwdt. /ü:/ In der Position von ggwdt. /ü:/ wechseln , mit , . Zwar steht an der Stelle von mhd. üe vielfach , aber nur in wenigen Texten ausnahmslos (z.B. in Nr. 10: 7 Belege). In den Einzeltexten wechseln und in dieser Position, zum großen Teil wortgebunden, z.B. Nr. 15: berurt(-) (2/2), aber gueter (3/3) usw. Die Wortgebundenheit gilt dabei nur innerhalb der Einzeltexte. Die bekannten Stadtschreiber verwenden gleichwohl u- und ue-Formen. kommt zuweilen auch an der Stelle von mhd. vor, z.B. püerde (Nr. 10). Folgende Wörter sind u.a. mit bzw. belegt: huetten, rueten (Au), prueder (z.B. Nr. 3), puecher (Nr. 31, 33), gueter (z.B. Nr. 14), gemuets (Nr. 42), schüeler (Nr. 52, 54), muessig (Nr. 9). , : In Anlautposition entspricht ggwdt. /ü:/ zumeist , vereinzelt . ist die übliche Schreibung im Wort (-)wirdig(-) (11/11, in Nr. 1, 5, 29f., 61, z.B.: eerwirdig, Nr. 30). In Nr. 3 finden sich drei (-)iber gegenüber einem vberain. ist außerdem in gepirlich (Nr. 53) belegt. kommt nebst u-Varianten in den Wörtern (-)hiet(t)er (Nr. 3, 40, 53f., 58) und geprieder (Nr. 38) vor. Neben und ist es die übliche Entsprechung von ggwdt. /ü:/ in Nr. 54: verfiegen, außfierrn. ist in den Wörtern Gryenwallt (PN, Nr. 13), e(r)wyerdigen (Nr. 19, Christoph Peck) bzw. vielfach in Nr. 53 (gyetter, fyerrn) belegt. steht im Wort yber(-) in Nr. 53 (5/5, die Form vber ist nicht belegt). kommt einmal vor: wilkörliche (Nr. 34). : In Nr. 3 ist die Pluralform von ‘bruder’ zumeist b/preuder (3/4). Die Singularform ist brueder(-) (13/13). : Die Schreibung mit Dehnungs-h kommt von 1510 bis 1540 noch nicht vor. Für die Entsprechungen von ggwdt. im Korpus gilt dasselbe wie

135

für die Entsprechungen von ggwdt. /ü:/=: müe (z.B. Nr. 9), gebüeren (z.B. Nr. 8), füeren (z.B. Nr. 57), berurt (z.B. Nr. 15), fruer (z.B. Nr. 42). Ggwdt. /ai/173 Ggwdt. /ai/ entsprechen i.d.R. , , , , in einer systematischen Distribution. An der Stelle von mhd. î steht zumeist bzw. , an der Stelle von mhd. ei bzw. (vgl. Tauber 1993: 97). Diese allgemeine Regel erlaubt gewisse Unterschiede in der Verteilung der vier Buchstabengruppen in den einzelnen Korpustexten und auch Abweichungen von der Regel sind möglich. 1. und setzen sich konsequent durch in den Texten 3, 12, 14, 18, 20, 26, 30–32, 35, 42, 48, 54 und Nr. 68. Die ey- und ay-Varianten fehlen. 2. setzt sich konsequent durch, überwiegt, vereinzelt kommt vor bei S-2, in Nr. 1 ( wortgebunden, z.B. Eysenburg(-): 4 Belege), 11 (1 ), 21, 40, 44, 57. 3. setzt sich konsequent durch, wechselt mit bei Auer, Rosenkranz, in Nr. 15, 23f., 27 ( u.a. wortgebunden in bey: 4 Belege), 29, 33, 38, 41, 55f. und 72. 4. ~ bzw. ~ wechseln in vielen Texten. Der Wechsel ist in einigen Texten zum Teil wortgebunden: S-1 (frey(-): 24 Belege, weyß: 9 Belege, jeweils ohne konkurrierende Form), Schw (zeytt(-): 4/4), Tr, Nr. 4, 5 (5/5 kayserlichen), 9f., 13 (19/19 bey, 10/10 sey), 16 (9/9 sey, 13/13 tayll, /5 zway(-) bzw. 38 bey~ 1 beistanndt), 17, 28, 34, 43 (6/6 sey, 5/5 bei), 46f., 52f.. 5. Weitere Verteilungskonstellationen sind das Fehlen der Varianten (Nr. 8, 25) bzw. (Nr. 6f.).174 , , : erscheint öfter, bzw. stehen vereinzelt in den Wörtern ‘drei’ (8 -Belege bei S-2 und in Nr. 3, 5, 16, 48, ein in Nr. 69, oft neben den Formen drei/drey), ‘heirat’ (4/13: mit in Nr. 15, 17f.; mit in Nr. 43; die übliche Form ist heirat), ‘leitgeben’ (3/3 in Nr. 56f., alle drei Belege mit ). drew/dreü stehen bis auf zwei Fälle, wo drew in zusammengesetzten Zahlwörtern vorkommt, immer neben neutralen Substantiven im Nominativ oder Akkusativ. Sie sind offenbar aus mhd. driu durch Diphthongierung entstandene Wortformen mit einem von dem der Formen drei/drey abweichenden Lautkorrelat. Die Flexion des Zahlwortes ‘drei’ ist in Ödenburg um 1510 aber zum Teil noch erhalten. Die Formen drei/drey neben neutralen Sub173

Der Phonemstatus der Diphthonge ist umstritten. Zur Diskussion s. Becker 1998: Kap.

8. 174

In Nr. 19 fehlt ebenfalls, bis auf das Wortbildungssuffix ‘-heit’ im Wort weyshait (8/8). ‘-heit’ steht in allen übrigen Wörtern mit .

136

stantiven in Nom./Akk. (Nr. 13, 57, 62) sind gegenüber drew/dreü in der Minderheit (4/11). Vgl. Fnhd.Gr. 207f. ist in den folgenden Wörtern belegt: ‘eimer’ (3/4, 1 eemer), ‘beid(-)’ (14/20), ‘urteil’ (3/16). Bei letzteren zwei Wörtern neben ai-/ay- bzw. ei-/ey-Varianten, wobei für ‘urteil’ auch die Variante vrtl verbreitet ist (7/16, z.B. Nr. 9). : Das Wort mhd. teidinc kommt nebst taiding (2/3, Nr. 27) auch in der Form thäding (1/3, Nr. 10) vor. ist im Wort schidung belegt (Flurname, Nr. 61, 70). ei-Ausfall: Im Wort ‘urteil’ fehlt ggwdt. häufiger (s.o.). ein: Der indefinite Artikel ‘ein’ steht dem süddt. Gebrauch entsprechend i.d.R. mit . Ausschließlich die Form ein(-) kommt in Nr. 39 vor (12 Belege). Sie wechselt mit ain(-) in Nr. 13 und 52. Der öffenliche Notar Christoph Peck verwendet ausnahmslos eyn(-) (10/10, Nr. 19). kein: Neben dem üblichen kain steht in Nr. 39 durchgängig kein(-) (4 Belege). Ggwdt. /au/ : Ggwdt. /au/ wird im Teilkorpus I oft ausschließlich (Nr. 7f., 18, 20f., 23f., 30f., 33f., 36, 38, 43, 50, 52, 55f., 71, zum Teil mit wenig Belegen) bzw. mit einer Ausnahme (Nr. 25, 27, 29, 35, 37, 40f., 57, 72) mit wiedergegeben. a wechseln in vielen Texten, zum Teil wortgebunden: bei S-1, S-2 (Nr. 64, 67, 69; 17 haws, 4 haus), Tr, Ro, Schw, Au, in Nr. 1 (15/16 (-)kawff(-)), 2–5, 9–11, 13, 16 (8/8 fraw-, 5/7 Pawll usw.), 17, 19, 32, 39, 45–48. Das Wort fraw steht in diesen Texten zumeist mit . Öfter steht in Texten konsequent , im Wort fraw (mhd. vrouwe) jedoch ausschließlich oder überwiegend : Nr. 15 (6/6), 28 (3/4), 39 (17/17), 41 (1/1), 42 (3/4), 44 (2/2), 68 (2/2). Vgl. Fnhd.Gr. 59. Ausschließlich steht für ggwdt. /au/ in Nr. 58, es überwiegt ferner in Nr. 53 (auch im lateinischen Wort kawsa). Distribution der au-/aw-Schreibungen: In Anlautposition steht fast immer , auch in Texten mit häufiger aw-Schreibung. Ausnahmen sind Nr. 2 bzw. 53. In ersterem Text wechseln und auch in Anlautposition wortspezifisch (6 awss(-), 12 auff(-)), in letzterem überwiegt auch in Anlautposition (9/9 awch, 12/13 awf(-) usw.). kommt vereinzelt vor, z.B. Nr. 48: aüfkheren. bzw. sind selten belegt: Nr. 14 (hier mehrfach: erpewtt, gleublich, vgl. auch kheuflich ebd.), Nr. 26: meuthen, Nr. 48: mewern, Nr. 54: preuchen, Nr. 53: prewchen, vgl. getreyen ebd. ist einmal belegt: Nr. 3: vnnderkaiffen, ebenso : ässerhalb (Nr. 40).

137

: In der Part.Prät.-Form des Verbs ‘laufen’ steht entsprechend einer obd. monophthongischen Aussprache ausschließlich (7/7). Vgl. Paul 241998: 250, Fnhd.Gr. 294. Der ggwdt. Diphthong ist in einem weiteren Fall nicht gekennzeichnet: : vsserhalb, Nr. 47. Die bekannten Stadtschreiber verwenden sowohl als auch . Der Ödenburger Kanzleigebrauch erlaubt also beide Schreibweisen. Für Schriften der Stadtschreiber gelten dabei dieselben – die obigen – Verteilungsprinzipien wie für nicht von Stadtscheibern geschriebene Texte. Eine Korrelation der Distribution von und mit Unterschieden im hypothetischen mhd. ‘Phonemsystem’ (mhd. /ou/ und /u:/ (=) fallen im nhd. /au/ zusammen) ist nicht zu belegen. Ggwdt. /oi/ /oi/ wird im Ggwdt. mit bzw. wiedergegeben, wobei letztere Schreibweise die morphologische Motiviertheit des Umlauts anzeigt (Duden 2009: 80). Die graphische Unterscheidung von morphologisch motiviertem und nicht motiviertem /oi/ erscheint im Teilkorpus I nicht einmal in Ansätzen. Ggwdt. /oi/ wird i.d.R. mit bzw. wiedergegeben, die als gleichwertige Varianten zu betrachten sind. In einigen Texten ist dabei entweder nur oder nur belegt (z.B. 12/12 in Nr. 1), die also präferierte Schreibungen sein können, die Belegzahlen sind aber in den meisten dieser Texte zu niedrig um auf Schreiberkonsequenz zu schließen. und wechseln in sehr vielen Texten, auch wortgebunden, z.B. 6/6 zeug-, 5/5 gleubiger(-), aber 2/2 Prewss in Nr. 43. Eine Korrespondenz mit unterschiedlichen mhd. ‘Phonemen’, nämlich /ü:/, /öü/, /iu/ liegt dabei nicht vor (mhd. /öu/ und /ü:/ (=) fielen im nhd. /oi/ zusammen; vgl. Paul 241998: 73 bzw. Fnhd.Gr. 61). , sind die häufigsten, insgesamt aber seltenen Nebenvarianten von /. Sie entsprechen dem Lautstand bairischer Dialekte, u.a. des Ödenburger Bauerndialekts (Bedi 1912: 34). In Nr. 53 sind sie in der Überzahl, wobei die bevorzugte Schreibung ist: (-)leytt, heysser, treylich, freinttnn usw. (aber ewr, prewchen, insg. 14 , , 2 ). und erscheinen außerdem in Nr. 13; 35, 46 und 66. findet sich im Einzelbeleg Croyspacher (Nr. 59) nebst der im Korpus üblichen eu-Variante (7/8, z.B. Nr. 2), vgl. Bedi 1912: 34. kommt in Nr. 3, 14 und 27 als Entsprechung von mhd. ou vor. Der zugrunde liegende Sprachlaut ist vermutlich [ao], z.B. in versaumlichkait, Nr. 3.

138

ist selten belegt und es kann sowohl morphologisch motiviertes und nicht motiviertes /oi/ bezeichnen: heüsern (Nr. 28), Khaufleüten (Nr. 48). Die folgenden Entsprechungen von ggwdt. /oi/ treten in Einzelbelegen auf. : frunndt (aber freundschaft): Nr. 21. : Nwsydell (Nr. 59). : fround (aber freundschaft): Nr. 17. : cristglobigen (Nr. 2). : frönndten (Nr. 39). : zersträet (Nr. 43).175 Die übliche Entsprechung von ggwdt. /oi/ sind auch in Texten mit den obigen peripheren Schreibvarianten bzw. . Ggwdt. /p/

: Ggwdt. /p/=

entspricht in der Regel

. Die Wörter ‘priester’, ‘haupt’ und ‘propst’ stehen aber mit : briester(-) (11/14, z.B. Nr. 19), brobst (3/3, in Nr. 11, 32, 57), haubt(-) (21/26, z.B. Nr. 16–19, 27, 32, 45, dagegen aber konsequent (5) hauptman in Nr. 39). Die Schreibungen briester und brobst entsprechen der fnhd. Tendenz, Lehnwörter aus dem Romanischen mit initialem b im Mhd., die in der ggwdt. Rechtschreibung aufweisen, mit zu schreiben, Fnhd.Gr. 86. Weitere Belege für sind selten: betschaft (Nr. 26), geblundert (Nr. 27), Bresburg (Nr. 33), gebreist (Nr. 5). Das Wort ‘bäcker’ wird neben der üblichen süddt. Form peck einmal mit realisiert (statbeckhen, Nr. 48). : Wörter, in denen ggwdt. steht, sind nicht belegt. Mhd. p entspricht in Ödenburg

. Für die drei Wörter mit für ggwdt. /p/ (‘priester’, ‘haupt’ und ‘propst’) sind im Mhd. b- und p-Schreibungen gleichwohl bekannt. Alterniert mhd. p nicht mit b, entspricht ihm nur selten . Ggwdt. /b/ /b/ wird im Ggwdt. mit bzw. wiedergegeben: mit am Silbengelenk, mit in den übrigen Positionen. /b/ als Silbengelenk ist im deutschen Wortschatz sehr selten, eine Untersuchung ihrer Buchstabenentsprechungen in den Teilkorpora ist nicht möglich. : a

: Ggwdt. wird im Teilkorpus mit bzw.

wiedergegeben.176 175

Interpretiert man das zweite im Wort als Teil des Flexems des Part.Prät., ist die Entsprechung von ggwdt. /oi/ das .

139

Absolute Anlautposition: In absoluter Anlautposition steht zumeist , in den meisten Texten aber in einigen Wörtern

. Der Gebrauch von

beschränkt sich i.d.R. auf bestimmte Wörter bzw. lautliche Umgebungen. In Anlautposition vor (z.B. bring(-): 40/49), im Präfix (vgl. Fnhd.Gr. 85) bzw. in den Wörtern bin (7/9) und burger (253/332=76,2%; s. Tauber 1993: 126) steht zumeist .

dagegen steht sehr oft vor den dunklen Vokalen (belegt sind hierzu lediglich drei Wörter, allerdings oft: paum, pawr(-), z.B. Nr. 16, paw, z.B. Nr. 11; lediglich zwei b-Schreibungen kommen vor: Nr. 26, 48; vgl. Fnhd.Gr. 85), vor (z.B. pach(-), Nr. 45 usw.), sowie vor außer im Präfix ‘be-’ (z.B. perg, Tr, pesseren, pennkhen, Nr. 46 usw.) bzw. in einigen weiteren Wörtern wie puech (z.B. Nr. 33), pillich (15/25, z.B. Nr. 43) usw. Es gibt nur wenige Texte, in welchen

in absoluter Anlautposition oft (bei mehr als 20% aller belegten Wörter) vorkommt oder überwiegt: Nr. 2 (32/48 ), Nr. 53 (77/85 ), Nr. 58 (3/3 ; ist nicht belegt). Relative Anlautposition: In relativer Anlautposition wechseln a annähernd in der gleichen Distribution wie in absoluter Anlautposition. Charakteristische p-Schreibungen sind perg (z.B. Nr. 74), nachper(-), verpiet- (z.B. Nr. 42), -pot(-) (z.B. Nr. 56) usw. (vgl. noch

in absoluter Anlautposition). Inlautposition: In Inlautposition ist die übliche Entsprechung von ggwdt. ,

kommt nur vereinzelt vor: gehapt (agehabt, Nr. 10) bzw. häufiger in Nr. 2 (verlopt, offenparte usw.). Obwohl

und innerhalb derselben Texte auch in gleicher Position wechseln können (z.B. pringenabringen, Nr. 39), streben die Schreiber oft danach, gleiche Wörter gleich zu schreiben: 6/6 statbrauch(-), 3/3 gerichtzbuech(-), aber 27/27 verpot(-), jeweils ohne konkurrierende p- bzw. b-Schreibung in Nr. 43 (aber lanndsprauch, puechstaben usw. ebd.); 4/4 pawren, aber 29/29 bey(-) in Nr. 16; 6/6 herberg, aber 17/17 pey in Nr. 2 (jeweils ohne Alternative) usw. steht für ggwdt. im Einzelbeleg obben (Nr. 4). : Das durch die zweite Lautverschiebung entstandene /p/ wurde im Bairischen in medialer Position um 1050 wieder zu /b/ und entwickelte sich nach 1100 zu /w/ weiter. Seit dem 13. Jahrhundert trat für mhd. b- auch in Anlautposition auf, wo es sich bis zum 20. Jahrhundert hielt. Mediales /w/ ist im Bairischen auch heute verbreitet (Tauber 1993: 132f .).177

176 177

Zum Bairischen im Allgemeinen vgl.Tauber 1993: 125ff. Unter /w/ versteht Tauber einen „bilabialen Reibelaut“ (1993: 132f.).

140

für ggwdt. /b/ ist im Korpus selten in den Eigennamen Walthas(ar) (Nr. 16, 32, 49, 66, 71), Subenwurger (9/31=29,03%, Nr. 23–25, 34, 61), Wälind (Nr. 36), Walasch (Nr. 28, 32, 50, 56f.), Ödenwurg (7/203=3,45%, Nr. 19, 23–25, 41) bzw. in der Wortform offenwar(-) (9/17, Nr. 1, 9, 13, 28, 33; vgl. Fnhd.Gr. 85), allenthalwen (Nr. 19), rowat (ung. ‘robot’=Fronarbeit, Nr. 54), webeist (Nr. 5) sowie im lateinischen Wort wonum (=‘bonum’, Nr. 13) belegt.178 ist die übliche Schreibung in Anlautposition in Namen (belegt sind die obigen Namen), in allen übrigen Fällen. Georg Rackolfinger, der auch ungarisch konnte (beim Schreiben war ihm eine ungarische Schimpfformel, kurwaffya papp, unterlaufen), verwendete auch in Anlautposition im Namen Balas(s)(ch) konsequent das dem ungarischen Lautstand entsprechende (23/23, Nr. 39). Ggwdt. /b/ entsprechen im Korpus wie im gesamten bairischen Raum und

. Ihre Distribution folgt mehr oder weniger klar umreißbaren Regelmäßigkeiten, wobei Abweichungen von diesen Regelmäßigkeiten (z.B. ein Wechsel von b- und p-Varianten in gleicher Position innerhalb einzelner Texte) möglich sind. Schreiber können wortgebunden auch dann konsequent

oder schreiben, wenn in demselben Text in derselben Lautposition

und wechseln.

kommt i.d.R. nur in Anlautposition vor. Die Variante ist nur vereinzelt belegt, unter anderen aber auch bei den Stadtschreibern Auer, Treskwitz und S-2. Mhd. b entspricht im Korpus demnach zum Teil , zum Teil

. entspricht ihm oft auch in solchen Fällen, wo im Ggwdt.

steht, z.B. haubt. Vgl. „Ggwdt. /p/“. Ggwdt. /t/ /t/ wird im Ggwdt. durch die Graphemvarianten und wiedergegeben. Im Teilkorpus I stehen in dieser Lautposition , , , , und . : /: In Anlautposition wird ggwdt. im Teilkorpus I in 31 Texten oft mit wiedergegeben. steht oft vor , seltener vor , , , , , wobei in diesen Positionen die Verwendung von bzw. z.T. wortspezifisch ist. Im Wort tag steht niemals , in den Wörtern gethan (z.B. Nr. 39), thun, thor (z.B. Nr. 27) steht es häufig.

178

Im viele mundartliche Merkmale enthaltenden Brief aus Hartperg kommen dagegen mehrere Belege vor: wiß, wesichtten, wewer (Nr. 22). Vgl. in geswrochenn (3/3) für ggwdt.

in demseben Brief.

141

In Auslautposition kommt ebenfalls oft vor, jedoch seltener als in Anlautposition (in 16 Texten): gleichwohl nach Konsonant (z.B. mainth, Nr. 40) und Vokal (z.B. gebeth, Nr. 34). In Inlautposition ist nur vereinzelt belegt: z.B. meuthen (Nr. 26), zehennthners (Nr. 70). ist nicht belegt in den Texten 41f. (7 bzw. 14 Anlautpositionen, jeweils inklusive tun und getan/geton) bzw. in Anlautposition in Nr. 53 (32 Belege). /: kommt für ggwdt. medial bzw. final postvokalisch bzw. nach Nasal und Liquida vor. Nämlich zwischenvokalisch (z.B. huetten, z.B. Nr. 17), medial in Silbenkoda in den Wörtern ettlich, ettwon (z.B. Nr. 43),179 nach Nasal und Liquida (z.B. genanntt, gepurtt in Nr. 28) sowie nach Vokal in Auslautposition (gepett, Nr. 28). Nach anderen Konsonanten ist nur vereinzelt belegt, z.B. nachtt, auffgehebtt (Nr. 52). ist auch bei den Stadtschreibern – in denjenigen Texten, die Házi und Mollay Stadtschreibern zuordnen – oft belegt. In folgenden Texten kommt nur vor, nicht aber : Nr. 12 (23 solche Positionen, in welchen für ggwdt. /t/ im Kanzleigebrauch auch geläufig ist), 35 (24), 38 (17) bzw. Nr. 48 (74). Bei manchen Texten meidet der Schreiber offensichtlich . Nur wenige -Schreibungen tauchen in diesen Texten auf, z.B. Nr. 11: 113 (bzw. andere Varianten), 2 ; Nr. 45: 120 (bzw. andere Varianten), 3 , ferner in Nr. 8, 23, 30 usw. Dass die Schreiber dieser Texte konsequent meiden, beweist z.B. Nr. 54, wo sich zwar tt-Schreibungen finden, aber rat(-) (22/22) stets mit vorkommt, obwohl es im Korpus ansonsten sehr oft mit steht (auch in Texten, die ansonsten nur verwenden, z.B. Nr. 20). : Die Buchstabengruppe ist für solche Wörter charakteristisch, in denen ggwdt. steht, die (auch) im Mhd. aber der Auslautverhärtung unterliegen, vgl. ‘Ggwdt. /d/’. Da dies ein phonetisches Kriterium ist, verwundert es nicht, dass zuweilen auch für ggwdt. (und mhd.) steht. steht für ggwdt. in 19 Texten (darunter auch bei den Stadtschreibern Ro, Schw, S-1), in insgesamt 49 Belegen: nach Nasal und Liquida (z.B. vnndter(-), Nr. 19 (Interlocutoria), S-2, Nr. 17, 57; gewaldt Nr. 7; wordt, Nr. 47) bzw. nach Vokal (z.B. radt: 19 Belege gegenüber 6 rats und einem rad in Nr. 53). kommt zwar in vielen Texten vor, jedoch in wenigen Belegen: in Anlaut(z.B. dochter Nr. 28) und Auslautposition (z.B. anwalld, Nr. 12). Das Wort

179

Beide Wörter unterscheiden sich von den vorangehenden und nachfolgenden (z.B. huetten, gepett) durch ihre Herkunft: steht in ihnen für vorahd. ÞÞ. Zu den Unterschieden in der Herkunft von nhd. /t/ s. Fnhd.Gr. 1993: 93.

142

vnder (mhd. vnder) kommt i.d.R. mit vor (71/99), z.T. aber auch mit (11/99, z.B. konsequent in Nr. 10) bzw. (17/99). ist zweimal belegt: ratth-hauß (Nr. 21), bestätth (Nr. 29). : kommt außer an den bereits erwähnten Stellen auch als Fugenelement vor. Das ggwdt. Fugenelement (=ggwdt. /t/) fehlt im Teilkorpus I dabei in ca. zwei Drittel der Belege (33/48, z.B. 13 offenlich, 4 offentlich). Für die betroffenen Adverbien existierten auch im Mhd. Schreibungen sowohl mit als auch ohne . : Die Gemination von unterliegt in Ödenburg den oben vorgestellten Prinzipien (z.B. erlidnen, Nr. 27, ausgeschnidten, Nr. 43). Da im Ggwdt. die Funktion innehat, tatsächliche und potenzielle Silbengelenke anzuzeigen (Duden 2009: 76f.), denen immer ein Kurzvokal vorangeht, bei der Schreibung für ggwdt. aber bereits gezeigt wurde, dass ggwdt. /t/ unabhängig von dessen Position und ohne Einklang mit der Quantität des vorangehenden Vokals wiedergeben kann, kann eine konsequente -Entsprechung von Ggwdt. im Korpus nicht erwartet werden. Ob diejenigen Texte, in welchen für ggwdt. /t/= sich durchsetzt oder überwiegt, dem ggwdt. Gebrauch entsprechend benutzen, kann auf Grund der wenigen Belege nicht beurteilt werden. Die Entsprechungen von mhd. t sind , , und . In den Fällen der – mhd. – Auslautverhärtung entsprechen mhd. t i.d.R. und . Vgl. ‘Ggwdt. /d/’. Unabhängig davon, wie die Distribution der Buchstabenentsprechungen von ggwdt. /t/ im jeweiligen Text ausfällt, werden einzelne Wörter von den Schreibern jeweils konsequent – i.d.R. dem textspezifischen Gebrauch gemäß – mit der einen oder anderen Buchstabenentsprechung realisiert, z.B. in Nr. 19: 6 antwürtt (aber antwürter), in Nr. 2: 5/5 vatter bei ansonsten üblicher, aber nicht konsequenter Verwendung von -VttV-, in Nr. 21: 8/8 hatt, in Nr. 27: 6/6 vnnder, in Nr. 40: 5/5 vnndter/vnndten, in Nr. 53: 6/6 twen/twet. Ggwdt. /d/ /d/ wird im Ggwdt. mit , am Silbengelenk mit wiedergegeben. Im Korpus sind für ggwdt. außer die Buchstabenvarianten , bzw. , üblich. /d/ als Silbengelenk ist im deutschen Wortschatz sehr selten, eine Untersuchung ihrer Buchstabenentsprechungen in den Teilkorpora war nicht möglich. : mag in manchen Fällen morphologisch motiviert sein. Die Wortform wirdt (z.B. Nr. 56) enthielte nach dieser Interpretation die Spur der synkopierten

143

Flexionsendung -(e)t, die im Nhd. nicht erhalten ist, vgl. Fnhd.Gr. 248.180 Die Wortform geme(l)lt(-) (z.B. Nr. 14) entspricht der ggwdt. Partizipform gemeldet (vgl. Paul 241998: 31). Im Korpus findet sich außer gemelt und dem Einzelbeleg gemeldet in Nr. 7 selten auch die Variante gemeldt, z.B. Nr. 1. Dies ist bei etymologischer Interpretation eine synkopierte Schreibung. Im Allgemeinen sind aber dt-Belege morphologisch nicht motiviert. ist im Ödenburger Schreibgebrauch sehr verbreitet, es kommt in den meisten Texten vor (in 59/74 Texten). Üblich ist nach Nasal, zum Teil in Auslautposition nach Liquida bzw. medial vor stl. Folgekonsonant (z.B. -walldt, anrainenndt, Nr. 74). Selten kommt es aber auch postnasal vor sth. Konsonant und postvokalisch in Silbenkoda vor: waidt (Nr. 56f.), enndtlichen (Nr. 9) usw. In weiteren In- und Auslautpositionen kommt auch im Ggwdt. selten vor, in Teilkorpus I niemals. In der Regel wechselt (oder , s. unten) in diesen Positionen mit und , wenn auch überwiegt, z.B. pfundt, bants, vorhand in Nr. 28. In einem einzigen Text,181 Nr. 32 setzt sich postnasal in Auslautposition bzw. postnasal vor stl. Konsonant und sth. silbischem Konsonant durch: 10/13 Belege. Am Beispiel von zeigt sich deutlich, dass sich der Ödenburger (und generell der frühe frühneuhochdeutsche) Schreibgebrauch in einem wesentlichen Punkt von dem neuhochdeutschen unterscheidet: Das morphologische Schreibprinzip ist noch nicht durchgesetzt.182 In demselben Wort entsprechen einem ggwdt. Graphem im Korpus je nach lautlicher Umgebung unterschiedliche Buchstaben(gruppen). In Nr. 32 steht bspw. postnasal vor stl. Konsonant in lanndts, postnasal vor Vokal oder sth. – silbischem – Konsonant aber in lanndenn und Ferdinanndn. Da dieses Prinzip genauso wenig eine Norm repräsentiert wie andere Schreibgewohnheiten in Ödenburg, wird es oft durchbrochen. dt-Schreibung bleibt also eine Tendenz, mit den genannten Beschränkungen. Trotz inkonsequenten Buchstabengebrauchs innerhalb einzelner Texte gilt auch hier, dass in den einzelnen Texten bestimmte Wörter jeweils konsequent mit bzw. stehen können, z.B. handt(-) in Nr. 2 (12/12), veint/feint in Nr. 16 (7/7). 180

Diese Interpretation von in der Wortform wirdt als bestehend von stammfinalem und einem synkopierten Flexionssuffix -et ist jedoch nicht zwingend. 181 Beziehungsweise auch in zwei weiteren Texten, aber mit insgesamt 3 Belegen, was für eine Analyse nicht ausreicht. 182 Siehe dazu den Beleg nyemancz in Nr. 10 (2 neben 2 nyemandts ebd.), wo eine Lautfolge und keine Phonemfolge wiedergibt und damit die morphologische Struktur des Lexems nicht erkennen lässt.

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kommt vor allem in denjenigen Fällen vor, wo im Mhd. der schriftlichen Markierung der Auslautverhärtung zufolge , im Ggwdt. aber dem Schreibprinzip der Morphemkonstanz zufolge steht, wobei Abweichungen von diesem Verteilungsprinzip möglich sind (z.B. paidt, Nr. 28 usw.). Das Wort ‘vnd’ und das Flexem -end des Part. Präs., die im Mhd. sowohl mit d wie auch mit t vorkommen, stehen nur ausnahmsweise mit . In folgenden Texten kommt nicht vor:183 Nr. 5, 12, 18–20, 23, 25, 31, 35, 41, 44, 55, 67–69. In diesen Texten wechseln und , z.B. gruntagrund (Nr. 55). wird augenscheinlich bewusst gemieden, zum Teil sogar auch in morphologisch motivierten Fällen: verwant, vntterrett (Nr. 19). , : Ggwdt. /d/ wird im Teilkorpus I in Anlautposition i.d.R. mit wiedergegeben. Verbreitete Ausnahmen sind die Wörter notturft (z.B. Nr. 8) und -torf(fer) (z.B. Nr. 16). In beiden Fällen entspricht einem regressiv an einen stimmlosen Vorderkonsonant assimilierten /d/. Das Wort ‘-dorfer’ wird nach stimmhaftem Vorderkonsonant in der Schreibvariante -dorf(er) (50/50), nach stimmlosem Vorderkonsonant mehrmals in der Variante -torf(er) (3/5) realisiert. Im Verhörprotokoll Nr. 13 kommt für ggwdt. /d/ in Anlautposition häufiger vor: puechtruckher, tanckhn, widertriesst. In In- und Auslautposition wechselt in den oben genannten Positionen mit , und den seltenen bzw. (letztere Schreibungen sind charakteristisch z.B. für Nr. 52: geltt, nimandtt).184 Zwischenvokalisch kommt nur vor (baider, Nr. 14 usw.), medial vor sth. Folgekonsonant überwiegt gegenüber vereinzeltem (z.B. entlichen, Nr. 14). In dieser Position kommt zuweilen auch vor, s. oben. Die ggwdt. Graphemfolge (z.B. in den Wörtern ‘stadt’, ‘schmidt’, ‘verwandt’, ‘gewandt’, ‘gesandte’) wird in der Regel mit oder wiedergegeben (stat, Nr. 15 usw., statt, Nr. 4 usw.). dt-Entsprechungen dafür kommen im Teilkorpus nur vereinzelt vor (Neustadt, Nr. 28 bzw. schmidt in Nr. 1, 44, 52, 54, 59, 66, 72f.). Ggwdt. /d/ erscheint im Ödenburger Kanzleigebrauch als , , , und . Diese Varianten wechseln zum Teil positions- bzw. schreiberbedingt. Manche Schreiber meiden , konsequent. Trotzdem ist zwischen 1510 und 1540 eine Standardvariante für ggwdt. /d/ im Ödenburger Kanzleige-

183

Bis auf morphologisch motivierte Fälle in Nr. 35 bzw. Nr. 55 und den Namen Schmidt in Nr. 44. Die angeführten Texte umfassen verschiedene Texttypen, Schreibertypen und Sorgfältigkeitsgrade: Protokolle, Gesuche, Missiven, Kanzleischreiber, kanzleiexterne Schreiber, Originale und Konzepte. 184 Der Schreiber von Text 4 verwendet bewusst / (einmal auch ).

145

brauch. Auch die meisten bekannten Stadtschreiber verwenden , nur S-2 meidet es.185 Ggwdt. /k/ /k/ wird im Ggwdt. durch , bzw. in manchen Lehn- und Fremdwörtern mit wiedergegeben. steht postvokalisch, wenn der vorangehende Vokal kurz ist. In den übrigen Fällen wird verwendet. Im Ödenburger Kanzleigebrauch alternieren folgende Buchstabenvarianten für ggwdt. /k/: , , , , , , , , , , . Davon können nach bestimmten Verwendungsregeln und Schreiberpräferenzen , , , , , in Anlautposition und ausgenommen können alle auch in In- bzw. Auslautposition stehen. Da für An- bzw. Inlautposition jeweils andere Schreibungen charakteristisch sind, werden die ggwdt. /k/ in Anlaut- bzw. In- und Auslautposition getrennt vorgestellt. Zur Verteilung der Buchstabenentsprechungen von fnhd. /k/ vgl. Fnhd.Gr. 100ff. und Tauber 1993: 129ff. Anlautposition: In Anlautposition überwiegen die Schreibungen und . Sie können innerhalb desselben Textes alternieren, oft zeichnet sich aber eine Präferenz für eine der beiden Schreibungen ab, die manchmal sogar zur Ausschließlichkeit dieser Schreibung führt. : Ausschließlich (bzw. ) kommt in Anlautposition in Nr. 3 (44/44), 21 (12/12), 29 (23/23), 53 (38/38), bei Auer (43/43 Belege in Nr. 65, 71, jedoch a in Nr. 36f.) bzw. in Nr. 6f., 18f., 24, 31, 35, 42, 52, 58 vor. Es überwiegt ferner deutlich in manchen weiteren Texten (z.B. Nr. 13: 74 , 1 ; Nr. 16: 95 , 2 , bei S-2 usw.). : Ausschließlich (bzw. , ) kommt in Anlautposition in Nr. 4 (10 Belege), 8 (1), 9 (11), 14 (10), 55 (12), 56 (18), 57 (33), bei Ro (11) vor, es überwiegt ferner in Nr. 15, 44, 46, 48 bzw. in absoluter Anlautposition in Nr. 10. und wechseln in Anlautposition in wenigen Texten in verhältnismäßig ausgewogener Proportion, z.B. in Nr. 39: 12 a 25 . ist einmal belegt: kchummenn (Schw, Nr. 66). für ggwdt. kommt in Anlautposition wortgebunden in der Wortform christ- (10/15) vor, außerdem nur in Nr. 2 (chron, 1/1) und Nr. 14: nachchomen (2/3); vgl. Fnhd.Gr. 101.

185

Merklich meidet auch der Schreiber des Verhörprotokolls aus Hartperg Nr. 22: 101/101 für ggwdt in In- und Auslautposition.

146

: Personennamen, lateinische Wörter und einige weitere Wörter stehen i.d.R. mit : clag(-) mehrheitlich, aber mit schreiberspezifischer Präferenz für (83/119, z.B.: Nr. 43: 29/29 c-Belege, Nr. 33: 4/4 k-Belege), auch in relativer Anlautposition: beclag(-) (z.B. Nr. 10: 5 Belege). clar(lich) (3/6: Nr. 11, 19, 22), crafft, costen (z.B. Nr. 29) und cristen (4/15, Nr. 72–74) stehen auch öfter mit , wobei auch k-Schreibungen möglich sind. Vgl. Fnhd.Gr. 101. Zu den Personennamen vgl. Cristoff/Cristan (46/77) neben Schreibungen mit bzw. .186 Die Alternation der einzelnen Buchstabenvarianten ist zuweilen wort- oder positionsgebunden. Im Text 10 steht in absoluter Anlautposition (bzw. ), in relativer Anlautposition aber / (bzw. ), z.B. beckent usw. Im Text 5 steht dagegen in Anlautposition , im Wort kayserlichen (5/5) aber . Bei S-1 steht immer khom(m)en (18/18), aber kawff(-) (16/16) usw. Inlaut- und Auslautposition: In In- und Auslautposition nach Nasal, Liquida, zwischenvokalisch, vor Liquida, bzw. in Auslautposition nach Vokal stehen für ggwdt. /k/ (=, ) in den meisten Texten mehr oder weniger konsequent , , , , eventuell , , . Im Allgemeinen finden sich für diese Positionen wenige Belege, so dass das ausschließliche Vorkommen einer Variante nur selten, bei Texten mit jeweils mehreren Belegen als ihre konsequente Verwendung interpretiert werden kann.187 : Ausschließlich kommt vor in Nr. 14 (2), 20 (2), 29 (2), 40 (8), ausschließlich in Nr. 4 (6/6, z.B. bedunckht) – wo in Anlautposition ebenfalls systematisch steht – bzw. in Nr. 9 (3) und Nr. 39 (3). ist in diesen Positionen selten belegt (z.B. Nr. 23: furstreken, Nr. 25: merklich), wobei es in keinem der Texte überwiegt. ist ebenfalls selten belegt, im Wort (-)werch aber mehrmals, z.B. handwerch (17/38, z.B. in Nr. 13, 57: 4/4), vgl. Tauber 1993: 130. für ggwdt. /k/ kommt vereinzelt vor, aber in Nr. 54, wo in den betreffenden Positionen ansonsten und wechseln, konsequent im Wort (hand)werg(-) (4/5). In den meisten Texten wechseln die Buchstabenvarianten für ggwdt. /k/ in In- und Auslautposition, wobei oft eine der Varianten überwiegt. In der Regel alternieren und bzw. , , und . und alternieren nur selten. 186

kommt im Einzelbeleg gotzschenwagn (Nr. 13; =‘Kutschenwagen’) – neben kotzenwagn ebd. – auch in Anlautposition vor, vgl. Tauber 1993: 131. 187 Texte mit wenigen Belegen sind in der folgenden Ausführung in der Regel nicht berücksichtigt.

147

a: Nr. 2 (28), ferner in Nr. 11, 27 und bei S-1. aa: Nr. 19 (20, z.B. stückhastückch). a (evtl. weitere Buchstabenvarianten) in Nr. 43, 45, 47f., 53, bei S-2 jeweils mit Dominanz von , in Nr. 44, 56 jeweils mit Dominanz von . In Nr. 54 und 57 sind sowohl , als auch oft belegt. Der Stadtschreiber Jakob Auer scheint in seinen Schriften jeweils andere Buchstabenvarianten zu bevorzugen. In seinen Grundbucheinträgen findet sich nur (6), in Nr. 36f. aber 3 gegenüber 1 . Zwischen diesen Schriften von Auer finden sich Unterschiede auch in den Buchstabenentsprechungen von ggwdt. /k/ im Anlaut, s.o., S. 146. überwiegt ferner in Nr. 52 (6/7) und Nr. 16 (13 Belege, wobei in Eigennamen zuweilen bzw. steht). / überwiegen in Nr. 1, 13 (33/41), bei Tr und Ro. überwiegt in Nr. 55 (10/11, auch in Anlautposition durchgehend). / überwiegen in Nr. 33 bzw. 58. Wortspezifische Schreibungen bei ansonsten wechselndem Buchstabengebrauch lassen sich auch in In- und Auslautposition beobachten (z.B. 4 margkht in Nr. 57 bei sonstigem Wechsel von , , bzw. ). Die Entsprechungen von ggwdt. /k/ in den oben genannten In- und Auslautpositionen spiegeln nicht das Prinzip der Morphemkonstanz, sondern phonetische Strukturen wider. Dies zeigen ck(h)- und gk(h)-Schreibungen für ggwdt. /g/= (z.B. vierzigkh, Nr. 15, weckhgerittn, Nr. 13) in gleichen Positionen. Ggwdt. /g/ Ggwdt. /g/ entspricht im Teilkorpus I in der Regel . Weitere Entsprechungen sind , , , , , , , , , , bzw. . , und kommen in Auslautposition (auch in Morphemauslautposition) nach Nasal, Liquida bzw. Kurzvokal – besonders vor den Suffixen -lich, -nis – regelmäßig vor. Diese sind vor allem die sog. Verhärtungsstellungen188 (vgl. Fnhd.Gr. 98), wobei für mhd. /g/ in Verhärtungsstellungen (d.h. für mhd. ) auch sehr oft vorkommt (vgl. z.B. Ödenburg, Nr. 13aEdenburgkh, Nr. 8) und die Verwendung von und über mhd. „Verhärtungsfälle“ hinausgreifen kann (z.B. beclackt, Nr. 10).

