Christenlehre: Nach Luthers Katechismus für die Mittelstufe der höheren Schulen [Reprint 2020 ed.] 9783112378168, 9783112378151

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Christenlehre: Nach Luthers Katechismus für die Mittelstufe der höheren Schulen [Reprint 2020 ed.]
 9783112378168, 9783112378151

Table of contents :
Vorwort
Besprochene Bibelabschnitte
Inhaltsverzeichnis
Der Religionsunterricht in den höheren Schulen
Christenlehre nach Luthers Katechismus für die Mittelstufe der höheren Schulen. Einleitung
Erster Teil. Der christliche Glaube nach Luthers Katechismus und der heiligen Schrift
Zweiter Teil. Die Frömmigkeit und die Sittlichkeit des Kindes Gottes
Dritter Teil. Die Predigt und die Sakramente; die heiligen Handlungen
Anhang

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Christenlehre «ach Luthers Katechismus für die Mittelstufe der höhere« Schule«

Bon

Professor K. Heidrich Geh. Regierungsrat, Kgl. Gymnasialdirektor a. D.

Berlin 1912 I. Guttentag, Verlagsbuchhandlung G. m. b. H.

Morwort. Wmn mein Handbuch für den Religionsunterricht dem Religions­ lehrer den Unterrichtsstoff zunächst für die oberen Klaffen der höheren Schule» darbietet, so werden, wie ich glaube, die Bände über die heilige Geschichte und die Kirchengeschichte auch vielfach beim Unterricht in den mittleren Klaffen benützt, aber für den Unterricht in der Glaubens­ lehre ist der dritte Band des Handbuchs weniger zu gebrauchen. Eine für den Unterricht in der Christenlehre in den mittleren Klaffen be­ rechnete Anweisung dem Lehrer darzubieten, ist die Absicht dieses Buches. Ich habe auch diesem Buche eine Anweisung für den Religions­ unterricht, namentlich auch für den Unterricht in der Christenlehre, voran­ geschickt und Lehrpläne für die unterm und die mittleren Klassen der höheren Schulen beigegeben. Für die Ausführung dieser Lehrpläne stehen dem Lehrer außer diesem Buche mein Handbuch und mein Hilfsbuch zur Verfügung. Die hier vorgelegte Christenlehre beruht vornehmlich auf Luthers Katechismus. Wir stehen in einer Periode des Streites, und der Lehrer wird an demselben im Herzen teilnehmen; aber die Mttelstufe der höheren Schule, für welche dieses Buch bestimmt ist, hat mit dem Stteite nichts zu tun; ihr hat der Lehrer die Wahrheit in einfacher Form dar­ zubieten; mit seinen Zweifeln mag er seine Schüler verschonen; wer nur den Zweifel kennt, der soll keinen Religionsunterricht erteilen. Es würde mich freuen, wenn ich auch mit diesem Buche dem Religionslehrer die Lösung seiner in unsrer Zeit nicht leichten Aufgabe erleichtern könnte. Berlin W. 15, den 12. August 1912.

K. Heidrich.

Besprochene Krbelalrschmtte. 1. Mose 1 und 2

Seite

45

Luk. 15

Messianische Weissagungen

27

32

Buch Hiob .*

Mt. 13 (und Mark. 4, 26-29)

47

53

Mt. 5—7

144

Jesus ein Vorbild der Frömmigkeit und Sittlichkeit

148

Inhaltsverzeichnis. Der Religionsunterricht in den höheren Schulen.

Seite

I. Der Religionsunterricht in der alten Kirche und in der Zeit der Reformation............................................................................ VII II Der Lehrstoff des Religionsunterrichts................................... VII III. Der Lehrplan f. d. Religionsunterricht in Preußen von 1816—1901 XIII IV. Die Schulbücher für den Religionsunterricht.......................... XIII V. Die Aufgabe des Religionsunterrichts in den drei Gebieten des Unterrichts............................................................................ XIH VI Der Lehrplan für die untere Stufe der höheren Schulen . . . XVI VII. Der Lehrplan für die mittlere Stufe der höheren Schulen. 1. Übersicht über die Lehraufaaben der mittleren Klaffen . . XXVII 2. Der Lehrstoff der mittleren Klaffen; der Konfirmandenunterricht XXVIII 3. Lehrplan für Quarta..................................................................... XXXI 4. Lehrplan für Untertertia.........................................................XXXIV 5. Lehrplan für Obertertia............................ XLI 6. Themata zn schriftlichen Ausarbeitungen in Tertia . . . XLVII

Einleitung.

Die Grundlagen für die Erkenntnis des Christentums. 1. 2. 3. 4. 5.

Übersicht......................................................................................................... Die Religionen der Gegenwart................................................................. Die Offenbarungsreligion und ihreEntwickelung zum Christentum . . Die heilige Schrift.......................................................................................... Die Entwickelung des Glaubens in der christlichen Kirche; die Konfessions­ kirchen ......................................................................................................... 6. Die Bekenntnisschriften der christlichenKirche.......................................... 7. Luthers Katechismus.....................................................................................

1 2 3 4 7 11 14

Erster Teil.

Der christliche Glaube nach Luthers Katechismus und der heiligen Schrift. Wie wird der Mensch zum Kinde Gottes? Das zweite Hauptstück. Einleitung.................................................................................................... Das apostolische Glaubensbekenntnis................................... -..................... Der christliche Glaube. Übersicht................................................................. Der erste Artikel.......................................................................................... Übergang vom ersten zum zweiten Artikel............................................. Der zweite Artikel.......................................................................................... Der dritte Arttkel.......................................................................................... „Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemein­ schaft des heiligen Geistes sei mit uns allen!"................................... 16. Der evangelische Glaube im Unterschiede vom katholischen Glauben . .

8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.

16 18 21 21 42 51 73

87 90

VI Zweiter Teil.

Die Frömmigkeit und die Sittlichkeit des Kindes Gottes. Das dritte und das erste Hauptstück. 17. Einleitung............................................................................................................ 18. Das erste Gebot, die Grundlage für die Frömmigkeit und Sittlichkeit des Kindes Gottes. Der Schluß der Gebote.................................................

Seite

93 95

Die Frömmigkeit des Christen. 19. Das Gebet des Christen............................................................................................. 102 20. Das Vaterunser..............................................................................................................105 Die sieben Bitten des Vaterunsers. vierte Bitte........................................................................................................ 109 drei letzten Bitten............................................................................................. 112 drei ersten Bitten............................................................................................. 118 Gebote der ersten Tafel des Gesetzes....................................................... 122

21. 22. 23. 24.

Die Die Die Die

25. 26. 27. 28. 29. 30.

Die Sittlichkeit des Christen. Einleitung...................................................................................................................131 Die Gebote der zweiten Tafel des Gesetzes.................................................. 132 Der Dekalog. (Das Zehngebot.).............................................................................140 Die Predigt Jesu von der Frömmigkeit und Sittlichkeit.Die Bergpredigt 144 Jesus als Vorbild der Frömmigkeit und Sittlichkeit....................................... 148 Evangelische und katholische Frömmigkeit und Sittlichkeit.............................149

Dritter Teil.

Die Predigt und die Sakramente; die heiligen Handlungen. Wie kommt der Mensch zum Glauben? Einleitung *............................................................................. 155 Die Einsetzung der Predigt und der Sakramente....................................... 156 Was nützen denn die Predrgt, die Taufe und das heilige Abendmahl? 162 Wie können Predigt und Taufe und Abendmahl solche große Dinge tun?........................................................................................................................ 164 35. Wodurch ist der gesegnete Empfang der uns dargebotenen Gnaden­ mittel bedingt?........................................................................................................166 36. Die Predigt, die Sakramente und die h. Handlungen nach evangelischer und katholischer Lehre........................................................................................ 171 37. Katholisches und evangelisches Christentum...................................................... 179

31. 32. 33. 34.

Anhang. 38. Die Bücher der heiligen Schrift.............................................................................180 39. Die Augsburgische Konfession. A. Einleitung........................................... 181 B. Die Augsburgische Konfession. a. Vorrede........................................................................................................183 b. (21) Artikel desGlaubens und der Lehre...........................................185 c. Schluß des ersten Teils.......................................................................... 185 d. Zweiter Teil.............................................................................................186 e. „Beschluß" der Augsburgischen Konfession.......................... - . 186 C. Die Spaltung der christlichen Kirche. „Schluß der Apologie der Augsburgischen Konfession".................................................................. 187 40. Luthers Katechismus mit Anmerkungen und Bibelsprüchen. A. Luthers Vorrede zum Kleinen Katechismus. 1529 ...................... 188 B. Luthers Katechismus mit Anmerkungen und Bibelsprüchen... 190 C. Anhang zu Luthers Katechismus..................................................................218

Der Religionsunterricht in den höhere« Schulen. I. Der Religionsunterricht in der alten Kirche und in der Zeit der Reformation. Vgl. Heil. Gesche (1911), Seite XLIV—XLVII. a. Daß eine Belehrung über den christlichen Glauben notwendig sei, um Juden und Heiden für den christlichen Glauben zu gewinnen, das verstand sich für die alten Christen von selbst, und ein solcher Unterricht ist in der alten Kirche stets erteilt worden. b. Im Mittelalter ist es ja freilich ost genug vorgekommen, daß Heiden auf Befehl eines Fürsten getauft wurden, ohne daß sie vom Christentum etwas Rechtes wußten; aber fast ebenso schlimm stand es im Mittelalter vielfach mit den getauften Christenkindern; sie sollten zwar nach der Taufe über den christlichen Glauben unterrichtet werden, aber das ist ost gar nicht, oder, wo es geschah, meist in unzureichender Weise geschehen. c. Eine Besserung in dieser Beziehung ist erst durch die Refor­ mation bewirkt worden, und noch bester ist es geworden infolge der Einführung des allgemeinen Schulzwangs, leider nur in einem Teil der europäischen Länder; wo derselbe noch nicht etngeführt ist, da steht es mit dem Unterricht im christlichen Glauben noch immer mehr oder weniger schwach, da der Kirche nicht überall ausreichende Kräfte für einen genügenden Unterricht im christlichen Glauben zu Gebote stehen. In Deutschland wird heute überall durch die Schule dafür gesorgt, daß jedes Christenkind über seinen Glauben genügend unterrichtet wird.

n. Der Lehrstoff des Religionsunterrichts. a. Als Luther erkannt hatte, wie unwissend die Laien und die Geistlichen zu seiner Zeit waren, da beschloß er, für eine bessere Unter­ weisung der Jugend im Christentum zu sorgen, indem er ein Buch schrieb, aus welchem sie über den rechten christlichen Glauben mit Erfolg belehrt werden könnte. Dies Buch erschien in seinem Kleinen Katechismus. Auch wir lernen den christlichen Glaubm noch heute durch Luthers (oder einen andern) Katechismus kennen, und keine Stufe des Religionsunter-

VIII richts auch in der höheren Schule entbehrt des an den Katechismus sich anschließenden Unterrichts im christlichen Glauben. b. Aber wie hoch man auch Luthers Katechismus schätzen muß, so darf man doch nicht übersehen, daß Luther den Katechismus mit Unrecht zum alleinigen Stoffe des Religionsunterrichts gemacht hatte; den Katechismus verstehen zu lehren, erschien ihm als die einzige Aufgabe des Religionsunterrichts. Wenn auch allmählich die biblische Geschichte beim Katechismus-Unterricht herangezogen wurde, so blieb doch der Katechismus fast zwei Jahrhunderte lang der eigentliche Gegenstand des Religionsunterrichts. Daß die göttliche Offenbarung, auf welcher der Katechismus beruht, eine Geschichte habe, und daß dieselbe für den Schüler ebenfalls ein Gegenstand des Unterrichts sein müsse, wurde zuerst von dem reformierten Theologen Cocceji (f 1669) erkannt und durch den Pietismus in die lutherische Kirche übertragen; die erste eigentliche „biblische Geschichte" für die Schule wurde im Jahre 1714 von dem Hamburgischen Rektor Hübner (f 1731) herausgegeben.1) Nun wurde in Preußen im Jahre 1716 der Unterricht in der biblischen Ge­ schichte neben dem Katechismusunterricht eingeführt, und diese Neuerung ist allmählich überall durchgedrungen.

Schon im 18. Jahrhundert hat man aber erkannt (Seiler 1775), daß der Religionsunterricht mit der biblischen Geschichte beginnen müsse, nicht mit dem Katechismus, daß der Katechismus-Unterricht auf dem Grunde des biblischen Geschichtsunterrichts ruhen müsse, und bei dieser Meinung ist man seitdem mit Recht geblieben.

So ist nun heute die Hauptaufgabe des Religionsunterrichts in den unteren Klaffen die biblische Geschichte, und aus den einzelnen biblischen Geschichten werden zunächst die einzelnen Katechismusstücke gewonnen. In den mittleren Klaffen muß zwar der Katechismus zuletzt als ein Ganzes dem Schüler vorgeführt werden, aber der in ihm enthaltene Stoff ruht doch auch für den Schüler auf der biblischen Geschichte. Und die oberen Klaffen führen den Schüler erst recht zurück auf die heilige Geschichte, als auf die Grundlage des im Katechismus zusammengefaßten christlichen Glaubens. Auf allen Stufen bildet also heute die biblische Geschichte die Grundlage des Religionsunterrichts, und mit Recht sagt deshalb der Lehrplan von 1901: Im Mittelpunkte des gesamten Religionsunterrichts steht die *) „2x52 auserlesene biblische Historien aus dem Alten und Neuen Testament." (Daß Hübner je 52 Geschichten aufstellte, beruht darauf, daß in jeder der 52 Schulwochen je eine Geschichte durchgenommen werden sollte; Ferien kannte ja die alte Schule noch nicht.) — Hübner gibt immer zuerst eine Erzählung aus der Bibel, dann „deutliche Fragen, nützliche Lehren und — in je sechs Versen — heilige oder gottselige Gedanken". Das Buch wurde in die meisten europäischen Sprachen übersetzt; vom A. T. erschien auch (aber nur die Erzählung enthaltend) eine Übersetzung ins Lateinische — das Lateinische war in der alten Schule in den oberen Klaffen die Sprache des Unterrichts. Auch die dem Buche angehängten lateinischen Disttchen zeigen, daß Hübner sein Buch als auch für die oberen Klassen geeignet ansah.

IX

heilige Schrift; alle anderen Unterrichtsstoffe sind als auf ihr beruhend oder als zu ihr hinführend zu behandeln. c. Zwar hat man schon in der alten Kirche, sowohl in der morgenländischm (die apostolischen Konstitutionen) als auch in der abend­ ländischen (Augustinus) für die Katechumenen einen Unterricht in der heiligen Schrift gefordert, aber nicht einen geschichtlichen oder heils­ geschichtlichen, sondern einen von der Dogmatik oder von der Ethik be­ stimmten Unterricht. Das ganze Mittelalter hat von einem Unter­ richt in der biblischen Geschichte gar nichts gewußt, obwohl doch z. B. der „Heliand" und der „Krist" das Leben Jesu und die Bilderbibeln die ganze biblische Geschichte dargestellt hatten. Erst kurz vor der Reformation haben die einer Reformation der Kirche zustrebenden Brüder des gemein­ samen Lebens auf einen Unterricht in der biblischen Geschichte hin­ gewiesen, und auch schon gefordert, daß das Volk die Bibel in der Muttersprache lese. In der evangelischen Kirche hat zuerst der Straßburger Braunfels auch bibelgeschichtlichen Unterricht für den Jugendunterricht gefordert und dazu zwei Schriften (1527 lateinisch, 1529 deutsch) heraus­ gegeben : Catalogi virorum illustrium Veteris et Novi Testamenti. Luther hat ebenfalls auf die Notwendigkeit dieses Unterrichts hingewiesen, aber für denselben kein seinem Katechismus entsprechendes Werk geschaffen; in den oberen Klaffen wurde schon im 16. Jahrh, aus einem Buche des Rektors Fabricius in Meißen (Historia sacra, 1564) die biblische Ge­ schichte zwar vorgelesen, aber ein Gegenstand des Unterrichts war sie nicht. Auch die im Jahre 1557 von dem Frankfurter Prediger Beier herausgegebene Historienbibel mit 256 Holzschnitten (2 Bände) war nicht ein Schulbuch, sondern ein Volkslesebuch, und ähnliche Bücher sind der­ selben im 17. und 18. Jahrhundert gefolgt.*) Ein eigentlicher Unter­ richt in der biblischen Geschichte wurde in der Schule damals noch nicht erteilt. Den Unterricht in der biblischen Geschichte in der Schule eingeführt zu haben, ist das Verdienst von Osterwald für die reformierte Kirche (1702) und von Hübner für die lutherische Kirche (1714: Biblische Historien). d. Wenn nun heute die Schule auf diesen Teil des Religions­ unterrichts das Hauptgewicht legt (ja, manche Pädagogen neben demselben den Unterricht im Katechismus in der Schule nicht für nötig halten), so kommt das unstreitig dem Konfirmanden-Unterricht zu gute, der ja unmöglich alle Gegenstände des Religionsunterrichts, welche für den Konfirmanden in Betracht kommen, in gleicher Weise behandeln kann; im Konfirmanden-Unterricht kann auf Grund des Schulunterrichts die Kenntnis der einzelnen biblischen Geschichten vorausgesetzt, dafür aber um so gründlicher auf den Zusammenhang der heiligen Geschichte hingewiesen werden, so daß der Konfirmand erkennt, wie aus der israelitischen Religion durch Jesus Christus das Christentum geworden ist.

x) Gesenius, biblische Historien.

1656.

X Aber daß nun der Religionsunterricht in der Schule auf den geschichtlichen Unterricht (biblische Geschichte und Kirchengeschichte) beschränkt und der Katechismus-Unterricht überhaupt (wie neuere Methodiker gefordert haben) dem Konfirmanden-Unterricht zugewiesen werde — das halte ich nicht für richtig. Was die Bibel an Lehre darbietet, das muß auch in der Schule zu einem Ganzen zusammengefaßt werden (und das geschieht im Katechismus-Unterricht), damit es ein sicheres Eigentum des Schülers werde; der Konfirmanden-Unterricht würde vor eine unlös­ bare Aufgabe gestellt, wenn er gar nicht an einen schon vorher in der Schule erteilten Katechismus-Unterricht anknüpfen könnte. Der Katechismus-Unterricht muß durchaus derSchule erhalten bleiben.

e. Aber auch noch nach einer anderen Seite hin bedurfte der Katechismus-Unterricht' einer Ergänzung, und dieselbe ist ihm in der neueren Zeit ebenfalls zu Teil geworden.

Aus dem Katechismus lernt der Schüler den christlichen Glauben kennen; aber es kann und darf ja auch dem Schüler nicht verborgen bleiben, daß derjenige christliche Glaube, der ihm als der rechte Glaube vorgeführt wird, nicht von allen Christen als der rechte Glaube an­ erkannt wird. Für uns ist Luther, dem wir den Katechismus ver­ danken, ein rechter Lehrer des christlichen Glaubens; aber seine Lehre wird ja von anderen Christen verworfen und eine andere Lehre der seinigen entgegengestellt. Woher das kommt, muß dem Schüler klargemacht werden, und das geschieht durch den Unterricht in der Kirch en­ geschichte. Auch der Unterricht in der biblischen Geschichte bedarf einer Fort­ setzung, die er ebenfalls in dem Unterricht in der Kirchengeschichte findet. Daß die Apostel hingehen sollten in alle Welt, um alle Menschen zu Jüngern Jesu zu machen — das hat Jesus gefordert, und die Apostelgeschichte erzählt, wie die Apostel dieser Forderung ent­ sprochen haben. Aber die Apostel haben das von Jesus gesteckte Ziel nicht erreicht; andere Männer find an ihre Stelle getreten, und sie haben die den Aposteln gestellte Aufgabe zu lösen unternommen. Wie das von den Nachfolgern der Apostel getan worden ist, zeigt die Kirch en­ geschichte. Wenn die unteren Klassen nach meiner Meinung ebenfalls dieses dritten Stoffes des Unterrichts, wenigstens der Belehrung über die Gründung der evangelischen Kirche, nicht ganz entbehren können, so wird sich hier dieser Unterricht auf wenige Punkte beschränken können, wie ich sie unten im Lehrplan für Quarta zusammengestellt habe.

In den mittleren Klaffen muß dieser Unterricht so erweitert werden, daß der aus Untersekunda abgehende Schüler über die Geschichte der evangelischen Kirche so weit unterrichtet ist, daß er an dem kirchlichen Leben mit Verständnis und Interesse teilnehmen kann; ein Lehr­ plan für diese Stufe ist ebenfalls unten (im Lehrplan für Obertertia) dargeboten.

XI Daß der Schüler der oberen Klaffen eine seinem sonstigen, namentlich seinem geschichtlichen Wiffen entsprechende Kenntnis der Kirchengeschichte gewinnen müsse, versteht sich von selbst.

f. Diese Forderung, daß fich auch der Unterricht in der Kirch en geschichte auf alle drei Stufen der höheren Schule erstrecke, geht nun freilich über die Forderung der Lehrpläne von 1892 und 1901 hinaus.x) „Nach den Lehrplänen für die höheren Schulen hat derjenige Schüler, welcher nach Absolvierung der Untersekunda eine höhere Schule verläßt, viel weniger von der Geschichte unserer Kirche gehört, als der­ jenige, welcher die Volksschule durchgemacht hat.-*) Er hat in der Ober­ tertia die Reformationsgeschichte erzählen gehört — das ist alles. Für die Volksschule sind außer den wichtigsten Partieen aus der älteren Kirchengeschichte, von denen auf den höheren Schulen erst in Unterprima gesprochen wird, nach der Reformation noch folgende Abschnitte zu be­ sprechen: 1) Bon Luthers Tod bis 1648. 2) Paul Gerhardt und die Kirchenliederdichter. 3) Spener und Francke. 4) Zinzendorf und die Brüdergemeinde. 5) Die Union. 6) Der Gustav-Adolf-Verein. 7) Die Bibelverbreitung. 8) Innere Mission. 9) Heidenmission. Alle Schüler höherer Schulen hören von diesen Dingen erst in Unterprima sprechen. Da es aber nur wenige sind, die die Schule ganz absolvieren (20%), so bleibt der weitaus größte Teil unserer Schüler über große Abschnitte der Kirchengeschichte ununterrichtet, die dem Volksschüler nicht un­ bekannt sind. Noch seltsamer berührt es uns, wenn wir erwägen, daß etwa 40 Prozent aller Schüler höherer Lehranstalten es nicht einmal bis zur Absolvierung der Untersekunda bringen. Der größte Teil jener 40 Prozent erfährt also von der Kirchengeschichte überhaupt nichts. In ihrem Jntereffe würde ich es für erwünscht halten, daß man Lebensbilder aus der Kirchengeschichte3) schon in den unteren Klaffen zu geben fich entschlöffe, und der Schüler, welcher eine Anstalt bis zur Untersekunda einschließlich besucht, müßte auch [tote der Bolksschülerj einiges aus der neueren Kirchengeschichte auf der Schule hören. Dies dürfte dazu bei­ tragen, daß er sich später lebendig am kirchlichen Gemeindeleben beteiligt" [was der Lehrplan als das Ziel des Religionsunterrichts mit Recht bezeichnet^/)

g. Daß aber die Kirchengeschichte überhaupt in den Religionsunter, richt gehört — das ist die Voraussetzung des Lehrplans vom Jahre 1901 nicht bloß für die oberen Klaffen, sondern eine solche Lehraufgabe wird daselbst auch für die mittleren Klaffm gestellt; allerdings nicht für die unteren Klaffen; aber es wird doch wohl keinem Lehrer verwehrt 0 Das Folgende, mit dem ich übereinstimme, nach: Lüngen, Programm von Köln 1893, Nr. 494, S. 13—14. 2) Auch weniger, als sein katholischer Mitschüler, dem in Obertertia „hervorragende kirchengeschichtliche Charakterbilder" vorgeführt werden. ’) Wenigstens doch die Reformationsgeschichte und auch die Hauptabschnitte der neueren Kirchengeschichte — wie ich meine. 4) Der Lehrer vergleiche auch meine Darlegung über den Unterricht in der Kirchengeschichte in der dritten Auflage meines Handbuchs (1905).

XII sein, auch in Quinta oder in Quarta im Anschluß an die Apostelgeschichte von Luther und der evangelischen Kirche zu sprechen. Auf diese dritte Aufgabe des Religionsunterrichts hatte schon Augustinus hingewiesen,*) wenn er sagt: „Die Erzählung nennt man dann vollständig, wenn sie jeden, der solche Unterweisung empfängt, von den Worten der Schrift an „„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde"" bis zu den gegenwärtigen Zeiten der Kirche führt." Im Mittelalter lernte das Volk zwar die Heiligen der Kirche kennen, aber von einem Unterricht in der eigentlichen Kirchengeschichte hören wir nichts. Auf diese dritte Aufgabe des Religionsunterrichts, auf welche schon Mathesius in seinen Predigten über Luthers Leben hingewiesen hat/) von welcher aber die Schule des 16. Jahrhunderts kaum etwas gewußt hat/) war zwar schon im 18. Jahrhundert hingewiesen worden/) und in Preußen ist er im Jahre 1826 für die oberen Klassen der Gymnasien angeordnet worden; aber besonders nachdrücklich hat erst Palmer (Katechetik S. 154) darauf hingewiesen, daß es im Interesse des Schülers liege, „die kirchliche Gegenwart, die protestantische Form und den protestantischen Geist der kirchlichen Gemeinschaft genetisch zu be­ greifen", und er hat einen Lehrplan aufgestellt, der etwa mit demjenigen übereinstimmt, den ich für die mittleren Klassen aufgestellt habe (ohne daß ich an den von Palmer gedacht habe), und Z ezsch Witz (Katechetik II, 2, 1, § I) hat ebenfalls auf diejenigen Stoffe aus der Kirchengeschichte hingewiesen, welche dem Schüler nicht vorenlhalten werden dürfen. Und so sagt denn auch Zange (Evang. Religionsunterricht, 1897, S. 80): „Die Kirchengeschichte gehört notwendig in den Religionsunterricht, von der Dorfschule bis zum Gymnasium." h. Aber heute gilt es auch, wie ich glaube, dafür zu sorgen, daß in den oberen Klassen (in den drei letzten Schuljahren) nicht bloß oder doch vornehmlich nur Kirchengeschichte getrieben werde, so daß die Bibel und die Glaubenslehre nicht mehr selbständig, sondern nur im An­ schluß an die Kirchengeschichte hehandelt werden. Wie ich nicht dafür bin, daß der Katechismus in der Schule nur im Anschluß an die biblische Geschichte behandelt werde, so bin ich auch der Meinung, daß auch die Glaubenslehre und die Bibel neben der Kirchengeschichte auch weiter selbständig behandelt werden müssen/) i. So ist denn, wie wir heute glauben, der Katechismus nicht der einzige Gegenstand des Religionsunterrichts, sondern der Unterricht in der x) De catechizandis rudibus. 2) „Wir Christen sollen und müssen auch wissen, wo, wann und durch wen uns Gott die reine Lehre des Evangelii offen­ baret und bezeuget hat." Predigt 8. 3) Nur in der Kirchenordnung von Lauingen (in Bayern) ist für das 16. Jahrhundert ein Unterricht in der Kirchengeschichte bezeugt: vgl. Theol. Jahresbericht Bd. 22, S. 637. 4) Vgl. Schumann und Sperber, Geschichte des Religionsunterrichts (1890), § 7, 6. — Im FriedrichWerderschen Gymnasium zu Berlin wurde um das Jahr 1700 Kirchengeschichte gelehrt; vgl. Schmid, Pädagog. Encykl.2 Bd. 2, 856—857. 5) Ich stimme also nicht überein mit dem sehr interessanten Aufsatze von Meltzer in der Zeitschrift für den Religionsunterricht Bd. 15, Heft 3: „Die Behandlung des Pietismus, Methodismus und Quäkertums in höheren Schulen."

XIII biblischen Geschichte und in der Kirchengeschichte sind ihm zur Seite ge­ treten; der Katechismusunterricht läßt den Schüler das Wesen des Christentums erkennen, der Unterricht in der biblischen Geschichte die Ent­ stehung des Christentums, der Unterricht in der Kirchengeschichte die Entwickelung des Christentums. An diese drei Gegenstände wird sich alles anschließen, was dem Schüler im Religionsunterricht dargeboten wird. An die biblische Geschichte schließt sich die Einführung in das Bibelbuch an, die jedem Schüler dargeboten wird, wenn er auch nur die Reihenfolge der biblischen Bücher lernt und das Titelblatt der Bibel verstehen lernt. An den Katechismus schließen sich die Bibelsprüche an, die er lernt, wie auch die Übersicht über die Unterscheidungslehren, die ihm dargeboten wird. Zum kirchengeschichtlichen Unterricht gehören die Einführung in das Kirchenjahr und seine Feste, in die Gottesdienstordnung und in das Gesangbuch, wie auch die Belehrung über die Berfassung und die Aufgaben der evangelischen Kirche. Daß diese drei Gebiete des Religionsunterricht« auf allen drei Stufen der höheren Schulen sich finden oder wenigstens finden sollten, ist schon oben bemerkt worden; wie sie auf den verschiedenen Stufen zur Geltung kommen, habe ich oben im allgemeinen gezeigt, und wird unten für die einzelnen Klaffen dargelegt werden.

III. Der Lehrplan für den Religionsunterricht in Preußen von 1816—1901. Vgl. Lehrplan 1903 (S. 5-7) und Heil. Tesch.' (1911), S. LII—LIV.

IV. Die Schulbücher für de» Religionsunterricht. Lehrplan (Rakel, 1903) S. 13—14 und Heil. Tesch.- (1911), S. LXXIII—LXXV.

V. Die Aufgabe des Unterrichts in den drei Gebieten des Religionsunterrichts. A. Der Unterricht in der Heiligen Geschichte. Vgl. Heil. Tesch.- (1911), S. LIV—LXV-LXXIII.

B. Der Unterricht in der Lircheugeschichte. Vgl. Kirchengeschichte- (1905), S. XVII—XXXVII.

C. Der Unterricht in der Christenlehre. 1.

Der Katechismus in der Schule.

a. Für den Unterricht in der Schule schrieb Luther im Jahre 1529 seinen Katechismus, und noch heute lernt der Schüler den christlichen

XIV Glauben kennen aus Luthers oder einem anderen Katechismus, und keine Stufe des Religionsunterrichts auch in der höheren Schule entbehrt des Katechismusunterrichts.

Wenn in den unteren Klaffen zunächst die einzelnen Stücke des Katechismus als Ergebnis der einzelnm biblischen Geschichten gewonnen werden, so wird man doch auch schon hier dazu fortschreiten können, die drei ersten Hauptstücke zuletzt zusammenzufasien und vom ersten Haupt­ stück auch die Erklärung dazuzunehmen.

In den mittleren Klaffen wird nun der Katechismus ebenfalls neben der heiligen Geschichte und der Kirchengeschichte einen Unterrichts­ stoff bilden; aber hier muß derselbe nunmehr in allen fünf Hauptstücken, einschließlich der Erklärung, dem Schüler erklärt und eingeprägt werden. Und auch die oberen Klassen dürfen den Katechismus nicht ver­ gessen, nicht bloß in der Weise, daß er auch hier wiederholt wird, sondern auch insofern, als die ihnen dargebotene Lehre vom christlichen Glauben und Leben, auch wenn sie nicht direkt an den Katechismus sich anlehnt, sondern auf die heilige Schrift gegründet und in der Augsburgischen Konfession zusammengefaßt wird, doch als eine gründlichere und tiefere Einführung in den Katechismus erscheint.

c. So ist der Katechismus noch heute ein Lehrstoff für alle drei Stufen der höheren Schule, und auch der Abiturient soll nicht das Bewußtsein haben, daß er über den Katechismus hinaus ist, sondern daß er in denselben noch tiefer eingedrungen ist, als der abgehende Volksschüler.

2. Die Christenlehre nach dem Katechismus und der heiligen Schrift.

a. Daß dem Schüler der höheren Schulen schon auf der Mittel­ stufe schließlich eine zusammenhängende Darstellung des christlichen Glaubens dargeboten werde, halte ich für durchaus wünschenswert. Freilich muß diese Aufgabe anders gelöst werden, als dieselbe Aufgabe auf der obersten Stufe der höheren Schulen; für die mittlere Stufe heißt es erst recht, wie Luther sagt: „Ich muß ein Kind und Schüler des Katechismus bleiben, und bleib's auch gerne." Wenn nun in dem folgenden Buche eine zusammenhängende Christen­ lehre nach Luthers Katechismus gegeben wird, so ist hierbei vorausgesetzt, daß dem Schüler (im Anschluß an die biblischen Geschichten in den unteren Klaffen) die einzelnen Stücke des Katechismus bereits nahegebracht worden find. Wer toemt schon früher zuletzt die einzelnen Stücke (allerdings nur der drei ersten Hauptstücke) zusammengefaßt worden find, so müssen schließlich nicht bloß die drei ersten sondern alle fünf Hauptstücke besprochen und auch zusammengefaßt werden, und zuletzt muß auch der Zusammenhang der Hauptstücke unter einander dem Schüler in irgend einer Weise nahegebracht werden, so daß der Katechismus dem Schüler als ein Ganzes erscheint.



XV



b. Wmn nun ein Ganzes auch dann gewonnen wird, wenn bei der Zusammenfassung der Hauptstücke die gewöhnliche Ordnung zu gründe gelegt wirdl) und für die oberen Klassen der höheren Schulen diese Zusammenfassung des Katechismus besonders fruchtbar sein bärste, ®) so habe ich hier einen, wie mir scheint, einfacheren Gang eingeschlagen, welcher einer anderen Auffassung von dem Zusammenhänge der Haupt­ stücke entspricht,') indem das erste Hauptstück dem zweiten und dritten nachgestellt, also nicht als Sündenspiegel sondern als Lebensregel betrachtet wird — eine Betrachtung des ersten Hauptstücks, welche mit der Auftastung Luthers übereinstimmt. Der Lehrer ist natürlich an diesen Gang des Unterrichts nicht gebunden, sondern er kann mein Buch ebensogut benützen, wenn er die Hauptstücke in der Folge des Katechismus behandelt.

c. Wenn nun bei dieser Gruppierung der Hauptstücke zuerst der christliche Glaube dem Schüler vorgeführt wird, so zielt diese Ein­ führung in den christlichen Glauben nicht ab auf eine theoretische Be­ lehrung über das Christentum, sondern auf die Beantwortung der praktischen Frage: Wie wird der Mensch zum Kinde.Gottes? Wenn dem Schüler aus seinem Katechismus auf diese Frage die Antwort gegeben wird: Zum Kinde Gottes bin ich durch den Vater geschaffen; durch den Sohn wird mir trotz meiner Sünde die GotteSkindschast er­ möglicht; durch den heiligen Geist werde ich wirklich zur Gotteskindschaft geführt — so merkt der Schüler, daß sein Katechismus (wie die Bibel) nicht ein Lehrbuch, sondern ein Lebensbuch ist, ein Religionsbuch, welches ihm den Weg nicht zur Gelehrsamkeit, sondern zur Selig­ keit weist. *) d. Wer aber zum Kinde Gottes geworden ist, der wird auch ein frommer Mensch und ein sittlicher Mensch werden; wie das geschieht, zeigen uns das dritte und das erste Hauptstück unsers Katechismus: vom Glauben zum Gebet, vom Gebet zum Tun — das ist der Gang, der hier beim Unterricht eingeschlagen wird, ein Gang, der dem Gedanken Luthers sachlich entspricht, daß des Christen Wandel (Hauptst. I) beruht auf dem Glauben (Hauptst. II) und auf dem Gebet (Hauptst. HI). Wenn der Unterricht, tote hier geschieht, mit dem ersten Artikel beginnt, und das erste Hauptstück erst dem Glauben nachfolgt, so ist damit allerdings sofort der Glaubensstandpunkt des Christen vorausgesetzt, da nur der Christ in Gott den Vater erkennt, und das Gesetz erscheint dann nicht als der Führer zum Glauben, sondern als die Norm für den Wandel des Gläubigen. Diese Ordnung der Hauptstücke ist jedenfalls sachlich nicht unangemessen, ja, vielleicht sogar dem Gedanken Luthers mehr entsprechend, als die andere, und in der Schule wird wohl über­ haupt das Gesetz, auch wenn es vor dem Glauben behandelt wird, vor*) So v. Zezschwitz. *) Bal. meine Kirchengesch? Nr. 69. *) So z. B. Gottschick nach Luther. *) Daß das auch der Charakter des Heidelberger Katechismus ist, zeigt, schon die erste Frage desselben: „Welche- ist dein eimger Trost im Leben und im Sterben?"