188

Das fnhd. Substantivbildungssuffix -ung steht im Teilkorpus – trotz nicht auszuschließender u k-Aussprache bei manchen Schreibern – niemals mit oder weiteren Verhärtungsschreibungen; vgl. mhd. -unge.

148

Es lässt sich zwar feststellen, dass , , in diesen Positionen in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit vor dem bevorzugte Schreibungen sind. Die Belegzahlen sind in den einzelnen Texten aber so niedrig, dass vom konsequenten Gebrauch einer Schreibweise in einem Text selbst bei ihrer Ausschließlichkeit selten gesprochen werden kann. Oft wechselt aber die Schreibweise innerhalb von Texten (z.B. ~ in Nr. 10), bei ebenfalls niedrigen Belegzahlen. Beispiele für die drei Schreibweisen: königklich (Nr. 17), funffzigkh (Nr. 74), jegclich (Nr. 17). : Ausschließlich kommt in Auslautposition nach Nasal, Liquida bzw. Kurzvokal in denjenigen Wortformen, in welchen im Korpus zumindest eine weitere Schreibvariante belegt ist, in Nr. 19 (2), 21 (2), 23 (1), 25 (5), 44 (3), 46 (2), 55 (1) vor.189 : kriechsman (Nr. 13). steht öfter im Adjektivbildungssuffix ‘-ig’: im Wort ainicherlai ausschließlich (5/5, z.B. Nr. 17; dagegen aber zumeist ainigen, 3/4, z.B. Nr. 5), im Wort billich/pillich mehrheitlich (31/34, z.B. 6/6 in Nr. 43 bei ansonsten wechselndem Gebrauch von , und in den betreffenden Positionen; mhd billich), wobei in letzterem Wort vor dem Suffix ‘-kait’ entweder (3/9, z.B. Nr. 9: vnpillich, billigkhait) oder bzw. (6/9, z.B. Nr. 27) steht. Außer ainicherlai können kaum weitere Wörter als Belege für die im Fnhd. für das Bairische anzunehmende spirantische mundartliche Aussprache von mhd. g (Fnhd.Gr. 122) gedeutet werden, dagegen mehrere im mundartlich geprägten Verhörprotokoll von außerhalb von Ödenburg Nr. 22: abschlachenn, schwecher usw. Die folgenden Schreibungen sind sehr selten. : perckhaimer (Nr. 13). : z.B. weckhgerittn (Nr. 13). : z.B. allermeniclich (Nr. 71). : z.B. burggrecht (Nr. 25). : z.B. purggkrecht (Nr. 24). : z.B. pürggkhfride (Nr. 17). : z.B. kiniklicher (Nr. 53). : z.B. dreisskher (Nr. 4). In manchen Fällen fehlt eine graphische Entsprechung von ggwdt. /g/=, vor allem vor dem Suffix ‘-kait’, z.B. hochwirdikait (Nr. 61). Auch die Schreibung pillichait (z.B. Nr. 27) lässt diese phonologische Interpretation zu, wonach den Anfangslaut des Suffixes ‘-kait’ markiert.

189

für ggwdt. /k/ kommt aber auch in diesen Texten vor.

149

Bei variablem Buchstabengebrauch im Korpus können sich Schreiber (d.h. Texte) – z.B. wortgebunden – jeweils an eine der Varianten halten, z.B. 7/7 hönigkh in Nr. 1, ansonsten auch , für ggwdt. /g/ ebd. Das Wort ‘empfang(-)’ erscheint vereinzelt als emphah- (6/90, z.B. Nr. 24), vgl. Paul 241998: 59, 123. Ggwdt. /g/= entspricht in Ödenburg im Allgemeinen . In Verhärtungsstellung, wo im „Normalmhd.“ steht, entsprechen ihm aber andere Buchstabengruppen, vor allem und . Sie ergeben sich jedoch möglicherweise nicht aus einem Streben nach Morphemkonstanz in der Schreibung, sondern eher aus einer lautungsorientierten Schreibgestaltung. Denn ggwdt. /k/ entsprechen oft dieselben Buchstabenvarianten wie ggwdt. /g/, s.o., S. 146ff. Ggwdt. /f/ /f/ wird im Ggwdt. in heimischen Wörtern mit und wiedergegeben, wobei an potenziellen und tatsächlichen Silbengelenken steht. Diese Unterscheidung erscheint im Teilkorpus I nicht. Für ggwdt. /f/ kommen in Ödenburg und vor, in Einzelbelegen , bzw. in Anlautposition oft oder , vgl. Fnhd.Gr. 107ff. In- und Auslautposition: In In- und Auslautposition wechseln und in allen Texten bis auf Nr. 19 bzw. 12 (hier , aber mit lediglich 3 Belegen), wobei entweder oder überwiegen kann. Trotz dieser Alternanz entspricht ggwdt. /f/ vor in vielen Texten immer . Vereinzelt (2/74 Texte) setzt sich aber auch vor durch. : Ausschließlich kommt in Nr. 19 vor (27 Belege, darunter auch auff). überwiegt in Nr. 1–3, 14, 16, 32, 38f., 47 bzw. bei Ro, Schw, S-1 und S-2. Trotz regelmäßigem, oder häufigem steht im Wort ‘auf’ meistens , z.B. in Nr. 14: 15/16 final und medial, im Wort auf(-) aber immer (15/15). In ‘auf’ steht manchmal jedoch auch ,190 welche Schreibung sich vereinzelt sogar durchsetzt, nämlich in Nr. 3, 19, 47, bei Ro bzw. in absoluter Auslautposition in Nr. 1 (5/5) und 2 (8/8). Vor steht immer in Nr. 1f., 4, 8f., 13, 15, 24f., 34f., 38–41, 43, 45, 47, 53 und Nr. 58. Die Belegzahl ist oft niedrig, aber z.B. in Nr. 43: 26, in Nr. 45: 8. überwiegt deutlich in Nr. 26, 44 und 46. Trotz Alternanz von und in medialer und finaler Position steht vor immer in Nr. 52 (3) und Nr. 54 (6). 190

In den beiden Schriften der gemischten königlichen Kommission, Nr. 32 und 38, einer Urkunde und einem Briefkonzept überwiegt auff deutlich gegenüber auf. Die beiden Texte weisen mehrere Ähnlichkeiten im Buchstabengebrauch auf.

150

Neben den obigen Einschränkungen können einzelne Schreiber wortgebunden oder stellungsbedingt oder bevorzugen. Bspw. in Nr. 27 wechseln und medial und final, vor steht aber in der Regel (25/27), nach immer (8/8). Anlautposition: In Anlautposition wechseln und (bzw. als dessen Variante ), wobei deutlich überwiegt. In einzelnen Wörtern (veind, vleisch, vechd, vesst, visch-, vallsch, vass, vich usw.) überwiegen bzw. oder sie sind häufige Schreibungen (z.B. visch: 61/67, vich: 29/30, veind: 9/25, vleisch: 21/100). Für diese Wörter lässt sich mhd. stimmhaftes [v] annehmen, vgl. Paul 241998: 150f., Fnhd.Gr. 108. v- und u-Schreibungen können sich in einzelnen Texten vollständig (z.B. nur velld-, visch(-), vleisch, vleiß, vleissig in Nr. 56 mit insg. 16 Belegen) oder wortgebunden (z.B. 6/6 vechd, aber 2/2 fleysch in Nr. 16) durchsetzen. Sehr oft wechseln aber und in Anlautposition, auch in den Belegen einzelner Wörter, z.B. Nr. 16: 6 veinta3 feint. Textspezifisch oder wortgebunden kann ggwdt. /f/= auch durchgängig entsprechen, z.B. in Nr. 46 nur veld- (2/2), aber nur fleisch(-) (3/3). Die Belegzahlen sind allerdings gering. steht für ggwdt. /f/ vor allem im relativen Anlaut: fast ausnahmslos in den Wörtern beuelh(-) (47/49) und (-)geuer(-) (34/36, z.B. vngeuerlich), seltener in weiteren Morphemen, in welchen in absoluter Anlautposition für ggwdt. /f/ üblich ist, z.B. ‘-uolg-’ (17/33, z.B. nachuolgent, Nr. 11), geuallen (2/19, z.B. Nr. 54), veruertigen (1/10, Nr. 19). Medial findet sich im Einzelbeleg brieue (Nr. 23). Das Wort ‘Brief’ kommt ansonsten nur mit vor (z.B. Nr. 23). steht für ggwdt. /f/=mhd. v im Einzelbeleg bewor (Nr. 19). ist im Wort bephel- (Nr. 6f.) belegt. Der allgemeinen fnhd. Tendenz gemäß entspricht mhd. f und v in Ödenburg zumeist . In Anlautposition steht in bestimmten Wörtern bzw. Lautkontexten mit korrespondierendem mhd. v jedoch (s.o.). wird sehr oft verdoppelt, charakteristischerweise vor . Diejenigen wenigen Wörter, in welchen für mhd. v trotz v>f heute noch erhalten ist, stehen im Korpus regelmäßig mit (z.B. ‘Vater’, ‘ver-’, ‘vor-’ usw.). Die Schreiber können die Buchstabenentsprechungen von ggwdt. /f/ positions- oder wortgebunden konsequent verwenden. Ggwdt. /v/ /: Im Ggwdt. wird /v/ in heimischen Wörtern mit , in Lehn- und Fremdwörtern mit wiedergegeben. Im frühen und im klassischen Mhd. bezeichnete vermutlich den bilabialen Sonorlaut /w/, den stimmhaften labiodentalen Reibelaut /v/. /w/ wurde ab dem späteren Mhd. labiodental, /v/ stimmlos ausgesprochen (auch weiteres zu den Lautbezügen von mhd. und

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in Paul 241998: 140f., 150f.; die Markierung von Lauten durch Virgel ebd.). Der fnhd. Schreibgebrauch in Ödenburg entspricht im Allgemeinen dem ggwdt. Schreibgebrauch, mit folgenden Abweichungen: steht oft im Wort gegenburtig- (12/22), ferner in den Wörtern antbuert (2/71, Nr. 8, 53), mitboch (3/7, Nr. 44, 58), albeg (3/5, Nr. 2, 45, 48), zwischenvokalisch (z.B. ebig(-): 2/9, Nr. 53, 61), in Anlautposition (z.B. bie: 2/200, Nr. 4f.) und oft in Namen, z.B. Iban (15/24), Oßbald (13/33, Nr. 59f.; diese Schreibung ist also für S-1 charakteristisch, alle weiteren Hände schreiben Oswald, z.B. Nr. 11). b- und w-Schreibung können auch innerhalb derselben Texte wechseln, z.B. in Nr. 1: 3 gegenburdt(-) ~ 3 gegenwirdig(-)/gegenwurdt. Insgesamt kommt für ggwdt. in rund 20 Texten vor, jeweils in sehr wenigen (ein bis drei) Belegen. In Nr. 53, einem Gemeindeversammlungsprotokoll ist aber für ggwdt. /v/ eine übliche Schreibvariante: z.B. pebarn, -berch(-), vnbyssendt, 12 Belege, vgl. Tauber 1993: 138f., Fnhd.Gr. 105. kommt vereinzelt als Variante von in Wörtern fremder Herkunft vor, z.B. priuilegia (Nr. 29). ist einmal belegt für ggwdt. /v/=: pulfer (Nr. 28).191 und wechseln auch in den Entsprechungen von ggwdt. /b/, vgl. „Ggwdt. /b/“. Ggwdt. /pf/ Ggwdt. /pf/ entspricht im Teilkorpus I zumeist . In einigen Texten steht jedoch nur . In verhältnißmäßig wenigen Texten (8) wechseln und . Die Belegzahlen sind allerdings meistens niedrig und auch die bekannten Stadtschreiber benutzen jeweils verschiedene Varianten. Deshalb lässt sich die Ödenburger Kanzleischriftlichkeit wie folgt charakterisieren: Für ggwdt. /pf/ stehen die beiden Schreibvarianten und , wobei die üblichere ist. Die Schreiber halten sich augenscheinlich in der Regel an eine der beiden Varianten. : Ausschließlich steht in Nr. 4–7, 10, 14f., 19, 24f., 31, 35, 42, 44, 46, 55 sowie bei Au, in Nr. 44: 21/21, davon 20/20 pharher. : Ausschließlich (bzw. , s. unten) steht in Nr. 2f., 39, 53, 56, 58 sowie bei Schw und S-1, darunter in Nr. 2: 18 Belege, in Nr. 3: 10 Belege. Medial kommt vereinzelt vor, regelmäßig aber im Wort empfangen (48/106, Nr. 58–61, 66–68, 73f., gegenüber emphangen in den weiteren Texten – darunter in Nr. 53 – und in Nr. 73). und wechseln in Nr. 16, 43, 45, 52, 57 bzw. bei Tr, Ro und S-2. 191

Das Wort ‘pulver’ existiert im Ggwdt. in zwei Aussprachevarianten – ['p7lvm] bzw. ['p7lfm] – und somit in zwei phonologischen Standardinterpretationen.

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Wegen der geringen Zahl der Belege ist die Verallgemeinerung, trotz der Varianz setzten sich Schreibungen wortgebunden durch, nicht berechtigt. Vgl. aber phening (5/5) bzw. Phingsten (4/4) in Nr. 57, wo ansonsten und wechseln. ist in zwei Zunfturkunden aus 1514 belegt (möglicherweise von demselben Schreiber), jeweils im Wort opffer: Nr. 2 (7/7) und Nr. 3 (1/2). ist einmal belegt, im Personennamen Stumbff (Nr. 13). Ggwdt. /ts/ /ts/ wird im Ggwdt. mit bzw. wiedergegeben. Die gebräuchlichsten Entsprechungen von ggwdt. /ts/ im Korpus sind , und . Gelegentlich kommt auch , in Einzelfällen und vor. In Anlautposition kommt in der Regel nur vor, selten aber auch bzw. . In relativer Anlautposition können auch dann bzw. stehen, wenn in absoluter Anlautposition nur vorkommt. In In- und Auslautposition stehen – auch nach Konsonantzeichen – in der Regel und/oder , nur selten .192 Anlautposition: In Anlautposition steht überwiegend , hier sollen nur die Ausnahmen erwähnt werden. : Ausschließlich kommt in Anlautposition (wie auch in In- und Auslautposition) in Nr. 58 vor (17/17), es überwiegt ferner in relativer Anlautposition in Nr. 39 (z.B. im Wort -tzeig- (12); kommt hier z.T. wortgebunden vor: 5 darzu(e)), wobei in absoluter Anlautposition immer steht. kommt in relativer Anlautposition außerdem vereinzelt in Nr. 14, 23, 41, 47f., 53, 55, bei S-2, in absoluter Anlautposition in Nr. 24 und bei Tr vor. überwiegt in Nr. 53. Es kommt außerdem in Nr. 2–5, 8–10, 14, 18, 34 bzw. bei S-2 und Tr vor, in den meisten Texten nur in relativer Anlautposition und auch dort nur neben . Auch kann jedoch wortgebunden vorkommen, z.B. in Nr. 2 steht in Anlautposition zumeist , im Wort czechh(-) aber (7/7). In- und Auslautposition: Die ggwdt. konsequente Unterscheidung von und in In- und Auslautposition, wo am Silbengelenk , an allen übrigen Stellen steht, erscheint in Ödenburg von 1510 bis 1540 noch nicht. Sowohl zwischenvokalisch, als auch 192

Ich stelle die Verteilung von , aufgrund der Lesarten in den Quelleneditionen von Házi und Mollay dar. Eine Interpretation der entsprechenden Handschriftenzeichen als bzw. ist in neuzeitlichen Handschriften allerdings nicht immer zwingend. Der als interpretierte Schriftzug mag in bestimmten Fällen ein links im unteren Teil der Mittellinie ansetzender, verlängerter Oberbogen von sein, vgl. Anm. 224.

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nach Konsonant stehen für ggwdt. /ts/ meistens entweder oder . und alternieren in den einzelnen Texten nur selten, beide können aber gelegentlich mit wechseln. Die Belegzahlen sind oft niedrig. : Ausschließlich kommt in Nr. 20, 29f., 33–35, 38, 41f., 45, 47, 53, 55– 58, bei Schw, S-1 vor, es überwiegt in Nr. 43 bzw. bei Au. In manchen dieser Texte erscheint auch in relativer und/oder absoluter Anlautposition. : Ausschließlich kommt medial und final für ggwdt. und in Nr. 1f., 5, 10f. und 46 vor. und (bzw. weitere Varianten) wechseln in den weiteren Texten und bei Tr und Ro, wobei eine der beiden Varianten überwiegen kann. Für zahlreiche Schreiber repräsentierte die mediale und finale graphische Entsprechung der Lautfolge >ts@ und nicht die Entsprechung eines Phonems /ts/. Sie gaben deshalb stammfinales [t] und nachfolgendes [s] mit morphologischer Funktion oft ebenfalls mit wieder, z.B. berurtz (Nr. 33), gelltz (Nr. 35). In Texten mit für ggwdt. /ts/ gibt es keine solchen Parallelen, die morphologisch komplexe Lautfolge >ts@ wird als wiedergegeben193 (z.B. Gots(-) in Nr. 2). Vgl. Fnhd.Gr. 132. konkurriert mit nur selten, nämlich in Nr. 26f., 51 bzw. bei Au und S2. kommt dabei sowohl für ggwdt. als auch für vor: nuts (z.B. bei Au in Nr. 70: 7/7194), salts (Nr. 26: 3/3) usw. scheint in Nr. 27 stellungsbedingt mit zu alternieren: In absoluter Auslautposition nach Nasal steht (16/16 Fran(n)ts, 1 gants, vgl. noch bants), in sonstigen Auslautpositionen bzw. in relativer Auslautposition nach Nasal aber (satz, gantzen, 10/10 Frantzen/ Franczen usw.). für ggwdt. /ts/ kommt im Einzelbeleg ganc (Nr. 3) vor, außerdem vereinzelt initial in Wörtern lateinischer Herkunft (z.B. cityerren, Nr. 19). Ggwdt. /ts/ entspricht im Kanzleigebrauch initial i.d.R. , seine häufigste, insgesamt aber seltene Variante ist . Medial und final steht für ggwdt. /ts/ überwiegend , sehr oft aber auch . Ggwdt. /5/ , : /5/ wird im Ggwdt. als wiedergegeben, in Anlautposition vor

, , als . 193

Vgl. aber goczwillen im mundartlich geprägten Verhörprotokoll aus Hartperg (Nr. 22). In Nr. 71 wechseln bei Auer nutz und nuts. Konsequenter Buchstabengebrauch scheint vor 1540 nicht immer für alle Schriften der einzelnen Schreiber charakteristisch gewesen zu sein, sondern manchmal nur für einzelne Texte von ihnen. 194

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Im Teilkorpus kann ggwdt. /5/ auch vor , , , in Anlautposition entsprechen. Eine Alternanz von und an diesen Stellen vor gleichem Folgekonsonant kann auch innerhalb desselben Textes auftreten. Vor den einzelnen obigen Folgekonsonanten können s- und sch-Schreibung aber auch konsequent wechseln, indem vor bestimmten Folgekonsonanten steht, vor anderen . Au verwendet , , , aber , Tr , , , Ro , , Schw , , S-2 , , S-1 , . wechselt bei ihm mit (sneider, aber schmid ~smid usw.). : Ausschließlich ist belegt in Nr. 1, 3 (z.B. schwester, 13/13), 4f., 7–10, 12, 19, 21, 26, 28, 33, 39, 53–55, 57, wobei in den einzelnen Texten außer in Nr. 53 nicht alle Folgekonsonanten, nämlich , , , vorkommen. : Ausschließlich ist belegt in Nr. 15 (Swarczentaller, 13/13), 18, 19 (Interlocutoria), 27 (z.B. abgeslagen, swester), 29f., 34f., 40, 42, 46–48, wobei in den einzelnen Texten auch hier nicht alle Folgekonsonanten vorkommen. wechselt mit in Nr. 2, 11, 13f., 16f., 43f., 52 und 56. Der Wechsel kann systematisch sein, z.B. , aber in Nr. 11, oder bei ansonsten einheitlicher Schreibung kann dem Schreiber die konkurrierende Variante unterlaufen, z.B. 3 (be)swär-, 16/16 Swarcz(e)ntal(l)er usw., aber 1 beschwart in Nr. 14. Im Teilkorpus kommen bzw. jeweils in zwei Texten vor, während in 17, in 11 Texten erscheint, einschließlich Handschriften der Stadtschreiber. Damit sind für die Kanzleischriftlichkeit die Schreibungen , bzw. der Wechsel von ~ sowie von ~ charakteristisch. Die „normalmhd.“ Entsprechungen der vier ggwdt. Graphemverbindungen sind sn-, sm-, sl-, sw-. Ob man „normalmhd. sn-, sm-, sl-, sw-“ als Lautbezeichnungen oder Schreibweisen interpretiert, diese mhd. Einheitlichkeit der Entsprechungen von ggwdt. vor , , , ist im Teilkorpus nicht vorhanden. kommt vereinzelt vor: zwisschen (Tr: 3/4, Nr. 61), gemüsscht (Nr. 48). erscheint ebenfalls sehr selten, z.B. Janoss (PN, Nr. 1), Lanndtsse (ON, Nr. 13). Im mundartlich geprägten Verhörprotokoll aus Hartberg, Nr. 22, entsprechen ggwdt. , die Schreibweisen (21/22), (3/5) (z.B. geschtossen, geschworochenn).

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Ggwdt. /s/ : : Ggwdt. =/s/ entspricht im Teilkorpus in der Regel . kommt manchmal final bzw. medial vor und vor: hawss/hauss (21/189=11,1%, z.B. Nr. 13, 39), -nuss/-niss (24/71: z.B. Nr. 4f.), biss (8/8 in Nr. 11, 13, 16), mosst (Nr. 55), vessten (Nr. 74), ferner in den Eigennamen Hannss, Niclass, Lassla (z.B. Nr. 16) bzw. Russt (z.B. Nr. 1). In den Morphemen ‘haus’ bzw. ‘-nis’ wechseln und oft auch textintern (z.B. -nus ~ -nuss Nr. 34; aber nur -nuss in Nr. 5, 5/5). kommt zuweilen ebenfalls vor: (-)auß/awß (z.B. Nr. 10, 37, 40, 43f., 47, auch im Verhörprotokoll aus Hartberg, Nr. 22), hauß/hawß (58/189=30,69%, z.B. Nr. 22, 37, 44f., 47, zumeist Texte, in denen auch auß/awß vorkommt), geuegßnet (Nr. 9), Oßbaldi, pleßbetter (S-1) bzw. öfter in Auslautposition in folgenden Texten: Nr. 48, 53 (eineß, vnß, waß usw.), 56f., bei S-1 (Nr. 59f.) und in Nr. 22. Wortformen mit bzw. wechseln sehr oft innerhalb derselben Texte (z.B. 1 auß, 14 aus(-) in Nr. 44), auch bei den Stadtschreibern. In Nr. 53 (vnß: 2/2, waß: 7/7) bzw. Nr. 58 (awß: 11/11) setzt sich wortgebunden konsequent durch. Dies ist der Fall auch in Nr. 22: 8/8 -auß-, 4/4 vnß. Auch , , können textintern in denselben Wörtern wechseln, z.B. haus ~hawss~hauß in Nr. 61. : Manchmal entspricht ggwdt. im Teilkorpus , wenn vorausgeht. Die tz-Schreibweise erstreckt sich bei manchen Schreibern neben morphologisch einfachen auch auf morphologisch komplexe [ts]-Lautverbindungen: gerichtz(-) (Nr. 34, 42f., 53, 71 – Au), ratz (Nr. 33, 41, 43, 53, 71), nichtz (Nr. 10, 36f., 43, 53, 66), obgemeltz (Nr. 43), Gotz- (Nr. 5, 53, 57), gelltz (Nr. 35) bzw. einige weitere Fälle in Nr. 28, 34, 44, 53. und können in diesen Wörtern auch wechseln (z.B. bei Au: ratsaratz). Vgl. noch „Ggwdt. /ts/“. Außerdem ist in manchen Texten die Wortschreibung daz (ggwdt. ‘dass’) belegt, s.u., S. 157. : Ggwdt. 195 entsprechen im Teilkorpus , , . kommt morphemfinal neben dem im Teilkorpus ebenfalls üblichen in 16 Texten vor, z.B. Nr. 10 (mueß), 38 (vberfluß, mißfalln). Die morphemfinale Position, wo /s/ im Ggwdt. mit wiedergegeben wird, kommt im Teilkorpus selten vor, eine Distributionsanalyse der Entsprechungen von ggwdt. /s/= in dieser Stellung ist deshalb nicht möglich. kommt vereinzelt vor: bewüst, mis, ros (Nr. 27), mues (Nr. 9, 43), gschos (Nr. 48). 195

nach den ab 1996 eingeführten neuen Rechtschreiberegeln.

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: Ausschließlich steht für ggwdt. in Gelenkschreibungen bzw. oft morphemfinal (z.B. 3/4 miss- in Nr. 27, ross in Nr. 46), wobei meistens auch letztere Stellen potenzielle Silbengelenke sind. kommt in der Wortform daz (=ggwdt. ‘dass’) in den folgenden Texten vor: Nr. 13, 31, 34, 40, 42f., 45, 47. : Ggwdt. entsprechen , und . kommt selten vor (z.B. gemes, Nr. 9). steht oft final (z.B. 9/18 gross) wie auch medial (z.B. fleissig: Nr. 23 usw.; 22/22 grosse-). erscheint dagegen vor allem final: vbermaß-gelt (Nr. 31), vleyß (z.B. Nr. 6) usw. , und können auch in dieser Position wechseln. : Der ggwdt. Graphemverbindung (=/ks/) entspricht im Teilkorpus in der Regel (bzw. in Nr. 58), im Einzelbeleg zundpuxn (Nr. 44) jedoch . In der Kanzleischriftlichkeit entsprechen ggwdt. /s/ die Buchstaben , bzw. . Ihr Gebrauch folgt im Allgemeinen den obigen Verteilungsprinzipien. Dabei steht für ggwdt. zumeist , für ggwdt. bzw. und . Ggwdt. /z/ Im Ggwdt. wird /z/ mit wiedergegeben. Dies gilt auch für das untersuchte Korpus. In Einzelbelegen kommen auch weitere Buchstabenvarianten vor: initial (ßo, Nr. 21), medial (geweßen, Nr. 9, 21, geleßen, Nr. 9) und final (diß, Nr. 38 – Nom.Sg.Mask., 56 – Gen.Sg.Neutr.). In weiteren Texten ist für ggwdt. /z/ nicht belegt. initial und medial in den Belegen alzo (Nr. 9f.), selltzam (Nr. 56), in der Namensform Eliczabeth bei S-1 (Nr. 59), im Beleg dysser (Nr. 53). Ggwdt. /l/ /l/ wird im Ggwdt. mit bzw. wiedergegeben. : , : Ggwdt. entspricht sehr oft , vorwiegend final, medial zwischen Vokalen bzw. medial vor , zuweilen auch in anderen Stellung, z.B. vor . setzt sich in vielen Texten durch, /V_V, V_C bzw. V_# in einzelnen Texten. Ausschließlich kommt vor (zum Teil in Einzelbelegen), es kommt oft vor bzw. es überwiegt in Nr. 2, 11f. 14–19, 21, 23f., 26–30, 32–35, 37f., 40, 43, 46– 157

48, 52f., 57f., 61, 63f., 68f., 71, 74 (z.B. 8/8 Belege in Nr. 53, 9/9 Belege in Nr. 14).196 Ausschließlich wird in Nr. 1 (18/18), 3 (7/7), 42 (4/4), 44 (8/8197), 54 (10/10) verwendet, wobei in diesen Texten auch ggwdt. als wiedergegeben wird (s.u.). überwiegt außerdem im Text 39 und 45. kommt außer vor auch zwischenvokalisch (22/74 Texte, z.B. gestollen, Nr. 13) und in finaler Stellung oft vor (17/74 Texte, z.B. taill, Nr. 28, aber auch als syllabisches : edll, Nr. 55). In diesen Positionen ist charakteristisch für die Wörter taill, dieweill, bezallen (z.B. Nr. 38). Medial kommt vor anderen Konsonanten als seltener vor, z.B. hellffen (z.B. Nr. 16), wellch(-) (z.B. Nr. 29), walld (z.B. Nr. 11). Häufiger belegte ll-Schreibungen in Ödenburg sind wellch(-), soll(i)ch, anwalld, alls. Die übliche bzw. verbreitetere Schreibung ist in medial und final , jedoch text- bzw. wortgebunden kann auch sich durchsetzen, z.B. 27/30 (be)zallen im Teilkorpus, 14/14 in Nr. 57. Wenn in einem Text für ggwdt. steht, erscheint zumeist auch in weiteren Positionen, vor allem zwischenvokalisch (z.B. Nr. 57), wobei es i.d.R. mit wechselt. Medial und final kann auch dann erscheinen, wenn im jeweiligen Text nur vorkommt, z.B. 2/2 zall in Nr. 1 neben 14/14 . : Ggwdt. entspricht teils , teils . kommt vor allem medial präkonsonantisch vor, z.B. (-)geselschaft(-) (Nr. 3, 11, 36, 50), vol(-) (z.B. volkumenlich Nr. 7), solt, gestelt (z.B. Nr. 39), wolt (z.B. Nr. 15),198 zuweilen auch zwischenvokalisch bzw. final: al, alain (z.B. Nr. 37). In der Kanzleischriftlichkeit wird oft einheitlich verwendet: Wenn im jeweiligen Text gemieden wird, gilt dies oft auch für Fälle, wo im Ggwdt. steht (nach gespanntem Vokal), so z.B. in Nr. 3, 39 (eine Eingabe des Dreißigstzöllners), 44 usw. : Zwischenvokalisch bzw. in absoluter Auslautposition entspricht ggwdt. i.d.R. , z.B. keller, aller (Nr. 44), soll (z.B. Nr. 21). Auch medial vor Konso196

Bei der Zählung wurden auch die Wortformen (-)bemel(l)t / (-)gemel(l)t als Entsprechungen von ggwdt. betrachtet. Das Gemeideprotokoll Nr. 46 stellt insofern einen Sonderfall dar, als in ihm neben durchgehendem für ggwdt. das Wort ‘(-)halten’ konsequent mit geschrieben wird (5/5). Ggwdt. entspricht in diesem Wort aber die Lenisschreibung , weswegen die halden-Belege nicht unter die Regel „Schreibe ll vor t“ fallen. 197 Ferner alle Belege des Wortes Valtin (11/11), in welchem zwischen und eine Silbengrenze steht. 198 Vor (in den Wörtern ‘(-)wollt(-)’, ‘sollt(-)’, ‘(-)stellt(-)’) steht im Kanzleigebrauch mehrheitlich . Ausschließlich kommt vor oder es überwiegt in Nr. 19, 37, 39, 44f., 54.

158

nant überwiegt : z.B. bestellt (z.B. Nr. 31), vollziehen (Nr. 57). wird in diesen Positionen auch dann verwendet, wenn im jeweiligen Text für ggwdt. konsequent steht (z.B. Nr. 42, 45). Die Erklärung der Alternation ~ vor , wonach ggwdt. vor im Teilkorpus mit , ggwdt. aber oft mit wiedergegeben wird, liegt möglicherweise in der heute nicht mehr erschließbaren Akzentstruktur der Sätze mit den entsprechenden Belegen bzw. in der damit zusammenhängenden Qualität der dem bzw. vorangehenden Vokale. Ist für diesen Vokal in Analogie zu heute möglichen Akzentstrukturen des jeweiligen Satzes weder ein Haupt-, noch ein Nebenakzent anzunehmen, ist die Vorkommenswahrscheinlichkeit von größer, z.B. „Da aber Pölltl nit erschin vnd die bestimbten gellter ime irer schuld nit lennger verziehen wollten, da khamb sein des Pölltl aiden, der wolt den clageren anstat seines swehers des Pölltl auf ir getone clag nit annders anntworten, dann das er redt: „thuennd im, wie ir wellt“ vnd schied hiemit abweg“ (Nr. 11). Zu den divergierenden Interpretationen der Verteilung von bzw. in der Fachliteratur vgl. Fnhd.Gr. 147. Ggwdt. /r/ Ggwdt. /r/ wird als bzw. realisiert. entspricht im Korpus meistens . kommt für ggwdt. nur vereinzelt vor: z.B. besonnderr (Nr. 17), annderr (Nr. 14f., 66) bzw. öfter im Text 53: warrttn, geschmöllerrtt, ämbtterrn usw. : Im Unterschied zum Ggwdt., aber im Einklang mit dem Mhd. erscheint in den mit dar gebildeten Pronominaladverbien auch vor Konsonant, z.B. dardurch (5/6), darzu (25/26). wird in freier Varianz als bzw. wiedergegeben: pfarrer (z.B. Nr. 57), herr (z.B. Nr. 14), aber auch her (z.B. Nr. 49), pharhof (Nr. 55). und können dabei auch textintern wechseln, z.B. in Nr. 10 (vgl. Kranzmayer 1956: 101f.). Ggwdt. /m/ Ggwdt. bzw. sind im Teilkorpus zumeist mit wiedergegeben, wobei auch mehrfach belegt ist. Die beiden Schreibweisen alternieren oft textintern. Medial vor bzw. final nach entspricht im Kanzleigebrauch sowohl ggwdt. wie auch i.d.R. . kommt zuweilen auch in anderen Positionen vor. : entspricht ggwdt. initial, vielfach in In- und Auslautposition (z.B. am, haimlich, Nr. 34) und in lateinischen Lehnwörtern, z.B. datum (Nr. 7,11, 21). 159

, : Das Wort (-)vmb(-)steht immer mit (269/269, einschließlich der Wortformen darumb und warumb; vgl. mhd. umbe). In Auslautposition nach Vokal ist sehr häufig, z.B. khamb (Nr. 11), einnämb, furnemb (Nr. 56), paltramb (Nr. 71), aigenthumb (z.B. Nr. 8). Das Wort zumb steht außer mit oft auch mit (23/57, z.B. Nr. 11), wobei Schreiber unabhängig davon, ob im jeweiligen Text für ggwdt. in weiteren Fällen belegt ist, konsequent zum (z.B. Nr. 16: 17/17, Nr. 2: 6/6) oder zumb (z.B. Nr. 43: 23/23) schreiben können. Das Wort ‘am’ kommt ebenfalls häufiger mit vor (amb): Nr. 11–13, 15, 18, 22, 33, 40, 45, 71, der Kanzleigebrauch bevorzugt aber die Schreibung am (z.B. Nr. 66: 5/5). Vor steht für ggwdt. /m/ durchgehend bzw. – als dessen Variante – in den Wörtern: (-)sambt(-) (25:5, lese 25 bzw. 5 Texte mit bzw. , z.B. Nr. 44), bestimbt (9:4), ambt (10:3) sowie in den Einzelbelegen geraumpt/geraumbt (Nr. 47, 55), beschirmbt (Nr. 48). Es ist ferner oft belegt vor im Wort frembd/frombd (8/17 Belege in 8 Texten, aber in Nr. 3 bzw. 54 konsequent fremd(-): 3/3 bzw. 4/4). Vor kommt ebenfalls sehr häufig vor: sambstag (15/15, z.B. Nr. 18), gotsleichnambs(-) (S-2, Nr. 15), embsigen Nr. 33, khrembs Nr. 27, anhaimbs Nr. 26, pistumbs Nr. 1 usw., aber Gottsleichnams(-) (Nr. 3), ims (Nr. 3, 15) usw. Vor kommt zwar vor (nemblich: Nr. 39, 49, 56, 65, schimbl: Nr. 69, oder öfter in Nr. 57: gehorsamblich, furnemblich, zimblichem), die Schreibung ist jedoch häufiger: nemlich (Nr. 15, 46, 49ದ51, 53f.), zimlich (Nr. 2f., 47, 52–54) usw. Zuweilen kommt auch final in weiteren Wörtern bzw. medial vor weiteren Konsonanten vor: versaumbnuß (Nr. 56), dahaimb, haimbgebracht (Nr. 45), cambrer (Nr. 41) usw. Die mb-Schreibung bzw. als Variante die mp-Schreibung ist in Ödenburg also ausschließlich in den Wörtern vmb, sambt, bestimbt, ambt. steht häufig in Auslautposition nach Vokal bzw. medial vor , , , es kommt aber auch vor anderen Folgekonsonanten vor. Die erwähnten Wörter werden auch dann mit geschrieben, wenn in den übrigen Lautpositionen steht, z.B. bestimpt-, -sampt(-), darumb, aber anhaim, Gottsleichnamstag, zimlich, zum(m) (wortspezifische Schreibung: 6/6) usw. in Nr. 2. In den Texten 2f., 47, 54 und bei S-1 steht für ggwdt. /m/ oft . kommt vereinzelt vor: wurbmyg (Nr. 53), Palbm- (Nr. 58: 4/4). Die Schreibweisen bzw. sind ebenfalls sehr selten: Paungartner (Nr. 13, 57, 70), en(t)pfangen (29/106, z.B. Nr. 67), entphinde (Nr. 5), wobei die üblichen Varianten empfangen (z.B. Nr. 59) und emphindt (Nr. 46) sind; vgl. Fnhd.Gr. 136. In Nr. 22 wechseln die Schreibungen haim- ~ (-)hain- (1:4), vgl. Fnhd.Gr. 140. 160

kommt in Einzelbelegen vor: nemmen (Nr. 28, 1/1), jemmants (Nr. 39). : : Ggwdt. wird in Ödenburg üblicherweise mit wiedergegeben (z.B. Nr. 9, 15f.), auch vor Konsonant, z.B. nymdt (Nr. 52). wechselt dabei oft mit , z.B. kumenakummen in Nr. 21. : Wenn auch in einzelnen Texten mehrfach belegt ist, bleibt die Belegzahl zumeist zu gering, um darauf zu schließen, dass in diesen Texten die übliche Entsprechung von ggwdt. wäre. Allein für S-1 kann dies festgestellt werden: khomenakhommen (3:15 in Nr. 59f.). In Wörtern lateinischer Herkunft ist öfter belegt, aber auch kommt vor, z.B. summa, Nr. 14, commissary, Nr. 27, aber 3/3 suma in Nr. 39. , : Für ggwdt. kommen / sowohl am Silbengelenk als auch in Analogschreibungen vor: frumb (z.B. Nr. 21), kumpt, auffnimbt (Nr. 3), (-)khomben (7/156, z.B. Nr. 43) usw., wobei m- bzw. mm-Schreibungen ebenfalls vorkommen – frum(m)- (z.B. Nr. 5) – bzw. überwiegen (z.B. 149/156 (-)komen).199 Ggwdt. /n/ : Ggwdt. entspricht im Teilkorpus I teils , teils . erscheint in den meisten Texten präkonsonantisch in Inlautposition. Der Gebrauch von korreliert somit mit der Kürze des vorangehenden Vokals. Außerdem kommt in einigen Texten auch in Auslautposition bzw. zwischenvokalisch vor. In diesen beiden Positionen wechselt in der Mehrzahl der Texte von Teilkorpus I mit , wobei die Schreiber der Einzeltexte oft eine der beiden Schreibweisen bevorzugen. Die jeweilige Schreibweise – oder – kann auch für einzelne Wörter charakteristisch sein und zwar sowohl textintern als auch im Allgemeinen in Ödenburg bzw. in der Kanzleischriftlichkeit. ist vorkonsonantisch vor folgenden Buchstaben belegt (oft auch morphembzw. silbenintern): , , , , , , , (z.B. monntag, vnns, Nr. 14, khönnfftige, Nr. 15, canntzley, Nr. 29). Nachkonsonantisch steht es in der synkopierten Flexions- bzw. Infinitivendung -n (z.B. geswornnen, Nr. 34). kommt in 54,1% der Belegtexte sehr oft in Inlautposition vor, nämlich in Nr. 2, 4–18, 20f., 23–30, 32–35, 38–41, 43, 47f., 56–58. 199

Ob die Vorkommenshäufigkeit der mb- und mm-Varianten im Kanzleigebrauch im Verhältnis zueinander überhaupt beurteilt werden kann, hängt natürlich wie bei aller Varianz von der Belegzahl der Wörter, in denen sie vorkommen, ab. Die 3.Pers.Sg.Präs.Ind. von ‘kommen’ z.B. ist im Teilkorpus siebenmal belegt – jeweils mit / –, die Verteilung ihrer Schreibweisen kann auch deshalb nicht untersucht werden.