XVI nehmlich als Lebensnorm, nicht als Sündenspiegel (und dadurch als Führer zu Christus) behandelt werden und zu behandeln sein. e. Aber wie kommt der Mensch zum Glauben? — Auf diese Frage antworten die beiden letzten Hauptstücke des Katechismus, aber allerdings nicht vollständig, und so ist es doch wohl nötig, dem Katechismus, im Anschluß an die Augsb. Konfession (Art. 5) in einem Anhang bei­ zugeben zunächst ein Lehrstück von der Predigt; sodann sind noch bei­ gegeben ein Lehrstück von der Beichte und ein Lehrstück von der Konfir­ mation — beide für den Unterricht sehr wünschenswert. f. So zerfällt denn der Unterricht in der Christenlehre im Anschluß an den Katechismus in drei Teile:

1. Der Glaube des Christen (Kat. II). 2. Die Frömmigkeit des Christen (Kat. III und I). 3. Die Gnadenmittel (Kat. IV und V; dazu Predigt, Konfir­ mation, Beichte). DaS ist nun allerdings nicht ganz systematisch, aber dem Katechismus entsprechend und für die Schule ganz angemeffen. g. Wenn nun in meinem Buche mit diesem Unterricht auch eine Ein­ führung in die heilige Schrift, und zwar vornehmlich in ihre Lehre und Weissagung, verbunden wird, so entspricht dies Verfahren dem Lehrplan und der Forderung der Methodik, daß die verschiedenen Stoffe möglichst zu einem Ganzen verbunden werden.

VI. Der Lehrplan für die untere Stufe der höheren Schulen (Sexta und Quinta). Vgl. meinen Lehrplan (Progr. von Rakel, 1903), S. 22—38.

Übersicht über die Lehraufgaben der unteren Ktasieu. a. Wenn in der Vorschule (in den drei ersten Jahren der höheren Schule) dem Schüler nur einzelne, nicht miteinander zusammen­ hängende biblische Geschichten dargeboten werden, so beginnt in der Sexta der zusammenhängende Unterricht in der biblischen Geschichte. Das Pensum der Sexta ist im Lehrplan von 1901 im wesentlichen unverändert geblieben: bibl. Geschichte des A.T. (aber wohl nur bis zum Exil zu führen), und es wird bei seiner Einfachheit dem Lehrer keine Schwierigkeiten bereiten. b. Auch das Pensum der Quinta ist unverändert geblieben, aber es ist nicht so leicht in rechter Weise zu behandeln. Ich habe in meiner Ausführung des Lehrplans darauf hingewiesen, daß es doch wohl wünschens­ wert sei, die Festgeschichten im Anschluß an die Feste zu behandeln. Dann muß allerdings ein weniger einfacher Gang des Unterrichts eingeschlagen werden, der nicht nach Ostern mit der Weihnachtsgeschichte beginnt und in der Weihnachtszeit die Leidensgeschichte behandelt.

XVII Wenn nun, wie ich Vorschläge, die Apostelgeschichte der Quarta zu­ gewiesen wird/) dann ist in der Quinta von der biblischen Geschichte durchzunehmen die israelitische Geschichte von der Rückkehr aus dem Exil bis zur Zerstörung Jerusalems und — als Hauptpensum — das Leben Jesu.

c. Das Katechismus-Pensum der unteren Klassen sind die drei ersten Hauptstücke. A. Lehrplan für Sexta. I. Die Aufgabe» deS Religionsunterrichts in Sexta.2)

1. Das Hauptpensum für den Religionsunterricht in Sexta ist die Durchnahme und Einprägung der biblischen Geschichten des Alten Testaments, natürlich nicht aus der Bibel, sondern nach einer biblischen Geschichte, welche dieselben in einer paffenden Auswahl und einer an­ gemessenen Darstellung darbietet.

a. Mit Recht beginnt der Religionsunterricht mit dem Alten Testament, und der Lehrer laffe sich dieses ihm vorgeschriebene Pensum nicht verleiden durch die auch unlängst wieder erhobene Forderung, das Alte Testament aus dem christlichen Religionsunterricht fast ganz zu be­ seitigen.-) Wenn es für Jesus die rechte Vorbereitung für sein Leben und Wirken war, daß er mit seinem Denken im Alten Testament lebte, so kann es für ein Christenkind wohl auch nicht so schlimm sein, daß es zunächst die Luft des A. T. atmet. Denn selbst wenn man vielleicht zu­ nächst ihm von Jesus erzählt, so weist doch die Erzählung von Jesus über sich zurück auf das A. T., und es wäre seltsam, wenn man dem Kinde diese Rückkehr zur Voraussetzung des Christentums versperren wollte. Nur das scheint mir an dieser Forderung berechtigt zu sein, daß man das A. T. in der Schule gegenüber dem N. T. nicht in einer seinem Umfange entsprechenden Weise zur Geltung kommen lasse; das geschieht ja aber auch nicht, da dem N.T. ebensoviel, bez. später mehr Zeit zu­ gewiesen wird, als dem A. T. Und auch in der Sexta — wie bet allem Unterricht im A. T. — muß der Lehrer immer wieder des Schülers Blick auf das N. T. hinlenken; wenn vom ATlichen Gottesdienst gesprochen wird, so mag der Lehrer auch alsbald vom NTlichen Gottes­ dienst sprechen; wenn die Geschichte vom Sündenfall erzählt wird, dann wird eine Hinweisung auf den Erlöser sich von selbst nahclegen. Bor-) Das stimmt auch überein mit dem Lehrplan für den katholischen Religionsunterricht. 2) Lehrplan von 1901, Unterstufe: VI, V, IV. „Der unteren Stufe sind biblische Geschichten des Alten und des Neuen Testaments in angemessener Anzahl, sowie in passender Auswahl und Darstellung nach einem zweckmäßigen biblischen Lesebuche, Katechismuslehre und die Erlernung der für diese Stufe geeigneten Kirchenlieder zugewiesen. Die Grundlage des ganzen Unterrichts hat die biblische Geschichte zu bilden; ihr sind Spruch und Lied anzugliedern, mit ihr ist die Behandlung des Katechismus in die engste Verbindung zu setzen." -) Vgl: Das Judenchristentum in der religiösen Bolkserziehung des deutschen Protestantismus. Bon einem christlichen Theologen. Leipzig, Grünow. M. 2,00. Heidrich, Christenlehre.

H

XVIII nehmlich aber wenn die christlichen Feste herannahen, dann muß das ge­ schehen — was ja auch der Lehrplan ausdrücklich vorschreibt — daß die bett. Festgeschichten dem Schüler vorgeführt werden, so daß auch in der Sexta das Christentum, die Erfüllung der ATlichen Hoffnung und Weis­ sagung, zur Darstellung kommt. b. Wenn nun der Lehrer die Geschichte dem Sextaner erzählt, dann versteht es sich von selbst, daß er ein Kind werden muß mit den Kindern. Mag er als Historiker manche Geschichte anders ansehen, als der Sextaner — hier gilt es, alle seine gelehrten Gedanken zurückzustellen gegenüber der schlichten Erzählung der ehrwürdigen Überlieferung. Und das ist kein

sacrificio dell’ intelletto! Hinter der schlichten Hülle, wenn ihm manches als solche erscheint, steckt ja doch auch für den kritisch geschulten Historiker ein heiliger Kern: wie Gott das Volk Israel zu sich gezogen und bei fich festgehalten hat durch Liebe und Strenge — wie könnte es dem ernst­ gesinnten Lehrer, wenn er seine Schüler liebt, schwer fallen, mit Kindern in chrer Sprache zu reden; alle Fragen und vollends alle Zweifel der Wissenschaft haben hier zurückzutreten gegenüber dem schlichten Worte der Überlieferung. c. Und wenn nun der Lehrer lernen will, wie er die Geschichten erzählen und durchnehmen soll, dann kann er das etwa lernen aus einem Buche wie Schumann und Sperber, Geschichte der Methodik des Religionsunterrichts in der evang. Volksschule (Gotha, Thienemann, 1890, M. 2,00), welches ihn zugleich über den Unterricht im Katechismus und über die Behandlung des Kirchenliedes orientiert, und aus Rudes Methodik des Volksschulunterrichts. Auch findet er manche Belehrung über diesen Unterricht in der Zeitschrift für den evang. Religionsunterricht (vgl. z. B. Bd. IV, S. 195—198: Die „Formalstufen" im bibl. Geschichts­ unterricht). Aber selbst wenn der Lehrer der methodischen Schulung ent­ behrt, so braucht ihm dieser Unterricht nicht zu mißlingen. Wie man den Kindern eine Geschichte erzählt, das findet schließlich, wer die Kinder lieb hat, auch von selber; ja, er wird vielleicht von selber auf die sogen. „Formalstufen" (wenigstens in der Hauptsache) kommen. Denn eine kurze Einleitung wird er oft von selbst als nötig erkennen; daß danach die Geschichte erzählt und gelesen und dabei erklärt wird, ergibt sich gleich, falls von selbst; daß eine Zusammenfaffung der Hauptgedanken für die Wiederholung wünschenswert ist, fieht der Lehrer zwar nicht aus dem Buche von Schulz-Klix, aber aus anderen biblischen Geschichten. Daß schließlich ein Spruch oder ein Liedervers oder ein Katechismusstück sich an die Geschichte anschließen lasse, wird er vielleicht ebenfalls selber finden. d. Wie der Hauptinhalt der einzelnen Geschichten kurz zusammen­ gefaßt werden kann, kann der Lehrer lernen von einem anerkannten Meister der Pädagogik (Dörpfeld, Enchiridion der bibl. Geschichte; M. 0,40). Wie Sprüche, Lieder und Katechismusstücke mit den biblischen Geschichten verbundm werden können, kann der Lehrer lernen von Zange, Leitfaden für den Evang. Religionsunterricht (Heft I, Sexta: M. 0,60). Wenn in der Schrift von Zange auch darauf hingewiesen wird, wie

XIX

verwandte Stoffe mit dem Religionsunterricht in Verbindung gesetzt werden können, so wird der Lehrer diese Mahnung zwar nicht unbeachtet lassen; aber hier gilt es besonders, Maß zu halten, damit nicht z. B. (wozu eine frühere Zeit neigte) bei der Geschichte von Jakobs Tod eine lange Darstellung des Einbalsamierens der Ägypter gegeben, oder beim

Durchzug durch das Rote Meer eine ausführliche Erklärung von Ebbe und Flut gegeben werde. Die Zeit ist für den Religionsunterricht allzu knapp bemessen, als daß er sich irgendwie ausführlicher auf Dinge ein­ lassen könnte, welche für die Religion doch nur sehr wenig in Betracht kommen. So wird nun der Lehrer die biblische Geschichte, welche er in der angegebenen Weise dem Schüler dargeboten hat, für die nächste Stunde zur Wiederholung aufgebenx) — aber nur zum Wiedererzählen, nicht zum Auswendiglernen. Am Ende jedes Vierteljahres oder auch öfters folgt, nachdem ein bestimmter Abschnitt durchgenommen ist, eine zusammenfassende Wiederholung der durchgenommenen Geschichten. Aber diese Wiederholung ist nicht zu einer häuslichen Aufgabe des Schülers zu machen, sondern das ist eine in der Klasse (etwa im Anschluß an die Überschriften) vorzunehmende Aufgabe des Lehrers. Der Lehrer aber wird sich in den unteren Klassen damit begnügen, immer höchstens das Pensum eines Vierteljahres zu überblicken; das Ganze nochmals zu überblicken — das ist eine für die unteren Klassen noch zu schwierige Aufgabe, welche den späteren Stufen Vorbehalten bleiben mag.

2. Der zweite Gegenstand des Religionsunterrichts in Sexta ist der Katechismus, von welchem das erste Hauptstück mit Erklärung und Sprüchen, das (zweite und) dritte ohne Erklärung, aber mit einigen Sprüchen durchzunehmen und einzuprägen ist. Auch über diesen Unter­ richtszweig kann sich der Lehrer aus den oben genannten Büchern von Schumann und Rude orientieren, wo er auch auf geeignete Hilfs­ mittel hingewiesen wird. ' Wenn sich dieser Unterricht nun auch am besten an die biblische Geschichte anschließt, so wird die Einübung des in dieser Weise Durch­ genommenen (Text, Erklärung, Sprüche) auch neben der bibl. Geschichte selbständig hergehen müssen, ohne Anschluß an dieselbe, da ja der Lehrer mit der biblischen Geschichte nicht stehen bleiben kann, sondern in jeder Stunde weitergeht. Daraus entsteht aber auch keine weitere Störung; die Lieder müssen ja ebenso, wenn sie auch zunächst an die biblische Ge­ schichte angeknüpft werden, doch neben derselben hergehend gelernt und wiederholt werden. Die Theorie, daß jede Unterrichtsstunde ein streng durchgeführtes Ganzes sein müsse, ist in der Praxis nicht ganz durch­ zuführen. Auch für den Unterricht im Katechismus gilt es, namentlich in den beiden unteren Klassen, wo der Katechismus noch nicht die Rolle spielen kann, die er in den mittleren Klassen spielen muß: je einfacher, desto

Bei einzelnen Geschichten wird auf dieselbe verzichtet.

II*

XX

besser!

Keine Künsteleien und keine Übungen in der Logik!

Auch die

am Ende jedes Vierteljahrs erfolgende Zusammenfassung des vom Katechismus Gelernten, wobei etwa noch Fehlendes ergänzt werden kann, muß recht einfach und kindlich gehalten werden. 3. Wenn nun endlich in Sexta noch einige Lieder durchgenommen und eingeprägt werden sollen, so gilt auch für diesen Zweig des Unter­ richts die Verweisung auf die Bücher von Schumann und Rude. Zunächst wird natürlich das Lied vorgelesen und dabei erklärt, dann gelesen und besprochen, endlich vielleicht durch eine daran geknüpfte Geschichte noch intereffanter gemacht. *) Aber auch hier mag der Lehrer sich der größten Einfachheit befleißigen; das Lied wird sich kräftig er­ weisen am Herzen des Schülers auch ohne große Künste des Lehrers.

Daß auch die Lieder am besten an die biblische Geschichte ange­ schlossen werden, versteht sich von selbst; aber auch hier kann dieser Anschluß nicht streng festgehalten werden, da ja der Unterricht in der biblischen Geschichte nicht stillstehen kann, bis das Lied (welches doch nur stückweise aufgegeben werden kann) vollständig gelernt und hinreichend wiederholt ist.

4. Wenn nun im Lehrplan gefordert wird, daß „alle Teile dieses Unterrichts (6161 Geschichte, Katechismus und Lied) in lebendige Be­ ziehung szu einander) gesetzt werden", so ist diese Forderung natürlich durchaus berechtigt; aber es wird dem Lehrer, wie schon bemerkt, nicht durchweg gelingen, ihr gerecht zu werden. Mag aber nun der Lehrer auch nur jeden einzelnen Gegenstand in angemessener Weise behandeln, so wird der Religionsunterricht auch dann nicht ohne Frucht bleiben; allmählich wird es dem Lehrer vielleicht immer mehr gelingen, auch dieser Forderung des Lehrplans zu genügen. 5. Wenn nun der Lehrer überblickt, was er in Sexta am Ende des Schuljahres erreicht hat, so ergibt sich, daß der Schüler in der ihm dar­ gebotenen biblischen Geschichte des A. T. die Grundlage des christlichen Glaubens gewonnen hat, von welcher aus er bereits (durch die Dar­ bietung der Festgeschichten) in bett Christenglauben hineingeführt worden ist. Ebenso ist er vom ersten Hauptstück, der Grundlage der Religion, in das Zentrum derselben, den Glauben und das Gebet, hineingeMrt worden. Demselben Zwecke dienen auch die von ihm gelernten Lieder.

In seinen Christenglauben ihn genauer und vollständiger ein­ zuführen — das ist die Aufgabe der Quinta. n. Übersicht.

Biblische Geschichten des Alten Testaments in Auswahl nach einem Lesebuche. Bor den Hauptfesten die betr. Festgeschichten. Aus dem Katechismus Luthers (bez. aus einem anderen kirchlich ein­ geführten Katechismus, oder aus der h. Schrift): Erklärung und Erlernung *) Solche Geschichten findet der Lehrer z. B. in dem schönen Buche von Koch-Lauxmann, Die Kernlieder unserer Kirche. 1876.

XXI des 1. Hauptstücks mit Luthers Auslegung; Erlernung des 2. unb1) 3. Hauptstücks ohne Luthers Auslegung, nach einfacher Worterklärung, mit einigen Sprüchen. 4 Kirchenlieder neu gelernt, 4 in der Vorschule gelernte wiederholt?) Erstes Vierteljahr.

A. Wie die Menschen von Gott geschaffen worden, aber von ihm ab­ gefallen sind. B. Wie Gott die Stammväter des Bolles Israel im rechten Glauben er­ halten hat. Lernen:

Lieder: O Gott du frommer Gott. Wer nur den lieben Gott l. w. Katechismus I mit Erkl. und Sprüchen, allmählich gelernt.

Zusammenfassung und Wiederholung. Am Ende jedes Vierteljahrs wird der Lehrer — etwa unter Be­ nutzung der Überschriften der biblischen Geschichten, ohne daraus eine häusliche Aufgabe zu machen — die durchgenommenen Geschichten noch einmal kurz überblicken und zusammenfaflen (1 Stunde). Ebenso mögen die gelernten Gebote und Sprüche nochmals wieder­ holt werden; die noch nicht gelernten Gebote können (da sie schon in der Vorschule gelernt worden sind) bei dieser Gelegenheit (mit Erkl., aber ohne Sprüche) ebenfalls wiederholt werden. Auch aus dieser Wieder­ holung ist aber für die Schüler nicht eine häusliche Aufgabe zu machen.

Zweites Vierteljahr. C. Wie Gott das Volk Israel durch Moses aus Ägypten geführt, mit dem Volke einen Bund geschloffen und dasselbe nach Kanaan geführt hat.

Lernen:

Lieder: Lobe den Herren. Nun danket alle Gott. Katechismus I mit Erkl. und Sprüchen weiter gelernt.

Zusammenfassung und Wiederholung wie am Ende des ersten Merteljahrs. Drittes Vierteljahr.

D. Wie Gott im Volke Israel das Königtum aufgertchtet und durch die Propheten zu seinem Volke geredet hat. Zusammenfassung und Wiederholung wie am Ende des ersten Vierteljahrs.

Bor Weihnachten: Weihnachtsgeschichte Weihnachtsfest. *) forderte Pensum Ziel zu

und

Der Lehrplan von 1901 fordert nur das dritte Hauptstück, der von 1892 das 2. und 3. Hauptstück. 2) Jedem Vierteljahr ist unten ein abgeschloffenes zugewiesen; der Lehrer wird aber nicht immer imstande sein, das bezeichnete erreichen.

XXII Lernen:

Lieder: Mit Ernst, ihr Menschenkinder. Dies ist der Tag, den Gott gemacht.

Katechismus I mit Erkl. und Sprüchen wiederholt. Viertes Vierteljahr.

E. Wie das Reich Israel nach Salomos Tode geteilt worden und beide Reiche zerstört worden sind. Zusammenfassung und Wiederholung wie am Ende des ersten Vierteljahrs. Vor Ostern: Ostergeschichte und Osterfest; Pfingstgeschichte und Pfingstfest.

Lernen: Lieder: Gott des Himmels und der Erden. Nun ruhen alle Wälder. Katechismus II und III (nur Text der beiden Haupt­ stücke, aber mit einigen Sprüchen.) B. Lehrplan für Quinta. I. Die Aufgaben des Religionsunterrichts in Quinta.

a. Während in der Sexta die Geschichte des Reiches Gottes im Alten Bunde dargestellt wird, wird in Quinta die Geschichte des Reiches Gottes im Neuen Bunde behandelt. Der Neue Bund ist aber die Gründung Jesu Christi; das Leben Jesu ist also der Hauptgegenstand des Unterrichts in Quinta. Die Gründung des Gottesreiches im Neuen Bunde beruht aber zunächst auf dem nach dem Exil wiederhergestellten Gottesreiche des Alten Bundes, und so beginnt der Unterricht in Quinta, im Anschluß an das Pensum von Sexta, mit der Erzählung von der Wiederherstellung des Gottesreiches des Alten Bundes nach dem Exil, und er zeigt, wie aus diesem Gottesreiche, welches selber seinen Untergang findet, das bleibende Gottesreich des Neuen Bundes hervorgeht. Andererseits schließt sich an die Wirksamkeit Jesu diejenige seiner Jünger an,- und so bildet den Schluß des Pensums für Quinta eigentlich die Erzählung von der Wirksamkeit der Apostel, woran sich eine kurze Darstellung der Kirchengeschichte anschließen könnte. Ich bin aber der Meinung, daß dieses Pensum (Apostelgeschichte und Kirchengeschichte) der Quarta überlaffen werden mag, da sonst das Pensum der Quinta zu groß ist. Die Geschichte des Lebens Jesu — das ist also die Haupt­ aufgabe des Religionsunterrichts in Quinta. b. Wenn nun aber der Lehrer das Pensum dieser Klaffe so be­ handelt, wie es oft genug geschieht, daß er nach Ostern mit der Weihnachtsgeschichte beginnt, so daß er um Weihnachten die Ostergeschichte behandelt, so ist das nach meiner Meinung geradezu un­ erträglich und eine Verletzung des kirchlichen Gefühls, wie es in jedem

XXIII Lehrer leben und im Kinde erweckt werden soll; die Weihnachts­ geschichte gehört in die Weihnachtszeit, nicht in die Osterzeit. c. Das Pensum des ersten Vierteljahrs, welches fich an das Pensum der in Sexta durchgenommen,en ATlichen Geschichte anschließt, bietet also dem Quintaner zunächst den Abschluß der Geschichte des alten Gottesvolkes dar, aber alsbald — der Geschichte entsprechend — in Verbindung mit der Wirksamkeit Jesu. Dem Quintaner wird also zunächst die Zeit von der Rückkehr aus dem Exil bis zu den Makkabäern vorgeführt. Darauf folgt die Darstellung der Frömmigkeit der Schrift­ gelehrten, deren falscher Frömmigkeit die Predigt Jesu (soweit sie hierher gehört) gegenübergestellt wird. An die Strafpredigt Jes« gegen das un­ gläubige Judentum schließt fich dann die Darlegung an, wie die Weis­ sagung Jesu von dem Untergange Jerusalems in Erfüllung gegangen ist. So wird auch hier schon auf die Mrksamkeit Jesu Rücksicht ge­ nommen und die Entwickelung des späteren Judentums in das Licht der Predigt Jesu gestellt. An dieses wohl abgerundete Geschichtspensum dieses Viertel­ jahrs knüpft sich leicht eine Wiederholung des ersten Hauptstücks an: das Judentum ein Volk deS Gesetzes, aber das, von den Pharisäern falsch ausgelegte Gesetz wird erst richtig ausgelegt durch Jesus; seiner Gesetzesauslegung entspricht die Erklärung des Gesetzes in unserm Katechismus. Daß auch Lieder gelernt, bez. wiederholt werden, ist unten bemerkt. d. Das zweite Vierteljahr weist nun den Schüler, indem es mit dem ersten Artikel beginnt (mit Erklärung und einigen Sprüchen, woran sich die Rede Jesu vom Gottvertrauen sMt. 6, 19—34] und das zum ersten Artikel paffende Lied „Befiehl du deine Wege" anschließen) zunächst auf das hin, was Gott für uns getan hat (Schöpfung, Erhaltung, Bewahrung), dann aber auf das, was wir Gott schuldig sind, ihm „zu bunten und zu dienen", also darauf, daß wir in das Reich Gottes eingehen sollen. Was Gott für uns tun will und was wir ihm schuldig find, da­ zeigt dem Schüler auch das Vaterunser (ohne Luthers Erklärung durchzunehmen!). Unsern „Vater tat Himmel" bitten wir, daß er uns erhalte (4. Bitte) und bewahre (Bitte 5—7), aber besonders, daß er uns zu seinen „Dienern" mache (Bitte 1—3), indem wir in das Reich Gottes eingehen. Auch an das Vaterunser werden einige Reden Jesu angeschloffen. Hier wird natürlich der erste Artikel mit Erklärung und einigen Sprüchen gelernt; zum Vaterunser nur einige Sprüche. Welche Lieder hier zu lernen sind, ist unten angegeben.

e. DaS dritte Vierteljahr (wie auch das vierte) führt nun den Schüler zum Leben Jesu, dem Hauptpensum der Klaffe. Wenn der erste Artikel zuletzt darauf hinweist, daß wir Gott dienen, also in sein Reich eingehen sollen, und ebenso das Vater-

XXIV

unser uns in seinen ersten Bitten ermahnt, um das Kommen des Reiches Gottes zu bitten, so belehren uns die hier zuerst durchzu­ nehmenden Reden Jesu genauer über das Wesen des Reiches Gottes. Die Menschen sollen Gottes „Diener" sein, aber sie find Sünder geworden; jedoch die Gnade Gottes erbarmt sich der „verlorenen Söhne" (Luk. 15), und zu ihrer Rettung wird das Reich Gottes gegründet (Matth. 13 und andere Abschnitte).

In diesen Abschnitten (Artikel 1, Vaterunser und Reden Jesu vom Reiche Gottes) ist eine Einleitung zum Folgenden gegeben, welche auf das christliche Gottesreich hinweist. Die Gründung des vollkommenen Gottesreiches ist nun das Werk Jesu Christi, und so wendet sich nunmehr (vor Weihnachten) der Unter­ richt der zusammenhängenden Darstellung des Lebens Jesu zu.

Den Anfang dieses (bis Ostern reichenden) Gegenstandes bildet natürlich die Weihnachtsgeschichte (von der Geburt Jesu bis zum Auftreten des Zwölfjährigen int Tempel), wobei natürlich das schon in Sexta gelernte Adventslted („Mit Ernst, ihr Menschenkinder") und das Weihnachtslied („Dies ist der Tag") wiederholt werden und das Weihnachtsfest besprochen wird. Damit ist die Aufgabe dieses Vierteljahrs erledigt. e. Die Aufgabe des letzten Vierteljahrs (Weih, bis Ost.) ist die Darstellung der Wirksamkeit, des Leidens und der Auf­ erstehung Jesu. Hier tritt nun, da die Reden Jesu zum Teil schon in den vorhergehenden Abschnitten behandelt worden sind, besonders die geschichtliche Entwickelung des Lebens Jesu hervor, wobei nur noch die Wunder und die noch nicht durchgenommenen Reden Jesu zu behandeln find. Durch die besondere Behandlung der Reden Jesu an verschiedenen Stellen in den verschiedenen Vierteljahren wird das Verständnis derselben dem Quintaner erleichtert, indem fie durch den Anschluß an andere Unter­ richtsstoffe und durch die Verbindung des Gleicharttgen leichter behandelt und verstanden werden können, als wenn sie in einer solchen Menge (und ohne rechtm Zusammenhang) über den Schüler ausgeschüttet werden, wie dies in mancher „biblischen Geschichte" geschieht. Am Schluffe des Vierteljahrs mag eine wiederholende Zusammenfaffung des Lebens Jesu (abgesehen von den Reden und den Wundern) in einer oder zwei Stunden (etwa im Anschluß an die Überschriften der

biblischen Geschichten), nicht als häusliche Aufgabe für den Schüler, sondern durch den Lehrer in der Schule vorgenommen werden.

Daß auch hier Lieder gelernt werden, ist in der Übersicht bemerkt?)

An das Geschichtspensum des Vierteljahrs schließt sich die Besprechung des zweiten Artikels nebst einer Besprechung des Oster- und PfingstT) Das Lied „O Haupt voll Blut und Wunden" ist für den Quintaner noch zu schwer.

XXV festes an.1) Zuletzt mag noch der dritte Artikel kurz besprochen werden; die genauere Besprechung desselben erfolgt aber erst in Quarta, im Anschluß an die Apostelgeschichte. II. Übersicht.

Jüdische Geschichte von der Rückkehr aus dem Exil bis zur Zerstörung Jerusalems. Hauptpensum: Das Leben Jesu nach einem Lesebuch. ?) Katechismus: Im S.: Hauptstück I mit Erklärung und Sprüchen (Hauptstück II, 1 mit Erklärung und Sprüchen); Hauptstück III ohne DMrung, aber mit einigen Sprüchen. Im SB.: Hauptstück II (ganz) mit Erklärung und Sprüchen. Lieder teils (4) wiederholt, teils (4) neu gelernt. Erstes Vierteljahr.

Bon der Rückkehr aus dem Exil bis zum Untergange des jüdischen Staates.

1. Die 2. Die 3. Die der Große. 4. Die Frömmigkeit 5. Die 6. Der

Rückkehr der Juden aus dem Exil; Esra und Nehemia. Juden unter fremder Herrschaft; die Makkabäer. Juden unter der Herrschaft der Römer; König Herodes

Schristgelehrtm und Pharisäer; wie Jesus ihre falsche bekämpft und ihre verfänglichen Fragen beantwortet. Nachfolger des Herodes und die römischen Statthalter. Untergang des jüdischen Staates.

Lernen: Katechismus I mit Erkl. und Sprüchen.

Lieder: Gott des Himmels und der Erden. Nun ruhen alle Wälder. Zweites Vierteljahr. 1. Was Gott für uns lut und was wir ihm schuldig sind.

a. Der erste Artikel mit Erkl. und einigen Sprüchen?) b. Die Predigt Jesu vom Gottvertrauen: Mt. 6, 19—34. c. Befiehl du deine Wege. 2. Um was wir und wie wir Gott bitten sollen.

a. Reden Jesu vom Gebet: Mt. 7, Mt. 18, 21—35. b. Das Vaterunser.

7—11.

Mk. 6,

5—15.

x) Mit dieser Besprechung mag der Lehrer etwa beim Beginn der Leidens­ geschichte den Anfang machen, damit Text des Artikels, Erklärung und Sprüche genügend eingeprägt werden können. 2) Die Geschichten von den Aposteln bleiben der Quarta Vorbehalten. 3) Bleibt weg, wenn die Zeit dazu nicht ausreicht; dann wird auch der erste Artikel erst im Winter durchgenommen.

XXVI

Lernen: (Katechismus II, 1 mit Erkl. und einigen Sprüchen.)^)

Katechismus III ohne Erkl., aber mit einigen Sprüchen. Lieder: O Gott du frommer Gott. Ach bleib' mit deiner Gnade. Drittes Vierteljahr.

Die Gründung des Neuen Bundes. A. Die Predigt Jesu vom Reiche Gottes.

a. Die Sünde. (Der Zöllner und der Pharisäer.) b. Die Gnade Gottes gegen die Sünder. c. Die Gründung des Reiches Gottes. aa. bb. cc. d. Die

Der Sämann. Das große Abendmahl. Die Arbeiter im Weinberge. Frömmigkeit der Kinder Gottes.

„Wohl dem, der tat, was er sollt'!" und 7, 12—27.) bb. Das hochzeitliche Kleid. cc. Die zehn Jungfrauen. aa.

(Mt. 5, 1—16

e. Das Gericht. aa. Der Jünger unzeitiger Eifer. bb. Das Unkraut unter dem Weizen. cc. Das Gericht. B. Die Weihnachtsgeschichte und das Weihnachtsfest.

Lernen: Katechismus II, 2 mit Erkl. und einigen Sprüchen.

Lieder: Befiehl du deine Wege. Mit Ernst ihr Menschenkinder. Dies ist der Tag, den Gott gemacht. Viertes Vierteljahr. C. D. E. F. G.

Johannes der Täufer; das Auftreten Jesu. Die Wirksamkeit Jesu. Die Aussendung der Jünger; das Ende Johannes des Täufers. Die Leidensgeschichte. Auferstehung, Himmelfahrt und Ausgießung des heiligen Geistes.

Lernen: Katechismus II, 3 mit Erkl. und einigen Sprüchen. Lieder: In allen meinen Taten. Jesus meine Zuverficht.

Daß das Pensum der Unterstufe seinen Abschluß erhält in Quarta (nach dem Lehrplan durch eine Wiederholung und Vertiefung des x) Bleibt weg, wenn die Zeit dazu nicht ausreicht; dann wird auch der erste Artikel erst im Wmter durchgenommen.

XXVII Pensums von Sexta und Quinta — nach meiner Meinung durch die Behandlung der Apostelgeschichte und eine kurze Darstellung der Kirchen­ geschichte — wofür das Sommerhalbjahr ausreicht), ist unten bemerkt.

VII. Der Lehrplan für die mittlere Stufe der höheren Schulen (Quarta, Untertertia, Obertertia).

1. Übersicht über die Lehraufgaben der mittleren Klassen. a. Nachdem in Sexta und in Quinta die biblischen Geschichten des Alten und des Neuen Testaments durchgenommen worden sind, schreibt der Lehrplan für die Quarta vor: Lesen und Erklärung von alt» testamentlichen und besonders von neutestamentlichen Abschnitten behufs erweiternder und vertiefender Wiederholung der in Sexta und Quinta be­ handelten biblischen Geschichten. Ich habe in meinem Lehrplans vor­ geschlagen, auch dieser Klaffe ein bestimmtes Pensum vorzuschreiben, und zwar für den Sommer die Apostelgeschichte?) (die dann in Quinta noch nicht zu besprechen ist), und an dieselbe eine Darstellung von Luthers Person und Werk anzuschließen, damit auch der aus den unteren Klassen abgehende Schüler der höheren Schulen nicht hinter dem Volksschüler zurücksteht, welcher von Luther und der evangelischen Kirche gehört hat. Als zweites Pensum würde in Quarta (im Winter) das Alte Testament zu behandeln sein, kürzer der Anfang, die Patriarchengeschichte, die in Sexta genauer durchzunehmen ist, genauer die spätere Zeit, die in Sexta (bez. in Quinta) kürzer behandelt werden mag.

b. Wenn nun im Lehrplan für Untertertia als eine Hauptauf­ gabe bezeichnet ist „das Reich Gottes im Alten Testament", so würde diese Aufgabe mit der von Quarta sachlich zusammenfallen; es empfiehlt fich deshalb, hier auf die eben erst in Quarta behandelten historischen Bücher des A. T. zu verzichten und nur die dem Schüler bisher noch fremden prophetischen und dichterischm Bücher des A. T. (von diesen namentlich Psalmen und Hiob), auf welche ja der Lehrplan ausdrücklich hinweist, zu besprechen. Die in diesem Falle in Untertertia gewonnene Zeit ist für das Leben Jesu zu verwenden, das sonst in Obertertia zu kurz kommt. c. In Obertertia ist, wenn das Leben Jesu der Untertertia zu­ gewiesen wird, dann nur die Apostelgeschichte nebst einigen Abschnitten aus den Briefen durchzunehmen, an welche sich die im Lehrplan geforderte Reformationsgeschichte anschließt. Ich bin allerdings der Meinung, daß dem Obertertianer zu wenig geboten wird, wenn er von der Kirchen­ geschichte nur die Reformationsgeschichte kennen lernt; seiner sonstigen

*) Rakel 1903, S. 22. 2) Das stimmt auch mit dem Lehrplan für den katholischen Religionsunterricht überein.