161

Zwischenvokalisch erscheint öfter im vom öffentlichen Notar Christoph Peck aufgenommenen Protokoll Nr. 19 (12 Belege, z.B. 6 eynne-, 1 eyner), was ansonsten atypisch für den Ödenburger Kanzleigebrauch ist. setzt sich aber manchmal wortgebunden auch zwischenvokalisch durch, z.B. 6 dienner in Nr. 16. In Auslautposition kommt seltener vor. In einem Teil der Texte, die in Inlautposition aufweisen, steht in der Infinitiv- bzw. Flexionsendung ‘-en’ oft ebenfalls (-enn): Nr. 2, 7, 10, 14–16, 21, 28, 32, 38f., 46f., 58 bzw. in den Schriften von Tr und S-1 (z.B. in Nr. 2: 146 -en#, 55 -enn#). In manchen Texten ist das synkopiert, weshalb – als Infinitiv- bzw. Flexionsendung – Konsonanten folgt, z.B. herrnn (Nr. 20; außerdem in Nr. 1f., 34, 39, 57f.). In Auslautposition ist außer in der Endung ‘-en’ selten belegt, z.B. ann (z.B. Nr. 37), seinn (z.B. Nr. 14), inn (sowohl ‘in’ wie auch ‘ihnen’, z.B. Nr. 5), denn (Artikel, Nr. 39). Die in der Stadtkanzlei übliche Schreibung ist dabei jeweils die n-Schreibung. Allein im Wort darinn# ist die in der Stadtkanzlei präferierte Schreibung (13/20), wobei kein Belegtext nachweislich von einem Stadtschreiber stammt. : Ausschließlich kommt in Nr. 55 vor, es überwiegt außerdem in den Texten 3, 19, 31, 42, 44, 52–55. In vielen dieser Texte erscheint nur in den Wörtern vnnd bzw. vnns(-), z.B. in Nr. 42: +Verschlusslaut (47/47), aber 8 vns(er)~1 vnnser. In Nr. 19 kommt nur zwischenvokalisch vor. steht in Nr. 53 oft für in der Flexionsendung (28/229, z.B. 6 gebm), außerdem in den Einzelbelegen Ebemfurtt (Nr. 66) bzw. embieten für ggwdt. ‘entbieten’ (Nr. 12). steht im Einzelbeleg wolgelawmpter, Nr. 3.200 : ist im Korpus die übliche Entsprechung von ggwdt. . : In denjenigen Texten, in welchen ggwdt. konsequent oder zumeist entspricht, steht für ggwdt. neben öfter , z.B. benant, suntag (Nr. 42). erscheint zuweilen auch in weiteren Texten. Im Wort ‘sontag’ ist die übliche Schreibung (16/26), oft auch in Texten, in welchen für ggwdt. ansonsten üblich ist (Nr. 29, 41, 43, 56, 58).

200

Außer den obigen Entsprechungen von ggwdt. =/n/ steht für ggwdt. =[ ] im Wort ‘empfangen’ neben dem üblichen vereinzelt (6/106, z.B. Nr. 35) wie diese Wortform und Schreibweise im Mittelhochdeutschen üblich war. Die im Teilkorpus öfter belegte Wortform pfening (15/28) geht ebenfalls auf eine mhd. Aussprachevariante zurück, nämlich pfenninc mit einem Velarnasal am Wortende. Diese Aussprachevariante ist auch im Fnhd. üblich, vgl. Paul 241998: 134f., Fnhd.Gr. 141.

162

Wortspezifische Schreibweisen: Unter Geltung der obigen Verteilungstendenzen lassen sich für einzelne Wörter charakteristische Schreibweisen beobachten. Auch wenn im jeweiligen Text als graphische Bezeichnung des Velarnasals üblich ist, werden die Wörter Hungern/hungrisch i.d.R. mit geschrieben (57/58, z.B. Nr. 26). Das Substantivbildungssuffix -ung kommt ausschließlich mit vor (362/362), das Wort hundert nur mit (34/34), auch wenn im jeweiligen Text üblich ist. Vnns(er) steht dagegen gewöhnlich mit (246/322) und erscheint neben vnser auch in Texten, in denen die Schreibung ansonsten gemieden wird (Nr. 31, 42). Diese Varianten sind als für die gesamte Kanzleischriftlichkeit charakteristisch anzusehen. Auch textintern sind die Buchstabenvarianten bzw. oft wortspezifisch verteilt. In Nr. 43 steht z.B. immer in den Wörtern inhallt(-) (5/5) bzw. Langenfelder(-) (60/60), aber immer im Wort Hanns (17/17). vnd Auch wenn im jeweiligen Text für ggwdt. üblich ist, steht im Wort vnd oft stets , z.B. in Nr. 27 (66/66 vnd, 44 ), Nr. 43 (132/133 vnd, ansonsten 22 ). Diese Schreibweise überwiegt im gesamten Teilkorpus deutlich (86,23%:13,77%). Die Schreibweisen vnd bzw. vnnd wechseln in wenigen Texten (Nr. 3, 7, 14, 16, 23, 25, 28, 32, 38f., 52, 57), wobei die zahlenmäßige Verteilung der beiden Varianten sehr unterschiedlich sein kann, unabhängig davon, ob im jeweiligen Text ansonsten gebraucht oder gemieden wird (z.B. Nr. 16: 5/109 vnd; Nr. 52: 19/22 vnd). In Nr. 20 kommt nur vnnd (9/9) vor. Ggwdt. /h/ Im Ggwdt. kommt /h/ in Anlautposition und im Suffix -heit vor. Die Entsprechungen von ggwdt. als Dehnungszeichen im Teilkorpus I wurden oben, bei den Buchstabenentsprechungen der einzelnen ggwdt. Vokalphonemen behandelt. Medial und final verstummte seit ahd. Zeit der alte Hauchlaut /h/201 (Paul 241998: 156) und , das zuvor an allen Stellen [h] bezeichnete, funktionalisierte sich in medialer und finaler Stellung als Dehnungszeichen um. Ggwdt. /h/ entspricht im Korpus i.d.R. , mit folgender Ausnahme: In relativer Anlautposition fehlt in den Wörtern fleischacker/fleischacken nahezu immer (66/72). Das Fehlen von ist möglicherweise eine Folge wortspezifischer Schreibung – denn fehlt nicht im Wort ‘hacken’ außer im Kom201

Im Frühneuhochdeutschen hatte altes h zuweilen noch Reibelautcharakter (Fnhd.Gr. 124ff.).

163

positum fleischacken (8/9), z.B. perghagkhen, holtzhagkhen (aber Fleischagker) in Nr. 45, vgl. Fnhd.Gr. 127 – oder es ist an die Position /5/_ oder _ gebunden, vgl. den einzigen weiteren Beleg für h-Ausfall: fischandel (Nr. 3). Ggwdt. /ç/ /ç/ wird im Ggwdt. durch wiedergegeben.202 Im Korpus entspricht ggwdt. /ç/ i.d.R. . Häufige Ausnahmen bilden die Wörter ‘welch-’, ‘solch-’, ‘nicht’. ‘nicht’: Die ggwdt. Negationspartikel ‘nicht’ erscheint in Ödenburg i.d.R. in der Form nit (345/395; zum h-Ausfall in unbetonter Silbe vgl. Paul 241998: 156), das Negationspronomen ‘nichts’ in der Form nichts (39/39). Die Partikelform nicht überwiegt nur in Nr. 3 (13 nicht ~ 7 nit) und Nr. 19 (11/12), es kommt außerdem lediglich in den Texten 2, 9, 16, 26f., 39, 47f. und bei S-1 vor.203 ‘welch-’, ‘solch’: Die beiden Wörter verhalten sich hinsichtlich der Buchstabenentsprechungen von ggwdt. /ç/ ähnlich. In 21 Texten kommt nur die Form welhund/oder solh- vor, in 19 Texten nur wel(i)ch- und/oder sol(i)ch-, in 7 Texten alterniert die h- und die ch-Schreibung. Etymologisch leiten sich welch bzw. solch aus den Morphemverbindungen we+lich bzw. so+lich ab. Das alte /i/ erscheint öfter im Teilkorpus, manchmal nachweislich konsequent (z.B.: 14/14 solich bzw. welich, jeweils ohne Alternative in Nr. 54; 9 sol(l)ich ~ 1 sölhs in Nr. 39), wobei sich auch die Form ohne textgebunden durchsetzen kann, z.B. 10/10 sollch / wellch- in Nr. 57. : Vereinzelt steht für ggwdt. /ç/ auch in weiteren Wörtern, nämlich in nehst (Nr. 2, 59), zwiträhtn (Nr. 32) und hohampt (Nr. 2). Außerdem kommen folgende Buchstabenentsprechungen für ggwdt. /ç/ vor: steht wortgebunden in Nr. 2 im Wort czechh(e) (6/6). ist im Wort Kreuspackher beim Stadtschreiber Jakob Auer belegt, Nr. 71. steht in einem Einzelbeleg im Adjektivbildungssuffix ‘-lich’ (geferligkhaitt, Nr. 5; vgl. billich~billig bei „Ggwdt. /g/“) bzw. vereinzelt vor : nagst (Nr. 1, 7, 10), segst (Nr. 19), Pugsspawm (PN, Nr. 62, Tr). Der zugrunde liegende, vom

202

Im Wort ‘befehl-’ stand im Mhd. nach der Liquida ein velarer Spirant. Dieser Laut verstummte zum Frühneuhochdeutschen hin, im Bairischen aber erst allmählich (Tauber 1993: 142). Im Teilkorpus steht das Wort gewöhnlich mit (beuelh), es finden sich aber auch einige ch-Schreibungen (8/47). Aussagen über die korrespondierende Lautung sind aufgrund der untersuchten Quellen nicht erreichbar. Vgl. Fnhd.Gr. 146 f., Piirainen 1983: 17. 203 In Nr. 26 und bei S-1 kommt zwar nur die Form nicht vor, aber jeweils mit nur einem Beleg.

164

Schreiber gehörte Laut war vermutlich jeweils [k]), genauso wie beim ebenfalls vor belegten : 10/10 margktpigksnn in Nr. 58. : Die ggwdt. Phonemverbindung /çs/= – vermutlich ihr Lautkorrelat [ks] – kann vereinzelt auch mit dem Fremdbuchstaben wiedergegeben werden: Puxpam (PN, Nr. 47), zundpuxn (Nr. 45). Diese Schreibung bleibt aber Ausnahme, ggwdt. entspricht in der Regel (z.B. puchsen, Nr. 3). Ggwdt. /j/ /j/ wird im Ggwdt. in heimischen Wörtern mit wiedergegeben. Ggwdt. /j/ entspricht in Ödenburg in der Regel . Das Adverb ‘je’ und die ursprünglich damit gebildeten Pronomina und Adverbien ‘jemand’, ‘jetzt’, ‘jed-’, ‘jeglich’ beginnen aber oft mit bzw. : 43 je(-) ~ 12 ie- ~ 49 ye(-) im Teilkorpus (zur Aussprache s. Paul 241998: 71 bzw. V. Moser 1951: 1,1,207). Dabei begegnen diese Wörter in nachweislich von Stadtschreibern stammenden Texten nur vereinzelt. Von Texten mit zumindest zwei Belegen kommt ausschließlich je- in neun vor (Nr. 9, 16, 21, 28–30, 49–51), ausschließlich ye- in sieben (Nr. 2, 14, 43, 53, 56f., 74), ausschließlich ie in einem Text (Nr. 7). jeund ye- wechseln in vier (Nr. 33, 39, 46, 48), ye- und ie- in zwei Texten (Nr. 1, 10), je- und ie- in einem Text (Nr. 54), wobei auch bei Alternanz mit mehr als jeweils einem Beleg meistens eine der Varianten deutlich überwiegt. Außerdem entspricht ggwdt. /j/= in den erwähnten Wörtern in Nr. 3 der Buchstabe (12/12 ide(r), iczo, itliche; kommt noch bei Schw vor: iglichs, Nr. 66), in Nr. 47 der Buchstabe (3/3 ytzo). : Außer für das ursprüngliche Adverb ‘je’ ist einmal belegt: iar (Nr. 58), neben der Schreibung jar als Regelfall (z.B. Nr. 58). ist ebenfalls einmal belegt: Jhenhalb (S-2, Nr. 69). Mhd. j entspricht in Ödenburg . Das mhd. Adverb ie erscheint in den Schreibvarianten , , . Zumindest für die Schreibung ist eine korrespondierende monophthongische Sprechlautung anzunehmen. Ob sie auch bei den Schreibern der Texte mit ie- bzw. ye-Schreibung vorhanden war, lässt sich aufgrund des Quellenbefundes nicht erweisen. Ergebnisse Die Sprache des Ödenburger Deutschtums ist seit seiner mittelalterlichen Ansiedlung bairisch-österreichisch. Die meisten Texte im Teilkorpus I weisen charakteristische Schreibmerkmale des Bairischen der frühneuhochdeutschen Zeit auf. Diese Merkmale überwiegen sogar in etlichen Texten die im Neuhochdeut-

165

schen sich durchsetzenden neueren Schreibweisen: -und für das ggwdt. Partizipialsuffix ‘-end’, -ist für ggwdt. ‘-st’/‘-est’ im Superlativmorphem (Tauber 1993: 41f.), die Unterscheidung von und an Stelle von mhd. î und ei, für mhd. (Tauber 1993: 92ff.), die Schreibungen bzw. an Stelle von ggwdt. bzw. (Tauber 1993: 129, 144) sowie

bzw. an Stelle von ggwdt. . Aufgrund der Schreibung sind manche vorsichtigen Aussagen über die annehmbaren Lautkorrespondenzen möglich. Diese Aussagen betreffen für die Ödenburger Mündlichkeit annehmbare Lautvariationen. Die Bestimmung des Geltungsgrades der einzelnen Lautvarianten ist auf der Basis der allein erreichbaren schriftlichen Korpora, d.h. der Vorkommenshäufigkeit und der Distribution von Schreibvarianten jedoch nicht möglich. Der Kanzleiusus kann nämlich z.B. die graphische Wiedergabe bestimmter, besonders als unfein-mundartlich empfundener Lautungen konsequent meiden, ob sie nur in der Sprechsprache von Antragstellern bzw. Zeugen aus irgendeiner Schicht der Stadtbevölkerung oder auch in der Sprechsprache der jeweiligen Kanzleischreiber selbst vorkommen. Die von der heutigen Standardsprache abweichenden, unten vorgestellten Lautkorrespondenzen der schriftlichen Entsprechungen ggwdt. Phoneme im Teilkorpus charakterisieren mehrheitlich die Ödenburger „Handwerker- bzw. Bürgersprache“ (Mollay 1956: 66) und sie entsprechen dem bairischen Lautstand. Die Schreibungen und reflektieren ähnlich der bair. Schriftlichkeit der frühen Neuzeit wahrscheinlich die Diphthonge [a] bzw. [u¥], vgl. V. Moser 1951: §. 79.1, Tauber 1993: 92f., 97ff. und Fnhd.Gr. 57ff. Der Geltungsgrad der beiden Diphthonge lässt sich aber wegen schwankender Schreibung nicht für jeden Schreiber vollständig, d.h. alle Stellungen und alle Wörter umfassend erfassen. Sowohl für wie auch für gibt es auch eine kleine Anzahl von Texten, die diese Schreibungen nicht kennen. Da die Ödenburger Schreibergemeinschaft ähnlich der Stadtbevölkerung nicht homogen war, konnte der konsequente Gebrauch von bzw. auch für mhd. uo bzw. ei (z.B. in Nr. 6f. bzw. Nr. 58) sich auch aus der mitteldeutschen Herkunft der Schreiber ergeben. Die Schreiber dieser Texte sind jedoch nicht bekannt, folglich auch ihre Sprachbiographien nicht. Die selten belegte, zum Teil aber wortspezifische Schreibung für ggwdt. /b/ (und mhd. b) kann zwar als Zeichen einer spirantischen Aussprache beim jeweiligen Schreiber oder der diktierenden Person interpretiert werden, aber auch als letzte graphische Spur einer früheren [v]-Aussprache der häufigen Belegwörter (besonders morpheminitial) bei infolge des Wandels „w>b“ etablierter oder sich etablierender [b]-Aussprache (Fnhd.Gr. 85). Die Verteilung der Schreibungen Walasch~Balasch legt erstere Interpretation nahe: Der ungarischkundige Schreiber von Nr. 39 schreibt diesen ungarischen Personennamen konsequent mit , der deutsche Schreiber von Nr. 28 konsequent mit , wobei er den auch aus 166

dem Lateinischen bekannten Personennamen Barbara konsequent mit zu schreiben weiß. Genauso wie der Schreiber von Nr. 16 konsequent Walthasar, aber in der lateinischen Form von ‘Balasch’ schreibt (Blasy). Die Schreibungen

für ggwdt. /b/ (und mhd. b) bzw. für ggwdt. /5/ vor , , können auf eine Fortis- ([p]; dies ist für fnhd.

an den Stellen, wo es mit mhd. /b/ korreliert, für den bairischen Sprachraum im Allgemeinen anzunehmen, vgl. Fnhd.Gr. 85f.) bzw. eine alveolare ([s]) Aussprache hindeuten, letztere allerdings nur bei denjenigen Schreibern, die konsequent , , schreiben. Die folgende Tabelle (S. 168) ist der Katalog derjenigen Leitbuchstaben bzw. ihrer häufigsten Buchstabenvarianten, die den Schreibgebrauch der Ödenburger Kanzleischreiber, amtlicher Schreiber (z.B. Gerichtsschreiber) und Notare von 1510 bis 1540 charakterisieren. Angeführt sind Leitbuchstaben und ihre häufigen lautpositionsgebundenen bzw. nicht positionsgebundenen Varianten. Ausschließlich wortgebundene Varianten (z.B. für ggwdt. /j/, s.o., S. 165) sind nicht angeführt. In Klammern stehen meist Buchstabenvarianten, die oft belegt sind, von denen aber nicht entschieden werden kann, ob sie kontextbedingte oder kontextunabhängige Varianten sind, zum Beispiel deshalb, weil die entsprechende Lautposition in wenigen Wörtern vorkommt (z.B. und für ggwdt. =< :>). Einzelne Texte bzw. Schreiber können auch konsequent, teilweise sogar bewusst andere als die in der Tabelle angeführten, für die Kanzleischriftlichkeit charakteristischsten Buchstabenvarianten verwenden. Diese Buchstabenvarianten wurden im obigen Analyseteil bei den fnhd. Buchstabenentsprechungen der ggwdt. Phoneme jeweils angegeben. Obwohl der Buchstabengebrauch der einzelnen Texte voneinander abweichen kann, finden sich in den Texten vielfach konsequente Schreibweisen. Die Schreiber der Korpustexte folgten beim Schreiben nämlich zwei Grundprinzipien: 1. 2.

Schreibe gleiche Wörter gleich. Verwende für gleiche Laute bzw. für gleiche Laute in gleicher Position den/ die gleiche(n) Buchstaben(folge).204

Diese Prinzipien erlauben die beobachteten, vielfach regelmäßigen und systematischen Abweichungen zwischen Texten. 204

Auch weitere Schriftgestaltungsprinzipien sind für Schreiber des Fnhd. im Allgemeinen bzw. für eine fnhd. Kanzleischriftlichkeit denkbar, etwa: ‘Schreibe wie du sprichst.’ oder ‘Vermeide die Wiedergabe als unfein-nicht bildungssprachlich empfundener Lautungen in der Schrift.’. Ob diese oder weitere Prinzipien wirksam waren, muss von der künftigen Forschung geklärt werden.

167

Ggwdt. Phonem Ggwdt. Graphem Buchstabe im Kanzleigebrauch

Ggwdt. Phonem Ggwdt. Graphem Buchstabe im Kanzleigebrauch

Ggwdt. Phonem Ggwdt. Graphem Buchstabe im Kanzleigebrauch

Ggwdt. Phonem Ggwdt. Graphem Buchstabe im Kanzleigebrauch

/a/



/a:/















/u:/

/ü/







/p/



/b/







/e:/





/i:/

/o/



/ü:/





/t/





/ö/





/ai/



/d/



/ :/



/i/



/ö:/

/u/

() () ()

/o:/















()

() /pf/ /ts/

Ggwdt. Phonem /f/ Ggwdt.

Graphem Buchstabe im Kanzleigebrauch ()

Ggwdt. Phonem /l/ /r/ Ggwdt.

Graphem Buchstabe im

Kanzleigebrauch

/ /



() () /oi/ /au/





/v/

/f/

()

/s/





/k/





/5/





/g/



() ()

/m/ /n/

/z/





/h/

/ç/

/j/





() ()

Buchstabenentsprechungen der ggwdt. Grapheme in der Kanzlei- und der amtlichen Schriftlichkeit in Ödenburg von 1510 bis 1540

168

Die Prinzipien dienten für Schreiber als Richtlinien der Schriftgestaltung, sie waren aber nicht unbedingt einzuhalten (sie wurden in der Tat niemals in jeder Hinsicht befolgt).205 Die Schreiber waren sich der Befolgung dieser Schreibprinzipien nicht notwendigerweise bewusst, Bewusstheit lässt sich aber in einzelnen Fällen annehmen. Die ggwdt. Systematik der Realisierung des phonographischen und des morphologischen Schreibprinzips, der zufolge gleiche Phoneme mit gleichen ‘Graphemen’ – und zwar ein Phonem meistens mit einem ‘Graphem’ mit lediglich stellungsbedingt möglichen ‘Graphemvarianten’ – bezeichnet werden (phonographisches Schreibprinzip), gleiche Wortstämme in Ableitungen und Wortzusammensetzungen aber ungeachtet eventueller Lautunterschiede gleich geschrieben werden (morphologisches Schreibprinzip), war im 16. Jahrhundert weder in den Schriften der Kanzleischreiber, noch bei anderen Schreibern in Ödenburg vorhanden. Die Prinzipien der konsequenten Wortschreibung bzw. Lautbezeichnung waren hierarchisch organisiert. Obwohl in der Regel beide galten, war das erste Prinzip dem zweiten übergeordnet. Oft setzten sich wortgebunden auch dann bestimmte Schreibungen durch, wenn für die jeweilige Lautposition beim jeweiligen Schreiber eine andere Schreibung charakteristisch war. Umgekehrt setzte sich in einzelnen Wörtern eines Textes oft auch dann die im jeweiligen Text für die jeweilige Lautposition charakteristische Schreibweise durch, wenn sie sich im Text selber nicht vollständig durchsetzen konnte. Unter ‘charakteristischer Schreibweise’ ist dabei eine Gruppe von Buchstabenvarianten zu verstehen, die zwar auch aus einer einzigen Variante bestehen kann (z.B. die mediale Entsprechung von ggwdt. /k/ in Nr. 4 ist immer , 6/6), aber auch aus mehreren Varianten (z.B. die medialen Entsprechungen von ggwdt. /k/ in Nr. 19 sind , , , 8 Belege). Die Zusammengehörigkeit der Elemente einer Variantengruppe ergibt sich aus einem gemeinsamen Merkmal, das sie gegenüber weiteren Variantengruppen (z.B. bei den medialen Entsprechungen von ggwdt. /k/ die Gruppe , , gegenüber der Gruppe , und der Gruppe ) abgrenzt. 205

‘einhalten’ ist ein relativer Begriff. Inwieweit Wörter konsequent geschrieben und gleiche Laute konsequent mit gleichen Buchstaben bezeichnet werden, hängt in einer Zeit ohne einheitlichen Schreibunterricht und Rechtschreibenorm – wie das 16. Jahrhundert auch eine war – vor allem davon ab, inwieweit Wortschreibungen bei den einzelnen Schreibern automatisiert sind bzw. inwieweit Schreiber abstrakte Lautpositionen wahrnehmen (d.h. abstrahieren, z.B. auch aus individueller Lautvariation), ihnen Buchstabenentsprechungen zuordnen und diese Zuordnungen beim Schreiben immer wieder in Erinnerung rufen können. Es gibt deshalb kein absolutes Maß für das ‘Einhalten der Prinzipien der konsequenten Wortschreibung bzw. Lautbezeichnung’.

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Die beiden Schreibprinzipien gelten in allen Texten unabhängig von deren Schriftlichkeitsgrad (Konzept, Reinschrift, Original, Abschrift), Textsorte (Missiv, Verhörprotokoll usw.), Aussteller und Schreiber. Hier seien einige Beispiele für konsequente Schreibungen in einzelnen Texttypen angeführt. 1. In dem vom öffentlichen Notar Christoph Peck aufgenommenen Verhörprotokoll Nr. 19, einem Text von außerhalb der Stadtkanzlei steht z.B. für ggwdt. /i:/ regelmäßig , in den Wörtern dy (8) und dyser(-) (3) jedoch konsequent . kommt weder für ggwdt. /t/, noch für vor, auch in Verhärtungsstellung nicht, für ggwdt. /t/ steht dagegen oft , z.B. im Wort antwürtt konsequent (6/6). 2. Ähnlicherweise konsequente Schreibungen zeichnen sich in dem vermutlich von einem Stadt- oder Gerichtsschreiber aufgezeichneten und in einer Abschrift erhaltenen Bekenntnis von Franz Magos aus (Nr. 16). 3. In Nr. 15, dem Konzept eines Gerichtsprotokolls, entspricht u.a. ggwdt. /k/ initial fast ausnahmslos (12/13), medial vor bzw. zwischenvokalisch immer (3/3). Für ggwdt. /5/= vor steht ebenda (13/13, alle Belege im PN Swarczentaller(-)). 4. In der Abschrift der Satzung der Fischerzunft (Nr. 3), welcher Text ähnlich seiner Vorlage in der Stadtkanzlei angefertigt wurde, entspricht ggwdt. /k/ in Anlautposition immer , ggwdt. /5/= vor immer (13), ggwdt. immer , aber im Wort unnser(-) immer (5/5), vor wird niemals verdoppelt usw. Die Prinzipien der konsequenten Wortschreibung bzw. Lautbezeichnung gelten in den weiteren Korpustexten, die in den obigen Beispielen nicht erwähnt werden konnten, genauso wie auch in den von einem nicht Ödenburger Aussteller stammenden Kontrolltexten Nr. 32 und 38. Aussteller dieser Texte ist eine nach Ödenburg entsandte königliche Kommission, ihre Schreiber kennt Jen Házi, der Herausgeber der Texte nicht. In allen Texttypen (z.B. im Briefkonzept Nr. 27 bzw. in der Urkundenabschrift Nr. 28) finden sich inkonsequente Schreibungen teilweise sehr oft. Zu einem bestimmten Anteil treten sie aber in allen Texten auf.206 Der wichtigste Unterschied zwischen Texten besteht im Durchsetzungsgrad der beiden Schreibprinzipien. Es lassen sich auch keine texttypenspezifische Schreibweisen nachweisen, die ausschließlich für bestimmte Texttypen, z.B. Konzepte, Reinschriften, Originale, 206

Vollständige Konsequenz in Wortschreibung und Lautbezeichnung ist nur dann möglich, wenn eine Schreibnorm existiert – im 16. Jahrhundert existiert keine –, an der Konsequenz gemessen werden kann und an die sich die Schreiber bei der Schriftgestaltung anlehnen können. Bei Vorhandensein einer Norm würden übrigens die beiden Schreibprinzipien komplementär verteilt sein: Konsequenz in Wortschreibungen würde das Prinzip der konsequenten Lautbezeichnung immer wieder verletzen.

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Rats- oder Gerichtstexte, Missive oder außerhalb der Kanzlei entstandene Texte charakteristisch wären. Schreibungen, die sich im Neuhochdeutschen durchsetzen, erscheinen konsequent in einigen Texten aller Texttypen, genauso wie in allen Texten aller Texttypen auch inkonsequenter Buchstabengebrauch vorkommt.207 Auch die namentlich bekannten Stadtschreiber richteten sich nach den beiden Schreibprinzipien und stellen hinsichtlich des Buchstabengebrauchs keine selbstständige Gruppe dar. Der Buchstabengebrauch war in Ödenburg im frühen 16. Jahrhundert also in vieler Hinsicht uneinheitlich. Im Unterschied zur gegenwartsdeutschen Rechtschreibnorm wurden Sprechlaute sowohl in einzelnen Texten als auch im Vergleich von Texten unterschiedlicher Schreiber in der Regel mit mehreren verschiedenen Buchstaben(gruppen) wiedergegeben. Der erste Schritt der Vereinheitlichung des Buchstabengebrauchs war, dass die einzelnen Schreiber bestimmte Laute bzw. Lautpositionen graphisch jeweils konsequent, aber mit jeweils unterschiedlich gearteter Konsequenz, u.a. etwa mit unterschiedlichen Buchstaben bezeichneten. Stadt- und Gerichtsschreiber genauso wie nicht in der Stadtkanzlei tätige Schreiber. In der Stadtkanzlei nicht oder besonders selten verwendete, zum Teil auf einer von der Ödenburger abweichenden Lautbasis gründende Schreibweisen überwiegen lediglich in einem Brief aus dem österreichischen Hartberg (Nr. 22) bzw. in der Abrechnung des Stadtkämmerers Peter Fleischhacker, Nr. 58.

207

In Auslautposition z.B. kommt für ggwdt. /n/= u.a. im Gemeindeversammlungsprotokoll Nr. 46, in der Originalurkunde Nr. 32, in der Urkundenabschrift Nr. 28 sowie im Protokollkonzept Nr. 21 neben auch vor, während andere Texte aus denselben Texttypen folgerichtig nur aufweisen (z.B. Nr. 23, 40, 54).

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VII. Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit von 1610–1640 Die Entsprechungen der gegenwartsdeutschen Phonem-BuchstabeZuordnungen Ggwdt. /a/ Ggwdt. /a/ wird im Teilkorpus II durchgehend mit wiedergegeben. steht für ggwdt. /a/ vereinzelt vor , vor allem in den präteritalen Partizipformen der Verben ‘kennen’, ‘brennen’, ‘nennen’ und in Ableitungen mit den Stammmorphemen dieser Verben (unterbliebener ‘Rückumlaut’, vgl. Paul 241998: 255). Die beiden ersteren Verbformen stehen gewöhnlich, letztere steht oft mit : erkhent (z.B. Nr. 83, 99, 105; 31/34 Belege), gebrennet (Nr. 93, 142; 2/2 Belege), genen(n)t/benent/ernent (z.B. Nr. 98, 100, 143; 10/28 Belege). Außerdem kommt für ggwdt. im Einzelbeleg robet (Nr. 82; die in Ödenburg übliche Form ist robat, z.B. ebd., belegt ist aber auch robait, vgl. Mollay 1982: 474) sowie im Wort Vngern (‘Ungarn’; vgl. hierzu „Ggwdt. /a:/“) vor. erscheint häufig im Ratsprotokoll Nr. 124 (z.B. doß, olten, obscheulich), wo es offenbar einen o-Laut ([]) bezeichnet (vgl. Kranzmayer 1956: 20f., Tauber 1993: 29ff.), es kommt außerdem im Einzelbeleg etwo vor (Nr. 168). Bei wenig sorgfältigem Schreiben ist nicht zu entscheiden, ob der betreffende Buchstabe a oder o ist. Dieselbe Buchstabenform entspricht ggwdt. und in Nr. 105 bzw. in einigen Wörtern in Nr. 162. : Das Langvokalzeichen steht für ggwdt. =/a/ öfter im Wort fahl (10/87 Belege, in Nr. 76, 83, 87f., 122, 126, 130 und 142; außer Nr. 130 sind alle Texte von Kanzleischreibern geschriebene Ratsprotokolle), im Text 99 wortgebunden im Wort ahn (=‘an’, 4/4), ferner in den Einzelbelegen ahn (Nr. 83) und beÿsahmen (81). ist einmal belegt, ebenfalls im Wort ‘fall’: Peenfaal, Nr. 98, ferner ein weiteres Mal im Kontrollkorpus aus 1591: faal, Nr. 402. erscheint einmal in der Pluralform conträct (Nr. 87), möglicherweise als graphische Bezeichnung von [ ]. Ggwdt. /a:/ /a:/ entspricht im Ggwdt. , vor Sonorantenbuchstaben oft (vgl. Duden 2009: 73f.).

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: Ggwdt. =/a:/ entspricht im Teilkorpus II in der Regel , zuweilen auch , , bzw. . : Die mhd.-fnhd. Vokaldehnung wird im Korpus oft auch in Fällen graphisch gekennzeichnet, wo im Ggwdt. kein Dehnungszeichen steht. Nämlich in den Wörtern raht (119/280; die Dehnungsschreibung steht ohne Konkurrenz in den folgenden Texten mit jeweils mindestens zwei Belegen: Nr. 90f., 107f., 111, 116, 123, 131, 157, sie überwiegt ferner in Nr. 83, 85, 88f., 110, 121; ausschließlich a-Schreibung kommt vor bzw. überwiegt in 25 Texten), nahme (=‘Name’, 11/62, textspezifisch z.B. in Nr. 83: 5/5), vereinzelt im Suffix -bahr (z.B. erbahr(-), Nr. 141) (vgl. Fnhd.Gr. 34), oft im Morphem (-)mahl(-) (22/100,208 z.B. abermahln in Nr. 128) und im Einzelbeleg gahr (Nr. 161). ah-Schreibung ist bei den einzelnen Schreibern an einzelne Wörter, nicht aber an die Idee einer abstrakten Kategorie ‘Vokaldehnung’ gebunden. Nr. 83 weist z.B. konsequent die Formen nahme (5/5) und raht (47/51) auf, aber ebenfalls konsequent die Form mal (17/17). Nr. 96 dagegen bietet stets Rath (3/3), aber mahl (2/2), Nr. 110 überwiegend raht, mahl und zahl (wobei sich im letzteren Wort die Dehnungsschreibung zum Ggwdt. hin durchsetzt), aber namben, Nr. 99 mal, namen, aber Raht. : Ggwdt. entspricht im Korpus in den meisten Belegen dreier selten belegter Wörter und außerdem in Einzelbelegen. Die drei Wörter sind ‘bar’ (5/7, Nr. 75, 87, 120, 168f. par dagegen in 163, 166), Paarschaft (2/2, Nr. 111) und haab (=‘Habe’ 6 Belege: Nr. 100, 136, 165, 167, 169 gegenüber einem hab in Nr. 90 und seiner Wiederholung in Nr. 92). Die Einzelbelege sind Taag (Nr. 159), waar (=‘wahr’, Nr. 126) und waagen (3/3 in Nr. 156). Die Verteilung der Belege erlaubt keine weitergehenden Folgerungen. Nicht auszuschließen ist, dass die aa-Schreibung von ‘Habe’ dieses Wort von der im Bair. apokopierten 1.Pers.Sg. des Verbs ‘haben’ graphisch unterscheiden soll. In den Texten mit Belegen für haab kommt die 1.Pers.Sg.-Form hab allerdings lediglich zweimal vor. für ggwdt. /a:/ kommt in einem Einzelbeleg im ungarischen Lehnwort därnacht vor (=‘Tarnak’, ggwung. tárnok, Nr. 83). Es ist außerdem einmal im ungarischen Familiennamen Andräschy (ggwung. Andrássy, Nr. 136) belegt. Dieser Name erscheint in den weiteren Texten (Nr. 110, 121) mit . Vermutlich haben die Schreiber dieser Texte mit deutscher Muttersprache das [a:] in der ungarischen Namensform ‘András’ mit dem [ a] in der deutschen Namensform ‘Andreas’ gleichgesetzt. steht für ggwdt. =/a:/ oft im Wort (ge)thon (z.B. Nr. 76f., vgl. Tauber 1993: 29), 208

Hier habe ich die Entsprechungen von ggwdt. ‘-mal’ und ‘Mahl’ gleichwohl mitgezählt, denn ihre Schreibweise unterscheidet sich weder im „Mhd.“, noch im fnhd. Korpus.

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im Morphem ‘ungar(-)’: 30/32 vngerisch, vngern; Hungarn mit für ggwdt. =/a/ nur in Nr. 133 (2/2). : Ggwdt. =/a:/ entspricht im Einklang mit der wortgebundenen Vokallängenmarkierung in Entsprechungen von ggwdt. /a:/= seitens der einzelnen Schreiber teils , teils . Die ah-Schreibung ist sehr verbreitet, bei den Morphemen ‘fahr’ und ‘Jahr’ überwiegt sie sogar (61/84 Jahr, 37/44 (-)fahr(-), 24/58 (-)zahl(-)). Die Verteilung der Belege erlaubt keine Folgerungen auf eventuelle Zusammenhänge zwischen den Schreibungen der im Ggwdt. mit geschriebenen Wörter (vor allem der Wörter ‘jahr’, ‘fahr-’ und ‘zahl’) im Teilkorpus II.209 Ggwdt. /e:/ : Ggwdt. =/e:/ wird im Teilkorpus II zumeist mit wiedergegeben. Wortgebunden treten die Vokalzeichenverdopplung und die Schreibung auf. : see(lig), 63/69 (gegenüber 5 sel(l)ig und 2 sehlig); seegen, 2/2; weeg(-) (=‘Weg’), 5/23 (3 Belege davon in Nr. 128; außerdem kommt weegen=‘wegen’ als Einzelbeleg in Nr. 159 vor). Vgl. noch die Wörter zween und beed(-) bei den Entsprechungen von ggwdt. /ai/. : beschwär(-), 9/28. entspricht hier im Unterschied zu den Wörtern, in denen immer oder steht, mhd. æ – beswærde –, vgl. noch S. 177f. : Der Stadtschreiber Erhard Artner kennzeichnet die Vokaldehnung mehrmals mit einem Dehnungs-h im Wort ‘er’ (6/52 in Nr. 75, 81). Er weiß aber, dass die Schreibung ehr unrichtig ist, denn gar zweimal korrigiert er sie auf er. Die Schreibform ehr ist im Teilkorpus ein weiteres Mal belegt, in Nr. 139. kommt im Einzelbeleg gewësen (Nr. 83) vor. : : Im Unterschied zum frühen 16. Jahrhundert entspricht ggwdt. =/e:/ nicht nur an den Stellen , wo eine mhd. spirantische Aussprache anzunehmen ist (z.B. im Verb ‘sehen’), sondern es erscheint oft bereits als Dehnungsmarker: z.B. begehr (44 Belege gegenüber 69 beger), ehrsa(h)m (15 Belege – schreiberspezifisch in Nr. 107f. – gegenüber 45 ersa(h)m – schreiberspezifisch z.B. in Nr. 118, 165), mehr (69/75), (-)nehm(-) (als Verbstamm bzw. als Basismorphem im Wort ‘vornehm’): 38/80. In den Wörtern ‘beschehen’/ ‘geschehen’ steht gewöhnlich (59/62), in den übrigen Belegen (Nr. 164, 168, 170). Beim Wort ‘befehl(-)’ begegnet bereits die eh-Schreibung: 9/27 (außerdem 15 209

Etwa die Annahme, dass einzelne Schreiber die ah-Schreibung an diese Wörter gebunden, oder aber generell als Längebezeichnung verwendet hätten.