XXVIII Bildung entspricht es, wenn er auch lernt, wie seine Vorfahren Christen geworden sind, und für seine spätere Teilnahme am kirchlichen Leben ist es notwendig, daß er auch über die Weiterentwickelung der evangelischen Kirche seit der Reformation belehrt wird.

2. Der Lehrstoff der mittleren Muffens) -er Loufirmaudeu-Unterricht.?) a. In den Klassen Quarta und Tertia bildet ebenfalls, wie in Sexta und Quinta, die Geschichte des Reiches Gottes die Grund­ lage des Unterrichts, aber die Darstellung derselben wird erweitert und vertieft. Das Hauptpensum der Quarta ist einerseits die Geschichte der Apostel und die Geschichte der Kirche, andrerseits die Geschichte des Reiches Gottes im Alten Bundes) das der Untertertia das Leben Jesu, das der Obertertia — im Anschluß an die hier zu lesende Apostelgeschichte — die Geschichte der Kirche. Da nun zu diesen beiden Stoffen (Bibel und Kirche), wie alsbald bemerkt werden wird, auch der Katechismus hinzutritt, so sind auch auf dieser Stufe des Unterrichts alle drei Lehrstoffe des Religionsunterrichts vertreten. Wie diese Lehr­ aufgaben zu lösen sind, wird unten genauer gezeigt werden.

b. In diesen Klassen muß nämlich nun der Katechismus, der in Sexta und Quinta zunächst nur an die biblische Geschichte angeschloffen worden ist, auch eine selbständige und zusammenfassende Behandlung er­ fahren, um die nötige Grundlage für den Konfirmandenunterricht zu schaffen und dem abgehenden Schüler das zu gewähren, was er für sein Leben in der christlichen Gemeinschaft braucht: eine deutliche Einsicht in das Ganze des christlichen Glaubens und Lebens.

c. Es wird nun als das Ziel des Unterrichts zu betrachten sein, heilige Geschichte und Katechismus mit einander zu verbinden, und wenn auch beide Stoffe bisweilen neben einander hergehen, doch immer wieder eine Verbindung beider herzustellen, die auch dem Schüler die Ein­ heit des Unterrichtsgegenstandes zum Bewußtsein bringt. *) Als solche werden hier IV, IIIB unb HI A betrachtet, im Lehrplan HIB, IDA und ÜB. 2) Lehrplan von 1901. „Der Mittelstufe [IIIB, IIIA, IIB] fällt die Ergänzung und Befestigung des Katechismus, die Wiederholung und Erweiterung des Lieder- und Spruchschatzes und als Hauptaufgabe die in ihrem Zusammenhänge zu erfassende Geschichte des Reiches Gottes im Alten und Neuen Testamente zu. Dabei kommt es auf eindrucksvolle Lebensbilder der bedeutendsten Gottesmänner, der Propheten, der Apostel, vor allem des Heilands selber und auf das eindringende Verständnis ihrer Predigt an." „Statt der Bollbibel kann für das Alte Testament ein biblisches Lesebuch zu Grunde gelegt, werden." „Hierzu treten Belehrungen über das Kirchenjahr und die gottesdienstlichen Ordnungen, sowie eine besonders an Luthers Person sich anschließende Erzählung der Reformation." „Ein erster Abschluß wird auf der Mittelstufe erreicht, indem ein synoptisches Evangelium behufs zusammenhängender Auffassung des Lebens Jesu gelesen und erklärt, und seine wichtigsten Reden eingehend behandelt werden." 3) Mit dem ersten Pensum wird die Lehraufgabe der unteren Klassen abgeschlossen, mit dem letzteren die der mittleren Klassen begonnen.

XXIX d. Wenn nun der Schüler in der Untersekunda noch eine Ver­ tiefung seines Wissens in der Religion gewinnt, wie fie ihm in dieser Klasse geboten wird und erst hier geboten werden kann/) so hat er auch in der Religion eine Bildung gewonnen, welche seinem sonstigen Bildungsstandpunkte entspricht, und welche es ihm ermöglicht, an- dem kirchlichen Leben und an der Lösung der kirchlichen Aufgaben, an der er in seiner Gemeinde vielleicht einst mitwirken soll, sich mit Einsicht und Erfolg zu beteiligen.

e. Wenn der im folgenden aufgestellte Lehrplan für den Religions­ unterricht in Quarta und Tertia namentlich in einem Punkte von dem Normallehrplan abweicht/) so ist das aus folgenden Gründen geschehen. Wenn im Normalplan als das Hauptpensum der Untertertia „das Reich Gottes im Alten Testament" bezeichnet wird, so wird hier als solches das Leben Jesu bezeichnet. Bet der Ausführung des Normal­ plans ergibt sich nämlich der Übelstand, daß in zwei Klaffen hinter­ einander (Quarta und Untertertia) das Alte Testament den Gegenstand des Unterrichts bilden soll; das würde der Schüler als eine lästige Wiederholung empfinden. Dieser Übelstand wird vermieden, wenn sich die Quarta auf die geschichtlichen Stoffe des A.T. beschränkt und in Untertertia dafür geeignete Abschnitte aus den anderen Büchern des A. T. (Psalmen, Hiob, Weissagung) besprochen werden. Für diese Aufgabe bedarf es nun aber nur einer kürzeren Zeit und so ist nunmehr die Zeit gewonnen, um in Untertertia noch für ein Pensum Zeit zu gewinnen, welches nach dem Normalplan zu kurz kommen könnte, für das Leben Jesu, da in Obertertia die Zeit für dies Pensum gar zu knapp bemessen sein würde.

f. Der Lehrstoff des Konfirmanden-Unterrichts. Da die Konfirmation der Schüler der höheren Schulen in der Regel in diejenige Zeit fällt, für welche der Lehrstoff hier angegeben ist, so er­ laube ich mir noch einige Bemerkungen über den Lehrstoff des KonfirmandenUnterrichts anzufügen. Um nicht bloß allgemeine Bemerkungen zu machen, knüpfe ich an an den Vorschlag, welchen Kaftan int Anhänge zu seiner Auslegung des Katechismus gemacht hat, mit welchem ich im wesentlichen überein­ stimme. a. Es ist nicht die Sache dieses Unterrichts, die biblische Ge­ schichte noch einmal durchzunehmen; folglich muß diesen Gegenstand die Schule so behandeln, daß der Pastor ihn als bekannt voraus­ setzen kann. x) Dieses Pensum, der Abschluß der mittleren Klaffen und die Grund­ lage der oberen Klaffen, ist im Zusammenhänge mit dem Pensum der oberen Klassen zu besprechen. 8) In Übereinstimmung z. B. auch mit dem Lehrplan von Kahle: Progr. von Danzig 1896, Nr. 28 (wofür fälschlich Nr. 29 gedruckt ist), und mit Jäger, Lehrkunst, S. 74.

XXX

ß. Es ist auch nicht die Aufgabe dieses Unterrichts, die Kirchen­ geschichte noch einmal durchzunehmen;*) folglich muß auch diese Auf­ gabe in der Schule gelöst werden. y. Dagegen hat die Schule mit dem Konfirmanden-Unterricht gemeinsam den dritten Gegenstand des Religionsunterrichts, den Katechismus, und wenn derselbe, wie Kaftan meines Erachtens mit Recht vorschlägt, im Konfirmanden-Unterricht in freierer Weise be­ handelt werden soll, so muß der Katechismus in der Schule einerseits fest eingeprägt und andererseits im einzelnen genau durchgenommen worden sein. Das ist nun die Aufgabe der mittleren Klaffen; aber es ist aller­ dings wünschenswert, daß auch hier bei der wiederholten Durchnahme des Katechismus nicht bloß immer der Blick auf das Einzelne gerichtet, sondern allmählich ein Überblick zunächst über jedes einzelne Hauptstück, aber schließlich auch über das Ganze des christlichen Glaubens, wie es im Katechismus dargeboten wird, gewonnen werde.

8. Aber endlich fordert Kaftan noch, daß der Konfirmand eingeführt werde nicht bloß in das christliche, sondern auch in das kirchliche Leben, da derselbe ja durch die Konfirmation das Recht erlangt, an gewiffen Rechten des erwachsenen Christen teilzunehmen (Abendmahl, Paten­ schaft, bei erlangtem höheren Alter: Wahlrecht), und mit den kirchlichen Rechten auch kirchliche Pflichten übernimmt. Daß über diese kirchlichen Rechte und Pflichten der Konfirmand unterwiesen werde, ist gewiß sehr wünschenswert; aber ob es immer (oder auch nur meistens) geschieht, ist mir sehr zweifelhaft; jedenfalls darf die Schule die lehrhafte Seite dieses Unterrichtsgebiets (welches sachlich zur Kirchengeschichte gehört) nicht übersehen, so daß im Notfall (wenn die Zeit nicht reicht) der Konfirmanden-Unterricht sich mit einer mahnenden Hinweisung auf diesen Pflichtenkreis begnügen könnte. Hierher rechnet Kaftan alle Dinge, die etwa den Inhalt eines „Kirchenbuchs" bilden würden:^) 1. Religionen und Kirchen — die evangelische Kirche — der GustavAdolf-Berein. 2. Die Bekenntnisschriften. 3. Die Unterscheidungslehren. 4. Gottesdienst — Gesangbuch — Gotteshaus — Kirchenjahr. !) Die Skizze, welche Kaftan dafür gibt (2. Ausl., S. 354—360), ist wert­ voll, wenn ein Unterricht in der Kirchengeschichte in der Schule vorangegangen ist; dann ist sie aber entbehrlich. Zur Einführung in den Konfirmandenunterricht würde meines Erachtens eine Übersicht über die jetzt bestehenden Religionen und Kirchen genügen, die man mit der Hinweisung auf bte Bekenntnisschriften und die Unterscheidungslehren der Hauptkirchen verbinden könnte. Vgl. unten 6. s) Diesen Titel habe ich nach Löhes Vorgang dem betreffenden Abschnitt meines Hilssbuchs gegeben, und diesen Abschnitt findet der Lehrer nunmehr ausgeführt in meinem „Kirchenbuch für das evangelische Haus". (1905 ; 4 Mark.) — Kaftan zieht aller­ dings hierher auch noch andere Dinge, die ich zum Teil an eine andere Stelle setzen, teils übergehen würde.

XXXI

5. Verfassung der Kirche. 6. Liebestätigkeit der Kirche. 7. Die Ausbreitung der Kirche.

(Mission.)

Diese Dinge, die in der Schule behandelt werden — aber jedes an seinem Orte — einmal zusammenzufassen und dem Konfirmanden-Unterricht, wie Kaftan vorschlägt, einzufügen oder anzufügen, das ist gewiß eine angemessene Aufgabe des Konfirmanden-Unterrichts. Aber da dieselbe viel Zeit erfordert, so mag die Schule, wie schon oben gesagt, auch ihrer­ seits diese Gegenstände behandeln, so daß der Konfirmanden-Unterricht, wenn es nicht anders geht, diese Gegenstände als bekannt voraussetzen und sich mit einer kurzen Hinweisung auf diesen Pflichtenkreis begnügen kann.

3. Lehrplan für Quarta.1) A. Die Aufgaben des Religionsunterrichts in Quarta,

a. Der Religionsunterricht in Quarta, welcher einerseits das Pensum der unteren Klaffen abschließt und andrerseits das der mittleren Klaffen anfängt, beginnt im Sommerhalbjahr mit einem Neutestamentlichen Stoffe, nämlich mit der Geschichte der Apostel, für welche in Quinta die Zeit wohl nicht ausreicht; im Anschluß an die Erzählungen von den Aposteln mag aber schon dem Quartaner eine Darstellung der Geschichte der evangelischen Kirche gegeben werden, damit der aus den unteren Klaffen des Gymnasiums abgehende Schüler doch nicht die Schule verläßt, ohne etwas von Luther gehört zu haben. Wie der Schüler hier in einfacher Weise von der Apostelgeschichte zu Luther htnzuführen und bez. noch über Luther hinaus auf die Gegenwart hinzuweisen ist, zeigt die unten folgende Übersicht. Vom Katechismus ist im Sommer das zweite Hauptstück durchznnehmen, aber in einfacher Weise, genauer nur der dritte Artikel (im Anschluß an die Lektüre der Apostelgeschichte), während das dritte und das erste Hauptstück im Winter genau durchzusprechen find.

Im Sommerhalbjahr ist nun noch eine Aufgabe zu lösen, welche der Quarta (gegenüber den unteren Klaffen) durch den Lehrplan gestellt ist: die erste Einführung in das Bibelbuch, als die Quelle für die biblischen Geschichten, die der Schüler bisher nur aus seinem Lesebuche kennen gelernt hat, und als die Grundlage des Katechismus. Zu diesem Zwecke muß allerdings der Quartaner die Bibel selbst oder wenigstens eins der neueren „biblischen Lesebücher" in die Hand bekommen, und es wird ihm nun in einer einfach gehaltenen Besprechung dargeboten, was er von der Bibel lernen soll (Gliederung, Lutherbibel, Bibelgesellschaften), woran fich *) Uber die Fragen des Religionsunterrichts in den unteren und mittleren Klaffen kann sich der Lehrer gut orientieren auch aus dem Buche von A. Rude, Methodik des gesamten Bolksschulunterrichts, Bd. I.

XXXII die Erlernung der Reihenfolge der biblischen Bücher und die Einübung des Aufschlagens von Bibelstellen anschließt?) Endlich mögen hier auch die Einsetzungswortc der Sakrnnente (Ättt. IV, 1 und V, 1), die der Schüler schon in Quinta (bei bei bibl. Geschichte), kennen gelernt hat, besprochen und eingeprägt werden, damit die etwaigen Konfirmanden der Quarta wenigstens diese Worte it den Konfirmandenunterricht mitbringen. b. Das Winterhalbjahr führt nun, das Pensum der mittleren Klaffen beginnend, dem Schüler aufs neue die Geschichte des Alten Bundes vor. Wenn in Sexta der Anfang der israelitischen Geschichte (die Patriarchenzeit) besonders hervortrat, so muß dieser Abschnitt in Q»arta kürzer behandelt (also nur gelesen, nicht wiederholt) werden, damit mf den Hauptteil der israelitischen Geschichte (Moses—Esra) genauer und wo­ möglich auch noch auf den Schluß der jüdischen Geschichte (Esra—TituS) eingegangen werden kann?) Wenn aber die Zeit für das letzte Pensum nicht ausreicht, so mag dasselbe in Obertertia dem Schluffe der Apostel­ geschichte angefügt werden (Ausgang der Apostel — Ausgang des Volkes Israel). Im Winter sind nun in Quarta das erste und das dritte yauptstück im einzelnen so durchzunehmen, daß es in Tertia nur einer Zusammenfassung des Gelernten bedarf. Endlich mögen im Winter im Anschluß an die christlichen Feste noch das Kirchenjahr und die Festgeschichten kurz besprochen werden (ausführlicher in Untertertia). B. Übersicht. Im S.: Geschichte der Apostel und im Anschluß daran in kurzer Darstellung: Geschichte der Kirche. Die Bibel (Einteilung, Lutherbibel, Bibelgesellschaften). — Hauptstück II mit Erkl. und Sprüchen, besonders der dritte Artikel. — Hauptstück IV, 1 und V, 1 erklärt und gelernt.

Im W.: Geschichte des Alten Bundes bis Esra und Nehemia (bez. bis Titus); das h. Land. — Das Kirchenjahr und die Festgeschichten. — Kat. I und HI mit Erkl. und Sprüchen. 8 Kirchenlieder. Erstes und zweites Vierteljahr.

1. Die Geschichte der Apostel.

a. b. c. d.

Die Ostergeschichte. Die Himmelfahrt des Herrn; Matthias: Apg. 1. Die Ausgießung des h. Geistes: Apg. 2, 1—41. Das Leben der ersten Christen; Ananias und Sapphira: Apg. 2, 42—47; 4, 32—37; 5, 1—11.

9 Wie diese Besprechung (im Anschluß an das Titelblatt der Bibel) zu ge­ stalten ist, kann der Lehrer ersehen aus den betr. Abschnitten meines Hilfsbuchs, bezw. des Handbuchs (Bd. n und I). 2) So auch Jäger, Lehrkunst S. 78 und 110.

XXXIII e. Des Petrus erstes Wunderwerk, die Apostel vor dem Hohen Rate der Juden: Apg. 3, 1—4, 22. f. Gefangennahme und Bestrafung der Apostel: Apg. 5,12—42. g. Die Almosenpfleger; Stephanus: Apg. 6 und 7. h. Die Bekehrung der Samariter: Apg. 8, 4—25. i. Der Hauptmann Cornelius: Apg. 10, 1—11, 18. k. Die Bekehrung des Paulus: Apg. 7, 57—8, 3; 9, 1—30. l. Die erste Gemeinde der Heidenchristen in Antiochia: Apg. 11, 19—26. m. Die Missionsreisen des Paulus?) n. Die Versammlung der Apostel in Jerusalem: Apg. 15, 1—33. o. Der Ausgang der Apostel?) 2.

Kirchengeschichte.

A. Die Kirche vor Luther.

a. b. c. d.

Das Christentum im römischen Reiche. Das Christentum in Deutschland. „Sie blieben aber nicht in der Apostel Lehre." Das Verlangen nach einer Reformation der Kirche.

B. Die evangelische Kirche. a. Der Anfang der Reformation. 1517—1519. b. Der Fortgang der Reformation. 1519—1521. c. Die Reformation im Kampfe mit Kaiser und Reich. 1521—1555. d. Wie Luther seine Lehre durch sein Leben und Sterben be­ stätigt hat. e. Der Kampf um den Glauben in Deutschland; die evangelische Kirche in den anderen Ländern. C. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart.

a. b. c. d. e. f.

Die Erhaltung der evangelischen Kirche. Die Einigung der evangelischen Kirche. Die Verfassung der evangelischen Kirche. Die Liebestätigkeit der evangelischen Kirche. Die Ausbreitung der evangelischen Kirche. Religionen und Kirchen der Gegenwart.

D. Kirchenbuch. a. Bibel, Katechismus und Gesangbuch. b. Was wir von Luther über des Christen Glauben und Leben gelernt haben. c. Der evangelische Sonntagsgottesdienst. !) Hiervon mag der Lehrer einen Überblick geben, unter Hervorhebung einiger besonders wichtiger Momente: Lystra (Apg. 14, 8—20), Philippi (Apg. 16,12—40), Ephesus (Apg. 19,23—40), Rückkehr nach Jerusalem. 3) Zu erzählen in der Weise meines Hilfsbuchs: Nr. 68 und 70 a. Heidrich, Christenlehre.

HI

XXXIV d. Unser Gotteshaus und der Kirchhof. e. Das christliche Kirchenjahr. f. Das Weihnachtsfest. Lernen und besprechen im ersten Vierteljahr:

Katechismus II mit Erkl. und Sprüchen, besonders der dritte Artikel. Wer nur den lieben Gott läßt walten. Was Gott tut, das ist wohlgetan. Lernen und besprechen im zweiten Vierteljahr: Reihenfolge der biblischen Bücher. Kat. IV, 1 und V, 1. Lobe den Herren. Nun danket alle Gott. Drittes und viertes Vierteljahr:

Geschichte des Alten Bundes bis Esra und Nehemia (bez. bis Titus). Das heilige Land. Das Kirchenjahr; die Festgeschichten. Lernen und besprechen im dritten Vierteljahr:

Kat. Mr Mit Dies

I mit Erkl. und Sprüchen. nach, spricht Christus, unser Held. Ernst ihr Menschenkinder. ist der Tag, den Gott gemacht.

Lernen und besprechen im vierten Vierteljahr:

Kat. III. mit Erkl. und Sprüchen. O Haupt voll Blut und Wunden. Jesus meine Zuversicht.

4. Lehrplan für Untertertia. A. Die Aufgaben des Religionsunterrichts in Untertertia.

a. Nachdem in Quarta die Geschichte des Alten Testaments noch­ mals durchgenommen worden ist (vorher schon in Sexta), mag der Lehrer in Untertertia auf die geschichtlichen Stoffe des A. T. verzichten und sich auf die nichtgeschichtlichen Stoffe desselben beschränken (Psalmen, Hiob, messianische Weissagung). Dadurch wird einerseits eine für den Schüler lästige Wiederholung vermieden und andrerseits Zeit gewonnen für die Durchnahme des Lebens und der Reden Jesu, wofür in Obertertia nicht genügend Zeit bleiben würde, und das Leben Jesu, mit welchem die Besprechung der hierher gehörenden Stücke des Katechismus zu verbinden ist, bildet das Hauptpensum der Untertertia.

XXXV Die Berechtigung dieser kleinen Abweichung vom Lehrplan (welcher das ganze Jahr der Untertertia für das Alte Testament in Anspruch nimmt) ist schon oben besprochen worden. Mit dem biblischen Pensum ist aber zu verbindm das zweite HauptPensum der Untertertia (wie der mittleren Klaffen überhaupt), der Katechismus, und es ist nun speziell die Aufgabe der beiden Tertien, den schon in den drei unteren Klassen durchgenommenen Katechismus hier noch einmal gründlicher (auch als es in Quarta geschieht) und voll­ ständig durchzunehmen, so daß der eigentliche Katechismusunterricht in der Tertia seinen Abschluß erhält und damit für den in der Regel in dieser Zeit erfolgenden Konfirmandenuntericht die erforderliche Grundlage gewonnen ist; deshalb wird auch die im Normalplan erst der Untersekunda zugewiesene abschließende und zusammenfassende Betrachtung des Katechismus hier schon der Obertertia zugewiesen, da doch nicht jeder Schüler die Sekunda erreicht, und namentlich darum, weil bei kombinierter Sekunda dieser Gegen­ stand manchem Schüler ganz fremd bleiben würde?) In Tertia werden aber vom Katechismus namentlich das zweite, das vierte und das fünfte Hauptstück genauer durchzunehmen sein; für das erste und das dritte Hauptstück wird sich der Lehrer, nachdem das einzelne in Quarta durchgenommen ist, auf eine Zusammenfaflung ihres Inhalts und auf die Lektüre der zu denselben gehörenden Bibelabschnitte, namentlich der Bergpredigt, beschränken können und — aus Mangel an Zeit — be­ schränken müssen. Das Pensum der Untertertia gliedert fich aber in folgender Weise. b. Das erste Vierteljahr gibt als Einleitung für beide Pensen der beiden Tertien, Katechismus und Bibel, dem Schüler eine zum Katechismus und zur Bibel hinführende Besprechung, in welcher manches schon früher Besprochene zu einem Ganzen zusammengefaßt wird, und wobei dem Schüler hauptsächlich die Bedeutung der beiden von ihm gebrauchten Bücher, der Bibel und des Katechismus, klargemacht wird?) Das eigentliche Pensum der Klaffe beginnt mit der Besprechung des ersten Artikels, mit welcher sich eine erneute Besprechung der Schöpfungsgeschichte, die Lektüre ausgewählter Psalmen und einer die Hauptgedanken hervorhebenden Auswahl aus dem Buche Hiob verbindet, so daß also der Schüler in Tertia8) noch eine etwas tiefere Kenntnis des Alten Testaments gewinnt, als dies in Quarta möglich ist. Die Lektüre des A. T. läßt sich hier besonders leicht mit dem Katechismus verbinden. c. Wenn es nun vielleicht das Angemessenste wäre, vom ersten Artikel alsbald zum zweiten und dritten Artikel überzugehen, um dadurch !) Es mag aber — etwa im Anschluß an die Bergpredigt — diese zusammen­ fassende Betrachtung des Katechismus in der Sekunda noch einmal wiederholt werden. s) Wie diese Aufgabe zu lösen ist, zeigen dem Lehrer unten Nr. 4 und 7 und mein Handbuch und mein Hilfsbuch. — Wenn der Lehrer es für angemeffen hält, kann diese Einleitung auch noch einmal durchgenommen und dann mit dem Schluß des Unterrichts in Obertertia verbunden werden. 3) Beim zweiten Artikel wird noch die messianische Weissagung besprochen.

XXXVI dem Schüler den christlichen Glauben in seinem Zusammenhänge bat» zubieten/) so sind bei dem Religionsunterricht in Tertia doch noch andere Dinge zu berücksichtigen, welche mich bewegen, einen weniger einfachen Gang des Unterrichts einzuschlagen. Da es mir nämlich wünschenswert scheint, daß hier an das zweite Hauptstück das in dieser Klasse aufs neue durchzunehmende Leben Jesu angeschlosien wird, das Leben Jesu aber doch wohl an die Feste (Weihnachten und Ostern) sich anschließen soll, so ist es wünschenswert, den zweiten Artikel mit dem Leben Jesu dem Winter­ semester zuzuweisen, wo sich dann dieser Anschluß an die Feste erreichen läßt. Der dritte Artikel wird dann allerdings erst in Obertertia be­ sprochen; aber da er sich naturgemäß mit der Durchnahme der Apostel­ geschichte verbindet, so ist cs ganz angemessen, den dritten Artikel und die Apostelgeschichte nach dem Osterfeste (von wo ja beide ihren Ausgangs­ punkt nehmen) — also in unmittelbarem Anschluß an das Pensum der Untertertia — erst in Obertertia durchzunehmen.

Die nunmehr frei bleibende Zeit in Untertertia wird so verwandt, daß das zweite Vierteljahr für eine zusammenfassende Besprechung des dritten und des ersten Hauptstücks (die einzelnen Bitten und Gebote sind schon in Quarta durchgenommen) und für die Lektüre der zu diesen Hauptstücken gehörenden Reden Jesu verwandt wird?) Nachdem nämlich der Schüler die christliche Frömmigkeit und Sittlichkeit zunächst aus dem Katechismus (III und I) kennen gelernt hat, wird ihm dieselbe jetzt auch noch auf Grund der Predigt Jesu, und zwar zunächst einzelner Reden, namentlich aber zusammengefaßt in der Bergpredigt, dargeboten. In dieser Rede wird ja zusammenfassend zunächst die christliche Sittlichkeit (Kat. I), alsdann die christliche Frömmigkeit (Kat. III) und zuletzt als Grundlage der christlichen Frömmigkeit und Sittlichkeit die rechte Stellung des Menschen zu Gott dargestellt (Mt. 6, 19—34 — Gebot 1). Mit der Lektüre der Bergpredigt kann die Besprechung des dritten 'und des ersten Hauptstücks in den mittleren Klaffen geschloffen werden. Es ist aber zu wünschen, daß dem Schüler Jesus nicht bloß als Lehrer, sondern auch als Vorbild der Frömmigkeit und Sittlichkeit vorgeführt wird, und endlich auch zu wünschen, daß auch der Schüler der mittleren Klaffen auf den Unterschied der evangelischen und der katholischen Frömmigkeit und Sittlichkeit hingewiesen wird; die letztere Aufgabe kann zum Teil hier (im Anschluß an Kat. II wie an HI und I), zum Teil in Obertertia (im Anschluß an Kat. IV und V) gelöst werden,

d. Nachdem nun schon mit der Lektüre der an das dritte und das erste Hauptstück angeschloffenen Reden Jesu die Darstellung des in dieser Klaffe durchzunehmenden Lebens Jesu begonnen hat?) folgt *) Wie das unten geschieht (Nr. 8—16) und der Konfirmandenunterricht das wohl tun wird. 2) Da die gedächtnismäßige Wiederholung des dritten Hauptstücks viel Zeit erfordert, so wird das erste Hauptstück, das der Schüler wohl schon sicher kennt, erst im dritten Vierteljahr wiederholt werden können. s) Dieser Anfang der Darstellung des Lebens Jesu entspricht der Geschichte, in welcher ja Jesus ebenfalls zuerst durch seine Predigt den Menschen bekannt geworden ist, und führt dem

XXXVII

nunmehr (im dritten Vierteljahr) nach der Durchnahme einiger für das Leben Jesu (und zugleich für den zweiten Artikel) einleitenden Abschnitte (a. Bild Gottes — Sünde — Heidentum; b. die Gnade Gottes — die Religion des Alten Bundes — die messianische Weissagung) die Darstellung des eigentlichen Lebens Jesu. Und zwar beginnt die Darstellung des­ selben nach Voranschickung der einleitenden Abschnitte vom Auftreten bis zum Tode Johannes' des Täufers (Auftreten des Johannes, Taufe und Versuchung Jesu, Johannes Gefangenschaft und Tod) — nachdem die Bergpredigt bereits früher gelesen worden ist — wiederum mit der Lektüre von Reden Jesu, nämlich derjenigen, welche dem Schüler zeigen, wie das von den Propheten verheißene Gottesreich von Jesus ge­ gründet wird (Mt. 13).

e. Im Anschluß an diese Reden Jesu wird der sich hieran bequem anschließende Anfang des Textes und der Erklärung des zweiten Artikels („Ich glaube, daß Jesus Christus sei mein Herr") und der hierher gehörende Schluß der Erklärung besprochen („Auf daß ich sein eigen sei . . . Unschuld und Seligkeit"), wodurch der Schüler darauf hingewiesen wird, daß und wie auch wir an dem von Jesus gegründeten Gottesreiche teilhaben. Alsdann folgt ein Überblick über das öffentliche Leben Jesu, von seinem Auftreten bis zum Bekenntnis des Petrus. An dieses Bekenntnis des Petrus schließt sich einerseits (wenn der Unterricht vor Weihnachten hier angelangt ist — jedenfalls vor Weih­ nachten) die Weihnachtsgeschichte an (mit welcher eine Besprechung des Weihnachtsfestes und des Kirchenjahrs verbunden wird), und andrerseits (im letzten Vierteljahr) die weitere Besprechung des zweiten Artikels (Person Jesu), mit welchem Abschnitt die Darstellung des Lebens Jesu vom Bekenntnis des Petrus bis zum Einzug in Jerusalem, die Darstellung der Leidensgeschichte und der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu (wie auch der Geistesausgießung) verbunden werden. Die Bedeutung des Todes und der Auferstehung Jesu lernt der Schüler kennen durch die sich hieran anschließende weitere Besprechung des zweiten Artikels („Gelitten . . . und die Toten"; „Der mich verlorenen . . . Leiden und Sterben"; „Gleichwie er ist . . . in Ewigkeit"). Schließlich wird der zweite Artikel, den der Schüler zunächst nach seinen einzelnen Teilen (in Verbindung mit dem Leben Jesu) kennen gelernt hat, noch einmal als Ganzes ihm vorgeführt, wobei noch etwaige Ergänzungen des Lehrstoffs angebracht werden können. Der Unterricht in Untertertia schließt mit der Besprechung des Oster- und des Pfingstfestes, woran sich die ersten Pensen der Obertertia (Apostelgeschichte und dritter Artikel) naturgemäß anschließen. Schüler Jesum zuerst von der Seite vor, die ihm am verständlichsten ist, als höchsten Lehrer (und damit ist, wie oben bemerkt, zu verbinden ein Hinweis auf Jesum als unser Vorbild). Vgl. Sachsse, Katechetik, S. 347.

XXXVIII B. Übersicht.

Ost.—Joh.: Bibel und Katechismus. — Kat. II, 1 mit ausgew. Psalmen und dem Buche Hiob (Ausw.). Joh.—Mich.: Kat. III and I mit ausgew. Reden Jesu, besonders der Bergpredigt. Mich.—Ost.: Übergang zum zweiten Artikel (namentlich messian. Weissagung); Kat. II, 2 mit ausgew. Reden Jesu, bes. zur Erklärung der Person und des Werkes Jesu; der Verlauf des Lebens Jesu; das Kirchenjahr. Katech. IV und V einfach erklärt und gelernt. Kirchenlieder und Bibelabschnitte gelernt und wiederholt.

Halbj. eine schriftliche Klassenarbeit. Erstes Vierteljahr.*)

1. Einleitung: Bibel (Gliederung und Entstehung, Übersetzung und Verbreitung) und Katechismus. 2. Das apostolische Glaubensbekenntnis. 3. Katechismus II, 1 mit Erkl. und Sprüchen, dazu:

a. Schöpfungsgeschichte. b. Ausgewählte Psalmen (Ps. 104. 8. 1. 23. 91. 37. 73. 90. 139. 103. 29. 19. 46. 150). c. Buch Hiob (Auswahl)?)

Zweites Vierteljahr?) 4—6. Frömmigkeit und Sittlichkeit des Christen nach dem Katechismus und der Predigt Jesu.

4. Katechismus HI: Zusammenfassung?) 5. Katechismus I: Zusammenfassung?) 6. Im Anschluß an Kat. III und I:

A. Reden Jesu, namentlich die Bergpredigt. (Vgl. unten Nr. 28.) B. Jesus als Vorbild der Frömmigkeit und Sittlichkeit. (Vgl. unten Nr. 29.) C. Katholische und evangelische Frömmigkeit und Sittlichkeit. (Vgl. unten Nr. 30.)

l) Biblische Bücher. Katechismus n, 1 mit Erkl. und Sprüchen. Katechismus IV, 1 und V, 1 wiederholt. Lieder: O Gott du frommer Gott. O Heilger Geist kehr' bei uns ein (Vers 1, 2 und 7). Allein Gott in der Höh' sei Ehr'. l2) Vgl. unten Nr. 11k. 3) Katechismus III mit Erkl. und Sprüchen. Lieder: In allen meinen Taten. Ach bleib' mit deiner Gnade. 4) Vgl. unten Nr. 17-27—30.

XXXIX Drittes Vierteljahr?)

7. Übergang vom ersten zum zweiten Artikel und zum Leben Jesu?) A. Das Bild Gottes; die Sünde; das Heidentum.

a. Das Bild Gottes: 1. Mose 1, 26—30 und 2, 7; Psalm 8. Lernen: 1. Mose 1, 27. b. Die Sünde: 1. Mose 2, 8—9 und 15—17; Kap. 3; Ps. 51 und Ps. 90. Lernen: Röm. 3, 23. c. Das Heidentum: 1. Mose 11, 1—9; Röm. 1, 18—23; Apg. 17, 15—31. d. Die Weissagung von dem Siege über die Sünde: 1. Mose 3, 15; lernen! B. Die Offenbarung Gottes im Alten Bunde.

a. Die Gnade Gottes: Luk. 15. b. Die Offenbarung Gottes im Alten Bunde. 1. Mose 12, 1—3; 2. Mose 19, 5—6 und 3. Mose 26, 12. Lesen: 5. Mose 4, 5—14 und B. 32—40; Ps. 19; Ps. 1. c. Das Gesetz des Alten Bundes: Röm. 2, 17—24; Röm. 7, 18—24; Röm. 3, 20 b.