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beuel(c)h bzw. 3 bevel). Das Wort ‘zehn’ erscheint wie im Teilkorpus I in aller Regel in der Form zehn. ist neben nur noch eine Buchstabenvariante für ggwdt. . In den oft belegten Wörtern ‘begehren’, ‘nehmen’, ‘ehrsam’ ist sie allerdings die frequentere Schreibung (69/113, 42/80 bzw. 45/60). steht im Einzelbeleg wör (=‘Wehr’) in Nr. 83. Die ee-Schreibung für ggwdt. kommt im Teilkorpus nicht mehr vor. : Entsprechungen der Lautposition ggwdt. =/e:/ kommen im Teilkorpus nur zwei vor. An beiden Stellen steht : Seelen (Nr. 133), Seepacher (PN, Nr. 136). Ggwdt. /H/ : Wörter, in denen für [ ] im Ggwdt. steht, sind im Teilkorpus nur vereinzelt belegt. In diesen Belegen steht in aller Regel (z.B. 5 anfenglich, 1 anfanglich; endern (Nr. 99), zubekreftigen (Nr. 110), hette: 62/62), zuweilen (anhangunder, Nr. 110; anhangen, Nr. 83; anfanglichs, Nr. 96; schatzung, Nr. 91) bzw. : z.B. gegenwärtig (Nr. 82), länger (Nr. 81), Mängel (Nr. 86), städte (Nr. 93), wäldern, vnterstämmige (Nr. 94), gefängnus (Nr. 81). begegnet im Einzelbeleg fählen, Nr. 130. Im Unterschied zum frühen 16. Jahrhundert ist im Teilkorpus II das Wort ‘gegenwärtig’ ausschließlich mit (Nr. 77, 113, 141) bzw. (Nr. 82) belegt (das Wort ‘Gegenwart’ wiederum ausschließlich mit : Nr. 121, 126). : Ggwdt. =/H/ entspricht im Korpus in der Regel . Ausnahmen beschränken sich auf bestimmte Morphemschreibungen, einige eh- bzw. ö-Schreibungen sowie auf Einzelbelege. : Vor der Konsonantengruppe – also in Fällen einer mhd.-fnhd. Vokaldehnung – entspricht ggwdt. vereinzelt : wofehrn (Nr. 78), gehrn (2/2 in Nr. 126), gelehrnt (Nr. 139), behrnstain (Nr. 151). kommt in der Partizipialendung ‘-end’ öfter vor (57/124), insgesamt in 21 Texten, durchgehend in Nr. 111, 129, 136, 169. Die Form -end kommt in 32 Texten vor, durchgehend z.B. in Nr. 115 und 133. In 10 Texten alternieren die Formen -end bzw. -und. , kommen im Unterschied zum frühen 16. Jahrhundert im Teilkorpus II nur ausnahmsweise vor: vormacht, vor Testirt (Nr. 100), zuegestölter (Nr. 168), wölch (1/131, Nr. 81), gesöllen (3/3 in Nr. 139f., zwei Zunftordnungsabschriften aus Graz). Das Wort ‘frembd’, im frühen 16. Jahrhundert oft mit / geschrieben, ist nur mit belegt (5/5).

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ist weiterhin eine übliche Schreibung im Wort erkhantnus (mhd. erkentnis / -kantnis): 6/9, z.B. Nr. 98. ist in zwei Wörtern belegt: anzusprëchen (Nr. 83), Michaël (PN, Nr. 95, 117). , : Ähnlich dem frühen 16. Jahrhundert ist die Form des Bruchzahlbildungssuffixes ‘-tel’ auch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts variabel: -thail / -teil (3/5, Nr. 87, 110, 169) ~ -tel (2/5, Nr. 87, 136). In der Kanzleischriftlichkeit ist die übliche graphische Entsprechung von ggwdt. /H/. Auch ggwdt. =/H/ wird zumeist mit wiedergegeben. Systematische Abweichungen von der heutigen Schreibung kommen bei den Schreibformen erkhantnus bzw. -thail im Belegwort vierthail vor. In den Belegen des Wortes ehisten steht durchgehend für ggwdt. =// (4/4, Nr. 98, 158f.). Ggwdt. /H:/ /H:/ wird im Ggwdt. mit bzw. wiedergegeben. Im Ödenburger Kanzleigebrauch entsprechen ggwdt. /H:/ meistens die Buchstaben , und , vereinzelt begegnen aber auch , , . , : Ausschließlich kommt in den Wörtern nechst (8/8), nem(b)lich (13/13), ferner im Suffix -thenig (8/8) für ggwdt. =/H:/ vor, es wechselt mit im Wort erze(h)l (4/7~3/7), mit , und im Wort -we(h)l(7/11 e- und eh-Belege). bzw. kommen außerdem in selten belegten Wörtern vor, z.B. schmelerung, Nr. 76, schmehworten, Nr. 143, wehrender, Nr. 81. wechselt mit in den Belegen der Verbform wär(-). Trotz niedriger Belegzahl und des Wechsels der Formen wer(-) ~ wäre(-) in den Texten 126 und 129 scheinen manche Schreiber sich konsequent an eine der Varianten zu halten: die Schreiber der Texte 96 und 161 an wäre (jeweils 2/2 Belege), der Schreiber von Nr. 83 an wer(-) (7/7). : Obwohl ggwdt. /H:/= im frühen 17. Jahrhundert oft mit wiedergegeben wird, ist auch bereits eine verbreitete graphische Entsprechung davon. Es überwiegt in den Belegen der Wörter väterlich (5/9, z.B. Nr. 81) und erklären (6/6, z.B. 78), es kommt ferner mehrmals in der Verbform wäre (vgl. den vorigen Absatz) sowie in zahlreichen selten belegten Wörtern vor, z.B. thäter, Nr. 75, bäthen, Nr. 95, bestätigt, Nr. 112. : Die Position ggwdt. /H:/= ist im Teilkorpus nur selten belegt. Dabei steht in diesen Positionen mehrmals bzw. (u.a. auch im Wort nechst, das im frühen 16. Jahrhundert noch mehrheitlich mit geschrieben wurde), im Wort

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jährlich/iährig aber ähnlich dem 16. Jahrhundert auch (5/12). kommt ferner für ggwdt. im Einzelbeleg währe (Nr. 130) vor.210 ist selten belegt, z.B. jarlich/jarig (5/11), vatterlich (4/9). , kommen im Wort ‘wählen’ (erwö(h)l-, 4/11, Nr. 83, 94, 128) bzw. in Nr. 135 im Wort ernöhren (2/2) vor. Der Buchstabengebrauch der Ödenburger Kanzlei korreliert ähnlich dem frühen 16. Jahrhundert auch zwischen den Jahren 1610–1640 mit dem „normalmhd.“ Phonemsystem, indem mhd. /e/, /ê/ und /ë/ zumeist , mhd. /æ/ und /ä/ meistens bzw. entspricht. Die der ggwdt. Schreibweise entsprechenden, etymologisch motivierten ä-Schreibungen für mhd. e und ê erscheinen aber bereits öfter als zwischen 1510–1540 (z.B. Städte, 1/7, Nr. 93; gemäß, 3/4). Ggwdt. /i/ Die Entsprechung von ggwdt. /i/ im Teilkorpus II ist in der Regel , im Derivatem ‘-nis’ aber immer (43/45) bzw. (2/45). begegnet außerdem öfter in der Position _rK. Die Form -nis ist auch im Vergleichskorpus I (1590– 1640) nicht belegt. Weitere Buchstabenentsprechungen kommen lediglich in Einzelbelegen vor. : (-)erynder(-) (2/2 in Nr. 122), wyß (Nr. 92). : bieß, giebt (Nr. 86), schriefft (Nr. 87), vierzieg (Nr. 130), wiert/wierd (=‘wird’ bzw. ‘Wirt’; Nr. 113, 125, 161), abgieng (Nr. 167). Das Präteritum des Verbs ‘gehen’ kommt nur dieses eine Mal im Teilkorpus II vor, es lässt sich also nicht beurteilen, ob auch die Schreibweise ging in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Gebrauch war. Die mhd. Präteritumform weist den Diphthong [i] auf. Zum Fnhd. vgl. Fnhd.Gr. 307f., die zwar beide Formen als im südlichen Fnhd. gebräuchlich anführt, sich aber zu dem Stammvokal nicht äußert. Im Vergleichskorpus I kommt ebenfalls in einem Einzelbeleg die ie-Schreibung vor: abgienge (Nr. 403). : ist die übliche Schreibung des Wortes ‘wirt’ (10/16, Nr. 104, 117, 124, 126, 131, 137, 169; dagegen Ehewirthin in Nr. 95f. bzw. 2/2 haußwierth in Nr. 125), das in Nr. 168 mit geschrieben wird. ist ferner für das Morphem

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Diese Schreibweise ist vielleicht einer Übergeneralisierung der dem Schreiber des Belegtextes Nr. 130 bewussten Regel zu verdanken, Vokallänge in Wörtern, in denen früher ein einfaches Vokalzeichen stand, durch nachgestelltes anzuzeigen. Derselbe Schreiber bietet nämlich auch die einzige äh-Schreibung für ggwdt. =/ / (fählen) und die einzige ih-Schreibung für gedehntes mhd. i im Wort ‘viel’, das im Teilkorpus ansonsten oft ohne Dehnungskennzeichnung vorkommt.

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‘(-)wirk-’ (1/3: verwürkt, Nr. 131) sowie das Wort beflüßen (Nr. 125) belegt; vgl. Tauber 1993: 62f. : wüerdt (=‘wird’, Nr. 77f.), wüerthin (2/2 in Nr. 168).

Ggwdt. /i:/ : , : In der Position _r# {einsilbige Wörter} wird /i:/ im Gegenwartsdeutschen als realisiert. Diese Positionen beschränken sich auf wenige Wörter, in welchen im Teilkorpus II und wechseln. Die dialektalen ie-Schreibungen (vgl. Tauber 1993: 59f., Wiesinger 1971) sind textspezifisch (ihre absolute Belegzahl liegt etwas niedriger als die der i-Schreibungen, z.B. mir~mier: 37:28): wier (Nr. 99, 134, 140, 143, 145, 159, 161), mier (Nr. 76–78, 85, 99, 142, 161f., 166). Von den 14 Texten mit ie-Schreibungen kommen i-Belege nur in Nr. 85 (2/4), 125 (4/6), 134 (1/4) und 162 (1/6) vor. Wörter mit den betreffenden Lautpositionen – die deiktischen Pronomina ‘mir’ und ‘wir’ – kommen vor allem in Anträgen und Reversen vor, nicht aber in berichtenden Texten. Es lässt sich deshalb nicht beurteilen, ob bzw. inwieweit die ie-Schreibung im Kanzleigebrauch verbreitet war (der einzelne von einem Kanzleischreiber stammende Text mit wier-Belegen ist Nr. 76). Öffentliche Notare, Privatpersonen bzw. Privatschreiber verwenden vielfach die ie-Schreibung, der zum Teil gewiss eine im-Aussprache zugrunde lag. Der Schreiber vom Text 120 verwendet gewöhnlich (3 mihr, 1 mir). für ggwdt. =/i:/ kommt schreiberspezifisch in zwei Texten vor, jeweils wortgebunden vor silbenfinalem : mihr (Nr. 120, 3/4 Belege), ihrt(h)umb (Nr. 110: 2/2). für ggwdt. =/i:/ ist im Pronomen ‘wir’ (2/50, in Nr. 75, 165) belegt. : ist die übliche Entsprechung von ggwdt. in den Wörtern, die im Mhd. ie aufweisen: z.B. sie (305/308), die, dieselb-, dienst (23/23), brief (40/43), niemand (9/9), schliess- (5/6). ist die übliche Schreibweise in den Wörtern, die im Mhd. i aufweisen, z.B. erschin- (16/20), (-)blib- (8/11), nider (4/5), vil (23/55), siben (6/9), frid (5/6), dis(-) (69/127). In den übrigen Belegen dieser Wörter steht – mit einer Ausnahme, vgl. den nächsten Absatz – . In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erscheint also allmählich die Dehnungsschreibung als Entsprechung von mhd. i. i- und ieSchreibungen alternieren oft in den einzelnen Texten, einzelne Schreiber verwenden aber vielfach nur die eine Schreibvariante (die Schreiber der Texte 108, 110, 118, 121, 124, 129, 155, 166 nur die i-Variante). Die Variantenwahl korres-

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pondiert dabei nicht mit dem Texttyp, weswegen das Zahlenverhältnis der i und ie-Schreibungen in unterschiedlichen Korpora jeweils unterschiedlich ausfallen kann. Im Vergleichskorpus I ist das Verhältnis der i- und ie-Schreibungen 9:14. Weitere Entsprechungen von ggwdt. kommen lediglich in den Einzelbelegen sy (Nr. 124), vihl (Nr. 130), wi (2/4, Nr. 100), di (2/4, Nr. 100) vor. : Ggwdt. =/i:/ in den Pronomina ‘ihn’, ‘ihm’, ‘ihr’, ‘ihnen’ wird im Unterschied zum frühen 16. Jahrhundert bereits meistens mit (z.B. ihnen, 59/68, ihr 186/219), in den übrigen Belegen mit wiedergegeben. : Die Lautposition ggwdt. =/i:/ kommt im Teilkorpus II selten vor, nämlich in den Wörtern ‘ziehen’, ‘-liehen’, ‘vieh’, ‘beschieht’ (ggwdt. ‘geschieht’). Die Schreibung der ersten drei Wörter ist im Korpus üblicherweise (22/28), vereinzelt (Belege in den Texten 82f., 95, 156), (dargelichenes, Nr. 171) bzw. (dargelihene, Nr. 110, 158). Das Wort ‘beschieht’ steht in der Regel mit (12/13), in einem Einzelbeleg (Nr. 94) mit . Ggwdt. /o/, /o:/ : : Ggwdt. =/o/, /o:/ entspricht im Teilkorpus II zumeist . Öfter belegte Varianten sind und das von manchen Schreibern meist wortgebunden verwendete bzw. . Die Wörter ‘sonst’, ‘sonder-’, ‘antwort’, ‘sollen’, ‘sonn-’ sind im Unterschied zum frühen 16. Jahrhundert im Teilkorpus II nur noch mit belegt (z.B. sonder: 115/117). Zwar erscheint in einem Brief des Bürgermeisters Leopold Peck aus dem Jahre 1620 konsequent die u-Schreibung (2/2 sunders, sunsten, ferner khunen für ggwdt. ‘können’, aber antwort, Nr. 163211), die o-Schreibung kann aber als allgemeingültig in allen Schichten der Ödenburger Schriftlichkeit angesehen werden. , kommen systematisch in den im Ggwdt. aufweisenden Formen der Verben ‘(-)kommen’ und ‘(-)nehmen’ vor (belegt sind 3.Pers.Sg. / 1./3.Pers.Pl. Präs.Ind., Inf.Präs., Part.Prät. bzw. deverbale Substantive für ‘(-)kommen’ und das Part.Prät. von ‘(-)nehmen’, z.B. genumen, Nr. 85, bekumen, Nr. 88; vgl. Fnhd.Gr. 284, Paul 241998: 246). Die Schreibformen (-)k(h)ummen/-nu(h)men sind dabei schreiberspezifisch, in der Ödenburger Schriftlichkeit überwiegt jeweils die oSchreibung (z.B. 92/122 (-)k(h)ommen). 29 der 42 Belege für die u-/uh-Schreibung stammen vom Stadtschreiber Erhard Artner (Nr. 75f., 79–81, 84f., 88, 90f.), bei dem 211

Der mit sorgfältiger Handschrift geschriebene Text weist übrigens weitere im Teilkorpus (das auch die kanzleiexterne Schriftlichkeit von Ödenburg einigermaßen repräsentiert) nicht belegte Schreibweisen auf: für ggwdt. =/f/ bzw. für ggwdt. /k/ im Beleg geschigt.

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lediglich eine o-Schreibung vorkommt (khommen, Nr. 75).212 Die übrigen u-/uhBelege stammen aus den Texten 83, 98, 118, 159, wobei in Nr. 98 und 159 auch vorkommt. Außer in den Verbformen von ‘kommen’ und ‘-nehmen’ kommt in folgenden Belegen vor: -sunnen (4/4, in Nr. 90, 92, 96, 100; o-Schreibung ist im Teilkorpus II nicht belegt), außgerunnen (2/2, in Nr. 96), verubligiret (Nr. 143). : kann sowohl für ggwdt. /o/ (=) wie auch für ggwdt. /o:/ (=) stehen. Die Dehnungsschreibung erscheint in Ödenburg in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts (vgl. oh-Schreibungen in den Texten Nr. 400, 402) und sie wird vereinzelt auch in Fällen verwendet, in denen im Ggwdt. kein Dehnungs-h steht: bevohr, zuvohr (Nr. 96, 400), verlohren (Nr. 81), persohn (Nr. 83, 129), gebohrner (Nr. 129), kohmen (Nr. 142, 143), -genohmen (Nr. 152, 162, 164). Trotz niedriger Belegzahl scheinen die Schreiber der Texte 96 (2/2 -vohr; aber 3/3 vor(-)), 129 (3/3 Persohn) bzw. 142/143 (der Zunftmeister Hans Gottschalk: 2/3 kohmen) wortgebunden die oh-Schreibung zu präferieren. kommt im Einzelbeleg vnfagdtbar vor (Nr. 100), wobei in vielen Handschriften die Form der Buchstaben und sich nicht oder nicht in jedem Fall unterscheidet. , : ist eine sehr verbreitete Schreibung vor allem in der Konjunktivform des Verbs ‘wollen’ (vgl. Fnhd.Gr. 304 bzw. die Analyse von Teilkorpus I). Die o- und ö-Varianten wechseln oft textintern. In Nr. 82 ist ferner die Form öbrist, in Nr. 125 sölle belegt. kommt im Einzelbeleg Föhrßichtige in Nr. 100, einer Eingabe mit mehreren einmaligen Schreibweisen vor. , : ist eine sehr verbreitete Schreibung in der Präposition vor (z.B. fürgebracht, Nr. 113, fürnemer, Nr. 158). In den meisten Texten wechseln die vor- und die für-Belege. Ausschließlich die o-Schreibung kommt in Nr. 100, 115f., 137, 142, 148 vor. In diesen Texten steht vor auch für ggwdt. ‘für’. Die üe-Schreibung überwiegt in den Texten 81 und 95. = ggwdt. /o:/: In Wörtern mit im Ggwdt. steht im Teilkorpus II im Unterschied zum frühen 16. Jahrhundert bereits in der Regel (z.B. ohne: 41/43, sohn: 21/21). Das Fehlen des Dehnungs-h kommt außer im Wort wol(l) (=‘wohl’), wo dies die üblichere Schreibung ist, nur vereinzelt vor.

212

Artner bevorzugt dabei für ‘kommen’ die u- (23/24), für ‘-nommen’ die uh-Schreibung (6/7). Der Schreiber von Nr. 83 präferiert für ‘-nommen’ dagegen die u-Schreibung (4/4), wobei er ‘kommen’ mit schreibt (5/5).

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Ggwdt. /ö/, /ö:/ Ggwdt. entsprechen im Teilkorpus II gewöhnlich , öfter und , vereinzelt weitere Buchstaben(gruppen). Dem sich verbreitenden Gebrauch der Dehnungskennzeichnung entsprechend erscheint die öh-Schreibung für ggwdt. (z.B. söhn(e): 2/2, gewöhnlich: 2/7). Wegen der geringen Belegzahl lässt sich das Ausmaß der Verbreitung dieser Schreibweise in Ödenburg jedoch nicht einschätzen. Außer kommt in dieser Position (ebenfalls mit Dehnungs-h) vor (5/7), ferner in einem Einzelbeleg, in welchem aber mhd. h entspricht, : höcher (Nr. 83). : steht mehrmals für ggwdt. : Odenburg (8/56), offnen (3/6), offentlich (12/14; die Variante öffentlich nur in Nr. 130: 2/2), Ostreich (1/4, Nr. 160), mocht(-) (5/24). , kommen in den Wörtern öeden (2/2 in Nr. 118 gegenüber einem öden in Nr. 111), Oedenburg (9/56), Öedenburg (25/56) vor. entspricht ggwdt. /ö/ in Entrundungsfällen – mechte (4/24, in Nr. 81, 100, 135, 160), geherig (1/7, in Nr. 118), hechsteß (in Nr. 100 gegenüber höchst- in Nr. 119, 121) – sowie in Wörtern, die im Mhd. eine e-Buchstabenvariante aufwiesen und in denen zum Nhd. hin der Wandel e>ö eingetreten ist: ergezlichkeit (1/2, in Nr. 107), gewelb (1/2, in Nr. 118), zwelf (3/6, in Nr. 130, 143, 155; zwölf nur in Nr. 87). Alle diese Wörter kommen auch in der ö-Variante vor, gehörig (z.B. Nr. 81, 100) und möcht(-) (z.B. 128f.) sind die üblichen Schreibungen in Ödenburg; vgl. Tauber 1993: 73f. , kommen in den Wörtern khunig/kuniglich (Nr. 155, 166), kunte (Nr. 104), vergunen (Nr. 126, vergönen in Nr. 141) und (-)müg(-) bzw. mug- (Nr. 83, 99, 102, 126, 128–130) vor. (-)mügen/müglich/(-)mugen/muglich sind verbreitete Varianten von mögen/möglich (13/38) in Ödenburg. Trotz niedriger Belegzahl scheinen die Texte mit mehreren Belegen entweder die ö- (Nr. 84, 141) oder die u-/ü-Variante (Nr, 83, 102, 129f.) zu bevorzugen. Im Wort ‘könig’ hat sich dagegen die ö-Schreibung im Teilkorpus II bereits durchgesetzt, auch in denjenigen Texten, in welchen die u-/ü-Schreibung von ‘mögen’ und ‘möglich’ überwiegt (Nr. 83, 130). Die ü-Schreibung kommt außerdem im Einzelbeleg zubefüdern (77) vor. ist einmal belegt, in Nr. 100, einem Text mit auch weiteren Entrundungsbelegen: miglich. : Wie im Wort persohn erscheint ein Dehnungs-h auch in seiner Ableitung persöhnlich (Nr. 122: 2/2, Nr. 126: 3/3; das Wort ist in weiteren Texten nicht belegt), ferner in der Schrift des Zunftmeisters Hans Gottschalk im Wort köhnig (Nr. 142: 4/8). Zu Hans Gottschalk vgl. auch die Entsprechungen von ggwdt. .

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Ggwdt. /u/ : Ggwdt. /u/ entspricht in der Regel , in Anlautposition . Ausnahmen davon sind sehr selten. Allerdings weist Nr. 156, Handschrift des Ungarn Paul Jacob Sártori, auch in Anlautposition konsequent auf. kommt im Präfix ‘un-’ im Gegensatz zum frühen 16. Jahrhundert nicht vor (0/20). hat lediglich eine lautungsbedingte Variante: . Außer in den beiden nuen-Belegen, die den Schreiber vom Text 161 (2/2) kennzeichnen, kommt wortgebunden in den Wörtern muetter (20/29, in Nr. 75f., 84, 87, 96, 110, 117, 124, 133f.; mutter in Nr. 81, 84, 86, 120, 133) und mues (17/19) vor. steht im Einzelbeleg nuhn (Nr. 88). Ggwdt. /u:/ Ein Dehnungs-h kommt nach im Ggwdt. bei wenigen Wörtern vor. Sie sind im Teilkorpus II nur vereinzelt belegt und sie weisen die Schreibung auf, z.B. 4/4 (-)fuhr. Ggwdt. =/u:/ entsprechen im Teilkorpus bzw. , wortinitial in der Regel , vereinzelt bzw. .213 , : steht zumeist an der Stelle von mhd. u, an der Stelle von mhd. uo. Einzelne Schreiber können wortgebunden auch für mhd. uo bzw. für mhd. u benutzen.214 Die u-Schreibung für mhd. uo setzt sich in einem Text (Nr. 119) durch und weitere vier Texte von drei Schreibern tendieren zur uSchreibung (121, 141–143). In den meisten Belegtexten sind die Wörter guet, brueder, bluet, ruefen, fues, thuen (bzw. mueter und mues, s.o.), ferner viele selten belegte Wörter, die im Mhd. uo aufwiesen (z.B. armueth, Nr. 126; pflueg, Nr. 111; buech, Nr. 160), mit geschrieben. Zum Teil unabhängig von der Tendenz, für mhd. uo zu schreiben, verhält sich die Schreibung von ‘zu’ (mhd. zuo, ze). Dieses Wort kommt in den meisten Texten vor, oft mit vielen Belegen. Die meisten Texte verwenden ausschließlich oder vornehmlich nur eine der möglichen Schreibvarianten zu bzw. zue. Ausschließlich zu kommt in den Texten 77, 83, 87, 94–96, 100f., 106f., 213

In einem Einzelbeleg begegnet als hyperkorrekte Schreibung auch für ggwdt. /u:/, nämlich in der Unterschrift des k.u.k. Hofkellermeisters Adam Blumenstengel: Plaimstingl, Nr. 155. Ursache dieser Schreibung ist der Zusammenfall der Diphthonge [ae] > [m] bzw. [ue] > [m] vor Nasal im Bairischen, vgl. Tauber 1993: 93. Im Ödenburger Bauerndialekt hatte das Wort ‘Blume’ um 1900 jedoch eine monophthongische Aussprache, Bedi 1912: 35. 214 Der Hinweis auf hypothetisches mhd. u und uo setzt selbstverständlich nicht voraus, dass eine eventuell unterschiedliche Schreibung derselben Wörter seitens unterschiedlicher Schreiber mit identischer Lautung korreliert.

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109, 113f., 116f., 119, 121, 123, 131f., 140, 158, 160f., 166, 170 vor, es überwiegt ferner in Nr. 75f., 78f., 81, 84f., 97, 110, 118, 120, 122, 124, 126, 128f., 137, 142f., 168. Ausschließlich zue kommt in Nr. 90, 92f., 103, 125, 130, 133, 136, 169 vor, es überwiegt ferner in Nr. 86, 88f., 91, 99, 104, 108, 111, 135, 138, 141, 157, 159, 162, 164f., 167. Die Variante zu kann auch dann ausschließlich sein, wenn mhd. uo im jeweiligen Text ansonsten immer entspricht, z.B. 5/5 zu, aber 4/4 muetter, 2/2 guet, 1/1 vnwiderruefflich in Nr. 87; 11/11 zu, aber 3/3 mueter, 1/1 zuthueung in Nr. 117. Steht an der Stelle von mhd. uo in weiteren Wörtern aber zumindest in einem Beleg (eventuell bei überwiegendem ) oder regelmäßig die Schreibung , kommt im jeweiligen Text mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließlich oder vornehmlich die Variante zu vor: Nr. 77, 81, 83–85, 89, 98, 110, 116, 120, 124, 126, 129, 131, 158, 161f. Die einzige wesentliche Ausnahme (neben den Texten 119, 121, 142f., die nicht oder nur ausnahmsweise ue-Schreibungen und Nr. 86, 88f., die nebst überwiegendem zue und weiteren ue-Schreibungen lediglich jeweils eine u-Schreibung aufweisen) ist der Text Nr. 141, in dem nebst überwiegendem zue (27/28) mhd. uo entspricht: gnugsahme, gutt(-), thun usw. (8/9).215 kann zuweilen auch für mhd. u stehen: z.B. 15/37 nuer, in Nr. 83, 98, 126, 161 (3/3) bzw. bei Artner (9/10). Änderungen im Buchstabengebrauch einzelner Schreiber (diachrone Variation) sind aufgrund der Korpusstruktur selten nachzuweisen. Eine solche Änderung betrifft jedoch die veränderte Schreibung des Wortes ‘zu’ beim Stadtschreiber Erhard Artner, von dem das Korpus mehrere Texte aus einem zwölf Jahre umspannenden Zeitraum (1610–1622) enthält. Artner schreibt im Ratsprotokollbuch von 1610–12 das Wort vorwiegend mit (Nr. 75–79, 81, 84f., 87), im Ratsprotokollbuch von 1615 mit (Nr. 88, 90f.). : In den Wörtern vhrsach (Nr. 86, 90, 128f., 135), vhrkhund (Nr. 136, 157, 167), vhrbietig (Nr. 110, 158) steht für ggwdt. öfter (bzw. ) (14/50). Die meisten Texte mit mehreren Belegen weisen entweder nur die uoder nur die uh-Schreibung auf. u- und uh-Schreibung sind also schreiberspezifisch (: Nr. 83, 99, 115, 125, 131, ferner bei Artner (8/9), : Nr. 128f., 135). Das Wort ‘uhr’ kommt in zwei Belegen vor, jeweils mit (Nr. 126, 141).

215

In Nr. 118 wird ‘zu’ als Konjunktion bzw. als Präfix zumeist mit (12/13), ‘-zu’ als Teil des Adverbs darzue immer (3/3) mit geschrieben. Die geringe Belegzahl im Teilkorpus II erlaubt nicht die Beurteilung der Zusammenhänge zwischen der Schreibweise des Adverbs ‘dazu’ und der Konjunktion ‘zu’, vgl. jedoch die entsprechende Beobachtung in der Analyse des Teilkorpus I (s.o., S. 134).

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Ggwdt. /ü/, /ü:/ : Ggwdt. =/ü/, /ü:/ entsprechen im Teilkorpus II bzw. als dessen Variante sowie bzw. als dessen Variante . Wortinitial steht in der Regel , Ausnahmen sind selten. Die Schreiber der Texte 96 (3/3), 110 (2/3), 119 (5/5) schreiben jedoch konsequent (bzw. ), der Schreiber von Nr. 46 im Wort übel konsequent (3/3), im Wort vber mehrheitlich (2/3). Die Belegzahlen erlauben nicht die Entscheidung der Frage, ob u- bzw. ü-Schreibung im Allgemeinen schreiberspezifisch sein können.216 Die u- und ü-Varianten (d.h. und bzw. und ) werden deshalb in der folgenden Beleganalyse als jeweils eine Einheit betrachtet. Das Wort ‘bürger’ (mhd. burgære) erscheint in aller Regel mit (100/101). , bzw. , : Wie bei den Entsprechungen von ggwdt. /u/ und /u:/ hängt auch der Unterschied in den Entsprechungen von ggwdt. /ü/, /ü:/ im Teilkorpus II mit dem Unterschied der korrespondierenden mhd. Laute zusammen. und seine Variante erscheinen vor allem an der Stelle von mhd. üe, selten auch von mhd. ü. Die zugrunde liegende Aussprache ist vermutlich in beiden Fällen diphthongisch, im ersten Fall wegen der nicht vollzogenen Monophthongierung von mhd. üe (vgl. Tauber 1993: 94f.), im Fall von für mhd. ü aufgrund der bairischen Diphthongierung. In den wenigen Belegen, in denen mhd. ü entspricht, steht vor : willküer (Einzelbeleg in Nr. 96), thüern (Nr. 118; thür in Nr. 83, 124), güertl (2/2 in Nr. 96), füer (=‘für’; diese Schreibung kommt neben überwiegendem für öfter für ggwdt. ‘für’ – und ‘vor’ – bei Artner in Nr. 76, 81, 90 sowie vereinzelt in weiteren Texten vor), kuertzen (1/6, Nr. 96), ferner im Einzelbeleg darueber (Nr. 86) vor . Vgl. Tauber 1993: 76. für mhd. üe kommt u.a. in Belegen der Wörter füeglich (Nr. 113), benüegen (Nr. 167), gebrüeder (Nr. 167), güet- (z.B. Nr. 77, 109, 115, 167), müetterlich (z.B. Nr. 87), müessen (z.B. Nr. 75) vor. Trotz niedriger Belegzahl und Alternanz der Schreibweisen in mehreren Texten präferieren einzelne Schreiber sichtbar entweder die üe- (Artner bzw. Nr. 99, 109, 111, 122, 131f., 167) oder die ü-Schreibung (Nr. 98, 119; NB: beide Texte geben mhd. uo mit wieder). , : In mehreren Texten steht und/oder für ggwdt. bzw. =/ü/, /ü:/ (vgl. Tauber 1993: 83f.). ist sowohl für ggwdt. /ü/ als auch für /ü:/ belegt, aber nur für mhd. üe, nicht für ü. steht in diesen Texten für mhd. ü, in Nr. 100 aber auch für mhd. üe. Die Belegtexte sind die folgenden: Nr. 77 (Tirkhen), 81 (vnglikh), 84 (giltig), 100 (hinfiro, berirt, vinff, firt, gietter), 125 216

Einzelfälle deuten darauf hin, dass individuelle Schreiber eine Variante zumindest wortgebunden präferieren können: z.B. 3/3 funf- in Nr. 155, 2/2 fünf- in Nr. 156.

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(verfierth, behiet, mießen), 142 (schlisßelhern), 143 (vinff), 143, 150f., 153 (jeweils gebiert(t)), 160 (grießt). Die Schreiber der Texte 100 und 125 verwenden ausschließlich i-Varianten, bei den Schreibern der weiteren Belegtexte kommen und lediglich als Varianten von bzw. vor. und sind also in der Schriftlichkeit von Ödenburg keine üblichen Varianten von bzw. , sondern sie sind schreiberspezifisch. , kommen als Entsprechungen von ggwdt. vor allem in mitteldeutschen Texten vor (Tauber 1993: 80). Vereinzelt finden sich o- und ö-Schreibungen jedoch auch in Ödenburg, u.a. beim Stadtschreiber Erhard Artner: khonfftig (Nr. 162), könfftige (Nr. 143), gonstig (Nr. 77, 162), großgönstig (Nr. 133), bedörffen (Nr. 135), vor (=‘für’, z.B. Nr. 75). ist die Entsprechung von ggwdt. wortinitial in einem vom Stadtschreiber Georg Haubenreich geschriebenen Missiv (Nr. 158, 4/4). ist im Wort hinführo belegt (Nr. 138, 165). : Auch für ggwdt. erscheint im Teilkorpus II die Dehnungskennzeichnung. Sowohl die ü- wie auch die üh-Schreibung sind verbreitet. Weitere selten belegte Entsprechungen sind (gebüer, Nr. 78, 118; berüert, Nr. 164, 167; Nr. füeren, Nr. 160), (gebuer, Nr. 128, 149, 152), (bemüehen, Nr. 135), (gebuehr, Nr. 128: 2/3; geruehmet, Nr. 129; (-)fuehr(-), Nr. 130), (gebuhr, Nr. 131), bzw. (s.o.). Schreiberspezifischer Buchstabengebrauch lässt sich wegen der geringen Zahl der Belege selten nachweisen. Für den Schreiber von Nr. 119 ist er jedoch anzunehmen: In der Position von mhd. uo und üe kommen bei ihm nur Monophthongschreibungen vor und er verwendet kein Dehnungs-h: 3/3 gebür(-). Ggwdt. /ai/ Ggwdt. /ai/ entsprechen im Teilkorpus II in der Regel , , , zum Teil . An der Stelle von mhd. î steht zumeist bzw. , an der Stelle von mhd. ei bzw. , selten . Das Ausmaß der im frühen 16. Jahrhundert vorhandenen Konsequenz in der graphischen Unterscheidung der beiden Diphthonge [ae] und [ e] als Entsprechungen von mhd. ei und î durch / bzw. / nimmt in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ab. Mhd. î entsprechen weiterhin und , mhd. ei aber bereits zumeist . Die Schreibung wird vor allem wortinitial durch abgelöst (obwohl die absolute Zahl der Belege an sich nicht interpretierbar ist, das Verhältnis der ei- und der ai-Schreibungen beim Wort ‘ein-’ ist 675:122, 84,69%:15,31%). Medial kommt sie im Verhältnis zu mit einer höheren relativen Häufigkeit vor. Die Texte mit vielen Belegen für die Lautposition mhd. ei weisen dabei mit Ausnahme von Nr. 137 selbst bei (eventuell wortgebundener)

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Dominanz der ei- oder der ai-Schreibung auch einige Belege mit der jeweils anderen Buchstabengruppe auf (z.B. Nr. 83: 9/9 -meister, aber 4 (-)thail(-) ~ 3 theil(-), 5 gemain(-) ~ 2 gemein und auch weiter ~). Es lässt sich deshalb auch für Texte mit wenigen Belegen, aber konsequenter ei- oder ai-Schreibung nicht eindeutig annehmen (z.B. Nr. 138 in Inlautposition immer für mhd. ei – 4/4 –, für mhd. î – 6/6, alle haupttonige Silben), dass ihre Schreiber mhd. ei konsequent immer mit oder mit wiedergaben. Zur ai-Schreibung tendieren die Texte 128, 133, 135, mit jeweils vielen Belegen. Konsequente ei- bzw. ai-Schreibungen in Inlautposition kommen aber wortgebunden vor (vereinzelte Abweichungen von der Standardschreibung sind möglich): meister in Nr. 83, 141, theil in Nr. 90, 96, 99, 120, thail in Nr. 106, 111, 138, Maister in Nr. 128, 139. Wortinitial kommt seltener vor als in Inlautposition und auch dann nur neben überwiegendem . Fast ausschließlich kommt lediglich in einem in Ödenburg benutzten Kontrolltext aus Graz vor: Nr. 140. Es überwiegt ferner in Nr. 83, 137, 139, 141, 155, 160, 165. Da bis auf Nr. 137 alle diese Texte, darunter vermutlich auch die Vorlage des vom Stadtschreiber Artner geschriebenen Zunftbriefes Nr. 141 (bzw. die Eingaben) von außerhalb der Stadtkanzlei stammen und in von Stadtschreibern geschriebenen Ratsprotokollen selten vorkommt, kann als die im Kanzleigebrauch übliche Variante angesehen werden. Als Ausnahme verwendet der Schreiber eines Ratsprotokolls aus 1640, Nr. 137 – vielleicht der Stadtschreiber Johann Christoph Metzger – konsequent für mhd. ei, auch initial (29/29). Die Texte 160, 165 stammen vom Magistratsmitglied Jacob Wagner. Das Wort traid (‘Getreide’) ist im Teilkorpus nur mit belegt (Nr. 95f., 120), vgl. Tauber 1993: 100. ist die gewöhnliche Entsprechung von ggwdt. in Auslautposition. Wortinitial und medial kommt es nur noch vereinzelt vor (die wortgebundene Schreibung in Nr. 110: beyde(-), 4/4 ist ein Einzelfall). Vereinzelt kann für ggwdt. auch wortfinal stehen, z.B. konsequent in den Texten 95, 142. kommt selten vor, es ist jedoch die gewöhnliche Schreibung in den Wörtern ayd (Nr. 86, 110, 117, 122–124; Nr. 110, 117 und 123 stammen von demselben Schreiber; aid in Nr. 83f., 126), may und khayser (Ausnahmen: keiser, Nr. 98; keyserisch, Nr. 171; Meij, Nr. 142). : ist die gewöhnliche Schreibung im Wort Mäister (Sg./Pl.), neben ebenfalls belegtem maister und meister, in Nr. 142–144, 146f., 152, 154. Diese Texte sind Einträge im Zunftbuch der Kürschner, eine Abhängigkeit der ä-Varianten voneinander lässt sich aber nicht nachweisen, denn die Einträge sind unterschiedlichen Inhalts.217 217

V. Moser 1909, § 19, wertet als graphische Variante von . Die neuere Fnhd.Gr., S. 58, kennt keine weiteren Daten zum Gebrauch von .

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: In zwei Einzelbelegen erscheint ein ‘Dehnungs-h’ nach : Saihler, Nr. 96 (PN), angefaihlten, Nr. 94. , : Wie im 16. Jahrhundert sind im Teilkorpus II beed(-) bzw. vereinzelt bede (Nr. 118, 143) die übliche Schreibung des Wortes ‘beid’, sowohl in Kanzleials auch in kanzleiexternen Texten. Die ei-/ey-Schreibung kommt seltener vor (beed(-), bede in 21, beid(-), beyd(-) in 9 Texten). Das Wort ‘eimer’ kommt ausschließlich, das Wort ‘zwei’ als Entsprechung von mhd. zwêne – bei allen Kasus maskuliner Substantive – zumeist (16/20) mit vor. , : , kommen selten für ggwdt. vor: heurath/(-)heürat(-) (8/20, Nr. 80, 136: 7/7), leudlichen (Nr. 81), reutter (Nr. 82: 4/6, 93, 110; dagegen 4/4 reiten in Nr. 82!), geleutgebet (Nr. 98), Peürisch (PN, Nr. 83), zeüten (Nr. 105), leütkhauff (Nr. 126: 4/7). Der eu-/eü-Schreibung entsprach zumindest beim Schreiber von Nr. 136 ((-)heürat(-): 7/7) vermutlich eine ni-Aussprache. erscheint im Einzelbeleg khliener (Nr. 155). In den Buchstabengruppen und steht über dem zumeist ein Trema (). Ggwdt. /au/ Ggwdt. /au/ (=) entspricht im Teilkorpus II in aller Regel . Seine einzige verbreitete Nebenvariante ist . ist eine verbreitete Schreibung im Wort ‘frau’ (31/70). Die allgemeine Beurteilung der Varianten frau bzw. fraw bei den einzelnen Schreibern lässt sich nicht ermessen, denn die meisten Belegtexte (13 bzw. 14) enthalten lediglich einen Beleg. In den wenigen Texten mit mehrerern Belegen erscheint die au- (Nr. 99: 3/3, 115: 3/3, 120: 5/5) bzw. awSchreibung (Nr. 100: 13/13, 134: 3/4, 136: 8/8) schreiberspezifisch. Von den Stadtschreibern kommt fraw allein bei Erhard Artner vor, bei ihm jedoch konsequent. Die weiteren Wörter, in denen belegt ist, kommen im Korpus so selten vor, dass die Verbreitung der aw-Schreibung im Kanzleigebrauch bzw. in der Ödenburger Schriftlichkeit nicht beurteilt werden kann: bawung in Nr. 75f., 80 ~ pauung in Nr. 76, 118: 2/2; gnaw, Nr. 83 ~ gnau, Nr. 111; bzw. türnaw, ON, Nr. 76; harkhaw, ON, Nr. 81f., 95; sa(u)w, Nr. 141, 148; schawr, PN, Nr. 171, jeweils ohne au-Pendent. Die aw-Schreibung in den Wörtern bawung, fraw, saw korrespondiert mit mhd. ouw. Das im 16. Jahrhundert oft mit geschriebene Wort haus kommt ausschließlich mit vor. : In der Part.Prät.-Form des Verbs ‘laufen’ steht ähnlich dem 16. Jahrhundert zumeist (Nr. 82, 83, 110, 124, 129). In einem Einzelbeleg erscheint aber bereits die Diphthongschreibung gelauffen (Nr. 143). Vgl. Paul 241998: 250. erscheint im Einzelbeleg bläuderrer (Sg.) in Nr. 143; zur Schreibung Mäister ebenda vgl. oben die Entsprechungen von ggwdt. /ai/.