Lernen:

C. Die messianische Weissagung.

(Vgl. unten Nr. 12 C.)3)

a. (Lesen: 2. Sam. 7, 1—16.) 2. Sam. 7, 12—14. Jes. 9, 5—6 (bez. 6—7). Micha 5, 1. Sach. 9, 9. (Lesen: Ps. 2.) Ps. 110, 4. (Lesen: 1. Mose 14, 14—20.) b. 5. Mose 18, 15. Irrem. 31, 31—34. Jes. 53, 4—5. c. (Lesen: Jes. 40, 1—11.) Mal. 3, 1. d. Joh. 4, 22. Hebr. 1, 1—2. 2. Kor. 1, 20. 8. Johannes der Täufer; Taufe und Versuchung Jesu; Auftreten Jesu; Johannes im Gefängnis; Tod des Johannes.

9. Die Predigt Jesu vom Reiche Gottes: Mt. 13 und Mark. 4, 26—29 (vor das Gleichnis vom Unkraut). (Vgl. unten Nr. 13 Ac.)

10?) Zweiter Artikel: Das Reich Gottes. !) Katechismus I mit Erkl. und Sprüchen. Kat. IV gelernt und kurz erklärt (genauer in UIA). Messianische Weissagungen. Lieder: Was Gott tut, das ist wohlgetan. Mit Ernst, ihr Menschenkinder. Gelobet seist du, Jesu Christ. 2) Wenn die Zeit knapp ist, so wird der Lehrer bei den Abschnitten A, a, b, c auf die Bibellektüre verzichten. — Die bezeichneten Sprüche sind in der Form (z. T. verkürzt) zu lernen, wie sie unten (Nr. 40) abgedruckt sind. 3) Die Sprüche sind in der Form zu lernen, wie sie unten (Nr. 40) abgedruckt sind. 4) Die beim 2. Artikel zu lernenden Sprüche sind unten (Nr. 40) angegeben.

XL a. „Ich glaube, daß Jesus Christus sei mein Herr." „Auf daß ich sein eigen sei und in seinem Reiche unter ihm lebe, und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit." b. Mark. 1, 14—8, 26: gegründet hat.

Wie Jesus das Reich Gottes

11. Zweiter Artikel: Die Person Jesu.

a. „Du bist der Messias": Mark. 8, 29. a. Was die Juden vom Messias erwarteten. (Die Ver­ suchung Jesu.) ß. Wie Jesus das vollkommene Gottesreich gegründet hat. y. „Der Menschensohn": Dan. 7, 1—18 und V. 27. er Erklärung der beiden folgenden Bitten.

211 Die zweite Bitte. Dein Reich komme.')

Was ist das?

Gottes Reich kommt wohl?) ohne unser Gebet von ihm selbst; aber wir bitten in diesem Gebet, daß es auch zu uns komme.

Wie geschieht das?

Wenn der himmlische Vater uns seinen heiligen Geist gibt, daß wir seinem heiligen Worte durch seineGnade glauben, und göttlich leben, hier zeitlich und dort ewiglich. *Hebr. 1, 1 —2. Nachdem vor Zeiten Gott manchmal und mancherlei­ weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er am letzten in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn. *Matth. 6, 34. Trachtet am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen. *1. Tim. 2, 4. Gott will, daß allen Menschen geholfen werde, und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Die dritte Bitte. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden.

Was ist das?

Gottes guter, gnädiger Wille geschieht wohl ohne unser Gebet; aber wir bitten in diesem Gebet, daß er auch bei uns geschehe. Wie geschieht das?

Wenn Gott allen bösen Rat und Willen bricht und hindert, so uns den Namen Gottes nicht heiligen und sein Reich nicht kommen lassen wollen, als da ist des Teufels, der Welt und unsers Fleisches Wille, sondern^) stärket und behält uns fest in seinem Wort und Glauben, bis an unser Ende; das ist sein gnädiger, guter Wille. *Matth. 26, 41. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. *Joh. 4, 34. Meine Speise ist die, daß ich tue den Willen des, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk. *) Wenn Luther in seiner Auslegung uns bitten heißt, daß das Reich Gottes „auch zu uns komme", so ist diese Auslegung nach Luther sogar in den Text eingedrungen, aber aus demselben mit Recht wieder verdrängt worden. In Luthers Auslegung tritt allerdings das zukünftige Reich der Herrlichkeit gar zu sehr zurück („und dort ewiglich") hinter dem Gnadenreiche der Gegenwart. 2) Wohl — gewiß, ohne Zweifel. 3) D. h.: sondern wenn er uns stärket ... 14*

212 *Luk. 22, 42.

Apg. 14, 22. Gottes gehen.

Nicht mein, sondern dein Wille geschehe! Wir müssen durch viele Trübsale in das Reich

Die vierte Bitte. Unser täglich Brot gib uns heute.

Was ist das? Gott gibt täglich Brot auch wohl ohne unsere Bitte allen bösen Menschen; aber wir bitten in diesem Gebet, daß er’81) uns erkennen lasse und mit Danksagung empfangen3) unser täglich Brot.

Was heißt denn täglich ®rot?3) Alles, was zur Leibes-Nahrung und -Notdurft gehört, als Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Bieh, Geld, Gut, fromm Gemahl, fromme Kinder, fromm Gesinde, fromme und treue Oberherren, gut Regiment/) gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht/) Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.

*Spr. 30, 8. Armut und Reichtum gib mir nicht, laß mich aber mein beschieden Teil Speise dahinnehmen! *Matth. 6, 34. Sorget nicht für den andern Morgen, denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen; es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe.

*2. Thesi. 3, 10. nicht essen.

So jemand nicht will arbeiten, der soll auch

*Ps. 145, 15—16. Aller Augen warten auf dich gibst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit. Du tust deine erfüllest alles, was lebet, mit Wohlgefallen. *Matth. 5, 45. Gott läßt seine Sonne aufgehen und über die Guten, und läßt regnen über Gerechte und

stzerrj, und du Hand auf, und über die Bösen Ungerechte.

*Ps. 106, 1. Danket dem Herrn, denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich. Lesen: Matth. 6, 19—34. ') es,d. h., wie Luther meint: das tägliche Brot als sein Geschenk; vgl. die lateinische Übersetzung: nt agnoscamus hoc beneficium. — Im ursprünglichen Texte fehlt das „es". 2) Ergänze: lasse. 3) Als zum „täglichen Brot" gehörend zählt Luther 22 Dinge „und desgleichen" aus. 4) D. h. eine gute Regierung seitens der oben genannten Oberherren. s) D. h. Genügsamkeit, Mäßigkeit (vgl. den lat. Text: modestiam).

213

Die fünfte Bitte. Und vergib «ns unsre Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigen». Was ist das?

Wir bitten in diesem Gebet, daß der Vater im Himmel nicht ansehen wolle unsre Sünden, und um derselben willen solche Bitten nicht versagen; denn wir sind der keines wert, das wir bitten, haben's*) auch nicht verdienet; sondern er wolle es uns alles aus Gnaden geben, denn wir täglich viel sündigen und wohl*) eitel8) Strafe ver­ dienen. So*) wollen wir wiederum auch herzlich vergeben, und gerne wohltun denen, die sich an uns versündigen. *Ps. 51, 3. Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit! *Matth. 6, 14—15. So ihr den Menschen ihre Fehle vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wo ihr aber bett Menschen ihre Fehle nicht vergebet, so wird euch euer Vater eure Fehle auch nicht vergeben. Lesen: Matth. 18, 21—35. ♦Matth. 5, 44. Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch Haffen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgm! ♦Störn. 12, 20. So nun deinen Feind hungert, so speise ihn; dürstet ihn, so tränke ihn. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.

Die sechste Bitte. Und führe uns nicht in Versuchung. Was ist das? Gott versucht zwar niemand; aber wir bitten in diesem Gebet, daß uns Gott wolle behüten und erhalten, auf daß uns der Teufel, die Welt und unser Fleisch nicht betrüge, iinb*5) verführe in Mißglauben/) Verzweiflung und andere große Schande und Laster, und ob wir damit') angefochten würden, daß wir doch endlich gewinnen und den Sieg behalten.

Jak. 1, 13—14. Niemand sage, wenn er versucht wird, daß er von Gott versucht werde; denn Gott kann nicht versucht werden zum l) e§ d. h. das, um was wir in den vorangehenden Bitten gebeten haben. а) wohl — gewiß, ohne Zweifel. •) eitel d. h. nichts als. 4) So --- dafür. б) und dadurch. 6) Mitzglaube d. h. falscher Glaube. ’) Nämlich mit Mißglauben usw.

214

Bösen, und er selbst versucht niemand. Sondern ein jeglicher wird ver­ sucht, wenn er von seiner eigenen Lust gereizet und gelodet wird. 1. Kor. 15, 33. Lasset euch nicht verführen; böse Geschwätze ver­ derben gute Sitten. *1. Kor. 10, 13. Gott ist getreu, der euch nicht lässet versuchen über euer Vermögen, sondern machet, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr's könnt ertragen. *Mark. 14, 38. Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet; der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Jak. 1, 12. Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet, denn nachdem er bewähret ist, wird er die Krone des Lebens empfahen, welche Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben. *Röm. 8, 28. Wir wissen, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. Matth. 18, 6. Wer aber ärgert dieser Geringsten einen, die an mich glauben, dem wäre besser, daß ein Mühlstein an seinen Hals gehänget, und er ersäuft würde im Meer, da es am tiefsten ist.

Die siebente Bitte. Sondern erlöse uns von dem Übel?) WaS ist das?

Wir bitten in diesem Gebet als in der Summa, daß uns der Vater im Himmel von allerlei Übel Leibes und der Seele, Gutes und Ehre erlöse, und zuletzt, wenn unser Stündlein kommt, ein seliges Ende beschere, und mit Gnaden von diesem Jammertal zu sich nehme in den Himmel.

*Röm. 12, 12. Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet! Hebr. 12, 6. Welchen der Herr lieb hat, den züchtiget er. *2. Tim. 4, 18. Der Herr wird mich erlösen von allem Übel, und aushelfen zu seinem himmltschm Reich. *Off. 2, 10. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone de- Lebens geben. *Ps. 37, 37. Bleibe fromm und halte dich recht, denn solchem wird es zuletzt wohlgehen. Lesen: Röm. 8, 28—39. Denn dein ist das Reich, die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit?) Amen. !) Heidelberger Katechismus: „Sondern erlöse unS von dem Bösen." 2) Luther hat von dem (hier zugesetzten) Schluffe des Vaterunsers, der bekanntlich erst ein Zusatz der christlichen Kirche ist und zu seiner Zeit nicht gebräuchlich war und noch heute in der katholischen Kirche nicht gebräuchlich ist (und erst im 18. Jahrhundert in unsern Katechismus ausgenommen worden ist) nur das Wort „Amen" erklärt.

215 Was heißt Amen?*)

Daß ich soll gewiß sein, solche Bitten sind dem Vater im Himmel angenehm und erhöret; denn er selbst hat uns geboten, also zu beten, und verheißen, daß er uns will erhören. Amen, Amen/) das heißt: Ja, ja, eS soll also geschehen. Sprüche siehe bei der Anrede!

DaS vierte Hauptstück. Das Sakrament der heiligen Taufe. (Handbuch HI, 64-61.)

Zum ersten. WaS ist die Taufe?

Die Taufe ist nicht allein schlecht^) Wasser, sondern sie ist das Wasser in Gottes Gebot gefasset und mit Gottes Wort verbunden. Welches ist denn solch Wort Gottes?

®a4) unser Herr Christus spricht, Matthäi am letzten: Gehet hm in alle Welt, lehret alle Völker und taufet sie im Name« -es Vaters und -es Sohnes und des heiligen Geistes. °)

Zum andern. Was gibt oder nützet die Taufe?

Sie wirkt Vergebung der Sünden, erlöset vom Tode und Teufel, und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte und Verheißung Gottes lauten.

Welches find denn solche Worte und Verheißung Gottes?

Da unser Herr Christus spricht Marei am letzten: Wer da glaubet und getauft wird, der wir- selig werden; wer aber nicht glaubet, -er wird verdammet werden. x) Das hebräische Wort Amen (— „Das ist gewißlich wahr"), mit welchem schon die Juden ihre Gebete schlossen oder eine Ansprache des Priesters bestätigten, haben auch die Christen beibehalten; nur die Franzosen haben dasselbe übersetzt: ainsi soit-il. 8) Beides ist Subjekt, und dasselbe wird noch einmal ausgenommen in dem folgenden Pronomen „das". ’) Schlechtes d. h. einfaches. 4) Da — wo, d. h. dasjenige Wort Gottes, in welchem. 6) Nach dem Grundtexte der Bibel lautet dieses Wort: Gehet hin [in alle Welt: Mark. 16, 16] und [im Katechismus

216

Zum dritten. Wie kann Wasser solche große Dinge tun? Wasser tut's freilich nicht, sondern das Wort Gottes, so mit und bei demWasser ist, und der Glaube, so solchem Worte Gottes im Wasser trauet; denn ohne Gottes Wort ist das Wasser schlecht Wasser und keine Taufe; aber mit dem Worte Gottes ist es eine Taufe, das ist, ein gnaden­ reich Wasser des Lebens und ein Bad der neuen Geburt im heiligen Geiste; wie Sankt Paulus sagt zu Tito im dritten Kapitel: Gott macht uns selig1) durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heilige» Geistes, welchen er ausgegoffeu hat über «ns reichlich durch Jesum Christum, uusern Heiland, auf daß wir durch desselben Gnade gerecht und Erben seien des ewigen Lebens nach der Hoffnung. Das ist gewißlich wahr.

Zum vierten. Was bedeutet denn solch Waffertaufen?

ES bedeutet, daß der alte Adam in uns durch tägliche Reue und Buße soll ersäufet werden, und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten; und wiederum täglich herauskommen und auferstehen ein neuer Mensch, der in Gerechtigkeit und Reinigkeit vor Gott ewiglich lebe.

Wo stehet das geschrieben? Sankt Paulus zu den Römern am sechsten spricht: Wir find samt Aristo durch die Taufe begraben in den Tod, auf daß, gleichwie Christus ist von den Toten auferwecket durch die Herrlichkeit des Vaters, also sollen?) auch wir in einem neuen Leben wandeln. Mark. 10, 14. Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, bernt solcher ist das Reich Gottes.') nicht enthalten) machet zu meinen Jüngern alle Völker (ursprünglich im Katechismus: Heiden), indem ihr sie taufet in den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes, und indem ihr sie lehret halten alles, was ich euch besohlen habe. Vgl. das Lied: „Ich bin getauft auf deinen Namen, Gott Vater, Sohn und herl'ger Geist." *) Die vier ersten Worte sind (aus der Bibel) erst im revidierten Katechismus ausgenommen worden. a) Das Wort „sollen" bliebe besser weg. 3) Luther handelt in seinem großen Katechismus zuletzt noch von der Berechtigung der Kindertaufe; aus der Sitte der Kindertaufe beruht die erst nach Luther üblich gewordene Konfirmation, von welcher Luther natürlich im Katechismus nicht redet.

217

Das fünft- Hauptstück. Das Sakrament -es Altars ober das heilige Abendmahl. ,

(Handbuch m, 54—61.)

Was ist das Sakrament des AltarS?

Es ist der wahre Leib und Blut unsers Herrn Jesu Christi, unter dem Brot und Wein uns Christen zu essen und zu trinken von Christo selbst eingesetzt. Wo stehet das geschrieben? So schreiben die heiligen Evangelisten, Matthäus, Markus, Lukas und Sankt Paulus:*) Unser Herr Jesus Christus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte «nd brach's «nd gab es seinen Jüngern nnd sprach: Nehmet hin und esset;2) das ist mein Leib, der für ench gegeben wird; solches tut zu meinem Gedächtnis. Desselbigengleichev nahm er auch deu Kelch «ach dem Abend­ mahl,") dankte und gab ihnen den und sprach: Nehmet hin und trinket alle darans; dieser Kelch ist das neue Testaments in meinem Blut, das für euch vergoffen wird zur Bergebung der Sünden; solches tut, so ost ihrs trinket, zn meinem Gedächtnis.

Was nützet denn solch Essen und Trinken?

Das zeigen uns diese Worte: Für euch gegeben und vergoffen zur Vergebung der Sünden; nämlich, daß uns im Sakrament Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit durch solche Worte gegeben wird; denn wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit. *) Die bei der Einsetzung des heiligen Abendmahls von Jesus gesprochenen Worte, welche, als die Handlung bloß erklärend, nicht buchstäblich festgehalten, sondern freiet überliefert worden sind, sind in kürzerer Fassung bei Matthäus und Markus, in erweiterter Fassung (namentlich auch durch den Zusatz: „Solches tut zu meinem Gedächtnis!") bei Lukas und Paulus (1. Kor. 11) überliefert. Die Worte Jesu lauten nach dem Grundtext der vier Berichte der Bibel also: Nehmet, esset, das ist mein Leib für euch (der für euch gegeben wird); das tut zu meinem Gedächtnis. Trinket alle daraus; denn das ist mein Blut des Bundes (dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut), das für viele (für euch) vergossen wird (zur Bergebung der Sünden). Dies tut, so ost ihr trinket, zu meinem Gedächtnis. Nur die gesperrt gedruckten Worte sind in allen oder in den beiden älteren Berichten (Matthäus und Markus) vorhanden. 2) Unb hier in Luthers Text einzuschieben auf Grund der Tradition empfiehlt sich, um die Übereinstimmung mit dem zweiten Gliede (nehmet hin und trinket) herzustellen und um das Auswendiglernen zu erleichtern. 3) D. h. nach dem jüdischen Pafiamahl. 4) D. h. der neue Bund.