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Ggwdt. /oi/ Ggwdt. /oi/ entspricht im Teilkorpus II in aller Regel und dessen seltene Variante . Die Schreiber der Texte 129, 136, 168 präferieren die eü-Schreibung. Die im Gegenwartsdeutschen übliche äu-Schreibung für [ni] in morphologischen Ableitungen erscheint zwar bereits in Einzelbelegen (Häußerin, Nr. 120; häußer(-), Nr. 138: 2/2), die Ödenburger Schriftlichkeit gibt aber sowohl morphologisch bedingtes wie auch nicht bedingtes [nø] in aller Regel mit bzw. wieder. Die Buchstabenvariante kommt nur noch vereinzelt vor, nämlich bei Erhard Artner (stewer, Nr. 76, ferner vermutlich wortgebunden im Wort ewer: 4/4, Nr. 77f., 90) bzw. in den Texten 113 (Ewer) und 167 (Trewlichen). : Die Entrundungsschreibung für ggwdt. (vgl. Tauber 1993: 87) ist selten und sie erscheint vor allem in Belegen der Wörter ‘heute’ (in den Formen heit bzw. heint in den Texten 137, 139, 144f., 166) und ‘befreundet’ (Nr. 86, 100, 119), außerdem: zeigen (Nr. 81), Eier (Nr. 100: 4/4). In Nr. 100 entspricht nicht nur ggwdt. /oi/ immer , sondern auch ggwdt. /ü/, /ü:/ immer und bzw. auch ist für ggwdt. /ö/ belegt. Der Sprechdialekt des Schreibers war offenbar ein entrundender. Ggwdt. /p/ Ggwdt.

entspricht in aller Regel

. Die alleinige wesentliche Ausnahme ist die Schreibung des Wortes ‘haupt’. Dieses Wort, das im Mhd. ebenfalls b aufweist, wird gewöhnlich (12/19) mit geschrieben: Nr. 83, 110, 113, 121, 129, 140, 155, 159, gegenüber haupt (6/19) in Nr. 75, 83f., 90, 103, 113. kommt außerdem in den Einzelbelegen bläuderer, Leuboldt, PN (Nr. 143) vor. steht für ggwdt.

in den Einzelbelegen Appril (Nr. 78), Puppilen (Nr. 169), in der einzigen Entsprechung von ggwdt. als Gelenkschreibung: Suppe (Nr. 141), ferner in der Namensform Pappa (ON, ggwung. Pápa, Nr. 133: 3/3). Ggwdt. /b/ Ggwdt. =/b/ entspricht im Teilkorpus II in aller Regel . Ausnahmen sind selten und sie betreffen die Anlautposition: (-)paum (Nr. 76, 81), pauung (Nr. 76), pischoff (Nr. 79: 4/4), pringt, prieff (Nr. 81), erpotten und purgerlich (Nr. 88) beim Stadtschreiber Artner, ferner paumgarten, Nr. 96, erpotten, Nr. 160, pinder, Nr. 110, 168, Preßpurg, Nr. 83, 162. Das Ausmaß der Verbreitung der p-Varianten lässt sich aufgrund der Schreibweise der in vielen Texten vorkommenden Wörter ‘brief’, ‘bürger’, ‘bring-’ und ‘erboten’ einschätzen. Diese Wörter sind mit Ausnahme der erwähnten Belege immer mit geschrieben (z.B. 43/44

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brief). Im Unterschied zum frühen 16. Jahrhundert liegen auch keine stellungsbedingten p-Schreibungen vor. kommt im Einzelbeleg gewen (=‘geben’, Nr. 85) vor. Ggwdt. /t/ Ggwdt. /t/ wird im Teilkorpus II mit , , , , , und wiedergegeben. /t/ in Gelenkposition und /t/ in den sonstigen Stellungen werden graphisch nicht unterschieden. , : steht für ggwdt. oft in Auslautposition nach Vokal (textspezifisch nach Kurz- oder nach Kurz- und Langvokal), selten nach Konsonant (vor allem nach , in zwei Texten nach , in einem Text nach jeglichem Konsonant); in Inlautposition zwischenvokalisch gleichwohl nach Kurz- und Langvokal, seltener auch vor bzw. nach Konsonant. Eine Alternanz von und in diesen Positionen ist textintern auch wortgebunden möglich. Für in Auslautposition gilt eine weitere Beschränkung: tt-Schreibung kommt in Ableitungs- und Flexionssuffixen (die silbischen von diesen Suffixen bilden immer unbetonte Silben, z.B. -heit, -et) nicht vor (vgl. Fnhd.Gr. 95), auch nicht in Texten mit konsequenter tt-Schreibung in den weiteren nachvokalischen Auslautpositionen (z.B. in Erhard Artners Schriften). : Ggwdt. /d/ in Auslautposition in Verhärtungsstellung entspricht in der Ödenburger Schriftlichkeit meistens (s.u., S. 193f.). Für ggwdt. /t/ steht zwar öfter , aber vor allem in außerhalb der Stadtkanzlei entstandenen Texten. Im Kanzleigebrauch und zum Teil auch in der kanzleiexternen Schriftlichkeit werden somit [t] in Verhärtungsstellung und [t] in den sonstigen Auslautpositionen graphisch unterschiedlich realisiert. In Verhärtungsstellung durch , in sonstigen Auslautpositionen durch bzw. . Vorwiegend steht für ggwdt. =/t/ in Auslautposition218 im Meisterbuch der Kürschnerzunft, zuweilen kommt es aber auch in weiteren Texten vor, vereinzelt auch wortgebunden. : ‘tun’ (153/153) bzw. ‘teil’ (119/122) erscheinen in allen Verbformen und Ableitungen in der Regel mit . kommt außerdem öfter in Anlautposition (thor/thür, Nr. 77, 83, 103, 119, 124, 126, 129f.; Thürckh, PN, Nr. 83; (-)threu-, Nr. 115, 122, 166; thaler, Nr. 108, 148, 155, 157f.; theuer, Nr. 98) bzw. nachvokalisch in Auslautposition ein- bzw. zweisilbiger Wörter, oft nach , vor: z.B. Lauth (Nr. 79), Robath (Nr. 95), fürbith (Nr. 92), rath in vielen Texten (s.u.), noth, (Nr. 110, 113, 158, 169), gebeth, Kindelbeth (Nr. 125), stath (Nr. 125f., 218

Unter ‘Auslautposition’ werden im Fall der Buchstabenentsprechungen von ggwdt. /t/ hier und im Weiteren, wenn nichts Sonstiges vermerkt wird, Auslautpositionen in haupttonigen Silben verstanden, mit Ausnahme von Silben, in welchen auslautendes [t] im Flexionssuffix steht.

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167f.); nach : z.B. einfarth (Nr. 108), Orth (Nr. 122, 128, 135), antworth (Nr. 97), wierth (Nr. 125). begegnet vereinzelt auch medial, z.B. Leuthen (Nr. 81, 128), Balthasar (Nr. 81). Wie und kann in einzelnen Texten auch die positionsgebundene Entsprechung von ggwdt. /t/ sein. In Nr. 100 z.B. steht nach immer (6/6, z.B. Sthadt, gesthalds). Die Verteilung von , , und als Entsprechungen von ggwdt. kann je nach Text unterschiedlich ausfallen, wobei der Buchstabengebrauch der einzelnen Schreiber bei den unterschiedlichen Distributionsstrukturen jeweils zum Teil konsequent sein kann. Im Folgenden gebe ich einige Beispiele für die Variantenverteilungen. Die Belege des Wortes ‘stadt’ – eine im Nhd. ausnahmsweise erhaltene dt-Schreibung für [t] – werden dabei mitgezählt. Erhard Artner (Nr. 75f., 79–81, 84f., 87f., 90f.) schreibt in Auslautposition nach Kurzvokal, der betont sein kann, sowie medial zwischenvokalisch in aller Regel (hatt, bitt, mitt, hette, Vatter, gebetten usw.), im Wort antwordt zumeist (12/14), im Wort antworten mit demselben Wortstamm, jedoch silbeninitial aber immer (7/7). Exkurs: Die Schreibweise des Wortes ‘rat’ bei Erhard Artner In der Schreibweise des häufig belegten Wortes ‘rat’ ( nach Langvokal) schwankt Artner. Folgende Schreibungen kommen bei ihm vor: Rat, Ratt, Rath, Ratth, Rhadt, Rhad, Rhat, Raht. Variantenwechsel ist bei ihm auch innerhalb derselben Texte möglich. Die Distributionsstruktur der Varianten ändert sich aber zwischen seinem ersten (Nr. 75) und letzten (Nr. 91) untersuchten Ratsprotokollbucheintrag. Der erste Eintrag, entstanden am 5.5.1610, knapp zwei Wochen nach der Wahl Artners zum Stadtschreiber, weist fünf Schreibvarianten auf: Raht (1), rath (8), Rhad (1), Rhat (1) und Rhadt (2), Nr. 75. für ggwdt. ist im Kanzleigebrauch eine recht seltene Schreibung, kommt unter den in der Stadtkanzlei entstandenen Texten nur bei Artner vor. Im ersten Eintrag sind neben 9 r-Schreibungen 4 rh-Schreibungen belegt. In seinem zweiten Eintrag (Nr. 76), der zwei Tage später entstand, überwiegen deutlicher die r-Belege (15/18), aber es kommen weiterhin viele Schreibvarianten vor, darunter auch die dtSchreibung (13 Rath, jeweils ein Raht, Ratth, Rhad, Rhat, Rhad, Rhadt). Vermutlich noch am 7. Mai, aber unbedingt vor dem 25. kopiert Artner zwei Eingaben zweier Aussteller in das Ratsprotokollbuch. In der ersten Abschrift überwiegt die Schreibung Ratt (Nr. 77: 4 Ratt, 1 Rats bzw. Raht, 2 Rath), in der zweiten die th-Schreibung, oft mit Verdoppelung des (Nr. 78: 4 rath, 4 Ratth, 1 Ratt). Im nächsten längeren von Artner selbstständig verfassten Text (Nr. 81), vom 28.5.1610 überwiegt die tth-Schreibung (7 Ratth, 2 ratt, 2 rath; das im Teilkorpus ansonsten äußerst seltene kommt in diesem Text auch im Wort weingartth vor). Am 30. August trägt ein anderer Schreiber einige Seiten in das Ratsprotokollbuch ein (Nr. 83), er unterbricht aber seine Arbeit, die Artner fortsetzt (am gleichen Tag, Nr. 84). Der andere Schreiber bevorzugt die Schreibung Raht (46 Raht, 1 Rahtt, 5 rath, 1 Rätt). In Artners Fortsetzung

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ist zwar das Wort ‘rat’ alleinstehend lediglich einmal belegt und der nächste untersuchte Text Artners (Nr. 85) stammt von 5 Monaten später, aber in den ab dem 30.8.1610 entstandenen Schriften Artners überwiegt deutlich die Schreibung Raht (16 Raht, 2 rattag, 2 rath in Nr. 84f., 87f., 90f.). Von dem Schreibgebrauch des studierten Erhard Artners lässt sich also Folgendes feststellen: Am Beginn seiner Tätigkeit als Stadtschreiber vermengte er mehrere Schreibvarianten des Wortes ‘rat’ in seinen Schriften – vermutlich wegen Ungeübtheit im Kanzleischreibgebrauch –, darunter die in der Kanzleischriftlichkeit im frühen 17. Jahrhundert nicht gebräuchlichen (im Falle des eindeutig unterschichtigen) Varianten und . Innerhalb höchstens fünf Monaten (Teilkorpus II enthält die Protokollbucheinträge Artners nicht kontinuierlich) reduziert sich bei ihm die Varianzbreite (in den ins Teilkorpus II aufgenommenen Texten sind raht, rath und rat belegt) und raht wird zur üblichen Schreibung. Die dt-Schreibung verschwindet. Auch die Leitvariante ändert sich – zweimal –, vielleicht unter der Einwirkung Artners Abschreibetätigkeit bzw. der Lektüre von Texten anderer Schreiber mit jeweils anderer Leitvariante als die in Artners Schrift zur gegebenen Zeit übliche. Die Leitvariante in Nr. 75 und 76 ist rath. Nach dem Abschreiben der Texte 77f. mit den Leitvarianten Ratt bzw. Rat(t)h wird auch bei Artner zur Leitvariante (Nr. 81). Ab der Fortsetzung (und möglicherweise Lektüre) eines von einer anderen Person geschriebenen Textes (Nr. 83) mit der Leitvariante Raht wird auch bei Artner (in seinen im Korpus enthaltenen, zum Teil 5 Monate später entstandenen Schriften) dies die übliche Schreibung. Sie wird von ihm auch im Ratsprotokollbuch von 1615 beibehalten.

Im Text Nr. 110 steht außer in den Wörtern statt bzw. wittib sowohl in In- als auch in Auslautposition , selbst für ggwdt. : mitel, bit, (-)mueter usw. In Nr. 105 steht in Auslautposition ((-)mit, Zeit), im Wort ‘Gut’ (und im Einzelbeleg Gott) aber : guett, 4/4. kommt auch in Inlautposition vor. In Nr. 100 steht in Auslautposition nach stimmhaftem Konsonant(zeichen) und Vokal zumeist , nach stimmlosem Konsonant , z.B. Thuedt, alberaidt, Erlegdt, zwispaldt, midt, aber gemacht, vest, ist. In Nr. 119 kommt in In- und Auslautposition vor allem nach Langvokal (in der ggwdt. Entsprechung) bzw. Diphthong vor, außerdem nach : z.B. Brautt, 3/3, gutt(-), 7/7, thutt, 2/2, wortten, 2/2, aber mit, 2/2, hat, 1/2. Bisweilen steht in Auslautposition – konsequent im Wort Stadt (5/5) –, in den Wörtern ‘Rat’ (4/5) und ‘heyrat(-)’ (4/5) aber . und (bzw. ) können in derselben Lautposition innerhalb einzelner Texte auch wortgebunden variieren, z.B. in Auslautposition nach Kurzvokal in Nr. 118 (2/2 hatt, aber 9/9 (-)mit) bzw. in nachvokalischer Auslautposition in Nr. 128 (5/5 mit, 3/3 statt-, 3/3 brodt). Außer im Wort Statt (2/2) und in zwischenvokalischer Position steht in Nr. 138 auch nach (4/4, -haltten, wolermelttn).

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für ggwdt. in Auslautposition kommt in den Einträgen im Meisterbuch der Kürschnerzunft mit größerer relativer Häufigkeit vor als in sonstigen Texten. In den einzelnen Einträgen tritt es mit unterschiedlicher Konsequenz auf, im Korpustext 146 überwiegt es sogar leicht (7/12: midt, scheldtwordt usw.; Konjugationsendungen, die mehrheitlich aufweisen, sind nicht mitgezählt). kommt in Auslautposition in folgenden Texten häufig, d.h. in mehreren Belegwörtern, oft jeweils mehrmals und ohne konkurrierende Variante vor: 125f., 135, 137 (z.B. in Nr. 125: Stath, 1/1, Kindelbeth, 1/1, verfierth, 1/1, aufgewarth, 1/1, haußwierth, 2/2, Rath, 2/2). Einige Schreiber verwendeten die t-Varianten sicherlich bewusst. Am 9.4.1625 notierte ein Kanzleischreiber zwei Zeugenaussagen (Nr. 123) und sein Konzept wurde von einem weiteren Schreiber noch an demselben Tag in Reinschrift gebracht (Nr. 122). Die Reinschrift ändert das zwischenvokalische der Vorlage konsequent auf und initiales, mediales und finales in bestimmten Wörtern auf : 2/2 gü(e)te>gütte, gebeten>gebetten, stritigkhait>strittigkhait, 2/2 Raht>Rath, betreuen>-bethreuen, geraten>gerathen, orts>Orths). In der Verwendung der Buchstabenentsprechungen von ggwdt. , zeigt sich bei vielen Schreibern, einschließlich der Kanzleischreiber eine mehr oder weniger ausgeprägte Konsequenz. Die Variation ist aber im Kanzleigebrauch nicht einheitlich. begegnet für ggwdt. vereinzelt (z.B. Rhad, Nr. 75f., gesthalds, Nr. 77, ferdigen, Nr. 161, 171, weldlichen, Nr. 90, 92). Sie ist jedoch die übliche Schreibung in den Wörtern hinder und vnder (mhd. hinder, under). und stehen für ggwdt. wortgebunden in jeweils einem Text: in Nr. 93 (3/3 Stadtt, ferner 2/4 vndtt bzw. handttgraffe), in Nr. 99 (Radth, 2/2, werdth, 1/1). kommt außer in den frühen Ratsprotokollen Erhard Artners nur im Einzelbeleg Ratth in Nr. 118 vor. Ggwdt. /d/ Ggwdt. entsprechen im Teilkorpus II , , selten bzw. . In Anlautposition steht in der Regel , selten . In In- und Auslautposition können alle Buchstabenvarianten vorkommen. , : ist die übliche Schreibung in Auslautposition nach , Liquida und Vokal – alle sind Verhärtungsstellungen (in absoluter Auslautposition 67 , 38 , mit Ausnahme der Belege für ‘und’ 202 , 75 im Teilkorpus219). 219

Morphologisch motivierbare dt-Schreibungen (z.B. gemeldt, verbindt, vgl. die Analyse von Teilkorpus I) wurden mitgezählt, dt-Schreibungen für ggwdt. jedoch nicht.

193

Diese sind immer morphemfinale Positionen. Stehen sie im Wortinneren, erscheint statt oft . Wenn das Folgemorphem mit Vokal beginnt bzw. morpheminternes /d/ vor einer Vokalposition steht, ist der Regelfall (steht zum Beispiel ggwdt. /d/ vor dem Suffix ‘-ig’, entspricht ihm auch im Teilkorpus mit einer Ausnahme : 124/125) – denn hier entsteht keine Verhärtungsstellung. ist zwar auch in dieser Stellung möglich (z.B. vmbstendten, Nr. 124; volgundte, Nr. 127; gnadten, Nr. 146; verbündtung, Nr. 124), aber selten. So steht z.B. mit Ausnahme der Konjunktion vnd konsequent in Verhärtungsstellung in Nr. 83 (u.a. Mainaidts, 1/1), aber konsequent in Nicht-Verhärtungsstellung (u.a. 5/5 mainaidig(-)) bzw. 2/2 schuldt, aber 2/2 schuldig in Nr. 110. In den meisten Texten kommt in Verhärtungsstellung ausschließlich oder vorwiegend vor. ist in dieser Stellung selten, es überwiegt nur in Nr. 99 – 10/10 , ferner der Einzelbeleg vnbeschwerdt für an der Stelle von ggwdt. /t/= – und 104: 5/5 und der Einzelbeleg befreundte in Nr. 104 (die Belege für ‘und’ wurden nicht mitgezählt). Die Konjunktion ‘und’ geht einen Sonderweg. Ihre Schreibweise ist in vielen Texten unabhängig von den graphischen Entsprechungen von ggwdt. /d/ in anderen Wörtern bzw. Stellungen. In den meisten Texten wird ‘und’ mit geschrieben, erscheint in diesen Texten nur ausnahmsweise. Die Form vndt ist die ausschließliche oder sie überwiegt in Nr. 86, 114, 137, 141–143, 145, 147, 149f., 152, 154, 165. Die Texte 142–154 sind Einträge im Zunftbuch der Kürschner. Die Schreibung vndt kann trotz vnd-Varianten in den Einträgen Nr. 146, 148, 151, 153 (jeweils 1-2 Belege) als charakteristisch für die Schriftlichkeit der Kürschnerzunft angesehen werden. Die vndt-Variante überwiegt auch in der Satzung der Kürschnerzunft, Nr. 141. dt-Schreibung wird in der Schrift von Kanzleischreibern, Magistratsmitgliedern, öffentlichen Notaren sowie in Quittungen und Briefen von Privatpersonen anscheinend gemieden. Der Schreiber des Ratsprotokollbuches von 1640 (Nr. 137) verwendet allerdings konsequent die Variante vndt (18/19). ist eine im Vergleich zu seltene, aber in allen Texttypen, vor allem in Verhärtungsstellung, zuweilen aber außer in zwischenvokalischer auch in den sonstigen Stellungen vorkommende Entsprechung von ggwdt. . Auch in Nicht-Verhärtungsstellung (z.B. ligenten, abwesenter, Nr. 102; freunten, Nr. 104, 158) kann also ggwdt. /d/ entsprechen. Dazu gehört auch die Anlautposition, wo besonders vor (außtrükhlich, Nr. 78, 96, 99, 126, 128; tringenden, 128; getrungen, Nr. 75, 125, 129, 157), aber auch vor anderen Lautpositionen vorkommt (z.B. tugaten, Nr. 142, 152; ertacht, Nr. 92). In den Texten 126 und 161 (hier z.B. sagent, balt, gelt, törffen, lantag, in welchem Wort ggwdt. an einer Morphemgrenze entspricht) ist häufige Entsprechung von ggwdt. . 194

erscheint in Einzelbelegen für das an Morphemgrenze vorkommende ggwdt. (im frühneuzeitlichen Ödenburger Schreibgebrauch ) bzw. : angereth (Nr. 81), nothrüngentlich (Nr. 131); vgl. noch notthurfft in Nr. 138 (die übliche Schreibung ist in Ödenburg notturft, z.B. Nr. 97, kommt nicht vor). Die im Ggwdt. durch die Schreibweise auch bei möglicher [t]-Aussprache gewährleistete schriftliche Unterscheidung von Morphemen ist bei der Schreibweise nothrüngentlich nicht gegeben. Ggwdt. /k/ Ggwdt. /k/ entsprechen im Teilkorpus II die Buchstabenvarianten , , , , , , , , . Die Variation differenziert im Unterschied zum Ggwdt. nicht zwischen Gelenkschreibung und den übrigen Lautpositionen, sondern ähnlich dem 16. Jahrhundert zwischen Anlaut- und In- bzw. Auslautposition. In Anlautposition können , , , und vorkommen, in In- und Auslautposition alle Varianten. und , von denen letzteres in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine stellungsgebunden verbreitete Variante ist, können jedoch als verschwunden angesehen werden. kommt in einem Einzelbeleg in einem von außerhalb der Stadtkanzlei stammenden, mundartlich geprägten Text (Agkher, Nr. 100) bzw. als Schreibfehler im Personennamen Tratenegkh in Nr. 126 (neben 26 gg-Schreibungen)220 vor, ebenfalls in einem Einzelbeleg (handwergk, Nr. 141). Anlautposition: , : In Anlautposition überwiegen die Varianten und . Die meisten Texte verwenden ausschließlich nur eine der beiden Varianten. Erscheinen in einem Text sowohl wie auch , kommt die jeweils nicht dominante Variante in der Regel nur vereinzelt vor. Folgende Texte mit mehreren Belegen für diese Position weisen ausschließlich oder vorwiegend auf: 75f., 81, 84–86, 88, 90, 94, 97f., 104, 108–111, 117, 121, 123f., 128f., 131, 141–143, 161, 169. Ausschließlich oder überwiegend steht in Nr. 77, 83, 95f., 100f., 106, 113, 118, 122, 126, 138, 155, 159f., 162, 164–166. und wechseln in Nr. 98, 130, 135, 139, 167. Die Belegverteilung von fünf Texten lässt darauf schließen, dass die Verwendung von und wortgebunden sein kann: In Nr. 137 stehen khomben (3/3), khönnen (3/3) immer mit , kinder (5/5), kirch(-) (2/2) immer mit , in Nr. 126 khomben (7/7) und khönnen (3/3) 220

Dieser Schreibfehler deutet zugleich auf eine noch nicht vollständige Festigung der gSchreibung in Verhärtungsstellung bei Kanzleischreibern in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hin – und zugleich auf eine mögliche Distanz zwischen Schreibung und Lautung. Die Lautentsprechung von beim Schreiber von Nr. 126 ist natürlich nicht bekannt. Im 16. Jahrhundert wurde der Name mit bzw. geschrieben.

195

immer mit , kauff- oft (7/17) mit ,221 in Nr. 96 khinder zumeist (4/5), ‘können’ immer (3/3) mit , keller (2/2), klain (2/2) mit , in Nr. 77 ‘können’ zumeist mit (5/7), khlag(-) (6/6) immer mit . In Nr. 75 steht in allen Wörtern , im Wort kheren (4/4) aber immer . : Ähnlich dem 16. Jahrhundert steht initial in Personennamen, lateinischen Lehnwörtern bzw. in den Wörtern clag(-) (mit schreiberspezifischer Präferenz für in den Texten 77f. und 83 bzw. für in Nr. 116), cost(-), cammer in der Regel . erscheint ferner oft im Wort craft, wobei im Teilkorpus die Schreibweise überwiegt. und kommen in Einzelbelegen vor: Chrafft (Nr. 122), Chonleuth (Nr. 136), gutschen (Nr. 76). Vgl. Tauber 1993: 131. Inlaut und Auslautposition: /k/ kommt in In- und Auslautposition zumeist nach Nasal, Liquida, vor /r/, zwischenvokalisch bzw. nachvokalisch in Auslautposition vor. : Bei den meisten Schreibern steht in diesen Positionen vorwiegend (Nr. 83, 87, 94–97, 105–107, 110f., 117f., 122, 125f., 135f., 138f., 146, 160, 168f.), allerdings oft in Einzelbelegen. Bei mehreren Schreibern überwiegt jedoch (in Nr. 75–82, 84, 86, 88, 90–92, 104, 156f., 161f., 166). und alternieren in Nr. 99 und 120. Zwischen Gelenkschreibung – wo im Ggwdt. steht – und der graphischen Bezeichnung von k-Lauten in sonstigen medialen bzw. finalen Stellungen wird in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts noch nicht unterschieden. : Ausschließlich kommt vor oder es überwiegt in den Texten 142f., 148, 152–154 bzw. in Nr. 119, wo nur Silbengelenkpositionen belegt sind. Die Belege, in welchen nicht steht, weisen auf. und wechseln in Nr. 150. Mit Ausnahme von Nr. 119 sind diese Texte Einträge mehrerer Schreiber im Meisterbuch der Kürschnerzunft. (~) für ggwdt. /k/ ist somit eine für die Schriftlichkeit der Kürschnerzunft charakteristische Schreibweise, die sich in dieser Hinsicht vom Schreibgebrauch von Kanzleischreibern, städtischen Amtsträgern, öffentlichen Notaren und Privatpersonen – die und verwenden – unterscheidet. Außer in den erwähnten Texten kommt noch im Einleitungsteil der Zunftordnung der Kürschner (Nr. 141) vor (in den Satzungsartikeln selbst wird aber verwendet). kommt außer in den Zunfttexten nur ausnahmsweise vor (z.B. Punkten, Nr. 99). entspricht ggwdt. /k/ in einem Text, nämlich in Nr. 128, der Abschrift einer Klagschrift der deutschen Schuhmacherzunft im Ratsprotokollbuch von

221

Dieselbe Variantenverteilung (khomen, aber kauf) kam auch bei einem Schreiber im Teilkorpus I, nämlich beim unbekannten Stadtsschreiber S-1 vor (s.o., S. 147).

196

1636. Die Abschrift, die sowohl für ggwdt. als auch für aufweist (20/22), wurde offenbar von einem Kanzleischreiber erstellt. ist die übliche Schreibung im Wort punct (29/30), ansonsten kommt es nur ausnahmsweise vor (z.B. Articl, Nr. 128; Stucatsch, PN, z.B. Nr. 75). kommt ebenfalls nur als Ausnahme vor: kalch (2/2, Nr. 75), Achatsch (Nr. 120), werch (5/5 in Nr. 139f.; Nr. 140 ist ein Kontrolltext aus Graz (südostbair.), wo sich die spirantische Aussprache länger erhalten hat als in Ödenburg (ostmittelbair.), vgl. Fnhd.Gr. 130, Kranzmayer 1956: 109), vgl. Tauber 1993: 130. : Vereinzelt steht für ggwdt. /k/, bei Artner: Agatsch (PN, Nr. 75, 86, 88, 90), in Zunfttexten: dugaten (Nr. 142, 152f.), ferner in den Belegen artigl (Nr. 139f.), heydug(g)en (Nr. 98), Agatsch (Nr. 160), attagiren (Nr. 129) und Türggey (Nr. 167). Ggwdt. /g/ Buchstabenvarianz an der Stelle von ggwdt. /g/ liegt im Teilkorpus II in geringerem Ausmaß als in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts vor. Die Verteilungsprinzipien der Varianten sind dabei dieselben. , (Nr. 305). Ggwdt. /f/ Die sich zur ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts hin herausgebildete Einheitlichkeit in der graphischen Bezeichnung von /f/ ist in der zweiten Jahrhunderthälfte nicht mehr vorhanden. Weiterhin existieren allgemein gültige Regeln, sie unter288

scheiden sich aber von den Regeln der ersten Jahrhunderthälfte. Es erscheinen ferner schreiberspezifische Unterschiede. : Ggwdt. entspricht im Teilkorpus IV in aller Regel . : , : Ggwdt. /f/ entspricht in Anlautposition immer, in In- und Auslautposition nach Langvokal in der Regel , nach Kurzvokal . Hinsichtlich der Bezeichnung von /f/ in sonstigen Lautpositionen ist die Ödenburger Schriftlichkeit nicht einheitlich. Die Mehrheit der Schreiber (Gruppe 1) bezeichnet /f/ vor mit (Nr. 266, 270, 273, 275, 277–282, 285f., 358f., 361–364), ein kleinerer Teil von ihnen jedoch mit (Gruppe 2: Nr. 263, 267f., 271, 284, 287, 355f., 365). Die Mehrheit der Schreiber von Gruppe 1 verwendet auch nach , die Schreibweise (vornehmlich im Wort -dorffer, Nr. 266, 277, 279, 283, 285, 362f.), nur wenige schreiben (Nr. 270, 275, 280). Bei Schreibern der zweiten Gruppe steht in den lediglich drei Belegen (Aushilf, Wolfser in Nr. 284, bedürfnis, Nr. 287). Der Buchstabengebrauch von Drucken steht dem zeitgenössischen grammatischen Vorbild – wie in einigen weiteren Punkten – auch in der Bezeichnung von /f/ näher als der Buchstabengebrauch der handschriftlichen Schriftlichkeit. In Drucken steht vor immer der Einzelbuchstabe : 6/6 in Nr. 467, 470f. Auch der Ersteller der Reinschrift des Briefes Nr. 461, dessen Buchstabengebrauch fortschrittlicher ist als der von zahlreichen zeitgenössischen Schreibern, korrigiert die fft-Schreibungen des Konzeptverfassers (Nr. 462) konsequent auf (5/5). Die Existenz einer in Ödenburg allgemein gültigen Schreibregel ‘Schreibe nach Kurzvokal ff, nach Langvokal f’ (mit erlaubter Alternanz von ~ vor ), die mit Regelformulierungen zeitgenössischer Grammatiker im Einklang steht (z.B. Gottsched 1762: 90), ist zwar eine plausible Annahme, sie kann aber ausschließlich aufgrund des untersuchten Korpus nicht eindeutig nachgewiesen werden. Ggwdt. entspricht nämlich nicht nur an denjenigen Stellen, denen im Gegenwartsdeutschen – d.h. in der in Aussprachewörterbüchern festgelegten ggwdt. ‘Standardaussprache’ sowie in phonologischen Beschreibungen des Ggwdt. – ein Kurzvokal vorangeht, sondern auch nach Diphthongen (z.B. (-)kauff(V) in Nr. 267: 2/5, 273, 277, 285, dagegen (-)kauf- in Nr. 267 (3/5),334 365; vorläuffig, Nr. 262) und im Einzelbeleg -beruffene (Nr. 284, vgl. ausruffet im Drucktext Nr. 471 und unwiederrufflichen in Nr. 275). Da ff-Belege auch bei Schreibern vorkommen, die ansonsten konsequent verwenden (3/3 kaufbrief(es), künftiger, Straf, Wolfin, aber 2/2 verkauffet in Nr. 267, Aushilf, kinftigen, strafbahr, 334

Die Alternanz ~ ist in Nr. 267 allerdings regelhaft. steht zwischenvokalisch (2/2 verkauffet), vor Konsonant (3/3 kaufbrief(es)).

289

Wolfser, aber beruffene in Nr. 284; auch in Nr. 471 entspricht ggwdt. konsequent ), ist es einerseits zu vermuten, dass Diphthonge von – manchen – Schreibern als Kurzvokale aufgefasst wurden (vgl. Anm. 337). Andererseits ist es nicht auszuschließen, dass die Quantität des dem /f/ vorangehenden Vokals in einzelnen Wörtern – von denen im Teilkorpus IV ‘berufen’ belegt ist – in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, zumindest in der Wahrnehmung von Schreibern, von der gegenwartsdeutschen abwich. Vgl. Wiesinger 1983: 1093. Das Wort ‘auf’ steht bei beiden Schreibergruppen mit . erscheint im Einzelbeleg Vässer (1/1, Nr. 364). : Ggwdt. =/f/ entspricht . Ggwdt. /v/ Ggwdt. =/v/ entspricht im Teilkorpus IV . Eine Ausnahme ist belegt: Der Schreiber des Ratsprotokolls Nr. 285 verwendet im Wort Prowisorat(s). Ggwdt. /pf/ Ggwdt. = /pf/ entspricht im Teilkorpus IV die Buchstabengruppe . Ggwdt. /ts/ Ggwdt. /ts/ entspricht im Teilkorpus IV , in Wörtern lateinischer Herkunft (z.B. citiret, Nr. 362, Process, Nr. 275) bzw. bei einem Schreiber wortgebunden (2/2 Excellencz, Nr. 287). Da für die Buchstabenpositionen ggwdt. (/ts/ /Vlang_/K_) bzw. (Silbengelenkposition: d.h. aktuelle und potenzielle Gelenkstellung) in den Einzeltexten, in welchen beide Positionen belegt sind (10 Texte), jeweils nur wenige Belege vorkommen, kann im Fall nur weniger Schreiber beurteilt werden, ob und inwieweit ihr Buchstabengebrauch strukturiert ist. Bei sechs Schreibern kommen sowohl als auch als Buchstabenentsprechung von /ts/ vor. Die Mehrheit dieser Schreiber – vier von den sechs – verwendet die beiden Varianten inkonsequent – d.h. weder lautpositionsbedingt, noch wortgebunden – bzw. nicht völlig konsequent. Zwei Beispiele: 1. Der Schreiber des Ratsprotokolls Nr. 284 gibt /ts/ im einzigen Beleg der Buchstabenposition ggwdt. mit dem Buchstaben wieder (Tanz), in den Belegen der Buchstabenposition ggwdt. aber sowohl mit als auch mit (lezte, vorgeschützet, Vorsitz). 2. Der Schreiber des Ratsprotokolls Nr. 283 verwendet zwar konsequent für ggwdt. (14/15), aber es schlüpft auch eine tz-Schreibung ein (Competentz). Für die Buchstabenposition ggwdt. sind bei ihm sowohl als auch belegt (Aufsezung, lezte, Spritzen).

290

Vollständige oder partielle Konsequenz in der Bezeichnung von /ts/ lässt sich lediglich bei vier Schreibern annehmen. 1-2. Die Schreiber der Reverse Nr. 273 bzw. 275 unterscheiden graphisch die Silbengelenkposition von den sonstigen Inund Auslautpositionen gleich der gegenwartsdeutschen Rechtschreibung: jeweils 3/3 für ggwdt. bzw. 1/1 für ggwdt. . 3. Der Schreiber des Ratsprotokolls Nr. 282 verwendet in beiden Positionen: ganzen, 3/3 Lazareth, lezte, lezthin. 4. Der Schreiber des Ratsprotokolls Nr. 283 schreibt konsequent, aber nicht ausnahmslos für ggwdt. (14/15). ist bei ihm auch in weiteren Positionen belegt (Aufsezung, lezte, dagegen Spritzen). Von der graphischen Bezeichnung von /ts/ können wegen der niedrigen Zahl der Belege in den einzelnen Texten lediglich drei allgemeine Aussagen gemacht werden. 1. Beide Buchstabenentsprechungen – und – können sowohl in Silbengelenk- als auch in den sonstigen In- und Auslautpositionen vorkommen. 2. Die im gehobenen Schreibgebrauch in der ersten Jahrhunderthälfte vorhandene interindividuelle Einheitlichkeit in der Bezeichnung von /ts/ (/ts/=) besteht nicht weiter. 3. Bei den einzelnen Schreibern ist Inkonsequenz in der Verwendung der beiden Buchstabenvarianten und häufig. In Texten mit 1-2 Belegen für die Lautposition /ts/ kommt noch oft das in der ersten Jahrhunderthälfte übliche für ggwdt. vor, z.B. anzusezen, Nr. 358, leztern, Nr. 280, nüzliches, Nr. 263. Gegenüber Handschriften ist der Buchstabengebrauch der Drucke (Nr. 467, 470f.) einheitlich und völlig konsequent. Er enthält die Buchstabenvarianten und nach den Verteilungsregeln der gegenwartsdeutschen Rechtschreibung.335 Ggwdt. /5/ Ggwdt. /5/ entsprechen im Teilkorpus IV bzw. , in Allem nach den heutigen Distributionsregeln. für ggwdt. kommt in einem Einzelbeleg in einem Quittungstext vor, der mehrere im gehobenen Schreibgebrauch als unrichtig geltende Schreibungen aufweist: Suchmaher, Nr. 274. Ggwdt. /s/ Ggwdt. /s/ entsprechen im Teilkorpus IV , , . Die einzelnen Buchstabenvarianten werden nach denselben Verteilungsregeln verwendet wie in der ersten Jahrhunderthälfte. Abweichungen im Buchstabengebrauch kommen le335

Im Vergleich zur ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts hat sich auch der Buchstabengebrauch der Drucke geändert. bezeichnet nur noch die Silbengelenkposition und Inkonsequenzen (z.B. Herzog~Hertzogen in Nr. 469, vgl. noch Nr. 468) – möglicherweise Setzfehler – begegnen nicht mehr.

291

diglich in einer Wortschreibung sowie im Durchsetzungsgrad der s-Schreibung zweier Wörter vor (‘als’, ‘aus’). , , : Medial zwischenvokalisch steht für ggwdt. /s/ – sowohl im Silbengelenk als auch am Silbenanfang – zumeist (z.B. 10/10 ausser/(-)äusser-), gelegentlich (in Nr. 279 – 2/2 laßen –, 281, 283, 365). Medial vor in den lediglich vier Belegen (bewust, Nr. 287, eingebüst, Nr. 271, gröste, Nr. 273, must, Nr. 270; vgl. wusten im Drucktext Nr. 467) bzw. final in Artikelwörtern, Flexionssuffixen, Präpositionen, Konjunktionen und Pronomina steht (u.a. 38/43 als, 60/60 aus(-), 12/13 bis), in absoluter Auslautposition in einsilbigen, nicht deklinierten Lexemen, in der Konjunktion ‘dass’ bzw. im Wortbildungsmorphem ‘-nis’ (u.a. 11/13 hauß, 3/3 muß, 6/7 -niß/-nuß).336 Diese Verteilungregeln entsprechen denen der ersten Jahrhunderthälfte. Die alleinige wesentliche Veränderung betrifft die Schreibung der Präposition ‘bis’, die in der zweiten Jahrhunderthälfte nicht mehr mit , sondern mit steht. Die früher in der amtlichen Schriftlichkeit häufige schreibergebundene und auch in der Kanzleischriftlichkeit mögliche, aber lediglich für einen Stadtschreiber charakteristische, nicht gehobene ß-Schreibung der Wörter ‘als’ und ‘aus’ verschwindet zur zweiten Jahrhunderthälfte hin gleichermaßen aus der Kanzlei- und der amtlichen Schriftlichkeit. Sie ist lediglich als Ausnahme belegt: 5/43 alß, 0/60 aus. In der Zunftschriftlichkeit ist die ß-Schreibung weiterhin verbreitet. Abweichungen von diesen allgemeingültigen Verteilungsregeln bzw. aus Schreiberperspektive von den entsprechenden Buchstabenverwendungsregeln sind möglich, aber selten. Der Schreiber zum Beispiel, der den Brief Nr. 360 in das Prothocollum Conceptuum einträgt – oder der Schreiber des Briefes selbst, wenn sie nicht identische Personen sind –, schreibt das ursprüngliche Genitivsuffix im Adverb ‘teils’ als (2/2 theilß, Nr. 360). Der Buchstabengebrauch von Drucken weicht von dem der Handschriften ab. Im Unterschied zu Letzteren verwenden Drucke vor sowie medial am Silbenanfang , z.B. verdienstmäßig in Nr. 467, außer, erblaßten, genießet, 5/5 Großen, 9/9 größte(-), maßen in Nr. 470, beßten, Maaße in Nr. 471; dagegen z.B. 5/6

336

Da die Schreibung für ggwdt. /s/ an die absolute Auslautposition gebunden ist – vermutlich auch in relativer Auslautposition steht in der Kanzlei- und der amtlichen Schriftlichkeit vorkonsonantisch , diese Position ist aber im Korpus kaum belegt (z.B. Gemäßheit, Nr. 285) –, wird in der Schreibung des Lexems ‘haus’ das in der ggwdt. Rechtschreibung gültige Prinzip Morphemkonstanz weiterhin nicht realisiert: Hauß in Nr. 281, 358, aber haüsern in Nr. 281, Hauses, behausung in Nr. 358. Die Buchstaben _ß# bzw. _s_ korrespondieren dabei möglicherweise mit unterschiedlichen Lautungen.

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massen/-mässig, 10/10 ausser/(-)äusser in den handschriftlichen Texten von Teilkorpus IV, ferner grossen, 3/3 Strassen in Nr. 277, 2/2 geniesse- in Nr. 364.337 : In ungarischen Namen steht in der Kanzleischriftlichkeit der ungarischen Rechtschreibung entsprechend für /s/. ist in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nur noch vereinzelt belegt: wisßen, Nr. 265 (1776) bzw. mehrmals in einem Magistratsbrief (Nr. 474) sowie einem Vertragstext (Nr. 477) aus 1760, jeweils neben überwiegendem . Ggwdt. /z/ , : Ggwdt. /z/ entspricht im Teilkorpus IV bzw. medial zwischenvokalisch in allen morphologischen Positionen, in Morphemauslautposition vor Konsonant bzw. wortfinal gelegentlich auch , vor allem im Morphem ‘dies’: dieß(falls), Nr. 270, 283, 362, dießelbe, Nr. 355f., dießer, Nr. 354, Hauße, Nr. 273, Häußer, Nr. 283, Kayßerl., Nr. 354–356. Ggwdt. /l/ : Ggwdt. =/l/ entspricht im Teilkorpus IV im Silbengelenk . Als Ausnahme ist altes in Verbindung mit einer vorangehenden Dehnungsschreibung weiterhin belegt: gefahlen, Nr. 270. In Morphemauslautposition wechselt ähnlich der ersten Jahrhunderthälfte mit . Da diese Position nicht in allen Texten vorkommt und auch in den Belegtexten nur selten, lässt sich nicht beurteilen, ob der Wechsel der beiden Varianten strukturiert ist (z.B. schreibergebunden erfolgt). Festgestellt werden kann lediglich so viel, dass die einzelnen Schreiber in denselben Wörtern und Lautpositionen nicht immer dieselbe Variante verwenden, der Variantenwechsel also nicht wort- und lautpositionsgebunden erfolgt. Grund für die Variation ist, dass die graphische Bezeichnung von /l/ in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert im Wandel begriffen ist. In zwei Fällen hat sich die neue – der ggwdt. Rechtschreibung entsprechende – Schreibweise in der Öden337

Die Extension der Beschreibungskategorien Silbengelenkposition und Silbenanfang ist dabei für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht eindeutig bestimmbar. Für Schreiber/Setzer – denn man weiß nicht, wessen Buchstabengebrauch Drucke repräsentieren – war es in dieser Zeit vermutlich unklar, ob Diphthonge als Lang- oder Kurzvokale aufzufassen seien. Obwohl Drucke nach Langmonophthongen konsequent aufweisen, verwenden sie nach Diphthongen teilweise , teilweise aber : weisses in Nr. 467, außer, aber heissen~Heißet in Nr. 470, äusersten in Nr. 471 (Nr. 467 und 471 wurden gleicherweise bei Johann Joseph Sieß in Ödenburg gedruckt).

293

burger Schriftlichkeit mehrheitlich bereits durchgesetzt, in einem Fall noch nicht. Die drei Veränderungen sind die Folgenden: 1. Im Wort ‘fall(s)’ steht in absoluter Auslautposition bzw. vor /s/ mehrheitlich bereits : 9/13 (Nr. 279, 283f., 285: 2/2, 355f., 361f.). Die in der ersten Jahrhunderthälfte verwendete Variante fahl(s) mit vorangehender Dehnungsschreibung kommt im Teilkorpus lediglich bei zwei Schreibern vor (Nr. 282, 359, dagegen Verfallenen ebd.), beim Schreiber von Nr. 282 jedoch konsequent (3/3). 2. In Wortzusammensetzungen mit ‘all’ als erstem Bestandteil steht zumeist bereits (17/21, z.B. allhier, allweege). Altes erscheint konsequent in Nr. 270 (3/3), ferner in Nr. 354. 3. In Morphemauslautposition vor ist neben (z.B. -gestelt-,338 Nr. 268, 277, 284) bereits auch verbreitet (sollte, Nr. 365, ferner mehrmals im Vergleichskorpus; wollte, Nr. 275). In weiteren Wörtern bzw. Lautpositionen ist für ggwdt. nicht belegt. : Ggwdt. entspricht in der Regel , auch im in der ersten Jahrhunderthälfte noch oft mit belegten Wort ‘viel’: 5/9; die vier ll-Belege finden sich dabei bei nur zwei Schreibern: Nr. 263f./269 bzw. Nr. 267. Im Vergleichskorpus kommen nur l-Schreibungen (14/14) vor. Gelegentlich erscheint auch in weiteren Wörtern, vor allem zwischenvokalisch bzw. vor , z.B. solchergestallten, Nr. 365, Rellation, Nr. 278. Ggwdt. /r/ : Ggwdt. entspricht im Teilkorpus IV , wobei im Wort ‘pfarr’ in Verbindung mit einer vorangehenden Dehnungsschreibung weiterhin möglich ist: Pfarrers in Nr. 270, Pfarrhof in Nr. 277, aber Pfahrer in Nr. 285. : Ggwdt. entspricht . Mit ‘da-’ als erstem Bestandteil gebildete Adverbien sind im Teilkorpus nur selten belegt, öfter lediglich ‘damit’ (5/5 damit). Die r-Schreibung kommt gelegentlich weiterhin vor (dargegen, Nr. 270, darneben, Nr. 358). Das früher üblicherweise mit geschriebene Adverb ‘dazu’ ist im Korpus nach 1750 lediglich zweimal belegt: in einem Vertragstext aus 1760 in der Variante darzu (Nr. 477), in einem Eingabetext aus 1806 in der Variante dazu (Nr. 440).

338

Die 3.Pers.Sg.Ind.Präs. bzw. das Part.Prät. von ‘stellen’ erscheint ähnlich der ersten Jahrhunderthälfte oft mit der e-haltigen Suffixform -et (5/8). In der entstehenden Silbengelenkposition steht (gestellet).

294

Die r-lose Variante des Wortes ‘hiermit’ ist weiterhin möglich (Nr. 359, 365), aber weniger verbreitet als die auch im Gegenwartsdeutschen übliche Variante hiermit (Nr. 265, 272/274, 276, 278, 355f., 358, 361, 364: 2/2). Ggwdt. /m/ : Ggwdt. entspricht im Teilkorpus IV in der Regel , vereinzelt bzw. . kommt in der Ödenburger Schriftlichkeit zwischen 1770 und 1800 nur noch als Ausnahme vor (1/5 frembd- in Nr. 284, ferner umb in einem Zunftbucheintrag, Nr. 320), lediglich der Schreiber der Reverse Nr. 355f. verwendet es konsequent (2/2 sambt, 2/2 sämbtlichen). Vor 1770 kommt jedoch noch bei mehreren Schreibern des Vergleichskorpus konsequent vor, nämlich beim Korrektor der Zunftordnungen Nr. 435, 437 (frembd, umb), beim Stadtschreiber Ernst (Nr. 473f., 4/5 umb) sowie beim Schreiber des Vertrags Nr. 477 (ambt, frembder). Im Teilkorpus IV steht auch in beiden Wörtern , die in der ersten Jahrhunderthälfte vorwiegend bzw. immer mit geschrieben wurden: 24/24 (-)um, 3/3 darumen/-wiederumen, 3/3 Am(m)t/Amte. für ggwdt. ist ebenfalls nur vereinzelt belegt, meist in vorkonsonantischer Stellung, wo früher üblich war: Ammt, Nr. 286, gehorsammste, Nr. 360, 362 (2/2), sammt, Nr. 265, 285, ferner 1/2 Riemmer in Nr. 287. : Ggwdt. entspricht im Silbengelenk zumeist (48/62), oft aber auch . kann sowohl wortgebunden (3/3 Semeln, aber 2/2 zimmer, zusammen in Nr. 277; 5/5 -Kamerer, aber committiret in Nr. 283; im weiteren Korpus 16/18 Kammer(er)) als auch mit alternierend erscheinen (zimer~zimmer in Nr. 266). Die Doppelschreibung von bedeutet in Handschriften allerdings nicht das Vorhandensein zweier m-Buchstaben (im Teilkorpus begegnet lediglich in – möglicherweise noch als fremd empfundenen – lateinischen Wörtern, z.B. Summa in Nr. 275), sondern das Vorhandensein eines Nasalstrichs ().339 Fehlt der Nasalstrich, ist folglicherweise zu lesen. Dies ist der Fall z.B. in Nr. 266, wo in einem der beiden Belege des Wortes ‘zimmer’ ein Nasalstrich über dem steht, er im anderen Beleg aber fehlt. Selbst wortgebunden konsequentes Fehlen des Nasalstrichs bei einzelnen Schreibern darf nicht ohne weitere 339

Abkürzungen sind in den Quellentranskriptionen (s. CD-Beilage) kursiv gesetzt, so dass der Leser nachvollziehen kann, wo die einzelnen Schreiber ein Abkürzungszeichen verwendeten und wo nicht. Das oben zitierte Beispielwort Summa ist heute ein Lehnwort, im 18. Jahrhundert konnte es aber für individuelle Schreiber auch als in deutschsprachigem Kontext verwendetes lateinisches Wort gelten.

295

unterstützende Daten als schreiberspezifischer Buchstabengebrauch interpretiert werden, denn beim Schreiben konnten Abkürzungszeichen leichter fortbleiben als Buchstaben.340 Die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert bereits seltenen Inkonsequenzen in der mm-Schreibung verschwinden wahrscheinlich mit dem Übergang vom abkürzenden Nasalstrich zur Buchstabenverdopplung. In Drucken, wo das Kürzungszeichen nicht mehr gebräuchlich ist, entspricht ggwdt. in allen Belegen aller Stellungen (Nr. 467, 470f.). Morpheme mit finalem, auf einen Kurzvokal folgendem /m/ in absoluter Auslautposition (z.B. Stamm, Nr. 283) bzw. in vorkonsonantischer Stellung (z.B. obbestimten, Nr. 275) – für die die ggwdt. Rechtschreibung vorsieht –, sind im Teilkorpus nur vereinzelt belegt und dabei sowohl mit als auch mit notiert. Ggwdt. /n/ : Ggwdt. entspricht im Teilkorpus IV in aller Regel , vereinzelt (z.B. Innhalts, Nr. 276, Stephann, Nr. 277). Der Schreiber der Eingabe Nr. 275 verwendet wortgebunden konsequent: 2/2 abgethann, 2/2 sothanne(s).341 : Ggwdt. entspricht bzw. in Einzelbelegen : darinen, Nr. 284, jedermäniglich, Nr. 281, jäner, Nr. 282. In Wörtern, in denen morphemfinales /n/ auf einen Kurzvokal folgt, steht vor im gehobenen Schreibgebrauch im Gegensatz zur ersten Jahrhunderthälfte bereits (8/8, z.B. bekannt, Nr. 363: 2/2, benannte, Nr. 273). n-Schreibungen in dieser Position erscheinen im Korpus lediglich in vor 1770 entstandenen Schriften (z.B. Nr. 476f.) bzw. in vom gehobenen Schreibgebrauch mehr oder weniger fern stehenden Texten (Nr. 460). Vor allem in Zunftbucheinträgen, wo in dieser Stellung lediglich vorkommt (im Teilkorpus IV 9/9 Belege).

340

Ob sie in der Tat leichter fortblieben, kann ich nicht beurteilen. Dazu müsste man wissen, wann im Schreibprozess einzelne Abkürzungszeichen gesetzt wurden. Wurde z.B. der Nasalstrich nicht gleich nach der Ausführung des Buchstabens, zu dem er gehört, gesetzt, sondern erst nach dem Niederschreiben des Wortes, dann ist es plausibel, dass die rückwärts gerichtete Schriftergänzung gelegentlich unterblieb. 341 Der in der ersten Jahrhunderthälfte mit geschriebene Ortsname ‘Wien’ kommt im Korpus in der zweiten Jahrhunderthälfte lediglich bei zwei Schreibern vor: beim Stadtschreiber Christian Joseph Ernst im Jahr 1760 mit (Nr. 474, 2/2 Wienne(r)) bzw. beim Schreiber des Ratsprotokolls Nr. 286 im Jahr 1789 mit (Wienerischen).

296

Ggwdt. /h/ Ggwdt. /h/ entspricht im Teilkorpus IV , auch in relativer Anlautposition nach bzw. (z.B. 5/5 (-)buchhalter(-), Nr. 283, 285, 365). In Zunftbucheinträgen kann morpheminitiales in entsprechenden Wortzusammensetzungen fehlen: fleischhacker, Nr. 319, aber fläschacker, Nr. 291: 2/2. Das Wort ‘Ungarn’ kommt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts weiterhin in seinen beiden Varianten vor. Die Variante Hungarn erscheint nahezu ausschließlich in Institutionsnamen – z.B. Hochlöb: König: Hung: Hofkammer (Nr. 275), Königin von Hungarn und Böheim (Nr. 471), aber auch hungarisch Broderstorff (ON, Nr. 476). In sonstigen Fällen erscheint die h-lose Variante Ungarn, z.B. ein gewisser Ung. Edelmann, Nr. 280. Ggwdt. /ç/ Ggwdt. =/ç/ entspricht im Teilkorpus IV . Als Ausnahme sind hSchreibungen beim Schreiber der Quittung Nr. 274 belegt, dessen Buchstabengebrauch wesentliche Abweichungen vom gehobenen Buchstabengebrauch aufweist (verrehnung, welhen) bzw. im einzigen Beleg des Wortes ‘verehelichte’ steht (Nr. 275). für /ç/=ggwdt. zwischen Kurzvokal und /s/ ist nicht mehr belegt. Ggwdt. /j/ Ggwdt. entspricht in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts . Die in der ersten Jahrhunderthälfte in den Wörtern ‘jede(-)’ und ‘jetz-’ noch belegte i-Schreibung kommt nicht mehr vor. Ergebnisse Teilkorpus IV enthält Ratsprotokolle, ein Gerichtsprotokoll, Eingaben, Reverse, Quittungen, Berichte und Zunftbucheinträge aus dem Zeitraum 1770–1800, vorwiegend aber aus den 1770er/80er Jahren. In diesen beiden Jahrzehnten waren in der Stadtkanzlei ein Stadtnotar (Joseph Bernácsky, ab 1761), zwei Vizenotare (Melchior Waltersdorfer, 1764–1780; Gottlieb Wohlmut, ab 1781) und zahlreiche Kanzlisten, d.h. Kanzleischreiber tätig. Person und Amtszeit von Notaren und Kanzlisten sind in der Literatur nur bis 1783 bekannt (Németh 2004: 109). Aus Anwesenheitslisten von Ratssitzungsprotokollen weiß man jedoch, dass Bernácsky das Stadtnotaramt bis in die 1790er Jahre ausübte, als es von ihm der ab 1783 als Kanzlist tätige Michael Ege übernahm; vgl. Házi 1982: 388, ferner

297

ebd. S. 96.342 Die Ratsprotokolle im Teilkorpus IV (aus den Jahren 1776, 1781, 1785, 1787, 1789) stammen alle aus der Amtszeit von Joseph Bernácsky. Die in das jeweilige Protokollbuch eingetragene Reinschrift mancher Protokolle hat aber nicht er erstellt und vermutlich auch das entsprechende Protokoll nicht angefertigt, sondern der jeweilige Vizenotar343 (z.B. Nr. 284) oder weitere Personen (z.B. Nr. 285f.).344 Von den weiteren Texttypen im Teilkorpus sind Quittungen und Berichte von städtischen Amtsträgern, Eingaben und Reverse zumeist von Kanzlisten geschrieben worden.345 342 Das Jahr des Amtswechsels kenne ich nicht, aus einem Vergleich der Ratsprotokollbücher aus den einzelnen Jahren ist es aber leicht zu ermitteln. Ende 1789 ist Bernácsky noch Obernotar (Ratssitzungsprotokoll vom 31.10.1789, Sign.: 1003/a 205: S. 817). 343 Neben dem Obernotar – das Wort ist die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts übliche Bezeichnung des früheren Stadtschreiberamtes, z.B. Sign.: 1003/a 205: S. 817 – war auch der Vizenotar ordentlicher Teilnehmer an Ratssitzungen (vgl. z.B. Nr. 267, 277), denen der Obernotar zuweilen auch nicht beiwohnte (vgl. z.B. das Ratsprotokoll vom 24.11.1787, Sign.: 1003/a 200: S. 275). 344 Die Handschrift von Notaren und Kanzlisten lässt sich anhand signierter Schriften oder Beglaubigungsvermerke identifizieren. Die meisten Kanzleitexte sind allerdings nicht signiert. Notare und Kanzlisten unterzeichnen eigenhändig geschriebene Texte bzw. Vermerke unter anderen an folgenden Stellen: Joseph Bernácsky: 1003/a 195: S. 610; Melchior Waltersdorfer: IV 1009/198: S. 245; Joseph Capiller (Kanzlist): 1003/a 190: S. 196/4 (Nr. 275); Joseph Pettko (Kanzlist): 1003/a 190: S. 228/2 (Nr. 279); Franz Xaver Rách (Kanzlist): 1003/a 190: S. 236/3; Michael Ege (Kanzlist): Lad.XXVI. et AA, fasc.VIII. Num. 505. 345 Schreiber von Eingaben und Reversen lassen sich in den meisten Fällen nicht oder lediglich mit großer Wahrscheinlichkeit, aber nicht mit Sicherheit identifizieren. Viele Eingaben schließen mit einer Beglaubigungsformel eines Kanzlisten mit folgendem Wortlaut: Coram me [N.N.] Mria præfatæ Liberæ, Regiæque Civitatis Sopron: jurato Cancellista. Die Formel (im Teilkorpus IV belegt unter anderem in Nr. 265 bzw. 359) bezieht sich vermutlich nicht allein darauf, dass die Unterzeichnung des nicht von den Antrags- bzw. Reversstellern selbst geschriebenen Dokuments vor dem jeweiligen Kanzlisten erfolgte – in Bekräftigungsformeln wird oft darauf hingewiesen, dass nur Unterschrift und Siegel vom Aussteller stammen, z.B. in Nr. 359: Zu mehrerer Glaubwürdigkeit dessen habe gegenwärtigen Revers mit meiner eigenen Handschrifft, und gewöhnlichen Pettschafft bekräfftiget. –, sondern auch darauf, dass die Eingabe bzw. der Revers vom Kanzlisten selbst verfasst wurde. Eine Identifizierung des Schreibers des Eingabe- bzw. Reverstextes als der Schreiber der Beglaubigungsformel ist deswegen nicht möglich, weil lateinischsprachige (so auch die Beglaubigungsformel) und deutsche Texte (Eingabe- bzw. Reverstext) wie früher, auch im 18. Jahrhundert in unterschiedlichem Schrifttyp geschrieben wurden. Dass die Formel Coram me auf letztere Weise zu verstehen ist, legt u.a. ein Revers eines Harkauer Einwohners, Matthias Tschürz nahe (Nr. 279), den der schreibunkundige Aussteller mit einem Kreuz unterzeichnet. Seinen Namen schreibt dieselbe Hand

298

Der Buchstabengebrauch der Kanzlei- und der amtlichen Schriftlichkeit (Ratsund Gerichtsprotokolle, Eingaben, Reverse, Quittungen sowie Berichte aus der Hand von Notaren, Kanzlisten, städtischen Amtsträgern und weiteren Personen) unterscheidet sich auch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wesentlich vom Buchstabengebrauch von Zunftbucheinträgen bzw. in einzelnen Punkten, vor allem im Geltungsbereich alternierender Schreibvarianten auch vom Buchstabengebrauch von Drucken. Die folgende Tabelle (S. 300) zeigt die Buchstabenentsprechungen der zu den ggwdt. Phonemen gehörenden ggwdt. Grapheme in der Kanzlei- und der amtlichen Schriftlichkeit in Ödenburg von 1770 bis 1800. Angeführt sind wie in den vorangehenden Kapiteln häufige nicht wortgebundene und nicht für nur wenige Schreiber charakteristische Entsprechungen der ggwdt. Grapheme, insofern die Belegdichte allgemeine Aussagen über die Schreibung in den entsprechenden Graphempositionen zulässt. In Klammern stehen Buchstabenvarianten vor allem in selten belegten Graphempositionen, von denen nicht entschieden werden kann, ob sie kontextbedingte – z.B. wortgebundene oder schreiberspezifische – oder kontextunabhängige Varianten sind (z.B. für ggwdt. ), ferner Varianten, die eine andere zugrunde liegende Lautung als die ggwdt. Grapheme widerspiegeln ( für ggwdt. ).

nieder, von der auch der Reverstext stammt und sie fügt die folgende Erklärung hinzu: Mitnachbahr in Harckau, mit fremder hand, doch eigenhändig gemachten Creutz. Da der Kanzlist Joseph Pettko, der den Revers beglaubigt, in der Beglaubigungsformel auch darauf hinweist, dass er den Namen des Reversstellers niederschrieb (Josepho Pettko Mia prælibatæ civitatis jurato Cancellista, qua Nomen scripturæ ignari Matthiæ Tsirtz subscribente, et teste.), hat auch den Revers mit Sicherheit er verfasst. Im Fall dieses Reverses kann der Schreiber der lateinischsprachigen Beglaubigungsformel übrigens auch aufgrund des gleichen Duktus mit dem Schreiber des deutschsprachigen Reverstextes identifiziert werden. Eingaben und Reverse können auch dann Kanzlisten geschrieben haben, wenn der Antrag- bzw. Reverssteller schreiben konnte. Dies ist der Fall z.B. bei einem Revers des Glasermeisters Leopold Horváth (Nr. 359), den er eigenhändig unterzeichnete, den aber vermutlich der Kanzleischreiber Michael Ege in Schrift fasste. Von Privatpersonen eigenhändig ausgestellte Eingaben ließen sich im Teilkorpus IV nicht nachweisen. In Fällen, wo eine Beglaubigungsformel fehlt (Nr. 271, 273), ist es aber nicht auszuschließen, dass Eingaben vom Aussteller selbst oder von einem Berufsschreiber geschrieben wurden.

299

Ggwdt. Phonem /a/ /a:/ Ggwdt.

Graphem Buchstabe im

Kanzleigebrauch () () Ggwdt. Phonem /i:/ Ggwdt. Graphem Buchstabe im Kanzleigebrauch () () Ggwdt. Phonem /u:/ /ü/ Ggwdt. Graphem Buchstabe im Kanzleigebrauch Ggwdt. Phonem /p/ Ggwdt.

Graphem Buchstabe im

Kanzleigebrauch

/b/

Ggwdt. Phonem /f/ Ggwdt.

Graphem Buchstabe im

Kanzleigebrauch Ggwdt. Phonem Ggwdt. Graphem Buchstabe im Kanzleigebrauch

()

/ /



/ :/



/i/











/ö:/

/u/

()

/o/



/o:/

/ö/









/ü:/

()

/ai/

/oi/



/g/

/v/

/f/







/s/



/z/









/m/ /n/

/h/

/ç/

/j/

()





/d/







/5/



()



/ts/

/r/







()



/au/

() ()

/t/



/pf/

/l/





/e:/



/k/





Buchstabenentsprechungen der ggwdt. Grapheme in der Kanzlei- und der amtlichen Schriftlichkeit in Ödenburg von 1770 bis 1800

Zwischen der ersten und zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfolgen keine durchgreifenden Veränderungen im Buchstabengebrauch, die zum Allgemeinwerden neuer stellungsbedingter Laut-Buchstabe-Entsprechungen in der Kanzlei- und der amtlichen Schriftlichkeit führten. Veränderungen bestehen einerseits im Verschwinden in bestimmten Lautpositionen auch früher nicht allgemeiner, oft für

300

die Schreibung von lediglich ein bis zwei Wörter – oft sogar nur schreibergebunden – charakteristischer Buchstabenvarianten aus dem allgemeinen Gebrauch. Andererseits erscheinen lautpositionsgebunden neue Laut-Buchstabe-Entsprechungen, die aber noch keine allgemeine Verbreitung finden. Veränderungen des ersten Typs sind der Rückgang der wortgebundenen und bis auf (-)fahl(-) bzw. al- nur für einzelne Schreiber charakteristischen Schreibungen (-)fahl(-), dis(-), vil(-), alß, auß, al-/_K, ied-, iez- sowie der in der ersten Jahrhunderthälfte lautpositionsgebunden verbreiteten Schreibungen für ggwdt. , für ggwdt. , für ggwdt. (z.B. benant) bzw. für ggwdt. /m/. Veränderungen des zweiten Typs sind das Aufkommen von für ggwdt. nach , , bzw. das Aufkommen von , , für ggwdt. mediales und finales , bzw. für mediales . Alle diese Veränderungen führen zu Schreibweisen, die in der ggwdt. Rechtschreibung nicht vorhandene Schreibweisen ablösen und die bis heute Bestand haben. Mehrere in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts vorhandene Unterschiede zur ggwdt. Rechtschreibung bestehen jedoch weiter – sie sind mehrheitlich wortgebundene (, , , , , bzw. für ggwdt. =/a:/, =/e:/, , , , bzw. /), seltener lautpositionsgebunde Schreibungen (, , bzw. für ggwdt. =/a:/, , bzw. ) – und die neuen lautpositionsgebundenen Schreibweisen setzen sich nicht allgemein durch. Die in der Ödenburger Kanzlei- und amtlichen Schriftlichkeit um 1800 noch nicht abgeschlossene Verbreitung neuer Schreibweisen spaltet die in der ersten Jahrhunderthälfte vorhandene interindividuelle Einheitlichkeit der graphischen Bezeichnung einzelner Lautpositionen. Der Buchstabengebrauch der beiden Jahrhunderthälften unterscheidet sich deshalb auch darin, dass die früher vorhandene Einheitlichkeit der Schreibung unter den einzelnen Schreibern in der zweiten Jahrhunderthälfte nicht weiter besteht und einzelne Schreiber bereits die neuen Schreibweisen verwenden, andere aber noch die alten, so dass die Variantenverwendung schreiberspezifisch erfolgt (z.B. ~ vor ).346 Der Buchstabengebrauch ist weiterhin usuell und er folgt nicht einer Norm. Schreiberspezifisch konsequente Abweichungen von allgemein gültigen Schreibweisen sind deshalb weiterhin möglich (z.B. 2/2 freü(-) im Revers Nr. 265 gegenüber dem vom gehobenen Schreibgebrauch vorgesehenen ). Schreiberspezifischer Buchstabengebrauch betrifft aber nahezu ausschließlich Lautpositionen, deren Bezeichnung in der Kanzlei- und der amtlichen Schriftlichkeit uneinheitlich ist (ggwdt. /k/, /f/, /ts/ bzw. die Buchstabenpositionen ggwdt. =/i:/ sowie ) 346

In anderen Fällen wird aber gerade die Uneinheitlichkeit der Schreibung aufgehoben: Ggwdt. , , , entspricht jeweils nur noch eine Buchstabenvariante.

301

und er besteht in der zumeist konsequenten Verwendung einer der zur Verfügung stehenden zwei Varianten: einer alten und einer neuen. Uneinheitlichkeit im Buchstabengebrauch in der Kanzlei- und der amtlichen Schriftlichkeit besteht in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in dieser schreiberspezifischen Realisierung variabler Lautbezeichnungen. Inkonsequenz in der Schreibung einzelner Wörter bzw. in der graphischen Bezeichnung einzelner Lautpositionen – besonders von /ts/ – ist bei den einzelnen Schreibern zwar weiterhin möglich, aber bereits sehr selten. Die folgende Tabelle zeigt die Proportion varianter Wortformen347 zu allen belegten Wortformen in jeweils einem ähnlich langen Ratsprotokoll zweier Kanzleibeamten aus der zweiten Hälfte des 18 Jahrhunderts (Nr. 283 stammt vom Obernotar Joseph Bernácsky, Nr. 282 wahrscheinlich von einem weiteren Kanzleischreiber), einem Ratsprotokoll aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts vom Stadtschreiber Abraham Egidius Dobner sowie in zwei Drucken aus der zweiten Jahrhunderthälfte.348 Sie zeigt ferner den Anteil von Wortformen mit von der gegenwartsdeutschen abweichenden Schreibung am gesamten Wortformbestand. erste Hälfte des zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts 18. Jahrhunderts Ratsprotokoll Ratsprotokolle gedruckte Festreden Textsorte (Handschrift) (Handschrift) Entstehungsjahr, 1735 1785 1785 1765 1773 Verfasser, (A.E. Dobner) (J. Bernácsky) (J. Torkos) (J. Torkos) Quellennummer Nr. 223 Nr. 282 Nr. 283 Nr. 470 Nr. 471 Anzahl aller 356 244 263 404 372 Wortformen Verhältnis der Anzahl varianter 5,9% 0,82 % 0,38% 1,24% 1,61% zu der aller beleg(21 Belege) (2 Belege) (1 Beleg) (5 Belege) (6 Belege) ten Wortformen Anteil von Wortformen mit von der ggwdt. 10,25% 20,22% 15,56% 4,7% 6,45% (24 abweichenden (25 (72 Belege) (41 Belege) (19 Belege) Belege) Schreibung am Belege) gesamten Wortformbestand Jahrhundert

Konsequenz im Buchstabengebrauch von Stadtschreibern und in Drucken im 18. Jahrhundert 347 348

Zur Vorgehensweise bei der Zählung vgl. Anm. 293 bzw. 295. Gedruckt in Ödenburg (Nr. 471) bzw. in Regensburg (Nr. 470).

302

Zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hin wird bei den einzelnen Schreibern eine nahezu vollständige Wortformkonstanz erreicht. Die jeweils wenigen Belege für deren Absenz ergeben sich einerseits daraus, dass auch Fälle mitgezählt wurden, in denen Wortformkonstanz besteht, nur Morphemkonstanz nicht (z.B. muß~müssen in Nr. 282, 470), andererseits haben sie einen typographischen Grund (Ueber- ~ über in Nr. 470f.) oder sie sind mögliche Setzfehler (z.B. irdischen~Irrdisch in Nr. 470). Variation, die mit Sicherheit auf den inkonsequenten Buchstabengebrauch der Schreiber zurückzuführen ist, ist in den Texten 282, 470f. deshalb von noch geringerem Ausmaß als die Verhältniszahlen in der Tabelle. Auch die relative Häufigkeit der von den gegenwartsdeutschen abweichenden Schreibungen nimmt zur zweiten Jahrhunderthälfte deutlich ab, wobei die Abnahme bei den einzelnen Schreibern ein jeweils unterschiedliches Ausmaß erreichen kann. Diese Unterschiede ergeben sich vor allem daraus, dass bei variablen Lautbezeichnungen manche Schreiber die bis heute erhaltenen, von der ggwdt. Rechtschreibung vorgesehenen Buchstabenvarianten verwenden, andere aber nicht.349 Hinsichtlich der relativen Häufigkeit der von den gegenwartsdeutschen abweichenden Schreibungen unterscheiden sich Ratsprotokolle aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts nicht nur von Ratsprotokollen aus der ersten Jahrhunderthälfte wesentlich, sondern auch von zeitgenössischen Drucken. Der Buchstabengebrauch von Drucken entspricht auch in zahlreichen solchen Fällen den normativen Forderungen zeitgenössischer Grammatiker bzw. Sprachtheoretiker – dem wissenschaftlichen Orthographievorbild also –, in denen Handschriften noch ältere, von Grammatikern und Sprachtheoretikern bereits verworfene Schreibungen verwenden. Die folgende Tabelle zeigt gemeinsame bzw. individuelle 349

Die Verhältniszahlen in der obigen Tabelle zeigen nicht die Vorkommenswahrscheinlichkeit (die relative Häufigkeit) von Abweichungen von der ggwdt. Rechtschreibung, sondern das Verhältnis der Anzahl in jeweils einem Einzeltext belegter Wortformen mit von der gegenwartsdeutschen abweichenden Schreibung zur Anzahl aller belegten Wortformen. Der Unterschied zwischen den für einzelne Texte charakteristischen Verhältniszahlen entspricht also nur annähernd dem Unterschied in der relativen Häufigkeit der erwähnten Abweichungen. Die Verhältniszahlen hängen bspw. von der Anzahl derjenigen in den einzelnen Texten belegten Lautpositionen ab, für die der gehobene Schreibgebrauch der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine von der heutigen abweichende Schreibung vorsieht (z.B. neuere französische Lehnwörter – etwa Guarde – kommen nur in Nr. 283 vor) bzw. von der Anzahl derjenigen Wörter, in denen die einzelnen Lautpositionen vorkommen (der Index der entsprechenden Lautpositionen und Wortformen ist in Nr. 282 1,66, in Nr. 283 2,05). Aus diesen Gründen ist der Unterschied in der relativen Häufigkeit der erwähnten Abweichungen zwischen den Ratsprotokollen Nr. 282 und 283 geringer als der Unterschied im Anteil von Wortformen mit von der gegenwartsdeutschen abweichenden Schreibung am gesamten Wortformbestand, den die obige Tabelle anzeigt.

303

Abweichungen von ggwdt. Schreibweisen in jeweils einer Handschrift bzw. einem Druck in Wörtern und Buchstaben- sowie Lautpositionen, die in beiden Texten belegt sind. Ggwdt. Wort / Buchstaben-/ Lautposition =/ai/ in Auslautposition /t/ in bestimmten Wörtern, {‘not’, ‘rat’ ...} Gemeinsame Abwei/k/ in Anlautposichungen von der tion in auch im ggwdt. RechtschreiLateinischen bung in Handschrift üblichen Namen und Druck =/a:/ in bestimmten Wörtern, {‘-lag’, ‘maß’ ...} =/l/ vor /t/

Handschrift (1785: Ratsprotokoll, Nr. 283)

Druck (1773: Festrede, Nr. 471)

z.B. Eigenthümer

z.B. eigenthümlich

Caspar

Carl

Erlaag

Maaße

nachgehollten Häußer

gestallten Hause

lezte

letzterer

‘vor’

fürzunehmende

vorzutragender

‘bürger’

burgermeister

Bürger

=/f/ vor /t/

z.B. Wirthschaffts

z.B. Äkern ohnentgeltlich

z.B. kräftig

z.B. Frolocken z.B. unerwartet

samt

sammt

mediales /z/ im Wort ‘haus’ /ts/ im Wort ‘letzt’ individuelle Abweichungen der Handschrift Nr. 283 von der ggwdt. Rechtschreibung

=/k/ ‘un-’ individuelle Abwei- =/m/ vor /t/ chungen des Druckes Nr. 471 von der ggwdt. Rechtschreibung

Abweichungen von der gegenwartsdeutschen Rechtschreibung in Handschrift und Druck in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts

304

Sowohl im handschriftlichen Ratsprotokoll als auch im gedruckten Festredetext kommen weitere Abweichungen von den gegenwartsdeutschen Schreibweisen in Wörtern und Buchstaben- bzw. Lautpositionen vor, die im jeweils anderen Text nicht belegt sind. Auch die Unterschiede in der Schreibung in beiden Texten belegter Wörter bzw. in der Bezeichnung in beiden Texten belegter Buchstabenund Lautpositionen sind aber repräsentativ und sie zeigen anschaulich, dass dort, wo der Buchstabengebrauch von Handschrift und Druck unterschiedlich ist, der Buchstabengebrauch des Druckes in der Regel der ggwdt. Rechtschreibung entspricht, der der Handschrift davon aber abweicht. Der Grund für den Unterschied ist, dass der Buchstabengebrauch von Drucken in Ödenburg in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts den normativen orthographischen Forderungen zeitgenössischer Grammatiker bzw. Sprachtheoretiker näher steht als der Buchstabengebrauch von Handschriften. Der Buchstabengebrauch der beiden Textgruppen ist vergleichbar mit Gottscheds orthographischen Ansichten in seiner Deutschen Sprachkunst. Die fünfte Auflage der Sprachkunst (51762 (1748)) bildete nämlich von den 1760er bis in die 1780er Jahre die Grundlage des deutschen Sprachunterrichts in Ungarn und ihre Wirkung hielt noch Jahrzehnte lang über Grammatiken weiterer Verfasser, die sich erheblich auf Gottsched stützten, an (z.B. über Felbigers Verbesserte Anleitung). Die Sprachkunst wurde sowohl in ihren deutschen Originalausgaben wie auch in zahlreichen lateinisch- bzw. ungarischsprachigen Bearbeitungen benutzt (Bleyer 1909: 59–107).350 Auch in Ödenburg wurde sie zweifelsohne verwendet, wenn auch nur indirekte Daten darauf hinweisen. Obwohl zum jeweils einen in der Lyzealbibliothek erhaltenen Exemplar der Grundlegung (1752) bzw. des Kerns der deutschen Sprachkunst (1764) keine Benutzungsdaten bekannt sind (A Soproni Ág. 1896: 53f.), weiß man, dass Gottscheds andere Werke in Ödenburg im 18. Jahrhundert fortlaufend gelesen wurden und in den 1740er Jahren sich sogar ein Gottschedianer Freundeskreis herausbildete.351 350

Vgl. noch Roessler 1997 zu Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen der Sprachkunst und in Österreich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts benutzten Grammatiken weiterer Verfasser. Bleyers Abhandlung ist sehr lesenswert. Von Unterschieden zwischen der Sprachkunst und ihren Bearbeitungen sowie weiteren verwandten Grammatiken berichtet er ausführlicher auf den Seiten 66f., 77f., 84f., 89. 351 Ein Gründer dieses Freundeskreises war der Dichter, Anwalt und Träger mehrerer städtischer Ämter, Georg Ferdinand Pamer (1686–1762), der in seiner Ode an Gottsched „Germaniens Horaz“ auch darüber berichtet, dass seine Werke in Ödenburg gelesen werden: [...] Nun hasst ich keine Müh und keinen hohen Preis, Um einen Bücherschatz von Deiner Hand zu stiften; Weil ich nichts Schätzbarers sonst anzuschaffen weis.