218 Wie kann leiblich Essen und Trinken solche große Dinge tun?

Essen und Trinken tut's freilich nicht, sondern die Avrtr, so da stehe«: Für euch gegeben und vergoffen zur Vergebung der Süudeu;

welche Worte sind neben dem leiblichen Essen und Trinken als*) das Hauptstück im Sakrament; und wer denselben Worten glaubt, der hat, was sie sagen und wie sie lauten, nämlich Bergebung der Sünden.

Wer empfängt denn solch Sakrament würdiglich?

Fasten und leiblich sich bereiten ist wohl?) eine feine äußerliche Zucht;°) aber der ist recht würdig und Wohl geschickt, wer den Glauben hat an diese Worte: Für euch gegeben «ud vergoffen zur Vergebung der Süudeu.

Wer aber diesen Worten nicht glaubt oder zweifelt, der ist unwürdig und ungeschickt; denn das Wort: Für euch fordert eitel*) gläubige Herzen. 1. Kor. 10, 16. Der gesegnete Kelch, welchen wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? 1. Kor. 11, 28 und 29. Der Mensch prüfe aber sich selbst, und also effe er von diesem Brot und trinke von diesem Kelch. Denn welcher unwürdig iffet und trinket, der iffet und trinket ihm selber zum Gericht, damit daß er nicht unterscheidet den Leib des Herrn.

C. Anhang zu Luthers Katechismus.6) I. Die Predigt. (Handbuch Hl, 64—61.)

„Ich glaube, daß ich nicht aus eigener Vernunft. . . durch das Evangelium ... im rechten, einigen Glauben." Katech. II, 3, Erkl.

„Solchen Glauben zu erlangen, hat Gott das Predigt­ amt eingesetzt, Evangelium und Sakramente gegeben, dadurch er, als durch Mittel, den heiligen Geist gibt, welcher den Glauben wirket, wo und wenn er will, in denen, so das Evangelium hören." Augsb. Kons. Art. 5. *) Heute überflüssig: lateinischer Text: tanquam caput et summa — so zu sagen das Hauptstück. 2) wohl — gewiß, ohne Zweifel. ’) Zucht — Sitte. 4) eitel = ganz. 6) Bon dm folgenden Zugaben zum Katechismus ist I vor, n und Hl nach dem vierten Hauptstück durchzunehmen.

219 Sprüche zu dem Hauptstücke von der Predigt. 0

a. Die Einsetzung der Predigt. Röm. 10, 17. So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Gottes. Mark. 16, 15. Gehet hin in alle Welt und prediget das Evan­ gelium aller Kreatur! 2. Tim. 3, 15. Weil du von Kind auf die heilige Schrift weißt, kann dich dieselbige unterweisen zur Seligkeit durch den Glauben an Christum Jesum. b. Der Inhalt der Predigt.

Röm. 3, 28. So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht werdet ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben. Joh. 3, 16. Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen ein­ geborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Röm. 1, 16. Ich schäme mich des Evangeliums von Christo nicht, denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben, die Juden vornehmlich und auch die Griechen.

c. Die Kraft der Predigt. Hebr. 4, 12. Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer denn kein zweischneidig Schwert, und dringt durch, bis daß es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.

d. Wer wird des Segens der Predigt teilhaftig? Luk. 11, 28. .Selig sind, die das Wort Gottes hören und bewahren. Matth. 7, 21. Es werden nicht alle, die zu mir sagen „Herr, Herr", in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Jak. 1, 22. Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein, dadurch ihr euch selbst betrüget.

II. Die Konfirmation. (Handbuch HI, 54-61.)»)

Geistlicher. Liebe Kinder, ihr seid durch die heilige Taufe in den Gnadenbund des dreieinigen Gottes ausgenommen, im evangelischen Be’) Bon den folgenden Sprüchen sind vornehmlich die unter a zu lernen. Die Sprüche sind geordnet (a—d) im Anschluß an die vier Fragen der Hauptstücke IV und V. ») D. h. Vergebung der Sünden erhalte. ») Das Folgende bietet den Gang der in der Regel an einen Gottesdienst sich anschließenden kirchlichen Handlung, um die Besprechung derselben in der Schule zu erleichtern.

220 kenntnis unterwiesen und zum Verständnis des göttlichen Wortes an­ geleitet, und begehret nunmehr, zum Tisch des Herrn in der Gemeinde zugelafsen zu werden. So tut nun, was eure Eltern und Paten dereinst in eurem Namen getan haben, und bekennet unsern christlichen Glauben.

Konfirmanden.

Ich glaube an Gott . . . Amen.

Geistl. Wollet ihr solchem Glauben gemäß wandeln, der Sünde absagen und eurem Heiland nachfolgen, so antwortet: Ja, mit Gottes Hilfe, so bezeuget dies, indem ihr euch zu Kon firm. Ja, mit Gottes eurem Taufgelübde bekennt. Hilfe. Konfirm. Ich entsage dem Bösen sdem Teufels und allen seinen Werken und allem seinen Wesen, und ergebe mich dir, du dreieiniger Gott, Vater, Sohn und heiliger Geist, in Glauben und Gehorsam dir treu zu sein bis an mein letztes Ende. Amen.

Geistl. Wollet ihr auch, damit ihr solches alles vermöget, die euch dargebotenen Gnadenmittel gewissenhaft gebrauchen, euch mit fleißigem Gebet zu Gottes Wort und Tisch treulich halten, der Ordnung und Zucht der Kirche euch willig unterwerfen und also mit Gottes Hilfe als getreue Glieder unserer evangelischen Kirche im rechten Glauben und gottseligen Leben beharren bis ans Ende, so antwortet: Ja, wir wollen es mit Gottes Hilfe. Konfirm. Ja, wir wollen es mit Gottes Hilfe. Geistl. Das helfe euch Gott, der allmächtige Vater, um Jesu Christi willen durch seinen heiligen Geist. Er gebe euch zum Wollen das Vollbringen, daß ihr in diesem allen möget bleiben, wachsen und zunehmen. Gebet.

Segen. Der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi, der in euch an­ gefangen hat das gute Werk, der wolle es durch seinen heiligen Geist be­ stätigen und vollführen bis an den Tag Jesu Christi. Amen. sGesang der Konfirmierten.) Geistl. Liebe Ander, nachdem ihr auf euer Bekenntnis und Gelübde den Segen der Kirche empfangen habt, so erteile ich, als em verordneter Diener der Kirche, euch die Befugnis, das Abendmahl des Herrn mitzufeiern und also an allen geistlichen Gütern und Gaben der Gemeinde teilzunehmen, deren Haupt unser Herr Jesus Christus ist. Ansprache an die Gemeinde.

Gebet. Liedervers der Gemeinde. Vaterunser. Segen.

221 III. Die Beichte. (Handbuch HI, 54-61.)')

1. Was ist die Beichte?

Die Beichte begreift zwei Stücke in sich: eins, daß man die Sünden bekenne; das andere, daß man die Absolution oder Bergebung vom Beichtiger empfahe als von Gott selbst, und ja nicht daran zweifle, sondern fest glaube, die Sünden seien dadurch vergeben vor Gott im Himmel. 2. Wie pflegen wir zu beichten? Allmächtiger Gott, barmherziger Vater, ich armer, elender, sündiger Mensch bekenne dir alle meine Sünde und Missetat, die ich begangen mit Gedanken, Worten und Werken, damit ich dich jemals erzürnet und deine Strafe zeitlich und ewiglich verdient habe. Sie find mir aber alle herzlich leid und reuen mich sehr, und ich bitte dich um deiner grundlosen Barm­ herzigkeit und um des unschuldigen und bitteren Leidens und Sterbens deines lieben Sohnes Jesu Christi willen, du wollest mir armen sünd­ haften Menschen gnädig und barmherzig sein, mir alle meine Sünden vergeben und zu meiner Beflerung deines Geistes Kraft verleihen. Amen. Darauf fragt der Pastor die Beichtenden: Ist das nun euer ernstlicher Wille [euer aufrichtiges Bekenntnis), begehrt ihr Vergebung der Sünden um Christi willen, und habt ihr den festen und aufrichtigen Vorsatz, euer sündlicheS Leben zu beffern, so antwortet: „Ja." Die Beichtgemeinde antwortet: „Ja." 3. Wie werden wir von der Sünde losgesprochen? Auf solch euer Bekenntnis verkündige ich euch allen, die ihr eure Sünden herzlich bereut und euch des Verdienstes Jesu Christi im wahren Glauben getröstet und den festen Vorsatz habt, euer Leben zu beffern, kraft meines Amtes, als ein berufener und verordneter Diener des Wortes, die Gnade Gottes und die Vergebung eurer Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen. ') Dieser Unterricht Luthers von der Beichte (von welchem hier nur die erste Frage ausgenommen worden ist) ist dem Katechismus erst im Jahre 1531 beigefügt worden. Nr. 2 und 3 sind aus der Agende beigefügt. 2) „Und hier siehst du, daß die Taufe mit ihrer Kraft und Deutung begreift auch das dritte Sakrament (als welches Luther damals noch die „Buße" betrachtete), welches man genannt hat die Buße sd. h. Beichte), als die eigentlich nichts anders ist, denn die Taufe, nämlich ein Wiedergang und Zutreten zur Taufe, daß man das wiederholt und treibt, so man zuvor angefangen und doch davon gelassen hat." Luther, Großer Katech-, Bon oer Taufe.

I. Guttentag, Verlagsbuchhandlung, G. m. b. H. in Berlin W. 35.

Neu erschienen:

Christenlehre nach Luthers Katechismus für die Mittel­ stufe der höheren Schulen Von

Professor

Heidrich

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Broschiert 4.50 Mark, gebunden 5.00 Mark

Schriften von R. Heidrich Handbuch für den Religionsunterricht in den oberen Klassen Von

Professor R. Heidrich Geh. Regierungsrat, Kgl. Gymnasialdirektor a. D.

Gr.-8o. I. Kirchengeschichte.

II. Heilige Geschichte.

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Als Sonderabdruck aus dem ersten Bande des Handbuches erschien:

Kirchenbuch für das evangelische Haus Gr.-8o.

vill und 210 Seiten.

Gebunden in Leinen 4 Mk.

Vorwort zum Kirchenbuch. Daß aus meiner „Kirchengeschichte" eine Sonderausgabe einiger Abschnitte veranstaltet wird, beruht auf der Annahme, daß es wünschenswert sei, dazu mit­ zuwirken, daß der kirchliche Sinn, in welchem wir evangelischen Christen hinter den katholischen zurückstehen, unter uns mehr erweckt und gesteigert werde.*) Wenn das nun schon dadurch geschieht, daß dem evangelischen Christen die Geschichte der Kirche überhaupt, besonders aber der evangelischen Kirche vorgeführt wird, so dürfte doch für diesen Zweck, wie ich meine, sich auch wirksam erweisen eine Dar­ stellung einerseits der Gaben, welche wir unserer Kirche verdanken, und anderseits der Aufgaben, welche unsere Kirche zu lösen hat. Diesem Zwecke soll das folgende Buch dienen: es behandelt den evangelischen Glauben, den evangelischen Gottes­ dienst, die Gaben, welche wir unserer Kirche verdanken, wie auch die Aufgaben der evangelischen Kirche — in der Hoffnung, den evangelischen Christen durch eine solche Darstellung zur Teilnahme am kirchlichen Leben zu befähigen und anzuregen. Wenn ein solches Buch für jeden evangelischen Christen interessant sein könnte, so könnte es wohl auch ein Buch für den Konfirmanden sein, für den bei seinem Eintritt in die Gemeinschaft der erwachsenen Christen eine Belehrung über die Gaben und die Aufgaben seiner Kirche und eine Mahnung zur Teilnahme am Leben seiner Kirche doch wohl von Wert sein könnte. Ein Kirchenbuch für Konfirmanden und Konfirmierte, für das evangelische Haus darzubieten — das ist der Gedanke, der mich zur Herausgabe dieses Buches bewogen hat.

Von demselben Verfasser ist erschienen:

Hilfsbuch für den Religionsunterricht in den oberen Klassen, Mit einem Anhang: Quellenbuch.

Dritte, verbesserte Auflage.

Als Sonderabdruck aus dem Hilfsbuch erschienen: Anhang zum Religionsbuch. Geb. 1.80 Mk. Quellenbuch.

Geb. 3.50 Mk-

0.50 Mk.

Als Beilage zum Programm von Nakel 1903, Nr. 191:

Lehrplan für den evangelischen Religionsunterricht in den höheren Schulen Dritte Bearbeitung. Ergänzungen und Ausführungen zu dieser Bearbeitung findet der Lehrer in dem Lehrplan für Sexta (1894, Nr. 160) und für Quinta (1895, Nr. 162).

Quellenbuch für den Religionsunterricht I. Luthers Person und Werk. 1.20 Mk. II. Evangelisches Kirchenbuch. 0.80 Mk. (Verlag von B. G. Teubner in Leipzig.)

Christnachtsfeier und Christnachtsgesänge in der evang. Kirche Nach den Akten der Konsistorien und der Überlieferung der Gemeinden. 8°. 4.80 Mk. (Verlag von Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen.)

Das Posener Gesangbuch 1908.

0.50 Mk.

(Verlag von Eulitz in Lissa i. P.)

*) „Daß viele evangelische Christen dem kirchlichen Leben so fern stehen, das ist zum Teil wenigstens ganz sicher eine Folge der Geschichtslosigkeit, in der sie aufgewachsen sind; sie haben deshalb kein Interesse an der Kirche, weil sie von dem Leben der Kirche (und von ihren Gaben und Aufgaben) keine Ahnung haben." Thrändorf, Jahrb. für miss. Pädag. 26, 159—160.

Nachstehend folge» einige Stimmen der Kritik über die oben angezeigten Schriften. Theologische Literaturzeitung 1893.

Nr. 5.

Das jetzt vollständig vorliegende Heidrichsche Werk bezeichnet einen bedeutsamen Fortschritt in der auf den Religionsunterricht bezüglichen Literatur. Auf Jahre — und wenn es mit derselben Sorgfalt undUmsicht auch in zukünftigen Auflagen bearbeitet und zeitgemäß gestaltet wird, wie in der vorliegenden ersten Auflage, vielleicht auf Jahrzehnte — wird ihm ein ehrenvoller Platz ge­ sichert sein. Angehenden Theologie-Studierenden kann man das Studium aller drei Bände nur empfehlen, ebenso denjenigen, die sich ein Oberlehrer-Zeugnis im Religionsfache erwerben wollen; zur Orientierung und Repetition wird ihnen das Buch gute Dienste leisten. Bor allem aber wird fortan das Heidrichsche Werk in der Bibliothek des Lehrers, der in den oberen Klassen höherer Schulen Religions­ unterricht zu erteilen hat, nicht fehlen dürfen; ich kenne kein anderes Werk, das ihm als zweckmäßiges Mittel zur Vorbereitung gleichkäme. Es ist die reife und gediegene Frucht langjähriger, vielseitiger rezeptiver Arbeit in der wissenschaftlichen Theologie und gewissenhafter bewährter Tätigkeit und Erfahrung im Religions­ unterricht. Seine Vorzüge sind zahlreich und in dieser Vereinigung selten. Eine umfassende Gelehrsamkeit und gründliche Belesenheit zeigt sich fast bei jeder be­ handelten Frage; daneben treffende Sicherheit in der Auswahl und Abgrenzung des Stoffes; Geschick in der Verwendung passender Zitate und Winke; Weit­ herzigkeit und Ruhe gegenüber den verschiedenen Richtungen und Ansichten; Milde des Urteils; Wärme des Gemüts. Man wird in dem Werke Heidrichs kaum irgend etwas vermissen, was im Religionsunterricht auf der Oberstufe vorkommen kann. Halte was du hast.

XVI, 5.

Heidrichs Werk richtet sich ganz besonders an die Lehrer, die, ohne Theologen zu sein, den Religionsunterricht erteilen müssen, und gibt ihnen aus der reichen eigenen Erfahrung des Verfassers Winke zur Auswahl und Behandlung der Stoffe, und bietet nach solcher Vorbereitung dann den Stoff selbst in der Form, wie ihn der Lehrer etwa darbieten kann; reichlich genug, um auch da noch eine Auswahl zuzülassen, und doch auch so eindringend, so aus dem Vollen und Ganzen, daß das Interesse geweckt und ein in sich abgeschlossenes Wissen dargeboten wird. Man folgt überall mit Vergnügen und fast immer mit Zustimmung den Ausführungen des Verfassers, der das Gute nimmt, wo er es findet, und sich nirgends gegen die Fortschritte der Theologie verschließt, ohne sich dabei doch in die Hände der Theologen zu begeben. Er ist und bleibt Lehrer, und hat das Auge stets auf den praktischen Zweck, den Unterricht der oberen Klassen, gerichtet. Aber als Lehrer ist er über­ zeugter Christ, der in den Bekenntnissen der Kirche und in der h. Schrift lebt und seine Kraft sucht. Wir danken dem Verfasser für sein Buch und hoffen, daß es in vieler Lehrer und entlassener Schüler Hände kommt und reichen Segen stiftet.

Dorfkirche 1908/09, Heft 3. Versenken wir uns doch in den Reichtum, den uns die evangelische Kirche bietet, in die Entwickelung, die gerade dort in ganz eigener Art vor sich gegangen ist. Wir haben seit Jahresfrist ein Werk darüber, auf das alle hinzuweisen der eigentliche Zweck dieses Artikels ist: Christnachtsfeier und Christnachts­ gesänge in der evangelischen Kirche. Das sind im wesentlichen nichts als Akten, gesammelt durch Tausende von Umfragen, und wissenschaftlich geordnet; aber wenn aus allen Akten solch ein Leben, solch eine Entwickelung, solch eine sprudelnde Mannigfaltigkeit, solche ungehobene Schätze einem entgegenleuchteten! Man wird nicht müde, man wird nicht satt.

Druck von A. Rietz & Sohn in Naumburg a. S.