305

Gottsched fordert unter anderem die Schreibungen Gebeth, muthig, Noth, Rath (1762: 82), fallen (S. 91), dann, wann (S. 91), Pfarre (S. 93), That, theilen (S. 96), Brod (S. 96), Vater (S. 121). In Ödenburg verwenden Handschriften und Drucke gleichermaßen konsequent diese Schreibweisen. Die Bezeichnung vom „langen gezogenen A“ durch fordert Gottsched in Wörtern, in denen diese Schreibung „die allgemeine Gewohnheit“ ist (S. 83). Als Beispiel führt er neben seinen Regelformulierungen im orthographischen Teil der Sprachkunst nur wenige Wörter an, darunter aber auch mehrere, die in der gegenwartsdeutschen Rechtschreibung mit stehen, z.B. Baare, Quaal, Schaar. Einige weitere Beispiele finden sich im „Orthographischen Verzeichniß gewisser zweifelhafter Wrter“ (S. 153–189), z.B. Haabe (S. 162), Maaßen (S. 170), Waare (S. 188). Mehrere im oben untersuchten Korpus mit belegte Wörter sind bei Gottsched – der lediglich Beispiele für die einzelnen Schreibungen angibt – zwar nicht anDoch konnt ich nicht gar lang allein die Lust geniessen, Ich theilte deren Quell auch allen Freunden mit. Mein ganzes Oedenburg liess ich recht eifernd wissen: Wie schön dein weiser Fuss der Alten Weg betritt. [...] 28. May 1747. (zitiert nach Bleyer 1909: 145) Die angedeuteten Lektüren sind offenbar Gottscheds Werke zur Redekunst und zur Poetik sowie seine moralischen Schriften (vgl. A Soproni Ág. 1896: 53). Pamer lobt Gottscheds Werk auf diesen Gebieten (Bleyer 1909: 144). Auf Pamers Sprachgebrauch wirkte Gottscheds Werk (ebd., S. 141) vermutlich im Bereich des poetischen Stils. Ein Vergleich des Buchstabengebrauchs von Pamers Handschrift nach 1748 mit den orthographischen Regeln in der ersten Ausgabe der Sprachkunst aus 1748, die Pamer wahrscheinlich ebenfalls kannte, wäre jedoch nicht uninteressant. Bezüglich der weiteren Rezeption Gottscheds in Ödenburg vermutet István Fried unmittelbare Zusammenhänge zwischen Gottscheds Schriften und einer im Jahr 1779 in Ödenburg erschienenen pietistischen Zeitschrift, der Wochenschrift für die Liebhaber der Geschichte, der Erdbeschreibung, der Naturkunde, der Weltweißheit und der schönen Wissenschaften (Fried 1984, bes. S. 39ff.). Über im Deutschunterricht in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Ödenburg verwendete Lehrbücher ist mir lediglich eine Information bekannt: Dániel Berzsenyi lernte im Schuljahr 1792/1793 als Schüler des evangelischen Lyzeums aus der Deutschen Sprachlehre von Johann Friedrich Heynatz (Berlin 1790; Merényi 1971: 227). Da in der Lyzealbibliothek Heynatz’ Sprachlehre in einer 1803er Ausgabe vorhanden ist (A Soproni Ág. 1896: 56), liegt es nahe, dass in den 1790er/1800er Jahrzehnten im ev. Lyzeum dieses Buch zu den Standardsprachlernbüchern gehörte. Die Lyzealbibliothek bewahrt auch zahlreiche weitere Sprachbücher aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf, die den Ausgangspunkt sprachunterrichtsgeschichtlicher Forschungen bilden könnten.

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geführt, mehrheitlich stellen sie aber die auch von Gottsched für richtig gehaltenen Schreibungen dar (z.B. Ausgaab, Nr. 365, Staab, Nr. 354).352 Auch die Bezeichnung von /k/ durch in „Lateinischen Namen und Wrtern, die im Deutschen vorkommen“ in Handschrift und Druck (z.B. Carl) entspricht Gottscheds Forderung (Gottsched 1762: 134). In anderen Fällen verwenden Handschriften aber häufig oder sogar vorwiegend von Gottsched für unrichtig gehaltene Schreibweisen, während der Buchstabengebrauch von Drucken mit Gottscheds Forderungen im Einklang steht. In Handschriften begegnen oft , bzw. in Stellungen, für die Gottsched , bzw. vorsieht ( nach Konsonant und in bestimmten Wörtern zwischenvokalisch, z.B. dürffe, Nr. 279, straffe, Nr. 286; nach Konsonant, z.B. gekränckt, Nr. 362; im Wort ‘haus’, z.B. Nr. 277). Handschriften unterscheiden ferner die ts-Laute nicht konsequent.353 In allen diesen Stellungen verwenden Drucke die auch von Gottsched geforderten Schreibweisen (vgl. Gottsched 1762: 90f., 125ff.). Auch Drucke weisen mancherorts Abweichungen von den orthographischen Regeln der Sprachkunst auf – wie auch in Handschriften weitere Abweichungen vorkommen –, sie betreffen jedoch mehrheitlich nur periphere Teile der Rechtschreibung bzw. die Schreibung „zweifelhafter Wrter“. Trotz der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vorhandenen geringen Distanz des Buchstabengebrauchs der Ödenburger Kanzlei- und amtlichen Schriftlichkeit vom zeitgenössischen orthographischen Vorbild steht dieser Buchstabengebrauch wesentlich näher zur gegenwartsdeutschen Rechtschreibung als der Buchstabengebrauch der ersten Jahrhunderthälfte. Weiterhin besteht der Unterschied zwischen dem Buchstabengebrauch der Kanzlei- und amtlichen bzw. der Zunftschriftlichkeit. Die meisten Zunftbucheinträge weisen sowohl in der Lautbezeichnung als auch in den befolgten Schreibprinzipien bzw. der Schreibkonsequenz (z.B. in der Wortformkonstanz) wesentliche Abweichungen zum gehobenen Schreibgebrauch auf. Auch die zugrunde liegende Lautung weicht bei mehreren Handwerkerhänden wesentlich von der zugrunde liegenden Lautung von Kanzlei- und Amtstexten ab. Zur Veranschaulichung der 352

aa-Schreibungen, die die Gewohnheit nicht rechtfertigt, hält Gottsched für unrichtig. Dies ist der Fall bei Taag, zu welchem Wort er vermerkt, „Die Œsterreicher [...] sprechen auch Tag so lang aus, als ob sie T a a g geschrieben h tten.“ (Gottsched 1762: 116) und welches Wort wie früher, möglicherweise auch zu Gottscheds Zeit gelegentlich mit geschrieben wurde. Im Ödenburger Korpus ist die aa-Schreibung lediglich in einem Brief aus 1610 belegt (Nr. 159). 353 Gottsched begründet seine Unterscheidung der Schreibungen und damit, dass die beiden Buchstaben(gruppen) unterschiedlichen Lautungen entsprechen (Gottsched 1762: 126).

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Abweichungen genügt an dieser Stelle ein Beispiel (Nr. 314, Hand O des Meisterbuches der Schuhmacherzunft): A 1798 den 19 Martz ist Nicklaus fischer beÿ ersammen hantwerck beÿ seitz des gestrenen herren Tietel commerseri zu einen Meister gesprochen worden hat eerleckt 15 fl nebst 1 Voter gulten

Auch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gibt es natürlich Zunftmitglieder, deren Buchstabengebrauch dem der Kanzlei- bzw. der amtlichen Schriftlichkeit nahe steht (z.B. Hand A des Meisterbuches der Kürschnerzunft, Nr. 297, 299f.). Der hauptsächliche Grund für Unterschiede im Buchstabengebrauch von Kanzleischreibern, städtischen Amtsträgern bzw. Anwälten und Zunftmitgliedern ist wahrscheinlich der, dass spätere Handwerker (Zunftmitglieder) als Kinder nach der Absolvierung der ersten zwei Klassen, in denen sie sich das Schreiben und Lesen einigermaßen aneigneten, nicht weiter am schulischen Unterricht teilnahmen.354 Ob der Buchstabengebrauch der Handwerker im 19. Jahrhundert sich dem jeweiligen normativen orthographischen Vorbild besser angenähert hat, muss jedoch die künftige Forschung klären. Genauso wie die allgemeinen und fallspezifischen Zusammenhänge zwischen Schulbildung, Unterrichtsinhalten und Buchstabengebrauch.

354

Über die fehlende Schulbildung von Handwerkern berichten bis ins 20. Jahrhundert u.a. zahlreiche literarische Quellen und Biographien. Vgl. z.B. Zikeli 1989: 18f.

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X.

Zusammenfassung und Ausblick

Die Ausgangsfrage der vorliegenden Arbeit (Wie vollzieht sich Sprachausgleich in der handschriftlichen Schriftlichkeit im süddeutschen Sprachraum im 17.–18. Jahrhundert?) gründete auf dem Umstand, dass die handschriftliche Schriftlichkeit in der Sprachausgleichsforschung bisher kaum über das 16. Jahrhundert hinaus untersucht wurde, obwohl ein verhältnismäßig einheitlicher überregionaler Buchstabengebrauch erst am Ende des 18. Jahrhunderts erreicht wurde. Dies ist aus Vergleichen von Drucktexten sowie der sprachreflexiven Literatur mit zeitgenössischen Orthographielehren bekannt. Die Frage kann, soweit ich sehe, allein auf der Grundlage der Kanzleischriftlichkeit beantwortet werden. Kanzleisprachen sind die einzige auch in der handschriftlichen Schriftlichkeit erscheinende Sprachvarietät, die in Sprachausgleichsmodellen, die ihrerseits Sprachverwendung vor allem im 15.–16. Jahrhundert modellieren, eine wesentliche Rolle spielt und auch im 17.–18. Jahrhundert vorhanden ist. Als Quellenbasis zur Beantwortung der Ausgangsfrage wurde das gut erhaltene Kanzleischrifttum von Ödenburg, einer bis in das 20. Jahrhundert überwiegend deutschsprachigen Stadt an der heutigen ungarisch-österreichischen Grenze gewählt. Die nahezu vollständig edierten mittelalterlichen Quellen, die sehr gut erschlossene Ortsgeschichte der Stadt sowie vorhandene Untersuchungen zu ihrer Sprachgeschichte bildeten dabei eine solide Basis besonders bei der Ermittlung der Entstehungsumstände mehrerer Korpustexte bzw. boten wertvolle biographische Daten über Schreiber und Textaussteller. Die Frage, wie sich Sprachausgleich in der handschriftlichen Schriftlichkeit im süddeutschen Sprachraum im 17.–18. Jahrhundert vollzog, ist eine individuenund prozessgerichtete Frage. Sprachausgleich auf erster Stufe ist (nach Hutterer 1968) nämlich immer der Ausgleich zwischen dem Sprachgebrauch der einzelnen in derselben Ortschaft (in unserem Fall in Ödenburg) wohnhaften oder an demselben Ort (in unserem Fall in der Ödenburger Stadtkanzlei) tätigen Sprachbenutzer. Diese Orientierung bestimmte auch die Korpuszusammenstellung. Das Untersuchungskorpus musste u.a. aus Schriften mehrerer Schreiber bestehen. Entsprechend der Individuenzentriertheit war die allgemein formulierte Ausgangsfrage folgendermaßen zu präzisieren: Wie näherten sich einander die Graphemik einzelner Kanzleischreiber bzw. die Graphemik von Schreibern von außerhalb der Stadtkanzlei in Ödenburg vom 16. bis 18. Jahrhundert und wann wurde eine ausgeglichene Graphemik – wenn überhaupt – erreicht bzw. was bedeutet, dass Sprachausgleich abgeschlossen und eine ausgeglichene Graphemik erreicht ist?

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Was sind ferner die Ursachen des Sprachausgleichs? Aus letzterer Frage ergeben sich weitere Fragen: Welche Prozesse steuern den Sprachausgleich und wie lässt sich überhaupt nachweisen, dass in einer konkreten Sprachverwendungssituation Ausgleichsprozesse stattfinden?355 Sprachausgleich lässt sich nämlich nur aus einer Rückblickperspektive, vom Ergebnis her postulieren, d.h. annehmen. In den jeweiligen Sprachverwendungssituationen erfolgt eine Musterbefolgung. Ob sie zum „Sprachausgleich“ beim jeweiligen Schreiber führen wird, hängt davon ab, welche Muster befolgt werden bzw. ob die Verwendung bestimmter neuer Muster beim jeweiligen Schreiber zur Praxis wird. Dass Muster befolgt werden, welche sie sind und wie sie befolgt werden – wie also der Einzelne am Sprachausgleich partizipiert –, ist sehr schwierig nachzuweisen bzw. zu ermitteln. Ob und durch welche Methode all das ermittelt werden kann, hängt vom jeweiligen Korpus ab. Für die Ermittlung der Musterbefolgung gibt es in der Fachliteratur kaum Vorbilder (vgl. jedoch z.B. Egriné 1964). Ihr Nachweis ist jedoch zum Verständnis von Sprachausgleich auf der Individuenebene unerlässlich. Deshalb wurde für die vorliegende Untersuchung auch das Teilziel formuliert, neben der Beschreibung der Graphemik der Vertreter der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit nach Möglichkeit auch die Gründe dafür zu ermitteln, warum Schreiber gerade diejenigen Grapheme und gerade in derjenigen Verteilung verwendeten, welche und in welcher Verteilung sie bei ihnen vorkommen. Dieses Ziel erscheint bereits im Titel des Buches: „Buchstabengebrauch“. Gebrauch ist nämlich immer historisch begründet und schließt die Darlegung der Gründe für die Belegverteilung mit ein. Diese waren selbstverständlich „nach Möglichkeit“ zu erschließen, denn vor der Untersuchung wusste ich nicht, ob das Korpus Schlüsse auf die Ursachen der jeweiligen Belegverteilung erlauben wird (dass solche möglich sind, war mir aber aus früheren Untersuchungen zur Sprache des Ödenburger Gerichtsbuches und des mittelalterlichen Zunftbuches der Ofner Fleischer bekannt). Eine externe Bedingung für die Möglichkeit derartiger Schlüsse, nämlich die Aufnahme mehrerer, in ihren Abfassungsumständen sich unterscheidender Texte derselben Schreiber ins Korpus, wurde jedoch erfüllt. Die Ursachen der jeweiligen Belegverteilung liegen im Schreibverhalten der einzelnen Schreiber. Das umfasst die jeweils im Allgemeinen und im Einzelnen befolgten Schreibprinzipien bzw. die Gründe für die Abweichungen davon. Um Schreibverhalten zu erfassen, muss die Belegverteilung der Einzeltexte über die 355

In der Sprachausgleichsforschung wird bei Vorhandensein derjenigen sprachlichen Merkmale im jeweiligen Untersuchungskorpus, deren Vorbildlichkeit und Verbreitung nachgewiesen werden soll, oft ab ovo sprachliche Wirkung angenommen ohne nachgewiesen zu haben, dass das im Korpus allein erscheinende Ergebnis Folge einer sprachlichen Wirkung ist.

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statistische Erfassung (des Korpus oder des jeweiligen Einzeltextes) hinaus auch mit der Belegverteilung anderer Einzeltexte in Beziehung gesetzt werden. Dies wurde in der vorliegenden Untersuchung auf vielfache Weise getan, z.B. durch die Auflistung der Belegtexte für alternierende Schreibweisen, den Vergleich von Konzepten und Reinschriften bzw. Abschriften von Texten anderer und selbst verfassten Schriften von derselben Schreiberhand. Da Schreibgebrauch sich nur aus der Schreiberperspektive erschließen lässt und für Schreiber historischer Zeiten sowie auch für die allermeisten Schreiber der Gegenwart das Grundelement des Schreibens und – bei höher geschulten Schreibern – der theoretischen Reflexion über das Schreiben der Buchstabe und nicht das Graphem war bzw. ist, wurde in der Beschreibung des Schreibgebrauchs anstatt des in der Fachliteratur üblichen Graphembegriffs der Begriff Buchstabe verwendet. Der Begründung dieser Begriffsverwendung sowie der Verwendung des ggwdt. Graphemsystems als Vergeichsgrundlage sind eigene Kapitel gewidmet. Den Hauptteil der Arbeit bildet der Katalog der Buchstabenentsprechungen der zu den einzelnen ggwdt. Phonemen gehörenden ggwdt. Grapheme in den vier Teilkorpora sowie die Darstellung der Prinzipien der Buchstabenverwendung in den untersuchten Zeitabschnitten (1510–1540, 1610–1640, 1720–1750, 1770–1800). An dieser Stelle sollen zuerst die Veränderungen der Prinzipien der Buchstabenverwendung vom frühen 16. bis zum späten 18. Jahrhundert vorgestellt werden. Anschließend wird auf einige Fragen der Interpretation des Katalogs der Buchstabenentsprechungen sowie auf seine Verwendung als Ausgangspunkt weiterer Forschung eingegangen. Die Buchstabenverteilung im ersten Teilkorpus erlaubt die Annahme zweier Maximen der Buchstabenverwendung für die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts: D Schreibe gleiche Wörter gleich. E Verwende für gleiche Laute bzw. für gleiche Laute in gleicher Position den/die gleiche(n) Buchstaben(folge). Diese Maximen waren hierarchisch geordnet: Maxime  war  übergeordnet. Das heißt, auch wenn Schreiber gleiche Laute mit unterschiedlichen Buchstaben(gruppen) bezeichneten, bezeichneten sie den jeweiligen Laut in Belegen desselben Wortes oft auf dieselbe Weise. In einem vom öffentlichen Notar Christoph Peck angefertigten Verhörprotokoll (Nr. 19; 1514) bspw. steht für ggwdt. /i:/ regelmäßig , in den Wörtern dy (8/8) und dyser(-) (3/3) jedoch konsequent . Die Maximen wurden tendenziell befolgt und galten nicht für jeden Buchstaben / jede Lautposition und jedes Wort. Für diese Fälle galt die in der sprachhistorischen Forschung längst erkannte dritte Maxime (): Verwende eine beliebige Variante aus einer als usuell definierten Variantenmenge (in der Forschung Graphem und

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seine Allographe genannt). Die Maximen wurden von allen Schreibern befolgt, jedoch auf jeweils unterschiedliche Weise. Wortgebundene Schreibweisen und Laut-Buchstabe-Zuordnungen waren in erster Linie schreiberspezifische Schreibmerkmale,356 auch wenn mehrere von ihnen die Ödenburger Schriftlichkeit oder einzelne ihrer Schichten auch im Allgemeinen charakterisierten (z.B. die Schreibung gegenwurt(ig) für ggwdt. Gegenwart / gegenwärtig). Zur ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hin erfolgen keine Veränderungen in der Hierarchie, sondern lediglich im Geltungsbereich der Schreibprinzipien. Neue Laut-Buchstabe-Zuordnungen verbreiten sich – z.B. die Kennzeichnung von Langvokalen durch Dehnungsmarker bzw. die Schreibung statt früherem bzw. für mhd. ei –, sie erscheinen aber vielfach nicht konsequent. Mehrmals auch dort nicht, wo Laut-Buchstabe-Zuordnungen im 16. Jahrhundert konsequent verwendet wurden (z.B. 4 (-)thail(-) ~ 3 -theil(-), 5 gemain(-) ~ 2 gemein im Ratsprotokoll Nr. 83; 1610). Erscheinen neue Laut-Buchstabe-Zuordnungen in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts doch konsequent, dann zumeist wortgebunden und oft nicht in Wörtern, für welche die gegenwartsdeutsche Rechtschreibung die entsprechende Laut-Buchstabe-Zuordnung vorsieht. Der Geltungsbereich des zweiten Schreibprinzips () schränkt sich also zur ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts hin in manchen Fällen, z.B. bei der Bezeichnung von Langvokalen, zugunsten des ersten Prinzips () ein. Auf der anderen Seite verschwindet die im 16. Jahrhundert noch vorhandene Schreibvarianz bei Entsprechungen zweier ggwdt. Phoneme (/ni/, /b/). Varianz und Inkonsequenz im Buchstabengebrauch ist wie früher auch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in allen Texttypen, bei allen Schreiberschichten möglich. Unter anderem auch in der Kanzleischriftlichkeit. Die Kanzleischriftlichkeit stellt sich aufgrund ihres Buchstabengebrauchs nicht als eine sich von der „amtlichen“ und der privaten Schriftlichkeit unterscheidende schriftsprachliche Varietät dar. Zum 18. Jahrhundert hin kehrt sich die Hierarchie der beiden ersten Schreibprinzipien (, ) um und das morphologische sowie das silbische Schreibprinzip finden immer mehr Anwendung. Zur ersten Hälfte des Jahrhunderts hin bildet sich in der Buchstabenverwendung der Kanzlei- und der „amtlichen“ Schriftlichkeit eine gewisse schreiberübergreifende Einheitlichkeit heraus, wobei sich Kanzlei- und „amtliche“ Schriftlichkeit bezüglich einzelner Schreibweisen unterscheiden. In Ersterer ist z.B. die in der „amtlichen“ Schriftlichkeit, d.h. in von städtischen Amtsträgern, Berufsschreibern und Privatpersonen in amtlichen Angelegenheiten ausgestellten Schriften (z.B. in Eingaben, Reversen) noch mehrmals belegte Schreibung Statt für ggwdt. Stadt nicht möglich. Die Einheitlichkeit ist nicht allumfassend und nicht vollständig. Abweichungen von den vom gehobenen Kanzlei356

Die Bedeutung der Kategorie „gleiche Lautposition“ lässt sich dabei immer nur aus der Perspektive des jeweiligen Schreibers bestimmen.

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usus vorgesehenen Schreibungen, sogar schreiberspezifisch konsequente, können bei allen Schreibern vorkommen. Sie sind jedoch in der Regel wort- und nicht mehr lautpositionsgebunden. Zur zweiten Jahrhunderthälfte ändert sich die Hierarchie der Schreibprinzipien nicht mehr. Die wichtigste Veränderung im Buchstabengebrauch besteht in der Verbreitung neuer, den zeitgenössischen normativen orthographischen Forderungen entsprechender – und auch der gegenwartsdeutschen Rechtschreibung näher stehender – Schreibungen (z.B. statt des in der ersten Jahrhunderthälfte üblichen für ggwdt. in In- und Auslautposition nach Konsonant). Diese Schreibungen setzen sich in Drucken vollständig durch, in Handschriften, so auch in Kanzleitexten jedoch nur teilweise. Die in der ersten Jahrhunderthälfte erreichte annähernde Einheitlichkeit in den Lautbezeichnungen löst sich im Fall dieser neuen Schreibweisen zur zweiten Jahrhunderthälfte hin auf. Auf der anderen Seite wird auch in der handschriftlichen Schriftlichkeit eine weiter reichende Wortformkonstanz erreicht als in der ersten Jahrhunderthälfte, bei vielen Schreibern eine vollständige oder nahezu vollständige. Von dem heutigen Schreibgebrauch abweichende, aber in den meisten Texten und zwar konsequent verwendete Schreibungen (wie für ggwdt. in indigenen Wörtern) werden in den Orthographiekonferenzen des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts zugunsten des heutigen Gebrauchs normiert (von Polenz 1999: 236ff.). Bezüglich der Interpretation des Katalogs der Buchstabenentsprechungen stellen sich zwei grundlegende Fragen: 1. Wie verhalten sich die kontextgebundenen bzw. kontextfreien fnhd. Entsprechungen der ggwdt. Grapheme zur zeitgenössischen Sprechlautung bzw. zur Phonemik? 2. Wie verhalten sich die Laut-BuchstabeEntsprechungen bzw. ihre Verwendung in Ödenburg zu unseren Kenntnissen über den Sprachausgleich im südostdeutschen Sprachraum im 16.–18. Jahrhundert? 1. Die Bestimmung des Verhältnisses der Schreibung zur Lautung sowie zur Phonemik war kein Ziel der vorliegenden Arbeit. Das Erreichen des primären Untersuchungsziels, der Erschließung der allgemeinen bzw. schreiberspezifischen Prinzipien der Buchstabenverwendung verlangte dabei ein hinsichtlich der Schreiber, ihrer Ausbildung und ihrer Sprechdialekte heterogenes Textkorpus, das sich zur Erschließung der zugrunde liegenden schreiberspezifischen Sprechlautung bzw. Phonemik nicht optimal eignet. Auf die zugrunde liegende Lautung wurde bei denjenigen Schreibungen, wo sie zu erschließen oder nahe zu legen war, jeweils hingewiesen. Die systematische Erschließung der Phonemik der in Ödenburg gesprochenen Sprachvarietäten bleibt aber eine Aufgabe der künftigen Forschung. Vorliegende Untersuchung bietet dabei zahlreiche Einzeldaten und Analyseergebnisse dazu (z.B. die Erkenntnis, dass zwischenvokalische Einfach-

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bzw. Doppelkonsonantschreibung im 18. Jahrhundert nicht bei jedem Schreiber auf die Länge bzw. Kürze des vorangehenden Vokals hindeutet). 2. Die Unterschiede in den Laut-Buchstabe-Entsprechungen bzw. in den Schreibweisen zwischen den vier untersuchten Zeitabschnitten lassen sich auch als Etappen des Sprachausgleichs interpretieren und mit den vorliegenden Erkenntnissen über den Sprachausgleich im südostdeutschen Sprachraum im 16.–18. Jahrhundert vergleichen. Wesentliche Abweichungen vom allgemeinen Verlauf des Sprachausgleichs im Bairisch-Österreichischen (zusammenfassend s. Reiffenstein 2003, Wiesinger 1987, 2003) begegnen in Ödenburg weder in sprachlicher, noch in zeitlicher Hinsicht. Nach dem 16. Jahrhundert verschwinden aus der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit ähnlich der bairischen Drucksprache bzw. der Wiener Schreibsprache allmählich die dialektalen Schreibmerkmale , (Berg, Kern, Acker). wird immer mehr zur Bezeichnung des a-Umlauts eingesetzt (gänzlich). Die w~b-Vertauschung verschwindet genauso wie die Diphthongierung in den Suffixen -leich, -ein, (z.B. güldein). Bestimmte aus dem Ostmitteldeutschen übernommene Schreibungen verbreiten sich allmählich in der Schrift, z.B. für mhd. u, ü vor Nasal (sonder, Sonne, König, kommen), wobei u-, ü-Schreibung im 17. Jahrhundert in bestimmten Wörtern noch möglich ist (z.B. künig). Das Dehnungs-h tritt im Korpus erst im 17. Jahrhundert in Erscheinung, während die Schreibung in thuen, thail, rath usw. im gesamten Untersuchungszeitraum, vom 16. bis 18. Jahrhundert vorhanden ist. Im 16. Jahrhundert finden sich häufiger, später seltener ö-Schreibungen für e (erwöhlen, frömd). Ab dem 17. Jahrhundert wird der o-, u-Umlaut konsequenter bezeichnet. Während des 17.–18. Jahrhunderts werden die zuvor überwiegenden Schreibungen für mhd. ei, uo, üe zugunsten von aufgegeben. Gedehntes mhd. i wird in Wörtern wie dise, ligen usw., besonders im 16.–17. Jahrhundert, graphisch vielfach nicht markiert. Häufiges Dehnungskennzeichen ist ab dem 17. Jahrhundert die Vokalverdopplung (von e, o, a), auch in vielen Fällen, wo sie heute nicht mehr erscheint (Weeg). Rundungs- und Entrundungsschreibungen sind bis zum 17. Jahrhundert häufig, aber auch im 18. Jahrhundert möglich (Weinstecken, wölch). Nachfolgendes ck, tz und pf wirken umlauthindernd (nutzlich, Stuck). Allgemein verbreitet ist das Wortbildungssuffix -nuß, vor allem im 16. Jahrhundert verbreitet ist neben -(e)st das Superlativsuffix -ist und an bestimmten Stellen im Konjugationsparadigma sind alte Formen (und Lautungen) erhalten (z.B. geloffen). Häufig ist die Schreibung im Silbenauslaut. Besonders im 16. Jahrhundert sind ferner u.a. nit, sein(d/t) (3.Pers.Pl.Präs.Ind.Akt.), dörfen, befel(c)hen charakteristische Wortformen, die ab dem 17. Jahrhundert jedoch zugunsten ihrer ggwdt. Entsprechungen (z.B. nicht) zurückgehen. Auf den Dialekt hinwei-

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sende Schreibungen, z.B. Diphthongschreibung an Stelle von mhd. uo (thuen) oder ei-Schreibung für mhd. iu > nhd. eu (erzeigt) sind dabei auch im 18. Jahrhundert möglich. Vgl. Reiffenstein 2003, Wiesinger 2003. Diese weit gehende Übereinstimmung im Buchstabengebrauch der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit und der Wiener Schreibsprache überrascht wegen der sprachlichen Nähe der Ödenburger zu der Wiener Stadtsprache und der Nähe der beiden Kanzleisprachen natürlich nicht. Die Kataloge der Buchstabenentsprechungen bieten aber nicht nur Häufigkeitswerte des Vorkommens der einzelnen Schreibweisen, die die Feststellung dieser Übereinstimmung ermöglicht, sondern auch zahlreiche Daten zur Beziehung von Schrift und Schreiber. Der Beweggrund der Sammlung dieser Daten war die prozessorientierte Auffassung des Sprachausgleichs, nach der Sprachausgleich nicht nur Veränderungen in den LautBuchstabe-Zuordnungen in einem situationsunabhängigen Sinn, sondern auch Veränderungen in den von den Schreibern befolgten Schreibregeln bzw. -maximen umfasst. Diese Schreibmaximen wurden für die vier untersuchten Zeiträume am Ende der Analysekapitel vorgestellt, ihr Geltungsbereich und die Veränderungen in den Schreibmaximen bzw. in ihrem Geltungsbereich wurden diskutiert (s.o., S. 165ff., 210ff., 255ff., 297ff.). Das auf diese Weise erfasste Schreibverhalten gilt dabei lediglich für den im Korpus vertretenen Kreis der Ödenburger Schreiber. Ob in der Neuzeit auch weitere Schreiberschichten dasselbe Schreibverhalten zeigen, muss die künftige Forschung klären. Entsprechende Textquellen stehen dabei erst ab dem späteren 18. Jahrhundert zur Verfügung. Zum besseren Verständnis des Sprachausgleichs in Ödenburg ist nicht nur die Untersuchung von Schriften weiterer Schreiberschichten notwendig, sondern auch die Beantwortung zahlreicher weiterer Fragen, welche die in der vorliegenden Arbeit gemachten Beobachtungen aufwerfen: In welchem Ausmaß erscheinen diachrone Änderungen im Buchstabengebrauch der Einzelschreiber und welche sind sie? Im untersuchten Korpus finden sich Beispiele sowohl für die Änderung als auch für die Unverändertheit individuellen Buchstabengebrauchs. Der Stadtschreiber Christoph Joseph Ernst schreibt z.B. auf unveränderte Weise während seiner gesamten Amtszeit. Er verwendet u.a. auch im Jahre 1760 Entrundungsschreibungen, als diese in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit bereits als überholt gelten. Der am Anfang seiner Amtstätigkeit schwankende Buchstabengebrauch des Stadtschreibers Erhard Artner festigt sich dagegen mit zunehmender Erfahrung im Kanzleigeschäft und er passt sich dem Kanzleiusus an. Der Zusammenhang zwischen Schulbildung und Buchstabengebrauch wurde in der vorliegenden Arbeit besonders am Unterschied des Buchstabengebrauchs der Kanzlei- und amtlichen bzw. der Zunftschriftlichkeit deutlich. Zum Verständnis von Sprachausgleich sind aber wesentlich detailliertere Erkenntnisse über die Rolle der Schulbildung in der Herausbildung und der eventuellen Veränderung 315

individuellen sowie gruppenspezifischen Buchstabengebrauchs vonnöten. Im Idealfall sollen Unterrichtsinhalte, auch schul- bzw. klassenspezifische (z.B. konfessionell unterschiedliche) erschlossen, Lehr- und Lernwerke bestimmt, Schülerhandschriften erforscht und Lernbiographien erstellt werden. Die in Ödenburg auffindbaren Quellen werden wahrscheinlich nur fragmentarische Antworten auf diese Fragen geben. Die Fragen besitzen aber allgemeine Gültigkeit für die Sprachausgleichsforschung. Sie stellen sich für jede Untersuchung des Ausgleichs im Buchstabengebrauch in einer örtlichen Schreibergemeinschaft und es werden sich vielleicht Städte mit einer für ihre optimale Beantwortung erforderlichen Quellenlage finden. Ein weiterer interessanter – bezüglich des Sprachausgleichs im süddeutschen Gebiet jedoch nicht zentraler – Fragenkomplex ist der Vergleich des Buchstabengebrauchs in Ödenburg mit dem Buchstabengebrauch in anderen deutschsprachigen Städten Ungarns. Erreichte der Buchstabengebrauch in diesen, vielfach mitteldeutsche Dialekte benutzenden Städten zum Ende des 18. Jahrhunderts denselben Stand wie in Ödenburg? Wurden dieselben Lehr- und Lernwerke benutzt? Hatte die in der gesamten frühen Neuzeit präsente Wanderung von Schulmeistern, Stadtschreibern und Literaten eine Auswirkung auf den Buchstabengebrauch in der Kanzlei- und der amtlichen Schriftlichkeit dieser Städte? Zur Beantwortung dieser Fragen ist eine Vergleichsgrundlage vonnöten, die den Buchstabengebrauch eines wohl bestimmten Segmentes der Ödenburger Schriftlichkeit vom 16.–18. Jahrhundert erfasst. Die Kataloge der frühneuzeitlichen Buchstabenentsprechungen der gegenwartsdeutschen Grapheme bzw. die Beobachtungen über die Prinzipien der Buchstabenverwendung in der vorliegenden Arbeit liefern diese Vergleichsgrundlage.

316

XI.

Nachwort

Der Ausgangspunkt der Entstehung wissenschaftlicher Arbeiten ist in der Regel, dass der Forscher Antwort auf eine von ihm (zumindest vor der Vertiefung in der Forschungsarbeit noch) für wichtig gehaltene Frage sucht, auf die noch keine von den Wissenschaften anerkannte Antwort existiert. Oder sie existiert, der Forscher hält sie aber für unbefriedigend oder er kennt sie nicht. Vor der Untersuchung bestimmt er den Gegenstand und die Umstände der Beobachtung, d.h. die Beobachtungsregeln und den zur Beschreibung der Ergebnisse der Beobachtung zu verwendenden Begriffsapparat. Er weiß aber nie im Voraus, ob die Beobachtungen seine Frage beantworten werden. Die Forschungsergebnisse kann er nicht herbeiführen, sie sind immer der glücklichen Konstellation der Umstände zu verdanken. Auch in der vorliegenden Arbeit war es nicht anders. Um wichtige Ergebnisse zu erzielen, kann der Forscher jedoch vieles tun. Er kann gute Ausgangsfragen stellen, den Beobachtungsgegenstand bestmöglichst präzisieren und der zu beantwortenden Frage anpassen, gute Beobachtungsregeln aufstellen bzw. diese bei Notwendigkeit während der Forschung den sich ändernden oder am Anfang noch nicht bekannten Beobachtungsumständen anpassen sowie zur Beschreibung der Beobachtungsergebnisse ein geeignetes Begriffsinventar verwenden (oder unter für ihn günstigen wissenschaftssoziologischen Bedingungen kann er diese Anforderungen missachten und einfach seine Ergebnisse als wichtig präsentieren). Die Frühneuhochdeutschforschung und die deutsche Kanzleisprachenforschung hat in den vergangenen 150 Jahren auch zahlreiche wertvolle Arbeiten hervorgebracht, die für das Verständnis des Sprachausgleichs und weiterer Aspekte frühneuhochdeutscher Sprachverwendung wesentliche Fragen gestellt und Antworten auf sie gegeben haben. Zur Beschreibung von Beobachtungsergebnissen verwendete sie dabei ähnlich anderen Wissenschaften einen tradierten und stets erweiterten Begriffsapparat, ähnlich anderen Wissenschaften vielfach un- oder nicht genügend reflektiert. Obwohl jede Begriffsverwendung mit offenbaren Schwierigkeiten verbunden ist – Begriffsinhalte sind oft nicht hinreichend genug spezifiziert und Begriffsbedeutungen ergeben sich erst aus dem vielfach uneinheitlichen Gebrauch der Begriffe, die Richtigkeit von Begriffsbedeutungen kann oft nicht überprüft werden, denn Begriffe sind vielfach mit ungeprüften und/oder unprüfbaren natürlichen Interpretationen verbunden usw. –, ist auch eindeutig, dass die verwendeten Beschreibungskategorien die Beobachtungen nicht nur beschreiben, sondern auch mit konstituieren. Ihre Durchdachtheit ist deshalb ein genauso wichtiges Element der Forschung wie gute Ausgangsfragen, der wohl

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definierte Beobachtungsgegenstand und gute Beobachtungsregeln. Obwohl die meisten Universitätsabsolventen bei der Anfertigung ihrer Magisterarbeit erklärt bekommen, wie wichtig in einer wissenschaftlichen Arbeit die Klärung der verwendeten Begriffe ist und viele wissenschaftliche Arbeiten mit einem Kapitel über die verwendeten Begriffe beginnen, enthalten diese oft reine Begriffsaufzählungen, nicht aber wirkliche Reflexionen über die Bedeutung der Begriffe. Auch wenn es zum Glück auch Ausnahmen gibt (ein Beispiel ist Elmentaler 2003). Bei der Vorbereitung der Analyse der Schreibweisen im neuzeitlichen Ödenburg bin ich auf Schwierigkeiten mit den in der Forschung üblicherweise verwendeten Beschreibungsmitteln gestoßen. Es schien, dass der Begriff Buchstabe den Begriffsinhalt des Graphems vollständig abdeckt (er enthält außerdem eine visuelle und eine kinetische Komponente, die auch solche Elemente des Schreibgebrauchs erklären können, welche zu erklären der Graphembegriff nicht imstande ist) bzw. es tauchten Probleme mit der Bestimmung des Wesens der in der Frühneuhochdeutschforschung üblichen mittelhochdeutschen Vergleichsgrundlage auf. Beide Beschreibungsmittel mussten deshalb durch andere ersetzt werden, die Beschreibungskategorie des Graphems durch die des Buchstabens und die mittelhochdeutsche durch eine gegenwartsdeutsche Vergleichsgrundlage, mit allen Folgen ihrer Ersetzung für die Beobachtungen und ihre Darstellung. Die bei der Analyse der Begriffsverwendung der Fachliteratur sowie der von der Forschung gefolgten Beobachtungsziele und -regeln in den einleitenden Kapiteln der vorliegenden Arbeit verwendeten Formulierungen können für den Leser mancherorts als kritisch erscheinen. Ihr Ziel ist jedoch nicht die Kritik: Sie dienen der deutlichen Herausstellung der hinsichtlich der einzelnen Fragenkreise existierenden Standpunkte und Vorgehensweisen der Forschung, mit dem Ziel, die Aufmerksamkeit auf wichtige neue bzw. alte, aber selten erscheinende Forschungsziele, Beobachtungsgesichtspunkte und die Unzulänglichkeit einiger Beschreibungsbegriffe zu lenken.357 Dieses Buch wäre ohne die Hilfe und Unterstützung Vieler in seiner gegenwärtigen Form nicht entstanden. Zu Dank bin ich all denen Kollegen und Freunden verpflichtet, die das Manuskript oder einzelne seiner Teile gelesen und mit Kommentaren bzw. Verbesserungsvorschlägen versehen haben, ferner Herrn Peter Wiesinger und Péter Ötvös für ihre Gutachten zu der dieser Arbeit zugrunde 357

Die Auslegung der Fachliteratur ist ein besonders gefährliches Gebiet, denn ein bedeutender Teil davon, darunter auch der grundlegenden Fachliteratur, nimmt nicht einmal in denjenigen Fragen eindeutig Stellung, wo dies aufgrund der sprachlichen und außersprachlichen Quellen möglich wäre. Ihre nicht hinreichend genug umrissenen, vielfach als Argumente verwendeten Formulierungen kann man aber später je nach den Anforderungen der Situation auslegen.

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liegenden Dissertation. Dank gebührt den alten Stadtschreibern und Archivaren Ödenburgs, die die städtischen Geschäfte sorgfältig administrierten und das Schriftgut in Akten ordneten, sowie den gegenwärtigen Archivaren, unter ihnen der früheren Archivdirektorin Éva Turbuly, die mir einen unkomplizierten Zugang zum Archivmaterial ermöglichten. Dies ist eine notwendige, dennoch selten erfüllte Voraussetzung der Erforschung der Geschichte von Stadt- und Kanzleisprachen, die man, wenn sie gegeben ist, nicht genug schätzen kann. Dem gegenwärtigen Archivdirektor Péter Dominkovits sei für die freundliche Genehmigung der Veröffentlichung von Handschriftenfotos sowie der das Untersuchungskorpus bildenden und noch unedierten Archivquellen auf der CD-Beilage gedankt. Die Bearbeitung der Quellen erleichterte die digitale Technologie und der Personalcomputer, der auch die Bearbeitungsmöglichkeiten in einem vor einem Vierteljahrhundert noch unvorstellbaren Ausmaß erweiterte. Dank schulde ich dafür den Entwicklern dieser Technologien. Bernadett Bauer hat mir viel bei der Konzipierung und graphischen Gestaltung der CD-Beilage geholfen. Stipendien des DAAD ermöglichten mir Forschungsaufenthalte in Deutschland und dadurch den unvergleichbar leichteren Zugang zur Fachliteratur als im Ausland, sowie die Herstellung von Kontakten zur Sprachhistorikerwelt. In letzterer Hinsicht bin ich den Herren Péter Bassola und Ilpo Tapani Piirainen zu besonderem Dank verpflichtet. Tamás Radics danke ich für sprachliche Hinweise. Ich danke den Reihenherausgebern Ewa Drewnowska Vargáné und Péter Bassola für die Aufnahme dieser Arbeit in die Reihe Szegediner Schriften zur germanistischen Linguistik sowie dem Peter Lang Verlag dafür, dass er dies ermöglichte. Paul Feyerabend hat viele meiner auch beim Verfassen dieser Arbeit grundlegenden Gedanken über die „wissenschaftlichen“ Arbeits- und Denkweisen bestätigt. Viel habe ich ferner aus dem beispielhaften Werk von Jen Házi und Karl Mollay gelernt, obwohl ich diese hervorragenden Männer persönlich nicht mehr kennen durfte. Wissenschaftliches Denken unterscheidet sich qualitativ nicht vom nicht wissenschaftlichen Denken. In der Entstehung des Letzteren haben meine Eltern eine entscheidende Rolle gespielt. Ihnen danke ich auch für alles andere. Die Art und Weise der wissenschaftlichen Anwendung des Denkens sowie die Grundprinzipien der Interpretation historischer Quellen und der Fachliteratur, die die wichtigsten Elemente einer jeden Arbeit des Forschers sind, habe ich von Zoltán Farkas gelernt. Ich gehöre zu denjenigen Glücklichen, die Gelegenheit hatten, all das zu erlernen. Fast alles andere, was wichtig ist, habe ich von Krisztina gelernt. Ihr widme ich dieses Buch.

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XII. Quellenregister Dieses Register bietet die ersten schnellen Informationen über die Korpustexte, nämlich Referenznummer, Fundstelle, Entstehungsjahr und Textsorte. In der Textsortenkolumne sind manchmal auch weitere, für die Interpretation der sprachlichen Daten in den betreffenden Texten grundlegende Informationen zur Textart angegeben, z.B. der Urkundentyp oder der Typ des protokollierten Ereignisses. Ein ausführliches Quellenverzeichnis mit allen bekannten Daten über die Einzeltexte, ihre Aussteller, Schreiber und Adressaten, einer Inhaltsangabe und Suchfunktion findet der Leser in MS-Excel-Format auf der beiliegenden CD-ROM (CD-D). Die CD-ROM enthält auch ein Duplikat dieses Quellenverzeichnisses in Form von Textkarteien mit Direktverknüpfung zu den Quellentexten (CD-E). In beiden Quellenverzeichnissen verweise ich bei ediert vorliegenden Texten in der Fundstellenkolumne jeweils auf die Edition. Dabei bedeutet „Házi X/X-X(XX)“ Reihe / Band / Quellennummer, „Házi X/X-XX/X(XX)“ Reihe / Band / Quellengruppe / Quellennummer in der Editionsreihe ‘Geschichte der königlichen Freistadt Ödenburg’ von Jen Házi. Házi, Jen: Sopron szabad királyi város története. Bd. I/6, I/7, II/2, II/5 Sopron 1926, 1928, 1931, 1938 Mollay, Károly: Els telekkönyv. Erstes Grundbuch (1487–1551). Sopron 1993

Nr.

Fundstelle / Signatur

Jahr

Textsorte

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15

Házi I/6-244 Házi I/6-277 Házi I/6-281 Házi I/6-320 Házi I/6-327 Házi I/6-348 Házi I/6-356 Házi I/7-2 Házi I/7-4 Házi I/7-6 Házi I/7-16 Házi I/7-21 Házi I/7-23 Házi I/7-25 Házi I/7-28

1511 1514 1514 1517 1517 1519 1519 1521 1521 1521 1521 1522 1522 1522 1522

Notariatsurkunde Zunftordnung Zunftordnung Kundschaftsbrief Eingabebrief Brief Vollmachtbrief Eingabe Eingabe Eingabe Brief Brief Verhörprotokoll Eingabebrief Gerichtsprotokoll (einschließlich Urteil)

321

16 17 18 19

Házi I/7-35 Házi I/7-44 Házi I/7-45 Házi I/7-71

1523 1523 1523 1524

20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36

Házi I/7-109 Házi I/7-112 Házi I/7-144 Házi I/7-145 Házi I/7-148 Házi I/7-149 Házi I/7-179 Házi I/7-200 Házi I/7-216 Házi I/7-225 Házi I/7-231 Házi I/7-236 Házi I/7-238 Házi I/7-246 Házi I/7-249 Házi I/7-258 Házi I/7-271

1525 1525 1526 1526 1526 1526 1526 1527 1528 1528 1528 1528 1528 1528 1528 1528 1528

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Házi I/7-272

1528

38 39 40

Házi I/7-280 Házi I/7-288 Házi I/7-290

1529 1529 1529

41 42 43 44 45 46

Házi I/7-304 Házi I/7-305 Házi I/7-314 Házi I/7-328 Házi I/7-337 Házi II-II/3

1530 1530 1530 1531 1531 1507

47

Házi II-II/5

1513

48

Házi II-II/6

1523

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Házi II-II/7

1524

50

Házi II-II/8

1525

51

Házi II-II/9

1526

322

Verhörprotokoll Brief Brief in einem Brief enthaltenes Verhörprotokoll Brief Urteilsspruch Verhörprotokoll Vollmachtbrief Brief Brief Brief Gesuch Urkunde, Heiratsvertrag Eingabe Eingabe Eingabe Verpflichtungsurkunde Gesuch Revers Brief Gerichtsprotokoll (einschließlich Urteil) Gerichtsprotokoll (einschließlich Urteil) Brief Eingabe Gerichtsprotokoll (einschließlich Urteil) Abrechnungsbrief Brief Gerichtsurkunde Verhörprotokoll Gerichtsurkunde Gemeindeversammlungs protokoll Gemeindeversammlungs protokoll Gemeindeversammlungs protokoll Gemeindeversammlungs protokoll Gemeindeversammlungs protokoll Gemeindeversammlungs protokoll

52

Házi II-II/10

1527

53

Házi II-II/12

1529

54

Házi II-II/13

1530

55

Házi II-II/17

1534

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Házi II-II/18

1535

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Házi II-II/19

1536

58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91

Házi II/5-23 Grundbuch 330–342 Grundbuch 364–366 Grundbuch 367–373 Grundbuch 384 Grundbuch 388 Grundbuch 389 Grundbuch 390 Grundbuch 391–398 Grundbuch 399f. Grundbuch 401f. Grundbuch 403, 407–412 Grundbuch 434–439 Grundbuch 563–566, 578f. Grundbuch 583f. Grundbuch 585f. Grundbuch 594 1003/a 25, S. 5–9 1003/a 25, S. 9–12 1003/a 25, S. 12–14 1003/a 25, S. 14–16 1003/a 25, S. 16–17 1003/a 25, S. 17–18 1003/a 25, S. 18–22 1003/a 25, S. 37–41 1003/a 25, S. 79–87 1003/a 25, S. 87–89 1003/a 25, S. 221–222 1003/a 25, S. 425–426 1003/a 25, S. 837–839 1003/a 28, I/1rv 1003/a 28, II/4 1003/a 28, II/4–6 1003/a 28, II/ 25–26

1522 1511–1512 1515 1515–1516 1518 1540 1524 1531 1520–1521 1521 1522 1523–1524 1525 1532–1534 1534 1534–1535 1535 1610 1610 1610 1610 1610 1610 1610 1610 1610 1610 1611 1611 1611 1615 1615 1615 1615

Gemeindeversammlungs protokoll Gemeindeversammlungs protokoll Gemeindeversammlungs protokoll Gemeindeversammlungs protokoll Gemeindeversammlungs protokoll Gemeindeversammlungs protokoll Rechnungsbucheinträge Grundbucheinträge Grundbucheinträge Grundbucheinträge Grundbucheintrag Grundbucheintrag Grundbucheintrag Grundbucheintrag Grundbucheinträge Grundbucheinträge Grundbucheinträge Grundbucheinträge Grundbucheinträge Grundbucheinträge Grundbucheinträge Grundbucheinträge Grundbucheintrag Ratsprotokoll Ratsprotokoll Eingabe Eingabe Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Eingabe Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll

323

92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137

324

1003/a 28, II/ 72rv 1003/a 28, nach S. 26 1003/a 32, I/20 1003/a 32, I/20–21 1003/a 32, I/21–23 1003/a 32, I/59–60 1003/a 32, I/60–62 1003/a 32, II/18–20 1003/a 32, II/21–23 1003/a 32, II/70 1003/a 32, II/70 1003/a 32, II/70 1003/a 32, II/71–72 1003/a 32, II/89–90 1003/a 32, II/97 1003/a 32, II/121 1003/a 32, II/122 1003/a 39, S. 8 1003/a 39, S. 9–13 1003/a 39, S. 15–16 1003/a 40, S. 15 1003/a 40, S. 17–19 1003/a 40, S. 19 1003/a 40, S. 23 1003/a 40, S. 27 1003/a 40, S. 47–48 1003/a 40, S. 81–82 1003/a 40, S. 91–93 1003/a 40, S. 133–134 1003/a 40, S. 177–178, 183 1003/a 40, S. 179–181 1003/a 40, S. 185 1003/a 40, S. 197–199 1003/a 40, S. 295 1003/a 40, S. 299–306 1003/a 45, S. 60 1003/a 45, S. 64–64 1003/a 45, S. 85–89 1003/a 45, S. 125–127 1003/a 45, S. 150–152 1003/a 45, S. 154 1003/a 45, S. 154–156 1003/a 45, S. 227 1003/a 45, S. 233–235 1003/a 45, S. 252–253 1003/a 49, S. 37v–38v

1615 1615 1620 1620 1620 1620 1620 1622 1622 1622 1622 1622 1622 1622 1623 1623 1623 1630 1630 1630 1631 1631 1631 1631 1631 1631 1631 1631 1631 1631 1631 1631 1631 1631 1631 1636 1636 1636 1636 1636 1636 1636 1636 1636 1636 1640

Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Eingabe Eingabe Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Fragenkatalog Eingabe Fragenkatalog Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Revers Eingabe Schuldverzeichnis Verhörprotokoll Verhörprotokoll Verhörprotokoll Ratsprotokoll Eingabe Verhörprotokoll Ratsprotokoll Klagschrift Eingabe Ratsprotokoll + Eingabe Ratsprotokoll Ratsprotokoll Eingabe Revers Eingabe Revers Ratsprotokoll

138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181

1003/a 49, S. 127b, 127bf Lad. IX.3-25, üveges a, S. 1 Lad. IX.3-25, üveges a, S. 10–12 Lad. IX.3-22, szcs b, S. 0–5 Lad. IX.3-22, szcs d/1, S. 2–3, 21–25 Lad. IX.3-22, szcs d/1, S. 103–106 Lad. IX.3-22, szcs d/1, S. 104 Lad. IX.3-22, szcs d/1, S. 106 Lad. IX.3-22, szcs d/1, S. 106 Lad. IX.3-22, szcs d/1, S. 107 Lad. IX.3-22, szcs d/1, S. 107 Lad. IX.3-22, szcs d/1, S. 107 Lad. IX.3-22, szcs d/1, S. 131 Lad. IX.3-22, szcs d/1, S. 131 Lad. IX.3-22, szcs d/1, S. 132 Lad. IX.3-22, szcs d/1, S. 132 Lad. IX.3-22, szcs d/1, S. 132 Lad. XLV et UU. Fasc. 9. Num. 689/5 Lad. XLV et UU. Fasc. 9. Num. 688/105 Lad. XLV et UU. Fasc. 10. Num. 691/12 Lad. XLV et UU. Fasc. 7. Num. 585/4. Lad. XLV et UU. Fasc.7. Num. 585/12 Lad. XLV et UU. Fasc.7.Num. 585/17 Lad. XLV. et UU. Fasc. VIII. Num. 611 Lad. XLV. et UU. Fasc. VIII. Num. 621 Lad. XLV. et UU. Fasc. VIII. Num. 639 Lad. XXVI. et AA. Fasc. I. Num. 30 Lad. XXVI. et AA. Fasc. I. Num. 31 Lad. XXVI. et AA. Fasc. I. Num. 40, S. 1 Lad. XXVI. et AA. Fasc. II. Num. 60 Lad. XXVI. et AA. Fasc. II. Num. 63 Lad. XXVI. et AA. Fasc. II. Num. 68 Lad. XXVI. et AA. Fasc. II. Num. 74 Lad. XXVI. et AA. Fasc. II. Num. 83 1003a 129, S. 1–11 1003a 129, S. 1–11 1003a 129, S. 8ab 1003a 129, S. 8ab 1003a 129, S. 10e–10f 1003a 129, S. 11–14 1003a 129, S. 14–19 1003a 129, S. 19–21 1003a 129, S. 21–27 1003a 129, S. 27–32

1640 1620 1613 1614 1630–1637 1630–1633 1630 1633 1633 1633 (?) 1642 ? 1627–1630 1633 1636–1637 1639 1641–1642 1618 1636

Ratsprotokoll Zunftordnung Zunftordnung Zunftordnung Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge Zunftbucheintrag Zunftbucheinträge Zunftbucheintrag Zunftbucheinträge Zunftbucheintrag Zunftbucheinträge Kaufschein Quittung

1615

Bekanntmachung

1609 1610 1610 1609 1611 1620 1618 1618 1626 1636 1637 1637 1638 1640 1720 1720 1719 1719 1719 1720 1720 1720 1720 1720

Brief Brief Brief Brief Brief Brief Revers Revers Revers Revers Revers Schuldbrief Revers Quittung Ratsprotokoll Ratsprotokoll Eingabe Eingabe Brief Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll

325

182 183 184 185 186 187 188 189 190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227

326

1003a 129, S. 32–34 1003a 129, S. 32–34 1003a 129, S. 34–36 1003a 129, S. 221–223 1003a 134, S. 1–6 1003a 134, S. 6–7 1003a 143, S. 1–5 1003a 143, S. 5–6 1003a 143, S. 6–7 1003a 143, S. 8–10 1003a 143, S. 10–13 1003a 143, S. 8a–e 1003a 143, S. 8b–d 1003a 143, S. 107–109 1003a 143, S. 109–110 1003a 143, S. 110–111 1003a 143, S. 145a, d 1003a 143, S. 234a, d 1003a 143, S. 345–348 1003a 143, S. 348–349 1003a 143, S. 352–353 1003a 143, S. 353–354 1003a 143, S. 355–358 1003a 143, S. 358–360 1003a 143, S. 462–464 1003a 143, S. 514a–d 1003a 143, S. 514e–h 1003a 143, II/20a–e 1003a 143, II/44a–g 1003a 143, II/54a–e 1003a 144, S. 1–2 1003a 144, S. 2 1003a 144, S. 2–5 1003a 144, S. 5–7 1003a 144, S. 7–9 1003a 144, S. 26a–c 1003a 144, S. 88a–c 1003a 144, S. 324 1003a 144, S. 324a 1003a 144, II/74a 1003a 144, II/74a 1003a 144, S. 79–94 1003a 144, S. 92 1003a 144, S. 94–102 1003a 154, S. 1 1003a 154, S. 2–3

1720 1720 1720 1720 1725 1725 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1734 1735 1735 1735 1735 1735 1735 1735 1735 1735 1735 1735 1735 1735 1735 1745 1745

Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Urkunde Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Eingabe Eingabe Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Verhörprotokoll Verhörprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Eingabe Eingabe Eingabe Eingabe Eingabe Ratsprotokoll Ratsprotokoll Verhörprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Eingabe Eingabe Ratsprotokoll Revers Quittung Vermerk Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll

228 229 230 231 232 233 234 235 236 237

1003a 154, S. 3–4 1003a 154, S. 4–6 1003a 154, S. 6–11 1003a 157, S. 1–3 1003a 157, S. 4–5 1003a 157, S. 36 1003a 157, S. 37–42 1003a 157, S. 231–236 1003a 157, S. 237–238 1003a 157, S. 239, 242–245

238 239 240 241 242 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254

IX.3-22, Szíjgyártó d, o. Nr. IX.3-22, Szíjgyártó d, o. Nr. IX.3-22, Szíjgyártó f, S. 137–141 IX.3-22, Szíjgyártó f, S. 164 IX.3-22, Szíjgyártó f, S. 165–167 IX.3-22, Szíjgyártó f, S. 167 IX.3-22, Szíjgyártó f, S. 169–172 IX.3-22, Szíjgyártó f, S. 174 IX.3-22, Szíjgyártó f, S. 177–179 IX.3-22, Szcs d/1, S. 57 IX.3-22, Szcs d/1, S. 57 IX.3-22, Szcs d/1, S. 57 IX.3-22, Szcs d/1, S. 61 IX.3-22, Szcs d/1, S. 61 IX.3-22, Szcs d/1, S. 61 IX.3-22, Szcs d/1, S. 61 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv (25), S. 75 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv (25), S. 76–78 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv (25), S. 78 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv (25), S. 78–81 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv (25), S. 84–85 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv (25), S. 100–103 Lad: XXVI et AA. Fasc. VII. Num. 475 Lad: XXVII. et BB. Fasc. I. Num. 28 1003/ a185, S. 102/2 1003/ a185, S. 158/2 1003/ a185, S. 176/2 1003/ a185, S. 234/2 1003/ a185, S. 245

255 256 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266

1745 1745 1745 1748 1748 1748 1748 1748 1748 1748

Ratsprotokoll Ratsprotokoll Verhörprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Verhörprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Gemeindeversammlungs protokoll 1748 Eingabe 1748 Eingabe 1720–1724 Zunftbucheinträge 1739 Zunftbucheintrag 1739–1743 Zunftbucheinträge 1744 Zunftbucheinträge 1744 Zunftbucheinträge 1744 Zunftbucheintrag 1747 Zunftbucheinträge 1722 Zunftbucheintrag 1722 Zunftbucheintrag 1724 Zunftbucheintrag 1730 Zunftbucheintrag 1730 Zunftbucheintrag 1732 Zunftbucheintrag 1744 Zunftbucheintrag 1720 Zunftbucheintrag 1721–1724 Zunftbucheinträge 1723

Zunftbucheintrag

1727–1729 Zunftbucheinträge 1731

Zunftbucheinträge

1745

Zunftbucheinträge

1750 1737 1776 1776 1776 1776 1776

Revers Revers Bericht Bericht Bericht Revers Ratsprotokoll

327

267 268 269 270 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296 297 298 299 300 301 302 303 304 305 306 307

328

1003/ a185, S. 281 1003/ a185, S. 80/2 1003/ a185, S. 126/2 1003/ a185, S. 150/2–3 1003/ a190, S. 52/2–5 1003/ a190, S. 126/2–3 1003/ a190, S. 156/2 1003/ a190, S. 186/2 1003/ a190, S. 196/2–4 1003/ a190, S. 196/4 1003/ a190, S. 216–220/i 1003/ a190, S. 218/2 1003/ a190, S. 228/2 1003/ a190, S. 290/2 1003/ a190, S. 300/2 1003/ a 195, S. 94–97 1003/ a 195, S. 601–604 1003/ a 200, S. I/3–5 1003/ a 205, S. 3–4 1003/ a 205, S. 10–11 IX.3-22 d, Num. 347 IX.3-22 f, S. 192–193 IX.3-22 f, S. 194 IX.3-22 f, S. 195 IX.3-22 f,, S. 196–198 IX.3-22 f, S: 198–201 IX.3-22 f, S. 204 IX.3-22 f, S. 204 IX.3-22 f, S. 204–205 IX.3-22 f, S. 205 IX.3-22 Szcs d/1, S. 19 IX.3-22 Szcs d/1, S. 19–20 IX.3-22 Szcs d/1, S. 20 IX.3-22 Szcs d/1, S. 42–43 IX.3-22 Szcs d/1, S. 43, 45 IX.3-22 Szcs d/1, S. 68 IX.3-22 Szcs d/1, S. 70 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv, S. 123, 125 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv, S. 124 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv, S. 139, 141 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv, S. 140

1776 1776 1776 1776 1781 1781 1781 1781 1781 1784 1781 1781 1781 1781 1781 1785 1785 1787 1789 1789 1799 1780–1781 1782 1783 1785–1786 1786–1791 1799 1799 1799 1800 1770 1774–1778 1779 1782–1784 1783–1787 1788–1789 1794–1795 1770–1771

Ratsprotokoll Revers Bericht Gerichtsprotokoll Eingabe Quittung Eingabe Quittung Vertrag Vermerk Ratsprotokoll Erklärung Revers Befehlverzeichnis Eingabe Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Bericht Zunftbucheinträge Zunftbucheintrag Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheinträge Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge

1771

Zunftbucheintrag

1778–1779 Zunftbucheinträge 1778

Zunftbucheinträge

308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336

IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv, S. 144–147 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv, S. 148–149 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv, S. 158 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv, S. 158–159 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv, S. 160–161 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv, S. 161 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv, S. 162–163 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv, S. 163 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 147 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 147, 148, 150 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 152, 153, 164 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 165 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 166, 169 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 171, 184-185 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 185 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 186 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 186 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 196 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 196–197 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 202–203 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 203 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 204–206 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 230 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 230 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 231–232 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 232, 243 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 243 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 244 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 244

1782–1783 Zunftbucheinträge 1783–1785 Zunftbucheinträge 1791

Zunftbucheintrag

1793

Zunftbucheinträge

1794–1795 Zunftbucheinträge 1796

Zunftbucheintrag

1798

Zunftbucheinträge

1798

Zunftbucheintrag

1773 1769

Zunftbucheintrag Zunftbucheinträge

1770–1771 Zunftbucheinträge 1771 Zunftbucheinträge 1771–1772 Zunftbucheinträge 1773–1774 Zunftbucheinträge 1776 1774 1776 1775 1775–1778

Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge

1776

Zunftbucheinträge

1776 Zunftbucheinträge 1776–1779 Zunftbucheinträge 1779 1782 1779

Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheinträge

1779–1781 Zunftbucheinträge 1781 1787 1787 (?)

Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag

329

337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372 373 374 375 376

330

IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 244 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 247 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 249 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 249 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 263–264 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 267–268 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 268 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 268 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 269 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 269 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 270 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 270 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 270 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 272 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 272 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 272 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 274 Lad. XXVI et AA Fasc. VIII Num. 487 Lad. XXVI. et AA. Fasc. VIII. Num. 490 Lad. XXVI et AA. fasc. 8. nr. 490 Lad. XXVI et AA. Fasc. VIII. Num. 494 Lad. XXVI. et AA. Fasc. VIII. Num. 501 Lad. XXVI. et AA. Fasc. VIII. Num. 505 1003 b/ee, S. 15 1003 b/ee, S. 42 1003 b/ee, S. 43–44 1003 b/ee, S. 173–174 IV 1009 / 198, S. 243 IV 1009 / 208, S. 368–369 1003/a 6, S. 287–288 1003/a 14, S. 31–32 1003/a 26, S. 52–53 1003/a 26, S. 183–184 1003/a 29, S. 162 Lad. XLIV et V.V. Fasc. 1. Nr. 37 Lad. XLIV et V.V. Fasc. 1. Num. 47. Lad. XLIV et V.V. Fasc. 1. Num. 47. IX.3-22 (41), S. 1-4 IX.3-18, Pékek céhszabálya, S. 1–4 IX.3-22, a/1, S. 1–6

1787 (?) 1782 1782 1782 1784–1785

Zunftbucheintrag Zunftbucheinträge Zunftbucheintrag Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge

1785

Zunftbucheinträge

1787 1785 1785 1785 1785 1785 1785 1786 1786 1786 1786 1774 1778

Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheinträge Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Quittung Revers

1778 1781

Revers Quittung

1779

Revers

1783

Revers

1776 1775 1776 1776 1777 1792 1593 1601 1613 1613 1616 1617 1634 1634 1644 1658 1669

Brief Revers Brief Brief Anmerkungen Anmerkungen Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Ratsprotokoll Brief Brief Verhörprotokoll Zunftordnung Zunftordnung Zunftordnung

377 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414a 414b 414c 415 416 417 418 419

IX.3-22, a/1, S. 15 IX.3-22, b, S. 1–4 IX.3-22, b, S. 15 IX.3-22, d, B 235 IX.3-22, Szcs f, ohne Nr. IX.3-22, Szcs f, ohne Nr. IX.3-22, Szcs f, ohne Nr. IX.3-22, Szcs f, ohne Nr. IX.3-22, Szcs d/1, S. 45 IX.3-22, Szcs d/1, S. 51 IX.3-22, Szcs d/1, S. 132-133 IX.3-22, Szcs d/1, S. 133 IX.3-22, Szcs d/1, S. 133 IX.3-22, Szcs d/1, S. 151 IX.3-22 f, S. 3–5 IX.3-22 f, S. 5–7 IX.3-22 f, S. 63 IX.3-25 (25), S. 19, 21, 23, 25, 61, 63 Lad. XIX. et T. Fasc. X. Num. 398/1 Lad. XLV et UU. Fasc. 9. Num. 688/118 Lad. XLV et UU. Fasc. 9. Num. 688/119 Lad. XLV et UU. Fasc. 9. Num. 688/14 Lad. XLV et UU. Fasc. 9. Num. 688/87 Lad: XLV. et UU. Fasc. VIII. Num. 601 Lad: XXVI et AA Fasc. VII. Num. 483 Lad: XXVI. et AA. Fasc. I. Num. 18 Lad. XXVI. et AA. Fasc.2. Num.85 Lad. XXVI. et AA. Fasc. II. Num. 93. Lad: XXVI. et AA. Fasc. II. Num. 112 Lad: XXVI. et AA. Fasc. II. Num. 118 Lad: XXVI. et AA. Fasc. IV. Num. 204 Lad: XXVI. et AA. Fasc. IV. Num. 205 Lad: XXVI. et AA. Fasc. IV. Num. 206 Lad: XXVI. et AA. Fasc. IV., ohne Nummer Lad: XXVI. et AA. Fasc. IV. Num. 221 Lad: XXVI. et AA. Fasc. IV. Num. 230 Lad: XXVI. et AA. Fasc. IV. Num. 235 Lad: XXVI. et AA. Fasc. IV. Num. 238 Lad: XXVI. et AA. Fasc. IV. Num. 238 Lad: XXVI. et AA. Fasc. IV. Num. 238 Lad: XXVI. et AA. Fasc. IV. Num. 241 Lad: XXVI. et AA. Fasc. VI. Num. 366 Lad: XXVI. et AA. Fasc. VI. Num. 367 IX.3-22 d, Szíjgyártók, ohne Nr. IX.3-22 f, Szíjgyártók, S. 136

1669 1691 1691 1642 1614 1639 1642 1642 1665–1667 1686–1692 1653–1654 1656 1648–1649 1696–1699 1644–1646 1646–1652 1680 1680–1700 1651 1608 1608 1688 1663 1596 1647 1591 1628 1643 1646 1647 1653 1653 1653 1655

Beglaubigungsformel Zunftordnung Beglaubigungsformel Brief Brief Brief Brief Brief Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge Zunftbucheintrag Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge Zunftbucheinträge Zunftbucheintrag Zunftbucheinträge Quittung Quittung Quittung Schuldzettel Quittung Brief Quittung Eingabe Schuldbrief Schuldbrief Quittung Revers Revers Quittung Quittung Revers

1654 1654 1654 1655 1655 1655 1655 1664 1664 1707 1716

Quittung Quittung Revers Revers Stadtbucheintrag Vermerk Revers Revers Quittung Protokollauszug Zunftbucheintrag

331

428 429

IX.3-22 Szcs d/1, S. 75 IX.3-22 Szcs d/1, S. 77 IX.3-22 Szcs d/1, S. 77 IX.3-25, Magyar vargák: Mesterkönyv S. 68 IX.3-25, Magyar vargák: Mesterkönyv S. 69 IX.3-25, Magyar vargák: Mesterkönyv S. 69–71 IX.3-25, Magyar vargák: Mesterkönyv S. 72–74 Lad: XXVI. et AA. Fasc. VIII. Num. 500 Lad. XXXIX. Num. 53 IV/1020 1., S. 48

430

IV/1020 1., S. 119–120

431

IV/1020 1., S. 145

432

IV/1020 1., S. 151

433a 433b 434a 434b 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444

IX.3-18 (36), S. 1–4 IX.3-18 (36), S. 10 IX.3-18 (36), S. 1–5 IX.3-18 (36), S. 10 IX.3-22 (41), S. 2–8 IX.3-15 (47) Kötélver d, S. 2–9 IX.3-18 a (43), S. 2–7 IX.3-22, szcs a, S. 2 IX.3-18, órások, S. 1–3 IX.3-22 d, szíjgyártók (B 223) IX.3-22 szíjgyártók f, S. 191 IX.3-22 szíjgyártók f, S. 208-211 IX.3-22 szíjgyártók f, S. 208 IX.3-25, Magyar vargák Mesterkönyv (25), S. 122–123 IX.3-18/a Weißbecken-Prothocoll, S. 8 IX.3-18/a Protocoll des Beckenhandwerks, S. 1 IX.3-18/a Protocoll des Beckenhandwerks, S. 7 IX.3-18/a Protocoll des Beckenhandwerks, S. 41 IX.3-18/a Protocoll des Beckenhandwerks, S. 49–50

420 421 422 423 424 425 426 427

445 446 447 448 449

332

1728 1730 1750 1708

Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag Zunftbucheintrag

1712

Zunftbucheintrag

1713–1717 Zunftbucheinträge 1718–1719 Zunftbucheinträge 1718

Revers

1729 1723

Brief Aufzeichnungsbucheintrag 1729 Aufzeichnungsbucheintrag 1730 Aufzeichnungsbucheintrag 1732 Aufzeichnungsbucheintrag 1752 Zunftordnung 1753 Beglaubigungsvermerk 1752 Zunftordnung 1753 Beglaubigungsvermerk 1761 Zunftordnung 1761 Zunftordnung 1761 Zunftordnung 1761 Zunftordnung 1772 Ratsprotokoll 1806 Eingabe 1760 Zunftbucheinträge 1803–1806 Zunftbucheinträge 1803 Zunftbucheintrag 1768–1769 Zunftbucheinträge 1753–1756 Zunftbucheinträge 1786 Zunftprotokoll 1786

Zunftprotokoll

1791

Zunftbucheinträge

1792

Zunftprotokoll

450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463 464 465 466 467 468 469 470 471 472 473 474 475 476 477 478 479

IX.3-18/a Protocoll des Beckenhandwerks, S. 52 IX.3-18/a Protocoll des Beckenhandwerks, S. 53 IX.3-18/a Protocoll des Beckenhandwerks, S. 66–67, 72 IX.3-18/a Protocoll des Beckenhandwerks, S. 67 IX.3-18/a Protocoll des Beckenhandwerks, ohne Seitenzahl (o.S.) IX.3-18/a Protocoll des Beckenhandwerks, o.S. IX.3-18/a Protocoll des Beckenhandwerks, o.S. IX.3-18/a Protocoll des Beckenhandwerks, o.S. IX.3-18/a Protocoll des Beckenhandwerks, o.S. IX.3-18/a Protocoll des Beckenhandwerks, o.S. IX.3-18/a Protocoll des Beckenhandwerks, o.S. Lad. XXXIX. Num. 28-73 (lad. 22.), ohne Nr. Lad. XXXIX. Num. 28-73 (lad. 22.), ohne Nr. Lad. XLVIII et YY Fasc. I. Num. 59 Lad. XLVII et XX Fasc. VII. Num. 318 Lad. XLVII et XX Fasc. VII. Num. 323 Lad. XLVII et XX Fasc. VII. Num. 327 T8/3660, S. 3-4 T4/519, S. A2–B3 T8/3980, S. A2r–A4r T4/498, S. 5–9 T4/499, S. 5–9 1003/ a 129, S. 10a–10b, 10g–10k 1003/a 169, S. 1–5 1003/a 169, S. 11–12 1003/a 169, S. 40–42 1003/a 169, S. 178–179 1003/a 169, S. 198–200 1003/a 169, S. 200–201 1003/a 169, S. 202

1792

Zunftbucheintrag

1792

Zunftprotokoll

1793–1794 Zunftbucheinträge 1793

Zunftbucheintrag

1800

Zunftprotokoll

1800

Zunftprotokoll

1800

Zunftprotokoll

vor 1810

Zunftprotokoll

1810

Zunftprotokoll

1813

Zunftprotokoll

1828

Revers

1756

Brief

1756

Brief

1783 1769 1765 1757 1760 1740 1741 1765 1773 1720 1760 1760 1760 1760 1760 1760 1760

Quittung Verhörprotokoll Verhörprotokoll Brief Festrede Festrede Festrede Festrede Festrede Brief Ratsprotokoll Brief Ratsprotokoll Vertrag Vertrag Korroborationsformel Revers

333

XIII. Literaturverzeichnis Quellen Dieses Quellenverzeichnis enthält ausschließlich die unedierten Archivquellen. Alle sonstigen im Buch zitierten Quellen sind im nachfolgenden Literaturverzeichnis enthalten. Die Signaturen verweisen jeweils auf den Archivbestand des Ödenburger Stadtarchivs (Gyr-Moson-Sopron Megye Soproni Levéltára).

[…] Franz der Erste, König in Germanien und zu Jerusalem, Mitregent in Ungarn etc. […] in Oedenburg […] gehaltenen Trauer=Rede […]. Verf.: Joseph Torkos, 1765, Sign.: T4/498 Abschrift der am 11.10. 1690 ergänzten Artikeln der Krämerzunft, 1691, Sign.: IX.3-22, b Abschrift der Artikel der Krämerzunft, 1669, Sign.: IX.3-22, a/1 Abschrift der Zunftordnung der Weißbecken-Handwerk, 1752, Sign.: IX.3-18 (36) (vgl. auch „Copia von den Kay: König: […]“) Acta criminalia recentiora (1722–1765), Sign.: Lad. XLVII. et XX., XLVIII. et YY., XLIX. et ZZ. (=lad. 147) Artickelbrief. Ödenburger Kürschnerzunft, 1761, Sign.: lad. IX.3-22 Artickels-Brief. Ödenburger Kürschnerzunft, 1614, Sign.: lad. IX.3-22 Articulln der Ehrsammen Handwerk derer Tuchmacher. 1761, Sign.: lad. IX.3-18: Tuchmacher a3 [=43] Articulln. Eines Ehrsamen Sailer Handwerk. 1761, Sign.: lad. IX.3-15: Sailer c [=47] Articulln. Eines Ehrsamen Satler Handwerk. 1762 Sign.: lad. IX.3-18 [=32] Artikeln der Seilerzunft. 1631, Sign: lad. IX.3-15 [=3] Artikeln der Seilerzunft. Abschrift. 1631, Sign: lad. IX.3-15: Sailer b [=28] Aufdingbuch (=Befreiungsbuch) der Riemerzunft zu Ödenburg. 1644–1873, Sign.: IX.3. lad. 22 f Camer=Rechnung über Empfang und Ausgab. 1776, Sign.: IV 1009-198 Castrum Doloris in templi honoris divo CAROLO VI. Verf.: Johann Gottfried Oertel, 1740, Sign.: T4/519 Copia von den Kay: König: Neuen Handwerks Articul des Löb: Weiß=Becken Handwercks in Ödenburg. Von Sr Kay: König: Majestatt heraus gegeben D 17 Juli. Anno 1752, Sign.: IX.3-18 (36) Dank= und Denk=Altar Ihro Kaiser= und Königlichen Apostolischen Majestät Maria Theresia […]. Verf.: Joseph Torkos, 1773, Sign.: T4/499 Johann Wohlmut feljegyzési könyve (=Gedenkbuch von Johann Wohlmuth), 1717–1737, Sign.: IV/1020 1 Kamer Rechnung 1789, Sign.: IV 1009-208 Lob vnd Ehren=Rede ùber die Gelehrt= und Heiligkeit des großen Wundermanns Vincentii Ferrerii […]. Verf.: Sigismund Scurian, 1760, Sign.: T8/3660

335

Lob= und Danck=Rede, Als […] Königlichen Frey=Stadt Oedenburg Catholische Gemeinde Wegen des Neu= gebohrnen Ertz=Hertzogs, und Königlichen Erb=Printzens […]. 1741, Sign.: T8/3980 Magyar vargák mesterkönyve (=Meisterbuch der ungarischen Schuhmacher), Sign.: IX.325, (25), Meister und Gesellen Ordnung der Teutschen Riemer. 1644, Sign.: lad. IX.3-22 Meister und Gesellen Ordnung der Teutschen Riemer. Abschrift. 1761, Sign.: lad. IX.3-22 Meister, und Gesellen Ordnung. Des Ehrsamen Handwerks der Deutschen Riemer in Der Königl. Freÿstadt Oedenburg in Nieder Ungern. De Anno 1761, Sign.: lad. IX.3-22 [=45] Meisterbuch der Kürschnerzunft 1630–1806, Sign.: Lad. IX.3-22, szcs d/1 Ordnung der Grazer Glaserzunft, 1613, Sign.: Lad. IX.3-25, üveges a Ordnung der Wiener Glaserzunft, 1620, Sign.: Lad. IX.3-25, üveges a Pék céh nyilvántartási könyve (=Protocoll des Beckenhandwerks), 1786-, Sign.: IX.3-18/a Pékek céhszabálya (=Zunftordnung der Bäcker), 1658, Sign.: IX.3-18 Protocollum Conceptuum Latinorum, et Germanicorum pro Anno 1776, Sign.: 1003 b/ee Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1593, Sign.: 1003a 6 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1601, Sign.: 1003a 14 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1610, Sign.: 1003/a 25 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1613, Sign.: 1003a 26 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1615, Sign.: 1003/a 28 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1615–1617, Sign.: 1003a 29 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1620–1623, Sign.: 1003/a 32 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1630, Sign.: 1003a 39 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1631, Sign.: 1003a 40 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1636, Sign.: 1003a 45 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1640, Sign.: 1003a 49 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1720, Sign.: 1003a 129 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1725, Sign.: 1003a 134 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1734, Sign.: 1003a 143 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1735, Sign.: 1003a 144 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1745, Sign.: 1003a 154 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1748, Sign.: 1003a 157 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1760, Sign.: 1003a 169 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1776, Sign.: 1003a 185 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1781, Sign.: 1003a 190 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1785, Sign.: 1003a 195 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1787, Sign.: 1003a 200 Ratsprotokollbuch. Ödenburg 1789, Sign.: 1003a 205 Statthalterei-Befehl für die Uhrenmacherzunft vom 30.12.1771, Sign.: IX.3-18, órások Szíjgyártók beadványai (=Eingaben der Riemerzunft), Sign.: IX.3-22- Szíjgyártó d, Szcs céh levelek (=Briefe der Kürschnerzunft), 1614-1697, Sign.: IX.3-22, Szcs f Varia literalia (1385–1749), Sign.: Lad. XIX. et T. Fasc. IX-X. (=lad. 69)

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Variae privatorum literae missiles, Sign.: Lad. XLV. et UU., Fasc. IX-X. (=lad. 136) Variae privatorum literae missiles, Sign.: Lad. XLV. et. UU., Fasc. VIII. (=lad. 135) Variae reversales (ca. 1652-1675), Sign.: Lad. XXVI. et AA., Fasc. IV-VI. (=lad. 85.) Variae reversales, Sign.: Lad. XXVI. et AA., Fasc. I-III. (=lad. 84) Variae reversales, Sign.: Lad. XXVI. et AA., Fasc. VII-VIII, XXVII. et BB., Fasc. I-II. (=lad. 86) Varii processus et miscellanea, Sign.: Lad. XXXIX. Num. 14-27, (=lad. 21) Varii processus et miscellanea, Sign.: Lad. XXXIX. Num. 28-73; / Variae literae expeditoriae pupillorum (1695–1756), Sign.: XL. Fasc. I-II- (=lad. 22) Weißbecken-Prothocoll, Sign.: IX.3-18/a Zunftordnung der Tuchmacher. 1678, Sign.: Lad. IX.3-18 (f)

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Szegediner Schriften zur germanistischen Linguistik Herausgegeben von Ewa Drewnowska-Vargáné und Péter Bassola

Band

1

János Németh: Buchstabengebrauch in der Ödenburger Kanzleischriftlichkeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert (1510-1800). 2012.

www.peterlang.de

Zeichen – Buchstaben – Zahlen Oder die dreißigtausend Jahre alte Geschichte des Alphabets München, 2010. 452 S. ISBN 978-3-89975-705-7 · br. € 39,90* Ein überraschendes Buch, das „Geschichte“ machen wird! Es erschließt uns versunken geglaubte Welten, die uns plötzlich ganz nah erscheinen. Das Buch behandelt die Geschichte der Schrift. Diese geht mindestens auf 30.000 Jahre zurück, wie uns der Autor in akribischer und spannender Kleinarbeit erklärt. Mit viel Spürsinn erzeugt Varga ein Raster, mit dem er die Zeichen der Vergangenheit untrüglich nach ihren Anfängen abtasten kann. Er führt uns bildhaft vor, dass die Grundlage des Alphabets der großen Kulturen auf die Kerbschrift des frühen Karpaten-Beckens zurückführbar ist. Das beweist eine viel intensivere Kommunikation der Kulturen der Vorzeit und des Altertums als bisher angenommen. Der Autor führt uns vor Augen, dass sich der Mensch bereits vor 20.000-30.000 Jahren uns ähnlich verhielt. Die Zeichen der Vorzeit verraten zudem das von Weisheit geprägte Weltbild jener Menschen. Das Buch ist in einer Sprache verfasst, die es auch für den wissenschaftlich interessierten Laien spannend und unterhaltsam macht.

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Csaba Varga